Skip to main content

Full text of "Archiv der Pharmazie und Berichte der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


Chemfi 


1 


R" 


irari 


l 


c. 


ff 


i' 


F'  I 

4 


/ 
li 


I 


1 


._««-.  1     ,•    ■•  -    .• 


'     ..„„ 


\ 


DER 


PHiRMACIE. 

Eine  Zeitschrift 

des 

allgemeineD  deutschen  Apotheker-Vereins. 


• 


Herausgegeben 


Ton 


li.  Bley  und  II.  liiidwlgr. 


XIII.  Jalirgans* 


HANNOVER. 
Im  Verlage  der  HaWschen*  Hofbuchhandlong. 

1863. 


"•■>.V->«W  ".»%«.!* 


■*i. 


%c^:?.C:> 


<; 
'".1 


&</ 


ARCHIV 


DER 


PHARMACIE. 


•< 


Zweite  Reihe.  CXV.  Band. 
Der  ganzen  Folge  CLXV.  Band. 


Unter  Mitwirkung  der  Herren 

V.  AEbert^   G.  Bley,   Geisder,   Göppert,  Hadelich,  Husmann,  Kern- 
perj   Kömer,  Löhr,  Meurer,  PeckoU,  Eammelsberg,  Wigand,  Wül, 

Wittstein 


-ri 

•  * 


herausgegeben 

von  :| 

El.  Bley  und  H.  Itndwlg^  j 


'■'.•;i 


l¥alz^sehes  Terelnsjalir. 


51 

■'•! 
vi 


HANNOVER.  ,       n 

Im  Verlage  der  Hahn'schen  Hofbuchhandlung. 

1863. 


.'^ 


•> 


\ 


>   . 


Inhaltsanzeige. 


Erstes  Heft. 


L  Physik;  Chemie  und  praktische  Pharmacie.       Seite 

Die  Soolquelle  bei  Heldrungen  in  der  goldenen  Aue  in  Thü- 
ringen; von  Dr.  L.  F.  Bley  und  Gustav  Bley 1 

Ueber  die  Schwefelungsstnfen  4^s  Eisens  und  das  Schwefel- 
eisen der  Meteoriten;   von  C.  Rammeisberg 11 

Ueber  den  angeblichen  StickstofiPgehalt  des  Roheisens;  von 
Demselben 23 

Versuche  zur  Auffindung  eines  leichten,  sichern  und  schnellen 
Verfahrens,  die  thierische  Milch  auf  ihren  Handelswerth 
zu  prüfen;  von  Dr.  G.  C.  Wittstein  (Schluss). 26 

Ueber  die  Löslichkeit  des  gewöhnlichen  krystallisirten  phos- 
phorsauren Natrons  in  Wasser;  von  G.  C.  Wittstein...     43 

n.  Naturgeschichte  und  Pharmakognosie. 

Vorkommen  von  Kohlenkalk- Petrefacten  in  Oberschlesien ;  von 
Carl  V.  Albert  aus  Bemburg,  d.  Z.  in  Berlin 46 

Bemerkung  über  die  warzenförmige  Oberflächenform  des  Co- 
pals;  von  Prof.  Dr.  H.  R.  Göppert  in  Breslau 53 

III.  Monatsbericht. 

Dicyandiamid  S.  55.  —  AUophansäure  56.  —  Selbstzersetzung 
der  wasserfreien  Blausäure  57.  —  Pfirsichblattwasser  statt 
Kirschlorbeerwasser  57.  —  Kalium- Eisen-Kupfercjanür  58. 

—  Methionsäure  58.  —  -Ueber  den  Salpetrigsäure- Aether  58. 

—  Bereitung  des  Salpetersäureäthers  59.  —  Ueberchlorsäure- 
Aether  60. —  Sulfokohlensaure-Aethyläther  und  Sulfokoh- 
lensäure-Aethylglycoläther  60.  —  Zersetzung  des  Essigäthers 
U.S.W,  durch  wasserfreie  Alkalien  61.  —  Sulfide  der  Alko- 
holradicale  62.  —  Doppelsulfide  der  Alkoholradicale  62.  — 
Verbindungen  der  Doppelsulfide  der  Alkoholradicale  mit 
Jodiden  62.  —  Xanthinsäureverbindungen  63.  —  Triäthyl- 
phosphinoxyd  63.  —   Einwirkung  des  Phosphoroxychlorids 


VI  InhaUsanzeige. 

Seite 
auf  die  trocknen  Salze  organischer  einbasischer  Sauren  64. 

—  Pinacolin  64.  —  Zersetzung  der  Oxalsäure  durch  das 
Sonnenlicht  65.  —  Oxaminsäure  65.  — ^  Glycolamid  66.  — 

—  Diglycola^aidsäure  und  Triglycolamidsäure  66.  —  Jod- 
propionsäure 67.  —  Umwandlung  der  Gljcerinsäure  in  AcryU 

,  säure  67.  —  Butylchlorür  67.  —  Verbindungen  des  Vale- 
rals  mit  Säuren  68.  —  Cimicinsäure  69.  -r^  Umwandlung 
der  Citronen-,  Butter-  und  Baldriansäure,  mit  Rücksicht 
auf  die -künstliche  Bildung  Von  Bernsteinsäure  70.  —  Uvi- 
tinsäure  71.  —  Ueber  die  Verfälschungen  der  ätherischen 
Oele  71.  —  Ueber  einige  Kohlenwasserstoffe  aus  Stein- 
kohlentheer  73.  —  Umwandlung  des  Anilins  in  Benzoe- 
säure 74.  —  Umwandlung  von  Nitrobenzol  in  Benzol  und 
Ammoniak  75.  —  Zur  Kenntniss  der  Pikrinsäure  75.  — 
Bother  Farbstoff  aus  dem  Kreosot  76.  —  Nitronaphtalin, 
Naphtylamin  und  deren  gefärbte  Derivate  76.  —  Künstli- 
ches Alizarin  78.  —  Darstellung  von  Farben  aus  Dinitro- 
naphtalin  78.  —  Bereitung  eines  violetten  Far|)stoffs  aus 
Naphtylamin  79.  —  Morin  und  Moringerbsäure  80.  — 
Manna  des  Sinai  81.  —  Manna  von  Kurdistan  81. 

IV,  Literatur  und  Kritik 82 

Anzeige  einer  Bezugsquelle  von  reinem  kohlensauren 

Kali 9e 


**■ 


Zweite»  Heft« 


I.  Physik,  Chemie  und  praktische  Pharmacie. 

Ansichten  über  die  Abfassung  einer  Pharmacopoea  germanica; 

von  Dr.  L.  F.  Bley  und  Dr.  Th.  Geiseler 97 

Ueber  die  Bestandtheile  des  Guajakharzes ;  von  W.  Hadelich  lOT 
Zur  Kenntniss  der  Bildung  des  Senföls   aus   dem  Samen  des 

schwarzen  Senfs;   von  H.  Will  und  W.  Körner 132^ 

n.  Naturgeschichte  und  Pharmakognosie. 
Brasilianische  Industrie^ Ausstellung 145* 

IIL  Monatsbericht. 

Quantitative  Bestimmung  der  Stärke  S.  159.  —  Stärke  in  un- 
reifen Früchten  160.  —  lieber  den  in  den  sauren  Früch- 
ten  enthaltenen  Zucker  162.  —    Caramelan  164.  —   Um- 


Inhcdtsameige,  vil 

Seite 
Wandlung  des  Zuckers  in  Mannit  166.  —  Identität  von 
MelampTrin  und  Pukit  165.  —  Aepfelsaure  Magnesia  165. 

—  Vorkommen  von  Salzen  und  kristallinischen  Stoien  in 
den  Extracten  166.  --  UeberfUhrung  des  Cinchonins  in  eine 
dem  Chinin  isomere  Base  169.  —  Anisöl*  Chinin  169.  — 
Berberin  170.  —  Theinj^ehalt  des  Paraguay-Thees  170.  — 
-r  Zersetzung  des  Caffeins  171.  —  Solanicin  171.  —  Cerato- 
phyUin  172.  —  Kreatinin  173.  —  Sarkosin  174.  —  Cholin 
174.  ^  Künstliche  Bildung  des  Taurins  174.  —  Choleste- 
rin, im  Pflanzenreiche  aufgefunden  175.  —  Analyse  einer 
verfälschten  Butter  176.  —  Einwirkung  des  Chlorzinks  auf 
die  Seide  177.  <—  Löslichkeit  der  Seide  im  Kupferozyd- 
Ammoniak  177.  -^  Das 'Mikroskop  zur  Erkennung  des 
menschlichen  Blutes  bei  gerichtlichen  Untersuchungen  178. 

—  Verhalten   des  Blutfarbstofics    im  Spectrum  des   Son- 
nenlichtes 179.  —  Beobachtungen  über  die  Blutkrystalle  188. 

IV,  Literatur  und  Kritik 190 


^^ 


Drittes  Heft. 


L  Physik,  Chemie  und  praktische  Pharmacie. 

Analysen  von  Fluss-  und  Quellwässern  Thüringens ;  mitgetheill 

von  Prof.  Dr.  H.  Ludwig  in  Jena 193 

Zur  Kenntniss  der  Bildung  des  SenfÖls  aus  dem  Samen  des 
schwarzen  Senfs;  von  H.  Will  und  W.  Körner  (Fort- 
setzung und  Schluss) * 214 

Ueber  den  Sitz  derAlkaloide  in  der  Chinarinde;  von  Professor 

A.  Wigand 225 

Chiningehalt  ostindischer  China-Rinden  und  -Blätter 249 

Keduction  der  Kupferlösung  durch  Dextrin ;  vonDr.  R.  Kemper  250 
Notiz  über  Entfärbung  des  Jodamylums;   von  Demselben 252 

U.  Monatsbericht. 

Mehratomige  Harnstoffe  S.  255.  ~  Hamsaures  Natron  256.^  — 
Darstellung  des  Murexids  256.  —  Oxydation  durch  Allo- 
xan  257.  —  Hydantoin  257.  —  Gehalt  des  Harns  an  Hip- 
pur-  und  Harnsäure  258.  —  Alkapton  258.  —  Vorkommen 
des  Ami&oniaknitrats  in  thierischen  Flüssigkeiten  259.  — 
Krystallisirter  phosphorsaurer  Kalk  260.  —  Ueber  die  scharfe 
Flüssigkeit  in  den  Drij^en  der  Kröte  260.  —  Ueber  die  sog. 
Haarballen  aus  den  Gedärmen  der  Wiederkäuer  260.  — 


■  Ä 


»i^  :■./*• 


Vin  Inhaltaanzeige* 

Seite 
lieber  die  Bestimmung  des  Gebaltes  an  Leimsubstanz  in 
den  Leimsorten  von  Risler-Beunat  261.  —  Verhalten  des 
KaliuAplatincyanürs  zum  tbieriseben  Organismus  262.  — 
Ueber  die  in  Nordamerika  gebräncblicben  Heilmittel  gegen 
den  Schlangenbiss  262.  —  Vergiftungsfall  mit  den  Beeren 
des  Solanum  pseudo-capsicum  264.  —  Auffindung  des  Strych- 
nins  bei  Vergiftungen  und  den  Einfluss  des  Morphiums  in 
Verdeckung  der  Farbenreaction  264.  —  Zur  Erkennung 
des  Strychnins  265.  —  Ueber  Einrichtung  von  Behältern, 
welche  durch  die  meisten  sauren  und  alkalischen  Flüssig- 
keiten nicht  angegriffen  werden  265.  —  Verfahren  der 
Fabrikation  von  Salpeter,  Seignettesalz,  chemisch  reinem 
Weinstein,  Weinsäure,  schwefelsaurem  Kali  und  Natron 
in  Einer  Folge  266.  —  Bereitung  Ton  Aetznatron  aus 
Chilisalpeter  268. —  Darstellung  des  Natrum  carbonic.  pur. 
aus  käuflicher  Soda  268.  —  Verfahren  der  Gewinnung  von 
reinem  Kochsalz  und  von  Chlorkalium  aus  den  Salzmut- 
terlaugen 269.  —  .Salpeterprobe  270.  —  Neuer  Cement  271. 

III.  Literatur  und  Kritik  . , .' , 272 

Bibliographischer  Anzeiger 277 


4 


ARGHIV  DER  PHARMOE. 

CLXV;  Bandes  erstes  Heft. 

I.  Physik,  Chemie  und  praktteehe 

Phanuacie. 


Die  Sooliiaelle  bei  Heldnuigeii  in  der  goldenen 

Ane  in  Thftringen; 


von 


Dr,  L,  F.  Bley  und  Gustav  Bley*). 

in  der  Preussischen  Provinz  Sachsen  ini  ehemaligen 
Ptirstenthum  Querfurt,  welches  aus  den  Aemtem  Quer- 
furt, Jüterbogk,  Dahme,  Heldrungen  und  Burg  bestand, 
welchiö  zum  Erzstifte  Magdeburg  gehörten,  im  Prager 
Frieden  aber  als  Fürstenthum  an  Sachsen,  1815  aber  an 
Preussen  fielen,  liegt  der  Ort  Heldfungen  an  der  Schmücke, 
mit  einem  alten  Schlosse,  in  welchem  einst  Thoraas 
Münz  er  gefangen  gehalten  wurde.  In  der  Nähe  von 
Heldrungen  findet  sich  die  Soolquelle,  welche  Gegenstand 
der  chemischen  Untersuchung  geworden  ist. 

Diese  Soölquelie  steht  sicher  im  Zusammenhange 
mit  den  übrigen  Soolquellen  in  Thüringen,  welche  Atrs- 
flüsse  sind  von  grossen  Steinsalzlagern,  die  nach  Kar« 
sten**)  der  südöstlichen  Hälfte  des  grossen  norddeutschen 

*)  Im  Herbste  1862  wurde  der  Erstgenannte  von  dem  Besitzer 
der  Soölquelie  in  Heldrungen,  Herrn  Walther  in  Braun- 
schweig,  ersucht,  eine  chemische  Analyse  dieses  Wassers  vor- 
zunehmen^ welchem  Gesuche  derselbe  in  der  Art  entsprochen 
hat,,  dass  diese  chemische  Untersuchung  mit  dem  ihm  in  ver- 
korkten Flaschen  übersandten  Wasser  in  seinem  Laboratorium 
unter  seiner  Aufsicht  von  seinem  Sohne,  dem  Apotheker  Gu- 
stav Bley,  ausgeführt  ward. 
**)  Karsten^s  Archiv  für  Mineralogie,  Geognosie  und  Bergbau  1842, 
Bd.  16,  8.  Ml,  Ueber  die  Auffindung  de^  Steinsalzes  In  den 
uiedersächsich- thüringischen  Provinzen.  . 

Aroh.  d.  Pharm.  CLXV.  Bds.  1.  Hft.  1 


2  L,  F.  Bley  und  Grustap  Bley, 

Beckent  aAgehörBü,  welches  lutoh  West{>lialen  bio  noch 
nicht  genau  in  der  Begrenzung  ,  bekannt^  aber,  nach 
Veltheim,  durdh  den  Harz  in  zwei  Hälften  gespalten 
wird,  den  Magdeburg-Halberstädtischen  und  den  Thürin- 
gischen Antheil.  Das  letztere  Becken  wird  durch  den 
Eyffliäuser  in  mehrere  Theile  geschiedeni  als  in  das 
südthüringische  Becken,  wohin  Ariern,  Frankenhausen, 
Rpssleben,  Wendelstein  und  also  auch  Heldrungen  ge- 
hören. Man  unterscheidet  hier  wieder  eine  nördliche  und 
eine  südliche  Mulde.  Bei  Stottemheim,  zwei  Stunden 
von  Erfurt,  ist  das  Steinsalzlager  1174  Fuss  unter  Tage 
oder  635  Fuss  unter  dem  Ostseespiegel  erbohrt  worden, 
während  es  in  Buffleben  677,5  Fuss  unter  Tage  steht, 
unter  Muschelkalk  und  Oyps,  wie  bei  Stottemheim. 
Das  Nordthüringer  Becken  oder  das  Mannsfeldisch- Säch- 
sische, in  welchem  bei  Seeburg  der  süsse  und  salzige 
See  zmn  Vorschein  kommen,  kann  als  in  zwei  Theile 
gespaltet  betrachtet  und  Halle  und  wohl  auch  Dürren- 
berg der  südlichen  Mulde  zugerechnet  werden. 

In  dem  Magdeburg- Halberstädtischen  Becken  liegt 
nun  Stassfurth,  dessen  Boden  schön  seit  langer  Zeit  als 
ein  grosser  Salzmagazin  bekannt,  welches  durch  seine 
reiche  Soole  von  17,75  Proc.  ausgezeichnet,  Oegenstand 
neuer  Forschungen  geworden  ist.  Im  April  1839  wur- 
den die  Bohrversuche  begonnen,  welche  bei  einer  Tiefe 
von  790  Fuss  die  ersten  Spuren  von  Steinsalz  nachwie- 
sen und  bei  1651  Fuss  Tiefe  ein  Salzlager  aufschlössen, 
dessen  Mächtigkeit  bis  zu  1024  Fuss  8 1/2  Zoll  ermittelt 
ist,  ohne  dass  die  Grenze  erreicht  wurde,  indem  die 
Bohrversuche  nicht  weiter  fortgesetzt  worden  sind.  Ganz 
in  der  Nähe  von  Stassfurth  ist  im  Elerzogthum  Anhalt 
ebenfalls  ein  Steinsalzlager  erforscht  und  zwar  in  einer 
Tiefe  von  454  Fuss,  so  mit  372^/2  Fuss  weniger  tief,  als 
bei  Stassfurth*).  — 

*)  Dr.  £.  Reichardt:  Das  Steinsalzbergwerk  Stassfurth  bei 
Magdeburg  und  Acten  der  K.  Leopoldinisch-Caroliniscben 
Akademie  der  Naturforscher,  1860. 


SoolquelU  hei  Hddrungen,  3 

Die  Heldranger  Quelle  gehört  unstreitig  in  das  Ge- 
biet des  südtbüringischen  Beckens.  Was  uns  über  die 
Quelle  selbst  mitgetheilt  worden  ist,  besteht  in  folgenden 
Notizen:  Dieselbe  liegt  ^/^  Stunde  von  Schloss  Heldrun- 
gen,  sie  entspringt  jm  Waldreviere  in  einem  kleinen 
flachen  Thale,  welches  von  drei  Seiten  geschützt  ist  und 
in  der  Richtung  nach  Nordost  mündet  Auf  einem  der 
Bergrücken  sieht  man  bei  heiterem  Himmel  Erftirt  mit 
seinen  Festungswerken.  Nach  Nordwest  breitet  sich  das 
fruchtbare  Unstruttfaal  aus.  Etwa  eine  halbe  Stunde 
entfernt  erheben  sich  die  Reste  der  ehemaligen  Sachsen- 
burg, etwas  weiter  nach  Norden  ragen  die  Thürme  der 
Rothenburg  und  des  Kyffhäuser  über  die  bewaldeten  Hö- 
hen hinweg.  Nach  Ost  und  Südost  schliessen  dieses 
Panorama  bewaldete  Bergketten. 

Der  Grund  der  Quelle  ist  52  Fuss  rheinisch  tief  ab- 
gebohrt, das  Wasser  tritt  in  einem  Standrohre  zu  Tage 
und  läuft  aus.  Der  Zufiusss  liefert  in  einer  Minute  7 
Quart  preussisoh. 

Die  Temperatur  des  Wassers  war  bei  10^  R.  Luft- 
temperatur nur  4*  9^  R. 

lieber  die  medicinische  Wirksamkeit  sind  folgende 
Fälle  mitgetheilt: 

1)  Bei  einer  Frau  von  73  Jahren,  welche  7  Jahre 
lang  an  einem  hartnäckigen  Augenübel  gelitten  und  in 
den  beiden  letzten  Jahren  nahezu  erblindet  gewesen, 
hat  der  innerliche  Gebrauch  der  Quelle,  nach  ärztlichem 
RathC;  täglich  zu  %  Quart  von  Ende  Sommers  bis  Mitte 
December  so  günstig  gewirkt,  dass  das  Augenübel  voll- 
ständig gewichen  ist,  ohne  ungünstige  Zußllle  herbeizu- 
führen. 

2)  Bei  einem  4jährigen  Knaben,  der  durch  Erb- 
schaft von  seiner  Mutter  an  einem  Flechtenübel  litt,  so 
dass  der  ganze  Körper  davon  bedeckt  war,  wozu  sich 
noch  Verdunkelung  eines  Auges  gesellte,  ist  nach  dem 
Verbrauche  von  18  Flaschen  dieses  Wassers  diese  trau- 
rige Krankheit  vollkommen  verschwunden. 

1* 


4t  L,  F.  Bley  und  Gustav  Bley^ 

3)  Zwei  Kinder  von  8  bis  10  Jahren,  welche  mit 
sorophulöser  Augenentzündung  behaftet  waren,  sind  nach 
dem  Gebrauche  von  diesem  Augenleiden  befreit  worden. 

4)  Eine  Frau,  welche  in  Folge,  einer  Entbindung 
an  einem  offenen  Beinschaden  leidend  war,  sähe  dieses 
Üebel  mehr  und  mehr  sich  mindern  und  hoflft  baldige 
vollständige  Genesung. 

Chemische  Analyse. 

Das   zur   Untersuchung   bestimmte  Wasser,    welches 
in  gut  verstopften  Glasflaschen  uns  übersandt  war,  zeigte 
sich    bis  auf  einen  ocherigen  Absatz  hlar  und  geruchlos. 
Es  würde  im  Wasserbade,    in   vorher  gewogener  Menge, 
eingedampft,    das  Salz .  getrocknet  und  so  die  festen  Be- 
standtheile  des  Brunnens  bestimmt.     Nachdem  die  qi|ali- 
tative  Analyse  die  Anwesenheit  von  Natron,  Kalk,  Eisen* 
oxyd,  Talkerde,  Lithion,  Strontian,  Schwefelsäure,  Kohlen- 
säure, Chlor  und  Brom  (letzteres,  wie  Lithion  undStron^ 
tian,  in  einer  grossen  Menge  Salz)  dargethan,   wurde  die 
quantitative  Analyse  nach  dem  gewöhnlichen  Gange  aus- 
geführt.   -In  einer  bestimmten  Menge  wurde  in  filtri^ter 
Lösung   durch    oxalsaures    Kali    der   Kalk    geföUt,    der 
Niederschlag   ausgewaschen,    schwach    geglüht    und    als 
kohlensaurer  Kalk  in  Bechnung  gebracht,  im  Filtrate  die 
Magnesia  als  phosphorsaure  Ammoniak -Talkerde  gefällt, 
mit  ammoniakalischem  Wasser  ausgewaschen,  getrocknet, 
geglüht   und    gewogen.      Die  Bestimmung  der  Schwefel- 
säure   geschah    als    schwefelsaurer    Baryt.      Das    Chlor 
wurde  als  Chlorsilber   bestimmt.      Das   Eisenoxyd    hatte 
sich,    da   das  -Wasser  längere  Zeit  auf  Flaschen  gelagert 
hatte,    in  Form  von  Hydrat  abgeschieden,    wurde    durch 
Filtriren  getrennt,  ausgewaschen,  getrocknet  und  geglüht, 
es    zeigte    sich  vollständig    rein.      Der  Natrongehalt    des 
Wassers  wurde  ermittelt  nach  Lieb  ig,    indem    dasselbe 
durch  Verdampfen  concentrirt,  mit  Barytwasser  alkalisch 
gemacht    und    zur   Trockne    eingedampft    wurde.      Der 
Rückstand  ward  geglüht,   in  Wasser   gelöst,    di«  Lösung 


Soolquelle  bei  Heldrunge^.     ^      ^  5 

fiitrirt^  aus  derselben  durch  kohlensaures  und  kaustisches 
Ammoniak  der  Barytüberschuss  entfernt,  das  Filtrat  ein- 
gedampft der  Rückstand  geglüht  und  gewogen.  Die  Be- 
stimmung der  Kohlensäure  geschah  in  Form  von  kohlen- 
saurem Baryt,  welcher  vom  erhaltenen  schwefelsauren 
Baryt  durch  Salpetersäure  getrennt  wurde.  Zur  Auffin- 
dung des  Brems  wurde  eine  grosse  Menge  concentrirten 
Mineralwassers  durch  Auskrystallisiren  so  viel  als  mög- 
lich vom  Kochsalz  befreit,  die  gewonnene  Mutterlauge 
mit  Chlorwasser  und  Aether  versetzt  und  durch  Verglei- 
chung  der  Farbe  der  so  erhaltenen  ätherischen  Bromlö- 
sung mit  einer  Lösung  von  Brom  in  Aether  von  bestimm- 
tem Gehalt  festgestellt. 

Zur  Bestimmung  des  Lithions  wurde  die  mit  Aether 
behandelte  Lösung  von  der  Brombestimmung  verwendet. 
Dieselbe  wurde  so  viel  als  möglich  eingedampft,  das 
sich  ausscheidende  Salz  entfernt  und  der  Rest  schliesslich 
eingetrocknet.  Das  trockne  SaLs  wurde  mit  einem  aus 
gleichen  Th^ilen  wasserfreien  Aethers  und  Alkohols  beste- 
henden Gemisch  behandelt,  welches  nach  dem  Verdampfen 
das  Chlorlithion  gab,  das  schwach  geglüht  und  gewo- 
gen wurde.  Das  so  erhaltene  Chlorlithion  wurde  mit 
Alkohol  Übergossen  und  die  Lösung  angezündet,  wobei 
die  rothe  Lithionflamme  sehr  deutlich  erkennbar  war. 

Versuche  zur  AufEndung  von  Strontian  wurden  an- 
gestellt mit  dem  bei  der  Bestimmung  des  Broms  erhaltenen 
Salze.  Dieses  würde  in  Wasser  gelöst  und  heiss  mit 
kohlensaurem  Natron  gefallt  und  das  Präcipitat  in  Sal- 
petersäure zur  Lösung  gebracht,  die  Lösung  eingedampft 
und  der  trockne  Rückstand  mit  absolutem  Alkohol  be- 
handelt. Die  nun  zurückbleibende  höchst  geringe  Menge 
Salz  wurde  mit  Alkohol  übergössen,  angezündet  und 
während  des  Brennens  umgerührt,  wobei  die  Strontian- 
flamme  deutlich  hervortrat. 


^    L.  F.  Bley  und  Gustav  Blet/y 

Das  Wasser  enthält  in  1  Pfunde  von  7680  Gran: 

Chlornatrium 77,400 

Schwefelsauren  Kalk. .. .  2,503 

Chlorcalcium 3,543 

Chlorlithium 0,008 

Eisenoxyd 0,172 

Chlormagnium 1,435 

Brommagnium 0,009 

Kohlensauren  Kalk 0,567 

Schwefels.  Strontian Spur 

85,638. 

Spec.  Gewicht =     1,007. 

Gehalt  des  Soolbrunnens  zu  Schloss-Heldrungen: 

In  10,000  Gran: 

Chlornatrium 100,781  Qran 

Schwefelsauren  Kalk . . .  3,259 

Chlorcalcium 4,613 

Chlorlithium 0,010 

Eisenoxyd 0,224 

Chlormagnium 1,869 

Brommagnium 0,011 

Kohlensauren  Kalk 0,736 

Schwefels.  Strontian. . . .  Spuren 

111,503. 


ff 
ff 
ff 
ff 

n 
ff 
ff 


Zum  Vergleiche  der  Soolquellen  in  Thüringen,  der 
Provinz  Sachsen  und  in  Anhalt  sind  die  Resultate  über 
deren  chemischen  Gehalt  in  den  beigegebenen  Tabellen 
zusammengestellt. 


SoolqüeUen  in  Thüringen  etc. 


ä  M  vH  Od  Od  CO 

JS-I  g- 


V9    Vi    v^      . 


I    «     I 


I      I    ^ 
I      I    ® 


*^1 


«4 


0 

s 


08  3 


I 


cd 


09 


•2« 


^  t-  i-t 
53     ^ 


S5 


I    I  S"ä"  I    II  «' 


(79 

r-  00  ® 
Od  0^  !>• 


Od 


^111 


i'    TV 


I       I    ^-^ 


o 

01 


CO 
CO 


55       00 


nTco"  •  oo"*©«  cTOJ 


^  -^  Od  iH 

o       55*2^^       t^iH^t^fico 
g    1   CO  I   ^ 


8s  :3- 


09     ' 


2^  s?  r3  §     ^  ♦ 

eo"  o«  t-  ^    I   ^  ^ 


i^co  cT  I     I 

Od 


tH   S   CO   CO 
O   iH^  ?0   CO 


09  O  O  O  S' 


I  sis  &§ 

'00  o  ^c> 


»4 


o« 


89 

I 

o 


CO 
09 


Od*- 


CO 

SS 


^  i 

'S 'S  8 
a  cQ  PQ 

•  1 1 


a 

S 

o 

s 


B 

••3 

o 


gl 

O     O 


«  s» 

a>    OB 

§a 

08 

BD    ^ 
O     O 


J4 
M  l8 

.Od     » 

II 


a 


l 

o 
a 

2   S   g 

*  ^  a 
o.i  2 


& 


8  L,  F.  Bley  und  Gustav  Eley^ 

Kosen  Soole  L        Soole  II.   '    Mutterlauge 

in   10000  Theilen  nach  Heine 

Chlornatrium 434,3               274,1  1563,2 

Chlormagnium —                   —  ß48,2 

Schwefels.  Kali 3,1                  3,0  361,4 

„          Natron 2,8                 14,1  — 

-          Magnesia 10,3                  7,6  475,9 

„          Kalk 43,8                33,4  — 

Kohlensauren  Kalk 1,4                  2,1  — 

Eisenoxyd 0,1                  0,1  — 

Brömkalium —                '  —  11,3 


495,8  334,4  3060,0. 

Frankenhausen  in  10000  Theilen  nach  Kromayer  1862: 

Chlonatrium. 2496,0 

Chlormagnium 34,6 

Chlorcaleium , 0,1 

Cblorlithium.. 0,1 

Chloraluminium  j  ^  q 

Eisenoxydul        \ - '  ' 

Schwefels.  Kalk 41,8 

Kali 12,a 

,;          Natron 6,7 

„          Strontian 0,3 

Phosphorsäure Spur 

Kohlensäure. 7,2 

Brommagnium «  0,1 

Kohlensaures  Natron — 

2600,4. 

Halle        Mutterlauge  Mutterlauge  Mutterlauge  Badesalz 

A.  B. 

in  10000  Theilen      nach               nach             nach  nach 

Heine             Heine           Heintz  Baer 

Chlornatrium 649,4  691,6  1851,5  183,0 

Chlorkalium 491,4  430,5  578,2  369,5 

Chlormagnium 1269,5  1285,6  4864,0  3114,0 

Chlorcaleium 535,0  585,1     .        2295,8  1531,3 

Chloraluminium ...  4,2  4,2  —  — 

Schwefels.  Kalk . . .  9,6  5,3  29,3  18,6 

Kohlens.  Kalk —  —  3,6  2,3 

Eisenoxyd —  —  24,8  15,8 

Bromkalium 127,0      bis     131,9  —  — 

Brommagnium —       ;  —  148,10  79,92 

Bromaluminium ...  —  —  6,16  13,57 

Jodaluminium —  —  4,54  2,51 

Kieselerde 0,8  1,8  7,2  4,6 

Organische  Stoffe..  —  —  16,8  10,7 

Humins.  Kali —  —  36,8  23,49 

„         Kalk. . ...  ~ — —         '  — 

3087  8185  9%7  6369 


Soolqueüen  in  Thüringen  etc. 


* 


53     fl  .     _     _    _     _ 


CS 


!>.   O   (N    CO 

00  »o  »o 


-^  o  o  o  o 


•ort© 
flS  'S  0 
'«» .     OB       0) 


I  -g  s 

08 


QO   ^   CO  <N  C0 

SS'^S'«$  I    I    I    I 


W 


^   09  !>•  (N  #n 

^^<StS^   tili 

w  ▼-<  "«i*  1-1  S   '    '    '    ' 


fl 


M   -^ 


fl 
fl 

.    -      ej»      08 

^  ä  a 
^  fl  ^ 


fl 

3  ^  ^. 


t*  CO  o  rH.^  >-r  ' 


ö'o 


SP 


CO  ^  oo 


-2    §•    I    fl  tr    I  co-co-tJ^cT   I 


□Q 


I  I 


«  'S    a  -S  S 

^    CO  CO 


I  I  I 


na 

fl 


^g 


o 

g  'S 

fl    fl 


fl 
•ii 


O  O   O   t*   tH      . 

Q    I  «To  oTo"   I     I     I 


a 


TS 

fl 
fl 


•  SP*? 

OD       flS       h 

Jas 

M  n  uj 


f 


OD 

*«1 


tfi   08 


co 


t   # 
# 


00 

CO 

2S 


(M 

CO 


< 


10      L.  F.  Bleif  u.  Gr.  Bley,  SoolqtbeUen  in  TTiUringen  etc. 

Huliertasbrmuten  Berlnserbail  b.  Suderode 

bei  Thale  im  Harze 

in  10000  Theilen 

nach  Bley  und  Bauer  nach  Bley  1845 

Chlomatrium 167,71  113,27 

Chlorkalium 0,69  0,344 

Chlormagnium. 0,2  4,15 

Chlorcalcium 124,51  101,56 

Chlorammonium  i                     0,168  3,12 

Chbriithium       /     ^^^^^         0,111  Spur 

Chlorstronöum    \    -ß^^^        0,726  — 

Chlorbaryum       l                     0,25  — 

Chloraluminium  /                     0,415  — 

Schwefelsauren  Kalk 0,34  — 

Kohlensauren  Kalk Spur  0,12 

Kohlensaures  Eisenoxydul.      0,006  0,825 

Manganoxyd Spur  Spur 

Salpetersauren  Kalk 3,33  — 

Phosphorsauren  Kalk 0,01  -— 

Jodmagnium 0,018j 

Brommagium 0,02lj  "»"^ 

Kieselerde 0,332» 

Organische  Substanz Spur)  ^^^ 

198,828  223,449. 

Elmeit  bei  Gr.  Salze        .  und  Scltdnelieck 

in  10000  Theilen 

nach  Heine 

Chlornatrium.. 1040,4  444^4 

Chlormagnium 7,3  2,9 

Schwefels.  Kali 14,8  10,9 

„         Magnesia 13,6  7,2 

„         Kalk 27,8  14,9 

Kohlens.  Kalk 3,9  3,7 

„       Eisenoxydul 0,3  0,2 

Kieselerde 0,2  0,2 


1108,0  484,0. 


ßammelsberg,  über  die  Sehwefeiungtstufen  des  Msens  jete.  11 

Ueber  die  Schwefelnngsstifen  des  EiseDS  und  d&s 

Schwefdeisen.  der  Heteoriten; 

von 

C.  Rammelsberg*). 

Eine  Untersuchung  meteorisclien  Schwefeleisens  gab 
mir  Veranlassung;  gewisse  ältere  Angaben  über  die  Ver- 
bindungen beider  Körper  zu  revidiren.  Es  hat  dieser 
Gegenstand  in  neuerer  Zeit  keinen  Bearbeiter  gefunden, 
weil  dieBesultate  der  früheren  Versuche  von  Strom  ßy er 
und  Berzelius;  worauf  fast  allein  unsere  Kenntniss  von 
den  Sulfureten  des  Eisens  beruht;  im  Ganzen  einfach 
und  erschöpfend  zu  sein  scheinen. 

1.    Verhalten   des   Eisens   zum   Schwefel   in 

höherer   Temperatur. 

Durch  Erhitzen  von  Eisenfeile  und  Schwefel  erhielt 
Proust  ein  Schwefeleisen  mit  37,5  Proc.  Schwefel,  d.h. 
eine  Verbindung,  welche  auf  28  Eisen  16,8  Schwefel  ent- 
hält. Da  die  Zahlen  28  und  16  die  Äequivalente  des 
Eisens  und  des  Schwefels  sind,  so  hat  Proust  ein  Schwefel- 
eisen erhalten,  welches  aus  je  1  At.  beider  bestehend, 
also  Eisensulfuret  =  FeS,  nur^mit  einem  geringen 
Ueberschuss  an  Schwefel  war. 

Man  beruft  sich  heut  zu  Tage  auf  Strom ey  er,  der 
behauptet  habe^  das  künstliche  Schwefeleisen  besitze  die 
Zusammensetzung  des  Magnetkieses,  d.  h.  etwa  40  Proc. 
Schwefel,  oder  auf  28  Eisen  18^/3  Schwefel,  oder  7  gegen 
8At.(Fe7SS).  Allein  das  ist  ein  Irrthum.  Stromeyer  sagt 
nur,  das  künstliche  Schwefeleisen  enthalte  stets  unver- 
bundeues  Eisen  beigemengt  und  entwickele  deshalb  mit 
Säuren  etwas  Wasserstoff;  das  künstliche  Schwefeleisen, 
welches  nach  ihm  gleich  dem  Magnetkies  zusammenge- 
setzt ist,  hat  er  gar  nicht  aus  Schwefel  und  Eisen  darge- 
stelli^     sondern    er   hat  theils   Eisenoxyd   mit   Schwefel 


*)  Vom  Herrn  Vei&sser  im  Separatabdruck  eiögesandt. 


12  Eammdsbergj  - 

erhitzt,  theib  Strablkies  destillirt.  Von  den  Froducten,  die 
auf  diese  Art  entstehen,  wird  weiterhin  die  Rede  sein. 

Indem  aber  Strom'eyer  in  einer  und  derselben  Ab- 
handlung eine  neue  und  richtige  Beobachtung  mit  einer 
ganz  falschen  Erklärung  verknüpfte,  hat  er  ein  eigen- 
thümliches  Missverständniss  in  der  Wissenschaft  beryor- 
gerufen.  Ek*  hatte  gefunden,  dass  der  Magnetkies  und 
das  von  ihm  künstlich  dargestellte  SchwefeleisQU  beim 
Behandeln  mit  Chlorwasserstoffsäure  eine  Abscheidung 
von  Schwefel  geben  und  dessen  ungeachtet  sah  er  diese 
Körper  als  Schwefeleisen  im  Minimo  des  Schwefels  an. 

Berzelius  machte  sofort  darauf  aufmerksam,  dass 
dies  nicht  der  Fall  sein  könne,  und  indem  er  zu  glauben 
schien,  Stromeyer  habe  sein  künstliches  Schwefeleisen 
direct  aus  den  Bestandtheilen  dargestellt,  erklärte  er, 
dass  auf  diesem  Wege  nur  dann  das  wahre  Schwefeleisen 
im  Minimo,  d.h.  das  dem  Oxydul  entsprechende,  1  At. 
Schwefel  enthaltende  EisensuUuret  FeS,  sich  erhalten  lasse, 
wenn  die  Masße  nicht  zum  Schmelzen  komme,  denn  im 
anderen  Fall  löse  sie  Schwefel  auf,  und  es  entstehe  die 
Magnetkiesmischung,  die  er  als  Verbindung  von  Sulfuret 
und  Sesquisulfuret  betrachtete.  Berzelius'  Vorschrift  zur 
Darstellung  des  reinen  Eisensulfurets  leidet  indess  an 
einem  inneren  Widerspruch,  und  beweist  im  Grunde, 
dass  auch  bei  Anwendung  von  überschüssigem  Schwefel 
das  Eisensulfuret  in  hoher  Temperatur  nichts  davon  zu« 
rückhält. 

Eine  sichere  Methode,  reines  Eisensulfuret  darzu- 
stellen, verdanken  wir  seit  langer  Zeit  H.  Rose,  wel- 
cher gezeigt  hat,  dass  die  höheren  Schwefelungsstufen 
des  Eisens,  z.  B.  der  Schwefelkies,  sich  durch  Erhitzen 
in  Wasserstoffgas  leicht  in  Sulfuret  verwandeln. 

Nach  dem  Angeführten  scheint  mir,  als  habe  nach 
Proust  Niemand  die  Zusammensetzung  des  gewöhnlichen 
aus  Schwefel  und  Eisen  dargestellten  Schwefeleisens  unter- 
sucht; ich  wüsste  nicht,  dass  Proust's  Angabe  factisch 
widerlegt  worden  wäre,   denn  dass  das  Präparat  die  Zu« 


jSuA 


über  die  Schwefd'ungsstuf^  des  Eisern  etc.,         13 

sammensetzong  des  Magnetkieses  habe^  ist,  wie  eben  ge- 
zeigt;  eine  nur  irrthümlich  Stromeyer  zugeschriebene 
Behauptung. 

Ich  habe  reines  Eisen^  aus  Eisenoxyd  durch  Wasser- 
stoff reducirt;  mit  einem  Ueberschuss  von  Schwefd  bei 
verschiedenen  Temperaturen  zusammengeschmolzen.  Stieg 
die  Temperatur  nicht  bis  zum  Glühen,  so  wurde  Eisen- 
bisu Ifur et  FeS^  erhalten ;  erhitzte  ich,  so  weit  Oiac^eßuase 
dies  erlaubten,  so  bekam  ich  Eisensesquisulfuret Fe^S^, 
was  auch  mit  älteren  Angaben  von  Proust,  Bucholz 
und  Gehlen  im  Einklang  steht;  liess  ich  endlich  die 
Masse  in  starker  Glühhitze  (im  Wind<rfen)  zum  Schmelzen 
kommen,  so  erhielt  ich  EisensulfuretFeS^d.h.ein  Schwe* 
feieisen,  welches  weder  mit  Säuren  noch  in  Wasserstoff 
freien  Schwefel  liefert.  Hierdurch  bestätigt  sich  mithin 
die  alte  Angabe  von  Proust 

Obgleich  das  gewöhnliche  käufliche  Schwefeleisen 
wohl  niemals  aus  reinen  Materialien  dargestellt  wird,  so 
so  habe  ich  es  doch  untersucht,  da  es  mir  schon  längst 
aufgefallen  war,  dass  es  bei  seiner  Verwendung  zur 
Darstellung  von  Schwefelwasserstoff  nie  einen  sichtlichen 
Absatz  von  Schwefel  gegeben  hatte,  wie  dies  beim  Mag- 
netkies der  Fall  ist.  Ich  benutzte  ein  wohlgeschmolze^ 
nes,  krystallinisches  Präparat  von  Magnetkies  ähnlicher 
Farbe,  ganz  homogen  in  der  mit  Blasenräumen  erfüllten 
Masse,  dessen  spec.  Gew.  =  5,067  war.  Beim  Pulvern 
waren  wenigstens  gröbere  Theile  von  Eisen  nicht  zu  be- 
merken; das  Pulver  war  wenig  magnetisch,  und  ich  be- 
durfte längerer  Zeit,  um  mittelst  des  Magnets  eine  noch 
nicht  0^4  Procent  betragende  Menge  auszuziehen.  Als 
dieselbe  analysirt  wurde,  ergab  sie  92/3  Proc.  Schwefel, 
zum  Beweise,  dass  wirklich  einzelne  Theilchen  von  me- 
tallischem Eisen  (die  gewiss  allein  magnetisch  sind)  dem 
Präparat  anhängen. 

Wurde  dieses  Schwefeleisen  fein  gepulvert  so  lange 
geröstet,  bis  es  vollständig  in  Eisenoxyd  verwandelt  war, 
so  gab  ea  (im  Mittel  der  Versuche)  97,4  Proc.  desselben, 


14 


Rammdsberg, 


d.  h.  68^2  Proq.  Eisen,  mithin  31,6  Schwefel,  Zahlen, 
welche,  vom  Magnetkies  weit  entfernt,  etwa  6  Ät.  Eisen 
gegen  5  At.  Schwefel  entsprechen,  so  dass  das  gewöhn- 
liche Schwefeleisen  eben  nichts  anderes  ist  als  Eisen- 
sulfuret,  gemengt  mit  etwas^  Eisen.  In  Wasserstofigas 
erleidet  es  einen  geringen  Verlust,  der  nicht  in  Schwefel 
besteht;  es  bildet  sich  dabei  etwas  Wasser,  welches  zum 
Theil  wohl  von  einer  kleinen  Menge  Eisenoxyd  oder 
Oxydoxydul  herrühren  mag. 

.  Wenn  man  eine  grössere  Menge  solchen  Schwefel- 
eisens fein  reibt,  mit  Schwefel  mengt  und  im  Tiegel 
einer  starken  Hitze  aussetzt,  so  erhält  man  eine  gesinterte 
Masise  von  der  Farbe  des  ursprünglichen  Präparats.  Ihr 
spec.  Gew.  ist  nun  =  4,79.  Sie  verliert  beim  Glühen 
in  Wasserstoff  nichts  am  Gewicht.  Eine  Analyse  ergab 
64,2  Eisen  gegen  35,8  Schwefel,  d*  h.  28  :  15,6  also 
nahezu  28  :  16;  d.h.  das  gewöhnliche  Schwefeleisen  hat 
sich  nun  in  reines  Eisensulfiiret  FeS  verwandelt. 

Wie  mich  dünkt,  ist  hierdurch  der  alte  Irrthum  be- 
seitigt, dass  das  Eisen  in  der  Hitze  mehr  als  1  At  Schwe- 
fel zurückhalte,  und  Proust's  Analyse  gerechtfertigt. 

Wie  oben  bemerkt,  habe  ich  aus  reinem  Eisen  und 
Schwefel  in  niederen  Temperaturen  die  beiden  höheren 
Schwefelungsstufen,  das  Sesqui-  und  Bisulfuret, "erhalten. 
Es  liess  sich  erwarten,  dass  diese  auch  entstehen  wür- 
den, wenn  man  das  gewöhnliche  Schwefeleisen  mit  Schwe- 
fel nicht  bis  zum  Glühen  erhitzte;  ich  habe  diese  Ver- 
suche indessen  mehr  in  der  Absicht  angestellt,  um  zu  er- 
fahren, ob  sich  dabei  nicht  die  Magnetkiesverlundung 
bilde.  Letztere  habe  ich  zwar  nicht,  wohl  aber  das  Ses- 
quisuifuret  erhalten,  freilich  nicht  rein,  sondern  gemengt 
mit  Sulfuret,  so  dass  es  in  Wasserstoff  höchstens  12,6 
Procent,  anstett  15,4  Proc.  verlor.  Eine  noch  niedrigere 
Temperatur  hätte  ohne  Zweifel  Bisulfuret  geliefert 
II.    Verhalten  des  Eisenoxyds  zum  Schwefel. 

Stromeyer  fuhrt  an,  er  habe  durch  mehrmaliges 
Erhitzen  von  Eisenoxyd  mit  Schwefel  eine  dem  Magnet- 


Über  die  Schwefelw%g99tufen  des  Eisens  etc.  15 

kies   gleiche   Verbindang  aus    59,85   Eisen    und    40,15 
Schwefel  erhalten. 

« 

Meine  Versuehe  wurden  mit  einem  ganz  reinen 
Eisenoxyd  (aus  oxalsaurem  Eisenoxydul)  bei  sehr  ver- 
schiedenen Temperaturen  ausgeführt;  es  wurde  dabei 
immer  ein  grosser  üeberschuss   an  Schwefel  angewandt. 

Setzt  man  das  Gemenge  der  starken  Hitze  eines  gut 
ziehenden  Windofens  einige  Stunden  aus,  so  erhält  man 
eine  gesinterte  Masse,  von  der  Farbe  des  Magnetkieses^ 
die  jedoch  kaum  magnetisch  ist.  Dies  ist  Eisensul fü- 
ret, gemengt  mit  einigen  Procent  Eisenoxyd,  welche 
beim  Glühen  in  Wasserstoff  sich  durch  Wasserbildung 
verrathen.  Auch  durch  wiederholtes  Glühen  der  gepul- 
verten Masse  mit  Schwefel  wird  das  Präparat  nie  ganz 
sauerstofffrei,  weil  sich  wohl  der  Schwefel  früher  ver- 
flüchtigt, ehe  alles  Eisenoxyd  zersetzt  ist. 

Erhitzt  man  Eisenoxyd  und  überschüssigen  Schwefel 
in  verschlossenen  Gefässen  bei  niederen  Temperaturen, 
so  erhält  man,  je  nach  der  Hitze,  gelbgraue  oder  dunkle 
Pulver,  deren  Gewicht  um  so  grösser  ist,  je  geringer  die 
Hitze;  da  sie  aber  ausser  Eisen  und  Schwefel  auch 
Sauerstoff  enthalten,  so  giebt  ihre  Menge  keinen  Auf- 
schluss  über  ihre  Natur.  Ich  bin  noch  damit  beschäftigt, 
zu  untersuchen,  ob  sich  auf  diesem  Wege  bestimmte 
Verbindungen  bilden. 

III.  Verhalten  von  Eisenoxyd  zu  Schwefel- 
wasserstoff. 
Was  wir  hierüber  wissen,  beschränkt  sich  auf  die 
Angaben  vtm  Berzelius,  dass  nämlich  bei  Temperatu- 
ren unter  oder  bis  100<>  sich  Eisensesquisulfuret,  bei 
Temperaturen  über  lOO^,  aber  unterhalb  der  Glühhitze, 
sich  Eisenbisulfuret  bilde,  weil  in  diesem  Falle  einTheil 
des  SchwefelwasserstolBb  zersetzt  und  Wasserstoff  frei 
werde,  während  der  Schwefel  sich  mit  dem  anfangs  ent- 
standenen Sesquisulfiiret  verbinde.  Berzelius  hat  aber, 
wie  es  scheint,  das  Detail  dieser  interessanten  Versuche 


1 


16  Eammelsbergf 

nicht  publicirty  so  dass  man  nicht  weiss,  ob  er  die  Zu- 
sammensetzung der  entstandenen  Producte  wirklich  durch 
die  Analyse  ermittelt^  oder  nur  aus  ihrer  Menge  erschlos- 
sen, und  ob  er  d^^s  Freiwerden  von  Wasserstoff  wirklich 
beobachtet  hat. 

Ich  habe  mich  vorläufig  darauf  beschränkt,  die  Ein- 
wirkung beider  Körper  bei  Temperaturen  nahe  unterhalb 
der  Glühhitze  zu  untersuchen.  Der  Versuch  wurde  von 
Zeit  zu  Zeit  unterbrochen,  die  Gewichtszunahme  des 
Eisenoxyds  -bestimmt,  das  entstandene  graue  pulverige 
Product  in  allen  Theilen  gemengt  und  von  neuem  der 
Wirkung  des  Schwefelwasserstoffs  auag^setzt.  Die  flüch- 
tigen Producte^  Wasser  und  freier  Schwefel  wurden,  fort- 
getrieben. In  zwei  unabhängigen  Versuchen  erhielt  ich 
nach  wiederholter  Behandlung  eine  und  dieselbe  Menge, 
nämlich  von  100  Th.  Eisenoxyd  124Theile  des  Productsy. 
welches  auf  Grund  der  Analysen  als  ein  Oxysulfuret, 
bestehend  aus  1  At.  Eisenoxyd  und  3  At.  des.  ihm  ent- 
sprechenden Sesquisulfurets  betrachtet  werden  muss,  und 
beim  Erhitzen .  in  verschlossenen  Gefässen  schweflige 
Säure  entwickelt.  Beim  Glühen  in  Wasserstoff  verliert 
es  I8I/3  Proc,  wovon  genau  1/3  ;=  Sauerstoff,  2J3  =  Schwe- 
fel sind,  und  verwandelt  sich  in  ein  Gemenge  von  1  At. 
Eisen  und  3  At.  Eisensulf ur et. 

Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  bei  i^iederer 
Temperatur  sich  Oxysulfurete  bilden,  welche  reicher  an 
Eisenoxyd  sind,  worüber  weitere  Versuche  Aüfschluss 
geben  werden. 

Die  Existenz  von  Oxysulfureten  ist  beiid  Eisen  bis- 
her unbeachtet  geblieben.  Ich  habe  schon  oben  erwähnt, 
dass  man  aus  Eisenoxyd  und  Schwefel  in  gelinder  Hit2se 
sauerstoffhaltige  Proiucte  erhält,  von  denen  ich  vorläufig 
aber  nicht  ents<5heiden  mag,  ob  sie  Gemenge  sind. 
Berzelius  hatte  schon  auf  diesem  Wege  ein  braunes, 
magnetisches,  beim  Erhitaen  leieht  yerglisamendes  Pul- 
ver erhalten,  welches  sich  in  Säuren  ohne  Schwefelwas- 
serstoff zu  entwickeln  zu  einem  Oxyduisalz  auflöste,  und 


-    über  die  Schwefelungsstufen^  des  Eisens  etc.  17 

welches  ein  Oxysulfuret  gewesen  sein  kann.  Ich  habe^ 
dem  bereits  Angeführten  zufolge,  die  Versuche  in  dieser 
Richtung  noch  nicht  so  weit  fortgesetzt,  um  darüber  etwas 
sagen  zu  können*). 

IV.  Verhalten  des  Schwefelkieses  in  der  Hitze. 
Was  aus  dem  Schwefelkies  bei  starkem  Erhitzen 
werde,  ist  bis  jetzt  eigentlich  immer  zweifelhaft  geblie- 
ben, Stromeyer  erhielt  (wenigstens  aus  Strahlkies)  die 
dem  Magnetkies  entsprechende  Verbindung;  Berzelius 
führt  ebenfalls  an,  dass  der  Schwefelkies  nicht  die  Hälfte, 
sondern  nur  ^^7  seines  Schwefels  verliere.  Dagegen  fand 
Bredberg  bei  Versuchen  mit  Fahluner  Schwefelkies, 
dass  derselbe,  in  starker  Hitze  geschmolzen,  sich  in  Eisen- 
sulfuret  verwandelt,  welches  er  analysirt  hat. 

Ich  Hess  gepulverten  Schwefelkies  von  Freiberg  in 
einem  verschlossenen  Tiegel  einige  Standen  stark  glühen. 
Der  Rückstand  war  nicht  geschmolzen,  sondern  stellte 
ein  blaugraues  unmagnetisches  Pulver  dar,  dessen  spec. 
Gewicht  =  4,494  war,  welches  in  Wasserstoff  3,8  Proc. 
Schwefel  verlor,  und  61  Eisen  gegen  39  Schwefel,  d.  h. 
28  Eisen  gegen  18'  Schwefel  enthielt,  mithin  eine  dem 
Magnetkies  entsprechende  Zusammensetzung  hat. 

Ich  habe  den  Schwefelkies  über  der  Lampe  in  Por- 
cellan-  und  Glasgefässen  in  einem  Strom  trockner  Koh- 
lensäure geglüht  und  ganz  dasselbe  Resultat  erhalten- 
Der  Verlust  betrug  etwa  24  Procent**). 


*)  Man  könnte  fragen;  Wie  kommt  es,  dass  Berzelius  da 
ein  reines  Sehwefeleisen  erhalten,  hat,  wo  ich  ein  Oxysulfu- 
ret erhielt?  Hierauf  erwiedere  ich,  dass  Fe^S^  53,8,  das 
Oxysulfuret  56,8  Proc.  Eisen  enthält;  dass  jenes  15,88,  dieses 
16,31  Proc.  in  Wasserstoff  verliert,  dass  man  also  beide  Ver- 
bindungen nur  unterscheiden  kann,  wenn  man  die  Menge  des 
Schwefels  bestimmt.  Leicht  entsteht  also  die  Frage:  hat 
Berzelius  dieses  Oxysulfuret  für  das  reine  Sesquisulfnret 
angesehen? 

100  Fe2  03  =  130  Fe2S3. 

Ich  erhielt  124  Th.  Oxysulfuret. 

**)  Bliebe  Eisensulfuret  zurück,   so  müsste  er  fast  27  Proc.  aus- 
machen. 

Arch.  d.  Pharm.  CLX V.  Bds.  1.  Hfl.  2 


18  Rammehherg^ 

Hiei-durch  bestätigt  sich  Stromeyer's  Angabe,  und 
das  von  Bredberg  erhaltene  Sulfuret  ist  vielleicht  das 
Product  einer  noch  stärkeren  Hitze^  als  bei  allen  diesen 
Versuchen  angewandt  wurde. 

V.    Ueber  die  Zusammensetzung  des  Magnet- 
kieses. 

Die  Analysen;  welche  zur  Berechnung  dienen  kön- 
nen, sind:  Magnetkies  von  Treseburg  (Stromeyer);  aus 
Brasilien  und  von  Fahlun  (Plattner);  von  Bodenmais 
(H.  Rose  und  Graf  Schaffgotsch).  Alle  gehören  einer 
Zeit  an,  in  welcher  das  Atomgewicht  des  Eisens  zu  nie- 
drig angenommen  wurde,  bedürfen  daher  einer  kleinen 
Correction.  Ich  theile  das  Resultat  der  desfallsigen  Rech- 
nung hier  mit,  und  setze  den  aus  der  Differenz  berech- 
neten Schwefelgehalt  daneben,  weil  ich  glaube,  dass  die 
Eisenbestimmung  im  Verhältniss  weit  genauer  ist  als  die 
Schwefelbestimmung  (die  Analysen  haben  auch  immer 
einen  Ueberschuss  geliefert). 


Fe 

S 

1. 

Treseburg. 

Stromeyer. 

59,86 

40,14 

2. 

Brasilien. 

Plattner. 

60,20 

39,80 

3. 

Fahlun. 

Derselbe. 

60,29 

39,71 

4. 

Bodenmais. 

Schaffgotsch. 

61,10 

38,85 

5. 

n 

Derselbe. 

61,19 

38,81 

6. 

n 

H.  Rose. 

61,56 

38,44 

Der  Eisengehalt  schwankt  also  von  59,86  bis  61,56  Proc, 
d.  h.  um  1,7  Proc.  Dies  würde  bei  einer  sehr  einfach 
zusammengesetzten  Verbindung  nicht  viel  bedeuten;  an- 
ders ist  es  beim  Magnetkies,  dessen  Schwefeleisen  dem 
Sulfuret  so  nahe  liegt.  Hier  ändert  sich  das  Verhältnis3 
.der  Atome  von  Eisen  und  Schwefel  (oder  das  Verhält- 
niss von  Sulfuret  und  Sesquisulfuret  in  der  Verbindung), 
je  nachdem  man  die  Extreme  oder  das  Mittel  der  Ana- 
lysen als  Grundlage  wählt.  Denn  man  kann  sich  leicht 
überzeugen,  dass 


über  die  Schwefdutrgwdufff»  des  Eisens  etc.  19 

Strom ey er *s  Aniilys«...  =  tV  S7    =  4FeS,  Fe2S3 

H.  Rose's  Analyse =  FfeiiS*2  =  9FeS,Fe2S3 

Das  Mittel  aller  Analysen  =  iPe»  S^    =  6FeS,Fe2S3 
entspricht. 

Man  möchte  glauben,  dass  ein  so  einfacher  Versuch, 
wie  das  Glühen  des  Magnetkieses  in  Wasserstoff  ist,  die 
Frage  entscheiden  könnte.  Denn  diejenige  Menge  Schwe- 
fel, welche  bei  dem  Uebergange  des  Magnetkieses  in 
Eisensulfuret  frei  wird,  ist  für 

Fe6  S7    =  1/7   .  40       =:t  6,714  Proc. 
Fe7  S8    =  i/g    .  39,5     =  4,937       „ 
Fe8  S«.  =  1/9   .39,13  =r=  4,348       ^ 
Fe«  BIO  =  i/j^j.  38,84  =  3,«84       ^ 
Fe»OSii  =  Vii  •  39,6     =  3,51 
Fel*S«2  =  1/12.  38,4     =  3,20 

also  Werthe,  deren  Unterschiede  sich  leicht  sollten  er- 
kennen lassen.     Nun  gab  der  Magnetkies 

aus  BrasiUen..  4,92  Proc.  j  pi^ttner 

ron  Fahlun.  ..4,72       ^     * 

von  Bodenmais  3,36       „         Graf  Schaffgotsch. 

Sind  nun  deswegen  die  Ausdrücke  Fe^S^  für  jene  bei- 
den, undFei*S'2  für  den,  letzteren  gerechtfertigt?  Jeden- 
falls bedarf  es  noch  weit  mehr  Analysen,  um  die  Frage 
zu  entscheiden,  ob  der  Magnetkies  m  iFeS,  m  Fe2S3  sei,  was 
schon  früher  Graf  Schaffgotsch  zu  beweisen  suchte. 

Dife  häufige  Gegenwart  von  Schwefelkies  könnte  die 
Vermutfa^ng  begründen,  dass  der  schwefelärmste  Magnet- 
kies auch  der  reinste  gewesen  sei.  In  diesem  Falle 
müssen  wir  der  Analyse  H.  Rose 's,  also  der  Formel 
Fel'SJ2  =  9FeS,Fe2S3  den  Vorzug  geben. 

Für  jetzt  möchte  es  am  besten  sein,  die  Formel 
Fe^S«  =^  6FeS,F«^S3  ao»ianehmen^  wekh«  dem  Mittel  der 
Alialysen  am  nächsten  kommt. 

2* 


20  Eammelsbergf 

V.  Das  specifische  Gewicht  der  Schwefelungs- 

stufen  des  Eisens. 

Das   specifische   Gewicht    des   EisensulfuretSi    FeS, 
und  zwar   des  aus  Schwefelkies  durch  Wasserstoff  redu- 
cirten,  ist  von  Q.  Rose  gefunden...   =  4,668  —  4,726 
Ich   fand   das  durch   Glühen   von  ge- 
wöhnlichem Schwefeleisen  mit  Schwe- 
fel dargestellte =  4,790 

Dasselbe  nach  dem  Glühen  in  Wasser- 
stoff.    =  4,846 

Die  durch  Glühen  von  Schwefelkies  ent- 
stehende Verbindung  Fe^S^ =  4,494 

£s  scheint  also,  dass  das  Sulfuret  wiege  4,7  —  4,8 
Die  künstliche  Verbindung  Fe^S^  ist               =  4,6, 
die  natürliche,  krystallisirte,  der  Mag- 
netkies                 =  4,6. 

Endlich    das    krystallisirte    Bisulfuret 

wiegt  als  zweigliedriger  Speerkies.  4,85  —  4,9 

als  regulärer  Schwefelkies  . .  5,0    —  5,2 

Die  Dichte  der  Scfawefelungsstufen  des  Eisens  steht  zu 
den  relativen  Mengen  der  beiden  Bestandtheile  nicht  in 
directer  Beziehung. 

VI.  Ueber  das  Schwefeleisen  der  Meteoriten. 

Durch  die  Untersuchungen  von  G.  Rose  ist  das 
Vorkommen  des  Magnetkieses  in  den  Meteorsteinen  von 
Juvenas  und  Stannern  ausser  Zweifel  gesetzt.  Berze- 
lius  äusserte  später  die  Vermuthung,  dass  auch  Eisen- 
Bulfuret  in  Meteoreisen  enthalten  sei,  und  bezeichnete 
dessen  Analyse  als  sehr  wünschenswerth. 

Bei  meinen  Versuchen  mit  dem  Meteoreisen  von 
Seeläsgen  bemühte  ich  mich,  auch  die  darin  vorkommen- 
den cylindrischen  Massen  von  Schwefeleisen  für  sich  zu 
analysiren.  Indem  ich  die  darin  gefundenen  II/3  Proc. 
Nickel  nebst  so  viel  Eisen  in  Abzug  brachte,  als  för  die 
Mischung  des  umgebenden  Nickeleisens  erforderlich  war. 


■».• 


über  die  Schwefelungsstufen  des  Eisens  etc.  21 

ergab  sich  in  der  Th^t  fiir  das  Schwefeleisen  die  Zu- 
sammensetzung des  Sulfurets. 

Aehnliche  Versuche  hat  Taylor  mit  dem  Schwefel- 
eisen des  Meteoreisens  ^Yon  Toluca  angestellt.  Allein  er 
fand  darin  71/4  Proc.  Nickel  und  Kobalt.  Da  nun  das 
Nickeleisen  dieses  Meteoriten  selbst  nur  kaum  10  Proc. 
dieser  beiden  Metalle  enthält,  so  müsste  man  annehmeni 
das  Schwefeleisen  sei  nickeihaltig,  was  doch  sehr  fraglich 
ist^  wie  denn  überhaupt  die  Analyse  einer  Wiederho- 
lung bedarf. 

Das  Meteoreisen  von  Knoxyille,  Tazewell  Countj, 
TennesseC;  enthält  nach  Smith  ein  graues  Schwefeleisen; 
welches  die  Zusammensetzung  des  Sulfurets  hat,  man 
mi^  den  geringen  Nickelgehalt  (I/3  Proc.)  als  der  Haupt- 
masse angehörig  betrachten  oder  nicht. 

Vor  Kurzem  theilte  mir  O.  Rose  ein  Schwefel- 
eisen aus  dem  Meteoreisen  von  Sevier  Gounty,  Tennes- 
see, mit,  welches  im  Ansehen  an  Magnetkies  erinnert, 
und  einzelne  metallische  Theilchen  von  Nickeleisen  ent- 
hält, die  dem  Magnet  folgen.  Ich  habe  in  zwei  Analy- 
sen 1,5  —  1,9  Proc.  Nickel  gefunden,  und  die  Verhält- 
nisse des  Schwefels  und  Eisens  der  Art,  dass  bei  Hinzu' 
rechnung  des  Nickels  zu  letzteren  auch  hier  Eisensulfu- 
ret  sich  ergiebt. 

Indessen  halte  ich  weder  diese  noch  meine  früheren 
Versuche  mit  den.  Einschlüssen  des  Meteoreisens  von 
Seeläsgen  für  hinreichend,  um  die  Frage:  ob  Magnet- 
kies? ob  Sulfuret?  sicher  zu  entscheiden,  die  allerdings 
wegen  der  geringen  Zusammensetzungsdifferenz  des  Sul- 
furets  und  des  Magnetkieses  sehr^  schwierig  ist.  Denn 
wenn  man  von  der  Ansicht  ausgeht,  das  Schwefeleisen 
sei  in  allen  Fällen  Magnetkies,  so  wird  die  in  Abzug 
zu  bringende  Menge  Eisen  um  etwas  grösser,  allein 
dieses  Mehr  ändert  das  Verhältniss  von  Nickel  und  Eisen 
nur  in  geringem  Grade;  die  Rechnung  allein  gewährt 
mithin  keine  Sicherheit. 

Wenn  man  sich  erinnert,   dass   es  sowohl  nickelhal- 


23  BammeUherg, 

tige  Magnetkiese  giebt  (Modum,  Klefva^  Pennsyivanieu)/ 
als  auch,  dass  nach  Sehe  er  er  in  Norwegaa  ein  nickel- 
reicbes  Eisensulfuret  vorkommt^  welches  nach  den  Flä- 
chen des  Octaeders  spaltbar  sein  soll,  wird  man  auch  in 
denr  Schwefeleisen  der  Meteoriten  einen  Mckelgehalt 
voraussetzen  dürfen,  und  dann  wird  es  noch  weit  weni- 
ger gerechtfertigt  sein,  denselben  lediglich  einer  Bei- 
mengung Ton  Nickeleisen  zuzuschreiben.  Nun  giebt 
Magnetkies  in  Wasserstoff  Schwefel  ab,  Eisensulfuret 
aber  nicht.  Ich  habe  diesen  Versuch  mit  dem  zuletzt 
erwähnten  Schwefeleisen  angeeitellt,  und  in  der  That 
1,2  Proc.  freien  Schwefel  erhalten.  —  Magnetkies  und 
Eisensulfuret  unterscheiden  sich  in  ähnlicher  Art  beim 
Auflösen  in  Chlorwasserstoffsäure.  Ich  erhielt  im  vor* 
liegenden  Falle  1,44  Proc.  Schwefel.  Diese  Versuche 
lehren  zwar,  dass  die  Substanz  nichc  reines  Sulforet  sein 
kdnne,  allein  sie  ergeben  andererseits  viel  weniger  Schwe* 
fei,  als  Magnetkies  unter  gleichen  Umständen. 

Das  specifische  Gewicht  des  Schwefeleisens  im  Me- 
teorßisen  i9t 

von  Seeläsgen =  4,787 

von  Toluca =  4,822 

von  Knoxville =4,75 

von  Sevier  Co. =  4,817 

gdfonden.  Jede  Beimengung  von  Nickeleisen  muss  aber 
das  specifische  Qewioht  des  reinen  Sehwefeleisens  erhö- 
hen, so  daas  auch  diese  Bestimiaungen  nioht  als  Beweise 
dienen  können. 

Will  man  also  die  Existenz  des  Eisensulfurets  im 
Meteoreisen  durch  die  Analyse  von  Smith  nicht  als 
hinlänglich  begründet  erachten,  so  wird  es  weiterer  Un- 
tersuchungen bedürfen,  die  Frage  zu  lösen.  Ich  hoffe, 
später  auf  diesen  Gegenstand  zurückkommen  zu  können. 


angehlicher  Stickstoffgehalt  des  Roheisens.  23 

Ueber  den  angeblidieii  Sticbtofljsehalt  des 

Roheisens; 

von  ' 

Demselben. 


Bekanntlich  ist  in  den  letzten  Jahren  die  Behaup- 
tung aufgestellt  worden,  dass  Stahl  und  Roheisen^  ja 
selbst  StabeiseU;  Stickstoff  enthalten;  und  es  hat  sich 
in  Frankreich  zwischen  Fr6my  und  Caron  eine  weit- 
läufige Discussion  entsponnen,  indem  Jener  den  Stick- 
stoff als  einen  wesentlichen,  dieser  als  einen  zufälligen 
Bestandtheil  der  genannten  Körper  betrachtet. 

Was  den  Stahl  betrifft,  so  behauptet  Fr6my,  dass 
bei  der  Bildung  des  Cementstahls  das  Stabeisen  Kohlen- 
stoff und  Stickstoff  aufnehme,  dass  der  Stahl  diesen  Stick- 
stoff beim  Glühen  in  Wasserstoff  in  der  Form  von 
Ammoniak  verliere  und. dadurch  zu  Stabeisen  werde, 
■dass  die  Rückstände,  welche  Stahl  beim  Behandeln  mit 
Säuren  oder  mit  Kupferchlorid  giebt,  stickstoffhaltig 
seien,  und  dass  sphon  sehr  geringe  Mengen  Stickstoff 
die  Stahlbildung  hervorrufen,  wie  degn  Bouis  in  einem 
Gussstahl  angeblich  ^/sooooo  Stickstoff  bestimmt  haben 
wiU*). 

Aber  der  Stickstoffgehalt  in  den  Eisenarten  ist  schon 
vor  länger  als  20  Jahren  von  Schafhäutl  in  München 
behauptet  worden**),  welcher  sagt,  dass  manches  Roh- 
eisen mit  Kali  Ammoniak  entwickle,  dass  der  beste 
englische  Gussstahl  0,18  Proc.  Stickstoff  enthalte,  dass 
die  Rückstände  vom  Auflösen  des  Eisens  in  Säuren  stick- 
stoffhaltig seien.  Obwohl  nun  später  Marchand  durch 
eine  Reihe  von  Versuchen  zu  dem  Schlüsse  gelangt  war, 
ein  Stickstoffgehalt  sei  im  Roheisen  und  Stahl  nicht  mit 

*)  Auch  Boussingault  hat   sich  als  Vertheidiger  von  Fr^- 
xn  7*8  Behauptungen  erklärt,  und  giebt  an,  im  Gussstahl  seien 
''/looooo  eines  Procents  an  Stickstoff  enthalten. 
*♦)  Lond.  and  Edinb.  phil.  Mag.  1839.  —  Jahrb.  für  praktChem. 
19.  159. 


> 


% 


fi 


24  Rammelsberg^ 

Sicherheit  anzunehmen^  auch  die  Rückstände  beim  Auf- 
lösen derselben  frei  von  Stickstoff  gefunden  hatte,  so  hat 
doch  Fr^my  neuerlich  seine  Behauptungen  auch  für  das 
Roheisen  geltend  zu  machen  gesucht  und  sogar  die  kühne 
Hypothese  aufgestellt,  Roheisen  und  Stahl  seien  Verbin- 
dungen von  Eisen  mit  einem  aus  Kohlenstoff  und  Stick- 
stoff bestehenden  Radikal,  dessen  Zusammensetzung  durch 
Substitution  verändert  werden  könne,  und  dessen  Zer- 
setzungsproducte  heim  Auflösen  dieser  Stoffe  in  Säuren 
zum  Vorschein  kämen. 

Es  scheint,  dass  Fr^my's  Ideen  durch  die  interes- 
santen Versuche  Wo  hier 's  und  Deville's,  nach  wel- 
chen Bor,  Kiesel  und  Titan  sich  in  der  Hitze  mit  dem 
Stickstoff  der  Luft  direct  verbinden,  eine  Stütze  erhalten 
könnten.  Findet  sich  doch  Cyankalium  im  Eisenhohofen, 
ist  die  kupferrothe  krystallisirte  Substanz,  welche  man 
mit  Wollaston  lange  für  Titan  hielt,  doch  nach  Woh- 
le r  ein  Cyan- Stickstofftitan,  und  hat  noch  neuerlich 
H.  Rose  in  der  Kiesehäure  der  Hohöfen  0,1  Proc.  Stick- 
stoff nachgewiesen,  so  dass  Caron  glaubt,  wenn  Roh- 
eisen Stickstoff  enthalte,  so  sei  er  an  Kiesel  oder  Titan 
gebunden.  Allein  Eisen  nimmt  an  sich  in  der  Hitze 
keinen  Stickstoff  auf;  die  Versuche  von  Bert  hellet, 
Th^nard,  Savart,  Despretz,  Buff  und  Fremy 
scheinen  nur  zu  beweisen,  dass  Eisen  beim  Erhitzen 
in  Ammoniak  bei  einer  gewissen  Temperatur  sich  mit 
Stickstoff  verbinden  könne,  und  dass  nur  die  Methode  des 
Letzteren,  Rothglühen  von  Eisenchlorür  in  Ammoniak, 
ein  wirkliches  Stickstoffeisen  liefere.  Insbesondere  aber 
ist  in  Betracht  zu  ziehen,  dass  die  Bestimmungen  bei 
der  Darstellung  von  Roheisen  und  Stahl  ganz  andere 
sind,  als  die  oben  erwähnten;  dass  es  sich  dabei  weder 
um  ein  Eisensalz  noch  um  Ammoniak  handelt. 

In  Frankreich  hat  sich  Grüner  mehrfach  gegen 
Fr6my  ausgesprochen,  und  aus  praktischen  Gründen  des 
Letzteren  Behauptung,  Roheisen  enthalte  noch  mehr 
Stickstoff,  als  der  daraus  gepuddelte  Stahl,  widerlegt. 


Jl 


angeblicher  Siickitoff^gehalt  des  Roheisens.  25 

Es  mag  hier  ganz  unerörtert  bleiben^  ob  so  unge- 
mein kleine  Mengen  Stickstoff^  wie  namentlich  die  spä- 
teren Versuche  Frimy's  u.  A.  in  den  Eisensorten  er- 
geben, auf  die  Beschaffenheit  derselbe^  von  irgend  wel- 
chem Einfluss  sind.  Dagegen  schien  es  mir  wichtig, 
dasjenige  Roheisen  auf  einen  Gehalt  an  Stickstoff  zu 
prüfen,  aus  welchem  der  sogenannte  Rohstahl  dargestellt 
wird.  Es  ist  diejenige  Art  des  weissen  Roheisens,  welche 
man  Spiegeleisen  zu  nennen  pflegt,  und  welche  aus  Spath- 
eisenstein  mit  Holzkohlen  erblasen  wird.  Ich  liess  mehrere 
Pfunde  desselben  in  verdünnter  Schwefelsäure  auflösen, 
and  sowohl  die  Auflösung  als  den  kohligen  Rückstand  auf 
Stickstoff  untersuchen.  Aus  jener  wurde  der  grösste 
Theil  des  Eisenvitriols  auskrystallisirt'*'),  die  Mutterlauge 
dann  mit  Kalkhydrat  destillirt.  Dadurch  wurde  in  der 
That  etwas  Ammoniak  erhalten  und  in  Form  von  Platin- 
salmiak bestimmt.      Allein    der  daraus  berechnete  Stiqk- 

• 

Stoff  beträgt  0,002  eines  Procents,  oder  ^50000  des  Eisens, 
und  diese  geringe  Menge  für  wesentlich  zu  halten,  streitet 
wohl  gegen  alle  Wahrscheinlichkeit.  Nach  Främy  ist 
aber  der  Rückstand  stickstoffhaltig;  allein  weder  durch 
Erhitzen  mit  Kalilauge  noch  mit  Natronkalk  gab  der 
aus  Spiegeleisen  erhaltene  Ammoniak;  aber  er  enthielt 
auch  kein  Titan.  Auch  derjenige  kohlige  Rückstand, 
welcher  beim  Auflösen  von  Roheisen  mit  Hülfe  eines 
elektrischen  Stromes  nach  Weyl's  Methode  erhalten 
wird,  gab  ein  negatives  Resultat.  Lässt  man  aber  solche 
Rückstände  einige  Tage  an  der  Luft  liegen,  so  entwickeln 
sie  beim  Behandeln  mit  Kalilauge  Ammoniak,  welches 
sie  offenbar  aus  der  Luff  absorbiren. 

Wie  leicht  das  Ammoniak  von  porösen  Körpern  ab- 
sorbirt  wird,  ist  allgemein  bekannt.  Kohle,  natürliches 
und  künstliches  Eisenoxyd    und    andere  Körper    besitzen 


*)  Sollte  dabei  nicht  das  Ammoniak  in   Form  von  schwefelsau- 
rem Eiaenoiydul- Ammoniak  =  H*  NO,  S03  -f  FeO,  S03  +  6  HO   fl 
auskrystallisirt  sein ?  (Ludwig.)         •« 


26  WiUsteinj 

diese  Eigenschaft,  und  die  alte  Beobachtung  von  Austin^ 
Chevallier  und  Berzelius,  dass  feuchte  Eisenfeiler 
an  der  Luft  Ammoniak  bildet,  und  dass  der  Eisenrost 
solches  enthält^  ist  vielleicht  nicht  aus  einer  Wasseraer* 
Setzung;  sondern  lediglich  aus  der  Absorption  des  in  der 
Luft  ^itbaltenen  Ammoniaks  zu  erklären. 

Ich  liess  zerkleinertes  Spiegeleisen  mit  Wasser  ab- 
spülen und  mit  Kalilauge  erhitzen,  erhielt  aber  kein  Am- 
moniak. Hatte  das  Eisen  aber  einige  Tage  an  der  Luft 
gelten,  so  konnte  nun  eine  merkliche  Menge  Ammoniak 
erhalten  werden. 

Wenn  hiemach  gerade  in  demjenigen  Roheisen, 
welches  vor  allen  anderen  zur  Stablbildung  geeignet  ist, 
kein  wesentlicher  Gehalt  an  Stickstoff  sich  nachweisen 
lässt,  wenn  andererseits  die  Leichtigkeit,  mit  welcher 
Ammoniak  von  Eisen  und  anderen  Körpern  aus  der 
Li^ft  aufgenoDDLmen  wird,  in  Betracht  gezogen  wird,  so 
darf  man  wohl  nicht  glauben,  dass  Främy's  Ideen  auf 
die  Metallurgie  des  Eisens  von  Einfluss  sein  und  die 
Theorie  der  Cementstahlbildung  modificiren  können. 


Versnche  zur  AnfBudimg  eines  leichten,  sieben  nnd 
schnellen  Verfahrens,  die  thierische  Hüch  anf 
ihren  Handelswerth  zn  prüfen; 

von 

Dr.  G.  C.  Wittslein. 

(Fortsetzung  und  Schluss  der  Abhandlung  in  Bd.  CLXIV.  Heft  3. 

pag.  239.) 

Zweite  Versuchsreihe. 

Ich  kam  nun  auf  den  Gedanken^  ob  es  nicht  ein 
Mittel  gäbC;  durch  welches  man  in  den  Stand 
gesetzt  werde^  den  Rahm^  welchen  die  Milch  min- 
destens   erst   binnen    mehrstündigen   Stehens  .vollständig 


Prüfung  der  iMerischen  Milch.  27 

abscheidet,  viel  rascbör  —  wo  möglich  binnen 
einigen  Minuten  —  auf  der  Oberfläche  anzu- 
sammeln und  80  durch  Ablegen  an  einer  gra- 
duirten  Bohre  sein  Volum  in  kurzer  Zeit  zu 
bestimmen. 

Von  dem  Glaubersalze  und  andern  neutralen  Alkali- 
salzen weiss  man^  dass  sie  die  im  Blute  schwimmenden 
Kügelchen,  welche  durch  blosse  Filtration  des  Blutes 
nicht  getrennt  werden  können,  sofort  vollständig  abschei- 
den. Dieselbe  Wirkung  war  auch  denkbar  auf  die  (aller- 
dings ganz  anders  constituirten)  Milchkügelchen,  welche 
ja,  möglichst  nahe  aneinander  gerückt,  den  Rahm  bilden, 
aber  ebenfalls  nicht  durch  blosse  Filtration  zu  gewinnen 
sind. 

Ich  fertigte  daher  mehrere  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur gesättigte  Lösungen  von  einigen  Alkalisalzen  an, 
vermischte  sie  im  graduirten  Cylinder  mit  einem  gleichen 
Volum  Milch  (5  CC  mit  5  CO.),  stellte  in  die  Ruhe,  no- 
tirte,  sobald  eine  Rahmschicht  deutlich  abgegrenzt  war, 
die  Höhe  derselben  an  und  nahm  auch  von  weiterer 
Vermehrung  dieser  Schicht  in  gewissen  nachfolgenden 
Zeiträumen  Notiz. 

Gleichzeitig  stellte  ich  in  einem  andern  Cylinder  ein 
ebenso  grosses  Quantum  (6  GC.)  derselben  Miloh  für  sich 
hin  und  beobachtete  auch  hier  -die  allmälige  Rahmver- 
mebrung  unter  Berücksichtigung  der  dazu  erforderlichen 
Zeitdauer. . 

Femer  wurde  jedesmal  die  Temperatur  des  Locals, 
wo  die  Proben  standen,  errnittelt.  Es  wurden  mit  Glau- 
bersalz, Kochsalz,  Salpeter  und  Salmiak  Versuche  ange- 
stellt. Wir  th  eilen  .nur  die  mit  Glaubersalzlösung  ange- 
stellten Versuche  mit  (s.  Seite  28). 


28 


Wittstein, 


Versuche  mit  Qlaubersalzlösung. 


Datum 
1859. 

Tem- 
pera- 
tur 
des 
Locals 

Rahm  -  Procente, 

abgesetzt  toh  der  mit  der 

Salzlösung  vermischten 

Milch  nach 

■ 

Rahm-Procente, 

■ 

abgesetzt  von  der  unver- 
mischten  Milch  nach 

n.  C. 

Std.      Proc. 

Std.      Proc. 

Std.     Proc. 

Std. 

Proc. 

9.  Aug. 

220 

1      -10 

24      -10 

1      —  6 

24 

—  10 

10.     „ 

220 

3/4-    6 

11/2  -  6,6 

11/4  -  4 

4 

-   6 

- 

4-7 

24-8 

24            6 

11.       n 

230 

1/2  -  6 

3/4-   7 

11/2  -  4 

2V2 

-   5 

1-8 

11/2  -  8,2 

41/2  -  6 

5V2 

—   6,6 

21/2  —  8,6 

.  41/2  -  9 

24—8 

51/2  —  M 

24      -10 

1—3 

2 

-   4 

12.  Sept. 

160 

2-3 
4—5 

21/2  -  4,6 
24      —  6,8 

21/2  -  4,6 
24—6 

4 

-   5 

15.    „ 

150 

11/2  -  4 
24-9 

4-7 

11/2  -  6 
24      -11 

4 

-10 

16.    , 

140 

1-4 
24      -  9^ 

3—6 

1—4 
24      -12 

3 

—  9 

17.    . 

140 

21/2.  -  8 

24      — 10,6 

21/2  - 10 

24 

11 

10.  Oet. 

150 

1 

4-5 

1 

24—8 

4      -   7 

24 

10 

Es  dürfte  schwer  sein,  aus  dieser  zweiten  Versuchs- 
reihe brauchbare  Schlüsse  zu  ziehen,  denn  sie  wider- 
sprechen sich  häufig;  so  viel  indessen  zeigen  sie,  dass 
von  der  Anwendung  der  Glaubersalzlösung  noch  am  ehe- 
sten ein  praktischer  Nutzen  zu  erwarten  ist,  eher  als  von 
den  übrigen  Salzlösungen,  die  meistens  weit  schlechtere 
Resultate  gaben  als  die  Milch  für  sich.  Aber  die  Rahm- 
absonderung erfolgte  noch  immer  viel  zu  langsam  für  den 
Zweck  einer  raschen  Milchprüfung. 

Dritte  Versuchsreihe. 

Ich  versuchte  hierauf,  ob  die  Rahmabsonderung 
nicht  eben  so  gut  statt  fände,  wenn  statt  der 
Glaubersalzlösung  reinesWasser  der  Milch  zu- 
gesetzt  würde. 


■"^ 


Prüfung  der  ihierüchen  Milch, 
Versuche  mit  gleichem  Volum  Wasser. 


29 


Datum 
1860. 

Tem. 
pera- 

tur 

des 
Locak 

Rahm  -  Procente," 

abgesetzt  von  der  mit 

Wasser   vermischten 

Milch  nach 

Rahm -Procente, 

abgesetzt  von  der  nnver- 
mischten  Milch  nach 

n.C. 

Std.     Proc. 

Std.     Proc. 

Std.     Proc. 

Std.     Proc. 

10.  April 

100 

Vk  -  9 
24      -  6*) 

4-9 

IV2  -   6 
24—7 

4-6 

11.      n 

9,60 

1      -    9 
24      —10 

IV4  -  12 

11/4  -  4 
24-7 

21/4  -   6 

12.     , 

10« 

3/4-9 

23/4       16 

24      -14 

13/4  - 17 
4          ;6 

13/4  -    7 
4            8 

23/4  -   8 
24      -10 

13.     , 

9,50 

3/4-18 

24      -13 

4      -16 

21/4  -   7 
24      —10 

4-8 

14.     n 

100 

1      -24 
24      - 12 

2      —16 

2-6 

24      - 10 

4-7 

U.   8.  W. 

Der  kürzeste  Zeitraum,  in  welchem  bei  diesen  Proben 
in  der  mit  Wasser  verdünnten  Milch  eine  Rahmschicht 
sichtbar  wurde,  betrug  ^J2  Stunde  —  noch  immer  zu  viel 
Zeit  für  den  Zweck  der  Milchprüfung,  wie  ich  sie  wünschte; 
zudem  unter  22  Versuchen  auch  nur  Einmal,  während 
eine  Rahmschicht  viermal  erst  nach  ^j^  St.,  fünfmal  nach 
1  St.,  einmal  nach  1I/4  St.,  dreimal  nach  l^/^  St.,  ein- 
mal  nach  1^/4  St.,  zweimal  nach  2  St.,  einmal  nach  23/^ 
Stunden,  einmal  nach  3  St.  und  dreimal  nach  4  St.  sicht- 
bar wurde.  Aber  diese  Rahmschichten  waren  dann  noch 
keineswegs  der  richtige  Ausdruck  fUr  die  Güte  der  Milch, 
indem  sie 

1)  Einen  Fall  ausgenommen,  nach  24  St.   eine  andere 

Höhe  einnahmen,  und  zwar  fast  eben  so  oft  mehr, 

wie  weniger  betrugen; 


*)  Diese  Verminderung  des  Rahmvolams  erklärt  sich  dadurch, 
dass  der  aus  der  verdünnten  Milch  rasch  aufgestiegene  Rahm 
anfangs  nur  locker  aneinander  hing  und  sich  erst  mit  der 
Zeit  dichter  zusammenzog;  sie  wurde  wiederholt  beobachtet. 


30  WiüBtein, 

2)  die  nach  24  St.   erreichten  Höhen  in  allen  Fällen 
nicht  mit  den  in  der  nnvermischten  Milch   entstan- 
denen   Rahmschicht- Höhen    übereinstimmten.      Ich 
glaube  nämlich;  dass  die   in  letzterer  entstande- 
nen Rahraschicht -Höhen  als  die  normalen  betrachtet 
werden   müssen^    obgleich    sie   in    obfgeh    22    Ver- 
suchen   sonst   ohne    Ausnahme    geringer    sind;    als 
die   der   mit  Wasser  verdünnten  Milch.     Warum 
die    letztere    mehr   Rahm    aufwirft^    als  die  unver- 
mischte,    liegt   gewiss    lediglich    in    ihrer   grossem 
Verdünnung,  welche  den  Fettkügelohen  im  Aufstei- 
gen weniger  Hindemiss  entgegensetzt  5  aber  da  zum 
Zwecke    der   Rahmabsonderung^   resp.   Rahmgewin- 
nung, im  praktischen  Leben  die  Milch  niemals  mit 
Wasser  verdünnt  wird,  so  ist  es  wohl  gerechtfertigt, 
nicht  diejenige  Rahmmenge,  welchö   auf  nur  immer 
mögliche  Weise   aus  der  Milch   geschieden  werden 
kann,   sondern    diejenige   Rahmmenge,    welche    die 
Milch  in  dem  zum  Verkauf  dargebotenen  Zustande 
absetzt,  als  die  normale  anzusehen. 
Es  ist  nun  auch   erklärlich,  weshalb  in  der  zweiten 
Versuchsreihe   aus  der  reinen  Milch  sich  meistens  mehr 
Rahm  absetzte,  als  aus  der  mit  einer  concentrirten  Salz- 
lösung vermischten;  denn  obgleich  der  Milch  durch  die 
Salzlösung   fast   noch    eben  so  viel  Wasser   hinzngefuhrt 
wurde,    als    sie   schon    besass,    so    empfing    sie   dagegen 
damit  zugleich  auch  eine  Portion  SalZ)  welche  das  spec. 
Gewicht  dieses  Wassers  so  sehr  erhöhte,   dass   die  Dich- 
tigkeit der  unvermischten  Milch  demuiigeachtet  noch  weit 
weniger  betrug,   als  die  der  mit  der  Salzlösung  verdünn- 
ten Milch. 

Es  wurde  noch  versucht,  ob  vielleicht  ein  kleiner 
Zusatz  von  Alkohol  oder  Aether  im  Stande  sei,  den  Rahm 
schnell  in  der  Milch  aufsteigen  zu  lassen,  jedoch  ohne 
allen  Erfolg. 

Vierte  Versuchsreihe. 
Um  nichts    unversucht  zu  lassen,   probirte 


•    Prüfung  der  ihierüch^n  Milch.  31 

ich  auch  einmal^  den  Betrag  des  Wassers  di- 
rect  zu  bestimmen. 

Dazu  lag  als  Instrument  das  Fuchs'sche  Hallymeter, 
welches  bekanntlich  zur  genauen  Ermittelung  des  Wasser- 
gehalts des  Biers  dient,  am  nächsten.  Zum  Schütteln 
d^r  Milch  mit  Kochsalz  diente  das  mehrerwähnte  10  CC- 
Glas;  die  darin  Baum  habenden  160  Gran  Wasser 
lösen  57,6  Gran  Kochsalz  auf.  Dasselbe  Volum  Milch 
muss  folglich  weniger  als  57,6  Gran  Kochsalz  lösen,  aber 
der  Unterschied  um  so  geringer  sein,  je  wasserreicher 
die  Milch  ist.  Da  aber  ein  und  dieselbe  Milch  ein  und 
dieselbe  Quantität  aufgelöster  Substanzen  enthält,  sie 
mag  abgerahmt  oder  nicht  abgerahmt  sein,  so  begreift 
es  sich  schon  von  vornherein  leicht,  dass  vermittelst  des 
Hallymeters  nur  der  durch  Wasserzusatz,  nicht  aber  der 
durch  Bahmabnahme  allein  verübte  Betrug  möglicher 
Weise  nachgewiesen  werden  kann. 

Der  Ausführung  der  Probe  stellte  sich  anfangs  ein 
Hindemiss  entgegen.  Als  ich  nämlich  frische  (ein  Paar 
Stunden  vorher  gemolkene)  Milch  (welche  allerdings  sehr 
schwach  sauer  reagirte)  mit  so  viel  feingeriebenem  Koch- 
salz, als  wenn  sie  bloss  Wasser  wäre,  also  mit  einem 
tJeberschuss  dieses  Salzes  versetzt,  ein  Paar  Minuten 
geschüttelt  und  dann  in  das  Hallymeter  gegossen  hatte, 
verdickte  sich  das  Ganze  unter  Ausscheidung  des  Käse- 
Stoffs  in  feinen  Flocken  bald  so  stark,  dass  das  ungelöst 
gebliebene  Kochsalz  sich  nicht  abscheiden  konnte.  Bei 
Wiederholung  der  Probe  suchte  ich  die  Verdickung  da- 
durch zu  verhindern,  dass  ich  die  Milch  vor  dem  Zu- 
schütten des  Kochsalzpulvers  mit  einigen  Tifopfen  einer 
alkalischen  Lösung  von  blauem  Carmin  vermischte;  zu- 
gleich hoffte  ich  dadurch,  das  ausgeschiedene  Kochsalz 
leichter  zu  erkennen,  als  es  in  der  weissen  Flüssigkeit 
möglich  war.  Letztere  Absicht  wurde  allerdings  erreicht, 
aber  auch  diesmal  trat,  obgleich  nicht  so  schnell,  Ge- 
rinnung ein,  nachdem  sich  das  Salz  grösstentheils  aus- 
geschieden hatte.     Ich   schloss  daraus,  dass   durch  eine 


32  Wittdein, 

kleine  Vermehrung  von  Alkali  das  Qerinnen  gänzlich 
vermieden  werden  könne ;  in  der  That  trat,  als  ich  6  CC. 
Milch  mit  10  Tröpfen  einer  Auflösung  von  kohlensaurem 
Kali  (worin  Vio  i^^^es  Gewichts  KO,  C02),  10  Tropfen 
Lackmustinctur  und  einem  Ueberschuss  von  Kochsalz 
schüttelte,  keine  Verdickung  ein,  und  das  ungelöste  Salz 
schied  sich  sehr  leicht  und  deutlich  ab. 

Ich  blieb  daher  in  den  nun  folgenden  Versuchen  bei 
letzterer  Verfahrungsweise  stehen;  es  wurden  nämlich 
5  CC.  Milch  mit  10  Tropfen  Kalilösung,  10  Tropfen 
Lackmustinctur  und  so  viel  Wasser,  dass  alles  10  CC. 
betrug,  vermischt,  64  Gran  Kochsalzpulver  hinzugeschüttet, 
das  Ganze  5  Minuten  lang  geschüttelt,  dann  in  das  Hally- 
meter  gebracht  und  die  in  der  Ruhe  daraus  abgeschie- 
denen Kochsalz- Grade  (=  Grane)  notirt.  Gleichzeitig 
stellte  man  ein  gemessenes  Quantum  derselben  Milch  im 
graduirten  Cylinder  hin  und  notirte  die  nach  24  Stunden 
abgesonderte  Bahmmenge. 

Nro.  Datum      Temperatur      Abgeschiedenes    Kahmgehalt. 

1860.        des  Locals.  Kochsalz. 

1.  2.  Juni  15«  C.  6,6  Gran  8  Proc. 

2.  4.     „  15,50  3,3     „  7,6   „  , 

3.  5.     „  150  10,5     „  8,8   ^ 

4.  6.     „  15,50  10,5     ,  7,2   „ 

5.  7.     „  160  10,5     „  9      „ 

6.  9,     ,  170  10        „  8      „ 

7.  11.     „   .  17,50  10,3     ,  7      „ 

Werden  die  in  jedem  Versuche  verwendeten  10 
Tropfen  Kalilösung  und  10  Tropfen  Lackmustinctur  als 
reines  Wasser  beti*achtet,  ,  so  erhielt  jede  Probe  (5  CC.) 
Milch  einen  Zusatz  von  ö  CC.  (=  80  Gran)  Wasser,  in 
welchem  sich  28,8  Gran  Kochsalz  lösen,  welche  also  vor- 
ab von  den  in  Arbeit  genommenen  64  Gran  Kochsalz 
abgezogen  werden  müssen.  Von  dem  Beste  =  35,2  Gran 
hatten  sich  in  den  5  CC.  Milch  in  No.  1:  28,6,  in  No.  2: 
31,9,  in  No.  3,  4  und  5:  24,7,  in  No.  6:  25,2,  und  in 
No.  7:  24,9  Gran  aufgelöst.  Diese  Zahlen  sind  aber, 
wenn  sie  als  Maassstab  der  Beurtheilung  der  Beschaffen- 


Prüfung  der  thieriscKen  Milch»  33 

heit  der  Milch  dienen  sollen,  völlig  unbrauchbar,  denn 
die  Milch  No.  1,  welche  8  Proc.  Eahni  abwarf,  hatte  fast 
ebenso  viel  Kochsalz  aufgelöst  wie  das  ihr  gleiche  Volnra 
Wasser;  die  im  Rahmgehalte  damit  ganz  gleiche  Milch 
No.  6  hingegen  hatte  über  3  Gran  Salz  weniger  gelöst; 
die  Milch  No.  7  mit  dem  geringsten  Rahmgehalte  (7  Proc.) 
hatte  weniger  Salz  aufgelöst  als  No.  6;  die  Milch  No.  2 
mit  7,6  Proc.  Rahmgehalt  hatte  über  3  Gran  Salz  mehr 
gelöst  als  das  ihr  gleiche  Volum  Wasser  u.  s.  w. 

Fünfte  Versuchsreihe. 

Versuche  mit  einem  neuen  Aräometer,  un- 
ter steter  Berücksichtigung  der  Temperatur 
und  des  Rahmgehaltes  der  Milch. 

Das  specifische  Gewicht  einer  Flüssigkeit,  welche 
von  der  Dichtigkeit  des  destillirten  Wassers  nur  wenig 
abweicht,  lässt  sich  mittelst  der  gewöhnlichen  Aräometer 
nicht  genau  bestimmen.  Da  aber  die  Empfindlichkeit 
des  'Aräometers  um  «o  grösser  werden  muss,  je  grösser 
der  Unterschied  im  Volum  des  Schwimmers  und  des 
Stiels  ist,  so  brachte  dies  Herrn  Professor  von  Fellen- 
berg auf  den  Gedanken^  für  Mineralwasser  ein  der- 
artiges Aräometer  zu  construiren,  welches  noch  einen 
Unterschied  im  spec.  Gewicht  von  0,000031  anzugeben 
im  Stande  ist.  Ich  habe  solche  Aräometer  zuerst  von 
Glas  anfertigen  lassen*),  und  nicht  nur  selbst  ihre  grosse 
Bequemlichkeit  und  Genauigkeit  kennen  gelernt,  sondern 
auch  die  Bestätigung  davon  von  mehreren  Seiten  erhalten. 

Das  Volum  des  Stiels  dieser  gläsernen  Aräometer 
verhält  sich,  wie  ich  gefunden  habe,  zum  Volum  des 
Schwimmers  wie  1  :  148;  der  Stiel  verdrängt  nämlich 
2,5  CG.  Wasser,  der  Schwimmer  aber  370  CG.  Die 
Skala  geht  bis  zu  180  herab,  und  da  jeder  Theilstrich 
=  0,000031  ist,  so  muss  eine  Flüssigkeit,  worin  jene  bis 
zu    180  hervorragen   soll   (bei    12,50  R.)^    ein  spec.  Gew. 


*)  Vierteljahraschr.  für  prakt.  Pharm.  IX.  24.  160. 
Arch.  cL Pharm.  CLXV.  Bds.  l.Hft.  3 


'^ 


34 


Wütsteiriy 


-   > 


von  0,000031  X   180  =   0,00öö80  über   l,00000a,   also 
von  1,005580  besitzen. 

Das  höchste  spec.  Qewicht;  iivas  mit  diesem  Aräo- 
meter'  ermittelt  werden  kann,  ist  also  1,005580;  da  ein 
solches  aber  bei  der  Milch  niemals  vorkommt,  dieselbe 
vielmehr  weit  dichter  ist,  so  ist  dieses  Aräometer  für 
Milchprüfungen  unbrauchbar,  denn  es  ragt  darin  stets 
noch  mit  einem  Theile  seines  Schwimmers  hervor. 

Ich  musste  daher  auf  die  Herstellung  eines  etwas 
gröberen  Aräometers  als  dasjenige  für  Mineralwässer  ist, 
bedacht  sein,  was  mir  mit  Hülfe  desselben  Herrn  Grei- 
ner, welcher  letzteres  gemacht  hatte,  auch  bald  gelang. 
Dieses  neue  Aräometer  ist  ebenfalls  von  Glas  und  hat 
eine  Länge  von  20^3  Zoll  bair.  (0,50  Meter;  genauer: 
0,4945),  wovon  auf  den  Schwimmer  8V3  Zoll  (0,20  Meter) 
und  auf  den  Stiel  12  Zoll  (fast  0,30  Meter)  kommen. 
Die  am  Stiele  befindliche  Scala  ist  auf  lO^/g  Zoll  (0,263 
Meter)  Länge  von  oben  herab  in  260  gleiche  Theile  (Grade) 
getheilt;  sie  sinkt  bei  12,50R.  (15,6^0.)  in  destillirtem 
Wasser  ganz,  d.  h.  bis  0  ein  und  ragt  bei  derselben 
Temperatur  in  einer  Flüssigkeit  von  1,052  spec.  Gew. 
ganz,  d.  h.  bis  260  hervor.  Je  5  Theilstriche  (Grade) 
entsprechen  also  0,001,  und  je  1  Theilstrich  (Grad) 
entspricht  0,0002  spec.  Gew.  Das  Verhältniss  des  Vo- 
lums des  Stiels  zu  dem  Volum  des  Schwimmers  ist  wie 
1 :  17,  denn  jener  verdrängt  12  CC,  dieser  205  CC.  Wasser. 

Mit  diesem  Aräometer  habe  ich  gegen  600  Proben, 
von  September  1860  bis  dahin  1861,  stets  unter  gleich- 
zeitiger Berücksichtigung  der  Temperatur  und  des  Rahm- 
gehalts der  betreffenden  Milch,  angestellt.  Ich  lasse  einige 
derselben  hier  in  chronologischer  Ordnung  folgen. 


Prüfling  der  thierischen  Milch. 


3^ 


• 

a 

s 

Tonpe- 

raturder 

Milch. 

Ayäometer- 
grade  bei  der 
beobachteten 
Temperatur. 

Rahinpr.p- 

cente  der 

Milch  nach 

24  Stunden. 

ä 

1 

Tempe- 
ratur der 
Milch. 

Aräonietcr- 
gradebeider 
beobachteten 
Temperatur. 

Rahmpro- 

cente  der 

Milch  nach 

24  Stunden. 

18G0 

Gra4 

1860 

Grad 

Sept. 

n.  C. 

• 

Oct. 

n.  C. 

22. 

18 

löl 

8,5 

3. 

15,5 

172 

6 

18 

131 

6 

11,5 

191 

2 

23. 

17 

162 

10 

4. 

14,2 

l74 

7 

14,3 

185 

2 

12 

186 

2 

24. 

19 

165 

9,5 

5. 

15 

174 

0,5 

14 

165 

2 

8 

190 

2 

26. 

18,7 

166 

9 

6. 

14,7 

175 

6,7 

15 

175 

2 

10 

188 

1,6 

26. 

22 

165 

11 

7. 

16,5 

171 

•7 

15 

167 

1,7 

11,8 

-    188 

1,5 

27. 

14,7 

169 

7 

8. 

15 

175 

5,5 

12,5 

137 

2,5 

9. 

15,2 

175 

5 

28. 

18 

164 

11,5 

10,2 

189 

1,4 

10,5 

157 

2,5 

10. 

11,7 

178 

4,6 

29. 

19 

162 

9 

7,8 

189 

1,8 

15,5 

163 

3,5 

11. 

12,4 

174 

4,5 

30. 

17 

171 

8 

10,5 

179 

1,5 

Oct. 

9 

185 

2 

13. 

12,8 

176 

•      6 

1. 

21,3 

161 

10,5 

7,5 

189 

3 

14,3 

190 

2 

14; 

13,6 

177 

5,5 

2. 

17 

166 

7,5 

9,5 

187 

1,6 

13,3 

183 

2,5 

1 

15. 

14,5 

174 

6,6 

u.  s.  w. 

Sehen  wir  jetzt,  ob  sich  dieser  grossen  Reihe  von 
Beobachtang^ii  praktiscJb  brauchbare  Resultate  entnehmen 
lassen. 

Um  zunächst  eine  klare  Uebersicht  zu  bekommen, 
scheint  es  mir  am  angemessensten,  einen  der  drei  Fac- 
toren  der  Tabelle  (Temperatur,  Aräometergrade  und  Rahm- 
proeente)' in  eine  gewisse  Ordnung  zu  bringen  und  die 
je  einem  Giiede  dieser  Ordnung  entsprechenden  beiden 
andern  Factor^n  daran  zu  reihen.  Ich  wähle  dazu  den 
Factor  der  ersten  Columne,  die  Temperatur,  und  zwar 
in  au&teigender  Ordnung,   also   mit  der  niedrigsten  (be- 

3* 


36 


WittsUiny 


•«•: 


■>- 


obachteten)  Temperatur  beginnend.  Da  nun  ein  und 
derselbe  Temperaturgrad  häufig  mehrere  Male  beobachtet 
worden  ist  (die  600  Beobachtungen  fallen  in  188  ver- 
schiedene Temperaturen),  und  die  dabei  beobachteten 
Aräometergrade  und  Rahmprocente  meist  verschieden  aus- 
gefallen sindy  so  gestattet  der  gewählte  Modus  auch  bei 
einem  dieser  beiden  Factoren,  wenigstens  bis  zu 
einem  gewissen  Grade,  eine  Art  von  aufsteigender  Ord- 
nung, die  sich  freilich  so  oft  wiederholt,  als  die  Tempe- 
ratur eine  andere  wird.  Aus  den  600  Beobachtungen 
wählen  wir  135  aus. 


Tempe- 

Aräometer- 

Bahm- 

Tempe- 

Ar&ometer- 

Rahm- 

ratur. 

grade. 

procente. 

ratur. 

grade. 

procente. 

0 

208 

2,7 

6,5 

191 

0,5 

0,5 

181 

0,7 

• 

193 

1,2 

1,5 

181 

0,7 

7 

170 

1,5 

2 

168 

0,5 

• 

192 

0,8 

2,5 

169 

0,5 

7,1 

182 

1 

3 

179 

2 

7,5 

184 

1 

3,5 

146 

0,5 

8 

170 

1 

4 

164 

2 

8,5 

179 

10,6 

4,5  • 

197 

2 

9 

160 

0,5 

5 

167 

3 

• 

174 

8,6 

187 

2,2 

• 

176 

10 

192 

0,5 

• 

192 

1 

193 

1 

9,5 

171 

1,6 

194 

1 

10 

173 

10,6 

195 

0,5 

• 

184 

1 

195 

2 

• 

184 

5,4 

196 

1 

10,5 

157 

2,5 

197 

0,5 

11 

166 

24 

5»5 

196 

0,5 

• 

170 

1,3 

196 

2,6 

• 

178 

8,5 

6 

155 

1,5 

• 

180 

9 

183 

1 

. 

180 

8 

186 

1 

11,5 

176 

9 

6 

187 

9,5 

12 

164 

8,5 

189 

1 

• 

167 

25 

191 

0,5 

• 

173 

8 

195 

2 

. 

179 

11,5 

6,5 

170 

0,5 

12,5 

137 

2,ö 

» 

184 

9 

13 

150 

4 

10 

Prüfung  der  thisrischen  Milch, 


37 


Tempe- 

Aräometer- 

Rahm- 

Tempe* 

Aräometer- 

Rahm- 

ratar. 

grade. 

procente. 

ratnr. 

frade. 

procente. 

13 

172 

24 

19,5 

169 

6 

• 

172 

8 

• 

181 

1 

• 

178 

8 

20 

143 

38 

• 

179 

8 

151 

26 

13,6 

177 

5,5 

159 

34 

14 

165 

2 

173 

7 

• 

172 

7,3 

181 

0,5 

• 

192 

1 

185 

0,5 

14,5 

171 

9,3 

20,5 

167 

9 

15 

158 

37 

21 

167 

8 

• 

160 

25 

• 

184 

0,1 

• 

167 

1,7 

21,5 

138 

34 

a 

175 

1,5 

• 

157 

10 

• 

177 

7 

22 

151 

27 

15,5 

16ß 

3,5 

• 

162 

9 

16 

156 

34 

• 

163 

6^ 

• 

164 

25 

• 

164 

8,6 

• 

172 

8 

22,5 

164 

10 

16,5 

171 

7 

• 

165 

7 

17 

153 

33 

• 

165 

6 

• 

162 

10 

23 

127 

40 

• 

162 

1,5 

• 

162 

9,5 

17,5 

155 

28 

• 

167   . 

6 

• 

174 

7,5 

24 

161 

10 

• 

181 

1 

• 

162 

11 

18 

131 

6 

• 

165 

6 

• 

155 

30 

24,5 

168 

4,5 

• 

178 

6 

25 

159 

11,5 

• 

182 

1 

• 

161 

6 

• 

185 

0,1 

25,5 

158 

7,5 

18,5 

174 

8^ 

159 

10 

19 

145 

36 

26 

160 

5 

152 

29 

• 

163 

5 

162 

9 

26,6 

162 

5,6 

171 

6 

28,2 

157 

8,5 

181 

1 

28,5 

157 

8 

185 

0,1 

29 

152 

9 

19,5 

140 

41 

Beim  üeberblicke  dieser  nach  den  beobachteten 
Temperaturen  geordneten  Tabelle  ergiebt  sich  —  ich  stehe 
nicht  an^  die  Sache  gleich  beim  rechten  Namen  zu  nen- 
nen -^  das  trostlose  Resultat,  dass  siß  keine  zum  Zwecke 


8B  Wittstein, 

der  Prüfung  der  Milch  auf  ihre  Güte*)  mit  Sicherheit 
zu  verwendende  Anhaltspuncte  darbietet,  daher  auch 
dieses  neuCi  sehr  empfindliche  Aräometer  und  mithin 
kein  Aräometer  im  Stande  ist,  den  Werth  der 
Miloh  stets  unzweideutig  anzugebeü.  Zum  Be- 
weise, dass  die  so  eben  gezogene  Folgerung  dufehaus 
nicht  übertrieben  ist,  will  ich  sogleich  einige  Thatsachen, 
der  Tabelle  entnommen,  vorführen. 

Bei  50  c.  wurden  9  Beobachtungen  gemacht.  Der 
natürliche  Gang  sollte  nun  sein,  dass  mit  der  Zunahme 
der  Aräometergrade,  ^Iso  je  höher  die  Scala  aus  der 
Milch  hervof^agt,  oder  was  dasselbe  ist,  mit  der  Zu- 
nahme der  Dichtigkeit  der  Milch,  der  Bahmgehalt  ab- 
nähme. Allerdings  entspricht  innerhalb  jener  Tempera- 
tur d^r  niedrigste  Stand  des  Aräometers  auch  der  min- 
dest «lagem  Milch  der  9  Proben;  während  aber  diese 
3  PrCKJ.  Rahm  habende  Milch  167<>  des  Aräometers  zeigte, 
zeigte  die  2,2procentige  187,  also  20  Grade  niehr,  die  2pro- 
centige  195,  die  Iprocentige  193,  194  nnd  196,  und  die 
0,5  procentige  192,  195  und  197.  Es  besteht  somit  gar 
kein  verhälljulssmässiger  Znsammenhang  zwischen  den 
Aräometergraden  und  den  Rahmprocenten,  und  selbst  an 
Widersprüchen  ist  kein  Mangel,  indem  einige  höhere 
Grade  besserer  Milch  eigen'  sind,  als  einige  niedrigere. 
Weiter  unten  kommen  noch  auffallendere  Widersprüche  vor. 

Bei  Q^  G.  wurden  12  Beobachtungen  gemracht.  Unter 
diesen  gab  Mik^h  von  155<>  pur  1,5  Proc.  Bahm,  dagegen 
solchö*  von  1870  9^5  Proc.  und  solche  von  195^  2  Proc, 
letztere  stimii^te  also  in  ihrem  Fettgehalte  fast  überein 
mit  der  von  1550  Femer  zeigte.  Milch  yon  1  Proc.  5 
verschiedene,  von  0,6  Proc.  3  verschiedene  Aräometer- 
grade. 

Bei  6,50c.  wurden  5  Beobachtungen  gemacht,.  1700 


*)  Ich  schätze,  wie  früher,  die  Güte  der.  Milch  .  a\b  Handels- 
waare  lediglich  nach  ihrem  Bahmgehalt ;  einen  andären  prak- 
tiischefn  Anhaltepufl^t  kann  ich  nicht  finden; 


Prüfung  der  thierischen  Milch.  39 

entsprachen  0,5  Proc,    184^  9  Proc,  19 1®  wiederum  0,5 
Proc.  und  1930  1^2  Proc.  Bahm. 

Bei  70  C.  wurden  7  Beobachtungen  gemacht.  Sämmt- 
liehe  Aräometergrade  von  165  bis  192  gehören  magerer 
Milch  an,,  und  die  höchstgradige  hatte  nur  um  die  Hälfte 
weniger  Bahm  als  die  niedrigstgradige. 

Zu  ganz  ähnlichen  Betrachtungen  föhren  die  bei  7,2, 
bei  7,8,  bei  8,  bei  8,3,  bei  8;80C.  etc.  gemachten  Beob- 
achtungen, indem  hier  ebenfalls  lauter  magere,  nicht  über 
2  Proc.  Bahm  enthaltende  Milch  die  verschiedensten  Dich- 
tigkeiten besass. 

Bei  90  C.  wurden  12  Beobachtungen  gemacht.  Die 
magerste  Milch  (0,5  Proc.)  zeigte  das  geringste  specifische 
Grewicht(1600),  dagegen  lOprocentige  eine  um  16®  grössere, 
10,5  procentige  eine  um  24^  grössere  Dichtigkeit,  und 
192gradige  stimmte  im  Bahmgehalte  mit  der  l^Ogradigen 
beinahe  überein. 

Beispiele,  wo  magere  Milch  geringeres  specifisches 
Gewicht  zeigte  als  fette,  kommen  auch  in  den  bei  9,5,  bei 
9,8,  bei  10,  bei  11,8,  bei  12,5,  bei  14^0.  etc.  gemachtto 
Beobachtungen  vor. 

Bei  110  C.  1660  zeigende  Milch  gab  24  Proc.  Bahm, 
bei  derselben  Temperatur  um  4  Grade  dichtere  nur  1,3 
Procent,  und  wiederum  180gradige  9  und  8  Procent. 

Bei  120  c.  gab  die  leichteöte  Milch  8,5  Proc,  die 
um  3  Grade  dichtere  25  Proc,  und  die  um  15  Grade 
dichtere  11,5  Piroc.  Bahm. 

Nicht  zu    vereinigende   Widersprüche   liefern   auch 
die  zwölf  Milchsorten  vOn  139  C,  denn  lOprocentige  sieigte 
1500,  0,5 procentige  1620,   24 procentige  und  8 procentige' 
1720,  wiederum  8proceiartige  178  und  1790. 

Die  meisten  Beobachtung^i,  nämlich  22,  wurden  bei 
150  G.  gemacht,  4ber  auch  diese  sind  reich  an  Wider- 
sprüche^n.  37procentige  Milch  zeigte  1580,  25proc.  I6OO, 
also  nur  2  Grade  m^hr,  l,7pi*oc.  1670,  8proc.  171,  173, 
175  und  178,  aber  5,5proc.,  2proc  und  1,5  proc  eben- 
falls 1750  u.  B.  w. 


I 
t 

i 


40  .     ,        WiUsttin, 

Aehnliche  Unregelmässigkeiten  bieten  die  bei  15,2, 
bei  15,5,  bei  16,  bei  16,2,  bei  17,  bei  18  und  bei  190  C 
gemachten  Beobachtungen  dar.  Bei  IS^C.  zeigte  6pro- 
centige  131  und  1780,  3Öprocentige  1550. 

Bei  200  C.  zeigte  26procentige  und  34procentige 
Milch  fast  gleiche  Dichtigkeit. 

Bei  220  C  ^ar  27procentige  und  9procentige  Milch 
nur  um  9  Grade  verschieden. 

Die  Ursache  aller  dieser  Unregelmässigkeiten  und 
Widersprüche  kann  nur  darin  begründet  sein,  dass  die 
übrigen  (aufgelösten)  Bestandtheile  der  Milch*)  mit  dem 
progressiven  und  regressiven  Gehalte  des  Rahms  (Fetts) 
sehr  häufig  gleichen  Schritt  halten,  noithin  also  in  dem- 
selben Grade  zu-  und  abnehmen  wie  der  Rahm:  Um 
was  also  die  Milch  durch  eine  grössere  Menge  Fett 
specifisch  leichter  wird,  nimmt  sie  durch  eine  grössere 
Menge  der  übrigen  Bestandtheile  an  Dichtigkeit  wieder 
zu.     Nur  so  ist  es  zu  erklären,  däss  z.  B. 

Grad^C.  Grad  Proc.  Gfad   Pröc. 

bei   6,5  Milch  v.  170  0,5  Rahm,  n.  Milch  ▼.  184     9  Rahm  l^aben 

,,9         —  160  0,5  —  174     8,6  — 

„    10          —  173  10,5  -  173     1,2  ~ 

„    11          —  166  24  -  170     1,3  ^ 

„    12,5       -  187  2,5  —  161  35  — 

„   13         —  162  0,5  —  172  24  — 

Diese  Beispiele,  welche  aus  obiger  Tabelle  noch  an- 
sehnlich vermehrt  werden  könnten,  mögen  dem  Gesagten 
zur  Stütze  dienen.  Liegt  hierin  nun  schon  ein  vollgül- 
tiger Grund,  jede  Art  von  Aräometer  als  Mittel 
zur  Prüfung  der  Milch  auf  ihren  Handelswerth 
zurückzuweisen,  so  liefert  die  Tabelle  auch  noch  An- 
lass  zu.  Betrachtungen  anderer  Art.  Sie  zeigt  nämlich 
femer,  dass  mit  der  Zu-  und  Abnahme  des  Rahms  die 
Zu-  und  Abnahme  der  übrigen  Bestandtheile  keineswegs 
immer  harmonirt  oder  in  einem  regelmässigen  Verhältniss 
steht,  es  kommen  vielmehr  hierbei  die  frappantesten  Ano- 

*)  Milchzucker,  Käsestoff  und  Salze,  hier  summarisch  genommen« 


Prüfung  der  thierischen  Milch,  41 

malien  vor.  Manchmal  kehrt  sich  das  Yerhältniss  sogar 
um,  d.  h.  die  rahmärmere  Milch  ist  eben  so  reich  oder  reicher 
an  den  übrigen  Bestandtheilen  als  die  rahmreichere,  wird 
dadurch  in  der  That  specifisch'' schwerer  als  die  letztere, 
und  es  tritt  dann  bei  verschiedenen  Milchproben  (bei 
ein  und  derselben  Temperatur)  mit  der  Zunahme  der 
Aräometergrade  eine  Abnahme  des  Bahmgehalts  ein, 
welche  Reihenfolge  indessen  meist  so  unregelmässig  ver- 
läuft;, dass  selbst  abgesehen  von  obigen  Factis,  sichx  nicht 
einmal  daraus  ein  praktisch  brauchbarer  Anhaltspunct 
entnehmen  lässt.  Dergleichen  Beobachtungen,  wo  mit 
dem  Steigen  des  specifischen  Gewichts  der  Milch  ihr 
Fettgehalt  sich  vermindert^  weist  die  Tabelle  z.  B.  unter 
den  Temperaturen  8,50,  13,50,  I4,ö0,  21,50,  nach;  sie 
sind  aber,  wie  gesagt,  völlig  unbrauchbar,  weil  sie 

1)  durchaus  keine  Regelmässigkeiten  zeigen,  und 

2)  unter  den  vielen  andern  dagegen  sprechenden  Beob- 
,  tiingen  zu  vereinzelt  stehen. 

Es  wäre  daher  ein  grober  Irrthum,  wenn  man  aus 
ein  Paar  Versuchen  mit  einem  empfindlichen  Aräometer, 
welche  ergeben  hatten,  dass  eine  fette  Milch  specifisch 
leichter  war  als  eine  magere,  den  Schluss  ziehen  wollte, 
in  derselben  Weise  müsse  sich  auch  jede  andere  damit 
geprüfte  Milch  verhalten,  d.  h.  die  leichtere  müsse  fett 
und  die  schwerere  mager  sei,. 

Nicht  minder  trügerisch  wäre  es,  für  die  Prüfung 
der  .Milch  vermittelst  des  Aräometers  eine  Scala  dadurch 
herstellen  zu  wollen,  dass  man  eine  fette  Milch  allmälig 
mit  immer  mehr  Wasser  verdünnt  und  nach  jedesmaliger 
Verdünnung  den  Standpunct,  welchen  der  Aräometer  in 
der  Mischung  einnimmt,  notirt.  Das  Trügerische  dieses 
Verfahrens  leuchtet  ein,  wenn  ich  daran  erinnere,  dass 
mit  dem  Zusätze  von  Wasser  nicht  bloss  das  Fett,  son- 
dern auch  der  übrige  Gehalt  der  Milch  gestreckt  wird, 
und  dass  dabei  der  Standpunct  der  abgerahmten  Milch 
ganz  ausser  Acht  bleibt,  welche  sich  von  derjenigen 
Milch,  von  der  sie  stammt^  wohl  durch  verminderten  oder 


42  Wittstein,  Prüfung  der  thierischen  Milch. 

gänzlich   fehlenden   Bahm^   nicht   aber   durch  eine  Ver- 
minderung des  übrigen  Qehaltes  unterscheidet. 

Solche  Experimente^  aus  wenigen  Thatsachen  weit 
reichende  Folgerungen  zu  ziehen,  sind  gerade  in  dem 
gegebenen  Falle  ganz  unzulässig;  die  Ursache  dieser 
Unzulässigkeit  liegt  in  der  so  wandelbaren  Constitution 
der  Milch  selbst  und  entzieht  sich  daher  aller  und  jeder 
Beherrschung  von  unserer  Seite  —  dies  wenigstens  ist 
meine  innige  Ueberzeugung,  welche  freilich  erst  nach 
jahrelangen  und  mühsamen  Beobachtungen  und  nach  langem 
Widerstreben  sich  bei  mir  befestigt  hat.  Es  war  nieder- 
schlagend;  endlich  zu  dem  Geständniss  zu  gelangen,  dass 
die  vielen  Versuche  nur  ein  negatives  Resultat  geliefert 
hatten-,  allein  der  Wahrheit  musste  die  Ehre  gegeben 
werden,  und  es  ist,  wie  ich  glaube,  nicht  nur  nicht  werth- 
los,  sondern  selbst  von  grossem  Werthe,  nun  unzweifel- 
haft zu  wissen,  dass  die  Prüfung  der  Milch  auf 
ihr  spec.  Gewicht  keine  Beurtheilung  ihrer 
Güte  gestattet. 

Was,  wird  der  Leser  fragen,  bietet  uns  der  Verf. 
nun  für  das  negative  Ergebniss  seiner  bis  hierher  ge-^ 
langten  Arbeit?  Darauf  habe  ich  leider  vorerst  keine 
befriedigende  Antwort,  muss  mich  vielmehr  dahin  be- 
scheiden, dass  das  einzige  untrügliche  Mittel,  die  Güte 
der  Milch  zu  beurtheilen,  bis  jetzt  nur  darin  besteht,  die- 
selbe mehrere  Stunden  lang  in  einem  graduirten  Cylinder 
der  Ruhe  zu  überlassen  und  die  dann  ausgeschiedene 
Rahmmenge  abzulesen.  Alle  Milch,  welche  als  nicht  ab- 
gerahmte verkauft  wird  und  unter  5  Proc.  Rahm  giebt, 
ist  als  gefälscht  anzusehen. 


Löalicbkeit  des  krystallis.  pkosphors.  Natrons  in  Wasser.    43 

üeber  die  LSslkhkeit  des  gewSholiciieii  krystalU* 
sirten  phosphorsanren  Natrons  in  Wasser; 

von 

G-  C.  Wittstein. 


Bekanntlich  hat  Ferrein*)  die  seitherige  Angabe 
aller  Lehrbücher,  dass  das  gewöhnliche  krystallisirte  phos- 
phorsaure Natron  sich  in  4  Theilen  kaltem  und  in  2  Thei- . 
len  helssem  Wasser  auflöse,  einer  Prüfung  unterworfen 
und  babei  gefiinden,  dass  dieses  Salz  bei  -\-13^G.  erst 
von  11^73  Theilen  Wasser  aufgelöst  werde,  seine  Lös- 
lichkeit in  kochendem  Wasser  aber  eine  fast  unbe- 
schränkte  sei. 

Jüngst  hat  N  e  e  s  e  **)  ebenfalls  Versuche  darüber 
angestellt  und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  frühere 
Angabe  über  die  Löslichkeit  des  phosphorsauren  Natrons 
wohl  die  richtigere  sei. 

Es    verlohnt   sich    wohl    der  Mühe    zu  untersuchen^ 
wie  Neese  zu  diesem  Schlüsse  gelängt  ist. 
Bei  1^^  C  wutda  1  Th.  Salz  von  6,7  Th.  Wasser  au%enommen 
,  2aoc.     ^      1  ^         6,8 

,  Si59G.      „      1  „  3,2 

Di«  erst  erhaltene  Lbsvng  setzte  man  in  einen  dank- 
len  Keller,  d^si»en  Temperatur  12^  C.  betrüg.  Nach 
18  Stunden  hatten  sich  noch  keine  Krystalle  ausgeschie* 
den  und  wurde  dies  als  Beweis  angesehen^  dass  auch 
bei  dieser  TeHipera<tar  die  Lö^ichkeit  des  Salzes  nicht 
auffallend  abnehme. 

Das  phosphovsanre  Natron  gehört  ztt  denjenigen  Sal- 
^en^  deren  LösHchkeit  in  Wasser  schon  bei  nur  schwacher 
Erhöhung  der  Temperatür  auffallend  zunimmt.    Ich  habe 
diese  Thatsache  bei  Anfertigung  seiner  Lösung  als  Rea^. 
gens  unzählige  Male  zu   beobachten  Oelegenheit  gehabt. 


*)  Wittatein^s  Viertel jahrcBschrifk.  Vn.  244. 
♦*)  Pharm.  Zeitschrift  für  Russland.  1862.    No.  5.  S.  101. 


44  Wittstein. 

Gewöhnlich  tibergiesse  ich  in  einem  Glaskolben  das  Salz 
mit  der  5  —  6  fachen  Menge  Wasser  und  stelle  den  Kol- 
ben auf  eine  warme  Eisenplatte,  um  es  rasch  in  Lösung 
zu  bringen;  nach  erfolgter  Lösung  wird  dann  filtrirt  und 
so  lange  nachgewascben,  bis  die  ganze  Solution  das  Drei- 
zehnfache des  angewandten  Salzes  beträgt.  So  wie  nun 
V  der  Boden  des  Kolbens  eben  anfängt  sich  zu  erwärmen, 
zergeht  das  Salz  fast  so  schnell  wie  weisser  Zucker,  zu 
einem  Syrup,  der  beim  ITmschütteln  sofort  verschwindet, 
und  ist  in  kurzer  Zeit  vollständig  gelöst,  bevor  noch  der 
Boden  des  Kolbens  so  heiss  geworden  war,  dass  man 
ihn  nicht  ohne  Schmerz  in  die  Hand  stellen  kann.  Aus 
der  so  bereiteten  Solution  krystallisirt  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  niemals  etwas  heraus;  früher  aber,  als  ich 
dieselbe  noch  in  dem  Verhältniss  von  1  Th.  Salz  und 
9  Th.  Wasser  machte,  fand  sich  —  zwar  nicht  nach  ein 
Paar  Tagen,  aber  sicher  nach  ein  Paar  Wochen  —  der 
Boden  der  Flasche  immer  mit  einer  starken  Krystall- 
kruste  bedeckt,  und  diese  Wahrnehmung  gab  den  Änlass 
zu  den  Versuchen  Ferrein's. 

Ferrein  ermittelte  die  Löslichkeit  bei  13^0.;  dies 
war  die  Temperatur  des  Locals  am  Tage;  während  der 
Nacht  betrug  dieselbe  unbezweifelt  weniger  als  13^.  Neese 
operirte  zuerst  bei  15^  und  fand  das  Löslichkeitsverhält- 
niss  wie  1 :  6,7 ;  bei  20<>  ergab  sich  das  Verhältniss  wie 
1 :  5,8  und  bei  25^  wie  1 :  3,2.  Addirt  man  6,7  zu  5,8  und 
3,2,  so  erhält  man  als  Summe  15,7,  welche  mit  3  dividirt 
5,23  giebt.  1  :  5,23  wäre  mithin  die  Löslichkeit  des 
phosphorsauren  Natrons  in  kaltem  Wasser,  wenn  man 
diese  Durchschnittszahl  annimmt,  was  jedoch  nicht  rich- 
tig sein  kann,  denn  die  Temperatür,  wobei  die  drei  Ver- 
suche angestellt  wurden,  differirte  von  15  bis  25Q,  und 
das  ist  gerade  bei  einem  solchen  Salze  von  grösstem  Ein- 
flüsse. Also  selbst  die  für  Neese' s  Annahme  günstigste, 
jedoch  nicht  richtige  Zahl  (5,23)  berechtigt  nicht  zu  dem 
Schlüsse,   dc^ss   die  frfiher^  Angabe  über  die  LösUcbkeit 


1 


Löslichkeit  des  krystallis,  phosphors.  Natrons  in  Wasser.     45 

des  phosphorsauren  Natrons  in  kaltem  Wasser  (1 : 4)  die 
richtige  sei. 

Dass  die  bei  15^  erhaltene  Lösung  beim  Verweilen 
im  Keller  von  12^  Temperatur  nach  18  Stunden  keine 
Krystalle  al^schieden  hatte,  beweist  gar  nichts,  oder 
vielmehr  beweist  nur,  dass  eine  solche  Ausscheidung  so 
rasch  nicht  erfolgt;  nach  14  Tagen  würde  sich  das  Ver- 
hältniss  anders  gestaltet  haben. 

Der  zweite  Schlass  Neese's,  nämlich  dass  auch 
die  frühere  Angabe  über  die  Löslichkeit  des  phosphor- 
sauren Natrons'  in  heissem  Wasser  die  richtigere  sei, 
widerspricht  gleichfalls  seinen  eigenen  Versuchen,  denn 
er  fand  die  Löslichkeit  in  der  Hitze  eben  so  unbegränzt 
wie  Ferrein. 

Es  bleibt  folglich  unbestritten,  dass  sich  das  phos- 
phorsaure Natron  in  kaltem  Wasser  viel  schwerer  und 
in  heissem  Wasser  viel  leichter  löst,  als  man  früher  an- 
genommen hat.  Die  Löslichkeit  wächst  aber  mit  der 
Zunahme  der  Temperatur  unverhältnissmässig  schnell. 


46 


II.  Matiirg^esehichte  und  Phanna- 

kog^nosie. 


Vorkommen  von  KeUenkalk  •  Petre&oten  in 

OberscUesien ; 

von 

Carl  V.  Albert  aus  Bernbur^, 

d.  Z.  in  Berlin. 


(Abdruck  a.  d.  Zeitschr.  d.  deutsch,  geolog.  GeselUchaft,  Jahrg.  1862  *).) 

Auf    der   Grube    Caroline    bei    Hohenlohehütte    in 
'  Oberdchlesien  (Beuthener  Kreis)  ist  in  neuestör  Zeit  ein 

Fund  von  Kohlenkalk -Petrefacten  in  Schichten,  die  den 
durch  Abbau  bekannten  Lagen  des  produetiven  Stein- 
kohlengebirges unmittelbar  untergelagert  sind,  gemacht,, 
welcher  verbunden  mit  interessanten  Lagerungs  -  Verhält- 
nissen die  Aufmerksamkeit  der  Paläontologen  und  Geo- 
gnosten  in  hohem  Maasse  verdient.  Die  grosse  Reichhal- 
tigkeit des  Lagers,  die  Mannichfaltigkeit  und  Neuheit  in 
den  Formen  der  eingeschlossenen  Fauna,  so  wie  die  meist 
gute  Erhaltung  der  Exemplare  versprechen  für  die 
Paläontologie  eine  wesentliche  Bereicherung;  gleichfalls 
möchte  sich  aus  den  Eigenthümlichkeiten  der  Lagerung 
Manches  von  Interesse  für  die  Geognosie  ergeben.  Bei 
der  Classificirung  der  Schichten  sowohl  als  bei  Bestim- 
mung der  Versteinerungen  ist  von  grosser  Wichtigkeit, 
dass  ein  solcher  Fund  in  der  betreffenden  Abtheilung 
des  Kohlengebirges  nicht  allein  da  steht.  Es  lässt  sich 
vielmehr  mit  dem  in  Rede  stehenden  Vorkommen  ein 
bereits    vor  längerer   Zeit   in    England   Coalbrook   Dale 


*)  Vom  HeiTn  Verfasser  eingesandt.    B. 


Vorkommen  von  KoMenkdlk-Peirefacten  in  Oberschienen.    47 

bekannt  gewordenes  Auftreten  von  Kohlenkalk -Petre- 
faeten  im  productiven  Kohlengebirge  vielfach  patalleli- 
siren.  Dazu  berechtigt  vorzüglich  die  überraschende 
Aehnlichkeit  und  theilweise  Identität  der  Versteinerun- 
gen; ein  zweites  günstiges  Moment  bildet  der  Charakter 
der  versteinerungsftlhrenden  Lagen,  freilich  nicht,  wie 
Unten  gezeigt  werden  wird,  der  des  umgebenden  Gebir- 
ges. Durch  näheres  Erforschen  und  Vergleichen  beider 
Vorkommnisse  wird  ein  Anhaltspunct  för  die  Stellung 
der  in  Frage  stehenden  Schichten  und  damit  für  die 
Constitution  des  obersehlesischen  Steinkohlengebirges  ge- 
geben sein,  für  dessen  Untersuchung  man  bereits  so  viel 
Mühe  und  Arbeit  aufgewendet  hat. 

Eine  beschreibende  Vergleichung  der  Petrefacten  bei- 
der Orte  wird  voraussichtlich  bereits  durch  Herrn  Prof. 
Römer  in  Breslau  unternommen.  Es  mdge  hier  nur  die 
vorläufige  Notiz  dieses  interessanten  Vorkommens  und 
der  dabei  auftretenden  Lagerungsverhältnisse  ihren  Platz 
finden. 

Auf  der  Caroline -Qrube  sind  3  Flötze  von  verschie- 
dener Mächtigkeit  vorhanden,  deren  oberstes  Fannyflötz 
4  Lachter  mächtig,  das  zweite,  dicht  darunter  liegende 
Qiücksflötz  mit  circa  1^/2  Lachter,  das  dritte  und  tiefere 
Carolineflötz  mit  2  Lachter  60  Zoll.  Das  Grubenfeld  ist 
im  Allgemeinen  durch  Verwerfungen  und  Sprünge,  Sattel- 
bildungen und  andere  Störungen  von  grosser  Unregel- 
mässigkeit. Die  Teufe  unter  Tage  ist  wie  in  Oberschle- 
sien gewöhnlich  nicht  bedeutend.  Auf  dem  obersten 
Flötze,  das  zu  Tage  ausgeht,  wird  seit  einiger  Zeit  Tage- 
bau getrieben.  Die  Kohle  ist  eine  sich  zur  Verkoakung 
eignende,  gute  Sinterkohle. 

{Hugo -Schacht)  (Joseph- Schacht) 


48  t?.  Albert, 

In  neuerer  Zeit  trieb  man  von  dem  Fürst  Hugoschacht, 
circa  40  Lachter  tief,  einen  im  Carolineflötz  angesetzten 
Querschlag,  um  eine  neue  Feldespartie  damit  zu  lösen. 
In  der  Entfernung  von  38  Lachter  vom  Schachte  traf 
man  im  Querschlag  einen  kleinen  Sprung,  welcher  das 
Flötz  um  die  Mächtigkeit  von  ca.  l>/2  Lachter  verwarf. 
Mit  der  Sohle  des  Flötzes  im  Dache  des  Querschlags 
ging  man  weiter  und  £a.nd  bei  88  Lachter  vom  Schachte 
einen  zweiten  Sprung  vor^  der  das  Flötz  um  ca.  15  Lach* 
ter  ins  Hangende  verwarf.  In  der  weitem  Erstreckung 
ist  das  Flötz  von  hier  ab  bis  zu  dem  Josephschaehte, 
den  man  mit  dem  Querschlage  anfahren  wollte,  bekannt, 
und  steht  fest,  dass  es  in  dieser  ganzen  Ausdehnung 
keine  Störungen  seiner  Lage  erlitten  hat.  Um  so  aufial- 
liger  musste  es  sein,  dass  man  mit  dem  Querschlage, 
den  man  vom  Hauptsprunge  ab  nun  im  Liegenden  des 
Carolinefilötzes  weiter  trieb,  einen  neuen  Sprung  anfuhr^ 
der,  wie  sich  ergab,  ein  kleines  Flötz  von  30  Zoll  M.  in 
das  Hangende  hineinführte.  Ein  zweiter  Sprung  zog 
dasselbe  wieder  in  das  Liegende  des  Ortes,  von  wo  durch 
einen  dritten  Sprung  von  neuem  in  das  Hangende  des 
Querschlags  geworfen  wurde.  Von  da  ab  hat  das  Flötz 
ein  ungestörtes  und  flaches  Fallen,  welches  indess  be- 
wirkte, dass  es  noch  vor  Beendigung  des  Querschlags  in 
dessen  Sohle  kam.  Das  Liegende  des  Flötzes  ist  ein 
lichter,  weisslicher,  grobkörniger  Sandstein  mit  Schwefel- 
kies. Als  Hangendes  fand  man  eine  Schieferthonlage 
von  1^/2  Lachter  M.,  welche  sehr  reich  an  Thon- Eisen* 
Steinnieren  war.  Die  Grösse  der  einzelnen  Nieren  ist 
bedeutend.  Ihre  Schwere  steigt  bis  J/2  Centner.  Sie 
sind  sehr  wenig  von  Schwefelkies  verunreinigt  und  haben 
bei  ihrer  Verschmelzung  in  den  Hohöfen  der  Hohenlohe- 
Hütte  in  kleinen  Quantitäten  als  Zuschlag  gute  Resultate 
gegeben.  Sie  können  daher  für  den  Betrieb  der  umlie- 
genden Hohöfen,  welche  bisher  die  mulmigen  Braun- 
eisenerze  des  Muschelkalks  verschmelzen,    von  Wichtig- 


Vorkommen  von  Kohlenkcdk-Petrefacten  in  Oberschlesien.    49 

keit  werden.  Es  soll  auch  in  Folge  dessen  tif^d  ein  aus- 
gedehnter  Bau  in  dieser  Lage  umgehen. 

In  den  Tbonschieferla^en,  kam  zugleich  mit  deo  Ei- 
sensteinniepen eine  sehr  reiche  Fauna  eingesphlossen  vpr^ 
wovon  eine  allgemeine  üebersicht  der  Formen  unten  ge- 
geben wird.  Die  Muscheln  sind  theils  in  Eisenstein  um- 
gewandelt mit  Beibehaltung  der  vollen  Form,  —  und  in 
diesem  Falle  sind  sie  selten  in  den  Nieren  selbst,  sondern 
meist  neben  denselben  zu  finden;  theils  sind  sie  als  Ab- 
drücke in  dem  Schieferthon.  vorhanden.  Die  f^rhaltung 
ist;  ausser  bei  einer  Brachiopode,  Lingula,  nur  in  Stein^ 
kernen.  Es  ist  sehr  selten,  dass  sich  noch  ein  Theil  der 
ursprünglichen  Schale  zeigt.  Als  die  in  grösster  Anzahl 
vorkommenden  Muscheln  sind  anzuführen  Productus,  Belle- 
rophon und  die  Nautileen.  Die  Erhaltungsweise  der 
Muscheln  in  den  Thoneisensteinen  von  Coalbrook  Dale 
in  England  ist  dieselbe,  und  ebenso  sind  die  am  häufig- 
sten sich  dort  findenden  Muscheln  Productus,  Nautileen, 
und  wenigstens  in  einzelnen  Lagen  Bellerophon. 

Unter  dem  genannten  kleinen  Flötze  von  80'' M.  sind 
auf  Caroline-Grube  keine  weitem  Kohlenlager  bekannt 
Indess  hat  man  mit  dem  tiefen  Bohrloche  zu  {^önigshütte, 
welches  am  26.  Juli  1862  bei20062/3'  Teufe  =  301  Lach- 
ter,  nachdem  man  105  Gebirgsschichten  verschiedener 
Mächtigkeit  durchsunken  hatte^  eingestellt  ward,  nochun* 
ter  dem  tiefsten  Flötze  der  Königs- Gi'ube,  dem  Sattel- 
flötze,  welches  dem  Carolineflötze  auf  Caroline-Grube  pa- 
rallel zu  stellen  ist,  —  8  kleinere  Flötze  erbohrt,  darunter 
eines  mit  8'  M.  in  680'  Teufe.  Das  tiefste  der  hier  er- 
bohrtep  Mötee  fand  sich  in  einw  Teufe  von  1711'  9"  un- 
ter Tage;  oder  1571,  9"  unter  dem  Sattelj3.ötz,  und  hatte 
eine  Mächtigkeit  von  2^  6".  ,Das  g^mse  durchsunkene 
Gebirge  zeigte  neben  jenen  Kohlenflötzen  vielfach  Schich- 
ten von  SchieferthiOn*,  Brandschiefer  und  t|tub;es  Kohl  mit 
K<^lßnschmitzen.  Diese  wechsellagert^  mit  Sandsteinen 
vpjpi  grauer.  Farbe,  häufig  Glimnier  enthaltend,  und  nur 
selten  ist  daß  Auftreten  von  kalkhaltigem  Gestein.    Da^ 

Arch!  d.  Phann.  CLXY.  Bds.  1.  Hft.  4 


50  V.  Albert, 

Ansehen  des  Gebirges  neigt  also  mehr  den  grauen  nnd 
dunklen  Farben  sfiu.  In  der  Teufe  von  190'^  6  Lachter 
unter  dem  SattelflÖtZ;  hat  man  denn  ebenfalls  jenes  La- 
ger von  ThoneisensteineU;  direct  entsprechend  dem  Vor- 
kommen auf  Caroline  zwischen  Lagen  von  Schieferthon 
und  Sandstein  mit  Schwefelkies  gefunden.  Man  kennt 
dasselbe  auch  aus  den  Bauen  der  Königsgrube  und  iiat 
hier  nicht  die  Mannichfaliigk'eit  von  Versteinerungen  beob- 
achtet wie  an  der  vorhin  erwähnten  Localität.  Crinoiden- 
Reste  sind  das  Hauptsächlichste,  was  in  grösserer  Anzahl 
daraus  bekannt  geworden  ist. 

Für  die  tiefem  Schichten  des  Gebirges  scheint  zwi- 
schen Cöalbröok  Dale  und  Oberschlesien  ein  verschiedenes 
Verhältniss  obzuwalten.  Das  lower  cool  and  ironstone, 
welches  die  Petrefacten  des  oberschlesischen  Lagers  ent- 
hält; liegt  dort  luimittelbar  auf  dem  gänzlich  unproducti- 
ven  mülstone  grü,  der  durch  eine  helle  weisse  Farbe  sich 
auszeichnet.  Das  productive  Kohlengebirge  scheidet  man 
noch  in  zwei  Abtheilungen,  von  denen  nar  die  untere 
kohlenführend  ist.  In  dieser  letztern  herrschen  vor  Schie- 
fer mit  Eisensteinen,  harte,  zuweilen  conglomeratartige  Sand- 
steine von  sehr  heller  Farbe  mit  Kohlenschichten,  wäh- 
rend im  obem  Theile  mit  lichter,  grauer,  gelber  und 
rother  Färbung  Schiefer  und  Sandsteinschichten  mit  Kalk- 
lagern sich  finden.  Der  Thon-£isensteinlager,  zwischen 
denen  die  Kohlenflötze  liegen,  sind  viele.  Sie  enthalten 
eben  jene  Fauna  eingeschlossen,  die  mit  der  oberschlesi- 
schen in  Vergleich  zu  stellen  ist.  Nach  einer  Monogra^ 
phie  dieser  Gegend  in  den  Transactions  of  the  geol.  Soe. 
of  London.  See,  Ser,  Vol.  V.  Part  III.  1840  sind  es 
vorzöglich  Spirifer^  BellerOphon,  Nautileen  und  Conula- 
rien^  Molukken-Ejrebse,  nicht  Trilobiten  {vid.  Quenstedt 
Epochen  der  Natur.  S.  385)  nebst  Pflanzenresten,  wie  sie 
gewöhnlich  im  Kohlengebirge  vorzukommen  pflegen.  Wäh- 
rend nun  diese  Versteinerungen  mit  den  oberschlesischen 
leicht  in  Parallele  gestellt  werden  können^  ebenso  wie 
das  Vorkommen  der  Thoneisetisteine  Anknüpfungspunete 


Varhommen  von  Kohlehkalh'PetrefaeUn  in  Oher$Mmen\    51 

bietet,  so  Iftist  cdoh  doch  siobt  das  Gleiche  von  drä  miter- 
gelagerten  Bilduiigen  sagen.  Diesdben  stehen  vielmehr 
auf  der  einen  Seite  als  unproductivJn  Coalbrook  Dale, 
anf  der  andern  als  unsweifelhaft  prodaotiv  in  Oberscble- 
sien  einander  gegenüber. 

Die  Betraditnng  der  speciellen  Lagerangs -Verhält- 
nisse anf  Grube  Carolinei  wie  sie .  in  dem  erwähnten 
Querschlage  erkannt  worden  sind,  bietet  nooh  Interesse. 
Man  erkennt  leicht^  dass  in  dem  aufgeschlossenen  QebirgCy 
wie  es  das  beigefägte  Profil  zeigt,  zwei  yon  einander  im 
Alter  verschiedene  Sprungsysteme  harschen.  Wie  oben 
bereits  angefiüirt,  kennt  man  die  Lagerung  des  Caroline- 
flötsses  vom  Hauptsprunge  ab  bis  zum  Josephschachte 
durch  frühem  Bau,  und  hat  in  dem  Verhalten  desselben 
auf  der  ganzen  Strecke  keine  Störungen,  welche  das  Vor- 
handen yon  Sprüngen  im  Liegenden  yerrathen,  oder  gar 
Verwerfungen  des  Flötzes  selbst  gefunden.  Dasjenige 
Sprungsystem,  welches  das  im  Liegenden  des  Carolinen- 
flötzes  gelegene  kleine  Flötz  yon  30"  verwirft,  muss  man 
demnach,  der  gewöhnlichen  Regel  gemäss,  als  das  ältere 
ansehen  gegenüber  demjenigen,  durch  welches  das  Caro- 
lineflötz  sowohl  als  die  darüber  liegenden  Glücks-  und 
Fannyflötz  verworfen  werden.  Man  könnte  deshalb  leicht 
versucht  sein  zu  der  Annahme,  dass,  bei  Bildung  dieser 
altem  Verwerfungen,  das  darüber  liegende  Carolineflötz 
noch  nicht  existirt  habe,  dass  femer  auf  einen  grossem 
Zeitabschnitt  hier  zu  schliessen  sei,  welcher  die  überlie- 
gende productive  Hauptperiode  von  einer  untern  minder 
productiven  trennt.  Unterstützt  wird  diese  Annahme  einer 
Trennung  in  der  Bildungsperiode  des  dortigen  Steinkoh- 
lengebirgs  allerdings  durch  das  verschiedene  Verhalten 
der  obem  und  untern  Abtheilung  in  Hinsicht  auf 
die  Art  und  Grösse  der  Productivität.  Die  erstere  der- 
selben hat  bedeutende  Flötzmächtigkeiten  dicht  überein- 
ander gelagert  aufzuweisen,  während  die  letztere  meist 
kleine  Flötze,  das  grösste  von  8'  in  grosser  Tiefe,  und 
taubes  KoU  enthält,  Charaktere,  welche  iheilweise  dem 

4* 


[■  ' 


€alffigebirg6  sogelidreB.  Bedenkt  mioi  abet;  imn  o6k. 
'%yrünge  und  8töratk^ea  ddr  LsgecHng  bei  Gegenwfui  eitie^ 
•nur  xnäBfligen  Berginitielfl^  ofape:  we&tere  Spuren  ihn^rAor 
tre&etiheit  m  bOber  liegenikn  SchiohtelB  axträohzuUmmn, 
yerschwindeDy  dass  sich  Klüfte  ebdusaflohliessen  und  Tei*'* 
kulen  kötmeti,  so  gewinnt  jeiie  Behaopttuotg  eine  Unsicher- 
beit;  welche  an  keinen^ficblassfolgerungen  mehr  berecbtigt. 
Die  8öble  des:  Qoerschlags  aof  Caroline  liegt  fast  15  Lach- 
ter  unter  dem  CaroiineflöfeE,  also  vollkommen  hinreichend, 
um  die  Wirkungen  der  Sprünge,  weiche  eine  Verwerfuxig 
des  kleinen  FlÖtses  ron  nicht  mehr  als  1  bis  1^/2  Lach- 
ter  hervorbringen,  der  weitem  Wahrnehmung  zu  entzie- 
hen. Auch  die  Bezeichnung  der  untern  Partie  als  eines 
kohlenföhrenden  Culmgebirges  mochte  vorerst  noch  zwei- 
ielhaft  sein.  Der  Charakter  der  Productivität  fehlte  bis- 
her dem  Oulmgebirge  und  müsste  dieselbe  in  diesem  Falle 
gewiss  sehr  hoch  zu  nennen  sein.  Die  gänsUcbe ,  Abwe- 
senheit von  kalkigem  Gestein^  welche  durch  die  fiohr- 
tabelle  des  tiefen  Bohrlochs  zu  Konigshütte  consta.tirt  wird, 
wäre  ebenfalls  ein  Mangel  dieser  Annahme. 

Kann  nach  dem  Ganzen  eine  Betrachtung  der  Lage- 
rungs-Verhältnisse noch  nicht  zu  einem  sichern  Resultate 
führen,  so  bleibt  doch  ein  Weg  der  Forschung  übrig,  wel- 
cher bereits  so  oft  Und  einzig  zum  Ziele  geführt  hat.  Es 
wird  der  Paläontologie  durch  vergleichende  Untersuchung 
der  Petrefacten  vorbehalten  sein,  bestimmte  Verhältnisse 
für  das  Schichtensystem  Oberschlesiens  zu  geben. 

Zum  Schluss  möge  eine  summarische  üebersicht  der 
bisher  aufgefundenen  Petrefacten  dazu  dienen,  um  von 
dem  Charakter  derselben  und  der  Reichhaltigkeit  der 
Fundstätte  Anschauung  zu  geben: 

1.  Pelecypoden:  Pecten  und  Aviculaarten,  stets 
als  Abdruck  im  .  Schiefer,  .  Von  Zweimusklern :  Nucula 
uaad  andere,  deren  Gattung  indess  durqh  die  Erhaltung 
^U  Stei^kern  nicht  bestin^mbar  ist.., 

2,  Bi?aQliiQ|>oden:  Prpdnctns  in i S|>eciej9^, i^ptoeria 


rugosd  --.  >  -LitiguiU  als  Iiäofigdr  Moscbely  «tets  mit  erlttl- 

3.  3a'irt6r6piodeü:Na^B)^omphfthi8vBeUerQphQxi. 

4.  Pte]rop<^ddii:  OoniilaiiuK?  durch  maogelhafte  Eiv 
hidtuBg  nidit  aa  bettimmen. 

5.  Cephalopodeil:  in  groiser  Menge.  Vorzüglich 
Kantileen  und  awar  Orthoceras  «nd  Nautilus.  Clymenien 
seheinen  eu  fehlen.  Ferner  sind  Goniatiten  in  mefarer^i 
Species  da.  ' 

0.  Crinoiden:  sind  selten,  doch  in  Stengelgliedan 
und  als  Abdrücke  im  Schiefer  erhalten. 

7.  Ti»ilobiten:  sind  vorhanden  und  zwar  ächte 
Kohlenkatk-Trilobitefn. 

8.  Pisehzühne:  mehrfach,  von  der  Form,  die  durch 
Hybodus  im  Muschelkalk  repräsentirt  wird. 

9.  Pfianeenreste':  als  Stengel,  Blätter,  Früchte 
isind  viele  da.  Ihre  Erhaltung  ist  theils  verkiest,  tbeih 
als  Abdruck  im  Schiefer.    Meist  undeutlich. 


Bemerkung  Aber  die  warzenförmige  OberflSchenform 

des  Gopd; 

von 

Prof.  Dr.  H.  R.  Göppert  in  Breslau. 


Zu  eigenthümlichen,  organischen  Formen  ähnlichen 
Bildungen  giebt  der  Verwitterungsprocess  ver- 
schiedener in  mehr  oder  minder  feuchter  Erde  befind- 
licher Harze  Veranlassung.  So  beim  Bernstein,  des- 
sen Oberflächen  an  grösseren  Stücken  oft  bis  2  Linien 
tiefe  unregelmässige  sechseckige  Sprünge  zeigt,  unter  wel- 
chen nach  Entfernung  der  gewöhnlich  bröcklichen  Masse 
regelmässige  sechseckige  Zellen  auf  dem  noch  festen  Theile 
desBemsteins  zum  Vorschein  kommen,  welche  concentrische 
um  einen  kleinen  Höcker  laufende  schwach  yertiefte  Kreise 
einschliessen.  Im  Jahre  1843  habe  ich  in  meine  Arbeit 
über  die  Pflanzenreste   im  Bernstein   dergleichen 


54    Oi^f^pertf  die  warzenförmige  OherflUchmformdeBCopal, 

beschrieben  und  abgebildet  (TaUYLFig.  9-^lS).  Neuer- 
dings werde  ich  wieder  daran  erinnert^  als  tsAx  H^nr 
Apotheker  Oswald  in  Oeb  auf  hochi^  daukeasverthe 
Weise  sehr  schöne  Exemplare  tqü  aus  der  Srde  gegra- 
benen Copal  aus  Zanguebar  verdbrl^  die  auf  der 
verwitterten  Oberfläche  ähnliche  Sprünge  und  unter  der- 
selben aber  nach  Entfernung  des  Verwitterten  kleinesehr 
regelmässig  spiralig  gestellte  Wärzchen  zeigten,  wie  sie 
mehrere  Sorten  Oopal  ganz  allgemein  bemerken  lassen. 
Schon  längst  vermuthete  ich  wohl  eine  ähnliche  Ursache 
dieser  auffallenden  Oberflächenf(»rm;  vermochte  sie  aber  erst 
jetzt  näher  nachzuweisen^  worauf  vielleicht  bisher  noch 
nicht  geachtet  worden  ist*  In  mehreren  durchsichtigen 
Exemplaren,  jenes  von  dem  Herrn  Kaufmann  Oswald 
in  Zanguebar,  Bruder  des  gütigen  Gebend,  gesammelten 
Copal,  befanden  sich  auch  trefflich  erhaltene  Blätter 
und  Flügelfrüchte  wie  auch  Termiten,  welche 
letztere  dem  hiesigen  zoologischen  Museum,  übergeben 
wurden. 


'i 


I        ■• 


55 


5 : 


m«  nionatslierlclit. 


Ein^  wässerige  Lösung  von  Cjanamid  verwandelt 
sich)  wenn  sie  mit  einigen  Tropfen  Ammoniak  versetzt 
und  bei  gelinder  Wärme  stehen  lässt,  nach  kurzer  Zeit 
in  eine  Krystallmasse,  die  mit  dem  Cyanamid  poIymer 
ist  und  ak  Dicyandiamid,  C^H^N*,  bezeichnet  wird. 
Dieser  Körper  krystallisirt  nach  J.  Haag  aus  kochen- 
dem Wasser  in  farblosen  Blättchen^  ist  ohne  Wirkung 
auf  Pflanzenfarben  und  giebt  mit  salpetersaurem  Silber- 
oxyd eine  in  farblosen  seideglänzenden  Nadeln  kiystalli- 
sirende  Verbindung  von  der  Zusammehsetzung  C*H*N* 
-f-  AgO,  NO*.  Auch  existtrt  ein  Dicyandiamid,  in  dem 
1  At.  Wasserstoff  durch  Silber  vertreten  ist,  wie  aus 
der  Formel  C^H^AgN*  ersichtlich  ist 

Aus  dem  Dicyandiamid  entsteht  das  Dicyandiami- 
din,  wenn  eine  Lösung  von  Dicyandiamid  in  verdtinnten 
Säuret  eingedampft  wird.  Der  neue  Körper  besitzt  ba- 
sische Eigenschaften  und  giebt  mit  Salpetersäure,  Salz- 
säure, Oxalsäure,  Schwefelsäure  wohi  charakterisirte 
Salze.  Er  entsteht  aus  dem  Dicyandiamid  durch  Auf- 
nahme von  2  HO,  entspricht  also  der  Formel  C^H^N^O*. 
Aus  dem  schwefelsauren  Salze  durch  kohlensauren  Baryt 
abgeschieden,  lässt  sich  das  Dicyandiamidin  in  kleinen, 
farblosen,  perlmutter^länzenden  Kryställoben  erhalten, 
die  sich  in  Alkohol  sdiwierig,  in  Wasser  ungemein  leicht 
lösen  und  das  Hydrat  der  Base  darertelUen.  Dieses  hy- 
dratische Dicyandiamidin  ==  C^H^N^O^^  ist  dem  Harn- 
stoff polymier  und  kennzeichnet  sich  durch  die  IJigen- 
Schaft,  unter  Austritt  von  2  Aeq.  Wasser  Sahee  zu  bil- 
den, so  wie  durch  seine  stark  alkalische  Reaction,  deut- 
lich als  Ammoniumbase. 

Analog,  wie  im  Dicyandiamid  durch  Ag,  lässt  sich 
im  Dicvaadiamidin  1  At.  H  durch  Cu  vertreten,  die 
Verbindung  besteht  aus  C^N^H^CuO^. .  {Am.derChem. 
u.  PAarm.  CXXfL  iSir-33.)         ;  ,         ,  6.  ' 

'  .  •   .  . r    'v 


&6  AUaphansäure. 

AlUphiuäire. 

Bei  der  Einwirkung  von  Pjansäure  auf  Alkohol 
erhielten  L  i  e  b  i  g  und  W  ö  h  1  e  r  eine  Verbinduns^ 
die  sie  als  den  Aether  einer  eigenthümlichen  S^ure^  als 
AUophansäureäther^  betrachteten.  .  Um  nun. auch  das  Ver- 
halten der  Gyaotdlttre-sn  tii£briift«irigen  AHci^holen  kennen 
zu  lernen;  Hess  A.  Baeyer  Cyansäure  auf  Glycol  und 
Olycerin  einwirken. 

Das  Glycerin  absdl^birl  #te  Leichtigkeit  die  Dämpfe 
det  Cyansäure  u^d  verwandelt  sich  dabei  in  eine  weisse 
klebrige  Masse^  die  durch  Umkrystallisiren  aus  Alkohol 
gereinigt,  die  Zusammeasetsiung  C^^^H^ON^Oio  besitzt 
und  also  durch  Addition  von  2  Aeq.  Cyansäure  zu  1  Aeq. 
Glyoerin  entstanden  ist.  Diese  Verbindung,  allophan- 
saures  Glycerin  genannt,  hat  weder  Geruch  noch  Ge- 
schmack, löst. sich  lan^am  aber  reichlich  in  Wasser  und 
ziemlich  leicht  in  kochendem  Alkohol,  aus  dem  es  sich 
beim  Erkalten  in  Warzen  abscheidet  Durch  verdUnnte 
Säuren  wird  ea  in  der  Kälte  nicht  zersetzt,  concentrirte 
SchwefelBlUire  und  Salpetersäure  zerstören  dasirelbe  unter 
Entwickelang  von  Kohlensäure. 

Glycol  nimmt  die  Dämpfe  der  Cyansäure  mit  mehr 
Energie  wie  das  Glycerin  auf  und  geht  in  eine  feste 
weisse  Masse  über,  die  sich  in  kochendem  Alkohol  löst 
und  beim  Erkalten  farblose  glänzende  Blätter  absetzt. 
Diese  besteben  aus  allophansaurem  Glycol  und  sind  anar 
log  der  filyterinVerbindung  aus  2  Aeq.  Cyansäure  und 
1  Aeq.  Glycol,  .2(02 NH02)  +  C4H60*  a=  G5H8N2Ö8, 
zusammengesetzt  .  Der  Körper  löst  sich  Idcht  in  A&o- 
bol  und  Wasser,  -ist  ohne  Geruch  und  Geschmack  und 
schmilzt  bei  l>6O0  ohne  Zersetzung  zu  einer  klaren  farb- 
losen Flüssigkeit,  die  beim'  Erkalten  krystallinisch  er- 
slarrt.    Goocentrirte  S&uren  ifierstören'ihn«.' 

Somit  ist  "die  Bfldungs weide  der  beiden  so  eben  be- 
Bdhrlebenen  Subätahzen  vollkommen  der  des  allophansau- 
i^n  Aethyls  eÄtsprechend^fad  2  Aeq.  Cyansäure  vereinigen 
steh  immer  riiit  1  Aeq.  Alkohol,  mag  dieöer  nun  ein-, 
jBwei-  ödei*  dreisäürig  sein: 

2(C2NH02)  -f  C4H6  02  =  CS  Hf  lf2  O^   allophan. 

'     saurpr  AethylätW" 
'  2(Ö2NH02)  if'<3*H606.^  C«  HB  W  O»  allophäi>- 
*    saui'er  Glycöläther  -        ^        ' 

2(C2NH02)  4-  C6H806  :±:  Gi<>HioN^6w  kllophan- 

saurer  GHyoerinäther. 


t 

Pßrsichblatttoasser  statt  Kirschhrheerwasser.  $7 

Auf  ähnliche  Weise  wirkt  die  Cyans&ure  auch  auf 
filörper,  di^  wenig  Aehnlichkeit  mit  den  Alkoholen  bieten. 
So  giebt  sie  mit  der  Eugensäure  eine  in  langen  glän- 
zenden Nadeln  krjstallisirende  Verbindung,  die  allopnan- 
saure  £ugensäure: 

2(C»NH02)  +  CiOHHO«  =  C24H"N20ö. 
Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  sich  der  Ver- 
fasser zur  Darstellung  derCyansäure  mitVortheil  anstatt 
einer  Ketorte.  eines.  V^byermungsrohres  bediente,  das 
rechtwinkelig  uqigebogene  und  so  in  einem  Verbrennungs- 
ofen angebracht  ist,  dass  man  das  Knie  noch  erhitzen 
Icann.  Fängt  man  nun  von  diesem  an  das  Bohr  langsam 
55U  erhitzen,  so  erleidet  man  viel  weniger  Verlust  durch 
Bildung  von  Cyamelid,  als  wenn  man  in  einer  Retorte 
operirt,  vorzüglich  wenn  die  Natur  des  Versuchs  es  ge- 
stattet, zu.  gleicher  Zeit  ^inen  langsamen  Strom  von  Koh- 
lensäure über  die  Cjansäure  streichen  zu  lassen.  (Ann. 
des^  CAem.  u.  Pharm.  CXIV.  io6—16S)  G. 


Veber  die  SelbstitoMftrang  4er  wasserfreien  BlAnsftue. 

Die  wasserfreie  Blausäure  hält  sich  bekanntlich  nicht 
lange,  sondern  verwandelt  sich  in  eine  schwarze  feste 
Masse.  Diese  Umwandlung  erfolgt  auch  bei  völligem 
Abschluss  der  Luft.  Auch  die  mit  ihrem  doppelten  Vo- 
lum-Wasser vermischte  Säure  wird  bald  zu  einer  solchen 
schwarzen  Masse.  Mit  f^fi;  V^j^^^^nung  nimmt  ihre  Nei- 
^ng  zum  Verderben  ab,  ui^d  eine  Säure,  die  nur  1  Pi-oc. 
wasserfreie  enthält,  hält  sich  auf  unbestimmte  Zeit. 

E.  Millon  hat  die  umstände  kennen  gelernt,  unter 
welchen  die  Zersetzung  sehr  schnell  eintrat  und  fand 
endlich,  dass  diese  letzteren  von  der  Gegenwart  oder 
der  Bildung  des  Ammoniaks  abhing»^  JBinige  Blasen  Am- 
moniakgas %\AA.  im  Stande«  200  Grm.  wasserfreie  Blau- 
säure  binnen  2  —  3  Tagen  in  eine  fesjie  schwarze  Masse 
zu  verwandeln.  Ein  kleineü  Zusatz,  irgend  einer  Säure 
oder  eines  säureßihigen  Körpers  besitzt  die  Etgensöhaft, 
die  Zersetzung  der  BlausHüre  zu  verhindern,  indem  das 
Ammoniak^MdUäufch/,f)||))jwa(4#a^  %i9d;^ubs^lMiQll)ch  gemacht 
wird.     {W^tein*s  yierUlJahrB8ci>r,  ^Bd^  1^  ,    B. 

PinieiAlariiwiSM^  ^tatit  Kirwlil^i4ieerwtsder   * 

nat  Dr.  Bei  lisch  in    Erlangen    einzüfiihren  .yorgeschlar 
gen,    da  nach  von    ihm  Vorgenommenen  Versuchen    mit 


5B     Methionsänre,  —  üeber  den  Satpetrigtäüre-  A^ther. 

frisch  gesiGtnimelten  Pfirsiohblättern  ein  «o  kräftiges  Destillat 
erlangt  wurde,  dass  2  Unze^  3^,0  Gran  bis  3,5  Graa 
Cyansilber  lieferten,  während  aus  eben  so  viel  Kirschlor- 
beerwasser nur  2,2  Gran  Cyansilber  erhalten  werden 
konnten.  Ausserdem  besass  das  Pfirsichblä.tterwasser  einen 
sehr  angenehmen  Geruch.  {N.  Jahrb.  der  Pharm.  XVIII,  5. 
S,274.).  B. 


Kalmni  -  Bisen  -  Knpfercyanflr. 

Dieses  Cyanür  krjstallisirt  in  röthlich-braunen  Kry- 
stallen  ^us  einer  Lösung,  welche  zum  Platiren  auf  eles- 
trischem  Wege  gebraucht  worden  war  und  mehrere  Mo- 
nate ruhig  gestanden  hatte.  DieKrystalle  gehörten  nach 
den  Messungen  von  Prof.  W.  H.  Müller  dem  tesseralen 
Systeme  an,  und  stellten  Combinatioiien  deß  Würfels 
und  Octaeders  dar.  Willianfs  F,  Wonfor's  Analyse 
führte  zu  der  Formel  3KCy,  2FeCy,  2Cu2Cy  +  10  HO. 
Es  ist  offenbar  dieselbe  Substanz,  weiche  Bolley  in 
einer  ähnlichen  Flüssigkeit  fand,  und  die  Moldenhauer, 
wenn  die  UnvoUständigkeit  der  .Analyse  die  Annahme 
gestattet,  durch  Kochen  einer  Lösung  von  Kupfercyanür 
init  Kaliumeisencyanid  dargestellt  zu  haben  scheint 
(Joum.  of  ihe  Chem.  Soc.  XV.  —  Chem.CentrbU  1862.  66.) 

B. 

HetUoii^iire, 

Eine  andere  ergiebige  Methode  zur  Darstellung  von 
Methionsäure  oder  Disulfometholsäure,  C2H4S40»2,  statt 
der  gewöhnlichen  aus  Sulfoessigsäure  und  wasserfreier 
Schwefelsäure  besteht  nach  A.  Strecker  darin,  dass 
man  Milchsäure  mit  wasserireier  Schwefelsäure  erhitzt^ 
die  Flüssigkeit  mit  Wasser  verdünnt,  mit  kohlensaurem 
Baryt  sättigt  und  kochend  filtrirt.  Beim  Erkalten  schei- 
det dann  das  Filtrat  farblosen  methionsauren  Baryt  aus. 
(Ann.  der  Chem.  t|.  Pharm.  290—292.)  G. 


Vdber  il«i  Sälpetri^we-Attkert 

Nach  Carey  Lea  stellt  man  ihn  auf  leichte  Welse 
dar  aus  90  Grm.  Salpetersäure  von  1,37  Dichte,  150  CC. 
Alkohol  TOB  W.Pj^.   tini,^^^  4ivvß.l^  Die 

Ausbeute  ist  reich,  das  t^roduct.  enthält  zwar  Qoch  Ald^ 
hyd,  aber  ^icht  mehr  als  das  gewöhnliche,   und  die  De- 


Bmitihmg  de$  Salpeierfäureäiken.  ^9 

•tiUftlicHEi  geht  rasch  voa  stettea.  Redacirende  Stoffe 
wirken  verschieden  auf  den  Aetber,  doch  entsteht  stets 
Ammoniak  dabei,  nie  bilden  sich  Aethylbasen.  Alkoholische 
ZimMdil(»*ürlö6ang  zersetzt  den  Aether  unter  heftigem  Auf- 
brausen ohne  Entwickelung  rother  Dämpfe;  die  Flüssig- 
keit giebt  bei  der  Destillation  mit  Kalihydrat  kaum  eine 
Spur  Ammoniak.  Bei  der  Behandlung  des  Aethers  mit 
Schwefelwasserstoff  findet  leichtes  Aufbrausen  statt  und 
es  setzt  sich  viel  Schwefel  ab.  Die  Lösung  enthält  viel 
Ammoniak  und  keine  Aethylbase«  Essigsäure,  Weingeist 
und  Eisenfeile  zersetzen  den  Aether  unter  heftiger  Ent- 
wickelung von  Stiekoxjd;  die  Flüssigkeit  enthält  nur 
Spuren  von  Ammoniak.  {ßiUim,  Americ,  Joum.  —  Chem. 
Centrbl  1862.  43.)  B. 

BereitBBg  des  Salpetersä«reftthers. 

J.  Persoz  lässt  reine  rauchende  Salpetersäure  auf 
absoluten  Alkohol  wirken  und  kühlt  zur  Vermeidung  der 
Explosion  den  letzteren  stark  ab.  Die  Vermischung  ge- 
Sfchieht  in  einem  Platintiegel  von  100  C.  C.  Capacität. 
Auf  20  Grm.  rauchende  Salpetersäure  wendet  man  10 
Gramm  absoluten  Alkohol  an. 

Die  Salpetersäure  wird  im  Maximum  der  Concentra- 
tion  angewendet,  frei  von  Chlor,  Schwefelsäure,  Salzen 
und  besonders  frei  von  NO*,  NO^  undNO^.  Um  sie  da- 
von zu  befreien,  erhitzt  man  sie  in  einem  Kolben  auf  35 
bis  40<>C.  und  bläst  trockne  Luft  hindurch,  bis  sie  was- 
serhell und  farblos  geworden  ist. 

20  Qrm.  dieser  Salpetersäure  bringt  man  in  den 
Platintiegel,  den  man  in  eine  Kältemischun^  aus  Eis  und 
Kochsalz  stellt.  Sobald  die  Säure  die  niedere  Tempera- 
tur der  umgebenden  Mischung  angenommen  hat,  lässt 
man  nach  und  nach  mittelst  einer  fein  ausgezogenen 
Pipette  den  absoluten  Alkohol  in  kleinen  Tropfen  in  die 
kalte  Salpetersäure  fallen,  wobei  man  die  Säure  bestän- 
dig umrührt.  Sobald  die  Mischung  vollendet  ist,  ist  auch 
der  Aether  fertig.  Man  fugt  alsdann  ein  Stück  Eis  hinzu, 
welches,  indem  es  schmilzt,  die  Säure  Verdünnt,  ohne 
Wärme  zu  entwickln  und  <)hne  den  Aether  zu  zerstören. 
Zuweilen  ereignet  es  sich,  trotz  all^r  genommenen  Vor- 
sichtsmaassregeln,  dass^  der  Alkohol  2u  rasch  eingetragen 
^td  und  iBs  lailt  alsdann  beginnende  Oxydation  ein.  In 
diesem  FaUe  sieht*  man  leichte  röthBeke  Dämpfe  von 
sal^petriger  Säure  ersoheinea.  .  Sobald  snan  diese  bftob- 


60  Sulfolkohlen$&ure'Aäihylä&er  etc.  . 

achtet^  ist  es  hohe  Zeit  das  Experiment  daditreli  ^u  beea- 
digen^  da^s  man  ein  Stück  Eits  in  den  Tiegel  Mlen  lässt^ 
auf  die  Gefahr  hin^  nocb  einmal  anfangen  äsu  müssen; 
80  rettet  man  wenigstens  den  schon  gebildeten  Aetber.  - 

Den   erhaltenen  Aeiher   reinigt   man   dann   auf  be* 
kannte   Weise.      {Com;p/t{,  rend.  6.  Ocibr.  1862,  pag.  S72^) 

jß,  Zäidwig, 


r. 


llebercUorsäure  -  Aetlier» 

Der  üeberchlors&ure- Aetber  wurde  1840  Yon  Hare 
und  Boyle  bei  der  Destillation  von  überchlorsaurea» 
Baryt  mit  ätherschwefelsaurem  Baryt  erhalten,  Sie  geben 
von  diesem  Körper  an,  dass  er  in  der  Heftigkeit,  mit 
welcher  er  explodirt,  alle  anderen  Körper  übertrifft,  und 
dass  er  durch  Erhitzen,  Reiben,  Schlagen  und.  oft  ohne 
scheinbare  Ursache  explodirt.  Roscoe  hat  die  Art  der 
Bildung  dieses  Körpers  untersucht,  ihn  analysirt,  seinen 
Siedepunct  annähernd  bestimmt  und  Gelegenheit  gehabt^ 
die  ausserordentlichen  explosiven  Eigenschaften  desselben 
zu  bestätigen. 

Trockner  üeberchlorsäure- Aetber  zersetzt  sich  unter 
Explosion,  wenn  er  aus  einem  Gefass  in  ein  andercfs  ge- 
gossen wird,  oder  wenn  seine  Theilcheüi  irgendwie  leicht 
erschüttert  werden.  Die  Heftigkeit  der  Explosion  ist 
ausserordentlich;  etwa  0,2  Grm.  in  einem  seht,  dünnen 
Reagensglase  enthaltenen  Aethe'rs  explodirten  mit  solqher 
Kraft,  dass  ein  15  Millim.  breites  nnd  15  Millitn;  tiefes 
Loch  in  ein  Filtrirgesteil  von  hartem  Holz  geschlagen 
und  alleQefösse  iii  der  Nähe  zerschmettert  wurden.  Der 
Gebralich  von  Handstjhuheri^  und  Glässchirmen  bei  der 
Beschäftigung  mit  demselben  ist  daher  unbedingt  nöth*- 
wendig.  In  Berührung  mit  Wasser  iiöt  der  Aether  dÄ» 
gegen  viel  bestäfidiger  und  kann  dann  ohne  QefÄhr  ge- 
schüttelt und  selbst ^estillirt  Werden.  {Jouim.  of  ike  CKem^ 
SocA5.  -^  phem.Centrbl  1862.  66.)  B: 


:    \ 


Sülfokohlensäiire-ietbiTläther  vnd  SulfbkoUeiisAiii^ 

:    4eiliyIglj[C9l*tiier* 

Den*>ISülfoluUeniitore''AethyJä^&Ker  oder  das.  Aebhjrl^ 
«ulfocarboniai  stiilKlAagiHnse mann 'auf  ki^erWeifie 
^d«ddrck  dar^:  4ass  W  eine.eoncBemtrirte  Löäang ^«ü' I7ar 


2^$eUfung  d.  Esdgäthersetc,  durch  wcuserfreie  Alkalien.    61 

triumsttlfrcpet  mit  Schwefelkolileiuitaff  ixpd  Alkob^l  oder 
Aetheralkohol  versetzt  nnd  das  sich  augenblicklich  als 
dicke  Tothe  Flüssigkeit  abscheidende  Natriamsulfocarbo; 
nat  mit  Aethyljodür  in  Wechselwirkung  bringt  Wird,  die 
ser  Körper,  welcher  die  Zusammensetzung  2  C^H*  S,  C^S^ 
hat;  mit  alkoholischem  Amiooniak  erhitzt,  so  bildet  sich 
Aethylmercaptan  und  Rfiodanammonium;  wendet  man 
statt  des  Ammonifüks  Anilin  an^  so  wird  Dtphenylsulfo- 
<»irbamid  erzeugt. 

Der    Sulfokohlensäure  -  Aeihylglycolather    oder    das 
Aethylensulfocarbonat  =  C*H*S2,C2S4  entsteht  dem  vöri- 

fen  Körper  analog  aus  Natriumsulfocarbonat  und  Aethylen- 
romür,  krystalUsdrt  in  goldgelben  durchsichtigen  Kry- 
stallen  und  giebt  mit  Ammoniak  gleichfalls  Rbodanammo- 
xänm  und  wahrscheinlich  Aethylglycolmercaptan.  {Ann. 
der  Chem.  u.  Pharm.  CXXIII.  64—90.)  G. 


Zersetrang  des  Essigäthers  etc.  darch  wasserfreie 

Alkalien« 

Nach  Berthelot  und  A.  de  Fleurieu  zerlegt  sich 
Benzoe Säureäther,  mit  seinem  II/2 fachen  Gewicht 
wasserfreiem  Baryt  in  zugeschmolzener  Röhre  5  Stunden 
lang  bei  löObis  1800C.  erhitzt,  in  benzoesauren  Ba- 
ryt und  Aethyloxydbaryt,  welcher  letztere  beim 
Zusammentreffen  mit  Wasser  augenblicklich  in  Alkohol 
und  Barythydrat  umgewandelt  wird. 

C4H50,C<4H503  -f  2BaO  =  (BaO,  C»4H503) + 

(BaO,C4H«0). 

In  ähnlicher  Weise  zerlegt  Baryt  bei  200^0.  nach 
30  Stunden  Einwirkung  den  Stearinsäureäther  in  Stearin- 
3auren  Baryt  und  Aethyloxydbaryt,  den.  Essigäther  bei 
250<^  C.  in  essigsauren  Baryt  und  Aethyloxydbaryt^  den 
Ameisensäureäther  und  Oxalsäureäther  in  amei- 
sensauren und  Oxalsäuren  Baryt  und  Aethyloxydbaryt;  die 
beiden  letzteren  Aether  geben  verschiedene  Nebenpro- 
dwte^  was  bei  .den-  übiagen  Aethfr^  nicht  der  Fall  ißt. 

Diese  Zersetzungen  def  Aether  durch  Baryt  sind 
also  den  Zersetzungen  derselben  durch  Alkalihydrate 
analog,  Ti.B.  Benzoesäureäther  pks'Kalihydi^atrrsbenzoe- 
Äatireaf  Kau  plus  Alkohol. 


62     Verbindungen  der.  Dcppeletdßde  der  Alkoholradieale  etc. 

(C*B*0,K  CMH50»)  +  KO,  HO  «=  K0,CHH»03  4. 

C4H50,HO. 
(Ann.  de  Chim.  ei  de  Phye.  5.  SSr.  Tom.  LXVII.p.  77  —  83. 
Janvier  186S.)  Ä  Ludwig. 

Siilfde  der  Alkoholradirale. 

L.  Cariu  B  hat  swei  Sulfide  des  dreisäurigen  Glycerins 
kennen  gelehrt.  .  Das  eine  entsteht  beim  Erwärmen  von 
Monochlorbydrin,  das  andere  von  Dichlorhydrin  mit  Kalium* 
Bulfbydrat.  Die  Stellung  der  beiden  Körper  zum  drei- 
säurigen  Alkohol  Glycerin  drückt  das  Schema  aus: 

C«iä503  3H0     C6H503,HO,2HS  *  C6Hö02S,3HS 
Ulycerin,  erstes  Sulfhydrat,    zweites  Sulftiydrat* 

Beide  Verbindungen  sind  ölige  Flüssigkeiten  von  schwa^ 
chem,  mercaptanähnlichem  Gerüche/  lösen  sich  ziemlich 
in  Wasser  und  lassen  sich  nicht  unzersetzt  destilliren. 
{Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  CXXII.  7/— 77.)  .  G. 


Doppelsmlfide  der  Alkoholradicale. 

Aethylmethylsulfid,  (C2H3S,C4H5S),vonCariu8 
durch  Erhitzen  von  disulfophosphorsaurem  Aethyloxyd  mit 
völlig  wasserfreiem  Methylalkohol  im  zugeschmolzenen 
Rohre  und  darauffolgende  Destillation  der  erhaltenen  Flüs- 
sigkeit dargestellt^  ist  ein  farbloses^  sehr  dünnes  Liquidum 
von  tmangenehmen  Geruch  und  vom  Siedepunct  59^  C, 
welches  krystallinische  Verbindungen  mit  Metallchloriden 
eingeht. 

Das  Aethylamylsulfid,  (C4H5S,CiOHHS),  auf 
dieselbe  Weise  wie  der  vorige  Körper  durch  Erhitzen  von 
disulfophosphorsaurem  Aethyloxyd  mit  Amylalkohol  gebil- 
det^ besteht  aus  einer  farblosen,  nach  Schwefeläthyl  und 
Schwefelamyl  riechenden  Flüssigkeit,  die  bei  132  bis 
133<^;5  vollständig  überdestillirt.  {Ann.  der  Chem.  u.  Pharm*' 
CXIX.  313—318.)  O. 


Yerbiidugei  der  DM|iebalide  der  Albeh^iradicale 

Bei  Einwirkung  von  Jodiden  der  Aikoholradicale 
auf  eine  Lösung  des  Quecksilbersulfalkoholates  in  absolu- 
tem Alkohol  bilden  sich  sehr   leicht  Verbindungen   der 


^ 


Triäthylphosphinoxyd.  v  68 

Doppelsolfide  mit  Quecksilberjodid.  Auf  diese  Weise 
hat  C.  Linnemann  die  Verbindungen  des  Hetbylätbyl- 
sulfids  tind  des  Aethylaraylsulfids  mit  Quecksilberjodid 
dargestellt  Erstere  ist  nach  der  Formel  CH^S^C^H^S 
-f-  Ug  J  zusammengesetzt  und  besteht  aus  einem  schwefel- 
gelben krystallinischen  Pulrer,  letztere  bildet  gelbe  Ery- 
stallblättchen  von  der  Formel  G4H5S,C»0Hns  -f  HgJ. 
{ArtTtalen  der  Chem.  u.  Pharm,  CXX,  61 — 66.)  G. 


luilÜKiareTerliBiliigeiL 

Die  Xanthinsäure  hat  die  Fähigkeit;  mit  einigen 
Metallen  ausgezeichnet  schön  krystallisirte  Verbindangen 
einzugehen.  HIasiwetz  stellte  diese  durch  Zersetzung 
xanthinsaurer  Alkalien  mit  den  Chloriden  der  betreffen- 
den Metalle  bei  Qegenwait  von  überschüssigem  Schwefel- 
kohlenstoff dar,  in  dem  sie  alle  löslich  sind,  und  aus 
welchem  Lösungsmittel  sie  beim  freiwilligen  Verdunsten 
anschiessen.  Am  besten  bewährte  sich  eine  Lösung  von 
Natriumalkoholat  in  viel  Schwefelkohlenstoff,  mit  welcher 
die  Chloride  der  Metalle  gekocht  wurden.     Schreibt  man 

die  Formel  der  Xanthinsäure  HS,C4H5S,C202S2,  so 
lassen  sich   die  Arsenik  -,  Antimon  -  und  Wismuthverbin- 

dung  allgemein  durch :  R  S3,3  (C«  H5S,  C^O«  S«),  die  Eisen- 
und  Chromverbindung  allgemein  durch:  R2S3,3(C*H5S, 

C^O^S),  die  Kobalt-,  Nickel-,  Zinn-  und  Quecksilberverbin- 
dung allgemein  durch:  RS, C4H5S,Ö202S2  ausdrücken. 
{Ann,  der  Chem,  u.  Pharm,  ÖXXll.  87 — 95,)  Q, 


Triäthylphospliiiioxyd, 

Bringt  man  Phosphoroxychlorid  tropfenweise  mit  er- 
hitztem reinetn  Zinkäthyl  zusammen,  so  resultirt  neben 
basischem  Chlorzink  eine  Verbindung  von  Phosäthylium- 
chlorid  mit  Chlorzink  nach  der  Gleidiung: 

P02C13  +  4(C*H5,Zn)  =  (C4H»)*PCl,ZnCl  + 

ZnCl,2ZnO. 

Diese  Phosphorveifbindung  ist  kryataUiairbar  und  liefert  mit 
festem  Kalihydrat  und  wenig  Wasser  der  Destillation  unter- 
werfe eine  äubatanz;  4ie;  wie  P  e  b  al  nacbweiiBt^  yolktändig 


64  Pinaeolin. 

in  ihren  Eigenschaften  mit  dem  Triäthylphoaphinoxyd^ 
(C4H5)3P02  übereinstimmt.     .   ;  * 

Da^  Triätbylphpspbinoxy4  giebt  mit  KupferTitrioI 
eine  krystallisirbar^  Verbindung^  deren  Zusammensetzung 
durch  die  JFormel:  2(CuO,  S03)  +  3(C4H5)3P02  ausgCr 
drückt  wird.     {Ann.  der  Chem^u.  Pharm.  CXX.  J94-r2(XI*) 

■  ... ,, ,.  Q*    . . 

EiBwirknBg  des  Phosphorox^cblorids  auf  die  troekif» 
Salze  organischer  einbasischer  Sinren. 

Es  ist  von  il.Qeiith er f^tgeatellt. worden,  dass  bei  der 
Einwirkung  des  Phosphoroxychlorids  auf  die  trocknen 
Salze  organischer  einbasischer  Säuren  nicht,  wie  man 
bisher  mit  Gerhardt  annahm,  gewöhnliche  dreibasi- 
sche Phosphorsäure,  sondern  stets  einbasische  Meta- 
phosphorsäure  entsteht,  dass  also  der  Process  nach  den 
Gleichungen  verläuft: 

L,  3(NaO,C4H303)  +  Pa2C13  =  C4H302CI  + 

i2C4H303  4-  2NaCl  -f  NaO,P05. 

IL,  4(NaO,C4HB03)  -f  P02C13  =  4C4H303 + 

3  Na  Gl  +  Na  O,  PO«. 

Die  Versuche  wurden  mit  essigsaurem  Natron,  essigsau- 
rem Baryt  und  Phosphoroxychlorid  in  den  verschieden- 
sten Verhältnissen  ausgeführt,  die  Reaction  verlief  aber 
immer  gleich  und  es  wurde  zuletzt  immer  metaphosphor- 
säures  Silberoxyd  erhalten.  Wird  dagegen  statt  des 
essigsauren  Baryts  Barythydrat  genommen,  so  bildet  sich 
der  gewöhnliche  phosphorsaure  Baryt=  2BaO,  H0,P05. 
{Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  CXXIII.  113—121.)         G. 


Pinacolin. 


R.  Fittig  suchte  dui:oh  Ajüi^ndung  von  Zersetzungs- 
prodücten  des  vo^-  ihm  Paracetcm,  von  Städeler  Pina- 
kon  gepamaten  Körpers  die  Constitution  desselben  festzu^ 
stallen  und  entdeckte  bei  der  Verfolgung  dieses  Zwecklos 
eine  öeue  Verbindung,  die  ^r  unter  dem  Namen  Pinaco- 
lin beschrieben  hat.  Das  Pipacolirt  bildet  sich  hei  der 
Behandlung  des  Pinakons  mit  verdünnter  Schwefelsäure, 
verdünnter  Salzsäure  oder  Ohlorgas.  Es  ist  ein  völlig 
latf^bloses,  ^wasserhelles,  leicht  bewegliches  Gel  von  aoge^ 
nehmem,  pf^ermümsähnlichem  Gerttch ;  •  s^io  spercifis^hes 
:0ewicht  ist  *ei  ia<>  in  0,79^,  ^er  Siedepunot  ti^ib^i 


OxamüMwre.  65 

105®.  In  Wasaer  ist  es  so  gut  wie  unlSeUch,  Itfsst  sich 
aber  in  jedem  VerhftltixisB  mit  Weiogeiet  mid  AeAer 
mischen,  xind  entspricht  s^^er  ZttSMnmenseiBViigp  nach 
der  Formel  Ci^HnQa  Cbloi^pas  verwandeii  das  Pina- 
Colin  in  ein  dickflüssiges,  schweres  Oel,  welches  aadh 
einiger  Zeit  yoUständi^  zu  langen,  farblos^i  Krystallna- 
deln  von  BicUorpinacolin,  Ci*H">Cl*02,  erstarrt.  Letzte- 
res besitzt  mwm  j^Asserst  heftigen  Geruch,  der  die  Augen 
sehr  angreift  und  dem  des  Bichloracetons  sehr  ähnlich  ist, 
schmilzt  bei  51^  zu  einer  farblosen,  wasserhellen,  bei 
nngeßihr  178^  siedenden  Flüssigkeit  und  ist  in  kaltem 
Wasser  fast  absolut  uniditirfif  i^  warmem  Wasser  etwas, 
in  Aether  und  absolutem  Alkohol  leicht  löslich.  {Ann 
der  Chem.  u.  Pharm.  CXIV.  ^4  —  63.)  O. 

Zersctmg  der  •xaistore  dtrck  das  SoiMiBcht 

Pass  Qxalsaures  Eisenoxyd  durch  das  Licht  in  oxal- 
saures  Eisenoxjdul  und  Kohlensäure,  oxalsaures  Uran- 
ozyd  in  einen  sich  abscheidenden  braunen  Körper  und 
in  Kohlensäure  und  Kohleiiioxjd  zerlegt  wird,  ist  be- 
kannt. 

W.  Seekamp  fand,  dass,  wenn  man  eine  fünfpro- 
centige  Lösung  von  Oxalsäure,  der  1  Procent  salpeter- 
saures Uranoxyd  hinzugefugt  ist,  im  Dunkeln  auf- 
bewahrt, die  Flüssigkeit  keine  Veciindflnmg  ^arleldet, 
eben  Äo  wenig  bei  vierundzwanzigstündigem  Erhitzen  Im 
Wasserbade,  dass  sie  aber  im  Lichte  sodeich  Oasblasen 
^entwickelt,  nnd  zwar  im  directen  Sonnemicht  mit  solcher 
H^tigkeit,  dass  aus  100  CC.  Flüssigkeit  in  3  Minuten 
'22  CC.  Oas  angefangen  werden  konnten.  Längere  Zeit  dem 
Lu^e  ausgesetzt,  nimmt  die  anfangs  gelbe  Flüssigkeit 
eine  grüne  Farbe  an,  es  scheidet  liioh  ein  grünes  kry- 
stallinisehes  Pulver,  oxalsaures  Uranoxydul,  ab,  die  Flüs- 
sigkeit ist  alsdann  farblos, 'enthält  keine  Oxalsäure  mehr, 
reagirt  aber  sauer  von  Ameisensäure.  Diose  Säure 
ist  dadurch  entstanden,  dass  1  Theü  des  K^enoxyds, 
welches  nebst  Kohlensäure  und  Wasser  durch  das  oon- 
uenlicht  aus  dar  Oxalsäure  gebildet  ist,  aich  in  «tata 
nascendi  mit  Wasser  zu  Ameisensäure  umsetzte«  {Ann. 
der  Chem.  u.  Pharm.  CXXII.  113—118.)  '  &. 


^^k^H*»l^B«^M*H 


Oianissäire. 

Eine  interessante  Entstehungsweise  der  Oxaminsaure 
ist  von  J«  F.  Tionssaint  beobachtet  worden.     Kodit 

Arch.  d.  Phann.  CLXV.  Bds.  1.  Hft.  5 


66  Diglycolamidsäure  vnd  Triglycolamidsäure. 

man  nämlich  Oxamid  längere  Zeit  mit  Wasser  und 
Ammoniak;  so  yerwandelt  sieb  dasselbe  voUständij^  in 
oxaminsanres  Ammoniak^  indem  Wasser  in  die  Ven>in- 
dang  aufgenommen  wird.  Den  hierbei  statt  findenden 
Process  verdeutlicht  die  Gleichung: 

,  C4H4N»04  +  2H0  =  H4NO,C4H2N05 

Oxamid  oxamiDsaures 

AmmonialL 

{Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  CXX.  237  —  241 )  O. 


GlycolanHl. 

Ein  wichtiger  Unterscheidungsgrund  des  Qlycolamids 
von  dem  isomeren  GlyeocoU  besteht  nach  W.  Heintz 
in  dem  Verhalten  desselben  zu  Basen  und  Säuren.  Das 
Glycolaraid  verbindet  sich  nämlich  nicht  mit  Metalloxyden 
und  wird  beim  Kochen  damit  in  Salmiak  und  glycol- 
saures  Sal2  zerlegt.  Bei  der  Einwirkung  von  trocknem 
Chlorwasserstoff  auf  Glycolaraid  entsteht,  wenn  die  Tem- 
peratur niedrig  ist,  salzsaures  Glycotamid,  bei  erhöhter 
Temperatur  dagegen  ein  Gemisch  von  Salmiak  und  Gly- 
colid.  {Ann.  der  Chem,  u.  Pharm.  CXXIII.  815  —  324.)      G. 


Diglyrolanidsävre  und  Triglyeolanidsftiire. 

Diese  beiden  Säuren  hat  W.  Heintz  bei  der  Ein- 
wirkung von  wässeri^m  Ammoniak  auf  Monochloressig- 
säure  neben  GlyeocoU  und  Glycolsäure  erhalten.  Erstere 
Säure  ist  zweiatomig  und  nach  der  Formel  C^H^NO^ 
zusammengesetzt;  letztere  ist  dreiatomig  und  ihre  Zusam- 
mensetzung durch  die  Formel  C^^jj^NO'.z  ausdrückbar. 
Beide  Säuren  krvatallisiren  und  geben  auch  krystallisir- 
bare  und  wohl  charakterisirte  Salze. 

Heintz  betrachtet  das  GlyeocoU  als  ein  Ammoniak^ 
in  welchem  lAiH  durch  das  Radical  Glycolyl,  C^HSO*, 
Tertreten  ist.      Bei  der  Diglycolamidsäure  sind  hiemach 

2  At.  H   durch  2  Glycolyl,    bei    der   Triglycolamidsäure 

3  At.  H  durch  8  Glycolyl  substituirt,  wie  aus  folgendem 
Schema  ersichtlich  ist:  - 

C4  H304,H2N,        (C*H304)2HN,        )C4H30*)3N 

GlyeocoU 

(Glycolamidsäure)  Diglycolamidsäure      Triglycolamidsäure. 

•       •      , .  •  ,  ' 

Der   durch   M^taU   vertretbare  Wasserstoff  ist    in   dem 


ButylchhrUr.  67 

AtomcoinplcxC4H30<  =  C*H«0«,0,HO  enthalten.  {Ann. 
d^rChem.u.  Pharm.  CXXIL  267—294.)  G. 


Die  Bildung  von  JodpropionsSure  beobachtete  Bell- 
st ein,  als  er  Glyoerinsäure  mit  ihrem  doppelten  Gewichte 
an  Jodphosphor  zasammei^rachte.  Während  der  beim 
Erwärmen  äasserst  heftigen  Beaction  entweicht  Jodwas- 
serstoff und  es  bleibt  eine  krystallinische  Masse  zurück, 
die  mehrmals  aus  siedendem  Wasser  umkrystallisirt  reine 
Jodpropionsäure  liefert.  Der  Körper  besteht  aus  blendend 
weissen  Krystallen  von  ausgezeichnetem  Perhnutterglanze, 
er  zeigt  die  Zusammensetzung  C^H^JO^,  löst  sich  auch 
leicht  in  Alkohol  und  Aether^  reagirt  stark  sauer  und 
zersetzt  kohlensaure  Salze  unter  Brausen.      Die  jodpro- 

E ionsauren  Salze  haben  nur  eine  sehr  geringe  Beständig- 
eit,  indem  ihre  wässerigen  Lösungen  schon  beim  Kochen 
zerlegt  werden.  {Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  CXX.  226  — 
236.) G. 

flnwaidasg  der  Glycerinsäure  in  Acrylsänre« 

Wie  eben  angegeben,  hatte  F.  Beilstein  gefunden, 
dass  bei  der  Einwirkung  von  Jodphosphor  auf  Glycerinsäure 
die  Jodpropionsäure  entsteht,  lieber  diesen  Gegenstand 
theilt  er  jetzt  mit,  dass  beim  Kochen  der  sehr  unbestän- 
digen jodpropionsauren  Salze  sich  unter  Ausscheidung 
von  Jodmetall  eine  neue  Säure  bildet,  welche  von  ihm  H  y- 
dracrylsäure  genannt  wird  und  welche  die  charakte- 
ristische Reaction  zeigt,  dass  sie  sich,  wenn  man  ihr  Blei- 
oder Silbersalz  erhitzt,  in  Wasser  und  Acrylsäure  spaltet 
nach  der  Gleichung: 

CMH22022  =  4C«H4  0*  -f  6H0 

Hydracrykäure  '  Acrylsäure. 
Die  Hydraci*ylsäure  steQt  einen  Syrup  dar,  in  wel- 
chem feine  Nadein  schwimmen,  bildet  in  Wasser  leicht 
lösliche  Salze  und  ist  dreibasisch.  Es  wurden  das  Blei- 
und  das  Silbersalz  näher  untersucht.  {Ann.  der  Chem.  u. 
Pharm.  CXXIL  366—874.)  Q. 


BatylcUnrnr. 

Als  F.  Gerhard  Chlorkalk,  Wasser  und  Amylalko- 
hol der  Destillation  unterwarf,   erhielt  er  eine  bei  62  bis 


ff 


6B  Verbindungen  du  Valercda  mit  Säuren. 

640!  siedende  FlOsEngkeit^  die  l*eetrficiit,  dut^lwaert  und 
•durch  mehrmaliges  Sdiandehi  tnii  ireingeisti^r  Kalilßsung 
von  Chloroform  befreit,  bei  der  Analyse  die  Zusammen- 
setzung des  Butylchlorürs  =  CöH^Cl  ergab.  In  dem 
Rückstande  der  BlaM  Wtf^  ^Im  di%e  Säure  vorhanden, 
die  grösstentheils  aus  Buttersäure  bestand.  {Annalen  der 
Chem.  u.  Pharm.  CXZtL  ä63  ^366.)  G. 

YerUttdiingeii  des  Tttenüs  mit  SSnrei. 

Eine  Verbindung  des  Valerals  mit  Essigsäure,  das 
zweifach- essigsaure  Yaleral,  CJ<^Hi<>02,2C4fl5q3,  stell- 
ten Fr,  Öutnrie  und  H.  Kolbe  dar,  indem  sie  1  At. 
Valeral  mit  2  At.  wasserfreier  Essigsäure  in  einer  herme- 
tisch verschlossenen  Köhre  8  Stunden  lans;  auf  200<)C. 
erhitzten  und  das  gewonnene  olartige  Product  der  Irac- 
tionirten  Destillation  unteilvarfen.  Das  zweifach -essig- 
saure Valeral  ist  eine  ziemlich  constant  bei  195^  C.  sie- 
dende, leicht  bewegliche  und  farblose  Flüssigkeit  von 
0,963  spec.  Gewicht,  besitzt  einen  angenehmen  äther- 
artigen Geruch,  reagirt  neutral  und  ist  mit  Alkohol  und 
Aether  leicht,  mit  Wasser  nicht  mischbar.  Mit  Aetzkali 
giebt  es  nicht  Wurtz^s  Amylglycol,  Ci0Hi0O2,?HO, 
sondern  Vftleral  Ufid  etsisi^aut^  Kali.-  Zweifach -Henzoe- 
saures  Valeral,  C>öH»0O2,2Ci4H5O3,  nach  derselben 
Methode  erhalten,  ist  ein  fester,  weisser,  krjstallinischer 
Körper  ohne  Geruch  und  Geschmack,  löst  sich  nicht  in 
Wasser,  schmilzt  bei  lllQC  und  siedet  bei  264^0. 
Auch  diese  Verbindung  liefert  mit  Aetzkali  kein  Amjrl- 
glycol,  sondern  gleichfalls  Valeral. 

Das  zweifach -essigsaure  Valeral  ist  mit  dem  von 
Wurtis  beschriebenen  zweifach  -  essigsauren  Amylglycol 
gleich  zusammengesetzt,  ab^r  niaht  identisch,  da  der 
zweisäurige  Aldehyd  Valeral  ein  anderer  Körper  ist,  als 
das  mit  denselben  isomere,  gleichfalls  xweisäurige  Oxyd 
OiOHiOQ^  in  dem  aweifach- essigsauren  Amylglycol. 
Es  scheint  somit  neben  dien  von  Wurtz  entdeckten 
Verbindungen  der  awdsäurigen  «Otgenanntea  Glyit^olätbi^r 
mit-  Säuren  noch  «ine  jirweste  Reihe  is^morar  V-erbindun- 
gen  zu  existiren,  welche  ab  «weiififciirige  JBaten  die  Alde- 
hyde enthalten.  Die  ersteren  geben  ^bei  vier  ^ersetsiuig 
durch  Kalihydrat  die  Glyisole,  die  letzteren  erfahren  durch 
Kalihydrat  eine  ganz  ähnliche  ^Zeasetzung,  wobei  jedoch 
das  basische  Oxyd  niöht  wJö  vortfhi  2  At.  Wasser  bindet, 
trondem  sich  als  solöhei,  tmA  )zwar.  (als  ein  Aldehyd, 
ausscheidet.   (Arm.  d^  Ck9m.n.  Pimrm.  CXKIJL  296^390:) 

G. 


GvflltClfMOli^B»  o9 

ÜaatSaamn. 

L.  Carlas  hat  in  der  grauen  Art  der  Blattwanxe, 
Rhaphigaster  ptmc^pennts  (Illigen),  eine  neue  Säure  auf- 
gefunden, die  er  Cimicinsäure  nennt  (Linnä  zählt  die 
Blaftiuaee  dem  GeBeUeohle  Cioieai  bei)^  und  die  sowohl 
in  d%r  sehr  übel  und  erstickend  riechenden  Flüssigkeit, 
welche  die  Thiere  aus  einer  unter  dem  Bauche  befind- 
lichen Blase  ausspritsen,  ab  sa  den  bedeuteftden  Fett- 
massen  der  Thierkörper  selbst  enthalten  ist.  Zur  Ge- 
winnung der  Säure  übergiesst  man  die  Blattwanzen  mit 
kaltem  Alkohol,  deeantirt,  wäscht  mit  kaltem  starkem 
Alkohol  nach  und  nachdem  der  Alkohol  durch  Abtropfen 
und  Verdunsten  an  der  Luft  entfernt  ist,  zieht  man  die 
zerdräckten  Thiere  mit  kaltem  Aether  aus.  Die  fiitrirte 
ätherische  Lösung  hinterlässt  nach  dem  Abdestilliren  des 
Aethers  die  fast  reine  Säure  als  bräunliches^  in  der  Kälte 
erstarrendes  Oel,  welches  man  in  das  Barytsais  verwan- 
delt und  dann  durch  Zusatz  von  verdünnter  Chlorwasser- 
stoffsäure vollständig  rein  erhält. 

Die  Cimicinsäure  ist  eine  gelbliche,  sehr  schwach 
und  eigenthümllch  ranzig  riechende  krystallinische  Masse^ 
schmilzt  bei  43^,8  bis  44^,2,  ist  im  festen  wie  flüssigen 
Zustande  leichter  als  Wasser  und  darin  unlöslich,  löst 
sich  schwer  in  absolutem  Alkohol,  dagegen  in  allen  Vor 
faältnissen  in  Aether.  Beim  Abdampfen  der  letzteren 
Lösung  krystallisirt  die  Säure  in  farblosen,  sternförmig 
vereinigten  Prismen.  Ihre  Zusammensetzung  ist  durch 
dieselbe  Formel,  C^OH^^O«,  ausgedrückt,  welche  Wal- 
ter  der  Moringasäure  giebt,  doch  bleibt  vorläufig  un- 
entschieden, ob  beide  Säuren  isomer  sind. 

Von  den  Yetbindungen  der  Cimicinsäure  mit  Basen 
stellen  das  cimicinsäure  Kali,  KO,C30U27O3y  undcimioin« 
saure  Natron,  NaOyC^^^H^^Oß,  amorphe  Massen  dar,  die  in 
Wasser  auflöalicb  sind;  die  Salze  von  Kalk,  Talkerde^ 
Baryt>  Blei-,  Kupfer-  und  Silberosyd  lösen  sich  nicht 
merklich  in  Walser  und  werden  aus  der  Lösunfi^.  des 
Kali-  odei^  IJfatronsalses«  durch  qio  Salz  dieser  ^ta^e 
geföllt.  Das  CUovür  der  Cimicinsäure  ist  ein  im  Wasser 
unteir^nk^des  Qel,.  das  etwa  bei  derselbeii  Temperatur 
ei^tarrt,  wie  die  Säwel,  sieb  vetf  dieser  aber  schon  daduFoh. 
UDtef9(^eidet^  dass  e&  nicht  deutlich  krystallisirt.  Der 
Cimicinsäureäther,  C4H«Ö,C30H27O3,  besteht  aus  eintr 
hellgelben  öligen  Flüssigkeit  von  ähnlichem,  aber  stärke- 
rem Gerüche  als  die  Säure,  die  auch  einige  Qrade  unter 


70         üeher  die  Vmwtmdbmg  dtr  CUronensäure  etc. 

0  nicht  erstarrti  leicbtef  jpl  iJs 'Wasser  und  Bich  bei  star- 
kem Erhitzen  bräunt.  (Ann.  der  Ckem.  u.  Pharm.  CXIV. 
147  —  156.)  a. 


lieber  die  Umwaiidliiiig  der  CUroieii-^  Bntter- «nI  Btl- 
driaBsäure^  mit  Rficksicht  auf  die  knnstliche 
Bildttüg  ¥0B  BernsteiBsftBre« 

Citronensaurer  Kalk  liefert  bei  der  Qährung  mit 
faulendem  Käse  nach  How^  Dessaignes  und  Phipson 
Buttersäure  und  keine  Bemsteinsäure.  Da  nun  Aepfel- 
säurc;  die  eine  der  Citronensäure  sehr  ähnliche  Zusam- 
mensetzung hat,  nach  Dessaignes  unter  ähnlichen  Um- 
ständen erst  Bernstein-  und  dann  Buttersäure  liefert^  so 
scheint  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  auch  die  Citronen- 
säure unter  Umständen  Bemsteinsäure  liefert.  Phipson 
Hess  daher  citronensaures  Natron  mit  einer  beträchtlichen 
Menge  kohlensauren  Natrons  einige  Wochen  lang  mit 
rohem;  faulem  Fleische  gähren,  und  erhielt  dabei  Butter- 
säure, ferner  oine  Verbindung,  welche  der  Flüssigkeit 
ihren  eigenthümlichen  Geruch  ertheilte,  und  Kohlensäure, 
aber  keine  Bernsteinsäure.  Bei  der  Gährung  citronen- 
sauren  Kalks  mit  wenig  gekochtem  Fleische  entstand  da- 
gegen neben  Buttersäure  auch  eine  kleine  Menge  Bem- 
steinsäure. Mit  übermangansaurem  Kali  bei  etwas  höherer 
als  Sommertemperatur  oxydirte  Citronensäure  lieferte  nur 
Oxalsäure.  Buttersaurer  Kalk  gab  bei  der  Oxydation  mit 
demselben  Agens  in  einer  der  Siedhitze  der  Flüssigkeit 
nahen  Temperatur  Bernsteinsäure  und  Essigsäure;  die 
Essigsäure  verband  sich  mit  der  Butter  säure  zu  Butter - 
Essigsäure,  welche  hartnäckig  der  Einwirkung  des  über» 
mangansauren  Kalis  widerstand.  Trotzdem  ging  die  Um- 
wandlung der  Buttersäure  in  Bemsteinsäure  rascher  vor 
sich,  als  bei  der  von  Dessaignes  vorgenommenen  Oxyda- 
tion mit  Salpetersäure.  Baldriansäure  liefert  bei  demsel- 
ben Verfahren  Bemsteinsäure  und  Baldrian -Essigsäure. 
Die  Äethylverbindungen  der  Butter-  und  Baldriansäure 
werden  durch  übermangansaures  Kali  rascher  oxvdirt  als 
die  Säuren  selbst.  —  Phipson  hält  es  fär  wafarsoheinlich, 
das»  sich  bei  diesen  Reactionen  auch  kleine  Mengen  Kork- 
s&ure  büden  mögen.  {Joum.  of  the  Ckem.  8oc.  XV.  — 
Chem.  Obt^tU.  1662^  65.)  B. 


Omiimtämre.  71 

DfitiHiire. 

Wenn  man  nach  C.  Finck  baaisch-brenstnubensan* 
ren  Baryti  der  beim  Versetzen  der  Lösung  von  Brena- 
traubensäure  mit  Barythydrat  bis  zur  alkaliscben  Reac- 
tion  als  Niederschlag  erhalten  wird,  in  einer  Ketorte  mit 
überschüssigem  Barythydrat  6  bis  10  Stunden  lang  kocht 
so  zersetzt  sich  die  Brenztraubensäure  in  Oxalsäure  und 
eine  neue  Säure,  welche  mit  Baryt  verbunden  in  Lösung 
bleibt  Diese  SäurCi  vom  Verfasser  Uvitinsäure  genannt 
ist  krystallisir-  und  sublimirbar,  schmilzt  bei  287^,  besitzt 
die  Foftnel  C'^H^O^  und  ist  also  ebenso  wie  die  Ben- 
zoglycolsäure  zusammengesetzt,  von  der  sie  sich  aber  durch 
ihre  Löslichkeit  in  Äether  und  Weingeist  unterscheidet 
Sie  ist  zweibasisch  und  bildet  mit  den  Metalloxyden  kry- 
stallisirbare  Salze. 

Durch  starkes  Erhitzen  geht  die  Uvitinsäure  in  eine 
andere  Säure^  die Uvitonsäure  =  C'^H^^O**,  über,  welche 
sich  direct  mit  den  Oxyden  der  schweren  Metalle  zu  neu- 
tralen Salzen  vereinigt,  die  zwar  alle  in  Wasser  sehr  leicht 
löslich  sind,  aber  nicht  krystallisiren. 

Die  Zersetzung  der  Brenztraubensäure  geschieht  nach 
der  Gleichung: 

11(C6H406)    4-   6H0   =    C»8HB08  + 
Brenztraubensäare  -}"   Wasser  =      Uvitinsäure  -f- 
2(C18H120H)    +    3(C4H208) 
Uvitonsäure         -f~        Oxalsäure. 
{Ann,  der  Chem.  u.  Pharm.  CXXIL  182-^191.)  G, 


lieber  die  VerfälschugeM  4er  fttherkchei  Oele. 

Nach  Bolley  sind  die  hauptsächlichsten  Stoffe,  mit 
welchen  die  ätherischen  Oele  verfälscht  werden,  Al&ohol, 
fette  Oele,  harzige  Körper,  sowie  ätherische  Oele  selbst 
von  geringem  Werthe,  wie  Rosmarinöl,  Terpentinöl  etc. 

1.  Auf  Alkohol  prüft  man,  indem  man  das  ätherische 
Oel  mit  Wasser  in  einem  graduirten  Cylinder  schüttelt 
und  darauf  einiM  Zeit  d^  Buhe  überlässt.  Bei  Oe* 
ffenwart  von  AlKohol  verringert  sich  das  unprün^iche 
Y olum  des  Oels^  während  das  des  Wassers  zunimmt.  Man 
kann  auch  das  fragliche  Oel  mit  Olivenöl  schütteln,  wo« 


72         Xhher  die  Verfäüehmff^m  der.  äiherischen  Ode. 

durch    das    ätheriBche  jOeL   gf^kkt  wird,    wILhrend    der 
Alkohol  obenauf  schwimmt, 

2.  S^iftnliMiritttit  ist  leicht  an  d€»n  Scfbaunote  ztt  er- 
kennetr,  der  sich  beim  Scbütteiir  bildet.  AufZusate  ein^r 
Säure  Tterdeu  <tie  Fettc^tfretf  ailsgeschteden  uüd  iu  der 
unter  dem  Oele  sich  atisammelnden  Ftessigkeit  flnd^et 
man  das  mit  der  zugesetzten  Säure  verbundene  AlkaK' 
der  Seife. 

S.  Fette  Oele  verdicken  ein  wenig  die  ätherischea 
Oele  und  bewirken,  dass  sich  beim  Schütteln  an  der  Ober- 
fläche leicht  Luftblasen  bilden.  Nach  dem  Verdunsten 
auf  weissem  Papier  bleibt  bei  Gegenwart  eines  fetten 
Oeles  der  bekannte  Fettfleck. 

4.  Harzige  Stofle  lassen  nach  dem  Verdunsten  auf 
Papier  ebenfalls  einen,  aber  in  Alkohol  löslichen  Fettfleck, 
während  die  Flecke  von  fetten  Oelen  durch  Alkohol  nicht 
angegriffen  werden. 

5.  Die  Verfälschung  mit  anderen  billigen  ätherischen 
Oelen  ist  nicht  immer  leicht  zu  entdecken.  Man  weiss, 
dass  einige  Oele  sauerstc^rei,  andere  sauerstoffhaltig 
sind.  Um  sich  von  der  Ab-  oder  Anwesenheit  des  Sauer- 
stoffes zu  überzeugen,  übergiessl  man  in  einem  Probe- 
röhrchen ein  Stecknadelknopfgrosses  Stückchen  bei  100  <>C. 
getrocknetes  Nitroprussidkupfer  mit  mehren  Tropfen  des 
fraglichen  Oels,  erhitzt  während  einiger  Minuten  zum 
Kochen  und  lässt  dann  absetzen.  Ist  das  Oel  sauerstoff"- 
frei,  wie  z.  B.  Terpentinöl,  so  ist  der  Niederschlag  grün 
oder  blaugrün,  während  das  überstehende  Oel  farblos  oder 
schwach  gelb  erscheint.  In  säaerstoffhaltigen  Oelen  wird 
aber  das  Nitroprussidkupfer  schwarz^  grau  oder  braun,, 
und  das  Oel  nimmt  eine  viel  dunklere  gelbbraune  oder 
grünbraune  Färbung  an.  Orangen-,  Citronen-,  Wacholder- 
oder SadelMitböi  vtAsMsm  «r^ttfkTcafpeittiti^  wttfarend 
Kümmel-,  Fenchel-,  Lavendel-,  Pfeffermünz-,  Melissen-, 
Majoran-,  SÜbey-,  Wermuth-,  Wumisaamen-,  Cajeput-, 
Sassafras-  und  Kautenöl  Sauerstoff  enthalten. 

6.  Das  ^ercdiöl  ist  häufig  versetzt  mit  Huile  de  petits 
grains.  Man  erkennt  diese  Verfälschung,  indem  man  in 
das  Oel  eii»ätü<dkehen  Zacke»  ta^bt  um  dieses  in  Was- 
ser töst.  B^  OfegefitMar«  .vdn  Huii  dei  peftiter  grains'  t)^ 
kcrmmt:  das  Wasser  einen  bittereä  Oesdämaek. 

t.  ZtW  Erkemiuiig  von  Terpetitinftl  im  Ötetoöl  Äerrdbt 
matl  eitiige  TH>pfefi  mit  wienfg  Wasser  und  ein  $tacköheii 
J6dkalium.    Die  wässerige  Lösung  wird  sogleich  gelb  bis 


U^iw  einige  Eoilenwa utfittifft  aw  ^SUinkoUmtheer.    73 

oranni  ir&m  TerpeiktiiiSl  «togegeftut,  während  die  Beao- 
tion  Dei  reinem  Steinöl  ausbleibt 

B.  Das  ätherische  Bittermandeldl  desfiandels  ist  häu- 
fig mit  Ifitrobenzoi  yerf&Ischt.  Diese  Verffikchung  tässt 
sich  durch  Behandehi  mit  einer  alkoholischen  Kali-LöSung 
entdecken^  wodurch  das  reine  Bittermandelöl  in  Benzoe- 
säure verwandelt  wird,  wihrend  das  Nitrobenzol  in  ein 
dunkelbraunes  in  Alkohol  und  Aether  u&löslfcheft  Hars 
übergeht.  Welches  sich  ällmälig  in  gelbe  Krjstalle  ver- 
wandelt. 

Zur  Prüfung  löst  man  etwa  1  Grm.  des  verdächti- 
gen Oeles  in  8  Grm.  Alkohol,  setzt  1  Grm.  Kalihydrat 
hinzu  und  erwärmt  so  lange,  bis  unge&hr  2/3  des  Alkohols 
verdampft  sind.  War  das  Bittermandelöl  rein,  so  ist  die 
Flüssigkeit  braungelb  gefärbt,  mischbac  mit  Wasser  und 
ft-eivonjedemkrystallisirtep  Absatz.  Eothältdas  OelNitro- 
benzol,  so  erhält  man  ein  braunes,  hartes  Harz,  welches 
in  der  wenig  gefärbten  alkalischen  Flüssigkeit  schwimmt 
und  dessen  Menge  sich  nach  dem  vorhanden  gewesenen 
Nitrobenzol   richtet.      {Zeitschr,  für  analyt.  Chemie  1862,) 

ß. 


Velier  ciii^  KoUeMramrstofe  aw  SteiBkohleBtleer. 

Das  von  C.  Schoxlammer,.  Aasistenten  am  ehem. 
Laboratmum  in  Owens  College  zu  Manchester  zur  Unter- 
suchung angewandte  Material  war  ein  Steinkohlentheer, 
der  theils  aus  CannelkoUe  von  Wigan,  theils  aus  ffewöbnr 
Ucher  Lancashire-coal  auf  die  Weise  dargestellt  war, 
dass  nur  der  Boden  der  Betorte  zum  Glühen  erhitzt,  wäh- 
rend der  obere  TheiL  so  kalt  als  möglich  gehalten  wurde. 
Auf  diese  Weise  werdeneinegrosse  Menge  flüchtiger  Producte 
enthalten.  Diese  enthalten  nä)en  Benzol  und  Homologen  eine 
bedeutende  Menge  der  Kohlenwasserstoffe  C^°H^»+^j  die 
durch  keine  Sämren  angegriffen  werden.  Man  kann  sie 
sehr  leicht  rein  erhatten, ,  indem  man  durch  wiederholtes 
Behandeln  mit  concentrirter  Schwefelsäure  und  Salpeter« 
säure  alle  übrigen  Stoffe  entfiernt. 

In  dem  unter  1^^  siedenden  Theile  sind  -  folgende 
Kcidenwasserstofie  )M)ftbalte&:i 

%  Amylwa#fcerstöff    C^H»;      »edepittet  m^ 
H^.'  S{iec.  Gew.  Ii«i  11^  (X  0,036.    Dafäpfdtchte  bei 

2.  Caproylwasserstoff  Ci^H»*.    Siedepunct  68« 


74  Umwandlung  des  Änilif^  in  Benzoesäure» 

—  70<».  Spec.  Gew.  bei  15,50  0,678.  Dampfdiehte  bei 
1100  3,03. 

3.  Oenanthylwasser Stoff  O'^H^^.  Siedepunct 
980  _  990,  Spec.  Gew.  bei  17,50  o,709.  Daxnpfdichte 
bei  1500  3,49. 

Durch  Behandeln  mit  Chlor  entsteht  daraus  Oenan- 
thylchlorid  0*4  H^s  Gl  Siedepunct  1500—1520.  Spec. 
Gew.  bei  190  o,891. 

Caprylwasserstoff  C^ßH^s.  Siedepunct  1190 — 
1200.  Spec.  Gew.  bei  17,5  0,719.  Dampfdichte  bei 
1700  3,98. 

Daraus  Caprylchlorid  C*6H17CL  Siedepunct  1700— 
1720.     Spec.  Gew.  bei  180  0,892. 

Angenehm  nach  Orangen  riechende  Flüssigkeit,  die 
durch  Behandeln  mit  Kaliumacetat  leicht  zeitietzt  wird. 

Ausserdem  erhielt  Schorlemmer  noch  höher  siedende 
Chlorproducte  in  zu  geringer  Menge,  um  Verbindungen 
von  constantem  Siedepunct  darzustellen. 

Mit  Natrium  behandelt  wird  Oenanthylen  (95  — 
1000  Siedepunct)  und  Oaprylen  erhalten.  Siedepunct 
1150—1170.  Dampfdichte  4,17.  XZeitschr.fürChem.und 
Pharm.  5.  Jahrg.  21.)  B. 


Ilmwandlmig  des   Aniliiis  Ib   Benzofeäiire   narh 

A«  W.  fflafnan. 

Der  Anilindampf,  durch  eine  rothglühende  Glasröhre 
geleitet,  wird  zersetzt  in  Kohle,  Cyanammonium, 
Benzol,  Benzonitril  und  andere  noch  nicht  genauer 
untersuchte  Producte.  Wird  das  übergegangene  braune 
Oel  nach  Entfernung  des  noch  unzersetzt  gebliebenen  Ani- 
lins durch  Schütteln  mit  einer  Säure  der  fractionirten 
Destillation  unterworfen,  so  geht  bei  800  O.Benzol  über, 
dann  steigt  das  Thermometer  und  wird  erst  zwischen  190 
und  1950  0.  stationär.  Was  hier  übergeht,  ist  Benzonitril 
(farbloses  Oel,  leichter  als  Wasser).  Mit  alkoholischer 
Aetzkalilösune  gekocht  liefert  es  Ammoniakgas  und  ben- 
xoesaures  Kali.    ^ 

Die  Reaction  ist  folgende: 

C12H7N  +  02HN  =  Ol*  H5N  -f  H3N. 
Das  durch  Zersetzung  eines  Th^iles  Anilin  erzeugte  Oyan- 
ammoniiim  odear  dessen  Blausäure  wirkt  «uf  noch  unzer- 
ieitstea    Anilin   und    giebt  Beuz(mitrU    und    Ammoniak, 
(Qmfit.  rendl  1.  Dcbr,  1862.)  H.  LvAicig. 


Umwandlung  von  NUrobensfol  in  Bemql  etc.  75 

ScheureT-Kestner  hat  gefunden,  dass,  wenn  das 
AniHn  Benzol  enthält,  dieses  immer  von  Ammoniak  be- 
gleitet ist.  Je  lebhafter  die  Reaction  zwischen  dem  Ni- 
trobenzol  und  der  reducirenden  Mischung  von  Eisen  und 
Essigsäure  ist,  desto  mehr  wird  Benzol  und  Ammoniak 
gebildet.  Wenn  im  Gegentheil  die  Reaction  langsam  ver- 
läuft; und  man  die  Eisenfeile  mit  der  Vorsicht  nach  und 
nach  zufügt,  dass  die  Temperatur  der  Mischung  nicht 
über  500  steigt,  so  erhält  man  ein  Anilin,  welches  vollständig 
frei  von  Benzol  und  Ammoniak  ist.  Bei  Anwendung  der 
vierfachen  Menge  von  Eisen,  wie  BSchamp  angiebt,  er- 
reicht man  eine  fast  vollständige  Umwandlung  des  Nitro- 
b^nzols  in  Benzol  und  Ammoniak.  Hierbei  ist  die  Reac- 
tion so  heftige  und  die  Dampfentwickelung  so  stürmisch, 
dass  man  Alles  verlieren  wünie,  wenn  man  in  einem  offe- 
nen Gefösse  operirte.  Scheu rer-K estner  hat  daher 
in  sehr  starken  gusseisernen,  mit  einer  Schraube  ver- 
sehliessbaren  Gefassen  gearbeitet,  welche  mehrere  Gramme 
Kitrobenzol  aufnehmen  konnten.  Er  beschüttete  dieselben 
mit  einer  Mischung  von  1  Th.  Nitrobenzol,  8  Th.  Eisen 
und  4  Th.  Essigsäure  in  der  Art^  dass  die  Eisenfeilspäne 
über  die  Flüssigkeit  hervorragten.  Der  Druck  in  dem 
Gefässe  stieg  auf  8  Atmosphären,  wovon  sich  Kestner 
durch  ein  angebrachtes  Manometer  überzeugte.  Nachdem 
Erkalten  enthielt  der  Apparat  einen  braunen  homogenen 
Teig,  welcher  der  Destillation  unterworfen  wurde.  Das 
Pestillat  bestand  aus  zwei  Schiebten,  von  welchen  die 
obere  der  Hauptsache  nach  Benzol  mit  etwas  Anilin  ent- 
hielt, während  die  untere  aus  Wasser,  gelöster  Essig- 
säure, ein  wenig  Aceton,  Anilin  und  Ammoniak  bestand. 
Von  dem  letztern  enthielt  sie  ^osse  Quantitäten»  Das 
Benzol  wurde  von  dem  Anilin  durch  fractionifte  Destil- 
lation getrennt,  aus  1,200 Kilogr. Nitrobenzol  erhielt  Kest- 
ner ungefähr  500  Grm.  Benzol.  {Bull,  delaSoc,  chim.de 
Paria  1862,  —  ZeitscAr.  für  Chem,  u.  Pharm.  Jahrg*  6,  13 
n,  14,)  B, 

Zur  Kcutniss  4er  Pikrittsäaref 

Carey  Lea  bül¥  nur  diejenigen  Methoden  derRein- 
darsteUiuig  der  Pikrinsäare  för  sweckmäfsig^,  welche  auf 
der  UulöBlichkeit  der  pikrinsauren  Alkalien  m  alkalischer 
Flüssigkeit  beruhen.    Er  sättigt  die  Säure  g^iau  mit  koh- 


76  BoQtet  Farbig  äiu  demKreosoi. 

lensatMm  Mtttftti  Md  ts^  im  Me  ^ttml  ^biste  dbfihidrte 
Lösung  einige  Ery  stalle^  ^mdibifl.  Salzes,  worauf  beim 
Erkalten  das  Natronpikrinat  fast  vollständig  auskrystalli- 
sirt*  01e  durch  Zersetzet^  des  Salzes  mit  überschüssiger 
SeWefelsäure  erhaltene  Pikrinsäure  wird  durch  mehrmar 
liges  XJmkrystallisiren  aus  Alkohol  gereinigt 

Das  beste  Reagens  auf  Pikrinsäure  ist  eme  ammoniaka» 
lische  Lösung  von  Kupfervitriol,  welche  einen  grünen  Nie- 
derschlag giebt.  Die  Lösung  eines  Schwefelalkalimetalls 
in  tiberschüssigenf)  Kali  pder  von  Cyankalium  in  Am- 
moniak, giebt  beim  Erwärmen  mit  Pikrinsäure  einipTothe 
Färbung;  doch  zeigt  diese  Beacüon  nur  Viooo  '^^^  Säure 
an,  während  das  erstere  Beagens  noch  Vsooo  nachweist. 
(Sillim,  Americ.  Journ.  20.  —  Ckem.  CentrhL  J862.  39,) 

B. 


B/^ihtr  Farbstoff  ras  den  Kreosot. 

Bei  4-  bis  5  stündlichem  Erhitzen  einer  Mischung 
von  1  Th.  Oxalsäure,  1^2  Th.  farblosen  käuflichen  Kreo- 
sots und  2  Th.  concentrirter  Schwefelsäure  erhielten  Kolb  ö 
und  Schmitt  im  Rückstände  eine  schwarzbraune  teigige 
Masse,  welche  nach  dem  Erkalten  aus  einem  festen,  sehr 
spröden,  geruch-  und  geschmacklosen  und  in  Wasser  un- 
löslichen ilarz  bestand.  Dieses  Harz  wird  mit  prachtvoll 
purpurrother  Farbe  von  Ammoniak,  noch  leichter  von 
Kali-  und  Natronlauge  gelöst.  Aus  alkoholischer  Lösung 
fällt  die  Verbindung  auf  Zusatz  von  verdünnter  Schwe- 
felsäure oder  Salzsäure  in  schön  orangefarbnen  amorphen 
Flocken  nieder,  welche  an  der  Luft  getrocknet  eine  ähn- 
liche orangerothe  Farbe  wie  das  gefönte  Alizarin  besitzen» 
Der  Farbstoff  besteht  auß  C^^^H^O^;  sein  Atomgewicht 
lässt  sich  nicht  bestimmen,  da  er  keine  Verbindungen  von 
constanter  Zusammensetzung  eingeht.  Er  scheint  der  Ro- 
solsäure  von  Runge  nahe  verwandt  zu  sein.  Versuche,, 
ihn  in  der  Färberei  anwendbar  zu  machen,  sind  bisher 
erfolglos  geblieben.  {Ann.  der  Chem.  und  Pharm.  CXIX^ 
169^172.)  '  6. 

lieber  Mtroaiq^toiliiiji  Sa|lNi|yljMniii  aiMt  .^erei  gefärbte 

D«ri?ate  wdi  Bow^» 

Das  Naphtalin  liefert  Wie  dacr  Benzin  ifWel  pa^ 
x'liUele  Derivate,  das  Kitronap-htalin  und  dav  Kaph- 
tjlamin.  Boüssin  stellt  da«  erstere  au»  dem  gewöfanlfCiien 


I 

lieber  üitronaphtalinf  Nc^htylamin  eic.  77 

lifaphtftlin  dar^  welches  er  mit  der  5£aehen  Menge  fcäuf- 
Upher  Salpetersäure  in  einem  geräumigen  Kolben  zus^m- 
^nenbringt«  Das  Gemisch  wird  einige  21eit  der  Dampf- 
%iidwärme  ausgesetzl^  schliessUch  die  Säure  von  der  am 
Boden  lagernden  Oelschicht  abgegossen.  Diese  leteißve 
ndrd  einigemal  ausgewaschen  und  da  sie  leicht  erstarrt^ 
verschiedene  Male  ausgepresst,  geschmobsen  und  zur  voll- 
kommenen Reinigung  durch  Papier  filtrirt  —  In  Masse 
erscheint  das  so  erhaltene  Nitronaphtalin  rothschwarz, 
als  Pulver  aber  schön  gelb;  wenn  man  Sorge  getragen 
faaty  ein  röthliches  Gel,  ^as  tlem  Pr^^cte  anhängt^  hin- 
länglich durch  Pressen  zu  entfernen^  so  ist  dasselbe  sehr 
rein.  Die  Ausbeute  entspricht  der  theoretisch  berech- 
»eten  Menge.  — 

Zur  Bereitung  des  Napfatylamins  miscdit  Roussintn 
«inem  geräumigen  Kolben  1  Th.  Nitronaphtalin  mit  6^. 
käuflicher  Sakssäure  und  soviel  Znnnfeile,  dass  die  letztere 
das  Niveau  des  Gemisches  erreicht. 

Bald  darauf  tritt  eine  enei^ische  Reaction  ein,  das 
Jlitronaph talin  verschwindet  und  die  Flüssiriteit  wird  klar. 
Man  giesst  nun  die  Flüssigkeit  in  eine  rorcellansdiale, 
'worin  sie  bald  zu  einem  Krystallbrei  von  salesaurem  Na|yb- 
tylamin  erstarrt.  Um  dieses  zu  reinigen,  presst  man  es 
zuerst  zwischen  Leinwand,  trocknet  es  und  löst  es  als- 
dann in  kochendem  Wasser  auf.  Hierauf  leitet  man 
einen  anhaltenden  Strom  HS  Gas  durch  die  Löeung  und 
trennt  schliesslich  dieselbe  vom  ausgeschiedenen  Schwefel- 
^inn  durch  Filtration.  Das  beim  Erkahen  daraus  sich 
abscheidende  salzsaure  Naphlylamin  lässt  manis^trapfen  und 
trocknet  es  bei  lOO^C.  Dasselbe  ist  leicht  sublimirbar, 
vollkommen  weiss,  sehr  leicht  und  von  absoluter  Reinheit. 
Beim  Vermischen  einer  neutralen  Lösung  dieser  Verbin- 
d4«|ig(qifl:  eio9r*^ei|4)cfilei|  saJ^rigQ|MM)ii|  J(iä^  MAfil^rt 

ein  in  Wasser  voUkomjcnan  unlöslicher  granatrother 
Niederschlag.  Derselbe  wird  durch  Luft  nicht  verändert, 
widersteht  den  entfärbenden  Chlorverbindungen^  der  SO^, 
JVUcalien  ixxkd  jääuren.  —  Wege^  dies^  Beständi^eit  gleicht 
erdeftt  Aüzario.  -i— J^ouj^s in iwd femer,  dassbeimJSu- 
«fwnfenbriogen  von  Scibiweielalkalimetallen  und  Schwefel- 
^rdidkalimetallen  mit  Dinitronaphtalin  eine  grosse  Meqge 
rotherund  blauier  Yarbindi«:igenentstehen>  dieiA  W^.s- 
ser  ttnd  AJkohal  lÖBlieh  sind  und  sich  durch  ein  be- 
4e^teBd€is  Färbevermögen  ^^^is^ohnen.  ^injachlorür 
4md  <?7Ankaliuin  reagireuebienfaUs  enerjg^qiph  auf  4^ 
JDi)^itrona{diiitiklin. 


78   Kn/nsÜ.  Alizarin.  —  Veher  die  Darstellung  von  Farben  etc. 

B6us8in  hat  ausserdem  durch  Einwirkung  rediidreiider 
Agentien  auf  Dinitrönaphtalin  bei  Gegenwart  ccmcentrirter 
SO^  ein  sehr  interessantes  rot  h  es  Produet  erhalten,  wel- 
ches in  vieler  Beziehung  ein  Analogen  des  Alizarins  ist. 
Auch  Per  so  z  hat  obengenannten  Körper  ohne  reduci- 
rende  Mittel  durch  blosse  Einwirkung  concentrirter  SO^^ 
bei  300^0.  auf  Nitronaphtalin  erhalten.  (Joum.  de  Pharm, 
et  de  Chim.  Tom,  XL,)  H,  Sehr. 


KAnstliches 

Roussin  glaubt  künstliches  Alizarin  auf  folgende 
Weise  dargestellt  zu  haben.  Er  löste  Dinitrönaphtalin 
in  concentrirter  Schwefelsäure  auf,  indem  er  auf  2000  er- 
hitzte. Bei  dieser  Temperatur  brachte  er  granulirtes  Zink 
in  die  Lösung,  es  entwickelte  sich  schweflige  Säure  und 
nach  ^/2  Stunde  ungefähr  war  die  Reaction  beendet.  Wenn 
man  einen  Tropfen  der  sauren  Flüssigkeit  in  kaltes  Was- 
ser brachte,  so  entwickelte  sich  eine  prachtvoll  violett- 
rothe  Farbe.  Verdünnt  man  die  ganze  Masse  der  erhal- 
tenen Flüssigkeit  mit  ihrem  zehnfachen  Volum  Wasser^ 
erhitzt  zum  Sieden  und  bringt  sie  nach  einigen  Augen- 
blicken auf  ein  Filter,  so  setzt  sich  beim  Erkalten  ein 
Krystallbrei  ab,  die  Mutterlaugen  sind  stark  roth  gefärbt 
und  können  direct  zum  Färben  benutzt  werden.  Der 
Krystallbrei  kann  leicht  durch  fixe  Alkalien  oder  deren 
Garbonate  in  Lösung  gebracht  und  durch  Säuren  daraus 
gefällt  werden.  Das  so  erhaltene  Product  hat  alle  Eigen- 
schaften des  Alizarins.     {Campt,  rend,  T,  52,)  B, 


Ikber  die  Darstdlng  tm   Farliei  a«s   Dhitro- 

BaphtaliD. 

Aus  den  verschiedenen  Arten  von  Nitronaphtalin  kann 
man  durch  Einwirkung  reducirender  Stoffe  bei  Gegen- 
wart von  Alkali  oder  durch  Behandeln  mit  Schwefelalkali- 
metällen,  Sulphuriden,  Cyankalium  etc.  rothe,  violette 
und  blaue  Farbstoffe  erhalten.  Wenn  das  Alkali  dabei 
vor  dem  Redüctionsmitfel  wirkt,  so  entsteht  zugleich  eine 
braune  Substanz,  welche  den  Farbstoff  verunreinigt. 
Einige  der  so  erzeugten  Farbstoffe,  durch  Einwirkung 
eines  Alkalimetall-Sulfhydrats  auf  reines  Dinitrönaphtalin 
erhalten,   hat  Troost   zum  Gegenstand  technischer  Ver- 


Ueber  die  Dar$teO,ung  von  Farben  ans  DiniiranaptUalin.'    79 

suche  gewählt.  Dieser  yiolette  Farbstoff  ist  in  Alkalien, 
Schwefelalkalimetallen  und  kohlensauren  Alkalien  löslich 
und  wird  durch  Säuren  daraus  niedergeschlagen.  Er 
fixirt  sich  auf  den  Faserstoffen  ohne  Beissen  und  lässt 
sich  durch  geeignete  Behandlang  in  Blau  und  Roth 
spalten. 

Um  diesen  Farbstoff  schön  zu  erzielen,  bedarf  niaii 
ein  reines  Dinitronaphtalin.  L.  Troost  empfiehlt  zur  Dar- 
stellung desselben  folgende  Methode. 

Man  bereitet  zunächst  Nitronaphtalin,  indem  man  das 
Kaphtalin  mit  einer  Mischung  von  gewöhnlicher  und  rau- 
chender Salpetersäure  von  1^428  spc.  Gew.  behandelt,  welche 
in  einem  abgekühlten  Gefasse  enthalten  ist,  so  dass  eine 
Erhitzung  und,  die  Entwickelung  von  salpetrigen  Dämpfen 
vermieden  wird.  Die  Säure,  welche  schon  einmal  benutzt 
ist^  kann  wieder  brauchbar  gemacht  werden^  indem  man 
concentrirte  Säure  hinzufügt,  so  dass  die  Mischung  wieder 
die  hinreichende  Stärke  erlangt.  Die  krystallinische  Masse, 
welche  durch  Einwirkung  der  Säure  auf  das  Napbtalin 
in  der  Kälte  erzeugt  worden  ist,  lässt  man  abtropfen  und 
bringt  sie  dann  iil  höchst  concentrirte  Salpetersäure  von 
1,515  spec.  Gew.,  die  ebenfalls  in  einem  abgekühlten  Gefasse 
enthalten  ist.  Sie  zertheilt  sich  hier  wie  gebrannter  Kalk 
in  Wasser  und  verwandelt  sich  in  eine  blassgelbe  krystallir 
nische  Masse,  welche  den  ganzen  Raum  des  Gef^ses  aus- 
füllt. Diese  Masse  ist,  nach  Abkühlung  der  Mischung, 
reines  "Dinitronaphtalin.     {Le  Technol.  —  Polyt  Centrbl.) 

B. 


Bercitmig  eims  fielettei  Farhstofs  aas  Napktylanii. 

Um  das  Kaphtvlamin  zu  bereiten,  nimmt  man,  wie 
Du  Wildes  vorscnreibt,  3  Th.  Nitronaphtalin,  schmilzt 
es  in  einer  Porcellanschale  und  vermischt  2  Th.  möglichst 
reine  und  feine  Eisenfeile  damit. '  Die  Mischung  wird 
dann  vom  Feuer  genommen  und  mit  2  Th.  gewöhnlicher 
concentrirter  Essigsäure  behandelt.  Es  entsteht  ein  leb- 
haftes Aufbrausen  und  eine  bedeutende  Erwärmung.  Wenn 
die  Einwirkung  aufgehört  hat,  wird  das  Product  mit 
11/2  Th.  gebranntem  Kalk  vermischt,  die  Mischung  in 
eine  Retorte  gebracht  und  deatillirt.  Das  so  erhaltene 
Kaphtylamin  ist  braun  gefärbt  und  krystallisirt  nicht 
Um  es  rein  und  krystallisirt  zu  erhalten,  destillirt  man 
es  nochmals  in  einem  Strom  von  Wasserstoffgas. 


n 


Indem  mao  diusi  Kaphi^^Ai^i^  iift '  W«i^9«#iM^d9  mkt 
*/a  seines  Qewiobta  Q,new^%lk0ri9^y4n}  *^jf  J^^m^ 
silberoxyd  beha^idelt)  wird  seine  FArbe  ^i^ph  <)w]^i^iftfL 
und  in  weniger  als  in  einer  Minute  dwkf^hw/^,  ^m^ 
auf  man  die  Masse  vom  Feuer  ^tfemt.  D^  90  -^baUe^ 
und  von  dem  am  Boden  ausgeschiedenen  Quecksilb^  ^- 
trennte  Product  ist  ein  klebriger  Körper,  jder  in  der  Wärme 
schmilzt  und  in  Wasser,  so  wie  aucb  }n  dön  leichten  Theer- 
Ölen  unlöslich  ist.  Die  Unlöslichl^eit  in  den  letzteren 
benutzt  man,  um  dem  Farbstoff  das  Haphtylamin,  welches  er 
noch  enthalten  könnte,  zu.  entziehen.  Dieser  Körper 
ist  löslich  in  Alkohol,  Aether  imd  Hohsgeist,  weldben 
Flüssigkeiten  er  eine  prächtig  violette  Farbe  mitth^ih. 
Die  Lösungen  färben  die  Faserstoffe  violett    (Le  TeehnoL) 


Vdber  Horin  himI  Heriiigerbslliire. 

Delffs  berichtet  in  einem  Aufsatze  über  das  Morin 
und  die  sogenannte  Moringerbsäure,  dass  die  knrstallisir- 
ten  Ablagerungen  im  Gelbholze  nur  aus  Morin  besteben, 
und  dass  die  von  Wagner  angenommene  Moringerbsäure 
nichts  Anderes  sei,  als  mit  Farostoff  verunreinigtes  Moriüi. 
Zu  dieser  Behauptung  bemerkt  Waener  nur  vorläuHg, 
dass  Morin  und  die  Substanz,  welche  er  vor  12  Jan- 
ren mit  dem  Namen  Moringerbsäure  bezeichnete,  gan^ 
verschiedene  Substanzen  seien,  die  sich  dadurch  von  ein- 
ander unterschieden,  dass  sein  Hprii)  im,  Waisaer  sieb 
äusserst  schwer  löse,  farblos  sei,  durch  Eisencblorid 
granatroth,  durch  Alkalien  gelb  gefärbt  werde  und  sich  in 
concentrirter  Schwefelsäure  mit  gelber  Farbe  löse,  die 
Mniajpigeii>fiaiire  dagage»  müh.  »if^Ujic^  leioht  in  Wal- 
ser löse,  durch  Leim  gefällt  werde,  mit  Eisenlösu^g  eine 
schwarze  Flüssigkeit,  mit  concentrirter  Salpeterßäure 
behandelt,  die  Kufimorsäure  liefere,  welcSje  sich  der 
Ruberythrinsäure  ähnlich  verhalt^.  Die  Ablagerungen  iü 
dem  Gelbholze  beständen  zum  grossen  Theile  ans  dieser 
Säure,  ausserdem  befänden  sich  darin  Morin,  Oxydafions- 
producte  der  Gerbsäure  und  ein  rother  harzähnliener  Kör- 
per. Daiss  man  bei  dem  heutigen  Stande  der  organisdien 
Chemie  die  Moringerbsäure  vielleichrt  nicht  mehr  zu  den 
Gerbsäuren  rechnen  könne,  giebt  Wagnet*  zu,  da  afichdie 
von  ihm  entdeckte  Säure  durcb  Mangel  an  Bpaltbai^eft 
wesentlich  von  den  fibrigen  Gerbsäuren  unterscheid^. 
{Chem:- Central  1962:  No,  25.)  B, 


Manna  des  Sinai.  —  Mama  von  KurdißUm.        81 

IKe  Hon  les  Siiai 

stammt  nach  Ehrenberg  von  Tamarüo  mannifera 
and  bildet  sich  nach  demselben  Forscher  und  Hern  pr ich 
in  Folge  des  Stichs  eines  Insekts,  des  Coecus  mannipcirus. 

Berthelot  analysirte  eine  solche  Manna,  die  von 
Leclerc,  d6r  di^  Pnnzen  von  Orleans  auf  ihren  Reisen 
im  Orient  1859  — 1860  begleitete,  von  Tamarix  mannifera 
gesammelt  worden  war.  Dieselbe  erschien  als  dicker 
gelblicher  Sjrup  und  gab  bei  der  Untersuchung  55  Proo. 
gemeinen  Zucker  (Rohrzucker),  25  Proc.  Invert- 
zucker (Lävulose  und  Glycose)  und  20  Proc.  Dextrin. 


Di€  luna  top  üiriistaB. 

Sie  bedeckt  im  Juli  und  August  die  Zweige  der  Gall- 
eiche und  trocknet  bald  zu  Staub  aus.  Die  Kurden  mischen 
sie  zum  Teig  und  selbst  zum  Fleisch.  Berthelot  analy- 
sirte eine  Probe,  welche  ihm  Soubeiran  überlassen  hatte, 
dem  sie  von  Dr.  Gaillardot  zugeschickt  worden  war.  Dem 
französischen  Consul  in  Mossul,  Barr6  de  Lancy,  ver- 
dankte Gaillardot  die  oben  mitgetheilten  Nachlichten 
über  die  Galleichenmanna.  Sie  war  nordöstlich  von  Mossul 
in  den  Bergen  von  Kurdistan  gesammelt  worden,  erschien 
in  Form  einer  beinahe  festen,  teigigen  Masse  und  enthielt 
61  Proc.  gemeinen  Zucker,  16,5  Proc.  Invertzucker 
(Linksfruchtzucker  und  Traubenzucker)  und  22,5  Proc. 
Dextrin.  {Ann.  de  Ckim.  et  de  Phys.  3.  S4r.  Tom. LXVIL 
pag.  82—86.  Janv.  1863.)  H.  Ludwig. 


Arch.d.  Pharm.  GLXV .  B6g.  1.  Hft. 


82 


IT.  Oteratur  und  Hrltik. 


Canstatts  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  in  der 
Pharmacie  und  verwandten  Wissenschaften  in  allen 
Ländern  im  Jahre  1861.  Redigirt  von  Prof.  Dr.  Sehe- 
reT,  Prof.  Dr.  Virchowund  Dr.  Eisenmann.  Ver- 
fasst  von  Prof.  Dr.  Clarus  in  Leipzigs  Dr.  Eisen- 
mann  in  Würzburg,  Dr.  Eulen  bürg  in  Berlin^ 
Prof.  Dr.  Fick  in  Zürich,  Prof.  Dr.  Lös  ebner  in 
Prag,  Prof.  Dr.  Scherer  in  Würzburg,  Dr.  Q. Schnei- 
der in  Eltmann  und  Prof.  Dr.  Wiggers  in  Göttin- 
gen. Neue  Folge.  Eilfter  Jahrgang.  1.  Abtheilung. 
Würzburg,  Verlag  der  Staherschen  Buch-  und  Kunst- 
handlung.    1862. 

Das  Werk  zerfällt  in  2  Tbeile.    1.  Theil: 

Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Pharmakognosie  und 
Pharmacie  von  Prof.  Dr.  Wiggers  in  Qöttingen. 

Unter  Literatur  für  Pharmakognosie  und  Pharmacie  führt  der 
Verf.  die  über  dieselben  im  Jahre  1861  erschienenen  Werke  auf» 
47  an  der  Zahl,  mit  dem  Bemerken,  dass  ihm  4  Werke  davon  für 
eine  speciellere  Beurtheilung  zugesandt  seien.  Ueber  das  Werk 
▼on  Guibert  drückt  er  sich  sehr  lobend  aus,  und  dass  solches 
unter  den  neuen .  Erscheinungen  des  Jahres  1860  unbedingt  und  io 
höchst  willkommener  Weise  einen  hervorragenden  Platz  einnehme. 
Die  dasselbe  hervorgerufene  Preisaufgabe  forderte:  „Eine  Aufzäh- 
lung der  seit  1830  eingefährten  Arzneimittel,  eine  geschichtliche, 
chemisch -pharmaceutische  und  pharmakognostische  Bearbeitung  und 
eine  soviel  wie  möglich  auf  •klinische  Thatsachen  gegründete  Be- 
urtheilung des  therapeutischen  Werthes  desselben.^ 

Diesen  3  Anforderungen  hatte  die  von  Guibert  eingereichte 
Arbeit  in  so  ausgezeichneter  Weise  entsprochen,  dass  sie  von  der 
Societät  mit  dem  vollen  Preise  gekrönt  wurde. 

L  Pharmakognosie. 
A.  Pharmakognosie  des  PßansenreieJu, 

1.  Allgemeine  pharmakognostische  Verhältnisse. 

2.  Studien' allgemein  verbreiteter  Bestandtheile  der  Pflanzen. 
8.  Arzneischatz  des  Pflanzenreichs  nach  natürlichen  Familieo 

geordnet. 

So  wie  in  dem  Vorhergehenden  und  dem  Nachfolgenden  referirt 
der  Verf.  wiederum  mit  seiner  grossen  Umsicht  und  Kenntnis«- 
nähme  und  seinen  schätzenswerthen  Bemerkungen  in  diesem  Ab- 
schnitte über  die  im  Jahre  1861  erschienenen  Abhandlungen  nnd 
Arbeiten  der  Arzneistofie  aus  den  Familien  der  Fungi,  Li  ebenes» 


LüerrUur.  8$ 

tijcopodiaceae,  Tiliaceae,  Aspfaodeleae,  Cölchicaceaet 
Bmilaoeae,  ScitamiBeae. 

Piperacea^.  —  Piper  meth^ttieum,  Wiggers  hat  sckon  is 
seinem  Torigen  Jabresbericfate  angegeben,  wie  Gobley  in  der  Ka- 
wawursel  einen  krjrstallidrten  Körper  gefundep,  Methysticin 
genannt  und  analysirt  habe.  Cuzent  giebt  nun  an,  daas  aach  er 
Bchon  1854  diese  Wurzel  analysirt  und  darin  auflter  einem  ciironen- 

f9lben  ätheriseben  Gele  und  einer  ffroasen  Menge  von  Stärke  eineu 
rystallisirbaren  Körper  gefunden  habe,  den  er  Kawahin  (nicht 
K  a  wat i n)  nenne  und  in  welchem  er  das  oetäubend  und  berauschend 
wirkende  Princip  derselben  entdeckt  zu  haben  glaube. 

Die  Tahitaner  kauen  nämlich  die  Wurzel  und  bereiten  darans- 
auch  ein  berauschendes  Getränk. 

Was  nun  das  Kawahin  betri£Pt,  so  scheint  es  derselbe  Körper 
zu  sein,  welchen  Gobley  Methys ticin  nennt,  wenigstens  hat  er 
dasselbe  in  ähnlicher  Art  aus  der  Wurzel  erhalten,  nur  behandelte 
Cuzent  dasselbe  zur  völligen  Reinheit  mit  Thierkohle,  wonach  es- 
sich  also  nicht  so  einfach,  wie  Gobley  angiebt,  rein  erhalten  lässt. 

Nach  Cuzent  bildet  das  Kawahin  feine,  dünne,  seidenartige 
und  zu  Gruppen  vereinigte,  geruchlose  und  luftbeständige  Prismen, 
welche  im  Ansehen  grosse  Aehnlichkeit  mit  schwefelsaurem  Chinin 
haben.  Es  lost  sich  leicht  in  Alkohol  und  in  Aether,  aber  nur 
wenig  in  kaltem  Wasser,  dagegen  ziemlich  leicht  in  heissem  Was- 
ser, diese  Losung  reagirt  neutral  und  scheidet  das  aufgelöste  Ka- 
wahin beim  Erkalten  in  nadelfÖrmige  Prismen  theilweise  wieder 
aus.  Säuren  losen  das  Kawahin  ebenfalls  auf,  gehen  aber  damit 
keine  salzartigen  Verbindungen  ein.  Es  enthält  keinen  Stickstoff" 
und  ist  nach  seinen  Analysen  aus 

Kohlenstoff    66,847 
Wasserstoff     5,643 
Sauerstoff      28,510 
zusammengesetzt  und  daher  keine  Base. 

Ctibeba  officinaLia,  Seit  einigen  Jahren  sind  Cubeben  aur 
Holländisch-Indien  nach  Holland  in  den  Handel  gekommen,  welche* 
unter  dem  Prädicat  einer  ^Beisorte*^  viel  billiger  angeboten  wer- 
den, als  die  gewöhnlichen,  und  daher  eben  so  viele  Käufer  finden,, 
wie  diese.  Da  dieselben  aber  ganz  verschieden  ausseben  und  man. 
sie  daher  als  falsche,  für  den  Arzneigebrauch  nicht  zulässig  betrach- 
ten kann,  so  hat  Pas  ihnen  eine  besondere  Aufmerksamkeit  ge- 
widmet und  sie  in  folgender  Weise  beschrieben: 

Sie  kommen  in  vieler  Beziehung  mit  den  gewöhnlichen  Cube- 
ben überein,  sind  aber  nicht  so  dunkel  gefärbt,  mehr  asch- 
grau, als  hellbraun,  und  graublaue  finden  sich  Qicht  darunter,  wie- 
wohl einige  derselben  graulich  aussehen.  Ihre  Grösse  übertrifft 
weit  die  des  schwarzen  Pfeffers  und  kommt  dieselbe  vielmehr  mit 
der  des  Nelkenpfeffers  überein.  Der  Geruch  ist  weniger  angenehm. 
Der  Geschmack  ist  weniger  brennend,  aber  scharf  und  mit  Macis 
zu  vergleichen.  Auf  Wasser  geworfen,  saugen  sie  dasselbe  viel 
rascher  ein  und  sinken  daher  viel  schneller  zu  Boden,  wie  die  ge- 
wohnlichen  Cubeben.  Das  Wasser  färbt  sich  dabei  dunkelbraun^ 
während  dasselbe  von  gewöhnlichen  Cubeben  nur  eine  hellgelbe 
Farbe  annimmt,  selbst  nach  einigen  Tagen  und  in  dieser  ungleichen 
Farbe,  welche  aas  Wasser  davon  annimmt^  besitzen  wir  einein- 
faches Mitte],  die  ächten  Cubeben  von  dieser  Beisorte 
zu  unterscheiden. 

Während  femer  die  ächten  Cubeben  sehr  schwierig  zu  pulvern 


84  JJjteiraJbir, 

4iind,  l&wt  sich  die  Beiaorte  sehr  leidit  zu  Polver  BerstOBsea.  l^Biß 
Pulver  der  ächten  Cubeben  ist  dunkelbraan  ood  riecht  aogeoehm 
^ewfirzhaft,  dagegen  ist  ,da8  Pulver  der  Beisorte  graulich  rost&rben 
und  von  einem  terpentinartigen  Gkrucfae. 

I>a8  aus  den  äehfen  Gubeben  abdestillirte  flöehtige  Gel  riecht 
^igenthümlich  aromatisch  und  mehr  milde  als  stechend,  wahrend 
das  aus  .der  Beisorte  einen  scharfen  und  mehr  einem  Gemisch  von 
Muscatblüth-,  Oitronen-  und  Terpentinöl  ähnlichen  Qerneh  besitzt 
Das  Oel  aus  den  ächten  Cubeben  ist  dickflüssiger  ids  das  aus 
der  Beisorte  und  hellgelbliohgsün.  schmeckt  camphorartig  und  wird 
durch  Schwefelsäure  dunkelrothoraum,  während  das  Oel  aus  der 
Beisorte  farblos  ist,  nach  Muscatblüthöl  schmeckt  und  durch  Schwe- 
felsäure blutroth  wird.  Pas  betrachtet  diese  Beisorte  als  die  rei- 
fen Früchte  von  Cubeba  officinalis,  deren  unreifen 
Früchte  bekanntlich  unsere  wahren  Cubeben  sind. 

Bald  darauf  bat  Gronewegen  wohl  ganz  entschieden  nach- 
gewiesen, dass  die  neue  Sorte  von  Cubeben  nicht  die  Fruchte 
von  Cubeba  officinalis  sein  können,  sondern  derselbe  vermu- 
thet,  dass  sie  von  Piper  anisatum   abstammen. 

Balsamifluae.    Cannabineae. 

Polygoneae,  — Rheum,  Wiggers  macht  hier  zunächst  darauf 
aufmerksam,  dass  man  irgendwo  angefangen  hat,  einer  schlechten 
Rhabarber  durch  «inen  äussern  dicken  Anstrich  von  Schüttgelb 
und  Kreide  ein  der  echten  Kron-Bhabarber  täuschend  ähnliches 
Ansehen  zu  geben  und  sie  dann  auch  unter  diesem  Namen  mit 
dem  entsprechenden  Preise  in  den  Handel  zu  bringen.  Wigsers 
bat  sie  seit  etwa  einem  Jahre  in  Apotheken  angetroffen,  theijs 
allein  und  theils  einer  andern  guten  Bhabarber  beigemengt.  Beim 
ersten  Anblick  wird  man  versucht,  die  beste  Kron-Bhabarber  in 
ganz  frischer  Waare  zu  sehen,  wodurch  sie  auch  sogleich  auffällt, 
wenn  sie  nicht  angestrichener  Bhabarber  beigemengt  ist.  Um  aber 
auch  ihre  innere  Beschaffenheit  kennen  zu  lernen,  schneidet  man 
mit  einem  scharfen  Messer  eine  Ecke  ab  und  macht  dann  sogleich 
die  Entdeckung,  dass  die  Stücke  im  Innern  zum  Theil  noch  als 
eine  gesunde  Canton-Rhabarber  erscheinen,  aber  auch  braun  und 
stockig  sein  können,  und  dass  alle  aussen  mit  einer  so  dicken  Lage 
von  jener  Farbe  umgeben  sind,  dass  das  Innere  nicht  durchscheint, 
und  dass  man  die  Farbe  massenhaft  abschaben  und  weiter  unter- 
suchen kann. 

Dass  man  Arzneimittel  verfölscht  oder  substituirt,  ist  hinläng- 
lich bekannt,  aber  schlechte  Sorten  Bhabarber  durch  einen  äussern 
Farbenanstrich  in  derselben  Weise,  wie  man  Häuser  etc.  auffrischt, 
das  Msche  und  schöne  Ansehen  der  besten  Sorte  zu  geben  und  sie 
als  solche  in  den  Handel  zu  bringen,  würde  man  bisher  wohl  nicht 
einmal  haben  ahnen  können.    - 

Die  Chrysopkaruäure^  welche  von  Döpping  und  Schloss- 
b erger  nur  in  Gestalt  von ' krystallinisch  warzigen  Körpern  dar- 
gestellt werden  konnte,  ist  von  Grothe  aus  der  Wurzel  von 
Bheum  pyramidale  in  Gestalt  von  klaren  sechsseitigen  Säulen 
mit  etwas  gelblichem  Schein  erhalten  worden. 

'  Die  Krystalle  der  Chrysophansäure  verwittern  an  der  Luft 
allmälig  zu  einem  weissgelben  Pulver,  sind  in  Wasser  unlöslich, 
schwer  löslich  in  kaltem,  aber  leichter  löslich  in  heissem  Alkohol. 
Sie  schmelzen  bei  -|-  156®  und  erstarren  dann  krystallinisch. 

Grothe  beeitätigt   hierbei   die  Angabe  von  Thann,    dass   die 


Literatur.  85 

in  Eumex  obtunfclius^  R,  Patientia  und  i2*  alpinui  aniPgestellteti 
tmd  Lapaihin  und  Eumidn  genannten  Körper  nnr  Chrysophan- 
sänre  sind.  Er  hat  dieselben  auch  in  den  Wurzeln  anderer 
Ruxnexarten  gefunden  und  fügt  hinzu,  dass  der  in  Pclygonum  fa- 
gopymm  Torkommende  gelbe  FarbestoiOr  auch  dabin   gehöre. 

Globularieae,  Valerianeae,  Synanthereae. 

Ericeae.  —  Ledum  palusire.  Das  flüchtige  Oel  des  Snmpfporsts 
ist  von  Froehde  genauer  untersucht  worden,  wobei  er  zu  andern 
Resultaten  gekommen  ist,  wie  Grassmann,  Willigk  und  Buchner. 

Dieses  Oel  war  röthlichgelb,  roch  sehr  stark  wie  das  blühende 
Kraut,  löste  sich  wenig  in  Wasser,  aber  leicht  in  Alkohol  und  Aether. 

Froehde  erhielt  dasselbe  auch,  wie  Rauchfuss  und  Meiss- 
ner ohne  Stearopten. 

Des  rohe  Oel  fand  Froehde  bei  der  Analyse  aus  70,79  bis 
70,93  Kohlenstoff,  10,58  bis  10,62  Wasgerstoff  und  18,63  bis- 18,45 
Sauerstoff  zusammengesetzt  also  nicht  so  wie  Willigk.  Das  Gel 
ireagirt  sauer  und  daher  scnüttelte  Froehde  dasselbe  mit  starker 
Kalilauge,  worauf  sich  in  der  Ruhe  das  Oel  oben  auf  etwas  dunk- 
ler gefärbt  wieder  abschied,  nun  aber  noch  fast  dieselbe  Zusammen- 
setzung wie  vorher  und  0,922  spec.  Gew.  hatte. 

Aus  der  von  d^m  Gel  getrennten  Kalilauge  schied  verdünnte 
Schwefelsäure  eine  dünne  Schicht  von  einem  dunkelbraunen  und 
dickflüssigem  Oel  ab,  welches  den  starken  und  widerlichen  Geruch  der 
Pflanze  im  höehstei)  Grade  besitzt  und  welches  an  4er  Luft  zu  einem 
braunen  Harz  ^häxtete.  Froehde  nennt  dieses  Liquidum  Ledum- 
säure  und  betrachtet  nach  den  Resultaten  seiner  Analyse  die  For- 
men C^^H^^O^  als  am  wahrscheinlichsten,  indem  sie  dann  mit  dem 
Ericinon  in  genetischem  Zusammenhange  steht. 

Ledum  palustre  enthält  von  all^i  Ericineen  die  grösste  Men ge 
ätherisches  Oel  und  dasselbe  enthält  nach  Frau  de 's  ausführlicher 
Untersuchung: 

1)  Ledumsäure,  Valeriansänre,  Buttersäure,  Essigsäure  und 
flüssige  Fettsäure. 

2)  Einen  mit  dem  Terpentinöl  isomeren  Kohlenwasserstoff. 

3)  Ein  sauerstoffhaltiges  Oel,  von  der  Zusammensetzung  des 
Ericinols  =  C^öHWO«,  welches  zwischen  +  240  und  +-  245«  con- 
stant  siedet',  und  woraus  ebenfalls  ein  Kohlenwasserstoff  gewonnen 
werden   kann. 

Styraceae,  Myrsineae,  Scrophularineae,  Labiatae, 
Convolvulaceae,  Solaneae,  Gentianeae,  Strychneae, 
-Rubiaceae. 

Cinchoneae,  —  Arariba  mbrOj  {Pinkneya  ruhescem),  üebef  die 
interessanten  Resultate  einer  unter  seiner  speciellen  Leitung  von 
Rieth  ausgeföhrten  chemischen  Untersuchung  der  Rinde  dieses 
Baumes  giebt  Wohl  er  einen  ausführlichen  Bericht. 

Die  zu  dieser  Untersuchung  angewandte  Rinde  war  Wo  hl  er 
durch  V.  Martins  in  München  zu  diesem  Entzweck  übergeben  wor- 
den und  hat  dieselbe  zur  Entdeckung  einer  neuen  organischen, 
Aribin  genannter  Base  geführt,  welche  das  erste  Beispiel  unter 
den  natürlich  gebildeten  Basen  darbietet,  die  keinen  Sauerstoff  ent- 
hält und  doch  krystallisirbar  ist 

Um  diese  Base  aus  der  Rinde  zu  gewinn^],  wird  dieselbe  zer- 
kleinert, wiederholt  mit  Schwefelsäure -haltigem  Wasser  digerirend 
ausgezogen,  die  abcolirten,  vermischten  und  filtrirten  Auszüge  auf 
V)o  ibres  Volums  verdunstet,  mit  kohlensaurem  Natron  nahezu,  aber 
nicht  vollständig  gesättigt,  durch  Bleizucker  in  Uebei-schuss  ausgefällt, 


86  Literatur, 

die  Flüssigkeit  von  dem  Niederschlage  abfiltrirt,  durch  Schwefel- 
wasserstoff vom  Blei  befreit,  das  Schwefelblei  wieder  abfiltrirt,  und 
DUO  mit  kohlensaurem  Natron  ausgefällt,  wodurch  unreines  Aribin 
in  Gestalt  eines  hellbraunen  Coagulums  erhalten  wird,  was  man 
auswäscht  und  wiederholt  schüttelnd  mit  Aether  behandelt,  welclier 
das  Aribin  auszieht,  aber  noch  eine  stark  gefärbte  Lösung  damit, 
bildet.  Alle  Aetherauszüge  werden  vermischt  und  reichlich  mit 
Salzsäure  versetzt,  wodurch  sich  das  in  dem  Aether  mit  überschüs- 
siger Salzsäure  ganz  unlösliche  salzsaure  Aribin  und  schon  ziem- 
lich rein  abscheidet,  während  das  Färbende  in  der  Flüssigkeit  zu- 
rückbleibt. Dieses  salzsaure  Aribin  ist  auch  unlöslich  in  über« 
schüssiger  concentrirter  Salzsäure  und  kann  daher  durch  mehrma- 
liges Behandeln  damit  leicht  noch  reiner  erhalten  werden.  Wird 
dieses  Salz  dann  in  Wasser  aufgelöst,  das  Aribin  durch  kohlen- 
saures Natron  ausgefällt  und  ausgewaschen,  und  mehrere  Male  mit 
Aether  krystallisirt,  so  erhält  man  dasselbe  ganz  rein. 

Das  Aribin  wurde  bei  der  Elementaranalyse  nach  der  Formel 
C46H20]^4  zusammengesetzt  gefunden.  Aus  der  Lösung  in  Aether 
krystallisirt  es  beim  Verdunsten  in  farblosen  ziemlich  grossen,  was- 
serfreien Rhombenoctaedern,  aber  beim  freiwilligen  Verdunsten  an  der 
Luft  in  langen,  schmalen,  meist  hohlen  Prismen.  £s  schmeckt  sehr  bit- 
ter, bedarf  zur  Lösung  7762  Theile  Wasser  von  +  23®  und  die  Lösung 
reagirt  alkalisch.  Aether  und  Alkohol  löst  es  sehr  leicht  auf.  — 
Oleineae,  Fraxineae,  Araliaceae,  Umbelliferae,  Berbe- 
rideae,  Myristiceae,  Paeoniaceae,  Banunculaceae,  Sa- 
pindaeeae. 

Aquifoliaceae.  —  Ilex  paraauayenais.  Eine  gewiss  echte 
Portion  Paraguay  -Thee  gelangte  durcn  den  Pi^fuss.  Gcneralconsul 
Gülich  in  die  Hände  von  Rammeisberg,  der  sie  vriederum  an 
Stahlschmidt  zur  chemischen  Untersuchung  abgab,  die  derselbe 
denn  auch  damit  ausfühi*te,  und  deren  Resultate  er  jetzt  vorlegt. 
Zunächst  bemerkt  Stahlschmidt,  dass  der  Paraguay -Thee  von 
verschiedenen  Ilex- Arten  komme,  nämlich  Ilex  paraguayensis, 
Ilex  theezans  etc.  Wiggers  ist  jedoch  nicht  bekannt,  dass 
überhaupt  ein  Ilex  theezans  existirt  und  dass  der  wahre  Para- 
guay-Thee  ausser  von  IL  paragnayensis  auch  davon  und  von  an^ 
dern  Ilexarten    gesammelt  werde. 

Als  Stahlschmidt  18  Pfund  des  Thees  mit  Wasser  destillirte, 
bekam  er  ein  schwach  opalisirendes,  nach  Thee  riechendes  und 
pfeffermünzartig  schmeckendes  Wasser,  ein  flüchtiges  Oel  schied 
aber  daraus  nicht  ab.  Die  dabei  in  der  Blase  gebildete  Ab* 
kochung  untersuchte  er  dann  auf  den  Gehalt  an  Caffein  und 
bekam  aus  18  Pfund  Thee  38  Grammen  davon,  was  0,44  Procent 
entspricht,  also  viel  mehr  als  Stenhouse,  indem  derselbe  nur 
0,13  Procent  bekam,  was  Stahlschmidt  daraus  erklärt,  dass  die- 
ser Thee  zwar  ungleiche  Mengen  davon  enthalten  könnte,  dass  er 
aber  ein  zweckmässigeres  Verfahren  zur  Abscheidnng  angewandt 
habe,  weshalb  Wiggers  dieses  hier  mittheilt. 

Die  erwähnte  Abkochung  wurde  abgeschieden  und  ausgepresst, 
der  Theerückstand  noch  4 — 5  Mal  ausgekocht,  alle  Abkochungen 
vereinigt,  mit  Bleizucker  völlig  ausgefallt,  der  Niederschlag  abge- 
schieden und  wiederholt  ausgewaschen,  was  aber,  da  sich  derselbe 
nicht  abfiltriren  Hess,  durch  Absetzenlassen  und  Abklären  gesche- 
hen musste.  Aus  der  klaren,  vom  Bleiniederschlag  abgeschiedenen 
Flüssigkeit  wurde  das  überschüssige  Blei  durch  Schwefelwasserstoff 
niedergeschingen,  das  Schwefelblei  abfiltrirt  und  die  Flüssigkeitbis 


Literoitur.  -^  87 

zur  Syrups  -  Consistenz  verdunstet.  Das  so  erhaltene  sjrafM- 
formige  Liquidum ,  woraus  schon  beim  Erkalten  viel  Caffein 
snschoss,  wurde  mit  Benzol  ausgezogen  und  zwar,  weil  es  sich 
nicht  damit  vermischt,  auf  die  Weise,  dass  man  es  damit  in  einem 
Kolben  übergiesst,  erhitzt  und  anhaltend  und  stark  damit  durch« 
einander  schüttelt.  Nach  seiner  Wiederabscheidung  erhält  man 
das  Caffein  schon  beim  Erkalten  fast  ganz  rein  und  schön  krystal« 
lisirt  ausgeschieden.  Es  ist  klar,  dass  die  Behandlung  des  svrup- 
formigen  Liquidums  mit  Benzol  wiederholt  geschehen  muss,  und 
dass  man  das  von  dem  auskrystallisirten  Caffein  abgeschiedene 
Benzol  durch  Destillation  wieder  und  dabei  auch  das  gelöste 
Caffein  als  Rückstand  gewinnt.  Alles  gesammelte  Caffein  wird  dann 
noch  zwischen  Papier  gepresst  und  zur  völligen  Reinigung  mit 
Wasser  und  Alkohol  umkrystallisirt. 

Durch  Analyse  hat  Stahlschmidt  dann  vollkommen  festge- 
stellt, dass  der  erhaltene  Körper  wirkliches  Caffein  ist,  gleich  dem 
aus   dem  Caffee. 

Euphorbiaceae,  Diosmeae,  Zygophylleae,  Papilio- 
aaceae. 

Mimoaae*  —  Älhizzia  antkdmintica  ist  nach  Courdon  der 
Baum,  von  dem  die  in  Abyssinien  als  Mittel  wider  den  Bandwurm 
gebräuchliche  Rinde  genommen  wird,  welche  auch  bei  uns  schon 
unter  dem  Namen  Cortex  Musenna  bekannt  geworden  ist.  Der 
wahre  Name  für  diese  Rinde  ist  nach  Courdon  Mesetma  oder 
Musenna,  In  Tigre  wird  sie  Besanna  und  in  Amhara  Mesanna 
genannt. 

Die  eigentliche  wahre  Stammpflanze  dieser  Rinde  ist  Albizzia 
Lebeck  Benth.  sehr  verwandt  und  daher  hat  Courdon  sie 
Albizzia  anthelmintica  genannt. 

Der  Baum  wird  13  bis  20  Fuss  hoch.  Courdon  traf  ihn  bei 
Mahio  in  Tarrenta,  auf  dem  Wege  von  Halay  nach  Massouah  an. 
Öehr  verbreitet  ist  er  in  der  Umgegend  von  Dixah  und  Habo, 
besonders  in  Samen  und  im  Allgemeinen  in  allen  Theilen  in  Abys- 
sinien, welche  dieselbe  Hohe  haben. 

Von  dem  Baume  wird  nur  die  Rinde  gebraucht,  und  Professor 
Gastinal  in  Cairo  soll  darin  bereits  eine  farblose  organische  Base 
entdeckt  haben.  Die  Abyssinier  gebrauchen  die  Rinde  als  Pulver. 
Die  Dosis  ist  etwa  2  Unzen,  und  wenn  die  Anwendung  von 
^chifi^särzten  zu  4  bis  5  Drachmen  keinen  Erfolg  hatte,  so  hatten 
dieselben  unstreitig  eine  zu  geringe  Portion  davon  nehmen  lassen. 
Der  Bandwurm  geht  danach  in  Stückchen  oder  ganz  zermalmt  ab, 
nnd  nach  den  2  Monaten,  wo  sich  nach  dem  Gebrauch  von  Kousso 
häuflg  Symptome  der  Regeneration  des  Bandwurms  wieder  eintreten,, 
hat  sich   dies  bei  der  Mesenna  nicht  gezeigt. 

Dryadeae.    Spiraeaceae. 

B.    Pharmakognosie  des  JTiierreichs, 
Hier  finden  wir  Pharmakognostisches  über  Thiere  der  Classen 
Mammalia,  Cephalopoda^  Insecta   und  Phytozoa,    Aus  der  letzteren 
beben  wir  heraus:  Ordo  Spongia^e, 

AchiUeum  laniculatum.  —  Gebleichte  Schwämme.  , 
Artus  hat  durch  einen  seiner  Schüler  das  von  Böttger  angegebene 
Yer&hren  zum  Bleichen  der  Schwämme  experimentell  prüfen,  und  da 
«s  nicht  zum  Ziele  führend,  weitere  Versuche  darüber  anstellen  lassen. 
Zunächst  wurden  nach  B  öttger 's  Vorschrift  die  ausgewaschenen 
Schwämme  mit  einer  Mischung  von  1  Th.  Salzsäure  und  6  Th, 
Wasser  behandelt,  bis  sie  keine  Kohlensäure  mehr  damit  entwickeU 


88  Literatur. 

'  *        .  ■ 

teil,  dann  in  einem  Fasse  in  einer  Flüssigkeit,  welche . durch  AuAö« 
•en  von  6  Theilen  unterschwefligsaurem  Natron  in  94  Th.  Waaaer 
nnd  Yorsetsen  mit  einer  angemessenen  Menge  von  Salzsäure  her- 
gestellt worden  war,  aufgehangen,  nach  dem  Yerschliessen  des  Fas» 
»es  zwei  Tage  darin  hängen  gelassen,  nun  völlig  ausgewaschen  und 
getrocknet 

Bei  einem  zweiten  Versuche  wurde  doppelt  so  viel  unterschwef- 
ligsaures  Natron,  wie  oben  angegeben,  angewandt,  und  bei  einem 
dritten  Versuche  wurden  die  gewaschenen  und  durch  verdünnte 
Salzsäure  von  kohlensauren  Erden  befreiten  und  dann  wieder  aus- 

gewaschenen  Schwämme  direct  der  Einwirkung  von  schwefliger 
äure  ausgesetzt,  und  bei  allen  drei  Versuchen  wurde  ein  unge- 
fähr gleiches  Resultat  erhalten,  d.  h.  die  Schwämme  waren  wohl 
gebleicht,  aber  doch  noch  nicht  weiss. 

Wurden  sie  dagegen  zuerst  mit  einer  warmen  Lösung  von  Soda 
einige  Zeit  behandelt,  dann  ausgewaschen,  mit  verdünnter  Salzsäure 
ausgezogen,  wieder  ausgewaschen  und  nun  in  dem  Bade  von  unter- 
schwefligsaurem Natron  (in  halb  mal  so  grosser  Quantität  angewandt) 
und  Salzsäure  angemessen  verweilen  gelassen,  so  zeigten  sie  sich 
nach  dem  Auswaschen  und  Trocknen  weiss  gebleicht. 
Pharmakognostische  Misceüen, 

II.  Pharmacie. 

A.  Instrumente. 

B.  Operationen. 

C.  Pharmacie  der  unorganischen  Körper. 
Elektronegative  Grundstoffe  und  deren  Verbindun- 
gen unter  sich. 

Oxygenium,  Hydrogenium,  Sulphur,  Nitrogenium,  Phosphorus. 

Arsen i cum,  Arsenicum  metallicum.  Das  bekanntlich  bei 
vielen  früheren  Bestimmungen  sehr  abweichend  geftindeue  und  da- 
her auch  eben  so  sehr  unsicher  gebliebene  Aequivalentgewicht  des 
Arseniks  ist  von  Kessler  in  einem  Zeiträume  von  6  Jahren  2 mal 
einer  genauen  experimentellen  Prüfung  unterzogen  worden.  Wie 
früher,  so  auch  jetzt,  hat  er  die  Zahlen  939,  375  und  940,5  erhal- 
ten, wovon  die  Mittelzahl  ==  939,  9375,  die  wir  also  wohl  auf  940,0 
abrunden  und  bis  auf  Weiteres  annehmen  können. 

Acidim  arsenicosum.  Die  Löslichkeit  der  arsenigen  Säure  in 
reinem  und  in  einem  verschiedene  Säuren  enthaltenden  Wasser  ist 
aufs  Neue  von  Bacaloglio  untersucht  worden. 

Lässt  man  reine  arsenige  Säure  im  Ueberschuss  längere  Zeit, 
z.  B.  10  Monate  lang, mit  Wasser  bei  -|-  10  bis  20^  in  Berührung,, 
so  enthält  dieses  dann   1,2  Proc.   arseniger  Säure  oder  es  hat  sich 
1  Theil  der  Säure  in  82,34  Th.  Wasser  aufgelöst. 

Eine  heiss  gesättigte  und  dann  zwei  Tage  lang  zum  Absetzen 
der  übersjchüssig  aufgelösten  arsenigen  Säure  bei  -4-  25<^  gestan- 
dene Lösung  enthält  2,25  Proc  arseniger  Säure,  oder  es  hat  sich 
ein  Theil  derselben  in  46,111  Th.  Wasser  aufgelöst. 

Eine  heiss  gesättigte  Lösung  der  porcellanartigen  arsenigen 
{Säure  in  Wasser  enthielt  nach  4tAgigem  Stehen  bei  4-  24^  =  1,4^ 
nach  82tSgigem  Stehen  bei  -f-  14^  =  1,5,  und  nach  4  monatlichem 
Stehen  bei  4-  12^  =>  1,3  Proc.  arseniger  Säure,  woraus  folgt,  dass 
deh  der  Genalt  der  arseniger  Säure  durch  längeres  Stehen  und 
4urch  Erniedrigung  der  Temperatur  immer  mehr  demjenigen  nähert^ 
welchen  die  kalt  gesättigte  Lösung  zeigt. 


Literatur.  89 

In  einer  Lösung,  welche  nur  Spuren  von  Salzsäure  entbielti 
landen  sich  3^8  Proc.  arseniger  Saure  gelöst. 

ßacaloglio  hat  auch  die LÖslicfakeit  für  gewisse Procente  von 
Arseniksäure  und  von  Phosphorsäure  in  dem  Wasser  zu  ermitteln 
gesucht  und  gefunden:. 

1)  dass  100  Th.  einer  ArseniksäurelÖsnng,  welche  45,8  Proc. 
Arseniksäure  enthält,  2,9  Th.  arseniger  Saure  auflösen,  von  dieser 
aber  nur  2,6  Th.,  wenn  sie  32,2  Proc.  Arseniksäure,  und  2,1,  wenn 
sie  20,8  Proc  Arseniksäure  enthält. 

2)  dass  100  Th.  einer  PhosphorsäurelÖsung,  weiche  28,5  Proc. 
Phosphorräure  enthält,  6,3  Th.  arseniger  Säure  löst,  von  dieser 
aber  nur  4,8" Th.,   wenn  sie  19,5  Proc.  Phosphorsäure  enthält. 

Stibium.  —  Stihiutn  metaUicum,  Das  Aequivalcntgewicht  des 
Antimons  äst  noch  einmal  wieder  und  sehr  sorgfaltig  von  Kessler 
experimentell  geprüft  worden,  wobei  er  aus  3  Bestimmungsreihen 
ab  Mittelzahlen  derselben  1527,0  1529,25  und  1529,625  erhielt, 
wovon  die  Mittelzahl  wiederum  1528,625  ist.  Dieses  Resultat  kommt 
dem  von  Dexter^^^  1529,2  allerdings  sehr  nahe,  aber  Kessler 
wagt  doch  darüber  nicht  zu  entscheiden,  ob  man  mit  dieser  viel 
höhern  Zahl  der  Wahrheit  näher  gekommen  sei,  als  Schneider 
mit  1503,8  und  Böse  mit  1508,67,  indem  er  daran  Berzelius' 
Worte  knüpft:  „Ich  habe  niemals  mit  einer  Materie,  wo  es  so 
ausserordentlich  schwer  ist, .  constante  Resultate  zu  erhalten,  gear- 
beitet als  diese. ^ 

Chramium,  Das  Atom|fewicht  des  Chroms  ist  von  Kessler 
einer  experimentellen  Revision  unterworfen  und  durch  sehr  sorgfäU 
tig  ausgeführte  Bestimmungen  =  326,875  (oder  =  26,15  wenn 
H  =  1;  gefunden  worden,  also  etwas  niedriger  wie  bei  frühem 
Untersuchungen  von  Peligot,  Berlin,  Moberg,  Lefort  und  Wil- 
denstein, nach  denen  dasselbe  =  333,75  (oder  26,7  wenn  H  =  l) 
Angenommen  worden  war.  Das  Atomgewicht  des  Chromoxyds 
=  Cr^QS  igt  demnach-  jetzt  zu  967,5  und  das  der  Chromsäure  = 
.CrO^  jetzt  zu  =  633,75  anzunehmen. 

CMorum,  Jodum.  —  Jodum  purum.  Der  zur  Entdeckung  des 
Jods  in  FlOssigkeiten,  welche  dasselbe  in  Gestalt  von  Jodwasser- 
stoff oder  von  loslichen  Jodaten  enthalten,  schon  früher  empfohle- 
nen Reaction  von  Eisenchlorid  auf  dieselben,  bei  welcher  das  vor- 
handene Jod  aus  seiner  Verbindung  frei  gemacht  wird,  schliesst  sich 
jetzt  nach  Wagner  auf  eine  neue  und  einfache  Gewinnungsweise 
des  Jods  an,  indem  man  dasselbe  nach  seiner  Ausscheidung  durch 
Eisenchlorid  nur  noch  mit  Schwefelkohlenstoff  aus  der  Flüssigkeit 
durch  Schütteln  etc.  auszuziehen,  und  aus  der  gesammelten  reinen 
Lösung  der  Schwefelkohlenstoff  bei  60^  abzudestilliren  braucht,  um 
das  Jod  als  Ruckstand  zu  erhalten. 

Wagner  bemerkt  ferner,  wie  Schwarz  schon  1854  gezeigt 
habe,  dass  man  das  Jod  durch  Eisenchlorid  frei  machen  und  dann 
einfach  durch  Abdestillation  gewinnen  könne,  und.  was  besondere 
Aufmerksamkeit  verdient,  dass  lösliche  Bromate  nicnt  durch  Eisen- 
chlorid zersetzt  würden,  worin  also  ein  Mittel  liegt,  Brom  und  Jod 
zu  scheiden. 

Carhomum. 

Elektropositive  Grundstoffe  (Metalle)  und  alle  ihre 
Verbindungen. 

Kalium.    Natrium. 

Nairwn  nUricum  emdum.  Der  Chilisalpeter  ist  auf  seinen  Ge- 
halte an  Jod  von  Kr  äfft  geprüft  worden.    Derselbe  hatte  Gele- 


90  Literatur. 

genheit  die  Mutterlauge  von  22  Pfund  Chiliflalpeter  quantitativ 
darauf  zu  unterBUchen.  Er  versetzte  dieselbe  mit  Kupfervitriol  und 
darauf  mit  schwefliger  Säure,  und  es  schied  sich  dann  so  viel 
Kupferjodür  ab,  dass  es  für  die  gesammte  Mutterlauge  6,5  Grm. 
Jod  auswies^  Wonach  also  der  angewandte  Chilisalpeter  0,059  Proe. 
seines  Gewichts  Jod  enthalten  würde.  Das  Kupferfodür  kann 
durch  Kochen  mit  Kalilauge,  in  Kupferozydul  und  Jodkalium  um- 
gewandelt werden. 

Natrum  biboracicum,  —  Tinkalzit  aus  Peru  ist  jetzt  auch  von 
Phipson  analysirt  worden,  mit  folgenden  Resultaten: 

Natron    11,94  Proc. 

Kalk 14,45      „ 

Borsäure    34,7 1       „ 

'      Chlor , 1,34      , 

Schwefelsäure  ....     1,10      „ 

Kieselsäure    0,60      „ 

Sand  2,00      „ 

Phosphorsäure    1 

Thonerde  >    Spuren 

Magnesia  J 

Wasser  • .  • 34  00 

woraus  derselbe  die  Former(NaÖ,2B03  +  1o"hO)  +  2(CaO,  BO^ 
-f-  2  HO)  berechnet,  die  also  nur  um  2  HO  weniger  von  der  von 
Kletzinsky  verschieden  ist.  Demnach  enthält  das  Mineral  un> 
gefahr  60  Proc.  Borax,  25  Proc.  borsauren  Kalk,  2 1/2  Proc.  Kochsalz 
und  35  Proc.  Wasser,  und  kann  es  daher  geradezu  anstatt  Borax 
bei  metallurgischen  Operationen  angewandt  werden. 
Ammonium,    Barium. 

Calcium.  —  Calcaria  hypophosphorosa.  Hager  hat  ein  gefahr- 
loses Verfahren  zur  Darstellung  der  Calcaria  hypophosphorosa  und 
des  Natron  hypophosphorosum  in  dem  Laboratorium  der  Apotheken 
ermittelt,  in  Folge  der  von  Trommsdorff  und  Marquart  mit- 
getheilten  in  ihrem  Laboratorium  bei  Bereitung  unterphosphorigsau- 
rer  Salze  entstandenen  gefahrvollen  Explosionen,  was  in  Folgendem 
bestehen  soll. 

Man  übergiesst  4  Th.  Phosphor  in  einem  zweckmässigen  Ge- 
fasse  mit  kaltem  Wasser,  erwärmt  bis  zum  Schmelzen  den  Phosphor, 
schüttelt  gut  bis  zum  Erkalten,  um  denselben  zu  granuliren,  bringt 
ihn  in  einem  offenen  irdenen  Topfe  mit  der  aus  8  Th.  Kalkhydrat 
und  16  — 20  Th.  Wasser  bereiteten  Kalkmilch  zusammen  und  lässt 
die  Mischung  unter  öfterem  Durchrühren  ruhig  stehen,  in  einem 
gesonderten  kalten  Orte  oder  in  dem  Digestorium  eines  Dampf- 
apparats. 

Es  bildet  sich  dann  allmälig  die  unterphosphorigsaure  Kalkerde 
unter  schäumender  Entwickelung  von  Phosphorwasserstoffgas,  was 
besonders  beim  jedesmaligen  Durchrühren  weggeht.  Die  Vollen- 
dung dieser  Reaction  gebraucht  in  der  Kälte  4  —  6  Wochen  und 
in  dem  Digestorium  nur  8 — 14  Tage,  bei  dessen  Benutzung  der - 
Masse  aber  auch  von  Zeit  zu  Zeit  das  verdunstende  Wasser  wieder 
zugesetzt  werden  muss.  Sobald  sich  dann  aus  der  Masse  kein  Phos- 
phorwasserstoffgas mehr  entwickelt,  wird  sie  mit  Wasser  verdünnt, 
durch  Leinwand  colirt,  der  Bückstand  mit  Wasser  nachgewascheu, 
die  colirte  Flüssigkeit  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  Trockne  ver- 
dunstet, der  Rückstand  in  der  9  fachen  Menge  heissem  Wasser  wie- 
der aufgelöst,  aufgenommener  Aet;skalk  durch  Kohlensäure  ausge- 
fällt, 4  Tage  absetzen  gelassen,  filtrirt  und  auf  dem  Wasserbade 


Literahin  9i 

waat  Trookne  Verdanktet  12  Th.  Phosphor  liefern  auf  diese  Weise 
13 — 14  Th.  fertiges  Sals,  welches  oft  etwas  Gyps  enthält. 

Hier  sich  unmittelbar  aiiBchliesscnd  folgt  Hageres  Darstellung 
des  Natron  hypophosphorosum.  Man  lost  10  Th.  unterphosphorig- 
saure  Kalkerde  m  4  Th.  warmem  Wasser  auf,  vermischt  die  Lösung 
mit  einer  concentrirten  Losung  von  17  Th.  krystallisirtem  kohlensau- 
ren Natron  im  Wasser,  verdunstet  die  Mischung  auf  einem  Was- 
serbade bis  zur  Trockne,  zerreibt  diesen  Rückstand,  zieht  ihn  mit 
Alkohol  von  0,835  bis  0,845  wiederholt  aus,  vermischt  die  filtrirten 
Auszüge,  destillirt  vorsichtig  den  grossem  Theil  des  Alkohols  da- 
▼on  ab,  bringt  das  rückständige  Liquidum  auf  einem  Wasserbade 
bis  zur  Trockne  und  verwahrt  das  Salz  gut  verschlossen  auf. 

Die  Dosis  ist  3-:  4  Grm.  alle  2  Stunden,  geschieht  die  Verord- 
nung in  einer  Mixtur,  so  dürfen  derselben  keine  Säuren  oder  saure 
Salze  oder  saure  Fruchtsäfte  zugesetzt  werden,  weil  diese  Sub- 
stanzen auf  jene  Salze  zersetzend  wirken. 

Magnesium.  —  Magneata  carbonica.  Der  bei  Frankenstein  im 
Heg. -Bezirk  Breslau  so  massenhaft  vorkommende  Magnesit  ist  von 
Schwarz  analysirt  worden.     Derselbe  erhält  nach  dieser  Analyse: 

Magnesia  44.25  Proc. 

Kohlensäure   48,75      „ 

Sand 6,60      „ 

Kohlensauren  Kalk 0,40      „ 

und  er  ist  daher  besonders  interessant,  dass  er  gar  kein  Eisen  und 
Thon  enthält. 

Zur  Bereitung  der  kohlensauren  Wässer  bietet  derselbe  viele 
grössere  Vortheile  als  die  Kreide  dar,  indem  beim  Austreiben  der 
Kohlensäure  durch  Schwefelsäure  dieselbe  in  Folge  der  Abwesen- 
lieit  Organ.  Substanzen  ganz  geruchlos  ist. 

Von  Franz  Hilbig  in  Baumgarten  bei  Frankenstein  kann 
derselbe  eben  so  wohlfeil  als  rein  bezogen  werden,  der  Centner  in 
Stücken  zu  20  und  gemahlen  zu  30  Sgr.  gegen  gleich  haare  Be- 
zahlung. 

Äluminmm.  Ferrum,  Zincum,  Bismuthum,  Cvprum,  Plvm- 
bum.    Hydrargyrum,    Argentum. 

D.  Pkarmaeie  der  organiaehen  K&rper, 

1.  Organische  Säuren. 
2;  Organische  Basen. 

a)  Künstliche  organische  Basen. 

b)  Pflanzenbasen.   Die  Kenntniss  dieser  hat  sehr  wich- 
tige Beiträge  erhalten. 

Quantitative  Bestimmung  derselben.  Alle  bisher  empfohlenen 
und  bekannt  gewordenen  Methoden  der  quantitativen  Bestimmung 
der  Pflanzenbasen  in  wässeriger  Lösung  geben  nach  Wagner  nicht 
die  erforderliche  Genauigkeit  und  er  hat  daher  ein  anderes  Verfah- 
ren erforscht,  welches  sehr  scharfe  Resultate  geben  soll  und  auf 
folgende  Principien  gegründet  worden  ist. 

Die  organischen  Basen  werden  aus  ihrer  Lösung  durch  eine 
Auflösung  von  Jod  in  Jodkalium  vollständig  gefällt,  und  dazu  gehö- 
ren Strjchnin,  Morphin,  Narkotin,  Chinin,  Cinchonin,  Veratrin, 
Aconitin,  Atropin,  Brucin  und  Berberin  und  Anilin,  aber  nicht  ge- 
füllt werden  dadurch  Caffein,  Theobromin,  Piperin  und  Harnstofi^. 

Die  ersteren  Basen  fällen  das  Jod  aus  der  Lösung  von  Jod 
in  Jodkalium  so  vollständig,  dass  in  dem'  Filtrat  durch  Stärke  kein 
Jod  mehr  angezeigt  wird. 


?■■  - 


92  '  Literatur. 

Der  Niederschlag  enthält  eine  constante  Menge  von  Jod,  aber 
anverbanden,  wenigstens  so  lange,  wie  die  Prüfang  daaert,  ab^ 
naoh  V2  b^  ^  Stande  ist  das  Jod  darin  in  chemisehe  Verbindung 
getreten. 

Eine  Losung  von  untersehwefli^saurem  Natron  fällt  die  Basen 
nicht,  macht  aber  freies  Jod  in  einer  Losung  verschwindend  und 
diese  dadurch  fSarblos.  Die  darauf  gegründete  Prüfung  wird  volu- 
metrisch  ausgeführt  und  dazu  bereitet  man  sich 

1^  Eine  Lösung  von  12,5  Grm.  Jod  mit  der  nÖthigen  Mange 
von  Jodkalium  und  genau  so  viel  Wasser,  dass  die  ganze  Flüssig- 
keit genau  1  Liter  (=  1000  C.C.)  beträgt. 

2)  Eine  Lösung  von  24,8  Grm.  unterschwefligsaurem  Natron 
im  Wasser,  welche  genau  davon  1  Liter  beträgt.  1  C.C.  der  Lo- 
sung weist  0,0127  Orm.  Jod  aus. 

Für  die  Bestimmung  versetzt  man  nun  die  Basen  enthaltende 
Flüssigkeit  zuerst  mit  der  Lösung  von  Jod  in  Jodkalinni,  bis  kein 
Niederschlag^  mehr  erfolgt  und  bis  ein  Ueberschuss  davon  hinzu- 
gekommen ist,  filtrirt  und  setzt  zu  dem  Filtrat  die  Lösung  des  unter- 
schwefligsauren  Natrons,  bis  das  freie  Jod  darin  gerade  verschwun* 
den  ist. 

Hat  man  nun  die  Menge  der  bis  zum  Ueberschuss  hinzugesetz- 
ten Lösung  des  Jods  in  Jodkalium  bestimmt,  so  weibs  man,  wie  viel 
Jod  hinzugekommen  war,  und  hat  man  ebenso  auch  die  Quantität 
der  verbrauchten  Lösung  des  unterschwefligsauren  Natrons  bestimmt^ 
so  kann  man  nach  dieser  M^nge  leicht  berechnen,  wie  viel  Jod  noch 
Gberschüssig  in  der  Flüssigkeit  geblieben,  und  wie  viel  Jod  mit  der 
Base  in  Verbindung  getreten  und  mit  dieser  in  dem  abfiltrirten 
Niederschlage  enthalten  ist,  und  nach  dieser  letzten  Menge  von  Jod 
wird  die  Quantität  der  vorhandenen  organischen  Base  berechnet^ 
d.  h.  für  jedes  Aequivalent  Jod  1  Atom  der  Base.  Die  Quantität  von 
beiden  titrirten  Lösungen  wird  durch  Zusetzen  aus  einer  in  Centi- 
meter  getheilten  Bürette  bestimmt.  Um  die  Brauchbarheit  dieser 
Bestimmungsmethode  zu  zeigen,  haben  Wagn  er  u.  Schi  rm  e.r  meh- 
rere Proben  ausgeführt,  wovon  eine  hier  folgt.  10  C.C.  einer  Lö- 
sung von  schwefelsaurem  Chinin  wurden  10  C.C.  Jodlösung  hin- 
zugefügt, und  10  C.C.  des  Filtrats  gebrauchten  bis  zur  Entfärbung- 
2,2  C.C.  von  der  Lösung  des  unterschwefligsauren  Natrons. 

Reaetionen  der  Basen,  Erdmann  hat  die  wichtigsten  giftigea 
organischen  Basen  verschiedenen  Reaetionen  unterworfen,  um  da- 
durch sichere  Mittel  zu  erforschen,  dieselben  in  ganz  kleinen  Men- 
gen, wie  namentlich  bei  medico-legalen  Untersuchungen,  zu  unter- 
scheiden und  nachzuweisen.    Die  Resultate  sind  folgende. 

1.  Mit  reinem  Schwefelsaurehydrat,  von  dem  20  Grm» 
mit  10  Tropfen  einer  Mischung  von  100  C.C.Wasser  und  6  Tropfen 
Salpetersäure  versetzt  worden  sind.  Von  dieser  so  versetzten  Schwe- 
felsäure bringt  man  dann  8—^10  Tropfen  entsprechend  zu  1  bis  meh- 
reren Milligrammen  von  der  zur  Prüfung  vorliegenden  Base  ui(d 
beobachtet  die  Wirkung  V4  bis  1/2  Stunde  lang.  Bei  der  Auf- 
lösung färbte  eich  die  Schwefelsäure  durch 

Morphin   prächtig  violettrotb, 

Narcotin  zwicbclrotb, 

Veratrin  gelb,  dann  ziegelroth  und  durch  Zusatz  von  etwas 
Wasser  gleich  blutroth  und  dann  bleibend  kirschroth, 

Bruciii  roth,  aber  rasch  gelb  werdend, 
Strychnin  gar  nicht. 


Literatur.  90 

2.  Mit  Scbwefeleäurehydrikt  nnd  Bxaunstein.  Man 
lost  diem  prüfende  Base  Je  nach  ihrer  Quantität  in  8—20  1^ 
pfen  Schwefelsäure  auf  und  setzt  kleine  linsengrosse,  staubmie 
Stückchen  von  Braunstein  hinzu,  und  beobachtet  den  Erfolg  eine 
Stande  lang.     Durch  den  Braunstein  flbrbt  sich  die  Lösung  von 

Morphin  mahagonibraun, 

Narcotin  gelbroth  und  blutroth, 

Veratrin  dunkel-  und  schmutzigkirschroth, 

Brucin  roth  und  darauf  gummiguttgelb, 

Strychnin  violettpurpurroth,  darauf  dunkelzwiebelroth. 

a)  Werden  die  nun  so  gefärbten  Losungen  nach  einer  Stande  mit 
4er  4 — 6fachen  Menge  Wasser  unt^  Vermeidung  einer  Erhitzung 
verdünnt  und  mit  schwachem  Ammoniak  nicht  ganz  yollstandig 
gesättigt,  so  färbt  sich  die  von 

Morphin  schmutzjggelb, 
Narcotin  nur  heller  rotn, 
Veratrin  schwach  braun, 
Brucin  bleibt  unverändert  goldgelb, 
Strychnin  prächtig  pnrpurviolett. 

b)  Uebersättigt  man  aber  die  geförbten  und  mit  Wasser  ver- 
dQnnten  Lösungen  mit  dem  Ammoniak  schwach,  so  entsteht  in 
der  Lösung  von 

Morphin   eine  braunrothe   Färbung   und  lange  nachher  ein 

Niederschlag, 
Narcotin  sogleich  ein  reichlicher  dunkelrother  Niederschlag, 
Veratrin  sogleich  ein  grünlich  hellbrauner  Niederschlag, 
Brucin  keine  Veränderung, 
Strychnin  eine  gelbgrüne  Färbung. 

Auf  diese  Resultate  gründet  nun  Erdinann  durch  Combina- 
tion  derselben  den  folgenden  methodischen  Gang  bei  solchen  Prü- 
fungen. 

A.  Man  übergiesst  die  vorliegende  Base  mit  4 — 6  Tropfen 
reinem  Schwefelsäurehydrat;  zeigte  sich  keine  Veränderung,  so 
sind  Brucin,  Narcotin  und  Veratrin  nicht  vorhanden;  tritt  eine 
Bosafarbe  auf,  die  später  gelb  ^ird,  so  deutet  solches  auf  Brucin ; 
entsteht  eine  gelbe  und  gUb  bleibende  Farbe,  so  ist  Narcotin  vor- 
handen ;  und  entsteht  eine  gelbe  ins  Bothe  übergebende  Farbe,  so 
weist  diese  Veratrin  nach. 

B.  Man  versetzt  die  in  A.  erhaltenen  Lösungen,  mag  eine 
Farbe  darin  aufgetreten  sein  oder  nicht,  mit  8 — '20  Tropfen  von 
der  oben,  angegebenen  salpetersäurehaltigen  Schwefelsäure  und  dar- 
auf mit  2 — 3  Tropfen  Wasser  und  beobachtet  dann  den  Erfolg 
V4— Va  Stunde  lang;  es  entsteht  für  Morphin  eine  violettrothe,  für 
Narcotin  eine  zwiebelrothe,  für  Verratrin  eine  kirschrothe,  für  Bru- 
cin eine  gelbe  und  für  Strychnin  keine  Pätbting. 

C. -Man  bringt  in  die  in  B.  entstandenen  Flüssigkeiten  gleich- 
zeitig wie  sich  gefUrbt  hatten,  4  —-  6  linsengrosse  Stückchen  von 
ataamreiem  Braunstein  und  beobachtet  den  Erfolg  eine  Stande 
lang ; '  eine  dann  entstehende  mahagonibraane  Farbe  weist  Morphin 
aus;  eine  gelbrothe  bis  blutrothe  dagegen  Narcotin,  eine  dunkel- 
zwiebelrothe  Strychnin,  eine  guinmiguttgelbe^  Brucin  und  eine 
dunkel  itnd  schmutzigkirschrothe  Färbung  weist  Veratrin  aus. 


94  Litemtur. 

D.  Man  verdÜDDt  die  in  C.  erhaltenen  Flüssigkeiten  ohne 
BQcksicht  auf  ihre  Färbungen  vorsichtig  so  lange  mit  Ammoniak, 
dass  sie  nicht  ganz  völlig  neutralisirt  werden;  es  entsteht  dann 

für  Morphin  eine  schmutzig^elbe  Farbe,  die  beim  Ueber^ 
sättigen  mit  Ammoniak  brauhroth  wirdf 

für  Narcotin  eine  der  Verdünnung  entsprechende  röthlich& 
Farbe  und  darauf  beim  Uebersättigen  mit  Ammoniak  ein  reich- 
lieber  braunrother  Niederschlag; 

für  Strychnin  eine  prächtig  violettpurpurfarbige  Flüssigkeit, 
die  durch  einen  Ueberschuss  von  Ammoniak  gelbgrün  ois  gelb  wird; 

für  Bruciu  eine  goldgelbe  Färbung*^ 

für  Veratrin  eine  schwach  bräunliche  Färbung,^  die  durch 
wenig  Ammoniak  gelblich  wird,  und  durch  überschüssiges  Ammo» 
niak  ein  grünlich  hellbrauner  Niederschlag. 

Was  die  Haltbarkeit  dieser  ungleich  gefärbten  Flüssigkeiten 
anbetrifft,  um  sie  den  Gerichten  neben  dem  Berichte  zum  Beweise 
mit  einsenden  zu  können,  «o  hat  Erdmann  gefunden,  dass  die 
Reactionen,  welche  uuter  1  mit  salpeterhaltiger  Schwefelsäure  aufge* 
führt  worden  sind,  wenn  man  sie  mit  reiner  concentrirter  Schwefel- 
säure verdünnt,  sehr  lange  Zeit  die  bemerkten  Färbungen  behalten. 
Er  d  mann  will  seine  Versuche  über  die  Keactionen  der  organischen 
Basen  fortsetzen  und  demnächst  weitere  Mittheilungen  darüber 
machen. 

Strychnifvum,  ~  Strychninvm  araenicicvm»  Für  die  Bereitung 
dieses  kürzlich  in  Italien  zur  Anwendung  gekommenen  Arzneimit- 
tels und  der  beiden  nachstehenden  giebt  Chiappero  folgende  Be* 
reitungsweisen  an: 

Man  erhitzt  3,34  Tb.  reines  Strychnin  mit  1,15  Th.  Arsen> 
säure  und  40  Th.  Wasser  bis  zur  Auflösung,  filtrirt  und  lässt  kry- 
stallisiren. 

Formel :    C42H22  N«  04,  H  0  +  2 HO,  As  0^  +-  HO. 

Das  Sal2  krystallislrt  in  kleinen,  weissen,  geruchlosen,  mono- 
klinischen Priemen  und  löst  sich  in  15  Th.  kaltem  und  5  Th. 
heissem  Wasser,  aber  schwer  in  Alkohol  und  Aether. 

Sirychninum  arserUcosum.  —  Man  erhitzt  12,38  Th.  pulverisirter 
arseniger  Säure  mit  800  Th.  Wasser  und  10  Th.  Salzsäure  (spec. 
Gew.  1,18)  bis  zur  völligen  Lösung,  setzt  dann  41,d5  Th.  reinea 
Strychnin  hinzu,   flltrirt  und  lässt  krystalUsiren. 

Formel :    C«  H»  N^  04,  HO,  As  03. 

MoiyfhinO'Strychninum  arsemcicum,  —  Man  vermischt  3,04  Th. 
reines  Morphin  und  3,34  Th.  reines  Strychnin  mit  1,15  Th.  Arsen- 
säui*e,  erhitzt  das  Gemisch  mit  40  Th.  Wasser,  bis  es  sich  darin 
aufgelöst  hat  und  lässt  krystallisiren. 

Formel :  C34H19N0«,H0  +•  C«HMN204, HO  -f-  HO,  AsO»  -f  fiO. 

Das  Doppelsalz  bildet  kleine,  harte,  farblose,  zusammengrup- 
pirte  Krystalle  und  ist  in  4  Th.  heissem  und  12  Th.  kaltem 
Wasser  löslich. 

Diese  drei  Salze  sind,  gegeit  Rotz  bei  Pierden  mit  besonderem 
Erfolg  in  Anwmdang  gekommen. 

3}  Besondere  eigentbümliche  neutrale  oreanische 
Stoffe, 


I 

.J 


Literatur,  95 

4)  Alkohole.  Pingnedinee,  Fette  oder  VerbindaDgen 
des  Ulyceryloxyds  mit  fetten  Sänren. 

Axunffia  PorcL  Um  den  bekannten  Uebelstanden  des  Schweine- 
sehmalces  gründlic^i  abzuhelfen,  wird  im  Monit.  des  Scienc.  mSd. 
1860,  eine  in  eigenthümlicher  Weise  aus  dem  Schweineschmalze 
bereitete  und  Steadwa  genannte  Masse  als  Vehikel  zu  Salben  em- 
pfohlen, welche  sich  dazu  zweckmässiger  eignen  und  die  Uebelstände 
des  Schweineschmalzes,  (des  Hart-  und  Weich werdens.  des  Ranzig- 
werdens) nicht  besitzen  soll.     Für  die  Bereitung  sina  erforderlich 

Schweineschmalz 31/2  Unzen  =  102  Thle» 

Wasser SVj      »       =  102     „ 

Natronhydrat 15  Grm.     =      1     „ 

Man  löst  das  yöllig  von  Kohlensaure  freie  Natronhydrat  in  V? 
des  Wassers,  reibt  die  Lösung  mit  dem  Schmalz  zusammen  und 
incorponrt. dieser  unter  Agitiren  die  noch  übrigen  ^|^  Wasser. 

^  Das  Prodnet  ist  weiss,  gernch-  und  geschmacklos,  hat  nach 
einigen  Tagen  eine  zwisohep  Schmalz  und  Wachscerat  fallende 
Consistenz,  wird  im  Sommer  weniger  weich  und  im  Winter  weniger 
hart  als  das  Schmalz,  und  es  behält  diese  Eigenschaften  auf  lange 
Zeit. 

£s  entsinricht  als  Vehikel  allen  Anforderungen  und  kann  in 
allen  Fällen  für  das  Schmalz  als  Ersatz  dienen,  sogar  zur  Berei- 
tung der  Quecksilbersalbe  kann  es  verwendet  werden. 

Hager  stimmt  dem  Obigen  bei  und  nennt  dasselbe  Axungia 
saponacea  und  er  hat  bei  einer  Nachprüfung  gefunden,  dass  die 
zweckmässigste  Masse  erhalten  wird,  wenn  man  100  Thle.  Schmalz 
mit  nur  50  —  60  Th.  Wasser  und  mit  IV2  "^h.  Natronhydrat  in 
der  Angeführten  Art  vereinigt. 

5)  Olea  volatilia.    6)  Resinae. 

£.    Pharmacie  gemischter  Arzneikörper. 

Confectiones,  EUctaaria»  Emplastra.  Extraeta,  Pastilli,  Sy- 
rupi,     Ünguenta.     Vina  medica,    Mixtunie,    Geheimmütel. 

Glycerolata.  —  Sinapismua  glycerinatus  ist  nach  Hager  eine 
Mischung  von  1  Th.  Sentol  und  45  Th.  GRycerin.  Dieselbe  wird 
dem  gewöhnlichen  Senfteige  vorgezogen. 

Miscellen. 

Pi^fung  des  Weizenmehls  cmf  eine  Beimischung  von  RoggenmM. 
Gailletet  hat  gefunden,  dass  wenn  man  20  Grm.  Weizenmehl  mit 
40  Grm.  Aether  1  Minute  lang  schüttelt,  die  dann  gebildete  Lö- 
sung klar  abscheidet,  den  Aether  völlig  davon  abdunsten  läset 
und  den  Rückstand  mit  1  Cubik-Oeutim.  einer  Mischung  von  3 
Vol.  Salpetersäure  von  1.35  spec.  Gew.,  3  Vol.  Wasser  und  6  Vol. 
Schwefelsäure  von  1,84  spec.  Gew.  versetzt,  sich  derselbe  nur  gelb 
f&rbt,  dass  aber  auf  dieselbe  Weise  aus  Roggenmehl  hergestellter 
Rückstand  durch  das  Säuregemisch  kirschroth  wird. 

Zweiter  Theil. 
Bericht  über  die  Leistungen    in    der  Pharmakodynamik 
und  Toxikologie,  von  Professor  Dr.  Julius  Clarus 
in  Leipzig. 

Dieser  Theil  des  Berichtes  hat  nur  für  den  Mediciner  Bedeu- 
tung, weshalb  wir  solchen  nur  anzeigend  berühren. 


96  Literatur. 

Die  wichtigsten  Arbeiten  und  Abhandlungen  des  ersten  TbeiU 
des  Werkes  sind  zu  seiner  Zeit,  so  weit  es  der  Raum  g^estattete, 
theils  als  Originalarbeiten,  theils  als  Auszüge  im  Archiv  aufg^ 
nommen  worden,  das  hier  Aufj^enommene  soll  noch  als  Ergl&nzunsr 
dienen,  um  die  Leser  des  Archivs  mit  allem  Neueren  bekannt  und 
dasselbe  als  Bibliothekwerk  vollständiger  zu  maehen. 

Was  das  Werk  an  sich  selbst  betrifft,  so  bietet  dasselbe  wieder- 
um eine  sehr  ^osse  Bereicherung  för  unsere  Wissenschaft  dar,  und 
wir  müssen  Hrn.  Professor  Dr.  Wiggers  für  seine  ebenso  mühe* 
volle  als  werthvolle  Arbeit  hierdurch  die  grösste  Anerkennung 
spenden. 

Dr.  L.  F.  Bley. 


Aueige  eiier  Benigsqselie  tob  wimtm  koUei- 

sauei  Kali. 

Die  chemische  Fabrik  von  Bohl  ig  und  Roth  in  Eisenach 
hat  mir  zwei,  nach  neuen  Priucipieii  bereitete  Ralipräparate,  Kali 
^arbonicurn  purisnmum  und  purum,  zur  näheren  Prüfung  vorgelegt : 

1)  K<di  carbonicum  puriaaimum,  unbedingt  chemisch  rein,  ä  Zoll- 
pfund \  4'2  8^,   pro  110  Pfund  100  •^. 

2)  Kali  carbanic.  purum^  bis  auf  einen  verschwindend  kleinen 
Chlorgehalt  rein,  k  Zollpfund  17  agr,  pro  100  Pfund  60  «f. 

Ich  mache  die  geehrten  Leser  des  Archivs  auf  diese  vorzüg- 
lichen Präparate  hiermit  aufmerksam. 

Jena,  den  19.  Juli  1863.  Dr.  H.  Ludwig. 


Solbvehdmckerei  der  Qebr.  Jla«ck«  iv  Eumo 


mm  DERJHARHiGIE. 

GLXV.  Bandes  zweites  Heft. 

!•  Physik,  Chemie  und  pralitisehe 

Pharmacle. 


Attsiditeii  über  die  Abfassnng  einer  Pliamiaeopoea 

germajiica; 

von 

Dr.  L  F.  Bley  und  Dr.  Th.  Geiseler. 

(Qratulationaachrift  zur  Juhdfeier  fünfzigjähriger  phannaceutiacher 
Wirksamkeit  des  Herrn  Apothekers  Dr.  F,C.Bucholz  in  "Erfurt) 

Die  zur  Ausarbeitung  einer  Pharmaeopoea  germanica 
in  Coburg  erwählte  Commission  hat  zu  allgemeiner  Be- 
friedigung bereits  eine  grosse  Thätigkeit  entwickelt. 
Auch  uns  ist  von  derselben  eine  alphabetisch  geordnete 
Zusammenstellung  sämmtlicher  in  den  Pharmakopoen 
Deutschlands  enthaltenen  Arzneimittel  übersandt  und 
3  Artikel  in  den  ersten  Nummern  unserer  Vereinszeitung 
sprechen  sich  aus  über  die  Art  und  Weise,  welche  man 
bei  der  Ausarbeitung  zu  befolgen  gedenkt.  Da  in  die- 
sen Artikeln  auch  Geiseler 's  in  sofern  gedacht  ist,  als 
er  seine  Ansichten  über  die  festzustellenden  Principien 
in  der  Generalversammlung  zu  Gotha  im  Jahre  1856 
{Archiv  CXXXVIIL  237)  dargelegt  hat,  so  dürfte  es  nicht 
unangemessen  sein,  wenn  wir  die  damals  vorgeschlage- 
nen Principien  hier  nochmals  mittheilen  und  zu  einer 
Vergleichung  derselben  mit  den  Ansichten  der  Commis- 
sion Veranlassung  geben.  Es  wird  sich  da  mannigfache 
Uebereinstimmung,  aber  auch  mannigfache  Abweichung 
finden,  und  wenn  wir  auch  weit  entfernt  sind,  die  ausge- 
sprochenen Ansichten  hartnäckig  zu  vertheidigen,  so 
kommt  es  doch  gewiss  darauf  an,  abweichende  Meinun- 
gen zu  hören  und  das  Zweckmässige  zu  ermitteln.  Wir 
werden  die   unter  14  Nummern  aufgeführten  Principi^i- 

Arch.  d.  Pharm.  CLXV.  Bde.  2.  Hft.  7 


.' 


98  Bley  und  OeiseUr, 

vorschlage  mittheilen  und  jeder  Nummer  die  bezügliche 
Ansicht  der  Commission  beifügen. 

1)  Es  werden  aufgeführt  alle  Arzneimittel^  die  in 
den  Pharmakopoen  Deutschlands  und  deren  Anhängen  ver- 
zeichnet sind;  es  darf  kein  Arzneimittel  fehlen,  das  in 
irgend  einer  Pharmakopoe  Deutschlands  enthalten'  ist. 
Ausgeschlossen  von  dieser  Auffuhrung  sind  nur  diejenigen 
einfachen  Zubereitungen;  die  bestimmten  Classen  von 
Arzneiformen  angehören  und  die  unter  7,  8,  9,  10^  11, 
12  und  13  besonders  bezeichnet  sind. 

Die  Commission  will  nur  Das  aufnehmen,  was  in 
irgend  grösserer  Ausdehnung  von  den  Aerzten  verschrie- 
ben wird;  und  sogenannte  Magistralformeln  ausschliessen. 

2)  In  Bezug  auf  die  Nomenclatur  wird  der  Appara- 
tU8  medicaminum  Hamburgensis  zu  Grunde  gelegt;  neben 
den  in  diesem  gewählten  Namen  aber  werden  alle  syno- 
nymen Bezeichnungen  aufgeführt;  deren  man  sich  in  den 
verschiedenen  Pharmakopoen  Deutschlands  überhaupt  be- 
dient. Der  Apparatus  med,  Hamh.  enthält  unter  allen 
Pharmakopoen  Deutschlancis  die  ^  meisten  Arzneimittel, 
insofern  scheint  die  Annahme  seiner  Nomenclatur  ge- 
rechtfertigt. 

Die  Commission  hält  dies  nicht  ohne  Weiteres  für 
zulässig;  da  die  Nomenclatur  des  App,  med.  Hamb.  auch 
nicht  von  Principfehlern  und  Inconsequenzen  frei  ist, 
die  man  durch  die  Pharmacopoea  germanica  nicht  sanc- 
tioniren  darf.  Die  Commission  ist  der  Meinung,  dass 
die  einfachen  alten  Namen  so  weit  als  möglich  beibehal- 
ten werden  müssen  und  nicht  ein  fortwährendes  Schwan- 
ken der  Namen  dadurch  herbeigeführt  werden  darf, 
dass  man  die  Speculationen  der  Thorien  auf  die  Nomen- 
clatur einwirken  lässt. 

3)  Die  Arzneimittel  folgen  in  alphabetischer  Reihen- 
folge auf  einander;  ohne  Trennung  der  rohen  und  durch 
den  Handel  zu  beziehenden  Arzneistoffe  von  denen;  welche 
die  Apotheker  selbst  bereiten;  nach  Anleitung  der  Preussi- 
schen  Pharmakopoe. 


über  die  Abfassung  einer  Pharmacopoea  germanica*     99 

Hiermit  scheint  die  Commission  einverstanden  za 
sein. 

4)  Vegetabilische,  animalische  und  mineralische  Boh- 
stoffe  werden  nur  dem  Namen  nach  verzeichnet,  den 
vegetabilischen  und  animalischen  aber  die  systematischen 
Namen  der  Gewächse  und  Thiere  von  denen  sie  stam- 
men, den  mineralischen,  wenn  sie  einfache  Körper  sind, 
die  chemischen  Zeichen,  wenn  sie  Zusammensetzungen 
sind;  die  chemischen  Formeln  und  die  Stellungen  im 
Mineralsystem  beigefügt. 

5)  Ebenso  werden  nur  dem  Namen  nach  unter  Hinzu- 
setzung der  chemischen  Formeln  aufgeführt  alle  festen 
chemischen  Verbindungen,  zu  denen  natürlich  auch  die 
festen  organischen  Verbindungen,  als  Alkaloide  und  deren 
Salze,  organische  Säuren  etc.  gehören.  Bei  Flüssigkeiten 
wird  das  specifische  Gewicht  bemerkt. 

Die  Commission  spricht  sich  in  Bezug  auf  4  und  5 
80  aus :  Auf  die  Gefahr  hin,  dass  die  intendirte  Pharma- 
copoea germanica  s^noh  nur  ein  Entwurf  bleibt,  muss  sie 
doch  so  vollständig  ausgearbeitet  sein,  dass  ihre  Form 
der  Einführung  nicht  entgegensteht,  wenn  es  gelänge, 
die  eine  oder  andere  Regierung  dafür  zu  gewinnen.  Sie 
muss  den  Apotheker  anweisen,  welche  Mittel  er  haben 
soll  und  von  welcher  Beschaffenheit,  wie  er  die  Präpa- 
rate bereiten  soll,  welche  Ansprüche  an  dieselben  in  Be- 
treff der  Reinheit  gemacht  werden;  ausserdem  muss  sie 
noch  die  nöthigen  Angaben  über  Aufbewahrung  und 
Dispensation  der  Mittel  enthalten,  in  Betreff  derer  speci- 
ellere  Angaben  nöthig  sind,  sie  muss  der  Medicinalpoli- 
zei  den  Anhalt  für  die  Revisionen  geben,  sie  muss  Alles 
enthalten,  was  man  in  Betreff  der  Eigenschaften  jedes 
Mittels  nicht  ohne  Weiteres  wissen  kann  und  worüber 
Zweifel  entstehen  köpnen,  sie  muss  enthalten  die  hervor- 
ragendsten pharmakognostischen  Kennzeichen  des  Mitteb, 
sie  muss  endlich  enthalten  die  in  der  Regel  möglichen 
Verunreinigungen,  bei  den  Chemikalien  den  zu  fordern- 
den  Grad  der  Reinheit  und  zweckmässiger  Weise   auch 


'.f 


^  /  •.-  :     :  •  - 


100  ßUy  und  OeUder^ 

wohl  die  zitr  Prüfling  anzuwendenden  Reagentien^  die  nicht 
alle  gleich  empfindlich  sind,  um  die  Willkürlichkeiten 
der  Revisoren  möglichst  zu  beseitigen. 

6)  Wegen  Unbeständigkeit  und  Abweichung  der 
Werthe  und  Namen  der  in  Deutschland  üblichen  Ge* 
Wichte  werden  bei  den  Vorschriften  zur  Bereitung  von 
Arzneimitteln  die  Quantitäten  nicht  in  Gewichtsname n^ 
sondern  in  Gewichtstheilen  angeget>en;  die,  da  sie  die 
Verhältnisse  anzeigen,  jede  Missdeutung  ausschliessen, 
und  sich  leicht  auf  die  Gewichtsnamen  übertragen 
lassen. 

Die  Commission  will  kämpfen  für  das  Decimal- 
gewichtssystem  mit  dem  Gramm  als  Einheit.  Damit  ist 
unter  den  jetzigen  Verhältnissen  gewiss  Jeder  einver- 
standen. 

7)  Die  einfachen  destillirten  Wässer  werden  nit^ht 
dem  Namen  nach  angeführt,  sondern  es  wird  im  Allge- 
meinen die  Bereitungsweise  nur  dahin  angegeben,  dass 
durch  Destillation  eines  Theiles  Subtanz  mit  der  ange- 
messenen Menge  Wasser  8  Theile  des  nach  der  Substanz 
genannten  Wassers  dargestellt  werden.  Bei  Bereitung 
der  sogenannten  weinigen  oder  geistigen  Wässer,  die 
auch  nicht  einzeln  aufzufuhren  sind,  werden  1  Theil  der 
Substanz  vor  der  Destillation  2  Theile  Weingeist  zuge- 
setzt. 

Die  hier  ausgesprochene  Zusammenziehung  wird  von 
der  Commission  (nach  den  Bemerkungen  zu  4  und  ö) 
nicht  beliebt,  in  Bezug  auf  das  vorgeschlagene  Verhält- 
niss  äussert  sie  sich  beifällig,  bemerkt  aber,  was  unzweifel- 
haft richtig  ist:  wir  nehmen  jetzt  auf  8  Th.  Decoct 
oder  Inftisnm  1  Th.  Species,  weil  die  Unze  8  Drachmen 
enthält,  wir  würden  aber  sicher  auf  10  Theile  1  Theil 
nehmen,  wenn  wir  ein  Qewichtssystem  mit  decimaler 
Eintheilung  hätten. 

8)  Die  einfachen  Extracte  werden  ebenfalls  nicht 
namentlich  aufgeführt,  sondern  nur  in  folgende  5  Clas- 
sen  getheilt. 


:-  :  ••:  ••• 

-  •  •  •    •  •  •  • 

^  "  i     .  ••• 


ü&er  die  Ähfasrnng  einer  Pharmacopoea  germanica.     101: 

« 

a.  Exfyi'acta  aquosiOj  durch  Ausziehung  mit  heissem 
Wasser  bereitet; 

b.  Extraeta  frigide  parata,  durch  Ausziehen  mit  kal- 
tem Wasser  bereitet; 

c.  Extraeta  apirituoea,  durch  Ausziehen  zuerst  mit 
Weingeist;  dann  mit  einem  Gemische  aus  gleichen 
Theilen  Weingeist  und  Wasser  bereitet; 

d.  Extraeta  aetherea,  durch  Ausziehen  mit  Aether 
bereitet; 

e.  Extraeta  e  herbis  reeentibus,  nach  der  in  der  Preussi- 
schen  Pharmakopoe  gegebenen  Vorschrift  zur  An- 
fertigung der  narkotischen  Extracte  bereitet. 

9)  Die  ätherischen  Oele  werden  gleichfalls  nicht 
namentlich  aufgeführt;  ihre  Bereitungsweise  ist  als  be- 
kannt vorauszusetzen;  die  einfachen  sogenannten  gekoch- 
ten Oele,  deren  Bereitungsweise  dahin  angegeben  wird, 
dass  auf  1  Th.^  Substanz  8  Th.  Olivenöl  vorgeschrieben 
werden,    bedürfen    auch  keiner  besondem  Verzeichnung« 

10)  Bei  den  einfachen  destillirten  Spiritusarten,  gleich« 
falls  ohne  nominelle  Aufführung  werden  auf  1  Th.  Sub- 
stanz 8  Th.  Weingeist  gerechnet,  die  ätherischen  Spiri- 
tusarten  werden  durch  Vermischung  eines  Theils  des 
betreffenden  Aethers  mit  3  Th.  Weingeist  dargestellt. 

11)  Für  Fruchtsyrupe  und  Fruchtessige  wird  auch 
nur  im  Allgemeinen  die  Bereitungsweise  angegeben. 

12)  Für  die  Tincturen  wird  ohne  namentliche  Auf- 
zählung derselben  die  Bereitungsweise  so  vorgeschrieben, 
dass  auf  1  Th.  Substanz  8  Th.  Menstruum  genommen 
und  durch  Digestion  die  Tincturen  dargestellt  werden. 
EJs  würden  aber  dann  wegen  Verschiedenheit  der  Men- 
strua  die  Tincturen  in  6  Classen  zerfallen. 

a.  Tineturae  aquosae^  durch  Digestion  von  1  Th.  der 
Substanz  mit  8  Th.  destillirten  Wassers; 

b,  Tineturae  apirituoso-aquoeaey  durch  Digestion  von 
1  Th.  der  Substanz  mit  8  Th.  eines  Gemisches 
aus  gleichen  Mengen  von  Weingeist  und  destillir- 
tem  Wasser; 


-<  -'  «  j 


102  Bley  und  Geiselery 

€,  Tin€tur(»e  9piriiuo8aef  durch  Digestion  eines  Theils 
der  Substanz  mit  8  Theilen  rectificirten  Weingeistes ; 

d,  Tineturtne.  alcoholicae,  durch  Digestion  eines  Theils 
der  Substanz  mit  8  Theilen  höchst  rectificirten 
Weingeistes ; 

e,  Tincturae  ciethereaey  durch  Digestion  eines  Theils 
der  Substanz  mit  8  Theilen  Spiritus  aethereus  be- 
reitet ; 

f,  Tincturae  Vegetabilium  recentium,  durch  Macera- 
tion  der  zerquetschten  frischen  Vegetabilien  mit 
Weingeist. 

Den  Tincturen  reihen  sich  an  die  einfachen  soge- 
nannten Essigtincturen^  deren  Bereitungsweise  durch 
Digestion  eines  Theils  des  Vegetabils  mit  8  Theilen  Essig 
angegeben  wird^  ohne  die  Namen  der  einzelnen  Essige 
aufzuführen. 

13)  Für  diejenigen  Salben,  die  nur  durch  Ver- 
mischung eines  Pulvers,  eines  Salzes  oder  Oxydes  etc. 
mit  Fett  bereitet  werden,  wird  im  Allgemeinen  die  Vor- 
schrift dahin  gegeben,  dass  auf  1  Theil  der  Substanz 
8  Theile  Adeps  genonmien  werden. 

Die  zu  7  mitgetheilten  Ansichten  der  Commission 
finden  Anwendung  auch  auf  die  Nummern  8 — 13. 

14)  Für  die  Bereitung  aller  anderen  zusammenge- 
setzten Arzneimittel  werden  die  Vorschriften  derPreussi- 
schen  Pharmakopoe,  als  der  schon  in  einigen  deutschen 
Ländern  gesetzlich  eingeführten,  gegeben;  sind  sie  in  der 
Preussischen  Pharmakopoe  nicht  enthalten,  so  wird  die 
Vorschrift  des  Apparatus  med.  Hamburg,  mitgetheilt, 
fehlen  sie  auch  hier,  so  wird  die  Vorschrift  derjenigen 
deutschen  Pharmakopoe,  in  der  sie  enthalten  sind,  ent- 
nommen. 

Auf  diesen  Vorschlag  geht  die  Commission  nicht 
ein,  will  vielmehr  selbstständig  und  ungebunden  nach 
eigenem  Ermessen  die  Vorschriften  bestimmend  die 
fharmacopoea  germanica  ausarbeiten. 

Aus    den    vorstehenden    Mittheilungen    geht    hervor^ 


*:  %  « • . 


•  ->  •     •  •    ■ . 


über  die  Abfastung  einer  PharmcLcopoea  germanica.    103 

dass  die  Commission  gewissermaasBen  eine  deutsche 
Musterpharmakopöe  aaszaarbeiten  beabsichtigt,  während 
die  Gothaischen  Vorschläge  mehr  den  objectiven  That- 
bestand,  berücksichtigend  in  dem  Entwurf  zu  einer 
Pharmacopoea  germanica  zusammenfassen  wollen,  was 
Deutschlands  Pharmakopoen  an  Arzneimitteln  wirklich 
darbieten.  Die  Commission  will  eine  Pharmakopoe  ver- 
fassen und  dann  Annahme  von  allen  deutschen  Staaten 
verlangen,  um  so  Uebereinstimmung  und  Gleichmässigkeit 
herbeizuführen,  die  Gothaischen  Vorschläge  wollen  zeigen, 
dass  der  Mangel  an  Uebereinstimmung  gerade  nicht  so 
gross  ist,  um  nicht  auf  eine  leichte  Weise  beseitigt  wer- 
den zu  können,  sie  wollen  zugleich  bewirken,  dass  in 
ihrem  Entwurf  alle  von  Aerzten  in  Deutschland  verord- 
nete Arzneimittel  eine  Stelle  erhalten.  Uebereinstimmung 
der  Arzneimittel  in  Deutschland  ist  der  gemeinsame  Ziel- 
punct;  die  Commission  appellirt  zu  dem  Ende  sofort  an  die 
deutschen  Staatsregierungen,  die  Gothaischen  Vorschläge 
appelliren  zunächst  an  die  deutschen  Apotheker,  die 
Commission  nimmt  einen  stibjectiven  Standpunct  ein, 
will  in  den  deutschen  Staaten  eine  Pharmakopoe  einfüh- 
ren, die  Gotbaischen  Vorschläge  weisen  auf  einen  einzu- 
nehmenden objectiven  Standpunct  bin,  nehmen  das  Be- 
stehende zur  Richtschnur,  weisen  den  grossen  Umfang 
der  schon  vorhandenen  Uebereinstimmung  nach  und 
wollen,  indem  sie  jeden  deutschen  Arzt,  der  dieses  oder 
jenes  Arzneimittel  liebt,  befriedigen,  den  geringen  Man- 
gel an  Uebereinstimmung  durch  geeignete  Vorschläge 
ausgleichen. 

Unbestritten  ist  der  von  der  Commission  vorgeschla- 
gene Weg  der  kürzeste,  er  ist  derselbe,  der  bei  Abfas- 
sung der  Landespharmakopöe  gewählt  wird.  Eine  er- 
nannte Commission  von  6  bis  8  Mitgliedern  arbeitet  die 
Pharmakopoe  aus,  die  Landesregierung  sanctionirt  sie 
und  das  Gesetzbuch  ist  fertig.  So  will'  auch  die  zur 
Abfassung  der  Pharmacopoea  germanica  von  der  General- 
versammlung zu  Coburg  eingesetzte  Commission  verfahren 
und  sofort,  nachdem  die  Pharmakopoe  verfertigt,  die  An- 


104  Bley  und  Oeiseler, 

nähme  derselben  bei  allen  deutschen  Staatsregierungen 
beantragen  lassen.  Werden  solche  Anträge  aber  aii^ 
nommen  werden?  Diese  Frage  ist  unzweifelhaft  mit 
„Nein^  zu  beantworten.  Alle  Unbefangenen  sind  darin 
einig,  dass  die  deutschen  Pharmakopoen  an  dem  grossen 
Fehler  leiden,  dass  nicht  alle  von  Aerzten  verschriebenen 
Arzneimittel  aufgenommen  sind.  Die  Mitglieder  der  so- 
genannten Pharmakopoe -Gommissionen  suchen  ihre  sub- 
jectiven  Ansichten  geltend  zu  machen,  entscheiden  unter 
sich  schliesslieh  durch  Majoritätsbeschlüsse,  tragen  also 
nicht  Rechnung  anderen,  oft  sehr  wohl  begründeten  ür^ 
theilen  und  üben  so  einen  nicht  zu  rechtfertigenden 
Despotismus  aus,  indem  sie  vielen  anerkannt  wich- 
tigen Arzneimitteln  das  wohlverdiente  Bürgerrecht  ab- 
sprechen, und  hochverdiente  Aerzte  nicht  berücksichti- 
gen. Einen  ähnlichen  Gang  will  die  zur  Abfassung  der 
Pharmacopoea  germanica  eingesetzte  Commission  (Siehe 
unter  1)  und  schon  darum  wird  ihr  Werk  nicht  von 
den  Staaten  Deutschlands  angenommen  und  gesetdieh 
eingeführt  werden,  sie  will  aber  auch  (nach  4  und  5) 
Bestimmungen  aufnehmen,  über  die  man  sich  nie  voll- 
ständig einigen  kann  und  wird,  und  über  die  man  hin- 
wegsehen muss,  da  sie  in  Details  eingehen,  welche  von 
der  Wissenschaft  und  von  den  Apothekern  selbst  als 
arte  peritis  am  besten*  entschieden  werden. 

Nach  unserer  innersten  Ueberzeugung  kann  die  Ein- 
fuhrung einer  allgemeinen  deutschen  Pharmakopoe  nicht 
mit  einem  Schlage  bewirkt,  sie  muss  erst  angebahnt 
werden  durch  objective  Behandlung  der  Sache,  mit  Aus- 
schluss der  subjectiven  Auffassung,  wie  sie  die  Commis- 
sion intendirt.  Darum  huldigen  wir  den  in  den  Gothai- 
schen  Vorschlägen  aufgestellten  Principien  und  machen 
insbesondere  auf  den  Vortheil  aufmerksam,  den  ein  nach 
diesen  Principien  aufgestellter  Entwurf  dadurch  gewälirt, 
dass  er  die  ganze  Angelegenheit  allmälig  den  Händen 
der  Apotheker  übergiebt.  Wenn  die  deutschen  Apoth^er 
sich  dahin  einigen,  alle  in  ihren  respeetiven  La&des- 
pharmakopöen  nicht  aufgeführten  Arzneimittel   nach   den 


J 


iäier  die  Abfassung  einer  Pkarmaeapoea  germanica.     105 

Pnncipiei&  des  Entwurfs  zu  beschaffen  und  herzustellen, 
so  ist  in  ihm  vorläufig  ein  Appendix  zu  allen  deutschen 
Pharmakopoen  gegeben,  der  den  Uebei^ng  desselben 
in  eine  wirkliche  Pharmacopoea  germanica  am  sichersten 
luibahnt.  Die  Appendioee  zu  den  Pharmakopoen,  von 
Ap<^ek^m.  ausgearbeitet,  sieht  man  mehr  in  den  pharma- 
ceutischen  Laboratorien  gehraucht,  als  die  Landespharma- 
kopöen  selbst.  Ist  der  Entwurf,  der  alle  in  Deutschland 
gebrauchten  Arzneimittel  enthält,  erst  der*  Appendix  iur 
alle  deutschen  Ländespharmakopöen  geworden,  bald  wird 
er  dann  diese,  besonders  wenn  sie  in  ihrer  Beschränkungs- 
sucht  fortfahren,  überflügeln,  und  wie  jetzt  schon  nothge- 
drungen  deutsche  Pharmaceuten  in  den  sogenannten  Appen- 
dices  de  facto  wirkliche  Pharmakopoen  verfassen,  so  wird 
ihnen  die  Verfassung  einer  Pharmacopoea  germanica 
später  auch  de  jwre  eingeräumt  werden  müssen.  Wir 
können  und  dürfen  aber  nicht  unterlassen,  hier  nochmals 
ausdrücklich  zu  bemerken,  dass  zur  Bearbeitung  des 
Planes  einer  Pharmacopoea  die  Herbeiziehung  von  Aerzten 
als  durchaus  nothwendig  erscheint:  denn  nur  der  Arzt 
kann  entscheiden  was  die  Pharmacopoea  enthalten  soll, 
der  Apotheker  muss  hier  durchaus  die  Stimme  des 
Arztes  hören.  Demnach  haben  wir  die  Ansicht,  die 
Commission  hätte  sich  mit  den  Aerzten  aller  Staaten  in 
Verbindung  setzen  sollen,  was  z.  B.  bei  der  Versammlung 
der  Naturforscher  und  Aerzte  in  Carlsbad  hätte  gesche- 
hen können  oder  in  Stettin  in  diesem  Herbste  noch  ge- 
schehen könnte.  Ohne  die  Mitwirkung  der  Aerzte  wird 
man.  wohl  die  Pharmakopoen  auBarbeiten,  aber  sie  schwer- 
lich ii^gendwo  gültig  einführen  können.  Aus  diesem 
Grande  beklagen  wir  sehr  den  Rücktritt  des  Dr. 
M eurer  von  dem  Comit6,  da  Dr.  M eurer  das  einzige 
ärztliche  Mitglied  war,  dessen  Erfahrung  hier  sehr  nütz- 
lich werden  konnte.  Sollen  die  Directorien  der  deut- 
scfiten  Apotheker^ Vereine  die  Pharmacopoea  germanica 
den  Regierungen  empfehlen,  so  ist  es  unabweislich  noth- 
wendig, dass  die  Commission  einen  logisch  ausgearbeite- 
ten plan   der  Pharmakopoe   vorlege,    weil   ohne   solchen 


106 '  über  die  Ahf(M9ung  einer  Pharmacopoea  germanica. 

eine  auch  nur  vorläufige  Prüfung  nicht  möglich    ist   und 
niemand  etwas  empfehlen  kann^  was  er  nicht  kennt. 

Welche  Ansichten  man  aber  auch  hinsichtlich  der 
Abfassung  einer  Pharmacopoea  germanica  haben  mag, 
jedenfalls  ist  es  als  ein  schönes  Zeichen  der  Zeit  zu  be- 
tradbten^  dass  die  Apotheker -Vereine  fiir  sie  thätig  sind. 
In  den  auf  diesen  Zweck  gerichteten  edlen  Bestrebungen 
ist  der  Erfolg  der  Lehren  und  der  Arbeiten  zu  erkennen, 
denen  die  Begründer  der  wissenschaftlichen  Pharmacie 
zu  Ende  des  vorigen  und  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
ihre  Zeit  und  ihr  Leben  gewidmet  haben.  In  keiner  deut- 
schen Stadt  ist  aber  zur  Erhebung  der  Pharmacie  so  viel 
geschaffen  und  gearbeitet  worden,  als  in  Erfurt.  Brandes 
sagte  einst  am  15.  September  1836  {8.  Phctrm,  Zeitg,  v.  Jahre 
1837 y  pag.99)  »Erfurt  wird  in  der  Geschichte  der  Pharma- 
cie immer  mit  unvergänglichem  Ruhme  genannt  werden.* 
Und  er  hat  Recht,  hier  war  es,  wo  Trommsdorff  die 
erste  pharmaceutische  Akademie  gründete,  hier  war  es, 
wo  einst  C.  F.  Bucholz  wirkte,  der  durch  seine  Theo- 
rie und  Praxis  der  pharmaceutischen  Arbeiten  der  Lehrer 
aller  deutschen  Pharmaceuten  in  der  Darstellung  der 
chemisch -pharmaceutischen  Arzneimittel  wurde  und  die 
Vorschriften  zur  Bereitung  der  chemischen  Präparate  für 
alle  deutschen  Pharmakopoen  lieferte.  In  seine  Fussstapfen 
ist  sein  würdiger  Sohn  getreten,  dem  wir  schätzbare 
Arbeiten  über  Aetherbereitung,  über  die  Darstellung  des 
Goldschwefels,  über  Höllenstein  und  Chlorkalk,  über 
Prüfung  schwefelsauren  Chinins  auf  Salicin,  über  die 
Reinigung  des  Antimonmetalls  von  Arsen,  über  schwefel- 
saures Zinkoxyd  und  mehrere  andere  Arzneimittel  ver- 
danken, welche  von  den  Apothekern  mit  Erfolg  benutzt 
worden  sind  und  den  wir  heute  noch  mit  dieser  kleinen 
Arbeit  über  einen  für  die  Pharmacie  wie  die  Medicin 
gleich  wichtigen  Gegenstand  als  Jubilar  begrüssen  und 
seiner  Beurtheilung  die  erwähnten  verschiedenen  Ansich- 
ten anheim  geben. 


Hadelieh,  die  BeftandOteik  de»  Ouajakharzes.        107 

üeber  die  Bestandthefle  des  Gnajakharzes; 


von 

W.  Hadelieh*). 


Das  Guajakharz,  diese  seit  langer  Zeit  in  der  Pbar- 
macie  angewendete  Drogue^  stammt  von  dem  in  West- 
indien einheimischen  Ouajaeum  offidnalej  einem  zur  natür- 
lichen Familie  der  Zygophylleen  gehörigen  Baume.  Das- 
selbe fliesst  entweder  freiwillig,  oder  aus  gemachten  Ein- 
schnitten aus,  oder  aber  die  Gewinnung  wird  befördert, 
indem  man  die  Bäume  fällt^  an  einem  Ende  anbrennt  und 
so  das  reiche  Ausfliessen  des  Harzes  am  anderen  Ende 
erreicht. 

Man  unterscheidet:  Guajakharz  inThräuen  und  Guajak- 
harz  in  Massen,  von  denen  die  erste  Sorte  etwas  theurer 
ist,  sich  jedoch  nur  durch  die  Form  und  einen  geringe- 
ren Gehalt  an  Holzth eilchen  vor  der  anderen  auszeichnet. 
Das  Harz  ist  röthlichbraun,  durchsichtig,  doch  meist  mit 
einem  grünlichen  Staube,  durch  Einfluss  der  Luft  und 
des  Lichtes  hervorgebracht  bedeckt.  Gerieben  entwickelt 
es  einen  vanilleähnlichen  Geruch,  schmeckt  bitter  kratzend 
und  hat  ein  spec.  Gewicht  von  1,205 — 1,228. 

Seine  häufige  Verwendung  als  Heilmittel,  so  wie  seine 
interessanten  Eigenschaften,  von  denen  die  Bläuung  durch 
schwache  Oxydationsmittel  und  der  schöne  Geruch  vor- 
züglich zu  nennen  sind,  veranlasste  viele  Chemiker  zu 
Untersuchungen,  von  welchen  ich  hier  einen  kurzen 
Abriss  gebe. 

Literatur.  Bran de  i),  Buchner  2),  Unverdorben  3), 
Jahn*),  LandererS),  Johnston  und  Trommsdorff^), 
beschäftigten  sich  zuerst  mit  dem  Gegenstande.    Ihre  Ver- 


*)  Vom  Verfasser  im  Separatabdruck  eingesandt. 
1)  Ergänzungsheft  zu  Buchner's  Repertorium  p.  183.    2)  Buch- 
ner^fl  Eepert.  3,  281  und  75,  871.    3)  PoggendorflPs  Annalen  7,  316. 

4)  Archiv  der  Pharmacie  I.  Reihe  33,  p.  269—277  und  II.  Reihe  23. 

5)  Repertorium  f.  d.  Pharm.  52,  94.    6)  Trommsdorff's  neues  Journal 
Band  21,  St.  1,  S.  10. 


lOd  Hadelickf 

jEahruttgsweiften  beruhten  auf  dein  Verbaltea  deer  Harzes 
gegen  die  Lösungsmittel:  Wasser^  Alkohol;  Aether  und 
wässeriges  Ammoniak^  und  als  Kesultate  gingen  hervor: 
erstens^  dass  man  es  mit  einem  Gemenge  mehrerer  Sub- 
stanzen zu  thun  gehabt  hatte^  zweitens,  dass  dieselben 
th^ls  mehr,  theils  weniger  den  Charakter  der  Säuren  tra» 
gen,  und  dass  endlich  drittens  die  Stoffe  in  der  Guajak- 
rinde  zum  Theil  andere  sind  als  im  Harze.  Man  nahm 
also  an  als  die  Bestandtheile :  drei  verschiedene  Harze 
(Unverdorben,  Jahn),  femer  noch  Benzoesäure,  und 
ein  aromatisches  Prinoip  (Jahn);  und  procentisch  (nach 
Buchner) 

Harz =  80,0 

Rinde    =  16,5 

Gummi    =     1,5 

In  Wasser  löslicher  Extractivstoff  =     2,0 

100,00 

Aus  einer  alkoholischen  Tinctur  der  Guajakrinde  er- 
hielt Lander  er  zufällig  einen  krystallisirten  Körper,  den 
er  für  den  Träger  jener  bekannten  blauen  Färbung,  die 
durch  Oxydation  entsteht,  hielt.  Dieser  Stoff  war  in  nur 
geringer  Jtf enge  gebildet,  wurde  nie  wieder  gesehen,  und 
muss  es  unentschieden  bleiben,  ob  er  mit  dem  von 
Trommsdorff  beschriebenen  Guajacin  identisch  ist,  bis 
eine  neue  Untersuchung  der  Rinde  Aufklärung  giebt. 

Im  Jahre  1841  wies  Thierry^)  nach,  dass  nicht 
Benzoesäure,  sondern  eine  eigene  von  ihm  Guajacylsäure 
genannte  Säure  im  Guajakharz  enthalten  ist,  welche  sich 
namentlich  durch  leichtere  Löslichkeit  in  Wasser  von  der 
sonst  sehr  ähnlichen  Benzoe-  und  Zimmtsäure  unterschei- 
det. Auch  fand  derselbe  Chemiker,  dass  dieser  Körper 
«ich  nicht  nach  der  von  Righini  {Journal  deChimie  me- 
dicale  1836)  mitgetheilten  Methode,  nämlich  mit  Anwen- 
dung von  Magnesia   als   bindende   Base,    erhalten   lasse, 

1)  Journal  de  Pharmacia  et  des  sciences  accessoires  1841,  p.  SS^l ; 
Joum.  f.  prakt.  Chemie  1841.  Bd.  24,  S.  333. 


die  Bestandiheüe  des  Guajakharzes.  109 

somit  er  die  Autorschflfl;  in  Ansprach  nehmen  müsse^  und 
nicht  Righini^). 

Daraufnahmen  Pelletier  und  Deville  diese  Ar* 
beiten  auf,  stellten  ein  reines  Harz  von  der  Zusammen- 
setzung :  C         7 1,00 

H  7,03 

O  21,97 
100 
welchessie  Guajac|ne  nannten,  durch  Behandlung  einer 
alkoholischen  Guajakharzlösung  mit  einer  eben  solchen 
von  essigsaurem  Bleioxyd  und  Schwefelwasserstoff  dar, 
erwähnten  einen  gelben  Farbstoff,  und  lOProc.  einer 
in  Ammoniak  unlöslichen  Substanz  als  Bestandtheile  des 
Guajakharzes.  Dieselben  Chemiker  analysirten  dieGuaja- 
eylsäure  Thierry's,  fanden  ihre  Zusammensetzung  = 

012H8  06, 
dass  sie  einbasisch  sei  und,  mit  starken  Basen  bei  Ab- 
schluss  der  Luft  erhitzt,  in  Kohlensäure  und  ein  sauer- 
stoffhaltiges indifferentes,  farbloses,  angenehm  nach  bittern 
Mandeln  riechendes  Oel,  vom  spec.  Gewicht  0,874  und  der 
Zusammensetzung : 

C10H8O2 
zerlegt  werde,  welches  sie  Guajacen  nannten. 

Die  von  Sobrero2)  1843  über  die  Producte  der 
trocknen  Destillation  des  Guajakharzes  veröffentlichten 
Versuche  veranlassten  Pelletier  und  Deville^)  contro- 
lirende  Arbeiten  in  dieser  Richtung  zu  unternehmen, 
welche  mit  denen  vonVölkeH)  1854  und  Ebermeyer^) 
über  denselben  Gegenstand  geschriebenen  Sachen  ein  so 
voluminöses  Material  sind,  dass  ich  hier  nicht  näher  darauf 
eingehen  will. 

Eine    grosse    Anzahl    von    Versuchen    wurde    von 


1)  Compt.  rend.  17,  1143u.  Journ.  d.  Pharm.  S^r.  3.T.  6.p.ll8, 
so  wie  Journal  f.  praktiscbe  Chemie  1844.  Bd.  33,  p.  316—318  und 
vorige  Note.  2)  Journal  de  Pharm.  1843.  4.  p.  381.  3)  Journal  de 
Pharmacie  1844.  6.  p.  116.  4)  Annalen  d.  Chemie  u.  Phsu-m.  1864. 
p.  345.    5)  Journal  für  praktische  Chemie  Bd.  62,  p.  291—295. 


110  Haddich, 

Schacht^),  Schönbein^)  und  van  den  Broek^)  übef 
die  blaae  Färbung  des  Guajakharzes  durch  schwache 
Oxydationsmittel  angestellt,  die  jedoch  das  Wesen  der 
Erscheinung  keineswegs  aufklärten. 

Hlasiwetz^)  machte  in  der  neuesten  Zeit  (1859 — 60) 
die  Erfahrung,  dass  ein  Tbeil  des  Guajakharzes  mit  den 
Alkalien  krjstallisirbare  Verbindungen  eingeht,  und  es 
gelang  ihm  durch  Benutzung  dieses  Umstandes,  die  reine, 
krystallisirte  Guajakharzsäure  so  wie  einige  ihrer  Ver- 
bindungen, Substitutions-  und  Zersetzungsproducte  darzu- 
stellen und  zu  Studiren. 

Trotz  der  regen  Bearbeitung  des  Thema's  blieben 
noch  viele  Lücken,  so  dass  ich  hoffen  konnte  mit  Aus- 
dauer manche  derselben  zu  beseitigen;  und  somit  gehe 
ich  nun,  nachdem  ich  diesen  Ueberblick  der  Literatur 
yorangeschickt  habe,  zur  Beschreibung  meiner  Arbeiten 
über.  Wo  es  nothwendig  erscheint,  werde  ich  beiläufig 
oder  am  Ende  die  Uebereinstimmungen  und  Widersprüche 
hervorheben. 

Voruntersuchungen*  Einige  Voruntersuchungen  be- 
zweckten namentlich,  den  Gehalt  an  fixen  Bestandtheilen 
festzustellen  und  zu  erfahren,  wie  das  flüchtige,  nach  Va- 
nille riechende  Oel  abzuscheiden  sei.  Sechs,  von  verschie- 
denen Orten  entnommene  Proben  Harz  zeigten  0,163  — 
0,780  Erocent  fixe  Bestandtheile,  welche  der  Hauptsache 
nach  aus  Kalk  mit  Spuren  von  Eisenoxyd,  Kali  und  Thon- 
erde  bestanden;  ausserdem  enthielten  alle  Sorten  wenig 
Stickstoff,  im  Mittel  0,5  Procent  und  ihre  Auflösung  in 
Alkohol  röthete  blaues  Lackmuspapier  schwach.  Durch 
Destillation,  sowohl  mit  Wasser,  salzhaltigem  Wasser,  als 
auch  Alkohol,  liess  sich  der  Riechstoff  nicht  gewinnen. 

Wasser,  welches  mit  gepulvertem  Harze  gekocht  wurde, 
fUrbte  sich  gelb  und  hatte  einen  bitterlich  kratzenden  Ge- 


1)  Archiv  der  Pharmacie  II.  Reihe,  Bd.  35.  S.  3.  2)  Poggend. 
Ann.  Bd.  73.  4.  480  u.  Bd.  75.  3.  351-357.  3)  Scheikundige  Onder- 
soekingen  5.  Deel,  6.  Stuck,  p.  226—256.  4)  Ann.  d.  Chemie  und 
Pharmacie  (112,  p.  183)  und  (119,  p.  266^. 


die  Bestandtheüe  des  Guajakharzes.  111 

scbmack  angenommen ;  es  reagirte  schwach  sauer  und  ver- 
hielt sich  ganz  ebenso,  wie  der  wässerige  RQckstand,  den 
man  erhält;  wenn  man  eine  Auflösung  des  Harzes  in  öOpro- 
centigem  Weingeist  durch  Destillation  von  diesem  befreit, 
oder  eine  solche  in  9ÖproGentigem  in  Wasser  gieiist. 

Chwjacyhäure.  Aus  den  eben  erwähnten  Flüssigkei- 
ten suchte  ich  nach T hier ry's  Angabe  die  Guajacylsäure 
darzustellen.  Man  sättigt  dieselben  mit  Aetzbaryt,  fil- 
trirt,  und  zersetzt  das  Filtrat  genau  durch  verdünnte 
Schwefelsäure;  vom  gebildeten  schwefelsauren  Baryt  wird 
abfiltrirt;^  die  klare  Lösung  der  mit  Harz  verunreinigten 
Guajacylsäure  verdimstet,  der  braime  Rückstand  mit  Aether 
digerirt  und  das  nach  dem  Verjagen  des  Aethers  zurück- 
bleibende in  kleinen  Portionen  sublimirt. 

Auf  diese  Weise  erhielt  ich  aus  4  Pfund  Guajakharz 
ungefähr  1  Decigramm  der  sublimirten  Säure,  womit  sich 
nichts  beginnen  liess.  Den  guajacylsauren  Baryt  in  Kry- 
stiäUen  zu  erhalten^  gel^iug  auch  nicht,  da  der  gelbe  Farb- 
stoff zu  hinderlich  war.  Wendet  man  statt  des  Baryts 
Blei  an,  so  kann  man  dann  auch  durch  Schwefelwasser- 
stoff das  Bleisalz  zersetzen  und  so  die  Säure  erhalten, 
indem  man  sie  durch  Sublimation  noch  reinigt.  Um  die 
Guajakharzsäure  darzustellen,  wird  nach  Hlasiwetz 
Guajakharzpulver  mit  Kalkmilch  ausgekocht,  wobei  diese 
sich  safrangelb  färbt.  Durch  Uebersättigen  mit  Essig- 
säure oder  andern  verdünnten  Säuren,  wird  diese  Flüssig- 
keit fast  farblos  und  wenig  Harz  scheidet  sich  flockig  ab; 
durch  Kohlensäure  geschieht  dies  auch,  filtrirt  man  aber 
darauf  und  dampft  langsam  ab,  um  etwa  den  guajacyl- 
sauren Kalk  so  zu  gewinnen,  so  hindert  hier  wieder  eben- 
falls Harz  und  Farbstoff  denselben  zu  krystallisiren. 

Oelber  Farbstoff.  Da  die  Guajacylsäure  in  sehr  ge- 
ringer Menge  vorhanden  war,  wollte  ich  durch  eine  Be- 
handlung mit  Bleiessig  wenigstens  versuchen,  den  Farb- 
stoff in  beträchtlicher  Menge  zu  gewinnen,  dampfte  zu 
dem  Ende  die  ursprüngliche,  gelb  gefärbte  Kalkmilch  bis 
auf  ein  Minimum  ein,  wodurch  fast  sämmtlicher  Kalk  als 


■'S-  •  ■ 


•V;. 


^^ 


r »  -  -'  ■ 


55.  T'  • 


112 


Hadelichj 


kohlensaurer  abgeschieckin  wurde,  filtririe  al)  und  wusch 
den  Kalkniederschlag  ToUständig  mit  WaBser  aus,  überr 
sättigte  das  Fiitrat  durch  Essigsäure,  £ltrirte  wieder 
und  liess  es  während  der  Ferien  14  Tage  stehen.  Bei 
meiner*  Rückkehr  fand  ich,  dass  sich  in  der  Flüssigkeit 
kleine,  blassbräunliche  tafelförmige  Krystalle  gebildet 
hatten,  deren  geringe  Menge  sich  wenig  vergrössecte, 
obgleich  ihnen  noch  eine  Woche  dazu  Zeit  gelassen  wurde. 
Sie  wurden  also  auf  einem  Filter  gesammelt,  ausgewaschen 
und  getrocknet,  und  waren  dimn  im  hohen  Grade  mit 
dem  angenehmen  Vanillegeruch  behaftet. 

Die  Mutterlauge  fällte  ich  durch  basisch  essigsaures 
Bleioxyd  aus,  zersetzte  den  ausgeschiedenen  gelben  Nie- 
derschlag durch  Schwefelwasserstoff;  dann  dampfte  ich 
die  vom  Schwefelblei  abfiltrirte  Flüssigkeit  zur  Trockne 
ab,  zerrieb  den  braunen  Rückstand  mit  Sand  und.  Was- 
ser, kochte  aus  und  dampfte  das  Fiitrat  wieder  ein.  Dies 
wiederholte  ich  mehrere  Male,  bis  ich  endlich  einen  rein 
gelben,  in  Wasser,  Alkohol  und  Äether  leicht  löslichen,^ 
schwach  sauer  reagirenden  Rückstand  behielt.  Derselbe 
ist  ein  Gemenge  von  Guajacylsäure  und  Farbstoff,  aus 
dem  sich  nach  meiner  Erfahrung  durch  Kochen  mit  in 
Wasser  feiti  vertheiltem  Blei-  oder  Zinkoxyde  die  erstere 
wegnehmen  lässt,  doch  wird  die  Ausbeute  durch  diese 
vielen  Manipulationen  ftir  beide  Körper  auf  ein  Minimum 
herabgedrückt. 

Die  erwähnten  Krystallchen  konnten  nun  entweder 
die  Guajacylsäure,  oder  das  Chromogen,  oder  endlich  ein 
anderer,  indifferenter  Körper  sein.  Sie  löiBten  sich  sehr 
schwer,  mit  Zurücklassung  der  bräunlichen  harzigen  Ver- 
unreinigung in  vielem  Wasser,  leichter  in  Alkohol  und 
-Aether  und  krystallisirten  am  deutlichsten  aus  der  alkoholi- 
schen Auflösung  durch  freiwillige  Verdunstung. 

Sie  stellen  dann,  durch  wiederholfes  Umkrystallisirezi 
gereinigt,  sehr  kleine  blassgelbe  quadratische  Octaeder 
dar,  an  denen  die  Endecken  mehr  oder  weniger  abger. 
stumpft  sind,  so  dass  sie  unter  dem  Mikroskope  zuweilen 


die  BeständtheUe  des  Guajakharzes, 


HS 


wie  quadratische  Tafeln  erscheinen.  Leider  waren  sie  zu 
klein,  um  das  Hessen  der  Winkel  mittelst  des  ^eäexions* 
goniometers  zu  gestatten,  und  ich  muiSs  mich  darauf  be> 
schränken,  die  Formen,  wie  ich  sie  unter  dem  Mikro* 
skope  gesehen  habe,  hier  so  gut  es  gehen  will,  wieder- 
zugeben. 


Mit  meinem  geringen  Vorrath  an  reiner  Substanz  zog 
ich  es  vor,  statt  Elementaranalysen  lieber  eine  Reihe  von 
Versuchen  anzustellen,  welche  Aufklärung  darübergeben 
könnten,  zu  welcher  Gruppe  von  organischen  Körpern 
dieselbe  zu  zählen  sei.     Es  sind  folgende:^ 

Die  blassgelblichen  Krystalle  von  eben  beschriebener 
Form  sind  geruchlos,  von  rein  bitterem  Geschmack,  hart, 
und  zwar  so,  dass  sie  zwischen  den  Zähnen  knirschen. 

Auf  Platinblech  schmelzen  sie  über  der  Flamme  zu 
einer  durchsichtigen,  blassgrünlichgelblichen  Masse,  indem 
Wasser  fortgeht,  zersetzen  sich  dann  unter  Entwickelung 
stechender  Dämpfe,  und  verbrennen  endlich  ohne  Bück- 
stand mit  wenig  Leuchten.  In  einer,  an  einem  Ende  ver-* 
schlossenen  Glasröhre  erhitzt,  bildet  sich  bei  höherer  Tem- 
peratur ein  braunes  öliges  Desstillationsproduct,  während 
gar  nichts  von  dem  Körper  unzersetzt  sublimirt. 

In  Alkohol,   Acther,    Essigäther,    Schwefelkohlenstofr 

Arch.  d.  Pharm.  CLXV .  Bds.  2.  Hft.  8 


^-  -.  -J  -v-  ■■■    > 

1^  v/"'V 


lU 


Hadelichf 


lCV 


^■^y 

».••.1^ 


k'r    .1. 


m 


löst  er  sich  ziemlich  leicht,  sehr  schwer  hingegen  in 
Wasser,  Benzin,  Chloroform  und  Terpentinöl.  Diese  Lö8uii<> 
gen  reagiren  vollkommen  neutral,  und  die  gesättigte 
wässerige  bringt,  in  einem  24  Centimeter  .langen  Rohre 
eingeschlossen,  nicht  die  geringste  Drehung  der  Polari« 
sationsebene  hervor. 

Erhitzt  man  eine  Mischung  der  Substanz  mit  Natron- 
kalk, so  entwickelt  sich  Ammoniak,  so  dass  die  Anwe- 
senheit von  Stickstoff  unzweifelhaft  ist;  erwärmt  man  aber 
in  einem  Reagirglase  ein  wenig  von  dem  Körper  mit 
Kalilauge  auf  dem  Wasserbade  längere  Zeit,  so  wird  ein 
hineingeklemmtes  Streifchen  rothen  Lackmuspapiers  nicht 
gebläut,  woraus  man  schliessen  muss,  dass  der  Stickstoff 
nicht  in  der  Verbindung  als  Ammoniak  enthalten  ist.  — 
Von  wässerigem  Kali,  Natron,  Ammoniak,  Baryt,  Kalk, 
Strontian  wird  sie  mit  tiefgelber  Farbe  gelöst,  welche  bei 
Zusatz  einer  Säure,  selbst  Essigsäure,  sogleich  verschwin- 
det! Diese  Verbindungen  sind,  wie  es  scheint,  sehr  lose, 
denn  auch  die  Einwirkung  der  Kohlensäure  der  Luft, 
so  wie  Verdunstung  des  Ammoniaks,  lässt  den  Körper 
wieder  in  seine  Form  als  kleine  Octaeder  sich  ausscheiden. 

Schwache  Säuren,  wie  Essigsäure,  verdünnte  Mine- 
ralsäuren, selbst  concentrirte  Chlorwasserstoffsäure  ver- 
ändern ihn  nicht,  und  selbst  bei  längerem  Kochen  wird 
nur  die  Auflösung  eines  Minimums,  aber  keine  Spaltung' 

m 

erzielt. 

Mit  concentrirter  Schwefelsäure  giebt  er  eine  sehr 
charakteristische  Reaction;  sie  löst  ihn  nämlich  leicht  zu 
einer  prachtvoll  azurblauen  Flüssigkeit  auf,  welche  in  dem 
Maasse  als  Feuchtigkeit  aus  der  Luft  absorbirt  wird,  nach 
und  nach  durch  die  zwischenliegenden  grünen  Nuancen 
in  Qelb  übergeht.  Erwärmt  man  gelinde,  so  restituirt 
sich  die  blaue  Farbe  wieder,  und  dies  lässt  sich  wohl 
dreimal  wiederholen^  bis  endlich  doch  theilweise  Verkoh- 
lung eintritt.  Setzt  man  gleich  viel  Wasser  hinzu,  so 
kommt  eine  prächtige  violette  Färbung  vor,  die  aber  rasch 
vorübergeht,  indem  Farblosigkeit  eintritt. 


A      . 


die  Bestandtheile  des  Ouajakha/rzea.  115 

Rauchende  Salpetersäure  löst  den  Körper  ebenfalls, 
aber  mit  schön  orangegelber  Farbe  auf;  wird  noch  con- 
centrirte  Schwefelsäure  hinzugethan^  so  tritt  Roth  ein.  Mit 
Wasser  lassen  sich  diese  Auflösungen  klar  mischen. 

Chlor,  Brom  und  Jod  bringen  ähnliche  orange  Reactio- 
nen  hervor,  wie  Salpetersäure. 

Wässerige  Auflösungen  dieser  Substanz  werden  gar 
nicht  getrübt  durch :  Quecksilberchlorid,  Eisenchlorid, 
Ferrocyankalium,  essigsaures  und  schwefelsaures  Kupfer- 
oxyd, aber  fügt  man  zu  letzterem  Reagens  noch  Ammoniak, 
80  entsteht  die  bekannte  azurblaue  Farbe,  welche  alle 
Kupfersalze  zeigen,  doch  bald  wird  sie  schon  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  durch  einen  schmutzig -grünen  Nieder- 
schlag getrübt  und  bei  dem  Erhitzen  fällt  Kupferoxyd 
nieder.  Hingegen  bei  essigsaurem  Kupferoxyd  wird  die 
grüile  Mischung  nur  tiefer  grün  durch  Ammoniak  und 
bleibt  selbst  nach  dem  Erhitzen  klar. 

Neutrales  essigsaures  Bleioxyd"  bringt  eine  schwache 
weissliche  Fällung  hervor,  basisches  aber  einen  dicken  gel- 
ben Niederschlag,  und  beide  lösen  sich  sowohl  in  über- 
schüssiger verdünnter  Essigsäure,  als  auch  in  Kali  leicht  auf. 

Aus  allen  diesen  Versuchen  lässt  sich  mit  ziemlicher 
Bestimn^theit  folgern,  dass  ich  es  mit  dem  von  Pelletier 
beiläufig  angeführten  gelben  Farbstoffe  zu  thun  gehabt 
habe.  Das  Verhalten  des  Körpers  wie  eine  schwache 
Säure,  seine  vielen  farbigen  Reactionen,  seine  optische 
Inactivität,  sprechen  dafür,  dass  er  zu  den  stickstoffhalti- 
gen Chromogenen  zu  stellen  ist.  Dass  er  ein  im  Harz 
bereits  vorhandener  und  nicht  erst  durch  die  Behandlung 
mit  Kalk  gebildeter  Stoff  ist,  geht  daraus  hervor,  dass 
die  ursprünglichen  wässerigen  Auszüge  des  Harzes  das 
charakteristische  Gelb-  und  Farbloswerden  durch  Basen 
und  Säuren  sehr  deutlich  zeigen.  Seine  Darstellung  wird 
immer  am  einfachsten  so  gelingen,  wie  es  mir  der  Zufall 
brÄchte,  nämlich  durch  Behandlung  des  Harzpulvers  mit 
Kalkmilch,  Abdampfen,  Wiederaufnehmen  mit  Wasser, 
Uebersättigen   mit  Essigsäure    und   langes  Ruhen   dieser 

8* 


116^  Hadelichy 

Flüssigkeit.  Die  Anwesenheit  des  essigsauren  Kalkes 
scheint  das  KrystaUisiren  zu  befördern,  Luft  und  höhere 
Temperatur  aber  den  Körper  zu  einer  harzartigen  Substami 
zu  oxydiren. 

Leider  fiel  seine  Auffindung  in  die  letzten  Wochen 
meiner  Arbeitszeit,  so  dass  ich  die  für  StickstofFbestim- 
mung^n  und  Elementaranalysen  nothwendigen  Mengen 
nicht  mehr  besi^haffen  konnte.  Aus  3  Pfund  Harz  hatte 
ich  ungefähr  S  Decigramm  erhalten.  —         * 

Ich  gehe  nun  weiterzur  Betrachtung  der  Guajakharz- 
säure  von  Hlasiwetz. 

Guajakliarzsäure.  Bei  ihrer  Darstellung  befolgte  ich 
genau  die  von  Hlasiwetz  angebenen  Methoden,  welche 
kurz  folgende  sind: 

Erste  Methode:  Man  bringt  eine  alkoholische  con- 
centrirte  klare  Auflösung  des  Harzes  mit  einer  solchen 
von  Kali  oder  Natron  ausammen,  die  ein  Drittel  vom  Ge- 
wicht des  Harzes  an  trocknem  Kali  enthält.  Der  nach 
einiger  Zeit  entstandene  undeutlich  krystallinische  Boden- 
satz wird  abgepresst,  mit  Alkohol  gewaschen,  wieder  ab- 
gepresst,  mit  kalihaltigera  Wasser  ausgewaschen,  bis  er 
weiss  ist,  dann  durch  Erwärmen  in  solchem  Wasser  ge- 
löst und  urakrystalHsirt.  Dann  wird  er  wieder  gelöst 
und  durch  Zusatz  von  verdünnter  Chlorwasserstoffsäure  die 
noch  etwas  verunreinigte  Ouajakharzsäure  abgeschieden^ 
welche  dann  durch  Krystallisiren  aus  concentrirter  Essig- 
säure vollständig  gereinigt  wird. 

Bei  der  zweiten  Methode  wird  das  Harz  gepul- 
vert, mit  Kalkmilch,  die  halb  so  viel  Kalk  enthält  als 
Harz  angewendet  ist,  2  Stunden  gekocht,  das  durch  Fil- 
triren  von  dem  meisten  Farbstoff  getrennte  Gemenge  ge- 
trocknet und  dann  mit  Alkohol  ausgezogen.  Die  grünge- 
fiU'bte  Tinctur,  welche  man  so  erhält,  wird  dann  weiter 
ganz  nach  der  ersten  Methode  verarbeitet.  ^ 

Durch  diese  Reinigungsprocesse  erleidet  man  grossen 
Verlust,  so  dass  die  Ausbeute   an   reiner  Säure  sehr  ge- 


■■^ 


dießestandtheile  des^Ouajakharzea, 


117 


ring  wird.  Ihre  Eigenschaften,  so  weit  sie  von  Hiasiwetz 
beschrieben  sind,  fand  ich  ebenso  durch  meine  Versuche. 
Als  solche  sind  anzufahren,  namentlich  als  Zeichen  ihrer 
Heinheit: 

Dass  sie  an  der  Luft  auf  bewahrt,  nicht  grünlich  wird, 
ferner,  dass  ihre  Lösung  in  Alkohol  durch  Eisenchlorid 
nur  grünlich,  durch  Chlorwasser  gar  nicht  geCarbt  wird, 
tond  dasB  endlich  rauchende  Salpetersäure  in  einer  durch 
Wasser  milchig  gemachten  alkoholischen  Lösung  gar 
keine  Bläuung  hervorruft.  Concentrirte  Schwefelsäure 
löst  die  Guajakharzsäure  mit  schön  purpurrother  Farbe 
auf,  und  bei  dem  Verdünnen  mit  Wasser  scheidet  sich 
ein  weisses  Substitutionsproduct  ab.  Ueber  die  Form  der 
Krystalle,  das  optische  Verhalten  und  die  Löslichkeits- 
yerhältnisse  hat  Hiasiwetz  nur  wenig  angegeben,  und 
ich  suchte  daher  einige  dahin  gehörige  Fragen  zu  beant- 
worten. 

Die  aus  der  Auflösung  in  Essigsäure  in  ooncentri- 
schen  Gruppen  angeschossenen  Nadeln  sind  2u  klein,  um 
Winkelmessungen  zu  erlauben.  Unter  dem  Mikroskope 
nahm  ich  beistehende  Form  wahr,  welche  wahrscheinlich 
einer  Combination  des  rhombischen  Systems  angehört  A. 


118  HiideUchj 

Die  betreffende  Combination  bestände  aus  einer  rhom«- 
bischen  Pyramide,  an  deren  Endecken  durch  eine  stumpfere 
Pyramide  eine  Zuspitzung  hervorgebracht  Wäre  B  (ähnlich 
wie  bei  Schwefel). 

Der  polarisirte  Lichtstrahl  wird  von  der  Guajakharz- 

säure  nach  Links  gedreht.    Die  Beobachtung  geschah  mit 

einem    Mit  scherl  ich 'sehen    Polarisationsapparate.      Die 

Lösung  in  Alkohol  enthielt  11  Proc.  Guajakharzsäure  bei 

15^,   die  Länge   der   Flüssigkeitssäule  =  23  Centimeter^ 

das  spec.  Gewicht   der  Lösung  =  0,82,   die   beobachtete 

Ablenkung  nach  Links  =  2,75<>,  also  ist 

2,75 

a  = =     13,25 

0,11.2,3.0,82  ' 

das  Molecularrotations vermögen  der  Substanz. 

1,85  Th.  Alkohol  von  90,2  Proc.  lösen  bei  löO  iTh. 
der  Säure,  für  Aether  gilt  dasselbe  Verhältniss;  femer 
nehmen  Benzin,  Essigäther,  Chloroform,  Schwefelkohlen- 
stoff und  Essigsäure  dieselbe  leicht  auf,  während  sie  in 
Wasser  vollkommen  unlöslich  ist. 

Meine  Elementaranalysen  ergaben  Folgendes: 
Die  krystallisirte,  bei  30^  getrocknete  Substanz  ver- 
lor durch  das   Schmelzen,  im    Mittel    von    3   Versuchen, 
6,73  Proc.  Wasser,  femer: 

1)  0,179  <3trm.  gaben,  bei  1000  getrocknet,  0,473  Grm, 
Kohlensäure  und  0,141  Grm.  Wasser. 

2)  0,169  Grm.  gaben  0,444.  Grm.  Kohlensäure  und  0,12 
Grm.  Wässer. 

3)  0,19  Grm.  gaben  0,502  Grm.  Kohlensäure  und  0,135 
Grm.  Wasser. 

I.  II.  III.  berechnet 

C  =  72,06  =  12,01  71,60  =  11,93  72,13  =  12,02  40  =  240  =  72,72 

H=  8,71=  8,71  7,87=   7,87  7,98=  7,98  26=  26=  7,87 

0=19,23=  2,40  20,53=  2,56  19,89=  2,48  8=  64  =  19,39 

100  100  100  330    100. 

Hiemach  ergaben  meine  Analysen  auch  die  empi- 
rische Formel: 

C40  H26  08, 


die  Bestandiheile  des  Guajakharzes,  119 

-welche  Hlasiwetz  auFstellte.  Die  krjstallisirte  Säure 
verlor  bei  dem  Schmelzen  6,73  Proc.  Krystallwasser,  wel- 
ches sich  einem  Aeq.  nähert,  denn  dieses  würde  nach 
der  Rechnung  5,17  Proc.  ausmachen,  krystaliisirt  also: 

C40  H26  08  4-  HO. 

Da  so  viele  Analysen  der  neutralen  und  sauren  Al- 
kalisalze schon  vorlagen,  so  habe  ich  nur  eine  Bleiver- 
bindung dargestellt  und  analysirt. 

Guajakhar^aaures  Bleioxyd.  In  eine  kochende,  in 
einem  Kolben  befindliche  alkoholische  Lösung  von  basisch- 
essigsaurem Bleioxyd  wurde  eben  solche  der  Harzsäure 
hineinfiltrirt,  so  dass  Bleiessig  im  Ueberschusse  blieb; 
dann  wurde  das  G^misch^  woraus  sich  ein  weisser  Nieder- 
schlag abschied,  von  der  Luft  abgeschlossen,  eine  Stunde 
im  Dampfapparate  erwärmt,  und  endlich  durch  Decantiren 
mit  kochendem  Alkohol  und  später  Wasser,  vom  Bleiessig 
befreiet.  Den  Verschluss  des  Kolbens  erreichte  ich  mit 
einem  Kork,  durch  dessen  Bohrung  ein  Stück  einer  Glas- 
röhre ragte,  welche  durch,  ein  ganz  kurzes,  seitlich  etwas 
aufgeschlitztes  und  am  Ende  mit  einem  Glasstabe  ver- 
stopftes Kautschukrohr  verschlossen  war.  Auf  diese  Weise 
konnten  wohl  die  Dämpfe  hinaus-,  aber  keine  atmosphä- 
rische Luft  hineindringen. 

D.er  möglichst  rasch  getrocknete  weisse  Niederschlag, 
dessen  Gewicht  bei  100^  cönstant  blieb,  erlitt  auch 
nach  längerem  Trocknen  bei  IBO^  keine  Abnahme.  Da 
die  Bestandtheile  des  Guajakharzes  durch  höhere  Tem- 
peratur der  Oxydation  natürlich  noch  zugänglicher  werden, 
als  sie  es  schon  sind,  erhitzte  ich  nicht  weiter,  zumal 
da  die  basischen  Salze  meist  bei  130^  ihr  Wasser  ver- 
lieren. 

1)  0,17  Qrm.,  bei  ISO®  getrocknet,  gaben: 

Blei  =0,012   Grm.  )  woraus  sich  55,97  Proc. 

Bleioxyd  =  0,092       ^      j  Blei  berechnen. 

2)  0,178  Grm.  gaben  r 

Blei  =  0,005  1  u.  .^  ^.o  T>        r»i  • 

m  •       j         /^^/.«  \  macht  55,62  Proc.  Blei. 
Bleioxyd  =0,102  j  ' 


120  Hadelichy 

Das  unzureichende  Material  gestattete  nichts  noch  die 
Bestimmung  des  Kohlenstoffi(  und  Wasserstoffs  auszufiih- 
ren,  so  dass  noch  diese  Versuche  wünscbenswertb  sind; 
eben  so  die  Erzeugung  eines  Aethers;  die  durch  Behand- 
lung einer  alkoholischen  Auflösung  der  Harzsäure  mit 
trocknem  själzsauren  Gas  nicht  gelingt,  vielleicht  aber 
durch  Erhitzen  dieses  Bleisalzes  in  verschlossenen  Glas- 
röhren mit  Jodäthyl  sich  erreichen  lässt. 

Nach  Hlasiwetz^  Arbeiten  ist  die  Guajakharzsäure 
2weibasisch;  und  zu  schreiben; 

2HO,C40H24O6 
doch  wird  es  in  Frage  gestellt,  ob  sie  nicht  lieber 

4HO,C40H22O4' 

anzunehmen  ist,  da  ein  Bleisalz  nach  der  Formel: 

4PbO,C4<>H32  0*    ^ 

55,95  Procent  Blei  enthalten  muss. 

Dass  die  Bleiverbindung  bei  130®  noch  kein  Wasser 
verliert,  lässt  annehmen,  dass  es  eine  neutrale  ist.  Durch 
Oxydation  der  Guajakharzsäure  mittelst  Salpetersäure  er- 
hält man  keine  Oxalsäure,  welcher  Umstand  die  Annahme 
eines  sauerstofiFreien  Radicals 


(C40H22) 

befürworten  würde.  Die  Arbeiten  von  Herrn  Prof.  Heintz 
so  wie  des  Herrn  Dr.  Krug  unter  des  Ersteren  Leitung 
haben  gezeigt,  dass  oft  die  Bleiverbindungen  für  die  Fest- 
stellung der  Basicität  der  nichtflüchtigen  organischen  Säu- 
ren entscheidend  sind. 

Braune  MuUerlauge,  von  der  Gewinnung  der  gua^ah- 
harzsatiren  Alkalien.  Dieselbe  ist  noch  stark  alkalisch 
und  mischt  sich  in  jedem  Verhältniss  mit  Wasser  und 
Alkohol  klar.  Ich  lief»  dieselbe  in  einem  Trockenraume 
bei  ca.  30<>  etwas  verdunsten,  so  dass  sie  die  Consistenz 
einer  recht  dicken  Melasse  annahm^  behandelte  sie  dann 
mit  absolutem  Alkohol  und  erhielt:  dadurch  noch  eine  ge- 


die  BestandtheiU  des  Gttajakharzee,  121 

ringe  Abscfaeidung  ron  gaajakfaaresMireni  Kali  und  eine 
idare  braune  Flüssigkeit.  Von  letzterer  durfte  ich  anneh- 
men,  dass  sie  entweder  ganz  oder  fast  frei  von  Ouajak- 
liarzsäure  sei^  da  in  absolutem  Alkohol  das  Kalisalz  der- 
selben äusserst  schwer  löslich  ist.  In  dieselbe  leitete  ich 
getrocknete  Kohlensäure  so  lange  ein,  bis  nichts  mehr 
«bsorbirt  wurde,  wodurch  sich  das  Kali  fast  ganz  als  koh- 
lensaures oder  doppelt -kohlensaures  abschied.  Die  von 
demselben  getrennte  Flüssigkeit  'dunstete  ich  im  Dampf- 
bade unter  Zusatz  Ton  Wasser  und  ein  wenig  Chlorwas- 
serstoffsäure  ab,  bis  der  Alkohol  verjagt  war  und  das 
Harz  sieh  ausgeschieden  hatte,  welches  dann  durch  Waschen 
mit  warmem  Wasser  vom  anhängenden  wenigen  Chlorka- 
lium befreit  wurde  und  nach  dem  Erkalten  eine  spröde 
braune  Masse  darstellte*  Diese  war  zum  grössten  Theil 
in  Aether  löslich,  während  ein  hellbrauner  Körper  zu- 
rückblieb;  ich  benutzte  diese  Eigenschaft,  um  so  die 
Harze  zu  trennen.  Das  in  Aether  unlösliche  werde  ich 
weiter  unten  betrachten. 

Die  ätherische  Tinctur  veirsetzte  ich  mit  etwas  Kali- 
lauge, welche  sofort  das  gelöste  Harz  aufnahm,  während 
der  farblose  Aether  über  derselben  stand ;  diesen  goss  ich 
ab,  verdünnte  die  Kaliharzlösung  mit  Wasser  und  fällte 
dieselbe  mit  essigsaurem  Bleioxyd  in  3  Portionen.  Die 
grünlichgrauen  Niederschläge  wurden  ausgewaschen,  in 
Wasser  vertheilt  und  durch  Schwefelwasserstoff  zersetzt. 
Das  entstandene  Gemenge  von  Harz  mit  Schwefelblei 
wurde  getrocknet  und  mit  Alkohol  ausgezogen. 

Durch  die  verschiedenen  Manipulationen  mussten 
sicher  etwa  vorhandenes  Gummi  oder  Guajacylsäure  aus 
diesem  Harze  entfernt  sein  und  die  drei  ^  alkoholischen 
Lösungen  enthielten  eine  in  Aether  lösliche  Harzsäure  mit 
Farbstoff  verunreinigt.  Durch  frisch  geglühte  Thierkohle 
Hessen  sie  sich  nicht  entfärben  und  wurden  an  ddr  Luft 
verübergehend  bläugrün.  Für  die  weitere  Erörterung  will 
ich  sie  mit  A.  bezeichnen. 


I 


122  Haddich, 

Bleiessig  brachte  in  der  Flüssigkeit^  welche  von  den 
durch  Bleizucker   erhaltenen   Niederschlägen   abgelaufeiü 
war;  eine  kleine  Menge  eines  gelben  Niederschlages  her- 
vor, der  sich  als  eine  Verbindung  -des  gelben  Farbstoffes- 
mit  Bleioxyd  erwies. 

Es  gelingt  nicht  mit  Hülfe  von  doppelt-  oder  einfach- 
kohlensauren Alkalien  eine  schärfere  Scheidung  der  Be- 
standtheile  dieses  Harzgemenges  zu  bewirken,  als  dies 
mit  Aether  geschehen  ist.  Hat  man  eine  Lösung  des  Ge- 
menges in  Ammoniak  und  leitet  Kohlensäure  hindurch^ 
so  findet  bald  eine  Ausscheidung  von  Harz  statte  aber 
von  Gemengen,  indem  die  ersten  Portionen  aus  viel  von 
der  in  Aether  löslichen  mit  wenig  von  der  andern,  die 
letzten  aus  wenig  der  löslichen  und  viel  der  anderen  Sub- 
stanz bestehen. 

Wird  Guajakharz  gepulvert  und  mit  Kalkmilch  ge- 
kocht, so  wird  ein  grosser  Theil  des  Farbstoffes  ausgezo* 
gen,  die  Guajakharzsäure  kann  dann  noch  unrein  aus  dem 
getrockneten-  Gemenge  durch  Alkohol  ausgezogen  werden, 
und  die  beiden  anderen  harzigen  Körper  bleiben  an  Kalk 
gebunden  zurück.  Einen  solchen,  von  Guajakharzsäure 
vollständig  befreiten  kalkhaltigen  Rückstand  löste  ich  in 
Alkohol  und  Salzsäure  auf,  filtrirte  in  vieles  Wasser  und 
wusch  das  ausgeschiedene  Harz  aus.  Dann  wurde  es  der- 
selben Behandlung  mit  Aether,  Bleizucker  und  Schwefel- 
wasserstoff unterworfen,  die  oben  beschrieben  ist,  und  die 
drei  Harzlösungen,  die  ich  erhielt,   seien  mit  B.  benannt. 

B.  hatte  ganz  dasselbe  Ansehen  und  Verhalten  wie 
A.  und  beiden  suchte  ich  auf  verschiedene  Weise  die 
reine  Harzsäure  zu  entnehmen,  und  zwar 

1)  Durch  partielle  Fällung  mit  alkoholischer  Lösung 
von  essi^gsaurem  Bleioxyd  und  Zersetung  des  Nieder- 
schlages durcb  Schwefelwasserstoff. 

2)  Durch  wiederholtes  Behandeln ,  mit  Thi^rkohle. 

3)  Durch  Lösen  des  abgeschiedenen  Harzes  in  Kali, 
Abscheiden  durch  eingeleitete  Kohlensäure  und  Aus- 
waschen mit  Wasser. 


die  Bestandtheile  des  Guajakharzes»  123 

4)    Endlioh  durch  Krystaliisiren  aus  Lösungen  in  Aether^ 
Alkohol  und  Essigsäure,  so  wie  mit  Hülfe  der  Dialyse 
nach  Graham. 
Trotzdem  gelang  es  nicht  vollständig,  den  Farbstoff  fort- 
zuschaffen, auch  krystallisirte  die  Substanz  nicht,  welche 
ich  nun  der  Kürze  wegen  Guajakonsäure  nennen  will. 

Guajakonsäure.  Sie  stellt^  im  feinvertheiiten  Zustande 
ein  weissliches  geruch-  und  geschmackloses  Pulver  dar, 
während  sie  im  dichten  aus  hellbräunlichen  spröden  Stü- 
cken von  muscheligem  Bruch  besteht.  Sie  schmilzt  bei 
95~100ö  zu  einer  hellbräunlichen  durchsichtigen  Masse, 
welche  bei  dem  Erkalten  im  Platinschiffchen  ein 'lebhaf- 
tes knisterndes  Geräusch,  als  Folge  der  ungleichen  Zu- 
sammenzrehung  hervorbringt.  Ob  der  Schmelzpunct  nach 
einmaligem  Schmelzen  höher  gerückt  ist,  kann  man  des- 
halb nicht  entscheiden,  weil  die  Substanz  auch  nach  dem 
Erkalten  durchsichtig  bleibt.  Bei  stärkerem  Erhitzen  in 
einem  Glasrohr  erzeugen  sich  die  oft  schon  erwähnten 
öligen  Destillationsproducte;  hat  die  Luft  Zutritt,  so 
verbrennt  die  Substanz  mit  leuchtender  Flamme  ohne 
Rückstand. 

Alkohol,  Aether,  Essigäther,  Chloroform  und  Essig- 
säure löden  die  Guajakonsäure  sehr  leicht,  während  sie 
in  Wasser,  Benzin  und  Schwefelkohlenstoff  ganz,  resp.  fast 
ganz  unlöslich  ist.  Die  Lösungen  in  indifferenten  Medien 
röthen  blaues  Lackmuspapier  nicht. 

Die  Guajakonsäure  ist  eine  linksdrehende  Substanz 
und  ihr  specifisches  Drehungsvermögen  beträgt  32,33. 

Die  alkoholische  Lösung    enthielt   0,98  Procent,    die 

Länge  der  Säule  war  =24,7  Centimeter.    Das  specifische 

Gewicht    der  Lösung  bei  150  =  o,83.     Die    beobachtete 

Ablenkung  =  6,5^  Links,  also 

6,5 

a  '=  — ' —  ^=^  32,33. 

0,098.2,47.0,83 

Aas  kohlensauren  Alkalien  wird  von  der  schmelzenr 
den  Säur<Q  die  Kohlensäure  ausgetrieben,  die  entstandenen 


124  Hadelichf 

Verbindungen  sind  unkryatallisirbar  und  in  Wasser  und 
Alkohol  leicht  löslich^  werden  aber  in'  diesen  Lösungen 
durch  Kohlensäure  wieder  zersetzt. 

Von  essigsaurem  Calcium-,  Baryum-,  Strontium-  und 
Bleioxyd;  so  wie  basischessigsaurem  Bleioxyd  werden  auB 
der  alkoholischen  Lösung  der  Säure  helle  Niederschläge  ge- 
föllty  die  in  den  Fällungsmitteln  etwas  löslich  sind.  Essigsau- 
res Kupferoxyd  wird  nicht  getrübt^  Salpetersäure  Silberoxyd 
aber  sogleich  unter  Bildung  eines  Metallspiegels  reducirt. 
Von  Chlor,  Brom,  Jod,  den  Chloriden  von  Eisen,  Gold 
und  Platin,  von  übermangansaurem  Kali  und  von  Man- 
ganhyperoxyd wird  die  Lösung  der  Säure  vorübergehend 
gebläuet. 

Rauchende  Salpetersäure  löst  sie  mit  tief  orangegel- 
ber Farbe  auf  und  mischt  sich  dann  klar  mit  Wasser; 
kocht  man  einige  Zeit  damit,  so  bildet  sich  Oxalsäure. 
In  concentrirter  Schwefelsäure  löst  sich  die  Guajakonsäure 
mit  prachtvoll  kirschrother  Farbe  auf,  und  bei  dem  Ver- 
dünnen mit  Wasser  scheidet  sich  dann  ein  flockiger  violet- 
ter Niederschlag  ab,  welcher  Sphwefel  enthält.  Durch 
den  verunreinigenden  gelben  Farbstoff  enthält  die  Säure 
auch  etwas  weniges  Stickstoff,  nämlich  0,8  Procent.  Die 
Bestimmung  desselben  wurde  nach  der  Methode  von  Will 
und  Var rentrapp  aus  dem  Bleisalze  gemacht,  weil  sich 
die  freie  Säure  mit  dem  Natronkalk  nur  höchst  unvoll- 
kommen mischen  lässt. 

1)  0,342  Grm.  Bleisalz,  bei  130<>  getrocknet,  gaben: 
0,013  Grm.  Platin,  entsprechend  0,63  Procent  Stick- 
stoff, für  die  freie  Säure  berechnet  =  0,79  Procent. 

2)  0,487  Grm.  gatben  =  0,019  Grm.  Platin  =  0,55 
f^rocent  Stickstoff,  respective  ==:  0,82  Procent  in 
der  Säure. 

Diese  Verunreinigung  mit  dem  Chromogene  erschien 
mir  doch  nicht  so  bedeutend,  um  weitere  Analysen  un- 
nütz zu  machen,  welche  doch  einigermaässen  einen  Anhalt 
geben  können,  bis  es  später  gelungen  sein  ^rd,  die  Säu- 
ren vielleicht  krystatlisirt  und  chemisch  rein  ztt  erhalten. 


die  Bestandtheüe  des  GuajaJcharzee.  120 

Der  StiekBtoff  gebot  natürlieh^  dass  ich  mich  bei  den  Ver» 
brenntingen  vor  Eile  hütete.  Ich  fährte  sie  alle  mittehl 
GtHBf  Sauerstoffiitrom  und  dem  modificirten  Apparate  nach 
Mulder  aus*). 

Letzterer^  welcher  atatt  des  Liebig'schen  Kugel* 
apparates  zum  Auffimgen  der  Kohlensäure  Uförmig  gebo- 
gene^  mit  Katronkalk  und  Chlorcalcium  getiillte  Glasröh« 
ren  trägt,  bietet  die  Vortheile,  dass  einestheils  der  Druck 
ein  sehr  unbedeutender  ist,  wodurch  etwaige  kleine  Un- 
dichtheiten  nicht  zu  grossen  Fehlem  erwachsen,  so  wie 
andererseits,  dass  ein  zu  eiliger  Gang  der  Analyse  durch 
Färbung  der  Schwefelsäure,  welche  man  zur  Regulirung 
der  Geschwindigkeit  in  einem  Uförmigen  Rohre  einschal- 
tet, sofort  angezeigt  wird.  Die  zu  den  nachstehenden 
Analysen  verwendete  Guajakonsäure  wurde  bei  100^  ge- 
trocknet und  war  nach  verschiedenen  Methoden  gereinigt. 

1)  0,179  Qrm.  gaben  0,451  Grm.  Kohlensäure  und  0,110 
Qrm.  Wasser. 

2)  0,232  Qrm.  gaben  0,464  Grm.  Kohlensäure  und  0,140 
Grm.  Wasser.    . 

3)  0,358  Grm.  gaben  0,908  Grm.  Kohlensäure  und  0,197 
Grm.  Wasser. 

I.  II.  III.               berechnet 

C  =68,71  =  11,45  68,96  =  11,49  69,16  =  11,52  38  =  228^69,51 

H=  6,81=  6,81  6,70=  6,70  6,08=  6,08  20=   20=  6,09 

0  =24,48=  3,06  24,34=  3,04  24,76=  3,09  10=  80  =  24,39 

100  100  100  328.    100 

woraus  sich  die  empirische  Formel: 

ergiebt. 

Die  Bleisalze  waren  für  die  Analyse  am  besten  geeig- 
net ;  ich  stellte  solche  mit  neutralem  wie  basisch-essigsau- 
rem Bleioxyde  dar. 

GnajaJcomaures  Bleioxyd,  Eine  alkoholische  Lösung 
der  Säure  wurde  bei  gewöhnlicher  Temperatur  mit  einer 


*)  Zeitschrift  für  analytische  Chemie  von  Dr.  Remig.    Fresenius 
1.  Heft.  1862. 


126  Haddich, 

solchen  von  essigsaurem  Bleioxyde  vermischt,  so  dass 
erstere  in  die  letztere  gegossen  wurde.  Die  über  dem 
grattlichweissen  Niederschlage  stehende  Flüssigkeit  ent- 
hielt überschüssigen  Bleizucker  und  reagirte  sauer.  Das 
Salz  wurde  dann  mit 'Alkohol  und  endlich  mit  Wasser 
vollkommen  ausgewaschen  und  rasch  getrocknet.  Es 
hatten  dann  eine  graugrünliche  Farbe^  nahm,  nachdem  es 
bei  lOQO  ein  constantes  Gewicht  gezeigt  hatte,  auch  nach 
längerem  Erhitzen  bei  130<)  nicht  ab  und  hatte  folgende 
Zusammensetzung: 

1)  0,345  Qrm.  bei   1300   getrocknet   gaben   nach  sehr 
vorsichtigem  Glühen  in  einem  bedeckten  Tiegel 

Bleioxyd  =  0,123  Qrm.  \  woraus  sich  37,39  Proc. 
Blei  =  0,015      „      \  Blei  berechnen. 

2)  0,397  Grm.  gäben: 

Bleioxyd  =  0,136  Grm.  j  _  3^^^^ 

Blei  =  0,021      „      )  ' 

wovon  das  Mittel  =  37,16  Procent  Blei  ist. 

Ferner: 

1)  0,367  Grm.  gaben  0,567  Grm.  Kohlensäure  und  0,120 
Grm.  Wasser. 

2)  0,328  Grm.  gaben  0,507  Grm.  Kohlensäure  urfd  0,103 
Grm.  Wasser. 

I.  II.  berechnet 

C  =  42,23  =  7,03  42,19  =  7,03  38  =  228  ==  41,37 

H=  3,63  =  3,63  3,48  =  3,48  20=  20=^  3,63 

0  =  16,98  =  2,12  17,17  =  2,14  12=  96  =  17,42 

Pb  =  37,16  =  0,35  37,16  =  0,35  2  =  207  =  37,58 

100         100  551  100. 

Wie  ich  schon  weiter  oben  angeführt  habe,  sind  die 
Blei-,  Kalk-  und  BarytverbindungQn  etwas  in  dem  über* 
Bchüssigen  Fällungsmittel  löslich,  und  man  kann  sie  dann 
durch  Vermischen  dieser  Flüssigkeiten  mit  viel  Wasser  als 
fast  weisse  flockige  Massen  wieder  abscheiden.  Ein  so  er- 
haltenes, mit  Wasser  vollkommen  ausgewaschenes  Product 


die  Bestandtheüe  de$  Guajakharzes,  127 

orkaDntc  ich  als  ein  Gemenge  von  dem  neutralen  Bleisalz- 
mit  Guajakonsäure^  welches  18  Proc.  Blei  enthielt  Durch 
schnelles  Auswaschen  mit  Alkohol  kann  man  ihm  die  bei- 
gemengte Säure  entziehen;  geschieht  dies  aber  langsam, 
80  wirkt  die  Kohlensäure  der  Luft  und  das  Salz  zersetzt: 
sich.  Auch  dieses  Bleisalz  verliert  bei  1300  nicht  mehr 
Feuchtigkeit  als  bei  100^.  Aus  mehreren  Bleibestimmun- 
gen erhielt  ich  36;93  Procent  Blei  als  mittleres  Resultat 
Die  Wägungen  ergaben  für  Kohlensäure  und  Wasser: 

1)  0,164  Grm.  =  0,250  Grm.  Kohlensäure   und  0,056 
Qrm,  Wasser. 

2)  0,170  Grm.  =  0,257  Grm.  Kohlensäure  und 0,072  Grnv 
Wasser,  woraus  sich  weiter  berechnet: 

L  ■  IL  berechnet 

C  =  41,75  =  6,95  41,17  =  6,86  38  =  228  =  41,37 

H=    3,79  =  3,79  4,70  =  4,70  20=    2Ö  =    3,63 

0=17,53  =  2,19  17,20  =  2,15  12=    96  =  17,42 

Pb  =  36,93  =  0,35  36,93  =  0,35  2  =  207  =  37,56 

100  100  551     100. 

Eine  Bleiverbindung,  welche  genau  auf  dieselbe  Weise 
erhalten  worden  war,  wie  ich  bei  der  Guajakharzsäure 
dies  beschrieben  habe,  nämlich  durch  Behandlung  mit 
basisch  essigsaurem  Bleioxyde,  enthielt,  bei  100^  getrock- 
net, bedeutend  mehr  Blei,  als  das  mit  „Guajakonsaures 
Bleioxyd"  bezeichnete  Salz. 

1)  0,182  Grm.  gaben: 

Bleioxyd  =:  0,085  Grm.  j  dies  berechnet  sich  zu 
Blei  =  0,004      „      i  47,58  Procent  Blei. 

2)  0,122  Grm.  gaben: 

Bleioxyd  =  0,051  Grm.  »  macht  46,94  Procent 
Blei  =  0,010      „      \  Blei. 

Sie  verlor  gleichfalls,  bei  130^  getrocknet,  nichts  mehr 
an  ihrem  Gewicht. 

Fasse' ich  nun  die  Resultate  dieser  Analysen  zusam- 
men, so  lässt  sich   vorläufig   die  Guajakonsäure   mit  der 


138  Haddich, 

meisten  Wahrscheinlichkeit  als  eine  2ba6ische*  Säure  be* 
trachten,  in  welcher  man  das  2atomige  Radical 


(C38H20O8) 

annehmen  müsste,  also: 

2  HO,  C38  H20  0 10  =  Guajakonsäure. 
Die  bei  100^  geschmolzene  Säure,  oder  das  Anhydrid  = 

C38H20O8,O2 
und  die  neutralen  Salze 

=  2MO,C38H20  0io. 

Aus  dem  Bleigefaait  des  zuletzt  beschriebenen  Salzes 
könnte  man  zwar  auch  die  Formel  ableiten: 


2PbO,  C38  H190»  =  3PbO,  C^SH»^  0%  O» 

und  danach  die  Säure  für  3basisch  halten,  indess  die  bei 
der  Analyse  der  freien  Säure  erhaltenen  Zahlen  würden 
hierzu  nicht  stimmen. 

Es  bleibt  also  einem  Anderen,  dem  die  völlige  Rein- 
darstellung  der  Guajakonsäure  gelingt,  noch  torbehalten, 
diese  Zweifel  zu  lösen.  Diese  Substanz  macht  ca.  70,35 
Procent  des  Guajakharzes  aus,  und  mit  Mangel  an  Mate« 
rial  würde  also  nicht  zu  kämpfen  sein,  wohl  aber  noch 
sehr  mit  der  Beseitigung  des  Farbstoffes. 

^'Harz,  Der  vierte,  wichtige  Bestandtheil  des  Gua* 
jakharzes  ist  ein  in  Aether  äusserst  schwer  löslicher  Körper, 
dessen  Darstellung  und  Eigenschaften  ich  nun  beschrei- 
ben will.  Ich  will  ihn  zur  kürzeren  Fassung  „ß-Harz** 
nennen. 

Nachdem  ich  aus  den  Harzgemengen,  welche  in  der 
braunen  Mutterlauge  gelöst  waren  und  dann  durch  Säuren 
abgeschieden  wurden,  durch  Digestion  mit  Aether  den 
grössten  Theil  der  Guajakonsäure  entfernt  hatte,  unter- 
warf ich  dfe  Rückstände  einer  weiteren  Behandlung  mit 
Aether  biB  zur  Erschöpfung  im  Mohr* sehen  Extracttions»' 


die  Bestandtheile  des  Ouajakharzes.  129 

apparate^  wobei  ich  zur  Erreichung  der  nöthigen  Porosität 

die  Substanz  vorher  mit  Sand   mischte.    Das   auf  diese 

Weise  erhaltene  Product   wurde   in  Alkohol   gelöst,    mit  \ 

frischgeglühter  Thierkohle   in   der  Wärme   digerirt   und 

dann  die  durch  Verjagung  des  Alkohols  möglichst  concen-- 

trirte  Lösung  in  Aether  gegossen.    Dadurch   schied  sich 

das  ß-flarz  als  ein  hellbrauner  flockiger  Niederschlag  ab^ 

den  ich   durch   mehrmalige  Wiederholung  dieses  Proces- 

aes  zu  reinigen  suchte. 

Darauf  wurde  wieder  in  Alkohol  gelöst  und  durch 
Vermischen  mit  Wasser  ausgefällt^  mit  Wasser  ausgewa- 
schen; auf  einem  Filter  gesammelt  und  getrocknet. 

Es  ist  dann  ein  rothbraunes  geruch-  und  geschmack- 
loses Pulver,  welches,  ohne  unzersetzt  flüchtig  zu  sein, 
auf  Platinblech  mit  leuchtender  Flamme  ohne  Rückstand 
verbrannte.  Bei  2000  erst  schmilzt  es  zu  einer  schwarz-  . 
braunen  Masse  und  wird  durch  trockne  Deistillation  in 
ölige  Producte  und  Kohle  zerlegt,  indem  sich  auch  weisse 
Dämpfe  von  stechendem  Geruch  entwickeln.  Die  Sub-' 
stanz  enthält  ebenfalls  eine  geringe  Menge  Stickstoff  und 
wird  von  Alkohol  leicht  mit  brauner  Farbe  gelöst,  ohne 
dann  eine  Veränderung  des  blauen  oder  rothen  Lackmus- 
papiers hervorzurufen.  Ebenso  wird  sie  von  Essigäther 
und  Essigsäure  leicht  aufgenommen,  während  sie  in  Was- 
ser, Benzin,  Aether,  Schwefelkohlenstoff  und  Chloroform 
unlöslich,  resp.  äusserst  schwer  löslich  ist. 

1)  0,193  Grm.,  bei  1000  getrocknet,  gaben  0,479  Grm. 
Kohlensäure  und  0,101  Grm.  Wasser. 

2)  0,218  Grm.  gaben  0,543  Grm.  Kohlensäure  und 
0,114  Grm.  Wasser,  und  daraus  berechnen  sich  in 
Procenten: 

L  IL             berechnet  oder  berechnet . 

0=67,68=11,28  67,93=11,32  28=168=68,29  40=240=67,41 

H=  5.82=  5,82  5,81=  5,81  14=.14=  5,69    20=  20=  5,62 

0=26,50=  3,31  26,26=  3,28     8=  64=26,01    12=  96=26,96 

100  100  246  100  356  100. 

Aroh.  d.  Phann.  CLX V.  Bd».  2.  Hft  9 


130  Haddich, 

Die  erstere  empirische  Formel: 

C28H14  08 
kommt  zwar  den  Resultaten  der  Analysen  näher,  aber  die 
nahe  Verwandtschaft  der  Substanz  mit  den  Harzsäuren  von 
80  hohem  Kohlenstofigehalt  läöstdie  Formel:  G*0H20Oi2 
wahrscheinlicher  werden. 

Die  Substanz  wird  von  Kali,  Natron,  Ammoniak  leicht 
zu  grünlichbraunen  Flüssigkeiten  gelöst,  aus  denen  sie 
durch  Säuren  wieder  abgeschieden  wird;  durch  essigsau- 
res Blei-,  Kupfer-,  Baryum-  und  Calci  umoxyd  wird  ihre 
alkoholische  Lösung  nicht  gefällt,  und  Silber^alze  werden 
rasch  von  ihr  reducirt.  Eine  Behandlung  mit  basisch- 
essigsaurem Bleioxyde  und  Schwefelwasserstoff,  wozu  mir 
aber  das  genügende  Material  und  die  Zeit  fehlte,  dürfte 
wohl  am  ehesten  zu  ihrer  Reinigung  verhelfen.  Von  vie- 
len oxydirenden  Agentien  wird  das  ß-Harz  grün  gefärbt 
und  verliert  seine  Farbe  erst  nach  längerer  Zeit  wieder, 
so  namentlich  von  ein  wenig  rauchender  Salpetersäure^ 
von  Chlor,  Brom,  Jod  und  Eisenchlorid. 

In  viel  rauchender  Salpetersäure  löst  sich  der  Körper 
mit  rother,  in  viel  concentrirter  Schwefelsäure  mit  violetter 
Farbe  auf;  erstere  Lösung  bleibt  mit  Wasser  vermischt 
klar,  aus  der  andern  scheidet  sich  ein  schmutzig  braun- 
violetter flockiger  Niederschlag  ab. 

Nach  diesen  hier  angegebenen  Erfahrungen  lässt  sich 
noch  gar  nichts  über  die  Natur  dieses  ß-Harzes  sagen,  und 
können  dieselben  nur  den  weiter  anzustellenden  Versuchen 
zur  Grundlage  dienen. 

Es  folge  nun  eine  kurze  Zusammenstellung  des  von 

dem  Guajakharze  Bekannten. 

Das  Harz  enthält  in  100  Theilen: 

Guajakharzsäure 10,50 

QiugakoDsäure 70,35 

ß-Harz 9,76 

Gummi    3,70 

Holztheile •. 2,57 

In  Wasser  unlösliche  fixe  Bestandtheile  0,79 

Guajacjlsäure,    Chromogen   und  Verlust  2,33 

100,00. 


die  Bestcmdtheäe  des  G.uajakharzes,  131 

Weder  das  rohe  Harz,  noch  irgend  ein  isolirier  Be- 
standtheil  desselben  lässt  sich  durch  Behandlung  mit  Säu- 
ren oder  Basen  in  zwei  Körper  spalten;  deren  einer  Zucker 
ist;  so  dass  ich  der  Behauptung  von  Kos  mann*);  dass 
das  gereinigte  Harz (Guajacine  Pelletier's)  einQlucosid 
sei  und  sich  durch  vierstündiges  Kochen  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  spalten  lasse^  entschieden  widersprechen  rauss. 

Die  Producte  der  trocknen  Destillation, 

Aus  der  Guajacylsäure    bei  Gegenwart   von    starken 

Basen : 
Das  Quajacen  (Pelletier  u.  Deville)  . .   C1OH8O2 

Aus  dem   Harze:   Guajol  (Völkel)    ....   C»  H702 

Guajacol  (Völkel) CiSHöO* 

Guajacyl  Wasserstoff  (Pelletier  u.  Deville)  Ci^HöO* 
Guajakbrandsäure  (unverdorben)   ....   C^^HöO^ 

Pyroguajaksäure  (Sobrero)    C^SHöO* 

Pyroguajacin  (Ebermeyer) C^*H702 

Aus  der  Guajakharzsäure: 

Pyroguajacin  (Hlasiwetz)    ... '.  .   C38H2i05,HO. 

Von  diesen  Formeln  sind  die  von  Völkel  und  Hl a- 
siwetz  mit  Recht  adoptirt  worden,  da  diese  Chemiker 
durch  die,  in  der  neueren  Zeit  gemachten  Fortschritte  der 
Wissenschaft  und  Technik  sowohl  die  Darstellung,  als 
Analyse  mit  grösserer  Genauigkeit  ausführen  konnten  als 
ihre  Vorgänger. 

In  Beziehung  zu  der  Guajakharzsäure: 

C40H26O8 

und  zur  Guajakonsäure 

C38H22  012 

würde  sich  das  Pyroguajacin  vielleicht  später  bringen  lassen 

C38  H22  06, 

doch  über  das  Wie  wage  ich  nichts  zu  schreiben. 

Das  Pyroguajacin  zeigt  mit  Schwefelsäure  eine  ähn- 
liche Reaetion  wie  mein  Chromogen,  und  es  mögen  wohl 

*)  Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie  38,  22. 

9* 


1?     4\'\« 


P»v. 


i5fv 


132  Will  u.  Körner^  zur  Kenntniss  der  Bildung 

diese  beiden  Körper  auch  sehr  nahe  verwandt  sein*)  und 
auch  der  blauen  Oxydationserscheinung  des  Guajikhar- 
zes  in  etwas  zu  Qrunde  liegen. 

Schliesslich  kann  ich  nicht  umhin,  dem  Herrn  Prof. 
Dr.  Heintz,  welcher  mir  bei  der  Ausführung  meiner 
Versuche  mit  freundlichen  Rathschlägen  zur  Seite  gestan- 
den hat;  meinen  aufrichtigsten  Dank  auszusprechen. 


Mittheilungen  aus  dem  chemischen  Laboratorium 

der  Universität  Giessen. 


Zur  Eenntniss  der  Bfldnng  des  Senfök  ans  dem 

Samen  des  schwarzen  Senfs; 


von 


H.  Will  und  W.  Körner**). 


Der  Samen  des  schwarzen  Senfs  ist  schop  mehrfach 

Gegenstand   yon    chemischen   Untersuchungen    gewesen, 

welche  den  Zweck  hatten,    den  Körper  zu  isoKren,   aus 

welchem  durch   freiwillige  Zersetzung  das  im  Senfsamen 

II''  nicht  fertig  gebildete  Senföl  entsteht.    Es  war  in  hohem 

Grade  wahrscheinlich,  dass  diese  Bildung  des  Senföls' in 
analoger  Weise  statt  finde,  wie  die  des  Bittermandelöls, 
dajss  mithin  der  schwarze  Senf  einen  mit  dem  Amjgdalin 
verwandten  Körper,  ein  Glucosid  nämlich,  enthalte,  eine 
Vermuthung,  die  sich  in  der  That  auch  bewahrheitet  hat. 

Die  bis  jetzt  vorliegenden  Versuche  zur  Isolirung  des 
Senföl  gebenden  Bestandtheils  des  schwarzen  Senfs  haben 
im  Wesentlichen  zu  den  nachstehenden  Ergebnissen  ge- 
führt 


*)  Annalen  der  Chemie  und  Pfaarmacie,  Bd.  119,  p.  226  ff. 
**)  Von  den  Herren  VerfasBem  als  Separatabdruck  aus  den  Annalen 
der  Chem.   und  Pharm.   Bd.  125,  Heft  3.   (März    1863)  an 
H.  Ludwig  gesendet. 


des  Senföls  aus  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs.       133 

Boutron  und  Robiqaet*),  wie  auch  Paurö**)/ 
wiesen  zuerst  nach,  dass  der  Senfsamen  kein  ätherisches 
Oei  fertig  gebildet  enthält  und  dass  Wasser  zu  seiner  Bil* 
düng  erforderlich  ist;  sie  mittelten  femer  die  Ursachen 
aus,  durch  welche  die  Entstehung  des  eigenthümlichen 
Senfgeruchs  verhindert  wird. 

Boutron  und  Fremy***)  stellten  dann  aus  schwar- 
zem Senf  einen  dem  Mandelemulsin  entsprechenden  (später 
Myrosin  genannten)  Körper  dar;  sie  fanden,  dass  derselbe, 
mit  dem  geruchlosen  wässerigen  Auszuge  des  vorher  mit 
Alkohol  behandelten  Senfs  zusammengebracht,  die  Bildung 
von  flüchtigem  Oel  bewirke.  Simonf)  vermuthete,  das 
Senföl  entstehe  durch  Einwirkung  von  Myrosin  auf  das 
von  ihm  aus  dem  Senfsamen  gewonnene  Sinapisin  ;j^päteriff ) 
aber  überzeugte  er  sich,  dass  letzteres  keine  solche  Zer- 
Setzung  erleide. 

Bussytft),  der  wie  Boutron  und  Fremy  von  der 
Ansicht  ausging,  dass  die  Bildung  des  Senföls  der  des 
Bittermandelöls  analog  sei,  isolirte  zuerst  die  Verbindung, 
welche  unter  Mitwirkung  von  Wasser  und  dem  emulsin- 
artigen  Körper  Senföl  erzeugt.  Dieselbe  ist  nach  ihm  eine 
eigenthümlicbe,  an  Kali  gebundene  Säure,  welche  er 
Myronsäure  (acide  myronique  von  [Aopov,  Balsam)  nannte. 
Dem  emulsinartigen  Körper  gab  er  den  Namen  Myrosin. 
Das  Kalisalz  der  Myronsäure  wurde  von  ihm  gewonnen 
durch  Ausziehen  des  bei  1000  getrockneten  und  von  dem 
fetten  Oel  durch  scharfes  Pressen  befreiten  Senfsamens 
mit  85  procentigen  Alkohol,  zuerst  kalt,  dann  bei  50  bis 
60^.  Die  von  dem  alkoholischen  Auszug  abgepresste  rück- 
ständige Kleie  wurde  dann  mit  kaltem  oder  warmem  Was- 
ser   extrahirt,   die   klare   wässerige   Lösung   in    gelinder 


*)  Joum.  pharm.  XVIL  294.  • 

**)  Ebendaselbst  XVII.  299;  XXI.  464. 
♦♦•)  Ebendaselbst  XXVI.  48,  112;  Ann.  d.  Ch.  u.  Ph.  XXXIV.  230. 
t)  Pogg.  Ann.  XUII.  651. 
tt)  Ebendaselbst  LI.  383. 
ttt)  Joum.  pharm.  XXVI.  39;  diese  Annalen  XXXIV.  223. 


134         ■  Will  u.  Kömer,  zur  Kenntniss  der  Bildung 

*  Wärme  zum  Syrup  verdampft  und  letzterer  zur  Entfer- 
Bung  sobleimiger  Materien  mit  schwachem  Alkohol  behan- 
ddt.  Der  eingeengte  Auszug  liefert  beim  Stehen  Kry^ 
stall«,  welche  durch  Waschen  mit  schwachem  Weingeist 
farblos  werden.  Bussy  beschreibt  das  so  gewonnene 
Kalisalz  als  luftbeständige  wasserhelle  Krystalle,  welche 
beim  Glühen  schwefelsaures  Kali  hinterlassen.  Die  durch 
Zersetzung  des  Kalisalzes  mit  Weinsäure  oder  des  Baryt- 
salzes mit  verdünnter  Schwefelsäure  erhaltene  Myronsäure 
bildet  einen  in  Wasser  und  Alkohol  leicht  löslichen  unkry- 
stallisirbaren  Syrup,  der  mit  Myrosin  Senföl  liefert  und 
dessen  wässerige  Lösung  sich  in  der  Siedhitze  unter  Schwe- 
felwasser stoflfentwickelung  zersetzt.  Den  bestimmten  An- 
giaben  Bussy's  über  die  Existenz  des  my ronsauren  Kalis 
schienen  die  Versuche  einiger  anderen  Chemiker*)  zu  wider- 
sprechen, welche  sich  vergeblich  bemühten,  nach  dem  Ver- 
fahren von  Bussy  diese  Verbindung  aus  dem  Senfsamen 
darzustellen. 

Vor  zwei  Jahren,  zu  einer  Zeit,  in  welcher  wir  uns 
selbst  schon  mit  der  nun  vorliegenden  Untersuchung  be- 
schäftigten **),  bestätigten  Ludwig  und  Lang e***)  zuerst 
die  Existenz  "des  myronsauren  Kalis;  sie  fanden  für  das- 
selbe die  bezüglich  des  Wasserstoff-  und  Sauerstoffgehalts 
unrichtige  Formel  KO,  CSOH^öNS^Oiö,  welche  sie  theore- 
tisch in  saures  schwefligsaures  Kali,  KO,  S^O*,  Senföl, 
C8H5NS2  und  Krümelzucker  C>2Hi4  O^^  zerlegten,  obwohl 
sie  richtig  beobachteten,  dass  das  Salz  bei  der  Gährung, 
unter  Abscheidung  von  Schwefel,  in  Senföl,  Zucker  und 
schwefelsaures  Kali  zerfällt. 

Wir  gehen  nun  zur  Mittheilung  der  von  uns  gewon- 
nenen Resultate  über,  deren  verspätete  ausführliche  Dar- 


*)  So  von  Simon   (Pogg.  Ann.  LL  383),  von  Lepage  (Journ. 
cbim.  m^d.  XXIL  171)  und  von  Thielau  (Wittstein's Viertel- 
jahrsschrifi;  für  praktische  Pharmacie,  VII,  161). 
**)  Vgl.  die  vorläufige  Anzeige  in  Ann.  d.  Ch.  u.  Ph.  CXIX.  376. 
***)  Zeitschr.  för  Pharm.  UI.  430,  577. 


des  SenföU  aus  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs,      135 

legong  ihre  Erklärung  einfach  in  dem  Umstände  findet^ 
dasB  die  Verarbeitung  grösserer  Mengen  (mehrerer  Centner) 
Senfsamen  einen  beträchtlichen  Zeitaufwand  erfordert,  so- 
fem  die  Sicherheit  des  Erfolgs  in  der  Darstellung  des  myron- 
sauren  Kalis  von  der  Anwendung  von  Glas-  oder  Por- 
cellangefässen  und  damit  verhältnissmässig  kleiner  Men- 
gen des  Materials  abhängig  ist. 

Das  Verfahren,  nach  welchem  wir  das  myronsaure 
Kali  darstellten,  war,  mit  einer  wesentlichen  Modification 
jedoch,  das  nämliche,  welches  von  Bussy  befolgt  wurde. 
Zwei  Pfund  des  gepulverten  (nicht  entölten)  schwarzen 
Senfsamens  werden  in  einem  gläsernen  Kolben  mit  2^/2  ' 
bis  3  Pfund  Weingeist  von  80  bis  85  Voluraprocenten  im 
Wasserbade  im  Sieden  erhalten,  bis  etwa  ^j^  Pfund  Wein- 
geist übergegangen  ist,  dann  heiss  ausgepresst  und  die- 
selbe Operation  mit  dem  Rückstande  noch  einmal  wieder- 
holt. Der  im  Wasserbade  scharf  getrocknete  und  zerrie. 
bene  (660  bis  670  Grm.  wiegende)  Presskuchen  wird  nun 
etwa  12  Stunden  mit  dem  dreifachen  Gewicht  kalten  destil- 
lirten  Wassers  macerirt,  der  Auszug  abgepresst  und  der 
Rückstand  noch  einmal  mit  dem  doppelten  Gewicht  Was- 
ser etwa  zwei  Stunden  behandelt.  Die  wässerigen  Aus- 
züge vermischt  man  mit  einer  kleinen  Menge  gut  ausge- 
waschenen, aufgeschlämmten  kohlensauren  Baryts  und  ver- 
dampft sie  im  Wasserbade  rasch  zum  Syrup.  Versäumt 
man  den  Zusatz  des  kohlensauren  Baryts,  so  nimmt  die 
von  Anfang  an  schon  schwach  saure  Flüssigkeit  beim  Ver- 
dampfen leicht  eine  stark  saure  Reaction  an ;  es  tritt  freie 
Schwefelsäure  auf  und  es  ist  dann  nichts  sicherer,  als 
dass  man  keine  Spur  myronsaures  Kali  erhält*). 


*)  Anfänglich  bedienten  wir  uns  zu  demselben  Zweck  des  neu- 
tralen kohlensauren  Bleioxyds,  welches  gleichzeitig  eine  Menge 
fremder,  unkrystallisirbarer  Materien  aus  dem  Auszug  entfernt. 
Unter  Umständen,  deren  Vermeidung  man  nicht  in  der  Hand 
hat,  tritt  jedoch  leicht  die  Bildung  von  Schwefelblei  ein,  was 
selbstverständlich  den  Verlust  des  Salzes  zur  Folge  hat. 


136  Wül  u,  Körner,  zur  Kenntniss  der  Bildung 

Der  syrupartige  Verdampfungsrückstand  wird  nun  in 
einem  Kolben  mit  3  bis  4  Pfund  Weingeist-  yon  85  Proc* 
im  Wasserbade  zum  Sieden  erhitzt^  der  gelbliche  Auszug 
abfiltrirt  und  die  rückständige  zähe  Masse  nochmals  mit 
2 -Pfund  Weingeist  in  der  Siedhitze  behandelt.  Die  ver- 
einigten weingeistigen  Auszüge  überlässt  man  in  einem 
bedeckten  Gefässe  24  Stunden  der  RuhC;  trennt  dann  den 
gebildeten  gelblichen  Niederschlag  durch  eine  neue  Fil- 
tration und  destillirt  von  dem  Filtrat  den  Weingeist  im 
Wasserbade  ab.  Die  rückständige  Flüssigkeit  wird  filtrirt 
und  auf  flachen  Tellern  der  Krystallisation  überlassen. 
Der  so  erhaltene  gelbbraune  Syrup  erstarrt  bei  wärmerer 
Jahreszeit  schon  nach  4  bis  5  Tagen,  im  Winter  nach 
8  Tagen  zu  einer  aus  harten  kleinen  Nadeln  bestehenden 
Krystallmasse.  Man  rührt  dieselbe  mit  75  procentigem 
Weingeist  zu  einem  dünnen  Brei  an^  presst  denselben 
zwischen  feiner  Leinwand  stark  aus  undkrystallisirt  den 
fast  weissen  Kuchen  so  oft  aus  84-  bis.  90  procentigem 
Weingeist  um,  bis  die  Krystalle .  auch  nach  dem  Trocknen 
völlig  weiss  erscheinen^  Aus  zwei  Pfund  Senfsamen  erhält 
man  in  dieser  Weise  (und  insbesondere  dann,  wenn  das 
Verdarnpfen  des  wässerigen  Auszugs  nicht  verzögert  wird) 
im  Durchschnitt  5  bis  6  Grm.  reines  myronsaures  Kali. 
Die  abfallenden  Mutterlaugen  enthalten  zwar  noch  myron- 
saures Kali,  welches  indessen  nicht  leicht  in  reiner  Form 
daraus  zu  gewinnen  ist;  man  kann  dieselben,  wie  wir  imten 
anführen  werden,  durch  Ausfällung  mit  salpetersaurem 
Silber  zur  Darstellung  von  Cyanallyl  benutzen. 

Das  myronsaure  Kali  krystallisirt  aus  Weingeist  in 
kleinen  weissen,  wawellitartig  gruppirten,  seideglänzenden 
Nadeln,  die  vollkommen  geruchlos  sind  und  kühlend  bit- 
ter schmecken.  Das  aus  'Wasser  krystallisirtc  Salz  bildet 
völlig  durchsichtige,  glasglänzende,  kurze  Säulen  von  rhom- 
bischem Habitus.  Es  ist  sehr  leicht  löslich  in  Wasser 
(die  warm  gesättigte  Lösung  erstarrt  beim  Erkalten  zur 
Krystallmasse),  schwer  löslich  in  verdünntem  Weingeist, 
fast  unlöslich  in  absolutem  Alkohol,   unlöslich  in  Aether, 


des  Senfdh  aus  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs.       137 

Benzol  und  Chloroform.    Die  Lösungen  reagiren  neutral; 
sie  zeigen  keine  Wirkung  auf  das  polarisirte  Licht.   Das 
aus  Wasser  wie  aus  Weingeist  krystallisirte  Salz  verliert 
bei  1000  nichts  an  Gewicht;  es  enthält  kein  Krystallwas- 
ser.    Die  Analyse  fährte  zu  nachstehenden  Resultaten: 
I.  0;4379  Grm.  gaben  0^4721  Kohlensäure. 
0,2928  Grm.  gaben  0,1664  Platinsalmiak. 
0,7852  Grm.  gaben  mit  Salpetersäure  oxydirt  und 
mit  Chlorbaryum  gefallt  0,8776  schwefelsauren 
Baryt. 
0,3651  Grm.  gaben  0,070  schwefelsaures  Kali. 
IL  0,4725  Grm.  gaben  0,5022  Kohlensäure  und  0,1845 
Wasser. 
0,4474  Grm.  gaben,  nach   dem  Auflösen  in  Salpe- 
tersäure, Uebersättigen  mit  kohlensauren  Natron 
und    Schmelzen    des    Verdampfungsrückstandes 
0,5225  schwefelsauren  Baryt. 
0,6078  Grm.  gaben  0,1175  schwefelsaures  Kali. 

III.  0,7362  Grm.  gaben  0,7929  Kohlensäure  und  0,304 

Wasser. 

IV,  0,553  Grm.  aus  Wasser   kxystallisirtes  Salz  gaben 

0,5847  Kohlensäure  und  0,2296  Wasser. 

0,953  Grm.  gaben  0,1113  schwefelsaures  Kali. 

Die   procentische    Zusammensetzung    des    Salzes    ist 

demnach : 

L         II.       IIL        IV. 

Kohienstoff  29,17  28,8  29,2  28,83 

Wasserstoff      —           4,3  4,5  4,61 

Stickstoff      •  3,5  —  —  — 

Schwefel         15,2  16,1  —  — 

Kalium             8,7          8,6  —  9,23. 

«s  berechnet  sich  hieraus  die  Formel  C20H18NKS4O20, 

welche  verlangt: 

in  100  Th. 

C20  120  28,90 

H18             18  4,34 

N                14  3,37 

K                39,2  9,43 

S<               64  15,42 

0»  160 »  38,54 

415,2  100,00. 


138  Wül  u.  Körner^  zur  Kenntniss  der  Bildung 

Auf  den  ersten  Blick  ersieht  man,  dass  sich  die  vor- 
stehende Formel  zerlegen  lässt  in  die 

des  Senföls C8   H5  N  S2 

des  Zuckers C12H12         O12 

und  des  sauren  schwefelsauren  Kalis  U      KS^  O^ 

C2»Hi8NKS4O20, 

und  in  der  That  enthält  das  myronsaure  Kali,  wie  sich 
aus  dem  nachstehend  beschriebenen  Verhalten  ergiebt, 
die  Elemente  in  einer  Form,  aus  welcher  die  genannten 
drei  Verbindungen  als  Spaltungsproducte  sehr  leicht  her- 
vorgehen. 

Vermischt  man  eine  concentrirte  wässerige  Lösung  von 
myronsaurem  Kali  mit  Weinsäure,  so  scheidet  sich  Weinstein 
ab,  dessen  Menge  auf  Zusatz  von  5  bis  6  Vol.  absoluten 
Alkohols  sich  bedeutend  vermehrt.  Das  schwefelsäurefreie 
Filtrat  liefert  nach  dem  Verdunsten  des  Alkohols  durch 
Digestion  mit  frisch  gefälltem  kohlensaurem  Baryt  eine 
noch  myronsaures  Kali  .enthaltende  Lösung  von  myron- 
saurem Baryt,  aus  welcher  das  letztere  Salz  nur  schwierig 
ganz  rein  erhalten  werden  kann.  Es  bildet  leicht  lösliche 
durchsichtige  tafelförmige  Krystalle,  deren  wässerige  Lösung 
sich  gegen  salpetersaures  Silberoxyd  der  Kaliumvgrbindung 
analog  verhält.  Beim  Trocknen  werden  die  Krystalle 
milchweiss  und  undurchsichtig,  bei  stärkerem  Erhitzen 
entwickeln  sie  Senföl  unter  Rücklassung  von  schwefelsau- 
rem Baryt. 

0,4432  Grm.  des  bei  100^  getrockneten  Salzes  ga- 
ben  0,109    schwefelsauren  Baryt,    entsprechend 
14,6  Proc.  Baryum. 
Die  Formel    C20Hi8NBaS4O20   verlangt    15,4  Proc. 
Baryum.     Die  Baryumverbindung  hat  demnach  die   der 
Kaliumverbindung  entsprechende  Zusammensetzung. 

Die  verdünnte    wässerige  Lösung    des    myronsauren 
Kalis   zersetzt  sich  in  Berührung   mit  My rosin  oder  mit' 
dem    frisch   berdteten   liässerigen  Auszug   von   weissem 
Senfsamen  in.  kurzer  Zeit.     Di6   anfangs    klare  und  voll- 


des  Senföls  aus  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs,      139 

kommen  neutrale  Flüssigkeit  trübt  Bicfa,  nimmt  eine  stark 
^töbure  Reaction  und  den  unverkennbaren  Qeruch  nach 
Senföl  an.  Die  Lösung  enthält  reichlich  Schwefelsäure  und 
Zucker;  die  Trübung  besteht  aus  einer,  wahrscheinlich 
aus  dem  Ferment  gebildeten  unlöslichen  organischen  Sub- 
stanz und  aus  freiem  Schwefel.  Filtrirt  man  den  sich 
bildenden  Niederschlag  ab  und  behandelt  ihn  nach  dem 
Trocknen  mit  Schwefelkohlenstoff,  so  hinterlässt  letzterer 
beim  Verduu$t^n  den  bei  der  Gährung  abgeschiedenen 
Schwefel.  Wir  kommen  später  auf  diese,  schon  von  Lud- 
wig und  Lange  beobachtete  Thatsache  zurück,  welche 
jedenfalls  beweist,  dass  ausser  Zucker,  Schwefelsäure  und 
Senföl  noch  ein  viertes,  schwefelfreies  Gährungsproduct 
entstehen  muss.  Emuisin  oder  ein  Auszug  von  süssen 
Mandeln,  so  wie  Bierhefe  oder  Speichel  bewirken  die 
Gährung  des  myronsauren  Kalis  nicht. 

Erhitzt  man  myronsaures Kali  mit  wenig  Barytwas- 
ser bis  zum  Sieden,  so  entsteht  sogleich  ein  Niederschlag 
von  schwefelsaurem  Baryt,  unter  reichlicher  Entwickelung 
von  Senföl.  Vermischt  man  eine  wässerige  Lösung  des 
Salzes  mit  Barytwasser,  so  dass  die  Lösung  alkalisch  bleibt, 
so  bildet  sich  ebenfalls  nach-  kurzer  Zeit  ein  weisser  Nie- 
derschlag, der  nur  oder  fast  nur  aus  schwefelsaurem  Baryt 
besteht.  Derselbe  erscheint  rascher  bei  einem  Ueberschuss 
an  Baryt  oder  bei  gelindem  Erwärmen.  Er  enthält,  wie 
aus  der  nachstehenden  Bestimmung  sich  ergiebt,  genau 
die  Hälfte  des  Schwefelgehalts  des  myronsauren  Kali's. 
0,517  Grm.  Salz  lieferten    in    dieser  Weise  0,2941 

schwefelsauren  Baryt. 
1,0962  Grm.  gaben  0,620  schwefelsauren  Baryt. 

Auf  100  Th.  myronsaures  Kali  entspricht  dies  7,7  bis 
7,8  Th.  Schwefel,  während  dasselbe  in  der  That  15,4  Proc. 

■ 

enthält.  Man  ersieht  hieraus  auf  das  Bestimmteste,  dass 
das  myrOnsaure  Kali  die  eine  Hälfte  des  Schwefels  in  der 
Schwefelsäureform  enthält.  —  Die  vom  schwefelsauren 
Baryt  abfiltrirte  alkalische  Lösung  riecht  nicht  im  Minde- 
aten  nach  Senföl,  und  nach  der  Behandlung  mit  Kohlen- 


140  Will  u.  Kömer,  zur  Kenntniss  der  Bildung 

säure  in  ganz  gelinder  Wärme  zeigt  sie  stets  noch  einen 
Gehalt  von  Baryt.  Bleizncker  erzeugt  dann,  auf  Zusatai 
von  Ammoniak,  einen  reichlichen  weissen  flockigen  Nie- 
derschlag, der  sich  sehr  leicht  in  Essigsäure  wieder  löst. 
Dieser  Niederschlag  schwärzt  sich  beim  Erhitzen,  ohne 
Entwickelung  von  Senföl.  Er  ist  veränderlich  in  seiner 
Zusammensetzung  und  enthält  ausser  Schwefel  und  orga- 
nischer Substanz  über  70  Proc.  Blei.  Erwärmt  man  die 
mit  überschüssigem  Barytwasser  versetzte  Lösung  des 
myronsauren  Kalis  einige  Zeit;  so  finde);  man  in  der  vom 
schwefelsauren  Baryt  abfiltrirten  Lösung  neben  Schwefel- 
baryum  auch  Zucker;  gleichzeitig  findet  eine  Entwicke- 
lung von  Ammoniak  statt.  Es  ergiebt  sich  aus  diesem 
Verhalten,  dass  nach  vorsichtiger  Entfernung  des  Antheils 
von  Schwefel,  welcher  als  Schwefelsäure  in  dem  myron- 
sauren Kali  enthalten  ist,  der  Rest  der  Elemente  in  der 
Lösung  noch  in  einer  durch  Bleisalze  fallbaren,  aber  sehr 
leicht  veränderlichen  Verbindungsform  enthalten  ist,  welche 
in  neutraler  Lösung  leicht  in  Zucker  undSenß)l,  in  alka- 
lischer Lösung  in  Zucker,  in  Schwefelmetall  und  andere 
Körper  (wahrscheinlich  Cyanallyl  und  dessen  Umsetzungs- 
producte)  zerfallt. 

Kalilauge  von  1,28  spec.  Gewicht  erhitzt  sich,  mit 
trockenem  myronsauren  Kali  in  Berührung,  von  selbst 
bis  zum  Sieden,  unter  braunrother  Färbung  der  Flüssig- 
keit. Es  entwickelt  sich  hierbei  anfangs  ganz  entschieden 
der  Geruch  nach  Senfol,  sodann  auch  nach  Cyanallyl  und 
Ammoniak.  Auf  Zusatz  von  Wasser  entsteht  eine  klare 
braungelbe  Lösung,  in  welcher  Bleisalze  einen  braunrothen, 
nach  dem  Sieden  aber  grauschwarzen  Niederschlag  erzeu- 
gen. Die  Lösung  enthält  neben  Schwefelsäure  auch 
Zucker. 

Mit  Zink  und  Salzsäure  in  Berührung  entwickelt  das 
myronsaure  Kali  anhaltend  und  ohne  Anwendung  von 
Wärme  Schwefelwasserstoff.  In  rauchender  Salpetersäure 
löst  es  sich  zu  einer  farblosen  Flüssigkeit,  welche  nach 
dem  Verdünnen  Eisenoxydsalze  nicht  röthet,   aber  durch 


des  Senföls  aus  dem  Samen  des  schtmrzen  Senfs.       141 

Ghlorbarjum  reicblich  gefällt  wird.  Beim  Kochen  von 
myronsauretn  Kali  mit  verdünnter  Salzsäure  entwickelt 
sicli  SchwefelwasserstofiP;  dessen  Bildung  erst  nach  lange 
iortgesetztem  Sieden  aufhört,  Die  Lösung  enthält  dann 
Zucker  und;*wie  die  nach8tehend.en  Bestimmungen  bewei- 
sen, ein  Ammoniaksalz  und  die  Hälfte  des  Schwefelge- 
halts der  Verbindung  als  Schwefelsäure, 

0;839  Qrm.  Salz  lieferten  nach  mehrtägiger  Behand- 
lung mit-  Salzsäure  und  Ausfallung  mit  Chlorbaryum 
0,4771  Qrm.  schwefelsauren  Baryt,  entsprechend  7,8  Proc. 
Schwefel.  Das  (barytfreie)  Filtrat  gab  nach  dem  Ver- 
dampfen und  Erhitzen  mit  Kali  ein  Destillat,  in  welchem 
Platinchlorid  nach  dem  Uebersättigen  mit  Salzsäure,  einen 
orangegelbön  Niederschlag  erzeugte.  Derselbe  enthielt 
43,3  Procent  Platin;  der  Platinsalmiak  enthält  44,3,  das 
Allylamindoppelsalz  39,2  Procent.  Es  ist  hiermit  darge- 
than,  dass  'der  Stickstoff  des  myronsauren  Kalis  beim 
Kochen  mit  Säuren  in  der  Form  von  Ammoniak,  nicht 
von  AUylamin,  austritt. 

Ein  sehr  merkwürdiges  Verhalten  zeigt  das  myron- 
saure  Kali  zu  schweren  Metallsalzen,  namentlich  zu  sal- 
petersaurem Silberoxyd.  Letzteres  erzeugt  in  einer  wässeri- 
gen Lösung  des  myronsauren  Kalis  erst  nach  einigen  Minu- 
ten eine  weisse  Trübung,  die  sich  nach  und  nach  zu  einem 
käsigen  Niederschlag  vermehrt.  Die  Lösung  nimmt  hier- 
bei eine  stark  saure  Beaction  von  freier  Salpetersäure 
an.  Der  Niederschlag,  welcher  im  Lichte  sich  schwärzt, 
im  Dunkeln  sich  aber  ohne  Veränderung  auswaschen 
lässt,  entsteht  noch  bei  sehr  grosser  Verdünnung;  er  ist 
so  gut  wie  unlöslich  in  Wasser.  Sehr  concentrirte  Lösun- 
gen des  Kalisalzes  werden  durch  salpetersaures  Silberoxyd 
kaum  gefällt;  Zusatz  von  Wasser  bewirkt  aber  sogleich 
die  Ausscheidung  der  weissen  Silberverbindung.  Die  vom 
Niederschlag  abfiltrirte  Flüssigkeit  reducirt  reichlich  Kupfer^ 
Oxyd  in  alkalischer  Lösung;  sie  enthält  also.  Zucker. 

Die  im  leeren  Raum  über  Schwefelsäure  getrocknete 


142  Will  u.  Körner,  zur  Kenntniss  der  Bildung 

SiIbery0rbindung  bildet  dn  blendend  weisses  Pulver.   Si^ 
hat  folgende  Zusammensetzung: 

0,5082  Grm.  gaben  0,2158  Kohlensäure  und  0,06öf> 

Wasser. 
0,2424  Grm.  gaben  0,1677  Chlorsilber: 
0,6340  Grm.    gaben    mit    rauchender  Salpetersäure 
oxydirt  0,7283  schwefelsauren  Baryt. 

Es  berechnet  sich  hieraus  die  Formel  CöflSNAg^S^Oö, 

welche  verlangt: 

In  100  Theilen: 
berechnet  gefanden 


C8 

48 

11,67 

11,57 

H5 

5 

1,22 

1,43 

N 

14 

3,40 

— 

Ag2 

216 

52,55 

•       52,08 

S4 

64 

15,58 

15,77 

08 

64 

15,58 

411         100,00. 

Diese  Verbindung  entlfält  demnach  die  Elemente  des 
Senföls  und  des  neutralen  schwefelsauren  Silbersoxyds: 
C8H5NAg2S4  08  =  C4H5NS2  +  S2Ag208. 
Sie    entsteht   aus  dem    myronsauren  Kali   nach   der 
Gleichung: 
C20H18KNS4O20  4-  2NAg06  ==  C8H5NAg2S408  4. 
C12H12012  +  NK06  +  NH06 

Das  salpetersaure  Silberoxyd  bedingt  eine  Trennung 
der  Elemente  des  myronsauren  Kalis  in  der  Art^'dass  die 
Senföl-  und  Schwefelsäuregruppe  mit  Silber  verbunden  sich 
unlöslich  abscheiden,  während  die  Zuckergruppe  (neben 
Salpetersäure  und  Salpeter)  in  der  Lösung  bleibt.  Inder 
That  findet  man  auch,  wie  schon  oben  bemerkt,  die  letz-, 
teren  Körper  in  der  von  der  Silberverbindung  abfiltrirten 
Lösung. 

Die  Silberverbindung  zersetzt  sich  beim  gelinden  Er- 
hitzen und  lässt  unter  reichlicher  Entwickelung  von  SenfÖl 
(und  wahrscheinlich  von  Cyanallyl)  einen  Rückstand  von 
Schwefelsilber  und  schwefelsaurem  Silberoxyd.    Eine  ahn- 


de$  8enf^  aus  dem  Samen  des  eehwareen  Senfe,      143 

liehe  Zersetzung  erfolgt  beim  Sieden  mit  Wasser.  Ebenso  ent- 
wickelt sich  reichlich  Senföl  bei  Digestion  der  Vet*bindnng 
mit  Chlorbarytlm  und  (wenn  die  Silberverbindung  im  Ueber- 
schnss  bleibt)  auch  mit  Schwefelbaryum.  Behandelt  man 
die  Verbindung  kalt  mit  verdünnter  Salzsäure^  so  bildet 
sich  Chlorsilber,  ohne  dass  sich  Senföl  oder  Schwefelwas- 
serstoff entwickelt.  Die  vom  Chlorsilber  abfiltrirte  Flüssig- 
keit fUrbt  sich  nicht  mit  Eisenoxydsalzen  und  giebt  auch 
keine  Reaction  auf  Blausäure,  wohl  aber  enthält  sie  reich- 
lich Schwefelsäure,  und  zwar,  wie  die  folgende  Bestim- 
mung zeigt,  zur  Hälfte  ihres  Gehalts  an  Schwefel. 

0,2424  Qrm.  gaben  durch  Behandlung  mit  Salzsäure 
und  Fällen  mit  Chlorbaryum  0,1265  schwefelsauren  Baryt, 
entsprechend  7,2  Proc.  Schwefel.  Der  Qesammtschwefel- 
gehalt  beträgt  15,5  Proc.  —  Auf  das  analoge  Verhalten 
der  Verbindung  zu  Schwefelwasserstoff  kommen  wir  unten 
ausführlicher  zurück. 

In  Wasser  vertheilt  zersetzt  sich  die  Silberverbindung 
in  Berührung  mit  Zinkfeile  schon  in  der  Kälte  unter  reich- 
licher EntWickelung  von  Senföl  und  Abscheidung  von 
schwarzem  metallischem  Silber.  Die  sauer  reagirende 
Lösung  enthält  schwefelsaures  Zinkoxyd.  Bei  Einwirkung 
von  metallischem  Quecksilber  auf  die  in  Wasser  vertheiltn 
Verbindung  bildet  sich  kein  Senföl.  Unter  Abscheidung 
von  Silber  verwandelt  sich  die  ursprüngliche  weisse 
Farbe  des  Niederschlags  in  gelbweiss  und  ohne  Aenderung 
der  neutralen  Reaction.  Es  entsteht  offenbar  die  dem  Sil- 
bersalz entsprechende  Quecksilbei*verbindung.  Vermischt 
man  verdünnte  Lösungen  von  myronsaurem  Kali  und  sal- 
petersaurem Quecksilberoxydul,  so  entsteht  dieselbe  äirect 
als  gelblichweisser,  leicht  veränderlicher  Niederschlag, 
der  beim  Erhitzen  unter  Entwickelung  von  Senföl  zerfallt. 

Durch  Bleizucker  wird  eine  Lösung  von  myronsau- 
rem  Kali  erst  auf  Zusatz  von  Ammoniak  gefällt.  Der 
gelblichweisse  amorphe  Niederschlag  ist  äusserst  leicht 
in  Essigsäure   löslich,   in  Wasser  jedoch   so   schwer  lös-  •     ! 


144    Will  u.  lOhmer,  zur  Kenntmss  d.  Bildung  des  Senföls  etc. 

lieh;  dafis  bei  unvollkommener  Fällung   das  Filtrat   blei- 
frei ist.  ' 

« 

Der  nach  einer  Analyse  10^5  Pro£.  Kohlenstoff^ 
1;65  Proc.  Wasserstoff  und  59,2  Proc.  Blei  enthaltende 
Niederschlag  besitzt  keine  der  Silberverbindung  ent- 
sprechende Zusammensetzung;  sofern  er  alle  Elemente  der 
MyronsäurO;  namentlich  auch  die  der  Zuckergruppe  ent- 
hält. Er  ist  ein  basisches  Salz;  dessen  Zusammensetzung 
bezüglich  des  ßleigehalts  nicht  constant  ist.  Eine  Lösung 
von  1  Aeq.  myronsaurem  Kali  bedurfte  zur  Ausfällung 
mehr  als  4  Aeq.  neutrales  essigsaures  Bleioxyd.  Zersetzt 
man  den  Niederschlag  mit  Schwefelwasserstoff;  so  bildet 
sich  Schwefelblei;  gemengt  mit  Schwefel;  und  die  abfiltrirte 
Lösung  enthält  freie  Schwefelsäure;  Zucker  und  auch 
gährungsfähige  Myronsäure. 

(Fortsetzung  folgt.) 


145 


II«  Natiirgresehlchte  und  Pharma^ 

kognnosle. 

Brasiliaiiisclie  Indmtne-AussteUiuig. 

Am  2.  December  1861  wurde  zum  ersten  Male  in 
Brasilien  eine  Industrie-Ausstellung  eröfinet.  Leider  war 
es  mir  nicht  möglich,  die  Reise  nach  der  Hauptstadt  zu 
unternehmen,  um  als  Augenzeuge  urtheilen  zu  können, 
und  kann  meinen  Bericht  nur  durch  Uebersetzung  aus 
den  Relationen  der  Ausstellungs-Commission  entnehmen. 
Wie  sich  denken  lässt,  konnte  ein  an  Naturschätzen  so 
reiches  LaÜd  wie  Brasilien;  in  allen  Zweigen  der  Natur- 
wissenschaften vielfach  Interessantes  liefern,  welchen  Theil 
ich  denn  auch  besonders  zu  meiner  Arbeit  auserlesen 
habe. 

Brasilien  war  in  den  grossen  Industrie-Ausstellungen 
von  1851  und  1855  nicht  vertreten  und  wollte  jetzt  an 
dem  grossen  Universal -Ausstellungsfeste  von  1862  Theil 
nehmen;  um  aber  die  zu  sendenden  Gegenstände  richtig 
zu  beurtheilen,  wurden  in  allen  Provinzen  besondere  Aus- 
stellungen veranstaltet,  um  dann  im  December  1861  in 
Rio  de  Janeiro  zu  einer  Qesammt- Ausstellung  vereinigt 
zu  werden.  Leider  kam  die  Idee  erst  spät  und  die  Be- 
kanntmachung geschah  erst  im  Monat  Juli,  um  schon  Mitte 
Npvember  die  Sachen  abzuliefern. 

Die  Ausstellung  war  45  Tage  geöffnet  und  wurde 
von  50,739  Personen  besucht.  Die  Zahl  der  Aussteller 
belief  sich  auf  folgende:  Provinz  Amazonas  76  Ausstel- 
ler mit  990  Gegenständen,  Prov.  Bahia  53  Ausst.  mit  104 
Qegenst.,  Alagoas  37  Ausst.  mit  340  Qegenst.,  Ceara  19 
Ausst.  mit  36  Qegenst.,    Espirito  Santo  1  Ausst.  mit  65 

Arcfa.  d.  Phami.  GLXV.  Bds.  2.  Hft.  10 


<  ■." 


14G  BrasüianiBche  Industrie'  Ausstellung. 

QegeQBt,  Goyaz  1  Ausst.  mit  1  Gegenst.^  Matto- Grosso 
1  Ausst.  mit  1  Gegenst.,  Maranhao  1  Ausst.  mit  3  Qegenst, 
Minas  Geraes  45  Ausst.  mit  187  Gegenst.,  Para  76  Ausst 
mit  924  Gegenst.,  Parahyba  1  Ausst.  mit  59  Gegenst, 
Parana  5  Ausst.  mit  151  Gegenst.^  Pemambuco  44  Ausst. 
mit  470  Gegenst.^  Pianhy  2  Ausst.  mit  35  Gegenst,  Rio 
de  Janeiro  732  Ausst.  mit  5928  Gegenst,  Rio  Grande 
de  Norte  2  Ausst.  mit  50  Gegenst,  Rio  Grande  do  Sul 
42  Ausst.  mit  263  Gegenst,  S.  Paulo  4  Ausst.  mit  16 
Gegenst.;  Santa  Catharina  3  Ausst.  mit  44  Gegenst.,  Ser- 
gipe  3  Ausst.  mit  107  Gegenst. 

Von  diesen  Gegenstanden  sind  1495  Stück  zur  Lon- 
doner Ausstellung  ausgesucht;  welche  die  Regierung  auf 
ihre  Kosten  dorthin  versandte.  Es  wurden  488  Prämien 
vertheilt:  9  goldene,  110  silberne  und  130^  bronzene  Me- 
daillen; so  wie  239  Belobungen. 

Ein  Land  wie  Brasilien,  wo  durch  die  Fruchtbarkeit 
der  Erde  imd  Begünstigung  des  Klimas  der  Mensch  sich 
ohne  starke  Arbeit  das  Kothwendigste  verschaffen  kann, 
hält  es  schwer;  dass  die  Industrie  so  schnelle  Fortschritte 
macht;  besonders  so  lange  die  Arbeitskräfte  und  Zinsen 
des  Capitals  einen  so  hohen  Preis  haben. 

Die  Provinzen  Para  und  Amazonas,  so  enorm  reich 
an  natürlichen  Producten;  exportiren  nur  Kautschuk  und 
Cacao,  und  es  ist  notorisch,  dass  fast  gar  kein  Handel 
zwischen  diesen  und  den  andern  Provinzen  existirt.  Der 
Handel  mit  Oelen  allein  würde  diese  Provinzen  schon 
bedeutend  heben.  Die  Baumwolle,  der  Taback,  Zucker- 
rohr, Reis  etc,  vegetiren  dort  mit  Leichtigkeit  und  Uep- 
pigkeit;  doch  reicht  der  Ertrag  kaum  zum  Consum  der 
Provinz  auS;  indem  die  ganze  Aufmerksamkeit  der  ärmeren 
Bevölkerung  auf  die  Gewinnung  des  Kautschuks  gerich- 
tet ist;  und  wenn  die  Zeit  dieser  Arbeit  vorbei,  dann 
besteht  ihre  Beschäftigung  in  Jagd  und  Fischfang,  wie 
bei  den  Eingebomen.  Ebenso  in  der  Provinz  Ceara,  wo 
die  ärmeren  Bewohner  einen  Theil  des  Jahres  den  Kaut- 
scbuk    aus    einem    von    Siphonia   dastica   verschiedenen 


Brasüianüche  Indttstrie- Ausstellung.  147 

Bäume  extrahiren^  and  hat  diese  Provinz  sowohl,  als 
auch  Rio  Orande  de  Norte  noch  den  Vortheil,  von  der 
Vorsehung  mit  der  herrlichsten  Gabe,  der  Camaubapalme, 
gesegnet  zu  sein,  so  dass  jetzt  dieser  Industriezweig  des 
vegetabilischen  Wachses  mehr  als  200  Contos  de  Reis 
(ca.  140,000  Thlr.)  jährlich  rentirt.  Jede  Provinz  hat  einen 
oder  zwei  grosse  Culturzweige  adoptirt  und  vernachläs- 
sigt fast  jeden  andern  Zweig  des  Landbaues  oder  der 
Industrie.  Sie  wenden  nun  die  Arbeit  und  das  Capital 
auf  einen  dieser  Artikel  an^  und  zwar  so  exclusiv,  dass 
sehr  oft  der  Mangel  an  Nahrungsmitteln  fühlbar  wird, 
welche  sparsam,  theuer  und  schlecht  sind.  Para  und 
Amazonas  exportiren  z.  B.  Kautschuk  und  Cacao ;  Maran- 
hao  Baumwolle  und  Reis;  Pemambuco  Baumwolle  und 
Zucker;  Parahyba  und  Rio  grande  de  Norte  Baumwolle 
und  kleine  Mengen  von  Zucker;  Bahia  Baumwolle,  Zucker 
undTaback;  Alagoas  und  Sergipe  Zucker;  Rio  de  Janeiro 
und  S.  Paulo  Kaffee  und  wenig  Zucker;  Parana  Matte- 
thee;  Santa  Catharina  und  Espirito  Santo  haben  keinen 
einzigen  besonderen  Artikel  von  grosser  Bedeutung  und 
exportiren  nur  verschiedene  Artikel  für  den  Küstenhan- 
del; Minas  Oeraes  versieht  den  Markt  der  Hauptstadt 
mit  Rindvieh,  Schweinen  und  deren  Producten,  mit  Käse 
und  Taback;  Goyaz  und  Matte  Grosso  kämpfen  mit  der 
Entfernung  und  Schwierigkeit  des  Transportes,  so  dass 
ihre  Exportation  sich  nur  auf  Gold  und  Diamanten  be- 
schränkt, so  wie  ein  wenig  Ipecacuanhaj  Ceara  und  Rio 
Grande  do  Sul,  beide  hauptsächlich  zur  Viehzucht  geeig- 
net, exportiren  die  Producte  derselben,  ohne  einen  Fabri- 
kationszweig damit  zu  verbinden,  und  es  scheint  unglaub- 
lich, dass  ein  Land,  welches  Millionen  von  Rindvieh  züch- 
tet, Butter  und  Käse  von  fremden  Ländern  importirt. 

Die  Eintheilung  der  Ausstellung  geschah  in  5  Grup- 
pen, deren  jede  eine  besondere  Jury  zur  Beurtheilung 
der  Gegenstände  hatte;  da  aber  der  Zweck  dieses  Be- 
richtes nur  ein  kleiner  Beitrag  für's  Archiv  ist,  so  werde 
ich  nur  die  mannigfaltigen  natürlichen  Producte,  welche 

10* 


146  BroBiUanische  IndustrierAuesteUung. 

den  immensen  Naturreichthum  Brasiliens  beweisen^  an- 
fübren. 

In  der  ersten  Gruppe  sind  bemerkenswerth  die  aus 
den  Provinzen  S.  Paulo  und  Rio  Grande  do  Sul  ausge- 
stellten und  dort  fabrieirten  Weine,  welche  von  der  Arne" 
ricana  benannten  Traube  bereitet  waren.  Dieselbe  ge- 
deiht in  Brasilien  ausgezeichnet  und  giebt  jährlich  zwei 
Ernte^n,  so  dass  für  die  Weinproduction  gute  Aussicht 
vorhanden  ist.  Der  Geschmack  des  Weines  schwankt 
zwischen  Madeira-  und  Halagawein. 

Verschiedene  hier  cultivirte  Theesorten,  worunter 
besonders  ein  Perlthee  aus  dem  Bezirk  Marianna,  Prov. 
Minas,  welcher  von  sehr  gutem  Ärom  und  feinem  Ge- 
schmack. Der  Divisionschef  Abren  brachte  die  ersten 
Theepfianzen  nach  Brasilien,  wo  sie  im  botanischen  Gar- 
ten angepflanzt  und  später  von  dort  nach  der  Provinz 
S.  Paulo  versetzt  wurden;  derselbe  verspricht  schon  in 
kurzer  Zeit  ein  lucrativer  Handelsartikel  zu  werden. 

Holzproben  waren  in  so  grosser  Menge  vorhanden, 
dass  man  mit  den  Namen  derselben  einige  Seiten  füllen 
könnte,  wovon  allein  300  Arten  der  herrlichsten  Nutzhöl- 
zer;   leider  fehlte  allen  die  wissenschaftliche  Benennung. 

Kautschuk  war  in  den  verschiedensten  Zuständen 
und  Formen  repräsentirt. 

Gewürznelken  in  Valenga,  Prov.  Rio  de  Janeiro  cul- 
tivirt,  so  wie  cultivirte  mexikanische  Vanille  von  vorzüg- 
licher Qualität,  .und  Vanille  von  Matto  Grosso. 

Cacao,  besonders  die  am  Rio  Madeira  etc.  wachsende, 
wo  in  der  Regenzeit  die  Stämme  lange  Zeit  fusstief  un- 
ter Wasser  stehen,  ohne  das  Geringste  zu  leiden. 

Toncobohnen  {Dipterix  odorata),  CwmarUy  wovon  manch- 
mal an  10  bis  12  Centner  jährlich  aus  den  Wäldern  nach 
der  Hauptstadt  von  Para  gebracht  werden,  bis  jetzt  noch 
nicht  cultivirt. 

Pickurim,  Nectandra  Puchury,  Ptixiry,  wovon  der 
Baum  Igapö  genannt  wird.  Die  Früchte  werden  in  der 
Regenzeit  gesammelt;  das  Pericarpium  lässt  man  ver£M;i- 


Brasüianütk^  Indiutrie* AtutUüung.  119 

Ißjiy  wäscht  dann  die  Samen  und  trocknet  dieeelben  auf 
einer  Bastmatte  in  weiter  Höhe  über  schwachem  Feuer. 
Man  exportirte  dayon  im  Jahre  1830  an  38,400  Pfund, 
und  im  Jahre  1861  nur  1824  Pfund,  wovon  die  Arroba 
(32  Pfd.)  für  7  Milreis  verkauft  wurde. 

Quowanay  von  Pavttinia  sorbilis  bereitet,  war  in  den 
verschiedensten  Formen  von  der  Provinz  Alto  Amazonas, 
besonders  aus  dem  District  Mauäs  eingesandt,  wo  das- 
selbe folgenderweise  bereitet  wird:  Die  noch  nicht  ganz 
reifen  Samen  werden  mit  Hülfe  des  Wassers  vom  Peri- 
carpium  befreit,  bei  einem  schwachen  Feuer  geröstet, 
dann  fein  gestossen  und  mit  ein  wenig  Wasser  die  nö- 
thige  Consistenz  gegeben,  um  Stangen,  Bröde,  Figuren 
u.  s.  w.  davon  zu  formiren.  Es  wird  nur  wenig  in  der 
Provinz  consumirt,  das  meiste  wird  nach  Para  und  Matte 
Grosso  exportirt  und  sehr  gesucht  von  den  Händlern  aus 
Bolivia,  so  dass  öfters  dasselbe  gar  nicht  vom  Innern 
nach  der  Meeresküste  gelangt.  Im  Jahre  1830  wurden 
40  Arrobas  und  im  Jahre  1860  200  Arrobas  exportirt, 
der  Preis  ist  gewöhnlich  für  32  Pfund  =  30—32  Mil- 
reis (1  Milreis  =  22  Sgr.). 

Aus  den  nördlichen  Provinzen  war  femer  noch  eine 
grosse  Anzahl  von  brasilianischen  Droguen  eingesandt, 
leider  fehlt  den  meisten  die  wissenschaftliche  Benennung, 
z.  B. 

Area  oder  brasilianischer  Salep,  als  Ersatz  der  Salep- 
Wurzel;  Castanhaa  de  macaco  oder  C.  de  .aeyra,  essbare 
Früchte;  Casca  de  Marupay  officinell;  Carajuruy  Farbe- 
stoflf; 

Pructoa  de  sabcmete.  Ersetzt  die  Seife.  Die  Früchte 
werden  von  den  Hirschen  als  Lieblingsfutter  sehr  gesucht. 

Azeitona  brava.  Ein  grosser  Baum,  welcher  in  Menge 
an  den  Ufern  des  S.  Francisco  wächst;  die  Früchte  ge- 
ben viele  Procente  eines  ausgezeichneten  Oeles. 

Araelina  oder  Espelina.  Die  Wurzel  der  Pflanze  wurde 
vonDr.  Faivre  mit  vielem  Erfolg  gegen  hysterische  und 
nrervöse  Leiden,  so  wie  gegen  Epilepsie  angewandt.  ^  Bei 


150  Br(Milianische  Industrie -AuBSteUung. 

dem  Volke  gegen  den  Biss  aller  güFlägen  Sdblmgeni  mit 
Ausnahme  der  Orotalu9  Cascarellaj  in  grossem  Ruf.  Man 
giebt  dieselbe  in  Pulver  in  der  Dosis  bis  zu  18  Gran, 
dreimal  täglich^  progressiv  steigend,  indem  man  mit  zwei 
Gran  anfangt. 

Camapu.  Eine  zu  den  Solaneen  -gehörende  Pflanze. 
Die  Wurzel  im  Decoct,  1  Unze  zu  1  Pfd.  Wasser,  alle 
Stunden  1  Kelchglas ;  ist  von  ausgezeichneter  diuretischer 
Wirkung  und  wird  vielfach  gegen  Wassersucht  angewandt. 

Caua,  Die  Wurzelrinde  des  Baumes  in  Infusion  von 
1  Unze  zu  1  Pfd.  Wasser,  stündlich  ein  Kelchglas  als 
Febrifugum.  Das  Decoct  einer  Unze  Wurzel  mit  6  Un- 
zen Wasser'  als  Purgans;  in.  schwächerer  Dosis«  soll  es 
antiscorbutisch  wirken. 

Tipi.  Die  Pflanze  gegen  Syphilis  und  in  der  Pocken- 
krankheit. 

Barrigudinha,  Wird  benutzt  als  Emmenagogum  und 
Äntisyphiliticum . 

Bordao  de  velho.  Die  Bohnen  des  Baumes  sind  aro- 
matisch und  werden  als  Wundmittel,  so  wie  gegen  Oph- 
thalmien benutzt. 

Mucunan.  Schlingpflanze,  wovon  die  Bohnen  zur  Zeit 
der  Hungersnoth  als  Nahrungsmittel  benutzt  werden. 

Caruata  da  mala,  die  ganze  Pflanze.  Soll  ein  gutes 
Wurmmittel  sein. 

Corisco.  Die  Wurzel  des  Strauches  gegen  Schlan- 
genbiss. 

Liga-liga,  Die  Wurzel  des  Strauches  zerquetscht  ist 
ein  balsamisches  Wundmittel. 

Coronha-criz.  Die  Bohne  als  Adstringens  und  Er- 
satz der  Galläpfel. 

Mulungu,  Die  Rinde  ist  narkotisch,  als  Decoct  äüs- 
serlich  und  innerlich  zur  Beruhigung  der  rheumatischen 
Schmerzen. 

MuqamM,  Die  Wurzel  wirkt  diuretisch,  ebenso  zur 
Heilung  der  Hernien.  ^ 

Ortiga  branca.  Das  Infusum  der  Blätter  ist  ein  sehr 
eneirgisches  Diureticum. 


Brasilianiache  Induitrie-AttMtelltmg.  151 

Perrichil.  Eine  Pflanze,  welche  auf  den  vom  Meere 
überschwemmten  Landstrecken  der  nördlichen  Provinzen 
wächst  und  in  der  Asche  50  Proc.  Soda  enthalten  soll. 

Batala  de  teju  oder  tiu-asmi.  Gutes  Drasticum  und 
gegen  Syphilis  empfohlen. 

Arvore  de  lacre.  Aus  der  Rinde  dieses  Baumes  soll 
ein  Harz  fliessen,  welches  den  Schellack  ersetzt. 

Mutamha-Rinde,  Schleimig  und  leichtes  Adstringens. 
Der  damit  bereitete  Syrup  ist  officinell  gegen  Brustaffeo- 
tionen.     Von  Gnazuma  vlmifolia  L, 

Patchotdy  von  Para,  Die  Wurzel  giebt  ein  sehr 
wohlriechendes  Destillat. 

Cipo  cheiroso  und  Pipirioca^  so  wie  Curimbo,  sämmt- 
lich  Schlingpflanzen^  welche  als  wohlriechende  Räucher- 
mittel benutzt  werden. 

Hiapua  oder  Mandioeca  do  mato.  Aus  der  Wurzel 
wird  Stärkemehl  bereitet. 

Muirapiuma.  Die  Wurzel  des  Strauches  ist  ein  gros- 
ses Excitans  und  eins  der  energischesten  Aphrodisiaca; 
auch  mit  Erfolg  gegen  Lähmungen  angewandt. 

Caaixiu.     Das  Infusum  der  Blätter  gegen  Asthma. 

Marupa-mtry,  Das  Infusum  der  Wurzel  des  Strau- 
ches gegen  Diarrhöe. 

Marapuy,  Die  Rinde  dieses  Strauches  ist  ein  aus- 
gezeichnetes beruhigendes  Mittel;  gegen  Erbrechen  und 
chronische  Diarrhöen.     Die  frische  Rinde  als  Wundmittel. 

Caferana,  (Tachia  guyanensis).  Die  Wurzelrinde  des 
Baumes  ist  eines  der  besten  Mittel  gegen  intermittirende 

Fieber. 

Gapuy,  Wurzel  eines  Strauches.  Man  macerirt  die- 
selbe mit  Wasser  und  vermischt  das  sich  absetzende  Pul- 
ver mit  reinem  Wasser  gegen  Opihalmien. 

Jurupary-pirera.  Die  Rinde  des  Baumes  als  Räu- 
cherung gegen  Kopfschmerz: 

Parica-angico.  Die  Infusion  der  Rinde  und  Knospen 
als  mächtiges  Auflösungsmittel. 

Mulungti-mery,  auch  Guandu  oder  Tento.    Die  Samen 


152  BrtMÜiamäehe  Industrie' AusiteUung. 

dieser  Schlii^flaiKse  w^den  scharf  getrocknet,  gepulvert^ 
vad  mit  Wasser  vermiseht,  äusserlicb  gegen  Augenent- 
zündungen angewandt. 

OipO'CcUinga.  Schlingpflanze,  womit  die  Indianer  die 
Arzneitränke  würzen. 

Baiata  meiru.  Die  Knolle  wird  nicht  allein  als  Nah* 
rungsmittely  sondern  auch  zur  Heilung  der  OpiJa^ao  {(Mo- 
roeis  tropic.)  benutzt. 

Brandcio.  Die  Wurzel  als  Abführmittel  und  gegent 
Syphilis. 

Rabo  de  tatu.  Die  Zwiebel  einer  Parasitpflanze  (wohl 
Amaryllis),  von  welcher  ein  excellenter  vegetabilischer 
Leim  bereitet  wird;    ebenso  die  Pacova  patdistan. 

Broma.  Das  Kraut  als  purgirender  und  reinigender 
Thee. 

Camaasum.  Der  Thee  der  ]Blätter  gegen  Kolik-^ 
schmerzen. 

Cruapd.  Die  Wurzel  dieser  Schlingpflanze  als  Em- 
menagogum. 

CacuhinL,  Die  Wurzel  und  Binde  des  Baumes  gegen 
rheumatische  Schmerzen  und  gegen  Syphilis. 

Catota.  Eine  mit  Stacheln  besetzte  Schlingpflanze,, 
deren  Früchte  gegen  Magenschmerzen  benutzt  werden. 

Cipo-embe-curuba,  Die  Wurzel  der  Schlingpflanze  ist 
aromatisch;  ebenso  die  von  Cipo-embe-molle, 

Gito,  Die  Frucht,  Rinde  und  Wurzel  dieses  Bau- 
mes sind  drastisch. 

Oerico.  Pflanze,  welche  auf  den  Steinen  der  Flüsse 
wächst ;  gegen  Asthma,  so  wie  ein  Diureticum  und  Febri- 
fugum;  1/2  Unze  zu  1  Pfd.  Infusum.     Tassenweise. 

Japaranduba,  Die  Rinde  dieses  Baumes  wird  gegen 
rheumatische  Schmerzen  angewendet. 

Tapojava.  Gegen  bösartige  Fieber  und  Harnbe- 
schwerden. 

Von  den  Bastpflanzen  sind  die  bemerkenswerthesten 
von  den  Bäumen  Turyj  Castanha  de  Maranhao^  üasaima 
und   den  Palmen  Tucum   und  Muriti,    so  wie  besonders« 


■.■•"• 


Ind^$trie'Äu9iiMung.  153 

yfim  Caraua.  Die  PflanxenwoDe  liefemden  Bäume  sind 
m  grosser  Menge  angefakrt,  doch  kein  einnger  mit  dem 
wissenschaftlichen  Namen,  aasser  den  in  meiner  Samm- 
lang befindlichen,  worauf  ich  sp&ter  sorückkommen  werde. 
Interessant  rnnd  unstreitig 

die  fetten  Oele    und  Balsame. 

Aus8^  den  schon  bekannten  Oelen  von  Elaei»  guya- 
nenne  =  Oleo  de  dende  und  von  Cbcos  nucifera  =  Azeite 
de  coeoy  waren  folgende  bemerkenswerth : 

Oleo  de  andiroba.  Carapa  guyanensis.  Mdiixceae. 
Dieser  Baum  ist  in  Para  sehr  häufig.  Das  aus  den  Früch- 
ten gewonnene  Oel  ist  ausserordentlich  bitter,  von  gelb- 
licher Farbe  und  eigenthümlichem  Geruch.  Giebt  von 
allen  Oelen  das  vorzüglichste  Licht.  In  der  Heilkunde 
wird  es  nur  äusserlich  angewandt,  mit  gutem  Ehrfolg  be- 
sonders gegen  Infarcten  der  Leber  und  Milz,  so  wie  auf 
gefahrliche  Wunden,  um  den  Tetanus  zu  verhüten,  wo 
es  ganz  heiss  applicirt  wird. 

OUo  de  a$8ahy.  Aus  den  Früchten  von  Eiiterpe  ole- 
racea.  Ist  von  dunkelgrüner  Farbe  und  schwach  bitte- 
rem  Geschmack. 

OUo  de  bacaba.  Oenocarpus  bacaba.  Von  hellgrüner 
Farbe  und  ersetzt  im  Haushalte  das  Olivenöl. 

Oleo  de  castanha*  Aus  den  Samen  von  Bettholletia 
excdsa.  Von  hellgelber  Farbe  und  hat  den  eigenthüm- 
lichen  Geschmack  des  Samens  (der  Paranuss);  frisch. er- 
setzt es  das  beste  Olivenöl,  wird  aber  sehr  leicht  ranzig. 

OUo  de  cumaru.  (Pichuryöl;  Tonkabohnenöl).  Aus 
den  Bohnen  von  Dipterix  odorata.  Hellgelbes  Oel  von 
starkem,  angenehmem  Geruch.  In  der  Heil  Wissenschaft 
wird  es  gegen  Ozaena  und  Mundulcerationen  benutzt. 

Oleo  de  jubatu  Sagus  taedigera.  Durch  Auspressen 
der  Fruchtpulpe  gewonnen.  Das  Oel  ist  von  rother  Farbe 
und  sehr  bitterem  Geschmack. 

OUo  de  mncaja.  Aus  der  Frucht  von  Ocrocomia 
acUrocarpa.  Ein  festes,  gelbgefarbtes  Oel ;  wird  im  Haus- 
halte benutzt. 


1 54  Bragilicmische  Industrie  -  Ausstellung. 

Oleo  de  pataua,  Oenocarpus  pcitaua  s,  0.  disHchius. 
Durch  Kochen  der  zerkleinerten  Nüsse  erhalten ;  ist  hell- 
gelb, durchscheinend  und  fast  geruchlos.  Wird  als  Er- 
satz des  Provenceröls  in  der  Küche  benutzt. 

Oleo  de  piquia,  Caryocarpus  brasiliensis.  Aus  der 
Fruchtpulpe  durch  Pressung  gewonnen.  Bildet  ein  festes, 
weisses  Oel,  von  eigenthümlichem  Fruchtgeschmack. 

Oleo  de  Seringa.  Siphonia  elastica.  .  Aus  den  Samen 
des  Kautschukbaumes  durch  Auspressen  erhalten;  bildet 
ein  bräunliches;  klares,  fast  wie  alter  Portwein  aussehen- 
des Oel ;  trocknet  nicht  so  schnell  als  Leinöl  und  könnte 
mit  Vortheil  zur  Typographie  benutzt  werden. 

Oleo  de  Macucu.  Aus  den  Früchten  des  Macucu- 
baumes  durch  Kochen  extrahirt.  .  Wird  zum  Bemalen  der 
Cuias  benutzt. 

Balsame. 

Oleo  de  humiri.  Humirium  hcdsamiferum.  Durch  In- 
cision  der  Rinde  freiwillig  ausfliessend.  Ein  klares,  trans- 
parentes, sehr  angenehm  aromatisch  riechendes  Fluidum. 
Wird  zur  Heilung  der  Metrorrhagien  angewandt,  so  wie 
auch  vielfach  in  der  Parfümerie  benutzt. 

Oleo  de  Jacare.  Colophyllum  hrasiliensis.  Dieser  Baum 
wächst  in  Alto  Amazonas  in  grosser  Menge,  wo  der  Bal- 
sam durch  Incision  sehr  reichlich  ausfliesst;  ist  von  dun- 
kelgrüner, fast  schwarzer  Farbe  und  besitzt  einen  star- 
ken, unangenehmen  Geruch;  wird  statt  Theer  zum  Kal- 
fatern der  Kähne  benutzt. 

Oleo  de  Tamaquare.  Durch  Verwundung  der  Rinde 
eines  grossen  ürwaldbaumes.  Das  Volk  wendet  diesen 
Balsam  mit  gutem  Erfolg  äusserlich  gegen  Herpes,  Pso- 
riasis und  rheumatische  Schmerzen  an. 

Die  natürlichen  Emulsionen,  sogenannten  MilcbsäftCi 
welche  die  Brasilianer  Leite  oder  Seiväs  leitosas  nennen, 
waren  in  ziemlicher  Anzahl  repräsentirt,  z.  B. 

Leite  de  assacu  oder  uacacu.  Hura  hrasüiensis.  Ein 
kolossaler  Baum,  welcher  in  Para  sehr  häufig  ist.  Die 
Milch  wird  durch  Einschnitte  erhalten,    ist    etwas    consi- 


Brcunlianische  Industrie 'Aiiastellung.  155 

Stent  und  yon  weisslicher  Farbe.  Sie  wirkt  irritirend, 
auf  die  Haut  applicirt  selbst  Ulcerationen  verursachend; 
innerlich  in  grösserer  Dosis  von  tödtlicher  Wirkung,  in 
kleiner  Dosis  tropfenweise  wirkt  sie  brechenerregend  und 
drastisch,  so  wie  auch  anthelmintisph.  Die  Fischer  be- 
nutzen dieselbe,  so  wie  noch  öfter  die  frische  zerstossene 
Kinde  zur  Betäubung  der  Fische,  welches  aber  von  der 
Behörde  verboten  ist. 

Leite  de  borracha  oder  seringa.  Siphonia  elasHca,  — 
Kautschukmilch.  Dieselbe  ist  dünnflüssig,  schneeweiss. 
Man  benutzt  dieselbe  in  den  nördlichen  Provinzen  bei 
Behandlung  der  Brüche  und  verschiedener  Drüsenaffec- 
tionen,  so  wie  als  Pflaster  gegen  Oicht. 

Leite  de  pepina  do  mato,  Amhelania,  Ein  kleiner, 
in  den  nördlichen  Provinzen  sehr  häufig  wachsender  Baum. 
Wird  innerlich  als  Calmans,  äusserlich  gegen  Glieder- 
schmerzen in  gleicher  Eigenschaft  angewandt,  uud  besitzt 
beim  Volke  den  Ruf  eines  Specificums  gegen  Dysenterie. 

Leite  de  sucuba.  Plumeria  phagadaenica.  Wird  in- 
nerlich in  der  Dosis  von  ^2  ^^^  ^  Drachme  mit  Kaffee 
oder  Ricinusöl  gegen  Würmer  gegeben;  als  topisches 
Heilmittel  gegen  Hautaffectionen  und  Warzen^  so  wie  als 
Pflaster  gegen  Gelenkrheumatismus. 

Leite  de  magaranduba.  Achras  paraensis.  Die  Milch 
ist  weiss  und  coagulirt  in  24  bis  30  Stunden,  wo  sie 
dann  grosse  Äehnlichkeit  mit  Gutta  percha  besitzt,  selbst 
in  ihren  Eigenschaften.  Der  Genuss  der  Milch,  selbst  in 
«ehr  verdünntem  Zustande,  verursacht  Diarrhöe. 

Leite  de  murure  oder  Mercurio  vegetal.  Ein  zu  den 
Kubiaceen  gehörendes  Gewächs.  Die  etwas  röthlich  ge« 
färbte  Milch  ist  ein  actives  Stimulans,  welches  auf  das 
Muscular-und  Nervensystem  sehr  energisch  einwirkt  und 
Kuf  als  Aphrodisiacum,  doch  besonders  als  antisyphiliti- 
sches Heilmittel  hat.  Die  Wirkung  nach  Genuss  dersel- 
ben ist  eine  copiöse  Diaphorese,  zuweilen  mit  wässerigen 
Evacuationen  und  vielen  Schmerzen  an  der  Wirbelsäule 
entlang,  so  wie  in  allen  Muskeln  und  Articulationen. 


166  Brasilianüeh^  Industrie' Au$8kllimg, 

Leite  de  murupica.  Extrabirt  aus  einem  kleinen 
Baume.  Dieselbe  wird  in  Cameta  mit  grossem  £rfo% 
als  Gegengift  bei  Verletzungen  mit  den  giftigen  Stacheln 
des  Kochens,  femer  zur  Heilung  von  Wunden  und  Drü'^ 
senverhärtungen  angewandt. 

Leite  de  sorva.  Von  einer  Pflanze,  wahrscheinlich 
einer  Asclepiadeef  abstammend.  Wird  von  den  Indianern 
am  Bio  Negro  vielfach  als  Kitt  benutzt. 

Leite  de  Quaximduba.  Ein  ausgezeichnetes  Anthel* 
minticum. 

Leite  de  Ume^y,    Ein  aromatisch  riechender  Milchsaft. 

Femer  noch  Milch  von  Amapa^  Caimbe,  Jacare^fiba, 
Bacury,  Jacataca  und  Muiratinga. 

Von  den  ätherischen  Oelen  war  bismerkenswerth 

das  Oleum  saseafraz  von  Nectandra  cymbarum.  Ist 
vOn  gelber  Farbe,  sehr  angenehmem,  intensiv  aromati- 
schem, schwach  fenchelartigem  Geruch.  Von  anfänglich* 
sdsslichem,  später  scharfem  Geschmack;  hat  1,094  spec» 
Gewicht.  Mit  Salpetersäure  sich  schön  roth  färbend ; 
durch  Alkalien  keine  Veränderung.  In  der  Heilkunde 
gegen  Rheumatismus  angewandt. 

Harze  und  Gummata. 

Resina  de  almecega.  Pistacia  lentiecus.  Aus  Amazonas, 
Ceara  und  Rio  Grande  do  Sul.  Ein  gelbliches,  etwas 
zähes  Harz  von  schwachem  Geruch. 

Resina  de  angico.  Pitecolobium.  Gegen  Lungen- 
krankheiten und  Heiserkeit,  besonders  ein  davon  berei- 
teter Syrup  gegen  Haemoptisia. 

Benjoim,  Benzoes,  Von  einem  Baume  Styrax.  Das- 
selbe soll  in  jeder  Hinsicht  die  officinelle  Benzoe  ersetzen» 

Das  schon  vielfach  bekannte  Jatobaharz,  der  brasi- 
lianische Copal  von  Hymenaea,  war  in  verschiedenen 
Sorten  vorhanden. 

Breo  de  Anani,  Von  einem  grossen  Baume,  welcher 
vielfach  an  den  Ufern  der  Flüsse  in  der  Provinz  Alto 
Amazonas  wächst;    1  Arroba   (32  Pfund)   wird   für  circa 


BramUaniMche  Indußhrie-Auagtdlung.  157 

t^^  Thir.  verkauft.  DaaHarz  wird,  nachdem  es  aus  dem 
Bftttme  geflossen,  mit  dem  Safte  der  Blätter  von  Batota^ 
«iner  Convolyulacee,  gemisefat,  damit  es  zäher  und  nicht 
brüchig  wird,  wo  es  dann  die  meiste  Anwendung  zum 
Kalfatern  der  Kähne  findet.  Wird  auch  gerühmt  als 
Bäucherung  gegen  Kopfschmerzen. 

Breo  de  aapo  oder  Cunauaru-icica,  Den  dieses  Harz 
liefernden  Baum  findet  man  nur  in-  Sümpfen.  Wird  als 
Bäucherung  gegen  Kopfschmerzen  benutzt. 

Renna  de  Jauara-icica.  Ein  etwas  zähes,  dunkel- 
farbiges, durchscheinendes  Harz,  von  starkem  Geruch. 
Wird  statt  Pech  benutzt. 

Eesina  de  lacre.  Von  dem  Baume  gleichen  Namens; 
ist  gelblichweiss,  ein  wenig  zähe,  geruch-  und  geschmack- 
los.   Man  benutzt  dasselbe  zur  Bereitung  des  Siegellacks. 

Breo  branco.  Weisses,  etwas  zähes  Harz  von  schwär 
chem  Geruch  und  scharfem  Geschmack;  mit  dem  Oele 
Ton  Andiroba  wird  ein  Pflaster  bereitet,  welches  als  Em- 
plaatrum  maturans  officinell  ist 

Meine  Sammlung,  welche  aus  den  verschiedensten 
brasilianischen  Naturproducten  und  daraus  erzielten  ana- 
lytischen Producten  bestand,  habe  ich  in  einem  kleinen 
Werke  in  portugiesischer  Sprache  publicirt  und  werde 
dasselbe  in  deutscher  Sprache  als  Fortsetzung  dieses  Auf- 
satzes senden. 

Die  mineralogische  Sammlung  zeigte  den  'ungeheu- 
ren Reichthum  Brasiliens  und  waren  so  zu  sagen  sämmt- 
licfae  mineralogische  Erzeugnisse  der  Welt  vertreten,  z.  B. 
aus  der  Provinz  Minas  Geraes:  Eisenalaun,  Schwefel- 
antimon von  Ouro  Preto,  Anthracit,  Aragonit  von  Morro 
velho,  Arsenik  von  Ouro  Preto,  Asbest  von  Caethä,  Be- 
ryll, Wismuth  von  S.Miguel  und  körniges  Wismuthoxyd 
von  Rio  de  Pedras,  Zinnober  von  Corrego  Trepuy,  kohlen- 
saures Bleioxyd  von  Melancias,  Chromblei  von  Goiabeira, 
Kobalt  aus  Antonio  Pereira,  kohlensaures  Kupferoxyd  mit 
Galenum  in  Melancias,  Cymophan  von  Itabira  do  Campo, 
Cyanit  von  Ouro  Preto,    Schwefel  von  Antonio  Pereira, 


158  Brdsüianische  Industrie 'Ausstellung. 

Smaragde  von  Minas  Novas,  kömiges  Zinnoxyd  von  Bio 
das  VeihaSy  Euklas  yon  Cachambu^  Eisenerze  der  ver- 
schiedensten Art;  wovon  bekanntlich  die  Provinz  einen 
enormen  Reichthum  besitzt;  Granaten  von  Parahybua^ 
Graphit  von  Barreiras,  Amethyste^  Jaspis  von  Sabara, 
Limonit  von  Antonio  Pereira^  Salpeter  von  Tamandaa  und 
von  Piomby  und  Diamantina,  Bleierz,  schwefelsaures 
Eisenoxydul,  Titan  von  Corrego  Mangala,  Topase  von  Ita- 
biradoUampo,  Turmalinevon  Cachoura  do  Campo,  Gold- 
erze von  den  verschiedensten  Orten. 

Aus  der  Provinz  Bahia:  Eisenalaun  von  Jequitin- 
honha^  rothen  Marmor  von  Ilheos,  Pyrolusit  von  Nazareth. 

Aus  der  Provinz  Ceara:  Kohlensaures  Natron  von 
Serra  grande,  Kreide  von  Crato,  Kaolin  von  Batateira, 
bituminöser  Kalkschiefer  von  Serra  de  Araripe. 

Aus  der  Provinz  Maranhao :  Hydraulischer  Kalk  von 
Ajucum,  Kreide  von  Grajahu,  bituminöser  Thonschiefer 
von  Chapada. 

Aus  der  Provinz  Mato  Grosso :  Kohlensaures  Kupfer- 
erz von  Jouru, 

Aus  der  Provinz  Parana:    Jade  von  Guarapuava. 

Aus  der  Provinz  S.  Paulo:  Anthracit  von  Itapeti- 
ninga^  Steinkohle  ebendaher,  Magneteisen  von  Ipanema, 
bituminöser  Schie&r  von  Pirapora. 

Aus  der  Provinz  Rio  Grande  do  Norte :  Magneteisen 
von  Oppodi,    Kreide  von  Natal. 

Aus  der  Provinz  Rio  de  Janeiro:  Kalksteine  von 
Cantagallo  etc.,  Kaolin  von  Nitheroy,  Marmor  von  der 
Parahyba-Campos. 

Aus  der  Provinz  Santa  Catharina:  Steinkohle  von 
Arroio  das  Palmeiras^  von  Passa  Dous  und  von  Laguna, 
bituminöser  Schiefer  von  Morro  di  Taio  und  S.  Gabriel^ 
schwefelsaures  Natron  von  Itajahy. 

Aus  der  Provinz  S.Pedro:  Agate  von  RioPardo  und 
von  Pirapo,  Barytina  von  CaQapava,  Basalt  von  Serra  do 
Roque,  Steinkohlen  von  Capellinha  de  Campane,  Curral 
Alto,  Herval,  Sandy,  Serra  do  Roque  und  aus  der  Mine 
von  Ricardo,  kohlensaures  Kupfererz  von  Curral  Alto. 

(Fortsetzung  folgt) 
Cantagallo,  im  Februar  1863.  Theodor  PeckoU, 


159 


111.  nionatsberleht« 


QtaBtitatife  BfstiHHUg  der  Starke« 

Man  digerirt  die  starkem ehihaltige  Substanz,  nach- 
dem man  sie  vorher  getrocknet  hat,  mit  einer  alkoholi- 
schen Kalilösong  bei  110^^  welche  man  durch  Auflösen 
von  5— 6Th.  festen  Kalihydrats  in  94— 95  Th.  •  möglichst 
absoluten  Alkohols  bereitet.  Die  Digestion  geschieht  ent- 
weder in  zugeschmolzenen  Qlasröhren  oder  in  einem  luft- 
dicht verschliessbaren  Gelasse  aus  Silber;  sie  dauert  18  bis 
30  Stunden.  Auf  2—3  Grm.  der  getrockneten  Substanz 
nimmt  man  25—30  Grm.  Kalilösung;  durch  diese  Opera- 
tion gelangen  nach  und  nach  alle  Proteinsubstanzen  in 
eine  in  Alkohol  oder  Wasser  lösliche  Verbindungsform, 
gleichzeitig  werden  alle  Fette  verseift  und  eben  so  wie 
der  Zucker,  das  Dextrin  etc.  in  einen  Zustand  versetzt, 
dass  sie  sich  nachher  leicht  durch  Wasser  oder  Akohol 
auswaschen  lassen.  Endlich  geht  auch  ein  Theil  der  in 
den  Pflanzensubstanzen  enthaltenen  mineralischen  Säuren 
in  die  Lösung  über.  Die  Stärkemehlkömer  erfahren  hier- 
bei weder  qualitativ  noch  quantitativ  eine  Veränderung. 
Dasselbe  gilt  von  der  Cellulose  und  einigen  anderen  Stof- 
fen, (Cuticularsubstanz,  Schleim,  einige  Salze,  Kork  etc.), 
das  Ganze  aber  ist  in  einen  solchen  Zustand  der  Auflocke- 
rung versetzt,  dass  die  weiter  anzuwendenden  Agentien 
leicht  und  schnell  zur  Wirkung  gelangen.  Nachdem  die 
Digestion  vollendet  ist,  filtrirt  man.  Enthalten  die  Pflan- 
zenstofle  viel  Oel,  so  wird  heiss  flltrirt,  dann  mit  heissem 
absoluten  Alkohol,  später  mit  kaltem  gewöhnlichen  Spiritus 
und  endlich  mit  kaltem  destillirten  Wasser  ausgewaschen, 
bis  dieses  nichts  mehr  auflöst.  Bei  schleimfaaltigen  Samen 
fügt  man  dem  Auswaschwasser  8  —  10  Proc.  Weingeist 
hinzu.  Der  getrocknete  Rückstand  auf  dem  Filter  wird 
entweder  mit  einer  öprocentigen  wässerigen  Salzsäure 
erhitzt  oder  mit  einem  concentrirten  Malzauszuge  bei 
56^  digerirt,  bis  alle  Stärke  in  Zucker  umgewandelt  ist. 
In  beiden  Fällen  braucht  man  den   gut   ausgewaschenen 


160  Stärke  in  unreifen  Früchten» 

Rückstand  nar  zu  wägen  und  den  Verlust  als  Stärke  zu 
berechnen.  Den  kleinen  Fehler;  welchen  man  bei  Anwen- 
dung von  Salzsäure  dadurch  begeht;  und  dies  gleich- 
zeitig etwas  von  den  noch  vorhandenen  mineralischen  Sub- 
stanzen auflöst;  kann  man  vernachlässigen;  oder  man  dun- 
stet den  zuckerhaltigen  Auszug  eiu;  verbrennt  im  Platin- 
schälchen  und  bestimmt  die  Asche.  Bei  Anwendung  von 
Malzauszug  wird  nur  die  Stärke  gelöst.  Will  man  die 
Differenzbestimraung  umgehen  und  den  Stärkegehalt  aus 
dem  gebildeten  Zucker  entweder  durch  Reduction  mittelst 
Kupferoxyds  oder  durch  Gäfarung  bestimmen;  so  muss 
natürlich  Salzsäure  (Schwefelsäure  oder  Oxalsäure)  ange- 
wendet werden.  Bei  schleimigen  Substanzen  wendet  man 
zur  Ausziehung  des  Stärkmehls  eine  concentrirte  Koch- 
salzlösung» an,  der  man  etwas  Salzsäure  zusetzt ;  das  darauf 
vorzunehmende  Auswaschen  geschieht  mit  weingeisthalti- 
^em  Wasser.  Nach  dieser  Methode  hat  Drag  endo  rff 
folgende  Bestimmung  ausgeführt. 

A.  Verlust  beim  Trocknen.  B.  Verlust  bei  der  Be- 
handlung  mit  alkoholischer  Kalilösung.  C.Stärke.  D.  Cellu« 
loso;  Kork;  Ljgniu;  Cuticuk;  Schleim  und  Mineralstoffe« 

A.  B.  C.  D. 

Weizen 13,2  18,7  59,5  8,6 

Weizenmehl , 15,8  12,6  68,7  2,9 

Roggen 11,0  23,2  59,7  6,1 

Hafer   11,9  22,1  46,6  20,4 

Gerste 11,5  23,5  57,5  7,5 

Thimothesamen    12,6  29,9  45,0  12,5 

Reis  (geschält)   13,3  17,1  61,7  7,9 

Erbsen    5,0  34,2  37,3  23,5 

Bohnen  (weisse) 16,7  45,1  33,0  5,2 

Kleesamen 10,8  60,0  10,8  18,4 

Leinsamen 7,6  46,1  23,4  22,9 

Senfsamen  8,5  51,5  9,9  30,5 

Rapssamen 5,8  63,5  8,6  21,1 

Teltower  Rüben,  trockene  Substanz —  79,8  9,5  10,4 

Kartoffeln,  trockene  Substanz  —  31,6  62,5  5,9 

{Pharm.  Zeitschrift  Russland,  1862.  —  Chem.  Centrbl.  1862. 
Nr.  33.)  B. 

lieber  die  Starke  in  unreifeii  Froehteii« 

Die  vielfache  Annahme^  dass  man  in  den  unreifen 
Früchten  durch  unsere  bekannten  Mittel;  das  Jod  und  das 
Mikroskop;  keine  Stärke  nachweisen  könne,  ist  von  P  ay  e  n 
entkräftet  worden.  Im  Nachfolgenden  zeigt  derselbe,  dass 
diese  Nachweisung  selbst  in  den  verschiedensten  Theilen 


Stärke  in  unreifen  Früchten.  161 

derselben  Fracht  und  zu  allen  Zeiten  der  Entwickelung, 
Ja  selbst  beim  Eintritt  der  Reife  leicht  gelingt.  Man 
schneidet  eine  dünne  Scheibe  parallel  zur  Achse  der  zu 
untersuchenden  Frucht  ab^  bringt  diese  augenblicklich  in 
Wasser,  um  die  Wirkung  der  Luft  auf  die  sich  färben« 
den  Substanzen  zu  verhindern  und  alle  löslichen  Stoffe 
zu  entfernen,  welche  Jod  absorbiren  könnten.    • 

Nachdem  man  vollständig  mit  Wasser  ausgewaschen 
hat,  legt  man  die  Scheibe  in  eine  wässerige,  schwach  mit 
Alkohcn  versetzte  Jodlösung  während  1  —  2  Standen,  bis 
sich  die  Färbung  zeigt. 

Auf  solche  Weise  präparirte  Scheiben  von  Aepfeln, 
Birnen,  Quitten  im  ersten  Viertel  und  in  der  H|llfte  ihrer 
Entwickelung  zeigen  eine  sehr  intensive  blaue  und  violette 
Färbung,  ein  Beweis  für  die  reichlichen  Stärkeablagerun* 
gen  unter  der  Epidermis,  dann  im  ganzen  Zellgewebe 
des  Pericarpiums  etc. 

Bei  Beobachtung  der  Stärke  eines  halbreifen  Apfels 
unter  dem  Mikroskop  zeigte  sich,  dass  unter  diesen  Stärke- 
körnern viele  gruppenweise  zu  2  oder  3  vereinigt  sind. 
Payen  sah  bei  Birnen,  dass  bei  herannahender  vollkom- 
mener Reife  Stärkekömer  nahe  dem  Fruchtstiel  und  im 
frössten  Theile  des  Pericarpiums  vollständig  verschwän 
en,  während  sie  sich  noch  nahe  der  Epidermis  und  nahe 
dem  Kernhaus  zeigten. 

Aehnliche  Beobachtungen  machte  derselbe  an  Quit- 
ten, und  besonders  schön,  wenn  durch  Alkohol  vorsich- 
tig die  grosse  Menge  gelber  Substanz  entfernt  worden  war, 
welche  sie  enthalten. 

Schon  früher  hat  Payen  nachgewiesen,  dass  der 
Entstehung  der  grössten  Menge  Zucker  in  den  Stengeln 
und  Blättern  der  jungen  Zuckerrohrpflanzen  eine  Bildung 
von  Stärke  vorangeht.  Hier  scheint  aber  die  Stärke  nur 
secernirt  zu  werden,  um  nacheinander  aus  einem  Gewebe 
ins  andere  überzugehen  und  dann  den  bleibenden  Zustand 
der  Cellulose  anzunehmen. 

Schliesslich  bemerkt  Payen  noch,  dass  so  leicht  und 
einfach  die  angegebenen  Versuche  zur  Nachweisung  der 
Gegenwart,  so  wie  der  Veränderungen  und  der  Menge  der 
.  Stärke  in  den  Pflanzenzellen  sind,  sich  dabei  doch  immer 
beobachten  lasse,  dass  durch  die  gefärbten  oder  färbenden 
Stoffe  und  durch  die  stickstoffhaltigen  Körper  die  Reaction 
vereitelt  werden  kann.  Eine  andere  Ursache  zu  Irrungen 
könne  endlich  in  einer  speci eilen  Eigenschaft  der  Stärke 
selbst  liegen,  wenn  sie  z.  B.  in  sehr  kleinen  Kömern  zu- 

Arch.  d.  Pharm.  CLXV.  Bds.  2.  Hft.  H 


162    Üeber  den  in  den  sauren  FrüeJiten  enthaltenen  Zucker 

sammengehäuft  vorkommt,  wo  sie  dann  fähig  ist,  das  Jod, 
-welches  die  Substanz  violett  färbt,  freiwillig  wieder  ab- 
duDsten  zu  lassen.  Dies  ist  z.  B.  bei  der  Stärke  der 
Cacao  der  Fall,  die  von  geschickten  Chemikern  verkannt 
worden  ist,  obwohl  ihre  Menge  10  Proc.  der  entschälten 
Bohnen  beträgt. 

Diese  Eigenthümlichkeit  der  normalen  Cacaostärke 
erleichtert  die  Auffindung  von  gewöhnlicher  Stärke  in 
Cacaopräparaten,  indem  die  gewöhnliche  Stärke  die  blaue 
Färbung   behält.      (Journ,  f\Ji/r  p^^akt.  Chem.    Bd.  86,   8,) 

B. 


Heber   4eH  in   den   sauren   Früchten   enthaltenen 

Zacker 

hat  H.  Buignet  eine  schätzenswerthe  Arbeit  im  Compt. 
renduy  Bd.  öl.  894  in  folgenden  14  Sätzen  veröffentlicht: 

1)  Die  sich  gewöhnlich  in  den  sauren  Früchten  vor- 
findende Zuckerart  ist  Rohrzucker  (C*2H1J0^*),  welcher 
durch  seine  Eigenschaften  und  sein  Drehungsvermögen 
mit  dem  aus  dem  Zuckerrohr  und  den  Runkelrüben  ge- 
wonnenen identisch  ist. 

2)  Während  des  Reifens  der  Früchte  ändert  sich  die- 
ser Zucker  allmählich  in  Invertzucker  (C*2H'20^2)  um,  wel- 
cher zufolge  seiner  Eigenschaften  und  seines  Drehungsver- 
mögens mit  dem  durch  Einwirkung  von  Säuren  oder  Fer- 
menten auf  Rohrzucker  gebildeten  identisch  ist. 

3)  Untersucht  man  den  Zucker  zur  Zeit  der  vollstän- 
digen Ileife,  *  so  findet  man  ihn  in  den  verschiedenen 
Früchten  verschieden  zusammengesetzt,  indem  er  bald  nur 
aus  Invertzucker,  wie  in  den  Weintrauben,  den  Johannis- 
beeren, den  Feigen,  bald  aus  einem  veränderlichen  Gemenge 
von  Rohrzucker  und  Invertzucker,  wie  in  den  Ananas, 
Aprikosen,  Pfirsichen,  den  Aepfeln,  Birnen  etc.  besteht. 

4)  Der  Grund  dieser  Verschiedenheiten  liegt  nicht 
in  der  Sauerheit  der  Früchte.  Die  Erfahrung  beweist, 
dass  die  organischen  Säuren  nach  Verhältniss  ihrer  rela- 
tiven Menge,  des  Zustandes  ihrer  Verdünnung  und  der 
niedrigen  Temperatur,  bei  der  sie  wirken,  nur  eine  ge- 
ringe umwandelnde  Wirkung  auf  den  Rohrzucker  haben. 
So  enthält  die  Citrone,  die  so  sehr  sauer  ist,  mehr  als 
1/4  ihres  Zuckers  als  Rohrzucker,  während  die  Feige, 
welche  kaum  sauer  ist,  nur  Invertzucker  enthält.  Ebenso 
findet  sich  in  dem  Zucker  der  Aprikoscj  Pfirsiche  etc. 
gegen  70  Proc.  Rohrzucker,  während  sich  nicht  eine  Spur 


lieber  den  in  den  sauren  Früchten  enthaltenen  Zucker.    163 

davon  in   den  Weintrauben   und  Kirschen   findet^   deren 
Säure  doch  sehr  gering  ist. 

ö)  Die  Verschiedenheiten,  welche  die  relativen  Men- 
gen dieser  beiden  Zuckerarten  darbieten^  scheinen  durch 
den  Einfluss  einer  stickstoffhaltigen  Materie  hervorgerufen 
zu  werden,  welche  die  Rolle  eines  Glycose  bildenden 
Fermentes  spielt,  ähnlich  dem  von  Berthelot  neuerdings 
aus  der  Bierhefe  gewonnenen. 

6)  Vergleicht  man  die  Wirkung  der  Säure  und  des 
Fermentes  in  demselben  Fruchtsafte,  indem  man  in  einem 
Theile  desselben  das  Ferment  durch  Alkohol  fallt,  im 
andern  die  freie  Säure  durch  kohlensauren  Kalk  neutra- 
lisirt,  so  zeigt  sich,  dass  im  ersteren  Falle  der  Zucker 
längere  Zeit  keine  merkliche  Veränderung  erleidet,  wäh- 
rend er  im  zweiten  Falle  vollständig  umgewandelt  wird, 
selbst  nach  Verlauf  von  24  Stunden. 

7)  Zwischen  dem  Rohrzucker  und  dem  Invertzucker 
findet  eine  so  innige  Verwandtschaft  statt,  dass  man  nur 
mit  vieler  Mühe  sie  von  einander  trennen  kann.  So  ver- 
liert der  Rohrzucker  seine  Krystallisirbarkeit,  wenn  mit 
ihm  die  fferingste  Menge  Invertzucker  vorkommt. 

8)  Man  scheidet  den  Rohrzucker  am  besten  nach  dem 
von  Peligot  zur  Analyse  der  Melasse  angewendeten  Ver- 
fahren aus  den  Früchten  ab,  indem  man  durch  Kochen 
(Bin  Kalksacharat  erzeugt  und  dieses  durch  Kohlensäure 
zersetzt  Hierbei  krystallisirt  der  Zucker  häufig  nicht 
nnd  wird  auch  nicht  in  genügender  Menge  erhalten,  wenn 
xnan  nicht  mehrmals  mit  Kalk  behandelt  und  die  syrup- 
artige  Lösung  mit  Alkohol  auszieht,  aus  dem  er  sieb  ab- 
scheidet. Auf  diese  Weise  erhielt  Buignet  den  krystal- 
Üsirbaren  Zucker  aus  der  Pfirsiche,  der  Aprikose,  der 
Pflaume,  dem  Apfel  etc. 

^)  Die  reichliche  Menge  der  in  den  Pflanzen  vorhan- 
denen Stärke  lässt  vermuthen,  dass  sie  die  eigentliche 
Quelle  des  Zuckers  in  den  Früchten  ist.  Man  kann  sie 
aber  weder  durch  das  Mikroskop,  noch  durch  Jod  was* 
ser  in  den  unreifen  Früchten-  nachweisen.  Andererseits 
ist  der  Zucker,  welcher  aus  Stärke  durch  künstliche  Um- 
bildungen entsteht,  eine  um  33^  nach  Rechts  drehende 
Glycose,  während  der  in  den  sauren  Früchten  vorkom- 
mende Zucker,  entweder  ganz  oder  theilweise  invertirter 
Rohrzucker  ist. 

10)  In  den  grünen  Früchten  ist  ein  Stoff  enthalten, 
welcher  Jod  noch  energischer  absorbirt,  als  die  Stärke, 
nnd  damit  eine  farblose  Verbindung  bildet.     Dieser  Stoff 

11* 


164  Das  Caramelan, 

hat  adstringirende  Eigenscliaften  und  scheint  den  meisten 
«einer  Eigenschaften  nach  dem  Tannin  nahe  zu  stehen. 

11)  Fägt  man  dem  Safte  einer  grünen  Frucht  so  viel 
Jod  ZU;  als  er  aufnehmen  kann,  so  scheidet  sich  eine 
Verbindung  von  Jod  und  diesem  adstringirenden  Stoffe 
auS;  welche  nach  dem  Auswaschen  mit  verdünnten  Säu- 
ren bei  geeigneter  Temperatur  Zucker  bildet. 

12)  Der  aus  dem  Gerbstoff  der  Galläpfel  durch  ver- 
dünnte Schwefelsäure  entstehende  Zucker  drehte  nach 
RechtS;  und  zwar  eben  so  stark  wie  die  Glycose  der  Stiixke. 
Der  aus  dem  Gerbstoffe  der  grünen  Früchte  unter  den- 
selben Umständen  entstehende  Zucker  drehte  gleichfalls 
nach  Rechts  und  ist  identisch  mit  dem  Stärkezucker. 

13)  In  den  grünen  Bananen  findet  man  stets  viel 
Stärke  und  Gerbstoff,  welche  beide  gleichzeitig  abnehmen, 
so  dass  sich  zuletzt  keine  Spur  beider  in  den  reifen  Bananen 
vorfindet.  Der  an  ihrer  Stelle  auftretende  Zucker  ist 
Rohrzucker. 

14)  Es  besteht  daher  eine  wesentliche  Verschieden- 
heit zwischen  den  künstlichen  Methoden  der  Zuckerbildung 
AUS  Tannin  oder  Stärke  und  den  Umwandlungen  in  der 
Natur. 

Ebenso  existirt  eine  sehr  grosse  Verschiedenheit  zwi- 
schen dem  zackerartigen  Stoffe  der  Früchte,  je  nachdem 
er  sich  unter  dem  Einflüsse  vegetativer  Kräfte  oder  ohne 
diese  gebildet  hat,  und  der  Versuch  zeigt,  dass  der  in 
vom  Baume  getrennten  Bananen  sich  bildende  Zucker 
nicht  Rohrzucker,  sondern  Invertzucker  ist.  {Journjüt 
prakt,  Chemie.  Bd.  86.  8).  JB.  . 


Das  Caramelan 

lässt  sich  nach  G^lis  farblos  erhalten^  wenn  man  mit 
Stärkezucker  operirt  und  das  Product  mit  roher  Knochen- 
kohle behandelt.  Dieses  farblose  Caramelan,  ebenso  wie 
das  durch  einige  Spuren  von  Unreinigkeiten  gefärbte  Cara- 
melan bilden  keinen  Zucker  ^wieder,  während  das  Gluco- 
san  unter  dem  Einfiuss  des  Wassers  und  der  Säuren  wie- 
der Zucker  liefert.  (GSlis,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phya. 
Aoät.  1862.) 

Damit  stimmen  Pohls  Versuche,  den  Caramel  wie- 
der in  Zucker  zu  verwandeln,  d.  h.  Pohl  hatte  noch  G 1  y- 
oosan  in  seinem  sogenannten  Caramel.        (Gelis  ebendas.). 

H.  Ludwig. 


IMdampyrin  u.  Didcit,  —  Aepfelsaure  Magnesia.      165 

IJwiwaiidlug  des  Zuckers  in  Mamiit 

Die  Ueberftihrung  des  Zackers  in  Mannit  geling, 
wie  Ed.  Linnemann  berichtet^  wenn  man  auf  einecon- 
centrirte  Lösung  von  durch  Schwefelsäure  modificirtem 
Rohrzucker  Natriumamalgam  einwirken  lässt.  Die  sogleich 
eintretende  Wasserstoffentwickelung  hört  auf,  sobald  die 
Flüssigkeit  schwach  alkalisch  geworden  ist.  Nach  vollende- 
ter Reaction^  die  man  durch  äusseres  Abkühlen  mässigt,  über- 
sättigt man  schwach  mit  Schwefelsäure,  stumpft  den  Ueber- 
schuss  der  letzteren  mit  Kreide  ab  und  entfernt  die  Haupt- 
menge des  Schwefelsäuresalzes  durch  -  Eindampfen,  Kry- 
stailisiren  und  Zusatz  von  Alkohol.  Aus  der  eingeengten 
Flüssigkeit  setzt  sich   dann  der  Mannit  in  Krystallen  ab. 

Die  Bildung  des  M annits  wird  hier  dadurch  veranlasst^ 
dass  der  frei  werdende  Wasserstoff  an  den  Zucker  tritt: 

Zucker  Mannit 

•        C»2Ht20i2  4-  H2  =  Ci2HHO»2. 

{Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  CXXIII.  136— 140.)  G. 


Identität  Tan  Melampyrin  and.DaIcii 

Nach  den  Versuchen  von  L.  6  i  Im  er  ist  das  von 
Hüjiefeld  in  dem  Kraut  von  Melampyrum  nemorosum 
entdeckte  und  später  von  Eichler  auch  in  Scrophnlaria 
nodosa  und  Rhinanihus  Crista  galli  nachgewiesene  Me- 
lampyrin  und  die  aus  Knollen  von  Madagascar  darge- 
stellte Dulcose  (jetzt  gewöhnlich  Dulcit  genannt)  ein  und 
derselbe  Körper.  Beide  sind  nach  der  Formel  C*2H*2  0to 
zusammengesetzt  und  besitzen  dieselben  chemischen  und 
physikalischen  Eigenschaften.  (Ann.  der  Chem.  u.  Pharm. 
CXXlIl.  372—877).  O. 

Aepfelsaure  Magnesia. 

Fr  ick  hinger  fand  in  einem  Extractum  Cardui  ie^ 
nedieti  äpfelsaure  Magnesia  mit  wenig  äpfelsau- 
rem Kalk^  Das  Extract  war  aus  blühendem  und  ge- 
trocknetem Kraute  bereitet. 

Wahrscheinlich  ist  die  Zusammensetzung  der  im 
Extract  zu  verschiedenen  Zeiten  und  von  verschiedenen 
Beobachtern  gefundenen  Salze,  als  Salpeter,  Chlorkalium^ 
schwefelsaures  Kali,  schwefelsaurer  Kalk,  essigsaures  Kali, 
verschieden  je  nach   der  Vegetationsperiode   der  Pflanze, 


» 

166  Salze  u.  krystäUisirte  Stoffe  in  Extracten. 

je  Bach  dem  Boden,  worauf  die  Pflanze  gewachsen  ist^ 
und  je  nach  der  Düngung;  welche  dieser  Boden  erhal- 
ten hat.   {Wittstein' 8  Vierteljahrsschr.  Bd.  IL  Hft.2.)    JB. 


lieber  das  Vorkommen  ?on  Salzen  und  krystalliiiischeii 

Stoffen  in  den  Extraeten, 

Die  Frage;  welche  kristallinische  Salze  können  in 
Pflanzenextracten  vorkommen;  lässt  sich  schon  a  priori  beant- 
worten; wenn  man  bedenkt;  welche  Säuren;  welche  Basen 
und  welche  krystallisirbare  indifferente  Stoffe  in  den  Pflan- 
zensäften überhaupt  vorkommen. 

Unter  den  organischen  Säuren  kommen  hauptsächlich 
folgende  in  den  zur  Extractbereitung  dienenden  Pflanzen- 
stoffen  vor:  Oxalsäure;  Essigsäure;  Fumarsäure;  Aepfel- 
säure;  Weinsäure;  Bernsteinsäure;  BaldriansäurC; .  China- 
säure. 

Unter  den  anorganischen  Säuren :  Salpetersäure;  Salz- 
säure; Schwefelsäure  und  Phösphorsäure. 

Diese  Säuren  sind  theils  frei  in  der  Pflanze  vorhan- 
den, theils  an  Kali;  Natron^  Kalk;  Tälkerde  und  Ammo- 
niak gebunden. 

Unter  den  indifferenten  krystallinischen  Stoffen  kom- 
men hier  in  Betracht:  Traubenzucker;  Mannit;  Inulin, 
Cubebin. 

Im  Folgenden  will  ich  einige  Pflanzenanalysen  unter 
besonderer  Berücksichtigung  ihres  Salzgehaltes  aufführen : 

Aus  der  Familie   der  Compositae  (Synan- 
thereae) : 

Artemisia  Ahsinthium  enthält  nach  Braconnat  sal- 
petersaures Kali;  Chlorkalium  und  schwefelsaures  Kali; 
nach  Kunzemüller  auch  schwefelsauren  Kalk. 

Amica  montana  Kali-  und  Kaiksalze  nach  Wei- 
senburg. 

Cnicus  henedictus  schwefelsaures  Kali;  Chlorkalium; 
schwefelsauren  Kalk  nach  Seitmann. 

Inula  helenium  ausser  dem  Alantkampfer  undlnuliu; 
noch  Kali-,  Kalk-  und  Magnesiasalze  nach  John. 

Taraxacum  officinale  schwefelsaures;  phosphorsaures 
Und  salzsaures  Kali  und  Kalk  nach  John;  nach  Walti 
12  Procent  Inuliu;  auch  Ammoniak  und  Schwefel  nach 
Pleischl, 


..j 


Salze  u,  krystallüirte  Stoffe  in  Extracten.  167 

Aus  der  Familie  der  Umbeiliferen: 

Conium  maculcUum  salzsaures  Natron  nach  Battley; 
essigsaures  Kali  und  Ammoniak  nach  Gold  in  g  Bird. 

Ligusticum  hvisHcum  essigsaures  Kali  nach  T  r  6  m  m  s- 
dorff. 

Aus  der  Familie  der  Solan^eae: 

Nicotiana  Tabacum',  nach  Vauquelin  Aepfelsäure^ 
Essigsäure,  salzsaures  Ammoniak  und  Kali;  Salpeter,  klee- 
sauren und  phosphorsauren  Kalk. 

Hyoscyanius  niger]  Brandes  fand  im  Samen  phos- 
phorsaure, äpfelsaure,  schwefelsaure,  salzsaure  Kali-,  Kalk- 
und  Magnesiasalze. 

Datura  Stramonium ;  nach  Brandes  im  Samen :  essig- 
saures und    äpfelsaures  Kali  und  Kalk. 

In  Pflanzen  anderer  Familien: 

Im  Acorus  Calamtis  fand  Trommsdorff  phosphor- 
saures Kali  und  Inulin. 

Chinasaurer  Kalk  ist  enthalten  in  Cortex  Chinae 
HuanucOf  Königschina,  in  der  harten  gelben  China,  in  der 
rothen  spanischen  China  nach  Analysen  von  Pelletier 
und  Caventou';  auch  in  der  gemeinen  Loxa  nach 
Carl  Bucholz  Sohn. 

Die  Coloquinten  enthalten  phosphorsauren  Kalk  und 
phosphorsaure  Magnesia  nach  Meissner. 

Digitalis  purpurea  weinsaures  Kali  und  kleesaures 
Kali  nach  Haase. 

Fumaria  officinalis  Chlorkalium,  weinsauren  und 
schwefelsauren  Kalk  nach  Merck. 

lAgnum  guajaci  äpfelsauren  Kalk  nach  Tromms- 
dorff. 

Lignum  quassiaSy  Oxalsäuren,  weinsauren,  Salzsäuren^ 
schwefelsauren  Kalk  und  auch  Ammoniak.  Benner- 
scheid  in  Brandes  Archiv,  Band  36.  pag.  255. 

Mad.  Rhei  Oxalsäuren  Kalk. 

Rad,  valerian.  Baldriansäure. 

Was  nun  das  Vorkommen  der  Salze  in  den  Extrac- 
ten selbst  betriflft,  so  hängt  dasselbe  ab  von  der  entweder 
zu  dünnen  oder  zu  trockenen  krümeligen  Consistenz  der- 
selben und  auch,  zumal  was  den  Ammoniak-  und  Salpeter- 
säuregehalt betrifft,  von  dem  Alter  der  Extracte.  So  findet 
sich  z.  B.  die  mittelst  der  Realschen  Presse  bereitete 
Mellago  Taraxaci  wenige  Wochen  nach   ihrer  Bereitung 


.168  Salze  u.  krystaü,  Stoffe  in  Extracten. 

zu  einer  festen  Masse  von  körnig  krystailnisch  abgeschiedenen 
milchsaiiren  Kalk  erstarrt;  das  ätherische  Cubebenextract 
zeigt  öfters  wasserhelle  grosse  Krystalle  von  C  u  b  e  b  i  n ;  das 
kalt  bereitete  Chinaextract  bietet  hübsche  Krystallisattonen 
TOn  chinasaurem  Kalke  dar.  Hauptsächlich  sind  es 
die  aus  frischen  Kräutern  bereiteten  ExtractC;  wie  £b^r, 
Coniif  Hyoacyamiy  welche  häufig  Krystalle  in  ihrer  Masse 
eingemengt  enthalten;  dann  Extr.  Fumariae,  Quassiae,  Bley 
fand  in  einem  einige  Jahre  alten  Eaßtr,  Stramonii  spiessige 
Krystalle  von  salpetersaurera  Kali^  desgleichen  im 
Extr,  Lactucae  virosae]  im  Ex^,  hyoscyami  fand  er  würf- 
lige Krystalle  von  Chlorkalium.  Auf  altem  Extractum 
Helenii  scheiden  sich  zuweilen  flockige  Krystalle  von 
Alantkampfer  ab. 

C,  Zwenger  hat  das  Dasein  von  Bernsteinsäure  in 
dem  Wermuthkraute  nachgewiesen.  Doch  wird  man  ihre 
Salze  wohl  nicht  im  Extr,  Äbsynthii  krystallisirt  finden^ 
denn  40  Pfd.  trockene  Wermuthpflanzen  geben  kaum  1  Grm. 
freie  Säure.  Die  Bernsteinsäure  ist  in  der  Pflanze  an 
Kali  gebunden ;  behandelt  man  Wermuthextract  direct  mit 
Aether,  so  erhält  man  keine  Bernsteinsäure;  unterwirft 
man  es  aber  der  trockenen  Destillation^  so  lässt  sich  in 
den  Destillationsproducten  Bernsteinsäure  nachweisen; 
dies  deutet  auf  die  Gegenwart  von  saurem  bernsteinsauren 
Kali  in  dem  Extract  hin.  (Ann.  der  Pharm,  XLVIII.  pag. 
122  —  125,) 

Manchmal  mag  sich  wohl,  wenn  auch  nicht  krystal- 
lisirt, essigsaures  Kupferoxyd  in  den  Extracten  befinden^ 
selbst  dann,  wenn  die  Pflanze  davon  keine  Spur  enthält. 
Der  ausgepresste  Saft  von  Lactuca  sativa  z.  B.,  selbst 
wenn  er  nur  während  einer  Nacht  und  eines  Tages  im 
kühlen  Laboratorium  stehen  bleibt,  um  sich  abzusetzen^ 
entwickelt  gegen  das  Ende  des  Abdampfens  reichlich 
Essigsäure.  Wenn  dann  Kupferpfannen  (schlecht  ver- 
zinnte sind  nicht  besser)  gebraucht  würden,  so  würde  frei- 
lich die  Essigsäure  gebunden,  aber  an  Kupfer. 

Zu  dieser  Art  von  Salzen  gehört  nun  auch  das 
schwefelsaure  Zinkoxyd,  welches  Rück ol dt  in  einem 
Extracte  beobachtete. 

Koehnke  hat  die  Gegenwart  von  Bernsteinsäure 
in  dem  Safte  der  Lactuca  virosa  und  sativa  dargethan  und 
zwar  in  der  letzten  Pflanze  auf  100  Pfund  frische  Lac- 
tuca sativa  122  Gran;  sodann  noch  11  Drachmen  ausge- 
trocknete Aepfelsäure ;  in  50  Pfund  frische  Lactuca  virosa, 


Anisöl' Chinin.  169 

28  Or.  reine  Bemsteinsäure  und  3  Drachmen  ausgetrock- 
nete Aepfelsäure. 

Ebenso  bestätigte  Koehnke  einen  Gehalt  von  Oxal- 
säure in  Lactucariumj  wodurch  das  Verhalten  einer  wässe* 
rigen  Lösung  desLactucarium  gegen  einen  wässrigen  Opium- 
auszug, welcher  dadurch  gefällt  wird,  sich  erklären  lässt, 
CS  bildet  sich  nämlich  alsdann  oxalsaures  Morphin  oder 
Narcotin. 

Meine  eigenen  mit  Kromayer  unternommenen  Un- 
tersuchungen des  Lactucariums  haben  die  Existenz  der 
Oxalsäure  und  des  Mannits  im  Lactucarium  ergeben.  Oft 
blühen  Krystalle  derselben  aus  altem  Lactucarium  aus. 

JSxtr,  Fumariaey  alt  und  trocken  geworden,  zeigte 
eine  Efflorescenz  von  Chlorcalcium  und  Chlormagne- 
fiium,  welche  sich  zu  einander  verhielten  wie  6,949  kryst. 
CaCl  und  4,746  kryst.  MgCl. 

Extr,  Guajad  ligni  war,  wie  Freiberg  beobachtete 
(Archiv  d.  Pharm,  Bd.  49,)  durch  Alter  grobkörnig  ge- 
worden und  verdankt  diese  BeschaflFenheit  der  Gegenwart 
von  Chlorkalium  würfelchen,  die  ein  wenig  CaO,  SO^ 
enthielten.  H,  Ludwig. 

9 

Deberföhrnng  des  CinehoiiiiH  in  eine  dem  Chinin 

isomere  Base. 

Bekanntlich  unterscheidet  sich  Cinchonin  von  dem 
Chinin  nur  durch  einen  Minusgehalt  von  1  At.  Sauerstoff. 
Führt  man  aber  dem  Cinchonin  1  At.  Sauerstoff  zu,  in- 
dem man  nach  der  bekannten  Methode  salzsaures  Cinchonin 
durch  Brom  in  Bibromcinchonin  verwandelt  und  dieses 
durch  Silberoxyd  zersetzt,  so  entsteht,  wie  H.  Strecker 
beobachtet  hat,  nicht  Chinin,  sondern  eine  dem  Chinin 
isomere,  als  Oxycinchonin  zu  bezeichnende  Base.  Ihre 
Lösung  fluorescirt  nicht  und  giebt  mit  Chlorwasserstoff 
und  Ammoniak  keine  grüne  Färbung;  ihre  Salze  krystal- 
lisiren  im  Allgemeinen  schwierig,  am  leichtesten  erhält 
man  noch  das  einfach -schwefelsaure  und  das  Oxalsäure 
Salz  in  Krystallen.  {Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  CXXIIL 
379—382).  G. 

»^— — i^^^M     ■         ■       ■>■■■ 

Anisöl-Ciiinin. 

Diese  Verbindung  erhielt  O.  Hesse,  als  er  5  Th. 
Chinin  und  1  Th.  Anisöl  zusammen  in  kochendem  Alkohol 
löste   und    die  Flüssigkeit  zur  Krystallisation   abdampfte. 


170        Bebeerin.  —  ThemgehaU  des  Paraguay-Thees. 

Die  Krystalle  besitzen  kaum  Geruch  nach  Anisöl,  der 
erst  mit  steigender  Temperatur  hervortritt;  namentlich 
bei  100  bis  110^/  bei  welcher  Temperatur  sämmtliches 
Anisöl  entweicht.  Kaltes  Wasser  wirkt  nicht  verändernd 
auf  das  Anisöl-Chinin  ein,  Aether  löst  es  leicht  auf.  Der 
Qeschmack  erinnert  gleichzeitig  an  den  des  Chinins  und 
Anisöls.  Die  Zusammensetzung  wird  durch  die  Formel 
2C40H24N2OS  C20H12O2  ^  4H0  ausgedrückt,  nach 
welcher  das  Anisöl  in  dieser  Verbindung  die  Rolle  einer 
schwachen  zweibasischen  Säure  zu  spielen  scheint.  {Ann. 
der  Chem.  u.  Pharm.  CXXIIL  382—384.)  G. 


Heber  Bebeerin. 

D.  Perrins  hat  sich  überzeugt,  dass  das  Bebeerin 
im  Pflanzenreiche  ziemlich  verbreitet  vorkommt,  er  fand 
es  in  Pflanzen  ganz  verschiedener  Familien.  Aus  den 
Resultaten  vieler  Analysen  leitet  er  die  Zusammensetzung 

C40HnNO8 

ab.  Er  stellte  verschiedene  Salze  und  Doppelsalze  dar 
und  fand  für  die  folgenden  die  beigesetzte  Zusammen- 
setzunsT  * 

Salzsaures  Salz    C40H17NO8,  HCl, 
Platindoppelsalz  C40H17NO8,  HCl,  Pt    CP, 
.Golddoppelsalz    C^OH^NOö,  HCl,  Au  CP. 
Durch  Einwirkung  von  Jod   auf  Bebeerin   erhielt  er 
folgendes  Substitutionsproduct: 

C40H16NO8J3  =  C40  (H15J2)  NO^, HJ, 

welches  in  seinen  optischen  Eigenschaften  viel  Aehnlich- 
keit  hat  mit  dem  entsprechenden  Jodchininsalze.  (Chem. 
Sog,  in  London.  1862.)  B. 


Ueber  den  Theingehalt  des  Paraguay  -  Thees. 

An  Stelle  des  chinesischen  Thees  wird  bekanntlich 
in  den  La -Plata- Staaten,  Paraguay  und  dem  südlichen 
Brasilien  die  Yerba  Mate  gebraucht;  es  sind  die  grob  ge- 
pulverten Blätter  und  Stengel  mehrerer  Arten  Ilexj  (i.  pa- 
raguayensisy  L  theezans),  welche  den  Paraguay-Thee  liefern, 
dessen  Cultur  dem  Schicksale  des  berühmten  Bonplan d 
eine  so  tragische  Wendung  gab.  Der  Theo  ist  ein  Mo- 
nopol der  Regierung,  welche  in  seinem  Verkaufe  eine 
bedeutende  Einnahmequelle  besitzt. 

Nächst  einigen  vorläufigen  Versuchen  J.  B.  Tromms- 
dorffs  zeigte  Stenhouse,  dass  im  Paraguay-Thee  die- 


Zsrgetsung  des  Coffeins»  —  Solanicin.  171* 

selbe  stickstoffireiche  krystallisirbare  Verbindung,  das 
Thein  oder  Caffem  enthalten  ist,  welche  im  chinesischen 
Thee,  im  Kaffee  und  der  Gaarana  sich  gefunden  hat 
Stenhouse  erhielt  0,13  Proc.  Them,  4-  h.  etwa  halb  so 
viel  als  im  Kaffee  und  i/|q  von  der  im  chinesischen  Thee 
enthaltenen*  Menge. 

Der  k.  Generalconsul  für  die  La  -  Piata  -  Staaten 
von  Gülich  übersandte  dem  Verfasser  vor  einiger  Zeit 
eine  grössere  Menge  Paraguay -Thee  und  Dr.  Stahl- 
schmidt übemahiQ  die  chemische  Untersuchung,  insbe- 
sondere den  Theingehalt  betreffend,  zu  wiederholen. 

Die  Extraction  des  Theins  gelingt  gut  mit  rectificir- 
tem  Steinkohlentheeröle  (sogenanntem  Benzol)  al9  Lösungs- 
mittel. Das  The'in  krjstallisirt  beim  Erkalten  heraus. 
Dr.  Stahlschmidt  hat  auf  solche  Art,  indem  er  freilich 
mit  18  Pfunden  Thee  arbeiten  konnte,  0,44  Proc.  Them 
erbalten,  d.  h.  die  3i/3fache  Menge  von  der,  die  Sten- 
house angiebt.  Da  eine  Elementaranalyse  unnöthig  er- 
schien, begnügte  sich  Dr.  Stahlschmidt  mit  derPIatin- 
bestimmung  des  betreffenden  Doppelsalzes  und  fand  der 
Theorie  entsprechend  24,4  Proc.  Platin  in  demselben. 
Dieses  Platindoppelsalz  ist  in  heissem  Wasser  und  Alkohol 
ziemlich  leicht  auflöslich. 

Die  nicht  krystallisirbaren  Körper  des  Paraguay - 
Thees  erlauben  keine  präcise  Untersuchungen.  Die  reich- 
lich vorhandene  Gerbsäure  förbt  Eisensalze  dunkelbraun. 
{Bericht  der  Akad,  der  Wisaensch,  zu  Berlin,)  Bkb. 


ZersetsuBg  des  Caffems. 

Beim  Kochen  einer  warmen  concentrirten  Lösung 
von  Caffein  mit  einer  kochend  gesättigten  Lösung  von 
Barythydrat  erhielt  A.  Strecker  neben  Ammoniak,  Me- 
thylamin und  Kohlensäure  eine  neue  Base,  das  Caffeidin 
=  Ci*H*2N402,  welches  ölartige  Beschaffenheit  hat,  in 
Wasser  und  Weingeist  sehr  leicht  löslich  ist  und  sich 
nicht  unzersetzt  destilliren  lässt.  Das  dargestellte  schwe- 
felsaure Salz  krystallisirt  in  farblosen  langen  Nadeln. 
{Arm,  der  Chem.  und  Pharm.  CXXIIL  360 — 364.)        G. 

Solanicin. 

Das  von  C.  Zwenger  und  A.  Kind  entdeckte  So- 
lanicin  entsteht  bei  der  Einwirkung  von  concentrirten 
Säuren  auf  Solanin,    oder    beim  Kochen  von    verdünnten 


.172  Ceratophyllin, 

Säuren  mit  Solanidin,  dem  Spaltimgsproducte  des  Solanins. 
Zu  seiner  Darstellung  übergiesst  man  Solanin  mit  kalter 
concentrirter  Salzsäure;  filtrirt  nach  4  bis  5  Tagen  den 
entstandenen  Niederschlag  ab,  süsst  ihn  einmal  mit  Was- 
ser aus,  löst  ihn  'dann  in  Weingeist  und  fällt  wieder  mit 
Ammoniak.  Hierauf  wird  er  wiederholt  mjt  Weingeist 
zur  Entfernung  von  unzersetztem  Solanin  und  Solanidin 
ausgekocht  und  dann  mit  kaltem  Aether  behandelt,  wel- 
cher eine  leichter  lösliche  Base,  die  sich  aber  nicht. in 
chemisch  reinem  Zustande  gewinnen  lässt,  auszieht  und 
das  Solanicin  zurücklässt. 

Im  reinen  Zustande  stellt  dieses  Alkaloid  eine  amorphe^ 
hellgelb  gefärbte,  spröde  Masse  dar,  welche  sich  schwer 
in  Aether,  Weingeist  und  Wasser  löst,  fast  ohne  Geschmack 
ist  und  mit  Säuren  amorphe,  harzartige,  hellgelb  bis  roth- 
gelb gefärbte  Salze  giebt.  Die  Lösungen  der  Salze  be- 
sitzen einen  adstringirenden  bitteren  Geschmack  und  zeich- 
nen sich  durch  eine  intensiv  gelbe  Färbung  aus.  Die 
Formel  für  das  Solanicin  ist  C^OHSöNO.  Demnach  un- 
terscheidet sich  diese  Base  von  dem  Solanidin  durch 
einen  Minusgehalt  von  einem  Aeq.  HO.  {Ann,  der  Chem,  «. 
Pharm,  CXXIIL  34 J  — 347.)  O. 


Ceratophylliii, 

Ceratophyllin  nennt  O.  Hesse  eine  Substanz,  die  er 
in  der  Parmeliä  ceratophylla  var,  physodes  (auch  Parmelia 
physodes  genannt)  auffand.  Der  Körper  wird  erhalten^ 
wenn  man  die  Flechte  mit  Kalkwasser  auszieht,  die  Lö- 
sung mit  Salzsäure  versetzt,  den  entstandenen  getrock- 
neten Niederschlag  durch  Behandlung  mit  kochendem  75pro- 
centigen  Weingeist  von  unkrystallinischen  Substanzen  be- 
freit und  dann  mit  concentrirter  wässeriger  Sodalösung 
aufkocht.  Beim  Erkalten  scheidet  sich  das  Ceratophyllin 
ab.  Es  besteht  durch  Umkrystallisiren  aus  Alkohol  ge- 
reinigt, aus  weissen  dünnen  Prismen,  löst  sich  leichter 
in  heissem  Wasser  als  in  kaltem,  verursacht  auf  der 
Zunge  einen  schwachen  kratzenden  Geschmack  und  schmilzt 
bei  147<>.  Die  alkoholische,  neutral  reagirende  Lösung 
giebt  mit  wenig  Eisenchlorid  eine  purpurviolette,  mit 
Chlorkalklösung  eine  blutrothe  Färbung.  {Ann,  d.  Chem. 
und  Pharm.  CXIX.  366  —  367.)  O. 


Kreatinin,  173 

Kreatinin 

C.  Neabaaer  hat  folgende  Verbindungen  des  Kreati- 
nins dargestellt  und  beschrieben:. 

KrecUinin- Chlor cculmiunif  C^H^N^O*  -(-  CdCl,  krj- 
Btallisirt  in  ziemlich  grossen,  concentrisch  gruppirten,  dünnen 
säulenförmigen  Krystallen  von  starkem  Qlanze,  den  sie 
aber  bei  100<>  getrocknet  verlieren. 

Salpetersaures  Kreatinin- Quecksilberoxyd,  C8H7N302, 
NO*  -p-  2HgO,  entsteht  beim  Vermischen  der  stark  con- 
centrirten  Lösungen  von  reinem  Kreatinin  und  salpeter- 
saurem Quecksilberoxyd  und  scheidet  sich  aus  der  heis- 
sen  concentrirten  wässerigen  Lösung  beim  Erkalten  in 
sternförmigen  Nadeldrusen  aus. 

Salpetersaures  Kreatinin- Silberoxyd,  C^H^N^O^  -]- 
Ag  O,  m)5,  besteht  aus  weissen  kugel-  und  warzenförmigen 
Nadelaggregaten. 

Das  c/oä^%ZÄ;r6a^tmn  entspricht  derFonnel  C^H^N^O^, 
C*H5J  und  bildet -sich  beim  Erhitzen  von  Jodäthyl, 
Kreatinin  und  absolutem  Alkohol  im  zugeschmolzenen 
Rohre  auf  lOO^.  Durch  Umkrystallisiren  aus  Alkohol 
erhält  man  die  Verbindung  in  weissen  Drusen,  die  aus 
langen  stark  glänzenden  Nadeln  zusammengesetzt  sind. 
Diese  gaben  beim  Behandeln  mit  frisch  bereitetem  Sil- 
beroxya  die  Base  Aethylkreatinin,  welche  in  wässeriger 
Lösung  stark  alkalisch  reagirt  und  mit  Platinchlorid  eine 
krystailisirbare  Verbindung  von  der  Formel  C8H6(C*H5) 
N3  02,HCl-t-PtC12  liefert.  Eine  weitere  Aethylirung  des 
Aethylkreatinins  gelang  nicht,  so  dass  also  wohl  das  Aethyl- 
kreatinin  als  eine  Ammoniumbase  und  das  Kreatinin  als  eine 
tertiäre  Aminbase  anzuseben  sind. 

.  Chloräthylkreatinin,  C^  H7  N3  02,  C«  H5C1  dem  Jod- 
äthylkreatinin  entsprechend  zusammengesetzt  erhält  man, 
wenn  man  eine  wässerige  Lösung  von  Aethylkreatininoxyd- 
hydrat  mit  Salzsäure  bis  zur  stark  sauren  Reaction  versetzt. 

lyBA  Jodwasserstoff  saure  Kreatinin,  C^H^N^O^,  HJ,  ent- 
steht bei  der  Ein  wirtung  von  Jodäthyl  auf  Kreatinin  neben 
Jodäthylkreatinin  und  findet  sich  in  der  Mutterlauge  des 
letzteren. 

Salzsaures  Kreatininchlorzink,  C^H^NSÖ^jHCl  -f-  ZnCl. 
Wie  das  reine  Kreatinin,  so  kann  sich  auch  das  salzsaure 
Kreatinin  mit  dem  Chlorzink  zu  einem  Körper  verbind en> 
welcher  wasserhelle  Krystalle  von  grosser  Schönheit  bildet 

üebermangansaures  Kali  übt  auf  Kreatinin  beim  Er- 
wärmen dieselbe  Wirkung  aus  wie  Quecksilberoxyd  und 


17^     Sarkosin,  —  Cholin,  —  Künstliche  Bildung  d,  Taurins, 

verwandelt  dasselbe  leicht  in  oxalsaures  Methyluramin 
von  der  Formel  2C4H7N3,  C^H^O».  {Ann.  der  Chem.  u. 
Pharm.  CXIX.  42-^62  und  CXX.  267—268.)  Q. 


Sarkosin. 

Durch  Einwirkung  von  Ammoniak  auf  Monochlor- 
oder  Bromessigsäure  entsteht  bekanntlich  GlycocolL 
J.  Volhard  substituirte  in  dieser  Reaction  dem  Ammo- 
niak Methylamin  und  erhielt  dadurch  eine  Amidover- 
bindung^  welche  mit  dem  von  Liebig  aus  dem  Kroatin 
dargestellten  Sarkosin  identisch  ist.  Der  Process  wird 
durch  die  folgende  Gleichung  verdeutlicht: 

C4H3ci04       +      C2H3,H2N 
Chloressigsäure       -f*         MethylamiD 

=  C4  H3  (C2  H3,  H  N)  04    -f.     H  GL 

Sarkosin  4~    Salzsäure. 

Der  Verfasser  betrachtet  hiemach  das  Sarkosin  (C^  H^NO*) 
als  Methyl-  Amidoessigsäure.  {Ann.  der  Chem.  und  Pharm. 
CXXIII.  261  —  265.)  Q. 


Cboliii, 


So  benennt  A.  Strecker  eine  organische  Base^  die 
er  durch  einen  umständlichen  Process  aus. der  Schweine- 
galle und  Ochsengalle  gewonnen  hat.  Aus  der  Analyse 
des  Platindoppelsalzes  ergiebt  sich  fiir  das  Gholin  die 
Formel  C*^H13N02.  Das  salzsaure,  schwefelsaure,  salpe* 
tersaure  und  oxalsaure  Salz  krystallisiren  nicht,  ebenso 
das  kohlensaure  Cholin,  welches  stark  alkalisch  reagirt 
und  in  Wasser  leicht  löslich  ist.  {Ann.  der  Chem.  und 
Pharm.  CXXIII.  863^360.)  6. 


KuHstliche  Bildung  des  Taurins. 

Nach  H.  Kolbe  steht  das  Taurin  zu  der  Isäthion- 
säure  in  derselben  Beziehung,  wie  das  Alanin  zur  Milch* 
säure,  indem  die  beiden  ersteren  Körper  als  Derivate  der 
Aethylschwefelsäure,  die  beiden  letzteren  als  Derivate  der 
Aethylkohlensäure  (Propionsäure)  betrachtet  werden  kön- 
nen.  Das  folgende  Schema  verdeutlicht  diese  Anschauung: 


Cholesterin  im  Pflanzenreiche,  17Ö 

HO,C4H5(C2  02)0  HO,C4H5(S2  04)0 

Propionsäure  Aethylschwefelsaure 

HO,C4}g;jjj(C2  0*)0         HO,C*lg;jj|(S2  04)0 


HO,  C«  J 


Alanin  Taurin 

5o2  i  (^'  O')  <^'         HO,  C4  j  ^ Jj,  ( (S2  04)  O 
Milchsäure  Isäthionsäure. 


In  der  That  ist  es  Kolbe  auch  gelungen,  wie  aus 
der  Milchsäure  das  Alanin,  so  analog  aus  der  Isäthionsäure 
das  Taurin  darzustellen. 

Setzt  man  nämlich  isäthionsaures  Kali  der  Einwirkung 
von  Fünffach-Chlorphosphor  aus,  so  wird  Chloräthylschwe- 
felsäurechlorid, C4 1  ^j*  I  (S2  04)  Gl,  gebildet,  welches  beim 
Erhitzen  mit  Wasser  auf  100<>C,  in  Salzsäure  und  Chlor- 
äthylschwefelsäure, H0,C4 1  ^*  I  (S204)  O,  zerfällt.  Aus  die- 
ser Säure  erhält  man  das  Taurin,  wenn  man  trocknes,  chlor- 
äthylschwefelsaures  Silberoxyd  in  einer  starken  Glasröhre 
mit  viel  überschüssigem,  möglichst  starkem  wässerigen 
Ammoniak  mehrere  Stunden  lang  auf  100<)  erhitzt.  In  der 
Lösung  befindet  sich  dann  das  Taurin,  welches  durch 
Alkohol  gefüllt  und  durch  ümkrystallisiren  gereinigt,  in 
allen  Puncten  mit  dem  aus  Ochsengalle  gewonnenen  über- 
einstimmt.    {Ann.  der  Chem.  u.  Pharm,   CXXIL  38  —  47.) 

G. 


Cholesterin^  im  Pflanzenreiche  aufgefunden. 

6.  M.  R.  Benecke  hat  Cholesterin  aus  den  Erbsen 
dargestellt  und  somit  auch  im  Pflanzenreiche  das  Vorkom- 
men dieser  Substanz  nachgewiesen.  Es  wurden  5  Pfund 
Erbsen  mit  dem  gleichen  Gewichte  Alkohol  24  bis  36  Stun- 
den einer  Temperatur  von  30  bis  40®  C  ausgesetzt,  der 
tief  goldgelb  gefärbte  Alkohol  wurde  alsdann  abfiltrirt, 
das  nach  dem  Verdunsten  des  Alkohols  zurückbleibende 
braungelbe,  sehr  klebrige  Extract  in  etwa  400  CC.  Was- 
ser aufgelöst  und  mit  überschüssiger  Bleiglätte  unter  drei- 
bis  vierstündigem  Kochen  verseift.  Sobal4  das  Kochwas- 
ser  vollständig  klar  war,  wurde  es  abgegossen  und  die 
am  Boden  liegenden  Bleiseifen  erst  mit  kaltem,  dann 
mit  kochendem  Alkohol  so  lange  erschöpft,  bis  derselbe  keine 
^elbe  Farbe  mehr  annahm.  Aus  den  verschiedenen,  durch 
Schwefelwasserstoff  von  Blei  befreiten  alkoholischen  Aus- 


176  Ancdyse  einer  verfälschten  Butter, 

Zügen    krystallisirte   nach    einiger   Zeit   das   Cholesterin 
heraus. 

Der  Verfasser  hat  auch  aus  dem  Olivenöl  Cholesterin 
gewonnen  und  stellt  die  Vermuthung  auf;  dass  in  allen 
Pflanzensamen  und  in  allen  jungen  Pflanzentheilen  Chole- 
sterin enthalten  sei.  {Ann.  der  Uhem.  und  Pharm.  CXXIL 
249  —  265.)  •  G, 


Analyse  einer  Terfälschten  Bntter. 

B.  van  Bauwel  untersuchte  eine  Butter,  die  beim 
Schmelzen  einen  weissen  Schaum  mit  weissem  Pulver 
und  einen  eben  solchen  Bodensatz  bildete.  Die  Butter 
war  hellgelb,  von  weicher  Consistenz,  beim  Streichen  mit 
dem  Messer  gab  sie  Wasser  aus,  auf  Papier  in  dünner 
Schicht  Hess  sie  unter  der  Loupe  ein  weisses  Pulver  er- 
kennen. 

Durch  Schmelzen  bei  gelinder  Wärme,  Kneten  der 
Butterschicht,  um  das  Wasser  zu  entfernen,  wurden  aus 
100  Grm.  an  Butter  71,8  Grm.  erhalten.  Die  von  derselben 
getrennte  Flüssigkeit  war  trübe  und  gab  einen  schmutzig- 
weissen  Bodensatz.  Sie  war  neutral,  veränderte  mit  Jod 
die  Farbe  nicht  und  gab  nach  dem  Filtriren  und  Ein- 
dampfen 3  Grm.  Salz.  Der  mit  destillirtem  Wasser  ge- 
waschene und  getrocknete  Bodensatz  betrug  ca.  ö,ö  Grm., 
lösste  sich  in  HCl  unter  sehr  lebhaftem  Autbrausen  und  hin- 
terliess  einen  käsigen  Rückstand  von  2  Grm.  Diefiltrirte 
Lösung  gab  mit  Ammoniak  keinen  Niederschlag,  reich- 
liche Niederschläge  mit  Schwefelsäure,  oxalsaurem  Kali 
und  oxalsaurem  Ammoniak. 

.Die  verfälschte  Butter  enthielt  iö  100  Theilen: 

Butter 71,8 

Kohlensauren  Kalk    ....  3,5 

Wasser 19,6 

Casein 2,0 

Salz    3,0 

Verlust  ...  I 0,2 

100,0. 
(Journal  de  Pharm.  d'Anvers.  Nov.  1861.)  H.  Reich. 


Einwirh^aig  de»  Chlortinks  a;uf  die  Seide.        177 

Kuwirku^  dks  CUtriuks  nf  ik  Sode, 
■teh  J.  PersM  S^Iib« 

Die  Seide  löst  sich  sehr  rasch  in  concentrirter  heisser 
OhlorzinklösuDg,  langsam  in  kalter  und  in  verdünnter. 
Das  Chlorzinky  welches  die  Seide  leicht  löst,  zerstört 
weder  die  Textur  der  Wolle  noch  die  der  Pflanzenfasern. 
Man  kann  deshalb  in  einem  gemischten  Gewebe  zuerst 
'die  Seide  durch  Chlorzink  löseui  darauf  die  Wolle  mittelst 
Natronlauge,  wobei  die  Pflanzenfasern  zurückbleiben. 

Das  Chlorzink  muss  als  Lösung  von  60<^  Beaumä  an- 
gewandt werden  und  mit  einem  Ueberschuss  von  Zink- 
oxyd gekocht  worden  sein,  um  es  gegen  Lackmuspapier 
beinahe  neutral  zu  machen..  Also  ein  basisches  Chlor- 
z.ink;  dieses  trübt  sich  leicht  beim  Zusatz  von  Was- 
ser, was  jedoch  nichts  schadet.  Es  verändert  die  Pflan- 
zenfasern nicht. 

Mit  dem  Chlorzink  in  Berührung  verwandelt  sich 
die  Seide  in  eine  guinmiartige  Masse,  die  dann  krümelig 
wird  und  zuletzt  völlig  in  Lösung  übergeht.  Die  con- 
centrirte  Lösung  zieht  Fäden  wie  Syrup  oder  concentrir- 
ter Gummischleim.  Ammoniak  giebt  einen  Niederschlag, 
völlig  löslich  im  Ueberschuss  desselben. 

Vermittelst  des  Graham'schen  Dialysators  kann  man 
die  mit  etwas  Salzsäure  angesäuerte  Lösung  von  dem 
Chlorzink  trennen  und  behält  auf  dem  Dialysator 
eine  schleimige,  klare,  farblose,  geschmacklose  Seidelö- 
sung, welche  zu  einem  goldgelben  brüchigen  Firniss  ein- 
trocknet. Stärker  erhitzt  färbt  sie  sich  stachelbeer- 
roth,  ohne  noch  übelriechende  Dämpfe  zu  geben.  Erst 
bei  Rothgluth  zersetzt  sie  sich  unter  Entwickeln ng  übel- 
riechender Dämpfe.     {Compt  reitd.  1.  Decbr,  1862.) 

H,  Ludwig. 

Löslichkeit  der  Seide  im  Knpferoxyd-AimioiiiaL 

Das  Kupferoxyd-Ammoniak  ist  nicht  allein  ein  kost- 
bares Lösungsmittel  der  Baumwolle  und  der  Cellulose, 
sondern  auch  der  Seide.  Während  man  aber  nur  kurze 
Zeit  braucht  um  die  Baumwolle  zu  lösen,  muss  man  meh- 
rere Stunden  warten,  bis  die  Seide  gelöst  ist  und  man 
braucht  weit  grössere  Mengen  des  Lösungsmittels  für  die 
Seide.  Man  braucht  3,  6,  ja  12  Stunden  um  letztere  zu 
lösen.  Wolle  wird  selbst  nach  14  Tagen  nicht  angegriffen. 
Um  ein  Gemisch  aus  Baumwolle^  Seide  und  Wolle  zu 
analysiren,  verfahrt  man  wie  folgt. 

Arcb.  d.Phann.  CLXV.  Bds.  2.  Hft.  12 


178    Das  Mikroskop  zur  Erkennung  d.  menschlichen  Blutes  etc. 

Man  lässf  das  Qewebe  1/2  Stunde  lang  mit  deni  Kupfer- 
oxyd-Ammoniak  in  Berührung;  alle  Baumwolle  wird  als- 
dann gelöst  sein.  Man  taucht  dasselbe  aufs  Neue  in  die 
Flüssigkeit.  Nach  24  Stunden  wird  alle  Seide  in  Lösung 
gegangen  sein.  Die  Wolle  ist  ungelöst  geblieben.  O  z  a  n  a  m 
gedenkt  die  Seidelösung  te  ch  ni  seh  zu  verwerthen,  künst- 
liche Seide  zu  spinnen,  alte  Seide,  durchbohrte  Cocons  und 
Wirrseide  nutzbar  zu  machen.  (Ozanam,  Compt.ren(L 
S.  Dec.  1862.)  K  Ludwig, 

Das  Mikroskop  zur  Erkennung  des  menschlichen  Blutes 
bei  gerichtlichen  Dntersnchungen* 

Zur  Unterscheidung  des  Blutes  des  Menschen  von  dem 
der  Thiere  bei  gerichtlicchen  Untersuchungen  gewährt  das 
Mikroskop  einzig  und  allein  richtigen  Aufschluss.  Ein  Tro- 
pfen Menschenbluts  unter  einem  hinlänglich  starken  Mikros- 
kop erscheint  als  eine  unzählige  Menge  von  kleinen  rundli- 
chen Körpern  von  hellgelber  Farbe,  welche  in  einer  farblosen 
Flüssigkeit  schwimmen.  Ihre  Zahl  ist  so  gross,  dass  man  nur 
da  und  dort,  besonders  an  den  Rändern  des  Tropfens,  einen 
Zwischenraum  in  ihrem  Zusammenhange  entdecken  kann. 
Diese  Körper  nennt  man  Blutkügelchen.  Sie  würden  jedoch 
weit  richtiger  Blutscheiben  heissen,  da  ihre  Gestalt  nicht 
kugelförmig,  sondern  dünn  und  flach  ist  wie  eine  Münze. 
Die  Blässe  ihrer  Farbe  hängt  von  ihrer  ausserordentlichen 
Dünne  und  Durchsichtigkeit  ab.  Nur  wenn  eine  grosse 
Zahl  derselben  über  einander  liegt,  tritt  ihre  Farbe  tiefer 
hervor.  Sie  ist  dann  entweder  voll  schwarzroth  oder 
glänzend  scharlachroth,  denn  nur  diesen  Theilchen  ver- 
dankt das  Blut  seine  Farbe.  Aus  der  Anwesenheit  derselben 
kann  man  mit  Hülfe  des  Mikroskops  selbst  nach  Jahren  noch 
erkennen,  ob  ein  Flecken  von  Blut  oder  einem  anderen 
Farbstoff  herrührt.  Die  Blutscheiben  der  Säugethiere  sind 
rund  oder  beinahe  rund  und  auf  beiden  Oberflächen  leicht 
eingebogen.  Die  der  Vögel,  Fische  und  Reptilien  sind  läng- 
lich rund  und  an  der  Oberfläche  flach  oder  erhöhet.  Durch 
diese  Eigenschaft  lässt  sich  das  Blut  der  Säugethiere  von 
anderem  unterscheiden.  Um  aber  die  verschiedenen  Arten 
dieser  grossen  Classe  zu  bestimmen,  reicht  dies  nicht  hin ; 
hier  unterscheidet  die  Grösse  der  Blutscheibchen.  Alle 
vierfussigen  Thiere  haben  kleinere  als  der  Mensch;  die 
kleinsten  besitzen  die  Wiederkäuer.  Die  des  Ochsen  sind 
etwa  3/^,  die  des  Schafes  etwa  \  so  gross,  als  bei  dem 
Menschen,    Mit  Hülfe  des  Mikroskops  lässt  sich  demnach 


BhafarbgUfff  im  Spectrum  des  &mnefdickte$.       179 

mit  SjcherheiLbeatimmePy  ob  Blat  von  einem  Thiere  oder 
von  emem  Menschen  herrührt.  {Wiitst,  Vterieljahrsckr, 
Bd.  11,  2.)  B. 

Veber  das  Teriialtei  dies  Bhtfarbstoffes  »  Spcrtaw 
des  S^UMlirhtes;  mcIi  F.  Heppe. 

Durch  Untersachiingen  von  D.  Brewster,  Ilerschel 
und  Müller  ist  das  Verhalten  verschiedener  Farbstoffe 
gegen  verschiedene  Abschnitte  des  Spectrums  ermittelt. 
Es  hat  sich  bei  denselben  unter  anderem  ergeben,  dass 
durch  einen  grossen  Theil  der  Farbstoffe  Licht  von  be- 
stimmten Brechbarkeiten  so  vollständig  absorbirt  wird, 
dass,  wenn  man  die  Strahlen  des  Spectrums  durch  sehr 
verdünnte  Lösungen  derselben  hindurchgehen  lässt,  dunkle, 
ziemlich  scharf  begrenzte  Streifen  an  bestimmten  Stellen 
auftreten,  wenn  man  das  durch  die  Lösung  hindurch- 
gehende Spectrum  direct  oder  nach  Auffangen  auf  einer 
weissen  Ebene  beobachtet.  Es  ergiebt  sich  aus  diesen 
Untersuchungen  zugleich,  dass  man  aus  der  Farbe  der 
Lösungen  nur  den  Schluss  ziehen  darf,  dass  sie  die  Farben 
am  wenigsten  absorbiren,  welche  die  Lösungen  selbst  im 
weissen  Lichte  zeigen,  ohne  dass  sich  aus  diesen  Farben 
zugleich  eine  Andeutung  darüber  ergäbe,  welches  Licht 
am  stärksten  absorbirt  wird. 

Die  Absorptionsstreifen,  welche  sich  im  Spectrum 
einstellen,  wenn  dasselbe  durch  eine  Farbstofflösung  geht, 
sind  nun  offenbar  Eigenthtimlichkeiten  der  Farbstoffe, 
welche  eine  Erkennung  derselben  oft  in  sehr  zusammen- 
gesetzten Lösungen  ermöglichen,  und  sie  verdienen  um 
so  mehr  Beachtung,  als  es  an  feinen  chemischen  Er- 
kennungsmitteln der  Farbstoffe  und  ihrer  Veränderungen 
sehr  mangelt. 

So  wie  unter  den  bisher  untersuchten  Farbstoffen 
der  Indigo  und  das  Chlorophyll,  so  zeichnet  sich  auch 
der  Blutfarbstoff  durch  das  Vermögen  aus,  Licht  von 
bestimmten  Brechbarkeiten  ganz  besonders  stark  zu 
absorbiren  und  im  Spectrum,  welches  durch  seine  Lö- 
sung hindurchtritt,  dunkle  Streifen  zu  erzeugen,  welche 
andere  rothe  Farbstoffe,  auch  das  chemisch  veränderte 
Hämatin  nicht  zeigen. 

Zur  Untersuchung  gefärbter  Lösungen  im  Spectrum 
dient  am  besten  die  bekannte  Combination  von  Appa- 
raten: Ein  Helicstat  wirft  das  Licht  durch  einen  Spalt 
in  einen  verdunkelten  Raum  auf  eine  achromatische  Linse,. 

12* 


ye 


180       Blvtfarbetoff  im  Spectrum  des  Sonnenlichtes. 

in  deren  Brennpunote  der  ^Spalt  steht,  von  da  atif  ein 
Prisma  von  Glas  oder  Schwefelkohlenstoff.  Das  so  er- 
zeugte Spectrum  lässt  man  durch  die  zu  unterauchende 
Lösung,  welche  sich  in  einem  schmalen  Gefösse  mit 
planparallelen  Wandungen  von  Glas  befindet,  hindurch- 
gehen uiid  beobachtet  dann  dasselbe  entweder  direct  mit 
dem  Femrohre,  oder  nach  dem  Auffangen  desselben -auf 
einem  weissen  Papierschfrm  mit  unbewaffnetem  Auge. 
Als  Gefiisse  für  die  Farbstofflösungen  dienen  sehr  gut 
die  Hämatinometer,  welche  der  Optiker  Schmidt  in 
Berlin  angefertigt  hat,  in  dem  man  eine  Flüssigkeits- 
schicht \on  gerade  1  Centimeter  Dicke  untersuchen  kann. 
Beobachtet  man  nun  eine  sehr  verdünnte  Lösung 
von  Blut  und  Wasser  in  einem  solchen  Gefiisse  in  das 
Spectrum  gestellt,  so  zeigt  letzteres,  nachdem  es  die 
Lösung  passirt  hat,  zwei  bestimmte  dunkle  Streifen  in 
Gelb  und  Grün.  Beide  Streifen  liegen  zwischen  den 
Frauenhoferschen  Linien  D  und  Ej  der  dem  schwächer 
gebrochenen  Lichte  entsprechende  ist  der  Doppellinie  X> 
ziemlich  nahe,  der  zweite  liegt  nicht  so  nahe  an  E'^  beide 
haben^  wenn  die  Blutlösung  verdünnt  genug  ist^  etwas 
geringere  Breite  als  der  Spectralabschnitt  zwischen  E 
und  b.  Verstärkt  man  die  Concentratiön  der  Blutlösung 
oder  lässt  man  das  Spectrum  durch  eine  dickere  Schiebt 
der  Lösung  gehen,  so  nimmt  die  Breite  beider  Absorp- 
tionsstreifen zu,  aber  fast  allein  auf  Kosten  des  gelb- 
grünen Lichts,  welches  beide  Streifen  von  einander  trennt, 
sie  fliessen  endlich  bei  gesteigerter  Concentratiön  der 
Lösung  zu  einem  dunkeln,  ziemlich  scharf  begrenzten 
Felde  zusammen.  Dabei  erlischt  auch  von  dem  Violet 
und  Blau  allmälig  mehr  und  mehr,  ohne  dass  sich  hier- 
bei  bestimmte  Streifen  einstellen.  Endlich  ist  vom  ganzen 
Spectrum  nur  noch  die  Partie  zwischen  E  und  b  und 
das  Roth  und  Orange  bis  D  übrig.  Bei  noch  stärkerer 
Concentratiön  erlischt  auch  das  Grün,  und  es  bleibt 
allein  noch  Roth  mit  seinen  schönen  Frauenhoferschen 
Linien  übrig.  Während  nach  diesen  Erscheinungen  der 
Blutfarbstoff  an  den  bezeichneten  Stellen  zwischen  D  und 
E  das  Licht  ausserordentlich  kräftig  absorbirt,  lässt  er 
fast  eben  so  entschieden  die  Abschnitte  zwischen  A  und 
Z),  so  wie  zwischen  E  und  b  intact.  Es  ergiebt  sich 
schon  hieraus  die  Schärfe  der  Conturen  jener  geschilder- 
ten Absorptionsstreifen,  da  die  am  stärksten  absorbirteh 
Abschnitte  von  den  am  schwächsten  absorbirten  eng  um- 
grenzt werden. 


Blutfarbstoff  im  Spectrum  des  SonnenlUhteSs       181 

Auch  die  ungelösten  Blutzellen  absorbiren  die  ge-- 
schilderten  Theile  des  Spectrums.  Um  dies  zu  beobaGhten^ 
genügt  es,  das  vom  Prisma  ausstrahlende  Spectrum  durch 
den  Höhlspiegel  eines  Mikroskops  vertieal  nach  oben 
durch  die  Oeffnung  des  Mikroskoptisches  auf  eine  dünne 
Blutschicht  zu  werfen,  welche  sich  hier  zwischen  Object- 
träger  und  Deckglas  befindet.  Entfernt  man  den  Tubus 
des  Mikroskops  und  sieht  senkrecht  auf  die  Blutschicht 
hinab,  so  erkennt  man  beide  Absorptionsstreifen  auf  das 
Deutlichste. 

Das  Verhalten  des  Blutes  verschiedener  Wirbelthiere 
im  Spectrum  ist  in  Hinsicht  auf  jene  Absorptionsstreifen 
vollkommen  gleich  gefunden  worden.  Sowohl  arterielles 
sUs  venöses  Blut  zeigt  beide  Streifen.  Andauerndes  Be- 
handeln der  Blutlösung  mit  Kohlensäure  verändert  nichts 
an  ihnen.  Eben  «o  wenig  hat  der  Verf.  sie  verändert 
gesehen,  wenn  das  Blut  mit  Kohlenoxyd,  Wasserstoff, 
Schwefelwasserstoff,  Arsen wasserstoffj  SticKoxydul,  Aether, 
Schwefelkohlenstoff,  Chloroform,  Aetzammoniak,  arseniger 
Säure  behandelt  war.  In  Aetzammoniak  gelöstes  Blut 
zeigte  noch  am  andern  Tage  beide  Absorptionsstreifen 
ungeschwächt.  Nach  der  Behandlung  mit  Schwefelwasser- 
stoff zeigt  sich  ausser  den  Streifen  noch  ein  dritter  in 
Roth. 

Eintrocknen  des  Blutes  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
verändert  sein  Verhalten  im  Spectrum  nicht.  Dagegen 
verschwinden  die  Absorptionsstreifen  sehr  bald,  wenn 
man  entweder  Essigsäure,  Weinsäure  oder  Lauge  fixer 
Alkalien  zu  der  Blutlösung  hinzufügt.  Die  Säuren  wirken 
hierbei  schneller  als  die  Alkalien.  Die  v.  Wittich'sche 
Hämatinlösung  giebt  die  beiden  Streifen  nicht  mehr,  bei 
hinlänglicher  Concentration  zeigt  sie  andere  Absorptions- 
streifen, von  denen  ein  starker  zwischen  C  und  D  dicht 
an  letzterer  Linie  liegt.  Hinsichtlich  der  am  wenigsten 
absorbirten  Strahlen  des  Spectrums  stimmt  die  v.  Wit- 
tich'sche  Lösung  mit  dem  Blute  überein. 

Blut  mit  Alkohol  im  Ueberschuss  kalt  gefällt,  giebt 
einen  Niederschlag,  der  in  Ammoniak  gelöst,  im  Spec- 
trum nicht  mehr  jene  Absorptionsstreifen  zeigt.  Auch 
Terpentinöl  macht  sie  verschwinden.  Ebenso  zeigt  die 
Hämatinlösung,  welche  man  durch  Extraction  des  ge- 
trockneten Blutes  mit  kochendem  Alkohol  und  Schwefel- 
säure erhält,  jene  Streifen  im  Spectrum  nicht  mehr. 

Mit  pulverigem  kohlensauren  Kali  gefälltes  Blut  hat 
eine  schöne  arterielle  Färbung  tagelang,  wenn  keine  Er- 


182       Blutfarbi^ff  im  Spectrum  dei  Sonnenlichtea. 

bitzung  stattfindet;  übergiesst  man  die  Masse  mit  Alko- 
hol; so  geht  bald  die  TOthe  Farbe  in  ein  sehmutziges 
Braun  über  und  erst  dann  findet  Lösung  von  Hämatin 
statt.  Die  Lösung  hat  die  Absorptionsstreifen  nicht  mehr. 
Löst  man  dagegen  den  feuchten  Niederschlag  statt  durch 
Alkohol  in  Wasser  auf;  so  erhält  man  eine  Lösung;  die 
ebenso  wie  frisches  Blut  beide  Absorptionsstreifen  zeigt. 
Ebenso  wird  Blutlösung  durch  kohlensaures  Natron  binnen 
Wachen  hinsichtlich  des  Verhaltens  im  Spectrum  nicht 
geändert. 

In  keiner  der  Flüssigkeiten,  welche  die  Absorptions- 
streifen nicht  zeigten;  konnten  dieselben  durch  Behandeln 
mit  Alkalien  etc.  hervorgerufen  werden. 

Fällt  man  Blutlösung  mit  Bleiessig  im  Ueberschusd; 
filtrirt  und  fällt  dann  aus  dem  Filtrate  das  Blei  durch 
kohlensaures  Natron,  so  erhält  man  eine  Lösung,  welche 
auf  das  Schärfste  die  Absorptionsstreifen  im  Spectrum 
hervorbringt. 

Buft  man  durch  Injection  gallensaurer  Salze  in  die 
Vene  von  Hunden  Hämaturie  hervor,  so  zeigt  der  Harn, 
obwohl  man  Hämatin  daraus  darstellen  kanu;  keine  Ab- 
sorptionsstreifen im  Spectrum  und  wird  durch  Sauerstoff 
nicht  hellroth. 

Aus  dem  Verhalten  des  unveränderten,  so  wie  des 
mit  verschiedenen  Beagentien  behandelten  Blutes  ergiebt 
sieb;  dass  der  Inhalt  der  Blutzellen  (das  Serum  zeigt 
keine  bemerkbare  Absorption  in  Gelb  und  Grün,  wenn 
die  Schicht  desselben  nicht  über  1  Decim.  dick  ist)  die 
bezeichneten  Stellen  im  Spectrum  sehr  kräftig  absorbirt; 
so  lange  die  Eiweissstoffe  dieser  Flüssigkeit  nicht  coagu- 
lirt  oder  in  den  Zustand  des  Alkali-  oder  Acidalbumins 
übergegangen  sind.  Da  nun  ein  Stoff,  welcher  eine  so 
bestimmte  Lichtabsorption  zeigt,  nicht  wohl  wie  die  be- 
kannten Eiweissstoffe  farblos  erscheinen  kann,  so  wird 
man  annehmen  müssen,  dass  derselbe  Stoff;  welcher  dem 
Blutzelleninhalt  seine  rothe  Farbe  giebt,  auch  jene  Ab- 
sorption bewirke.  Da  ferner  jenes  Absorptionsvermögen 
unabhängig  von  den  verschiedensten  Farbenveränderungen, 
welche  das  Blut  durch  Sauerstoff;  Kohlensäure,  Kohlen- 
oxyd, Arsen  Wasserstoff  etc.  erhält,  erscheint,  dagegen  durch 
relativ  schwache  Einwirkungen,  die  aber  Coagulation  oder 
doch  Veränderung  aller  Albuminstoffe  betreffen;  zerstört 
wird;  so  erscheint  zunächst  die  Annahme  gerechtfertigt; 
dass  alle  jene  Veränderungen,  welche  die  geschilderten 
Gase  im   Blutfarbstoff  hervorrufen,   ihn    nicht  zerstören. 


Beobucktungen  über  die  BluthrysUUU.  183 

■ 

dass  man  yielmehr  hoffen  darf,  Mittel  zu  finden,  durch 
sie  verändertes  Blut  wieder  in  normales  zu  verwan- 
deln. 

Es  erscheint  femer  nach  obigen  Reactionen  gewiss, 
dass  in  den  Blutzellen  eine  Verbindung  enthalten  ist, 
welche  den  Farbstoff  des  Blutes  darstellt,  jene  Lichtab- 
sorption bewirkt,  vom  Bleiessig  nicht  gefällt  wird,  -leichter 
als  Albumin  sich  diffundirt,  und  durch  Säuren,  fixe  Al- 
kalien etc.  in  einen  Eiweissstoff  und  das  Hämatin  zer- 
fällt, welches  in  der  v.  Wittich'scheu  Lösung  enthalten  ist. 
Ohne  Zweifel  ist  dieser  Körper  derjenige,  welcher  die 
Funke'schen  Krystalle  bildet.  Ist  diese  Darstellung  richtig, 
80  ist  natürlich  das  Bestreben  vergeblich,  ungefärbte 
Blutkrystalle  zu  erhalten,  obwohl  möglicher  Weise  bei 
der  Zersetzung  des  Körpers  Stoffe  entstehen  können, 
welche  gleichfalls  der  Krjstallisation  fähig  sind.  Mit 
der  Reindarstellung  und  chemischen  Untersuchung  dieses 
Blutroths  ist  der  Verf.  jetzt  beschäftigt. 

Zum  forensischen  Nachweis  von  Blut  in  Flecken  auf 
Kleidern  etc.  besitzt  man  bereits  ziemlich  viele  und  zum 
Theil  scharfe  Priifungsmittel,  natürlich  kann  man  sich 
dazu  auch  der  oben  geschilderten  Untersuchungsmethode 
bedienen.  Nicht  zu  verwaschene  Blutflecken  auf  weisser 
Leinwand,  oder  durchsichtigem  Papiere,  nöthigenfalls  etwas 
angefeuchtet,  zeigen  im  Sonnenspectrum  die  beschriebenen 
Streifen,  wenn  sie  zwischen  Prisma  und  Auge  in  dasselbe 
gebracht  werden.     {Chem,  CeiUralbl,  No.  11.  1862,)     B, 


BeobachtuDgen  über  die  Blutkrystalle  j 

von  Carl  Bojanowski,  Assis^nten  am  anatomi- 
schen Institute  zu  Greifswald. 

Literatur.  Bereits  1841  erschien  Nasse's  Abhand- 
lung „über  die  Form  des  geronnenen  Faserstoffs^  (Mül- 
ler's  Arch.  p.  439):  Reichert's  Beobachtungen  über  eine 
eiweissartige  Substanz  in  Kry stallform  (ebendas.  1849, 
pag.  197). 

Funke:  De  sanguine  venae  lienalis.  Diss.  inaug. 
Lips.  1851.  —  Ueber  das  Milzblut  (Henle's  u.  Pfeufers 
Zeitschr.  für  ration.  Med.  1851.  p.  172).  —  Neue  Beob- 
achtungen über  die  Krystalle  des  Milzvenen-  und  Fisch- 
blutes (ebendas.  1852.  p.  199). 

Kunde:  lieber  Krystallbildungen  im  Blute  (ebend« 
1852.  S.  271). 


18^  Beoba>ehinmgen  über  die  BlntkrysUdh. 

Remak:  Ueber  Blutgerinndel  und  über  pigment- 
haltige Zellen  (Müller's  Arch.  1852.  S.  115). 

Kölliker:  ^  Ueber  Blutkörperchen  -  haltige  Zellen 
(Ztschr.  für  wiss.  Zoologie.    1849.  Bd.  I.  S.  266). 

Tel  eh  mann:  Ueber  die  Kryst.  der  organ.  Bestand* 
theile  des  Bluts  (Ztschr.  für  rat.  Med.  1853.  III.  p.  375). 
—  Derselbe  über  das  Hämatin  (das.  VIII.  p.  141). 

Lehmann:  Ueber  die  Krystallisirbarkeit  eines  der 
Hauptbestandtheile  der  Blutkörperchen  (Ber.  der  k.  sächs. 
Qesellsch.  der  Wiss.  in  Leipzig,  math.-phys.  Cl.  1852. 
pag.  23.) 

Derselbe:  Ueber  den  kryst.  Stoff  des  Bluts  (ebend. 
p.  78).  —  Weitere  Mittheilungen  ■  über  die  kryst.  Protein- 
substanz des  Bluts  (ebend.  1853.  p.  101). 

Leidig:  Zur  Anatomie  von  Piscicola  geometrica 
(Zeitschr.  für  wiss.  Zoologie,  Bd.  I.  1849.  p.  116;  Lehrb. 
der  Histologie,   1857.  S.  446). 

Berlin:  Ueber  Blutkrystalle  (Arch.  für  hell.  Bei- 
träge, L*p.  71). 

Owsjannikow:  Ueber  die Teichmannschen  Härain- 
krystalle   (Ztschr.  Russl.    Jahrg.  XVII.    1860.  JJo.  1.  S.  6). 

Artikel  „Spleen"  in  Todd's  Cyclop.  of  Anat.  and 
Phys.  Part  XXXVI.;  Lond.  Journ.  1849.  p.  792;  Mikrosk. 
Anat.    Bd.  II.    Aufl.  2.    1859.  p.  585. 

Parke's  The  formation  of  crystalls  in  human  blood 
(Med.  Times  and  Gazette.     Juli  bis  Decbr.  1852). 

Sieveking:  Albuminous  CrystalHsations  (Brit.  and 
foreign  Med.  Chir.  Reviews.  Vol.  IL    Juli  bis  Octbr.  1853). 

Robin  et  Verdeil  (Trait6  de  chim.  anat.  et  phys» 
Paris  1853). 

Man  kennt  gegerfwärtig  vier  Arten  von  Blutkrystal- 
len:  die  Hämin-,  Hämatin-,  Hämatoidin-  und  Ha- 
rn atokry  stallin -Krystalle.  Nach  dem  Vorkommen,  der 
Art  ihrer  Gewinnung  und  ihrem  chemischen  Verhalten 
zu  urtheilen  ist  es  wahrscheinlich,  dass  die  Verschieden- 
heit der  Blutkrystalle  durch  eine  verschiedene  chemi- 
sche Zusammensetzung  bedingt  sei. 

1)  Das  Hämokry stallin  nach  Lehmann  oder 
die  Globulinkrystalle  nach  Kölliker. 

Nach  Bojanowski's  Ausspruch  gebührt  Reichert 
das  Verdienst,  diese  Krystalle  schon  im  Jahre  1847  im 
Uterus  eines  Meerschweinchens  entdeckt  zu  haben.  Rei- 
ch er  t  sagt  a.  a.  O.:  „Durch  Zufall  bin  ich  zur  Entdeckung 
von  mikroskopischen  Krystallen  gelangt^  deren  Substanz,. 


Beobachtungen  Über  die  Blidkrygttdle.  185 

den  cbemifK^hen  Reactionen  geniftss,  f&r  einen  eiweissarti« 
gen  Stoff  gehalten  werden  muss.' 

Später  fand  KöUiker  Krystalle  von  rother  Farbe 
im  Blate  des  Hundes^  der  Fische  and  eines  Pythons, 
und  zwar,  wie  er  behauptet,  theils  innerhalb  der  «Blnt- 
kügelchen,  theils  frei  im  Blute,  namentlich  der  Milz 
und  Leber. 

Darauf  lehrte  Funke  diese  Krystalle  aus  dem  Milz- 
venenblute  des  Pferdes,  der  Fische,  des  Ochsen,  des 
Schweines, 

Kunde  aus  denen  des  Eichhörnchens,  des  Hamsters 
u.  s.  w.  gewinnen,  so  dass  man  wohl  mit  Recht  annehmen 
kann,  aus  jedem  Blute  lassen  sich  durch  zweckmässige 
Behandlung  diese  Krystalle  darstellen.  Und  zwar  ist  die 
Eigenschaft,  Krystalle  zu  bilden,  nicht  eine  ausschliess- 
lich dem  Milzblute  zukommende,  sondern  sie  ist  jedem 
Blutstropfen,  mag  man  denselben  hernehmePfi, 
wo  man  will,  eigenthümlich,  wiewohl  zuzugeben  ist, 
dass  das  Milzvenenblut  diese  Eigenschaft  in  besonders 
hohem  Grade  besitzt.  Nach  KöUiker *s  Behauptung  ist 
die  Milz  ein  Organ,  in  welchem  die  Blutkörperchen  mas- 
senhaft zu  Grunde  gehen. 

Lehmann  lehrte  ,die  Gewinnung  dieser  Krystalle 
durch  die  successive  Behandlung  des  gut  gewässerten, 
defibrinirten  Meerschwein chenblutes  mit  Sauerstoff  und 
Kohlensäure,  bei  gleichzeitigem  Einfluss  des  Lichts.  Nach 
Bojanowski  ist  Lehmann's  Angabe  zu  unklar,  als 
dass  man  auf  diesem  Wege  ein  günstiges  Resultat  erzie- 
len könnte.  Bojanowski  überzeugte  sich  durch  viele 
Versuche  vollständig,  dass  das  anzuwendende  Blut  sowohl 
defibrinirtes,  als  auch  fibrinhaltiges  sein  könne,  ohne  auf 
die  Bildung,  Form  und  Farbe  der  Krystalle  Einfluss  zu 
haben. 

Für  die  mikroskopische  Untersuchung  hat  Boja- 
nowsky  zu  unzähligen  Malen  Blutkrystalle  nach  einem 
von  Funke  angegebenen  Verfahren  dargestellt,  das  kein 
anderes  ist,  als  das  Lehmann'sche,  nur  dem  Verständnisse 
zugängiger  gemacht.  Es  ist  das  folgende:  Man  bringt 
einen  Tropfen  des  betreffenden  Blutes  auf  em  Objectgläs- 
chen  und  lässt '  ihn  einige  Minuten  der  Luft  ausgesetzt 
stehen;  sodann  setzt  man  einen  Tropfen  Wasser  hinzu, 
haucht  das  Präparat  einige  Male  an,  bedeckt  es  nun  mit 
dem  Deckglächen  und  lässt  es  langsam  verdunsten.  Die 
Einwirkung   des  Lichtes  ist  nicht  durchaus   nothwendigi 


186  Beobaohiungen  ilbär  die  BlutkrystcMe, 

sie  bedingt  jedoch  eine  üppigere  und  regelmässigere  Kry- 
stallbildung. 

Bisweilen  ist  nach  Bojanowski.  ein  geringer  Zu- 
satz von  Alkohol  oder  Aether  oder  beider  zu  dem  Blute 
unerlässlich,  um  Krystalle  zu  erhalten. 

Später  stellte  Bojanowski  die  Kry stalle  auf  fol- 
gende höchst  einfache,  dabei  sichere  und  immer  schöne 
deutliche  Präparate  liefernde  Weise  dar :  Man  lässt  Blut; 
wie  es  aus  der  Ader  kommt,  oder  besser  noch,  wie  es 
sich  in  den  Gefassen  nach  dem  Tode  befindet,  in  einem 
Gefasse  2  bis  4  Tage  lang  an  einem  kühlen  Orte  stehen. 
Dabei  zerfiiesst  der  Blutkuchen^  der  sich  anfangs  gebil- 
det hatte,  ganz  oder  theilweise,  das  Blut  wird  dickflüssig, 
dunkelroth  bis  schwarz.  Einen  Tropfen  dieses  Blutes 
thut  man  auf  ein  Objectgläschen^  legt  ein  Deckgläschen 
auf  und  lässt  nun  das  Präparat  einige  Stunden  dem  Lichte 
ausgesetzt  liegen,  nach  weleher  Zeit  dann  immer  und  in 
jedem  Präparate  schön  ausgebildete  Krystalle  gefunden 
werden.  Bisweilen  setzte  Bojanowski,  wenn  das  Blut 
zu  dickflüssig  war,  ein  wenig  destillirtes  Wasser  hinzu, 
in  der  Regel  bedarf  es  jedoch  durchaus  keines  Zusatzes. 
Einer  höheren  Temperatur  darf  man  das  Blut  nicht  aus- 
setzen. 

Das  Hämatokrystallin  verschiedener  Thiere  krystal- 
lisirt  in  verschiedenen  Formen  und  Systemen.  So  erhielt 
Bojanowski  aus  dem  Blute  des  Menschen  und  vieler 
Säugethiere  rhombische  (rechtwinklige)  Tafeln,  aus  dem 
Blute  der  Maus  und  des  Eichhörnchens  regelmässige 
sechsseitige  Tafeln,  aus  dem  des  Meerschweinchens 
tetraedrische  und  aus  dem  des  Kaninchens  prisma- 
tische Krystalle.  Im  Mageninhalt  der  Blutegel  beob- 
achtete die  Hämatokrystallinkrystalle  Budge. 

Auch  diejenigen  Krystalle  aus  verschiedenen  Blut- 
arten, welche  übereinstimmende  Form  zu  besitzen  schei- 
nen, zeigen  doch  eine  unverkennbare  Verschiedenheit  in 
der  Grösse  ihrer  Winkel. 

Die  Krystalle  aus  dem  Blute  der  einzelnen  Thiere 
haben  etwas  Specifisches  und  Charakteristisches  an  sich, 
so  dass  es  bifi weilen  möglich  ist,  aus  den  vorliegen- 
den Krystallen  das  Thier,  aus  dessen  Blute  sie 
stammen,  zu  diagnostisiren. 

Die  Verschiedenheit  der  Krystallformen  hat  einen 
unverkennbaren  Einfluss  auf  die  verschiedene  Löslichkeit 
der  Krystalle.     Lehmann   fuhrt   die  letzteren  auf  vier 


BeobadUmgen  über  die  BbäkryeUjLÜs.  187 

Systeme  zurück:  das  tetraädriacke,  rhomboSdrische» 
hexagonale  und  prismatische. 

Eis  ist  wohl  zweifellos,  dass  die  Krjstalle  aus  dem 
Inhalte  der  Blutzellen  entstehen,  letztere  müssen  ihren 
Inhalt  durch  Bersten,  durch  Einwirkung  von  Wasser  aus- 
treten lassen,  um  sie  zu  liefern. 

Die  Hüllen  der  Blutkörperchen  haben  keinen  Antheil 
an  der  Krystallbildung,  eben  so  wenig  das  Blutserum. 

Radikoffer,  Lehmann  und  Bojanowski  sind 
der  Ansicht,  dass  die  Krystalle  aus  dem  Globulin  beste* 
hen,  und  dass  der  Farbstoff  ihnen  nur  anhängt.  Lässt 
man  nämlich  die  gefärbten  Krjstalle  einige  Zeit  an  der 
Luft  liegen,  so  werden  sie  heller  und  zuletzt  farblos. 
Auch  Teich  mann  beobachtete  farblose  Blutkrystalle. 
Kölliker's  Bezeichnung  als  Globulinkrystalle  würde 
alsdann  sehr  passend  sein. 

Für  die  Eiweissnatur  der  Krystalle  sprechen  nach 
Bojanowski: 

1)  dass  sie  durch  Salpetersäure  (conc),  darauf  durch 
Kali  und  Ammoniak  intensiv  orange  gefärbt  werden 
(durch  Bildung  von  Xanthoproteinsäure) ; 

2)  die  überaus  grosse  Aehnlichkeit  dieser  Krystalle 
in  Form  und  Verbalten  mit  den  Dotterplättchen  der 
Fischeier ;  •    • 

3)  die  von  Radikoffer  gegebenen  Analysen  der 
noch  verunreinigten  Krystalle  von  Hunden,  die  nach  Ab- 
zug der  Asche  ergaben 

C  =  65,18  —  55,41,     H  =  7,14  —  7,8,     N  =  17,27 
—  17,40  und  O  +  S  =  20,24  —  20,28  Proc. 
Sie  enthielten  0,718  —  0,938  Asche  und  in  dieser 

63,842  Proc.  Eisen,  19,814  PO 5,  5,936  CaO,  0,970  MgO, 
5,212  KCl  und  3,458  Proc.  CaO,  SO 3. 
Bojanowski    beobachtete   niemals    innerhalb    der 
Blutkörperchen  Krystallbildung,    so, wenig  wie   Kunde. 
Funke  und  Kölliker  wollten   eine  solche  innere  Kry- 
stallbildung gesehen  haben. 

Die  Krystalle  besitzen  in  hohem  Grade  die  Eigen- 
schaft, Feuchtigkeit  aus  der  Luft  anzuziehen. 

2)  Die  Häminkrystalle,  im  Jahre  1853  zuerst  von 
Teich  mann  durch  Einwirkung  der  Essigsäure  auf  das 
Blut  entdeckt  und  beschrieben.  Teichmann's  Entdeckung 
ist,  wiewohl  sie  von  vielen  Seiten  {vergL  Lehmann^ 8  Zooche* 
«lie,  S.  137)  TLvCt  mit  der  grössten  Verachtung  aufge- 
nommen wurde,  indem  man  die  vom  Entdecker  mitge- 
theilten  Versuche  als  schmutzige  und  unsaubere  bezeichnete, 


188  Beobachtungen  iib&r  die  BluikrystaUe. 

wenigstens  eiben  so  werthvoll,  als  die  Entdeckung  der 
Hämatokrystallinkrystalle.  T  e  i  eh  m  a n  n '  s  Entdeckung 
ist  geeignet,  eine  vollständige  Reform  in  der  Blutanter- 
suchung  für  forensische  Zwecke  hervorzurufen.  Nur  mit 
Murexid  könnten  die  Häminkrystalle  verwechselt  werden. 
Das  Hämin  hat  braune  Färbung,  das  Murexid  ziegelrothe. 
Essigsäure  löst  die  Häminkrystalle  nicht,  wohl  aber  die 
des  Murexids  mit  rosenrother  Farbe.  Kali  löst  die  Hä- 
minkrystalle mit  dunkelgrüner,  die  des  Murexids  mit  vio- 
letter Farbe.  Glycerin  ist  ohne  Wirkung  auf  die  Kry- 
stalle  des  Hämins,  Murexid  nimmt  im  Glycerin  erst  eine 
grünliche,  dann  violette  Färbung  an. 

Aber  die  Art  des  Blutes  hat  keinen  Einfluss  auf  die 
Gestalt  und  das  Verhalten  der  Häminkrystalle,  welche  in 
jedem  Blute  in  derselben  Qualität  und  wohl  auch  Quanti* 
tat  vorhanden  sein  mögen. 

Nach  Bojanowski  ist  der  wesenlichste,  wenn  nicht 
alleinige  Bestandtheil  der  Häminkrystalle  das  Hämatin. 

Die  schönsten  und  einförmigsten  Häminkrystalle  erhält 
man  immer,  wenn  man  zuerst  das  Blut  mit  Essigsäure 
kocht,  dann  filtrirt  und  nun  erst  eine  geringe  Menge  der 
durchfiltrirten  Flüssigkeit  mit  Eisessig  behandelt  und  die 
Lösung  verdunsten  lässt.  Alle  Krystalle  sind  dann  gleich- 
massig  gefärbt,  stark  lichtbrechend,  und  liegen  in  einer 
völlig  klaren  durchsichtigen  Mutterlauge.  Die  Form  der 
Häminkrystalle  ist  die  rhombische,  bald  rhombi- 
sche Säulen,  bald  rhombische  Tafeln.  Häufig  bemerkt 
man  die  einem  Paragraphenzeichen  ähnelnde  Ueber- 
gangsform,  welche  dadurch  zu  Stande  kommt,  dass  die 
stumpfen  Winkel  des  Rhombus  sich  etwas  abrunden,  die 
spitzen  Winkel  dagegen  sehr  ausgezogen  und  bogenförmig 
gekrümmt  sind.  Oft  sieht  man  Krystalle,  bei  denen  die 
beiden  stumpfen  Winkel  sehr  gross  sind,  wodurch  die- 
selben eine  doppellanzettliche  Form  erhalten.  Oft  lagern  sich 
die  Krystalle  kreuzweise  übereinander  zu  Figuren,  die 
einem  römischen  X  oder  Sternen  frappant  ähnlich  sind. 
Die  Farbe  ist  schmutziggelb,  von  hellgelb  bis  dunkel- 
braun ^  selbst  ins  Schwnrze. 

Brücke  beobachtete,  dass  ein  Zusatz  von  Kochsalz 
zur  Bildung  der  Häminkrystalle  nöthig  sei.  Nach  Boja- 
nowski kann  auch  BaCl,  SrCl,  KCl,  CaCl,  KJ,  H^NJ  das 
Kochsalz  ersetzen.  Allein  es  ist  besser,  solche  Zusätze 
zu  vermeiden.  In  allen  Fällen,  wo  aushalten  Blutäecketi 
keine  Krystalle  entstehen  wollten,  erhielt  Bojanowski 
dieselben  nach  Zusatz^einer  Spur  von  Ammoniak. 


Beobachtungen  über  die  Blutkrystalle,  1^9 

B)  Die  Hämatinkrystalle  konnte.  Bojanowski 
Aved^r  nach  Lehmann's  noch  nach  v.  Wittich^s  Me- 
thode erhalten.  Die  Angaben-  über  das  chemische  Ver- 
halten der  Häminkrystalle  sind  so  übereinstimmend  mit 
der  Reaction  des  Hämatins  selbst,  dass  Bojanowski 
kein  Bedenken  trägt,  ihre  Entstehung  ans  dem  Hämatin 
anzunehmen.  Kali  bewirkt  bei  beiden  grünliche  Fär- 
bung, Ammoniak  eine  fast  purpurrothe.  Aus  dem  Hä- 
matin erhält  man  durch  Behandlung  mit  Eis- 
essig Häminkrystalle. 

4)  Das  Hämato'idin,  von  Virchow  entdeckt,  ist 
nicht  identisch  mit  dem  Hämatin,  aber  mit  ihm  ver- 
wandt, wie  die  Versuche  von  Zwicky,  Bruch  und 
Virchow  darthun. 

Es  kommt  in  den  Corporibus  luteis  vor,  in  alten  Ex- 
travasaten des  Gehirns,  in  obliterirten  Venen,  hämorrha- 
gischen Milzinfarcten,  Hautsugillationen,  Eiterhöhlen  der 
Extremitäten,  in  faulen  Lebern.  Es  ist  kein  Bestandtheil 
des  Bluts,  sondern  ein  Umsetzungsproduct  des  Hämatins. 

Es  krystallisirt  in  gypsartigen  rhombischen  Tafeln 
und  Säulen  von  starkem  Lichtbreohungsyermögen,  gelb, 
roth  bis  rubinroth.  unlöslich  in  Wasser,  Alkohol,  Aether, 
Terpentinöl,  löslich  in  Alkalien.  (Zeitschr.  für  mssensch, 
Zoologie  V.  Siebold  u,  K'öllicker,  Bd.  XIL  Heß.  IV.  17.  Nov. 
1862.)'  H.  Ludwig. 

Nach  Max  Jaffe  (Arch.f.  paihol.  Anatom,  u.  Phyaiol. 
Bd.  23,  pag.  292^  daraus  in  Fresenius'  Zeitschr.  f.  analyt. 
Chemie^  1862.  S.259)  ist  das  Hämatoidin  mit  dem  Bili- 
fulvin  identisch.  H.  L. 


190 


V¥.  lilteratiir  iind  Kritik« 


H.  Karsten,  Entwickelungserscheinungen  der  organi- 
schen Zelle.  Berlin  1863.  Abdruck  aus  Poggen- 
dorff's  Annalen,  Band  118.  23  Seiten  nebst  einer 
lith.  Tafel. 

Die  vorliegende  Abhandlirag  hat  den  Zweck,  die  vom  Verf. 
bereits  vor  20  Jahren  in  seiner  Inaugural  •  Dissertation :  „De  eella 
vitdH**  ausgesprochenen  und  neuerdings  in  seiner  Schrift:  „Histo- 
logische Untersuchungen,  Berlin  1862**  ausführlicher  dargestellten, 
von  der  herrschenden  Lehre  in  wichtigen  Puncten  abweichenden 
Ansichten  über  die  Entwickelung,  Organisation  und  Thätigkeit  der 
organischen  Zelle,  insbesondere  der  Pflanzenzelle,  von  Neuem  gel- 
tend zu  machen. 

Im  Ganzen  laufen  diese  Ansichten  darauf  hinaus,  neben  dem 
Inhalt  auch  dem  andern  Bestandtheil  der  Zelle:  der  Haut,  eine 
grössere  physiologische  Bedeutung  beizulegen,  als  dies  bei  den 
übrigen  Physiologen  geschieht.  Obgleich  von  den  Letzteren  aller- 
dings der  Inhalt  als  der  eigentliche  Sitz  und  Heerd  der  Zellen- 
thätigkeit  betont  zu  werden  pflegt,  so  ist  doch  wohl  Niemand,  wel- 
cher die  Rolle  der  Membran  als  Vermittlerin  des  Austausches  zwi- 
schen Inhalt  und  Umgebung,  so  wie  die  Entwickclungsfähigkeit 
derselben  in  Abrede  stellen  möchte.  Etwas  Weiteres  namentlich 
einen  unmittelbaren  Einfluss  der  Haut  auf  deu  chemischen  Process 
in  der  Zelle,  vermag  aber  am  Ende  doch  auch  Karsten  nicht 
nachzuweisen;  auch  kann  derselbe  unmöglich  verkennen,  dass  die 
Quelle  für  die  Entwickelung,  nämlich  für  das  Wachsthum  durch 
Bildung  neuer  Zellstofi'masse,  ein  Grund  nicht  in  dieser  selbst, 
sondern  nur  in  dem  flüssigen  Inhalt  liegen  kann.  Namentlich  steht 
Karsten  mit  der  herrschenden  Ansicht,  dass  der  Inhalt  das  Pri- 
märe an  der  Zelle  ist,  im  Widerspruch,  indem  er  meint,  dass  die 
Membran  von  Anfang  aq  vorhanden  sei,  und  dass  es  überhaupt 
keine  hautlose  Zustände  von  Zellen  gäbe.  Es  hängt  diese  seine 
Ansicht  damit  zusammen,  dass  er  die  verschiedenen  Schichten,  wo- 
durch sich  die  primäre  Zcllwand  nach  der  gewöhnlichen  Ansicht 
durch  Abscheidung  von  Zellstoff  aus  dem  Inhalte  nach  und  nach 
verdickt,  als  ein  System  von  ineinander  geschichteten  sclbststan- 
digen  Zellen  betrachtet,  deren  jede  sich  für  sich  entwickele;  fer- 
ner dass  er  den  Primordialschlanch,  nämlich  die  die  Innenwand 
auskleidende  Protoplasmaechicht,  als  eine  wirkliche  Membran^ 
und  zwar  als  die  Jüngste  innere  Zelle,  und. ebenfalls  den  Zellcn- 
kcrn  »Is  eine  echte  aber  kernlose  Zelle  nuffasst,  wobei  er  ausser 
Acht  lUsst,  dass  jene  Protoplasmnschicht  nach  Innen  gar  nicht 
scharf  begrenzt  ist,  und  dass  diese,  so  wie  die  Haut  des  Zcllcn- 
kcrns  sflion  wegen  der  ganz  verschiedenen  chemischen  Natur  sich 
unmöglich  iu  üiuo  Zellstoffmcmbrau  uuibildcu  kanu. 


Literatur.  191 

Ansserdem  ist  nach  Karsten  der  Inhalt  der  Zelle  mit  zahl- 
reichen endogenen,  sehr  zarten  Zellen  erfüllt,  und  letztere  zam 
Theil  wieder  mit  kleineren,  weshalb  er  in  der  Zelle  einen  yiel 
complicirteren  Organismus  sieht,  als  nach  der  gewöhnlichen  An- 
sicht, und  die  Existenz  von  einzelligen  Thieren  und  Pflanzen  be- 
streitet* Diesen  complicirten  Bau  sucht  der  Verf.  besonders  am 
Brennhaar  von  Urtica  ausführlicher  nachzuweisen,  indem  er  die 
mit  wasserh^ler  Flüssigkeit  erfüllten  Zwischenräume,  welche  zwi- 
schen den  die  Zellenhöhle  durchsetzenden  Schleimströmchen  liegen, 
für  wirkliche,  mit  einer  Membran  versehene  Zellen  hält,  welche 
beim  Oeffnen  der  Haarzelle  heraustreten  und  zum  Theil  wieder 
mit  Zellen  erfüllt  sein  sollen.  Die  Circulation  des  Zellsaftes ' in 
jenen  Schleimströmchen  glaubt  Karsten  aus  der  ungleichen  Be- 
schaffenheit des  Zellsaftes  an  verschiedenen  Stellen  der  Zell enhöhle 
und  aus  der  dadurch  bedingten  ungleichen  endosmotischen  Tbä- 
tigkeit  der  verschiedenen  endogenen  Zellen,  d.h.  als  eine  einfache 
Diifusionserscheinung  erklären  zu  können  *). 

Noch  complicirter  erscheint  nach  Karsten  die  Organisation 
der  Zellen  dadurch,  dass  er  den  Begriff  Zelle  auf  eine  Menge  von 
Inhaltskörpern  ausdehnt,  welche  sonst  als  Bläschen,  Körner,  Tro- 
pfen etc.  aufgefasst  werden,  nämlich  Amylum-,  Chlorophyll-  und 
Kleberkörner,  Fett- und  Schlei mtröpfchen,  Vacuolen,  welche  siimmt- 
lich  mit  einer  dünnen  Membran  umgeben  sein  sollen.  Er  nennt 
diese  einfachen  Zellen  zum  Unterschied  von  den  Gewebezellen 
Secretionszellen  und  theilt  denselben  die  Rolle  zu,  die  im  Zellsaft 
gelöste  unorganische  Materie  in  höher  und  höher  combinirte  Ver- 
bindungen umzusetzen,  d.  h.  zu  assimiliren,  welche  „Absonderungs- 
stoffe'' theils  zur  Ernährung  der  Haut  der  Mutterzelle,  theils  zur 
Bildung  von  Tochterzellen  verwandt,  theils  in  andere  Regionen 
des  Organismus  geführt  werden.  Zu  diesem  Zweck  werden  diesel- 
ben verflüssigt  und  resorbirt.  Auch  sollen  sich  diese  Stofl^e  in 
einer  wechselnden  Umsetzung,  d.  b.  Auflösung  und  Neubildung  be- 
finden, indem  kurz  nach  der  Entstehung  neuer  Gliedzellen  jene 
Stoffe  aufgelöst  und  sogleich  darauf  in  einer  neuen  Zelle  wieder 
erzeugt  werden.  (Diese  Erscheinung,  dass  das  Chlorophyll  u.  dgl. 
vorher  Bestandtheile  der  Mutterzelle  und  nach  der  Bildung  von 
Tochterzellen  Theile  der  letzteren  sind,  ergiebt  sich  übrigens  nach 
der  Theorie  von  der  Vermehrung  der  Zelle  durch  Abschnürnng 
des  ganzen  Inhalts  ganz  von  selbst,  ohne  die  Annahme  einer  Re- 
sorption und  Wiedererzeugung,  indem  die  Chlorophyllschläuche, 
welche  vor  der  Theilung  in  der  Mutterzelle  eingeschlossen  sind, 
nach  der  Theilung  des  Inhalts  der  letzteren  natürlich  als  Inhalt 
der  Tochterzellen  erecheinen.  Uebrigens  giebt  Karsten  an,  diesen 
Resorptionsprocess  der  Chlorophyllschläuche  bei  Oedogonium  direct 
beobachtet  zu  haben.) 

Einen  andern  Hanptpunct  der  Abhandlung  bildet  die  Ent- 
stehung neuer  Zellen.  Karsten  bestreitet  sowohl  die  von 
Schieiden  aufgestellte  Theorie,  wonach  die  Neubildung  der  Zellen 
von  dem  Zellkern  ausgeht,  als  auch  die  von  Mirbel  und  Mo  hl 
eingeführte  und  fast  allgemein  anerkannte  Ansicht,  wonach  sich 
die  Gewebezellen  dadurch  vermehren,  dass  der  Primordialschlauch 
mit  dem  übrigen  Inhaft  einer  Mutterzclle  sich  in  2  Portionen 
abschnürt,   von  denen  jede  sich  mit  einer  neuen  Zellenmembran 


*)  Cfr.  Histologische  Untersuchungen,  p.  61. 


192  lÄtertxtur. 

umgiebtr'").  Nach  Karsten  entstehen  neue  Zellen  nur  frei  in 
der  ZellOüssigkeit  als  von  Anfang  an  zwar  kleine,  aber  vollkom- 
mene Zellen,  welche  nach  und  nach  sich  vergrössernd  zusammen* 
stossen  und  eine  Scheidewand  bilden.  Für  diese  Ansicht  stützt 
sich  Karsten  besonders  auf  Beobachtungen  an  Spirogyra  nitida 
und  orthospirüy  indem  er  hier  fand,  dass  die  Scheidewand  schon 
vor  der  scheinbaren  Einfaltung  vorhanden  war.  Die  letztere  hält 
er  nur  für  eine  die  Zellenvermehrung  passiv  l)egleitende  Erschei- 
nung, namentlich  beruhe  dieselbe  bloss  auf  einer  stellenweisen 
Zurückziehung  des  Chlorophylls  bei  hungernden  Conferven  oder 
darauf,  dass  wenn  zwei  entstandene  Tochterzellen  sich  unvollstän- 
dig berühren,  die  secundäre  Zelle  (Primordia Ischlauch)  sich  falten- 
artig zwischen  dieselben  senke. 

Ebenso  geschieht  die  gleichzeitig  mit  dem  Auftreten  zweier 
Tochterzellen  statt  findende  Theilung  der  Kernzelle  nach  Kar- 
sten nicht,  wie  die  gewöhnliche  Ansicht  ist,  durch  Einschnürung 
der  Membrane  der  letzteren,  sondern  durch  Neubildung  zweier 
Tochterkernzellen  frei  in  dem  flüssigen  Inhalte  der  Kernmutter- 
zelle (cfr.  Histolog.  Unters.  Fig.  83  —  85).  Die  Tochterzellen  des 
Zellkerns  werden  entweder  zu  Grliederzellen  oder  wachsen  (wie  bei 
Spirogyra  Homschuchii)  zu  den  napfiPörmigen  Kreisfalten  der  Schei- 
dewand hervor. 

Eine  Methode,  deren  sich  der  Verf.  bei  seiner  Untei*suchung 
mit  Erfolg  bediente,  nämlich  Düngung  der  Conferven  mit  organi- 
schen Stickstoifverbindungen,  hat  auch  ein  allgemeines  Interesse. 
Es  ergiebt  sich  nämlich,  dass  dadurch  die  Entstehung  neuer  Zellen 
befördert,  dagegen  das  Wachsthum  der  Zellhäute  beschränkt  wird, 
während  Mangel  an  Düngung  umgekehrt  die  Neubildung  von  Zel- 
len hindert,  dagegen  die  bereits  gebildeten  Zellhäute  veranlasst 
sich  zu  verdicken  oder  in  Form  von  centripetalen  Kreisfalten  zu 
entwickeln. 

Ein  näheres  kritisches  Eingehen  auf  den  Inhalt  der  Abhand- 
lung würde  den  für  die  vorstehende  Anzeige  zugemessenen  Raum 
überschreiten. 
W. 

*)  So  ist  die  von  Mir  bei  und  Mohl.  Von  einer  Einfaltung 
der  Mutterzellhaut,  wie  sie  Karsten  diesen  Physiologen 
unterlegt,  ist  weder  bei  Diesem  noch  bei  irgend  einem  An- 
dern die  Rede .  und  kann  nicht  die  Rede  sein,  da  sich  fUr 
eine  solche  Ansicht  im  ganzen  Pflanzenreiche  auch  nicht  die 
Spur  eines  Anscheins  findet. 


IXoftuciLdmvker«!  der-Ckbr.  JJbMdc«''«« 


AROUV  DEB  PHlRIUaE. 


CLXV.  Bandes  drittes  Heft. 


!•  Physik,  Chemie  iiiid  praktische 

Pharmaele; 


Analysen  von  Ihm-  ond  ClnellwSssern  Thüringens; 

mitgetheilt  von 

Prof.  Dr.  H.  Ludwig  in  Jena. 

1.  Quantitative  Bestimmung  des  Kalks,  der  Talkerde  und 
der  Schwefelsäure  im  Wasser  der  Saale  nnd  zweier  ftnellen 
in  der  Nähe  von  Jena; 

von  A.  Kromayer,  Assistenten  am  chemisch -pharmaceutiscben 

Institute  zu  Jena. 

oämmtlicbe  Wässer  wurden  am  4.  Februar  1860  ge- 
schöpft und  sogleich  in  Untersuchung  genommen.  Es  war 
die  Frage  zu  erledigen,  ob  in  denselben  wirklich  nur 
Kalk  und  keine  Talkerde  vorkomme,  oder  ob  Wacken^ 
roder  bei  seinen  früheren  Untersuchungen  denTalkerde- 
gehalt  dieser  Wässer  übersehen  habe. 

A.  Ciaellwasser  aus  der  Quelle  im  Garten  der  Veumfihle. 
ä)  800  CG.  desselben  wurden  mittelst  Oxalsäuren  Kalis 

gefällt;   und  nach  eintägigem  Stehen  der  oxaisaure  Kalk 

gesammelt;  er  betrug  0,338  Grm.  und  lieferte  0,229  Grm. 

CaO,C02  =  0,128  CaO.     Die  0,229  Grm.  CaO,C02  in 

CaO,  S03   verwandelt  lieferten  0,307  Grm.  desselben  = 

0,126  Grm.  CaO.    Das  Mittel  ist  0,127  Grm.  Kalk. 

1000  CG.  Wasser  würden  also  0,158  Grm.  Kalk 
enthalten. 

b)  Die  vom  Oxalsäuren  Kalk  abfiltrirte  Flüssigkeit 
wurde  mit  talkerdeireiem  phosphorsauren  Natron  nebst 
Ammoniak  gefällt.  Nach  eintägigem  Stehen  wurde  die  ent- 
standene phosphorsaure  Ammoniak- Talkerde  gesammelt 
und  geglüht.    Es  wurden  0,088  Grm.  2MgO,  P05  erhalten 

Arch.  d.  Pharm.  CLXV.  Bds.  3.  Hft,  13 


194       Kromayerj  guantitcUive  Bestimmung  des  Kalk$j 

=  0,0817  MgO  =  P,08d6Pr<toin*MgO  od*  «l^Änindet 
0,040  Promille  MgO. 

c)  600  Grm.  Wasser  wurden  mit  HCl  angesäuert  und 
mit  BaCl  gefällt.  Es  wurden  erhalten  0,111  Grm.  schwe- 
felsaurer Baryt  =^  0,038  Grm.  Schwefelsäur«  ==  0/>6a 
Promille  S03. 

Also  1000  CC.  Wasser  der  Quelle  der  Neumühle 
enthalten: 

CaO   1=  0,158  Grm. 
MgÖ  =  0,040 
S03    =  0,06ß 

Da  die  Prüfung  auf   Chlor   nur  Spuren   desselben 

erkennen  Hess,   so  können  alle   nicht  an  SO^' gebundene 

'Basen  an  CO^  gebunden  werden. 

S03 :  CaO  =  0,063 :  x ;  40 :  28  =  0,063 :  x ;  x  =  0,044  CaO  an 

0,063  S03  gebunden  zu  0,107  CaO,  SÖ3  =  0,135  CaO^ 

S03,  2H0. 
0,158  CaO  —  0,044  CaO  =  0114  CaO  an  CO«  gebunden. 
CaO:  CaO, 002  =  0,114:  x;  28:  50=  0,114:  x;  x  =  0,203 

CaO,  C02. 
Mg0:Mg0,C02  =-0,04:  x;  20: 42  =  0,04:  x;  x=  0,084 

MgO,  C02. 

1000  Grm.  Wasser  der  Neumühlenquelle 
enthalten  also 

r^  r.    o^o     .     cT^r.         ^.«.   t.        m,        (=  0,044  CftO  +  0,063  SO* 

CaO,  S03  -f.  2H0  =  0,135  Promille     ^       L  0 107  CaO   S03) 
CaO   C02  =  0  203  C  ^^  Kohlerisäure-haltigen 

MgO.CO^  .=  o:084        :  i  rarÄelÄ"""" 

Chlormetalle  Spuren        ,» 

Summa       0,422  Promille. 

Diese  Quelle  liegt  tiefer  als  die  folgende. 

B.  Das  Wasser  ans  der  ttuelle  oberhalb  der  Papiermttlile. 

a)  800  CC.  desselben  gaben  0,269  Grm.  getrockneten 
Oxalsäuren  Kalk  und  dieser  0,186  CaO,  C02  =  0,104  CaO.' 
0,186  CaO,  C02  gaben  0,257  Grm.  CaO,S03  =  0,106  CaO. 
Mittel  =  0,105  CaO.   In  1000  CC.  Wasser  0,131  CaO. 


'5^. 


der  Talkerde  u.  d,  Schwefelsäure  im  Wasser  d.  Saale  etc*    196 

*)  800  GC.  Wasser  gaben  0,067  Grm.  2MgO,P05  = 
0,0241  MgO.    In  1000  CC.  =  0,0301  MgO. 

c)  600 CG.  Wasser  gaben  0,030 BaO,S03  =  0,0103 
S03  =  0,0171  Proinffle  S03. 

1000  Wasser  enthalten: 

GaO   =  0,131  Promille. 
MgO  =  0,030 
S03    =  0,017 

Auch  dieses  Qaellwasser  aithielt  nur  Spuren  von 
Chlor. 

S03:  GaO  =  0,017  :x;  x  =  0,012  GaO  an  0,017 S03  zu 
0,029  GaO,  S03  =  0,037  Promille  GaO,  S03  -f  2H0 
und  0,131  —  0,012  =  0,119  GaO  an  GO«  gebunden  = 

0,2125  GaO,  GO«. 
MgO:  MgO,  G02   =   0,030  :  x;  x  =   0,063  Promille 

MgO,  G02. 

1000  Grm.  Wasser  der  Quelle  oberhalb  der 

Papiermühle  enthalten 

-n.  ^  o^o  .  «r,.^  Vv  ^o«  «  m,  (^»"0  0,012  CaO  +•  0,017  SO» 
CaO,  S03  +  2H0  ===  0,037  Promille  J^^^  ^^J  ^^^ 

CaO,  C03  »  0,213        „        1  beide  als  doppelt  -  kohleä* 

MgO,  C02  =0,063        „        i  saure  Salze  in  Wasser  gelöst. 

Chlormetalle  Spuren 

Summa       0,313  Promille. 

Diese  Quelle  entspringt  oberhalb  der  Quelle  der 
Neumühle. 

Bei  den  beiden  genannten  Quellen  bestätigt  sich  aufs 
Neue  das  von  G.  Bischof  aufgefundene  geologische  Ge- 
setz, dassmit  der  Höhe  des  Ursprungs  der  Oehalt 
der  Quellen  an  gelösten  festen  Bestandtheilen 
abnimmt.  Beide  angeführten  Quellen  nehmen  ihren  Ur- 
sprung im  Mühlthale;  die  oberhalb  der  Papiermühle,  als 
die  höhergelegene  ist  ärmer,  die  im  Garten  der  Neu- 
mühle, als  die  tief  erli  egende  ist  reicher  an  festen  Bestand- 
theilen. Der  Qehalt  an  kohlensaurem  Kalk  in  beiden 
Quellen  ist  nahezu  derselbe,  denn  beide  haben  die  gleichen 
Kalkschichten  durchsickern  müssen,   aber  Talkerdegehalt 

13* 


'Xt 


.■^•■^^ 


.p 


'«•♦ 


■AXy 


*  f 


M 


■'•.V" 


>  ■     J'-'JJI 


'ivX 


iM. 


i-  -.Vi 


196  KromayeVj 

und  Gypsgehalt  ist  bei  der  Neumüblenquelle  bedeutender;  ,da 
sie  einen  längeren  Weg  durch  die  Talkerdefuhrenden  Mergel 
und  den  Qyps  nehmen  musste. 

G.  Wasser  der  Saale  im  Paradiese  bei  Jena  gesehdpft. 

a)  1000  CG.  gaben  0,087  Grm.  Oxalsäuren  Kalk 
und    diese    0,069  Grm.  CaO,  C02  =  0,0386  CaO. 

Jene  0,069  CaO,C02  in  schwefelsauren  Kalk  umgewan- 
delt lieferten  0,097  Grm.  CaO,  S03  =  0,039  CaO,  Mittel 
0,0386   .0^  _  ^.^Q 

0,0390  2  ' 

6)  1000  CC.  gaben  0,0128  Grm.  2MgO,  PO^  = 
=  0,0046  Grm.  MgO. 

c)  600  CC.  gaben  0,033  Grm.  BaO,  S03  =  0,0113  Grm. 
S03  =  0,0188  Promille  S03. 

1000  Grm.  Saalwasser  enthalten  sonach 

CaO    =  0,0388  Grm. 
MgO  =  0,0046       „ 
S03    =  0,0188       „ 

Das  Saalwasser  enthielt  nur  Spuren  von  Chlor. 
S03:  CaO  =  0,0188  :  x;  x  =  0,0131  CaO  mit  0,0188  S03 
zu  0,0319  CaO,  S03   verbunden  =  0,0403   CaO,S03  + 

2  HO. 
0,0388  —  0,0131  =^  0,0257  Grm.  CaO  an  CO 2  gebunden. 
CaO:  CaO,  C02  =  0,0257:  X;   x  =  0,0458   CaO,  C02 
MgO:  MgO,  C02.  =  0,0046:  x  =  0,00966  MgO,  C02. 

1000  Grm.  Saalwasser  enthalten 

(=  0,0131  CaO  +■  0,0188  SO* 
CaO,   S03  +  2HO=  0,0403  Grm.    ^        U  0,0319  cIo,  S03) 

CaO,   C02  =0,0458     „ 

MgO,  C02  =  0,0097     „ 

Chlormetalle  Spuren 

Summa       0,0958  Promille. 

Zusammenstellung 

A.           B.           C. 
CaO,   S03  +  2H0  =  0,135  ~  0,037  —  0,040  Promille 
CaO,   C02                 =  0,203  -  0,213  —  0,046 
MgO,  C02                 =  0,084  —  0.063  -  0,010 
MCI  Spur  —  Spur  —  Spur 

0,422  —  0,313  —  0,096  Promille. 


Äntüyae  des  Saalwassers  von  Naschhausen  hei  Dornburg.    197 
2.  Analyse  des  Saalwasserii  yon  Nascbhaxisen  bei  Dornbnrg; 

geschöpft  im  April  1860. 

50  Uxizen  =  1461,6  Grm.  Wasser  wurden  auf  Professor 
L u d w i g's  Veranlassung  von  Hm. Apotheker  Eicbemeyer 
in  Domburg  zur  Trockne  eingedunstet  und  zur  Analyse 
hierher  gesandt. 

Der    Abdampfrückstand   war   graubräunlich   gefärbt 

und  wog  bei  lOOO  C.  getrocknet  =  0,270  Grm.  =  0,185 

Promille,  davon  waren 

in  HO    löslich     ==  0,151  =  0,1033  Promille 
„      ,     unlöslich  =  0,119  =  0,0814         , 

0,270         0,1847. 

A.  Analyse  der  wässerigen  Losung. 
Die  wässerige  Lösung  wurde  auf  24  C  C.  gebracht  und 
letztere  in  drei  Theile  zu  je  8  CC.  getheilt. 

8CC.Lösung gaben  =  0^013  Ag Gl ;  mit 3  multiplicirt 

.  =  0,039  AgCl  =  0,009  Gl  =  0,0061  Pro- 
mille  Ghlor.  Das  AgGl  war  frei  von  Ag  J, 
wie  die  Prüfung  mit  NaO,  GO^,  Auslau- 
gen der  »Schmelze  mit  Wasser  etc.  bewies. 

8G  G.Lösung  gaben  geglühten  BaO,  SQS  =  0,040  Grm ; 

0,040  .  3  =  0,120  BaG,  SO»  =  0,039  SO» 

=  0,0260  Promille  S03. 

8GG.  Lösung  gaben  0,011  GaO,  GG2  mit  3  multiplicirt 

=  0,033    GaO,  G02    =    0,018     GaO 
=  0,0123  GaO  Promille. 

Die  von  GaO  befreiten  8  GG.  Lösung  gaben 

0,010  Grm.  2MgO,PO5  =  0,003  MgO  mit  3  multiplicirt 

=  0,009  MgO  =0,0061  Promille  MgO. 

Ghlor,  Kalk  und  Talkerde  wurden  in  ein  und  dersel 
ben  Flüssigkeit  bestimmt. 

8GG.Lö8ung  wurden  auf  circa  2  G  G.  eingedunstet  und 
mit  einer  titrirten  Indiglösung  (100  G  G.  der  Indiglösung  ent- 
sprachen 1  Milligramm  KO,  NO^)  versetzt. 

Es  wurden  verbraucht  1,4  GG.  Indiglösung 

=  0,0014  KO,  N05,  mit  3  multiplicirt  =  0,0042  KO,  NO« 

=  0,0022  N05  =  0,0013  Prom ille  N05. 

50  Unzen  Saalwasser,  ebenfalls  von  Herrn  Eiche- 
meyer eingedampft  (dem  Wasser  waren  vor    dem  Ein- 


n     4 

tu 

!• 

m. 

jr 

-    ^ 

?5^<i-;% 

- 

1^;: 

-^' 

V 

P:> 

* 

p->' 

f <■  ^ 

-      -^  »  * 


t>t*' 


•i.  ■ 
S':->4  ••  — 


Iw?^', 


^»•^ 


'!_. 

!■■;*" 


198 


Kromayerj 


dampfen  15  Tropfen  verdünnter  SO^  zugesetzt  worden) 
wurden  auf  Ammoniak  und  Kali  untersucht. 

Die  wässerige  Lösung  des  Abdampfrückständes  wurde 
mittelst  BaCl  genau  von  der  SO^  befreit;  ohne  über^ 
sehüssiges  BaCl  anzuwenden,  sodann  die  Lösung  mit  Pla- 
tinchlorid'versetzt,  zum  Syrup  eingedunstet  und  letzterer 
mit  Alkohol  aufgenommen.  Es  bleibt  ein  äusserst  ge- 
ringer, unwägbarer  Rückstand. 

Der  in  Wasser  unlösliche  Theil  des  Abdampfrück- 
standes wurde  auf  Strontain  geprüft,  indem  derselbe 
mit  NaO, C02  gekocht  wurde;  die  erhaltenen  kohlensauren 
Salze  wurden  in  HCl  gelöst,  die  Lösung  eingeddnstet, 
die  Chloride  mit  Alkohol  übergössen  und  angezündet. 
Man  sah  zwar  gegen  das  Ende  der  Verbrennung  einige 
rothe  Flämmehen,  jedoch  blieb  wegen  der  Kalkfiamme 
die  Strontianreaction  trüglich.  Es  hätten  nach  der  Stro- 
ipeyer*schen  Methode  salpetersaure  Salze  dargestellt  wer- 
den müssen;  der  CaO,N05  löst  sich  in  Alkohol,  der 
SrO,NO^  nicht,  die  Alkoholflamme  würde  mit  letzteren 
allein  dann  entschiedener  ausgefallen  sein. 

Zusammenstellung  der  Bestandtheile 
wässeriger  Lösung. 

1000  Theile  enthalten:       oder  auf  Salze  berechnet: 
CaO  =  0,0123       CaO,  SO^  +  2H0  =0,0377 

MgO,  S03-f  7H0  =  0,0168 


MgO  =  0,0061 
S03  =0,0266 
Cl  =0,0061 
N05  =0,0013 

(Hydratwasser  d. 
CaO,S03  4- 2H0u.=  0,0165 

MgO,S03-f  ZHO) 

Alkali    =  Spuren 


MgCl 
H4NO,N05 


=  0,0087 

=  0,0017 

0,0649 


0,0689 
Ich  habe  den  schwefelsauren  Kalk  mitH  jdr  atwasser 
berechnet,  da  letzteres  erst  bei  120^  C.  yoUständig  weggeht, 
ebenso  die  schwefebaure  Magnesia,  welche  ibyr  Hydratwasser 
erst  bei  150<>C.  verliert. 


Analyse  dtB  Sacdwassers  von  Naschhausen  hei  Damburg,    199 


B.  Analyse  dts  in  Wasser  «dfislicliei 
Im  Rohrchen    erhitzt   wurde   der   in  HO  unlösliche 
Theil  schwarz;  es  destillirten  theerige  Producte  und  es  ent- 
wichen ammoniakalische  Dämpfe. 

Der  Glührückstand  wurde  mit  Salzsäure  zur  Trockne 
eingedampft,  die  trockene  Masse  mit  verdünnter  Salz- 
säure wieder  aufgenommen  und  der  unlösliche  Theil  auf 
einem  Filter  gesammelt. 

Das  Filter  gab  nach  dem  Verbrennen 
0;011  Rückstand^  davon  ab 
0;003  Filterasche,  bleiben 

0,008  Grm'.  SiO«  =  0,0054  Si02  Promille. 

Die  salzsaure  Lösung  wurde  auf  24  CC.  gebracht  und 
letztere  in  3  Theile  zu  je  8  CC.  ^etheilt. 

Beim  Versetzen  mit  Ammoniak  trübte  sich  die  Lösung 

durch  Abscheidung  von  Spuren  von  Thonerde  und  Eisenoxyd. 

8C  C.Lösung  gaben  0;0323  CaO,C02 ;  dieser  mit  3  mul- 

tiplicirt  0,0969  CaO,  CQ2  =  0,0542  CaO 
=  0,0370  Promille  CaO. 

8CC.  Lösunggaben 0,004BaO,SO3;  3.0,004  =  0,0012 

=  0,0040  S03  =  0,0027  P r  o mi  1 1  e  S03. 

8  CC.  Lösung  wurden  mit  molybdänsaurem  Ammo- 
niak auf  Phosphorsäure  geprüft,  es  trat  eine  schwach 
gelbe  Färbung  ein. 

Zusammenstellung  der  Bestandtheile  der 

sauren  Lösung« 

1000  Theile  Saalwasser  enthalten: 

Einzelne  Bestandtheile.  Verbindungen. 

CaO  =  0,0370  CaO,  C02            =  0,0628 

S03  =  0,0027  CaO,S03-j-2HO=  0,0057 

Si02  =  0,0054  Si02                      =  0,0054 

C02  =  0,0276  0,0739 

Hydratwasser  des 

CaO,  SOa  +  2H0  —  0,0012 

0,0739 


■m 


200        Ludwig,  vergleichende  Analyse  des  Wassers 

A)  Summe  der  Verbindungen  wässeriger  Lösung  =  0,064^ 

B)  „         n  n  saurer  „       =  0,0739 

0,1388 
Stickstoflfhaltige  organische  Substanzen  =  0,0459 

0,1847 

1000  Theile  Saalwasser  bei  Dornburg  (Naschhausen) 
geschöpft  enthalten: 
ÄD  einze^ln'en^Bestand-  ^^  Yerbindungeii. 

GaO  ^  =0,0493  Caö,  G02  =  0,0628 

MgO     =  0,0061  CaO,  S03  4.  2H0  =  0,0434 

H4N0   =  0,0004  MgO,  S03  +  7H0  =  0,0168 

S03       =0,0293  MgCl  =0,0087 

Gl         =  0,0061  H4N0,  N05  =  0,0017  • 

N05      =0,0013  Stickstoffhaltigel   _qq^^<^ 

Stickstoff-  \  org.  Subtanzen  )  ' 

haltige  org.  =  0,0459  Kieselerde  =  0,0054 

Substanzen)  \ 

PO  5      J       nicht  Phosphorsäure,    '     \      ^ 

Fe203  bestimmbare  fc^S  ^'^       \      ^P^'"^ 

A1203  1     Mengen       ^  Summe      0,1847 

Si02        =  0,0054  Promille. 

0,1238. 
Das  Wasser  der  Saale  bet  Dornburg   (Naschhausen) 
ist   weit   reicher   an    Talkerde  •  Salzen    als    das  bei  Jena 
geschöpfte  Saalwasser. 


3,  Vergleichende  Analyse  des  Wassers  vom  Eürstenbrtmnen 
und  des  Wasser^  vom  Sohwarzberg  bei  Wöllnitz  in  der 
NäJie  von  Jena. 

Herr  Bürgermeister  Hering  aus  Wöllnitz  übertrug 
mir  zu  Anfang  des  Jahres*^  1857  die  Analyse  der  bei- 
den genannten  Wässer,  um  zu  entscheiden,  welches  von 
beiden  sich  am  besten  zur  Bierbereitung  eigne.  Hier  folgt 
das  Resultat  beider  Analysen: 

A.  Das  Fttrstenbranneiiwasser 
ergab  bei  unmittelbarer  qualitativer  Analyse :  kleine  Men* 
gen  von  kohlensaurem  Kalk  und  schwefelsauren^ 


vom  Fürttenbrumyen  u,  vom  Schwarzherg  hei  Wöllnitz.     201 

Kalfei  nebst  einer  Spur  von  ChlormetalL  Bei  Ab- 
dampfung lieferte  es  0,190  Promille  festen  Rückstand, 
was  annähernd  Vsooo '  beträgt  (1  Tb.  gelöste  Salze  auf 
5000  Th.  Wasser).  Der  Rückstand  war  weiss  und  seine 
Analyse  ergab  neben  den  obengenannten,  im  Wasser  un- 
mittelbar nachweisbaren  Bestandtbeilen  auch  noch  etwas 
schwefelsaure  Talkerde  und  eineSpur  salpeter- 
sauren Kalk. 

Bei  der  quantitativen  Analyse  lieferten  500  Grm. 
des  Fürstenbrunnenwassers  0,150  Grm.  Oxalsäuren 
Kalk,  welche  bei  schwachem  Glühen  0,106  Grm.  koh- 
lensauren Kalk  gaben,  entsprechend  0,0594  Grm.  rei- 
nem Kalk  =  0,1188  Promille  Kalk. 

Dieselben  500  Grm.  Wasser  gaben  0,008  Grm.  ge- 
linde getrocknete  phosphorsaure  Ammoniak-Talkerde,  ent- 
sprechend 0,00133  Grm.  reiner  Talkerde  ==  0,00266  oder 
abgeinindet  0,002  7  Promille  reiner  Talkerde. 

Auf  5000  Th.  Wasser  beträgt  dies  0,5936  Th.  Kalk 
und  0,0133  Th.  Talkerde;  zusammen  0,6099  Th.  Kalk 
und  Talkerde. 

B.  Das  Schwarzbergwasser 

gab  bei  unmittelbarer  qualitativer  Untersuchung  an  Ort 
und  Stelle  ebenfalls  kohlensauren  Kalk  und  schwe- 
felsauren Kalk,  aber  in  etwas  grösserer  Menge  als  das 
Fürstenhrunnen  Wasser,  auch  eine  Spur  von  Chlor  metall. 

Beim  Abdampfen  lieferte  dieses  Wasser  0,30  Pro- 
mille festen  Rückstand  oder  genau  1^2  Th.  auf  5000  Th. 
Wasser.  Der  Rückstand  war  weiss  und  enthielt  neben 
den  obengenannten  unmittelbar  im  Wasser  entdeckbaren 
Bestandtbeilen  auch  etwas  schwefelsaure  Talkerde 
(etwas  reichlicher  als  im  Fürstenbrunnenwasser  vorhanden) 
und  ein^  deutlicher  auftretende  Spur  salpeter- 
sauren Kalks  als  das  Fürstenbrunnen wasser. 

500  Grm.  Schwarzbergwasser  gaben  0,193  Grm.  Oxal- 
säuren Kalk,  die  beim  Glühen  0,143  Grm.   kohlensauren 


202  Ludwig, 

£alk   hinferliesseiiy  entsprechend  0^0801  Grm.  Kalk  sk 
0,1602  Promille  CaO. 

Dieselben  500  örm.  Wasser  lieferten  0,036  Grm.  phos- 
pborsaure  Ämmoniak-Talkerde,  darin  0,0059  Gnn.  Talk- 
erde =  0,0118  Promille  Talkerde  (4malsiehrMgO 
als  im  Fürstenbrunnenwasser). 

Auf  5000  Theile  Schwarzbergwasser  beträgt  dies 
0,8008  Tb.  Kalk  und  0,0587  Th.  Talkerde;  zusammen 
0,8595  Th.  Kalk  und  Talkerde. 

Organische  Stoffe  fanden  sich  weder  im  Schwärz- 
bergwässer noch  im  Fürstenbrunnenwasser,  wenigstens 
konnten  sie  in  jenem  Rückstande  aus  500  Grm.  Wasser 
nicht  nachgewiesen  werden.  E9  möchte  also  das  Fürsten- 
brunnen weisser  als  das  reinere,  dem  Schwarzbergwasser 
zum  Bierbrauen  vorzuziehen  sein.    (Jena,  d.  8.  Febr.  1857.) 


4.   Das  Wasser  des  Brunnens  zu  Vierzehnheiligen  bei  Jena, 

Der  Brunnen  (1453  entdeckt),  der  einzige  des  Ortes, 
gab  einst  die  Veranlassung  zur  Wahl  der  Stelle  zum  Bau 
der  Wallfahrtskirche  („Wohl  durch  des  Feuers  Macht 
erprobt,  vom  wilden  Kriegessturm  umtobt,  schaut's  jetzt, 
ein  halbzerstörtes  Haus,  vom  Schlachtfeld  in  das  Land 
hinaus;  doch  quillt  noch  drinn',  aus  Gottesw<ort,  einHim- 
melsbrünnlein  fröhlich  fort,  und  jeder  himmlisch  wird 
erquickt,  der  gläubig  in  das  Brünnlein  blickt!*).  Er 
quillt  aus  der  Tiefe  der  Erde,  ohne  irgend  einen  Fall, 
an  der  Steile  zu  Tage,  wo  er  gefasst  ist,  im  nördlichen 
Theile  des  Dorfes,  liefert  so  viel  Wasser,  dass  nie  ein 
Mangel  daran -^  eingetreten  ist  und  bildet  den  Anfang 
(Grafffc)  des  Lutzenbachs,  welcher  über  Krippendorf, 
Altengönne,  Lehesten,  Nerkewitz,  wo  er  zwei  Mühlen 
treibt,  gehet  und  durch  den  Neuengönnergrund  oberhalb 
Domburg  ilfi  die  Saale  fliesst. 

Das  Wasser  des  Brunnens,  gleichmässig,  welches  aneh 
bei  anhaltendem  Regenwetter  sieh  weder  trübt,  noch  we- 
sentlich zunimmt,  so  wie  b^  Trockenheit  nicht  schwindet, 


das  Wasser  des  Brunnen»  zu  Vierzehnheüigen  bei  Jena.    203 

ist  b^  der  grösaten  Hitze  von  Seltener  Frisehe  und  Elr- 
quipkung  und  bei  der  ärgsten  Kälte  bleibt  sein  Becken 
von  4  Fuss  .Tiefe,  von  einem  Häuschen  bedeckt,  stets  frei 
von  Eis  und  hält  selbst  den  kleinen  Teich,  in  den  es  ab- 
läuft, meist  offen.  Eine  analytische  Untersuchung  des 
vor  Zeiten  für  einen  Wund  er  brunnen  gehaltenen  Was- 
sers durch  Prof.  Dr.  Ludwig  in  Jena  (Frühling  1858) 
hat  ergeben,  dass  sich  dieses  Wasser  nicht  weit  in  seiner 
Zusammensetzung  und  der  Menge  seiner  gelösten  Sub- 
stanzen von  benachbarten  Quellen  Jenas  und  der  Um- 
gegend unterscheidet.  Eis  ist  ein  farblos  klares,  wohl- 
scbmfickendes  Wasser,  enthält  nur  1/550Q  (=:  0,183  Pro- 
mille) aufgelöste  erdige  Stoffe  und  Salze.  Diese  bestehen 
der  Hauptsache  nach  aus  kohlensaurem  Kalk  und 
kohlensaurer  Talkerde,  beide  in  Wasser  durch  Ver- 
mittelung  von  Kohlensäure  als  doppeltkohlensaure 
Salze  in  Lösung  erhalten  und  beim  Kochen,  wegen  Ent- 
weichens  der  Kohlensäure,  als  einfach  kohlensaure  Salze 
luederfallend.  Diesen  erdigen  Salzen  sind  Spuren  von 
Kochsalz  und  Gyps  beigesellt  Organische  Substanzen 
sind  nicht  vorhanden.  Wegen  seiner  Armuth  an  festen 
Bestandtbeilen  und  besonders  wegen  des  geringen 
Gyps  geh  altes  und  der  Abwesenheit  organischer  Sub- 
stanzen verdient  es  ein  reines  Wasser  genannt  zu  wer- 
den, im  y^gleich  mit  vielen  Quellwassern  der  Umgegend, 
in  denen  die  genannten  Salze  in  grösserer  Menge  vor- 
handen sind. 

Die  fast  wiesenlose  und  theils  wasserarme  Hochebene 
zwischen  dar  Saale  und  der  Um,  auf  welcher  Vierzehn- 
beiligen  liegt,  ist  ein  Theil  der  Thüringer  Platte,  welche 
sich  an  die  nördlichen  Theile  des  Thüringer  Waldes  an- 
scUiesst  und  liegt  fast  in  gleichem  Niveau  mit  den  durch 
das  Saalthal  getrennten  Höhen  der  osterländischen  Saale 
und  des  meissner  Gebiets  der  Grafschaft  Camburg.  Ein- 
schnitte in  die  Hochebene  bilden,  ausser  vielen  kurzen 
Schlnchten  am  steilen  Saalrande         . 

1)  das   Mühlthal    mit   dem    (jeutrabache,   das 


204  BücJcoldty 

von   Jena   in   2   Hanptstraissen   (westlich   nach  Weimar^ 
nördlich  nach  Apolda)  in  die  Hochebene  hinaasläuft; 

2)  der  Gön nagrund  mit  dem  Lutzenbache; 

3)  der  Hirs  ehr  oder  Grund  mit  seinem  Bache,  nach 
der  Um  hin; 

4)  der Oberndorfer  Grund,  der  südlich  vonKa- 
pellendorf  beginnt  und  bei  Herressen  ausläuft,  und 

5)  der  sanfte  Utenbaoher  Grund,  derbeiWorm« 
städt  beginnt  und  nach  Apolda  ausläuft 

Die  Abhänge  nach  der  Saale  hin  haben  meist  wenig 
und  flüchtige  Erdkrume,  mit  Muschelkalksteinge- 
rolle  und  zu  Tage  liegende  Felsenformationen,  während 
die  Hochebene  selbst  zum  grossen  Theile  schweren 
lehmigen  Boden  mit  fetter  Lettenunterlage 
hat  und  gänzlichen  Mangel  an  Sand  und  Bausandsteinen 
leidet.  Auf  dem  höchsten  Puncto  dieser  Hochebene  liegt 
1 1/3  Stunde  von  Jena,  eben  so  weit  von  Apolda,  2^/2  Stunde 
von  Weimar,  mitten  unter  Grossherzogl.  Weimarischen 
Dörfern  4  Stunden  von  ihrer  Amtsstadt  Camburg  die 
Herzoglich  Meiningische  Parcelle  Vierzehnheiligen 
(290  12'  11"  L.  und  500  58'  15''  Br.)  an  der  Strasse  von 
Magdalä  nach  Domburg,  welche  He  er  weg  genannt,  den 
1150  Fuss  hohen  Rücken  der  Hochebene  bildet,  an  dem 
sich  die  Walser  der  Saale  und  Um  theilen.  (Pfarrer 
Eduard  Bohn,  Vierzehnheiligen  in  Thüringen;  1858. 
S.  1  — 2  und  S.  40  — 41). 

Drei  verschiedene  Wasserproben  aus  Quellen  in  der 
Nähe  von  Apolda  durch  Herrn  Fr.  U  hl  stein  daselbst 
geschöpft  und  mir  (im  August  1853)  zur  Analyse  über- 
geben, lieferten  0,18  —  0,24  und  0,82  Promille  Abdampf- 
rückstand. Derselbe  bestand  bei  allen  drei  Wassern  haupt- 
sächlich aus  kohlensaurem  Kalk,  mit  kleinen  Mengen 
v(m  kohlensaurer  Talkerde,  wenig  schwefelsaurem 
Kalk  und  Spuren  von  Chlornatrium.  Nähere  Angaben 
über  die  Quellen  selbst  habe  ich  nicht  erhalten  können» 


Analysen  einiger  Quellwäs9&r  aus  der  Nähe  v.  BuUstädt     205i 

9.  Analysen  einiger  ClnellwäMer  an«  der  Habe  yon  Buttstädt. 

-  Diese  Analysen  wurden  von  Hrn.  Apotheker  R  ü  ck  o  1  d  t 
in  Buttstädt,  einem  Schüler  Wackenroders,  in  den  Jahren 
1851  und  1856  mit  grosser  Sorgfalt  angestellt,  als  es  sich 
darum  handelte^  Buttstädt  mit  reinem  Trinkwasser  zu  ver- 
sorgen. 

Als  Bestandtheile  sämmtlicher  Quellen  ergaben  sich 
bei  der  qualitativen  Analyse  Kalk,  Talk  er  de,  Natron, 
Kohlensäure,  Schwefelsäure,  Salzsäure  und  Spu- 
ren von  Kieselerde. 

Der  Kalk  wurde  quantitativ  bestimmt  durch  Fäl- 
lung einer-  gewogenen  Menge  von  Wasser  mittelst  Oxal- 
säuren Kalis  bei  Gegenwart  von  etwas  freier  Oxalsäure; 
die  Talk  er  de  aus  der  auf  solche  Weise  vom  Kalk  be- 
freiten Flüssigkeit  durch  phosphörsaures  Natron  und  über- 
schüssiges Ammoniak,  Sammeln  der  nach  24  stündigem 
Stehen  krystallinisch  abgeschiedenen  phosphorsauren  Ammo- 
niak-Talkerde  und  Glühen.  Der  Glührückstand  wurde 
als  2MgO,  P05  in  Rechnung  gesetzt.  Der  erhaltene  Oxal- 
säure Kalk  aber  wurde  durch  gelindes  Glühen  in  kohlen-  ^ 
sauren  Kalk  CaO,  CO^  verwandelt  und  aus  diesem  der 
Kalk  berechnet.  Die  Schwefelsäure  wurde  durch 
Chlorbaryum  aus  einer  neuen  Menge  des  mit 
etwas  Salzsäure  angesäuerten  Wassers  in  Form  von  BaO, 
S03  gefallt  und  aus  dem  geglühten  Niederschlage  die 
Schwefelsäure  berechnet,  üeberall  wurde  auf  die  Spuren 
etwaiger  Filterasche  Bücksicht  genommen. 

Das  Chlor  des  vorhandenen  Chlornatriums  wurde 
aus  einer  mit  Salpetersäure  angesäuerten  frischen  Menge 
des  Wassers  mittelst  salpetersaurem  Silberoxyd  gefallt  und 
aus  dem  scharf  getrockneten  Ag  Cl  direct  das  entsprechende 
Chlomatrium  berechnet.  Das  Natron  wurde  direct  aus 
Abdampfrückständen  des  Wassers  mittelst  antimonsaüren 
Kalis  auch  qualitativ  nachgewiesen. 

Die  Kieselerde  fand  sich  in  unwägbaren  Mengen, 
bei  Benutzung  von  500  bis  700  Grm.  Wassers.    Sie  wurde 


206  Rückoldt, 

an  dem  imlösliefa  bleibeiiden  Weissen  Rftckstande  erkamit^ 
sobald  man  das  Wasser  zur  Trockne  verd^npft  hatte  und 
das  Abgedampfte  in  Salzsäure  löste. 

Mit  jedem  Wasser  und  bei  jeder  einzelnen  Bestim» 
mung  des  Kalks^  der  Talkerde,  Schwefelsäure  und  des 
Chlors  wurden  3  quantitative  Bestimmungen  gemacht  und 
das  Mittel  daraus  auf  1000  Gewichtstheile  Wassers  be- 
rechnet. 

Die  anälysirten  Wässer  lassen  sich  in  zwei  Klassen 
bringen: 

1)  solche,  in  denen  der  kohlensaure  Kalk  vor- 
herrscht und 

2)  solche;   in   denen    der    schwefelsaure    Kalk 
überwiegt. 

Bei  Benutzung  des  Wassers  in  der  Haushaltung  ist 
dem  Wasser  mit  kohlens^aurem  Kalk  der  Vorzug  zu  geben 
vor  denen;  welche  schwefelsauren  Kalk  (das  ist  Oyps) 
enthalten. 

Ä.  ftuellwässer  mit  vorherrschendem  kohleiuiaarai  Kalk. 
I.   Wasser   der    Quelle   auf  dem    Wege  von 

Buttstädt  nach  Niederreissen;  unweit  der  Zie- 
gelei bei  Buttstädt. 

Zu  jeder  einzelnen  Analyse  dienten  554,032  Grm, 
Wasser. 

a)  Gefundener  kohlensaurer  Kalk:  0,094  —  0,093  — 
0,093  Grm.  CaO,C02;  im  Mittel  also  0,0933  Grm.  CaO^ 
C02  aus  554,032  Grm.  Wasser,  mithin  in  1000  Grm^ 
Wasser  0,1624  Grm.  CaO,  G02,  entsprechend  0,0909  Pro- 
mille reinem  Kalk  CaO. 

b)  Erhalten:  phosphorsaure  Tälkerde  2MgO,  PO*^ 
0,112  —  0,114  —  0,114  Grm.  2MgO,  P05;  im  Mittel 
0,1133  Grm.  2MgO,P05,  welche  entsprechen  0,0737  Pro- 
mille Talkerde  MgO. 

c)  Erhalten:  0,011  —  0,011  —  0,008 Grm.  schwefel- 
sauren Baryt;  im  Mittel  0,010  Grm.  BaÖ,  S03  =0,0181 
Promille  BaO,S03  —  o,0062  Grm*  Schwefelsäure  in 
1000  Grm.  Wasser. 


i-Jv,  ^  i<  tv-tiC 


Summa      0,2532  Gew.-Th.  Salze. 


-Iß 

.  'S 


Analysen  einiger  Quelltoäeäer  aus  der  Nähe  v.  BuUsiädU    207 

^  d)  Das  erhaltene  Chlorsilber  wog  0,100  —  0,082  — 
0,074  Grm.;  im  Mittel  0,0853  Qrm.  =0,1640  Promille 
AgCl,  öntsprechend  0,0627  Promille  Chlornatrium  NaCl. 

Auf  bekannte  Weise  auf  Satze  berechnet  erhält  man 
folgende  Zusammensetzung. 

lÖOO  Grm.  Quellwasser  enthalten 
Kohlens.  Kalk  ==  CaO,  CG«       =  0,1541  Grm.  (=  0,0866  Grm.  CaO) 
„        Talkerde«MgO,COac=  0,1548    „      (=±:.0,0737    „     MgO) 
Schwefels.  Kalk  «=  CaO,  S03    =0,0105    „      (=0,0043  CaO   + 
Chlornatrium  =  NaCl  =  0,0627    „  0,0062  S03) 

Summa  der  Salze     0,3821  Grm. 

U.  Niederreisser  Quelle.  (Quelle  des  grossen 
Kiethes  unweit  des  Pelikanhügels).  Zu  jeder  Kalk-  und 
l^alkbestimmung  dienten  537,132  Grm.  Wasser. 

a)  Gefundener  kohlensaurer  Kalk  0,102  —  0,100  — 
0,100  Grm.;  im  Mittel  0,1007  Grm.  CaO,  CO 2  =  0,1874 
Promille  CaO,C02  =  0,1049  Grm.  Kalk  CaO  in 
1000  Grm.  Wasser. 

h)  Erhaltene  phosphorsaure  Talkerde  0,048  —  0,038 
—  0,030  Grm.;  im  Mittel  0,0387  Grm.  2MgO,P05  = 
0,0720  Promille  2MgOP05  =0,0259  Promille  Talk - 
erde  MgO. 

Zur  Schwefelsäurebestimmung  und  Chlorbestimmung 
dienten  jedesmal  716,176  Grm.  Wasser. 

c)  Erhaltener  schwefelsaurer  Baryt  0,012  —  0,007 
— •  0,007  Grm.;  im  Mittel  0,0087  Grm.  BaO,S03  = 
0,0121  Promille  BaO,  SO^  =  0,0041  Promille  Schwe- 
felsäure S03. 

d)  Erhaltenes  Chlorsilber  0,010  —  0,010  =  0,005  Grm.; 
im  Mittel  0,0083  Grm.  AgCl  =  0,0115  Promille  AgCl, 
entsprechend  0,0047  Promille  Chlornatrium  NaCl. 

1000  Gewichtstheile  Wasser  der  Niederreisser  Quelle 

enthalten  sonach 

Kohlens.  Kalk  CaO,  C02  ==  0,1821  Gew.-Th.  (=0,1020  CaO)  ^    ^ 

Talkerde  MgO,  C02  =  0,0594      „      „    (=  0,0259  MgO) 

ÖcKwefels.  Kalk  =  CaO,  S03  =0,0070^     „      „    (=0,0029  CaO 

Chlornatrium  =  Na  CI  =0,0047      „      „     +0,0041  S03) 


m 


■M 


a08  Bückoldt, 

III.  StiflbHdorfer  Quellwasaer.  » 
a)  Kalkbestimmung: 

626,654  Grm.  Wasser  gaben  0,121  Grm.  CaO,C02 
637,132      „  „  n       0,105      »  „         « 

637,132      „  „  „        0,101       „  „         , 

Im  Mittel  lieferten  aonaeh  1000  Qrm.  Wasser  0,1924  Qrm. 
CaO,C02  =  0,1077  Promille  Kalk  CaO. 
6)  626,654  Grm.  Wasser  gaben  0,117  Grm.  2MgO,P05 
537,132       „  ,  „       0,079      n  i,  - 

537,132      r  »  „        0,071       „  ,  „ 

Auf  1000  Grm.  Wasser  kommen   hiernach  0,1569   Grm. 
2MgO,  PO*,  entsprechend  0,0565  Promille  Talker  deMgO. 

c)  Zu  jeder  der  3  SchwefeUäurcbestimmungen  dien- 
ten 716,176  Grni.  Wasser;  es  wurden  erhalten  0,006  — 
0,011  —  0,009  Grm.  BaO,S03,  im  Mittel  also  0,0087 
Grm.  BaO,S03  =  0,0121  Promille  BaO,  S03  =  0,00415 
Promille  Schwefelsäure. 

d)  Zu  jeder  der  drei  Cfalorbestimmungen  dienten 
537,132 Grm.  Wasser.  Erhalten  0,010  — 0,015  — 0,005Qnn. 
Chiorsilber;  im  Mittel  also  0,010  Grm.  AgCi  =  0,0186  Pro- 
mille AgCl,  entsprechend  0,0076  Promille  Chlorna- 
trium NaCl. 

1000  Gew.Th.  Stiebsdorfer  Quellwasaer  ent- 
halten demnach 
Kobleos.  Kalk  CaO,  CO»         =  0,1871  Gew.-Th.  (=0,1048  CaO) 
,         Tfllkerde  Mg0,C0»=  0,1187      „      „     (=  0,0565  MgO) 
Schwefels.  Kalk  CaO, S03       =0,0071      ,      „     (=0,0029  CaO 
^-Chlomatrium  NaCl  =  0,0076      ,      „      +-0,0042  803) 

Snmma         0,3205  Gew.-Th.  Salze. 

IV.  Wasser  der  Quelle  des   Seilergrundes. 
Zu  jeder  einzelnen  Kalk-   und  Talherdebestimmung 

dienten  637,132  Grm.  Wasser. 

d)  Erhaltener  kohlensaurer  Kalk  0,112  —  0,113  — 
0,113  Grm.;  im  Mittel  0,1127  Grm.  CaO.COa  =■  0,2098  Pro- 
mille CaO,  CO!  =  0,1175  Promille  CaO. 


I  - 


Analysen  einiger  Quellwässer  aus  der  Nähe  v.  Bvttstädt     209 

b)  Gefundene  phosphorsaure  Talkerde  0,033  —  0,063 

—  0,037  Grm.;  im  Mittel  0,0443  Grm.  2MgO,P05  = 
0,0824  Promille   2MgO,P05  =  0,0297  Promille  MgO. 

Zu  jeder  einzelnen  Schwefelsäure-  und  Chlorbestim- 
mung dienten  626^654  Grm.  Wasser. 

c)  Erhaltener  schwefelsaurer  Baryt  0,014  —  0,011  — 
0,015  Grm.;  im  Mittel  0,0133  Grm.  BaO,S03  =  0,0214  Pro- 
miUe  BaO,  SO»  =  0,0073  Promille  S03. 

d)  GefundenesChlorsilberO,017— 0,011  —  0,006Grm.; 
im  Mittel  0,0113  Grm.  AgCl  =  0,0180  Promille  AgCl  = 
0,0073  Promille  NaCl. 

1000  Gew.-Th.  Wasser  der  Quelle  des  Seilergrundes 
enthalten : 

Kohlens.  Kalk,  CaO,  C02  =  0,2007  (=0,1124  CaO) 

Talkerde,  MgO,  C02  ==  0,0624  (=  0,0297  MgO) 
Schwefels.  Kalk,  CaO,  S03      =r  0,0124  (=0,0051  CaO 

Chlornatrium,  NaCl  =  0,0073       +0,0073  S03) 

Summa        0,2828  Gew.-Th.  Salze. 

B.  Wasser  mit  vorherrschendem  schwefelsauren  Kalk. 

V.  Wasser  des  Klingenteichs. 
Zu  jeder  einzelnen  Bestimmung  des  Kalks,  der  Talk- 
erde^  Schwefelsäure  und  des  Chlors  dienten  554,032  Grm. 
Wasser. 

a)  Kalkbestimmung.  Erhalten : 0,702  —  0,494 — 
0,686  Grm.  kohlensauren  Kalk ;  im  Mittel  also  0,594  Grm. 
CaO,  C02  =  1,0721  Promille  CaO,  C02  =  0,6004  Pro- 
mille Kalk  CaO. 

6)  Talkerdebestimmung.  Erhalten:  0,366  — 
0,269  —  0,471  Grm.  2  MgO,  PO 5;  im  Mittel  also  0,3687 
Grm.  2  MgO,  P05  =  0,6654  Promille  2  MgO,  PO^  = 
0,2398  Promille  Talk  erde  MgO. 

c)  Schwefelsäurebestimmung.     Erhalten:  1,918 

—  1,839  -  1,879  Grm.  BaO,  S03;  im  Mittel  also  1,8787 
Grm.  BaO,  SO»  =  3,3908  Promille  BaO,  S03  =  1,1642  Pro-* 
mille  Schwefelsäure  SO». 

Arch.d.Phann.  CLXy.Bd8.3.Hfi.  X4 


210  RückoUtj 

d)  CblorbestimmuQg.  Erhalten:  0,028  —  0,025 
—  0,027  Gm.  AgCl;  im  Mittel  also  0,0267  Grm.  AgCl 
=  0,0481  Promille  AgCl.  entsprechend  0,0196  Promille 
Chlornatrium  NaCl. 

1000  Gew.-Th.  des  Wassers  des  Klingenteiohs  ent- 
halten sonach 

Schwefels.  Kalk  CaO,S03  =  1,4581  Gew.Th.  (=0,6004  CaO 

+- 0,8577  S03) 
„        Talkerde  MgO,  SÖ3    =«=  0,4598      „       „    (=  0,1533  MgO 

+  0,3065  S03) 
Koblens.  Talkerde  MgO,  CO«  =  0,1816  „  „  (=  0,0865  MgO) 
Chlornatrium  Na  Cl  =  0,0196      „       ^ 

Summa      2,Ti91  Gew.-Th.  Salze. 

VI.  Wasser  der  Quelle  auf  der  sogenann- 
ten Kunst. 

Auch  hier  dienten  zu  jeder  Einzelbestimmung  554^032 
Grm.  Wasser. 

a)  Erhalten:  0,486  —  0,515  —  0,709  Grm.  kohlensau- 
ren Kalk;  im  Mittel  also  0,564  Grm.  CaO,  CO«  = 
1,0179  Promille  kohlensauren  Kalk  =  0,5700  Promille 
Kalk  CaO. 

6)  Phosphorsaure  Talkerde  =  0,519  — -  0,498  — 
0,299  Grm.  gefunden;  im  Mittel  also  0,4387  Grm.  2MgO,P05 
=  0,7917  Promille  2MgO,  P05  =  0,2853  Promille  Talk- 
erde MgO. 

c)  Schwefelsauren  Baryt  =  1,884  —  1,887  —  1,837 
Grm.  gefunden;  im  Mittel  also  1,8693  Grm.  BaO,  S03 
=  3,3746  Promille  BaO,  S03  =  1,1586  Promille  Schwe- 
felsäure S03. 

d)  Chlorsilber  =  0,020  —  0,130—0,147  —  0,064  Grm.; 
im  Mittel  0,0902  Grm.  AgCl,  =  0,1629  Promille  AgCl, 
entsprechend  0,0664  Promille  Chlornatrium  NaCl. 

1000 Gew.-Th.  Wasser  der  sogenannten  Kunst 
enthalten : 

Schwefels.  Kalk  CaO,S03  =  1,3843  Gew.-Th.  (=0,5700  CaO 

+  0,8143  S03) 
„        Talkerde  MgO,  S03    =  0,5164      -       .    (=  0,1721  MgO 

+  0,3443  S03) 

Kohlens.  Talkerde  MgO,  C02     =  0,2377      „       „    (=  0,1132  MgO) 

Chlomatrium  NaCl  =  0,0664      „       „ 

Summa      2,2048  Gew.-Th.  Sake. 


Analysen  einiger  QueUwässer  aus  der  Nähe  v.  BuUstädt     211 

VU.  Wasser  aus  der  Quelle  am  Kleffer 
(Klefferbrunnen). 

Die  Kalk-  und  Talkerdebestimmungen  wurden  jede 
mit  447,610  Grm.  Wasser  ausgeführt. 

a)  Kalkbestimmung.  Erhalten:  0,672  >-  0,667 
— 0,675Grm.  CaO,C02;  im  Mittel  also  0,6713  Grm.  CaO,C02 
=  1,600  Promille  CaO,C02  =  0,840  PromUle  Kalk  CaO. 

h)  Talkerdebestimmung.  Erhalten:  0,195  — 
0,200  -  0,192  Grm.  2MgO,P05;  im  Mittel  0,196  Grm. 
2MgO,P05  =  0,458  Promille  2MgO,  PO?  =  0,158  Pro- 
müle  Talkerde  MgO. 

Pie  Schwefelsäure-  und  Chlorbestimmungen  wurden 
jede  mit  358^522  Grm.  Wasser  gemacht. 

c)  Schwefelsäurebestimmung.   Erhalten:  1,332 
-    1,335  ~  1,330  Grm.  BaO,S03;  im  Mittel  1,3323  Grm. 

BaO,S03  =  3,715  Promille  BaO,S03  =  1,2583  Promille 
Schwefelsäure  SO^. 

d)  Chlorbestimmung.  Erhalten:  0,295  —  0,275 
—  0,287  Grm.  AgCl;  im  Mittel  also  0,2857  Grm.  AgCl 
=  0,799  Promille  AgCl,  entsprechend  0,325  Promille 
Chlornatrium  NaCl. 

1000  Gew.-Th.  Wasser  des  Klefferbrunnens  enthalten : 

Schwefels.  Kalk  CaO,  803  =  2,040  Gew-.Th.  (=  0,840  CaO 

4-  1,200  S03) 

Talkerde  MgO,  S03      =  0,087      „       „     (=  0,029  MgO 

+  0,058  S03) 

Kohlene.  Talkerde  MgO,  CO^  =  0,271      „       n     (=  0,129  Mgt)) 
Chlornatrium  Na  Cl  =  0,325      „       „ 

Summa      2,723  Gew.-Th.  Salze. 
Vni.    Wasser   des    Pumpbrunnens  auf  der 
Windhebe.     Enthielt  etwas  organische  Substanz. 

Bei  allen  Bestimmungen  dienten  je  537,132  Grm. 
Wasser.  • 

a)  Kalk.     Erhalten:  0,863  —  0,857  —  0,867  Grm. 

CaO,  C02;  im  Mittel  also    0,8623    Grm.  CaO,  C02   = 

1,6053  Promille  CaO,  C02  =  0,899  Promille  Kalk  CaO. 

l)  Talkerde.     Erbalten:   0,382  —  0,207  —  0,175 

Grm.  2MgO,P05-,  im  Mittel  0,188  Grm.  2MgO,P05  == 

14* 


212  Bückoldt, 

0,350  Promille  2MgO,  P05    =    0,1261    Promille   Talk- 
erde MgO. 

c)  Schwefelsäure.  Erhalten:  2,077  -  2,092  — 
2,087  Grm.  BaO,S03;  im  Mittel  also  2,0853  Grm.  BaO,S03 
=  3,8823  Promille  BaO,  SO^  =  1,333  Promille  Schwe- 
felsäure SO^. 

d)  Chlor.  Erhalten:  0,425  —  0,409'  —  0,412  Grm. 
AgCl  5  im  Mittel  0,4153  Grm.  AgCl  =  0,773  Promille  AgCl, 
entsprechend  0,3151  Promille  Chlornatrium  NaCI. 

1000  Gew.rTh.  des  Wassers  enthalten  sonach: 

Schwefels.  Kalk  CaO,  S03  =  2,1833  Gew.-Th.  (=0,8990  CaO 

+  1,2843  MgO  j 
Talkerde  MgO,  S03     =  0,0731      „      „     (=  0,0244  MgO 

+  0,0487  S03) 
Kohlens.  Talkerde  MgO,  C02  =0,2136  „  „  (=0,1017  MgO) 
Chlornatrium  NaCl  =  0,3151      „      „ 

Summa        2,7851  Gew.-Th.  Salze. 

IX.  Wasser  des  Pumpbrunnens  auf  dem 
Kuhtanze. 

Zu  jeder  Kalk-  und  Talkerdebestimmung  dienten 
537,132  Grm.  Wasser. 

a)  Kalk.  Erhalten:  0,175  —  0,171  —  0,175  Grm. 
CaO,  002;  im  Mittel  also  0,1737  Grm.  CaO,  CO«  = 
0,3233  Promille  CaO,  002==:  0,1810  Promille  Kalk  CaO. 

6)  Talk  erde.  Erhalten:  0,142  —  0,077  —  0,027 
Gm.  2MgO,P05;  im  Mittel  also  0,082  Grm.  2MgO,P05 
=  0,0295  Grm.  MgO  =  0,0549  Promille  Talk  erde  MgO. 

Zu  jeder  Schwefelsäure-  und  Chlorbestimmung  dien- 
ten 716,176  Grm.  Wasser. 

c)  Schwefelsäure.  Erhalten:  0,442  —  0,450  — 
0,428  Grm.  BaO,S035  im  Mittel  0,440  Grm.  BaO,S03 
=  0,6143  Promille  BaO,  S03  =  0,2109  Promille  S  ch  w  e - 
feisäure  S03. 

d)  Chlor.  Erhalten:  0,116  —  0,103  —  0,095  Grm. 
AgCl;  im  Mittel  also  0,1047  Grm.  AgCl  ==  0,1462  Pro- 
mille AgCl,  entsprechend  0,0595  Promille  Chlorna- 
trium NaCl. 


Analysen  einiger  Quellwäsaer  aus  der  Nähe  v,  BuUstädt.     213 

1000  Gew. -Th.  Wasser  enthalten  sonach: 

Schwefels.  Kalk  CaO,  S03  =  0,3585  Gew.-Th.  (==  0,1476  CaO 

+  0,2109  S03) 
Kohlens.  Kalk  CaO,C02  =  0,0598      „      „    (=0,0334  CaO) 

Talkerde  MgO,  C02      =0,1152      „      „    (-f- 0,0549  MgO) 
Chlornatrium  NaCl  =  0,0595      „      „ 

Samma       0,5930  Gew.-Th.  Salze. 

Zusammenstellung  aller  Analysen. 
A.  Wässer  mit  forherrschenden  kohlensaaren  Erdalkalien. 

i.      n.     m.    IV. 

CaO,  C02  0,1541  0,1821  0,1871  0,2007  Promille 

xMgO,  C02  0,1548  0,0594  0,1187  0,0624         „ 

CaO,  S03  0,0105  0,0070  0,0071  0,0124 

NaCl  0,0627  0,0047  0,0076  0,0073 


0,3821    0,2532    0,3205    0,2831  Promille. 

B.  Wässer  mit  vorherrsclieiidem  schwefelsauren  Kalk. 
V.        VI.      Vn.    VIII.     IX. 

CaO,  803  1,4581  1,3843  2,0400  2,1833  0,3585  Promille 

MgO,S03  0,4598  0,5164  0,0870  0,0731        —           „ 

CaO,  C02      —           -  —          -  0,0598 

MgO,C02  0,1816  0,2377  0,2710  0,2136  0,1152 

NaCl  0,0196  0,0664  0,3250  0,3151  0,0595        „ 

2,1191    2,2048    2,7230    2,7851    0,5930  Promille, 

Allen  untersuchten  Wässern  aus  Buttstädts  Nähe  ist 
eine  namhafte  Menge  von  Talkerdesalzen  eigenthümlich. 

Der  Gehalt  an  schwefelsaurer  Talkerde  steigt 
bis  0,5164 Promille,  der Qehaltankohlensaurer  Talk- 
erde bis 0,2710 Promille^  Der  höchste  Gehalt  an  schwe- 
felsaurem Kalk  ist  2,1833  Promille.  Der  höchste  Koch- 
salzgehalt 0,3250  Promille. 

(Fortsetzung  folgt.) 


214  Wül  u,  Körner,  zur  Kenntnias  der  Bildung 

Zur  Kenntiüss  der  BUdnng  des  SenfSls  ans  dem 

Samen  des  schwarzen  Senfit; 

▼on 

H.  Will  und  W.  Körner. 

(Fortsetzung  und  Scbluss  aus  Bd.  CLXV.  Hft.  2.  pag.  144.) 

Die    auf   einer    eigenthümlichen    Beweglichkeit    der 
V  Elemente  der  Senfölgruppe  beruhende  Metamorphose  der 

vorstehend  beschriebenen  Metall  Verbindungen,  —  welche 
constant  Schwefelsäure,  aber  nicht  stets  Senföl  als  Zer- 
setzungsproducte  liefern  —  tritt  am  Klarsten  in  dem  Ver- 
halten der  Silberverbindung  zu  Tage,  welche  wir  in  die- 
ser Beziehung  einer  genaueren  Untersuchung  unterworfen 
haben.  Dieses  Verhalten  bietet  den  Schlüssel  zur  Erklä- 
i  rung  .der   merkwürdigen   Thatsache,    dass    bei    der  Zer- 

setzung des  mjronsauren  Kalis  unter  dem  Einfiuss  eines 
Ferments  neben  Senfol,  Zucker  und  Schwefelsäure  stets 
auch  freier  Schwefel  auftritt,  eine  Erscheinung^  welche 
jedenfalls  beweist,  dass  ausser  den  genannten  vier,  noch 
^;  ein   fünftes   Oährungsproduct  in   dem   mit  Wasser  ange- 

rührten schwarzen  Senf  enthalten  sein  muss. 

Behandelt  man  die  in  reinem  Wasser  aufgeschlämmte 
Silberverbindung   C^HSNAg^S^Oö,   mit   Schwefelwasser- 
stoff,  so  wird  das  Gemenge    sogleich    schwarz  und  nach 
vollendeter  Zersetzung  scheidet  sich  ein  Gemenge  von 
['  Schwefelsilber    und  Schwefel  ab,    welches  beide   Körper 

zu  gleichen  Aequivalenten  enthält,    wie  die  folgende  Be- 
l  Stimmung  zeigt. 

1,3613  Grm.  des  über  Schwefelsäure  getrockneten 
Niederschlages  gaben  1,3988  Chlorsilber. 
Es  entspricht  dies: 

In  100  Theilen : 
berechnet  gefunden 

\':,  Ag2       216        77,1  77,3 

^  S4  64       22,9  — 


280      100,0. 


des  SenfSls  avs  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs.       215 

Dun^  Behandlung  mit  Schwefelkohlenstoff  lässt  ach 
dem  Niederschlag  die  Hälfte  des  Schwefels  (gefonden 
wurden  10,9  Proc.)  *)  entziehen.  —  Die  von  dem  Nieder- 
schk^  abfiltrirte,  stark  sauer  reagirende  Flüssigkeit  riecht^ 
nach  Entfernung  des  überschüssigen  Schwefelwasserstoffs 
in  gelinder  Wärme  oder  durch  Einleiten  eines  Luftstroms 
angenehm,  eigenthümlich  lauchartig.  Sie  liefert  bei  der 
DestiUation  farblose  Oeltropfen,  welche  zuerst  mit  Wasser 
übergehen  und  bei  weiterer  Destillation  sich  wieder  lösen. 
Der  Rückstand  von  der  Destillation  enthält  keine  Spur 
einer  organischen  Substanz,  sondern  nur  freie  Schwefel- 
säure, welche  die  Hälfte  des  Schwefels  der  ursprünglichen 
Verbindung  enthält. 

0,5795  6rm.  der  Silberverbindung  gab^ü  fiäililich, 
nach  detii  Abfiltrir^n  des  SchwefelwasserstoÖniederschla- 
ges,  durch  Ausfällen  mit  Ghlorbaryum  0,312  schwefelsau- 
ren Baryt,  entsprechend  7,4  Proc.  Schwefel.  Die  Silber- 
verbindung enthält  nach  unserer  Analyse  15,58  Proc. 

Durch  wiederholte  Rectification  des  lauchartig  Hechen- 
den Destillats  gewinnt  man,  indem  man  stets  nur  die 
zuerst  übergehenden  Ahtheile  auffängt,  eine  wasserhelle, 
oben  aufschwimmende  Oelschichte,  welche  zur  weiteren 
Reinigung,  nach  dem  Abheben  und  Trocknen  übet*  Chlor- 
calcium,  der  Rectification  unterworfen  wird. 

Der  ölartige  Körper  ist  vollkommen  neutral,  farblos, 
von  angenehm  lauchartigem  Geruch  und  brennend  gewürz- 
haftem Geschmack.  Er  enthält  Stickstoff".  Sein  Siede- 
punct  liegt  zwischen  ll7  und  118®,  sofern  bei  drei  Recti- 
ficationen  mit  Präparaten  von  verschiedener  Darstellung 
die  Siödepuncte  ♦  1170,4,  1170,7  und  1180,2  (corrigirt 
1180,7,  Il80,&  und  il90^2)  beobachtet  wurden.  Die  nach- 
stehende Analyse  zeigt,  dass  der  ölartige  Körper  nichts 


*)  Es  liefbtten  üämlioh  2,1308  Grin.  de6  Niederschlags  darch  Bö- 
handeln  mit  Schwefelkohlenstoff  und  Verdampfen  0,233  Grm. 
reinen  Schwefel  M  Rückstand. 


216  Will  u.  Kömer,  zur  Kenntniss  d^  Bildung 

Anderes  als  Cyanallyl  C8  H5N  =  C2N,  C6H5,  ist.  Das- 
selbe entsteht  aus  der  Silberverbindung,  entsprechend  der 
Gleichung : 

C8H5NAg2S4  08  +  2HS  =  C8H5N  -f-  2AgS 

+  2S  4-  2(HO,S03). 
0,2087  Grm.  gaben  0,5399  Kohlensäure  und  0,1456 
Wasser. 

Es  entspricht  dies: 

berechnet  gefandai 

CS  48  71,65  72,0 

H5  5  7,46  7,7 

N  14  20,89  - 

67  100,00. 

Das  specif.   Gewicht   des    Cyanallyls  ist   0,8389    bei 

120,8  (für  Wasser  von  0^  als  Einheit);  die  Bestimmung 

der  Dampfdichte  nach    der  Methode    von    Gay-Lussac 

gab  folgende  Resultate: 

Angewandt 0,0771  Grm.  Cyanallyl. 

Temperatur 167«  C. 

Beobachtetes  Volum 48,8  CG.  Dampf. 

Differenz  d.  Quecksilbersäulen  86,5  MM. 

Barometerstand 746  MM.  bei  24<>. 

Gefundene  Dampfdichte 2,32. 

Berechnete  Dampfdichte 2,31. 

Bei  einer  Condensation  auf  2  Vol.  (H2  02  =  2  Vol.) 
berechnet  sich  hieraus  das  mit  der  Formel  C8H^N  über- 
einstimmende Molecularge wicht  67,01. 

Die  Eigenschaften  des  aus  myronsaurem  Kali  erhal- 
tenen Cyanallyls  sind  wesentlich  verschieden  von  denjeni- 
gen des  Productes,  welches  Lieke  *)  durch  Behandlung  von 
Cyansilber  mit  Jodallyl  erhielt.  Derselbe  beschreibt  das  Cyan- 
allyl als  eine  penetrant  und  höchst  unangenehm  riechende, 
an  der  Luft  sich  gelb  färbende  Flüssigkeit  von  dem  Siede- 
punct  96  bis  106<>.  Auch  gelang  es  ihm  nicht,  dieselbe  durch 
Behandlung  mit  Kali  in  Crotonsäure  und  Ammoniak  umzu- 

*)  Annalen  der  Chem.  u.  Pharm.  CXII.  316. 


des  Senföls  aus  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs.       217 

wandeln,  eine  Zersetzung,  welche  mit  dem  von  uns  beschrie- 
benen Körper  leicht  vor  sich  geht. 

Erhitzt  man  Cyanallyl  mit  dem  doppelten  Volum  Kali- 
lauge von  1,28  spec.  Gew.  in  einer  zugeschmolzenen  Glas- 
röhre im  Wasserbade,  so  verschwindet  ersteres  nach  eini- 
gen Stunden  vollkommen,  ohne  dass  sich  die  Flüssigkeit 
erheblich  färbt.  Unterwirft  man  nach  dem  Oeffiien  des 
Bohrs  die  stark  ammoniakalisch  riechende  Flüssigkeit  für 
sich  der  Destillation,  so  findet  man^  wie  sich  aus  nach- 
stehender Bestimmung  ergiebt,  in  der  vorgelegten  Salz* 
säure  gewöhnliches  Ammoniak. 

2,2259   Grm.    des    erhaltenen    Platinsalzes    gaben 
0,9794  Platin,  entsprechend  44,0  (statt  44,3)  Proc. 

Die  rückständige  alkalische  Lösung  liefert,  nach  der 
Uebersättigung  mit  Schwefelsäure,  bei  der  Destillation 
bis  fast  zur  Trockne  eine  flüchtige  Säure,  welche  bei  guter 
Abkühlung  aus  dem  Destillat  in  feinen  wolligen  Nadeln, 
bei  freiwilliger  Verdunstung  in  grossen  tafelförmigen  Kry- 
stallen  anschiesst.  Die  Säure  schmilzt  bei  72<>,  erstarrt 
bei  700,5  und  verflüchtigt  sich  ohne  Rückstand  unter  Ver- 
breitung eines  starken  Geruchs  nach  Buttersäure.  Auch 
beim  Trocknen  im  leeren  Baum  oder  über  Schwefelsäure 
nimmt  dieselbe  fortwährend  an  Gewicht  ab. 

Die  Analyse  der  reinen  Säure  führte  zu  folgenden 
Zahlen : 

0,335  Grm.   gaben  0,679  Kohlensäure  und  0,2155 
Wasser. 

Es  entspifcht  dies: 

In  100  Theilen: 
berechnet  gefunden 

C8  48  55,81  55,27 

H«  6  6,98  7,14 

04  32  37,21  — 

86         100,00. 
Das  Silbersalz   ist   ein    weisser,    käsiger  Mieder- 
schlag, der  im  Licht  schwarz  wird  und  in  warmem  Was- 
ser ziemlich  löslich  ist. 


218  Will  u.  Kämer y  zur  Kenntniss  der  Bildung 

0,1275  Qrin.  gaben  0,072  Silber  =  56,4  Proe. 

Die  Formel  CöH^AgO^  verlangt  55,95  Proo. 
Das  Cyanallyl  verhält  sieb  demnach  anter  dem  Einfluss 
von  Alkali  wie  andere  Nitrile.    Es  spaltet  sich  in  Croion- 
säure  und  Ammoniak,  entsprechend  der  Gleichung: 
C8H5N  +  4H0  =  C8H60*  +  H^K 

Die  von  uns  aus  Cyanallyl  gewonnene  Crotonsäure 
unterscheidet  sich  von  der  aus  Crotonöl  von  Th.  Schlippe*) 
erhaltenen  wesentlich  darin,  dass  erstere  fest,  krystallisirbar, 
letztere  aber  als  ölartig  beschrieben  ist. 

Zur  Gewinnung  des  Cyanallyls,  beziehungsweise  der 
Crotonsäure  aus  myronsaurem  Kali  in  etwas  grösserem 
Massstabe  lassen  sich  die  bei  der  Darstellung  des  letzte- 
ren Salzes  abfallenden  unkrystallisirbaren  Mutterlaugen 
zweckmässig  verwerthen.  Man  erhitzt  dieselben  zu  dem 
Ende  mit  etwas  kohlensaurem  Baryt  zum  Sieden,  säuert 
das  Filtrat  mit  reiner  Salpetersäure  an  und  vermischt 
die  von  einem  geringen  rothbraunen  Niederschlag  getrennte, 
erkaltete  Flüssigkeit  bis  zur  völligen  AusfHUung  mit  salpeter- 
saurem Silberoxyd.  Die  sich  nach  und  nach  abscheidende 
schmutzig-gelbe  Silberverbindung  wird  mit  Wasser  völlig 
ausgewaschen,  mit  Schwefelwasserstoff  zerlegt  und  aus  der 
vom  Schwefelsilber  getrennten  Flüssigkeit  das  Cyanallyl^ 
wie  oben  angegeben,  durch  Destillation  gewonnen. 

Auch  unmittelbar  aus  myronsaurem  Kali  lässt  sich 
Cyanallyl  abscheiden,  jedoch  verläuft  die  Reaction  nicht 
ganz  so  glatt,  wie  mit  der  Silberverbindung.  Erhitzt  man 
nämlich  eine  wässerige  Lösung  von  myi^hsaurem  Kali 
in  einem  zugeschmolzenen  Rohre  mehrere  Tage  lang  auf 
110  bis  120<>,  so  verschwindet  das  Salz.  Die  Lösung  wird 
braungelb,  stark  sauer  und  durch  ausgeschiedenen  Schwe- 
fel getrübt.  Sie  riecht  nach  Schwefelwasserstoff  und 
Cyanallyl  und  liefert  durch  Destillation  Oeltropfen,  die 
aus  letzterem  bestehen.  Der  Schwefelwasserstoff  entsteht 
ohne  Zweifel  durch  secundäre  Einwirkung  der  frei  ge- 


*)  Annal.  d.  Chem.  und  Pharm.  CV.  1. 


des  Senföh  aus  dem  Samen  de»  schwarzen  Senfs.      219 

wiMrdenen  Schwefelsäure  auf  noch  unzersetztes  myronsau- 
res  Kali.  Die  Bildung  von  Senföl  ist  hierbei  nicht  zu 
beobachten. 

Die  bei  den  verschiedenen  Metamorphosen  des  myrön* 
sauren  Kalis  auftretende  Zuckerart  haben  wir  in  etwas 
grösserer  Quantität  aus  der  Flüssigkeit  dargestellt^  aus 
welcher  die  Silberverbindung,  CöHSNAg^S^OS,  behufs 
der  Bereitung  des  Cyanallyls  ausgefallt  worden  war.  Man 
fällt  aus  dieser  Flüssigkeit  den  Silberüberschuss  mittelst 
Schwefelwasserstoff;  sftttigt  das  Filtrat  mit  kohlensaurem 
Baryt  und  verdampft.  Nach  dem  Äuskrystallisiren  des 
meisten  Barytsalpeters  behandelt  man  die  eingetrocknete 
Mutterlauge  mit  starkem  Alkohol  und  überlässt  die  ein- 
geengte alkoholische  Lösung  der  Krystallisation,  wo  nach 
einigen  Tagen  der  Zucker  in  blumenkohlähnlichen  War- 
zen anschiesst.  Durch  vorsichtiges  Waschen  des  Kry- 
stallbreies  mit  wenig  kaltem  Wasser  und  wiederholtes  Um- 
krystallisiren  aus  Wasser  und  Alkohol  erhält  man  ihn 
rein.  Er  setzt  sich  aus  der  Lösung  in  absolutem  Alkohol 
bei  längerem  Stehen  in  Warzen  ab,  welche  aus  feinen 
Nadeln  bestehen  und  die  nach  dem  Trocknen  über  Schwe- 
felsäure bei  lOQO  nichts  mehr  an  Gewicht  verlieren  und 
zwischen  144  bis  146^  schmelzen.  Aus  Wasser  krystal- 
lisirt  er  in  blumenkohlähnlichen  Warzen,  welche  bei  86^ 
zu  einer  farblosen  Flüssigkeit  schmelzen  und  bei  lOO^ 
unter  schwach  bräunlicher  Färbung  den  Gehalt  an  Kry- 
Stallwässer  verlieren.  Die  Analyse  des  über  Schwefel- 
säure getrockneten  Zuckers  führt  zur  Formel  C^2Hi40i4. 
0,7889  Grm.  gaben  1,051  Kohlensäure  und  0,4982 
Wasser. 

Es  berechnet  sich  hieraus: 

In  100  Theilen: 
berechnet  gefunden 


Cw 

72 

d6,36 

36,32 

HM 

14 

7,07 

7,00 

OM 

112 

66,57 

56,68 

198         100,00  100,00. 


220  Will  u.  Kömer,  zur  Kenntnüa  der  Bildung 

Der  aus  dem  myronsauren  Kali  gewonnene  Zucker 
ist  Rechtstraubenzucker;  er  hat  dieselbe  Zusammensetzung 
wie  dieser^  dreht;  wie  wir  uns  überzeugten,  die  Ebene  des 
polarisirten  Lichts  nach  Rechts  und'reducirt  in  alkalischer 
Lösung  •  die  nämliche  Menge  Kupferoxyd  zu  Oxydul. 
10  CC.  einer  normalen,  mit  Traubenzucker  aus  Honig 
titrirten  alkalischen  Kupferlösung  erforderten  in  mehreren 
übereinstimmenden  Versuchen  dieselbe  Menge  (0,05  Grm.) 
des  Zuckers  aus  myronsaurem  Kali.  Es  entspricht  dies 
auf  1  Aeq.  ( 180  Theile )  des  •  letzteren  10  Aeq. 
Kupferoxyd  CuO. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  einigen  Betrachtungen  über 
die  Constitution  des  myronsauren  Kalis.  Wie  schon  oben 
erwähnt,  enthält  dieser  merkwürdige  Körper  die  sechs 
Elemente,  ajis  welchen  er  besteht,  in  drei  Verbindungs- 
gruppen  geordnet^  welche  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
seine  näheren  Bestandtheile  sind: 

C20H18NKS4O20   =  C6H5,C2NS2  +  C12H12012 

MyroDsaures  Kali       =    Aeth.  Senföl  -|-  Rechtstraubenzucker 

+  KO,  HO,  S2  06 
■^  zweifach-schwefelsaures  Kali. 

Es  scheint  in  der  That  keinem  Zweifel  zu  unterliegen, 
dass  die  Zucker-  und  Schwefelsäuregruppe  fertig  gebildet  in 
der  Verbindung  vorhanden  sind,  für  die  Senfölgruppe  ist  dies 
weniger  deutlich  ausgesprochen.  Das  Verhalten  des  myron- 
sauren Kalis  bei  der  Gährung  und  beim  Erhitzen  mit 
Wasser,  so  wie  das  der  Silberverbindung  C^  H^  NAg2  S*  08 
deutet  vielmehr  darauf  hin,  dass  die  Elemente  des 
Schwefelcyanallyls  in  einer  Anordnung  neben  einander 
liegen,  dass  bei  einer  Störung  derselben  ebensowohl 
Schwefelcyanaliyl  C6H5,C2NS2  als  Cyanallyl  C«H5,C2N 
und  freier  Schwefel  auftreten  können.  Die  Zersetzung  des 
myronsauren  Kalis  unter  dem  Einfluss  eines  Ferments, 
des  Myrosins,  ist  gleichsam  eine  aus  beiden  Fällen  ge- 
mischte Reaction,  es  bildet  sich  neben  Schwefelcyanaliyl 
gleichzeitig  auch  Cyanallyl  und  Schwefel,  vorzugsweise 
aber  ersteres.   Unter  dem  Einfluss  von  Wasser  und  Wärme 


des  Senföls  aus  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs.      221 

(wie  im  myrooBauren  Kali)  oder  von  Schwefelwasserstoff 
(wie  in  der  Silber  Verbindung)  zerfällt  die  SenfÖlgruppe 
dagegen  ausschliesslich  in  Cyanallyl  und  in  Schwefel.  Mit 
Sicherheit  ist  nur  anzunehmen^  dass  ein  Theil  des  Koh- 
lenstoffs der  Senfblgruppe  als  Cyan^  der  andere  als  Ällyl 
vorhanden  ist.  Als  Glycosid  unterscheidet  sich 
das  myronsaure  Kali  von  der  Mehrzahl  seiner 
bis  jetzt  genauer  untersuchten  Verwandten 
wesentlich  dadurch,  dass  esbei  seinem  Zerfallen 
in  die  näheren  Bestandtheile  nicht  die  Elemente 
des  Wassers  aufnimmt.  Der  Zucker  ist  schon 
fertig  gebildet  und  nicht  in  der  Form  des  Anhydrids  vor- 
handen. Das  myronsaure  Kali  ist  vergleichbar  in  dieser 
Beziehung  mit  der  Verbindung  des  Traubenzuckers  mit 
Kochsalz,  mit  welcher  es  auch  die  äusserst  leichte  Zer- 
setzbarkeit  theilt.  Das  myronsaure  Kali  ist  femer  das 
erste  genauer  untersuchte  Glycosid,  welches  ausser  Stick- 
stoff auch  Schwefel  enthält,  und  es  bietet,  abgesehen 
von  derselben  Zahl  der  Elemente,  besonders  bezüglich  des 
Schwefelgehalts  einige  nicht  uninteressante  Vergleichungs- 
puncto  mit  den  Eiweisskörpern  oder  den  Album'i> 
naten,  von  welchen  es  mehr  und  mehr  wahrscheinlich 
wird,  dass  sie  der  Familie  der  Glycoside  verwandt  sind. 
Die  Eiweisskörper  sind  ihrer  Mehrzahl  nach  verbindungs- 
fahig  mit  Basen,  wie  die  Myronsaure ;  sie  enthalten  offen- 
bar, wie  letztere,  einen  Theil  des  nur  wenige  Procente 
betragenden  Schwefelgehalts  in  der  Schwefelsäureform 
(wie  die  Taurocholsäure  oder  das  Taurin  der  Galle),  einen 
anderen  Theil  dagegen  in  einer  Form,  in  welcher  er  leicht 
in  Schwefelwasserstoff  oder  eine  Schwefelcyanverbindung 
(wie  sie  im  Speichel  auftritt)  übergeht.  Die  Verbindungs- 
gruppen, welche  das  myronsaure  Kali  zusammensetzen, 
sind  nur  durch  so  schwache  Anziehungskräfte  zusammen- 
gehalten, dass  sie  gleichsam  dem  leisesten  Druck,  den 
eine  andere  Anziehung  oder  bewegende  Ursache  ausübt, 
nachgeben.  Nach  Willkür  lässt  sich  die  ganze  Verbin- 
dung spalten  in  der  Art,  dass  bald  eine  jede  Gruppe  für 


222  WiU  u.  Kömer,  zur  Kenntniss  der  Bildung 

sich  auftritt,  bald  nur  die  eine^  während  die  anderen  bei- 
den noch  vereinigt  bleiben.  So  treten  anter  dem  Ein- 
fluss  eines  Ferments  oder  des  Wassers  und  der  Wärme 
die  drei  Gruppen  für  sich  auf;  durch  Salze  schwerer 
Metalle,  wie  Silber  und  Quecksilber,  wird  nur  die  Zucker- 
gruppe ausgeschieden,  während  die  Senföl-  und  Schwefel- 
säuregruppe verbunden  bleiben.  Durch  vorsichtige  Be- 
handlung mit  Baryt  lässt  sich  endlich  der  Verbindung 
die  Schwefelsäuregruppe  allein  entziehen,  wo  dann  die 
beiden  anderen  Gruppen  wieder  ihrerseits  noch  verbun- 
den bleiben,  wenigstens  nicht  unmittelbar  als  Zucker  und 
Senfol  auftreten. 

Nachschrift. 

Die  Thatsache,  dass  bei  derGährung  des  myronsau- 
ren  Kalis  eine  Ausscheidung  von  Schwefel  zu  beobachten 
ist,  so  wie  der  durch  vorstehende  Untersuchung  geführte 
Nachweis,  dass  diese  Schwefelausscheidung  mit  der  Bil- 
dung von  Cyanallyl  in  Zusammenhang  steht,  fährten  mich 
zu  der  Vermuthung,  dass  das  im  Handel  vorkommende 
Senföl  neben  Schwefelcyanallyl,  als  dem  Hauptbestandtheil, 
auch  Cyanallyl  enthalten  müsse.  In  dem  von  mir'^) 
früher  untersuchten,  von  Herrn  Zeise  in  Altena  bezoge- 
nen Senföl  war  dasselbe  zwar  nicht  vorhanden,  sofern 
ich  einen  constanten  Siedepunct  von  148<^  und  die  voll- 
ständige Umwandlung  des  Oels  in  Thiosinnamin  beim 
Stehen  mit  überschüssigem  Ammoniak  beobachtete.  Ich 
schrieb  damals  die  Angabe  von  Robiquet  und  Bussy, 
dass  das  käufliche  Senföl  einen  flüchtigeren,  ätherisch 
riechenden  und  auf  Wasser  schwimmenden  Körper  ent- 
halte, einer  Beimischung  eines  schwefelfreien  Oels  zu.  Ich 
habe  jetzt  die  Ueberzeugung,  dass  dieser  flüchtigere  Kör- 
per Cyanallyl  ist^  und  dass  das  von  mir  untersuchte  Senföl 
den  bei  der  Rectification  des  Oels  zuletzt  übergehenden 
Antheil  bildete. 


*)  A«iial.  d.  Chem.  und  Pharm.  Uli.  1. 


des  SenföU  ans  dem  Samen  des  schwarzen  Senfs.      223 

Herr  Apotheker  Zeise  in  Altona^  an  welchen  ich 
mich  mit  der  Bitte  um  Mittheilung  seiner  in  dieser  Be- 
ziehung bei  der  Senföldestillation  gemachten  Beobachtun- 
gen wendete^  hatte  die  mich  zu  lebhaftem  Dank  verpflich- 
tende Freundlichkeit;  mir  zwei  Proben  Senföl  zu  übersen* 
deq^  welche  von  ihm  selbst  zu  verschiedenen  Zeiten  aus 
braunem  hannoverschem  Senf  gewonnen  waren.  Eine 
mehrere  tausend  Pfund  betragende  Parthie  des  Samens 
lieferte;,  nach  der  gefälligen  Mittheilnng  des  Herrn  Z  ei  s  e, 
nach  dem  Abpressen  des  fetten  Oels  durch  Destillation 
der  in  dem  drei-  bis  fünffachen  Gewicht  Wasser  vertheil- 
ten  Kl^ie  mittelst  eingeleiteten  WasserdampfS;  neben  schwe- 
rem^  in  Wasser  untersinkendem  Oel  auch  gleichzeitig  und 
fast  dieselbe  Quantität  eines  leichteren^  auf  Wasser  schwim- 
menden Oels  von  0,966  spec.  Gew.  Eine  andere  Parthie 
hannoverschen  Samens  gab  dagegen  bei  der  Destillation 
anter  sonst  ganz  gleichen  Verhältnissen  nur  schweres,  in 
Wasser  untersinkendes  Oel  von  1,010  spec.  Gew.  Ich 
überzeugte  mich  leicht,  dass  beide  Proben  des  Oels,  das 
leichtere  wie  das  schwerere,  Cyanallyl  erhalten ;  letzteres 
war  nur  weit  ärmer  daran.  Das  leichtere,  auf  Wasser 
schwimmende  Oel  lieferte  durch  fractionirte  Destillation 
über  die  Hälfte  seines  Gewichts  eines  zwischen  112  bis 
1200  übergehenden  Oels,  aus  welchem  die  letzten  Antheile 
des  Schwefelcyanallyls  und  damit  auch  der  Geruch  des- 
selben durch  Rectification  allein  nicht  vollkommen  zu  ent- 
fernen waren.  Bei  12  stündigem  Stehen  dieses  Oels  mit 
verdünntem  wässerigem  Ammoniak  verwandelte  sich  in- 
dessen das  noch  beigemengte  Schwefelcyanallyl  in  Thio- 
sinnamin,  während  die  abgegossene  Flüssigkeit,  zuerst 
für  sich,  dann  unter  Zusatz  einiger  Tropfen  Schwefelsäure 
destillirt,  ein  farbloses  (nahezu  das  halbe  Gewicht  des 
ursprünglichen  Präparats  betragendes)  Oel  lieferte,  welches 
alle  Eigenschaften  des  Cyanallyls  besitzt.  Auch  au£r  dem 
schwereren  Oel  wurde  in  gleicher  Weise  etwas  Cyanallyl 
erhalten.  • 

Die  so  gewonnene  Verbindung  zeigte  den  constanten 


224     Wül  u.  Kömer,  zur  Kenntniss  d.  Bildung  des  Senföls  etc. 

Siedepunct    von  116<>  (corrigirt  11803).     Sie  verhält  sich, 

wie  auch  das  Schwefelcyanallyl;  optisch  unwirksam. 

0,2791  Grm.  gaben  0,7326  Kohlensäure  und  0,1906 
Wasser. 

Es  entspricht  dies  in  100  Theiien: 

gefunden  berechnet 

C8H5N 
Kohlenstoff  ....  71,58  71,64 

Wasserstoff 7,58  7,46. 

Es  unterliegt  hiemach  keinem  Zweifel,  dass  das  SenfÖl 
des  Handels  neben  Schwefelcyanallyl  auch  Cyanallyl  ent- 
hält, welches  letztere  indessen  unter  scheinbar  gleichen 
Bedingungen  in  wechselnder,  bald  grösserer,  bald  kleine- 
rer Menge  auftritt.  Ich  habe  schliesslich  noch  eine 
Beobachtung  gemacht,  welche  in  einem  gewissen  Zusam- 
menhang steht  mit  dem  oben  beschriebenen  Verhalten 
des  myronsauren  Kalis  gegen  Wasser  bei  100^,  und  welche 
vielleicht  geeignet  ist,  die  Thatsache  einigermassen  zu 
erklären,  dass  die  Menge  des  sich  bildenden  Cyanallyls 
eine  sehr  verschiedene  ist,  unter  scheinbar  gleichen  Be- 
dingungen. Lässt  man  reines,  farbloses,  in  Wasser  unter- 
sinkendes, also  ganz  oder  vorzugsweise  aus  Schwefel- 
cyanallyl bestehendes  Senfol  einige  Zeit  in  Berührung  mit 
Wasser  stehen,  so  trübt  sich  das  Wasser  mehr  und  mehr. 
Destillirt  man  das  Wasser  sammt  dem  Oel,  so  bleibt  in 
dem  Kolben  reiner,  an  der  Glaswand  haftender  Schwefel 
zurück,  und  bei  jeder  folgenden  Destillation  wird  das  dann 
auf  dem  Wasser  schwimmende  Oel  milder  an  Geruch. 
Das  Schwefelcyanallyl  setzt  sich  also  in  Berührung  mit 
'Wasser  in  Cyanallyl  und  in  Schwefel  um.  Die  bei  der 
Gährung  des  myronsauren  Kalis  an  und  für  sich  neben 
Schwefelcyanallyl  entstehende,  wahrscheinlich  je  nach  den 
Bedingungen  ebenfalls  wechselnde  Menge  von  Cyanallyl 
kann  demnach  durch  den  Destillatipnspröcess  sich  ver- 
gcössern,  und  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  bei  einer 
kupfernen  Blase  das  Metall  ebenfalls  Antheil  an  der  Bil- 
dung des  Cyanallyls  nimmt. 

Gi essen,  im  December  1862.  WiU. 


Wigmi,  Sib  da-Jibdmde  im  der  Oummnmit.    m 

ückr  te  Sitz  fa  HkaUie  m  iv  OBiraiie*'; 


Prof.  A.  Wigand. 

IKe  Frtge,  in  welcbeiB  anatomncfaen  Sjsteme  der 
Chinarinde  das  CUnin  und  die  andern  Basen  enthalten 
sind,  ist  nicht  nur  Ton  phjsiologisdiem,  sondern  aach  T^on 
praktischem  Interease,  weil  sidi  dadmch  ein  wichtiger 
6esiditB{Kinct  for  die  Benriheilni^  dea  Weithes  der  Rinden 
eröffiiet  Die  Chinarinde  besteht  bekanndich  (mit  Aosnahuie 
der  die  Oberfläche  bedeckenden  Korkschicht)  ans  swi^er- 
lei  Zellgewebe^  dem  Ton  dännwandigen  Zellen  gebildeten 
Parendiym  von  k<»kiger  Consistenx  nnd  dem  faserigen, 
aus  fiidenförmigen,  stark  Terdickten  Zellen  bestehenden 
Bast  Beide  Gewebe  sind  so  angeordnet,  dass  das  Paren- 
chym  bei  jQngeren  Rinden  ftst  aosschliesslich  vorhanden  ist, 
bei  älteren  Binden  aber  die  äussere  Schicht  bildet^  während 
der  Bast  an  der  inneren  Orense  jnnger  Rinden  auftritt 
nnd  in  der  Folge  stets  die  innere  Schicht  bildet,  welche 
mit  dem  Alter  fortwährend  sich  verdickt,  so  dass  ältere 
Rinden  überwiegend  aus  Bast  bestehen.  Uebrigens  liegen 
in  dieser  Schicht  die  Bastzellen  grösstentheils  isolirt,  und 
durch  Parencbymgewebe  getrennt^  wie  überhaupt  awischen 
den  beiden  genannten  Schichten  keine  gana  scharfe  Grense 
wahrzimehmen  ist,  indem  das  Parenchym  nach  innen  su, 
das  Bastgewebe   dagegen  nach  aussen    su   ssiemlich  all« 


*)  Der  Torstehende  Aufsatz,  dem  Hauptinhalte  Dach  in  der  bo- 
tanischen Zeitung,  1862.  No.  18.  erschienen  und  lu  gleicher 
Zeit  Yom  Verf.  mit  einigen  dem  besonderen  Zweck  entsprechen- 
den Modificationen  an  die  Redaction  des  Archivs  f.  Ph.  gesandt, 
gelangte  Jedoch  nicht  in  deren  Hände.  Obgleich  bereits  Jahres- 
frist verstrichen  ist,  theilt  der  Verf.,  dem  Wunsch  der  Redac* 
tion  gemäss,  denselben  nochmals  mit,  um  so  mehr,  da  durch 
Ho  ward 's  inzwischen  erschienenes  Werk  über  die  China- 
rinden in  Betreff  des  Sitzes  der  Alkaloide  eine  entgegengesetzte 
Ansicht  vertreten  und  von  dem  Berichterstatter  Über  dieses 
Werk  p.  232  des  Archivs  von  diesem  Jahre  auf  die  vorliegende 
Abhandlung  Bezug  genommen  wird. 

Aroh.  d. Pharm.  CLXV.  Bds.  3.  Hft,  lö 


r 

\ 
i 


226  Wigand, 

mälig  verschwindet.  Da  von  vornherein  wahrscheinlich, 
ist;  dass  so  eigenthümliche  Stoffe  wie  die  Alkaloide  nicht 
in  dem  ganzen  Gewebe  der  Rinde  gleichmässig,  sondern 
entweder  von  der  einen  oder  andern  Zellenart  erzeugt 
werden,  so  entsteht  die  Frage,  in  welcher  derselben  die 
Alkaloide  gefunden  werden.  In  neuerer  Zeit  ist,  be- 
sonders nach  dem  Vorgange  WeddelTs  *),  die  Ansicht 
die  herrschende  geworden,  dasS  die  Alkaloide  ihren  Sitz 
in  d^i  Parencbymzellen,  sei  es  nun  in  der  Parenchym- 
schicht  oder  zwischen  den  Bastzellen,  haben.  Im  Folgen- 
den theile  ich  eine  Untersuchung  mit,  bei  welcher  ich 
auf  verschiedenen  Wegen  zu  dem  übereinstimmenden  Er- 
gebniss  gelangt  bin,  dass  es  im  Gegentheil  die  Bast* 
Zellen  sind,  welche  in  ihrer  verdickten  Wand  die  Alka- 
loide enthalten. 

I.  Die  erste  von  mir  zur  Beantwortung  obiger  Präge 
befolgte  Methode  gründet  sich  auf  das  Verhalten  der 
Zellenwaxul  zu  einer  Pigmentlösung.  Bekanntlich  besitzt 
die  reine  Pflanzenmembran  nicht  wie  die  thierische  Faser 
das  Vermögen,  aus  einer  Farblösung,  z.  B.  einem  Coche- 
nilleauszug, das  Pigment  in  concentrirtem  Orade  in  sich 
aufzunehmen  und  zu  binden^  wohl  aber  wird  derselben 
diese  Fähigkeit  mitgetheilt  durch  vorhergehende  Behand- 
lung mit  gewissen  Stoffen  (Beizen),  oder  manche  Zellen- 
wände besitzen  auch  diese  Eigensch«^  von  Natur.  Hier- 
her gehört  unter  anderen  die  Bastzelle  der  Chinarinde 
und  zwar  muss  aus  dem  Umstände,  dass  man  durch  Aus- 
ziehen der  Bastzellen  mit  Wasser  oder  Alkohol  jene 
Fähigkeit  entfernen  und  auf  solche  Bastzellen,  welche- 
das  Farbsammlungsvermögen  nicht  besitzen,  z.  B.  von 
Linum  usitatissimum,  durch  Tränkung  der  letzteren  mit 
jenem  Auszug  übertragen  kann,  geschlossen  werden,  dass 
jene  f^higkeit  lediglich  auf  der  Gegenwart  eines  be- 
stimmten^ der  Zellenwand  eingelagerten  Stoffes  beruhe.  Da 
nun  auch  reines  Chinin  oder  Cinchonin  oder  deren  Salze 


*)  Weddell,  histoire  nat.  des  Quinqninas,  p.25. 


über  den  Sitz  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde.      227 

den  Bastzellen  des  Flachses  eingetränkt  die  Färbungs- 
fäbigkeit  hervorrufen^  bez.  wesentlich  steigern^  so  liegt  die 
Annahme  nahe^  dass  diese  Stoffe  auch  in  den  Chinabast* 
zollen  die  Ursache  der  Pigmentsammlung  sein  mögen;  und  es 
bedarf  nur  des  Nachweises^  ob  nicht  etwa  andere  in  der  Zel- 
lenwand vorkommenden  Stoffe  eine  Wirkung  bedingen.  Ge- 
gen das  X  jlögen  spricht  vor  Allem  der  Umstand^  dass  die- 
ser Stoff  in  der  Zellenwand  eine  weite^  die  Färbungsfahig- 
keit  dagegen  nur  eine  beschränkte  Verbreitung  besitzt.  Das- 
selbe gilt  für  die  mineralischen  und  Protein  -  Stoffe,  falls 
deren  Vorkommen  in  der  Bastzellenwand  überhaupt  ange- 
nommen werden  kann.  Die  Proteinstoffe  sind  ohnehin 
in  Alkohol  unlöslich,  während  der  die  Pigmentsammlung 
in  den  Bastzellen  bedingende  Stoff  durch  Alkohol  ausge- 
zogen werden  kann.  Dagegen  musste  die  Wahrnehmung, 
dass  nicht  nur  bei  der  Chinarinde  gerade  die  Bastzellen, 
welche  jenes  Verhalten  gegen  Pigmente  zeigen,  der  Sitz 
des  Cyaneogens^)  sind,  sondern  dass  im  Allgemeinen 
die  Pflanzen,  deren  Bastzellen  pigmentsammelnd  sind,  zu- 
gleich dieselben  sind,  bei  denen  durch  Salzsäure  oder 
Schwefelsäure  eine  violette  Färbung  erfolgt,  während  bei 
ander^i  Pflanzen,  z.  B.  Frcueimis^  Gnajacum  (tfficinaley 
mit  der  einen  Erscheinung  zugleich  auch  die  andere 
fehlt,  —  auf  den  Gedanken  fähren,  dass  es  dieser. 
Stoff  sei,  welcher  die  Farbaufnahme  bedingt.  Indesa 
fallt  das  Vorkommen  beider  Erscheinungen  nicht  voll- 
kommen zusammen,  indem  sich  auch  Pflanzen  finden, 
deren  Bastzellen  {ärbungsfahig  sind^  ohne  Cyaneogen  au 
enthalten,  so  wie  umgekehrt.  Auch  verhalten  sidi  beide 
Stoffe,  in  Beziehung  auf  Ausziehbarkeit  verschieden.    Aus 

*9  So  habe  ich  einen  besonders  bei  den  Holzgewäcbsen  weit 
verbreiteten^  die  Membran,  namentlich  der  Bast-  und  Höiz- 
z^en  durchdringenden  Stoff  benannt,  welcher  durch  Wasser 
und  Alkol^ol  ausziehbar,  an  sich  farblos,  durch  die  Eigen- 
schaft, durch  Salzsäure  oder  Schwefelsäure  violett  gefärbt  zu 
werden,  nachweisbar,  und  mit  dem  Gerbstoff  einerseits 
und  mit  dem  rothen  Pigment  der  FarbhÖlzer  andererseits 
wenigstens  physiologisch  verwandt  ist. 

15* 


228  Wigafid, 

den  Chinabastzellen  lässt  sich  der  die  Pigmentsammlung  be- 
dingende Stoff  leichter  als  das  Cyaneogen^  aus  der  Ulmen* 
rinde  umgekehrt  der  letztere  leichter  als  der  erstere  aus- 
ziehen. Am  evidentesten  geht  die  Unabhängigkeit  der 
Farbsammlung  von  dem  Cyaneogen  aus  einem  Versuche 
hervor^  in  welchem  die  beiderlei  Stoffe,  aus  einer  und 
derselben  Rinde  ausgezogen  und  auf  Querschnitte  von 
Linum  übertragen,  sich  räumlich  trennen  und  so  ver> 
theilen,  dass  das  Cyaneogen  fast  ausschliesslich  auf  die 
Holzzellen,  die  Fähigkeit,  Farbe  zu  concentriren,  fast 
ausschliesslich  auf  die  Bastzellen  übergebt.  —  Zu  den 
Stoffen,  welche  die  Zellenwand  durchdringen,  gehört  auch 
der  Gerbstoff,  den  wir  bereits  als  einen  jener  die  Fär- 
bung vermittelnden  oder  vorbereitenden  sogen.  Beizstoffe 
kennen,  und  es  ist  auffallend,  dass  die  Fähigkeit  der 
Bastzellen,  Farbstoff  zu  sammeln,  fast  durchweg  bei  gerb- 
stoffführenden Pflanzen  beobachtet  wurde,  wogegen  sie 
bei  gerbstofffreien  Pflanzen,  z.  B.  Cytistis  Ldbumum^  Gua- 
jacum  officincdey  Morus  alba,  Praocmus  excehiory  mangelt. 
Gleichwohl  giebt  es  auch  Beispiele  von  gerbstofffreien 
Pflanzen,  wie  Daphne  Mezereum,  Hex  Aquifoliumy  bei 
welchen  ^die  Färbung  der  Bastzellen  erfolgt.  Namentlich 
aber  ist  gegen  den  Gerbstoff,  als  Ursache  der  Färbungsfahig- 
keit  der  Chinabastzellen,  einzuwenden,  dass  gerade  in  diesen, 
wenn  auch  das  übrige  Rindengewebe  gerbstoffreich  ist,  so 
wie  auch  die  Bastzellen  der  Weide  und  Ulme,  kein  Gerb- 
stoff nachzuweisen  ist^  während  auf  der  andern  Seite  die 
gerbstoffhaltigen  Bastzellen  der  Eiche  die  Fähigkeit  Farbe 
aufzunehmen  gar  nicht,  und  die  gerbstoffreichen  Zellen 
des  Kernholzes  der  Eiche  nur  in  eben  so  geringem  Gb*ade 
wie  die  gerbstofffreien  Zellen  des  Splintes  zeigen.  Ent- 
scheidend ist  besonders  folgender  Versuch.  Calisaya- 
Chinarinde,  deren  Bastzellen  sich  durch  Cochenillelösung 
deutlich  färben,  wird  mit  kochendem  Wasser  ausgezogen, 
in  Folge  dessen  die  genannte  Eigenschaft  der  Bastzellen 
verschwunden  ist;  aus  dem  Auszuge  sodann  durch  Eisen- 
chlorid  die  Chinagerbsäure    gefallt  und   mit  der  klaren 


über  den  Sitz  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde.     229 

Flüssigkeit  Querschnitte  von  Linum  getränkt^  —  bei  der 
Behandlung  mit  Cochenillelösung  färben  sich  die  Bast- 
zellen der  letzteren  intensiv  roth*).  Es  folgt  daraus, 
dass  Gerbstoff,  falls  er  in  der  Membran  der  Chinabast- 
zellen anwesend  ist,  die  Ursache  für  die  Färbungsföhig- 
keit  nicht  ist.  —  So  werden  wir  auf  indirectem  Wege 
zu  der  Annahme  gefuhrt,  dass  es  das  Chinin  oder  die 
anderen  Alkaloide  sind,  ituf  welchen  die  Verwandtschaft 
der  Bastzellen  zu  dem  Pigmente  beruht,  und  zur  Be- 
stätigung dient  folgender  directer  Versuch.  Calisaya-China- 
rinde  wird  mit  gesäuertem  Wasser  infundirt  und  es  werden 
mit  der  Flüssigkeit  Querschnitte  von  Linum  getränkt; 
die  Bastzellen  (zum  Theil  auch  das  Holz)  werden  durch 
Cochenilleauszug  deutlich  und  dauerhaft  blassroth  gefärbt. 
Nun  wird  aus  jenem  Chinaauszuge  das  Chinin  etc.  durch 
kohlensaures  Natron  ausgefällt.  Mit  der  filtrirten  (nicht 
mehr  bitter  schmeckenden)  Flüssigkeit  werden  Querschnitte 
von  Linum  getränkt  und  darauf  mit  Cochenilleauszug  be- 
handelt; es  erfolgt  in  den  Bastzellen  entweder  gar  keine 
oder  nur  eine  ganz  schwache,  bald  wieder  von  selbst 
verschwindende  Färbung.  Das  Chinin  muss  also  sowohl 
in  dem  mit  Chinainfusum  getränkten  Linura-Bast,  als 
auch  in  den  Chinabastzellen  selbst  die  Ursache  der  Farb- 
aufnahme gewesen  sein.  Als  der  Sitz  der  China -Alka- 
loide ergiebt  sich  hiemach  die  Wand  der  Bastzellen,  und 
die  Fähigkeit  der  letzteren,  Pigment  zu  sammeln,  kann 
als  Mittel  dienen,  mit  einiger  Sicherheit  das  Vorhanden- 
sein von  Alkaloiden  in  irgend  einer  Chinarinde  nachzu- 
weisen. Ob  die  Alkaloide  ausserdem  auch  in  dem  In- 
halte der  Bastzellen,  so  wie  in  den  Parenchymzellen  ent- 
halten sind,  ist  die  obige  Methode  nicht  geeignet  zu  ent- 
scheiden. —  Zwar  färben  sich  auch  die  Holzzellen  von 
CincJuma  in  einem  Cochenilleauszug  schwach  und  vor- 
übergehend roth,    aber  da  in  der  Wand   der  Holzzellen 


^)  Dass  diese  Wirkung  nicht  etwa  dem  Oberschüssigeo  Eisensalze 
zuzuschreiben  ist,  geht  daraus  hervor,  dass  dasselbe,  wie  andere 
Versuche  zeigen,  nur  sehr  schwach  als  Beizstoff  wirkt. 


230  Wigandj 

Gerbstoff  nachgewiesen  werden  kann,  so  lässt  sich  jene 
Erscheinung  schon  aas  diesem  erklären^  ohne  dass  zur 
Annahme  des  Vorkommens  von  Chinin  in  dem  Holze 
Grund  ist. 

IL  Die  durch  Grahe*)  und  Batka**)  bekannte 
Erscheinung,  dass  alkaloidhaltige  Chinarinden  in  einer 
Glasröhre  trocken  bis  zur  Verkohlung  erhitzt,  eine  car- 
minrothe  Substanz  entwickeln,  "welche  sich  als  Anflug  an 
der  Wand  des  Glases  ansetzt,  kann  ebenfalls  för  unsere 
Frage  Anwendung  finden.  Dass  die  Erscheinung  nicht, 
wie  Böttger***)  meint,  durch  Chinaroth,  sondern  durch 
die  Alkaloide  verursacht  wird,  gebt  daraus  hervor,  dass 
die  Chinabasen  nach  Grahe  in  Verbindung  mit  orga- 
nischen, nicht  flüchtigen  Säuren,  nach  Batka  in  Ver- 
bindung mit  Cellulose,  Amylum,  Dextrin,  Zucker,  Gummi 
dieselbe  carminrothe  Färbung  zeigen.  Ich  füge  hinzu, 
dass  die  Erscheinung  auch  bei  schwefelsaurem  Chinin  f), 
so  wie  bei  reinem  Cinchoninff)  erfolgt.  —  Wenn  man 
nun  Querschnitte  von  Chinarinde  (Calisayaj  Loxa)  ver- 
kohlt, so  erscheinen  die  Bastzellen  unter  dem  Mikroskope 
zuletzt  blutrpth  (während  dies  bei  den  Holzzellen  von 
Cinchona   ncht  der  Fall  ist,    eben  so  wenig  wie  bei  den 

*)  Dingler*8  polyt.  Journal,  1858.  p.  120.—  Chem.  Centralblatt, 

1860.  No.  13. 
**)  Nova  Acta,  1850.  —  Chem.  Centralblatt,  1859.  No.55. 
"»**)  Dingler'B  polyt.  Journal,  1858.  p.  120. 
t)  Dasselbe  schmilzt  beim  Erhitzen  zu  einer  gelbbraunen  Masse, 
welche  beim  Erkalten  carminroth  wird.     Auch  entwickelt  sich 
beim  Erhitzen    des  schwefelsauren  Chinins  ein  carminrother 
Anflug.     Die  geschmolzene  Masse  schmeckt  nicht  mel^r  rein 
bittier,  sondern  scharf  säuerlich  und  riecht  schwefelartig,  dann 
etwas  cumarinartig.      Bei  weiterem  Erhitzen  bläht  sich  die 
-  Masse  zu  einer  schwarzen,  porösen,  geschmacklosen  Kohle  auf. 
tt)  Das  reine  Cinchonin  schmilzt  zuerst  zu  einer  glasfaellen  Masse, 
wird  dann  mit  schwarzbrauner  oder  schwarzer  Farbe    unter 
Entwickelang  weisser   Dampfe  sublimirt :    bei   weiterem   Er- 
hitzen findet  die  Sublimation  aber  auch  in  Form  eines  etwas 
carminrothen  Anflugs  statt.     Bei  dem  reinen  Chinin  sah  ich 
weissen  Dampf,  aber  keine  rothe  Färbung. 


ijAer  den  Sitz  der  Alkäloide  in  der  Chinarinde,     231 

Bastzellen  von  Qftercusj  welche  sich  braun  oder  roibbrann^ 
aber  nicht  blutroth  färben).  Auch  diese  Erscheinung 
scheint  darauf  hinzuweisen,  dass  die  Chinabastzellen  der 
Sitz  der  Alkäloide  sind. 

lU.  Ein  anderer  Weg;  den  Sitz  der  Alkäloide  in 
der  Chinarinde  zu  ermitteln,  eröfinet  sieh  von  Seiten  der 
vergleichenden  chemischen  Analyse.  Und  zwar 
bieten  sich  für  dieselbe  verschiedene  Angriffspuncte  dar. 
Nachfolgend  theile  ich  eine  Reihe  von  Bestimmungen  mit, 
welche  Herr  Dr.  F.  Dronke  auf  meine  Veranlassung 
nach  genau  von  mir  geprüftem  Material  vorzunehmen 
die  Oüte  hatte. 

Spec.      Chi-      Cin-      Alka- 
Gew.       nin       eho-       loide 

nin       äberh. 

1.  Calisaya  la.  (Stammrinde,  unbedeckt)  1,29      2,968      0,53      3,498 

2.  yf       la.  (Zweigrinde,  ohne  Kork- 

schiebt 1,877    1,124      0,930    2,059 

3.  „      IIa.  (Stammrinde,  unbedeckt   1,22      2,368      0,432    2,80 

4.  Cinchona  scrobiculata  (Stammrinde, 

unbedeckt) ;  1,14      0,42       3,09      3,51 

5.  China  Carthagena  (Stammrinde,  un- 

bedeckt)   1,12      1,435     0,324    1,759 

6.  Calisaya  la.  (Bast  *)  der  Stammrinde  1,45     3,46       0,64     4,10 

7.  „       la.  (Parenchym  der  Stamm- 

rinde)  1,11      2,365      0,396    2,760 

8.  „       Ia.(Bast  der  Zweigrinde)...  1«56      1,242      1,033    2,275 

9.  »       la.  (Parenchym  der  Zweig- 

rinde)   1,05      0,828      0,688    1,516. 

1.  Zunächst  stimmen  alle  chemiechen  Untersuchungen, 
insbesondere  die  von  Weddell*  Reichardt  und  De- 
londre  darin  überein,  dass  der  Gehalt  an  Alkaloiden 
mit  dem  Alter  der  Chinarinden  zunimmt,  d.h.  in  den 
flachen^  Stammrinden  grösser,  als  in  den  dickeUi  und  in 
diesen  wiederum  grösser  ist^  als  in  den  dünnen  röhrigen 
Zweigrinden.  Am  bestimmtesten  tritt  dies  hervor  bei 
der  Vergleichung  von  ungleich  starken  Rinden  einer  und 
derselben  Abstammung,    Da  man  die  letztere  mit  Sicher- 


1.« 


'*')  Ueber  den  Sinn  der  Ausdrücke  „Bast^  und  „Parenehym*'  in 
dieser  und  in  den  folgenden  Analysen  s.  unten. 


232  Wigandy 

0 

heit  fast  nur  für  die  von  Cinchona  Calisaga  abstanimende 
Königs- Chinarinde  kennte  und  da  gerade  diese  Sorte  in 
verscbiedenem  Kaliber  als  platte  und  gerollte  yorkommt^ 
80  eignet  sich  die  Vergleichung  vorzugsweise  für  unsem 
Zweck.  leb  stelle  hier  drei  verschiedene  Reiben*)  von 
Procentbestimmungen  der  Alkaloide  für  die  beiden  Por- 
men  der  Königschina  zusammen. 

Stammriüde:      I.  (Delondre)        II.  (Reichardt)  III.  (Dronke) 

'  Chin.  sulph.    3—3,2      ChiDin  . . .  2,701      Chinin  . . .  2,968 
Ciach^sulph.  0,6-0,8      Cinchonin  0,264      Cinchonin  0,53 

zusammen  3,6^4,0^     Alkaloid..  2^^  Alkaloid..  3,498 

Zweigrinde : 

Chin.  sulph.     1 — 1,5      Chinin  . . .  0,659      Chinin  . . .  1,124 
Cinch.  sulph.  0,6— 0,8      Cinchonin  0,327      Cinchonin  0,935 

zusammen  1,6—2,3  Alkaloid..  0,986  Alkaloid..  2,059 
Ebenso  geht  für  andere  Sorten,  z.  B.  Huanuco,  Loxa, 
Huamalies,  Jaeuj  China  rubra,  aus  den  vorhandenen  Ana- 
lysen, so  weit  sie  sich  auf  Proben  von  verschiedenem 
Kaliber  für  die  einzelnen  dieser  Sorten  erstrecken,  her- 
vor, dass  der  Alkaloidgebalt  im  Verhältniss  wie  der 
Durchmesser  des  Stammes  ab-  und  zunimmt.  Selbst  bei 
der  Vergleichung  verschiedener  Sorten  kann  man,  ob- 
gleich hier  noch  andere  Momente  in  Betracht  kommen^ 
im  Allgemeinen  als  Regel  annehmen,  dass  der  Reichthum 
an  Alkaloiden  im  Verhältniss  steht  zu  der  Dicke  der 
Rinde;  so  ist  die  fast  nur  in  starken  Röhren  vor- 
kommende China  regia  convoluta  reicher  als  die  in  mittel- 
starken Röhren  vorkommende  Huanuco,  und  diese  reicher 
als  die  stets  dünnröhrige  Loxa  und  /a^n,  unter  denen 
die  ganz  feinröhrigen  (zugleich  bastlosen)  Sorten  zum 
Theil  gar  kein  Alkaloid  enthalten.  • 

Da  beim  Dickenwachsthum  des  Stammes  die  Rinde 
nur  durch  Ansetzen  nacb  innen,    d.  h.  durch  Verdickung 

*)  Die  den  obigen  Analysen  zu  Grunde  liegende  Stammrinde 
war  unbedeckt^  d.h.  der  Korkschicht  beraubt,  —  die  Zweig- 
rinde bei  den  Analysen,  I.  und  II.  bedeekt,  bei  III.  dagegen 
der  Rorkschicht  beraubt. 


über  den  Sitz  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde,     233 

der  Bastschicht  wächst,  und  daher  die  Bastschicht  im 
Verhältniss  zur  Korkschicht  und  zur  zelligen  Rinden- 
schicht immer  mehr  überwiegend  wird,  je  älter  der  Stamm 
wird,  —  da  überdies  bei  den  Stammrinden  die  Kork- 
schicht fast  immer  fehlte  und  auch  die  Parenchymschicht 
bei  älteren  Rinden  als  Borke  nach  und  nach  abgelöst 
wird,  so  dass  die  Rinde  annähernd  nur  aus  der  Bast- 
schicht besteht,  —  und  da  femer  die  Bastzellen  nach 
innen  im  Allgemeinen  reichlicher  auftreten  als  nach  aussen, 
so  lässt  sich  der  oben  aus  den  Analysen  nachgewiesene 
Zusammenhang  des  Alkaloidgehaltes  mit  dem  Alter  und 
der  Stärke  der  Rinde  auch  so  ausdrücken,  dass  der 
Reichthum  an  Alkaloiden  zunimmt  im  Verhältniss  wie 
die  Menge  von  Bastzellen  wächst.  Diese  Thatsache 
fuhrt  aber  unmittelbar  zu  der  Annahme,  dass  die  Alka- 
loide eben  in  den  Bastzellen  ihren  Sitz  haben,  ja  es 
wird  sogar  durch  jene  Beziehungen,  unter  anderen  durch 
den  Umstand,  dass  ganz  feinröhrige  Rinden,  in  denen 
noch  fast  gar  keine  Bastzellen  angelegt  sind,  zum  Theil 
gar  kein  Alkaloid  ergeben,  sehr  wahrscheinlich,  dass  die 
Alkaloiderzeugung  nur  auf  die  Bastzellen  mit  Ausschluss 
der  Parenchymzellen  beschränkt  ist. 

2.  Am  sichersten  würde  sich  freilich  der  Antheil 
beider  Gewebe  an  der  Production  der  Alkaloide  fest- 
stellen lassen,  wenn  es  möglich  wäre,  BastzeUen  und 
Parenchym  zu  sondern  und  jeden  Theil  für  sich  nach 
seinem  Alkaloidgehalte  zu  bestimmen.  Bei  China  regia 
plana  I.  und  convoluta  (ohne  Kork)  habe  ich  durch  Stossen 
der  Rinde  und  Durchsieben  durch  ein  feines  Sieb  ver- 
sucht, das  Parenchym  möglichst  vom  Baste  zu  trennen. 
Dies  gelingt  zwar  nur  unvollständig,  jedoch  kann  man 
durch  jene  Manipulation  doch  die  Masse  einer  Rinde  in 
zwei  Parthien  theilen,  von  denen  die  eine  reicher  aii 
Bastzellen,  die  andere  reicher  an  Parenchym  ist.  Der 
Kürze  halber  habe  ich  die  erste  Parthie  in  der  obigen 
Zusammenstellung  schlechtweg  als  „Bast^,  die  zweite  als 
„Parenchym^  bezeichnet,  was  also  nur  relativ  zu  nehmen 


234  Wigand, 

bt.  Aus  den  bei  6.  bis  9.  mitgetheilten  Zahlen  ergiebt  sieh 
nun,  dass  der  „Bast^  bei  weitem  den  grösseren  Antheil 
am  gesammten  Alkaloidgebalt  liefert^  indem  derselbe  bei 
der  Stammrinde  4,1  Proc,  das  „Parenchym"  nur  2,76 
Proo.,  bei  der  gerollten  Königschina  2,275  Proc.,  das 
„Parenchym'^  nur  1,516  Proc.  Alkaloid  enthält.  Qelänge 
es,  das  Parenchym  vollständig  vom  Baste  zu  befreien^  so 
würde  dasselbe  wahrscheinlich  gar  kein  Alkaloid  liefern. 
-^  Der  von  der  gerollten  Königschina  abgeriebene  Kork 
(resp.  Borke)  ergab  sich  bei  der  Untersuchung  als  alka- 
loidfipei.  Dasselbe  gilt  vom  Holze,  dessen  bitterer  Ge- 
schmack demnach  auf  der  Chinovasäure  zu  beruhen  scheint. 
3.  Man  hat  bereits  früher  für  die  Beurtheilung  des 
medicinischen  Werthes,  nämlich  für  den  Alkaloidgebalt 
einer  Chinarinde,  einen  empirischen  Maassstab  in  dem 
specifischen  Gewichte  erkannt.  Bestimmter  geht  dies 
aus  der  obigen  vergleichenden  Untersuchung  hervor.  Mit 
Ausnahme  von  der  gerollten  Ccdisaya  und  der  Binde  von 
Cinchona  acroUculata  nimmt  hiernach  der  Alkaloidgebalt 
mit  dem  specifischen  Gewichte  ab  und  zu.  Auch  diese 
Erscheinung  erklärt  sich  ganz  einfach,  wenn  es  wahr  ist, 
dass  die  Chinabasen  ausschliesslich  oder  überwiegend 
ihren  Sitz  in  den  Bastzellen  haben;  denn  die  letzteren 
mit  ihren  ausserordentlich  verdickten  Wänden  bestimmen 
in  höherem  Grade  das  specifische  Gewicht  als  das  dünn* 
wandige  Parenchym,  —  mit  anderen  Worten:  eine  Binde 
von  grösserem  spec.  Gewichte  muss  mehr  Masse  an  Bast- 
zellenwänden und  daher  mehr  Alkaloid  enthalten,  und 
indem  wir  dies  in  der  Wirklichkeit  bestätigt  finden,  dient 
diese  Thatsache  zur  Bestätigung  jener  Annahme.  Hier- 
bei  ist  noch  Folgendes  zu  bemerken,  a)  Aus  den  mit- 
getheilten Zahlen  ergiebt  sich,  dass  zwischen  verschiede- 
nen Rinden  der  Alkaloidgebalt  in  einem  viel  stärkeren 
Verhältniss  steigt  und  föUt  als  das  spec.  Gewicht  Es 
weist  dieser  Umstand  darauf  hin,  dass  ein  Factor  vor- 
banden sein  muss,  welcher  das  specifische  Gewicht  mit- 
bestimmt;  für  den  Alkaloidgebalt  dagegen  nicht  in  Rech- 


iiher  den  Sitz  der  Alkcdoide  in  der  Chinarinde,     235 

nung  kommt,  d.  h.  dass  dfts  Parenchym  frei  von  Alkaloid 
sein  mtt88.  Mit  dieser  Er  klär  angs  weise  stimmt  auch 
überein,  dass  das  Verbältniss  der  specifischen  Gewichte 
sich  dem  der  Alkaloidgehalte  in  demselben  Grade  nähert, 
ie  annähernder  die  eine  Rindenmasse  nur  aus  Bast,  die 
andere  nur  aus  Parenchym  besteht.  Während  zwischen 
der  Calimya  la.  und  IIa.  das  Verbältniss  der  specifischen 
Gewichte  ca.  1,06,  das  der  Alkaloidgehalte  1,25  ist,  oder 
zwischen  der  Calisaya  I.  und  Carikagena  das  Verbältniss 
der  spec.  Gewichte  1,15,  das  der  Alkaloide  ca.  2  ist, 
ergiebt  sich  dagegen  zwischen  „Bast^  und  „Parenchym^ 
der  China  Caliaaya  das  Verbältniss  der  spec.  Gewichte 
als  1,3,  das  der  Alkaloide  als  1,5;  und  für  die  gerollte 
China  regia  das  Verbältniss  der  spec.  Gewichte  ca.  1,5, 
für  das  der  Alkaloidgehalte  1,45.  h)  Die  oben  nachge- 
wiesene Beziehung  zwischen  dem  Alkaloidgehalte  und 
dem  specifischen  Gewichte  bedarf  jedoch  noch  einer  weiteren 
Beschränkung.  Dieselbe  setzt  nämlich,  so  wie  sie  oben 
aufgefasst  wurde,  voraus,  dass  alle  Chinabastzellen  in 
Hinsicht  auf  ihre  Alkaloidproduction  sich  qualitativ  gleich 
verhalten,  d.  h.  bei  gleicher  Stärke  und  Zahl  gleich  viel 
Alkaloid  erzeugen;  nur  unter  dieser  Voraussetzung  kann 

• 

die  Masse  der  Bastzellen  einen  directen  Maassstab  für 
den  Gehalt  einer  Rinde  an  Basen  abgeben.  Nun  ergiebt 
sich  aber  aus  unserer  Tabelle,  dass  die  Alkaloidgehalte 
nicht  durchweg  in  dem  Verbältniss  steigen  und  fallen 
wie  die  specifischen  Gewichte,  vielmehr  nimmt  der  Alka, 
loidgehalt  z.  B.  der  Carthagena-China  gegen  die  Calisaya  la. 
im  Vergleich  zu  den  specifischen  Gewichten  in  einem 
viel  stärkeren  Verhältnisse  ab,  als  die  Cali$aya  IIa.  zu 
Calisaya  la.;  und  umgekehrt  ist  die  Rinde  der  Cinchona 
ecrobicuUxtay  obgleich  leichter  als  die  übrigen  Rinden,  an 
Alkaloid  reicher.  Es  weist  dies  darauf  hin,  dass  jene 
Regel  streng  genommen  nur  unter  verschiedenen  Rinden- 
sorten gleicher  Abstammung  gilt,  dass  aber  von  Rinden 
verschiedener  Abstammung  jede  ihren  besonderen  Maass- 
stab, d.  h.  einen  in  ihrer  Natur  begründeten  specifisobeQ 


236  Wigand, 

Grad  von  Alkaloiderzeugnng  besitzt.  Ja  selbst  Verschiedene 
Rinden  gleicher  Abstammang  schreiten  in  Beziehung  auf 
ihren  Alkaloidgehalt  nicht  ebenmässig  nach  der  Skala 
der  specifischen  Gewichte  fort,  denn  wir  sehen,  dass  der, 
Alkaloidgehalt  der  Zweigrinde  von  Calüaya  viel  geringer 
ist,  als  man  nach  deren  spec.  Gewicht  im  Vergleich  mit 
der  Stammrinde  erwarten  sollte.  Es  scheint  hieraus  zu 
folgen,  dass  der  Alkaloidgehalt  einer  jeden  einzelnen 
Bastzelle  nicht  während  der  ganzen  Entwickelung  gleich 
ist,  sondern,  wie  es  auch  ganz  natürlich  ist,  mit  dem 
Alter  des  betreffenden  Zweiges  oder  Stammes  (wenigstens 
bis  zu  einem  gewissen  Puncte)  zunimmt,  —  d.  h.  da  in 
der  einzelnen  Bastzelle  die  Erzeugung  von  Alkaloid  bis 
zu  einem  gewissen  Stadium  fortdauert  und  das  gebildete 
Alkaloid  in  der  Zellenwand  abgelagert  wird,  der  absolute 
Gehalt  sich  also  mit  dem  Alter  steigert,  so  ist  es  daraus 
erklärlich,  dass  die  Binde  eines  jungen  Stammes  selbst 
bei  gleicher  Zahl  und  Grösse,  d.  h.  Masse  der  Bastzellen, 
doch  nicht  so  viel  Alkaloid  liefert,  als  die  eines  älteren 
Stammes  derselben  Art.  —  Kurz  fiir  den  Alkaloidgehalt 
verschiedener  Rinden  bestehen  nicht  bloss  quantitative, 
sondern  auch  qualitative  Unterschiede,  und  deshalb  hat 
die  Beziehung  zwischen  Werth  und  Gewicht  einer  China- 
rinde nur  ganz  im  Allgemeinen  Gültigkeit*). 

4.  Für  den  relativen  Alkaloidgehalt  von  Rinden 
gleichen  Alters,  aber  verschiedener  Abstammung,  hat  Wed- 
dell ein  empirisches  Gesetz  aufgestellt,  welches  in  prak- 
tischer Beziehung  unstreitig  ungleich  wichtiger  ist,  als 
alle  ohnehin  vergeblichen  Versuche,  die  verschiedenen 
Handelssorten  zu  charakterisiren,  welches  aber  auch  für 
das  theoretische  Interesse  unsere  Beachtung  verdient,  in- 
dem danach  der  Gehalt  an  Alkaloiden  (besonders  Chinin) 
in  nahem  Zusammenhange  mit  dem  anatomischen  Bau 
der  Chinarinde,  namentlich  mit  der  Grösse  und  Verthei- 

*)  Nach  Karsten  (Berliner  Monatsberichte,  1858.  p.  260)  übt 
der  Standort,  besonders  das  Klima,  einen  wichtigen  Einfluss 
auf  die  Alkaloiderzeugnng  in  den  Chinabäumen. 


über  den  Sitz  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde.      237 

lungsweise  der  Bastzellen  ersoheint.  Das  Gesetz  lautet 
nämlich  so:  je  mehr  sich  eine  Chinarinde  in  ihrer  Struc- 
tur  derjenigen^  wie  wir  sie  bei  der  China  Calisaya  finden^ 
die  Bastzellen  durch  die  ganze  Dicke  der  Rinde  mög- 
lichst gleichmässig  vertheilt,  und  unter  einander  sowohl 
in  horizontaler  als  verticaler  Richtung  möglichst  isolirt^ 
die  einzelne  Bastzelle  dick  im  Verhältniss  zur  Länge 
(etwa  */iq),  —  daher  der  Bruch  durch  die  ganze  Rinde 
gleichmässig^  und  kurz-^  fein-  und  steiffaserig;  nähert, 
—  desto  reicher  ist  sie,  ceteris  paribuSy  an  Alkaloid;  je 
mehr  sie  sich  von  jener  Normalstructur  entfernt,  je  mehr 
sich  also  nach  aussen  eine  bastlose  Schicht  sondert,  je 
mehr  die  Bastzellen  strahlenförmig  oder  in  einzelnen 
Gruppen  verbunden  sind,  je  mehr  sich  Länge  und  Dicke 
der  einzelnen  Fasern  von  dem  obigen  Verhältniss  ent- 
ferneU;  je  mehr  also  der  Bruch  nur  nach  innen  zu  faserig, 
je  mehr  er  lang-  und  weichfaserig,  oder  kurz-,  grob- 
und  stumpffaserig  ist,  —  desto  ärmer  ist,  ceteris  paribus, 
die  Rinde  an  Chinin. 

Wenn  es  nun  wahr  ist,  wovon  ich  mich  durch  ver- 
schiedene Schätzungen  und  Messungen  überzeugt  squ  haben 
glaube,  dass  bei  der  Calisaya -Rinde  die  Gesammt- 
masse  der  Bastzellen  grösser  ist  als  bei  anderen 
Chinarinden  von  abweichender  Grösse  und  Anordnuno: 
der  Bastzellen,  so  weist  diese  Erscheinung  wiederum  «dar- 
auf  hin,  dass  die  Bastzellen  den  Sitz  der  Alkaloide  dar- 
stellen, und  durch  die  letztere  Annahme  würde  jene  auf 
den  ersten  Blick  auffallende  Abhängigkeit  der  chemischen 
Beschaffenheit  einer  Chinarinde  von  ihrer  Structur.grossen- 
theits  ihre  Erklärung  finden  und  das  Weddeirsche  empiri- 
sche Gesetz  eine  physiologische  Begründung  erfahren. 

5.  In  Betreff  der  beiden  wichtigsten  China  -  Alkaloide, 
Chinin  und  Cinchonin,  ergiebt  sich  aus  fast  allen  vor- 
handenen chemischen  Untersuchungen,  dass  beide  in  der 
Regel  in  derselben  Rinde  neben  einander  vorkommen, 
jedoch  so,  dass  in  den  Zweigrinden  fast  ausnahmslos  das 
Cinchonin  über  das  Chinin,  in  den  Stammrinden  dagegen 


238  Wigand, 

im  Allgemeinen  das  Chinin  äberwiegt.  Namentlich  zeigt 
sich  dies  bei  der  Vergleichung  yon  Stamm*  und  Zweig- 
rinde gleicher  Abstammung^  z.  B.  bei  der  Calisaya  in 
unserer  Tabelle.  Ferner  beweisen  die  dortigen  Angaben; 
dass  das  Cinchonin  mit  dem  Lebensalter  der  Binde  nicht 
nur  relativ  (im  Verhältniss  zum  Chinin);  sondern  auch 
absolut  (d.  h.  zu  Gunsten  des  Chinins)  abnimmt.  Dieser 
letztere  Umstand  macht  es,  da  ohnehin  kein  Grund  ist 
anzunehmen,  dass  zwei  so  nahe  verwandte  Stoffe  in  ver^ 
schiedenen  Bastzellen  entstehen  sollten,  sehr  wahrschein- 
lich, dass  das  Cinchonin  sich  durch  den  Lebensprocess*) 
allmälig  in  Chinin  umwandelt,  —  eine  Annahme,  welche 
auch  durch  die  chemische  Aehnlichkeit  unterstüet  wird, 
daher  auch  bereits  von  den  Chemikern'''^)  als  wahrscheinlich 
ausgesprochen  worden  ist. 

Hierbei  ist  jedoch  noch  Folgendes  zu  bemerken.  Nach 
den  verschiedenen  Analysen  ähnlicher  Rinden  variirt  das 
Veiiiältuiss  des  Cin.chonins  zum  Chinin  in  bedeutendem 
Grade;  während  in  vielen  Fällen  in  den  Stammrinden 
das  Chinin  und  in  den  Zweigrinden  das  Cinchonin  stark 
überwiegt,  nähern  sich  in  anderen,  sowohl  Stamm-  als 
Zweigrinden,  die  beiden  Stoffe  in  ihren  Mengen,  ja  es  giebt 
Zweigrinden,  wo  das  Chinin  überwiegt  (iz.  B.  Ch.  regia  convo- 
Ivta  B.  oben  2.)^  und  es  giebt  Stammrinden,  welche  reicher 
an  Cinchonin  als  an  Chinin  sind,  z.  B.  C.  scrohiculata 
mit  0,42  Proc.  Chinin  und  3,09  Proc.  Cinchonin  (nach 
Weddell  0,8  —  0,4  Chin.sulph.,  0,7—0,«  Cinch.  sulph.; 
Delondre  0,6 — 0,8  Chin.  sulph.,  1,2  Cinch.  sulph.); 
China  flava  Maracaibo  nach  Delondre  mit  0,3 —  0,4  Proc, 
Chin.  sulph.  und  1,0  Proc.  Cinch.  sulph.  Ueberhaupt 
sind  die  Columbischen  Binden  im  Allgemeinen  reicher 


'*')  Vielleicht  auch  erst  in  der  abgeschälten  Kinde  bei  der  an 
den  Stammrinden  natürlich  langsameren  Anstrocknnng. 
**)  Zuerst  von  Stoltze  und  M.itscherlich.  Neuerdings  ist  es 
Strecker  gelungen,  das  Cinchonin  in  eine  mit  dem  Chinin 
zwar  nicht  identische,  aber  doch  isomere  Base  überzufahren. 
Ana.  der  Ch.  n.  Pfa.   Bd.  123.  p.  379. 


über  den  Sitz  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde.     239 

an  Cmchonin  als  die  Peruanischen  und  Bolivia- Rinden, 
and  selbst  die  Stanunrinden  oft  eben  so  reich  oder  reicher 
an  Cinchonin  als  an  Chinin.  Oinchona  p^ibescens  soll  nach 
Gnibourt  gar  kein  Chinin,  sondern  nur  Cinchonin  eaai- 
halten.  £s  geht  hieraus  hervor,  dass  das  relative  Alter 
der  Binde  das  Veriiältniss  der  beiden  Alkaloide  nicht 
allein  bestimmt,  sondern  dass  dabei  noch  andere  Um> 
stände  in  Betracht  kommen,  dass  namentlich,  wie  Oinch. 
scrobiculata  und  pubescefis  beweisen,  fiir  gewisse  Species 
ein  für  aU^nal  die  Cinchoninbildung  eigenthümlich  ist, 
d.  h.  die  Umwandlung  in  Chinin  hier  nur  langsam  und 
unvollständig  fortschreitet. 

Jeden&Us  ist  die  von  Weddell*)  aufgestellte  An- 
sicht, dass  das  Cinchonin  seinen  Sitz  nicht  wie  das  Chi- 
nin in  der  Bastschicht,  sondern  in  der  äusseren  zelligen 
Rindenschicht  habe,  zu  verwerfen.  Als  einziger  Grund 
daffir  wird  angefährt,  dass  manche  alte  Rinden  mit  er- 
haltener zeitiger  Schicht  verhältnissmässig  reicher  an  Cin- 
chonin waren,  —  was  aber  doch  in  Betracht,  wie  sehr 
auch  bei  unbedeckten  Stammrinden  das  Cinchonin  oft 
vorwiegt,  nicht  in  Anschlag  kommen  kann,  zumal  da 
auch  bei  den  ältesten  Rinden  die  zellige  Schicht,  gesetzt 
sie  enthielte  das  Cinchonin,  niemals  in  solcher  Ausdeh- 
nung vorkommt,  daös  dadurch  das  Ueberwiegen  dieses 
Alkaloids  bedingt  werden  könnte,  indem  mit  dem  Alter 
der  Rinde  gerade  die  Bastschicht  immer  überwiegende 
wird. 

IV.  Das  Ergebniss  aus  dem  Vorstehenden  ist  der 
Hauptsache  nach  der  Nachweis,  dass  das  Chinin  und 
Cinchonin  in  den  Bastzellen  erzeugt  und  in  der  Folge 
in  der  Substanz  der  verdickten  Membran  der  letzteren 
abgelagert  werden;  und  zwar  sind  die  Bastzellen  höchst 
wdbrscheiniich  der  ausscfalieBsliebe  Sitz  der  Alkaloide. 
Denn  dass  das  Rindenparenchym  kein  Alkaloid  ent- 
hält, wird  deshalb  sehr  wahrscheinlich,  weil  Binden,  welche 


*)  Les  quinquinas  p.  25. 


240  Wigandy 

kaum  einzelne  Bastzelien  enthalten;  auch  annähernd  ohne 
Alkaloid  sind;  weil  ferner  das  dem  Rindenparenchjm  so 
analoge  Blattgewebe  nachweislich  kein  Alkaloid  enthält; 
und  weil  es  endlich  physiologisch  nicht  wohl  denkbar  ist; 
dass  eine  so  eigenthümliche  Stoffbildung  dem  Baste  und 
den  so  verschiedenen  Parenchymzellen  gemeinsam  sein 
sollte.  Die  Korkschicht  ist,  wie  die  directe  chemische 
Prüfting  lehrt;  vollkommen  alkaloidfrei;  und  dasselbe  gilt 
vom  Holze  der  Chinabäume. 

Was  die  physiologische  Bedeutung  obiger  That- 
Sache  betri£Flt;  so  bietet  sie  einen  neuen  Fall  ßir  das 
bereits  für  die  Milchsaft -Familien^  namentlich  für  die 
Euphorbiaceeu;  Papaveraceen  erkannte  GesetZ;  das$  die 
besondere  Function  der  Bastzellen  in  der  Erzeugung 
eigenthümlicher  Stoffe,  insbesondere  der  Alkaloidc;  be- 
stehe*). Durch  Analogie;  welche  durch  das  oben  ange- 
führte Färbungsvermögen  der  Bastzellen  unterstüzt  wird, 
dürfen  wir  jenes  Gesetz  ohne  Bedenken  auch  auf  die 
übrigen  Älkaloide;  welche  bei  den  echten  und  sogenann- 
ten falschen  Chinarinden,  d.  h.  in  der  Familie  der  Cincho- 
naceae  vorkommen,  und  sogar  auf  andere  eigenthümliche 
StoffC;  wie  das  Daphniu  in  Dapkne  Mezereum,  das 
Sali  ein  in  der  Weidenrinde  und  den  bitteren  Stoff  in 
der  Ulmenrinde  ausdehnen.  Die  Bastzellen  der  letzten 
beiden  Rinden  besitzen;  wie  oben  erwähnt;  ein  sehr  ent- 
schiedenes Vermögen;  Pigment  zu  sammeln;  und  verdanken 
dasselbe  gewissen  ausziehbaren  Stoffen;  von  welchen  oben 
auf  indirecte  Weise  gezeigt  wurdC;  dass  sie  nicht  wohl 
etwas  Anderes  als  Gerbstoff  oder  die  diesen  Binden  eigen- 
thümlichen  Bitterstoffe  sein  können.  Abgesehen  davon; 
dass  der  Gerbstoff  aber  bei  beiden  Rinden  in  der  Mem- 
bran der  Bastzelle  nicht  nachweisbar  ist;  sprechen  bei 
der  Weidenrinde  gegen  den  Gerbstoff  als  Ursache  der 
Farbsammlung    folgende   Versuche.      1)   Die    Bastzellen 

*)  Vergleiche  Schacht,  Lehrb.  der  Anat.  u.  Physiol.  I.  p.400, 
wo  derselbe  auch  bereits  die  im  Vorstehenden  nachgewiesene 
Bedeutang  der  Ghinabastzellen  Yermuthungsweise  ausspricht. 


über  den  Sitz  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde.     241 

einer  mit  Wasser  ausgesogenen  Weidenrinde  haben  die 
Fähigkeit;  sich  mit  Cochenillelösnng  zu  färben,  verloren, 
dagegen  wird  diese  Fähigkeü  durch  Tränkung  von  Quer- 
sehnitten  von  Linam  mit  jenem  Auszuge  auf  die  Bast- 
sellen der  letzteren  übertragen.  2)  Wird  aus  diesem 
Auszuge  der  Gerbstoff;  sei  es  durch  Hausenblase  oder 
durch  Eisenchlorid^  geAlIt;  so  behält  derselbe  gleichwohl 
die  Eigenschaft;  in  den  Ztmm -Bastzellcfn  die  Pigment- 
sammlung  zu  verursachen.  3)  Auch  wenn  man  Weiden- 
rinde so  lange  auszieht;  dass  sich  kaum  mehr  eine  Spur 
von  Gerbstoff  in  dem  letzten  Auszuge  nachweisen  lässt, 
bleibt  in  dem  letzteren  die  Eigenschaft;  auf  Linum -Bast 
übertragen;  demselben  die  Fähigkeit  mitzutheileu;  eich 
mit  Cochenille  zu  färben.  Es  ist  wohl  kaum  zu  be- 
zweifeln; dass  das  Salicin  dieser  Stoff  ist,  welcher  dem- 
nach ebenfalls  seinen  Sitz  und  Ursprung  in  den  Bast- 
zellen hat*). 

Auch  von  praktischem  Interesse  ist  die  Nachwei- 
snng;  dass  die  China -Alkaloide  ihren  Sitz  in  den  Bast- 
zellen habeu;  -  indem  dadurch  gewisse  allgemeine;  bisher 
nur  auf  Erfahrung  beruhende  Kriterien  fftr  den  relativen 
Werth  verschiedener  Chinarinden;  namentlich  dass  der 
Werth  einer  Rinde  ceteris  paribus  zunimmt  mit  der  StärkC; 
d.h.  mit  dem  Alter;  und  dass  unbedeckte  Rinden  werth- 
volier  sind  als  bedeckte;  ihre  theoretische  Erklärung  und 
eben  dadurch  ihre  um  so  festere  Begründung  finden.  Es 
ist  namentlich  zu  erwarten;  dass  hiemach  gewisse  gang- 
bare Verkehrtheiteta  in  der  ßeurtheilung  des  Werthes 
der  Chinasorten  mehr  und  mehr  verschwinden  werden. 
Dass  es  nicht  an  solchen  fehlt;  geht  schon  aus  den  Han« 
delspreisen  hervor;  welche  auch  immer  im  stärksten  Miss- 
verhältniss   zu  dem  wahren  Werthe  stehen;  ähnlich  wie 


*)  womit  jedoch  die  bekannte  Erscheinung,  dass  der  Bast  der 
Weidenrinde   durch  Schwefelsäure  roth  gefärbt  wird,  nicht, 

•  wie  man  gewöhnlich  annimmt,  zusammenhangt,  indem  die 
letztere  Beäction  von  dem  oben  erwähnten  Cyanogen  herrührt 
und  bei  Balidnlosen  Rinden  eben  so  gut  statt  findet 

Arch.  d.  Pharm.  CLXV.  Bds.  3.  Hft,  16 


242  Wigand, 

dies  bei  der  moskowitischen  und  sibirisclien  Rhabarber 
und  bei  dem  sibirischen  und  canadischen  Castoreum  der 
Fall  ist|  was  aber  bei  den  G];iinarinden  deshalb  besondeifi 
auffallend  ist^  weil  hier  der  den  Werth  bestimmende  Factor, 
der  Gehalt  an  Alkaloid^  besonders  an  Chinin,  so  evident 
ist.  Zwar  ist  man  in  neuerer  Zeit  von  dem  früheren 
Vorurtheil;  wonach  man  die  feinröhrigen  Binden,  besonders 
die  Loxa,  für  die  besten  hielt,  nach  und  nach  abge- 
kommen; gleichwohl  entspricht  der  Preis  noch  durchaus 
jenem  Vorurtheil ;  denn  obgleich  die  Loxa-China  höchstens 
(bei  den  dicksten  Röhren)  0,7  Proc.  Chinin  und  1  Proc. 
Cinchonin  enthält,  so  ist  doch  der  Preis  höher  als  der  der 
stets  alkaloidreicheren  Huanuco,  und  sogar  fast  eben  so 
hoch  als  der  der  unbedeckten  Calisaya,  deren  Chiningehalt 
den  der  Loxa  wenigstens  um  das  Vierfache,  meist  aber 
noch  viel  mehr  übertrifft,  indem  derselbe  bei  der  letzteren 
oft  ganz  verschwindend  und  auch  der  Cinchoningehalt 
bei  jener  meist  grösser  als  bei  der  Loxa  ist.  Die  platte 
unbedeckte  Calisaya  enthält  nach  Dronke's  Analyse 
fast  doppelt  so  viel  Alkaloid  und  darunter  fast  3  mal  so 
viel  Chinin,  als  die  gerollte  (wobei  noch  überdies  di6 
17,6  Proc.  betragende  Korkschicht  abgezogen  ist),  nach 
Reichardt  3  mal  so  viel  Alkaloid  und  4  —  5  mal  so  viel 
Chinin,  nach  Delondre  2 mal  so  viel  schwefelsaures 
Alkaloid  und  3  mal  so  viel  schwefelsaures  Chinin  als  die 
gerollte,  und  darnach  stehen  beide  Sorten  ungefähr  in 
gleichem  Preis.  Calisaya  I.  enthält  doppelt  so  viel  Alkaloid 
und  .  etwas  mehr  als  doppelt  so  viel  Chinin  als  die  Car- 
thagena,  während  sich  der  Preise  wie  7':  1  verhält.  Car- 
thagena  enthält  1^/7  mal  so  viel  Alkaloid,  doppelt  so  viel 
Chinin  als  die  beste  Loxa,  die  je  untersucht  worden  ist 
(für  die  meisten  Loxa -Rinden  ist  das  Verhältniss  noch 
viel  ungünstiger,  da  sie  meist  so  gut  als  kein  Chinin 
und  nicht  viel  mehr  Cinchonin  enthalten),  und  dennoch 
ist  die  Loxa  circa  5  mal  so  theuer  als  die  Carthagena  *). 
Marburg,  im  Juni  1862. 

*)  Die  PreiswOrdigkeit  einer  Waare  steht  im  VerhältniBS 


über  den  Sitz  der  Alkaloide.in  der  Chinarinde,       243 

Nachtrag.  Es  bleiben  mir  nun  noch  einige  Bemer- 
kungen über  die  Gründe  übrig,  womit  von  Howard  in 
seinen  Illustrations  of  the  nueva  Quinologia  of  Pavon  diQ 
der  meinigen  entgegengesetzte  Ansicht,  wonach  die 
China-Alkaloide  nur  im  Parenchym  enthalten  seien,  ver- 
theidigt  wird,  und  zwar  muss  ich  mich,  da  mir  das  Werk 
selbst  bis  jetzt  nicht  zu  Gebote  steht,  auf  den  ohnehin  fast 
ausschliesslich  diesen  Punkt  hervorhebenden  Bericht  von 
H.  Karsten  in  diesem  Archiv  pag.  232  beziehen. 

Die  Gründe,  welche  in  diesem  Bäricht  für  die  Ansicht 
Ho  ward's  angeführt  werden,  sind  folgende: 

1)  Die  Entdeckung  krystallisirter  Alkaloide  inner- 
halb der  Parenchymzellen  von  Cinchona  sucdrubra.  Dies 
würde  allerdings  ein  unwidersprechlicher  Beweis  sein, 
vorausgesetzt,  dass  die  Alkalöidnatur  der  „concentriscb 
gruppirten  Krystalle"  wirklich  nachgewiesen  ist;  bei 
Karsten  wird  nur  angegeben,  dass  sie  «sich  in  Alkohol 
und  Aether  lösen.  Die  bei  gewissen  Chinarinden  in  Menge 
in  den  Parenchymzellen  vorkommenden  unlöslichen  Kry- 
stalldrusen  werden  gewöhnlich  für  Oxalsäuren  Kalk  ge- 
halten. 

2)  Nach  mehreren  Beobachtungen  von  Spruce  und 
Cordover,  in Uebereinstimmung mit  Karsten's  eigener 
Erfahrung,  ist  die  China  rubra  aus  tiefer  gelegenen,  wär- 
meren» Gegendep  ärmer  an  Alkaloiden,  als  von  höher  ge- 
legenen Orten,  und  dem  entsprechend  fand  Spruce  die 
Binden  der  C.  Calisaya  in  tiefer  gelegenen  Gegenden  hol- 


zum  Werthe  und  im  umgekehrten  Verhältniss  zum  Preise. 
Nehmen  wir  als  Maassstab  für  den  Werth  der  Chinarinde 
den  Chiningehalt,  und  als  Preis  den  Durchschnitt  von  5  Jahren 
an,  so  ergeben  sich  für  die  oben  angeführten  Sorten  folgende 
Beziehungen : 

Die  unbedeckte  Königschina  ist  3  mal  preiswürdiger  als  die 
gerollte  und  auch  3  mal  preiswürdiger  als  die  beste  Loxa. 
Die  Carthagena- Rinde  ist,  verglichen  mit  der  unbedeckten 
Königschina,  31/2  nial,  mit  der  bedeckten  11  mal,  mit  der  Loxa 
13  mal  preiswürdiger. 

16* 


244  .  Wigand, 

zig,  in  höheren  dagegen  reicher  an  Parenchym.  Abge- 
sehen davon;  dass  diese  Beobachtungen  wenigstens  nach 
dem  Bericht  nur  sehr  unbestimmt  erscheinen,  glaube  ich 
auf  dieses  Argument  kein  grosses  Qe wicht  legen  zu  kon- 
nen^  theils  weil  die  China  rubra  ein  zu  unbestimmter  B^* 
griff  ist;  theils  weil  sich  der  zweite  Theil  des  Beweises 
auf  eine  andere  Art  bezieht  als  der  erste. 

3)  Wichtiger  ist  die  Angabe,  dass  Howard  in  der 
parenchymatösen  Auasenrinde  von  C,  lancifolia  Mut  mit 
wenig  Bastgewebe  nrehr  Alkal(^d  fand,  als  in  der  nur  aus 
Bastgewebe  bestehenden  Innenrinde,  und  ebenso  in  dem 
äusseren  Theile  der  Stammrinde  von  C.  succiruh^a  Pav. 
mit  wenig  Bast  grösseren  Alkaloidgehalt  als  in  dem  inne- 
ren nur  aus  Bast  bestehenden  Theile.  Da  diese  Ergeb- 
nisse in  auffallendem  Widerspruch  mit  den  von  mir 
oben  pag.  139  und  140  mitgetheilten  Analysen  der  nach 
Bast  und  Parenchym  möglichst  gesonderten  Königschina, 
an  deren  Genauigkeit  ich  keinen  Grund  habe  zu  zweifeln, 
stehen  *),  so  muss  die  Frage  nach  dieser  Seite  hin  einst- 
weilen dahin  gestellt  bleiben,  bis  weitere  Untersuchungen 
die  eine  oder  die  andere  Beobachtung  bestätigen.  Vorder 
Hand  spricht  dieallgemeine  Ansicht  und  namentlich  sprechen 
die  Analysen  von  Pelletier,  Beichardtund  Delondre, 
wonach  die  unbedeckte  Königschina  reicher  an  Alkaloiden 
ist  als  die  bedeckte,  «owie  die  Analyse  von  Del<yidre, 
wonach  die  platte  Ch,  rubra  de  Cusco  sine  epid,  alkaloid- 
haltiger  ist  als  die  gerollte^  zu  meinen  Gunsten. 

4)  Derselbe  Widerspruch  zeigt  sich  zwischen  Howard's 
und  meinen  vergleichenden  Analysen  von  jüngeren  und 
älteren  Rinden  gleicher  Art.  Howard  fand  in  dünnen 
grossentheils   aus  Zellgeweben  bestehenden  Röhren    von 


*)  Das  Resultat  der  Analyse  der  zweiten  Rinde  ist  nm  so  auffal- 
lender, als  der  die  beiden  Schichten,  wie  angegeben  wird, 
trennende  y,Harzring^  nichts  anderes  sein  kann  als  das  Peri-^ 
derma,  und  folglich  die  äussere  an  Parenchym  reichere  Schicht 
die  Borke  ist,  welche  man  bisher  weit  entfernt  war  für  den 
Hauptsitz  der  Alkalpide  anzusehen.  . 


über  den  Sitz  der  Alkaloide  in  der  Chinarinde.       245 

C.  Icmcifolia  mehr  Alkaloid  als  in  mittleren  und  noch  we- 
niger in  fast  platten  1/2"  dicken  Rinden^  welche  vorwie« 
gend  aus  Bastgewebe  bestanden^  während  ich  fiir  die 
Calisaya  das  entgegengesetzte  Resultat  gewonnen  habe. 
Dass  Zweigrinden  ärmer  an  Alkaloid  sind  als  Stammrin- 
den ist  übrigens  von  jeher,  wie  von  Howard  und  Kar- 
sten selbst  anerkannt  wird^  (p.  233)  eine  so  ausgemachte 
Sache  *\  dass  es  wohl  kaum  noch  einer  Entscheidung  in 
diesem  Differenzpunct  bedarf.  Doch  kann  ich  nicht  um- 
bin zwei  Gewährsmänner  für  mich  anzuführen :  Howard, 
welcher  (p.  233)  durch  Analysen  von  dünneren  und  dicke- 
ren Astrinden  und  Stammrinden  von  (7.  Calisaya  (also  an 
derselben  Pflanzenart  wie  ich)  zu  dem  Resultat  kam,  dass 
der  Alkaloidgehalt  mit  dem  Alter  zunehme,  und  Kar- 
sten, welcher**)  dasselbe  an  C.  lancifolia  Mut.  (also  an 
derselben Fflanzenart,  für  welche  es  von  Howard  bestrit- 
ten wurde)  dadurch  nachwies,  dass  er  in  der  Stammrinde 
1^/2  Procent  schwefelsaure  Alkaloide,  in  jungen  Zweig- 
rinden dagegen  gar  keine  organische  Basen  sind. 

Den  Widerspruch  zwischen  den  Resultaten  von 
Ho  ward's  Analyse  der  C.  lancifolia  und  der  C.  Calisaya 
sucht  Karsten  (p.  237)  daraus  zu  erklären,  dass  von  den 
älteren  Handelsrinden  (nur  auf  C  Calisaya  kann  sich  dies 
blieben)  die  parenchymatöse  Aussenschicht  wie  gewöhn- 
lich durch  di«  Sammler  abgekratzt  gewesen  sei,  während 
doch  unmittelbar  darauf  angegeben  wird,  dass  jene  Rin^ 
den  von  C.  Calisaya  speciell  für  H  o  w  a  r  d's  Untersuchun- 
gen, wie  es  scheine  von  Herrn  Spruce  gesammelt  seien. 
Abgesehen  aber  davon  würde  ja  das  Abkratzen  der  Aussen- 
schicht nach  Howard's  Ansicht  umgekehrt  einen  gerin- 
gen Alkaloidgehalt  ßir  die  Stammrinde  von  C  Calisaya 


*)  Doch  ist  als  Ausfiahme  dieser  Regel  zu  ervrähneD,  dass 
Reich el  (vergl.  Schleideii*s  Pharmakognosie  p.  285)  zwar 
in  mittleren  Rinden  vonC.  lancifoHa  mehr  Alkaloid  fand  als 
in  jungen,  dagegen  in  alten  weniger. 

**)  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  1858,  p.  261. 


246  Wigandy 

zur  Folge  haben^  also^  da  das  Besultat  der  Analyse  das 
entgegengesetzte  ist,  das  Gegentheil  beweisen. 

Das  Abnorme  von  Ho  ward's  Analyse  der  Rinden  von 
C,  Imicifolia  zeigt  sich  übrigens  weniger  in  Beziehung 
auf  den  Gesammtgehalt  an  Alkaloiden,  indem,  dieser  bei 
jungen  und  alten  Binden  fast  constant  erscheint,  (so  dass 
daraus  fast  ebensowenig  ein  Argument  für  Ho  ward's  An- 
sicht als  für  die  meinige  entnommen  werden  kann),  als 
in  Beziehung  auf  die  einzelne  Alkaloide,  von  denen  das 
Chinin  mit  dem  Alter  der  Rinde  abnehmen,  das  Cinchonin 
aber  zunehmen  soll,  während  doch  nach  allen  sonstigen 
Erfahrungen  entweder  beide  Alkaloide  mit  dem  Alter  zu- 
nehmen oder  nur  das  Chinin  zu-  dagegen  das  Cinchonin 
abnimmt. 

Karsten  macht  (p.  238)  gegen  die  vergleichenden 
Analysen^  auf  welche  ich  meine  Ansicht  stütze,  den  Ein- 
wurf, dass  dabei  die  Zusammengehörigkeit  der  Rinden 
hiusichts  des  Standortes  und  der  Individualität  ausser 
Acht  gelassen  sei.  Idti  räume  ein,  dass,  wenn  es  mir 
vergönnt  gewesen  wäre,  verschiedene  Rinden  eines  und 
desselben  Baumes  von  C,  Calisaya  zu  untersuchen,  die 
Analysen  vielleicht  etwas  andere  Zahlen  ergeben  hätten. 
Indess  wird  doch  Karsten  der  Verschiedenheit  vom  Stand- 
ort und  Individuum  gewiss  nicht  eine  solche  Bedeutung 
zuschreiben  wollen,  dass  dadurch  sich  Zweig-  und  Stamm- 
rinden in  Beziehung  auf  den  Alkaloidgehalt  geradezu  um- 
kehren sollten,  und  vollends  undenkbar  ist  es,  dass  dieser 
ungünstige  Zufall  bei  allen  Analysen,  welche  je  von  un- 
gleich starken  Rinden  einer  Art  angestellt  worden  sind, 
sich  hätte  wiederholen  sollen.  Waa  aber  wegen  jener 
Mangelhaftigkeit  des  Materials  meinem  Beweis  an  Exact- 
heit  gebricht,  das  bin  ich  so  glücklich  mit  Hilfe  meiner 
wichtigen  Gewährsmänner  Howard  und  Karsten  zu 
ergänzen,  denn  p.  233  wird  ausdrücklich  hervorgehoben, 
dass  die  verschiedenen  Rindenstücke  des  C.  Calisaya, 
welche  zu  Ho  ward's  Analysen  dienten,  von  dem  gleichen 
Standorte  gesammelt  waren,  und  Karstens   oben  ange- 


ü&er  den  Sitz  der  Älkaloide  in  der  Chinarinde.       247 

führte  Analyse  von  C.  landfolia  bezieht  sich  nach  sei- 
ner eigenen  Angabe  auf  einen  und  denselben  Baum.  Es 
stimmen  also  geradezu  diejenigen  Untersuchungen  jener 
Beiden,  welche  in  Beziehung  auf  das  Material  allen  An- 
forderungen genügen;  mit  dem  Resultat  meiner  Analyse 
von  C  Calisaya  überein ;  —  wogegen  gerade  von  deijeni- 
gen  vergleichenden  Aifalyse  Uo ward's,  welche  von  Kar- 
sten meiner  Ansicht  entgegengestellt  wird;  nämlich  delv 
jenigen  von  C,  landfolia  nicht  angeführt  wird  (wenigstens 
in  Karstens  Bericht)^  dass  das  Material  mit  Berücksich- 
tigung der  genannten  Umstände  gesammelt  worden  sei. 
So  erscheint  also  der  EinMrurf;  womit  Karsten  meine 
Ansicht  zu  widerlegen  versuchte;  in  Wahrheit  als  eine  Be- 
kräftigung meiner  Ansicht;  während  sieh  derselbe  gegen 
Ho  ward's  Ansicht  umgewendet  hat. 

Auf  den  anderen  Theil  meiner  vergleichenden  Ana- 
lysen; die  Vergleichung  des  Alkaloidgehalts  vom  Rinden- 
gewebe mit  vorwiegendem  Parenchym  und  vorwiegendem 
Bast;  findet  natürlich  Karstens  Einwurf  gar  keine  An- 
wendung; gleichwohl  wird  dieser  BeweiS;  obwohl  in  diree- 
tem  Widerspruch  mit  den  betreffenden  von-  Karsten 
stark  betonten  Analysen  Ho  ward's^  von  Ersterem  nicht 
berücksichtigt.  Auch  meine  anderen  Beweise  finden  we- 
der bei  Howard  noch  Karsten  Widerlegung. 

Zum  Schluss  muss  ich  noch  einige  andere  in  dem 
Bericht  Karstens  vorkommende  Puncto  berühren. 

Zunächst  soll  nach  Howard  mit  der  gesteigerten 
Bildung  oder  Anhäufung  von  Alkaloiden  die  Qrenze  zwi- 
schen Bast  und  Zellgewebe  mehr  und  mehr  verschwin- 
den (p.  231).  Abgesehen  davou;  dass  bei  den  Chinarinden 
bekanntlich  überhaupt  keine  scharfe  Grenze  zwischen  Bast- 
und  Parenchym-Schicht  existirt;  ist  nicht  einzusehen;  wie 
«ine  solche  Grenze  verschwinden  könnte  und  namentlich 
wie  dies  mit  einer  Anhäufung  von  Alkaloiden  zusammen- 
hängen könnte;  die  Erklärung  wenigstens;  welche  Kar- 
sten von  dieser  Erscheinung  giebt;  nämlich  eine  allmäh- 
liche Umänderung   der  Bastschicht  in  parenchymatisches 


i 


246      Wi9<¥^t  S^  der  Mkahide  in  der  Cfhinßrinde. 

Qj^v^be  upd  schlieedich  in  Kork*  und  Ba^tgewebe  dadurch, 
dass  alle  Elementarorgan^  ihire  Functioa  upd  Structur 
äpderp  (d.h.  also,  dass  die  Bastsellepm^h  in  Parenchym- 
i$0llen  verwandeln),  ist  aach  von  vorn  herein  schwer  ein- 
zusehen, w^il  alsdann  die  Verdickungsschiohten  der  Bast- 
jB^Uen  aufgelöst  werden  und  neue  Zellen  innerhalb  der 
letzteren  durch  Quertheilung  entstahen  müssten,  was  mm- 
nes  Wissens  nach  in  der  Pfl%n;$enanatoniie  unerhört  ist. 
Deshalb  verstehe  ich  auch  niicht,  was  Karsten  mit  der 
,p Mittelrinde '^  meint,  welche  nach  seiner  Ansicht  höchst 
wahrscheinlich  der  Hauptsitz  der  Alkaloide.  sein  soll.  AUe 
Chinarinden  bestehen  nur  aus  der  prim*ären  Parenchym- 
^ohicht  und  der  secundären  oder  Bafitschicht,  welche  beide 
ohne  scharfe  Grenze  in  einander  übergehen;  eine  Mittdi- 
rinde  als  eine  von  der  ersteren  verschiedene  Schiebt 
i^xistirt  bei  keiner  Chinarinde. 

Zur  Bestätigung  des  Zusammenhangs  des  Bruchs  mit 
dem  Alkaloidgehalt  wird  p.  235. eine  Stelle  von  Weddell 
(p.  25)  angeführt,  wonach  diejenigen  Rinden,  deren  Bruch 
sich  dem  korkigen  näheren  mehr  Chinin,  diejenigen,  deren 
Bruch  kurzfaserig  sei,  mehr  Cinchonin  enthielten.  Diese 
Stelle  lautet  jedoch  bei  Weddell  gerade  umgekehrt, 
nämlich:  „Ainsi,  plusla  surface  de  la  fracture  transverse 
d'unquinquina  s'approchera  de la forme  sub^reuse^  plus 
on  pourrapräsumer,  qu'il  renferme  cinehonine;  plus,  au  con- 
traire,  eile  s'approcherii  de  la  forme  courtement  fibreuse, 
plus  on  devra  Sti*e  porte  k  croire  qu'il  contient  de  quin- 
quine,''  Ohnehin  steht  aber  diese  Stelle  in  gar  keiner 
Bfe^iehung  zu  der  angeführten  Ansicht  von  Howard,  in- 
dem hier  von  Alkaloidgehalt  überhaupt,  bei  Weddell 
dagegen  vom  Verhältniss  des  Chinin«  zum  Cinchoninge- 
halt  die  Rede  ist. 

Endlich  muss  ich  die  Behauptung,  dass  auch  Kork 
imd  Borke  Alkaloid  enthalten,  bestreiten;  Karsten  hätte 
in  der  directen  chemischen  Analyse,  auf  welche  ich  mich 
(p.  142)  berufei  einen  besseren  Grund  anerkennen  müssen 
ßis  in  den    „carmiqrothen  Dämpfen   der  Zersetzungspro- 


Chiningehalt  ostindischer  China-Binden  u.  Blätter.     249 

dncte;^  abei*  auch  diese  Angaben  kann  ich  nicht  bestäti- 
gen, weder  Kork  noch  Borke  zeigen  mir  beim  Verkohlen 
in  der  Glasröhre  rothe  Dämpfe,  auch  die  Parenchymschicht 
niohti  während  dies  bei  dem  Bast  sehr  deutlich  statt  fin- 
det. Auch  schmecken  weder  Kork  noch  Borke  bitter^ 
die  Parenchymschicht  nur  schwach,  der  Bast  dagegen 
stark  bitter.  **- 

Sonach  aind  die  einzigen  Puncto,  welche  aus  Ho  ward's 
Untersuchung  meiner  Ansicht  gegenüber  in  Betracht  kom- 
.men  können :  die  angebliche  Entdeckung  von  krystallisirten 
Alkaloiden  in  den  Parenchymzellen  in  der  rothen, China- 
rinde^ und  die  Angabe,  dass  er  in  der  äusseren  parenchyme- 
tischen  Schicht  derselben  Rinde  mehr  Alkaloid  gefunden 
habe  als  in  dem  Bastgewebe.  Möchten  die  Chemiker 
durch  Nachprüfung  dieser  Puncto  die  bestehende  Differenz 
über  die  im  Vorstehenden  behandelte  wichtige  Frage  zur 
Entscheidung  bringen. 

Marburg,  im  Juni  1863. 


Ghii^iigfekalt  ostiidiMiiMr  Ohifia^iUBdeii  md  MStter. 

Die  von  den  Engländern  in  Ostindien  im  Neilgherry- 
Gebirge  seit  dem  Jahre  1861  angepflanzten  Cinchonen 
lieferten  schon  jetzt,  nach  den  chemischen  Analysen 
Ho  ward's  das  interessante  Ergebniss,  dass  sie  hinsidits 
ihres  Gehaltes  an  organischen  Basen  den  guten  südame- 
rikanischen Binden  gleichkommen.  Vorzugsweise  wurde 
in  Ostindien  die  C.  sucdrubra  Pav.  angepflanzt.  Von  dem 
JBnde  1862  vorhandenen  25,000  Cinchonen-Bäumchen  ge- 
hörten die  Hälfte  dieser  Art  an,  Howard  erhielt  aus 
15  Monate  alter  Rinde  dieser  Species  3,30 — 3,40  Proc. 
organische  Basen,  wovon  durch  Aether  2,40  Proc.  Chinin 
mit  etwas  Cinchonidin  vermischt  ausgezogen  wurde  und 
0,60  Cinchonin  zurückblieb.  (Verlust  0,30  —  0,40  Proc.) 
Eine  andere  Analyse  einjähriger  Rinde  lieferte 
2,59  Proc.  organische  Basen^  wovon  2,55  Proc.  in  Aether 


2Ö0  Kemper^ 

löslich,  mithin  Chinin  undCinchonidin  zu  sein  schienen.  Der 
Cinchoningebalt  war  merklich  geringier,  nämlich  0,04  Proc. 

Diese  Besultate  sprechen  nicht  zu  Gunsten  der 
Hypothese  Mi  t  s  ch  e r  1  ich's,  dasa  Chinin  aus  dem  Cinoho- 
nin  durph  Aufnahme  von  Sauerstoff  entstehe. 

Eine  sehr  schätzbare  Eigenschaft  der  Rinden  ist  die 
Leichtigkeit  der  Reindarstellung  ihrer  organischen  Basen, 
im  Vergleich  mit  den  aus  südamerikanischen  Rinden  ge- 
wonnenen, die  an  Chinasäure,  Chinaroth,  Harz  etc.  reicher 
zu  sein  scheinen,  welche  Stoffe  ihnen  hartnäckig  anhängen. 

Von  ganz  besonderem  Interesse  ist  es,  dass  es  H  o  w  a  r  d 
gelang,  auch  aus  getrockneten  Cinchonen- Blättern,  von 
denen  er  einige  Unzen  aus  Ostindien  erhielt,  organische 
Basen  darzustellen  und  zwar  in  verschiedenen  Analysen 
0,11  Proc.  und  0,19  Proc,  welche  reines  schwefelsaures 
und  oxalsaures  Chinin  gaben,  ein  Resultat,  das  wegen 
Nichterscheinens  der  rothen  Dämpfe  beim  Erhitzen  kaum 
vermuthet  worden  war.  H.  K. 


Reduction  der  EspfisrlQsiikig  durch  Deztrin; 

von 

Dr.  R.  Kern  per. 


Die  Frage,  ob  durdi  Dextrin  aus  kalischer  Kupfer- 
lösung beim  Erhitzen  Oxydul  abgeschieden,  oder  ob 
diese  Reaction,  wenn  sie  statt  findet,  durch  dem  Dextrin 
beigemengten  Zucker  hervorgerufen  werde,  ist  noch  nicht 
endgültig  entschieden.  Trommer*)  vertritt  die  erstere 
Ansicht,  während  Fürstenberg**)  annimmt,  dass  bei 
Anwendung  reinen  Dextrins  keine  Reduction  eintrete. 
Limpricht  in  seinem  Lehrbuche  der  organischen  Che- 
mie, hält  für  wahrscheinlich,  dass  die  Reduction  durch 
beigemengten  Zucker  bewirkt  werde. 


*)  Annalen  39.  360. 
**)  Jourü.  für  prakt.  Chem.  31.  195. 


Beduction  der  Kupferlösung  durch  Dextrin.         251 

Zur  Darstellung  mnen  zuckerfreien  Dextrins  wurde 
^as  käufliiihe  in  Wasser  gelöst^  mit.  Alkohol  gefallt  und 
die  Flüssigkeit  entfernt;  diese  Operation  wurde  so  lange 
{mehr  als  zwanzig  Mal)  wiederholt^  bis  das  getrocknete 
und  dann  in  Lösung  gebrachte  Dextrin;  mit  Hefe  hinge- . 
stellt;  keinen  Gewichtsverlust  mehr  erlitt.  Beim  letzten 
Auflösen  wurde  das  zehnfache  Gewicht  Wasser  genommen 
und  dann  mit  Alkohol  gefällt.  Es  wurden  folgende  Versuche 
angestellt: 

1)  5CC.  der  Fehlin g'schen  Lösung  wurden  mit 
25  CG.  Wasser  zum  Kochen  erhitzt  und  dann  mit  einer 

« 

Flüssigkeit  versetzt,  welche  1  Proc.  Dextrin  enthielt.  Es 
fand  nicht  die  geringste  Reduction  statt,  selbst  nicht  als 
10  CG.  der  Dextrinlösung  hinzugefügt  waren. 

2)  Die  Fehling'sche  Lösung  wurde  ohne  Wasser- 
zusatz erhitzt  und  dann  von  der  Iprocentigen  Dextrinlö- 
fiung  bis  zum  doppelten  Volum  der  Kupferlösung  hinzu- 
gegeben; auch  jetzt  fand  bei  längerem  Kochen  keine 
Abscheidung  von  Oxydul  statt. 

3)  Wurde  unter  denselben  Verhältnissen  wie  beim 
vorigen  Versuche  eine  2  Proc.  Dextrin  haltende  Lösung 
benutzt;  so  fand  erst  dann  eine  geringe  Oxydulabschei- 
dung  statt;  als  ein  gleiches  Volum,  eine  deutliche  aber; 
als  mehr  als  das  doppelte  Volum  der  Kupferflüssigkeit 
an  Dextrinlösung  zugesetzt  war. 

4)  Wurde  eine  concentrirte  Auflösung  von  Dextrin 
verwendet;  so  fand  sofort  beim  Kochen  eine  Keduction 
des  Kupferoxyds  statt. 

5)  Eine    3procentige   Dextrinlösung,   die   mit  etwas 
Kali   und   so   viel  Kupfervitriol   versetzt   war;   dass   das 
anfangs  niederfallende  Kupferoxydhydrat  wieder  aufgelöst 
wurdC)  schied  beim  Erhitzen  Oxydul  ab;  eine  Iprocentige' 
wurde  nicht  reducirt. 

6)  Wurde  eine  1  procentige  Dextrinlösung  einige  Zeit 
mit  Kali  gekocht  und  dann  Kupfervitriol  zugefügt,  so  fand 
ebenfalls  keine  Reduction  statt. 


252  Kemper,^ 

Die  wässerige  Lösung  dieses  Dextrins  wurde  auf 
geringen  Zusatz  von  wässerigem  Jod  weinroth,  b^  ver- 
mebrtem  allmälig  veilchenblau  gefärbt;  nach  einiger  Zeit 
hatte  sich  die  Flüssigkeit  abgesetzt^  die  Lösung  war  wein<> 
roth  und  am  Boden  lag  eine  dünne,  veilchenblaue  Schicht^ 
welche,  unter  dem  Mikroskope  betrachtet,  Stärkmebl* 
kömchen  enthielt. 

Durch  Auflösung  in  vielem  Wasser,  Absetzenlassen 
undFiltriren  wurde  versucht,  das  Dextrin  vomStärkmeht 
2U  befreien;  nach  dem  Eindampfen,  Fällen  mit  Alkohol 
u.  8.  w.  zeigte  es  sich  in  seinem  Verhalten  gegen  Kupfer* 
oxydkali  nicht  Verändert.  —  Ausserdem  überzeugte  ich 
mich,  dass  durch  Kochen  Feh  ling 'scher  Lösung  mit 
etwas  Weizen-  und  auch  Kartoffelstäri^e  keine  Verbin* 
düngen  entstehen,  welche  die  Kupferlösung  reduciren,  dass 
also  auch  ein  etwaiger  Gehalt  des  Dextrins  an  Stärkmehl 
nicht  die  Ausscheidung  von  Knpferoxydul  bestärken  kann. 
Aus  diesen  Versuchen  scheint  hervorzugehen: 

1)  dass  verdünnte  Lösungen  des  Dextrins  die  Kupfer- 
lösung nicht  reduciren,  wohl  aber  concentrirtere, 

2)  dass  das  Dextrin  durch  Kochen  mit  verdünnter 
Kalilösung  nicht  in  Zucker  übergeführt  wird. 


Notiz  fiber  Entfärbung  des  Jodamyhms; 

von 

Demselben. 


Die  blaue  Farbe  des  Jodamylums  verschwindet  be- 
kanntlich auf  Zusatz  mancher  reducirenden  Substanzen; 
es  wurden  von  mir  Versuche  angestellt,  ob  Traubenzucker 
eine  gleiche  Wirkung  ausübe. 

Zu  einer  mit  Stärkekleister  und  etwas  Chlorwasser 
versetzten  Jodkaliumlösung  wurde  eine  wässerige  Trauben- 
suckerlösung  gefügt  Es  fand  allerdings  Ent&rbung  statt, 
vollständig  aber  nur  nach  längerem  Stehen  verdünnter 
Lösungen  mit  einer  grossen  Menge  Traubenzucker;  stets 


Nijitiz  über  Badfärbung  des  Jodamylume.  253 

aber  wird  durch  den  TraabenBaoker  die  JParbe  kdler^ 
ak  die  einer  mit  dem  entspredienden  Volum  Wasser 
Terdüimten  Probe.  —  Vollständige  Entfärbung  der  Jod- 
st&rke  durch  Traubenzucker  tritt  jedoch  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  nach  1 — 2  Minuten  ein,  wenn  man  su  der 
Auflösung  eine  kleine  Menge  kohlensauren  Natrons  giebt 
IHnrch  einen  mit  denselben  Quantitäten  angestellten  ver- 
gleichenden Versuch  wurde  die  Ueberzeugung  gewonnen, 
dass  durch  kohlensaures  Natron  allein  die  Farbe  der  Jod* 
stärke  nicht  verändert  wird,  die  Entfärbung  mithin  durch 
den  Traubenzucker  bewirkt  wird,  dessen  reducirende 
Wirkungen  auch  hier  (wie  ja  auch  beim  Indigo  und  dem 
Kupferoxyd)  vorzugsweise  in  alkalischer  Lösung  sich 
äussere. 

Der  zu  den  Versuchen  benutzte  Traubenzucker  war 
aus  der  Fabrik  des  Herrn  Berthog  in  Magdeburg  be- 
zogen, doch  lieferte  auch  der  aus  Honig  dargestellte  die- 
selben  Resultate. 

Was  die  Entfärbung  gder  wässerigen  Jodstärke  durch 
Erhitzen  anlangt,  so  ist  die  Ansicht  Baudrimont's, 
dass  die  verflüchtigten,  über  der  Flüssigkeit  stagniren- 
den  Joddäniple  beim  Erkalten  wieder  verschluckt  würden 
und  so  die  Wiederbläuung  des  Stärkmehls  bewirkten, 
bereits  von  Kraut*),  Pohl  **),  Schönbein  ***), 
P.ersonnef)  und  Fresenius  ff)  ausfuhrlicher  be- 
sprochen und  widerlegt. 

Von  meinen  Versuchen  wäre  vielleicht  noch  anzufüh- 
ren, dass  die  Entfärbung  in  einem  offenen  Glasrohre  bei 
80<)  C.  eintrat,  und  dass  beim  Erkalten  an  der  Luft  zuerst 
wieder  eine  schwach  blaue  Farbe  wahrgenommen  würde, 
als  die  Temperatur   der   Flüssigkeit  70^0  betrug;    ver- 


*)  Gmelin,  Org^n.  Chem.  IV,  554. 
**)  Joum.  für  prakt.  Chem.  83,  38. 
***)  Ebendaselbst  84,  402. 

t)  Pharnr.  Vierteljahrsschrift  11,  84. 
tt)  Analyt.  Zeitschr.  1,  85. 


254     Kempery  Notiz  Über  Entfärbung  des  Jodämylums. 

muthlich  werden  jedoch  diese  Grade  differiren^  wenn 
Stärkekleister  und  Jodwasser  in  verschiedenen  Verhält- 
nissen zusammengebracht  werden. 

Wird,  wie  schon  Fresenius  anführt,  die  in  einem 
Probecylinder  befindliche,  nur  bis  zur  Entfärbung  erhitzte^ 
Jodamylumlösung  in  kaltes  Wasser  getaucht,  so  tritt  die 
blaue  Färbung  zuerst  wieder  am  Boden  des  Gefässe» 
auf,  wo  die  stärkste  Abkühlung  stattgefunden  hat.  Fre- 
senius hält  demnach  die  Ansicht  Pohls  über  die  Ur- 
sache der  Entfärbung,  dass  nämlich  beim  Erhitzen  die 
Adhäsions-  und  Absorptionskraft  der  Stärke  zum  Jod 
abnehme,  die  Löslichkeit  des  letzteren  in  Wasser  hinge- 
gen zunehme,  für  die  allein  richtige,  und  glaube  auch  ich^ 
dass  diese  Erklärung  mit  allen  bis  jetzt  bekannten  That^ 
Sachen  im  Einklänge  steht. 


255 


II«  nionatslterlcht« 


mehratomige  Harnstoffe. 

Durch  Vereinigung  der  Cyansäure  oder  der  cyansau- 
ren  Aether  mit  Ammoniak  oder  den  Monaminen  entsteht 
bekanntlich  der  Harnstoff  und  die  Gruppe  der  Harnstoffe, 
I  welche  Alkoholradicale  enthalten.    In  ganz  gleicher  Weise 

!  vereinigen  sich  die  zweiatomigen  Ammoniake   mit  Cyan- 

säure zu  Körpern,  deren  Verhalten  im  Allgemeinen  dem 
\  der  Harnstoffe  sehr    ähnlich   ist.     Zu    dieser  Classe   von 

I  Körpern  gehört  der  von  J.  Volhard  entdeckte  Aethylen- 

I  hamstoff,  eine  Verbindung,  welche  durch  Vereinigung  von 

(  Cyansäure  mit   dem  Aethylendiamin,   (C4H4)"H4N2,  der 

zweisäurigen  Amidbase  des  ölbildenden  Qases,  entsteht. 
,  «  Der  Aethylenhamstoff,  C8H10N4O4,  lässt  sich  betrach- 
'  ten  als  Zusammenlagerung  von  zwei  Atomen  gewöhnlichen 

Harnstoffs,  bewirkt  durch  die  bindende  Kraft  des  zwei- 
atomigen Aethylens^  welches  in  jedem  Hamstoffatom  ein 
Atom  Wasserstoff  vertritt: 

yy    ^  )      H3(C2  02)"N2. 

Er  bildet  sternförmig  gruppirte  farblose  Nadeln,  ist 
leicht  löslich  in  kochendem  Wasser,  besitzt  weder  Geruch 
noch  Geschmack,  schmilzt  bei  192<>  und  zeigt  eine  grosse 
Beständigkeit  gegenüber  den  selbst  concentrirten  Mine- 
ralsäuren. Mit  Platin-  und  Goldchlorid  giebt  er  krystal- 
lisirbare  Verbindungen,  durch  Kalihydrat  wird  er  in  Koh- 
lensäure, Ammoniak  und  Aethylendiamin  zerlegt. 

Aethylenhamstoffe,    in    welchen    Wasserstoff    durch 
Aethyl  ersetzt  ist,  erhält  man  iii  zweierlei  Weise,  einmal 
i  durch  Verbindung  von  Aethylendiäthyldiamin  mit  Cyan- 

säure, sodann  durch  Vereinigung  von  Cyansäure -Aether 
mit  Aethylendiamin.  Die  Producte  dieser  beiden  Reac- 
tionen  sind  aber  nicht  identisch,  sondern  isomer.  Der 
nach  der  ersten  Methode  entstandene  Diäthylenhamstoff 
zerfallt  durch  Kalihydrat  in  Kohlensäure,  Ammoniak  und 
Aethylendiäthyldiamin,  während  der  andere  isomere  unter 


266    Hamsaures  Natron.  —  Darstellung  des  Murexids. 

denselben  Umständen  in  Kohlensäure^  Aethylamin  und 
Aethylendiamin  zerlegt  wird.  {Ann.  der  Chem.  und  Pharm, 
CXIX.  348—361.)  G. 

Harnsanres  Natron, 

Baumgarten  hat  die  Boobttc^tung  gemacht,  dass 
harnsaures  Natron,  aus  seiner  Lösung  durch  eine  kalt 
gesättigte  wässerige  Lösung  von  phosphorsaurem  oder 
doppelt  kohlensaurem,  essigsaurem^  salpetersaurem,  schwe- 
felsaurem Natron  oder  Chlornatrium  gefällt,  in  durchsich- 
tige Kugeln  erscheint,  die  aber,  sobald  die  letzten  Salz- 
theilchen  durch  Auswaschen  entfernt  sind,  krystallinischo 
Form  annehmen.  Diese  Umwandlung  aus  dem  amorphen 
in  den  krystallinischen  Zustand  ist  jedoch  mit  keiner 
Veränderung  in  der  Zusammensetzung  verbunden;  das 
hamsaure  Natron  besteht  in  beiden  Modificationen  im  luft- 
trockenen Zustande  aus  NaO,  HO,CJ0H2N4O4  +  3  HO 
und  verliert  bis  ISO®  erhitzt  1  At.  HO.  {Ann.  der  Chem. 
und  Pharm.  CXVII.  106—110.)  G. 


Darstellung  des  Niireiiils. 

Eine  neue  Bereitungsweise  des  Murexids  besteht  nach 
Braun  in  der  Verwerthung  der  Harnsäure  des  Guanos, 
nach  folgendem  Verfahren. 

Guano  wird  nach  Broomann  zuerst  mit  Salzsäure 
ausgezogen,  dann  der  Rückstand  von  je  1,12  Kilogr.  Guano, 
gut  ausgewaschen,  mit  340  Liter  Wasser  und  4,48  Kilogr. 
Aetznatron  in  einem  geräumigen  Kessel  gekocht.  Nach 
1  Stunde  setzt  man  eine  aus  1,12 — 1,68  Kilogr.  bereitete 
Kalkmilch  hinzu,  wodurch  die  Extractivstoffe  grösstentheils 
niedergeschlagen  werden,  kocht  noch  eine  */4  Stunde  und 
lässt  dann  klären.  Die  heisse  überstehende  abgezogene 
Flüssigkeit  wird  sofort  mit  Salzsäure  übersättigt,  wobei 
sich  die  Harnsäure,  ein  wenig  gefärbt,  als  dichtes  Pulver 
abscheidet.  Um  Verlust  an  Harnsäure  zu  vermeiden, 
darf  nach  Bensch's  Angabe  der  Kalk  nicht  gleichzeitig 
mit  dem  Aetznatron  zugesetzt  werden. 

Obige  Operation  wiederholt  man  mit  geringen  Por- 
tionen Aetznatron  und  Kalkmilch  noch  zwei  Mal,  um  alle 
Harnsäure  zu  extrahiren.  Der  unlösliche  Rückstand  dient 
als  Dünger.  Aus  der  nicht  weiter  als  durch  Auswaschen 
gereinigten  Harnsäure  wird  das  Murexid  so  bereitet;  auf 


Oxydation  durch  Alloxaru  —  Hydantcän.  257 

je  0;98  Kilogr.  Säure  nimmt  man  1,187  Kilogr.  Salpetersäure 
von  360  B.y  welche  letztere  in  einem  irdenen  Gefässe  sich 
befindet,  während  dieses  wiederum  in  dem  kalten  Wasser 
eines  anderen  Gefasses  schwimmt.  In  die  Salpetersäure 
trägt  man  allmälig  in  Portionen  von  je  35  Grm.  die 
Harnsäure  ein,  sie  auf  die  Oberfläche  weit  ausstreuend 
und  darnach  einrührend; 

Das  nach  dem  Erkalten  ausgeschiedene  Älloxan,  ge- 
mengt mit  unzersetzter  Harnsäure  und  Salpetersäure,  wird 
in  einem  emaillirten  Gusseisengefass  zuerst  vorsichtig  im 
Sandbade  erwärmt,  bis  neue  Einwirkung  beginnt,  dann 
vom  Feuer  genommen,  damit  sich  die  Masse  senke,  und 
dies  so  oft  wiederholt,  bis  nach  -neuem  Erhitzen  kein 
Steigen  mehr  eintritt.  Dann  steigert  man  die  Tempe- 
ratur bis  1100  C.  und  trägt  in  das  Product  der  Einwir- 
kung von  2,38  Kilogr.  Salpetersäure  auf  1,96  Kilogr.  Harn- 
säure 200  Grm.  Ammoniakflüssigkeit  von  24^  B.  imd  ent- 
fernt nach  kurzer  Zeit  vom  Feuer.  Der  Inhalt  des  Ge- 
fasses bildet  schliesslich  einen  rothbraunen  weichen  Teig, 
ein  Gemisch  aus  salpetersaurem  Ammoniak,  Murexid  und 
Extractivmaterien,  bekannt  im  Handel  als  Murexid  en  päte. 
Wird  derselbe  mit  Wasser  und  verdünntem  Ammoniak 
ausgewaschen,  so  erhält  man  daraus  das  trockene  Murexid 
des  Handels.    {Joum.fUrprakt.Chem.  Bd.  83.  Hft.  1  —  2.) 

B. 


Oiydation  durch  Alloian. 

Versetzt  man  nach  A.  Strecker  eine Alloxanlösung 
mit  einer  Lösung  von  Alanin,  so  färbt  sie  sich  dunkel- 
roth ;  bei  gelindem  Erwärmen  entwickelt  sich  Kohlensäure 
und  Aldehyd  und  beim  Erkalten  scheidet  sich  Murexid 
aus.  *  In  ähnlicher  Weise  verhält  sich  Leucin,  nur  dass 
hier  statt  des  Aldehyds  sich  Valeraldehyd  entwickelt 
Es  geht  nämlich  das  AUoxan  durch  Aufnahme  von  Was- 
serstoff in  AUoxantin  über,  welches  mit  dem  Ammoniak 
Murexid  bildet,  und  das  Alanin  und  Leucin  werden  zu 
Aldehyd  (Acetaldehyd  oder  Valeraldehyd),  Kohlensäure 
und  Ammoniak  oxydirt.  {Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  CXXIIL 
363—365.)  O. 


Hydantoin. 

Das   Hydantoin    hat   A.  Bayer   durch   Reduction 
des  Allantoins  mittelst  Jodwasserstoffsäure  dargestellt;  es 

Arch.  d.  Pharm.  CLXV.  Bds.  3.  Hft.  17 


^ 


258  Alkapton. 

wird  jodfrei  und  das  AUantoin  spaltet  sich   in  Harnstoff 

und  Hydantoin: 

C8H6N40«  +  2HJ  =  C2H4N20a  4.  C6H4N20*  +  J2 

AllantoSn  Harnstoff  HydaDtoin. 

Die  Substanz  krystallisirt  in  farblosen  Erystallen^ 
kracht  etwas  zwischen  den  Zähnen^  schmeckt  schwach 
süss  und  ist  leicht  in  Wasser  löslich.  {Ann.  der  Cheyn. 
u.  Pharm.  CXVIL  178  —  ISO.)  G. 


lieber  den  Gehalt  des  Harns  an  Hippur«  ud  Harnsäure« 

Bence  Jones  bestimmte  die  Hippursäure  und  Harn- 
säure aus  Harn  gleichzeitig,  erstere  nach  der  Methode 
von  Liebig,  welche  er  für  die  vorzüglichste  hält.  Nach 
diesen  Untersuchungen  enthielt  der  24  stündige  Harn  eines 
Mannes  im  Mittel  4,9  Grm.  Hippursäure  und  7,7  Grm. 
Harnsäure,  der  eines  anderen  Mannes  6,5  Grm.  Hippursäure 
und  12,6  Grm.  Harnsäure.  Die  Harnmengen  betrugen 
1,25  und  2,37  Finten.  Beide  Personen  erhielten  gemischte 
Kost ;  die  erste  wog  10  Stein  12  Pfund,  die  zweite  14  Stein 
6  Pfund.  Ferner  enthielten  1000<>  CG.  vor  dem  Essen,  ent- 
leerten Harns  der  zwei  Personen  im  Mittel  4,51  Grm. 
Hippursäure  und  6,05  Grm.  Harnsäure,  nach  dem  Essen 
entleerten  Harns  5,94  Grm.  Hippursäure  und  9,48  Harn- 
säure. {Journ.  of  the  Chem.  Soc.  15.  —  Chem.  Centrhl. 
1862.  55.)  B. 

Albapton. 

Älkapton  nennt  Bödeker  einen  Stoff^  den  er  aus 
dem  Harn  eines  Kranken  durch  Fällen  mit  basisch-essig- 
saurem Bleioxyd,  Zersetzen  des  Niederschlags  mit  Schwe- 
felwasserstoff, Eindampfen  des  Filtrats  und  Ausziehen  des 
Rückstandes  mit  Äethei*  erhielt.  Es  stellt  eine  goldgelbe 
fimissartige  Masse  dar  ohne  Geruch  ubd  besonderen  Ge- 
schmack, durchsichtig,  glänzend,  spröde,  an  feuchter  Luft 
klebrig  werdend,  doch  nicht  zerfliesslich  und  beim  Erhitzen 
auf  Platinblech  schmelzend,  wobei  sich  dann  ein  äusserst 
widerlicher,  penetranter,  urinös-brenzlicher  Geruch  ent- 
wickelt. Beim  Erhitzen  mit  Natronkalk  entwickelt  es  ,am- 
moniakalische  Dämpfe,  löst  sich  in  Wasser  und  Alkohol 
fast  in  jedem  Verhältnisse,  in  Aether  fast  gar  nicht  auf 
und  röthet  Lackmus.  Der  Stoff  zeichnet  sich  besonders 
dadurch  aus,  dass  er  in  alkalischer  Lösung  begierig 
Sauerstoff  anzieht  und  sich  dadurch   braun   färbt   (daher 


Flüssigkeiten  Ammoniaknitrat  in  ihierischen,         259 

Alkapton  benannt  yon  dem  arabischen  al  und  dem  griechi- 
schen Worte  xdirrstv,  begierig  verschlucken),  und  dass  er 
wie  der  Traubenzucker  die  alkalische  Kupferlösung  reducirt. 
{Ann,  der  Chem,  und  Pharm.  CXVIL  98  — 106,)  (?. 


lieber  das  Vorkomnieii  des  Ammoiiiakiiitrats  in  thie* 

rischen  Flüssigkeiten« 

Die  Leichtigkeit,  mit  der  sich  Ämmoniaknitrat  aus 
Wasser  und  atmosphärischer  Luft  bildet,  Hess  Schön- 
bein vermuthen,  dass  dasselbe  auch  in  thierischen  Flüssig- 
keiten vorhanden  sei.  Er  untersuchte  daher  Speichel, 
Nasenschleim  und  Harn  auf  diese  Substanz.  Mit  einigen 
Tropfen  Verdünnter  chemisch  reiner  Schwefelsäure  versetz- 
ter Speichel  bläuet  Jodkaliumkleister  rasch  bis  zur  Undurch- 
sichtigkeit ;  doch  giebt  der  Speichel  von  verschiedenen 
Personen  und  der  zu  verschiedenen  Zeiten  gesammelte 
nicht  immer  eine  gleiche  ßeaction.  Der  Speichel,  den 
S  ch  ö  n  b  e  i  n  Morgens  von  sich  sammelte,  reagirte  am  stärk- 
sten, der  am  Abend  secernirte  am  schwächsten ;  im  Speichel 
anderer  Personen  blieb  die  Reaction  auch  aus.  Es  braucht 
indess  der  Speichel  dann  durchaus  nicht  frei  von  salpetri- 
ger Säure  zu  sein,  denn  Schönbein  fand,  dass  Rhodan- 
kalium,  dass  bekanntlich  manchmal  im  Speichel  vorkommt, 
Jodstärke  entbläuet,  und  dass  mit  Rhodankalium  versetz- 
ter Speichel  nicht  mehr  auf  Jodkaliumkleister  reagirt,  wenn 
dies  vorher  der  Fall  war.  Auf  Zusatz  von  Kali  entwickelt 
solcher  Speichel  Ammoniak,  wie  sich  aus  der  vorüber- 
gehenden Färbung  feuchten  Curcumapapiers  und  aus  der 
Bildung  von  Salmiaknebelh  erkennen  lässt.  Aehnlich  dem 
Speichel  verhält  sich  auch  der  Nasenschleim.  —  Der  Harn, 
der,  wie  Pettenkofer  zuerst  beobachtete,  wässerige 
Jodstärke  entfärbt,  könnte  demnach  Nitrit  "enthalten,  damit 
wenig  Kali  versetzter  Harn  einen  Rückstand  giebt,  der  bei 
Zusatz  von  Schwefelsäure  Dämpfe  entwickelt,  welche  Jod- 
kaliumkleister noch  tief  bläuen  und  Indigopapier  blei- 
chen. Möglicher  Weise  könnte  diese  Reaction  auch  durch 
die  Gegenwart  von  Nitraten  bedingt  sein,  welche  unter 
Vermittelung  der  Chloride  des  Harns  und  der  zuge- 
setzten Schwefelsäure  zur  Bildung  von  Chlor  und  Unter- 
salpetersäure Anlass  geben  würden;  wahrscheinlich  findet 
sich  auch  Ammoniaknitrit  im  Schweisse.  —  Die  Quelle 
dieses  Ammoniaknitrits  ist  noch  unbekannt.  {Joum,  für 
prahb,  Chem,  Bd,  86.)  B. 


17 


* 


260    Sogenannte  Haarballen  a,  d.  Gedärmen  d.  Widerkäuer. 

Krystallisirter  phosphorsanrer  Kalk^ 

2CaO,HO,P05,  tritt  im  Harn  auf;  wenn  Bach  H.  Bence 
Jones  die  Bedingungen  zum  Bestehen  des  Salzes  gege- 
ben sind;  also  durch  Zusatz  von  Chlorcaicium  zum  Hamei 
bei  vorsichtigem  Abdampfen  und.  durch  beide  Mittel 
zugleich.  Durch  die  Diät  oder  durch  Arzneien  (Kalk- 
wasser^  kohlensaures  Kali  etc.)  kann  bewirkt  werden^  dass 
der  frische  Harn  statt  des  sauren  gleich  das  neutrale  Phos- 
phat enthält.  {Chem,  Soc,  Quart.  Joum,  15.  —  Chem. 
Centrbl.  1862.  43.)  B. 

lieber  die  scharfe  Flüssigkeit  in  den  Dräsen 

der  Kröte. 

Die  in  den  Hautdrüsen  der  Kröte  {Bufo  vulgaris) 
enthaltene  Flüssigkeit  hat  man  lange  für  giftig  gehalten. 
Schon  Cuvier  berichtigte  diesen  Irrthum  und  1826  wies 
Davy  nach,  dass  diese  Flüssigkeit  zwar  scharf,  aber 
nicht  giftig  und  dass  sie  neutral  sei.  Cloez  und  Gra- 
tiolet  haben  später  wieder  behauptet,  dass  jenes  Secret 
stark  giftig  sei.  Dem  wurde  nachher  wieder  von  Gre- 
gor Rainey  widersprochen,  und  Davy  theilt nun  noch- 
mals die  Resultate  neuer  Versuche  mit,  denen  zufolge 
jenes  Secret  nicht  alkalisch  reagirt  und  auch  nicht  giftig  ist. 
{Edinh,  n.  phil.  Joum,  —  Chem.  Centrbl.)  B. 


lieber  die  sogenannten  Haarballen  aus  den  Gedärmen 

der  Wiederkäner« 

Der  Dünndarm  von  Schafen,  die  einer  epidemieähn- 
lichen Krankheit  unterlegen  waren,  fand  sich  immer  durch 
eine  grössere  oder  kleinere  Kugel,  einen  sogenannten 
Haarballen,  verstopft.  Ein  von  R.  Ho  ff  mann  untersuch- 
ter Ballen  hatte  ^4  Zoll  im  Durchmesser,  wog  1,32  Grm. 
und  zeigte  eine  Dichtigkeit  von  0,9913.  Derselbe  war 
dunkelocherbraun,  an  der  Oberfläche  voltkommen  glatt 
und  homogen  und  bestand  aus  einer  verfilzten  feinhaari- 
gen lichtbraunen  Masse,  in  welcher  Czermak  langge- 
streckte Bastfasern,  sogenannte  Gefässe,  erkannte;  Woll- 
haare waren  nur  ganz  sporadisch  vorhanden.  Die  chemi- 
sehe  Untersuchung  ergab  in  100  Theilen: 

Wasser   4,145 

Pflanzenfaser  38,078 

In  Wasser  lösliche  organ.  stickstoflPhalt.  Substanzen  12,078 


Gehalt  an  Leimsuhstam  in  d,  Leimsorten  v.  Sisler-Beunsit.    261 


« 


In  Wasser  lösliche  Sake   3,742 

In  Wasser  unlösliche  Salze  und  Sand 10,803 

Fette  Stoffe   8,823 

Andere  organische  Stoffe 22,331. 

Die.  im  Wasser  lösliche  organische  stickstoäbaltige  Sub- 
stanz entwickelte  beim  Erhitzen  den  Geruch  nach  verbren- 
nendem Home ;  die  Lösung  war  braun  und  reagirte  alka- 
lisch. Die  im  Wasser  löslichen  Salze  enthielten  Chlor, 
Phosphorsäure,  Schwefelsäure,  viel  Kalk  und  Alkalien 
und  Spuren  von  Magnesia  und  Eisen.  {Journ,  für  prakt. 
Chemie.  Bd.  86.)  B. 

Heber  die  Bestimmang  des  Gekaltes  an  Leimsabstau 
ia  dea  Leinsorteft  Ton  RisIer-BeuBat. 

Risler  bedient  sich  zur  Bestimmung  der  Leimsub- 
stanz a)  einer  Lösung  von  10  Grm.  reiner  Gerbsäure  in 
1  Liter  Wasser,  6),  einer  Auflösung  von  10  Grm.  Hausen- 
blase und  20  Grm.  Alaun  in  1  Liter  Wasser,  und  corrigirt 
dann  das  Verhältniss  der  beiden  Flüssigkeiten  durch  Zu- 
satz von  Wasser  zur  Gerbsäurelösung,  was  umgangen  wer- 
den kann,  wenn  man  einfach  den  Titer  der  Gerbsäurelö- 
sung im  Verhältniss  und  zu  reiner  Leimsubstanz,  als  welche 
Hausenblase  zu  betrachten,  prüft.  Man  löst  dann  10  Grm. 
Leim  und  20  Grm.  Alaun  in  1  Liter  Wasser  und  erhitzt 
die  Mischung,  wenn  es  nöthig,  zum  Kochen.  Dann  mischt 
man  10  Cubikcentim.  der  Gerbsäurelösung  und  10  Cu- 
bikcentim.  der  Leimlösung  hinzu,  schüttelt  die  Mischung 
stark,  fügt,  wenn  der  Niederschlag  sich  gesetzt,  wieder  1  Cu- 
bikcentim. Leimlösung  zu  undfiltrirt  durch  ein  kleines  nass- 
gemachtes Kattunfilter.  Bringt  nun  1*  Tropfen  Leimiösung 
noch  eine  Trübung  hervor,  so  setzt  man  abermals  1  Cu- 
bikcentim. Leimlösung  zu,  filtrirt  und  probirt  abermals,  und 
wiederholt  dies  so  lange,  als  die  Gerbsäurelösung  noch 
durch  Leimlösungzusatz  getrübt  wird. 

Schneider  prüfte  nun  den  Titer  der  Gerbsäurelö- 
sung zur  Hausenblaselösung  und  fand,  dass  100  Cubik- 
centimter  Gerbsäurelösung  durch  118  Cubikcentim.  Hausen- 
blaselösung vollständig  gefällt  wurden.  Er  löste  nun 
10  Grm.  Leim  und  20  Grm.  Alaun  in  1  Liter  Wasser 
auf,  und  von  dieser  erforderten  20  Grm.  der  Gerb- 
säurelösung 27,  26,  26  und  25,8  Cubikcentim,  also  im 
Mittel  26,2  Cubikcentim.  der  Leimlösung.  Demnach  wür- 
den zu  100  Cubikcentim.  der  Gerbsäurelösung  131  Cubik- 
centim. der  Leimlösung  nöthig  gewesen  sein,  und  folglich 


262      KaliumplatincyanUrs  zum  thieriscken  Organismus) 

enthielt  der  Leim  90  Proc.  Leimsubstanz.  Fortgesetzte 
Versuche  gaben  gleiche  Resultate,  und  so  empfiehlt  S  eh  n  e  i- 
der  das  Verfahren  wenigstens  da,  wo  eine  Annäherung 
bis  auf  2  bis  S  Proc.  genügt.  Da  sich  die  Gerbsäure 
leicht  in  Gallussäure  verwandelt,  so  ist  es  nöthig,  dieselbe 
oft  zu  erneuern.     {Polyt.  CentralJu)  Bkb. 


Verhalten  des.  Kalimnplatiiicyaiittrs  znm  thierisehen 

Organismus« 

Schwarzenbach  hatte  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt, 
zu  erforschen,  ob  das  Platincyanür  dasselbe  Vermögen  be- 
sitze, den  deletären  Charakter  des  Cyankaliums  aufzu- 
heben, wie  das  Eisencyanür.  Nach  den  Resultaten,  welche 
der  innerliche  Gebrauch  des  KaliumplatincyanUrs  an  Hun- 
den, Kaninchen  und  jungen  Hühnern  ergeben  hatte,  lässt 
Schwarzenbach  als  festgestellt  annehmen,  dass  das 
Kaliumplatincyanür  nicht  giftig  ist,  indem  nach  1/2  Stunde, 
wo  den  Thieren  dasselbe  in  einer  Gabe  von  6  Granen  bei- 
gebracht  worden  war,  auch  nicht  das  geringste  Zeichen 
einer  Vergiftung  eintrat,  während  2  Gran  Cyankalium  in 
Wasser  gelöst  und  den  Thieren  beigebracht,  den  augen- 
blicklichen Tod  herbeiführten.  {Wittstein's  Vierteljahrsschr. 
Bd.  IL  Heft  L)  B. 

lieber  die   in  Nordamerika  gebränehlichen  Heilmittel 

gegen  den  Selilangenbiss» 

J.  M.  Maisch  macht  darüber  folgende  Mittheilungen : 

Die  Wurzeln  von  Eupatorium  aromaticum  und  agera- 
toides  Linn.  sind  unter  dem  Namen  white  snakeroot,  weisse 
Schlangenwnirz,  in  einigen  Landestheilen  in  Gebrauch; 
grössere  Wichtigkeit  haben  aber  in  den  südlichen  Staaten 
Euphorbia  hyssopifolia  L,  und  Euph.  leucolepsis  Gray  eriangt, 
welche  beide  unter  dem  Namen  Justice^s  weed  bekannt 
sind.  Neuerdings  hat  Dr.  J.  D.  Irwin  auf  die  in  sehr 
grosser  Menge  in  Arizona  an  der  mexicanischen  Grenze 
wachsenden  Euphorbia  prostata  Alton  als  Antidot  gegen 
Schlangen biss  aufmerksam  gemacht.  Der  Saft  wird  mit 
vielem  Wasser  verdünnt,  •  innerlich  gereicht  und  die  Wunde 
damit  ausgewaschen.  Die  dortigen  spanischen  Bewohner 
nennen  die  Pflanze  ^Gollindrinera*^ y  Schwalbenwurz.  Dr. 
Irwin  hält  diese  Euphorbia  für  ein  ebenso  zuverlässiges 
Gegengengift  gegen  Schlangenbiss  als  Brom. 


Heilmittd  gegen  dm  ScJdangenbiss  in  Nordamerika.      263 

Liastris  spicata  Wüld,,  bekannt  unter  dem  Namen 
Button  snakeroot,  knöpfige  Scblangenwurz,  und  Liastns 
scariosa  und  squarrosa  Willd.  werden  in  einigen  südlichen 
Staaten  Battlesnake's  master.  Klappers  eh  lange  n-M  e  i  s  t  e  r 
genannt;  ausser  ihnen  werden  noch  andere  Zia^ri«- Arten 
mit  knolligen  Wurzeln  zu  gleichen  Zwecken  benutzt;  so 
auch  i.  odoratissima  Willd,,  welche  auf  dem  Stengel  eine 
grosse  Menge  Krystalle  von  Cumarin  ausscheidet. 

Auch  Aster  aesticua  AiU  8.  A.  latifolius  Nees  ab  E.y 
Sampson  snakeroot  genannt,  wird  gegen  Schlangenbiss 
und  gleichfalls  gegen  Entzündungen  angewandt,  welche 
durch  Berührung  mit  Bhvs  Toodcodendron  L.  und  ande- 
ren giftigen  Pflanzen  hervorgerufen  werden.  Einen  bedeu- 
tenden Kuf  bei  derartigen  Zuföllen  geniesst  eine  Varietät 
von  Nabalus  albus  Koch,  var,  Serpentaria,  s.  Prenanthus 
Serpentaria  Pursh.,  welche  sich  der  Trivialnamen  Lions- 
fort  und  Rattle  snakeroot^  d.  h.  Löwenfuss,  Klapperschlan' 
genwurz,  erfreut.  Innerlich  wird  in  Südcarplina  der  Milch- 
saft angewandt;  und  äusserlich  die  Blätter  als  Umschläge 
auf  die  Bisswunde  gelegt. 

Von  Anemone  cylindrica  Gray  kauen  die  Indianer, 
wenn  sie  von  einer  Schlange  gebissen  worden  sind,  die 
oberen  zarten  Theile,  verschlucken  einen  Theil  des  mit 
dem  Saft  imprägnirten  Speichels  und  legen  die  breiige 
Masse  auf  die  Bisswunde. 

Die  sogenannte  amerikanische  Aloe,  Agave  Virginica 
Linn.j  heisst  in  Südcarolina  auch  häufig  Battlesnake's  master^ 
und  soll  der  sehr  bittere  Saft,  innerlich  genommen,  ein 
ziemlich  zuverlässiges  Heilmittel  gegen  den  Biss  der  Klap- 
perschlange sein. 

In  medicinischer  Hinsicht  soll  in  dieser  Beziehung  das 
von  Bibron  empfohlene  Brom  die  besten  Dienste  leisten, 
welches  er  in  folgender  Mischung  giebt :  Eecp,  Brom  'Sjj  ß> 
Kcdii  jodati  gr.  jj  Hydrarg.  chlor,  corros.  gr,j,  Spirii,  vini 
rectißcat,  3xxx.  Die  Dosis  ist  ein  Theelöffel,  verdünnt 
mit  einem  Esslöffel  voll  Wein  oder  Franzbranntwein. 

Was  nun  die  Anwendung  der  oben  angeführten  Heil- 
mittel für  den  angegebenen  Zweck  anbetrifft,  so  ist  die- 
selbe bei  allen  die  gleiche  oder  doch  sehr  ähnlich.  Man 
gibt  entweder  den  ausgepressten  Saft,  oder  ein  starkes 
Decoct  in  Wasser  oder  Milch,  und  applicirt  dasselbe  zu- 

fleich  äusserlich  auf  die  Wunde,  auf  die  man  auch  wohl 
ie  zerquetschte  Wurzel  oder  die  zerstossenen  Blätter  als 
Cataplasma    legt.      {Buchner^s  n.  Repevt,  Bd,  11,  8  u.  9,) 

B, 


264      Auffindung  des  Strychnins  hei  Vergiftungen  etc. 

lieber  einen  Verriftmigsfall  mit  den  Beeren  des 
Solanum  psendo-capsicnm. 

Montanö  berichtet  im  Joum.  de  Ckim,  med.  1862. 38.  24. 
über  einen  Vergiftungsfall  mit  den  Beerega  des  Solanum 

Sierido-capsicum  bei  einem  Kinde  von  5  Jahren.  3  bis  4 
eeren  waren'hinreichend,  die  bedenklichsten  Symptome  her- 
vorzurufen. Die  Pflanze  wird  wegen  ihrer  koralienrothen 
Früchte  sehr  häufig  als  Zierpflanze  in  den  Gärten  cultivirt. 
Die  Beeren  des  Solanum  pseudo-capsicum  sehen  den  Juden- 
kirschen sehr  ähnlich,  und  sind;  wenn  der  Kelch  fehlt, 
leicht  damit  zu  verwechseln;  sie  schmecken  fade  und 
schwach  süs^;  ihre  Kerne  sind  3 — 4  Millimeter  gross,  unregel- 
mässig eiförmig,  ausgeschweift  oder  fast  nierenförmig, 
gerandet,  dunkelgelb.  Die  Judenkirschen  schmecken  säuer- 
Uch  süss  und  schwach  bitter;  ihre  Kerne  sind  etwa 
9  Millimeter  gross,  oval,  linsenförmig,  kaum  ausgeschweift^ 
nicht  gerandet,  citronengelb.  Bei  einer  vorgekommenen 
Vergiftung  mit  dergleichen  Früchten  wäre  also,  behufs 
der  Ermittelung  der  Abstammung  des  Giftes,  besonders 
das  Augenmerk  auf  die  Samenkeme  zu  richten.  ( Wittstein^s 
Vierteljahraschr.  Bd.  11.  4.)  B. 


Heber  die  Auffindung  des  Strydinins  bei  Vergiftungen 
und  den  Einfluss  des  Morphiums  in  Verdeckung 
der  Farbenreactiout 

Veranlasst  durch  eine  gerichtlich-chemische  Leichen- 
untersuchung, bei  der  es  ihm  unmöglich  war,  Strychnin 
zu  entdecken,  während  er  moralisch  überzeugt  war,  dass 
es  angewandt  worden  sei,  unternahm  J.  R  e  e  s  e  eine 
Reihe  von  Versuchen,  um  die  Angabe  Wormley's  zu 
prüfen,  dasß  bei  Gegenwart  einer  das  Strychnin  überwie* 
genden  Menge  Morphium  die  Möglichkeit  abnehme,  das 
erstere  durch  die  gewöhnliche  Farbenreaction  zu  erken- 
nen. Er  fand  dieselbe  vollständig  bestätigt.  Nachdem 
er  sich  durch  diese  wiederholten  Untersuchungen  künst- 
licher, dem  M^eninhalte  ähnlicher  Mischungen,  die  ge- 
ringe Mengen  ^ychnin  enthielten,  überzeugt  hatte,  dass 
nacn  der  Methode  von  Stas  weniger  als  Viooooo^^^^ 
Strjrchnin  noch  mit  Sicherheit  durch  die  Farbenreaction 
nachzuweisen  sei,  während  in  solchem  Falle  der  Zusatz 
der  dreifachen  und  selbst  der  doppelten  Menge  die 
Reaction  gänzlich  verhinderte,  eine  gleiche  Menge  sie 
schon  aufs  äusserste  schwächte,   so  suchte  er  durch  Ver- 


Zur  Erkennung  des  Strychnins»  265 

suche    mit   reinen    Lösungen,    frei   von    organischen  Bei- 
mischungen, das  Verhältniss   festzustellen,   in  dem  dieser 
Einflass  statt  findet.    Er  erhielt  so  die  folgenden  Resultate. 
Er  konnte  nachweissen  bef 

1  Strychnin  auf     1  Morphium  ^/sooooo  G^an. 

1   •  9  1/ 

^     »       "7      ^  /300000    » 

1  »  »    ^  n  /sOOOO  n 

1  »  »4:  f,  Vi  00000  » 

1  *   »  y)         ^  n  VsOOOO  » 

^  »  >»   10  „  Vi  0000  » 

1  »  n   20  „  V5OOO  » 

Mit  der  Zunahme  der  Morphiummenge  nahm  dem- 
nach die  Nachweisbarkeit  des  Strychnins  in  hohem  Grade 
ab.  Dasselbe  bestätigten  auch  Vergiftungsversuche  an 
Katzen.     {Chemie.  News.  1862.  35.)  B. 


Zar  Erkennung  des  Strychnins. 

J.  J.  Reese  will  die  Bemerkung  gemacht  haben, 
dass  die  bekannte  Reaction  auf  Strychnin  (mit  Schwefel- 
säure und  chromsaurem  Kali  oder  Kalium eisencyanid)  bei 
Gegenwart  von  Morphin  mehr  oder  weniger  verdeckt 
werde. 

R.  P.  Thomas  fand  dies  jedoch  nicht  bestätigt.;  als 
das  Morphin  dreimal  mehr  betrug  wie  das  Strychnin, 
Hess  sich  das  letztere  noch  in  den  kleinsten  Mengen  un- 
zweideutig nachweisen.     ( Wittst.  Vierteljahrsschr.  Bd.  11, 4.) 

B. 

Heber  Einrichtung  ?on  Behältern^  welche  durch  die 
meisten  sauren  und  alkalischen  Flüssigkeiten 
nicht  angegriffen  werden. 

Wendete  man  nicht  gerade  Quss-  oder  Schmiedeeisen 
an  (welche  übrigens  die  unangenehme  Eigenschaft  haben, 
leicht  von  saurerr  Flüssigkeiten  angegriffen  zu  werden), 
so  war  es  bisher  sehr  schwierig,  derartige  Bassins  con- 
struiren  zu  köfloen.  Die  meisten  Materialien  oder  Kitte, 
welche  man  vorgeschlagen,  werden  entweder  zu  leicht  ange- 

friffen,  oder  sind  zu  theuer,  um  in  allen  Fällen  angewen- 
et  werden  zu  können. 

H.  Kali  seh  schlägt  vor,  steinerne  Wände  mit 
Schwerspathplatten  zu  bedecken  und  die  Fugen  mit  einem 
auf  folgende  Art  bereiteten  Kitt  auszudichten. 


266  Fabrikation  von  Salpeter,  8eignette$alz  etc. 

Man  digerirt  1  Theil  Kautschuk^  fein  zerschnitten, 
mit  2  Theilen  frisch  rectificirtem  Terpentinöl  so  lange, 
bis  die  Mischung  gleichförmig  ist^  worauf  man  4  Theiie 
pulverisirten  Schwerspath' zusetzt. 

Behälter,  welche  auf  diese  Art  construirt  sind,  wider- 
stehen nach  Kaiisch  nicht  allein  der  ätzenden  Eigen- 
schaft kochender  Alkalien,  sondern  auch  den  meisten 
organischen  und  anorganischen  Salzen,  z.  B.  dem  Schwefel-, 
salz-  und  salpetersauren  Zink-,  Eisen-  und  Kupferoxyd,  dem 
Weinstein  etc.,  femer  der  kochenden  Salz-,  Phosphor-, 
Bor-,  Oxal-  und  Weinsäure,  sowie  der  etwas  verdünnten 
kalten    Schwefelsäure.       (Äep.  chim,  appL    HL    474.) 

B. 

Verfahren  der  Fabrikation  von  Salpeter^  Seignettesalii 
chemisch  reinem  Weinstein^  Weinsäure,  schwefel- 
^  saurem  Kali  und  Natron  in  Einer  Folge; 

von  Guido  Schnitzer. 

Der  Verfasser  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  ein  Ver- 
fahren zu  ermitteln,  einerseits  bei  einmaliger  Krystallisa- 
tion  einen  reinen,  verkäuflichen  Salpeter  aus  Chilisalpeter 
zu  gewinnen,  und  andererseits  dem  Nebenproducte,  wel- 
ches die  Mutterlauge  des  vSalpeters  nach  gehöriger  Aus- 
nutzung auf  Kalisalpeter  liefert,  die  vortheilhafteste  Ver- 
werthung  zu  geben.  Er  verbindet  deshalb  die  Fabrika- 
tion von  Salpeter  mit  der  Darstellung  einer  Beihe  ande- 
rer Producte,  welche,  an  sich  von  hohem  Werthe,  nach 
dieser  neuen  Methode  zugleich  in  grösserer  Reinheit,  als 
nach  dep  seither  üblichen  Verfahrungsweisen,  erzielt 
werden. 

1)  Fabrikation  des  Salpeters.  Rohe  Pottasche 
und  Chilisalpeter,  dem  Ge><^chte  nach  im  Verhältniss  der 
Aequivalente  ihrer  wirksamen  Bestandtheile,  werden  im 
eisernen  Kessel  mit  so  viel  Wasser  behandelt,  als  zur 
Auflösung  der  Salze  nöthig  scheint,  und  unter  Umrühren 
erhitzt.  Um  nun  dem  Uebelstande  zu  begegnen,  zwei 
unter  ähnlichen  Verhältnissen  krystallisivbare  und  de»* 
halb  schwer  zu  scheidende  Salze  in  Lösung  zu  habe% 
setzt  er  der  kochenden  Lösung  unter  beständigem  Rubren 
so  viel  gelöschten  Kalk  zu,  als  zur  Bindung  der 
Kohlensäure  der  Soda  nöthig  ist.  So  fällt  kohlensaurer 
Ka.lk  zu  Boden  und  die  Lösung  enthält  Kalisalpeter 
und  Natronlauge.     Nach  Entfernung  deai  Feuers  lässt 


Fabrikation  von  Salpeter^  Seign^Uesalz  etc.  267 

man  absetzen  oder  iiltrirt  und  dampft  die  klare  Flüssig- 
keit in  einem  andern  Kessel  auf  40^6.  ein.  Das  Wasch- 
wasser des  kohlensauren  Kalkes  wird  zu  neuen  Ansätzen 
verwandt^  und  der  ausgewaschene  Kalk  zur  Entwicke- 
lung  von  Kohlensäure  mittelst  Salzsäure  verwendeti 
wozu  er  sich  des  feinpulverigen  Zustandes  wegen  gut 
eignet.  Die  Krystallisation  des  Salpeters  nach  hinläng- 
licher Concentration  der  Lauge  darf  nach  dem  Erkalten 
derselben  auf  die  Lufttemperatur  der  Umgebung  als  vollen- 
det angenommen  werden.  Die  Lauge  wird  dann  nochmals 
concentrirt  und  es  werden  durch  Krystallisation  die  letzten 
Salpetertheile  gesondert,  die  Krystalle  nach  dem  Abtropfen 
mit  kaltem,  schwach  mit  Salzsäure  angesäuertem  Was- 
^^r  ausgewaschen,  wodurch  etwa  noch  anhängende  Natron- 
theile  entfernt  werden,  und  bilden  sie  getrocknet  die  fer- 
tige Waare.     Die  Lauge  wird  dann  verwandt 

2)  zur  Fabrikation  des  Seignettesalzes.  In 
diese  Lauge  trägt  man  unter  Erhitzen  gepulverten  rohen 
Weinstein,  bis  die  Lösung  neutral  reagirt,  und  zwar 
geschieht  dies  am  besten  in  einem  kupfernen  Kessel. 
Dabei  bleibt  der  im  rohen  Weinstein  stets  vorhandene 
weinsaure  Kalk  im  Rückstande,  welcher  durch  sorgfälti- 
ges Waschen  gereinigt  und  wie  in  Nr.  4.  angegeben,  auf 
Weinsäure  verarbeitet  wird.  Die  über  dem  Rückstande 
befindliche  Seignettesalzlösung  wird  filtrirt  und  zur  Kry- 
stallisation eingedampft.  Die  Krystalle  scheiden  sich  in- 
einem  kühlen  Räume  nach  längerem  Stehen  ab. 

3)  Fabrikation  von  chemisch  reinem  Wain- 
stein.  Der  raffinirte  Weinstein  des  Handels  enthält  ent- 
weder Kalk  oder  Eisen.  Um  denselben  nun  rein  zu 
erhalten,  bringt  der  Verfasser  den  rohen  Weinstein,  wie 
bei  Nr.  2.  beschrieben,  in  alkalische  Lösung,  scheidet 
dadurch  sowohl  Eisenoxyd  als  Kalk  unlöslich  aus,  ver- 
setzt die  klare  Lösung  genau  mit  so  viel  reiner  Salz- 
säure, um  das  Natron  zu  binden.  Dadurch  scheidet  sich 
die  unlösliche  Verbindung  von  saurem  weinsauren 
Kali  oder  Weinstein  ab,  während  Chlornatrium 
und  sonstige  in  kleinen  Spuren,  beigemengte  Salze  in  Lö- 
sung bleiben. 

Der  so  erhaltene  Weinstein  ist  feinkörnig,  krystallisirt 
und  zeigt  sich  nach  dem  Waschen  mit  kaltem  Wasser  ge- 
trocknet als  reine  untadelhafte  Waare. 

4)  Fabrikation  von  Weinsäure.  Um  diese 
eisenfrei  zu  erhalten,  wird  sie  meistentheils  mehrmals 
umkrys  tallisirt.  Dies  ist  nicht  nöthig,  wenn  ein  eisen  fr  eier 


268  Darstellung  des  Natrum  carlonic.  pur. 

weinsaurer  Kalk  aus  dem  rohen  Weinstein  hergestellt 
wird^  und  man  erreicht  solches  mit  Leichtigkeit,  wenn  man 
die  nach  Nr.  2.  bereitete  Seignettesalzlösung  mit 
der  äquivalenten  Menge  feingepnlverten  eisenfreien 
G  7  p  s  e  s  zusammenbringt  und  mit  Wasser  gut  durch-^ 
rührte  den  weinsauren  Kalk  absetzen  lässt  und  die 
schwefelsaures  Kali  und  schwefelsaures  Na- 
tron enthaltende  Flüssigkeit  abzieht.  Wird  der  weinsaure 
Kalk  mit  kaltem  Wasser  genügend  abgewaschen^  so  ist 
er  vollkommen  rein  und  liefert  mit  Schwefelsäure  versetzt 
Gyps,  der  stets  aufs  neue  zu  verwenden  ist,  und 
eine  Weinsäure,  die  aus  erster  Krystallisation  schon  al» 
reine  und  verkäufliche  Waare  hervorgeht. 

5)  ZurGewinnung  von  schwefelsaurem  KaK 
und  schwefelsauren  Natron  wird  die  vom  weinsau- 
ren Kalk  abgezogene  Flüssigkeit  eingedampft  und  durch 
successive  Krystallisation  zuerst  das  schwefelsaure  Kali 
und  dann  das  schwefelsaure  Natron  erhalten.  ( Wür^ 
temberg.  Gewerbehl.    —   Dingl.  Jouni,    Bd.  162,    Heft  2.) 

BJcb. 

BereituDg  toh  Aetznatron  aus  Chilisalpetert 

Wo  hier  hat  beobachtet,  dass  beim  Glühen  von  Braun- 
stein mit  salpetersaurem  Natron  ohne  Luftzutritt  keine 
Spur  mangansauren  Natrons  entsteht;  er  findet  den  Grund 
darin,  dass  das  salpetersaure  Natron  zu  leicht  zersetzt  wird 
und  schon  zersetzt  ist,  bevor  der  zur  Bildung  der  Man- 
gansäure erforderliche  Temperaturgrad  erreicht  ist.  Die 
Zersetzung  soll  so  vollständig  sein,  dass  man  dieses  Ver- 
halten zur  Bereitung  von 'reinem  Natronhydrat  anwenden 
könne.  {Annal.  der  Chem,  und  Pharm.  Bd.  119.  p.  376.  — 
Polyt.  Centralhl.  1862.  Hft.  2.  p.  150,)  Blcb. 


Darstellung   des   Natrum   carbonic.   pur.   aus 

käuflicher  Soda. 

« 

Die  gewöhnlichen  Verunreinigungen  der  rohen  Soda'sind 
nach  W.  Linau  schwefelsaures,  unterschwefligsaures  und 
schwefligsaures  Natron,  Chlomatrium,  bisweilen  Schwefelna- 
trium und  Eisen,  auch  ist  dem  Verfasser  häufig  Blei  als  solche 
vorgekommen.  Bei  der  Reinigung  durch  Umkrystallisiren 
und  Zersetzung  des  Schwefelnatriums  durch  Zusatz 
von  kohlensaurem   Bleisalz   geht  stets  eine  ge* 


Gewinnung  von  reinem  Kochsalz  u,  von  CMorkalium      269 

ringe  Menge  Blei  in  die  Lauge  des  kohlensauren 
l^atrons  über,  welche  allerdings  meistentheils  in  der  Mut- 
terlauge bleibt,  zuweilen  aber  auch  in  den  ausgeschie- 
denen Krjstallen  nachgewiesen  werden  kann.  Um  nun 
vollkommen  reines  kohlensaures  Natron  aus  dem  käuflichen 
Salze  zu  gewinnen,  löse  man  dasselbe  in  destillirtem  Was- 
ser auf,  verdünne  die  klare  Lösung  mit  der  6- bis  8  fachen 
Menge  Wassers  und  leite  einen  Strom  Schwefelwasserstoff 
3  bis  5  Minuten  hindurch.  Dadurch  werden  Eisen  und  Blei 
gänzlich  niedergeschlagen,  aber  zugleich  wird  wieder  etwas 
Schwefelnatrium  gebildet.  Um  dies  zu  zersetzen/  fügt  man 
nach  Entfernung  des  schwarzen  Niederschlags  durch  Ab- 
setzen und  Filtriren  dem  Filtrat  Ferrum  oxydatum  fuscum 
mit  Wasser  zum  Brei  angerührt  zu.  Es*  bildet  sich  sofort 
Schwefeleisen,  man  filtrirt,  dampft  das  klare  Filtrat  ein 
und  lässt  krjstallisiren.  Die  erhaltenen  Krjstalle  sind 
ToUkommen  rein  und  die  Lauge  giebt  durch  nochmaliges 
Abdampfen  abermals  reine  Krystalle,,  während  die  letzte 
Mutterlauge  sich  zu  Fällungen  verwenden  lässt.  Das  beim 
Zersetzen  des  Schwefelnatriums  stets  entstehende  Aetz- 
natron  beHäeitigt  man  leicht  durch  Zusatz  einer  kleinen 
Menge  doppelt-kohlensauren  Natrons  beim  Eindampfen. 

Sehr  zu  beachten  ist  dabei,  dass  die  Lösung  der 
rohen  Soda  möglichst  verdünnt  werde,  bevor  Schwefel- 
wasserstoff durchgeleitet  wird,  weil  sich  sonst  mehr 
Schwefelnatrium  bildet  und  die  Lauge  dann  leicht  bei 
der  Zersetzung  desselben  durch  Eisen  etwas  Eisen  auf- 
nimmt, was  bei  gehöriger  Verdünnung  nicht  der  Fall  ist. 
{Polyt,  Centralh.)  BJcb, 

Verfahren  der  CSewinnang  von   reinem   Kochsalz  und 
?on  Chlorkalium  aus  den  Salzmutterlangen, 

Das  auf  den  Salinen  zur  Anwehdung  kommende  Ver- 
fahren, die  Talkerde  durch  Kalkmilch  niederzuschlagen 
und  das  entstehende  Chlorcalcium  durch  Glaubersalz  in 
Chlornatrium  und  schwefelsauren  Kalk  umzuwandeln, 
hat  S  i  1 1 0  auf  das  hier  zm  beschreibende  Verfahren 
geführt. 

Der  mit  gesättigter  Salzlösung  bereiteten  Mutterlauge 
wird  Kalkmilch  zugesetzt,  um  die  Talkerdesalze  und 
besonders  die  schwefelsaure  Talkerde  (Chlormagnesium 
schadet  bei    dieser  Operation   nicht)  zu   zersetzen.     Man 


I 

270  Salpeterprobe, 

erhitzt  dann  bis  zum  Kochen,  damit  die  Zersetzung  voll- 
ständig stattfinde,  lässt  die  Mischung  in  ein  Bassin  zum  Ab- 
setzen des  Niederschlages  fliessen,  wobei  darauf  zu  achten 
ist,  dass  die  Mutterlauge  vor  dem  Vermischen  mit  Kalk 
nicht  mehr  als  26  bis  27^  zeigt.  Aus  der  abgegossenen 
Lauge  erhält  man  durch  Abdampfen  in  der  Art  der  ge- 
wöhnlichen Salzsoolen  Kochsalz,  dessen  Reinigung  in  der 
Art  erfolgt,  dass,  sobald  das  Chlorkaliura  beim  Erkalten 
anfängt  zu  krystallisiren,  das  Versieden  beendigt  wird» 
Die  kochend  heisse  Flüssigkeit  kommt  nun  in  Kry- 
stallisirgefasse  in  welchen  sich  zunächst  das  suspendirte 
Kochsalz  niederschlägt.  In  Folge  des  stärkeren  Erkal- 
tens  entstehen  nachher  kleine  Krystalle  von  Kochsalz  und 
Chlorkalium.  Ist  die  Temperatur  der  Flüssigkeit  auf 
60  bis  70^  C.  gesunken,  so  lässt  man  die  nun  ganz  klare 
Lauge  in  andere  Gefässe  fliessen,  in  denen  das  Chlorkalium 
beim  Erkalten  krystallisirt. 

Die  letzte  Mutterlauge  wird  mit  einer  neuen  Portion 
gereinigter  Salzmutterlauge  und  den  in  den  ersten  Kry- 
stallisirgefässen  gebildeten  unreinen  Krystallen  wieder  in 
dfe  Pfanne  gegeben,  versiedet,  krystallisirt,  und*so  fort,  bis 
endlich  die  letzte  Mutterlauge  zu  viel  Chlormagnesium 
enthält,  um  wieder  mit  versiedet  werden  zu  können. 

Die  Chlorkaliumkrystalle  reinigt  man  durch  Abtropfen 
möglichst  von  dem  anhängenden  Chlormagnesium.  Das 
Kochsalz  dagegen  bringt  man  in  konische  Fässer,  die 
unten  eine  durch  einen  Stöpsel  verschlossene  Oeflftiung 
haben,  giesst  warme  Mutterlauge  darauf,  welche  beim 
Eindringen  in  die  Masse  das  Chlormagnesium  mit  fort- 
niramt  und  nach  Entfernung  des  Stöpsels  abfliesst.  Zwei 
oder  drei  Mischungen  genügen  zur  Eeinigung  des  Salzes. 
{Brevets  d'invent  T,  37.  —  Polyt.  Centrcdbl  1862.  Lief.  2. 
S.  150.)  '_  Bkb. 

Salpeterprobe  ?on  F.  Reich. 

Der  Salpeter  wird  in  einem  bedeckten  Platintiegel 
bei  möglichst  niedriger  Temperatur  eingeschmolzen.  Der 
Gewichtsverlust  giebt  den  Feuchtigkeitsgehalt.  Nach 
wiederholtem  Einschmelzen  giesst  man  in  ein  erwärmtes 
Porcellanschälchen  aus  und  pulvert  die  geschmolzene 
Masse  nach  dem  Erkalten. 

In  djen  gereinigten  Platintiegel  bringt  man  nun 
2  —  3  Grm.  fernes  Quarzpulver,  glüht  und  bestimmt  das 
Gewicht  desselben.    Dazu  bringt  man  etwa  0,5  Grm.  des 


Neuer  Cement  271 

geschmolzen  gewesenen  Salpeterpulvers  und  glüht  das  Ge- 
menge eine  halbe  Stunde  lang  bei  schwacher  Rothglüh- 
hitze. Der  Gewicfitsverlust  ist  die  gesuchte  Menge  Sal- 
petersäure.    Ist  dieser  =  d,  so  hatte  man 

1^874 .  d  salpetersaures  Kali,  oder 

1,574  .  d  salpetersaures  Nirtron; 
hat  man  aber  n  Qewichtstheile    von   dem   Salpeter  abge- 
wogen, so  entspricht  derselbe 

187,4 Proc.  salpetersaurem  Kali,  oder 

157,4  —  Proc.  salpetersaurem  Natron. 

Schwefelsaure  Salze  und  Chlorverbindungen  werden 
bei  schwacher  Rothglühhitze  nicht  zersetzt;  erhitzt  man 
aber  stärker,  so  kann  sich  Chlornatrium  verflüchtigen. 
{Berg- u,  Hüttenm,  Ztg.  —  Polyt,  Centralhl.)  K 


Neuer  Cement 

In  England  wird  von  einem  Cement  viel  Gebrauch 
gemacht,  den  Herr  P.  Spence  von  Manchester  aus  dem 
Gaskalk  und  den  Rückständen  der  Fabrikation  von  schwe- 
felsaurer Thonerde  anfertigt.  Beide  werden  gepulvert 
und  im  Verhältniss  von  2 : 1  genau  gemischt,  dann  mit 
einer  Lösung  von  Zinkvitriol  (1  Theil  Zinkvitriol  und 
41/2  Theile  Wasser)  angemacht,  und  mit  der  Hand  in 
Ziegeln  geformt,  die  man  trocknet  und  in  einen  Kalkofen 
bei  gelinder  Hitze  brennt.  Man  zerschlägt  sie  alsdann  in 
Stücke,  die  man  in  gut  schliessenden  Tonnen  aufbewahrt. 
Indem  man  sie  fein  mahlt^  erhält  man  ein  graugelbes  Pulver, 
das  einen  ausgezeichneten  Cement  abgiebt.  Es  scheint, 
als  ob  die  feinvertheilte  Kieselsäure,  die  beim  Behandeln 
des  Thons  mit  concentrirter  Schwefelsäure  zurückbleibt, 
das  gebildete  Schwefelcalcium  und  den  kohlensauren  Kalk 
des  Gaskalks  zersetze  und  so  den  Cement  bilde.  Die 
Beimischung  von  Zinkoxyd  verhindert  die  Flechtenbil- 
dung auf  dem  Cement.  {Cosnios,  Polyt,  Joum,  Gemeinn. 
Wochenschrift  Nr.  L)  '  B, 


272 


III«  liiteratiir  und  Kritik« 


Anleitung  zum  Bestimmen  der  vorzüglichsten  essbaren 
Schwämme  Deutschlands  für  Haus  und  Schule,  von 
August  Sollmann.      Mit  mehr  als  150  Abbildun- 

{;en.     Hildburg^hausen,  Kesselring'sche  Hof  buchhand- 
ung.    1862.    In  8vo.     VHI  u.  84  S.     48  Tafeln. 

Im  Gegensatz  zu  dem  von  uns  in  d.  Bl.  besprochenen  Ebbing- 
•hans'schen  Pilzwerke,  dessen  nun  erschienene  weitere  Lieferungen 
(II — VII.)  nur  Abbildungen  enthaltend,  in  unserm  ungünstigen  Ur- 
theile  über  dasselbe  nichts  zu  ändern  vermögen,  können  wir  vor- 
liegendes kleine  Buch  den  Herren  Pharmaceuten,  welche  sich  mit 
Mykologie  zu  beschäftigen  gesonnen  sind,  bestens  empfehlen.    Wir 
können  zwar  die  Nachsicht,   welche  Verf.  für  die  lithographirten 
Abbildungen  in  Anspruch  nimmt,  weil  er,  um  das  Werkchen  wohl- 
feiler zu  machen,  die  Üebertragung  auf  Stein  selbst  besorgt  habe, 
ihm  nicht  zu  Theil  werden  lassen,  und  müssen  die  Tafeln,  welche 
zum  Theil  Original- Abbildungen,  zum  Theil  Copien  nach  Büch- 
ner, ricinus,  Rrombholz,  Lenz',  Nees  v.  Esenbeck,  Oken, 
Kabenhorst,  Schaff  er  und  Staude  enthalten,  als  keineswegs 
untadelhaft  bezeichnen.     Aber  dem  gegenüber  erscheint  dasjenige, 
was  Verf.  als  die  Hauptaufgabe  seines  Buches  hinstellt,  dem  An- 
fänger eine  sicher  leitende  Anweisung  zur  Bestimmung  nach  ana- 
lytischer Methode  in  die  Hand  zu  liefern,  erreicht.    .Es  entspricht 
durchaus  unsern  Ansichten,  dass  Verf.  in  den  Tabellen  zur  Bestim- 
mung der  Arten  nur  die  essbaren*  Species   namhaft  macht,  ! 
ohne  sich,  bei  den  übrigen  darum  zu  kümmera,  ob  sie  von  irgend 
einem  Autor  als  verdächtig  oder  giftig  figuriren,  oder  überhaupt 
nur  wegen  ihrer  Consistenz  u.  s.  w.   ungeniessbar  sind.     Bei  der 
Auswahl   der   aufzunehmenden   Schwämme   ist   sehr  richtig   nicht 
bloss  der  Wohlgeschmack  der  einzelnen  Species,  sondern  ihr  mas- 
senhaftes Auftreten   und    die  Anwesenheit   untrüglicher   Kriterien 
insbesondere  maassgebend  gewesen.    Der  Erleichterung  halber  sind 
die  Pilze  in  möglichst  wenigen  Gattungen  vertheilt,   und  z.  B.  die 
Polyporiy  Fistulina  dem  Genus  Boletus  eingeordnet.     Die  Gattung 
Agaricus  ist  nicht  nach  den  Farbenunterschieden  und  mikroskopi- 
schen Merkmalen  der  Sporen,  welche  übrigens  angeführt  werden, 
eingetheilt;  Canfhardlus  ist  davon  getrennt.    Sehr  zweckmässig  fin- 
det sich  in   dem  Buche  ein  Abschnitt  über  die  Zubereitung  und  * 
Aufbewahrung  der  Speiseschwämme,  in  welchem  die  Recepte  der 
Hausfrau  sehr  willkommen  sein  werden.     Bei  den  einzelnen  Pil-                \ 
zen  ist  auf  die  für  ihre  Zubereitung  besonders  passenden  Koch-                i 
formein   verwiesen.     In   dem  bemerkten  Abschnitte   ist   auch    die  | 
Bereitung  von  Soja   aus  Pilzen   hervorgehoben,   welche   bei   uns                | 
noch  sehr  vernachlässigt  wird.    Die  Volksnamen  der  verschiedenen 
Schwämme  sind  bei  diesen  ziemlich  regelmässig  aufgeführt.     Die 


LitercOur..  27ä 

Erklang  dcor  Knastaiudnicke  vA  in  den  Text  eiDgeschahet,  nicht 
in  einem  besonderen  Abschnitte  behandelt. 

Göttingen.  Dr.  Th.  HmBemann. 

Flora  von  Nord-  und  Mitteldeutschland.  Zum  Gebrauche 
auf  £xcursioaeii|  in  Schulen  und  zum  Selbstunter- 
richt; bearbeitet  von  Dr.  August  Garke,  Custos 
am  Eönigl.  Herbarium  in  Berlin  und  Mitglied  vieler 

feiehrten  Gesellschaften.    Sechste  verbesserte  Auflage, 
»erliuy  im  Verlage  von  Wiegandt  u.  Hampel.    1863. 

Wenn  ein  systematisch-botanisches  Bach,  wie  die  Flora  von 
Nord-  und  Mitteldeutschland,  bereits  die  sechste  Auflage  erlebt  hat, 
so  sind  seine  wissenschaftlichen  und  praktischen  Eigenschaften  an- 
erkannt; das  Werkchen  hat,  wie  man  zu  sagen  pflegt»  die  Fener- 
nnd  Wasserprobe  ausgehalten,  und  das  botanische  Publicum  hat 
somit  seine  Anerkennung  in  eclatanter  Weise  constatirt.  Diese 
grossartige  Betheiliguug  ist  zugleich  ein  erfreulicher  Beweis,  dass 
m  unserem  Vaterlande  die  Liebe  zu  dieser  Wissenschaft,  welche 
Geist  und  Körper  stärkt,  nicht  abgenommen,  sondern  im  Gegen- 
theiV  immer  mehr  Freunde  angezogen  hat,  und  dem  Verf.  gebührt 
der  Dank,  die  Bearbeitung  eines  Werkchens  übernommen  zu  haben, 
welches  allgemein  befriedigte  und  nicht  zu  grosse  Kosten  ver- 
ursachte. 

Im  Jahre  1858  TeröjOPentlichte  ich  in  diesem  Archiv  meine  Be- 
richtigungen und  Bemerkungen  zu  der  4ten  Auflage  dieser  Flora, 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  darin  besprochenen  botani- 
schen Verhältnisse  der  preussischen  Rheinprovinz,  und  sah  nun  in 
der  6ten  Auflage  (da  mir  die  5te  Auflage  nicht  zu  Händen  gekom- 
men ist)  zu  meiner  Befriedigung,  dass  der  Verf.  mit  diesen  meinen 
Ansichten  meistens  einverstanden  war  und  solche  in  der  6ten  Auflage 
adoptirt  hatte.  Im  Interesse  der  Sache  erlaube  ich  mir  auch  rar 
die  6te  Auflage  des  Buches  in  der  früher  begonnenen  Art  mit 
einigen  Berichtigungen  und  Bemerkungen  fortzusetzen,  um  das 
Werkchen  auch  für  unsere  Gegend  noch  brauchbarer  zu  machen. 

Die  6te  Auflage  hat  in  Anordnung  und  Beschreibung  gegen 
die  4te  Auflage  im  Wesentlichen  keine  bedeutenden  Veränderun- 
gen erfahren,  obwohl  viele  Familiennamen  eine  andere  Schreibart 
erhalten,  z.  B.  BerbtHdeen  Verd,  nennt  der  Verf.  jetzt  Berbertda- 
ceen  Vent,^  Cistineen  Dunal  Jetzt  Ci^aceen  Dunal,  Sileneen  De  C 
jetzt  Süenaceen  DC,  Hypericineen  DC.  jetzt  Hypericaceen  DC.y 
Celaatrineen  R,  Br,  jetzt  Üdastraceen  E.  Br.^  Pomaceen  Lindl.  jetzt 
Pomarien  Lindl.j  Potameen  Juss.  jetzt  Potamien  Jttsa.^  Aroideen 
Jusa.  jetzt  Äraceen  Juss.  etc. 

Manche  Namen  von  Gattungen  und  Arten  sind  ebenfalls  in 
der  6ten  Auflage  umgeändert  worden  ^  wie  u.  a.  Ehamnüs  Fran^ 
auia  L.  in  Franguta  Alrms  MiUy,  Heltanthemum  vulgare  Gärtn,  in 
M.  Chamaeeistus  MiU.  u.  s.  w.  Obschon  in  der  6ten  Auflage  meh- 
rere im  Gebiete  später  aufgefundene  Pflanzen  beschrieben  sind, 
welche  in  der  4ten  Auflage  nicht  vorhanden  waren,  so  haben  auch 
manche  andere  wieder  das  Börgerrecht  verloren  und  die  Zahl  der 
Gattungen  und  Arten  in  den  beiden  Auflagen  hat  sich  dadurch 
nur  unbedeutend  verändert;  viele  neue  Fundorte  sind  hinzugekom- 
men, aber  auch  mancher  unsichere  Standort  ist  wieder  mit  Recht 
gestrichen  worden. 

Arch.  d.Phann.  CLXY.  Bds.  S.Hft.  18 


274  Literatur.. 

Nachfltehende  Bemerkuogen  Bcbeinen  mir  der  ferneren  Berück- 
BichtigUDg  nicht  unwerth. 

76.  Ärunctia  Zu  (Spiraea  L,)  ist  aus  der  XII.  Cl«  in  die  XXII. 
Classe  überge^ngen. 

13.  iScabioaa  L,  Es  lässt  sich  nicht  einsehen,  aus  welchem 
Grunde  der  Verf.  von  der  Diagnose  der  4ten  Auflage  abgewichen^ 
den  Blnmenboden  von  Scabiom  deckblätterig  (bracteatus),  statt 
wie  es  überall  in  der  botanischen  Kunstsprache  üblich,  spreublät- 
terig (paleoßeiul)  zu  nennen,  da  doch  in  der  Definition  eine» 
Deckblattes  ein  wesentlicher  Unterschied  besteht  von  der  eine» 
Spreu blattes,  und  halte  es  deswegen  auch  nicht  für  richtig,  die 
Spreublättchen  auf  dem  Blüthehboden  als  Deckblätter  zu  bezeicnnen. 

Pag.  8.  Batrachium  confumm  Grke,  Eanunculits  tripartitu» 
NöUe,  B,  Fetiveri  c.  minor  Koch  avn.  muss  als  rheinische  Pflanze 
aufgenommen  werden,  indem  dieselbe  von  Hrn.  Collegen  Herrn- 
kohl in  der  Gegend  von  Cleve  aufgefunden  ist. 

.  Pag.  18.  Nuphar  intermedivm  Ledeb.  ist  für  die  deutsche  Flor 
neu  und  wächst  m  Ostpreussen  in  dem  Gehlweider  See  bei  Goldapp 
und  im  Samlande. 

Pag.  21.  Corydalis  intermedia  Mer.  (C.  fabacea  Pers.)  hat  Dr» 
Wirtgen  für  die  Rhein  pro  vinz  in  der  Eifel  bei  der  Nyrburg  ent- 
deckt. 

Pag.  22.  Fumaria  parvißora  Lamk,  Diese  Pflanze  wächst  auch 
im  Moselthale  oberhalb  Igel  bei  Trier. 

Pag.  32.  Sisymbrium  Loesdii  L,  Es  wäre  bezeichnender  für 
die  Standorte  in  der  Rheinprovinz:  Burg  Rheinstein  am  Rhein 
unterhalb  Bingen  und  Burg  Cobem  an  der  Mosel  oberhalb  Cob- 
lenz  zu  nennen. 

Pag.  33.  Sisymbrium  atrictisaimum  L,  Diese  Pflanze  findet  sich 
nicht  allein  bei  Hanau,  sondern  auch  zerstreut  im  Rheinthale  bi» 
unterhalb  Bingen. 

Pag.  34.  Eryaimum  hieraoifolium  L.  {E,  atrictum  Fl,  Wett.) 
wächst  nicht  allein  bis  Mainz  und  am  Niederrhein,  sondern  durch 
das  ganze  Rheinthal  bis  Coblenz,  Cöln  etc.,  dann  zerstreut  im 
Nahe-  und  Moselthale. 

Pag.  39.  Diplotaxia  viminea  DC,  habe  ich  schon  1824  am 
Main,  gegen  Hanau  über,  aufgenommen. 

Pag.  41.  Älyaaum  campeatre  L.  soll  nach  Tinant  Fl,  Luxemb^ 
auch  bei  Perl  an  der  Obermosel  vorkommen. 

Pag.  48.  Ccdepina  Corvini  Deav,  findet  Mch  auch  am  Maarhof 
bei  Müngersdorf  in  der  Flora  von  Cöln. 

Pag.  52.  Viola  aciapkila  Koch,  am  Rabenfelsen  in  Schlesien» 
ist  eine  neue  Zugabe  für  die  6te  Auflage. 

Pag.  61.  Dianthita  Caeaius  8m,  kommt  nicht  allein  am  Nie- 
derrhein, sondern  auch  am  Mittelrhein  bei  St.  Goar  und  im  Mosel- 
thale bei  Trier  vor. 

Pag.  66.  Melandryum  duhium  Hampe^  bei  Blankenburg  am 
Harze,  ist  neu. 

Pag.  68.  Spergvla  pentandra  L.  wächst  auch  in  der  Gegend 
von  Saarbrücken. 

Pag.  69.  Spergularia  marina  Grke,  kommt  in  der  Rheinpro- 
vinz an  den  Salinen  von  Kreuznach,  Münster  am  Stein  und  auf 
den  sumpfigen  salzhaltigen  Wiesen  von  Emmersweiler  bei  Saar- 
brücken vor.  ' 

Pag.  82.  Hypericum  Elodea  L,  findet  sich  auch  am  Nieder» 
rhein  bei  Wesel  und  Goch. 


Lüeratur.  275 

.♦ 

Pag.  115.  Spirata  Aruneus  L.  ist  jetzt  Aruncue  Sylvester  Koste» 
letzki  und  Spiraea  ulmaria  L.     Ulmaria  pentapetala  Crüib. 

Pag.  12o.  Fraaaria  elatior  Ehrh.  ist  JFVo^  moschata  Dt^hesne 
und  F,  coüina  Efirh,  Fr.  viridis  Dtichesne, 

Pag.  134.  Agrimonia  pilosa  Ledeb^  bei  Rastenburg  in  Ost- 
preussen,  ist  neu  für  die  deutsche  Flor. 

Pag.  187.  Rosa  pomi/era  Herrm,  findet  sich  auch  zerstreut 
im  Saar-  und  Moselthale,  wie  auch  in  der  Gegend  von  Eupen. 

Pagl  152.  Hemiaria  inoana  Lamk,,  eine  südliche  und  südöst- 
liche Pflanze;  dass  diese  auf  der  Mainspitze  wachsen  soll,  ist  mir 
nicht  bekannt  und  mir  auch  nicht  wahrscheinlich.  Da  auch  weder 
Dr.  Wirt  gen  in  seiner  rheinischen.  Keiseflora,  noch  Fuckel  in 
seiner  Flora  von  Nassau  etwas  davon  erwähnen,  so  scheint  mir  die 
ßache  wohl  auf  einer  Verwechselung  der  Hemiaria  hirsuta  zu 
beruhen. 

Pag.  159.  Saxifraga  elatior  M.  et  Koch,  ist  nach  der  6.  Auf- 
lage am  Kessel  des  Gesenkes  im  Biesengebirge  aufgefunden  wor- 
den ;  dagegen  ist  die  S.  umbrosa  L.y  welche  an  dem  in  der  4.  Auf- 
lage angegebenen  Standorte  nicht  wächst,  gestrichen  worden. 

Pag.  164.  Hdosciadiwm.  repens  Koch  wurde  in  jüngster  Zeit 
vom  Oollegen  Herrn  kohl  in  der  Umgegend  von  Cleve  angefunden. 

Pag.  181.  Chaerophyüum  aureum  L.  kommt  auch  hin  und 
wieder  im  Nähethale  vor. 

Pag.  191.  Valeriana  Phu  L.  Der  Standort  dieser  Pflanze  auf 
dem  Hundsrücken  ist  sehr  fraglich,  und  wenn  dieselbe  bei  Caste- 
iaun  auch  gefunden  worden  ist,  so  kann  sie  wohl  nur  als  verwil- 
dert angesehen  und  ein  Gartenflüchtling  gewesen  sein. 

Pag.  196.  Petasitis  alba  Gärtn.  Herr  Eigenbrodt  in  Trier 
'fand  nach  dem  Zeugniss  von  Dr.  Wirtgen  diese  im  ganzen  west- 
lichen Deutschland  noch  unbekannte  Pflanze  bei  Olsheim  im  Heg.« 
Bezirk  Trier. 

Pag.  198.  Aster  salicifolius  SchoUer  kommt  auch  stellenweise, 
wenn  auch  zerstreut  und  selten^  im  Rhein-  und  Moselthale  vor. 

Pag.  225.  Cirsium  oleraceo-arvense  Nägeli  (C  Beichenhachia- 
num  Löhr  Emmieraiio  p.364)  wurde  von^  Dr.  Wirtgen. für  die 
Rheinprovinz  in  der  Eifel  bei  Müllenborn  im  Oosthale  aufjgefunden. 

Pag.  250.  Hieracium  Caesium  Fr.  wurde  auch  bei  Nieder^ 
mendig  unweit  Andernach  im  Rheinthale  entdeckt. 

Pag.  266.  Rafnischia  secunda  Grke.  Wenn  man  den  l^amen 
nach  Opitz  verändern  wollte,  so  konnte  auch  die  ursprüngliche 
Benennung  Ramischia  secwndiflora  Opitz  unbedenklich  beibehalten 
werden. 

Pag.  269.  Gentiana  liUea  L.  Dass  diese  Hochgebirgspflanze 
in  der  Kheinprovinz  bei  Calcar  wachsen  soll,  beruht  ganz  gewiss 
auf  einem  Irrthum ;  denn  ausser  dem  hohen  Schwarzwalde  und  den 
Vogesen  wächst  sie  rheinabwärts  nicht;  auch  wird  sie  weder  von 
dem  eifrigen  Forscher  Freund  Herrnkohl  in  Gleve,  noch  von 
Dr.  Wirtgen  erwähnt 

Pag.  275.  LappvHu  deflexa  Wahlnb.  ^  Der  Fundort  bei  Birken- 
feld kann  nur  durcn  ein  Versehen  in  meine  EnumercUio  gekommen 
sein,  da  auch  die  Pflanze  noch  nirgends  in  der  Rheingegend  be- 
obachtet worden  ist. 

Pag.  288.  Scrophtdaria  Neesii  Wirigen  hat  der  Verf.  in  der 
^ten  Auflage  als  Var.  ß  Nesii  Wirtg.  bei  Sc.  Ehrharti  Steven  un- 
tergebracht. 

Pag.  330.    LittoreUa  lactistris  L.     Bei  dieser  Pflanze  sind  die 


^76  LUera^tur, 

Fundorte  in  der  RfaeinproTinz  nicht  angegeben;  sie  kommt  soiwohl 
im  Pulvermaar  in  der  Eifel,  wie  auch  am  Unterrhein  im  Schwarz* 
wassec  bei  Wesel  vor. 

Pag.  332.  AmaranihiM  retroflexus  L.  habe  ich  auch  bei  Cöln 
aufgefunde&t  wie  aus  meiner  Flora  von  Cöln  zu  ersehen  ist. 

Pag.  363.  Bettda  alba  L.  ist  als  Art  wieder  vorgezogen  und 
B,  verrucosa  Ehrh,  als  Synonym  beigegeben.  —  B.  ptlheseena  Ehrh, 
haben  als  Synonym  erhalten  B,  odoraJta  Bechat,,  B,  dubia  Wender^ 
B.  ambisua  Hampe^  B.  davurica  PaUaa  und  als  Var.^.  B,  carpa- 
Hea  Wiud. 

Pag.  364.  -  Älnus  autumrialis  Harti^  ist  als  Art  wieder  einge- 
zogen und  bei  A,  vncana  DC.  als  Var.  ^.  amtumnalia  Hartig  unter- 
gebracht, 

Pag.  368.  Potamogeton  polygomfoliuB  Pourr.  wächst  für  die 
Rheinprovinz  auch  bei  Oleve. 

Pag.  388.  Cypripedium  Calceohis  L,  Die  Fundorte  in  der 
Rheinprovinz  sind  nicht  angegeben,  man  findet  sie  u.  a.  bei  Cob- 
lenz,  Linz,  Remagen  oft  in  Menge  und  in  der  Eifel  bei  Birres- 
born  U.S.W. 

Pag.  417.  Juneus  Gerardi  Loiel.  Diese  Pflanze  gaben  schon 
Ziz,  DöU  und  Fr.  Schultz  im  Nahethale  an  den  Salinen  von 
Kreuznach  und  Münster  am  Stein  an,  und  ich  habe  dieselbe  im 
Jahre  1844  in  meiner  Flora  von  Trier  als  dort  vorkommend  be- 
schrieben. 

Pag.  388.  Crocua  vernua  L,  Nach  meiner  Ansicht  wächst  diese 
Pfianze  in  der  Rheinprovinz  nicht  wild,  und  wenn  dieselbe  auch 
bei  Mors  gefunden  worden  ist,  so  kann  sie  nur  als  Gartenflücht- 
ling und  verwildert  angesehen  werden. 

Pag.  425.   Carex  BuxbaumU  WaMrib,  muss  unbedingt  für  Bens-' 
berg  gestrichen  werden,  da  sie  dort  nicht  mehr  gefunden  worden  ist. 

Pag.  430.  Carex  Michdii  Host  bei . Lobositz  in  Böhmen;  ist 
für  die  Flora  von  Nord-  und  Mitteldeutschland  neu. 

Pag.  431.  Carex  laevigata  Sm*  habe  ich  auch  in  der  Gegend 
von  Mühlheim  am  Ohlichsweiher  bei  Schildgen,  wie  meine  Flora 
von  Cöln  ausweiset,  aufgefunden. 

Pag.  434.  Tragus  racemosa  Dtaf»  ist  immer  noch  für  die  Rhein- 
provinz eine  sehr  fragliche  Pflanze  und  scheint  wohl  auf  einer 
Verwechselung  zu  beruhen,  da  auch  kein  rheinischer  Botaniker 
ihrer,  erwähnt. 

Pag.  437.  Alopeeurus  arundinacea  Poir,  A,  nUhemca  Weinm. 
A,  nigrieans  Hörnern,  ist  nach  der  6ten  Auflage  bei  Dresden  und 
Greifswalde  aufgefunden  worden,  und  der  in  der  4ten  Ausgabe 
angeführte  Standort  bei  Reichenbach  in  Schlesien  und  am  Greifs- 
walder  Wallgraben  wird  auf  A,  pratensis -genicidaiaa  Wichura  {A. 
hybrida  Wimmer)  übertragen. 

Pag.  440.  Leersia  oryzoides  Sw.  führt  jetzt  den  Namen  Oryza 
cLandestina  Al.Br, 

Pag.  443.  AmmophUa  arenaria  Link  wächst  auf  der  Aflerder 
Haide  bei  Cleve,  von  Herrnkohl  mitgetheilt. 

Pag.  445.  Aira  tdiginosa  Weüie^  jetzt  A.  diseolor  Tbuiü,^  ist 
auch  bei  Cleve  und  Goch  aufgefunden  worden. 

Schliesslich  enthält  auch  diese  neue  Auflage  (die  gefässfüh- 
renden  Acotylen)  kryptogamische  Gefasspflanzen  nna  ein  vollstän- 
dig ausgeführtes  Register. 

Dr.  M.  J.  Löfar. 


S77 


KWtgnq^kudo'  kmaigar  fir  namacMtoi, 

18iS.    N«.  S. 


Aichhorn.  Prof.  Dr.Sigm.,  Einleitung  in  das  Studium  der  Katur- 
geschichte. Für  Anfänger  bearb.  3.  unyerSnd.  Aufl.  gr.  16. 
(56  S.)    Grats  1862,  Damian  u.  Sorge,    geh.  n.  1/3  #• 

Beer,  J.  6.,  Bdtrage  zur  Morphologie  u.  Biologie  der  Familie  der 
Orchideen.  Fol.  (Till  u.  44  S.  mit  eingär.  Holischn.  u.  13 
S«eintafeln.)    Wien,  Gerold's  Sohn.    cart.  n.  10  «f. 

Bibliotheca  historioo-naturalis,  physico-chemica  et  mathematica. 
Herausg.  t.  Ernst  A.  Zuchold.  12.  Jahrg.  1862.  2.  Heft.  Juli 
bis  December.    gr.  S.    (S.  75—1%.)    Ebd.  n.  Vs  4- 

Bronn,  Prof.  Dr.  Hl  G.,  die  Classen  und  Ordnungen  des  Thier- 
leichs.  3.  Bd.  Weichthiere  (Malaoozoa).    24->25.  Lief.    Lez.-8. 

g.  785—832  mit  7  Steintaf.,  8  Bl.  Erklärungen  und  eingedr. 
olzschn.)  *  Leipzig,  C.  F.  Winter,    geh.  k  n.  1/2  «f-    (I  — HI. 

25.  n.  20  «f  24  9fr,) 
Bursy,  Hugo,  über  den  Einfluss  einiger  Salze  auf  die  Kmtslli* 

sation  des  Blutes.    Inaugur.  -  Dissert    gr.  8.    (68  S.)    Uorpat, 

Glasser's  Verl.)    geh.  baar  n.  12  8f. 
Christern,  Wilh.,  systematischer  Grundriss  der  Naturwissenschaft. 

2.  Abth.    Die  organische  Natur,    br.  8.    (IV  u.  228  S.)   Altona, 

Verlagsbüreau.    geh.  k  ^U  «f. 
Dietrich,  Dr.  Dav.,  Deutschlands  kryptogam.  Gewächse  in  Abbild. 

2.  Aufl.    1.  Bd.    gr.  4.    4—8.  Heft    (50  ool.  Rupftaf.)    Jena, 

Suckow.    k  n.  18  «f. 
Ebbinghaus,  Dr.  Jul.,  die  Pilze  u.  Schwämme  Deutsdilands.  7te 

u.  8.  (Sehluss-)  Lief.    gr.  4.     (8  Kupftaf.)     Leipzig,  Baenseh*s 

Verl.    k  i/a  4. 
Fischer,  Prof.  Dr.  L.,  Taschenbuch  der  Flora  von  Bern.    System. 
.  Uebersicht  der  in  der  Gegend  yon  Bern  wildwachs,  u.  allgem. 

eultivirten  Phaiierogamen  u.  (^(efässkryptogamen.     2.  Aufl.  mit 

1  Karte.    8.    (XXVUI  u.  243  S.)    Bern,  Huber  &  Comp.    geh. 

n.  IV3  4' 
—  Verzeiohniss  der  Phanerogamen  u.  Gefässkrypfogamen  des  Bek^ 

ner  Oberlandes  und  der  Umgebungen  von  Thun.    8.    (128  S.) 

Bern  1862,  Ddp.    geh.  n.  12  Sfr. 
Flora  Ton  Deutschland.  Herausg.  t.  Dir.  Pro£  Dr.  F.  L.  v.  Sohlech- 

t^dal,  Prof.  Dr.  L.  E.  Langethal  u.  Dr.  E.  Schenk.   XIX.  Bd. 

9.  u.  10.  Lief.    Mit  20  col.  Kupftaf.    8.    (40  S.)    Jena,  Mauke. 

geh.    k  n.  %  «f. 
^  dieselbe.    3.  A\ä,    XVIL  Bd.    13-16.  Lief.    Mit  32  col.  Kpftf. 

8.    (72  S.)    Ebd.  gdi.  k  n.  1/3  4. 
--dieselbe.    4.  Aufl.    XHL  Bd.  5— 8.Hea    Mit  32  col  Kpftf.  8. 

(64  SO    Ebd.  geh:  k  n.  1/3  ^• 
Garke,  Dr.  Aug^  Flora  Ton  Nord-  u.  Mitteldeutschland.    6.  verb. 

Aufl.    8.  (ym  u.  516  S.)    Berlin,  Wiegandt  u.  Hempel    geh. 

n.  1  «^. 


278  Bibliographischer  Anzeiger, 

Oerding,  Dr.  Th.,  Tascbeolexikon  der  Chemie  und  der  damit 
verbundenen  Operationen.  4.  Lief.  br.  8.  (S.  S37— 448.)  Leip- 
zig,  Baumgärtner,    geb.  k  V2  <$• 

Qlasl,  Prof.  Carl,  Excursionsbuch  od.  Anleitung,  alle  Körper  der 
drei  Naturreiche  zu  sammeln,  zuzubereiten,  in  Sammlungen 
aufzustellen  u.  zu  erbalten,  gr.  8.  (YIII  u.  142  S.  mit  eiugedr. 
Holzscbn.)'*  Wien,  Braumüller,    geb.  n.  2/3  ^,  * 

Hagen,  Dr.  Bieb.,  die  seit  18B0  in  die  Therapie  eingeführten  Arz- 
neistoffe und  deren  Bereitungsweisen.  Auf  Grundlage  d.  gekr. 
Preisschrift  des  Dr.  V.  Guibert.  11.  Lieferung.  Lex.-8.  (XIX. 
S.  785  — 860.)  Leipzig,  Kollmann.  geh.  n.  Vs«^'  (compl.  Sub- 
script.-Preis  n.  ö'/s  •$;    Ladenpr.  n.  6  «^. 

Hager,  Dr.  Herm.,  Commentar  zu  der  7.  Ausg.  der  Pharmacopoea 
borussica,  mit  besond.  Berücksichtig,  der  neuesten  Pharmakon 
pöen  des  KÖnigr.  Hannover  u.  des  Kurfnrstentb.  Hessen.  2.  Heft 
gr.  8.  (S.  113—224  mit  eingedr.  Holzscbn.)  Lissa,  Günther*s 
Verlag.    &  V2  4- 

Handwörterbuch  der  reinen  u.  angewandten  Chemie.  Bearb. 
in  Verbindung  nyt  mehr.  Gelehrten  u.  red.  von  Dr.  H.  v.  Feh- 
ling  und  Dr.  H.  Kolbe,  ProflF.  Mit  zahlr.  in  den  Text  gedn 
Holzscbn.  8.  Bd.  5.  u.  6.  Lief.  (In  der  Reihe  die  51.  u.  52. 
Lief.)  gr.  8.  (S.  465  —  768.)  Braunschweig,  Vieweg  u.  Sohn, 
geh.  Ä  Lief.  n.  2/3  ^. 

Hedwigia.  Ein  Notizblatt  für  kryptogamische  Studien.  Redact.: 
L.  Rabenborst.  No.  8—11.  gr.  8.  (S.  41—76.)  Dresden  1860 
—  62,  am  Ende,    baar  k  n.  Vs  *^- 

—  dasselbe.   No.  12.   gr.8.  (S.  77— 92.)    Dresden,  Burdach.    V4  •?• 

Hirsch,  B.,   vergleichende  Uebersicht  zwischen  der  6.  u.  7.  Ausg. 

der  Preuss.  Pharmakopoe.     Lex.- 8.     (VIII  u.  223  S.)     Berlin, 

Decker,    geh.  l'A  •$. 
Horaninow,  Prof.  Paul,  Prodromus  monographiae  Scitaminearum 

additis   nonnuUis   de  Phytographia   de  Monocotyleis  et  Orchi- 

deis.     Cum  tabul.  IV.  lith.     gr.  Fol.     (45  S.)     Petropoli  1862. 

Leipzig,  Voss.    geh.  ä  n.  3  li^. 

Hullmann,  Lehr.  Carl,  das  Grundgesetz  der  Materie.  Ein  Bei- 
trag zur  Erweiterung  der  rationellen  Physik.  8.  (IV  u.  91  S. 
mit  eingedr.  Holzscbn.)   Oldenburg,  Stalling*s  Verl.  geh.  n.  V3«#* 

Jacobsen,  Dr.  Emil,    chemisch -technisches  Repertorium.    Jahrg. 

1862.     2.  Halbjahr,     gr.  8.    (XII  u.  112  S.)     Berlin,   Gärtner. 

geh.  n.  V2  «f-    (compl.  27  sgr^ 
Irmisch,  Thilo,  Beiträge  zur  vergleich.  Morphologie  der  Pflanzen. 

2.— 4.Abth.  mit  10  lith.  Taf.  Abbild.    Imp.-4.    (137  S.)    Halle 

1856-63,  Schmidt's  Verl.    geh.  n.  51/4  ^. 

Kabsch,  W.,  über  die  Löslichkeit  des  Stärkemehls  und  sein  Ver* 
halten  zürn  polarisirten  Lichte,  gr.  8.  (71  S.)  Zürich  1862. 
geh.  18  8jfr, 

Karolvi,  Ludw.  v.,  die  Verbrennungsproducte  der  Schiessbaum- 
wolle u.  des  Schiesspulvers,  erzeugt  unter  Umständen,  welche 
analog  jenen  der  Praxis  sind.  Mit  1  lith.  Taf.  Lex.-8.  (18  S.) 
Wien,  Gerold*s  Sohn.    geh.  n.  6  sf . 

Kekul^,  Prof.  Dr.  Aug.,  Lehrbuch  der  organ.  Chemie  oder  der 
Chemie  der  Koblenstoffverbindungen.  2.  Bd.  1.  Lief.  Lex.-8. 
(IV  u.  240  S.)  Erlangen,  Enke'sTerl.  geh.  n.  li/a^.  (I-H. 
1.  n.  6  ,$.) 


Bihliographücker  Anzeiger.  279 

Kenn g Ott,  Prof.  Dr.  A.,  über  die  Meteoriten  od.  die  meteorischen 
.  Stein-  oder.  Eisenmassen.  Ein  Vortrag.  Lez.-8.  (26  S.)  Leip- 
zig, Engelmann.    geh.  6  «gr. 

Kerner,  A.,  das  Pflanzenleben  der  Donanländer.  gr.  8.  (XIII  Ur 
368  S.)    Innsbruck.  Wasner.    geh.  n*  2  U^. 

Eolbenheyer,  Carl,  Vorarbeiten  *  zu  einer  Flora  von  Teschen  u. 
Bielitz.  gr.  8.  (36  S.)  Wien  1862.  (Teschen,  Prochaska.) 
geh.  n.  n.  7  8^» 

Kützing.  Prof.Dr.Frdr.Traug.,  Tabulae  phycologicae  od.  Abbild, 
der  Tange.  13.  Bd.  1—5.  Lief.  (od.  121-125.  Lief,  des  ganz. 
Werkes.)  gr.  8.  (50  Steintaf.  mit  16  S.  Text.)  Nordhausen, 
Förstemann's  Verl.    In  Mappe  &  Lief,  baar  l^\  col.  ä  n.  2.;^. 

Leonhardt,  Prof.  Dr.  Gust.,  Grundzüge  der  Geoffnosie  und  Geo- 
logie. 2.  verm.  Aufl.  Mit  130  eingedr.  Holzschn.  gr.  8.  (XII 
u.  478  S.)    Leipzig,  C.  F.  Winter,    geh.  n.  2  ^. 

Maly,  Dr.  Jos.  Carl,  systematische  Beschreibung  der  in  Oesterreich 
wildwachs,  u.,  cultiv.  Medicinalpflänzen.  gr.  8.  (XIII  u.  190  S.) 
Wien,  Braumüller,    geh.  n.  24  ajr. 

Mulder,  Prof.  Dr.  G.  J.,  die  Chemie  der  Ackerkrume.  Nach  der 
holländ.  Orig.-Ausg.  deutsch  bearb.  von  Dr.  Job.  Müller.  15. 
(Schluss.)  Heft.  Lex.-  8.  (3.  Bd.  S.  289  -  394.)  Berlin,  akad. 
Buchhandl.    ä  u.  V2*$* 

Müller,  Hofr.  Prof.  Dr.  Jon.,  Lehrbuch  der  Physik  u.  Meteorologie. 
Th^ilweise  nach  Pouillet's  Lehrbuch  der  Physik  selbststandig 
bearb.  6.  Aufl.  1.  Bd.  6—10.  Lief.  gr.  8.  (XXL  S.  513  — 
934.  Schluss.)    Braunschweig,  Viewegu.Sohn.    geh.  ä  n.  V2«f' 

Müller,  Walther  Otto,  Flora  der  Reussischen  Länder  und  deren 
nächster  Umgebungen.  (Phanerogamen.)  8.  (XV  u.  264  S.) 
Gera,,  Kanitz.    geh.  n.  2/3  ^. 

Nägeli,  Prof.  Carl,  Beiträge  zur  wissenschaftlichen  Botanik.  3.  Heft. 
Mit  11  lith.  Taf.  Lex..8.  (JV  u.  198  S.)  Leipzig,  Engelmann. 
*n.  32/3  4.    (1-3.  n.  9  ^.) 

Notizen  aus  dem  Gebiete  der  praktischen  Pharmacie  und  deren 
Hülfs Wissenschaften.  Herausg.  v.  H.  Kühtze.  Jahrg.  1863.  12 
Nummern.  (B.)  gr.  12.    Crefeld,  Schüller.    n.  IV2  >$. 

Peters,  Dir.  Prof.  Wilh.  C.  H.,  Prof.  Jul.  Vict.  Carus  und  Doc. 

C.E.  Ad.  Gerstäcker,  Handbuch  der  Zoologie.   2. Bd.  Lex.-8. 

Leipzig,  Engelmann.    geh.  n.  3V2  «^* 
Rammeis berg,  Prof.  Dr.  C.  F.,    Leitfaden   für  die   quantitative 

chemische  Analyse,  besond.  der  Mineralien  u.  Hüttenproducte, 

durch  Beispiele  erläut.    2.  verm.  Aufl.    gr.  8.    (VII  u.  323  S.) 

Berlin,  Lüderitz's  Verl.    geh.  2  «l^.   * 
Red s lob,  Dr.  Jul.,  die  Moose  u.  Flechten  Deutschlands.    7.  u.  8. 

(Schluss-)  Lief,    hoch  4.    (8  Kupftaf.  u.  Text  S.  73—96.)  Leip- 

zig,  Baensch's  Verl.  ä  V2  «?• 
Reichenbach,  Hofr.  Dir.  Dr.  H.  G.  L.   u.   Prof.  Dr.  Gust.  Rei- 

chenbach,   Deutschlands  Flora  mit  höchst  naturgetr.  Abbild. 

No.  250—253.  gr.  4.  (40  Kupftaf.  u.  16  S.  Text  in  Lex.-8.)  Leip- 
zig, Abel,    ä  n.  ^U  ,^;  col.  ä  n.  IV2  «^« 
dasselbe.    Wohlf.  Ausg. ;    halbcol.    I.  Ser.     Heft  182  — 185. 

Lex.  8.    (40  Kupftaf.  u.  16  S.  Text.^    Ebd.  ä  n.  16  «f. 
Iconographia  botanica.    Icones  florae  germanicae  et  helveti- 

cae  simul  terrarum  •  adjacentium  ergo  mediae  Europae.    Tom. 

XXI.    Dee.  1-4.    gr.  4.    (40  Kpftaf.  mit  16  S.  Text.)    Ebd.  ä. 


280  Bibliographücher  Anzeiger. 

HeuflSy  Prof.  Dr.  Aug.  Em.,  die  Foraminiferen-Familie  der  Lapini* 
deen.  Monographiaeh  dargestellt.  Mit  7  lidi.  Taf.  La. -8. 
(36  S.)    Wien,  Gerold's  Sohn.    geh.  n.  ^[z  4. 

Biyot,  Prof.  L.  F.,  Handbuch  der  analytischen  Mineralchemie» 
Ins  Deutsche  übertr.  n.  mit  Anmerk.  yerseheu  y.  Ad.  Bemel^» 
(la  4  Bdn.)  1.  Bd.  1.  Lief.  Mit  1  Fig.-Taf.  Lex.-8.  (XVI 
u.  320  S.^    Leipzig,  Gieseke  u.  Devrient.    geh.  n.  2  «f . 

Schildknecnt,  Lehr.  J.,  Führer  durch  die  Flora  von  Freiburg» 
Mit  einem  Vorwort  v.  Prof.  Dr.  A.  de  Bary.  8.  (XVI  u.  206  S.) 
Freiburg  im  Br.,  Wagner,    geh.  n.  24  8fr, 

Send n er,  Dn  H.,  die  Normaldosen  der  Arzneimittel  nach  Unzen- 
und  Grammen- Gewicht,  gr.  16.  (VII  u.  230  S.)  Lissa,  Giin* 
ther's  Verl.    geh.  V2  «f» 

Stöckhardt,  Hofr.  Prof.  Dr.  Jul.  Ad.,  die  Schule  der  Chemie  od. 
erster  Unterricht  in  der  Chemie,  versinnlicht  durch  ein&che 
Experimente.  13.  verb.  Aufl.  Mit  268  in  den  Text  gedr.  Holz- 
schnitten u.  1  Farbentaf.  8.  (XIV  u.  715  S.)  Braunschweig, 
Viewe^  u.  Sohn.    geh.  n.  2  «^. 

Walpers,  Dr.  Guil.  Gerb.,  Annales  botanices  systematicae.  Tom.VL 
Auetore  Dr.  Car.  Müller.  Fase.  4.  gr.  8.  (S.  481— 640.)  Leip- 
zig, Abel,   geh.  n.l'a!^  69gr. 

Wertner^  Prof.  Dr.  G.,   die  unorganische  Chemie,  ein  Grundriss 
für  seine  Vorlesungen.    2.  um^earb.  Aufl.    gr.8.    (XX  u.  499  S.. 
^  mit  eingedr.  HolzschnO    Berlin,  G.  Keimer.    geh.  2^3  «$> 

Wiener,  Dr.  J.,  Compendium  der  Chemie  für  Mediciner  u.  Phar- 
maceuten,  vorzüglich  zur  Repetition  für  die  strengen  Prüfun- 
gen,   gr.  8.    (XVI  u.  164  S.)    Wien,  Braumüller,  geh.  n.  1  «if » 

Wigand,  Dir.  Prof.  Dr.  J.  W.  Alb.,.  Lehrbuch  der  Pharmakognosie» 
Mit  141  eingedr.  Holzschn.  gr.  8.  (X  u.  310  S.)  Berlin,  A. 
Hirschwald.    geh.  n.  1^/3  «^. 

Wü  11  n  er,  Dir.  Dr.  Ad.,  Lehrbuch  der  Experimentalphysik,  mit 
theilweiser  Benutzung  von  Jomin's  Cours  de  physique  de  T^cole 

äjrtechnique.  1.  Bd.  2.  Abth.  Optik.  Lex.-8.  (XIV.  S.600 
069  mit  eingedr.  Holzschn.  u.  2  Chromolith.)  Leipzig.  Teub- 
ner.  geh.  n.  2  «i^  12  sf.  (1.  Bd.  compl.  n.  4  «if  28  Sfr.) 
Zeitschrift  für  analyt.  Chemie.  Herausg.  v.  Geh.  Hofr.  Prof. Dr. 
C.  Remig.  Fresenius.  2.  Jahrg.  1863.  4.  Heft.  gr.  8.  (I.Heft 
115  S.  mit  eingedr.  Holzschn.)  Wiesbaden,  EreideVs  Verlag, 
n.  3  «if . 

Mr. 


Berlelitlsung« 

Auf  S.  170  des  Augustheftes  muss  es  statt  Bebeerin  heissen 
Berber  in,  und  zwar  Zeile  1—13—14  und  25  von  oben. 


HoAuchdruckerei  der  Gebr.  Janecke  lu  Hannover. 


<.-;.!"  . 


VA."- 


■>r- 


^•^ 


^ 


.  "5*.  «  '  *• 

'*''•  ..i  ■ 
,»■  ■ 


i?;^^::-^ 


fe 


^"-'r 
?<<''•« 


4-v; 


'••  'i' 


I 


&!(V'^ 


I«.  ;■■• 


ARCHIV 


DER 


PHARMACIE. 

Eine  Zeitschrift 

des 

allgememen  dentschen  Apotheker- Vereins. 


Herausgegeben 


von 


El.  Bley  und  H.  liudwUgr. 


||v '  ILIO.  Jahrgang, 


HANNOVER. 
Im  Verlage  der  Hahn'schen  Hofbuchhandltuig. 

18@3. 


ARCHIV 


DER 


PHIRMACIE. 


Zweite  Reihe.   CXVI.  Band. 
Der  ganzen  Folge   GLXVI.  Band. 


Unter  Mitwirkung  der  Herren 

Berg^  Dümmer y  Erlenmeyer,    Fddhavs,   Geiseler ^   Geuther,  Harms , 
Hoyermaamj  Kemper,  Krauts  Landerer,  Lahr,  Meurer,  Bammelsherg, 

ScMienkamp,  Stein,  Wanklyn 

herausgegeben 

TOD 

li.  Bley  und  H.  Ijudwigr* 


l¥alz'sclies  TerelnfiiJfdir. 


HANNOVER. 

*  y 

*. 

Im  Verlage  der  Hahn'schen  Hofbucfahandltmg. 

* 

1863. 

'i 

•;  --''s 
■  1Ü 

Inhaltsanzeige. 


Erstes  Heft. 


1.  Physik,  Chemie  und  praktische  Pharmacie.       Seite 

Analysen  von  Fluss-  und  QueUwässem  Thüringens;  mitgetheilt 
von  Prof.  Dr.  H.  Ludwig  in  Jena  (Fortsetzung) 1 

Ueber  die  Einwirkung  von  salpetrigsaurem  Kali  auf  salzsau- 
res  Diäthylamin;    von  A.  Geuther,  Professor  in  Jena...     14 

Ueber  das  Verhalten  des  Kobaltsesquioxyds  zu  neutralem  schwef- 
ligsauren Ammoniak,  Kali  und  Natron^  von  Demselben. ...     18 

Aus  dem  Laboratorium  der  polytechnischen  Schule  in  Hanno- 
ver; von  Karl  Kraut , 24 

Ueber  Bittermandelwasser;  von  Sigismund  Feldhaus 41 

Weitere  Notizen  über  das  Melin  und  seine  Umwandlung  in 
Meletin;   von  W.  Stein 54 

Notiz  über  das  natürliche  Vorkommen  des  Paracarthamins . . . .     68 

U.  Monatsbericht. 

Unterschied  von  Portland-Cement  und  gewöhnlichem  hydrauli- 
schen Kalk  S.  69.  —  Verkieselung  der  Cemente  69.  —  Ein- 
kitten der  Porcellanschalen  70.  —  Kitt  für  Serpentingefasse 
70.  —  Weisse  Glasur  für  Ofenkacheln  71.  —  Amalgamiren 
galvanischer  Zinkelemente  71.  —  Metalle  mit  Aluminium 
oder '  dessen  Legirungen  zu  überziehen  72.  —  Chemische 
Hülfsmittel  bei  Bohrungen  in  Stahl  73.  —  Ueber  den  in- 
dischen Gussstahl  (Wootz)  73.  —  Kobaltgelb  74.  —  Ver- 
fahren, Kupfer  auf  nassem  Wege  aus  Erzen  auszuziehen  74. 

—  Darstellung  des  grünen  Zinnobers  74.  —  Anwendung 
neutraler  schwefligsaurer  Salze  bei  der  Zuckerfabrikation  75. 

—  Anwendung  der  schwefligen  Säure  bei  der  Zuckerfabri- 
kation 76.  —  Methode  zur  Klärung  zuckerhaltiger  Flüssig- 
keiten und  Säfte  und  zur  Wiederbelebung  der  in  der  Zucker- 
fabnkation  benutzten  Thierkohle  76.  —  Die  Hpff'schen  Malz- 
präparate 77.  —  Chemisches  Verfahren,  Getreidekömer  zu 
enthülsen  78.  -^  Ueber  den  umgeschlagenen  Wein  78.  — 
Gallussäure  im  Bündner  Rothweine;  Löslichkeit  des  Trau* 
benfarbstoffs  79.  —   Darstellung  eines  haltbaren  Lackmus  ;^; 

■■•"i 


■    •'^l«flf- 


^Jf 


»'{d 


*  wa 


VI  InJicdtsanzeige. 

Seite 
Präparates  80.  —  Chlorgehalt  des  schwedischen  Filtrir- 
papiers  81.  —  üeber  Bereitung  des  Wachspapiers  81.  — 
Mittel  zur  Unterscheidung  von  Copal  und  Bernstein  81.  — 
Bleichen  des  Schellacks  82.  —  Dammarharzbaum  82.  — 
Siccatif  zum  Zinkanstrich  83.  —  Fimiss  für  Eisen-  und 
Stahlwaaren  gegen  Rost  83.  —  Ueber  die  Zufälle,  welche 
bei  Anwendung  von  Mennigkitt  in  Bleichereien  etc.  statt 
finden  können  84.  —  Anstrich  hölzerner  Fussböden  mit  Lein- 
ölfimiss  84.  —  Nach  Weisung  von  Mohnöl  und  andern  trock- 
nenden Oelen  in  Mandelöl  oder  Olivenöl  86.  —  Verfahren, 
um  Bienenwachs  von  Pflanzenwachs  zu  unterscheiden  86.  —r 
Einige  Anwendungen  des  Paraffins  87.  —  Wiedergewin- 
nung der  Alkalien  und  Säuren,  welche  in  Mineralölfabriken 
zum  Reinigen  der  Öele  benutzt  worden  sind  88.  —  Baum- 
wpUensamenöl  89.  —  Chinesische  Mottentinctur  91.  —  Che- 
mische  Untersuchung  der  Lopezwurzel  91.  —  Chemische 
Untersuchung  der  Rinde  von  Atherosperma  moschatum  92. 
— ^  Saft  der  Frucht  des  Solanum  Lycopersicum  92.  —  Che- 
mische Untersuchung  der  Rinde  von  Cedrela  febrifuga  9ä. 

—  Ueber  die  Gährung  94.  —  l/eber  die  Natur  der  Gase  95. 

—  Ueber  die  Vorkeime  der  Charen  96. 


+K- 


Zweites  Heft. 

I,  Physik,  Chemie  und  praktische  Pharmacie. 

Untersuchungen  über  die  einbasischen  Säuren;  von  A.  Geu- 
th er,  Professor  in  Jena 97 

Ueber  Hexylverbindungen;  von  Erlenmeyer  u.  Wanklyn...  111 

Milchprüfung 125 

Ueber  ein  einfaches  Verfahren,  die  Kuhmilch  auf  ihren  Han- 
delswerth  zu  prüfen;  von  G.  Hoyermann,  Apotheker  in 
Hoheneggelsen 127 

Versuch  einer  Erklärung  des  Verhaltens  der  Essigsäure  beim 
Verdünnen  mit  Wasser;  von  H.  Drummer,  Stud.  pharm, 
in  Berlin 131 

Thallium  als  Begleiter  von  Cäsium  und  Rubidium  in  Mineral- 
wässern    188 

Ueber  dasMarrubiin;  von  Ed.  Harms  in  Stollhamm  im  Olden- 
burgischen  141 

Seemuschel -Dünger  der  Granatguano -Fabrik  in  Varel;  von 
Demselben 143 


IrJialtsameige»  Yll 

Seite 
Analyse  der   Asche   von  Artemisia   maritima  L.;    von  Dem- 
selben  144 

Aufbewahrung  des  Chloroforms > 1  145 

lieber  die  Farben  der  Banknoten • '. 145 

n.  Monatsbericht. 

Untersuchungen  über  den  Luftgehalt  der  Wässer  und  Beobaeh- 
tungen  über  die  Bedeutung  der  Kohlensäure,  des  Stick- 
stoffs und  Sauerstoffs  in  den  süssen  trinkbaren  Wässern. 
Physikalische  und  chemische  Eigenschaften  derselben  S.148. 
^  üeber  die  trinkbaren  Wässer  163.  —  lieber  die  organi- 
schen Bestandtheile  des  Brunnenwassers  165.—  lieber  die 
gegen  Kesselstein  anwendbaren  Mittel  166.  —  Mittel  zur 
Verhütung  des  Kesselsteinabsatzes  168.  —  Pouillet's  Pulyer 
zur  schnellen  Bereitung  von  Schwefelwasser  zum  Getränk 
168.  —  Chemische  Untersuchung  der  neuen  Natronquelle 
zu  Weilbach  im  Herzogthum  Nassau  169.  —  Chemische 
Untersuchung  der  Mineralquellen  zu.  Wildungen  171.  — 
Soolquelle  zu  Egestorffshall  176.  ^  Die  Stahlquelle  in  Do- 
beran  176.  —  Chemische  Untersuchung  des  Mineralwassers 
St.  Achaz  bei  Wasserburg  am  Inn  177.  —  Das  Mineral- 
wasser Yon  Czigelka  in  Ungarn  178.  —  Verhalten  der 
schwefligen  Säure  178.  —  Mittel,  künstliche  Färbungen 
des  Johannisbeersyrups  zu  erkennen,  und  die  Natur  des 
unter  diesem  Namen  verkauften  Productes  178.  —  Fort- 
pflanzung der  Infusionsthierchen  182. 

in.  Literatur  und  Kritik 184 


♦*- 


Brlttes  Heft. 


« 


I.  Physik;  Chemie  und  praktische  Pharmacie« 

Ueber   die  dem  Rose'schen  Verfahren  bei  Nachweisung  von 
Blutspuren  vindicirte  Bedeutung;  von  Dr.  K.  Kemper  zu 

Bissendorf  bei  Osnabrück 193 

Ueber  Salicin  im  Harne;   von  Dr.  X.  Landerer. 197 

Vorkommen  von  Saligenin  im  Biere;   von  Dr.  H.  Ludwig...  198 
Verunreinigungen  des  metallischen  Wismuths;  von  Dr.  X.  Lan- 
derer   199 

Ueber  Phosphorozyd;  von  Demselben 200 


vni  Inhaltsanzeige. 

Seite 

Ueber  die  chemische  Natur  des  Roheisens  und  die  Heteromor- 
pbie  der  Metalle  iu  ihren  isomorphen  Mischungen;  ron 
Hamm  elsb  erg. , 201 

« 

U.  NaturgeBchichte  und  Pharmakognosie. 

Üeber  die  Stammpflanze  des  Euphorbium 211 

Botanische  Aphorismen  von  Dr.  L 214 

III.  Monatsbericht. 
Chemische  Analyse  der  Heilquelle  und  der  Amazonenquelle 
des  Kaiserbades  zu  Ofen  in  Ungarn  S.  228.  —  Was  Che- 
mikern begegnen  kann  233.  —  Verfahren  zur  Bereitung 
des  wässerigen  Ammoniaks  233.  —  Zersetzung  des  Salmiaks 
beim  Erhitzen  235.  —  Bildung  von  salpetrigsaurem  Am- 
moniak 236.  —  Vorkommen  von  Salpetersäure  im  Braun- 
stein 236.  —  Grevnnnung  von  Salpetersäure  238.  -^  Erzeu- 
gung von  Chlor  238.  —  Bleichen  der  Wäsche  mit  Chlor- 
kalk 239.  —  Maassanalytische  Bestimmung  der  Schwefel- 
säure zu  techniRchen  Zwecken  239.  —  Darstellung  des 
Phosphorsulfochlorids  240.  —  Quantitative  Analyse  eines 
gemengten  Kali-  und  Ammoniakalauns  240.  r-  Kalium- 
und  Natriumhyperoxyd  241.  ^—  Zur  Kenntniss  der  Stass- 
furter  Abraumsalze  244.  —  Ueber  die  Fabrikation  der 
kaustischen  Soda  247.  —  Bereitung  reiner  kaustischer  Soda 
im  Grossen  248.  —  Üeber  die  chemischen  Processe  bei  der 
Sodabereitung  248.  —  Zersetzungsweise  des  Steinsalzes  249.  — 
Schnell  ausführbare  Bestimmung  der  löslichen  Schwefel- 
metalle in  der  rohen  Soda  250.  —  Schnelle  Bestimmung  der 
in  roher  Soda  eingeschlossenen  löslichen  Sulfüre  250.  — 
Chemische  Constitution  der  ägyptischen  Natronseen  251.  — 
Thallium  253.  —  Verbindungen  des  Thallions  mit  organi- 
schen Säuren  256.  —  Thallium  im  Tellur  258.—  Vorkom- 
men von  Rubidium  in  gewissen  Pflanzen  259.  —  Bildung 
des  Nilschlammes  260.  -:  Kieselsäure  262.—  Meteorit  von 
Alessandria  263.  —  Physiologische  Wirkung  der  Thallium- 
salze 263. 

IV.  Literatur  und  Kritik 264 

Bibliographischer  Anzeiger 276 

Berichtigung 280 

General -Rechnung  des  Apotheker -Vereins  in  Nord- 
deutschland 281 

Register  über  Band  113^  114,  115  und  116  der  zwei- 
ten Reihe  des.  Archivs. 297 


AROOr  DERjmHiLCn. 

CLXYL  Bandes  erstes  Heft* 

El^iBBBSBBB^BBaEBBBBaBBBBEBBiBBBBHSaBi^BiHHH^ 


^    »»  w       ..     >^ 


inlywi  nt  Fhut-  vid  CtudhirliMniTIliügeu; 

mitgetheilt  von 

Prof.  Dr.  H.  Lddwig  in  Jena. 

tt*ort8etzuDg«n<!Sclilu88au8  fed.CLXV.  Hft.3.  pag.213.) 


*  i*H»   <■ 


bei  fidüdenOtiiiii^. 

Auf  Vet^änlasätingdesBerni  Geheimen  Medicinalräth 
Df.  VönBloedAu  und  des  fterrnRäth  Hirschberg  in 
Sondershattden  würden  diese  Wafiser  von  mir  einer  Analyse 
uttterWötfeü.  Der  letztere  theilte  mir  über  diese  Quellen  Fol- 
gendes mit:  „Am  üördlichen  Abhänge  des  FräUenbergS;  am 
Fusse  ein<ss  dort  befindlichen  Bergsturzes,  entspringt  aus 
eineni  aus  Musc^helkalk  und  Gjps  hauptsächlich  beste- 
henden Untergründe  eine  von  Saälweiden  und  halbmannsho- 
hem  Eqnüäiuth  umgebene  Quelle,  deinen  Oehalt  kürzlich  (dei* 
Briöf  ist  Vom  4.  Decöniber  1855)  von  Herrn  Hof- Apotheker 
H  i  ch  ä  r  d  t  hiet*,  meinem  Gleschäftsnachfölger,  analysirt,  wie 
folgt  ermittelt  wurde.  Näöh  Herrn  Richardt  enthält 
1  Pfund  deö  Qüfellwasserd  vom  Frauenberge: 

Kieselerde    8,430  Gran 

Schwefelsauren  Kalk 3,175      „ 

Chlorcalcium   1,007 

Kieselsaures  Kali 1,082 

Kohlensauren  Kalk  ........   2,341      „ 

16,035  Gran 

Herr  von  Bloedau^   über  den  grossen  Kieselerdegehalt 
ebenso  erstaunt  als  erfreut,    wünscht   nun  dieses  Wasser, 

Arch.  d.Phann.  GLXYI.  Bds.  1.  Hft.  1 


n 

f) 

I     I       ■)!         I     I  I         1     ^ 


2  Ludwig, 

welches  als  Heilmittel  bei  Knochenscrophulose  vortrefflich 
wirken  würde^  auch  Ton  Ihnen  analjsirtzu  sehen.  ^  Was 
ich  denn  auch  gern  zusagte. 

Herr  Geh.  Medicinalrath  Dr.  von  Bloedau  hatte 
unterm  14.  Juni  1856  die  Güte^  mir  Nachstehendes  über 
die  Quellen  des  Frauenbergs  mitzutheilen:  „Sie  haben 
sich  bereit  erklärt  die  Analyse  eines  Quells  zu  übemeh- 
men^  dessen  Gehalt  noch  zweifelhaft;  dessen  Werth;  im 
Falle  jener  wirklich  begründet  wird,  erst  festgestellt  wer- 
den  müsste. 

Bekanntlich  ist  die  Kieselerde,  obgleich,  kleinere 
Mengen  in  yerschiedenen  Mineralwässern,  am  stärksten 
wohl  in  den  Töplitzer  Thermen  aufgeführt  wurden,  von 
der  medicinischen  Welt  hinsichtlich  ihrer  pharmakodyna- 
mischen  Seite  wenig  berücksichtigt  worden.  Sie  ging  ge- 
Wissermassen  unter  als  Cor  rigens,  war  aber  bisher  nicht 
als  Constituens  der  Haupttheil  eines  Quells.  In  unserer 
Quelle  scheint  nach  Richardts  Analyse,  die  Silicea 
der  vorherrschende  Bestandtheil  des  Wassers  zu  sein. 
Apotheker  Herr  Richardt  hat  im  vorigen  Jahre  das 
Wasser  zur  Analyse  einem  Sumpfe  entnommen  (in 
welchem  das  Equisetum  üppig  und  prächtig  in  die  Höhe 
schoss),  weil  damals  der  lebende  Quell  noch  nicht  aufge- 
funden war.  Es  ist  deshalb  schon  wahrscheinlich,  dass 
die  damalige  Analyse  von  der  jetzigen  abweichen  werde. 

Gegenwärtig  ist  die  Quelle  aufgesucht  worden,  welche 
den  Sumpf  versorgt,  und  entspringt  dieselbe  ungefähr 
10  Fuss  über  dem  Sumpfe.  Dieses  Wasser  hatte  bei 
einer  atmosphärischen  Temperatur  von  22®  Riaumur  Nach* 
mittags  4  ühr  eine  Temperatur  von  8®,  75  R^aumur. 
Herr  Hirsch berg  und  ich  füllten  von  diesem  Wasser 
10  Flaschen  unvermischt  und  zwei  Flaschen  vermischten 
wir  nach  Vorschrift  mit  Baryt  und  üj.  ammon.  caust. 
und  verkorkten  auf  der  Stelle  die  Flaschen.  (Diese 
12  Flaschen  des  Wassers  dienten  mir  zur  Analyse. 
Ludwig).  Die  Quelle  entquillt  einem  grauweissen 
Boden. 


Quellwäaser  vom  Frauenberge  hei  Sondershausen.        3 

Eine  zweite  Quelle,  reichhaltiger  und  mächtiger, 
entspringt  50  Fuss  höher,  so  stark,  dass  sie  plätschernd 
den  Berg  hinabrieselt.  Diese  hatte  bei  22<)  Reaumur 
atmosphärischer  Temperatur  nur  50,75  Reaumur  und  kömmt 
aus  Kalkgerölle.  In  ihrer  Nähe  wächst  kein  Equisetum, 
Von  diesem  Quellwasser  erhalten  Sie  nur  2  Flaschen,  um 
eben  nur  den  Kieselerdegehalt  zu  bestimmen.  Nachträg- 
lich füge  ich  noch  hinzu,  dass  beide  Quellen  zum  Vor- 
schein gekommen  sind^  seitdem  eine  mächtige  Stein  wand 
der  nördlichen  Abdachung  des  Frauenbergs  einige  Obst- 
berge verschüttet  und  ihre  Bäume  begraben  hat.  Der 
Felsspalt,  nicht  weit  entfernt  vom  Gipfel  des  Berges, 
existirte  vor  dem  Einstürze  schon  längst.  Die  eigen thüm- 
liche  Gestaltung  des  schiefrigen  Kalksteins,  seine  Brüchig- 
keit und  Spaltbarkeit  machte  das  Ablösen  des  wohl  250  Fuss 
breiten  Felsenrisses  auf  dieser  Stelle  leicht.  .Die  Quellen 
liegen  in  der  Mitte  des  Bergbauches,  also  in  einer  nicht 
unbeträchtlichen  Höhe.* 

In  einer  späteren  Zuschrift  ( vom  10.  Juli  1856), 
nachdem  ich  Herrn  von  Bloedau  das  Resultat  meiner 
Analyse  mitgetheilt,  bemerkt  derselbe :  „Die  obere  Quelle 
scheint  mehr  Kohlensäure  zu  entwickeln  als  die  untere." 
Im  Thal  unter  dem  Frauenberge  finden  sich  milde  Salz- 
quellen, welche  benutzt  werden,  um  ganz  hübsche  Re- 
sultate an  den  Trinkern  hervorzubringen. 

Analyse  der  unteren  Cinelle. 
Das  Wasser  war  farblos,  klar,  perlte  beim  Ausgiessen 
wenig,  schmeckte  fade,  etwas  hart.  Ein  hineingehängtes 
Lackmuspapier  wurde  auch  nach  längerer  Zeit  nicht  ge- 
röthet.  Zu  700  CG.  Wasser  wurden  20  Tropfen  Aetz- 
ammoniakflüssigkeit  gesetzt.  Nach  5  Minuten  Ruhe  trübte 
sich  innerhalb  der  verschlossenen  Flaschen  das  Wasser 
sehr  stark  (Anwesenheit  doppelt-kohlensaurer  Erdalkalien). 

Kohlensäurebestimmung:  678  Grm.  Wasser,  an 
Ort  und  Stelle  mit  einem  Gemisch  von  Chlorbaryum  und 
Aetzämmoniak  gefällt,  so  dass  überschüssiges  Chlorbaryum 


4       .  Ludwig  f 

Torhanden  blieb;  lieferten  0,775  Grmi  lufttrooknea  Bar^ 
niederschlag ; 

728 Grm.  Wasser;  in  gleicherweise  behandelt; gaben 
0;965  Grm.  lufttrocknen  Niederschlag. 

Also  1406.  Qrm.  Wasser  1;740  Grm.  lufttrocknen 
Niederschlag. 

Der  an  den  Wänden  beider  Flaschen  festsitzen  ge- 
bliebene Niederschlag  wurde  mit  Salzsäure  losgelöst; 
seine  Analyse  folgt  später.  Von  jenen  1,740  Qrm.  luft- 
trocknen Barytniederschlag  wurden  1;365  Grm.  im  Platin- 
tiegel schwach  geglüht  und  hinterliessen  l;30d  Qrm, 
Glührückstand  (wasserfrei);  hauptsächlich  aus  kohlensau- 
rem Baryt  und  kohlensaurem  Kalk  bestehend.  Der- 
selbe wurde  mit  Salzsäure  gelöst;  dann  mit  hinreichender 
Menge  verdünnter  Schwefelsäure  versetzt,  die  Mischung 
eingedunstet  und  der  Rückstand  geglüht.  Es  blieb  im 
Rückstande  von  BaO;S03-}-.CaO,S03  an  Gewicht  1,555 
Grm.  Differenz  zwischen  schwefelsauren  Salzen  und  koh- 
lensauren Salzen  =  1;555  —  1,308  =  0,247  Grm. 

Da  nun  S03  —  00^  =  40  —  22  ==  18,  so  hat  man 

die  Proportion   (S03  —   CO«)  :  C02  =  0,247  :  x  oder 

22  0.247 

18:22  =  0;247:x,  woraus  x  =  — =   0,3019 

lo 

Grm.  C02  in  den   angewendeten    1,308  Grm.    geglühten 

Niederschlag  von  kohlensaurem  Baryt  etc.;    welcher   aus 

1;365  Grm.  lufttrocknem  Niederschlag  erhalten  wurde. 

Auf  1;740  Grin.    lufttrocknen   Niederschlag  kommen  also 

0,3848    Grm.    Kohlensäure    1;365  :  0;3019    =    1,740  :  x; 

,  =    ^>^Qf^//^Q    =0,3848.    Der  mit  Gyps  vermengte 

l,*5oO 

schwefelsaure  Baryt  (1,555  Grm.)  wurde  durch  Behandlung 
mit  Kochsalz -haltigem  Wasser  vom  Gyps  befreit  und 
lieferte  1,393  Grm.  reinenBaO;SO^;  die  den  obigen 
0;3019  Grm.  Kohlensäure  entsprechen. 

Die  salzsaure  Lösung  des  an  den  Wänden  der  beiden 
Flaschen  hängen  gebliebenen  Barytniederschlags  gab  nun 


Quellwässer  vom  Pratnenberge  bei  Sondershausen. 

mit  verdünnter  Schwefelsäure  gefüllt  0,172  Qrm.  geglüh- 
ten BaO,S03. 

Aua  der  Proportion  1,393  ;  0,3019  =  0^172  ;  x  folgt 
X  =   ?2?2i|l|^=^0,0373Grm. Kohlensäure.  Diese 

l,a«K> 

au  der  übrigen  addirt  giebt  0,3848  -f  0,03.73  =:z  0,42:21 
Orm.  Kohlensäure  in  1406  Orm.  Wasser,  mithin  in 
1000  Chrm.  Wasser  0,3002  Grm.  Kohlensäure. 

Kieselerdebestimmung,  gleichzeitige  Prüfung 
auf  organische  Substanzen  und  Bestimmung  der 
Gesammfmenge  der  gelösten  Salze  etc. 

a)  741  Grm.  Wasser  wurden  abgedampft,  dann  die 
concejütrirte  Flüssigkeit  in  2  Theile  getheilt.  Der  eine 
Theil  völlig  bi3  zur  Trockne  verdampft,  liess  einen  Rück- 
stand, der  sich  bei  stärkerem  Erhitzen  schwärzte  (Ver- 
kohlung der  vorhandenen  organischen  Substanzen). 
Per  zweite  Theil  des  concentrirten  Wassers  schied  bei 
weiterem  Abdunsten  viel  kohlensaure  Salze  ab, 
wie  sich  beim  Uebergiessen  derselben  mit  Salzsäure  an 
dem  starken  Aufbrausen  ergab.  Die  dabei  entwickelte 
Koblensäi^ire  roch  bituminös.  Beide  Abdampfrück- 
stände vermengt,  mit  Salzsäure  gelöst,  mit  Wasser  ver- 
dünnt, stehen  gelassen,  setzten  einzelne  graue  leichte 
Fleckchen  ab,  die  man  für  mit  angekohlter  organischer 
Substanz  veruftreinigte  Kieselerde  halten  konnte.  Im 
Platintiegel  geglüht,  brannten  die  gesammelten  Flock- 
eben  sich  weiss.  Dieser  Glührückstand,  mit  Natron- 
lauge gekocht,  löste  sich  nur  zum  grösseren  Theil  auf. 
Die  filtrirte  Lösung  gab  mit  Salmiak  versetzt  nach  einigem 
Stehet^  Kiejsele.rdeflöckchen.  . 

l)  725  Gjan.  Wasser  wurden  völlig  vor  Staub  ge- 
schützt eing^diampft;  sie  lieferten.  0^^195  Gorm.  achwach* 
g^lbliijb  e^ßirbte  Tpoj[^e»subÄtan*  ^^  O^iß^  Promille.  ':^ 

728  Gnu.  WlEusser  in  glei^iher  W«i«e  eingedaiQpft 
gaben  0^225  Grm.  Trockenrtick«tand  rs  0,309  Promille. 


6  Ludwig  f 

Also   im  Mittel   beider  Versuche  — —^ — 

==  0,289  Promille  Trockensubstanz. 

Die  gewonnenen  0,195  -|-  0,225  =  0,420  Gi-m. 
Trockenrückstand  aus  725  -(-  728  =  1453  Grm.  Wasser 
wurden  mit  Salzsäure  angesäuert,  zur  Trockne  abgedampft. 
Auch  hier  entwickelte  sich  wieder  eine  Kohlensäurevon 
bituminösem  Geruch  beim  Lösen  des  Trockenrück- 
standes in  Salzsäure ;  gleichzeitig  beobachtete  man  die 
Abscheidung  weniger  grauer  Fleckchen  von  Thon 
und  organischer  Substanz. 

Die  gelblich  gefärbte  Lösung  (die  Farbe  rührte  von  dem 
Eisengehalt  der  im  Wasser  höchst  fein  suspendirten,  durch 
Abzetzenlassen  nicht  trennbaren  Thontheilchen  her)  wurde 
zur  Trockene  verdampft,  der  Bückstand  nach  dem  Erkal- 
ten mit  Salzsäure  unter  Zusatz  von  etwas  Salpetersäure 
erwärmt,  mit  Wasser  verdünnt  und  absetzen  gelassen. 
Es  hatte  sich  eine  ansehnliche  Schicht  von  Thon-  und 
Kieöelerdeflocken  abgelagert.  Gesammelt  und  ge- 
glüht betrug  die  Menge  beider  zusammen  0,015  Grm. 
Bis  auf  einen  kaum  wägbaren  Thonrückstand  löste  sich  die- 
ser Glührückstand  in  kochendem  wässerigen  koh- 
lensauren Natron.  Der  ungelöste  thonige  Theil  war 
gelblichgrau  und  liess  Eisenoxydgehalt  erkennen. 

1453  :  0,015  =  1000 :  x ;  x  =  ^^^^-^^^  0,0103  Promille. 

1453 

Kieselerde,    mit   Einschlnss  einer  unwägbaren  Menge 

eisenoxydhaltigen  Thons. 

Phosphorsäurebestimmung.  Die  von  der  Kiesel- 
erde und  der  Spur  eisenoxydhaltigen  Thons  abfiltrirte 
Salpeter-  und  salzsaure  Lösung  wurde  mit  Ammoniak 
alkalisch  gemacht.  Sie  färbte  sich  dabei  gelblich,  und 
gab  nach  24  stündigem  Stehen  im  bedeckten  Glascylinder 
einen  gelblichen,  ins  Bräunliche  ziehenden  Nie- 
derschlag, der  getrocknet  0,013  Grm.  betrug.  Mit 
Salpetersäure  übergössen,  löste  er  sich  leicht  darin  auf. 
Die  Lösung  wurde  in  2  Theile  getheilt:   der  eine  Theil, 


Quellwässer  vom  Frauenberge  bei  Sondershausen,        7 

mit  molybdänsaurem  Ammoniak  geprüft;  gab  beim 
Umrühren  sogleich  den  charakteristischen  Niederschlag 
des  phosphorsäurehaltigen  Molybdänsäure-Am- 
möniaks  von  schön  gelber  Färbung;  der  andere  Theil 
mit  Schwefelammonium  alkalisch  gemacht;  färbte  sich 
durch  Grün  ins  Schwärzliche.  Auf  dem  Filter  blieb  ein 
grauschwarzer  Rückstand;  der  in  Salzsäure  gelöst  und  mit 
Kaliumeisencyanid  geprüf);;  die  Reaction  auf  Eisen  gab. 
Das  Filtrat  trübte  sich  mit  salmiakhaltiger  Bittersalzlösung. 
Also  Phosphorsäure  und  Eisenoxyd  waren  nachge- 
wiesen. Dass  dieser  Niederschlag  auch  Kalk  enthalten 
musstC;  liegt  klar  vor;  da  viel  Kalk  in  der  Lösung  war, 
woraus  er  erhalten  wurde.  Die  Proportion 
1453:0,013  =  1000:x  giebt  =  0,0089  Promille  Ei- 
senoxyd; phosphorsaures  Eisenoxyd  und  phos- 
phorsauren Kalk  und  wohl  auch  etwas  phosphorsaure 
Talkerde.  Es  wurde  wegen  der  kleinen  Mengen  des 
Gemisches    von   einer   weiteren   Trennung   abgesehen. 

Später,  bei  Ermittelung  der  Alkalien  (aus  1000  Grm. 
Wasser)  wird  noch  ein  Versuch  erwähnt  werden,  welcher 
abermals  die  Gegenwart  der  Phosphorsäure  in  dem  Wasser 
darthut. 

Eine  dritte  directe  Probe  mit  741  Grm.  Wasser 
in  der  Weise  angestellt,  dass  dasselbe  mit  Ammoniak 
alkalisch  gemacht  und  längere  Zeit  stehen  gelassen  wurde, 
zeigte  in  dem  entstandenen  nicht  unbedeutenden  Nieder- 
schlage Yon  kohlensaurem  Kalk  bei  der  Probe  mit  salpe- 
tersaurem Silberoxyd  keine  Phosphorsäure -Reaction. 

Auch  eine  directe  Fällung  der  Phosphorsäure  aus 
dem  mit  Essigsäure  angesäuerten  Wasser  durch  Blei- 
zuckerlösung gab  ein  ungenügendes  Resultat. 

Schwefelsäurebestimmung:  700  Grm,  Wasser 
wuifden  mit  Ghlorbaryum  vermischt  selbst  nach  einigen 
Minuten  noch  nicht  getrübt.  Erst  nachdem  es  mit  Salz- 
säure angesäuert  tmd  einige  Zeit  ruhig  stehen  gelassen 
worden  war,  trübte  sich  die  Flüssigkeit  und  schied  etwas 
BaO,S03  ab;  dessen  Menge  0,012  Grm.  betrug.    In  die- 


gern  Gewicht  ist;  Ai^  kleine  Menge  fei«  suependitter  Thon 
9iit  mbegriffieB}  äep  aueh  darch  Filtratien  ekkt  ven  dem 
WasB^  zu  tpenBen  kft,  soad^an  sieh  erst  den  Nied«iiH)liilU 
gen  anklUiigt.  Dev  erhäkkene  eohwefekaure  Barjt  war 
gelblich gFau  ge&i4>t.  Berechnet  man  dennech  die 
Sohwefekäiire,  sc  betFftgt  sie  in  0,0172  BaO,S03  aus 
1000  Th.W^ser  0,0059  Pfomitle  SO^  als  höchster 
Gebiilt.  (Das  Frauenbergep  Quellwftsser  tri^  sonach  das 
Gypslager  jenes  Borges  nicht.) 

Salpetersäure  ist  nicht  vorhanden. 

ChloFbestimmivfig:  6^  Grni.  Wasser  wurden 
durch  ^alpetersaures  SilberoKyd  nur  sehr  schwach  getrübt; 
die  Trübung  versohw^uid  nicht  auf  Ansäuerung  mit  Sal- 
petersäure. Gesammelt  und  getvoeknet  betrug  der.  etwas 
gerötbete  Niederschlag  0,010  Grm.  AgGl,  ^ntspfecbend 
0,0026  Grm.  Chlor  oder  in  1000  Grm.  Wasser  0, 008  6  Grm. 
Chlor.  Auch  muss  dieser  Gehalt,  wsegen  des  den  AgGl 
beigemengten  Tbonspuren  etwas  bu  ho<ih  ausgefeUen  sein^ 

Bestimmung  der  Alkalien:  1000  Grm.  Wasser 
wurden  eingedampft.  Sie  hinterliessen  0,245  Grm.  gelb- 
lichgrauen pulverigen  unschmelzbaren  Rück- 
stand. Dieser  wurde  mit  wenig  kaltem  Wasser 
ausgelaugt  und  der  hellgelbgefärbte  wässerige  Auszug 
im  Platintiegel  eingedampft.  Er  blieb  beip  Abdampfen  klar, 
gab  einen  gelten  beim  Glühen  sich  schwärBendcn  Rück- 
stand, der  sich  schwierig  weiss  brennen  Itess.  Der  Glüh^jUtk-* 
stapd,  mit  wenigen  Tropfen  Wasser  aufgenommeni  Hess 
eine  Spur  kohlehaltiger  KieselerdjB  zurück  und  gab 
eine  Lösung,  Y^elohe  gelbes  Cureumapapier  stark 
bräunte,  durch  Weineäurelösung  stark  kristal- 
linisch gefällt  und  dui^h  nalpetersaures  J^lbeco&yd 
nebst  Salpetersäure  käsig  niedepgesohlagen  wurde. 
Die  im  Wasser  leicht  töslicben  «Salze  des  Troekenröekr 
Standes  bestanden  hauptsäehlich  aus  arganisohsaarem 
[.  und  salz  sau  reni  Kali.    Ihre  Menge  betrug  0,041  Gnm. 

sz  0,011  Fromille,  die  organisdien  Salze  natürlich  in 
kohlensa  tvre  verwandelt. 


Quellwässer  vom  Fraumberge  hei  Sondershausen»        9 

Der  in  wenig  Wasser  unlösliche  Theil  desTroeken- 
rückstandes  braHste  stark  mit  Salpetersäure  und  gab  mit 
molybdänaaurem  'Ammoniak  die  deutliehste  Phosphor- 
^äuri^-B^rftctiftn, 

ßiQ4^Tii  wir  das  Cblpr  an  KaUu«!,  äo  erhalten  wir 
0,0075  Promille  Chlorkaliuip.  Es  bleiben  also 
0,01,10  —  0,0075  =  0,0035  Promille  andere  Kalisalze  übrig 
(KO^CO^,  den  organisch  saure»  Alkalien  ent$prechend). 
^^Ik-  und  Tal^erdebestimmung: 
a)  698  Grm.  Wasser  wurden  mit  Ammoniak  und 
oxalßa\;u'em  Kali  vermisebt;  die  Mischung  trübte  sich  so- 
gleich ziemlich  star^.  ^ach  1 2 ^tündigem  Stehen  wurde 
die  Flüssigkeit  mit  !|ßss  ig  säure  schwach  angesäuert 
und  der  abgeschiedene  Oxalsäure  Kalk  gesammelt.  Er 
betrug  getrocknet  0,272  Grm.  Davon  gaben  0,175  Grm. 
schwach  geglüht  0,106  Grm.  kohlensauren  Kalk.  0,272  Grm. 
oxalsaurer  Kalk  würden  a^o  0,16475  Girm«  CaO,C02  ge- 
liefert babeq  ^  0,0923  Qrm.  CaO  =p  0, 1322  Promille 
GaO  =  0,2360  Promille  CaO,C02. 

Die  vom  Oxalsäuren  Kalk  abfiUrirte  Flüssigkeit,  mitphos- 
pheri^i^*em JS^tron  und  Ammpnlak  vermischt,  nach  24  Stun- 
den filMrt,  lieferte  0^305  Qri».  getrocknete  phosphorsaure 
Ammoniak- Talkerde.  0,113  Grm.  derselben  gaben  0,051 
Grm.gegWhten  2MgO,P05.  Folglich  würden  0,205  Grm. 
jenes  Niederschlages  0,0925  Grm.  2Mg0jiPO5  gegeben 
haben,    worin  0^03516  Qrmr  T^^lkerd^    (da  die  pbosphor- 

^anreT^k^^^dentÄb  WÄßkeriroder»  Bestimmung  38Proc. 

MgO  enthält).   Bieraas  berechnet  man  0,0503  Promille 
MgO  ==  0,1057  Promille  MgO,00». 

6)  Aus  1453  Grm.  Wasser;^  aus  denen  wie  ob^en  mit- 
getheilt,  Thon,  Kieselerde,  phosphoi^^ayr^r  Kalk^  pboiS^phor- 
saure  Talkerde,  phosphorsaures  Eisenoxyd  und  Eisenoxyd 
entfernt  worden  waren,  wurden  in  ähnlicher  Weise  wi^ange- 
geben  Kalk  und  Talkerde  nach  einander  bestimmt  und  ge£anr 
den  0,1701  Grm. Kalk  =  0,1170 Promille  CaO  =  0,2090 
Br^mille  GaO^OO^,  sodann 

0,0453  Promille  Talkerde  =  0>0ai2  Promille  Talkerd« 
=  0,0655  Promille  MgO,C02. 


10  Ludwig^ 

Das  Mittel  beider  BeBtimmungen  ist: 
0,1246  Promille  CaO   =  0,2225  Promille  CaO,C02  und 
0,0403  Promille  MgO  ==  0,0856  Promille  MgO,C02. 

Andere  Basen  und  Säuren  als  die  aufgeführten 
wurden  nicht  gefunden,  namentlich  wurde  vergeblich  nach 
Arsen  saure  gesucht. 

Bestimmung  der  Gesammtmenge  des  Ab- 
dampfrückstandes: 2  Versuche,  bei  der  Kieselerde- 
bestimmung naitgetheilt^  lieferten  der  erste  Versuch  0,269 
Promille  Abdampfrückstand,  der  zweite  Versuch  0,309  Pro- 
mille; ein  dritter  Versuch  bei  Bestimmung  der  Alkalien, 
ergab  nur  0,245  Grm.    Bückstand.      Das  Mittel  der  drei 

-,          ,      .,0,245  +  0,269  +  0,309        ^,,^,00        -ii 
Versuche  ist  -^ ■ 2_^ — — ^ 2 =  0,2743  Promille 

Trockensubstanz. 

Zusammenstellung: 

1000  Grm.  Wasser  der  unteren  Quelle  vom  Frauenberge 
bei  Sondershausen  enthalten 

0,3002  Grm.  Kohlensäure  CO2, 

0,0103  „  Kieselerde  SiO^,  mit  Einschluss  einer  Spur  aufge* 
schlämmten  durch  die  Filter  gehenden  eieenoxyd- 
haltigen  Thons, 

0,0089  „  Eisenoxyd,  phosphorsaures  Eisenoxyd,  phosphorsaurer 
Kalk  und  phosphorsaure  Talkerde, 

0,0059      „      Schwefelsäure  S03, 

0,0036      „      Chlor  Cl  (in  Form  von  KCl), 

0,0110  „  Kali  (an  Salzsäure  und  Kohlensäure  gebunden, 
letztere  bei  der  Analyse  erst  durch  Verbrennung 
einer  an  das  Kali  gebunden  gewesenen  organischen 
bräunlichgelb  gefärbten  Saure  entstanden), 

0,0403      „      Talkerde,  MgO, 

0,1246      „      Kalk,  CaO. 


0,5048      „      im  Wasser  gelöste  Stoffe, 
999,4^2      „      Wasser, 


1000,0000; 

Der  aus  1000  Grm.  Wasser  erhaltene  Abdampfrück- 
stand betrug  0^2743  Promille. 


Quellwässer  vom  Frauenherge  hei  Sondershausen.       11 

Auf  Salze  yertheilt;  so  weit  solches  angeht;  enthal- 
ten 1000  Grm.  Wasser  der  unteren  Quelle  am  Frauen- 
berge bei  Sondershausen: 

0,2152  Grm.  kohlensauren  Kalk  =  CaO,C02, 
0,0856      „      kohlensaure  Talkerde  =  MgO,C02, 
0,0100      „      schwefelsauren  Kalk  =  CaO;S03, 
0,0075      „      eWorkalium  =  KCl, 
--0,0035      „      kohlensaures    Kali    (dem   ursprünglich 

im  Wasser  enthaltenen  gefärbten  orga- 
nischsauren (quellsauren  ?)  Kalisalze 
entsprechend)  *). 
0,0089  „  Eisenoxyd,  phosphors.  Eisenoxyd,  phos- 
phors.  Talkerde  und  phosphorsauren  Kalk, 
0,0103  „  Kieselerde,  eine  kleine  Menge  (eine  Spur) 
aufgeschlämmten,  durchs  Filter  gehenden 
eisen oxydhaltigen  Thons  enthaltend. 

Summe  =  0,3^10  Grm.  in  einzelne  bestimmte  Bestandtheile: 
hingegen  nur  0,2743      „      ins   Gesammt  als  Trockensubstanz  be- 
stimmte Bestandtheile, 

mithin        0,0667  Grm.  Ueberschuss. 

Dieser  etwas  starke  Ueberschuss  erklärt  sich  aus 
der  geringen  Menge  festenRückstandesüberhaupt^ 
welchen  dieses  Wasser  lieferte  und  aus  den  Schwankungen 
dieses  Rückstandes  selbst;  der  bei  der  sorgfältigsten  Be- 
stimmung doch  zwischen  0^245  bis  0,309  Grm.  schwankte, 
mithin  um  0,064  Qrm.,  d.  h.  um  nahe  zu  ebenso  viel,  als 
die  Summe  der  Einzelbestimmungen  und  das  Mittel  der 
Trockensubstanz. 

Die  Qesammtmenge  der  Kohlensäure  (0,3002 
Grm.  in  1000  Grm.  Wasser)  vertheilt  sich  wie  folgt: 

0,0947  Grm.  an  Kalk  zu  CaO,C02  (0,2152  Grm.)  gebunden, 
0,0453      „      an  Talkerde  zu  MgO,C02  (0,0856  Grm.)  gebunden, 

0,1400      „      mit  Kalk  und   Talkerde   zu   einfach   kohlensauren 

Salzen  vereint, 
0,1400      „      mit  den  genannten  einfach  kohlensauren  Salzen  zu 

doppelt  kohlensauren  Salzen  verbunden, 
0,0202      „      freie   Kohlensäure;   dem  Vol.  nach  10,   2  Vol.  CO« 

in  1000  Vol.  Wasser  oder  nahezu  1  Vol.  in  100  Vol. 
bei  O^C.  und  76  Centim.  Druck. 


0,3002. 


*)  Solche  gelbgefärbten  organischen  Stoflfe  electronegativer  Natur 
finden  sich  auch  im  Guano  und  im  vermoderten  Blut;  so  z.B. 
fand  ich  sie  in  blutbefleckter  Leinwand,  die  von  dem  Hemde 
einer  mehrere  Jahre  verscharrt  gewesenen  Leiche  eines  Ermor- 
deten stammte.  Also  umgewandelte  Blut-  und  Gallenfarbstoffe 
in  den  Wässern,  neben  den  Knochenbestandtheilen. 


12  Ludwig^ 

Das  Wasser  der  unteren  Quelle  am  Frauenberge  bei 
Sondershausen  ist  sonach  ein  kohlensäurearmer 
Kalk-Talkerdesäuerling^  mit  anderen  Worten  ein 
durchKalkreichthum hartes  gewöhuHohes Quell- 
wasser. 

Der  Kieselerdegehalt  desselben  ist  verhältniss* 
massig  noch  weit  geringer  wi«  derjenige  anderer  gewöhn- 
lichen Quellwässer.  So  fand  Deville  in  1000  Grm^ 
Quellwasser  aus  der  Nähe  von  Paris,  Besan^on  und  Dijon, 
so  wie  einiger  Brunnenwä,saer  von  Besan^n  0,015  — 
0,025  ^  0,080  ^  0,040  ^^  0,055  Grm.  Kieselerde. 

Ein  interessanter  Bestandtheil  des  Frauenberger 
Quells  ist  der  phosphorsaure  Kalk.  In  keinem,  der 
neun,  von  Deville  mit  so  grosser  Sorgfalt  untersuchten 
Quell-  und  Brunnenwässer  ist  er  vorhanden,  auch  kein 
anderes  phosphorsaures  Salz.  Sollte  Deville  unterlassen 
haben,  darnach  zu  suchen? 

Da  die  Frauenberger  Quelle  dem  Muschelkalk 
entspringt,  so  erklärt  sich  dieser  Gehalt  an  phosphorsaurem 
Kalk  aus  den  Ueberresten  der  darin  begrabenen  Meeres- 
bewohner; ebenso  der  bituminöse  Geruch  der  Kohlen- 
säure,  aus  ihrem  Äbdampfröckstahde  entwickelt,  die  b  r  äu  n- 
lich  gelbe  Humussäure  oder  Quellsäure  dieses 
Kückstandes;  endlich  auoh  der  Kali  geh  alt.  Erstammt 
aus  den  Thonen  der  schiefrigen  Kalke  des  Frauen- 
berges. 

Was  die  Gesammtmenge  des  Abdampfrückstandes 
betrifft  (0,24  bis  0,34  Promille),  ßo  harmonirt  sie  mit  dem 
Ergebniss  der  citirten  Deville'schen  Quellwasseranalyseh, 
indem  Deville  0,26  —  0,28  ^  0,31  t-  0,33  bis  0,54  Pro- 
mille Abdampfrückstand  bei  jenen  Quellwässem  erhielt. 

Auch  die  organischen  farbigen  Substanzen 
hat  Deville  ignorirt. 

Endlich  ist  der  höhere  Talkerdegehalt  unserer 
Quelle  noch  mn  bem^ken  (0^086  Promille),  während  alle 
neun  l?eville*Bchen  Analysen  nur  0,004  —  0,005  —  0,008 
—  0,021  kahlensaure  TaJkerde  gaben. 


Quellwässisr  vom  Frcmehbsr^e  bei  Sondershausen,      13 

Resultat :  das  Quell wasaer  dea  Frauenbergs  ist  eine 
k&oohenerdehaltige  Dolomit-Quelle,  einKnochen- 
nasser. 

Die  obere  ftnelle  am  Franenberge  bei  Softdersbaosen. 
Sie  zeigte   im  Juni  bei  einer  Temperatur  der  Atmo- 
«phäre  von  220R.  eine  Temperatur  von  50,75  K. 

1000  Grm.  Wasser  enthalten  nach  der  von  mir  vor- 
genommenen Analyse 

0,1071  Grm.  im  Wasser  sehr  schwerlösliche  Salze, 
welche  bestehen:  aus  viel  kohlensaurem 
Kalk,  viel  kohlensaurer  Talkerde,  Spuren 
von  Oype,  deutlich  naehweisbaren  Mengen 
von  Kieselerde  (aus  1400  Grm.  Wasser 
nur  0,003  Grm.  Kieselerde,  also  nur 
^/sooooo  ^^^  Wassers),  deutlich  nachweis- 
baren Mengen  von  phosphorsaurem  Kalk 
und  Eisenoxyd  und  gelbgeförbter  bitumi- 
nöser organischer  Substanz; 

0,0214  Grm.  im  Wasser  leicht  auflösliche  Salze, 
welche  beim  Glühen  0,0179  Grm.  weissen 
alkalischen  Rückstand  gaben,  worin  deut- 
lich die  Gegenwart  des  Chlors  erkannt 
wurde.  Der  Glühverlust  bestand  aus  gel- 
ber organischer  Substanz  (wohl  einer  Quell- 
säure oder  Quellsatzsäure) 

Summe  0,1285  Grm.  aufgelöste  Stoflfe. 

Diese  Gesammttaenge  der  gelösten  Sälze  etc.  in  d^ 
oberen  Quelle  ist  also  kaum  ^/^  bis  i/g  der  Menge  der  in 
dem  Wasser  der  unteren  Quelle  gelösten  Salze  etc.  Allein 
die  gelösten  Substanzen  selbst  sind  dieselben  und  auch 
in  einem  ähnlichen  Verhältniss  mit  einander  gemischt. 

Wenn  nun  auch  die  Analysen  der  beiden  Quell  Wässer 
dahin  führten,  den  Frauenbergquellen  den  Platz  unter 
den  Mineralwässern  zu  verweigern,  so  hat  sie  doch  den  schon 
hundertmal  nachgewiesenen  Satz:  die  natürlichen  Wäs- 
ser sind  das  Abbild  derGesteine,  über  und  durch 
die  sie  fliessen,  zum  lOlsten  Male  bestätigt  und  das 
ist  schon  werth,  ein  wenig  Zeit  darauf  verwendet  zu  haben. 


m 


•■■« 


:^7; 


>y 


.5/    • 


Fr. 


IC- 


14  Geuther, 

Die  untere  ,  Frauenbergqnelle  hat,  wenn  man 
die  Kieselsäure  an  Kali  und  Talkerde  bindet 
und  dafür  so  viel  Kohlensäure  austreten  lässt;  folgende 
Zusammensetzung. 

1000  Qewth.  des  Wassers  enthalten: 

CaO,C02  . . . ; 0,2152  Promille  ==  0,3058  Promille  CaO,2CO« 

MgO,  C02  0,0732        „        =  0,1116        »        MgO,2C05i 

MgO,Si02 0,0147        „ 

K0,Si02 0,0039        „ 

KCl/.... 0,0075        „ 

CaO,S03 0,0100        „ 

(Fe2  03,  CaO,  MgO 

+  P05) 0,0089 

org.  Substanz      unbestimmte  kleine  Mengen 
.  Summe     0,3334  Promille 

direct  bestimmter  j     aot^q 
Abdampfrttekgtandi    «^'^"^^        » 

0,0591  Promille  Ueberschuss 

Kohlensäure  in  MgO,  2C02 0,0767  Promille  " 

„  „  CaO,2C02 0,1812        „ 

Summe    0,2579         „ 
direct  bestimmt 0,3002         „ 

überschüssige  CO«    0,0423  Promille. 

Diese  Kohlensäure  hat  zur  Lösung  des  Eisens  und  phos* 
phorsauren  Kalks  mit  beigetragen. 


m. 


''-  »-■. 


►•';<= 


Ueber  die  Emwirknng  von  salpetrigsanrem  Kali 

anf  salzsanres  DüLthylainin; 

von 

A.  Geuther*), 

Professor  in  Jena. 
(Der  K.  S.  vorgelegt  durch  den  Herrn  Secretair  am  17.  Juni  1863). 

Hof  mann  hat  gezeigt,  dass  wenn  man  eine  schwach 
angesäuerte  Lösung  von  salzsaurem  Aethylamin  zu  einer 
Lösung  von  salpetrigsaurem  Kali  fugt,  eine  Zersetzung  in 
der  Art  statt  findet,  dass  sich  Stickgas,  Wasser  und  Sal- 

*)  Vom  Hrn.  Verfasser  als  Separatabdmck  eingesandt.     Ludwig. 


Einwirkung  von  salpetrige,  Kali  auf  salze,  Diäthylamin.    15 

petrigsäure-Aether  bildet;  nebenbei  entsteht  sehr  wenig 
eines  aromatisch  riechenden  Gels  von  süssem;  beissen- 
den  Geschmack;  leichter  als  Wasser,  dessen  Zusam- 
mensetzung aber  unbekannt  geblieben  ist.  Die  Frage, 
wie  sich  das  salzsaure  Di-  oder  Triäthylamin  gegen  sal- 
petrigsaures Kali  verhalten  würde,  war  in  zweierlei  Hin- 
sicht interessant:  wenn  die  Einwirkung  analog  wie  oben 
verlief,  so  konnte  man  entweder  die  Bildung  von  2  resp. 
3  Mgt.  Salpetrigsäure-Aether  neben  Stickgas  und  Wasser 
erwarten,  oder  aber  die  Bildung  eines  Salpetrigsäure- 
Aethers  von  einem  auf  2  Mgt.  Wasser  2,  resp.  3  Mgt. 
Aethylen  enthaltenden  Alkohol,  nachfolgender  Gleichung: 

g;«;|H3N  +  2N03=:(gH4^HO^  +  2N+2HO. 

In  dem  ersten  Fialle  würde  man  ein  Mittel  kennen  gelernt 
haben  aus  den  secundären  und  tertiären  Aminbasen  den 
Alkohol  zu  regeneriren,  im  zweiten  Falle  aber  würde  man 
zu  einer  ganz  neuen  Classe  alkoholartiger  Substanzen 
gelangt  sein,  zu  solchen  nämlich,  welche  2  Kohlenwasser- 
stoffe enthalten  und  deren  ersten  Friedel  aus  dem  Aceton 
dargestellt  hat. 

Die  Beaction  verläuft  nun  aber  weder  in  der  einen 
noch  andern  Art,  sondern  in  einer  für  die  der  Fettsäure- 
Reihe  angehörigen  Glieder  sehr  auffallenden  Weise:  es 
entsteht  nämlich  eine  flüchtige  Verbindung  von  der  Zu- 
sammensetzung: C^H^W^O 2,  ein  Körper,  der  zum  Diäthyl- 
amin in  der  nämlichen  Beziehung  steht,  wie  das  Nitro- 
sophenylin  zum  Anilin^  wie  das  Nitrosonapht/lin  zum 
Naphtylamin  und  dem  ich  deshalb  den  Kamen  Nitro  so- 
di äthylin  beilege. 

Die  Darstellung  und  das  Studium  dieser  Verbindung 
habe  ich  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Stud.  Kreutzhage 
ausgeführt«  Die  Verbindung  entsteht  unter  reichlicher 
Stickgasentwicklung,  wenn  man  eine  vollkommen  neutrale 
ziemlich  concentrirte  Lösung  von  salzsaurem  Diäthylamin 
mit  einer  concentrirten  neutralen  Lösung  von  salpetrig- 
saurem Kali  in  einem,  geräumigen  mit  einem  Kühlapparat 


iM^^f 


??^-*ir  /  -: 


ri".  '^'■• 


^a. 


ff 


?».•■;• 
i^^"'- 


w<t  ''■ 


H.-  ■ 


7,f 


16 


QmiheTy 


verbundenen  Kx^ben  erwärmt.  Das  Deertillat  entbäk  die 
Verbindui^  zum  Tbeil  in  Waisger  gelöst^  fisum  Theil  Ölig 
darauf  schwimmend;  es  entsteht  zugleiab  eine  gewisse 
Menge  von  freiem  Diäthylamin^  welche  man  durch  Neu- 
tralisation des  Destillats  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
und  abermaliges  DestiUirea  entfemt|  aber  keine  Spur  von 
Salpetrigsäure -Aether.  Die  .Hauptmenge  des  Waesers 
beseitigt  man  auf  die  Weise^  dass  man  im  Destillat  Chlor- 
calcium  auflöst  und  abermals  destilUrt  und  dies  so  oft 
wiederholt  bis  nur  wenig  wässerige  Lösung  noch  mit  über- 
gebt. Letztere  wurde  entfernt;  die  Verbindung  über  Chlor- 
calcium  entwässert  und  da  sie  durch  den  Einfluss  der 
Luft  allmälig  eine  dunklere  Farbe  angenommen  hatte, 
in  einer  Kohlensäure  -  Atmosphäre  destillirt. 

Unter  100®  ging  mir  ganz  Wenig  einer  sohaorf  riechen- 
den; leicht  bewegliohen  farblosen  Flüssigkeit  über,  vielleicbt 
Acetylatkohol;  dann  stieg  das  Thermotbeter  rasch  auf  170^. 
Fast  die  ganze  übrige  Menge  destillirte  nun  in  Form 
einer  schwach  gelblich  gerärbten  Flüssigkeit  bei  173®  über. 
Das  nochmals  rectificirte  Destillat  lieferte  bei  der  Analyse 
Zahlen,  die  zu  der  Formel  C8H»0N2O2  führen. 

Das  Nitrosodiäthylin  ist  unter  gewöhnlichem  Luft- 
druckc;  selbst  bei  Ausschluss  der  Luft  destillirt;  ein 
schwach  gelbiic^h  gefärbtes  Oel;  dilti  in  Berührung  mit 
der  Luft  allmälig  eine  dunklere  Farbe  annimmt.  Es 
besitzt  den  corrigirten  Siedepunet  176,^9  und  dae  spec. 
Gewicht  0;951  bei  17,06.  Es  hat  einen  eigen*hümlichen 
aromatischen  Geruch  und  brennenden  Geschmack.  -^ 
Man  kann  die  Vermuthung  hegen,  dass  das  von  Hof  tnanti 
bei  der  Zersetzung  des  salzsauren  Aethylaxnins  in  gerin- 
ger Menge  erhaltene  oben  erwähnte  Oel  eben  diese  Ver- 
bindung war,  die  ihren  Ursprung  einer  im  Aethylamin- 
salz  enthaltenen  kleinen  Menge  Diäthylaminsalzes  ver- 
dankte. 

Interessant  ist  das  Verhalten  des  Nitrosodiäthylins 
gegen  concentrirte  wässerige  Salzsäure.  Es  löst  sich  darin 
vollkommen  und  leicht  auf,    die  Lösung  entwickelt  beim 


Einwirkung  von  salpetrigs,  Kali  auf  aalzs»  Diäthylamin.     17 

Erhitzen  viel  Stickoxjdgas  und  hinterlässt  beim  Eindampfen 
ein  an  der  Luft  zerfliessliches  grossblättrig  krystallisiren- 
des  Salz;  aus  welchem  Natronlauge  eine  ölförmige^  leichte, 
sehr  flüchtige;  wie  Diäthylamin  riechende  Base  frei  macht 
und  dessen  wässerige  Lösung  mit  Platinchlorid  versetzt 
beim  Eindampfen  grosse  rhombische  Krystalle  eines  Dop- 
pelsalzes liefert.  - 

Die  Analyse  der  im  luftleeren  Baume  über  Schwefel- 
säure getrockneten  salzsauren  Verbindung  sowohl;  als  die 
Analyse  des  Platindoppelsalzes  zeigen  nun  in  der  That; 
dass  die  darin  enthaltene  Base  Diäthylamin  ist.  Auch 
die  Winkel  des  Platindoppelsalzes  stimmen  nach  den 
Messungen  des  Herrn  Stud*  Strüvei*  mit  denen  überein, 
welche  S  ch  a  b  u  s  für  das  Diäthylamindoppelsalz  gefun- 
den hat. 

Beides,  die  Entstehung  des  Nitrosodiäthylins  in  neu- 
traler Lösung  aus  dem  Diäthylamin  sowohl;  als  die  Rück- 
bildung des  Letzteren  aus  Ersterem  durch  SäureU;  ist  in 
der  einen  Gleichung  gegeben: 

C8HHN  -f  N03  =  C8H10N2O2  +  HO. 
Die    bei    der  Bildung   des    Diäthylamins    frei    werdende 
salpetrige  Säure  zersetzt  sich  sogleich   in  Stickoxyd  und 
Salpetersäure. 

Da  zu  der  Rückbildung  des  Diäthylamins  aus  dem 
Nitrosodiäthylin  nothwendig  Wasser  gehört,  so  wird  femer 
zu  untersuchen  sein,  welche  Producte  bei  der  Einwirkung 
des  trocknen  Chlorwasserstoffgases  entstehen.  Dasselbe 
wird  vollständig  von  der  reinen  Verbindung  absorbirt, 
indem  sie  sich  in  eine  dicke  Flüssigkeit  von  etwas  dunk- 
lerer Farbe  verwandelt.  Entfernt  man  den  üeberschuss 
des  absorbirten  Gases  durch  einen  Strom  trocknen  Koh- 
säuregases,  so  entstehen  ebenfalls  grössere  Mengen  blättri- 
ger, farbloser,  in  Wasser  leicht  löslicher  Krystalle.  Auch 
trocknes  Chlorgas  bewirkt  die  Verwandlung  der  Verbin- 
dung in  krystallinische  Producte. 

Die  Existenz  des  Nitrosodiäthylins  bekundet  nicht 
bloss  eine    auffallende  Verschiedenheit,    welche    zwischen 

Aroh.  d.  Pbarm.  CLXVI,  Bds.  1.  Hft.  2 


ler,  über  das  Verhalten  des  KohtütMsgyioxyds 

ad  BeouBdären  AmiobaseD  in  der  fetten  Säure- 
fit, tie  lehrt  auch  einen  nenen  Zusammentang 
en  wasserstoffreiclien  Verbindungen  eben  die- 
und   den  vasserBtof^rmeren   anderen    Reiben 


s  Terhalten  des  Kobaltsesqnioxyds  za 
ralem  schwefligsanren  Ammoniak,  Kali 
Natron ; 

ton 
DeiuBelben. 

immoniak  steht  zu  den  basischen  Metalloxyden 
<en  VerbältnisB,  wie  die  Waaserstoffsäuren  zu 
itofTsäuren,  und  mit  dem  nämliclien  Becbte,  mit 
erstere  von  letzteren  unterscheidet  als  zwei 
ander  herlaufende  Reihen,  ihren  chemischen 
ton  nach  ähnlicher,  aber  ihrer  Constitution  nach 
ler  Körper,  mit  dem  nämlichen  Rechte  mues 
Lmmoniak,  gewisse  Koblenwasseretoffe  etc.  den 
fetalloxyden  gegenüberstellen  und  sie  als  Was- 
>asen  von  den  letzteren,  als  den  Sanerstofiba- 
icheiden.  Thut  man  dies,  so  lässt  Bich  folgende 
teilen:  Basen  and  Säuren  gleichen  Namens 
ih  direct  zu  Salzen  vereinigen  (Sauerstoff- 
O,S035  Wa8serstoffsalze:H3N,HCl),  Basen 
n  verschiedenen  Namens  dagegen  nicht;  nur 
weder  eine  Umsetzung  und  Äbscheidung  von 
laloidsalze:  PbO  +  HCl  =  PbCl  +  HO), 
eine  Aufnahme  von  Wasser  stattfindet  Hy  de  on- 
Cri03,H30a,H3CI3  d.  i.  grünes  Chromchlorid; 
JO^),  kann  dies  geschehen, 
lie  Wasserstoffbasen  lässt  sich  femer  die  Idee 
äurigen  Basen    so   gut  vermnthen,    wie  für  die 

up,  Wasser,  und  fittu,  bedüifeii. 


V 


zu  TketUräUm  schwefligsauren  Ammoniak  etc,  19 

Sauerstoffbasen ;  es  giebt  einsäurige  (H3N;C4H4  etc.), 
zw  ei  säurige  (C4H2  im  Glycolalkohol),  dreisäurige  (C^H^, 
im  Glycerin)  und  vielleipht  nocli  mehr  säurige.  Jede  die« 
ser  Basen  giebt  zu  so  viel  Reihest  durch  die  Natur  der 
Base  bedingten  Salzen  Veranlassung;  als  wie  viele  Basici- 
täten  sie  enthält;  da  eine  nach  der  andern  davon  durch 
Säuren  neutralisirt  sein  kann. 

Als  Verbindungen  dreisäuriger  Wasserstoff- 
basen lassen  sich  die  Koseov  (Purpureo-),  Xantho-  und 
Luteokobaltsalze  auffassen.  In  den  Roseo- Purpureo-  und 
Xanthosalzen  ist  eine  und   die  nämliche  Basis  enthalten: 

iti  ni  

Co2N5Hi2  =  (Co2N,  H3N)  3H3N. 

Die  Roseosälze  sind  die  dreisäurigen  oder  neutralen  Salze, 
die  Purpureosalze  die  zweisäurigen  und  die  Xanthosalze 
ebenfalls  dreisäurigC;  in  denen  aber  eine  Basicität  stets 
durch  salpetrige  Säure  (NO^)  neutralisirt  ist.  Von  der 
einsäurigen  Reihe  ist  bis  jetzt  kein  Salz  bekannt.  Die  Luteo- 
kobaltsalze dagegen  enthalten,  eine  um  1  Mgt.  Ammoniak 
reichere  Basis: 

Co2N6H»5  =  (Co2N,  2H3N)  3H3N. 
I.  Roseokobaltoxydbydrat : 


in 


(Co?  N,  H3N)  3H3  N  JH3  03 

ins  03 

Einsäurige  Reihe:    (unbekannt) 


III 


a)  (Co2  N,  H3N)  3  H3  N 1 H2  02  „  _, 

b)  |H202HO 

I 

IH2  02  X 

S  =  E  i  n  e  r  Säurebasicität  einer  wasserfreien  Sauerstoff- 
säure. 

2* 


20       GeutheTj  über  das  Verhalten  des  Kohaltsesquioocyds 
Zw  ei  säurige  Beihe:     (Purpureosalze) 


in 


a)  (Co2  N,  H3N)  3H3N  jHO  „,  p.j 

JHO"  ^* 

b)  Jhohoho 

iHO~S"~S" 
Dreisäurige  Reihe:    (Roseosalze) 


ni 


a)  (Co2  N,  H3N)  3  H3  N  }H3  C13 

b)  /HO  HO  HO 

r  I  » 

Ist  von  den  drei  S  die    eine  gleich  (NO^),  so  hat  man 
die  Xantho salze. 

n.  Luteokobaltoxydhydrat: 


III 


(Co2N,  2H3N)  3H3N1H3  03 

JH303' 

SalzO;  den  vorigen  entsprechend. 

Wenn  man  nun  so  die  Mannigfaltigkeit  der  Roseo-, 
Pupureo-,  Xantho-  und  Luteokobaltverbindungen  auf  Salze 
zweier  dreisäuriger  WasserstoiSfbasen  zurückführen  kann^ 
so  bleiben  doch  noch  einige  Verbindungen  übrig,  welche 
mit  jenen  in  naher  Beziehung  stehen  und  die  scheinbar 
eine  solche  Zurückführung  auf  die  beiden  Basen  nicht 
erlauben;  ^es  sind  die  von  Künzel*)  durch  die  Einwir- 
kung von  schwefliger  Säure  und  Ammoniak  auf  Pur- 
pureochlorid  erhaltenen  Verbindungen.  Bei  näherer  Prü- 
fung zeigt  sich  indess  eine  Möglichkeit,  dann  nämlich,  wenn 
sie  schwefligsaure  resp.  unterschwefelsaure  Doppelsalze 
von  Roseo-  oder  Luteobasis  mit  Kobaltoxyd  sind: 


*)  Chem.  Centralbl.  für  1858.  S.  193. 


zu  neutralem  schtvefligaauren  Ammoniak  etc.  21 

1.  Schwefligsaüres  Triaminkobaltsesquioxyd : 
2  (Co2  03,  3  H3N,  3  S02  +  HO)  = 


n» 


(Luteodoppelsalz). 

2.  Schweäigsaures  Biaminkobaltsesquioxyd: 

3  (Co2  03,  2  H3N,  3  S02  +  ö  HO)  = 


ni 


(Co3N,2H3N)3H3N|H303_^  2 [Co^ 03,  3 SO^]  +  15  aq. 

(Luteodoppelsalz). 

3.  Schwefligsaures  Pentaminkobaltsesquioxyd : 

2Co2  03,  ÖH3N,  6S02  +  9H0  = 

(^^^^'»"^^H^jJ^O:  +  Co.03,  3S0.  +  9«!. 
(Roseodoppelsalz). 

4.  Unterschwefelsaures  Tetraminkobaltsesquioxyd : 

3(Co203,  4H3N,  2S205)  f-f  2 HO]*)  = 

(Zweisäuriges  Luteodoppelsalz). 

Aber,  entsteht  die  Frage,   wenn   eine  solche  Auffas- 
sung auch  möglich  ist,  ist  sie  denn  auch  wahrscheinlich? 

*)  Künzel  giebt  dem  Salz  die  Formel  ohne  2  Wasser,  das  kann 
aber  nicht  sein,  da  es  sich  sonst  gar  nicht  den  andern  Sal- 
zen analog  zusammengesetzt  zeigen  würde.  Die  Aufnahme  der 
2  HO  in  die  Formel  verändert  die  Uebereinstimmung  der  ge- 
fundenen, mit  den  berechneten  Wertben  nicht: 

berechnet    gefunden    (Künzel) 

Co«    =:      19,6  19,8 

12  H3N  =      22,6  22,9 

SW     =      21,3  21,5 

03«    =34,5  — 

2  HO    «»       2,0  — 

100,0 


'*-?^ 


VM' 


'«.^ 


3^^' 


i/^ 


m- 


yVV>    • 


■  rt«  , ' 


E%. 


m  ^'  i 


mr 


22       Oeutherj  über  das  Verhalten  des  Eobaltsesquioxtfds 

Man  weisS;  dass  da»  Kobaltoxyd  eine  äusserst  schwache^ 
leicht  zersetzbare  Basis  ist;  dass  es  in  Berührung  mit 
Säuren  leicht  unter  Sauerstoff  entwickelung  in  Oxydul 
übergebt,  dass  vor  Allem  die  schweflige  Säure  diese  Ver- 
änderung bewirkt:  kann  man  annehmen,  dass  wenn  die 
Möglichkeit  einer  Doppelsalzbildung  vorliegt,  diese  leichte 
Zersetzbarkeit  des  Kobaltoxydes  in  eine  grosse  Be- 
ständigkeit, selbst  reducirenden  Säuren,  wie  der 
schwefligen  Säure,  gegenüber,  verwandelt  werde?  Die 
Existenz  eines  analogen  Salzes,  des  salpetrigsauren 
Kobaltoxyd-Kali's  spricht  freilich  entschieden  dafür.  Auch 
die  folgenden  Untersuchungen,  welche  Herr  Stud.  Birn-. 
bäum  auf  meine  Veranlassung  ausgeführt  hat,  zeigen  die 
Existenz  von  schwefligsauren  Kobaltoxyd  -  Doppelsalzen 
und  machen  ausserdem  die  oben  ausgeführte  Deutung  der 
KünzeTschen  Salze  äusserst  wahrscheinlich. 

Zunächst  wurde  die  Darstellung  von  schwefligsauren 
Ammoniak-Kobaltoxydsalzen  versucht.  Auf  die  gewöhn- 
liche Weise  bereitetes  Kobaltoxydhydrat  wurde  noch 
feucht  in  eine  concentrirte  Lösung  von  schwefligsaurem 
Ammoniak,  die  weder  nach  schwefliger  Säure,  noch  nach 
Ammoniak  roch^  und  eben  alkalische  Reaction  zeigte,  ein- 
getragen. Das  Kobaltoxyd  beginnt  alsbald,  in  der  Kälte 
.langsam,  beim  Erwärmen  rasch,  sich  mit  dunkelbrauner 
Farbe  zu  lösen  und  Ammoniak  zu  entbinden.  Der 
Geruch  des  letzteren  tritt  immer  deutlicher  auf,  die  alka- 
lische Reaction  wird  sehr  stark.  Je  nach  der  Con- 
centration  der  Lösung  und  der  Menge  des  angewandten 
schwefligsauren  Ammpniaks  entstehen  verschiedene  Ver-- 
bindungen.  Ist  die  Lösung  sehr  gesättigt,  so  findet  nach 
einiger  Zeit  die  Ab'seheidung  eines  röthlichgelben  Pul- 
vers (A)  aus  der  dunkelrothbraünen  Lösung  (B)  Statt. 
Das  Pulver  A  ist  nicht  unverändert  in  Wasser  löslich; 
wenn  es  abfiltrirt  und  dann  mit  Wasser  ausgewaschen 
wird,  so  löst  es  sich  auf  und  aus  dieser  Lösung  scheiden 
sich  kleine  gelbbraune  Krystalle  neben  einem  helleren 
gelben   krystallinischen  Pulver  ab.     Die  Analyse  hat  er- 


füu  neutralem  schwefiigaauren  Ammoniak  etc.  23 

geben,  dass  beide  gleich  zusammengesetzt^  dass  sie  mit 
dem  schwefligsauren  Pentaminkobaltsesqui- 
o&yd  KünzeTs  identisch  sind« 

Aus  der  braunen  Mutterlauge  B  schieden  sich  beim 
Stehen  einmal  dunkel-olivenbraune  blättrige  Krystalle  ab, 
die  sich  aber  beim  Aufbewahren  sowohl,  als  bei  der  Be- 
handlung mit  Wasser  zersetzten  in  eine  braune  Lösung 
und  ein  gelbes  Pulver,  das  von  Natronlauge  in  der  Kälte 
nicht  verändert  wurde,  dessen  Zusammensetzung  jedoch 
den  Resultaten  der  Analyse  zufolge  keiner  einfachen  For- 
mel entsprach;  andere  Male  wurden  aus  der  Mutterlauge 
B  Krystalle,  von  den  früheren  durch  dunklere  Farbe  und 
andere  Form  unterschieden,  erhalten,  die  sich  ebenfalls 
beim  Aufbewahren  veränderten  und  mit  Wasser  gekocht 
gleichfalls  ein  gelbes^  sehr  deutlich  krystallinisches  Pul- 
ver lieferten,  das  auch  erst  beim  Kochen  mit  Natron- 
lauge schwarzes  Kobaltoxyd  abschied«  Eigenschaften  und 
analytische  Resultate  zeigten,  dass  es  identisch  ist  mit  der 
von  Künzel  als  schwefligsaures  Triaminko- 
baltsesquioxyd  bezeichneten  Verbindung. 

Diese  Versuche  zeigen,  dass  das  Kobaltoxydhydrat  aus 
dem  schwefligsauren  Ammoniak  das  Ammoniak  aus- 
zutreiben im  Stande  ist,  dass  bei  dieser  Einwirkung 
aber,,  wenigstens  die  beständigeren  und  analysirbaren 
Endproducte  nicht  einfache  Kobaltoxyd-Ammoniak-Doppel- 
salze  sind,  sondern  dass  sie  Kobaltaminbasen  enthalten. 
Diese  directe  Entstehung  der  Künzel  suchen  Salze  aus 
Kobaltoxydhydrat  ist  von  grosser  Bedeutung  für  die  Frage 
ob  sie  Kobaltoxyd -Doppelsalze  sind  oder  nicht,  sie  wird 
entschieden  zu  Gunsten  dieser  Ansicht  sprechen,  wenn  die 
Existenz  wirklicher  schwefiigsaurer  Kobaltoxyd -Doppel- 
salze dargethan  wird. 

DÄflselbe  geschieht  nun  leicht,  wenn  man-  sich  des 
schwefligsauren  Kali's  oder  Natron's  anstatt  des  Ammo- 
niaks bedient.  Fügt  man  zu  völlig  neutral  reagirendem 
schwefligsauren  Kali  oder  Natron,  Kobaltoxydhydrat,  .so 
tritt,  in  der  Kälte  langsam,  rasch  beim  Erwärmen,   eine 


24  Kraut  und  ScJduny 

Veränderung  des  Oxyds  ein.  Dasselbe  verwandelt  sieb, 
indem  die  Flüssigkeit  immer  stärkere  alkaliscbe 
Beaction  annimmt,  in  einen  gelbrötblichen,  in  Wasser 
unlöslicben,  in  der  Kälte  von  Natronlauge  unverändert 
bleibenden,  beim  Kochen  damit  aber  sogleich  schwarzes 
Oxyd  bildenden  Körper,  der  mit  stärkeren  Säuren 
schweflige  Säure  entwickelt  und  Kali  resp.  Natron  enthält, 
also  ein  wahres  schwefligsaures  Kobaitoxyd-Kali 
(Natron)  ist.  Gewiss  höchst  überraschend  ist  hierbei 
die Thatsache,  dassdas  Kobaltoxydhydrat  das  Kali 
und  Natron  aus  ihrer  V erbind ung  mit  schwefliger 
Säure  frei  zu  machen  im  Stande  ist. 

Die  Zusammensetzung  dieser  Doppelsalze  soll  in  einer 
späteren  Mittheilung  folgen.  Dieselben  entstehen  also  auf 
ganz  analoge  Weise  lind  unter  den  Erscheinungen,  wie 
es  von  den  Künzel- sehen  Salzen  oben  gezeigt  ist.  Der 
Möglichkeit  und  Richtigkeit  der  für  letztere  ausgeführten 
Deutung  steht  also  nichts  mehr  im  Wege. 

Zum  Schluss  sei  noch  erwähnt,  dass  das  Kobaltoxyd- 
hydrat das  ganz  neutrale  salpetrigsaure  Kali  (von  schwach 
alkalischer  Reaction)  nicht  zu  verändern  im  Stande  ist, 
dass,  so  wie  aber  durch  nur  einen  Tropfen  einer  Säure 
eine  geringe  Menge  salpetrige  Säure  in  Freiheit  ge- 
setzt wird,  augenblicklich  die  Bildung  des  gelben  Doppel- 
salzes beginnt. 

ins  dem  Laboratorium  der  polytechnischen  Schnle 

in  Hannover; 

von 

Karl  Kraut. 


14t  Heber  Aiethol  ud  isomere  Yerbiadugeii^ 

von  K.  Kraut  und  Fr.  Schlun. 

Als  Anethöl  hat  einer  von  uns  den  nach  der  Formel 
C20H12O2  zusammengesetzten  Bestandtheil  des  Anis-, 
Fenchelöls  und   ähnlicher  Oele   bezeichnet,   welcher  wie 


Aneihol  und  isomere  Verbindungen.  25 

bekannt  in  zwei  verschiedenen  Modificationen  auftritt. 
Es  erschien  als  möglich,  dass  in  dem  festen  und  flüssigen 
Anethol*)  Körper  mit  abweichenden  optischen  Eigen- 
schaften etwa  der  Weinstein-  und  Traubensäure  ent- 
sprechend vorlagen,  zu  mal  L  u  b  o  1  d  t  und  später  B  u  i  g  n  e  t 
gefunden  hatten,  dass  Anisöl  inactiv,  Fenchelöl  rechts- 
drehend ist.  Diese  Erwartung  hat  sich  als  unrichtig  er- 
wiesen, es  sind  beide  Arten  des  Anethols  optisch  unwirk- 
sam. In  Bezug  auf  die  übrigen  Eigenschaften  der 
genannten  .Körper  haben  unsere  Versuche  Folgendes  erge- 
ben. Sie  wurden  mit  Oelen  zweifelloser  Eeinheit  ange- 
stellt, welche  Herr  Berg-Commissair  Apotheker  Retschy 
in  Uten  für  uns  zu  destilliren  die  Oüte  hatte. 

1.  Anisöl.  Dasselbe  besitzt  kein  Molecularrotations- 
vermögen.  Beim  Schmelzen  und  Erkälten  zeigte  es  bei 
13^4  einzelne  Krystallblättchen,  die  sich  beim  Sinken  der 
Temperatur  auf  10<>8  rasch  vermehrten.  Ohne  dass  das 
Oel  aus  der  Kältemischung  entfernt  wurde,  stieg  die 
Temperatur  auf  12<>3  und  blieb  hier  während  der  ganzen 
Zeit  des  Erstarrens  constant.  —  Die  erstarrte  Masse  wurde 
gepresst  und  aus  Weingeist  umkrystallisirt,  so  lange  der 
Schmelzpunct  noch  dadurch  erhöht  werden  konnte.  Das 
so.  erhaltene  Product ist  das  feste  Anethol.  Es  schmilzt 
bei  2101,  siedet  (corrigirt)  bei  2320  und  zeigt  bei  280 
0,989  spec.  Gewicht.  Aus  Fenchelöl  kann  es  in  gleicher 
Weise  von  demselben  Schmelzpunct,  ebenfalls  ohne  Rota- 
tionsvermögen erhalten  werden. 

2.  Fenchelöl.  Aus  dem  Samen  destillirtes  Oel 
zeigte  ein  Molecularrotations vermögen  nach  rechts  von 

[ajj  =  1706; 

käufliches  Oel  zeigte  kleineres  [a]j  =  IIO4,  Buignet 
{Ancd.  Zeitschr.  i,  233)  fand  es  zu  80l3,  Luboldt  zu  16P2. 
Es  wurde  durch  gebrochene  Dedtillation  in  verschiedene 
Producte  zerlegt,  von  denen  das 


*)  GmeUn  Vü,  183. 


m^^ 

/'''•- 

Sri'-'- 
w<-\ -■■■.  ^ 

£^"- 

»r-'^  ::/     .^ 

i- 

at^-V  ••. 

i^:  ■ 

rj^ 


26  Kravi  und  Schlun, 

1)  unter  2000  Uebergeheude 3106 

2)  bei  200  bis  2240  üebergehende 1800 

3)  bei  224  bis  2340  üebergehende  . . , .  .  408 
Rotation  für  100  Millimeter  zeigte.  Durch  wiederholtes 
Rectificiren  und  alleiniges  Auffangen  der  zuerst  überge- 
henden Äntheile  gelang  es  den  leicht  flüchtigen  Antheil 
des  Fenchelöls  von  9304  Drehungsvermögen  und  ziem- 
lich constantem  Siedpunct  (ein  Mal  175<^^  ein  zweites 
Mal  1820)  zu  gewinnen.  In  dem  Maasse  wie  dieser  Antheil, 
der  nach  Gerhard t's  Untersuchungen  bekanntlich  ein 
dem  Terpenthinöl  isomerer  Eohlenwass^stofF  ist,  ausge- 
sondert wurde,  sank  das  Rotationsvermögen  der  später 
übergehenden  Äntheile.  Allerdings  ist  es  uns  nicht  ge- 
lungen, aus  dem  Penchelöl  ein  Product  zu  isoliren,  wel- 
ches weder  Rotationsvermögen  zeigte,  noch  in  der  Kälte 
erstarrte,  also  weder  den  Kohlenwasserstoff  noch  das  feste 
Anethol  des  Fenchelöls  enthielt,  aber  aus  dem  Vorkom- 
men des  flüchtigen  Anethols  in  dem  inactiven  Anisöl 
einerseits,  so  wie  andererseits  aus  dem  Umstände,  dass 
die  reinsten  Äntheile  des  flüssigen  Anethols,  welches  wir 
aus  dem  Fenchelöl  zu  isoliren  vermochte'n,  nur  1  bis  20 
Drehungsvermögen  zeigten^  müssen  wir  den  Schluss  zie- 
hen, dass  auch  das  flüssige  Anethol  optisch  inactiv  ist.  — 
Fenchelöl  und  Anisöl  sind  demnach  beide  Gemenge  von 
flüssigem  und  festem  Anethol,  zu  welchen  Bestandtheilen 
beim  Fenchelöl  noch  ein  rechtsdrehender  Kohlenwasser- 
stofi*  C20H16  in  wechselnder  Menge  kommt. 

.  3.  Anisoin.  Es  lässt  sich  bequemer  aus  Anisöl 
wie  aus  Fenchelöl  darstellen.  Wendet  man  dabei  Zwei- 
fach-Jodkalium  an,  wie  dieses  früher  (Gm,  VII,  189) 
beschrieben  wurde,  so  muss  die  Jodkaliumlösung  durch- 
aus gesättigt  sein.  Die  Anwendung  des  Vitriolöls  ist  vor- 
zuziehen. Ein  besonderer  Versuch  hat  uns  gezeigt,  dass 
auch  das  flüssige  Anethol  in  Anisom. überzugehen  vermag. 
Bei  der  trocknen  Destillation  des  Anisoms  haben  wir 
niemals  Krystalle  des  von  Gerhardt  beschriebenen Met- 
anetholcamphers  {Gm.   Vll,    190)    auftreten  sehen,    auch 


f  ■ 


Anetkol  und  isomere  Verbindungen,  27 

dann  nicht,  wenn  ganz  reines  Anisoin  angewandt  wurde. 
Dasselbe  lieferte  in  allen  Fällen,  mochte  es  aus  flüssigem 
oder  festem  Anethol  dargestellt  sein,  zwei  Producte,  näm- 
lich das  (nach  Gerhardt)  bei  206<>  siedende  Metanethöl 
und  einen  braun  gefärbten  Rückstand^  der  auch  bei  8  60^ 
nicht  überging  und  etwa  die  Hälfte  des  angewandten 
Anisoins  betrug.  Derselbe  stellt  eine  neue  isomere  Mo- 
dification  des  Anethols  dar,  welche  wir  als  Isanethol  be- 
zeichnen. 

4.  Metanethöl.  Wir  haben  den  Siedpunct  des 
durch  trockne  Destillation  von  Anisoin  erhaltenen  zu  232<>5, 
das  spec.  Gewicht  zu  0,9706  bei  18^  gefunden  und  fest- 
gestellt, dass  es  auf  gewöhnlichem  Wege  in  Anisoin  über- 
geführt werden  kann.  Wird  es  im  zugeschmolzenen  Rohre 
mehrere  Stunden  auf  320^  erhitzt,  so  geht  es  theilweis  in 
Isanethol  über,  welches  beim  Destilliren  zurückbleibt. 

5.  Isanethol.  Es  bildet  eine  dickflüssige,  zähe, 
dem  venetianischen  Terpenthin  ähnliche  Masse,  die  nach 
wiederholtem  Schütteln  ihrer  ätherischen  Lösung  mit  Thier- 
kohle  hellgelb  gefärbt  erscheint  und  bis  auf  380^  erhitzt 
werden  kann  ohne  Veränderungen  zu  erleiden.  Es  scheint 
bei  dieser  Temperatur  noch  kleine  Reste  von  Metanethöl 
zurückzuhalten,  wenigstens  erhärtete  eine  Probe  des  so 
stark  erhitzten  Products  bei  mehrmonatlichem  Stehen 
neben  Vitriolöl  zuletzt  so,  dass  sie  kaum  den  Eindruck 
des  Fingörs  wahrnehmen  liess,  wobei  sich  das  Vitriolöl 
(durch  Aufnahme  von  Metanethöl?)  roth  färbte.  Die 
Analysen  ergaben: 


2p  C 

120 

81,08 

a 
81,21 

b 

80,72 

12  H 

12 

8,11 

8,42 

8,24 

2  0 

16 

10,81  . 

C20H12O2    .   148       100,00 
a)  durch  Erhitzen  von    Anisoin,  b)    durch  Erhitzen   von 
Metanethöl  erhalten. 

Isanethol  wird   durch   gesättigtes   weingeistiges  Kali 
auch  bei  mehrstündigem  Kochen  nicht  zersetzt.     Schmel- 


N 


■i.-  .■^,*' 


■■*-,'    V'-     - 


^•::- 


W'V 


t«^*'^ 


^'■';/ 


i?;^. 


T«-'* 


m^ 


^y' 


?-.^- 


[^:?; 


Ä:'' 


28     Äraw^  «n<Z  Schlun,  Aneihol  %md  isomere  Verbindungen. 

zendes  Kali  wirkt  anfangs  nicht  ein,  später  verkohlt  es  da» 
Isanethol  theilweis,  wobei  kleine  Mengen  Metanethol 
regenerirt  zu  werden  scheinen.  Vitriolöl  bildet  aufs  Neue 
Anisoin,  dasselbe  Product  wird  auch  durch  Jodwasserstoff- 
säure in  kleiner  Menge  erzeugt.  —  Das  Isanethol  löst 
sich  leicht  in  Aether,  schwieriger  in  Weingeist. 

Mit  Hinzurechnung  des  Metanetholcamphers,  an  des- 
sen Existenz  wir  nicht  zweifeln  können,  wenngleich  uns 
seine  Darstellung  nicht  gelang,  sind  demnach  6  isomere 
Verbindungen  bekannt,  die  aus  Anisöl  erhalten  werden 
können.  Aber  wir  halten  es  für  möglich,  dass  flüssiges 
Anethol  und  Metanethol  ein  und  derselbe  Körper  ist,  und 
dass  die  abweichenden  Angaben  bei  eingehender  Unter- 
suchung beider  Substanzen  sich  als  unrichtig  erweisen 
werden. 

6.  Monochloranethol.  Wird  Pünflfach- Chlorphos* 
phor  mit  der  äquivalenten  Menge  festen  Anethols  zusam- 
mengebracht, so  findet  in  der  Kälte  anfangs  keine  Ein- 
wirkung statt,  nach  einigem  Stehen  erhitzt  sich  das  Ge- 
menge und  erstarrt  darauf  zur  kömigen  Masse.  Das 
Product  wurde  mit  Wasser  versetzt,  durch  anhaltendes 
Waschen  von  aller  anhängenden  Säure  befreit  und,  da 
sich  zeigte,  dass  es  nicht  ohne  Zersetzung  destillirbar  ist, 
neben  Vitriolöl  getrocknet.  Es  bildet  ein  dickflüssiges 
schwach  gefärbtes  Oel,  welches  nach  der  Gleichung: 
C20H12O2  -f  PC15  =  C20H11C1O2  +  PC13  -f-  HCl 
gebildet  ist.  Die  gleichzeitige  Bildung  von  Dreifäch-Chlor- 
phosphor  wurde  nachgewiesen.  Die  Analysen,  bei  denen 
wegen  Uebergehens  von  Kupferchlorür  der  Wasserstoflf  zu 
hoch  gefunden  wurde,  lassen  gleichwohl  an  der  Formel 
der  Verbindung  keinen  Zweifel. 

20  C        120  65,75  "       65,66  .      65,48 

Gl  35,5         19,45         19,53         18,45 

11  H  11  6,02  7,60  7,04 

2  0  16  8,78 

C20ClHnO2      182^5       100,00. 


Röders,  über  den  Bienenhonig,  29 

15.  lieber  den  Bienenhonigs 

von  E.  R  Oders  aus  Soltau. 

Wenn  Bienen  ausschliesslicli  mit  käuflichem  Trauben- 
zucker gefüttert  werden^  so  erzeugen  sie  einen  harten 
gelbweissen  Honigs  welcher  weniger  süss  schmeckt  als 
der  gewöhnliche.  Herr  Apotheker  Dr.  Kemper  in  Bis- 
sendorf hatte  die  Güte,  einen  solchen  Fütterungsversuch 
auf  meine  Veranlassung  anzustellen  und  mir  den  gewon- 
nenen Honig  zur  Untersuchung  zu  übersenden.  Die  Unter- 
suchung ist  unter  meiner  Leitung  von  Herrn  Köders 
xhit  grosser  Ausdauer  und  Sorgfalt  ausgeführt  worden. 

Menge  und  Natur  des  Zuckers  wurden  in  dem  er- 
wähnten;  so  wie  in  zwei  anderen  Honigsorten  nach  folgen- 
den Methoden  bestimmt: 

1.  Durch  Reduction  mit  Fehling' scher  Kupferlö- 
sung. Zur  Controle  wurde  reiner  Bohrzucker  mit  i/|q  Salz- 
säure bei  60  bis  70<>  invertirt*).  Im  Mittel  zahlreicher 
Versuche  waren  27,6  CG.  einer  Lösung,  welche  0,002  Grm. 
Bohrzucker  im  Cubikcentimeter  enthielt,  nöthig  um  lÖ CG. 
Kupferlösung  zu  i*educiren. 

Berechnet  ,  Gefunden 

0,05774  0,05776  Grm.  Invertzucker. 

2.  Durch  die  Drehung  der  Pojarisationsebene,  welche 
die  Lösung  bewirkten.  •—  Der  angewandte  Apparat  kann 
ein  Bohr  von  251  Mm.  Länge  aufnehmen.  Es  wurde  die 
speciflsche  Drehkraft  (das  Molecularrotationsvermögen)  bei 
15<>  angenommen  für: 


*)  Beim  Hinstellen  oder  Erwärmen  mit  verdünnten  Säuren  ver- 
liert Rohrzucker  sein  Rotationsvermögen  nach  rechts  und  erlangt 
ein  Botationsvermögen  nach  links,  welches,  wenn  die  Umwand- 
lung (Inversion)  vollständig  erfolgt  ist,  für  je  100  Grad  des 
urspünglichen  nach  rechts  38  Grad  nach  links  bei  14<>  beträgt. 
Biot.  Diese  Veränderung  beruht  darauf,  dass  der  Rohrzucker 
unter  Aufnahme  von  5  Proc.  Wasser  in  Invertzucker,  das  ist 
in  ein  Gemenge  von  Linksfruchtzucker  und  Rechtstrauben- 
zucker zerfällt.  Dubrunfaut.  C24H22022-f  2H0  =  C12H12012 
-J-C12H12  012  {Gmelin  VII,  689), 


30  Böders, 

Rohrzucker    =  {«] j  +  7308 

Rechtstraubenzucker  . . .  =     „     -f*  5706 

Linksfruchtzucker =     „     —    106^ 

Invertzucker ...,.=     ,     —      260. 

War  die  Beobachtung  (bei  den  beiden  linksdrehenden 
Zuckerarten)  bei  anderen  Temperaturen  ausgeführt,  so 
wurde  [nachBuignet  {Gmelin  VII,  769)]  für  jeden  Grad 
unter  150  ©in  Steigen,  für  jeden  Grad  über  löO  ein  Sin- 
ken von  0,740  für  Linksfruchtzucker,  von  0,370  für  Invert- 
zucker angenommen.  —  Die  Rechnung  erfolgte  nach 
Berthelot^s  Formel: 

a  =  [«]-lP- 

worin  [aj  die  specifische  Drehkrafk,  1  die  Länge  des  Roh- 
res in  Decimetdm,  p  das  Gewicht  des  Zuckers,  in  Gram- 
men im  V  =  Cubikcentimeter  der  Lösung  bedeutet. 

A.  Traubenzuck  er  honig.  10  Grm.  des  von  den 
Zellenhäuten  möglichst  befreiten  Honigs  wurden  in  wenig 
Wasser  gelöst  und  nach  dem  Entfärben  der  Lösung  mit 
feuchter  Thierkohle  auf  100  CG.  aufgefüllt.  Das  Rota- 
tionsvermögen    der   Lösung   im  251  Mm.    langem   Rohre 

betrug 

+  12,380  im  Mittel  von  12  Versuchen. 

Es  wurden  3CC.  der  Lösung  zu  100  .CC.  aufgefüllt 
und  hiervon  zur  vollständigen  Reduction  von  10  CG. 
Kupferlösung  gebraucht 

26,0  CG.  im  Mittel  von  8  Versuchen. 

Hieraus  berechnet  sich  die  Menge  des  in  Lösung 
befindlichen  Traubenzuckers  (Linksfruchtzuckers,  Invert- 
zuckers) zu  7,4  Grm.  und  unter  der  Voraussetzung,  der 
vorhandene  Zucker  sei  Reditstraubenzucker,  das  Rotations- 
vermögen der  Lösung  zu 

4-  10,690.     (Gefunden  +  12,380). 

Um  zuerst  nachzuweisen,  ob  der  Honig  überhaupt 
Rechtstraubenzucker  enthielt,  wurde  derselbe  mit  kochen- 
dem Weingeist  ausgezogen  und  die  filtrirte  Lösung  neben 
Kalk  eingeengt.    Es  erschienen  bald  Krystallkrusten,  die 


über  den  Bienenhonig.  31 

bei  840  etwas  zusammensinterten^  bei  144<^  schmolzen  und 
deren  Lösung  im  Wasser 

frisch  bereitet  +  10,00 

nach  dem  Constantwerden  des  Rotationsvermögehs  -|-  5,6^ 
Ablenkung  bewirkte.  Der  erhaltene  Zucker  zeigte  also 
die  Bitotation,  so  wie  alle  anderen  Eigenschaften  des 
Bechtstraubenzuckers.  Dagegen  zeigt  obiger  Reductions- 
versuch,  verglichen  mit  der  Ablenkung  der  Lösung,  dass 
ausser  dem  Rechtstraubenzucker  eine  rechtsdrehende, 
Kupferiösung  nicht  reducirende,  Substanz  zugegen  war. 

a)  Die^drehende  Substanz  konnte  Rohrzucker  sein.  — 
Ein  Theil  der  Lösung   wurde   mit  ^iq  Salzsäure    in  der 
oben  angegebenen  Weise    auf  60  bis  70^  erwärmt.    Das 
Rotationsvermögen  betrug  (bei  gleicher  Concentration  der 
Lösung)^ 

nach  dem  Behandeln  mit  Säure  -|-  12,40®  (Mittel  von  10 

Versuchen), 

vorher  -f-  12,380. 

Zur  Reduction  von  10  CC.  Kupferlösung  wurden  (bei 
gleicher  Concentration)  wie  vor  dem  Behandeln  mit  Säu- 
ren 26,0  CC.  gebraucht.  —  Die  rechtsdrehende  Substanz 
ist  demnach  kein  Rohrzucker,  sie  erlangt,  wenn  man  sie 
unter  den  Umständen,  unter  welchen  Rohrzucker  inver- 
tirt  wird,  mit  Säuren  behandelt,  weder  ein  Rotationsver- 
mögen nach  links,  noch  ein  Reductionsvermögen  fiir  Kupfer- 
lösung. 

b)  Die  rechtsdrehende  Substanz  konnte  Dextrin  sein. — 
Zur  Entscheidung  wurde  eine  Lösung,  deren  Drehungs- 
vermögen zu  -[-  24,980  (Mittel  aus  10  Versuchen)  gefun- 
den, zu  -}-  21,02  aus  dem  Kupferreductionsvermögen 
(8  Versuche)  berechnet  war,  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
gekocht,  indess  ohne  dass  die  Lösung  jetzt  mehr  Kupfer 
zu  reduciren  vermochte.  Bestimmter  noch  als  dieser  Ver- 
such beweisen  die  folgenden,  dass  der  unbekannte  rechts- 
drehende  Beeta&dtbeil  des  vorliegenden  Honigs  vom  Dex- 
trin verschieden  war. . 


fj!,.  .'1 


fea^- 


'*■■••'. 


r-t: 


fe-'^- 


:V : 


fl'^'-' 


'  ;.•■  *> 


32 


RöderSy 


Eine  Lösung,  welche  24,04<>  Rechtsrotation  (12  Ver- 
suche) und  ein  Reductionsyermögen  zeigte,  welches  einer 
Rechtstraubenzuckerlösung  bei  Abwesenheit  anderer  acti- 
ven  Substanzen  19,96^  Rotation  ertheilt  haben  würde, 
wurde  wiederum  mit  ^/j^Maass  rauchender  Salzsäure  auf 
60  bis  70^  erwärmt,  ohne  dass  Veränderungen  eintraten. 
Das  saure  Qemisch  wurde  hierauf  im  zugeschmolzenen 
Rohre  eine  Stunde  auf  105<)  erhitzt.  Die  gelbe  Lösung 
zeigte  nunmehr 

17,49<>  Rechtsrotation  (8  Versuche,  auf  die  ursprüng- 
liche Concentration  berechnet), 

dagegen  war  das  Reductionsvermögen  gestiegen,  sodass, 
wäre  es  allein  durch  vorhandenen  Rechtstraubenzucker 
veranlasst  worden,  die  Lösung 

21,450  Rechtsrotation 
hätte  zeigen  müssen.  —  Der  Versuch  wurde  mit  gleichem 
Resultate  wiederholt,  wie  folgende  Uebersicht  darlegt. 
I.  Rechtsrotation  der  Lösung  =  -|-  18,36^  (8  Versuche), 
nach  dem  Erwärmen   (60  —  70^)  mit  Salzsäure  = 

+  18,230  (8  Versuche). 

Die  Reductionskraft  der  Lösung,  vorausgesetzt,  dass 
sie  von  Rechtstraubenzucker  herrühre,  würde  bei  Abwe- 
senheit anderer  activen  Substanzen  einem  Rotationsvermö- 
gen von 

-j-  15,720  vor   dem  Behandeln  mit  Säuren 
4-  15,710  nach    „  «  »         n 

entsprechen. 

II.  Rechtsrotatiou  der  Lösung  nach  dem  Erhitzen  mit  Säu- 
ren auf  1040  (auf  die  ursprüngliche  Verdünnung  berechnet) 

=  13,310 
Aus  dem  Reductionsvermögen  =  15,90. 

Die  erörterten  und  einige  andere  Versuche  sind  in 
nachstehender  Tabelle  zusammengestellt. 

a)  Gehalt  der  Lösung  an  Rechtstraubenzucker,  in 
Grammen  in  100  CC,  aus  dem  Reductionsvermögen  ge- 
gen Kupferlösung  berechnet. 


über  den  Bienenhonig.  33 

b)  Berechnete  Drehung  der  Polarisationsebene;  welche 
eine' Rechtstraubenzuckerlösung  mit  dem  in  a  gefundenen 
Gehalt  im  251  Mm.  langen  Rohre  bewirken  würde. 

c)  Beobachtetes  Rechtsdrehungsvennögen  der  Lösung 
(Ue  bergangsfarbe). 

d)  Verhältniss  von  h  zu  c. 

a.  b.  c.  d. 

,    Vor  und  n  a  ch  Vor  und  n  a  ch 

•  dem  Erhitzen  mit  dem  Erhitzen  mit 

Nr.  Säure  auf  60— 70«.  Säure  auf  60— 70«. 

1.  7,4       +  10,69«  +.  10,69«  12,38«      12,4«  "      10 :  11,6 

2.  14,54  -f  21,02«  +■  21,02«  24,98         —  10 :  11,9 

3.  13,81  4-  19,96«  -f-  19,%«  24,04  23,88  10 :  12,0 

4.  10,87  +.  15,71«  -f.  15,72«  18,36  18,23  10 :  11,7 

5.  9,50  +  13,75«         —  16,34         —  10 :  11,85 

6.  9,28  +  13,42«         —  16,20         -  10 :  12,0 

e)  Reductionsiahigkeit  der  Lösung  nach  dem  Erhitzen 
mit  Säure  auf  1050,  in  derselben  Weise  wie  bei  b  aus- 
gedrückt. 

f )  Nach  dem  Erhitzen  mit  Säuren  auf  1050  beobach- 
tete Drehung. 

g)  Verhältniss  von  e  zu  f. 

e.  f.  g. 

3.  +  21,45«       17,49«        10 : 8,15 

4.  +15,9«         13,31«        10:8,36 

Der  Honig;  welchen  die  mit  käuflichem  Traubenzucker 
gefutterten  Bienen  bereiteten,  hält  demnach  vorwiegend 
Rechtstraubenzucker.  In  kleinerer  Menge*  findet  sich 
eine  ebenfalls  rechtsdrehende  Substanz,  welche  alkalische 
Kupferlösung  nicht  reducirt,  und  welche  durch  Erwärmen 

Arch.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bdß.  1.  Hft.  •  3 


■^.. 


'  r  ■ 

* 


i- 
i    y 


34  Jiöders^ 

mit  Säuren  weder  ein  Redtictionsvermögen  erlangt,  noch 
ihr  ßotationsvermögen  verändert.  Wird  diese  Substanz 
mit  Säuren  auf  105<)  erhitzt;  so  wird  sie  reducirend  und 
linksdrehend.  Dass  letzteres  wirklich  der  Fall  ist;  geht 
auf  das  Bestimmteste  aus  dem  Vergleich  zwischen  6  und/ 
hervor.  Das  Rotationsvermögen  hatte  in  beiden  Ver- 
suchen über  dasjenige  hinaus  abgenommen^  welches  der 
vorhandene  Rechtstraubenzucker  allein  bewirken  musste. 
Im  Uebrigen  ist  diese  Substanz  nicht  gährungßiahig  und 
nicht  durch  Dialyse  vom  Rechtstraubenzucker  zu  trennen  *). 

Der   untersuchte  Traubenzuckerhonig   verlor   neben 
Vitriolöl  10  Proc.  Wasser,  der  Gehalt  an  Rechtstrauben- 
zucker wurde,  (nach  Aussonderung  der  Zellen)  gefunden 
durch  Reduction  zu  74,0    J 

;,  „    72,7    >  im  Mittel  zu  72,6  Proc. 

durch  Qährung      „    71,1    ] 

B.  Amerikanischer  oder  Cuba- Honig.  —  Der- 
selbe war  halbflüssig,  von  schwach  weinigem  Geruch  und 
schon  über  ein  Jahr  alt. 

Die  optische  Probe  ergab  zunächst,  dass  dieser  Honig 
ein  Linksdrehungsvermögen  besitzt,  welches  wie  das  des 
Invertzuckers  oder  Linksfruchtzuckers  mit  der  Tempe- 
ratur der  Lösung  veränderlich  ist.  Die  Reductionsprobe 
zeigte,  dass  das  Drehungsvermögen  nicht  ausschliesslich 
durch  Invertzucker  bewirkt  sein  konnte.  Wiederholungen 
beider  Proben  nach  dem  Behandeln  mit  Säuren  legten 
die  Abwesenheit  des  Rohrzuckers  dar.  —  Durch  Reduction 
wurden  in  diesem  Honig  76,4,  durch  Gährung  72,1  Proc. 
Zucker  gefunden.  Die  übrigen  Resultate  sind  in  nach- 
stehender Tabelle  zusammengestellt. 

a)  Zuckergehalt  in  Grammen  in  100  CC.  Lösung, 
aus  den  Reductionsversuchen  berechnet. 


*)  Rechtstraubenzucker  und  Ltnksfrtichtzucker  diffundiren  mit 
gleicher  Leichtigkeit  durch  Pergamentpapier  und  können  daher 
durch  Dialyse  nicht  getrennt  werden.  Hiermit  verschwindet 
auch  die  Aussicht,  die  Dialyse  für  die  Gewinnung  von  Rohr- 
zucker aus  der  belasse  nutzbar  zu  machen.  Krt. 


über  end  Bienenhonig.  35 

b)  Berechnete  Drehung  der  Polarisationsebene,  welche 
eine  Invertzuckerlösung  von  dem  in  a)  gefundenen  Gehalt 
im  251  Mm.  langen  Rohre  bei  22<>  bewirken  würde. 

c)  Beobachtetes  Drehungsvermögen  der  Lösung. 

d)  Hieraus  berechneter  Gehalt  an  Invertzucker  und 
an  Rechtstraubenzucker. 

a.  b.  c.  d.     InlOOTheilen 

Invertz.     Kechtstr.  Invertz.  Rechtetr. 
7,647      —  4,49®      —2,02«         6,431        1,216       98,35        1,65 
17,60        -10,3360    —4,54«        14,75         2,85         98,38        1,62 

Der  Cubahonig  enthält  also  nach,  einjährigem  Auf- 
bewahren etwas  freien  Rechtstraubenzucker.  Der  Grund 
dieser  Erscheinung  kann  in  einer  partiellen  Gährung  lie- 
gen, die  zuerst  den  Linksfruchtszucker  ergreift. 

C.  Heller  Heidhonig.  6  bis  7  Monate  alt  und 
durch  Aufbewahren  der  Waben  in  Papier  vollständig  er- 
halten. Der  zum  Versuch  1  war  flüssig  geblieben,  der 
zu  2  und  3  krystallisch  erstarrt.  —  Der  Honig  hielt 
75  Proc.  Invertzucker,  weder  Rohrzucker  noch  freien 
Rechtstraubenzucker. 

a.  b.  -        c. 

r^     i_        i_  1..      Aus  a  berechnete  Drehung  Beobachtete  Drehung 

Zuckergehalt                         •                ,      °  bei  iqo 

,     T  ••                       vor    und     n  a  ch  »,  ^ «         j            , 

der  Losung      ,       „  ,       -,  ,        •..  o-  ^^^    "°d    nach 

dem  Behandeln  mit  Sauren  dem  Behand.  mit  Säuren. 

13,51  Proc.        -     8,3«  -  8,67o  _    8,66«        ~  8,710 

16,66     „  —  10,410  _  _  10,240 

9,84     „  —    6,050  —  —    6,010 

Es  vermag  demnach  die  Biene  die  Beschaffenheit 
des  Zuckers,  welchen  sie  zu  Honig  verarbeitet,  nicht  zu 
verändern,  es  sei  denn,  dass  von  den  Bienen  gesammelter 
Rohrzucker  eine  Inversion,  d.  h.  eine  Spaltung  in  Rechts- 
traubenzucker und  Linksfruchtzucker  erlitte.  Im  üebri- 
gen  häuft  sie  gesammelten  Traubenzucker  sowohl,  wie 
gesammelten  Invertzucker  als    solchen   in  den  Zellen  an. 


36 


Kraut, 


>.*f^ 


Sic*'--  ^ 


r*7-:.- 


m-- 


■r>  

-?**  *  ^  • 


W 


^ 


I 


w 


16.  Notizen« 

a)   Ueber  eine  Verbindung  des  Eisenoxyds  mit  Magnesia* 

Vermischt  man  Lösungen  von  Bittersalz  und 'Eisen- 
chlorid in  dem  VerhäitnisSy  dass  auf  6  At.  MgO  1  At. 
Fe2  03  vorhanden  ist,  giesst  dieses  Gemenge  in  über- 
schüssige kalte  Kalilauge  von  1,1  spec.  Qewicht  und  kocht 
mehrere  Stunden,  so  wird  der  anfangs  braune  Niederschlag 
völlig  weiss  und  verräth  seinen  Gehalt  an  Eisenoxyd  nicht 
mehr  durch  seine  Farbe.  Bei  sehr  concentrirter  Kalilauge 
tritt  die  Farbenveränderung  nicht  ein,  auch  bei  verdünn- 
ter  Lauge  nicht,  wenn  weniger  als  6  At.  MgO  auf  1  At. 
Fe^O^  vorhanden  sind.  —  Der  Niederschlag  zeigte  sich 
nach  dem  Auswaschen  frei  von  Alkali,  Chlor  und  Schwe- 
felsäure. Er  färbt  sich,  wenn  er  im  feuchten  Zustande 
mit  Schwefelammonium  übergössen  wird,  anfangs  gar  nicht 
und  erst  nach  24  Stunden  grün,  während  Magnesiahydrat, 
welches  mit  viel  kleineren  Mengen  Eisenoxydhydrat  ge- 
mengt ist,  sofort  schwarz  wird.  Kaltes  und  kochendes 
wässriges  Ammoniak  sind  ohne  Einfluss,  Salmiak  löst 
bei  gelindem  Erwärmen  die  Magnesia  und  lässt  Eisen- 
oxydhydrat zurück,  Schwefel wasserstojffwasser  färbt  sogleich 
schwarz.  Der  Niederschlag  kann'  getrocknet  werden, 
ohne  seine  Farbe  zu  verändern,  selbst  bei  120^  erscheint 
er  noch  weiss.  Er  zieht  mit  gleicher  oder  vielleicht  noch 
grösserer  Begierde  wie  Magnesiahydrat  Kohlensäure  aus 
der  Luft  an^  so  dass  es  nicht  gelungen  ist  ihn  kohlen- 
säurefrei zu  erhalten.  Die  feuchte,  nicht  die  trockne 
Verbindung  bräunt  sich  bjsim  Ueberleiten  von  Kohlen- 
säure. Sein  Wassergehalt  entsprach  bei  1200  etwa  der 
Formel  Fe2  03,  6 MgO  +  9 HO;  bei  2100  ist  erst  die 
Hälfte  des  Ws^ssers  zugleich  mit  einem  Theil  der  Kohlen- 
säure entwichen.  Es  ist  möglich,  dass  diese  Verbindung 
auf  die  Formel  viFe^  06,6  MgO  -f-  6  MgO,  HO  zu  be- 
ziehen ist,  doch  hat  es  uns  nicht  gelingen  wollen,  das 
nach  dieser  Formel  als  überschüssig  anzusehende' Wasser 
zu  entfernen,  bevor  die  Verbindung  braun  geworden  war.  —7 
Kohlensaures  Natron  verhält  sich  dem  Aetznatron  ähnlich 


•«* 


Notizen,  37 

gfegen  Eisenoxyd-Magnesialösungeii;  doch  färben  sich  die 
Niederschläge  auch  bei  grösserem  Gehalt  an  Magnesia 
(12  At.  auf  1  At.  Fe^O^)  mit  Schwefelammonium  sogleich 
schwarz.  Die  Thatsache,  dass  es  nicht  gelingt,  Magnesia 
und  Thonerde  durch  Kochen  mit  Kalilauge  von  einander 
zu  trennen,  könnte  die  Existenz  einer  ähnlichen  Thonerde- 
Magnesiaverbindung  vermuthen  lassen  *). 

b)  Bestimmung  der  Phosphorsäure  als  phosphorsaures 

Wismtdhoa^d. 

Q.  Chancel  hat  vor  einigen  Jahren  zur  Bestimmung 
der  Phosphorsäure  empfohlen^  dieselbe  mit  saurem  salpe- 
tersauren Wismuthoxyd  aus  schwefelsaure-  und  salzsäure- 
freien Lösungen  auszufällen.  Nach  Versuchen,  welche 
Herr  Holzbergerim  hiesigen  Laboratorium  ausführte,  i st 
diese  Methode  durchaus  nicht  geeignet  genaue  Resultate 
zu  liefern.  Verfährt  man  genau  nach  Chancel,  so  mengt 
sich  dem  Niederschlage  von  phosphorsaurem  Wismuthoxyd 
basisch-salpetersaures  Salz  bei,  welches  auch  nach  voll- 
ständigem Auswaschen  im  Niederschlage  nachgewiesen 
wurde.  Diese  Beimengung  findet  sogar  dann  noch  statt, 
wenn  mit  Wasser,  welches  1,5  Proc.  Salpetersäureanhy- 
drid hält,  ausgewaschen  wird.  Dieses  Wasser,  oder  solches, 
welches  mehr  Salpetersäure  hält,  löst  aber  schon  etwas 
phosphorsaures  Wismuthoxyd,  so  dass  dasselbe  nach  Ent- 
fernung des"  überschüsiSigen  Wismuths  im  Filtrat  mit 
Magnesia  nachgewiesen  werden  konnte.  Bei  7  Versuchen 
wurden  aus  Lösungen,  welchen  0,328  Grm.  BiO^^PO^ 
hätten  liefern  müssen,  zwischen  0,324  und  0,345  Grm. 
schwankende  Mengen  erhalten,  nur  1  Mal  zeigte  der  Nie- 
derschlag das  richtige  Gewicht.    Es  war  zum  Auswaschen 


'^)  Diese  Beobachtungen  gewähren  ein  besonderes  Interesse  auch 
dadurch,  dass  bei  dem  Antidotum  Arsenici  der  Hannover- 
schen Pharmakopoe  und  der  Pharmac.  boruss.  ed.  VII.  ebenfalls 
Eisenoxydhydrat  und  Talkerde  zu8ammentre£Fen  und  möglicher- 

.  weise  eine  Verbindung  eingehen,  die  gegen  vorhandene  arsenige 
Säure  indifferent  bleibt.  H.  Ludwig. 


38 


Kraut, 


1.-1 ' 


»V. 


.-:.v  , 


t ^*  •  • 

■-■*•••. . 


stets  Wasser  mit  1^/2  Procent  Salpetersäure  benutzt.  — 
Bei  dieser  Gelegenheit  möge  bemerkt  werden^  dasa  das 
basisch-salpetersaure  Wismuthoxyd  des  Handels  wieder- 
holt eisenhaltig  gefunden  wurde. 

c)  StassfurtJier  Abraumsalz. 

Beim  Auflösen  dieses  Salzes  in  Wasser  bleibt  ein 
geringfügiger  krystallischer  Rückstand^  welcher  durch 
Abschlämmen  in  Krystalle  und  Pulver  gesondert  werden 
kann.  Die  ersteren  wurden  als  Anhydrit  (nicht  als  Gyps) 
erkannt.  Das  Pulver  war  oder  enthielt  Stassfurthit^  des- 
sen Menge  nach  der  von  mir  früher  angegebenen  Methode 
zu  0,013  Proc.  vom  Abraumsalz  bestimmt  wurde.  Die 
wässrige  Lösung  zeigte  sich  frei  von  Borsäure,  Jod  und 
Lithion;  Rubidium  ist  bereits  von  0.  L.  Er d mann  im 
Abraumsalz  nachgewiesen.  Die  Menge  des  Broms  wurde 
zu  0,064  Proc.  bestimmt. 

d)  Essigsaures  Ammoniak. 

Das  neutrale  Salz,  durch  Einleiten  von  Ammoniak  in 
Eisessig  von  1,066  spec.  Gew.  dargestellt,  schmilzt  bei  89<>. 
Es  hält  18,29  Proc.  Stickstoff,  der  Formel  C4H3(NH4)0* 
entsprechend  (Rechnung  18,18  Proc.  N).  Neben  Vitriolöl 
scheint  es  sich  in  das  saure  Salz  zu  verwandeln,  wenig- 
stens nahm  es  in  9  Tagen  um  9,1  Proc.  an  Gewicht  ab, 
wobei  Ammoniak  fortging.  —  Das  saure  Salz  wird  auch, 
wie  neuerdings  Kündig  {Ann,  Pharm.  105, 277)  wiederum 
bemerkte,  beim  Erhitzen  des  neutralen  Salzes  erhalten^ 
es  entweicht  anfangs  viel  Ammoniak,  dann  geht  zwischen 
140  und  1500  eine  farblose  Flüssigkeit  übBr,  die  durch 
Einlegen  eines  Krystalls  vom  neutralen  oder  sauren  Salz 
sofort  erstarrt. 

0,352  Grm.  dieser  unter  50^  schmelzenden  Krystall- 
masse,  mit  kohlensaurem  Natron  zerlegt,  lieferten  Ammo- 
niak, das  5,04  CG.  Säure  (*/2ooo  -A.t.  im  Liter)  sättigte. 

0,525  Grm.  lieferten  Ammoniak,  das  8,03  CG.  Säure 
sättigte. 


Notizen.  39 

C4H3(NH4)04,  C*H404  =  10,22  Proc.  Stickstoff 

Gefunden         10,03;     10,71  Proc. 

Dieae  Bestimmungen  sind  von  Herrn  D.  Uelsmann 
ausgeführt. 

e)  Hippursäure, 

Die  trockne  Destillation  der  Hippursäure  mit  watSser* 
freien  Basen  (Kalk)  verläuft  in  ähnlicher  Weise,  wie  die 
Destillation  der  Hippursäure  für  sich,  es  werden  Benzo- 
nitril  und  Ammoniak  erhalten,  wobei  der  Rückstand  ver- 
kohlt. —  Dagegen  wird  beim  Destilliren  von  Hippursäure 
mit  3  Th.  Barjthydrat  keine  Kohle  ausgeschieden,  das 
Destillat  hält  Benzol,  Ammoniak  und  viel  Methylamin. 
Es.  wurde  nach  dem  Neutralisiren  mit  Salzsäure  vom  Benzol 
befreit,  mit  Kalilauge  destillirt  und  das  wieder  in  Salz- 
säure aufgefangene  Destillat  in  Platindoppelsalz  verwan- 
delt. 20  Grm.  Hippursäure  lieferten  etwa  1  Grm.  salz- 
saures Methylamin -Platinchlorid. 

0,5209  Grm.  Platindoppels,  lieferten  0,2173  Grm.  =«41,7   Proc  Platin. 
0,288      „  „  «        0,1185     „     =41,6       „ 

0,2023    ,  „  „       0,0847     „     rrz  41,86     „ 

Rechnung  für  C2NH5,  HCl,PtC12  =  41,68  Proc.  Pt. 

Es  ist  schwer,  sich  von  dem  Vorgange,  der  zum  Auf- 
treten von  Benzonitril  bei  der  trocknen  Destillation  der 
Hippursäure  Veranlassung  giebt,  eine  klare  Vorstellung  zu 
machen.  Die  bis  auf  240  —  250<>  erhitzte  Hippursäure 
hat  kaum  7  Proc.  an  Gewicht  verloren,  der  Verlust  be- 
steht in  Benzoesäure  und  Kohlensäure,  Ammoniak  wird 
erst  gleichzeitig  mit  dem  Benzonitril  entwickelt.  Unter- 
bricht man  den  Versuch  zu  diesem  Zeitpuncte,  so  hält 
der  Rtickstand  nur  noch  wenig  Hippursäure  und  Benzoe- 
säure, aus  der  Lösung  in  kohlensaurem  Natron  fallt  Salz- 
säure ein  braunes  amorphes  Pulver.  —  Ich  vermuthete, 
das  Benzonitril  der  Hippursäure  könne  in  Wahrheit 
C16UH7  sein,  oder  von  dieser  Verbindung  enthalten,  mit 
welcher  Formel  es  durch  Austritt  von  2  At.  Wasser  und 
2  At.  Kohlensäure  aus  der  Hippursäure  entstanden  wäre. 
Da  ich  aber  beim  Zerlegen  des  so  erhaltenen  Benzonitrils 
mit  weingeistigem  Kali  nur  Ammoniak  und  durchaus  kein 


40  ,  Krauty  Notizen, 

Methylamin  erhielt,  habe  ich  diese  Ansicht  aufgeben  müs- 
sen. —  Durch  ähnliche  Beziehungen  geleitet  hat  Weltzien 
für  das  Hipparaffin  von  Schwarz  die  Formel  C^^NH^O^, 
die  sich  von  derjenigen  der  Hippursäure  durch  minus 
2  At.  Kohlensäure  unterscheidet,  aufgestellt.  Aber  Lim- 
p rieht  (Lehrb.y  Braunschw,  186 1,  894)  fand  die  Formel 
von  Schwarz  bestätigt  und  entdeckte  auch  einen  leicht 
schmelzbaren,  in  heissem  Wasser  löslichen  Körper,  der 
sich  beim  Einwirken  von  Schwefelsäure  und  Bleisuper- 
oxyd auf  Hippursäure  bei  massiger  Wärme  bildet,  und 
seiner  Formel  C^^H^NO*  gemäss  als  Ausgangspunct  des 
Hipparaflins  (C16H7N02)  betrachtet  werden  kann.  Somit 
bleibt  das  eigentliche  Benzoylmethylamin  noch  aufzufinden. 

f)  Sebaminsäure,   {Gmelin   F/i,*^454.) 

Sie  wird  auch  durch  trockne  Destillation  des  halb- 
sebacylsauren  (neutralen)  Ammoniaks  erhalten.  Man  löst 
das  anfangs  farblos,  später  gelblich  übergehende  Destillat 
in  wässrigem  Ammoniak,  filtrirt,  fällt  mit  Salzsäure  und 
krystallisirt  -aus  kochendem  Wasser  um.  —  Krystallische, 
weisse  Masse,  die  erst  nach  längerem  Kochen  mit  concen- 
trirter  Kalilauge  Ammoniak  entwickelt,  aus  kohlensaurem 
Elalk  Kohlensäure  austreibt  und  ein  in  Wasser  wenig  lösliches 
Kalksalz  bildet.  —  Erhitzt  man  sebäminsaures  Natron  mit 
Chlorbenzoyl,  so  wird  ausser  Kochsalz  ein  durch  Aether 
ausziehbares  Oel  erhalten,  das  nicht  erstarrt^  mit  Kalihy- 
drat -geschmolzen  Ammoniak  entwickelt,  sich  nicht  in  Was- 
ser, wässrigem  Ammoniak  und  kohlensaurem  Natron  löst, 
sondern  beim  Waschen  damit  nur  etwas  freie  Säure  abgiebt. 

0,268  Grm.  der  über  Vitriolöl  getrockneten  Sebamin- 
säure  gaben  0,5895  Grm.  Kohlensäure  und  0,2365  Grm. 
Wasser.  —  0,146  Grm.  gaben  Ammoniak,  das  eine  0,01036 
Grm.  Stickstoff  entsprechende  Menge  Säure  sättigte. 

Gefunden. 
20  C        120         59,70                        59,98 
N         14           6,97                          7,09 
19  H         19           9,45                          9,81 
^ 6  0         48         23,88 ^__^ 

C20NH19O6      201        100,00. 


Feldhaus^  ühei*  Bittermandelwasser,  41 

g)  Brenzliches  Oel  des  Camphers, 

Unter  diesem  Namen  ist  von  Bouillon-Lagrange 
^in  Oel  beschrieben,  das  er  durch  Destillation  eines 
Gemenges  von  Thon  mit  Campher  erhielt.  Aus  einem 
so  bereiteten  Product,  das  sich  in  der  Sammlung  des 
hiesigen  Laboratoriums  fand,  Hess  sich  durch  fractionirte 
Destillation,  durch  Erkälten  des  Destillates  und  Aussondern 
des  erstarrten  Theils  einerseits  viel  Campher  und  anderer- 
seits Cymen  isoliren.  Das  letztere  wurde  im  Siedpunct, 
Verhalten  gegen  Salpetersäure  und  gegen  Vitriolöl  mit 
dem  gewöhnlichen  Cymen  übereinstimmend  gefunden. 
Das  Oel  ist  demnach  ein  Gemenge  von  Cymen  und  un- 
zersetztfeip  Campher. 

üeber  Bittermandelwasser; 

von- 

Sigismund  Feldhaus. 


Zu  deia  Studien  über  das  Bittermandelwasser,  die  in 
dem  Aprilhefte  des  Archivs  Aufnahme  gefunden,  trage 
ich  ^Einiges  nach,  betreffend  den  Nachweis  des  Cyanam- 
moniums  in  dem  Bittermandelwasser,  die  Bestimmung 
des  Cyangehaltes  in  demselben  und  den  Amygdalinge- 
halt  verschiedener  im  Handel  vorkommender  bittem  Man- 
deln. 

Scheidet  man  mit  Kali  oder  Natron  und  Silber  alles 
Cyan  aus  dem  Bittermandelwasser  ab,  so  darf  man  mit 
Sicherheit  annehmen,  dass  hierdurch  keine  Ammoniakver- 
bindung gebildet  worden  isti  War  eine  Ammoniakverbin- 
dung zugegen,  so  ist  das  Ammonium  an  die  verwendete 
Säure  gebunden,  in  der  vom  Cyansilber  abfiltrirten  Flüssig- 
keit enthalten,  aus  welcher  es  durch  Kochen  mit  Kali 
oder  Natronlösung  frei  gemacht  werden  kann.  Da  aus 
Nitraten  durch  Kochen  mit  überschüssiger  Alkalilösung 
kein  Ammoniak  gebildet  wird,  so  ist  die  Verwendung 
von  Silbersalpeter  und  Salpetersäure  gestattet.      Verfahrt 


4:2  FeldKaus, 

man  nun  in  dieser  Weise,  ßQlt  durch  Natronbydrat,  Silber- 
nitrat und  Salpetersäure  alles  Cyan  aus  dem  Bitl^rmandel- 
wasser  vollständig  aus,  concentrirt  das  Filtrat,  wobei  alles 
Benzaldehjd  zu  Benzoesäure  oxydirt  wird,  und  kocht  mit 
überschüssigem  Aetznatron^  so  erhält  man  starke  Reactionen 
auf  Ammoniak.  —  Durch  Einleiten  der  Dämpfe  in  salz- 
säurehaltiges Wasser,  Concentriren  dieses  Chlorammonium- 
haltigen  Wassers  und  Vermischen  mit  Platiachlorld  unter 
Zusatz  von  Weingeist,  wurde  eine  quantitative  Bestim- 
mung vorgenommen.  100  Grm.  ganz  frisches  Bittermandel- 
wasser gaben  in  dieser  Weise  0,0522  Grm.  H4NCl,PtC12 
welches  nach  dem  Glühen  reines  Platin  zurückliess.  Es 
ist  hierdurch  die  Gegenwart  von  0,0135  Grm»  Cyan- 
aramonium  in  den  100  Grm.  Bittermandel  wasser  bestimmt 
nachgewiesen. 

Nach  der  früher  mitgetheilten  Ausführung  enthält  das  Bit- 
termandelwasser wesentlich  cyanwasserstoffsaures  Benzalde- 
hyd, ausserdem  freie  Blausäure  und  freien  Benzaldehyd,  zu 
denen  nun  auch  noch  Cyanammonium  kommt.  Diese  Be- 
standtheile  finden  sich  nicht  in  constantem  Verhältnisse, 
sondern  da  die  letztern  Zersetzungsproducte  der  ersten  Ver- 
bindung durch  die  Wärme  sind,  so  müssen  schon  hierdurch, 
abgesehen  von  der  mehr  oder  minder  vollständigen  Ver- 
dichtung, je  nach  der  Dauer  und  der  Höhe  dieses  Einflusses 
quantitative  Verschiedenheiten  auftreten,  die  indess  gewisse 
Grenzen  nicht  überschreiten  können. 

Man  darf  annehmen,  dass  die  Verbindung  von  Cyan- 
wasserstoff mit  Benzaldehyd  aus  gleichen  Aequivalenten 
besteht,  und  dass  durch  die  Wärme  auf  ein  Aequivalent 
Cyanwasserstoff  auch  ein  Aequivalent  Benzaldehyd  frei 
wird.  Dieser  freie  Benzaldehyd  wird  sich  in  dem  Bitter- 
mandelwassor  unverändert  vorfinden  bis  auf  einen  kleinen 
Theil,  der  während  der  Destillation  zu  Benzoesäure  oxydirt 
werden  konnte.  Der  frei  gewordene  Cyanwasserstoff  findet 
sich  zum  Theil  in  dem  Destillate,  ein  Theil  entweicht 
unverdichtet  und  ein  Theil  wird  in  Cyanammonium  um- 
geändert. 


N 


über  Bittermandelwasser.  43 

Nach  genauen  Cyanbestimroungen  und  anter  Zu- 
grundelegung dieser  Reactionen  berechnen  sich  beispiels- 
weise für  100  Theile  des  ßittermandelwassers,  welches 
zu  der  obigen  Cyanaminoniumbestimmung  diente,  folgende 
Zahlen: 

Cyan wasserstoffsaurer  Benzaldehyd .. .  0,6848 

*  Freier  Cyanwasserstoff 0,0159 

Cyanammonium 0,0136 

Freier  Benzaldehyd 0,1186. 

Obgleich  aus  den  angeführten  Gründen  diese  Zahlen 
nicht  auf  jedes  Bittermandelwasser  Anwendung  finden, 
so  sind  sie  doch  geeignet,  ein  Bild  von  der  chemischen 
Natur  dieses  Präparates  zu  geben. 

Eine  Reihe  von  Thatsachen,  deren  Aufzählung  hier 
zu  weit  führen  würde,  sprechen  dafür,  dass  das  Cyan- 
ammonium oder  wenn  man  will,  das  freie  Ammoniak 
im  Bittermandelwasser  die  Verbindung  des  Benzaldehyd 
mit  dem  Cyanwasserstoff  unter  Abscheidung  von  in  Wasser 
unlöslichen  Substanzen  zersetzt.  Indifferent  gegen  den 
cyanwasserstoffsauren  Benzaldehyd  verhalten  sich  die  neu- 
tralen Salze  des  Ammoniums  mit  Säuren,'  die  stärker 
sind  als  die  Cyanwasserstoffsäure.  Man  kann  also  nach 
der  quantitativen  Ermittelung  des  Ammoniums  im  Bitter- 
mandelwasser die  Mengen  Säure  berechnen,  welche  das- 
selbe neutralisiren  und  damit  die  Quelle  der  spontanen 
milchigen  Trübung  wegnehmen  müssen. 

0,0135  Cyanammonium  werden  zerlegt  durch  0,0123 
S03;  0,0162 N05 5  0,0110 HCl  etc.  —  Für  1000  Bitter- 
mandelwasser  bedarf  man  hiernach  etwa  1  Acid.  sulf. 
dilut.y  2^3  Acid.  nitric.j  */2  Acid.  hydrochlorat.  oder: 

1  Tropfen  verdünnte  Schwefelsäure  für  2  Unz.  Mandelwasser 
1         „      officinelle  Salpetersäure  für  3    » 
1         M  ^         Salzsäure  für  4 

Diese  kleinen  Mengen  Säuren,  gleich  nach  der  Destilla- 
tion dem  Bittermandelwasser  zugesetzt,  reichen  in  der 
That  aus,    dasselbe  vollkommen   klar  und  unzersetzt  zu 


n 


44  Feldhaus, 

erhalten,  sogar  in  der  starkei)  Verdünnung  als  Aq,  cerasor. 
amygdalata,  — 

Da  der  cyanwasserstoffsaure  Benzaldehyd  von  Silber- 
nitrat  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nicht  verändert  wird^ 
so  muss  derselbe,  um  das  Cyan  an  Silber  zu  binden,  vor- 
ab durch  Kali  oder  Ammoniak  zersetzt  werden.  Aus 
der  schwachen  Basicität  des  Benzaldehyds  scheint  der 
Schluss  gerechtfertigt,  dass  ein  Aequivalent  Kali  oder 
Amrrioniak  zur  vollständigen  Zersetzung  ausreichend  wäre. 
Dies  ist  jedoch  nicht  der  Fall  und  da  durch  dies  Ver- 
halten bei  der  Prüfung  des  Bittermandelwassers  leicht 
Irrungen  entstehen  können,  so  erscheint  ein  näheres  Ein^ 
gehen  hierauf  nicht  überflüssig. 

Für  0,150  Qrm.  HCy,  die  in  100  Grm.  Bittermandel- 
wasser durchschnittlich  vorausgesetzt  werden  dürfen,  er- 
giebt  sich  aus  den  Aequivalentgewichten  0,0945  Qrm. 
H3N,  0,2622  Grm.  KO  und  0,9444  Grm.  AgO,N05,  in 
runden  Zahlen  demnach: 

100  Grm.  Bittermandelwasser 

1      „       Silbernitrat 
.1    CG.   lOprocentige  Ammoniaklösung 
2,5  CG.  lOprocentige  Kalilösung. 

Versetzt  man  Bittermandel wasser  mit  einem  Aequi- 
valent Kali,  so  entsteht  Cyankalium  und  freier  Benzalde- 
hyd. Nach  dem  Ansäuern  mit  Salpetersäure  erhält  man 
eine  starke  Ausscheidung  von  Cyansilber,  aber  es  ist  bei 
weitem*  noch  nicht  alles  im  Bitterraandelwasser  enthaltene 
Cyan  durch  Silber  föUbar  geworden.  Da  Cyanwasser- 
stoflf  und  Benzaldehyd  sich  auf  directem  Wege  nicht  ver- 
einigen, so  geht  hieraus  bestimmt  hervor,  dass  durch 
ein  Aequivalent  Kali  ein  Aequivalent  cyanwasserstoff- 
saurer  Benzaldehyd  nicht  zerlegt  wird.  Sogar  nach  dem 
Vermischen  mit  10  bis  15  Aequivalenten  Kali  ist  nach 
Ansäuern  mit  Salpetersäure  noch  eine  kleine,  aber  nicht 
ganz  unbedeutende  Menge  Cyan  in  dem  Bittermandelwasser 
zugegen,  welches  durch  Silberlösung  nicht  ausgefallt  wurde. 
Genau   wie  das  Kali  verhält  sich  das  Ammoniak.  —  Da 


über  Bittermandelwasser,  45 

eine  längere  Einwirkung  von  überschüssigem  Kali  und 
besonders  von  Ammoniak  Zersetzungen  im  Bittermandel- 
wasser  hervorruft,  so  darf  man  die  vollständige  Zerlegung 
des  cjanwasserstoffsauren  Benzaldehyds  durch  eine  längere 
Einwirkung  von  Kali  oder  Ammoniak  nicht  versuchen. 

Es  kann  mithin  dex  Cyangehalt  des  Bittermandel- 
wassers nicht  in  der  Weise  ermittelt  werden,  dass  man 
erst  Kali  oder  Ammoniak  im  Ueberschuss,  dann  Salpeter- 
säure und  darauf  Silberlösung  zusetzt, 

Anders  gestaltet  sich  dieser  Vorgang,  wenn  man 
Silbernitrat  zu  der  alkalischen  Flüssigkeit  hinzufügt  und 
darnach  erst  mit  Salpetersäure  ansäuert.  Es  tritt  jetzt 
die  Unlöslichkeit  des  Silbercyanids,  so  wie  dessen  grosse 
N'eigung,  mit  Cyanalkalimetallen  leicht  lösliche  Doppelver- 
bindttngen  einzugehen,  mit  ins  Spiel,  so  dass  durch  eine 
viel  geringere  Menge  Alkali  als  eben  angeführt,  eine 
vollständige  Zersetzung  des  cyan wasserstoffsauren  Benz- 
aldehyds erreicht  wird. 

Rose  sagt  über  diese  Prüfungsweise,  Handbuch  der 
analyt.  Chemie,  Bd.  1.  Seite  679 :  um  die  ganze  Menge 
Blausäure  im  Bittermandelwasser  in  Cyansilber  zu  ver- 
wandeln, muss  man  dem  zu  prüfenden  Wasser^  nachdem 
man  salpetersaure  Silberoxydlösung  hinzugefügt  hat,  etwas 
Ammoniak  zusetzen,  wodurch  die  unbedeutende  Trübung 
des  sich  ausscheidenden  Cyansilbers  verschwindet.  Nach 
dem  Uebersättigen  mit  Salpetersäure  erhält  man  alle 
Cyanwasserstöffsäure  als  Cyansilber  ausgeschieden.  — ; 

Die  Ermittelung  der  Menge  Ammoniaklösung,  welche 
zur  vollständigen  Abtrennung  des  Cyans  erforderlich  ist, 
schien  mir  nicht  unwichtig  zu  sein,  ebenso  die  Unter- 
suchung, ob  ein  so  grosser  Ueberschuss  von  Ammoniak, 
welcher  erforderlich  ist,  um  das  im  Anfang  ausscheidende 
Cyansilber  wieder  in  Lösung  zu  bringen,  auf  die  Menge 
des  zu  wägenden  Niederschlags  ohne  Einfluss  bleibt.  . 

Das  Kali  ist  zum  Ausfällen  des  Cyans  mittelst  Silber 
nicht  so  gut  geeignet,  weil  es  aus  Silbersalzen  Silberoxyd 
ausfallt,    welches  von  dem  Cyansilber  nur  durch  längere 


;^:- 


;■.    .•  ■  * 


•> 


46  Feldhaus, 

gelinde  Digestion  mit  verdünnter  Salpetersäure  vollßtändig" 
getrennt  werden  kann.  —  Setzt  tnan  zu  Bittermandel- 
wasser; worifi  man  Silbemitrat  aufgelöst  hat,  allmälig  sehr 
verdünnte  Kalilösung,  so  -entsteht  erst  dann  eine  braune 
Färbung  von  Silberoxyd,  wenn  ein  Aequivalent  Kali  zu- 
gesetzt ist.  Dieser  Punct  ist  se  deutlich,  dass  sich  dar- 
auf eine  maassanalytische  Methode  gründen  liesse,  wenn 
dieselbe  nicht  durch  die  vorzügliche  Liebig'sche  durchaus 
überflüssig  wäre.  —  Eine  vollständige  Ausfällung  des 
Cyans  durch  Silber  und  Kali  ist  nach  meiner  Erfahrung 
ohne  gleichzeitige  Ausscheidung  von  Silberoxyd  nicht 
thunlich,  und  aus  diesem  Grunde  ist  es  viel  zweckmässiger 
sich  des  Ammoniaks  dabei  zu  bedienen. 

Vermischt  man  Bittermandelwasser,  dem  man  ein 
Aequivalent  Silbemitrat  zugesetzt  hat,  mit  einem  Aequi- 
valent Ammoniaklösung,  so  scheidet  sofort  viel  Cyansilber 
aus  und  die  Flüssigkeit  reagirt  deutlich  alkalisch,  ein 
Beweis,  dass  noch  freies  Ammoniak  zugegen  ist.  Setzt 
man  jetzt  Salpetersäure  zu,  so  hat  man  im  Filtrat  noch 
cyanwasserstojQEsauren  Benzaldehyd  neben  salpetersaurem 
Silberoxyd.  Die  Menge  des  nicht  ausgeföllten  Cyans  ist  in 
diesem  Falle  jedoch  viel  geringer,  als  wenn  man  bei 
gleichen  Mengen  das  Silber  nach  der  Ansäuerung  mit 
Salpetersäur(3  zugesetzt  hat.  —  Es  wurde  nun  durch 
Versuche  ermittelt,  dass  zwei  Aequivalente  Ammoniak- 
lösung zu  der  vollständigen  Ausscheidung  des  Cyans  aus- 
reichen. Die  Zersetzung  ist  augenblicklich,  und  der  Ver- 
such erfordert  nicht  so  viel  Zeit,  dass  man  eine  Neben- 
wirkung des  Ammoniaks  zu  befürchten  hätte.  Das  Cyan- 
silber scheidet  sich  fast  vollständig  aus,  noch  ehe  man  einen 
Tropfen  Säure  zusetzt.  Um  das  ausgeschiedene  Cyan- 
silber durch  Ammoniak  in  Lösung  zu  bringen,  bedarf 
man  eines  sehr  grossen  Ueberschusses  und  es  gelingt 
auch,  durch  eine  grosse  Menge  Ammoniaklösung  nicht 
einmal  eine  ganz  klare  Lösung  zu  erhalten.  Eine  ziemlich 
klare  Flüssigkeit  bekommt  man,  wenn  man  zu  dem  Bitter- 
mandelwasser zuerst  eine  grosse  Menge  Ammoniaklösung 


aher  Bittermandelwasser,  47 

und  dann  ein  Aequivalent  Silbemitrat  zusetzt^  jedoch 
auch  hierin  zeigt  sich  sehr  bald  eine  Trübung  durch 
kleine  flinamei*nde  Körper. 

In  dem  so  eben  erörterten  Verhalten  des  Bitter- 
mandelwassers und  des  Cyansilbers  gegen  Ammoniak- 
lösung ist  der  Grund  zu  der  unter  den  Pharmaceuten  viel 
verbreiteten  Meinung  zu  suchen^  dass  die  Fällungsmethode 
keine   genauen    und   übereinstimmenden  Resultate    gebe. 

Ehe  ich  Zahlen  mittheile,  die  aus  Fällungen  unter 
verschiedenen  Verhältnissen  erhalten  wurden,  erlaube  ich 
mir  zwei  Bemerkungen  vorauszuschicken.  Um  sicher  zu 
gehen,  dass  man  alles  Cyan  als  Cyansilber  zur  Wägung 
bringt,  prüfe  man  einige  Tropfen  der  abfiltrirten  Flüssig- 
keit mit  Salzsäure,  ob  ein  geringer  üeberschuss  von 
Silbernitrat  zugegen  ist.  Eine  etwas  grössere  Menge, 
die  Silbernitrat  enthält,  macht  man  mit  Ammoniak  stark 
alkalisch  und  dann  mit  Salpetersäure  wieder  sauer,  es 
darf  keine  Trübung  entstehen,  sonst  war  nicht  alles  cyan- 
wasserstoffsaure  Benzaldehyd  zersetzt.  Beide  Proben 
sollte  man  nie  unterlassen.  —  Die  Wägung  des  Cyan- 
silbers kann  nur  auf  vorher  trocken  gewogenen  Filtern 
geschehen,  da  eine  anscheinend  vollständige  Trennung 
niemals  ein  genaues  Resultat  giebt.  Dass  man  grossen 
Fehlern  ausgesetzt  ist,  wenn  man  zwei  gleich  grosse  Filter 
ohne  Weiteres  für  gleich  schwer  nimmt,  bedarf  wohl 
kaum  der  Erwägung.  Der  Bequemlichkeit  halber  sucht 
man  häufig  die  Menge  Blausäure  aus  dem  Cyansilber 
durch  Division  mit  5  zu  berechnen,  indess  ist  dies  nicht 
genau,  da  AgCyl34  und  HCy27  ist. 

Bei  den  nachfolgenden  Versuchen  waren  die  Filtra 
aus  schwedischem  Papier  trocken  gewogen,  die  Nieder- 
schläge mit  den  Filtern  bei  100 — llOC.  völlig  ausge- 
trocknet und  nach  dem  Erkalten  neben  Schwefelsäure 
zwischen  Uhrgläsern  gewogen.  Das  Silbernitrat  wurde 
in  filtrirter  Lösung  zugesetzt,  die  auf  10  CC.  1  Grm. 
Silbersalpeter  enthielt.  Die  Ammoniaklösung  war  chlor- 
frei, spec.   Gewicht   0,960.     Salpetersäure  wurde   bis  zur 


48  FeldhauSy 

deutlich  sauren  Reaction  zugesetzt;  grosser  Ueberschuss 
vermieden.  Das  Auswaschen  der  Niederschläge  wurde 
so  lange  fortgesetzt,  als  im  Waschwasser  noch  eine  Spur 
Silber  aufzufinden  war.  Das  Bittermandelwasser;  welches 
zu  diesen  Versuchen  diente,  war  so  klar  und  hell  wie 
-chemisch  reines  Wasser. 

1)  100  Qrm.  Bittermandelwasser; 
1;B  Grm.  Silbernitrat;,  dann 

2  CC.  Ammoniaklösung; 
darnach  Salpetersäure  im  geringen  Ueberschuss,  wie  bei 
allen  Versuchen. 

2)  100  Grm.  Bittermandel wasser, 

2  CC.  Ammoniaklösung;  dann 
1;3  Grm.  Silbemitrat. 

3)  100  Grm.  Bittermandelwasser; 

10  CC.  Ammoniaklösung;  dann 
1;3  Grm.  Silbernitrat. 

4)  100  Grm.  Bittermandelwasser^ 
1,3  Grm.  Silbemitrat,  dann 

20  CC.  Ammmoniaklösung. 

5)  100  Grm.  Bittermandelwasser, 

2  CC.  Ammoniaklösung;  dann 
5  Grm.  Silbernitrat. 
Das  FiUrat  aus  dem   letzten  Versuch  gab  nach  dem 
Verdünnen  mit  Wasser  und  Zusatz  von  Ammoniak,  bei 
der  Ansätterung  mit  Salpetersäure  eine  deutliche  Trübung. 
Ich  stelle  die  Resultate  der   Wägungen  zusammen  und 
füge   die  Berechnung  auf   Cyanwasserstoff  hinzu,    wobei 
vorausgesetzt  worden,  dass  die  Niederschläge  AgCy  waren. 
1.     a)     0,8103  AgCy     =    0,1633  HCy 


6) 

0,8095 

» 

0,1631 

c) 

0,8082 

ff 

0,1628 

2. 

0,8075 

n 

0,1624 

3. 

a) 

0,8190 

ti 

=— 

0,1650 

• 

h) 

0,8152 

n 

0;1642 

4. 

a) 

0,8215 

n 

= 

0,1655 

h) 

0,8430 

n 

— - 

0,1698 

5. 

0,7076 

n 

0,1427 

über  Bittermandelwasser,  49 

Die  Versuche  1  und  2  stimmen  so  gut  überein,  dass 
es  gleichgültig  ist,  ob  2Uerst  Silbernitrat  oder  Ammoniak 
zugesetzt  wird,  ich  halte  diese  Resultate  für  die  richtigen. 

Aus  den  Versuchen  3  und  4  geht  hervor,  dass  ein 
grosser  Uebersbhuss  von  Ammoniak  die  Menge,  des  Nieder- 
schlags vermehrt,  entweder  durch  hartnäckig  vom  Cyan- 
ßilber  zurückgehaltenes  Ammoniak,  oder  durch  die  un- 
löslichen Verbindungen  die  aus  Ammoniak  und  Benzalde- 
hyd  leicht  entstehen.  Im  Versuch  5  wäre  der  Ausfall 
an  Silbercyanid  wohl  nicht  so  gross  gewesen,  wenn  die 
Ainmoniaklösung  im  Verhältniss  zum  Silbemitrat  vermehrt 
worden  wäre,  der  Versuch  zeigt  aber,  dass  man  auch  nicht 
beliebig  viel  Silbemitrat  zusetzen  darf,  obgleich  ein  ge- 
ringer nothwendiger  Ueberschuss  nicht  schadet.  Aus 
diesen  und  vielen  andern  Versuchen  habe  ich  die  üeber- 
zeugung  gewonnen^  dass  die  quantitative  Bestimmung 
des  Cjans  im  Bittermandelwass^  durch  Fällung  mit 
Silber  sicher  und  genau  ausgeführt  werden  kann^  wenn 
man  von  den  in  den  Versuchen  1  und  2  angewendeten 
Mengen  nicht  zu  weit  abweicht.  Indess  beanspruchen 
genaue  Bestimmungen  wegen  des  Trocknens  der  Filter 
und  der  Niederschläge,  welche  hartnäckig  die  letzten 
Spuren  Wasser  f^thalten,  viel  Zeit  und  Mühe.  Da  in 
der  leichten  und  raschen  Ausführbarkeit  die  Titrirbe- 
stimmungen  grosse  Vorzüge  besitzen,  so  war  eine  Ver- 
gleichung  der  beiden  Methoden  bei  dem  Bittermandel- 
wasser von  Interesse. 

Die  Liebig'sche  Titrirmethode  beruht  bekanntlich  dar- 
auf, dass  in  Cyankaliumlösung  durch  Silbersalz  zunächst 
nur  das  leicht  lösliche  Cyansilberkaliüm  entsteht  und 
dass  diese  Verbindung  durch  weitem  Zusatz  von  Silber- 
salz unter  Abscheidung  von  Cyansilber  zersetzt  wird. 

Aelteres  Bittermandelwasser,  dessen  Cyanammonium 
nicht  durch  Säure  zersetzt  worden,  ist  fast  ohne  Aus- 
nahme 80  milchig,  dass  die  erste  geringe  Atisscheidung 
von  Silbercyanid  darin  nicht  gut  bemerkt  werden  kann. 
Dieser  Uebelstand  tritt  bei  dem   gleich  nach  der  Berei- 

Arch. d. Pharm.  CLXVI.Bds.  1.  Hft  4 


"l 


50       \  Feldhaus, 

tung  mit  etwas  Säure  versetzten  Bittermandelwasser  nie 
ein^  da  es  völlig  frei  von  dem  milchigen  Aussehen  bleibt. 
Die  erste  Ausscheidung  des  Gyansilbers^  welche  die  Been- 
digung des  maassanalytischen  Versuches  anzeigt;  beob- 
achtet man  am  besten  in  einer  verdünnten  ganz  klaren 
und  wasserhellen  Lösung  des  krystallisirten  K  Cy,  Ag  Cy^ 
durch  1  oder  2  Tropfen  */iq  Normal -Silberlösung.  Es 
ist  nur  eine  Opalisirung  der  Flüssigkeit^  die  aber  nicht 
wieder  verschwindet,  weder  durch  längeres  Stehen  noch 
durch  Erwärmen.  In  dem  mit  Kali  versetzten  Bitter- 
mandelwasser entsteht  diese  Opalisirung  und  verschwindet 
nach  mehren  Stunden  wieder^  rascher  beim  Erwärmen* 
Es  ist  klar,  dass  in  einer  Flüssigkeit  die  nur  noch  ein 
Minimum  von  KCy  enthält,  dieses  nicht  momentan  das 
an  andern  Stellen  ausgeschiedene  AgCy  auflösen  kann. 
Man  compensirt  diesen  Umstand  dadurch^  dass  man  bei 
diesen  Prüfungen  so  viel  Silbemitrat  zusetzt,  dass  eine 
deutliche  Ausscheidung  von  Cyansilber  eintritt.  Ueber 
die  Menge  Kali^  w^elches  dem  Bittermandelwasser  zuzu- 
setzen ist,  finde  ich  keine  Angabe.  Mit  einem  Aequi- 
valent  Kali  ist  der  Versuch  nicht  zu  Ende  zu  führen, 
aber  zwei  Aequivalente  reichen  vollständig  aus,  auch 
schadet  ein  ziemlich  grosser  Ueberschuss  von  Kali  bei 
stark  verdünnter  Lösung  nichts.  Stark  alkalische  fertig- 
titrirte  Flüssigkeiten  bräunen  oder  schwärzen  sich  durch 
den  reducirenden  Einfluss  des  freien  Benzaldehyds  nach 
einiger  Zeit. 

Auf  54  Qrm.  Bittermandelwasser  nimmt  man  deshalb 
etwa  2  —  3  C.  C.  10  procentige  Kalilösung  oder  etwa 
^'2  Grfn,  geschmolzenes  Kalihydrat.  Eine  Verdünnung 
mit  ungefähr  200  C.C.  Wasser  ist  durchaus  zu  empfeh- 
len. Auf  dunklem  Grunde  kann  man  dann  das  erste 
Auftreten  des  Opalisirens  ausgezeichnet  scharf  beobach- 
ten und  die  üebereinstimmung  verschiedener  Versuche 
hängt  nur  "^on  dem  aufmerksamen  Experimentiren  ab.'  Ich 
führe  ein  paar  Titrirungen  an,  die  mit  demselben  Bitter- 
mandelwasser, dessen  Cyangehalt  in  den  oben  mitgetheilten 


über  Bittermandelwasser,  51 

Wägungen  zu  0,163  Proc.  Cyanwasserstoff  gefunden  wor- 
den^ angestellt  sind. 

54  Gramm  Bittermandelwasser, 
0,35  Gramm  geschmolzenes  Kalihydrat, 
200  CG.  Wasser, 
16,4  CG.  Vio  N  -  Silberlösung  =  0,164  Proc.  HCy. 

54  Granim  Bittermandel  Wasser, 
0,5  Gramm  Kalihydrat, 
-200  CG.  Wasser, 

16.3  GG.  Vio  N-Silberlö8ung=  0,163  Proc.  HGy. 

54  Gramm  Bittermandel wasser, 
1  Gramm  Kalihydrat, 
.    200  GG.  Wasser, 

16.4  GG.  Vio  N- Silberlösung  =  0,164  Proc.  HGy. 

Ich  empfehle  es,  die  fertigtitriten  Flüssigkeiten  einige 
Stunden  stehen  zu  lassen,  ob  etwa  die  geringe  Menge 
des  ausgeschiedenen  Gyansilbers  noch  wieder  klar  auf- 
gelöstwird. Es  handelt  sich  hierbei  allerdings  nur  um 
wenige  Gubikmillimeter  der  Probeflüssigkeit. -:-  Man  sieht, 
dass  durch  die  Maassanalyse  ebenso  wie  bei  der  freien 
Blausäure,  so  auch  beim  Bittermandelwasser  der  Cyan- 
gehalt  sicher  und  sehr  genau  gefunden  werden  kann. 
Ich  nehme  die  Aeusserung,  dass  die  Titrirungen  mit  *sorg- 
fältig  ausgeführten  Wägungen  nicht  übereinstimmten,  zu- 
rück, sie  hatte  ihren  Grund  in  einem  kleinen  Irrthum, 
der  mit  der  Probeflüssigkeit  begangen  worden,  und  der 
erst  später  entdet^kt  wurde. 

Im  Handel  kommen  verschiedene  Sorten  bittere  Man- 
deln vor,  die  sich  äusserlich  besonders  durch  ihre  Grösse 
unterscheiden.  Die  kleinen  sind  als  Amygd,  amar,  bar- 
baricy  die  grossen  als  siciUan,  oder  provincial,  bekannt. 
Ausserdem  wird  jetzt  eine  Teneriffa -Sorte  angeboten, 
die  aus  ganz  ungleich  grossen  Samen  besteht.  Ueber  den 
Amygdalingehalt  dieser  verschiedenen  Sorten  fehlt  es  an 
genauen  Angäben  und  einen  grossen  Werth  haben  darauf 
gerichtete  Untersuchungen  allerdings  nicht.  Es  geht  mit 
dieser   Drogue   wie  mit   den  Ghinarinden    und   anderen,, 

4* 


w 

^ 


52 


■V- 


'■s'  ' 


'S'  *  .■ 


Feldhaus, 


sie  sind  keine  chemische  Präparate;  sondern  ihre  Be- 
schaffenheit unterliegt  wechselnden  Einflüssen.  Doch 
wird  eine  gewisse  Beständigkeit  vorausgesetzt  werden 
können.  — 

Der  directen  Bestimmung  des  Amygdalins  steht  die 
Schwierigkeit,  wo  nicht  die  Unausführbarkeit  der  Rein- 
darstellung  ohne  Verlust  entgegen.  Leichter  und  jeden- 
falls von  ausreichend  praktischem  Nutzen  sind  Cjanbestim- 
mungen,  die  ich  in  folgender  Weise  ausgeführt  habe. 
500  Qrm.  bittere  Mandeln  wurden  möglichst  vom  Oel  befreit, 
und  der  fünfte  Theil  des  feingepulverten  Rückstandes 
mit  400  CC.  Wasser  24  Stunden  macerirt  und  dann  aus 
Glasgefassen  durch  hineihgeleiteten  Dampf  destiUirt,  mit 
der  Vorkehrung,  dass  der  unverdichtet  entweichende  Cyan- 
wasserstoff in  ammoniakhaltig.  Wasser  aufgenommen  wurde. 
Unter  den  oben  angegebenen  Cautelen  wurde  dann  alles 
Cyan  an  Silber  gebunden,  und  aus  dem  gewogenen  Cyan- 
silber  der  Amygdalingehalt  berechnet,  unter  der  Annahme, 
dass  ein  Aequivalent  Amygdalin  ein  Aequivalent  Cyan 
gebe. 

1.  Amygdal,  amar,  sicü.  100  Stück,  etwa  50  Grra. 
schwer,  fast  kein  Bruch ;  100  Grm.  gaben  0,8745  Grm. 
AgCy  =  3,307  Grm.  Amygdalin. 

2.  Amygdal.  amar.  Teneriffa,  100  Stück,  etwa  38  bis 
40  Grm.  schwer,  sehr  ungleich  gross  und  viel  Bruch. 
100  Grm.  gaben  0,7740  Grm.  AgCy  =  2,773  Grm. 
Amygdalin. 

3.  Amygdal.  amar,  harbarxc,  100  Stück,  etwa  25  Grm. 
wiegend,  gleichmässig  gross,  ohne  Bruch.  100  Grm'. 
gaben  0,8165  Grm.  AgCy  =  3,004  Grm.  Amygdalin 

Nach  Liebig  geben  bittere  Mandeln  l,5Proc.,  nach 
Bette  2,8  Procent  Amygdalin,  die  obigen  Ergebnisse 
stimmen  mit  der  letzten  Angabe  sehr  gut  überein. 

Ein  Versuch  zur  directen  Amygdalinbestimmung 
wurde  in  folgender  Weise  ausgeführt.  Die  von  Oel 
befreiten  fein  gepulverten  Mandeln  wurden  in  siedendes 
Wasser  eingetragen  und  etwa  10  Minuten  gekocht.    Diese 


«^:. 


J 


über  Bütermandelwasser.  53 

Lösang  wurde  der  Dialjse  imterworfeD,  naeb.  den  An* 
gaben  von  Gr^^hauij  Fresenius*  Zeitachrift,  Seite  269. 
Nach  24  Stunden  wurde  die  klare  amygdalinhaltige  Flüs- 
sigkeit zur  Trockne  abgedampft^  mit  SOprocentigem  Wein- 
geist ausgekocht;  dieser  verdunstet  und  der  Rückstand 
neben  Schwefelsäure  ausgetrocknet.  13  Qrm.  sicilianische 
Mandeln  gaben  0,4585  Grm.  Amygdalin  =  3,44  Proe., 
welches  Spuren  von  Kryställisation  zeigte,  aber  wohl 
noch  nicht  ganz  rein  war.  Da  ich  nur  diesen  einen 
Versuch  mit  einem  kleinen  improvisirten  Dialysator  an- 
gestellt habe,  so  kann  ich  nicht  sagen,  ob  die  Ueberein- 
stimmung  mit  der  Cyanbestimmung  nur  eine  zufällige  ist. 
Jedenfalls  ist  dieses  Resultat  sehr  ermunternd  für  weitere 
in  grösserem  Maassstabe  auszuführende  Versuche. 

Hinsichtlich  der  Aq.  amygd,  amar,  bin  ich  der  Pharm, 
bor.  VIL  gegenüber,  die  bekanntlich  in  720  Theilen 
einen  Theil  Cyanwasserstoff  verlangt,  der  Ansicht,  dass 
man  stärkere  Destillate  mit  Wasser,  welches  ^6  Alko- 
hol enthält,  bis  zu  diesem  Punct  verdünnen,  dann  aber 
durch  Zerlegung  des  Cyanammoniums  mittelst  entsprechend 
wenig  Mineralsäure  die  freiwillige  Zersetzung  des  Präpa- 
rats verhindern  muss.  Ich  penne  es  eine  Absurdität,  wenn 
eingeworfen  wird,  der  Zusatz  dieser  Säure  sei  aus  dem 
Grunde  unstatthaft,  weil  ihn  die  Pharmakopoe  nicht  vor- 
schreibt. Wenn  es  der  Mühe  lohnte^  wäre  es  leicht, 
dieser  sonderbaren  Scrupulosität  die  Unwesentlichkeit 
nachzuweisen  *). 


*)  Der  Zusatz  ipon  Spuren  verdünnter  Schwefelsäure  in  den  weiter 
oben  angegebenen  Verhältnissen  (1  Tropfen  verdünnte  Schwefel- 
säure auf  2  Unzen  Bittermandelwasser)  hat  durchaus  nichts  Be- 
denkliches, sobald  er  mit  Zustimmung  der  das  Bittermandel- 
wasser verordnenden  Aerzte  geschieht.  H.Ludwig. 


5i  Stein, 

Weitere  Notizen  über  das  Heiin  nnd 
UmwaDdlnng  in  Heletin; 

W.  Stein*). 

In  meiner  leisten  Arbeit  **)  über  daa  Melin  habe  ich 
nacbgewiesen,  dass  dasselbe  nicht  identisch  mit  Querci- 
meliD  ist,  wie  Hlasiwetz  behauptet  hatte,  sondern  sich 
im  ToUkommen  trocknen  Zustande  von  letzterem  durch 
ein  Mehr  von  WasBerelementen  unterscheidet.  Ich  sprach 
zugleich  die  Vermuthnng  aus,  dass  die  Beziehungen  zwi- 
schen der  Zusammensetzung  des  Meletins  und  der  beiden 
genannten  Körper,  sobald  die  Analysen  des  ersteren  un- 
zweifelhaft feBtgesteilt  seien,  sich  durch  ein  Hinzutreten 
der  Elemente  der  Ameisensäure  zu  den  Elementen  des 
Melius  und  QuercimeÜns  unter  Austritt  von  den  Elementen 
des  Wassers  veranschaulichen  lassen. 

Auf  die  Bemerkungen,  zu  welchen  meine  Arbeit 
Herrn  Prof.  Hlasiwetz  veranlasst  hat,  näher  einzugehen, 
glaube  ich  unterlassen  zu  dürfen.  Ich  spreche  nur  das 
Bedauern  aus,  dass  er  meine  gewiss  schonende  Wider* 
legung  seiner  Ansichten  nicht  richtiger  zu  würdigen  wusste. 

Wichtiger  ist  es,  dass  unabhängig,  aber  mit  mir  zu 
gleicher  Zeit,  die  Herren  Zwenger  und  Dronke  über 
denselben  Gegenstand  gearbeitet  haben,  und,  was  das 
Thatsächliche  betrifft,  zu  denselben  Resultaten  gelangt 
sind  wie  ich  ***).  Nur  unsere  Interpretationen  der  gewon- 
nenen Resultate  weichen  von  einander  ab. 

Sie  haben  sogar,  was  mir  zu  meinem  Bedauern 
früher  entgangen  ist,  schon  vorher  einen  werth vollen 
Beleg  für  den  von  mir  aufgestellten  Satz  geliefert,  dass 
es  eine  Gruppe,  von  natürlich  vorkommenden  gelben  Farb- 
stoffen   gebe,    welche    unter   einander   in    ähnlichen    Be- 

*)  Vom  Herrn  VerAiwer  als  Separatabdruck  eiDgeaandt.    Ludi^ig. 
**)  Jouro.  für  prakt  Chemie.  LXXXV,   361  nnd  Programm  der 
polyt.SchulezuDreBdeDl863.  Vgl.d.Arch.d.Pb.  Bd.CLXlI,97. 
*••)  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  CXXUI,  145. 


iiber  das  Mdin  und  Beine  Umwandlung  in  Meletin.     55 

« 

Ziehungen  stehen  wie  die  verschiedenen  Zuckerarten.  Das 
Ton  ihnen  entdeckte  Robinin'*')  steht  nämlich  zwischen 
Melin  und  Quercimelin,  indem  es  mehr  Wasserelemente 
als  letzteres  und  weniger  als  ersteres  enthält,  mitten  inne. 
Nach  ihnen  hat: 

Melin  die  Formel    C50H32O34 

Robinin C50H30O32 

QuercimeUn C50H28O30. 

Ich  erlaube  mir  daher^  ihnen  vorzuschlagen,  dass  sie 
demselben  den  Namen  Bobinimelin  oder,  weil  es  aus  den 
Blüthen  gewonnen  wird,  Anthomelin  geben  möchten. 

Der  Körper,  den  ich  in  den  Blüthen  von  Comus 
^nascula  beobachtet  und  seinen  Reactionen  nach  für  Melin 
gehalten  habe,  ist  möglicher  Weise  nichts  anderes  als 
Robinin. 

Leicht  möglich^  dass  eine  weitere  Verschiedenheit 
dieser  Verbindungen  in  der  verschiedenen  Gruppirung 
der  Atome  liegt,  und  die  eine  mehr^  die  andere  weniger 
Saccharid  enthält,  worauf  Zw  enger  tmd  D  renke  in 
ihrer  Arbeit  Rücksicht  nehmen.  Ich  glaube  jedoch,  dass 
dies  vorläufig  noch  nicht  bewiesen  ist,  da  ich  bei  gleicher 
Arbeit  mit  demselben  Material  sehr  verschiedene  Mengen 
von  Meletin  erhalten  habe.  Indessen  giebt  doch  die  hier- 
über von  Röchle  der,  der  auf  diesem  Gebiete  der  For- 
schung Meister  ist,  abgegebene  Meinung  der  Erscheinung 
ein  grösseres  Gewicht. 

Vergleicht  man  die  Formen,  welche  Zw  enger  und 

D renke   dem   Melin  und   QuercimeUn   gegeben  haben, 

mit  der  von  ihnen  für  das  Meletin  angenommenen,  so  ergiebt 

sich,    dass  zwischen  beiden  die  von  mir  hervorgehobene 

Beziehung  vorhanden  ist.     Denn  fugt  man  zu: 

C50H32O34  =  Melin 
die  Elemente  V.Ameisensäure      213 

=    C52H33037 

und  zieht  hiervon  ab  13     13  =  13  At.  Wasser, 

so  bleiben  C52H20O24, 

*)  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  Suppl.  I.  257. 


56  Stein, 

d.i.   zwei   Atome  Meletin   nach   der   Formel  C^ßHi^O'^j 
die  es  von  den  genannten  Herren  erhalten  bat. 

Was  man  auch  gegen  die  von  mir  zur  Veranecliau- 
lichnng  der  Bezidhungen  zwischen  Meletin  nnd  einigten 
anderen  Körpern  angenommene  Ansicht  eiirati wenden  haben 
möchte,  man  wird  ihr  die  aas  den  Resaltaten  der  Ana- 
lyse ungezwungen  hervorgehende  Berechtigung  nnd  die 
Uebersichtlichkeit  nicht  bestreiten  könne»,  auch  wenn 
roan  nicht  zugeben  will,  daaa  zugleich  die  Entetehungs- 
weise  des  Meletius  durch  sie  angedeutet  werde.  Diese 
Beziehungen  sind  sogar  hervorgetreten,  ungeachtet  die 
Herren  Zweflger  und  Dronke  den  fraglichen  Verbin- 
dungen ganz  andere  Formeln  beilegen  als  ieh.  In  den 
verschiedenen  Formeln  liegt  überhaupt  der  einzige  Diffe- 
renzpunct,  der  noch  zu  entscheiden  übrig  bleibt,  und 
zwar  iragt  es  sich,  ob  im  Melin  und  Quercimelin  Sauer- 
stoff und  Wasserstoff  zu  gleichen  Atomen,  und  wie  viel 
Kohlenstoffatome  in  diesem  und  dem  Meletin  angenom- 
E^en  werden  müssen.  Die  erste  Frage  lässt  sich  aus  den 
Elementaranalysen  beantworten,  und  ihre  Beantwortung 
ist,  wie  miuh  dünkt,  nicht  schwer.  Die  zweite  muss  aus 
den  relativen  Mengen  der  Spaltungsproducte  beantwortet 
werden  und  ist  schwieriger. 

Die  Beantwortung  der  ersten  Frage  erscheint  mir 
leicht,  weil  es  nur  ^It,  das  Verhältniss  zwischen  Wasser- 
stoff und  Sauerstoff  zu  prüfen,  wie  es  die  vielen  vorhande- 
nen Analysen  nachweisen.  Man  kann  und  muss  dies 
vor  allen  Dingen  ohne  Rücksicht  darauf  tliun,  dass  aus 
dem  Melin  das  sauerstofi^ichere  Meletin  durch  Spaltung 
entsteht.  Wollte  man  dies  nicht  tbun,  so  würde  man 
der  Speculation  ein  grösseres  Recht  einräumen  als  den 
Thatsachen,  was  doch  offenbar  unstatthaft  wHre. 

Ans  den  Mittelzahlen  der  vorhandenen  Analyseu  er- 
geben sich  nun  die  folgenden  Verhältnisazahlen : 

Bornträger.  Rocbleder  und  Hlastwetz. 

H  5,54  ;  O  44,16  H  5,70  :  O  44,15 

=  1  :  7,971.  =  1  :         7,745; 


über  das  Melin  und  seine  ümioandlung  in  Meletin.     57 

Stein  (1853).  Stein  (1862).     ' 

H  5,545  :  O    43,608  H  5,65  :  O  44,39 

=  1  :  7,864  =  1  :  7,856. 

Zwenger  und  Dronke  Zwenger  und  Dronke 

(aus,  Haute).  (aus  Cappern). 

H  5,52  :  O   45,04  H   5,425  :  O  45,005 

—  1  :           8,158.  =  1  :          8,295. 

Man  könnte  glauben,  die  früher  analysirten  Producte 
von  grünlicher  Farbe  seien  sauerstoflfarmer  gewesen  in 
Folge  einer  Beimengung  von  Phytoehlor.  Wäre  dies 
aber  die  wahre  Ursache  des  Sauerstoffverhältnisses,  dann 
müssten  sie  nothwendig  auch  einen  höheren  Wasserstoff- 
gehalt zeigen^  und  es  müsste  das  im  Jahre  1862  von  mir 
analysirte  Product,  was  auf  das  vollkommenste  gereinigt 
war,  doch  eine  markirte  Verschiedenheit  zeigen. 

Um  indessen  hierüber  alle  Zweifel  zu  beseitigen, 
stellte  ich  nochmals  nicht  weniger  als  ^/2  Pfund  Melin 
aus  chinesischen  Gelbbeeren  dar,  löste  das  rohe  Product 
in  Weingeist  und  fällte  es  mit  Bleiessig  in  fünf  Portionen 
aus..  Den  dritten  Bleiniederschlag  zersetzte  ich  mit 
Schwefelwasserstoff  und  analysirte  das  durch  Ausziehen 
des  Schwefelbleis  mit  Alkohol  erhaltene  und  durch  Wasser 
ausgefällte,  rein  gelbe  Product. 

0,218  hinterliessen  keine  Asche  und  lieferten  0,400 
Kohlensäure  =  0,109090  C,  0,111  Wasser  =  0,012333  H; 
in  100  Theilen: 

C       50,041 

H         5,657 

O       44,302 

H  :  O  =  1  :  7,831. 

Da  diese  Analyse  mit  dem  Mittel  meiner  Analysen 
von  1862  vollkommen  übereinstimmt,  so  ist  dadurch  der 
Beweis  geliefert,  dass  ich  in  beiden  Fällen  reines  Material 
unter  den  Händen  hatte^  und  ich  glaubte  von  weiteren 
Analysen  absehen  zu  dürfen.  Zugleich  beweisen  die 
Resultate   aber  auch,    dass  die  Zahl  der  Sanerstoffatome 


58  Stein, 

im  Melin  nicht  grösser  sein  kann  als  die  de 
BtofiTatome. 

Die  von  mir  wiederholt  gefundenen  \ 
stehen  in  tTebereinstimmung  mit  allen  übrige 
von  Zwenger  und  Dronke  weichen  davon 
sie  ein  grösseres  Sauerstoffverhältnias  nachwe 
glaube  indessen  für  die  Abweiohung  die  Krkläi 
zu  können. 

Um  zu  ermitteln,  ob  es  vielleicht  möglii 
Elemente  der  Ameisensäure  dem  Melin  direol 
leiben  und  es  dadurch  in  Meletin  überzufUhi 
ich  eine  grosse  Zahl  verschieden  abgeändertei 
an,  ohne  indessen  mit  Sicherheit  zu  dem 
Resultate  zu  gelangen.  Ich  machte  dabei  dii 
tung,  dass  die  Ameisensäure  bei  sehr  kur: 
Berührung  schon  das  Melin  spaltet  Zum  Bew 
führe  ich  die  Besultate  eines  Versuches  an, 
concentrirter  wässeriger  Ameisensäure  Melin  koc 
das  beim  Erkalten  wieder  Abgeschiedene  nac 
digem  Auswaschen  der  Säure  in  Alkohol  löste 
Lösung  in  .verschiedenen  Portionen  mit  Wa 
Die  Analysen  der  verschiedenen  Producte  fuhr 
1,  2  und  3  an,  ohne  damit  die  Reihenfolge 
Scheidung  zu  bezeichnen,  auf  die  ich  nicht  geai 

1)  0,250.  —  Asche  0,00025. 

Kohlensäure  0,4495  =  0,1225908 
Wasser  0,107     =  0,01188  H. 

2)  0,273.  —  Asche  0,0005. 

Kohlensäure  0,520  =  0,141818  C. 
Wasser  0,117  =  0,01300  H. 

3)  0,101.  —  Asche  0,00075. 

Kohlen8äure0,2175.=  0,059.116  C. 
0,037    =  0,004111  H. 


In  100  Theilen: 


C       49,085  52,043  59,168 

H        4,760  4,770  4,100 

O      46,155  43,187  36,732. 


iiber  das  Melin  und  seine  Umwandlung  in  Meletin,     59 

Vergleicht  man  das  Verhältniss  des  Wasserstoffs  zum 
Sauerstoff  in  diesen  Analysen  mit  dem  wie  es  das  Meletin 
zeigty  so  stellt  es  sich  wie  1  :  9,  also  mit  letzterem 
gleich  dar,  und  man  könnte  wohl  annehmen,  es  seien 
alle  drei  Producte  Meletin,  1  und  2  aber  mit  einem 
grösseren  Wassergehalt,  der  bei  1100  nicht  entfernbar  ist. 
Indessen  erfordert  dies  doch  noch  weitere  Versuche,  von 
denen  ich  vorläufig  absehen  muss. 

Bei  höherer  Temperatur  in  geschlossenen  Röhren, 
wie  später  angeführt  werden  wird,  wirkt  die  Ameisen- 
säure wie  Schwefelsäure.  1-  Grm.  Melin  mit  60  Tropfen 
wässei:iger  Ameisensäure  auf  1100  erhitzt,  lieferte  nach 
Abzug  des  Ulmins  0,462  Meletin. 

Die  Ameisensäure  besitzt  überdies  in  bemerkbarer 
Weise  das  Vermögen,  die  Löslichkeit  des  Melins  in  Wasser 
zu  vermehren  und  es  in  eine  in  Wasser  lösliche,  im  Ver- 
halten dem  Farbstoffe  des  Strohes  und  der  gelben  Blätter 
ähnelnde  Substan?  zu  verwandeln.  £s  erinnert  dies  an 
<iie  Umwandlung  des  krystallisirbaren  Zuckers  in  Schleim- 
zucker, und  man  könnte  das  so  veränderte  Product 
^Schleimmelin«  nennen. 

Analog  der  Ameisensäure,  nur  schwächer,  wirkt  die 
Essigsäure,  wie  die  folgenden  Analysen  1  und  2  beweisen. 
Das  Material  zu  denselben  ist  dadurch  erhalten  worden, 
dass  ich  in  Essigsäure  von  circa  60  Proc.  Hydratgehalt 
Melin  kochend  löste,  das  nach  dem  Erkalten  anskrystalli- 
sirte  in  Alkohol  löste  und  die  alkoholische  Lösung  durch 
Wasser  fällte. 

1)  0,265.  — Asche  0,0005. 

Kohlensäure  0,505  =  0,137724  C. 
Wasser  0,121.  =  0,013444  H. 

2)  0,226.  —  Asche  0,0005. 

Kohlensäure  0,4285=  0,116863  C. 
Wassjör  0,1015  =  0,011277  H. 

Beide  Proben  waren  bei  120^  ijn  trocknen  Luft- 
strome getrocknet  und  zeigten  daneben  das  Eigenthüm- 
liche,  dass  ihre  etwas  grünliche  Farbe  in  eine  rein  gelbe 


V  •  ^ 


^ 


PK''  ?, 


}*.••■■ 


3.-*^; 


Stein, 

überging.  Ihre  Lösungen  reducirten  die  alkalische  Kupfer* 
lösung.  . 


C 
H 
O 


2. 
51,823 

5,000 
43,177 


In  100  Theilen: 

1. 
52,069 
5,082 
42,847 
Verhältmss  von  H  :  O  =  1  :  8,4.  —  1  :  8,6. 

Die  Essigsäure  lässt  also  das  Melin  nicht  unver- 
ändert auskrystallisiren,  wie  man  früher  annahm,  sondern 
erhöht  unverkennbar  den  Sauerstoff-  und  Kohlenstöffgehalt, 
d.  h.  sie  bringt  eine  partielle  Spaltung  desselben  hervor. 

Daraus  erklärt  sich  das  Resultat  der  von  mir  1852 
mitgetheilten  Analyse,  welche  Herrn  Prof.  Hlasiwetz,, 
obgleich  sie  nur  vereinzelt  dastand,  von  einem 
meiner. Schüler  ausgeführt  war,  und  von  allen  ändero 
bis  dahin  bekannten  abwich,  zur  Aufstellung  seiner  irr- 
thümHchen  Ansicht  verleitete. 

Die  Herren  Zwenger  und  Dronke  haben  nun 
ihr  sonst  wohl  gereinigtes  Material  mit  einer  Flüssigkeit, 
welche  Essigsäure  enthielt,  erhitzt,  bis  die  Säure  ver- 
dunstet war)  und  dies  genügt,  wie  ich  glaube^  um  da» 
grössere  Sauerstoffverhältniss,  was  sie  gefunden  haben, 
zu  erklären. 

üebrigens  ist  ausserdem  noch  zu  berücksichtigen, 
dass  das  Melin,  namentlich,  wie  es  scheint,  im  aufgelösten 
Zustande,  gar  nicht  unveränderlich  ist.  Wenn  man  die 
alkoholischen  Lösungen  verdunstet,  so  bildet  sich  nach 
meinen  Beobachtungen  an  den  Stellen,  wo  ein  Theil  ver- 
trocknet, eine  bräunliche  Substanz,  auch  wenn  das  ge- 
löste Material  sehr  rein  war.  Wenn  man  andererseits 
die  alkoholischen  Lösungen  mit  Wasser  fallt,  so  erhält 
man  eine  Mutterlauge,  die  bräunlich  gefilrbt  ist,  kein 
krystalliniscfaes  Melin  mehr  liefert,  und  nach  dem  Ver- 
dunsten einen  braunen  amorphen  Rückstand  (Schleim- 
melin)  hinterlässt.  Von  verschiedenen  Darstellungen  zeigte 
derselbe  die  nämlichen  Eigenschaften.    Er  war  in  Wasser 


über  das  Melin  und  seine  Umwandlung  in  Mdetin,     61 

leicht  löslich;  wurde  durch  Schwefekäure  nicht  mehr  in 
Meletin  verwandelt,  reducirte  Kupferöxydlösung  schwach, 
wurde  von  Leimlösung  gefKllt,  verhielt  sich  aber  im 
Uebrigen  wie  unreines  Melin.  —  Die  folgenden  Proben 
1  und  2  sind  von  verschiedenen  Darstellungen  und  bei 
100^  getrocknet 

1)  0,224.  —  Asche  0,030. 

Kohlensäure  0,344  ^  0^09381818  C. 
Wasser  0,093  =  0,010333  H. 

2)  0,2515.  —  Asche  0,007. 

Kohlensäure  0,4505  =  0,12286365  C. 

Wasser  0,122  =  0,012444  H. 

In  100  Theilen: 

1.  2. 

C        48,366  50,250 

H         5,326  5,089 

O       46,308  44,661 

Die  Beantwortung  der  zweiten  Frage  verlangt  die 
Bestimmung  der  Menge  und  Zusammensetzung  der  Spal- 
tungsproducte  des  Melius,  die  jedoch  vorläufig,  was  die 
Menge  betrifft,  noch  mit  einiger  Unsicherheit  behaftet  ist. 

Die  folgenden  Versuche,  welche  ich  zur  Beantwor- 
tung dieser  Frage  unternommen  habe,  sind  in  zuge- 
schmolzenen Röhren  ausgeführt  worden,  um  die  Bedin- 
gungen, unter  denen  die  Ausfuhrung  erfolgte,  nicht  bloss 
fär  die  verschiedenen  Versuche  jeder  Reihe  gleichförmig 
zu  haben,    sondern  sie  überhaupt  genauer  bestimmen  zu 

können. 

I. 

2  Röhren  mit  je  2  Grm.  lufttrocknem  Melin  von 
4,4  Proc.  Wassergehalt  bei  100«,  20  CC.  Wasser  und 
15  Tropfen  rectificirter  Schwefelsäure  bei  100^  5  Stunden 
lang  erhitzt. 

Gewicht  des  Meletins  bei  100<>  getrocknet: 

1.  2. 

0,995  0,975 

Von  100  Theilen  wasserfreien  Melius: 
0,520  0,510. 


62  Stein, 

IL 

Drei    Röhren,    (1,   2,  3)    enthielten  je  1   Qrm.  luft- 
trocknes  Melin  mit   einem  Wassergehalt  von   6,4  Proc.^ 
20  CC.  destillirtes  Wasser  und  1  und  2  je  5 ;   3  10  Tropfen 
rectificirte  Schwefelsäure.    Der  Versuch  dauerte  ö  Stunden 
und  die  Temperatur  wurde  auf  100^  C.  erhalten.     Beim 
Oeffnen  der  Röhren  nach  dem  Erkalten  war  eine  Luft- 
verminderung zu  beobachten,  die,  wenigstens  der  Haupt- 
sache  nach,    auf   Rechnung    der   Luftverdünnung   beim 
Zuschmelzen  der  Röhren  zu  setzen  ist.     Das  gebildete 
Meletin  wurde  auf  einem  gewogenen  und  bei  100^  getrock- 
neten Filtrum  gesammelt,  ausgewaschen,  bis  das  Wasch- 
wasser nicht  mehr  sauer  reagirte,    bei   llO^   getrocknet 
und  gewogen,    hierauf  in  90proc.  Weingeiste  gelöst  und 
das  Filter,  auf  welchem  ein  brauner  Körper  (Ulmin)  zu- 
rückblieb, nochmals  gewogen. 

Das  Filti:at,  welches  neben  dem  Saccharid  noch  un- 
verkennbar Meletin  enthielt,  wurde  mit  kohlensaurem 
Bleioxyd  neutralisirt,  das  schwefelsaure  Bleioxyd  abfiltrirt^ 
die  Flüssigkeit  durch  Schwefelwasserstoff  von  aufgelöstem 
Bleioxyd  befreit  und  schliesslich  theils  im  Vacuum,  theils 
bei  100<)  abgedampft,  wobei  es  im  einen  wie  im  anderen 
Falle  als    brauner  amorpher  Körper  zurückblieb.      Nach 

Abzug  des  Ulminrückstandes  wog  das  erhaltene: 

1.  2.  3.  • 

Meletin     0,439  0,438  0,449. 

Bei  3  beobachtete  ich  zu  spät  erst,  dass  ein  Glas- 
splitter auf  das  Filtrum  gekommen  war;  es  ist  also  an- 
zunehmen, dass  die  Menge  des  Meletins  auch  in  diesem 
Versuche  mit  den  beiden  anderen  übereinstimmt. 

1.  2. 

Gewicht  des  Saccharids     0,443  0,375. 

Von  3  verunglückte  der  Versuch. 

Auf  wasserfreies  Melin  berechnet  sind  die  erhaltenen 

Mengen: 

1.  2. 

von  Melin 0,469  0,467 

von  Saccharid  , .     0,473  0,400 

0,942  0,867. 


über  das  Melin  und  seine  Umwandlung  in  Meletin*     63 

Die  Bestimmung  des  Saccharids  von  2  kann,  wie 
man  sieht,  unmöglich  richtig  sein,  obgleich  ich  nicht 
weiss,  wo  und  wie  ein  Fehler  dabei  untergelaufen  ist. 

m. 

Vier  Röhren  enthielten  je  1  Qröi.  lufttrocknes  Melin 
mit  5,6  Proc.  Wassergebalt,  eine  fünfte  2  Grm.  desselben 
und  je  10  Tropfen  Schw'efelsäure.  Der  Versuch  dauerte 
24  Stunden,  die  Temperatur  war  llO^C.  Im  Uebrigen 
war  Alles  wie  bei  11.  Gewicht  des  Meletins  nach  Abzug 
des  Ulmtns: 

1.  2.  3.  4.  5. 

0,470     0,439     0,451     0,454     0,930- 
Für  5  beträgt  also  das  Gewicht  pr.  1  Grm.  0,465 
Gewicht  des  Saccharids  i 

0,441     0,442     0,446     0,656     1,002 
bei  5  kommen  auf  1  Grm.  0,501 

Auf  wasserfreie  Substanz  berechnet: 

Meletin  ....   0,497     0,466     0,477     0,480     0,492 
Saccharid .     0,467     0,468     0,472     0,694     0,530 

0,964     0,934     0,949     1,174     1,022. 

IV. 

Fünf  Röhren  mit  je  1  Grm.  wasserfreien  Melius, 
im  Uebrigen  wie  II.  Die  Lösung  des  Saccharids  wurde 
mit  essigsaurem  Baryt  vorsichtig  ausgefällt  und  bei  80  —  90^ 
abgedampft  und  ausgetrocknet. 

1.  2.  3.  4.  5. 

Meletin....   0,473     0,467     0,473     0,468     0,540 
Saccharid  . .  0,448     0,474        —  —      0,469 

0,921     0,941  1,009. 

Nimmt  man  aus  meinen  Versuchen  das  Mittel  mit 
Ausschluss  der  Zahlen,  welche  unter  0,40  und  über  0,49 
liegen,  so  erhält  man  für: 

Meletin  aus  11  Versuchen  die  Zahl  0,475 
Saccharid  aus  8  „  »         »      0,459 

0,934.- 


64  Stein  j 

Zwenger  und  Dronke  haben  39,24  bis  43,25  Proc. 
Meletin  gefunden,  die  Menge  des  Sacobarids  ist  von 
ihnen  nicht  bestimmt  worden. 

Es  würde  leicht  sein,  die  Abweichungen  der  einzelnen 
Versuche  unter  einander  mit  dem  Hinweis  darauf  zu  er- 
klären, dass  ein  Theil  Meletin  stets  in  die  Lösung  des 
Saccharids  übergeht.  Es  folgt  aber  auch  ein  Theil  Ul- 
min dem  Meletin,  wenn  man,  wie  ich  bei  meinen  Bestim- 
mungen gethan,  es  mit  Alkohol  löst.  Diese  beiden  ent- 
gegengesetzt wirkenden  Fehlerquellen  dürfen  aber  sich 
nahezu  compensiren.  Man  könnte  ferner  denken,  dass 
in  den  Fällen,  wo  auffallend  mehr  Meletin  erhalten  wor- 
den ist,  die  Spaltung  nicht  vollständig  stattgefunden  habe. 
Ich  habe  dei^halb  das  Meletin  vom  Versuche  5,  III.,  ohne 
es  weiter  zu  reinigen,  analysirt: 

0,244;  Asche  unwägbar. 

0,533  Kohlensäure  =  59,575  Proc.  C. 

0,0975  Wasser        =     4,439  Proc.  H. 
Ein  durch  Bleiessig  gereinigtes,  ungewöhnlich  schön 
krystallisirtes  Meletin  hat  mir  folgende  Zahlen  geliefert: 

0,2285 ;    Asche  unwägbar. 

0,4985  Kohlensäure  =  C  59,498  Proc. 

0,0760  Wasser  =  H    3,701  Proc. 

Der  Wasserstoffüberschüss  von  5.  III.  hat  seinen  Grund 
offenbar  in  dem  schon  aus  dem  braunen  Ansehen  des 
Präparates  erkenntlichen  Gehalt  an  Ulmin.  Die  Zersetz- 
barkeit  des  Meletins  selbst  durch  Säuren  reicht  endlich 
ebenfalls  nicht  hin,  um  die  grösseren  Abweichungen  zu 
erklären.  Denn  0,899  Grm.  trockenes  Meletin  lieferten,  mit 
20  CC.  Wasser  und  10  Tropfen  Schwefelsäure  12  Stunden 
lang  erhitzt  u.  s.  w.,  0,885  bei  gleicher  Temperatur  ge- 
trockneten Rückstand;  der  Verlust  war  also  sehr  unbe- 
deutend. 

Hiernach  scheint  es  mir  nicht  wahrscheinlich,  dass 
die  Mehrausbeute  an  Meletin  ihren  Grund  in  einer  un- 
vollkommenen Spaltung  oder  einer  theil  weisen  Zersetzung 
des  Meletins  habe.      Ich  bin  vielmehr  der  Ansicht,    dass 


über  das  Melin  und  seine   Umwandlung  in  Meletin.     65 

weder  das  Meletin  noch  ein  Zucker  im  Melin  vorgebildet 
existirt;  so  wenig  als  Kohlensäure  und  Alkohol  im  Zucker, 
aus  dem  sie  sich  bei  der  Gährung  abscheiden^  und  dass 
deshalb  bei  der  Zersetzung  des  letzteren  durch  vielleicht 
rein  zufällige  Umstände  bald  etwas  mehr,  bald  etwas 
weniger  davon  erzeugt  werden -kann. 

Allerdings  wird  unter  im  Wesentlichen  gleichen  Um* 
ständen  das  gestörte  Gleichgewicht  zwischen  den  Mole- 
külen der  Verbindung  in  gleicher  Weise  sich  wieder  her- 
zustellen suchen,  und  deshalb  werden  der  Regel  nach  die 
Mengender  einzelnen Zersetzungsproducte  bei  verschiedenen 
Versuchen  nicht  sehr  bedeutend  von  einander  abweichen, 
allein  auch  bedeutendere  Abweichungen  wird  man  nicht 
eher  als  in  der  innern  Constitution  der  Substanz  begründet 
ansehen  können,  als  bis  ihr  Auftreten  als  constant  für 
eine  solche  erwiesen  ist. 

Liefert  nun  aber  das  Melin  durchschnittlich  47,5  Proc. 
Meletin  und  dieses  59,627  Proc.  Kohlenstoff,  öo  repräsen- 
tiren  erstere  28,322  dieses  Elementes,  welche  bei  der 
Spaltung  aus  dem  Melin  austreten.  Setzt  man  diese  Kohlen- 
stoffmenge gleich  20  Atomen^  so  sind  die  50,041  Pi'oc. 
Kohlenstoff  des  Melius  =  36  Atomen  und  danach  er- 
geben sich  folgende  Formeln: 

für  Melin... C36H24  024 

„    Meletin C20H7  O» 

„  das  Saccharid..  Ci6Hi70i5 

Die  hier  angenommenen  Formeln  empfehlen  sich 
durch  ihre  Einfachheit  und  stehen  im  Einklang  mit  den 
analytischen  Bestimmungen,  man  wird  sie  also  wohl  so 
lange  annehmen  können,  bis  weitere  Untersuchungen  die 
Nothwßndigkeit  complicirter  Formeln  ergeben. 

In  Procenten  ausgedrückt  würde  das  „Saccharid^ 
genannte  Product  enthalten  müssen: 

C  =  41,2,  H  =  7,3  und  O  =  51,5  Proc. 
und    der   Wasserstoff  verhielte   sich  zum  Sauerstoff  wie 
1  :  7.      Die  Analysen,   welche  ich  mit  demselben  ange- 
stellt  habe,    zeigen    ein    solches    Verhältniss,    und  zwar 

Arch.  cL  Pharm;  CLXVI.  Bd«.  1.  Hft.  5 


im  TOrigen  Jahre  von  mir  bekannt  gemachten  drei 
6,7,  I  :  7,1  und  1  :  7,2.  Die  eine  Analyse  hatte 
ar  nahe  die  obigen  Zahlen  ergeben,  nämlich; 

Kohlenstoff i2,9 

Wasserstoff 7,0 

Sauerstoff 50,1. 

Die  neuerdings  wieder  angestellten  Analysen  zeigen 
as  Aehnliches,  nämlich 

1)  0,263  <nach  Abzug  der  6,2  Proc.  betragenden  Asche) 

Kohlensäure  0,398.         Wasser  0,172. 

2)  0,1645. 

Kohlensäure  0,258.         Wasser  0,114. 

3)  0,144. 

Kohlensäure  0,221.         Wasser  0,103. 

4)  0,222. 

Kohlensäure  0,377.         Wasaer  0,142. 

5)  0,2925.     Asche  0,002. 

Kohlensäure  0,4605.       Wasser  0,1825. 
1.  2.  8.  4.  5.*) 

C 41,27  42,77  41,85  46,31  43,23 

H 7,26  7,70  7,94  7,10  6,93 

0 51,47  49,53  50,21  46,58  49,84 

H  :  0  =  1 :  7,08  1 : 6,43  1 : 6,32  1 : 6,52  1 ;  7,19 
Die  Abweichungen  erklären  sich  theils  durch  die 
bwierigkeit  der  Austrocknung,  theils  durch  die  Ver- 
äerlichkeit  der  Substanz  schon  bei  100**  C.  Im  Wasser 
d  Alkohol  war  das  von  mir  dargestellte  Product  nicht 
ihr  Tollfitändig  löslich,  es  blieb  ein  brauner  ulminartiger 
ckstand.  Ich  habe  gefunden,  dass  beim  Sättigen  der 
hwefelsäure  mit  kohlensaurem  Bleioxyd  sowohl  als  mit 
hlensaurem  Baryt  etwas  von  den  Basen  in  Lösung 
erging,  was  durch  Kohlensäure  nicht  ausgefällt  nrerden 
nute.     Das  Spaltungsproduct  ist  demnach  ein  Gemenge 

')  Diege  Probe  wftr  nnch  AuflÖBung  zweier  Portioaen  dtireh  Aether, 
wovon  die  mittlere  Portion  42,186  C,  6,419  H  und  51,396  0 
enthielt,  ftbo  ein  Kohlenhydrat  war,  durch  Verdampfen  der 
ätherischen  Mutterlauge  erhalten  und  bei  80—90"  getrocknet 
worden. 


über  das  Melin  und  seine  Umwandlung  in  Meletin,     67 

von  mehreren  Stoffen,  worunter  einer  den  Charakter  einer 
Säure  besitzt.  Dass  darunter  ein  den  Kohlenhydraten 
gleich  zusammengesetzter  Körper,  von  zuerst  süssem, 
hintennach  bitterem  Geschmack  sich  befindet,  davon  habe 
ich  bei  meinen  neuesten  Versuchen  mich  überzeugt,  in- 
dem ich  die  Schwefelsäure  dxirch  essigsatiren  Baryt  ent- 
fernte und  die  alkoholkche  Lösung  der  getrockneten 
Masse  in  verschiedenen  Portionen  durch  Aether  fällte. 

Man  könnte  Zweifel  gegen  die  B<sweiskraft  der  an- 
geführten Analysen  erheben,  indem  ma,&  auf  die  Ver- 
änderlichkeit der  Substanz  hinweist.  Diesem  gegenüber 
mu$s  aber  bemerkt  werden,  dass  die  Zusammensetzung 
des  zweiten  Tbeiles  der  Spaltungsproducte  im  Allgemeinen 
schon  durch  die  Analysen  des  Melins  und  Meletins  fest- 
gestellt ist,  welche  nicht  mehr  zweifelhaft  erscheinen. 
Die  angeführten  Analysen  haben  also  im  vorliegenden 
Falle  nur  den  Werth  eines  Beweismittels  zweiter  Ord- 
nung. Dessen  ungeachtet  konnte  ich  ihre  Anführung 
nicht  für  überflüssig  halten,  weil  sie  einen  WasserstofF- 
überschuss  geliefert  haben,  die  Substanz  mochte  im  Vacuum 
oder  bei  Zutritt  der  Luft  aus  der  Lösung  abgeschieden 
worden  sein. 

Zum  Schlüsse  gestatte  ich  mir  einer  Beobachtung 
Erwähnung  zu  thtin,  welche  mir  von  einem  Freunde, 
Herrn  Tempsky  in  Prag,  den  ich  auf  die  Beziehungen 
der  gelben  und  grünen  Farben  aufmerksam  gemacht 
hatte,  mitgetheilt  wurde.  Herr  Tempsky  besitzt  näm- 
lich ein  Herbarium,  in  welchem  70  Jahre  alte  Pflanzen 
sich  befinden,  und  es  zeigen  sich  daran  die  Blüthen  der 
Primulaceen  blau  und  blaugrün  geworden,  während  die 
der  Banunculaceen  nur  abgeblasst  sind.  Auch  auf  das 
Blau  werden  der  Mercurialis  in  den  Herbarien  machte 
mich  derselbe  aufmerksam  und  oflfenbar  sind  diese  Er- 
scheinungen wohl  geeignet  zum  Ausgangspuncte  für  weitere 
Forschungen  zu  dienen. 

Ich  habe  mich  im  Vorstehenden  auf  die  Besprechung 
des    Melins    beschränkt   und   behalte   mir    vor,    in  einer 

5* 


68     Stein,  naHlrliches   Vorkommen   des  Paraear 

späteren    Abhandlung    auf    das  -  Quercimelin 
kommen. 


Nachtrag. 
Notiz  aber  das  Batnriiche  VorkemncB 
Paracarthamins. 

Der  Stoff,  den  ich  id  meiner  letzten  Arbei 
cartbamin  bezeichnete,'  ist  vorzagsweiee  durcb 
halten  gegen  Säuren  und  Alkalien  ofaarakteriBirt.  Während "^ 
er  nämlich   im  neutralen  Zustande  grüngelb  oder  bräun- 
lich gefärbt  erscheint,  nimmt  er  durch  Säuren  eine  rothe 
und  durch  Aetzkali  (auch  Bleiessig)  eine  grüne  Farbe  an. 

Zieht  man  mit  Alkohol,  der  mit  salzaaurem  Gase 
gesättigt  ist,  gewöhnlichen  Kork  aus,  so  erhält  man  eine 
schön  rothe  Lösung,  welche  sieb  ebenso  verhält,  wie  die 
Lösung  von  Paracarthamin.  Auch  die  rothe  Binde  von 
Cornua  sanguin^a  wird  mit  alkoholischer  Kalilösung  bis- 
weilen über  und  über,  bisweilen  nur  an  einzelnen  Stellen 
grün,  und  dasa  das  beschriebene  Verhalten  mit  dem  des 
Dahlienfarbstods  übereinstimmt,  ßlllt  sofort  in  die  Augen. 

Das  aus  dem  Fäanzengelh  künstlich  herstellbare  Roth 
scheint  demnach  mehrfach  in  dem  Pflatizenreiche  fertig 
gebildet  vorhanden  zu  sein. 


69 


IE«  Monatslierlcht« 


liDterschied  von  Portland  -  Cement  und  gewöhnlicheiii 

hydraulischen  Kalk. 

Im  Portland- Cement  ist  der  thonige  Bestand theil  ge- 
scbmol:sen  und  schützt  den  Kalkbestandtheil  mit  einer 
Glasdecke,  im  gewöhnlichen  hydraulischen  Kalk  liegt  der 
Kalk  frei.  Daher  zieht  dieser  mehr  Wasser  und  Koh- 
lensäure aus  der  Luft  aii  als  jener  und  verdirbt  leichter. 
Die  Engländer  finden  den  Unterschied  durch  Kosten ; 
den  ätzend  schmeckenden  verwerfen  sie,  den  von  mildem 
Geschmack  (der  Aetzkalk  ist  dann  von  der  glasigen  Decke 
iimhüllt)  erkennen  sie  für  gut.  Zum  Trocknen,  Brennen 
und  Mahlen  von  einer  Tonne  Portland-Cement  wird  etwa 
eine  Tonne  Steinkohlen  verbraucht.  Eine  Dampfmaschine 
von  12  Pferdekräften  kann  täglich  50  Tonnen  mahlen. 
Die  Kosten  einer  Tonne  belaufen  sich'  noch  nicht  auf 
2  Thlr.,  in  Berlin  wird  dieselbe  für  4^/^  Thlr.  verkauft: 
also  über  100  Proc.  Gewinn.  {Z&itschr.  für  Bauhandwerker 
—  Gemeinn.  Wochenschrift  Nr,  5.)  B, 


Heber  Verkieselang  der  Cemente. 

Alle  Ceraente,  von  welcher  Beschaffenheit  sie  auch 
sein  mögen,  haben  noch  grossQ  Uebelstände  bei  ihrer 
Verwendung.  Allen  diesen  Uebelständen  soll  durch  die 
Verkieselung  abgeholfen  werden,  die  man  mittelst  einer 
Auflösung  von  kieselsaurem  Kali  oder  Natron  (Wasser- 
glaslösung) durch  oberflächliche  Anwendung  einer  22- bis 
23grädigen  Lösung  bewirkt. 

Durch  dieses  neue  und  wohlfeile  Verfahren  —  pro 
Quadrameter  nicht  mehr  als  25  bis  30  Centimes  kostend 
—  erhält  der  Cement  eine  sehr  grosse  Härte  und  kann 
in  diesem  Zustande  von  der  Luft  und  der  Feuchtigkeit 
nicht  angegriffen  werden;  auch  widersteht  er  den  härte- 
sten Frösten,  der  Wirkung  des  Meerwassers  und  der  Sal- 
peterbildung ;  er  kann  ferner  ndit  allen  Farben  angestrichen 
werden  und  man  kann  durch  den  kieseligen  Anstrich  den 


-A ..  * 


70  Kitt  f&r  SerpenHngefässe. 

von  Cement  hergeetellten  künstlicheti  Steinen  alle  N 
der  gewöhnlichen  Malerei  geben,  wobei  man  jedoch  ( 
Wendung  des  Kremmserweisees  (Bleiweias)  ausscb 
IUU89,  das  man  sehr  gut  durch  sogenanntes  Bla 
{künstlichen  feipzertbeUten  schwefelsauren  Baryt] 
durch  Zinkweiss  ersetzt.    ( För^tera  Bauztg.  1861.  & 


lieber  das  Einbitten  der  P«reenaH8chaleB. 

Zur  Verwendung  eines  Kittes,  welcher  der  '' 
und  dem  Wasserdampfe  widerstehen  musa  oder  u 
sende  Abdampfschalen  von  Porcellan  in  den  Schi 
zu  befestigen,  empfiehlt  Ricker  den  Portland-Ceo 

Nach  demselben  verfährt  man  am  besten  auf  fo 
Weise:  man  stülpt  die  Schale  umgekehrt  auf  einei 
ger,  so  dass  die  Handhaben  des  aufgelegten  MesB 
ees  frei  herabhängen,  verschmiert  die  Füge  zv 
dem  untern  Rand  des  Ringes  und  der  Schale  mi' 
und  giesst  alsdann  von  oben  einen  Brei  ein,  dei 
sich  aus  Portland -Cement  und  Wasser  unter  Zusa 
etwas  Wasserglas  bereitet  hat,  bis  der  Raum  zv 
Ring  und  Schale  vollständig  ausgefüllt  ist;  alsdann 
man  so  lange  trockenen  Cement  darauf,  als  noch 
genommen  wird,  streicht  beständig  mit  dem  Finge 
und  stellt,  nachdem  man  mit  einem  feuchten  Schi 
alles  Ueberflüssige  weggenommen,  die  Schale  einig 
bei  Seite,  worauf  man  sie  dann  zur  Benutzung  ven 
kann.       {N.  Jahrb.  der  Pharm.  Bd.  IS.  3.) 


Kitt  für  Serpcntingefasse. 

Eine  Serpentinschale,  deren  Boden  in 
Stück  weggebrochen  war,  kittete  Hanstein 
gende  W^eise.  Er  schmolz  in  einem  eisernen  Löj 
Ausguss  1  Th.  Pia:  hurgund.  und  3  Th.  Flor. 
Nachdem  die  Schale  und  das  Bodenstück  so  beiss  g< 
worden,  daas  der  Kitt,  auf  die  Bmchfläche  gegoasei 
ständig  im  Flusa  bleiben  konnte,  goss  er  solchen  a 
drückte  schnell  Schale  und  Boden  fest  an  einande 
band  den  Mörser  mit  starker  Schnur  und  nach  v< 
digem  Erkalten  und  Abkratzen  des  übermässigen 
hatte  die  Reibschale  einen  ganz  reinen  Klang  und 
wieder  wie  neu  verwendet  werden.      {Pharm,   Woi 


Amalgamiren  galvanischer  Zinkdemenie,  71 

Weisse  Glasvr  för  OfeBkaehehi 

fertigt  man  in  folgender  Weise  an:  100  Theile  reinstes 
spanisches  Blei  and  50  Theile  englisches  Zinn  werden  in 
einer  eisernen  Pfanne  unter  Umrühren  calcinirt;  dasPro- 
duct  wird  gesiebt  und  dann  gemahlen.  Zu  100  Theilen 
der  calcinirten  Masse  werden  beigemischt  100  Theile  Sand, 
etwa  16  Theile  calcinirte  Soda  (calcinirtes  reines  kohlen- 
saures Natron),  6  Theile  Kochsalz,  15  Theile  Mennige, 
worauf  das  Gemisch  in  flachen  mit  Kreide  ausgestrichenen 
verglühten  Thonnäpfen  geschmolzen  und  so  eine  grünlich- 
weisse  Masse  gewonnen  wird,  welche  gekocht  und  auf 
das  Feinste  nass  gemahlen  zum  Glasiren  der.  verglühten 
Kacheln  verwendet  wird.  —  Um  eine  reine  weisse  Gla- 
sur zu  erhalten,  ist  es  durchaus  nothwendig,  ganz  reine 
eisenfreie  Materialien  anzuwenden;  ebenso  ist  der  Zusatz 
von  Mennige  erforderlich,  denn  ohne  denselben  wird  zu- 
weilen eine  schwärzliche,  statt  einer  weissen  Glasur,  er- 
halten, weil  möglicherweise  Zinnoxydul  vorhanden  sein 
kann,  welches  durch  den  Sauerstoff  der  Mennige  in  Zinn- 
oxyd übergeführt  und  so  unschädlich  gemacht  wird. 
(^MonatsbL  des  Oberland.  Kunst-  u,  Geiverbever.  —  Gemeinn. 
Wochenschrift  Nr,  5.)  ,  B. 

Das  Amalgaiiiiren  galvanischer  Zinkelemente ; 

von  Dr.  Schwarz. 

Bei  dieser  überaus  lästigen  Arbeit  erscheint  jede  kleine 
Erleichterung  derselben  wünschenswerth.  Bei  der  gewöhn- 
lichen Methode  das  Quecksilber  mit  dem  Finger  oder 
einem  Wergbäuschchen  auf  der  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure angebeizten  Zinkfläche  zu  vertheilen,  ist  es  schwie- 
rig die  Quecksilberkügelchen  aufzufassen  und  aufzutragen, 
weil  sie  an  dem  W^rge  nicht  haften.  Ausserdem  greift 
die  Säure  die  Haut  an  und  somit  dürfte  die  länger 
dauernde  Berührung  mit  dem  Quecksilber  nachtheilig 
wirken. 

Die  Amalgamation  von  70  grossen  ringförmigen 
Elementen  zur  Bereitung  des  elektrischen  Lichtes  gelang 
überraschend  schnell  und  vollständig,  indem  man  diesel- 
ben erst  in  einer  Zelle  mit  sehr  verdünnter  Schwefelsäure 
so  lange  stehen  Hess,  bis  ein  kräftiges  Aufbrausen  eintrat, 
und  alsdann  mit  einer  gewöhnlichen  Metall  -  Kratzbürste, 
die  vorher  in  Säure  getaucht  war,  das  Jn  einer  Schale 
enthaltene  Quecksilber  aufnahm  und  einrieb.  Die  sich 
rasch  amalgamirenden  Messingdrähte  boten  dem  Quecksil- 


72  Metalle  mit  Aluminitim  zu  überziehen, 

ber  vollständige  Adhäsion  und  entfernten  gleichzeitig  durch 
ihre  Reibung  die  fester  sitzenden  Oxydtheilchen.  In 
wenig  Stunden  und  mit  einem  sehr  kleinen  Aufwände 
von  Quecksilber  war  die  Arbeit  vollendet.  {Brealauer 
Geweröebl  1862,  Nr.  2.)  Bkb. 


' 


Metalle  mit  Alttminimu  oder  dessen  Legirungen  zu  aber- 
ziehen; Ton  Thomas  Bell  in  Gateshead. 

Der  Verfasser  verwendet  zu  diesem  Zweck  ein  Bad 
bestehend  aus  dem  Doppelchlorid  von  Aluminium  und  Na- 
trium im  wasserfreien  Zustande  an  und  erhält  dies  bei 
der  Temperatur  von  1820  C.  im  geschrnolzenen  Zustande. 
Die  negative  Elektrode  bildet  das  Stück  von  Kupfer  oder 
sonstigem  Metall,  welches  mit  Aluminium  überzogen  werden 
soll.  Als  auflösliche  positive  Elektrode  kann  man  Alumi- 
nium anwenden,  doch  ist  es  vortheilhafter,  eine  Composi- 
tion  von  Kohle  und  wasserfreier  Thonerde  zu  benutzen. 
Aus  dieser  Composition  presst  man  Cylinder  und  calcinirt 
dieselben  vor  ihrer  Anwendung  in  einem  geschlossenen 
Behälter.  Bei  diesem  Process  wird  das  Chloraluminium 
mit  dem  Chlor  erzeugt,  welches  sich  durch  die  Wirkung 
des  elektrischen  Stromes  entbindet.  Sehr  gut  kann  man 
ein  Gemisch  von  Thonerde  und  Steinkohlentheer,  geformt 
und  calcinirt,  oder  aus  Gas-Kokes  angefertigte  positive 
Elektroden  benutzen. 

Bei  Anwendung  einer  aus  Kohlenstoff  mit  oder  ohne 
Zusatz  von  Thonerde  bestehenden  positiven  Elektrode  lösen 
sich  während  der  Operation  kleine  Kohlenstückchen  ab; 
um  dieser  Verunreinigung  vorzubeugen  kann  man  die 
Elektrode  in  ein  poröses  thönernes  Gefass  einschli  essen 
und  dieses  in  das,  das  Doppelchlorid  enthaltende  Bad 
stellen.  Auch  kann  man  KryoHth  statt  des  Doppelchorids 
verwenden,  doch  erfordert  dies  eine  höhere  Temperatur 
zum  Schmelzen. 

Ist  eine  Ablagerung  des  Aluminiums  auf  Kupfer  be- 
wirkt, so  entsteht  bei  Anwendung  einer  geeigneten  Tem- 
peratur, wobei  sich  beide  Metalle  verbinden,  eine  Verän- 
derung der  Oberfläche  des  Kupfers  in  Aluminium- 
bronze. {London  Joum,  of  arte.  Januar  1862.  S.  28.  — 
Dingler's  Journ.  Bd.  164.  Hft.  4.  S.  285.)  Bkb. 


i 


Veher  den  indischen  Gussstahl  {Wootz),  73 

Chemische  Hnlfsmittel  bei . Bohrungen  in  Stahl; 

von  Adolph  Scheden. 

Bekanntlich  wendet  man  schon  seit  längerer  Zeit  beim 
Bohren  von  Glas  Terpentinöl  und  noch  mit  mehr  Erfolg 
Terpentinöl  mit  Kampfer  an.  Dieses  Mittels  hatte  sich 
Herr  Scheden  beim  Bahren  von  Stahl  und  Gusseisen 
bedient,  und  der  Erfolg  war  ein  sehr  günstiger. 
Nach  demselben  soll  jedes  andere  harzfreie  Kohlenwas- 
serstofföl  z.  B.  Photogen  dasselbe  leisten,  nur  muss  auch 
hier  gehörige  Rücksicht  darauf  genommen  werden,  dass 
nicht  zu  viel  Oel  auf  ein  Mal  genommen  wird.  Die  Theorie 
der  Wirkung  scheint  in  der  Hauptsache  die  zu  sein,  dass 
die  flüchtigen  Kohlenwasserstofiele  die  Fähigkeit  besitzen, 
sich  mit  Hülfe  der  durch  die  Reibung  hervorgebrachten 
Wärme  zwischen  die  zunächst  liegenden  einzelnen  Kry- 
stallpartikelchen  des  Eisens  oder  der  kieselsauren  Verbin- 
dungen zu  drängen,  und  so  die  Cohäsion  des  betreffenden 
Körpers  zu  lockern.  * 

Ausserdem  haben  Bohrversuche  in  Stein  und  Fels 
unter  Anwendung  der  mehrgedachten  Stoffe  schon  die 
günstigsten  Resultate  geliefert.  {Deutsche  Industiezeitung.  '— 
DingWs  Journ.  Bd.  164.  Hft.  ö.  S.  893.)  Bkb. 


lieber  den  indischen  Gnssstahl  (Wootz). 

Die  Fabrikation  des  Wootz  besteht  darin^  dass  Stab- 
eisen  in  kleine  Stücke  zerschroten  und  diese  mit  trocke- 
nen }iolzsp'^nen  von  Cassia  auriculata  und  einigen  grünen 
Blättern  von  Asclepias  gigantea  oder  von  Convolvtdns  lau- 
rifolia  in  kleinen  Tiegeln  einer  entsprechenden  Hitze 
ausgesetzt  werden.  Fr^my  erblickt  in  dieser  Methode 
der  Darstellung  eine  Bestätigung  seiner  Ansicht,  dass 
der  Kohlenstoff  nicht  das  einzige  stahlerzeugende  Element 
sei,  sondern  dass  dazu  noch  Stickstoff  oder  ein*  Körper 
gehöre,  welcher  den  Stickstoff  chemisch  vertreten  könne, 
z.  B.  Phosphor.  Er  hat  nämlich  gefunden,  dass  die  Pflan- 
zenstoffe, welche  zur  Erzeugung  des  Wootzstahls  benutzt 
werden,  viel  Phosphor  und  Stickstoff  enthalten.  Die  Blät- 
ter der  Asclepias,  welche  reich  an  milchigem  Safte  sind, 
liefern  den  Stickstoff,  das  Holz  der  Cassia,  dessen  Asche 
fast  ausschliesslich  fast  nur  aus  phosphorsauren  Salzen 
bestehJ:,  den  Phosphor.  Auch  die  Natur  des  Stabeisens, 
aus  welchem  der  Wootz  bereitet  wird,    kann  auf   dessen 


74  Darstellung  des  grünen  Zinnobers. 

Güte  eiDen  EinfluES  haben.  Dasselbe  wirdnäm 
sehr  niedriger  Temperatur  erzeugt  und  F  r  6  m 
seinen  Untersuchungen  über  Stahlbildung,  d 
Eisen  stets  sehr  leicht  in.  Stahl  übergeht,  i 
weniger  mit  Silicium,  Schwefel  und  Arsenik  ' 
ist,  als  Stabeisen,  welches  aus  einem  bei  heiE 
erblasenen  Koheisen  gemacht  wird.  (Comptrei 
Ckem.  Centralbl.  1862.  Nr.  37.) 


Kobal^clb. 

Nach  Hayes  lässt  sich  Kobaltgelb  leich 
wenn  man  Dämpfe  von  Untersalpetersfiure  in  i 
von  salpetersaurem  Kobaltoxydul,  welche  etwi 
hält,  leitet.  Setzt  man  von  Zeit  zu  Zeit  e 
Kali  hinzu,  so  wird  alles  Kobalt  in  Kobaltgelb 
( Wagnei^s  techn.  Jakresber.  1861.  —  Polyteck 
1862.  S.  1307.)  

Verfabreo;  Kui>fer  auf  nassen  W^e  ai 
auszüzifhen. 

Das  Erz  wird  nach  P.  Spence  zunä' 
der  Austreibung  des  Schwefels  und  der  Oxyc 
stet  und  dann  möglichst  fein  zertheilt.  Man  b 
je  5  Tonnen  desselben  mit  einer  Mischung  voi 
Salzsäure  und  dem  doppelten  Volum  Wai 
1  Oentner  salpetersaures  Natron  gelöst  ist,  in 
und  lässt  die  Mischung  in  einem  hölzern« 
24  Stunden  lang  stehen.  Nachher  wird  die 
abgezapft  und  das  Kupfer  durch  Eisen  dara« 
schlagen.  Der  Rückstand  wird,  nachdem  er 
der  ealcinirt  ist,  noch  ein  Mal  derselben  Behi 
terworfen.  Vermöge  des  Gehalts  der  Flu 
Salpetersäure  wird  das  Kupfer  leichter  und 
durch  blosse  Salzsäure  ausgezogen,  wogegen 
nur  in  geringer  Menge  in  Lösung  geht.  (Rev 
1861)  ____ 

r«bcr  Darstcllnng  des  grnncn  Zinnol 

Vogel  hat  eine  Vorschrift  zur  Bereitung 
Zinnobers  gegeben,  wobei  direct  die  Lösung  d 
blaus  mit  Umgehung  eines  essigsauren  Eisern 
wendet  wird.     Man   bereitet    sich   eine  Lösue 


Neutrale  schwefiigsaure  Salze  hei  der  Zuckerfabrikatian.     75 

liner  Blau  mittelst  etwas  Oxalsäui'e  in  Wasser  und  ver^ 
mischt  dieselbe  mit  einer  wässerigen  Lösung  von  chrqm- 
saurem.  Kali.  £8  färbt  sich  die  Flüssigkeit  tiefdunkel- 
grün  und  auf  Zusatz  einer  Bleizuckerlösuug  entsteht  ein 
grüner  Niederschlag,  welcher  sich  bald  absetzt  und  mit 
kaltem  .Wasser  ausgewaschen  wird.  Nach  dem  Trocknen 
auf  dem  Filtrum  wird  er  fein  gepulvert  und  stellt  nun 
ein  gleichmässiges  Pulver  von  scnönem  Grün  dar.  Nach 
dem  relativen  Mengenverhältnisse  der  3  Lösungen,  des 
Berlinerblaus/  chromsauren  Kalis  und  des  Bleizuckers, 
erhält  man  den  grünen  Zinnober  in  den  verschiedensten 
Nuancen,  von  tiefem  Blaugrün  bis  zum  hellsten  Saftgrün. 
Um  den  grünen  Zinnober  nicht  nur  eisenfrei,  sondern 
auch  bleifrei  herzustellen,  wendet  Vogel  statt  des  Blei- 
zuckers Barytsalze  an.  Man  verfahrt  dabei  wie  oben 
angegeben,  und  erhält  dadurch  nach  dem  Trocknen  und 
Pulvern  einen  Farbstoff  in  den  verschiedensten  Nuancen 
des  Grüns  je  nach  den  angewandten  Quantitäten  der 
Lösungen.     {N,  Jahrb.  f.  Pharm.  Bd.  18.  8.)  B. 


Anivendung  neutraler  schwefligsaurer  Salze    bei  der 

Zuekerfabrikation  ^ 

aus  einem  Briefe  von  Alvaro  Reynoso  an  Dumas. 

Der  zweifach -schwefligsaure  Kalk  wird  auf  der  Insel 
Ouba  in  grossem  Maasstabe  angewendet,  sei  es  als  solcher, 
wie  er  aus  New-Orleans  bezogen  wird,  sei  es  indem  man 
einen  Strom  schwefliger  Säure  in  den  kalkhaltigen 
Zuckersaft  leitet.  Jedermann  ist  mit  Reynosos  Methode 
zufrieden  und  die  Resultate  sind  ausgezeichnet.  Anfangs 
verstand  man  dieses  Salz  nicht  anzuwenden,  man  befolgte 
das  Verfahren  von  Melsens,  welcher  darin  fehlte,  dass 
er  zuviel  saures  schwefligsaures  Salz  und  zuwenig 
Kalk  verlanffte,  während  nach  R  e  y  n  o  s  *  o  immer  in 
alkalisch  bleibender  Flüssigkeit  zu  operiren  ist. 
Darin  liegt  die  ganze  Schwierigkeit  und  das  ganze  Ge- 
heimniss,  um  zum  Ziele  zu  gelangen. 

Der  zweifach  -  schwefligsaure  Kalk  widersetzt  sich 
1)  den  Gährungen,  2)  entfernt  er  gewisse  Substanzen, 
3)  entfärbt  er  die  Säfte,  4)  verwandelt  er  gewisse  Sub- 
stanzen, die  sonst  nicht  ausscheidbar  sind  durch  Kalk, 
Wärme    oder  Kohle    in    leicht    abscheidbare   Substanzen. 

(A,  Eeynoeo.) 


mW 


?  •,^, 


S  ■ 

•  .■**  ' 


.V  ■ 

'.  *■ 

T 


1 

76     Methode  zur  Klärung  zuckerhaltiger  Flüssigkeiten  etc. 


Payen  erinnert  daran,    dass    Parier  und  Possoz 
p-  ebenfalls  die   neutralen    schwefligsauren  Salze  in 

die  Fabrikation  des  Rohrzuckers  eingeführt  haben.     Auf 
den  Rübenzucker  angewendet,  seien    die  Resultate   nicht 
öbenso    zufriedenstellend.     Sie    wenden   schon   seit    1861 
*/2  bis  1  Promille  des  schwach   alkalischen  schweflig- 
sauren  Natrons   an.      {Compt.  rend,   6.  Octhr.  1862,) 

H.  Ludwig, 


Anwendung  der  schwefligen  Sänre  bei  der 

Znckerfabrikation. 

Calvert  theilt  mit,  dass  er  bereits  vor  10  Jahren 
Versuche  über  die  Anwendung  der  schwefligen  Säure  zu 
dem  erwähnten  Zwecke  gemacht  und  sich  von  der 
Nützlichkeit  des  Verfahrens  überzeugt  habe.  Er  fügte 
zu  100  Litern  Syrup,  wie  derselbe  aus  dem  Kohlen- 
filter läuft,  2  Liter  wässerige  schwefligie  Säure,  welche 
Menge  genügt,  um  den  Saft  bis  zu  dem  Augen- 
blicke, wo  er  in  die  Siedepfanne  kommt,  vor  Gährung 
zu  bewahren.  Die  Färbung  des  Syrups  während  der 
Concenträtion  wird  unter  dem  Einflüsse  der  schwefligen 
Säure  sehr  vermindert.  Nach  Beendigung  der  Concen- 
tration  ist  auch  die  Säure  vollständig  entwichen.  Zur 
Darstellung  der  Letzteren  wird  Schwefel  verbrannt  und 
das  Gas  durch  hohe  und  weite,  mit  Bimssteinstücken  ge- 
füllte hölzerne  Gefasse  geleitet,  während  Wasser  von  oben 
herabfliesst  und  sich  sättigt.  {Compt.  rend,  55,  —  Chem, 
Centralhl  1863.  6.)  ß. 

Methode  zur  Klärung  zuekerhaltiger  Flüssigkeiten  und 
.  Säfte  und  zur  Wiederbelebung  der  in  der  Zucker«' 
fabrikation  benutzten  Thierkohle. 

Nach  H.  Leplay  und  J.  Cubinier  lassen  sich 
die  absorbirenden  Eigenschaften  der  Kohle  für  die  ver- 
schiedenartigen Stoffe  in  drei  Classen  theilen,  deren  Wirk- 
samkeit von  sehr  verschiedener  Dauer  ist.  Die  erste 
Classe  von  Eigenschaften  wirkt  auf  die  schleimigen, 
stickstoffhaltigen,  aramoniakali sehen,  übel- 
schmeckenden und  riechenden  Stoffe.  Die  Absorp- 
tionsfähigkeit für  diese  Körper  ist  durchschnittlich  in 
4  Stunden  erschöpft,  kann  aber  völlig  wieder  hergestellt 
werden,  indem  man  einen  Dampfstrom  durch  das  Filter 
streichen lässt.  Das  Vermögen,  Alkalien,  Kalk,  Kalk- 
salze und  andere  Salze   aufzunehmen,   soU^  je  nach 


Die  Hoff  sehen  Malzpräparate,  11 

der  Alkalität  der  gereinigten  Säfte  und  Syrupe,  6  —  8  Mal 
«o  lange  dauern;  es  wird  durch  Uebergiessen  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  und  Waschen  mit  Wasser  wieder  er- 
neuert. Die  dritte  Classe  begreift  das  Entfärbungs- 
vermögen der  Kohle;  es  soll  30  —  40  Mal  so  lange 
währen,*  wie  die  Eigenschaften  der  ersten  Classe,  und 
dann  durch  Kochen  mit  verdünnter  Aetzlauge  wieder  her- 
gestellt werden.  —  Durch  diese  Wiederbelebungsprocesse, 
die  entweder  in  den  Filtern  selbst  oder  in  diesen  ähnlichen, 
besonderen  Apparaten  vorgenommen  werden,  soll  die 
Absorptionsfilhigkeit  der  Kohle  stets  wieder  auf  den 
ursprünglichen  Zustand  zurückgeführt  werden  können, 
ohne  dass  sich  jedoch  dieselbe  über  diesen  hinaus  da- 
durch  steigern  liesse.  Letzteres  wollen  L  e  p  1  a  y  und 
Cubinier  durch  Uebergiessen  der  Kohle  nrit  verdünnter 
Lösung  von  saurem  phosphorsauren  Kalke  erreichen, 
wodurch  die  Fähigkeit  der  Kohle,  fremde  Stoffe  aufzu- 
nehmen, sehr  erhöht  werde  und  welches  Verfahren  sich 
beliebig  vornehmen  lasse.     {Chern.  News,  1862,  3,)      B, 


Die  Hoff'schen  Halzpräparate. 

Wittstein  macht  im  Nachstehenden  seine  Erfah- 
rungen zum  Besten  resp.  zur  Warnung  des  Publicums 
über  die  HofF'schen  Malzpräparate,  diesen  neuesten  gross- 
artigen medicinisch-diäte tischen  Schwindel,  bekannt. 

Das  Malzextract  (Gesundheitsbier)  ist  nichts  weiter 
als  ein  extractreiches  Bier,  stark  mit  Kohlensäure  impräg- 
nirt.  Wittstein  prüfte  es  hallymetrisch  und  fand  in 
1000  Gewichtstheilen : 

0,5  Kohlensäure 
33,5  Alkohol 
94,5  Extract 
871,5  Wasser 

1000,0. 

Diese  Zusammensetzung  entspricht  annähernd  derje- 
nigen der  stärkeren  Münchener  Biere.  (Bockbier  und 
Salvatorbier). 

Das  aromatische  Bädermalz  erwies  sich  lediglich  als 
grob  zerquetschtes  Gerstenmalz.  Das  Kraftbrustmalz  ist 
etwas  feiner  gepulvertes  und  mit  Anisöl  aromatisirtes 
Gerstenmalz.      {Wittsteir!s  Vierteljdhrschrift,   Bd,  11.4,) 

B. 


78  ümgeackla gener  Wein. 

Chemisches  VerfohreB^  Getrei^ekörBci 

von  Lemoiae. 
Ea  besteht  in   der  Bebandlung  des 
der  Oerst^    der  SonnenroBensameu,  der 
Bohnen,  Linsen,  Wicken,  HaBelnflsse,  si 
in    der    Kälte    mit     eonoentrirter     i 
{z.  B.    100    Kilogr.    Weiaeri    mit    15    I 
15 — 20  Minuten  lang,  dauerndem  Scbüttelr 
ser,    Auswaschen  und  Trocknen  der    ungelösten   Kömer: 
Die  HiÜBen.eind  aufgelöst.    (Compt.rend.  13.  Octbr.  1S62.) 
ff.  Luäiwig, 

l'ebcr  d«  ungeschlageiMB  Wein. 

Die  rotben  Weine  ftW8  dem  Herault-Departement 
enthalten  nAch  B  e  ch  a  m  ji  im  Liter  selten  woniger  als 
21  Grm.  organische  Substanz,  meistens  22  —  25  Grm. 
Die  Weine  der  geringeren  Lager  oder  der  jungen  Stöcke 
enÜialten  nur  noch  18  — 19  Grm.  Durch  das  UtnschUgen 
wird  der  Kaligehalt  erhöht,  der  Extractgehalt  aber  nicht 
vermindert.  Um  die  Veränderungen  aa  bestimmen,  welche 
die  näheren  Besttradtheile  des  Weines  beim  Umschlagea 
desselben  erleiden,  mues  man  die  ZuBammensetsung  der 
Extracte  der  gesunden  Weine  kennen.  F  a  s  t  e  u  r  hat 
darin  Glycerin  und  BernsteinBäur«  nachgewiesen.  Bekannt- 
lich enthalten  sie  ursprünglich  Weinstein  und  vielleicht 
auch  freie  Weinsäure.  Der  Zucker  ist  ebenfalls  ein 
constanter  Bestandtheil  der  Weine.  Endlich  bleibt  nach 
Erschöpfung  des  Extracts  mit  alkoholhaltigem  Äether  und 
hiernach  mit  Alkohol  ein  achleimiges  dextrinartiges  Pro- 
duct  zurück,  welches  rechtsdrehend  ist  und  durch  vei- 
diinnte  Schwefelsäure  in  Zucker  übergeführt  werden  kann. 
Das  chemische  Kennzeichen  eines  umgeschlagenen  Wei- 
nes ist,  dasB  er  keinen  Zucker  mehr  enthält  und  bei  gänz- 
licher Verderbniss  weder  Glycerin  noch  eine  in  Zucker 
zu  verwandelnde  Substanz.  Diese  Stoffe,  das  Glycerin 
ausgenommen,  finden  sich  als  Milchsäure  vor,  woraus  sich 
der  Umstand  erklärt,  dass  der  Extractgehalt  sich  nicht 
ändert.  Seitdem  Bechamp  diese  Thatsachen  und  die 
Zunahme  des  KaÜB  in  den  umgeschlagenen  Weinen  con- 
statirt  hatte,  erfuhr  er,  dass  mau  stets  das  Verschwinden 
des  Weinsteins  aus  den  Fässern  bei  längerer  Berührung 
derselben  mit  umgeschlagenen  Weinen  wahrnimmt.  Das 
DeBtillationBproduct  aller  Weine  ist  sauer,  aber  das  vom 
umgeBchlagenen   Weine   ist    es  in    einem    noch    höheren 


Gallusäure  im  Bündner  Rothweine.  79 

Grade.  Baiard  hat  das  Milchsäureferment  in  den  um- 
geschlagenen Weinen  gefunden.  Dem  Erscheinen  dessel- 
ben göhen  ähnliehe  Kügelchen  wie  bei  der  Hefe  vorher 
und  Wenn  der  ganz  umgeschlagene  Wein  in  ein  weiteres 
Stadium  der  Verderbniss  (die  Fäulniss)  übergeht,  so  findet 
man  ausser  dem  Milchsäurefermente  eine  Masse  Vibrio- 
nen darin. 

J,  Ni ekles  führt  die  Erhöhung  des  Kaligehaltes 
und  die  Entstehung  der  Propionsäure  nach  Bechamp 
im  umgeschlagenen  Weine  auf  ein  und  dieselbe  Ursache 
zurück.  Der  in  den  Weinfässefn  sich  absetzende  rothe 
Weinstein  oder  das  doppelt  -  weinsaure  Kali  enthält 
nämlich  alle  erforderlichen  Elemente  zur  Erzeugung  sowohl 
des  Kalis,  als  einer  Säure  von  der  Formel  G^H^O^J  der 
Propionsäure  oder  der  ihr  isomeren  Butteressigsäure. 
Die  Annahme  von  Bechamp,  dass  die  fragliche  Säure 
vom  Glycerin  herstamme,  ist  eine  Hypothese,  welche  den 
Ursprung  des  im  umgeschlagenen  Weine  enthaltenen  über- 
schüssigen Kalis  nicht  erklärt,  auch  giebt  sie  keinen  Auf- 
schluss,  was  aus  der  Weinsäure  wird,  wenn  der  Wein- 
stein in  Berührung  mit  dem  so  veränderten  Weine  ver- 
schwindet. {Compt  rend.  T.  54.  —  Dinglers  polyL  Joum. 
Bd.  166).  B. 

Gallassäure  im  Bundner  Rothweine;   Lösliehkeit  des 

TrattbenfarbstolTs« 

Gallussäure  ist  bis  jetzt  in  keinem  Weine  aufgefun- 
den worden;  Mulder  hält  es  indess  für  sehr  wahrschein- 
lich, dass  sie  darin  vorkomme.  Es  ist  nicht  schwer, 
Gallussäure  in  den  Bündner  Rothweine  sehr  deutlich  nach- 
zuweisen. Aus  100  CG.  Wein  wurde  die  Gerbsäure  mit 
Pischleim  entfernt,  dann  das  Filtrat  mit  Wasser  ver- 
dünnt, bis  die  Farbe  hell  genug  war,  um  eine  Verän- 
derung zu  erkennen,  jetzt  Eisenchlorid  zugesetzt.  Es  ent- 
stand eine  grünbraune  Färbung,  die  bei  stärkerer  Verdün- 
nung, an  der  Luft  stehend,  alltnälig  violett  wurde  und 
schliesslich  schwarzblaue  Flocken  fallen  liess.  Bei  der 
Weinbereitungsmethode  jener  Gegend,  nach  welcher  der 
junge  Wein  Wochen,  ja  Monate  lang  auf  den  Tröstern 
offen  stehen  bleibt,  wäre  die  Abwesenheit  der  Gerbsäure 
schwer  zu  begreifen.  Scheidet  man  aus  Wein  nach 
Mulders  Methode  den  blauen  Traubenfarbstoff  ab,  was 
R.  Th.  Simler  oft  gethan  hat,  so  findet  man,  dass  dieses 
Traubenblau,    welches    in    dünnen    Schichten   auf   einem 


80     Darstdlung  eines  kaltbaren  Lachnvs-Pr' 

Ührglase  schön  irUirt,  wie  in  der  Traube 
in  den  sogenannten  Frnchtäthem  (wenigstem 
rem  und  Duttersaurem  Aethyloxyd)  etwas 
fast  rein  blauer  Farbe  löslich  ist  und  durc 
derselben  wieder  im  ursprünglichen  Zusti 
werden  kann.  Ammoniak  macht  es  erst  g 
stört  es  dann  zu  einer  braunen  Substanz.  ( 
Bä.  115). 

Heber  die  Darstellung  eines  haltbaren 
Präparates. 

Das  Verfahren    zur   Herstellung   des   I 
nach  Vogel  Folgendes: 

IGGrua.  käufliches  fein  gepulvertes  Lac 
in  einem  Cylinderglaee  mit  120  CC.  kalten  destiUirten 
Wassers  übergössen  und  24  Stunden  lang  öfters  umge- 
rührt stehen  gelassen.  Dieser  erste  Auezug  wird  wegge- 
gossen und  der  Ruckstand  im  Cyiinderglase  mit  einer 
neuen  Menge  destÜlirten  Wassere  (120  CC.)  während  24 
Stunden  wie  angegeben  behandelt.  Den  nun  zum  zweiten 
Male  abgegossenen  Auszug  theilt  man  in  zwei  gleiche 
Tbeile  und  rührt  den  einen  Theil  mit  einem  in  verdünnte 
Salpetersäure  getauchten  Glasetabe  um,  bis  dass  die  Farbe 
eben  roth  erscheint  und  setzt  nun  die  andere  blaue  Flüs- 
sigkeit hinzu,  wodurch  eine  röthlichblaue  Flüssigkeit 
entsteht.  Durch  dieses  Verfahren  erhält  man  eine  mög- 
lichst neutrale  Lackmustinctur.  Dieselbe  lässt  man  hier- 
auf in  einer  bedeckten  Porcellan schale  im  Wasserbade 
ohne  zu  kochen  verdampfen.  Es  bleibt  eine  amorphe 
körnige  Masse  zurück,  welche  man  in  einem  gut  verschlos- 
senen Glase  aufbewahrt.  Sie  löst  sich  im  Wasser  voll- 
kommen ohne  Rückstand  auf  und  giebt  je  nach  der  Ver- 
dünnung eine  hellblaue  oder  tiefblau  gefärbte  Lösung. 
Sooft  man  Lackmustinctur  namentlich  zu  Ti tri r versuchen 
gebraucht,  hat  man  nur  nöthig,  ungefähr  ein  Stecknadel- 
knopf grosses  Stück  von  der  abgerauchten  Masse  in  einem 
Becherglase  mit  Wasser  zu  übergiessen,  wodurch  sogleich 
eine  senr  brauchbare  Lackmustinctur  erhalten  wird.  Der 
abgerauchte  Farbstoff  des  Lackmus  erhält  sich  Jahre  lang 
unverändert.     {N.  Jahresb.f.  Pharm.  Bd.  18. 3.) 

B. 


Mittel  sur  UnUrscheidung  von  Copal  und  Bernstein.     81 

CUorgehalt  des  schwedischen  Filtrirpapiers« 

Wittstein  hat  sich  durch  verschiedene  Versuche- 
überzeugt^  dass  das  jetzige  schwedische  Filtrirpapier  fast 
immer  chlorhaltig  ist ;  die  Quelle  dieser  Verunreinigung. 
sei  ohne  Zweifel  in  der  Behandlung  der  zur  Darsteuung 
dieses  Papiers  verwendeten  Lumpenmasse  mit  Chlor  oder 
Chlorkalk  zu  suchen.  Noch  vor  ein  Paar  Jahren  war 
der  Chlorgehalt  desselben  ziemlich  gleich  NuU^  denn 
V.  Wich  Mtnd  bei  der  Untersuchung  einer  bedeutenden 
Menge  Asche  dieses  Papiers  nur  Spuren  von  Chlor. 

Der  Äschengehalt  jener  chlorhaltigen  Papiere  betrug 
nach  W  i  1 1 8 1  e  i n  0,468  Procent.  Derselbe  empfiehlt  daher, 
das  fragliche  Papier  vor  dem  Gebrauche  auf  Chlorgehalt 
zu  prüfen.    ( Wittsteins  Vierteljahrschr.  Bd.  11.  4.)        B. 


lieber  Bereitung  des  Wachspapiers. 

Nach  A.  Rick  er  erzielt  man  auf  eine  billige  und 
schnelle  Weise  mittelst  Anwendung  des  Bügeleisens  ein 
gleichförmiges  und  schönes^  Wachspapier. 

Als  Papier  wählt  man  am  besten  ein  grosses  Format 
von  Druckpapier,  man  öffnet  ein  Buch  desselben,  legt 
es  flach  auf  den  Tisch,  und  führt,  nachdem  man  den 
heissen  Stahl  ins  Bügeleisen  (Plätte)  geschoben,  schnell 
mit  demselben  auf  dem  Papier  herum,  während  man  mit 
der  linken  Hand  ein  Stück  japanisches  Wachs  die  Fähr- 
ten des  Bügeleisens  begleiten  lässt,  indem  man  dasselbe 
dicht  daran  hält;  ein  wenig  Uebung  reicht  hin,  um  die 
Menge  des  abzufliessenden  Wachses  zu  ermessen ;  dasselbe 
dringt  schnell  ein  und  ein  etwaiger  üeberfluss  imprägirt 
sich  schon  dem  unterliegenden  Bogen,  der  dadurch  halb 
zu  Wachspapier  wird;  sobald  die  Ausbreitung  des  Wachses 
und  das  Abfliessen  desselben  nicht  mehr  schnell  genug 
vor  sich  geht,  wird  der  Stahl  durch  einen  heisseren  ersetzt 
Und  man  kann  sich  so  in  einigen  Stunden  seinen  Vorrath 
an  Wachspapier  für's  ganze  Jahr  anfertigen.  {N.  Jahrb. 
fli/r  Pharm.  Bd.  18.  3.)  B. 

Mittel  rar  Vnterscheidug  tw  Copal  «nd  Bernstein. 

Napier-Draper  hat  gefunden,  dass  Cajeputöl 
den  Copal  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  vollstän- 
dig auflöst.  Die  Lösung  liefert,  wenn  man  eine  Fläche 
damit  überzieht,  einen  sehr  glänzenden  Fimiss. 

Arch. d.Phann.  CLXVI.  Bds.  l.Hft.  6 


82  Ueher  dm,  Dammarhcirzhaum. 

D^r  Bernstein  ist. dagegen  in  Cajeputöl,  seihst  beim 
Siedepunet,  vollkommen  unlöslich.  Dieser  Unterschied  der 
beiden  Harze  hat  um  so  mehrNutzen;  als  manche  Copal- 
sorten  durch  ihre  äussern  Eigenschaften  kaum  vom  Bern- 
stein zu  unterscheiden  sind.  {Le  Technologistej  Aoüt  1862.  — 
Polyt.  Centratbl.  1862  S.  1312.)  E, 


Das  Bleiehen  des  Scliellaeks. 

Mit  Chlor  gebleichter  Schellack  eignet  sich  nicht  zur 
Politur  auf  Holzarbeiten;  welche  Metalleinlegungen  ent- 
halten^ da  letztere  durch  die  kleinsten  Mengen  Chlor, 
welche  stets  am  Schellack  zurückbleiben^  blind  und  unan- 
sehnlich werden. 

Ein  in  dieser  Beziehung  fehlerfreies  Product  erhält 
man  durch  Behandeln  einer  weingeistigen  Schellacklösung 
mit  Thierkohle,  was  am  sweckmässi^ten  folgender  maassen 
ausgeführt  wird: 

.Der  rohe  ßchellack  wird  In  90 pj^qentigem  Weingeist 
aufgelöst  und  so  viel  gekörnte  J^pochenkohle  zugesetzt^ 
dass  ein  dünner  Brei  entsteht ;  dann  setzt  man  die  Mischung 
mehrere  Tage  den  directen  Sonnenstrahlen  aus,  schüttelt 
öfters  um,  und  filtrirt  nach  völliger  Bleichung  durch  Papier. 
{Deutsche  Jndti$trieztg,  1862.  Nr.  18.  —  Dingler^s  Journ. 
Bd.  164  Heft  5.  S.  397.)  Bkb. 

lieber  den  Dammarharzbamii. 

Einer  der  werthvollsten  Bäume  des  neuseeländischen 
Urwaldes  ist  die  Kauri- Fichte  {Dammara  ansiralis). 
Dieser  prächtige,  80  bis  120  Fuss  hohe  Baum  liefert  dem 
englischen  Schiffsbau  jährlich  eipe  grosse  Anzahl  von 
Rundhölzern  von  74  —  84  Fuss  Länge,  welche  alle  andern 
Fichtenhölzern  vorzuziehen  sind.  Er  liefert  zugleich  das 
unter  dem  Namen  Dammar  bek^uinte  Harz,  an  welchem 
dieser  nützliche  Waldbaum  90  überaus  reich  ist,  dass 
dasselbe  sogar  an  Orten,  wo  die  Ks^uribäume  ausgerodet 
wurden,  in  ungeheuren  Massen  in  der  Erde  in  völlig 
trockenem  Zustande  vorgefunden  wird.  Das  Kauri-Harz, 
v(ie  ^  im  HmdeL vorkommt,  wird  daher  nicht,  wie  das 
unserer  Tannen,  von  dem  Baume  selbst  durch  Einschnitte 
gewonnen,  sondern  muss  förmlich  aus  der  Erde  gegraben 
werden.  Die  Dammar -Fichte  kommt  nur  auf  der  nörd- 
liehen  Insel,  im  nördliche^  Theile  derselben  vor. 


Firniss  für  Eisen  -  und  Stahlwaaren  gegen  Rpsi.       83 

In  Auckland  wurden  einzelne  Stücke  Kauri- Harzes 
gesehen,  welche  bis  zu  100  Pfand  wogen.  Im  Jahre  1857 
wurden  2521  Tonnen  (ä  2Ö00  Pfund)  dieses  werthvollen 
Harzeiß  im  Betrage  von  35250  Pfund  Sterling  ausgeführt. 
(  Wittstein's  Vierteljahrsachr.  Bd.  11,  Heft  4.)  B. 


m  Zinluuistridi. 

Nach  Girardin  besteht  das  Siccatif,  welches  die 
Socüte  de  la    Vteüle-MontagTie  in  den  Handel  bringt^   aus 

6,66  wasserfreiem  schwefelsauren  Manganoxyd 
6,66  essigsaurem  Manganoxydul 
6,69  Zinkvitriol 
980,00  Zinkweiss. 

Von  diesem  Gemenge  werden  2  bis  3  Procent  dem 
Zinkweiss  zugesetzt,  wodurch  dasselbe  leicht  trocken  wird. 
(  Wagner^s  Jahresb.  d-  ehem.  Technologie^  1861.  —  Polytechn. 
Centralbl.   1862.  S.  1246.)  E. 


lirniss  far  Eisen-  und  Stahlwaaren  gegen  B4ist. 

Das  von  Cönte  angeeebene  Verfahren  besteht  darin^ 
dass  man  die  Stücke,  welche  gefi^nisst  werden  sollen, 
mit  einer  stark  alkalisclien  LaugiB  rein  putzt,  sie  sodann 
mit  reinem  Wasser  abwäscht  und  mit  reinem  Leinenzeug 
abtrocknet.  Man  nimmt  hierauf  sogenannten  dicken 
Oelfirniss,  dessen  Hauptbestandtheil  Copal  ist,  und  zwar 
den  weissesten,  den  man  haben  kann  und  mischt  zur 
Hälfte  bis  ^/^  ein  gut  rectificirtes  Terpenthinöl  hinzu,  je 
nachdem  man  den  Metallglanz  der  Stücke  mel^r  oder 
weniger  bewahi^en  will.  Die  Mischung  erhält  ßich  ohne 
Veränderung,  wenn  sie  gut  verschlossen  ist.  Bei  der 
Anwendung  dieses  Firnisses  nimmt  man  ein  kleines  Stück 
feinen  ausgewaschenen  Schwamm,  taucht  es,  um  das  Was- 
ser zu  entfernen,  in  Terpentinöl,  gißbt  darauf  ein  wenig 
Firniss  in  ein  Gefass,  legt  den  Schwamm  hinein  bis  er 
.  vollgesogen  ist,  und  drückt  ihn  zwischen  dj^n  Fingern, 
HO  dass  nur  eine  ganz  kleine  Menge  Firniss  dapn  bleibt. 
In  diesem  Zustande  fahrt  man  damit  leicht  über  das  Stück, 
mit  der  Vorsicht,  dass  man  nicht  wieder  zurückfährt^ 
wenn  die  Essenz  einmal  verflogen  ist,  ^eil  dadurch  der 
Anstrich  rauh  und  nngleieh  wird.  Man  lässt  ihn  dann 
an  einem  vor  Staub  geschützten  Orte  trcoknen. 

Die  IJr&ih^ung  hat   gelehrt,   dass  Eisen*  und  .Staht 


.-.j^ 


64    Zufälle  hei  Anwendung  von  Mennigkitt  in  Bleichereien. 

waaren  auf  diese  Weise  behandelt,  ihren  Metallglanz  be- 
halten,  auch  wenn  sie  mit  den  Händen  gerieben  worden 
und  zum  täglichen  Gebrauch  dienen.  Dieser  Fimiss  läset 
sich  auch  auf  Kupfer  anwenden,  wenn,  man  dieselbe  Rück- 
sicht beobachtet  wie  bei  Eisen  und  Stahl.  Man  muss 
nur  daför  sorgen,  dass  die  Stücke  nicht  in  dem  Augen- 
blicke gebraucht  werden,  wo  das  Kupfer  eben  erst  ge- 
schliffen wurde.  Man  reinigt  es  und  lässt  es  an  der  Luft 
liegen,  wobei  es  eine  dem  uolde  ähnliche  Farbe  annimmt, 
und  kann  man  sie  dann  nach  dem  angegebenen  Verfahren 
firnissen.  Hierdurch  ist  es  vor  aller  oxydirendan  Ein- 
wirkung geschützt  und  behält  Politur  und  Farbe-  Physi- 
kalische Instrumente  können  auf  diese  Art  überzogen, 
bei  Experimenten,  bei  welchen  man  sich  des  Waissers 
bedient,  gebraucht  werden,  ohne  die  geringste  Verände- 
rung zu   erleiden.     {Recueil  de  la  soc.  polytechn,) 

BTcb. 

Heber  die  ZuföUe^  welche  bei  Anwendung  Ton  Hennig- 
kitt  in  Bldchereien  etc.  statt  finden  können. 

Bekanntlich  tritt  in  den  gebleichten,  gefärbten,  ge- 
druckten Qeweben  zuweilen  ein  Fleckigwerden  während 
des  Processes  selbst  ein  und  dieser  Zufall  scheint  zuwei- 
len unerklärlich.  Persoz  sucht  nun  den  Orund  darin, 
dass  das  Wasser  oder  der  Wasserdampf,  welcher  zu  obigen 
Industriezweigen  verwandt  wird,  häufig  durch  Metallröh- 
ren geleitet  werde,  deren  Verbindungsstücke  mit  Mennig- 
kitt verbunden  sind.  Gewöhnlich  bilden  sich  am  Kitte 
solcher  Verbindungsstücke  Auftreibungen  und  es  werden 
davon  Theile  fortgerissen.  Gelangen  diese  nun  *in  die 
Farbeflotte  etc.,  so  «ind  sie  die  sehr  unangenehme  Ver- 
anlaäisung  zur  Entstehung  gedachter  Flecken,  wie  sich 
Persoz  durch  Untersuchung  solcher  fleckig  gewordenen 
Stoffe  überzeugt  hat.  Derselbe  wies  Blei  darin  nach  ohne 
dass  dieselben  mit  Bleipräparaten  gefärbt  oder  bedruckt 
waren.  Es  ist  daher  wünschenswerth,  statt  des  Kittes  aus 
Mennige  einen  nicht  bleihaltigen  Kitt  zu  verwenden. 
{Msne^s  chem,  -  techn.  Mittheilungen  d.  Jahres  1860 — 1861.) 

B1A. 

Anstrich  hölzerner  Fnssbdden  mit  Leinolfirniss. 

Nach  der  hier  folgenden  Vorschrift  sind  nach  Am- 
mermüller seit  einer  längeren  Reihe  von  Jahren  viele 


Anstrich  hölzerner  Fuesböden  mü  Leinölfimiss.       85 

Fussböden  angestrichen  worden^  die  schön  ausgefallen  und 
dauerhaft  geblieben  sind. 

Den  dazu  verwendeten  Leinölfimiss  bereitet  man, 
indem  man  Leinöl  in  einem  eisernen  Geschirr  mit  fein 
gepulvertem  Braunstein  über  einem  Kohlenfeuer  unter 
beständigem  Umrühren  bis  zum  schwachen  Hauchen  des 
Qels  erhitzt.  Sobald  das  Oel  sich  dabei  zu  bräunen  an- 
fingt; wird  es  vom  Feuer  genommen.  Auf  je  6  Pfund 
Leinöl  reicht  1  Loth  Braunstein  aus.  Der  Fussböden  muss 
gehörig  gereinigt  und  von  allem  Sand  befreit  und  vor 
dem  Anstriche  vollkommen  getrocknet  werden. 

Während  des  Anstreichens  muss  nun  der  Fimiss  so 
heiss  wi6  möglich  gehalten  werden,  damit  er  recht  dünn- 
flüssig ist,  in  das  Holz  gut  eindringt  und  gut  verrieben 
werden  kann.  Der  Fimiss  muss  daher,  so  lanee  ange- 
strichen wird,  immer  auf  dem  Dampfapparate  stehen  und 
häufig  umgerührt  werden. 

Man  giebt  dem  Boden  gewöhnlich  drei  Anstriche, 
welche  so  gleichmässig  als  möglich  aufzutragen  sind. 
Sobald  der  erste  Anstrich  trocken  ist,  ungefähr  nach 
24  Stunden,  kann  der  zweite  gemacht  werden  und  eben 
so  der  dritte.  Der  erste  Anstrich  zieht  sich  schnell  ins 
Holz  ein,  eben  so  der  zweite,  wenigstens  in  den  weichen 
Holztheilen,  während  der  harte  Theil  der  Jahresringe 
früher  glänzend  wird.  Sollten  einzelne  Stellen  nach  dem 
driUen  Anstriche  noch  matt  aussehen,  so  kann  man  diese 
noch  mit  einem  vierten  Anstrich  versehen.  Man  kann  den 
Anstrich  mit  einem  wollenen  Lappen  oder  mit  einem 
dicken  steifen  Anstrichpinsel  vornehmen.  Letzterer  hat 
den  Vorzug  der  Bequemlichkeit  und  dass  man  das  Oel 
dabei  heisser  halten  kann. 

Bei  tannenen  Böden  sieht  der  Oelanstrich  ohne  allen 
Zusatz  von  Farbe,  wenigstens  von  Anfang  an,  weniger 
gut  aus,  denn  er  ha);  das  Ansehen  eines  eben  frisch  auf- 
gewaschenen Holzbodens,  was  sich  erst  mit  der  Zeit  durch 
Eintreten  von  Staub  verliert.  Es  ist  daher  zu  rathen, 
beim  zweiten  Anstriche  dem  Firniss  so  viel  braune  Farbe 
—  Umbraun  oder  Kasseler  Braun  —  zuzusetzen,  dass  der 
Boden  eine  helle  Färbung  wie  helle  Nussbaummöbel  er- 
hält. Nach  dem  dritten  Anstriche  ist  es  fiir  die  Haltbar- 
keit des  Firnisses  zweckmässig,  den  Boden  ungefähr  noch 
8  Tage  unbenutzt  zu  lassen,  so  lange  nämlich,  bis  er  nicht 
mehr  klebt.* 

Hauptbedingungen  für  das  Qelingen  des  Anstriches 
sind:    I)nei88es0el  während dess  Antreicbens,  2)  gleichem 


86     Bienenwachs  von  Pßanz&nwachs  zu  unterscheiden. 

Auftragen  des  Firnisses  und  3)  dünnes  Verreiben,  nament- 
lieh  des  dritten  Anstrichs. 

Man  kann  tännene  und  eichene,  neue  und  alte  Fu8s- 
böden  so  behandeln.  Bei  alten  Böden  zeigen  sich  aber 
meistens  schon  beim  ersten  Anstriche  alte  Flecke  als  dunk- 
lere Platten.  Dann  muss  man  bei  dem  zweiten  Aufstrich 
etwas  mehr  Farbe  zusetzen,  so  viel,  dass  die  Flecke  mög- 
lichst verdeckt  werden,  wodurch  freilich  die  Farbe  des 
Bodens  überhaupt  dunkler  und  unfreundlicher  wird.  (  WU/rz- 
bürg.  Oemeinn.  Wochenschr.  1862, 25)»  & 


Nacbweisiiiig  toh  Mohnöl  uiiil  andern .  trocknendeii 
Oelen  in  Mandelöl  oder  01i?enöK 

Das  Elain  der  nicht  trocknenden  Oele  verwandelt 
sich  bekanntlich  durch  Einwirkung  von  salpetriger  Säure 
in  festes  Elaidin,  nicht  aber  das  Elain  der  trocknenden 
Oele.  Auf  dieses  Verhalten  hat  man  nun  eine  Prüfung 
der  ersteren,  um  eine  Verfälschung  mit  letzteren  zu  erken- 
nen, gegründet,  z.  B.  um  Mohnöl  in  Mandelöl  oder  Olivenöl 
nachzuweisen. 

Diese  Prüfung  wird  am  besten  auf  die  Weise  ange- 
stellt, dass  man  die  aus  Salpetersäure  und  Eisenfeilspänen 
entwickelte  salpetrige  Säure  mittelst  einer  Glasröhre  in 
Wasser  leitet,  ai:|f  welchem  eine  Portion  des  fraglichen  ♦ 
Oeis  schwimmt.  Ist  dasselbe  rein,  so  verwandelt  es  sich 
vollständig  in  eine  feste  Masse ;  andernfalls  bleibt  es  schmie- 
rig oder  ganz  flüssig.  (Journ.  de  Med.  de  Br.  1862.  — 
Wittstein* s  Viertdjahrschr.  Bd.  11.  4.)  B. 


Verfahren  um  Bienenwaehs  ?on  Pilanzenwachs  zu 

nnterseheiden. 

R  o  b  i  n  e  a  u  d  gründet  sein  Verfahren  zu  diesem  Zweck 
auf  den  Grad  der  Löslichkeit  beider  Wachssorten  in 
rectificirtem  Aether.  Er  verwendet  dazu  1  Theil 
Bienenwachs  und  50Theile  Aether,  befordert  die  Lösung 
durch  Schütteln  und  giebt  den  Inhalt  nach  Veränderung 
sämmtlicher  Wachsstücken  in  einen  voluminösen  Absatz 
auf  ein  gewogenes  Filter,  wäscht  mit  kaltem  Aether  gründ- 
lich aus,  lässt  das  Filter  ohne  'Trichter  zur  Verdunstung 
des  Aethers  mehrere  Stunden  an  der  Luft  liegen  una 
wiegt  es  dann. 

Der  vom  Aether  nicht  gelöste  Theil  betrug  zuweilen 


Einige  Amoendtmgen  des  ParaffinB.  87 

50  Proc.  Bienen  wachs;  Pflanzenwachs  so  behandelt  Hess 
nur  5  Proc.  Rückstand  und  Bobineaud  betrachtete  diese 
kleine  Menge  bei  Mischungen  als  nicht  zu  beachten.  Derselbe 
schlägt  deshalb  vor^  den  vomAether  nicht  gelösten  Theil 
des  fraglichen  Wachses  eiiifach  auf  Rechnung  des  Bienen- 
wachses zu  setzen.  Unterwirft  man  nun  1  Grm.  Wachs 
der  Untersuchung  und  bleiben  0,35  Grm.  ungelöst,  so  ent- 
sprechen diese  70  Proc.  Bienenwachs  und  die  Beimischung 
von  Pflanzenwachs  betrug  30  Proc.  {Zeüachr.  f.  ancUytische 
Chem,  1862.  S.  115,  —  Dingl  Joum.  Bd.  163,  Hft  1.  S.  80.) 

Bkb. 

Einige  Aiwenduigeii  des  Parafiins. 

Nach  A.  Vogel  lässt  sich  das  Paraffin  statt  des  Oels 
für  Oelbäder  anwenden.  Abgesehen  von  der  grossem  Rein- 
lichkeit verträgt  dasselbe  eine  mehrmalige  und  lange 
dauernde  Erhitzung  bis  zu  300^  C,  ohne  wie  das  Oel  Zer- 
setzung zu  eiieiden ;  ober  300^0.  wird  es  unzersetzt  verflüclt- 
tigt.  Während  das  Oel  nach  öfterem  Erhitzen  schwarz  und 
dickflüssig  wird;  bleibt  das.  Paraffin  constant  dünnflüssig 
und  wasserhell;  so  dass  die  im  Bade  befindlichen  Trocken- 
apparate immer  dieutlich  gesehen  werden  können.  Der 
niedere  Schmelzpunct  (45^  C.)  gestattet  das  gefahrlose  Ein- 
setzen der  Glas^efässe.  Die  Reinigung  der  Apparate  vom 
Paraffin  geschieht  durch  Benzol. 

Durch  schmelzendes  Paraffin  gezogenes  Filtrirpapier 
wird  von  concentrirter  Schwefelsäure^  selbst  nach  wochen- 
langer Berührung;  nicht  angegriffen  und  kann  demnach 
das  Paraffin  sehr  zweckmässig  zur  Deckung  von  Etiketten 
aufStandgefassen  für  Säuren  und  Alkalien  verwendet  wer- 
den. Um  das  Eindringen  des  Paraffins  in  das  Papier  zu 
verhindern;  wodurch  letzteres  durchscheinend  würde,  ist 
ein  Ueberzug  von  arabischem  Gummi  auf  den  Etiketten 
zu  empfehlen.  Nachdem  dieser  getrocknet  ist;  überstreicht 
man  dieselben*  mit  schmelzendem  Paraffin,  das  bis  lOO^C. 
erhitzt  werden  muss;  um  die  Schicht  nicht  zu  dick  zu 
erhalten. 

Auch  der  Einwirkung  der  Flusssäure  widersteht 
das  Paraffin  und  man  kann  diese  daher  in  Flaschen  auf- 
bewahren; welche  an  den  inneren  Wandungen  mit  einer 
dünnen  Schicht  Paraffin  überzogen  sind.  Um  dies  zu  be- 
werkstelligen; bringt  man  geschmolzenes  Paraffin  in  die 
erwärmte  Gkusflaschc;  vertheilt  es  durch  Schütteln  gleich- 


^ 


88         Wiedergewinnung  der  Alkalien  und  Sßuren. 

massig  an  den  Wandungen,  giesst  das  Ueberschüssige  aus 
und  taucht  nun  die  Flasche  in  kaltes  Wasser. 

Schwämme  und  Papier  mitParaf&n  getränkt  sind 
den  bekannten  Wachspräparaten  hinsichtlich  der  Stabilität 
noch  vorzuziehen.  '        . 

Zur  Conservirung  der  Früchte,  scheint  das 
Paraffin  auch  anwendbar  zu  sein^  so  wie  zur  Erhaltung 
der  Eier  etc. 

Professor  Kobell  machte  den  Verfasser  darauf  auf- 
merksam^ das  Paraffin  als  Schutzmitel  gegen  Oxydation 
anzuwenden.  Statt  daher  Auflösungen  eisenoxydulhaltiger 
Mineralien,  sowie  ßeductionen  von  Eisenerzen  zur  Titrirung 
mit  .Chamäleon  in  einer  Kohlensäure- Atmosphäre  vorzuneh- 
men, könnte  man  nun  diese  Operationen  in  offener"Schaie 
ausführen^  indem  man  zugleich  einige  Stücken  Paraffins 
schmilzt  und  die  ganze  Oberfläche  bedecken  lässt.  (Chem. 
Centrbl  Nr.  9,  1862). B.    , 

Wiedergewimiiiiiff  der  Alkalien  uiid  Säuren^  welche  in 
niiieralölfabriken  zum  Reinigen  der  Oele  benutzt 
worden  sind;  Ton  H.  Perutz. 

1.  Wiedergewinnung  der  Alkalien,  Die  beim  Reinigen 
der  Mineralöle  angewandten  Alkalien  bleiben  in  der  Blase 
zurück.  Man  verbrennt  resp.  glüht  sie  dann  in  einem 
gut  ziehenden  Ofen  bis  aller  Kohlenstoff  verbrannt  ist 
und  behandelt  sie  mit  der  durch  den  Kost  gefallenen 
Asche  wieder.  Da  die  Alkalien  nur  im  ätzenden  Zustande 
anwendbar  sind,  beim  Verbrennen  aber  Kohlensäure  ge- 
bildet wird,  welche  sich  mit  den  Alkalien  verbindet,  so 
muss  die  Kohlensäure  auf  gewöhnlichem  Wege  durch  Kalk 
entfernt  werden.  Der  Unreinheit  des  Kalkes  wegen  nimmt 
der  Verfasser  auf  53  Th.  wasserfreie  Soda  33  Th.  Kalk 
und  auf  1  Ctr.  Soda  300  Liter  Wasser  und  "kocht  dieses 
Gemisch  unter  fortwährendem  Umrühren  1  ^/2  Stunde  lang. 
Um  sicher  zu  sein^  dass  die  Kohlensäure  der  Soda  völlig 
entzogen  wird,  darf  man  auf  1  Ctr.  nicht  weniger  als 
250  Liter  Wasser  nehmen.  Nach  dem  Kochen  wird  das 
Gemisch  in  ein  passendes  Gefäss  gegeben  und  1  Tag  lang 
alle  3  Stunden  gut  umgerührt.  Während  der  Nacht  hat 
sich  dann  der  Kalk  gehörig  abgesetzt  und  man  zieht  nun 
die  klare  Aetznatronlauge  mittelst  eines  Hebers  ab,  kocht 
sie  ein  bis  sie  bei  120  R.  36^  Baume  zeigt  und  fällt  sie 
in.  gut  verschliessbare,  gegen  den  Einfluss  der  Luft  ge- 
sicherte Gefässe.    Nur  Laugen  von  dieser  Stärke  eignen 


BaumtooUensamenöl,  89 

sich  nach  P  e  r  u  t  z  zum  erwähnten  Zwecke,  wogegen 
Laugen  von  25^  B.  nicht  im  Stande  sind  die  Phenyl- 
säure,  das  Kreosot  und  Brandharz  vollständig  dem  Oele 
zu  entziehen.  Man  kann  sich  hiervon  leicht  überzeugen, 
wenn  man  Mineralöl  zuerst  mit  verdünnter,  dann  mit  con- 
centrirtei*  Natronlauge  behandelt.  Wenn  auch  im  ersten 
Falle  etwas  Phenylsäuro  gelöst  wird,  so  bleibt  doch  immer 
ein  grosser  Theil  zurück,  welcher  nur  durch  concentrirte 
Lauge  entfernt  werden  kann. 

Noch  unvortheilhafter  ist  der  Gehalt  der  Laugen  an 
Kohlensäure,  weshalb  man  grössere  Mengen  der  Lauge 
wie  oben  angegeben  hermetisch  verschliessen  muss.  Auch 
ist  es  gut,  beim  Reinigen  der  Oele  8  Proc.  frisch  bereitete 
Kalkmilch  mit  anzuwenden,  da  die  Phenylsäure  mit  über- 
schüssiger' Kalkmilch  ein  im  Wasser  lösliches  basisches 
Kalksalz  bildet  und  man  gleichzeitig  den  Vortheii  hat,  dass 
die  Laugen  von  einem  etwaigen  Kohlensäurögehalte  befreit 
werden.  Die  Brandharze  lösen  sich  gleichfalls  vollkommen 
in  kohlensäurefreien  concentrirten  alkalischen  Laugen. 

2.  Benutzung  der  heim  Reinigen  der  Mineralöle  erhal- 
tenen schwefelsauren  Flüssigkeiten,  Diese  geschieht  durch 
Verwendung  zur  £isenvitriolfabrika*tion.  Man 
bringt  sie  in  eine  mit  Blei  gefutterte  schmiedeeiserne 
Pfanne^  welche  durch  Dämpf,  den  man  bei  irgend  einer 
Operation  in  der  Fabrik  kostenlos-  gewinnt,  erhitzt, 
setzt  sodann  nach  Berechnung  die  nöthige  Quantität  alten 
Elisenblechs  zu,  wozu  sich  am  besten  eine  Lösung  von 
1,1410  (=  180  B.)  welche  20  Pröc.  Schwefelsäurehydrat 
enthält,  eignet.  Die  äquivalente  Menge  Eisen  wird  nach 
der  Formel  FeO,  SO'  berechnet,  doch  setzt^man  bekannt- 
lich etwas  mehr  Eisen  zu,  lun  fremde  Metalle  zu  fallen 
und  die  Bildung  von  Oxyd  zu  vermindern.  Die  sich  auf 
der  Oberfläche  sammelnden  Oeltheile  müssen  entfernt  wer- 
den. Wird  kein  Wasserstoffgas  mehr  entwickelt,  so  filtrirt 
man  heiss  durch  ein  Sandfilter,  wobei  auch  alle  lUnreinig- 
keiten^  Oeltheile  und  schwefelsaures  Eisenoxyd  zurücK- 
bleiben.  Durch  Verdampfung  des  klaren  Filtrats  zur  Kry- 
stallisation  gewinnt  man  den  grössten  Theil  der  angewende- 
ten Sishwefelsäure  in  Form  von  Eisenvitriol  wieder.  (DingL 
Joum.  Bd.  163,  Heft  1,  S.  66),  Bkb. 

BamiwoUeiisaiiienöl. 

Die  verschiedenen  Meinungen  über  den  Werth  des 
Baum  wollensamenöls,  welches  seit  Kurzem  der  Centner  zu 


i?^; 


^z- 


*'■ 


"..■•X-  .. 


C^:^i 


9Ö  BmimtüoUemamen^L 

9  Thlr.  vielfach  in  den  Handel  gebracht  worden  ist,  veran- 
lassten LipowitZ;  dasselbe  näher  zu  prüfen  und  er  hat 
gefunden^  dass  dasselbe  wegen  seiner  guten  Eigenschaften 
im  gereinigten  Zustande  und  wegen  seiner  Billigkeit  sehr 
bald  gesucht  werden  wird. 

Das  in  Handel  gelangende  Oel  hat  eine  tifef  braune, 
nur  in  dünnen  Lagen  durchscheinende  Farbe.  Es  ist  fast 
ganz  geruchlos  und  der  Geschmack  ist  milde  und  ange- 
nehm. Das  Eigengewicht  des  Oels  ist  0,928  bei  -f-  lö^  C. 
und  erstarrt  das  rohe  Oel  weit  schwerer  als  das  gereinigte, 
es  wird  erst  unter  OO  dickflüssig  und  bei  etwa  —  2  bis  3®  fest. 
Nach  Lipowitz's  Versuchen  ist  das  Oel  zu  den  trock- 
nenden Oelen  zu  zählen.  Den  Flüssigkeitsgrad  des  rohen 
Oels  fand  L  i  p  o  w  i  t  z  29  bis  30  Mal  geringer  als  den  des 
Wassers. 

Das  Oel  kann  durch  Behandlung  mit  den  alkalischen 
Laugen  sehr  leicht  von  seinem  färbenden  Princip  getrennt 
werden.  Dieses  färbende  Oel  verbindet  sich  beim  Schüt- 
teln schon  in  der  Kälte  mit  den  Laugen,  ein  klares 
Oel  von  gelber  Farbe  scheidet  sich  oberhalb  der  braun- 
rothen  Seife-  ab  und  kann  leicht  getrennt  werden.  Je 
nach  der  vollständigen  Abscheidung  gewinnt  man  80  bis 
85  Proc.  eines  hellgelben,  fast  ganz  geruchlosen  und  im 
Geschmack  an  feinstes  Provenceröl  und  Mohnöl  erinnern- 
den Oeles,  welches  bei  -[-  S^  bis  0®  0.  erstiwrt.  Es  zdgt 
ein  specifisches  Gewicht  von  0,9206  und  ist  17  Mal  schwer- 
flüssiger als  Wasser.  Diese  Eigenschäften  werden  nicht 
verfehlen,  dieses  Oel  sehr  bald  seiner- Billigkeit  wegen 
zu  einem  gesuchten  Handelsartikel  zu  machen. 

Der   leicht   verseif  bare,   15  bis  20  Proc.  des  Baum- 
^-^  woUensamenöls   betragende   und   daraus   leicht  mit   Sau«; 

ren  abscbeidbare  Fettantheil  stellt  ein  braunes  oder  grü- 
^;    '  nes  Fett  dar,  von  schwach  butterartiger,  dem  Gänseschmalz 

ähnlicher  Consistenz.  Dasselbe  wird  sich  eben  so  gut 
zur  Maschinen-' und  Wagenschmiere  eignen,  da  es  selbst 
in  der  Wärme  lange  fliessend  bleibt  ohne  zu  verharzen, 
als  es  sich  auch  zur  Bereitung  geruchloser  Natron-  oder 
weicher  Ealiseifen  eignet.  Dieser  verseif  bare  Stoff  ist  nach 
P*  Lipowitz  ein  Fett  und  kein  Harz. 

Lipowitz   ist   gern  bereit,   nähere  Auskunft   über 
zweckmässige   Bearbeitung   des  Oels   zu   geben.    (Polyt. 
.    IrU.'Bl)  B. 


♦  .*■ 


m/c 


•  v 

•ff.,'  _ 

u 


Chemische  Untersuchung  der  Lopezvmrzd,  91 

CliuBe»sche  Hotteitiieter. 

In  eine  Quantität  besten  Spiritus  thut  man  ungefähr 
den  achten  Theil  Kampfer  und  eben  so  viel  von  der  ge- 
stossenen  Schale  des  Spanischen  Pfeffers,  macerirt.bis  der 
Kampfer  aufgelöst  ist,  presst  die  Flüssigkeit  durch  Leinwand 
und  Desprengt  mit  derselben  das  aufzubewahrende  Pelz- 
werk oder  die  Kleider  gleichmässig,  wickelt  sie  zusam- 
men und  schlägt  sie  in  starke  Leinwand  ein.  Statt  des 
Pfeffers  kann  man  auch  gestossene  Coloquinthen  nehmen. 
(Kühtze's  Notizen.  1862.  Nr.  8.)  B. 

Clieittische  llntersuchuns  der  Lopezwarzd. 

Die  wesentlichen  Bestandtheile  der  Rinde  der  Lopez- 
wurzel sind  nach  Fr.  Schnitzers  chemischen  Unter- 
suchung folgende: 

Ein  in  Aether  und  in  Alkohol  leicht  lösliches  Harz, 
„    „        „      leicht  und   in  Alkohol  schwer   lös- 
liches Harz, 
„    „        „       nicht,   aber  in  Alkohol    leicht  lös- 
liches Harz, 
Aetherisches  Oel, 
Bitterstoff, 
Gerbestoff, 
Gummi, 
Zucker, 
Pektin, 
Stärkmehl, 
Oxalsäure, 
Citronensäure. 
6  Unzen  des  lufttrockenen  Holzes  lieferten  beim  Ver- 
brennen 18,32875  Gr.  =  0,636  Procent  Asche ;  diede  fand 
sich  in  100  zusammengesetzt  aus : , 

32,215  Alkalien 
25,275  Kalk 
7,982  Magnesia 
0,829  Thonerde 
0,881  Eisenoxyd 
3,308  Manganoxyduloxyd 
0,152  Chlor 
2,059  Schwefelsäure 
6,777  Phosphorsäure 
3,556  Kieselsäure 
16,879  Kohlensäure  . 

99,943. 
(  WittsL  Vierteljahrsschr,  Bd.  11.  Heft  1.)  B. 


»W^KJ^Jl  I    I    ■  I 


:ä" 


w 


^%;; 


i»»'  ••■ 


;a; 


•V 


^IL':. 


Jf'' 


92         Saft  der  FruclU  des  Solanum  Lycopersicum. 

Chemisdie  llBtersudiiiiig  der  Binde  von  Atherosperna 

moschatmii« 

N.  J.  Z  e  y  e  r  theilt  darüber  Folgendes  nach  O.Bergs 
Nachrichten  über  diese  sudaustralische  Drogue  mit.  Die 
Rinde  bildet  harte,  schwere,  ein  wenig  rinnenförmige  oder 
gerollte,  1 1/2  bis  3  Linien  dicke  Stücke  von  verschiedener 
Länge  und  Breite.  Auf  der  Äussenfläche  erscheint  sie 
schmutzig  graubraun,  theilweise  mit  weisslichem  Flechten- 
anäuge  bestreut  und  mit  vorwaltenden  derben,  geschlän- 
gelten, in  der  Mittellinie  gespaltenen  Längsleisten  versehen. 
Die  Bruchfläche  ist  uneben  körnig,  von  blassbrauner  Farbe. 
Die  Unterfläche  zeigt  sich  dem  unbewafiheten  Auge  eben, 
dunkler  braun,  zart  gestreift.  Geschmack  und  Geruch 
der  Kinde  sind  nach  Berg  deutlich  und  ziemlich  stark 
muscatartig :  Z  e  y  e  r  findet  jedoch,  dass  beide  nit^ht  rein 
muscatartig  sind,  sondern  auoh  etwas  an  Sassafras  erinnern. 

Die  Gattung  Atherospermay  von  der  bis  jetzt  nur  zwei 
in  Neuholland  einheimische  Arten  bekannt  sind,  gehört 
zu  der  Familie  der  Monimiaceen;  die  Monimiaceen  sind 
meist  aromatische,  immergrüne  Sträucher  und  Bäume. 

Zeyers  Untersuchung  hat  nun  festgestellt,  dass  das 
von  ihm  aufgefundene  Alkaloid  der  Rinde  von  Atherosperma 
moschatum  als  eigenthümlich  betrachtet  werden  muss  und 
den  Namen  —  Atherospemim  —  verdient,  ausser- 
dem enthält  die*  Rinde  noch  ätherisches  Oel,  fettes  Oel, 
Farbstofi*,  Wachs,  Albumin,  Gummi,  Zucker,  Stärkmehl, 
Harz,  eisengrünende  Gerbsäure,  Buttersäure  und  Oxalsäure. 
( Wittstein^a  Vierteljahrsschr.  Bd.  10.  Heft  4.)  B. 


"%/ 


T  >, ..  • 


virr 


'■*....■ 


Heber  den  Saft  der  Fracht  des  Solanum  Lycopersicnn. 

J.  B.  Enz's  Untersuchung  zufolge  enthält  der  Saft  der 
Frucht  des  Solanum  Lycopersicum  folgende  Bestandtheile : 

Kali,  Kalk  und  etwa9  Magnesia,  verbunden  mit 
Aepfelsäure,  Weinsäure,  Phosphorsäure,  Schwefelsäure, 
Chlor,  dextrinartiges  Gummi,  Eiweiss,  Stärkmehl,  Cellulose, 
fettige  und  harzige  Materie,  rothen  Farbstoff,  Zucker. 

Solanin  konnte  in  dem  Safte  nicht  aufgefunden  wer- 
den, denn  dieses  hsi  ättech  durch  einen  bittem,  ekelhaf- 
ten, im  Schlünde,  kratzenden  Geschmack  verrathen  müssen. 
Die  Fruchtkerne  dagegen  gaben  ein  geistiges  Extract  von 
bitterem  und  scharfem  Geschmack,  und  enthalten  daher 
vielleicht  Solanin,  worüber  Enz  später  berichten  wird. 
(  Wittstein'e  Vierteljahrsschr.  Bd.  11.  3.)  ß. 


Chemische  Untersuchung  der  Rinde  von  Cedrela  fehrifuga.   93 

Chemische  llattrsuchung  der  l^nde  von  Cedrela 

febrifnga. 

Zu  den  vielen  seltenen  Droguen,  welche  heutzutage 
als  nützliche  medicinische  Heilmittel  aus  den  südöstlichen 
Ländern  und  Inseln  Asiens  zu  uns  gelangen^  gehört  auch 
die  Rinde  von  Cedrela  fehrifuga,  welche  bei  uns  eine 
ziemlich  unbekannte  Rinde  ist. 

Rumph  gedenkt  der  Rinde  zuerst  als  eines  guten 
Fiebermittels ;  später  empfahlen  sie  B  e  x  t  o  n  und 
Blume  gegen  intermittirende  und  selbst  typhöse 
Fieber;  Kennedy  und  auch  Bexton  innerlich  und 
äusserlich  bei  Geschwüren  und  Brand.  Waitz  nennt  sie 
eine  göttliche  Rinde^  durch  die  er  mehreren  Menschen 
das  Leben  gerettet  habe^  und  wendet  sie  an  in  Form  von 
Decoct,  Tinctur  und  Extract. 

Cedrda  fehrifuga  Blume  {Swietenia  Sureni  BL,  Cedrela 
Toona  Roxburgh)  gehört  zur  Familie  der  Meliaceen^  zur 
V.  Classe  I.  Ordnung  des  Linn^'schen  Systems,  und  ist 
ein  50 — 60  Fuss  hdier  und  14 — 15  Fuss  im  Umfange 
haltender  Baum;  welcher  auf  Java  und  andern  sundischen 
Inseln  vorkommt. 

Das  Holz  des  Stammes  ist  dem  Mahagoniholze  an 
Farbe  äusserlich  ähnlich,  jedoch  weicher. 

Die  Rinde,  malayisch  Suren  genannt,  wird  von  den 
jüngeren  Aesten  gesammelt  und  kommt  in  halb  oder  ganz 
gerollten,  auch  eingerollten,  bis  2  Fuss  und  darüber  lan- 

L       gen,    3/4  bis  1^/2  Zoll  im  Durchmesser  haltenden,    1  —  2 

!        Linien  dicken  Stücken  zu  uns. 

''  Es  liegt  bis  jetzt  nur  eine  einzige  Untersuchung  der 

Rinde  von  Nees  v.  Esenbeck  vor,  weshalb  W.Lindau 
sich  veranlasst  sah,  eine  neue  Untersuchung  der  Rinde  vor- 
zunehmen. Die  Untersuchung  hat  folgende  Bestandtheile 
ergeben:  Stärkmehl,  Wachs,  Oxalsäure,  Citronensäure, 
phlobaphenartigen  Körper,  Bitterstoff  und  eisengrünende 
Gerbsäure.  Die  letztere  ist  vom  mediciniscben  Stand- 
puncto  aus  der  wichtigste  ßestandtheil.  Sie  nähert  sich 
unter^den  bereits  bekannten,  eisengrünenden  Gerbsäuren 
am  meisten  der  Chinagerbsäure,  welche  zwar  ein  weit 
kleineres  Aequivalent,  aber  (im  freien  Zustande)  fast 
dieselbe  procen tische  Zusammensetzung  hat,  wie  nach- 
stehende Uebersicht  zeigt: 


94  Ueher  du  Gährung. 

.  Cei^relagerbsäare     ChiIlagerb8ä^re 
'   =  CS4H20O22    =    Cl^H^»' 

Kohlenstoflf        51,00  51,22 

Wasserstoflf         5,00  4,87 

Sauerstoff  44,00 43,91 

100,00.  100,00. 

Die  Analyse  der  Asche  zeigte  folgende  procentrijsofae 
Zusammenäetzang : 

Kali 0,072 

Natron 2,716 

Chlomatrium .......     2,045  {  ^^  gf 

Kalk 56,820 

Magnesia 3,114 

Eisenoxyd... 0,369 

Schwefelsäure 0,922   ' 

Phosphorsäure *  1,263 

Kieselsäure  ........  1,150 

KehlensHure 31,g5Q    , 

99,721. 
{Wiüstein's  Viet^teljahrsschr.  Bd.  10.  Heft 3,)  B, 

lieber  die  Oährnng. 

Bringt  man  nach  Pasteur  Hefe  in  eine  jsuckßr-  und 
eiweisshaltige  Flüssigkeit,  welche  gänzlich  von  Luft  befreit 
worden  ist,  so  vermehren  sich  die  Hefepzellen  und  die  Qäh- 
rung  geht  vor  sich ;  der  deutlichste  Beweis,  dass  die  Hefe 
unter  diesem  Umstände  leben  und  die  Qährung  in  Flüssig- 
keiten hervorrufen  kann,  die  vom  freien  Sauerstoff  abge- 
schlossen sind.  Pasteur  fand  femer,  dass  bei  Gegenwart 
von  Luft  in  oder  über  einer  nrit  Hefe  versetzten  Flüssig- 
keit die  Bildung  neuer  Hefenzellen  bedeutend  schneller 
vor  sich  gebt,  ab  im  erstgenannten  Fälle.  Diese  Hefe 
zeigt  jedoch  während  ihrer  Entwickelung  eine  sehr 
schwache  gährungserregende  Wirkung  auf  (Ue  znckerkil- 
tige  Flüssigkeit,  welche  aber  nicht  energisch  eintritt, 
iRTe^tin  man  dieselbe  mit  der  letzteren  unter  Abschluss  von 
SauersitoJGP  .^usanmenbringt. 

,  l^sJ^tPaateqr  gelungen,  der  Hefe  den  Charakter 
^)s  fexroßni  gnctoc^tentheils  zu  benehmen,  wobei  trotz- 
4^P3^  dip^  Hi^^z^Uen  den  Sauerstoff  der  Luft  aufoehmen 
j^TiiA  I^QliIjQpsätire  abgaben,  s<miit  in  gleicher  Weise  wie 
ajic;  J|ie4p;rn  ^Pflanzen  vegetiirQii«  —  Diese  Thatsachen  be- 
kunden, dass  die  Hefe  mit  Hülfe  freien  Sauerstoffs  leben 
kann  und  dass  durch  dessen  Einfiuss  sie  sich   bedeutend 


lieber  die  Naiur  der  Oase  lebender  Pflanzen,        95 

entwickelt,  sie  also  in  dieser  Beziehung  als  Analogen  der 
andern  Pflanzen  zu  betrachten  ist.  Ihre  Wirkung  als 
Ferment  tritt  hingegen  unter  diesen  Umständen  zurück, 
um  dem  einzigen  Phänomen  der  Ernährung  der  Pflanze 
Platz  zu  machen.  Es  ist  diesen  Erscheinungen  zufolge 
nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  Lebensart  der  Pflanze 
sowohl  bei  (»Gegenwart  als  auch  bei  Abwesenheit  freien 
Sauerstoffs  dieselbe  ist,  während  im  letzteren  Falle  der 
zur  Vegetation  nöthige  Sauerstoff  von  der  gähr enden 
Substanz  geliefert  wird.  Pasteurs  Beobachtungen 
zufolge  würde  man  also  in  einem  physiologischen  Act  den 
Ursprung  der  Gährung  zu  suchen  haben.  (Joum.de 
Pharm,  et  de  Chim.  Tom.  XL.  Aoät  1861.)       H.  Schf  einer. 


lieber  die  Natur  der  C!as(!, 

welche  von  den  lebenden  Pflanzen  während 
derZersetzung  der  Kohlensäure  durch  die  Blät- 
ter im  Sonnenlichte  ausgehaucht  werden,  sind 
von  Boussingault  Versuche  angestellt  worden,  welche 
zu  dem  interessanten  Resultate  geführt  haben,  dass  die 
Pflanze  f[ir  1  Volumen  absorbirtes  Kohlensäuregas  nicht 
ganz  1  Volumen,  Sauerste  ff  gas  aushauchen  und  mit 
diesem  ein  Gas,  welches  nicht  Stickgas,  sondern  ein 
Gemenge  von  Kohienoxjdgas  und  Sumpfgas  ist. 
Das  Licht  ist  zur  Einleitung  dieser  Zersetzung  nothwendig. 

Fasst  man  die  Geschichte  der  schönen  Beobachtun-^ 
gen  über  die  Beziehungen  der  Pflanze  zur  Atmosphäre 
zusammen,  so.fixuletman,  dass  Bonnet  die  Ausbauchung 
»von  Gas  durch  die  Blätter  beobachtete,  Priestley  dieses 
Gas  als  Sauerstoffgas  erkannte,  Ingenhouss  die 
Kothwendigkeit  einer  Mitwirkung  des  Sonnenlichts  zur 
Einleitung  dieser  Sauerstoffentwickelung  darthat  und 
Senuebier  zeigte,  dass  das  unter  diesen  Umständen 
entwickelte  Sauerstoffgas  das  Resultat  einer  Zersetzung 
des  kohlensauren  Gases  Bei. 

Was  yns  zuerst  frappirt,  ist  das  Bestreben  dieser 
Gelehrten,  die  Aufmerksamkeit  bei  dieser  Untersuchung 
mehr  auf  den  Gesichtspunct  der  Salubrität,  als  auf  den 
der  Pflanzenphysiolo^ie  zu  lenken.  Priestley  verkündete 
seine  glänzende  Entdeckung  mit  den  Worten:  die  Pflanzen 
besitzen  die  Fähigkeit,  die  Luft  zu  reinigen,  welche 
durch  den  A thmungsprocess  der  Thiere  verdorben  worden  ist. 
Erscheint  es  nun  nicht  sonderbar,  dass  beinahe  100  Jahre 


1 


96  lieber  die  Vorkeime  der  Cfiaren. 

später  man  feststellt,  dieselben  Blätter,  welche  Sauerstoff- 
gas aushauchen,  das  die  Atmosphäre  verbessert,  auch  eins 
der  schädlichsten  Gase  entwickeln,  das  man  kennt,  das 
Kohlenoxydgas?  Ist  es  nicht  erlaubt,  anzunehmen^  dass 
die  Emanation  dieses  Gases  eine  der  Ursachen  der  Insalu- 
brität  der  morastigen  Gegenden  ist,  weil  gerade  die  Blät- 
ter der  Wasserpflanzen  jenes  Kohlenoxyd-  und  Sumpfgas- 
haltige Sauerstoffgas  entwickeln?  {Bousaingaulty  CompL 
rerid^  18,  Novbr.  1862.)  H,  Ludtvig. 

lieber  die  Vorkeime  der  Chareii. 

Von  den-  zahlreichen  Beobachtern  der  Keimung  der 
Charen  wird  allgemein  angenommen,  dass  ihre  Sporen 
bei  der  Keimung  unmittelbar  die  Pflanze   hervorbringen. 

Dennoch  ist  diese  Auffassung  falsch  und  Pringsheim 
hat  sicher  nachgewiesen,  dass  die  keimende  Spore  die 
jun^e  Pflanze  nicht  unmittelbar  hervorruft,  sondern  dass 
auch  bei  den  Charen,  wie  bei  den  höheren  Kr^ptogamen, 
bei  der  Keimung  zuerst  ein  Vor  keim  gebildet  wird, 
aus  welchem  erst  später  die  ersten  Zweige  der  Pflanze 
durch  eine  normale  Knospung  hervorsprossen. 

Dieser  Nachweis  des  Vorkeimes  bei  den  Charen 
füllt  eine  fühlbare  Lücke  in  der  Entwickelungsgeschichte 
dieser  Pflanzen  aus. 

Die  Existenz  blattloser  Vgrgebilde,  aus  welchen  die 
Zweige  hervorsprossen,  unterstützt  die  von  der.  Bildungs- 
geschichte der  Theile  entlehnte  Auffassung  der  Charen- 
Zweige  als  beblätterter  Spross,  und  stellt  die  nahe  Ver- 
wandtschaft der  Charen  mit  den  Moosen  in  das  hellste 
Licht. 

Femer  lässt  das  unerwartete  Auftreten  der  Vorkeime 
bei  den  Charen  es  als  ein  allgemeines  Gesetz  erscheinen, 
welchem  neben  Farmkräutem  und  Moosen  der  früheren 
Ansicht  entgegen  auch  die  Charen  sich  unterordnen,  dass 
bei  allen  Blattpflanzen  die  Spore  niemals  unmittelbar  zur 
Vegetationsspitze  der  ersten  beblätterten  Achse  werden  kann. 
{Alonatsb,  der  Akad.  der  Wissemeh.  zu  Berlin.  Aprü  1862.) 

A.O. 


Preisaufgabe    der   Hagen  -  Bucliolz'acbon    Stiftunsr 

pro  1864  and  1865. 
Für  das  Jahr  1864  nod  1863  nird  die  frühere  Pri 
holt:  „über  die  vergl ei nb ende  Prüfung  einheiniacher  ( 
die  wirheameD  Bestandtheile   von   cultivirten   wie   nat 

Die  darüber  nprechenden  Arbeiten  sind  vor  dem 
an  den  Oberdirector  Medicinalrath  Dr.  Bley  in  B< 
einzusenden  und  müssen  mit  versiegeltem  CuTricidu 
zeuguisB,  Zeu^isH  des  Priaeipala  oder  Professors  der 
wie  mit  Motto  und  Derisenzettel  Tereehea  Bein. 

Für  18G4  iet  die  oene  Preisfrage  gestellt: 

„Wie   wird   am   sichersten  der  Aconitgehalt  : 
wurzeln,  so  wie  der  Pflanze  überhaupt  ausge 

Die  darüber  sprechenden  Arbeiten  sind  mit  Pro 
rats  versehen,  unter  denselhen  Bestimmungen  wie  obe 
director  Dr.  ßley  einznsenden  vor  1.  Augnst  18G4. 


Preisaufgabe  für  die  Lehrlinge. 

^Ausmittelung  der  chemischon  Bestaudtheile 

vorkomm enden  Sorten  von   einfHchem  wie  ( 

sanrem  Natron,  so  wie  deren  Verunreinigung 

Die  Arbeiten   müssen   mit   Zevgniss   des   Principi 

Fffae,  Motto  und  Devisenzettel  verseben  und  nebst  P 

parata  an   den   Oberdirector  Medicinalrath  Dr.  Bley 

1864  franco  eingesandt  werden. 

Das  Directorinm. 


mm  mjmmm. 

CLXVI.  Bandes  zweites  Heft. 

I.  Physik,  Ohemle  und  praktteehe 

Pharmacie. 

ÜBtersnchnngefl  fiber  ^e  einbasischen  Sänren; 

von 

A.  Geuther*), 

Professor  in  Jena. 

L  Essigsäure, 
1.   Abhandlung. 

Wenn    man    die    Formel    der   Essigsäure    schreibt: 

C2H2,  C202  j  gg  so  hat  man  eine  Gruppirung  der  Elemente, 

durch  welche  die  verschiedenartigsten  chemischen  Beziehun- 
gen jdieser  Säure  auf  einfache;  der  Natur  der  Bestandtheile 
entsprechende  Weise  veranschaulicht  werden  können,  eine 
Gruppirungsweise,  welche  frei  ist  von  jedem  seiner  Natur 
nach  undarstellbaren  (hypothetischen)  Bestandtheil.  Die 
Formeln  für  die  nächsten  mit  ihr  zusammenhängenden 
Körper  sind  dann: 

Neutrale  Sauerstoffsalze G^H^,  C202  Ljq 

„         Wasserstoffsalze...  ^^^^i^^^^i'QQ  vrsK 

Essigäther C2H2,  020«  j^^  ^4^4 

Chlorür C2H2,  C202}HC1 

Amid , C2H2,  C2 02 }  H3N. 


*)  Vom  Herrn  Verfasser  als  Separatabdrnck  aus  den  Göttingftr 
gelehrten  Anzeigen  dem  Unterzeichneten  gutigst'  mitgetheilt. 

H.  Ludwig. 

Arch.  d.Pharm.  CLXVI.  Bds.  2.  Hft.  7 


Geuther, 

Die  Eaeigsäure  erscheint,  mit  dem 
verglicben,  aus  dem  sie  durch  Oxydation  hervorgeht,  mit 
dem  Äethylen  (im  Alkohol)  nämlich,  als  ein  „Osyätbylen". 
Vom  Aethylen  trennt  sich  ein  Theil  Kohlenstoff  und  Was- 
serstoff im  Verhältniss  von  C^H^;  derselbe  wird  o:sydirt 
zu  C202  und  H^O*:  Beide  Oxydationsproducte  bleiben 
in  Verbindung  mit  dem  Rest  des  KoblenwasaerstofiB 
(C2H3)  —  ein  Verhalten,  das  bei  der  Bildung  der  ,Oxy- 
säuren"  immer  vorkommt  und  geeignet  ist  die  Eigenthüm- 
licbkeiten  derselben  zu  erklären,  ein  Verhalten,  von  dein 
ich  in  einer  späteren  Mittheilung  ausführlicher  zu  reden 
gedenke. 

Wenn  nun  auch  die  Essigsäure  als  „OxyÄthylen"  auf- 
geführt werden  kann,  so  unterscheidet  sie  sich  doch  von 
den  „Oxysäuren'  dadurch,  dass  die  in  ihr,  durch  Oxyda- 
tion entstandenen,  denkbaren  2  Mgt.  Wasser  nur  zur 
Hälfte  durch  Metalloxyde  bis  jetzt  haben  ersetzt  werden 
können  (essigsaure  Salze),  während  dagegen  in  den  Oxy- 
säuren  häufig  sämratliches  durch  Oxydation  entstandene 
denkbare  Wasser  durch  Metalloxyde  vertreten  werden 
kann,  wie  die  bei  ihnen  mögliche  dritte  Heihe  von  Salzen, 
die  sogen,  basischen,  zeigen. 

Es  entsteht  nur  die  Frage,  ist  dieser  Unterschied  ein 
fundamentaler,  gelingt  es  wirklich  auf  keine  Weise  jenes 
bis  jetzt  nicht  ersetzte  Wasser  der  essigsauren  Salze  durch 
andere  Oxyde  zu  ersetzen?  Um  sie  zu  beantworten,  wur- 
den 2  essigsaure  Salze  der  Einwirkung  des  Natriums 
unterworfen,  das  wasserfreie  essigsaure  Natron  im  geschmol- 
zenen Zustande  und  der  Essigäther.  Bei  der  Einwirkung 
von  Natrium  auf  die  erstere  Verbindung,  die  nur  wenig 
über  ihren  Scbmelzpunct  erhitzt  worden  ist,  findet  in 
der  That  Wasserstoffentwickelung  statt,  allein  es  entstehen 
bei  dieser  Einwirkung  gleich  so  viele  secundäre  Producte, 
dass  keine  Hoänung  vorhanden  ist,  mit  Hülfe  dieses  Sal- 
zes zu  einem  Resultat  zu  gelangen.  Es  wurde  deshalb  das 
bei    gewShnlicher  Temperatur   flüssige  Aethylensalz   der 


Untersuchungen  Über  die  einbasischen  Säuren.         99^ 

Essigsäure,  der  Essigäther,  angewandt.  Derselbe  war  auf 
die  gewöhnliche  Weise  dargestellt  und  wiederholten  Recti- 
ficationen  unterworfen  worden,  so  dass  er  genau  den  für 
ihn  angegebenen  Siedepunct  (74^)  zeigte.  Es  wurde  nun 
in  einer  tubulirten  Retorte,  deren  Hals  aufrecht  gestellt 
und  mit  einem  Kühlapparat  verbunden  war,  auf  denselben 
Natriumstückchen  geworfen  und  ein  Strom  trocknen  Was- 
serstoffgases dauernd  darüber  geleitet.  Dieselben  überzo- 
gen sich  sogleich  unter  Wasserstoffentwickelung  mit  einem 
weissen  voluminösen  Salze,  welches  sich  in  dem  Maasse, 
als  sie  sich  auflösten,  vermehrte  und  allmälig  den  Essig- 
äther in  einen  dichten  Brei  verwandelte.  Nach  und  nach 
war  eine  geringe  bräunliche  Färbung  des  Aethers  einge- 
treten. Ueberall,  wo  das  Natrium  darin  sichtbar  wurde, 
erschien  seine  Oberfläche  nicht  blank  sondern  immer  mit 
dem  im  Essigäther  unlöslichen  Salz  überzogen.  Nach- 
dem eine  beträchtliche  Menge  des  festen  Productes  ent- 
standen und  das  Natrium  verschwunden  war,  wurde  zur 
Untersuchung  des  ersteren  der  Essigäther  aus  dem  Was- 
serbade fast  völlig  .  aBdestillirt,  der  bräunliche  Retorten- 
rückstand mit  wasserfreiem  Aether,  worin  der  Farbstoff 
allein  löslich  war,  gewaschen,  abfiltrirt,  das  weisse  Salz 
rasch  ausgepresst  und  über  Schwefelsäure  im  leeren  Raum 
getrocknet.  Die  Analyse  zeigte,  dass  es  wasserfrei.es 
essigsaures  Natron  war.  Das  braun  gefärbte  ätherische 
Filtrat  wurde  nun  im  Wasserbade  vom  Aether  und  Essig- 
äther befreit.  Es  blieb  wenig  eines  braun  gefärbten  Oels 
zurück.  Um  davon  mehr  zu  erhalten,  wurde  der  vom 
essigsauren  Natron  abdestillirte  Essigäther  zum  zweiten 
Male  auf  die  nämliche  Weise  der  Einwirkung  des  Natriums 
unterworfen.  Anfangs  fand  wiederum  über  die  ganze 
Oberfläche  des  Natriums  die  Bildung  des  weissen  unlös- 
lichen Salzes  (unter  allmäliger  Bräunung  der  Flüssigkeit) 
statt,  später  jedoch  hörte  dieselbe  auf,  das  Metall  wurde 
blank,  es  löste  sieb  jetzt  unter  Wasserstoffentwickelung 
vollkommen  in  Essigäther.  Als  dieser  Zeitpunct  einge- 
treten war,  wurde  der  Essigäther  wiederum  abdestillirt  und 

7* 


m^.: 


|;  100  Geuther, 

von  Neuem  der  Einwirkung  des  Natriums  unterworfen. 
Jetzt  löste  sich  dasselbe  sogleich  vollkommen  auf,  ohne 
Abscheidung  irgend  welchen  Salzes  und  wie  früher  unter 
allmäliger  Bräunung  der  Flüssigkeit. 

Aus  diesen  Versuchen  geht  zweierlei  hervor:  1)  dass 
die  anfangliche  Bildung  des  essigsauren  Natrons  einer 
Verunreinigung  des  angewandten  EssigätherS;  trotz  häu- 
figer Rectificationen  und  trotz  des  constanten  Siedepunc- 
tes  von  740,  an  Essigsäure  und  vielleicht  auch  an  Alkohol, 
zuzuschreiben  ist,  dass  reiner  Essigäther  ein  ganz  anderes 
Verhalten  zeigt ;  2)  dass  der  letztere  chemisch  rein  durch 
die  bis  jetzt  angegebenen  Weisen  nicht  erhalten  werden 
kann.  Der  mit  Natrium  gereinigte  Essigäther  besitzt  den 
niedrigen  Siedepunct  720,78  (corr.) — 

In  dem  Maasse,  als  das  Natrium  verschwindet,  verdickt 
sich  die  Flüssigkeit  unter  Bräunung  und  verlangsamt  sich  die 
Einwirkung  so,  dass  man  durch  gelindes  Erwärmen  dieselbe 
zu  befördern  hat.  Wenn  die  verbrauchte  Menge  des  Na- 
triums 12  Proc.  vom  Gewicht  des  angewandten  Essigäthers 
beträgt,  ist  sie  so  langsam  geworden,  dass  man  gutthut  mit 
dem  Zusatz  von  Natrium  aufzuhören.  Man  lässt  nun  im 
Wasserstrome  erkalten.  Der  ganze  Retorteninhalt  erstarrt 
zu  einer  festen  Krystallmasse.  Durch  gelindes  Erwär- 
men, zuerst  im  Wasser  bade,  macht  man  sie  wieder  flüssig, 
wobei  gewöhnlich  wenige  Krusten  von  essigsaurem  Natron 
ungelöst  bleiben  und  giesst  von  diesen  ab  durch  den 
Tubulus  die  warme  dick  fliessende  Masse  in  ein  oder 
mehrere  wohl  getrocknete  und  mit  guten  Stöpseln  ver- 
schliessbare  Eochflaschen.  Beim  Erkalten  erstarrt  Alles 
wieder  zu  einer  strahlig  krystallinischen  Masse,  welche 
durch  wiederholtes  Auskochen  mit  wasserfreiem  Aether 
allmälig  fast  völlig  vom  Farbstofi^,  der  in  Lösung  geht, 
befreit  werden  kann.  Es  wird  abfiltrirt,  die  weisse  Kry- 
stallmasse rasch  ausgepresst  und  über  Schwefelsäure  ge- 
trocknet. Aus  dem  ätherischen  Filtrat,  das  gut  verschlos- 
sen auf  bewahrt  werden  muss,  scheidet  sich  nach  längerenn 


Untersuchungen  über  die  einbasischen  Säuren.         101 

Stehen  noch  mehr  von  der  Verbindang  ab,  mit  der  ebenso 
verfahren  wird.  Da  dies  entstandene  Salz  durch  Wasser 
äusserst  leicht  verändert  wird,  so  muss  bei  dieser  Waschung 
und  Beinigüng  möglichst  rasch  operirt  werden,  um  die 
Feuchtigkeit  der  Luft  abzuhalten.  Da  dieses,  vollkommen 
zu  erreichen,  nicht  möglich  ist,  so  ist  auch  das  so  erhal- 
tene Product  stets  mit  den  durch  das  Wasser  entstehenden 
Zersetzungsproducten,  hauptsächlich  mit  essigsaurem  Natron, 
in  geringer  Menge  verunreinigt,  welche  Verunreinigung 
durch  die  Wirkung  des,  während  des  Zerschneidens  von 
Natrium  an  der  Luft  auf  seiner  Oberfläche  gebildeten, 
Natronhydrats  auf  den  Essigäther  sich  noch  vermehrt. 
Die  durch  die  Analyse  der  Natriumverbindung  erhaltenen 
Werthe  müssen  abo  nothwendig  im  Sinne  einer  Verunrei- 
nigung durch  essigsaures  Natron  gedeutet  werden.  Die 
Analyse  des  über  Schwefelsäure  im  luftleeren  Raum  ge- 
trockneten, noch  durch  etwas  Farbstoff  gelblich  gefärbten 
Salzes  ergab  26,4  Proc.  Natron  im  Mittel,  41,8  Proc.  Koh- 
lenstoff und  5,5  PrQc.  Wasserstoff.  Ein  weisseres  Salz 
von  einer  zweiten  Darstellung:  24,2  Proc.  Natron,  40,0  Proc. 
Kohlenstoff  und  5,5  Proc.  Wasserstoff.  Die  reine  Verbin- 
dung würde  demnach,  da  das  hier  verunreinigende  essig- 
saure Natron  mehr  Natron  (37,8  Proc.)  und  weniger  Koh- 
lenstoff (29,3  Proc.)  und  Wasserstoff  (3,7)  Proc.)  enthält, 
einen  noch  höheren  Kohlenstoff  und  Wasserstoffgehalt  und 
einen  niedrigeren  Natrongehalt  ergeben  haben. 

Die  oben  erwähnte  Eigenschaft  der  Verbindung  in 
Aether  etwas  löslich,  und  die  Eigenschaft  des  essigsauren 
Natrons  darin  unlöslich  zu  sein,  wurde  nun  benutzt,  beide 
zu  trennen.  Das  durch  Auskochen  mit  Aether  nach  dem 
Erkalten  im  Filtrat  in  Form  weisser  verfilzter  Nadeln 
abgeschiedene  Product  wurde  rasch  abfiltrirt,  ausgepresst 
und  im  leeren  Raum  über  Schwefelsäure  getrocknet.  Sein 
Natrongehalt  betrug  19,3  Proc,  während  der  von  Aether 
ungelöst  gebliebenen  Bückstandes  sich  auf  32,6  Proc. 
erhöht  hatte.  Die  geringe  Löslichkeit  der  Verbindung 
in  reinem  Aether  aber  gestattet  in  kurzer  Zeit   und  bei 


102  Geuther, 

möglichstem  Luftabschluss  nicht  wohl  eine  grössere  Menge 
der  Verbindung  zu  reinigen,  was  leichter  auf  folgende 
Weise  erreicht  wird.  Man  kocht  das  Salz  längere  Zeit 
mit  einem  Gemisch  von  etwa  6  Th.  Aether  und  1  Th. 
wasserfreiem  Alkohol,  so  dass  nur  wenig  Aether  dabei  ver- 
dunstet, filtrirt  in  einen  wohl  getrockneten  Stöpselcylinder 
durch  vorher  getrocknete  Trichter  und  Filter  und  fügt 
nun  etwa  ein  gleiches  Volum  wasserfreien  Aethers  zu. 
Die  Flüssigkeit  trübt  sich  schwach,  nach  einiger  Zeit 
sammelt  sich  das  Trübende  in  Form  von  Flocken,  die  man 
durch  rasche  Filtration  in  einen  zweiten  Stöpselcylinder 
beseitigt.  Nach  und  nach  beginnt  nun  die  Bildung  schö- 
ner langer  federartiger,  von  einzelnen  Puncten .  ausgehen- 
der Nadeln  der  reinen  Verbindung.  Dieselbe  wird  rasch 
abfiltrirt,  mit  reinem  Aether  mehrmals  gewaschen,  rasch 
ausgepresst  und  über  Schwefelsäure  im  leeren  Raum  ge- 
trocknet. Ihre  Analyse  ergab  folgende  Zahlen :  46,2  Proc. 
Kohlenstoff,  6,2  Proc.  Wasserstoff  und  21,9  Proc.  Natron. 
Die  Formel:  NaO,Ci2H905  verlangt:  47,4  Proc.  Kohlen- 
stoff, 5,9  Proc.  Wasserstoff  und  20,4  Proc.  Natron.  Er- 
wägt man  nun,  dass  durch  den  Einfluss  der  Feuchtigkeit 
der  Jjuft  während  des  Auspressens,  während  des  Wagens 
u.  s.  w.  eine  geringe  Zersetzung  unter  Bildung  von  essig- 
saurem Natron  nothwendig  statt  haben  musste,  so  unter- 
liegt es  darnach  schon  keinem  Zweifel  mehr,  dass  der 
Verbindung  die  erwähnte  Zusammensetzung  wirklich  zu- 
kommt. Vollkommen  wird  dies  aber  durch  die  Zusam- 
mensetzung der  mit  Jodäthyl  und  Jodmethyl  sich  bilden- 
den Umsetzungsproducte,  bestätigt. 

Bei  der  Einwirkung  von  Natrium  auf  Essigäther 
treten  also  2  Mgt.  des  letzteren  in  Wechselwirkung,  es 
trennt  sich  davon  1  Mgt.  Alkohol,  welcher  zur  Bildung 
von  Aether -Natron,  das  durch  den  Aether  weggewaschen 
wird,  Veranlassung  giebt  und  in  den  zusammenbleibenden 
Rest  tritt  für  ein  Mgt.  Wasserstoff  1  Mgt.  Natrium  ein. 


Untersuchungen  über  die  einbasischen  Säuren.        103 

(NaO,C4H4,HO)  +  (Si2;g282}äo?C4H4)  +  ^H. 
Daraus  folgt  somit,  dass  die  Ersetzung  jenes  Wassers  in 
den  essigsauren  Salzen  durch  Basen  allerdings  möglich 
ist,  dass  dabei  aber  Verbindungen  entstehen,  die  von 
zwei  Mgt.  Säure  sich  ableiten. 

Die,  von  der  nachträglich  im  Waschäther  entstande- 
nen Krystallisation  der  Natronverbindung,  durch  Filtration 
getrennte  ätherische  Lösung  wurde  nun  durch  Destillation 
im  Wasserbade  vom  Aether  und  unverändert  gebliebenen 
Essigäther  befreit,  der  braune  feste  Rückstand,  der  offen- 
bar noch  viel  von  der  Natronverbindung  enthielt  neben 
dem  gebildeten  Aether -Natron  hierauf  mit  Wasser  zer- 
setzt und  der  Destillation  unterworfen.  Das  Destillat  be- 
stand, ausser  aus  Wasser,  aus  viel  Alkohol  und  wenig 
Aceton,  welch  letzteres  durch  häufige  fractionirte  De- 
stillation vom  Alkohol  getrennt,  durch  seinen  Geruch, 
Siedepunct  und  die  Analyse  erkannt  wurde. 

Der  Alkohol  tritt  hier  als  Zersetzungsproduct  des 
Aether -Natrons  sowohl,  als  der  anderen  Natron  Verbindung 
auf,  das  Aceton  kann  allein  der  letzteren  angehören.  Die 
braune  wässerige  Lösung  reagirt  stark  alkalisch,  enthält 
ausser  freiem  Natron  kohlensaures  und  essigsaures  Salz, 
nebenbei  noch  wenig  eines  durch  Schütteln  der  alkalischen 
Flüssigkeit  mit  Aether  ausziehbaren  Oels  und  wenig  einer 
Natron  verbindung,  die  auf  Zusatz  von  überschüssiger  Säure 
unter  Trübung  zersetzt  wird.  Letztere  entsteht  durch  einen 
mittelst  Aether  ebenfalls  ausziehbaren  ölförmigen  Körper. 

Ehe  ich  die  ümsetzungsproducte  unserer  neuen  Natron- 
verbindung beschreibe,  ist  es  der  Einfachheit  und  des 
Verständnisses  halber  nothwendig,  einen  Namen  dafür 
zu  schaffen.  Es  versteht  sich,  dass,  da  ich  kein  Anhän- 
ger der  Radicallehre  bin,  ich  die  von  jener  gebrauchten 
Namen  nur  soweit  annehmen  kann  und  um  Verwirrung 
zu,  vermeiden,  annehmen  darf,  als  sie  frei  von  Badical- 
begriffen  gedacht  werden  können.  Ich  glaube  am  besten 
zu  verfahren,  wenn  ich  in  der  systematisch  ^Wissenschaft- 


104  Geuther, 

liehen  Sprache  das  Kohlenoxyd  (C^O^)  Carbon   nenne^ 

die   Kohlensäure :    CarboxysäurO;    die   Ameisensäure : 

CarbonsäurO;    die   Essigsäure:    Methylencarbon- 

säure,  die  Propionsäure:   Aethylencarbonsäure  etc., 

den   Methylalkohol :   Methylenalkohol  etc.     Damach 

bezeichne  ich  unsere  Katronverbindung: 

C2H2C202\NaO  ,   T^.       ^,     ,  ,       „., 

C2H2  0202/  HO  C^H*  ^^sDimethylencarbonäthy- 

lenäthernatron. 

J.    JEinmrkung  von  Jodwasserstoff -Aethylen  (Jodäthyl)  und 
Jodwasserstoff 'Methylen  (Jodmethyl)  auf  Dimethylencarhon- 

äthematron. 

Zu  diesen  Versuchen;  sowie  zu  allen  folgenden,  wurde 
die  ursprüngliche  durch  blosses  Waschen  mit  Aether  ge- 
reinigte und  dann  über  Schwefelsäure  getrocknete  Natron- 
verbindung verwandt.  1  Mgt.  derselben  (10  Th.)  mit 
etwas  mehr  als  1  Mgt.  von  Jodäthyl  (16  Th.)  wurden  in 
verschlossenen  Röhren  im  Oelbade  allmälig  bis  auf  180^ 
erhitzt  und  damit  circa  2  Tage  fortgefahren.  Die  erst 
lockere  Katronverbindung  zergeht  allmälig,  es  bildet  sich 
viel  Flüssigkeit,  während  das  feste  Salz  pulverförmiger 
wird.  Der  Eöhreninhalt  wird  nun  mit  Wasser  geschüttelt, 
das  feste  Salz,  Jodnatrium,  löst  sich  auf,  das  ölige  Product, 
welches  den  Farbstoff  des  angewandten  Salzes,  das  über- 
schüssig zugefügte  Jodäthyl  und  die  durch  Umsetzung 
entstandene  Verbindung  enthält,  wird  nun  durch  Destilla- 
tion aus  dem  Wasserbade  vom  Jodäthyl  befreit  und  dann 
mit  Wasser  wiederholt  destillirt.  Der  Farbstoff  bleibt 
dab^i  als  eine  harzartige  braune  Masse  in  der  Retorte^ 
während  die  neue  Verbindung  fast  farblos  mit  den  Was- 
serdämpfen überdestillirt.  Sie  wird  mit  Chlorcalcium  ent- 
wässert und  von  Keuem  destillirt.  Ihr  Siedepunct  liegt 
bei  195  =—  196<>  (198^  corr.)  ihre  Zusammensetzung  wird 
durch  die  empirische  Formel:  C^H^O^  ausgedrückt,  wo- 
nach sie  also  die  Elemente  von  1  Mgt.  Essigäther  minus 
1  Mgt.  Wasser  enthält.   Ihre  rationelle  Formel  wird,  ihrer 


Untersuchungen  über  die  einbasischen  Säuren,         105 

Bildung     aus    der    Natronverbmdung     zu    Folge,     sein 

müssen: 

C2H2,C2  02\HO,C4H4,        /C2H2,C2  02^NaO  \ 

C2H2,  C2  02  /  HO,  C^H*^^"^^  i  C2H2,  C2  02  /  HO,  C^HV 

-j-  C^Ü'illJ  —  JNaJ  +C2H2,  C202/HO,C4H4 
Die  farblose  reine  Verbindung  besitzt  einen  dumpfen 
eigenthümlicfaen  ätherischen  Geruch  und  ein  spec.  Gew. 
von  0,998  bei  120.  Sie  ist  etwas  in  Wasser  löslich,  in 
kaltem  mehr,  als  in  warmem,  sie  reagirt  nicht  auf  Pflan- 
zenfarben und  kann  mit  alkalihaltigem  Wasser  ohneZe]> 
Setzung  gekocht  werden.  Ich  nenne  diese  Verbindung: 
Dimethylencarbonäthy  lenäther. 

Wendet  man  anstatt  des  Jod  Wasserstoff  -  Aethylens, 
das  Jodwasserstoff- Methylen  an  und  verfahrt  sonst  gleich, 
so  erhält  man  eine  ganz  ähnliche  Verbindung,  die  bei 
1830  (186,08  corr.)  siedet,  farblos  und  leichter  als  Was- 
ser ist,  einen  etwas  mehr  ätherischen  Geruch  als  die  vor- 
hergehende besitzt,  in  ihren  sonstigen  Eigenschaften  aber 
mit  jener  übereinstimmt.  Ihre  Zusammensetzung  wird 
durch  die  Formel:  G14H12  0^  ausgedrückt.  Da  ihre  Bil- 
dung aus  der  Natronverbindung  der  Bildung  der  vorigen 
analog  verläuft,  seist  sie  alsDimethylencarbonmethy- 
lenäther   zu    bezeichnen    und   ihre    rationelle    Formel: 

C2H2,  C202  I  HO,  C2H2        ^^i^^^iben 
C2H2,  C202  /  HO,  C4H4  ^^  scnreiDen. 

Bei  der  Bildung  dieser  beiden  Verbindungen  aus  der 
Natronverbindung  tritt  ausser  sehr  geringen  Mengen  von 
Essigsäureäthyl  —  resp.  Methyläther  und  Jodnatrium  kein 
anderes  Product  auf.  Dies,  so  wie  ihre  Zusammensetzung, 
beweist  indirect  die  Richtigkeit  der  für  die  Natronverbin- 
dung aufgestellten  Formel. 

IL     Einvdrkung    des  Ammoniaks    auf   Dimethylencarbon" 

äthylenäther. 

Uebergiesst  man  Dimethylencarbonäthylenäther  in 
einem  mit  Glasstöpsel  verschliessbaren  Cy linder  mit  dem 
6  fachen  Volum    massig    concentrirten    Ammoniaks    und 


'''V'; 


106 


Geuther, 


s?^- 


^:.. 


^:- 


iV.. 


"  H  ',•  •    • 


^r^ 


BW' 


schüttelt  häufig  durch;  so  geht  dasselbe  allmälig  (nach 
Verlauf  von  einigen  Tagen)  zur  Hälfte  in  Lösung,  wäh- 
rend die  andere  Hälfte  sich  in  eine  schön  krystallisirtC; 
in  Wasser  unlösliche  Verbindung*  verwandelt.  5  Qrm. 
des  Aethers  gaben  21/2  Grm.  in  Wasser  unlösliche  Kry- 
stalle.  In  dem  überschüssigen  wässerigen  Ammoniak  ist 
ausser  Alkohol  nur  eine  Substanz  gelöst,  welche  nach  dem 
allmäligen  Verdunsten  über  Schwefelsäure  als  prachtvoll 
langstrahlig  krystalli sirende  weisse  Masse  zurückbleibt. 
Sie  ist  sehr  leicht  in  Wasser  löslich. 

1.  Die  in  Wasser  unlöslichen  Krystalle  be- 
sitzen einen  süsslich  angenehm  an  PfeffermünzÖl  erinnern- 
den Geruch.  Sie  lösen  sich  leicht  in  Alkohol  und  Aether, 
schmelzen  bei  59^,5  zu  einem  farblosen  Oel,  das  bei  etwa 
030  (manchmal  aber  auch  bei  niedriger  Temperatur  erst) 
erstarrt.  Sie  sind  klinorhombische  Tafeln,  enthalten  Stick- 
stoff und  besitzen  die  Zusammensetzung:  CißH^SNO*, 
Sie  können  dreierlei  sein: 

C2H2,C^02,C4H4^3 
^  C2H2,  C202  JC4H4   ^  ^^ 

C2H2,C202| 

oder  2)  e2H2,C202lc4H4,H3N 

C4H4J 

C2H2,C202j 
,        ^,   C2H2,C202      „„_^ 

oder  3)  Q^Y{^     ^SN; 

d.h.  entweder:  1)  Dimethylencarbondiäthylenam- 
moniak;  oder  2)  Aethylendimethylencarbonäthy- 
lenammoniak;  oder  3)  Diäthylendimethylencar- 
bonammoniak;  oder  im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch 
ausgedrückt:  entweder  das  Diäthylamid  einer  Diacetsäure, 
oder  das  '  Aethylamid  einer  Aethyldiacetsäure  oder  das 
Amid  einer  Diäthyldiacetsäure.  Welche  von  den  3  mög- 
lichen rationellen  Formeln  und  Auffassungsweisen  die  rich- 
tige ist,  das  müssen  weitere  Versuche  entscheiden. 


Untersuchungen  über  die  einbasischen  Säuren.         107 

2.  Die  in  Wasser  lösliche  krystallinische 
Verbindung  ist  in  reinem- Zustande  geruchlos^  manch- 
mal zeigt  sie  einen  eigenthümlichen  an  gebrannte  Cichorien 
erinnernden  Geruch,  der  wahrscheinlich  einem  in  geringer 
Menge,  vielleicht  durch  die  Einwirkung  von  Sauerstoflf, 
aus  ihr  entstehenden  braunen  Körper  zuzuschreiben  ist. 
Sie  löst  sich  leicht  in  Alkohol  und  Äether  und  krystalli- 
sirt  daraus  unverändert,  sie  schmilzt  bei  QO^und  sublimirt 
langsam  schon  bei  100<>  in  langen  verfilzten  Nadeln.  *  Die 
Analyse  führt  zur  Formel:  C^^HiiNO*;  sie  kann  demnach 
angesehen  werden: 

1)    als  Dimefhylencarbonäthylenammoniak 


C2H2  C202  \ 

C2H2,C202p   ^  ;^>> 


2)  als  Aethylendimethylencarbonammoniak 
C2H2,C202] 
=  C2H2,C202  1h3N:  d.h. 
C4H4J 

1)  als  das  Aethylaraid  einer  Diacetsäure  oder 

2)  als  das  Amid  einer  Aethyldiacetsäure. 

Welche  von  beiden  AufFassungs weisen  die  richtige 
ist,  auch  darüber  können  erst  weitere  Untersuchungen 
entscheiden. 

Die  beiden  vorhergehenden  Verbindungen  bilden  sich 
je  zu  1  Mgt.  neben  1  Mgt.  Alkohol  und  2  Mgt.  Wasser 
bei  der  Wechselwirkung  von  2  Mgt.  Dimethylencarbon- 
äthylenäther  und  2  Mgt.  Ammoniak  nach  folgendem 
Schema: 

^  l,C2H2,C202  j  H0,C4HV  +  ^"  ^  ~ 

/'C2H2,C202  1C4H*  \    f    rC)2H2,C202^p4„4  „3^\ 

\C2H2,  C202  /  C4H4,  H3NJ  +  l,C2H2,  C202/  ^  ^  '  **    ^) 

+r°*'io)+^Ho. 


108  Geuiher, 

/iJ.    FerAaZ^en    cJe«    DimethylencarbonäthemcUrons    in   der 

Wärme  im  Kohlensäurestrom. 

In  einem  gewogenen  Rohr  mit  ausgezogener;  abwärts 
gerichteter  Spitze,  das  sich  in  einem  Luftbade  befand^ 
wurde  über  8,45  Qrm.  der  Natronverbindung  unter  all- 
mäliger  Erhitzung  von  100<> — 200^  trocknes  Kohlensäure- 
gas geleitet.  Es  destillirten  circa  2,01  Grm.  einer  fast,  ganss 
farblosen  Flüssigkeit  ab.  Die  im  Rohr  zurückgebliebene 
Salzmasse  hatte  dabei  einen  Verlust  von  2,13  Grm.  erlitten, 
es  hatte  also  einfache  Abdestillation  statt  gefunden. 

1)   Das  Destillat. 

Das  ölförmige  Product  wurde  der  Rectification  unter- 
worfen, bei  70  —  800  ging  nur  ein  geringer  Theil  vom 
Gerüche  des  Essigäthers  über,  das  Thermometer  stieg 
rasch  auf  1700,  zwischen  1750—1770  (1800,8  corr.) 
destillirte  der  Rest  bis  auf  wenige  Tropfen  farblos.  Die 
Verbindung  ist  ein  farbloses,  im  concentrirten  Zustande 
dumpf  obstartig  riechendes,  im  verdünnten  den  Geruch 
der  Erdbeeren  besitzendes  Oel,  das  auf  blaues  Lackmus 
fast  ohne  Wirkung  ist  und  davon  unverändert  abdunstet^ 
das  in  Wasser  untersinkt,  indem  sich  ein  Theil  davon 
auflöst  und  ersterem  stark  saure  Reaction  verleiht.  Diese 
Verbindung  hat  die  Zusammensetzung:  0^2^10  00  und 
es  kommt  ihr,  da  sie  den  obigen  Eigenschaften  nach  sich 
wie  eine  Aetherart  und  nicht  wie  eine  Säure  verhält,  die 
rationelle  Formel: 

C2H2,C202iHO 
C2H2,C202/HO,C4H4 

d.h.  sie  ist  Dimethylencarbonsäureäthylenäther, 
der  Aether  einer  Diacetsäure. 

Bei  der  Auflösung  derselben  in  Wasser  scheint  sich 
ein  Theil  in  die  Dimethylencarbonsäure  und  Alkohol  zu 
zersetzen,  wenigstens  deutet  darauf  hin  einmal  die  saure 
Reaction  des  Wassers,  dann  aber  die  charakteristische 
Reaction,  welches  diese  Lösung  mit  neutralem  Eisenchlorid 
giebt  und  wodurch  sie  zugleich  sich  von  einer  Essigsäure^ 


^mitil. 


Untersuchungen  über  die  einbasischen  Säuren.         109 

iöBung  unterschieden  zeigt.  Es  entsteht  damit  nämlich 
«ine  prächtig  dunkelviolette  Färbung.  Dieselbe 
Keaction  tritt  selbst  dann  noch  auf;  wenn  das  saure  Was- 
ser mit  Natron  im  Ueberschuss  gekocht  und  dann  mit 
Salzsäure  wieder  neutralisirt  worden  ist,  was  auf  eine 
grosse  Beständigkeit  der  Salze  schliessen  lässt.  Versuche 
in  dieser  Richtung  werden  erst  eine  nähere  Kenntniss  der- 
selben bringen  können. 

2)   Der  Bückstand. 

Der  bräunlich  aussehende  Rückstand  im  Rohr  löst 
sich  volkommen  in  Wasser,  er  enthält  kohlensaures  Na- 
tron, den  vom  angewandten  Salz  herrührenden  Farbstoff 
und  das  Natronsalz  einer  neuen  Säure.  Durch  Schüt- 
teln der  alkalischen  Lösung  mit  Aether  kann  man  einen 
Theil  des  Farbstoffs  entfernen.  Versetzt  man  nun  die 
Lösung  mit  Salzsäure  im  Ueberschuss,  so  scheidet  sich 
eine  krystallinische  Substanz  ab,  die  durch  Schütteln  mit 
Aether  von  demselben  gelöst  wird  und  nach  dem  Abdam- 
pfen desselben  in  noch  braun  gefärbten  schönen  nadel- 
förmigen  Krystallen,  die  ausserordentlich  leicht  in  Aether 
löslich  sind,  zurückbleibt.  Diese  Säure  habe  ich  ihrer 
Zusammensetzung  nach  noch  nicht  untersucht;  weiss  von 
ihr  aber,  dass  sie  leicht  schmelzbar  ist,  schon  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  in  farblosen  Nadeln  sublimirt,  aber  erst 
über  1900  siedet. 

IV.    Eintüirkung  von  trochnem  Chlorwasserstoffgas  auf  Di- 

methylencarbanäthernatron. 

Leitet  man  trocknes  Chlorwasserstoffgas  über  die  in 
einer,  mit  abwärts  gebogener  Spitze  versehenen,  Röhre  be- 
findliche Natronverbindung,  so  erwärmt  sich  dieselbe  unter 
vollständiger  Absorption  des  Gases  und  es  entsteht  eine  Flüs- 
sigkeit, welche  durch  gelinde  Wärme  im  Salzsäurestrom 
vom  gebildeten  Kochsalz  abdestillirt  wurde.  Dieselbe 
hat  Chlorwasserstoff  absorbirt  und  raucht  wohl  deshalb 
an  der  Luft,   vielleicht   auch   weil   sie   geringe   Mengen 


Wf   Üntereuchungen  üher  die  einbasischen  Säuren. 

enthält  Sie  fängt,  der  Deeüllation  unterwoiv 
LoBgabe  von  viel  ChlorTraeserBtoff  früh  an  zu 
)D  800  bleibt  das  Thermometer  etwas  constant, 

es  wieder  rascher  bis  gegea  170".     Bei  200* 

auf  eine  braune  Masse  überdestillirt.  Durch 
es  Gesammtdestillats  mit  Wasser  wurde  die 
ntfemt,  dasselbe  hierauf  mit  Chlorcaicium  eatr 
l  wiederholten  Fractionen  unterworfen.  Dabei 
dass  es  aas  drei  Prodacten,    den  nämlichen, 

Erhitzung  des  Dimetbylencarbonathematrons 
iurestrom  aufgetreten  sind,  nämlich  aasEssig- 

hier  in  reichlicherer  Menge  auftritt),  ans  Di- 
carbonaäureäther  und,  soviel  sich  ohne 
^stimmtes  aus  dem  ganz  gleichen  Verhalten 
isst,  aus  der  festen,  flüchtigen  über  IdO"  destil- 
iure.  Die  beiden  ersten  Froducte  wurden 
an  ihren  Siedepuncten  und  ihren  anderen 
en,  sondern  auch  durch  die  Analyse  als  solche 

I  ßobr  bleibende  Rückstand  ist  etwas  grau  ge- 

ist  reines  Chlomatriam,    so  dass,    wie   quanti- 

ucfae   gezeigt    haben,    diese  Behandlungsweise 

rerbindung  zur  Bestimmung  ihres  Natriumge- 

it  werden  kann. 

latoge  Weise,  wie  der  Essigäther,  soll  nun  auch 

n Säureäther  behandelt  werden. 

slich  kann  ich  nicht  umhin,  der  Hülfe  dankend 

^n,  die  Herr  Stud.  Älaberg    mir   bei  diesen 

geleistet  hat. 


Erlenmeyer  und  Wanklyn,  über  Hexylverbindungen.     111 

Ueber  Hezylverbindongen ; 

von 

Erlenmeyer  und  Wanklyn. 


Als  wir  gerade  mit  der  ausführlichen  Untersuchung 
des  aus  Mannit  gewonnenen  Hexyljodürs  und  seiner  Deri- 
vate beschäftigt  waren,  kam  uns  eine  Abhandlung,  S.  287, 
von  A.  Wurtz  „Ueber  die  Hydrate  der  Kohlenwasser- 
stoffe" zu  Gesicht,  welche  es  uns  als  zweckmässig  er- 
scheinen lässt,  unsere  bis  hierher  erhaltenen  Resultate 
schon  jetzt  vor  Beendigung  unserer  Arbeit  zu  veröffent- 
lichen. 

1 .     Hexyljodür. 

Das  unmittelbare  Product*)  der  Einwirkung  des 
Jodwasserstoffs  auf  Mannit  stellt  nach  der  Reinigung  von 
Jod  eine  olivengrüne  Flüssigkeit  dar,  aus  welcher  sich 
bei  längerem  Stehen  feste  Krusten  von  brauner  Farbe 
absetzen,  die  nur  wenig  an  Alkohol  abgeben.  Die  ab- 
gegossene Flüssigkeit  hat  ihre  Farbe  fast  nicht  geändert. 
Die  Analyse  dieses  rohen  mit  geschmolzenem  Chlorcal- 
cium  getrockneten  Jodürs  ergab  35,01  Kohlenstoff  statt 
33,96  und  58,50  Jod  statt  59,91. 

Dasselbe  wurde  dann  zu  destilliren  versucht.  Es 
zeigte  sich  aber  sogleich  beim  Erwärmen,  ehe  Sieden 
eintrat,  Zersetzung  unter  Entwicklung  von  Jod  und  Jod- 
wasserstoff.    Es  wurde  deshalb  Wasser  zugesetzt  und  in 


*)  EHe  genauere  Darstellungsweiee  des  Hexyljodörs  wurde  am 
7.  März  1862  dem  naturhist.-med.  Verein  zu  Heidelberg  mit- 
getheilt:  „Es  zeigte  sich,  dass  man  fast  die  theoretische 
Menge  von  Hexyljodür  erhält,  wenn  man  24  Grm.  Mannit 
(es  ist  nicht  gut  mehr  anzuwenden,  weil  sonst  theilweise 
Verkohlung  eintritt)  mit  300  C.C.  Jodwasserstoffsäure  von 
126®  Siedepunct  in  einem  raschen  Kohlensäurestrom  der 
Destillation  unterwirft.  Das  Destillat,  welches  in  etwa  einer 
Stunde  übergegangen  ist,  bildet  zwei  dunkle  Schichten,  von 
denen  die  untere,  aus  rohem,  fast  schwarz  erscheinendem 
Hexyljodür  besteht.^ 


112  ErUnmeyer  und   Wanldyn^ 

einem  Salzbade  von  110^^  während  ein  Kohlensäurestrom 
hindurchgeleitet  wurde,  erhitzt.  Das  Destillat  bestand 
aus  Wasser  und  vollkommen,  farblosem  Jodür.  Bei  einer 
zweiten  Operation  wurde  die  ßeinigung  in  der  Weise 
vorgenommen,  dass  durch  das  rohe  Jodür  in  einer  Retorte 
ein  Strom  von  Wasserdampf  hindurchgeleitet  wurde.  Die 
Destillation  verlief  so  weit  rascher  und  mit  geringerem 
Verlust.  Das  erhaltene  Jodür  wurde  mit  Chlorcalcium 
getrocknet  und  analysirt. 

Angewandte  Substanz    0,4102  0,3878 

KohlenstoflF    Wasserstoflf *)      Jod**) 

gefunden 34,03  6,19  59,87 

berechnet 33,96  6,13  59,91 

für  die  Formel  CI^RISJ. 

Aus  diesen  Resultaten  geht  wohl  unzweifelhaft  hervor, 
dass  das  directe  Product  der  Einwirkung  von  Jodwasserstoff 
aufMannit  die  Zusammensetzung  C^^Hi^J  besitzt  und  ein 
homogener  Körper  ist,  d.  h.  nicht  ein  Gemenge  verschiede- 
ner Jodüre  mit  geringerem  Kohlenstoffgehalt  als  C*2  darstellt. 

Das  speci fische  Gewicht  dieses  reinen  Jodürs 
wurde  bei  0<>  bezogen  auf  Wasser  bei  4^  =  1,4447,  bei 
500  =1,3812  gefunden.  Dies  entspricht  einem  Äus- 
dehnungscoefficienten  für  50^  von  0,0460  (ungefähr  1/4  der 
Gase).  Unsere  früheren  Angaben  über  das  spec.  Gewicht 
in  den  Verhandlungen  des  naturh.-med.  Vereins  zu  Hei- 
delberg sind  die  folgenden: 

Das  spec.  Gewicht  dieser  stark  lichtbrechenden  Flüssig- 
keit wurde  bei  00  ==  1^4396  und  bei  7a^  =  1,3348  gefunden. 

*)  Die  Kohlenstoff-  und  Wasserstoffbestimmung  wurde  mit  chrom- 
saurem Bleioxyd  und  doppeitchromsaurem  Kali  mit  vorge- 
legtem Kupfer  ausgeführt. 
**)  Die  Jodbestimmung  wurde  in  der  Weise  vorgenommen,  dass 
das  Jodür  mit  einer  Lösung  von  Natriumalkoholat  einen 
Tag  lang  im  zugeschmolzenen  Rohre  bei  lOO®  erhitzt,  und 
dass,  nachdem  Alkohol  und  die  kohlenstoffhaltigen  Zer- 
setzungsproducte  abdetillirt  waren,  aus  dem  Rückstande  das 
Jod  mit  Silber  auf  gewöhnliche  Weise  gefallt  und  bestimmt 
wurde. 


über  Hexylmrbindungen.  115 

Der  Siedepunct  wurde  bei  753  Mm.  Druck  zu 
167^5  corrigirt  gefunden.  Während  der  Destillation  trat 
eine  schwache  Färbung  in  Folge  von  geringer  Zer- 
setzung ein. 

Um  eine  ungefähre  Vorstellung  von  der  Zemetzbar- 
keit  des  Jodürs  in  höherer  Temperatur  zu  haben,  wurden 
16,5  Grm.  bei  165Q  im  Oelbade  in  einem  langsamen 
Strom  von  Kohlensäure  erhitzt,  bis  noch  9,2  Grm.  zurück- 
geblieben waren.  Dieser  Rückstand  war  von  freiem  Jod 
gefärbt,  zeigte  einen  corrigirten  Siedepunct  von  167®  und 
ein  spec.  Gewicht  von  1,4639  bei  0^. 

Ferner  wurde  eine  kleine  Menge  von  Hexyljodür  in 
einem  zugeschmolzenen  Rohre  längere  Zeit  auf  230^  er- 
hitzt. Es  wurde  etwas  Jod  in  Freiheit  gesetzt,  aber  kein 
Gas  gebildet  und  der  mit  saurem  S9hwefligsauren  Natron 
gereinigte .  Röhreninhalt  schien  fast  unverändertes  Jodür 
zu  sein. 

Unsere  früheren  den  Siedepunct  betreffende  Angaben 
ßind  die  folgenden: 

„Die  Flüssigkeit  begann  bei  158^  zu  destilliren,  das 
Thermometer  stieg  auf  167®,  und  als  das  Destillations- 
gefäss  trocken  war,  zeigte  das  Thermometer  170<>." 

Bezüglich  der  Löslichkeit  des  Jodürs  machten 
wir  vorläufig  folgende  Erfahrungen:  In  Aether  löst  es 
sich  in  allen  Verhältnissen,  von  absolutem  Alkohol  ver- 
langt es  mehr  als  sein  gleiches  Volum.  Wenig  Wasser 
verringert  das  Lösungs vermögen  des  Alkohols  sehr  be- 
deutend, so  dass  das  Jodür  in  sehr  verdünntem  Alkohol 
fast  unlöslich  ist. 

ChemUches  Verhalten  des  Hexyljodürs. 

Weingeistige  Kalilösung.  Die  am  meisten  in 
die  Augen  springende  Zersetzung  des  Jodürs,  welche^ 
wie  wir  schon  bei  unserer  ersten  Mittheilung  über  das- 
selbe angaben,  mit  der  grössten  Leichtigkeit  statt  findet, 
ist  die,  welche  es  beim  Behandeln  mit  weingeistiger 
Kalihydratlösung    erleidet.      Wenn    man  Hexyljodür  mit 

Arch.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bds.  2.  Hft.  8 


114  Erlenmeyer  und   Wanklyn, 

einer  solchen  Lösung  nur  kurze  Zeit  bei  100<^  in  Be- 
rührung lässt^  so  wird  es^  wenn  man  eine  zur  Lösung 
hinreichende  Menge  von  Alkohol  angewendet  hat,  unter 
Abscheidung  von  Jodkälium  in  Hexylen  zersetzt.  Es 
scheinen  hierbei  noch  verschiedene  Nebenproducte  aufzu- 
treten, und  wir  sind  im  Augenblick  mit  der  Bestimmung 
derselben  bei  Anwendung  einer  grösseren  Menge  von 
Jodür  beschäftigt.  Die  Resultate;  welche  dabei  erhalten 
werden,  sollen  später  mitgetheilt  werden.  (Natriumalko- 
bolat  wirkt  ebenso.) 

Bei  einem  Versuch  wurden  von  29  Qrm.  Jodür 
ö,5  Grm.  trocknes  Hexylen  erhalten.  Wenn  bei  der 
Zersetzung  das  Hexylen  einziges  Product  wäre,  so  hätten 
11,49  Grm.  erhalten  werden  müssen. 

Wasser.  Ungefähr  gleiche  Volumen  Wasser  und 
Hexyljodür  wurden  im  zugeschmolzenen  Rohr  längere 
Zeit  auf  1900  bis  2000  erhitzt.  Die  wässerige  Flüssigkeit 
lieferte  mit  essigsaurem  Bleioxyd  einen  bedeutenden  Nieder- 
schlag von  Jodblei  und  die  ölige  Flüssigkeit  zeigte  sich 
bestehend  aus  Hexylen  und  noch  unzersetztem  Jodür. 

Essigsäure.  Fast  absoluter  Eisessig  (4  Vol.)  löste 
Hexyljodür  (1  Vol.)  zu  einer  vollständig  homogenen  Flüs- 
sigkeit auf;  diese  Lösung  im  zugeschmolzenen  Rohr  längere 
Zeit  auf  1600  erhitzt,  erlitt  keine  bemerkbare  Verände* 
rung. 

Essigsaures  Bleioxyd.  Zu  einer  Lösung  des  Hexyl- 
jodürs  in  Essigsäure  wurde  Bleizucker  hinzugesetzt  und 
in  einer  Retorte  erhitzt.  Es  schied  sich  viel  Jodblei  aus^ 
aber  es  bildet  sich  kein  Essigäther.  Das  einzige  bia 
jetzt  bestimmt  erkannte  Product  war  Hexylen. 

Quecksilber  wirkte  in  einem  zugeschmolzenen  Rohr 
im  Sonnenlicht  sogleich  auf  Hexyljodür  ein,  es  bildete 
sich  viel  Jodquecksilber  und  eine  Flüssigkeit,  welche 
bei  ungefähr  700  siedete.  Gas  wurde  nicht  erzeugt. 
Die  Reaction  verlief  wahrscheinlich  nach  folgender  Qlei- 
ehung: 
2(C12H13J)  ^  2Hg  =  2HgJ  +  C12H12  4-  C^m^K 


über  Hexylverbindungen,  116 

Natrium  schien  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatür 
aaf  das  Hexyljodür  zu  wirken^  es  bildete  sich  um  das 
Metall  eine  blaue  Kruste.  Im  Wasserbade  im  zugeschmolze- 
nen Rohr  erhitzt  ging  die  Reaction  weiter.  Beim  Oefihen 
der  Röhre  entwich  'ein  brennbares  Qas  (wahrscheinlich 
Wasserstoff).  Die  vorhandene  Flüssigkeit  enthielt  einen 
bei  ungefähr  70<>  siedenden  Theil  und  unzersetztes  Jodür. 
Ein  anderes  Product  wurde  nicht  nachgewiesen.  Wahr- 
scheinlich verliefen  zwei  Reactionen  neben  einander  her: 

1)  (Ci2Hi3J)2  4.Na2  =  C12H12  4-  CWH14  -f  (NaJ)2 

2)  (Ci2Hi3J)2  4.  Na2  =  (Ci2Hi2)2  4.  H2  +  (NaJ)2. 
Denn   die   Fraction   70<>  wurde  nur  zum  Theil  von 

Schwefelsäure    aufgenommen    und    der   unlösliche   Theil 
zeigte  unzweifelhaft  den  Geruch  des  Hexylhydrürs. , 

Oxalsaures  Silber oxyd  in  lufttrockenem  Zustande 
1)  ohne  Zusatz:  7,5 Grm.  und  9,2 Grm.  reines  Hexyljodür 
wurden  im  Wasserbade  im  zugeschmplzenen  Rohr  längere 
Zeit  erhitzt.  Es  bildete  sich  Jodsilber.  Die  Flüssigkeit 
im  Wasserbade  destillirt,  lieferte  1,1  Grm.  Product  vom 
Siedepunct  und  Geruch  des  Hexylens,  welches  heftig  auf 
Brom  wirkte  und  von  Schwefelsäure  aufgenommen  wurde, 
indem  es  Hexylalkohol  lieferte.  (Siehe  unten  bei  Hexylen.) 
Der  Rückstand  in  der  Röhre  wurde  mit  Wasser  gemischt' 
imd  über  freier  Flamme  destillirt.  Es  ging  anfangs  mit 
den  Wasserdämpfen  noch  etwas  Hexylen  über  und  zuletzt 
liess  sich  deutlich  der  Geruch  des  Hexylalkohols  erkennen. 
Es  scheint  sonach  etwas  oxalsaurer  Hexyläther  gebildet 
worden  zu  sein.  Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  die 
wässerige  Flüssigkeit  vor  der  Destillation  eine  stark  saure 
Reaction  zeigte  und  mit  Chlorcalcium  einen  bedeutenden 
Niederschlag  lieferte.  2)  Unter  Zusatz  von  Wasser. 
20  Grm.  rohes  Jodür  wurden  mit  15  Grm.  oxalsaurem 
Silberoxyd  und  etwas  Wasser  bei  100^  erhitzt,  es  bildete 
sich  Jodsilber  und  aus  dem  Destillat  wurden  5  Grm.  reines 
Hexylen  und  ein  höher  als  dieses  siedender  Theil  von 
dem  Geruch  des  Hexylalkohols  gewonnen,  aus  dem  Rück- 
stande krystallisirte  Oxalsäure.     3)  Unter  Zusatz  von 

8* 


»•  V  ■ 


116  Erlenmeyer  und   Wanklyn, 

Aether.  12,5  Grm.  rohes  Jodür  wurden  mit  10  Grm. 
oxalsaurem  Silberoxjrd  und  25  Grm.  Aether  im  Wasserbade 
mit  aufsteigendem  Kühlrohr  erhitzt.  Es  bildete  sich  sehr 
langsam  Jodsilber  und  blieb  sehr  viel  Hexyljodür  unzer- 
setzt.  Im  Destillat  konnte  mit  Sicherheit  nur  Hexylen 
nachgewiesen  werden.  Es  muss  bemerkt  werden,  dass 
die  beiden  letzten  Versuche  früher  angestellt  wurden  als 
der  unter  1  angegebene. 

Zink  und  Wasser.  28  Grm.  reines  Hexyljodür 
wurden  mit  vorher  durch  Schwefelsäure  corrodirtem  Zink 
und  mit  Wasser  im  zugeschmolzenen  Rohr  im  Oelbade 
bei  1600  bis  1700  erhitzt.  Das  erhaltene  Destillat  roch 
stark  nach  Hexylen,  es  wurde  mit  Brom  und  hierauf 
mit  saurem  schwefligsauren  Natron  behandelt,  gewaschen, 
über  geschmolzenem  Qhlorcalcium  getrocknet  und  im  Was- 
serbade destillirt.  Die  übergehende  Flüssigkeit  zeigte  den 
Siedepunct  69^  und  betrug  4,5  C.C.  Ihr  spec.  Gewicht 
betrug  bei  160  0,6671. 

Zink  und  Alkohol.  In  2  zugeschmolzenen  Röhren 
wurden  je  28  Grm.  reines  Hexyljodür  mit  Alkohol  und 
corrodirtem  Zink  mehrere  Stunden  im  Wasserbade  erhitzt, 
das  durch  Wasser  abgeschiedene  Product  aus  beiden 
Röhren  betrug  20,7  Grm.  Es  wurde  aus  einer  Retorte 
mit  aufsteigendem  Hals  und  absteigender  Kühlröhre  bei 
in  die  Flüssigkeit  eintauchendem  Thermometer  fractionirt 
und  in  3  Portionen  getrennt. 

1)  Unter  lOOO  wurden  10  Grm.  aufgefangen.  Diese 
Fraction  roch  stark  nach  Hexylen. 

2)  Zwischen  1000  und  1700. 

3)  üeber  1700  blieb  in  der  Retorte  zurück. 

Von  2  wurde  bei  einer  2ten  Destillation  noch  ein 
grosser  Theil  unter  1000  gewonnen.  Ein  geringer  Theil 
ging  zwischen  100  und  1300  über  und  es  blieb  ein  ge- 
ringer Rückstand.  Die  Fraction  100/1300  wurde  zu  2  ge- 
geben. 

Die  Fractionen  unter  lOOO  wurden  mit  Schwefelsäure 
behandelt,  es  blieben  davon  im  Ganzen  8,7  Grm.  unver- 


über  Hexylverhindungen,  117 

banden.  Diese  wurden  mit  Kali  getrocknet  und  destillirt. 
Etwa  6,7  Qrm.  zeigten  den  Siedepunct  68,5  bis  700  bei 
754,3  M.M.  Druck.  Die  Analyse  mit  Kupferoxyd  und 
überchlorsaurem  Kali  am  Ende  des  Rohrs  lieferte  von 
0,2736  Grni.  Substanz: 

Kohlenstoff    Wasserstoff 
gefunden. .. . .  82,21  16,12 

berechnet 83,72  16,28 

für  die  Formel  Gi2Hi4. 

Die  spec.  Gewichtsbestimmung  ergab  0,6645  bei  16^,5. 

Nach  der  Analyse  zu  urtheilen,  war  das  Hexylby- 
drür  nicht  ganz  rein  (es  enthielt  wahrscheinlich  noch 
etwas  Jodür),  aber  trotzdem  fanden  wir  das  spec.  Gewicht 
desselben  geringer  als  Felo  uze  und  Cahours,  0,669, 
und  Schorlemmer  0,678  bei  15^,5  das  spec.  Gewicht 
des  aus  Petroleum  durch  Fractionirung  erhaltenen  Hexyl- 
hydrürs  angeben.  Es  ist  in  unserem  Falle  kein  Grund 
zu  der  Annahme  vorhanden,  dass  das  Hexylhydrür  Amyl- 
hydrür  beigemischt  enthielt  und  dadurch  das  spec.  Gewicht 
erniedrigt  worden  sei. 

Wir  brachten  dieses  noch  nicht  ganz  reine  Product 
mit  Chlor  zusammen,  indem  wir  es  zu  einem  Gemisch 
von  doppelt- chromsaurem  Kali  und  Salzsäure  hinzufügten. 
Nach  längerer  Berührung  destillirte  es  unverändert  über. 
Ein  gleiches  Resultat  wurde  erhalten,  als  Jod  in  dem 
Hydrür  aufgelöst  und  Chlor  eingeleitet  wurde.  Nach 
dem  Beinigen  der  in  Wasser  unlöslichen  Flüssigkeit  mit 
saurem  schwefligsauren  Natron  und  Kalihydrat,  Waschen 
und  Trocknen  über  Chlorcalcium  zeigte  sie  das  spec.  Ge- 
wicht des  Hydrürs. 

Brom  wirkte  auf  das  Hydrür  nur  sehr  langsam  ein. 
Die  braune  Flüssigkeit  veränderte  ihre  Farbe  während 
mehrerer  Tage  im  directen  Sonnenlicht  nicht  bemerkbar, 
ebenso  nicht  beim  Erhitzen  auf  160^,  als  sie  aber  nach 
dem  Erhitzen  wieder  dem  Sonnenlicht  ausgesetzt  wurde, 
entfärbte  sie  sich.  Beim  Oeffnen  des  B^hrs  entwickelten 
sich  unter  siedenähnlichem  Aufwallen  Ströme  von  Brom- 


^sr- 


«^•; 


118  Erlenmeyer  und   Wanldyn, 

Wasserstoff,  die  den  grössten  Theil  des  Products  mit  fort- 
rissen. 

Silberoxyd  und  Wasser.  195  Gnn.  rohes  Hexyl- 
jodür  wurden  im  Wasserbade  mit  der  stöchiometrischen 
Menge  in  Wasser  vertheiltem  Silberoxyd  längere  Zeit 
erhitzt.  Es  hatte  sich  viel  Jodsilber  gebildet,  aber  das 
mit  Wasser  destillirte  Product  wurde  von  Neuem  mit 
feuchtem  Silberoxyd  digerirt,  wieder  mit  Wasser  destil- 
lirt  und  dann  mit  kohlensaurem  Eali  getrocknet  und 
fractionirt. 

Bei  70<>  trat  Sieden  ein,  das  Thermometer  stieg  all- 
mälig  über  1700. 

Das  Destillat  wurde  in  3  Fractionen  getrennt. 

1)  Ein  Drittel  des  Ganzen  bestand  aus  Hexylen. 

2)  Eine  weitere  Fraction  ging  zwischen.  137^  und 
1700  über. 

3)  13  Grm.  destillirten  über  1700  und  nahmen  eine 
gelbe  Färbung  an. 

Die  zweite  Fraction  wurde  über  Nacht  mit  entwäs- 
sertem Kupfervitriol  zusammengestellt  und  fractionirt. 
Zwischen  1380/1500  ging  die  grösste  Menge  über,  ein 
kleiner  Theil  zeigte  höheren  Siedepunct.  Die  Fraction 
138Ö/1500  wurde  wieder. mit  Kupfervitriol  zusammenge- 
stellt und  nochmals  destillirt.  Ehe  das  Thermometer 
1380  erreicht  hatte,  gingen  einige  Tropfen  über,  welche 
getrennt  aufgefangen  wurden.  Der  Rest  siedete  beinahe 
constant  bei  1380  bis  1420.  Nochmals  fractionirt:  der- 
selbe Siedepunct.  Bei  einer  weiteren  Destillation  wurde 
der  über  1400  siedende  Theil  besonders  gesammelt  und 
der  unter  1400  destillirte  Theil  verwendet. 

Das  erhaltene  Product  wurde  auf  Jod  geprüft,  es 
enthielt  eine  deutlich  nachweisbare  Menge  und  die  Ana- 
lyse ergab  63,5  Proc.  Kohlenstoff. 

Um  das  Jod  zu  entfernen,  wurde  mit  Kalihydrat 
digerirt  und  getrocknet. 

Bei  der  Destillation  ging  zuerst  Hexylen  über.  Der 
Rest  zeigte  einen  Siedepunct  von  1350/1370. 


V 


-i- 


über  HexylmrhiThdungen.  119 

Die  Analyse  desselben  ergab  67;28  Proc.  Kohlen- 
atoff.  Das  Produet  war  noch  jodhaltig.  Es  wurde  des- 
halb nochmals  mit  feuchtem  Silberoxyd  längere  i^eit 
digerirt;  dann  erhitzt^  um  das  Hexylen  wegzudampfen 
und  nun  mit  Wasser  destillirt,  durch  eine  Glashahnburette 
getrennt  und  über  Kupfervitriol  getrocknet.  Bei  der 
Destillation  ging  zuerst  etwas  Uexylen  über.  Es  wurde 
dann  bis  über  130<)  erhitzt  und  jetzt  erst  die  Vorlage 
gewechselt. 

Der  Rest  zeigte  einen  constanten  Siedepunct  von 
1360  bei  758  Mm.  Druck  und  600  Qnecksilberfaden  über 
dem  Kork. 

Die  Analyse  ergab  nun: 
Angewandte  Substanz      Kohlenstoff    Wasserstoff 
I.  0,1476  gefunden:  70,21  13,84 

II.  0,2453  gefunden:  70,00  13,88 

berechnet:  70,59  13,73. 

Diese  Besultate  sprechen  dafür,    dass  das  erhaltene 
Produet  die  Zusammensetzung  von  Hexylalkohol  hat. 
Specifische  Gewichtsbestimmungen: 

bei   00  =  0,8327 
bei  160  =  0,8209 
bei  990  =  0,7482  *). 
(100  Vol.  von  00  dehnen  sich  also  auf  111,3  Vol.  bei 
1000  aus.) 

Die  dritte  Fraction,  welche  über  1700  siedete,  wurde 
von  Neuem  destillirt  und  in  2  Portionen  aufgefangen, 
die  erste  zwischen  1780  und  i880,  die  zweite  zwischen 
1880  und  2000. 

Bei  einer  Verbrennung  der  zweiten  Portion  wurden 
60,82  Proc.  Kohlenstoff  und  11,22  Wasserstoff  erhalten; 
die  Flüssigkeit  zeigte  sich  jodhaltig,  es  war  also  noch 
unzersetztes  Hexyljodür  darin.  Sie  wurde  in  einem  Oel- 
bade  über  1000  erhitzt  und  in  einem  Strom  Kohlensäure 


*)  Bei  dieser  letzten  BestipamuDg  ist  für  die  Gläsausdehnung 
keine  Correctur  vorgenommen. 


'     1 


120  M'lenmeyer  und   WanJdyn, 

ungefähr  die  Hälfte  weggedainpft  Der  Kückstand  be- 
gann bei  195<>  zu  sieden.  Eine  Analyse  desselben  er- 
gab 67,9  Proc.  Kohlenstoff  und  11,90  Proc.  Wasserstoff. 
Aucb  diesmal  konnte  noch  Jod  darin  nachgewiesen  werden. 

Die  Flüssigkeit  wurde  von  neuem  in  einem  Strom 
Kohlensäure  erhitzt,  bis  in  den  übergehenden  Tropfen 
kein  Jod  mehr  nachgewiesen  werden  konnte.  Die  rück- 
ständige Flüssigkeit  siedete  jetzt  zwischen  200<>  und  205<> 
bei  762  Mm.  Druck  und  120^  Quecksilberfaden  ausser- 
halb des  Korks. 

Die  Analyse  dieser  Fraction,  welche  mit  chrom- 
saurem Bleioxyd  und  doppeltchromsaurem  Kali  ausgeführt 
wurde,  lieferte  folgende  Besultate: 

Angewandte  Substanz.      Kohlenstoff.     Wasserstoff. 
I.  0,1248    gefunden 76,01  14,07 

n.  0,2455  „       ... 75,99  13,42 

berechnet 77,42  13,98 

für  die  Formel  C24H2602=  (C12H130,  C12H130). 

Wenn  auch  die  Resultate  der  beiden  Analysen  nicht 
vollkommen  mit  der  Berechnung  stimmen  (wahrscheinlich 
war  noch  eine  geringe  Menge  Jodür  zugegen),  so  ist  doch 
kein  Zweifel,  dass  der  Körper,  welchen  wir  unter  den 
Händen  hatten,  die  Zusammensetzung  von  Hexyläther 
hat.  (Der  corrigirte  Siedepunct  liegt  zwischen  20B%5 
bis  2080,5  bei  752  Mm.  Druck.) 

Um  zu  entscheiden,  ob  dieser  Körper  in  der  That 
der  Aether  (CJ2H130,  C12H130)  oder  vielleicht  ein  Alkohol 
C24H26  02  (Lethal  oder  dessen  Isomeres)  ist,  soll  er 
mit  Jod,  Phosphor  und  Wasser  in  Jodür  übergeführt 
werden. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  schien  uns  noch  da» 
Verhalten  des  Hexyljodürs  zu  Brom  zu  sein. 

Wir  brachten  zu  10,6  Grm.  reinem  Hexyljodür  all- 
mälig  6  Grm.  Brom  (für  1  Aeq.  Jod  1^/2  Aeq.  Brom). 
Es  trat  sofort  ein  sehr  heftiges  Zischen  und  Spritzen  ein 
und  es  schied  sich  eine  beträchtliche  Menge  festes  Jod  ab. 

Das  erhaltene  Product  wurde  mit  saurem  schweflig- 


iJher  Hexylverhindungen.  121 

sauren  Natron  von  Jod  und  Brom  gereinigt,  mit  Wasser 
gewaschen,  über  geschmolzenem  Chlorcaicium  getrocknet 
und  sein  spec.  Oewicht  ermittelt.  Dieses  ergab  sich  bei 
11^  auf  Wasser  von  4fi  als  Einheit  bezogen  zu  1,375. 

Aus  dem  Verlauf  der  Reaction  und  diesem  spec. 
Gewicht  ersieht  man,  dass  das  erhaltene  Product  nicht 
Ci2Hi2Br2  gewesen  ist.  Am  wahrscheinlichsten  war  es 
C^^HiSBr  oder  ein  Gemenge  dieses  Bromürs  mit  Ci2Hi2Br2, 
oder  mit  noch  unzersetztem  C^^Hi^j. 

Es  wurde  mit  Wasser  gemischt  und  in  einem  Kohlen- 
säurestrom der  grössere  Theil  davon  abdestillirt.  Das 
getrocknete  Destillat  ergab  dann  ein  spec.  Gewicht  von 
1,3010. 

Die  meisten  in  Vorstehendem  mitgetheilten  Versuche 
wurden  vorläufig  angestellt,  um  den  besten  Weg  für  die 
ausführliche  Untersuchung  ausfindig  zu  machen.  Man 
sieht  leicht,  dass  fast  keine  von  den  angestellten  Reac- 
tionen  glatt  verläuft,  sondern  gewöhnlich  dabei  mehrere 
Processe  nach  verschiedenen  Richtungen  neben  einander 
hergehen. 

2.  Hexylen, 

Die  Darstellungsweise  des  Hexylens  wurde  oben  rait- 
getheilt.  Es  ist  eine  leicht  bewegliche  Flüssigkeit,  leichter 
als  Wasser,  von  ähnlichem  Geruch  wie  Amylen  und 
einem  Siedepunct,  der  zwischen  68^  und  70®  liegt.  Die 
Daropfdichte  wurde  zu  2,88  und  2,97  statt  2,9022  ge- 
funden. Mit  Brom  verbindet  es  sich  unter  starkem  Zischen 
und  bildet  eine  schwere  in  Wasser  untersinkende  ölige 
Flüssigkeit  von  der  Zusammensetzung  C*2lJi2Br2. 

Für  jetzt  wollen  wir  von  dem  Hexylen  nur  einige 
Reactionen  mittheilen,  die  uns  von  ganz  besonderer  Wich- 
tigkeit zu  sein  scheinen. 

Hexylen  und  Schwefelsäure.  1)  Wenn  man 
Hexylen  mit  Schwefelsäure  von  99,3  Proc.  H0,S03  Ge- 
halt mischt,  so  tritt  eine  ziemlich  heftige  Reaction  ein. 
Das  Gemisch  erwärmt  sich  und  ein  Theil  des  Hexylens 
geräth  ins  Sieden.     Die  Mischung  färbt  sich  rothbraun 


122  Erlenmeyer  und  Wanktyn^ 

und  entwickelt  schweflige  Säure.  Beim  Verdünnen  mit 
Wasser  wird  eine  dicke  ölige  Flüssigkeit  abgeschieden, 
die  wahrscheinlich  Parahexylen  ist. 

2)  Vermischt  man  3  Vol.  der  Schwefelsäure  von  der 
genannten  Stärke  mit  1  Vol.  Wasser  und  lässt  erkalten, 
bringt  dann  zu  1.  Vol.  dieser  Säure  1  Vol.  Hexylen,  so 
findet  beim  Schütteln  allmälige  Verbindung  statt.  Es  ist 
gut,  die  geringe  Erwärmung^  welche  besonders  eintritt, 
wenn  man  während  der  Reaction  noch  einige  Tropfen 
Schwefelsäure  hinzusetzt^  durch  Eintauchen  des  Gefösses 
in  kaltes  Wasser  zu  unterdrucken.  Schweflige  Säure  wird 
nicht  entwickelt  und  es  tritt  kaum  eine  gelbliche  Färbung 
ein.  Wenn  man,  sogleich  nach  der  Vereinigung  der 
beiden  Substanzen,  mit  Wasser  verdünnt,  so  scheidet 
sich  auf  der  Oberfläche  eine  ölige  Flüssigkeit  ab,  welche 
nach  dem  Waschen  und  Trocknen  über  Kupfervitriol  alle 
Eigenschaften  des  früher  von  uns  aus  dem  Hexyljodür 
erhaltenen  Alkohols  zeigt*). 

Sie  siedet  bei  1370  unter  756  Mm.  Druck.  Die 
Analyse  mit  Kupferoxyd  und  überchlorsaurem  Kali  ergab 
folgende  Resultate: 

Kohlenstoff  Wasserstoff 

0,2513  Substanz  gaben 69,63  13,67 

berechnet 70,59  13,73 

für  die  Formel  C»2H1402. 

Wenn  man  die  wässerige  Flüssigkeit,  welche  von  dem 
Alkohol  getrennt  wurde,  der  Destillation  unterwirft,  so 
geht  mit  den  Wasserdämpfen  noch  eine  gewisse  Menge 
Alkohol  über.  Sättigt  man  sie  statt  zu  destilliren  mit 
kohlensaurem  Baryt,  so  erhält  man  eine  Lösung,  die  viel 
Baryt  enthält  und  beim  Abdampfen  auf  dem  Wasserbade 
neben  etwas  kohlensaurem  und  schwefelsaurem  Baryt  ein 
Salz  hinterlässt,    welches   in  Weingeist  von  95  Proc.  be- 


*)  Man  kann  sich  nach  dieser  Methode  mit  der  allergrÖFsten 
Leichtigkeit  beliebige  Mengen  von  Alkohol  aus  dem  so  leicht 
zu  gewinnenden  Hexylen  darstellen. 


über  BJexyherbindungm.  123 

soiid^*s    beim   Erwärmen   löslich   ist   und   beim   Glühen 
45;4  Proc.  schwefelsauren  Baryt  ergiebt. 

Jodwasserstoff  mit  Hexjlen.  Wenn  man  über- 
schüssige Jodwasserstofflösung  von  126<^  Siedepunct  mit 
Hexylen  in  ein  Rohr  einschmilzt  und  im  Oelbade  längere 
Zeit  bei  1650  bis  1700  erhitzt,  so  bildet  sieh  eine  Flüssig- 
keit schwerer  als  Wasser.  Sie  begann  bei  1600  zu 
sieden,  bei  1650  ging  die  grösste  Menge  über,  bei  1690 
war  das  Gefäss  trocken  (Barometerstand  753  Mm.).  Dieses 
Verhalten  stimmt  vollständig  überein  mit  dem  des  Hexyl- 
jodürs,  welches  durch  Jodwasserstoff  aus  Mannit  erzeugt 
wird^  so  dass  man  wohl  mit  ziemlicher  Sicherheit  darauf 
rechnen  kann,  dass  sich  die  Identität  der  beiden  Jodüre 
durch  vollständige  Uebereinstimmung  in  ihrem  sonstigen 
Verhalten  ergeben  wird. 

Bromwasserstoffsäure  von  1,37  spec.  Gewicht 
scheint  sich  sehr  langsam  mit  Hexylen  zu  verbinden,  wenig- 
stens erhielten  wir  nur  eine  sehr  geringe  Menge  einer 
Bromverbindung  neben  sehr  viel  unverändertem  Hexylen. 

3.  Hexylall^hoL 

Wie  angegeben,  haben  wir  Hexylalkohol  auf  zwei 
verschiedenen  Wegen  erhalten,  einmal,  indem  wir  auf 
das  Jodür  wässeriges  Silberoxyd  einwirken  Hessen, 
dann  aber  in  einfacherer  Weise,  indem  wir  Hexylen  mit 
einer  nicht  ganz  concentrirten  Schwefelsäure  mischten 
und  dann  mit  Wässer  verdünnten,  beziehungsweise  da- 
mit destillirten.  Früher  wurde  von  Faget  aus  dem 
Weinfuselöl  durch  Fractionirung  zwischen  1480  und  1540 
eine  Flüssigkeit  erhalten,  welche  als  Hexyl-  oder  Caproyl- 
alkohol  bezeichnet  wurde,  und  in  neuerer  Zeit  haben 
Felo  uze  und  Cahours  aus  Hexylhydrür,  das  sie  aus 
dem  amerikanischen  Steinöl  aufgefunden  haben,  einen 
Alkohol  dargestellt,  welcher  nach  der  Beschreibung  einen 
ganz  andern  Siedepunct  (1500)  wie  unser  Alkohol  (1370) 
besitzt  und  im   Geruch   dem   Amylalkohol    sehr   ähnlich 


'!t--i 


m 


124    Erlenmeyer  und  Wanklyn^  über  Heooylverhindungen. 


i^.r. 


ijR;* 


^ 


•V.  .* 

i^' ' '  ■ 


fcj..-"; 


^-    S 


&-i 


PI*?.-; 


■f.  -. 


sein  soll,  während  unser  Alkohol  nicht  entfernt  wie  Amyl* 
alkohol*)^  sondern  angenehm  obstartig  riecht. 

Unser  Alkohol  zeigte  folgendes  Verhalten:  Mit  Na» 
tri  lim  9  welches  sich  in  dem  Alkohol  unter  Wasserstoff- 
entwickelung löste;  entstand  eine  bei  100<>  butterartig 
weiche,  bei  gewöhnlicher  Temperatur  feste  Masse.  Brom 
reagirte  sehr  heftig  auf  den  Alkohol. 

Schwefelsäure.  1)  0,600  Grm..  des  Alkohols  wurden 
mit  dem  doppelten  Volum  Schwefelsäurehydrat  gemischt. 
Beide  Flüssigkeiten  waren  vorher  auf  00  abgekühlt,  und 
die  Mischung  selbst  wurde  in  Eiswasser  eingesetzt.  E» 
entstand  eine  dicke  ölige,  vollkommen  homogene  Flüssig- 
keit von  kaum  gelblicher  Farbe.  Nach  und  nach  trübte 
sich  dieselbe,  üeber  Nacht  hatte  sich  über  der  Schwefel- 
säure eine  klare  dickliche  Flüssigkeit  abgeschieden.  Die 
ganze  Masse  wurde  mit  10  Theilen  Wasser  verdünnt 
und  das  ölige  Liquidum  mit  Wasser  gewaschen  und  mit 
Kupfervitriol  getrocknet.  Die  Analyse  ergab  die  Zu- 
sammensetzung eines  Olefins.  Brom  wirkte  heftig  dar- 
auf ein.  Es  war  wahrscheinlich  Parahexylen  entstanden. 
Die  wässerige  Flüssigkeit  wurde  mit  kohlensaurem  Baryt 
gesättigt^  und  filtrirt;  abgedampft  hinterliess  sie  einen 
Bückstand  von  0,016  Grm.,  der  vollkommen  in  Salzsäure 
unter  Entwickelung  von  Kohlensäure  löslich  war.  — 
2)  Wenn  man  die  Reactionen  in  der  Weise  abändert, 
dass  man  statt  der  concentrirtesten  Schwefelsäure  wie 
bei  dem.Hexylen  eine  verdünntere,  aus  3  Vol.  99,3pro- 
centiger  Säure  und  1  Vol.  Wasser  bestehende  anwendet 
und  gleich,  nachdem  sich  der  Alkohol  zu  einer  vollkom- 
men klaren  Flüssigkeit  gemischt  hat,  mit  Wasser  ver- 
dünnt, so  erhält  man  unter  Ausscheidung  einer  gewissen 
Menge  des  Alkohols  eine  wässerige  Flüssigkeit,  aus  der 
sich  ein  Barytsalz  darstellen  lässt,  das  identisch  zu  sein 
scheint  mit  dem,  welches  bei  der  Einwirkung  von  Hexylen 
auf  Schwefelsäure  entsteht. 


*)  Vergl.  Proceed.  roy.  80c.  Edinb.  1861 62,  IV,  567  und  Zeitschr. 
für  Chemie  und  Pharmacie  V,  419,  Anmerk. 


Schlienkampf  Milchprüfung.  125 

Doppeltchrom  sau  res  Kali  undSchwe  feisäure 
wirkt  auf  den  Alkohol  in  der  Weise  ein,  dass  sich  eine 
angenehm  obstartig,  aber  zugleich  durchdringend  scharf 
riechende  Flüssigkeit  bildet." 

Wir  bemerken  noch  im  Allgemeinen,  dass  das  Hexyl- 
jodür  sich  ganz  besonders  dadurch  auszeichnet,  dass  bei 
allen  oder  fast  allen  von  uns  angestellten  Versuchen  zweier- 
lei Reactionen  neben  einander  herlaufen,  die  einen  liefern 
als  Resultat  immer  Hexylen,  die  andern  verlaufen  in 
analoger  Weise  wie  bei  den  bis  jetzt  bekannten  Alkohol- 
jodüren.  Ausserdem  scheint  sich  ein  Theil  des  Jodürs 
regelmässig  der  Reaction  zu  entziehen.  £s  kann  deshalb 
keine  Verwunderung  erregen,  dass  die  Reindarstellung 
imd  Ausbeutebestimmung  der  verschiedenen  Producte, 
welche  wir  untersuchten^  mit  der  grössten  Schwierigkeit 
verbunden  ist.  Trotz  sehr  häufig  wiederholter  Fractioni- 
rung  und  vielfach  in  Anwendung  gebrachter  besonderer 
Methoden  ist  es  uns  nur  sehr  selten  gelungen,  absolut 
reine  Producte  zu  erhalten. 

Heidelberg,  den  1.  Mai  1863. 


Hilchprfifnng. 

Im  December- Hefte  des  Archivs  von  1859  wird 
Seite  257  gesagt:  „Es  ist  recht  sehr  zu  bedauern,  wenn 
wohlthätige  Maassregeln  der  Behörden,  die  durch  das 
Eindringen  der  Wissenschaft  in's  praktische  Leben  her- 
vorgerufen sind,  dadurch  wieder  in  Frage  gestellt  werden, 
dass  Männer  der  Wissenschaft  die  Behörden  stutzig  machen, 
indem  sie  die  Richtigkeit  des  Verfahrens  angreifen,  nur 
—  weil  sie  wissenschaftliche  Schärfe  nicht  mit  der  Praxis 
des  Lebens- zu  vereinbaren  wissen." 

Vorstehend  ausgesprochene  Ansicht  theile  ich  und 
sie  allein  veranlasst  mich,  nach  der  Arbeit  des  Herrn 
Dr.  Witt  stein,  Juni-  und  Juli -Heft  des  Archivs,  zu 
Nachfolgendem. 


126 


St!>    '■  ■ 


R« 


a:' 


^*  V 

i  "I 

IriVi- 
? 


ScMienkamp,  Milchprüfung. 


Auf  die  vielen,  über  Milchprüfung  gemachten  Mii- 
theilungen  kann  und  will  ich  nicht  specieller  zurück- 
kommen; empfehle  denen,  die  sich  noch  damit  vertraut 
machen  wollen: 

1)  Klencke's  Verfälschung  der  Nahrungsmittel  u.  s.  w. 
Leipzig  1858  bei  J.  J.  Weber; 

2)  Archiv  der  Pharmacie  vom  Jahre  1859,    August- 
und  December>Heft; 

3)  Archiv  der  Pharmacie  vom  Jahre  1860,  Januar-Heft. 
Die  hier  eingeführte  Milchwage   wirkt  in  der  Hand 

unsers  eingeübten  und  mit  gesunden  Augen  ausgerüsteten 
Marktmeisters  sehr  wohlthätig:  man  hängt  die  grossen 
Diebe  und  lässt  die  kleinen  laufen. 

Erst  die  Milch  wird  als  gefälscht  angesehen,  die 
nach  der  Milchwage  einen  Zusatz  von  über  5  Procent 
Wasser  hat. 

Die  Marktpolizei  kann  sich  auf  mikroskopische  und 
chemische  Untersuchungen  nicht  einlassen;  kommen  be- 
sondere Erscheinungen  vor,  so  muss  die  Milch  einem 
Chemiker  übergeben  werden. 

Im  Januar -Hefte  von  1860  findet  sich  eine  Beschrei- 
bi;uag  der  hier  gebräuchlichen  Milchwage,  sie  stimmt  mit 
der  überein,  die  Dr.  Wittstein  zu  seinen  Prüfungen  hat 
anfertigen  lassen. 

Bei    der    hiesigen   Milchwage    ist    das   Volum    des 

Schwimmers  zur  Scala  wie  150  zu  1, 

bei   Wittstein's  Milchwage  wie 148  zu  1. 

Die  Verfälschungen  der  Nahrungsmittel  kommen  so 
häufig,  in  so  grober  und  auch  so  feiner  Weise  vor,  dass 
jedes  Mittel,  denselben  abzuhelfen  resp.  dieselben  zu  ver- 
mindern, freudig  aufgenommen  werden  muss  und  daher 
möchte  ich  mit  diesen  Zeilen  einer  Massregel  das  Wort 
reden,  die  wohlthätig  wirkt. 

Düsseldorf,  August  1863.  Dr.  Schlienkamp. 


_  •>  - 


W"*}'. 


■  £•' 


Hoyermann'a  Verfahren,  die  Kuhmilch  zu  ^prüfen.     127 

Ueber  ein  einfaches  Verfahren,  die  Kuhmilch  anf 
ihren  Handels werth  zn  prflfen; 

von 

G.  Hoy ermann, 

Apotheker  in  Hoheneggelsen. 

Im  Juni-  und  JuUhefte  des  Archivs  hat  Wittstein 
„Versuche  zur  Auffindung  eines  leichten,  sichern  und 
schnellen  Verfahrens,  die  thierische  Milch  auf  ihren  Uan- 
delswerth  zu  prüfen",  mitgetheilt,  und  obgleich  der  Ver- 
fasser seine  Abhandlung  mit  dem  Oeständnisse  schiiessen 
muss,  dass  diese  Versuche  nicht  zu  dem  gewünschten 
Besultate  führten,  so  haben  dieselben  doch  ihren  grossen 
Werth  durch  die  Feststellung  der  Thatsache,  dass  das 
spec.  Gewicht  der  Milch  keine  Beurtheilung  ihrer  Güte 
gestattet,  und  deshalb  die  in  neuerer  Zeit  vielfach  in 
Gebrauch  gezogenen  Aräonieter  ihrem  Zwecke  nicht  ent- 
sprechen. Wittstein  geht  daher  auf  das  einfachste 
und  bekanntest^  Verfahren  zurück,  durch  mehrstündiges 
Stehenlassen  der  Milch  die  Menge  des  dann  abgeschie- 
denen Rahms  zu  messen.  Der  grosse  Zeitaufwand,  den 
dieses  Verfahren  bedingt,  macht  dasselbe  jedoch  in  den 
meisten  Fällen  völlig  unbrauchbar,  und  es  schien  mir 
daher  nicht  ohne  Werth  zu  sein,  die  Versuche  Witt- 
stein's  in  anderer  Richtung  fortzusetzen. 

Bekanntlich  lässt  man  zur  Gewinnung  der  Butter 
die  frische  Milch  bis  zur  Abscheidung  des  Rahms  in 
flachen  GePässen  stehen,  nimmt  dann  den  Rahm  ab  und 
bewirkt  in  Butterfassern  oder  Buttermaschinen  durch  starke 
schlagende  Bewegung  die  Ausscheidung  der  darin  ent- 
haltenen Butter.  Wenn  es  richtig  ist  —  und  es  zweifelt 
wohl  jetzt  Niemand  mehr  daran  —  dass  die  Wirkung 
des  Butterns  in  der  Zerschlagung  der  die  Butterkügel- 
chen  umgebenden  und  von  einander  trennenden  Käse- 
hüllchen  besteht,  so  sieht  man  nicht  ein,  weshalb  nicht 
auch  in  der  frischen  Milch  durch  heftige  Bewegungen 
dieselbe    Wirkung    sollte   hervorgebracht   werden.      Der 


Hoyermann, 

icL  bewies  die  Riclitigkeit  dieser  Folgerung  yoll- 
len.  Füllt  m&D  ein  Glas  zur  Hälfte  mit  Milch  und 
lelt  dasselbe  5  — 10  Minuten  lang  kräftig  durch,  so 
mao,  dass  sich  KlUmpchen  von  Butter  abgeschie- 
laben. 

ch  stellte  diese  Versuche  an,  um  zu  bestimmen,  ob 
iese  Weise  die  'in  der  Milch  enthaltene  Butter  voll- 
g  abgeschieden  werden  könne,  luid  gelangte  da- 
zu einem  eben  so  leichtea  als  sichern  Verfahren, 
Verth  der  Milch  zu  prüfen. 

>ie  nachstehend  mitgeth eilten  Versuche  dürften  zur 
tiguDg  dieser  Angabe  genügen.  Dieselben  wurden 
iner  frisch  gemolkenen,  schwach  sauer  reagirenden 
angestellt,  die  ein  spec.  Gew.  von  1,030  hatte  und 
n  graduirten  Cylinder  12  Stunden  lang  der  Buhe 
tssen,  8  Proc.  Kahm  absetzte.  Da  sich  bei  den  fru- 
Versuchen  die  Erfahrung  bestätigt  hatte,  dass  b^i 
Temperatur  der  Milch  von  12  —  ISOR.  die  Butter 
^hnellsten  abgeschieden  wird,  so  wurde  die  Milch 
em  Schütteln  stets  auf  diese  Temperatur  abgekühlt, 
iirde  in  einem  Äi-zneiglase,  das  ungeföhr  zur  Hälfte 
ler  zum  Versuche  genommenen  Quantität  angePüUt 
;,  die  Milch  abgewogen,  nachdem  das  Vorrathsge&ss 
nal  vorher  durchgeschüttelt  war,  um  die  schon  in 
r  Zeit  fettreicheren  oberen  Schichten  mit  den  un- 
Ku  vermischen.  Es  wurde  dann. die  Miloh  in  dem 
die  bei  jedem  Versuche  angegebene  Zeit  hindurch 
l  geschüttelt,  die  nach  jeder  Schüttelung  abgeschie- 
Butter  auf  einem  Stückchen  Oaze  gesammelt,  ab* 
chen,  gewogen  und  die  durchgelaufene  Milch  von 
n  geschüttelt. 

,  3000  Gran  Milch  von  14»  K. 
ichüttelung  (ä  Minuten)  gab  32  Gran  Butter 
(5  „        )      ,      23       „ 

(5  ,        )      B      20       , 

Summa...   75  Gran  Butter 

=  2,50  Procent 


einfaches  Verfahren  die  Kuhmilch  zu  'prüfen,         129 

IL  Eine  gleiche  Menge  Milch  mit  2000  Gran  Wasser 
vermischt  und  geschüttelt.     Das  Resultat  war  von 
dem  vorigen  nicht  wesentlich  abweichend, 
ni.  3000  Gran  Milch  wurden  mit  500. Gran  schwefel- 
saurem Natron  versetzt  und  dann  geschüttelt. 
Die  Gesammtmenge  der  in  drei  eben  so  lange  dau- 
ernden Schüttelungen  abgeschiedenen  Butter  war  81  Gran. 

Die  von  diesen  drei  Versuchen  zurückbleibende  Milch 
schied  während  12stündigerRuhe  noch  bedeutende  Quan- 
titäten Rahm  ab;  die  Abscheidung  der  Butter  war  also 
unvollkommen. 

IV.  3000  Gran  Milch  wurden   zum  Sieden  erhitzt^   so- 
fort in   ein  Glas  gebracht,   darin  auf  130R.  abge- 
kühlt und  geschüttelt. 
Istes  Schütteln:   5  Minuten,  gab  70  Gran  Butter 
2tes  „  5  „  „     26       „  „ 

otes  „  5         „  »       ^       »  I» 

Summa.  .101  Gran  Butter 

=  3,37  Procent. 
V.  3000  Gran  Milch  wurden  zum  Sieden  erhitzt,  mit 
2000    Gran  Wasser    versetzt,    abgekühlt    und    ge- 
schüttelt. 
Istes  Schütteln :   5  Minuten,   gab  61  Gran  Butter 
2tes  „  5  „  „     32      „  „ 

3tes  y,  5  „  „       9      „  „ 

Summa...  102  Gran  Butter 

=  3,40  Procent. 
VI.  3000  Gran   aufgekochte  Milch   wurden  abgekühlt, 
mit  500  Gran  schwefelsaurem  Natron  versetzt  und 
geschüttelt. 
Istes  Schütteln:  ö  Minuten,  72  Gran  Butter 
2tes  „  5         „  24       „  „ 

3tes  „  5         ,  6       „ „ 

Summa ...  102  Gran  Butter  =  3,40  Proc. 

Dass  bei  diesen  drei  Versuchen  die  Butter  vollstän- 
dig   ausgeschieden    war,    ging   daraus    hervor,    dass    die 

Arch.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bds.  2.  Hfl.  9 


Hoyermann,  einf.  Verfahren  die  Kuhmilch  zu  prüfen. 

Lbleibende  Milch  nach  löständigerEuhe  nur  höchst 
mutende  Flöckcben  Kahm  abschied.  Ausser  schwe- 
em  MatrOD  wurden  Proben  auch  mit  andern  SaLsen 
it,  jedoch  eine  schnellere  Abscbeidung  der  Butter 
;h  nicht  bewirkt.  Es  hat  der  Zusatz  dieser  Salze 
^a  Vortheil,  dass  durch  die  bei  der  Auäösung  der- 
eintretendeTemperaturemiedrigung  dieMllch  schnei- 
f  die  angeführte  Temperatur  abgekühlt  wird, 
uf  Grund  dieser  Versuche  schlage  ich  nun  das  fol- 

Verfahren  zur  Prüfung  der  Milch  vor. 
ine  gewogene  oder  gemessene  Quantität  Milch  (ca. 
Unzen)  wird  eben  zum  Sieden  erhitzt,   noch  heiss 

Arzneiglas  von  doppeltem  Bauminhalte  gegosseo 
urch  Einstellen  in  kaltes  Wasser  oder  besser  durch 
;en  in  einem  Wasserstrahle  auf  12 — 15<*R.  abge- 
Daraof  schüttelt  man  heftig  so  lange,  bis  sich 
menhängende  Klümpchen  Butter  abgeschieden  ha- 
ras  meistens  in  5  Minuten  der  Fall  sein  wird.  Auf 
Trichter,  in  den  man  ein  Stückchen  feuchter  Gaze 

hat  und   der  auf  einem  andern  Arzneiglase  glei- 
jirösse  steht,  sammelt  man  nun  die  ausgeschiedene 

und  wiederholt  die  Operation  noch  zwei  Mal.  Die 
melte  Butter  spült  man  auf  dem  Zeuge  mit  recht 
I  Wasser  zusammen,  drückt  sie  sanft  aus  und  wägt 
le.  Die  Manipulationen  sind  so  einfach,  dass  jeder 
idiener  eine  derartige  Untersuchung  ausfuhren  kann; 
dem  wird  es  in  allen  Fällen  nicht  nöthig  sein,  dass 
ihüttelung  drei  Mal  wiederholt  werde,-  da  das  bei 
sten  erhaltene  Butterquantum  schon  einen  Scbluss 
in  Gesammtgehalt  zu  ziehen  gestattet. 
Nichtig  ist  die  Frage,  wie  viel  Butter  die  Milch 
ten  muBB,  um  als  unverfälscht  gelten  zu  können, 
t  Fütterungs weise  und  besonders  die  Race  der  Kühe 
esen  Punct  den  grössten  Einiluss  hat.  Wittstein 
;  an,  dass  alle  Milch  als  verMscht  zu  betrachten 
ie  weniger  als  ö  Proc.  Eahm  absondere.  Nimmt 
len  Battergehalt  des  Bahms  zu   40  Procent  an,   so 


Verhalten  der  Essigsäure  heim  Verdünnen  mit  Wasser.     131 

würde  das  genannte  Quantum  einem  Buttergehalte  von 
2  Froc.  entsprechen,  und  damit  stimmen  auch  meine 
Erfahrungen  überein.  Meistens  enthält  gute  Milch  zwi- 
schen 3  und  4  Proc.  Butter. 

Ich  darf  schliesslich  nicht  unerwähnt  lassen^  dass 
eine  mit  Ziegenmilch  in  obiger  Weise  angestellte  Unter- 
suchung nicht  zu  einem  brauchbaren  Resultate  führte. 
Einen  Grund  hierfür  weiss  ich  vorläufig  nicht  anzugeben. 

Hoheneggelsen,  den  18.  August  1863. 


■a«B»g 


Versuch  einer  ErklSrnng  des  Verhaltens  der  Essig- 
säure beim  Verdünnen  mit  Wasser; 

von 

H.  Drummer, 

Stud.  pharmac.  in  Berlin. 

Wenn  von  der  Legirung  zweier  Metalle  A  und  B 
das  Gewicht  a  und  der  Gewichtsverlust  im  Wasser  b 
gegeben  sind;  und  wenn  man  ferner  weiss,  dass  r  Ge- 
wichtstheile  von  A  im  Wasser  p  Gewichtstheile,  und  s  Ge- 
wichtstheile  von  B  im  Wasser  t  Gewichtstheile  verlieren, 
so  lassen  sich  nach  diesen  Angaben  bekanntlich  die  Men- 
gen, welche  von  Aund  Bin  der  Legirung  enthalten  sind, 
in  folgender  Weise  berechnen.  Bezeichnet  man  das  von 
A  in  der  Legirung  enthaltene  Quantum  mit  x,  so  ist  der 
Gewichtsverlust   dieses   Theils   der  Legirung  im  Wasser 

=  — >  und  wenn  man  die  von  B  in  der  Legirung  ent- 
haltene Menge  jnit  y  bezeichnet,  so  ist  der  Gewichtsver- 

ty 
lust  dieses  Theils  der  Legirung  im  Wasser  = — 

s 

Da  nun  der  Gewichtsverlust  der  beiden  Theile  gleich  dem 
Gewichtsverlust  der  ganzen  Legirung  sein  muss,  und  da 
femer  x  -j-  7  ==  ^  gegeben  ist,  so  hat  man  zur  Bestim- 
mung von  X  und  y  die  beiden  Gleichungen: 

9* 


Drummer, 

1)  -E3_  -f.  Jl-  =  b    und   2)  X  +  y  =  8. 

Gleichung  (1)  läsat  sich  auch  so  ecbreiben: 

r       .  s  a 

wenn  man  der  Kürze   wegen  für  p',    für   — -— 

l    für   —. —  b'  setzt: 
b 

)a  man  das  spec.  Gewicht  eines  Körpers  erhält,  wenn 
nit  seinem  Gewichtsverlust  im  Wasser  in  sein  abso- 
Gewicht  dividirt,  so  sind  die  Werthe  p',  t'  und  b' 
lec.  Gewichte  der  betreffenden  Körper,  und  werden 
:ind  a  durch  die  Äequivalentzahlen  derselben  darge- 

so  wird  die  Gleichung  durch  Worte  ausgedrückt 
n:     ,Die    Summe  der   Aequivalentvolumina  zweier 

ist   gleich    dem    Aequivalentvolum    ihrer  Verbiij- 

^enn  in  der  Gleichung  (3)  alle  Werthe  mit  AuB- 
i  von  p'  bekannt  sind,  und  man  löst  sie  daher  nach 
',  so  ist  der  gefundene  Ausdruck  dasjenige  speci- 
Gewicht,  welches  x  Theile  von  A  haben  müssen, 
ch  mit  j  Theilen  von  B,  welche  das  spec.  Gewicht 
itzen,  zu  a  Theilen  eines  Körpers  vom  spec.  Gewicht 
verbinden. 

[immt  man  nun  an,  dass  in  den  Scbwefelmetallen 
etalle  dieselbe  Dichtigkeit  haben,  welche  sie  im 
bundenen  Zustande  besitzen  und  berechnet  aus 
pec.  Gewichten  derselben  die  Dichtigkeit  des  Schwe- 
o  bekommt  man  aus 

Hg  8    2,2956  Cu^S  2,5877 

Sb  S'  2,7124  Ag  S  2,0536 

PbS    2,3272  Zn   S  2,0435*). 

e  zu  dea  Bechnungen  benutzten  spec.  Gewichte  uod  Aequt- 
entzahleii  siDd  aus  Dr.E.  Beicbardt's  chemiBcben  VerbiD- 


Verhalten  der  Essigsäure  heim  Verdünnen  mit  Wasser.     133 

Die  vier  ersten  dieser  Werthe  sind  unter  sich  sehr 
verschieden  und  stehen  zu  dem  durch  den  Versuch  gefun* 
denen  spec.  Gewicht  des  krystallisirten  Schwefels  =  2,0454 
in  keinem  durch  einfache  Zahlen  ausdrückbaren  Verhält- 
niss;  die  aus  Schwefelzink  und  Schwefelsilber  erhaltenen 
Zahlen  zeigen  indessen  nur  eine  kleine  Differenz^  sowohl 
unter  sich,  als  auch  von  dem  oben  angeführten  spec.  Ge- 
wichte des  freien  Schwefels,  und  man  kann  daher  wohl 
annehmen^  dass  sich  die  Dichtigkeit^  sowohl  des  Schwefels 
als  auch  der  Metalle,  bei  der  Bildung  dieser  beiden  Schwe- 
felmetalle nicht  geändert  hat,  dass  also  die  Verbindung 
gerade  wie  bei  den  Gasen  in  einfachen  Volumverhältnissen 
vor  sich  gegangen  ist.  Es  muss  aber  auffällig  erscheinen, 
dass  die  übrigen  Schwefelmetalle,  welche  sich  sonst  in  so 
mancher  Hinsicht  den  beiden  zuletzt  genannten  analog 
verhalten,  gerade  in  diesem  Puncto  ganz  wesentlich  von 
denselben  abweichen,  so  dass,  während  bei  diesen  das 
einfachste  Verhältniss  statt  zu  haben  scheint,  bei  jenen 
sich  die  Volumina  in  scheinbar  ganz  willkürlichen  und 
unregelmässigen  Verhältnissen  mit  einander  verbinden. 
Nimmt  man  daher  zum  Versuch  einmal  an,  dass  sich  die 
übrigen  Schwefelraetalle  in  Bezug  auf  Volum  Verhältnisse 
gerade  so  wie  Schwefelzink  und  Schwefelsilber  verhalten, 
und  nimmt  man  weiter  an,  dass  der  Schwefel  in  ihnen 
auch  dasselbe  spec.  Gewicht  von  2,045  besitze,  so  muss 
das  spec.  Gewicht  der  Metalle  in  ihren  Verbindungen  ein 
anderes  sein,  als  im  freien  Zustande,  und  die  spec.  Ge- 
wichte, welche  die  Metalle  in  ihren  Verbindungen  besitzen, 
wären  diejenigen,  welche  aus  den  resp.  Schwefelraetallen 
berechnet  werden,  indem  man  das  spec.  Gewicht  des  Schwe- 
fels  =  2,045  setzt  Man  erhält  auf  diese  Weise  für  Zink 
7,19,  für  Silber  10,53,  für  Blei  12,736,  für  Kupfer  11,671, 
für  Platin  41,366  (2.20,683).    Betrachtet  man  nun  weiter 


dung^ep  der  anorganischen  Chemie,  Erlangen  1858'^  entnommen. 
Wenn  zwei  Werthe  angegeben  sind,  ist  das  Mittel  aus  beiden 
angewendet  worden. 


Drummer, 

)etersaure  Silberoxyd  AgO,  NO^  als  zusammenge- 
is  Ag  und  NO^  und  berechnet  aus  demselben  das 
ewieht  vom  Complex  NO^,  so  findet  man  für  die- 
5&0 ;  und   nimmt  man  an,    dass  NO^  in  KO,  NO' 

0,  NO'  gleichen  Baum    einnehme,   so  erhält  igan 

1,  NO'  für  das  spec.  Gewicht  des  Kaliums  den 
1,6616  (=2.0,83083). 

rechnet  man,  wie  oben  aus  den  Schwefelmetallen 
c.  Gewicht  des  Schwefels,  so  aus  den  Chlormetal- 

spec.  Gewicht  des  Chlors  mit  Anwendung  der 
len  Versuch  gefundenen  spec.  Gewichte  der  Me- 
I  ergiebt  sich  aus:  PbCl  2,3381,  aus  AgCl  2,2248, 
31  2,0093,  ausHgaCl  1,9499,  aus  KCl,  wenn  man 
\t,  dass  in  den  Verbindungen  das  Kalium  sein 
jwicht  verdoppele,  2,2542,  aus  NaCl  unter  gleichen 
Ingen  2,3100. 

rd  auf  gleiche  Weise  das  spec.  Gewicht  des  Jods 
1  Jodmetallen  berechnet,  so  findet  man  aus;  AgJ 
aus  HgJ  6,9586  (=2.3,4793)  und  bei  Anwendung 
ipelten  spec.  Gewichts  von  Kalium  ansKJ  3,3822. 
s  diesen  Resultaten  scheint  hervorzugehen,  dass 
lium  bei  der  Verbindung  sein  spec.  Gewicht  ver- 

und  berechnet  man  nun  weiter  ans  KO,  SO^  das 
ew.  vom  Complex  SO*,  indem  man  für  K  1,6616 
o  erhält  man  für  SO*  3,8812.  Betrachtet  man 
:)3  -j-  7  HO  als  bestehend  aus  SO'»  -f-  {Zn  +  7  HO) 
•echnet  zuerst,  indem  man  das  für  SO'  gefundene 
iwicht  als  bekannt  einsetzt,  das  spec.  Gewicht  von 
7  HO,  so  findet  man  1,6429  und  hieraus  findet  man 
las  spec.  Gewicht  des  chemisch  gebundenen  Was- 

1,1748.  Berechnet  man  auf  gleiche  Weise  das 
ewieht  desselben  aus  CnO,  S03  -j-  5  HO,  jedoch 
nwendung  des  aus  Cu^  S  berechneten  spec.  Ge- 
ies  Kupfers  =  11,671,  so  bekommt  man  1,1321; 
tel  aus  diesen  beiden  Werthen  ist  1,1534. 
9  durch  Wägung  gefundene  spec.  Gewicht  der 
■eien  schwefelsauren  Magnesia  ist  2,6066,  das  der 


Verhalfen  der  Essigsäure  beim  Verdünnen  mit  Wasser.     136 

mit  7  HO  krystallisirten  schwefelsauren  Magnesia  1^674; 
berechnet  man  hieraus  die  Dichtigkeit  des  chemisch  ge- 
bundenen Wassers,  so  findet  man  1,2464,  einen  Werth, 
der  nur  um  0,0930  von  dem  Mittel  der  beiden  oben  be- 
rechneten Werthe  abweicht.  Berechnet  man  das  spec. 
Gewicht  des  Natriums  aus  NaCl,  NaO,  NO^  und  NaO,  CO^ 
-|-  10  HO,  nachdem  man  ^  der  Gleichung  für  das  koh- 
lensaure Natron  das  spec.  Gewicht  vom  Complex  CO^  aus 
ÄgO,  CO^.  berechnet  hat^  und  indem  man  die  Dichtigkeit 
von  HO  zu  1,1534  annimmt,  so  bekommt  man  aus:  NaCl 
2,4941,  aus  NaO,N05  2,3305  (=  2.1,1652)  und  aus 
NaO,  C02  +  10  HO  2,2298. 

Das  spec.  Gewicht  des  Chlors,  aus  Chlorkalium  be- 
rechnet, ist  1,9722;  in  seinen  flüssigen  Verbindungen 
scheint  dagegen  das  Chlor  ein  niedrigeres  spec.  Gewicht 
zu  haben,  denn  man  bekommt  aus:  S^Cl  =  1,4561,  aus 
SCI  1,4806,  aus  SnCP  1,4519. 

Für  das  spec.  Gewicht  des  Ammoniupis  bekommt  man 
aus  H^N  Cl  (mit  Anwendung  des  mittleren  Werthes  aus  1,45 
und  1,53  =  1,49)  1,0057,  aus  H^NO,  N05  0,99485.  — ; 

Bekanntlich  hat  das  Essigsäurehydrat  die  Eigenschaft, 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  an  spec.  Gewicht  zuzuneh- 
men, und  zwar  steigt  dasselbe  nach  einigen  Angaben  bis 
zu  1,079,  nach  Mohr  aber  nur  bis  zu  1,0735,  und  eben 
80  verschieden  sind  auch  die  Angaben  über  das  spec.. 
Gewicht  des  Essigsäurehydrats.  Gewöhnlich  findet  man 
in  den  Lehrbüchern  der  organischen  Chemie  1,063,  Mohr 
(Commentar  zur  6.  Auflage  der  preuss.  Pharmakopoe)  glaubt 
aber,  das  spec.  Gewicht  sei  nur  1,0575.  —  Auffallig  ist 
die  Erscheinung,  dass  die  Zunahme  des  spec.  Gewichts 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  nur  ungefähr  so  lange  statt 
findet,  bis  das  dritte  Hydrat  der  Essigsäure  gebildet  ist. 
Die  Schwefelsäure  zeigt  bekanntlich  ein  ähnliches  Ver- 
halten, indem  die  Summe  der  Volumina  des  mit  einander 
gemischten  Wassers  und  der  Schwefelsäure  grösser  ist, 
als  das  Volum  der  erhaltenen  Mischung.  Nimmt  man  an, 
dass  ein  Tbeil  des  zugesetzten  Wassers  chemisch  gebun- 


136  Drummer, 

den  werde,  so  muss  es  auch  die  Dichtigkeit  annehmen, 
die  dem  chemisch  gebundenen  Wasser  eigen  zu  sein 
scheint,  und  es  entsteht  bei  der  Essigsäure  eine  Zunahme 
des  spec.  Gewichts,  weil  das  Wasser  schwerer  als  das 
Essigsäurehydrat  wird. 

Berechnet  man  das  spec.  Gewicht^  welches  eine  Flüs- 
sigkeit haben  muss,  die  aus  78  Theilen  einer  Flüssigkeit 
1,063  und  aus  22  Theilen  einer  Flüssigkeit  voii  1,1534 
besteht,  so  bekommt  man  1,0821.  Dieser  Werth  weicht 
von  dem  gewöhnlich  in  den  Lehrbüchern  enthaltenen 
1,079  nicht  sehr  bedeutend  ab,  dagegen  ziemlich  stark 
von  dem  höchsten  der  Mohr*schen  Tabelle  1,0753.  Nimmt 
man  das  von  Mohr  angegebene  spec.  Gewicht  für  Essig- 
säurehydrat 1,0575  an  und  berechnet,  welches  spec.  Ge- 
wicht eine  Flüssigkeit  haben  muss,  die  aus  76,91  Theilen 
einer  Flüssigkeit  von  1,0575  und  23,09  Theilen  einer  Flüs- 
sigkeit von  1,1534  besteht,  d.  h.  genau  aus  den  Mengen, 
die  zur  Bildung  des  dritten  Hydrats  der  Essigsäure  er- 
forderlich sind,  so  erhält  man  1,0757,  und  wenn  man  das 
aus  GuO,  SO^  -|-  5  HO  berechnete  spec.  Gewicht  des 
Wassers  =  1,1321  anwendet,  1,0738;  diese  beiden  Werthe 
weichen  von  dem  höchsten  Werth  der  Mohr'schen  Tabelle 
nur  ganz  unbedeutend  ab. 

Die  Gewichtsabnahme  beim  weitern  Verdünnen  mit 
Wasser  muss  aus  dem  Grunde  erfolgen,  weil  die  Essig- 
säure, nachdem  das  dritte  Hydrat  gebildet  ist,  kein  Was- 
ser mehr  cheniisch  bindet,  sondern  sich  nur  noch  mit  dem- 
selben mischt,  wobei  es  das  spec.  Gewicht  1,0  behält  und 
es  darf  daher,  wenn  diese  Erklärung  richtig  ist,  beim 
Mischen  von  Essigsäure  welche  schon  mehr  Wasser  ent- 
hält, als  zur  Bildung  des  dritten  Hydrats  nöthig  ist,  mit 
noch  mehr  Wasser  in  graduirten  Geßissen  keine  Contrao- 
tion  sichtbar  werden.  Vergleicht  man  eine  nach  diesen 
Angaben  berechnete  Tabelle  mit  der  von  Mohr  durch 
Versuche  gefundeben,  so  darf  man,  da  die  grösste  Dichtig- 
keit der  Mohr'schen  Tabelle  bei  80  Proc.  liegt,  während  sie 


Ve$'halten  der  Essigsäure  beim  Verdiinnen  mit  Weisser.     137 

in  der  berechneten  Tabelle  bei  77  Proc.  liegen  muss,  nicht 
die  Säuren  von  gleichem  Procentgehalt  zusammenstellen; 
•sondern  man  muss  die  Säuren  der  berechneten  Tabelle  zum 
Vergleiche  nehmen^  deren  Procentgehalt  um  3  (=  80 — 77) 
kleiner  ist;  —  denn  wenn  das  spec.  Gewicht  des  Essig- 
säurehydrats  zu  1;0575  angenommen  wird,  so  muss  das 
erste  Glied  der  Mohr*sehen  Tabelle  vom  spec.  Gewicht 
1,0635  schon  mehr  Wasser  enthalten,  als  zur  Bildung  des 
ersten  Hydrats  nothwendig  ist,  und  zwar  3  Proc,  wenn 
man  annimmt,  dass  gerade  das  dritte  Hydrat  das  höchste 
specifische  Gewicht  besitze.  —  ^ 


Gehalt  an 

Berechnete  Tabelle. 

Gehalt  an 

Berechnete  Tabelle. 

Essigsäure- 

Spee. Gew.  des 

Essig- 

Mobr'sche 

Essigsäure« 

Spee.  Gew.  des  Essig- 

hydrat 

säarehydrats  = 

:  1.063, 

Tabelle. 

hydrat 

säiirehy  drats  :=  1 ,0575, 

in  100  Tbeil. 

desWa8«ers  = 

1,1534. 

in  100  Theil. 

des  Wassers  =1,1534. 

IQO 

1,0635 

1,0635 

100 

1,0575 

98 

1,0647 

1,067 

97 

1,0602 

95 

1,0677 

, 

1,070 

95 

1,0619 

90 

1,0719 

1,073 

92 

1,0646 

80 

1,0804 

1,0735 

87 

1,0691 

78 

1,0821 

1,0732 

77 

1,0757 

70 

1,070 

75 

1,0715 

60 

- 

1,067 

67 

1,0634 

54 

1,063 

57 

1,0534 

60 

1,060 

51 

1,0491 

40 

1,0513 

47 

1,0435   • 

30 

1,040 

37 

1,0340 

20 

1,027 

27 

1,0246 

10 

1,015 

17 
10 

7 

1,0154 
1,0090 
1,0063 

Wenn  man  annimmt,  dass  das  Wasser  in  der  Essig- 
säure das  spec.  Gewicht  1,00  beibehalte,  so  muss  natür- 
lich letztere  ihr  spec.  Gewicht  ändern  und  zwar,  um  die 
Zahlen  der  Mohr'schen  Tabelle  hervorzubringen,  in  fol- 
gender Weise: 


■  1 

itv? 

j 

?<i '•;■■■. 

> 

pf:f. 

^'i> 

, 

i- 

Wi^.':-S 

HjfV 

f!^''-  ?' 

Tf^: 


e?«.- 


»•.■■•.>■■■ 


■■V    » 

IS  »,'•■•: 


* 
»'^•: 


»r-- 
,ii..- 


;■*^ 


138     Thallium  ah  Begleiter  von  Cäsium  und  Rubidium. 

Procentgehalt  an        «        />.     •  v^  Dichtigkeit  des 

„   .    ..      t   ,    .         Spec.  Gewicht.  „    .    ..      u  j    .. 

fissigsaurehydrat.  '^  Essigsaurehydrats, 

100  1,0635  1,0635 

98  1,067  1,0685 

95  1,070  1,0739 

90  1,073  1,0818 

80  1,0735  1,0936 

78  1,0732  1,0958 

70  1,070  1,1031 

60  1,067  1,1169 

54  1,063  1,1233 

50  1,060  1,1253 

40  1,0513  1,1389 

30  1,040  1,1471 

20  1,027  1,1514 

10  1,015  1,1738 

Wenn  diese  letztere  Annahme  die  richtige  ist,  so  nrnös 
beim  Vermischen  von  Essigsäure,  welche  mehr  als  23  Proc. 
Wasser  enthält,  mit  Wasser  immer  noch  Contraction  statt 
finden,  da  das  spec.  Gewicht  des  Essigsäurehydrats  ja 
höher  wird.  Es  wäre  nun  in  diesem  Falle  auch  noch 
möglich,  dass  sich  Essigsäurehydrat  und  Wasser  zu  glei- 
cher Zeit  und  entweder  nach  demselben  oder  nach  ver- 
schiedenen Verhältnisgen  verdichten,  die  auf  diese  Weise 
natürlich  nicht  gefunden  werden  können. 

Vorstehende  Entwicklung  enthält  zwar  verschiedene 
Hypothesen,  da  aber  die  bei  den  Rechnungen  erhaltenen 
Zahlen  ziemlich  gut  übereinstimmen,  so  kann  man  die- 
selbe wohl  als  einen  Versuch  zur  Erklärung  des  eigen- 
thümlichen  Verhaltens  der  Essigsäure  gelten  lassen. 


i*a»»»< 


ThalUum  als  Begleiter  von  Cäsium  und  Rnbidinm 

in  Mineralwässern. 


Herr  Prof.  Bot tger  in  Frankfurt,  der  unermüdliche 
Forscher  der  Quellen  des  Thalliums  hat  so  eben  eine  neue 
ergiebige  Quelle  entdeckt.   Nach  einer  Mittheilung  in  der 


Thallium  ah  Begleiter  von  Cäsium  und  Rubidium.     139 

Neuen  Frankfurter  Zeitung  und  daraus  im  Joum.  für  prakt. 
Chemie^  Bd.  89,  Heft  5  und  6  ist  es  Böttger  gelungen, 
das  Thallium  als  einen  fast  steten  Begleiter  des  Cäsiums 
and  Rubidiums  in  verschiedenen  salinischen  Mineralwässern 
unzweifelhaft  nachzuweisen.  In  dem  Nauheimer  Mutter- 
laugensalze,  welches  besonders  in  der  Winterkälte  leicht 
aus  dem  Wasser  sich  abscheidet,  aus  welchem  dasf  Koch- 
salz schon  gewonnen  ist  und  welches  meist  aus  Chlorka- 
lium und  Chlormagnesium  mit  etwas  Chlomatrium  besteht 
und  sehr  dem  Carnallit  des  Stässfurther  Steinsalzwerkes 
gleicht,  hat  uns  Böttger  das  wohlfeilste,  ergiebigste  und 
geeignetste  Material  zur  Gewinnung  von  Cäsium  und  Rubi- 
dium nachgewiesen.  Beide  Metalle  sind  nebst  dem  Thal- 
lium als  Chlorverbindungen  darin  enthalten.  Spuren  aller 
drei  Metalle  hat  Böttger  auch  im  Badesalze  der  Örber 
Quelle  gefunden. 

Das  Thalliumplatinchlorid  ist  im  Wasser  sehr  schwer 
löslich  und  so  eignet  sich  das  Platinchlorid  vorzugsweise 
zur  Abscheidung  des  Thalliums  aus  den  Soolen.  Profes- 
sor Böttger  wird  darüber  eine  weitere  Mittheiluug  bal- 
digst geben.  Da  das  Oxyd  des  Thalliums  leicht  löslich 
und  ätzend,  das  kohlensaure  Thaliion  gleichfalls  lösHch 
ist  und  alkalisch  reagirt,  das  phosphorsaure  Thallion 
im  Wasser  löslich,  der  Thaliionalaun  octaedrisch  krystalli- 
sirt,  das  Thallium  als  Begleiter  des  Kaliums,  Natriums, 
Cäsiums  und  Rubidiums  auftritt,  so  scheint  die  Behaup- 
tung, dasselbe  gehöre  zu  der  Classe  der  Alkalimetalle, 
gerechtfertigt. 

•Nach  einet  schriftlichen  Mittheilung  an  Prof.  Erd- 
mann ist  es  Böttger  gelungen,  das  Thallium  von  dem 
Cäsium  und  Rubidium,  mit  welchen  es  in  verschiedenen 
sialinischen  Wässern  gleichzeitig  vorkommt,  auf  einfache 
Weise  zu  scheiden.  Wenn  man  nämlich  eine  in  der  Kälte 
bereitete  wässerige  Lösung  verschiedener  Mutterlaugensalze 
salinischer  Wässer,  darin  der  Hauptbestandtheil  Chlorka- 
liura  ist,  z.  B.  Nauheim,  Orb  mit  einer  unzureichenden 
Menge  Platinchloridlösung  versetzt,    so  entsteht   zunächst 


» 


•-' 


14Ö     ThaUiüm  als  Begleiter  von  Cäsium  und  Rubidium, 

ein  ganz  blassgelber  Niederschlags  der  nach  wenigen,  nicht 
selten  schon  nach  4—6  maligen  Auskochungen  mit  etwa 
dem  3  fachen  Volum  destillirten  Wassers,  im  Spectral- 
apparate,  neben  der  noch  nicht  ganz  entfernten  Kaliumlinie^ 
ganz  schärf  die  schöne  smaragdgrüne  Thalliumlinie,  fer- 
ner die  Cäsium-  und  Bubidiumlinien  (besonders  schön  bei 
Anwendung  einer  Wasserstoifgasflamme  statt  der  Leucht- 
gasfiamme)  auf  das  Brillanteste  zeigt. 

Wenn  man  diesen  gelben  Niederschlag,  also  die  Ver- 
bindung von  Chlorkalium,  Cäsium,  Rubidium  und  Thallium- 
Platinchiorid  mit  schwacher  Kalilauge  kocht,  der  man 
beim  Kochen  einige  Partikel  tinterschwefligsaures  Natron 
beigefügt  hat,  so  erfolgt  schnell  eine  klare  Auflösung; 
wird  dazu  etwas  Cyankalium  gefügt  und  \^n  neuem  einige 
Minuten  lang  gekocht,  dann  durch  die  Flüssigkeit  ein 
Strom  gewaschenen  SchwefelwasserstofFgases  geleitet,  so 
scheidet  sich  alles  Thallium  (besonders  leicht  nach  minu- 
tenlangem Erhitzen)  in  Gestalt  von  flockigem  sioh  am 
Boden  des  Gefasses  schnell  zusammenballenden  Schwe- 
felthallium ab,  nach  dessen  Ueberführung  in  das  Sulfat 
und  Einlegen  einer  Stange  Zipk  das  reine  Metall  abge- 
schieden wird. 

Sonach  ist  Professor  Böttger  der  Erste  gewesen, 
welcher  das  Thallium  als  einen  fast  steten  Begleitet  des 
Cäsiums  und  Rubidiums  in  Salzsoolen  erkannt  hat. 

Dieser  interessanten  Notiz  hat  Professor  E  r  d  m  a  n  n 
noch  einige  Bemerkungen,  bezüglich  der  Stellung  des  Thal- 
liums zu  den  übrigen- Metallen,  beigefügt. 

Die  alkalische  Natur  des  Thalliumoxyds  und  seine 
Uebereinstimmung  mit  Kali  und  Natron  ist  überraschend^ 
nur  das  kohlensaure  Thalliumoxyd  stimmt  insofern  mit 
den  kohlensauren  Salzen  nicht  überein,  als  es  durchaus 
nicht  alkalisch  reagirt.  Schreibt  man  z.  B.  mit  einem 
Stück  Thallium  auf  rauhes  Papier,  so  laufen  die  metallisch 
glänzenden  Züge  bald  gelb  an  und  äussern  alkalische 
Reaction.  Legt  man  ein  feines  genässtes  Curcumapapier 
darauf,  so  erscheinen  die  Züge  gelbbraun  auf  dem  gelben 


Harms,  über  das  Marruhiin,  141 

Papier.  Dasselbe  geschieht^  sobald  man  auf  Curcuma- 
papier  schreibt  und  dann  mit  Wasser  befeuchtet.  In  dem 
Maasse  aber,  als  das  Thalliumoxyd  Kohlensäure  anzieht, 
verblassen  die  gerptheten  Schriftzüge  und  nach  kurzer 
Zeit  sind  sie  vollständig  verschwunden.  Schwefelwasser- 
stoff auf  das  befeuchtete  Papier  geleitet,  lässt  sie  wieder 
mit  dunkelbrauner  Farbe  hervortreten.  Bald  aber  ver- 
Bchwinden  auch  die  Züge  des  Schwefetthalliums  an  der 
Luft;  wenn  man  nur  Sorge  trägt,  das  Papier  feucht  zu 
erhalten,  indem  das  Schwefelthallium  sich  an  der  Luft  zu 
schwefelsaurem  Thaliion  oxydirt. 

(Nach  einem  Vortrage  des  Prof.  Böttger  in  der 
chemischen  Section  der  Versammlung  der  Naturforscher 
und  Aerzte  in  Stettin.  —  Mittheilungen  im  Journale  für 
prakt.  Chemie  1863.  13  und  14.)  B. 


üeber  d&8  Märrnbim; 

von 

Ed.  Hanns, 

in  Stollbamm  im  Oldenburgischen. 


Im  Archiv  der  Pharm.,  2.  R.,  Bd.  83.  August  1855. 
S.  144  veröflfentlichte  ich  eine  kurze  Notiz  über  das  vom 
Apotheker  Mein  in  Neustadtgödens  entdeckte Marrubiin. 
Seitdem  hat  Dr.  Kromayer  sich  mit  demselben  Ge- 
genstande beschäftigt  und  Resultate  erhalten,  welche 
im  Decemberheft  des  Archivs  1861  S.  Ö57  mitgetheilt 
sind. 

Dr.  Kromayer  bediente  sich  zur  Isolirung  des 
Marrubiins  der  Knochenkohle.  Ich  habe  einen  anderen 
Weg  eingeschlagen,  der  freilich  kostspielig  ist,  aber  doch 
zum  gewünschten  Ziele  führt.  Es  wurden  nämlich  25  Pfd. 
trocknen  Krautes  dreimal  nach  einander  mit  heissem  Was- 
ser e^trahirt,  die  vereinigten  Auszüge  zur  Syrupsconsistenz 
eingedampft  und  sodann  wiederholt  mit  Alkohol  behandelt. 


Harms, 

ipirituose,  dunkelbraun  gefärbte  Lösung   wurde  nun 

Zusatz  einer  reidüichen  Menge  Kochsalz  mit  etwa 

Drittel  ihres  Volumens  Äether  vermischt  und  mit 
elben  häufig  durchgeschüttelt.  Die  oben  schwimmende, 
ichwach  ge&rbte,  ätherische  Flüssigkeit  enthielt  allen 
rstoff;  durch  freiwilliges  Verdunsten  derselben  wur- 
^rosse  tafelförmige  Kristalle  des  MarrubünB  erhalten, 
le  mittelst  einer  Pincette  ausgehoben  wurden  und 
nach  zweimaligem  Umkrystallisiren  aus  Weingeist 
sin  erwiesen.     Die  in  Arbeit  genommenen  26  Pfund 

Marrubü  lieferten  circa  2  Grm.  Bitterstoff. 
Die  Mutterlauge  von  der  Darstellung  des  Marrubiins 
eckt  noch  sehr  bitter,  sie  löst  sich  leicht  in  Alkohol 
aus  dieser  Lösung  schiesst  beim  langsamen,  Verdun- 

salpetersaures  Kali  an.  Krystallisirter  BitteretofiF 
te  nicht  daraus  gewonnen  werden. 
Iva  Allgemeinen  habe  ich  die  von  Dr.  Kromajer 
^ebenen  Reactionen  bestätigt  gefunden.  Bei  der 
entaranaljse,  welche  mit -dem  von  Mein  erhaltenen 
ubiin   angestellt  wurde,    lieferten    0,313    Grm.   (bei 

1000  getrocknet)  —  0,240  Grm.  HO  =  8,52  Proc.  H. 
LohlenstoäTbesümmung  ging  leider  verloren;  es  zeigte 

aber,    dasB    das  -Marrubiin    mehr   als    69   Proc.   C. 

lt. 

Beim  Umkrystallisiren    des  Marrubiins   aus   heisseo 

Qgen   nimmt   ein  Theil    desselben   stets   den    amor- 

Zustand  an.  Löst  man  diesen  amorphen  Bitterstoff 
eingeist  und  lässt  die  Lösung  bei  gewöhnlicher  Tem- 
ur  an  der  Luft  stehen,  so  geht  er  wieder  in  die 
üngliche  Form  über  und  scheidet  sich  in  krystalli- 
en  warzenförmigen  Massen  ab.  Das  Marrubiin  kry- 
iirt  leicht,  am  besten,  wenn  man  eine  siedende  alko- 
^e  Lösung  bis  zur  beginnenden  Trübung  mit  sieden- 
Wasser  vermischt  und  dann  langsam  erkalten  lässt. 
ätollhamm  im  Oldenburg.,  den  13.  September  1863. 
Ed.  Harms. 


Seemuschel'  Dünger  der  Granatguano  -  Fabrik  in  Varel*     143 

'Den  Best  des  von  ihm  dargestellten  sehr  schönen 
Marrubiins  hat  Herr  Ed.  Harms  dem  Unterzeichneten 
gütigst  übersandt;  wofür  Demselben  hiermit  bestens  dankt 

H.  Ludwig. 


Seemnscliel  -  Dünger  der  Granatgnano  -  Fabrik 

in  Varel; 

von 

Demselben. 

Die  an  der  Küste  des  Jahdebusens  angehäuften  See- 
muscheln werden  seit  kurzer  Zeit  von  der  Granatguano- 
Fäbrik  in  Varel  zu  einem  Düngungsmittely  erarbeitet  und 
als  solches  in  den  Handel  gebracht.  Man  verfahrt  bei 
der  Fabrikation  in  der  Weise,  dass  die  frischen  Weich- 
thiere  möglichst  rasch  getrocknet  und  hierauf  unter  Mühl- 
steinen  zu  einem  gröblichen  Pulver  zermahlen  werden. 

Eine  Probe  dieses  Düngungsmittels   lieferte  bei  der 

chemischen  Analyse  die  nachstehenden  Resultate: 

Kohlensauren  Kalk 56,33 

Schwefelsauren  Kalk  (CaÖ,  S03  +  2  HO) . .    3,59 

Phosphorsaures  Eisenoxyd 0,48 

Chlornatrium 1,06 

Chlorkalium  0,17 

Magnesia 0,27 

Lösliche  Kieselsäure 0,60 

Anorganische,  in  verdünnter  Salzsäure  un- 
lösliche Substanz 28,03 

Stickstoffhaltige  organische  Substanz 7,33 

Hygroskopisches  Wasser , .     %14 

100,00 
(üeberschuss  0,87). 

Demnach  besitzt  das  Muschelmehl  von  Varel  nur 
einen  geringen  Handelswerth, 

Im  Departement  Fiiiisterre  und  im  Departement  de 
la  Manche  wird  das  aus  Seemuscheln*  erzeugte  Dünge- 
mittel mit  gepulverten  Seesternen,  Polypen,   Fischen  etc. 


Harms,  Ana,ly»e  der  Asche  von  AHetnüia  maritima  L. 

lacht.  Durch  die  nHmlichen  oder  durob  ähnliche 
itofFreiche  Zusätze  viirde  auch  das  Vareler  Fabrikat 
:  zu  verbeBBem  sein. 


üyse  der  Asche  von  Artemisia  maritima  L; 

Demselben. 

Die  der  Analyse  unterworfene  Artemisia  niaritinif^  L, 
nt  von  einem  dem  Meere  zugänglichen  Boden;  sie 
e  um  die  Mitte  des  Monats  Juni,  ungefilhr  10  Wochen 
lern  Blühen,  gesammelt. 

Die  grünen  Th.  Die  Wurzel. 

irgehalt  in  100  Theilen  86,8  55,3 

nprocente   der  frischen  Pflanzent heile    2,6  1,7 

nproconte  der  trocliDen  Pflanzeotlieile  19,4  3,9 

Kali   16,04  13,77 

Natron 7,32  19,91 

Kalk 8,31  10,89 

Magneaia 2,24  3,32 

Phoaphoraaures  Eisenoxf  d 2,66  10,73 

Phoepliorsauve  Thonerde  3,49  3,07 

Schwefelsäure  4,79  15,41 

PhoBphorsäure I,a3  •     2,45 

Kieaehäure 5,06  7,67 

Kohlensäure 7,69  9,98 

Chlomatrium 40,57  2,80 

100,00  100,00.         ■ 

/Kohle  und  Sand    4,71  J2,61\ 

^Verbat 0,79  0,93J 

Die  Aschen  enthalten  ausserdem  Spuren  von  Mangan- 
oxydul. 

Die  Zusammensetzung  des  Bodens,  auf  welchem  der 
ermuth  gewachsen  ist,  wurde  Bd.  88,  Heft  2,  S.  1B6 
r  Zeitschrift  ausführlich  mitgetheilt.  Kali  und  Natron 
ffänd,  so  zeigte  sich,  dass  100  Theile  des  ange- 
smmten  Landes  (bei  100^  getrocknet)  enthalten: 


Aufbewahrung  des  CMoroforma.  145 

Kali  Natron 

in  Wasser  löslich 0,009  0,098 

in  verdünnter  Salzsäure  löslich 0,132  0,283 

durch  conc.  Schwefelsäure  aufschliessbar    I,0ö3  0,449 


1,194  0,830. 

An  Chlornatrium  fanden  sich 1,19  Procent. 


AnfbewahrQDg  des  Chloroforms. 

Es  ist  schon  Öfters  beobachtet,  dass  das  Chloroform 
mit  der  Zeit  zuweilen  eine  stark  saure  Reaction  von  Salz- 
säure annimmt.  Eine  solche  Veränderung  ist  besonders 
bei  Anwendung  desselben  zu  Inhalationen  sehr  unange- 
nehm, ja  gefährlich.  Sie  wird  durch  das  Licht  bewirkt. 
Im  directen  Sonnenlichte  tritt  sie  schon  nach  wenigen  Ta- 
gen, im  zerstreuten  Tageslichte  zwar  später,  aber  doch 
ganz  entschieden  ein,  dagegen  im  Dunkeln  aufbewahrt 
hielt  sich  das  Chloroform  vollkommen  neutral. 

Wp. 


üeber  die  Farben  der  Banknoten. 


Vor  mehreren  Jahren  ereignete  es  sich,  dass  die 
griechischen  Banknoten,  die  je  nach  ihrem  Geldwerthe 
verschiedene  Farben  hatten,  welche  jedoch  unglücklicher 
Weise  organischen  Ursprungs  waren,  einer  sehr  strafbaren 
Verfälschung  unterlagen.  Diese  Banknoten -Verfälscher 
wussten  die  Farbe  der  10  Drachmen  Werthhabenden  mit- 
telst verdünnter  Salpetersäure  in  eine  röthliche  umzuwan- 
deln, eine  Farbe,  welche  die  2öer  hatten,  mittelst  Benzin 
oder  Terpentinöl  die  lithographische  Tinte  auszulöschen 
und  statt  10  —  25  einzuschreiben.  Die  Staatsbank  verlor 
damals  ungefähr  gegen  100,000  Drachmen:  Es  handelte 
sich  damals  darum,  neue  Banknoten  zu  machen,  und  diese 
neuen  wurden  einer  amerikanischen  Gesellschaft  übertra- 

Arch.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bds .  2.  Hft.  1 0 


???»*•' 


iT<4:  ■■■■:. 


m 


146 


Ueher  dU  Farben  der  Banknoten. 


W:'. 


ff-'.- 

Vit, 


sj-ip!.*:'"'.'. 


Sf^V 


^•f- 


fe;. ;.'.■■ 


?,  = 


5S^- 


m 


l^Ü:'. 


gen.  Als  Mitglied  der  Commission  in  Betreff  der  Bestim- 
mung der  Farben,  die  diese  nun  haben  sollten,  der  Em- 
bleme, der  Kreise  und  der  Zahlen  etc.,  schlug  ich  die 
Chromfarben  vor  und  so  geschah  es  auch,  dass  theils 
Chromgrün  und  Chromzinnober  dazu  gewählt  wurden, 
welche  Farben  tief  in  die  Masse  des  Papiers  eingedruckt 
sind;  so  blieben  die  neuen  Banknoten  seit  vielen  Jah- 
ren vor  jeder  Art  von  Verfälschung  gesichert  und  die 
griechischen  Banknoten  sind  zu  den  schönsten  zu  zählen. 
Ein  sonderbarer  Zufall,  in  jeder  Beziehung  interessant, 
giebt  mir  Anlass,  diesen  Gegenstand  zur  Sprache  zu  brin- 
gen und  die  Aufmerksamkeit  der  Bank-Direction  auf 
diesen  Gegenstand  zu  lenken.  Iii  den  Tagen  der  Furcht 
und  Angst,  den  19.,  20.  und  21.  Juni,  wo  man  in  Sorge 
stand,  durch  eine  allgemeine  Plünderung  Alles  zu  verlie- 
ren, versteckten-  die  Leute  alle  ihre  Kleinode,  Geld  und 
Banknoten  an  die  nächst  besten  Plätze.  So  traf  es  sich, 
dass  eine  Familie  mehr  als  30  Stück  100  Banknoten  in 
einen  alten  Wasserkrug  steckte  und  diesen  in  einen 
Korb,  der  mit  Pferdemist  gefüllt  in  einen  Stall  ge- 
stellt wurde.  Da  während  eines  ganzen  Monates  Furcht 
obwaltete,  als  möchten  sich  diese  traurigen  Scenen  von 
Neuem  wiederholen,  so  blieb  der  Korb  mit  seinen  darin 
versteckten  Banknoten  an  seiner  Stelle.  Nach  ungefähr 
einem  Monate  wurde  der  Korb  entleert,  die  Banknoten 
herausgenommen,  jedoch  alle  rothen  Embleme  und 
Verzierungen  zeigten  sich  tief  braunschwarz  und  auch 
vollkommen  schwarz;  nur  die  durch  das  Chromgrün  ge- 
zeichneten Stellen  behielten  ihre  grüne  Farbe.  Da  ich 
von  Seite  der  Staatsbank -Direction  zu  Rathe  gezogen 
wurde,  so  gab  ich  die  einfache  Erklärung,  dass  in  Folge 
des  sich  entwickelten  Schwefelwasserstoffgases  und  Schwe- 
felammoniums auf  das  chromsaure  Bleioxyd  — ^"Bleizinnober, 
schwarzbraunes  und  schwarzes  Bleisulfuret  sich|gebildet habe, 
lind  durch  Gegenversuche  auf  andere  Staats  -  Papiere  mit 
diesen  Reagentien  Hess  sich  die  Richtigkeit  dieser  Erklä- 
rung bestätigen.    Die  Bank  löste  diese  Papiere  ein. 


Veher  die  Farben  der  Banknoten*  147 

Da  sich  solche  Fälle  vielleicht  in  einem  Jahrhundert 
nicht  wieder  ereignen  dürften,  hielt  ich  es  der  Rücksprache 
mit  Chemikern  nicht  unwerth  zu  bestimmen,  welche  Farben 
wohl  die  geeignetsten  zu  Banknoten  sieien,  um  nun  diese 
Sache  der  Oeffentlichkeit  zu  übergeben. 

Dr.  X.  Landerer. 

Nachdem  es  Mathieu  Plessy  {Repert.  de  Chimie 
appl.  Dcbr,  1862,  —  Dingler's  Polyt.  Joum.  167,  397.) 
gelungen  ist,  durch  Lösen  von  1  Kilogrm.  zweifach - 
chromsaurem  Kali  in  10  Kilogrm.  kochenden  Wassers, 
Zusatz  von  3  Liter  zweifach-phosphorsaurem  Kalk  und 
1  Kilogrm.,  250  Grm.  Kassonade  und  öftern  Zusatz  von 
kaltem  Wasser,  um  die  Reaction  zu  massigen,  und 
Absetzen  ein  schönes  Grün  zu  erzeugen,  das  am 
Lichte  unveränderlich,  durch  Schwefelwasserstoff  nicht 
verändert  werden  soll,  welches  auch  Säuren  nicht  leicht 
zerstören,  so  würde  durch  Anwendung  desselben  Lande- 
rer's  Wunsch  erreicht  werden.  B. 


10 


i 


KV- 


Kr:  ' 

l4l 


■^ 


148 


II.  lllonatsliericht. 


^  ■ 


fe- 


p.- 


^V 


'J. 


llntersnchnn^eii  über  den  Luftgehalt  der  Wässer  und 
Beobacntnngen  über  die  Bedeutnng  der  Koh- 
lensäure^  des  Stickstoffs  und  Sauerstoffs  in  den 
süssen  trinkbaren  Wässern,  Physikalische  und 
chemische  Eigenschalften  derselben  i 

von  Lefort.  —  Bericht  von  Poggiale. 

Wohl  kein  Gegenstand  ist  des  Studiums  würdiger 
als  das  trinkbare  Wasser.  Dieses  ist  so  notliwendig  für 
unsere  häuslichen  Bedürfnisse,  spielt  eine  so  bedeutende 
Rolle  in  der  Industrie,  in  der  Ernährung  der  Menschen 
und  Thiere,  seine  hygienischen  Eigenschaften  sind  von  so 
grossem  Einflüsse  auf  die  Gesundheit  der  Bevölkerung, 
dass  diese  Frage  stets  die  bedeutensten  Hygienisten  und 
auch  die  Civilverwaltungen  in  Anspruch  genommen  hat. 
Von  Hippokrates  bis  auf  unsere  Tage  hat  man  die  der 
Gesundheit  zuträglichsten  Wässer  untersucht.  Die  zahl- 
reichen Wasserleitungen  in  Rom,  welche  jedem  Einwoh- 
ner täglich  1000  Liter  Wasser  geliefert  haben  sollen ;  die, 
welche  die  Römer  in  allen  ihrer  Herrschaft  unterworfenen 
Ländern  anlegten ;  die  Sorge  der  Municipalverwaltung  von 
Paris,  stets  gutes  Wasser  den  Bewohnern  zu  liefern;  die 
Arbeiten  zu  Lyon,  Marseille,  Bordeaux,  Toulouse  etc. ; 
die  zahlreichen  Untersuchungen  von  Chemikern,  Aerzten, 
hygienischen  Commissionen  beweisen,  dass  Nichts  die 
Wissenschaft  und  die  Verwaltung  mehr  interessiren  kann, 
als  die  Wahl  und  die  Menge  des  Trinkwassers. 

Die  Arbeit  Leforts  beschäftigt  sich  in  grossem  Um- 
fange mit  den  Erfordernissen  eines  guten  Wassers. 

Physikalische  Charaktere  der  Trinkwässer. 

Das  Wasser  muss  klar,  farblos,  geruchlos,  lufthaltig, 
von  frischem  und  durchdringendem  Geschmack  sein. 
Heute  wie  vor  2000  Jahren  weisen  selbst  die  ärmsten 
Leute  trübes  und  warmes  Wasser  zurück,  es  gilt  hier  der 
von  Arago  citirte  Ausspruch  eines  englischen  Ingenieurs : 


ZJnterauchungen  über  den  Luftgekalt  der  Wässer  etc.     149 

das  Wasser  muss    wie  Cäsars  Gattin    erhaben   sein   über 
jeden  Verdacht. 

Klarheit  der  Trinkwässer. 

Die  Klarheit  ist  ein  wesentlicher  Charakter  des  Trink- 
wasserS;  ist  aber  zur  Erkennung  der  guten  Qualität  un- 
zulänglich: destillirtes  Wasser,  Eis-  und  Schnee wasser^ 
gypshaltiges  Brunnenwasser  sind  als  Trinkwässer  unbrauch- 
bar, trotz    dem  sie  farblos  und  transparent  sind. 

Nach  Dupasquier  können  trübe,  erdige  Theile 
enthaltende  Wässer  die  Functionen  der  Verdauung  stören ; 
es  ist  sicher,  dass  der  Gebrauch  trüber  Wässer  Ekel  erregt, 
und  dass  man  sie  durch  Filtration  klären  muss. 

Quellwasser  und  Wässer,  welche  aus  Felsen  sprudeln, 
sind  meistens  zu  allen  Zeiten  klar;  Flusswässer  namentlich 
beim  Anschwellen  trübe,  so  der  Nil,  die  Seine,  Marne, 
Rhone,  Saone,  Loire.  Das  Nilwasser  enthält  im  Liter 
bis  8  Gramm  erdige  Theile  suspendirt,  die  Seine  ist  jährlich 
während  179  Tagen  trübe,  17  von  Poggiale  angestellte 
Analysen  ihres  vVassers  zu  verschiedenen  Jahreszeiten 
aus  vollem  Strome  am  Pont  d'Ivry  (also  beim  Eintritt  des 
Flusses  in  die  Stadt)  geschöpft  ergaben: 

1)  das  Maximum  des  suspendirten    Stoffe  ist  im    Liter 
0,118,  das  Minimum  0,007  Grm. ; 

2)  die    Quantität    dieser    Stoffe    ist  dem  Wasserstande 
proportional; 

3)  die  grössten  Zahlen   wurden   während  des  Winters 
nach  reichlichem  Regen  gefunden. 

Boutron  und  Boudet  finden  als  Maximum  in  der 
Marne  (Pont  de  Charenton)  0,180  Grm.,  in  der  Seine 
(Pont  d'Ivry  bis  Chaillot  bis  zum  Austritt  des  Flusses 
aus  der  Stadt)  0,120  Grm.  suspendirte  Stoffe  im  Liter. 

Der  Schlamm  der  Seine  besteht  aus  organischer  Sub- 
stanz 3,39;  Carbonaten  von  Kalk  und  Magnesia  60,31; 
Kieselsäure  35,60.  Die  organische  Substanz  vermehrt 
sich  beträchtlich  während  langer  Trockenheit  und  wäh- 
rend der  wärmen  Jahreszeit,  daher  im  Sommer  dieNoth- 
wendigkeit,  das  Wasser  völlig  zu  klären  und  die  Reser- 
voirs sorgfältig  zu  reinigen.  In  geringer  Quantität  und 
nicht  verändert  sind  die  organischen  Substanzen  nicht 
schädlich,  in  grössere  Menge  und  in  Gährung  machen 
sie  das  Wasser  ungesund  und  gefahrlich.  Bei  10  —  20<>C. 
erleiden  sie  noch  keine  Veränderung,  steigt  aber  die  Tem- 
peratur von  20  —  26%  und  ist  das  Wasser  in  Reservoirs 


fc*.1l 


-  *.  ■' 


^jp''-^':^ 


^«  *  • . 


^^* 


'.".-■  ■ 


'i^ 


150     Untersuchungen  über  den  LuftgehaU  der  Wässer  etc^ 

eingeschlossen;  so  entsteht  Fäulniss  und  schädliche  Gas- 
entwickelung, wie  es  einige  Male  bei  den  Reservoirs  von 
Pas sy  bemerkt  wurde,  die  einen  ekelhaften  Geruch  aus- 
strömten. Das  Wasser  darf  nicht  gebraucht  werden,  ohne 
dass  es  vorher  filtrirt  ist;  das  Klären  durch  Absetzen- 
lassen ist  unzureichend,  wie  viele  Versuche  zeigten: 
10  Tage  lang  ruhig  hingestelltes  Wasser  war  noch  nicht 
klar.  Die  bedeutend  erhöhte  Temperatur  lässt  in  dem 
Wasser  Infusorien  entstehen,  die  das  Wasser  inficiren. 

Man  hat  zur  Filtration  des  Wassers  eine  grosse  Menge 
Methoden  angegeben;  es  sind,  sagt  Arago,  in  England 
Millionen  dafür  verausgabt,  und  diese  Versuche  sind  der 
Ruin  vieler  bedeutender  Compagnien  geworden.  Die. 
ingeniösesten  Apparate  sind  die  zu  Chelsea  in  England, 
die  von  Fonvielle,  Souchon,  Nadault  de  Buflfon.  Eine 
Hauptsache  ist  die  schnelle  und  billige  Reinigung  der 
Filter,  indem  der  auf  der  filtrirenden  Sandschicht  sich 
bald  anhäufende  Absatz  ein  grosses  Hinderniss  der  Filtra- 
tion ist.  Sandiges  Erdreich  kann  man  als  natürliche  Fil- 
ter benutzen,  wie  es  bei  dem  Wasser  von  Toulouse  der 
Fall  ist,  welches  durch  eine  an  den  Ufern  der  Garonne 
sich  hinziehende  Bank  von  Sand  und  Kiesel  fliesst;  man 
muss  jedoch  auch  hier  seine  Zuflucht  oft  au  künstlichen 
Filtern  nehmen. 

Die  Filtrirgalerien  zu  Toulouse  liefern  schon  seit 
mehreren  Jahren  eine  nicht  wenig  beträchtliche  Menge 
Wasser.  Dasselbe  hat  man  bei  Glasgow  beobachtet,  wo 
man  am  Ufer  des  Clyde  ebenfalls  Galerien  in  einer  Sand- 
bank ausgegraben  hat,  indessen  vermindert  sich  allmälig 
die  Wassermenge,  so  dass  man  neue  Galerien  anlegen 
muss.  Es  ist  jedoch  zu  erwähnen,  dass  das  Wasser  nach 
und  nach  Substanzen  aufnimmt:  so  hatte  das  durch  das 
zweite  Filter  von  Toulouse  erhaltene  Wasser  einen  leichten 
Schlammgeschmack;  ebenso  fand  Terme,  dass  aus  der 
Rhone  filtrirtes  Wasser  in  einem  reinen  Behälter  eine  von 
dem  Flusswasser  differirende  chemische  Zusammensetzung 
hatte.  Die  mit  dem  Wasser  der  Seine  in  gleicher  Weise 
angestellte  Filtration  ergab  gypshaltiges  und  dem  Pariser 
Brunnenwasser  ähnliches  Wasser.  Lefort  fand  einige 
Male,  dass  Wasser,  welches  reichlich  über  den  Platz  des 
neuen  Opernhauses  floss,  einen  Rückstand  von  2,04  Grm, 
pro  Liter  gab  und  99  hydrotimetrische  Grade  zeigte. 

Die  gebräuchlichen  Filter  aus  Sand^  Kies,  Wolle  etc. 
entfernen  nur  mechanisch  die  im  Wasser  suspendirten  StoflFe, 
absorbiren  jedoch  nicht  faulige    organige  Substanzen  und 


Untersuchungen  über  den  Liiftgehalt  der  Wässer  etc.     löl 

die  aus  ihrer  Zersetzung  entstehenden  Gase;    es   existirt 
aber  wegen   des  hohen  Preises  kein  achtes  Kohlenfilter. 

.  Lefort  erwähnt  die  Bedeutung  der  freien  oder  ge* 
bundenen  Kohlensäure  -in  den  Wässern  und  giebt  die 
Ursache  der  Elimination  derselben  in  süssen  Wässern  an, 
die  filtrirt  sind  und  im  Haushalte  aufbewahrt  werden. 

Man  -filtrirt  in  den  Haushaltungen  das  Wasser  durch 
dünne  und  poröse  Kalksteine.  Das  süsse  Wasser,  welches 
immer  einen  leichten  Ueberschuss  von  Kohlensäure  ent- 
hält, giebt  diese  an  den  Kalk  ab.  Bewiesen  wird  dieses, 
wenn  man  gewöhnliches  Wasser  bis  zur  sauem  Beaction 
mit  Kohlensäure  sättigt :  nach  dem  Filtriren  dui*ch  Kalk- 
stein ist  das  Wasser  völlig  neutral,  während  es  vorher  ' 
Lackmuspapier  lebhaft  röthet.  Aus  demselben  Qrunde 
schmeckt  Quellwasser  aus  Granitboden  angenehm,  filtrir- 
tes  Flusswasser  fade.  Um  zu  untersuchen,  ob  die  Elimi- 
nation der  Kohlensäure  eine  chemische  oder  eine  physi- 
kalische Ursache  habe,  , behandelten  Lefort  und  Lam- 
bert feinen  Sand  mit  Salzsäure,  um  die  Carbonate  zu 
entfernen,  und  wuschen  mit  destillirtem  Wasser,  bis  dieses 
Lackmuspapier  nicht  mehr  röthete.  Es  wurde  mit  dem 
natürlichen  Mineralwasser  von  Condillac  operirt,  das  gas- 
haltig ist,  und  sauer  reagirt.  Es  wurde  mit  destillirtem 
Wasser  verdünnt,  durch  den  präparirten  Sand  filtrirt  und 
verlor  seine  Kohlensäure. 

Die  Versuche,  ob  ebenso  durch  Sand  filtrirtes  Was- 
ser Elemente  der  Luft  verliere,  ergab  Folgendes: 

Nicht  filtrirtes  Wasser. 
1.             2.  3.         Mittel. 

Stickstoflf      14,92     14,92  14,53     14,79  G.C. 

Sauerstoff       7,18       7,18  6,57       6,97      „ 

Summe  des  Luftgehaltes  22,10     22,10     21,10     21,76  C.C. 

Filtrirtes  Wasser. 

Stickstoff      13,06     13,06     12,23     12,78  C.C. 
Sauerstoff       5,91       5,91       5,77       5,86      „ 

Summe  des  Luftgehaltes   18,97     18,97     18,00     18,64  C.C. 

Das  filtrirte  Wasser  hat  demnach  3,12  C.C.  Luft  vom 
Liter  verlören   in  Folge    einer    einfache»   physikalischen' 
Action,  indem  es  poröse  Stoffe  passirte.   Man  weiss  ja  von 
der  Kohle  schon  lange,  dass .  sie  sehr  bedeutende  Mengen 


162     Untersuchungen  über  den  Luftgehalt  der  Wässer  ete. 

Gas  absorbirt.  Vor  fast  einem  Jahrhundert  hat  Parmen- 
tier  bei  dem  Wasser  der  Seine  ähnliche  Beobachtungen 
gemacht. 

Temperatur. 

Schon  Hippokrates  sagt:  „diebesten  Wässer  seien 
im  Winter  temperirt,  im  Sommer  frisch.**  Frisches  Wasser 
löscht  schnell  und  anhaltend  den  Durst  und  befördert  die 
Verdauung,  dagegen  Wasser,  welches  fast  die  Temperatur 
der  Atmosphäre  annimmt,  erregt  Ekel  und  stört  die  Ver- 
dauungsfunctionen.  Kaltes  Wasser  im  Winter  ist  unange- 
nehm und  hat  schlimme  Folgen.  Bei  einer  Temperatur  von 
0^  C.  oder  etwas  darüber  oder  darunter  sind  die  Schleim- 
häute der  Luftwege  zu  Entzündungen  geneigt,  so  dass 
kaltes  Wasser  Lungenkrankheiten  erzeugen  kann.  Gu6- 
r  a  r  d  hat  in  den  Annales  d'hygiene  et  de  medecine  legale  eine 
Arbeit  über  die  Gefahr  des  kalten  Wassers    veröffentlicht. 

Die  Temperatur  des  Wasserö  ist  eine  wesentliche 
Gesundheitsbedingung,  und  man  kann  Sagen,  ein  Wasser 
sei  gut,  das  10  bis  14®  G.  zeigt,  es  erscheint  frisch,  wenn 
die  Atmosphäre  20  bis  25®  C.,  temperirt,  wenn  diese  00  C. 
oder  darunter  zeigt.  Quellwasser  hat  gewöhnlich  12  bis 
14^0.,  Flusswasser  variirt  mit  der  Luftwärme.  Dupas- 
quier  fand  das  Wasser  der  Rhone  im  Winter  0®  C,  im 
Sommer  bis  25®  C.  warm ;  G  r  e  1 1  o  i  s  constatirte  die  Schwan- 
kungen der  Temperatur  der  Mosel  1857  von  0®,  1®  bis 
24,30  C.  Im  August  1856  zeigte  die  Seine  24,50©  C,  1857 
25,500  C.,  im  Juni  1858  270  C.,  im  Juli  1859  270  C.  Es 
schwankte  die  Temperatur  dieses  Flusses  in  zwei  Jahren 
zwischen  00  und  26,80  C.  Deshalb  versorgen  sich  viele  Städte 
unter  grossen  Ausgaben  mit  Quellwasser,  so  Rom,  Brüssel, 
Glasgow,  Edinburgh,  Metz,  Strasburg,  Besan9on,  Dijon, 
Grenoble,  Montpellier,  Bordeaux,  Narbonne,  Havre  etc., 
denn  ein  Mittel,  um  beträchtliche  Wassermengen  frisch 
zu  erhalten,  besitzen  wir  noch  nicht.  Der  Vorschlag 
Terme's:  Wasser  durch  langes  Zurückhalten  in  den  Re- 
servoirs abzukühlen,  würde  beinahe  ein  Jahr  dazu  erfor- 
dern: die  im  Frühling  gefüllten  Reservoirs  würden  im 
Herbste  endlich  eine  Temperatur  von  120  C.  haben,  pie 
Bewohner  der  Städte,  welche  nur  Flusswasser  haben,  trin- 
ken im  Sommer  lauwarmes,  im  Winter  eisigkaltes  Wasser. 
Bougier  und  Gl^nard  fanden  in  Lyon  die  Temperatur 
der  Rhone  im  Sommer  zwischen  20  und  250  C.,  im  Winter 
zwischen  2  und  30  C.,  am  21.  und  22.  Juni  1861  war  es  17  bis 
200  C.  warm  trotz  eines  langen  Lanfea  durch  ein  Kieslager. 


üntersuchyngen  über  den  Luftgehalt  der  Wässer  etc.      153 

Die  Temperaturuntersuchungen  des  Seinewasser  gaben 
folgende  Resultate: 

In  den  Reservoirs      An  der  Fontaine 
Im  Flusse,     von  Chaillot  mit     von  Bonle  rouge 
bedeckten  Bassins.  öKilom.  Reservoirs. 

Augusf  1856  24,600  C.  24,700  C.  23.600  C. 

1857  25,50  ^  25,00  „  .  24,00  „ 

Juni        1858  27,00  „  27,20  „  25,20 

Juli         1859  27,00  „  26,20  „  25,00 


y 


Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass  durch  die  der  heutigen 
Industrie  zu  Gebote  stehenden  Mittel,  eine  Erfrischung 
des  Wassers,  das  eine  grosse  Stadt  versorgen  soll,  un- 
möglich ist. 

In  gut  eingerichteten  Wasserleitungen  von  gehöriger 
Tiefe  bleibt  die  Anfangstemperatur  des  Quellwassers  die- 
selbe. Die  Keller  des  Pariser  Observatoriums  haben  seit 
1783  ihre  Temperatur  von  11,820  C.  behalten.  Die  Phy- 
siker geben  an,  dass  die  Temperatur  in  einer  Tiefe  von 
8  —  10  Meter  invariabel  sei.  Qu 6t 61  et  hat  bewiesen, 
dass  die  täglichen  Maxima  und  Minima  nicht  einmal  zu 
1  Meter  Tiefe  einen  Einfluss  äussern;  dass  die  Maxima 
und  Minima  eines  Monats  sich  in  der  Tiefe  allmälig  ab- 
schwächen bis  zu  einem  constanten  Puncto,  dass  sie  erst 
nach  6  Monaten  in  der  Tiefe  von  10  Meter  anlangen,  und 
dass  in  den  strengsten  Wintern  der  Frost  nur  50  —  60  Cen- 
timeter  in  den  Boden  eindringe.  Man  kann  also  folgern, 
dass  die  Sonne  in  der  Tiefe  von  1,50  —  2  Meter  nur 
schwach  wirkte  Die  Quelle  von  Rosoir  versorgt  durch 
eine  16  Kilometer  lange  Leitung  Dijon,  das  Wasser  hat 
die  Temperatur  der  Quelle  von  100  C.  Der  Aquäduct  ist 
durch  ein  Gewölbe  abgeschlossen,  welche  das  Eindringen 
der  äussern  Luft  hindert,  ebenso  ist  es  mit  dem  Wasser 
von  Ärcueil.  Commaille  und  Lambert,  zwei  Militär- 
Apotheker,  haben  gefunden,  dass  die  Quellwässer,  welche 
Rom  versorgen,  das  ganze  Jahr  frisch  sind ;  so  Aqua  F61ice, 
das  seine  Quelle  etwa  20  Kilometer  von  Rom  hat  und 
zum  Gipfel  deö  Quirinal  geleitet,  wird.  Seine  Temperatur 
ist  160  6.,  während  im  Schatten  280  C.  sind,  und  ist  fast 
stets  dieselbe  trotz  des  langen  Laufes  in  einem  über  dem 
Boden  befindlichen  Aquäduct.  AquaVergine  in  einer 
unterirdischen  etwa  14  Miglien  (31/2  deutsche  Meile)  lan- 
gen Leitung  durch  die  Villa  Borghese  nach  Rom  schmeckt 
sehr  angenehm,  ist  völlig  klar  und  zeigt  140  C. .  eau  argen- 
tine,  eau  de  soleil  sind  klar,  im  Sommer  frisch^  angenehm, 


*^»»V;<**'^ 


■a;. 


154     Untersuchungen  über  den  Luftgehalt  der   Wässer  etc. 

mit  15ÖC. ;  Aqua  Paulina  hingegeo,  das  grösstentheils  aus 
den  Seen  Bracciano  und  Martignano  kommt  und  nach  dem 
Janiculus  geführt  wird,  hat  eine  variable  Temperatur, 
warm  im  Sommer,  kalt  im  Winter;  es  zeigte  im  Juli  28  C, 
die  Luftwärme  stieg  bis  350  C.,  war  aber  in  dem  Augen- 
blicke des  Versuches  auf  dem  Janiculus  22,5<>  G»  Am 
25.  September  1861  zeigte  die  Quelle  des  Wassers  von 
Narbonne  150  C.,  amAusfluss  der  Leitung  am  Hotel 
de  Ville  200C. ;  dies  lag  an  der  mangelhaften  Leitung, 
die  gegen  atmosphärische  Einflüsse  nicht  abgeschlossen  war. 

Luftgehalt  der   Wässer, 

Schon  im  frühesten  Alterthume  hat  man  Gewicht  ge- 
legt auf  die  Anwesenheit  von  Luft  in  den  zum  Trinken 
bestimmten  süssen  Wässern.  Diese  enthalten  variable 
Mengen  von  Sauerstoff,  Stickstoff  und  Kohlensäure.  Letztere 
giebt  dem  Wasser  einen  angenehmen  Geschmack  und 
wirkt  auf  die  Verdauungsorgane  nützlich,  eben  so  die 
atmosphärische  Luft.  Man  weiss,  dass  dieser  Gase  be- 
raubte Wässer^  wie  das  destillirte  Wasser,  fade  und  un- 
verdaulich sind. 

Sauerstoff  und  Stickstoff  stammen  aus  der  Atmosphäre, 
die  Kohlensäure  aus  dem  Boden,  durch  welchen  das  Was- 
ser fliesst.  Boussingault  und  L6vy  haben  gezeigt,  dass 
die  Luft  aus  einem  Boden,  der  ein  Jahr  nicht  gedüngt  wurde,  . 
22  —  23  mal  so  viel  Kohlensäure  als  die  Atmosphäre 
enthält,  und  dass  man  in  einem  seit  8  Tagen  gedüngten 
Boden  245  mal  so  viel  davon  findet.     Jedoch   nimmt  daö  3 

Wasser  aus  der  Atmosphäre  eine  bedeutende  Menge  Koh-  1 

lensäure  auf,  die  durch  die  Pflanzen  nicht  absorbirt  wird, 
und  trägt  so  zur  Reinigung  der  Luft  bei. 

lieber  das  Volumen  des  Sauerstoffs,  Stickstoffs  und 
der  Kohlensäure  in  gutem  süssem  Wasser  angestellte  Ver-  I 

suche  ergaben  Folgendes: 

I.  Quellwässer.        Beobachter.     Stickstoff  Sauerstoff  Koblen^ure 
^  im  Liter,  im  Liter,     im  Liter. 
Am    Scblachthause 
in  Rheims,  gebohr- 
ter Brunnen Maumenö  0,016         0,005  0,017 

Quelle   Br^gille    in 

Besangpn  *] Deville  0,014         0,007       •    0,022 

'Ouelle    A.i'Cier     uei 

Besannen  **) Deville  0,015         0,005  0,020 


*)  Von  einem  Stadtbrunnen  genommen. 
**)  An  der  Quelle  geschöpft. 


Untersuchungen  über  den  LuftgehaU  der   Wässer  etc.     155 

I.  Quellwäsaer.        Beobachter,     ^ff  frÄ^  ^fÄr 

Quelle  la  Moulli^re 

beiBesangon*)...  Deville  0,015         0,006  0;039 

Quelle     Roye     bei 

Lyon**) Boussingault        0,015         0,006  0,031 

Quelle  Ronzier  bei 

Lyon Dupasquier  0,015         0,006  0,033 

Quelle  Fontaine  bei 

Lyon Dupasquier  0,015         0,006  0,031 

Quelle  Neuville  bei 

Lyon Dupasquier  0,015         0,005  0,039 

Quelle  von   Sablon 

in  Metz Langlois  0,013  0,006  0,017 

Quelle  von  Dijon***)  Deville  0,016         0,007  0,023 

n.  Fluss Wässer, 

Wasser  der  Vesle . .    Maumene  0,018  0,008  0,004 

„        „   Garonne  Deville  0,015  0,008  0,017 

„       desDoubs..         „  0,018  0,009  0,017 

Wasser  der   Rhone 

bei  Genf „  0,018  0,008  0,008 

Wasser  der  Rhone 

bei  Lyon Bineau  0,016  0,008  0,012 

Wasser  der  Saone . .        „  0,013  0,006  0,012 

„        „    Loire  ..  Janicot  0,017  0,008  0,012 

„      des  Rheins  .  Deville  0,015  0,007  0,007 

13  während  zweier  Jahre  angestellte  Versuche  Pog- 
giale's  mit  Seinewasser  von  der  lyry brücke,  unter  Diffe- 
renzen von  Temperatur,  Barometerstand,  Wasserhöhe  und 
Trockenheit  geschöpft,  ergaben: 

1)  es  enthält  das  Seinewasser  im  Mittel  in  1000  Grm. 
0,023  Liter  Kohlensäure,  0,009  Sauerstoff,  0,020  Stickstoff; 

2)  die  Verhältnisse  der  Gase  und  speciell  der  Luft 
variiren  sehr; 

3)  der  Gehalt  an  Luft  und  Kohlensäure  ist  beträcht- 
licher im  Winter  als  im  Sommer; 

4)  es  enthält  weniger  Sauerstoff  im  Sommer  als  im 
Winter ; 

5)  der  Gehalt  an  Sauerstoff  ist  im  Mittel  31,03  in 
100  Theilen  Luft; 

6)  es  absorbirt  eine  grosse  Menge  Sauerstoff,  wenn 
man  es  mit  diesem  in  Contact  bringt. 

Gutes  Quellwasser  enthält  also  auf  1000:  5  —  7  CG. 
Sauerstoff,  13—16  0.0.  Stickstoff,  17  —  39  0.0.  Kohlen- 
säure; Flusswasser  6  —  9  0.0.  Sauerstoff,  13  —  20  0.0. 

*)  An  der  Mündung  eines  unterirdischen  Kanals  geschöpft. 
**)  Aus  einem  Stadtresetvoir  genommen. 
***)  Aus  einem  Stadtreservoir  genommen. 


* 


156     Untersuchungen  über  den  Luftgehalt  der  Wässer  etc. 

Stickstoff^  7  —  23  C  C.  Kohlensäure :    ersteres  hat  dem- 
nach weniger  Sauerstoff  und  mehr  Kohlensäure  als  letzteres» 

Der  atmosphärische  Druck  übt  auf  das  in  den  Wäs- 
sern enthaltene  Volumen  Luft  und  Kohlensäure  einen 
grossen  Einffuss  aus.  Boussingault  fand  in  dem  Strom 
von  Basa  in  den  Cordilleren  3000  Meter  über  dem  Mee- 
resspiegel nur  3  C.C.  Kohlensäure  und  11  C.C.  atmo- 
sphärische Luft,  bei  3600  Meter  enthielt  das  Wasser  nicht 
mehr  genug  Luft^  um  Fischen  das  Leben  zu  erhalten. 
Endemische  Kankheiten  in  diesen  Bergen,  wie  der  Kropf^ 
sind  durch  den  Gebrauch  dieses  Wassers  verursacht. 

Alle  trinkbaren  Wässer  von  guter  Qualität  enthalten 
Kohlensäure;  P^ligot  fand  im  Seinewasser  22,6  C.C. 
dieses  Gases,  in  den  Monaten  December,  Januar,  Februar 
und  März  steigt  nach  Lefort  der  Gehalt  auf  24  oder 
25  C.  C.  Man  hat  den  Quellen  aus  krystallinischem  Boden 
den  Vorzug  geben  wollen  vor  solchen  aus  sedimentären 
Schichten,  weil  diese  viel  Kiesel  und  wenig  kohlensauren 
Kalk  enthalten.  Lefort  hält  gerade  die  letzteren  für  die 
besseren,  weil  sie  durch  den  langen  Contact  mit  der  Luft 
eine  grosse  Menge  Kohlensäure,  Sauerstoff  und  Stickstoff 
haben  und  Seife  lösen,  ohne  sie  zu  coaguliren,  so  das» 
sie  sowohl  zum  Trinken  als  zum  häuslichen  Gebrauch 
nichts  zu  wünschen  übrig  lassen.  Wenn  man  von  der 
Natur  und  Quantität  der  Mineralbestandtheile,  von  der 
Temperatur  und  Klarheit  der  süssen  Wässer  absieht,  so 
müssen  sie,  um  trinkbar  zu  sein,  im  Mittel  17  C.C.  Stick- 
stoff und  8  C.C.  Sauerstoff  enthalten.  Das  sicherste  Mit- 
tel, Wasser  mit  Luft  zu  versehen,  ist  die  Circulation  in 
der  freien  Luft  oder  Erneuerung  der  Oberfläche  durch 
Fall  und  Abfluss.  Lefort  beschäftigt  sich  mit  Beantwor- 
tung der  Fragen:  wie  langer  Zeit  bedarf  es,  um  Quell- 
wasser mit  den  Luftelementen  zu  sättigen  von  dem  Augen- 
blicke an,  wo  es  zu  Tage  tritt,  bis  zu  seiner  Verwendung? 
welches  sind  die  günstigsten  Bedingungen,  unter  welchen 
diese  Wässer  in  Bezug  auf  Luftgehalt  den  fliessenden 
Wässern  ähnlich  sein  können? 

Leicht  mit  Schwefelsäure  angesäuertes  Wasser  wurde 
durch  Kochen  von  aller  Luft  befreit,  noch  kochend  in 
ein  Sandsteingefäss  gebracht  und  sorgföltig  verschlossen. 
Dieses  luftfreie  Wasser  wurde  dann  eine  bestimmte  Zeit 
einer  fortgesetzen  Filtration  unterworfen,  damit  es  wieder 
Luft  absorbirte. 

An  der  Concordiabrücke  geschöpftes  Seinewasser  ent^ 
hielt  im  November  im  Liter  60  C.  C.  Kohlensäure  frei  und 


■*;i 


Untersuchungen  über  den  LuftgehaU  der  Wässer  etc.     157 

gebunden,  14,61  CG.  Stickstoflf,  7,69  CG.  Sauerstoflf. 
Dasselbe  Wasser  durch  Kochen  luftfrei  gemacht  enthielt 
nach  dem  Gontact  mit  der  Luft: 

Nach  1/2  St-  Nach  ist.   Nach 2  St.   Nach ß  St. 

Freie    und    gebuD-  . 

dene  Kohlensäure  24,75           24,20  25,05           25,41 

Stickstoff .........  12,36           12,74  12,94           13,20 

Sauerstoff 4,90 5,32  6,07 6,57 

Summe  des  Luftgehalts    42,01  42,26  44,06  47,18 

Es  war  also  fast  der  ganze  durch  das  Kochen  ent- 
standene .Luftverlust  gedeckt. 

Eine  zweite  von  Poggiale  und  Lambert  in  der- 
selben Weise  unternommene  Versuchsreihe  ergab: 

Nach  1/2  St.      Nach  II/2  St.      Nach  2V2  St. 

Stickstoff 13,44  12,40  12,79 

Sauerstoff, 5,63  6,51  6,87 

Summe     19,07  18,81  19,66 

Die  Temperatur  des  Wassers  war  im  Augenblicke 
des  Versuches  17^  C.  Wasser  absorbirt  im  Sommer  we- 
niger Gase  als  im  W^inter;  im  Juli  und  August  1853  bei 
einer  Temperatur  zwischen  19  und  26,3^  C.  enthielt  Seine- 
wasser 5  —  7  C.C.  Sauerstoff,  dagegen  im  Winter  10,11 
selbst  12  C.C. 

Ein  schon  altes  Experiment  Bin e au *s  mit  einer 
Quelle  vom  Gipfel  des  Pilatus  bestätigt  diese  Resultate. 
Er  fand  bei  einer  Temperatur  von  8^  C.  und  0,657  M.M. 
Druck : 

Wasser  von  der  Wasser  von  mehreren 

Gier -Qy  eile  Fällen 

Kohlensäure. ...  5,9  1,6 

Sauerstoff.  .....  4,9  7,5 

Stickstoff 4,0  16,1 


Summe     14,8  25,2. 


Die  verlorene  Kohlensäure  wird  durch  Sauerstoff  und 
Stickstoff  ersetzt,  zugleich  bildet  sich  kohlensaurer  Kalk. 

Lefort  ermittelte  das  Volumen  Luft,  welches 
das  Wasser  des  artesischen  Brunnens  von  Paris  in  einer 
bestimmten  Zeit  absorbirt.    Dieses  hat  einen  etwas  schwefli- 


Untersuchungen  Hher  den  Lußgehalt  der  WUtaer  etc. 

üterach,  27"  C.  Temperatur,  ist  eisenhaltig  und  alka- 
und  enthält  nach  Foggiale  und  Lambert  ia 
C.  C.  7  C.  C.  freie  oder  an  Bicarbonate  gebundene  Koh- 
ur6undl7,10C.C.  Stickstoff.  Lefort  findet  33,84 C.C- 
jnsäure  gebunden  und  frei.  Es  muaa  also  das  Was- 
OQ  Passy,  ehe  es  zum  Trinken  tauglich  ist,  lufthal- 
;emacht  werden.  Der  Luft  ausgesetzt  und  eine 
niute  Zeit  in  Bewegung  erhalten  enthielt  es: 

Naehi/j8t.  NachlSt.  N8ch2St  NachöSt.  NachlOSt. 

nsäure      33,89          33,92          33,98  34,05           34,55 

toff . . .      19,90          19,08          18,38  17,30           15,65 

Stoff . .        5,70_           7,30            8,61  8,90             9,17 

Summe    Ö9,49          60,30          60,97  60,22  '     59,27. 

Die  erste  Veränderung,  welche  Quellwasser  an  der 
erleidet,  ist  Verlust  an  gebundener  Kohlensäure  und 
titution  durch  Stickstoff  und  Sauerstoff;  mit  Ver- 
erung  der  Oberfläche  nimmt  es  aus  der  Atmosphäre 
e nsäure  auf,  die  dann  eine  entsprechende  Menge 
Stoff  und  Sauerstoff  eliminirt;  je  mehr  Kohlensäure 
lüsaes  Wasser  enthält,  desto  weniger  von  den  andern 
n.  Dasselbe  Phänomen  der  Deplacinmg  zeigt  sich 
zwischen  Sauerstoff  and  Stickstoff.  Die  in  dieser 
Icht  angestellten  Versuche  von  Poggialeund  Lam- 
:  ergaben: 

Stickatoff    Sauerstoff     Summe 
C.C.  C.C.  C.C. 

är  in  ein  er  Röhre,  letztere  ceotral 

lit  Kohlensäure  gefüllter  Flasche        17  0  17 

er  in  einem  Hahne  (22.  Februar 

2) 14  2  16 

er     am    26.    December    1861 

Luft  auBgesetzt 12  5  17 

Lefort  und  Jutier  haben  diese  Deplacirung  eines 
s  durch  ein  anderes  schon  in  ihrer  Arbeit  über  die 
iralwässer  von  Plombieres  beobachtet.  Daraus  ein 
jiel : 

Gaavolumen  Sauerstoff  Stickstoff 
im  Liter     inlOOTh.  inlOOTh. 
e  Nr.  5  der  Leitung  des  Thal- 

!,  Temperatur  65,21«  C 12,6  15,9  84,1 

e   Nr.  5,  Wasser  während   21 
nden  im  Bassin  der  Quellen- 

iperatur  ausgesetzt 13,5  27,7  72,3 

e  Nr.  5  der  Seifengalerie  bei 

IGO  C 16,4  25,1  74,9 

eNr.  5,  im  Bassin  derQuellen- 

iperatuT  21  Stunden  ausgesetzt        16,3  27,9  70,3 


ÜTiiiermckungen  über  den  LAiftgehalt  der  Wässer  etc,     159 

Man  sieht  hieraus^  dass  der  Luft  ausgesetztes  Mineral- 
wasser schnell  Sauerstoff  absorbirt  und  Stickstoff  verliert, 
bis  beide  Gase  sich  wie  28  :  70  verhalten. 

In  welcher  Weise  die  Ingenieure  den  Luftgehalt  der 
Wässer  reguliren,  gehört  nicht  hierher;  sie  besitzen  sehr 
wirksame  Mittel,  die  bei  bestimmten  Leitungen  angewen- 
det werden.  Dugu  6,  Oberingenieur  des  Marne -Departe- 
ments, giebt  an,  dass  die  Kohlensäure  über  dem  Wasser 
keineswegs  eine  beständige  Decke  bilde,  die  allen  Con- 
tact  des  Wassers  mit  der  atmosphärischen  Luft|hindere. 
Aus  den  Untersuchungen  von  Lefort,  Bineau  und 
Herv6-Mangon  geht  hervor,  dass  die  Quellwässei:  mit 
gut  construirten  Leitungen  leicht  die  ihnen  fehlende  Luft- 
menge absorbiren. 

Commaille  und  Lambert  haben  gezeigt,  dass  das 
Wasser  von  Rom    hinlänglich    lufthaltig   sei.     Es   enthält 

im  Liter: 

Kohlensäure  Stickstoff  Sauerstoff 

Aqua  F^lice  24,70  23,55  6,90 

-      Vergine  24,44  15,75  7,89 

„      Pauline  7,78  16,06  8,92 

Tiber  16,00  20,00  8,00 

Das  Wasser  der  Tiber  ist  jedoch  stets  trübe,  ent- 
hält 0,456  Qrm.  feste  Stoffe,  zeigt  29^  am  Hydrotimeter 
und  variirt  in  seiner  Temperatur;  ist  also  nicht  trinkbar. 

Feste  Substanzen  und  organische  Stoffe  in  den   Wässern, 

Man  hat  behauptet,  dass  die  reinsten  Wässer  die  besten 
seien,  so  das  Wasser  des  See's  von  Q6rardmer  in  den 
Vogesen,  bei  welchem  weder  Chlorbaryum,  noch  oxalsau- 
res  Ammoniak  oder  salpetersaures  Silberoxyd  eine  Reac- 
tion  zeigt  und  das  nur  Spuren  alkalischer  Salicate  ent- 
hält; die  Wässer  von  Chalet  de  Compas  bei  Allevard, 
die  aus  Protogynfelsen  entspringen  und  im  Liter  nur  einige 
Milligramme  fester  Substanz  haben ;  das  Wasser  der  Loire 
an  der  Quelle,  das  nur  geringe  Quantitäten  Salze  ein- 
schliesst.  —  Es  ist  diese  Ansicht  eine  irrthümliche. 

Nach  JoUy  sind  die  salzigen  Stoffe  zur  Erhaltung 
des  Lebens  noth wendig,  sie  werden  wie  die  Nahrungsmit- 
tel absorbirt,  bilden  die  Knochen  und  spielen  eine  bedeu- 
tende Rolle  im  Orffanismus.  Dasselbe  giebt  Dupasquier 
an.  Boussigault  sagt:  „wir  tranken  auf  dem  Pic  von 
Tolima  Schneewasser,  das  uns  und  unsern  Begleitern 
unangenehm    erschien    trotz    seiner    völligen    Reinheit.** 


160     Untersuchungen  über  den  LuftgehaU  der  Wässer  etc. 

Chosss^t  stellte  Versuche  an*  über  die  Wirkung  eines 
Nahrungsmittels^  das  nicht  genug  Kalk  enthielt;  die  Resul- 
tate werden  durch  Boussingault  bestätigt  durch  die 
Beobachtung  der  Knochenbildung  des  Schweines.  Cr 
zeigte,  dass  die  assimilirte  Menge  Kalk  268  Orm.  betrug, 
obgleich  die  consumirten  Nahrungsmittel  nur  98  Grm.  KalK 
enthielten,  das  inzwischen  genossene  Wasser  enthielt  179 
Grm.  Kalk,  Summe  277  Grm. 

Dupasquier  theilt  die  in  den  Wässern  enthaltenen 
Salztheile  in  nützliche  und  schädliche.  Chlomatrium,  dop- 
pelt-kohlensaurer Kalk  sind  sehr  nützlich,  sogar  unerset25- 
lich,.  die  nützlichen  Salze  sind  die,  welche,  man  auch  im 
Organismus  findet ;  schädlich  sind,  wenigstens  bei  üeber- 
maasS)  ^yps?  Chlorcalcium,  Kalksalpeter,  die  sich  in  klei- 
nen Mengen  im  Wasser  finden. 

In  Wässern  von  guter  Qualität  findet  man  1  bis  3 
Decigramme  feste  Bestandtheile,  darunter  5  bis  15  Centi- 
gramrae  kohlensauren  Kalk;  bei  einem  Gehalte  unter 
1  Decigramm  nähern  sie  sich  dem  destillirten  Wasser, 
über  3  Decigramme  sind  sie  nach  Beigrand  incrustirend, 
kochen  schlecht  Hülsenfrüchte  und  zersetzen  Seife ;  steigt 
die  Menge  der  Salztheile  über  5  Decigramme,  so  bedient 
man  sich  dieses  Wassers  nur  im  Nothfalle. 

Nach  Lefort  muss  ein  trinkbares  Wasser  10  —  24^ 
am  Hydrotimeter  zeigen,  (nach Boutron und Boudet), 
genug  Mineralsalze  enthalten,  um  an  der  Knochen bildung 
Theil  nehmen  zu  kÖnnen,^  muss  viel  reicher  ^ein  an  alka- 
lischen und  erdigen  Bicarbonaten  als  an  Gyps  und  zu 
allen  Jahreszeiten  gleiche  Zusammensetzung  zeigen.  Er 
theilt  die  s.  g.  trinkbaren  süssen  Wässer  in  zwei  unter- 
schiedene Gruppen: 

1)  Bach-  und  Flusswasser, 

2)  Quellwasser, 

a.  Quell  Wasser  aus  sedimentärem  Boden, 

b.  „  „     krystallinischera  Boden. 
Bach  -  und  Flusswasser  zeigt  variirende  physikalische 

und  cbemische  Charaktere,  es  ändert  seine  Temperatur 
mit  der  Atmosphäre,  ist  oft  trübe  und  ändert  seine  gasi- 
gen und  mineralischen  Bestandtheile  bei  verschiedenen 
Einflüssen,  wie  Schmelzen  des  Schnee's  und  Regen.  Durch 
eine  grosse  Anzahl  Analysen  fand  Poggiale  im  Seine- 
wasser: 

1)  dass  das  Maximum  der  festen  Bestandtheile  im 
Liter  0,277  Grm.,  das  Minimum  0,190  Grm.  sei,  im  letzten 
Falle  war  durch  Schneeschmelze  der  Fluss  gestiegen; 


j 


üntermchungen  ilher  den  Luftgehalt  der  Wässer  etc.     161 

2)  dass  es  im  Allgemeinen  im  Sommer  an  löslichen 
Theilen  reicher  sei  als  im  Winter.  —  Bei  der  Rhone  ist 
es  umgekehrt.  — 

Von  der  Quelle  bis  zur  Mündung  eines  Flusses  beobach- 
tete man  folgende  Unterschiede :  an  der  Quelle  hell;  klar, 
frisch;  enthält  es  mehr  Kohlensäure  und  eine  geringe  Men^e 
Salztheile,  wird  im  Sommer  trübe  und  weniger  frisch, 
greift  Silicatgesteine  leicht  an,  löst  durch  die  Kohlensäure 
verschiedene  Salze,  namentlich  Kalk  und  Magnesia;  in 
dem  Maasse  aber,  als  der  Fluss  von  der  Quelle  sich  ent- 
fernt, nimmt  er  Sauerstoff  und  Stickstoff  auf,  verliert 
Kohlensäure,  Kieselerde,  Kalk-  und  Magnesiäcarbonate. 
So  enthält  die  Seine  viel  weniger  feste  Theile  bei  Ronen 
als  bei  Paris. 

Die  Menge  der  organischen  Substanzen  ändert  sich 
im  Flusswasser  durch  Kegengüsse,  Pflanzen,  Abflüsse,  in 
welchen  der  Fäulniss  unterworfene  Stoffe  enthalten  sind, 
durch  die  Abgänge  und  Unrath  grosser  Städte;  sie  erthei- 
len  dem  Wasser  einen  unangenehmen  Geruch  und  Ge- 
schmack und  influiren  ungünstig  auf  den  Gesundheits- 
zustand der  Bevölkerung. 

Die  Analyse  des  Flusswassers  auf  Ammoniak  führt 
man  am  besten  nach  der  Methode  von  Boussingault 
aus  {Compt,  rend.  36,  814.  —  Pharm.  Cenfralbl.  1853.  369. 
—  Fresenius,  quant.  Anal.  4.  Aufl.  689),  nach  welcher 
man  noch  1  —  2  Hundertel  Milligrm.  Ammoniak  im 
Liter  bestimmen  kann.  Nach  Poggiale  (1853 und  1854) 
enthält  das  Seinewasser  an  der  Austerlitzbrücke  am  lin« 
ken  Ufer  mehr  Ammoniak,  wegen  des  Zuflusses  der 
Bievre,  als  am  rechten  Ufer:  das  Mittel  aus  drei  Analy- 
sen war  für  das  linke  Ufer  135,  für  das  rechte  20  Hun- 
dertel Milligrm.  Ammoniak.  Boudet  fand  1859  in  dem 
bei  der  Leitung  von  Asni^res  geschöpften  Wasser  513, 
dagegen  mitten  im  Flusse  nur  28;  Bussy  am  Port  An- 
glais  17,  bei  Passy  43  Hundertel  MiUigrm.  Ammoniak. 

Nach  Dumas  ist  die  genaue  chemische  Analyse  der 
Wässer  in  Bezug  auf  organische  Stoffe  unnöthig.  Man  stellt 
in  einem  Krug  das  zu  untersuchende  Wasser  einen  Monat 
an  einen  warmen  Ort ;  verändert  es  weder  Geruch  noch 
Geschmack,  so  enthält  es  höchstens  nur  Spuren  organischer 
Materien. 

Weit  von  Städten  entferntes  Flusswasser  ist  zum 
Trinken  wie  zu  Industriezwecken  brauchbar;  es  ist  sehr 
lufthaltig,  leicht  zu  verdauen  und  enthält  im  Ganzen  un- 
erhebliche Quantitäten  Mineralsubstanz:  die  Seine  0,241; 

Arch.  d.  Phann.  CLXVI.  Bds.  2.  Hft  11 


ÄJT  * 


^-"^ 


"?<• 


^: 


4-r-.  ■ .  ■• 


•yr    ' 


!>'  <• 


y^' 
t-.'»' 


:«v 


^^•f 


162     Untersuchungen  über  den  Luftgehalt  der  Wässer  etc, 

Loire  0,134;  Garonne  0,136;  Rhone  0,182;  Saone  0,171; 
Isfere  0,187;  Rhein  0,231;  Mosel  0,116. 

Die  süssen  Wässer  aus  krystallinischem  Boden,  die 
aus  den  Tiefen  primitiver,  üebergangs  -  und  vulkanischer 
Gesteine  kommen,  haben  eine  mehr  gleichmässige  Tempe- 
ratur als  die  oberflächlichen  Quellen.  Sie  sind  weniger 
lufthaltig  als  die  laufenden  Wässer  und  die  aus  sedimen- 
tärem Gestein,  sind  sehr  klar  und  haben  frischen,  ange- 
nehmen Geschmack  das  ganze  Jahr  hindurch,  zeigen  oft 
unter  20^  Hydrotimeter,  enthalten  viel  Kohlensäure  und 
Stickstoff,  wenig  Sauerstoff.  Der  geringe  Salzgehalt  ver- 
ursacht schlechte  Ernährung  und  endemische  Krankhei- 
ten ;  die  Analysen  ergaben,  dasis  die  reinsten  Wässer  aus 
krystallinischem  Boden  kommen.  Die  Quellen  aus  sedi- 
mentären Schichten  schliessen  erdige  Substanzen  ein,  des- 
halb ist  ihre  Zusammensetzung  variabel,  schmecken  weni- 
ger angenehm,  zeigen  oft  über  20^  und  enthalten  wenig 
Sauerstoff  und  Stickstoff.  Man  hat  für  Besannen  gefunden : 
Quelle  Br6gille  0,279  Grm.  feste  Bestandtheile,  Moulli^re 
0,308  Grm.,  Billecul  0,330  Grm.,  Arcier  0,283  Grm.; 
für  Lyon:  Quelle  Roye  0,264  Grm.,  Ronzier  0,263  Grm., 
Fontaine  0;,265  Grm.,  Neuville  0,230  Grm.;  fiir  Paris: 
Quelle  Arcüeil  0,527  Grm.,  Dhuis  0,293  Grm.;  in  dem 
Wasser  der  Quelle  von  Dijon  0,260  Grm.  NachLanglois 
enthält  die  Quelle  des  Thaies  von  Monveaux  bei  Metz 
0,170  —  0,211  Salztheile.  Fleury  findet  den  hydrotime- 
trischen  Grad  des  Brunnenwassers  auf  dem  Camp  de 
Chälons  8^ — 22.  Commaille  und  Lambert  finden 
in  Rom  im  Aqua  Feiice  0,270  Grm.,  Aqua  Vergine  oder 
de  Frevi  0,263  Grm.,  ersteres  zeigt  21,5«,  letzteres  18,250 
Hydrotimeter.  Die  Menge  der  festen  Bestandtheile  über- 
steigt bisweilen  0,50  Grm.  Es  giebt  also  gutes  und  schlech- 
tes Quellwasser  ebenso  wie  gutes  und  schlechtes  Fluss- 
wasser. Welchem  von  beiden,  ob  Quelle,  ob  Fluss,  man 
zur  Versorgung  einer  grossen  Stadt  den  Vorzug  geben 
soll,  darüber  lässt  sich  nach  Michel  L^vy  undTardieu 
a  priori  kein  Urtheil  fallen,  die '  chemische  Analyse  und 
die  ärztliche  Erfahrung  können  allein  entscheiden. 

Man  kann  beide  Arten  Wässer  zum  Hausgebrauche 
verwenden,  wenn  sie  klar  sind,  im  Sommer  frisch,  im 
Winter  temperirt,  einen  angenehmen  Geschmack  haben, 
10,  18  oder  25^  am  Hydrotimeter  zeigen,  lufthaltig  sind 
und  so  viel  Mineralbestandtheile  enthalten,  dass  sie  an 
der   Enochenbildung   Theil   nehmen   können   und.  keine 


tiy 


Ueber  die  trinkbaren  Wässer.  163 

endemische    Krankheiten    erzeugen.      {Journ,   de  Pharm, 
etdeChim.Janvr.y  Fevr.y  Mars  1863).    .  Dr.  Reich. 


lieber  die  trinkbaren  Wässer. 

Bei  einer  Discussion  der  Academie  de  medecvie  über 
die  trinkbaren  Wässer  standen  sich  mehrere  Ansichten 
gegenüber : 

1)  nach  Robin  et  und  Bouchardat  schadet  die 
Gegenwart  (bis  zu  einer  gewissen  Grenze)  der  verschie- 
denen Kalk-;  Magnesia-  und  anderer  Salze  in  den  trink- 
baren Wässern  nicht  der  Gesundheit; 

2)  nach  Jelly  üben  diese  Salze  und  besonders  die 
Kalksalze,  einen  gefährlichen  Einfluss  auf  die  Gesundheit 
der  Bevölkerung  aus; 

3)  nach  Bouchardat  veranlassen  gleichzeitig  in  den 
Wässern  vorhandene  vegetabilische  Stoffe  und  Salze  aus 
dolomitischera  Boden  die  Kropfbildung  und  den  Creti- 
nismus. 

Versuche  haben  ergeben:  dass  das  im  Wasser  ge- 
löste Kalkbicarbonat  beim  Kochen  Kalkcarbonat  fallen 
lässt;  das  sich  den  Nahrungsmitteln  beimengen  kann/  aber 
auf  dieselben  weder  physisch  noch  chemisch  einwirkt; 
dass  Gyps  bei  100^  C.  mit  Casein,  einem  der  Hauptbe- 
standtheile  der  Milch,  mitLegumin  eine  unlöslich  Verbin- 
dung eingeht  und  diese  Stoffe  der  Ernährung  entzieht, 
wenn  er  das  Verhältniss  von  50  —  60  Centigrm,  im  Liter 
Wasser  übersteigt;  dass  in  grossen  Flüssen  das  Kalk- 
bicarbonat nicht  in  einem  grössern  Verhältniss  sein  kann 
als  18  Centigrm.  im  Liter  =  18  hydrotimetrischen  Gra- 
den ;  dass  diese  Grade  in  den  Flüssen  und  grossen  Bächen 
Frankreichs  im  Mittel  12  —  15  betragen,  nie  über  25^ 
hinausgehn;  dass  demnach  die  Bicarbonate  und  Sulfate 
des  Kalks  und  der  Magnesia  die  Bereitung  der  Nahrungs- 
mittel nicht  beeinträchtigen  können,  was  die  hundert- 
jährige Erfahrung  der  Bevölkerung  bestätigt. 

Aus  zahlreichen  Analysen  von  Poggiale  geht  her- 
vor, dass  das  Seinewasser  im  Mittel  im  Liter,  in  runder 
Zahl  bei  OOC.  und  0,76  M.M.  Druck  enthält: 

Kohlensäuregas  • . , 23  CO. 

.   Stickgas 20     ^ 

Sauerstoffgas *•       9     „ 

11* 


164  Ueber  die  trinJcbaren  Wässer, 

Kohlensauren  Kalk 0,18     Grm. 

y,  Magnesia.... 0,02         ^ 

Schwefelsauren  Kalk  etwa 0,01         „ 

Lösliche  Kalk-,  Magnesia-  und  Na- 
tronsalze  0,02 

StickstoflFhaltige  Verbindungen  . . .   0,01 
Ammoniak 0,00015  „ 

also  noch  nicht  24  Centigrm.  im  Liter.-   Zahlreiche  hydro- 
timetrische  Versuche  ergaben  im  Mittel  180. 

Das  Dhuis -Wasser  enthält  im  Liter: 

Kohlensäuregas 29,00   C.  C. 

Stickgas , 14,78 

Sauerstoffgas '      5,00 

Kohlensäuren  Kalk 0,2100  Grm. 

„  Magnesia 0,0240      „ 

„  Natron 0,0100      „ 

Schwefelsauren  Kalk 0,0010      „ 

Chlornatrium 0,0110      „ 

Stickstoffhaltige  Verbindungen  . . .  0,0130 

Ammoniak 0,0000 

Es  befinden  sich  also  in  Lösung  293  Milligrm.  oder 
29  Centigrm.,  .  das  Wasser  zeigt  24^  am  Hydrotimeter, 
enthält  nur  Spuren  organischer  Stoffe  und  kein  Ammoniak. 

Schlüsse. 

1)  Gutes  Trinkwasser  muss  drei  Bedingungen  erfül- 
len: angenehm  schmecken,  geeignet  sein  zur  Darstellung 
der  Nahrungsmittel  und  zur  Wäsche. 

2)  Die  Qualität  der  Trinkwässer,  woher  sie  auch  stam- 
men, ob  aus  Fluss,  Quelle  oder  Bach,  hängt  wesentlich 
ab  von   ihren,  chemischen   und   physischen  Verhältnissen. 

3)  Die  Charaktere  guter  Trinkwässer  sind:  sie  müs- 
sen hell  und  klar  sein,  ohne  Geruch  und  besondern  Ge- 
schmack, dürfen  weder  Röhrleitungen  noch  Gefasse  in- 
crustiren.  Am  Hydrotimeter  dürfen  sie  nicht  mehr  als 
250  zeigen,  müssen  gehörig  lufthaltig  sein  d.  h.  im  Liter 
in  Lösung  haben  20  —  22  C.  C.  Stickstoff,  9  —  10  C.  C. 
Sauerstoff,  20  —  25  C.  C.  Kohlensäure,  dürfen  nur  Spuren 
organischer  Materien  und  kaum  1  Centigrm.  Nitrate, 
10  —  15.Hundertel  Milligrm.  Ammoniak  enthalten.  Alles 
Wasser,  das  zersetzte  oder  im  Zersetzen  begriÄene  orga- 
nische Stoffe  enthält,  ist  zum  Hausgebrauche  zu  verwerfen. 


1 


Organische  Bestandtheile  des  Brunnenwassers/       165 

« 

4)  Das  Seinewasser  an  der  Ivrybrücke  (beim  Eintritt 
der  Seine  in  die  Stadt)  ist  als  der  Typus  eines  •  vorzüg- 
lichen Trinkwassers  zu  betrachten.  (Felix  Boudet;  Joum. 
de  Pharm,  et  de  Chim.  Avril  1863,)  Dr.  Reich. 


Heber  die   organischen   Bestandtheile   des   Brunnen- 
wassers \  Ton  A  n  g.  Y  0  g  e  1. 

Die  Wichtigkeit,  reines  Wasser  zum  häuslichen  Ge- 
brauche in  genügender  Menge  verwenden  zu  können^ 
die  Schwierigkeit,  dies  in  grossen  Städten  zu  bewerkstel- 
ligen und  dass  die  Verunreinigungen  sich  meistentheils 
auf  organische  Verunreinigungen  beschränken,  setzen  wir 
als  genügend  bekannt  voraus  und  wenden  uns  sofort  zu 
den  Proben,  die  Aug.  Vogel  in  München  angestellt  hat> 
wobei  derselbe  bemerkt,  dass  das  Wasser  aus  verschie- 
denen Pumpbr.unnen  in  quantitativer  Hinsicht  nur  geringe 
Verschiedenheit  zeigte. 

Die  Probe  mit  üebermangansäure  {Polytechn.  Joum. 
Bd.  CLX.  S.  65)  ergab,  dass  das  Wasser  eine  10  Milli- 
gramm Üebermangansäure  zersetzende  Menge  organischer 
Substanzen  per  Liter  enthielt,  wogegen  gutes  Brunnen- 
wasser nur  1  bis  2  Milligramm  Üebermangansäure  zer- 
setzen darf. 

Das  untersuchte  Wasser  hinterliess  beim  Abdampfen 
einen  Rückstand  (zwischen  0,4  und  0,5  Grm.  per  Liter) 
von  gelber  Farbe  und  eigenthümlichem  unangenehmen 
Geruch,  welcher  beim  Erhitzen  im  Platintiegel  mit  stark 
russender  Flamme  brennt  und  den  charakteristischen  Ge- 
ruch brennender  stickstoffhaltiger  Substanzen  zeigt.  Die 
zurückbleibenden  mineralischen  Bestandtheile  wurden  als 
unwichtig  nicht  weiter  untersucht. 

Beim  Erhitzen  des  bei  120<>  C.  getrockneten  Rück- 
standes in  einem  Glasrohre  entwickeln  sieb  erst  saure 
Dämpfe.  Diese  rühren  von  Buttersäure,  Propionsäure, 
Essigsäure  und  Ameisensäure  in  sehr  geringer  Menge  her. 
Später  entwickelt  sich  Ammoniak,  welches  beim  Erhitzen 
des  mit  Natronkalk  vermengten  Rückstandes  sogleich  von 
Anfang  an  sehr  deutlich  auftritt  und  zwar  enthält  erwähnter 
Rückstand  durchschnittlich  33,4  Proc.  organischer  Bestand- 
theile. Der  Stickstoffgehalt  des  Rückstandes  wurde  durch 
Verbrennung  mit  Natronkalk  und  Auffangen  der  Producte 
in  titrirter  Schwefelsäure  bestimmt  und  ergab  sich  als 
Mittel  derselben  der  Stickstoffgehalt  zu  0,657  Proc,  was 


-JLf  vp-  .:■:■'  '\-  ■■'; 


:* 


,y  •• 


166 


Gegen  Kesselstein  anwendbare  Mittel. 


•'.VT 


■V' 


W 


••*• . 


■.«.    ■ 


ll.^ 


'»  <•■.'• 


}W 


auf  die  organischen  Bestandtheile  allein  berechnet  1,9  Proc. 
Stickstoff  beträgt.  Dies  entspricht  12,2  Proc.  albuminar- 
tiger Substanzen  und  die  organischen  Bestandtheile  des 
Wasserrückstandes  enthalten  daher  über  ein  Drittheil 
derartiger  Beimengungen. 

Der  Verfasser  stellt  in  Frage,  ob  die  Dejectionen 
der  in  der  Nähe  der  Brunnen  befindlichen  Bierbrauereien 
ein  mitwirkendes  Moment  zur  Erklärung  dieses  Wasser- 
verderbens bilden,  so  wie  derselbe  auch  bemerkt,  dass  die 
organischen  Beimengungen  des  Wassers  in  einer  bestän- 
digen Umsetzung  begriffen  sind.  {Dingler's  Joum,  Bd. 
CLXVII.  Heft  2.  S.  184).  Bkh. 

lieber  die  gegen  Kesselstein  anwendbaren  Mittel. 

Dr.  Bischof  hat  sich  der  Mühe  unterzogen,  Unter- 
suchungen der  Kesselspeisewasser  und  der  aus  denselben 
abgesetzten  Kesselsteine  anzustellen  und  die  Resultate  in 
einer  Abhandlung  niedergelegt,  worin  so  ziemlich  alle  bis 
jetzt  gegen  den  Kesselstein  angewandten  oder  vorgeschlage- 
nen Mittel  angeführt  und  dieselben  in  drei  Klassen  getheilt 
sindj  nämlich: 

1)  in  chemische, 

2)  in  mehr  mechanische,  welche  die  Bildung  einer 
festen  Masse  an  den  Kesselwänden  verhindern,  und 

3)  in  solche  mechanische  Mittel,  welche  das  Fest- 
setzen oder  Festbrennen  des  gebildeten  Kesselsteins  an 
den  Kesselwänden  verhindern. 

Von  den  Mitteln  der  ersten  Klasse  kommen  nur  Soda 
und  Salmiak  in  Betracht.  Beide  Salze  zersetzen  die  aus 
schwefelsaurer  Bittererde  und  schwefelsaurem  Kalk  beste- 
henden festen  Bestandtheile  des  Kesselwassers  in  der 
Weise,  dass  sich  im  Kessel  entweder  nur  ein  zarter 
Schlamm  (kohlensaurer  Kalk  und  Talkerde)  niederschlägt, 
oder  dass  sich  lauter  leichtlösliche  Salze  bilden. 

Unter  den  Substanzen  der  zweiten  Klasse  (gerbstoff- 
haltige,  schleimige  und  zuckerhaltige  Substanzen,  Harz, 
Pech,  Thon  etc.),  bei  deren  Anwendung  sich  im  Kessel 
statt  eines  festen  Steines  nur  ein  zarter  Schlamm  bildet, 
empfiehlt  sich  besonders  Catechu  wegen  seiner  Billigkeit,, 
seiner  energischen  Wirkung  und  wegen  seiner  Eigen- 
schaft, sich  vollständig  im  Wasser  aufzulös^,  ohne  letz- 
teres zu  verunreinigen. 

Die  Mittel  der  dritten  Klasse  (Kohlenpulver,  Graphit 
und  Talg),  erscheinen  deshalb  weniger  empfehlenswerth 
als  die  bisher  betrachteten,  weil  sie  die  Kesselsteinbildung 


31  ^ 


Gegen  Kesselstein  anwendbare  Mittel.  167 

niclit  yerhindem  und  eine  neue  Schicht  zwischen  dem 
Kesselstein  und  der  Kesselwand  bilden^  den  Durchgang 
der  Wärme  aus  dem  Feuerkanäle  in  den  Kessel  noth wen- 
diger Weise  erschweren  und  den  Heizeffect  des  letzteren 
verringern  müssen. 

Demnach  bleibt  unter  den  probaten  Mitteln  nur  die 
Wahl  zwischen  Soda^  Salmiak  und  Catechu. 

Dr.  Bischof  rechnet  auf  20  Kubikfuss  Speisewasser 
im  Durchschnitt  1  Pfd.,  also  auf  100  Kubikfuss  Speise- 
wasser etwa  5  Pfd.  der  erwähnten  Salze.  Ein  Pfund  Soda 
kostet  im  Ganzen  2  Sgr.  10  Pf.  und  1  Pfund  Salmiak 
6  Sgr.  Der  Zusatz  von  Soda  oder  Salmiak  zu  100  Kubik- 
fuss Speisewasser  kostete  also  14  Sgr.  2  Pf.,  resp.  1  Thlr. 
Auf  dasselbe  Quantum  Speisewasser  wird  dagegen  nach 
den  bereits  gemachten  Versuchen  höchstens  ^/2  Pfund 
Catechu  verbraucht,  welches  1  Sgr.  0,6  Pf.  kostet.  Wegea 
der  bedeutend  höheren  Kosten,  welche  die  Anwendung 
von  Soda  oder  Salmiak  im  Vergleiche  zu  der  an  Catechu 
verursacht,  hat  Bischof  noch  von  den  Versuchen  mit  den 
beiden  ersteren  Abstand  genommen,  dagegen  mit  Catechu 
auf  verschiedenen  Gruben  unter  Aufsicht  der  Werkmei- 
meister  sorgfaltige  Versuche  anstellen  lassen.  Folgende 
Tabelle  enthält  die  Resultate  dieser  Versuche,  nämlich 
diejenigen  Quantitäten  Catechu,  welche  zur  Verhinderung 
der  Kesselsteinbildung  auf  je  100  Kubikfus«  Kesselspeise- 
wasser kommen. 

Auf  100  Kubikfuss 
Nameu  der  Gruben.  SpeSsewasser 

Pfund  Catechu. 

Heinitz 0,5 

Duttweiler,    Skalleyschacht   Nr.  1  und  2  0,55 

Gegenortschacht 0,29 

Mellinschächte 0,16 

Kronprinz 0,26 

von  der  Heydt 0,25 

Die  für  je  100  Kubikfuss  Speisewasser  erforderlichen 
Mengen  von  Catechu  schwanken  also  zwischen  0,16  und 
0,55  Pfd.,  eine  Erscheinung,  welche  nicht  befremden  darf, 
wenn  man  berücksichtigt,  dass  nicht  nur  die  Qualität, 
sondern  auch  die  Quantität  der  festen  Bestandtheile  der 
Kesselspeise wasser  die. Bildung  von  Kesselstein  beeinflusst. 

Welche  Vortheile  die  Anwendung  von  Catechu  den 
Maschinenanlagen  mit  schlechten  Speisewassem,  abgese- 
hen von  der  längeren  Conservirung  der  Kessel  und  grösse- 
ren Sicherheit  vor  Explosionen  gewährt,  kann  aus  folgen- 


k. 


¥T 


'-i. 


168         Pulver  zur  Bereitung  von  Schwefelwasser. 

0 

der  Angabe  erhellen.  In  einem  Dampfkessel  auf  den 
Skalleyschächten  der  Grube  Duttweiler  verdampften  in 
3  Wochen  4524  Kubikfuss  Wasser  mit  einem  Aufwand 
von  25  Pfund  Catechu.     Dies  beträgt: 

Catechu  ä  2  Sgr 1  Thlr.  22 1/,  Sgr. 

Das    Reinigen    des    Kessels 

kostete  4  Tage  Zeit,  rund     2      „        —       „ 

Summe     3  Thlr.  221/2  Sgr. 

Ohne  Anwendung  von  Catechu  erfordert  eine  Kessel- 
reinigung 8  Tage  Zeit  und  kostet  4  Thlr.  Im  ersteren 
Falle  wurden  demnach  7^/2  Sgr.  an  Geld  und  4  Tage  an 
Zeit  erspart. 

Diesen  Erfahrungen  zufolge  hält  Bischof  das  Catechu 
für  ein  ganz  vorzügliches  und  billiges  Mittel  gegen  die 
Kesselsteinbildung  und  lässt  dasselbe  in  grossen  Quanti- 
täten beschaffen  und  auf  allen  Maschinenanlagen  mit 
schlechten  Kesselspeise  wassern  verwenden.  {Zdtschr.f.  d. 
Berg-j  Hütten  -  und  Salinenwesen  in  dem  Preuss.  Stcuzte, 
Bd.  8.  u.  a.  0.)  B. 

* 

mittel  zur  Yerhatung  des  Kesselsteinabsatzes; 

von  Dr.  Sauerwein. 

Das  von  dem  Verf.  untersuchte  Mittel  besteht  aus 
88  Proc.  Chlorbaryum  und  14  Proc.  Kohle,  und  zwar 
Knochenkohle  wie  sie  in  den  Zuckerfabriken  beseitigt 
wird.  Das  Chlorbaryum  setzt  sich  mit  vorhandenem  Gyps 
in  Chlorcalcium  und  schwefelsauren  Baryt  um  und  der 
Niederschlag  desselben  soll  nicht  zusammenhängend  sein, 
sich  daher  am  Kesselblech  nicht  steinartig  festbrennen. 
Am  besten  dürfte  es  sein,  schon  dem  Speisewasser  vor 
dem  Eintritt  in  den  Kessel  Chlorbaryum  zuzusetzen  um 
die  gebildeten  Niederschläge  gehörig  absetzen  zu  lassen, 
bevor  das  Wasser  in  den  Kessel  kommt.  Neu  ist  das 
Mittel  nicht.  {Monatsbl.  des  hannov.  Gewerbevereins.  Decbr. 
1862.  S.  92.)  Blcb. 

Penillef s  Palver  rar  schnelleii  Bereitung  Ten  Schwe- 

felwasser  zum  Getränk. 

Nachstehende  Vorschrift  ist  von  der  französischen 
Akademie  der  Medicin  approbirt,  und  wird  in  die  nächste 
Ausgabe  des  Codex  aufgenommen  werden. 


Natnmquelle  zu  Weübach,  169 

Bec.  Galcii  sulfiirati, 
Natrii  bicarbonici, 
Natrii  sulphurati» 
Ealii  sulfurati, 
Gummi  arabici, 
Acid.  tartaric.  aoa. 

Diese  Bestandtheile  werden  einzeln  gut  getrocknet, 
gepulvert  und  gemengt. 

50  Centigrm.  dieses  Pulvers  in  einem  Liter  kalten 
Wassers  gelöst  geben,  nachdem  man  die  Lösung  eine 
Viertelstunde  lang  der  Buhe  überlassen  hat,  ein  von  den 
natürlichen  Schwefelwässem  nicht  zu  unterscheidendes 
Wasser. 

Die  Vorschrift  hat  therapeutischen  Werth,  namentlich 
für  die  Armen -Praxis.  (Bullet,  de  Therap.und  Joum,  de 
Pharm,  d'Anvers,  Mars  1861,  S,  140.)  Hendess, 


Chemische  llntersaehung  der  neuen  Katronqaelie  zu 
Weilbach  im  Herzogthum  Nassau. 

Fresenius  hat  eine  erst  vor  Kurzem  gefassle,  übri- 

fens  schon  lange  bekannte  Quelle  in  der  Nähe  des  Bades 
^eilbach  untersucht.  Dieselbe  ist  eine  Natronquelle. 
Das  Wasser  erscheint  vollkommen  klar,  riecht  schwach 
nach  Schwefelwasserstoff,  schmeckt  weich,   gar  nicht  un- 
angenehm.    Freie  Kohlensäure  enthält  es  sehr  wenig. 

Das  spec.  Gewicht  des  Wassers  bei  14,5<>  bestimmt, 
ergab  sich  =  1,00259. 

Der  Analyse  zufolge  enthält  die  Quelle: 

a)  Die   kohlensauren    Salze    als    einfache   Carbonate 
berechnet: 

1.  In   wägbarer  Menge   vorhandene  Bestandtheile: 

InlOOOTh.     l-gPf-i« 

Schwefelsaures  Kali 0,05512  0,42382 

„  Natron 0,22360  1,71725 

Chlornatrium 1,25882  9,66774 

Bromnatrium 0,00073  0,00560 

Jodnatrium 0,0000118  0,00009 

Kohlensaures  Natron 0,96026  7,37480 

„  Lithion 0,00588  0,04516 

„  Eisenoxydul 0,00251  0,01928 

„  Manganoxydul 0,00050  0,00384 

„  Kalk 0,09771  0,75041 

„  Talkerde 0,07243  0,55626 

Kieselsäure 0,01228  0,09431 

Summe  der  nicht  flüchtigen  Bestandtheile    2,6898518       20,65806 


NatronqueUe  zu   Weilbach. 

Transport       2,6898518        20,65806 

e  Ammoniak 0,01134  0,08709 

ohlensäure,  nelcbe  mit  den  einfocheu 
Carbonaten  za  Bicarbonaten   Terbun- 

aen  iBt 0,48937  3,75836 

ohleneäure,  völlig  freie 0,28607  2,19702 

2hwefelwaBBerBtoff ■ . .     0,00034  0,00261 

Summe  aller  Bestandtheile    3,4769718       26,70314 
2.  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 
Phospnorsaure  Thonerde, 
Borsaurea  Natron, 
Salpeteraaures  Natron, 
KoBlensaurer  Baryt, 

„  Strontian, 

Fluoroalcium. 
b)  Die  kohlensauren  Salze  als  Bicarbonate  berechnet : 
1.  In  'wägbarer  Menge    vorhandene  Bestandtheile : 

.ipioooTh.    ;äp^<*^ 

:hwefelBa«reB  KaU 0,05512  0,42332 

Natron 0,22360  1,71725 

hlornatrium 1,25882  9,66774 

romnatrium 0,00073  0,00560 

>di«itrium 0,0000118  0,00009 

oppelt-kohlensauiee  Natroo  1,35886  10,43604 

■  „  Lithion 0.00938  0,07204 

„  Ebenoiydnl 0,00346  0,02657 

,  Manganoiydul  ..  0,00069  0,00530 

„  Kalk 0,14070  1,08058 

,  Talkerde 0,11037  0,84764 

ieselsäure ■ . .  0,01228  0,09431 

Summe  3,1740218  24,37648 

oppelt-kobleiisauree  Ammoniak 0,01654  0,12703 

oblenaäui-e,  völlig  freie 0,28607  2,19702 

ihwefelwaaeeraloff ■ . .  0,00034  0,00261 

3,4769718 
Auf  Volumina  berechnet,   beträgt  bei  Quellentempe- 
II  und  Normal  -  Barometerstand : 

a)  die  völlig  freie  Kohlensäure 

in  1000  C.C.  151,7     C.C. 

im  Pfunde  =  32  C.-Z.  4,85  C.-Z. 

b)  die  sogenannte   freie   (freie   und  haibgebundeue) 
ilensäure : 

in  1000  C.C.  413,3     C.C. 

im  Pfunde  =  32  C.-Z.  13,16  C.-Z. 

kresb.ßir  Naturk.  im  Herzoglth.  Nassau.)  B. 


Chem.  Untersuchung  der  Mineralquellen  zu  Wildungen.   171 

Chemische  VntersuchnDg  der  Mineralquellen  zu  Wil- 
dungen;  Ton  R.  Fresenius. 

Die  fünf  Quellen  von  Wildungen,  nämlicli  die 

1)  Georg -Victor-Quelle,  Stadt-  oder  Sauerbrunnen, 

2)  Badequelle, 

3)  Helenenquelle  oder  Salzbrunnen, 

4)  Stahlquelle  (früher  Brückenbrunnen), 

5)  Thalbrunnen, 

wurden  von  Fresenius  chemisch  untersucht. 

Die  Georg -Victor-  und  die  Badequelle  entspringen 
in  der  Nähe  des  Kurhauses,  10  Minuten  von  den  Städten 
Niederwildungen  und  Altwildungen  entfernt»  Die  Hele- 
nenquelle ist  östlich  eine  halbe  Stunde  von  dem  Kur- 
häuse  gelegen,  die  Stahlquelle  und  der  Thalbrunnen  aber 
südlich  eine  Stunde  vom  Kurhause  entfernt. 

Diese  Quellen  entspringen  am  Fusse  oder  in  den 
Thälem  des  Waldeckschen  Rothlagergebirges  aus  Thon- 
schiefer,  neben  welchem  sich  Grünstein  und  hier  und  da 
Eisenerz  findet. 

Physikalische  Verhältnisse  der  Quellen. 

1)  Die  Georg-Victor-Quelle  entspringt  aus  einem  9  Fuss 
tiefen  Schachte.  In  der  Minute  liefert  die  Quelle  6,6  Li- 
ter Wasser.  In  grösserer  Menge  erscheint  das  Wasser 
schwach  opalisirend.  Es  ist  von  angenehmem  Geschmack ; 
da  es  viel  Kohlensäure  enthält.  Auch  kommen  geringe 
Mengen  von  Schwefelwasserstoff  darin  vor.  Die  Tempe- 
ratur der  Quelle  war  am  8.  October  1859  bei  19^0. 
Luftwärme  10,40  0.     Spec.  Gew.  =  1,00143  bei  190  C. 

2)  Badequelle,  aus  einem  5  Fuss  tiefen  Schachte 
entspringend,  giebt  in  der  Minute  13,2  Liter  Wasser, 
welches  dem  der  vorhergehenden  in  den  physikalischen 
Eigenschaften  sehr  ähnlich  ist.  Bei  140  C.  Luftwärme 
war  die  Temperatur  des  Wassers  10,20  C  Spec.  Gew. 
bei  190  C.  =  1,00176. 

3)  Helenenquelle  mit  einem  11  Fuss  tiefen  Schachte, 
lieferte  5,3  Liter  Wasser  pr.  Minute.  Klares,  sehr  gas- 
haltiges Wasser  von  angenehmem  Geschmack.  Viel  Koh- 
lensäure, wenig  Schwefelwasserstoff.  Bei  140  Q.  Luft- 
temperatur betrug  die  Wärme  des  Wassers  11,50  C.  Spec. 
Gew.  bei  190  C.  =  1,00401. 

4)  Stahlquelle.  Das  Wasser  sammt  einer  bedeuten- 
den Menge  freien  Gases  quillt  aus  einer  Felsspalte  und 
sammelt  sich  in   einer  viereckigen  Höhlung  von  2  Fuss 


172  Chem.  Untersuchung  der  Mineralquellen  zu  Wildungen^ 

Tiefe.  Die  Quelle  gab  2,2  Liter  Wasser  in  der  Minute^ 
dasselbe  ist  gasreich,  von  angenehmem  Geschmack,  ent- 
hält wenig  SchwefelwasserstoflF.  Bei  120C.  Luftwänne 
9,9<>  C.  Quellentemperatur.  Spec.  Oew.  bei  19  ^  C.  = 
1,00051. 

5)  Thalbrunnen.  Die  Quelle  ist  sehr  mangelhaft  iu. 
einem  hölzernen  Fasse  von  23/^Fuös  Tiefe  gefasst.  Die- 
selbe lieferte  etwa  1,5  Liter  Wasser  in  der  Minute.  Viel 
frei  austretendes  Gas  (Kohlensäure).  Schwach  opalisirend. 
Temperatur  bei  14^  Luftwärme  9,4^0.  Spec.  Gew.  bei 
190  C.  =  1,00105. 

Chemische  Verhältnisse, 

Die  Quellen  zerfallen  in  chemischer  Hinsicht  in  drei 
Gruppen,  zu  deren  erster  die  Georg -Victor -Quelle  und 
die  Badequelle,  zur  zweiten  die  Stahlquelle  und  der  Thal- 
brunnen, und  zur  dritten  die  Helenenquelle  gehören. 

Die  qualitative  Analyse  des  Wassers  der  ersten 
Quellengruppe  ergab  die  Anwesenheit  folgender  Bestand- 
theile: 

Basen.  Natron,  Kali,  Ammoniak,  Kalk,  Magnesia, 
Baryt,  (Strontian),  (Thonerde),  Eisenoxydul,  Mangan- 
oxydul. 

Säuren.  Schwefelsäure,  Kohlensäure,  (Phosphor- 
säure), Kieselsäure,  (Salpetersäure),  (Borsäure),  Chlor, 
(Brom),  (SchwefelwasserstoflF). 

Sehr  wenig  Stickstoflf  und  organische  Materie.  Von 
den  eingeklammerten  Bestandtheilen  sind  nur  Spuren 
vorhanden. 

Auch  die  Analyse  des  im  Abzugscanal  abgesetzten 
rothen  Ockers  ergab  keine  weiteren  Bestandtheile. 

Zur  quantitativen  Analyse  wurde  eine  bestimmte 
Menge  Wasser  eingeengt,  filtrirt,  der  zurückgebliebene 
Ocker  gut  ausgewaschen,  im  Filtrate  das  Chlor  durch 
Silber  bestimmt.  Der  Ockerabsatz  wurde  in  Salzsäure 
gelöst  und  diese  Lösung  samrat  der  vom  Silber  befreiten 
Flüssigkeit,  die  bei  der  Chlorbestimmung  erhalten,  zur 
Trockne  eingedampft.  Nach  Entfernung  der  Kieselsäure 
wurde  die  Flüssigkeit  mit  Ammoniak  neutralisirt,  in  einem 
Kölbchen  mit  Schwefelammonium  versetzt,  der  Kolben  mit 
Wasser  gefüllt,  24  Stunden  stehen  gelassen.  Der  so  er- 
haltene Niederschlag  wurde  in  Salzsäure  gelöst,  die  Lö- 
sung mit  Salpetersäure  gekocht  und  das  Eisen  nach  Zu- 
satz von  kohlensaurem  Natron  mit  essigsaurem  Natron 
in  der  Siedhitze  gefällt. .    Aus  dem  Filtrate  wurde  das 


dient.  Untersuchung  der  MineralqueU&fi  zu  Wildungen.   173 

Hangan  wieder  durch  Schwefelammonium  gefällt  und 
die  dayon  abfiltrirte  Flüssigkeit  zu  dem  die  Hauptmenge 
Kalk  und  Bittererde  enthaltenden  Filtrate,  das  vom  ersten 
Schwefelammoniumniederscfalage  abfiltrirt  war,  zugefögt. 

Der  erhaltene  Eisenoxydniederschlag  wurde  in  Salz- 
säure gelöst;  durch  Ammoniak  gefallt,  der  Niederschlag 
geglüht  und  gewogen.  Zur  Controle  wurde  das  Eisen- 
oxyd nochmals  in  rauchender  Salzsäure  gelöst  und  durch 
Titriren  bestimmt.  Diese  Resultate  fielen  stets  um  ein 
Weniges  geringer  aus,  als  die  durch  Wägung  erhaltenen, 
da  das  Eisenoxyd  noch  Spuren  von  Thonerde^  die  theils 
aus  den  Porcellanschalen  stammten,  enthielt.  Ausser  die- 
4sen  Eisenbestimmungen  wurde  der  Eisengehalt  noch  un- 
mittelbar an  der  Quelle  durch  Titriren  bestimmt.  Der 
Schwefelmanganniederschlag  wurde  wieder  in  Salzsäure 
gelöst,  mit  kohlensaurem  Natron  gefällt,  das  kohlensaure 
Manganoydul  zur  Verwandlung  in  reines  Oxydoxydul 
geglüht  und  gewogen.  Diese  Bestimmung  wurde  nur  dann 
als  zuverlässig  betrachtet,  wenn  sich  dasselbe  in  Salzsäure 
klar  löste,  wenn  aus  der  Lösung  durch  Ammoniak  und 
Schwefelammonium  reines  Schwefelmangan  mit  seiner 
eigen thümlichen  Farbe  gefallt  wurde  und  wenn  die  da- 
von abfiltrirte  Flüssigkeit  beim  Verdunsten  keinen  Rück- 
stand hinterliess. 

Die  Kalk  und  Magnesia  enthaltenden  vereinigten 
Filtrate  wurden  mit  Salzsäure  angesäuert,  eingedampft, 
der  Schwefel  abfiltrirt  und  das  Filtrat  mit  Ammoniak 
und  überschüssigem  oxalsaurem  Ammoniak  gefallt.  Da 
viel  Magnesia  zugegen  war,  so  musste  der  Oxalsäure 
Kalk  etwas  Oxalsäure  Magnesia  enthalten;  man  goss  da- 
her die  überstehende  Flüssigkeit  durch  ein  Filter  ab, 
wusch  den  Niederschlag  durch  Decantation  aus^  löste  in 
Salzsäure,  fällte  ihn  wieder  mit  Aetz -Ammoniak  und 
oxalsaurem  Ammoniak  und  bestimmte  .ihn  schliesslich  als 
kohlensauren  Kalk.  Die  die  Magnesia  enthaltenden  Fil- 
trate wurden  erst  eingedampft,  die  Ammoniaksalze  durch 
Glühen  entfernt,  der  Rückstand  mit  Salzsäure  und  Was- 
ser aufgenommen  und  die  Magnesia  als  phosphorsaure 
Ammoniak-Magnesia  gefallt. 

Die  Bestimmung  der  Kieselsäure,  Schwefelsäure  und 
der  Alkalien  wurde  ganz  nach  Fresenius,  Quantitative 
Analyse,  4.  Aufl.  §.  211.  2.  ausgeführt. 


fiem.  Untersuchung  der  Mineralquellen  zu  Wildungen. 

r  üewichtsbeBtimmang  der  kleinen  Menge  vor- 
en  Baryts  wurde  der  in  Wasser  unlösliche  Tbeil 
dampfrückstandes  einer  groeaen  Wassermenge  be- 

Derselbe  wurde  mit  Salzsilure  behandelt  und  mit 
nig  Schwefelsäure  stark  eingedampft.  Nach  lan- 
ehen  filtrirte  man  den  Niederschlag  ab,  entfernte 
iste  Kieselsäure  durch  Auskochen  mit  reiner  Kali- 
schmolz den  Rückstand  mit  kohlensaurem  Natron- 
lochte  die  Schmelze  mit  Wasser  und  löste  deo 
and  in  Salzsäure.  Diese  Lösung  gab  mit  schvre- 
jm  Kali  einen  weissen  fein  pulverigen  Niederschlag, 
Sltrirt,  gewogen  und  als  schwefelsaurer  Baryt  be.- 

wurde.  Bei  genauerer  Prüfung  zeigte  es  sieb, 
»rselbe  noch  eine  Spur  Strontian  enthielt. 
IS  Ammoniak  wurde  genau  nach  Fresenius' Quant. 
e,  4.  Aufl.  §.  209.  8.  bestimmt.  ■ 
ir  Bestimmung  der  Gesa mmtkohlen säure  wurden 
nte  Mengen  des  frisch  der  Quelle  entnommenen 
■s  in  Flaschen  gebracht,  die  eine  gekochte  klare 
ng  von  Chlorbaryum  und  Ammoniak  enthielten, 
ängerem  Erhitzen  wurden  die  Niederschläge  abfii- 
.usgewaschen  und   die  '  niedergeschlagenen   kohlen- 

Alkalien  nach  oben  erwähntem  Werke  §.  209.  6. 
naly tisch  bestimmt. 

ir  Feststellung  des  Gehaltes  an  kohlensaurem  Na- 
irdcn  directe  Bestimmungen  vorgenommen.  Hier- 
lält  man  nur  richtige  Bestimmungen^  wenn  man 
ewogene  Wassermenge  in  der  Platinschale  ganz 
ockne  verdampft,  den  Rückstand  massig  glüht,  mit 
'  auskocht  und  aus  dem  Filtrate  den  Gehalt  an 
laurem  Natron  maassanalytisch  bestimmt, 
introlebe Stimmungen  der  Gesammtmengen  der  Be- 
eile, die  befriedigend  waren,  wurden  erhalten  durch 
des  Abdampfrückstandes  des  Mineralwassers  bis 
streibung  der  Kohlensäure  und  Vergleichung  der 
iltenen  Zahlen  mit  der  Summe  der  einzelnen  Be- 
eile, wobei  der  Kalk  als  kohlensaurer,  die  Magne- 

reine  Magnesia  in  Rechnung  kam. 
»standtheite   der   fünf  untersuchten  Wil- 

r  Mineralquellen.  Gebalt  an  Granen  im  Pfund 
0  Gran. 


C%ew.  Untersuchung  der  Mineralquellen  zu  Wildungen.    175 


Gruppe  I. 


Gruppe  n.        Gruppe  III.  . 


Georg-  Bade-         Thal-        Stahl-      Helenen- 

Yict.-Q.  quelle      brunnen      quelle         quelle 

Schwefels.  Kali . .  0,083620  0,125599    0,059366    0,054559    0,213788 

Natron  0,527962  0,492389    0,122673    0,043784    0,107259 

Chlornatrium....  0,059635  0,056847    0,058998    0,054021    8,016308 
Doppelt  -  kohlens. 

Nati'on 0,494054  1,029734         —               —        6,494200 

Doppelt- kohlens. 

Eisenoxydul...  0,161449  0,214349    0,304297    0,585270    0,143777 
Doppelt  -  kohlens. 

Manganoxydul    0,019753  0,017341    0,114847    0,069426    0,009953 

Schwefels. Kalk..        —  —        0,067515    0,077460         — 
Doppelt  -  kohlens. 

Kalk 5,471539  6,971243    4,336389    0,984753    9,753446 

Doppelt  -  kohlens. 

Magnesia 4,113285  5,054054    3,124838    1,383698  10,474061 

Kieselsäure......  0,150374  0,164198    0,073882    0,084618    0,238541 

Doppelt  -  kohlens. 

Ammoniak....  0,011635  0,011635^                                     0,057039 
Doppelt  -  kohlens. 

Baryt 0,002373  0,002335 

Doppelt  -  kohlens.     höchst 

Strontian geringe  Sp.   desgl. 

Phosphors.  Natron      Spur  Spur 

Borsaures  Natron      Spur  Spur 


Bromnatrium ....    sehr  ge-  sehr  ge- 
ringe Sp.  ringe  Sp. 
Salpeters.  Natron      Spur  Spur 

Doppelt  -  kohlens. 

Lithion —  — 

Thonerde höchst  höchst 

ger.  Sp.  ger.  Sp. 

Organ.  Materie . .      Spur  Spur 


vor- 
läufig 
noch 
nicht 
be- 
stimmt 


vor- 
läufig 
noch 
nicht 
be- 
stimmt 


0,005361 

höchst 
ger.Spur 

Spur 
deutliche 

Spur 
deutliche 

Spur 
deutliche 

Spur 
deutliche 

Spur 

Spur 
deutl.  Sp. 


Summe. . .  11,095679  14,139724    8,262805    3,337589  35,513733 

FreieKohlensäurel9,267492  18,719816  15,431270  18,069873  19,555507 

Schwefelwasser-     geringe     geringe  geringe  geringe 

stoflF Spur  Spur  —  Spur  Spur 

Stickstofi^ Spur  Spur  Spür  Spur  Spur 

Summe  aller 
Bestandtheile...  30,703171  32,859540  23,694075  21,907462  55,069240 

Die  Versendung  des  Wildunger  Mineralwassers  fin- 
det in  grossem^  stets  wachsenden  Maassstabe  statt.  Nach 
meinen.  Erfahrungen  hat  dieses  Wasser  sehr  geringe  Nei- 
gung, durch  Schwefelwasserstoffbildung  zu  verderben. 
Das  Eisenoxydul  in  den  von  mir  geöffiieten  Flaschen 
hatte  sich  meistens  niedergeschlagen.  Diesem  Uebel- 
stande,  der  darauf  beruht,  dass  beim  Füllen  der  Flaschen 
die  Einwirkung   der  atmosphärischen  Luft  nicht  hinrei- 


'S.- 


176  Soolquelle  zu  EffestorffshalL  —  Stahlqtielle  in  Doberan. 


V      ,. 


»^.> 


Tr 


f^' 


'jrf.  "i* 


chend  abgeschlossen  wurde,  kann  vorgebeugt  werden  da- 
durch^ dass  man  die  Flaschen  vor  dem  Füllen  mit  Koh- 
lensäure anfüllt  und  AujQfiillen  des  leeren  Raumes  mit 
Kohlensäure,  und  zweitens  dadurch,  dass  man  die  Fla- 
schen unter  dem  Wasserspiegel  der  Quelle  füllt  und  eine 
mit  einer  kleinen  Pumpe  verbundene  Röhre  einsenkt  und 
so  lange  pumpt,  bis  ein  dem  Inhalt  der  Flasche  ungef&hr 
gleiches  Volumen  Wasser  ausgeflossen  ist.  Die  nun  mit 
luftfreiem  Wasser  gefüllte  Flasche  wird  jetzt  heraus- 
genommen, der  obere  Theil  von  Wasser  entleert,  mit 
Kohlensäure  gefüllt  und  verstöpselt.  Man  wird  durch 
Versuche  feststellen,  welche  dieser  beiden  Methoden  für 
die  Wildunger  Wässer  die  geeignetste  ist.  {Joum.für 
prafU.  Chemie,  79.  Bd.  7.  Heft)  B. 


Soolquelle  zu  Egestorffshall« 

Die  Soolquelle  Egestorffshall  bei  Badenstedt  im  Amte 
Linden  (Königreich  Hannover)  ist  von  Ernst  Lenssen 
untersucht  worden.  Diese  Quelle  gehört  von  allen,  die 
aus  der  Triasformation  Hannovers  entspringen,  zu  den 
kochsalzhaltigsten.  In  1000  Theilen  Wasser  sind  ent- 
halten : 

Schwefelsaurer  Kalk 2,87620 

Schwefelsaure  Magnesia. ; 4.26385 

Brommagnesium 0,01847 

Chlormagnesium 1,48022 

Chlorkalium 3,62800 

Chlornatrium 253,24226 

Doppelt'kohlensaures  Eisenoxydul 0,01172 

265,52072.  ~ 
Spuren  organischer  Materie,  Phosphorsäure,  Borsäure, 
Salpetersäure,  doppelt-kohlensaurer  Kalk.     Das  spec.  Ge- 
wicht der  Soolquelle  ist  bei    IG»  C.  1,2083.      {Journ.  für 
prakt.  Chemie.  80,  Bd.  7.  Heft.)  B. 


Die  Stahlqnelle  in  Doberan^ 

welche  eine  Temperatur  von  -{-  6,56<>  R.  besitzt,  ent- 
hält nach  Dr.  F.  Schulzens  in  Rostock  Untersuchung 
in  1  Pfund  =  8250  Gran  Wasser  bei  einem  spec.  Gew. 
von  1,0007  bei  130  R.: 

Kohlensaures  Eisenoxydul 0,5370  Gran 

Kohlensauren  Kalk 2,0359      „ 

Kohlensaure  Talkerde  und  Manganoxydul. 0,2145      „    - 

Doppelt-kohlensaures  Natron 0,3620      „ 


Chemische  Untersuchung  des  Mineralwassers  St.  Achaz.     177 

Kieselsaures  Natron 0,1542  Gran 

Doppelt-kohlens.  Kali  mit  Spur  von  Lithion  . . .  0,6822  „ 

Chlornatrium 0,3456  „ 

Freie  Kieselerde 0,0057  „ 

Thonerde  mit  etwas  Phosphorsaure 0,0478  „ 

Organische  Substanz  nebst  Spur  von  Schwefel- 
Säure,  Salpetersäure  und  Ammoniak. . . .  0,3373  „ 

4,7222  Gran 

Freie  Kohlensäure 46,7  Cub.-Cent 

oder      2,6  Cub.-Zoll. 

{Archiv  der  Baineolog,  v,  Spengler,  L  1862.  S,  96.)       B. 


Chemische  Untersuchang  des  Hineralwassers  St.  Achax 

hei  Wasserhiirg  am  hak. 

Eine  kleine  Viertelstunde  von  dem  freundlichen 
Städtchen  Wasserburg  entfernt,  liegt  in  südlicher  Rich- 
tung dicht  an  der  nach  Salzburg  führenden  Strasse,  welche 
sich  an  dem  das  rechte  Ufer  des  Inn  bekränzenden  Berg- 
zuge hinaufschlängelt;  das  Mineralwasser  St.  Achaz,  so 
genannt  nach  einer  früher  dort  gestandenen;  dem  heiligen 
Achaz  (Achatius)  geweihten  Kapelle. 

Die  Mächtigkeit  der  Quelle  ist  sehr  bedeutend;  nach 
Wittsteins  vorgenommener  Messung  liefert  nämlich  die 
Quelle  in  24  Stunden  2160  Kubikfuss  =  851  Eimer 
=  95712  Pfund  =  21048  Maass  =  53592  Liter  Wasser. 

Nach  Wittstein 's  chemischer  Untersuchung  zeigt 
das  Wasser  folgende  Constitution: 

In  16  Unzen.        In  1000  Th . 

Schwefelsaures  Kali 0,027989  Grm.  0,003644  Th. 

„            Natron 0,067905  „  0,008842  „ 

Phosphorsaures  Natron 0,010665  ;,  0,001388  „ 

Borsaures  Natron Spuren  Spuren 

Chlornatrium  0,019986  „  0,002602  „ 

Doppelt-kohlens.  Nation 0,072146  „  0,009394  „ 

„             „        Ammoniumoxyd.  0,034289  „  0,004465  „ 

„             „        Kalk 3,183750  „  0,414811  „ 

„             „        Magnesia 0,760947  „  0,099081  „ 

„              „        Eisenoydul 0,008224  »  0,001071  „ 

Freie  Kohlensäure  1,375222  „  0,179065  „ 

„      Kieselsäure 0,095312  „  0,012412  „ 

Stickstoffhaltige  organ. Substanz..  0,625000  „  0,081380  „ 

Summe    6,281435  Grm.    0,817895  Th. 
( Witsttein's  Vierteljahrsschr.  Bd.  10.  Heft  4.)  B. 


Arch.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bds.  2.  Hft.  12 


s 
I 


^ 


178  Verhalten  der  schwefligen  Säure. 

Das  Mineralwasser  toh  Czigelka  in  Ungarn. 

Die  jodhaltige  muriatisch  -  alkalische  Ludwigsquelle 
zu  Czigelka  bei  Eperies  in  Ungarn  enthält  nach  einer 
vom  Professor  Dr.  E.  v.  Kov des  unternommenen  Analyse 
des  versendeten  Wassers  folgende  Bestandtheile  in  einem 
Pfunde  zu  32  Loth  in  Wiener  Granen: 

Schwefelsaures  Natron 0,0967 

Chlornatrium 30,3521 

Jodnatrium  0,1989 

Borsaures  Natron 3,1334 

Doppelt* kohlensaures  Natron 83,0254 

„                 „             Kalkerde 1,3240 

„                 „            Magnesia 1,8731 

j^                 „             Eisenoxydul 0,3855 

Basisch  phosphorsaure  Thonerde  0,0238 

Kieselsäure 0,3525 

Fluor Spuren 

Summe...  120,7654 

Freie  Kohlensäure  im  versendeten  Wasser      28,7000 

Dieser  Nachweis  von  der  Reichhaltigkeit  an  heil- 
kräftigen Bestandtheilen  in  qualitativer  und  quantitativer 
Beziehung  zeigt  zur  Genüge,  dass  diese  jodhaltige  Lud- 
wigsquelle grosse  Beachtung  verdient.  ( Wittstein's  Vier* 
teljahrsschr.  1863,  3.)  J5. 

Verhalten  der  schwefligen  Säure. 

Wird  nach  Wöhler*s  Beobachtungen  mit  schwefli- 
ger Säure  gesättigtes  Wasser  in  einem  zugeschmolzenen 
Ulasrohr  längere  Zeit  bis  zu  200^  erhitzt,  so  zerfällt  die 
Säure  in  Schwefelsäure  und  in  Schwefel,  der  sich  in  ge- 
schmolzenen Tropfen  abscheidet.  Ist  zugleich  ein  Metall 
gegenwärtig,  so  entsteht  Schwefelmetall.  Unterschwefel- 
säure bildet  sich  nicht.  {Annalen  der  Chem.  und  Pharm. 
CXXIV.  128,)  G. 

nittel  kfinstliche  Färbungen  des  Johannisbeersyrups 
zu  erkennen^  und  die  Natur  des  unter  diesem 
Namen  verkauften  Produetes; 

von  Gaultier  de  Claubry. 

Die  Syrupfabrikation  hat  seit  einigen  Jahren  eine 
enorme  Ausdehnung  gewd&nen,  und  täglich  kommen  in 
diesem  Fache  Verfälschungen  vor.  Man  hat  nicht  nur 
durch  verschiedene  Mittel  die  Farbe  erhöht,    sondern  es 


f«r  ^- 


Künstliche  Färbungen  des  JoJiannisbeersyrups  etc,     179 

sind  Syrupe  vorgekommen,  die  nur  so  viel  des  eigentlichen 
Fruchtsaftes  enthielten,  dass  der  ihm  eigenthümliche  Ge- 
ruch bewahrt  blieb,  sogar  einige,  die  nur  aus  Weinstein- 
säure   und    verschiedenen    Farbenmaterialien    bestanden. 

Besonders  bediente  man  sich  zur  Prüfung  der  Syrupe 
bei  Visitationen  der  Fabrikanten  und  Krämer  des  Kalis 
öder  des  Ammoniaks,  und,  obgleich  die  Farbe  schon 
Mischungen  argwöhnen  lässt,  wofern  nicht  die  Reagentien 
durch  Farbenveränderung  in  Violet  Orseille  anzeigen,  so 
entgingen  doch  die  Kunstproducte  der  Beschlagnahme. 

Um  den  Verfälschungen  auf  die  Spur  zu  kommen, 
hat  Gaultier  de  Claubry  mehrere  reine  Johannis- 
beersyrupe,  die  nur  mehr  oder  weniger  in. der  Lebhaf- 
tigkeit der  Farbe  variirten,  als  Norm  genommen,  fügte 
diesen  verschiedene  färbende  Stoffe  zu  und  präpa- 
rirte  sich  auch  den  im  Handel  vorkommenden  Syrupen 
analoge  aus  Weinsteinsäure  und  eben  denselben  Farben - 
materialien.  Mit*  allen  stellte  er  vergleichende  Versuche 
an  und  überzeugte  sich,  dass  die  natürliche  Farbe  des 
-.Johannisbeersyrupes  die  Reactionen  nicht  hindert,  so  dass 
man  immer  dem  Syrup  zugesetzte  färbende  Stoffe  entdecken 
kann.  Er  wählte  zu  seinen  Reactionen:  Provinzrosen, 
blasse  und  schwarze  Stockrosen,  mit  welchen  sich  die 
Syrupsfabrikanten  in  grossen  Mengen  versehen,  Klatsch* 
rosen,  Päonien,  Blätter  von  rothem  Weine,  Granatblüthen, 
HoUunderbeerensaft,  Kirschsaft,  Orseilleextract  und  ein 
unter  dem  Narnen  „Colorant"  bekanntes  Product,  von  der 
Kräuterfrau  Soupe  angefertigt. 

Es  könnten  sich  die  Fabrikanten  auch  versucht  füh- 
len, die  im  Handel  häufig  vorkommenden  Farbstoffe  Indisin 
und  Fuchsin  anzuwenden,  möchten  sich  jedoch  dadurch 
einer  bedeutenden  Gefahr  aussetzen. 

Die  Resultate  der  Untersuchungen  sind  in  der  auf 
Seite  180—181  folgenden  Tabelle  enthalten. 

Man  kann  auch  den  Johannisbeersyrup  mit  dem  Safte 
der  Kermesbeeren  färben^  dieser  wird  nach  Braconnot 
leicht  durch  die  schön  gelben  Farben  erkannt,  welche 
durch  Alkalien  entstehen. 


12 


Kil/nsttiehe  Färbungen  des  JohannisieertT/mps  etc. 


aüen. 

Jobumis- 
beereyrnp. 

Provina- 

Blasse 

Stockro- 

aen. 

Schwarze 
Stockro- 

Klatsch- 

Paoniei 

ak 

BcbSn 

grün,  dann 
gelb 

"'S'- 

granro- 

senroth 

hellhoI^ 
färben 

gran- 

rosenroch 

grau,  dann 

grüa,  dann 

blaagrfin 

gran- 

griinlich 

hellholi. 
fuben 

nichU 

nicbu 

"y 

purpur- 

Tiolet 

nichts  . 

nicbti 

ixydul 

nicbte 

«-^r- 

nichts 

violet 

nichts 

boli- 
farb«B 

Isaiues 

lüchta 

braungelb 

dnnkel- 
holafarben 

rSthlich- 
holzfarben 

"'r;:- 

gelblich- 
grün 

orid 

uicbtis 

braungelb 

dunkel- 
holzfarbeu 

rothholz- 
farben 

Orange- 
roth 

senroth 

.ür 

nicbta 

nichts 

nichts 

kirsobroth 

nichts 

uichta 

.rid 

beerroth 

"".r 

nichts 

beerroth 

nichts 

nichts 

Iflaures 
roxyd 

di«  Fub« 

ver- 
schwindet 

gelb 

nichts 

violet 

nichts 

nichts 

!^' 

die  Farbe 
Bcbwiudet 

acbön 

grau,  dann 

selb 

heUgrau 

violet 

grauro- 
senroth 

grau- 
grünlich 

tilorid 

gran- 
rosenroth 

violet 

nichts 

nichts 

nicbta 

nicbla 

nlorid- 

.niak 

blaugrau 

grau,  dann 
gelb 

Mjrtben- 

griin 

violat 

blangran 

schmutz, 
grün 

■^ 

orange 

roth 

°^^ 

olivenfar- 
biß 

nichts 

boli- 
farben 

ihroni- 
1  Kuli 

ornnge 

Tr 

Tr 

rr 

nicht» 

hoh- 
farben 

Künstliche  Färbungen  des  Johannisheersyrups  etc.  181 


Blätter 

von 
rothem 
•  Wein. 


Granat^ 
blüthen. 


Orseille- 
extract. 


Colontnt 
(Soupe). 


Indisin. 


Fuchsin. 


Saft  von 

HoUunder- 

beeren. 


Kirsch- 
syrup. 


Kirsch- 
saft* 


grün, 
[ann  gelb 


gran 


nichts 


holz- 
farben 

dunkel- 
holz- 
^  färben 

nichts 


nichts 


nichts 


niShts 


schmutz.- 
grün 

nichts 

blaugrün 


holz- 
färben 

holz- 
farben 


miss- 
farbig 

miss- 
farbig 

nichts 


röthlich 

holz- 

farben 

grün- 
gelblich 

oliven- 
farbig 

nichts 


nichts 


holz- 
farben 


grau- 
rosenroth 


nichts 


grängrdn 


Orange- 
roth 


Orange- 
roth 


violet    violet 


violet 


holz- 
farben 

nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


holz- 
farben 

nichts 


violet 

blan- 
grün 

nichts 
nichts 


violet 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


violet 


nichts 


violet 

blau- 
grün 

nichts 


nichts 


nichts 


röth- 
lich- 
blau 

nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


gelb 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


Entfär- 
bung 

Entfär- 
bung 

nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


grünlich-  olivenfar-  olivenfar- 


oran- 
geroth 

Oran- 
geroth 


nichts 


nichts 


gelb 

grünlich- 
gelb 

nichts 


nichts 


dunkel- 
holzfarben 

dunkel- 
holzfarben 

dunkel- 
holzfarben 


Orange- 
roth 


Orange- 
roth 


dunkel- 
holzfarben 

nichts 

dunkel- 
holzfarben 

schmutzig- 
Orange- 
roth 

schmutzig* 
Orange- 
roth 


big 

olivenfar- 
big 

nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


nichts 


graugrün 


nichts 


blaugrün 


nichts 


nichts 


big 

holzfar- 
big 

violet 


nichts 


Farbtf 
der  Wein- 
hefe 

holz- 
farben 

violet 


Tiolet 


Farbe 
der  Wein- 
hefe 

nichts 


grau 


blau 


gelbroth 


holz- 
farben 


>?  v.    . 


9-^- 


t^. 


SS- 


*VJ   .r 


r<' 


c^v; 


e 


»■  I  • 


V-' 


'-'«.-;■ 

A.*' 


•  .   .* 


Ml';- 


so 


182  Fortpflanzung  der  Infusionsthiercken* 


i§;  .  Ueber  die  Methode  der  Untersuchung   wird   angege- 

;«•!■  ben :  man  verdünnt  den  zu  untersuchenden  Saft  mit  dem 

3  —  4  fachen  Volumen  Wasser  und  beschränkt  sich  zunächst 
auf  die  Reagentien  Ammoniak;    Kali,    Eisenchlorür  oder 
schwefeis.  Eisenoxyd,  Kupferchloridammoniak.  Die  Farben- 
1^^  Veränderungen  lassen  nach  derTabelle  die  Verfälschungen  er- 

I  mittein.  Handelt  es  sich  darum^  als  Experte  einen  Ausspruch 

zu  thuu;  so  muss  man  sich  über  Alles  vergewissern,  was  die 
Tabelle  bietet.  Im  letzten  Falle  fällt  man  den  verdünn- 
ten Syrup  mit  einem  geringen  Ueberschuss  von  Bleizucker, 
filtrirt,  wäscht  aus  und  zersetzt  den  im  Wasser  vertheil- 
ten  Niederschlag  durch  SchwefelwasserstoflFgas.  Das  zur 
Austreibung  des  Gases  erhitzte,  dann  concentrirte  Filtrat 
wird  auf  Citronensäure  geprüft,  wenn  nur  die  Farbe  des 
l^y  Johannisbeersyrups  durch  Zusätze  erhöht  war;   auf  Citro- 

nensäure und  Weinsteinsäure,  wenn  letztere  dem  Syrup 
zugesetzt  war;  auf  Weinsteinsäure  allein,  wenn  der  ganze 
Syrup  als  Kunstproduct  sich  erwiesen  hatte. 

Das  Gesagte  bezieht  sich  auch  auf  den  Kirschsyrup, 
auf  Confitüren  aus  Johannisbeeren  und  Kirschen,  so  wie  auf 
alle  künstlich  gefärbten  Syrupe.     {Uunion  pharmacevtique), 

H,  Reich. 


FortpflanzuBg  der  Infusioiisthiercheii. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Balbiani,  welche 
mit  dem  Preise  iiir  1862  gekrönt  wurden,  pflanzen  sich 
die  Infusorien  durch  sexuelle  Generation  (geschlecht- 
liche Zeugung)  fort  und  mächen  in  dieser  Beziehung  keine 
Ausnahme  von  dem  allgemeinen  Gesetze,  welches  die 
Reproduction  der  übrigen  Reihen  der  organisirten  Wesen 
regelt. 

Als  Beispiel  diene  Paramecium  hursaria  {Loxodes 
hursaria  Ehrenberg).  Nimmt  man  diese  Paramecien  aus 
den  Pfützen,  in  denen  sie  leben,  und  bringt  sie  mit  Pflan- 
zentheilen,  von  denen  sie  sich  nähren,  in  Gefasse,  so  zer- 
theilen  sich  diese  Pflanzentheile  bald  und  bilden  eine 
Infusion,  welche  zur  Nahrung  der  Paramecien  tauglich  ist. 
Unter  dem  Einfluss  dieser  reichlichen  Nahrung  vermehren 
sich  die  Paramecien  durch  Spaltung  (Theilung,  scission) 
mit  wunderbarer  Raschheit.  Jedes  Thierchen  theilt  sich 
in  zwei,  darauf  jede  Hälfte  abermals  in  zwei  Theile  und 
so  fort  bis  ins  Unzählbare. 

Während  dieser  Fortpflanzung  durch  Theilung 
{g4n4rQtion  par  dividon)  functioniren  die  Geschlechtsorgane 


Fortpflanzung  der  Infuaionsthierchen.  183 

des  lufdsoriumS;  Kern  oder  K er n  cli  e n  (noyeau  et  nucleole, 
micleua  und  nucleolus)  nicht;  sie  sind  im  Ruhezustande. 
Im  Augenblicke  der  Spaltung  des  Infusoriums  theilen  sich 
jedoch  der  Kern  unddasKernchen,  welche  den  Eier- 
stock (ovarium)  und  Hoden  (testicule)  darstellen^  in  der 
Weise,  dass  jedes  neue  Thierchen  die  Hälfte  davon  erhält. 
Diese  Vermehrung  durch  Spaltgeburt  (scüsiparite) 
kann  verschieden  lange  dauern;  aber  sei  es  nun,  dass 
man  diese  Vermehrung  durch  Scissiparität  als  einfaches 
Wachsthum  ansieht,  was  an  seiner  Grenze  angelangt  ist, 
sei  es  dass  man  eine  Analogie  mit  dem  Generations- 
wechsel annimmt,  immer  kommt  ein  Zeitpunct,  bei 
welchem  die  Scissiparität  erschöpft  ist.  (Vielleicht  in 
Folge  des  Mangels  an  passender  Nahrung.    Ludwig). 

Alsdann  erscheinen  die  Paramecien  der  letzten  Thei- 
lung  wie  verschmachtend  (languissantes),  kleiner  im  Um- 
fang und  suchen  sich  alle  innerhalb  eines  oder  zweier  Tage 
zu  verkuppeln.  Die  Verkuppelung  (accouplement)  ge- 
schieht so,  dass  die  Mundöffnungen  an  einander  gela- 
gert sind. 

Nur  in  diesem  Augenblicke  beginnt  die  B  r  u  n  st  (ie  rvt) 
oder  der  Zuötand,  in  welchem  die  Zeugungorgane  in  Thä- 
tigkeit  gerathen  {V4tat  de  function  des  organes  ginitaux). 

Von  Anfang  der  Verkuppelung  an  beobachtet  man 
nach  und  nach  in  dem  Kerne  Aenderungen  im  Ansehen 
und  Volumen;  er  theilt  sich,  zerfällt  in  Bruchstücke  und 
man  bemerkt  vollständig  ausgebildete  Eier,  die  dieselbe 
Fundamentalzusammensetzung  zeigen  wie  die  der  andern 
Thiere.  Nach  2  bis  6  Tagen  ist  der  Kern  des  Infusoriums 
unter  den  Augen  des  Beobachters  zu  einem  wahren 
Eierstock  geworden.  Diesen  parallel  erleidet  auch  das 
Kernchen,  der  Nucleolus,  Veränderungen;  es  vergrössert 
«ein  Volumen  und  auf  Kosten  der  körnigen  Masse,  welche 
«s  enthält,  bildet  sich  das  charakterische  Prodüct  der 
Testikel,  Samenthierchen  (Spermatozoides),  Die  Eier 
werden  alsdann  durch  einen  Austausch  der  Samenflüssig- 
keit befruchtet. 

Diese  Infusionsthierchen  sind  also  vollständige  Zwitter 
{Jiermaphrodites),  dessen  ungeachtet  sind  immer  zwei 
Individuen  zur  Befruchtung  nöthig  und  dienen  sich  gegen- 
seitig sowohl  als  Männchen  und  Weibchen.  Nach  der  Ver- 
kuppelung werden  die  Eier  in  die  Flüssigkeit  gelegt  und 
der  Zeugungsact  ist  beendigt.  {Compt.  rend,  29.  Dechr. 
1862,  p.  965,)  H,  Ludwig, 


.-t 

••t.i. 

b. 

4 

"^ 


SV 


•  •. 


»V 


f» 


r-i. 
f 


m.  lilteratnr  imd  Kritik. 


Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Chemie  und  ver- 
wandter Theile  anderer  Wissenschaften,  von  .Her- 
mann Kopp  und  Heinrich  Will.  Für  1861, 
Zweite  Hälfte.  Qiessen,  J.  Rickei'sche  Buchhand- 
lung.    1862. 

Indem  wir  uns  auf  die  Anzeige  im  Archiv,  CXIV.  pag.  85  be- 
ziehen, in  welcher  wir  das  Erscheinen  der  ersten  Hälfte  des  Jah- 
resberichts pro  1861  meldeten,  bemerken  wir,  dass  durch  längere 
Krankheit  des  Dr.  Hallwachs,  der  die  Redaction  übernommen 
hat,  die  Ausgabe  der  jetzt  vorliegenden  zweiten  Hälfte  des  Berichts 
verzögert  ist.  Durch  diese  Verzögerung  hat  der  Bericht  indessen 
keineswegs  an  Umfang  und  Bedeutung  verloren,  und  wir  müssen 
'].  /  mit  besonderer  Befriedigung  auf  den  die  organische  Chemie  betref- 

fenden Abschnitt  blicken.     Nicht  minder  erfreulich  ist  ein  Blick 
t- . .  auf  die  Leistungen  in  der  technischen  Chemie,  und  sind  hier  be- 

^,r  sonders  die  die  Anilinfarben  betre£Penden  Mittheilungen  höchst  be- 

r  friedigend  zusammengenstellt,  wie  denn  überhaupt  nirgends  in  dem 

Berichte  der  ordnende  Geist  vermisst  wird,  der  die  neuen  Ent- 
deckungen und  Forschungen  der  Wissenschaft  und  dem  Leben 
gewinnbringend  macht.  Mit  Sorgfalt  sind  auch  die  von  Professor 
Knop  herrührenden  Berichte  über  Mineralogie  und  chemische 
Geologie  verfasst  und  dem  Ganzen  Autoren-  und  Sachregister  bei- 
gefugt, die  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen  und  den  Werth,  wie 
der  früheren  Jahrgänge,  so  auch  dieses  Jahrgangs  bedeutend  er- 
höhen, der  fast  80  Bogen  umfasst.  « 

Wenn   es  zu  bedauern   {st,   dass  der  Jahresbericht  über   die 
Fortschritte  der  Chemie  für  das  Jahr  1861  so  spät  erst  hat  erschei- 
nen können,  so  erfordern  doch  die  hindernden  Umstände  eine  bil- 
lige Rücksicht  und  entschuldigen  es  hinlänglich,   dass  die  zweite 
'f/.  Hälfte  des  Jahresberichts  erst  am  8.  Mai  1863  hat  ausgegeben  wer- 

den können.  Das  Erscheinen  des  Jahresberichts  für  das  Jahr  1862 
in  seiner  ganzen  Vollständigkeit  wird  für  das  laufende  Jahr  (1863) 
mit  Bestimmtheit  verheissen  und  so  die  Fortsetzung  der  Berichte 
garantirt,  die  einen  unschätzbaren  Werth  haben  und  deren  An- 
schaffung wir,  wie  allen  Chemikern,  ao  vor  Allen  den  Pharmaceu- 
ten  dringend  empfehlen. 

Dr.  Geiseler. 


Anweisung  zur  Prüfung  chemischer  Arzneimittel,  als  Leit- 
faden bei  Visitationen  der  Apotheken,  wie  bei  Prü- 
fung chemisch-pharmaceutischer  Präparate  überhaupt 
von  Adolf  Duflos,  Dr.  der  Philosophie  und  Medi- 


Literatur.  185 

.  ein;  ordentlichem  öffentlichem  Lehrer  an  der  Univer- 
sität zu  Breslau.  Zweite  umgearbeitete  und  ver- 
mehrte Auflage.  Breslau,  Verlag  von  Ferdinand  Hirt, 
König!.  Universitäts- Buchhändler.     1862. 

Der  Werth  der  Duflos'Bchen  pharmaceutiBchen  Schriften  ist 
bereits   so   allgemein   anerkannt,   class   eine  Anpreisung  derselben 
tiberflüssig  erscheint.      Indessen  verdient  das  vorstehend  bezeich- 
nete Buch  wegen  seiner  grossen  Brauchbarkeit   eine   ganz   beson- 
ders warme  Empfehlung,  denn  es  giebt  nicht  nur  die  zweckmäs- 
sigsten   Prtifungsmethoden    chemischer   Arzneimittel    an,    sondern 
nimmt  auch  auf  Umstände  Rücksicht,  die  in  der  Praxis  nament- 
lich bei  Apothekenvisitationen  leider  oft  unbeachtet  bleiben.     In 
vielen  Fällen  üben  die  Mengen  der  der  Prüfung  zu  unterwerfen- 
den Stoffe,  die  Grade  der  Verdünnung,  die  Zeiträume  der  Beob- 
achtung u.  8.  w.   einen  bedeutenden  Einfluss  auf  die  Kesultate  aus, 
Bestimmungen  dieser  Art  fehlen  aber  in  dem  vorliegenden  Buche 
nirgends  und  machen  dasselbe  brauchbar  auch  für  alle  Diejenigen, 
die  in  chemischen  Arbeiten  weniger  geübt  sind.     So  kann  es  sich, 
wie  auch  in  der  Vorrede  angeführt  ist,   z.  B.  ereignen,  dass  eine 
Phosphorsäure  als  untauglich  gerügt  wird,   wovon  etwa  1  Drachme 
mit  einigen  Tropfen  verdünnter.  ChlorbaryumlÖsung  versetzt,  nach 
einiger   Zeit   eine   schwache   Opalisirung   wahrnehmen   lässt,    also 
möglicher  Weise   eine   unbedeutende  Spur  Schwefelsäure   enthält, 
während  eine  andere  Phosphorsäure,   welche  diese  Reaction  nicht 
zeigt  und  wovon  auch  1  Drachme  beim  unmittelbaren  Vermischen 
mit  SchwefelwasserstofTwasser   keine   gelbliche  Färbung   annimmt, 
als  tauglich  gilt,  obwohl,  wenn  1  Unze  der  letzten  Säure  mit  dem 
doppelten  Volum  Schwefelwasserstoffwasser  versetzt  und   lose  be- 
decKt  längere  Zeit  hingestellt  worden  wäre,  dieselbe  einen  deut- 
lichen Arsengebalt  zu  erkennen  gegeben   haben  würde.     Man  er- 
kennt hieraus  die  Wichtigkeit  näherer  und  genauerer  Bestimmun- 
gen hei   der  Prüfung  der  Arzneistoffe.     Aber  der  Verf.  hat  auch 
nur  solche  Erkennungs-  und  Prüfungsmethoden  aufgenommen,  welche 
den  geringsten  Aufwand  an  Zeit  und  Mitteln  erfordern   und   doch 
den  Zwecken,  um  deren  willen  sie  unternommen  werden,  vollkom- 
men entsprechen.     In  dieser  Beziehung  will  ich  hier  nur  die  be- 
kannte Feststellung  des  Cyangehalts  in  der  Aqua  Amygdal.  amarar. 
durch  den  Verbrauch  an  Silbernitrat  und  die  Ermittelung  von  Sal- 
peter in  Kali  carbonicum  durch  Indigolösung  atiführen. 

Die  chemiscKen  Arzneimittel,  deren  Prüfungsweisen  das  Buch 
enthält,  sind  alphabetisch  nach  ihren  lateinischen  Namen  geordnet 
und  zwar  entsprechend  der  Nomenclatur  der  sechsten  Ausgabe  der 
Preussischen  Pharmakopoe  mit  ihren  chemischen  Formeln,  bei  de- 
nen H  =  1  gesetzt  ist.  Die  aufgeführten  charakteristischen  Kenn- 
zeichen der  rräparate  folgen  in  oesonderen  Abtheilungen,  die  ver- 
schiedenen Reactionen  bei  den  bestimmt  angegebenen  Verunreini- 
gungen oder  Verfälschungen,  und  häufig  sind  da,  wo  dies  über- 
haupt nöthig  ist,  Anmerkungen  beigegeben,  theils  zur  Erläuterung 
der  Reactionen,  theils  zur  Anleitung,  die  Mittel  zu  reinigen  oder 
rein  und  leicht  darzustellen.  Beispielsweise  sei  hier  auf  die  Prü- 
fungsweise des  Chlorwassers  auf  seinen  Chlorgehalt  mittelst  Jod- 
kaliums und  unterschweflif^sauren  Natrons,  so  wie  auf  die  Reini- 
gung des  concentrirteu  Essigs  hingewiesen. 

Man  könnte  es  bedauern,  dass  das  Bach  vor  der  Herausgabe 


L.-- 


i* — 


U'r'3     ' 

r,.    -  » 

fe    V'-t 


p 


Kr''-. 


je**.  ' 


lae 


Literatur. 


der  siebenten  Auflage  der  Preussischen  Pharmakopoe  erschienen 
ist,  es  wird  dadurch  aber  keine  Mangelhaftigkeit  bedingt,  indem 
die  Verschiedenheit  der  Nomenclatur  für  Pharmaceuten  bedeu- 
tungslos ist,  und  indem  kein  chemisch -pharmaceutisches  Arznei- 
mittel der  siebenten  Auflage  der  Preussischen  Pharmakopoe  fehlt, 
ja  sogar  eine  grosse  und  lange  Keihe  solcher  abgehandelt  ist,  die 
in  der  siebenten  Auflage  der  Preuss.  Pharmakopoe  nicht  enthalten 
sind. 

Ausser  sammtlichen  in  der  7ten  Auflage  der  Preuss.  Phar- 
makopoe   aufgeführten    chemisch  -  pharmaceutischen   Arzneimitteln 
enthält  das  Buch  noch   folgende:     Acidum  boricum,    Acid.  hydro- 
cyanatum,   Acid.  citricum,   Acid.  formicum,   Acid.  lacticum,   Acid. 
stibicum,  Acid.  valerianicum,  Aconitin,   Aether  anaestheticus  Ara- 
nii|  Alloxan,  Alumina,  Amygdalin,  Amylen,  Aqua  Magnesiae  üar> 
bonicae,  Atropinum,  Atrop.  valerianicum,  Baryum  chloratum,  Bis- 
muthum  valerianicum,  Brucinum,  €admium,  Cadmiüm  sulfuricuna, 
Calcaria  hypophosphorica,    Calc.  sulfurica,    Calc.  stibiato-sulfurata, 
Calcium  chloratum,  Calcium  sulfuratum,  Chinium,  Chinium  hydro- 
chloratum,    Chinium  valerianicum,   Cinchonium,    Cinch.  hydrochlo- 
ratum,  Codeinum,  Colchicinum,  Coniinum,  Digitalin,  Ferro-Kalium 
cyanatum  flavum,   Ferrum  jodatum  saccharatum,    Ferrum  oxydato- 
oxydulatum,  Ferrum  oxydato  oxydulatum  arsenicicum,  Ferrum  phos- 
phoricum,    Ferrum  reductum,     Hydrargyrum   cyanatum,     Hydrarg. 
oxydulatum  aceticum,    Hydrarg.  oxydulatum  nigrum,    Hydrarg.  et 
Stibium  sulfurata,  Indicum,  Kali  picronitricum,  Kali  stibicum,  Ka- 
lium bromatum,  Kalium  cyanatum,  La^is  calaminaris,  Liquor  Am- 
monii  benzoici,    Liq.  Ammon.  carbonici,    Liq.  Ammon.  pyro-oleosi, 
Liq.  Ferri  oxydati  sülfurici,  Liq.  Ferro-Natri  phosphorici,  Liq.  hol- 
landicus,    Liq.  Stibii  chlorati,    Magnesia  citnca,    Magn.  tartarica, 
Morphium,   Morph,  aceticum,    Natrium  chloratum,    Natrum  chlora- 
tum,   Natrum  chloricum^    Natrum  cholcinicum,    Natrum  hypophos- 
phorosum,    Natrum  nitricum,    Natrum  pyrophosphoricum,    Natrum 
santonicum,    Natrum  subsulfurosum,     Nicotinum,    Nihilum  album, 
Oxalium,  Spiritus  Aetheris  acetici,  Spir.  Aeth.  chlorati,  Spir.  Aeth. 
nitrosi,  Spir.  Ammoniaci  caustici  Dzondii,  Spir.  pyro-aceticus  (Ace- 
ton], Stibio-Calcium  sulfuratum,  Stibio-Natrium  sulfuratum,  Stibium 
sulfuratum  rubeum,  Strychnium,  Urea,  Zincum  cyanatum,  Zincum 
ferro-cyanatum. 

Diese  Eeichhaltigkeit  des  Inhalts  lässt  die  Brauchbarkeit  des 
Buches  für  alle  deutschen  Pharmaceuten,  welche  Landes-Pharma- 
kopöe  auch  ihr  Gesetzbuch  sei,  leicht  erkennen,  namentlich  aber 
dürfen  die  Preussischen  Pharmaceuten  die  Anschäflung  des  Buches 
nicht  etwa  deshalb  scheuen,  weil  es  vor  dem  Erscheinen  der  sie- 
benten Auflage  ihrer  Landes- Pharmakopoe  geschrieben  ist;  es  ge- 
nügt nicht  nur  ihren  Ansprüchen,  sondern  gewährt  noch  viel  mehr. 
Das  Buch  entspricht  dem  Zwecke,  zu  dem  es  geschrieben  ist,  so 
vollständig,  nach  allen  Seiten  hin,  dass  wir  dasselbe  zur  Anschaf- 
fung allen  Pharmaceuten  empfehlen  zu  müssen  glauben. 

Dr.  Geiseler. 

Führer  in  das  Kelch  der  deutschen  Pflanzen.  Eine  leicht 
verständliche  Anleitung,  die  in  Deutschland  wild- 
wachsenden und  häufig  angebauten  Gefässpflanzen 
schnell    und   sicher  zu  oestimmen;    von  Dr.  Moritz 


Literatur,  187 

Willkomm,  Professor  der  Naturgeschichte  an  der 
Königl.  Akademie  für  Forst-  und  Landwirthe  zu  Tha- 
rand.  Mit  7  lith,  Tafeln  und  645  in  den  Text  ein- 
gedruckten Holzschnitten  und  Zeichnungen  des  Ver- 
fassers.    Leipzig,  Hermann  Mendelson.    1863. 

Die  vorliegende  Schrift  ist  eine  Bearbeitung  der  deutschen 
Flora,  wie  wir  bis  jetzt  noch  keine  besitzen,  und  im  Interesse  der 
Wissenschaft  war  es  von  Wichtigkeit,  dass  der  berühmte  Rei- 
fende der  pyrenäischen  Halbinsel  und  Bearbeiter  der  mediter- 
ranen Flora  sich  dieser  Aufgabe  unterzogen  und  nach  meistens 
sebstständigen  Anschauungen,  wie  wohl  Wenige,  durchgeführt  hat. 
Der  bescheidene  Verfasser  nennt  das  Buch  einfach  „Führer  in  das 
üeich  der  deutschen  Pflanzen" :  nach  Durchsicht  desselben  sind  wir 
der  Ansicht,  dass  das  Werk  in  kurzen,  aber  scharf  wissenschaftlich 
begrenzten  Umrissen  ein  dem  Zweck  entsprechendes  Handbuch  der 
Botanik  und  eine  vollständige  Flora  von  Deutschland  enthält. 

In  dem  Vorworte  bespricht  der  Verf.  die  Begrenzung  seines 
Florengebiets,  indem  er  bemerkt,  dass  die  Begrenzung  eines  sol* 
chen,  im  Innern  eines  Continents  gelegenen  Ländercomplezes  immer 
sehr  schwierig  sei,  wenn  man  sich  nicht  streng  an  politische  Grenzen 
binden  will;  aber  bei  einer  umfassenden  Flora  müssten  doch  noth- 
wendig  möglichst  natürliche  Grenzen  gesucht  und  gezogen  werden. 
Der  Verf.  hat  nun  diese  Grenzen  für  seine  Flora  gegen  Norden 
in  den  Küsten  der  Ost-  und  Nordsee  und  gegen  Süden  in  dem 
Südabhange  der  deutschen  Alpen  gefunden  und  diesen  in  dem 
Buche  Rechnung  getragen.  Der  Führer  bewegt  sich  demnach  in 
den  Grenzen  eines  fast  rein  deutschen  Gebiets,  obwohl  der  Verf. 
das  ganze  Elsass  (da  die  Vogesen  im  Westen  die  natürlichen  Gren- 
zen zwischen  der  deutschen  und  der  französischen  Flor  bilden^ 
die  ganze  Provinz  Preussen,  einen  Theil  von  Posen,  dann  ferner 
ausser  Holstein  auch  noch  ganz  Schleswig  und  einen  Theil  von 
Belgien  in  dieses  Florengebiet  gezogen  hat.  Ausgeschlossen  wur- 
den die  ganze  Schweiz,  das  ganze  österreichische  Littorale  des 
adriatischen  Meeres  und  alle  übrigen  nichtdeutschen  Kronländer 
des  österreichischen  Kaiserstaats,  für  welche  Abrundung  der  Verf. 
seine  Gründe  entwickelt. 

Bei  Bearbeitung  des  Führers  hat  der  Verf.  vorzugsweise  die 
classischen  Werke  von  Koch  und  Reich enbach,  dann  Garke's 
Flora  von  Nord-  und  Mitteldeutschland,  2.  Aufl.  Berlin  1851,  Gre- 
nier  und  Godron,  Flore  de  France,  Paris  1848— 1855,  undMaly, 
Flora  von  Deutschland,  Wien  1860  etc.  benutzt. 

Um  einen  Ueberblick  der  in  dem  Buche  abgehandelten  Ge- 
genstände zu  erhalten,  folgt  hier  die  Einleitung. 

I.  Die  Pflanze  und  ihreTheile.  1)  Wurzel.  2)  Achse.  3)  Knospe. 
4)  Blätter.    5^  Blüthe.    6)  Frucht  und  7)  Samen. 

II.  Alphaoetische  Aufzählung  der  erklärungsbedürftigen  Kunst- 
ausdrücke. 

III.  Systemkunde  und  Pflanzenbeschreibung.  Uebersicht  der 
Classen  des  Linne'schen  Systems  und  Uebersicht  des  natürlichen 
Systems. 

IV.  Kurze  Anleitung  zum  Gebrauche  des  Buches  oder  zum  Be- 
stimmen der  Pflanzen.  Erklärung  der  in  den  folgenden  Tabellen 
gebrauchten  Abkürzungen  und  Zeichen,  wie  auch  eine  Anleitung 
zur  Anlegung  eines  Herbariums. 


,4V 


Py> 


5:>'^' 


^' 


i«i. 


^^ 


'>^. 


t'»»  •» 

^V.; 


188 


Lüeratttr» 


A.  Tabellen  zum  Bestimmen  der  Gattungen.  1)  Sporenpflan- 
zen.    2)  Samenpflanzen. 

B.  Tabellen  zum  Bestimmen  der  Arten.  l.Abth.  Sporenpflan- 
zen (Kryptogamen).     2.  Abth.    Samenpflanzen  (Phanerogamen). 

Die  Einleitung  giebt  nun  eine  populäre,  doch  wissenschaftlich 
gehaltene  Beschreibung  der  Pflanze  im  Allgemeinen  in  allen  ihren 
Theilen  und  Vorgängen,  von  dem  Keimen  des  Samens  bis  zur 
Frucht  (Samenreife).  Pag.  19  sind  die  botanischen  Kunstausdrücke 
kurz,  aber  vollständig  und  in  jeder  Beziehung  fasslich  erklärt* 
Pag.  45  handelt  der  Verf.  die  Systemkunde  ab  und  giebt  eine 
Uebersicht  der  Hauptabtheilungen  des  in  dem  Buche  benutzten 
Systems. 

I.  Sporenpflanzen  {Sporophyta\  von  welchen  nur  die  Ge- 
fäss-Kryptogamen  beschrieben.  IL  Samenpflanzen  («Spermo^o- 
phyto).  Diese  zerfallen  a)  in  nacktsamige  Gewächse  iGvrnnosper^ 
mae\  b)  in  bedecktsamige  Gewächse  {Ängio8permae\  und  sind  in 
3  Classen  getheilt,  nämlich  Gymnospermae^  Monocotyledonae  und 
Dicotyledonae  und  bei  jeder  Classe  sind  Unterclassen  und  die  Fa- 
milien untergebracht. 

Pag.  50  sind  praktische  Anleitungen  zum  Bestimmen  der  Pflan- 
zen und  zur  Anlegung  eines  Herbars  gegeben;  mit  Recht  sagt  der 
Verf.  u.  A.;  um  eine  Pflanze  sicher  bestimmen  zu  können,  ist  e» 
noth wendig,  dass  man  vollständige  Exemplare  hat,  Gräser  und  Kräu- 
ter sind  mit  der  Wurzel  auszuheben,  bei  den  Holzgewächsen  sind 
die  Blätter  und  blüthentragenden  Zweige  einzulegen,  denn  abge* 
rissene  Exemplare  seien  zum  Bestimmen  nichts  werth.  Nun  folgen 
Anleitungen  zum  Sammeln  und  Trocknen  der  Pflanzen.  Nach  den 
Erfahrungen  des  Verf.  soll  sich  geleimtes  Papier  zum  Einlegen 
und  Trocknen  meistens  besser  eignen,  als  ungeleimtes  Druck- 
papier; sie  sollen  in  ersterem  leichter  trocknen  und  ihre  natürliche 
Farbe  erhalten,  als  in  dem  letzteren,  und  nur  bei  saftigen  Pflan- 
zen, Orchideen,  Crassulaceen,  miisste  man  ungeleimtes  Papier  zum 
Trocknen  anwenden. 

Dieses  stimmt  nicht  ganz  mit  den  Erfahrungen  des  Referenten 
überein,  indem  ihm  das  Trocknen  fast  aller  phanerogamischen 
Pflanzen  in  ungeleimtem  Druckpapier  immer  besser  gelang,  als  in 
Schreibpapier,  man  muss  aber,  wenn  man  die  Pflanzen  schön  haben 
will,  das  Papier  besonders  im  Anfange  öfters  wechseln  und  zuletzt 
mit  etwas  erwärmtem  Papier  operiren.  Saftige  Pflanzen  werden  am 
schönsten  und  haltb£g*sten,  wenn  man  sie  bei  wechselnden  Papier- 
lagen mit  einem  heissen  Glätteisen  trocken  macht.  Referent  hat 
auf  diese  Weise  getrocknete  Orchideen  und  Crassulaceen,  welche 
sich  über  30  Jahre  im  Herbarium  gut  erhalten  haben. 

Es  soll  aber  hierdurch  nicht  behauptet  werden,  dass  geleimtes 
Papier  zum  Trocknen  der  Pflanzen  ganz  zu  verwerfen  ist,  indem 
dasselbe  in  vielen  Fällen,  besonders  bei  grasartigen  und  mehr  trock- 
nen Pflanzen,  wohl  eben  so  zweckmässig  ist;  nur  wollte  Hefereut 
bemerken,  dass  bei  den  vielen  Tausenden  Pflanzen,  die  er  getrock- 
net, ihm  das  ungeleimte  Papier  meistens  günstigere  Resultate  ge- 
liefert hat. 

Will  man  ein  schönes  und  haltbares  Herbar  haben,  was  den 
Anforderungen  der  Wissenschaft  entsprechen  soll,  so  lege  man  voll« 
ständige  und  gut  getrocknete  Exemplare  hinein  und  sorge  für  ein 
ziemlich  grosses  Papierformat;  Referent  hat  die  Erfahrung  gemacht, 
dass  starkes  ungeleimtes  Papier  auch  zur  Aufbewahrung  im  Her- 
bar zweckmässiger  ist,  als  geleimtes  Schreibpapier,  man  mache  nur 


Literatur,  189 

die  P&cke  nicht  zu  dick  und  umschliesse  dieselbe  2  mal  kreuzweise 
mit  Bindfaden,  so  dass  die  Bänder  mögliebst  aneinander  scbliessen 
und  stelle  sie  dann  in  Mappen  in  einem  verschlossenen  Schranke 
an  einem  etwas  luftigen  Orte  auf.  Keferent  gebraucht  aber  noch 
dieYorsicht,  alle  eingetauchte  oder  angekaufte  Pflanzen  für's  Her- 
bar einer  sogenannten  Quarautaine  zu  unterwerfen,  um  sieh  zu  ver- 
gewissem, ob  darin  sdion  Insekten  vorhanden  sind;  denn  ohne 
diese  Vorsicht  kann  ein  ganzes  Herbar  zu  Grunde  gehen  und  ist 
auch  schon  manches  unbrauchbar  geworden. 

Der  Verf.  schlägt  als  ein  gutes  Präservativmittel  vor,  in  jedes 
Packet  ein  getrocknetes  Exemplar  von  Melüotus  coenUea  zu  legen, 
deren  Geruch  die  Insekten  abhalten  soll;  dann  fleissiger  Gebrauch 
des  Herbars  und  bei  schon  inticirten  Pflanzenpacketen  Backofen- 
wärme oder  in  einem  Bleehkasten  Schwefelalkohol  auf.  sie  einwir- 
ken zu  lassen  etc. 

Pag.  57.  A.  Tabellen  zur  Bestimmung  der  Pflanzengattungen. 
Von  den  813  aufgeführten  Gattungen  gehören  24  den  Sporenpflan- 
zen und  die  übrigen  789  den  Samenpflanzen  an.  Diese  Gattungen 
bat  der  Verf.  nach  eigener  Ansicht  geordnet  und  nach  einer  leicht 
fasslichen  analytischen  Methode  in  jeder  Beziehung  ausreichend 
beschrieben  und  die  wichtigsten  Charaktere  mit  115  in  den  Text 
eingedruckten  Figuren  versinnlicht. 

Pag.  145.  B.  Tabellen  zur  Bestimmung  der  Arten,  welche  den 
grössten  Theil  des  Werkes  bis  pag.  672  einnehmen.  Es  sind  hier 
3406  deutsche  Pflanzenarten  aufgenommen,  von  welchen  63  zu  den 
Gefäss-Kryptogamen  und  die  übrigen  zu  den  Phanerogamen  gehö- 
ren. Die  systematische  Anordnung  dieses  Theiles  des  Führers  ist 
mit  Versetzungen  von  Familien  und  sonstigen  Abweichungen  in 
der  Hauptsache  nach  dem  De  Candolle  Systeme  in  Abtheilungen, 
Classen,  ünterclassen  und  145  Familien  eingetheiU,  mit  dem  ünter- 
fichiede,  dass  der  Verf.  mit  den  niedrigsten  Pflanzengebilden,  den 
Polypodiaceen  R.  Br.,  Osmundaceen  R.  Br.  etc.  anfangt  und  mit 
den  Ranunculaceeu  Jnss.  und  Magnoliaceen  DC.  endet. 

Die  Arten  sind  mit  kurzen,  aber  vollständigen,  oft  von  dem 
Verf.  nach  der  Natur  entworfenen  Diagnosen  versehen  und  um- 
schrieben; die  Hauptcharaktere  sind  wie  bei  den  Gattungen  mit 
Ö29  in  den  Text  des  Buches  eingedruckten  Zeichnungen  und  Figu- 
ren bildlich  dargestellt,  welche  dem  Werke  nicht  allein  einen  wis- 
senschaftlichen, sondern  auch  einen  sehr  praktischen  Werth  geben. 
Die  Beschreibungen  enthalten  femer  nur  die  allerwichtigsten  Va- 
rietäten, welche,  wie  die  nur  sehr  sparsam  angegebenen  Synonyme, 
nach  unserer  Ansicht  bei  einem  solchen  Werke  etwas  mehr  Berück- 
sichtigung verdient  hätten,  da  der  Verf.  dieselbe  doch  etwas  zu 
stiefmütterlich  behandelt  hat;  dann  folgen  Ausdauer,  Blüthezeit, 
gewöhnliche  Fundorte  und  eine  allgemeine  Verbreitungssphäre,  näm- 
lich: Süd-,  Mittel-,  West-  und  Norddeutschland,  Rheingegend  und 
die  verschiedenen  Berg-  und  Alpenländer  von  Deutschland. 

In  weitere  Einzelnheiten  des  Führers  einzugehen,  halte  ich  für 
eine  Recension  nicht  geeignet,  indem  die  mehr  oder  minder  genaue 
Bearbeitung  des  Ganzen  sich  erst  am  ersichtlichsten  bei  dem  mehr- 
fachen Gebrau.che  herausstellen  wird.  Referent  erlaubt  sich  des- 
wegen nur  noch  ^nige  Bemerkungen  und  Berichtigungen  hinzu- 
zufögen,  welche  ihm  bei  Durchsicht  des  Buches  hin  und  wieder, 
besonders  in  Bezug  der  Rheingegend,  aufgefallen  sind. 

Pag.  151,    Equisetum  variegatum  Schleich,    Wächst  nicht  allein 


I-:- ' 


h 


190  Literatur. 

in  Süddeutschland  und  in  den  Bheingegenden,   sondern  auch  an» 
Harze,  in  Schlesien  und  in  Preussen. 

Pag.  168.  Elymus  arenaritis  L.  Findet  sich  nicht  allein  ia 
der  Rheinpfalz,  sondern  auch  am  Niederrhein  hei  Cleve. 

Pag.  372.  Festuca  arenaria  Osb,  Flugsand  an  der  Ostsee.  Ist 
nach  Garke's  Flora  von  Nord-  und  Mitteldeutschland,  1863,  nur 
Festuca  rubra  ß  arenaria  Osb, 

Pag.  176.  Scleropoa  rigida  Oriesb,  SclerocMoa  rigida  Lk,  Fin* 
det  sieh  auch  in  der  Hheingegend  bei  Aachen  und  Eupen. 

Pag.  184.   Aira  uliginosa  Weihe,   Wachst  auch  am  Niederrhein, 

Pag.  192.  Alepecurus  utriciUaius  L,  Ist  auch  an  der  West- 
grenze von  Deutschland  im  Mosel-  und  Saarthale  zu  finden. 

Pag.  197.    Carex  pauciflora  Lightf,    Wächst  auch  in  der  Rhein- 
.  gegend. 

Pag.  209.  Carex  laevigata  Sm.  Ist  auch  am  Niederrhein  in 
der  Flora  von  Cöln  aüfgefanc|en  worden. 

Pag.  211.  Carex  Marssoni  Auerswald,  Waldsümpfe  bei  Wol- 
gast.  Soll  nach  Garke's  Flora  von  Nord-  und  Mitteldeutschland, 
1863,  nur  Synonym  sein  von  Carex  flava  L. 

Pag.  212.  HeUocharis  multicaulis  Koch,  Findet  sich  auch  in 
der  Gegend  von  Mühlheim.    Flora  von  Cöln. 

Pag.  213.  Scirpus  cäespitosus  L.  Wachst  nicht  allein  in-Nord- 
deutschland,  sondern  auch  in  Mittel-  und  Westdeutschland. 

Pag.  216.  Eriophorum  gracile  Koch,  Findet  sich  auch  in  West- 
deutschland und  am  Niederrheio. 

Pag.  222.   Stratiotes  aloides  L.   Auch  am  Niederrein  bei  Cleve. 

Pag.  224.  Orchis  sambucina  L.  Auch  im  südwestlichen  Deutsch- 
land in  den  Nahegegenden. 

Pag.  226.  Ophrys  aranifera  Huds,  Findet  sich  auch  in  West- 
deutschland in  den  Khein*  und  Moselgegenden. 

Pag.  227.  Aceras  anthropophora  R,  Br,  Findet  sich  nicht  am 
Niederrhein,  sondern  am  Mittelrhein  und  an  der  Westgrenze  der 
Obermosel  bei  Trier. 

Pag.  290.  Petasites  albiis  Gaertn,  Ist  auch  in  Westdeutsch- 
land bei  Olsdorf,  Flora  von  Trier,  aufgefunden  worden. 

Pag.  300.  Filago  neglecta  D  C.  Namur  liegt  nicht  am  Nie- 
derrhein, sondern  in  Belgien  an  der  Maas. 

Pag.  304.  Artemisia  borealis  Polin,  Ist  für  Tyrol  neu.  Ge- 
röll an  Alpenbächen,  Grossglockner  etc, 

Pag.  345.  Hieracium  Hausmanni  Rchb,  Alpentriften  in  Tyrol, 
ist  nach  Neil  reich  eine  hybride  Form  von  H,  Pilosdla  auran- 
tiacum  Hegetsch  u,  Heer. 

Es  sind  hier  an  64  Hieracium-Arten  beschrieben,  von  welchen 
10  für  Bastarde  erklärt  werden. 

Pag.  365.  Campanula  patula  L,  Ist  nicht  überall  in  Deutsch- 
land eine  gemeine  Pflanze,  dieselbe  ist  u.  a.  auf  der  linken  Rhein- 
seite  sehr  selten. 

Pag.  370.  Galium  Wirtgeni  Fr.  JSchUz.  Wiesen  im  Rhein-  und 
Nahethale.    Ist  als  Art  aufgenommen. 

Pag.  379.  Ledum  palustre  L,  Das  Vorkommen  dieser  Pflanze 
auf  Torfmooren  der  Ebenen  und  Gebirge  als  häufig  wachsend  an- 
zugeben, ist  nicht  correct  und  kann  wohl  nur  theilweise  für  Nord- 
deutschland maassgebend  sein;  denn  in  Süd-,  West-  und  Mittel- 
deutschland ist  die  Pflanze  sehr  selten  und  oft  in  ganzen  Provin- 
zen und  Ländern  nicht  zu  finden. 


m... 


Literatur.  191 

Pag.  381.  Armeria  purpurea  Koch,  Ist  als  Var,  ß  purpurea 
M,  et  K,  zu  Armeria  eUmgata  gezogen. 

Pag.  399.  Pvlmonana  saccharata  MiU,  Die  Pflanze  in  der 
Provinz  Preussen  ist  nach  Garke's  Flora  von  Nord-  und  Mittel- 
deutschland nicht  die  echte  Pflanze,  sondern  P.  officinalia  folii$ 
maculatis. 

Pag.  404.  Echinoapermum  deflexum  Lehm.  Ist  für  das  südwest- 
liche Deutschland  sehr  zweifelhaft  und  der  Fundort  Birkenfeld 
beruht  auf  einer  Verwechselung. 

Pag.  415.  Anarrhinum  beUidifolium  Des/.  In  der  Flora  von 
Trier  sind  genau  die  Grenzen  angegeben^  wo  und  wie  weit  diese 
seltene  Pflanze  wächst,  nämlich  vorzugsweise  an  den  Abhängen  des 
bunten  Sandstein-  und  Thonschiefer-Gebirges  der  oberen  Mosel  und 
der  unteren  Saar  bei  Trier  und  in  der  Gegend  von  Trier,  Mosel 
abwärts  bis  zum  Buwerthal,  aber  nicht  bei  Berncastel,  welches 
circa  10  Stunden  tiefer  liegt.  Die  Exemplare,  welche  der  Apothe- 
ker Brewer  von  Berncastel  seiner  Zeit  an  Koch  sendete,  waren 
nicht  dort,  sondern  bei  Trier  gesammelt. 

Pag.  426.  Eupkrasia  lutea  L,  Findet  sich  auch  zerstreut  durch 
die  Rheingegenden. 

Pag.  432.  Anagallis  teneUa  L.  Ist  auch  am  Niederrhein  auf- 
gefunden worden. 

Pag.  435.    Primula  acaulis  Jacq,    Ebenso. 

Pag.  458.  Meum  athamanticum  Jacq.  Wächst  auch  in  der 
Bheingegend,  Westeifel  und  auf  dem  hohen  Venu  häufig. 

P^.  479.  TiUaea  mvscosa  L.  Kommt  auch  am  Niederrhein 
bei  Cleve  vor. 

Pag,  481.  Sedum  trevirense  Rosbach  (nicht  i2oa:6.).  Ist  von  dem 
Verf.  als  S.  reflexum  ß  intermedium  Willd.  aufgenommen. 

Pag.  509.  Ruhus.  Diese  sind  nur  mit  einigen  Arten  vertre- 
ten, obwohl  ausser  den  wirklichen  hybriden  Formen  doch  noch 
manche  gute  Art  beschrieben  worden  ist. 

Pag.  510.  PotentiUa  aplendefis  Ramond.  Im  Steiger  bei  Erfurt 
und  bei  Nordhausen.  Soll  nach  Garke's  Flora  1863  nicht  die 
erse  Pflanze  Ramond 's,  sondern  P.  splendens  der  Autoren,  P.  hy- 
hrida  WaUr.  ein  Bastard  von  P.  alba  aterüia  Garke    sein. 

Pag.  578.  AUhaea  hirsuta  L.  Findet  sich  auch  auf  dem  Kalk- 
gebirge der  Obermosel  bei  Trier. 

Pag.  585.  Illicebrum  verticiUatum  L.  Ist  auch  am  Nieder- 
rhein von  Cöln  abwärts  verbreitet. 

Pag.  615.  Helianthemum  guttatum  MiU,  Ist  als  Tuberaria  vor- 
riabilis  WiUk.  beschrieben. 

Pag.  626.  Siaymbrium  austriacum  Jacq.  S.  mvUisüiquosum 
Hoffm.  Findet  sich  auch  an  mehreren  Stellen  in  der  Pr.  Khein- 
provinz  an  Abhängen  im  Rhein-  und  Moselthale. 

Pag.  627.  Sisymbrium  acutangtdum  DC.  Auch  vom  Verf.  als 
selbstständige  Art  aufgenommen;  kommt  auch  in  der  Gegend  von 
Aachen  und  Eupen  vor. 

Pag.  650.  Polygala  Lejeunii  Boireau.  Blüthen  rosenroth,  ßlü- 
thentraube  abgerundet,  armblüthig,  locker.  Rosetten blätter  sehr 
klein,  meist  kürzer  als  die  lineal-lanzettlichen  Stengelblätter.  %. 
6.  Auf  Galmeiboden  bei  Aachen.  —  Nach  der  Diagnose  ist  die 
Pflanze,  welche  ich  früher  auf  Galmeiboden  an  kahlen  Bergstellen 
bei  Aachen  gesammelt  habe,  wohl  nur  Varietät  der  P.  vulaaris, 
und  zwar  C.  procumbena  Kaltenbach  in  seiner  Flora  des  Aachener 
Beckens,  1844.  , 


T* 


•1  i 


s^    ■■ 


,4 

fr 


B> 


192  Literatur. 


Pag.  652.  Nymphaea  Kostdetzki  PaUiardi.  Ist  vom  Verf.  als 
Belbststäudige  Art  aufgenommen,  mit  der  Diagnose:  „Fruchtknoten 
dicht  zottig^    21..  6  —  8.    Böhmen.  ^ 

Obige  Bemerkungen,  die  bei  einer  späteren  Auflage,  welche 
wir  ohne  Zweifel  von  einem  solchen  Werke  erwarten  können, 
sind  leicht  zu  berichtigen,  sie  haben  auch  im  Allgemeinen  auf  den 
Werth  des  Buches  keinen  erheblichen  £influ8s,  und  mau  kana 
demnach  mit  vollem  Rechte  dasselbe  dem  Botaniker,  wie  jedem 
^'  '  Freunde  dieser  Wissenschaft  besonders   für   den   Bereich   unserer 

t^V  vaterländischen  Flora  nur  empfehlen.    Nun  folgt  noch  ein  vollstän- 

diges Register  der  lateinischen  und  deutschen  Gattungsnamen  und 
das  Ganze  schliesst  würdig  mit  7  Tafeln  Abbildungen,  welche  zur 
Erläuterung  der  botanischen  Kunstsprache  dienen. 

Dr.  Löhr. 


Professor  EerTs  Anleitung  zum  Löthrohrprobiren. 

<•  Welchen   hervorragenden   Theil  der  Analyse   die   Löthrohr- 

l;  .  probirkunst   einnimmt,    wissen   die   Mineralogen   und   Metallurgen 

I  \  wohl   zu   schätzen;    doch  wäre  es  wüuschenswerth,  wenn  sie  auch 

r;  von  den  Pharmaceuten  mehr,  als  es  bisher  geschieht,  geübt  wird, 

'>  da  dieselben  durch  ihre  Stellung  gerade  so  häufig  um  üntersuchun- 

^*  gen    angegangen  werden.     Der  in  Clausthal   in  zweiter  sehr  ver- 

mehrter Auflage' erschienene  Leitfaden  bei  qualitativen  und  quan- 
^.  titativen  Löthrohr  -  Untersuchungen  vom  Professor  Bruno  Kerl, 

i  Lehrer  an  der  Bergschule  daselbst,  giebt  ihnen  Gelegenheit,  sich 

selbstständig  in   dieser  Kunst   weiter   zu    bildep,   giebt   ihnen    ein 
Schema,  zusammengesetztere  Körper  in  kurzer  Zeit  qualitativ 
zu  untersuchen;   ferner  genaue  Vorschriften,  den  Gehalt  der  wich- 
..  •  tigeren  Metall  Verbindungen  mittelst  des  Löthrohrs   schnell  quan- 

titativ zu  bestimmen,  eine  Kunst,  die  vielen  Pharmaceuten  noch 
;:  durchaus   unbekannt   ist.     Trotz  seiner  ausserordentlichen  Reich- 

y'  haltigkeit  ist  es   bei  weitem  nicht  so  voluminös  und  deshalb  über- 

^  sichtlicher,  als  Plattner's  bekanntes  Werk.     Die  Ausstattung  des 

Büchleins  ist  vortreflflich.    Haben  wir  auch  keinen  Mangel  au  An- 
leitungen zum  Löthrohrprobiren,  so  empfiehlt  sich  doch  dies  Werk 
s  des  berühmten  Verfassers  ganz  besonders  durch  seine  Klarheit  für 

solche,  welche  auf  das  Selbststudium  angewiesen  sind. 

H.  H. 


Hofbuehdruckeroi  der  Gebr.  Jänecke  zu  Hannover. 


ARGHIf  DERJHIRMCIE. 

CLXVL  Bandes  drittes  Heft. 

I.  Physik,  diemle  nnd  praktteche 

Pharmaele. 


Ueber  die  dem  Rose'schen  Verfahren  bei  Nachwei* 
81111g  von  Blntspnren  vindicirte  Bedeutung; 

von 

Dr.  R.  Kenaper 

zu  Bisaendorf  bei  Osnabrück*). 

üer  Herr  Land-Physicus  Dr.  Erpenbeck  zu  Mep- 
pen  hat  Ansichten  über  Nachweisung  von  Blutspuren  mit- 
getheilt;  welche  sich  auf  Versuche  stützen,  deren  Resultate 
mit  allbekannten  und  als  richtig  anerkannten  Thatsachen  im 
Widerspruch  stehen.  Durch  zahlreiche  Prüfungen  glaubt 
Herr  Erpenbeck  z.B.  dargethan  zu  haben,  dass  bei 
Anwendung  des  von  Rose  empfohleneil  Verfahrens  viele 
stickstoffhaltige  Substanzen  kein  Berlinerblau  bilden;  die 
Mehrzahl  dieser  Substanzen  lieferten  Herrn  Erpenbeck 
^elbe  oder  braune  Niederschläge,  die  bei  längerem  Stehen 
der  sauren  Flüssigkeit  wohl  dunkler,  aber  nie  blau  wurden. 

Wenngleich  es  auch  für  diejenigen  Leser,  welche 
sich  nur  oberflächlich  mit  Chemie  beschäftigt  haben,  kaum 
eines  Hinweises  auf  die  Lehrbücher  der  organischen  Che- 
mie**) bedarf,  um  erkennen  zu  lassen,  dass  die  Versuche 
Herrn  Erpenbeck 's  ein  Resultat  gegeben  haben,  welches 
bei  richtiger  Ausführung  derselben  nicht  hätte  erhalten 
werden  können,  so  möchten  doch  vielleicht  Einige  der 
Ansicht  sein,  dass  Versuche  nur  durch  Versuche  wider- 
legt werden  können;  ich  werde  mir  daher  erlauben,  spä- 


*)  Vom  Hm.  Verfasser  im  Separatabdruck  eingesandt. 
**)  Gmelin's  Handbuch  IV,  128.    Gorup-Besanez,  Zooefaem. 

Analyse  (1854)  S.  53. 
Arch.d.Pharm.CLXVI.Bd8.3.Hft.  13 


>  ■;■ 

".■Sl.. 


st*'  • 


^ 


194  Kemper^ 

ter  einige  der  von  mir  vorgenommenen  Prüfungen  anzu- 
führen; welche  den  Ausspruch  unseres  verehrten  Rose, 

1^ ;:  dass  durch  das  von  ihm   empfohlene  Verfahren  nur  die 

%■■.■■;  Gegenwart  einer  stickstoffhaltigen  organischen   Substanz 

angezeigt  werdo;  vollständig  bestätigen. 

Nach    Herrn    Erpenbeck    soll    es    nicht   zu   be- 
zweifeln   sein ,    wie    wichtig    und   forderlich    zur  Erzie- 

W^y^^  .lung  eines  blauen   Niederschlages    die  Anwesenheit   des 

Eisens^  und  zwar  eines  .qualificirten  Eisenantheils,  während 
des  Verbrennens    der   verdächtigen  Flecke    im   Glasrohr 

p  sei.   —   Dieser  Ansicht  kann  ich  nicht  beistimmen^    da 

beim  Ros ersehen  Verfahren  durch  Schmelzen  im  Glas- 
rohr  nicht  Blutlaugensalz  oder  die  ihm  analoge  Natrium- 
verbindung, sondern  einfach  Cyannatrium  sich  bilden 
soll;  wird  die  Lösung  der  Schmelze  darauf  mit  Eisen- 
oxyduloxydlösung  versetzt,  so  werden  diese  .Oxyde  durch 
das  gleichfalls  vorhandene  Aetznatron  gefallt,  und  erst 
jetzt  bildet  sich  aus  dem  Cyannatrium  und  dem  Eisen- 
oxydul  die  dem  Blutlaugensalz  entsprechende  Natriumver- 
bindung; welche,  nach  dem  Uebersättigen  mit  Säure,  mit 
dem  zugesetzten  Eisenoxydsalze  Berlinerblau  erzeugt. 

Wie  man,  wenn  richtig  gearbeitet  wurde,  nach  hin- 
reichendem Säurezusatz  einen  gelben  oder  braunen  Nieder- 
schlag erhalten  kann,  der.  nach  öfterm  Uebergiessen  mit 

^^ :,  frischem  Wasser  dunkler  werden  soll,    ist  mir  ein  Räth- 

sel;  man  kann  nur  einen  blauen  Niederschlag  oder,  bei 
Abwesenheit  von  Stickstoff,  eine  klare  Flüssigkeit  erhal- 
ten, welche  nur  dann  weissliche  Flocken  absetzt,  wenn 
durch  heftiges  Schmelzen  Kieselerde  aus  dem  Glase  oder 
den  Aschenbestandtheilen  der  organischen  Substanzen  auf- 
genommen wurde. 

Ist  eine  Reaction  auf  Entstehung  eines  Niederschlages 
gegründet,  so  richtet  sich  die  Schärfe  derselben  nach 
der  Auflöslichkeit  des  Niederschlages  in  dem  angewand- 
ten Menstruum;  absolut  unlöslich  möchten  wohl  wenige 
Stoffe  sein.  Wenn  nun  auch  bei  vorsichtiger  Ausführung 
des  Schmelzens  stickstoffhaltiger  organischer  Substanzen 
mit  Natrium    stets   eine    entsprechende   Menge    Cyanna- 


^^•- 


1^ 


Üose^sches  Verfahren  hei  Nachweimng  von  Blutspuren.  195 

trium  sich  bildet,  so  kann  dieselbe  doch  unter  Umständen 
so  gering  sein,  dass  nach  dem  Eisenzusatze  und  Ueber- 
Bättigen  mit  Säure  weder  ein  Niederschlag  von  Berliner- 
blau,  noch  eine  grünliche  Färbung  entsteht.  In  diesem 
Falle  ist  jedoch  der  Stickstoffgehalt  so  unbedeutend,  dass 
er  für  die  Praxis  keine  Wichtigkeit  hat,  wie  ich  aus 
dem  weiter  unten  aufzuführenden  Versuche  mit  Urin 
schliessen  zu  dürfen  glaube.  Zu  beachten  ist  aber,  dass 
auch  stickstoffreichere  Substanzen  bei  Anwendung  dieses 
Verfahrens  kein  Berlinerblau  erzeugen,  wenn 

1)  durch  Benutzung  eines  zu  weiten  Glasrohrs  und 
bei  zu  anhaltendem  Glühen  das  Cyannatrium  in 
cyansaures  Natron  verwandelt  ist^  und 

2)  man  nicht  Sorge  trägt,  dass  das  schmelzende  Natrium 
mit  der  organischen  Substanz  oder,  richtiger,  der 
stickstoffhaltigen  Kohle  in  innige  Berührung  kommt. 

Herr  Erpenbeck  nennt  eine  Anzahl  der  von  ihm 
untersuchten  Substanzen,  welche  nach  der  angeführten 
Behandlung  keinen  blauen  Niederschlag  lieferten;  ich 
wählte  von  diesen  verschiedene  und  prüfte  dieselben  nach 
dem  Ros ersehen  Verfahren,  nachdem  ich  mich  auvor 
überzeugt  hatte,  dass  das  Leinen,  auf  welchem  die  Stoffe 
eingetrocknet  wurden,  keinen  Stickstoff  enthielt.  Blut, 
Nasenschleim,  Trachealschleim,  Käse,  Kahm,  Urin  gaben 
theils  sofort,  theils  nach  etwa  halbstündigem  Stehen  einen 
deutlichen,  rein  berliner  blauen  Niederschlag;  Speichel  er- 
zeugte erst  nach  einiger  Concentration  durch  Verdampfen 
einen  geringen,  Milchkaffee  und  Cochenilledinte  keinen 
Niederschlag.  Wollenzeug  (Tuch),  mochte  dasselbe  nun 
grün  oder  schwarz  gefärbt  sein,  lieferte  bei  Behandlung 
nach  Rose 'scher  Weise  augenblicklich  einen  Niederschlag 
von  Berlinerblau. 

Diese  Versuche  beweisen  vollständig,  dass  Herrn 
Erpenbeck *s  Angaben  irrig  sind,  und  bin  ich  über- 
zeugt, dass  der  geehrte  Herr  aus  den  meisten  der  von 
ihm  mit  negativem  Resultate  untersuchten  Substanzen 
einen   rein    berlinerblauen    Niederschlag    erzielen    wird, 

wenn  derselbe  auf  folgende  Weise  verfahrt.     Stückchen 

13* 


l 


.»,._ 

r""' 
a^-" 


HP  '-•  • 


V«.' 


-'■. 


;t-    -. 


5«.v  , 


196  Kemper, 


Leinen  werden  durch  einmaliges  Eintauchen  oder  Be- 
streichen mit  den  zu  prüfenden  Stoffen  versehen  und  von 
dem  so  präparirten  Leinen  ein  3  Millim.  breites  und  4  Millim. 
langes  Stückchen  zu  einem  Versuche  benutzt.  Die  unten 
l^t  zu   einer    kurzen  Spitze    ausgezogenen   Glasröhrchen^    in 

^•ii  welchen  ich  das  Schmelzen  vornahm/  waren  7  —  8  Centim. 

laug  und  hatten  3  Millim.  innere  Weite;  es  wurde  zunächst 
fe^,  eini  Stückchen  Natrium   in  das  Rohr  gegeben,   dann  das 

^■'■.  zu  untersuchende   Leinen  und   dieses  wieder  mit  einem 


!^^,.>  oder  zwei  Stückchen;  Natrium  bedeckt.    Nachdem  anfangs 

tfej.  ^^^^  ^^^  einfachen  Weingeistlampe  geglüht  war,    wurde 


später  die  Hitze  durch  Anwendung   eines  Löthrohrs  ver- 
pf  V  stärkt,    um   das  überschüssige  Natrium   zu  verflüchtigen. 

El^  0,300  Grm.  Natrium  reichen  für  15  Versuche  aus. 

m&':"'-  Um  die  Schärfe  der  Reaction  darzuthun,    wurde  ein 

65  Millim.  breites  und  70  Millim.  langes  Stück  Leinen 
gewogen,  dann  in  Urin  getaucht  und  wieder  gewogen; 
es  hatte  1,250  Grm.  an  Gewicht  zugenommen.  Nach 
dem  Trocknen  wurde  ein  3  Millim.  breites  und  4  Millim. 
langes  Stückchen,  also  etwa  ^/sgQ,  abgeschnitten  und  aus 
^>^\  diesem  ein  deutlicher  Niederschlag  von  Berlinerblau  erhal- 

^  ten.      Nimmt  man   an,    1000  Th.  Urin  enthalten   20  Th. 

Harnstoff,  so  würden  in  dem  zum  Versuche  benutzten 
Stückchen  2^/390  Milligrm.  Harnstoff  oder  *%go  (etwa  1/24) 
Milligramm  Stickstoff  vorhanden  gewesen  und  letzterer 
nachgewiesen  sein.  Da  nun  aber  Harnstoff  nicht  der 
alleinige  stickstoffhaltige  Bestandtheil  des  Harns  ist,  und 
man  einwenden  könnte,  dass  durch  ungleichmässiges  Ein- 
,i^  trocknen  des  Urins  gerade  der  zum  Versuche  benutzte 

Theil  des  Leinens  reicher  an  Stickstoff  gewesen,  so  erhellt, 
dass  freilich  obige  Zahlen  keine  absolute  Richtigkeit  in 
Anspruch  nehmen  können,  aber  dennoch  einigermaassen 
die  Schärfe  der  Reaction  erkennen  lassen. 

Es  ist  demnach  der  von  Hm.  Erpenbeck  aufgestellte 

Satz: 

„Wo  das  Ros  ersehe   Verfahren  des  Glühens  des 

verdächtigen  Fleckes  mit  Natrium  in  der  Glasröhre  sofort 

oder  doch   bald    ohne  Weiteres    einen   berlinerblauen 


Landerer f  über  Salicin  im  Harne.  197 

Niederschlag  giebt,    während   die  unbefleckte  Substanz 
selbst  es  nicht  thut^    da  rührt  der  Fleck  sicher  von 
Blut  her.     Es  ist  vorzüglich  dort  anzuwenden^    wo  die 
Flecke  klein  und  im  Wasser  schwer  löslich  sind**, 
durchaus  unhaltbar;   es  muss  heissen:  so  kann  derselbe* 
von  Blut  herrühren.    Dass  Fettflecken  bei  der  Rose'schen 
Probe   kein  Berlinerblau  geben,   ergiebt  sich   aus   ihrem 
Mangel  an  Stickstofl: 

üeber  Salicin  im  Harne; 

von 

Dr.  X.  Landerer. 


Ein  mir  sehr  befreundeter  junger  Mann,  der  jedes 
Jahr  am  Wechselfieber  litt  und  dagegen  viele  Unzen 
Chinin  und  China-Präparate  genommen,  hatte  eine  solche 
Abneigung  gegen  dasselbe  erhalten,  dass  er  sich  nicht 
mehr  entschliessen.  konnte,  solches  zu  nehmen.  Man 
rieth^  diesem  Patienten  Salicin  zu  geben,  und  sei  es  nun 
der  Glaube,  dass  dieses  ihm  nützen  würde,  er  nahm  es 
und  das  Fieber  blieb  aus.  Der  Patient  nahm  später 
noch  mit  Vergnügen  jeden  Morgen  einige  Gran  Salicin, 
um  sich  vor  dem  Fieber  zu  schützen.  Da  ich  in  frühe- 
ren Jahren  Gelegenheit  hatte,  die  Gegenwart  von  Chinin 
im  Harne  der  Fieberkranken  aufzufinden,  so  untersuchte 
ich  auch  diesen  Harn  auf  einen  Salicingehalt.  Der  Pa- 
tient hatte  ungefähr  2  Quentchen  Salicin  in  Pulverform 
zu  sich  genommen.  Zur  Auffindung  desselben  hatte  ich 
3  Pfund  dieses  Harns,  der  einen  sehr  bittern  Geschmack 
besass,  im  Wasserbade  mit  der  grössten  Vorsicht  zur 
Honigconsistenz  abgedampft,  diese  dicke  syrupähnliche 
HarnfltlsBigkeit  in  Weingeist  geschüttet  und  mit  demsel- 
ben auf  Zusatz  von  sehr  verdünnter  Schwefelsäure  meh- 
rere Stunden  in  Digestion  gesetzt.  Die  erhaltene  wein- 
geistige Lösung,  welche  jedoch  noch  sehr  gelb  gefärbt 
war,  wurde  von  Neuem  mit  Thierkohle  digerirt  und  nach 
einer  mehr  oder  weniger  bewirkten  Entfärbung  zur  Trockne 
verdampft.    Dieser  Bückstand  gab  mit  concentrirter  Schwe^ 


^1 


198      Ludvdg,  Vorkommen  von  Saligenm  im  Biere. 

feisäure  eine  röthliche  Färbung,  die  jedoch  nicht  so  in- 
tensiv hervortritt  als  bei  dem  reinen  Salicin;  was  den 
mit  aufgelösten  Extractiv^tofFen  zuzuschreiben-  ist.  Ein 
anderer  Theil  dieses  Rückstandes  mit  Salzsäure  längere 
''Zeit  gekocht;  verursachte  eine  bedeutende  Trübung  und 
nach  dem  völligen  Erkalten  bildete  sich  ein  feinkörniger 
krystallinischer  Niederschlag,  den  ich  für  das  Saliretin 
hielt;  so  dass  ich  aus  diesen  Erscheinungen,  wie  aus  dem 
bittern  Geschmack  an  der  Existenz  des  Salicins  in  dem 
untersuchten  Harne  nicht  den  geringsten  Zweifel  hege. 

Vorkommen  von  Saligenm  im  Biere; 

von 

Dr.  H.  Ludwig. 

Von  einem  befreundeten  Apotheker  wurde  mir  eine 
kleine  Menge  von  Flüssigkeit,  welche  aus  1  Seidel  ver- 
dächtigen Bieres  durch  Fällen  desselben  mit  Bleizucker, 
Behandeln  des  Filtrats  mit  HS,  Eindampfen,  Ausziehen 
des  Rückstandes  mit  Weingeist  und  Verdampfen  des  Wein-- 
geistes  gewonnen  war,  zur  Prüfung  auf  einen  etwaigen 
Qehalt  an  Strjchnin  oder  Pikrotoxin  zugesendet.  Mit 
Natronlauge  alkalisch  gemacht,  dreimal  hintereinander  mit 
Aether  geschüttelt,  die  abgehobenen  Aetherauszüge  ver- 
dunstet, blieb  eine  geringe  Menge  farblosen  Rückstandes, 
der  empfindliches  geröthetes  Lackmuspapier  nicht  bläute, 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  zusammengerieben  sich 
deutlich  röthete,  welche  Röthung  aber  nach  Zusatz  eini^ 
ger  Körnchen  chromsauren  Kalis  sich  nicht  in  Violett 
ändert,  aber  nicht  von  Strychnin  herrührte.  Die  mit 
Aether  geschüttelte  Flüssigkeit  würde  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  angesäuert,  aber  noch  mit  Aether  ge- 
schüttelt, der  abgehobene  Aether  verdunstet,  der  farblose^ 
sauer  reagirende  Rückstand  mit  Kupfervitriollösung,  dann 
mit  überschüssiger  Natronlauge  vermischt  und  gekocht 
Es  trat  keine  Reaction  zu  Kupferoxjdul  ein,  womit  die 
Abwesenheit  des  Pikrotoxins  dargethan  war.  Die  ur« 
sprüngliche  Flüssigkeit  schmeckte  anfangs   kaum   bitter, 


Verunreinigungen  des  metailischen  Wismuihs.        199 

erst  nach  einiger  Zeit  trat  ein  bitter  kratzender  Nach- 
geschmack auf.  Ich  yermuthete  deshalb  in  dem  frag- 
lichen Biere  Salicin  und  Saligeuin;  letzteres  löst  sich 
in  Aether  und  wird  von  concentrirter  Schwefelsäure  ge- 
röthet.  Das  fragliche  Bier  ist  anstatt  mit  Hopfen  mit 
Weidenrinde  gekocht  worden,  um  ihm  bitteren  Geschmack 
zu  geben. 

Yerimremigiuigen  des  metallisehen  Wismnths; 

von 

Dr.  X.  Lab  derer. 


Da  ich  viel  Gelegenheit  hatte^  mich  mit  der  Berei- 
tung des  Wismuth-Subnitrats  zu  beschäftigen  und  mir  bei 
der  Lösung  des  Metalls  Erscheinungen  vorkamen,  die 
ich  mir  nicht  zu  erklären  im  Stande  war,  so  überzeugte 
ich  mich,  dass  ich  es  oftmals  mit  Wismuth  zu  thun  hatte, 
das  vielleicht  entweder  absichtlich  öder  auch  zufällig  Bei- 
mengungen hatte.  Beimengungen  von  Silber  oder  Kupfer, 
die  npr  vorgekommen,  sind  gewiss  keine  absichtlichen 
und  lassen  sich  leicht  erklären,  da  die  meisten  Wismuth- 
erze^  aus  denen  das  metallische  Wismuth  theils  durch 
einen  Saigerungs-,  theils  durch  einen  Schmelzprocess  ge- 
wonnen wird,  silberhaltig  sind.  Vor  allem  glaube  ich 
nun  der  folgenden  wahrscheinlich  absichtlichen  und  straf- 
baren Beimengungen  zu  gedenken.  Ich  löste  das  Wis- 
muth, das  mir  schon  von  Anfang  an  wegen  der  mehr 
grauen  Farbe,  des  matten  Glanzes,  der  weniger  blätteri- 
gen Structur,  des  starken  Rauches  vor  dem  Löthrohre 
u.  s.  w.  als  verdächtig  vorkam,  in  Salpetersäure,  es  bil- 
dete sich  unter  dem  ungelösten  Metalle  ein  starker  Ab- 
satz eines  weissen  Pulvers,  dessen  Menge  zunahm,  je 
mehr  Salpetersäure  ich  zur  Lösung  anwendete,  so  dass 
ich  mir  diese  Erscheinung  gar  nicht  erklären  konnte. 
Diesen  unlöslichen  Rückstand,  den  ich  auf  ungefähr  25 
bis  30  Proc.  schätzte,  legte  ich  bei  Seite,  um  "ihn  genauer 
zu  untersuchen.  Derselbe  bestand  theils  aus  ungelöstem 
Wismuth  und  wurde  mit  dem  in  Rede  stehenden  weissen 
Pulver  vermengt,  durch  Kochen  in  Salzsäure  aufgelöst, 


1 


200  Landerer,  über  Phosphoroxyd. 

und  diese  Lösung  gab  durch  alle  auf  Antimohium  gege- 
benen Beagentien  die  Gegenwart  dieses  Metalles  zu  er* 
kennen.  Auf  Zusatz  von  Schwefelammonium  zu  der  mit 
Ammoniak  genau  gesättigten  Flüssigkeit  zeigte  sich  der 
für  dieses  Metall  charakteristische  pomeranzengelbe  Nie- 
derschlags und  auch  durch  die  Marsh'sche  Methode  wur- 
den die  Antimonflecken  erhalten.  D6m  zu  Folge  war 
dieses  Bismuthum  metalUcum  antimonhaltig  und  die  dem 
Wismuth  beigeschmolz^ne  Menge  auf  ungefähr  20  bis 
30  Proc.  anzunehmen. 

Dass  aus  einer  solchen  strafbaren  Verfälschung  mit- 
telst Antimonium  bei  den  von  Tag  zu  Tag  sich  steigern- 
den Preisen  des  Wismuths  dem  Verfalscher  ein  bedeuten- 
der  Gewinn  zukommt,  ist  leicht  einzusehen.  Da  ich  nicht 
weiss,  ob  diese  ArfT  der  Beimengung  des  Antimons  zum 
Wismuth  auch  anderen  Collegen  schon  vorgekomm^i 
und  ob  solche  zur  Sprache  gekommen  ist^  so  hielt  ich  es 
für  nützlich,  die  vorstehende  Mittheilung  zur  allgemeinen 
Kunde  zu  bringen.  Bemerken  will  ich  dabei  noch,  dass 
nach  dem  Oriente  nicht  die  reinsten  Producte  des.  Aus- 
landes kommen,  theils  des  Gewinnstes  wegen,  theils  in 
der  üeberzeugung,  dass  der  Besteller,  der  sein  Augen- 
merk besonders  auf  die  Wohlfeilheit  richtet,  diese  Pro- 
ducte, mögen  sie  nun  Kunst-  oder  Naturproducte  sein, 
nicht  genau  kennt  Und  nicht  zu  untersuchen  versteht. 


Deber  Phospliorozyd; 


von 


Demselben. 


Ich  wollte  mir  nach  der  allbekannten  Methode  phos- 
phorige Säure  darstellen,  legte  mehrere  Phosphorstangen 
in  eine  sehr  weithalsige  Flasche  und  stellte  sie  an  einen 
feuchten  Ort.  Ein  unglücklicher  Zufall  wollte  es^  dass  die 
heissen  Strahlen  der  Mittagssonne  auf  das  Glas  fielen, 
der  Phospho»  begann  nun  zu  brennen  und  statt  phospho- 
riger Säure  erhielt  ich  phosphorsaures  Fhosphoroxyd. 
Diese  Entzündung  ereignete  sich  in  meiner  Abwesenheit; 


Rammehhergy  chemische  Natur  des  Roheisens  etc,     201 

ah  ich  am  andern  Tage  das  Glas  aufsuchte^  sah  ich  zu 
meinem  Schrecken  die  innem  Wände  des  Glases  mit 
den  verschiedensten  und  prächtigsten  Schattirungen  von 
Roth  und  Gelb  und  mit  den  vielfaltigsten  warzenförmigen 
baumähnlichen  Formen  aus  diesem  Oxyd  bedeckt;  was 
mich  aber  am  meisten  interessirte^  waren  Formen;  die 
den  kryptogamischen  Pflanzen  ganz  ähnlich  sahen^  und 
ein  grosser  Theil  des  Glases  war  einem  Moir6  ähnlich^ 
wie  ich  dieses  einmal  bei  brennendem  Schwefel  beob- 
achtet hatte.  Die  durch  die  Sonnenstrahlen  entwickelte 
Hitze  dürfte  ungefähr  36 — 400  R.  gewesen  sein. 


■S»999t 


Deber  die  ckemische  Natur  des  Roheisens  und  die 
Heteromorphie  der  Metalle  in  ihren  isomorphen 
Mischungen;         ^^„ 

Rammelsberg*). 

Durch  die  Untersuchungen  Karsten 's  ist  es  ausser 
Zweifel  gesetzt;  dass  der  KohlenstoflF  im  Roheisen  theils 
in  chemischer  Verbindung,  theils  als  Graphit  beigemengt 
vorkommt.  Jener,  der  chemisch  gebundene^  nimmt  beim 
Auflösen  des  Roheisens  in  Säuren  (Chlorwasserstoffsäure) 
an  der  Zersetzung  Theil,  der  letztere  ist  indifferent.  Der 
gebundene  Kohlenstoff  verhält  sich  ähnlich  dem  Schwefel, 
Phosphor  und  vielleicht  auch  dem  Silicium,  von  welchem 
sich  beim  Auflösen  ihrer  im  Roheisen  enthaltenen  Ver- 
bindungen mit  Eisen  flüchtige  Verbindungen  mit  Wasser- 
stoff bilden,  so  zwar,  dass  der  Schwefel  dadurch  voll- 
ständig, der  Phosphor  theilweise  entfernt  wird,  und  selbst 
der  Kiesel  beim  Auflösen  von  Kieseleisen  nach  Calvert 
eine,  jedoch  jedenfalls  nur  kleine  Menge  Siciiiumwasser- 
stoff  bilden  soll.  Wenn  die  zum  Auflösen  des  Kohlen- 
stoffeisens dienende  Säure  concentrirt  ist,  wird  von  dem 
chemisch  gebundenen  Kohlenstoff  nichts  im  freien  festen 
amorphen  Zustande  abgeschieden,    sondern   derselbe  ver- 

*)  Vom  Verfasser  im  Separatabdrnck  eingesandt.  D.  R. 


1 


K'    ' 


202  '     Rammehh&i^gj 

wandelt  sich  vollständig  in  jene  stark  riechende  flüchtige 
ölartige  Verbindung,  die  grossentheils  in  dem  freien  Wasser- 
stoff verdunstelt,  und  nur  in  kleiner  Menge  in  der  sauren 
Flüssigkeit  sich  auflöst. 

Karsten  hatte  aus  vielfachen  Versuchen  den  Schluss 
gezogen:  die  beiden  in  ihren  physikalischen  Eigenschaf- 
ten verschiedene  Arten  des  Boheisens^  das  graue  und 
das  weisse,  seien  hauptsächlich  chemische  Verbindungen 
von  Kohlenstoff  und  Eisen,  aber  dai9  graue  ist  mit  aus- 
geschiedenem Kohlenstoff  (Graphit)  gemengt.  Daher  hinter- 
lasse weisses  Roheisen  beim  Auflösen  in  Säuren  keinen 
kohligen  Rückstand. 

.  Als  der  leider  so  früh  verstorbene  C.  Brom  eis  die 
Eisenhüttenproducte  der  Werke  von  Mägdesprung  (Anhalt- 
Bemburg)  untersuchte*),  fand  er  nichts  desto  weniger 
in  allen  dortigen  Arten  weissen  Roheisens  eine  nicht  unbe- 
deutende Menge  Graphit,  und  zwar  in  der  ausgeprägte- 
sten Art,  dem  Spiegeleisen,  sogar  etwas  mehr  als  in  den 
übrigen.  Nach  C.  Brom  eis  ist  nämlich  der  Gehalt  an 
Kohlenstoff  im  Mägdesprunger 

gebunden  Graphit      in  Summa 

grellen  weissen  Roheisen  3,518  Prc.  0,500  Prc.  4,018  Prc. 
gaaren         „  „    .     2,908    „      0,550    „      3,458    „ 

Spiegeleisen  3,10    .  „      0,72       „      3,820    „ 

so  dass  etwa  \  des  Kohlenstoffs  in  diesen  Eisenarten 
als  Graphit  vorhanden  ist. 

Aber  das  Spiegeleisen  von  Mägdesprung  steht  in  dieser 
Beziehung  nicht  aliein  da.  Ich  habe  neuerlich  dasjenige 
von  der  Lohhütte  bei  Musen  (Siegen),  welches  nach 
Karsten  5,8  Proc.  gebundenen  Kohlenstoff  enthält,  näher 
geprüft,  und  darin  ebenfalls  Graphit  gefunden,  den  man 
in  der  That  schon  durch  eine  Loupe  hie  und  da  in  den 
Höhlungen  der  silberweissen  Blätter  erkennen  kann**). 
Als  108,266   Grm.   in   concentrirter  Chlorwasserstoffsäure 

*)  Ann.  der  Chemie  und  Pharm.  Bd.  43.  S.  241. 
-  **)  In  meiner  vor  13  Jahren  erschienenen  Metallurgie  habe  ich 
schon  bemerkt,  dass    beim  Erkalten  grösserer  Massen  von 
Spiegeleisen  die  Graphitbildang  wohl  nie  ganz  zu  verhindern  ist 


chemische  Natur  des  Roheisens  etc.  203 

bei  Luftabschlttss  aufgelöst  wurden,  blieb  ein  dunkler 
Rückstand,  der,  nach  wiederholtem  Kochen  mit  frischer 
Säure  und  Auswaschen,  in  einer  Platinschale  mit  massig 
starker  Kalilauge  übergössen^  eine  heftige  Entwickelung 
von  Wasserstoffgas  zeigte,  indem  sich  das  Siciliumoxyd, 
welches  mit  dem  Graphit  gemengt  war,  als  Kieselsäure 
auflöste,  (und  der  vorher  schwache  Geruch  der  flüchtigen 
Kohlenstofiverbindung  stark  hervortrat).  Nach  dem  Pigeri- 
ren  wurde  die  alkalische  Flüssigkeit  abfiltrirt,  die  Wasch- 
wässer gingen  trübe  hindurch,  und  als  die  Ursache  dieser 
Trübung  ergab  sich  Titan  sä  tire,  welche  allerdings  nur 
bei  Anwendung  so  grosser  Mengen  Material  im  Roheisen 
selbst  nachzuweisen  ist*).  Der  rückständige  Graphit  färbte 
Aether  und  Alkohol  beim  Kochen  schwach  gelblich;  er 
wurde  schliesslich  noch-  mit  Säure  und  Wf^sser  ausge- 
waschen und  scharf  getrocknet.  Er  hatte  nun  ein  ganz 
reines  Ansehen  und  wog  1,848  Grm.,  d.  h.  er  betrug 
1,707  Proc.  des  Roheisens.  Beim  Verbrennen  in  Sauer- 
stoff hinterliess  er  5,56  und  5,85  —  im  Mittel  5,7  Proc, 
so  dass  seine  wahre  Menge,  wenigstens  annähernd,  1,742 
Gramm  =  1,61  Proc.  des  Roheisens  ist. 

Nimmt  man  nun  den  gesammten  Kohlenstoffgehalt 
dieses  Roheisens  mit  Karsten  zu  5,8  Proc.  an,  so  macht 
der  chemisch  gebundene  Kohlenstoff  nur  4,2  Proc.  aus. 

Ungeachtet,  wie  hiemach  erwiesen  ist,  zwischen  den 
blättrigen  Massen  des  Spiegeleisens  sich  Ausscheidungen 
von  Kohlenstoff  finden  können,  wird  doch  Niemand  be- 
zweifeln, dass  das  Spiegeleisen  selbst  ein  homogener  und 
physikalisch  wohl  charakterisirter  Körper  ist.  Aber  höchst 
selten  gelingt  es,  wirkliche  Krystalle  zu  finden,  denn  die 
Masse  stellt  nur  ein  Aggregat  blättriger  polyedrischer 
Theile  dar  (gleich  dem  Zink),  deren  Neigungen  nichts 
Constantes  haben.     Nur  einmal  habe  ich  in  Höhlungen 

*)  Die  aufgelöste  Kieselsäure  wurde  =  1,345  =  0,628115  Kiesel 
=  0,58  Proc.  gefundeu,  wabei  die  in  der  sauren  Auflösung 
des  Eisens  enthaltene  nicht  in  Anschlag  gebracht  ist.  Kar- 
sten giebt  im  Ganzen  nur  0,524  Pröe.  Kiesel  an. 


1 


204  Rammdshergy 

kleine  Kry stalle  gefundeti,  rechtwinklig  vierseitige  Tafeln^ 
die  an  zwei  gegenüberstehenden  Seiten  eine  Zuschärfung 
von  112^  24'  zeigten  (Winkel  der  Zuschärfangsfläche 
gegen  die  Tafelfläche  =  123  3/^0).  Die  unvollkommene 
Ausbildung  lässt  nicht  entscheiden,  ob  diese  Krystalle 
zweigliederig  sind^  wie  es  den  Anschein  hat. 

Es  ist  also  gewiss  gerechtfertigt,  das  Spiegeleisen  als 
eine  chemische  Verbindung  von  Kohlenstoff  und  Eisen 
zu  betrachten  (die  freilich  etwas  Kieseleisen  utod  Phos- 
phoreisen gleich  wie.  die  entsprechenden  Manganverbin- 
dungen einschliesst),  und  Karsten  hat  es  in  der  That 
für  das  Roheisen  mit  dem  Maximum  des  Kohlenstoffge- 
halts angesehen,  der  nach  ihm  stets  5  —  6  Proc.  beträgt. 
Allein  diese  Ansicht  ist  ganz  unbegründet ;  das  Spie- 
geleisen kann  sehr  ungleiche,  grössere  oder  kleinere 
Mengen  Kohlenstoff  enthalten,  ohne  in  seinen  äusseren 
Eigenschaften  verändert  zu  werden.  Will  man  nicht  die 
älteren  Versuche  Berthiers  anführen,  der  im  Spiegel- 
eisen höchstens  3,6  Proc.  Kohlenstoff  fand,  so  muss  doch 
das  Mägdesprunger  Spiegeleisen,  welches  nach  C.  Brom- 
eis  gar  nur  3,1  Proc.  gebundenen  Kohlenstoff  enthält, 
Karsten 's  Ansicht  mindestens  zweifelhaft  erscheinen 
lassen.  Um  aber  Gewissheit  über  diesen  Punct  zu  erlangen, 
habe  ich  selbst  das  Spiegeleisen  von  Mägdesprung  zu 
verschiedenen  Zeiten  auf  seinen  Kohlenstoffgehalt  unter- 
sucht. 

Verbrennung  mit  chromsaurem  Bleioxyd  =  3,823  Pro. 

Methode  von  Wey  1 =  3,90        „ 

Zerlegung  durch  Kupferchlorid  ..;....   =  3,786      „ 

Bromei s  hatte  gefunden =  3,82        „ 

Es  wäre  denkbar,  dass  im  Spiegeleisen  ein  anderer 
electronegativer  Körper  gleichsam  als  Vertreter  des  Kohlen- 
stoffs vorhanden  wäre.  Dies  könnte  wohl  nur  der  Kiesel 
sein.  Allein  die  Analysen  zeigen  gerade  das  Umgekehrte: 
die  kohlenreichen  Spiegeleisen  (Musen,  Sayn)  sind  auch 
die  kieselreichen,  und  umgekehrt.  In  jenen  ist  mehr  als 
1/2  Procent    Kiesel    enthalten^    in    dem    Mägdesprunger 


chemische  Natur  des  Roheisens  etc,  205 

nur  0,17  Proc,  und  in  den  steirischen,  die  nach  Bach- 
ner auch  nur  3,75 — 4,14  Proc.  Kohlenstoff  enthalten, 
soll  gar  nur  0,01  —  0,27  Proc.  Kiesel  sich  finden. 

Vor  längerer  Zeit  suchte  Gurlt  zu  beweisen*),  dass 
es  zwei  bestimmte  Carburete  des  Eisens  gebe,  Viertel- 
und  Achtel -Carburet,  Fe*C  und  Fe^G,  und  das  Spiegel- 
eisen das  erstere,  das  octaedrisch  krystallisirte  graue 
Boheisen  das  letztere  sei.  Die  Berechnungen  aber,  wor- 
auf diese  Annahmen  sich  stützen  sollen,  sind  ganz  hypo- 
thetisch, selbst  wenn  die  Zusammensetzung  des  Spiegel- 
eisens constant  wäre,  was  sie  nicht  ist.  Man  kann  aller- 
dings die  Hypothese  aufstellen,  dass  die  Verbindungen 
des  Kohlenstoffs  mit  Eisen  im  Koheisen  analog  zusam- 
mengesetzt  seien  dem  Eieseleisen,  Phospboreisen  und 
Schwefeleisen,  die  darin  vorkommen,  und  dass  das  Mangan 
isomorph  dem  Eisen  sei.  Berechnet  man  aber  das  Atom- 
verhähniss  jener  electronegativen  Körper  zu  dem  dieser 
electropositiven,  so  erhält  man  für  das  Spiegeleisen  von 

Musen 1 :  4,5 

Mägdesprung  . . » .     1 : 5,3 
mithin  keineswegs  das  Verhältniss  von  1  At. :  4  Atomen. 

Aber  eben  so  wenig  existirt  das  angebliche  Achtel- 
Carburet,  Fe^C,  von  dem  Gurlt  behauptet,  es  erscheine 
als  krystallisirtes  graues  Boheisen.  Nicht  selten  tritt 
bekanntlich  der  Fall  ein,  dass  graues  Roheisen  deutliche 
Octaeder  bildet,  die  zwar  nicht  messbar,  höchst  wahr- 
scheinlich jedoch  regulär  sind.  Ich  stelle  hier  vier  Ana- 
lysen solchen  krystallisirten  Roheisens  zusammen: 

1.  Vom  Harz   (wahrscheinlich  von  Rothehütte).     Von 
mir  untersucht. 

2.  Von  Lauchhammer;  spec.  Qew.  =  6,39  —  6,43.  Eben- 
falls von  mir  untersucht.  (Aus  Wiesenerzen  erblasen.) 

3.  Von  Gleiwitz.     Von  Gurlt  analysirt. 

4.  Von  der  Lölling  in  Kämthen.      Von  R.  Richter 
analysirt. 


*)  Bergwerksfreund  Bd.  18. 


m 


'lÄ"  ■'•*.• 


et:- 


5;T?i. 


i.^■  '.■  .. 

^r  ■ 


206  Rammelsbergy 

1.               2.  3  .*)          4. 

Graphit 2,604         2,öl9  ^,84  2,122 

Kohlenstoflf    0,201         0,373  2,46  0,967 

Kiesel 1,896         1,148  0,26  0,972 

Phosphor  . .  0,065         0,406  ?  0,021 

Schwefel ...  0,069      .0,043  ?  0,008 

Arsenik.  ...    — '             —  —  0,005 

Das  Ätomverhältniss   dieser  electronegativen  Körper 
nnd  des  Eisens  (Mangans)  ist 


in  1 
2 
3 


1  :  19 
1  :  21 

1  :     8 


4  —  1  :  12,5 
also  nur  in  der  von  Gurlt  selbst  untersuchten  Probe  so^ 
wie  allgemein  von  ihm  vorausgesetzt.  Auch  die  Berech- 
nung anderweitiger  guter  Analysen  grauen  Roheisens  lehrl^ 
dass  st6ts  auf  1  At  Kohlenstoff  (Kiesel,  Phosphor)  weit 
mehr  als  8  At.  Eisen  kommen. 

Wir  sehen  also:  weisses  und  graues  Roheisen  sind 
unter  günstigen  Umständen  fähig,  in  bestimmten  Formen 
zu  krystallisiren;  eine  Einlagerung  frei  ausgeschiedenen 
Kohlenstoffs  verhindert  die  Bildung  der  Krystalle  oder 
die  krystallinische  Ausbildung  der  Masse  nicht.  Beide 
bestehen  aus  Kohleneisen,  Kieseleisen  und  Phosphoreisen, 
deren  Zusammensetzung  nicht  immer  dieselbe,  überhaupt 
im  Einzelnen  nicht  zu  ermitteln  ist.  Wenn  aber  die 
Zusammensetzung  d.  h.  das  Verhältniss  der  Bestandtheile 
in  krystallisirten  Körpern  schwankend  ist,  ohne  dass  die 
Form  sich  ändert,  so  darf  man  den  Grund  sicherlich  nur 
in  der  Isomorphie  der  Körper  suchen,  und  eine  solche 
dürfte  beim  Roheisen  als  einzig  mögliche  Erklärung  seiner 
Constitution  gelten. 

Das  Eisen,  im  reinen  metallischen  Zustande^  kennt 


*)  Gurlt 's  Angabe  von  2,46  Proc.  gebundenem  KohlenstofP  er- 
scheint nicht  weniger  problematisch,  als  die,üa88  nur  Spuren 
von  Phosphor  vorhanden  seien. 


ehemische  Natur  des  Roheisens  etc,  207 

man  zwar  nicht  krystallisitt;  allein  Stabeisen  und  Meteor- 
eisen haben  die  Structur  regulär  krystallisirter  Körper. 

Der  Kohlenstoff  krystallisirt  als  Diamant  regulär. 

Der  Kiesel  oder  das  Silicium  krystallisirt  regulär. 

Der  Phosphor  krystallisirt  regulär. 

Die  wesentlichen  Bestandtheile  des  Roheisens  treten 
also  fiir  sich  in  denselben  Krystallformen  auf,  und  wenn 
diese  auch  regulär  sind^  so  hat  es  doch  nichts  Unwahr- 
scheinliches, dass  alle  diese  Elementarstoffe  isomorph  sind, 
so  dass  ich  glaube,  man  könne  das  Roheisen  als  eine 
isomorphe  Mischung  seiner  Bestandtheile  ansehen,  woraus 
dann  die  Wechsel  in  seiner  Zusammensetzung  sich  erklären. 
Der  Kohlenstoff  ist,  meiner  Ansicht  nach,  als  chemisch 
gebundener^  in  einem  regulär  krystallisirten  Roheisen  in 
der  Diamantmodification  enthalten. 

Ueberhaupt  giebt  es  ja  eine  Anzahl  regulär  krystal- 
lisirter isomorpher  Mischungen  von  Metallen,  theils  solcher, 
welche  aus  zwei  regulären  Metallen  bestehen,  wie  die 
Legirungen  von  Gold  und  Silber,  von  Blei  und  Silber 
(Werkblei)  und  Silber  und  Quecksilber  (die  natürlichen 
Amalgame  AgHg2  und  AgHgS),  theils  solcher,  deren 
eines  Metall  für  sich  gewöhnlich  nicht  regulär  auftritt. 
Aber  offenbar  ist  die  Heteromorphie  eine  durchgreifende 
Eigenschaft  elementarer  Körper,  und  eben  so  gut  bei  den 
Metallen  wie  beim  Schwefel  und  Kohlenstoff  vorhanden. 
Die  sechsgliedrigen  (Antimon,  Arsenik,  Tellur,  Wismuth, 
Zink,  Palladium,  Iridium,  Osmium,  und  das  viergliedrige 
dem  Bor  isomorphe  Zinn  sind  sicherlich  unter  Umständen 
fähig,  in  den  Formen  des  regulären  Systems  aufzutreten*), 
gleichwie  Gold,  Silber,  Kupfer,  Blei  u.  s.  w.,  oder  auch 
das  Zinn  sechsgliedrig  sein  können. 

Schon  vor  längerer  Zeit**)  führte  ich  (regulär)  kry- 
stallisirtes  Messing  aus  je  1  At.  Kupfer  und  Zink  bestehend, 
an,    und   dasselbe  ist  später  auch  von   Herrn  G.   Rose 

*)  Ueber  regulär  krystallisirtes  Arsenik  s.  Eisner  im  J.  f.  pr. 
Ch.  Bd.  22.  S.344  und  Cooke  ebend.  Bd.  84.  S.479. 

**)  S.  mein  Lehrbuch  der  Metallurgie  S.  20. 


208  Rammelsherg, 

bestätigt  worden  *).  Besonders  interessant  aber  sind  die 
regulär  krystallisirten  isomorphen  Mischungen  von  ge- 
wöhnlich regulären  und  sechsgliedrigen  Metallen^  welche 
die  Mineralogen  mit  den  Namen  Speiskobalt,  Tesseral- 
kies  und  Weisnickelkies  bezeichnen.  In  ihnen  ist  diu 
Arsenik  als  regulär  krystallisirtes  enthalten.  Ihre  che- 
mische Zusammensetzung  ist  dermaassen  variabel^  dass 
sie  ganz  allgemein  nur  als  R^As"  zu  bezeichnen  sind, 
eine  Folge  jener  zweifachen  Isomorphie,  einerseits  der 
electropositiven  Metalle  (Nickel,  Kobalt,  Eisen),  anderer- 
seits dieser  und  des  Arseniks.  Kommen  auch  Mischungen 
RAs  unter  den  Speiskobalten  und  als  Weissnickelkies 
vor,  so  überwiegen  doch  eben  so  oft  die  electropositiven 
Metalle  (R^AsS)  gleich  wie  das  Arsenik  (R3As*,R2As3). 

Ferner  giebt  es  sechsglied!rig  krystallisirte  iso- 
morphe Mischungen  von  Metallen,  und  zwar  nicht  bloss 
solche^  deren  beide  Bestandtheile  gewöhnlich  sechsglie- 
derig  sind,  wie  das  Teliurwismuth,  vielleicht  auch  das 
Osniiridium,  sondern  auch  solche,  deren  eines  Metall  fiur 
gewöhnlich  eine  andere  Form  zeigt.  Hierher  muss  man 
Bothnickelkies  (Ni^As)  und  Antimonnickel  (Ni^Sb)  rech- 
nen, und  gewiss  krystallisiren  manche  Legirungen  eben- 
falls sechsgliedrig,  wiewohl  es  selten  gelingt;  ihre  Form 
näher  zu  bestimmen. 

Unter  den  Hüttenproducten  von  Schlackenwalde   in 

Böhmen  habe  ich  eine  solche  Legirung  gefunden,  die  äusser- 

lich  von  schöner  Ooldfarbe,   innen  aber  weiss  ist     Die 

langprismatischen  Krystalle  sind    nur  insofern   messbar, 

als  man  sich  überzeugen  kann,    dass  sie  sechs  Flächen 

haben^   deren  Neigung  sammt   und  sonders  =   120®  ist 

(die  Winkel  waren  oft  sehr  nahe  120<^,  im  Ganzen  zwischen 

1180  und  1210).     Das  spec.   Gew.  ist  =  6,994  und  die 

Zusammensetzung 

Zinn.....  80,83 

Kupfer...  18,91 
, 99,74 


'^)  Poggend.  Ann.  Bd.  107.  S.448. 


J 


chemiache  Natur  des  Roheisens  etc.  209 

was  am  genauesten  der  Mischung  Cu^Sn*^  entspricht; 
sich  aber  auch  nicht  weit  von  CuSn^  entfernt'^). 

Diese  Thatsachen  finden  ihre  Bestätigung  in  anderen 
schon  länger  bekannten.  Eine  krystallisirte  gelblichweisse 
Kupfer-Zinnlegirung;  deren  spec.  Gew.  =  7,ö3  und  welche 
aus  77;  63  Proc.  Zinn  und  21;88  Proc.  Kupfer  besteht, 
d.  h.  CuSn^  ist;  krystallisirt  nach  Miller  in  regelmässig 
sechsseitigen  Prismen,  die  senkrecht  zur  Axe  spaltbar 
sind**). 

Diese  Legirungen  sind  isomorphe  Mischungen  von 
sechsgliedriger  Form;  entstanden  aus  dem  gewöhnlich 
regulären  Kupfer  und  dem  gewöhnlich  yiergliedrigen  Zinn. 

Von  yiergliedrigen  Legirungen  sind  mehrere  be- 
kannt. Schmilzt  man  Zinn  mit  Gold  zusammen,  so  ent- 
stehen gut  messbare  KrystallC;  deren  Goldgehalt  von 
27;5  bis  43  Procent  schwankt;  d.  h.  welche  ===  Au  Sn^ 
bis  AuSn^  sind.  Sie  sind  von  Miller  gemessen  wor- 
den***); und  stellten  nach  ihm  durch  Vorherrschen  der 
Endfläche  tafelartige  Oombinationen  von  Quadratoctaedem 
beiderlei  Ordnung  dar;  die  nach  der  Endfläche  vollkom- 
men spaltbar  sind.  Unter  den  Octaedern  kommen  mehrere 
den  beim  Zinn  beobachteten  so  nahe,  dass  diese  Legirun- 
gen offenbar  mit  dem  Zinn  isomorph  sind;  und  das  Gtcii 
darin  ebenfalls  viergliedrig  krystallisirt  ist 

Unter  den  Hüttenproducten  von  Schlackenwalde  habe 
ich  eine  Legirung  von  Zinn  und  Eisen  in  feinen  Nadeln 
von  hellgrauer  Farbe  gefunden;  die  zum  Theil  bunt  ange- 
laufen sind.  Nach  meinen  Messungen  sind  es  quadratische 
Prismen  mit  gerader  Abstumpfung  der  Kanten,  so  dass 
Winkel  von  90^  und  135^  immer  wiederkehren.  Das 
spec  Gew.  ist  =  7;534.    Die  Analyse  gab 

Zinn.....  92,01 
Eisen....     8;05 

______  '.     100;06 

*)  Kocht  man  eine  solche  Legirung   mit  ChlorwasserstofiBänre, 
60  entsteht  eine    farblose  Auflösung,  welche   Kupferchlorfir 
und  Zinnchlorür  enthält. 
**)  P eggend.  Ann.  Bd. 36.  S.478. 
***)  J.  f.  pr.  Chem.  Bd.  84.  S.319. 

Arch.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bds.  3.  Hfb.  14 


?*. 


*i^, 


iA:  .• 


i»=-*> 


S-C 


»?t:^' 


,7.'' 

«►■O 


210    Rammeisberg,  chemische  Natur  des  Roheisens  etc. 


entsprechend  FeSnS  oder  FeSn^,  welche  Formeln  91,3 — 
92,64  Proo.  Zinn  verlangen. 

^;  Schon  früher  hat  Lassaigne  die  Mischung  Fe^Sn, 

von  spec.  Gew.  =  8,733  als  quadratische  Nadeln  beschrie- 
ben, und  kürzlich  theilte  Nöllner  mit*),  dass  beim  Auf- 
lösen von  Bankazinn  mikroskopische  Krystalle  =  FeSn^ 
zurückbleiben,  deren  spec.  Gew.  =  7,446  ist. 

Die  einzige  bis  jetzt  bekannte  zinnfreie  Legirung, 
welche  hierher  gehören  dürfte,  ist  das  Goldamalgam 
von  Mariposa  in  Califomien,  welches  nach  Sonnen- 
schein**) =  AuHg3  ist,  ein  spec.  Gew.  =  15,47  hat, 
und  mikroskopische  quadratische  Prismen  bildet.  Gewiss 
würde  es  sehr  interessant  sein,  wenn  sich  die  viergliedrige 
Form  des  Goldes  und  Quecksilbers  an  dieser  isomorphen 
Mischung  beider  constatiren  liesse. 

Wir  kommen  endlich  zu  den  zweigliedrigen  Legi- 
rungen,  welche  aus  der  isomorphen  Mischung  von  Metal- 
len hervorgehen.  Hierher  gehört  zuvörderst  das  Anti- 
monsilber^  dessen  ältere  Analysen  auf  verschiedene 
Mischungen,  Ag*Sb  und  Ag^Sb,  hindeuten.  Durch  Zusam- 
menschmelzen von  Antimon  und  Zink  erhält  man  in 
krystallisirter  Form  theils  Zn2Sb,  theils  Zn^Sb,  welche 
offenbar  dem  Antimonsilber  isomorph  sind***). 

Eine  Wismuthlegirung,  nahe=  CuNi^Bi^,  deren 
spec.  Gew.  =  9,46  zeigt,  wie  Miller  fandf),  dieselben 
Rhombenoctaeder    wie  Zn^Sb.      Vielleicht   stimmt   auch 

g^^    '  die  Form  des  Arsenikeisens  damit  überein. 

Hier  finden  wir  also  einerseits  Antimon  (Arsenik) 
und  Wismuth,  andererseits  Silber,  Zink,  Nickel  und  Kupfer 
(Eisen)  in  zweigliedriger  Form. 

Ist  das  Spiegeleisen  zweigliedrig,    so  gehört  es  zu 

fef;  diesen  isomorphen  Mischungen,  und  die  Formverschieden- 

E;f«v  heit   des.  weissen   und   grauen   Roheisens  ist  Folge  der 

Heteromorphie  ihrer  isomorphen  Constituenten. 


*)  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  Bd.  115.  S.  233. 
^^^..  **)  Zeitschrift  d.  d.  geol.  Gesellsch.  Bd.  6.  S.243. 

Iß  ***)   S.  Cooke  in  Poggend.  Ann.  B.96.  S.584. 

'^'■^^'-  t  Phil.  Mag.  1856.  Juli. 


211 


II«  Maturgresclilclite  und  Pharma- 

kog^nosie« 


Ueber  die  Stammpflanze  des  Enphorbinm. 

Das  Euphorbium  war  schon  gegen  den  Anfang  unse- 
rer Zeitrechnung  den  Naturforchern  und  Aerzten  bekannt. 
Nach  Dioskorides  stammt  es  von  einem  in  Libyen 
einheimischen  BaumC;  von  der  Tracht  einer  Ferula,  der 
auf  dem  Berge  Tmolus  in  Mauritanien  gefunden  werde 
und  dessen  Entdeckung  zur  Zeit  des  Königs  Juba  von 
Numidien  gemacht  sei.  Plinius  nennt  die  Stammpflanze 
ein  Kraut;  welches  jenseit  der  Säulen  des  Herkules  auf 
dem  Atlasgebirge  zu  Hause  sei^  dem  Acanthua  ähnliche 
Blätter  habe  und  den  Namen  von  dem  EuphorbioS;  Arzt 
des  Königs  Juba^  trage. 

Leo  AfricanuB  beschrieb  in  der  Mitte  des  16ten 
Jahrhunderts  die  Stammpflanze  ziemlich  kenntlich  als 
eine  Euphorbia,  die  Dodoens  später  zuerst  abbildete^ 
sie  ist  Linn6'sj&/pÄorWao/y?cinan«?n.  Dodoens  berich- 
tigte zugleich  auch  einen  Fehler  'in  den  Ausgaben  des 
DioskorideS;  denn  da  weder  in  Libyen  noch  in*  Mau- 
ritanien von  den  Geographen  ein  Berg  Tmolus  genannt 
werde,  dieser  vielmehr  in  Lydien,  also  in  Kleinasien,  vor- 
komme,  so  sei  in  den  Exemplaren  des  Dioskorides 
für  Atlas  irrthümlich  Tmolus  untergeschoben.  Auch  Ru  y  s  ch 
und  Kiggelaer  geben  in  Commelin's  Hort,  Amst,  an, 
dass  sie  mehr  als  einmal  an  dieser  aus  den  Wüsten 
Afrika's  übersendeten  Pflanze  Gummistücke  gefonden 
hätten,  und  L in n^  nahm  in  seiner  Mirena  medica{ll^^) 
diese  als  Stammpflanze  an. 

14* 


212  Ueher  die  Stammpflanye  des  Euphorbium, 

Später  (1762)  änderte  L in n  6  seine  Ansicht  und 
schrieb  der  in  Ostindien  einheimischen  Euphorbia  anU- 
quorum  und  ihrer  Var.  ß.  {Euphxyrbia  trigona  Hatvorth) 
nach  dem  Zeugnisse  der  beiden  Commeiyne  die  Dro- 
gue  zu. 

Einige  Jahre  später  (1768)  kam  nach  einer  Angabe 
in  der  8ten  Auflage  von  Miller 's  Gardiners  Diction., 
wonach  das  Euphorbium  von  den  Kanarischen  Inseln 
nach  England  eingeführt  werde,  noch  Euphorbia  Canari- 
ensis  L,  als  Stammpflanze  in  Betracht.  Zuletzt  führte 
noch  Pereira  in  seiner  Materia  medica  Euphorbia  tetra- 
gona  Haw,  als  muthmassliche  Stammpflanze  auf. 

Dies  sind  also  die  Quellen  für  die  bisher  angenom- 
mene Abstammung  des  Euphorbium,  die  nun  zunächst 
zu  prüfen  sein  werden.  Wie  wir  oben  gesehen  haben, 
so  wurde  schon  zu  den  Zeiten  des  Dioskorides  und 
Plinius  das  Euphorbium  eben  dort  gesammelt,  woher  wir 
es  auch  heute  noch  erhalten,  nämlich  in  den  Bergen  des 
Atlas.  Es  fallen  daher  ohne  Weiteres  die  in  Ostindien 
einheimischen  Euph.  arUiquorum  L.  und  E,  trigona  Haui, 
als  Stammpflanzen,  die  überdem  kein  anderes  Zeugniss 
für  sich  haben  als  die  Angaben  des  Commeiyne,  dass 
ihre  Blüthen  und  Früchte  denen  der  Drogue  ähnlich  sind, 
was  gar  nichts  sagen  will. 

Euphorbia  tetragona,  welche  am  Cap  einheimisch 
ist,  woher  kein  Euphorbium  kommt,  möchte  wohl  nach 
der  Beschreibung  verglichen  mit  den  in  der  Drogue  vorkom- 
menden Fragmenten  der  Stammpflanze  ziemlich  nahe 
stehen,  ist  dennoch  aber,  wie  weiter  unten  gezeigt  ivird, 
speciell  verschieden. 

Mehr  für  sich  bat  die  Annahme  der  Euphorda  offir 
dnarum  L.  als  Stammpflanze,  da  sie  in  der  nördlichen 
Hälfte  des  tropischen  Afrikas  einheimisch  ist  und  viel- 
leicht auch  noch  7  —  8  ^  nördlicher  bis  Marokko  geht; 
dazu  kommt,  dass  sie  von  Buysch,  Kiggelaer,  Do- 
doens,  Linn^,  Murray  u.  a.  m.  liir  die  Stammpflanze 
erkärt  wurde.     Allein  nie  findet  man  in  der  Drogue  die 


lieber  die  Stammpflan£e  des  Euphorbium.         213 

Aeste  dieser  Art,  die  sich  durch  ihre  grössere  Anzahl 
von  Kanten  leicht  erkennen  liesse;  so  dass  ihre  Annahme 
unstatthaft  ist. 

Wa3  die  Euphorbia  Canarieuma  L.  anbelangt;  so 
lässt  sich  nicht  leugnen^  dass  die  in  der.  naturellen  Dro- 
gue  vorkommenden  Aeste,  Blüthenstände  und  Früchte  die 
grösste  Aehnlichkeit  mit  den  entsprechenden  Theilen  der 
Euph.  Canariensis  zeigen  und  es  wäre  sehr  wohl  möglich 
dass,  wenn  auch  von  ihr  auf  den  Kanarischen  Inseln 
kein  Euphorbium  gesammelt  werde,  sie  auf  dem  benach- 
barten gebirgigen  Festlande  vorkomme  und  somit  den- 
noch die  Drogue  liefern  könne.  Hier  kopnte  natürlich 
nur  eine  subtile  Vergleichung  beider  Pflanzen  die  Ent- 
scheidung geben.  Der  freundlichen  Mittheilung  des 
Herrn  Prof.  H.  Schacht  in  Bonn  verdanke  ich  seine 
auf  den  Känarien  von  Euph,  Canariensis  aufgenommenen 
Abbildungen  und  habe  mich  durch  diese  überzeugt,  dass 
beide  Pflanzen  sich  zwar  sehr  nahe  stehen,  dennoch  aber 
verschieden  sind.  Da  die  eigentliche  Stammpflanze  noch 
nicht  beschrieben  ist,  die  in  der  Drogue  vorkommenden 
Fragmente  hinreichen,  um  sie  zu  charakterisiren,  so  habe 
ich  sie  in  meiner  Darstellung  der  oflF.  Gew.  als  Euphor- 
bia resinifera  aufgestellt  und  abbilden  lassen.  Sie  ge- 
hört zu  den  strauchigöli,  blattlosen,  mit  kurz-stachlichten 
Blattpolstem  versehenen  Arten,  hat  schlanke,  4seitige 
Aeste;  ziemlich  ebene  Flächen;  ziemlich  langgestielte, 
gabeltheilige,  3-,  seltener  6  —  7-köpfige  Trugdolden; 
becherförmige  Kelchkätzchen  mit  abstehenden,  breit  keil- 
förmigen, gelben  äusseren  Zipfeln  oder  Drüsen;  lang  ge- 
stielte, von  einem  kleinen,  3eckigen  Perigon  unterstützte, 
niedergedrückte^  tief  dreiknöpfige  Kapseln  und  rundliche, 
mit  äusserst  kleinen  Schüppchen  besezte  Samen,  ohne 
Schwiele.  Es  unterscheiden  sich  Euph,  Canariensis: 
durch  fast  3mal  dickere  blühbare  Aeste;  mehr  erhabene 
Blattpolster;,  sitzende  oder  kurzgestielte,  zu  1  —  3  vor- 
handene Kelchkätzchen;  quer-  oder  schmallängliche,  rothe 
äussere  Zipfel   oder  Drüsen;  Euph.   tetragona:  durch  fast 


[..'  •.  . 


214  Botanische  Aphorismen, 

sitzende,  Bköpfige,  zahlreiche,  mit  viel  kleineren  Kehl- 
kätzchen versehene  Trugdolden  und  kleinere  Kapseln; 
Euph,  antiquorum  und  trigona:  durch  Sseitige,  mit  aus- 
geschweift-gezähnten; flach  zusammengedrückten  Kanten 
versehene  Aeste;  Euph.  officinarum:  durch  9  —  IBkan* 
tige,  mit  stumpfen  Furchen  versehene  Aeste. 

Berlin,  den  1.  August  1863.  0.    Berg. 

Botanisclie  Aphorismen  von  Dr.  L 

Die  früheren  (vorweltUchen)  ISntstehungs  -  Perioden 
der  Erde  liefern  uns  nach  den,  noch  vorhandenen  und 
erforschten  üeberresten,  aus  den  verschiedenen  Tiefen, 
der  Gesteinformationen  der  Erdrinde  den  Beweis,  dass 
die  vorweltlichen  Pflanzengebilde  in  Familien  und  Ellassen, 
den  jetzt  noch  auf  der  Erde  wachsenden  Pflanzenformen 
ähnlich  waren  oder  doch  diesen  Formen  entsprochen 
haben ;  aber  die  Sippen  und  Arten  der  früheren  Perioden 
(mit  Ausnahme  der  Neuesten),  scheinen  in  der  Jetztzeit 
nicht  mehr  vorhanden  zu  sein.  Die  Erklärung  dafür 
liegt  wohl  darin,  dass  in  den  früheren  Epochen  der  Erd- 
bildung, auch  grosse  Einförmigkeit  in  der  Vegetation 
statt  gefunden  hat  und  da  die  Erhebungen  nur  nach  und 
nach  erfolgten,  so  konnten  die  damaligen  Pflanzengebilde 
auch  nur  auf  sehr  beschränktem  Baume,  inselartig  auf- 
treten und  wir  sehen  auch  heute  noch,  dass  die  Vege- 
tation der  Inseln  meistens  einförmiger  ist,  als  die  auf 
ausgedehnten  Continenten. 

Es  ist  mit  den  Pflanzen,  wie  mit  den  ur weltlichen 
Thierorganismen,  je  älter  die  Perioden  ihrer  Entstehung, 
desto  mehr  entfernen  sich  auch  die  Pflanzengebilde  von 
den  noch  jetzt  vorhandenen  Pflanzen-Typen  und  je  näher 
diese  der  Jetztzeit  rückt,  desto  ähnlicher  werden  sie  den 
jetzigen  Arten  und  Pflanzenformen.  Bekanntlich  gehören 
die  Gewächse  der  älteren  Zeitperioden  zum  grössten 
Theile  den  baumartigen  Gefäss-Krjptogamen,  den   Lyco- 


Botanische  Aphorismen.  215 

podiaceeo;  Schachfelbalmeni  Laubfarnen  etc.  an  und  dann 
waren  es  Palmen-  und  Nadelhobswälder.  Diese  Urwal- 
düngen  sind  in  unsem  Steinkohlenlagern;  als  unter  sehr 
hohem  Drucke  allmäJig  verkohlten  Besten  erkannt  worden 
und  die  zarteren  Gewächsformen  dieser  Perioden  sind 
in  Abdrücken  der  die  Steinkohlenflotze  begleitenden  Koh- 
len- oder  Thonschieferschichten  etc.  nachgewiesen  worden. 

Diese  vegetabilischen  Petrefacten  haben  die  meiste 
Aehnlichkeit  mit  den  noch  vorhandenen  Pflanzeoformen 
der  südlichen  Erdzonen  und  man  hat  daraus  geschlossen, 
dass  die  Temperatur  zu  jener  Zeit  eine  höhere  und  auf 
dem  ganzen  Universum  eine  gleichförmigere  gewesen 
sein  müsse. 

Die  Braunkohlen,  welche  einer  späteren  Zeit  ange- 
hören als  die  Steinkohlen,  scheinen  wie  diese^  aber  unter 
vermindertem  Drucke  in  die  verkohlte  Masse^  (besonders 
in  den  älteren  Braunkohlenlagen)  übergegangen  zu  sein, 
aber  die  Wälder  dieser  Perioden  bestanden  aus  anderen 
Nadelholzarten  und  in  den  jüngeren  Schichten  der  Braun- 
kohlenformation, besonders  in  den  Lettenablagerungen 
finden  sich  auch  schon  Reste  von  Laubholzstämmen,  die 
Verwandten  dieser  Baum-  und  Pflanzenreste  gehören 
dem  wärmeren  wie  auch  unserem  Klima  an. 

Die  Vegetation  der  früheren  Zeitperioden  ist,  je 
näher  sie  unserer  Zeit  angehört)  artenreicher  und  man- 
nigfaltiger geworden  und  haben  dann  auch  immer  mehr 
Aehnlichkeit  mit  den  jetzt  noch  vorhandenen  Pflanzen- 
gebilden« 

Die  Beobachtung,  dass  die  Vegetation  in  den  heissen 
Zonen  von  dem  Fusse  der  hohen  Gebirge  bis  zu  dem 
Gipfel,  auf  dieselbe  Weise  abändert,  wie  vom  Aequator 
gegen  die  Pole  hin,  beweiset,  dass  das  Pflanzenwachsthum 
und  Leben  im  Wesentlichen  von  der  Temperatur  abhängig 
ist  und  die  Erfahrung  lehrt  uns,  dass,  je  minder  die 
Temperatur,  desto  niederer  und  einförmiger  erscheint  die 
Vegetation  und  je  höher  sich  diese  steigert,  desto  gross- 
artiger und  formenreicher  entwickelt  sich  das  Pflanzenlebe^. 


f^i 


216  Botanische  Aphorismen* 

Man  hat  gefunden^  wenn  auch  die  Wärme  in  Tagen 
und  Jahreszeiten  ungleich  vertheilt  ist^  dass  der  Ort 
durchschnittlich  jedes  Jahr  doch  die  gleiche  Mitteltempe* 
ratur  hat  und  dass  diese^  von  mehreren  Jahren  zusammen- 
gestellt; immer  nur  unbedeutend  differire.  Die  Abnahme 
der  Wärme  von  dem  Äequator  gegen  die  Pole  findet 
mit  zunehmendem  Breitegrade  nicht  immer  gleichmässig 
statt;  denn  dieses  hängt  von  den  mitbestimmenden  Fac- 
toren  des  Klimas  ab;  z.  B.  die  Mehresnähe/  die  Beschaf- 
fenheit' der  Oberfläche  bewirken,  dass  oft  Orte  unter 
gleichem  Breitegrade  doch  verschiedene  Mitteltemperatur 
haben  können. 

Alex.  V.  Humboldt  verband  die  Orte  von  gleicher 
Mitteltemperatur  rings  uin  die  Erde  durch  Linien;  man 
erhält  für  diese  Temperaturen  krumme  Linien,  welche 
die  Breitegrade  schneidend,  bald  nördlich  und  bald  süd- 
lich abweichen   und  nannte  sie  Isothennen.     Die  Linien, 

■ 

welche  Orte  mit  gleicher  Sommerwärme  verbinden, 
heissen  Isotheren  und  die  Linien,  welche  die  Orte 
gleicher  Winterteraperatur  verbinden,  Isochimenen. 

Jede  Pflanze  hat  demnach  ihre  Verbreitun^ssphäre 
auf  der  Erde,  welche  hauptsächlich  durch  ihre  Nord- 
und  Südgrenze,  dann  aber  auch  durch  ihre  Ost-  und 
Westgrenze  bestimmt  wird,  mit  Ausnahme  nur  weniger 
Gewächse^  die  auf  der  ganzen  Erde  vorkommen  und  sich 
auch  meistens  mit  und  durch  den  Menschen  verbreiten! 
Analog  hiei*mit  hat  man  die  Oberfläche  der  Erde  auch 
in  botanischer  Hinsicht  von  den  Polen  gegen  den  Äequa- 
tor nach  mit  bestimmendem  Breitegrade  und  Temperatur 
in  einander  allmälig  übergehende  Zonen  (Pflanzen- 
regionen, Pflanzengürtel)  eingetheilt;  da  aber  das  Klima 
eines  speciellen  Landes  durch  örtliche  Ursachen  manchen 
Schwankungen  unterworfen  ist,  so  haben  auch  diese 
Pflanzenregionen  nicht  immer  scharf  begrenzt  werden 
können;  indem  sie  vielfach  variirend  dem  Beobachter 
oft  nur  undeutliche  Anhaltepuncte  ihres  wirklichen  Vor- 
handenseins geben. 


Botanische  Aphorismen,  217 

1.  P o larzon 6  unter  dem  90sten bis  728ten Breitegrade; 
nur  einige  Punete  im  höchsten  Norden  mit  einem  Som- 
mer von  wenigen  Wochen  und  einer  jährlichen  Mittel- 
temperatur von  circa  —  15,0  <>  R.  Das  vegetabilische 
Leben  ist,  wo  oft  nur  die  Schneealge  wächst^  sehr  arm; 
indem  die  Hauptvegetation  aus  Flechten  und  Moosen  besteht, 
denen  sich  einige  niedere  Hochalpengewächse  und  zwerg- 
artige Weidenstämmchen  anschliessen. 

2.  Arktische  Zone  unter  72  0  bis  66  0  nördlicher 
Breite,  vorzugsweise  Lappland  und  Nord- Sibirien  mit 
einer  jährlichen  Mitteltemperatur  von  circa  -f-  1,4  o  ß. 
In  dieser  Region  gedeihet  noch  kein  hochstämmiger 
Baum,  mit  Flechten  und  Moosen  wachsen  hier  schon  meh- 
rere Alpenpflanzen^  niederes  Gesträuche  mit  zwergartigen 
Weiden  und  Birken  etc. 

3.  Subarktische  Zone  unter  66  o  bis  580  nörd- 
licher Breite  mit  einer  Mitteltemperatur  von  -|-  4,0  ^  R. ; 
sie  erstreckt  sich  von  Scandinavien  bis  zur  Nordgrenze 
des  Weizenbaues  in  Russland  und  Asien.  Dieses  ist  die 
eigentliche  Region  der  Nadelholzbäume;  indem  die  Niede- 
rungen von  Kiefer-,  Fichten-  und  Lärchen- Waldungen 
weithin  eingenommen  sind,  zwischen  denen  an  feuchten 
Stellen  niederes  Laubholz,  Weidenarten,  Birken,  Erlen  etc. 
gemischt  vorkommen.  Weiden  und  Torfmoore  meist  mit 
Binsen  und  Rietgräsem,  dann  mit  beerentragendem  Ge- 
sträuche Wachholder,  Brombeere,  Heidelbeere,  Stachel- 
beer-Arten  bewachsen,  ziehen  sich  w^ite  Strecken  hin, 
indem  sattgrüne  Wiesen  noch  selten  sind.  Diese  Region 
wird  auch  schon  von  einer  mannigfaltigen  Flor  von 
vielen   bunten  .  Blumen  geschmückt. 

4.  Kältere  —  gemässigte  Zone,  unter  dem 
58  0  bis  45  ^  Breitegrade  mit  einer  jährlichen  Mitteltem- 

.  peratur  von  circa  -|-  5  <>  bis  -j-  10  0  R.  Hauptsächlich 
die  Länder  der  Nord-  und  Ostsee  bis  zum  adriatischen 
Meere,  die  Schweiz,  Norditalien,  Ungarn  etc.  Diese  Re- 
gion zeichnet  sich  besonders-  durch  hochstämmige  Laub* 
holzwäldungen,   theilweise   unterbrochen   von   Nadelholz- 


W 

t?>.; 

«. 

s5n'- 

.    ■      . 

4 

1' 

w 

•, 

N- 

^     V 

E*  '"•' 


*1  ••  . 


u 


'f  .- 


fl^./-^ 


218 


Botanische  Aphorismen. 


Wäldern  aus.  Weit  hinziehende  grüne  Wiesenteppiche 
sind  mit  einer  sehr  reichen  Blumenflor;  aas  fast  den 
meisten  Familien  des  Gewächsreiches  geschmückt;  Hei- 
den und  Moore  sind  mit  Heidekraut;  Ginster,  Wach- 
holder  und  vielem  anderen  Gesträuche  bedeckt  und  mit 
der  Waldrebe;  dem  Epheu  etc.  treten  die  ersten  strauch- 
artigen Schlingpflanzen  auf.  Mehr  von  der  nördlichen 
Grenze  zieht  die  deutsche  Eiche  und  die  schöne  Buche 
gesellig  wachsend  in  grossen  Waldungen  mit  Nadelholz- 
beständen hin ;  mehr  im  Osten  der  Regicm  tragen  Linden; 
Ulmeu;  Birken  mit  Pappeln;  Erlen  etc.  zur  Waldbildung  bei, 
und  im  Süden  erscheint  schon  die  zahme  Kastanie  als 
Waldbaum. 

5.  Wärmere-— gem äs sigteZonC;  unter  dem 45st6n 
bis  34sten  Breitegrade  mit  einer  Mitteltemperatur  von 
circa  -{-  9,7  0  E.  bis  -|-  13,7  0  R.  In  Europa  sind  es 
die  Länder  des  MittelmeereS;  besonders  die  Länder 
des  adriatischen  Meeres.  Die  Begion  charakterisirt  sich 
auffallend;  dass  die  sommergrünen  Laubholzbäume  durch 
immergrüne  (wintergrüne)  Laubhölzer  meistens  ersetzt 
werden;  um  welche  sich  die  Weinrebe  schlingt,  die  im 
Osten  dieser  Zone  heimisch  ist.  Zusammenhängende 
Hochwälder;  gesellig  wachende  Baumarten,  wie  in  voriger 
Zone  fehlen  hier  ganz,  indem  sich  meistens  nur  4  bis  8' 
hohe,  baumartige  Sträucher  waldähnlich  ausdehnen, 
Heiden  und  Moore  sind  mehr  mit  Moosen  verschiedener 
Arten,  und  krautartigen  Pflanzen^  als  mit  Gesträuchen 
bewachsen. 

Es  finden  sich  hier  Bestände  von  immergrünen 
Eichenarten  und  Lorbeerbäumen,  dann  erscheinen  Laurus 
TinuSy  Götterbäume  {Arhutus  Unedo),  Granaten,  Myrthen, 
Pistacien,  Cistrosenarten,  lippenblüthige,  nelkenblütige 
und  schmetterlingsblütige  Pflanzen  oft  strauchartig.  Cul- 
tivirt  werden  der  Oelbaum,  die  Feige,  die  Orange,  die 
Citrone,  der  Reis;  im  Freien  angepflanzt  sieht  man  die 
Agave  und  hin  und  wieder  die  Zwergpalme  und  die 
Dattelpalme   und   die   ganze   Vegetation   tritt   schon  im 


Botanische  Aphorismen.  219 

ersten   Frühlinge    mit    fremdartigen   Formen,    mit   Nar- 
cissen,  Hyaojnthen  etc.  auf. 

6.  Subtropist^heZone,  sie erstrec)s:t sich  vom  348ten 
bis  zum  23sten  Breitegrade,  oder  bis  zum  Wendekreise 
mit  einer  jährlichen  Mitteltemperatur  y(m  circa  -f- 13,4  <)  B. 
bis  -f-  13>^  ^  K-  1^61*  Hauptcharakter  dieser  Zone  ist  die 
immmergi^ne  Vegetation  der  Myrthen-  und  Lorbeerarten, 
welche  sich  baumartig  erheben;  dann  das  erste  wilde 
Auftreten  der  Palmen,  besonders  der  Dattelpalme  und 
das  Erscheinen  der  Drachenbäume  und  vieler  anderen 
baumartigen  Liliengewächse.  In  Arabien  und  Persien 
sind  unter,  andern  vorzugsweise  vertreten  die  Familie 
der  Mimosen  (Sinnpflanzen),  in  China:  Camelien  und 
Theesträucher,  auf  dem  Austral-Gontinente:  baumartige 
Myrthen,  Casuarinen  und  Mimosen  etc.  Die  eigenthüm- 
lichste  Vegetation  dieser  Zone  erzeugt  das  Capland  auf 
der  Südpitze  von  Afrika  in  den  verschiedenartigsten 
Pflanzenformen  aus.  der  Familie  der  Ericaceen  (Heidenge- 
wächse), der  parasitischen  Orchideen  undderProteaceenetc. 

7.  Tropische  Zone,  sie  geht  von  den  Wende- 
kreisen' unter  dem  23sten  bis  zu  dem  löten  Breite- 
grade^  innerhalb  der  beiden  Wendekreise  und  hat 
eine  mittlere  Temperatur  von  circa  -|-  18,4  o  R.  bis  -|- 
22  B.  Diese  Zone  zeichnet  sich  von  der  folgenden  durch 
geringere  Wärmegrade  und  grössere  Mannigfaltigkeit  der 
Pflanzenarten  und  Vegetationsformen  aus.  Sie  charakteri- 
sirt  sich  sehr  auffallend  durch  zahlreiche  Palmenarten, 
baumartige  Farne,  Brodfruchtbäume,  Cactusarteil,  ver- 
schiedenartige Feigengewächse  und  besonders  durch  die 
Mangle-  oder  Leuchterbäume- Wälder  (Rhizophora-Arten) 
an  den  Küsten  und  auf  den  Alluvionen  der  Fluss-Delta's. 

8.  Heisse  Zone,  (Aequatorial-Zone)  vom  15ten 
Breitegrade  bis  zu  0^;  mit  einer  jährlichen  Mitteltempe- 
ratur von  circa  +  21,8  o  R.  bis  +  24,5  0  R.  Es  ist 
dieses  die  Region  der  Bananen- Arten  (Musa),  der  Palmen-, 
der  Bambus-  und  Mangle -Wälder  mit  baumartigen  Nessel- 
gewächsen   und   Malvaceen   etc.      Der    Aequatorialzone 


t  . 


220  Botanische  Aphorismen. 

gehören  noch  viele  andere  kleinere  Pflanzenfamilien  wie 
die  Sapotaceen;  Melastomeen,  Sapindaceen^  Büttneriaeeen 
und  parasitischen-  Orchideen  etc.  an. 

Wachsthum  und  Leben  der  Pflanze. 

Das  Wachsthum  und  lebensfrische  Gedeihen  der 
Pflanze  ist  nach  ihrem  allgemeinen  Charakter  abhängig 
von  der  Gestalt  der  Oberfläche,  worauf  sie  wächst  und 
von  den  klimatischen  Verhältnissen,  die  sie  umgeben, 
üebersieht  man  aber  die  verschiedenartigen  Einflüsse 
auf  das  vegetabilische  Leben  von  dem  Standpuncte  unse- 
rer physiologischen  Kenntnisse,  so  nimmt  man  bald  wahr, 
dass  wir  bis  jetzt  nur  erst  einen  geringen  Theil  derje- 
«igen  physikalischen  Kräfte  erkannt  haben,  welche  un- 
streitig  dabei  thätig  sind;  vorzugsweise  Elektricität, 
Licht  und  Luftdruck.  Die  beiden  ersteren  wirken  be- 
kanntlich bei  jedem  chemischen  Processe  ein  und  der 
Luftdruck  ist  von  entschiedener  Bedeutung  in  allen  Vor- 
gängen zwischen  Gasarten  und  Dünsten;  da  nun  das 
Pflanzen  wachsthum  und  Leben  von  der  Keimung  des 
Samens  in  seinen  verschiedenen  Vegetations-Sta'dien  in 
einem  fortwährenden  Kreislaufe  von  chemischen  Verbin- 
dungen und  Trennungen,  in  Aufnahme  und  Ausschei- 
dungen von  Gasen  und  Dünsten  besteht,  so  muss  dasselbe 
folgerichtig  von  obigen  Einflüssen  sehr  afßcirt  werden; 
aber  über  das  Wie  und  in  welcher  Ausdehnung  diese 
Agentien  auf  das  Leben  der  Pflanzen  einwirken,  wie 
über  die,  uns  noch  bis  jetzt  nicht  erklärlichen  Verhält- 
nisse in  Verbreitung  und  Vertheilung  der  Pflanzen,  wer- 
den wir  vielleicht  später,  wenn  die  Wissenschaft  tiefer- 
gehende Erfahrungen  in  Erkenntniss  dieser  Naturkräfte  ge- 
macht haben  wird,  eine  weitere  Erklärung  finden  können. 

Die  Nahrung  der  Pflanze  besteht  theils  aus  Wasser 
und  der  darin  gelösten  Bestandtheile,  theils  aus  den 
Dünsten  und  Gasarten  der  atmosphärischen  Umgebung, 
demnach  ist  das  erklärliche  Leben  der  Pflanze  im  Wesent- 
lichen Bildung  des  organischen  Stoffes  aus  unorganischen 


Botanische  Aphorismen,  221 

Verbindungen;  indem  dieselbe  durch  ihre  Wurzel  die 
Stoffe,  welche  sie  zu  ihrem  Wachsthume  braucht^  aus 
dem  Boden  zieht  und  dieselben  in  dem  sie  umgebenden 
atmosphärischen  Dunstkreise  fiüdet  und  nachdiem  dieZer- 
sersetzung  (Stoffwechsel)  der  aufgenommenen  Stoffe  statt 
gefunden  hat,  das,  was  sie  nicht  zum  Wachsthume  noth- 
wendig  in  umgeseteter  Form  durch  die  daau  geeigneten 
Organe  wieder  abgiebt.  Die  Pflanze  wird  dadurch  im 
weiteren  Sinne. auch  abhängig  von  der  geognostischen 
Beschaffenheit  des  Bodens,  von  einer  gewissen  Tempe- 
ratur und  von  Wasser,  ohne  welches  überhaupt  keine 
Vegetation  denkbar  ist.  So  wachsen  z.  B.  die  Alpen- 
pflanzen unter  physikalischen  Eigenthümlichkeiten,  die 
in  den  Niederungen  nicht  vorhanden  sind,  nämlich  unter 
vermindertem  Luftdrucke,  bedingt  durch  eine  gewisse 
Höhe  über  dem  Meere  und  geringere  Regenmenge,  weil 
die  schweren  Regenwolken  sich  in  den  dünperen  Luft- 
schichten nicht  halten  können  und  immer  tiefer  herab- 
sinken müssen.  Durch  den  verminderten  Luftdruck 
ist  auf  den  Hochalpen  mehr  Trockenheit  herrschend; 
es  entsteht  dadurch  eine  bedeutendere  Verdunstung 
der  Pflanzengewebe,  wodurch  eine  vermehrte  Ver- 
dichtung der  Säfte  und  macht  so  die  Pflanzen*  gegen 
das  Sonnenlicht  und  Wärme  empfanglicher  und  wirkt  in 
dessen  Folgen  so  eigenthümlich  auf  das  Wachsthum 
der  Alpenflanzen  ein,  dass  sie  in  Qestalt  und  Form 
meistens  sehr  verändert  erscheinen  von  den  Pflanzen  der 
Niederungen  und  des  Flachlandes. 

Die  Alpengewächse  sind  nämlich  zum  grösseren 
Theile  niedere  oder  niedergestreckte,  fast  durchgehends 
mit  unterirdischem  Stengel  perennirende  Pflanzen  mit 
verhältnissmässig  grösseren  Blumen,  welche  sich  meistens 
durch  intensivere  Farben  auszeichnen,  sie  überziehen 
meist  polsterartig  ganze  Felsenstrecken  wie  z.  B.  die 
Saxifraga-,  Sitene-Arten^  Moehringia^  Cherleriay  Azalea  etc. 
oder  kriechen  oft  an  dem  Gesteine  hin. 

Durch   diese   eigenthümlichen   klimatischen  Verhält- 


1 

i 


■  <K  ST  ■^ST"»'*  '^ 


••i'-  ■- 


f  Ai  r-v  . 


^1^ 


v» 


5;^.  ■ 


222  Botanische  Aphorismen, 

nisse  der  Alpen  und  die  veränderten  Einflüsse^  welche 
dort  auf  die  Vegetation  influiren,  erscheint  es  aucb 
naturgemäss;  dass  Pflanzen,  welche  unter  ganz  entgegen* 
gesetzten  Verhältnissen  gewachsen  sind^  sich  nicht  dauernd 

p;>/^  in   niederen    Gegenden     Wohlbefinden     können,    obschon 

auch  Pflanzen  der  Alpen,  welche  zufällig  mit  Flüssen  in 
die  Thäler  herabkommen  unter  ihnen  günstigen  Local- 
Verhältnissen  vegetiren  oder  durch  Kunst  erhalten  werden, 
aber  auch  oft  an  dem  ungewohnten  Standorte  nach  und 
nach  ihre  Alpennatur  abstreifen. 

Feuchtigkeit   und  Wärme,    die  wesentlichsten  Vege- 

p;^  tations- Bedingungen  sind    aber  nicht  in  gleichetn  Maasse 

auf  der  Oberfläche  der  Erde  verbreitet,  indem  mit  Ab- 
nahme oder  Zunahme  der  Breitegrade  die  Temperatur 
gesteigert  oder  vermindert  wird,  welches  in  einem  Conti- 
nentalklima,  mit  Ausschluss  der  Alpen,  weiaiger  hervor- 
tritt, als  in  einem  Seeklima.  In  Gegenden  mit  abweichen- 
dem Breitegrade,  welche  mehr  nach.  Süden  oder  mehr 
nach  Norden  rücken,  müssen  demnach  auch  andere  Vege- 
tationsverhältnisse statt  finden,  verschiedenartigere  Pflan- 
zen auftreten,  weil  wohl  fast  jede  Pflanze  ein  anderes 
Maass  an  Wärme  von  bestimmter  Stärke  und  Dauer  er- 
fordert, um  entstehen  und  leben  zu  können;  aber  die 
jährliche    Mitteltemperatur    ist   dazu    nicht   allein  maass- 

%^"  gebend,    sondern  vorzugsweise    die  Extreme  der  Wärme 

der  einzelnen  Monate  und  Jahreszeiten.  Jede  Pflanze 
hat  auch  deswegen  auf  der  Erde  eine  bestimmte  Grenze, 
wo  sie  ursprünglich  wild  wächst  und  diese  bestimmt  den 
Bezirk  ihrer  geographischen  Verbreitung  mit  Ausnahme 
derjenigen  Pflanzen,  welche  fast  überall  wachsen,  wie 
Alsine  media,  Senecio  vulgaris  etc.  und  in  allen  Klimaten 
zu  finden  sind. 


0. 
,*».■ » -y 


^^:/  Das    Erscheinen    von    Pflanzenarten   ist    nicht   aus- 


schliesslich von  klimatischen  Beziehungen  abhängig,  son- 
dern   auch  von    der  Beschaffenheit  der  Oberfläche  und 
von  manchen  besondem  Oertlichkeitsverhältnissen,  welche 
1»^/;:  unstreitig    mehr    oder    minder    Einfluss    darauf   haben ; 


.>'■■■  ■• 


■\'.y 


m- 


Botanische  Aphorismen.  2£3 

weshalb  oiPt  ganze  Pflanzengruppen  fast  ausschliesslich 
auf  gewisse  Landstrecken  beschränkt  sind  und  in  anderen 
Landstrichen  mit  gleichen  klimatischen  Verhältnissen 
diese  Pflanzen  nicht  vorkommen.  Wir  sehen  auch  oft 
Pflanzen  im  Bereiche  ihres  Verbreitungsbezirkes  imter 
allen  Umstanden  häufig  auftreten^  wie  besonders  die 
Gräser,  während  andere  wieder  auf  beschränktem  oft 
sehr  beschränktem  Baume  wachsen  und  dieses  hängt 
auch  TOn  der  Individualität  der  Pflanze  ab,  ob  sie  nur 
vereinzelt  oder  in  Masse  vorkommen. 

Wanderung  und  Verbreitung  der  Pflanzen. 

Die  Pflanzen  sind  belebte  Wesen  ohne  wirkliche 
Empfindung  und  freie,  selbstständige  Bewegung,  denn 
jede  Pflanze  ist  an  den  Boden  gebunden,  worin  sie  ihre 
Wurzel  schlägt  und  schon  in  den  ältesten  Sprachen,  wie 
der  Sanskritsprache  wird  der  Baum  nAga*^  im  Gegensatze 
zu  den  Fortbewegungen  der  Thiere  der  „Ungehende^ 
genannt.  Fassen  wir  aber  die  Pflanze  und  ihr  Leben 
im  Ganzen  nach  Gattungen  und  Arten  auf,  so  findet 
man,  dass  die  Pflanzennatur  auch  noch  eine  andere  Seite 
hat^  nämlich  das  Streben  nach  Fortbewegung  und 
Ortsveränderung. 

Das  Gesetz  der  Pflanzenwanderung  ist  in. der  Natur 
derselben  begründet  und  durch  die  pflanzengeographischen 
Forschungen  auch  auf  das  Bestimmteste  nachgewiesen; 
nur  mnss  man  die,  von  der  Natur  bedingte  (abhängige) 
Wanderung  von  der  unbedingten  (zufalligen)  unterschei- 
den. Alle  Pflanzen,  welche  an  ihrem  Entstehüngsorte 
keimfähigen  Samen  hervorbringen,  sind  meistens  schon 
von  der  Natur  angewiesen,  den  reifen  Samen  in  ihre 
nächsten  Umgebungen  auszustreuen,  hierdurch  wird  sich 
der  Keimling  von  der  Stammpflanze  entfernen  und  die 
später  folgenden  SprÖsslinge  können  mit  der  Zeit  dem 
Baume  nach  eine  weite  Strecke  von  der  ursprünglichen 
Pflanze  entfernt  werden.  Eine  andere  Art  der  Orts- 
veränderung) nicht  so  auffallend  wie  bei  dem  Ausstreuen 


224  Botanische  Aphorismen, 

des  Samens,  hat  die  Natur  bei  den  Pflanzen,  wo  meistens 
keine  Selbstvermehrung  durch  die  Samen  statt  findet, 
z.B.  bei  den  Zwiebeln-  und  Knollengewächsen,  durch  die 
Zwiebel-  und  Enollenbildung  gesorgt;  bekanntlich  tragen 
diese  Pflanzenarten  zwei  Zwiebel-  oder  Wurzelknollen, 
von  welchen  jedes  Jahr  die  eine  Zwiebel  oder  der  eine 
Ejiollen  abstirbt  und  es  ist  nun  naturgemäss,  dass  es 
von  der  Lage  des  keim&higen  Knollen  abhängig  bleibt, 
wo  im  folgenden  Jahre  die  neue  Pflanze  ihren  Aufgehe- 
punct  hat.  Durch  diese  sich  jährlich  erneuernde  Zwiebel- 
und  Knollenbildung  muss  mit  der  Zeit  die  Pflanze  immer 
mehr  von  dem  früheren  Standorte  der  Urpflanze  entfernt 
werden,  was  man  leicht  bei  unseren  Cultuipflanzen  in 
den  Gärten  z.  B.  CrocuSf  Ttdipa^  Scilla^  Galanthus  etc. 
beobachten  kann. 

Da  aber  dieses  Fortschreiten  der  Pflanzen  immer 
nur  noch  langsam  erfolgt,  so  bietet  die  Natur,  ohne  dass 
der  Mensch  dabei  thätig  wäre,  noch  mancherlei  Mittel  zu 
grossartigeren  und  rascheren  Verbreitungsarten ;  in  der  Be- 
wegung der  Luft,  welche  der  immerwährende  Träger 
der  dazu  geeigneten  Samen,  besonders  Compositen,  Vale- 
rianeen  etc.  ist,  wodurch  diesen  Gewächsen  ein  unbe- 
grenztes Gebiet  offen  steht.  Dann  die  Strömungen  und 
Bewegungen  des  Wassers  in  Bächen,  Flüssen  und  Meeren 
bringen  nicht  allein  Samen  und  Früchte,  sondern  auch 
oft  ganze  Pflanzen  von  ihrem  Entstehungsorte  nach  ganz 
fremden  Gegenden. 

Dem  aufmerksamen  Beobachter  wird  es^  nicht  ent- 
gehen, wenn  er  an  dem  Ufer  eines  Flusses  hinwandert^ 
dass  er  oft  eine  und  dieselbe  oder  auch  wohl  einige 
Pflanzen,  wenn  auch  zuletzt  nur  sporadisch  von  der 
Quelle  bis  zur  Mündung  verfolgen  kann.  Alpen  und 
Gebirgswasser  bringen  die  Pflanzen  der  Höhen  oft  weit 
in  die  Niederungen  und  tief  in  das  Flachland  herab, 
und  die  Strömungen  der  Meere  vermitteln  das  Erscheinen 
mancher  Gewächse  von  Insel  zu  Insel  und  vonContinent 
zu  Continent. 


Botanische  Aphorismen.  225 

In  noch  grösserem  Maassstabe  wird  die  Pflanzenver- 
breitung durch  das  Thierleben  befördert,  besonders  Vögel 
und  Säugethiere  verschleppen  auf  die  verschiedenartigste 
Weise  Samen,  theils  instinctmässig  als  Nahrungsmittel, 
theils  zufällig  Samen  in  ihrem  Gefieder  oder  hackige 
Früchte  und  Samen  in  ihrer  Wolle  und  tragen  dadurch 
einzelne  Pflanzen  in  die  entlegendsten  Gegenden. 

Wenn  solche  verschiedene  Verbreitungsarten  der 
Gewächse  in  vielen  Jahren  eine  merkliche  Umgestaltung 
in  dem  Vegetationscharakter  einer  Gegend  hervorbringen 
können;  so  wird  im  Allgemeinen  doch  der  ursprüngliche 
Vegetationstypus  immer  noch  ein  bleibender  sein  — 
denn  die  fremden  Eindringlinge,  welche  meistens  nur 
sporadisch  auftreten,  wohl  zuweilen  auch  massenhaft 
erscheinen  können,  werden  doch  nur  so  lange  ihr  Da- 
sein fristen,  als  die  Lebensbedingungen  für  sie  aus- 
reichen; denn  bei  ungünstigen  Verhältnissen,  seien  es 
Bodenveränderungen,  Meereshöhe,  Temperaturwechsel  oder 
verminderte  Feuchtigkeit,  welche  störend  in  das  Wachs- 
thum  der  eingewanderten  Pflanzen  eingreifen,  werden 
diese  entweder  nach  und  nach,  oder  auch  ebenso  plötz- 
lich wie  sie  oft  erscheinen,  wieder  verschwinden.  Der 
Hauptfactor  der  Pflanzen  Verbreitung  (besonders  jähriger 
Pflanzen)  wird  immer  der  Mensch  bleiben;  da  er  durch 
seine  Culturen  und  Culturversuche  wohl  den  bedeutend- 
sten Einfluss  auf  den  Vegetationscharakter  einer  Gegend 
ausüben  wird  und  die  Pflanzen,  welche  bekanntlich  den 
Menschen  und  seinen  Ansiedelungen  folgen,  werden  von 
ihm  in  die  entferntesten  Welttheile  getragen. 

Wenn  nun  die  Aus-  und  Einwanderungen  der  Ge- 
wächse aus  den  frühesten  Zeiten  in  so  bedeutender  und 
umgestaltender  Weise,  seit  den  ersten  Culturversuchen 
des  Menschengeschlechtes  statt  gefunden  haben,  was  wir 
doch  annehmen  müssen,  so  ist  es  begreiflich,  dass  die 
frühere  Vegetation  einen  veränderten  Charakter  ange- 
nommen hat,  viele  früher  vorhandene  Pflanzenarten  ver- 
schwunden sind,  ohne  dass  wir  dieselben  gekannt  haben, 
Arch.d.Pharm.CLXVI.Bds.3.Hft.  15 


^- 


■:-r:!f 


5>'" 


226  Botanische  Aphorismen. 

wodurch  es  auch  anmöglich  wird^  die  ursprüngliche  Flor 
eines  Landes  nach  den  jetzigen  uns  anschaulichen  Vege- 
tationsverhältnissen  auch  nur  annähernd  zu  bestimmen 
und  können  uns  deswegen  nur  darauf  beschränken^  die 
in  einem  zusammenhängenden  Florengebiet;  nach  ihren 
gewöhnlichen  Wohnorten,  aligemein  verbreiteten  oder 
auch  zerstreut  durch  die  ganze  Gegend  vorkommenden 
Pflanzenarten  (besonders  ausdauernde),  als  die  schon 
früher  heimische  Vegetation  anzusehen,  ohne  Büksicht  dar- 
auf, ob  diese  eingewandert  sind  oder  nicht,  wenn  ihre 
Einwanderung  nicht  so  bestimmt  ermittelt  ist,  wie  die 
von  Oenothera  Hennis^  Erigeron  canadense  und  vieler 
Aster -Arten  etc. 

Am  auffallendsten  treten  diese  fremden  Einwande- 
rungen in  den  näheren  Umgebungen  grösserer  Städte 
hervor,  wo  diese  Eindringlinge  zuweilen  die  ursprüng- 
liche Physiognomie  der  Flora  verwischen  können;  indem 
fremde  Pflanzen  durch  Einschleppung  von  Culturen  oder 
aus  Gärten  etc.  die  Gegend  bevölkern  und  dadurch  oft 
viele  früher  einheimischen  Pflanzen  verdrängen. 

Ein  überraschendes  Beispiel  von  Einschleppungen 
fremder  Pflanzen  hat  in  neuerer  Zeit  Dr.  A.  Godron, 
Rector  der  Akademie  zu  Montpellier,  durch  die  Ver- 
öffentlichung seiner  Morula  Juvenalis  in  campesiribus 
Portus  Juvenalis  prope  Montpellium  etc.  1853  geliefert. 
In  dem  Letzflusse  bei  Montpellier  wird  bekanntlich  die 
aus  den  entlegendsten  Ländern  dort  eingeführte  Schaf- 
wolle gewaschen  und  an  dem  Ufer  dieses  Flusses  ge- 
trocknet; wodurch  wohl  schon  seit  vielen  Jahren  fremde 
Samen  jener  Länder  in  der  Schafwolle  verschleppt  und 
auf  dem  Brachfelde,  welches  dem  Botaniker  als  Port 
Juvenal  bekannt  ist,  abgesetzt  dort  gedeihlich  vöge- 
lt, tiren  und  sich  fortpflanzen. 

An  dem  Port  Juvenal  hat  nun  Dr.  Godron  an 
380  fremde  Einwanderer  nachgewiesen  und  unter  diesen 
54:  neue  Pflanzen  entdeckt,  von  welchen  das  Vaterland 
noch    nicht   ermittelt   war.      Beiträge   zu   diesen    einge- 


**'*■>.' 


z-/-- 

>..• 


Botanische  Aphorismen.  227 

schleppten  Pflanzen  lieferten  vorzugsweise  die  Inseln  des 
MittelmeereS;  Italien,  Sicilien,  Spanien,  Syrien^  Aegypten, 
Kaukasus,  Kleinasien,  Algerien,  Marokko  ete.  Diese 
Zusammenstellung  hat  ein  wesentliches  Interesse  für  die 
geographische  Botanik,  und  giebt  uns  einen  Beweis  für 
die  Accomodatibnsfähigk^it  gewisser  Pflanzen  entfernter 
Himmelsstriche  mit  ganz  verschiedenen  klimatischen  Ver- 
hältnissen. 

Das  Nichtvorhandensein  einer  Pflanze  in  einer  be- 
stimmten Gegend  ist  demnach  noch  kein  vollgültiger 
Beweis,  dass  sie  dort  nicht  wachsen  und  vegetireri  könne, 
und  selbst  der  Norden  hat  in  dieser  Hinsicht  keine 
Bcharfbegrenzte  Linien.  Die  Hauptsache  des  Vorkommens 
einer  Pflanze,  welche  in  einer  Gegend  nicht  einheimisch 
•  ist,  wird  wohl  immer  davon  abhängen,  ob  die  Verhält- 
nisse von  der  Art  sind,  dass  die  Pflanze  dorthin  gelangen 
konnte;  ob  das  Klima  dafür  geeignet,  hauptsächlich  nicht 
zu  kalt  ist;  ob  die  orographisch-geognostischen  Bodenbe- 
schaffenheiten, wie  die  physikalischen  Einwirkungen  für 
die  Pflanze  in  richtigem  Zusammenhange  stehen  und  ob 
das  geeignete  Maass  von  Feuchtigkeit  und  Beleuchtung 
zum  Wachsthume  vorhanden  ist. 


.  * 
« 

■'i 


15 


228 


III«  üoiiatslierlclit. 


Chemische  Analyse  der  Heilquelle  und  der  Amaionen- 
quelle  des  Kaiserbades  zu  Ofen  in  Ungarn. 

Prof.  Dr.  J.  Pohl  hat  im  Sitzungsberichte  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Wien,  Bd.  38.  S.  497—  542, 
Folgendes  darüber  veröffentlicht. 

Die  sämmtlichen  Quellen  des  Kaiserbades  entsprin- 
gen am  Fusse  des  als  Ausläufer  des  Gaisberges  anzu- 
sehenden Josephsberges,  dessen  Gipfel  244,58  Meter  über 
dem  Meeresniveau  und  148,15  Meter  über  dem  alten  Ofe- 
ner Donau- Pegel  (Seehöhe  96,431  Meter)  liegt.  Eben- 
daselbst befindet  sich  auch  das  Kaiserbad. 

I.  Die  Heilquelle.  Das  Wasser  dieser  Quelle 
erscheint  sowohl  im  Bassin,  als  in  einem  weiten  Glas- 
gefasse  vollkommen  klar  und  farblos;  es  ist  scheinbar  in 
beständigem  Kochen  begriffen,  das  aber  bloss  von  dem 
ungleichförmigen  und  stossweisen  Wasserzuflusse  herrührt. 
Von  der  Oberfläche  des  Wassers  entweichen  zahlreiche 
ziemlich  grosse  Glasblasen,  welche  aus  einem  Gemenge 
von  Kohlensäure  mit  sehr  wenig  Stickstoff  und  etwas 
Schwefelwasserstoff  bestehen.  Das  Wasser  riecht  ent- 
schieden nach  Schwefelwasserstoff,  dessen  Geruch  auch 
in  der  ganzen  Halle  verbreitet  ist,  an  deren  Boden  sich 
das  Quellenbassin  befindet,  und  beim  Schütteln  in  halb- 
gefüllten Flaschen  tritt  geringe  Gasentwickelung  ein.  20 
Minuten  lang  in  einem  Glaskolben  von  850  CG.  Inhalt, 
der  mit  einem  Quetschhahn  verschlossen  war,  gekocht, 
verschwindet  der  Schwefelwasserstoffgeruch  des  Wassers 
gänzlich.  Das  Wasser  reagirt  alkalisch  und  besitzt  einen 
etwas  hepatischen,  faden,  erdigen  Geschmack.  Die  Tem- 
peratur der  Quelle  betrug  am  29.  August  1856  bei  23^,93 
Lufttemperatur  im  Schatten,  im  Mittel  aus  vier  Ablesun- 
gen 59<^,87  für  Wasser  vom  Boden  des  Bassins,  hingegen 
nur  59^  35  an  der  Wasseroberfläche.  Offenbar  ist  die 
erstere  Temperatur  die  richtigere.  Diese  Temperatur- 
bestimmungen geschahen  in  der  Weise,  dass  das  Queck- 
silberthermometer, dessen  Gefass  ein  hohler  Metallcylin- 
der  als  Wasserreservoir  umgab,  auf  den  Boden  des  Bas- 
sins zunächst  der  Stelle,  an  welcher  die  Hauptquelle  era- 
porbrodeln  soll^  gebracht,  dort  5  Minuten  belassen,  dann 


Heilquelle  u.  Amazonenquelle  des  Kaiserbades  zu  Ofen,   229 

möglichst  rasch  emporgezogen  und  an  der  Wasserober- 
fläche abgelesen  wurde. 

Nach  eben  so  sorgfaltigen  Beobachtungen,  die  Pohl 
am  22.  September  1859  vornahm,  war  die  Temperatur 
der  Atmosphäre  10^;  die  der  Quelle  hingegen  am  Boden 
57<>,83.  Da  frühere,  ja  selbst  spätere  Temperaturbeob- 
achtungen, als  diese,  nicht  mit  vollkommen  berichtigten 
Thermometern  und  mit  theilweiser  Ausserachtlassung  der 
eben  erwähnten  Vorsichten  angestellt  sind,  so  lässt  sich 
leider  bis  jetzt  kein  sicheres  Urtheil  über  die  etwaige 
Unveränderlichkeit  der  Quellentemperatur  im  Laufe  von 
Jahren  abgeben.  Eine  Abhängigkeit  der  Quellentempe- 
ratur von  der  Atmosphäre  deuten  aber  PohTs  Beobach- 
tungen auf  das  Bestimmteste  an^  und  die  folgenden  Daten 
SchmidTs  mögen  zur  weiteren  Erhärtung  dieser  That- 
sacjien  dienen. 

Seh  midi  fand  nämlich  die  Temperatur  der  Heil- 
quelle: 

1857,  November zu  560,88 

1858,  22.  März,  nach  Ablassen  des  Fischteiches,  zu  58^,12 
1858>  6.  April zu  570,75 

Am  Boden  des  Quellenbassins  bildet  sich  ein  gerin^ 
ger  etwas  schmutzig-weisser,  grobkörniger  Absatz,  dessen 
Zusammensetzung  später  angeführt  wird. 

Nach  wenig  Tagen  Aufbewahrung  in  wohlverstopften 
Flaschen  verschwindet  der  Schwefelwasserstoffgeruch  voll 
ständig  und  das  Wasser  wird  geruchlos.      Das  spec.  Ge- 
wicht dieses  Wassers  (bei  150)  wurde  gefunden  zu  1,001202 
und  1,001185.  ^   . 

Zur  Analyse,  die  hiemach  folgt,  wurde  das  Wasser 
am  29.  August  1856  der  Quelle  entnommen.  Die  Ana- 
lyse gab: 

1.  Die  kohlensauren  Salze  als  einfach -kohlensaure 
Verbindungen  berechnet.  —  a)  In  wägbarer  Menge  vor- 
handene Bestandtheile : 

In  1000  Gewth.     Im  Pfunde 

zn  7680  Gran 

Schwefelsaures  Natron 0,27344  Theile    2,10002  Gran 

Chlornatrium. 0,25972      „         1 ,99465      „ 

Kohlensaures  Natron 0,13528      „         1,03895     „ 

„  Lithion 0,01384      „         0,10629      „ 

Kohlensaurer  Kalk 0,28854      „         2,21598     „ 

Kohlensaure  Talkerde .........    0,03360      „         0,25805     „ 

Phosphorsaure  Thonerde 0,00131      „         0,01006     „ 

Kieselsaure  Thonerde 0,00340      „         0,02611      „ 

Kieselsäure 0,03155      „         0,24230     „ 

Organische  Substanzen 0,00402      „         0,03087      » 

Summe  der  festen  Bestandtheile    1,04470  Theile    8,02328  Gran. 


230    Heilquelle  u.  Amazonenqudle  des  Kaiserbades  zu  Ofen. 

In  1000  Gewth.  Im  Pfunde 

zu  7680  Gran 
Kohlensäure,  welche  mit  den  koh> 
lensauren  Salzen  zu  Bicarbo- 

naten  verbunden  ist 0,20893  Theile  1,60485  Gran 

Wirklich  freie  Kohlensäure ... .    0,06156      „  0,47270     „ 

Schwefelwasserstoflf 0,00023      „  0,00177      „ 

Stickstoff ft00019      „  0,00146     „ 

Summe  aller  wägbaren  Bestand- 

theile. . .  ^  1,33561  Theile  10,10406  Gran. 

6)   In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 

Schwefelnatrium deutliche  Spur 

Unterschwefligsaures  Natron ....  Spur 

Schwefelsaures  Kali deutliche  Spur 

Borsaures  Natron deutliehe  Spur 

Kohlensaurer  Baryt. Spur 

Kohlensaures  Manganoxydul Spur 

„  Eisenoxydul deutliche  Spur.  • 

2)  Die  kohlensauren  Salze  als  Bicarbonate  berechnet, 

und  zwar  in  wasserfreiem  Zustande.  —   d)  In  wägbarer 

Menge  vorhandene  Substanzen : 

In  1000  Gewth.      Im  Pfunde 

zu  7680  Gran 

Schwefelsaures  Natron 0,27344  Theile  2,10002  Gran 

Chlornatrium.. 0,25972      „  1,99465      „ 

Zweifach-kohlensaures  Natron ... .     0,19156      „  1,47118      „ 

„  „  Lithion....     0,02208      „  0,16957      „ 

Zweifach-kohlensaurer  Kalk 0,41550      „  3,19104     „ 

Zweifach-kohlensaure  Talkerde...     0,05120      „  0,39322     „ 

Phosphorsaure  Thonerde '. ..     0,00131      „  0,01006     ; 

Kieselsaure  Thonerde. 0,00340      „  0,p2611     „ 

Kieselsäure 0,03155      „  0,24230     „ 

Organische  Substanzen .0,00402      „  0,03087     „ 

Summe  der  nicht -flüchtigen 

Bestandtheile  . . .  1,25358  Theile  9,62902  Gran. 

Wirklich  freie  Kohlensäure 0,06156      „  0,47370      „ 

Schwefelwasserstoff .* 0,00023      „  0,00177      „ 

Stickstoff 0,00019      „  0,00146      „ 

Summe  aller  wägbaren  Bestand- 
theile      1,31561  Theile  10,10506  Gran. 

6)  In  unwägbarer  Menge   vorhandene  Bestandtheile: 
Die  in  1.  6)  angeführten  Verbindungen. 

Auf  Volumina  berechnet,   beträgt  die  Menge  der  im 
|>:   ..  Wasser  enthaltenen  Gase  für  den  Normal-Barometerstand 

^:  von   760  Millimeter: 

Y.        '  Die  wirklich  freie  Kohlensäure: 

fc  Bei  der  Quellen-  Bei  0» 

;r  temperatur  59,87^ 

fe;  In  1000  Grm.  Wasser 38,122  CG.  31,262  (^.^, 

'^  1  Pfund  =  7680  Gran. ... .      2,031  C.Z.  1,710  C.Z. 


\- 


V 


Heilquelle  u.  Amazonenquelle  des  Kaiserbades  zu  Ofen.    231 

Die  sogenannte  freie  Kohlensäure: 

Bei  der  Quellen-  Bei  0« 

teraperatur  59,870 

In  1000  Gm.  Wasser 167,905  C.C.  137,725  C.C. 

1  Pfund  =  7680  Gran. ....      9,185  C.Z.  7,536  C.Z. 

Der  Schwefelwasserstoff: 

In  1000  Grm.  Wasser 0,182  C.  C.  0,150  C.  C. 

1  Pfund  =  7680  Gran. 0,010  C.Z.  0,008  C.Z. 

Der  Stickstoff: 

In  1000  Grm.  Wasser 0,185  C.  C.  0,151  C.  G. 

1  Pfund  =  7680  Gran  .....    0,009  C.Z.  0,008  C.Z, 

IL  Die  Amazonenquelle.  Das  Wasser  dieser 
durch  den  Zusammenfluss  der  sogenannten  Gang-  und 
Bogenquelle  entsjpringenden  Quelle  zeigt  sich  sowohl  flies- 
send als  in  einem  grossen  Glasgefässe  vollkommen  klar  und 
farblos;  nach  einstündigem  Stehen  erscheinen  an  den  Glas- 
wänden Gasblasen.  Es  riecht  äusserst  unbedeutend  nach 
Schwefelwasserstoff,  und  dieser  Geruch  tritt  noch  am  deut- 
lichsten hervor,  wenn  man  das  Wasser  in  einer  verschlosse- 
nen Flasche  einige  Male  stark  schüttelt.  Nach  längerem 
Schuttein  in  einer  halbgefüllten  Flasche  verschwindet 
jedoch  der  Schwefelwasserstoffgeruch  gänzlich. 

Das  Wasser  der  Amazonenquelle  reagirt  sehr  schwach 
alkalisch  und  besitzt  einen  faden,  kaum  merklich  hepa- 
tischen Geschmack.  Die  in  gleicher  Weise  wie  von 
der  Heilquelle  am  29.  August  1856  bestimmte  Tempera- 
tur der  Quelle  betrug  im  Mittel  aus  fünf  fast  überein- 
stimmenden Versuchen  28^,20  bei  24^,14  Lufttemperatur. 
Am  22. September  1859  fand  Pohl  hingegen  dieselbe  bei 
16«  Lufttemperatur  =  300,60. 

Alle  früher  schon  bei  dieser  Quelle  angestellten  Tem- 
peraturbeobachtungen sprechen  dafür,  dass  die  Tempera- 
tur dieser  Quelle  von  der  Jahreszeit  sehr  abhängig  ist. 
Das  spec.  Gewicht  fand  Pohl  ftir  Wasser  von  20«  = 
1,000798  und  1,000800.  Das  zur  Analyse  bestimmte 
Wasser  war  am  29.  August  1856  gesammelt.  Zufolge 
der  Analyse  enthält  die  Amazonenquelle: 

1.  Die  kohlensauren  Salze  als  einfach -kohlensaure 
Verbindungen- berechnet.  —  ä)  In  wägbarer  Menge  vor- 
handene Bestandtheile : 


HeUqueUe  u.  Amazonenqueüe  des  Kaiaerbadee  zu  Ofen. 

In  1000  Genth.  loi  Pfunde 

Wasser  zu  T680  Gram 

wefeUaurea  Kali 0,00884  TheUe  0,06789  Gran 

wefelaanre«  Natron 0,12668      ,  0,96445      „ 

„  Uthion 0,02566      ,  0,19707      , 

orammonium 0,00143      „  0,01098      „ 

orlitfcram 0,03844      ,  0,29522      „ 

Drmagnimn 0,02204      „  0,16927      „ 

.aphowaure  Thonerde 0,00202      „  0,01551      „ 

ileosawres  EUenoiydnl 0,00037      ,  0,00284      „ 

ilensaure  Talkerde 0,11401      „  0,87560      , 

ilensaurer  Kalk 0,24893       „  1,91178       „ 

BclBänre 0,01608       „  0,12349       „ 

anieche  Substanteii 0,06238      „  0,47908      „ 

wne  der  festen  Bestandtheile    0,66578  Theile  6^1318  Gran 
ilensäure  mit  den  kohleusau- 
in  Salzen  zu  Bicarbonaten 

ärbunden 0,16939       „  1,30092       « 

-klicb  freie  KoblenBäoie . . .     0,17718      .  1,36134      , 

katoff ...■     0.01439      „  0,11051       „ 

ime  aller  nagbaren  Beetand- 

tbeile 1,02674  Theile  7,88695  Grau 

b)  In  unwägbarer  Menge  vorhandeDe  Bestandtbeile : 

BoreaursB  Nation deutliche  Spur 

SalpetersaureB  Kali Spur 

Koblenaauies  Manganox;dul deutliche  Spur 

KoblensauTer  Barrt dentliche  Spur 

Schwefetwaeserstoff Spnr. 

2.  Die  kohlensauren  Salze  als  Bicarbonate  berechnet 
zwar  im  waBserireien  Zustande.  —  a)  In  wägbarer 
;e  vorhandene  Substanzen: 

In  1000  Gewth.      Im  Pfunde 

Wasser  EU  7680  Gran 

wefeisaures  Kaü O.0O884  Tbeile  0,06789  Gran 

,  Natron 0,12558      -  0,96445      - 

„  LithiOD 0,09666      ,  0,19707      „ 

Drammonium 0,00143      „  0,01098      , 

orUthium 0,03844      „  0,29522      „ 

ormagDinn) 0,02204      „  0,16927      ; 

■spboraaure  Thonerde 0.00202       ,  0,05161       „ 

lifach  -  kohlensaures    Eiseu- 

oiydnl 0,00051      ,  0,00392      , 

lifacb-kohlensanreTalkerde.    0,17373      ,  1,33125      , 

iifach-kohlenaaurer  Kalk. . . .    0,85846      -  2,75297      - 

Misäure 0,01608      ,  0,12349      , 

aniscbe  Substanzen 0,06236      „  0,47908      , 

ime  der  gelösten  festen  Be- 

standtheile 0,83617  Theüe  6,41410  Gran 

ie  KoblenÄure 0,17718      -     .  1,31634      , 

ksloff 0,01439      ,  0,11051      . 

ime  aller  wägbaren  Beatand- 

theile 1,02674  Theile  7,88595  Graa. 


Was  Chemikern  begegnen  kann.  233 

6)   In  unwägbarer  Menge   vorhandene  Bestandtheile : 
Dieselben  wie  in  1.  6) 

Auf  Volumina  berechnet  beträgt  die  Menge  der  im 
Wasser  enthaltenen  Oase  für  den  Normalbarometerstand 
von  760  Millimeter: 

Die  wirklich  freie  Kohlensäure: 

Bei  der  Quellen-  Bei  QO 

temperatur  28^,2. 

In  1000  Gnn.  Wasser 99,772  C.C.  90,381  C.C. 

1  Pfund  =  7680  Gran 5,458  C.Z.  4,944  C.Z. 

Die  sogenannte  freie  Kohlensäure: 

In  1000  Grm.  Wasser 193,964  C.C.  175,794  C.a 

1  Pfund  =  768a  Gran 10,611  C.Z.  9,617  C.Z. 

Der  Stickstoff: 

In  1000  Grm.  Wasser 12,651  C.C.  11,469  C.C. 

1  Pfund  =  7680  Gran.. . . .      0,693  C.Z.  0,626  C.Z. 

(Süzungsber.  der  Akad,  der  Wies,  zu  Wien.   Maih.-naturwiss. 
Classe.  Bd.  38.  S.  497— 542.)  B. 


Was  Chemikem  begegnen  kann. 

Steward^  Professor  in  Edinburgh,  Hess  bei  einem 
Experimente  ein  Gefass  mit  Salpetersäure  fallen,  wel- 
ches zerbrach  und  die  Säure  über  den  Boden  ergoss. 
Steward  und  der  herbeigerufene  Famulus  suchten 
etwas  derselben  wiederzugewinnen  und  waren  dabei  den 
Dämpfen  ausgesetzt,  welche  den  Baum  erfüllten,  ohne 
dabei  ein  ernstes  Unwohlsein  zu  verspüren.  Nach  1 
bis  2  Stunden  empfand  Steward  Hemmungen  in  der 
Bespiration  und  starb  nach  10  Stunden  trotz  ärztlicher 
Hülfe.  Der  Famulus  starb  am  folgenden  Tage.  {Journ. 
de  Pharm.  älAwoerz.  Juin  1863.)  Dr.  Reich. 


Verfahren  nr  Bereitung  des  wässerigen  Ammoniaks. 

Von  R.  Fresenius. 

Die  Zeitschrift  für  analytische  Chemie  bringt  S.  186 
des  Jahrgangs  1862  einen  Aufsatz,  auf  den  ich  im  Wesent- 
lichen verweise,  weil  eine  Abkürzung  nicht  wünschens- 
wertb.  Dagegen  erlaube  ich  mir  das  Interesse  durch 
einige  Daten  aus  demselben  rege  zu  machen. 


%'i''?\SJ  4"''''    *■''''■■'• 

•  *■   ■•    Jf»  ..    ", 


^ifl: 


»»    V   ■ 


i."^  '  7  ■ 


'.t. 


234  Bereitung  des  wässerigen  Ammoniaks. 

Fresenius  beschickt  seinen  Apparat  mit  13  Pfand 
krystallisirtem    Salmiak,    7  Pfund    rohem    schwefelsauren 
Atnmoniak;  beides  in  Stücken  von  höchstens  Linsengrösse 
gemischt;  und  mit  20  Pfd.  Kalk,  der  mit  8  Pfd.  Wasser 
zu  pulverförmigem  Hydrat  gelöscht  ist,    trägt  diese  Ge- 
genstände   in    abwechselnden    Schichten  ein,    mischt    das 
Gfanze  trocken  gut   und  übergiesst  es  dann  mit  16  Pfd. 
Wasser,  wo  dann  nach  abermaliger  Mischung  der  Appa- 
rat verschlossen  wird.     Die  gleichzeitige  Verwendung  des 
Salmiaks    und    schwefelsauren   Ammoniaks    erzeugt   nun 
den  Vortheil^  dass  der  Rückstand  sich  ohne  alle  Schwie- 
rigkeiten herausnehmen  lässt,  indem  der  neben  dem  basi- 
schen Chlorcalcium   entstehende  schwefelsaure  Kalk   das 
starke  Zusammenbacken  des  ersteren  verhindert  und  die 
Masse  locker  erhält,   während  andererseits  eine  so  grosse 
Menge  Wasser  vermieden  wird,  wie  sie  bei  schwefelsaa- 
rem  Ammoniak  allein   nöthig  ist.      Die  Gleichmässigkeit 
der  Operation  soll  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen.    Das 
Feuer  braucht  in  den  ersten  Stunden  nicht  stark  zu  sein, 
in   5—6  Stünden  ist  der  grösste   Theil   des  Ammoniaks 
übergegangen  und    das   dann   noch  übergehende  Ammo- 
niak ist  in  Folge   der  bedeutenderen  Erhitzung  so  stark 
mit  Wasserdampf  gemischt,    dass   dadurch  alles   Ammo- 
niak nach  seiner  Verdichtung  im  Kühlrohr  absorbirt  wird. 
Es  entweichen  dann  keine  Gasblasen  mehr,   es  entstehen 
dann  wegen  des   mehr  trocken  werdenden  Inhalts  weiss- 
liche  Nebel  in  dem  Mischgefasse  und  man  wechselt  nun 
^asch  die  Vorlage   und    ersetzt  sie   durch   eine  kleinere, 
wenig  Wasser  enthaltende. 

Den  Schluss  des  Aufsatzes  macht  die  Mittheilang 
eines  Versuches,  bei  welchem  der  Ammoniakgehalt  der 
in  den  Apparat  gebrachten  Materialien  und  der  daran» 
gewonnenen  Prodncte  durch  Analyse  genau  bestimmt  ist, 
wobei  sich  ein  Verlust  von  nur  5  Proc.  des  ganzen  vor- 
handenen Ammoniaks  herausstellt. 

Ari  Ammoniak 

.Genommen.  inGrm. 

1.  13  Pfd.  Salmiak  enth.  31,6  Proc.  Ammoniak . . .   2054 

2.  7,    „      schwefelsaures    Ammoniak    enth.     19,4 

Procent  Ammoniak. . 670 

3.  Trübes  Ammoniak  und  Waschwasser  von  einer 
früheren  Destillation  24  Pfd.  von  5,17  Proc 620 

3344. 


Zersetzung  des  Salmiaks  beim  Erhitzen,  235 

B.  Erhalten.  Ammoniak 

in  Grm. 

1.  Im    reinen   Ammoniak     (25300    Gramm    von 

11,1  Proc.) / 2808 

2.  Im   letzten   trüben    Destillate    (2717  Grm.   von 

5,96  Proc.) 162 

3.  Im  Waschwasser  (108035  Grm.  von  1,56  Proc.)     169 

4.  Im  ßückstande  vom  Entwickelungsgefasse   (34 

Pfund  von  0,25  Proc.) 43 

Verlast  beim  Mischen  und  bei  der  Absorption     162 

3344. 
{Polyt.  Centrbl  1862.  No.  18.  S.  1225.)  Bkb, 

Zersetzung  des  Salmiaks  beim  ErhitzeD,  nach  PeliaL 

Ein  überraschendes  Beispiel  der  Zersetzbarkeit  bie- 
tet der  Salmiak  dar,  indem  derselbe  im  dampfförmigen 
Zustande  nicht  aus  der  Verbindung  von  Salzsäure  und 
Ammoniak  besteht,  sondern  die  beideii  Gase  als  getrennt 
im  Dampfe  des  Salmiaks  anzunehmen  sind. 

Den  Beweis  für  diese  Annahme  giebt  Pebal  durch 
die  Benutzung  der  verschiedenen  Difiusions vermögen  Von 
Salzsäure  und  Ammoniak  gegen  Wasserstoff.  Die  Aua- 
fiihrung  des  Versuches  geschah  auf  folgende  Art.  In 
ein  etwa  */2  Zoll  weites,  an  einem  Ende  zu  einer  Spitze 
ausgezogenes  Glasrohr  wurde  ein  Asbestpfropf  lose  ein- 
gesetzt und  auf  denselben  etwas  Salmiak  gebracht.  Dies 
Rohr  wurde  luftdicht  durch  einen  Kork  in  ein  etwa  1^/2 
Zoll  weites,  am  oberen  Ende  abgeschmolzenes  Glasrohr 
geführt,  nun  in  den  unter  dem  Asbestpfropf  befindlichen 
Baum  sowohl,  als  in  das  weitere  Rohr  Wasserstoffgas  ge- 
leitet und  der  Apparat  in  verticaler  Stellung  vermittelst 
eines  Kohlenfeuers  so  stark  efhitzt,  dass  der  Salmiak 
verdampfte.  Alsbald  trat  aus  dem  Räume,  in  dem  sich 
die  Salmiakdämpfe  befanden,  durch  den  Asbestpfropf 
Ammoniak  zu  dem  Wasserstoff  und  bläute  ein  in  dem 
Gase  aufgehängtes  Lackmuspapier,  während  die  Salzsäure, 
in  den  Salmiak  dämpfen  verbreitet,  die  saure  Reaction 
schnell  zeigte,  und  demnach  beim  Verdampfen  des  Sal- 
miaks eine  Zersetzung  in  Säure  und  Base  statt  gefunden 
hatte,     {Ann,  d,  Chem.  u.  Pharm»  Sd.  123,  S.  199.)    BTcb. 


236      Vorkommen  von  Sedpetersäure  im  Braunstein, 

BüduHg  reu  salpetrimnreH  Amnioiiiiik. 

Das  in  dfrLuft  fortwährend  vorkommende  salpetrig- 
saure  Ammoniak  rührt  nicht  bloss  von  dem  bei  der  Fäul- 
niss  stickstoffhaltiger  organischer  Materien  sich  bildenden 
Ammoniak  und  der  unter  elektrischem  Einfluss  aus  atmo- 
sphärischem Stick-  und  Sauerstoff  entstehenden  salpetri- 
gen Säure  her,  sondern  dieses  Salz  wird  auch  erzeugt, 
wie  C.  F.  Schönbein  experimentell  nachweist,  wenn 
Wasser  mit  dem  Stickstoff  der  atmospärischen  Luft  unter 
Einfluss  von  Wärme  zusammenkommt.  Nach  dieser  Be- 
obachtung von  Schönbein  versteht  es  sich  von  selbst, 
dass  bei  jeder  Verbrennung  der  Körper  an  der  Luft  das 
Ammoniaknitrat  gebildet  wird,  weil  bei  derselben  alle 
dazu  erforderlichen  Bedingungen,  als  Vorhandensein  von 
Wasser,  atmosphärischer  Luft  und  Wärme,  erfüllt  sind. 
So  Hess  sich  salpetrigsaures  Ammoniak  nachweisen  bei 
der  Verbrennung  der  Fette,  des  Leuchtgases,  des  Hol- 
zes u.  s.  w.  Kann  der  Brennstoff  sich  mit  dem  Sauer- 
stoff der  Luft  zu  einer  kräftigen  Säure  verbinden,  so  wird 
diese  an  das  Ammoniak  des  Nitrits  treten  und  die  sal- 
petrige Säure  austreiben.  Dieser  Fall  findet  z.  B.  bei  der 
Verbrennung  von  Phosphor,  Schwefel  und  Arsen  statt; 
man  erhält  hier  statt  der  salpetrigen  Säure  Phosphor- 
säure, schweflige  Säure  und  arsenige  Säure  an  Ammo- 
niak gebunden.     (Ann.  d,  Chem,  u.  Pharm.  CXXIV.  1 — 13.) 

G. 

Vorkommeii  ?oii  Salpetersäure  im  Braanstein. 

Von  H.  Deville  und  H,  Debray. 

Die  complicirte  Zusammensetzung  des  aus  dem  Braun- 
stein durch  Glühen  erhaltenen  Gases  und  die  darüber 
zu  verschiedenen  Zeiten  aufgestellten  Hypothesen  gaben 
den  Verfassern  Veranlassung  zu  einer  Reihe  von  Ver- 
suchen, Dabei  stellte  sich  als  Bestandtheil  sämmtlicher 
untersuchter  Braunsteinsorten  Wasser  (60  Kilogr.  von  Gies- 
sen  gaben  5  Kilogr.  Wasser)  von  merklich  saurer  Reaction 
heraus.  Aus  diesem  Wasser  erhielten  sie  durch  Sätti- 
gen mit  reinem  Kali  15  Grm.  salpetersaures  Kali 
und  ungefähr  5  Grm.  Chlorkalium  und  Hess  bei  Ab- 
wesenheit von  salpetrigsaurem  Alkali  in  den  krystallisir- 
ten  Salzen  vermuthen,  dass  Chlor  und  Unter  salp  et  er- 
säur e  die  gasförmigen-  sich  condensirenden  Producte 
seien. 

Es   scheint  daher  ziemlich  wahrscheinlich,   dass  der 


Vorkommen  von  Salpetersäure  im  Braunstein,       237 

Braunstein  wenn  nicht  Salpetersäure ,  doch.  Ammoniak 
enthält^  welcher  in  Berührung  mit  Sauerstoff  und  Braun- 
stein eine  ähnliche  totale  Verbrennung  erleiden  würde, 
wie  bei  dem  bekannten  Kuhlmann'schen  Versuche  statt 
findet.  Beim  Waschen  von  250  Grm.  Braunstein  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  fanden  die  Verf.  nur  4  Milligr. 
Ammoniak,  welches  leicht  aus  den  verwandten  2  Litern 
destillirtem  Wasser  herrühren  konnte. 

500  Grm.  Braunstein  von  Giessen  mit  1 — 2  Liter 
Wasser  und  10  Grm.  kohlensaurem  Kali  gekocht,  die 
Flüssigkeit  mit  Essigsäure  schwach  gesäuert,  giebt  zur 
Trockne  verdampft  einen  Rückstand,  der  an  siedenden 
Alkohol  von  90^  Salpeter  abgiebt,  welcher  beim  Erkal- 
ten krystallisirt. 

500  Grm.  desselben  Braunsteins  mit  reinem  Wasser 
gewaschen,  gaben  im  verdampften  Filtrat  einen  Rück- 
stand von 

Milligrm. 
Schwefelsaurem  Kali. . . . .  ,     103 

Chlorcalcium 205 

Chlormagnesium 84 

Chlornatrium 174 

Salpetersaurem  Natron ....     353 

Kali 629 

"15487 

Jedes  Kilogramm  dieses  Braunsteins  giebt  also  an 
Wasser  3,096  Grm.  lösliche  neutrale  Satze  ab.  (Da 
der  Braunstein  ausserordentlich  dicht  und  schwer  auszu- 
waschen ist,  so  giebt  die  Analyse  der  Verf.  den  Gehalt 
desselben  an  Salpetersäure  nicht  genau  an.  Aus  der 
Menge  des  Stickstoffs,  der  dem  aus  dem  Braunstein  er- 
haltenen Sauerstoff  beigemengt  ist,  berechnet,  ergiebt  sich 
ein  Gehalt  von  wenigstens  1,2  Proc.  Salpetersäure.)  Die 
Gegenwart  von  Nitraten  in  diesem  Rückstande  zeigt  sich, 
wenn  man  das  zugesetzte  essigsaure  und  Oxalsäure  Am- 
moniak durch  Glühfen  verjagen  will  durch  ein  gegen  das 
Ende  der  Operation  sehr  lebhaft  eintretendes  Abbrennen. 

Nach  dieser  Analyse  möchte  man  glauben,  dass  der 
Braunstein  vorzugsweise  aus  Nitrat  entstanden  sei,  und 
dies  um  so  mehr,  als  neutrales  und  saures  salpetersaures 
Mangan  in  Wasser  gelöst  und  im  verschlossenen  Gefösse 
auf  etwa  1580  G.  erhitzt,  schwarzes  Superoxyd  absetzt^ 
welches  spiegelnd,  warzenförmig,  wie  gewisse  Braunstein- 
sorten, aber  nicht  krystallinisch  ist.     Da  dem  Braunstein 


238   Oevnnnung  von  Salpetersäure,  —  Erzeugung  van  Chlor, 

oft  organische  Substanzen  beigemengt  sind  und  deshalb 
bei  Verbrennungsversuchen  mit  dem  Sauerstoff  im  Ent- 
Wickelungsmomente  oft  heftige  Explosionen  entstehen,  so 
ist  es  gut,  das  Gäsgemenge  erst  in  einem  kleinen  Glase 
zu  probiren.     (Compt.  rend,  T.60.  pag.868.).       Bkb* 


GewiHBnng  Tön  Salpetersäure  nach  F.  Kuhlnau. 

Wenn  man  Chilisalpeter  und  Manganchlorür  (den 
Rückstand  von  der  Chlorbereitung)  im  trocknen  Zustande 
erhitzt  und  die  Dämpfe,  welche  vorzüglich  aus  Sauerstoff 
und  üntersalpetersäure  bestehen,  in  einem  passenden  Ap- 
parate mit  Wasser  in  Berührung  bringt,  so  erhält  man 
Salpetersäure,  indem  sich  die  durch  Erhitzung  des  Ge- 
menges entbundene  Untersalpetersäure  in  Berührung 
mit  Luft  und  Wasser  in  Salpetersäure  umsetzt.  Der 
Glührückstand  der  Salze,  die  höheren  Oxydationsstufen 
des  Mangans  enthaltend,  ist  zur  Chlorbereiturig  mit  Vor- 
theil  zu  verwenden  und  die  Ausbeute  an  Säure  eine 
günstige. 

Auf  ähnliche  Weise  soll  durch  trocknes  Erhitzen  von 
Salpeter  mit  schwefelsaurem  Manganoxydul,  Zinkoxyd, 
Magnesia  und  durch  Zersetzung  der  abgeschiedenen  ünter- 
salpetersäure mit  Wasser  Salpetersäure  im  Grossen  er- 
zeugt werden  können.     (Compt  rend,  T,  55.  p,  246,)  Bkb, 


lieber  Erzengng  toh  Chlor  nach  Schloesing. 

Schloesing  beschreibt  ein  Verfahren,  wonach  man 
aus  der  bei  der  Sodafabrikation  erhaltenen  Salzsäure  ohne 
Aufwand  von  Braunstein  Chlorgas  erzeugen  kann.  Nach 
diesem  wird  ein  Gemenge  von  Salzsäure  und  Salpeter- 
säure mit  Braunstein  erhitzt.  Dabei  erhält  man  Chlor 
ohne  weitere  Zersetzungsproducte  der  Salpetersäure,  in- 
dem der  Braunstein  unter  Abgabe  von  Sauerstoff  an  diese 
Producte  in  salpetersaures  Manganoxydul  verwandelt  wird. 

Da  sich  dieses  Salz  durch  gelindem  Erhitzen  in  Ueber- 
oxyd  und  Untersalpetersäure  verwandelt,  letztere  aber 
durch  Berührung  mit  Wasser  zersetzt  und  wieder  in  Sal- 
petersäure verwandelt  wird,  so  kann  man  die  zur. Chlor- 
entwickelung verbrauchte  Salpetersäure  wieder  gewinnen, 
wenn  man  die  Lösung  des  salpetersauren  Mangausalzes 
eindampft,  den  Rückstand  erhitzt  und  die  Dämpfe  der 
Untersalpetersäure  mit  Wasser  in  Berührung  bringt.  Der 
Glührückstand  des  Mangansalzes  ist  Braunstein,  den  man 


Bestimmung  der  Schwefelsäure  zu  techn.  Zwecken.      239 

unmittelbar    wieder    mit    dem    Gemenge   von   Salzsäare 
und  Salpetersäure  erhitzt. 

Der  Verfasser  schlägt  vor,  Gefässe  mit  dem  rege« 
xierirten  Braunstein  zu  füllen  und  constant  einen  Strom  des 
Säuregemenges  darüber  zu  leiten,  welches  dann  als  gesät- 
tigte Lösung  des  salpetersauren  Manganoxyduls  abfliesst. 
{Compt  rend.  T.  65.  p,  284.)  B/cb, 


Bleichen  der  Wäsche  mit  CUwkalk. 

Eine  allgemein  bekannte  Erfahrung  ist  es,  dass  ver- 
gilbte Wäsche  durch  Bleichen  mit  Chlorkalk  völlig  weiss 
wird,  allein  über  die  mögliche  Zerstörbarkeit  der  Wäsche 
bei  Anwendung  .des  Chlorkalks  herrschen  noch  Unsicher- 
heiten. Sauerwein  hat  nun  durch  Versuche  ermit- 
telt, dass  vergilbte  Wäsche  24  Stunden  lang  in  einer 
Chlorkalklösung,  welche  '/^  bis  */iq  Proö.  Chlorkalk  ent- 
hielt, eingeweicht,  hierauf  herausgenommen  und  in  wei- 
chem Wasser  rein  gespült,  vollkommen  weiss  gebleicht 
war  und  an  Haltbarkeit  nichts  eingebüsst  hatte.  Bei  An- 
wendung im  'Grossen  würde  auf  einen  Eimer  Wasser 
etwa  '/2  bis  i/4.Loth  Chlorkalk  anzuwenden  sein.  (Mo- 
naishlatt  des  hannov.  Gewbe,-  Ver,)  B. 


Haassanalytische  Bestimnrang  der  Schwefelsäure  n 

technischen  Zwecken^ 

Nach  Wil  d  ens  tein  lost  man  das  zu  prüfende 
Bchwefelsaure  Salz  in  einem  200  C.C.  haltenden  Kolben 
mit  langem  Halse  in  45  bis  55  C.C.  Wasser,  erhitzt  bis 
zum  Sieden  und  lässt  so  lange  titrirte  Chlor baryumlösung 
zuljftufen,  bis  alle  Schwefelsäure  bestimmt  gefällt  und  kein 

f  rosser  Ueberfluss  von  Chlorbaryum  vorhanden  ist.  Nach- 
em  ^/2  bis  1  Minute  gekocht  und  die  saure  Lösung  vor- 
her mit  kohlensäurejfreiem  Ammoniak  in  schwachem  Ueber- 
Bchuss  erhitzt  worden,  fügt  man  titrirte  Lösung  von  neu- 
tralem chromsauren  Kali  in  Quantitäten  von  1/2  C.C.  zur 
Fällung  der  überschüssigen  Baryterde  so  lange  hinzu,  bis 
die  Flüssigkeit  deutlich  gelb  gefärbt  ist,  was  man  leicht 
erkennt,  wenn  man  nach  jedesmaligem  Zusätze  die  Flüs* 
Bigkeit  umschwenkt  und  sich  wenige  Secunden  klären 
lässt.  Ist  die  gelbe  Färbung  eingetreten,  so  tröpfelt  man 
zu  der  geklärten  Flüssigkeit  einige  Tropfen  Chlorbaryum- 
lösung  bis  zur  Entfärbung,  wobei  man  dem  entstehenden 


240     Quantitative  Analyse  eines  Kali-  u,  Ammoniakalauns, 

Niederschlag  zum  Absetzen  jedesmal  Zeit  lassen  mnss. 
Nöthigenfalls  kann  man  zur  Bestimmung  des  Farbloswer« 
dener  etwas  Flüssigkeit  filtriren.  M^n  stellt  den  Titer  so, 
dass  1  CG.  Chlorbaryumlösung  etwa  0,015  Qrm.  Schwe- 
felsäure und  1  O.e.  Lösung  von  neutralem  chromsauren 
Kali  zum  Zurücktitriren  0,01  Schwefelsäure  entspricht. 
{Fi^esenius*  Ztschr.  fii/r  analyt,  Chem.  L  Jahrg.  S,  323.)    Bkb. 


Darstellniig  des  PhosphorsnlfocUorids. 

Dieselbe    gelingt   leicht,    wenn    man   Phosphorpenta- 
chlorid  auf  Schwefelantimon  einwirken  lässt: 

3PCI54.  2SbS3  =  3PS2C13  +  2SbC13. 

Man  wandelt  in  einem  Ballon  von  2 — 3  Liter  Inhalt 
etwa  30  Qmr  trocknen  Phosphor,  nach  vorgängiger  Ver- 
treibung der  Luft  durch  Kohlensäure,  durch  Einleiten 
von  trocknem  Chlorgas  in  Phosphorpentachlorid  um.  Dar- 
auf wird  das  überschüssige  Chlorgas  mittelst  eines  Blase- 
balgs vertrieben  und  dann  115  Grm.  gepulvertes  Schwe- 
felantimon in  kleinen  Portionen  allmälig  zugesetzt,  wobei 
man  Sorge  trägt,  das  an  den  Wänden  haftende  PCI* 
durch  Um  schütteln  der  sich  bildenden  Flüssigkeit  abzu- 
lösen. Ist  die  Reaction  vollendet,  so  wird  die  Flüssigkeit 
noch  warm  in  eine  trockne  Retorte  gegossen,  destillirt,  das 
Destillat,  welches  zwischen  125  bis  130^  übergeht,  auf- 
gefangen, zur  Beseitigung  von  etwas  Cblorantimon,  Phos- 
phoroxy  chlorid  und  Chlorarsen,  welche  von  Verunreini- 
gungen des  Schwefelantimons  herrühren,  abgekühlt  und 
mit  einer  verdünnten  Lösung  von  Schwefelnatrium  ver- 
setzt. Das  Phosphorsulibchlorid  wird  dann  von  dem  ge- 
bildeten Niederschlage  und  der  wässerigen  Schicht  ge- 
trennt, durch  Schütteln  mit  Chlorcalcium  entwässert,  durch 
Asbest  filtrirt  und  rectificirt.  Man  erhält  auf  diese  Weise 
etwa'  120  Grm.  des  Präparats,  dessen  Dämpfe  die  Äugen 
und  die  Respirationsorgane  heftig  reizen.  Der  Siede- 
punct  ist  bei  124,250  und  das  spec.  Gewicht  ist  bei  22® 
=  1,631.  (Compt  rend,  T.53.  —  Chem.  Centrbl.  1862. 
No.  34.)  B. 

Quantitative  Analyse  eines  gemengten  Kali-  nnd 
Amnoniakalanns )  nach  Dotas« 

5  Grm.  der  Mischung  übergiesse  man  mit  dem  vier- 
fachen Gewichte  reinen  Wassers,  bewirkt  durch  gelinde 
Erwärmung  die  Auflösung  und  fügt  dann  ein  dem  Alaon 


Ui 


Kalium'  und  NcUriumhyperoxyd.  241 

gleiches  Gewicht  von  kohlensaurem  Baryt  hinzu,  ver- 
bindet mittelst  durchbohrten  Stöpsels  und  Ableitungsrohrs 
den  Kolben  mit  einer  Vorlage,  welche  etwas  verdünnte 
Salzsäure  enthält,  erhitzt  den  Inhalt  des  Kolbens  bis 
zum  Kochen  und  fährt  damit  fort,  bis  Alles  trocken  ist 
Der  Inhalt  der  Vorlage  liefert,  auf  einem  Wasserbade 
verdunset,  Salmiak.  Man  kann  auch  diesen  Rückstand 
mit  Weingeist  aufnehmen  und  mit  Platinchlorid  fällen. 
Der  Rückstand  im  Kolben  wird  mit  Wasser  und  Salz- 
säure aufgenommen ;  das  Unlösliche  ist  schwefelsaurer 
Baryt,  aus  dessen  Gewicht  der  gesammte  Schwefelsäure- 
gehalt des  Alauns  berechnet  wird.  Aus  dem  sauren  Fil- 
trat  wird  mittelst  kohlensauren  Ammoniaks  zugleich  mit 
dem  überschüssigen  Baryt  die  Thonerde  gefällt.  Nach 
längerem  Erwärmen  wird  der  Niederschlag  abfiltrirt,  die 
Flüssigkeit  abgedampft  und  die  Salzmasse  bis  zur  Ver- 
flüchtigung des  Salmiaks  erhitzt.  Der  schwach  geglühte 
Rückstand  ist  Chlorkalium,  dessen  Gewicht  mit  6,35  mul- 
tiplicirt,  die  entsprechende  Menge  Kalialaun  ergiebt. 
{Polyt.  Centralh,  für  ehem.  Techn.  1862.  S.  186.)       Bkh. 


lieber  KaKam«  und  Natrinnhyperoxyd. 

Gay-Lussac  und  Thönard  haben  aus  ihren  Ver- 
suchen über  das  Kalium-  und  Natriumhyperoxyd  den 
Schluss  gezogen,  dass  in  dem  ersteren  dieser  beiden 
Oxyde  das  Kalium  mit  zwei-  und  selbst  dreimal  so  viel 
Sauerstoflf  verbunden  sei,  als  in  dem  Kali.  Indem 
sie  durch  Versuche  das  Gewicht  des  durch  Verbren- 
nung von  Kalium  in  Sauerstoff  gebildeten  Oxyds  be- 
stimmten, fanden  sie,  dass  letzteres  ein  Trioxyd  sei. 
In  Betreff  des  Natriums  stellte  sich  die  Ansicht  fest, 
dass  im  Hyperoxyd  desselben  li/2mal  so  viel  Sauer- 
stoff enthalten  sei^  als  im  Natron.  Diese  Ansicht  ist 
im  Allgemeinen  von  H.  Davy  bestätigt  worden;  aber 
alle  die  genannten  Forscher  scheinen  selbst  jene  That- 
sachen  nicht  für  absolut  feststehend  gehalten  zu  haben, 
obwohl  dieselben  unter  der  Autorität  so  bedeutender  Na- 
men in  die  Lehrbücher  der  Wissenschaft  übergegangen 
sind. 

Die  von  Vernon  Harcourt  gefundenen Thatsachen 
stehen  im  Widerspruche  mit  den  Resultaten  der  Unter- 
suchungen von  Gay-Lussac,  Th^nard  und  Davy. 
Nach  denselben  ist  das  durch  Verbrennung  von  Kalium 

Arch.  d.  Pharm.  CLXVL  Bds.  3.  Hft.  1 6 


242  KaUutn'  und  Natriumhyperoxyd, 

im    Sau^toffgas    entstehende   Oxyd   ein  Tetroxyd   und. 
das  des  Natriums  ein  Dioxyd. 

Die  Untersachungsmethode  ist  folgende.     Die  Metalle 
werden   kurze   Zeit    vor   den    Versuchen    so    gereinigt^ 
dass  man  sie  durch  Leinwand  prässt.     Die   dazu    ange- 
wendete Vorrichtung  besteht  aus  zwei  Glasröhren^  einer 
weiten  und  einer  engen.     Jene  ist  15  Centim.  lang  und 
an  dem  einen  Ende  geschlossen;   diese  ist  um  ^j^  enger 
^nd  mit  Hülfe  eines  Korkes  so  in  der  weiteren  befestigt, 
dass  ihr  unterstes  Ende,  welches  mit  Leinwand  überbun- 
den   ist,    um    4  Centim.   von    dem  Boden   der   äusseren 
Röhre  absteht.     Dieser  Apparat  wird  zur  Hälfte  mit  Stein- 
öl  gefallt,  darauf  in  die  innere  Röhre  des  Metalles   ge- 
bracht,  dasselbe  durch  Erwärmen  geschmolzen  und  mit- 
telst eines  an  einem  Glasstabe  befestigten  Korkes  durch 
die  Leinwand  gedrückt.     Das  Metall  föllt  in  Form  eines 
feinen  Regens  auf  den  Boden  der  äusseren  Röhre.     Mit- 
telst eines  Glasstäbchens  vereinigt  man  die  kleinen  Kü- 
gelchen  zu  grösseren  und  endlich  werden  kleine  Cyiin- 
der  daraus  gebildet,  in  welcher  Form  das  Metall  in  den 
zur  Oxydation  bestimmten  Ballon  von  hartem  Glase  ge- 
bracht wird.     Letzterer  ist  einerseits  mit  einer  Reihe  von 
Wasch-,  Reinigungs-  und  Trockenge&ssen  für  das  Sauer- 
stofifgas  und  andererseits  mit  einer  Kugelröhre  verbunden, 
welche  Schwefelsäure  enthält  und  dazu  dient,  sowohl  den 
Gang   des  Processes   anzugeben,    als   auch    die  Luft   zu 
trocknen,   welche   etwa  in   Folge  zu  heftiger  Sauerstoff- 
Absorption  eindringen  könnte.     Der  Ballon  wird  nun  zu- 
vörderst  durch   Erwärmung   und  Hindurchleitung   eines 
Stromes  trockner  Luft  getrocknet.    Nach  der  Abkühlung 
wägt  und  föUt  man  ihn  mit  trocknem  Stickgase  und  wägt 
von  Neuem.    Um  nun  eine  gewogene  Menge  Kalium  ein- 
zuführen, nimmt  man  einen  der  erwähnten  Metallcylinder 
schnell  aus  dem  Röhrchen,  in  welchem  er  gebildet  wurde, 
taucht  ihn  einen  Augenblick  in  reines  Steinöl,  bringt  ihn 
schnell   in    eine  Röhre,    durch  welche  man  einen  Strom 
trocknen  Stickgases  leitet,   verschliesst  das  offene  Ende 
derselben  mit  einem  Korke,  durch  den  eine  ausgezogene 
Glasröhre  geht,   erwärmt  gelinde,  und  sobald  das  Metall 
trocken  ist,  lässt  man  es  schnell  in  den  mit  Stickstoff 
gefällten  Ballon  gleiten  und  wägt  diesen  nach  Verschluss. 
Hierauf  wird  der  Ballon  in  ein  Luftbad  gesetzt  und  mit 
den   Trockenapparaten   verbunden.      Man   erwärmt   und 
leitet   nach   der   Schmelzung   des   Metalles   einen   Strom 
trockner  Luft  hinein. 


Kalium"  und  Ncttriumhyperoxyd.  243 

Die  Erscheinungen,  welche  das  Kalium  während  sei- 
ner Oxydation  darbietet,  sind  bemerkenswerth.  Zuerst, 
wenn  die  Luft  sich  mit  dem  Stickgase  zu  mischen  be- 
ginnt, sieht  man  das  graue  Häutchen,  welches  das  ge- 
schmolzene Metall  bedeckt,  eine  dunkelblaue  Färbung 
annehmen,  die  Oberfläche  wird  uneben  und  bald  darauf 
erscheint  an  irgend  einem  Puncte  ein  einzelner  Funken 
und  eine  weisse  Wolke  von  Oxyd  steigt  auf.  In  diesem 
Momente  beginnt  die  Absorption  des  Sauerstoffs^  und  lässt 
man  die  Luft  langsam  hinzutreten,  so  geht  die  Verbren- 
nung ruhig  von  Statten.  In  dem  Momente,  wo  der  Fun- 
ken aufblitzt,  wird  die  blaue  Decke  des  Metalls  weiss; 
aber  unmittelbar  darauf  verschwindet  sie  unter  dem  ge- 
schmolzenen Metalle,  dessen  Oberfläche  sich  mit  zahlrei- 
chen Warzen  und  Auswüchsen  bedeckt,  die  sich  erheben 
und  verästeln  und  das  Aussehen  von  mattem  Silber  ha- 
ben. Gleichzeitig  breitet  sich  das  E^alium  auf  der  Fläche 
des  Glases  aus.  Nach  2  bis  3  Stunden  ist  das  Ganze 
fest,   die  Volumenzunahme  hat  aufgehört   und   der  Spie- 

gel,    welchen    das    geschmolzene  Metall   auf  der   innern 
Oberfläche  des  Kolbens  bildet,  hat  einem  amorphen  Pul- 
ver Platz  gemacht. 

Beobachtet  man  den  Gang  der  Oxydation  sehr  auf- 
merksam, so  scheint  es,  als  wenn  dieselbe  in  zwei  Pha- 
sen von  Statten  geht.  Erst  bildet  sich  ein  weisses  Oxyd, 
welches  ein  Dioxyd  zu  sein  scheint;  nach  VoUenduug 
der  Operation  dagegen  ist  die  ganze  Masse  gelb,  wie 
chromsaures  Bleioxyd,  welche  Farbe  dem  höheren 
Oxyde  angehört.  Um  die  Oxydation  zu  vollenden,  lei- 
tet man  einen  Strom  Sauerstoffgas  durch  den  Kolben; 
aber  es  ist  rathsam,  den  Process  bis  an  das  Ende  hin 
langsam  zu  leiten.  Nach  ziemlich  langer  Zeit  ist  die 
Oxydation  erst  als  vollendet  zu  betrachten.  Bei  280^ 
schmilzt  das  Oxydationsproduct  zusammen ;  der  Luft  aus- 
gesetzt, zieht  es  begierig  Feuchtigkeit  an  und  entwickelt 
Sauerstoff;  mit  Wasser  braust  es  lebhaft  auf.  Eis  ent- 
hält nach  Harcourt's  genauer  Analyse  4  At.  Sauerstoff 
und  seine  Zusammensetzung  entspricht  der  Formel  KO^. 
Die  Erscheinungen  bei  der  Oxydation  des  Natriums 
ählieln  in  gewisser  Beziehung  den  oben  beschriebenen, 
aber  sie  sind  weniger  auffallend.  Das  gebildete  Natrium- 
hyperoxyd ist  rein  weiss;  wie  Zinkoxyd  und  Zinnoxyd 
wird  es  beim  Erhitzen  gelb  und  beim  Abkühlen  wie- 
der weiss.  An  der  Luft  zerfliesst  es  langsam  und  erhär- 
tet nach  einiger  Zeit  wieder  unter  Bildung  vonCarbonat. 

.  16* 


244  Kalium-  und  Natriumhyperoxyd. 

Die  Zusammensetzung  des  Natriumhjperoxyds  ent- 
spripht  der  Formel  NaO^.  Die  Lösung  des  Dioxyds 
erlangt  eine  grössere  Beständigkeit;  wenn  sie  angesäuert 
wird.  Wenn  man  sie  genau  durch  Säuren  neutralisirt 
und  abdampft;  erhält  man  gewöhnliche  Natronsalze. 

Das  Kalium tetroxyd  nimmt  in  gelinder  Wärme  zuerst 
eine  dunkle  Orangefarbe  an  und  schmilzt  alsdann  zu  einer 
schwarzen  Flüssigkeit.  Beim  Abkühlen  erstarrt  die 
Schmelze  krystallinisch  und  wird  wieder  gelb.  In  höherer 
Temperatur  tritt  allmälig  unter  Sauerstoffentwickelung 
Zersetzung .  ein.  Erhitzt  man  das  Kaliumtetroxyd  mit 
Schwefel,  so  findet  eine  lebhafte  Verbrennung  statt.  Es 
bildet  sich  hierbei  schweflige  Säure  und  Schwefelkalium. 
Natriumdioxyd  erleidet  durch  Schwefel  eine  ähnliche  Zer- 
setzung. Kohlenoxyd  wird  in  der  Wärme  unter  Bildung 
von  kohlensaurem  Natron  absorbirt. 

Von  Kohlenoxyd  wird  das  Kaliumtetroxyd  bei  einer 
Temperatur  von  etwas  über  100  ^  in  kohlensaures  Kali 
und  oauerstoffgas  zerlegt.  Stickoxydul  greift  das  Natrium- 
dioxyd bei  Schmelzhitze  an ;  es  bildet  sich  salpetrigsaures 
Natron  und  Stickgas. 

Stickoxyd  wird  über  150  <^  vom  Natriumdioxyd  voll- 
ständig absorbirt,  es  bildet  sich  eine  farblose  Flüssigkeit, 
welche  geschmolzenes  salpetrigsaures  Natron  ist. 

Auf  das  Kaliumtetroxyd  ist  die  Einwirkung  des- 
selben Gases  nicht  so  einfach;  es  entsteht  Untersalpeter- 
säure und  ein  Gemenge  von  salpetrigsaurem  und  salpeter- 
saurem Kali.  (Chem,  Soc.  Q.  Journ.  14.  —  Rep,  de  Chim. 
pur.  1862.  —  Chem.  Centralbl.  1863.  5.)  B. 


Im  Kenntniss  der  Stassfarter  Abraumsalze. 

Die  kalihaltigen  Abraumsalze  (unreiner  Carnallit) 
der  Stassfurter  Werke  gewinnen  in  der  neuesten  Zeit 
eine  grosse  technische  Wichtigkeit  und  gaben  deshalb 
dem  Dr.  C.  Seh  rader  Veranlassung,  zu  einer  Unter- 
suchung derselben.  Dieselbe  wurde  in  der  Art  ausgeführt, 
dass  aus  einer  grösseren  Quantität  Abraumsalzes  eine 
Durchschnittsprobe  von  5000  Grm.  in  siedendem  Wasser 
bis  zu  einer  Concentration  gelöst  wurde,  bei  der  sich  der 
in  Wasser  unlösliche  Rückstand,  grösstentheils  Eisenoxyd, 
noch  gut  absetzte  und  sich  durch  Decantiren  trennen  Hess. 
Beim  Erkalten  der  so  dargestellten  Lauge  schied  sich 
ein  Salz  ab,  welches  gesammelt,  während  die  Mutterlauge 
bis    zu    dem  Puncto    eingedampft    wurde,    bei    dem   sich 


Stassfurter  Abraumsalze,  245 

von  Neuem  Salz  abzuscheiden  begann.  Diese  Lauge 
Hess  man  abermals  erkalten  und  12  Stunden  der  Krystal 
lisation  anheimstellen.  Nach  Entfernung  dieses  zweiten 
Aufschlages  wurde  in  ähnlicher  Weise  mit  Verarbeitung 
der  Mutterlaugen  fortgefahren^  bis  dieselben  gänzlich  auf- 
gearbeitet waren.  Die  Untersuchung  ergab  folgende 
Resultate.  5000  Grm.  Abraumsalz,  wie  oben  angegeben 
gelöst,  lieferten  6000  C.  C.  einer  klaren  Lauge  von 
28Ö.B.;  beim  Erkalten  derselben  hatte  sich  ein  in  Wür- 
feln krystallisirendes  Salz  abgeschieden.  Dasselbe  wog 
in  trockenem  Zustande  120  Grm.  Es  bestand  der  Analyse 
zufolge  aus: 

berechnet  Atome 
Chlorkalium   ....      59,74         56,1         1 
Chlomatrium    ...     40,26         43,9         1 

100,00  100,0. 
Die  Mutterlauge  dieser  Abscheidung  wurde  so  weit 
verdampft,  bis  sie  sich  mit  einer  Salzhaut  zu  bedecken 
begann.  Nach  12stündigem  Erkalten  war  ein  Salz  in 
grossen  Würfeln  herauskrystallisirt,  dessen  Menge  in 
trockenem  Zustande  720  Grm.  betrug.  Nach  dem  Her- 
ausnehmen dieses  Salzes  betrug  die  zurückbleibende  Mutter- 
lauge 3900  CG.  und  hatte  eine. Stärke  von  310  B.  In 
100  Th.  enthielt  dieses  Salz: 

Chlorkalium 55,79 

Chlomatrium 29,80 

Chlormagnesium 14,41 

ioö^^ 

Die  nach  dieser  Abscheidung  resultirende  Mutter- 
lauge wurde  von  Neuem  bis  zur  eintretenden  Salzab- 
scheidung  verdampft.  Nach  dem  Erkalten  hatten  sich 
472,5  Grm.  eines  schlammigen|  hygroskopischen  Salzes 
abgeschieden.  Die  Menge  der  Mutterlauge  betrug  2125 
C.  C.  von  33  0  B.     Das  Salz  bestand  aus : 

Chlorkalium 15,46 

Chlornatium 52,52 

Chlormagnesium 32,02 

100,00. 
Die  erhaltene  Mutterlauge  wurde  weiter  verdampft, 
bis  sich  wesentlich  Salz  abschied.  Nach  12stündigem 
Erkalten .  hatten  sich  390  Grm.  eines  schlammigen  sehr 
zerfliessenden  Salzes  abgeschieden.  Die  Menge  der  Mutter- 
lauge betrug  1050  C.  C.  und  hatte  eine  Stärke  von  34  0  B. 
Das  Salz  enthielt: 


246  Stassfurter  Abraumsalze. 

Chlorkalium '. 6,38 

Chlornatriura 51,28 

Chlormagnesium ...     72,34 

100,00. 
Das   nach   dem   Verdampfen   von   der   vierten    Ab- 
scheidung  der  resultirenden  Mutterlauge  ^erhaltene  Sab 

war  kalifrei.    Es  bestand  aus: 

berechnet  Atome 
Chlormagnesium  . .     64,2         61,87  2 

Chlomatrium 35,8        38,13  1 

100,0       100,00. 
Nach  dieser  Untersuchung  enthalten  100  Theile  Ab- 
raumsalz : 

Chtorkalium 11,14 

Chlomatrium 12,82 

Chlormagnesium 20,29. 

Was  die  weitere  Verarbeitung  der  nach  oben  ange- 
gebener Methode  gewonnenen  Salze  anbelangt,  so  können 
die  beiden  ersten  Aufschläge  entweder  sofort  zur  Zer- 
setzung von  Natronsalpeter,  Darstellung  von  Pottasche 
u.  s.  w.  verwendet  werden,  oder  können  auch  von  Neuem 
gelöst  und  durch  Krystallisation  chlorkaliumreichere  Salze 
aus  ihnen  gewonnen  werden.  Um  das  Chlorkalium  des 
dritten  und  vierten  Aufschlags  zu  gewinnen,  könnten 
diese  Salze  in  Lösung  gebracht  und  die  Magnesia  mittelst 
Soda  gefällt  und  die  durch  diese  Operation  erhaltenen 
chlorkaliumhaltigen  Kochsalzlösungen  wie  oben  verwerthet 
werden. 

Was  den  fünften  kalifreien  Aufschlag  betrifft,  so 
kann  derselbe  entweder  auf  kohlensaure  Magnesia  ver- 
arbeitet werden,  oder  er  Hesse  sich  auch  in  schwefel- 
saures Salz  überführen.  Die  in  Lösung  gehaltenen  Salze 
von  schwefelsaurem  Natron  und  schwefelsaurer  Magnesia 
können  leicht  bis  auf  einen  für  die  Technik  hinreichen- 
den Grad  von  Reinheit  durch  Krystallisation  getrennt 
werden.  In  ähnlicher  Weise  kann  auch  der  dritte  und 
vierte  Aufschlag  verarbeitet  werden. 

Die  drei  letzten  Aufschläge  sind  auch  vielleicht  der 
Art  zu  zersetzen,  dass  aus  ihren  Lösungen  mittelst 
Kalkmilch  die  Magnesia  abgeschieden  wird  und  die 
Chlorkalium,  Chlomatrium  und  Chlorcalcium  nebst  einem 
Ueberschusse  von  Kalk  enthaltenden  Flüssigkeiten  mit 
Schwefelsäure  der  Art  versetzt  werden,  dass  sämmt- 
liche   Salze    in   Sulphate  umgewandelt    werden.     Durch 


Fabrikation  der  kaustischen  Soda.  247 

Krystallisation  lassen  sieh  dann  leicht  Gjpsy  schwefel- 
saures Kali  und  -Natron  trennen.  {Zeitschr.  f.  deutsche 
Ingenieurs,  1862.  —  Chem.  Centralbl.  1868.  11.)  B. 


lieber  ilie  FabrikatioH  der  kanstbchei  Soda} 

nach  Friedrich  Kuhlmann. 

Da  das  Verfahren,  die  Soda  vermittelst  Kalk  ätzend 
zu  machen,  kostspielig  und  nur  bei  verdünnter  Lauge 
anwendbar  ist,  diese  aber  beim  Eindampfen  wieder  Koh- 
lensäure anzieht,  so  wendet  man  in  England  ein  an- 
deres an. 

Man  setzt  der  rohen  Soda  bei  der  Fabrikation  mehr 
Steinkohle  zu  und  statt  dieselbe  einige  Zeit  der  Luft 
auszusetzen,  -  laugt  man  sie  im  frischen  Zustande  mit 
Wasser  von  etwa  50  ^  C.  aus,  lässt  über  Nacht  klären, 
concentrirt  sie  rasch,  und  nimmt  dabei  das  sich  ab- 
scheidende kohlensaure  Natron  fort.  Während  dieser 
Concentration  wird  die  Lauge  immer  dunkler,  sie  nimmt 
eine  ziegelrothe  Farbe  an  und  es  scheidet  sich  beim  Ek*- 
kalten  fkst  alles  kohlensaure  Natron  aus,  so  dass  eine 
möglichst  gehaltreiche  kaustische  Soda  erhalten  wird. 

Dieser  setzt  man,  wenn  sie  erhitzt  in  gusseisemen 
Kesseln  eine  hohe  Temperatur  erlangt  hat,  auf  je  100  Th. 
zu  erlangender  kaustischer  Soda  3  bis  10  Th.  salpieter- 
saures  Natron  zu,  dadurch  bewirkt  man  die  Umwandlung 
des  Schwefelnatriums,  des  schwefligsauren  und  unter- 
'schwefligsauren  Natrons.  Die  kaustische  Lauge  wird 
dann  nach  einiger  Zeit  in  eisenblecherne  Cylinder  ge- 
gossen und  darin  in  den  Handel  gebracht. 

Der  grössere  Gehalt  der  rohen  Soda  an  schwefel- 
saurem Natron  oder  unzerseztem  Chlornatrium,  auch 
wenn  die  Lauge  nicht  lange  genug  bei  hoher  Temperatur 
erhalten  wurde,  oder  wenn  man  sie  nicht  hinreichend  klärte, 
kann  sehr  nachtheilig  auf  den  Werth  der  kaustischen 
Soda  wirken,  so  dass  diese  weniger  guten  Sorten,  welche 
sich  durch  eine  von  Eisenoxyd  herrührende  schwach 
bräunlichgelbe  Farbe  auszeichnen,  oft  nur  88  bis  90  <>  am 
Alkalimeter  zeigen,  noch  10  bis  12  Proc.  kohlensaures 
Natron  enthalten,  wogegen  bei  Bearbeitung  gut  fabricirter 
roher  Soda  und  unter  den  angegebenen  Vorsichtsmaass- 
regeln  die  Stärke  des  Präparates  113  <>  betragen  kann, 
für  gewöhnlich  aber  100  ^  erreicht.  {Rep.  de  chim.  a-pfl. 
Juin  1862.  p.  205.)  Bkb. 


kL.«u 


248  Chemische  Processe  bei  der  Sodabereitung. 

Uetier  die  Bereitmig  reiner  kaustisclier  Soda  im  Grosses ; 

von  Dr.  Ph.  Pauli. 

Der  Verfasser  schmilzt  die  stark  verunreinigte  kau- 
stische Soda  des  Handels  in  eisernen  Kesseln^  wobei  sich 
nahezu  alles  kohlensaure  Natron  und  der  bei  weitem 
grösste  Theil  der  übrigen  Salze  als  Schaum  an  die  Ober- 
fläche begiebt,  wo  derselbe  leicht  entfernt  wird.*  Die 
flüssige  Masse  wird  dann  eine  Nacht  hindurch  in  der 
Dunkelrothglühhitze  erhalten  und  erscheint  am  Morgen 
vollkommen  durchsichtig,  während  die  Wände  und  der 
Boden  des  Kessels  mit  blumenkohlartigen  Massen  bedeckt 
sind,  welche  aus  kieselsaurer  Thonerde  mit  Chlomatrium, 
schwefelsaurem  Natron  und  wenig  Kalk  bestehen. 

Die  so  erhaltene  kaustische  Soda  ist  vollkommen 
frei  von  Thonerde,  auch  scheidet  sich  beim  Schmelzen 
derselben  etwa  vorhandenes  Eisenoxyd  vollständig  ab. 

Die  so  dargestellte  kaustische  Soda  enthält  nur  eine 
Spur  kohlensaures  Natron  und  wird  ohne  Zweifel  ftir 
chemische  Laboratorien  wichtig  werden.  {The  cherh. 
News.  28.  Juni  186.2.)  Bkb. 


lieber  die  chemischen  Processe  bei  der  Sodabereitang. 

Entgegen  der  jetzt  allgemein  angenommenen  Ansicht 
über  den  Vorgang  bei  der  Darstellung  der  Soda  nach 
dem  Leblanc'schen  Verfahren  bezweifelt  W.  Gossage 
die  Existenz  des  Galciumoxysulfurets  (2CaS  -|-  CaO) 
und  hält  das  Einfach -Seh  wefelcalcium  (CaS)  für  unlös- 
lich in  Wasser,  da  es  demselben  nicht  gelungen  ist, 
das  Calciumoxysulfuret  in  den  Auslaugungsrückständen 
der  rohen  Soda  nachzuweisen,  derselbe  vielmehr  diese 
Rückstände  zumeist  als  Gemenge  von  Schwefelcalcium 
und  kohlensaurem  Kalk  erkannt  hat.  In  der  bei  der 
Auslaugung  der  rohen  Soda  mit  vielem  Wasser  entstan- 
denen verdünnten  Lösung  von  kohlensaurem  Natron  findet 
sich  der  gesammte  Aetzkalk  in  kohlensauren  Kalk  um- 
gewandelt, dieser  entsteht  durch  Umsetzung  aus  dem  vor- 
handenen Aetzkalk  und  kohlensaurem  Natron,  denn,  dass 
das  hierbei  auftretende  Aetznatron  nicht  fertig  gebildet 
in  der  Rohsoda  enthalten  ist,  ergiebt  sich  nach  dem  Ver- 
fasser daraus,  dass  man  dasselbe  aus  der  rohen  Soda  mit 
Alkohol  nicht  ausziehen  kann.  Bei  dieser  Umwandlung 
des  Aetzkalkes  in    kohlensauren  Kalk  müsste  jedenfalls 


Zersetzungsweise  des  Steinsalzes,  249 

das  Schwefelcaloium  in  Freiheit  gesetzt  werden^  sich  so- 
dann lösen  und  mit  dem  kohlensauren  Natron  sich  in 
kohlensauren  Kalk  und  Schwefelnatriura  umsetzen^  was 
jedoch  nicht  geschieht  und  zwar  nach  dem  Verfasser  der 
Unlöslichkeit  des  Einfach-  Schwefelcalciums  wegen.  Beim 
Glühen  von  Oyps  mit  Kohle  erhielt  derselbe,  wenn  die 
Luft  möglichst  ausgeschlossen,  unlösliches  ScEwefelcalcium, 
wogegen  sich  bei  Einwirkung  der  Luft  daneben  höhere 
Schwefelungsstufen  bildeten,  die  sich  mit  Wasser  aus- 
ziehen Hessen.  Mit  einer  Lösung  von  kohlensaurem  Natron 
zusammengebracht,  setzte  sich  das  Einfach -Seh  wefelcal- 
cium  nicht  in  Schwefelnatrium  und  kohlensauren  Kalk 
um.  Hiernach  wäre  auf  1  Aeq.  schwefelsauren  Natrons 
zur  Zersetzung  nur  1  Aeq.  kohlensaurer  Kalk  nothwen- 
dig;  doch  entstehen  durch  einen  Ueberschuss  desselben 
verschiedene  Vortheile,  auch  wird  der  Nachtheil  möglichst 
verhütet,  welcher  aus  der  Bildung  der  die  Entstehung 
von  Schwefelnatrium  bedingenden  löslichen  Polysulfu- 
rete  des  Calciums  hervorgeht. 

Als  Schema  fiir  den  Vorgang  bei  der  Bereitung  von 
Rohsoda  giebt  der  Verfasser  an: 

2  Aeq.  NaO,  S03  1       1    2Aeq.NaO,C02 


.„.,. 


CaO 


10     „     CO. 
(Chem.  News,  Novbr.  1862.  p,  269.)  Bkh. 


lieber  eine  Zersetnmgsweise  des  Steinsalzes; 

von  J.  Nickifes. 

Steinsalz  und  schwefelsaurer  Kalk  kommen  im  Mine- 
ralreich fast  immer  neben  einander  vor.  Die  Schwefel- 
säure, der  Kalk^  das  Chlor  und  das  Natrium  ordnen  sich 
so  an,  dass  sie  schwefelsauren  Kalk  und  Chlomatrium 
bilden,  und  man  muss  deshalb  annehmen,  dass  in  dieser 
Gruppirung,  nicht  aber  als  schwefelsaures  Natron  und 
Chlorcalcium,  diese  Substanzen  ihre  grösste  Stabilität 
darbieten.  Vergebens  hat  man  auch  versucht  die  umge- 
kehrte Anordnung  zu  realisiren. '  Wenn  man  jedoch  dem 
Gemenge  dieser  beiden  Salze  eine  gewisse  Menge  Man- 
ganhyperoyd  zusetzt  und  sie  dann  glüht,  so  erhält  man 
ein  anderes  Resultat,  und  zwar  entsteht  in  diesem  Falle 
immer  schwefelsaures  Natron.  Nicki fes  rechnete  bei 
dieser  Operation  auf  die  Möglichkeit,  das  Chlor  aus 
dem  Chlomatrium  durch  den  Sauerstoff  des  Hyperoxydes 


250    Bestimmung  der  lösL  Schwefelmetalle  in  roher  Soda. 

zu  verdrängen,  um  das  zur  Bildung  des  schwefelsauren 
Natrons  erforderliche  Natriumoxyd  zu  erhalten.  Dieser 
Process  findet  auch  wirklich  statt,  d£^s  verdrängte  Chlor 
entbindet  sich  und  im  Tiegel  bleibt  schwefelsaures  Natrmi, 
Kalk  und  der  Ueberschufis  des  angewandten  Man- 
ganhyperoxydes  mit  schwefelsaurem  Kalk;  Nick  lös 
konnte  jedoch  nie  mehr  als  15  Proc.  schwefelsaures  Natron 
erhalten.  Diese  Ziffer  dürfte  sich  auch  schwerlich  über- 
schreiten lassen,  weil  die  Verflüchtigung  des  Kochsalses 
genau  in  der  Nähe  derjenigen  Temperatur  erfolgt,  bei 
welcher  die  oben  erwähnte  Zersetzung  statt  findet. 
(Äep.  de  Chim.  appl  Decbr.  1862,  S.  464,)  Bkb. 


Schnell  ausfahrbare  Bestimmang  der  löslichen  Schwefd- 
netalle  in  der  rahen  Soda;  Ton  Schenrer - Hestner, 

Nach  dera  Verfasser  wird  die  mit  vielem  Wasser 
verdünnte  und  mit  etwas  Schwefelsäure  angesäuerte  Lö- 
sung der  zu  prüfenden  Soda  mit  einer  schwachen  Lösung 
von  übermangansaurem  Kali  titrirt. 

Verdünnt  man  die  Lauge  immer  mit  der  gleichen 
Menge  Wasser,  als  welche  Verdünnung  der  Verfasser  ein 
spec.  Gewicht  von  1,070  oder  10  ^  B.  anwendet  und 
wäscht  dann  10  Cubikcentim.  mit  500  Cubikcentim. 
destillirtem  Wasser,  so  erhält  man  constante  Angaben. 
Zwar  werden  durch  diese  Methode  nicht  allein  die  Schwefel- 
metalle, sondern  auch  zugleich  die  niedrigen  Oxydations- 
stufen des  Schwefels  oxydirt  und  bestimmt,  jedoch  ist  dieselbe 
einfach,  schnell  ausführbar  und  liefert  Besultate,  welche 
für  die  Zwecke  der  Praxis  hinreichend  genau  sind. 
(Äep.  de  Chim,  appL —  Polyt.  Centralbl.  1863,  S,653,)     Bkb. 


lieber  eine   schnelle  Bestimmiing  der  in  roher  Sodt 
eingeschlossenen  lösliehen  Snlfnre;  Ton  H.  Lestelie. 

Die  bei  der  Sodafabrikation  nicht  zu  verhindernde 
Bildung  löslicher  Sulfüre  ist  in  Bezug  auf  den  Handels^ 
werth  der  Soda  von  grosser  Wichtigkeit.  •  Ebenso  wichtig 
ist.es  in  dem  Gange  der  Fabrikation  die  relativen  Men- 
gen der  in  der  rohen  Soda  eingeschlossenen  Sulfüre  zu 
bestimmen.  Die  folgende  Methode  verspricht  Oenauheit 
und  Schnelligkeit  der  Ausführung.  Sie  gründet  sich  auf 
die  Unlöslichkeit  des  Schwefelsilbers  und  die  Lösliehkeit 
aller  andern  Salze  bei  Gegenwart  von  Ammoniak. 


Chemische  Constitution  der  ägyptischen  Natronseen»    251 

Es  wird  eine  ammoniakalische  Silbemitrat -Normal- 
flüssigkeit bereitet^  indem  man  27,690  Gramm  feines 
Silber  in  reiner  Salpetersäure  löst,  250  Cubikcentimeter 
Ammoniak  zusetzt  und  so  viel  Wasser,  dass  das  Qanze 
1  Liter  beträgt.  Jedes  Cubikcentimeter  dieser  Lösung 
entspricht  0,010  Qramm  einfachem  Schwefelnatriüm. 

Die  zu  analy sirende  Substanz  wird  in  Wasser  gelöst, 
Ammoniak  zugefugt,  zum  Sieden  erhitzt  und  tropfen- 
weise, vermittelst  einer  in  i/|q  Cubikcentimeter  graduirten 
Bürette,  die  ammoniakalische  Silberlösung  zugesetzt,  die 
einen  schwarzen  Niederschlag  von  Schwefelsilber  bildet. 
Ist  aller  Schwefel  gefallt,  so  wird  filtrirt,  zu  dem  Filtrate 
von  neuem  Silberlösung  gesetzt,  bis  in  dem  frischen -Fil- 
trate die  Probeflüssigkeit  nur  noch  eine  leichte  Trübung 
hervorbringt.  Der  Versuch  ist  beendigt,  und  es  genügt, 
die  Theilstriche  der  Bürette  abzulesen  und  diese  Zahl 
mit  der  des  Gewichtes  zu  vergleichen. 

Handelt  es  sich  um  schwache  Spuren  von  Schwefel, 
so  muss  man  eine  sehr  verdünnte  Silberflüssigkeit  an- 
wenden, von  welcher  jedes  Cubikcentimeter  0,005  Gramm 
Schwefel  entspricht. 

Vermittelst  dieser  Methode  hat  L  es  t  e  1 1  e  sehr  schnell, 
in  5  Minuten,  den  Gehalt  an  Sulfüren  in  Sodalauge  und 
auch  in  künstlicher  Soda  bestimmt  Er  fand,  dass  gut 
dargestellte  Soda  immer  noch  0,10  bis  0,15  Proc.  Sulfure 
enthielt,  während  schlecht  fabricirte  Soda,  die  man  lange 
dem  Feuer  aussetzte  und  mit  dem  Namen  calcinirte  be- 
zeichnet, 4,5  bis  6  Proc.  Sulfüre  aufweist.  {AnnaL  de 
Chim.  et  de  Phys.  Octhr.  1862,  p,  172.)  Dr.  Reich. 


Chemische  Constitotion  der  ägyptischen  NatrenseeH. 

Die  von  M^h6din  an  Dumas  geschickten  Proben 
analysirte  Ed.  Will  ms. 

Wasser  der  Natronseen. 

Das  Wasser  ist,  besonders  nach  längerem  Kochen, 
stark  alkalisch,  durch  organische  Stoffe  sehr  lebhaft 
gefärbt,  die  durch  das  kohlensaure  Natron  gelöst  sind. 
Es  fällt  nicht  Magnesiasalze,  woraus  hervorgeht,  dass  die 
Soda  als  doppelt  -  kohlensaures  Salz  darin  enthalten  ist; 
fällt  reichlich  Kalk-  und  Barytwasser,  ebenso  oxalsaures 
Änmioniak,  weniger  nachdem  man  es  zum  Sieden  brachte, 
weil    dabei   der  Kalk  sich  präcipitirt.     Chlorbaryum  gab 


1 


252    ChemisqJte  CcynstituHon  der  ägyptischen  Natronseen. 

keinen  Niederschlag  nach  Zusatz  von  etwas  Salpetersäure. 
Salpetersaures  Silberoxyd  gab  einen  bedeutenden  Nieder- 
schlag von  Chlorsilber.  Man  constatirte  ausserdem  die  Ab- 
wesenheit von  Brom,  Jod  und  salpetriger  Säure,  jedoch 
können  diese  Bestimmungen  zweifelhaft  gelassen  werden, 
da  man  nur  mit  etwa  ^/ßXiter  arbeiten  konnte.  Die 
Spectralanalyse  zeigte  keines  der  neuen  Alkalimetalle 
an*,  es  zeigte  sich  die  Natriumlinie  mit  grosser  Inten- 
sität, ebenso  flüchtige  Spieren  von  Kalium. 

Im  Wasserbade  wurden  300  C.  C.  Wasser  einge- 
dampft, der  Rückstand  betrug  1,322  Gramm,  dieser  wurde 
aus  fVircht  vor  Verlust  an  Soda  und  Chlornatrium  nicht 
eingeäschert;  bei  der  Calcination  schwärzte  er  sich. 
Die  Analyse  ergab: 

Kohlensauren  Kalk 0,375  J  als  doppelt- 

^  Magnesia 0,531  [  kohlensaure 

„  Natron 1,373)         Salze 

Chlornatrium 1,798 

Kieselsäure , 0,057 

Thonerde  und  Eisenoxyd 0,063 

Organische  Materie  und  Verlust. .  0,210 

Ruckstand  in  1  Liter  =  4407. 

Erdiger  Bodensatz  der  Natronseen. 

Dieser  Bodensatz,  im  feuchten  Zustande  schwarz, 
nimmt  durch  Trocknen  eine  hellere  Farbe  an.  Zur 
Analyse  wurde  ein  Theil  bei  etwa  120  <>  C.  im  Oelbade 
getrocknet;  er  verlor  hierbei  und  bei  der  Calcination 
6,8  Proc.     Die  Analyse  ergab: 

Flüchtige  Stoffe  (Kohlensaure,  organische 

Materie,  wenig  Stickstoff; 6,69 

Stickstoff... 0,11 

Kieselsäure  (Qaarz,  Glimmer) 77,20 

Thonerde  und  Eisenoxvd 11,15 

Phosphorsäure 0,65 

Kalk 1,90 

Magnesia 0,20 

Natron 0,30 

Salzsäure  und   andere  nicht   bestimmte 

Stoffe  (der  in  Wasser  lösliche  Theil). .  1,80 

100,00. 

Die  den  Natronseen  benachbarte  unfruchtbare  Erde. 

Die  Erde  ist  gelb,  kieselig,  alkalisch,  enthält  Wur- 
zelfragmente. Der  Einächerung  unterworfen,  Hess  sie 
leicht  Quarzkryställe  und  Glimmerflitterchen  erkennen, 
die  darin    eingestreut  waren,    wie   in   vielen   Sediment- 


üeher  das  Thallium,  253 

schichten.  Die  Flitterchen  wurden  durch  Salzsäure  nicht 
angegriffen;  sie  wurden  der  Kieselsäure .  der  Analyse  bei- 
gerechnet.  Die  Erde  wurde  bei  120  o  C.  getrocknet^  der 
Calcination  unterworfen,  wobei  sie  16,30  Proc.  verlor. 
Die  Analyse  ergab  auf  100  Theile  der  bei  1200  C.  ge- 
trockneten Erde  berechnet: 

Organische  Materiei  wenig  StickstoflP. . . .  14,75 

Kohlensäure,  allein  an  Natron  gebunden .  1,29 

StickstoflP 0,26 

Kieselsäure  (Quarz,  Glimmer) 51,35 

Thouerde  und  Eisenozyd 9,62 

Phosphorsäure 0,58 

Kalk,  gebunden  an  Kieselsäure 1,40* 

Gyps 3,91 

Chlornatrium 13,45 

Chlormagnesium 1,36 

Chlorcalcium  .  .^ 0,42 

Kohlensaures  Natron 1,82 

100,21. 
{Annah  de  Chim,  et  de  Pkya,  Octbr,  1862),      Dr,  Reich, 


Heber  das  Thalliain^  nach  Lany« 

Die  Zähigkeit  des  Thalliums  ist  ebenso  gering  als 
seine  Uämmerbarkeit.  Seine  Dichtigkeit  ==  1 1^862,  seine 
spec.  Wärme  =  0,0325,  sein  Aeq.  =  204.  Thallium  und 
seine  Verbindungen  sind  diamagnetisch.  Schlechter  Wärme- 
und  Elektricitätsleiter.  Die  Thalliumoxydsalze  (Ua 
sels  au  minimum)  sind  sehr  charakteristisch. 

Die  wässerigen  Lösungen  dieser  Salze  werden  weder 
durch    die  reinen,  noch  durch  die  kohlensauren  Alkalien 

{refallt;  eben  so  wenig  durch  gelbes  oder  rothes  Blut- 
augensalz bei  hinreichender  Verdünung  und  saurer  Natur 
der  Flüssigkeit.  Salzsäure  bewirkt  einen  weissen  sehr 
wenig  löslichen  Niederschlag  von  Thallium  chlor ür. 
Jodkalium,  Platinchlorür  geben  ein  gelbes  Jodür  und 
ein  Doppelchlorür,  noch  schwerer  löslich;  chromsaures 
Kali  ein  gelbes  chromsaures  Salz,  das  sich  kaum  in 
einem  Ueberschuss  von  Alkali  auflöst. 

Der  Schwefelwasserstoff  ist  ohne  sichtbare  Ein- 
wirkung auf  dieselben  Lösungen,  wenn  sie  sauer  sind; 
aus  neutralen  Lösungen  der  Thalliumoxydsalze  fällt  HS 
einen  Theil  des  Metalles  als  grau  schwarzes  Sulfiir,  ver- 
Änderlich  an  der  Lufk.  Aus  alkalischen  Lösungen  wird  durch 
HS  oder  H^NS  alles  Thallium  in  Form  von  schwarzem 
Schwefelthallium    geföUt^    das    sich  leicht  zu  Boden  setzt 


1 


254  üeber  das  ThaUium. 

und  in  einem  Uebersehuss  von  Schwefelammonium  unlös- 
lich ist. 

Zink  fallt  das  Thallium  aus  seinen  verschiedenen 
Lösungen,  namentlich  aus  der  schwefelsauren^  in  glänzsen- 
den Btättchen;  die  zuweilen  sehr  verlängert  und  verzweigt 
sind.     Zinn  und  Eisen  fällen  es  nicht. 

Das  Thallium  kann  sich  mit  Sauerstoff  in  wenigstens 
zwei  Verhältnissen  vereinigen,  um  Oxyde  zu  bilden,  unter 
denen  das  Protoxyd  das  wichtigste  ist. 

Thalliumoxyd  {protoxyde  de  thallium).  Löslich 
im  Wasser,  welches  es  alkalisch  und  ätzend  macht.  Bil- 
det mit  Kohlensäure  ein  im  Alkohol  unlösliches  Salz ;  das 
Oxyd  entzieht  der  Luft  die  Kohlensäure.  Im  festen  Zu- 
stande ist  das  Thalliumoxyd  gelb  oder  schwarz,  je 
nachdem  es  hydratisch  oder  wasserfrei  ist.  Seine  farb- 
lose Lösung  im  Vacuum  eingedampft,  setzt  lange  Bündel 
gelblicher  prismatischer  Nadeln  ab,  welche  während  des 
Abdämpfens  sich  schwärzen,  so  dass  man  bei  einem  ge- 
wissen Grade  der  Trockenheit  eine  sonderbare  Probe  von 
schwarz  und  gelb  gescheckten  Krystallen  erhält. 

Das  Thalliumoxyd  schmilzt  unterhalb  3000  C.  zu 
einer  braunen  flüchtigen  Flüssigkeit,  welche  beim  Abküh- 
len sich  zu  einem  gelben,  dem  Glase  oder  Porcellan  sehr 
anhaftenden  üeberzuge  gestaltet,  der  Kieselerde  in  chemi- 
scher Verbindung  enthält. 

Alkohol  thalliquey  Thalliumoxyd -Aethyloxyd.  Erhitzt 
man  trocknes  Thalliumoxyd  ihit  absolutem  Alkohol,  so 
löst  es  sich  und  bildet  eine  sonderbare  Verbindung  in 
öliger  Form  von  sehr  kaustischem  Geschmack,  grosser 
Dichtigkeit  und  starkem  Lichtbrechungsvermögen,  den 
Thallium alkohol,  analog  dem  Kaliumalkohol  oder 
Aethyloxydkali.  Die  Dichtigkeit  desselben  =  3,50, 
sein  Lichtbrechungsvermögen  kaum  geringer  als  das  des 
Schwefelkohlenstoffes. 

Wenig  löslich  in  kaltem  Alkohol.  Mit  Wasser  zer- 
setzt er  sich  unter  Bildung  von  sehr  voluminösem  schön 
gelben  Thalliumoxydhydrat. 

Schwarzes  Thalliumhyperoxyd.  Wird  Thal- 
lium im  Sauerstoffgase  vollständig  verbrannt,  so  liefert 
es  ein  schwarzes  Oxyd  =  TIO^.  Dieses  Trioxyd  ist 
unlöslich  und  ohne  Wirkung  auf  die  Pflanzenfarben. 
Es  schmilzt  bei  Hellrothgluth  und  entwickelt  dabei 
Sauerstoffgas. 

Mit  HCl,  S03  und  N05  bildet  es  wenig  beständice 
Salze,    die    sich    mit   Wasser    in   Berührung    gebracht 


i^.. 


üi&her  das  ThaUvum.  256 

jEersetzen   und  Chlor   oder  Sauerstoffgas   in   der    Wärme 
entwickeln. 

Braunes  Thal liumhy per oxydhydrat  Giee^ßt 
man  eine  alkalische  Lauge  in  eine  Lösung  von  Thallium- 
sesquichlorid;  so  erhält  man  einen  braunen  Niederschlag 
und  Thalliumprotoxyd  bleibt  gelöst,  sobald  die  Flüssig- 
keit gehörig  verdünnt  ist.  Dieses  Oxyd  ist  unlöslich, 
wie  das  vorige  und  kann  sich  mit  Salzsäure  und  Schwefel- 
säure vereinig^a.  Es  unterscheidet  sich  vom  vorigen  nur 
dureh  1  Aeq.  Wasser,  welches  beim  Erhitzen  entweicht 
ohne  dass  die  braune  Farbe  der  Verbindung  sich  wesent- 
lich ändert. 

Kohlensaures  Thalliumoxyd  =:  TIO,  CO2  ist 
löslich  im  Wasser,  in  dem  Verhältniss  von  5,23  Gramm 
des  wasserfreien  Salzes  in  100  Gramm  Wasser  von 
180  C.  und  von  22,4  Gramm  Salz  bei  1000,8  C.  Es 
krystallisirt  in  langen  abgeplatteten  prismatischen  N^adeln, 
ist  sehr  zerreiblich,  gelblich,  leicht  schmelzbar  zu  einer 
grauen  Masse,  deren  Dichtigkeit  =  7,06. 

Schwefelsaures  Thalliumoxyd  =  T10',S03 
krystallisirt  in  schönen  schiefrhombischen  Prismen,  welche 
beim  Erhitzen  decrepetiren  und  unzersetzt  bei  Tempe- 
raturen nahe  der  Rothgluth  schmelzen.  Wieder  erkaltet 
erscheint  die  Masse  durchsichtig  glasartig  und  zeigt 
6,77  spec.  Gewicht.  Die  Löslichkeit  ist  etwas  geringer 
als  die  des  kohlensauren  Salzes  und  wie  bei  diesem  pro- 
portional der  Temperatur. 

Salpetersaures  Thalliumoxyd  =  TIO^NO^, 
ist  das  löslichste  unter  den  bis  jetzt  analysirten  Thallium- 
salzen.  100  Gramm  Wasser  von  180  C.  lösen  9,75  Gramm 
salpetersaures  Thalliumoxyd  und  bei  1070  C.  580  Gramm. 
Eis  krystallisirt  in  schön  mattweissen  Prismen  und  kann  zu 
einer  glasigen  Masse  schmelzen,  die  völlig  durchsichtig 
ist.    Spec.  Gewicht  =  5,8. 

Thalliumchlorür  =  TlCl.  Das  Chlor  kann  mit 
dem  Thallium  wenigstens  3  Verbindungen  bilden,  deren 
beständigste  das  Protochlorür  Tl  Gl  ist.  Es  bildet  eine 
weisse,  dem  Chlorsilber  ähnliche  Masse,  trennt  sich 
leicht  von  den  Flüssigkeiten,  in  welchen  es  sich  bildet 
und  gleicht  in  Ansehen,  Biegsamkeit  und  Durchscheinenheit 
im  geschmolzenen  Zustande  dem  Hornsilber.  Allein  es 
ist  ein  wenig  löslich  im  Wasser,  vornehmlich  in  siedendem, 
in  der  Weise,  dass  man  es  leicht  im  krystallini- 
schen  Zustande  erhalten  kann.  Geschmolzen  zeigt  es 
die  Dichtigkeit  7,02. 


256     Verbindungen  des  Thaliions  mit  organischen  Säuren. 

Thalli  umsesquichlorür  =  T12C13,  erscheint  in 
schönen  gelben  hexagonalen  Tafeln  und  ist  ohne  Zersetzung 
löslich  in  leicht  angesäuertem  Wasser  in  dem  Verhältniss 
yoil  4  bis  5  Proc.  bei  lOO^^C.  Es  schmilzt  bei  etwas 
unferhalb  400<>C.  zu  brauner  flüchtiger  Flüssigkeit  und 
erstarrt  zu  einer  gelbbraunen  Masse  von  5,90  spec. 
Gewicht.  Seine  wässerige  Lösung  wird  durch  reine  and 
kohlensaure  Alkalien  braun  gefällt. 

Die  genannten  Chlorüre  können  noch  1t  bis  1,5  Äeq. 
Chlor  absorbireu  und  wenig  beständige  Hype rchloride 
bilden,  welche  schon  beim  Erwärmen  sich  zersetzen. 
{Lamy,  Compt,  rend.  8.  Decbr.  1862.)  H.  Ludwig, 


Heber  einige  VerbindoDgen  des  Tballions  mit 

organischen  Säuren« 

F.  Kuhlmanu  Sohn  ging  zur  Darstellung  dieser 
Verbindungen  meistens  vom  kohlensauren  Thalliumoxjd 
aus.  Dieses  bereitete  er  sich,  indem  er  eine  wenig  concen- 
trirte  Lösung  des  schwefelsautren  Salzes  mit  Barytwasser 
im  Ueberschuss  versetzte  und  dann  Kohlensäure  durch 
die  Flüssigkeit  leitete.  Nach  Verjagung  des  üeber- 
schusses  der  Kohlensäure  durch  Kochen,  liess  sich  das 
kohlensaure  Thalliumoxyd  durch  iapgsames  Verdampfen 
in  langen  dünnen  Blättchen  gewinnen. 

Die  organischen  Salze  des  Thalliums  haben  in  ihren 
Eigenschaften  viele  Aehnlichkeit  mit  denen  des  Kalis 
und  Natrons ;  sie  sind  farblos,  mit  Ausnahme  der  Ferro- 
cyan-  und  Ferridcyanverbindung  und  des  pikrinsauren 
Salzes;  die  meisten  sind  sehr  löslich  in  Wasser  und 
krystallisiren  leicht. 

Bei  der  Analyse  hat  Kühl  mann  Sohn  drei  ver- 
schiedene Methoden  befolgt: 

1)  Die  Cy  an  Verbindungen  wurden  analysirt,  indem 
der  Stickstoff  und  Wasserstoff  und  ausserdem  in  den 
Sulfocyanverbindungen  der  Schwefel  bestimmt  wurde. 

2)  Die  sehr  leicht  löslichen  Salze,  wie  das  neutrale 
weinsaure,  das  para  weinsaure,  das  essigsaure  und 
das  ameisensaure  Thallion  wurden  durch  Zusatz  eines 
üeberschusses  von  Salzsäure  zu  ihrer  concentrirten  Lö- 
sung in  Thalliumchlorür  übergeführt.  Dieses  wurde  mit 
Alkohol  von  0,800  spec.  Gewicht  gewaschen  und  bei 
1000  getrocknet. 


Verbindungen  des  Thaliions  mit  organischen  Säuren.    257 

3)  Die  Unlöslichkeit  des  Thaliiumplatinchlorids  wurde 
weiter  noch  zur  Analyse  der  Salze  benutzt. 

Zur  Bestätigung  der  Analysen  wurden  häufig  der 
Kohlenstoff  und  Wasserstoff  bestimmt;  die  Salze  waren 
alle  bei  100  ^  getrocknet  und  das  Aequivalent  des  Thal- 
liums zu  2Ö4  nach  Lamy  angenommen  worden. 

Oxalsäure  Salze.  Das  neutrale  Salz  ist  ziemlich 
löslich  im  Wasser,  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether. 
Durch  langsames  Verdunsten  der  Lösung  erhält  man  sehr 
regelmässige  Ery  stalle  in  der  Gestalt  von  kleinen^  dünnen 
quadratischen  Blättchen.  Zusammensetzung  2X10,  C^O^. 
Durch  Erhitzen  einer  Lösung  von  neutralem  Oxalsäu- 
ren Salz  mit  Oxalsäure  erhält  man  ein  wenig  lösliches, 
in  glimmerartigen  Blättchen  krystallisirendes  und  in  der 
Wärme  leicht  verwitterndes  Salz,  das  das  saure  Oxal- 
säure Thalliumoxyd  darstellt  und  die  Formel  TIO,  HO, 
C4  06  besitzt. 

Weinsaure  Salze.  Das  weinsaure  Salz  ist  zer- 
fliesslich  und  schwer  krystallisirbar,  es  ist  in  Wasser 
und  Alkohol  wenig  löslich.  Schon  durch  die  Einwirkung 
der  Luft  scheint  das  Salz  verändert  zu  werden,  da  es 
sich  nach  und  nach  schwärzt. 

Ein  Ueberschuss  der  Weinsäure  schlägt  aus  der 
Lösung  des  neutralen  Salzes  saures  weinsaures  Salz  kry- 
stallinisch  nieder.  Zusammensetzung  TIO,  HO,  C^  H*  O^^. 
Durch  Erhitzen  von  Antimonoxyd  mit  einer  Lösung  von 
saurem  weinsauren  Thalliumoxyd  erhält  man  eine  Art 
Thalliumbrech Weinstein,  der  in  Nadeln  krystallisirt. 

Para weinsaures  Salz.  Sehr  löslich  in  Wasser; 
es  bildet  zu  Gruppen  vereinigte  prismatische  Krystalle. 

Aepfelsaures  Salz.  Zerniesslich,  schmilzt  unter 
100  ö;  es  krysallisirt  leicht. 

Citronensaures  Salz.  Sehr  zerfliesslich,  krystalli- 
sirt schwer  in  seideglänzenden  Büscheln.  Zusammensetzung 
3T10,C»2H50ii. 

Ameisensaures  Salz.  Sehr  löslich  in  Wasser, 
schmilzt  unter  100  ^  ohne  Zersetzung.  Zusammensetzung 
TIO,  C2  H03 

Essigsaures  Salz.  Zerfliesslich,  durch  langsames 
Abdampfen  bei  100  o  nur  schwer  krystallisirt  zu  erhalten, 
riecht  stets  schwach  nach  Essigsäure,  sehr  löslich  in 
erwärmtem  Alkohol^  woraus  es  beim  Erkalten  in  seide- 
glänzenden Warzen  krystallisirt. 

Benzoesaures  Salz.  Krystallisirt  in  perlmutter- 
glänzenden Schuppen  und  ist  nicht  flüchtig. 

Aroh.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bds.  3.  Hft.  17 


^- .  2Ö8  ThaUium  im  Tellur. 

Harnsaures  Salz.  Zeichnet  sich  durch  seine 
grosse  Unlöslichkeit  aus. 

Pikrinsaures  Salz.  Krystallisirt  in  seideglänzen- 
den Blättchen,  ähnlich  denen  des  pikrinsauren  Kalis. 

Cyanverb  in  düngen.  Das  Cyanthallium  erhält 
man  als  krystallinischen  Niederschlag,  wenn  man  nach  und 
nach  eine  concentrirte  Lösung  von  Cyankalium  einer  ge- 
sättigten Lösung  von  kohlensaurem  Thalliumoxyd  zusetzt. 
Es  ist  in  Wasser  unlöslich. 

Setzt  man  eine  concentrirte  Lösung  von  Ferrocyan- 
kalium  zu  einer  gesättigten  Lösung  von  kohlensaurem  Thal- 
liumoxyd, so  erhält  man  kleine  Krystalle  von  Ferrocyan- 
thallium,  welche  in  einem Ueberschuss  des  Ferrocyan- 
kaliums  löslich  sind. 
■y  Die    Schwefelcyauverbindung    wird   erhalten, 

wenn  man  statt  des  Ferrocyankaliums  Schwefelcyanka- 
lium  anwendet.  Sie  hat  die  Zusammensetzung  TIC^NS^, 
auf  Eisensalze  übt  sie  dieselbe  Reaction  aus  wie  Schwe- 
felcyankalium. 

Cyansaures  Salz.  Es  kann  leicht  in  kleinen 
glänzenden  Schuppen  erhalten  werden,  indem  man  einer 
alkoholischen  Lösung  von  cyansaurem  Kali  eine  Lpsung 
von  essigsaurem  Thalliumoxyd  zusetzt.  Löslich  in  Wasser, 
fast  unlöslich  in  Alkohol.  Zusammensetzung  TIO,  C^NO. 
{Convptrend.öö, — Zt8chr.f.Chem,u.Pharm,6,Jahrg.22.)  B, 


\m. 


Thalliam  im  Tellur. 

Wert  her  fand  bei  der  Untersuchung  eines  von 
Dr.  Marquart  in  Bonn  bezogenen  Tellurs,  dessen  Spec- 
tralreaction  er  kennen  lernen  wollte^  dass  die  charakte- 
ristische grüne  Thalliumlinie  auf  117  —  118<>  der  Scala 
(die  Natriumlinie  auf  100  gestellt)  in  ausgezeichnetem 
Glanz,  aber  schneH  vorübergehend,  auftrat.  Dabei  waren 
das  blaue  und  grüne  Feld  des  Spectrums  sehr  hell  er- 
leuchtet und  mit  einer  grossen  Anzahl  Linien  erfällt,  die 
Werther  dem  Selen  zuschreiben  zu  müssen  glaubte, 
dessen  Anwesenheit  durch  den  Geruch  vor  dem  Löthrohr 
sich  verrieth- 

Durch  starkes  Erhitzen  des  fraglichen  Tellurs  in 
einer  Betorte  wu^e  so  viel  eines  Sublimats  erhalten, 
dass  es  zu  mehreren  spectroskopischen  Prüfungen  dienen 
konnte.  Dasselbe  bestand  aus  einer  bleigrauen  glänzen- 
den Masse,  die  sich  im  Spectroskop  ebenso  verhielt  wie 
das   ursprüngliche  Tellur,   nur   entfaltete   sich  die  grüne 


Rubidium  in  gewissen  Pflanzen,  259 

Thalliumlinie  noch  deutlicher  und  länger.  Die  Lichtlinien 
im  Blau  und  örün  waren  aber  verwaschener  und  Hessen 
Zweifel  an  der  Selenreaction.  Bei  näherer  Untersuchung 
ergab  sich,  dass  diese  verwaschenen  Linten  dem  Blei 
zukamen,  wie  die  Probe  des  Tellurs  auf  nassem  Wege 
den  Bleigehalt  auch  unzweifelhaft  nachwies. 

Durch  diesen  Umstand  zu  directem  Vergleich  der 
Spectra  reinen  Selens  und  reinen  Bleies  veranlasst,  fand 
sich  auch  die  grosse  Aehnlichkeit  beider  bestätigt.  Sie 
unterscheiden  sich  jedoch  von  einander  darin,  dass  die 
zahlreichen  Lichtlinien  des  Selens  im  Blau  und  Grün  in 
fast  völlig  gleichem  Abstand  von  einem  sehr  hell  bis 
190  ö  erleuchteten  Untergrund  sich  abheben,  während  die 
grünen  Linien  des  Bleies  zwischen  110  <>  und  123^  enge 
neben  einander,  von  da  in  weiteren  Abständen  liegen 
und  sich  aus  einem  bis  165  <>  wenig  erleuchteten  Unter- 
grund abheben. 

Das  von  allen  fremden  Beimengungen  befreite  Tellur 
erleuchtete  das  grüne  und  blaue  Spectralfeld  bis  etwa 
11  b^  sehr  hell,  ohne  deutliche  Linien  zu  geben.  Von 
letzteren  sind  nur  schwache  Andeutungen  zu  sehen, 
man  darf  aber  vielleicht  in  viel  höheren  Temperaturen, 
als  sie  der  Bunsensche  Brenner  liefert,  deutliche  Lihien 
erwarten.  Ob  das  der  Fall,  wird  Werther  später  prüfen. 
{Journ,  /.  'praM.  Chemie,  Bd.  88.  3.)  B. 


lieber  das  Vorkommen  von  Rnbidinm  in  gemssen 

Pflanzen;  von  L.  Grandean. 

Die  grosse  Menge  von  Bubidium,  welche  der  Ver- 
fasser  in  der  Bübenpotasche  fand^  veranlasste  ihn  auch 
andere  Pflanzen,  welche  dem  Boden  viel  Kali  entziehen, 
auf  einen  Gehalt  von  Bubidium  zu  untersuchen,  und  es 
stellte  sich  dabei  heraus,  dass 

1)  Taback  bei  der  Untersuchung  im  Spectralapparat 
die  charakteristischen  Linien  des  Kalkes,  des  Lithions, 
des  Kalis  und  des  Rubidiums  zeigte,  und  zwar  letzteres 
ziemlich  bedeutend; 

2)  Kaffee  und  Thee  erhebliche  Mengen  von  Rubi- 
dium, aber  keine  Spur  von  Lithion  enthielten,  auch  dass 
der  Kaffee  reicher  an  Rubidium  ist  als  der  Thee; 

3)  Weintrauben. nur  eine  sehr  geringe  Menge  Rubi- 
dium enthalten. 

So   darf  man   denn   wohl  das  Rubidium    als  ein  in 

17* 


260  Bildung  des  Nilschlammes. 

der  Natur  sehr  verbreitetes  Element  betrachten.  Dage- 
gen gaben  dem  Verfasser  die  Aschen  von  Raps,  Cacao, 
Zuckerrohr  und  gewisse  Arten  von  Seetang  kein  Rubi- 
dium^  obgleich  diese  Pflanzen  doch  reich  an  Kali  sind. 
{Compt  rend.  T.  54.  p.  1057,)     .  BJcb. 


Die  Bildung  des  Nilschlaniines. 

(Auszug  aus  einem  Briefe  Möh^din's  an  Dumas.) 

Schon  50  Tage,  im  April  und  Mai,  wehte  der  Kamsin 
oder  der  Wind  der  Wüste  über  Aegypten.  Der  Sand, 
den  er  mit  sich  führte,  verdunkelte  den  Himmel  und  be- 
deckte die  Erde  mit  einer  leichten  Decke^  während  der 
Sand,  der  auf  den  Nil  fiel,  durch  seine  Schwere  zu  Bo- 
den sank.  In  der  Mitte  des  Juni  trat  Windstille  ein: 
der  Nordwind  begann  sich  mit  täglich  wachsender  Stärke 
zu  erheben.  Er  weht  fast  während  des  ganzen  Sommers, 
und  es  wäref  schwierig,  ohne  ihn  in  dieser  Jahreszeit  in 
Aegypten  zu  leben.  Sollte  dieser  Wind  Ursache  der 
Regenströme  sein,  die  dann  im  Süden  und  darüber  hin- 
aus fallen?  Ich  glaube  es  nicht.  Immer  aber  ist  es  der 
Fall,  dass  vom  1.  Juli  ab  der  Nil  steigt  und  seine  Farbe, 
die  bisher  graugrün  war,  in  erdig-fahl  bis  ockergelb  än- 
dert. Das  Steigen  ist  unregelmässig,  er  wächst  mehr 
oder  weniger  schnell  und  sinkt  dann  augenblicklich 
wieder. 

Im  Gegensatz  zu  allen  Reisenden,  welche  den  Winter 
zu  einer  Stromauffahrt  benutzten,  schiffte  ich  mich  am 
5.  Juli  1860  in  Boulac  ein,  den  zweiten  Cataract  er- 
reichte ich  am  5.  August  und  kam  am  10.  September 
nach  Theben,  wo  ich  mich  für  einige  Monate  niederliess. 
Ich  hatte  dort  Gelegenheit,  die  Anschwellung  des  Flusses 
sehr  gut  zu  beobachten  und  die  bedeutende  landwirthschaft- 
liche  Wichtigkeit  derselben  schätzen  zu  lernen.  Dort  habe 
ich  auch  einige  Proben  des  Schlammes  gesammelt. 

Gegen  den  30.  September  ist  die  Fluth  in  ihrer 
grössten  Höhe,  und  das  Thal  zwischen  dem  lybischen  und 
arabischen  Bergzuge  bietet  den  Anblick  einer  mit  zahl- 
reichen Inseln  besäeten  unendlichen  Meerenge. 

Im  October  zieht  das  Wasser  sich  gewöhnlich  zu- 
rück und  hinterlässt  eine  Lage  Schlamm  auf  dem  Erdboden. 
Der  Schlamm  bildet  eine  mehr  oder  weniger  dicke  Kruste, 
je  nach  den  Unregelmässigkeiten  des  Terrains;  von  der 
Sonne    getrocknet   blättert    er   sich    ab  und  verhärtet  an 


Bildung  des  Nilschlammes.  261 

der  oberen  Seite.  Die  im  letzten  Mai  von  dem  Kam- 
sin  über  die  Erde  gebreitete  Sanddecke  verhinderte 
das  Anheften  der  Schlammdecke  an  den  Boden  des 
vergangenen  Jahres.  Ich  zählte  mehr  als  500  Schlamm- 
lagen in  ihrer  chronologischen  Ordnung,  denn  ich  be- 
merkte, als  der  Fluss  wuchs,  wüste  Einstürze  seiner 
Ufer,  welche  blossgelegt  einen  merkwürdigen  Durch- 
schnitt deutlich  erkennbarer  AUuviönsschicbten  zeigten, 
Dank  dem  Wehen  des  Kamsins!  wo  ein  jedes  Jahr  durch 
so  klare  Charaktere  verzeichnet  ist,  wie  wir  das  Alter 
einer  Eiche  an  ihren  Jahresringen  erkennen. 

Nachdem  ich  den  in  Form  einer  Kruste  über  den 
Boden  ausgebreiteten  Schlamm  gesammelt  hatte,  vervoll- 
ständigte ich  ohne  viel  Schwierigkeit  die  Sammlung  mit 
den  von  dem  Flusse  während  der  Ueberschwemmung 
dahin  gerollten  Substanzen,  indem  ich  in  den  stärksten 
Strom  einen  Eimer  warf,  der  Sand  aus  einer  Tiefe  von 
10  bis  15  Meter  brachte,  der  mir  nach  verschiedenen 
Versuchen  den  Boden  des  Flusses  zu  bilden  scheint  und 
derselbe  ist,  welchen  der  Kamsin  herbeifährt 

Auf  meiner  Barke,  wo  ich  kein  anderes  Getränk 
hatte  als  daö  schmutzige  Wasser,  das  der  Fluss  mir  bot, 
filtrirte  ich  dasselbe,  um  es  trinkbarer  zu  machen ;  es 
blieb  der  leichtere  Theil  des  Schlammes  zurück,  den 
man  auf  der  Oberfläche  des  Nils  findet. 

In  der  Meinung,  dass  eine  Analyse  des  Wassers  und 
der  den  Boden  der  Natronseen  bildenden  Erde  Ihnen 
angenehm  sein  würde,  schicke  ich  eine  Flasche  mit  bei- 
den. Das  Wasser  ist  am  15.  November  1860  von  The- 
ben aus  geschöpft;  es  zeigt  in  dieser  Zeit  noch  nicht 
die  Farbe  dei  Rothweinhefe,  welche  es  während  des 
grössten  Theiles  des  Jahres  hat.  Ich  habe  auch  etwas 
von  dem  dicken  und  fettigen  Schaum  gesammelt,  wel- 
cher in  dieser  Jahreszeit  die  Seen  bedeckt.  Ich  filtrirte 
ihn  durch  Papier,  wobei  er  seine  Farben  roth,  blau,  weiss, 
violett,  die  ihn  auf  seiner  ganzen  Oberfläche  marmoriren, 
verlor  und  ein  gleichmässiges  Aussehen  annahm,  etwa  das 
Grün  der  Eichenblätter.  Er  enthält  ein  merkwürdiges 
Insekt. 

Die  Probe,  welche  das  poröse  Gefäss  enthielt,  ist 
eine  unfruchtbare  Erde,  welche  hie  und  da  immer  feuchte 
Oasen  bildet,  unbebaut  und  wüste  mitten  in  einem 
fruchtbaren  und  warmen  Lande.  Ich  habe  gesagt  unfrucht- 
bar, was  jedoch  nicht  ganz  trifi't;  die  Oasen  tragen  eine 
stachlichte    Futterpflanze,  welche  überall  um  die  Natron- 


262  Ueber  Kieselsäure, 

Seen  wächst.     Von  den  Seen  ist  mir  angegeben,  dass  sie 
manchmal   nur   wie    eine  weisse  Decke  daliegen,   indem 

S*  das  umliegende  Land  ihnen  das  Wasser  entzieht.    (Annal. 

^j>.     .  de  Chim.  et  de  Phys,  Ocibr.  1862,)  Dr.  Reich. 


•V'^ ' 
.«?<■■■■' 


5!t^;l'     " 

fev 

^  ■■■"  ■ 

Üfr.^' .-; 

. 

lieber  Kieselsäure. 

Nach  Arthur  H.  Church  erhält  man  die  Kiesel- 
säure am  leichtesten  und  im  reinsten  Zustande  durch 
Dialyse.  Auf  diese  Weise  dargestellte  Säure  löst  sich 
viel  leichter  (bis  14  Proc.)  und  die  Lösung  bleibt  länger 
flüssig.  Eine  solche  Lösung  von  0,47  Proc.  war  nach 
3  Monaten  noch  ganz  klar  und  flüssig ;  eine  Lösung  frisch 
bereiteter  Kieselsäure,  die  3  Proc.  wasserfreie  Säure  ent- 
hielt, ward  beim  Aufbewahren  in  einer  verschlossenen 
Flasche  erst  nach  6  Tagen  dick  und  schied  gelatinöse 
Masse  ab.  Mit  Salzsäure  dialysirte  Kieselsäure  bleibt 
länger  flüssig  als  mit  Schwefelsäure  dargestellte ;  je  reiner 
die  Lösung  ist,  desto  länger  hält  sie  sich.  —  Die  Chlo- 
ride von  Baryum,  Strontium  und  Calcium  und  viele  an- 
dere Salze  geben  mit  solcher  Kieselsäurelösung  nicht  .unmit* 
telbar  einen  Niederschlag ;  wässerige  Lösungen  der  alkali- 
schen Erden  schlagen  dagegen  die  ganze  Substanz  auf  ein- 
mal nieder  oder  bewirken,  wenn  sie  in  ungenügender  Menge 
zugesetzt  werden,  Abscheidung  der  übrigen  Kieselsäure 
in  gelatinöser  Form.  Noch  rascher  findet  die  Reaction 
statt,  wenn  man  auf  eine  solche  Lösung  die  Carbo- 
nate  von  Kalk,  Baryt  und  Strontian  einwirken  lässt. 
Ein  Milligramm  reines  pulverförmiges  Kalkcarbonat  hatte 
100  C.  C.  einer  einprocentigen  Lösung  binnen  10  Minu- 
ten in  eine  feste  Gallerte  verwandelt.  Diese  Eigen- 
schaft der  gelösten  Kieselsäure  erklärt  das  Entstehen 
der  in  der  Form  von  Korallen,  Muscheln  u.  s.  w.  vor- 
kommenden, grösstentheils  aus  Kieselerde  bestehenden 
Mineralien  der  Triasgruppe.  Church  liess  auf  eine 
Koralle  eine  atmosphärische  Luft  und  Kohlensäure  ent- 
haltende Lösung  von  Kieselsäure  tröpfeln;  die  abfliessende 
Flüssigkeit  enthielt  viel  Kalkcarbonat,  aber  keine  Kiesel- 
säure, die  Koralle  zuletzt  wenig  Kalkcarbonat.  Die  natürli- 
chen Bildungen  enthalten  oft  nicht  weniger  als  92  Proc.  Kie- 
sebäure  und  haben  öfter  ein  Korn  von  kohlensaurem  Kalk. 
In  ähnlicher  Weise  erklärt  sich  das  Vorkommen  des 
schönen  Quarzsinters  in  den  an  Kieselsäure,  weniger  an 
Silicaten,  reichen  Quellen,  wie  auf  Island,   zu  Luzon  auf 


Meteorit  von  Alessandria.  263 

den  Philippinen^  in  New  Zeeland  etc. ;  er  enthält  oft  nicht 
mehr  Alkalien  als  der  gewöhnliche  Kiesel.  {Journ,  of 
tJie  ehem.  Soc.  15.  —  Chem.  Centrhl.  1863.  Nr.  6^)        B. 


lieber  den  Meteorit  Ton  Alessandria  ^  yon  A«  Schranf, 

In  der  Nähe  von  San  Gialiano  recchio  fand  am 
3.  Februar  1860  Mittags  ein  Meteorsteinfall  statt,  welchem 
eine  starke  Detonation  vorherging.  Eine  Minute  nach 
der  Explosion  hörte  man  in  der  Luft  ein  Geräusch,  wel- 
ches man  mit  dem  Oetöse  eines  nahen  Hagelwetters  ver- 
gleichen konnte.  Nach  vielleicht  zwei  Minuten  sah  ein 
gewisser  F.  Milaneri  zwei  Steine  aus  der  Luft  fallen, 
die  auf  dem  Felde  gegen  30  Centimeter  tief  in  die  Erde 
eindrangen.  Ein  Stück  davon  wurde  vom  Prof.  Mis- 
saghi  untersucht.  Dasselbe  hatte  eine  unregelmässige 
Form  mit  rundlichen  Erhöhungen,  die  Oberaäche  war 
glatt,  von  fast  schwarzer  Farbe,  der  Bruch  unregelmäs- 
sig, rauh.  Der  Stein  ritzte  leicht  das  Glas  und  affi- 
cirte  die  Magnetnadel.  Spec.  Gew.  3,815.  Die  Analyse 
ergab  in  Procenten: 

Kieselerde 37,403 

Gediegen  Eisen 19,370 

Eisenoxyd 12,831 

Talkerde 11,876 

Thonerde 8,650 

Schwefel 3,831 

Kalk 3,144 

Nickel....... 1,077 

Chrom 0,845 

SaW    - ••    SP""-" 

98,327. 
(Poggendorfs  Annal  1868.  S.  36 1  —  363.)  E. 

Physiologiscke  Wirkung  der  Tkalliumsalze. 

Faulet  fand,  dass  man  das  Thallium  zu  den  giftig- 
sten Metallen  zählen  müsse;  es  äussert  weit  heftigere  Wir- 
kungen auf  den  thierischen  Organismus,  als  das  Blei. 
Das  kohlensaure.  Thallion,  in  sehr  kleinen  Dosen  ange- 
wendet, kann  ertragen  werden  und  seine  Wirkung  ähnelt 
dann  sehr  derjenigen  der  Quecksilbersalze.  {Compt.  rend. 
7.  Sept.  1863.  p.  494.)  H.  Ludwig. 


■'*: 


264 


W¥.  lälteratur  und  Kritik. 


Canstatt's  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  in  der 
Pharmacie  und  verwandten  Wissenschaften  in  allen 
Ländern  im  Jahre  1862.  Redigirt  von  Professor 
Dr.  Scherer,  Prof.  Dr.  Virchow  und  Dr.  Eisen- 
mann. Verfasst  von  Prof.  Dr.  Clarus  in  Leipzigs 
Dr.  Eisenmann  in  Würzburg,  Dr.  Eulenburg  in 
Berlin,  Prof.  Dr.  Fick  in  Zürich,  Prof.  Dr.  Lös  eb- 
ner in  Prag,  Prof.  Dr.  Scher  er  in  Würzburg  und 
Prof.  Dr.  Wiggersin  Göttingen.  Neue  Folge.  Zwölf- 
ter Jahrgang.  1.  Äbtheilung.  Würzburg,  Verlag  der 
StaheFschen  Buch-  und  Kunsthandlung  1863. 

Da^;  Werk  zerfällt  in  2  Theile.  Der  erste  Theil  umfasst  den 
Bericht  W)er  die  Leistungen  in  der  Pharmakognosie  und  Pharmacie 
von  Prof,  Dr.  Wiggers  in  Göttingen, 

Unter  Literatur  für  Pharmakognosie  und  Pharmacie  führt  der 
Verf.  73  Werke  an,  welche  im  Jahre  1862  darüber  erschienen  sind. 

Vorzüglich  lobend  spricht  sich  der  Verf.  über  Du f los'  Werk 
aus :  Anweisung  und  Prüfang  chemischer  Arzneimittel  als  Leitfaden 
bei  Visitation  der  Apotheken  etc.  Berlin  1862.  Bei  Springer. 
Er  sagt  darüber:  Das  Werk  von  Duflos  hat  in  seiner  jetzigen 
zweiten  Ausgabe  noch  so  viele  Verbesserungen  und  Erweiterungen 
erfahren,  dass  es  um  noch  viel  mehr  Ansprüche  auf  Anerkennung 
und  allgemeine  Verbreitung  macht,  als  es  schon  in  der  ersten  Au^ 
läge  gefunden  hatte.  Vor  vielen  ähnlichen  Werken  hat  es  den 
Vorzug,  dass  es  vollständiger  und  für  die  chemischen  Präparate 
aller  Pharmakopoen  berechnet  ist,  und  dass  es  selbst  jüngeren 
Pharmaceuten  einen  Leitfaden  bei  der  Uebung  in  quantitativen 
analytischen  Untersuchungen  der  als  Arzneimittel  angewandten 
chemischen  Producte  gewährt. 

Nicht  minder  günstig  beurtheilend,  sagt  der  Vetf.  über  die 
unter  der  Redaction  von  Dragendorff  aml.  Mai  1862  begonnene 
Pharmaceutische  Zeitschrift  für  Russland,  dass  dieselbe  eine  ganz 
besonders  erfreuliche  und  für  die  Fortschritte  in  der  Pharmako- 
gnosie und  Pharmacie  sehr  hoffnungsvolle  Erscheinung,  indem  in 
dem  so  grossartigen  und  theilweise  so  schwer  von  Reisenden  zu 
erforschenden  Russland  bisher  gewiss  gar  viele  Kräfte  ruheten,  die 
durch  die  nun  gebotene  Gelegenheit  ohne  Zweifel  sowohl  zu  Arbeiten 
als  auch  zu  Mittheilungen  von  erzielten  Resultaten  und  von  Nach" 
richten  in  Anregung  gebracht  und  belebt  werden.  In  diese  rüh- 
mende Anerkennung  vorgenannter  Werke  stimmen  wir  vollkom- 
men ein. 


Literatur,  265 

I.  Pharmakognosie. 

Ä.  Pharmakognosie  des  Pflanzenreichs. 

1)  Studien  allgemein  ven>reiteter  Bestandtheile  der  Pflanzen. 

2)  Arzneischatz  des  Pflanzenreichs  nach  natürlichen  Familien 
geordnet. 

Der  Verf.  führt  in  diesem  Abschnitte,  wie  in  den  nachfolgen- 
den, die  Arbeiten  und  Abhandlungen  des  Jahres  1862  in  der  wie  in 
den  vorhergehenden  Jahrgängen  beobachteten  Ordnung  auf,  mit 
seinen  erläuternden  und  kenntnissreichen  Bemerkungen  versehen, 
von  welchen  hier  noch  einige  Aufnahme  finden,  um  so  die  Mit- 
theilnngen  des  Archivs  noch  zu  vervollständigen. 

FungL  lAchenes.  Algae.  Lycopodiaceae,  Gramineae,  Irideae. 
Asphodeleae.  Colchicaceae.  Smüaceae,  Palmae,  Najadeae.  Pipera- 
ceae. 

Ahietineae.  Picea  vulgaris  Link,  Aus  dem  Colophonium  dieser 
Fichte  hat  Maly  den  krystallisirbaren  Bestandtheil  dargestellt, 
Abietinsäure  genannt,  beschrieben  und  analysirt.  Dieselbe  scheint 
nicht  das  von  Caillot  in  dem  Terpentin  dieser  Fichte  gefandene 
Abietin  zu  betreffen,  weil  dieses  ein  indifferentes  Harz  ist,  aber 
dagegen  möglicherweise  die  Abietinsäure,  welche  Baup  aus  dem 
Harze  dieses  Baumes  in  Tafeln  krystallisirt  erhielt,  worüber  sich 
jedoch,  da  Baup  seine  Abietinsäure  nicht  analysirte,  nicht  bestimmt 
entscheiden  lässt.  Maly  nennt  femer  das  angewandte  Harz  Colo- 
phonium, worunter  wir  bekanntlich  eine  durch  Schmelzen  mehr 
oder  weniger  verändert  Harzmasse  von  Coniferen  verstehen;  ob 
es  nun  ein  solches  war,  ist  nicht  sicher  angegeben,  was  aber  doch 
für  die  Beurtheilung  der  Resultate  von  wesentlicher  Bedeutung  ist. 
Das  krystallisirbare  Harz  stellte  Lamy  auf  folgende  Weise  dar. 
Das  gröblich  zerkleinerte  Colophonium  wurde  einige  Zeit  mit  70-  bis 
80procentigem  Weingeist  digerirt,  die  gebildete  Lösung  entfernt, 
die  rückständige  Harzmasse  in  90  —  92  procentigem  Weingeist  heiss 
aufgelöst,  heiss  filtrirt  und  dann  das  Filtrat  noch  heiss  mit  Wasser 
vollständig  ausgefallt.  Nach  8  Tagen  hatte  sich  der  ausgeschiedene 
braune  Harzkuchen  in  eine  weiche,  braune  und  reichlich  mit  Kry- 
stallen  erfüllte  Masse  verwandelt,  woraus  kalter  80  procenthaltiger 
Weingeist  die  braune  Masse  so  auszog,  dass  die  Krystalle  dann 
durch  Preisen  zwischen  Papier  rein  erhalten  werden  konnten. 

Die  Abietinsäure  bildete  unregelmässige  und  glashelle  Bruch- 
stücke von  Krystallen,  welche  durch  Umkrystallisiren  mit  heissem 
Alkohol  etwas  grössere  Krystalle  gaben,  die  meist  spitze  ovale 
Blättchen  darstellen.  Die  Säure  reagirt  sauer,  löst  sich  in  Alko- 
hol, Aether,  Benzol,  Chloroform  etc.,  und  bildet  mit  Ammoniak 
eine  Gallerte. 

Auf  Grund  fernerer  Thatsachen  erklärt  Maly  die  Abientin- 
säure  =  C44H3205  als  die  primitive  Harzsäure  des  Fichtenharzes, 
und  die  bisher  angenommene  und  ebenfalls  krystallisirbare  Syl- 
vinsäure  =  C^^^H^OQ*  für  ein  Verwandlungsproduct  davon.  Der 
Referent  theilt  aber  nicht  ganz  Maly 's  Ansicht  und  spricht 
sieh  dahin  aus:  Will  man  die  bisher  für  die  Entstehung  des  Harzes 
daraus  durch  3  At  Sauerstoff  zu  HO  und  C^OHi^O^  sehr  einfach 
aufgestellte  Erklärung  nicht  mehr  gelten  lassen,  sondern  aus  dem 
C20Hlft  oder  G40H32  das  Entstehen  einer  Säure  =  C44H32  05  durch 
Sauerstoff  erklären,  so  dürfte  man  sicher  auf  besondere  Schwierig- 
keiten stossen. 

Moreae.  Morus  tinctoria.  D elf  fs  erklärt  jetzt  den  von  Wag- 
ner in   dem   Gelbholze   entdeckten   eigenthümlichen   Körper,   die 


266  Literatur, 

Moringerbsäure,  für  nichts  anderes  als  ein  mit  FarbstofF  verunreinig- 
tes Morin,  welches  in  dem  Gelbholze  die  krystallinischen  Ablage* 
rungen  bilde  und  welches  er  nach  der  Formel  Ci^H'^O^  zusam- 
mengesetzt fand,  während  Wagner  dafür  der  Formel  C^H^O^ 
entsprechende  Resultate  bekam  und  dasselbe  Morinsaure  zu  nennen 
vorschlug,  weil  er  daran  Eigenschaften  einer  schwachen  Säure 
gefunden  hatte. 

Gegen  diese  Erklärung  glaubt  Wagner  sieh  durch  folgende 
vorläufige  Bemerkungen  vertheidigen  zu  können: 

Das  Morin  ist  sehr  schwer  und  die  MoriDgerbsäure  ist  sehr 
leicht  löslich  in  Wasser,  die  farblose  Lösung  des  Morins  wird  durdi 
Eisenchlorid  granatroth,  durch  Alkalien  gelb  gefärbt  und  löst  sich 
in  Schwefelsäurehydrat  mit  gelber  Farbe  auf;  die  Moringerbsäure 
wird  durch  Leim  gefällt,  durch  Eiseuoxyd  schwarz  gefärbt  und 
durch  Schwefelsäurehydrat  in  Rufimorsäure  verwandelt. 

Die  Ablagerungen  in  dem  Gelbholze  bestehen  grösstentheils 
aus  dieser  Moringerbsäure,  aber  auch  aus  Morin,  Oxydationspro- 
ducten  von  jener  Gerbsäure  und  einem  rothen  harzartigen  Körper. 

Polygoneae.  Rheum.  Die  zuerst  von  Rochleder  und  Hei  dt 
in  der  Parmelia  parietina  und  darauf  von  Schlossberg  er  und 
Döpping  in  der  Rhabarber  entdeckte  Chrysophansäure  ist  unter 
Rocbleder's  Leitung  von  Pilz  auf  ihre  elementare  Zusanmkeii- 
Setzung  und  auf  ihr  Atomgewicht  einer  Prüfung  unterworfen  worden, 
um  dadurch  die  grosse  Differenz  in  der  Formel,  welche  Roch- 
leder  und  Heldt  dafür  =  C20H8O6  oder  =  HO  +  C20H7O5 
aufgestellt  hatten,  und  welche  dann  nach  den  analytischen  Resul- 
taten  derselben  von  Gerhardt  in  seinem  Lehrbuche  der  organi- 
schen Chemie  zu  C^SHi^OS  berechnet  worden  war,  zu  beseitigen. 

Die  angewandte  Chrysophansäure  war  von  C.  Marquart  aus 
der  Rhabarber  dargestellt  worden  und  wurde  darauf  von  Pilz  voll- 
kommen gereinigt.  Die  drei  damit  ausgeführten  Elementar -Ana- 
lysen ergaben  dann  für  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  Procentzahlen, 
welche  nicht  allein  unter  sich  und  mit  denen  von  Rochleder  und 
Heldt,  so  wie  von  Schjossberger  und  Döpping  vollkommen 
übereinstimmen,  sondern  welche  auch  so  vollständig  d%r  Formel 
O20H8 06  entsprechen,  dass  die  von  Gerhardt  berechnete  Formel 
unmöglich  als  richtig  angesehen  werden  kann. 

Um  diese  Formel  noch  weiter  zu  controliren,  behandelte  er  die 
Chrysophansäure  mit  Chloracetyl  =  C^H^CIO^  und  erhielt  unter 
reichlicher  Entwickelung  von  Salzsäuregas  eine  Acetyl  -  Chryso- 
phansäure =  HO  4-  C20H5  (2C4H3  02)05,  d.  h.  eine  Chryso- 
phansäure, worin  2  H  gegen  2  C^H^O^  ausgewechselt  worden  sind. 

Diese  Säure  bildet  nur  hellgelbe,  kleine  Prismen,  die  sich  in 
Alkohol  und  Aether  auflösen,  und  in  der  Lösung  in  Alkohol  leicht 
in  Essigsäure  und  Chrysophansäure  verwandeln,  wobei  sie  2  At 
Wasser  gebrauchen,  dessen  Wasserstoff  die  Chrysophansäure  rege- 
nerirt  und  dessen  Sauerstoff  mit  den  2  At.  Acetyl  2  At.  Essig- 
säure darstellt. 

Tkymeleae.  Laurineae,  Synantkereae,  Ericineae,  Styraceae, 
Labiataß,    Convolvulaceae.    Solaneae.    Cordiaceae.    Gentianecie. 

Menyantheae.  Menyanthes  trifoliaia.  Im  Bitterklee  hat  Den- 
zel    eine   nicht   unbedeutende  Menge  von  Jod  gefunden,  wenig- 


Literatur.  267 

etens  so,  dass  sich  dasselbe  schon  mit  V2  ^nn«  Asche  ans  der 
Pflanze  in  wohlbekannter  Weise  bestimmt  nachweisen  lässt.  Hierin 
liegt  jedoch  nur  eine  Bestätigung  früherer  Angaben  von  Chatin. 

Strychneaei    RvMaceae, 

Cinchoneae,  Cinchana,  Die  Quinologie  fahrt  in  gewünschter 
Weise  fort,  in  ihren  verschiedenen  Theüen  immer  weiter  aufge- 
klärt, berichtigt  und  vervollkommnet  zu  werden.  Karsten  hat 
zunächst  sein  Werk:  Florae  Gohmibiae  terramque  adjacentium  etc. 
fortgesetzt  und  folgende  drei  hierher  gehörige  Bäume:  Cinchona 
bogotensis  Karsten^  C.  undata  Karaten  und  C.  Moritziana  Karsten, 
abgebildet,  und  botanisch  charakterisirt. 

Diese  von  Karsten  der  Gattung  Cinchona  unterstellten  drei 
Bäume  gehören  jedoch  sämmtlich  der  Gattung  Ladenheraia  an. 

Für  die  Abstammung  der  Chinarinden  liefert  das  schon  früher 
angedeutete  Prachtwerk  von  H  0  w  ar  d  (Elustrat,  of  the  Nueva  Qnino- 
logia  of  Pavon.  London  1859  — 1862)  eben  so  zahlreiche  als 
begründet  erscheinende  Beiträge,  neue  und  schöne  Beweise,  wie 
in  der  älteren  Literatur  grosse  Schätze  ruhen  können.  Howard 
hat  nun  das  Verdienst,  ein  solches  Werk  in  der  „Ntteva  Quinolo- 
gia^  von  Pavon  als  Handschrift  bei  einem  spanischen  Botaniker 
aufgefunden,  angekauft  und  mit  Benutzung  der  ebenfalls  von 
Pavon  gesammelten  Chinarinden  und  dessen  Herbarium  im  Madri- 
der Museum  in  einem  der  Jetztzeit  entsprechendem  Gewände  her- 
ausgegeben zu  haben.  Die  illuminirten  Abbildungen  und  der 
Druck  des  Textes  in  theils  lateinischer  und  theils  englischer  Sprache 
sind  ausgezeichnet,  so  dass  es  eine  wahre  Freude  gewährt,  diese 
so  schönen  Cinchoneen  zu  betrachten.  Unter  den  30  bearbeiteten 
Cinchona- Arten  vermochte  er  nur  von  der  y^Cinchona  pubescena 
VaJW^  noch  keine  getreue  Abbildung  zu  geben. 

Wie  grossartig  die  Cultur  der  Chinabäume  nach  Prof.  de  Vry 
auf  Java  fortschreitet,  nachdem  man  die  Fortpflanzung  durch 
Samen  erzielt  hat,  davon  liefern  die  dem  Verf.  mitgetheilten  Be- 
richte neue  Beweise.  Während  im  December  1859  die  Anzahl  der 
Chinabäume  auf  allen  Stufen  ihrer  Entwickelung  bis  zu  24  Fuss 
hohen  Stämmen  bereits  schon  100,133  betrug,  war  sie  im  December 
1860  auf  959,191  und  im  December  1861  auf  1,160,971  gestiegen, 
und  umfassten  sie  zu  der  letzten  Zeit 

11,504    Cinchona  Calisaya 
53  „         succirubra 

113  „         lancifolia 

1,149,301  „         Pahudiana. 

Die  Berichterstatter  schmeicheln  sich  mit  der  Hoffnung,  dass 
die  Cinchona  Pahudiana,  deren  Rinde  bis  jetzt  sehr  ungünstige 
und  schwankende  Besultate  in  Betreff  der  Chinabasen  lieferte, 
in  analoger  Art,  wie  alle  Cinchona -Arten  in  der  natürlichen  Hei- 
math, fortfahren  werde,  immer  mehr  Chinin  zu  entwickeln  und  in 
der  Stammrinde  niederzulegen,  wiewohl  Howard  solches  nicht 
für  wahrscheinlich  hält,  betrachtet  es  aber,  selbst  wenn  sie  auch 
nicht  damit,  sondern  nur  mit  der  Erzeugung  und  Vermehrung  der 
Chinabasen  in  der  Wurzelrinde  fortfahren  sollte,  für  einen  grossen 
Gewinn,  indem  man  dann  die  Stämme  einander  viel  näher,  als  es 
sonst  wegen  einer  gehörigen  Entwickelung  derselben  geschehen 
dürfe,  pflanzen  nnd  das  Chinin  etc.  aus  der  Wurzelrinde  darstellen 
könnte. 

In  Britisch -Indien  scheint  sich  nach  zwei  neuen  Mittheilungen 
in    der    Medical  Times  and    Gazette   1861   und   1862  die  Cultur. 


268  Literatur. 

der  Chinabäume  doch  ganz  anders,  wie  nach  den  letzten  Nach- 
richten vermuthet  werden  konnte,  zu  gestalten,  und  sich  sowohl 
auf  den  Neilherry- Gebirgen,  als  auf  Ceylon  und  den  östlichen 
Zügen  des  Himalaya  im  hoffnungfivollen  Betriebe  zu  befinden.  £^ 
ist  geglückt,  alle  werthvollen  Cinchona- Arten  in  die  Plantagen 
einzuführen,  fast  sämmtlich  aus  Samen  erzogen,  welche  Pritchett 
in  Peru  und  Spruce  in  der  natürlichen  Chinazone  gesammelt 
und  dazu  eingesandt  hatten. 

Nach  Scherzer  hat  ein  Pfarrer  in  Tarija  erst  kürzlich  wie- 
der in  den  Wäldern  zwischen  Tarija  Cochabemba  und  La  Paz 
in  Bolivia  eine  neue  Cinchona -Art  entdeckt,  deren  Rinde  ganz 
dieselbe  Beschaffenheit,  wie  die  von  Cinchona  Caliaaya  besitzen 
soll.    Die  Indianer  nennen  diese  kostbare  Binde  Sucupira. 

Dem  Verf.  ist  aber  über  den  sie  liefernden  Baum  und  die 
Rinde  selbst,  als  in  unseren  Handel  gekommen,  noch  weiter  nichts 
bekannt  geworden. 

Oleinae.  '  Araliaceae,  UmbeUiferae.  Berherideae.  Menisper- 
meae.    MagnoUaceae,    Paeoniaceae. 

Papaveraceae.  Papaver  somniferum,  Opium  gaUicum.  Von 
diesem  an  verschiedenen  Stellen  in  Frankreich  erzielten  Opium 
hat  Guibourt  11  Arten  auf  den  Gehalt  an  Morphin  geprüft. 

Im  Durchschnitt  haben  dieselben  einen  offenbar  durch  den 
Umstand  bedingten  grossen  Gehalt  an  Morphin  herausgestellt,  dass 
man  hier  nur  wahres  und  kein  verfälschtes  Opium  zu  erzielen 
bemüht  war,  wie  einst  schon  Biltz  in  Erfurt,  und  die  Prüfung 
von  einem  zu  Eyres  im  Depart.  Landes  gebauten  Opium  hat  er- 
geben, wie  früher  schon  Pelletier  einmal  fand,  dass  daneben 
gar  kein  Narcotin  enthalten  war. 

Aus  den  Prüfungen  des  in  Frankreich  erzielten  Opiums  auf 
den  Gehalt  geht  nun  hervor,  dass  das  französische  Opium  nicht 
allein  wenigstens  eben  so  reich  an  Morphin  ist,  wie  das  beste  tür- 
kische, sondern  auch  dass  es  dieses  darin  noch  übertrifft,  und  man 
kann  daher  nur  wünschen,  dass  die  Erzielung  von  Opium  in  fran- 
zösischen Ländern  nicht  bloss,  wie  es  fast  scheinen  will,  eine 
pharmakognostische  Liebhaberei  bleibe,  sondern  eine  solche  Ausdeh- 
nung erreichen  möge,  um  allerwärts  den  medicinischen  Bedarf 
damit  decken  zu  können. 

Garantirtes  Opium.  In  Folge  einer  Aufforderung  von 
Mitscherlich,  Schacht  etc.  hat  J.  D.  Riedel  in  Berlin  ange- 
fangen, gutes  Opium  im  Grossen  aufzukaufen,  zu  trocknen,  zu 
pulvern  und  an  Apotheker  abzusetzen,  aber  so,  dass  er  die  Güte 
und  den  Gehalt  an  Morphin  darin  garantirt.  Nachdem  er  nun 
,  bereits  100  Pfund  eines  Opiumpulvers  hergestellt  hat,  worin  er  den 
Gehalt  von  10  Proc.  Morphin  garantirt,  offerirt  er  dasselbe  in 
Blechbüchsen  zu  ^4»  V2  ^^^  1  Pfund,  incl.  der  Blechbüchse  das 
Pfund  zu  10  Thlr.  —  Nach  Wiggers  Ansicht  hat  Riedel  damit 
einen  höchst  glücklichen  Gedanken  gefasst  und  ausgeführt,  der 
gewiss  eine  so  allgemeine  Anerkennung  finden  wird,  dass  Riedel 
kaum  im  Stande  sein  dürfte,  allen  Anforderungen  zu  genügen,  einer- 
seits weil  nun  jeder  Apotheker  im  Stande  ist,  den  Anforderungen 
der  neueren  Pharmakopoen  (die  neue  Preussische  fordert  nämlich 
gerade  10  Proc.  Morphin)  aus  einer  sachverständigen  und  recht- 
schaffenen Quelle  genau  nachzukommen,  da  wohl  selten  ein  Opium 
des  Handels  gerade  die  10  Proc.  Morphin  enthalten  dürfte,  und 
andererseits  weil  es  dadurch  möglich  wird,  die  daran  reicheren 
und  ärmeren  Sorten  genau  so  zu  vermischen,   dass  die  Mischung 


lAteratur.  269 

gerade  die  10  Proc.  enthält,  und  dadurch  also  sie  alle  zu  yerwei*- 
then,  in  so  weit  sie  sonst  als  zulässig  dazu  befunden  werden. 

Cruciferae,    Chenepodieae.    Caneüaceae,    Erythroxvleae. 

Hypocastaneae.  AesculiM  Hypocastanum.  Rochleder's  Resul- 
tate neuer  Untersuchungen  der  reifen  Früchte  des  Rosskastanien; 
baumes  haben  Folgendes  ergeben.    £r  hat  darin  gefunden: 

^1)  Argyräscin  ==  0*^8 H^«  048.  Ist  der  schon  von  Fremy 
darin  erkannte  und  als  ein  krystallisirbarer  Bitterstoff  beschrie« 
bene  Körper  im  reinen  Zustande.  Dasselbe  ist  ein  Glucosid  und 
verwandelt  sich  durch  Säuren  in  Traubenzucker  oder  eine  Modifi- 
cation  davon  und  in 

Argyräscetin  =  C84H62024.  Durch  Alkalien  spaltet  sich  das 
Argyräscin   in  Propionsäure  =  C^H^O*  und  in  Aescinsäure. 

2)  Aphrodäscin  =  CiMH^Oß*.  Der  von  Fremy  für  Saponin 
gehaltene  Bestandtheil.  Spaltet  und  verwandelt  sich  sowohl  durch 
Säuren  als  auch  durch  Alkalien  in  Aescinsäure,  und  daneben  durch 
Alkalien  in  Buttersäure  5=  CöH^O*  und  durch  Säuren  in  Trau- 
benzucker oder  eine  Modification  derselben. 

3)  Aescinsäure  =  C^^HöOO^ß.  .  Diese  im  Vorhergehenden  als 
Spaltungsproduct  vom  Argyräscin  und  von  Aphrodäscin  angeführte 
Säure  findet  sich  in  den  reifen  Samen  auch  schon  gebildet  vor. 
Durch  Säuren  wird  dieselbe  wiederum  gespalten  in  Traubenzucker 
oder  eine  Modification  desselben  und  in 

Teläscin  =  C'^  H62  028,  einen  Körper,  der  durch  den  Einfluss 
von  Säuren  noch  weiter  gespalten  werden  kann,  nämlich  in 

Ascigenin  =  C^SH^dO^,  als  Endproduct  aller  Spaltungen,  aber 
bei  dieser  zugleich  in  Traubenzucker  und  in  Mannitan  =  Ci2H'2  0iö 
oder  in  Modificationen  von  beiden  Zuckerarten. 

4)  Gelben  Farbstoff,  welchen  Röchle  der  als  ein  Glucosid 
erkannte;  bei  der  Spaltung  durch  Säuren  liefert  er  ausser  Zucker 
auch  Quercetin. 

Aguifoliaceae.  Euphorbiaceae,  Xanthoxyleae.  Jttäaceae.  Zygo- 
phylleae.    Ämyrideae. 

Caesalpineae.  Tamarindus  indica.  Von  Tamarinden  unter- 
scheidet Righini  4  Sorten,  nämlich:  1)  in  Kuchen,  2)  hellbraune, 
3)  schwarze  Massen^  4)  in  Trauben  (ganze  Früchte  von  den 
Antillen). 

Die  in  Kuchen  sind  bekanntlich  die  ägyptischen,  welche  in 
Griechenland  zu  schwarzen  Massen  umgearbeitet  werden  sollen. 
Die  schwarzen,  Samen  etc.  einschliessenden  Massen  sind  die  ge- 
wöhnlichen unseres  .Handels,  und  die  von  den  Antillen  sind  bei 
uns  noch  sehr  selten,  aber  Righini  erklärt  sie  für  die  werth- 
vollsten. 

Jenen  vier  Sorten  fügt  Righini  noch  eine  fünfte  hinzu,  welche 
in  Frankreich  sehr  verbreitet  sein  und  durch  Vermischung  ächter 
Tamarinden  mit  einer  grossen  Menge  von  dem  Mark  der  Früchte 
von  Prunus  spinoaa  bereitet  werden  soll,  also  einen  groben  Betrug 
einschliesst.  Man  hat  auch  augefangen,  den  antilHschen  Tama- 
rinden ein  gewissenlos  hergestelltes  Artefact  aus  Rohrzucker,  so 
wie  den  Samen  und  Fasern  aus  ächten  Tamarindenfrüchten  zusam- 
men gearbeitetes  Mark  von  levantischen  Pflaumen  bestehend,  zu 
substituiren. 

Dasselbe  lässt  sich  aber  dadurch  schon  von  dem  wahren  Mark 
aus  den  antillischen  Früchten  unterscheiden,  dass  es  wie  eine  Con- 
serve  aussieht  und  sehr  süss  schmeckt,  während  das  ächte  Tamarinden- 


270  Literatur. 

mark  röthlich braun,  homogen  und  nicht  körnig  ist,   wenig  Samen 
einschliesst  und  angenehm  süss -säuerlich  schmeckt. 

'  Papilionacetie.  Sarothamnus  Seoparius.  Das  in  dieser  Pflanze 
Yon  Stenhouse  entdeckte  Spartein  ist  aufs  Neue  von  Mills 
chemisch  studirt  worden.  Zunächst  suchte  er  die  Zusammensetzung 
'desselben  festzustellen,  welche  Stenhouse  =  C^^H^ßN^  gefunden 
hatte,  aber  nachher  aus  den  analytischen  Resultaten  desselben  von 
Gerhardt  zu  C^^H^^N^  in  seinem  Lehrbuche  berechnet  worden 
war.  Mills  ist  bei  seinen  Analysen  jedoch  zu  Resultaten  gekom- 
men, welche  völlig  der  Formel  Stenhouse 's  entsprechen.  Ferner 
hat  Mills  verschiedene  Salze,  einige  eigenthümliche  Verbindungen 
und  Substitutionsproducte  von  Spartein  dargestellt. 

Mimoseae     Dryadeae.    Spiraceae. 

Pomaceae.  Pyrus Malus.  Landerer  erkennt  den  bei  Aepfeln, 
Birnen  und  anderen  süssen  Früchten  durch  die  Fäulniss  entstehen- 
den höchst  widrigen  bitteren  Geschmack  als  einen  Bittersto£F,  Car- 
popikrin  (Pruchtbitter),  und  er  hat  mit  faulen  Aepfeln  einige  Ver- 
suche zur  Isolirung  daraus  angestellt,  in  Folge  welcher  er  ihn  als 
eine  organische  Base  betrachtet,  indem  er  dabei  von  einem  essig- 
sauren Carpopikrin  redet,  welche  aber  noch  zu  keinem  bestimmten 
Resultate  geführt  haben. 

B.  Pharmakognosie  des  Thierreichs. 

Gl.  Insecta.  Ordo  Coleoptera.  Ordo  Hemiptera.  Cl.  Phytozoa. 
Ordo  Sponginae.  AckiUeum  lancinulatum.  Schwamm  zu  cht.  Nach 
dem  „Pharm.  Joüm.  and  Tr ansäet.  4.  184.'*  ist  man  auf  den 
interessanten  Gedanken  gekommen,  die  lebenden  Schwämme  von 
Syrien  nach  dem  Meerbusen  von  Toulon  zu  transportiren  und  an 
den  sogenannten  Goldinseln  (Hyferes)  einen  Versuch  zu  ihrer 
Acclimation  zu  machen.  Lamiral  war  dazu  im  Anfang  Mai  d.  J. 
eigens  nach  Syrien  gereist  und  nachdem  die  acquirirten  lebenden 
Schwämme  bereits  am  17.  Juni  d,  J.  in  Marseille  angekommen, 
erstattete  er  darüber  der  „SociÜi  cPacdimation^  einen  Bericht, 
woraus  Folgendes  ersichtlich  ist. 

An  der  sjrrischen  Küste  von  Skanderum  (Alexandretta^  bis  Saida 
giebt  es  drei  Arten  von  Schwämmen,  nämlich  feine  und  weiche,  feine 
und  harte  und  gewöhnliche.  Die  in  der  See  lebenden  Schwämme 
sind  mit  einer  schwarzen,  durchsichtigen  und  gelatinösen  Substanz 
überzogen,  die  vegetabilischen  Granulationen  ähnlich  erscheint  und 
worin  ein  Mikroskop  weisse  und  eiförmige  Rörperchen  bemerken 
lässt.  Diese  Körperchen  sind  die  Larven  der  Schwämme  für  ihre 
Fortpflanzung,  welche,  wenn  sie  reif  geworden  (Ende  Juni  bis 
Anfangs  Juli),  von  dem  unaufhörlich  durch  die  Schwämme  dringen- 
den Seewasser  daraus  abgesondert  werden,  und  dann  mit  Hülfe  der 
daran  beflndlicheu  vibrirenden  Fäden  darin  umherschwimmen,  bis 
sie  geeignete  Felsen  treffen,  an  die  sie  sich  für  ihre  Entwickelung 
zu  neuen  Schwämmen  befestigen  können.  Zur  Zeit  der  Reife  der 
Larven  Hess  nun  Lamiral  die  verschiedenen  Arten  von  Schwäm- 
men durch  Taucher  aus  der  See  heraufholen,  aber  so,  dass  sie 
nach  der  möglichst  u&verletzenden  Ablösung  vom  Boden  sogleich 
in  mit  Seewasser  gefüllte  Büchsen  gebracht  und  darin  dann  nach  den 
erwähnten  Inseln  transportirt  wurden,  an  deren  Küsten  man  sie 
nun  in  steinernen  Trögen,  die  feinen  Schwämme  bis  zu  einer  Tiefe 
von  15  Fathoms  (90  Fuss),  die  gewöhnlichen  bis  zur  Tiefe  von 
20  bis  30  Fathoms  versenkt  hat,  und  die  Zukunft  muss  nun  lehren, 
wie  ihnen  die  neue  Heimath  zusagen  wird. 


Literatur.  271 

C  Pharmakognosie  des  Mineralreichs,  —  D,  Pharmakognoatische 

Misceäen, 

Sü/phium  der  alten  Griechen.  Mit  Gründlichkeit  hat  Schroff 
nachgewiesen,  dase  die  unter  diesem  Namen  früher  so  herühmt 
gewesene  Drogue  die  Wurzelrinde  von  der  in  der  ehemaligen 
Kyrene,  Nordafrika,  einheimischen  Thapsia  SiVphium  Viviani  ist. 
Sie  gehört  gleichwie  die  in  Nordamerika  von  Thapsia  garganica 
gebräuchliche  -  Wurzelrinde  zu  den  drastischen  Purgirmitteln. 

U.  Pharmacie. 

A)  Apparate,  Instrumente.  B)  Operationen.  C.  Phar- 
macie der  unorganischen  Körper. 

Hydrogenium.  Wasserstoff.  Aqua.  Das  Eis  scheint,  den 
Angaben  von  Meister  entgegen,  nach  den  Beobachtungen  von 
Dufour  allerdings  leichter  als  nüssiges  Wasser  zu  sein.  Nach- 
dem derselbe  das  spec.  Gewicht  des  Eises  schon  früher  nach  einer 
Mittelzahl  von  22  Versuchen  =  0,9175  gefunden  hatte,  bekam  er 
jetzt  bei  16  neuen  Versuchen  als  Mittelzahl  0,9178,  die  also  mit 
der  früheren  sehr  nahe  übereinstimmt. 

Nitrogenivm._  PJiosphorus^  Arsenicum.  Stibium,  Chlorum,  Jo^ 
dum.    Carhonicum, 

Electropositive  Grwndstoffe  {Metalle). 

Kalium.  Natrium.  Natrium  carbonicum  crudum.  Aus  Gos- 
sage's  geschichtlichen  Mittheilungen  über  die  Fabrikation  der 
Soda  in  England  nach  Leblanc's  Methode  erfahren  wir^  dass 
gegenwärtig  50  derartige  Fabriken  in  England  betrieben  werden,, 
dieselben  produciren  in  1  Woche: 

Rohe  Soda 3000  Tonnen 

Krystallisirte  Soda..  2000  „ 
Natronbicarbonat. ..  250  „ 
Chlorkalk 400       „ 

Jede  Tonne  beträgt  etwa  2240  Pfund.  Alle  diese  Producte 
entsprechen  für  1  Jahr  einem  Werthe  von  wenigstens  2  Mill.  Pfd. 
Sterling.  Jede  Tonne  mit  roher  Soda  kostet  4|  mit  krystallisirter 
Soda  4V2f  niit  Natronbicarbonat  9  und  mit  Chlorkalk  10  Pfd. 
Sterling. 

Ammonium.  Liquor  ammonii  caustici.  Zur  Bereitung  eines 
reinen  Ammoniakliquors  hat  Fresenius  in  dem  bisherigen  Verjfah- 
ren  sehr  zweckmässige  Veränderungen  angegeben.  Zur  Entwicke- 
lung  dient  ein  einer  Destillirblase  ähnlich  gearbeitetes  Gefäss  von 
GuBseisen,  welches  seitwärts  von  der  zur  Einbringung  der  Masse 
dienenden  und  luftdicht  verschliessbaren  Halsmündung  einen  Tubus 
für  das  das  Gas  ableitende  Rohr  hat.  Der  durch  Schrauben  auf  die 
Halsmündung  zu  befestigende  Deckel  hat  in  der  Mitte  auch  einen 
durch  Kork  zu  verschliessenden  Tubus,  um  am  Ende  durch  Abziehen 
desselben  die  vollendete  Entwicklung  des  Ammoniakgases  und 
bei  etwaigen  Verstopfungen  als  Sicherheitsventil  geöffnet  werden 
zu  können.  Zur  Ableitung  des  Gases  wird  in  den  dazu  bestimm- 
ten Tubus  ein  starkes  Bleirohr  ein  für  alle  Mal  mit  einer  Mischung 
von  Leinölßmiss  und  Mennige  eingekittet,  welches  bis  auf  den 
Boden  einer  etwas  Wasser  enthaltenden,  2  halsigen  Waschflasche 
von  Gusseisen  hinabreicht  und  in  den  dafür  bestimmten  Tubus 
ebenfalls  für  immer  mit  dem  erwähnten  Kitte  befestigt  wird.  An 
dieser  Waschflasche  sind  aussen  seitlich  2  Tubus  angebracht  und 
in  einem  derselben  ein  2schenklige8  Glasrohr  eingekittet,  um  den 
Wasserstand  erkennen  zu  können.    In  den  zweiten  Tubus  desselben 


272  Literatur. 

ist  der  Hals  einer  tubulirten  Vorlage  eingekittet,  in  deren  seit- 
lichen Tubas  mittelst  eines  Korks  ein  Gasrohr  gesteckt  ist,  welches 
mit  einem  Liebi gesehen  Kühler  in  Verbindung  gesetzt  wird,  und 
das  Gas  in  diesen  führt.  An  der  den  Wasserstand  zeigenden  Glas- 
röhre entgegengesetzten  Seite  ist  nahe  über  dem  Boden  der  eiser- 
nen Wasserflasche  ein  Tubus  angebracht,  in  welchem  ein  einschenk- 
liges  Kohr  angebracht,  welches  sich  in  ein  Kautschukrohr  mit 
Quetschhahn  endigt,  um  das  unreine  ammoniakhaltige  Wasser  aus 
der  Flasche  dadurch  abfliessen  lassen  zu  können.  Das  entwickelte 
Gas  gelangt  also  in  den  Liebig'schen  Kühler,  welcher  oft  mit 
kaltem  Wasser  gespeist  werden  muss,  um  dadurch  das  am  Ende 
der  Operation  mit  dem  Gas  kommende  heisse  Wasser  abzukühlen 
und  auch  das  durch  Absorption  des  Ammoniakgases  sich  erhitzende 
Wasser  von  vornherein  gut  abgekühlt  zu  erhalten.  Das  aus  dem 
Rohre  des  Liebig'schen  Kühlers  kommende  Gas  führt  man  durch 
eine  au  jenes  mittelst  eines  Kautschukrohrs  befestigte  Röhre  in 
das  zur  Aufnahme  bestimmte  reine  Wasser.  Als  Vorlage  zu  letz- 
terem wendet  Fresenius  einen  grossen  Vitriolölballon  an,  für 
kleinere  Mengen  jede  dazu  passende  und  zum  Abkühlen  geeignete 
Vorlage. 

Um  den  Rückstand  sehr  leicht  aus  dem  Eptwickelungsgefasse 
herausbringen  zu  können,  empfiehlt  Fresenius  einen  Theil  des 
Salmiaks  durch  schwefelsaures  Ammoniak  zu  ersetzen,  indem  der 
entstehende  Gyps  das  Zusammenbacken  und  Erhärten  des  basischen 
Chlorcalciums  verhindert.  Fresenius  vermischt  daher  einerseits 
13  Th.  krystallisirten  Salmiak  mit  7Th.  schwefelsaurem  Ammoniak 
in  linsengrosse  Stückchen  zerkleinert.  Andererseits  löscht  man 
20  Th.  Kalk  mit  8  Th.  Wasser,  bringt  das  entstandene  pulverige 
Hydrat  und  jene  Ammoniaksakmischung  in  abwechselnden  Schich- 
ten über  einander  in  das  eiserne  Entwickelungsgefass,  giesst  noch 
16  Th.  Wasser  darüber,  setzt  das  Gefass  mit  der  vorhin  beschrie- 
benen Auffangungs- Vorrichtung  in  Verbindung  und  beginnt  die 
Entwickelung.  Zur  Aufnahme  des  Gases  giesst  man  in  die  letzte 
Vorlage  42  Th.  reines  Wasser. 

In  den  ersten  Stunden  ist  nur  wenig  Feuer  nöthig,  und  nach 
5  —  6  Stunden  ist  der  grösste  Theil  des  Ammoniaks  übergegangen. 
Von  nun  an  folgt  wegen  der  nöthigen  stärkeren  Erhitzung  mit  dem 
Ammoniakgas  so  viel  Wasser,  dass  ans  dem  Liebig'schen  Kühler 
kein  Gas,  sondern  nur  ammoniakhaltiges  Wasser  hervorkommt,  und 
wenn  dann  in  der  auf  dem  Tubus  der  eisernen  Waschflasche  ange- 
brachten tubulirten  Vorlage  weisse  Nebel  bemerkt  werden,  muss 
die  Vorlage  abgenommen  und  durch  eine  andere  ersetzt  werden, 
um  von  da  an  noch  nachfolgendes  trübes  und  wenig  Ammoniak 
enthaltendes  Wasser  für  andere  Zwecke  aufzufangen. 

Calcium,    Magnesiv/m.   Ferrum.    Spir,  sutphur.-aether,  martiatus. 

In  dem  „Berigten  van  de  Nederlandsche  Maatschappij  ter  be- 
vordering  der  FharmaQte,  Mai  1862.  No.  12.  p.  189^  wird  eine 
ärztliche  Verordnung  abgehandelt,  nach  welcher  eine  Mischung 
von  3  Drachmen  Spirit.  aulphur.  aeth.  mart.  und  4  Drachmen 
Spirit.  nitricO'  aethereua  als  Tropfen  verabreicht  werden  soll.  Die 
Anfertigung  dieser  Mischung  hat  zu  einer  Beobachtung  geführt, 
welche  von  Aerzten  und  Pharmaceuten  sehr  zu  beachten  ist.  Gleich 
nach  der  Mischung  jener  farblosen  Flüssigkeiten  bekam  die  Mischung 
eine  dunklere  und  sehr  bald  fast  ganz  schwarze  E^rbung,  und 
in  der  Meinung  eines  Irrthums  wurde  die  Mischung  wiederholt, 
aber  stets  mit  demselben  Resultat.     Da  nun  kein  Irrthum  mehr 


Literatur.  273 

vorliegeu  konnte,  so  muaste  die  Ursache  der  Färbung  in  einer 
Reaction  der  Bestandtheile  jener  Materialien  auf  einander  liegen, 
und  als  man  sich  dann  vorstellte,  dass  das  salpetrigsaure  Aetbyl- 
oxyd  im  Spirit,  nitrico-a^h,  zersetzt  und  unter  anderen  Produc- 
ten  auch  Stickozyd  geliefert  haben .  mussei  was  dann  auf  das  Eisen- 
chlorür  in  dem  Spir.  aulph,  aeth.  mart.  einwirke,  entwickelte  man 
auf  die  bekannte  Weise  Stickoxydgas,  leitete  dasselbe  sowohl  in 
dieses  Arzneimittel,  als  auch  in  eine  wässerige  EisenchlorüriÖsung, 
und  beide  Flüssigkeiten  bekamen  dadurch  dieselbe  Färbung,  wo- 
durch die  Ursache  derselben  als  erklärt  angesehen  wurde. 

Ferro -Natron  pyro- phosphoricum  oxydatum  liquidum.  Die- 
ses von  dem  Erfinder  Leras  fabricirte  und  unter  dem  Namen 
pPhosphate  de  fer  soluble^  marktschreierisch  für  einen  enormen 
Preis  allerwärts  und  so  auch  nach  Russland  in  den  Handel  ge- 
brachte Geheimmittel  wird  nach  Schuppe  nach  folgender  von 
ihm  gegebener  Vorschrift  bereitet.  Man  reibt  2  Gr.  pyrophosphor- 
saures  Eisenoxyd,  4V2  ö''  pyrophosphors.  Natron  und  7  Gr.  kry- 
stallisirtes  schwefelsaures  Natron  in  einem  Mörser  mit  der  nöthigen 
Menge  Wasser  bis  zur  Lösung  zusammen  und  verdünnt  dieselbe 
bo,  dass  sie  genau  2  Unzen  beträgt.  Wiggers  bemerkt*  hiers^u,  dass 
man  bei  dieser  Art  der  Bereitung  das  Glaubersalz  auch  ganz  weg- 
lassen könne. 

Manganitm,  Cuprum,  Plumbum,  Biamutkum.  Hydrargyrum. 
Argentum, 

D.  Phai-macie  der  organischen  Körper. 

1)  Pflanzensäuren,  2)  Organische  Basen.  3)  Eigenthümliche 
neutrale  organische  Stoffe.    4)  Alkohole.    Allyl- Alkohol. 

Die  Bereitung  des  für  die  künstliche  Erzeugung  von  Senföl 
nichtig  gevfordQXxeuAllyljodürsiüivou  Dragendorff  mit  amorphem 
Phosphor  versucht  undfiuf  folgende  Weise  sehr  zweckmässig  erkannt 
worden.  Man  suspendirt  1  Th.  amorphen  Phosphor  durch  Reiben 
in  3  Th.  Glycerin,.  welches  vorher  möglichst  entwässert  worden 
war,  bringt  die  Mischung  in  eine  tubulirte  Retorte,  und  trägt 
8V2  Th.  zerriebenes  Jod  in  kleinen  Portionen  nach  einander  hin- 
ein. Die  Retorte  ist  vorher  mit  einem  Liebig'schen  Kühlapparate 
in  Verbindung  gesetzt.  Wird  in  den  ersten  Stunden  die  Retorte  gut 
abgekühlt  erhalten,  so  findet  wedereine  stürmische  Reaction  in  der 
Masse  noch  deswegen  ein  Verlust  an  Jod  statt,  und  es  destillirt 
von  selbst  viele  Jodwasserstofi^säure  ab,  deren  rückständiger  Rest 
d^n,  wenn  die  Wirkung  in  der  Masse  nachlässt,  durch  Erhitzen 
aus  dieser  noch  ausgetrieben  wird  und  die'  man  mittelst  der  Aut?- 
fiussspitze  des  Li ebig'schen  Kühlers  in  destillirtea  Wasser  führt 
und  von  diesem  absorbiren  lässt,  um  sie  anderweitig  verwerthen 
zu  können.  . 

Nach  Au^reibung  der  Jodwasserstofi^säure  aus  dei*  Masse  erhitzt 
man  dieselbe  stärker  und  fängt  auf,  was  von  -f*  ^00^  übergeht. 
Das  destillirte  AUyljodür  wird  mit^  etwas  kalihaltigem  und  dann 
mit  reinem  Wasser  geschüttelt,  durch  Chlorcalcium  entwässert  und 
bei  101®  rectificirt.  AUyljodür  auf  diese  Weise  dargestellt  hält 
Dragendorff  für  die  Bereitung  von  Senf  öl  vollkommen  geeignet, 
über  dessen  Herstellung,  er  weitere  Versuche  anstellen  will. 

5)  Olea  volatilia.    Kreosotvm  condensatum. 

Unter  dem  Namen  verdicktes  Kreosot  empfiehlt  Martin  eine 
gallertartige  Mischung  von  3  Th.  Kreosot  und  2  Th.  Collodium, 
um  sie  anstatt  des  reinen  Kreosots  zum  Stillen  von  Zahnweh  anzu- 
wenden.   Man  kann  diese  Mischung  gut  an  den  Zähaen  applicireo, 

Arch.  d.  Phnrm.  CLXVI.  Bds.  3.  Hft.  18 


274  Lüertxtur. 

ohne  dass  ^das  Kreosot  an   andere  Theile  der  Mundhöhle   gelangt 
und  an  derselben  Schmerzen  verursacht. 

£.  Pharmacie  gemischter  Arzneikörper. 

Qandeiae,  EmidHones,  Extraeta.  Linimenta.  Linimenttim  aapo- 
nato  r  camphoratum.  ,  • 

Nach  Frederking  wird  ein  ganz  vorzüglicher  durchsichtig 
bleibender  Opodeldoc  auf  folgende  Weise  erhalten.  Man  dige- 
rirt  6  Unzen«  Stearinsäure*  (Stearin)  und  3  Unzen  krystallisirtes 
kohlensaures  Natron  mit  64  Unzen  Spiritus  Vini  rectificatissimus^ 
bis  isie  sich  unter  Brausen  aufgelöst  haben,  filtrirt  noch  heiss,  löst 
I2V2  Drachmen  Campher,  5  Drachmen  Rosmarinöl  und  2  Drachmen 
Thjrmianöl  ^&nii  auf,  mischt  noch  4  Unzen  Alkohol  und  4  Unzen 
Liquor  Ammonii  caustici  spirituoeus  Dzondi  hinzu  tind  lasst  erkal- 
ten. In  diesem  Opodeldoc  finden  durchaus  keine  krystallinischen 
Ausscheidungen  statt. 

Mormii.  Da  die  gewöhnliche  Kochung  des  Zuckers  zur  Tafel- 
consistenz  eine  zeitraubende  Arbeit  ist  und  dennoch  steinharte, 
saft-  und  kraftlose  Morsellen  zur  Folge  hat,  so  wird  in  No.  21. 
der  Pharmaceutischen  Zeitung  angerathen,  gleich  von  Anfang  an 
nicht  mehr  Wasser  anzuwenden,  als  zur  Consistenz  erforderlich  ist, 
und  demnach  z.  B. 

Mormii  Zingiberis  vortrefflich  beschaffen  und  schmeckend  auf 
folgende  Weise  zu  bereiten: 

Rec.     Caryophyll.  arom.  ^j 
Cinnamomi  acut,  ^jj 
Rad.  Zingiberis  I3/4  Unzen 
Sacchari  albi  32  Unzen 
.  Aq.  Rosar.  5  Unzen. 

Der  Zucker  wird  mit  dem  Rosenwasser  Übergossen,  damit  ohne 
Rühren  und  rasch  bis  gerade  zum. Auflösen  zum  Kochen  erhitzt, 
dann  setzt  man  die  beiden  ersten  Gewürze  als  Pulver  und  den 
Ingwer  in  kleine  Stückchen  zerschnitten  hinzu  und  giesst  umge- 
rührt sogleich  in  die  bekannten  Formen  aus. 

Olea  cocta,  Pastae.  Pastilles.  Püulae.  Pulver  es.  Syrupi. 
Trochisci.     Tincturae. 

F.  Geheimmittel. 

Le  Roi  hat  seinem  Kräuterthee  nun  auch  ein  hygeistisches 
Kräutergepulver  angereiht.  Nach  Hagör's  Ansicht  bekommt  man 
durch  Vermischen  von 

30  Th.  Bittersalz  ^  • 

12     „     Farin  Zucker 

12     „     Hordeum  praeparatum 
Q    „     Bittersüssstengel 

40    „     Sennesblätter 
in   feinen   Pulvern   ein   wohl  ganz  gleich   zu   achtendes  Product, 
aber  natürlich  viel  wohlfeiler  als  15  Sgr.  für  2  Unzen,  wofür  es  der 
Geheimmittelfabrikant  Ober-Sanitätsrath  und  HofmedicusDr.  LeRoi 
in  Schachteln  durch  Ohme  und  Müller  in  Braunschweig  feilbietet 

Daubiiz*s  Rämorrhoidal'  KräiUerliqueur  hat  nach  Hager  solche 
Bestandtheile,  dass  man  ihn  nach  folgendem  Recept  gams  ent- 
sprechend selbst  würde  darstellen  können: 


Literatur.  275 

Rec.     Bolet.  Laricis 

Rad.  Rhei  ana  pt.  2 
y,  Zedoariae 
„  Angelicae 
„  Gentianae 
„  Galangae 
Elect.  Thergac 
,  Croci  ana  pt.  1 

Sacch.  alb.  pt  50 
Spir.  frument.  pt.  4000. 
Macera  per  biduum.     Colaturae  admisce  Liquorem   filtratam, 
paratum  macerando  ex 

Aloes 

Myrrhae  ana  pt.  1 
,  Aq.  frigid,  pt.  15. 

Per  biduum  eepone  et  filtra.    • 
Cnue^s  Patent'  Kropf pulver,    Ist  nach  Hager  ein  Gemisch  von 
Sal.  cuhnar.    pt.  25.- 
Sulph.  Sublimat,    pt.  10 
Sem.  foenigraeci    pt.    25  - 
Bacc.  Juniperi    pt.  25 
Rad.  Gentianae 
Sem.  foeniculi  ana    pt.  3 — 5 
in  Gestalt  von  groben  Pulvern,  wovon  26  Loth  zu  7V2  ^ff^»^  zum 
Ankauf  offerirt  werden. 

Solbrig^s  Mittel  gegen  Sommersprossen,  Nach  einer  genaueren 
Untersuchung  dieses  Mittels  scheint  dasselbe  nicht  eine  einfache 
Tincturder  weissen  Niesswurzel,  wie  Hol! an  dt  behauptet,  zu  sein. 
Durch  Geruch,  Geschmack,  Reactionen  und  anderweitige  Darstel- 
lungs*  Versuche  bekam  er  endlich  nach  folgendem  Recept: 
Rec.  Rad.  Hellebor.  alb. 
„     Amicae 

„     Pyrethri  ana  1  Unze 
Styrac.  calam  2  Drachmen 
Alkoh.  Yini  15  Unzen 
Digere  et  post  filtrat.  adde 
Ol.  bergamott. 
„     Citri  q.  s.  ad  Od.  grat. 
ein  Product,  was  von  dem  So  Uhr  ig 'sehen  Mittel  nicht  zu  unter- 
scheiden ist.  

Der  zweite  Theü  enthält  den  Bericht  über  die  Leistungen  in 
der  Pharmakodynamik  und  Toxikologie  von  Prof,  Dr.  Jtdius  Clor 
rus  in  Leipzig. 

Da  dieser  Theil  nur  Bedeutung  für  den  Mediciner  hat,  so 
können  wir  denselben  nur  hier  anzeigend  berühren  und  die  Aerzte 
darauf  aufmerksam  machen. 

'  Was  nun  den  ersten  Theil  des  Werkes  betrifiPt,  so  entspricht 
er  vollkommen  den  bisherigen  Berichten  und  verdient  allseitige 
Aufmerksamkeit.  Dr.  Bley. 


tb  .v.^. 


276 


BiUio^pliischer  Anzeiger  für  Pharmacenteii, 


Arzneitaxe,  Rönigl.  preassische,  für  1863.  gr.  8.  (64  S^.)  Ber- 
lin, Gärtner^    geh.  baarn.  V3  «$. 

dieselbe  für  die  Hohenzollemschen  Lande  für''  1863*    (64  S.) 

gr.  8.    Ebd.  geb.  baar  n.  Vs  «f  • 

Bädeker,  F.  W.  J.,  die  Eier  der  europäischen  Vögel  nach  der 
Natur  gemalt.  10.  (Schluss-)  lief.  gr.  Fol.  (VIII  u.  36  S.  m. 
8  Chromolitb.)    Iserlohn,  Bädeker.    ä  n.  4  «l^. 

Berg,  Dr.  0.  C.  u.  C.  F.  Schmidt,  Darstellung  u.  'Beschreibung 
sämmtl.  in  der  Pharm,  borues,  aufgeführten  officinelien  Ge- 
wächse. 31.  u.  32.  Heft.  gr.  4.  (24  S-.  u.  12  color.  Stein taf.) 
Leipzig,  Förstner.    ä  n.  1  jp.    (1—32.  n.  312/3  ^.) 

Bertolonii,  Prof.  Dr.  Ant.,  Flora  Italica  cryptogama.  Pars  IL 
Pasc.  1.  gr.  8.  (128  S.)  Bononiae  1862.  (Wien,  Sallmever  u. 
Comp.)    geh.  n.  1  ^.    (I— II.  1.  n.  öVe  4-) 

Brefeld,  Geh.  Med.-  u.  Reg.-Rath  Dr.  Frz«,  die  Apotheke.  Schutz 
od.  Freiheit?    gr.  8.    (178  S.)    Breslau,  L.  Trewent    geh.  l  4. 

Bronn,  Prof.  Dr.  H.  G.,  die  Olassen  und  Ordnungen  des  Thier- 
reichs.  Fortges.  v.  Prof.  Dr.  Wilh.  Käfferstein.  3.  Bd.  Weich- 
thiere  (Malacozoa).  26.  u.  27.  Lief.  Lex.- 8.  (S.  833— 912  mit 
5  Steintaf.,  ö  Bl.  Elrklarung.  und  eingedr.  Holzschn.)  Leipzig, 
C.  F.  Winter,    geh.  ä  n.  V2  4    (I  — HI.  27.  ».  21  •$  24  Sf.) 

Co  In  et  d'Huart,  Prof.  Dr.  de,  Determination  de  la  relation  qui 
existe  entre  la  chaleur  rayonnante,  la  chaleur  de  conductibilitä 
et  la  chaleur  latente,  gr.  8.  (64  S.  mit  1  Steintaf.)  Luxem- 
burg, Bück.    geh.  n.  2/3  4- 

Gramer,  Prof.  T)r.  C,  physiologisch  -  systematische  Untersuchung 
über  die  Ceramiateen.  1.  Heft.  gr.  4.  (V  u.  130  S.  Aiit  13 
Steintaf.)    Zürich,  Schulthess  in  Commiss.    n.  3  .if  6  sfr, 

Dachauer,  Dr.  Gust.,  ehem.  Taschenwörterbuch,  br.  8.  (IV  u. 
102  S.)    München,  Gummi,    geh.  n.  V2  «f  * 

Dietrich,  Dr.  Dav.,  Deutschlands  kryptogam.  Gewächse  in  Abbild. 
2.  Ausg.  1.  Bd.  9.  u.  10.  Heft,  (ä  10  color.  Kupftaf.)  gr.  4. 
Jena,  Suckow.    k  n.  18  sf, 

Dove,  H.  W.,  die  Stürme  der  gemässigten  Zone,  mit  besond.  Be- 
rücksichtig, der  Stürme  des  Winters  1862—63.  gr.  8.  (120  S. 
.  mit  1  chromolitb.  Karte.)    Berlin,  D.  Reimer,    geh.  3/^  1^. 

Encyklopädie,  allgem.,  der  Physik.  Bearb.  von  P.  W,  Brix,  G, 
Decher,  F.  C.  0.  v.  Feilitzsch,  F.  GrashoflP,  F.  Harms  etc.  Herausg. 
V.  Gust.  Karsten.   13.  Lief.  L»ex.-8.  Leipzig,  Voss.  geh.  n.  22/3^. 

Flora  von  Deutschland.  Herausg.  v.  Dir.  Prof.  Dr.  F.  L.  v.  Schlech- 
tendal,  Prof.  Dr.  L.  £.  Langethal  u.  Dr.  E.  Schenk.  XIX.  Bd. 
11.  u.  12.  Lief.  Mit  20  col.  Kpftaf.  8.  (40  S.)  Jena,  Mauke, 
geh.    k  n.  V3  ^• 

-  dieselbe.  3.  Auft.  XVIII.  Bd.  1.  u.  2.  Lief.  Mit  16  col.  Kpftf. 
8.    (32  S.)    Ebd.  geh.  k  n.  1/3  •^• 

--  dieselbe.  4.  Aufl.  XIII.  Bd.  9.  u.  10.  Heft.  Mit  16  col.  Kpftf. 
8.  (32  S.)    Ebd.  geh.  k  n.  1/3  4- 


Bibliographischer  Anzeiger.  277 

Fresenius,  Geh.  HoA:.  Prof.  Dr.  R.,  Analyse  des  Kaiser -Brun- 
nens und  des  Ludwig-Brunnens  zu  Homburg  v.  d.  Höhe.  gr.  8. 
(38  S.)    Wiesbaden,  KreideVs  Verl.    geh.  n.  Vs  •♦  • 

Frey,  Prof.  Dr.  Heinr.,  das  Mikroskop  u.  die  mikroskopische  Tech- 
nik. Ein  Handbuch  für  Aerzte  u.  Studirende.  Mit  228  Fig. 
in  eingedr.  Holzschn.  und  Preisverzeichnissen  mikroskopischer 
Firmen.  Lex. -8.  (IV  u.  472  S.)  Leipzig,  Engelmann.  geh. 
n.  2%  ^. 

Fnhlrott,  Prof.  Dr.  Carl,  xias  Quellwasser  oder  Grundzüge  der 
(Quellenkunde,  gr.  8.  (26  S.)  Elberfeld,  Mebus  &  Comp,  in 
Commiss.    geh.  baar  n.  Ve  «?• 

Gerding,  Dr.  Th.,  Taschenlexikon  der  Chemie  und  der  damit 
yerbundenen  Operationen.  5.  Lief.  br.  8.  (S.  449—560.)  Leip- 
zig,  Baumgärtner,    geh.  ä  Va  «^* 

Göppert,  Geh.  Med.-Rath  Dr.  Prof.  H.  R.,  die  öfficinellen  Ge- 
wächse europäischer  botanischer  Gärten,  insbesond.  die  des  k. 
botan.  Gartens  der  Universität  Breslau,  gr.  8.  (39  S.)  Han- 
nover, Hahn.    geb.  n.  Vo  «^* 

Graham- Otto's  ausführliches  Lehrbuch  der  Chemie.  4.  umgearb. 
Aufl.  Mit  in  den  Text  eingedr.  Holzschn.  1.  Bd.:  Lehrbuch 
der  physikal.  u.  theoret.  Chemie  v.  H.  Buff,  H.Kopp  u.  F.  Zam- 
miner,  Proff.  2.  Abth.  2.  Aufl.  gr.  8.  Braunschweig,  Vieweg 
u.  Sohn,    geh»  n.  5  *$. 

—  dasselbe.    2.  Bd.    Ausführliches  Lehrbuch  der  anorgan.  Chemie 

V.  Med.-Rath  Prof.  Dr.  Fr.  Jul.  Otto.     4.  umgearb.  Aufl.     Iste 

Abth.    1.  u.  2.  Lief.    2.  Abth.    1.  u.  2.  Lief,  und  3.  Abth.    1. 

n.  2.  Lief.    gr.  8.    (ä  Abth.  192  S.)    Ebd.  geh.  k  Lief.  n.  1/2  «f  • 
Grassmann,  Roh.,    die  Well  Wissenschaft  oder  Physik.    1.  Theil. 

gr.  8.    Stettin  1862,  Grassmann.    geh.  12  sgr. 
Hager,  Dr.  Herm.,  Commentar  zu  der  7.  Ausg.  der  Pharmacopoea 

bornssica.    3.  Heft.   gr.  8.    (S.  225 — 336  mit  eingedr.  Holzschn.) 

Lissa,  Gunther*s  Verlag,    k  V2  *$• 
Hai  Her,  Ernst,    die  Vegetation  auf  Helgoland.     Mit  4  lith.  Taf. 

Abbild.    2te  mit  einer  vollständ.  Flora  verm.  Ausg.    8.   (HI  n. 

56  S!)    Hamburg,  O.  Meissner's  Verl.    V4  •$•    l?eb.  9  8fr. 
Handwörterbuch  der  reinen  u.  angewandten  Chemie.    Bearb. 

in  Verbindung  mit  mehr.  Gelehrten  u.  red.  von  Dr.  H.  v.  Feh- 

ling  und  Dr.  H.  Kolbe,  Proff.     Mit  zahlr.  in   den  Text  gedr. 

Holzschn.    8,  Bd.     7  —  9.  Lief.     (In   der  Reihe   die  53  ^  55. 

Lief.)    gr.  8.    (S,  769—1085.  Schluss.)    Bräunschweig,  Vieweg 

u.  Sohn.    geb.  a  n.  2/3  ^. 
Henkel,  Prof.  Dr.  J.  R.,   Atlas  zur  medicinisch-pharmaceutischen 

Botanik,  die  Analysen  d^r  wichtigsten  Pflanzenfamilien  enth. 

Lex.-8.    (54  Steintaf.  mit  21  S.  Text.)    Tübingen,  Laupp.    In 

Mappe  n.  4  «1^. 
Hey  er,  Prof.  Dr.  Carl,   Phanerogamen- Flora  der  Grossh.  Provinz 

Ober-Hessen  u.  insbesond.  der  Umgegend  von  Giessen.     Nach 
•  dem  Tode  des  Verf.  bearb.   und    herausg.   v.   Prof.   Dr.    Jul. 

Rossmann.    gr.  8.    (VIII  u.  482  S.)    Giessen,  Ferber.    geh.   n. 

1  «f  6  0f . 
Ho  ff  mann,  Prof.  Herm.,    Icones   analyticae   fungorum.     Abbild. 

u.  Beschreib,  v.  Pilzen,   mit  besond.  RQcksicht  auf  Anatomie 

und  Entwickelungsgeschichte.    3.HefL    Fol.    (S.57>-79  mit  6 

col.  Rupftaf.)    Giessen,  Ricker.    In  Mappe  ä  n.  2^3  «f. 

—  Doc.  Dr.  Rob.,   Theoretisch  «praktische  Ackerbau -Chemie   nach 

dem  heutigen  Standpuncte  der  Wissenschaft  u.  Erfahrung  für 


st   I' 


SS?.»» 


)2- 


^r' 


^.^' 


*•/'." 


^n... 


278  Bibliographischer  Anzeiger, 


|;^  die  Praxis  fasslich  dargestellt.     Mit  Abbild,  in  eingedr.  Holz- 

schnitten  U.Tab.    In  5  Lief.    1.  Lief.    gr.  8.    (111  S.)    Prag, 


Andr^.    geh.  n.  Va  ^• 


Jessen,  Doc.  Dr.  Carl  F.  W.,  Deutschlands  Gräser  und  Getreide- 
arten zu  leichter  Erkenntniss  nach  dem  Wüchse,  den  Blättern, 
Blüthen  und  Früchten  zusammengestellt  u.  für  die  Land-  und 
Forstwirthschaft  nach  Vorkommen  und  Nutzen  ausführlich  be- 
schrieben. Mit  208  eingedr.  Holzschn.  Lex.-8.  (XII  u.  300  S.) 
Leipzig,  T.  0.  Weigel.    geh.  n.  3^. 

Raristen,  Prof.  Dr.  H.,  Entmckelungs-Erscheinungen  der  organi- 
schen Zelle,  gr.  8.  (28  S.  mit  1  Steintaf.)  Berlin.  (Leipzig, 
Barth.)  .  geh.  6  sf, 

Kirch  hoff,  G.,    Untersuchungen  über  das  Sonnenspectrnm  u.  die 

Spectren  der  chemischen  Elemente.    2.  Th.     Mit  2  chrpmolith. 

j*,.  Taf.    gr.  4.    (16  8.)    Berlin,  Dümmler*s  Verl. in Commiss.   cart 

m-  .  '    n.  %  4'    (1.  2.  n.  21/6  4^) 

Kolbe,  Prof.  Dr.  Herm.,  ausführl.  Lehrbuch  der  organ.  Chemie. 
Mit  in  den  Text  gedr.  Holzschn.  (A.  u.  d.  T.:  Graham-Otto*s 
ausführl.  Lehrbuch  der  Chemie.  3.  umgearb.  Aufl.  3.  u.  4.  Bd.) 
gr.  8.     (S.  593  —  864.)     Braunschweig,  Vieweg  ü.  Sohn.     geh. 

ä  n.  1/2  «P- 

Kühn,  Prof.  Dr.  Otto  Bemh.,  das  Cyan  und  seine  anorganischen 
Verbindungen  nebst  dem  Mellon,  gr.  8.  (VIII  u.  320  S.)  Leip- 
zig, Abel.    geh.  n.  2%  «$. 

Landolt,  Prof.,  Analyse  der  neuen  Soolquelle  zu  Salzkotten.  gr.  8. 
(16  SJ    Salzkotten,  Grasso.    geh.  2  8f, 

Larssen,  Frdr.,  das  Verhältniss  des  spec.  Gewichts  der  Kartoffeln 
zu  ihrem  Gehalt  an  Trockensubstanz  und  Stärkemehl.  Eine 
agriculturchemische  Untersuchung.  Mit  1  lith.  Taf.  in  Farben- 
druck,   gr.  8.    (53  S.)    Dorpat,  Gläser's  Verl.    geh.  n;  V2  •$• 

Lieb  ig,  Just,  v..  Ober  Francis  Bacon  v.  Verulam  u.  die  Methode 
der  Naturforschung,  gr.  8.  (VII  u.  64  S.)  München,  literar.- 
artist.  Anstalt,    geh.  n.  12  «gr. 

—  Bede  in  der  öffentlichen  Sitzung  der  K.  Akad.  der  Wissensch.  am 
28.  März  1863,  zur  Feier  ihres  104.  Stiftungstages,  gr.  4.  (46  S.) 
München^  Franz.    geh.  haar  n.  21^. 

Martins,  Dr.  Car.  Frid.  Phil,  de,  Flora  Brasiliensis  sive  enumeratio 
plant,  in  Brasilia  hactenus  detectarum.  Fase.  XXXIII — XXXV. 
CT.  Fol.  (392  S.  mit  59  Steintaf.)  Leipzig,  Fr.  Fleischer  in 
Commiss.    geh.  n.  22  «^  26  agr.   (I— XXXV.  n.  n.  336  4  ^^  ^^0 

Mohr,  Med.Rath  Dr.  Fr.,  Commentar  zur  preuss.  Pharmakopoe 
nebst  Uebersetzung  des  Textes.  3.  umgearb.  Aufl.  Nach  der 
7.  Auflage  der  Pharm,  boruss.  b^rb.  Mit  in  den  Text  gedr. 
Holzschn.  1.  Lief.  gr.  8.  (XI  u.  96  S.)  Braunschweig,  Vie- 
weg &  Sohn.    geh.  n.  V2  «^* 

Muspratt's   theoret.,   prakt.  und  analyt.  Chemie,   in  Anwendung 

auf  Künste  und  Gewerbe.     Frei  bearb.  von  Dr.  F.  Stohmann. 

^'  Mit  über  1500  in  den  Text  eingedr.  Holzschn.    2.  verb.  u.  verm. 

fi'  Aufl.    (In  ca.  80  Lief)    1.  Bd.    1—3.  Lief!    gr.  4.   (Sp.  1—192.) 

^^  Braunschweig,  Schwetzschke  u.  Sohn.,   geh.  k  Lief.  n.  12  svr. 

Rabenhorst,  Dr.  L.,  die  Algen  Europas.  (Fort«etz.  der  Algen 
Sachsens,  resp.  Mittel-Europas.)  Decade  41—56.  (resp.  141—- 156.) 
gr.  8^  (^  circa  10  Blatt  mit  aufgekl.  Pflanzen.)  Dresden^  am 
tfe    ^    ^  Ende.    cart.  haar  ä  n.  n.  %  ^. 

Bamann,  G.,  die  Erdbildung  oder  die  Entstehung  und  Zusam- 
mensetzung der  Erdrinde.  3.  Aufl.  gr.  8.  (32  S.)  Erfurt, 
Kömer^s  Verl.    geh.    3  lagr. 


1 


"U. 


V. 


Bibliographischer  Anzeiger.  279 

Regnault-Strecker's  kurzes  Lehrbuch  der  Chemie.  2.  Bd.  A.  u. 
d.  T.:  Kurzes  Lehrbuch  der  organ.  Chemie.  Von  Prof.  Dr.  Ad. 
Strecker.  Mit  in  den  Text  gedr.  Holzschn.  4te  verb.  Aufl.  8. 
(XXV  u.  726  S.)    Braunschweig,  Vieweg  u.  Sohn.  geh.  n.  2  ^. 

Beichenbach  fil.,  Prof.  Dr.  Heinr.  Gust.,  Xenia  Orchidacea.  Bei- 
trage zur  Kenntniss  der  Orchideen.  2.  Bd.  B.  Heft.  gr.  4. 
(S.  49—72  mit  5  sch'w.  u.  5  col.  Kpftaf.)  Leipzig,  Brockhaus. 
kn.22/3^. 

Buchte,  S.,  Repetitor  ium  der  Chemie.  71  Fragen  aus  der  Chemie 
för  Uhemiker,  Mediciner  und  Pharmaceuten.  br.  8.  (VIII  u. 
388  S.  mit  eingedr.  Holzschn.)    München,  Gummi,  geh.  n.  IV2  «f • 

Salm-Reifferscheid-Dyk,  Jos. Princeps  de,  Monographia  gene- 
rum  Aloes  et  Mesembryanthemi.  Fase.  VU.  Imp.  4.  (17 
zum  Theil  col.  Steintaf.)  Bonn,  Cohen  &  Sohn.  In  Mappe  n. 
3  4.    (compl.  n.  43  •$.) 

Schacht,  Dr.  J.  £.  u.  F.  W.  Laux,  Preise  von  Arzneimitteln, 
welche  in  der  7.  Aufl.  der  preuss.  Landes-Pharmakopöe  nicht  ent- 
halten sind.  Anhang  zur  K.  preuss.  Arzneitaxe  für  1863.  gr.  8. 
(64  S.)    Berlin,  Gärtner,    geh.  baar  n.  1/3  «f- 

Schieiden,  Dr.  M.  J.,  über  den  Materialismus  der  neueren  deut- 
schen Naturwissenschaft,  sein  Wesen  und  seine  Geschichte, 
gr.  8.    (57  S.)     Leipzig,  Engelmann.   geh.  12  sfr, 

.  Schlikum,  0.,  der  chemische  Analytiker,  gr,  8.  (VI  u.  179  S. 
mit  11  Tab.)    Neuwied  1864,  Heuser,    geh.  1  4, 

Schnitzle  in,  Prof.  Dr.Adalb.,  Analysen  zu  den  natürlichen  Ord- 
nungen der  Gewächse  und  deren  sämmtlichen  Familien  in  Eu- 
ropa. Phanerogamen  auf  70  Taf.  mit  2500  Fig.  Neue  Titel- 
Ausgabe.  (In  10  Lieferungen)  1.  Lief.  gr.  Fol.  (7  Steintaf. 
taf.  mit  60  S.  Text  in  gr.  4.)  Erlangen  1858,  Palm  ü.  Enke. 
n.  12  4, 

Schnitze,  Dir.  Prof.  Max.,  das  Protoplasma  der  Rhizopoden  und 
der  Pflanzenzellen.  Ein  Beitrag  zur  Theorie  der  Zelle.  Lex.-8. 
(IV  u.  68  S.)     Leipzig,  Engelmann.    geh.  16  «gr. 

Seemann,  Dr.   Berth.,    die  Palmen.     Populäre   Naturgeschichte 

*  derselben.    Deutsch   bearb.  v.  Dr.  Bolle.    2.  Aufl.    Mit  8  Illu- 

strat.    gr.  8.     (XI  n.  368  S.)    Leipzig,  Engelmann.  -  geh.  2  «i^. 

Seubert,  Hofr.  Prof.  Dr.  Mor.,   Exeu rsionsflora  für  das  Grossher- 

zogthum  Baden.     8.     (LIV  u.  244  S.)      Stuttgart,   Engelhom. 

cart.  1  4'    ' 
Stein,  Prof.  Dr.  Frdr.,   über  die  Hauptergebnisse  der  neuern  In- 

fuBorienforschungen.    8.    (29  S.)     Wien,   Gerold's  Sohn.    geh. 

n.  li.  Vd  ^• 
Sturm,  Dr.  J.  W.,    Enumeratio  plantarum  vascularium  cryptoga- 

micarum  Chilensiura.   Ein  Beitrag  zur  Farn-Flora  Chile*s.  gr.  8. 

(52  S.)    Nürnberg  1858.    (Leipzig,    Hinrich's  Verl.)     geh.  baar 

n.  n.  16  8fr. 
Vogel,  Prof.  Dr.  Aug.,    praktische  Uebungsbeispiele  in  der  quan- 
titativ chemischen    Analyse,    mit    besond.   Rücksicht   auf  die 

Werthbestimmung  landwirthschaftlicher  u.  technischer  Producte. 

3.  Aufl.    Mit  1  lith.  Taf.    gr.8.   (68  S.)   Erfurt,  Kerner's  Buch- 

handl.    geh.  n.  V3  4- 
Wagner,  Herm.,   Arznei-  u.  Giftgewächse.    3.  u.  4.  Lief.    No.  51 

—100.   Fol.    (26  Bl.  mit  aüfgekl.  Pflanzen.)    Bielefeld,  Helmich. 

In  Mappe  k  n.  V2  4- 


f^.i.-';-:'- 


fe':^'-^ 


280 


Bibliographischer  Anzeiger, 


Wagner,  Herrn.,  Gras-Herbarium.  8.  Lief.  30  Gräser  und  Halb- 
gräser.   Fol.    (15  Bl.   mit  aufgekl.  Pflanzen.)     Ebd.   in  Mappe 

n.  17  V2  «jf« 

W  i  1 1  k  o mm ,  Prof.  Dr.  Mor.,  Führer  ins  Reich  der  deutschen  Pflan- 
zen, eine  leicht  verständliche  Anweisung,  die  in  Deutschland 
wildwachsenden  und  häufig  angebauten  Gefässflanzen  schnell 
und  sicher  zu  bestimmen.  Mit  7  lith.  Taf.  u.  645  eingedr. 
•Holzschn.  nach  Zeichnungen  des  Verf.  2.  Halbbd.  gr.  8.  (X 
u.  S.  287  —  687.)    Leipzig,  Mendelssohn.'  geh.  n.  12/3  4. 

Wo  hl  er,  F.,  Grundriss  der  Chemie.  2  Theile.  gr.  8.  Berlin, 
Duncker  u.  Humblot.    n.    2  ^  3  »gr 

(Inhalt:  I.  Grundriss  der  unorgan.  Chemie.  13.  umgearb. 
Auflage.    (VIU  u.  287  S.)  n.  27  sfr, 

II.  Grundriss  der  organischen  Chemie.  6.  umgearb.  Aufl. 
Bearb.  vom  Privatdoc.  Dr.  Rud.  Fillig.  <XVI  u.  396  S.)  n. 
1  •$  6  aar, 

Mr. 


r.»:t: 


iJ-- 


■•.^•v 


i^-:'f-  *. 


m?:'. 


Berichtigung. 


In  einer  Notiz  über  Milchprüfung  von  Herrn  Dr.  Schlien- 
kamp  im  Archiv  der  Pharmacie  (Bd. CXVI.  S.  125)  heisst  es  u.a.: 
„Bei  der  hiesigen  (in  Düsseldorf  gebräuchlichen)  Milchwage  ist 
das  Volum  des  Schwimmers  zur  Skala  wie . .  150  zu  1, 

„bei  Wittstein's  Wilchwage  wie 148  zu  1;* 

um  damit  anzudeuten,  dass  beide  Milchwaj^en  miteinander  überein- 
stimmen. 

Hier  waltet  aber  ein  Missverständniss  ob,  denn  ich  habe  a.a.O. 
(Archiv  der  Pharm.  Bd.  CXV.  S.  33)  ausdrücklich  gesagt,  dass  der- 
jenige Aräometer,  welchen  ich  zur  Prüfung  des  speci fischen  Gre- 
wichtes  der  Mineralwässer  aus  Glas  habe  anfertigen  lassen  und 
dessen  Skalen-Volum  sich  zu  dem-  Schwimmer- Volum  wie  1 :  148 
verhält,  für  Milchprüfungen  unbrauchbar  sei,  denn  er  rage  in 
der  Milch  stets  noch  mit  einem  Theile  seines  Schwimmers  hervor. 
Das  höchste  spec.  Gewicht,  was  mit  einem  solchen  Aräometer,  er- 
mittelt werden  könne,  sei  1,005580,  mithin  so  klein,  wie  es  bei  der 
Milch  niemals  vorkomme. 

Der  zu  meinen  vielen  Milchproben  gebrauchte  Aräometer  war 
gröberer  Art,  Und  zwar  so  beschafl^en,  dass  das  Volum  der  Skala 
zu  dem  Volum  des  Schwimmers  sich  wie  1  zu  17  verhielt  (a.  a.  0. 
Seite  34).  ^ 

Ich  verinuthe  nun,  dass  in  die  Angabe  des  Herrn  Dr.  Schlicn - 
kamp  über  die  Düsseldorfer  Milchwage  ein  Druckfehler  eingeschli- 
chen ist,  dass  nämlich  das  Verbältniss  des  Volums  des  Schwim- 
mers zur  Skala  dieser  Wage  nicht  wie  150  zu  1,  sondern  wie  15 
zu  1  heissen  soll.  Damit  stände  dann  diese  Milchwage  nicht  mei- 
nem von  Herrn  Dr.  Schlienkamp  präsumirten  Milch -Aräometer 
(der  in  der  That  nur  ein  Mineralwasser -Aräometer  ist),  sondern 
meinem  wirklichen  Milch- Aräometer  nahe.  Wittstein. 


11 


General-Rechniiiig 

des  Apttheber-Vereiu  ia  NordtkitscUaul.  *) 


ItSlJ 


i"iiiii'"i"=ir 


1°    % 


SS^SISSSKSIä* 


lä| 


1^1 


■=;;:;;: 

:  :  i  :| 

S  :  :  :  :  :  : 

:  :  :  :  1 

Schlesien  . 
Holstein  .  . 
Lübeck... 

Schleswig. 

]lHHttU>^Iiuig'derT< 


•1  Du  aieVerWUtnUas  rach  dieamal  ^i 

noDK  nicht  eHUUen,  u  mfiiHii  dt«,  «elihe  SpecielUr«  wünschni.  auf  ^e  bei  di 
Oenentl-VCTBMnmlnng  Bnagelegmeo  Redmuiigeii  nnd  Belege  v< 
Aroh.d.Ph»rai.  CLXVI.  Bds.S.Hfi.  19 


General- Rechnung, 

ISiukw  4er  Verdis -CasBC. 


I.  Vicedirectorium  am  Rhein. 

Kr.  CÖId.  Viced.  Lohr  das.,  für  18  Mite).  . . 
„    Äacheo.  Kreisd.  Baameister  in  lodeD, 

7  Mitgl 

„  Bonn.  Kreiad.  Wrede  das..  20  Mitgl..  . . 
,  Crefeld.  Kreisd.  Richter  daa.,  1 1  Mitgl. 
,  DoiBboTg.  Kreisd.  Biegmftnn  das.,  9  Mtgl. 
„  DiisBetdorf.  Kreisd.  Baaschdas.,  ISMtgl. 
.     Elberfeld.  Kreiad,  Neunert  in  Mettmann, 

II. Mitgl 

„    Emmerich.  Kreiad.  Herrenkolil  i 

10  Mitgl 

,  Schwelm.  Kreiad.Demminghoff  das.,  lOM. 
„  Trier.  Kreisd.  Wurringen  das.,  9  Mitgl. 
„     StWendel.  KreiBd.Dr.Riegeldas.,  I4B' 

II.  Vicedirectorium  Westphalen. 
Kr.  Arnsberg.  Kreisd.  Müller  das.,  41  Mitgl. 

„  Herford.  Dir.  Dr.  Aschoff  das.,  lOMi^l. 
„    Lippe.   Kreisd.  Dr.  Overbeck  in  Lemgo, 

Ifl  Mitgl 

,     Minden.    Dir.  Faber  das.,  IS  Mitgl 

„  Münster.  Kreisd.  Wilms  das,,  47  Mitgl. 
„  Paderborn.  Kreisd.  Giese  das.,  10  Mitgl. 
„  Buhr.  Kreisd. BSdecker in  Witten,  lOM. 
,     Siegen.  Kreisd. Crevecoeurdas.,  10  Mtgl. 

III.  Vicedirectorium  Hannover. 

Kr.  Hannover.  Kreisd.  Stackmann  in  Lehrt«, 

22  Mitgl 

,  Harburg.  Kreisd. Schnitze  in Jork,  SM. 
.    Hildesheim.   Kreisd.  Hörn  in  Gronau, 

14  Mitgl 

„    Hoya-DiephoU.  Kreisd.  Mejer  in  Sjhe, 

13  Mitgl 

-    LünebnrgLKreisd.  Dr.  Kraut  inHannover, 

15_Mitgl 

n  Mitgl.  'Ttt!™: 

Osnabrück.  Kreisd.  Niemann  in  Neii^ 
kircben,  20  Mitgl.  . . 

„    Ostgiesland.  Kreisd.  Y.  Sendet 
den,  24  Mitgl 

,    Stade.  Kreisd. Penz  in Lesum,  löMit^l. 

IV.  Vicedirectorium  BrauDschweig. 
Kr.  Braunsehneig.  Kreiad.TieinanQdas.,22M. 

„     Blankeuburg.  Kreisd.  Heuking  in  Jerx- 
heim,  1 7  Mitgl 

„    OoElar.  Kreisd.  Hirsch  das.,  9  Mitgl.... 


109 

39 
113 

20 

1« 

- 

m 

III 

Kl 

B5 

— 

- 

62 

10 

- 

fi4 

20 

_ 

.■in 

20 

51 

79 

10 

- 

7«4 

10 

- 

7 

6 

56 

20 

— 

H> 

?0 

_ 

105 

111 

ftfi 

9.0 

5« 

2« 

54 

20 

= 

91» 

S 

124 

2(1 

45 

10 

— 

80 

2S 

- 

73 

20 

- 

65 

- 

~ 

94 
-T43 

10 
10 

: 

136 

_ 

^. 

107 

20 

= 

m 

3 

119 

- 

- 

86 

10 

_ 

— 

— 

260 

1 

2811 

1 

Gen£ral  ■  Rechnung. 


4>T 

%      4 

iL 

± 

Tramport... 

_ 

2811 

15 

0 

V.  Vicedireetorium  Mecklenburg. 

73 

20 

.     Güstrow.  Kreisd.  Holland  das.,  16  Mitgl. 

93 

5 

,     Rostock.  Kreisd.Dr.Witteda8.,  HMitgl. 

85 

10 

„     Schwerin.  Kreisd.  Sarnow  daa.,  lOMitgL 

93 

_5 

345 

10 

VI.  Vicedir.  Bemburg-Eialeben. 

Kr.  Bernburg.  Viced.Brodfcorb  in  Halle,  16M. 

90 

20 

„     Bobersberg.  Kreisd,  Kaorr  in  Sommer- 

feld. 10  Mitgl 

54 

20 

-     Dessau.   Kreisd.  Keisener  das.,  9  Mitgl. 

49 

,     Eilenburg.  Kreisd.  Jonas  das..   Ift  Mitgl. 
,    EislebeD.  Kreiad.Dr.Gieseekedas.,lSM. 

86 

20 

79 

10 

„    Halle.  Kreisd.  Colberg  das.,  10  Mitgl.... 

45 

9  Mitgl 

-51 

73 

20 

630 

VII.  Vicedireetorium  Kurhessen. 

Kr.  Cassel.  Kreisd.  Dr.  Wild  das.,  löMitgl. 

107 

20 

,     Corbacb.  Kreisd.  Kümmel  das.,   11  Mitgl. 

62 

10 

„     Escbwege.  Kreisd.  Gumpert  das.,  9  Mitgl. 

51 

„    Hanau.  Kreisd.Beyer  das,,  ISMitgl.... 

101 

„    Hersfeld.  Kreisd.  Müller  das.,  15  Mitgl. 

Bl 

— 

403 

_ 

_ 

VIII.  Vicedireetorium  Thüringen. 

Kr.  Erfnrt.  Kreisd.  Lucas  das.,  20  Mitgl 

113 

10 

„     Alteuburg.   Kreisd.  Schröter  in  Kahia, 

17  Mitgl 

Oti 
12» 

10 
10 

„    Coburg.  Kreisd.  Löblein  das.,  23  Mitgl. 

„    Gotha.  Kreisd.  Hederich  das.,  21  MitgL 

117 

.     Jena.    Kreisd.  Dreykora  in  Bürgel,  15  M. 

„     Saalfeld.   Kreisd. Gerste  das.,   t4Mitgl. 

85 

75 

10 

-     Sondershausen.  Kreisd.  Hirscbberg  das., 

17  Mitgl 

90 

20 

„    Weimar.  Kreisd.  Krappe  das.,   15  Mitgl. 

83 

789 

9 

IX.  Vicedireetorium  Sachsen. 

Kr.  NeuBt.-Dresdeu.  Vieed.  Vogel  das.,  IHM. 

105 

— 

„    Altst.-Dresden.  Kreisd.  Eder  das.,  19M, 

»0 

20 

„    Freiberg.  Kreisd.  Krause  das.,  12  Mitgl. 
,     Lausitz.  Kreisd.BrücknerinLöbau,  I3M. 

6S 

74 

2U 

„     Leipzig.   Kreisd. John  das.,  31  Mitgl.... 

178 

5 

„    Leipzig -Erzgebirge.  Kreisd.  Fischer  in 

Colditz,  19  Mitgl 

107 

20 

„    Voigtland.  KreiEd.JeEsen  ih  Plauen,  1 1 M. 

62 

10 

686 

16 

X.  Vicedireetorium  der  Marken. 

Kr.  Königsberg.   Kreisd.  Mylius  in  Soldin, 

HMitgl 

79 

IV 

.    Angermünde.  Ehrendir.  Bolle  das.,  lOM. 

57 

)4 
24 

5565 

TT 

Latus... 

Täe 

"3 

Gmeral  -  Rechnung. 


^ 

sjr_ 

ft 

Jt 

ff. 

d, 

TrampOTt... 

136 

24 

6 

5565           3 

Kr.  Arnewatde.   Kreisd.  Braadeuburg  das., 

14  Mitgl 

79 

10 

,     Berlin.  Kreiad.  Strenemann  das.,  44  Mtgt. 
,     CharlottenbuTB-   Kreied.  Holz  das.,  8  M. 

233 

10 

_ 

32 

,    ErtlebeD.  KreiBd.Jachmaan  das.,  12  M. 

68 

„     Franhfurt.  Kreiad.  Straucb  das.,  11  Mtgl. 

60 

10 

,     Perleberg,  Kreisd.  Schulze  das.,  7  Mitgl. 

39 

20 

„    Nen-Ruppin.  KreUd.  Wilke  das.,  6  HtgL 
,     Stendal.  Kreisd. Tren  das.,  l3Mitgl.... 

34 

_73 

20 

— 

157           6 

XI.  Vicedirectorium  Pominern. 

Kr.  Woigast  Viced.  Dr.  Marason  das.,  I4M. 
,     Stettin.  Kreisd.  Marqnardt  das.,  22  Mtgl. 

79 

10 

_ 

121 

20 

— 

201         — 

Kr.  Königsberg.    Kreiad.  Lottermoser   das., 

23  Mi^l 

129 

20 

„     Angerburg.  Kreisd.  Bnchholz  das.,  8  M. 

45 

10 

_ 

,    Danzig.  Kreiad.  Schuster  das.,  18  Mitgl. 

100 

„     Elbiog.  Kreisd.Hildebranddas.,15Mtgl. 

85 

~ 

— 

340 

_ 

_ 

Xin.  Vicedirectorium  Poaen. 

Kr.  Posen.  Kreisd.  Eeimaan  das.,- 14  Mitgl. 

58 

10 

16  Mitgl 

03 

26 

„    Lissa.  Kreisd.  Bläher  das.,  13  Mitgl 

11 

17 

J 

223 

•>% 

XIV.  Vicedirectorium  Schlesien. 

Kr.  Oels.   Kreisd.  Wilde  in  Namalau,  13  M. 

73 

20 

_ 

Breslau.  Kreisd.  Birkhok  das.,  13  Mitgl. 

58 

15 

.     Görlitz.  Kreiad.  Stnive  das.,  18  Mitgl.  . . 

107 

10 

,     Grftnberg.  Kreisd.  Hirsch  das.,  19  Mitgl. 

114 

5 

,     Kreuzburg.  Kreisd.  Finke  in  Kiappitz, 

10  Mitgl ..7. 

57 

10 

56 

20 

_ 

„    Reichenbach.    Kreisd,  DrenktnanD   in 

GlatE,  16  Mitgl 

90 

28 

„    Rybnik.  Kr«isd,  Fritze  das.,  1 4  Mitgl. . . 

61 

10 

_ 

639 

28 

6 

XV.  Vicedirectorium  Holatein. 

Kr.  Altena.  Kreisd.  Pollitz  in  Kellingbusen, 

II  Mitgl 

62 

10 

,    Heide.  Kreiad.  Runge  das.,  13  Mitgl. . . . 

73 

20 

_ 

15  Mitgl 

85 

— 

— 

22! 

_ 

XVI.  Kreis  Lübeck. 

Kr.  Lübeck.  Kreiad.  Dr.  GefFcken  das.,  1 1  M. 

40 

10 

40 

10 

XVn.  Kreis  Schleswig. 

Kr.  Sohleavrig.   Kreiad.  Lehmann  in  Kends- 

bürg,  7  Mitgl. 

39 

20 

— 

-3» 

20 

Ausserordentliche  Einnahme 

— 

— 

— 

«7 

6 

— 

Summa  der  Einnahme. . . 

— 

— 

— 

8Ü6 

13 

— 

General  -  Rechnung. 


285 


Ausgaben  deir  Vereins -Casse  för  das  Jahr  186S* 


An  die  Hahn'sche  Hof buchbandlung  für  Archive 
und  Zeitungen > 

Zeitschriften  für  das  Directorium ; 

Weniger  Einnahme  an  Inseraten 

Für  Mehrdruck  und  in  grösserem  Umfang  gelie- 
ferte Zeitungs  -  Exemplare , . 

Porto  für  Versendung  des  Archivs 

Für  den  Druck  von  Vereinspapieren 

VerwaltuDgskosten  des  Directoriums   incl.  Gehalt 
für  Archivar  Schwarz 

Verwaltung  der  General  -  Casse 

Verwaltung  der  Vicedirectorien  und  Kreise 

An  die  Gehülfen-Unterstützungs-Cässe 

Summa .... 

AbseUnss. 

Einnahme 

Ausgabe , 

Weniger  Einnahme . . . 

Diese  Mehr -Ausgabe  ist  durch  die  Vereins- 
Capital-Casse  gedeckt  und  dort  in  Ausgabe  gestellt 

worden. 

Dr.  Fr.  M eurer, 

d,  Z.  Verwalter  der  General-Casse. 

Revidirt  und  richtig  befunden  im  August  1863. 

p.  t  Cassendirector  Faber. 


1092 


27 


6 


6 
5 

9 


2 
2 


286 


General  -  Rechnung, 


t; 


3 


ff 


4» 


i 


s 
— -^  bo 


<% 


0^   V 


% 


00 


fl 
•«  SP 

53 


00 


»    I 
«Hfl 

1^ 


I 


•^    «    fl 


<2 


«0 


:fl  fl 


00 


pqg  <% 


;4 

':fl 

pq 


•6^ 


0 


a 
2 


g  «  <1> 


OSO5Q0O*      |01^"''!J'^50 


I  I 


«0(N 


OD  r»  »Ä  o 

^  «^  (N  (N 


e^^^«©QOoo«oc^osü3   j^r-r-ia 


OO  CO  Ol         '^^ 


u» 


C>1        Ol  ^ 


I  I  I  I  I  I  I  I 


I  i  I 


i  i  I  I  I  I 


(N 


I   I   I 


I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  M  M 


ao^^^o^aD^«oaooiaD«0cott 
«oe«©os(N(3&eoao«Or-r»c^aD(?i<r» 
e»i  «  eo      ^  •- ^  Ol  <N  Ol       »^      Ol 


eoco^eo      o  •-•  OD  OD  <fi>  Qö 


o»o 


2  I 


^co^«-iaoo»«ooieooo40ioirro 


^oioir-*-<«o*-»*-sooioiWQDaDO 
«OO9r»«o»-"r-«e0Oir-r-©r-Os«p 
Ol  Ol  Ol        ^  —  •- Ol  Ol  Ol         ^        — 


CO  CO 


MIM 


O:  CO 


tO  O»  tO 
Ol  Ol  Ol 


0  ia 

01  Ol 


Ol    i    Ol     I 


OO  r» 


oscoos^oito   iTt»   loD   lor-« 


I   Tt*    I   OD    I   O 


I 


CO  CO 


MM 


r*  CO 


I*  I  I 


Ol  Ol         Ol               ^^         ^^^^ 

1 

1  s 

lOtd^^|01«-*99^|      JCOOIOIOI 

1 

00 
CO 

Oö  CO  r»  00  eo  so  ^  ec  Ol  «o            i  o& 

CO 

COCOODifiiOOlcO     1    0»«-OI^OQO'>1< 
^  Ol               ^             .    1    Ol               Ol  T*         — 

1 

1       Ol 

1       Ol 

eotocoosiocoflOO»-eor-^«-<oias 
O»  O  Ol       Ol  CO  Ol  to  Ol  r*  Ol  CO  CO  r*  «-■ 


coo^r-QO      ei«->«ocsco    ico^ 


^  ^  Ol   j  e*^  ©Ol  ^  CO  CO '-' o*^*^ 

Ol  Ol  •-    1          »^ '-                    Ol  ^  •- Ol  Ol 

1  1 

Ol 

r»  OD  r- «0  ©  00  ©  CO  r«  r»       oi  co  »o  cO 

VM     «M                  V«                  ,M     ^«     <P^     «1« 

1 

o» 

CO 

|«o«o       co|©|        ^11       ^1 

1 

1  • 

©  OS  ^    1  i«co^f«o©r»aDooi»oi 

1  1 

Ol 

xto©©cooieo©toco^toco^^ 
«otooi^r»©©©aor-^iOco^eo 

^  ^Ol                      .     ^^^                    ^ 

• 

CO 
Ol 

OO 

I  I 


Ol 


I  I 


© 


I  I 


Ol 


00 
Ol 
00 
Ol 


I  I 


I  I 


© 

Ol 


Ol 


I  t 


I  I 


© 

Ol 


CO 
00 


I  i 


© 
© 


I  I 


bo 


fl 

■g 


fl   5XD.9 


fl 
.»'S 

äB^flia 


Hpd5 


OQ 


O   g   H 


fl 
fl 


fl 

o  ä  §  - 


fl 
'S 


bO 


»a 


flf^  S  g  5  S  33  2  fe  §  £  g-S 


lij  i 

PQmgo 


a 

g 

fl 


General-Bechtamg. 


dSSS 

im 


I 

(^    B    S    ^ 


III 
ÄasoaliSo  Sgl 


als  S 

•«  -J 


288 


Gmeral  -  Rechnung, 


Ha 
O 


I 


• 

»>§ 

*  1 1 

;:: 

& 

1 1 

O 

1 

4» 
•— < 
9 

«>  1 

1  II 

1   1     • 

S»2 

1  1 

o 

9 

- 

o 

1? 

5 

*^     1 

1 

^111 

S> 

1 

*  1 

1     1 

%  1 

« 

1160 

1 

<e 


1 1 


Ho      oo 
.  o      oo 


i 


^        . 

08 
JD 

1    .§ 

OD 

•rs 


« 

I 

s 
•g 

g» 
S 


o 


CO  »• 

^  e^ 

>o  CO 
<N  CO 

.  o 

* 


9 
•ß 

9 

»4 


§ 


CD 
OD 

P 


I     I     I     1^    I 
^  i;    K    R    1% 


•I 


General' Rechnung.  289 

» 

der  im  Jahre  1863  iM  den  Ap^theker- 
Tereiü  Men  eii^etreteMH  Mitglieder« 


\  Vicedirectoritim  am  Rhein,    Kreis  Cöln :    Hr.  Apoth.  von  Gral. 

Kreis  Bonn:    HH.   Ap.  Klützsch    in   Bonn,    Ap.  Dr.   Bender    in 
Coblenz.    Elreis  Emmerich:    Hr.  Ap.  Maxein  in  Cleve. 

Vieedireetorium  WestpTuden.    Kreis  Arnsberg :    Hr.  Ap.  Schmitz    ' 
in  Leimahle.     Kreis  Lippe  i     Hr.  Ap.  Prüsen  in  Steinheim.     Kreis 
Münster:    HH.  Ap.  Kölling;  in  Münster,  Ap.  Qhm  in  Drensteinfurt. 
Kreis  Paderborn:    Hr.  Brandt  in  Paderborn. 

Vieedireetorium  Hannover.  Kreis  Hannover:  Hr.  Ap.  Dr.  Ser- 
türner in  Hameln.  Kreis  Hildesheim:  HH.  Berg-Comm.  Weppen 
in  Mark-Oldendorf,  Ap.  Löhr  in  Bockenem.  Kreis  Lüneburg :  Hr. 
Ap.  Bergmann  in  Hannover.  Kreis  Osnabrück:  Hr.  Ap.  Koke  in 
Dissen.  Kreis  OstMesland:  Hr.  Ap.  Kohl  in  Emden.  Kreis  Stade: 
Hr.  Ap.  Sarrazin  in  Bederkesa. 

Vieedireetorium  Braunschweig.  Kreis  Braunschweig:  Hr.  Ap. 
Nehring  in  Lehre.  Kreis  Blankenburg:  Hr.  Ap.  Haase  in  Königs- 
lutter. 

Vieedireetorium  Mecklenburg.  Kreis  Rostock:  HH.  Ap.  Grimm 
in  Rostock,  Ap.  Trauen  in  Doberan.  Kreis  Stavenhagen:  Hr.  Ap. 
Rieck  in  Stavenhagen.  *  ' 

Vieedireetorium  Kurheasen.    Kreis  Cassel :    HH.  Ap.  Leister  in 
Wolfhagen,  Hasselbach  in  Fritzlar.     Kreis  Hanau:    Hr.  Ap.  Wilh. 
Wiskemann   in  Meerholz.      Kreis  Hersfeld:    Hr.  Ap.  J.  Brill  in      n    ' 
Eilerfeld. 

Vieedireetorium  Thüringen,  Kreis  Gotha:  HH.  Ap.  Merkel  in 
Friedrichroda,  Brendeke  in  Nazza.  Kreis  Sondershansen:  Hr.  Ap. 
Funke  in  Sondershausen. 

Vieedireetorium  Sachsen.  Kreis  Altstadt -Dresden:  HH.  Ap. 
Hnth  in  Badeberg,  Lange  in  Dohna,  Leophardi  in  Wilsdruff.  Kreis 
Lausitz :    Hr.  Ap.  Scheidhauer  in  Zittau. 

Vieedireetorium  der  Marken.  Kreis  Angermünde:  Hr.  Ap.  Bin- 
demann in  Oderber^.  Kreis  Arnswalde:  HH.  Ap.  M  in 
Friedeberg,  Görcke  in  Landsberg.  Kreis  Berlin:  HH.  Ap.  Heisse 
und  Ap.  Dr.  Lehmann  in  Berlin. 

Vieedireetorium  Preussen.  Kreis  Königsberg:  Hr.  Ap.  Dr. 
Schulz  in  Königsberg  in  Pr.  Kreis  Elbing:  BH.  Ap.  Lohmeier  in 
Elbing,  H.  Fischer  in  Rheden. 

Vieedireetorium  Pommern.  Kreis  Bromberg:  HH.  Ap.  Frey- 
mark in  Labischen,  Zinnemann  in  Exen,  Berndt  in  LaDischen. 
Kreis  Lissa:  HH.  Ap.  Rauchfuss  in  Lissa,  Medinger  in  Kröben, 
Scholz  in  Jatroschin.  Kreis  Posen :  HH.  Ap.  Eisner  in  Posen,  Mi- 
lieski  in  Czempin,  Winter  in  Bück,  Merkel  inSchroda,  Mankiewicz 
in  Posen,  PoUnow,  in  Obornick,  Seybold  in  Rogasen..  ]! 

Vieedireetorium  Schlesien,  Kreis  Creutzburg:  Hr.  Ap.  Selten 
in  Cosel.  5 

Kreis  Lübeck.    Hr.  Ap.  Wagner,  Bürgermeister  in  Mölln.  ^ 


Ky^,;*  »?■:•;■;■  - 


290 


General  -Rechnung. 


ftediBiuig  Aber  die  CkliAlfeM-lliterstntnuigs^Cwie 
des  nfrddeitsdten  Apotkefcf r<-Yereiiis  für  1862. 


«r    % 


kür-  ■ «. 


W\K 


n< 


i'  , 

9':»  •,    . 


Das  Corpus  bonorum  betrug  bei  dem  Rechnungs- 

Abschlu88  pro  1861 . . . . — 

Hiervon  ab  an  zurückgezahlten  Capitalien 

Bleiben... 

KlitiiAliiiie« 

Baarbestand  der  vorjährigen  Rechnung 

Zurückgezahlt  auf  das  dem  Pharmaceuten  KnoU 
dargeliehene  Capital •  • 

An  Zinsen  von  den  Staatspapieren  und  ausgelie- 
henen Capitalien 

An  ausserordentlichen  Beiträgen  von  Mitg;liedern 
und  Nichtmitgliedern  *J 

Statutenmässige  Beiträge  der  Mitglieder  pro  1861 

und  1862 

Summa . . . 

jLusyaben« 

An  Unterstützungen  laut  des  auf  Seite  291  fol- 
genden Verzeichnisses «... 

Ehrengeschenk  für  Herrn  Pharmaceuten  Knoll  in 
Crossen 

Verwaltungs- Spesen ilzulilllllliL- 

Summa . . . 

Der  Baarbestand  des  Jahres  1862  betrug 

Die  Ausgaben ':jj_zMmilllll- 

Demnach  bleibt  baiar  in  Casse . . . 

und  als  Corpus  bonorum  21,444  tif  12  «fr  6  ^. 

Lemgo,  den  10.  Mai  1863. 

Ov erb  eck. 

Revidirt  und  richtig  befunden. 
Minden,  den  21.  August  1863. 

Faber,  Cassen-Durector. 


*)  Die  specielle  Angabe  findet  sich  in  No.  36. 
der  Yereinszeitung  d.  J.  1863. 


21464 
20 

21444 

12 
12 

9 

16 

28 

23 

26 

10 
6 

23 

6 
16 

253 

20 

879 

1455 

716 
3324 

2225 

50 
23 

2299 

3324 
2299 

1025 

6 
6 


3 


5 


6 

5 

_6 
II 


%^ 


General  -  Rechnung* 


291 


Im  Jahre  1862  wurden  folgende  Unterstützungen 

bewilligt: 

No.  4^rh 


1 

2 
3 
4 
5 

6 
7 

8 

9 

10 

11 
12 
13 
H 
15 
16 
17 
18 

19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 


Christ.  Älfoanns  in  Angerbttrg 

Le  Brun  in  Hamburg 

Buchholz  in  Schioda  (Reg.-Bez.  Posen) 

Breckenfelder  in  Dargun 

Braunert  in  Michowitz ! 

Bahl  in  Lage  in  Mecklenburg 

Beck  in  Heois  .: 

Croweke  in  Schlawe 

Diederichs  in  Kellinghusen 

Dieks  in  Westerstede,  Jetzt  in  der  Irrenheil- 
anstalt zu  Weener  bei  Oldenburg  . . . 

Drees  in  Tecklenburg .'. . 

Eisner  in  Posen ^ 

Gömeniann  in  Jerichow  bei  Genthin 

Ehrenfried  Hientzmann  in  Teterow 

Jensen,  d.  li.  im  Eü^ankenhause  zu  Posen 

Ibner  in  Düben 

ligner  in  Breslau 

Albert  Koller  aus  Prenzlau,  z.  Z.  Qehülfe  in 
Straussberg,  Provinz  Brandenburg  . . . 

Keller  in .  Haynau  in  Schlesien 

Kleinmann  in  Butowa,  Prov.  Pommern 

Leiner  in  Elbing 

Fr.  Mertin  in  Driburg : 

Friedr.  Meinhardt  in  Hohenstein  bei  Chemnitz 

Aug.  Müller  in  Krappitz 

Niedt  in  Reichenbach 

E.  Otto  in  Sagan 

Aug.  Pohlmann  in  Hamburg 

Rehfeld  in  Wörlitz 

Schwarz  in  Bemburg 

Schiffer  in  Essen 

C.  W.  Schmidt  in  Mogilno 

Schellhorn  in  Frauenstein 

Friedr.  Seyffert  in  Vorsfelde 

Sturm  in  rrechlau 

Vogt  in  Nenndorf 

Fr.  Wolf  in  Schwalenberg 

Wallewsky  in  Teupitz 

An  die  Herren  Apotheker  in  Berlin  zur  Unter- 
stützung hülfisbedürftiger  Pharmaceuten 


Summa.  • . 


«0 
75 
30 
85 
75 
60 
60 
80 
60 

50 
60 
50 
50 
50 
25 
85 
60 

25 
75 

60 
25 
80 
26 
30 
60 
60 
40 
50 
100 
85 
80 
85 
25 
60 
85 
60 
40 

60 


2225 


26 


6 


26    6 


292 


General  -  Rechnung. 


Bechnmig  der  AllgenieiiieH  liHterstJItnuigs-Casse 

pro  186S. 

Soll  Ist 


mimahme^ 

1.  Bestand  aus  der  Rechnung  pro  1861 

2.  Rückprämien  der  Feuerversicherungs  - 
Gesellschaften : 

A.  der  Aachen -Münchener 

1)  Preussen,  Sachsen  u.  s.  w. . 

2)  Hannover 

3)  Braünschweig 

B.  der  Colonia : . 

3.  Zinsen  von  2325«^  Königl.  Preussischer 
Staats -Schuldscheine  k  3^2  Proc 

4.  Beiträge  der  Vereinsmitglieder*) 

Summa. . . 


1.  An  Unterstützungen  nach  Anlage  .... 

2.  An  Porto  und  Schreibmaterial 


Minden,  im  August  1863. 

Paber, 

Rechnungsführer  der  AUgem. 
Unterstützungs  -  Casse. 


*)  Die  speciellere  Angabe  erfolgt  in  der 
Yereinszeitung. 


Bleibt  Bestand ...     —    — 


4 

679 

81 

975 
3 

^9 

14 

10 
11 

10 

3 

4 

2446 

581 

81 

16 

81 
90 

3297 

978 
2319 

12 

7 
25 

10 

11 
13 

I9 

10 
9 

% 


3 
fO 

1 


General-  Rechnung, 


293 


No. 


Gezahlte  Unterstützungen  im  Jahre  1862. 


4 


1  Ernst,  Wwe.,  in  Berlin 20 

2  Schwarz,  Wwe.,  in  Niemegk 50 

3  Brandt,  Apoth.  in  Witkowo 25 

4  Siebert,  Frau,^  in  Berlin 20 

5  Hornung^  Apoth.  in  Aschersleben 20 

6  Werkmeister,  Wwe.,  in  Pinne 25 

7  Knichala,  Wwe.,  in  Münsterberg  (Schlesien) 20 

8  Ernst,  Wwe.,  in  Berlin 20 

9  Bath,  Wwe.,  in  Fürstenwalde 60 

1 0  Heimbach,  Amalie,  in  Berlin 40 

1 1  Gerth,  Apoth.,  daselbst 30 

12  Fabel,  Wwe.,  daselbst 20 

13  Oehmigke'sche  Kinder  in  Potsdam  ....*. 25 

14  Suppius,  Wwe.,  in  Markneuenkirchen 25 

15  Stolze,  Wwe.,  in  Treuen. 20 

16  Lorenz,  Wwe.,  in  Dresden 25 

1 7  Schmidt,  Apoth.  in  Franenstein 25 

18  Kröhne'sche  Kinder  in  Dresden , 20 

19  Hendel,  Wwe.,  in  Reudnitz 20 

20  Scholz,  Wwe.,  in  Breslau 25 

21  Bleisch,  Wwe.,  daselbst t  25 

22  Helwich,  Wwe.,  daselbst 20 

23  Bleisch,  Wwe.,  daselbst 20 

24  Marenski,  Wwe.,  daselbst 20 

25  Bachmann,  Wwe.,  in  Neubrandenburg 20 

26  Wamecke,  Wwe.,  in  Rehna 20 

27  Schröder,  Wwe.,  daselbst 20 

28  Werner,  Wwe.,  in  Gerdauen 25 

29  Sänger*s  Familie  in  Neidenburg. . 25 

30  Schütte,  Wwe.,  in  Rotenburg 25 

31  Wirth'sche  Kinder  in  Corbach 25 

32  Leonhardt,  Wwe.,  in  Oeselse 30 

33  Koppel,  Wwe.,  in  Bederkesa ; 25 

34  Hecker,  Wwe.,  in  Cöln 20 

35  Hartmann,  Wwe.,  in  Stralsund 25 

36  Kirsten,  Wwe.,  in  Erfurt 25 

37  Güter.bock,  Wwe.,  in  Bibra 40 

38  Bernstein,  Wwe.,  in  Trier  (pro  1861  u.  1862) 30 


Summa. . . 


975 


294 

Genera 

-iJecÄnwnj. 

«.    •                         1 

ll. 

•°r 

3 

r  2                1 

1    2 

"i- 

%  s                1 

-I-. 

«    1 

11                             II 

?    1 

II                             II 

1 

<*  1 

i           11 

•*    " 

«    1   1  1  1  1  1  1  1 

1 

1- 

-1 

s 

S'     1     1   1   1   1   1   1  II 

1 

1 

-1 

s 

^     1   SSS22'- 

« 

§ 

1 

,1 

■       °     K     «    «    .-     ..     = 

.  .  .  ,   f ' 

" 

: ;» ; % .1 

1 

1 

o«5  g  n 

:    %    5 

1 

h     i  i 

i 

0 

•    ^       1 

:  o    ö 

1 

ahne. 

betrug 
Anleihe 

or.-Acü 

do. 
Anleihe 
Schuldsc 

desschu 

31^1 

:  fi  ; 

1 

ff 

1 

5 

S 

,3 

Uli 

Sf-i  S  ».2    * 

endungen  eto 

nd  richtig  befunden. 

14.  Mai  isn3.                   Fa 

o'  i          0 

1^...= 

■<   N 

8  4 

-Joi 

i 
< 

1  -s 

•j 

Port«  für  Gelds 
Revidirt  u 

e$ 


4» 


m 

g 

ja 


General  -  Rechnung. 


295 


m 

<€^ 

« 

) 

CO 

ec 

'1  1 

et 

§^ 

r* 

:    1 

Tf 

1 

"^ 

:i 

es 
03 

oa 

•        €^ 

,., 

o 

„^ 

^■^ 

% 

■^ 

iC 

o 

lO 

1 

lO 

- 

e 

t«^ 

1 

1  1 

1 

1 1  1 

*e5 

§* 

:    1 

12 

1 

1  12 

OD                1 

OD 

OD 

S 

^ 

<% 

C 

c 

!     1 

1 

O 

o 

' 

"" 

• 

'^ 

^" 

'S 

CQ 

tC^ 

1 

1 

1 

1 

S^ 

1 

j 

% 

1 

1 

1 

1 

• 

•      Pm 

»o 

05 

[              ^  ■ 

* 

•^ 

«0 

i.     'Ö 

M 

a 

o« 

03 

:     « 

bb 

^ 

l-q 

0? 

o 

.s 

•1^ 

!     ^ 

N 

M 
« 

• 
«0 

rC 

• 

g 

EU 

00 

i; 

6 

■      'S 
'^1 

> 
: 

1 
» 

1 

• 

• 

•s 

• 

•* 

1 

s 

• 

• 

1 

8 

s 

na 
b 

1 

'         CM 

0       '^ 

1                      • 

>    o 

• 

du 

S 

08 

1 

S 
o 

»  • 

« 

a 

o 
a 

03 

d 
J 

• 

g 

«         1 

« 

S 

b 

• 

>    ^ 

o 

0      ^ 

itfl 

12 

• 

b 

CO 

:  ä 

• 

a 

0) 

'Ö 

- 

1  § 

1      S] 

- 

•'S 

0 

1 

'S 

< 

>         t 
P3 

CX3 

(£ 

1 
1 

>  ■ .  •"< 


li. 


296  Gejieral- Rechnung. 

_«._ J_  )  I  I  -"l  * 


i 

8" 

- 

S 

1  = 

"1- 

«»■ 

- 

5 

|. 

2 

S 

1 

*■       1                 [                  1 

i 

,? 

8- 

1 

1  1 

& 

% 

§ 

1  u 

ce- 

1 

1 

1     1 

-1 1 

? 

1 

1 

1    S 

"II 

t 

1 

$ 

.|, 

I 

I 


Hl 


i  y 


<l  s 


I 


LS  J 
Sil 


«■3 

Eu   S    'S 

II 


I  s 
I  ^  ' 


297 


Register  ttber  Band  113^  114.,  115  nnd  116.  der 
zweiten  Reihe  des  Archivs  der  Pharm&de. 

Jahrgang  1863. 
(Die  erste  2^hl  zeigt  den  Band,  die  zweite  die  Seite  an.) 


A. 


Abietinsäure  von  Maly  116, 

265. 

Abraumsalz, Stassfurter,  nach 
Schröder  116,244. 

Acetylen,    nach    Miasnikow 

113,  177. 

— -  Bildung  dess.  vermittelst  des 
Kohlenstoffcalciums,  nach  TFd*^- 
ler  113,  177. 

A  ch  a  t  z,  St.,  Mineralwasser,  Ana- 
lyse yonWiUstein        116,  177. 

Acrylsäure,  gebildet  aus  Glj- 
cerinsäure,    nach   F,  Beüatein 

115,  67. 

Aegyptische Natronseen,  nach 
Mehedin  116,  251. 

Aepfel,  faule,  Bitterstoff  ders. 
(Carpopikrin),   nach  Landerer 

116,  270. 

Aepfelsaure  Magnesia  im 
Extract.  cardui  benedict.,  nach 
Friekhinger  115,  165. 

Aequivalente  der  Alkalime- 
talle, nach  Dumas      113,  154. 

Aerolith  von Dhurmsalla, nach 
Jackson  113,  136. 

A  es  ein  säure,  Argyräscin,  Ar- 
gyräscetin,  Aphrodäscin,  Te- 
läscin,  Aescigenin,  nachjßocA- 
leder  116,  269. 

Aesculus  Hippocastanum,  Be- 
standtheile,   nach   RochUder 

116,  269. 

Aetherische  Oele,  Verfäl- 
schungen  ders.,    nach  BoUey 

115,  71. 

Aetznatron,  Bereitung  aus  Chi- 
lisalpeter, nachTTeJÄZcr  1 15,268. 

A.rch.  a.  Pharm.  CLXVI.  Bds.  3.  Hft. 


1.  Sachregister. 

Aetznatron,  Darstellung  dess. 
TL2kQ\i  KMmann  114,  176. 

—  Fabrikation,  nach  F,  KM- 
mawn     116,  247;     nach  Pauli 

116,  248. 
Ahornholz,  v.  Göpj>€r/ 113, 41. 
Alaun,     quantitative    Analyse 

dess.,  nacn  Duflos  116,  240. 
Alizarin,    künstliches,     nach 

Rovsin  115,  78. 

Alkalimetalle,   Aequivalente 

ders.,  nach  K.  DiM  u.  Dumas 

113,  154. 
Alkaloide  115,  91. 

—  der  Chinarinden,  Sitz  ders., 
nach  A»Wigand  115,  225. 

—  Nachweisung  ders.,  nachjE?«?- 
manri  u.  v.  Uslar         113,  258. 

—  mittelst  Stearinsäure  darzu- 
stellen, nach  Clark     113,  258. 

Alkaloimetrie,  nach  E.  Wag- 
ner 113,  260. 

A Ikap ton,  nach  J9öc^eX;er    115, 

258. 

Alkohol  im  Chloroform  nach^ 
zuweisen,  nach  Lepage  113, 176. 

Alkoholdämpfe,  Verhütung 
ihrer  Entzündung  durch  Draht- 
gewebe, nach  Surmay  113,  77. 

Alkoholische  Gährung, nach 
Lange  113,  91. 

Alkoholometrie  113,77. 

Alkoholradicale,  Doppelsul- 
fide ders.,  nach  Carius  1 1 5, 62> 

Alloph  an  säure,  nach  Baeyer, 

115,  56. 

Allozan,  ein  Oxydationsmittel, 
nach  Ä.  Strecker        115,  257. 

Allyljodür,  nach  Dragendorff 

116,  273. 

20 


*  ■-  T'  s 
E'  .  .■■■ 


298 


Register. 


K 


:>;'.>' 

;^:' 


>f'5; 


.  t.. 


►•;.. 


Alaminiam-Ueberzüge,nach 
Thomas  BeU  116,  72. 

Amalgamiren  gaWan.  Zink- 
elemente, nach  Schwarz  1 1 6,7 1 . 

Amaranth-Cayenneholz,  v. 
Göppert  113t  43. 

Ameisen,  Schutzmittel  gegen 
dies.,  nach  Landerer    \\\  69. 

Ameisensäure,  directe  Bil- 
dung aus  Kohlensäure  durch 
Wasser  und  Natrium,  nach 
KoU)e  u.  SchmiU         113,  175. 

Aminbasen  der  Alkohole  ent- 
stehen aus  den  Nitrilen  der 
entsprechenden  organ.  Säuren, 
nach  0.  Mendius        114,  268. 

Ammoniak  u.  atmosph.  Luft, 
gleichzeitig  auf  Kupfer  wir- 
kend erzeugen  salpetrige  Säure, 
nach  PeZ«^o^  114,166. 

Ammoniak,  Bereitung  des  wäs- 
serigen, nach  Fresenius  1 1 6, 233. 

Ammoniakbildung  aus  Sal- 
petersäure durch  Zink,  nach 
Franz  Schtdze  113,  64. 

Ammoniakerzeugung  durch 
Schimmelbildung,  nach  Jodin 

114,  166. 
Ammoniakgewinnung  mit- 
telst des  Stickgases  der  atmo- 
spär.  Luft,  nAch  Margiterite  u. 
Sourdeval                     113,  174. 

Ammoniak,  salpetrigsaüres, 
Bildung  dess.,  nach  Schönbein 

116,  236. 

Ammoniumeisen^  yonH,Mei- 

dinger  114,  254. 

Amygdalin  in  bittern  Mandeln 

116,  52. 
Anacahuiteholz,    Abstam- 
mung desselb.,   nach  BarÜing 

113,  87. 
Anderthalbfach-Chlorkoh- 
*  1  e  n  s  t  o  f  f  ,  aus  Buttersäure  ge- 
bildet, nach  Naumann  114, 269. 
A nethol  und  isomere  Verbin- 
dungen, nach  Kraut  u.  Schlun 

116,24. 

Anilin,  Ueberfuhrung  dess.  in 

Benzoesäure,  nach  A.  W,  Hof- 

mann  116,  74. 

Anis  öl,   nach  Kraut  u.  Schlun 

116,  26. 
Anisöl- Chinin,  ns^ch  O.Hesse 

115,  169. 
Ans  t  r  i  ch  ftir  Fussböden  1 1 4, 70. 


Antimon  115,  89. 

Antimongehalt  des  käuflichen 

Wismuths,  u&cih  Landerer  116, 

199. 
Antimonjodür  und  Antimon- 

oxyjodür,  nach  van  der  Corput 

114,  255. 
Antimonmetall,  analysirtvon 

Muaer  113,  221. 

Antimonsäure,  Verbindungen 

mit  ZinnDxyduI,  nach  H.  Schiff 

113,  72. 
Aphorismen,  botanische,  v^on 

Dr.  L.  116,  214. 

Aqua  o xy gen a ta,  nach jP.JDtf- 

prey  u.  Chevreul  114,  81. 

Aribin,  nach  WöMer     115,  85. 

Arrow-Root,  Prüfung  desselb. 

auf '  Stärkmehl  des  Weizens  u. 

der  Kartoffeln^  YonAIbers  113, 

210. 
Arsen,  Nachweis  durch  Electro- 

lyse,  nach  Bloxam      114,  260. 

Arsenige  Säure,  Löslichkeits- 
verminderung  ders.  durch  fette 
Stoffe,  nach  Blondlot    113,  84. 

Arsenigsaure  Salze,  nach 
Bloxam  114,257. 

Arsenik  115,  88. 

Arsenikhaltiges  Quellwasser, 
nach  Ouyon  113,  139. 

Arsensäuren,  Verhalten  der- 
selb.  zu  Glycerin,  von  H.  Schiff 

114,  261. 
Artemisia   maritima,    Ana- 
lyse ihrer  Asche,  v.  Ed.  Harms 

115,  144. 
Asa  foetida,   Verhüllung  des 

Geruchs  u.  Geschmacks  ders. 
durch  Tabacksrauch,  Bitter- 
mandelwasser und  durch  Chlo- 
roform 113,  179. 

Atherosperma  moschatum, 
Rinde  derselb.,  analysirt  von 
Zeyer  116,  92. 

Atlasholz,Yon(7^ppeW  113,41. 

Atmosph. Luft  zurGewinnung 
von  Ammoniak  und  Cyanver- 
bindungen  benutzt,  von  Mar- 
guerite  u.  Sourdeval   1 1 3,  1 74. 

—  —  Kohlensäurebestimmang 
ders.,  nach  Pe^ettAao/er  113,55. 

—  —  normale  Veränderungen 
in  den  Eigenschaften  derselb. 
nach  Houzeau  114,  81. 


Register.^ 


299 


Atmosphärische  Luft,  Ozon- 
gehalt ders.,  von  C,  Bege/mann 

113,  1. 

—  --  StickstofiFverbindungen 
darin,  nach  CMz  113,  60. 

Atomvolum  der  Elemente,  von 
Weikart  113,  47. 

Ausländische  HcTlzer,  von 
Göppert  113,  35. 

Azungia  Porci  115,  95. 


Bachmut,  Meteoriten  daher,  v. 
Wähler  analysirt         114,  252. 

Baden-Baden,  Thermalwasser 
daselbst  reich  an  Chlorlithium, 
nach  Bunsen  113,  155. 

Bagottholz,  V. Göppert  \\^^4A. 

Banknoteniärbung,  Erken- 
nung nach  X  Landerer  1 1 6, 1 45. 

Baryt  und  Strontian  in  Kalk- 
stein nachgewiesen,  von  En- 
gelbach 1.14,  249. 

Barytgehalt  der  Mineralwäs- 
ser 113,  138. 

Batterie,  Danielreche,  Verbes- 
serung derselben,  von  Stracke 

113,  51. 

Baumwolle,  präparirte  (Coton 
antinicotique),  von  ^crHcr  113, 

'183. 

BaumwollensamenÖl,  nach 
LipowUz  116,  89. 

Behälter  für  saure  und  alka- 
lische Flüssigkeiten,  nach  £a- 
lisch  115,  265. 

Benzoe  enthält  neben  Benzoe- 
säure zuweilen  auch  Zimmt- 
säure  113,  178. 

Benzoesäure,  aus  Anilin  er- 
zeugt,  nach  A,  W»  Hofmami 

115,  74. 
Benzoesäure äther,  Zierlegung 

desselb.  durch  Alkalien,  nach 
Berthelot  u.  Flmrieu    115,  61. 

Benzoesaures  Jod,  Zersetzung 
in  der  Hitze,  nach  Schützen- 
herger  113,  78. 

Beb^solmagnesia  zur  Entfer- 
nung *  der  .  Fettflecken,  nach 
Hirzel  114,  71. 

Berberin,  nach  Perrms    115, 

170, 

Bernstein  vonCöpal  zu  unter- 
scheiden, nach  Napier-Draper 

116,  81. 


Bernstein  säur  ebil düng, nach 
Phipson  115,  70. 

Bienenhonig,  nach  E»R'6der$ 

116,  29. 

Bier,  Nach  Weisung  von  Salicin 
und  Saligenin  in  demselben, 
nach  H.  Ludwig         116,  198. 

Bilifulvin  identisch  mit  Ha- 
matoidin,  nekch  Max  Jaffe  115, 

189. 

Bittermandelwasser,  Stu- 
dien über  dass.,  von  aS,  Feld- 
haus 114,  33.  —  116,  41. 

Bl&uholz,  von  Göppert  113,42. 

Blauholzextract  zum  Desin- 
ficiren  brandiger  fauliger  Wun- 
den, nach  Desmatis      114,  63. 

Blausäure,  Zersetzung  ders., 
nach  E.  MiUon  115,  57. 

Bleichen  der  Wäsche  durch 
Chlorkalk,    nach    Sauerwein 

116j  239. 

Bleichereien,  Mennigekitt  ist 

in   denselben   zu   vermeiden, 

nach  Persoz  11.6,  84. 

Bleigehalt  der  Zinnfolie,  nach 

Baldöck  114,  68. 

^  der  Zinngeschirre^nach  Pleischl 

114,  67. 
Bleikammerkrystalle,  nach 
A,  Rose  113,  68. 

Bleioxyd,  Hygroskopie,  nach 
Erdmann  1)4,  262. 

Bleiröhren  werden  von  Was- 
ser angegriffen,   nach   Calvert 

113,  141. 

Blut,   menschliches,  mikroskop. 

Erkennung  dess.  bei  gerichtl. 

Untersuchungen,  nach  Wittstein 

115,  178. 

B 1  u  t  f  a  r  b  s  t  o  f  f,  Verhalten  dess. 

im  Spectrum  des  Sonnenlichts, 

nach  F.  Hoppe  115,  179. 

Blutkry stalle,  nach  Boja- 
nowski      113,  96.  —  115,  183. 

Blutspuren  nachzuweisen,  nach 
H,  Rose  116,  193. 

Bocoholz,  ^ovkGöj^pert  113,42. 

Bol  des  Tuffsteins  des  Brohl- 
thala,  nach  Ä.  Be«c?6r  113,213. 

Borax  115,  90. 

Botanische  Aphorismen  von 
Dr.  L.  116,  214. 

Botanischer  Garten  zu  Bres- 
lau, von  Göppert        114,  126. 

20* 


300 


Begiäer. 


Boui'i 


a-bourrtt-HoU  aus  Su- 
rinam, von  GäpptTt      1 13,  43. 

Brandige,  faulige  Wiioden 
durch  Blauholzeitract  za  dee- 
inficirei],  nacli  Dumalis  1 14, 63. 

Branntnein  zu entfaseln, nach 
Beyher  114,  70. 

Brasilianische  Industrie- 
Ausstellung,  nach  Peckolt 
115,   145. 

Braailienholz,  von  G&ppert 
113,  42. 

BraBJllet.  wnGöpperl  113,  42. 

BrauneDinte,  von  IfUo  itZ,3i. 

Braunstein,  enthält  salpeters. 
Salze,  Chlormetalle  und  echire- 
felsaure  Alkalien,  nach  DeoiUe 
und  Dtbray  II H,  236. 

~  Verbalten  zu  salpetersaurem 
Natron,  nach  Wähler  113,   163. 

—  sogen.  Wiederbelebung  dess., 

113,  87. 

Brecb Weinstein,    Zersetzung 

dnrch  Saureu,  nach  W.J.Zey- 

her  114,  256. 

Breslauer  botan. Garten,  nach 

GOppert  114,  126. 

Brom,   Einwirkung  deBselb.  auf 

Stickoxyd,     nach    //.  LavdoU 

113.  143. 

—  Nachweisung,  nach  Freaeniits 

113,   150. 
Brounatrium-jodBau  res  Na- 
tron,  aualysirt   von  Rammels- 
berg  113,  14. 

Bromsilber,     Löslichkeits  Ver- 
hältnisse, nach  Field  1i4,  206. 
Bucbsbaumhola,  von  Giepert 
113,  40. 
Buchstabenholz, von  Göpperl 
113,  43. 
Butter,  Anal^e einer TerßlBch- 
ten,  nach  B.  van  Bauwel  115, 
170. 
Bnttersäure  kann  Anderthal  b- 
Chlorkohlenstoff  liefern,  nach 
Naumann  114,  209. 

—  durch  Qbennangansanres  Kali 
zu  BemstfiinsäureoiydirtfUach 
Phipton  1 15,  70. 

Buttersaurer  und  essigsBurer 
Kalk  sind  Gährungsproducte 
des  citronensauren  Kalks,naub 
Pertonne  113,  242. 

Buttstädter  Quellwaaser, 
analjsirtTOn  Euidcoldt  1 1 5, 205. 


Caoaostärke,   Da< 

Girardin 
Cadmiumoxjd,«« 
Darstellung,    ni 

Cäsium   und   Hut 
Btmien 

Vorkommen 

im    Camallil 

üaffein,  Zersetzut 

A.  Strecker 
—    Chlor  als  Re« 

nach  iScAuiarMn& 
Caliaturboli,    ' 

Campher,  brenzlit 

Camwood, von  <?6j 


mittel,  nach  Letrii 
^arnalltt,  Qehalt 
sium  u.  Bubidiac 


Cedernholz,  von 

Cedrela  febrifi 
analjfairt  von  Lii 

Cement 

—  neuer,  von  P.*) 

Ceratophyllin 
ceratophylU,     nai 

Charen,  Vorkeimi 
Pringsheim 

Cbenopodium  vu 
Scheidung  von  T 
aus    demselben, 

Chilisatpeter 
Obinabäume,   Cc 
Java,  nach  de  Vt 
in  Britisch  Indie: 


Register. 


301 


Chinarinden,  von  BMiot  Ho- 
ward       113,  132.  —  116,  267. 

—  Ofitindische,  Gehalt  an  Chiiiin, 
nach  Howard  u.  Karsten   115, 

249. 

Chinarinden- Alk  aloi  de,  Sitz 

ders.,  nach  Wigand     115,  225. 

Chinarindenprtifung,  nach 
Schacht  114,  112. 

Chinasäur  e JJeberführung  der- 
selben in  Benzoesäure,  nach 
Latäemann  113,  246. 

Chinimet]?ie,  nach  6ri^narc?  u. 
GuiUermond  113,  80. 

Chinin-Anisöl,  nach  0. Hesse 

115,  169, 

Chinindarst eilung  mittelst 
Stearinsäure,  nach  Ulark   113, 

258.  —  114,  60. 

Chiningehalt  ostindischer  Chi- 
narinden u.  Chinablätter,  nach 
H  Karsten  115,  249. 

Chinin,  Nachweisung,  nach  Flä- 
chiger 113,262. 

—  quantitativ  zu  bestimmen, 
nach   Gldnard  u.   QuiUemiont 

113,80. 
Chininsulphat,  neutrales,  nach 

Jdbst  ViXid.  Hesse  114,  60. 

Chinin,  unterphosphorigsaures, 

nach  Law,  Smith  114,  61. 

Chinovasäure  findet  sich  in 
allen  Organen  des  Chinabau- 
mes, nach  deVry        113,  246. 

Chlor,  ein  Reagens  aufCaffe'in, 
nach  Schioarzenbach     114,  61. 

Chlordarstellung  uAGhSchlö- 
sing  116,  238. 

-T-  vermittelst  Kupferchlorid,  nach 
Laurens  113,  70. 

Chlorentw.ickelung    113,  97. 

Chorgehalt  des  schwedischen 
Filtrirpapiers,    nach  Wittstein 

116,  81. 

Chlorkaiium,  Gewinnung  aus 

Salzmutterlaugen,    nach   SiUo 

115,269. 

Chlorkalk  zum  Bleichen   der 

Wäsche,  nach  Sauerwein  116, 

239. 

—  ein  Mittel  zur  Vertilgung  der 
Fliegen,  Erdflöhe,  Baupen, 
Mäuse,  Ratten  IH  69. 

—  Verhalten  dess.  zu  Wasser, 
nach  Fresenius  113,  158. 


Chlorkalk,  Zersetzung  dess., 
nach  Kunheim  113,  159. 

Chlorkohlenstoff,  Andert- 
halb-, aus  Buttersäure,  nach 
Naumann  114,  269. 

Chlorlithium  im  Thermalwas- 
ser  von  Baden-Baden,  nach 
Bunsen  113,  155. 

Chlormetalle(KCl,NaCl,MgCl) 
durch  Salzsäuregas  fällbar,  ussih 
Schröder  114,  176. 

Chloroform,  Aufbewahrung 
dess.,  nach  Weppen     116  145. 

~  Prüfung  dess.  auf  Alkohol- 
gehalt, nach  Lepam    113,  176. 

—  Zersetzung  dess.  durch  alkoh. 
Kalilauge,  nach  Geuther    113, 

175. 

Chlorsilber,    Löslichkeitsver- 

Hältnisse,  nach  Fidd  11 4,  266. 

C  h  o  r  z  i  n  k ,  Einwirkung '  desselb. 
auf  die  Seide,  nach  J.  Persoz 
Sohn  ^  115,  177, 

Cholesterin,  in  den  Erbsen 
vorkommend,    nach    Benecke 

115,  175. 
Cholin,  nach  Ä,  Strecker    115, 

174. 
Chrom  115,  89. 

Chromsäure,  Guajaktinctnr  ei  n 
Reagens  darauf,  nach  H.  Schiff 

113,  72. 

Chromsaures   Kali,   Ursache 

einer  Vergiftung,  nach  Neese 

113,  218. 
Chrysophansäure,   von   Püz 

116,  266. 
Cimicinsäure,  nach  L,Öarius 

115,  69. 

Ci n  ch  0 n i  n ,  UeberfUhrung  dess. 

in   eine   dem   Chinin   isomere 

Base,  nach  Strecker    115,  169. 

Citronenholz,    von    Göppert 

113,  40. 
Citronen  säure  in  den  Runkel- 
rüben, nach  Schröder  1 13, 246. 

—  Umwandlungsproducte  ders. 
durch  Gährung,  nach  Phipson 

115,  70. 

Citronensaurer  Kalk  liefert 

bei  der  Gährung  buttersauren 

und   essigsauren   Kalk,    nach 

Personne  113,  242. 

Cocoholz,  von  Göpper^  1 13, 42* 

Cocosholz,  v.Göppert  113,42. 


[■*■■"■' 


ff'-"  ■ 


i'>  .■' 


i.'.i'.!'-' 


r*  ':''\ 


£«< 


K*^.' 


ai''  li  •  * 

>■  ■ 


302 


Register, 


Columbit,  Analyse  dess.,  nach 
H,  Rose  .  113,  135. 

C  0  n  d  0  r  i  h  0 1  z ,    von    Göppert 

113»  42. 
Co  nun,  YOTk  L.F,Bley  114^  97. 
—  Darstellung  dess.^  von  0.  Barth 

113,  15. 
Co  pal,  über  die  warzige  Ober- 
fläche desselben,  nach  Gbppert 

115,  53. 
Coton    antinicotique,    von' 
Ferrier  113,  182. 

C  u  b  e b  e  n,  Verfälschung  derselb. 

115,  83. 
Cyanquecksilber-  Acetoni- 
tril,  nach  0.  i?e««6    114,271. 
Cyansulfid,    nach    F,  Linne- 
mann  114,  270. 

Cyanverbindungen,  Darstel- 
lung ders.  mittelst  des  Stick- 
gases, der  atmbsph.  Luft,  nach 
MarguerUe   und  de  Sourdeväl 

113,  174. 
Cypressenholz,    von   Gt^ppert 

113,  36. 

Czigelkaer  Mineralwasser,  ana- 

lysirt  von  E,  von  Kovacs    116, 

178. 


Dammarharzbaum      116,  82. 

Dampfkessel,  Fett  eine  Ur- 
sache ihrer  Zerstörung,  nach 
BoUey  114,  66. 

Danielische  ßatterie,  Ver- 
besserung  ders.,    von    Strache 

113,  51. 

Desinficiren  brandiger,  fauli- 
ger Wunden  durch  Blauholz- 
extract,  nach  Desmatis  114,  63. 

Desinfectionsmittel,  tiber- 
mangans.  Alkalien,  nacn  Condy 

114,  251. 

Dextrin  reducirt  die  Kupfer- 
lÖsung,  nach  Kemper  115,  250. 

Dhurmsalla,  Aerolith  von,  Ana- 
lyse von  Jackson         113,  136. 

Diäthylamin,  salzsaures,  Ein- 
wirkung von  salpetrigs.  Kali 
auf    dasselbe,    nach    Geuther 

116,  14. 

Diamanten  künstlich  darzu- 
stellen (?),  nach  Gannal     114, 

174. 

Dicyandiamid,  nach  J.Haag 

115,  55. 


Diglycolamidsäure  und  Tri- 

—  giycolamidsäure ,   nach  Heintz 

115,  6ö. 

Dimethylencarbon-Aethy- 
leuäthernatron,  nach  Geu- 
tker  116,  104. 

Dinitronaphthalin-Farben, 
nach  Troos^  115,  78. 

Dinten  der  Alten,  von  Lande- 
ner  113,  125. 

D  i  n  t  e ,  braune,  von  Ihlo  1 1 3,  34. 

Doberaner  Stahlquelle,  analy- 
sirt  von  Fr.  Schulze    116,  176. 

Drahtgewebe  zur  Verhütung 
der  Entzündung  von  Alkohol- 
dämpfen, nach  Suvmay  1 13,  77. 

Dulcit,  identisch  mit  Melamr 
pyrin,  nach  L,  GUmer  1 15, 165. 

—  Löslichkeit  dess.,  nach  Gilmer, 
Erlenmeyer  u.  WanJ^yn  1 1 3,  28. 

Dung  er  aus  Seemuscheln,  aua- 
lysirt  von  E.  Harms  116,  143. 

Düngung  mit  Granit     114,  74. 

DürkheimerSoole,  nach  Bus- 
sen'« Analysen  114,  275. 

Ebenholz,    von  Göppert     113, 

38.  .39.  43. 
Egestorffshaller   Soolquelle, 

analys.  v.  E.  Lenssen  116,176. 
Eichenholz,   nordamerik.,  von 

Göppert  113,  37. 

Eis,  spec.  Gew.  dess.,  nach  Lhi- 

four  116,  271. 

Eisen,  Cementation  dess.,  nach 

Caron  113,  165. 

—  Schwefelungsstufen  dess.,  nach 
Bammelsberg  115,  M. 

—  Verhalten  dess.  zu  kohlenti. 
Wasser,  nach  von  Hauer   113, 

139. 

—  zerlegt  das  Wasser  bei  Gegen- 
wart von  Kohlensäure,  nach 
Sarzeau  113,  139. 

Eisenammonium,    nach    H. 

Mei4vnger  114,  254. 

Eisengehalt    der   Asche    von 

Trapa  natans,  uach  Gorup-Be- 

sanez  113,  95. 

Eisen  holz,  von  Göppert    113, 

41.  42.  44. 
Eisenoxyd,    pyrophosphorsau- 

res  Natron-,  nach  l^ras-  116, 

2«3. 


Regüter, 


303 


Eisenoxydi    Verbindung    mit 

Magnesia,  nach  K.Kraut  1  \^,  36. 
Eieenwaaren,    Firniss  gegen 

Rost,  uaeh  Conte  116,  83. 

Eisen  Wasserstoff,  TOLQ^hWank^ 

lyn  n.  Carius  113,  72. 

Elayljodür  mit Einfach-Qhlor- 

jod^  nach  Geuiher  114,  269. 
Elemente,  Atomvolum  u. spec. 

Wärme   derselbe,   von  Weikart 

113,  47. 
Entfu seiung  des  Branntweins, 

nach  Reyhtr  114,  70. 

E  r  y  t  h  r  i  t ,    Constitution    dess., 

von  V.  de  Luynea  113,  31. 
Eschenholz,   ungarisches,  von 

Göppert  113,  38. 

Essigäther,   Zersetzung  durch 

Alkalien,   nach  Berihdot  und 

Fleurieu  115,  61. 

Essigsäure,    Erklärung  ihres 

Verhaltens    beim   Verdünnen 

mit  Wasser,  von  H.  Drummer 

116,  131. 

—  ein  Gährungsproduct  des 
schleimsauren  Kalks,  nach  22«- 
gauU  113,  241. 

—  Prüfung  ders.  auf  Empyreuma, 
nach  Lightfoot  113,  177. 

—  Untersuchungen  über  dies., 
von  A.  Geuther  116,  07. 

Essigsaures  Ammoniak,  nach 
KratU  116,  38. 

Euphorbium,  Stammpflanze  d. 
officinellen  ist  Euphorbia  resi- 
nifera  Berg  116,  211. 

Eipo tische  Hölzer,  von  Göp- 
pert 113,  35. 

Explosion  von  Dampfkesseln 
durch  Fett  verursacht,  nach 
BoUey  114,  66. 

Extracte,  Vorkom men  von  Sal- 
zen u.  kryst.  Sto£Pen  in  dens., 
nach  H,  Ludmg         115,  166. 

F. 

Fabrikation  von  Salpeter,  Sei- 
gnettesalz,  ehem.  reinem  Wein- 
stein, Weinsäure,  schwefeis. 
Kali  U.Natron  in  Einer  Folge, 
nach  Guido  Schnitzer  115,266. 

Färbung  der  Banknoten,  nach 
Lemderer  116,  145. 

Fa  r  b  e  zum  Bezeichnen  von  Fäs- 
sern, Kisten  114,  73. 

—  des  Wassers  114,  76. 


Faulige,  brandige  Wunden  durch 
Blauholzextract  zu  desinficiren^ 
nach  Desmatis  114,  63. 

Fenchelöl,  nach  Kraut  und 
Sc^rni  116,  25. 

Fernambukholz,  yonGöppert 

113,  42.' 
Ferrum    laoticum,    vortheil- 

hafte  Darstellung  dess.,  von 
Gerves  113,  lO;i. 

Fette  vermindern  die  Lösiich- 
keit  der  arsenigen  Säure,  nach 
Blondlot  113,  84. 

Fettflecken  zu  entfernen  durch 
Benzolmagnesia,   nach  Hirzel 

114,  71. 
Fette   Oele,    mit  Rüböl   ver- 
fälscht,  Entdeckung,   nach  F. 
Schneider   *                   114,  64. 

—  Stoffe  im  Dampfkessel  die 
Ursache  von  Explosionen,  nach 
BoUey  114,  66. 

Ficatinholz,    von    Göppert 

113,  43. 

Filtrirpapier,  schwed.,  Chlor- 
gehalt desselb.,  nach  Wittstein 

116,  81. 

Firniss  för  Eisen-  und  Stahl- 
waaren  gegen  Bost,  nach  Conte 

116,  83. 

Fleisch,  phosphor. Leuchten  des- 
selb., nach  W.  Hankel  114,  65. 

Fliegenvertilgung     114,  69. 

Fluor  in  der  Asche  von  Lyco- 
podium  clavatum,  nach  Fürst 
Sahn-Horstmar  114.  63. 

Fluorescenz  von  Pflanzen- Aus- 
zügen, nach  Greise      113,  257. 

Fluorescirende  Stoffe  der 
Rosskastanienrinde,  nach  Stö- 
kes  .  113,  257. 

Fluorzirkonium -Verbin  dün- 
gen, nach  Marignac  113,159. 

Frankenhausener  Soolquelle, 
analysirt    von    Ä,  Kromayer 

114,219. 

Franzosenholz,   von  Göppert 

113,40. 

Frauenberg,  Quellwässer  (bei 
Sondershausen),  analysirt  von 
H.  Ludwig  1 1 6,  1 . 

Fürsten briinnen,  Wasser,  ana- 
lysirt von  H.Ludwig  115,  200. 

Fussböden- Anstrich  114,  70. 

Fu  SS  bö  den,  Leinölanstrich  der- 
selb.,  usLdhAmmermiiUer  1 16,B4. 


Register. 


OähruDg,  DAchPaefeur  110,04. 

—  alkoliolische,    nach   htvnge 

113,  fll. 

Oalbanum,  an^lys.  von  AfSs- 
m»-  113,  179. 

Gase,  ans  lebenden  Pflansea 
ansgebancht,  enthalten  auch 
Kohtenoxjdgaa,  nach  Boumin- 
gaidt  116,  9S. 

—  Wirkung  det  Gefäaswandun- 
gea  anf  dieeelb.,  nach  DeviUe 

ll3j  53. 

Gefrieren  des  Wassers  reinigt 

das  letztere,  nach.Äo6inei  113, 

137. 


enthülsen,  nach  Üietnoinf.  116,78. 
Genächee,  ofGcinelle,  des  bot. 

Gartena  zu  Breslau,  nach  Göp- 

perl  114,  12«. 

Gichtknoten,    analys.  tob  W. 

Pfeffer  113,  120. 

Giftige  Schlangen  im  Orient, 

von  Landerer  113,  45. 

Gtaenr  für  Ofenkacheln  116, 11. 
Glono'in,  Darstellung dees.,  von 

O.  Barth  113,  18. 

Gl^cerin,   Verhalten   deee.   zu 

der  Arsenaäure,  nach  H.  Schiff 

114,261. 

Glycerin«albe,  nach  Wagner 

113,  242. 

—  uachDe^out  113,  243. 

Olycerinsäure,  Umvrandinng 

ders.    in   Acrylaaure,    nach   F. 

BeOaUin  115,  67. 

GlTColamid,  nach  HeitUi  115. 
06. 


ladillhoU, 


GSppert 
113,  42. 

Granit  als  Dünger  114,  74. 

Graphitartige  Verbindung  im 

Roheisen,  nach  Ca^ert  113,70. 
GriesholE,TOnGepj)er«  11^42. 
Guajakbarz,  Bestandtheiledes- 

aelben,  nat^Baddich  115,107. 
GnajakharEsänre  nnd  Pjro- 

g^iajacin,  nach  HlasiweU   113, 


Guajaktinctür,    „ 

anfChromaänre,  nacbfi.^cAi^ 

113.  72. 

Guano,  p^ruaniacber     114,  75. 


^ummiarten,   Zi 

den.,  nach  fVänt 

äuBseiBenn.  Stal 


Caron,  .fVAny,  Z/t 
ekand  ete. 
SuBBitahl,  indisc 


Haarballen  bub 
men  der  Wieder 
n.  Hoffmaim 

Hämatoidin,  Ideo 
lifulvin,  nach  Afo 


VoOiard 
Heldrunger  Soolc 

Ivsirt  von  L.  F.  i 

Bley 
Heringslake,  ans 

rardin  u.  MartAa) 
Herzbeutel  -Wa 

Flüssigkeit  von  ei 

analjB.  voaLaaäei 
Heteiomorphie    ( 

nach  Bamtndaberg 
Heu  schrecken  ban 

GSpperl 
Hexylen  ans  Melai 

Eiienmeyer  n.  Wo» 


HoffecheEMalsex 
IjBe  von  Ruciww 

HoffBcbe  MftlEF 
nadi  Wiagtän 

Holzkitt 


Register. 


305 


Holzkohle,    neue  Eigenschaf- 
ten ders.,  nach  MiUxm  113, 153. 
Hölzer,  ausländische,  von  (?Öp- 
»peH  113,  35. 

H 1  ppu  r  s  äu  r  e,  nach  Bence  Jones 

115,  258. 
Hydantoin,    nach  A.  Baeyer 

115,  257. 

I  und  Jl* 

Jacarandenholz,  von  Göp- 
pert  113,  38. 

Jalappenknollen  auf  Harz- 
gehalt zu  prüfen,  nach  Schacht 

114,  124. 

Jenaer  Quell wasser,  analysirt 
von  Kromayer  115,  193. 

Indianischer  Wasserkrug, 
Sarracenia  purpurea,  nach  O. 
Berg  114,  245. 

Industrie-Ausstellung,  bra- 
silian.,  nach  PeckoU   115,  145. 

Infusionsthierchen,  Fortpflan- 
zung derselben,  n&ch  Batbiani 

116^  182. 
Infusum  sennae  compos.,  Auf- 
bewahrung   dess.   in    flltrirter 
Luft,  nach  Dusch  u.  Schröder 

113,  83. 
Jod  115,  89. 

—  in  Menyanthes  trifol.,  nach 
Denzel  116,  266. 

—  Auflösung  dess.,  nach  0.  Hesse 

114,  169. 

—  benzoesaures,  Zersetzung  des- 
selben,   nach   Schützenberger 

113,  78. 

—  Verhalten  dess.  'gegen  Zwei- 
fach -  Schwefelzinn,  nach  B. 
Schneider  113,  169. 

—  und  weisser  Präcipitat,  nach 
Schwarzenbach  113,  172. 

—  Zubereitung  des  Stärkemehls 
als  Reagens  darauf,  nach  B4' 
champ  114,  169. 

Jodätbyl  u.  Einfach -Chlorjod, 

nach  Öeuther  114,  269. 

Jodamylum,  Entfärbung  dess., 

nach  £emper  115,  252. 

Jodantimon  u.  dessen  Isomor- 

phie  mit  Jodwismuth,  nach  B. 

Schneider  113,  168. 

Jodgewinnung,  nsich. Schwarz 

113,  151. 

—  nach  Lachg  113,  151. 


Jodkalium,  Darstellung  mit- 
telst 'Jodpho&phors  u.  schwe- 
felsauren Kalis,  nach  Petten- 
kofer  ^  113,  152. 

Jodkalium  klei  st  er,  empfind- 
liches Reagens  auf  Salpeter- 
säure u.  salpetrige  Säure,  nach 
Sch'önbein  113,  61,  63. 

Jodlithium,  Darstellung,  nach 
J.  V.  Liebig  113,  155. 

Jodpropionsäure,  nach  Beü- 
stein  115,  67. 

J  0  d  s  a  u  r.  Natron  -  Bromnatriuop ^ 
analysirt    von    Bammelsberg 

113.  14. 

Jodsilber,  Lösli chkeitsvernält- 
nisse,  nach  F,  Fidd  114,  266. 

Jodwasserstoffsäure,  Dar- 
stellung, nach  Biekher  1 1 4, 168. 

Jodwismuth,  Doppelsalze  des- 
selb,,  nach  Linau       113,  167. 

Johannisbader  Sprudel,  Ana- 
lyse von  Bedtenhacher  1 1 4, 274. 

Johannisbeersyrup,  Färbung 
dess.,  nach  Gatdtier  de  Clavbry 

116,  178. 

Ipecacuanha,  Untersuchung 
ders.,  von  H,  Beich    113,  193. 

Iri-bia-branca-HolzausBra- 
silieu,  von  Göppert      113,  43. 

Iridium,  nach  H.  St.  Öl.  De- 
viUe  u.  Debray  114,  13. 

Isodiglycol-Aethylensäure, 
nach  Barth  u.  Hlasiwetz    113, 

185. 

14. 

Kaliumeisenkupfercyanür, 
nach Jl/ii/^cr  u.Wonfor  115,58. 

Kaliümhyperoxyd,  nach  V. 
Harcourt  116,  241. 

Kaliumplatincyanür,    Wir- 
kung auf  den  thierischen  Or 
ganismns,  nach  Schwarzenbach 

115,  262. 

Kalk,  kohlens.,  im  Trinkwasser 
der  Gesundheit  nicht  zuträg- 
lich,  nach   Grimaud  de  Caux 

114,  250. 

Kamala,  analysirt  von  J.Erd- 
mann  114,  239. 

Kawawurzel,  analys.  von  Cu- 
zent   •  115,  83. 

Kesselstein,  Mittel  zur  Ver- 
hütung desselb.,  nach  Bischof 
1 1 6,  1 66 ;  n.  Sauerwein  1 1 6, 1 68. 


Register, 


h 


KieBslBÜnre  durch  Dialjs«, 
nach  Chvrch  116,262. 

—  Entfernung  derselb.  aoa  der 
Pottasche,  nach  Eieckher  113, 

154. 
Kitt  für  Hole  etc.  114,  70. 

—  für  StubenÖfen,  nach  Creue- 
berg  114,  72. 

Kleider,  unverbreuDliche, nach 
L.  C.  Marquardt  113,  00. 

KleiBter  für  Tapeten  u.  ihre 
Papierunterlage,    nach    Loeffz 


Kobaltgetb, 
Kobaltnickel 

meü^erg 


11' 

i.Haya  Wfi,  74. 

lies,  nachÄom- 

114  254. 

oiyd, Verhalten 

deas.   gegen  neutrales  achwef- 

ligaaurea  Natron,  Kali  u.  Am- 

moniak,  nach  Gealher  116,  18. 

Kobellit,     iaach     RmttmelAerg 

114,255. 

Kochsalzgewinnung  ausSalz- 

mutterlaugen,    nacn    SiUo 

1  IS,  269. 

Königschinariade  auf  Alka- 

loidgehalt     ta     prüfen,     nach 

Schacht  114,122. 

Köuigabolz,  v.G6pperflI3,43. 

KornährenboU,  von  Göpperl 

113,  43. 

Kohlenkalk  -  Petrefacten 

0  berech  leg  iena,  nach  G. 


tätaraths  und  Ho 
Le  Rot 
Kreatinin,  nach 

Rreoaot,Farbsto£ 

Kolbe  u.  Schmitt 

—  rerdicktea,  nach 

nach  Martin 

Kreunbeerenpig 

BoUey 
Kröte,    die  scharf 

in  den  Driiaen   d 

-rop7pulY. 


Koblei 
selb. 


116,  ■ 


113,  55. 


—  Eigenschaften  der  flÜBsie^" 
nach  G.Gore  114,  174. 

—  directe  Umwandlung  ders.  in 
Ameisenaäui-e,  nach  Kolbe  u, 
Schmitt  113,  175. 

Kohtenaäure  bestimm  uDg, 
nach  Strolha 


Koh 


Kali, 


1  Bohlig  und  Roth  in  Eiae- 

nach  115,  06. 

Ko  hl  enwasseratoff  eaus  Stein- 

kohlentheer,  nach  Schortemmer 

115,  73. 

Korallenbolz,    von    GSpperl 

113,  42. 

Kräuterliqueur  ron  Daiädtx 

11«,  274. 

Kräuterpulver  des  Geheini- 

raittel-Fabrikanten  Ober-äani- 


Kupfercblorid  zi 
tung',  nach  Laun 

KnpferlösoDg  wii 
tnn   reducirt,    nt 

Knpferoi;d-Ani: 

Seide,  nach  Ozon 

Kupferoxjdnl,  i 


Lackmuspräpara 

nach  Vogel 
Lait  antepbeliq 

von  WitUtein 
Leberthran,  Dea 

ParfUmirung  desE 

—  seinen  üblen  G 
benehmen,  nach  h 

—  mit  Magnesia  u 
wird  beaaer  asaim 

Ledum   palustre 

nach  FriSide 
Leicbtflüasigea 
Wood 
imsorten,  nacl 


nholz, 


Register* 


307 


Leuchtgas,  Gehalt  desaelb.  an 
Schwefelkohlenstoff       113,  96. 

Leu  chts  to  f  f  e,  Darstellung  der- 
selben, nach  Dvüo       113,  88. 

Lignum  nephriticum,  von 
Göppert  113,  42. 

—  B&n  ctum^Y,  Göppert  113,40. 

Ligustrum  vulgare,  die  Rinde 
deseelb.  enthält  Syringin,  von 
Kromayer  113,  .19. 

Liquor  ammonii  caustici,  Dar- 
stellung nach  Fresenius     116, 

233,  271. 

Lithion  im  Meteorstein  von 
Juvenas  u.  Parnellee,  nach  Bun- 
sen  113,  155. 

Lithiumchlorid  im  Thermal- 
wasser  von  Baden*  Baden,  nach 
Buitsen  113,  155. 

Lithium  Jodid,    Darstellung, 
nach  J.  V,  Liebig        113,  155. 

Locustholz,  V.  Göppert  113, 42. 

Lopezwurzel,  analysirt  von 
Schnitzer  116,  91. 

Luftgehalt  der  Wässer,  nach 
Lefort  116,  148. 

Luftholz,   von  Göppert      113. 

42,  43. 

Lycopodium  clavatum  ent- 
hält Fluor  in  seiner  Asche, 
nach  Fürst   Sakn  -  Horstmar 

114,  63. 


Mahagoniholz,   von   Göppert 

113,  40,  41. 
Malzext ract,  Höfisches,   anal. 

von  Flückiger  113,  87. 

Malzpräparate,  Hoffsche,  anal. 

von  Wittstein  116,  77. 

Magnesia^  äpfelsaure,  imEztr. 

cardui  bened.,,  nach  Frickhin- 

ger  115,  165. 

—  und  Benzol  zur  Entfernung 
von  Fettflecken,   nach  Hirzd 

114^71. 

—  usta  befördert  die  Assimi- 
lation des  Leberthrans,  nach 
Dawnecy  114,  65. 

—  verbindet  sich  mit  Eisenoxyd, 
nach  Kraut  116,  36. 

Magnesiasalze,  Wirkung  von 
doppelt-kohlens.  Ammoniak  auf 
dies.,  nach  Divers       114,  250. 

Magnesit  115,. 91. 


Mangan  in  der  Asche  von  Trapa 
natans ,    ti  ach    Gorup  -  Bestmez 

113,  95. 
Mangroveholz,    von  Göppert 

113,  39. 
Manna  vom  Sinai  u.  von  Kur- 
distan, nach  Berthelot  115,  81. 
Manuit,  Umwandlunjg  dess.  in 
•     Traubensänre,    nach    Gartet 

113,  246. 

Mannitsäure,  nach  Gorup-Be- 

sanez  113,  242. 

Marantastärke,  Prüfung ders. 

aufKartofiPel-  u.  Weizenstärke, 

von  J.F.AIbers  113,  210. 

Marrubiin,   Darstellung  nach 

.Ed,  Hqirms  116,  141. 

Mäuse  Vertilgung         114,  69. 

Meerschwämme^   Zucht  ders., 

nach  Lamiral  tl6,  270. 

Melampyrin,  Constitution des- 

selb.,  n.  Erlenmeyer  yx,Wanldyn 

113,  25. 

—  identisch  mit  Diilcit,  nach  L, 
Gilmer  116,  165. 

M  e  1  i  n  u.  Meletin,  nach  W.  Stein 

116,  54. 

Mennigekitt  ist  in  Bleiche- 
reien zu  meiden,  nach  Persoz 

116,  84. 

Menthacamphor,  nachO^en- 
heim  113,  180. 

Mentha-Oel,  sog.  festes,  nach 
Gvrup-Besanez  113,  180. 

Menyanthes  trifoliata,  Jod- 
gehalt, nach  Denzd    116,  266. 

Metall,  ein  neues  im  Platin 
von  Rogue  River  (Oregon),  nach 
Chandler  114,  267. 

—  leichtflüssiges,  von  Wood  114, 

263. 

Metalle,   Heteromorphie  ders., 

nach  Bammelsberg      116,  201. 

Metastyrol,  nach  Kowalewsky 

113,  182. 

Meteorit  von  Alessandria,  nach 

Schrauf  116,  263. 

Meteorstein  von  Bachmut,  v. 

Wöhler  analys.  1 1 4,  252. 

Meteorsteinfall  im  Kaukasus 

114,252. 
Methion säure,  nach  A,  Stre- 
cker 115,  58. 
Milch,  Prüfung  auf  ihren  Han- 
delswerth,  nach  G,Hoyermann 

116,  127. 


RegitUr. 


I 


808 

Milchprdfnng,  lutch  SdUUti' 
kamp  tlB,  120. 

—  nach  C  G.Wütatein  114,  227. 

—  115,  2n. 

Mineralien,  Stickstoff  u.  orga- 
DiBcbe  Snbstanzea  in  denselb., 
nacb  JMe^K  113,  AS. 

Miner4lolfabrikation,Wie. 

dei^emnnunK  der  Säuren  nnd 

Al&lien   die  dabei  zm  Rerei- 

tuDg    dienten,    nach    PenUz 

116,  88. 

MmeralnaBBer  vonSt.Acfaaz 
bei  Wasserburg  am  Inn,  anal. 
TOn  WMgUm  l.lfi,  177. 

—  von  Cngelka  in  Ungarn,  anal, 
von  E  V   Kovaca         1)6,  HA. 

—  von  E«8en,  analyi.  von  Kem- 
per  113,9. 

—  zu  Wildnngen,  analye.  von  M. 
Frfsemus  116,  171. 

Mohnöl  im  Mandelöl  u.  Oliven- 
öl nachzuweisen  116,  86. 
Morin     voa  Wagner     116,266. 

—  u  Monnger)Mäore,nachi>eI^(i 
u   Wagner  115,  80. 

—  a    Qnercetin,  nach  Hlariuietss 

113,  255. 

Horphinm  in  Uixikolog. BeziC' 

hnng   nach  Lefort        in,  84. 

—  verdeckt  die  Strychninreac- 
tion    nach  J.  Reese.     115,  264. 

Morsuli  Zingiberis  116,  274. 
M  0  s  eh  n  B    neue  Sorte  dess,,  nach 

Bfrg  114,  242. 

Mottentinctur,    chinesische 

11H.  Ol. 

Murexid    nach  Broun  tx.  Broo- 

mami  113,256. 

de,    AbEtammiing, 

nAehSchimpera-Bnchner,  Ana- 

Ivae  von  3»irf  1 14,  63. 

—  von     \lbi2zia    anthelminticn 

115,  87. 

Mutterkorn,  Chemisches  über 

dasf^     vor>  E.  lAidwig   114,19-1. 

—  mikroskop.  Uutersucoung  dess., 
von  Gonnermann  114,  106. 

Mutterlauge  der  Frankenhaa- 
eener  Soolqnelle,  analys.  von 
A    Kromayer  114,  219. 

N. 
Naphtflamin,  violetter  Farb- 
stoff daraus,  nach  Da  Wiiäeg, 
HS,  79. 


Mu 


Natriumhyperoi 

BarBoart 
Natron,  phoaphors 

dess.,  nach  N.  N 

Natronlange,  Dar 

Eahlmann  ■ 
Natronqueile   vo 

analjs.  v.  R.  JVewi 
Natronseen    Aegj 

WiOnu 
Natrum    carbon: 
aus    käuflich  er 
W.  Linau 
Natrnm    h^pof 

Bum,  nach  Hagei 
NilBchlamm,     Bil 

nach  Mihidin 


rite 


.   Si 


sich  in  die  Aminb 

i>rechenden  Alko 
ein,  nach  0.  Mend 


4itronaphthalia 
min  nnd  gefärb 
ders.,   nach  Ron» 


Nymphenbolz, 
von  GSppeH 


Oelbanmholz,  vc 

Oele,   ätherische, 
gen  ders.,  nach  B 

Oele,  fette,  Verföl 
mit  RQböl,  Butdi 
nach  Fr.  Schneidi 

OenaDthsSureiet 
ein  Gomisch  von 
nnd  Caprylsäure 

Ofen,  KaiWbad, 
AmsEonenquelle  u 
qaelle,  von  PM 

Ofenkacheln-Gla 

Ofenkitt,    nact 

Officinelle  Oewi 
O&ppert 


Register, 


309 


Ol.  Jecoris  Aselli,  Deeinfeo- 
tion  dess.,  nach  Jeanel  1 1 3, 84. 

—  RiciDi,  ParfSmiruDg  dess., 
nach  Jeanel  113,  84. 

Opium,  französisches,  nach  Gut- 
bourt  116,  264. 

—  garantirtes  (10  Proc.  Morphin 
enth.),  von  Eiedel       116,  268. 

—  persisches,  nach  Jieveü  1 13, 81 . 
Opiam Prüfung,  naich  ScJiacht 

114,  119. 
Opodeldoc,    nach   Frederking 

116,  274. 
Orangenblüthwasser,    Auf- 
bewahrung,   nach   Ouülermont 

113,  79. 
Orangen  holz,    von     Göppert 

113,  40. 
Organische  Substanzen  in  den 

Brunnenwäsem,  von  A.  Vogel 

116,  165. 
in   Mineralien,   nach  De- 

lesse  113,  68. 

Osiniridium,   nach  DeviUe  u. 

Debray  114,26. 

Osmium,  nach  Deviüe  u.  Debray 

114,  23. 
Oxalsäure,   Zersetzung  durch 

Sonnenlicht,  nach  W,  Seekamp 

115,  65. 
Oz  aminsäure,  nach  Toussaint 

115,  65. 
Oxygenirtes  Wasser,    Dar- 
stellung   dess.,    von     Duprey 

116,  233. 

Ozongehalt  der atmosph. Luft, 

von  C  Begemann  113,  1. 

Palladium,  nach  DeviUe  und 

Debray  114,  21. 

Palmenholz,   von    Göppert 

113,  36. 
Palmiraholz,  v.Ge^jpern  13,43. 
Pauacocdholz,   von  Göppert 

113,42. 
Paracarthamin,    nach  Stein 

116,  68. 
Paraguay-Thee,  nach  Stahl- 

Schmidt  115,86. 

—  Gehalt  dess.  an  The'in,  nach 
Stahlschmidt  115,  170. 

Paraffin,  Anwendung,,  nach 
Ä,  Vogel  ri6,  87. 

Passatstaub,  analys.  v.  f^ren- 
berg  114,  251. 


Pergamentpapier,    mittelst 
Chlorzink,  nach  Taylor  113, 89. 
Peru-Guano,    nach    Liebig 

114,  75. 

—  nach  Malagtäi  114,  75. 
Petrefacten    im    Kohlenkalk 

Oberschlesiens,  nach  C.  v.  Al- 
bert 115,  46. 

Pferdefleischholz,  vonGöp- 
pert  113,  39. 

Pfirsischblätterwasser,  nach 
Reinsch  115,  57. 

Pflauzenbasen  115,  91. 

Pflanzen  färben,  Reactionen 
ders.,  nach  GaaUier  de  CUmbry 

116,  178. 

Pflanzen  gelb,  Bemerkungen 
darüber,  v.  H.  Ludwig  1 1 3, 256. 

Pflanzenwachsthum  u.  Wan- 
derung der  Pflanzen  116,  220. 

Pflanzenzonen,  nach  A,  von 
Humboldt  116,  216. 

Pharmacopoea  germanica, 
über  die  Abfassung  einer  sol- 
chen, Ansichten  von  E.  F.  Bley 
und  7%.  Geiseler  115,  97. 

Phenyl,  nach  Fiäig    113,  178. 

Phosphorchlorid,  nach  H, 
Müller  114,  83. 

Phosphorisclies  Leuchten  des 
Fleisches,  n.W.Hankel  114,65. 

Phosphoroxychlorid,    seine 
Wirkung  auf  die  trocknen  Salze 
einbasischer  organischer   Säu-< 
ren,  nach  Geuther         115,  64. 

Phosphoroxyd,  nach  Landerer 

116,  200. 

Phosphorsäure,,  quantit.  Be- 
stimmung ders.,   nach  Girard 

114,  173. 
Phosphors.   Kalk,    krystalli- 

nisoher,    nach    Bence  Jones 

115,  260. 

—  Natron,  Löslichkeit  dess., 
nach  N.  Neese  in  Kiew  1 1 3, 212. 
nach  Wittstein  115,  43. 

—  Wisrauthoxyd,  nach  Kraut 

116,  37. 

Phosphorsulfochlorid,  Dar- 
stellung dess.  116,  240. 

Phosphorverbindungen  in 
der  Luft,  nach  Barral  1 13, 148. 

Pikrinsäure,  nach  Carey  Lea 

115,  76. 
Pinacolin,    nach    E.  Fittig 

115,  64. 


310 


RegUter. 


Pl&lin  und  «eine  Begleiter,  tou 
H.  St.  Cl.  DeviUe  und  Debray, 
Auszug  ihrer  Abhaodl.  von  H. 
Ludwig  114,  I. 

—  VOD  Kogue  River  (Oregon) 
enthält  ein  neues  Metall,  nach 
ChafuBer  114,  287. 

Platinmetalle,    von  Claus 

113,  135. 

PlatinrUokstrindc,     AnRl;se 

nach  BeviUe  u.  Debray  1 1 4, 30. 
Platinüberzug  von  Porceltan- 

gefässen,  »ach  S2mer  114,  6J. 
Pockholi,  von  GüppeH  113,40. 
PomeranzenblütuenwaBaer, 

nneh  Guülermora  113,  70. 

PorcelUngefÜB^a  mit  Platin- 

nbersug,  nach  lüsner    114,  117. 

J'orcelUnschalen    zu    kitten 

116,  70. 

Fortland-Cement       IIB.  «9. 

Preisfrage  derHagen-Bucholz- 

Bcben  Stiftungfur  1862,  Bericht 

über  dieselbe,  von  L.  Blty  «. 

H.  Ludwig  11:),   193. 

Pro  tocatechn  säure,  nach 

Stredcfr  113.  247. 

PyrophoBphorsaureB   Eiaen- 

oiydnatron,  nach  £:«ra« )  10,273. 

•• 

Quecksilber.  volumetr.Btutim- 

taung  desG.,  nach  C.  W.  Hem- 

■     pd  114,  262. 

QueckBilbernachiveiB,  nach 

van  den  Broek  114,  205. 

Quercetin,  kommt  auch  in  den 

Rrentzbeeren  vor,  nach  BoUey 

113,  95. 

—  nach  Hlatitcett,  Pfaundler  u. 
V.  Güm  112,256. 

Quercitrin,  nach  Ztoenger  n. 
Dronke  113.  247. 


114,  «9. 
GVppert 
113,  42. 

Rhabarber  115,  84. 

Rhodium,    nach    Deville   und 

Debray  114,  19. 

RicinuBÖl,   DsTstellnng   desB., 

nach  BotmeviUe  1 13,  82. 

RiCiDUSöl,  Parfümirung  doM., 

nach  Jeattd  113,  84. 

Robinin,  Rutin  und Qnercitrio, 


—  chemische  Natur 
Eammeldierg 

—  enthält  graphitarl 
dufigen,  nach  Calv 

Rohrzucker,  Ümwt 
durch  die  Gähranj 
thelot 

—  UnterBcheidnog 
Traabeosucker  du 
niak.  Bleiessig 

Rosenholz,  brasili 
GSppert 

—  von  Martinique 

—  der  Antillen 
Rosekastanie,    B 

dere.,  nach  Bochled 

rescirende  St«ffe  d< 

Stokee 
Rothholz    von   Ja 

Bimae,  von  GSppe. 
Rothweine,    Bünc 

lusaäuregehalt  den 


—  Geninnung     ans 
nach  Erdmann 

—  Vorkommen  in  Fei 


—  iu  Vegetabilien, 

—  Vorkommet)  in  Pfl 
Grandeau 

~  und  Caesium,  n 
113.  15(t;  Vorkomn 

—  und  Caesium  ii 
nach  Erdmann 

Rubidiumoxjd,  ä 
nach  Longaini 


Ruthenium,    nocl 

Dän-ay 
Ratin,  nach  Zvieng 


Register, 


311 


Sali  ci  n,  im  Biere  nachzuweisen, 
nach  H.  Ludwig  116,  198. 

—  im    Harne,    nach    Landerer 

116,  197. 
Salmiaksublimation,   nach 

Caivert  113,  142. 

Salmiak,  Zersetzung  dess.  durch 

die  Hitze,  nach  Pebal  \  16, 235. 
Salmiakgeistberei  tung, 

nach  Fresenius  116,  2.i3.  271. 
Salpeterbildung,    Theorie 

dere.,  nach  MÜlon  1 13»  145. 
Salpeterfabrikation,    nach 

Guido  Schnitzer  115,266. 

Salpeterprobe,  von  F,  Reich 

115,270. 
Salpetersäure,  empfindlichste 

Reagentien  auf  dieselbe,  nach 

Schönbein  113,  61. 

—  Umwandlung  in  Ammoniak 
durch  Zink,  nach  Franz  Schidze 

113,  64. 

—  Vergiftung  durch  die  Dämpfe 
ders.  116,  233. 

—  Vorkommen  ihrer  Salze  im 
Brannstein,  nach  Devule  und 
Dehray  116,  236. 

—  rauchende,  Darstellung  ders., 
li^zh  Brunner  113,67. 

Salpetersäureäther,    nach 
J.  Persoz  115,  59, 

Salpetersäurebestimmung 
nach  H.  Rose  114,  163. 

—  nach  Franz  Schulze    113,  65. 

Salpetersäuregehalt  der 
atmosph.    Luft,    nach    Clo'€z 

*    113,  60.. 

Salpetersäuregewinnu  ng, 
nach  F.  KuUmann      116,  238. 

Salpetersaures  Ammoniak 
in    thierischen   Flüssigkeiten, 

—  nach  Schönbein  115,  259. 

Salpeteraaur es  Natron,  Ver- 
halten gegen  Braunstein,  nach 
Wöhler  113,  163. 

Salpetrige  S ä u r e ,  bildet  sich 
bei  Einwirkung  von  Kupfer 
auf  Ammoniak  bei  Anwesen- 
heit von  atmosph.  Luft,  nach 
Peligot  114,  166. 

—  —  empfindl.  Reagentien  auf 
dies.,  nach  Schönbein  113,61. 

Salpetrigsänreäther,    nach 

C.  Lea  115,  58. 

Salpetrigsaures  Ammoniak 


bildet  sich  bei  Verbrennungs- 
pro cessen,  naeh-BöY^^fcr  1 1 3, 1 48. 
Salpetrigs.  Ammoniak,  Bil- 
dung  dess.,    nach   Schönbein 

116,  236. 

Salze    und   krystall.   Stoffe    in 

Extracten,    nach    H,  Ludwig 

115,  166. 

Santelholz,  y.Göppert  113,42. 

Santonin,  statt  dess. Strychnin 

abgegeben,   eine  Folge  davon 

die   Vergiftung  eines  Knaben, 

nach  Neese  113,  217. 

Sarkosin,  gleich  Methylamido- 

Essigsäure,  n.Volhard  115,174. 

Sarracenia  purpurea,in(lian. 

Wasserkrug,    nach   O.  Berg 

114,  245. 

Sauerstoff  gas ,    Bereitung 

dess.,  von  De  Luca       113,  52. 

Säuren,  Apparat  zum  Auffinden 

derselben,  von  Pisani'  113, 133. 

—  einbasische,  nach  Ä,  Gmther 

116,  97. 

Säuregehalt  der  Weine,  Be- 
stimmung    dess.,    nach    Pohl 

193,  93. 

Schellack  zu  bleichen  116,  82. 

Schiesspulver,  weisses,  nach 
Hudson  114,  66. 

Schimmelbildung,  Einfiuss 
derselben  auf  die  Erzeugung 
von    Ammoniak,    nach  Jodin 

114,  166. 

Schlamm  des  Nils,  Bildung 
dess.  116,  260. 

Schlangen,  giftige,  im  Orient, 
von  Lander  er  113,  45. 

Schlangenbiss,  nordamerika- 
nische Heilmittel  gegen  dens., 
nach  Maisch  115,  262. 

Seh  langen  holz,   von  Göppert 

113,  43. 
Schleimsaurer  Kalk    liefert 

bei  der  Gährnng  hauptsächlich 
Essigsäure,  nach  RigauU   113, 

241. 
Schmelztiegel  von  Speckstein 

114,  67. 
S  ch  w  ä  m  m  e ,   geblei  chte,    nach 

Artus  115,  87. 

—  Meerscbwämme,  Zucht  ders., 
nach  Lamiral  116,  270. 

S  ch  w  c  f  e  1 ,  Bestimmung  fless.  in 
den  Schwefelkiesen,  nach  Pe- 
louze  114,  171. 


.^ >■.■;■>•.■ 

V  *. "  *    " 

«LX.      ■ 


•il^iV 


ai2 


Register. 


i'*: 


(■/?■  •.   • 


I 


•ff-: 


Schwefel,  neue  Eigenschaften 
desselben,  nach  Dieteenbacker 

114,  ni. 

Schwefelcyanammonium, 
nach  AfO^on  114.  84. 

Schwefelgewinnung  a.Schwe- 
fel-£isen,  -Kupfer,  -Zink  und 
Schwefelcaicium,  nach  J.  Brun- 
faut  113,  75. 

Schwefeleisen  der  Meteoriten, 
nach  RammeUberg        115,  11. 

Schwefelkohlenstoff  im 
Steinkohlenleuchtgase,  nach 
Vogd  u.  A,  W,  Hof  mann  1 1 3, 9«. 

Schwefelmetalle  in  der  Soda 
zu  bestimmen,  nach  Scheurer- 
Kestner  116,  250. 

nach  Lesteüe  116,  250. 

Schwefelsäure,  maassanaly- 
tische Bestimmung  ders., .  nach 
Wüdenstein  116,  230. 

—  Reduction  ders.  zu  Schwefel- 
wasserstoff, nach  Kolhe  1 1 3, 1 53. 

Schwefelsäurefabrikation, 
Krystallbildung  dabei,  von  Ä. 
Rose  113,  68. 

SchwefelsauresChinin,  nach 
Jobat  u.  Hesse  114,  60. 

Schwefelwasser,  Pulver  zur 
schnellen  Bereitung  dess.,  nach 
PouiUet  116,  168. 

Schwefelzinn,  Verhalten  dess. 
gegen  Jod  113,  160. 

Schweflige  Saure  zerfällt  bei 

Gegenwart    von   Wasser    bei 

*200<>C.  in  Schwefelsäure  und 

Schwefel,  nach  Wohler  11 6, 1 78. 

Schwefligsaur.  Natron,  nach 
PoUi  114,  172. 

Schwefligsaure  Salze  (neu- 
trale) in  der  Zuckerfabrikation 
benutzt,  nach  Ai^e;^^  1 16,75. 

Seb  am  in  säure,    nach    Kraut 

116,  40. 

Seemus cheldüuger  der  Grä- 
natguauo-Fabrik  zu  Varel,  ana- 
lysirt  von  E.Harms    116,  143. 

Seide,  Einwirkung  des  Chlor- 
zinks auf  dies.,  nach  J,  Persoz 
Sohn  115,  177. 

—  löst  sich  in  Kupferoxyd-Am- 
moniak, nach  Ozanam  1 15, 177. 

Seignettesalzfabrikation, 
nach  G,  Schnitzer       115,  266. 

Seleuverbindungen,  nachH. 
Uelsmann  114,  172. 


Senföl,  ätherisches,  Bildung  aus 
den  Samen  des  schwarzen  Senfs, 
nach  H.Wiä  u.W.Kihmer  115, 

132,  214. 

Serpentingefässe  zu  kitten, 
nach  Hanstein  116,  70. 

Sesam  öl,  Anwendung  in  der 
Pharm.acie,  nach  MMoth  1 1 4, 64. 

Siccatif  zu  Zinkanstrich,  nach 
Girardin  116,  83. 

Siegellack,    nach    Pottinger 

114,  71. 
Silber,   Chlor-,  Brom-  u.  Jod- 
silber, Löslichkeit  in  gewissen 
Salzlaugen,  n&chField  114, 266, 

Silphium   der  alten  Griechen, 

nsich  Schroff  116,  271. 

Sinapismus    glycerinatus, 

115,  05. 
Si-to-oh-balli-Holz,  v.Göp' 

pert  113,  43. 

Soda,    Fabrikation  kaustischer, 

nach  Fr.  Kuklmann    116,  247. 

nach  Patdi      116,  248. 

Sodabereitung,  nach  W.Gvs' 

sage  116,  248. 

Sodafabrikation  in  England, 

nach  Gossage  116,  271. 

Sola  ni  ein,   nach  A.  Kind  und 

C  Zwenger  115,  171. 

S 0 1  a  n  i  n,  yon.Kromayer  1 1 4, 1 1 3. 
Solanum  Lycopersicum,ana- 

lysirt  von  Enz  W^^  W2. 

Solanum  pseudocapsicum, 

Vergiftung  durch  die  Beeren 

dess.,  nach  Montani   115,  264. 

Sommersprossen,  Mittel  von 
SoJhrig  116,  275. 

—  ein  Pariser  Mittel  gegen  dies., 
analys.  von  Wittstein  113,  116. 

Sondershausener  Quellwas- 
ser,  analysirt  von  H.  Ludwig 

116,  1. 

Sool quelle  von  Egestorffshall, 
analys.  von  E.  Letissen  1 16, 1 76. 

—  von  Frank^nhausen,  Analyse 
von  A.  Kromayer        114,  219. 

—  zu  Heldrungen,  analys.  von 
L.  F.  Bley  und  Gustav  Bley 

115,  1. 

Spartein,  nachilfi22»  116,  270. 

Specif.  Wärme  der  Elemente, 

von  Weickardt  113,  47. 

Speckstein  •  Schmelztiegel 

114,  67. 


■\. 


\ 


f 


Register. 


313 


Spiritus  zu  entfuseln    114,  70. 

—  nitrico  aethereus  zersetzt  sich 
mit  Spir.  sulph.  aeth.  martiat. 

116,  272. 

—  sulph.  aeth.  mart.,  zersetzt  sich 
mit  Spir.  nitrico  aeth.  116,  272. 

Stärke,  qaantitat.  Bestimmung 
derselben,    nach    Drag&ndorff 

115,  159. 

—  in  unreifen  Früchten,  nach 
Paym  115,  160. 

Stärkemehl,  Kleisterbildungs- 
Temperaturen  desselben,  nach 
"Liepmarm  113,  245. 

—  Zubereitung  dess.,  als  Rea- 
gens  auf  Jod,  nach  Bichamp 

114,  169. 

Stahl,   Bohren   dess.,   nach   A. 

Scheden  116,  73. 

—  und  Gusseisen,  Zusammen- 
setzung ders.,  nach  Caron, 
Fremy^     DespretZf    Marchand 

113,  166. 

Stahlqnelle  zu  Doberan,  ana< 

lys.  von  Fr.  SchuUze  116,  176. 

Stahlwaaren,  Fimiss  gegen 
Bost,  nach  Conte  116,  83. 

Stassfurter    Abraurosalz, 

nach  K,  Kraut  116  38. 

nach  Schrader     116,  244. 

Steinkohlfnleuchtgas, 
Schwefelkohlenstoff  in   dems., 
nach     Vogd    und     Hofmann 

113,  96. 

Steinkohlentheer,  Kohlen- 
wasserstoff aus  dems.,  nach 
Sckorlemmer  115,  73. 

Stein  öl,  Derivate  dess.,  nach 
Udsmann  ^  113,  182. 

Steinsalz,  Zersetzung  durch 
Gyps  und  Braunstein,  nach 
NickUe  116,  249. 

Sti  ck  gas  der  atmosph.  Luft,  zur 
Gewinnung  von  Cyan Verbin- 
dungen u.  Ammoniak  benutzt, 
nach  Marguerite  und  Sourdeval 

113,  174. 

Stickoxyd,  auf  Brom  einwir- 
kend, nach  JT.X/ando^  113,  143. 

Stickstoff,  Affinität  zu  den 
Metallen,  nach  G'euther  und 
Briegleb  113,  163. 

—  in  dem  Ackerboden,  nach  J, 
Pierre  113,  129. 

Arch.  d.  Pharm.  CLXVI.  Bds .  3.  Hft 


Stickstoff  u.  Organ.  Stoffe  in 
den  Mineralien,   nach  Deleese 

113,  68. 

—  vermag  Wasserstoff  in  orgau. 
Verbindung  zu  substituircu, 
nach  Peter  Griess       114,  267. 

St  ick  Stoffgehalt  der  Mine- 
ralsubstanzen,   nach    Deleaae 

114,  82. 

—  angeblicher,  des  ßoheisens, 
nach  Rammdsberg        115,  23. 

Stickstoffmagnesium    und 
Affinität  des  nreien  Stickstoffs 
zu  den  Metallen,  nach  Geuther 
u.  Briegleb  113,  163. 

Strontian  u.  Baryt  in  Kalk- 
steinen nachzuweisen,  nach 
Engelbach  114,  249. 

Strychnin-Beactionen,nach 
Beeae  115,  264,  265. 

Strychnin  -  Vergiftung,  in 
Folge  Verwechselung  des  San - 
tonins  mit  Strychnin,  nach 
Neese  113,  217. 

Strychninum  arsenicicum,  von 
Chiappero  115,  94. 

Stubenofenkitt,  ntich  Kreuz- 
berg  114,  72. 

Sublimation    des    Salmiaks, 
nach  Calvert  113,  142. 

Substitution  des  Wasserstoffs 
Organ.  Verbindungen  durch 
Stickstoff,  n.  P.  Grie8S  114, 267. 

Sulfhydrate  des  Glycerins, 
nach  Cariua  115,  62. 

Sulfide  der  Alkoholrad icäle, 
nach  Carius  115,  62. 

—  der  Alkoholradicale  mit  Jo- 
diden ders.,  nach  C.  Linnemann 

115,  62. 
Sulfokohlensäure-Aethyl  - 

äther  und  Sulfokohlensäure- 
Aethylglyooläther,  nach  A.  Hu- 
aemann  115,  60. 

Sulfuride  des  Eisens,  Kupfers, 
Zinks  und  Calcium  zu  ent- 
schwefeln und  den  Schwefel 
zu  gewinnen,  nach  J.  Brun^ 
faut  113,  75. 

Sy ringin,  in  der  Rinde. von 
Ligustrum  vulgare,  von  A.  Kro- 
mayer  113,  19. 

21 


,  V  .,  V-l« 


.       I.    '\* 


RegiMer. 


T. 


,    nach   Rigkini 

110,  260. 

TauriD,QachS^.fo26ell5,  IM. 

Teftk-,   Tik-  oder  Tekabaam- 

holz,  indiacbe  Eicbe,  von  G'öp- 

vvrt  113,  38. 

TEallium,ii.OrO(htM  114,  ISO. 

—  nach  Dumas   und  Lamy  114, 

182.  —  116   253. 

—  Vorkommea,   nach  Kuhlmann 

114,  238. 

—  ein  Begleiter  des  Cäsinma  u. 
RDbidiuma  in  Mineral  wEisaera, 
nach  BSttger  116,  138. 

—  ein  Begleiter  des  Tellnra, 
nach   Werlher  116^  268. 

Thallinm  salze,      organiocb- 

eaure,  nach  P.  Kalümann  Sohn 

116,  266. 

—  ph^sfolog.  Wirkung  dere.,  nach 
Paukt  116,  263. 

Tbe'i'ngehalt  des  Para^uay- 
thcee ,     Dach      Stahlachmidt 

115,  IJO. 
Thierkohle,  Wiederbelebung, 

nach     Leplay     und     Cabinier 
116,  76. 

Thüringer  Flass-  und  QueU- 
wäwer,  analysirt  von  Ä.  Kro- 
mayer,  H.  Lvdviig  und  Hui- 
cArörf(  IIS,  103.  —  116,  1. 

Tinte,  Entfernung  vom  Papier, 
nach  Dtdlo  114,  7;t. 

Titaneisen,    n^eh  St.  Hunt 
114,  253. 

T  o  1  u  o  1 ,  Oiydationsproducte 
dess.,  nach  FiUig       113,  181. 

Trapa  natane,  Analyse  ihrer 

Asche,     von    Gorup-Besanes 

113,  95. 

Traubensäure  aus  Maunit, 
nach  H.  CarUl  113,  247. 

Traubenzucker,  Unter- 
scheidung von  Rohrzucker 
durch  ammoniak.  Bleiessig, 
nach  0.  Schmidt         113,  241. 

Triäthylphoaphinojtyd, 
nach  Pebal  115,  t)3. 

Trianoaperma  fioifolia, 
Untersuchung  der  Wurzel,  von 
7%.  PeckoU  113,  104. 

Triglycolamidsäure,  nach 
Heintt  116,  66. 

Trimethylarain  in  Chenopo- 
dium  Vulvaria,  oaebDeuaignea, 


Äbecheidnng     d 
Wicke  114,  62. 

Trinkwasser,     AnResenbeiE 
von    kohlens.    Kalk   iu    dema. 
der  Gesundheit  nicht  snträg- 
ticb,  nach   Grimtatd   de  Caus: 
114,  250. 

—  von  LefoH  116,   148. 

—  von  Fdix  Boudel      116,. 163. 

—  Organ.  Bestandtb.  dess.,  nach 
A.    Vogü  116,   165. 

Tuffsteinbol    des   Brohlthala, 

nach  Bender  113,  213. 

Tulpenhola,      von      GSppert 

113,  43. 
Tuquiholz   aus   Guyana,    von 
GSppert  113,  43. 

V. 


Ueberchlorsitur 

e,  nach  Eos- 

113,   14U. 

U  e  b  e  r  cb  1 0  r  B  ä 

reäther, 

nach  Roecoe 

115,  «n. 

üeberchlorsaur 

es   EubidioQ 

113,  157. 

Uebermansansanre     Alka- 

114,  251. 

UnterphoBpho 

rigsaur. 

Chinin 

114,  61. 

-  Kalk 

IIS,  U1. 

Unters  alpetersi 

ure,  nacbA. 

Müller 

113,  144. 

nach  Vermnann 


he     Zeuge 
u.    Oppenhrin 


nach  Finck 


V. 


115.  -PI. 


Va  1  er a  1,  Verbiadtragen  dess. 
mit  Säuren,  nach  Fr.  Guthrie 
■a.  H.  Kolbe  115,  68. 

Valeriansäure,  in  Bern  stein - 
säure  flbarfdbrbar,  nach  Phip- 
son  na,  70. 

Vegetation ,  Verauche  von 
Stohmmm,  über  dies.     114,  62. 

VerbrennnngBprocesae  ge- 
ben Veranlassung  zur  Bildung 
von  salpeteraaurem  Ammoniak ; 
nach  Böttger  113,  148. 

Verfälachnng  ätherischer  Oele, 
nach  BoUty  116,  71. 

—  fetter  Oele  mit  RübÖl  m 
entdecken,  nach  Fr.  Sdaietder 


f  ..^ 


Register. 


316 


Vergiftung  durch  chromsaur. 
Kali  113/218. 

—  durch  Strychnin  (wegen  Ver- 
wechselung mitSantonin),  nach 
Neeae  113,  217. 

Vesuv,  letzter  Ausbruch  dess. 
am  8.  Decbr.  1861,  nachGuis- 
cardi,  Palmieri  u.  Ch.  St.  Cl.  De- 
▼nie,    von     C,  Bammelsberg 

113,  223. 
Vierzehnheiligen -Brunnen- 
wasser, analys.  von    H.  Lud- 
wig                              115,202. 

Vivianit,   flach    Rammelsberg 

114,  253. 
Vogelaugenholz,  von    Göp- 

pert  113,  41. 

Volksheilmittel,    orientaL, 

von  Landerer  113,  123. 

W  a  ch's ,  Unterschied  des  Bienen- 
wachses  vom  Pflanzen  wachse, 
nach  Bohineaud  116,  86. 

Wachspapier,  Bereitung  dess., 
nach  Ä.  Bicker  116,  81. 

Wärme,  specif.,  der  Elemente, 
von   Weikardt  113,  47. 

Wärmestrahlen,  Durchgang 
ders.  durch  Gase,  von  Magnus 

118,  50. 
Wäsche,  Bleichen  ders.  durch 
Chlorkalk,    nach    Sauerwein 

116,  239. 

Wässer,    arsenikhaltige,   nach 

Guyon  113,  139. 

-  Gehalt'ders.  an  Kohlen^ure, 
Sauerstoff,  Sickgas  etc.,  nach 
Lefort  116,  148. 

Wasser  der  Quellen  vom  Frau- 
enberge bei  Sondershausen, 
tjkdXye,  yon  H,  Ludwia   116,  1. 

•>-  wirkt  lösend  auf  Blei,  nach 
Calvert  113,  141. 

'—  Beinigung  dess.  durch  das 
Gefrieren,  von  Bobinet  113, 137. 

—  Ursache  seiner  Farbe,  nach 
WiU^ein  114,  76. 

~  Veränderung  dess.  bei  Auf- 
bewahrung in  grossen  Behäl- 
tern, nach  Coste         113,  137. 

Wasser  k  rüg,     indianischer, 
Sarracenia  purpurea,  nach  0. 
Berg  114,  246. 


Wassorstoffeisen,  nach  Ca- 
riua  u.  Wanklyn  113,  72. 

Wasse  rs  tof  f  gasen  twi  eke- 
ln ng   durch  Natrium  gefahr- 
lich, nach  Böttger         113,  53. 

Wassersto'ffhy  per  Oxyd , 
Darstellung,     nach    Duprey 

116,  233. 

Weilbacher   Natronquellen, 
analys.     von  •  JK.     Fresenius 

IH  275. 

W eil b ach,  Natronquelle,  ana- 
lys. von  B,  Freseniics    1 1 6,  1 69. 

Wein,  umgeschlagener,  nach  B^- 
champ  116,  78. 

Weine,  Bestimmung  ihres  Säu- 
regehalts, nach  PoM      113,  93. 

Weinsäure-    und   Weinstein- 

,    fabrikation,  nach  G.  Schnitzer 

115,  266. 
Weisser   Präcipitat    und   Jod, 

nach  Schwarzenbach  113,  172. 
Weizenmehl,  auf  Roggenmehl- 

gehalt  zu  prüfen  115,  95. 

Wildungen,     Mineralwasser, 

analysirt    von    B.  Fresenius 

116.  171. 
Wismuth,  höhere  Oxydations- 
stufen dess.,  nach  C,  Schrader 

113,  74. 
^-  Verunreinigungen   und    Ver- 
fälschung dess.,  nach  Landerer 

116,  199. 

Wismuth  Jodid,     Doppelsalze 

dess.,  nach  Linau.       113,  167. 

Wismuthoxyde,   nach  Schiff 

113,  166. 
Wismuthsäure,     nach    Bö- 

deker  114,  261. 

Wolframsaure  Salze  in  Kry- 
stallen^  nach  Geuther  u.  Fors- 
berg  113,  73. 

Wo  od 's   leichtflüssiges  Metall 

114,  263. 
Wunden,  Desinficiren  fauliger, 

brandiger,     durch     Blauholz- 
exitSLct^naLchDesmatis  114,  63. 


Xanthinsäure  Verbindun- 
gen,  n&i^Maaiwetz    115,  63. 

Zebraholz,  v.  Göppert  113,39. 
Zeuge,     unverbrennlich     zu 


316 


^^•.•. 


Register, 


'4'  = 


y      -" 
'.»;■■'  '■ 


>^/*- 


f  .1 


n       ■  ■ 


*••  ■ 
St  %  ^ 


%  ■  ■  • 


Pv 


I 


machen,  nach   Venrnann  und 
Oppenheim  113,  90. 

Zimmtsäure  ist  zuweilen  ne- 
ben Benzoesäure  in  der  Benzoe 
vorhanden,  nach  Kolbe  und 
Lautemann  113,  178. 

Zinenm  cyanatum,      Dar- 
stellung dess.,  nach  Oppermann 

113,  174. 

Zink  an  strich,  Siccatif,  nach 
Girardin  116,  83. 

Zinnfolie,    bleihaltige,   nach 
Baldoek  114,  68. 

Zinngeschirre,  Beigehalt  der- 
selben, nach  PleiscM    114,  68. 

Zinnober,  grüner,  nach  Vogd 

116,  74. 

Zinnoberbereitung  mittelst 
Schwefelkaliums,  nach  Firme- 
nick  113,  173: 

Zinnoxydul,  Verbindung  dess. 
mit  Zinnsäure  und  Antimon- 
säure, nach  H,  Schiff  113,  72. 

Zinnoxydulsalze,  nach  E. 
Lenssen  113,  170. 

Zinnsäure,  Verbindung  ders. 
mit  Zinnoxydul,  nach  H.  Schiff 

113,  73. 


Zinnsulfid,    Verhalten      dess. 
gegen  Jod  113,    169. 

Zirkoniumflnorid-  V-e  r  - 
bin  düngen,  nach  Marignac 

113,    159. 
Zucker,   Entdeckung   dess.    im 
Harn,     nach     Bence    J^ones 

113,   184. 

Z  u  ck  e  r  in  sauren  Früchten,  nach 

H.  Buignet  115,  162. 

—  Umwandlung  desselben  durch 
die  Gährung,   nach   Berthelot 

113,  241. 

—  —  —  in  Mannit,  nach  Ed. 
Linnemann  115,    165. 

Zuckerfabrikation,       An- 
wendung neutraler  schweflig- 
saurer  Salze  bei   ders.,   nach 
Alvaro  Reynoso  116,  75;  nach 
Calvert,   Peridr  und   Possoz 

116,  76. 

Zuckerhaltige  Flüssigkeiten 
zu  klären,  nach  Leplay  und 
Cubinier  116,  76. 

Z  w  e  i  f  a  ch  -  Schwefelzinn,  Ver- 
halten gegen  Jod        1 1 3,  1 69. 


II.    Literatur  und  Kritik. 


ij-v'* 


Wh 


Arzneimittel,  Anleitung  zur  Prü- 
fung chemischer,  von^.  Duflos; 
Kritik     von     Geiaeler        1 1 6, 

184.  264. 

Berichtigung  115,  280. 

Berichtigungen  zur  Literatur  und 
Kritik,  Archiv  1863,  Märzheft 

114^  192. 

Bibliographischer  Anzeiger  für 
Pharmaceuten,  1863  Nr.  I,  von 
Mr.  113,  276.  Nr.  IL  114,  277. 
Nr.  m.     115.    277.      Nr.   IV. 

116,  276. 

Canstatt's  Jahresbericht  über 
die  Fortschritte  der  Phar- 
macie  etc.,  im  Jahre  1861; 
Kritik  von   Bley  114,  274.   — 

115,  82. 

Derselbe  für  das  Jahr  1862; 
Kritik  von  Bley  116,  264. 

Deutsche  Pflanzen,  Führer  in 
das  Reich  deutscher  Pflanzen, 
von  M.  Willkomm^  Kritik  von 
Löhr  116,  186. 


Erklärung  der  Redaction  des 
Archivs  der  Pharmacie,  hin- 
sichtlich einer  Abhandlung  des 
Em.  Neese  in  Kiew     113,  280. 

Flora  Columbiae,    von    Karsten 

116,  267. 

Flora  von  Nord-  und  Mittel- 
deutschland von  Dr.  August 
Garke.  6.  Aufl.,  Berlin,  bei 
Wiegand  und  Hampe,  1863; 
Kritik    von     Dr.  M.  J.  Löhr 

115,273. 

Giftbuch,  deutches,  von  Dr.  K.  F. 
R.  Schneider.  Wittenberg, 
H.  KdUing.  1861,  2.  Aufl.; 
Kritik  von  Dr.  i.       114,  91. 

Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte der  Chemie  etc.,  von 
H.  Kopp  und  H:  Willy  für 
1861,  Giessen,  F.  Ricker  1862; 
angezeigt  von  Dr.  F.  Geisder 
114,  85.  T-  116,  184. 

Kryptogamenflora  von  Sachseo. 
Oberlausitz,     Thüringen   una 


Register, 


317 


Nordböhmen.  I.  Abth.  Algen, 
Leber-  und  Laubmoose.  Be- 
arbeitet von  Dn  L.  Rabenhorst. 
Leipzig,  1863,  bei  E.  Kummer; 
Kritik  von  E,  Hampe     114,  89. 

Dasselbe  Werk;  Kritik  von  Dr. 
Löhr  114,272. 

Löthrohrprobiren,  Anleituu  g  zum, 
von  Bruno  Kerl  116,  192. 

Medicinalordnung,  Entwurf  einer 
M.-O.  und  eines  Gesetzes  über 
den  Gifthandei  für  das  Her- 
zogthum  Gotha.  Ausgearbeitet 
vom  Medicinalrath  Dr,  Günther 
in  Zwickau.  Gotha,  1862;  Kri- 
tik von  L.  F.  Bley     113,  186. 

Mikroskopie,  Beiträge  zur  neue- 
ren^  von  Fr.  Reinicke.  Dres- 
den,  bei  Kuntze,  1860;  Kritik 
von  Dr.  IMr  113,  272. 

Nueva  Quinologia  of  Pavon, 
Londonr  1859  —  1860,  von 
Howard  116,  267. 

Pflanzen,  Führen  in  das  Reich 
der  deutschen,  von  Moritz  Will' 
komm  ;  Kritik  v.  Löhr  1 1 6,  1 86. 

Pharmaceutische  Waarenkunde, 
von  Dr.  Otto  Berg^  3.  Aufl. 
Berlin,  1863,  bei  R.  Gärtner; 
Kritik  von  0.  Rubach  1 14,  188. 

Pilze  und  Schwämme  Deutsch- 
lands, von  Dr.  J,  EbbinghauSj 
Leipzig  bei  W.  Bähnsch,  1863; 
Kritik  von  Dr.  Th.  Husemann 

114,  190. 

Quinologia,    nueva,    of    Pavon, 


London,    1859   —    1863,    von 
Howard  116,  267. 

Schwämme,  die  ntitzlichen  und 
schädlichen,  von  Dr.  Harald 
Othmar  Lenz^  3.  Aufl.,  Gotha, 
Thienemann,  1862,  Kritik  von 
Dr.  2%.  Husemann        114,  85. 

Schwämme,  Anleitung  zum  Be- 
stimmen der  vorzüglichsten 
essbaren  Schwämme  Deutsch- 

.  lands  für  Haus  und  Schule, 
von  August  SoUmann,  1862, 
Hildburghausen,  Kesselring; 
Kritik  von   Dr.  1%.  Husemann 

115,  2T2. 

Synopsis  plantarum  diaphorica- 
rura.  Systemat.  Üebersicht  der 
Heil-,  Nutz-  und  Gift -Pflan- 
zen aller  Länder,  von  Dr. 
David  August  Rosenthal,  Erlan- 
gen, bei  F.  Enke,  1861  und 
1862;    Kritik    von    Dr.   L'öhr 

113,  264. 

Toxikologie,  Handbuch  der,  nach 
van  Hassdt's  Handleidij^,  be- 
arbeitet von  Dr.  med.  1%.  Hu- 
semann und  Dr.  phil.  A,  Huse- 
mann, Berlin,  G.Reimer,  1862; 
Kritik  von  Dr.  Mirw^  113,  189. 

Zeitschrift,  pharmac,  für  Russ- 
land, von  Dragendorff  1 1 6,  264. 

Zelle,  Entwickelungserscheinun- 
gen  der  organischen,  von  H, 
Karsten.  Berlin,  1863;  Kritik 
von   W,  115,  190. 


III.   AntoreBregister, 


A. 


Albers,  J.  F 113,  210. 

Albert,  C.  v 115,  46. 

Ammermüller 1 16,  84. 

Appian 113,  140. 

Artus 115,  87. 

Aschofi' 114,  76. 


Bacaloglio 115,  88. 

Baeyer,  A 115,  66.  257, 

Balbiani 116,  182. 

Baidock 114,  68. 

Barth,  L 113,  185. 

Barth,  0 113,  15. 


Bartling 113,  87. 

Barral 113,  148. 

Baumgarten 115,  256. 

Bauwel,  B.  van  • 115,  176. 

B^champ    114,   169.  —  116,  78. 

Begemann,  C 113,  1. 

Beilstein 115,  67. 

Bell,  Th 116,  72. 

Bender,  R 113,  213. 

Benecke,  G.  M.  R.  ..     115,  175. 

Berard 113,  244. 

Berg,  0.  114,  188.  242.  245.    — 

116,  211. 
Berthelot    113,  177.  241.  —  115, 

61,  81. 
Besanez,  Gorup..     113,  95.  242. 


318 


Register. 


Bischof 116,  reo. 

Bley,  L.  F.  113,  189.  211.  —  114, 
98.    276.    ~    115,    91.  —   116, 

138.  147. 

—  und  G.  Bley 116,  1. 

—  und  H.Ludwig...     113,  IM. 

Blondlot... 113,  84. 

Bloxam 114,  257.  260. 

Bödecker   114,  261.  —  115,  258. 
Böhnke,    C.  H.,    genannt  Reich 

113,  193. 
Böttger  113, 63. 148.  -  114,  76.  — 

116,  138. 
Bohlich  und  Roth ...     115,  96. 
Bojanowsky,,     C.     113,    96.     — 

115,  183. 
Bolley   113,  95.   —   114,   56.    — 

115,  71. 

Bonneville 1 13,  82. 

Boudet,  F 116,  163. 

Bourne 113,  82. 

ßoussingault . » 1 16,  95. 

Bucco 113,  75. 

Briegleb 113,  163. 

Broek,  van  der 114,  265. 

Brunfaut,  J 113,  75. 

Brunner.. 113,  67. 

Braun   und  Bromann     115,  256. 

Buignet,  H 115,  162. 

Bunsen    113,    155.   156.   158.    — 
114,  84.  177.  275. 

Cailletet 116,  95. 

Calvert.... .     113,  70.  141.  142. 

Carey,  Lea 1 15,  58,  75. 

Carius   113,  72.  —  115,  62.  69. 

Carlet,  H 113,  247. 

Oaron 113,  165,  166,  177. 

Chandler-. 114,  267. 

Qievreul    113,  77.   —    114.   81. 

Cniappero . » 1 15,  94. 

Church,  A.  H 116,  262. 

Clark...     113,  258.  —  114,  eo. 

Clarus ..     115,  82.  116.  264. 

Claubry,  Gaulthier  de     113,  68. 

-   116,  178. 

Claus 113,  135. 

Clement 113,  68. 

Cloez * 113,  60. 

Condy 114,  251. 

Cohte 116,  83. 

Corput,  van  der 114,  255. 

Coste. 113,  137. 

Courdon... 115,  87. 


Creuzburg 114,  72. 

Crookes 114,  1 80. 

Cruse .' 116,  275. 

Cubinier 116,  76. 

Cuzent 115,  83. 

Dannecy 1 14,  65. 

Davy 116,  260. 

Debout 113,  243. 

Debray,  H.      114,  1.  —  116,  236. 
Delesse..     113,  68.  —  114,  82. 
DelflFs  ...     116,  80.  ~  116,  265. 

Denzel 116,  266. 

Desmatis 114,  63. 

D&orines 1 13,  68. 

Despretz 1 13,  77.  1 66. 

Dessaignes 1 14,  62. 

Deville ...     113,  53.  223.  — 

114,  1.  —  116,  236. 

Diehl,  C 113,  164. 

Dietzeubacher 114,  170. 

Divers,  E 114,  250. 

Dragendorff 115,  159.    — 

116,  264.  273. 
Dronke,  F.  u.C.  Zwenger  1 1 3,  247. 

Drummer 116,  131. 

Duflos,A. ..     116,  184.  240,  264. 

Dufour 116,  271. 

Düllo 113,  88.  ~  114,  73. 

Dumas..     113,  154.  —  114,  182. 

sDupasquier 114,  250. 

Duprey 114,  81. 

Dusch 113,  83. 

Ebbinghaus,  J 1 14,  190. 

Ehrenberg 1 14,  251. 

Eiseumann      114,   274.   —    115, 
82.  —  116,  264. 

E4sner 114,  67.  71. 

Engelbach *  1 14,  249. 

Enz,  J.  B 116,  92. 

Erdmann  114, 178.  179.  239.  262. 

—  116,  92. 
Erdmänn   u.  v.  Uslar     113,258. 
Erlenmeyer,   E.  u.  J.  A.  Wan- 

klyn...     113,  25.  —  116,  111. 

Erpenbeck 1 16,  193. 

Eulenburg  114,274.  —  115,  82. 

—  116,  264. 

F. 

Feldbaus,   S.     114,   33.   —    116, 

41.  62. 
Ferrier 113,  183. 


Register, 


319 


Fick 114,  274.  —  116,  264. 

Field 1  rt,  266. 

Pinck,  C 115,  71. 

Firmenich,  M 113,  173, 

Fischer,  A 113,  177. 

Fittig,B.113,178.181.— 115,  64. 

Flechsig,  R 113,  138. 

Fleurieu 115,  61. 

Flückiger 1 13,  87.  262. 

Förster 114,  262. 

Folberth 113,  83. 

Forsberg 113,  73. 

FrederkiDg. 116,  274. 

Fr^my 113,-77.  166.  243. 

Fresenius  113,  150.  158.  —  114, 
275.— 116,  169.  171.  233.  271. 

Frickhinger 115,  165. 

Fröhde 115,  85. 

Gannal 114,  174. 

Garke,  A li5,  273. 

Geiseler  114,  85.  —  115,  97.  — 

116,  184.  186. 

Gelis 115,  164. 

Gentfeie 113,  70. 

Gerhard,  F 115,  67. 

Gerves,  A 113,  103. 

Geuther    113,   73.    163.    176.   — 
114,  269.   —    115,  64.  -    116. 

41.  18.  97. 
Gl^nard  u.  Guillermont  113,  80. 

Gibertini 114,  262. 

Gilm,  von 113,  256. 

Gilmer,  L. 1 15,  165. 

Girard 114,  173. 

Girardin,    J.    113,    132.   244.    — 

116,  83. 
Göppert,  H.  R.  113,  35.  ~  114, 

126.  —   115,  53. 

Gonn^rmann 114,  106. 

Gore,  G M4,  174. 

Gorup  -  Besanezj  von     113,  95. 

181,  242. 

Gossage,  W 1 1 6,  248.  27 1 . 

Graefe 113,  243. 

Grandeau  113,  158.  —  116,  259. 

Greiss 113,  257. 

Griess,  P 114,  267. 

Grimaüd  de  Ganz...     114,  250. 

Gronewegen 1 15,  84. 

Grothe 115,  84. 

Guibonrt 116,  268. 

Guillermont 1 13,  79. 

Guiscardi 113,  223. 

Günther 113,  186. 


Guthrie,  Fr. 115,  68. 

Guyon 113,  139. 

JH.« 

Haag,  J 115,  55. 

Hadelich,  W 115,  107. 

Hager  1 13, 88.  —  1 15, 90.  95.  — 

116,  274. 

Hampe,  E 114,  91. 

Hankel,  W 114,  65. 

Harcourt,  Vemon  ...     116,  241. 
Harms,   £d.    116,  141.   143.  144. 

Hauer,  von 113,  139. 

Haves 116,  74. 

Heintz,  W 115,  66. 

Hempel,  C.  W 114,  204. 

Hesse,  0.  114,  60.- 169.  271.   — 

115,  169.  172. 

Hirzel 114,  71. 

Hlasiwetzll3, 180.  185.  254.  255. 
Hofmann,   A.  W.     113,  96.   -^ 

115,  74. 

Hoffmann,  B. 115,  260. 

Hoppe,  F 115,  179. 

Houzeau 1 14,  81. 

Howard,  Eliot   113,  232.  —  115, 

249.  —  116,  267. 

Hoyermann,  G 1 16,  127. 

Hudson 114,  66. 

Hunt,  St. 114,  253. 

Husemann,  A 1 15,  60. 

—  Th.  114,89.  192.  —  115,  273. 

!• 

Ihlo 113,  34. 

S. 

Jackson,  Ch.  Th.  ...     113,  136. 

Jaffe,  M. 115,  189. 

Jeanel 1 13,  84. 

Jobst,  J 114,  60. 

Jodin 114,  166. 

Jones,  Bence    113,    1 84.  —  1 1 5, 

258.  260. 

Karsten     113,   232.  240.  —  115, 

190.  249.  —  116,  267. 

KebQper,  0.    113,  9.  —  115,  250. 

252.  —  116,  193. 

Kerl,  Br. 116,  192. 

Kessler 115,  88.  89. 

Kestner-Scheurer  ...     116,  250. 
Kind,  A.  u.  C.  Zwenger    115,  171. 

Kirchhoff 113,  156. 

Kletzinsky 113,  88. 


«*v 


'1^' 


fr  ■ 

SSV-    . 
^-*.   ■ 

!*<■»  <  • 

Jr ••• 


it. 


%        • 

J.l    ■<; 

l  ■.  1.. 

>,  •      ■   ■ 

SN'- 


l^-:- 


TT.    :•■ 


820 


Register. 


Körner,  W 115,  132.  214. 

Kolbe    113,    153,    175,    178.   — 

115,  68.  76.  !74. 
Kopp,H.u.H.  Will  114,  85.   — 

116,  184. 

Kov4c6,  £.  V 1 16,  178. 

Kowalewsky,  A 1 13,  182. 

Kraft.. 115,  89. 

Kraut,  K.     116,  24.  36.  37.  38. 

39.  40.  41. 
Kromayer,    A.     113,  19.  —  114, 
113.  219.  —  115,  193. 
Kuhlmann  114,176.  248.  —  116, 

238.  247.  256. 

Kühn... 113,  103. 

Kunheim 113,  159. 

Kunze] .- 116,  21. 

li. 

Laman 113,  179. 

Lamiral 116,  270. 

Lamv...     114,  182.  —  116,  253. 
Landerer,  X.     113,  45.  123.  125. 

—  114,  69.  76.  —  116,  145.  197. 

199.  200.  270. 

Landolt,  H 113,  143. 

Laurens *.     1 1 3,  70. 

Lautemann 1 1 3,  1 78.  246. 

Lea,  Carey 1 15,  58.  75. 

Lefort ...     113,  84.  —  116,  148. 

Lemaire 113,  183. 

Lemoine 116,  78. 

Len8sen,E.  113, 170.  —  116,  176. 

Lenz,  H.  0 114,  85* 

Lepage ' 113,  176. 

Leplay 116,  76. 

Leras 116,  273. 

Leroi 116,  274. 

Lesteile 116,  250. 

Laube. 114,  76. 

Liebig,  J.  von  113,  155.  177.  — 

114,  75. 

Liepmann,  E ;     113,  245. 

Lightfoot 113,  177. 

Linau  ..     113,  167.  —  115,  268. 

Lindau 116,  93. 

Linnemann  114,  270. -^  115,  165. 

Löffz 114,  69. 

Löhr  113,  272.  276.  —  114,  96. 

274.    —     115,    276.     —     116, 

186,  214. 
Löschner  114,274.-115,  82.  — 

116,  264. 

Longuinine 113,  157. 

Luca,  de 1 13,  52. 

Luchs 113,  151: 


Ludwig,  H.  113,  52.  143.  256.  — 

114,  h    33.    36.    193.    259.    — 

115,  96.     166.     193.    -^     116, 
1.    198. 

Lunge  113,  91. 

Luynes,  de 1 13,  31. 

M. 

Magnus 113,  50. 

Matsch,  J.  M 115,  262. 

Malaguti *114,  75. 

Maly 116,  265. 

Marchand,  E 113,  132.  166. 

Marguerite. . : 113,  1 74. 

Marignac 113,  159. 

Marm^ 113,  192. 

Martin  113,  178.  —  114,  65.   — 

116,  273. 

Marquardt .113,  90. 

M^hedin 116,  251.  260. 

Meidinger,  H. 114,  254. 

Mendius,  0 1 14,  269. 

Meurer  113,  280.  —  114,  280.  — 

115,  280.  —  116,  280. 

Miasnikoff 113,177. 

MiUon,  E.  113,  145.  153.  —  114, 

84.  —  115,  57. 

Mills 116,  270. 

Mitscherlich 1 1 3,  68. 

Mösmer 113,  179. 

Montanö 115,  264. 

Mulder 116,  79. 

Müller,  H.    114,  83.  —    115,  58. 
—  R 113»  144.  221. 

Napier •  Draper 1 1 6,  81 . 

Naumann 114,  269. 

NeescN....     113,  212.  217.  218. 

Neubauer,  C 115,  173. 

Nickl^s 116,  249. 


Oppenheim,  A 113,  90.  180. 

Oppermahn 1 13,  1 74. 

Ozanam 115,  177. 


Palmieri 113,  223. 

Pas 115,  84. 

Faulet 116,  263. 

Pauli,  Ph 116,  248. 

Pavon 116,  267. 

Payen 115,  160. 

—  Parier,  Possoz....  116,  76. 

Pebal. ...     115,  63.  —  116,  235. 


Jiegister, 


321 


Peckolt     113,   104.  —  115, 

Peligot 114, 

Pelouze     113,   177.  —  114, 

Perrins 115, 

Personne 113, 

Persoz,  J.     115,  59.  —  116, 

—  J.  Sohn 115, 

Perutz 116, 

Petteukofer 1 13,  55. 

Pfaundler 113, 

Pfeffer,  W 113, 

Phipson 1 15,  70. 

Pierre,  Isidore 113, 

Pilz 116^ 

Pisani 113, 

Pleischl 113, 

Plessy,  M 116, 

Poggiale 116, 

Pohl     113,  93.  —  115,  164. 

116, 

Polli 114, 

Pottinger 114, 

Pouillet..     113,  77.  —  116, 

Pringsheim 116, 

Pritchett *  116, 

Provostaye,  de  la. . . .  1 13, 

R« 

Babenhorst^  L.  ..     114,  89. 
Bammelsberg,   113,  14.  223. 

114,  253.  254.  255.  — 115, 

23.  —  116,  201. 

Bedtenbacher 114, 

Beese,  J.  J 115,  264. 

Beich,  F 115, 

Beinicke,  Fr. : 113, 

Beinsch... 115, 

Beveil 113, 

Beyher 114, 

Beynoso,  A 116, 

Biedel,  J.  D 116, 

Biekher-   113,   154,  —  114, 

Bicker,  A 116, 

Bigault 113, 

Bighini 116, 

Bisler  -  Beunat 115, 

Bobineaud 116, 

Bobinet 113, 

Bochleder 116,  266. 

Böders,  E 116, 

Boscoe..     113,  149.  —  115, 
Böse,  A 113, 

—  H.      113,    135.    —    114, 

—  116, 

Bosenthal,  D.  A .     113, 

Both,  M 114, 


145. 

166. 

171. 

170. 

242. 

84. 

177. 

88. 

152. 

256. 

120. 

90. 

129. 

266. 

133. 

68. 

147. 

148. 

228. 

172. 

71. 

168. 

96. 

268. 

68. 


272. 

11. 

274. 

265. 

270. 

272. 

57. 

81. 

70. 

75. 

268. 

168. 

81. 

241. 

269. 

261. 

86. 

137. 

269. 

29.' 

60. 

68. 

163. 

194. 

264. 

68. 


Boussin 115,  76.  78. 

Bubach,  C 114,  190. 

Buickoldt 1 15,  205. 


J 


n. 

Salm  -Horstmar 114 

Sarzeau 113 

Sauerwein 116,  168 

Schacht,  J.  £ 114 

Scheden,  A 115 

Scherzer 116 

Scheurer-Eestner     115,  75 

116 
Schiff,    H....     113,  72.  73 

171.  —  114 

Schlienkamp 116 

Schlösing 116 

Schlun,  Fr 116 

Schmidt,  0 113 

Schmitt..   113,  175.  —  115 
Schneider 115 

—  F 114 

—  G.        114,    274.   —  115 

—  B.  113,  168.  169.  —  114 
Schnitzer,     G.        115,    266 

116 
Schönbein    113,  61.  —  115 

—  116 

Schorlemmer,  C 115 

Schrader,  G.     113,   74,  246 
114,  176.  —  116,  244. 

Schrauf,  A 116 

Schröder 113,  83 

Schroff 116 

Schulze,   Fr.      113,  64,  65 

116 

Schuppe 116 

Schutzenberger 113 

Schwarz,  H.      113,  151.  — 

91.  —  116,  71. 
Schwarzenbach      113,    172 

114 

Seekamp 115 

Serullas 113, 

Setterberg tr4 

Sillo 115 

Simmler 116 

Smith,  Laurence 114 

Solbrig 116 

Sollmann w     115 

Sourdeval,  de 113 

Spence,  P.    115,  271.  — 116 

Spruce 116 

Stahlschmidt 115,  86 

Stein  ...     113,  256.  —  116 

22 


63. 

139. 

239. 

118. 

73. 

268. 

250. 

166. 

261. 

126. 

238. 

24. 

241. 

76. 

261. 

64. 

82. 

91. 

91. 
259. 
236. 
73. 


263. 

271. 

176. 
273. 

78. 
115, 


61. 
65. 
85. 
255. 
269. 
79. 
61. 
275. 
272. 
174. 
74. 
268. 
170. 
54. 


■k 
■>■ 


■.^ 


-4