Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
Chemfi
1
R"
irari
l
c.
ff
i'
F' I
4
/
li
I
1
._««-. 1 ,• ■• - .•
' ..„„
\
DER
PHiRMACIE.
Eine Zeitschrift
des
allgemeineD deutschen Apotheker-Vereins.
•
Herausgegeben
Ton
li. Bley und II. liiidwlgr.
XIII. Jalirgans*
HANNOVER.
Im Verlage der HaWschen* Hofbuchhandlong.
1863.
"•■>.V->«W ".»%«.!*
■*i.
%c^:?.C:>
<;
'".1
&</
ARCHIV
DER
PHARMACIE.
•<
Zweite Reihe. CXV. Band.
Der ganzen Folge CLXV. Band.
Unter Mitwirkung der Herren
V. AEbert^ G. Bley, Geisder, Göppert, Hadelich, Husmann, Kern-
perj Kömer, Löhr, Meurer, PeckoU, Eammelsberg, Wigand, Wül,
Wittstein
-ri
• *
herausgegeben
von :|
El. Bley und H. Itndwlg^ j
'■'.•;i
l¥alz^sehes Terelnsjalir.
51
■'•!
vi
HANNOVER. , n
Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung.
1863.
.'^
•>
\
> .
Inhaltsanzeige.
Erstes Heft.
L Physik; Chemie und praktische Pharmacie. Seite
Die Soolquelle bei Heldrungen in der goldenen Aue in Thü-
ringen; von Dr. L. F. Bley und Gustav Bley 1
Ueber die Schwefelungsstnfen 4^s Eisens und das Schwefel-
eisen der Meteoriten; von C. Rammeisberg 11
Ueber den angeblichen StickstofiPgehalt des Roheisens; von
Demselben 23
Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und schnellen
Verfahrens, die thierische Milch auf ihren Handelswerth
zu prüfen; von Dr. G. C. Wittstein (Schluss). 26
Ueber die Löslichkeit des gewöhnlichen krystallisirten phos-
phorsauren Natrons in Wasser; von G. C. Wittstein... 43
n. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Vorkommen von Kohlenkalk- Petrefacten in Oberschlesien ; von
Carl V. Albert aus Bemburg, d. Z. in Berlin 46
Bemerkung über die warzenförmige Oberflächenform des Co-
pals; von Prof. Dr. H. R. Göppert in Breslau 53
III. Monatsbericht.
Dicyandiamid S. 55. — AUophansäure 56. — Selbstzersetzung
der wasserfreien Blausäure 57. — Pfirsichblattwasser statt
Kirschlorbeerwasser 57. — Kalium- Eisen-Kupfercjanür 58.
— Methionsäure 58. — -Ueber den Salpetrigsäure- Aether 58.
— Bereitung des Salpetersäureäthers 59. — Ueberchlorsäure-
Aether 60. — Sulfokohlensaure-Aethyläther und Sulfokoh-
lensäure-Aethylglycoläther 60. — Zersetzung des Essigäthers
U.S.W, durch wasserfreie Alkalien 61. — Sulfide der Alko-
holradicale 62. — Doppelsulfide der Alkoholradicale 62. —
Verbindungen der Doppelsulfide der Alkoholradicale mit
Jodiden 62. — Xanthinsäureverbindungen 63. — Triäthyl-
phosphinoxyd 63. — Einwirkung des Phosphoroxychlorids
VI InhaUsanzeige.
Seite
auf die trocknen Salze organischer einbasischer Sauren 64.
— Pinacolin 64. — Zersetzung der Oxalsäure durch das
Sonnenlicht 65. — Oxaminsäure 65. — ^ Glycolamid 66. —
— Diglycola^aidsäure und Triglycolamidsäure 66. — Jod-
propionsäure 67. — Umwandlung der Gljcerinsäure in AcryU
, säure 67. — Butylchlorür 67. — Verbindungen des Vale-
rals mit Säuren 68. — Cimicinsäure 69. -r^ Umwandlung
der Citronen-, Butter- und Baldriansäure, mit Rücksicht
auf die -künstliche Bildung Von Bernsteinsäure 70. — Uvi-
tinsäure 71. — Ueber die Verfälschungen der ätherischen
Oele 71. — Ueber einige Kohlenwasserstoffe aus Stein-
kohlentheer 73. — Umwandlung des Anilins in Benzoe-
säure 74. — Umwandlung von Nitrobenzol in Benzol und
Ammoniak 75. — Zur Kenntniss der Pikrinsäure 75. —
Bother Farbstoff aus dem Kreosot 76. — Nitronaphtalin,
Naphtylamin und deren gefärbte Derivate 76. — Künstli-
ches Alizarin 78. — Darstellung von Farben aus Dinitro-
naphtalin 78. — Bereitung eines violetten Far|)stoffs aus
Naphtylamin 79. — Morin und Moringerbsäure 80. —
Manna des Sinai 81. — Manna von Kurdistan 81.
IV, Literatur und Kritik 82
Anzeige einer Bezugsquelle von reinem kohlensauren
Kali 9e
**■
Zweite» Heft«
I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Ansichten über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica;
von Dr. L. F. Bley und Dr. Th. Geiseler 97
Ueber die Bestandtheile des Guajakharzes ; von W. Hadelich lOT
Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem Samen des
schwarzen Senfs; von H. Will und W. Körner 132^
n. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Brasilianische Industrie^ Ausstellung 145*
IIL Monatsbericht.
Quantitative Bestimmung der Stärke S. 159. — Stärke in un-
reifen Früchten 160. — lieber den in den sauren Früch-
ten enthaltenen Zucker 162. — Caramelan 164. — Um-
Inhcdtsameige, vil
Seite
Wandlung des Zuckers in Mannit 166. — Identität von
MelampTrin und Pukit 165. — Aepfelsaure Magnesia 165.
— Vorkommen von Salzen und kristallinischen Stoien in
den Extracten 166. -- UeberfUhrung des Cinchonins in eine
dem Chinin isomere Base 169. — Anisöl* Chinin 169. —
Berberin 170. — Theinj^ehalt des Paraguay-Thees 170. —
-r Zersetzung des Caffeins 171. — Solanicin 171. — Cerato-
phyUin 172. — Kreatinin 173. — Sarkosin 174. — Cholin
174. ^ Künstliche Bildung des Taurins 174. — Choleste-
rin, im Pflanzenreiche aufgefunden 175. — Analyse einer
verfälschten Butter 176. — Einwirkung des Chlorzinks auf
die Seide 177. <— Löslichkeit der Seide im Kupferozyd-
Ammoniak 177. -^ Das 'Mikroskop zur Erkennung des
menschlichen Blutes bei gerichtlichen Untersuchungen 178.
— Verhalten des Blutfarbstofics im Spectrum des Son-
nenlichtes 179. — Beobachtungen über die Blutkrystalle 188.
IV, Literatur und Kritik 190
^^
Drittes Heft.
L Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Analysen von Fluss- und Quellwässern Thüringens ; mitgetheill
von Prof. Dr. H. Ludwig in Jena 193
Zur Kenntniss der Bildung des SenfÖls aus dem Samen des
schwarzen Senfs; von H. Will und W. Körner (Fort-
setzung und Schluss) * 214
Ueber den Sitz derAlkaloide in der Chinarinde; von Professor
A. Wigand 225
Chiningehalt ostindischer China-Rinden und -Blätter 249
Keduction der Kupferlösung durch Dextrin ; vonDr. R. Kemper 250
Notiz über Entfärbung des Jodamylums; von Demselben 252
U. Monatsbericht.
Mehratomige Harnstoffe S. 255. ~ Hamsaures Natron 256.^ —
Darstellung des Murexids 256. — Oxydation durch Allo-
xan 257. — Hydantoin 257. — Gehalt des Harns an Hip-
pur- und Harnsäure 258. — Alkapton 258. — Vorkommen
des Ami&oniaknitrats in thierischen Flüssigkeiten 259. —
Krystallisirter phosphorsaurer Kalk 260. — Ueber die scharfe
Flüssigkeit in den Drij^en der Kröte 260. — Ueber die sog.
Haarballen aus den Gedärmen der Wiederkäuer 260. —
■ Ä
»i^ :■./*•
Vin Inhaltaanzeige*
Seite
lieber die Bestimmung des Gebaltes an Leimsubstanz in
den Leimsorten von Risler-Beunat 261. — Verhalten des
KaliuAplatincyanürs zum tbieriseben Organismus 262. —
Ueber die in Nordamerika gebräncblicben Heilmittel gegen
den Schlangenbiss 262. — Vergiftungsfall mit den Beeren
des Solanum pseudo-capsicum 264. — Auffindung des Strych-
nins bei Vergiftungen und den Einfluss des Morphiums in
Verdeckung der Farbenreaction 264. — Zur Erkennung
des Strychnins 265. — Ueber Einrichtung von Behältern,
welche durch die meisten sauren und alkalischen Flüssig-
keiten nicht angegriffen werden 265. — Verfahren der
Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz, chemisch reinem
Weinstein, Weinsäure, schwefelsaurem Kali und Natron
in Einer Folge 266. — Bereitung Ton Aetznatron aus
Chilisalpeter 268. — Darstellung des Natrum carbonic. pur.
aus käuflicher Soda 268. — Verfahren der Gewinnung von
reinem Kochsalz und von Chlorkalium aus den Salzmut-
terlaugen 269. — .Salpeterprobe 270. — Neuer Cement 271.
III. Literatur und Kritik . , .' , 272
Bibliographischer Anzeiger 277
4
ARGHIV DER PHARMOE.
CLXV; Bandes erstes Heft.
I. Physik, Chemie und praktteehe
Phanuacie.
Die Sooliiaelle bei Heldnuigeii in der goldenen
Ane in Thftringen;
von
Dr, L, F. Bley und Gustav Bley*).
in der Preussischen Provinz Sachsen ini ehemaligen
Ptirstenthum Querfurt, welches aus den Aemtem Quer-
furt, Jüterbogk, Dahme, Heldrungen und Burg bestand,
welchiö zum Erzstifte Magdeburg gehörten, im Prager
Frieden aber als Fürstenthum an Sachsen, 1815 aber an
Preussen fielen, liegt der Ort Heldfungen an der Schmücke,
mit einem alten Schlosse, in welchem einst Thoraas
Münz er gefangen gehalten wurde. In der Nähe von
Heldrungen findet sich die Soolquelle, welche Gegenstand
der chemischen Untersuchung geworden ist.
Diese Soölquelie steht sicher im Zusammenhange
mit den übrigen Soolquellen in Thüringen, welche Atrs-
flüsse sind von grossen Steinsalzlagern, die nach Kar«
sten**) der südöstlichen Hälfte des grossen norddeutschen
*) Im Herbste 1862 wurde der Erstgenannte von dem Besitzer
der Soölquelie in Heldrungen, Herrn Walther in Braun-
schweig, ersucht, eine chemische Analyse dieses Wassers vor-
zunehmen^ welchem Gesuche derselbe in der Art entsprochen
hat,, dass diese chemische Untersuchung mit dem ihm in ver-
korkten Flaschen übersandten Wasser in seinem Laboratorium
unter seiner Aufsicht von seinem Sohne, dem Apotheker Gu-
stav Bley, ausgeführt ward.
**) Karsten^s Archiv für Mineralogie, Geognosie und Bergbau 1842,
Bd. 16, 8. Ml, Ueber die Auffindung de^ Steinsalzes In den
uiedersächsich- thüringischen Provinzen. .
Aroh. d. Pharm. CLXV. Bds. 1. Hft. 1
2 L, F. Bley und Grustap Bley,
Beckent aAgehörBü, welches lutoh West{>lialen bio noch
nicht genau in der Begrenzung , bekannt^ aber, nach
Veltheim, durdh den Harz in zwei Hälften gespalten
wird, den Magdeburg-Halberstädtischen und den Thürin-
gischen Antheil. Das letztere Becken wird durch den
Eyffliäuser in mehrere Theile geschiedeni als in das
südthüringische Becken, wohin Ariern, Frankenhausen,
Rpssleben, Wendelstein und also auch Heldrungen ge-
hören. Man unterscheidet hier wieder eine nördliche und
eine südliche Mulde. Bei Stottemheim, zwei Stunden
von Erfurt, ist das Steinsalzlager 1174 Fuss unter Tage
oder 635 Fuss unter dem Ostseespiegel erbohrt worden,
während es in Buffleben 677,5 Fuss unter Tage steht,
unter Muschelkalk und Oyps, wie bei Stottemheim.
Das Nordthüringer Becken oder das Mannsfeldisch- Säch-
sische, in welchem bei Seeburg der süsse und salzige
See zmn Vorschein kommen, kann als in zwei Theile
gespaltet betrachtet und Halle und wohl auch Dürren-
berg der südlichen Mulde zugerechnet werden.
In dem Magdeburg- Halberstädtischen Becken liegt
nun Stassfurth, dessen Boden schön seit langer Zeit als
ein grosser Salzmagazin bekannt, welches durch seine
reiche Soole von 17,75 Proc. ausgezeichnet, Oegenstand
neuer Forschungen geworden ist. Im April 1839 wur-
den die Bohrversuche begonnen, welche bei einer Tiefe
von 790 Fuss die ersten Spuren von Steinsalz nachwie-
sen und bei 1651 Fuss Tiefe ein Salzlager aufschlössen,
dessen Mächtigkeit bis zu 1024 Fuss 8 1/2 Zoll ermittelt
ist, ohne dass die Grenze erreicht wurde, indem die
Bohrversuche nicht weiter fortgesetzt worden sind. Ganz
in der Nähe von Stassfurth ist im Elerzogthum Anhalt
ebenfalls ein Steinsalzlager erforscht und zwar in einer
Tiefe von 454 Fuss, so mit 372^/2 Fuss weniger tief, als
bei Stassfurth*). —
*) Dr. £. Reichardt: Das Steinsalzbergwerk Stassfurth bei
Magdeburg und Acten der K. Leopoldinisch-Caroliniscben
Akademie der Naturforscher, 1860.
SoolquelU hei Hddrungen, 3
Die Heldranger Quelle gehört unstreitig in das Ge-
biet des südtbüringischen Beckens. Was uns über die
Quelle selbst mitgetheilt worden ist, besteht in folgenden
Notizen: Dieselbe liegt ^/^ Stunde von Schloss Heldrun-
gen, sie entspringt jm Waldreviere in einem kleinen
flachen Thale, welches von drei Seiten geschützt ist und
in der Richtung nach Nordost mündet Auf einem der
Bergrücken sieht man bei heiterem Himmel Erftirt mit
seinen Festungswerken. Nach Nordwest breitet sich das
fruchtbare Unstruttfaal aus. Etwa eine halbe Stunde
entfernt erheben sich die Reste der ehemaligen Sachsen-
burg, etwas weiter nach Norden ragen die Thürme der
Rothenburg und des Kyffhäuser über die bewaldeten Hö-
hen hinweg. Nach Ost und Südost schliessen dieses
Panorama bewaldete Bergketten.
Der Grund der Quelle ist 52 Fuss rheinisch tief ab-
gebohrt, das Wasser tritt in einem Standrohre zu Tage
und läuft aus. Der Zufiusss liefert in einer Minute 7
Quart preussisoh.
Die Temperatur des Wassers war bei 10^ R. Luft-
temperatur nur 4* 9^ R.
lieber die medicinische Wirksamkeit sind folgende
Fälle mitgetheilt:
1) Bei einer Frau von 73 Jahren, welche 7 Jahre
lang an einem hartnäckigen Augenübel gelitten und in
den beiden letzten Jahren nahezu erblindet gewesen,
hat der innerliche Gebrauch der Quelle, nach ärztlichem
RathC; täglich zu % Quart von Ende Sommers bis Mitte
December so günstig gewirkt, dass das Augenübel voll-
ständig gewichen ist, ohne ungünstige Zußllle herbeizu-
führen.
2) Bei einem 4jährigen Knaben, der durch Erb-
schaft von seiner Mutter an einem Flechtenübel litt, so
dass der ganze Körper davon bedeckt war, wozu sich
noch Verdunkelung eines Auges gesellte, ist nach dem
Verbrauche von 18 Flaschen dieses Wassers diese trau-
rige Krankheit vollkommen verschwunden.
1*
4t L, F. Bley und Gustav Bley^
3) Zwei Kinder von 8 bis 10 Jahren, welche mit
sorophulöser Augenentzündung behaftet waren, sind nach
dem Gebrauche von diesem Augenleiden befreit worden.
4) Eine Frau, welche in Folge, einer Entbindung
an einem offenen Beinschaden leidend war, sähe dieses
Üebel mehr und mehr sich mindern und hoflft baldige
vollständige Genesung.
Chemische Analyse.
Das zur Untersuchung bestimmte Wasser, welches
in gut verstopften Glasflaschen uns übersandt war, zeigte
sich bis auf einen ocherigen Absatz hlar und geruchlos.
Es würde im Wasserbade, in vorher gewogener Menge,
eingedampft, das Salz . getrocknet und so die festen Be-
standtheile des Brunnens bestimmt. Nachdem die qi|ali-
tative Analyse die Anwesenheit von Natron, Kalk, Eisen*
oxyd, Talkerde, Lithion, Strontian, Schwefelsäure, Kohlen-
säure, Chlor und Brom (letzteres, wie Lithion undStron^
tian, in einer grossen Menge Salz) dargethan, wurde die
quantitative Analyse nach dem gewöhnlichen Gange aus-
geführt. -In einer bestimmten Menge wurde in filtri^ter
Lösung durch oxalsaures Kali der Kalk geföUt, der
Niederschlag ausgewaschen, schwach geglüht und als
kohlensaurer Kalk in Bechnung gebracht, im Filtrate die
Magnesia als phosphorsaure Ammoniak -Talkerde gefällt,
mit ammoniakalischem Wasser ausgewaschen, getrocknet,
geglüht und gewogen. Die Bestimmung der Schwefel-
säure geschah als schwefelsaurer Baryt. Das Chlor
wurde als Chlorsilber bestimmt. Das Eisenoxyd hatte
sich, da das -Wasser längere Zeit auf Flaschen gelagert
hatte, in Form von Hydrat abgeschieden, wurde durch
Filtriren getrennt, ausgewaschen, getrocknet und geglüht,
es zeigte sich vollständig rein. Der Natrongehalt des
Wassers wurde ermittelt nach Lieb ig, indem dasselbe
durch Verdampfen concentrirt, mit Barytwasser alkalisch
gemacht und zur Trockne eingedampft wurde. Der
Rückstand ward geglüht, in Wasser gelöst, di« Lösung
Soolquelle bei Heldrunge^. ^ ^ 5
fiitrirt^ aus derselben durch kohlensaures und kaustisches
Ammoniak der Barytüberschuss entfernt, das Filtrat ein-
gedampft der Rückstand geglüht und gewogen. Die Be-
stimmung der Kohlensäure geschah in Form von kohlen-
saurem Baryt, welcher vom erhaltenen schwefelsauren
Baryt durch Salpetersäure getrennt wurde. Zur Auffin-
dung des Brems wurde eine grosse Menge concentrirten
Mineralwassers durch Auskrystallisiren so viel als mög-
lich vom Kochsalz befreit, die gewonnene Mutterlauge
mit Chlorwasser und Aether versetzt und durch Verglei-
chung der Farbe der so erhaltenen ätherischen Bromlö-
sung mit einer Lösung von Brom in Aether von bestimm-
tem Gehalt festgestellt.
Zur Bestimmung des Lithions wurde die mit Aether
behandelte Lösung von der Brombestimmung verwendet.
Dieselbe wurde so viel als möglich eingedampft, das
sich ausscheidende Salz entfernt und der Rest schliesslich
eingetrocknet. Das trockne SaLs wurde mit einem aus
gleichen Th^ilen wasserfreien Aethers und Alkohols beste-
henden Gemisch behandelt, welches nach dem Verdampfen
das Chlorlithion gab, das schwach geglüht und gewo-
gen wurde. Das so erhaltene Chlorlithion wurde mit
Alkohol Übergossen und die Lösung angezündet, wobei
die rothe Lithionflamme sehr deutlich erkennbar war.
Versuche zur AufEndung von Strontian wurden an-
gestellt mit dem bei der Bestimmung des Broms erhaltenen
Salze. Dieses würde in Wasser gelöst und heiss mit
kohlensaurem Natron gefallt und das Präcipitat in Sal-
petersäure zur Lösung gebracht, die Lösung eingedampft
und der trockne Rückstand mit absolutem Alkohol be-
handelt. Die nun zurückbleibende höchst geringe Menge
Salz wurde mit Alkohol übergössen, angezündet und
während des Brennens umgerührt, wobei die Strontian-
flamme deutlich hervortrat.
^ L. F. Bley und Gustav Blet/y
Das Wasser enthält in 1 Pfunde von 7680 Gran:
Chlornatrium 77,400
Schwefelsauren Kalk. .. . 2,503
Chlorcalcium 3,543
Chlorlithium 0,008
Eisenoxyd 0,172
Chlormagnium 1,435
Brommagnium 0,009
Kohlensauren Kalk 0,567
Schwefels. Strontian Spur
85,638.
Spec. Gewicht = 1,007.
Gehalt des Soolbrunnens zu Schloss-Heldrungen:
In 10,000 Gran:
Chlornatrium 100,781 Qran
Schwefelsauren Kalk . . . 3,259
Chlorcalcium 4,613
Chlorlithium 0,010
Eisenoxyd 0,224
Chlormagnium 1,869
Brommagnium 0,011
Kohlensauren Kalk 0,736
Schwefels. Strontian. . . . Spuren
111,503.
ff
ff
ff
ff
n
ff
ff
Zum Vergleiche der Soolquellen in Thüringen, der
Provinz Sachsen und in Anhalt sind die Resultate über
deren chemischen Gehalt in den beigegebenen Tabellen
zusammengestellt.
SoolqüeUen in Thüringen etc.
ä M vH Od Od CO
JS-I g-
V9 Vi v^ .
I « I
I I ^
I I ®
*^1
«4
0
s
08 3
I
cd
09
•2«
^ t- i-t
53 ^
S5
I I S"ä" I II «'
(79
r- 00 ®
Od 0^ !>•
Od
^111
i' TV
I I ^-^
o
01
CO
CO
55 00
nTco" • oo"*©« cTOJ
^ -^ Od iH
o 55*2^^ t^iH^t^fico
g 1 CO I ^
8s :3-
09 '
2^ s? r3 § ^ ♦
eo" o« t- ^ I ^ ^
i^co cT I I
Od
tH S CO CO
O iH^ ?0 CO
09 O O O S'
I sis &§
'00 o ^c>
»4
o«
89
I
o
CO
09
Od*-
CO
SS
^ i
'S 'S 8
a cQ PQ
• 1 1
a
S
o
s
B
••3
o
gl
O O
« s»
a> OB
§a
08
BD ^
O O
J4
M l8
.Od »
II
a
l
o
a
2 S g
* ^ a
o.i 2
&
8 L, F. Bley und Gustav Eley^
Kosen Soole L Soole II. ' Mutterlauge
in 10000 Theilen nach Heine
Chlornatrium 434,3 274,1 1563,2
Chlormagnium — — ß48,2
Schwefels. Kali 3,1 3,0 361,4
„ Natron 2,8 14,1 —
- Magnesia 10,3 7,6 475,9
„ Kalk 43,8 33,4 —
Kohlensauren Kalk 1,4 2,1 —
Eisenoxyd 0,1 0,1 —
Brömkalium — ' — 11,3
495,8 334,4 3060,0.
Frankenhausen in 10000 Theilen nach Kromayer 1862:
Chlonatrium. 2496,0
Chlormagnium 34,6
Chlorcaleium , 0,1
Cblorlithium.. 0,1
Chloraluminium j ^ q
Eisenoxydul \ - ' '
Schwefels. Kalk 41,8
Kali 12,a
,; Natron 6,7
„ Strontian 0,3
Phosphorsäure Spur
Kohlensäure. 7,2
Brommagnium « 0,1
Kohlensaures Natron —
2600,4.
Halle Mutterlauge Mutterlauge Mutterlauge Badesalz
A. B.
in 10000 Theilen nach nach nach nach
Heine Heine Heintz Baer
Chlornatrium 649,4 691,6 1851,5 183,0
Chlorkalium 491,4 430,5 578,2 369,5
Chlormagnium 1269,5 1285,6 4864,0 3114,0
Chlorcaleium 535,0 585,1 . 2295,8 1531,3
Chloraluminium ... 4,2 4,2 — —
Schwefels. Kalk . . . 9,6 5,3 29,3 18,6
Kohlens. Kalk — — 3,6 2,3
Eisenoxyd — — 24,8 15,8
Bromkalium 127,0 bis 131,9 — —
Brommagnium — ; — 148,10 79,92
Bromaluminium ... — — 6,16 13,57
Jodaluminium — — 4,54 2,51
Kieselerde 0,8 1,8 7,2 4,6
Organische Stoffe.. — — 16,8 10,7
Humins. Kali — — 36,8 23,49
„ Kalk. . ... ~ — — ' —
3087 8185 9%7 6369
Soolqueüen in Thüringen etc.
*
53 fl . _ _ _ _
CS
!>. O (N CO
00 »o »o
-^ o o o o
•ort©
flS 'S 0
'«» . OB 0)
I -g s
08
QO ^ CO <N C0
SS'^S'«$ I I I I
W
^ 09 !>• (N #n
^^<StS^ tili
w ▼-< "«i* 1-1 S ' ' ' '
fl
M -^
fl
fl
. - ej» 08
^ ä a
^ fl ^
fl
3 ^ ^.
t* CO o rH.^ >-r '
ö'o
SP
CO ^ oo
-2 §• I fl tr I co-co-tJ^cT I
□Q
I I
« 'S a -S S
^ CO CO
I I I
na
fl
^g
o
g 'S
fl fl
fl
•ii
O O O t* tH .
Q I «To oTo" I I I
a
TS
fl
fl
• SP*?
OD flS h
Jas
M n uj
f
OD
*«1
tfi 08
co
t #
#
00
CO
2S
(M
CO
<
10 L. F. Bleif u. Gr. Bley, SoolqtbeUen in TTiUringen etc.
Huliertasbrmuten Berlnserbail b. Suderode
bei Thale im Harze
in 10000 Theilen
nach Bley und Bauer nach Bley 1845
Chlomatrium 167,71 113,27
Chlorkalium 0,69 0,344
Chlormagnium. 0,2 4,15
Chlorcalcium 124,51 101,56
Chlorammonium i 0,168 3,12
Chbriithium / ^^^^^ 0,111 Spur
Chlorstronöum \ -ß^^^ 0,726 —
Chlorbaryum l 0,25 —
Chloraluminium / 0,415 —
Schwefelsauren Kalk 0,34 —
Kohlensauren Kalk Spur 0,12
Kohlensaures Eisenoxydul. 0,006 0,825
Manganoxyd Spur Spur
Salpetersauren Kalk 3,33 —
Phosphorsauren Kalk 0,01 -—
Jodmagnium 0,018j
Brommagium 0,02lj "»"^
Kieselerde 0,332»
Organische Substanz Spur) ^^^
198,828 223,449.
Elmeit bei Gr. Salze . und Scltdnelieck
in 10000 Theilen
nach Heine
Chlornatrium.. 1040,4 444^4
Chlormagnium 7,3 2,9
Schwefels. Kali 14,8 10,9
„ Magnesia 13,6 7,2
„ Kalk 27,8 14,9
Kohlens. Kalk 3,9 3,7
„ Eisenoxydul 0,3 0,2
Kieselerde 0,2 0,2
1108,0 484,0.
ßammelsberg, über die Sehwefeiungtstufen des Msens jete. 11
Ueber die Schwefelnngsstifen des EiseDS und d&s
Schwefdeisen. der Heteoriten;
von
C. Rammelsberg*).
Eine Untersuchung meteorisclien Schwefeleisens gab
mir Veranlassung; gewisse ältere Angaben über die Ver-
bindungen beider Körper zu revidiren. Es hat dieser
Gegenstand in neuerer Zeit keinen Bearbeiter gefunden,
weil dieBesultate der früheren Versuche von Strom ßy er
und Berzelius; worauf fast allein unsere Kenntniss von
den Sulfureten des Eisens beruht; im Ganzen einfach
und erschöpfend zu sein scheinen.
1. Verhalten des Eisens zum Schwefel in
höherer Temperatur.
Durch Erhitzen von Eisenfeile und Schwefel erhielt
Proust ein Schwefeleisen mit 37,5 Proc. Schwefel, d.h.
eine Verbindung, welche auf 28 Eisen 16,8 Schwefel ent-
hält. Da die Zahlen 28 und 16 die Äequivalente des
Eisens und des Schwefels sind, so hat Proust ein Schwefel-
eisen erhalten, welches aus je 1 At. beider bestehend,
also Eisensulfuret = FeS, nur^mit einem geringen
Ueberschuss an Schwefel war.
Man beruft sich heut zu Tage auf Strom ey er, der
behauptet habe^ das künstliche Schwefeleisen besitze die
Zusammensetzung des Magnetkieses, d. h. etwa 40 Proc.
Schwefel, oder auf 28 Eisen 18^/3 Schwefel, oder 7 gegen
8At.(Fe7SS). Allein das ist ein Irrthum. Stromeyer sagt
nur, das künstliche Schwefeleisen enthalte stets unver-
bundeues Eisen beigemengt und entwickele deshalb mit
Säuren etwas Wasserstoff; das künstliche Schwefeleisen,
welches nach ihm gleich dem Magnetkies zusammenge-
setzt ist, hat er gar nicht aus Schwefel und Eisen darge-
stelli^ sondern er hat theils Eisenoxyd mit Schwefel
*) Vom Herrn Vei&sser im Separatabdruck eiögesandt.
12 Eammdsbergj -
erhitzt, theib Strablkies destillirt. Von den Froducten, die
auf diese Art entstehen, wird weiterhin die Rede sein.
Indem aber Strom'eyer in einer und derselben Ab-
handlung eine neue und richtige Beobachtung mit einer
ganz falschen Erklärung verknüpfte, hat er ein eigen-
thümliches Missverständniss in der Wissenschaft beryor-
gerufen. Ek* hatte gefunden, dass der Magnetkies und
das von ihm künstlich dargestellte SchwefeleisQU beim
Behandeln mit Chlorwasserstoffsäure eine Abscheidung
von Schwefel geben und dessen ungeachtet sah er diese
Körper als Schwefeleisen im Minimo des Schwefels an.
Berzelius machte sofort darauf aufmerksam, dass
dies nicht der Fall sein könne, und indem er zu glauben
schien, Stromeyer habe sein künstliches Schwefeleisen
direct aus den Bestandtheilen dargestellt, erklärte er,
dass auf diesem Wege nur dann das wahre Schwefeleisen
im Minimo, d.h. das dem Oxydul entsprechende, 1 At.
Schwefel enthaltende EisensuUuret FeS, sich erhalten lasse,
wenn die Masße nicht zum Schmelzen komme, denn im
anderen Fall löse sie Schwefel auf, und es entstehe die
Magnetkiesmischung, die er als Verbindung von Sulfuret
und Sesquisulfuret betrachtete. Berzelius' Vorschrift zur
Darstellung des reinen Eisensulfurets leidet indess an
einem inneren Widerspruch, und beweist im Grunde,
dass auch bei Anwendung von überschüssigem Schwefel
das Eisensulfuret in hoher Temperatur nichts davon zu«
rückhält.
Eine sichere Methode, reines Eisensulfuret darzu-
stellen, verdanken wir seit langer Zeit H. Rose, wel-
cher gezeigt hat, dass die höheren Schwefelungsstufen
des Eisens, z. B. der Schwefelkies, sich durch Erhitzen
in Wasserstoffgas leicht in Sulfuret verwandeln.
Nach dem Angeführten scheint mir, als habe nach
Proust Niemand die Zusammensetzung des gewöhnlichen
aus Schwefel und Eisen dargestellten Schwefeleisens unter-
sucht; ich wüsste nicht, dass Proust's Angabe factisch
widerlegt worden wäre, denn dass das Präparat die Zu«
jSuA
über die Schwefd'ungsstuf^ des Eisern etc., 13
sammensetzong des Magnetkieses habe^ ist, wie eben ge-
zeigt; eine nur irrthümlich Stromeyer zugeschriebene
Behauptung.
Ich habe reines Eisen^ aus Eisenoxyd durch Wasser-
stoff reducirt; mit einem Ueberschuss von Schwefd bei
verschiedenen Temperaturen zusammengeschmolzen. Stieg
die Temperatur nicht bis zum Glühen, so wurde Eisen-
bisu Ifur et FeS^ erhalten ; erhitzte ich, so weit Oiac^eßuase
dies erlaubten, so bekam ich Eisensesquisulfuret Fe^S^,
was auch mit älteren Angaben von Proust, Bucholz
und Gehlen im Einklang steht; liess ich endlich die
Masse in starker Glühhitze (im Wind<rfen) zum Schmelzen
kommen, so erhielt ich EisensulfuretFeS^d.h.ein Schwe*
feieisen, welches weder mit Säuren noch in Wasserstoff
freien Schwefel liefert. Hierdurch bestätigt sich mithin
die alte Angabe von Proust
Obgleich das gewöhnliche käufliche Schwefeleisen
wohl niemals aus reinen Materialien dargestellt wird, so
so habe ich es doch untersucht, da es mir schon längst
aufgefallen war, dass es bei seiner Verwendung zur
Darstellung von Schwefelwasserstoff nie einen sichtlichen
Absatz von Schwefel gegeben hatte, wie dies beim Mag-
netkies der Fall ist. Ich benutzte ein wohlgeschmolze^
nes, krystallinisches Präparat von Magnetkies ähnlicher
Farbe, ganz homogen in der mit Blasenräumen erfüllten
Masse, dessen spec. Gew. = 5,067 war. Beim Pulvern
waren wenigstens gröbere Theile von Eisen nicht zu be-
merken; das Pulver war wenig magnetisch, und ich be-
durfte längerer Zeit, um mittelst des Magnets eine noch
nicht 0^4 Procent betragende Menge auszuziehen. Als
dieselbe analysirt wurde, ergab sie 92/3 Proc. Schwefel,
zum Beweise, dass wirklich einzelne Theilchen von me-
tallischem Eisen (die gewiss allein magnetisch sind) dem
Präparat anhängen.
Wurde dieses Schwefeleisen fein gepulvert so lange
geröstet, bis es vollständig in Eisenoxyd verwandelt war,
so gab ea (im Mittel der Versuche) 97,4 Proc. desselben,
14
Rammdsberg,
d. h. 68^2 Proq. Eisen, mithin 31,6 Schwefel, Zahlen,
welche, vom Magnetkies weit entfernt, etwa 6 Ät. Eisen
gegen 5 At. Schwefel entsprechen, so dass das gewöhn-
liche Schwefeleisen eben nichts anderes ist als Eisen-
sulfuret, gemengt mit etwas^ Eisen. In Wasserstofigas
erleidet es einen geringen Verlust, der nicht in Schwefel
besteht; es bildet sich dabei etwas Wasser, welches zum
Theil wohl von einer kleinen Menge Eisenoxyd oder
Oxydoxydul herrühren mag.
. Wenn man eine grössere Menge solchen Schwefel-
eisens fein reibt, mit Schwefel mengt und im Tiegel
einer starken Hitze aussetzt, so erhält man eine gesinterte
Masise von der Farbe des ursprünglichen Präparats. Ihr
spec. Gew. ist nun = 4,79. Sie verliert beim Glühen
in Wasserstoff nichts am Gewicht. Eine Analyse ergab
64,2 Eisen gegen 35,8 Schwefel, d* h. 28 : 15,6 also
nahezu 28 : 16; d.h. das gewöhnliche Schwefeleisen hat
sich nun in reines Eisensulfiiret FeS verwandelt.
Wie mich dünkt, ist hierdurch der alte Irrthum be-
seitigt, dass das Eisen in der Hitze mehr als 1 At Schwe-
fel zurückhalte, und Proust's Analyse gerechtfertigt.
Wie oben bemerkt, habe ich aus reinem Eisen und
Schwefel in niederen Temperaturen die beiden höheren
Schwefelungsstufen, das Sesqui- und Bisulfuret, "erhalten.
Es liess sich erwarten, dass diese auch entstehen wür-
den, wenn man das gewöhnliche Schwefeleisen mit Schwe-
fel nicht bis zum Glühen erhitzte; ich habe diese Ver-
suche indessen mehr in der Absicht angestellt, um zu er-
fahren, ob sich dabei nicht die Magnetkiesverlundung
bilde. Letztere habe ich zwar nicht, wohl aber das Ses-
quisuifuret erhalten, freilich nicht rein, sondern gemengt
mit Sulfuret, so dass es in Wasserstoff höchstens 12,6
Procent, anstett 15,4 Proc. verlor. Eine noch niedrigere
Temperatur hätte ohne Zweifel Bisulfuret geliefert
II. Verhalten des Eisenoxyds zum Schwefel.
Stromeyer fuhrt an, er habe durch mehrmaliges
Erhitzen von Eisenoxyd mit Schwefel eine dem Magnet-
Über die Schwefelw%g99tufen des Eisens etc. 15
kies gleiche Verbindang aus 59,85 Eisen und 40,15
Schwefel erhalten.
«
Meine Versuehe wurden mit einem ganz reinen
Eisenoxyd (aus oxalsaurem Eisenoxydul) bei sehr ver-
schiedenen Temperaturen ausgeführt; es wurde dabei
immer ein grosser üeberschuss an Schwefel angewandt.
Setzt man das Gemenge der starken Hitze eines gut
ziehenden Windofens einige Stunden aus, so erhält man
eine gesinterte Masse, von der Farbe des Magnetkieses^
die jedoch kaum magnetisch ist. Dies ist Eisensul fü-
ret, gemengt mit einigen Procent Eisenoxyd, welche
beim Glühen in Wasserstoff sich durch Wasserbildung
verrathen. Auch durch wiederholtes Glühen der gepul-
verten Masse mit Schwefel wird das Präparat nie ganz
sauerstofffrei, weil sich wohl der Schwefel früher ver-
flüchtigt, ehe alles Eisenoxyd zersetzt ist.
Erhitzt man Eisenoxyd und überschüssigen Schwefel
in verschlossenen Gefässen bei niederen Temperaturen,
so erhält man, je nach der Hitze, gelbgraue oder dunkle
Pulver, deren Gewicht um so grösser ist, je geringer die
Hitze; da sie aber ausser Eisen und Schwefel auch
Sauerstoff enthalten, so giebt ihre Menge keinen Auf-
schluss über ihre Natur. Ich bin noch damit beschäftigt,
zu untersuchen, ob sich auf diesem Wege bestimmte
Verbindungen bilden.
III. Verhalten von Eisenoxyd zu Schwefel-
wasserstoff.
Was wir hierüber wissen, beschränkt sich auf die
Angaben vtm Berzelius, dass nämlich bei Temperatu-
ren unter oder bis 100<> sich Eisensesquisulfuret, bei
Temperaturen über lOO^, aber unterhalb der Glühhitze,
sich Eisenbisulfuret bilde, weil in diesem Falle einTheil
des SchwefelwasserstolBb zersetzt und Wasserstoff frei
werde, während der Schwefel sich mit dem anfangs ent-
standenen Sesquisulfiiret verbinde. Berzelius hat aber,
wie es scheint, das Detail dieser interessanten Versuche
1
16 Eammelsbergf
nicht publicirty so dass man nicht weiss, ob er die Zu-
sammensetzung der entstandenen Producte wirklich durch
die Analyse ermittelt^ oder nur aus ihrer Menge erschlos-
sen, und ob er d^^s Freiwerden von Wasserstoff wirklich
beobachtet hat.
Ich habe mich vorläufig darauf beschränkt, die Ein-
wirkung beider Körper bei Temperaturen nahe unterhalb
der Glühhitze zu untersuchen. Der Versuch wurde von
Zeit zu Zeit unterbrochen, die Gewichtszunahme des
Eisenoxyds -bestimmt, das entstandene graue pulverige
Product in allen Theilen gemengt und von neuem der
Wirkung des Schwefelwasserstoffs auag^setzt. Die flüch-
tigen Producte^ Wasser und freier Schwefel wurden, fort-
getrieben. In zwei unabhängigen Versuchen erhielt ich
nach wiederholter Behandlung eine und dieselbe Menge,
nämlich von 100 Th. Eisenoxyd 124Theile des Productsy.
welches auf Grund der Analysen als ein Oxysulfuret,
bestehend aus 1 At. Eisenoxyd und 3 At. des. ihm ent-
sprechenden Sesquisulfurets betrachtet werden muss, und
beim Erhitzen . in verschlossenen Gefässen schweflige
Säure entwickelt. Beim Glühen in Wasserstoff verliert
es I8I/3 Proc, wovon genau 1/3 ;= Sauerstoff, 2J3 = Schwe-
fel sind, und verwandelt sich in ein Gemenge von 1 At.
Eisen und 3 At. Eisensulf ur et.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass bei i^iederer
Temperatur sich Oxysulfurete bilden, welche reicher an
Eisenoxyd sind, worüber weitere Versuche Aüfschluss
geben werden.
Die Existenz von Oxysulfureten ist beiid Eisen bis-
her unbeachtet geblieben. Ich habe schon oben erwähnt,
dass man aus Eisenoxyd und Schwefel in gelinder Hit2se
sauerstoffhaltige Proiucte erhält, von denen ich vorläufig
aber nicht ents<5heiden mag, ob sie Gemenge sind.
Berzelius hatte schon auf diesem Wege ein braunes,
magnetisches, beim Erhitaen leieht yerglisamendes Pul-
ver erhalten, welches sich in Säuren ohne Schwefelwas-
serstoff zu entwickeln zu einem Oxyduisalz auflöste, und
- über die Schwefelungsstufen^ des Eisens etc. 17
welches ein Oxysulfuret gewesen sein kann. Ich habe^
dem bereits Angeführten zufolge, die Versuche in dieser
Richtung noch nicht so weit fortgesetzt, um darüber etwas
sagen zu können*).
IV. Verhalten des Schwefelkieses in der Hitze.
Was aus dem Schwefelkies bei starkem Erhitzen
werde, ist bis jetzt eigentlich immer zweifelhaft geblie-
ben, Stromeyer erhielt (wenigstens aus Strahlkies) die
dem Magnetkies entsprechende Verbindung; Berzelius
führt ebenfalls an, dass der Schwefelkies nicht die Hälfte,
sondern nur ^^7 seines Schwefels verliere. Dagegen fand
Bredberg bei Versuchen mit Fahluner Schwefelkies,
dass derselbe, in starker Hitze geschmolzen, sich in Eisen-
sulfuret verwandelt, welches er analysirt hat.
Ich Hess gepulverten Schwefelkies von Freiberg in
einem verschlossenen Tiegel einige Standen stark glühen.
Der Rückstand war nicht geschmolzen, sondern stellte
ein blaugraues unmagnetisches Pulver dar, dessen spec.
Gewicht = 4,494 war, welches in Wasserstoff 3,8 Proc.
Schwefel verlor, und 61 Eisen gegen 39 Schwefel, d. h.
28 Eisen gegen 18' Schwefel enthielt, mithin eine dem
Magnetkies entsprechende Zusammensetzung hat.
Ich habe den Schwefelkies über der Lampe in Por-
cellan- und Glasgefässen in einem Strom trockner Koh-
lensäure geglüht und ganz dasselbe Resultat erhalten-
Der Verlust betrug etwa 24 Procent**).
*) Man könnte fragen; Wie kommt es, dass Berzelius da
ein reines Sehwefeleisen erhalten, hat, wo ich ein Oxysulfu-
ret erhielt? Hierauf erwiedere ich, dass Fe^S^ 53,8, das
Oxysulfuret 56,8 Proc. Eisen enthält; dass jenes 15,88, dieses
16,31 Proc. in Wasserstoff verliert, dass man also beide Ver-
bindungen nur unterscheiden kann, wenn man die Menge des
Schwefels bestimmt. Leicht entsteht also die Frage: hat
Berzelius dieses Oxysulfuret für das reine Sesquisulfnret
angesehen?
100 Fe2 03 = 130 Fe2S3.
Ich erhielt 124 Th. Oxysulfuret.
**) Bliebe Eisensulfuret zurück, so müsste er fast 27 Proc. aus-
machen.
Arch. d. Pharm. CLX V. Bds. 1. Hfl. 2
18 Rammehherg^
Hiei-durch bestätigt sich Stromeyer's Angabe, und
das von Bredberg erhaltene Sulfuret ist vielleicht das
Product einer noch stärkeren Hitze^ als bei allen diesen
Versuchen angewandt wurde.
V. Ueber die Zusammensetzung des Magnet-
kieses.
Die Analysen; welche zur Berechnung dienen kön-
nen, sind: Magnetkies von Treseburg (Stromeyer); aus
Brasilien und von Fahlun (Plattner); von Bodenmais
(H. Rose und Graf Schaffgotsch). Alle gehören einer
Zeit an, in welcher das Atomgewicht des Eisens zu nie-
drig angenommen wurde, bedürfen daher einer kleinen
Correction. Ich theile das Resultat der desfallsigen Rech-
nung hier mit, und setze den aus der Differenz berech-
neten Schwefelgehalt daneben, weil ich glaube, dass die
Eisenbestimmung im Verhältniss weit genauer ist als die
Schwefelbestimmung (die Analysen haben auch immer
einen Ueberschuss geliefert).
Fe
S
1.
Treseburg.
Stromeyer.
59,86
40,14
2.
Brasilien.
Plattner.
60,20
39,80
3.
Fahlun.
Derselbe.
60,29
39,71
4.
Bodenmais.
Schaffgotsch.
61,10
38,85
5.
n
Derselbe.
61,19
38,81
6.
n
H. Rose.
61,56
38,44
Der Eisengehalt schwankt also von 59,86 bis 61,56 Proc,
d. h. um 1,7 Proc. Dies würde bei einer sehr einfach
zusammengesetzten Verbindung nicht viel bedeuten; an-
ders ist es beim Magnetkies, dessen Schwefeleisen dem
Sulfuret so nahe liegt. Hier ändert sich das Verhältnis3
.der Atome von Eisen und Schwefel (oder das Verhält-
niss von Sulfuret und Sesquisulfuret in der Verbindung),
je nachdem man die Extreme oder das Mittel der Ana-
lysen als Grundlage wählt. Denn man kann sich leicht
überzeugen, dass
über die Schwefdutrgwdufff» des Eisens etc. 19
Strom ey er *s Aniilys«... = tV S7 = 4FeS, Fe2S3
H. Rose's Analyse = FfeiiS*2 = 9FeS,Fe2S3
Das Mittel aller Analysen = iPe» S^ = 6FeS,Fe2S3
entspricht.
Man möchte glauben, dass ein so einfacher Versuch,
wie das Glühen des Magnetkieses in Wasserstoff ist, die
Frage entscheiden könnte. Denn diejenige Menge Schwe-
fel, welche bei dem Uebergange des Magnetkieses in
Eisensulfuret frei wird, ist für
Fe6 S7 = 1/7 . 40 =:t 6,714 Proc.
Fe7 S8 = i/g . 39,5 = 4,937 „
Fe8 S«. = 1/9 .39,13 =r= 4,348 ^
Fe« BIO = i/j^j. 38,84 = 3,«84 ^
Fe»OSii = Vii • 39,6 = 3,51
Fel*S«2 = 1/12. 38,4 = 3,20
also Werthe, deren Unterschiede sich leicht sollten er-
kennen lassen. Nun gab der Magnetkies
aus BrasiUen.. 4,92 Proc. j pi^ttner
ron Fahlun. ..4,72 ^ *
von Bodenmais 3,36 „ Graf Schaffgotsch.
Sind nun deswegen die Ausdrücke Fe^S^ für jene bei-
den, undFei*S'2 für den, letzteren gerechtfertigt? Jeden-
falls bedarf es noch weit mehr Analysen, um die Frage
zu entscheiden, ob der Magnetkies m iFeS, m Fe2S3 sei, was
schon früher Graf Schaffgotsch zu beweisen suchte.
Dife häufige Gegenwart von Schwefelkies könnte die
Vermutfa^ng begründen, dass der schwefelärmste Magnet-
kies auch der reinste gewesen sei. In diesem Falle
müssen wir der Analyse H. Rose 's, also der Formel
Fel'SJ2 = 9FeS,Fe2S3 den Vorzug geben.
Für jetzt möchte es am besten sein, die Formel
Fe^S« =^ 6FeS,F«^S3 ao»ianehmen^ wekh« dem Mittel der
Alialysen am nächsten kommt.
2*
20 Eammelsbergf
V. Das specifische Gewicht der Schwefelungs-
stufen des Eisens.
Das specifische Gewicht des EisensulfuretSi FeS,
und zwar des aus Schwefelkies durch Wasserstoff redu-
cirten, ist von Q. Rose gefunden... = 4,668 — 4,726
Ich fand das durch Glühen von ge-
wöhnlichem Schwefeleisen mit Schwe-
fel dargestellte = 4,790
Dasselbe nach dem Glühen in Wasser-
stoff. = 4,846
Die durch Glühen von Schwefelkies ent-
stehende Verbindung Fe^S^ = 4,494
£s scheint also, dass das Sulfuret wiege 4,7 — 4,8
Die künstliche Verbindung Fe^S^ ist = 4,6,
die natürliche, krystallisirte, der Mag-
netkies = 4,6.
Endlich das krystallisirte Bisulfuret
wiegt als zweigliedriger Speerkies. 4,85 — 4,9
als regulärer Schwefelkies . . 5,0 — 5,2
Die Dichte der Scfawefelungsstufen des Eisens steht zu
den relativen Mengen der beiden Bestandtheile nicht in
directer Beziehung.
VI. Ueber das Schwefeleisen der Meteoriten.
Durch die Untersuchungen von G. Rose ist das
Vorkommen des Magnetkieses in den Meteorsteinen von
Juvenas und Stannern ausser Zweifel gesetzt. Berze-
lius äusserte später die Vermuthung, dass auch Eisen-
Bulfuret in Meteoreisen enthalten sei, und bezeichnete
dessen Analyse als sehr wünschenswerth.
Bei meinen Versuchen mit dem Meteoreisen von
Seeläsgen bemühte ich mich, auch die darin vorkommen-
den cylindrischen Massen von Schwefeleisen für sich zu
analysiren. Indem ich die darin gefundenen II/3 Proc.
Nickel nebst so viel Eisen in Abzug brachte, als för die
Mischung des umgebenden Nickeleisens erforderlich war.
■».•
über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. 21
ergab sich in der Th^t fiir das Schwefeleisen die Zu-
sammensetzung des Sulfurets.
Aehnliche Versuche hat Taylor mit dem Schwefel-
eisen des Meteoreisens ^Yon Toluca angestellt. Allein er
fand darin 71/4 Proc. Nickel und Kobalt. Da nun das
Nickeleisen dieses Meteoriten selbst nur kaum 10 Proc.
dieser beiden Metalle enthält, so müsste man annehmeni
das Schwefeleisen sei nickeihaltig, was doch sehr fraglich
ist^ wie denn überhaupt die Analyse einer Wiederho-
lung bedarf.
Das Meteoreisen von Knoxyille, Tazewell Countj,
TennesseC; enthält nach Smith ein graues Schwefeleisen;
welches die Zusammensetzung des Sulfurets hat, man
mi^ den geringen Nickelgehalt (I/3 Proc.) als der Haupt-
masse angehörig betrachten oder nicht.
Vor Kurzem theilte mir O. Rose ein Schwefel-
eisen aus dem Meteoreisen von Sevier Gounty, Tennes-
see, mit, welches im Ansehen an Magnetkies erinnert,
und einzelne metallische Theilchen von Nickeleisen ent-
hält, die dem Magnet folgen. Ich habe in zwei Analy-
sen 1,5 — 1,9 Proc. Nickel gefunden, und die Verhält-
nisse des Schwefels und Eisens der Art, dass bei Hinzu'
rechnung des Nickels zu letzteren auch hier Eisensulfu-
ret sich ergiebt.
Indessen halte ich weder diese noch meine früheren
Versuche mit den. Einschlüssen des Meteoreisens von
Seeläsgen für hinreichend, um die Frage: ob Magnet-
kies? ob Sulfuret? sicher zu entscheiden, die allerdings
wegen der geringen Zusammensetzungsdifferenz des Sul-
furets und des Magnetkieses sehr^ schwierig ist. Denn
wenn man von der Ansicht ausgeht, das Schwefeleisen
sei in allen Fällen Magnetkies, so wird die in Abzug
zu bringende Menge Eisen um etwas grösser, allein
dieses Mehr ändert das Verhältniss von Nickel und Eisen
nur in geringem Grade; die Rechnung allein gewährt
mithin keine Sicherheit.
Wenn man sich erinnert, dass es sowohl nickelhal-
23 BammeUherg,
tige Magnetkiese giebt (Modum, Klefva^ Pennsyivanieu)/
als auch, dass nach Sehe er er in Norwegaa ein nickel-
reicbes Eisensulfuret vorkommt^ welches nach den Flä-
chen des Octaeders spaltbar sein soll, wird man auch in
denr Schwefeleisen der Meteoriten einen Mckelgehalt
voraussetzen dürfen, und dann wird es noch weit weni-
ger gerechtfertigt sein, denselben lediglich einer Bei-
mengung Ton Nickeleisen zuzuschreiben. Nun giebt
Magnetkies in Wasserstoff Schwefel ab, Eisensulfuret
aber nicht. Ich habe diesen Versuch mit dem zuletzt
erwähnten Schwefeleisen angeeitellt, und in der That
1,2 Proc. freien Schwefel erhalten. — Magnetkies und
Eisensulfuret unterscheiden sich in ähnlicher Art beim
Auflösen in Chlorwasserstoffsäure. Ich erhielt im vor*
liegenden Falle 1,44 Proc. Schwefel. Diese Versuche
lehren zwar, dass die Substanz nichc reines Sulforet sein
kdnne, allein sie ergeben andererseits viel weniger Schwe*
fei, als Magnetkies unter gleichen Umständen.
Das specifische Gewicht des Schwefeleisens im Me-
teorßisen i9t
von Seeläsgen = 4,787
von Toluca = 4,822
von Knoxville =4,75
von Sevier Co. = 4,817
gdfonden. Jede Beimengung von Nickeleisen muss aber
das specifische Qewioht des reinen Sehwefeleisens erhö-
hen, so daas auch diese Bestimiaungen nioht als Beweise
dienen können.
Will man also die Existenz des Eisensulfurets im
Meteoreisen durch die Analyse von Smith nicht als
hinlänglich begründet erachten, so wird es weiterer Un-
tersuchungen bedürfen, die Frage zu lösen. Ich hoffe,
später auf diesen Gegenstand zurückkommen zu können.
angehlicher Stickstoffgehalt des Roheisens. 23
Ueber den angeblidieii Sticbtofljsehalt des
Roheisens;
von '
Demselben.
Bekanntlich ist in den letzten Jahren die Behaup-
tung aufgestellt worden, dass Stahl und Roheisen^ ja
selbst StabeiseU; Stickstoff enthalten; und es hat sich
in Frankreich zwischen Fr6my und Caron eine weit-
läufige Discussion entsponnen, indem Jener den Stick-
stoff als einen wesentlichen, dieser als einen zufälligen
Bestandtheil der genannten Körper betrachtet.
Was den Stahl betrifft, so behauptet Fr6my, dass
bei der Bildung des Cementstahls das Stabeisen Kohlen-
stoff und Stickstoff aufnehme, dass der Stahl diesen Stick-
stoff beim Glühen in Wasserstoff in der Form von
Ammoniak verliere und. dadurch zu Stabeisen werde,
■dass die Rückstände, welche Stahl beim Behandeln mit
Säuren oder mit Kupferchlorid giebt, stickstoffhaltig
seien, und dass sphon sehr geringe Mengen Stickstoff
die Stahlbildung hervorrufen, wie degn Bouis in einem
Gussstahl angeblich ^/sooooo Stickstoff bestimmt haben
wiU*).
Aber der Stickstoffgehalt in den Eisenarten ist schon
vor länger als 20 Jahren von Schafhäutl in München
behauptet worden**), welcher sagt, dass manches Roh-
eisen mit Kali Ammoniak entwickle, dass der beste
englische Gussstahl 0,18 Proc. Stickstoff enthalte, dass
die Rückstände vom Auflösen des Eisens in Säuren stick-
stoffhaltig seien. Obwohl nun später Marchand durch
eine Reihe von Versuchen zu dem Schlüsse gelangt war,
ein Stickstoffgehalt sei im Roheisen und Stahl nicht mit
*) Auch Boussingault hat sich als Vertheidiger von Fr^-
xn 7*8 Behauptungen erklärt, und giebt an, im Gussstahl seien
''/looooo eines Procents an Stickstoff enthalten.
*♦) Lond. and Edinb. phil. Mag. 1839. — Jahrb. für praktChem.
19. 159.
>
%
fi
24 Rammelsberg^
Sicherheit anzunehmen^ auch die Rückstände beim Auf-
lösen derselben frei von Stickstoff gefunden hatte, so hat
doch Fr^my neuerlich seine Behauptungen auch für das
Roheisen geltend zu machen gesucht und sogar die kühne
Hypothese aufgestellt, Roheisen und Stahl seien Verbin-
dungen von Eisen mit einem aus Kohlenstoff und Stick-
stoff bestehenden Radikal, dessen Zusammensetzung durch
Substitution verändert werden könne, und dessen Zer-
setzungsproducte heim Auflösen dieser Stoffe in Säuren
zum Vorschein kämen.
Es scheint, dass Fr^my's Ideen durch die interes-
santen Versuche Wo hier 's und Deville's, nach wel-
chen Bor, Kiesel und Titan sich in der Hitze mit dem
Stickstoff der Luft direct verbinden, eine Stütze erhalten
könnten. Findet sich doch Cyankalium im Eisenhohofen,
ist die kupferrothe krystallisirte Substanz, welche man
mit Wollaston lange für Titan hielt, doch nach Woh-
le r ein Cyan- Stickstofftitan, und hat noch neuerlich
H. Rose in der Kiesehäure der Hohöfen 0,1 Proc. Stick-
stoff nachgewiesen, so dass Caron glaubt, wenn Roh-
eisen Stickstoff enthalte, so sei er an Kiesel oder Titan
gebunden. Allein Eisen nimmt an sich in der Hitze
keinen Stickstoff auf; die Versuche von Bert hellet,
Th^nard, Savart, Despretz, Buff und Fremy
scheinen nur zu beweisen, dass Eisen beim Erhitzen
in Ammoniak bei einer gewissen Temperatur sich mit
Stickstoff verbinden könne, und dass nur die Methode des
Letzteren, Rothglühen von Eisenchlorür in Ammoniak,
ein wirkliches Stickstoffeisen liefere. Insbesondere aber
ist in Betracht zu ziehen, dass die Bestimmungen bei
der Darstellung von Roheisen und Stahl ganz andere
sind, als die oben erwähnten; dass es sich dabei weder
um ein Eisensalz noch um Ammoniak handelt.
In Frankreich hat sich Grüner mehrfach gegen
Fr6my ausgesprochen, und aus praktischen Gründen des
Letzteren Behauptung, Roheisen enthalte noch mehr
Stickstoff, als der daraus gepuddelte Stahl, widerlegt.
Jl
angeblicher Siickitoff^gehalt des Roheisens. 25
Es mag hier ganz unerörtert bleiben^ ob so unge-
mein kleine Mengen Stickstoff^ wie namentlich die spä-
teren Versuche Frimy's u. A. in den Eisensorten er-
geben, auf die Beschaffenheit derselbe^ von irgend wel-
chem Einfluss sind. Dagegen schien es mir wichtig,
dasjenige Roheisen auf einen Gehalt an Stickstoff zu
prüfen, aus welchem der sogenannte Rohstahl dargestellt
wird. Es ist diejenige Art des weissen Roheisens, welche
man Spiegeleisen zu nennen pflegt, und welche aus Spath-
eisenstein mit Holzkohlen erblasen wird. Ich liess mehrere
Pfunde desselben in verdünnter Schwefelsäure auflösen,
and sowohl die Auflösung als den kohligen Rückstand auf
Stickstoff untersuchen. Aus jener wurde der grösste
Theil des Eisenvitriols auskrystallisirt'*'), die Mutterlauge
dann mit Kalkhydrat destillirt. Dadurch wurde in der
That etwas Ammoniak erhalten und in Form von Platin-
salmiak bestimmt. Allein der daraus berechnete Stiqk-
•
Stoff beträgt 0,002 eines Procents, oder ^50000 des Eisens,
und diese geringe Menge für wesentlich zu halten, streitet
wohl gegen alle Wahrscheinlichkeit. Nach Främy ist
aber der Rückstand stickstoffhaltig; allein weder durch
Erhitzen mit Kalilauge noch mit Natronkalk gab der
aus Spiegeleisen erhaltene Ammoniak; aber er enthielt
auch kein Titan. Auch derjenige kohlige Rückstand,
welcher beim Auflösen von Roheisen mit Hülfe eines
elektrischen Stromes nach Weyl's Methode erhalten
wird, gab ein negatives Resultat. Lässt man aber solche
Rückstände einige Tage an der Luft liegen, so entwickeln
sie beim Behandeln mit Kalilauge Ammoniak, welches
sie offenbar aus der Luff absorbiren.
Wie leicht das Ammoniak von porösen Körpern ab-
sorbirt wird, ist allgemein bekannt. Kohle, natürliches
und künstliches Eisenoxyd und andere Körper besitzen
*) Sollte dabei nicht das Ammoniak in Form von schwefelsau-
rem Eiaenoiydul- Ammoniak = H* NO, S03 -f FeO, S03 + 6 HO fl
auskrystallisirt sein ? (Ludwig.) •«
26 WiUsteinj
diese Eigenschaft, und die alte Beobachtung von Austin^
Chevallier und Berzelius, dass feuchte Eisenfeiler
an der Luft Ammoniak bildet, und dass der Eisenrost
solches enthält^ ist vielleicht nicht aus einer Wasseraer*
Setzung; sondern lediglich aus der Absorption des in der
Luft ^itbaltenen Ammoniaks zu erklären.
Ich liess zerkleinertes Spiegeleisen mit Wasser ab-
spülen und mit Kalilauge erhitzen, erhielt aber kein Am-
moniak. Hatte das Eisen aber einige Tage an der Luft
gelten, so konnte nun eine merkliche Menge Ammoniak
erhalten werden.
Wenn hiemach gerade in demjenigen Roheisen,
welches vor allen anderen zur Stablbildung geeignet ist,
kein wesentlicher Gehalt an Stickstoff sich nachweisen
lässt, wenn andererseits die Leichtigkeit, mit welcher
Ammoniak von Eisen und anderen Körpern aus der
Li^ft aufgenoDDLmen wird, in Betracht gezogen wird, so
darf man wohl nicht glauben, dass Främy's Ideen auf
die Metallurgie des Eisens von Einfluss sein und die
Theorie der Cementstahlbildung modificiren können.
Versnche zur AnfBudimg eines leichten, sieben nnd
schnellen Verfahrens, die thierische Hüch anf
ihren Handelswerth zn prüfen;
von
Dr. G. C. Wittslein.
(Fortsetzung und Schluss der Abhandlung in Bd. CLXIV. Heft 3.
pag. 239.)
Zweite Versuchsreihe.
Ich kam nun auf den Gedanken^ ob es nicht ein
Mittel gäbC; durch welches man in den Stand
gesetzt werde^ den Rahm^ welchen die Milch min-
destens erst binnen mehrstündigen Stehens .vollständig
Prüfung der iMerischen Milch. 27
abscheidet, viel rascbör — wo möglich binnen
einigen Minuten — auf der Oberfläche anzu-
sammeln und 80 durch Ablegen an einer gra-
duirten Bohre sein Volum in kurzer Zeit zu
bestimmen.
Von dem Glaubersalze und andern neutralen Alkali-
salzen weiss man^ dass sie die im Blute schwimmenden
Kügelchen, welche durch blosse Filtration des Blutes
nicht getrennt werden können, sofort vollständig abschei-
den. Dieselbe Wirkung war auch denkbar auf die (aller-
dings ganz anders constituirten) Milchkügelchen, welche
ja, möglichst nahe aneinander gerückt, den Rahm bilden,
aber ebenfalls nicht durch blosse Filtration zu gewinnen
sind.
Ich fertigte daher mehrere bei gewöhnlicher Tem-
peratur gesättigte Lösungen von einigen Alkalisalzen an,
vermischte sie im graduirten Cylinder mit einem gleichen
Volum Milch (5 CC mit 5 CO.), stellte in die Ruhe, no-
tirte, sobald eine Rahmschicht deutlich abgegrenzt war,
die Höhe derselben an und nahm auch von weiterer
Vermehrung dieser Schicht in gewissen nachfolgenden
Zeiträumen Notiz.
Gleichzeitig stellte ich in einem andern Cylinder ein
ebenso grosses Quantum (6 GC.) derselben Miloh für sich
hin und beobachtete auch hier -die allmälige Rahmver-
mebrung unter Berücksichtigung der dazu erforderlichen
Zeitdauer. .
Femer wurde jedesmal die Temperatur des Locals,
wo die Proben standen, errnittelt. Es wurden mit Glau-
bersalz, Kochsalz, Salpeter und Salmiak Versuche ange-
stellt. Wir th eilen .nur die mit Glaubersalzlösung ange-
stellten Versuche mit (s. Seite 28).
28
Wittstein,
Versuche mit Qlaubersalzlösung.
Datum
1859.
Tem-
pera-
tur
des
Locals
Rahm - Procente,
abgesetzt toh der mit der
Salzlösung vermischten
Milch nach
■
Rahm-Procente,
■
abgesetzt von der unver-
mischten Milch nach
n. C.
Std. Proc.
Std. Proc.
Std. Proc.
Std.
Proc.
9. Aug.
220
1 -10
24 -10
1 — 6
24
— 10
10. „
220
3/4- 6
11/2 - 6,6
11/4 - 4
4
- 6
-
4-7
24-8
24 6
11. n
230
1/2 - 6
3/4- 7
11/2 - 4
2V2
- 5
1-8
11/2 - 8,2
41/2 - 6
5V2
— 6,6
21/2 — 8,6
. 41/2 - 9
24—8
51/2 — M
24 -10
1—3
2
- 4
12. Sept.
160
2-3
4—5
21/2 - 4,6
24 — 6,8
21/2 - 4,6
24—6
4
- 5
15. „
150
11/2 - 4
24-9
4-7
11/2 - 6
24 -11
4
-10
16. ,
140
1-4
24 - 9^
3—6
1—4
24 -12
3
— 9
17. .
140
21/2. - 8
24 — 10,6
21/2 - 10
24
11
10. Oet.
150
1
4-5
1
24—8
4 - 7
24
10
Es dürfte schwer sein, aus dieser zweiten Versuchs-
reihe brauchbare Schlüsse zu ziehen, denn sie wider-
sprechen sich häufig; so viel indessen zeigen sie, dass
von der Anwendung der Glaubersalzlösung noch am ehe-
sten ein praktischer Nutzen zu erwarten ist, eher als von
den übrigen Salzlösungen, die meistens weit schlechtere
Resultate gaben als die Milch für sich. Aber die Rahm-
absonderung erfolgte noch immer viel zu langsam für den
Zweck einer raschen Milchprüfung.
Dritte Versuchsreihe.
Ich versuchte hierauf, ob die Rahmabsonderung
nicht eben so gut statt fände, wenn statt der
Glaubersalzlösung reinesWasser der Milch zu-
gesetzt würde.
■"^
Prüfung der ihierüchen Milch,
Versuche mit gleichem Volum Wasser.
29
Datum
1860.
Tem.
pera-
tur
des
Locak
Rahm - Procente,"
abgesetzt von der mit
Wasser vermischten
Milch nach
Rahm -Procente,
abgesetzt von der nnver-
mischten Milch nach
n.C.
Std. Proc.
Std. Proc.
Std. Proc.
Std. Proc.
10. April
100
Vk - 9
24 - 6*)
4-9
IV2 - 6
24—7
4-6
11. n
9,60
1 - 9
24 —10
IV4 - 12
11/4 - 4
24-7
21/4 - 6
12. ,
10«
3/4-9
23/4 16
24 -14
13/4 - 17
4 ;6
13/4 - 7
4 8
23/4 - 8
24 -10
13. ,
9,50
3/4-18
24 -13
4 -16
21/4 - 7
24 —10
4-8
14. n
100
1 -24
24 - 12
2 —16
2-6
24 - 10
4-7
U. 8. W.
Der kürzeste Zeitraum, in welchem bei diesen Proben
in der mit Wasser verdünnten Milch eine Rahmschicht
sichtbar wurde, betrug ^J2 Stunde — noch immer zu viel
Zeit für den Zweck der Milchprüfung, wie ich sie wünschte;
zudem unter 22 Versuchen auch nur Einmal, während
eine Rahmschicht viermal erst nach ^j^ St., fünfmal nach
1 St., einmal nach 1I/4 St., dreimal nach l^/^ St., ein-
mal nach 1^/4 St., zweimal nach 2 St., einmal nach 23/^
Stunden, einmal nach 3 St. und dreimal nach 4 St. sicht-
bar wurde. Aber diese Rahmschichten waren dann noch
keineswegs der richtige Ausdruck fUr die Güte der Milch,
indem sie
1) Einen Fall ausgenommen, nach 24 St. eine andere
Höhe einnahmen, und zwar fast eben so oft mehr,
wie weniger betrugen;
*) Diese Verminderung des Rahmvolams erklärt sich dadurch,
dass der aus der verdünnten Milch rasch aufgestiegene Rahm
anfangs nur locker aneinander hing und sich erst mit der
Zeit dichter zusammenzog; sie wurde wiederholt beobachtet.
30 WiüBtein,
2) die nach 24 St. erreichten Höhen in allen Fällen
nicht mit den in der nnvermischten Milch entstan-
denen Rahmschicht- Höhen übereinstimmten. Ich
glaube nämlich; dass die in letzterer entstande-
nen Rahraschicht -Höhen als die normalen betrachtet
werden müssen^ obgleich sie in obfgeh 22 Ver-
suchen sonst ohne Ausnahme geringer sind; als
die der mit Wasser verdünnten Milch. Warum
die letztere mehr Rahm aufwirft^ als die unver-
mischte, liegt gewiss lediglich in ihrer grossem
Verdünnung, welche den Fettkügelohen im Aufstei-
gen weniger Hindemiss entgegensetzt 5 aber da zum
Zwecke der Rahmabsonderung^ resp. Rahmgewin-
nung, im praktischen Leben die Milch niemals mit
Wasser verdünnt wird, so ist es wohl gerechtfertigt,
nicht diejenige Rahmmenge, welchö auf nur immer
mögliche Weise aus der Milch geschieden werden
kann, sondern diejenige Rahmmenge, welche die
Milch in dem zum Verkauf dargebotenen Zustande
absetzt, als die normale anzusehen.
Es ist nun auch erklärlich, weshalb in der zweiten
Versuchsreihe aus der reinen Milch sich meistens mehr
Rahm absetzte, als aus der mit einer concentrirten Salz-
lösung vermischten; denn obgleich der Milch durch die
Salzlösung fast noch eben so viel Wasser hinzngefuhrt
wurde, als sie schon besass, so empfing sie dagegen
damit zugleich auch eine Portion SalZ) welche das spec.
Gewicht dieses Wassers so sehr erhöhte, dass die Dich-
tigkeit der unvermischten Milch demuiigeachtet noch weit
weniger betrug, als die der mit der Salzlösung verdünn-
ten Milch.
Es wurde noch versucht, ob vielleicht ein kleiner
Zusatz von Alkohol oder Aether im Stande sei, den Rahm
schnell in der Milch aufsteigen zu lassen, jedoch ohne
allen Erfolg.
Vierte Versuchsreihe.
Um nichts unversucht zu lassen, probirte
• Prüfung der ihierüch^n Milch. 31
ich auch einmal^ den Betrag des Wassers di-
rect zu bestimmen.
Dazu lag als Instrument das Fuchs'sche Hallymeter,
welches bekanntlich zur genauen Ermittelung des Wasser-
gehalts des Biers dient, am nächsten. Zum Schütteln
d^r Milch mit Kochsalz diente das mehrerwähnte 10 CC-
Glas; die darin Baum habenden 160 Gran Wasser
lösen 57,6 Gran Kochsalz auf. Dasselbe Volum Milch
muss folglich weniger als 57,6 Gran Kochsalz lösen, aber
der Unterschied um so geringer sein, je wasserreicher
die Milch ist. Da aber ein und dieselbe Milch ein und
dieselbe Quantität aufgelöster Substanzen enthält, sie
mag abgerahmt oder nicht abgerahmt sein, so begreift
es sich schon von vornherein leicht, dass vermittelst des
Hallymeters nur der durch Wasserzusatz, nicht aber der
durch Bahmabnahme allein verübte Betrug möglicher
Weise nachgewiesen werden kann.
Der Ausführung der Probe stellte sich anfangs ein
Hindemiss entgegen. Als ich nämlich frische (ein Paar
Stunden vorher gemolkene) Milch (welche allerdings sehr
schwach sauer reagirte) mit so viel feingeriebenem Koch-
salz, als wenn sie bloss Wasser wäre, also mit einem
tJeberschuss dieses Salzes versetzt, ein Paar Minuten
geschüttelt und dann in das Hallymeter gegossen hatte,
verdickte sich das Ganze unter Ausscheidung des Käse-
Stoffs in feinen Flocken bald so stark, dass das ungelöst
gebliebene Kochsalz sich nicht abscheiden konnte. Bei
Wiederholung der Probe suchte ich die Verdickung da-
durch zu verhindern, dass ich die Milch vor dem Zu-
schütten des Kochsalzpulvers mit einigen Tifopfen einer
alkalischen Lösung von blauem Carmin vermischte; zu-
gleich hoffte ich dadurch, das ausgeschiedene Kochsalz
leichter zu erkennen, als es in der weissen Flüssigkeit
möglich war. Letztere Absicht wurde allerdings erreicht,
aber auch diesmal trat, obgleich nicht so schnell, Ge-
rinnung ein, nachdem sich das Salz grösstentheils aus-
geschieden hatte. Ich schloss daraus, dass durch eine
32 Wittdein,
kleine Vermehrung von Alkali das Qerinnen gänzlich
vermieden werden könne ; in der That trat, als ich 6 CC.
Milch mit 10 Tröpfen einer Auflösung von kohlensaurem
Kali (worin Vio i^^^es Gewichts KO, C02), 10 Tropfen
Lackmustinctur und einem Ueberschuss von Kochsalz
schüttelte, keine Verdickung ein, und das ungelöste Salz
schied sich sehr leicht und deutlich ab.
Ich blieb daher in den nun folgenden Versuchen bei
letzterer Verfahrungsweise stehen; es wurden nämlich
5 CC. Milch mit 10 Tropfen Kalilösung, 10 Tropfen
Lackmustinctur und so viel Wasser, dass alles 10 CC.
betrug, vermischt, 64 Gran Kochsalzpulver hinzugeschüttet,
das Ganze 5 Minuten lang geschüttelt, dann in das Hally-
meter gebracht und die in der Ruhe daraus abgeschie-
denen Kochsalz- Grade (= Grane) notirt. Gleichzeitig
stellte man ein gemessenes Quantum derselben Milch im
graduirten Cylinder hin und notirte die nach 24 Stunden
abgesonderte Bahmmenge.
Nro. Datum Temperatur Abgeschiedenes Kahmgehalt.
1860. des Locals. Kochsalz.
1. 2. Juni 15« C. 6,6 Gran 8 Proc.
2. 4. „ 15,50 3,3 „ 7,6 „ ,
3. 5. „ 150 10,5 „ 8,8 ^
4. 6. „ 15,50 10,5 , 7,2 „
5. 7. „ 160 10,5 „ 9 „
6. 9, , 170 10 „ 8 „
7. 11. „ . 17,50 10,3 , 7 „
Werden die in jedem Versuche verwendeten 10
Tropfen Kalilösung und 10 Tropfen Lackmustinctur als
reines Wasser beti*achtet, , so erhielt jede Probe (5 CC.)
Milch einen Zusatz von ö CC. (= 80 Gran) Wasser, in
welchem sich 28,8 Gran Kochsalz lösen, welche also vor-
ab von den in Arbeit genommenen 64 Gran Kochsalz
abgezogen werden müssen. Von dem Beste = 35,2 Gran
hatten sich in den 5 CC. Milch in No. 1: 28,6, in No. 2:
31,9, in No. 3, 4 und 5: 24,7, in No. 6: 25,2, und in
No. 7: 24,9 Gran aufgelöst. Diese Zahlen sind aber,
wenn sie als Maassstab der Beurtheilung der Beschaffen-
Prüfung der thieriscKen Milch» 33
heit der Milch dienen sollen, völlig unbrauchbar, denn
die Milch No. 1, welche 8 Proc. Eahni abwarf, hatte fast
ebenso viel Kochsalz aufgelöst wie das ihr gleiche Volnra
Wasser; die im Rahmgehalte damit ganz gleiche Milch
No. 6 hingegen hatte über 3 Gran Salz weniger gelöst;
die Milch No. 7 mit dem geringsten Rahmgehalte (7 Proc.)
hatte weniger Salz aufgelöst als No. 6; die Milch No. 2
mit 7,6 Proc. Rahmgehalt hatte über 3 Gran Salz mehr
gelöst als das ihr gleiche Volum Wasser u. s. w.
Fünfte Versuchsreihe.
Versuche mit einem neuen Aräometer, un-
ter steter Berücksichtigung der Temperatur
und des Rahmgehaltes der Milch.
Das specifische Gewicht einer Flüssigkeit, welche
von der Dichtigkeit des destillirten Wassers nur wenig
abweicht, lässt sich mittelst der gewöhnlichen Aräometer
nicht genau bestimmen. Da aber die Empfindlichkeit
des 'Aräometers um «o grösser werden muss, je grösser
der Unterschied im Volum des Schwimmers und des
Stiels ist, so brachte dies Herrn Professor von Fellen-
berg auf den Gedanken^ für Mineralwasser ein der-
artiges Aräometer zu construiren, welches noch einen
Unterschied im spec. Gewicht von 0,000031 anzugeben
im Stande ist. Ich habe solche Aräometer zuerst von
Glas anfertigen lassen*), und nicht nur selbst ihre grosse
Bequemlichkeit und Genauigkeit kennen gelernt, sondern
auch die Bestätigung davon von mehreren Seiten erhalten.
Das Volum des Stiels dieser gläsernen Aräometer
verhält sich, wie ich gefunden habe, zum Volum des
Schwimmers wie 1 : 148; der Stiel verdrängt nämlich
2,5 CG. Wasser, der Schwimmer aber 370 CG. Die
Skala geht bis zu 180 herab, und da jeder Theilstrich
= 0,000031 ist, so muss eine Flüssigkeit, worin jene bis
zu 180 hervorragen soll (bei 12,50 R.)^ ein spec. Gew.
*) Vierteljahraschr. für prakt. Pharm. IX. 24. 160.
Arch. cL Pharm. CLXV. Bds. l.Hft. 3
'^
34
Wütsteiriy
- >
von 0,000031 X 180 = 0,00öö80 über l,00000a, also
von 1,005580 besitzen.
Das höchste spec. Qewicht; iivas mit diesem Aräo-
meter' ermittelt werden kann, ist also 1,005580; da ein
solches aber bei der Milch niemals vorkommt, dieselbe
vielmehr weit dichter ist, so ist dieses Aräometer für
Milchprüfungen unbrauchbar, denn es ragt darin stets
noch mit einem Theile seines Schwimmers hervor.
Ich musste daher auf die Herstellung eines etwas
gröberen Aräometers als dasjenige für Mineralwässer ist,
bedacht sein, was mir mit Hülfe desselben Herrn Grei-
ner, welcher letzteres gemacht hatte, auch bald gelang.
Dieses neue Aräometer ist ebenfalls von Glas und hat
eine Länge von 20^3 Zoll bair. (0,50 Meter; genauer:
0,4945), wovon auf den Schwimmer 8V3 Zoll (0,20 Meter)
und auf den Stiel 12 Zoll (fast 0,30 Meter) kommen.
Die am Stiele befindliche Scala ist auf lO^/g Zoll (0,263
Meter) Länge von oben herab in 260 gleiche Theile (Grade)
getheilt; sie sinkt bei 12,50R. (15,6^0.) in destillirtem
Wasser ganz, d. h. bis 0 ein und ragt bei derselben
Temperatur in einer Flüssigkeit von 1,052 spec. Gew.
ganz, d. h. bis 260 hervor. Je 5 Theilstriche (Grade)
entsprechen also 0,001, und je 1 Theilstrich (Grad)
entspricht 0,0002 spec. Gew. Das Verhältniss des Vo-
lums des Stiels zu dem Volum des Schwimmers ist wie
1 : 17, denn jener verdrängt 12 CC, dieser 205 CC. Wasser.
Mit diesem Aräometer habe ich gegen 600 Proben,
von September 1860 bis dahin 1861, stets unter gleich-
zeitiger Berücksichtigung der Temperatur und des Rahm-
gehalts der betreffenden Milch, angestellt. Ich lasse einige
derselben hier in chronologischer Ordnung folgen.
Prüfling der thierischen Milch.
3^
•
a
s
Tonpe-
raturder
Milch.
Ayäometer-
grade bei der
beobachteten
Temperatur.
Rahinpr.p-
cente der
Milch nach
24 Stunden.
ä
1
Tempe-
ratur der
Milch.
Aräonietcr-
gradebeider
beobachteten
Temperatur.
Rahmpro-
cente der
Milch nach
24 Stunden.
18G0
Gra4
1860
Grad
Sept.
n. C.
•
Oct.
n. C.
22.
18
löl
8,5
3.
15,5
172
6
18
131
6
11,5
191
2
23.
17
162
10
4.
14,2
l74
7
14,3
185
2
12
186
2
24.
19
165
9,5
5.
15
174
0,5
14
165
2
8
190
2
26.
18,7
166
9
6.
14,7
175
6,7
15
175
2
10
188
1,6
26.
22
165
11
7.
16,5
171
•7
15
167
1,7
11,8
- 188
1,5
27.
14,7
169
7
8.
15
175
5,5
12,5
137
2,5
9.
15,2
175
5
28.
18
164
11,5
10,2
189
1,4
10,5
157
2,5
10.
11,7
178
4,6
29.
19
162
9
7,8
189
1,8
15,5
163
3,5
11.
12,4
174
4,5
30.
17
171
8
10,5
179
1,5
Oct.
9
185
2
13.
12,8
176
• 6
1.
21,3
161
10,5
7,5
189
3
14,3
190
2
14;
13,6
177
5,5
2.
17
166
7,5
9,5
187
1,6
13,3
183
2,5
1
15.
14,5
174
6,6
u. s. w.
Sehen wir jetzt, ob sich dieser grossen Reihe von
Beobachtang^ii praktiscJb brauchbare Resultate entnehmen
lassen.
Um zunächst eine klare Uebersicht zu bekommen,
scheint es mir am angemessensten, einen der drei Fac-
toren der Tabelle (Temperatur, Aräometergrade und Rahm-
proeente)' in eine gewisse Ordnung zu bringen und die
je einem Giiede dieser Ordnung entsprechenden beiden
andern Factor^n daran zu reihen. Ich wähle dazu den
Factor der ersten Columne, die Temperatur, und zwar
in au&teigender Ordnung, also mit der niedrigsten (be-
3*
36
WittsUiny
•«•:
■>-
obachteten) Temperatur beginnend. Da nun ein und
derselbe Temperaturgrad häufig mehrere Male beobachtet
worden ist (die 600 Beobachtungen fallen in 188 ver-
schiedene Temperaturen), und die dabei beobachteten
Aräometergrade und Rahmprocente meist verschieden aus-
gefallen sindy so gestattet der gewählte Modus auch bei
einem dieser beiden Factoren, wenigstens bis zu
einem gewissen Grade, eine Art von aufsteigender Ord-
nung, die sich freilich so oft wiederholt, als die Tempe-
ratur eine andere wird. Aus den 600 Beobachtungen
wählen wir 135 aus.
Tempe-
Aräometer-
Bahm-
Tempe-
Ar&ometer-
Rahm-
ratur.
grade.
procente.
ratur.
grade.
procente.
0
208
2,7
6,5
191
0,5
0,5
181
0,7
•
193
1,2
1,5
181
0,7
7
170
1,5
2
168
0,5
•
192
0,8
2,5
169
0,5
7,1
182
1
3
179
2
7,5
184
1
3,5
146
0,5
8
170
1
4
164
2
8,5
179
10,6
4,5 •
197
2
9
160
0,5
5
167
3
•
174
8,6
187
2,2
•
176
10
192
0,5
•
192
1
193
1
9,5
171
1,6
194
1
10
173
10,6
195
0,5
•
184
1
195
2
•
184
5,4
196
1
10,5
157
2,5
197
0,5
11
166
24
5»5
196
0,5
•
170
1,3
196
2,6
•
178
8,5
6
155
1,5
•
180
9
183
1
.
180
8
186
1
11,5
176
9
6
187
9,5
12
164
8,5
189
1
•
167
25
191
0,5
•
173
8
195
2
.
179
11,5
6,5
170
0,5
12,5
137
2,ö
»
184
9
13
150
4
10
Prüfung der thisrischen Milch,
37
Tempe-
Aräometer-
Rahm-
Tempe*
Aräometer-
Rahm-
ratar.
grade.
procente.
ratnr.
frade.
procente.
13
172
24
19,5
169
6
•
172
8
•
181
1
•
178
8
20
143
38
•
179
8
151
26
13,6
177
5,5
159
34
14
165
2
173
7
•
172
7,3
181
0,5
•
192
1
185
0,5
14,5
171
9,3
20,5
167
9
15
158
37
21
167
8
•
160
25
•
184
0,1
•
167
1,7
21,5
138
34
a
175
1,5
•
157
10
•
177
7
22
151
27
15,5
16ß
3,5
•
162
9
16
156
34
•
163
6^
•
164
25
•
164
8,6
•
172
8
22,5
164
10
16,5
171
7
•
165
7
17
153
33
•
165
6
•
162
10
23
127
40
•
162
1,5
•
162
9,5
17,5
155
28
•
167 .
6
•
174
7,5
24
161
10
•
181
1
•
162
11
18
131
6
•
165
6
•
155
30
24,5
168
4,5
•
178
6
25
159
11,5
•
182
1
•
161
6
•
185
0,1
25,5
158
7,5
18,5
174
8^
159
10
19
145
36
26
160
5
152
29
•
163
5
162
9
26,6
162
5,6
171
6
28,2
157
8,5
181
1
28,5
157
8
185
0,1
29
152
9
19,5
140
41
Beim üeberblicke dieser nach den beobachteten
Temperaturen geordneten Tabelle ergiebt sich — ich stehe
nicht an^ die Sache gleich beim rechten Namen zu nen-
nen -^ das trostlose Resultat, dass siß keine zum Zwecke
8B Wittstein,
der Prüfung der Milch auf ihre Güte*) mit Sicherheit
zu verwendende Anhaltspuncte darbietet, daher auch
dieses neuCi sehr empfindliche Aräometer und mithin
kein Aräometer im Stande ist, den Werth der
Miloh stets unzweideutig anzugebeü. Zum Be-
weise, dass die so eben gezogene Folgerung dufehaus
nicht übertrieben ist, will ich sogleich einige Thatsachen,
der Tabelle entnommen, vorführen.
Bei 50 c. wurden 9 Beobachtungen gemacht. Der
natürliche Gang sollte nun sein, dass mit der Zunahme
der Aräometergrade, ^Iso je höher die Scala aus der
Milch hervof^agt, oder was dasselbe ist, mit der Zu-
nahme der Dichtigkeit der Milch, der Bahmgehalt ab-
nähme. Allerdings entspricht innerhalb jener Tempera-
tur d^r niedrigste Stand des Aräometers auch der min-
dest «lagem Milch der 9 Proben; während aber diese
3 PrCKJ. Rahm habende Milch 167<> des Aräometers zeigte,
zeigte die 2,2procentige 187, also 20 Grade niehr, die 2pro-
centige 195, die Iprocentige 193, 194 nnd 196, und die
0,5 procentige 192, 195 und 197. Es besteht somit gar
kein verhälljulssmässiger Znsammenhang zwischen den
Aräometergraden und den Rahmprocenten, und selbst an
Widersprüchen ist kein Mangel, indem einige höhere
Grade besserer Milch eigen' sind, als einige niedrigere.
Weiter unten kommen noch auffallendere Widersprüche vor.
Bei Q^ G. wurden 12 Beobachtungen gemracht. Unter
diesen gab Mik^h von 155<> pur 1,5 Proc. Bahm, dagegen
solchö* von 1870 9^5 Proc. und solche von 195^ 2 Proc,
letztere stimii^te also in ihrem Fettgehalte fast überein
mit der von 1550 Femer zeigte. Milch yon 1 Proc. 5
verschiedene, von 0,6 Proc. 3 verschiedene Aräometer-
grade.
Bei 6,50c. wurden 5 Beobachtungen gemacht,. 1700
*) Ich schätze, wie früher, die Güte der. Milch . a\b Handels-
waare lediglich nach ihrem Bahmgehalt ; einen andären prak-
tiischefn Anhaltepufl^t kann ich nicht finden;
Prüfung der thierischen Milch. 39
entsprachen 0,5 Proc, 184^ 9 Proc, 19 1® wiederum 0,5
Proc. und 1930 1^2 Proc. Bahm.
Bei 70 C. wurden 7 Beobachtungen gemacht. Sämmt-
liehe Aräometergrade von 165 bis 192 gehören magerer
Milch an,, und die höchstgradige hatte nur um die Hälfte
weniger Bahm als die niedrigstgradige.
Zu ganz ähnlichen Betrachtungen föhren die bei 7,2,
bei 7,8, bei 8, bei 8,3, bei 8;80C. etc. gemachten Beob-
achtungen, indem hier ebenfalls lauter magere, nicht über
2 Proc. Bahm enthaltende Milch die verschiedensten Dich-
tigkeiten besass.
Bei 90 C. wurden 12 Beobachtungen gemacht. Die
magerste Milch (0,5 Proc.) zeigte das geringste specifische
Grewicht(1600), dagegen lOprocentige eine um 16® grössere,
10,5 procentige eine um 24^ grössere Dichtigkeit, und
192gradige stimmte im Bahmgehalte mit der l^Ogradigen
beinahe überein.
Beispiele, wo magere Milch geringeres specifisches
Gewicht zeigte als fette, kommen auch in den bei 9,5, bei
9,8, bei 10, bei 11,8, bei 12,5, bei 14^0. etc. gemachtto
Beobachtungen vor.
Bei 110 C. 1660 zeigende Milch gab 24 Proc. Bahm,
bei derselben Temperatur um 4 Grade dichtere nur 1,3
Procent, und wiederum 180gradige 9 und 8 Procent.
Bei 120 c. gab die leichteöte Milch 8,5 Proc, die
um 3 Grade dichtere 25 Proc, und die um 15 Grade
dichtere 11,5 Piroc. Bahm.
Nicht zu vereinigende Widersprüche liefern auch
die zwölf Milchsorten vOn 139 C, denn lOprocentige sieigte
1500, 0,5 procentige 1620, 24 procentige und 8 procentige'
1720, wiederum 8proceiartige 178 und 1790.
Die meisten Beobachtung^i, nämlich 22, wurden bei
150 G. gemacht, 4ber auch diese sind reich an Wider-
sprüche^n. 37procentige Milch zeigte 1580, 25proc. I6OO,
also nur 2 Grade m^hr, l,7pi*oc. 1670, 8proc. 171, 173,
175 und 178, aber 5,5proc., 2proc und 1,5 proc eben-
falls 1750 u. B. w.
I
t
i
40 . , WiUsttin,
Aehnliche Unregelmässigkeiten bieten die bei 15,2,
bei 15,5, bei 16, bei 16,2, bei 17, bei 18 und bei 190 C
gemachten Beobachtungen dar. Bei IS^C. zeigte 6pro-
centige 131 und 1780, 3Öprocentige 1550.
Bei 200 C. zeigte 26procentige und 34procentige
Milch fast gleiche Dichtigkeit.
Bei 220 C ^ar 27procentige und 9procentige Milch
nur um 9 Grade verschieden.
Die Ursache aller dieser Unregelmässigkeiten und
Widersprüche kann nur darin begründet sein, dass die
übrigen (aufgelösten) Bestandtheile der Milch*) mit dem
progressiven und regressiven Gehalte des Rahms (Fetts)
sehr häufig gleichen Schritt halten, noithin also in dem-
selben Grade zu- und abnehmen wie der Rahm: Um
was also die Milch durch eine grössere Menge Fett
specifisch leichter wird, nimmt sie durch eine grössere
Menge der übrigen Bestandtheile an Dichtigkeit wieder
zu. Nur so ist es zu erklären, däss z. B.
Grad^C. Grad Proc. Gfad Pröc.
bei 6,5 Milch v. 170 0,5 Rahm, n. Milch ▼. 184 9 Rahm l^aben
,,9 — 160 0,5 — 174 8,6 —
„ 10 — 173 10,5 - 173 1,2 ~
„ 11 — 166 24 - 170 1,3 ^
„ 12,5 - 187 2,5 — 161 35 —
„ 13 — 162 0,5 — 172 24 —
Diese Beispiele, welche aus obiger Tabelle noch an-
sehnlich vermehrt werden könnten, mögen dem Gesagten
zur Stütze dienen. Liegt hierin nun schon ein vollgül-
tiger Grund, jede Art von Aräometer als Mittel
zur Prüfung der Milch auf ihren Handelswerth
zurückzuweisen, so liefert die Tabelle auch noch An-
lass zu. Betrachtungen anderer Art. Sie zeigt nämlich
femer, dass mit der Zu- und Abnahme des Rahms die
Zu- und Abnahme der übrigen Bestandtheile keineswegs
immer harmonirt oder in einem regelmässigen Verhältniss
steht, es kommen vielmehr hierbei die frappantesten Ano-
*) Milchzucker, Käsestoff und Salze, hier summarisch genommen«
Prüfung der thierischen Milch, 41
malien vor. Manchmal kehrt sich das Yerhältniss sogar
um, d. h. die rahmärmere Milch ist eben so reich oder reicher
an den übrigen Bestandtheilen als die rahmreichere, wird
dadurch in der That specifisch'' schwerer als die letztere,
und es tritt dann bei verschiedenen Milchproben (bei
ein und derselben Temperatur) mit der Zunahme der
Aräometergrade eine Abnahme des Bahmgehalts ein,
welche Reihenfolge indessen meist so unregelmässig ver-
läuft;, dass selbst abgesehen von obigen Factis, sichx nicht
einmal daraus ein praktisch brauchbarer Anhaltspunct
entnehmen lässt. Dergleichen Beobachtungen, wo mit
dem Steigen des specifischen Gewichts der Milch ihr
Fettgehalt sich vermindert^ weist die Tabelle z. B. unter
den Temperaturen 8,50, 13,50, I4,ö0, 21,50, nach; sie
sind aber, wie gesagt, völlig unbrauchbar, weil sie
1) durchaus keine Regelmässigkeiten zeigen, und
2) unter den vielen andern dagegen sprechenden Beob-
, tiingen zu vereinzelt stehen.
Es wäre daher ein grober Irrthum, wenn man aus
ein Paar Versuchen mit einem empfindlichen Aräometer,
welche ergeben hatten, dass eine fette Milch specifisch
leichter war als eine magere, den Schluss ziehen wollte,
in derselben Weise müsse sich auch jede andere damit
geprüfte Milch verhalten, d. h. die leichtere müsse fett
und die schwerere mager sei,.
Nicht minder trügerisch wäre es, für die Prüfung
der .Milch vermittelst des Aräometers eine Scala dadurch
herstellen zu wollen, dass man eine fette Milch allmälig
mit immer mehr Wasser verdünnt und nach jedesmaliger
Verdünnung den Standpunct, welchen der Aräometer in
der Mischung einnimmt, notirt. Das Trügerische dieses
Verfahrens leuchtet ein, wenn ich daran erinnere, dass
mit dem Zusätze von Wasser nicht bloss das Fett, son-
dern auch der übrige Gehalt der Milch gestreckt wird,
und dass dabei der Standpunct der abgerahmten Milch
ganz ausser Acht bleibt, welche sich von derjenigen
Milch, von der sie stammt^ wohl durch verminderten oder
42 Wittstein, Prüfung der thierischen Milch.
gänzlich fehlenden Bahm^ nicht aber durch eine Ver-
minderung des übrigen Qehaltes unterscheidet.
Solche Experimente^ aus wenigen Thatsachen weit
reichende Folgerungen zu ziehen, sind gerade in dem
gegebenen Falle ganz unzulässig; die Ursache dieser
Unzulässigkeit liegt in der so wandelbaren Constitution
der Milch selbst und entzieht sich daher aller und jeder
Beherrschung von unserer Seite — dies wenigstens ist
meine innige Ueberzeugung, welche freilich erst nach
jahrelangen und mühsamen Beobachtungen und nach langem
Widerstreben sich bei mir befestigt hat. Es war nieder-
schlagend; endlich zu dem Geständniss zu gelangen, dass
die vielen Versuche nur ein negatives Resultat geliefert
hatten-, allein der Wahrheit musste die Ehre gegeben
werden, und es ist, wie ich glaube, nicht nur nicht werth-
los, sondern selbst von grossem Werthe, nun unzweifel-
haft zu wissen, dass die Prüfung der Milch auf
ihr spec. Gewicht keine Beurtheilung ihrer
Güte gestattet.
Was, wird der Leser fragen, bietet uns der Verf.
nun für das negative Ergebniss seiner bis hierher ge-^
langten Arbeit? Darauf habe ich leider vorerst keine
befriedigende Antwort, muss mich vielmehr dahin be-
scheiden, dass das einzige untrügliche Mittel, die Güte
der Milch zu beurtheilen, bis jetzt nur darin besteht, die-
selbe mehrere Stunden lang in einem graduirten Cylinder
der Ruhe zu überlassen und die dann ausgeschiedene
Rahmmenge abzulesen. Alle Milch, welche als nicht ab-
gerahmte verkauft wird und unter 5 Proc. Rahm giebt,
ist als gefälscht anzusehen.
Löalicbkeit des krystallis. pkosphors. Natrons in Wasser. 43
üeber die LSslkhkeit des gewSholiciieii krystalU*
sirten phosphorsanren Natrons in Wasser;
von
G- C. Wittstein.
Bekanntlich hat Ferrein*) die seitherige Angabe
aller Lehrbücher, dass das gewöhnliche krystallisirte phos-
phorsaure Natron sich in 4 Theilen kaltem und in 2 Thei- .
len helssem Wasser auflöse, einer Prüfung unterworfen
und babei gefiinden, dass dieses Salz bei -\-13^G. erst
von 11^73 Theilen Wasser aufgelöst werde, seine Lös-
lichkeit in kochendem Wasser aber eine fast unbe-
schränkte sei.
Jüngst hat N e e s e **) ebenfalls Versuche darüber
angestellt und kommt zu dem Schlüsse, dass die frühere
Angabe über die Löslichkeit des phosphorsauren Natrons
wohl die richtigere sei.
Es verlohnt sich wohl der Mühe zu untersuchen^
wie Neese zu diesem Schlüsse gelängt ist.
Bei 1^^ C wutda 1 Th. Salz von 6,7 Th. Wasser au%enommen
, 2aoc. ^ 1 ^ 6,8
, Si59G. „ 1 „ 3,2
Di« erst erhaltene Lbsvng setzte man in einen dank-
len Keller, d^si»en Temperatur 12^ C. betrüg. Nach
18 Stunden hatten sich noch keine Krystalle ausgeschie*
den und wurde dies als Beweis angesehen^ dass auch
bei dieser TeHipera<tar die Lö^ichkeit des Salzes nicht
auffallend abnehme.
Das phosphovsanre Natron gehört ztt denjenigen Sal-
^en^ deren LösHchkeit in Wasser schon bei nur schwacher
Erhöhung der Temperatür auffallend zunimmt. Ich habe
diese Thatsache bei Anfertigung seiner Lösung als Rea^.
gens unzählige Male zu beobachten Oelegenheit gehabt.
*) Wittatein^s Viertel jahrcBschrifk. Vn. 244.
♦*) Pharm. Zeitschrift für Russland. 1862. No. 5. S. 101.
44 Wittstein.
Gewöhnlich tibergiesse ich in einem Glaskolben das Salz
mit der 5 — 6 fachen Menge Wasser und stelle den Kol-
ben auf eine warme Eisenplatte, um es rasch in Lösung
zu bringen; nach erfolgter Lösung wird dann filtrirt und
so lange nachgewascben, bis die ganze Solution das Drei-
zehnfache des angewandten Salzes beträgt. So wie nun
V der Boden des Kolbens eben anfängt sich zu erwärmen,
zergeht das Salz fast so schnell wie weisser Zucker, zu
einem Syrup, der beim ITmschütteln sofort verschwindet,
und ist in kurzer Zeit vollständig gelöst, bevor noch der
Boden des Kolbens so heiss geworden war, dass man
ihn nicht ohne Schmerz in die Hand stellen kann. Aus
der so bereiteten Solution krystallisirt bei gewöhnlicher
Temperatur niemals etwas heraus; früher aber, als ich
dieselbe noch in dem Verhältniss von 1 Th. Salz und
9 Th. Wasser machte, fand sich — zwar nicht nach ein
Paar Tagen, aber sicher nach ein Paar Wochen — der
Boden der Flasche immer mit einer starken Krystall-
kruste bedeckt, und diese Wahrnehmung gab den Änlass
zu den Versuchen Ferrein's.
Ferrein ermittelte die Löslichkeit bei 13^0.; dies
war die Temperatur des Locals am Tage; während der
Nacht betrug dieselbe unbezweifelt weniger als 13^. Neese
operirte zuerst bei 15^ und fand das Löslichkeitsverhält-
niss wie 1 : 6,7 ; bei 20<> ergab sich das Verhältniss wie
1 : 5,8 und bei 25^ wie 1 : 3,2. Addirt man 6,7 zu 5,8 und
3,2, so erhält man als Summe 15,7, welche mit 3 dividirt
5,23 giebt. 1 : 5,23 wäre mithin die Löslichkeit des
phosphorsauren Natrons in kaltem Wasser, wenn man
diese Durchschnittszahl annimmt, was jedoch nicht rich-
tig sein kann, denn die Temperatür, wobei die drei Ver-
suche angestellt wurden, differirte von 15 bis 25Q, und
das ist gerade bei einem solchen Salze von grösstem Ein-
flüsse. Also selbst die für Neese' s Annahme günstigste,
jedoch nicht richtige Zahl (5,23) berechtigt nicht zu dem
Schlüsse, dc^ss die frfiher^ Angabe über die LösUcbkeit
1
Löslichkeit des krystallis, phosphors. Natrons in Wasser. 45
des phosphorsauren Natrons in kaltem Wasser (1 : 4) die
richtige sei.
Dass die bei 15^ erhaltene Lösung beim Verweilen
im Keller von 12^ Temperatur nach 18 Stunden keine
Krystalle al^schieden hatte, beweist gar nichts, oder
vielmehr beweist nur, dass eine solche Ausscheidung so
rasch nicht erfolgt; nach 14 Tagen würde sich das Ver-
hältniss anders gestaltet haben.
Der zweite Schlass Neese's, nämlich dass auch
die frühere Angabe über die Löslichkeit des phosphor-
sauren Natrons' in heissem Wasser die richtigere sei,
widerspricht gleichfalls seinen eigenen Versuchen, denn
er fand die Löslichkeit in der Hitze eben so unbegränzt
wie Ferrein.
Es bleibt folglich unbestritten, dass sich das phos-
phorsaure Natron in kaltem Wasser viel schwerer und
in heissem Wasser viel leichter löst, als man früher an-
genommen hat. Die Löslichkeit wächst aber mit der
Zunahme der Temperatur unverhältnissmässig schnell.
46
II. Matiirg^esehichte und Phanna-
kog^nosie.
Vorkommen von KeUenkalk • Petre&oten in
OberscUesien ;
von
Carl V. Albert aus Bernbur^,
d. Z. in Berlin.
(Abdruck a. d. Zeitschr. d. deutsch, geolog. GeselUchaft, Jahrg. 1862 *).)
Auf der Grube Caroline bei Hohenlohehütte in
' Oberdchlesien (Beuthener Kreis) ist in neuestör Zeit ein
Fund von Kohlenkalk -Petrefacten in Schichten, die den
durch Abbau bekannten Lagen des produetiven Stein-
kohlengebirges unmittelbar untergelagert sind, gemacht,,
welcher verbunden mit interessanten Lagerungs - Verhält-
nissen die Aufmerksamkeit der Paläontologen und Geo-
gnosten in hohem Maasse verdient. Die grosse Reichhal-
tigkeit des Lagers, die Mannichfaltigkeit und Neuheit in
den Formen der eingeschlossenen Fauna, so wie die meist
gute Erhaltung der Exemplare versprechen für die
Paläontologie eine wesentliche Bereicherung; gleichfalls
möchte sich aus den Eigenthümlichkeiten der Lagerung
Manches von Interesse für die Geognosie ergeben. Bei
der Classificirung der Schichten sowohl als bei Bestim-
mung der Versteinerungen ist von grosser Wichtigkeit,
dass ein solcher Fund in der betreffenden Abtheilung
des Kohlengebirges nicht allein da steht. Es lässt sich
vielmehr mit dem in Rede stehenden Vorkommen ein
bereits vor längerer Zeit in England Coalbrook Dale
*) Vom HeiTn Verfasser eingesandt. B.
Vorkommen von KoMenkdlk-Peirefacten in Oberschienen. 47
bekannt gewordenes Auftreten von Kohlenkalk -Petre-
faeten im productiven Kohlengebirge vielfach patalleli-
siren. Dazu berechtigt vorzüglich die überraschende
Aehnlichkeit und theilweise Identität der Versteinerun-
gen; ein zweites günstiges Moment bildet der Charakter
der versteinerungsftlhrenden Lagen, freilich nicht, wie
Unten gezeigt werden wird, der des umgebenden Gebir-
ges. Durch näheres Erforschen und Vergleichen beider
Vorkommnisse wird ein Anhaltspunct för die Stellung
der in Frage stehenden Schichten und damit für die
Constitution des obersehlesischen Steinkohlengebirges ge-
geben sein, für dessen Untersuchung man bereits so viel
Mühe und Arbeit aufgewendet hat.
Eine beschreibende Vergleichung der Petrefacten bei-
der Orte wird voraussichtlich bereits durch Herrn Prof.
Römer in Breslau unternommen. Es mdge hier nur die
vorläufige Notiz dieses interessanten Vorkommens und
der dabei auftretenden Lagerungsverhältnisse ihren Platz
finden.
Auf der Caroline -Qrube sind 3 Flötze von verschie-
dener Mächtigkeit vorhanden, deren oberstes Fannyflötz
4 Lachter mächtig, das zweite, dicht darunter liegende
Qiücksflötz mit circa 1^/2 Lachter, das dritte und tiefere
Carolineflötz mit 2 Lachter 60 Zoll. Das Grubenfeld ist
im Allgemeinen durch Verwerfungen und Sprünge, Sattel-
bildungen und andere Störungen von grosser Unregel-
mässigkeit. Die Teufe unter Tage ist wie in Oberschle-
sien gewöhnlich nicht bedeutend. Auf dem obersten
Flötze, das zu Tage ausgeht, wird seit einiger Zeit Tage-
bau getrieben. Die Kohle ist eine sich zur Verkoakung
eignende, gute Sinterkohle.
{Hugo -Schacht) (Joseph- Schacht)
48 t?. Albert,
In neuerer Zeit trieb man von dem Fürst Hugoschacht,
circa 40 Lachter tief, einen im Carolineflötz angesetzten
Querschlag, um eine neue Feldespartie damit zu lösen.
In der Entfernung von 38 Lachter vom Schachte traf
man im Querschlag einen kleinen Sprung, welcher das
Flötz um die Mächtigkeit von ca. l>/2 Lachter verwarf.
Mit der Sohle des Flötzes im Dache des Querschlags
ging man weiter und £a.nd bei 88 Lachter vom Schachte
einen zweiten Sprung vor^ der das Flötz um ca. 15 Lach*
ter ins Hangende verwarf. In der weitem Erstreckung
ist das Flötz von hier ab bis zu dem Josephschaehte,
den man mit dem Querschlage anfahren wollte, bekannt,
und steht fest, dass es in dieser ganzen Ausdehnung
keine Störungen seiner Lage erlitten hat. Um so aufial-
liger musste es sein, dass man mit dem Querschlage,
den man vom Hauptsprunge ab nun im Liegenden des
Carolinefilötzes weiter trieb, einen neuen Sprung anfuhr^
der, wie sich ergab, ein kleines Flötz von 30 Zoll M. in
das Hangende hineinführte. Ein zweiter Sprung zog
dasselbe wieder in das Liegende des Ortes, von wo durch
einen dritten Sprung von neuem in das Hangende des
Querschlags geworfen wurde. Von da ab hat das Flötz
ein ungestörtes und flaches Fallen, welches indess be-
wirkte, dass es noch vor Beendigung des Querschlags in
dessen Sohle kam. Das Liegende des Flötzes ist ein
lichter, weisslicher, grobkörniger Sandstein mit Schwefel-
kies. Als Hangendes fand man eine Schieferthonlage
von 1^/2 Lachter M., welche sehr reich an Thon- Eisen*
Steinnieren war. Die Grösse der einzelnen Nieren ist
bedeutend. Ihre Schwere steigt bis J/2 Centner. Sie
sind sehr wenig von Schwefelkies verunreinigt und haben
bei ihrer Verschmelzung in den Hohöfen der Hohenlohe-
Hütte in kleinen Quantitäten als Zuschlag gute Resultate
gegeben. Sie können daher für den Betrieb der umlie-
genden Hohöfen, welche bisher die mulmigen Braun-
eisenerze des Muschelkalks verschmelzen, von Wichtig-
Vorkommen von Kohlenkcdk-Petrefacten in Oberschlesien. 49
keit werden. Es soll auch in Folge dessen tif^d ein aus-
gedehnter Bau in dieser Lage umgehen.
In den Tbonschieferla^en, kam zugleich mit deo Ei-
sensteinniepen eine sehr reiche Fauna eingesphlossen vpr^
wovon eine allgemeine üebersicht der Formen unten ge-
geben wird. Die Muscheln sind theils in Eisenstein um-
gewandelt mit Beibehaltung der vollen Form, — und in
diesem Falle sind sie selten in den Nieren selbst, sondern
meist neben denselben zu finden; theils sind sie als Ab-
drücke in dem Schieferthon. vorhanden. Die f^rhaltung
ist; ausser bei einer Brachiopode, Lingula, nur in Stein^
kernen. Es ist sehr selten, dass sich noch ein Theil der
ursprünglichen Schale zeigt. Als die in grösster Anzahl
vorkommenden Muscheln sind anzuführen Productus, Belle-
rophon und die Nautileen. Die Erhaltungsweise der
Muscheln in den Thoneisensteinen von Coalbrook Dale
in England ist dieselbe, und ebenso sind die am häufig-
sten sich dort findenden Muscheln Productus, Nautileen,
und wenigstens in einzelnen Lagen Bellerophon.
Unter dem genannten kleinen Flötze von 80'' M. sind
auf Caroline-Grube keine weitem Kohlenlager bekannt
Indess hat man mit dem tiefen Bohrloche zu {^önigshütte,
welches am 26. Juli 1862 bei20062/3' Teufe = 301 Lach-
ter, nachdem man 105 Gebirgsschichten verschiedener
Mächtigkeit durchsunken hatte^ eingestellt ward, nochun*
ter dem tiefsten Flötze der Königs- Gi'ube, dem Sattel-
flötze, welches dem Carolineflötze auf Caroline-Grube pa-
rallel zu stellen ist, — 8 kleinere Flötze erbohrt, darunter
eines mit 8' M. in 680' Teufe. Das tiefste der hier er-
bohrtep Mötee fand sich in einw Teufe von 1711' 9" un-
ter Tage; oder 1571, 9" unter dem Sattelj3.ötz, und hatte
eine Mächtigkeit von 2^ 6". ,Das g^mse durchsunkene
Gebirge zeigte neben jenen Kohlenflötzen vielfach Schich-
ten von SchieferthiOn*, Brandschiefer und t|tub;es Kohl mit
K<^lßnschmitzen. Diese wechsellagert^ mit Sandsteinen
vpjpi grauer. Farbe, häufig Glimnier enthaltend, und nur
selten ist daß Auftreten von kalkhaltigem Gestein. Da^
Arch! d. Phann. CLXY. Bds. 1. Hft. 4
50 V. Albert,
Ansehen des Gebirges neigt also mehr den grauen nnd
dunklen Farben sfiu. In der Teufe von 190'^ 6 Lachter
unter dem SattelflÖtZ; hat man denn ebenfalls jenes La-
ger von ThoneisensteineU; direct entsprechend dem Vor-
kommen auf Caroline zwischen Lagen von Schieferthon
und Sandstein mit Schwefelkies gefunden. Man kennt
dasselbe auch aus den Bauen der Königsgrube und iiat
hier nicht die Mannichfaliigk'eit von Versteinerungen beob-
achtet wie an der vorhin erwähnten Localität. Crinoiden-
Reste sind das Hauptsächlichste, was in grösserer Anzahl
daraus bekannt geworden ist.
Für die tiefem Schichten des Gebirges scheint zwi-
schen Cöalbröok Dale und Oberschlesien ein verschiedenes
Verhältniss obzuwalten. Das lower cool and ironstone,
welches die Petrefacten des oberschlesischen Lagers ent-
hält; liegt dort luimittelbar auf dem gänzlich unproducti-
ven mülstone grü, der durch eine helle weisse Farbe sich
auszeichnet. Das productive Kohlengebirge scheidet man
noch in zwei Abtheilungen, von denen nar die untere
kohlenführend ist. In dieser letztern herrschen vor Schie-
fer mit Eisensteinen, harte, zuweilen conglomeratartige Sand-
steine von sehr heller Farbe mit Kohlenschichten, wäh-
rend im obem Theile mit lichter, grauer, gelber und
rother Färbung Schiefer und Sandsteinschichten mit Kalk-
lagern sich finden. Der Thon-£isensteinlager, zwischen
denen die Kohlenflötze liegen, sind viele. Sie enthalten
eben jene Fauna eingeschlossen, die mit der oberschlesi-
schen in Vergleich zu stellen ist. Nach einer Monogra^
phie dieser Gegend in den Transactions of the geol. Soe.
of London. See, Ser, Vol. V. Part III. 1840 sind es
vorzöglich Spirifer^ BellerOphon, Nautileen und Conula-
rien^ Molukken-Ejrebse, nicht Trilobiten {vid. Quenstedt
Epochen der Natur. S. 385) nebst Pflanzenresten, wie sie
gewöhnlich im Kohlengebirge vorzukommen pflegen. Wäh-
rend nun diese Versteinerungen mit den oberschlesischen
leicht in Parallele gestellt werden können^ ebenso wie
das Vorkommen der Thoneisetisteine Anknüpfungspunete
Varhommen von Kohlehkalh'PetrefaeUn in Oher$Mmen\ 51
bietet, so Iftist cdoh doch siobt das Gleiche von drä miter-
gelagerten Bilduiigen sagen. Diesdben stehen vielmehr
auf der einen Seite als unproductivJn Coalbrook Dale,
anf der andern als unsweifelhaft prodaotiv in Oberscble-
sien einander gegenüber.
Die Betraditnng der speciellen Lagerangs -Verhält-
nisse anf Grube Carolinei wie sie . in dem erwähnten
Querschlage erkannt worden sind, bietet nooh Interesse.
Man erkennt leicht^ dass in dem aufgeschlossenen QebirgCy
wie es das beigefägte Profil zeigt, zwei yon einander im
Alter verschiedene Sprungsysteme harschen. Wie oben
bereits angefiüirt, kennt man die Lagerung des Caroline-
flötsses vom Hauptsprunge ab bis zum Josephschachte
durch frühem Bau, und hat in dem Verhalten desselben
auf der ganzen Strecke keine Störungen, welche das Vor-
handen yon Sprüngen im Liegenden yerrathen, oder gar
Verwerfungen des Flötzes selbst gefunden. Dasjenige
Sprungsystem, welches das im Liegenden des Carolinen-
flötzes gelegene kleine Flötz yon 30" verwirft, muss man
demnach, der gewöhnlichen Regel gemäss, als das ältere
ansehen gegenüber demjenigen, durch welches das Caro-
lineflötz sowohl als die darüber liegenden Glücks- und
Fannyflötz verworfen werden. Man könnte deshalb leicht
versucht sein zu der Annahme, dass, bei Bildung dieser
altem Verwerfungen, das darüber liegende Carolineflötz
noch nicht existirt habe, dass femer auf einen grossem
Zeitabschnitt hier zu schliessen sei, welcher die überlie-
gende productive Hauptperiode von einer untern minder
productiven trennt. Unterstützt wird diese Annahme einer
Trennung in der Bildungsperiode des dortigen Steinkoh-
lengebirgs allerdings durch das verschiedene Verhalten
der obem und untern Abtheilung in Hinsicht auf
die Art und Grösse der Productivität. Die erstere der-
selben hat bedeutende Flötzmächtigkeiten dicht überein-
ander gelagert aufzuweisen, während die letztere meist
kleine Flötze, das grösste von 8' in grosser Tiefe, und
taubes KoU enthält, Charaktere, welche iheilweise dem
4*
[■ '
€alffigebirg6 sogelidreB. Bedenkt mioi abet; imn o6k.
'%yrünge und 8töratk^ea ddr LsgecHng bei Gegenwfui eitie^
•nur xnäBfligen Berginitielfl^ ofape: we&tere Spuren ihn^rAor
tre&etiheit m bOber liegenikn SchiohtelB axträohzuUmmn,
yerschwindeDy dass sich Klüfte ebdusaflohliessen und Tei*'*
kulen kötmeti, so gewinnt jeiie Behaopttuotg eine Unsicher-
beit; welche an keinen^ficblassfolgerungen mehr berecbtigt.
Die 8öble des: Qoerschlags aof Caroline liegt fast 15 Lach-
ter unter dem CaroiineflöfeE, also vollkommen hinreichend,
um die Wirkungen der Sprünge, weiche eine Verwerfuxig
des kleinen FlÖtses ron nicht mehr als 1 bis 1^/2 Lach-
ter hervorbringen, der weitem Wahrnehmung zu entzie-
hen. Auch die Bezeichnung der untern Partie als eines
kohlenföhrenden Culmgebirges mochte vorerst noch zwei-
ielhaft sein. Der Charakter der Productivität fehlte bis-
her dem Oulmgebirge und müsste dieselbe in diesem Falle
gewiss sehr hoch zu nennen sein. Die gänsUcbe , Abwe-
senheit von kalkigem Gestein^ welche durch die fiohr-
tabelle des tiefen Bohrlochs zu Konigshütte consta.tirt wird,
wäre ebenfalls ein Mangel dieser Annahme.
Kann nach dem Ganzen eine Betrachtung der Lage-
rungs-Verhältnisse noch nicht zu einem sichern Resultate
führen, so bleibt doch ein Weg der Forschung übrig, wel-
cher bereits so oft Und einzig zum Ziele geführt hat. Es
wird der Paläontologie durch vergleichende Untersuchung
der Petrefacten vorbehalten sein, bestimmte Verhältnisse
für das Schichtensystem Oberschlesiens zu geben.
Zum Schluss möge eine summarische üebersicht der
bisher aufgefundenen Petrefacten dazu dienen, um von
dem Charakter derselben und der Reichhaltigkeit der
Fundstätte Anschauung zu geben:
1. Pelecypoden: Pecten und Aviculaarten, stets
als Abdruck im . Schiefer, . Von Zweimusklern : Nucula
uaad andere, deren Gattung indess durqh die Erhaltung
^U Stei^kern nicht bestin^mbar ist..,
2, Bi?aQliiQ|>oden: Prpdnctns in i S|>eciej9^, i^ptoeria
rugosd --. > -LitiguiU als Iiäofigdr Moscbely «tets mit erlttl-
3. 3a'irt6r6piodeü:Na^B)^omphfthi8vBeUerQphQxi.
4. Pte]rop<^ddii: OoniilaiiuK? durch maogelhafte Eiv
hidtuBg nidit aa bettimmen.
5. Cephalopodeil: in groiser Menge. Vorzüglich
Kantileen und awar Orthoceras «nd Nautilus. Clymenien
seheinen eu fehlen. Ferner sind Goniatiten in mefarer^i
Species da. '
0. Crinoiden: sind selten, doch in Stengelgliedan
und als Abdrücke im Schiefer erhalten.
7. Ti»ilobiten: sind vorhanden und zwar ächte
Kohlenkatk-Trilobitefn.
8. Pisehzühne: mehrfach, von der Form, die durch
Hybodus im Muschelkalk repräsentirt wird.
9. Pfianeenreste': als Stengel, Blätter, Früchte
isind viele da. Ihre Erhaltung ist theils verkiest, tbeih
als Abdruck im Schiefer. Meist undeutlich.
Bemerkung Aber die warzenförmige OberflSchenform
des Gopd;
von
Prof. Dr. H. R. Göppert in Breslau.
Zu eigenthümlichen, organischen Formen ähnlichen
Bildungen giebt der Verwitterungsprocess ver-
schiedener in mehr oder minder feuchter Erde befind-
licher Harze Veranlassung. So beim Bernstein, des-
sen Oberflächen an grösseren Stücken oft bis 2 Linien
tiefe unregelmässige sechseckige Sprünge zeigt, unter wel-
chen nach Entfernung der gewöhnlich bröcklichen Masse
regelmässige sechseckige Zellen auf dem noch festen Theile
desBemsteins zum Vorschein kommen, welche concentrische
um einen kleinen Höcker laufende schwach yertiefte Kreise
einschliessen. Im Jahre 1843 habe ich in meine Arbeit
über die Pflanzenreste im Bernstein dergleichen
54 Oi^f^pertf die warzenförmige OherflUchmformdeBCopal,
beschrieben und abgebildet (TaUYLFig. 9-^lS). Neuer-
dings werde ich wieder daran erinnert^ als tsAx H^nr
Apotheker Oswald in Oeb auf hochi^ daukeasverthe
Weise sehr schöne Exemplare tqü aus der Srde gegra-
benen Copal aus Zanguebar verdbrl^ die auf der
verwitterten Oberfläche ähnliche Sprünge und unter der-
selben aber nach Entfernung des Verwitterten kleinesehr
regelmässig spiralig gestellte Wärzchen zeigten, wie sie
mehrere Sorten Oopal ganz allgemein bemerken lassen.
Schon längst vermuthete ich wohl eine ähnliche Ursache
dieser auffallenden Oberflächenf(»rm; vermochte sie aber erst
jetzt näher nachzuweisen^ worauf vielleicht bisher noch
nicht geachtet worden ist* In mehreren durchsichtigen
Exemplaren, jenes von dem Herrn Kaufmann Oswald
in Zanguebar, Bruder des gütigen Gebend, gesammelten
Copal, befanden sich auch trefflich erhaltene Blätter
und Flügelfrüchte wie auch Termiten, welche
letztere dem hiesigen zoologischen Museum, übergeben
wurden.
'i
I ■•
55
5 :
m« nionatslierlclit.
Ein^ wässerige Lösung von Cjanamid verwandelt
sich) wenn sie mit einigen Tropfen Ammoniak versetzt
und bei gelinder Wärme stehen lässt, nach kurzer Zeit
in eine Krystallmasse, die mit dem Cyanamid poIymer
ist und ak Dicyandiamid, C^H^N*, bezeichnet wird.
Dieser Körper krystallisirt nach J. Haag aus kochen-
dem Wasser in farblosen Blättchen^ ist ohne Wirkung
auf Pflanzenfarben und giebt mit salpetersaurem Silber-
oxyd eine in farblosen seideglänzenden Nadeln kiystalli-
sirende Verbindung von der Zusammehsetzung C*H*N*
-f- AgO, NO*. Auch existtrt ein Dicyandiamid, in dem
1 At. Wasserstoff durch Silber vertreten ist, wie aus
der Formel C^H^AgN* ersichtlich ist
Aus dem Dicyandiamid entsteht das Dicyandiami-
din, wenn eine Lösung von Dicyandiamid in verdtinnten
Säuret eingedampft wird. Der neue Körper besitzt ba-
sische Eigenschaften und giebt mit Salpetersäure, Salz-
säure, Oxalsäure, Schwefelsäure wohi charakterisirte
Salze. Er entsteht aus dem Dicyandiamid durch Auf-
nahme von 2 HO, entspricht also der Formel C^H^N^O*.
Aus dem schwefelsauren Salze durch kohlensauren Baryt
abgeschieden, lässt sich das Dicyandiamidin in kleinen,
farblosen, perlmutter^länzenden Kryställoben erhalten,
die sich in Alkohol sdiwierig, in Wasser ungemein leicht
lösen und das Hydrat der Base darertelUen. Dieses hy-
dratische Dicyandiamidin == C^H^N^O^^ ist dem Harn-
stoff polymier und kennzeichnet sich durch die IJigen-
Schaft, unter Austritt von 2 Aeq. Wasser Sahee zu bil-
den, so wie durch seine stark alkalische Reaction, deut-
lich als Ammoniumbase.
Analog, wie im Dicyandiamid durch Ag, lässt sich
im Dicvaadiamidin 1 At. H durch Cu vertreten, die
Verbindung besteht aus C^N^H^CuO^. . {Am.derChem.
u. PAarm. CXXfL iSir-33.) ; , , 6. '
' . • . . r 'v
&6 AUaphansäure.
AlUphiuäire.
Bei der Einwirkung von Pjansäure auf Alkohol
erhielten L i e b i g und W ö h 1 e r eine Verbinduns^
die sie als den Aether einer eigenthümlichen S^ure^ als
AUophansäureäther^ betrachteten. . Um nun. auch das Ver-
halten der Gyaotdlttre-sn tii£briift«irigen AHci^holen kennen
zu lernen; Hess A. Baeyer Cyansäure auf Glycol und
Olycerin einwirken.
Das Glycerin absdl^birl #te Leichtigkeit die Dämpfe
det Cyansäure u^d verwandelt sich dabei in eine weisse
klebrige Masse^ die durch Umkrystallisiren aus Alkohol
gereinigt, die Zusammeasetsiung C^^^H^ON^Oio besitzt
und also durch Addition von 2 Aeq. Cyansäure zu 1 Aeq.
Glyoerin entstanden ist. Diese Verbindung, allophan-
saures Glycerin genannt, hat weder Geruch noch Ge-
schmack, löst. sich lan^am aber reichlich in Wasser und
ziemlich leicht in kochendem Alkohol, aus dem es sich
beim Erkalten in Warzen abscheidet Durch verdUnnte
Säuren wird ea in der Kälte nicht zersetzt, concentrirte
SchwefelBlUire und Salpetersäure zerstören dasirelbe unter
Entwickelang von Kohlensäure.
Glycol nimmt die Dämpfe der Cyansäure mit mehr
Energie wie das Glycerin auf und geht in eine feste
weisse Masse über, die sich in kochendem Alkohol löst
und beim Erkalten farblose glänzende Blätter absetzt.
Diese besteben aus allophansaurem Glycol und sind anar
log der filyterinVerbindung aus 2 Aeq. Cyansäure und
1 Aeq. Glycol, .2(02 NH02) + C4H60* a= G5H8N2Ö8,
zusammengesetzt . Der Körper löst sich Idcht in A&o-
bol und Wasser, -ist ohne Geruch und Geschmack und
schmilzt bei l>6O0 ohne Zersetzung zu einer klaren farb-
losen Flüssigkeit, die beim' Erkalten krystallinisch er-
slarrt. Goocentrirte S&uren ifierstören'ihn«.'
Somit ist "die Bfldungs weide der beiden so eben be-
Bdhrlebenen Subätahzen vollkommen der des allophansau-
i^n Aethyls eÄtsprechend^fad 2 Aeq. Cyansäure vereinigen
steh immer riiit 1 Aeq. Alkohol, mag dieöer nun ein-,
jBwei- ödei* dreisäürig sein:
2(C2NH02) -f C4H6 02 = CS Hf lf2 O^ allophan.
' saurpr AethylätW"
' 2(Ö2NH02) if'<3*H606.^ C« HB W O» allophäi>-
* saui'er Glycöläther - ^ '
2(C2NH02) 4- C6H806 :±: Gi<>HioN^6w kllophan-
saurer GHyoerinäther.
t
Pßrsichblatttoasser statt Kirschhrheerwasser. $7
Auf ähnliche Weise wirkt die Cyans&ure auch auf
filörper, di^ wenig Aehnlichkeit mit den Alkoholen bieten.
So giebt sie mit der Eugensäure eine in langen glän-
zenden Nadeln krjstallisirende Verbindung, die allopnan-
saure £ugensäure:
2(C»NH02) + CiOHHO« = C24H"N20ö.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass sich der Ver-
fasser zur Darstellung derCyansäure mitVortheil anstatt
einer Ketorte. eines. V^byermungsrohres bediente, das
rechtwinkelig uqigebogene und so in einem Verbrennungs-
ofen angebracht ist, dass man das Knie noch erhitzen
Icann. Fängt man nun von diesem an das Bohr langsam
55U erhitzen, so erleidet man viel weniger Verlust durch
Bildung von Cyamelid, als wenn man in einer Retorte
operirt, vorzüglich wenn die Natur des Versuchs es ge-
stattet, zu. gleicher Zeit ^inen langsamen Strom von Koh-
lensäure über die Cjansäure streichen zu lassen. (Ann.
des^ CAem. u. Pharm. CXIV. io6—16S) G.
Veber die SelbstitoMftrang 4er wasserfreien BlAnsftue.
Die wasserfreie Blausäure hält sich bekanntlich nicht
lange, sondern verwandelt sich in eine schwarze feste
Masse. Diese Umwandlung erfolgt auch bei völligem
Abschluss der Luft. Auch die mit ihrem doppelten Vo-
lum-Wasser vermischte Säure wird bald zu einer solchen
schwarzen Masse. Mit f^fi; V^j^^^^nung nimmt ihre Nei-
^ng zum Verderben ab, ui^d eine Säure, die nur 1 Pi-oc.
wasserfreie enthält, hält sich auf unbestimmte Zeit.
E. Millon hat die umstände kennen gelernt, unter
welchen die Zersetzung sehr schnell eintrat und fand
endlich, dass diese letzteren von der Gegenwart oder
der Bildung des Ammoniaks abhing»^ JBinige Blasen Am-
moniakgas %\AA. im Stande« 200 Grm. wasserfreie Blau-
säure binnen 2 — 3 Tagen in eine fesjie schwarze Masse
zu verwandeln. Ein kleineü Zusatz, irgend einer Säure
oder eines säureßihigen Körpers besitzt die Etgensöhaft,
die Zersetzung der BlausHüre zu verhindern, indem das
Ammoniak^MdUäufch/,f)||))jwa(4#a^ %i9d;^ubs^lMiQll)ch gemacht
wird. {W^tein*s yierUlJahrB8ci>r, ^Bd^ 1^ , B.
PinieiAlariiwiSM^ ^tatit Kirwlil^i4ieerwtsder *
nat Dr. Bei lisch in Erlangen einzüfiihren .yorgeschlar
gen, da nach von ihm Vorgenommenen Versuchen mit
5B Methionsänre, — üeber den Satpetrigtäüre- A^ther.
frisch gesiGtnimelten Pfirsiohblättern ein «o kräftiges Destillat
erlangt wurde, dass 2 Unze^ 3^,0 Gran bis 3,5 Graa
Cyansilber lieferten, während aus eben so viel Kirschlor-
beerwasser nur 2,2 Gran Cyansilber erhalten werden
konnten. Ausserdem besass das Pfirsichblä.tterwasser einen
sehr angenehmen Geruch. {N. Jahrb. der Pharm. XVIII, 5.
S,274.). B.
Kalmni - Bisen - Knpfercyanflr.
Dieses Cyanür krjstallisirt in röthlich-braunen Kry-
stallen ^us einer Lösung, welche zum Platiren auf eles-
trischem Wege gebraucht worden war und mehrere Mo-
nate ruhig gestanden hatte. DieKrystalle gehörten nach
den Messungen von Prof. W. H. Müller dem tesseralen
Systeme an, und stellten Combinatioiien deß Würfels
und Octaeders dar. Willianfs F, Wonfor's Analyse
führte zu der Formel 3KCy, 2FeCy, 2Cu2Cy + 10 HO.
Es ist offenbar dieselbe Substanz, weiche Bolley in
einer ähnlichen Flüssigkeit fand, und die Moldenhauer,
wenn die UnvoUständigkeit der .Analyse die Annahme
gestattet, durch Kochen einer Lösung von Kupfercyanür
init Kaliumeisencyanid dargestellt zu haben scheint
(Joum. of ihe Chem. Soc. XV. — Chem.CentrbU 1862. 66.)
B.
HetUoii^iire,
Eine andere ergiebige Methode zur Darstellung von
Methionsäure oder Disulfometholsäure, C2H4S40»2, statt
der gewöhnlichen aus Sulfoessigsäure und wasserfreier
Schwefelsäure besteht nach A. Strecker darin, dass
man Milchsäure mit wasserireier Schwefelsäure erhitzt^
die Flüssigkeit mit Wasser verdünnt, mit kohlensaurem
Baryt sättigt und kochend filtrirt. Beim Erkalten schei-
det dann das Filtrat farblosen methionsauren Baryt aus.
(Ann. der Chem. t|. Pharm. 290—292.) G.
Vdber il«i Sälpetri^we-Attkert
Nach Carey Lea stellt man ihn auf leichte Welse
dar aus 90 Grm. Salpetersäure von 1,37 Dichte, 150 CC.
Alkohol TOB W.Pj^. tini,^^^ 4ivvß.l^ Die
Ausbeute ist reich, das t^roduct. enthält zwar Qoch Ald^
hyd, aber ^icht mehr als das gewöhnliche, und die De-
Bmitihmg de$ Salpeierfäureäiken. ^9
•tiUftlicHEi geht rasch voa stettea. Redacirende Stoffe
wirken verschieden auf den Aetber, doch entsteht stets
Ammoniak dabei, nie bilden sich Aethylbasen. Alkoholische
ZimMdil(»*ürlö6ang zersetzt den Aether unter heftigem Auf-
brausen ohne Entwickelung rother Dämpfe; die Flüssig-
keit giebt bei der Destillation mit Kalihydrat kaum eine
Spur Ammoniak. Bei der Behandlung des Aethers mit
Schwefelwasserstoff findet leichtes Aufbrausen statt und
es setzt sich viel Schwefel ab. Die Lösung enthält viel
Ammoniak und keine Aethylbase« Essigsäure, Weingeist
und Eisenfeile zersetzen den Aether unter heftiger Ent-
wickelung von Stiekoxjd; die Flüssigkeit enthält nur
Spuren von Ammoniak. {ßiUim, Americ, Joum. — Chem.
Centrbl 1862. 43.) B.
BereitBBg des Salpetersä«reftthers.
J. Persoz lässt reine rauchende Salpetersäure auf
absoluten Alkohol wirken und kühlt zur Vermeidung der
Explosion den letzteren stark ab. Die Vermischung ge-
Sfchieht in einem Platintiegel von 100 C. C. Capacität.
Auf 20 Grm. rauchende Salpetersäure wendet man 10
Gramm absoluten Alkohol an.
Die Salpetersäure wird im Maximum der Concentra-
tion angewendet, frei von Chlor, Schwefelsäure, Salzen
und besonders frei von NO*, NO^ undNO^. Um sie da-
von zu befreien, erhitzt man sie in einem Kolben auf 35
bis 40<>C. und bläst trockne Luft hindurch, bis sie was-
serhell und farblos geworden ist.
20 Qrm. dieser Salpetersäure bringt man in den
Platintiegel, den man in eine Kältemischun^ aus Eis und
Kochsalz stellt. Sobald die Säure die niedere Tempera-
tur der umgebenden Mischung angenommen hat, lässt
man nach und nach mittelst einer fein ausgezogenen
Pipette den absoluten Alkohol in kleinen Tropfen in die
kalte Salpetersäure fallen, wobei man die Säure bestän-
dig umrührt. Sobald die Mischung vollendet ist, ist auch
der Aether fertig. Man fugt alsdann ein Stück Eis hinzu,
welches, indem es schmilzt, die Säure Verdünnt, ohne
Wärme zu entwickln und <)hne den Aether zu zerstören.
Zuweilen ereignet es sich, trotz all^r genommenen Vor-
sichtsmaassregeln, dass^ der Alkohol 2u rasch eingetragen
^td und iBs lailt alsdann beginnende Oxydation ein. In
diesem FaUe sieht* man leichte röthBeke Dämpfe von
sal^petriger Säure ersoheinea. . Sobald snan diese bftob-
60 Sulfolkohlen$&ure'Aäihylä&er etc. .
achtet^ ist es hohe Zeit das Experiment daditreli ^u beea-
digen^ da^s man ein Stück Eits in den Tiegel Mlen lässt^
auf die Gefahr hin^ nocb einmal anfangen äsu müssen;
80 rettet man wenigstens den schon gebildeten Aetber. -
Den erhaltenen Aeiher reinigt man dann auf be*
kannte Weise. {Com;p/t{, rend. 6. Ocibr. 1862, pag. S72^)
jß, Zäidwig,
r.
llebercUorsäure - Aetlier»
Der üeberchlors&ure- Aetber wurde 1840 Yon Hare
und Boyle bei der Destillation von überchlorsaurea»
Baryt mit ätherschwefelsaurem Baryt erhalten, Sie geben
von diesem Körper an, dass er in der Heftigkeit, mit
welcher er explodirt, alle anderen Körper übertrifft, und
dass er durch Erhitzen, Reiben, Schlagen und. oft ohne
scheinbare Ursache explodirt. Roscoe hat die Art der
Bildung dieses Körpers untersucht, ihn analysirt, seinen
Siedepunct annähernd bestimmt und Gelegenheit gehabt^
die ausserordentlichen explosiven Eigenschaften desselben
zu bestätigen.
Trockner üeberchlorsäure- Aetber zersetzt sich unter
Explosion, wenn er aus einem Gefass in ein andercfs ge-
gossen wird, oder wenn seine Theilcheüi irgendwie leicht
erschüttert werden. Die Heftigkeit der Explosion ist
ausserordentlich; etwa 0,2 Grm. in einem seht, dünnen
Reagensglase enthaltenen Aethe'rs explodirten mit solqher
Kraft, dass ein 15 Millim. breites nnd 15 Millitn; tiefes
Loch in ein Filtrirgesteil von hartem Holz geschlagen
und alleQefösse iii der Nähe zerschmettert wurden. Der
Gebralich von Handstjhuheri^ und Glässchirmen bei der
Beschäftigung mit demselben ist daher unbedingt nöth*-
wendig. In Berührung mit Wasser iiöt der Aether dÄ»
gegen viel bestäfidiger und kann dann ohne QefÄhr ge-
schüttelt und selbst ^estillirt Werden. {Jouim. of ike CKem^
SocA5. -^ phem.Centrbl 1862. 66.) B:
: \
Sülfokohlensäiire-ietbiTläther vnd SulfbkoUeiisAiii^
: 4eiliyIglj[C9l*tiier*
Den*>ISülfoluUeniitore''AethyJä^&Ker oder das. Aebhjrl^
«ulfocarboniai stiilKlAagiHnse mann 'auf ki^erWeifie
^d«ddrck dar^: 4ass W eine.eoncBemtrirte Löäang ^«ü' I7ar
2^$eUfung d. Esdgäthersetc, durch wcuserfreie Alkalien. 61
triumsttlfrcpet mit Schwefelkolileiuitaff ixpd Alkob^l oder
Aetheralkohol versetzt nnd das sich augenblicklich als
dicke Tothe Flüssigkeit abscheidende Natriamsulfocarbo;
nat mit Aethyljodür in Wechselwirkung bringt Wird, die
ser Körper, welcher die Zusammensetzung 2 C^H* S, C^S^
hat; mit alkoholischem Amiooniak erhitzt, so bildet sich
Aethylmercaptan und Rfiodanammonium; wendet man
statt des Ammonifüks Anilin an^ so wird Dtphenylsulfo-
<»irbamid erzeugt.
Der Sulfokohlensäure - Aeihylglycolather oder das
Aethylensulfocarbonat = C*H*S2,C2S4 entsteht dem vöri-
fen Körper analog aus Natriumsulfocarbonat und Aethylen-
romür, krystalUsdrt in goldgelben durchsichtigen Kry-
stallen und giebt mit Ammoniak gleichfalls Rbodanammo-
xänm und wahrscheinlich Aethylglycolmercaptan. {Ann.
der Chem. u. Pharm. CXXIII. 64—90.) G.
Zersetrang des Essigäthers etc. darch wasserfreie
Alkalien«
Nach Berthelot und A. de Fleurieu zerlegt sich
Benzoe Säureäther, mit seinem II/2 fachen Gewicht
wasserfreiem Baryt in zugeschmolzener Röhre 5 Stunden
lang bei löObis 1800C. erhitzt, in benzoesauren Ba-
ryt und Aethyloxydbaryt, welcher letztere beim
Zusammentreffen mit Wasser augenblicklich in Alkohol
und Barythydrat umgewandelt wird.
C4H50,C<4H503 -f 2BaO = (BaO, C»4H503) +
(BaO,C4H«0).
In ähnlicher Weise zerlegt Baryt bei 200^0. nach
30 Stunden Einwirkung den Stearinsäureäther in Stearin-
3auren Baryt und Aethyloxydbaryt, den. Essigäther bei
250<^ C. in essigsauren Baryt und Aethyloxydbaryt^ den
Ameisensäureäther und Oxalsäureäther in amei-
sensauren und Oxalsäuren Baryt und Aethyloxydbaryt; die
beiden letzteren Aether geben verschiedene Nebenpro-
dwte^ was bei .den- übiagen Aethfr^ nicht der Fall ißt.
Diese Zersetzungen def Aether durch Baryt sind
also den Zersetzungen derselben durch Alkalihydrate
analog, Ti.B. Benzoesäureäther pks'Kalihydi^atrrsbenzoe-
Äatireaf Kau plus Alkohol.
62 Verbindungen der. Dcppeletdßde der Alkoholradieale etc.
(C*B*0,K CMH50») + KO, HO «= K0,CHH»03 4.
C4H50,HO.
(Ann. de Chim. ei de Phye. 5. SSr. Tom. LXVII.p. 77 — 83.
Janvier 186S.) Ä Ludwig.
Siilfde der Alkoholradirale.
L. Cariu B hat swei Sulfide des dreisäurigen Glycerins
kennen gelehrt. . Das eine entsteht beim Erwärmen von
Monochlorbydrin, das andere von Dichlorhydrin mit Kalium*
Bulfbydrat. Die Stellung der beiden Körper zum drei-
säurigen Alkohol Glycerin drückt das Schema aus:
C«iä503 3H0 C6H503,HO,2HS * C6Hö02S,3HS
Ulycerin, erstes Sulfhydrat, zweites Sulftiydrat*
Beide Verbindungen sind ölige Flüssigkeiten von schwa^
chem, mercaptanähnlichem Gerüche/ lösen sich ziemlich
in Wasser und lassen sich nicht unzersetzt destilliren.
{Ann. der Chem. u. Pharm. CXXII. 7/— 77.) . G.
Doppelsmlfide der Alkoholradicale.
Aethylmethylsulfid, (C2H3S,C4H5S),vonCariu8
durch Erhitzen von disulfophosphorsaurem Aethyloxyd mit
völlig wasserfreiem Methylalkohol im zugeschmolzenen
Rohre und darauffolgende Destillation der erhaltenen Flüs-
sigkeit dargestellt^ ist ein farbloses^ sehr dünnes Liquidum
von tmangenehmen Geruch und vom Siedepunct 59^ C,
welches krystallinische Verbindungen mit Metallchloriden
eingeht.
Das Aethylamylsulfid, (C4H5S,CiOHHS), auf
dieselbe Weise wie der vorige Körper durch Erhitzen von
disulfophosphorsaurem Aethyloxyd mit Amylalkohol gebil-
det^ besteht aus einer farblosen, nach Schwefeläthyl und
Schwefelamyl riechenden Flüssigkeit, die bei 132 bis
133<^;5 vollständig überdestillirt. {Ann. der Chem. u. Pharm*'
CXIX. 313—318.) O.
Yerbiidugei der DM|iebalide der Albeh^iradicale
Bei Einwirkung von Jodiden der Aikoholradicale
auf eine Lösung des Quecksilbersulfalkoholates in absolu-
tem Alkohol bilden sich sehr leicht Verbindungen der
^
Triäthylphosphinoxyd. v 68
Doppelsolfide mit Quecksilberjodid. Auf diese Weise
hat C. Linnemann die Verbindungen des Hetbylätbyl-
sulfids tind des Aethylaraylsulfids mit Quecksilberjodid
dargestellt Erstere ist nach der Formel CH^S^C^H^S
-f- Ug J zusammengesetzt und besteht aus einem schwefel-
gelben krystallinischen Pulrer, letztere bildet gelbe Ery-
stallblättchen von der Formel G4H5S,C»0Hns -f HgJ.
{ArtTtalen der Chem. u. Pharm, CXX, 61 — 66.) G.
luilÜKiareTerliBiliigeiL
Die Xanthinsäure hat die Fähigkeit; mit einigen
Metallen ausgezeichnet schön krystallisirte Verbindangen
einzugehen. HIasiwetz stellte diese durch Zersetzung
xanthinsaurer Alkalien mit den Chloriden der betreffen-
den Metalle bei Qegenwait von überschüssigem Schwefel-
kohlenstoff dar, in dem sie alle löslich sind, und aus
welchem Lösungsmittel sie beim freiwilligen Verdunsten
anschiessen. Am besten bewährte sich eine Lösung von
Natriumalkoholat in viel Schwefelkohlenstoff, mit welcher
die Chloride der Metalle gekocht wurden. Schreibt man
die Formel der Xanthinsäure HS,C4H5S,C202S2, so
lassen sich die Arsenik -, Antimon - und Wismuthverbin-
dung allgemein durch : R S3,3 (C« H5S, C^O« S«), die Eisen-
und Chromverbindung allgemein durch: R2S3,3(C*H5S,
C^O^S), die Kobalt-, Nickel-, Zinn- und Quecksilberverbin-
dung allgemein durch: RS, C4H5S,Ö202S2 ausdrücken.
{Ann, der Chem, u. Pharm, ÖXXll. 87 — 95,) Q,
Triäthylphospliiiioxyd,
Bringt man Phosphoroxychlorid tropfenweise mit er-
hitztem reinetn Zinkäthyl zusammen, so resultirt neben
basischem Chlorzink eine Verbindung von Phosäthylium-
chlorid mit Chlorzink nach der Gleidiung:
P02C13 + 4(C*H5,Zn) = (C4H»)*PCl,ZnCl +
ZnCl,2ZnO.
Diese Phosphorveifbindung ist kryataUiairbar und liefert mit
festem Kalihydrat und wenig Wasser der Destillation unter-
werfe eine äubatanz; 4ie; wie P e b al nacbweiiBt^ yolktändig
64 Pinaeolin.
in ihren Eigenschaften mit dem Triäthylphoaphinoxyd^
(C4H5)3P02 übereinstimmt. . ; *
Da^ Triätbylphpspbinoxy4 giebt mit KupferTitrioI
eine krystallisirbar^ Verbindung^ deren Zusammensetzung
durch die JFormel: 2(CuO, S03) + 3(C4H5)3P02 ausgCr
drückt wird. {Ann. der Chem^u. Pharm. CXX. J94-r2(XI*)
■ ... ,, ,. Q* . .
EiBwirknBg des Phosphorox^cblorids auf die troekif»
Salze organischer einbasischer Sinren.
Es ist von il.Qeiith er f^tgeatellt. worden, dass bei der
Einwirkung des Phosphoroxychlorids auf die trocknen
Salze organischer einbasischer Säuren nicht, wie man
bisher mit Gerhardt annahm, gewöhnliche dreibasi-
sche Phosphorsäure, sondern stets einbasische Meta-
phosphorsäure entsteht, dass also der Process nach den
Gleichungen verläuft:
L, 3(NaO,C4H303) + Pa2C13 = C4H302CI +
i2C4H303 4- 2NaCl -f NaO,P05.
IL, 4(NaO,C4HB03) -f P02C13 = 4C4H303 +
3 Na Gl + Na O, PO«.
Die Versuche wurden mit essigsaurem Natron, essigsau-
rem Baryt und Phosphoroxychlorid in den verschieden-
sten Verhältnissen ausgeführt, die Reaction verlief aber
immer gleich und es wurde zuletzt immer metaphosphor-
säures Silberoxyd erhalten. Wird dagegen statt des
essigsauren Baryts Barythydrat genommen, so bildet sich
der gewöhnliche phosphorsaure Baryt= 2BaO, H0,P05.
{Ann. der Chem. u. Pharm. CXXIII. 113—121.) G.
Pinacolin.
R. Fittig suchte dui:oh Ajüi^ndung von Zersetzungs-
prodücten des vo^- ihm Paracetcm, von Städeler Pina-
kon gepamaten Körpers die Constitution desselben festzu^
stallen und entdeckte bei der Verfolgung dieses Zwecklos
eine öeue Verbindung, die ^r unter dem Namen Pinaco-
lin beschrieben hat. Das Pipacolirt bildet sich hei der
Behandlung des Pinakons mit verdünnter Schwefelsäure,
verdünnter Salzsäure oder Ohlorgas. Es ist ein völlig
latf^bloses, ^wasserhelles, leicht bewegliches Gel von aoge^
nehmem, pf^ermümsähnlichem Gerttch ; • s^io spercifis^hes
:0ewicht ist *ei ia<> in 0,79^, ^er Siedepunot ti^ib^i
OxamüMwre. 65
105®. In Wasaer ist es so gut wie unlSeUch, Itfsst sich
aber in jedem VerhftltixisB mit Weiogeiet mid AeAer
mischen, xind entspricht s^^er ZttSMnmenseiBViigp nach
der Formel Ci^HnQa Cbloi^pas verwandeii das Pina-
Colin in ein dickflüssiges, schweres Oel, welches aadh
einiger Zeit yoUständi^ zu langen, farblos^i Krystallna-
deln von BicUorpinacolin, Ci*H">Cl*02, erstarrt. Letzte-
res besitzt mwm j^Asserst heftigen Geruch, der die Augen
sehr angreift und dem des Bichloracetons sehr ähnlich ist,
schmilzt bei 51^ zu einer farblosen, wasserhellen, bei
nngeßihr 178^ siedenden Flüssigkeit und ist in kaltem
Wasser fast absolut uniditirfif i^ warmem Wasser etwas,
in Aether und absolutem Alkohol leicht löslich. {Ann
der Chem. u. Pharm. CXIV. ^4 — 63.) O.
Zersctmg der •xaistore dtrck das SoiMiBcht
Pass Qxalsaures Eisenoxyd durch das Licht in oxal-
saures Eisenoxjdul und Kohlensäure, oxalsaures Uran-
ozyd in einen sich abscheidenden braunen Körper und
in Kohlensäure und Kohleiiioxjd zerlegt wird, ist be-
kannt.
W. Seekamp fand, dass, wenn man eine fünfpro-
centige Lösung von Oxalsäure, der 1 Procent salpeter-
saures Uranoxyd hinzugefugt ist, im Dunkeln auf-
bewahrt, die Flüssigkeit keine Veciindflnmg ^arleldet,
eben Äo wenig bei vierundzwanzigstündigem Erhitzen Im
Wasserbade, dass sie aber im Lichte sodeich Oasblasen
^entwickelt, nnd zwar im directen Sonnemicht mit solcher
H^tigkeit, dass aus 100 CC. Flüssigkeit in 3 Minuten
'22 CC. Oas angefangen werden konnten. Längere Zeit dem
Lu^e ausgesetzt, nimmt die anfangs gelbe Flüssigkeit
eine grüne Farbe an, es scheidet liioh ein grünes kry-
stallinisehes Pulver, oxalsaures Uranoxydul, ab, die Flüs-
sigkeit ist alsdann farblos, 'enthält keine Oxalsäure mehr,
reagirt aber sauer von Ameisensäure. Diose Säure
ist dadurch entstanden, dass 1 Theü des K^enoxyds,
welches nebst Kohlensäure und Wasser durch das oon-
uenlicht aus dar Oxalsäure gebildet ist, aich in «tata
nascendi mit Wasser zu Ameisensäure umsetzte« {Ann.
der Chem. u. Pharm. CXXII. 113—118.) ' &.
^^k^H*»l^B«^M*H
Oianissäire.
Eine interessante Entstehungsweise der Oxaminsaure
ist von J« F. Tionssaint beobachtet worden. Kodit
Arch. d. Phann. CLXV. Bds. 1. Hft. 5
66 Diglycolamidsäure vnd Triglycolamidsäure.
man nämlich Oxamid längere Zeit mit Wasser und
Ammoniak; so yerwandelt sieb dasselbe voUständij^ in
oxaminsanres Ammoniak^ indem Wasser in die Ven>in-
dang aufgenommen wird. Den hierbei statt findenden
Process verdeutlicht die Gleichung:
, C4H4N»04 + 2H0 = H4NO,C4H2N05
Oxamid oxamiDsaures
AmmonialL
{Ann. der Chem. u. Pharm. CXX. 237 — 241 ) O.
GlycolanHl.
Ein wichtiger Unterscheidungsgrund des Qlycolamids
von dem isomeren GlyeocoU besteht nach W. Heintz
in dem Verhalten desselben zu Basen und Säuren. Das
Glycolaraid verbindet sich nämlich nicht mit Metalloxyden
und wird beim Kochen damit in Salmiak und glycol-
saures Sal2 zerlegt. Bei der Einwirkung von trocknem
Chlorwasserstoff auf Glycolaraid entsteht, wenn die Tem-
peratur niedrig ist, salzsaures Glycotamid, bei erhöhter
Temperatur dagegen ein Gemisch von Salmiak und Gly-
colid. {Ann. der Chem, u. Pharm. CXXIII. 815 — 324.) G.
Diglyrolanidsävre und Triglyeolanidsftiire.
Diese beiden Säuren hat W. Heintz bei der Ein-
wirkung von wässeri^m Ammoniak auf Monochloressig-
säure neben GlyeocoU und Glycolsäure erhalten. Erstere
Säure ist zweiatomig und nach der Formel C^H^NO^
zusammengesetzt; letztere ist dreiatomig und ihre Zusam-
mensetzung durch die Formel C^^jj^NO'.z ausdrückbar.
Beide Säuren krvatallisiren und geben auch krystallisir-
bare und wohl charakterisirte Salze.
Heintz betrachtet das GlyeocoU als ein Ammoniak^
in welchem lAiH durch das Radical Glycolyl, C^HSO*,
Tertreten ist. Bei der Diglycolamidsäure sind hiemach
2 At. H durch 2 Glycolyl, bei der Triglycolamidsäure
3 At. H durch 8 Glycolyl substituirt, wie aus folgendem
Schema ersichtlich ist: -
C4 H304,H2N, (C*H304)2HN, )C4H30*)3N
GlyeocoU
(Glycolamidsäure) Diglycolamidsäure Triglycolamidsäure.
• • , . • , '
Der durch M^taU vertretbare Wasserstoff ist in dem
ButylchhrUr. 67
AtomcoinplcxC4H30< = C*H«0«,0,HO enthalten. {Ann.
d^rChem.u. Pharm. CXXIL 267—294.) G.
Die Bildung von JodpropionsSure beobachtete Bell-
st ein, als er Glyoerinsäure mit ihrem doppelten Gewichte
an Jodphosphor zasammei^rachte. Während der beim
Erwärmen äasserst heftigen Beaction entweicht Jodwas-
serstoff und es bleibt eine krystallinische Masse zurück,
die mehrmals aus siedendem Wasser umkrystallisirt reine
Jodpropionsäure liefert. Der Körper besteht aus blendend
weissen Krystallen von ausgezeichnetem Perhnutterglanze,
er zeigt die Zusammensetzung C^H^JO^, löst sich auch
leicht in Alkohol und Aether^ reagirt stark sauer und
zersetzt kohlensaure Salze unter Brausen. Die jodpro-
E ionsauren Salze haben nur eine sehr geringe Beständig-
eit, indem ihre wässerigen Lösungen schon beim Kochen
zerlegt werden. {Ann. der Chem. u. Pharm. CXX. 226 —
236.) G.
flnwaidasg der Glycerinsäure in Acrylsänre«
Wie eben angegeben, hatte F. Beilstein gefunden,
dass bei der Einwirkung von Jodphosphor auf Glycerinsäure
die Jodpropionsäure entsteht, lieber diesen Gegenstand
theilt er jetzt mit, dass beim Kochen der sehr unbestän-
digen jodpropionsauren Salze sich unter Ausscheidung
von Jodmetall eine neue Säure bildet, welche von ihm H y-
dracrylsäure genannt wird und welche die charakte-
ristische Reaction zeigt, dass sie sich, wenn man ihr Blei-
oder Silbersalz erhitzt, in Wasser und Acrylsäure spaltet
nach der Gleichung:
CMH22022 = 4C«H4 0* -f 6H0
Hydracrykäure ' Acrylsäure.
Die Hydraci*ylsäure steQt einen Syrup dar, in wel-
chem feine Nadein schwimmen, bildet in Wasser leicht
lösliche Salze und ist dreibasisch. Es wurden das Blei-
und das Silbersalz näher untersucht. {Ann. der Chem. u.
Pharm. CXXIL 366—874.) Q.
BatylcUnrnr.
Als F. Gerhard Chlorkalk, Wasser und Amylalko-
hol der Destillation unterwarf, erhielt er eine bei 62 bis
ff
6B Verbindungen du Valercda mit Säuren.
640! siedende FlOsEngkeit^ die l*eetrficiit, dut^lwaert und
•durch mehrmaliges Sdiandehi tnii ireingeisti^r Kalilßsung
von Chloroform befreit, bei der Analyse die Zusammen-
setzung des Butylchlorürs = CöH^Cl ergab. In dem
Rückstande der BlaM Wtf^ ^Im di%e Säure vorhanden,
die grösstentheils aus Buttersäure bestand. {Annalen der
Chem. u. Pharm. CXZtL ä63 ^366.) G.
YerUttdiingeii des Tttenüs mit SSnrei.
Eine Verbindung des Valerals mit Essigsäure, das
zweifach- essigsaure Yaleral, CJ<^Hi<>02,2C4fl5q3, stell-
ten Fr, Öutnrie und H. Kolbe dar, indem sie 1 At.
Valeral mit 2 At. wasserfreier Essigsäure in einer herme-
tisch verschlossenen Köhre 8 Stunden lans; auf 200<)C.
erhitzten und das gewonnene olartige Product der Irac-
tionirten Destillation unteilvarfen. Das zweifach -essig-
saure Valeral ist eine ziemlich constant bei 195^ C. sie-
dende, leicht bewegliche und farblose Flüssigkeit von
0,963 spec. Gewicht, besitzt einen angenehmen äther-
artigen Geruch, reagirt neutral und ist mit Alkohol und
Aether leicht, mit Wasser nicht mischbar. Mit Aetzkali
giebt es nicht Wurtz^s Amylglycol, Ci0Hi0O2,?HO,
sondern Vftleral Ufid etsisi^aut^ Kali.- Zweifach -Henzoe-
saures Valeral, C>öH»0O2,2Ci4H5O3, nach derselben
Methode erhalten, ist ein fester, weisser, krjstallinischer
Körper ohne Geruch und Geschmack, löst sich nicht in
Wasser, schmilzt bei lllQC und siedet bei 264^0.
Auch diese Verbindung liefert mit Aetzkali kein Amjrl-
glycol, sondern gleichfalls Valeral.
Das zweifach -essigsaure Valeral ist mit dem von
Wurtis beschriebenen zweifach - essigsauren Amylglycol
gleich zusammengesetzt, ab^r niaht identisch, da der
zweisäurige Aldehyd Valeral ein anderer Körper ist, als
das mit denselben isomere, gleichfalls xweisäurige Oxyd
OiOHiOQ^ in dem aweifach- essigsauren Amylglycol.
Es scheint somit neben dien von Wurtz entdeckten
Verbindungen der awdsäurigen «Otgenanntea Glyit^olätbi^r
mit- Säuren noch «ine jirweste Reihe is^morar V-erbindun-
gen zu existiren, welche ab «weiififciirige JBaten die Alde-
hyde enthalten. Die ersteren geben ^bei vier ^ersetsiuig
durch Kalihydrat die Glyisole, die letzteren erfahren durch
Kalihydrat eine ganz ähnliche ^Zeasetzung, wobei jedoch
das basische Oxyd niöht wJö vortfhi 2 At. Wasser bindet,
trondem sich als solöhei, tmA )zwar. (als ein Aldehyd,
ausscheidet. (Arm. d^ Ck9m.n. Pimrm. CXKIJL 296^390:)
G.
GvflltClfMOli^B» o9
ÜaatSaamn.
L. Carlas hat in der grauen Art der Blattwanxe,
Rhaphigaster ptmc^pennts (Illigen), eine neue Säure auf-
gefunden, die er Cimicinsäure nennt (Linnä zählt die
Blaftiuaee dem GeBeUeohle Cioieai bei)^ und die sowohl
in d%r sehr übel und erstickend riechenden Flüssigkeit,
welche die Thiere aus einer unter dem Bauche befind-
lichen Blase ausspritsen, ab sa den bedeuteftden Fett-
massen der Thierkörper selbst enthalten ist. Zur Ge-
winnung der Säure übergiesst man die Blattwanzen mit
kaltem Alkohol, deeantirt, wäscht mit kaltem starkem
Alkohol nach und nachdem der Alkohol durch Abtropfen
und Verdunsten an der Luft entfernt ist, zieht man die
zerdräckten Thiere mit kaltem Aether aus. Die fiitrirte
ätherische Lösung hinterlässt nach dem Abdestilliren des
Aethers die fast reine Säure als bräunliches^ in der Kälte
erstarrendes Oel, welches man in das Barytsais verwan-
delt und dann durch Zusatz von verdünnter Chlorwasser-
stoffsäure vollständig rein erhält.
Die Cimicinsäure ist eine gelbliche, sehr schwach
und eigenthümllch ranzig riechende krystallinische Masse^
schmilzt bei 43^,8 bis 44^,2, ist im festen wie flüssigen
Zustande leichter als Wasser und darin unlöslich, löst
sich schwer in absolutem Alkohol, dagegen in allen Vor
faältnissen in Aether. Beim Abdampfen der letzteren
Lösung krystallisirt die Säure in farblosen, sternförmig
vereinigten Prismen. Ihre Zusammensetzung ist durch
dieselbe Formel, C^OH^^O«, ausgedrückt, welche Wal-
ter der Moringasäure giebt, doch bleibt vorläufig un-
entschieden, ob beide Säuren isomer sind.
Von den Yetbindungen der Cimicinsäure mit Basen
stellen das cimicinsäure Kali, KO,C30U27O3y undcimioin«
saure Natron, NaOyC^^^H^^Oß, amorphe Massen dar, die in
Wasser auflöalicb sind; die Salze von Kalk, Talkerde^
Baryt> Blei-, Kupfer- und Silberosyd lösen sich nicht
merklich in Walser und werden aus der Lösunfi^. des
Kali- odei^ IJfatronsalses« durch qio Salz dieser ^ta^e
geföllt. Das CUovür der Cimicinsäure ist ein im Wasser
unteir^nk^des Qel,. das etwa bei derselbeii Temperatur
ei^tarrt, wie die Säwel, sieb vetf dieser aber schon daduFoh.
UDtef9(^eidet^ dass e& nicht deutlich krystallisirt. Der
Cimicinsäureäther, C4H«Ö,C30H27O3, besteht aus eintr
hellgelben öligen Flüssigkeit von ähnlichem, aber stärke-
rem Gerüche als die Säure, die auch einige Qrade unter
70 üeher die Vmwtmdbmg dtr CUronensäure etc.
0 nicht erstarrti leicbtef jpl iJs 'Wasser und Bich bei star-
kem Erhitzen bräunt. (Ann. der Ckem. u. Pharm. CXIV.
147 — 156.) a.
lieber die Umwaiidliiiig der CUroieii-^ Bntter- «nI Btl-
driaBsäure^ mit Rficksicht auf die knnstliche
Bildttüg ¥0B BernsteiBsftBre«
Citronensaurer Kalk liefert bei der Qährung mit
faulendem Käse nach How^ Dessaignes und Phipson
Buttersäure und keine Bemsteinsäure. Da nun Aepfel-
säurc; die eine der Citronensäure sehr ähnliche Zusam-
mensetzung hat, nach Dessaignes unter ähnlichen Um-
ständen erst Bernstein- und dann Buttersäure liefert^ so
scheint es nicht unwahrscheinlich, dass auch die Citronen-
säure unter Umständen Bemsteinsäure liefert. Phipson
Hess daher citronensaures Natron mit einer beträchtlichen
Menge kohlensauren Natrons einige Wochen lang mit
rohem; faulem Fleische gähren, und erhielt dabei Butter-
säure, ferner oine Verbindung, welche der Flüssigkeit
ihren eigenthümlichen Geruch ertheilte, und Kohlensäure,
aber keine Bernsteinsäure. Bei der Gährung citronen-
sauren Kalks mit wenig gekochtem Fleische entstand da-
gegen neben Buttersäure auch eine kleine Menge Bem-
steinsäure. Mit übermangansaurem Kali bei etwas höherer
als Sommertemperatur oxydirte Citronensäure lieferte nur
Oxalsäure. Buttersaurer Kalk gab bei der Oxydation mit
demselben Agens in einer der Siedhitze der Flüssigkeit
nahen Temperatur Bernsteinsäure und Essigsäure; die
Essigsäure verband sich mit der Butter säure zu Butter -
Essigsäure, welche hartnäckig der Einwirkung des über»
mangansauren Kalis widerstand. Trotzdem ging die Um-
wandlung der Buttersäure in Bemsteinsäure rascher vor
sich, als bei der von Dessaignes vorgenommenen Oxyda-
tion mit Salpetersäure. Baldriansäure liefert bei demsel-
ben Verfahren Bemsteinsäure und Baldrian -Essigsäure.
Die Äethylverbindungen der Butter- und Baldriansäure
werden durch übermangansaures Kali rascher oxvdirt als
die Säuren selbst. — Phipson hält es fär wafarsoheinlich,
das» sich bei diesen Reactionen auch kleine Mengen Kork-
s&ure büden mögen. {Joum. of the Ckem. 8oc. XV. —
Chem. Obt^tU. 1662^ 65.) B.
Omiimtämre. 71
DfitiHiire.
Wenn man nach C. Finck baaisch-brenstnubensan*
ren Baryti der beim Versetzen der Lösung von Brena-
traubensäure mit Barythydrat bis zur alkaliscben Reac-
tion als Niederschlag erhalten wird, in einer Ketorte mit
überschüssigem Barythydrat 6 bis 10 Stunden lang kocht
so zersetzt sich die Brenztraubensäure in Oxalsäure und
eine neue Säure, welche mit Baryt verbunden in Lösung
bleibt Diese SäurCi vom Verfasser Uvitinsäure genannt
ist krystallisir- und sublimirbar, schmilzt bei 287^, besitzt
die Foftnel C'^H^O^ und ist also ebenso wie die Ben-
zoglycolsäure zusammengesetzt, von der sie sich aber durch
ihre Löslichkeit in Äether und Weingeist unterscheidet
Sie ist zweibasisch und bildet mit den Metalloxyden kry-
stallisirbare Salze.
Durch starkes Erhitzen geht die Uvitinsäure in eine
andere Säure^ die Uvitonsäure = C'^H^^O**, über, welche
sich direct mit den Oxyden der schweren Metalle zu neu-
tralen Salzen vereinigt, die zwar alle in Wasser sehr leicht
löslich sind, aber nicht krystallisiren.
Die Zersetzung der Brenztraubensäure geschieht nach
der Gleichung:
11(C6H406) 4- 6H0 = C»8HB08 +
Brenztraubensäare -}" Wasser = Uvitinsäure -f-
2(C18H120H) + 3(C4H208)
Uvitonsäure -f~ Oxalsäure.
{Ann, der Chem. u. Pharm. CXXIL 182-^191.) G,
lieber die VerfälschugeM 4er fttherkchei Oele.
Nach Bolley sind die hauptsächlichsten Stoffe, mit
welchen die ätherischen Oele verfälscht werden, Al&ohol,
fette Oele, harzige Körper, sowie ätherische Oele selbst
von geringem Werthe, wie Rosmarinöl, Terpentinöl etc.
1. Auf Alkohol prüft man, indem man das ätherische
Oel mit Wasser in einem graduirten Cylinder schüttelt
und darauf einiM Zeit d^ Buhe überlässt. Bei Oe*
ffenwart von AlKohol verringert sich das unprün^iche
Y olum des Oels^ während das des Wassers zunimmt. Man
kann auch das fragliche Oel mit Olivenöl schütteln, wo«
72 Xhher die Verfäüehmff^m der. äiherischen Ode.
durch das ätheriBche jOeL gf^kkt wird, wILhrend der
Alkohol obenauf schwimmt,
2. S^iftnliMiritttit ist leicht an d€»n Scfbaunote ztt er-
kennetr, der sich beim Scbütteiir bildet. AufZusate ein^r
Säure Tterdeu <tie Fettc^tfretf ailsgeschteden uüd iu der
unter dem Oele sich atisammelnden Ftessigkeit flnd^et
man das mit der zugesetzten Säure verbundene AlkaK'
der Seife.
S. Fette Oele verdicken ein wenig die ätherischea
Oele und bewirken, dass sich beim Schütteln an der Ober-
fläche leicht Luftblasen bilden. Nach dem Verdunsten
auf weissem Papier bleibt bei Gegenwart eines fetten
Oeles der bekannte Fettfleck.
4. Harzige Stofle lassen nach dem Verdunsten auf
Papier ebenfalls einen, aber in Alkohol löslichen Fettfleck,
während die Flecke von fetten Oelen durch Alkohol nicht
angegriffen werden.
5. Die Verfälschung mit anderen billigen ätherischen
Oelen ist nicht immer leicht zu entdecken. Man weiss,
dass einige Oele sauerstc^rei, andere sauerstoffhaltig
sind. Um sich von der Ab- oder Anwesenheit des Sauer-
stoffes zu überzeugen, übergiessl man in einem Probe-
röhrchen ein Stecknadelknopfgrosses Stückchen bei 100 <>C.
getrocknetes Nitroprussidkupfer mit mehren Tropfen des
fraglichen Oels, erhitzt während einiger Minuten zum
Kochen und lässt dann absetzen. Ist das Oel sauerstoff"-
frei, wie z. B. Terpentinöl, so ist der Niederschlag grün
oder blaugrün, während das überstehende Oel farblos oder
schwach gelb erscheint. In säaerstoffhaltigen Oelen wird
aber das Nitroprussidkupfer schwarz^ grau oder braun,,
und das Oel nimmt eine viel dunklere gelbbraune oder
grünbraune Färbung an. Orangen-, Citronen-, Wacholder-
oder SadelMitböi vtAsMsm «r^ttfkTcafpeittiti^ wttfarend
Kümmel-, Fenchel-, Lavendel-, Pfeffermünz-, Melissen-,
Majoran-, SÜbey-, Wermuth-, Wumisaamen-, Cajeput-,
Sassafras- und Kautenöl Sauerstoff enthalten.
6. Das ^ercdiöl ist häufig versetzt mit Huile de petits
grains. Man erkennt diese Verfälschung, indem man in
das Oel eii»ätü<dkehen Zacke» ta^bt um dieses in Was-
ser töst. B^ OfegefitMar« .vdn Huii dei peftiter grains' t)^
kcrmmt: das Wasser einen bittereä Oesdämaek.
t. ZtW Erkemiuiig von Terpetitinftl im Ötetoöl Äerrdbt
matl eitiige TH>pfefi mit wienfg Wasser und ein $tacköheii
J6dkalium. Die wässerige Lösung wird sogleich gelb bis
U^iw einige Eoilenwa utfittifft aw ^SUinkoUmtheer. 73
oranni ir&m TerpeiktiiiSl «togegeftut, während die Beao-
tion Dei reinem Steinöl ausbleibt
B. Das ätherische Bittermandeldl desfiandels ist häu-
fig mit Ifitrobenzoi yerf&Ischt. Diese Verffikchung tässt
sich durch Behandehi mit einer alkoholischen Kali-LöSung
entdecken^ wodurch das reine Bittermandelöl in Benzoe-
säure verwandelt wird, wihrend das Nitrobenzol in ein
dunkelbraunes in Alkohol und Aether u&löslfcheft Hars
übergeht. Welches sich ällmälig in gelbe Krjstalle ver-
wandelt.
Zur Prüfung löst man etwa 1 Grm. des verdächti-
gen Oeles in 8 Grm. Alkohol, setzt 1 Grm. Kalihydrat
hinzu und erwärmt so lange, bis unge&hr 2/3 des Alkohols
verdampft sind. War das Bittermandelöl rein, so ist die
Flüssigkeit braungelb gefärbt, mischbac mit Wasser und
ft-eivonjedemkrystallisirtep Absatz. Eothältdas OelNitro-
benzol, so erhält man ein braunes, hartes Harz, welches
in der wenig gefärbten alkalischen Flüssigkeit schwimmt
und dessen Menge sich nach dem vorhanden gewesenen
Nitrobenzol richtet. {Zeitschr, für analyt. Chemie 1862,)
ß.
Velier ciii^ KoUeMramrstofe aw SteiBkohleBtleer.
Das von C. Schoxlammer,. Aasistenten am ehem.
Laboratmum in Owens College zu Manchester zur Unter-
suchung angewandte Material war ein Steinkohlentheer,
der theils aus CannelkoUe von Wigan, theils aus ffewöbnr
Ucher Lancashire-coal auf die Weise dargestellt war,
dass nur der Boden der Betorte zum Glühen erhitzt, wäh-
rend der obere TheiL so kalt als möglich gehalten wurde.
Auf diese Weise werdeneinegrosse Menge flüchtiger Producte
enthalten. Diese enthalten nä)en Benzol und Homologen eine
bedeutende Menge der Kohlenwasserstoffe C^°H^»+^j die
durch keine Sämren angegriffen werden. Man kann sie
sehr leicht rein erhatten, , indem man durch wiederholtes
Behandeln mit concentrirter Schwefelsäure und Salpeter«
säure alle übrigen Stoffe entfiernt.
In dem unter 1^^ siedenden Theile sind - folgende
Kcidenwasserstofie )M)ftbalte&:i
% Amylwa#fcerstöff C^H»; »edepittet m^
H^.' S{iec. Gew. Ii«i 11^ (X 0,036. Dafäpfdtchte bei
2. Caproylwasserstoff Ci^H»*. Siedepunct 68«
74 Umwandlung des Änilif^ in Benzoesäure»
— 70<». Spec. Gew. bei 15,50 0,678. Dampfdiehte bei
1100 3,03.
3. Oenanthylwasser Stoff O'^H^^. Siedepunct
980 _ 990, Spec. Gew. bei 17,50 o,709. Daxnpfdichte
bei 1500 3,49.
Durch Behandeln mit Chlor entsteht daraus Oenan-
thylchlorid 0*4 H^s Gl Siedepunct 1500—1520. Spec.
Gew. bei 190 o,891.
Caprylwasserstoff C^ßH^s. Siedepunct 1190 —
1200. Spec. Gew. bei 17,5 0,719. Dampfdichte bei
1700 3,98.
Daraus Caprylchlorid C*6H17CL Siedepunct 1700—
1720. Spec. Gew. bei 180 0,892.
Angenehm nach Orangen riechende Flüssigkeit, die
durch Behandeln mit Kaliumacetat leicht zeitietzt wird.
Ausserdem erhielt Schorlemmer noch höher siedende
Chlorproducte in zu geringer Menge, um Verbindungen
von constantem Siedepunct darzustellen.
Mit Natrium behandelt wird Oenanthylen (95 —
1000 Siedepunct) und Oaprylen erhalten. Siedepunct
1150—1170. Dampfdichte 4,17. XZeitschr.fürChem.und
Pharm. 5. Jahrg. 21.) B.
Ilmwandlmig des Aniliiis Ib Benzofeäiire narh
A« W. fflafnan.
Der Anilindampf, durch eine rothglühende Glasröhre
geleitet, wird zersetzt in Kohle, Cyanammonium,
Benzol, Benzonitril und andere noch nicht genauer
untersuchte Producte. Wird das übergegangene braune
Oel nach Entfernung des noch unzersetzt gebliebenen Ani-
lins durch Schütteln mit einer Säure der fractionirten
Destillation unterworfen, so geht bei 800 O.Benzol über,
dann steigt das Thermometer und wird erst zwischen 190
und 1950 0. stationär. Was hier übergeht, ist Benzonitril
(farbloses Oel, leichter als Wasser). Mit alkoholischer
Aetzkalilösune gekocht liefert es Ammoniakgas und ben-
xoesaures Kali. ^
Die Reaction ist folgende:
C12H7N + 02HN = Ol* H5N -f H3N.
Das durch Zersetzung eines Th^iles Anilin erzeugte Oyan-
ammoniiim odear dessen Blausäure wirkt «uf noch unzer-
ieitstea Anilin und giebt Beuz(mitrU und Ammoniak,
(Qmfit. rendl 1. Dcbr, 1862.) H. LvAicig.
Umwandlung von NUrobensfol in Bemql etc. 75
ScheureT-Kestner hat gefunden, dass, wenn das
AniHn Benzol enthält, dieses immer von Ammoniak be-
gleitet ist. Je lebhafter die Reaction zwischen dem Ni-
trobenzol und der reducirenden Mischung von Eisen und
Essigsäure ist, desto mehr wird Benzol und Ammoniak
gebildet. Wenn im Gegentheil die Reaction langsam ver-
läuft; und man die Eisenfeile mit der Vorsicht nach und
nach zufügt, dass die Temperatur der Mischung nicht
über 500 steigt, so erhält man ein Anilin, welches vollständig
frei von Benzol und Ammoniak ist. Bei Anwendung der
vierfachen Menge von Eisen, wie BSchamp angiebt, er-
reicht man eine fast vollständige Umwandlung des Nitro-
b^nzols in Benzol und Ammoniak. Hierbei ist die Reac-
tion so heftige und die Dampfentwickelung so stürmisch,
dass man Alles verlieren wünie, wenn man in einem offe-
nen Gefösse operirte. Scheu rer-K estner hat daher
in sehr starken gusseisernen, mit einer Schraube ver-
sehliessbaren Gefassen gearbeitet, welche mehrere Gramme
Kitrobenzol aufnehmen konnten. Er beschüttete dieselben
mit einer Mischung von 1 Th. Nitrobenzol, 8 Th. Eisen
und 4 Th. Essigsäure in der Art^ dass die Eisenfeilspäne
über die Flüssigkeit hervorragten. Der Druck in dem
Gefässe stieg auf 8 Atmosphären, wovon sich Kestner
durch ein angebrachtes Manometer überzeugte. Nachdem
Erkalten enthielt der Apparat einen braunen homogenen
Teig, welcher der Destillation unterworfen wurde. Das
Pestillat bestand aus zwei Schiebten, von welchen die
obere der Hauptsache nach Benzol mit etwas Anilin ent-
hielt, während die untere aus Wasser, gelöster Essig-
säure, ein wenig Aceton, Anilin und Ammoniak bestand.
Von dem letztern enthielt sie ^osse Quantitäten» Das
Benzol wurde von dem Anilin durch fractionifte Destil-
lation getrennt, aus 1,200 Kilogr. Nitrobenzol erhielt Kest-
ner ungefähr 500 Grm. Benzol. {Bull, delaSoc, chim.de
Paria 1862, — ZeitscAr. für Chem, u. Pharm. Jahrg* 6, 13
n, 14,) B,
Zur Kcutniss 4er Pikrittsäaref
Carey Lea bül¥ nur diejenigen Methoden derRein-
darsteUiuig der Pikrinsäare för sweckmäfsig^, welche auf
der UulöBlichkeit der pikrinsauren Alkalien m alkalischer
Flüssigkeit beruhen. Er sättigt die Säure g^iau mit koh-
76 BoQtet Farbig äiu demKreosoi.
lensatMm Mtttftti Md ts^ im Me ^ttml ^biste dbfihidrte
Lösung einige Ery stalle^ ^mdibifl. Salzes, worauf beim
Erkalten das Natronpikrinat fast vollständig auskrystalli-
sirt* 01e durch Zersetzet^ des Salzes mit überschüssiger
SeWefelsäure erhaltene Pikrinsäure wird durch mehrmar
liges XJmkrystallisiren aus Alkohol gereinigt
Das beste Reagens auf Pikrinsäure ist eme ammoniaka»
lische Lösung von Kupfervitriol, welche einen grünen Nie-
derschlag giebt. Die Lösung eines Schwefelalkalimetalls
in tiberschüssigenf) Kali pder von Cyankalium in Am-
moniak, giebt beim Erwärmen mit Pikrinsäure einipTothe
Färbung; doch zeigt diese Beacüon nur Viooo '^^^ Säure
an, während das erstere Beagens noch Vsooo nachweist.
(Sillim, Americ. Journ. 20. — Ckem. CentrhL J862. 39,)
B.
B/^ihtr Farbstoff ras den Kreosot.
Bei 4- bis 5 stündlichem Erhitzen einer Mischung
von 1 Th. Oxalsäure, 1^2 Th. farblosen käuflichen Kreo-
sots und 2 Th. concentrirter Schwefelsäure erhielten Kolb ö
und Schmitt im Rückstände eine schwarzbraune teigige
Masse, welche nach dem Erkalten aus einem festen, sehr
spröden, geruch- und geschmacklosen und in Wasser un-
löslichen ilarz bestand. Dieses Harz wird mit prachtvoll
purpurrother Farbe von Ammoniak, noch leichter von
Kali- und Natronlauge gelöst. Aus alkoholischer Lösung
fällt die Verbindung auf Zusatz von verdünnter Schwe-
felsäure oder Salzsäure in schön orangefarbnen amorphen
Flocken nieder, welche an der Luft getrocknet eine ähn-
liche orangerothe Farbe wie das gefönte Alizarin besitzen»
Der Farbstoff besteht auß C^^^H^O^; sein Atomgewicht
lässt sich nicht bestimmen, da er keine Verbindungen von
constanter Zusammensetzung eingeht. Er scheint der Ro-
solsäure von Runge nahe verwandt zu sein. Versuche,,
ihn in der Färberei anwendbar zu machen, sind bisher
erfolglos geblieben. {Ann. der Chem. und Pharm. CXIX^
169^172.) ' 6.
lieber Mtroaiq^toiliiiji Sa|lNi|yljMniii aiMt .^erei gefärbte
D«ri?ate wdi Bow^»
Das Naphtalin liefert Wie dacr Benzin ifWel pa^
x'liUele Derivate, das Kitronap-htalin und dav Kaph-
tjlamin. Boüssin stellt da« erstere au» dem gewöfanlfCiien
I
lieber üitronaphtalinf Nc^htylamin eic. 77
lifaphtftlin dar^ welches er mit der 5£aehen Menge fcäuf-
Upher Salpetersäure in einem geräumigen Kolben zus^m-
^nenbringt« Das Gemisch wird einige 21eit der Dampf-
%iidwärme ausgesetzl^ schliessUch die Säure von der am
Boden lagernden Oelschicht abgegossen. Diese leteißve
ndrd einigemal ausgewaschen und da sie leicht erstarrt^
verschiedene Male ausgepresst, geschmobsen und zur voll-
kommenen Reinigung durch Papier filtrirt — In Masse
erscheint das so erhaltene Nitronaphtalin rothschwarz,
als Pulver aber schön gelb; wenn man Sorge getragen
faaty ein röthliches Gel, ^as tlem Pr^^cte anhängt^ hin-
länglich durch Pressen zu entfernen^ so ist dasselbe sehr
rein. Die Ausbeute entspricht der theoretisch berech-
»eten Menge. —
Zur Bereitung des Napfatylamins miscdit Roussintn
«inem geräumigen Kolben 1 Th. Nitronaphtalin mit 6^.
käuflicher Sakssäure und soviel Znnnfeile, dass die letztere
das Niveau des Gemisches erreicht.
Bald darauf tritt eine enei^ische Reaction ein, das
Jlitronaph talin verschwindet und die Flüssiriteit wird klar.
Man giesst nun die Flüssigkeit in eine rorcellansdiale,
'worin sie bald zu einem Krystallbrei von salesaurem Na|yb-
tylamin erstarrt. Um dieses zu reinigen, presst man es
zuerst zwischen Leinwand, trocknet es und löst es als-
dann in kochendem Wasser auf. Hierauf leitet man
einen anhaltenden Strom HS Gas durch die Löeung und
trennt schliesslich dieselbe vom ausgeschiedenen Schwefel-
^inn durch Filtration. Das beim Erkahen daraus sich
abscheidende salzsaure Naphlylamin lässt manis^trapfen und
trocknet es bei lOO^C. Dasselbe ist leicht sublimirbar,
vollkommen weiss, sehr leicht und von absoluter Reinheit.
Beim Vermischen einer neutralen Lösung dieser Verbin-
d4«|ig(qifl: eio9r*^ei|4)cfilei| saJ^rigQ|MM)ii| J(iä^ MAfil^rt
ein in Wasser voUkomjcnan unlöslicher granatrother
Niederschlag. Derselbe wird durch Luft nicht verändert,
widersteht den entfärbenden Chlorverbindungen^ der SO^,
JVUcalien ixxkd jääuren. — Wege^ dies^ Beständi^eit gleicht
erdeftt Aüzario. -i— J^ouj^s in iwd femer, dassbeimJSu-
«fwnfenbriogen von Scibiweielalkalimetallen und Schwefel-
^rdidkalimetallen mit Dinitronaphtalin eine grosse Meqge
rotherund blauier Yarbindi«:igenentstehen> dieiA W^.s-
ser ttnd AJkohal lÖBlieh sind und sich durch ein be-
4e^teBd€is Färbevermögen ^^^is^ohnen. ^injachlorür
4md <?7Ankaliuin reagireuebienfaUs enerjg^qiph auf 4^
JDi)^itrona{diiitiklin.
78 Kn/nsÜ. Alizarin. — Veher die Darstellung von Farben etc.
B6us8in hat ausserdem durch Einwirkung rediidreiider
Agentien auf Dinitrönaphtalin bei Gegenwart ccmcentrirter
SO^ ein sehr interessantes rot h es Produet erhalten, wel-
ches in vieler Beziehung ein Analogen des Alizarins ist.
Auch Per so z hat obengenannten Körper ohne reduci-
rende Mittel durch blosse Einwirkung concentrirter SO^^
bei 300^0. auf Nitronaphtalin erhalten. (Joum. de Pharm,
et de Chim. Tom, XL,) H, Sehr.
KAnstliches
Roussin glaubt künstliches Alizarin auf folgende
Weise dargestellt zu haben. Er löste Dinitrönaphtalin
in concentrirter Schwefelsäure auf, indem er auf 2000 er-
hitzte. Bei dieser Temperatur brachte er granulirtes Zink
in die Lösung, es entwickelte sich schweflige Säure und
nach ^/2 Stunde ungefähr war die Reaction beendet. Wenn
man einen Tropfen der sauren Flüssigkeit in kaltes Was-
ser brachte, so entwickelte sich eine prachtvoll violett-
rothe Farbe. Verdünnt man die ganze Masse der erhal-
tenen Flüssigkeit mit ihrem zehnfachen Volum Wasser^
erhitzt zum Sieden und bringt sie nach einigen Augen-
blicken auf ein Filter, so setzt sich beim Erkalten ein
Krystallbrei ab, die Mutterlaugen sind stark roth gefärbt
und können direct zum Färben benutzt werden. Der
Krystallbrei kann leicht durch fixe Alkalien oder deren
Garbonate in Lösung gebracht und durch Säuren daraus
gefällt werden. Das so erhaltene Product hat alle Eigen-
schaften des Alizarins. {Campt, rend, T, 52,) B,
Ikber die Darstdlng tm Farliei a«s Dhitro-
BaphtaliD.
Aus den verschiedenen Arten von Nitronaphtalin kann
man durch Einwirkung reducirender Stoffe bei Gegen-
wart von Alkali oder durch Behandeln mit Schwefelalkali-
metällen, Sulphuriden, Cyankalium etc. rothe, violette
und blaue Farbstoffe erhalten. Wenn das Alkali dabei
vor dem Redüctionsmitfel wirkt, so entsteht zugleich eine
braune Substanz, welche den Farbstoff verunreinigt.
Einige der so erzeugten Farbstoffe, durch Einwirkung
eines Alkalimetall-Sulfhydrats auf reines Dinitrönaphtalin
erhalten, hat Troost zum Gegenstand technischer Ver-
Ueber die Dar$teO,ung von Farben ans DiniiranaptUalin.' 79
suche gewählt. Dieser yiolette Farbstoff ist in Alkalien,
Schwefelalkalimetallen und kohlensauren Alkalien löslich
und wird durch Säuren daraus niedergeschlagen. Er
fixirt sich auf den Faserstoffen ohne Beissen und lässt
sich durch geeignete Behandlang in Blau und Roth
spalten.
Um diesen Farbstoff schön zu erzielen, bedarf niaii
ein reines Dinitronaphtalin. L. Troost empfiehlt zur Dar-
stellung desselben folgende Methode.
Man bereitet zunächst Nitronaphtalin, indem man das
Kaphtalin mit einer Mischung von gewöhnlicher und rau-
chender Salpetersäure von 1^428 spc. Gew. behandelt, welche
in einem abgekühlten Gefasse enthalten ist, so dass eine
Erhitzung und, die Entwickelung von salpetrigen Dämpfen
vermieden wird. Die Säure, welche schon einmal benutzt
ist^ kann wieder brauchbar gemacht werden^ indem man
concentrirte Säure hinzufügt, so dass die Mischung wieder
die hinreichende Stärke erlangt. Die krystallinische Masse,
welche durch Einwirkung der Säure auf das Napbtalin
in der Kälte erzeugt worden ist, lässt man abtropfen und
bringt sie dann iil höchst concentrirte Salpetersäure von
1,515 spec. Gew., die ebenfalls in einem abgekühlten Gefasse
enthalten ist. Sie zertheilt sich hier wie gebrannter Kalk
in Wasser und verwandelt sich in eine blassgelbe krystallir
nische Masse, welche den ganzen Raum des Gef^ses aus-
füllt. Diese Masse ist, nach Abkühlung der Mischung,
reines "Dinitronaphtalin. {Le Technol. — Polyt Centrbl.)
B.
Bercitmig eims fielettei Farhstofs aas Napktylanii.
Um das Kaphtvlamin zu bereiten, nimmt man, wie
Du Wildes vorscnreibt, 3 Th. Nitronaphtalin, schmilzt
es in einer Porcellanschale und vermischt 2 Th. möglichst
reine und feine Eisenfeile damit. ' Die Mischung wird
dann vom Feuer genommen und mit 2 Th. gewöhnlicher
concentrirter Essigsäure behandelt. Es entsteht ein leb-
haftes Aufbrausen und eine bedeutende Erwärmung. Wenn
die Einwirkung aufgehört hat, wird das Product mit
11/2 Th. gebranntem Kalk vermischt, die Mischung in
eine Retorte gebracht und deatillirt. Das so erhaltene
Kaphtylamin ist braun gefärbt und krystallisirt nicht
Um es rein und krystallisirt zu erhalten, destillirt man
es nochmals in einem Strom von Wasserstoffgas.
n
Indem mao diusi Kaphi^^Ai^i^ iift ' W«i^9«#iM^d9 mkt
*/a seines Qewiobta Q,new^%lk0ri9^y4n} *^jf J^^m^
silberoxyd beha^idelt) wird seine FArbe ^i^ph <)w]^i^iftfL
und in weniger als in einer Minute dwkf^hw/^, ^m^
auf man die Masse vom Feuer ^tfemt. D^ 90 -^baUe^
und von dem am Boden ausgeschiedenen Quecksilb^ ^-
trennte Product ist ein klebriger Körper, jder in der Wärme
schmilzt und in Wasser, so wie aucb }n dön leichten Theer-
Ölen unlöslich ist. Die Unlöslichl^eit in den letzteren
benutzt man, um dem Farbstoff das Haphtylamin, welches er
noch enthalten könnte, zu. entziehen. Dieser Körper
ist löslich in Alkohol, Aether imd Hohsgeist, weldben
Flüssigkeiten er eine prächtig violette Farbe mitth^ih.
Die Lösungen färben die Faserstoffe violett (Le TeehnoL)
Vdber Horin himI Heriiigerbslliire.
Delffs berichtet in einem Aufsatze über das Morin
und die sogenannte Moringerbsäure, dass die knrstallisir-
ten Ablagerungen im Gelbholze nur aus Morin besteben,
und dass die von Wagner angenommene Moringerbsäure
nichts Anderes sei, als mit Farostoff verunreinigtes Moriüi.
Zu dieser Behauptung bemerkt Waener nur vorläuHg,
dass Morin und die Substanz, welche er vor 12 Jan-
ren mit dem Namen Moringerbsäure bezeichnete, gan^
verschiedene Substanzen seien, die sich dadurch von ein-
ander unterschieden, dass sein Hprii) im, Waisaer sieb
äusserst schwer löse, farblos sei, durch Eisencblorid
granatroth, durch Alkalien gelb gefärbt werde und sich in
concentrirter Schwefelsäure mit gelber Farbe löse, die
Mniajpigeii>fiaiire dagage» müh. »if^Ujic^ leioht in Wal-
ser löse, durch Leim gefällt werde, mit Eisenlösu^g eine
schwarze Flüssigkeit, mit concentrirter Salpeterßäure
behandelt, die Kufimorsäure liefere, welcSje sich der
Ruberythrinsäure ähnlich verhalt^. Die Ablagerungen iü
dem Gelbholze beständen zum grossen Theile ans dieser
Säure, ausserdem befänden sich darin Morin, Oxydafions-
producte der Gerbsäure und ein rother harzähnliener Kör-
per. Daiss man bei dem heutigen Stande der organisdien
Chemie die Moringerbsäure vielleichrt nicht mehr zu den
Gerbsäuren rechnen könne, giebt Wagnet* zu, da afichdie
von ihm entdeckte Säure durcb Mangel an Bpaltbai^eft
wesentlich von den fibrigen Gerbsäuren unterscheid^.
{Chem:- Central 1962: No, 25.) B,
Manna des Sinai. — Mama von KurdißUm. 81
IKe Hon les Siiai
stammt nach Ehrenberg von Tamarüo mannifera
and bildet sich nach demselben Forscher und Hern pr ich
in Folge des Stichs eines Insekts, des Coecus mannipcirus.
Berthelot analysirte eine solche Manna, die von
Leclerc, d6r di^ Pnnzen von Orleans auf ihren Reisen
im Orient 1859 — 1860 begleitete, von Tamarix mannifera
gesammelt worden war. Dieselbe erschien als dicker
gelblicher Sjrup und gab bei der Untersuchung 55 Proo.
gemeinen Zucker (Rohrzucker), 25 Proc. Invert-
zucker (Lävulose und Glycose) und 20 Proc. Dextrin.
Di€ luna top üiriistaB.
Sie bedeckt im Juli und August die Zweige der Gall-
eiche und trocknet bald zu Staub aus. Die Kurden mischen
sie zum Teig und selbst zum Fleisch. Berthelot analy-
sirte eine Probe, welche ihm Soubeiran überlassen hatte,
dem sie von Dr. Gaillardot zugeschickt worden war. Dem
französischen Consul in Mossul, Barr6 de Lancy, ver-
dankte Gaillardot die oben mitgetheilten Nachlichten
über die Galleichenmanna. Sie war nordöstlich von Mossul
in den Bergen von Kurdistan gesammelt worden, erschien
in Form einer beinahe festen, teigigen Masse und enthielt
61 Proc. gemeinen Zucker, 16,5 Proc. Invertzucker
(Linksfruchtzucker und Traubenzucker) und 22,5 Proc.
Dextrin. {Ann. de Ckim. et de Phys. 3. S4r. Tom. LXVIL
pag. 82—86. Janv. 1863.) H. Ludwig.
Arch.d. Pharm. GLXV . B6g. 1. Hft.
82
IT. Oteratur und Hrltik.
Canstatts Jahresbericht über die Fortschritte in der
Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen
Ländern im Jahre 1861. Redigirt von Prof. Dr. Sehe-
reT, Prof. Dr. Virchowund Dr. Eisenmann. Ver-
fasst von Prof. Dr. Clarus in Leipzigs Dr. Eisen-
mann in Würzburg, Dr. Eulen bürg in Berlin^
Prof. Dr. Fick in Zürich, Prof. Dr. Lös ebner in
Prag, Prof. Dr. Scherer in Würzburg, Dr. Q. Schnei-
der in Eltmann und Prof. Dr. Wiggers in Göttin-
gen. Neue Folge. Eilfter Jahrgang. 1. Abtheilung.
Würzburg, Verlag der Staherschen Buch- und Kunst-
handlung. 1862.
Das Werk zerfällt in 2 Tbeile. 1. Theil:
Bericht über die Leistungen in der Pharmakognosie und
Pharmacie von Prof. Dr. Wiggers in Qöttingen.
Unter Literatur für Pharmakognosie und Pharmacie führt der
Verf. die über dieselben im Jahre 1861 erschienenen Werke auf»
47 an der Zahl, mit dem Bemerken, dass ihm 4 Werke davon für
eine speciellere Beurtheilung zugesandt seien. Ueber das Werk
▼on Guibert drückt er sich sehr lobend aus, und dass solches
unter den neuen . Erscheinungen des Jahres 1860 unbedingt und io
höchst willkommener Weise einen hervorragenden Platz einnehme.
Die dasselbe hervorgerufene Preisaufgabe forderte: „Eine Aufzäh-
lung der seit 1830 eingefährten Arzneimittel, eine geschichtliche,
chemisch -pharmaceutische und pharmakognostische Bearbeitung und
eine soviel wie möglich auf •klinische Thatsachen gegründete Be-
urtheilung des therapeutischen Werthes desselben.^
Diesen 3 Anforderungen hatte die von Guibert eingereichte
Arbeit in so ausgezeichneter Weise entsprochen, dass sie von der
Societät mit dem vollen Preise gekrönt wurde.
L Pharmakognosie.
A. Pharmakognosie des PßansenreieJu,
1. Allgemeine pharmakognostische Verhältnisse.
2. Studien' allgemein verbreiteter Bestandtheile der Pflanzen.
8. Arzneischatz des Pflanzenreichs nach natürlichen Familieo
geordnet.
So wie in dem Vorhergehenden und dem Nachfolgenden referirt
der Verf. wiederum mit seiner grossen Umsicht und Kenntnis«-
nähme und seinen schätzenswerthen Bemerkungen in diesem Ab-
schnitte über die im Jahre 1861 erschienenen Abhandlungen nnd
Arbeiten der Arzneistofie aus den Familien der Fungi, Li ebenes»
LüerrUur. 8$
tijcopodiaceae, Tiliaceae, Aspfaodeleae, Cölchicaceaet
Bmilaoeae, ScitamiBeae.
Piperacea^. — Piper meth^ttieum, Wiggers hat sckon is
seinem Torigen Jabresbericfate angegeben, wie Gobley in der Ka-
wawursel einen krjrstallidrten Körper gefundep, Methysticin
genannt und analysirt habe. Cuzent giebt nun an, daas aach er
Bchon 1854 diese Wurzel analysirt und darin auflter einem ciironen-
f9lben ätheriseben Gele und einer ffroasen Menge von Stärke eineu
rystallisirbaren Körper gefunden habe, den er Kawahin (nicht
K a wat i n) nenne und in welchem er das oetäubend und berauschend
wirkende Princip derselben entdeckt zu haben glaube.
Die Tahitaner kauen nämlich die Wurzel und bereiten darans-
auch ein berauschendes Getränk.
Was nun das Kawahin betri£Pt, so scheint es derselbe Körper
zu sein, welchen Gobley Methys ticin nennt, wenigstens hat er
dasselbe in ähnlicher Art aus der Wurzel erhalten, nur behandelte
Cuzent dasselbe zur völligen Reinheit mit Thierkohle, wonach es-
sich also nicht so einfach, wie Gobley angiebt, rein erhalten lässt.
Nach Cuzent bildet das Kawahin feine, dünne, seidenartige
und zu Gruppen vereinigte, geruchlose und luftbeständige Prismen,
welche im Ansehen grosse Aehnlichkeit mit schwefelsaurem Chinin
haben. Es lost sich leicht in Alkohol und in Aether, aber nur
wenig in kaltem Wasser, dagegen ziemlich leicht in heissem Was-
ser, diese Losung reagirt neutral und scheidet das aufgelöste Ka-
wahin beim Erkalten in nadelfÖrmige Prismen theilweise wieder
aus. Säuren losen das Kawahin ebenfalls auf, gehen aber damit
keine salzartigen Verbindungen ein. Es enthält keinen Stickstoff"
und ist nach seinen Analysen aus
Kohlenstoff 66,847
Wasserstoff 5,643
Sauerstoff 28,510
zusammengesetzt und daher keine Base.
Ctibeba officinaLia, Seit einigen Jahren sind Cubeben aur
Holländisch-Indien nach Holland in den Handel gekommen, welche*
unter dem Prädicat einer ^Beisorte*^ viel billiger angeboten wer-
den, als die gewöhnlichen, und daher eben so viele Käufer finden,,
wie diese. Da dieselben aber ganz verschieden ausseben und man.
sie daher als falsche, für den Arzneigebrauch nicht zulässig betrach-
ten kann, so hat Pas ihnen eine besondere Aufmerksamkeit ge-
widmet und sie in folgender Weise beschrieben:
Sie kommen in vieler Beziehung mit den gewöhnlichen Cube-
ben überein, sind aber nicht so dunkel gefärbt, mehr asch-
grau, als hellbraun, und graublaue finden sich Qicht darunter, wie-
wohl einige derselben graulich aussehen. Ihre Grösse übertrifft
weit die des schwarzen Pfeffers und kommt dieselbe vielmehr mit
der des Nelkenpfeffers überein. Der Geruch ist weniger angenehm.
Der Geschmack ist weniger brennend, aber scharf und mit Macis
zu vergleichen. Auf Wasser geworfen, saugen sie dasselbe viel
rascher ein und sinken daher viel schneller zu Boden, wie die ge-
wohnlichen Cubeben. Das Wasser färbt sich dabei dunkelbraun^
während dasselbe von gewöhnlichen Cubeben nur eine hellgelbe
Farbe annimmt, selbst nach einigen Tagen und in dieser ungleichen
Farbe, welche aas Wasser davon annimmt^ besitzen wir einein-
faches Mitte], die ächten Cubeben von dieser Beisorte
zu unterscheiden.
Während femer die ächten Cubeben sehr schwierig zu pulvern
84 JJjteiraJbir,
4iind, l&wt sich die Beiaorte sehr leidit zu Polver BerstOBsea. l^Biß
Pulver der ächten Cubeben ist dunkelbraan ood riecht aogeoehm
^ewfirzhaft, dagegen ist ,da8 Pulver der Beisorte graulich rost&rben
und von einem terpentinartigen Gkrucfae.
I>a8 aus den äehfen Gubeben abdestillirte flöehtige Gel riecht
^igenthümlich aromatisch und mehr milde als stechend, wahrend
das aus .der Beisorte einen scharfen und mehr einem Gemisch von
Muscatblüth-, Oitronen- und Terpentinöl ähnlichen Qerneh besitzt
Das Oel aus den ächten Cubeben ist dickflüssiger ids das aus
der Beisorte und hellgelbliohgsün. schmeckt camphorartig und wird
durch Schwefelsäure dunkelrothoraum, während das Oel aus der
Beisorte farblos ist, nach Muscatblüthöl schmeckt und durch Schwe-
felsäure blutroth wird. Pas betrachtet diese Beisorte als die rei-
fen Früchte von Cubeba officinalis, deren unreifen
Früchte bekanntlich unsere wahren Cubeben sind.
Bald darauf bat Gronewegen wohl ganz entschieden nach-
gewiesen, dass die neue Sorte von Cubeben nicht die Fruchte
von Cubeba officinalis sein können, sondern derselbe vermu-
thet, dass sie von Piper anisatum abstammen.
Balsamifluae. Cannabineae.
Polygoneae, — Rheum, Wiggers macht hier zunächst darauf
aufmerksam, dass man irgendwo angefangen hat, einer schlechten
Rhabarber durch «inen äussern dicken Anstrich von Schüttgelb
und Kreide ein der echten Kron-Bhabarber täuschend ähnliches
Ansehen zu geben und sie dann auch unter diesem Namen mit
dem entsprechenden Preise in den Handel zu bringen. Wigsers
bat sie seit etwa einem Jahre in Apotheken angetroffen, theijs
allein und theils einer andern guten Bhabarber beigemengt. Beim
ersten Anblick wird man versucht, die beste Kron-Bhabarber in
ganz frischer Waare zu sehen, wodurch sie auch sogleich auffällt,
wenn sie nicht angestrichener Bhabarber beigemengt ist. Um aber
auch ihre innere Beschaffenheit kennen zu lernen, schneidet man
mit einem scharfen Messer eine Ecke ab und macht dann sogleich
die Entdeckung, dass die Stücke im Innern zum Theil noch als
eine gesunde Canton-Rhabarber erscheinen, aber auch braun und
stockig sein können, und dass alle aussen mit einer so dicken Lage
von jener Farbe umgeben sind, dass das Innere nicht durchscheint,
und dass man die Farbe massenhaft abschaben und weiter unter-
suchen kann.
Dass man Arzneimittel verfölscht oder substituirt, ist hinläng-
lich bekannt, aber schlechte Sorten Bhabarber durch einen äussern
Farbenanstrich in derselben Weise, wie man Häuser etc. auffrischt,
das Msche und schöne Ansehen der besten Sorte zu geben und sie
als solche in den Handel zu bringen, würde man bisher wohl nicht
einmal haben ahnen können. -
Die Chrysopkaruäure^ welche von Döpping und Schloss-
b erger nur in Gestalt von ' krystallinisch warzigen Körpern dar-
gestellt werden konnte, ist von Grothe aus der Wurzel von
Bheum pyramidale in Gestalt von klaren sechsseitigen Säulen
mit etwas gelblichem Schein erhalten worden.
' Die Krystalle der Chrysophansäure verwittern an der Luft
allmälig zu einem weissgelben Pulver, sind in Wasser unlöslich,
schwer löslich in kaltem, aber leichter löslich in heissem Alkohol.
Sie schmelzen bei -|- 156® und erstarren dann krystallinisch.
Grothe beeitätigt hierbei die Angabe von Thann, dass die
Literatur. 85
in Eumex obtunfclius^ R, Patientia und i2* alpinui aniPgestellteti
tmd Lapaihin und Eumidn genannten Körper nnr Chrysophan-
sänre sind. Er hat dieselben auch in den Wurzeln anderer
Ruxnexarten gefunden und fügt hinzu, dass der in Pclygonum fa-
gopymm Torkommende gelbe FarbestoiOr auch dabin gehöre.
Globularieae, Valerianeae, Synanthereae.
Ericeae. — Ledum palusire. Das flüchtige Oel des Snmpfporsts
ist von Froehde genauer untersucht worden, wobei er zu andern
Resultaten gekommen ist, wie Grassmann, Willigk und Buchner.
Dieses Oel war röthlichgelb, roch sehr stark wie das blühende
Kraut, löste sich wenig in Wasser, aber leicht in Alkohol und Aether.
Froehde erhielt dasselbe auch, wie Rauchfuss und Meiss-
ner ohne Stearopten.
Des rohe Oel fand Froehde bei der Analyse aus 70,79 bis
70,93 Kohlenstoff, 10,58 bis 10,62 Wasgerstoff und 18,63 bis- 18,45
Sauerstoff zusammengesetzt also nicht so wie Willigk. Das Gel
ireagirt sauer und daher scnüttelte Froehde dasselbe mit starker
Kalilauge, worauf sich in der Ruhe das Oel oben auf etwas dunk-
ler gefärbt wieder abschied, nun aber noch fast dieselbe Zusammen-
setzung wie vorher und 0,922 spec. Gew. hatte.
Aus der von d^m Gel getrennten Kalilauge schied verdünnte
Schwefelsäure eine dünne Schicht von einem dunkelbraunen und
dickflüssigem Oel ab, welches den starken und widerlichen Geruch der
Pflanze im höehstei) Grade besitzt und welches an 4er Luft zu einem
braunen Harz ^häxtete. Froehde nennt dieses Liquidum Ledum-
säure und betrachtet nach den Resultaten seiner Analyse die For-
men C^^H^^O^ als am wahrscheinlichsten, indem sie dann mit dem
Ericinon in genetischem Zusammenhange steht.
Ledum palustre enthält von all^i Ericineen die grösste Men ge
ätherisches Oel und dasselbe enthält nach Frau de 's ausführlicher
Untersuchung:
1) Ledumsäure, Valeriansänre, Buttersäure, Essigsäure und
flüssige Fettsäure.
2) Einen mit dem Terpentinöl isomeren Kohlenwasserstoff.
3) Ein sauerstoffhaltiges Oel, von der Zusammensetzung des
Ericinols = C^öHWO«, welches zwischen + 240 und +- 245« con-
stant siedet', und woraus ebenfalls ein Kohlenwasserstoff gewonnen
werden kann.
Styraceae, Myrsineae, Scrophularineae, Labiatae,
Convolvulaceae, Solaneae, Gentianeae, Strychneae,
-Rubiaceae.
Cinchoneae, — Arariba mbrOj {Pinkneya ruhescem), üebef die
interessanten Resultate einer unter seiner speciellen Leitung von
Rieth ausgeföhrten chemischen Untersuchung der Rinde dieses
Baumes giebt Wohl er einen ausführlichen Bericht.
Die zu dieser Untersuchung angewandte Rinde war Wo hl er
durch V. Martins in München zu diesem Entzweck übergeben wor-
den und hat dieselbe zur Entdeckung einer neuen organischen,
Aribin genannter Base geführt, welche das erste Beispiel unter
den natürlich gebildeten Basen darbietet, die keinen Sauerstoff ent-
hält und doch krystallisirbar ist
Um diese Base aus der Rinde zu gewinn^], wird dieselbe zer-
kleinert, wiederholt mit Schwefelsäure -haltigem Wasser digerirend
ausgezogen, die abcolirten, vermischten und filtrirten Auszüge auf
V)o ibres Volums verdunstet, mit kohlensaurem Natron nahezu, aber
nicht vollständig gesättigt, durch Bleizucker in Uebei-schuss ausgefällt,
86 Literatur,
die Flüssigkeit von dem Niederschlage abfiltrirt, durch Schwefel-
wasserstoff vom Blei befreit, das Schwefelblei wieder abfiltrirt, und
DUO mit kohlensaurem Natron ausgefällt, wodurch unreines Aribin
in Gestalt eines hellbraunen Coagulums erhalten wird, was man
auswäscht und wiederholt schüttelnd mit Aether behandelt, welclier
das Aribin auszieht, aber noch eine stark gefärbte Lösung damit,
bildet. Alle Aetherauszüge werden vermischt und reichlich mit
Salzsäure versetzt, wodurch sich das in dem Aether mit überschüs-
siger Salzsäure ganz unlösliche salzsaure Aribin und schon ziem-
lich rein abscheidet, während das Färbende in der Flüssigkeit zu-
rückbleibt. Dieses salzsaure Aribin ist auch unlöslich in über«
schüssiger concentrirter Salzsäure und kann daher durch mehrma-
liges Behandeln damit leicht noch reiner erhalten werden. Wird
dieses Salz dann in Wasser aufgelöst, das Aribin durch kohlen-
saures Natron ausgefällt und ausgewaschen, und mehrere Male mit
Aether krystallisirt, so erhält man dasselbe ganz rein.
Das Aribin wurde bei der Elementaranalyse nach der Formel
C46H20]^4 zusammengesetzt gefunden. Aus der Lösung in Aether
krystallisirt es beim Verdunsten in farblosen ziemlich grossen, was-
serfreien Rhombenoctaedern, aber beim freiwilligen Verdunsten an der
Luft in langen, schmalen, meist hohlen Prismen. £s schmeckt sehr bit-
ter, bedarf zur Lösung 7762 Theile Wasser von + 23® und die Lösung
reagirt alkalisch. Aether und Alkohol löst es sehr leicht auf. —
Oleineae, Fraxineae, Araliaceae, Umbelliferae, Berbe-
rideae, Myristiceae, Paeoniaceae, Banunculaceae, Sa-
pindaeeae.
Aquifoliaceae. — Ilex paraauayenais. Eine gewiss echte
Portion Paraguay -Thee gelangte durcn den Pi^fuss. Gcneralconsul
Gülich in die Hände von Rammeisberg, der sie vriederum an
Stahlschmidt zur chemischen Untersuchung abgab, die derselbe
denn auch damit ausfühi*te, und deren Resultate er jetzt vorlegt.
Zunächst bemerkt Stahlschmidt, dass der Paraguay -Thee von
verschiedenen Ilex- Arten komme, nämlich Ilex paraguayensis,
Ilex theezans etc. Wiggers ist jedoch nicht bekannt, dass
überhaupt ein Ilex theezans existirt und dass der wahre Para-
guay-Thee ausser von IL paragnayensis auch davon und von an^
dern Ilexarten gesammelt werde.
Als Stahlschmidt 18 Pfund des Thees mit Wasser destillirte,
bekam er ein schwach opalisirendes, nach Thee riechendes und
pfeffermünzartig schmeckendes Wasser, ein flüchtiges Oel schied
aber daraus nicht ab. Die dabei in der Blase gebildete Ab*
kochung untersuchte er dann auf den Gehalt an Caffein und
bekam aus 18 Pfund Thee 38 Grammen davon, was 0,44 Procent
entspricht, also viel mehr als Stenhouse, indem derselbe nur
0,13 Procent bekam, was Stahlschmidt daraus erklärt, dass die-
ser Thee zwar ungleiche Mengen davon enthalten könnte, dass er
aber ein zweckmässigeres Verfahren zur Abscheidnng angewandt
habe, weshalb Wiggers dieses hier mittheilt.
Die erwähnte Abkochung wurde abgeschieden und ausgepresst,
der Theerückstand noch 4 — 5 Mal ausgekocht, alle Abkochungen
vereinigt, mit Bleizucker völlig ausgefallt, der Niederschlag abge-
schieden und wiederholt ausgewaschen, was aber, da sich derselbe
nicht abfiltriren Hess, durch Absetzenlassen und Abklären gesche-
hen musste. Aus der klaren, vom Bleiniederschlag abgeschiedenen
Flüssigkeit wurde das überschüssige Blei durch Schwefelwasserstoff
niedergeschingen, das Schwefelblei abfiltrirt und die Flüssigkeitbis
Literoitur. -^ 87
zur Syrups - Consistenz verdunstet. Das so erhaltene sjrafM-
formige Liquidum , woraus schon beim Erkalten viel Caffein
snschoss, wurde mit Benzol ausgezogen und zwar, weil es sich
nicht damit vermischt, auf die Weise, dass man es damit in einem
Kolben übergiesst, erhitzt und anhaltend und stark damit durch«
einander schüttelt. Nach seiner Wiederabscheidung erhält man
das Caffein schon beim Erkalten fast ganz rein und schön krystal«
lisirt ausgeschieden. Es ist klar, dass die Behandlung des svrup-
formigen Liquidums mit Benzol wiederholt geschehen muss, und
dass man das von dem auskrystallisirten Caffein abgeschiedene
Benzol durch Destillation wieder und dabei auch das gelöste
Caffein als Rückstand gewinnt. Alles gesammelte Caffein wird dann
noch zwischen Papier gepresst und zur völligen Reinigung mit
Wasser und Alkohol umkrystallisirt.
Durch Analyse hat Stahlschmidt dann vollkommen festge-
stellt, dass der erhaltene Körper wirkliches Caffein ist, gleich dem
aus dem Caffee.
Euphorbiaceae, Diosmeae, Zygophylleae, Papilio-
aaceae.
Mimoaae* — Älhizzia antkdmintica ist nach Courdon der
Baum, von dem die in Abyssinien als Mittel wider den Bandwurm
gebräuchliche Rinde genommen wird, welche auch bei uns schon
unter dem Namen Cortex Musenna bekannt geworden ist. Der
wahre Name für diese Rinde ist nach Courdon Mesetma oder
Musenna, In Tigre wird sie Besanna und in Amhara Mesanna
genannt.
Die eigentliche wahre Stammpflanze dieser Rinde ist Albizzia
Lebeck Benth. sehr verwandt und daher hat Courdon sie
Albizzia anthelmintica genannt.
Der Baum wird 13 bis 20 Fuss hoch. Courdon traf ihn bei
Mahio in Tarrenta, auf dem Wege von Halay nach Massouah an.
Öehr verbreitet ist er in der Umgegend von Dixah und Habo,
besonders in Samen und im Allgemeinen in allen Theilen in Abys-
sinien, welche dieselbe Hohe haben.
Von dem Baume wird nur die Rinde gebraucht, und Professor
Gastinal in Cairo soll darin bereits eine farblose organische Base
entdeckt haben. Die Abyssinier gebrauchen die Rinde als Pulver.
Die Dosis ist etwa 2 Unzen, und wenn die Anwendung von
^chifi^särzten zu 4 bis 5 Drachmen keinen Erfolg hatte, so hatten
dieselben unstreitig eine zu geringe Portion davon nehmen lassen.
Der Bandwurm geht danach in Stückchen oder ganz zermalmt ab,
nnd nach den 2 Monaten, wo sich nach dem Gebrauch von Kousso
häuflg Symptome der Regeneration des Bandwurms wieder eintreten,,
hat sich dies bei der Mesenna nicht gezeigt.
Dryadeae. Spiraeaceae.
B. Pharmakognosie des JTiierreichs,
Hier finden wir Pharmakognostisches über Thiere der Classen
Mammalia, Cephalopoda^ Insecta und Phytozoa, Aus der letzteren
beben wir heraus: Ordo Spongia^e,
AchiUeum laniculatum. — Gebleichte Schwämme. ,
Artus hat durch einen seiner Schüler das von Böttger angegebene
Yer&hren zum Bleichen der Schwämme experimentell prüfen, und da
«s nicht zum Ziele führend, weitere Versuche darüber anstellen lassen.
Zunächst wurden nach B öttger 's Vorschrift die ausgewaschenen
Schwämme mit einer Mischung von 1 Th. Salzsäure und 6 Th,
Wasser behandelt, bis sie keine Kohlensäure mehr damit entwickeU
88 Literatur.
' * . ■
teil, dann in einem Fasse in einer Flüssigkeit, welche . durch AuAö«
•en von 6 Theilen unterschwefligsaurem Natron in 94 Th. Waaaer
nnd Yorsetsen mit einer angemessenen Menge von Salzsäure her-
gestellt worden war, aufgehangen, nach dem Yerschliessen des Fas»
»es zwei Tage darin hängen gelassen, nun völlig ausgewaschen und
getrocknet
Bei einem zweiten Versuche wurde doppelt so viel unterschwef-
ligsaures Natron, wie oben angegeben, angewandt, und bei einem
dritten Versuche wurden die gewaschenen und durch verdünnte
Salzsäure von kohlensauren Erden befreiten und dann wieder aus-
gewaschenen Schwämme direct der Einwirkung von schwefliger
äure ausgesetzt, und bei allen drei Versuchen wurde ein unge-
fähr gleiches Resultat erhalten, d. h. die Schwämme waren wohl
gebleicht, aber doch noch nicht weiss.
Wurden sie dagegen zuerst mit einer warmen Lösung von Soda
einige Zeit behandelt, dann ausgewaschen, mit verdünnter Salzsäure
ausgezogen, wieder ausgewaschen und nun in dem Bade von unter-
schwefligsaurem Natron (in halb mal so grosser Quantität angewandt)
und Salzsäure angemessen verweilen gelassen, so zeigten sie sich
nach dem Auswaschen und Trocknen weiss gebleicht.
Pharmakognostische Misceüen,
II. Pharmacie.
A. Instrumente.
B. Operationen.
C. Pharmacie der unorganischen Körper.
Elektronegative Grundstoffe und deren Verbindun-
gen unter sich.
Oxygenium, Hydrogenium, Sulphur, Nitrogenium, Phosphorus.
Arsen i cum, Arsenicum metallicum. Das bekanntlich bei
vielen früheren Bestimmungen sehr abweichend geftindeue und da-
her auch eben so sehr unsicher gebliebene Aequivalentgewicht des
Arseniks ist von Kessler in einem Zeiträume von 6 Jahren 2 mal
einer genauen experimentellen Prüfung unterzogen worden. Wie
früher, so auch jetzt, hat er die Zahlen 939, 375 und 940,5 erhal-
ten, wovon die Mittelzahl == 939, 9375, die wir also wohl auf 940,0
abrunden und bis auf Weiteres annehmen können.
Acidim arsenicosum. Die Löslichkeit der arsenigen Säure in
reinem und in einem verschiedene Säuren enthaltenden Wasser ist
aufs Neue von Bacaloglio untersucht worden.
Lässt man reine arsenige Säure im Ueberschuss längere Zeit,
z. B. 10 Monate lang, mit Wasser bei -|- 10 bis 20^ in Berührung,,
so enthält dieses dann 1,2 Proc. arseniger Säure oder es hat sich
1 Theil der Säure in 82,34 Th. Wasser aufgelöst.
Eine heiss gesättigte und dann zwei Tage lang zum Absetzen
der übersjchüssig aufgelösten arsenigen Säure bei -4- 25<^ gestan-
dene Lösung enthält 2,25 Proc arseniger Säure, oder es hat sich
ein Theil derselben in 46,111 Th. Wasser aufgelöst.
Eine heiss gesättigte Lösung der porcellanartigen arsenigen
{Säure in Wasser enthielt nach 4tAgigem Stehen bei 4- 24^ = 1,4^
nach 82tSgigem Stehen bei -f- 14^ = 1,5, und nach 4 monatlichem
Stehen bei 4- 12^ => 1,3 Proc. arseniger Säure, woraus folgt, dass
deh der Genalt der arseniger Säure durch längeres Stehen und
4urch Erniedrigung der Temperatur immer mehr demjenigen nähert^
welchen die kalt gesättigte Lösung zeigt.
Literatur. 89
In einer Lösung, welche nur Spuren von Salzsäure entbielti
landen sich 3^8 Proc. arseniger Saure gelöst.
ßacaloglio hat auch die LÖslicfakeit für gewisse Procente von
Arseniksäure und von Phosphorsäure in dem Wasser zu ermitteln
gesucht und gefunden:.
1) dass 100 Th. einer ArseniksäurelÖsnng, welche 45,8 Proc.
Arseniksäure enthält, 2,9 Th. arseniger Saure auflösen, von dieser
aber nur 2,6 Th., wenn sie 32,2 Proc. Arseniksäure, und 2,1, wenn
sie 20,8 Proc Arseniksäure enthält.
2) dass 100 Th. einer PhosphorsäurelÖsung, weiche 28,5 Proc.
Phosphorräure enthält, 6,3 Th. arseniger Säure löst, von dieser
aber nur 4,8" Th., wenn sie 19,5 Proc. Phosphorsäure enthält.
Stibium. — Stihiutn metaUicum, Das Aequivalcntgewicht des
Antimons äst noch einmal wieder und sehr sorgfaltig von Kessler
experimentell geprüft worden, wobei er aus 3 Bestimmungsreihen
ab Mittelzahlen derselben 1527,0 1529,25 und 1529,625 erhielt,
wovon die Mittelzahl wiederum 1528,625 ist. Dieses Resultat kommt
dem von Dexter^^^ 1529,2 allerdings sehr nahe, aber Kessler
wagt doch darüber nicht zu entscheiden, ob man mit dieser viel
höhern Zahl der Wahrheit näher gekommen sei, als Schneider
mit 1503,8 und Böse mit 1508,67, indem er daran Berzelius'
Worte knüpft: „Ich habe niemals mit einer Materie, wo es so
ausserordentlich schwer ist, . constante Resultate zu erhalten, gear-
beitet als diese. ^
Chramium, Das Atom|fewicht des Chroms ist von Kessler
einer experimentellen Revision unterworfen und durch sehr sorgfäU
tig ausgeführte Bestimmungen = 326,875 (oder = 26,15 wenn
H = 1; gefunden worden, also etwas niedriger wie bei frühem
Untersuchungen von Peligot, Berlin, Moberg, Lefort und Wil-
denstein, nach denen dasselbe = 333,75 (oder 26,7 wenn H = l)
Angenommen worden war. Das Atomgewicht des Chromoxyds
= Cr^QS igt demnach- jetzt zu 967,5 und das der Chromsäure =
.CrO^ jetzt zu = 633,75 anzunehmen.
CMorum, Jodum. — Jodum purum. Der zur Entdeckung des
Jods in FlOssigkeiten, welche dasselbe in Gestalt von Jodwasser-
stoff oder von loslichen Jodaten enthalten, schon früher empfohle-
nen Reaction von Eisenchlorid auf dieselben, bei welcher das vor-
handene Jod aus seiner Verbindung frei gemacht wird, schliesst sich
jetzt nach Wagner auf eine neue und einfache Gewinnungsweise
des Jods an, indem man dasselbe nach seiner Ausscheidung durch
Eisenchlorid nur noch mit Schwefelkohlenstoff aus der Flüssigkeit
durch Schütteln etc. auszuziehen, und aus der gesammelten reinen
Lösung der Schwefelkohlenstoff bei 60^ abzudestilliren braucht, um
das Jod als Ruckstand zu erhalten.
Wagner bemerkt ferner, wie Schwarz schon 1854 gezeigt
habe, dass man das Jod durch Eisenchlorid frei machen und dann
einfach durch Abdestillation gewinnen könne, und. was besondere
Aufmerksamkeit verdient, dass lösliche Bromate nicnt durch Eisen-
chlorid zersetzt würden, worin also ein Mittel liegt, Brom und Jod
zu scheiden.
Carhomum.
Elektropositive Grundstoffe (Metalle) und alle ihre
Verbindungen.
Kalium. Natrium.
Nairwn nUricum emdum. Der Chilisalpeter ist auf seinen Ge-
halte an Jod von Kr äfft geprüft worden. Derselbe hatte Gele-
90 Literatur.
genheit die Mutterlauge von 22 Pfund Chiliflalpeter quantitativ
darauf zu unterBUchen. Er versetzte dieselbe mit Kupfervitriol und
darauf mit schwefliger Säure, und es schied sich dann so viel
Kupferjodür ab, dass es für die gesammte Mutterlauge 6,5 Grm.
Jod auswies^ Wonach also der angewandte Chilisalpeter 0,059 Proe.
seines Gewichts Jod enthalten würde. Das Kupferfodür kann
durch Kochen mit Kalilauge, in Kupferozydul und Jodkalium um-
gewandelt werden.
Natrum biboracicum, — Tinkalzit aus Peru ist jetzt auch von
Phipson analysirt worden, mit folgenden Resultaten:
Natron 11,94 Proc.
Kalk 14,45 „
Borsäure 34,7 1 „
' Chlor , 1,34 ,
Schwefelsäure .... 1,10 „
Kieselsäure 0,60 „
Sand 2,00 „
Phosphorsäure 1
Thonerde > Spuren
Magnesia J
Wasser • . • 34 00
woraus derselbe die Former(NaÖ,2B03 + 1o"hO) + 2(CaO, BO^
-f- 2 HO) berechnet, die also nur um 2 HO weniger von der von
Kletzinsky verschieden ist. Demnach enthält das Mineral un>
gefahr 60 Proc. Borax, 25 Proc. borsauren Kalk, 2 1/2 Proc. Kochsalz
und 35 Proc. Wasser, und kann es daher geradezu anstatt Borax
bei metallurgischen Operationen angewandt werden.
Ammonium, Barium.
Calcium. — Calcaria hypophosphorosa. Hager hat ein gefahr-
loses Verfahren zur Darstellung der Calcaria hypophosphorosa und
des Natron hypophosphorosum in dem Laboratorium der Apotheken
ermittelt, in Folge der von Trommsdorff und Marquart mit-
getheilten in ihrem Laboratorium bei Bereitung unterphosphorigsau-
rer Salze entstandenen gefahrvollen Explosionen, was in Folgendem
bestehen soll.
Man übergiesst 4 Th. Phosphor in einem zweckmässigen Ge-
fasse mit kaltem Wasser, erwärmt bis zum Schmelzen den Phosphor,
schüttelt gut bis zum Erkalten, um denselben zu granuliren, bringt
ihn in einem offenen irdenen Topfe mit der aus 8 Th. Kalkhydrat
und 16 — 20 Th. Wasser bereiteten Kalkmilch zusammen und lässt
die Mischung unter öfterem Durchrühren ruhig stehen, in einem
gesonderten kalten Orte oder in dem Digestorium eines Dampf-
apparats.
Es bildet sich dann allmälig die unterphosphorigsaure Kalkerde
unter schäumender Entwickelung von Phosphorwasserstoffgas, was
besonders beim jedesmaligen Durchrühren weggeht. Die Vollen-
dung dieser Reaction gebraucht in der Kälte 4 — 6 Wochen und
in dem Digestorium nur 8 — 14 Tage, bei dessen Benutzung der -
Masse aber auch von Zeit zu Zeit das verdunstende Wasser wieder
zugesetzt werden muss. Sobald sich dann aus der Masse kein Phos-
phorwasserstoffgas mehr entwickelt, wird sie mit Wasser verdünnt,
durch Leinwand colirt, der Bückstand mit Wasser nachgewascheu,
die colirte Flüssigkeit auf dem Wasserbade bis zur Trockne ver-
dunstet, der Rückstand in der 9 fachen Menge heissem Wasser wie-
der aufgelöst, aufgenommener Aet;skalk durch Kohlensäure ausge-
fällt, 4 Tage absetzen gelassen, filtrirt und auf dem Wasserbade
Literahin 9i
waat Trookne Verdanktet 12 Th. Phosphor liefern auf diese Weise
13 — 14 Th. fertiges Sals, welches oft etwas Gyps enthält.
Hier sich unmittelbar aiiBchliesscnd folgt Hageres Darstellung
des Natron hypophosphorosum. Man lost 10 Th. unterphosphorig-
saure Kalkerde m 4 Th. warmem Wasser auf, vermischt die Lösung
mit einer concentrirten Losung von 17 Th. krystallisirtem kohlensau-
ren Natron im Wasser, verdunstet die Mischung auf einem Was-
serbade bis zur Trockne, zerreibt diesen Rückstand, zieht ihn mit
Alkohol von 0,835 bis 0,845 wiederholt aus, vermischt die filtrirten
Auszüge, destillirt vorsichtig den grossem Theil des Alkohols da-
▼on ab, bringt das rückständige Liquidum auf einem Wasserbade
bis zur Trockne und verwahrt das Salz gut verschlossen auf.
Die Dosis ist 3-: 4 Grm. alle 2 Stunden, geschieht die Verord-
nung in einer Mixtur, so dürfen derselben keine Säuren oder saure
Salze oder saure Fruchtsäfte zugesetzt werden, weil diese Sub-
stanzen auf jene Salze zersetzend wirken.
Magnesium. — Magneata carbonica. Der bei Frankenstein im
Heg. -Bezirk Breslau so massenhaft vorkommende Magnesit ist von
Schwarz analysirt worden. Derselbe erhält nach dieser Analyse:
Magnesia 44.25 Proc.
Kohlensäure 48,75 „
Sand 6,60 „
Kohlensauren Kalk 0,40 „
und er ist daher besonders interessant, dass er gar kein Eisen und
Thon enthält.
Zur Bereitung der kohlensauren Wässer bietet derselbe viele
grössere Vortheile als die Kreide dar, indem beim Austreiben der
Kohlensäure durch Schwefelsäure dieselbe in Folge der Abwesen-
lieit Organ. Substanzen ganz geruchlos ist.
Von Franz Hilbig in Baumgarten bei Frankenstein kann
derselbe eben so wohlfeil als rein bezogen werden, der Centner in
Stücken zu 20 und gemahlen zu 30 Sgr. gegen gleich haare Be-
zahlung.
Äluminmm. Ferrum, Zincum, Bismuthum, Cvprum, Plvm-
bum. Hydrargyrum, Argentum.
D. Pkarmaeie der organiaehen K&rper,
1. Organische Säuren.
2; Organische Basen.
a) Künstliche organische Basen.
b) Pflanzenbasen. Die Kenntniss dieser hat sehr wich-
tige Beiträge erhalten.
Quantitative Bestimmung derselben. Alle bisher empfohlenen
und bekannt gewordenen Methoden der quantitativen Bestimmung
der Pflanzenbasen in wässeriger Lösung geben nach Wagner nicht
die erforderliche Genauigkeit und er hat daher ein anderes Verfah-
ren erforscht, welches sehr scharfe Resultate geben soll und auf
folgende Principien gegründet worden ist.
Die organischen Basen werden aus ihrer Lösung durch eine
Auflösung von Jod in Jodkalium vollständig gefällt, und dazu gehö-
ren Strjchnin, Morphin, Narkotin, Chinin, Cinchonin, Veratrin,
Aconitin, Atropin, Brucin und Berberin und Anilin, aber nicht ge-
füllt werden dadurch Caffein, Theobromin, Piperin und Harnstofi^.
Die ersteren Basen fällen das Jod aus der Lösung von Jod
in Jodkalium so vollständig, dass in dem' Filtrat durch Stärke kein
Jod mehr angezeigt wird.
?■■ -
92 ' Literatur.
Der Niederschlag enthält eine constante Menge von Jod, aber
anverbanden, wenigstens so lange, wie die Prüfang daaert, ab^
naoh V2 b^ ^ Stande ist das Jod darin in chemisehe Verbindung
getreten.
Eine Losung von untersehwefli^saurem Natron fällt die Basen
nicht, macht aber freies Jod in einer Losung verschwindend und
diese dadurch fSarblos. Die darauf gegründete Prüfung wird volu-
metrisch ausgeführt und dazu bereitet man sich
1^ Eine Lösung von 12,5 Grm. Jod mit der nÖthigen Mange
von Jodkalium und genau so viel Wasser, dass die ganze Flüssig-
keit genau 1 Liter (= 1000 C.C.) beträgt.
2) Eine Lösung von 24,8 Grm. unterschwefligsaurem Natron
im Wasser, welche genau davon 1 Liter beträgt. 1 C.C. der Lo-
sung weist 0,0127 Orm. Jod aus.
Für die Bestimmung versetzt man nun die Basen enthaltende
Flüssigkeit zuerst mit der Lösung von Jod in Jodkalinni, bis kein
Niederschlag^ mehr erfolgt und bis ein Ueberschuss davon hinzu-
gekommen ist, filtrirt und setzt zu dem Filtrat die Lösung des unter-
schwefligsauren Natrons, bis das freie Jod darin gerade verschwun*
den ist.
Hat man nun die Menge der bis zum Ueberschuss hinzugesetz-
ten Lösung des Jods in Jodkalium bestimmt, so weibs man, wie viel
Jod hinzugekommen war, und hat man ebenso auch die Quantität
der verbrauchten Lösung des unterschwefligsauren Natrons bestimmt^
so kann man nach dieser M^nge leicht berechnen, wie viel Jod noch
Gberschüssig in der Flüssigkeit geblieben, und wie viel Jod mit der
Base in Verbindung getreten und mit dieser in dem abfiltrirten
Niederschlage enthalten ist, und nach dieser letzten Menge von Jod
wird die Quantität der vorhandenen organischen Base berechnet^
d. h. für jedes Aequivalent Jod 1 Atom der Base. Die Quantität von
beiden titrirten Lösungen wird durch Zusetzen aus einer in Centi-
meter getheilten Bürette bestimmt. Um die Brauchbarheit dieser
Bestimmungsmethode zu zeigen, haben Wagn er u. Schi rm e.r meh-
rere Proben ausgeführt, wovon eine hier folgt. 10 C.C. einer Lö-
sung von schwefelsaurem Chinin wurden 10 C.C. Jodlösung hin-
zugefügt, und 10 C.C. des Filtrats gebrauchten bis zur Entfärbung-
2,2 C.C. von der Lösung des unterschwefligsauren Natrons.
Reaetionen der Basen, Erdmann hat die wichtigsten giftigea
organischen Basen verschiedenen Reaetionen unterworfen, um da-
durch sichere Mittel zu erforschen, dieselben in ganz kleinen Men-
gen, wie namentlich bei medico-legalen Untersuchungen, zu unter-
scheiden und nachzuweisen. Die Resultate sind folgende.
1. Mit reinem Schwefelsaurehydrat, von dem 20 Grm»
mit 10 Tropfen einer Mischung von 100 C.C.Wasser und 6 Tropfen
Salpetersäure versetzt worden sind. Von dieser so versetzten Schwe-
felsäure bringt man dann 8—^10 Tropfen entsprechend zu 1 bis meh-
reren Milligrammen von der zur Prüfung vorliegenden Base ui(d
beobachtet die Wirkung V4 bis 1/2 Stunde lang. Bei der Auf-
lösung färbte eich die Schwefelsäure durch
Morphin prächtig violettrotb,
Narcotin zwicbclrotb,
Veratrin gelb, dann ziegelroth und durch Zusatz von etwas
Wasser gleich blutroth und dann bleibend kirschroth,
Bruciii roth, aber rasch gelb werdend,
Strychnin gar nicht.
Literatur. 90
2. Mit Scbwefeleäurehydrikt nnd Bxaunstein. Man
lost diem prüfende Base Je nach ihrer Quantität in 8—20 1^
pfen Schwefelsäure auf und setzt kleine linsengrosse, staubmie
Stückchen von Braunstein hinzu, und beobachtet den Erfolg eine
Stande lang. Durch den Braunstein flbrbt sich die Lösung von
Morphin mahagonibraun,
Narcotin gelbroth und blutroth,
Veratrin dunkel- und schmutzigkirschroth,
Brucin roth und darauf gummiguttgelb,
Strychnin violettpurpurroth, darauf dunkelzwiebelroth.
a) Werden die nun so gefärbten Losungen nach einer Stande mit
4er 4 — 6fachen Menge Wasser unt^ Vermeidung einer Erhitzung
verdünnt und mit schwachem Ammoniak nicht ganz yollstandig
gesättigt, so färbt sich die von
Morphin schmutzjggelb,
Narcotin nur heller rotn,
Veratrin schwach braun,
Brucin bleibt unverändert goldgelb,
Strychnin prächtig pnrpurviolett.
b) Uebersättigt man aber die geförbten und mit Wasser ver-
dQnnten Lösungen mit dem Ammoniak schwach, so entsteht in
der Lösung von
Morphin eine braunrothe Färbung und lange nachher ein
Niederschlag,
Narcotin sogleich ein reichlicher dunkelrother Niederschlag,
Veratrin sogleich ein grünlich hellbrauner Niederschlag,
Brucin keine Veränderung,
Strychnin eine gelbgrüne Färbung.
Auf diese Resultate gründet nun Erdinann durch Combina-
tion derselben den folgenden methodischen Gang bei solchen Prü-
fungen.
A. Man übergiesst die vorliegende Base mit 4 — 6 Tropfen
reinem Schwefelsäurehydrat; zeigte sich keine Veränderung, so
sind Brucin, Narcotin und Veratrin nicht vorhanden; tritt eine
Bosafarbe auf, die später gelb ^ird, so deutet solches auf Brucin ;
entsteht eine gelbe und gUb bleibende Farbe, so ist Narcotin vor-
handen ; und entsteht eine gelbe ins Bothe übergebende Farbe, so
weist diese Veratrin nach.
B. Man versetzt die in A. erhaltenen Lösungen, mag eine
Farbe darin aufgetreten sein oder nicht, mit 8 — '20 Tropfen von
der oben, angegebenen salpetersäurehaltigen Schwefelsäure und dar-
auf mit 2 — 3 Tropfen Wasser und beobachtet dann den Erfolg
V4— Va Stunde lang; es entsteht für Morphin eine violettrothe, für
Narcotin eine zwiebelrothe, für Verratrin eine kirschrothe, für Bru-
cin eine gelbe und für Strychnin keine Pätbting.
C. -Man bringt in die in B. entstandenen Flüssigkeiten gleich-
zeitig wie sich gefUrbt hatten, 4 —- 6 linsengrosse Stückchen von
ataamreiem Braunstein und beobachtet den Erfolg eine Stande
lang ; ' eine dann entstehende mahagonibraane Farbe weist Morphin
aus; eine gelbrothe bis blutrothe dagegen Narcotin, eine dunkel-
zwiebelrothe Strychnin, eine guinmiguttgelbe^ Brucin und eine
dunkel itnd schmutzigkirschrothe Färbung weist Veratrin aus.
94 Litemtur.
D. Man verdÜDDt die in C. erhaltenen Flüssigkeiten ohne
BQcksicht auf ihre Färbungen vorsichtig so lange mit Ammoniak,
dass sie nicht ganz völlig neutralisirt werden; es entsteht dann
für Morphin eine schmutzig^elbe Farbe, die beim Ueber^
sättigen mit Ammoniak brauhroth wirdf
für Narcotin eine der Verdünnung entsprechende röthlich&
Farbe und darauf beim Uebersättigen mit Ammoniak ein reich-
lieber braunrother Niederschlag;
für Strychnin eine prächtig violettpurpurfarbige Flüssigkeit,
die durch einen Ueberschuss von Ammoniak gelbgrün ois gelb wird;
für Bruciu eine goldgelbe Färbung*^
für Veratrin eine schwach bräunliche Färbung,^ die durch
wenig Ammoniak gelblich wird, und durch überschüssiges Ammo»
niak ein grünlich hellbrauner Niederschlag.
Was die Haltbarkeit dieser ungleich gefärbten Flüssigkeiten
anbetrifft, um sie den Gerichten neben dem Berichte zum Beweise
mit einsenden zu können, «o hat Erdmann gefunden, dass die
Reactionen, welche uuter 1 mit salpeterhaltiger Schwefelsäure aufge*
führt worden sind, wenn man sie mit reiner concentrirter Schwefel-
säure verdünnt, sehr lange Zeit die bemerkten Färbungen behalten.
Er d mann will seine Versuche über die Keactionen der organischen
Basen fortsetzen und demnächst weitere Mittheilungen darüber
machen.
Strychnifvum, ~ Strychninvm araenicicvm» Für die Bereitung
dieses kürzlich in Italien zur Anwendung gekommenen Arzneimit-
tels und der beiden nachstehenden giebt Chiappero folgende Be*
reitungsweisen an:
Man erhitzt 3,34 Tb. reines Strychnin mit 1,15 Th. Arsen>
säure und 40 Th. Wasser bis zur Auflösung, filtrirt und lässt kry-
stallisiren.
Formel : C42H22 N« 04, H 0 + 2 HO, As 0^ +- HO.
Das Sal2 krystallislrt in kleinen, weissen, geruchlosen, mono-
klinischen Priemen und löst sich in 15 Th. kaltem und 5 Th.
heissem Wasser, aber schwer in Alkohol und Aether.
Sirychninum arserUcosum. — Man erhitzt 12,38 Th. pulverisirter
arseniger Säure mit 800 Th. Wasser und 10 Th. Salzsäure (spec.
Gew. 1,18) bis zur völligen Lösung, setzt dann 41,d5 Th. reinea
Strychnin hinzu, flltrirt und lässt krystalUsiren.
Formel : C« H» N^ 04, HO, As 03.
MoiyfhinO'Strychninum arsemcicum, — Man vermischt 3,04 Th.
reines Morphin und 3,34 Th. reines Strychnin mit 1,15 Th. Arsen-
säui*e, erhitzt das Gemisch mit 40 Th. Wasser, bis es sich darin
aufgelöst hat und lässt krystallisiren.
Formel : C34H19N0«,H0 +• C«HMN204, HO -f- HO, AsO» -f fiO.
Das Doppelsalz bildet kleine, harte, farblose, zusammengrup-
pirte Krystalle und ist in 4 Th. heissem und 12 Th. kaltem
Wasser löslich.
Diese drei Salze sind, gegeit Rotz bei Pierden mit besonderem
Erfolg in Anwmdang gekommen.
3} Besondere eigentbümliche neutrale oreanische
Stoffe,
I
.J
Literatur, 95
4) Alkohole. Pingnedinee, Fette oder VerbindaDgen
des Ulyceryloxyds mit fetten Sänren.
Axunffia PorcL Um den bekannten Uebelstanden des Schweine-
sehmalces gründlic^i abzuhelfen, wird im Monit. des Scienc. mSd.
1860, eine in eigenthümlicher Weise aus dem Schweineschmalze
bereitete und Steadwa genannte Masse als Vehikel zu Salben em-
pfohlen, welche sich dazu zweckmässiger eignen und die Uebelstände
des Schweineschmalzes, (des Hart- und Weich werdens. des Ranzig-
werdens) nicht besitzen soll. Für die Bereitung sina erforderlich
Schweineschmalz 31/2 Unzen = 102 Thle»
Wasser SVj » = 102 „
Natronhydrat 15 Grm. = 1 „
Man löst das yöllig von Kohlensaure freie Natronhydrat in V?
des Wassers, reibt die Lösung mit dem Schmalz zusammen und
incorponrt. dieser unter Agitiren die noch übrigen ^|^ Wasser.
^ Das Prodnet ist weiss, gernch- und geschmacklos, hat nach
einigen Tagen eine zwisohep Schmalz und Wachscerat fallende
Consistenz, wird im Sommer weniger weich und im Winter weniger
hart als das Schmalz, und es behält diese Eigenschaften auf lange
Zeit.
£s entsinricht als Vehikel allen Anforderungen und kann in
allen Fällen für das Schmalz als Ersatz dienen, sogar zur Berei-
tung der Quecksilbersalbe kann es verwendet werden.
Hager stimmt dem Obigen bei und nennt dasselbe Axungia
saponacea und er hat bei einer Nachprüfung gefunden, dass die
zweckmässigste Masse erhalten wird, wenn man 100 Thle. Schmalz
mit nur 50 — 60 Th. Wasser und mit IV2 "^h. Natronhydrat in
der Angeführten Art vereinigt.
5) Olea volatilia. 6) Resinae.
£. Pharmacie gemischter Arzneikörper.
Confectiones, EUctaaria» Emplastra. Extraeta, Pastilli, Sy-
rupi, Ünguenta. Vina medica, Mixtunie, Geheimmütel.
Glycerolata. — Sinapismua glycerinatus ist nach Hager eine
Mischung von 1 Th. Sentol und 45 Th. GRycerin. Dieselbe wird
dem gewöhnlichen Senfteige vorgezogen.
Miscellen.
Pi^fung des Weizenmehls cmf eine Beimischung von RoggenmM.
Gailletet hat gefunden, dass wenn man 20 Grm. Weizenmehl mit
40 Grm. Aether 1 Minute lang schüttelt, die dann gebildete Lö-
sung klar abscheidet, den Aether völlig davon abdunsten läset
und den Rückstand mit 1 Cubik-Oeutim. einer Mischung von 3
Vol. Salpetersäure von 1.35 spec. Gew., 3 Vol. Wasser und 6 Vol.
Schwefelsäure von 1,84 spec. Gew. versetzt, sich derselbe nur gelb
f&rbt, dass aber auf dieselbe Weise aus Roggenmehl hergestellter
Rückstand durch das Säuregemisch kirschroth wird.
Zweiter Theil.
Bericht über die Leistungen in der Pharmakodynamik
und Toxikologie, von Professor Dr. Julius Clarus
in Leipzig.
Dieser Theil des Berichtes hat nur für den Mediciner Bedeu-
tung, weshalb wir solchen nur anzeigend berühren.
96 Literatur.
Die wichtigsten Arbeiten und Abhandlungen des ersten TbeiU
des Werkes sind zu seiner Zeit, so weit es der Raum g^estattete,
theils als Originalarbeiten, theils als Auszüge im Archiv aufg^
nommen worden, das hier Aufj^enommene soll noch als Ergl&nzunsr
dienen, um die Leser des Archivs mit allem Neueren bekannt und
dasselbe als Bibliothekwerk vollständiger zu maehen.
Was das Werk an sich selbst betrifft, so bietet dasselbe wieder-
um eine sehr ^osse Bereicherung för unsere Wissenschaft dar, und
wir müssen Hrn. Professor Dr. Wiggers für seine ebenso mühe*
volle als werthvolle Arbeit hierdurch die grösste Anerkennung
spenden.
Dr. L. F. Bley.
Aueige eiier Benigsqselie tob wimtm koUei-
sauei Kali.
Die chemische Fabrik von Bohl ig und Roth in Eisenach
hat mir zwei, nach neuen Priucipieii bereitete Ralipräparate, Kali
^arbonicurn purisnmum und purum, zur näheren Prüfung vorgelegt :
1) K<di carbonicum puriaaimum, unbedingt chemisch rein, ä Zoll-
pfund \ 4'2 8^, pro 110 Pfund 100 •^.
2) Kali carbanic. purum^ bis auf einen verschwindend kleinen
Chlorgehalt rein, k Zollpfund 17 agr, pro 100 Pfund 60 «f.
Ich mache die geehrten Leser des Archivs auf diese vorzüg-
lichen Präparate hiermit aufmerksam.
Jena, den 19. Juli 1863. Dr. H. Ludwig.
Solbvehdmckerei der Qebr. Jla«ck« iv Eumo
mm DERJHARHiGIE.
GLXV. Bandes zweites Heft.
!• Physik, Chemie und pralitisehe
Pharmacle.
Attsiditeii über die Abfassnng einer Pliamiaeopoea
germajiica;
von
Dr. L F. Bley und Dr. Th. Geiseler.
(Qratulationaachrift zur Juhdfeier fünfzigjähriger phannaceutiacher
Wirksamkeit des Herrn Apothekers Dr. F,C.Bucholz in "Erfurt)
Die zur Ausarbeitung einer Pharmaeopoea germanica
in Coburg erwählte Commission hat zu allgemeiner Be-
friedigung bereits eine grosse Thätigkeit entwickelt.
Auch uns ist von derselben eine alphabetisch geordnete
Zusammenstellung sämmtlicher in den Pharmakopoen
Deutschlands enthaltenen Arzneimittel übersandt und
3 Artikel in den ersten Nummern unserer Vereinszeitung
sprechen sich aus über die Art und Weise, welche man
bei der Ausarbeitung zu befolgen gedenkt. Da in die-
sen Artikeln auch Geiseler 's in sofern gedacht ist, als
er seine Ansichten über die festzustellenden Principien
in der Generalversammlung zu Gotha im Jahre 1856
{Archiv CXXXVIIL 237) dargelegt hat, so dürfte es nicht
unangemessen sein, wenn wir die damals vorgeschlage-
nen Principien hier nochmals mittheilen und zu einer
Vergleichung derselben mit den Ansichten der Commis-
sion Veranlassung geben. Es wird sich da mannigfache
Uebereinstimmung, aber auch mannigfache Abweichung
finden, und wenn wir auch weit entfernt sind, die ausge-
sprochenen Ansichten hartnäckig zu vertheidigen, so
kommt es doch gewiss darauf an, abweichende Meinun-
gen zu hören und das Zweckmässige zu ermitteln. Wir
werden die unter 14 Nummern aufgeführten Principi^i-
Arch. d. Pharm. CLXV. Bde. 2. Hft. 7
.'
98 Bley und OeiseUr,
vorschlage mittheilen und jeder Nummer die bezügliche
Ansicht der Commission beifügen.
1) Es werden aufgeführt alle Arzneimittel^ die in
den Pharmakopoen Deutschlands und deren Anhängen ver-
zeichnet sind; es darf kein Arzneimittel fehlen, das in
irgend einer Pharmakopoe Deutschlands enthalten' ist.
Ausgeschlossen von dieser Auffuhrung sind nur diejenigen
einfachen Zubereitungen; die bestimmten Classen von
Arzneiformen angehören und die unter 7, 8, 9, 10^ 11,
12 und 13 besonders bezeichnet sind.
Die Commission will nur Das aufnehmen, was in
irgend grösserer Ausdehnung von den Aerzten verschrie-
ben wird; und sogenannte Magistralformeln ausschliessen.
2) In Bezug auf die Nomenclatur wird der Appara-
tU8 medicaminum Hamburgensis zu Grunde gelegt; neben
den in diesem gewählten Namen aber werden alle syno-
nymen Bezeichnungen aufgeführt; deren man sich in den
verschiedenen Pharmakopoen Deutschlands überhaupt be-
dient. Der Apparatus med, Hamh. enthält unter allen
Pharmakopoen Deutschlancis die ^ meisten Arzneimittel,
insofern scheint die Annahme seiner Nomenclatur ge-
rechtfertigt.
Die Commission hält dies nicht ohne Weiteres für
zulässig; da die Nomenclatur des App, med. Hamb. auch
nicht von Principfehlern und Inconsequenzen frei ist,
die man durch die Pharmacopoea germanica nicht sanc-
tioniren darf. Die Commission ist der Meinung, dass
die einfachen alten Namen so weit als möglich beibehal-
ten werden müssen und nicht ein fortwährendes Schwan-
ken der Namen dadurch herbeigeführt werden darf,
dass man die Speculationen der Thorien auf die Nomen-
clatur einwirken lässt.
3) Die Arzneimittel folgen in alphabetischer Reihen-
folge auf einander; ohne Trennung der rohen und durch
den Handel zu beziehenden Arzneistoffe von denen; welche
die Apotheker selbst bereiten; nach Anleitung der Preussi-
schen Pharmakopoe.
über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica* 99
Hiermit scheint die Commission einverstanden za
sein.
4) Vegetabilische, animalische und mineralische Boh-
stoffe werden nur dem Namen nach verzeichnet, den
vegetabilischen und animalischen aber die systematischen
Namen der Gewächse und Thiere von denen sie stam-
men, den mineralischen, wenn sie einfache Körper sind,
die chemischen Zeichen, wenn sie Zusammensetzungen
sind; die chemischen Formeln und die Stellungen im
Mineralsystem beigefügt.
5) Ebenso werden nur dem Namen nach unter Hinzu-
setzung der chemischen Formeln aufgeführt alle festen
chemischen Verbindungen, zu denen natürlich auch die
festen organischen Verbindungen, als Alkaloide und deren
Salze, organische Säuren etc. gehören. Bei Flüssigkeiten
wird das specifische Gewicht bemerkt.
Die Commission spricht sich in Bezug auf 4 und 5
80 aus : Auf die Gefahr hin, dass die intendirte Pharma-
copoea germanica s^noh nur ein Entwurf bleibt, muss sie
doch so vollständig ausgearbeitet sein, dass ihre Form
der Einführung nicht entgegensteht, wenn es gelänge,
die eine oder andere Regierung dafür zu gewinnen. Sie
muss den Apotheker anweisen, welche Mittel er haben
soll und von welcher Beschaffenheit, wie er die Präpa-
rate bereiten soll, welche Ansprüche an dieselben in Be-
treff der Reinheit gemacht werden; ausserdem muss sie
noch die nöthigen Angaben über Aufbewahrung und
Dispensation der Mittel enthalten, in Betreff derer speci-
ellere Angaben nöthig sind, sie muss der Medicinalpoli-
zei den Anhalt für die Revisionen geben, sie muss Alles
enthalten, was man in Betreff der Eigenschaften jedes
Mittels nicht ohne Weiteres wissen kann und worüber
Zweifel entstehen köpnen, sie muss enthalten die hervor-
ragendsten pharmakognostischen Kennzeichen des Mitteb,
sie muss endlich enthalten die in der Regel möglichen
Verunreinigungen, bei den Chemikalien den zu fordern-
den Grad der Reinheit und zweckmässiger Weise auch
'.f
^ / •.- : : • -
100 ßUy und OeUder^
wohl die zitr Prüfling anzuwendenden Reagentien^ die nicht
alle gleich empfindlich sind, um die Willkürlichkeiten
der Revisoren möglichst zu beseitigen.
6) Wegen Unbeständigkeit und Abweichung der
Werthe und Namen der in Deutschland üblichen Ge*
Wichte werden bei den Vorschriften zur Bereitung von
Arzneimitteln die Quantitäten nicht in Gewichtsname n^
sondern in Gewichtstheilen angeget>en; die, da sie die
Verhältnisse anzeigen, jede Missdeutung ausschliessen,
und sich leicht auf die Gewichtsnamen übertragen
lassen.
Die Commission will kämpfen für das Decimal-
gewichtssystem mit dem Gramm als Einheit. Damit ist
unter den jetzigen Verhältnissen gewiss Jeder einver-
standen.
7) Die einfachen destillirten Wässer werden nit^ht
dem Namen nach angeführt, sondern es wird im Allge-
meinen die Bereitungsweise nur dahin angegeben, dass
durch Destillation eines Theiles Subtanz mit der ange-
messenen Menge Wasser 8 Theile des nach der Substanz
genannten Wassers dargestellt werden. Bei Bereitung
der sogenannten weinigen oder geistigen Wässer, die
auch nicht einzeln aufzufuhren sind, werden 1 Theil der
Substanz vor der Destillation 2 Theile Weingeist zuge-
setzt.
Die hier ausgesprochene Zusammenziehung wird von
der Commission (nach den Bemerkungen zu 4 und ö)
nicht beliebt, in Bezug auf das vorgeschlagene Verhält-
niss äussert sie sich beifällig, bemerkt aber, was unzweifel-
haft richtig ist: wir nehmen jetzt auf 8 Th. Decoct
oder Inftisnm 1 Th. Species, weil die Unze 8 Drachmen
enthält, wir würden aber sicher auf 10 Theile 1 Theil
nehmen, wenn wir ein Qewichtssystem mit decimaler
Eintheilung hätten.
8) Die einfachen Extracte werden ebenfalls nicht
namentlich aufgeführt, sondern nur in folgende 5 Clas-
sen getheilt.
:- : ••: •••
- • • • • • • •
^ " i . •••
ü&er die Ähfasrnng einer Pharmacopoea germanica. 101:
«
a. Exfyi'acta aquosiOj durch Ausziehung mit heissem
Wasser bereitet;
b. Extraeta frigide parata, durch Ausziehen mit kal-
tem Wasser bereitet;
c. Extraeta apirituoea, durch Ausziehen zuerst mit
Weingeist; dann mit einem Gemische aus gleichen
Theilen Weingeist und Wasser bereitet;
d. Extraeta aetherea, durch Ausziehen mit Aether
bereitet;
e. Extraeta e herbis reeentibus, nach der in der Preussi-
schen Pharmakopoe gegebenen Vorschrift zur An-
fertigung der narkotischen Extracte bereitet.
9) Die ätherischen Oele werden gleichfalls nicht
namentlich aufgeführt; ihre Bereitungsweise ist als be-
kannt vorauszusetzen; die einfachen sogenannten gekoch-
ten Oele, deren Bereitungsweise dahin angegeben wird,
dass auf 1 Th.^ Substanz 8 Th. Olivenöl vorgeschrieben
werden, bedürfen auch keiner besondem Verzeichnung«
10) Bei den einfachen destillirten Spiritusarten, gleich«
falls ohne nominelle Aufführung werden auf 1 Th. Sub-
stanz 8 Th. Weingeist gerechnet, die ätherischen Spiri-
tusarten werden durch Vermischung eines Theils des
betreffenden Aethers mit 3 Th. Weingeist dargestellt.
11) Für Fruchtsyrupe und Fruchtessige wird auch
nur im Allgemeinen die Bereitungsweise angegeben.
12) Für die Tincturen wird ohne namentliche Auf-
zählung derselben die Bereitungsweise so vorgeschrieben,
dass auf 1 Th. Substanz 8 Th. Menstruum genommen
und durch Digestion die Tincturen dargestellt werden.
EJs würden aber dann wegen Verschiedenheit der Men-
strua die Tincturen in 6 Classen zerfallen.
a. Tineturae aquosae^ durch Digestion von 1 Th. der
Substanz mit 8 Th. destillirten Wassers;
b, Tineturae apirituoso-aquoeaey durch Digestion von
1 Th. der Substanz mit 8 Th. eines Gemisches
aus gleichen Mengen von Weingeist und destillir-
tem Wasser;
-< -' « j
102 Bley und Geiselery
€, Tin€tur(»e 9piriiuo8aef durch Digestion eines Theils
der Substanz mit 8 Theilen rectificirten Weingeistes ;
d, Tineturtne. alcoholicae, durch Digestion eines Theils
der Substanz mit 8 Theilen höchst rectificirten
Weingeistes ;
e, Tincturae ciethereaey durch Digestion eines Theils
der Substanz mit 8 Theilen Spiritus aethereus be-
reitet ;
f, Tincturae Vegetabilium recentium, durch Macera-
tion der zerquetschten frischen Vegetabilien mit
Weingeist.
Den Tincturen reihen sich an die einfachen soge-
nannten Essigtincturen^ deren Bereitungsweise durch
Digestion eines Theils des Vegetabils mit 8 Theilen Essig
angegeben wird^ ohne die Namen der einzelnen Essige
aufzuführen.
13) Für diejenigen Salben, die nur durch Ver-
mischung eines Pulvers, eines Salzes oder Oxydes etc.
mit Fett bereitet werden, wird im Allgemeinen die Vor-
schrift dahin gegeben, dass auf 1 Theil der Substanz
8 Theile Adeps genonmien werden.
Die zu 7 mitgetheilten Ansichten der Commission
finden Anwendung auch auf die Nummern 8 — 13.
14) Für die Bereitung aller anderen zusammenge-
setzten Arzneimittel werden die Vorschriften derPreussi-
schen Pharmakopoe, als der schon in einigen deutschen
Ländern gesetzlich eingeführten, gegeben; sind sie in der
Preussischen Pharmakopoe nicht enthalten, so wird die
Vorschrift des Apparatus med. Hamburg, mitgetheilt,
fehlen sie auch hier, so wird die Vorschrift derjenigen
deutschen Pharmakopoe, in der sie enthalten sind, ent-
nommen.
Auf diesen Vorschlag geht die Commission nicht
ein, will vielmehr selbstständig und ungebunden nach
eigenem Ermessen die Vorschriften bestimmend die
fharmacopoea germanica ausarbeiten.
Aus den vorstehenden Mittheilungen geht hervor^
*: % « • .
• -> • • • ■ .
über die Abfastung einer PharmcLcopoea germanica. 103
dass die Commission gewissermaasBen eine deutsche
Musterpharmakopöe aaszaarbeiten beabsichtigt, während
die Gothaischen Vorschläge mehr den objectiven That-
bestand, berücksichtigend in dem Entwurf zu einer
Pharmacopoea germanica zusammenfassen wollen, was
Deutschlands Pharmakopoen an Arzneimitteln wirklich
darbieten. Die Commission will eine Pharmakopoe ver-
fassen und dann Annahme von allen deutschen Staaten
verlangen, um so Uebereinstimmung und Gleichmässigkeit
herbeizuführen, die Gothaischen Vorschläge wollen zeigen,
dass der Mangel an Uebereinstimmung gerade nicht so
gross ist, um nicht auf eine leichte Weise beseitigt wer-
den zu können, sie wollen zugleich bewirken, dass in
ihrem Entwurf alle von Aerzten in Deutschland verord-
nete Arzneimittel eine Stelle erhalten. Uebereinstimmung
der Arzneimittel in Deutschland ist der gemeinsame Ziel-
punct; die Commission appellirt zu dem Ende sofort an die
deutschen Staatsregierungen, die Gothaischen Vorschläge
appelliren zunächst an die deutschen Apotheker, die
Commission nimmt einen stibjectiven Standpunct ein,
will in den deutschen Staaten eine Pharmakopoe einfüh-
ren, die Gotbaischen Vorschläge weisen auf einen einzu-
nehmenden objectiven Standpunct bin, nehmen das Be-
stehende zur Richtschnur, weisen den grossen Umfang
der schon vorhandenen Uebereinstimmung nach und
wollen, indem sie jeden deutschen Arzt, der dieses oder
jenes Arzneimittel liebt, befriedigen, den geringen Man-
gel an Uebereinstimmung durch geeignete Vorschläge
ausgleichen.
Unbestritten ist der von der Commission vorgeschla-
gene Weg der kürzeste, er ist derselbe, der bei Abfas-
sung der Landespharmakopöe gewählt wird. Eine er-
nannte Commission von 6 bis 8 Mitgliedern arbeitet die
Pharmakopoe aus, die Landesregierung sanctionirt sie
und das Gesetzbuch ist fertig. So will' auch die zur
Abfassung der Pharmacopoea germanica von der General-
versammlung zu Coburg eingesetzte Commission verfahren
und sofort, nachdem die Pharmakopoe verfertigt, die An-
104 Bley und Oeiseler,
nähme derselben bei allen deutschen Staatsregierungen
beantragen lassen. Werden solche Anträge aber aii^
nommen werden? Diese Frage ist unzweifelhaft mit
„Nein^ zu beantworten. Alle Unbefangenen sind darin
einig, dass die deutschen Pharmakopoen an dem grossen
Fehler leiden, dass nicht alle von Aerzten verschriebenen
Arzneimittel aufgenommen sind. Die Mitglieder der so-
genannten Pharmakopoe -Gommissionen suchen ihre sub-
jectiven Ansichten geltend zu machen, entscheiden unter
sich schliesslieh durch Majoritätsbeschlüsse, tragen also
nicht Rechnung anderen, oft sehr wohl begründeten ür^
theilen und üben so einen nicht zu rechtfertigenden
Despotismus aus, indem sie vielen anerkannt wich-
tigen Arzneimitteln das wohlverdiente Bürgerrecht ab-
sprechen, und hochverdiente Aerzte nicht berücksichti-
gen. Einen ähnlichen Gang will die zur Abfassung der
Pharmacopoea germanica eingesetzte Commission (Siehe
unter 1) und schon darum wird ihr Werk nicht von
den Staaten Deutschlands angenommen und gesetdieh
eingeführt werden, sie will aber auch (nach 4 und 5)
Bestimmungen aufnehmen, über die man sich nie voll-
ständig einigen kann und wird, und über die man hin-
wegsehen muss, da sie in Details eingehen, welche von
der Wissenschaft und von den Apothekern selbst als
arte peritis am besten* entschieden werden.
Nach unserer innersten Ueberzeugung kann die Ein-
fuhrung einer allgemeinen deutschen Pharmakopoe nicht
mit einem Schlage bewirkt, sie muss erst angebahnt
werden durch objective Behandlung der Sache, mit Aus-
schluss der subjectiven Auffassung, wie sie die Commis-
sion intendirt. Darum huldigen wir den in den Gothai-
schen Vorschlägen aufgestellten Principien und machen
insbesondere auf den Vortheil aufmerksam, den ein nach
diesen Principien aufgestellter Entwurf dadurch gewälirt,
dass er die ganze Angelegenheit allmälig den Händen
der Apotheker übergiebt. Wenn die deutschen Apoth^er
sich dahin einigen, alle in ihren respeetiven La&des-
pharmakopöen nicht aufgeführten Arzneimittel nach den
J
iäier die Abfassung einer Pkarmaeapoea germanica. 105
Pnncipiei& des Entwurfs zu beschaffen und herzustellen,
so ist in ihm vorläufig ein Appendix zu allen deutschen
Pharmakopoen gegeben, der den Uebei^ng desselben
in eine wirkliche Pharmacopoea germanica am sichersten
luibahnt. Die Appendioee zu den Pharmakopoen, von
Ap<^ek^m. ausgearbeitet, sieht man mehr in den pharma-
ceutischen Laboratorien gehraucht, als die Landespharma-
kopöen selbst. Ist der Entwurf, der alle in Deutschland
gebrauchten Arzneimittel enthält, erst der* Appendix iur
alle deutschen Ländespharmakopöen geworden, bald wird
er dann diese, besonders wenn sie in ihrer Beschränkungs-
sucht fortfahren, überflügeln, und wie jetzt schon nothge-
drungen deutsche Pharmaceuten in den sogenannten Appen-
dices de facto wirkliche Pharmakopoen verfassen, so wird
ihnen die Verfassung einer Pharmacopoea germanica
später auch de jwre eingeräumt werden müssen. Wir
können und dürfen aber nicht unterlassen, hier nochmals
ausdrücklich zu bemerken, dass zur Bearbeitung des
Planes einer Pharmacopoea die Herbeiziehung von Aerzten
als durchaus nothwendig erscheint: denn nur der Arzt
kann entscheiden was die Pharmacopoea enthalten soll,
der Apotheker muss hier durchaus die Stimme des
Arztes hören. Demnach haben wir die Ansicht, die
Commission hätte sich mit den Aerzten aller Staaten in
Verbindung setzen sollen, was z. B. bei der Versammlung
der Naturforscher und Aerzte in Carlsbad hätte gesche-
hen können oder in Stettin in diesem Herbste noch ge-
schehen könnte. Ohne die Mitwirkung der Aerzte wird
man. wohl die Pharmakopoen auBarbeiten, aber sie schwer-
lich ii^gendwo gültig einführen können. Aus diesem
Grande beklagen wir sehr den Rücktritt des Dr.
M eurer von dem Comit6, da Dr. M eurer das einzige
ärztliche Mitglied war, dessen Erfahrung hier sehr nütz-
lich werden konnte. Sollen die Directorien der deut-
scfiten Apotheker^ Vereine die Pharmacopoea germanica
den Regierungen empfehlen, so ist es unabweislich noth-
wendig, dass die Commission einen logisch ausgearbeite-
ten plan der Pharmakopoe vorlege, weil ohne solchen
106 ' über die Ahf(M9ung einer Pharmacopoea germanica.
eine auch nur vorläufige Prüfung nicht möglich ist und
niemand etwas empfehlen kann^ was er nicht kennt.
Welche Ansichten man aber auch hinsichtlich der
Abfassung einer Pharmacopoea germanica haben mag,
jedenfalls ist es als ein schönes Zeichen der Zeit zu be-
tradbten^ dass die Apotheker -Vereine fiir sie thätig sind.
In den auf diesen Zweck gerichteten edlen Bestrebungen
ist der Erfolg der Lehren und der Arbeiten zu erkennen,
denen die Begründer der wissenschaftlichen Pharmacie
zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts
ihre Zeit und ihr Leben gewidmet haben. In keiner deut-
schen Stadt ist aber zur Erhebung der Pharmacie so viel
geschaffen und gearbeitet worden, als in Erfurt. Brandes
sagte einst am 15. September 1836 {8. Phctrm, Zeitg, v. Jahre
1837 y pag.99) »Erfurt wird in der Geschichte der Pharma-
cie immer mit unvergänglichem Ruhme genannt werden.*
Und er hat Recht, hier war es, wo Trommsdorff die
erste pharmaceutische Akademie gründete, hier war es,
wo einst C. F. Bucholz wirkte, der durch seine Theo-
rie und Praxis der pharmaceutischen Arbeiten der Lehrer
aller deutschen Pharmaceuten in der Darstellung der
chemisch -pharmaceutischen Arzneimittel wurde und die
Vorschriften zur Bereitung der chemischen Präparate für
alle deutschen Pharmakopoen lieferte. In seine Fussstapfen
ist sein würdiger Sohn getreten, dem wir schätzbare
Arbeiten über Aetherbereitung, über die Darstellung des
Goldschwefels, über Höllenstein und Chlorkalk, über
Prüfung schwefelsauren Chinins auf Salicin, über die
Reinigung des Antimonmetalls von Arsen, über schwefel-
saures Zinkoxyd und mehrere andere Arzneimittel ver-
danken, welche von den Apothekern mit Erfolg benutzt
worden sind und den wir heute noch mit dieser kleinen
Arbeit über einen für die Pharmacie wie die Medicin
gleich wichtigen Gegenstand als Jubilar begrüssen und
seiner Beurtheilung die erwähnten verschiedenen Ansich-
ten anheim geben.
Hadelieh, die BeftandOteik de» Ouajakharzes. 107
üeber die Bestandthefle des Gnajakharzes;
von
W. Hadelieh*).
Das Guajakharz, diese seit langer Zeit in der Pbar-
macie angewendete Drogue^ stammt von dem in West-
indien einheimischen Ouajaeum offidnalej einem zur natür-
lichen Familie der Zygophylleen gehörigen Baume. Das-
selbe fliesst entweder freiwillig, oder aus gemachten Ein-
schnitten aus, oder aber die Gewinnung wird befördert,
indem man die Bäume fällt^ an einem Ende anbrennt und
so das reiche Ausfliessen des Harzes am anderen Ende
erreicht.
Man unterscheidet: Guajakharz inThräuen und Guajak-
harz in Massen, von denen die erste Sorte etwas theurer
ist, sich jedoch nur durch die Form und einen geringe-
ren Gehalt an Holzth eilchen vor der anderen auszeichnet.
Das Harz ist röthlichbraun, durchsichtig, doch meist mit
einem grünlichen Staube, durch Einfluss der Luft und
des Lichtes hervorgebracht bedeckt. Gerieben entwickelt
es einen vanilleähnlichen Geruch, schmeckt bitter kratzend
und hat ein spec. Gewicht von 1,205 — 1,228.
Seine häufige Verwendung als Heilmittel, so wie seine
interessanten Eigenschaften, von denen die Bläuung durch
schwache Oxydationsmittel und der schöne Geruch vor-
züglich zu nennen sind, veranlasste viele Chemiker zu
Untersuchungen, von welchen ich hier einen kurzen
Abriss gebe.
Literatur. Bran de i), Buchner 2), Unverdorben 3),
Jahn*), LandererS), Johnston und Trommsdorff^),
beschäftigten sich zuerst mit dem Gegenstande. Ihre Ver-
*) Vom Verfasser im Separatabdruck eingesandt.
1) Ergänzungsheft zu Buchner's Repertorium p. 183. 2) Buch-
ner^fl Eepert. 3, 281 und 75, 871. 3) PoggendorflPs Annalen 7, 316.
4) Archiv der Pharmacie I. Reihe 33, p. 269—277 und II. Reihe 23.
5) Repertorium f. d. Pharm. 52, 94. 6) Trommsdorff's neues Journal
Band 21, St. 1, S. 10.
lOd Hadelickf
jEahruttgsweiften beruhten auf dein Verbaltea deer Harzes
gegen die Lösungsmittel: Wasser^ Alkohol; Aether und
wässeriges Ammoniak^ und als Kesultate gingen hervor:
erstens^ dass man es mit einem Gemenge mehrerer Sub-
stanzen zu thun gehabt hatte^ zweitens, dass dieselben
th^ls mehr, theils weniger den Charakter der Säuren tra»
gen, und dass endlich drittens die Stoffe in der Guajak-
rinde zum Theil andere sind als im Harze. Man nahm
also an als die Bestandtheile : drei verschiedene Harze
(Unverdorben, Jahn), femer noch Benzoesäure, und
ein aromatisches Prinoip (Jahn); und procentisch (nach
Buchner)
Harz = 80,0
Rinde = 16,5
Gummi = 1,5
In Wasser löslicher Extractivstoff = 2,0
100,00
Aus einer alkoholischen Tinctur der Guajakrinde er-
hielt Lander er zufällig einen krystallisirten Körper, den
er für den Träger jener bekannten blauen Färbung, die
durch Oxydation entsteht, hielt. Dieser Stoff war in nur
geringer Jtf enge gebildet, wurde nie wieder gesehen, und
muss es unentschieden bleiben, ob er mit dem von
Trommsdorff beschriebenen Guajacin identisch ist, bis
eine neue Untersuchung der Rinde Aufklärung giebt.
Im Jahre 1841 wies Thierry^) nach, dass nicht
Benzoesäure, sondern eine eigene von ihm Guajacylsäure
genannte Säure im Guajakharz enthalten ist, welche sich
namentlich durch leichtere Löslichkeit in Wasser von der
sonst sehr ähnlichen Benzoe- und Zimmtsäure unterschei-
det. Auch fand derselbe Chemiker, dass dieser Körper
«ich nicht nach der von Righini {Journal deChimie me-
dicale 1836) mitgetheilten Methode, nämlich mit Anwen-
dung von Magnesia als bindende Base, erhalten lasse,
1) Journal de Pharmacia et des sciences accessoires 1841, p. SS^l ;
Joum. f. prakt. Chemie 1841. Bd. 24, S. 333.
die Bestandiheüe des Guajakharzes. 109
somit er die Autorschflfl; in Ansprach nehmen müsse^ und
nicht Righini^).
Daraufnahmen Pelletier und Deville diese Ar*
beiten auf, stellten ein reines Harz von der Zusammen-
setzung : C 7 1,00
H 7,03
O 21,97
100
welchessie Guajac|ne nannten, durch Behandlung einer
alkoholischen Guajakharzlösung mit einer eben solchen
von essigsaurem Bleioxyd und Schwefelwasserstoff dar,
erwähnten einen gelben Farbstoff, und lOProc. einer
in Ammoniak unlöslichen Substanz als Bestandtheile des
Guajakharzes. Dieselben Chemiker analysirten dieGuaja-
eylsäure Thierry's, fanden ihre Zusammensetzung =
012H8 06,
dass sie einbasisch sei und, mit starken Basen bei Ab-
schluss der Luft erhitzt, in Kohlensäure und ein sauer-
stoffhaltiges indifferentes, farbloses, angenehm nach bittern
Mandeln riechendes Oel, vom spec. Gewicht 0,874 und der
Zusammensetzung :
C10H8O2
zerlegt werde, welches sie Guajacen nannten.
Die von Sobrero2) 1843 über die Producte der
trocknen Destillation des Guajakharzes veröffentlichten
Versuche veranlassten Pelletier und Deville^) contro-
lirende Arbeiten in dieser Richtung zu unternehmen,
welche mit denen vonVölkeH) 1854 und Ebermeyer^)
über denselben Gegenstand geschriebenen Sachen ein so
voluminöses Material sind, dass ich hier nicht näher darauf
eingehen will.
Eine grosse Anzahl von Versuchen wurde von
1) Compt. rend. 17, 1143u. Journ. d. Pharm. S^r. 3.T. 6.p.ll8,
so wie Journal f. praktiscbe Chemie 1844. Bd. 33, p. 316—318 und
vorige Note. 2) Journal de Pharm. 1843. 4. p. 381. 3) Journal de
Pharmacie 1844. 6. p. 116. 4) Annalen d. Chemie u. Phsu-m. 1864.
p. 345. 5) Journal für praktische Chemie Bd. 62, p. 291—295.
110 Haddich,
Schacht^), Schönbein^) und van den Broek^) übef
die blaae Färbung des Guajakharzes durch schwache
Oxydationsmittel angestellt, die jedoch das Wesen der
Erscheinung keineswegs aufklärten.
Hlasiwetz^) machte in der neuesten Zeit (1859 — 60)
die Erfahrung, dass ein Tbeil des Guajakharzes mit den
Alkalien krjstallisirbare Verbindungen eingeht, und es
gelang ihm durch Benutzung dieses Umstandes, die reine,
krystallisirte Guajakharzsäure so wie einige ihrer Ver-
bindungen, Substitutions- und Zersetzungsproducte darzu-
stellen und zu Studiren.
Trotz der regen Bearbeitung des Thema's blieben
noch viele Lücken, so dass ich hoffen konnte mit Aus-
dauer manche derselben zu beseitigen; und somit gehe
ich nun, nachdem ich diesen Ueberblick der Literatur
yorangeschickt habe, zur Beschreibung meiner Arbeiten
über. Wo es nothwendig erscheint, werde ich beiläufig
oder am Ende die Uebereinstimmungen und Widersprüche
hervorheben.
Voruntersuchungen* Einige Voruntersuchungen be-
zweckten namentlich, den Gehalt an fixen Bestandtheilen
festzustellen und zu erfahren, wie das flüchtige, nach Va-
nille riechende Oel abzuscheiden sei. Sechs, von verschie-
denen Orten entnommene Proben Harz zeigten 0,163 —
0,780 Erocent fixe Bestandtheile, welche der Hauptsache
nach aus Kalk mit Spuren von Eisenoxyd, Kali und Thon-
erde bestanden; ausserdem enthielten alle Sorten wenig
Stickstoff, im Mittel 0,5 Procent und ihre Auflösung in
Alkohol röthete blaues Lackmuspapier schwach. Durch
Destillation, sowohl mit Wasser, salzhaltigem Wasser, als
auch Alkohol, liess sich der Riechstoff nicht gewinnen.
Wasser, welches mit gepulvertem Harze gekocht wurde,
fUrbte sich gelb und hatte einen bitterlich kratzenden Ge-
1) Archiv der Pharmacie II. Reihe, Bd. 35. S. 3. 2) Poggend.
Ann. Bd. 73. 4. 480 u. Bd. 75. 3. 351-357. 3) Scheikundige Onder-
soekingen 5. Deel, 6. Stuck, p. 226—256. 4) Ann. d. Chemie und
Pharmacie (112, p. 183) und (119, p. 266^.
die Bestandtheüe des Guajakharzes. 111
scbmack angenommen ; es reagirte schwach sauer und ver-
hielt sich ganz ebenso, wie der wässerige RQckstand, den
man erhält; wenn man eine Auflösung des Harzes in öOpro-
centigem Weingeist durch Destillation von diesem befreit,
oder eine solche in 9ÖproGentigem in Wasser gieiist.
Chwjacyhäure. Aus den eben erwähnten Flüssigkei-
ten suchte ich nach T hier ry's Angabe die Guajacylsäure
darzustellen. Man sättigt dieselben mit Aetzbaryt, fil-
trirt, und zersetzt das Filtrat genau durch verdünnte
Schwefelsäure; vom gebildeten schwefelsauren Baryt wird
abfiltrirt;^ die klare Lösung der mit Harz verunreinigten
Guajacylsäure verdimstet, der braime Rückstand mit Aether
digerirt und das nach dem Verjagen des Aethers zurück-
bleibende in kleinen Portionen sublimirt.
Auf diese Weise erhielt ich aus 4 Pfund Guajakharz
ungefähr 1 Decigramm der sublimirten Säure, womit sich
nichts beginnen liess. Den guajacylsauren Baryt in Kry-
stiäUen zu erhalten^ gel^iug auch nicht, da der gelbe Farb-
stoff zu hinderlich war. Wendet man statt des Baryts
Blei an, so kann man dann auch durch Schwefelwasser-
stoff das Bleisalz zersetzen und so die Säure erhalten,
indem man sie durch Sublimation noch reinigt. Um die
Guajakharzsäure darzustellen, wird nach Hlasiwetz
Guajakharzpulver mit Kalkmilch ausgekocht, wobei diese
sich safrangelb färbt. Durch Uebersättigen mit Essig-
säure oder andern verdünnten Säuren, wird diese Flüssig-
keit fast farblos und wenig Harz scheidet sich flockig ab;
durch Kohlensäure geschieht dies auch, filtrirt man aber
darauf und dampft langsam ab, um etwa den guajacyl-
sauren Kalk so zu gewinnen, so hindert hier wieder eben-
falls Harz und Farbstoff denselben zu krystallisiren.
Oelber Farbstoff. Da die Guajacylsäure in sehr ge-
ringer Menge vorhanden war, wollte ich durch eine Be-
handlung mit Bleiessig wenigstens versuchen, den Farb-
stoff in beträchtlicher Menge zu gewinnen, dampfte zu
dem Ende die ursprüngliche, gelb gefärbte Kalkmilch bis
auf ein Minimum ein, wodurch fast sämmtlicher Kalk als
■'S- • ■
•V;.
^^
r » - -' ■
55. T' •
112
Hadelichj
kohlensaurer abgeschieckin wurde, filtririe al) und wusch
den Kalkniederschlag ToUständig mit WaBser aus, überr
sättigte das Fiitrat durch Essigsäure, £ltrirte wieder
und liess es während der Ferien 14 Tage stehen. Bei
meiner* Rückkehr fand ich, dass sich in der Flüssigkeit
kleine, blassbräunliche tafelförmige Krystalle gebildet
hatten, deren geringe Menge sich wenig vergrössecte,
obgleich ihnen noch eine Woche dazu Zeit gelassen wurde.
Sie wurden also auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen
und getrocknet, und waren dimn im hohen Grade mit
dem angenehmen Vanillegeruch behaftet.
Die Mutterlauge fällte ich durch basisch essigsaures
Bleioxyd aus, zersetzte den ausgeschiedenen gelben Nie-
derschlag durch Schwefelwasserstoff; dann dampfte ich
die vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit zur Trockne
ab, zerrieb den braunen Rückstand mit Sand und. Was-
ser, kochte aus und dampfte das Fiitrat wieder ein. Dies
wiederholte ich mehrere Male, bis ich endlich einen rein
gelben, in Wasser, Alkohol und Äether leicht löslichen,^
schwach sauer reagirenden Rückstand behielt. Derselbe
ist ein Gemenge von Guajacylsäure und Farbstoff, aus
dem sich nach meiner Erfahrung durch Kochen mit in
Wasser feiti vertheiltem Blei- oder Zinkoxyde die erstere
wegnehmen lässt, doch wird die Ausbeute durch diese
vielen Manipulationen ftir beide Körper auf ein Minimum
herabgedrückt.
Die erwähnten Krystallchen konnten nun entweder
die Guajacylsäure, oder das Chromogen, oder endlich ein
anderer, indifferenter Körper sein. Sie löiBten sich sehr
schwer, mit Zurücklassung der bräunlichen harzigen Ver-
unreinigung in vielem Wasser, leichter in Alkohol und
-Aether und krystallisirten am deutlichsten aus der alkoholi-
schen Auflösung durch freiwillige Verdunstung.
Sie stellen dann, durch wiederholfes Umkrystallisirezi
gereinigt, sehr kleine blassgelbe quadratische Octaeder
dar, an denen die Endecken mehr oder weniger abger.
stumpft sind, so dass sie unter dem Mikroskope zuweilen
die BeständtheUe des Guajakharzes,
HS
wie quadratische Tafeln erscheinen. Leider waren sie zu
klein, um das Hessen der Winkel mittelst des ^eäexions*
goniometers zu gestatten, und ich muiSs mich darauf be>
schränken, die Formen, wie ich sie unter dem Mikro*
skope gesehen habe, hier so gut es gehen will, wieder-
zugeben.
Mit meinem geringen Vorrath an reiner Substanz zog
ich es vor, statt Elementaranalysen lieber eine Reihe von
Versuchen anzustellen, welche Aufklärung darübergeben
könnten, zu welcher Gruppe von organischen Körpern
dieselbe zu zählen sei. Es sind folgende:^
Die blassgelblichen Krystalle von eben beschriebener
Form sind geruchlos, von rein bitterem Geschmack, hart,
und zwar so, dass sie zwischen den Zähnen knirschen.
Auf Platinblech schmelzen sie über der Flamme zu
einer durchsichtigen, blassgrünlichgelblichen Masse, indem
Wasser fortgeht, zersetzen sich dann unter Entwickelung
stechender Dämpfe, und verbrennen endlich ohne Bück-
stand mit wenig Leuchten. In einer, an einem Ende ver-*
schlossenen Glasröhre erhitzt, bildet sich bei höherer Tem-
peratur ein braunes öliges Desstillationsproduct, während
gar nichts von dem Körper unzersetzt sublimirt.
In Alkohol, Acther, Essigäther, Schwefelkohlenstofr
Arch. d. Pharm. CLXV . Bds. 2. Hft. 8
^- -. -J -v- ■■■ >
1^ v/"'V
lU
Hadelichf
lCV
^■^y
».••.1^
k'r .1.
m
löst er sich ziemlich leicht, sehr schwer hingegen in
Wasser, Benzin, Chloroform und Terpentinöl. Diese Lö8uii<>
gen reagiren vollkommen neutral, und die gesättigte
wässerige bringt, in einem 24 Centimeter .langen Rohre
eingeschlossen, nicht die geringste Drehung der Polari«
sationsebene hervor.
Erhitzt man eine Mischung der Substanz mit Natron-
kalk, so entwickelt sich Ammoniak, so dass die Anwe-
senheit von Stickstoff unzweifelhaft ist; erwärmt man aber
in einem Reagirglase ein wenig von dem Körper mit
Kalilauge auf dem Wasserbade längere Zeit, so wird ein
hineingeklemmtes Streifchen rothen Lackmuspapiers nicht
gebläut, woraus man schliessen muss, dass der Stickstoff
nicht in der Verbindung als Ammoniak enthalten ist. —
Von wässerigem Kali, Natron, Ammoniak, Baryt, Kalk,
Strontian wird sie mit tiefgelber Farbe gelöst, welche bei
Zusatz einer Säure, selbst Essigsäure, sogleich verschwin-
det! Diese Verbindungen sind, wie es scheint, sehr lose,
denn auch die Einwirkung der Kohlensäure der Luft,
so wie Verdunstung des Ammoniaks, lässt den Körper
wieder in seine Form als kleine Octaeder sich ausscheiden.
Schwache Säuren, wie Essigsäure, verdünnte Mine-
ralsäuren, selbst concentrirte Chlorwasserstoffsäure ver-
ändern ihn nicht, und selbst bei längerem Kochen wird
nur die Auflösung eines Minimums, aber keine Spaltung'
m
erzielt.
Mit concentrirter Schwefelsäure giebt er eine sehr
charakteristische Reaction; sie löst ihn nämlich leicht zu
einer prachtvoll azurblauen Flüssigkeit auf, welche in dem
Maasse als Feuchtigkeit aus der Luft absorbirt wird, nach
und nach durch die zwischenliegenden grünen Nuancen
in Qelb übergeht. Erwärmt man gelinde, so restituirt
sich die blaue Farbe wieder, und dies lässt sich wohl
dreimal wiederholen^ bis endlich doch theilweise Verkoh-
lung eintritt. Setzt man gleich viel Wasser hinzu, so
kommt eine prächtige violette Färbung vor, die aber rasch
vorübergeht, indem Farblosigkeit eintritt.
A .
die Bestandtheile des Ouajakha/rzea. 115
Rauchende Salpetersäure löst den Körper ebenfalls,
aber mit schön orangegelber Farbe auf; wird noch con-
centrirte Schwefelsäure hinzugethan^ so tritt Roth ein. Mit
Wasser lassen sich diese Auflösungen klar mischen.
Chlor, Brom und Jod bringen ähnliche orange Reactio-
nen hervor, wie Salpetersäure.
Wässerige Auflösungen dieser Substanz werden gar
nicht getrübt durch : Quecksilberchlorid, Eisenchlorid,
Ferrocyankalium, essigsaures und schwefelsaures Kupfer-
oxyd, aber fügt man zu letzterem Reagens noch Ammoniak,
80 entsteht die bekannte azurblaue Farbe, welche alle
Kupfersalze zeigen, doch bald wird sie schon bei gewöhn-
licher Temperatur durch einen schmutzig -grünen Nieder-
schlag getrübt und bei dem Erhitzen fällt Kupferoxyd
nieder. Hingegen bei essigsaurem Kupferoxyd wird die
grüile Mischung nur tiefer grün durch Ammoniak und
bleibt selbst nach dem Erhitzen klar.
Neutrales essigsaures Bleioxyd" bringt eine schwache
weissliche Fällung hervor, basisches aber einen dicken gel-
ben Niederschlag, und beide lösen sich sowohl in über-
schüssiger verdünnter Essigsäure, als auch in Kali leicht auf.
Aus allen diesen Versuchen lässt sich mit ziemlicher
Bestimn^theit folgern, dass ich es mit dem von Pelletier
beiläufig angeführten gelben Farbstoffe zu thun gehabt
habe. Das Verhalten des Körpers wie eine schwache
Säure, seine vielen farbigen Reactionen, seine optische
Inactivität, sprechen dafür, dass er zu den stickstoffhalti-
gen Chromogenen zu stellen ist. Dass er ein im Harz
bereits vorhandener und nicht erst durch die Behandlung
mit Kalk gebildeter Stoff ist, geht daraus hervor, dass
die ursprünglichen wässerigen Auszüge des Harzes das
charakteristische Gelb- und Farbloswerden durch Basen
und Säuren sehr deutlich zeigen. Seine Darstellung wird
immer am einfachsten so gelingen, wie es mir der Zufall
brÄchte, nämlich durch Behandlung des Harzpulvers mit
Kalkmilch, Abdampfen, Wiederaufnehmen mit Wasser,
Uebersättigen mit Essigsäure und langes Ruhen dieser
8*
116^ Hadelichy
Flüssigkeit. Die Anwesenheit des essigsauren Kalkes
scheint das KrystaUisiren zu befördern, Luft und höhere
Temperatur aber den Körper zu einer harzartigen Substami
zu oxydiren.
Leider fiel seine Auffindung in die letzten Wochen
meiner Arbeitszeit, so dass ich die für StickstofFbestim-
mung^n und Elementaranalysen nothwendigen Mengen
nicht mehr besi^haffen konnte. Aus 3 Pfund Harz hatte
ich ungefähr S Decigramm erhalten. — *
Ich gehe nun weiterzur Betrachtung der Guajakharz-
säure von Hlasiwetz.
Guajakliarzsäure. Bei ihrer Darstellung befolgte ich
genau die von Hlasiwetz angebenen Methoden, welche
kurz folgende sind:
Erste Methode: Man bringt eine alkoholische con-
centrirte klare Auflösung des Harzes mit einer solchen
von Kali oder Natron ausammen, die ein Drittel vom Ge-
wicht des Harzes an trocknem Kali enthält. Der nach
einiger Zeit entstandene undeutlich krystallinische Boden-
satz wird abgepresst, mit Alkohol gewaschen, wieder ab-
gepresst, mit kalihaltigera Wasser ausgewaschen, bis er
weiss ist, dann durch Erwärmen in solchem Wasser ge-
löst und urakrystalHsirt. Dann wird er wieder gelöst
und durch Zusatz von verdünnter Chlorwasserstoffsäure die
noch etwas verunreinigte Ouajakharzsäure abgeschieden^
welche dann durch Krystallisiren aus concentrirter Essig-
säure vollständig gereinigt wird.
Bei der zweiten Methode wird das Harz gepul-
vert, mit Kalkmilch, die halb so viel Kalk enthält als
Harz angewendet ist, 2 Stunden gekocht, das durch Fil-
triren von dem meisten Farbstoff getrennte Gemenge ge-
trocknet und dann mit Alkohol ausgezogen. Die grünge-
fiU'bte Tinctur, welche man so erhält, wird dann weiter
ganz nach der ersten Methode verarbeitet. ^
Durch diese Reinigungsprocesse erleidet man grossen
Verlust, so dass die Ausbeute an reiner Säure sehr ge-
■■^
dießestandtheile des^Ouajakharzea,
117
ring wird. Ihre Eigenschaften, so weit sie von Hiasiwetz
beschrieben sind, fand ich ebenso durch meine Versuche.
Als solche sind anzufahren, namentlich als Zeichen ihrer
Heinheit:
Dass sie an der Luft auf bewahrt, nicht grünlich wird,
ferner, dass ihre Lösung in Alkohol durch Eisenchlorid
nur grünlich, durch Chlorwasser gar nicht geCarbt wird,
tond dasB endlich rauchende Salpetersäure in einer durch
Wasser milchig gemachten alkoholischen Lösung gar
keine Bläuung hervorruft. Concentrirte Schwefelsäure
löst die Guajakharzsäure mit schön purpurrother Farbe
auf, und bei dem Verdünnen mit Wasser scheidet sich
ein weisses Substitutionsproduct ab. Ueber die Form der
Krystalle, das optische Verhalten und die Löslichkeits-
yerhältnisse hat Hiasiwetz nur wenig angegeben, und
ich suchte daher einige dahin gehörige Fragen zu beant-
worten.
Die aus der Auflösung in Essigsäure in ooncentri-
schen Gruppen angeschossenen Nadeln sind 2u klein, um
Winkelmessungen zu erlauben. Unter dem Mikroskope
nahm ich beistehende Form wahr, welche wahrscheinlich
einer Combination des rhombischen Systems angehört A.
118 HiideUchj
Die betreffende Combination bestände aus einer rhom«-
bischen Pyramide, an deren Endecken durch eine stumpfere
Pyramide eine Zuspitzung hervorgebracht Wäre B (ähnlich
wie bei Schwefel).
Der polarisirte Lichtstrahl wird von der Guajakharz-
säure nach Links gedreht. Die Beobachtung geschah mit
einem Mit scherl ich 'sehen Polarisationsapparate. Die
Lösung in Alkohol enthielt 11 Proc. Guajakharzsäure bei
15^, die Länge der Flüssigkeitssäule = 23 Centimeter^
das spec. Gewicht der Lösung = 0,82, die beobachtete
Ablenkung nach Links = 2,75<>, also ist
2,75
a = = 13,25
0,11.2,3.0,82 '
das Molecularrotations vermögen der Substanz.
1,85 Th. Alkohol von 90,2 Proc. lösen bei löO iTh.
der Säure, für Aether gilt dasselbe Verhältniss; femer
nehmen Benzin, Essigäther, Chloroform, Schwefelkohlen-
stoff und Essigsäure dieselbe leicht auf, während sie in
Wasser vollkommen unlöslich ist.
Meine Elementaranalysen ergaben Folgendes:
Die krystallisirte, bei 30^ getrocknete Substanz ver-
lor durch das Schmelzen, im Mittel von 3 Versuchen,
6,73 Proc. Wasser, femer:
1) 0,179 <3trm. gaben, bei 1000 getrocknet, 0,473 Grm,
Kohlensäure und 0,141 Grm. Wasser.
2) 0,169 Grm. gaben 0,444. Grm. Kohlensäure und 0,12
Grm. Wässer.
3) 0,19 Grm. gaben 0,502 Grm. Kohlensäure und 0,135
Grm. Wasser.
I. II. III. berechnet
C = 72,06 = 12,01 71,60 = 11,93 72,13 = 12,02 40 = 240 = 72,72
H= 8,71= 8,71 7,87= 7,87 7,98= 7,98 26= 26= 7,87
0=19,23= 2,40 20,53= 2,56 19,89= 2,48 8= 64 = 19,39
100 100 100 330 100.
Hiemach ergaben meine Analysen auch die empi-
rische Formel:
C40 H26 08,
die Bestandiheile des Guajakharzes, 119
-welche Hlasiwetz auFstellte. Die krjstallisirte Säure
verlor bei dem Schmelzen 6,73 Proc. Krystallwasser, wel-
ches sich einem Aeq. nähert, denn dieses würde nach
der Rechnung 5,17 Proc. ausmachen, krystaliisirt also:
C40 H26 08 4- HO.
Da so viele Analysen der neutralen und sauren Al-
kalisalze schon vorlagen, so habe ich nur eine Bleiver-
bindung dargestellt und analysirt.
Guajakhar^aaures Bleioxyd. In eine kochende, in
einem Kolben befindliche alkoholische Lösung von basisch-
essigsaurem Bleioxyd wurde eben solche der Harzsäure
hineinfiltrirt, so dass Bleiessig im Ueberschusse blieb;
dann wurde das G^misch^ woraus sich ein weisser Nieder-
schlag abschied, von der Luft abgeschlossen, eine Stunde
im Dampfapparate erwärmt, und endlich durch Decantiren
mit kochendem Alkohol und später Wasser, vom Bleiessig
befreiet. Den Verschluss des Kolbens erreichte ich mit
einem Kork, durch dessen Bohrung ein Stück einer Glas-
röhre ragte, welche durch, ein ganz kurzes, seitlich etwas
aufgeschlitztes und am Ende mit einem Glasstabe ver-
stopftes Kautschukrohr verschlossen war. Auf diese Weise
konnten wohl die Dämpfe hinaus-, aber keine atmosphä-
rische Luft hineindringen.
D.er möglichst rasch getrocknete weisse Niederschlag,
dessen Gewicht bei 100^ cönstant blieb, erlitt auch
nach längerem Trocknen bei IBO^ keine Abnahme. Da
die Bestandtheile des Guajakharzes durch höhere Tem-
peratur der Oxydation natürlich noch zugänglicher werden,
als sie es schon sind, erhitzte ich nicht weiter, zumal
da die basischen Salze meist bei 130^ ihr Wasser ver-
lieren.
1) 0,17 Qrm., bei ISO® getrocknet, gaben:
Blei =0,012 Grm. ) woraus sich 55,97 Proc.
Bleioxyd = 0,092 ^ j Blei berechnen.
2) 0,178 Grm. gaben r
Blei = 0,005 1 u. .^ ^.o T> r»i •
m • j /^^/.« \ macht 55,62 Proc. Blei.
Bleioxyd =0,102 j '
120 Hadelichy
Das unzureichende Material gestattete nichts noch die
Bestimmung des Kohlenstoffi( und Wasserstoffs auszufiih-
ren, so dass noch diese Versuche wünscbenswertb sind;
eben so die Erzeugung eines Aethers; die durch Behand-
lung einer alkoholischen Auflösung der Harzsäure mit
trocknem själzsauren Gas nicht gelingt, vielleicht aber
durch Erhitzen dieses Bleisalzes in verschlossenen Glas-
röhren mit Jodäthyl sich erreichen lässt.
Nach Hlasiwetz^ Arbeiten ist die Guajakharzsäure
2weibasisch; und zu schreiben;
2HO,C40H24O6
doch wird es in Frage gestellt, ob sie nicht lieber
4HO,C40H22O4'
anzunehmen ist, da ein Bleisalz nach der Formel:
4PbO,C4<>H32 0* ^
55,95 Procent Blei enthalten muss.
Dass die Bleiverbindung bei 130® noch kein Wasser
verliert, lässt annehmen, dass es eine neutrale ist. Durch
Oxydation der Guajakharzsäure mittelst Salpetersäure er-
hält man keine Oxalsäure, welcher Umstand die Annahme
eines sauerstofiFreien Radicals
(C40H22)
befürworten würde. Die Arbeiten von Herrn Prof. Heintz
so wie des Herrn Dr. Krug unter des Ersteren Leitung
haben gezeigt, dass oft die Bleiverbindungen für die Fest-
stellung der Basicität der nichtflüchtigen organischen Säu-
ren entscheidend sind.
Braune MuUerlauge, von der Gewinnung der gua^ah-
harzsatiren Alkalien. Dieselbe ist noch stark alkalisch
und mischt sich in jedem Verhältniss mit Wasser und
Alkohol klar. Ich lief» dieselbe in einem Trockenraume
bei ca. 30<> etwas verdunsten, so dass sie die Consistenz
einer recht dicken Melasse annahm^ behandelte sie dann
mit absolutem Alkohol und erhielt: dadurch noch eine ge-
die BestandtheiU des Gttajakharzee, 121
ringe Abscfaeidung ron gaajakfaaresMireni Kali und eine
idare braune Flüssigkeit. Von letzterer durfte ich anneh-
men, dass sie entweder ganz oder fast frei von Ouajak-
liarzsäure sei^ da in absolutem Alkohol das Kalisalz der-
selben äusserst schwer löslich ist. In dieselbe leitete ich
getrocknete Kohlensäure so lange ein, bis nichts mehr
«bsorbirt wurde, wodurch sich das Kali fast ganz als koh-
lensaures oder doppelt -kohlensaures abschied. Die von
demselben getrennte Flüssigkeit 'dunstete ich im Dampf-
bade unter Zusatz Ton Wasser und ein wenig Chlorwas-
serstoffsäure ab, bis der Alkohol verjagt war und das
Harz sieh ausgeschieden hatte, welches dann durch Waschen
mit warmem Wasser vom anhängenden wenigen Chlorka-
lium befreit wurde und nach dem Erkalten eine spröde
braune Masse darstellte* Diese war zum grössten Theil
in Aether löslich, während ein hellbrauner Körper zu-
rückblieb; ich benutzte diese Eigenschaft, um so die
Harze zu trennen. Das in Aether unlösliche werde ich
weiter unten betrachten.
Die ätherische Tinctur veirsetzte ich mit etwas Kali-
lauge, welche sofort das gelöste Harz aufnahm, während
der farblose Aether über derselben stand ; diesen goss ich
ab, verdünnte die Kaliharzlösung mit Wasser und fällte
dieselbe mit essigsaurem Bleioxyd in 3 Portionen. Die
grünlichgrauen Niederschläge wurden ausgewaschen, in
Wasser vertheilt und durch Schwefelwasserstoff zersetzt.
Das entstandene Gemenge von Harz mit Schwefelblei
wurde getrocknet und mit Alkohol ausgezogen.
Durch die verschiedenen Manipulationen mussten
sicher etwa vorhandenes Gummi oder Guajacylsäure aus
diesem Harze entfernt sein und die drei ^ alkoholischen
Lösungen enthielten eine in Aether lösliche Harzsäure mit
Farbstoff verunreinigt. Durch frisch geglühte Thierkohle
Hessen sie sich nicht entfärben und wurden an ddr Luft
verübergehend bläugrün. Für die weitere Erörterung will
ich sie mit A. bezeichnen.
I
122 Haddich,
Bleiessig brachte in der Flüssigkeit^ welche von den
durch Bleizucker erhaltenen Niederschlägen abgelaufeiü
war; eine kleine Menge eines gelben Niederschlages her-
vor, der sich als eine Verbindung -des gelben Farbstoffes-
mit Bleioxyd erwies.
Es gelingt nicht mit Hülfe von doppelt- oder einfach-
kohlensauren Alkalien eine schärfere Scheidung der Be-
standtheile dieses Harzgemenges zu bewirken, als dies
mit Aether geschehen ist. Hat man eine Lösung des Ge-
menges in Ammoniak und leitet Kohlensäure hindurch^
so findet bald eine Ausscheidung von Harz statte aber
von Gemengen, indem die ersten Portionen aus viel von
der in Aether löslichen mit wenig von der andern, die
letzten aus wenig der löslichen und viel der anderen Sub-
stanz bestehen.
Wird Guajakharz gepulvert und mit Kalkmilch ge-
kocht, so wird ein grosser Theil des Farbstoffes ausgezo*
gen, die Guajakharzsäure kann dann noch unrein aus dem
getrockneten- Gemenge durch Alkohol ausgezogen werden,
und die beiden anderen harzigen Körper bleiben an Kalk
gebunden zurück. Einen solchen, von Guajakharzsäure
vollständig befreiten kalkhaltigen Rückstand löste ich in
Alkohol und Salzsäure auf, filtrirte in vieles Wasser und
wusch das ausgeschiedene Harz aus. Dann wurde es der-
selben Behandlung mit Aether, Bleizucker und Schwefel-
wasserstoff unterworfen, die oben beschrieben ist, und die
drei Harzlösungen, die ich erhielt, seien mit B. benannt.
B. hatte ganz dasselbe Ansehen und Verhalten wie
A. und beiden suchte ich auf verschiedene Weise die
reine Harzsäure zu entnehmen, und zwar
1) Durch partielle Fällung mit alkoholischer Lösung
von essi^gsaurem Bleioxyd und Zersetung des Nieder-
schlages durcb Schwefelwasserstoff.
2) Durch wiederholtes Behandeln , mit Thi^rkohle.
3) Durch Lösen des abgeschiedenen Harzes in Kali,
Abscheiden durch eingeleitete Kohlensäure und Aus-
waschen mit Wasser.
die Bestandtheile des Guajakharzes» 123
4) Endlioh durch Krystaliisiren aus Lösungen in Aether^
Alkohol und Essigsäure, so wie mit Hülfe der Dialyse
nach Graham.
Trotzdem gelang es nicht vollständig, den Farbstoff fort-
zuschaffen, auch krystallisirte die Substanz nicht, welche
ich nun der Kürze wegen Guajakonsäure nennen will.
Guajakonsäure. Sie stellt^ im feinvertheiiten Zustande
ein weissliches geruch- und geschmackloses Pulver dar,
während sie im dichten aus hellbräunlichen spröden Stü-
cken von muscheligem Bruch besteht. Sie schmilzt bei
95~100ö zu einer hellbräunlichen durchsichtigen Masse,
welche bei dem Erkalten im Platinschiffchen ein 'lebhaf-
tes knisterndes Geräusch, als Folge der ungleichen Zu-
sammenzrehung hervorbringt. Ob der Schmelzpunct nach
einmaligem Schmelzen höher gerückt ist, kann man des-
halb nicht entscheiden, weil die Substanz auch nach dem
Erkalten durchsichtig bleibt. Bei stärkerem Erhitzen in
einem Glasrohr erzeugen sich die oft schon erwähnten
öligen Destillationsproducte; hat die Luft Zutritt, so
verbrennt die Substanz mit leuchtender Flamme ohne
Rückstand.
Alkohol, Aether, Essigäther, Chloroform und Essig-
säure löden die Guajakonsäure sehr leicht, während sie
in Wasser, Benzin und Schwefelkohlenstoff ganz, resp. fast
ganz unlöslich ist. Die Lösungen in indifferenten Medien
röthen blaues Lackmuspapier nicht.
Die Guajakonsäure ist eine linksdrehende Substanz
und ihr specifisches Drehungsvermögen beträgt 32,33.
Die alkoholische Lösung enthielt 0,98 Procent, die
Länge der Säule war =24,7 Centimeter. Das specifische
Gewicht der Lösung bei 150 = o,83. Die beobachtete
Ablenkung = 6,5^ Links, also
6,5
a '= — ' — ^=^ 32,33.
0,098.2,47.0,83
Aas kohlensauren Alkalien wird von der schmelzenr
den Säur<Q die Kohlensäure ausgetrieben, die entstandenen
124 Hadelichf
Verbindungen sind unkryatallisirbar und in Wasser und
Alkohol leicht löslich^ werden aber in' diesen Lösungen
durch Kohlensäure wieder zersetzt.
Von essigsaurem Calcium-, Baryum-, Strontium- und
Bleioxyd; so wie basischessigsaurem Bleioxyd werden auB
der alkoholischen Lösung der Säure helle Niederschläge ge-
föllty die in den Fällungsmitteln etwas löslich sind. Essigsau-
res Kupferoxyd wird nicht getrübt^ Salpetersäure Silberoxyd
aber sogleich unter Bildung eines Metallspiegels reducirt.
Von Chlor, Brom, Jod, den Chloriden von Eisen, Gold
und Platin, von übermangansaurem Kali und von Man-
ganhyperoxyd wird die Lösung der Säure vorübergehend
gebläuet.
Rauchende Salpetersäure löst sie mit tief orangegel-
ber Farbe auf und mischt sich dann klar mit Wasser;
kocht man einige Zeit damit, so bildet sich Oxalsäure.
In concentrirter Schwefelsäure löst sich die Guajakonsäure
mit prachtvoll kirschrother Farbe auf, und bei dem Ver-
dünnen mit Wasser scheidet sich dann ein flockiger violet-
ter Niederschlag ab, welcher Sphwefel enthält. Durch
den verunreinigenden gelben Farbstoff enthält die Säure
auch etwas weniges Stickstoff, nämlich 0,8 Procent. Die
Bestimmung desselben wurde nach der Methode von Will
und Var rentrapp aus dem Bleisalze gemacht, weil sich
die freie Säure mit dem Natronkalk nur höchst unvoll-
kommen mischen lässt.
1) 0,342 Grm. Bleisalz, bei 130<> getrocknet, gaben:
0,013 Grm. Platin, entsprechend 0,63 Procent Stick-
stoff, für die freie Säure berechnet = 0,79 Procent.
2) 0,487 Grm. gatben = 0,019 Grm. Platin = 0,55
f^rocent Stickstoff, respective ==: 0,82 Procent in
der Säure.
Diese Verunreinigung mit dem Chromogene erschien
mir doch nicht so bedeutend, um weitere Analysen un-
nütz zu machen, welche doch einigermaässen einen Anhalt
geben können, bis es später gelungen sein ^rd, die Säu-
ren vielleicht krystatlisirt und chemisch rein ztt erhalten.
die Bestandtheüe des GuajaJcharzee. 120
Der StiekBtoff gebot natürlieh^ dass ich mich bei den Ver»
brenntingen vor Eile hütete. Ich fährte sie alle mittehl
GtHBf Sauerstoffiitrom und dem modificirten Apparate nach
Mulder aus*).
Letzterer^ welcher atatt des Liebig'schen Kugel*
apparates zum Auffimgen der Kohlensäure Uförmig gebo-
gene^ mit Katronkalk und Chlorcalcium getiillte Glasröh«
ren trägt, bietet die Vortheile, dass einestheils der Druck
ein sehr unbedeutender ist, wodurch etwaige kleine Un-
dichtheiten nicht zu grossen Fehlem erwachsen, so wie
andererseits, dass ein zu eiliger Gang der Analyse durch
Färbung der Schwefelsäure, welche man zur Regulirung
der Geschwindigkeit in einem Uförmigen Rohre einschal-
tet, sofort angezeigt wird. Die zu den nachstehenden
Analysen verwendete Guajakonsäure wurde bei 100^ ge-
trocknet und war nach verschiedenen Methoden gereinigt.
1) 0,179 Qrm. gaben 0,451 Grm. Kohlensäure und 0,110
Qrm. Wasser.
2) 0,232 Qrm. gaben 0,464 Grm. Kohlensäure und 0,140
Grm. Wasser. .
3) 0,358 Grm. gaben 0,908 Grm. Kohlensäure und 0,197
Grm. Wasser.
I. II. III. berechnet
C =68,71 = 11,45 68,96 = 11,49 69,16 = 11,52 38 = 228^69,51
H= 6,81= 6,81 6,70= 6,70 6,08= 6,08 20= 20= 6,09
0 =24,48= 3,06 24,34= 3,04 24,76= 3,09 10= 80 = 24,39
100 100 100 328. 100
woraus sich die empirische Formel:
ergiebt.
Die Bleisalze waren für die Analyse am besten geeig-
net ; ich stellte solche mit neutralem wie basisch-essigsau-
rem Bleioxyde dar.
GnajaJcomaures Bleioxyd, Eine alkoholische Lösung
der Säure wurde bei gewöhnlicher Temperatur mit einer
*) Zeitschrift für analytische Chemie von Dr. Remig. Fresenius
1. Heft. 1862.
126 Haddich,
solchen von essigsaurem Bleioxyde vermischt, so dass
erstere in die letztere gegossen wurde. Die über dem
grattlichweissen Niederschlage stehende Flüssigkeit ent-
hielt überschüssigen Bleizucker und reagirte sauer. Das
Salz wurde dann mit 'Alkohol und endlich mit Wasser
vollkommen ausgewaschen und rasch getrocknet. Es
hatten dann eine graugrünliche Farbe^ nahm, nachdem es
bei lOQO ein constantes Gewicht gezeigt hatte, auch nach
längerem Erhitzen bei 130<) nicht ab und hatte folgende
Zusammensetzung:
1) 0,345 Qrm. bei 1300 getrocknet gaben nach sehr
vorsichtigem Glühen in einem bedeckten Tiegel
Bleioxyd = 0,123 Qrm. \ woraus sich 37,39 Proc.
Blei = 0,015 „ \ Blei berechnen.
2) 0,397 Grm. gäben:
Bleioxyd = 0,136 Grm. j _ 3^^^^
Blei = 0,021 „ ) '
wovon das Mittel = 37,16 Procent Blei ist.
Ferner:
1) 0,367 Grm. gaben 0,567 Grm. Kohlensäure und 0,120
Grm. Wasser.
2) 0,328 Grm. gaben 0,507 Grm. Kohlensäure urfd 0,103
Grm. Wasser.
I. II. berechnet
C = 42,23 = 7,03 42,19 = 7,03 38 = 228 == 41,37
H= 3,63 = 3,63 3,48 = 3,48 20= 20=^ 3,63
0 = 16,98 = 2,12 17,17 = 2,14 12= 96 = 17,42
Pb = 37,16 = 0,35 37,16 = 0,35 2 = 207 = 37,58
100 100 551 100.
Wie ich schon weiter oben angeführt habe, sind die
Blei-, Kalk- und BarytverbindungQn etwas in dem über*
Bchüssigen Fällungsmittel löslich, und man kann sie dann
durch Vermischen dieser Flüssigkeiten mit viel Wasser als
fast weisse flockige Massen wieder abscheiden. Ein so er-
haltenes, mit Wasser vollkommen ausgewaschenes Product
die Bestandtheüe de$ Guajakharzes, 127
orkaDntc ich als ein Gemenge von dem neutralen Bleisalz-
mit Guajakonsäure^ welches 18 Proc. Blei enthielt Durch
schnelles Auswaschen mit Alkohol kann man ihm die bei-
gemengte Säure entziehen; geschieht dies aber langsam,
80 wirkt die Kohlensäure der Luft und das Salz zersetzt:
sich. Auch dieses Bleisalz verliert bei 1300 nicht mehr
Feuchtigkeit als bei 100^. Aus mehreren Bleibestimmun-
gen erhielt ich 36;93 Procent Blei als mittleres Resultat
Die Wägungen ergaben für Kohlensäure und Wasser:
1) 0,164 Grm. = 0,250 Grm. Kohlensäure und 0,056
Qrm, Wasser.
2) 0,170 Grm. = 0,257 Grm. Kohlensäure und 0,072 Grnv
Wasser, woraus sich weiter berechnet:
L ■ IL berechnet
C = 41,75 = 6,95 41,17 = 6,86 38 = 228 = 41,37
H= 3,79 = 3,79 4,70 = 4,70 20= 2Ö = 3,63
0=17,53 = 2,19 17,20 = 2,15 12= 96 = 17,42
Pb = 36,93 = 0,35 36,93 = 0,35 2 = 207 = 37,56
100 100 551 100.
Eine Bleiverbindung, welche genau auf dieselbe Weise
erhalten worden war, wie ich bei der Guajakharzsäure
dies beschrieben habe, nämlich durch Behandlung mit
basisch essigsaurem Bleioxyde, enthielt, bei 100^ getrock-
net, bedeutend mehr Blei, als das mit „Guajakonsaures
Bleioxyd" bezeichnete Salz.
1) 0,182 Grm. gaben:
Bleioxyd =: 0,085 Grm. j dies berechnet sich zu
Blei = 0,004 „ i 47,58 Procent Blei.
2) 0,122 Grm. gaben:
Bleioxyd = 0,051 Grm. » macht 46,94 Procent
Blei = 0,010 „ \ Blei.
Sie verlor gleichfalls, bei 130^ getrocknet, nichts mehr
an ihrem Gewicht.
Fasse' ich nun die Resultate dieser Analysen zusam-
men, so lässt sich vorläufig die Guajakonsäure mit der
138 Haddich,
meisten Wahrscheinlichkeit als eine 2ba6ische* Säure be*
trachten, in welcher man das 2atomige Radical
(C38H20O8)
annehmen müsste, also:
2 HO, C38 H20 0 10 = Guajakonsäure.
Die bei 100^ geschmolzene Säure, oder das Anhydrid =
C38H20O8,O2
und die neutralen Salze
= 2MO,C38H20 0io.
Aus dem Bleigefaait des zuletzt beschriebenen Salzes
könnte man zwar auch die Formel ableiten:
2PbO, C38 H190» = 3PbO, C^SH»^ 0% O»
und danach die Säure für 3basisch halten, indess die bei
der Analyse der freien Säure erhaltenen Zahlen würden
hierzu nicht stimmen.
Es bleibt also einem Anderen, dem die völlige Rein-
darstellung der Guajakonsäure gelingt, noch torbehalten,
diese Zweifel zu lösen. Diese Substanz macht ca. 70,35
Procent des Guajakharzes aus, und mit Mangel an Mate«
rial würde also nicht zu kämpfen sein, wohl aber noch
sehr mit der Beseitigung des Farbstoffes.
^'Harz, Der vierte, wichtige Bestandtheil des Gua*
jakharzes ist ein in Aether äusserst schwer löslicher Körper,
dessen Darstellung und Eigenschaften ich nun beschrei-
ben will. Ich will ihn zur kürzeren Fassung „ß-Harz**
nennen.
Nachdem ich aus den Harzgemengen, welche in der
braunen Mutterlauge gelöst waren und dann durch Säuren
abgeschieden wurden, durch Digestion mit Aether den
grössten Theil der Guajakonsäure entfernt hatte, unter-
warf ich dfe Rückstände einer weiteren Behandlung mit
Aether biB zur Erschöpfung im Mohr* sehen Extracttions»'
die Bestandtheile des Ouajakharzes. 129
apparate^ wobei ich zur Erreichung der nöthigen Porosität
die Substanz vorher mit Sand mischte. Das auf diese
Weise erhaltene Product wurde in Alkohol gelöst, mit \
frischgeglühter Thierkohle in der Wärme digerirt und
dann die durch Verjagung des Alkohols möglichst concen--
trirte Lösung in Aether gegossen. Dadurch schied sich
das ß-flarz als ein hellbrauner flockiger Niederschlag ab^
den ich durch mehrmalige Wiederholung dieses Proces-
aes zu reinigen suchte.
Darauf wurde wieder in Alkohol gelöst und durch
Vermischen mit Wasser ausgefällt^ mit Wasser ausgewa-
schen; auf einem Filter gesammelt und getrocknet.
Es ist dann ein rothbraunes geruch- und geschmack-
loses Pulver, welches, ohne unzersetzt flüchtig zu sein,
auf Platinblech mit leuchtender Flamme ohne Rückstand
verbrannte. Bei 2000 erst schmilzt es zu einer schwarz- .
braunen Masse und wird durch trockne Deistillation in
ölige Producte und Kohle zerlegt, indem sich auch weisse
Dämpfe von stechendem Geruch entwickeln. Die Sub-'
stanz enthält ebenfalls eine geringe Menge Stickstoff und
wird von Alkohol leicht mit brauner Farbe gelöst, ohne
dann eine Veränderung des blauen oder rothen Lackmus-
papiers hervorzurufen. Ebenso wird sie von Essigäther
und Essigsäure leicht aufgenommen, während sie in Was-
ser, Benzin, Aether, Schwefelkohlenstoff und Chloroform
unlöslich, resp. äusserst schwer löslich ist.
1) 0,193 Grm., bei 1000 getrocknet, gaben 0,479 Grm.
Kohlensäure und 0,101 Grm. Wasser.
2) 0,218 Grm. gaben 0,543 Grm. Kohlensäure und
0,114 Grm. Wasser, und daraus berechnen sich in
Procenten:
L IL berechnet oder berechnet .
0=67,68=11,28 67,93=11,32 28=168=68,29 40=240=67,41
H= 5.82= 5,82 5,81= 5,81 14=.14= 5,69 20= 20= 5,62
0=26,50= 3,31 26,26= 3,28 8= 64=26,01 12= 96=26,96
100 100 246 100 356 100.
Aroh. d. Phann. CLX V. Bd». 2. Hft 9
130 Haddich,
Die erstere empirische Formel:
C28H14 08
kommt zwar den Resultaten der Analysen näher, aber die
nahe Verwandtschaft der Substanz mit den Harzsäuren von
80 hohem Kohlenstofigehalt läöstdie Formel: G*0H20Oi2
wahrscheinlicher werden.
Die Substanz wird von Kali, Natron, Ammoniak leicht
zu grünlichbraunen Flüssigkeiten gelöst, aus denen sie
durch Säuren wieder abgeschieden wird; durch essigsau-
res Blei-, Kupfer-, Baryum- und Calci umoxyd wird ihre
alkoholische Lösung nicht gefällt, und Silber^alze werden
rasch von ihr reducirt. Eine Behandlung mit basisch-
essigsaurem Bleioxyde und Schwefelwasserstoff, wozu mir
aber das genügende Material und die Zeit fehlte, dürfte
wohl am ehesten zu ihrer Reinigung verhelfen. Von vie-
len oxydirenden Agentien wird das ß-Harz grün gefärbt
und verliert seine Farbe erst nach längerer Zeit wieder,
so namentlich von ein wenig rauchender Salpetersäure^
von Chlor, Brom, Jod und Eisenchlorid.
In viel rauchender Salpetersäure löst sich der Körper
mit rother, in viel concentrirter Schwefelsäure mit violetter
Farbe auf; erstere Lösung bleibt mit Wasser vermischt
klar, aus der andern scheidet sich ein schmutzig braun-
violetter flockiger Niederschlag ab.
Nach diesen hier angegebenen Erfahrungen lässt sich
noch gar nichts über die Natur dieses ß-Harzes sagen, und
können dieselben nur den weiter anzustellenden Versuchen
zur Grundlage dienen.
Es folge nun eine kurze Zusammenstellung des von
dem Guajakharze Bekannten.
Das Harz enthält in 100 Theilen:
Guajakharzsäure 10,50
QiugakoDsäure 70,35
ß-Harz 9,76
Gummi 3,70
Holztheile •. 2,57
In Wasser unlösliche fixe Bestandtheile 0,79
Guajacjlsäure, Chromogen und Verlust 2,33
100,00.
die Bestcmdtheäe des G.uajakharzes, 131
Weder das rohe Harz, noch irgend ein isolirier Be-
standtheil desselben lässt sich durch Behandlung mit Säu-
ren oder Basen in zwei Körper spalten; deren einer Zucker
ist; so dass ich der Behauptung von Kos mann*); dass
das gereinigte Harz (Guajacine Pelletier's) einQlucosid
sei und sich durch vierstündiges Kochen mit verdünnter
Schwefelsäure spalten lasse^ entschieden widersprechen rauss.
Die Producte der trocknen Destillation,
Aus der Guajacylsäure bei Gegenwart von starken
Basen :
Das Quajacen (Pelletier u. Deville) . . C1OH8O2
Aus dem Harze: Guajol (Völkel) .... C» H702
Guajacol (Völkel) CiSHöO*
Guajacyl Wasserstoff (Pelletier u. Deville) Ci^HöO*
Guajakbrandsäure (unverdorben) .... C^^HöO^
Pyroguajaksäure (Sobrero) C^SHöO*
Pyroguajacin (Ebermeyer) C^*H702
Aus der Guajakharzsäure:
Pyroguajacin (Hlasiwetz) ... '. . C38H2i05,HO.
Von diesen Formeln sind die von Völkel und Hl a-
siwetz mit Recht adoptirt worden, da diese Chemiker
durch die, in der neueren Zeit gemachten Fortschritte der
Wissenschaft und Technik sowohl die Darstellung, als
Analyse mit grösserer Genauigkeit ausführen konnten als
ihre Vorgänger.
In Beziehung zu der Guajakharzsäure:
C40H26O8
und zur Guajakonsäure
C38H22 012
würde sich das Pyroguajacin vielleicht später bringen lassen
C38 H22 06,
doch über das Wie wage ich nichts zu schreiben.
Das Pyroguajacin zeigt mit Schwefelsäure eine ähn-
liche Reaetion wie mein Chromogen, und es mögen wohl
*) Journal de Pharmacie et de Chimie 38, 22.
9*
1? 4\'\«
P»v.
i5fv
132 Will u. Körner^ zur Kenntniss der Bildung
diese beiden Körper auch sehr nahe verwandt sein*) und
auch der blauen Oxydationserscheinung des Guajikhar-
zes in etwas zu Qrunde liegen.
Schliesslich kann ich nicht umhin, dem Herrn Prof.
Dr. Heintz, welcher mir bei der Ausführung meiner
Versuche mit freundlichen Rathschlägen zur Seite gestan-
den hat; meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen.
Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium
der Universität Giessen.
Zur Eenntniss der Bfldnng des Senfök ans dem
Samen des schwarzen Senfs;
von
H. Will und W. Körner**).
Der Samen des schwarzen Senfs ist schop mehrfach
Gegenstand yon chemischen Untersuchungen gewesen,
welche den Zweck hatten, den Körper zu isoKren, aus
welchem durch freiwillige Zersetzung das im Senfsamen
II'' nicht fertig gebildete Senföl entsteht. Es war in hohem
Grade wahrscheinlich, dass diese Bildung des Senföls' in
analoger Weise statt finde, wie die des Bittermandelöls,
dajss mithin der schwarze Senf einen mit dem Amjgdalin
verwandten Körper, ein Glucosid nämlich, enthalte, eine
Vermuthung, die sich in der That auch bewahrheitet hat.
Die bis jetzt vorliegenden Versuche zur Isolirung des
Senföl gebenden Bestandtheils des schwarzen Senfs haben
im Wesentlichen zu den nachstehenden Ergebnissen ge-
führt
*) Annalen der Chemie und Pfaarmacie, Bd. 119, p. 226 ff.
**) Von den Herren VerfasBem als Separatabdruck aus den Annalen
der Chem. und Pharm. Bd. 125, Heft 3. (März 1863) an
H. Ludwig gesendet.
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 133
Boutron und Robiqaet*), wie auch Paurö**)/
wiesen zuerst nach, dass der Senfsamen kein ätherisches
Oei fertig gebildet enthält und dass Wasser zu seiner Bil*
düng erforderlich ist; sie mittelten femer die Ursachen
aus, durch welche die Entstehung des eigenthümlichen
Senfgeruchs verhindert wird.
Boutron und Fremy***) stellten dann aus schwar-
zem Senf einen dem Mandelemulsin entsprechenden (später
Myrosin genannten) Körper dar; sie fanden, dass derselbe,
mit dem geruchlosen wässerigen Auszuge des vorher mit
Alkohol behandelten Senfs zusammengebracht, die Bildung
von flüchtigem Oel bewirke. Simonf) vermuthete, das
Senföl entstehe durch Einwirkung von Myrosin auf das
von ihm aus dem Senfsamen gewonnene Sinapisin ;j^päteriff )
aber überzeugte er sich, dass letzteres keine solche Zer-
Setzung erleide.
Bussytft), der wie Boutron und Fremy von der
Ansicht ausging, dass die Bildung des Senföls der des
Bittermandelöls analog sei, isolirte zuerst die Verbindung,
welche unter Mitwirkung von Wasser und dem emulsin-
artigen Körper Senföl erzeugt. Dieselbe ist nach ihm eine
eigenthümlicbe, an Kali gebundene Säure, welche er
Myronsäure (acide myronique von [Aopov, Balsam) nannte.
Dem emulsinartigen Körper gab er den Namen Myrosin.
Das Kalisalz der Myronsäure wurde von ihm gewonnen
durch Ausziehen des bei 1000 getrockneten und von dem
fetten Oel durch scharfes Pressen befreiten Senfsamens
mit 85 procentigen Alkohol, zuerst kalt, dann bei 50 bis
60^. Die von dem alkoholischen Auszug abgepresste rück-
ständige Kleie wurde dann mit kaltem oder warmem Was-
ser extrahirt, die klare wässerige Lösung in gelinder
*) Joum. pharm. XVIL 294. •
**) Ebendaselbst XVII. 299; XXI. 464.
♦♦•) Ebendaselbst XXVI. 48, 112; Ann. d. Ch. u. Ph. XXXIV. 230.
t) Pogg. Ann. XUII. 651.
tt) Ebendaselbst LI. 383.
ttt) Joum. pharm. XXVI. 39; diese Annalen XXXIV. 223.
134 ■ Will u. Kömer, zur Kenntniss der Bildung
* Wärme zum Syrup verdampft und letzterer zur Entfer-
Bung sobleimiger Materien mit schwachem Alkohol behan-
ddt. Der eingeengte Auszug liefert beim Stehen Kry^
stall«, welche durch Waschen mit schwachem Weingeist
farblos werden. Bussy beschreibt das so gewonnene
Kalisalz als luftbeständige wasserhelle Krystalle, welche
beim Glühen schwefelsaures Kali hinterlassen. Die durch
Zersetzung des Kalisalzes mit Weinsäure oder des Baryt-
salzes mit verdünnter Schwefelsäure erhaltene Myronsäure
bildet einen in Wasser und Alkohol leicht löslichen unkry-
stallisirbaren Syrup, der mit Myrosin Senföl liefert und
dessen wässerige Lösung sich in der Siedhitze unter Schwe-
felwasser stoflfentwickelung zersetzt. Den bestimmten An-
giaben Bussy's über die Existenz des my ronsauren Kalis
schienen die Versuche einiger anderen Chemiker*) zu wider-
sprechen, welche sich vergeblich bemühten, nach dem Ver-
fahren von Bussy diese Verbindung aus dem Senfsamen
darzustellen.
Vor zwei Jahren, zu einer Zeit, in welcher wir uns
selbst schon mit der nun vorliegenden Untersuchung be-
schäftigten **), bestätigten Ludwig und Lang e***) zuerst
die Existenz "des myronsauren Kalis; sie fanden für das-
selbe die bezüglich des Wasserstoff- und Sauerstoffgehalts
unrichtige Formel KO, CSOH^öNS^Oiö, welche sie theore-
tisch in saures schwefligsaures Kali, KO, S^O*, Senföl,
C8H5NS2 und Krümelzucker C>2Hi4 O^^ zerlegten, obwohl
sie richtig beobachteten, dass das Salz bei der Gährung,
unter Abscheidung von Schwefel, in Senföl, Zucker und
schwefelsaures Kali zerfällt.
Wir gehen nun zur Mittheilung der von uns gewon-
nenen Resultate über, deren verspätete ausführliche Dar-
*) So von Simon (Pogg. Ann. LL 383), von Lepage (Journ.
cbim. m^d. XXIL 171) und von Thielau (Wittstein's Viertel-
jahrsschrifi; für praktische Pharmacie, VII, 161).
**) Vgl. die vorläufige Anzeige in Ann. d. Ch. u. Ph. CXIX. 376.
***) Zeitschr. för Pharm. UI. 430, 577.
des SenföU aus dem Samen des schwarzen Senfs, 135
legong ihre Erklärung einfach in dem Umstände findet^
dasB die Verarbeitung grösserer Mengen (mehrerer Centner)
Senfsamen einen beträchtlichen Zeitaufwand erfordert, so-
fem die Sicherheit des Erfolgs in der Darstellung des myron-
sauren Kalis von der Anwendung von Glas- oder Por-
cellangefässen und damit verhältnissmässig kleiner Men-
gen des Materials abhängig ist.
Das Verfahren, nach welchem wir das myronsaure
Kali darstellten, war, mit einer wesentlichen Modification
jedoch, das nämliche, welches von Bussy befolgt wurde.
Zwei Pfund des gepulverten (nicht entölten) schwarzen
Senfsamens werden in einem gläsernen Kolben mit 2^/2 '
bis 3 Pfund Weingeist von 80 bis 85 Voluraprocenten im
Wasserbade im Sieden erhalten, bis etwa ^j^ Pfund Wein-
geist übergegangen ist, dann heiss ausgepresst und die-
selbe Operation mit dem Rückstande noch einmal wieder-
holt. Der im Wasserbade scharf getrocknete und zerrie.
bene (660 bis 670 Grm. wiegende) Presskuchen wird nun
etwa 12 Stunden mit dem dreifachen Gewicht kalten destil-
lirten Wassers macerirt, der Auszug abgepresst und der
Rückstand noch einmal mit dem doppelten Gewicht Was-
ser etwa zwei Stunden behandelt. Die wässerigen Aus-
züge vermischt man mit einer kleinen Menge gut ausge-
waschenen, aufgeschlämmten kohlensauren Baryts und ver-
dampft sie im Wasserbade rasch zum Syrup. Versäumt
man den Zusatz des kohlensauren Baryts, so nimmt die
von Anfang an schon schwach saure Flüssigkeit beim Ver-
dampfen leicht eine stark saure Reaction an ; es tritt freie
Schwefelsäure auf und es ist dann nichts sicherer, als
dass man keine Spur myronsaures Kali erhält*).
*) Anfänglich bedienten wir uns zu demselben Zweck des neu-
tralen kohlensauren Bleioxyds, welches gleichzeitig eine Menge
fremder, unkrystallisirbarer Materien aus dem Auszug entfernt.
Unter Umständen, deren Vermeidung man nicht in der Hand
hat, tritt jedoch leicht die Bildung von Schwefelblei ein, was
selbstverständlich den Verlust des Salzes zur Folge hat.
136 Wül u, Körner, zur Kenntniss der Bildung
Der syrupartige Verdampfungsrückstand wird nun in
einem Kolben mit 3 bis 4 Pfund Weingeist- yon 85 Proc*
im Wasserbade zum Sieden erhitzt^ der gelbliche Auszug
abfiltrirt und die rückständige zähe Masse nochmals mit
2 -Pfund Weingeist in der Siedhitze behandelt. Die ver-
einigten weingeistigen Auszüge überlässt man in einem
bedeckten Gefässe 24 Stunden der RuhC; trennt dann den
gebildeten gelblichen Niederschlag durch eine neue Fil-
tration und destillirt von dem Filtrat den Weingeist im
Wasserbade ab. Die rückständige Flüssigkeit wird filtrirt
und auf flachen Tellern der Krystallisation überlassen.
Der so erhaltene gelbbraune Syrup erstarrt bei wärmerer
Jahreszeit schon nach 4 bis 5 Tagen, im Winter nach
8 Tagen zu einer aus harten kleinen Nadeln bestehenden
Krystallmasse. Man rührt dieselbe mit 75 procentigem
Weingeist zu einem dünnen Brei an^ presst denselben
zwischen feiner Leinwand stark aus undkrystallisirt den
fast weissen Kuchen so oft aus 84- bis. 90 procentigem
Weingeist um, bis die Krystalle . auch nach dem Trocknen
völlig weiss erscheinen^ Aus zwei Pfund Senfsamen erhält
man in dieser Weise (und insbesondere dann, wenn das
Verdarnpfen des wässerigen Auszugs nicht verzögert wird)
im Durchschnitt 5 bis 6 Grm. reines myronsaures Kali.
Die abfallenden Mutterlaugen enthalten zwar noch myron-
saures Kali, welches indessen nicht leicht in reiner Form
daraus zu gewinnen ist; man kann dieselben, wie wir imten
anführen werden, durch Ausfällung mit salpetersaurem
Silber zur Darstellung von Cyanallyl benutzen.
Das myronsaure Kali krystallisirt aus Weingeist in
kleinen weissen, wawellitartig gruppirten, seideglänzenden
Nadeln, die vollkommen geruchlos sind und kühlend bit-
ter schmecken. Das aus 'Wasser krystallisirtc Salz bildet
völlig durchsichtige, glasglänzende, kurze Säulen von rhom-
bischem Habitus. Es ist sehr leicht löslich in Wasser
(die warm gesättigte Lösung erstarrt beim Erkalten zur
Krystallmasse), schwer löslich in verdünntem Weingeist,
fast unlöslich in absolutem Alkohol, unlöslich in Aether,
des Senfdh aus dem Samen des schwarzen Senfs. 137
Benzol und Chloroform. Die Lösungen reagiren neutral;
sie zeigen keine Wirkung auf das polarisirte Licht. Das
aus Wasser wie aus Weingeist krystallisirte Salz verliert
bei 1000 nichts an Gewicht; es enthält kein Krystallwas-
ser. Die Analyse fährte zu nachstehenden Resultaten:
I. 0;4379 Grm. gaben 0^4721 Kohlensäure.
0,2928 Grm. gaben 0,1664 Platinsalmiak.
0,7852 Grm. gaben mit Salpetersäure oxydirt und
mit Chlorbaryum gefallt 0,8776 schwefelsauren
Baryt.
0,3651 Grm. gaben 0,070 schwefelsaures Kali.
IL 0,4725 Grm. gaben 0,5022 Kohlensäure und 0,1845
Wasser.
0,4474 Grm. gaben, nach dem Auflösen in Salpe-
tersäure, Uebersättigen mit kohlensauren Natron
und Schmelzen des Verdampfungsrückstandes
0,5225 schwefelsauren Baryt.
0,6078 Grm. gaben 0,1175 schwefelsaures Kali.
III. 0,7362 Grm. gaben 0,7929 Kohlensäure und 0,304
Wasser.
IV, 0,553 Grm. aus Wasser kxystallisirtes Salz gaben
0,5847 Kohlensäure und 0,2296 Wasser.
0,953 Grm. gaben 0,1113 schwefelsaures Kali.
Die procentische Zusammensetzung des Salzes ist
demnach :
L II. IIL IV.
Kohienstoff 29,17 28,8 29,2 28,83
Wasserstoff — 4,3 4,5 4,61
Stickstoff • 3,5 — — —
Schwefel 15,2 16,1 — —
Kalium 8,7 8,6 — 9,23.
«s berechnet sich hieraus die Formel C20H18NKS4O20,
welche verlangt:
in 100 Th.
C20 120 28,90
H18 18 4,34
N 14 3,37
K 39,2 9,43
S< 64 15,42
0» 160 » 38,54
415,2 100,00.
138 Wül u. Körner^ zur Kenntniss der Bildung
Auf den ersten Blick ersieht man, dass sich die vor-
stehende Formel zerlegen lässt in die
des Senföls C8 H5 N S2
des Zuckers C12H12 O12
und des sauren schwefelsauren Kalis U KS^ O^
C2»Hi8NKS4O20,
und in der That enthält das myronsaure Kali, wie sich
aus dem nachstehend beschriebenen Verhalten ergiebt,
die Elemente in einer Form, aus welcher die genannten
drei Verbindungen als Spaltungsproducte sehr leicht her-
vorgehen.
Vermischt man eine concentrirte wässerige Lösung von
myronsaurem Kali mit Weinsäure, so scheidet sich Weinstein
ab, dessen Menge auf Zusatz von 5 bis 6 Vol. absoluten
Alkohols sich bedeutend vermehrt. Das schwefelsäurefreie
Filtrat liefert nach dem Verdunsten des Alkohols durch
Digestion mit frisch gefälltem kohlensaurem Baryt eine
noch myronsaures Kali .enthaltende Lösung von myron-
saurem Baryt, aus welcher das letztere Salz nur schwierig
ganz rein erhalten werden kann. Es bildet leicht lösliche
durchsichtige tafelförmige Krystalle, deren wässerige Lösung
sich gegen salpetersaures Silberoxyd der Kaliumvgrbindung
analog verhält. Beim Trocknen werden die Krystalle
milchweiss und undurchsichtig, bei stärkerem Erhitzen
entwickeln sie Senföl unter Rücklassung von schwefelsau-
rem Baryt.
0,4432 Grm. des bei 100^ getrockneten Salzes ga-
ben 0,109 schwefelsauren Baryt, entsprechend
14,6 Proc. Baryum.
Die Formel C20Hi8NBaS4O20 verlangt 15,4 Proc.
Baryum. Die Baryumverbindung hat demnach die der
Kaliumverbindung entsprechende Zusammensetzung.
Die verdünnte wässerige Lösung des myronsauren
Kalis zersetzt sich in Berührung mit My rosin oder mit'
dem frisch berdteten liässerigen Auszug von weissem
Senfsamen in. kurzer Zeit. Di6 anfangs klare und voll-
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs, 139
kommen neutrale Flüssigkeit trübt Bicfa, nimmt eine stark
^töbure Reaction und den unverkennbaren Qeruch nach
Senföl an. Die Lösung enthält reichlich Schwefelsäure und
Zucker; die Trübung besteht aus einer, wahrscheinlich
aus dem Ferment gebildeten unlöslichen organischen Sub-
stanz und aus freiem Schwefel. Filtrirt man den sich
bildenden Niederschlag ab und behandelt ihn nach dem
Trocknen mit Schwefelkohlenstoff, so hinterlässt letzterer
beim Verduu$t^n den bei der Gährung abgeschiedenen
Schwefel. Wir kommen später auf diese, schon von Lud-
wig und Lange beobachtete Thatsache zurück, welche
jedenfalls beweist, dass ausser Zucker, Schwefelsäure und
Senföl noch ein viertes, schwefelfreies Gährungsproduct
entstehen muss. Emuisin oder ein Auszug von süssen
Mandeln, so wie Bierhefe oder Speichel bewirken die
Gährung des myronsauren Kalis nicht.
Erhitzt man myronsaures Kali mit wenig Barytwas-
ser bis zum Sieden, so entsteht sogleich ein Niederschlag
von schwefelsaurem Baryt, unter reichlicher Entwickelung
von Senföl. Vermischt man eine wässerige Lösung des
Salzes mit Barytwasser, so dass die Lösung alkalisch bleibt,
so bildet sich ebenfalls nach- kurzer Zeit ein weisser Nie-
derschlag, der nur oder fast nur aus schwefelsaurem Baryt
besteht. Derselbe erscheint rascher bei einem Ueberschuss
an Baryt oder bei gelindem Erwärmen. Er enthält, wie
aus der nachstehenden Bestimmung sich ergiebt, genau
die Hälfte des Schwefelgehalts des myronsauren Kali's.
0,517 Grm. Salz lieferten in dieser Weise 0,2941
schwefelsauren Baryt.
1,0962 Grm. gaben 0,620 schwefelsauren Baryt.
Auf 100 Th. myronsaures Kali entspricht dies 7,7 bis
7,8 Th. Schwefel, während dasselbe in der That 15,4 Proc.
■
enthält. Man ersieht hieraus auf das Bestimmteste, dass
das myrOnsaure Kali die eine Hälfte des Schwefels in der
Schwefelsäureform enthält. — Die vom schwefelsauren
Baryt abfiltrirte alkalische Lösung riecht nicht im Minde-
aten nach Senföl, und nach der Behandlung mit Kohlen-
140 Will u. Kömer, zur Kenntniss der Bildung
säure in ganz gelinder Wärme zeigt sie stets noch einen
Gehalt von Baryt. Bleizncker erzeugt dann, auf Zusatai
von Ammoniak, einen reichlichen weissen flockigen Nie-
derschlag, der sich sehr leicht in Essigsäure wieder löst.
Dieser Niederschlag schwärzt sich beim Erhitzen, ohne
Entwickelung von Senföl. Er ist veränderlich in seiner
Zusammensetzung und enthält ausser Schwefel und orga-
nischer Substanz über 70 Proc. Blei. Erwärmt man die
mit überschüssigem Barytwasser versetzte Lösung des
myronsauren Kalis einige Zeit; so finde); man in der vom
schwefelsauren Baryt abfiltrirten Lösung neben Schwefel-
baryum auch Zucker; gleichzeitig findet eine Entwicke-
lung von Ammoniak statt. Es ergiebt sich aus diesem
Verhalten, dass nach vorsichtiger Entfernung des Antheils
von Schwefel, welcher als Schwefelsäure in dem myron-
sauren Kali enthalten ist, der Rest der Elemente in der
Lösung noch in einer durch Bleisalze fallbaren, aber sehr
leicht veränderlichen Verbindungsform enthalten ist, welche
in neutraler Lösung leicht in Zucker undSenß)l, in alka-
lischer Lösung in Zucker, in Schwefelmetall und andere
Körper (wahrscheinlich Cyanallyl und dessen Umsetzungs-
producte) zerfallt.
Kalilauge von 1,28 spec. Gewicht erhitzt sich, mit
trockenem myronsauren Kali in Berührung, von selbst
bis zum Sieden, unter braunrother Färbung der Flüssig-
keit. Es entwickelt sich hierbei anfangs ganz entschieden
der Geruch nach Senfol, sodann auch nach Cyanallyl und
Ammoniak. Auf Zusatz von Wasser entsteht eine klare
braungelbe Lösung, in welcher Bleisalze einen braunrothen,
nach dem Sieden aber grauschwarzen Niederschlag erzeu-
gen. Die Lösung enthält neben Schwefelsäure auch
Zucker.
Mit Zink und Salzsäure in Berührung entwickelt das
myronsaure Kali anhaltend und ohne Anwendung von
Wärme Schwefelwasserstoff. In rauchender Salpetersäure
löst es sich zu einer farblosen Flüssigkeit, welche nach
dem Verdünnen Eisenoxydsalze nicht röthet, aber durch
des Senföls aus dem Samen des schtmrzen Senfs. 141
Ghlorbarjum reicblich gefällt wird. Beim Kochen von
myronsauretn Kali mit verdünnter Salzsäure entwickelt
sicli SchwefelwasserstofiP; dessen Bildung erst nach lange
iortgesetztem Sieden aufhört, Die Lösung enthält dann
Zucker und;*wie die nach8tehend.en Bestimmungen bewei-
sen, ein Ammoniaksalz und die Hälfte des Schwefelge-
halts der Verbindung als Schwefelsäure,
0;839 Qrm. Salz lieferten nach mehrtägiger Behand-
lung mit- Salzsäure und Ausfallung mit Chlorbaryum
0,4771 Qrm. schwefelsauren Baryt, entsprechend 7,8 Proc.
Schwefel. Das (barytfreie) Filtrat gab nach dem Ver-
dampfen und Erhitzen mit Kali ein Destillat, in welchem
Platinchlorid nach dem Uebersättigen mit Salzsäure, einen
orangegelbön Niederschlag erzeugte. Derselbe enthielt
43,3 Procent Platin; der Platinsalmiak enthält 44,3, das
Allylamindoppelsalz 39,2 Procent. Es ist hiermit darge-
than, dass 'der Stickstoff des myronsauren Kalis beim
Kochen mit Säuren in der Form von Ammoniak, nicht
von AUylamin, austritt.
Ein sehr merkwürdiges Verhalten zeigt das myron-
saure Kali zu schweren Metallsalzen, namentlich zu sal-
petersaurem Silberoxyd. Letzteres erzeugt in einer wässeri-
gen Lösung des myronsauren Kalis erst nach einigen Minu-
ten eine weisse Trübung, die sich nach und nach zu einem
käsigen Niederschlag vermehrt. Die Lösung nimmt hier-
bei eine stark saure Beaction von freier Salpetersäure
an. Der Niederschlag, welcher im Lichte sich schwärzt,
im Dunkeln sich aber ohne Veränderung auswaschen
lässt, entsteht noch bei sehr grosser Verdünnung; er ist
so gut wie unlöslich in Wasser. Sehr concentrirte Lösun-
gen des Kalisalzes werden durch salpetersaures Silberoxyd
kaum gefällt; Zusatz von Wasser bewirkt aber sogleich
die Ausscheidung der weissen Silberverbindung. Die vom
Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit reducirt reichlich Kupfer^
Oxyd in alkalischer Lösung; sie enthält also. Zucker.
Die im leeren Raum über Schwefelsäure getrocknete
142 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung
SiIbery0rbindung bildet dn blendend weisses Pulver. Si^
hat folgende Zusammensetzung:
0,5082 Grm. gaben 0,2158 Kohlensäure und 0,06öf>
Wasser.
0,2424 Grm. gaben 0,1677 Chlorsilber:
0,6340 Grm. gaben mit rauchender Salpetersäure
oxydirt 0,7283 schwefelsauren Baryt.
Es berechnet sich hieraus die Formel CöflSNAg^S^Oö,
welche verlangt:
In 100 Theilen:
berechnet gefanden
C8
48
11,67
11,57
H5
5
1,22
1,43
N
14
3,40
—
Ag2
216
52,55
• 52,08
S4
64
15,58
15,77
08
64
15,58
411 100,00.
Diese Verbindung entlfält demnach die Elemente des
Senföls und des neutralen schwefelsauren Silbersoxyds:
C8H5NAg2S4 08 = C4H5NS2 + S2Ag208.
Sie entsteht aus dem myronsauren Kali nach der
Gleichung:
C20H18KNS4O20 4- 2NAg06 == C8H5NAg2S408 4.
C12H12012 + NK06 + NH06
Das salpetersaure Silberoxyd bedingt eine Trennung
der Elemente des myronsauren Kalis in der Art^'dass die
Senföl- und Schwefelsäuregruppe mit Silber verbunden sich
unlöslich abscheiden, während die Zuckergruppe (neben
Salpetersäure und Salpeter) in der Lösung bleibt. Inder
That findet man auch, wie schon oben bemerkt, die letz-,
teren Körper in der von der Silberverbindung abfiltrirten
Lösung.
Die Silberverbindung zersetzt sich beim gelinden Er-
hitzen und lässt unter reichlicher Entwickelung von SenfÖl
(und wahrscheinlich von Cyanallyl) einen Rückstand von
Schwefelsilber und schwefelsaurem Silberoxyd. Eine ahn-
de$ 8enf^ aus dem Samen des eehwareen Senfe, 143
liehe Zersetzung erfolgt beim Sieden mit Wasser. Ebenso ent-
wickelt sich reichlich Senföl bei Digestion der Vet*bindnng
mit Chlorbarytlm und (wenn die Silberverbindung im Ueber-
schnss bleibt) auch mit Schwefelbaryum. Behandelt man
die Verbindung kalt mit verdünnter Salzsäure^ so bildet
sich Chlorsilber, ohne dass sich Senföl oder Schwefelwas-
serstoff entwickelt. Die vom Chlorsilber abfiltrirte Flüssig-
keit fUrbt sich nicht mit Eisenoxydsalzen und giebt auch
keine Reaction auf Blausäure, wohl aber enthält sie reich-
lich Schwefelsäure, und zwar, wie die folgende Bestim-
mung zeigt, zur Hälfte ihres Gehalts an Schwefel.
0,2424 Qrm. gaben durch Behandlung mit Salzsäure
und Fällen mit Chlorbaryum 0,1265 schwefelsauren Baryt,
entsprechend 7,2 Proc. Schwefel. Der Qesammtschwefel-
gehalt beträgt 15,5 Proc. — Auf das analoge Verhalten
der Verbindung zu Schwefelwasserstoff kommen wir unten
ausführlicher zurück.
In Wasser vertheilt zersetzt sich die Silberverbindung
in Berührung mit Zinkfeile schon in der Kälte unter reich-
licher EntWickelung von Senföl und Abscheidung von
schwarzem metallischem Silber. Die sauer reagirende
Lösung enthält schwefelsaures Zinkoxyd. Bei Einwirkung
von metallischem Quecksilber auf die in Wasser vertheiltn
Verbindung bildet sich kein Senföl. Unter Abscheidung
von Silber verwandelt sich die ursprüngliche weisse
Farbe des Niederschlags in gelbweiss und ohne Aenderung
der neutralen Reaction. Es entsteht offenbar die dem Sil-
bersalz entsprechende Quecksilbei*verbindung. Vermischt
man verdünnte Lösungen von myronsaurem Kali und sal-
petersaurem Quecksilberoxydul, so entsteht dieselbe äirect
als gelblichweisser, leicht veränderlicher Niederschlag,
der beim Erhitzen unter Entwickelung von Senföl zerfallt.
Durch Bleizucker wird eine Lösung von myronsau-
rem Kali erst auf Zusatz von Ammoniak gefällt. Der
gelblichweisse amorphe Niederschlag ist äusserst leicht
in Essigsäure löslich, in Wasser jedoch so schwer lös- • !
144 Will u. lOhmer, zur Kenntmss d. Bildung des Senföls etc.
lieh; dafis bei unvollkommener Fällung das Filtrat blei-
frei ist. '
«
Der nach einer Analyse 10^5 Pro£. Kohlenstoff^
1;65 Proc. Wasserstoff und 59,2 Proc. Blei enthaltende
Niederschlag besitzt keine der Silberverbindung ent-
sprechende Zusammensetzung; sofern er alle Elemente der
MyronsäurO; namentlich auch die der Zuckergruppe ent-
hält. Er ist ein basisches Salz; dessen Zusammensetzung
bezüglich des ßleigehalts nicht constant ist. Eine Lösung
von 1 Aeq. myronsaurem Kali bedurfte zur Ausfällung
mehr als 4 Aeq. neutrales essigsaures Bleioxyd. Zersetzt
man den Niederschlag mit Schwefelwasserstoff; so bildet
sich Schwefelblei; gemengt mit Schwefel; und die abfiltrirte
Lösung enthält freie Schwefelsäure; Zucker und auch
gährungsfähige Myronsäure.
(Fortsetzung folgt.)
145
II« Natiirgresehlchte und Pharma^
kognnosle.
Brasiliaiiisclie Indmtne-AussteUiuig.
Am 2. December 1861 wurde zum ersten Male in
Brasilien eine Industrie-Ausstellung eröfinet. Leider war
es mir nicht möglich, die Reise nach der Hauptstadt zu
unternehmen, um als Augenzeuge urtheilen zu können,
und kann meinen Bericht nur durch Uebersetzung aus
den Relationen der Ausstellungs-Commission entnehmen.
Wie sich denken lässt, konnte ein an Naturschätzen so
reiches LaÜd wie Brasilien; in allen Zweigen der Natur-
wissenschaften vielfach Interessantes liefern, welchen Theil
ich denn auch besonders zu meiner Arbeit auserlesen
habe.
Brasilien war in den grossen Industrie-Ausstellungen
von 1851 und 1855 nicht vertreten und wollte jetzt an
dem grossen Universal -Ausstellungsfeste von 1862 Theil
nehmen; um aber die zu sendenden Gegenstände richtig
zu beurtheilen, wurden in allen Provinzen besondere Aus-
stellungen veranstaltet, um dann im December 1861 in
Rio de Janeiro zu einer Qesammt- Ausstellung vereinigt
zu werden. Leider kam die Idee erst spät und die Be-
kanntmachung geschah erst im Monat Juli, um schon Mitte
Npvember die Sachen abzuliefern.
Die Ausstellung war 45 Tage geöffnet und wurde
von 50,739 Personen besucht. Die Zahl der Aussteller
belief sich auf folgende: Provinz Amazonas 76 Ausstel-
ler mit 990 Gegenständen, Prov. Bahia 53 Ausst. mit 104
Qegenst., Alagoas 37 Ausst. mit 340 Qegenst., Ceara 19
Ausst. mit 36 Qegenst., Espirito Santo 1 Ausst. mit 65
Arcfa. d. Phami. GLXV. Bds. 2. Hft. 10
< ■."
14G BrasüianiBche Industrie' Ausstellung.
QegeQBt, Goyaz 1 Ausst. mit 1 Gegenst.^ Matto- Grosso
1 Ausst. mit 1 Gegenst., Maranhao 1 Ausst. mit 3 Qegenst,
Minas Geraes 45 Ausst. mit 187 Gegenst., Para 76 Ausst
mit 924 Gegenst., Parahyba 1 Ausst. mit 59 Gegenst,
Parana 5 Ausst. mit 151 Gegenst.^ Pemambuco 44 Ausst.
mit 470 Gegenst.^ Pianhy 2 Ausst. mit 35 Gegenst, Rio
de Janeiro 732 Ausst. mit 5928 Gegenst, Rio Grande
de Norte 2 Ausst. mit 50 Gegenst, Rio Grande do Sul
42 Ausst. mit 263 Gegenst, S. Paulo 4 Ausst. mit 16
Gegenst.; Santa Catharina 3 Ausst. mit 44 Gegenst., Ser-
gipe 3 Ausst. mit 107 Gegenst.
Von diesen Gegenstanden sind 1495 Stück zur Lon-
doner Ausstellung ausgesucht; welche die Regierung auf
ihre Kosten dorthin versandte. Es wurden 488 Prämien
vertheilt: 9 goldene, 110 silberne und 130^ bronzene Me-
daillen; so wie 239 Belobungen.
Ein Land wie Brasilien, wo durch die Fruchtbarkeit
der Erde imd Begünstigung des Klimas der Mensch sich
ohne starke Arbeit das Kothwendigste verschaffen kann,
hält es schwer; dass die Industrie so schnelle Fortschritte
macht; besonders so lange die Arbeitskräfte und Zinsen
des Capitals einen so hohen Preis haben.
Die Provinzen Para und Amazonas, so enorm reich
an natürlichen Producten; exportiren nur Kautschuk und
Cacao, und es ist notorisch, dass fast gar kein Handel
zwischen diesen und den andern Provinzen existirt. Der
Handel mit Oelen allein würde diese Provinzen schon
bedeutend heben. Die Baumwolle, der Taback, Zucker-
rohr, Reis etc, vegetiren dort mit Leichtigkeit und Uep-
pigkeit; doch reicht der Ertrag kaum zum Consum der
Provinz auS; indem die ganze Aufmerksamkeit der ärmeren
Bevölkerung auf die Gewinnung des Kautschuks gerich-
tet ist; und wenn die Zeit dieser Arbeit vorbei, dann
besteht ihre Beschäftigung in Jagd und Fischfang, wie
bei den Eingebomen. Ebenso in der Provinz Ceara, wo
die ärmeren Bewohner einen Theil des Jahres den Kaut-
scbuk aus einem von Siphonia dastica verschiedenen
Brasüianüche Indttstrie- Ausstellung. 147
Bäume extrahiren^ and hat diese Provinz sowohl, als
auch Rio Orande de Norte noch den Vortheil, von der
Vorsehung mit der herrlichsten Gabe, der Camaubapalme,
gesegnet zu sein, so dass jetzt dieser Industriezweig des
vegetabilischen Wachses mehr als 200 Contos de Reis
(ca. 140,000 Thlr.) jährlich rentirt. Jede Provinz hat einen
oder zwei grosse Culturzweige adoptirt und vernachläs-
sigt fast jeden andern Zweig des Landbaues oder der
Industrie. Sie wenden nun die Arbeit und das Capital
auf einen dieser Artikel an^ und zwar so exclusiv, dass
sehr oft der Mangel an Nahrungsmitteln fühlbar wird,
welche sparsam, theuer und schlecht sind. Para und
Amazonas exportiren z. B. Kautschuk und Cacao ; Maran-
hao Baumwolle und Reis; Pemambuco Baumwolle und
Zucker; Parahyba und Rio grande de Norte Baumwolle
und kleine Mengen von Zucker; Bahia Baumwolle, Zucker
undTaback; Alagoas und Sergipe Zucker; Rio de Janeiro
und S. Paulo Kaffee und wenig Zucker; Parana Matte-
thee; Santa Catharina und Espirito Santo haben keinen
einzigen besonderen Artikel von grosser Bedeutung und
exportiren nur verschiedene Artikel für den Küstenhan-
del; Minas Oeraes versieht den Markt der Hauptstadt
mit Rindvieh, Schweinen und deren Producten, mit Käse
und Taback; Goyaz und Matte Grosso kämpfen mit der
Entfernung und Schwierigkeit des Transportes, so dass
ihre Exportation sich nur auf Gold und Diamanten be-
schränkt, so wie ein wenig Ipecacuanhaj Ceara und Rio
Grande do Sul, beide hauptsächlich zur Viehzucht geeig-
net, exportiren die Producte derselben, ohne einen Fabri-
kationszweig damit zu verbinden, und es scheint unglaub-
lich, dass ein Land, welches Millionen von Rindvieh züch-
tet, Butter und Käse von fremden Ländern importirt.
Die Eintheilung der Ausstellung geschah in 5 Grup-
pen, deren jede eine besondere Jury zur Beurtheilung
der Gegenstände hatte; da aber der Zweck dieses Be-
richtes nur ein kleiner Beitrag für's Archiv ist, so werde
ich nur die mannigfaltigen natürlichen Producte, welche
10*
146 BroBiUanische IndustrierAuesteUung.
den immensen Naturreichthum Brasiliens beweisen^ an-
fübren.
In der ersten Gruppe sind bemerkenswerth die aus
den Provinzen S. Paulo und Rio Grande do Sul ausge-
stellten und dort fabrieirten Weine, welche von der Arne"
ricana benannten Traube bereitet waren. Dieselbe ge-
deiht in Brasilien ausgezeichnet und giebt jährlich zwei
Ernte^n, so dass für die Weinproduction gute Aussicht
vorhanden ist. Der Geschmack des Weines schwankt
zwischen Madeira- und Halagawein.
Verschiedene hier cultivirte Theesorten, worunter
besonders ein Perlthee aus dem Bezirk Marianna, Prov.
Minas, welcher von sehr gutem Ärom und feinem Ge-
schmack. Der Divisionschef Abren brachte die ersten
Theepfianzen nach Brasilien, wo sie im botanischen Gar-
ten angepflanzt und später von dort nach der Provinz
S. Paulo versetzt wurden; derselbe verspricht schon in
kurzer Zeit ein lucrativer Handelsartikel zu werden.
Holzproben waren in so grosser Menge vorhanden,
dass man mit den Namen derselben einige Seiten füllen
könnte, wovon allein 300 Arten der herrlichsten Nutzhöl-
zer; leider fehlte allen die wissenschaftliche Benennung.
Kautschuk war in den verschiedensten Zuständen
und Formen repräsentirt.
Gewürznelken in Valenga, Prov. Rio de Janeiro cul-
tivirt, so wie cultivirte mexikanische Vanille von vorzüg-
licher Qualität, .und Vanille von Matto Grosso.
Cacao, besonders die am Rio Madeira etc. wachsende,
wo in der Regenzeit die Stämme lange Zeit fusstief un-
ter Wasser stehen, ohne das Geringste zu leiden.
Toncobohnen {Dipterix odorata), CwmarUy wovon manch-
mal an 10 bis 12 Centner jährlich aus den Wäldern nach
der Hauptstadt von Para gebracht werden, bis jetzt noch
nicht cultivirt.
Pickurim, Nectandra Puchury, Ptixiry, wovon der
Baum Igapö genannt wird. Die Früchte werden in der
Regenzeit gesammelt; das Pericarpium lässt man ver£M;i-
Brasüianütk^ Indiutrie* AtutUüung. 119
Ißjiy wäscht dann die Samen und trocknet dieeelben auf
einer Bastmatte in weiter Höhe über schwachem Feuer.
Man exportirte dayon im Jahre 1830 an 38,400 Pfund,
und im Jahre 1861 nur 1824 Pfund, wovon die Arroba
(32 Pfd.) für 7 Milreis verkauft wurde.
Quowanay von Pavttinia sorbilis bereitet, war in den
verschiedensten Formen von der Provinz Alto Amazonas,
besonders aus dem District Mauäs eingesandt, wo das-
selbe folgenderweise bereitet wird: Die noch nicht ganz
reifen Samen werden mit Hülfe des Wassers vom Peri-
carpium befreit, bei einem schwachen Feuer geröstet,
dann fein gestossen und mit ein wenig Wasser die nö-
thige Consistenz gegeben, um Stangen, Bröde, Figuren
u. s. w. davon zu formiren. Es wird nur wenig in der
Provinz consumirt, das meiste wird nach Para und Matte
Grosso exportirt und sehr gesucht von den Händlern aus
Bolivia, so dass öfters dasselbe gar nicht vom Innern
nach der Meeresküste gelangt. Im Jahre 1830 wurden
40 Arrobas und im Jahre 1860 200 Arrobas exportirt,
der Preis ist gewöhnlich für 32 Pfund = 30—32 Mil-
reis (1 Milreis = 22 Sgr.).
Aus den nördlichen Provinzen war femer noch eine
grosse Anzahl von brasilianischen Droguen eingesandt,
leider fehlt den meisten die wissenschaftliche Benennung,
z. B.
Area oder brasilianischer Salep, als Ersatz der Salep-
Wurzel; Castanhaa de macaco oder C. de .aeyra, essbare
Früchte; Casca de Marupay officinell; Carajuruy Farbe-
stoflf;
Pructoa de sabcmete. Ersetzt die Seife. Die Früchte
werden von den Hirschen als Lieblingsfutter sehr gesucht.
Azeitona brava. Ein grosser Baum, welcher in Menge
an den Ufern des S. Francisco wächst; die Früchte ge-
ben viele Procente eines ausgezeichneten Oeles.
Araelina oder Espelina. Die Wurzel der Pflanze wurde
vonDr. Faivre mit vielem Erfolg gegen hysterische und
nrervöse Leiden, so wie gegen Epilepsie angewandt. ^ Bei
150 Br(Milianische Industrie -AuBSteUung.
dem Volke gegen den Biss aller güFlägen Sdblmgeni mit
Ausnahme der Orotalu9 Cascarellaj in grossem Ruf. Man
giebt dieselbe in Pulver in der Dosis bis zu 18 Gran,
dreimal täglich^ progressiv steigend, indem man mit zwei
Gran anfangt.
Camapu. Eine zu den Solaneen -gehörende Pflanze.
Die Wurzel im Decoct, 1 Unze zu 1 Pfd. Wasser, alle
Stunden 1 Kelchglas ; ist von ausgezeichneter diuretischer
Wirkung und wird vielfach gegen Wassersucht angewandt.
Caua, Die Wurzelrinde des Baumes in Infusion von
1 Unze zu 1 Pfd. Wasser, stündlich ein Kelchglas als
Febrifugum. Das Decoct einer Unze Wurzel mit 6 Un-
zen Wasser' als Purgans; in. schwächerer Dosis« soll es
antiscorbutisch wirken.
Tipi. Die Pflanze gegen Syphilis und in der Pocken-
krankheit.
Barrigudinha, Wird benutzt als Emmenagogum und
Äntisyphiliticum .
Bordao de velho. Die Bohnen des Baumes sind aro-
matisch und werden als Wundmittel, so wie gegen Oph-
thalmien benutzt.
Mucunan. Schlingpflanze, wovon die Bohnen zur Zeit
der Hungersnoth als Nahrungsmittel benutzt werden.
Caruata da mala, die ganze Pflanze. Soll ein gutes
Wurmmittel sein.
Corisco. Die Wurzel des Strauches gegen Schlan-
genbiss.
Liga-liga, Die Wurzel des Strauches zerquetscht ist
ein balsamisches Wundmittel.
Coronha-criz. Die Bohne als Adstringens und Er-
satz der Galläpfel.
Mulungu, Die Rinde ist narkotisch, als Decoct äüs-
serlich und innerlich zur Beruhigung der rheumatischen
Schmerzen.
MuqamM, Die Wurzel wirkt diuretisch, ebenso zur
Heilung der Hernien. ^
Ortiga branca. Das Infusum der Blätter ist ein sehr
eneirgisches Diureticum.
Brasilianiache Induitrie-AttMtelltmg. 151
Perrichil. Eine Pflanze, welche auf den vom Meere
überschwemmten Landstrecken der nördlichen Provinzen
wächst und in der Asche 50 Proc. Soda enthalten soll.
Batala de teju oder tiu-asmi. Gutes Drasticum und
gegen Syphilis empfohlen.
Arvore de lacre. Aus der Rinde dieses Baumes soll
ein Harz fliessen, welches den Schellack ersetzt.
Mutamha-Rinde, Schleimig und leichtes Adstringens.
Der damit bereitete Syrup ist officinell gegen Brustaffeo-
tionen. Von Gnazuma vlmifolia L,
Patchotdy von Para, Die Wurzel giebt ein sehr
wohlriechendes Destillat.
Cipo cheiroso und Pipirioca^ so wie Curimbo, sämmt-
lich Schlingpflanzen^ welche als wohlriechende Räucher-
mittel benutzt werden.
Hiapua oder Mandioeca do mato. Aus der Wurzel
wird Stärkemehl bereitet.
Muirapiuma. Die Wurzel des Strauches ist ein gros-
ses Excitans und eins der energischesten Aphrodisiaca;
auch mit Erfolg gegen Lähmungen angewandt.
Caaixiu. Das Infusum der Blätter gegen Asthma.
Marupa-mtry, Das Infusum der Wurzel des Strau-
ches gegen Diarrhöe.
Marapuy, Die Rinde dieses Strauches ist ein aus-
gezeichnetes beruhigendes Mittel; gegen Erbrechen und
chronische Diarrhöen. Die frische Rinde als Wundmittel.
Caferana, (Tachia guyanensis). Die Wurzelrinde des
Baumes ist eines der besten Mittel gegen intermittirende
Fieber.
Gapuy, Wurzel eines Strauches. Man macerirt die-
selbe mit Wasser und vermischt das sich absetzende Pul-
ver mit reinem Wasser gegen Opihalmien.
Jurupary-pirera. Die Rinde des Baumes als Räu-
cherung gegen Kopfschmerz:
Parica-angico. Die Infusion der Rinde und Knospen
als mächtiges Auflösungsmittel.
Mulungti-mery, auch Guandu oder Tento. Die Samen
152 BrtMÜiamäehe Industrie' AusiteUung.
dieser Schlii^flaiKse w^den scharf getrocknet, gepulvert^
vad mit Wasser vermiseht, äusserlicb gegen Augenent-
zündungen angewandt.
OipO'CcUinga. Schlingpflanze, womit die Indianer die
Arzneitränke würzen.
Baiata meiru. Die Knolle wird nicht allein als Nah*
rungsmittely sondern auch zur Heilung der OpiJa^ao {(Mo-
roeis tropic.) benutzt.
Brandcio. Die Wurzel als Abführmittel und gegent
Syphilis.
Rabo de tatu. Die Zwiebel einer Parasitpflanze (wohl
Amaryllis), von welcher ein excellenter vegetabilischer
Leim bereitet wird; ebenso die Pacova patdistan.
Broma. Das Kraut als purgirender und reinigender
Thee.
Camaasum. Der Thee der ]Blätter gegen Kolik-^
schmerzen.
Cruapd. Die Wurzel dieser Schlingpflanze als Em-
menagogum.
CacuhinL, Die Wurzel und Binde des Baumes gegen
rheumatische Schmerzen und gegen Syphilis.
Catota. Eine mit Stacheln besetzte Schlingpflanze,,
deren Früchte gegen Magenschmerzen benutzt werden.
Cipo-embe-curuba, Die Wurzel der Schlingpflanze ist
aromatisch; ebenso die von Cipo-embe-molle,
Gito, Die Frucht, Rinde und Wurzel dieses Bau-
mes sind drastisch.
Oerico. Pflanze, welche auf den Steinen der Flüsse
wächst ; gegen Asthma, so wie ein Diureticum und Febri-
fugum; 1/2 Unze zu 1 Pfd. Infusum. Tassenweise.
Japaranduba, Die Rinde dieses Baumes wird gegen
rheumatische Schmerzen angewendet.
Tapojava. Gegen bösartige Fieber und Harnbe-
schwerden.
Von den Bastpflanzen sind die bemerkenswerthesten
von den Bäumen Turyj Castanha de Maranhao^ üasaima
und den Palmen Tucum und Muriti, so wie besonders«
■.■•"•
Ind^$trie'Äu9iiMung. 153
yfim Caraua. Die PflanxenwoDe liefemden Bäume sind
m grosser Menge angefakrt, doch kein einnger mit dem
wissenschaftlichen Namen, aasser den in meiner Samm-
lang befindlichen, worauf ich sp&ter sorückkommen werde.
Interessant rnnd unstreitig
die fetten Oele und Balsame.
Aus8^ den schon bekannten Oelen von Elaei» guya-
nenne = Oleo de dende und von Cbcos nucifera = Azeite
de coeoy waren folgende bemerkenswerth :
Oleo de andiroba. Carapa guyanensis. Mdiixceae.
Dieser Baum ist in Para sehr häufig. Das aus den Früch-
ten gewonnene Oel ist ausserordentlich bitter, von gelb-
licher Farbe und eigenthümlichem Geruch. Giebt von
allen Oelen das vorzüglichste Licht. In der Heilkunde
wird es nur äusserlich angewandt, mit gutem Ehrfolg be-
sonders gegen Infarcten der Leber und Milz, so wie auf
gefahrliche Wunden, um den Tetanus zu verhüten, wo
es ganz heiss applicirt wird.
OUo de a$8ahy. Aus den Früchten von Eiiterpe ole-
racea. Ist von dunkelgrüner Farbe und schwach bitte-
rem Geschmack.
OUo de bacaba. Oenocarpus bacaba. Von hellgrüner
Farbe und ersetzt im Haushalte das Olivenöl.
Oleo de castanha* Aus den Samen von Bettholletia
excdsa. Von hellgelber Farbe und hat den eigenthüm-
lichen Geschmack des Samens (der Paranuss); frisch. er-
setzt es das beste Olivenöl, wird aber sehr leicht ranzig.
OUo de cumaru. (Pichuryöl; Tonkabohnenöl). Aus
den Bohnen von Dipterix odorata. Hellgelbes Oel von
starkem, angenehmem Geruch. In der Heil Wissenschaft
wird es gegen Ozaena und Mundulcerationen benutzt.
Oleo de jubatu Sagus taedigera. Durch Auspressen
der Fruchtpulpe gewonnen. Das Oel ist von rother Farbe
und sehr bitterem Geschmack.
OUo de mncaja. Aus der Frucht von Ocrocomia
acUrocarpa. Ein festes, gelbgefarbtes Oel ; wird im Haus-
halte benutzt.
1 54 Bragilicmische Industrie - Ausstellung.
Oleo de pataua, Oenocarpus pcitaua s, 0. disHchius.
Durch Kochen der zerkleinerten Nüsse erhalten ; ist hell-
gelb, durchscheinend und fast geruchlos. Wird als Er-
satz des Provenceröls in der Küche benutzt.
Oleo de piquia, Caryocarpus brasiliensis. Aus der
Fruchtpulpe durch Pressung gewonnen. Bildet ein festes,
weisses Oel, von eigenthümlichem Fruchtgeschmack.
Oleo de Seringa. Siphonia elastica. . Aus den Samen
des Kautschukbaumes durch Auspressen erhalten; bildet
ein bräunliches; klares, fast wie alter Portwein aussehen-
des Oel ; trocknet nicht so schnell als Leinöl und könnte
mit Vortheil zur Typographie benutzt werden.
Oleo de Macucu. Aus den Früchten des Macucu-
baumes durch Kochen extrahirt. . Wird zum Bemalen der
Cuias benutzt.
Balsame.
Oleo de humiri. Humirium hcdsamiferum. Durch In-
cision der Rinde freiwillig ausfliessend. Ein klares, trans-
parentes, sehr angenehm aromatisch riechendes Fluidum.
Wird zur Heilung der Metrorrhagien angewandt, so wie
auch vielfach in der Parfümerie benutzt.
Oleo de Jacare. Colophyllum hrasiliensis. Dieser Baum
wächst in Alto Amazonas in grosser Menge, wo der Bal-
sam durch Incision sehr reichlich ausfliesst; ist von dun-
kelgrüner, fast schwarzer Farbe und besitzt einen star-
ken, unangenehmen Geruch; wird statt Theer zum Kal-
fatern der Kähne benutzt.
Oleo de Tamaquare. Durch Verwundung der Rinde
eines grossen ürwaldbaumes. Das Volk wendet diesen
Balsam mit gutem Erfolg äusserlich gegen Herpes, Pso-
riasis und rheumatische Schmerzen an.
Die natürlichen Emulsionen, sogenannten MilcbsäftCi
welche die Brasilianer Leite oder Seiväs leitosas nennen,
waren in ziemlicher Anzahl repräsentirt, z. B.
Leite de assacu oder uacacu. Hura hrasüiensis. Ein
kolossaler Baum, welcher in Para sehr häufig ist. Die
Milch wird durch Einschnitte erhalten, ist etwas consi-
Brcunlianische Industrie 'Aiiastellung. 155
Stent und yon weisslicher Farbe. Sie wirkt irritirend,
auf die Haut applicirt selbst Ulcerationen verursachend;
innerlich in grösserer Dosis von tödtlicher Wirkung, in
kleiner Dosis tropfenweise wirkt sie brechenerregend und
drastisch, so wie auch anthelmintisph. Die Fischer be-
nutzen dieselbe, so wie noch öfter die frische zerstossene
Kinde zur Betäubung der Fische, welches aber von der
Behörde verboten ist.
Leite de borracha oder seringa. Siphonia elasHca, —
Kautschukmilch. Dieselbe ist dünnflüssig, schneeweiss.
Man benutzt dieselbe in den nördlichen Provinzen bei
Behandlung der Brüche und verschiedener Drüsenaffec-
tionen, so wie als Pflaster gegen Oicht.
Leite de pepina do mato, Amhelania, Ein kleiner,
in den nördlichen Provinzen sehr häufig wachsender Baum.
Wird innerlich als Calmans, äusserlich gegen Glieder-
schmerzen in gleicher Eigenschaft angewandt, uud besitzt
beim Volke den Ruf eines Specificums gegen Dysenterie.
Leite de sucuba. Plumeria phagadaenica. Wird in-
nerlich in der Dosis von ^2 ^^^ ^ Drachme mit Kaffee
oder Ricinusöl gegen Würmer gegeben; als topisches
Heilmittel gegen Hautaffectionen und Warzen^ so wie als
Pflaster gegen Gelenkrheumatismus.
Leite de magaranduba. Achras paraensis. Die Milch
ist weiss und coagulirt in 24 bis 30 Stunden, wo sie
dann grosse Äehnlichkeit mit Gutta percha besitzt, selbst
in ihren Eigenschaften. Der Genuss der Milch, selbst in
«ehr verdünntem Zustande, verursacht Diarrhöe.
Leite de murure oder Mercurio vegetal. Ein zu den
Kubiaceen gehörendes Gewächs. Die etwas röthlich ge«
färbte Milch ist ein actives Stimulans, welches auf das
Muscular-und Nervensystem sehr energisch einwirkt und
Kuf als Aphrodisiacum, doch besonders als antisyphiliti-
sches Heilmittel hat. Die Wirkung nach Genuss dersel-
ben ist eine copiöse Diaphorese, zuweilen mit wässerigen
Evacuationen und vielen Schmerzen an der Wirbelsäule
entlang, so wie in allen Muskeln und Articulationen.
166 Brasilianüeh^ Industrie' Au$8kllimg,
Leite de murupica. Extrabirt aus einem kleinen
Baume. Dieselbe wird in Cameta mit grossem £rfo%
als Gegengift bei Verletzungen mit den giftigen Stacheln
des Kochens, femer zur Heilung von Wunden und Drü'^
senverhärtungen angewandt.
Leite de sorva. Von einer Pflanze, wahrscheinlich
einer Asclepiadeef abstammend. Wird von den Indianern
am Bio Negro vielfach als Kitt benutzt.
Leite de Quaximduba. Ein ausgezeichnetes Anthel*
minticum.
Leite de Ume^y, Ein aromatisch riechender Milchsaft.
Femer noch Milch von Amapa^ Caimbe, Jacare^fiba,
Bacury, Jacataca und Muiratinga.
Von den ätherischen Oelen war bismerkenswerth
das Oleum saseafraz von Nectandra cymbarum. Ist
vOn gelber Farbe, sehr angenehmem, intensiv aromati-
schem, schwach fenchelartigem Geruch. Von anfänglich*
sdsslichem, später scharfem Geschmack; hat 1,094 spec»
Gewicht. Mit Salpetersäure sich schön roth färbend ;
durch Alkalien keine Veränderung. In der Heilkunde
gegen Rheumatismus angewandt.
Harze und Gummata.
Resina de almecega. Pistacia lentiecus. Aus Amazonas,
Ceara und Rio Grande do Sul. Ein gelbliches, etwas
zähes Harz von schwachem Geruch.
Resina de angico. Pitecolobium. Gegen Lungen-
krankheiten und Heiserkeit, besonders ein davon berei-
teter Syrup gegen Haemoptisia.
Benjoim, Benzoes, Von einem Baume Styrax. Das-
selbe soll in jeder Hinsicht die officinelle Benzoe ersetzen»
Das schon vielfach bekannte Jatobaharz, der brasi-
lianische Copal von Hymenaea, war in verschiedenen
Sorten vorhanden.
Breo de Anani, Von einem grossen Baume, welcher
vielfach an den Ufern der Flüsse in der Provinz Alto
Amazonas wächst; 1 Arroba (32 Pfund) wird für circa
BramUaniMche Indußhrie-Auagtdlung. 157
t^^ Thir. verkauft. DaaHarz wird, nachdem es aus dem
Bftttme geflossen, mit dem Safte der Blätter von Batota^
«iner Convolyulacee, gemisefat, damit es zäher und nicht
brüchig wird, wo es dann die meiste Anwendung zum
Kalfatern der Kähne findet. Wird auch gerühmt als
Bäucherung gegen Kopfschmerzen.
Breo de aapo oder Cunauaru-icica, Den dieses Harz
liefernden Baum findet man nur in- Sümpfen. Wird als
Bäucherung gegen Kopfschmerzen benutzt.
Renna de Jauara-icica. Ein etwas zähes, dunkel-
farbiges, durchscheinendes Harz, von starkem Geruch.
Wird statt Pech benutzt.
Eesina de lacre. Von dem Baume gleichen Namens;
ist gelblichweiss, ein wenig zähe, geruch- und geschmack-
los. Man benutzt dasselbe zur Bereitung des Siegellacks.
Breo branco. Weisses, etwas zähes Harz von schwär
chem Geruch und scharfem Geschmack; mit dem Oele
Ton Andiroba wird ein Pflaster bereitet, welches als Em-
plaatrum maturans officinell ist
Meine Sammlung, welche aus den verschiedensten
brasilianischen Naturproducten und daraus erzielten ana-
lytischen Producten bestand, habe ich in einem kleinen
Werke in portugiesischer Sprache publicirt und werde
dasselbe in deutscher Sprache als Fortsetzung dieses Auf-
satzes senden.
Die mineralogische Sammlung zeigte den 'ungeheu-
ren Reichthum Brasiliens und waren so zu sagen sämmt-
licfae mineralogische Erzeugnisse der Welt vertreten, z. B.
aus der Provinz Minas Geraes: Eisenalaun, Schwefel-
antimon von Ouro Preto, Anthracit, Aragonit von Morro
velho, Arsenik von Ouro Preto, Asbest von Caethä, Be-
ryll, Wismuth von S.Miguel und körniges Wismuthoxyd
von Rio de Pedras, Zinnober von Corrego Trepuy, kohlen-
saures Bleioxyd von Melancias, Chromblei von Goiabeira,
Kobalt aus Antonio Pereira, kohlensaures Kupferoxyd mit
Galenum in Melancias, Cymophan von Itabira do Campo,
Cyanit von Ouro Preto, Schwefel von Antonio Pereira,
158 Brdsüianische Industrie 'Ausstellung.
Smaragde von Minas Novas, kömiges Zinnoxyd von Bio
das VeihaSy Euklas yon Cachambu^ Eisenerze der ver-
schiedensten Art; wovon bekanntlich die Provinz einen
enormen Reichthum besitzt; Granaten von Parahybua^
Graphit von Barreiras, Amethyste^ Jaspis von Sabara,
Limonit von Antonio Pereira^ Salpeter von Tamandaa und
von Piomby und Diamantina, Bleierz, schwefelsaures
Eisenoxydul, Titan von Corrego Mangala, Topase von Ita-
biradoUampo, Turmalinevon Cachoura do Campo, Gold-
erze von den verschiedensten Orten.
Aus der Provinz Bahia: Eisenalaun von Jequitin-
honha^ rothen Marmor von Ilheos, Pyrolusit von Nazareth.
Aus der Provinz Ceara: Kohlensaures Natron von
Serra grande, Kreide von Crato, Kaolin von Batateira,
bituminöser Kalkschiefer von Serra de Araripe.
Aus der Provinz Maranhao : Hydraulischer Kalk von
Ajucum, Kreide von Grajahu, bituminöser Thonschiefer
von Chapada.
Aus der Provinz Mato Grosso : Kohlensaures Kupfer-
erz von Jouru,
Aus der Provinz Parana: Jade von Guarapuava.
Aus der Provinz S. Paulo: Anthracit von Itapeti-
ninga^ Steinkohle ebendaher, Magneteisen von Ipanema,
bituminöser Schie&r von Pirapora.
Aus der Provinz Rio Grande do Norte : Magneteisen
von Oppodi, Kreide von Natal.
Aus der Provinz Rio de Janeiro: Kalksteine von
Cantagallo etc., Kaolin von Nitheroy, Marmor von der
Parahyba-Campos.
Aus der Provinz Santa Catharina: Steinkohle von
Arroio das Palmeiras^ von Passa Dous und von Laguna,
bituminöser Schiefer von Morro di Taio und S. Gabriel^
schwefelsaures Natron von Itajahy.
Aus der Provinz S.Pedro: Agate von RioPardo und
von Pirapo, Barytina von CaQapava, Basalt von Serra do
Roque, Steinkohlen von Capellinha de Campane, Curral
Alto, Herval, Sandy, Serra do Roque und aus der Mine
von Ricardo, kohlensaures Kupfererz von Curral Alto.
(Fortsetzung folgt)
Cantagallo, im Februar 1863. Theodor PeckoU,
159
111. nionatsberleht«
QtaBtitatife BfstiHHUg der Starke«
Man digerirt die starkem ehihaltige Substanz, nach-
dem man sie vorher getrocknet hat, mit einer alkoholi-
schen Kalilösong bei 110^^ welche man durch Auflösen
von 5— 6Th. festen Kalihydrats in 94— 95 Th. • möglichst
absoluten Alkohols bereitet. Die Digestion geschieht ent-
weder in zugeschmolzenen Qlasröhren oder in einem luft-
dicht verschliessbaren Gelasse aus Silber; sie dauert 18 bis
30 Stunden. Auf 2—3 Grm. der getrockneten Substanz
nimmt man 25—30 Grm. Kalilösung; durch diese Opera-
tion gelangen nach und nach alle Proteinsubstanzen in
eine in Alkohol oder Wasser lösliche Verbindungsform,
gleichzeitig werden alle Fette verseift und eben so wie
der Zucker, das Dextrin etc. in einen Zustand versetzt,
dass sie sich nachher leicht durch Wasser oder Akohol
auswaschen lassen. Endlich geht auch ein Theil der in
den Pflanzensubstanzen enthaltenen mineralischen Säuren
in die Lösung über. Die Stärkemehlkömer erfahren hier-
bei weder qualitativ noch quantitativ eine Veränderung.
Dasselbe gilt von der Cellulose und einigen anderen Stof-
fen, (Cuticularsubstanz, Schleim, einige Salze, Kork etc.),
das Ganze aber ist in einen solchen Zustand der Auflocke-
rung versetzt, dass die weiter anzuwendenden Agentien
leicht und schnell zur Wirkung gelangen. Nachdem die
Digestion vollendet ist, filtrirt man. Enthalten die Pflan-
zenstofle viel Oel, so wird heiss flltrirt, dann mit heissem
absoluten Alkohol, später mit kaltem gewöhnlichen Spiritus
und endlich mit kaltem destillirten Wasser ausgewaschen,
bis dieses nichts mehr auflöst. Bei schleimfaaltigen Samen
fügt man dem Auswaschwasser 8 — 10 Proc. Weingeist
hinzu. Der getrocknete Rückstand auf dem Filter wird
entweder mit einer öprocentigen wässerigen Salzsäure
erhitzt oder mit einem concentrirten Malzauszuge bei
56^ digerirt, bis alle Stärke in Zucker umgewandelt ist.
In beiden Fällen braucht man den gut ausgewaschenen
160 Stärke in unreifen Früchten»
Rückstand nar zu wägen und den Verlust als Stärke zu
berechnen. Den kleinen Fehler; welchen man bei Anwen-
dung von Salzsäure dadurch begeht; und dies gleich-
zeitig etwas von den noch vorhandenen mineralischen Sub-
stanzen auflöst; kann man vernachlässigen; oder man dun-
stet den zuckerhaltigen Auszug eiu; verbrennt im Platin-
schälchen und bestimmt die Asche. Bei Anwendung von
Malzauszug wird nur die Stärke gelöst. Will man die
Differenzbestimraung umgehen und den Stärkegehalt aus
dem gebildeten Zucker entweder durch Reduction mittelst
Kupferoxyds oder durch Gäfarung bestimmen; so muss
natürlich Salzsäure (Schwefelsäure oder Oxalsäure) ange-
wendet werden. Bei schleimigen Substanzen wendet man
zur Ausziehung des Stärkmehls eine concentrirte Koch-
salzlösung» an, der man etwas Salzsäure zusetzt ; das darauf
vorzunehmende Auswaschen geschieht mit weingeisthalti-
^em Wasser. Nach dieser Methode hat Drag endo rff
folgende Bestimmung ausgeführt.
A. Verlust beim Trocknen. B. Verlust bei der Be-
handlung mit alkoholischer Kalilösung. C.Stärke. D. Cellu«
loso; Kork; Ljgniu; Cuticuk; Schleim und Mineralstoffe«
A. B. C. D.
Weizen 13,2 18,7 59,5 8,6
Weizenmehl , 15,8 12,6 68,7 2,9
Roggen 11,0 23,2 59,7 6,1
Hafer 11,9 22,1 46,6 20,4
Gerste 11,5 23,5 57,5 7,5
Thimothesamen 12,6 29,9 45,0 12,5
Reis (geschält) 13,3 17,1 61,7 7,9
Erbsen 5,0 34,2 37,3 23,5
Bohnen (weisse) 16,7 45,1 33,0 5,2
Kleesamen 10,8 60,0 10,8 18,4
Leinsamen 7,6 46,1 23,4 22,9
Senfsamen 8,5 51,5 9,9 30,5
Rapssamen 5,8 63,5 8,6 21,1
Teltower Rüben, trockene Substanz — 79,8 9,5 10,4
Kartoffeln, trockene Substanz — 31,6 62,5 5,9
{Pharm. Zeitschrift Russland, 1862. — Chem. Centrbl. 1862.
Nr. 33.) B.
lieber die Starke in unreifeii Froehteii«
Die vielfache Annahme^ dass man in den unreifen
Früchten durch unsere bekannten Mittel; das Jod und das
Mikroskop; keine Stärke nachweisen könne, ist von P ay e n
entkräftet worden. Im Nachfolgenden zeigt derselbe, dass
diese Nachweisung selbst in den verschiedensten Theilen
Stärke in unreifen Früchten. 161
derselben Fracht und zu allen Zeiten der Entwickelung,
Ja selbst beim Eintritt der Reife leicht gelingt. Man
schneidet eine dünne Scheibe parallel zur Achse der zu
untersuchenden Frucht ab^ bringt diese augenblicklich in
Wasser, um die Wirkung der Luft auf die sich färben«
den Substanzen zu verhindern und alle löslichen Stoffe
zu entfernen, welche Jod absorbiren könnten. •
Nachdem man vollständig mit Wasser ausgewaschen
hat, legt man die Scheibe in eine wässerige, schwach mit
Alkohcn versetzte Jodlösung während 1 — 2 Standen, bis
sich die Färbung zeigt.
Auf solche Weise präparirte Scheiben von Aepfeln,
Birnen, Quitten im ersten Viertel und in der H|llfte ihrer
Entwickelung zeigen eine sehr intensive blaue und violette
Färbung, ein Beweis für die reichlichen Stärkeablagerun*
gen unter der Epidermis, dann im ganzen Zellgewebe
des Pericarpiums etc.
Bei Beobachtung der Stärke eines halbreifen Apfels
unter dem Mikroskop zeigte sich, dass unter diesen Stärke-
körnern viele gruppenweise zu 2 oder 3 vereinigt sind.
Payen sah bei Birnen, dass bei herannahender vollkom-
mener Reife Stärkekömer nahe dem Fruchtstiel und im
frössten Theile des Pericarpiums vollständig verschwän
en, während sie sich noch nahe der Epidermis und nahe
dem Kernhaus zeigten.
Aehnliche Beobachtungen machte derselbe an Quit-
ten, und besonders schön, wenn durch Alkohol vorsich-
tig die grosse Menge gelber Substanz entfernt worden war,
welche sie enthalten.
Schon früher hat Payen nachgewiesen, dass der
Entstehung der grössten Menge Zucker in den Stengeln
und Blättern der jungen Zuckerrohrpflanzen eine Bildung
von Stärke vorangeht. Hier scheint aber die Stärke nur
secernirt zu werden, um nacheinander aus einem Gewebe
ins andere überzugehen und dann den bleibenden Zustand
der Cellulose anzunehmen.
Schliesslich bemerkt Payen noch, dass so leicht und
einfach die angegebenen Versuche zur Nachweisung der
Gegenwart, so wie der Veränderungen und der Menge der
. Stärke in den Pflanzenzellen sind, sich dabei doch immer
beobachten lasse, dass durch die gefärbten oder färbenden
Stoffe und durch die stickstoffhaltigen Körper die Reaction
vereitelt werden kann. Eine andere Ursache zu Irrungen
könne endlich in einer speci eilen Eigenschaft der Stärke
selbst liegen, wenn sie z. B. in sehr kleinen Kömern zu-
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 2. Hft. H
162 Üeber den in den sauren FrüeJiten enthaltenen Zucker
sammengehäuft vorkommt, wo sie dann fähig ist, das Jod,
-welches die Substanz violett färbt, freiwillig wieder ab-
duDsten zu lassen. Dies ist z. B. bei der Stärke der
Cacao der Fall, die von geschickten Chemikern verkannt
worden ist, obwohl ihre Menge 10 Proc. der entschälten
Bohnen beträgt.
Diese Eigenthümlichkeit der normalen Cacaostärke
erleichtert die Auffindung von gewöhnlicher Stärke in
Cacaopräparaten, indem die gewöhnliche Stärke die blaue
Färbung behält. (Journ, f\Ji/r p^^akt. Chem. Bd. 86, 8,)
B.
Heber 4eH in den sauren Früchten enthaltenen
Zacker
hat H. Buignet eine schätzenswerthe Arbeit im Compt.
renduy Bd. öl. 894 in folgenden 14 Sätzen veröffentlicht:
1) Die sich gewöhnlich in den sauren Früchten vor-
findende Zuckerart ist Rohrzucker (C*2H1J0^*), welcher
durch seine Eigenschaften und sein Drehungsvermögen
mit dem aus dem Zuckerrohr und den Runkelrüben ge-
wonnenen identisch ist.
2) Während des Reifens der Früchte ändert sich die-
ser Zucker allmählich in Invertzucker (C*2H'20^2) um, wel-
cher zufolge seiner Eigenschaften und seines Drehungsver-
mögens mit dem durch Einwirkung von Säuren oder Fer-
menten auf Rohrzucker gebildeten identisch ist.
3) Untersucht man den Zucker zur Zeit der vollstän-
digen Ileife, * so findet man ihn in den verschiedenen
Früchten verschieden zusammengesetzt, indem er bald nur
aus Invertzucker, wie in den Weintrauben, den Johannis-
beeren, den Feigen, bald aus einem veränderlichen Gemenge
von Rohrzucker und Invertzucker, wie in den Ananas,
Aprikosen, Pfirsichen, den Aepfeln, Birnen etc. besteht.
4) Der Grund dieser Verschiedenheiten liegt nicht
in der Sauerheit der Früchte. Die Erfahrung beweist,
dass die organischen Säuren nach Verhältniss ihrer rela-
tiven Menge, des Zustandes ihrer Verdünnung und der
niedrigen Temperatur, bei der sie wirken, nur eine ge-
ringe umwandelnde Wirkung auf den Rohrzucker haben.
So enthält die Citrone, die so sehr sauer ist, mehr als
1/4 ihres Zuckers als Rohrzucker, während die Feige,
welche kaum sauer ist, nur Invertzucker enthält. Ebenso
findet sich in dem Zucker der Aprikoscj Pfirsiche etc.
gegen 70 Proc. Rohrzucker, während sich nicht eine Spur
lieber den in den sauren Früchten enthaltenen Zucker. 163
davon in den Weintrauben und Kirschen findet^ deren
Säure doch sehr gering ist.
ö) Die Verschiedenheiten, welche die relativen Men-
gen dieser beiden Zuckerarten darbieten^ scheinen durch
den Einfluss einer stickstoffhaltigen Materie hervorgerufen
zu werden, welche die Rolle eines Glycose bildenden
Fermentes spielt, ähnlich dem von Berthelot neuerdings
aus der Bierhefe gewonnenen.
6) Vergleicht man die Wirkung der Säure und des
Fermentes in demselben Fruchtsafte, indem man in einem
Theile desselben das Ferment durch Alkohol fallt, im
andern die freie Säure durch kohlensauren Kalk neutra-
lisirt, so zeigt sich, dass im ersteren Falle der Zucker
längere Zeit keine merkliche Veränderung erleidet, wäh-
rend er im zweiten Falle vollständig umgewandelt wird,
selbst nach Verlauf von 24 Stunden.
7) Zwischen dem Rohrzucker und dem Invertzucker
findet eine so innige Verwandtschaft statt, dass man nur
mit vieler Mühe sie von einander trennen kann. So ver-
liert der Rohrzucker seine Krystallisirbarkeit, wenn mit
ihm die fferingste Menge Invertzucker vorkommt.
8) Man scheidet den Rohrzucker am besten nach dem
von Peligot zur Analyse der Melasse angewendeten Ver-
fahren aus den Früchten ab, indem man durch Kochen
(Bin Kalksacharat erzeugt und dieses durch Kohlensäure
zersetzt Hierbei krystallisirt der Zucker häufig nicht
nnd wird auch nicht in genügender Menge erhalten, wenn
xnan nicht mehrmals mit Kalk behandelt und die syrup-
artige Lösung mit Alkohol auszieht, aus dem er sieb ab-
scheidet. Auf diese Weise erhielt Buignet den krystal-
Üsirbaren Zucker aus der Pfirsiche, der Aprikose, der
Pflaume, dem Apfel etc.
^) Die reichliche Menge der in den Pflanzen vorhan-
denen Stärke lässt vermuthen, dass sie die eigentliche
Quelle des Zuckers in den Früchten ist. Man kann sie
aber weder durch das Mikroskop, noch durch Jod was*
ser in den unreifen Früchten- nachweisen. Andererseits
ist der Zucker, welcher aus Stärke durch künstliche Um-
bildungen entsteht, eine um 33^ nach Rechts drehende
Glycose, während der in den sauren Früchten vorkom-
mende Zucker, entweder ganz oder theilweise invertirter
Rohrzucker ist.
10) In den grünen Früchten ist ein Stoff enthalten,
welcher Jod noch energischer absorbirt, als die Stärke,
nnd damit eine farblose Verbindung bildet. Dieser Stoff
11*
164 Das Caramelan,
hat adstringirende Eigenscliaften und scheint den meisten
«einer Eigenschaften nach dem Tannin nahe zu stehen.
11) Fägt man dem Safte einer grünen Frucht so viel
Jod ZU; als er aufnehmen kann, so scheidet sich eine
Verbindung von Jod und diesem adstringirenden Stoffe
auS; welche nach dem Auswaschen mit verdünnten Säu-
ren bei geeigneter Temperatur Zucker bildet.
12) Der aus dem Gerbstoff der Galläpfel durch ver-
dünnte Schwefelsäure entstehende Zucker drehte nach
RechtS; und zwar eben so stark wie die Glycose der Stiixke.
Der aus dem Gerbstoffe der grünen Früchte unter den-
selben Umständen entstehende Zucker drehte gleichfalls
nach Rechts und ist identisch mit dem Stärkezucker.
13) In den grünen Bananen findet man stets viel
Stärke und Gerbstoff, welche beide gleichzeitig abnehmen,
so dass sich zuletzt keine Spur beider in den reifen Bananen
vorfindet. Der an ihrer Stelle auftretende Zucker ist
Rohrzucker.
14) Es besteht daher eine wesentliche Verschieden-
heit zwischen den künstlichen Methoden der Zuckerbildung
AUS Tannin oder Stärke und den Umwandlungen in der
Natur.
Ebenso existirt eine sehr grosse Verschiedenheit zwi-
schen dem zackerartigen Stoffe der Früchte, je nachdem
er sich unter dem Einflüsse vegetativer Kräfte oder ohne
diese gebildet hat, und der Versuch zeigt, dass der in
vom Baume getrennten Bananen sich bildende Zucker
nicht Rohrzucker, sondern Invertzucker ist. {Journjüt
prakt, Chemie. Bd. 86. 8). JB. .
Das Caramelan
lässt sich nach G^lis farblos erhalten^ wenn man mit
Stärkezucker operirt und das Product mit roher Knochen-
kohle behandelt. Dieses farblose Caramelan, ebenso wie
das durch einige Spuren von Unreinigkeiten gefärbte Cara-
melan bilden keinen Zucker ^wieder, während das Gluco-
san unter dem Einfiuss des Wassers und der Säuren wie-
der Zucker liefert. (GSlis, Ann. de Chim. et de Phya.
Aoät. 1862.)
Damit stimmen Pohls Versuche, den Caramel wie-
der in Zucker zu verwandeln, d. h. Pohl hatte noch G 1 y-
oosan in seinem sogenannten Caramel. (Gelis ebendas.).
H. Ludwig.
IMdampyrin u. Didcit, — Aepfelsaure Magnesia. 165
IJwiwaiidlug des Zuckers in Mamiit
Die Ueberftihrung des Zackers in Mannit geling,
wie Ed. Linnemann berichtet^ wenn man auf einecon-
centrirte Lösung von durch Schwefelsäure modificirtem
Rohrzucker Natriumamalgam einwirken lässt. Die sogleich
eintretende Wasserstoffentwickelung hört auf, sobald die
Flüssigkeit schwach alkalisch geworden ist. Nach vollende-
ter Reaction^ die man durch äusseres Abkühlen mässigt, über-
sättigt man schwach mit Schwefelsäure, stumpft den Ueber-
schuss der letzteren mit Kreide ab und entfernt die Haupt-
menge des Schwefelsäuresalzes durch - Eindampfen, Kry-
stailisiren und Zusatz von Alkohol. Aus der eingeengten
Flüssigkeit setzt sich dann der Mannit in Krystallen ab.
Die Bildung des M annits wird hier dadurch veranlasst^
dass der frei werdende Wasserstoff an den Zucker tritt:
Zucker Mannit
• C»2Ht20i2 4- H2 = Ci2HHO»2.
{Ann. der Chem. u. Pharm. CXXIII. 136— 140.) G.
Identität Tan Melampyrin and.DaIcii
Nach den Versuchen von L. 6 i Im er ist das von
Hüjiefeld in dem Kraut von Melampyrum nemorosum
entdeckte und später von Eichler auch in Scrophnlaria
nodosa und Rhinanihus Crista galli nachgewiesene Me-
lampyrin und die aus Knollen von Madagascar darge-
stellte Dulcose (jetzt gewöhnlich Dulcit genannt) ein und
derselbe Körper. Beide sind nach der Formel C*2H*2 0to
zusammengesetzt und besitzen dieselben chemischen und
physikalischen Eigenschaften. (Ann. der Chem. u. Pharm.
CXXlIl. 372—877). O.
Aepfelsaure Magnesia.
Fr ick hinger fand in einem Extractum Cardui ie^
nedieti äpfelsaure Magnesia mit wenig äpfelsau-
rem Kalk^ Das Extract war aus blühendem und ge-
trocknetem Kraute bereitet.
Wahrscheinlich ist die Zusammensetzung der im
Extract zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen
Beobachtern gefundenen Salze, als Salpeter, Chlorkalium^
schwefelsaures Kali, schwefelsaurer Kalk, essigsaures Kali,
verschieden je nach der Vegetationsperiode der Pflanze,
»
166 Salze u. krystäUisirte Stoffe in Extracten.
je Bach dem Boden, worauf die Pflanze gewachsen ist^
und je nach der Düngung; welche dieser Boden erhal-
ten hat. {Wittstein' 8 Vierteljahrsschr. Bd. IL Hft.2.) JB.
lieber das Vorkommen ?on Salzen und krystalliiiischeii
Stoffen in den Extraeten,
Die Frage; welche kristallinische Salze können in
Pflanzenextracten vorkommen; lässt sich schon a priori beant-
worten; wenn man bedenkt; welche Säuren; welche Basen
und welche krystallisirbare indifferente Stoffe in den Pflan-
zensäften überhaupt vorkommen.
Unter den organischen Säuren kommen hauptsächlich
folgende in den zur Extractbereitung dienenden Pflanzen-
stoffen vor: Oxalsäure; Essigsäure; Fumarsäure; Aepfel-
säure; Weinsäure; Bernsteinsäure; BaldriansäurC; . China-
säure.
Unter den anorganischen Säuren : Salpetersäure; Salz-
säure; Schwefelsäure und Phösphorsäure.
Diese Säuren sind theils frei in der Pflanze vorhan-
den, theils an Kali; Natron^ Kalk; Tälkerde und Ammo-
niak gebunden.
Unter den indifferenten krystallinischen Stoffen kom-
men hier in Betracht: Traubenzucker; Mannit; Inulin,
Cubebin.
Im Folgenden will ich einige Pflanzenanalysen unter
besonderer Berücksichtigung ihres Salzgehaltes aufführen :
Aus der Familie der Compositae (Synan-
thereae) :
Artemisia Ahsinthium enthält nach Braconnat sal-
petersaures Kali; Chlorkalium und schwefelsaures Kali;
nach Kunzemüller auch schwefelsauren Kalk.
Amica montana Kali- und Kaiksalze nach Wei-
senburg.
Cnicus henedictus schwefelsaures Kali; Chlorkalium;
schwefelsauren Kalk nach Seitmann.
Inula helenium ausser dem Alantkampfer undlnuliu;
noch Kali-, Kalk- und Magnesiasalze nach John.
Taraxacum officinale schwefelsaures; phosphorsaures
Und salzsaures Kali und Kalk nach John; nach Walti
12 Procent Inuliu; auch Ammoniak und Schwefel nach
Pleischl,
..j
Salze u, krystallüirte Stoffe in Extracten. 167
Aus der Familie der Umbeiliferen:
Conium maculcUum salzsaures Natron nach Battley;
essigsaures Kali und Ammoniak nach Gold in g Bird.
Ligusticum hvisHcum essigsaures Kali nach T r 6 m m s-
dorff.
Aus der Familie der Solan^eae:
Nicotiana Tabacum', nach Vauquelin Aepfelsäure^
Essigsäure, salzsaures Ammoniak und Kali; Salpeter, klee-
sauren und phosphorsauren Kalk.
Hyoscyanius niger] Brandes fand im Samen phos-
phorsaure, äpfelsaure, schwefelsaure, salzsaure Kali-, Kalk-
und Magnesiasalze.
Datura Stramonium ; nach Brandes im Samen : essig-
saures und äpfelsaures Kali und Kalk.
In Pflanzen anderer Familien:
Im Acorus Calamtis fand Trommsdorff phosphor-
saures Kali und Inulin.
Chinasaurer Kalk ist enthalten in Cortex Chinae
HuanucOf Königschina, in der harten gelben China, in der
rothen spanischen China nach Analysen von Pelletier
und Caventou'; auch in der gemeinen Loxa nach
Carl Bucholz Sohn.
Die Coloquinten enthalten phosphorsauren Kalk und
phosphorsaure Magnesia nach Meissner.
Digitalis purpurea weinsaures Kali und kleesaures
Kali nach Haase.
Fumaria officinalis Chlorkalium, weinsauren und
schwefelsauren Kalk nach Merck.
lAgnum guajaci äpfelsauren Kalk nach Tromms-
dorff.
Lignum quassiaSy Oxalsäuren, weinsauren, Salzsäuren^
schwefelsauren Kalk und auch Ammoniak. Benner-
scheid in Brandes Archiv, Band 36. pag. 255.
Mad. Rhei Oxalsäuren Kalk.
Rad, valerian. Baldriansäure.
Was nun das Vorkommen der Salze in den Extrac-
ten selbst betriflft, so hängt dasselbe ab von der entweder
zu dünnen oder zu trockenen krümeligen Consistenz der-
selben und auch, zumal was den Ammoniak- und Salpeter-
säuregehalt betrifft, von dem Alter der Extracte. So findet
sich z. B. die mittelst der Realschen Presse bereitete
Mellago Taraxaci wenige Wochen nach ihrer Bereitung
.168 Salze u. krystaü, Stoffe in Extracten.
zu einer festen Masse von körnig krystailnisch abgeschiedenen
milchsaiiren Kalk erstarrt; das ätherische Cubebenextract
zeigt öfters wasserhelle grosse Krystalle von C u b e b i n ; das
kalt bereitete Chinaextract bietet hübsche Krystallisattonen
TOn chinasaurem Kalke dar. Hauptsächlich sind es
die aus frischen Kräutern bereiteten ExtractC; wie £b^r,
Coniif Hyoacyamiy welche häufig Krystalle in ihrer Masse
eingemengt enthalten; dann Extr. Fumariae, Quassiae, Bley
fand in einem einige Jahre alten Eaßtr, Stramonii spiessige
Krystalle von salpetersaurera Kali^ desgleichen im
Extr, Lactucae virosae] im Ex^, hyoscyami fand er würf-
lige Krystalle von Chlorkalium. Auf altem Extractum
Helenii scheiden sich zuweilen flockige Krystalle von
Alantkampfer ab.
C, Zwenger hat das Dasein von Bernsteinsäure in
dem Wermuthkraute nachgewiesen. Doch wird man ihre
Salze wohl nicht im Extr, Äbsynthii krystallisirt finden^
denn 40 Pfd. trockene Wermuthpflanzen geben kaum 1 Grm.
freie Säure. Die Bernsteinsäure ist in der Pflanze an
Kali gebunden ; behandelt man Wermuthextract direct mit
Aether, so erhält man keine Bernsteinsäure; unterwirft
man es aber der trockenen Destillation^ so lässt sich in
den Destillationsproducten Bernsteinsäure nachweisen;
dies deutet auf die Gegenwart von saurem bernsteinsauren
Kali in dem Extract hin. (Ann. der Pharm, XLVIII. pag.
122 — 125,)
Manchmal mag sich wohl, wenn auch nicht krystal-
lisirt, essigsaures Kupferoxyd in den Extracten befinden^
selbst dann, wenn die Pflanze davon keine Spur enthält.
Der ausgepresste Saft von Lactuca sativa z. B., selbst
wenn er nur während einer Nacht und eines Tages im
kühlen Laboratorium stehen bleibt, um sich abzusetzen^
entwickelt gegen das Ende des Abdampfens reichlich
Essigsäure. Wenn dann Kupferpfannen (schlecht ver-
zinnte sind nicht besser) gebraucht würden, so würde frei-
lich die Essigsäure gebunden, aber an Kupfer.
Zu dieser Art von Salzen gehört nun auch das
schwefelsaure Zinkoxyd, welches Rück ol dt in einem
Extracte beobachtete.
Koehnke hat die Gegenwart von Bernsteinsäure
in dem Safte der Lactuca virosa und sativa dargethan und
zwar in der letzten Pflanze auf 100 Pfund frische Lac-
tuca sativa 122 Gran; sodann noch 11 Drachmen ausge-
trocknete Aepfelsäure ; in 50 Pfund frische Lactuca virosa,
Anisöl' Chinin. 169
28 Or. reine Bemsteinsäure und 3 Drachmen ausgetrock-
nete Aepfelsäure.
Ebenso bestätigte Koehnke einen Gehalt von Oxal-
säure in Lactucariumj wodurch das Verhalten einer wässe*
rigen Lösung desLactucarium gegen einen wässrigen Opium-
auszug, welcher dadurch gefällt wird, sich erklären lässt,
CS bildet sich nämlich alsdann oxalsaures Morphin oder
Narcotin.
Meine eigenen mit Kromayer unternommenen Un-
tersuchungen des Lactucariums haben die Existenz der
Oxalsäure und des Mannits im Lactucarium ergeben. Oft
blühen Krystalle derselben aus altem Lactucarium aus.
JSxtr, Fumariaey alt und trocken geworden, zeigte
eine Efflorescenz von Chlorcalcium und Chlormagne-
fiium, welche sich zu einander verhielten wie 6,949 kryst.
CaCl und 4,746 kryst. MgCl.
Extr, Guajad ligni war, wie Freiberg beobachtete
(Archiv d. Pharm, Bd. 49,) durch Alter grobkörnig ge-
worden und verdankt diese BeschaflFenheit der Gegenwart
von Chlorkalium würfelchen, die ein wenig CaO, SO^
enthielten. H, Ludwig.
9
Deberföhrnng des CinehoiiiiH in eine dem Chinin
isomere Base.
Bekanntlich unterscheidet sich Cinchonin von dem
Chinin nur durch einen Minusgehalt von 1 At. Sauerstoff.
Führt man aber dem Cinchonin 1 At. Sauerstoff zu, in-
dem man nach der bekannten Methode salzsaures Cinchonin
durch Brom in Bibromcinchonin verwandelt und dieses
durch Silberoxyd zersetzt, so entsteht, wie H. Strecker
beobachtet hat, nicht Chinin, sondern eine dem Chinin
isomere, als Oxycinchonin zu bezeichnende Base. Ihre
Lösung fluorescirt nicht und giebt mit Chlorwasserstoff
und Ammoniak keine grüne Färbung; ihre Salze krystal-
lisiren im Allgemeinen schwierig, am leichtesten erhält
man noch das einfach -schwefelsaure und das Oxalsäure
Salz in Krystallen. {Ann. der Chem. u. Pharm. CXXIIL
379—382). G.
»^— — i^^^M ■ ■ ■>■■■
Anisöl-Ciiinin.
Diese Verbindung erhielt O. Hesse, als er 5 Th.
Chinin und 1 Th. Anisöl zusammen in kochendem Alkohol
löste und die Flüssigkeit zur Krystallisation abdampfte.
170 Bebeerin. — ThemgehaU des Paraguay-Thees.
Die Krystalle besitzen kaum Geruch nach Anisöl, der
erst mit steigender Temperatur hervortritt; namentlich
bei 100 bis 110^/ bei welcher Temperatur sämmtliches
Anisöl entweicht. Kaltes Wasser wirkt nicht verändernd
auf das Anisöl-Chinin ein, Aether löst es leicht auf. Der
Qeschmack erinnert gleichzeitig an den des Chinins und
Anisöls. Die Zusammensetzung wird durch die Formel
2C40H24N2OS C20H12O2 ^ 4H0 ausgedrückt, nach
welcher das Anisöl in dieser Verbindung die Rolle einer
schwachen zweibasischen Säure zu spielen scheint. {Ann.
der Chem. u. Pharm. CXXIIL 382—384.) G.
Heber Bebeerin.
D. Perrins hat sich überzeugt, dass das Bebeerin
im Pflanzenreiche ziemlich verbreitet vorkommt, er fand
es in Pflanzen ganz verschiedener Familien. Aus den
Resultaten vieler Analysen leitet er die Zusammensetzung
C40HnNO8
ab. Er stellte verschiedene Salze und Doppelsalze dar
und fand für die folgenden die beigesetzte Zusammen-
setzunsT *
Salzsaures Salz C40H17NO8, HCl,
Platindoppelsalz C40H17NO8, HCl, Pt CP,
.Golddoppelsalz C^OH^NOö, HCl, Au CP.
Durch Einwirkung von Jod auf Bebeerin erhielt er
folgendes Substitutionsproduct:
C40H16NO8J3 = C40 (H15J2) NO^, HJ,
welches in seinen optischen Eigenschaften viel Aehnlich-
keit hat mit dem entsprechenden Jodchininsalze. (Chem.
Sog, in London. 1862.) B.
Ueber den Theingehalt des Paraguay - Thees.
An Stelle des chinesischen Thees wird bekanntlich
in den La -Plata- Staaten, Paraguay und dem südlichen
Brasilien die Yerba Mate gebraucht; es sind die grob ge-
pulverten Blätter und Stengel mehrerer Arten Ilexj (i. pa-
raguayensisy L theezans), welche den Paraguay-Thee liefern,
dessen Cultur dem Schicksale des berühmten Bonplan d
eine so tragische Wendung gab. Der Theo ist ein Mo-
nopol der Regierung, welche in seinem Verkaufe eine
bedeutende Einnahmequelle besitzt.
Nächst einigen vorläufigen Versuchen J. B. Tromms-
dorffs zeigte Stenhouse, dass im Paraguay-Thee die-
Zsrgetsung des Coffeins» — Solanicin. 171*
selbe stickstoffireiche krystallisirbare Verbindung, das
Thein oder Caffem enthalten ist, welche im chinesischen
Thee, im Kaffee und der Gaarana sich gefunden hat
Stenhouse erhielt 0,13 Proc. Them, 4- h. etwa halb so
viel als im Kaffee und i/|q von der im chinesischen Thee
enthaltenen* Menge.
Der k. Generalconsul für die La - Piata - Staaten
von Gülich übersandte dem Verfasser vor einiger Zeit
eine grössere Menge Paraguay -Thee und Dr. Stahl-
schmidt übemahiQ die chemische Untersuchung, insbe-
sondere den Theingehalt betreffend, zu wiederholen.
Die Extraction des Theins gelingt gut mit rectificir-
tem Steinkohlentheeröle (sogenanntem Benzol) al9 Lösungs-
mittel. Das The'in krjstallisirt beim Erkalten heraus.
Dr. Stahlschmidt hat auf solche Art, indem er freilich
mit 18 Pfunden Thee arbeiten konnte, 0,44 Proc. Them
erbalten, d. h. die 3i/3fache Menge von der, die Sten-
house angiebt. Da eine Elementaranalyse unnöthig er-
schien, begnügte sich Dr. Stahlschmidt mit derPIatin-
bestimmung des betreffenden Doppelsalzes und fand der
Theorie entsprechend 24,4 Proc. Platin in demselben.
Dieses Platindoppelsalz ist in heissem Wasser und Alkohol
ziemlich leicht auflöslich.
Die nicht krystallisirbaren Körper des Paraguay -
Thees erlauben keine präcise Untersuchungen. Die reich-
lich vorhandene Gerbsäure förbt Eisensalze dunkelbraun.
{Bericht der Akad, der Wisaensch, zu Berlin,) Bkb.
ZersetsuBg des Caffems.
Beim Kochen einer warmen concentrirten Lösung
von Caffein mit einer kochend gesättigten Lösung von
Barythydrat erhielt A. Strecker neben Ammoniak, Me-
thylamin und Kohlensäure eine neue Base, das Caffeidin
= Ci*H*2N402, welches ölartige Beschaffenheit hat, in
Wasser und Weingeist sehr leicht löslich ist und sich
nicht unzersetzt destilliren lässt. Das dargestellte schwe-
felsaure Salz krystallisirt in farblosen langen Nadeln.
{Arm, der Chem. und Pharm. CXXIIL 360 — 364.) G.
Solanicin.
Das von C. Zwenger und A. Kind entdeckte So-
lanicin entsteht bei der Einwirkung von concentrirten
Säuren auf Solanin, oder beim Kochen von verdünnten
.172 Ceratophyllin,
Säuren mit Solanidin, dem Spaltimgsproducte des Solanins.
Zu seiner Darstellung übergiesst man Solanin mit kalter
concentrirter Salzsäure; filtrirt nach 4 bis 5 Tagen den
entstandenen Niederschlag ab, süsst ihn einmal mit Was-
ser aus, löst ihn 'dann in Weingeist und fällt wieder mit
Ammoniak. Hierauf wird er wiederholt mjt Weingeist
zur Entfernung von unzersetztem Solanin und Solanidin
ausgekocht und dann mit kaltem Aether behandelt, wel-
cher eine leichter lösliche Base, die sich aber nicht. in
chemisch reinem Zustande gewinnen lässt, auszieht und
das Solanicin zurücklässt.
Im reinen Zustande stellt dieses Alkaloid eine amorphe^
hellgelb gefärbte, spröde Masse dar, welche sich schwer
in Aether, Weingeist und Wasser löst, fast ohne Geschmack
ist und mit Säuren amorphe, harzartige, hellgelb bis roth-
gelb gefärbte Salze giebt. Die Lösungen der Salze be-
sitzen einen adstringirenden bitteren Geschmack und zeich-
nen sich durch eine intensiv gelbe Färbung aus. Die
Formel für das Solanicin ist C^OHSöNO. Demnach un-
terscheidet sich diese Base von dem Solanidin durch
einen Minusgehalt von einem Aeq. HO. {Ann, der Chem, «.
Pharm, CXXIIL 34 J — 347.) O.
Ceratophylliii,
Ceratophyllin nennt O. Hesse eine Substanz, die er
in der Parmeliä ceratophylla var, physodes (auch Parmelia
physodes genannt) auffand. Der Körper wird erhalten^
wenn man die Flechte mit Kalkwasser auszieht, die Lö-
sung mit Salzsäure versetzt, den entstandenen getrock-
neten Niederschlag durch Behandlung mit kochendem 75pro-
centigen Weingeist von unkrystallinischen Substanzen be-
freit und dann mit concentrirter wässeriger Sodalösung
aufkocht. Beim Erkalten scheidet sich das Ceratophyllin
ab. Es besteht durch Umkrystallisiren aus Alkohol ge-
reinigt, aus weissen dünnen Prismen, löst sich leichter
in heissem Wasser als in kaltem, verursacht auf der
Zunge einen schwachen kratzenden Geschmack und schmilzt
bei 147<>. Die alkoholische, neutral reagirende Lösung
giebt mit wenig Eisenchlorid eine purpurviolette, mit
Chlorkalklösung eine blutrothe Färbung. {Ann, d. Chem.
und Pharm. CXIX. 366 — 367.) O.
Kreatinin, 173
Kreatinin
C. Neabaaer hat folgende Verbindungen des Kreati-
nins dargestellt und beschrieben:.
KrecUinin- Chlor cculmiunif C^H^N^O* -(- CdCl, krj-
Btallisirt in ziemlich grossen, concentrisch gruppirten, dünnen
säulenförmigen Krystallen von starkem Qlanze, den sie
aber bei 100<> getrocknet verlieren.
Salpetersaures Kreatinin- Quecksilberoxyd, C8H7N302,
NO* -p- 2HgO, entsteht beim Vermischen der stark con-
centrirten Lösungen von reinem Kreatinin und salpeter-
saurem Quecksilberoxyd und scheidet sich aus der heis-
sen concentrirten wässerigen Lösung beim Erkalten in
sternförmigen Nadeldrusen aus.
Salpetersaures Kreatinin- Silberoxyd, C^H^N^O^ -]-
Ag O, m)5, besteht aus weissen kugel- und warzenförmigen
Nadelaggregaten.
Das c/oä^%ZÄ;r6a^tmn entspricht derFonnel C^H^N^O^,
C*H5J und bildet -sich beim Erhitzen von Jodäthyl,
Kreatinin und absolutem Alkohol im zugeschmolzenen
Rohre auf lOO^. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol
erhält man die Verbindung in weissen Drusen, die aus
langen stark glänzenden Nadeln zusammengesetzt sind.
Diese gaben beim Behandeln mit frisch bereitetem Sil-
beroxya die Base Aethylkreatinin, welche in wässeriger
Lösung stark alkalisch reagirt und mit Platinchlorid eine
krystailisirbare Verbindung von der Formel C8H6(C*H5)
N3 02,HCl-t-PtC12 liefert. Eine weitere Aethylirung des
Aethylkreatinins gelang nicht, so dass also wohl das Aethyl-
kreatinin als eine Ammoniumbase und das Kreatinin als eine
tertiäre Aminbase anzuseben sind.
. Chloräthylkreatinin, C^ H7 N3 02, C« H5C1 dem Jod-
äthylkreatinin entsprechend zusammengesetzt erhält man,
wenn man eine wässerige Lösung von Aethylkreatininoxyd-
hydrat mit Salzsäure bis zur stark sauren Reaction versetzt.
lyBA Jodwasserstoff saure Kreatinin, C^H^N^O^, HJ, ent-
steht bei der Ein wirtung von Jodäthyl auf Kreatinin neben
Jodäthylkreatinin und findet sich in der Mutterlauge des
letzteren.
Salzsaures Kreatininchlorzink, C^H^NSÖ^jHCl -f- ZnCl.
Wie das reine Kreatinin, so kann sich auch das salzsaure
Kreatinin mit dem Chlorzink zu einem Körper verbind en>
welcher wasserhelle Krystalle von grosser Schönheit bildet
üebermangansaures Kali übt auf Kreatinin beim Er-
wärmen dieselbe Wirkung aus wie Quecksilberoxyd und
17^ Sarkosin, — Cholin, — Künstliche Bildung d, Taurins,
verwandelt dasselbe leicht in oxalsaures Methyluramin
von der Formel 2C4H7N3, C^H^O». {Ann. der Chem. u.
Pharm. CXIX. 42-^62 und CXX. 267—268.) Q.
Sarkosin.
Durch Einwirkung von Ammoniak auf Monochlor-
oder Bromessigsäure entsteht bekanntlich GlycocolL
J. Volhard substituirte in dieser Reaction dem Ammo-
niak Methylamin und erhielt dadurch eine Amidover-
bindung^ welche mit dem von Liebig aus dem Kroatin
dargestellten Sarkosin identisch ist. Der Process wird
durch die folgende Gleichung verdeutlicht:
C4H3ci04 + C2H3,H2N
Chloressigsäure -f* MethylamiD
= C4 H3 (C2 H3, H N) 04 -f. H GL
Sarkosin 4~ Salzsäure.
Der Verfasser betrachtet hiemach das Sarkosin (C^ H^NO*)
als Methyl- Amidoessigsäure. {Ann. der Chem. und Pharm.
CXXIII. 261 — 265.) Q.
Cboliii,
So benennt A. Strecker eine organische Base^ die
er durch einen umständlichen Process aus. der Schweine-
galle und Ochsengalle gewonnen hat. Aus der Analyse
des Platindoppelsalzes ergiebt sich fiir das Gholin die
Formel C*^H13N02. Das salzsaure, schwefelsaure, salpe*
tersaure und oxalsaure Salz krystallisiren nicht, ebenso
das kohlensaure Cholin, welches stark alkalisch reagirt
und in Wasser leicht löslich ist. {Ann. der Chem. und
Pharm. CXXIII. 863^360.) 6.
KuHstliche Bildung des Taurins.
Nach H. Kolbe steht das Taurin zu der Isäthion-
säure in derselben Beziehung, wie das Alanin zur Milch*
säure, indem die beiden ersteren Körper als Derivate der
Aethylschwefelsäure, die beiden letzteren als Derivate der
Aethylkohlensäure (Propionsäure) betrachtet werden kön-
nen. Das folgende Schema verdeutlicht diese Anschauung:
Cholesterin im Pflanzenreiche, 17Ö
HO,C4H5(C2 02)0 HO,C4H5(S2 04)0
Propionsäure Aethylschwefelsaure
HO,C4}g;jjj(C2 0*)0 HO,C*lg;jj|(S2 04)0
HO, C« J
Alanin Taurin
5o2 i (^' O') <^' HO, C4 j ^ Jj, ( (S2 04) O
Milchsäure Isäthionsäure.
In der That ist es Kolbe auch gelungen, wie aus
der Milchsäure das Alanin, so analog aus der Isäthionsäure
das Taurin darzustellen.
Setzt man nämlich isäthionsaures Kali der Einwirkung
von Fünffach-Chlorphosphor aus, so wird Chloräthylschwe-
felsäurechlorid, C4 1 ^j* I (S2 04) Gl, gebildet, welches beim
Erhitzen mit Wasser auf 100<>C, in Salzsäure und Chlor-
äthylschwefelsäure, H0,C4 1 ^* I (S204) O, zerfällt. Aus die-
ser Säure erhält man das Taurin, wenn man trocknes, chlor-
äthylschwefelsaures Silberoxyd in einer starken Glasröhre
mit viel überschüssigem, möglichst starkem wässerigen
Ammoniak mehrere Stunden lang auf 100<) erhitzt. In der
Lösung befindet sich dann das Taurin, welches durch
Alkohol gefüllt und durch ümkrystallisiren gereinigt, in
allen Puncten mit dem aus Ochsengalle gewonnenen über-
einstimmt. {Ann. der Chem. u. Pharm, CXXIL 38 — 47.)
G.
Cholesterin^ im Pflanzenreiche aufgefunden.
6. M. R. Benecke hat Cholesterin aus den Erbsen
dargestellt und somit auch im Pflanzenreiche das Vorkom-
men dieser Substanz nachgewiesen. Es wurden 5 Pfund
Erbsen mit dem gleichen Gewichte Alkohol 24 bis 36 Stun-
den einer Temperatur von 30 bis 40® C ausgesetzt, der
tief goldgelb gefärbte Alkohol wurde alsdann abfiltrirt,
das nach dem Verdunsten des Alkohols zurückbleibende
braungelbe, sehr klebrige Extract in etwa 400 CC. Was-
ser aufgelöst und mit überschüssiger Bleiglätte unter drei-
bis vierstündigem Kochen verseift. Sobal4 das Kochwas-
ser vollständig klar war, wurde es abgegossen und die
am Boden liegenden Bleiseifen erst mit kaltem, dann
mit kochendem Alkohol so lange erschöpft, bis derselbe keine
^elbe Farbe mehr annahm. Aus den verschiedenen, durch
Schwefelwasserstoff von Blei befreiten alkoholischen Aus-
176 Ancdyse einer verfälschten Butter,
Zügen krystallisirte nach einiger Zeit das Cholesterin
heraus.
Der Verfasser hat auch aus dem Olivenöl Cholesterin
gewonnen und stellt die Vermuthung auf; dass in allen
Pflanzensamen und in allen jungen Pflanzentheilen Chole-
sterin enthalten sei. {Ann. der Uhem. und Pharm. CXXIL
249 — 265.) • G,
Analyse einer Terfälschten Bntter.
B. van Bauwel untersuchte eine Butter, die beim
Schmelzen einen weissen Schaum mit weissem Pulver
und einen eben solchen Bodensatz bildete. Die Butter
war hellgelb, von weicher Consistenz, beim Streichen mit
dem Messer gab sie Wasser aus, auf Papier in dünner
Schicht Hess sie unter der Loupe ein weisses Pulver er-
kennen.
Durch Schmelzen bei gelinder Wärme, Kneten der
Butterschicht, um das Wasser zu entfernen, wurden aus
100 Grm. an Butter 71,8 Grm. erhalten. Die von derselben
getrennte Flüssigkeit war trübe und gab einen schmutzig-
weissen Bodensatz. Sie war neutral, veränderte mit Jod
die Farbe nicht und gab nach dem Filtriren und Ein-
dampfen 3 Grm. Salz. Der mit destillirtem Wasser ge-
waschene und getrocknete Bodensatz betrug ca. ö,ö Grm.,
lösste sich in HCl unter sehr lebhaftem Autbrausen und hin-
terliess einen käsigen Rückstand von 2 Grm. Diefiltrirte
Lösung gab mit Ammoniak keinen Niederschlag, reich-
liche Niederschläge mit Schwefelsäure, oxalsaurem Kali
und oxalsaurem Ammoniak.
.Die verfälschte Butter enthielt iö 100 Theilen:
Butter 71,8
Kohlensauren Kalk .... 3,5
Wasser 19,6
Casein 2,0
Salz 3,0
Verlust ... I 0,2
100,0.
(Journal de Pharm. d'Anvers. Nov. 1861.) H. Reich.
Einwirh^aig de» Chlortinks a;uf die Seide. 177
Kuwirku^ dks CUtriuks nf ik Sode,
■teh J. PersM S^Iib«
Die Seide löst sich sehr rasch in concentrirter heisser
OhlorzinklösuDg, langsam in kalter und in verdünnter.
Das Chlorzinky welches die Seide leicht löst, zerstört
weder die Textur der Wolle noch die der Pflanzenfasern.
Man kann deshalb in einem gemischten Gewebe zuerst
'die Seide durch Chlorzink löseui darauf die Wolle mittelst
Natronlauge, wobei die Pflanzenfasern zurückbleiben.
Das Chlorzink muss als Lösung von 60<^ Beaumä an-
gewandt werden und mit einem Ueberschuss von Zink-
oxyd gekocht worden sein, um es gegen Lackmuspapier
beinahe neutral zu machen.. Also ein basisches Chlor-
z.ink; dieses trübt sich leicht beim Zusatz von Was-
ser, was jedoch nichts schadet. Es verändert die Pflan-
zenfasern nicht.
Mit dem Chlorzink in Berührung verwandelt sich
die Seide in eine guinmiartige Masse, die dann krümelig
wird und zuletzt völlig in Lösung übergeht. Die con-
centrirte Lösung zieht Fäden wie Syrup oder concentrir-
ter Gummischleim. Ammoniak giebt einen Niederschlag,
völlig löslich im Ueberschuss desselben.
Vermittelst des Graham'schen Dialysators kann man
die mit etwas Salzsäure angesäuerte Lösung von dem
Chlorzink trennen und behält auf dem Dialysator
eine schleimige, klare, farblose, geschmacklose Seidelö-
sung, welche zu einem goldgelben brüchigen Firniss ein-
trocknet. Stärker erhitzt färbt sie sich stachelbeer-
roth, ohne noch übelriechende Dämpfe zu geben. Erst
bei Rothgluth zersetzt sie sich unter Entwickeln ng übel-
riechender Dämpfe. {Compt reitd. 1. Decbr, 1862.)
H, Ludwig.
Löslichkeit der Seide im Knpferoxyd-AimioiiiaL
Das Kupferoxyd-Ammoniak ist nicht allein ein kost-
bares Lösungsmittel der Baumwolle und der Cellulose,
sondern auch der Seide. Während man aber nur kurze
Zeit braucht um die Baumwolle zu lösen, muss man meh-
rere Stunden warten, bis die Seide gelöst ist und man
braucht weit grössere Mengen des Lösungsmittels für die
Seide. Man braucht 3, 6, ja 12 Stunden um letztere zu
lösen. Wolle wird selbst nach 14 Tagen nicht angegriffen.
Um ein Gemisch aus Baumwolle^ Seide und Wolle zu
analysiren, verfahrt man wie folgt.
Arcb. d.Phann. CLXV. Bds. 2. Hft. 12
178 Das Mikroskop zur Erkennung d. menschlichen Blutes etc.
Man lässf das Qewebe 1/2 Stunde lang mit deni Kupfer-
oxyd-Ammoniak in Berührung; alle Baumwolle wird als-
dann gelöst sein. Man taucht dasselbe aufs Neue in die
Flüssigkeit. Nach 24 Stunden wird alle Seide in Lösung
gegangen sein. Die Wolle ist ungelöst geblieben. O z a n a m
gedenkt die Seidelösung te ch ni seh zu verwerthen, künst-
liche Seide zu spinnen, alte Seide, durchbohrte Cocons und
Wirrseide nutzbar zu machen. (Ozanam, Compt.ren(L
S. Dec. 1862.) K Ludwig,
Das Mikroskop zur Erkennung des menschlichen Blutes
bei gerichtlichen Dntersnchungen*
Zur Unterscheidung des Blutes des Menschen von dem
der Thiere bei gerichtlicchen Untersuchungen gewährt das
Mikroskop einzig und allein richtigen Aufschluss. Ein Tro-
pfen Menschenbluts unter einem hinlänglich starken Mikros-
kop erscheint als eine unzählige Menge von kleinen rundli-
chen Körpern von hellgelber Farbe, welche in einer farblosen
Flüssigkeit schwimmen. Ihre Zahl ist so gross, dass man nur
da und dort, besonders an den Rändern des Tropfens, einen
Zwischenraum in ihrem Zusammenhange entdecken kann.
Diese Körper nennt man Blutkügelchen. Sie würden jedoch
weit richtiger Blutscheiben heissen, da ihre Gestalt nicht
kugelförmig, sondern dünn und flach ist wie eine Münze.
Die Blässe ihrer Farbe hängt von ihrer ausserordentlichen
Dünne und Durchsichtigkeit ab. Nur wenn eine grosse
Zahl derselben über einander liegt, tritt ihre Farbe tiefer
hervor. Sie ist dann entweder voll schwarzroth oder
glänzend scharlachroth, denn nur diesen Theilchen ver-
dankt das Blut seine Farbe. Aus der Anwesenheit derselben
kann man mit Hülfe des Mikroskops selbst nach Jahren noch
erkennen, ob ein Flecken von Blut oder einem anderen
Farbstoff herrührt. Die Blutscheiben der Säugethiere sind
rund oder beinahe rund und auf beiden Oberflächen leicht
eingebogen. Die der Vögel, Fische und Reptilien sind läng-
lich rund und an der Oberfläche flach oder erhöhet. Durch
diese Eigenschaft lässt sich das Blut der Säugethiere von
anderem unterscheiden. Um aber die verschiedenen Arten
dieser grossen Classe zu bestimmen, reicht dies nicht hin ;
hier unterscheidet die Grösse der Blutscheibchen. Alle
vierfussigen Thiere haben kleinere als der Mensch; die
kleinsten besitzen die Wiederkäuer. Die des Ochsen sind
etwa 3/^, die des Schafes etwa \ so gross, als bei dem
Menschen, Mit Hülfe des Mikroskops lässt sich demnach
BhafarbgUfff im Spectrum des &mnefdickte$. 179
mit SjcherheiLbeatimmePy ob Blat von einem Thiere oder
von emem Menschen herrührt. {Wiitst, Vterieljahrsckr,
Bd. 11, 2.) B.
Veber das Teriialtei dies Bhtfarbstoffes » Spcrtaw
des S^UMlirhtes; mcIi F. Heppe.
Durch Untersachiingen von D. Brewster, Ilerschel
und Müller ist das Verhalten verschiedener Farbstoffe
gegen verschiedene Abschnitte des Spectrums ermittelt.
Es hat sich bei denselben unter anderem ergeben, dass
durch einen grossen Theil der Farbstoffe Licht von be-
stimmten Brechbarkeiten so vollständig absorbirt wird,
dass, wenn man die Strahlen des Spectrums durch sehr
verdünnte Lösungen derselben hindurchgehen lässt, dunkle,
ziemlich scharf begrenzte Streifen an bestimmten Stellen
auftreten, wenn man das durch die Lösung hindurch-
gehende Spectrum direct oder nach Auffangen auf einer
weissen Ebene beobachtet. Es ergiebt sich aus diesen
Untersuchungen zugleich, dass man aus der Farbe der
Lösungen nur den Schluss ziehen darf, dass sie die Farben
am wenigsten absorbiren, welche die Lösungen selbst im
weissen Lichte zeigen, ohne dass sich aus diesen Farben
zugleich eine Andeutung darüber ergäbe, welches Licht
am stärksten absorbirt wird.
Die Absorptionsstreifen, welche sich im Spectrum
einstellen, wenn dasselbe durch eine Farbstofflösung geht,
sind nun offenbar Eigenthtimlichkeiten der Farbstoffe,
welche eine Erkennung derselben oft in sehr zusammen-
gesetzten Lösungen ermöglichen, und sie verdienen um
so mehr Beachtung, als es an feinen chemischen Er-
kennungsmitteln der Farbstoffe und ihrer Veränderungen
sehr mangelt.
So wie unter den bisher untersuchten Farbstoffen
der Indigo und das Chlorophyll, so zeichnet sich auch
der Blutfarbstoff durch das Vermögen aus, Licht von
bestimmten Brechbarkeiten ganz besonders stark zu
absorbiren und im Spectrum, welches durch seine Lö-
sung hindurchtritt, dunkle Streifen zu erzeugen, welche
andere rothe Farbstoffe, auch das chemisch veränderte
Hämatin nicht zeigen.
Zur Untersuchung gefärbter Lösungen im Spectrum
dient am besten die bekannte Combination von Appa-
raten: Ein Helicstat wirft das Licht durch einen Spalt
in einen verdunkelten Raum auf eine achromatische Linse,.
12*
ye
180 Blvtfarbetoff im Spectrum des Sonnenlichtes.
in deren Brennpunote der ^Spalt steht, von da atif ein
Prisma von Glas oder Schwefelkohlenstoff. Das so er-
zeugte Spectrum lässt man durch die zu unterauchende
Lösung, welche sich in einem schmalen Gefösse mit
planparallelen Wandungen von Glas befindet, hindurch-
gehen uiid beobachtet dann dasselbe entweder direct mit
dem Femrohre, oder nach dem Auffangen desselben -auf
einem weissen Papierschfrm mit unbewaffnetem Auge.
Als Gefiisse für die Farbstofflösungen dienen sehr gut
die Hämatinometer, welche der Optiker Schmidt in
Berlin angefertigt hat, in dem man eine Flüssigkeits-
schicht \on gerade 1 Centimeter Dicke untersuchen kann.
Beobachtet man nun eine sehr verdünnte Lösung
von Blut und Wasser in einem solchen Gefiisse in das
Spectrum gestellt, so zeigt letzteres, nachdem es die
Lösung passirt hat, zwei bestimmte dunkle Streifen in
Gelb und Grün. Beide Streifen liegen zwischen den
Frauenhoferschen Linien D und Ej der dem schwächer
gebrochenen Lichte entsprechende ist der Doppellinie X>
ziemlich nahe, der zweite liegt nicht so nahe an E'^ beide
haben^ wenn die Blutlösung verdünnt genug ist^ etwas
geringere Breite als der Spectralabschnitt zwischen E
und b. Verstärkt man die Concentratiön der Blutlösung
oder lässt man das Spectrum durch eine dickere Schiebt
der Lösung gehen, so nimmt die Breite beider Absorp-
tionsstreifen zu, aber fast allein auf Kosten des gelb-
grünen Lichts, welches beide Streifen von einander trennt,
sie fliessen endlich bei gesteigerter Concentratiön der
Lösung zu einem dunkeln, ziemlich scharf begrenzten
Felde zusammen. Dabei erlischt auch von dem Violet
und Blau allmälig mehr und mehr, ohne dass sich hier-
bei bestimmte Streifen einstellen. Endlich ist vom ganzen
Spectrum nur noch die Partie zwischen E und b und
das Roth und Orange bis D übrig. Bei noch stärkerer
Concentratiön erlischt auch das Grün, und es bleibt
allein noch Roth mit seinen schönen Frauenhoferschen
Linien übrig. Während nach diesen Erscheinungen der
Blutfarbstoff an den bezeichneten Stellen zwischen D und
E das Licht ausserordentlich kräftig absorbirt, lässt er
fast eben so entschieden die Abschnitte zwischen A und
Z), so wie zwischen E und b intact. Es ergiebt sich
schon hieraus die Schärfe der Conturen jener geschilder-
ten Absorptionsstreifen, da die am stärksten absorbirteh
Abschnitte von den am schwächsten absorbirten eng um-
grenzt werden.
Blutfarbstoff im Spectrum des SonnenlUhteSs 181
Auch die ungelösten Blutzellen absorbiren die ge--
schilderten Theile des Spectrums. Um dies zu beobaGhten^
genügt es, das vom Prisma ausstrahlende Spectrum durch
den Höhlspiegel eines Mikroskops vertieal nach oben
durch die Oeffnung des Mikroskoptisches auf eine dünne
Blutschicht zu werfen, welche sich hier zwischen Object-
träger und Deckglas befindet. Entfernt man den Tubus
des Mikroskops und sieht senkrecht auf die Blutschicht
hinab, so erkennt man beide Absorptionsstreifen auf das
Deutlichste.
Das Verhalten des Blutes verschiedener Wirbelthiere
im Spectrum ist in Hinsicht auf jene Absorptionsstreifen
vollkommen gleich gefunden worden. Sowohl arterielles
sUs venöses Blut zeigt beide Streifen. Andauerndes Be-
handeln der Blutlösung mit Kohlensäure verändert nichts
an ihnen. Eben «o wenig hat der Verf. sie verändert
gesehen, wenn das Blut mit Kohlenoxyd, Wasserstoff,
Schwefelwasserstoff, Arsen wasserstoffj SticKoxydul, Aether,
Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Aetzammoniak, arseniger
Säure behandelt war. In Aetzammoniak gelöstes Blut
zeigte noch am andern Tage beide Absorptionsstreifen
ungeschwächt. Nach der Behandlung mit Schwefelwasser-
stoff zeigt sich ausser den Streifen noch ein dritter in
Roth.
Eintrocknen des Blutes bei gewöhnlicher Temperatur
verändert sein Verhalten im Spectrum nicht. Dagegen
verschwinden die Absorptionsstreifen sehr bald, wenn
man entweder Essigsäure, Weinsäure oder Lauge fixer
Alkalien zu der Blutlösung hinzufügt. Die Säuren wirken
hierbei schneller als die Alkalien. Die v. Wittich'sche
Hämatinlösung giebt die beiden Streifen nicht mehr, bei
hinlänglicher Concentration zeigt sie andere Absorptions-
streifen, von denen ein starker zwischen C und D dicht
an letzterer Linie liegt. Hinsichtlich der am wenigsten
absorbirten Strahlen des Spectrums stimmt die v. Wit-
tich'sche Lösung mit dem Blute überein.
Blut mit Alkohol im Ueberschuss kalt gefällt, giebt
einen Niederschlag, der in Ammoniak gelöst, im Spec-
trum nicht mehr jene Absorptionsstreifen zeigt. Auch
Terpentinöl macht sie verschwinden. Ebenso zeigt die
Hämatinlösung, welche man durch Extraction des ge-
trockneten Blutes mit kochendem Alkohol und Schwefel-
säure erhält, jene Streifen im Spectrum nicht mehr.
Mit pulverigem kohlensauren Kali gefälltes Blut hat
eine schöne arterielle Färbung tagelang, wenn keine Er-
182 Blutfarbi^ff im Spectrum dei Sonnenlichtea.
bitzung stattfindet; übergiesst man die Masse mit Alko-
hol; so geht bald die TOthe Farbe in ein sehmutziges
Braun über und erst dann findet Lösung von Hämatin
statt. Die Lösung hat die Absorptionsstreifen nicht mehr.
Löst man dagegen den feuchten Niederschlag statt durch
Alkohol in Wasser auf; so erhält man eine Lösung; die
ebenso wie frisches Blut beide Absorptionsstreifen zeigt.
Ebenso wird Blutlösung durch kohlensaures Natron binnen
Wachen hinsichtlich des Verhaltens im Spectrum nicht
geändert.
In keiner der Flüssigkeiten, welche die Absorptions-
streifen nicht zeigten; konnten dieselben durch Behandeln
mit Alkalien etc. hervorgerufen werden.
Fällt man Blutlösung mit Bleiessig im Ueberschusd;
filtrirt und fällt dann aus dem Filtrate das Blei durch
kohlensaures Natron, so erhält man eine Lösung, welche
auf das Schärfste die Absorptionsstreifen im Spectrum
hervorbringt.
Buft man durch Injection gallensaurer Salze in die
Vene von Hunden Hämaturie hervor, so zeigt der Harn,
obwohl man Hämatin daraus darstellen kanu; keine Ab-
sorptionsstreifen im Spectrum und wird durch Sauerstoff
nicht hellroth.
Aus dem Verhalten des unveränderten, so wie des
mit verschiedenen Beagentien behandelten Blutes ergiebt
sieb; dass der Inhalt der Blutzellen (das Serum zeigt
keine bemerkbare Absorption in Gelb und Grün, wenn
die Schicht desselben nicht über 1 Decim. dick ist) die
bezeichneten Stellen im Spectrum sehr kräftig absorbirt;
so lange die Eiweissstoffe dieser Flüssigkeit nicht coagu-
lirt oder in den Zustand des Alkali- oder Acidalbumins
übergegangen sind. Da nun ein Stoff, welcher eine so
bestimmte Lichtabsorption zeigt, nicht wohl wie die be-
kannten Eiweissstoffe farblos erscheinen kann, so wird
man annehmen müssen, dass derselbe Stoff; welcher dem
Blutzelleninhalt seine rothe Farbe giebt, auch jene Ab-
sorption bewirke. Da ferner jenes Absorptionsvermögen
unabhängig von den verschiedensten Farbenveränderungen,
welche das Blut durch Sauerstoff; Kohlensäure, Kohlen-
oxyd, Arsen Wasserstoff etc. erhält, erscheint, dagegen durch
relativ schwache Einwirkungen, die aber Coagulation oder
doch Veränderung aller Albuminstoffe betreffen; zerstört
wird; so erscheint zunächst die Annahme gerechtfertigt;
dass alle jene Veränderungen, welche die geschilderten
Gase im Blutfarbstoff hervorrufen, ihn nicht zerstören.
Beobucktungen über die BluthrysUUU. 183
■
dass man yielmehr hoffen darf, Mittel zu finden, durch
sie verändertes Blut wieder in normales zu verwan-
deln.
Es erscheint femer nach obigen Reactionen gewiss,
dass in den Blutzellen eine Verbindung enthalten ist,
welche den Farbstoff des Blutes darstellt, jene Lichtab-
sorption bewirkt, vom Bleiessig nicht gefällt wird, -leichter
als Albumin sich diffundirt, und durch Säuren, fixe Al-
kalien etc. in einen Eiweissstoff und das Hämatin zer-
fällt, welches in der v. Wittich'scheu Lösung enthalten ist.
Ohne Zweifel ist dieser Körper derjenige, welcher die
Funke'schen Krystalle bildet. Ist diese Darstellung richtig,
80 ist natürlich das Bestreben vergeblich, ungefärbte
Blutkrystalle zu erhalten, obwohl möglicher Weise bei
der Zersetzung des Körpers Stoffe entstehen können,
welche gleichfalls der Krjstallisation fähig sind. Mit
der Reindarstellung und chemischen Untersuchung dieses
Blutroths ist der Verf. jetzt beschäftigt.
Zum forensischen Nachweis von Blut in Flecken auf
Kleidern etc. besitzt man bereits ziemlich viele und zum
Theil scharfe Priifungsmittel, natürlich kann man sich
dazu auch der oben geschilderten Untersuchungsmethode
bedienen. Nicht zu verwaschene Blutflecken auf weisser
Leinwand, oder durchsichtigem Papiere, nöthigenfalls etwas
angefeuchtet, zeigen im Sonnenspectrum die beschriebenen
Streifen, wenn sie zwischen Prisma und Auge in dasselbe
gebracht werden. {Chem, CeiUralbl, No. 11. 1862,) B,
BeobachtuDgen über die Blutkrystalle j
von Carl Bojanowski, Assis^nten am anatomi-
schen Institute zu Greifswald.
Literatur. Bereits 1841 erschien Nasse's Abhand-
lung „über die Form des geronnenen Faserstoffs^ (Mül-
ler's Arch. p. 439): Reichert's Beobachtungen über eine
eiweissartige Substanz in Kry stallform (ebendas. 1849,
pag. 197).
Funke: De sanguine venae lienalis. Diss. inaug.
Lips. 1851. — Ueber das Milzblut (Henle's u. Pfeufers
Zeitschr. für ration. Med. 1851. p. 172). — Neue Beob-
achtungen über die Krystalle des Milzvenen- und Fisch-
blutes (ebendas. 1852. p. 199).
Kunde: lieber Krystallbildungen im Blute (ebend«
1852. S. 271).
18^ Beoba>ehinmgen über die BlntkrysUdh.
Remak: Ueber Blutgerinndel und über pigment-
haltige Zellen (Müller's Arch. 1852. S. 115).
Kölliker: ^ Ueber Blutkörperchen - haltige Zellen
(Ztschr. für wiss. Zoologie. 1849. Bd. I. S. 266).
Tel eh mann: Ueber die Kryst. der organ. Bestand*
theile des Bluts (Ztschr. für rat. Med. 1853. III. p. 375).
— Derselbe über das Hämatin (das. VIII. p. 141).
Lehmann: Ueber die Krystallisirbarkeit eines der
Hauptbestandtheile der Blutkörperchen (Ber. der k. sächs.
Qesellsch. der Wiss. in Leipzig, math.-phys. Cl. 1852.
pag. 23.)
Derselbe: Ueber den kryst. Stoff des Bluts (ebend.
p. 78). — Weitere Mittheilungen ■ über die kryst. Protein-
substanz des Bluts (ebend. 1853. p. 101).
Leidig: Zur Anatomie von Piscicola geometrica
(Zeitschr. für wiss. Zoologie, Bd. I. 1849. p. 116; Lehrb.
der Histologie, 1857. S. 446).
Berlin: Ueber Blutkrystalle (Arch. für hell. Bei-
träge, L*p. 71).
Owsjannikow: Ueber die Teichmannschen Härain-
krystalle (Ztschr. Russl. Jahrg. XVII. 1860. JJo. 1. S. 6).
Artikel „Spleen" in Todd's Cyclop. of Anat. and
Phys. Part XXXVI.; Lond. Journ. 1849. p. 792; Mikrosk.
Anat. Bd. II. Aufl. 2. 1859. p. 585.
Parke's The formation of crystalls in human blood
(Med. Times and Gazette. Juli bis Decbr. 1852).
Sieveking: Albuminous CrystalHsations (Brit. and
foreign Med. Chir. Reviews. Vol. IL Juli bis Octbr. 1853).
Robin et Verdeil (Trait6 de chim. anat. et phys»
Paris 1853).
Man kennt gegerfwärtig vier Arten von Blutkrystal-
len: die Hämin-, Hämatin-, Hämatoidin- und Ha-
rn atokry stallin -Krystalle. Nach dem Vorkommen, der
Art ihrer Gewinnung und ihrem chemischen Verhalten
zu urtheilen ist es wahrscheinlich, dass die Verschieden-
heit der Blutkrystalle durch eine verschiedene chemi-
sche Zusammensetzung bedingt sei.
1) Das Hämokry stallin nach Lehmann oder
die Globulinkrystalle nach Kölliker.
Nach Bojanowski's Ausspruch gebührt Reichert
das Verdienst, diese Krystalle schon im Jahre 1847 im
Uterus eines Meerschweinchens entdeckt zu haben. Rei-
ch er t sagt a. a. O.: „Durch Zufall bin ich zur Entdeckung
von mikroskopischen Krystallen gelangt^ deren Substanz,.
Beobachtungen Über die Blidkrygttdle. 185
den cbemifK^hen Reactionen geniftss, f&r einen eiweissarti«
gen Stoff gehalten werden muss.'
Später fand KöUiker Krystalle von rother Farbe
im Blate des Hundes^ der Fische and eines Pythons,
und zwar, wie er behauptet, theils innerhalb der «Blnt-
kügelchen, theils frei im Blute, namentlich der Milz
und Leber.
Darauf lehrte Funke diese Krystalle aus dem Milz-
venenblute des Pferdes, der Fische, des Ochsen, des
Schweines,
Kunde aus denen des Eichhörnchens, des Hamsters
u. s. w. gewinnen, so dass man wohl mit Recht annehmen
kann, aus jedem Blute lassen sich durch zweckmässige
Behandlung diese Krystalle darstellen. Und zwar ist die
Eigenschaft, Krystalle zu bilden, nicht eine ausschliess-
lich dem Milzblute zukommende, sondern sie ist jedem
Blutstropfen, mag man denselben hernehmePfi,
wo man will, eigenthümlich, wiewohl zuzugeben ist,
dass das Milzvenenblut diese Eigenschaft in besonders
hohem Grade besitzt. Nach KöUiker *s Behauptung ist
die Milz ein Organ, in welchem die Blutkörperchen mas-
senhaft zu Grunde gehen.
Lehmann lehrte ,die Gewinnung dieser Krystalle
durch die successive Behandlung des gut gewässerten,
defibrinirten Meerschwein chenblutes mit Sauerstoff und
Kohlensäure, bei gleichzeitigem Einfluss des Lichts. Nach
Bojanowski ist Lehmann's Angabe zu unklar, als
dass man auf diesem Wege ein günstiges Resultat erzie-
len könnte. Bojanowski überzeugte sich durch viele
Versuche vollständig, dass das anzuwendende Blut sowohl
defibrinirtes, als auch fibrinhaltiges sein könne, ohne auf
die Bildung, Form und Farbe der Krystalle Einfluss zu
haben.
Für die mikroskopische Untersuchung hat Boja-
nowsky zu unzähligen Malen Blutkrystalle nach einem
von Funke angegebenen Verfahren dargestellt, das kein
anderes ist, als das Lehmann'sche, nur dem Verständnisse
zugängiger gemacht. Es ist das folgende: Man bringt
einen Tropfen des betreffenden Blutes auf em Objectgläs-
chen und lässt ' ihn einige Minuten der Luft ausgesetzt
stehen; sodann setzt man einen Tropfen Wasser hinzu,
haucht das Präparat einige Male an, bedeckt es nun mit
dem Deckglächen und lässt es langsam verdunsten. Die
Einwirkung des Lichtes ist nicht durchaus nothwendigi
186 Beobaohiungen ilbär die BlutkrystcMe,
sie bedingt jedoch eine üppigere und regelmässigere Kry-
stallbildung.
Bisweilen ist nach Bojanowski. ein geringer Zu-
satz von Alkohol oder Aether oder beider zu dem Blute
unerlässlich, um Krystalle zu erhalten.
Später stellte Bojanowski die Kry stalle auf fol-
gende höchst einfache, dabei sichere und immer schöne
deutliche Präparate liefernde Weise dar : Man lässt Blut;
wie es aus der Ader kommt, oder besser noch, wie es
sich in den Gefassen nach dem Tode befindet, in einem
Gefasse 2 bis 4 Tage lang an einem kühlen Orte stehen.
Dabei zerfiiesst der Blutkuchen^ der sich anfangs gebil-
det hatte, ganz oder theilweise, das Blut wird dickflüssig,
dunkelroth bis schwarz. Einen Tropfen dieses Blutes
thut man auf ein Objectgläschen^ legt ein Deckgläschen
auf und lässt nun das Präparat einige Stunden dem Lichte
ausgesetzt liegen, nach weleher Zeit dann immer und in
jedem Präparate schön ausgebildete Krystalle gefunden
werden. Bisweilen setzte Bojanowski, wenn das Blut
zu dickflüssig war, ein wenig destillirtes Wasser hinzu,
in der Regel bedarf es jedoch durchaus keines Zusatzes.
Einer höheren Temperatur darf man das Blut nicht aus-
setzen.
Das Hämatokrystallin verschiedener Thiere krystal-
lisirt in verschiedenen Formen und Systemen. So erhielt
Bojanowski aus dem Blute des Menschen und vieler
Säugethiere rhombische (rechtwinklige) Tafeln, aus dem
Blute der Maus und des Eichhörnchens regelmässige
sechsseitige Tafeln, aus dem des Meerschweinchens
tetraedrische und aus dem des Kaninchens prisma-
tische Krystalle. Im Mageninhalt der Blutegel beob-
achtete die Hämatokrystallinkrystalle Budge.
Auch diejenigen Krystalle aus verschiedenen Blut-
arten, welche übereinstimmende Form zu besitzen schei-
nen, zeigen doch eine unverkennbare Verschiedenheit in
der Grösse ihrer Winkel.
Die Krystalle aus dem Blute der einzelnen Thiere
haben etwas Specifisches und Charakteristisches an sich,
so dass es bifi weilen möglich ist, aus den vorliegen-
den Krystallen das Thier, aus dessen Blute sie
stammen, zu diagnostisiren.
Die Verschiedenheit der Krystallformen hat einen
unverkennbaren Einfluss auf die verschiedene Löslichkeit
der Krystalle. Lehmann fuhrt die letzteren auf vier
BeobadUmgen über die BbäkryeUjLÜs. 187
Systeme zurück: das tetraädriacke, rhomboSdrische»
hexagonale und prismatische.
Eis ist wohl zweifellos, dass die Krjstalle aus dem
Inhalte der Blutzellen entstehen, letztere müssen ihren
Inhalt durch Bersten, durch Einwirkung von Wasser aus-
treten lassen, um sie zu liefern.
Die Hüllen der Blutkörperchen haben keinen Antheil
an der Krystallbildung, eben so wenig das Blutserum.
Radikoffer, Lehmann und Bojanowski sind
der Ansicht, dass die Krystalle aus dem Globulin beste*
hen, und dass der Farbstoff ihnen nur anhängt. Lässt
man nämlich die gefärbten Krjstalle einige Zeit an der
Luft liegen, so werden sie heller und zuletzt farblos.
Auch Teich mann beobachtete farblose Blutkrystalle.
Kölliker's Bezeichnung als Globulinkrystalle würde
alsdann sehr passend sein.
Für die Eiweissnatur der Krystalle sprechen nach
Bojanowski:
1) dass sie durch Salpetersäure (conc), darauf durch
Kali und Ammoniak intensiv orange gefärbt werden
(durch Bildung von Xanthoproteinsäure) ;
2) die überaus grosse Aehnlichkeit dieser Krystalle
in Form und Verbalten mit den Dotterplättchen der
Fischeier ; • •
3) die von Radikoffer gegebenen Analysen der
noch verunreinigten Krystalle von Hunden, die nach Ab-
zug der Asche ergaben
C = 65,18 — 55,41, H = 7,14 — 7,8, N = 17,27
— 17,40 und O + S = 20,24 — 20,28 Proc.
Sie enthielten 0,718 — 0,938 Asche und in dieser
63,842 Proc. Eisen, 19,814 PO 5, 5,936 CaO, 0,970 MgO,
5,212 KCl und 3,458 Proc. CaO, SO 3.
Bojanowski beobachtete niemals innerhalb der
Blutkörperchen Krystallbildung, so, wenig wie Kunde.
Funke und Kölliker wollten eine solche innere Kry-
stallbildung gesehen haben.
Die Krystalle besitzen in hohem Grade die Eigen-
schaft, Feuchtigkeit aus der Luft anzuziehen.
2) Die Häminkrystalle, im Jahre 1853 zuerst von
Teich mann durch Einwirkung der Essigsäure auf das
Blut entdeckt und beschrieben. Teichmann's Entdeckung
ist, wiewohl sie von vielen Seiten {vergL Lehmann^ 8 Zooche*
«lie, S. 137) TLvCt mit der grössten Verachtung aufge-
nommen wurde, indem man die vom Entdecker mitge-
theilten Versuche als schmutzige und unsaubere bezeichnete,
188 Beobachtungen iib&r die BluikrystaUe.
wenigstens eiben so werthvoll, als die Entdeckung der
Hämatokrystallinkrystalle. T e i eh m a n n ' s Entdeckung
ist geeignet, eine vollständige Reform in der Blutanter-
suchung für forensische Zwecke hervorzurufen. Nur mit
Murexid könnten die Häminkrystalle verwechselt werden.
Das Hämin hat braune Färbung, das Murexid ziegelrothe.
Essigsäure löst die Häminkrystalle nicht, wohl aber die
des Murexids mit rosenrother Farbe. Kali löst die Hä-
minkrystalle mit dunkelgrüner, die des Murexids mit vio-
letter Farbe. Glycerin ist ohne Wirkung auf die Kry-
stalle des Hämins, Murexid nimmt im Glycerin erst eine
grünliche, dann violette Färbung an.
Aber die Art des Blutes hat keinen Einfluss auf die
Gestalt und das Verhalten der Häminkrystalle, welche in
jedem Blute in derselben Qualität und wohl auch Quanti*
tat vorhanden sein mögen.
Nach Bojanowski ist der wesenlichste, wenn nicht
alleinige Bestandtheil der Häminkrystalle das Hämatin.
Die schönsten und einförmigsten Häminkrystalle erhält
man immer, wenn man zuerst das Blut mit Essigsäure
kocht, dann filtrirt und nun erst eine geringe Menge der
durchfiltrirten Flüssigkeit mit Eisessig behandelt und die
Lösung verdunsten lässt. Alle Krystalle sind dann gleich-
massig gefärbt, stark lichtbrechend, und liegen in einer
völlig klaren durchsichtigen Mutterlauge. Die Form der
Häminkrystalle ist die rhombische, bald rhombi-
sche Säulen, bald rhombische Tafeln. Häufig bemerkt
man die einem Paragraphenzeichen ähnelnde Ueber-
gangsform, welche dadurch zu Stande kommt, dass die
stumpfen Winkel des Rhombus sich etwas abrunden, die
spitzen Winkel dagegen sehr ausgezogen und bogenförmig
gekrümmt sind. Oft sieht man Krystalle, bei denen die
beiden stumpfen Winkel sehr gross sind, wodurch die-
selben eine doppellanzettliche Form erhalten. Oft lagern sich
die Krystalle kreuzweise übereinander zu Figuren, die
einem römischen X oder Sternen frappant ähnlich sind.
Die Farbe ist schmutziggelb, von hellgelb bis dunkel-
braun ^ selbst ins Schwnrze.
Brücke beobachtete, dass ein Zusatz von Kochsalz
zur Bildung der Häminkrystalle nöthig sei. Nach Boja-
nowski kann auch BaCl, SrCl, KCl, CaCl, KJ, H^NJ das
Kochsalz ersetzen. Allein es ist besser, solche Zusätze
zu vermeiden. In allen Fällen, wo aushalten Blutäecketi
keine Krystalle entstehen wollten, erhielt Bojanowski
dieselben nach Zusatz^einer Spur von Ammoniak.
Beobachtungen über die Blutkrystalle, 1^9
B) Die Hämatinkrystalle konnte. Bojanowski
Aved^r nach Lehmann's noch nach v. Wittich^s Me-
thode erhalten. Die Angaben- über das chemische Ver-
halten der Häminkrystalle sind so übereinstimmend mit
der Reaction des Hämatins selbst, dass Bojanowski
kein Bedenken trägt, ihre Entstehung ans dem Hämatin
anzunehmen. Kali bewirkt bei beiden grünliche Fär-
bung, Ammoniak eine fast purpurrothe. Aus dem Hä-
matin erhält man durch Behandlung mit Eis-
essig Häminkrystalle.
4) Das Hämato'idin, von Virchow entdeckt, ist
nicht identisch mit dem Hämatin, aber mit ihm ver-
wandt, wie die Versuche von Zwicky, Bruch und
Virchow darthun.
Es kommt in den Corporibus luteis vor, in alten Ex-
travasaten des Gehirns, in obliterirten Venen, hämorrha-
gischen Milzinfarcten, Hautsugillationen, Eiterhöhlen der
Extremitäten, in faulen Lebern. Es ist kein Bestandtheil
des Bluts, sondern ein Umsetzungsproduct des Hämatins.
Es krystallisirt in gypsartigen rhombischen Tafeln
und Säulen von starkem Lichtbreohungsyermögen, gelb,
roth bis rubinroth. unlöslich in Wasser, Alkohol, Aether,
Terpentinöl, löslich in Alkalien. (Zeitschr. für mssensch,
Zoologie V. Siebold u, K'öllicker, Bd. XIL Heß. IV. 17. Nov.
1862.)' H. Ludwig.
Nach Max Jaffe (Arch.f. paihol. Anatom, u. Phyaiol.
Bd. 23, pag. 292^ daraus in Fresenius' Zeitschr. f. analyt.
Chemie^ 1862. S.259) ist das Hämatoidin mit dem Bili-
fulvin identisch. H. L.
190
V¥. lilteratiir iind Kritik«
H. Karsten, Entwickelungserscheinungen der organi-
schen Zelle. Berlin 1863. Abdruck aus Poggen-
dorff's Annalen, Band 118. 23 Seiten nebst einer
lith. Tafel.
Die vorliegende Abhandlirag hat den Zweck, die vom Verf.
bereits vor 20 Jahren in seiner Inaugural • Dissertation : „De eella
vitdH** ausgesprochenen und neuerdings in seiner Schrift: „Histo-
logische Untersuchungen, Berlin 1862** ausführlicher dargestellten,
von der herrschenden Lehre in wichtigen Puncten abweichenden
Ansichten über die Entwickelung, Organisation und Thätigkeit der
organischen Zelle, insbesondere der Pflanzenzelle, von Neuem gel-
tend zu machen.
Im Ganzen laufen diese Ansichten darauf hinaus, neben dem
Inhalt auch dem andern Bestandtheil der Zelle: der Haut, eine
grössere physiologische Bedeutung beizulegen, als dies bei den
übrigen Physiologen geschieht. Obgleich von den Letzteren aller-
dings der Inhalt als der eigentliche Sitz und Heerd der Zellen-
thätigkeit betont zu werden pflegt, so ist doch wohl Niemand, wel-
cher die Rolle der Membran als Vermittlerin des Austausches zwi-
schen Inhalt und Umgebung, so wie die Entwickclungsfähigkeit
derselben in Abrede stellen möchte. Etwas Weiteres namentlich
einen unmittelbaren Einfluss der Haut auf deu chemischen Process
in der Zelle, vermag aber am Ende doch auch Karsten nicht
nachzuweisen; auch kann derselbe unmöglich verkennen, dass die
Quelle für die Entwickelung, nämlich für das Wachsthum durch
Bildung neuer Zellstofi'masse, ein Grund nicht in dieser selbst,
sondern nur in dem flüssigen Inhalt liegen kann. Namentlich steht
Karsten mit der herrschenden Ansicht, dass der Inhalt das Pri-
märe an der Zelle ist, im Widerspruch, indem er meint, dass die
Membran von Anfang aq vorhanden sei, und dass es überhaupt
keine hautlose Zustände von Zellen gäbe. Es hängt diese seine
Ansicht damit zusammen, dass er die verschiedenen Schichten, wo-
durch sich die primäre Zcllwand nach der gewöhnlichen Ansicht
durch Abscheidung von Zellstoff aus dem Inhalte nach und nach
verdickt, als ein System von ineinander geschichteten sclbststan-
digen Zellen betrachtet, deren jede sich für sich entwickele; fer-
ner dass er den Primordialschlanch, nämlich die die Innenwand
auskleidende Protoplasmaechicht, als eine wirkliche Membran^
und zwar als die Jüngste innere Zelle, und. ebenfalls den Zellcn-
kcrn »Is eine echte aber kernlose Zelle nuffasst, wobei er ausser
Acht lUsst, dass jene Protoplasmnschicht nach Innen gar nicht
scharf begrenzt ist, und dass diese, so wie die Haut des Zcllcn-
kcrns sflion wegen der ganz verschiedenen chemischen Natur sich
unmöglich iu üiuo Zellstoffmcmbrau uuibildcu kanu.
Literatur. 191
Ansserdem ist nach Karsten der Inhalt der Zelle mit zahl-
reichen endogenen, sehr zarten Zellen erfüllt, und letztere zam
Theil wieder mit kleineren, weshalb er in der Zelle einen yiel
complicirteren Organismus sieht, als nach der gewöhnlichen An-
sicht, und die Existenz von einzelligen Thieren und Pflanzen be-
streitet* Diesen complicirten Bau sucht der Verf. besonders am
Brennhaar von Urtica ausführlicher nachzuweisen, indem er die
mit wasserh^ler Flüssigkeit erfüllten Zwischenräume, welche zwi-
schen den die Zellenhöhle durchsetzenden Schleimströmchen liegen,
für wirkliche, mit einer Membran versehene Zellen hält, welche
beim Oeffnen der Haarzelle heraustreten und zum Theil wieder
mit Zellen erfüllt sein sollen. Die Circulation des Zellsaftes ' in
jenen Schleimströmchen glaubt Karsten aus der ungleichen Be-
schaffenheit des Zellsaftes an verschiedenen Stellen der Zell enhöhle
und aus der dadurch bedingten ungleichen endosmotischen Tbä-
tigkeit der verschiedenen endogenen Zellen, d.h. als eine einfache
Diifusionserscheinung erklären zu können *).
Noch complicirter erscheint nach Karsten die Organisation
der Zellen dadurch, dass er den Begriff Zelle auf eine Menge von
Inhaltskörpern ausdehnt, welche sonst als Bläschen, Körner, Tro-
pfen etc. aufgefasst werden, nämlich Amylum-, Chlorophyll- und
Kleberkörner, Fett- und Schlei mtröpfchen, Vacuolen, welche siimmt-
lich mit einer dünnen Membran umgeben sein sollen. Er nennt
diese einfachen Zellen zum Unterschied von den Gewebezellen
Secretionszellen und theilt denselben die Rolle zu, die im Zellsaft
gelöste unorganische Materie in höher und höher combinirte Ver-
bindungen umzusetzen, d. h. zu assimiliren, welche „Absonderungs-
stoffe'' theils zur Ernährung der Haut der Mutterzelle, theils zur
Bildung von Tochterzellen verwandt, theils in andere Regionen
des Organismus geführt werden. Zu diesem Zweck werden diesel-
ben verflüssigt und resorbirt. Auch sollen sich diese Stofl^e in
einer wechselnden Umsetzung, d. b. Auflösung und Neubildung be-
finden, indem kurz nach der Entstehung neuer Gliedzellen jene
Stoffe aufgelöst und sogleich darauf in einer neuen Zelle wieder
erzeugt werden. (Diese Erscheinung, dass das Chlorophyll u. dgl.
vorher Bestandtheile der Mutterzelle und nach der Bildung von
Tochterzellen Theile der letzteren sind, ergiebt sich übrigens nach
der Theorie von der Vermehrung der Zelle durch Abschnürnng
des ganzen Inhalts ganz von selbst, ohne die Annahme einer Re-
sorption und Wiedererzeugung, indem die Chlorophyllschläuche,
welche vor der Theilung in der Mutterzelle eingeschlossen sind,
nach der Theilung des Inhalts der letzteren natürlich als Inhalt
der Tochterzellen erecheinen. Uebrigens giebt Karsten an, diesen
Resorptionsprocess der Chlorophyllschläuche bei Oedogonium direct
beobachtet zu haben.)
Einen andern Hanptpunct der Abhandlung bildet die Ent-
stehung neuer Zellen. Karsten bestreitet sowohl die von
Schieiden aufgestellte Theorie, wonach die Neubildung der Zellen
von dem Zellkern ausgeht, als auch die von Mirbel und Mo hl
eingeführte und fast allgemein anerkannte Ansicht, wonach sich
die Gewebezellen dadurch vermehren, dass der Primordialschlauch
mit dem übrigen Inhaft einer Mutterzclle sich in 2 Portionen
abschnürt, von denen jede sich mit einer neuen Zellenmembran
*) Cfr. Histologische Untersuchungen, p. 61.
192 lÄtertxtur.
umgiebtr'"). Nach Karsten entstehen neue Zellen nur frei in
der ZellOüssigkeit als von Anfang an zwar kleine, aber vollkom-
mene Zellen, welche nach und nach sich vergrössernd zusammen*
stossen und eine Scheidewand bilden. Für diese Ansicht stützt
sich Karsten besonders auf Beobachtungen an Spirogyra nitida
und orthospirüy indem er hier fand, dass die Scheidewand schon
vor der scheinbaren Einfaltung vorhanden war. Die letztere hält
er nur für eine die Zellenvermehrung passiv l)egleitende Erschei-
nung, namentlich beruhe dieselbe bloss auf einer stellenweisen
Zurückziehung des Chlorophylls bei hungernden Conferven oder
darauf, dass wenn zwei entstandene Tochterzellen sich unvollstän-
dig berühren, die secundäre Zelle (Primordia Ischlauch) sich falten-
artig zwischen dieselben senke.
Ebenso geschieht die gleichzeitig mit dem Auftreten zweier
Tochterzellen statt findende Theilung der Kernzelle nach Kar-
sten nicht, wie die gewöhnliche Ansicht ist, durch Einschnürung
der Membrane der letzteren, sondern durch Neubildung zweier
Tochterkernzellen frei in dem flüssigen Inhalte der Kernmutter-
zelle (cfr. Histolog. Unters. Fig. 83 — 85). Die Tochterzellen des
Zellkerns werden entweder zu Grliederzellen oder wachsen (wie bei
Spirogyra Homschuchii) zu den napfiPörmigen Kreisfalten der Schei-
dewand hervor.
Eine Methode, deren sich der Verf. bei seiner Untei*suchung
mit Erfolg bediente, nämlich Düngung der Conferven mit organi-
schen Stickstoifverbindungen, hat auch ein allgemeines Interesse.
Es ergiebt sich nämlich, dass dadurch die Entstehung neuer Zellen
befördert, dagegen das Wachsthum der Zellhäute beschränkt wird,
während Mangel an Düngung umgekehrt die Neubildung von Zel-
len hindert, dagegen die bereits gebildeten Zellhäute veranlasst
sich zu verdicken oder in Form von centripetalen Kreisfalten zu
entwickeln.
Ein näheres kritisches Eingehen auf den Inhalt der Abhand-
lung würde den für die vorstehende Anzeige zugemessenen Raum
überschreiten.
W.
*) So ist die von Mir bei und Mohl. Von einer Einfaltung
der Mutterzellhaut, wie sie Karsten diesen Physiologen
unterlegt, ist weder bei Diesem noch bei irgend einem An-
dern die Rede . und kann nicht die Rede sein, da sich fUr
eine solche Ansicht im ganzen Pflanzenreiche auch nicht die
Spur eines Anscheins findet.
IXoftuciLdmvker«! der-Ckbr. JJbMdc«''««
AROUV DEB PHlRIUaE.
CLXV. Bandes drittes Heft.
!• Physik, Chemie iiiid praktische
Pharmaele;
Analysen von Ihm- ond ClnellwSssern Thüringens;
mitgetheilt von
Prof. Dr. H. Ludwig in Jena.
1. Quantitative Bestimmung des Kalks, der Talkerde und
der Schwefelsäure im Wasser der Saale nnd zweier ftnellen
in der Nähe von Jena;
von A. Kromayer, Assistenten am chemisch -pharmaceutiscben
Institute zu Jena.
oämmtlicbe Wässer wurden am 4. Februar 1860 ge-
schöpft und sogleich in Untersuchung genommen. Es war
die Frage zu erledigen, ob in denselben wirklich nur
Kalk und keine Talkerde vorkomme, oder ob Wacken^
roder bei seinen früheren Untersuchungen denTalkerde-
gehalt dieser Wässer übersehen habe.
A. Ciaellwasser aus der Quelle im Garten der Veumfihle.
ä) 800 CG. desselben wurden mittelst Oxalsäuren Kalis
gefällt; und nach eintägigem Stehen der oxaisaure Kalk
gesammelt; er betrug 0,338 Grm. und lieferte 0,229 Grm.
CaO,C02 = 0,128 CaO. Die 0,229 Grm. CaO,C02 in
CaO, S03 verwandelt lieferten 0,307 Grm. desselben =
0,126 Grm. CaO. Das Mittel ist 0,127 Grm. Kalk.
1000 CG. Wasser würden also 0,158 Grm. Kalk
enthalten.
b) Die vom Oxalsäuren Kalk abfiltrirte Flüssigkeit
wurde mit talkerdeireiem phosphorsauren Natron nebst
Ammoniak gefällt. Nach eintägigem Stehen wurde die ent-
standene phosphorsaure Ammoniak- Talkerde gesammelt
und geglüht. Es wurden 0,088 Grm. 2MgO, P05 erhalten
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hft, 13
194 Kromayerj guantitcUive Bestimmung des Kalk$j
= 0,0817 MgO = P,08d6Pr<toin*MgO od* «l^Änindet
0,040 Promille MgO.
c) 600 Grm. Wasser wurden mit HCl angesäuert und
mit BaCl gefällt. Es wurden erhalten 0,111 Grm. schwe-
felsaurer Baryt =^ 0,038 Grm. Schwefelsäur« == 0/>6a
Promille S03.
Also 1000 CC. Wasser der Quelle der Neumühle
enthalten:
CaO 1= 0,158 Grm.
MgÖ = 0,040
S03 = 0,06ß
Da die Prüfung auf Chlor nur Spuren desselben
erkennen Hess, so können alle nicht an SO^' gebundene
'Basen an CO^ gebunden werden.
S03 : CaO = 0,063 : x ; 40 : 28 = 0,063 : x ; x = 0,044 CaO an
0,063 S03 gebunden zu 0,107 CaO, SÖ3 = 0,135 CaO^
S03, 2H0.
0,158 CaO — 0,044 CaO = 0114 CaO an CO« gebunden.
CaO: CaO, 002 = 0,114: x; 28: 50= 0,114: x; x = 0,203
CaO, C02.
Mg0:Mg0,C02 =-0,04: x; 20: 42 = 0,04: x; x= 0,084
MgO, C02.
1000 Grm. Wasser der Neumühlenquelle
enthalten also
r^ r. o^o . cT^r. ^.«. t. m, (= 0,044 CftO + 0,063 SO*
CaO, S03 -f. 2H0 = 0,135 Promille ^ L 0 107 CaO S03)
CaO C02 = 0 203 C ^^ Kohlerisäure-haltigen
MgO.CO^ .= o:084 : i rarÄelÄ""""
Chlormetalle Spuren ,»
Summa 0,422 Promille.
Diese Quelle liegt tiefer als die folgende.
B. Das Wasser ans der ttuelle oberhalb der Papiermttlile.
a) 800 CC. desselben gaben 0,269 Grm. getrockneten
Oxalsäuren Kalk und dieser 0,186 CaO, C02 = 0,104 CaO.'
0,186 CaO, C02 gaben 0,257 Grm. CaO,S03 = 0,106 CaO.
Mittel = 0,105 CaO. In 1000 CC. Wasser 0,131 CaO.
'5^.
der Talkerde u. d, Schwefelsäure im Wasser d. Saale etc* 196
*) 800 GC. Wasser gaben 0,067 Grm. 2MgO,P05 =
0,0241 MgO. In 1000 CC. = 0,0301 MgO.
c) 600 CG. Wasser gaben 0,030 BaO,S03 = 0,0103
S03 = 0,0171 Proinffle S03.
1000 Wasser enthalten:
GaO = 0,131 Promille.
MgO = 0,030
S03 = 0,017
Auch dieses Qaellwasser aithielt nur Spuren von
Chlor.
S03: GaO = 0,017 :x; x = 0,012 GaO an 0,017 S03 zu
0,029 GaO, S03 = 0,037 Promille GaO, S03 -f 2H0
und 0,131 — 0,012 = 0,119 GaO an GO« gebunden =
0,2125 GaO, GO«.
MgO: MgO, G02 = 0,030 : x; x = 0,063 Promille
MgO, G02.
1000 Grm. Wasser der Quelle oberhalb der
Papiermühle enthalten
-n. ^ o^o . «r,.^ Vv ^o« « m, (^»"0 0,012 CaO +• 0,017 SO»
CaO, S03 + 2H0 === 0,037 Promille J^^^ ^^J ^^^
CaO, C03 » 0,213 „ 1 beide als doppelt - kohleä*
MgO, C02 =0,063 „ i saure Salze in Wasser gelöst.
Chlormetalle Spuren
Summa 0,313 Promille.
Diese Quelle entspringt oberhalb der Quelle der
Neumühle.
Bei den beiden genannten Quellen bestätigt sich aufs
Neue das von G. Bischof aufgefundene geologische Ge-
setz, dassmit der Höhe des Ursprungs der Oehalt
der Quellen an gelösten festen Bestandtheilen
abnimmt. Beide angeführten Quellen nehmen ihren Ur-
sprung im Mühlthale; die oberhalb der Papiermühle, als
die höhergelegene ist ärmer, die im Garten der Neu-
mühle, als die tief erli egende ist reicher an festen Bestand-
theilen. Der Qehalt an kohlensaurem Kalk in beiden
Quellen ist nahezu derselbe, denn beide haben die gleichen
Kalkschichten durchsickern müssen, aber Talkerdegehalt
13*
'Xt
.■^•■^^
.p
'«•♦
■AXy
* f
M
■'•.V"
> ■ J'-'JJI
'ivX
iM.
i- -.Vi
196 KromayeVj
und Gypsgehalt ist bei der Neumüblenquelle bedeutender; ,da
sie einen längeren Weg durch die Talkerdefuhrenden Mergel
und den Qyps nehmen musste.
G. Wasser der Saale im Paradiese bei Jena gesehdpft.
a) 1000 CG. gaben 0,087 Grm. Oxalsäuren Kalk
und diese 0,069 Grm. CaO, C02 = 0,0386 CaO.
Jene 0,069 CaO,C02 in schwefelsauren Kalk umgewan-
delt lieferten 0,097 Grm. CaO, S03 = 0,039 CaO, Mittel
0,0386 .0^ _ ^.^Q
0,0390 2 '
6) 1000 CC. gaben 0,0128 Grm. 2MgO, PO^ =
= 0,0046 Grm. MgO.
c) 600 CC. gaben 0,033 Grm. BaO, S03 = 0,0113 Grm.
S03 = 0,0188 Promille S03.
1000 Grm. Saalwasser enthalten sonach
CaO = 0,0388 Grm.
MgO = 0,0046 „
S03 = 0,0188 „
Das Saalwasser enthielt nur Spuren von Chlor.
S03: CaO = 0,0188 : x; x = 0,0131 CaO mit 0,0188 S03
zu 0,0319 CaO, S03 verbunden = 0,0403 CaO,S03 +
2 HO.
0,0388 — 0,0131 =^ 0,0257 Grm. CaO an CO 2 gebunden.
CaO: CaO, C02 = 0,0257: X; x = 0,0458 CaO, C02
MgO: MgO, C02. = 0,0046: x = 0,00966 MgO, C02.
1000 Grm. Saalwasser enthalten
(= 0,0131 CaO +■ 0,0188 SO*
CaO, S03 + 2HO= 0,0403 Grm. ^ U 0,0319 cIo, S03)
CaO, C02 =0,0458 „
MgO, C02 = 0,0097 „
Chlormetalle Spuren
Summa 0,0958 Promille.
Zusammenstellung
A. B. C.
CaO, S03 + 2H0 = 0,135 ~ 0,037 — 0,040 Promille
CaO, C02 = 0,203 - 0,213 — 0,046
MgO, C02 = 0,084 — 0.063 - 0,010
MCI Spur — Spur — Spur
0,422 — 0,313 — 0,096 Promille.
Äntüyae des Saalwassers von Naschhausen hei Dornburg. 197
2. Analyse des Saalwasserii yon Nascbhaxisen bei Dornbnrg;
geschöpft im April 1860.
50 Uxizen = 1461,6 Grm. Wasser wurden auf Professor
L u d w i g's Veranlassung von Hm. Apotheker Eicbemeyer
in Domburg zur Trockne eingedunstet und zur Analyse
hierher gesandt.
Der Abdampfrückstand war graubräunlich gefärbt
und wog bei lOOO C. getrocknet = 0,270 Grm. = 0,185
Promille, davon waren
in HO löslich == 0,151 = 0,1033 Promille
„ , unlöslich = 0,119 = 0,0814 ,
0,270 0,1847.
A. Analyse der wässerigen Losung.
Die wässerige Lösung wurde auf 24 C C. gebracht und
letztere in drei Theile zu je 8 CC. getheilt.
8CC.Lösung gaben = 0^013 Ag Gl ; mit 3 multiplicirt
. = 0,039 AgCl = 0,009 Gl = 0,0061 Pro-
mille Ghlor. Das AgGl war frei von Ag J,
wie die Prüfung mit NaO, GO^, Auslau-
gen der »Schmelze mit Wasser etc. bewies.
8G G.Lösung gaben geglühten BaO, SQS = 0,040 Grm ;
0,040 . 3 = 0,120 BaG, SO» = 0,039 SO»
= 0,0260 Promille S03.
8GG. Lösung gaben 0,011 GaO, GG2 mit 3 multiplicirt
= 0,033 GaO, G02 = 0,018 GaO
= 0,0123 GaO Promille.
Die von GaO befreiten 8 GG. Lösung gaben
0,010 Grm. 2MgO,PO5 = 0,003 MgO mit 3 multiplicirt
= 0,009 MgO =0,0061 Promille MgO.
Ghlor, Kalk und Talkerde wurden in ein und dersel
ben Flüssigkeit bestimmt.
8GG.Lö8ung wurden auf circa 2 G G. eingedunstet und
mit einer titrirten Indiglösung (100 G G. der Indiglösung ent-
sprachen 1 Milligramm KO, NO^) versetzt.
Es wurden verbraucht 1,4 GG. Indiglösung
= 0,0014 KO, N05, mit 3 multiplicirt = 0,0042 KO, NO«
= 0,0022 N05 = 0,0013 Prom ille N05.
50 Unzen Saalwasser, ebenfalls von Herrn Eiche-
meyer eingedampft (dem Wasser waren vor dem Ein-
n 4
tu
!•
m.
jr
- ^
?5^<i-;%
-
1^;:
-^'
V
P:>
*
p->'
f <■ ^
- -^ » *
t>t*'
•i. ■
S':->4 •• —
Iw?^',
^»•^
'!_.
!■■;*"
198
Kromayerj
dampfen 15 Tropfen verdünnter SO^ zugesetzt worden)
wurden auf Ammoniak und Kali untersucht.
Die wässerige Lösung des Abdampfrückständes wurde
mittelst BaCl genau von der SO^ befreit; ohne über^
sehüssiges BaCl anzuwenden, sodann die Lösung mit Pla-
tinchlorid'versetzt, zum Syrup eingedunstet und letzterer
mit Alkohol aufgenommen. Es bleibt ein äusserst ge-
ringer, unwägbarer Rückstand.
Der in Wasser unlösliche Theil des Abdampfrück-
standes wurde auf Strontain geprüft, indem derselbe
mit NaO, C02 gekocht wurde; die erhaltenen kohlensauren
Salze wurden in HCl gelöst, die Lösung eingeddnstet,
die Chloride mit Alkohol übergössen und angezündet.
Man sah zwar gegen das Ende der Verbrennung einige
rothe Flämmehen, jedoch blieb wegen der Kalkfiamme
die Strontianreaction trüglich. Es hätten nach der Stro-
ipeyer*schen Methode salpetersaure Salze dargestellt wer-
den müssen; der CaO,N05 löst sich in Alkohol, der
SrO,NO^ nicht, die Alkoholflamme würde mit letzteren
allein dann entschiedener ausgefallen sein.
Zusammenstellung der Bestandtheile
wässeriger Lösung.
1000 Theile enthalten: oder auf Salze berechnet:
CaO = 0,0123 CaO, SO^ + 2H0 =0,0377
MgO, S03-f 7H0 = 0,0168
MgO = 0,0061
S03 =0,0266
Cl =0,0061
N05 =0,0013
(Hydratwasser d.
CaO,S03 4- 2H0u.= 0,0165
MgO,S03-f ZHO)
Alkali = Spuren
MgCl
H4NO,N05
= 0,0087
= 0,0017
0,0649
0,0689
Ich habe den schwefelsauren Kalk mitH jdr atwasser
berechnet, da letzteres erst bei 120^ C. yoUständig weggeht,
ebenso die schwefebaure Magnesia, welche ibyr Hydratwasser
erst bei 150<>C. verliert.
Analyse dtB Sacdwassers von Naschhausen hei Damburg, 199
B. Analyse dts in Wasser «dfislicliei
Im Rohrchen erhitzt wurde der in HO unlösliche
Theil schwarz; es destillirten theerige Producte und es ent-
wichen ammoniakalische Dämpfe.
Der Glührückstand wurde mit Salzsäure zur Trockne
eingedampft, die trockene Masse mit verdünnter Salz-
säure wieder aufgenommen und der unlösliche Theil auf
einem Filter gesammelt.
Das Filter gab nach dem Verbrennen
0;011 Rückstand^ davon ab
0;003 Filterasche, bleiben
0,008 Grm'. SiO« = 0,0054 Si02 Promille.
Die salzsaure Lösung wurde auf 24 CC. gebracht und
letztere in 3 Theile zu je 8 CC. ^etheilt.
Beim Versetzen mit Ammoniak trübte sich die Lösung
durch Abscheidung von Spuren von Thonerde und Eisenoxyd.
8C C.Lösung gaben 0;0323 CaO,C02 ; dieser mit 3 mul-
tiplicirt 0,0969 CaO, CQ2 = 0,0542 CaO
= 0,0370 Promille CaO.
8CC. Lösunggaben 0,004BaO,SO3; 3.0,004 = 0,0012
= 0,0040 S03 = 0,0027 P r o mi 1 1 e S03.
8 CC. Lösung wurden mit molybdänsaurem Ammo-
niak auf Phosphorsäure geprüft, es trat eine schwach
gelbe Färbung ein.
Zusammenstellung der Bestandtheile der
sauren Lösung«
1000 Theile Saalwasser enthalten:
Einzelne Bestandtheile. Verbindungen.
CaO = 0,0370 CaO, C02 = 0,0628
S03 = 0,0027 CaO,S03-j-2HO= 0,0057
Si02 = 0,0054 Si02 = 0,0054
C02 = 0,0276 0,0739
Hydratwasser des
CaO, SOa + 2H0 — 0,0012
0,0739
■m
200 Ludwig, vergleichende Analyse des Wassers
A) Summe der Verbindungen wässeriger Lösung = 0,064^
B) „ n n saurer „ = 0,0739
0,1388
Stickstoflfhaltige organische Substanzen = 0,0459
0,1847
1000 Theile Saalwasser bei Dornburg (Naschhausen)
geschöpft enthalten:
ÄD einze^ln'en^Bestand- ^^ Yerbindungeii.
GaO ^ =0,0493 Caö, G02 = 0,0628
MgO = 0,0061 CaO, S03 4. 2H0 = 0,0434
H4N0 = 0,0004 MgO, S03 + 7H0 = 0,0168
S03 =0,0293 MgCl =0,0087
Gl = 0,0061 H4N0, N05 = 0,0017 •
N05 =0,0013 Stickstoffhaltigel _qq^^<^
Stickstoff- \ org. Subtanzen ) '
haltige org. = 0,0459 Kieselerde = 0,0054
Substanzen) \
PO 5 J nicht Phosphorsäure, ' \ ^
Fe203 bestimmbare fc^S ^'^ \ ^P^'"^
A1203 1 Mengen ^ Summe 0,1847
Si02 = 0,0054 Promille.
0,1238.
Das Wasser der Saale bet Dornburg (Naschhausen)
ist weit reicher an Talkerde • Salzen als das bei Jena
geschöpfte Saalwasser.
3, Vergleichende Analyse des Wassers vom Eürstenbrtmnen
und des Wasser^ vom Sohwarzberg bei Wöllnitz in der
NäJie von Jena.
Herr Bürgermeister Hering aus Wöllnitz übertrug
mir zu Anfang des Jahres*^ 1857 die Analyse der bei-
den genannten Wässer, um zu entscheiden, welches von
beiden sich am besten zur Bierbereitung eigne. Hier folgt
das Resultat beider Analysen:
A. Das Fttrstenbranneiiwasser
ergab bei unmittelbarer qualitativer Analyse : kleine Men*
gen von kohlensaurem Kalk und schwefelsauren^
vom Fürttenbrumyen u, vom Schwarzherg hei Wöllnitz. 201
Kalfei nebst einer Spur von ChlormetalL Bei Ab-
dampfung lieferte es 0,190 Promille festen Rückstand,
was annähernd Vsooo ' beträgt (1 Tb. gelöste Salze auf
5000 Th. Wasser). Der Rückstand war weiss und seine
Analyse ergab neben den obengenannten, im Wasser un-
mittelbar nachweisbaren Bestandtbeilen auch noch etwas
schwefelsaure Talkerde und eineSpur salpeter-
sauren Kalk.
Bei der quantitativen Analyse lieferten 500 Grm.
des Fürstenbrunnenwassers 0,150 Grm. Oxalsäuren
Kalk, welche bei schwachem Glühen 0,106 Grm. koh-
lensauren Kalk gaben, entsprechend 0,0594 Grm. rei-
nem Kalk = 0,1188 Promille Kalk.
Dieselben 500 Grm. Wasser gaben 0,008 Grm. ge-
linde getrocknete phosphorsaure Ammoniak-Talkerde, ent-
sprechend 0,00133 Grm. reiner Talkerde == 0,00266 oder
abgeinindet 0,002 7 Promille reiner Talkerde.
Auf 5000 Th. Wasser beträgt dies 0,5936 Th. Kalk
und 0,0133 Th. Talkerde; zusammen 0,6099 Th. Kalk
und Talkerde.
B. Das Schwarzbergwasser
gab bei unmittelbarer qualitativer Untersuchung an Ort
und Stelle ebenfalls kohlensauren Kalk und schwe-
felsauren Kalk, aber in etwas grösserer Menge als das
Fürstenhrunnen Wasser, auch eine Spur von Chlor metall.
Beim Abdampfen lieferte dieses Wasser 0,30 Pro-
mille festen Rückstand oder genau 1^2 Th. auf 5000 Th.
Wasser. Der Rückstand war weiss und enthielt neben
den obengenannten unmittelbar im Wasser entdeckbaren
Bestandtbeilen auch etwas schwefelsaure Talkerde
(etwas reichlicher als im Fürstenbrunnenwasser vorhanden)
und ein^ deutlicher auftretende Spur salpeter-
sauren Kalks als das Fürstenbrunnen wasser.
500 Grm. Schwarzbergwasser gaben 0,193 Grm. Oxal-
säuren Kalk, die beim Glühen 0,143 Grm. kohlensauren
202 Ludwig,
£alk hinferliesseiiy entsprechend 0^0801 Grm. Kalk sk
0,1602 Promille CaO.
Dieselben 500 örm. Wasser lieferten 0,036 Grm. phos-
pborsaure Ämmoniak-Talkerde, darin 0,0059 Gnn. Talk-
erde = 0,0118 Promille Talkerde (4malsiehrMgO
als im Fürstenbrunnenwasser).
Auf 5000 Theile Schwarzbergwasser beträgt dies
0,8008 Tb. Kalk und 0,0587 Th. Talkerde; zusammen
0,8595 Th. Kalk und Talkerde.
Organische Stoffe fanden sich weder im Schwärz-
bergwässer noch im Fürstenbrunnenwasser, wenigstens
konnten sie in jenem Rückstande aus 500 Grm. Wasser
nicht nachgewiesen werden. E9 möchte also das Fürsten-
brunnen weisser als das reinere, dem Schwarzbergwasser
zum Bierbrauen vorzuziehen sein. (Jena, d. 8. Febr. 1857.)
4. Das Wasser des Brunnens zu Vierzehnheiligen bei Jena,
Der Brunnen (1453 entdeckt), der einzige des Ortes,
gab einst die Veranlassung zur Wahl der Stelle zum Bau
der Wallfahrtskirche („Wohl durch des Feuers Macht
erprobt, vom wilden Kriegessturm umtobt, schaut's jetzt,
ein halbzerstörtes Haus, vom Schlachtfeld in das Land
hinaus; doch quillt noch drinn', aus Gottesw<ort, einHim-
melsbrünnlein fröhlich fort, und jeder himmlisch wird
erquickt, der gläubig in das Brünnlein blickt!*). Er
quillt aus der Tiefe der Erde, ohne irgend einen Fall,
an der Steile zu Tage, wo er gefasst ist, im nördlichen
Theile des Dorfes, liefert so viel Wasser, dass nie ein
Mangel daran -^ eingetreten ist und bildet den Anfang
(Grafffc) des Lutzenbachs, welcher über Krippendorf,
Altengönne, Lehesten, Nerkewitz, wo er zwei Mühlen
treibt, gehet und durch den Neuengönnergrund oberhalb
Domburg ilfi die Saale fliesst.
Das Wasser des Brunnens, gleichmässig, welches aneh
bei anhaltendem Regenwetter sieh weder trübt, noch we-
sentlich zunimmt, so wie b^ Trockenheit nicht schwindet,
das Wasser des Brunnen» zu Vierzehnheüigen bei Jena. 203
ist b^ der grösaten Hitze von Seltener Frisehe und Elr-
quipkung und bei der ärgsten Kälte bleibt sein Becken
von 4 Fuss .Tiefe, von einem Häuschen bedeckt, stets frei
von Eis und hält selbst den kleinen Teich, in den es ab-
läuft, meist offen. Eine analytische Untersuchung des
vor Zeiten für einen Wund er brunnen gehaltenen Was-
sers durch Prof. Dr. Ludwig in Jena (Frühling 1858)
hat ergeben, dass sich dieses Wasser nicht weit in seiner
Zusammensetzung und der Menge seiner gelösten Sub-
stanzen von benachbarten Quellen Jenas und der Um-
gegend unterscheidet. Eis ist ein farblos klares, wohl-
scbmfickendes Wasser, enthält nur 1/550Q (=: 0,183 Pro-
mille) aufgelöste erdige Stoffe und Salze. Diese bestehen
der Hauptsache nach aus kohlensaurem Kalk und
kohlensaurer Talkerde, beide in Wasser durch Ver-
mittelung von Kohlensäure als doppeltkohlensaure
Salze in Lösung erhalten und beim Kochen, wegen Ent-
weichens der Kohlensäure, als einfach kohlensaure Salze
luederfallend. Diesen erdigen Salzen sind Spuren von
Kochsalz und Gyps beigesellt Organische Substanzen
sind nicht vorhanden. Wegen seiner Armuth an festen
Bestandtbeilen und besonders wegen des geringen
Gyps geh altes und der Abwesenheit organischer Sub-
stanzen verdient es ein reines Wasser genannt zu wer-
den, im y^gleich mit vielen Quellwassern der Umgegend,
in denen die genannten Salze in grösserer Menge vor-
handen sind.
Die fast wiesenlose und theils wasserarme Hochebene
zwischen dar Saale und der Um, auf welcher Vierzehn-
beiligen liegt, ist ein Theil der Thüringer Platte, welche
sich an die nördlichen Theile des Thüringer Waldes an-
scUiesst und liegt fast in gleichem Niveau mit den durch
das Saalthal getrennten Höhen der osterländischen Saale
und des meissner Gebiets der Grafschaft Camburg. Ein-
schnitte in die Hochebene bilden, ausser vielen kurzen
Schlnchten am steilen Saalrande .
1) das Mühlthal mit dem (jeutrabache, das
204 BücJcoldty
von Jena in 2 Hanptstraissen (westlich nach Weimar^
nördlich nach Apolda) in die Hochebene hinaasläuft;
2) der Gön nagrund mit dem Lutzenbache;
3) der Hirs ehr oder Grund mit seinem Bache, nach
der Um hin;
4) der Oberndorfer Grund, der südlich vonKa-
pellendorf beginnt und bei Herressen ausläuft, und
5) der sanfte Utenbaoher Grund, derbeiWorm«
städt beginnt und nach Apolda ausläuft
Die Abhänge nach der Saale hin haben meist wenig
und flüchtige Erdkrume, mit Muschelkalksteinge-
rolle und zu Tage liegende Felsenformationen, während
die Hochebene selbst zum grossen Theile schweren
lehmigen Boden mit fetter Lettenunterlage
hat und gänzlichen Mangel an Sand und Bausandsteinen
leidet. Auf dem höchsten Puncto dieser Hochebene liegt
1 1/3 Stunde von Jena, eben so weit von Apolda, 2^/2 Stunde
von Weimar, mitten unter Grossherzogl. Weimarischen
Dörfern 4 Stunden von ihrer Amtsstadt Camburg die
Herzoglich Meiningische Parcelle Vierzehnheiligen
(290 12' 11" L. und 500 58' 15'' Br.) an der Strasse von
Magdalä nach Domburg, welche He er weg genannt, den
1150 Fuss hohen Rücken der Hochebene bildet, an dem
sich die Walser der Saale und Um theilen. (Pfarrer
Eduard Bohn, Vierzehnheiligen in Thüringen; 1858.
S. 1 — 2 und S. 40 — 41).
Drei verschiedene Wasserproben aus Quellen in der
Nähe von Apolda durch Herrn Fr. U hl stein daselbst
geschöpft und mir (im August 1853) zur Analyse über-
geben, lieferten 0,18 — 0,24 und 0,82 Promille Abdampf-
rückstand. Derselbe bestand bei allen drei Wassern haupt-
sächlich aus kohlensaurem Kalk, mit kleinen Mengen
v(m kohlensaurer Talkerde, wenig schwefelsaurem
Kalk und Spuren von Chlornatrium. Nähere Angaben
über die Quellen selbst habe ich nicht erhalten können»
Analysen einiger Quellwäs9&r aus der Nähe v. BuUstädt 205i
9. Analysen einiger ClnellwäMer an« der Habe yon Buttstädt.
- Diese Analysen wurden von Hrn. Apotheker R ü ck o 1 d t
in Buttstädt, einem Schüler Wackenroders, in den Jahren
1851 und 1856 mit grosser Sorgfalt angestellt, als es sich
darum handelte^ Buttstädt mit reinem Trinkwasser zu ver-
sorgen.
Als Bestandtheile sämmtlicher Quellen ergaben sich
bei der qualitativen Analyse Kalk, Talk er de, Natron,
Kohlensäure, Schwefelsäure, Salzsäure und Spu-
ren von Kieselerde.
Der Kalk wurde quantitativ bestimmt durch Fäl-
lung einer- gewogenen Menge von Wasser mittelst Oxal-
säuren Kalis bei Gegenwart von etwas freier Oxalsäure;
die Talk er de aus der auf solche Weise vom Kalk be-
freiten Flüssigkeit durch phosphörsaures Natron und über-
schüssiges Ammoniak, Sammeln der nach 24 stündigem
Stehen krystallinisch abgeschiedenen phosphorsauren Ammo-
niak-Talkerde und Glühen. Der Glührückstand wurde
als 2MgO, P05 in Rechnung gesetzt. Der erhaltene Oxal-
säure Kalk aber wurde durch gelindes Glühen in kohlen- ^
sauren Kalk CaO, CO^ verwandelt und aus diesem der
Kalk berechnet. Die Schwefelsäure wurde durch
Chlorbaryum aus einer neuen Menge des mit
etwas Salzsäure angesäuerten Wassers in Form von BaO,
S03 gefallt und aus dem geglühten Niederschlage die
Schwefelsäure berechnet, üeberall wurde auf die Spuren
etwaiger Filterasche Bücksicht genommen.
Das Chlor des vorhandenen Chlornatriums wurde
aus einer mit Salpetersäure angesäuerten frischen Menge
des Wassers mittelst salpetersaurem Silberoxyd gefallt und
aus dem scharf getrockneten Ag Cl direct das entsprechende
Chlomatrium berechnet. Das Natron wurde direct aus
Abdampfrückständen des Wassers mittelst antimonsaüren
Kalis auch qualitativ nachgewiesen.
Die Kieselerde fand sich in unwägbaren Mengen,
bei Benutzung von 500 bis 700 Grm. Wassers. Sie wurde
206 Rückoldt,
an dem imlösliefa bleibeiiden Weissen Rftckstande erkamit^
sobald man das Wasser zur Trockne verd^npft hatte und
das Abgedampfte in Salzsäure löste.
Mit jedem Wasser und bei jeder einzelnen Bestim»
mung des Kalks^ der Talkerde, Schwefelsäure und des
Chlors wurden 3 quantitative Bestimmungen gemacht und
das Mittel daraus auf 1000 Gewichtstheile Wassers be-
rechnet.
Die anälysirten Wässer lassen sich in zwei Klassen
bringen:
1) solche, in denen der kohlensaure Kalk vor-
herrscht und
2) solche; in denen der schwefelsaure Kalk
überwiegt.
Bei Benutzung des Wassers in der Haushaltung ist
dem Wasser mit kohlens^aurem Kalk der Vorzug zu geben
vor denen; welche schwefelsauren Kalk (das ist Oyps)
enthalten.
Ä. ftuellwässer mit vorherrschendem kohleiuiaarai Kalk.
I. Wasser der Quelle auf dem Wege von
Buttstädt nach Niederreissen; unweit der Zie-
gelei bei Buttstädt.
Zu jeder einzelnen Analyse dienten 554,032 Grm,
Wasser.
a) Gefundener kohlensaurer Kalk: 0,094 — 0,093 —
0,093 Grm. CaO,C02; im Mittel also 0,0933 Grm. CaO^
C02 aus 554,032 Grm. Wasser, mithin in 1000 Grm^
Wasser 0,1624 Grm. CaO, G02, entsprechend 0,0909 Pro-
mille reinem Kalk CaO.
b) Erhalten: phosphorsaure Tälkerde 2MgO, PO*^
0,112 — 0,114 — 0,114 Grm. 2MgO, P05; im Mittel
0,1133 Grm. 2MgO,P05, welche entsprechen 0,0737 Pro-
mille Talkerde MgO.
c) Erhalten: 0,011 — 0,011 — 0,008 Grm. schwefel-
sauren Baryt; im Mittel 0,010 Grm. BaÖ, S03 =0,0181
Promille BaO,S03 — o,0062 Grm* Schwefelsäure in
1000 Grm. Wasser.
i-Jv, ^ i< tv-tiC
Summa 0,2532 Gew.-Th. Salze.
-Iß
. 'S
Analysen einiger Quelltoäeäer aus der Nähe v. BuUsiädU 207
^ d) Das erhaltene Chlorsilber wog 0,100 — 0,082 —
0,074 Grm.; im Mittel 0,0853 Qrm. =0,1640 Promille
AgCl, öntsprechend 0,0627 Promille Chlornatrium NaCl.
Auf bekannte Weise auf Satze berechnet erhält man
folgende Zusammensetzung.
lÖOO Grm. Quellwasser enthalten
Kohlens. Kalk == CaO, CG« = 0,1541 Grm. (= 0,0866 Grm. CaO)
„ Talkerde«MgO,COac= 0,1548 „ (=±:.0,0737 „ MgO)
Schwefels. Kalk «= CaO, S03 =0,0105 „ (=0,0043 CaO +
Chlornatrium = NaCl = 0,0627 „ 0,0062 S03)
Summa der Salze 0,3821 Grm.
U. Niederreisser Quelle. (Quelle des grossen
Kiethes unweit des Pelikanhügels). Zu jeder Kalk- und
l^alkbestimmung dienten 537,132 Grm. Wasser.
a) Gefundener kohlensaurer Kalk 0,102 — 0,100 —
0,100 Grm.; im Mittel 0,1007 Grm. CaO, CO 2 = 0,1874
Promille CaO,C02 = 0,1049 Grm. Kalk CaO in
1000 Grm. Wasser.
h) Erhaltene phosphorsaure Talkerde 0,048 — 0,038
— 0,030 Grm.; im Mittel 0,0387 Grm. 2MgO,P05 =
0,0720 Promille 2MgOP05 =0,0259 Promille Talk -
erde MgO.
Zur Schwefelsäurebestimmung und Chlorbestimmung
dienten jedesmal 716,176 Grm. Wasser.
c) Erhaltener schwefelsaurer Baryt 0,012 — 0,007
— • 0,007 Grm.; im Mittel 0,0087 Grm. BaO,S03 =
0,0121 Promille BaO, SO^ = 0,0041 Promille Schwe-
felsäure S03.
d) Erhaltenes Chlorsilber 0,010 — 0,010 = 0,005 Grm.;
im Mittel 0,0083 Grm. AgCl = 0,0115 Promille AgCl,
entsprechend 0,0047 Promille Chlornatrium NaCl.
1000 Gewichtstheile Wasser der Niederreisser Quelle
enthalten sonach
Kohlens. Kalk CaO, C02 == 0,1821 Gew.-Th. (=0,1020 CaO) ^ ^
Talkerde MgO, C02 = 0,0594 „ „ (= 0,0259 MgO)
ÖcKwefels. Kalk = CaO, S03 =0,0070^ „ „ (=0,0029 CaO
Chlornatrium = Na CI =0,0047 „ „ +0,0041 S03)
m
■M
a08 Bückoldt,
III. StiflbHdorfer Quellwasaer. »
a) Kalkbestimmung:
626,654 Grm. Wasser gaben 0,121 Grm. CaO,C02
637,132 „ „ n 0,105 » „ «
637,132 „ „ „ 0,101 „ „ ,
Im Mittel lieferten aonaeh 1000 Qrm. Wasser 0,1924 Qrm.
CaO,C02 = 0,1077 Promille Kalk CaO.
6) 626,654 Grm. Wasser gaben 0,117 Grm. 2MgO,P05
537,132 „ , „ 0,079 n i, -
537,132 r » „ 0,071 „ , „
Auf 1000 Grm. Wasser kommen hiernach 0,1569 Grm.
2MgO, PO*, entsprechend 0,0565 Promille Talker deMgO.
c) Zu jeder der 3 SchwefeUäurcbestimmungen dien-
ten 716,176 Grni. Wasser; es wurden erhalten 0,006 —
0,011 — 0,009 Grm. BaO,S03, im Mittel also 0,0087
Grm. BaO,S03 = 0,0121 Promille BaO, S03 = 0,00415
Promille Schwefelsäure.
d) Zu jeder der drei Cfalorbestimmungen dienten
537,132 Grm. Wasser. Erhalten 0,010 — 0,015 — 0,005Qnn.
Chiorsilber; im Mittel also 0,010 Grm. AgCi = 0,0186 Pro-
mille AgCl, entsprechend 0,0076 Promille Chlorna-
trium NaCl.
1000 Gew.Th. Stiebsdorfer Quellwasaer ent-
halten demnach
Kobleos. Kalk CaO, CO» = 0,1871 Gew.-Th. (=0,1048 CaO)
, Tfllkerde Mg0,C0»= 0,1187 „ „ (= 0,0565 MgO)
Schwefels. Kalk CaO, S03 =0,0071 , „ (=0,0029 CaO
^-Chlomatrium NaCl = 0,0076 , „ +-0,0042 803)
Snmma 0,3205 Gew.-Th. Salze.
IV. Wasser der Quelle des Seilergrundes.
Zu jeder einzelnen Kalk- und Talherdebestimmung
dienten 637,132 Grm. Wasser.
d) Erhaltener kohlensaurer Kalk 0,112 — 0,113 —
0,113 Grm.; im Mittel 0,1127 Grm. CaO.COa =■ 0,2098 Pro-
mille CaO, CO! = 0,1175 Promille CaO.
I -
Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe v. Bvttstädt 209
b) Gefundene phosphorsaure Talkerde 0,033 — 0,063
— 0,037 Grm.; im Mittel 0,0443 Grm. 2MgO,P05 =
0,0824 Promille 2MgO,P05 = 0,0297 Promille MgO.
Zu jeder einzelnen Schwefelsäure- und Chlorbestim-
mung dienten 626^654 Grm. Wasser.
c) Erhaltener schwefelsaurer Baryt 0,014 — 0,011 —
0,015 Grm.; im Mittel 0,0133 Grm. BaO,S03 = 0,0214 Pro-
miUe BaO, SO» = 0,0073 Promille S03.
d) GefundenesChlorsilberO,017— 0,011 — 0,006Grm.;
im Mittel 0,0113 Grm. AgCl = 0,0180 Promille AgCl =
0,0073 Promille NaCl.
1000 Gew.-Th. Wasser der Quelle des Seilergrundes
enthalten :
Kohlens. Kalk, CaO, C02 = 0,2007 (=0,1124 CaO)
Talkerde, MgO, C02 == 0,0624 (= 0,0297 MgO)
Schwefels. Kalk, CaO, S03 =r 0,0124 (=0,0051 CaO
Chlornatrium, NaCl = 0,0073 +0,0073 S03)
Summa 0,2828 Gew.-Th. Salze.
B. Wasser mit vorherrschendem schwefelsauren Kalk.
V. Wasser des Klingenteichs.
Zu jeder einzelnen Bestimmung des Kalks, der Talk-
erde^ Schwefelsäure und des Chlors dienten 554,032 Grm.
Wasser.
a) Kalkbestimmung. Erhalten : 0,702 — 0,494 —
0,686 Grm. kohlensauren Kalk ; im Mittel also 0,594 Grm.
CaO, C02 = 1,0721 Promille CaO, C02 = 0,6004 Pro-
mille Kalk CaO.
6) Talkerdebestimmung. Erhalten: 0,366 —
0,269 — 0,471 Grm. 2 MgO, PO 5; im Mittel also 0,3687
Grm. 2 MgO, P05 = 0,6654 Promille 2 MgO, PO^ =
0,2398 Promille Talk erde MgO.
c) Schwefelsäurebestimmung. Erhalten: 1,918
— 1,839 - 1,879 Grm. BaO, S03; im Mittel also 1,8787
Grm. BaO, SO» = 3,3908 Promille BaO, S03 = 1,1642 Pro-*
mille Schwefelsäure SO».
Arch.d.Phann. CLXy.Bd8.3.Hfi. X4
210 RückoUtj
d) CblorbestimmuQg. Erhalten: 0,028 — 0,025
— 0,027 Gm. AgCl; im Mittel also 0,0267 Grm. AgCl
= 0,0481 Promille AgCl. entsprechend 0,0196 Promille
Chlornatrium NaCl.
1000 Gew.-Th. des Wassers des Klingenteiohs ent-
halten sonach
Schwefels. Kalk CaO,S03 = 1,4581 Gew.Th. (=0,6004 CaO
+- 0,8577 S03)
„ Talkerde MgO, SÖ3 =«= 0,4598 „ „ (= 0,1533 MgO
+ 0,3065 S03)
Koblens. Talkerde MgO, CO« = 0,1816 „ „ (= 0,0865 MgO)
Chlornatrium Na Cl = 0,0196 „ ^
Summa 2,Ti91 Gew.-Th. Salze.
VI. Wasser der Quelle auf der sogenann-
ten Kunst.
Auch hier dienten zu jeder Einzelbestimmung 554^032
Grm. Wasser.
a) Erhalten: 0,486 — 0,515 — 0,709 Grm. kohlensau-
ren Kalk; im Mittel also 0,564 Grm. CaO, CO« =
1,0179 Promille kohlensauren Kalk = 0,5700 Promille
Kalk CaO.
6) Phosphorsaure Talkerde = 0,519 — - 0,498 —
0,299 Grm. gefunden; im Mittel also 0,4387 Grm. 2MgO,P05
= 0,7917 Promille 2MgO, P05 = 0,2853 Promille Talk-
erde MgO.
c) Schwefelsauren Baryt = 1,884 — 1,887 — 1,837
Grm. gefunden; im Mittel also 1,8693 Grm. BaO, S03
= 3,3746 Promille BaO, S03 = 1,1586 Promille Schwe-
felsäure S03.
d) Chlorsilber = 0,020 — 0,130—0,147 — 0,064 Grm.;
im Mittel 0,0902 Grm. AgCl, = 0,1629 Promille AgCl,
entsprechend 0,0664 Promille Chlornatrium NaCl.
1000 Gew.-Th. Wasser der sogenannten Kunst
enthalten :
Schwefels. Kalk CaO,S03 = 1,3843 Gew.-Th. (=0,5700 CaO
+ 0,8143 S03)
„ Talkerde MgO, S03 = 0,5164 - . (= 0,1721 MgO
+ 0,3443 S03)
Kohlens. Talkerde MgO, C02 = 0,2377 „ „ (= 0,1132 MgO)
Chlomatrium NaCl = 0,0664 „ „
Summa 2,2048 Gew.-Th. Sake.
Analysen einiger QueUwässer aus der Nähe v. BuUstädt 211
VU. Wasser aus der Quelle am Kleffer
(Klefferbrunnen).
Die Kalk- und Talkerdebestimmungen wurden jede
mit 447,610 Grm. Wasser ausgeführt.
a) Kalkbestimmung. Erhalten: 0,672 >- 0,667
— 0,675Grm. CaO,C02; im Mittel also 0,6713 Grm. CaO,C02
= 1,600 Promille CaO,C02 = 0,840 PromUle Kalk CaO.
h) Talkerdebestimmung. Erhalten: 0,195 —
0,200 - 0,192 Grm. 2MgO,P05; im Mittel 0,196 Grm.
2MgO,P05 = 0,458 Promille 2MgO, PO? = 0,158 Pro-
müle Talkerde MgO.
Pie Schwefelsäure- und Chlorbestimmungen wurden
jede mit 358^522 Grm. Wasser gemacht.
c) Schwefelsäurebestimmung. Erhalten: 1,332
- 1,335 ~ 1,330 Grm. BaO,S03; im Mittel 1,3323 Grm.
BaO,S03 = 3,715 Promille BaO,S03 = 1,2583 Promille
Schwefelsäure SO^.
d) Chlorbestimmung. Erhalten: 0,295 — 0,275
— 0,287 Grm. AgCl; im Mittel also 0,2857 Grm. AgCl
= 0,799 Promille AgCl, entsprechend 0,325 Promille
Chlornatrium NaCl.
1000 Gew.-Th. Wasser des Klefferbrunnens enthalten :
Schwefels. Kalk CaO, 803 = 2,040 Gew-.Th. (= 0,840 CaO
4- 1,200 S03)
Talkerde MgO, S03 = 0,087 „ „ (= 0,029 MgO
+ 0,058 S03)
Kohlene. Talkerde MgO, CO^ = 0,271 „ n (= 0,129 Mgt))
Chlornatrium Na Cl = 0,325 „ „
Summa 2,723 Gew.-Th. Salze.
Vni. Wasser des Pumpbrunnens auf der
Windhebe. Enthielt etwas organische Substanz.
Bei allen Bestimmungen dienten je 537,132 Grm.
Wasser. •
a) Kalk. Erhalten: 0,863 — 0,857 — 0,867 Grm.
CaO, C02; im Mittel also 0,8623 Grm. CaO, C02 =
1,6053 Promille CaO, C02 = 0,899 Promille Kalk CaO.
l) Talkerde. Erbalten: 0,382 — 0,207 — 0,175
Grm. 2MgO,P05-, im Mittel 0,188 Grm. 2MgO,P05 ==
14*
212 Bückoldt,
0,350 Promille 2MgO, P05 = 0,1261 Promille Talk-
erde MgO.
c) Schwefelsäure. Erhalten: 2,077 - 2,092 —
2,087 Grm. BaO,S03; im Mittel also 2,0853 Grm. BaO,S03
= 3,8823 Promille BaO, SO^ = 1,333 Promille Schwe-
felsäure SO^.
d) Chlor. Erhalten: 0,425 — 0,409' — 0,412 Grm.
AgCl 5 im Mittel 0,4153 Grm. AgCl = 0,773 Promille AgCl,
entsprechend 0,3151 Promille Chlornatrium NaCI.
1000 Gew.rTh. des Wassers enthalten sonach:
Schwefels. Kalk CaO, S03 = 2,1833 Gew.-Th. (=0,8990 CaO
+ 1,2843 MgO j
Talkerde MgO, S03 = 0,0731 „ „ (= 0,0244 MgO
+ 0,0487 S03)
Kohlens. Talkerde MgO, C02 =0,2136 „ „ (=0,1017 MgO)
Chlornatrium NaCl = 0,3151 „ „
Summa 2,7851 Gew.-Th. Salze.
IX. Wasser des Pumpbrunnens auf dem
Kuhtanze.
Zu jeder Kalk- und Talkerdebestimmung dienten
537,132 Grm. Wasser.
a) Kalk. Erhalten: 0,175 — 0,171 — 0,175 Grm.
CaO, 002; im Mittel also 0,1737 Grm. CaO, CO« =
0,3233 Promille CaO, 002==: 0,1810 Promille Kalk CaO.
6) Talk erde. Erhalten: 0,142 — 0,077 — 0,027
Gm. 2MgO,P05; im Mittel also 0,082 Grm. 2MgO,P05
= 0,0295 Grm. MgO = 0,0549 Promille Talk erde MgO.
Zu jeder Schwefelsäure- und Chlorbestimmung dien-
ten 716,176 Grm. Wasser.
c) Schwefelsäure. Erhalten: 0,442 — 0,450 —
0,428 Grm. BaO,S035 im Mittel 0,440 Grm. BaO,S03
= 0,6143 Promille BaO, S03 = 0,2109 Promille S ch w e -
feisäure S03.
d) Chlor. Erhalten: 0,116 — 0,103 — 0,095 Grm.
AgCl; im Mittel also 0,1047 Grm. AgCl == 0,1462 Pro-
mille AgCl, entsprechend 0,0595 Promille Chlorna-
trium NaCl.
Analysen einiger Quellwäsaer aus der Nähe v, BuUstädt. 213
1000 Gew. -Th. Wasser enthalten sonach:
Schwefels. Kalk CaO, S03 = 0,3585 Gew.-Th. (== 0,1476 CaO
+ 0,2109 S03)
Kohlens. Kalk CaO,C02 = 0,0598 „ „ (=0,0334 CaO)
Talkerde MgO, C02 =0,1152 „ „ (-f- 0,0549 MgO)
Chlornatrium NaCl = 0,0595 „ „
Samma 0,5930 Gew.-Th. Salze.
Zusammenstellung aller Analysen.
A. Wässer mit forherrschenden kohlensaaren Erdalkalien.
i. n. m. IV.
CaO, C02 0,1541 0,1821 0,1871 0,2007 Promille
xMgO, C02 0,1548 0,0594 0,1187 0,0624 „
CaO, S03 0,0105 0,0070 0,0071 0,0124
NaCl 0,0627 0,0047 0,0076 0,0073
0,3821 0,2532 0,3205 0,2831 Promille.
B. Wässer mit vorherrsclieiidem schwefelsauren Kalk.
V. VI. Vn. VIII. IX.
CaO, 803 1,4581 1,3843 2,0400 2,1833 0,3585 Promille
MgO,S03 0,4598 0,5164 0,0870 0,0731 — „
CaO, C02 — - — - 0,0598
MgO,C02 0,1816 0,2377 0,2710 0,2136 0,1152
NaCl 0,0196 0,0664 0,3250 0,3151 0,0595 „
2,1191 2,2048 2,7230 2,7851 0,5930 Promille,
Allen untersuchten Wässern aus Buttstädts Nähe ist
eine namhafte Menge von Talkerdesalzen eigenthümlich.
Der Gehalt an schwefelsaurer Talkerde steigt
bis 0,5164 Promille, der Qehaltankohlensaurer Talk-
erde bis 0,2710 Promille^ Der höchste Gehalt an schwe-
felsaurem Kalk ist 2,1833 Promille. Der höchste Koch-
salzgehalt 0,3250 Promille.
(Fortsetzung folgt.)
214 Wül u, Körner, zur Kenntnias der Bildung
Zur Kenntiüss der BUdnng des SenfSls ans dem
Samen des schwarzen Senfit;
▼on
H. Will und W. Körner.
(Fortsetzung und Scbluss aus Bd. CLXV. Hft. 2. pag. 144.)
Die auf einer eigenthümlichen Beweglichkeit der
V Elemente der Senfölgruppe beruhende Metamorphose der
vorstehend beschriebenen Metall Verbindungen, — welche
constant Schwefelsäure, aber nicht stets Senföl als Zer-
setzungsproducte liefern — tritt am Klarsten in dem Ver-
halten der Silberverbindung zu Tage, welche wir in die-
ser Beziehung einer genaueren Untersuchung unterworfen
haben. Dieses Verhalten bietet den Schlüssel zur Erklä-
i rung .der merkwürdigen Thatsache, dass bei der Zer-
setzung des mjronsauren Kalis unter dem Einfiuss eines
Ferments neben Senfol, Zucker und Schwefelsäure stets
auch freier Schwefel auftritt, eine Erscheinung^ welche
jedenfalls beweist, dass ausser den genannten vier, noch
^; ein fünftes Oährungsproduct in dem mit Wasser ange-
rührten schwarzen Senf enthalten sein muss.
Behandelt man die in reinem Wasser aufgeschlämmte
Silberverbindung C^HSNAg^S^Oö, mit Schwefelwasser-
stoff, so wird das Gemenge sogleich schwarz und nach
vollendeter Zersetzung scheidet sich ein Gemenge von
[' Schwefelsilber und Schwefel ab, welches beide Körper
zu gleichen Aequivalenten enthält, wie die folgende Be-
l Stimmung zeigt.
1,3613 Grm. des über Schwefelsäure getrockneten
Niederschlages gaben 1,3988 Chlorsilber.
Es entspricht dies:
In 100 Theilen :
berechnet gefunden
\':, Ag2 216 77,1 77,3
^ S4 64 22,9 —
280 100,0.
des SenfSls avs dem Samen des schwarzen Senfs. 215
Dun^ Behandlung mit Schwefelkohlenstoff lässt ach
dem Niederschlag die Hälfte des Schwefels (gefonden
wurden 10,9 Proc.) *) entziehen. — Die von dem Nieder-
schk^ abfiltrirte, stark sauer reagirende Flüssigkeit riecht^
nach Entfernung des überschüssigen Schwefelwasserstoffs
in gelinder Wärme oder durch Einleiten eines Luftstroms
angenehm, eigenthümlich lauchartig. Sie liefert bei der
DestiUation farblose Oeltropfen, welche zuerst mit Wasser
übergehen und bei weiterer Destillation sich wieder lösen.
Der Rückstand von der Destillation enthält keine Spur
einer organischen Substanz, sondern nur freie Schwefel-
säure, welche die Hälfte des Schwefels der ursprünglichen
Verbindung enthält.
0,5795 6rm. der Silberverbindung gab^ü fiäililich,
nach detii Abfiltrir^n des SchwefelwasserstoÖniederschla-
ges, durch Ausfällen mit Ghlorbaryum 0,312 schwefelsau-
ren Baryt, entsprechend 7,4 Proc. Schwefel. Die Silber-
verbindung enthält nach unserer Analyse 15,58 Proc.
Durch wiederholte Rectification des lauchartig Hechen-
den Destillats gewinnt man, indem man stets nur die
zuerst übergehenden Ahtheile auffängt, eine wasserhelle,
oben aufschwimmende Oelschichte, welche zur weiteren
Reinigung, nach dem Abheben und Trocknen übet* Chlor-
calcium, der Rectification unterworfen wird.
Der ölartige Körper ist vollkommen neutral, farblos,
von angenehm lauchartigem Geruch und brennend gewürz-
haftem Geschmack. Er enthält Stickstoff". Sein Siede-
punct liegt zwischen ll7 und 118®, sofern bei drei Recti-
ficationen mit Präparaten von verschiedener Darstellung
die Siödepuncte ♦ 1170,4, 1170,7 und 1180,2 (corrigirt
1180,7, Il80,& und il90^2) beobachtet wurden. Die nach-
stehende Analyse zeigt, dass der ölartige Körper nichts
*) Es liefbtten üämlioh 2,1308 Grin. de6 Niederschlags darch Bö-
handeln mit Schwefelkohlenstoff und Verdampfen 0,233 Grm.
reinen Schwefel M Rückstand.
216 Will u. Kömer, zur Kenntniss d^ Bildung
Anderes als Cyanallyl C8 H5N = C2N, C6H5, ist. Das-
selbe entsteht aus der Silberverbindung, entsprechend der
Gleichung :
C8H5NAg2S4 08 + 2HS = C8H5N -f- 2AgS
+ 2S 4- 2(HO,S03).
0,2087 Grm. gaben 0,5399 Kohlensäure und 0,1456
Wasser.
Es entspricht dies:
berechnet gefandai
CS 48 71,65 72,0
H5 5 7,46 7,7
N 14 20,89 -
67 100,00.
Das specif. Gewicht des Cyanallyls ist 0,8389 bei
120,8 (für Wasser von 0^ als Einheit); die Bestimmung
der Dampfdichte nach der Methode von Gay-Lussac
gab folgende Resultate:
Angewandt 0,0771 Grm. Cyanallyl.
Temperatur 167« C.
Beobachtetes Volum 48,8 CG. Dampf.
Differenz d. Quecksilbersäulen 86,5 MM.
Barometerstand 746 MM. bei 24<>.
Gefundene Dampfdichte 2,32.
Berechnete Dampfdichte 2,31.
Bei einer Condensation auf 2 Vol. (H2 02 = 2 Vol.)
berechnet sich hieraus das mit der Formel C8H^N über-
einstimmende Molecularge wicht 67,01.
Die Eigenschaften des aus myronsaurem Kali erhal-
tenen Cyanallyls sind wesentlich verschieden von denjeni-
gen des Productes, welches Lieke *) durch Behandlung von
Cyansilber mit Jodallyl erhielt. Derselbe beschreibt das Cyan-
allyl als eine penetrant und höchst unangenehm riechende,
an der Luft sich gelb färbende Flüssigkeit von dem Siede-
punct 96 bis 106<>. Auch gelang es ihm nicht, dieselbe durch
Behandlung mit Kali in Crotonsäure und Ammoniak umzu-
*) Annalen der Chem. u. Pharm. CXII. 316.
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 217
wandeln, eine Zersetzung, welche mit dem von uns beschrie-
benen Körper leicht vor sich geht.
Erhitzt man Cyanallyl mit dem doppelten Volum Kali-
lauge von 1,28 spec. Gew. in einer zugeschmolzenen Glas-
röhre im Wasserbade, so verschwindet ersteres nach eini-
gen Stunden vollkommen, ohne dass sich die Flüssigkeit
erheblich färbt. Unterwirft man nach dem Oeffiien des
Bohrs die stark ammoniakalisch riechende Flüssigkeit für
sich der Destillation, so findet man^ wie sich aus nach-
stehender Bestimmung ergiebt, in der vorgelegten Salz*
säure gewöhnliches Ammoniak.
2,2259 Grm. des erhaltenen Platinsalzes gaben
0,9794 Platin, entsprechend 44,0 (statt 44,3) Proc.
Die rückständige alkalische Lösung liefert, nach der
Uebersättigung mit Schwefelsäure, bei der Destillation
bis fast zur Trockne eine flüchtige Säure, welche bei guter
Abkühlung aus dem Destillat in feinen wolligen Nadeln,
bei freiwilliger Verdunstung in grossen tafelförmigen Kry-
stallen anschiesst. Die Säure schmilzt bei 72<>, erstarrt
bei 700,5 und verflüchtigt sich ohne Rückstand unter Ver-
breitung eines starken Geruchs nach Buttersäure. Auch
beim Trocknen im leeren Baum oder über Schwefelsäure
nimmt dieselbe fortwährend an Gewicht ab.
Die Analyse der reinen Säure führte zu folgenden
Zahlen :
0,335 Grm. gaben 0,679 Kohlensäure und 0,2155
Wasser.
Es entspifcht dies:
In 100 Theilen:
berechnet gefunden
C8 48 55,81 55,27
H« 6 6,98 7,14
04 32 37,21 —
86 100,00.
Das Silbersalz ist ein weisser, käsiger Mieder-
schlag, der im Licht schwarz wird und in warmem Was-
ser ziemlich löslich ist.
218 Will u. Kämer y zur Kenntniss der Bildung
0,1275 Qrin. gaben 0,072 Silber = 56,4 Proe.
Die Formel CöH^AgO^ verlangt 55,95 Proo.
Das Cyanallyl verhält sieb demnach anter dem Einfluss
von Alkali wie andere Nitrile. Es spaltet sich in Croion-
säure und Ammoniak, entsprechend der Gleichung:
C8H5N + 4H0 = C8H60* + H^K
Die von uns aus Cyanallyl gewonnene Crotonsäure
unterscheidet sich von der aus Crotonöl von Th. Schlippe*)
erhaltenen wesentlich darin, dass erstere fest, krystallisirbar,
letztere aber als ölartig beschrieben ist.
Zur Gewinnung des Cyanallyls, beziehungsweise der
Crotonsäure aus myronsaurem Kali in etwas grösserem
Massstabe lassen sich die bei der Darstellung des letzte-
ren Salzes abfallenden unkrystallisirbaren Mutterlaugen
zweckmässig verwerthen. Man erhitzt dieselben zu dem
Ende mit etwas kohlensaurem Baryt zum Sieden, säuert
das Filtrat mit reiner Salpetersäure an und vermischt
die von einem geringen rothbraunen Niederschlag getrennte,
erkaltete Flüssigkeit bis zur völligen AusfHUung mit salpeter-
saurem Silberoxyd. Die sich nach und nach abscheidende
schmutzig-gelbe Silberverbindung wird mit Wasser völlig
ausgewaschen, mit Schwefelwasserstoff zerlegt und aus der
vom Schwefelsilber getrennten Flüssigkeit das Cyanallyl^
wie oben angegeben, durch Destillation gewonnen.
Auch unmittelbar aus myronsaurem Kali lässt sich
Cyanallyl abscheiden, jedoch verläuft die Reaction nicht
ganz so glatt, wie mit der Silberverbindung. Erhitzt man
nämlich eine wässerige Lösung von myi^hsaurem Kali
in einem zugeschmolzenen Rohre mehrere Tage lang auf
110 bis 120<>, so verschwindet das Salz. Die Lösung wird
braungelb, stark sauer und durch ausgeschiedenen Schwe-
fel getrübt. Sie riecht nach Schwefelwasserstoff und
Cyanallyl und liefert durch Destillation Oeltropfen, die
aus letzterem bestehen. Der Schwefelwasserstoff entsteht
ohne Zweifel durch secundäre Einwirkung der frei ge-
*) Annal. d. Chem. und Pharm. CV. 1.
des Senföh aus dem Samen de» schwarzen Senfs. 219
wiMrdenen Schwefelsäure auf noch unzersetztes myronsau-
res Kali. Die Bildung von Senföl ist hierbei nicht zu
beobachten.
Die bei den verschiedenen Metamorphosen des myrön*
sauren Kalis auftretende Zuckerart haben wir in etwas
grösserer Quantität aus der Flüssigkeit dargestellt^ aus
welcher die Silberverbindung, CöHSNAg^S^OS, behufs
der Bereitung des Cyanallyls ausgefallt worden war. Man
fällt aus dieser Flüssigkeit den Silberüberschuss mittelst
Schwefelwasserstoff; sftttigt das Filtrat mit kohlensaurem
Baryt und verdampft. Nach dem Äuskrystallisiren des
meisten Barytsalpeters behandelt man die eingetrocknete
Mutterlauge mit starkem Alkohol und überlässt die ein-
geengte alkoholische Lösung der Krystallisation, wo nach
einigen Tagen der Zucker in blumenkohlähnlichen War-
zen anschiesst. Durch vorsichtiges Waschen des Kry-
stallbreies mit wenig kaltem Wasser und wiederholtes Um-
krystallisiren aus Wasser und Alkohol erhält man ihn
rein. Er setzt sich aus der Lösung in absolutem Alkohol
bei längerem Stehen in Warzen ab, welche aus feinen
Nadeln bestehen und die nach dem Trocknen über Schwe-
felsäure bei lOQO nichts mehr an Gewicht verlieren und
zwischen 144 bis 146^ schmelzen. Aus Wasser krystal-
lisirt er in blumenkohlähnlichen Warzen, welche bei 86^
zu einer farblosen Flüssigkeit schmelzen und bei lOO^
unter schwach bräunlicher Färbung den Gehalt an Kry-
Stallwässer verlieren. Die Analyse des über Schwefel-
säure getrockneten Zuckers führt zur Formel C^2Hi40i4.
0,7889 Grm. gaben 1,051 Kohlensäure und 0,4982
Wasser.
Es berechnet sich hieraus:
In 100 Theilen:
berechnet gefunden
Cw
72
d6,36
36,32
HM
14
7,07
7,00
OM
112
66,57
56,68
198 100,00 100,00.
220 Will u. Kömer, zur Kenntnüa der Bildung
Der aus dem myronsauren Kali gewonnene Zucker
ist Rechtstraubenzucker; er hat dieselbe Zusammensetzung
wie dieser^ dreht; wie wir uns überzeugten, die Ebene des
polarisirten Lichts nach Rechts und'reducirt in alkalischer
Lösung • die nämliche Menge Kupferoxyd zu Oxydul.
10 CC. einer normalen, mit Traubenzucker aus Honig
titrirten alkalischen Kupferlösung erforderten in mehreren
übereinstimmenden Versuchen dieselbe Menge (0,05 Grm.)
des Zuckers aus myronsaurem Kali. Es entspricht dies
auf 1 Aeq. ( 180 Theile ) des • letzteren 10 Aeq.
Kupferoxyd CuO.
Wir wenden uns nun zu einigen Betrachtungen über
die Constitution des myronsauren Kalis. Wie schon oben
erwähnt, enthält dieser merkwürdige Körper die sechs
Elemente, ajis welchen er besteht, in drei Verbindungs-
gruppen geordnet^ welche bis zu einem gewissen Grade
seine näheren Bestandtheile sind:
C20H18NKS4O20 = C6H5,C2NS2 + C12H12012
MyroDsaures Kali = Aeth. Senföl -|- Rechtstraubenzucker
+ KO, HO, S2 06
■^ zweifach-schwefelsaures Kali.
Es scheint in der That keinem Zweifel zu unterliegen,
dass die Zucker- und Schwefelsäuregruppe fertig gebildet in
der Verbindung vorhanden sind, für die Senfölgruppe ist dies
weniger deutlich ausgesprochen. Das Verhalten des myron-
sauren Kalis bei der Gährung und beim Erhitzen mit
Wasser, so wie das der Silberverbindung C^ H^ NAg2 S* 08
deutet vielmehr darauf hin, dass die Elemente des
Schwefelcyanallyls in einer Anordnung neben einander
liegen, dass bei einer Störung derselben ebensowohl
Schwefelcyanaliyl C6H5,C2NS2 als Cyanallyl C«H5,C2N
und freier Schwefel auftreten können. Die Zersetzung des
myronsauren Kalis unter dem Einfluss eines Ferments,
des Myrosins, ist gleichsam eine aus beiden Fällen ge-
mischte Reaction, es bildet sich neben Schwefelcyanaliyl
gleichzeitig auch Cyanallyl und Schwefel, vorzugsweise
aber ersteres. Unter dem Einfluss von Wasser und Wärme
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 221
(wie im myrooBauren Kali) oder von Schwefelwasserstoff
(wie in der Silber Verbindung) zerfällt die SenfÖlgruppe
dagegen ausschliesslich in Cyanallyl und in Schwefel. Mit
Sicherheit ist nur anzunehmen^ dass ein Theil des Koh-
lenstoffs der Senfblgruppe als Cyan^ der andere als Ällyl
vorhanden ist. Als Glycosid unterscheidet sich
das myronsaure Kali von der Mehrzahl seiner
bis jetzt genauer untersuchten Verwandten
wesentlich dadurch, dass esbei seinem Zerfallen
in die näheren Bestandtheile nicht die Elemente
des Wassers aufnimmt. Der Zucker ist schon
fertig gebildet und nicht in der Form des Anhydrids vor-
handen. Das myronsaure Kali ist vergleichbar in dieser
Beziehung mit der Verbindung des Traubenzuckers mit
Kochsalz, mit welcher es auch die äusserst leichte Zer-
setzbarkeit theilt. Das myronsaure Kali ist femer das
erste genauer untersuchte Glycosid, welches ausser Stick-
stoff auch Schwefel enthält, und es bietet, abgesehen
von derselben Zahl der Elemente, besonders bezüglich des
Schwefelgehalts einige nicht uninteressante Vergleichungs-
puncto mit den Eiweisskörpern oder den Album'i>
naten, von welchen es mehr und mehr wahrscheinlich
wird, dass sie der Familie der Glycoside verwandt sind.
Die Eiweisskörper sind ihrer Mehrzahl nach verbindungs-
fahig mit Basen, wie die Myronsaure ; sie enthalten offen-
bar, wie letztere, einen Theil des nur wenige Procente
betragenden Schwefelgehalts in der Schwefelsäureform
(wie die Taurocholsäure oder das Taurin der Galle), einen
anderen Theil dagegen in einer Form, in welcher er leicht
in Schwefelwasserstoff oder eine Schwefelcyanverbindung
(wie sie im Speichel auftritt) übergeht. Die Verbindungs-
gruppen, welche das myronsaure Kali zusammensetzen,
sind nur durch so schwache Anziehungskräfte zusammen-
gehalten, dass sie gleichsam dem leisesten Druck, den
eine andere Anziehung oder bewegende Ursache ausübt,
nachgeben. Nach Willkür lässt sich die ganze Verbin-
dung spalten in der Art, dass bald eine jede Gruppe für
222 WiU u. Kömer, zur Kenntniss der Bildung
sich auftritt, bald nur die eine^ während die anderen bei-
den noch vereinigt bleiben. So treten anter dem Ein-
fluss eines Ferments oder des Wassers und der Wärme
die drei Gruppen für sich auf; durch Salze schwerer
Metalle, wie Silber und Quecksilber, wird nur die Zucker-
gruppe ausgeschieden, während die Senföl- und Schwefel-
säuregruppe verbunden bleiben. Durch vorsichtige Be-
handlung mit Baryt lässt sich endlich der Verbindung
die Schwefelsäuregruppe allein entziehen, wo dann die
beiden anderen Gruppen wieder ihrerseits noch verbun-
den bleiben, wenigstens nicht unmittelbar als Zucker und
Senfol auftreten.
Nachschrift.
Die Thatsache, dass bei derGährung des myronsau-
ren Kalis eine Ausscheidung von Schwefel zu beobachten
ist, so wie der durch vorstehende Untersuchung geführte
Nachweis, dass diese Schwefelausscheidung mit der Bil-
dung von Cyanallyl in Zusammenhang steht, fährten mich
zu der Vermuthung, dass das im Handel vorkommende
Senföl neben Schwefelcyanallyl, als dem Hauptbestandtheil,
auch Cyanallyl enthalten müsse. In dem von mir'^)
früher untersuchten, von Herrn Zeise in Altena bezoge-
nen Senföl war dasselbe zwar nicht vorhanden, sofern
ich einen constanten Siedepunct von 148<^ und die voll-
ständige Umwandlung des Oels in Thiosinnamin beim
Stehen mit überschüssigem Ammoniak beobachtete. Ich
schrieb damals die Angabe von Robiquet und Bussy,
dass das käufliche Senföl einen flüchtigeren, ätherisch
riechenden und auf Wasser schwimmenden Körper ent-
halte, einer Beimischung eines schwefelfreien Oels zu. Ich
habe jetzt die Ueberzeugung, dass dieser flüchtigere Kör-
per Cyanallyl ist^ und dass das von mir untersuchte Senföl
den bei der Rectification des Oels zuletzt übergehenden
Antheil bildete.
*) A«iial. d. Chem. und Pharm. Uli. 1.
des SenföU ans dem Samen des schwarzen Senfs. 223
Herr Apotheker Zeise in Altona^ an welchen ich
mich mit der Bitte um Mittheilung seiner in dieser Be-
ziehung bei der Senföldestillation gemachten Beobachtun-
gen wendete^ hatte die mich zu lebhaftem Dank verpflich-
tende Freundlichkeit; mir zwei Proben Senföl zu übersen*
deq^ welche von ihm selbst zu verschiedenen Zeiten aus
braunem hannoverschem Senf gewonnen waren. Eine
mehrere tausend Pfund betragende Parthie des Samens
lieferte;, nach der gefälligen Mittheilnng des Herrn Z ei s e,
nach dem Abpressen des fetten Oels durch Destillation
der in dem drei- bis fünffachen Gewicht Wasser vertheil-
ten Kl^ie mittelst eingeleiteten WasserdampfS; neben schwe-
rem^ in Wasser untersinkendem Oel auch gleichzeitig und
fast dieselbe Quantität eines leichteren^ auf Wasser schwim-
menden Oels von 0,966 spec. Gew. Eine andere Parthie
hannoverschen Samens gab dagegen bei der Destillation
anter sonst ganz gleichen Verhältnissen nur schweres, in
Wasser untersinkendes Oel von 1,010 spec. Gew. Ich
überzeugte mich leicht, dass beide Proben des Oels, das
leichtere wie das schwerere, Cyanallyl erhalten ; letzteres
war nur weit ärmer daran. Das leichtere, auf Wasser
schwimmende Oel lieferte durch fractionirte Destillation
über die Hälfte seines Gewichts eines zwischen 112 bis
1200 übergehenden Oels, aus welchem die letzten Antheile
des Schwefelcyanallyls und damit auch der Geruch des-
selben durch Rectification allein nicht vollkommen zu ent-
fernen waren. Bei 12 stündigem Stehen dieses Oels mit
verdünntem wässerigem Ammoniak verwandelte sich in-
dessen das noch beigemengte Schwefelcyanallyl in Thio-
sinnamin, während die abgegossene Flüssigkeit, zuerst
für sich, dann unter Zusatz einiger Tropfen Schwefelsäure
destillirt, ein farbloses (nahezu das halbe Gewicht des
ursprünglichen Präparats betragendes) Oel lieferte, welches
alle Eigenschaften des Cyanallyls besitzt. Auch au£r dem
schwereren Oel wurde in gleicher Weise etwas Cyanallyl
erhalten. •
Die so gewonnene Verbindung zeigte den constanten
224 Wül u. Kömer, zur Kenntniss d. Bildung des Senföls etc.
Siedepunct von 116<> (corrigirt 11803). Sie verhält sich,
wie auch das Schwefelcyanallyl; optisch unwirksam.
0,2791 Grm. gaben 0,7326 Kohlensäure und 0,1906
Wasser.
Es entspricht dies in 100 Theiien:
gefunden berechnet
C8H5N
Kohlenstoff .... 71,58 71,64
Wasserstoff 7,58 7,46.
Es unterliegt hiemach keinem Zweifel, dass das SenfÖl
des Handels neben Schwefelcyanallyl auch Cyanallyl ent-
hält, welches letztere indessen unter scheinbar gleichen
Bedingungen in wechselnder, bald grösserer, bald kleine-
rer Menge auftritt. Ich habe schliesslich noch eine
Beobachtung gemacht, welche in einem gewissen Zusam-
menhang steht mit dem oben beschriebenen Verhalten
des myronsauren Kalis gegen Wasser bei 100^, und welche
vielleicht geeignet ist, die Thatsache einigermassen zu
erklären, dass die Menge des sich bildenden Cyanallyls
eine sehr verschiedene ist, unter scheinbar gleichen Be-
dingungen. Lässt man reines, farbloses, in Wasser unter-
sinkendes, also ganz oder vorzugsweise aus Schwefel-
cyanallyl bestehendes Senfol einige Zeit in Berührung mit
Wasser stehen, so trübt sich das Wasser mehr und mehr.
Destillirt man das Wasser sammt dem Oel, so bleibt in
dem Kolben reiner, an der Glaswand haftender Schwefel
zurück, und bei jeder folgenden Destillation wird das dann
auf dem Wasser schwimmende Oel milder an Geruch.
Das Schwefelcyanallyl setzt sich also in Berührung mit
'Wasser in Cyanallyl und in Schwefel um. Die bei der
Gährung des myronsauren Kalis an und für sich neben
Schwefelcyanallyl entstehende, wahrscheinlich je nach den
Bedingungen ebenfalls wechselnde Menge von Cyanallyl
kann demnach durch den Destillatipnspröcess sich ver-
gcössern, und es unterliegt keinem Zweifel, dass bei einer
kupfernen Blase das Metall ebenfalls Antheil an der Bil-
dung des Cyanallyls nimmt.
Gi essen, im December 1862. WiU.
Wigmi, Sib da-Jibdmde im der Oummnmit. m
ückr te Sitz fa HkaUie m iv OBiraiie*';
Prof. A. Wigand.
IKe Frtge, in welcbeiB anatomncfaen Sjsteme der
Chinarinde das CUnin und die andern Basen enthalten
sind, ist nicht nur Ton phjsiologisdiem, sondern aach T^on
praktischem Interease, weil sidi dadmch ein wichtiger
6esiditB{Kinct for die Benriheilni^ dea Weithes der Rinden
eröffiiet Die Chinarinde besteht bekanndich (mit Aosnahuie
der die Oberfläche bedeckenden Korkschicht) ans swi^er-
lei Zellgewebe^ dem Ton dännwandigen Zellen gebildeten
Parendiym von k<»kiger Consistenx nnd dem faserigen,
aus fiidenförmigen, stark Terdickten Zellen bestehenden
Bast Beide Gewebe sind so angeordnet, dass das Paren-
chym bei jQngeren Rinden ftst aosschliesslich vorhanden ist,
bei älteren Binden aber die äussere Schicht bildet^ während
der Bast an der inneren Orense jnnger Rinden auftritt
nnd in der Folge stets die innere Schicht bildet, welche
mit dem Alter fortwährend sich verdickt, so dass ältere
Rinden überwiegend aus Bast bestehen. Uebrigens liegen
in dieser Schicht die Bastzellen grösstentheils isolirt, und
durch Parencbymgewebe getrennt^ wie überhaupt awischen
den beiden genannten Schichten keine gana scharfe Grense
wahrzimehmen ist, indem das Parenchym nach innen su,
das Bastgewebe dagegen nach aussen su ssiemlich all«
*) Der Torstehende Aufsatz, dem Hauptinhalte Dach in der bo-
tanischen Zeitung, 1862. No. 18. erschienen und lu gleicher
Zeit Yom Verf. mit einigen dem besonderen Zweck entsprechen-
den Modificationen an die Redaction des Archivs f. Ph. gesandt,
gelangte Jedoch nicht in deren Hände. Obgleich bereits Jahres-
frist verstrichen ist, theilt der Verf., dem Wunsch der Redac*
tion gemäss, denselben nochmals mit, um so mehr, da durch
Ho ward 's inzwischen erschienenes Werk über die China-
rinden in Betreff des Sitzes der Alkaloide eine entgegengesetzte
Ansicht vertreten und von dem Berichterstatter Über dieses
Werk p. 232 des Archivs von diesem Jahre auf die vorliegende
Abhandlung Bezug genommen wird.
Aroh. d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hft, lö
r
\
i
226 Wigand,
mälig verschwindet. Da von vornherein wahrscheinlich,
ist; dass so eigenthümliche Stoffe wie die Alkaloide nicht
in dem ganzen Gewebe der Rinde gleichmässig, sondern
entweder von der einen oder andern Zellenart erzeugt
werden, so entsteht die Frage, in welcher derselben die
Alkaloide gefunden werden. In neuerer Zeit ist, be-
sonders nach dem Vorgange WeddelTs *), die Ansicht
die herrschende geworden, dasS die Alkaloide ihren Sitz
in d^i Parencbymzellen, sei es nun in der Parenchym-
schicht oder zwischen den Bastzellen, haben. Im Folgen-
den theile ich eine Untersuchung mit, bei welcher ich
auf verschiedenen Wegen zu dem übereinstimmenden Er-
gebniss gelangt bin, dass es im Gegentheil die Bast*
Zellen sind, welche in ihrer verdickten Wand die Alka-
loide enthalten.
I. Die erste von mir zur Beantwortung obiger Präge
befolgte Methode gründet sich auf das Verhalten der
Zellenwaxul zu einer Pigmentlösung. Bekanntlich besitzt
die reine Pflanzenmembran nicht wie die thierische Faser
das Vermögen, aus einer Farblösung, z. B. einem Coche-
nilleauszug, das Pigment in concentrirtem Orade in sich
aufzunehmen und zu binden^ wohl aber wird derselben
diese Fähigkeit mitgetheilt durch vorhergehende Behand-
lung mit gewissen Stoffen (Beizen), oder manche Zellen-
wände besitzen auch diese Eigensch«^ von Natur. Hier-
her gehört unter anderen die Bastzelle der Chinarinde
und zwar muss aus dem Umstände, dass man durch Aus-
ziehen der Bastzellen mit Wasser oder Alkohol jene
Fähigkeit entfernen und auf solche Bastzellen, welche-
das Farbsammlungsvermögen nicht besitzen, z. B. von
Linum usitatissimum, durch Tränkung der letzteren mit
jenem Auszug übertragen kann, geschlossen werden, dass
jene f^higkeit lediglich auf der Gegenwart eines be-
stimmten^ der Zellenwand eingelagerten Stoffes beruhe. Da
nun auch reines Chinin oder Cinchonin oder deren Salze
*) Weddell, histoire nat. des Quinqninas, p.25.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 227
den Bastzellen des Flachses eingetränkt die Färbungs-
fäbigkeit hervorrufen^ bez. wesentlich steigern^ so liegt die
Annahme nahe^ dass diese Stoffe auch in den Chinabast*
zollen die Ursache der Pigmentsammlung sein mögen; und es
bedarf nur des Nachweises^ ob nicht etwa andere in der Zel-
lenwand vorkommenden Stoffe eine Wirkung bedingen. Ge-
gen das X jlögen spricht vor Allem der Umstand^ dass die-
ser Stoff in der Zellenwand eine weite^ die Färbungsfahig-
keit dagegen nur eine beschränkte Verbreitung besitzt. Das-
selbe gilt für die mineralischen und Protein - Stoffe, falls
deren Vorkommen in der Bastzellenwand überhaupt ange-
nommen werden kann. Die Proteinstoffe sind ohnehin
in Alkohol unlöslich, während der die Pigmentsammlung
in den Bastzellen bedingende Stoff durch Alkohol ausge-
zogen werden kann. Dagegen musste die Wahrnehmung,
dass nicht nur bei der Chinarinde gerade die Bastzellen,
welche jenes Verhalten gegen Pigmente zeigen, der Sitz
des Cyaneogens^) sind, sondern dass im Allgemeinen
die Pflanzen, deren Bastzellen pigmentsammelnd sind, zu-
gleich dieselben sind, bei denen durch Salzsäure oder
Schwefelsäure eine violette Färbung erfolgt, während bei
ander^i Pflanzen, z. B. Frcueimis^ Gnajacum (tfficinaley
mit der einen Erscheinung zugleich auch die andere
fehlt, — auf den Gedanken fähren, dass es dieser.
Stoff sei, welcher die Farbaufnahme bedingt. Indesa
fallt das Vorkommen beider Erscheinungen nicht voll-
kommen zusammen, indem sich auch Pflanzen finden,
deren Bastzellen {ärbungsfahig sind^ ohne Cyaneogen au
enthalten, so wie umgekehrt. Auch verhalten sidi beide
Stoffe, in Beziehung auf Ausziehbarkeit verschieden. Aus
*9 So habe ich einen besonders bei den Holzgewäcbsen weit
verbreiteten^ die Membran, namentlich der Bast- und Höiz-
z^en durchdringenden Stoff benannt, welcher durch Wasser
und Alkol^ol ausziehbar, an sich farblos, durch die Eigen-
schaft, durch Salzsäure oder Schwefelsäure violett gefärbt zu
werden, nachweisbar, und mit dem Gerbstoff einerseits
und mit dem rothen Pigment der FarbhÖlzer andererseits
wenigstens physiologisch verwandt ist.
15*
228 Wigafid,
den Chinabastzellen lässt sich der die Pigmentsammlung be-
dingende Stoff leichter als das Cyaneogen^ aus der Ulmen*
rinde umgekehrt der letztere leichter als der erstere aus-
ziehen. Am evidentesten geht die Unabhängigkeit der
Farbsammlung von dem Cyaneogen aus einem Versuche
hervor^ in welchem die beiderlei Stoffe, aus einer und
derselben Rinde ausgezogen und auf Querschnitte von
Linum übertragen, sich räumlich trennen und so ver>
theilen, dass das Cyaneogen fast ausschliesslich auf die
Holzzellen, die Fähigkeit, Farbe zu concentriren, fast
ausschliesslich auf die Bastzellen übergebt. — Zu den
Stoffen, welche die Zellenwand durchdringen, gehört auch
der Gerbstoff, den wir bereits als einen jener die Fär-
bung vermittelnden oder vorbereitenden sogen. Beizstoffe
kennen, und es ist auffallend, dass die Fähigkeit der
Bastzellen, Farbstoff zu sammeln, fast durchweg bei gerb-
stoffführenden Pflanzen beobachtet wurde, wogegen sie
bei gerbstofffreien Pflanzen, z. B. Cytistis Ldbumum^ Gua-
jacum officincdey Morus alba, Praocmus excehiory mangelt.
Gleichwohl giebt es auch Beispiele von gerbstofffreien
Pflanzen, wie Daphne Mezereum, Hex Aquifoliumy bei
welchen ^die Färbung der Bastzellen erfolgt. Namentlich
aber ist gegen den Gerbstoff, als Ursache der Färbungsfahig-
keit der Chinabastzellen, einzuwenden, dass gerade in diesen,
wenn auch das übrige Rindengewebe gerbstoffreich ist, so
wie auch die Bastzellen der Weide und Ulme, kein Gerb-
stoff nachzuweisen ist^ während auf der andern Seite die
gerbstoffhaltigen Bastzellen der Eiche die Fähigkeit Farbe
aufzunehmen gar nicht, und die gerbstoffreichen Zellen
des Kernholzes der Eiche nur in eben so geringem Gb*ade
wie die gerbstofffreien Zellen des Splintes zeigen. Ent-
scheidend ist besonders folgender Versuch. Calisaya-
Chinarinde, deren Bastzellen sich durch Cochenillelösung
deutlich färben, wird mit kochendem Wasser ausgezogen,
in Folge dessen die genannte Eigenschaft der Bastzellen
verschwunden ist; aus dem Auszuge sodann durch Eisen-
chlorid die Chinagerbsäure gefallt und mit der klaren
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 229
Flüssigkeit Querschnitte von Linum getränkt^ — bei der
Behandlung mit Cochenillelösung färben sich die Bast-
zellen der letzteren intensiv roth*). Es folgt daraus,
dass Gerbstoff, falls er in der Membran der Chinabast-
zellen anwesend ist, die Ursache für die Färbungsföhig-
keit nicht ist. — So werden wir auf indirectem Wege
zu der Annahme gefuhrt, dass es das Chinin oder die
anderen Alkaloide sind, ituf welchen die Verwandtschaft
der Bastzellen zu dem Pigmente beruht, und zur Be-
stätigung dient folgender directer Versuch. Calisaya-China-
rinde wird mit gesäuertem Wasser infundirt und es werden
mit der Flüssigkeit Querschnitte von Linum getränkt;
die Bastzellen (zum Theil auch das Holz) werden durch
Cochenilleauszug deutlich und dauerhaft blassroth gefärbt.
Nun wird aus jenem Chinaauszuge das Chinin etc. durch
kohlensaures Natron ausgefällt. Mit der filtrirten (nicht
mehr bitter schmeckenden) Flüssigkeit werden Querschnitte
von Linum getränkt und darauf mit Cochenilleauszug be-
handelt; es erfolgt in den Bastzellen entweder gar keine
oder nur eine ganz schwache, bald wieder von selbst
verschwindende Färbung. Das Chinin muss also sowohl
in dem mit Chinainfusum getränkten Linura-Bast, als
auch in den Chinabastzellen selbst die Ursache der Farb-
aufnahme gewesen sein. Als der Sitz der China -Alka-
loide ergiebt sich hiemach die Wand der Bastzellen, und
die Fähigkeit der letzteren, Pigment zu sammeln, kann
als Mittel dienen, mit einiger Sicherheit das Vorhanden-
sein von Alkaloiden in irgend einer Chinarinde nachzu-
weisen. Ob die Alkaloide ausserdem auch in dem In-
halte der Bastzellen, so wie in den Parenchymzellen ent-
halten sind, ist die obige Methode nicht geeignet zu ent-
scheiden. — Zwar färben sich auch die Holzzellen von
CincJuma in einem Cochenilleauszug schwach und vor-
übergehend roth, aber da in der Wand der Holzzellen
^) Dass diese Wirkung nicht etwa dem Oberschüssigeo Eisensalze
zuzuschreiben ist, geht daraus hervor, dass dasselbe, wie andere
Versuche zeigen, nur sehr schwach als Beizstoff wirkt.
230 Wigandj
Gerbstoff nachgewiesen werden kann, so lässt sich jene
Erscheinung schon aas diesem erklären^ ohne dass zur
Annahme des Vorkommens von Chinin in dem Holze
Grund ist.
IL Die durch Grahe*) und Batka**) bekannte
Erscheinung, dass alkaloidhaltige Chinarinden in einer
Glasröhre trocken bis zur Verkohlung erhitzt, eine car-
minrothe Substanz entwickeln, "welche sich als Anflug an
der Wand des Glases ansetzt, kann ebenfalls för unsere
Frage Anwendung finden. Dass die Erscheinung nicht,
wie Böttger***) meint, durch Chinaroth, sondern durch
die Alkaloide verursacht wird, gebt daraus hervor, dass
die Chinabasen nach Grahe in Verbindung mit orga-
nischen, nicht flüchtigen Säuren, nach Batka in Ver-
bindung mit Cellulose, Amylum, Dextrin, Zucker, Gummi
dieselbe carminrothe Färbung zeigen. Ich füge hinzu,
dass die Erscheinung auch bei schwefelsaurem Chinin f),
so wie bei reinem Cinchoninff) erfolgt. — Wenn man
nun Querschnitte von Chinarinde (Calisayaj Loxa) ver-
kohlt, so erscheinen die Bastzellen unter dem Mikroskope
zuletzt blutrpth (während dies bei den Holzzellen von
Cinchona ncht der Fall ist, eben so wenig wie bei den
*) Dingler*8 polyt. Journal, 1858. p. 120.— Chem. Centralblatt,
1860. No. 13.
**) Nova Acta, 1850. — Chem. Centralblatt, 1859. No.55.
"»**) Dingler'B polyt. Journal, 1858. p. 120.
t) Dasselbe schmilzt beim Erhitzen zu einer gelbbraunen Masse,
welche beim Erkalten carminroth wird. Auch entwickelt sich
beim Erhitzen des schwefelsauren Chinins ein carminrother
Anflug. Die geschmolzene Masse schmeckt nicht mel^r rein
bittier, sondern scharf säuerlich und riecht schwefelartig, dann
etwas cumarinartig. Bei weiterem Erhitzen bläht sich die
- Masse zu einer schwarzen, porösen, geschmacklosen Kohle auf.
tt) Das reine Cinchonin schmilzt zuerst zu einer glasfaellen Masse,
wird dann mit schwarzbrauner oder schwarzer Farbe unter
Entwickelang weisser Dampfe sublimirt : bei weiterem Er-
hitzen findet die Sublimation aber auch in Form eines etwas
carminrothen Anflugs statt. Bei dem reinen Chinin sah ich
weissen Dampf, aber keine rothe Färbung.
ijAer den Sitz der Alkäloide in der Chinarinde, 231
Bastzellen von Qftercusj welche sich braun oder roibbrann^
aber nicht blutroth färben). Auch diese Erscheinung
scheint darauf hinzuweisen, dass die Chinabastzellen der
Sitz der Alkäloide sind.
lU. Ein anderer Weg; den Sitz der Alkäloide in
der Chinarinde zu ermitteln, eröfinet sieh von Seiten der
vergleichenden chemischen Analyse. Und zwar
bieten sich für dieselbe verschiedene Angriffspuncte dar.
Nachfolgend theile ich eine Reihe von Bestimmungen mit,
welche Herr Dr. F. Dronke auf meine Veranlassung
nach genau von mir geprüftem Material vorzunehmen
die Oüte hatte.
Spec. Chi- Cin- Alka-
Gew. nin eho- loide
nin äberh.
1. Calisaya la. (Stammrinde, unbedeckt) 1,29 2,968 0,53 3,498
2. yf la. (Zweigrinde, ohne Kork-
schiebt 1,877 1,124 0,930 2,059
3. „ IIa. (Stammrinde, unbedeckt 1,22 2,368 0,432 2,80
4. Cinchona scrobiculata (Stammrinde,
unbedeckt) ; 1,14 0,42 3,09 3,51
5. China Carthagena (Stammrinde, un-
bedeckt) 1,12 1,435 0,324 1,759
6. Calisaya la. (Bast *) der Stammrinde 1,45 3,46 0,64 4,10
7. „ la. (Parenchym der Stamm-
rinde) 1,11 2,365 0,396 2,760
8. „ Ia.(Bast der Zweigrinde)... 1«56 1,242 1,033 2,275
9. » la. (Parenchym der Zweig-
rinde) 1,05 0,828 0,688 1,516.
1. Zunächst stimmen alle chemiechen Untersuchungen,
insbesondere die von Weddell* Reichardt und De-
londre darin überein, dass der Gehalt an Alkaloiden
mit dem Alter der Chinarinden zunimmt, d.h. in den
flachen^ Stammrinden grösser, als in den dickeUi und in
diesen wiederum grösser ist^ als in den dünnen röhrigen
Zweigrinden. Am bestimmtesten tritt dies hervor bei
der Vergleichung von ungleich starken Rinden einer und
derselben Abstammung, Da man die letztere mit Sicher-
1.«
'*') Ueber den Sinn der Ausdrücke „Bast^ und „Parenehym*' in
dieser und in den folgenden Analysen s. unten.
232 Wigandy
0
heit fast nur für die von Cinchona Calisaga abstanimende
Königs- Chinarinde kennte und da gerade diese Sorte in
verscbiedenem Kaliber als platte und gerollte yorkommt^
80 eignet sich die Vergleichung vorzugsweise für unsem
Zweck. leb stelle hier drei verschiedene Reiben*) von
Procentbestimmungen der Alkaloide für die beiden Por-
men der Königschina zusammen.
Stammriüde: I. (Delondre) II. (Reichardt) III. (Dronke)
' Chin. sulph. 3—3,2 ChiDin . . . 2,701 Chinin . . . 2,968
Ciach^sulph. 0,6-0,8 Cinchonin 0,264 Cinchonin 0,53
zusammen 3,6^4,0^ Alkaloid.. 2^^ Alkaloid.. 3,498
Zweigrinde :
Chin. sulph. 1 — 1,5 Chinin . . . 0,659 Chinin . . . 1,124
Cinch. sulph. 0,6— 0,8 Cinchonin 0,327 Cinchonin 0,935
zusammen 1,6—2,3 Alkaloid.. 0,986 Alkaloid.. 2,059
Ebenso geht für andere Sorten, z. B. Huanuco, Loxa,
Huamalies, Jaeuj China rubra, aus den vorhandenen Ana-
lysen, so weit sie sich auf Proben von verschiedenem
Kaliber für die einzelnen dieser Sorten erstrecken, her-
vor, dass der Alkaloidgebalt im Verhältniss wie der
Durchmesser des Stammes ab- und zunimmt. Selbst bei
der Vergleichung verschiedener Sorten kann man, ob-
gleich hier noch andere Momente in Betracht kommen^
im Allgemeinen als Regel annehmen, dass der Reichthum
an Alkaloiden im Verhältniss steht zu der Dicke der
Rinde; so ist die fast nur in starken Röhren vor-
kommende China regia convoluta reicher als die in mittel-
starken Röhren vorkommende Huanuco, und diese reicher
als die stets dünnröhrige Loxa und /a^n, unter denen
die ganz feinröhrigen (zugleich bastlosen) Sorten zum
Theil gar kein Alkaloid enthalten. •
Da beim Dickenwachsthum des Stammes die Rinde
nur durch Ansetzen nacb innen, d. h. durch Verdickung
*) Die den obigen Analysen zu Grunde liegende Stammrinde
war unbedeckt^ d.h. der Korkschicht beraubt, — die Zweig-
rinde bei den Analysen, I. und II. bedeekt, bei III. dagegen
der Rorkschicht beraubt.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde, 233
der Bastschicht wächst, und daher die Bastschicht im
Verhältniss zur Korkschicht und zur zelligen Rinden-
schicht immer mehr überwiegend wird, je älter der Stamm
wird, — da überdies bei den Stammrinden die Kork-
schicht fast immer fehlte und auch die Parenchymschicht
bei älteren Rinden als Borke nach und nach abgelöst
wird, so dass die Rinde annähernd nur aus der Bast-
schicht besteht, — und da femer die Bastzellen nach
innen im Allgemeinen reichlicher auftreten als nach aussen,
so lässt sich der oben aus den Analysen nachgewiesene
Zusammenhang des Alkaloidgehaltes mit dem Alter und
der Stärke der Rinde auch so ausdrücken, dass der
Reichthum an Alkaloiden zunimmt im Verhältniss wie
die Menge von Bastzellen wächst. Diese Thatsache
fuhrt aber unmittelbar zu der Annahme, dass die Alka-
loide eben in den Bastzellen ihren Sitz haben, ja es
wird sogar durch jene Beziehungen, unter anderen durch
den Umstand, dass ganz feinröhrige Rinden, in denen
noch fast gar keine Bastzellen angelegt sind, zum Theil
gar kein Alkaloid ergeben, sehr wahrscheinlich, dass die
Alkaloiderzeugung nur auf die Bastzellen mit Ausschluss
der Parenchymzellen beschränkt ist.
2. Am sichersten würde sich freilich der Antheil
beider Gewebe an der Production der Alkaloide fest-
stellen lassen, wenn es möglich wäre, BastzeUen und
Parenchym zu sondern und jeden Theil für sich nach
seinem Alkaloidgehalte zu bestimmen. Bei China regia
plana I. und convoluta (ohne Kork) habe ich durch Stossen
der Rinde und Durchsieben durch ein feines Sieb ver-
sucht, das Parenchym möglichst vom Baste zu trennen.
Dies gelingt zwar nur unvollständig, jedoch kann man
durch jene Manipulation doch die Masse einer Rinde in
zwei Parthien theilen, von denen die eine reicher aii
Bastzellen, die andere reicher an Parenchym ist. Der
Kürze halber habe ich die erste Parthie in der obigen
Zusammenstellung schlechtweg als „Bast^, die zweite als
„Parenchym^ bezeichnet, was also nur relativ zu nehmen
234 Wigand,
bt. Aus den bei 6. bis 9. mitgetheilten Zahlen ergiebt sieh
nun, dass der „Bast^ bei weitem den grösseren Antheil
am gesammten Alkaloidgebalt liefert^ indem derselbe bei
der Stammrinde 4,1 Proc, das „Parenchym" nur 2,76
Proo., bei der gerollten Königschina 2,275 Proc., das
„Parenchym'^ nur 1,516 Proc. Alkaloid enthält. Qelänge
es, das Parenchym vollständig vom Baste zu befreien^ so
würde dasselbe wahrscheinlich gar kein Alkaloid liefern.
-^ Der von der gerollten Königschina abgeriebene Kork
(resp. Borke) ergab sich bei der Untersuchung als alka-
loidfipei. Dasselbe gilt vom Holze, dessen bitterer Ge-
schmack demnach auf der Chinovasäure zu beruhen scheint.
3. Man hat bereits früher für die Beurtheilung des
medicinischen Werthes, nämlich für den Alkaloidgebalt
einer Chinarinde, einen empirischen Maassstab in dem
specifischen Gewichte erkannt. Bestimmter geht dies
aus der obigen vergleichenden Untersuchung hervor. Mit
Ausnahme von der gerollten Ccdisaya und der Binde von
Cinchona acroUculata nimmt hiernach der Alkaloidgebalt
mit dem specifischen Gewichte ab und zu. Auch diese
Erscheinung erklärt sich ganz einfach, wenn es wahr ist,
dass die Chinabasen ausschliesslich oder überwiegend
ihren Sitz in den Bastzellen haben; denn die letzteren
mit ihren ausserordentlich verdickten Wänden bestimmen
in höherem Grade das specifische Gewicht als das dünn*
wandige Parenchym, — mit anderen Worten: eine Binde
von grösserem spec. Gewichte muss mehr Masse an Bast-
zellenwänden und daher mehr Alkaloid enthalten, und
indem wir dies in der Wirklichkeit bestätigt finden, dient
diese Thatsache zur Bestätigung jener Annahme. Hier-
bei ist noch Folgendes zu bemerken, a) Aus den mit-
getheilten Zahlen ergiebt sich, dass zwischen verschiede-
nen Rinden der Alkaloidgebalt in einem viel stärkeren
Verhältniss steigt und föUt als das spec. Gewicht Es
weist dieser Umstand darauf hin, dass ein Factor vor-
banden sein muss, welcher das specifische Gewicht mit-
bestimmt; für den Alkaloidgebalt dagegen nicht in Rech-
iiher den Sitz der Alkcdoide in der Chinarinde, 235
nung kommt, d. h. dass dfts Parenchym frei von Alkaloid
sein mtt88. Mit dieser Er klär angs weise stimmt auch
überein, dass das Verbältniss der specifischen Gewichte
sich dem der Alkaloidgehalte in demselben Grade nähert,
ie annähernder die eine Rindenmasse nur aus Bast, die
andere nur aus Parenchym besteht. Während zwischen
der Calimya la. und IIa. das Verbältniss der specifischen
Gewichte ca. 1,06, das der Alkaloidgehalte 1,25 ist, oder
zwischen der Calisaya I. und Carikagena das Verbältniss
der spec. Gewichte 1,15, das der Alkaloide ca. 2 ist,
ergiebt sich dagegen zwischen „Bast^ und „Parenchym^
der China Caliaaya das Verbältniss der spec. Gewichte
als 1,3, das der Alkaloide als 1,5; und für die gerollte
China regia das Verbältniss der spec. Gewichte ca. 1,5,
für das der Alkaloidgehalte 1,45. h) Die oben nachge-
wiesene Beziehung zwischen dem Alkaloidgehalte und
dem specifischen Gewichte bedarf jedoch noch einer weiteren
Beschränkung. Dieselbe setzt nämlich, so wie sie oben
aufgefasst wurde, voraus, dass alle Chinabastzellen in
Hinsicht auf ihre Alkaloidproduction sich qualitativ gleich
verhalten, d. h. bei gleicher Stärke und Zahl gleich viel
Alkaloid erzeugen; nur unter dieser Voraussetzung kann
•
die Masse der Bastzellen einen directen Maassstab für
den Gehalt einer Rinde an Basen abgeben. Nun ergiebt
sich aber aus unserer Tabelle, dass die Alkaloidgehalte
nicht durchweg in dem Verbältniss steigen und fallen
wie die specifischen Gewichte, vielmehr nimmt der Alka,
loidgehalt z. B. der Carthagena-China gegen die Calisaya la.
im Vergleich zu den specifischen Gewichten in einem
viel stärkeren Verhältnisse ab, als die Cali$aya IIa. zu
Calisaya la.; und umgekehrt ist die Rinde der Cinchona
ecrobicuUxtay obgleich leichter als die übrigen Rinden, an
Alkaloid reicher. Es weist dies darauf hin, dass jene
Regel streng genommen nur unter verschiedenen Rinden-
sorten gleicher Abstammung gilt, dass aber von Rinden
verschiedener Abstammung jede ihren besonderen Maass-
stab, d. h. einen in ihrer Natur begründeten specifisobeQ
236 Wigand,
Grad von Alkaloiderzeugnng besitzt. Ja selbst Verschiedene
Rinden gleicher Abstammang schreiten in Beziehung auf
ihren Alkaloidgehalt nicht ebenmässig nach der Skala
der specifischen Gewichte fort, denn wir sehen, dass der,
Alkaloidgehalt der Zweigrinde von Calüaya viel geringer
ist, als man nach deren spec. Gewicht im Vergleich mit
der Stammrinde erwarten sollte. Es scheint hieraus zu
folgen, dass der Alkaloidgehalt einer jeden einzelnen
Bastzelle nicht während der ganzen Entwickelung gleich
ist, sondern, wie es auch ganz natürlich ist, mit dem
Alter des betreffenden Zweiges oder Stammes (wenigstens
bis zu einem gewissen Puncte) zunimmt, — d. h. da in
der einzelnen Bastzelle die Erzeugung von Alkaloid bis
zu einem gewissen Stadium fortdauert und das gebildete
Alkaloid in der Zellenwand abgelagert wird, der absolute
Gehalt sich also mit dem Alter steigert, so ist es daraus
erklärlich, dass die Binde eines jungen Stammes selbst
bei gleicher Zahl und Grösse, d. h. Masse der Bastzellen,
doch nicht so viel Alkaloid liefert, als die eines älteren
Stammes derselben Art. — Kurz fiir den Alkaloidgehalt
verschiedener Rinden bestehen nicht bloss quantitative,
sondern auch qualitative Unterschiede, und deshalb hat
die Beziehung zwischen Werth und Gewicht einer China-
rinde nur ganz im Allgemeinen Gültigkeit*).
4. Für den relativen Alkaloidgehalt von Rinden
gleichen Alters, aber verschiedener Abstammung, hat Wed-
dell ein empirisches Gesetz aufgestellt, welches in prak-
tischer Beziehung unstreitig ungleich wichtiger ist, als
alle ohnehin vergeblichen Versuche, die verschiedenen
Handelssorten zu charakterisiren, welches aber auch für
das theoretische Interesse unsere Beachtung verdient, in-
dem danach der Gehalt an Alkaloiden (besonders Chinin)
in nahem Zusammenhange mit dem anatomischen Bau
der Chinarinde, namentlich mit der Grösse und Verthei-
*) Nach Karsten (Berliner Monatsberichte, 1858. p. 260) übt
der Standort, besonders das Klima, einen wichtigen Einfluss
auf die Alkaloiderzeugnng in den Chinabäumen.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 237
lungsweise der Bastzellen ersoheint. Das Gesetz lautet
nämlich so: je mehr sich eine Chinarinde in ihrer Struc-
tur derjenigen^ wie wir sie bei der China Calisaya finden^
die Bastzellen durch die ganze Dicke der Rinde mög-
lichst gleichmässig vertheilt, und unter einander sowohl
in horizontaler als verticaler Richtung möglichst isolirt^
die einzelne Bastzelle dick im Verhältniss zur Länge
(etwa */iq), — daher der Bruch durch die ganze Rinde
gleichmässig^ und kurz-^ fein- und steiffaserig; nähert,
— desto reicher ist sie, ceteris paribuSy an Alkaloid; je
mehr sie sich von jener Normalstructur entfernt, je mehr
sich also nach aussen eine bastlose Schicht sondert, je
mehr die Bastzellen strahlenförmig oder in einzelnen
Gruppen verbunden sind, je mehr sich Länge und Dicke
der einzelnen Fasern von dem obigen Verhältniss ent-
ferneU; je mehr also der Bruch nur nach innen zu faserig,
je mehr er lang- und weichfaserig, oder kurz-, grob-
und stumpffaserig ist, — desto ärmer ist, ceteris paribus,
die Rinde an Chinin.
Wenn es nun wahr ist, wovon ich mich durch ver-
schiedene Schätzungen und Messungen überzeugt squ haben
glaube, dass bei der Calisaya -Rinde die Gesammt-
masse der Bastzellen grösser ist als bei anderen
Chinarinden von abweichender Grösse und Anordnuno:
der Bastzellen, so weist diese Erscheinung wiederum «dar-
auf hin, dass die Bastzellen den Sitz der Alkaloide dar-
stellen, und durch die letztere Annahme würde jene auf
den ersten Blick auffallende Abhängigkeit der chemischen
Beschaffenheit einer Chinarinde von ihrer Structur.grossen-
theits ihre Erklärung finden und das Weddeirsche empiri-
sche Gesetz eine physiologische Begründung erfahren.
5. In Betreff der beiden wichtigsten China - Alkaloide,
Chinin und Cinchonin, ergiebt sich aus fast allen vor-
handenen chemischen Untersuchungen, dass beide in der
Regel in derselben Rinde neben einander vorkommen,
jedoch so, dass in den Zweigrinden fast ausnahmslos das
Cinchonin über das Chinin, in den Stammrinden dagegen
238 Wigand,
im Allgemeinen das Chinin äberwiegt. Namentlich zeigt
sich dies bei der Vergleichung yon Stamm* und Zweig-
rinde gleicher Abstammung^ z. B. bei der Calisaya in
unserer Tabelle. Ferner beweisen die dortigen Angaben;
dass das Cinchonin mit dem Lebensalter der Binde nicht
nur relativ (im Verhältniss zum Chinin); sondern auch
absolut (d. h. zu Gunsten des Chinins) abnimmt. Dieser
letztere Umstand macht es, da ohnehin kein Grund ist
anzunehmen, dass zwei so nahe verwandte Stoffe in ver^
schiedenen Bastzellen entstehen sollten, sehr wahrschein-
lich, dass das Cinchonin sich durch den Lebensprocess*)
allmälig in Chinin umwandelt, — eine Annahme, welche
auch durch die chemische Aehnlichkeit unterstüet wird,
daher auch bereits von den Chemikern'''^) als wahrscheinlich
ausgesprochen worden ist.
Hierbei ist jedoch noch Folgendes zu bemerken. Nach
den verschiedenen Analysen ähnlicher Rinden variirt das
Veiiiältuiss des Cin.chonins zum Chinin in bedeutendem
Grade; während in vielen Fällen in den Stammrinden
das Chinin und in den Zweigrinden das Cinchonin stark
überwiegt, nähern sich in anderen, sowohl Stamm- als
Zweigrinden, die beiden Stoffe in ihren Mengen, ja es giebt
Zweigrinden, wo das Chinin überwiegt (iz. B. Ch. regia convo-
Ivta B. oben 2.)^ und es giebt Stammrinden, welche reicher
an Cinchonin als an Chinin sind, z. B. C. scrohiculata
mit 0,42 Proc. Chinin und 3,09 Proc. Cinchonin (nach
Weddell 0,8 — 0,4 Chin.sulph., 0,7—0,« Cinch. sulph.;
Delondre 0,6 — 0,8 Chin. sulph., 1,2 Cinch. sulph.);
China flava Maracaibo nach Delondre mit 0,3 — 0,4 Proc,
Chin. sulph. und 1,0 Proc. Cinch. sulph. Ueberhaupt
sind die Columbischen Binden im Allgemeinen reicher
'*') Vielleicht auch erst in der abgeschälten Kinde bei der an
den Stammrinden natürlich langsameren Anstrocknnng.
**) Zuerst von Stoltze und M.itscherlich. Neuerdings ist es
Strecker gelungen, das Cinchonin in eine mit dem Chinin
zwar nicht identische, aber doch isomere Base überzufahren.
Ana. der Ch. n. Pfa. Bd. 123. p. 379.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 239
an Cmchonin als die Peruanischen und Bolivia- Rinden,
and selbst die Stanunrinden oft eben so reich oder reicher
an Cinchonin als an Chinin. Oinchona p^ibescens soll nach
Gnibourt gar kein Chinin, sondern nur Cinchonin eaai-
halten. £s geht hieraus hervor, dass das relative Alter
der Binde das Veriiältniss der beiden Alkaloide nicht
allein bestimmt, sondern dass dabei noch andere Um>
stände in Betracht kommen, dass namentlich, wie Oinch.
scrobiculata und pubescefis beweisen, fiir gewisse Species
ein für aU^nal die Cinchoninbildung eigenthümlich ist,
d. h. die Umwandlung in Chinin hier nur langsam und
unvollständig fortschreitet.
Jeden&Us ist die von Weddell*) aufgestellte An-
sicht, dass das Cinchonin seinen Sitz nicht wie das Chi-
nin in der Bastschicht, sondern in der äusseren zelligen
Rindenschicht habe, zu verwerfen. Als einziger Grund
daffir wird angefährt, dass manche alte Rinden mit er-
haltener zeitiger Schicht verhältnissmässig reicher an Cin-
chonin waren, — was aber doch in Betracht, wie sehr
auch bei unbedeckten Stammrinden das Cinchonin oft
vorwiegt, nicht in Anschlag kommen kann, zumal da
auch bei den ältesten Rinden die zellige Schicht, gesetzt
sie enthielte das Cinchonin, niemals in solcher Ausdeh-
nung vorkommt, daös dadurch das Ueberwiegen dieses
Alkaloids bedingt werden könnte, indem mit dem Alter
der Rinde gerade die Bastschicht immer überwiegende
wird.
IV. Das Ergebniss aus dem Vorstehenden ist der
Hauptsache nach der Nachweis, dass das Chinin und
Cinchonin in den Bastzellen erzeugt und in der Folge
in der Substanz der verdickten Membran der letzteren
abgelagert werden; und zwar sind die Bastzellen höchst
wdbrscheiniich der ausscfalieBsliebe Sitz der Alkaloide.
Denn dass das Rindenparenchym kein Alkaloid ent-
hält, wird deshalb sehr wahrscheinlich, weil Binden, welche
*) Les quinquinas p. 25.
240 Wigandy
kaum einzelne Bastzelien enthalten; auch annähernd ohne
Alkaloid sind; weil ferner das dem Rindenparenchjm so
analoge Blattgewebe nachweislich kein Alkaloid enthält;
und weil es endlich physiologisch nicht wohl denkbar ist;
dass eine so eigenthümliche Stoffbildung dem Baste und
den so verschiedenen Parenchymzellen gemeinsam sein
sollte. Die Korkschicht ist, wie die directe chemische
Prüfting lehrt; vollkommen alkaloidfrei; und dasselbe gilt
vom Holze der Chinabäume.
Was die physiologische Bedeutung obiger That-
Sache betri£Flt; so bietet sie einen neuen Fall ßir das
bereits für die Milchsaft -Familien^ namentlich für die
Euphorbiaceeu; Papaveraceen erkannte GesetZ; das$ die
besondere Function der Bastzellen in der Erzeugung
eigenthümlicher Stoffe, insbesondere der Alkaloidc; be-
stehe*). Durch Analogie; welche durch das oben ange-
führte Färbungsvermögen der Bastzellen unterstüzt wird,
dürfen wir jenes Gesetz ohne Bedenken auch auf die
übrigen Älkaloide; welche bei den echten und sogenann-
ten falschen Chinarinden, d. h. in der Familie der Cincho-
naceae vorkommen, und sogar auf andere eigenthümliche
StoffC; wie das Daphniu in Dapkne Mezereum, das
Sali ein in der Weidenrinde und den bitteren Stoff in
der Ulmenrinde ausdehnen. Die Bastzellen der letzten
beiden Rinden besitzen; wie oben erwähnt; ein sehr ent-
schiedenes Vermögen; Pigment zu sammeln; und verdanken
dasselbe gewissen ausziehbaren Stoffen; von welchen oben
auf indirecte Weise gezeigt wurdC; dass sie nicht wohl
etwas Anderes als Gerbstoff oder die diesen Binden eigen-
thümlichen Bitterstoffe sein können. Abgesehen davon;
dass der Gerbstoff aber bei beiden Rinden in der Mem-
bran der Bastzelle nicht nachweisbar ist; sprechen bei
der Weidenrinde gegen den Gerbstoff als Ursache der
Farbsammlung folgende Versuche. 1) Die Bastzellen
*) Vergleiche Schacht, Lehrb. der Anat. u. Physiol. I. p.400,
wo derselbe auch bereits die im Vorstehenden nachgewiesene
Bedeutang der Ghinabastzellen Yermuthungsweise ausspricht.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 241
einer mit Wasser ausgesogenen Weidenrinde haben die
Fähigkeit; sich mit Cochenillelösnng zu färben, verloren,
dagegen wird diese Fähigkeü durch Tränkung von Quer-
sehnitten von Linam mit jenem Auszuge auf die Bast-
sellen der letzteren übertragen. 2) Wird aus diesem
Auszuge der Gerbstoff; sei es durch Hausenblase oder
durch Eisenchlorid^ geAlIt; so behält derselbe gleichwohl
die Eigenschaft; in den Ztmm -Bastzellcfn die Pigment-
sammlung zu verursachen. 3) Auch wenn man Weiden-
rinde so lange auszieht; dass sich kaum mehr eine Spur
von Gerbstoff in dem letzten Auszuge nachweisen lässt,
bleibt in dem letzteren die Eigenschaft; auf Linum -Bast
übertragen; demselben die Fähigkeit mitzutheileu; eich
mit Cochenille zu färben. Es ist wohl kaum zu be-
zweifeln; dass das Salicin dieser Stoff ist, welcher dem-
nach ebenfalls seinen Sitz und Ursprung in den Bast-
zellen hat*).
Auch von praktischem Interesse ist die Nachwei-
snng; dass die China -Alkaloide ihren Sitz in den Bast-
zellen habeu; - indem dadurch gewisse allgemeine; bisher
nur auf Erfahrung beruhende Kriterien fftr den relativen
Werth verschiedener Chinarinden; namentlich dass der
Werth einer Rinde ceteris paribus zunimmt mit der StärkC;
d.h. mit dem Alter; und dass unbedeckte Rinden werth-
volier sind als bedeckte; ihre theoretische Erklärung und
eben dadurch ihre um so festere Begründung finden. Es
ist namentlich zu erwarten; dass hiemach gewisse gang-
bare Verkehrtheiteta in der ßeurtheilung des Werthes
der Chinasorten mehr und mehr verschwinden werden.
Dass es nicht an solchen fehlt; geht schon aus den Han«
delspreisen hervor; welche auch immer im stärksten Miss-
verhältniss zu dem wahren Werthe stehen; ähnlich wie
*) womit jedoch die bekannte Erscheinung, dass der Bast der
Weidenrinde durch Schwefelsäure roth gefärbt wird, nicht,
• wie man gewöhnlich annimmt, zusammenhangt, indem die
letztere Beäction von dem oben erwähnten Cyanogen herrührt
und bei Balidnlosen Rinden eben so gut statt findet
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hft, 16
242 Wigand,
dies bei der moskowitischen und sibirisclien Rhabarber
und bei dem sibirischen und canadischen Castoreum der
Fall ist| was aber bei den G];iinarinden deshalb besondeifi
auffallend ist^ weil hier der den Werth bestimmende Factor,
der Gehalt an Alkaloid^ besonders an Chinin, so evident
ist. Zwar ist man in neuerer Zeit von dem früheren
Vorurtheil; wonach man die feinröhrigen Binden, besonders
die Loxa, für die besten hielt, nach und nach abge-
kommen; gleichwohl entspricht der Preis noch durchaus
jenem Vorurtheil ; denn obgleich die Loxa-China höchstens
(bei den dicksten Röhren) 0,7 Proc. Chinin und 1 Proc.
Cinchonin enthält, so ist doch der Preis höher als der der
stets alkaloidreicheren Huanuco, und sogar fast eben so
hoch als der der unbedeckten Calisaya, deren Chiningehalt
den der Loxa wenigstens um das Vierfache, meist aber
noch viel mehr übertrifft, indem derselbe bei der letzteren
oft ganz verschwindend und auch der Cinchoningehalt
bei jener meist grösser als bei der Loxa ist. Die platte
unbedeckte Calisaya enthält nach Dronke's Analyse
fast doppelt so viel Alkaloid und darunter fast 3 mal so
viel Chinin, als die gerollte (wobei noch überdies di6
17,6 Proc. betragende Korkschicht abgezogen ist), nach
Reichardt 3 mal so viel Alkaloid und 4 — 5 mal so viel
Chinin, nach Delondre 2 mal so viel schwefelsaures
Alkaloid und 3 mal so viel schwefelsaures Chinin als die
gerollte, und darnach stehen beide Sorten ungefähr in
gleichem Preis. Calisaya I. enthält doppelt so viel Alkaloid
und . etwas mehr als doppelt so viel Chinin als die Car-
thagena, während sich der Preise wie 7': 1 verhält. Car-
thagena enthält 1^/7 mal so viel Alkaloid, doppelt so viel
Chinin als die beste Loxa, die je untersucht worden ist
(für die meisten Loxa -Rinden ist das Verhältniss noch
viel ungünstiger, da sie meist so gut als kein Chinin
und nicht viel mehr Cinchonin enthalten), und dennoch
ist die Loxa circa 5 mal so theuer als die Carthagena *).
Marburg, im Juni 1862.
*) Die PreiswOrdigkeit einer Waare steht im VerhältniBS
über den Sitz der Alkaloide.in der Chinarinde, 243
Nachtrag. Es bleiben mir nun noch einige Bemer-
kungen über die Gründe übrig, womit von Howard in
seinen Illustrations of the nueva Quinologia of Pavon diQ
der meinigen entgegengesetzte Ansicht, wonach die
China-Alkaloide nur im Parenchym enthalten seien, ver-
theidigt wird, und zwar muss ich mich, da mir das Werk
selbst bis jetzt nicht zu Gebote steht, auf den ohnehin fast
ausschliesslich diesen Punkt hervorhebenden Bericht von
H. Karsten in diesem Archiv pag. 232 beziehen.
Die Gründe, welche in diesem Bäricht für die Ansicht
Ho ward's angeführt werden, sind folgende:
1) Die Entdeckung krystallisirter Alkaloide inner-
halb der Parenchymzellen von Cinchona sucdrubra. Dies
würde allerdings ein unwidersprechlicher Beweis sein,
vorausgesetzt, dass die Alkalöidnatur der „concentriscb
gruppirten Krystalle" wirklich nachgewiesen ist; bei
Karsten wird nur angegeben, dass sie «sich in Alkohol
und Aether lösen. Die bei gewissen Chinarinden in Menge
in den Parenchymzellen vorkommenden unlöslichen Kry-
stalldrusen werden gewöhnlich für Oxalsäuren Kalk ge-
halten.
2) Nach mehreren Beobachtungen von Spruce und
Cordover, in Uebereinstimmung mit Karsten's eigener
Erfahrung, ist die China rubra aus tiefer gelegenen, wär-
meren» Gegendep ärmer an Alkaloiden, als von höher ge-
legenen Orten, und dem entsprechend fand Spruce die
Binden der C. Calisaya in tiefer gelegenen Gegenden hol-
zum Werthe und im umgekehrten Verhältniss zum Preise.
Nehmen wir als Maassstab für den Werth der Chinarinde
den Chiningehalt, und als Preis den Durchschnitt von 5 Jahren
an, so ergeben sich für die oben angeführten Sorten folgende
Beziehungen :
Die unbedeckte Königschina ist 3 mal preiswürdiger als die
gerollte und auch 3 mal preiswürdiger als die beste Loxa.
Die Carthagena- Rinde ist, verglichen mit der unbedeckten
Königschina, 31/2 nial, mit der bedeckten 11 mal, mit der Loxa
13 mal preiswürdiger.
16*
244 . Wigand,
zig, in höheren dagegen reicher an Parenchym. Abge-
sehen davon; dass diese Beobachtungen wenigstens nach
dem Bericht nur sehr unbestimmt erscheinen, glaube ich
auf dieses Argument kein grosses Qe wicht legen zu kon-
nen^ theils weil die China rubra ein zu unbestimmter B^*
griff ist; theils weil sich der zweite Theil des Beweises
auf eine andere Art bezieht als der erste.
3) Wichtiger ist die Angabe, dass Howard in der
parenchymatösen Auasenrinde von C, lancifolia Mut mit
wenig Bastgewebe nrehr Alkal(^d fand, als in der nur aus
Bastgewebe bestehenden Innenrinde, und ebenso in dem
äusseren Theile der Stammrinde von C. succiruh^a Pav.
mit wenig Bast grösseren Alkaloidgehalt als in dem inne-
ren nur aus Bast bestehenden Theile. Da diese Ergeb-
nisse in auffallendem Widerspruch mit den von mir
oben pag. 139 und 140 mitgetheilten Analysen der nach
Bast und Parenchym möglichst gesonderten Königschina,
an deren Genauigkeit ich keinen Grund habe zu zweifeln,
stehen *), so muss die Frage nach dieser Seite hin einst-
weilen dahin gestellt bleiben, bis weitere Untersuchungen
die eine oder die andere Beobachtung bestätigen. Vorder
Hand spricht dieallgemeine Ansicht und namentlich sprechen
die Analysen von Pelletier, Beichardtund Delondre,
wonach die unbedeckte Königschina reicher an Alkaloiden
ist als die bedeckte, «owie die Analyse von Del<yidre,
wonach die platte Ch, rubra de Cusco sine epid, alkaloid-
haltiger ist als die gerollte^ zu meinen Gunsten.
4) Derselbe Widerspruch zeigt sich zwischen Howard's
und meinen vergleichenden Analysen von jüngeren und
älteren Rinden gleicher Art. Howard fand in dünnen
grossentheils aus Zellgeweben bestehenden Röhren von
*) Das Resultat der Analyse der zweiten Rinde ist nm so auffal-
lender, als der die beiden Schichten, wie angegeben wird,
trennende y,Harzring^ nichts anderes sein kann als das Peri-^
derma, und folglich die äussere an Parenchym reichere Schicht
die Borke ist, welche man bisher weit entfernt war für den
Hauptsitz der Alkalpide anzusehen. .
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 245
C. Icmcifolia mehr Alkaloid als in mittleren und noch we-
niger in fast platten 1/2" dicken Rinden^ welche vorwie«
gend aus Bastgewebe bestanden^ während ich fiir die
Calisaya das entgegengesetzte Resultat gewonnen habe.
Dass Zweigrinden ärmer an Alkaloid sind als Stammrin-
den ist übrigens von jeher, wie von Howard und Kar-
sten selbst anerkannt wird^ (p. 233) eine so ausgemachte
Sache *\ dass es wohl kaum noch einer Entscheidung in
diesem Differenzpunct bedarf. Doch kann ich nicht um-
bin zwei Gewährsmänner für mich anzuführen : Howard,
welcher (p. 233) durch Analysen von dünneren und dicke-
ren Astrinden und Stammrinden von (7. Calisaya (also an
derselben Pflanzenart wie ich) zu dem Resultat kam, dass
der Alkaloidgehalt mit dem Alter zunehme, und Kar-
sten, welcher**) dasselbe an C. lancifolia Mut. (also an
derselben Fflanzenart, für welche es von Howard bestrit-
ten wurde) dadurch nachwies, dass er in der Stammrinde
1^/2 Procent schwefelsaure Alkaloide, in jungen Zweig-
rinden dagegen gar keine organische Basen sind.
Den Widerspruch zwischen den Resultaten von
Ho ward's Analyse der C. lancifolia und der C. Calisaya
sucht Karsten (p. 237) daraus zu erklären, dass von den
älteren Handelsrinden (nur auf C Calisaya kann sich dies
blieben) die parenchymatöse Aussenschicht wie gewöhn-
lich durch di« Sammler abgekratzt gewesen sei, während
doch unmittelbar darauf angegeben wird, dass jene Rin^
den von C. Calisaya speciell für H o w a r d's Untersuchun-
gen, wie es scheine von Herrn Spruce gesammelt seien.
Abgesehen aber davon würde ja das Abkratzen der Aussen-
schicht nach Howard's Ansicht umgekehrt einen gerin-
gen Alkaloidgehalt ßir die Stammrinde von C Calisaya
*) Doch ist als Ausfiahme dieser Regel zu ervrähneD, dass
Reich el (vergl. Schleideii*s Pharmakognosie p. 285) zwar
in mittleren Rinden vonC. lancifoHa mehr Alkaloid fand als
in jungen, dagegen in alten weniger.
**) Monatsberichte der Berliner Akademie 1858, p. 261.
246 Wigandy
zur Folge haben^ also^ da das Besultat der Analyse das
entgegengesetzte ist, das Gegentheil beweisen.
Das Abnorme von Ho ward's Analyse der Rinden von
C, Imicifolia zeigt sich übrigens weniger in Beziehung
auf den Gesammtgehalt an Alkaloiden, indem, dieser bei
jungen und alten Binden fast constant erscheint, (so dass
daraus fast ebensowenig ein Argument für Ho ward's An-
sicht als für die meinige entnommen werden kann), als
in Beziehung auf die einzelne Alkaloide, von denen das
Chinin mit dem Alter der Rinde abnehmen, das Cinchonin
aber zunehmen soll, während doch nach allen sonstigen
Erfahrungen entweder beide Alkaloide mit dem Alter zu-
nehmen oder nur das Chinin zu- dagegen das Cinchonin
abnimmt.
Karsten macht (p. 238) gegen die vergleichenden
Analysen^ auf welche ich meine Ansicht stütze, den Ein-
wurf, dass dabei die Zusammengehörigkeit der Rinden
hiusichts des Standortes und der Individualität ausser
Acht gelassen sei. Idti räume ein, dass, wenn es mir
vergönnt gewesen wäre, verschiedene Rinden eines und
desselben Baumes von C, Calisaya zu untersuchen, die
Analysen vielleicht etwas andere Zahlen ergeben hätten.
Indess wird doch Karsten der Verschiedenheit vom Stand-
ort und Individuum gewiss nicht eine solche Bedeutung
zuschreiben wollen, dass dadurch sich Zweig- und Stamm-
rinden in Beziehung auf den Alkaloidgehalt geradezu um-
kehren sollten, und vollends undenkbar ist es, dass dieser
ungünstige Zufall bei allen Analysen, welche je von un-
gleich starken Rinden einer Art angestellt worden sind,
sich hätte wiederholen sollen. Waa aber wegen jener
Mangelhaftigkeit des Materials meinem Beweis an Exact-
heit gebricht, das bin ich so glücklich mit Hilfe meiner
wichtigen Gewährsmänner Howard und Karsten zu
ergänzen, denn p. 233 wird ausdrücklich hervorgehoben,
dass die verschiedenen Rindenstücke des C. Calisaya,
welche zu Ho ward's Analysen dienten, von dem gleichen
Standorte gesammelt waren, und Karstens oben ange-
ü&er den Sitz der Älkaloide in der Chinarinde. 247
führte Analyse von C. landfolia bezieht sich nach sei-
ner eigenen Angabe auf einen und denselben Baum. Es
stimmen also geradezu diejenigen Untersuchungen jener
Beiden, welche in Beziehung auf das Material allen An-
forderungen genügen; mit dem Resultat meiner Analyse
von C Calisaya überein ; — wogegen gerade von deijeni-
gen vergleichenden Aifalyse Uo ward's, welche von Kar-
sten meiner Ansicht entgegengestellt wird; nämlich delv
jenigen von C, landfolia nicht angeführt wird (wenigstens
in Karstens Bericht)^ dass das Material mit Berücksich-
tigung der genannten Umstände gesammelt worden sei.
So erscheint also der EinMrurf; womit Karsten meine
Ansicht zu widerlegen versuchte; in Wahrheit als eine Be-
kräftigung meiner Ansicht; während sieh derselbe gegen
Ho ward's Ansicht umgewendet hat.
Auf den anderen Theil meiner vergleichenden Ana-
lysen; die Vergleichung des Alkaloidgehalts vom Rinden-
gewebe mit vorwiegendem Parenchym und vorwiegendem
Bast; findet natürlich Karstens Einwurf gar keine An-
wendung; gleichwohl wird dieser BeweiS; obwohl in diree-
tem Widerspruch mit den betreffenden von- Karsten
stark betonten Analysen Ho ward's^ von Ersterem nicht
berücksichtigt. Auch meine anderen Beweise finden we-
der bei Howard noch Karsten Widerlegung.
Zum Schluss muss ich noch einige andere in dem
Bericht Karstens vorkommende Puncto berühren.
Zunächst soll nach Howard mit der gesteigerten
Bildung oder Anhäufung von Alkaloiden die Qrenze zwi-
schen Bast und Zellgewebe mehr und mehr verschwin-
den (p. 231). Abgesehen davou; dass bei den Chinarinden
bekanntlich überhaupt keine scharfe Grenze zwischen Bast-
und Parenchym-Schicht existirt; ist nicht einzusehen; wie
«ine solche Grenze verschwinden könnte und namentlich
wie dies mit einer Anhäufung von Alkaloiden zusammen-
hängen könnte; die Erklärung wenigstens; welche Kar-
sten von dieser Erscheinung giebt; nämlich eine allmäh-
liche Umänderung der Bastschicht in parenchymatisches
i
246 Wi9<¥^t S^ der Mkahide in der Cfhinßrinde.
Qj^v^be upd schlieedich in Kork* und Ba^tgewebe dadurch,
dass alle Elementarorgan^ ihire Functioa upd Structur
äpderp (d.h. also, dass die Bastsellepm^h in Parenchym-
i$0llen verwandeln), ist aach von vorn herein schwer ein-
zusehen, w^il alsdann die Verdickungsschiohten der Bast-
jB^Uen aufgelöst werden und neue Zellen innerhalb der
letzteren durch Quertheilung entstahen müssten, was mm-
nes Wissens nach in der Pfl%n;$enanatoniie unerhört ist.
Deshalb verstehe ich auch niicht, was Karsten mit der
,p Mittelrinde '^ meint, welche nach seiner Ansicht höchst
wahrscheinlich der Hauptsitz der Alkaloide. sein soll. AUe
Chinarinden bestehen nur aus der prim*ären Parenchym-
^ohicht und der secundären oder Bafitschicht, welche beide
ohne scharfe Grenze in einander übergehen; eine Mittdi-
rinde als eine von der ersteren verschiedene Schiebt
i^xistirt bei keiner Chinarinde.
Zur Bestätigung des Zusammenhangs des Bruchs mit
dem Alkaloidgehalt wird p. 235. eine Stelle von Weddell
(p. 25) angeführt, wonach diejenigen Rinden, deren Bruch
sich dem korkigen näheren mehr Chinin, diejenigen, deren
Bruch kurzfaserig sei, mehr Cinchonin enthielten. Diese
Stelle lautet jedoch bei Weddell gerade umgekehrt,
nämlich: „Ainsi, plusla surface de la fracture transverse
d'unquinquina s'approchera de la forme sub^reuse^ plus
on pourrapräsumer, qu'il renferme cinehonine; plus, au con-
traire, eile s'approcherii de la forme courtement fibreuse,
plus on devra Sti*e porte k croire qu'il contient de quin-
quine,'' Ohnehin steht aber diese Stelle in gar keiner
Bfe^iehung zu der angeführten Ansicht von Howard, in-
dem hier von Alkaloidgehalt überhaupt, bei Weddell
dagegen vom Verhältniss des Chinin« zum Cinchoninge-
halt die Rede ist.
Endlich muss ich die Behauptung, dass auch Kork
imd Borke Alkaloid enthalten, bestreiten; Karsten hätte
in der directen chemischen Analyse, auf welche ich mich
(p. 142) berufei einen besseren Grund anerkennen müssen
ßis in den „carmiqrothen Dämpfen der Zersetzungspro-
Chiningehalt ostindischer China-Binden u. Blätter. 249
dncte;^ abei* auch diese Angaben kann ich nicht bestäti-
gen, weder Kork noch Borke zeigen mir beim Verkohlen
in der Glasröhre rothe Dämpfe, auch die Parenchymschicht
niohti während dies bei dem Bast sehr deutlich statt fin-
det. Auch schmecken weder Kork noch Borke bitter^
die Parenchymschicht nur schwach, der Bast dagegen
stark bitter. **-
Sonach aind die einzigen Puncto, welche aus Ho ward's
Untersuchung meiner Ansicht gegenüber in Betracht kom-
.men können : die angebliche Entdeckung von krystallisirten
Alkaloiden in den Parenchymzellen in der rothen, China-
rinde^ und die Angabe, dass er in der äusseren parenchyme-
tischen Schicht derselben Rinde mehr Alkaloid gefunden
habe als in dem Bastgewebe. Möchten die Chemiker
durch Nachprüfung dieser Puncto die bestehende Differenz
über die im Vorstehenden behandelte wichtige Frage zur
Entscheidung bringen.
Marburg, im Juni 1863.
Ghii^iigfekalt ostiidiMiiMr Ohifia^iUBdeii md MStter.
Die von den Engländern in Ostindien im Neilgherry-
Gebirge seit dem Jahre 1861 angepflanzten Cinchonen
lieferten schon jetzt, nach den chemischen Analysen
Ho ward's das interessante Ergebniss, dass sie hinsidits
ihres Gehaltes an organischen Basen den guten südame-
rikanischen Binden gleichkommen. Vorzugsweise wurde
in Ostindien die C. sucdrubra Pav. angepflanzt. Von dem
JBnde 1862 vorhandenen 25,000 Cinchonen-Bäumchen ge-
hörten die Hälfte dieser Art an, Howard erhielt aus
15 Monate alter Rinde dieser Species 3,30 — 3,40 Proc.
organische Basen, wovon durch Aether 2,40 Proc. Chinin
mit etwas Cinchonidin vermischt ausgezogen wurde und
0,60 Cinchonin zurückblieb. (Verlust 0,30 — 0,40 Proc.)
Eine andere Analyse einjähriger Rinde lieferte
2,59 Proc. organische Basen^ wovon 2,55 Proc. in Aether
2Ö0 Kemper^
löslich, mithin Chinin undCinchonidin zu sein schienen. Der
Cinchoningebalt war merklich geringier, nämlich 0,04 Proc.
Diese Besultate sprechen nicht zu Gunsten der
Hypothese Mi t s ch e r 1 ich's, dasa Chinin aus dem Cinoho-
nin durph Aufnahme von Sauerstoff entstehe.
Eine sehr schätzbare Eigenschaft der Rinden ist die
Leichtigkeit der Reindarstellung ihrer organischen Basen,
im Vergleich mit den aus südamerikanischen Rinden ge-
wonnenen, die an Chinasäure, Chinaroth, Harz etc. reicher
zu sein scheinen, welche Stoffe ihnen hartnäckig anhängen.
Von ganz besonderem Interesse ist es, dass es H o w a r d
gelang, auch aus getrockneten Cinchonen- Blättern, von
denen er einige Unzen aus Ostindien erhielt, organische
Basen darzustellen und zwar in verschiedenen Analysen
0,11 Proc. und 0,19 Proc, welche reines schwefelsaures
und oxalsaures Chinin gaben, ein Resultat, das wegen
Nichterscheinens der rothen Dämpfe beim Erhitzen kaum
vermuthet worden war. H. K.
Reduction der EspfisrlQsiikig durch Deztrin;
von
Dr. R. Kern per.
Die Frage, ob durdi Dextrin aus kalischer Kupfer-
lösung beim Erhitzen Oxydul abgeschieden, oder ob
diese Reaction, wenn sie statt findet, durch dem Dextrin
beigemengten Zucker hervorgerufen werde, ist noch nicht
endgültig entschieden. Trommer*) vertritt die erstere
Ansicht, während Fürstenberg**) annimmt, dass bei
Anwendung reinen Dextrins keine Reduction eintrete.
Limpricht in seinem Lehrbuche der organischen Che-
mie, hält für wahrscheinlich, dass die Reduction durch
beigemengten Zucker bewirkt werde.
*) Annalen 39. 360.
**) Jourü. für prakt. Chem. 31. 195.
Beduction der Kupferlösung durch Dextrin. 251
Zur Darstellung mnen zuckerfreien Dextrins wurde
^as käufliiihe in Wasser gelöst^ mit. Alkohol gefallt und
die Flüssigkeit entfernt; diese Operation wurde so lange
{mehr als zwanzig Mal) wiederholt^ bis das getrocknete
und dann in Lösung gebrachte Dextrin; mit Hefe hinge- .
stellt; keinen Gewichtsverlust mehr erlitt. Beim letzten
Auflösen wurde das zehnfache Gewicht Wasser genommen
und dann mit Alkohol gefällt. Es wurden folgende Versuche
angestellt:
1) 5CC. der Fehlin g'schen Lösung wurden mit
25 CG. Wasser zum Kochen erhitzt und dann mit einer
«
Flüssigkeit versetzt, welche 1 Proc. Dextrin enthielt. Es
fand nicht die geringste Reduction statt, selbst nicht als
10 CG. der Dextrinlösung hinzugefügt waren.
2) Die Fehling'sche Lösung wurde ohne Wasser-
zusatz erhitzt und dann von der Iprocentigen Dextrinlö-
fiung bis zum doppelten Volum der Kupferlösung hinzu-
gegeben; auch jetzt fand bei längerem Kochen keine
Abscheidung von Oxydul statt.
3) Wurde unter denselben Verhältnissen wie beim
vorigen Versuche eine 2 Proc. Dextrin haltende Lösung
benutzt; so fand erst dann eine geringe Oxydulabschei-
dung statt; als ein gleiches Volum, eine deutliche aber;
als mehr als das doppelte Volum der Kupferflüssigkeit
an Dextrinlösung zugesetzt war.
4) Wurde eine concentrirte Auflösung von Dextrin
verwendet; so fand sofort beim Kochen eine Keduction
des Kupferoxyds statt.
5) Eine 3procentige Dextrinlösung, die mit etwas
Kali und so viel Kupfervitriol versetzt war; dass das
anfangs niederfallende Kupferoxydhydrat wieder aufgelöst
wurdC) schied beim Erhitzen Oxydul ab; eine Iprocentige'
wurde nicht reducirt.
6) Wurde eine 1 procentige Dextrinlösung einige Zeit
mit Kali gekocht und dann Kupfervitriol zugefügt, so fand
ebenfalls keine Reduction statt.
252 Kemper,^
Die wässerige Lösung dieses Dextrins wurde auf
geringen Zusatz von wässerigem Jod weinroth, b^ ver-
mebrtem allmälig veilchenblau gefärbt; nach einiger Zeit
hatte sich die Flüssigkeit abgesetzt^ die Lösung war wein<>
roth und am Boden lag eine dünne, veilchenblaue Schicht^
welche, unter dem Mikroskope betrachtet, Stärkmebl*
kömchen enthielt.
Durch Auflösung in vielem Wasser, Absetzenlassen
undFiltriren wurde versucht, das Dextrin vomStärkmeht
2U befreien; nach dem Eindampfen, Fällen mit Alkohol
u. 8. w. zeigte es sich in seinem Verhalten gegen Kupfer*
oxydkali nicht Verändert. — Ausserdem überzeugte ich
mich, dass durch Kochen Feh ling 'scher Lösung mit
etwas Weizen- und auch Kartoffelstäri^e keine Verbin*
düngen entstehen, welche die Kupferlösung reduciren, dass
also auch ein etwaiger Gehalt des Dextrins an Stärkmehl
nicht die Ausscheidung von Knpferoxydul bestärken kann.
Aus diesen Versuchen scheint hervorzugehen:
1) dass verdünnte Lösungen des Dextrins die Kupfer-
lösung nicht reduciren, wohl aber concentrirtere,
2) dass das Dextrin durch Kochen mit verdünnter
Kalilösung nicht in Zucker übergeführt wird.
Notiz fiber Entfärbung des Jodamyhms;
von
Demselben.
Die blaue Farbe des Jodamylums verschwindet be-
kanntlich auf Zusatz mancher reducirenden Substanzen;
es wurden von mir Versuche angestellt, ob Traubenzucker
eine gleiche Wirkung ausübe.
Zu einer mit Stärkekleister und etwas Chlorwasser
versetzten Jodkaliumlösung wurde eine wässerige Trauben-
suckerlösung gefügt Es fand allerdings Ent&rbung statt,
vollständig aber nur nach längerem Stehen verdünnter
Lösungen mit einer grossen Menge Traubenzucker; stets
Nijitiz über Badfärbung des Jodamylume. 253
aber wird durch den TraabenBaoker die JParbe kdler^
ak die einer mit dem entspredienden Volum Wasser
Terdüimten Probe. — Vollständige Entfärbung der Jod-
st&rke durch Traubenzucker tritt jedoch bei gewöhnlicher
Temperatur nach 1 — 2 Minuten ein, wenn man su der
Auflösung eine kleine Menge kohlensauren Natrons giebt
IHnrch einen mit denselben Quantitäten angestellten ver-
gleichenden Versuch wurde die Ueberzeugung gewonnen,
dass durch kohlensaures Natron allein die Farbe der Jod*
stärke nicht verändert wird, die Entfärbung mithin durch
den Traubenzucker bewirkt wird, dessen reducirende
Wirkungen auch hier (wie ja auch beim Indigo und dem
Kupferoxyd) vorzugsweise in alkalischer Lösung sich
äussere.
Der zu den Versuchen benutzte Traubenzucker war
aus der Fabrik des Herrn Berthog in Magdeburg be-
zogen, doch lieferte auch der aus Honig dargestellte die-
selben Resultate.
Was die Entfärbung gder wässerigen Jodstärke durch
Erhitzen anlangt, so ist die Ansicht Baudrimont's,
dass die verflüchtigten, über der Flüssigkeit stagniren-
den Joddäniple beim Erkalten wieder verschluckt würden
und so die Wiederbläuung des Stärkmehls bewirkten,
bereits von Kraut*), Pohl **), Schönbein ***),
P.ersonnef) und Fresenius ff) ausfuhrlicher be-
sprochen und widerlegt.
Von meinen Versuchen wäre vielleicht noch anzufüh-
ren, dass die Entfärbung in einem offenen Glasrohre bei
80<) C. eintrat, und dass beim Erkalten an der Luft zuerst
wieder eine schwach blaue Farbe wahrgenommen würde,
als die Temperatur der Flüssigkeit 70^0 betrug; ver-
*) Gmelin, Org^n. Chem. IV, 554.
**) Joum. für prakt. Chem. 83, 38.
***) Ebendaselbst 84, 402.
t) Pharnr. Vierteljahrsschrift 11, 84.
tt) Analyt. Zeitschr. 1, 85.
254 Kempery Notiz Über Entfärbung des Jodämylums.
muthlich werden jedoch diese Grade differiren^ wenn
Stärkekleister und Jodwasser in verschiedenen Verhält-
nissen zusammengebracht werden.
Wird, wie schon Fresenius anführt, die in einem
Probecylinder befindliche, nur bis zur Entfärbung erhitzte^
Jodamylumlösung in kaltes Wasser getaucht, so tritt die
blaue Färbung zuerst wieder am Boden des Gefässe»
auf, wo die stärkste Abkühlung stattgefunden hat. Fre-
senius hält demnach die Ansicht Pohls über die Ur-
sache der Entfärbung, dass nämlich beim Erhitzen die
Adhäsions- und Absorptionskraft der Stärke zum Jod
abnehme, die Löslichkeit des letzteren in Wasser hinge-
gen zunehme, für die allein richtige, und glaube auch ich^
dass diese Erklärung mit allen bis jetzt bekannten That^
Sachen im Einklänge steht.
255
II« nionatslterlcht«
mehratomige Harnstoffe.
Durch Vereinigung der Cyansäure oder der cyansau-
ren Aether mit Ammoniak oder den Monaminen entsteht
bekanntlich der Harnstoff und die Gruppe der Harnstoffe,
I welche Alkoholradicale enthalten. In ganz gleicher Weise
! vereinigen sich die zweiatomigen Ammoniake mit Cyan-
säure zu Körpern, deren Verhalten im Allgemeinen dem
\ der Harnstoffe sehr ähnlich ist. Zu dieser Classe von
I Körpern gehört der von J. Volhard entdeckte Aethylen-
I hamstoff, eine Verbindung, welche durch Vereinigung von
( Cyansäure mit dem Aethylendiamin, (C4H4)"H4N2, der
zweisäurigen Amidbase des ölbildenden Qases, entsteht.
, « Der Aethylenhamstoff, C8H10N4O4, lässt sich betrach-
' ten als Zusammenlagerung von zwei Atomen gewöhnlichen
Harnstoffs, bewirkt durch die bindende Kraft des zwei-
atomigen Aethylens^ welches in jedem Hamstoffatom ein
Atom Wasserstoff vertritt:
yy ^ ) H3(C2 02)"N2.
Er bildet sternförmig gruppirte farblose Nadeln, ist
leicht löslich in kochendem Wasser, besitzt weder Geruch
noch Geschmack, schmilzt bei 192<> und zeigt eine grosse
Beständigkeit gegenüber den selbst concentrirten Mine-
ralsäuren. Mit Platin- und Goldchlorid giebt er krystal-
lisirbare Verbindungen, durch Kalihydrat wird er in Koh-
lensäure, Ammoniak und Aethylendiamin zerlegt.
Aethylenhamstoffe, in welchen Wasserstoff durch
Aethyl ersetzt ist, erhält man iii zweierlei Weise, einmal
i durch Verbindung von Aethylendiäthyldiamin mit Cyan-
säure, sodann durch Vereinigung von Cyansäure -Aether
mit Aethylendiamin. Die Producte dieser beiden Reac-
tionen sind aber nicht identisch, sondern isomer. Der
nach der ersten Methode entstandene Diäthylenhamstoff
zerfallt durch Kalihydrat in Kohlensäure, Ammoniak und
Aethylendiäthyldiamin, während der andere isomere unter
266 Hamsaures Natron. — Darstellung des Murexids.
denselben Umständen in Kohlensäure^ Aethylamin und
Aethylendiamin zerlegt wird. {Ann. der Chem. und Pharm,
CXIX. 348—361.) G.
Harnsanres Natron,
Baumgarten hat die Boobttc^tung gemacht, dass
harnsaures Natron, aus seiner Lösung durch eine kalt
gesättigte wässerige Lösung von phosphorsaurem oder
doppelt kohlensaurem, essigsaurem^ salpetersaurem, schwe-
felsaurem Natron oder Chlornatrium gefällt, in durchsich-
tige Kugeln erscheint, die aber, sobald die letzten Salz-
theilchen durch Auswaschen entfernt sind, krystallinischo
Form annehmen. Diese Umwandlung aus dem amorphen
in den krystallinischen Zustand ist jedoch mit keiner
Veränderung in der Zusammensetzung verbunden; das
hamsaure Natron besteht in beiden Modificationen im luft-
trockenen Zustande aus NaO, HO,CJ0H2N4O4 + 3 HO
und verliert bis ISO® erhitzt 1 At. HO. {Ann. der Chem.
und Pharm. CXVII. 106—110.) G.
Darstellung des Niireiiils.
Eine neue Bereitungsweise des Murexids besteht nach
Braun in der Verwerthung der Harnsäure des Guanos,
nach folgendem Verfahren.
Guano wird nach Broomann zuerst mit Salzsäure
ausgezogen, dann der Rückstand von je 1,12 Kilogr. Guano,
gut ausgewaschen, mit 340 Liter Wasser und 4,48 Kilogr.
Aetznatron in einem geräumigen Kessel gekocht. Nach
1 Stunde setzt man eine aus 1,12 — 1,68 Kilogr. bereitete
Kalkmilch hinzu, wodurch die Extractivstoffe grösstentheils
niedergeschlagen werden, kocht noch eine */4 Stunde und
lässt dann klären. Die heisse überstehende abgezogene
Flüssigkeit wird sofort mit Salzsäure übersättigt, wobei
sich die Harnsäure, ein wenig gefärbt, als dichtes Pulver
abscheidet. Um Verlust an Harnsäure zu vermeiden,
darf nach Bensch's Angabe der Kalk nicht gleichzeitig
mit dem Aetznatron zugesetzt werden.
Obige Operation wiederholt man mit geringen Por-
tionen Aetznatron und Kalkmilch noch zwei Mal, um alle
Harnsäure zu extrahiren. Der unlösliche Rückstand dient
als Dünger. Aus der nicht weiter als durch Auswaschen
gereinigten Harnsäure wird das Murexid so bereitet; auf
Oxydation durch Alloxaru — Hydantcän. 257
je 0;98 Kilogr. Säure nimmt man 1,187 Kilogr. Salpetersäure
von 360 B.y welche letztere in einem irdenen Gefässe sich
befindet, während dieses wiederum in dem kalten Wasser
eines anderen Gefasses schwimmt. In die Salpetersäure
trägt man allmälig in Portionen von je 35 Grm. die
Harnsäure ein, sie auf die Oberfläche weit ausstreuend
und darnach einrührend;
Das nach dem Erkalten ausgeschiedene Älloxan, ge-
mengt mit unzersetzter Harnsäure und Salpetersäure, wird
in einem emaillirten Gusseisengefass zuerst vorsichtig im
Sandbade erwärmt, bis neue Einwirkung beginnt, dann
vom Feuer genommen, damit sich die Masse senke, und
dies so oft wiederholt, bis nach -neuem Erhitzen kein
Steigen mehr eintritt. Dann steigert man die Tempe-
ratur bis 1100 C. und trägt in das Product der Einwir-
kung von 2,38 Kilogr. Salpetersäure auf 1,96 Kilogr. Harn-
säure 200 Grm. Ammoniakflüssigkeit von 24^ B. imd ent-
fernt nach kurzer Zeit vom Feuer. Der Inhalt des Ge-
fasses bildet schliesslich einen rothbraunen weichen Teig,
ein Gemisch aus salpetersaurem Ammoniak, Murexid und
Extractivmaterien, bekannt im Handel als Murexid en päte.
Wird derselbe mit Wasser und verdünntem Ammoniak
ausgewaschen, so erhält man daraus das trockene Murexid
des Handels. {Joum.fUrprakt.Chem. Bd. 83. Hft. 1 — 2.)
B.
Oiydation durch Alloian.
Versetzt man nach A. Strecker eine Alloxanlösung
mit einer Lösung von Alanin, so färbt sie sich dunkel-
roth ; bei gelindem Erwärmen entwickelt sich Kohlensäure
und Aldehyd und beim Erkalten scheidet sich Murexid
aus. * In ähnlicher Weise verhält sich Leucin, nur dass
hier statt des Aldehyds sich Valeraldehyd entwickelt
Es geht nämlich das AUoxan durch Aufnahme von Was-
serstoff in AUoxantin über, welches mit dem Ammoniak
Murexid bildet, und das Alanin und Leucin werden zu
Aldehyd (Acetaldehyd oder Valeraldehyd), Kohlensäure
und Ammoniak oxydirt. {Ann. der Chem. u. Pharm. CXXIIL
363—365.) O.
Hydantoin.
Das Hydantoin hat A. Bayer durch Reduction
des Allantoins mittelst Jodwasserstoffsäure dargestellt; es
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hft. 17
^
258 Alkapton.
wird jodfrei und das AUantoin spaltet sich in Harnstoff
und Hydantoin:
C8H6N40« + 2HJ = C2H4N20a 4. C6H4N20* + J2
AllantoSn Harnstoff HydaDtoin.
Die Substanz krystallisirt in farblosen Erystallen^
kracht etwas zwischen den Zähnen^ schmeckt schwach
süss und ist leicht in Wasser löslich. {Ann. der Cheyn.
u. Pharm. CXVIL 178 — ISO.) G.
lieber den Gehalt des Harns an Hippur« ud Harnsäure«
Bence Jones bestimmte die Hippursäure und Harn-
säure aus Harn gleichzeitig, erstere nach der Methode
von Liebig, welche er für die vorzüglichste hält. Nach
diesen Untersuchungen enthielt der 24 stündige Harn eines
Mannes im Mittel 4,9 Grm. Hippursäure und 7,7 Grm.
Harnsäure, der eines anderen Mannes 6,5 Grm. Hippursäure
und 12,6 Grm. Harnsäure. Die Harnmengen betrugen
1,25 und 2,37 Finten. Beide Personen erhielten gemischte
Kost ; die erste wog 10 Stein 12 Pfund, die zweite 14 Stein
6 Pfund. Ferner enthielten 1000<> CG. vor dem Essen, ent-
leerten Harns der zwei Personen im Mittel 4,51 Grm.
Hippursäure und 6,05 Grm. Harnsäure, nach dem Essen
entleerten Harns 5,94 Grm. Hippursäure und 9,48 Harn-
säure. {Journ. of the Chem. Soc. 15. — Chem. Centrhl.
1862. 55.) B.
Albapton.
Älkapton nennt Bödeker einen Stoff^ den er aus
dem Harn eines Kranken durch Fällen mit basisch-essig-
saurem Bleioxyd, Zersetzen des Niederschlags mit Schwe-
felwasserstoff, Eindampfen des Filtrats und Ausziehen des
Rückstandes mit Äethei* erhielt. Es stellt eine goldgelbe
fimissartige Masse dar ohne Geruch ubd besonderen Ge-
schmack, durchsichtig, glänzend, spröde, an feuchter Luft
klebrig werdend, doch nicht zerfliesslich und beim Erhitzen
auf Platinblech schmelzend, wobei sich dann ein äusserst
widerlicher, penetranter, urinös-brenzlicher Geruch ent-
wickelt. Beim Erhitzen mit Natronkalk entwickelt es ,am-
moniakalische Dämpfe, löst sich in Wasser und Alkohol
fast in jedem Verhältnisse, in Aether fast gar nicht auf
und röthet Lackmus. Der Stoff zeichnet sich besonders
dadurch aus, dass er in alkalischer Lösung begierig
Sauerstoff anzieht und sich dadurch braun färbt (daher
Flüssigkeiten Ammoniaknitrat in ihierischen, 259
Alkapton benannt yon dem arabischen al und dem griechi-
schen Worte xdirrstv, begierig verschlucken), und dass er
wie der Traubenzucker die alkalische Kupferlösung reducirt.
{Ann, der Chem, und Pharm. CXVIL 98 — 106,) (?.
lieber das Vorkomnieii des Ammoiiiakiiitrats in thie*
rischen Flüssigkeiten«
Die Leichtigkeit, mit der sich Ämmoniaknitrat aus
Wasser und atmosphärischer Luft bildet, Hess Schön-
bein vermuthen, dass dasselbe auch in thierischen Flüssig-
keiten vorhanden sei. Er untersuchte daher Speichel,
Nasenschleim und Harn auf diese Substanz. Mit einigen
Tropfen Verdünnter chemisch reiner Schwefelsäure versetz-
ter Speichel bläuet Jodkaliumkleister rasch bis zur Undurch-
sichtigkeit ; doch giebt der Speichel von verschiedenen
Personen und der zu verschiedenen Zeiten gesammelte
nicht immer eine gleiche ßeaction. Der Speichel, den
S ch ö n b e i n Morgens von sich sammelte, reagirte am stärk-
sten, der am Abend secernirte am schwächsten ; im Speichel
anderer Personen blieb die Reaction auch aus. Es braucht
indess der Speichel dann durchaus nicht frei von salpetri-
ger Säure zu sein, denn Schönbein fand, dass Rhodan-
kalium, dass bekanntlich manchmal im Speichel vorkommt,
Jodstärke entbläuet, und dass mit Rhodankalium versetz-
ter Speichel nicht mehr auf Jodkaliumkleister reagirt, wenn
dies vorher der Fall war. Auf Zusatz von Kali entwickelt
solcher Speichel Ammoniak, wie sich aus der vorüber-
gehenden Färbung feuchten Curcumapapiers und aus der
Bildung von Salmiaknebelh erkennen lässt. Aehnlich dem
Speichel verhält sich auch der Nasenschleim. — Der Harn,
der, wie Pettenkofer zuerst beobachtete, wässerige
Jodstärke entfärbt, könnte demnach Nitrit "enthalten, damit
wenig Kali versetzter Harn einen Rückstand giebt, der bei
Zusatz von Schwefelsäure Dämpfe entwickelt, welche Jod-
kaliumkleister noch tief bläuen und Indigopapier blei-
chen. Möglicher Weise könnte diese Reaction auch durch
die Gegenwart von Nitraten bedingt sein, welche unter
Vermittelung der Chloride des Harns und der zuge-
setzten Schwefelsäure zur Bildung von Chlor und Unter-
salpetersäure Anlass geben würden; wahrscheinlich findet
sich auch Ammoniaknitrit im Schweisse. — Die Quelle
dieses Ammoniaknitrits ist noch unbekannt. {Joum, für
prahb, Chem, Bd, 86.) B.
17
*
260 Sogenannte Haarballen a, d. Gedärmen d. Widerkäuer.
Krystallisirter phosphorsanrer Kalk^
2CaO,HO,P05, tritt im Harn auf; wenn Bach H. Bence
Jones die Bedingungen zum Bestehen des Salzes gege-
ben sind; also durch Zusatz von Chlorcaicium zum Hamei
bei vorsichtigem Abdampfen und. durch beide Mittel
zugleich. Durch die Diät oder durch Arzneien (Kalk-
wasser^ kohlensaures Kali etc.) kann bewirkt werden^ dass
der frische Harn statt des sauren gleich das neutrale Phos-
phat enthält. {Chem, Soc, Quart. Joum, 15. — Chem.
Centrbl. 1862. 43.) B.
lieber die scharfe Flüssigkeit in den Dräsen
der Kröte.
Die in den Hautdrüsen der Kröte {Bufo vulgaris)
enthaltene Flüssigkeit hat man lange für giftig gehalten.
Schon Cuvier berichtigte diesen Irrthum und 1826 wies
Davy nach, dass diese Flüssigkeit zwar scharf, aber
nicht giftig und dass sie neutral sei. Cloez und Gra-
tiolet haben später wieder behauptet, dass jenes Secret
stark giftig sei. Dem wurde nachher wieder von Gre-
gor Rainey widersprochen, und Davy theilt nun noch-
mals die Resultate neuer Versuche mit, denen zufolge
jenes Secret nicht alkalisch reagirt und auch nicht giftig ist.
{Edinh, n. phil. Joum, — Chem. Centrbl.) B.
lieber die sogenannten Haarballen aus den Gedärmen
der Wiederkäner«
Der Dünndarm von Schafen, die einer epidemieähn-
lichen Krankheit unterlegen waren, fand sich immer durch
eine grössere oder kleinere Kugel, einen sogenannten
Haarballen, verstopft. Ein von R. Ho ff mann untersuch-
ter Ballen hatte ^4 Zoll im Durchmesser, wog 1,32 Grm.
und zeigte eine Dichtigkeit von 0,9913. Derselbe war
dunkelocherbraun, an der Oberfläche voltkommen glatt
und homogen und bestand aus einer verfilzten feinhaari-
gen lichtbraunen Masse, in welcher Czermak langge-
streckte Bastfasern, sogenannte Gefässe, erkannte; Woll-
haare waren nur ganz sporadisch vorhanden. Die chemi-
sehe Untersuchung ergab in 100 Theilen:
Wasser 4,145
Pflanzenfaser 38,078
In Wasser lösliche organ. stickstoflPhalt. Substanzen 12,078
Gehalt an Leimsuhstam in d, Leimsorten v. Sisler-Beunsit. 261
«
In Wasser lösliche Sake 3,742
In Wasser unlösliche Salze und Sand 10,803
Fette Stoffe 8,823
Andere organische Stoffe 22,331.
Die. im Wasser lösliche organische stickstoäbaltige Sub-
stanz entwickelte beim Erhitzen den Geruch nach verbren-
nendem Home ; die Lösung war braun und reagirte alka-
lisch. Die im Wasser löslichen Salze enthielten Chlor,
Phosphorsäure, Schwefelsäure, viel Kalk und Alkalien
und Spuren von Magnesia und Eisen. {Journ, für prakt.
Chemie. Bd. 86.) B.
Heber die Bestimmang des Gekaltes an Leimsabstau
ia dea Leinsorteft Ton RisIer-BeuBat.
Risler bedient sich zur Bestimmung der Leimsub-
stanz a) einer Lösung von 10 Grm. reiner Gerbsäure in
1 Liter Wasser, 6), einer Auflösung von 10 Grm. Hausen-
blase und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser, und corrigirt
dann das Verhältniss der beiden Flüssigkeiten durch Zu-
satz von Wasser zur Gerbsäurelösung, was umgangen wer-
den kann, wenn man einfach den Titer der Gerbsäurelö-
sung im Verhältniss und zu reiner Leimsubstanz, als welche
Hausenblase zu betrachten, prüft. Man löst dann 10 Grm.
Leim und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser und erhitzt
die Mischung, wenn es nöthig, zum Kochen. Dann mischt
man 10 Cubikcentim. der Gerbsäurelösung und 10 Cu-
bikcentim. der Leimlösung hinzu, schüttelt die Mischung
stark, fügt, wenn der Niederschlag sich gesetzt, wieder 1 Cu-
bikcentim. Leimlösung zu undfiltrirt durch ein kleines nass-
gemachtes Kattunfilter. Bringt nun 1* Tropfen Leimiösung
noch eine Trübung hervor, so setzt man abermals 1 Cu-
bikcentim. Leimlösung zu, filtrirt und probirt abermals, und
wiederholt dies so lange, als die Gerbsäurelösung noch
durch Leimlösungzusatz getrübt wird.
Schneider prüfte nun den Titer der Gerbsäurelö-
sung zur Hausenblaselösung und fand, dass 100 Cubik-
centimter Gerbsäurelösung durch 118 Cubikcentim. Hausen-
blaselösung vollständig gefällt wurden. Er löste nun
10 Grm. Leim und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser
auf, und von dieser erforderten 20 Grm. der Gerb-
säurelösung 27, 26, 26 und 25,8 Cubikcentim, also im
Mittel 26,2 Cubikcentim. der Leimlösung. Demnach wür-
den zu 100 Cubikcentim. der Gerbsäurelösung 131 Cubik-
centim. der Leimlösung nöthig gewesen sein, und folglich
262 KaliumplatincyanUrs zum thieriscken Organismus)
enthielt der Leim 90 Proc. Leimsubstanz. Fortgesetzte
Versuche gaben gleiche Resultate, und so empfiehlt S eh n e i-
der das Verfahren wenigstens da, wo eine Annäherung
bis auf 2 bis S Proc. genügt. Da sich die Gerbsäure
leicht in Gallussäure verwandelt, so ist es nöthig, dieselbe
oft zu erneuern. {Polyt. CentralJu) Bkb.
Verhalten des. Kalimnplatiiicyaiittrs znm thierisehen
Organismus«
Schwarzenbach hatte es sich zur Aufgabe gestellt,
zu erforschen, ob das Platincyanür dasselbe Vermögen be-
sitze, den deletären Charakter des Cyankaliums aufzu-
heben, wie das Eisencyanür. Nach den Resultaten, welche
der innerliche Gebrauch des KaliumplatincyanUrs an Hun-
den, Kaninchen und jungen Hühnern ergeben hatte, lässt
Schwarzenbach als festgestellt annehmen, dass das
Kaliumplatincyanür nicht giftig ist, indem nach 1/2 Stunde,
wo den Thieren dasselbe in einer Gabe von 6 Granen bei-
gebracht worden war, auch nicht das geringste Zeichen
einer Vergiftung eintrat, während 2 Gran Cyankalium in
Wasser gelöst und den Thieren beigebracht, den augen-
blicklichen Tod herbeiführten. {Wittstein's Vierteljahrsschr.
Bd. IL Heft L) B.
lieber die in Nordamerika gebränehlichen Heilmittel
gegen den Selilangenbiss»
J. M. Maisch macht darüber folgende Mittheilungen :
Die Wurzeln von Eupatorium aromaticum und agera-
toides Linn. sind unter dem Namen white snakeroot, weisse
Schlangenwnirz, in einigen Landestheilen in Gebrauch;
grössere Wichtigkeit haben aber in den südlichen Staaten
Euphorbia hyssopifolia L, und Euph. leucolepsis Gray eriangt,
welche beide unter dem Namen Justice^s weed bekannt
sind. Neuerdings hat Dr. J. D. Irwin auf die in sehr
grosser Menge in Arizona an der mexicanischen Grenze
wachsenden Euphorbia prostata Alton als Antidot gegen
Schlangen biss aufmerksam gemacht. Der Saft wird mit
vielem Wasser verdünnt, • innerlich gereicht und die Wunde
damit ausgewaschen. Die dortigen spanischen Bewohner
nennen die Pflanze ^Gollindrinera*^ y Schwalbenwurz. Dr.
Irwin hält diese Euphorbia für ein ebenso zuverlässiges
Gegengengift gegen Schlangenbiss als Brom.
Heilmittd gegen dm ScJdangenbiss in Nordamerika. 263
Liastris spicata Wüld,, bekannt unter dem Namen
Button snakeroot, knöpfige Scblangenwurz, und Liastns
scariosa und squarrosa Willd. werden in einigen südlichen
Staaten Battlesnake's master. Klappers eh lange n-M e i s t e r
genannt; ausser ihnen werden noch andere Zia^ri«- Arten
mit knolligen Wurzeln zu gleichen Zwecken benutzt; so
auch i. odoratissima Willd,, welche auf dem Stengel eine
grosse Menge Krystalle von Cumarin ausscheidet.
Auch Aster aesticua AiU 8. A. latifolius Nees ab E.y
Sampson snakeroot genannt, wird gegen Schlangenbiss
und gleichfalls gegen Entzündungen angewandt, welche
durch Berührung mit Bhvs Toodcodendron L. und ande-
ren giftigen Pflanzen hervorgerufen werden. Einen bedeu-
tenden Kuf bei derartigen Zuföllen geniesst eine Varietät
von Nabalus albus Koch, var, Serpentaria, s. Prenanthus
Serpentaria Pursh., welche sich der Trivialnamen Lions-
fort und Rattle snakeroot^ d. h. Löwenfuss, Klapperschlan'
genwurz, erfreut. Innerlich wird in Südcarplina der Milch-
saft angewandt; und äusserlich die Blätter als Umschläge
auf die Bisswunde gelegt.
Von Anemone cylindrica Gray kauen die Indianer,
wenn sie von einer Schlange gebissen worden sind, die
oberen zarten Theile, verschlucken einen Theil des mit
dem Saft imprägnirten Speichels und legen die breiige
Masse auf die Bisswunde.
Die sogenannte amerikanische Aloe, Agave Virginica
Linn.j heisst in Südcarolina auch häufig Battlesnake's master^
und soll der sehr bittere Saft, innerlich genommen, ein
ziemlich zuverlässiges Heilmittel gegen den Biss der Klap-
perschlange sein.
In medicinischer Hinsicht soll in dieser Beziehung das
von Bibron empfohlene Brom die besten Dienste leisten,
welches er in folgender Mischung giebt : Eecp, Brom 'Sjj ß>
Kcdii jodati gr. jj Hydrarg. chlor, corros. gr,j, Spirii, vini
rectißcat, 3xxx. Die Dosis ist ein Theelöffel, verdünnt
mit einem Esslöffel voll Wein oder Franzbranntwein.
Was nun die Anwendung der oben angeführten Heil-
mittel für den angegebenen Zweck anbetrifft, so ist die-
selbe bei allen die gleiche oder doch sehr ähnlich. Man
gibt entweder den ausgepressten Saft, oder ein starkes
Decoct in Wasser oder Milch, und applicirt dasselbe zu-
fleich äusserlich auf die Wunde, auf die man auch wohl
ie zerquetschte Wurzel oder die zerstossenen Blätter als
Cataplasma legt. {Buchner^s n. Repevt, Bd, 11, 8 u. 9,)
B,
264 Auffindung des Strychnins hei Vergiftungen etc.
lieber einen Verriftmigsfall mit den Beeren des
Solanum psendo-capsicnm.
Montanö berichtet im Joum. de Ckim, med. 1862. 38. 24.
über einen Vergiftungsfall mit den Beerega des Solanum
Sierido-capsicum bei einem Kinde von 5 Jahren. 3 bis 4
eeren waren'hinreichend, die bedenklichsten Symptome her-
vorzurufen. Die Pflanze wird wegen ihrer koralienrothen
Früchte sehr häufig als Zierpflanze in den Gärten cultivirt.
Die Beeren des Solanum pseudo-capsicum sehen den Juden-
kirschen sehr ähnlich, und sind; wenn der Kelch fehlt,
leicht damit zu verwechseln; sie schmecken fade und
schwach süs^; ihre Kerne sind 3 — 4 Millimeter gross, unregel-
mässig eiförmig, ausgeschweift oder fast nierenförmig,
gerandet, dunkelgelb. Die Judenkirschen schmecken säuer-
Uch süss und schwach bitter; ihre Kerne sind etwa
9 Millimeter gross, oval, linsenförmig, kaum ausgeschweift^
nicht gerandet, citronengelb. Bei einer vorgekommenen
Vergiftung mit dergleichen Früchten wäre also, behufs
der Ermittelung der Abstammung des Giftes, besonders
das Augenmerk auf die Samenkeme zu richten. ( Wittstein^s
Vierteljahraschr. Bd. 11. 4.) B.
Heber die Auffindung des Strydinins bei Vergiftungen
und den Einfluss des Morphiums in Verdeckung
der Farbenreactiout
Veranlasst durch eine gerichtlich-chemische Leichen-
untersuchung, bei der es ihm unmöglich war, Strychnin
zu entdecken, während er moralisch überzeugt war, dass
es angewandt worden sei, unternahm J. R e e s e eine
Reihe von Versuchen, um die Angabe Wormley's zu
prüfen, dasß bei Gegenwart einer das Strychnin überwie*
genden Menge Morphium die Möglichkeit abnehme, das
erstere durch die gewöhnliche Farbenreaction zu erken-
nen. Er fand dieselbe vollständig bestätigt. Nachdem
er sich durch diese wiederholten Untersuchungen künst-
licher, dem M^eninhalte ähnlicher Mischungen, die ge-
ringe Mengen ^ychnin enthielten, überzeugt hatte, dass
nacn der Methode von Stas weniger als Viooooo^^^^
Strjrchnin noch mit Sicherheit durch die Farbenreaction
nachzuweisen sei, während in solchem Falle der Zusatz
der dreifachen und selbst der doppelten Menge die
Reaction gänzlich verhinderte, eine gleiche Menge sie
schon aufs äusserste schwächte, so suchte er durch Ver-
Zur Erkennung des Strychnins» 265
suche mit reinen Lösungen, frei von organischen Bei-
mischungen, das Verhältniss festzustellen, in dem dieser
Einflass statt findet. Er erhielt so die folgenden Resultate.
Er konnte nachweissen bef
1 Strychnin auf 1 Morphium ^/sooooo G^an.
1 • 9 1/
^ » "7 ^ /300000 »
1 » » ^ n /sOOOO n
1 » »4: f, Vi 00000 »
1 * » y) ^ n VsOOOO »
^ » >» 10 „ Vi 0000 »
1 » n 20 „ V5OOO »
Mit der Zunahme der Morphiummenge nahm dem-
nach die Nachweisbarkeit des Strychnins in hohem Grade
ab. Dasselbe bestätigten auch Vergiftungsversuche an
Katzen. {Chemie. News. 1862. 35.) B.
Zar Erkennung des Strychnins.
J. J. Reese will die Bemerkung gemacht haben,
dass die bekannte Reaction auf Strychnin (mit Schwefel-
säure und chromsaurem Kali oder Kalium eisencyanid) bei
Gegenwart von Morphin mehr oder weniger verdeckt
werde.
R. P. Thomas fand dies jedoch nicht bestätigt.; als
das Morphin dreimal mehr betrug wie das Strychnin,
Hess sich das letztere noch in den kleinsten Mengen un-
zweideutig nachweisen. ( Wittst. Vierteljahrsschr. Bd. 11, 4.)
B.
Heber Einrichtung ?on Behältern^ welche durch die
meisten sauren und alkalischen Flüssigkeiten
nicht angegriffen werden.
Wendete man nicht gerade Quss- oder Schmiedeeisen
an (welche übrigens die unangenehme Eigenschaft haben,
leicht von saurerr Flüssigkeiten angegriffen zu werden),
so war es bisher sehr schwierig, derartige Bassins con-
struiren zu köfloen. Die meisten Materialien oder Kitte,
welche man vorgeschlagen, werden entweder zu leicht ange-
friffen, oder sind zu theuer, um in allen Fällen angewen-
et werden zu können.
H. Kali seh schlägt vor, steinerne Wände mit
Schwerspathplatten zu bedecken und die Fugen mit einem
auf folgende Art bereiteten Kitt auszudichten.
266 Fabrikation von Salpeter, 8eignette$alz etc.
Man digerirt 1 Theil Kautschuk^ fein zerschnitten,
mit 2 Theilen frisch rectificirtem Terpentinöl so lange,
bis die Mischung gleichförmig ist^ worauf man 4 Theiie
pulverisirten Schwerspath' zusetzt.
Behälter, welche auf diese Art construirt sind, wider-
stehen nach Kaiisch nicht allein der ätzenden Eigen-
schaft kochender Alkalien, sondern auch den meisten
organischen und anorganischen Salzen, z. B. dem Schwefel-,
salz- und salpetersauren Zink-, Eisen- und Kupferoxyd, dem
Weinstein etc., femer der kochenden Salz-, Phosphor-,
Bor-, Oxal- und Weinsäure, sowie der etwas verdünnten
kalten Schwefelsäure. (Äep. chim, appL HL 474.)
B.
Verfahren der Fabrikation von Salpeter^ Seignettesalii
chemisch reinem Weinstein^ Weinsäure, schwefel-
^ saurem Kali und Natron in Einer Folge;
von Guido Schnitzer.
Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, ein Ver-
fahren zu ermitteln, einerseits bei einmaliger Krystallisa-
tion einen reinen, verkäuflichen Salpeter aus Chilisalpeter
zu gewinnen, und andererseits dem Nebenproducte, wel-
ches die Mutterlauge des vSalpeters nach gehöriger Aus-
nutzung auf Kalisalpeter liefert, die vortheilhafteste Ver-
werthung zu geben. Er verbindet deshalb die Fabrika-
tion von Salpeter mit der Darstellung einer Beihe ande-
rer Producte, welche, an sich von hohem Werthe, nach
dieser neuen Methode zugleich in grösserer Reinheit, als
nach dep seither üblichen Verfahrungsweisen, erzielt
werden.
1) Fabrikation des Salpeters. Rohe Pottasche
und Chilisalpeter, dem Ge><^chte nach im Verhältniss der
Aequivalente ihrer wirksamen Bestandtheile, werden im
eisernen Kessel mit so viel Wasser behandelt, als zur
Auflösung der Salze nöthig scheint, und unter Umrühren
erhitzt. Um nun dem Uebelstande zu begegnen, zwei
unter ähnlichen Verhältnissen krystallisivbare und de»*
halb schwer zu scheidende Salze in Lösung zu habe%
setzt er der kochenden Lösung unter beständigem Rubren
so viel gelöschten Kalk zu, als zur Bindung der
Kohlensäure der Soda nöthig ist. So fällt kohlensaurer
Ka.lk zu Boden und die Lösung enthält Kalisalpeter
und Natronlauge. Nach Entfernung deai Feuers lässt
Fabrikation von Salpeter^ Seign^Uesalz etc. 267
man absetzen oder iiltrirt und dampft die klare Flüssig-
keit in einem andern Kessel auf 40^6. ein. Das Wasch-
wasser des kohlensauren Kalkes wird zu neuen Ansätzen
verwandt^ und der ausgewaschene Kalk zur Entwicke-
lung von Kohlensäure mittelst Salzsäure verwendeti
wozu er sich des feinpulverigen Zustandes wegen gut
eignet. Die Krystallisation des Salpeters nach hinläng-
licher Concentration der Lauge darf nach dem Erkalten
derselben auf die Lufttemperatur der Umgebung als vollen-
det angenommen werden. Die Lauge wird dann nochmals
concentrirt und es werden durch Krystallisation die letzten
Salpetertheile gesondert, die Krystalle nach dem Abtropfen
mit kaltem, schwach mit Salzsäure angesäuertem Was-
^^r ausgewaschen, wodurch etwa noch anhängende Natron-
theile entfernt werden, und bilden sie getrocknet die fer-
tige Waare. Die Lauge wird dann verwandt
2) zur Fabrikation des Seignettesalzes. In
diese Lauge trägt man unter Erhitzen gepulverten rohen
Weinstein, bis die Lösung neutral reagirt, und zwar
geschieht dies am besten in einem kupfernen Kessel.
Dabei bleibt der im rohen Weinstein stets vorhandene
weinsaure Kalk im Rückstande, welcher durch sorgfälti-
ges Waschen gereinigt und wie in Nr. 4. angegeben, auf
Weinsäure verarbeitet wird. Die über dem Rückstande
befindliche Seignettesalzlösung wird filtrirt und zur Kry-
stallisation eingedampft. Die Krystalle scheiden sich in-
einem kühlen Räume nach längerem Stehen ab.
3) Fabrikation von chemisch reinem Wain-
stein. Der raffinirte Weinstein des Handels enthält ent-
weder Kalk oder Eisen. Um denselben nun rein zu
erhalten, bringt der Verfasser den rohen Weinstein, wie
bei Nr. 2. beschrieben, in alkalische Lösung, scheidet
dadurch sowohl Eisenoxyd als Kalk unlöslich aus, ver-
setzt die klare Lösung genau mit so viel reiner Salz-
säure, um das Natron zu binden. Dadurch scheidet sich
die unlösliche Verbindung von saurem weinsauren
Kali oder Weinstein ab, während Chlornatrium
und sonstige in kleinen Spuren, beigemengte Salze in Lö-
sung bleiben.
Der so erhaltene Weinstein ist feinkörnig, krystallisirt
und zeigt sich nach dem Waschen mit kaltem Wasser ge-
trocknet als reine untadelhafte Waare.
4) Fabrikation von Weinsäure. Um diese
eisenfrei zu erhalten, wird sie meistentheils mehrmals
umkrys tallisirt. Dies ist nicht nöthig, wenn ein eisen fr eier
268 Darstellung des Natrum carlonic. pur.
weinsaurer Kalk aus dem rohen Weinstein hergestellt
wird^ und man erreicht solches mit Leichtigkeit, wenn man
die nach Nr. 2. bereitete Seignettesalzlösung mit
der äquivalenten Menge feingepnlverten eisenfreien
G 7 p s e s zusammenbringt und mit Wasser gut durch-^
rührte den weinsauren Kalk absetzen lässt und die
schwefelsaures Kali und schwefelsaures Na-
tron enthaltende Flüssigkeit abzieht. Wird der weinsaure
Kalk mit kaltem Wasser genügend abgewaschen^ so ist
er vollkommen rein und liefert mit Schwefelsäure versetzt
Gyps, der stets aufs neue zu verwenden ist, und
eine Weinsäure, die aus erster Krystallisation schon al»
reine und verkäufliche Waare hervorgeht.
5) ZurGewinnung von schwefelsaurem KaK
und schwefelsauren Natron wird die vom weinsau-
ren Kalk abgezogene Flüssigkeit eingedampft und durch
successive Krystallisation zuerst das schwefelsaure Kali
und dann das schwefelsaure Natron erhalten. ( Wür^
temberg. Gewerbehl. — Dingl. Jouni, Bd. 162, Heft 2.)
BJcb.
BereituDg toh Aetznatron aus Chilisalpetert
Wo hier hat beobachtet, dass beim Glühen von Braun-
stein mit salpetersaurem Natron ohne Luftzutritt keine
Spur mangansauren Natrons entsteht; er findet den Grund
darin, dass das salpetersaure Natron zu leicht zersetzt wird
und schon zersetzt ist, bevor der zur Bildung der Man-
gansäure erforderliche Temperaturgrad erreicht ist. Die
Zersetzung soll so vollständig sein, dass man dieses Ver-
halten zur Bereitung von 'reinem Natronhydrat anwenden
könne. {Annal. der Chem, und Pharm. Bd. 119. p. 376. —
Polyt. Centralhl. 1862. Hft. 2. p. 150,) Blcb.
Darstellung des Natrum carbonic. pur. aus
käuflicher Soda.
«
Die gewöhnlichen Verunreinigungen der rohen Soda'sind
nach W. Linau schwefelsaures, unterschwefligsaures und
schwefligsaures Natron, Chlomatrium, bisweilen Schwefelna-
trium und Eisen, auch ist dem Verfasser häufig Blei als solche
vorgekommen. Bei der Reinigung durch Umkrystallisiren
und Zersetzung des Schwefelnatriums durch Zusatz
von kohlensaurem Bleisalz geht stets eine ge*
Gewinnung von reinem Kochsalz u, von CMorkalium 269
ringe Menge Blei in die Lauge des kohlensauren
l^atrons über, welche allerdings meistentheils in der Mut-
terlauge bleibt, zuweilen aber auch in den ausgeschie-
denen Krjstallen nachgewiesen werden kann. Um nun
vollkommen reines kohlensaures Natron aus dem käuflichen
Salze zu gewinnen, löse man dasselbe in destillirtem Was-
ser auf, verdünne die klare Lösung mit der 6- bis 8 fachen
Menge Wassers und leite einen Strom Schwefelwasserstoff
3 bis 5 Minuten hindurch. Dadurch werden Eisen und Blei
gänzlich niedergeschlagen, aber zugleich wird wieder etwas
Schwefelnatrium gebildet. Um dies zu zersetzen/ fügt man
nach Entfernung des schwarzen Niederschlags durch Ab-
setzen und Filtriren dem Filtrat Ferrum oxydatum fuscum
mit Wasser zum Brei angerührt zu. Es* bildet sich sofort
Schwefeleisen, man filtrirt, dampft das klare Filtrat ein
und lässt krjstallisiren. Die erhaltenen Krjstalle sind
ToUkommen rein und die Lauge giebt durch nochmaliges
Abdampfen abermals reine Krystalle,, während die letzte
Mutterlauge sich zu Fällungen verwenden lässt. Das beim
Zersetzen des Schwefelnatriums stets entstehende Aetz-
natron beHäeitigt man leicht durch Zusatz einer kleinen
Menge doppelt-kohlensauren Natrons beim Eindampfen.
Sehr zu beachten ist dabei, dass die Lösung der
rohen Soda möglichst verdünnt werde, bevor Schwefel-
wasserstoff durchgeleitet wird, weil sich sonst mehr
Schwefelnatrium bildet und die Lauge dann leicht bei
der Zersetzung desselben durch Eisen etwas Eisen auf-
nimmt, was bei gehöriger Verdünnung nicht der Fall ist.
{Polyt, Centralh.) BJcb,
Verfahren der CSewinnang von reinem Kochsalz und
?on Chlorkalium aus den Salzmutterlangen,
Das auf den Salinen zur Anwehdung kommende Ver-
fahren, die Talkerde durch Kalkmilch niederzuschlagen
und das entstehende Chlorcalcium durch Glaubersalz in
Chlornatrium und schwefelsauren Kalk umzuwandeln,
hat S i 1 1 0 auf das hier zm beschreibende Verfahren
geführt.
Der mit gesättigter Salzlösung bereiteten Mutterlauge
wird Kalkmilch zugesetzt, um die Talkerdesalze und
besonders die schwefelsaure Talkerde (Chlormagnesium
schadet bei dieser Operation nicht) zu zersetzen. Man
I
270 Salpeterprobe,
erhitzt dann bis zum Kochen, damit die Zersetzung voll-
ständig stattfinde, lässt die Mischung in ein Bassin zum Ab-
setzen des Niederschlages fliessen, wobei darauf zu achten
ist, dass die Mutterlauge vor dem Vermischen mit Kalk
nicht mehr als 26 bis 27^ zeigt. Aus der abgegossenen
Lauge erhält man durch Abdampfen in der Art der ge-
wöhnlichen Salzsoolen Kochsalz, dessen Reinigung in der
Art erfolgt, dass, sobald das Chlorkaliura beim Erkalten
anfängt zu krystallisiren, das Versieden beendigt wird»
Die kochend heisse Flüssigkeit kommt nun in Kry-
stallisirgefasse in welchen sich zunächst das suspendirte
Kochsalz niederschlägt. In Folge des stärkeren Erkal-
tens entstehen nachher kleine Krystalle von Kochsalz und
Chlorkalium. Ist die Temperatur der Flüssigkeit auf
60 bis 70^ C. gesunken, so lässt man die nun ganz klare
Lauge in andere Gefässe fliessen, in denen das Chlorkalium
beim Erkalten krystallisirt.
Die letzte Mutterlauge wird mit einer neuen Portion
gereinigter Salzmutterlauge und den in den ersten Kry-
stallisirgefässen gebildeten unreinen Krystallen wieder in
dfe Pfanne gegeben, versiedet, krystallisirt, und*so fort, bis
endlich die letzte Mutterlauge zu viel Chlormagnesium
enthält, um wieder mit versiedet werden zu können.
Die Chlorkaliumkrystalle reinigt man durch Abtropfen
möglichst von dem anhängenden Chlormagnesium. Das
Kochsalz dagegen bringt man in konische Fässer, die
unten eine durch einen Stöpsel verschlossene Oeflftiung
haben, giesst warme Mutterlauge darauf, welche beim
Eindringen in die Masse das Chlormagnesium mit fort-
niramt und nach Entfernung des Stöpsels abfliesst. Zwei
oder drei Mischungen genügen zur Eeinigung des Salzes.
{Brevets d'invent T, 37. — Polyt. Centrcdbl 1862. Lief. 2.
S. 150.) '_ Bkb.
Salpeterprobe ?on F. Reich.
Der Salpeter wird in einem bedeckten Platintiegel
bei möglichst niedriger Temperatur eingeschmolzen. Der
Gewichtsverlust giebt den Feuchtigkeitsgehalt. Nach
wiederholtem Einschmelzen giesst man in ein erwärmtes
Porcellanschälchen aus und pulvert die geschmolzene
Masse nach dem Erkalten.
In djen gereinigten Platintiegel bringt man nun
2 — 3 Grm. fernes Quarzpulver, glüht und bestimmt das
Gewicht desselben. Dazu bringt man etwa 0,5 Grm. des
Neuer Cement 271
geschmolzen gewesenen Salpeterpulvers und glüht das Ge-
menge eine halbe Stunde lang bei schwacher Rothglüh-
hitze. Der Gewicfitsverlust ist die gesuchte Menge Sal-
petersäure. Ist dieser = d, so hatte man
1^874 . d salpetersaures Kali, oder
1,574 . d salpetersaures Nirtron;
hat man aber n Qewichtstheile von dem Salpeter abge-
wogen, so entspricht derselbe
187,4 Proc. salpetersaurem Kali, oder
157,4 — Proc. salpetersaurem Natron.
Schwefelsaure Salze und Chlorverbindungen werden
bei schwacher Rothglühhitze nicht zersetzt; erhitzt man
aber stärker, so kann sich Chlornatrium verflüchtigen.
{Berg- u, Hüttenm, Ztg. — Polyt, Centralhl.) K
Neuer Cement
In England wird von einem Cement viel Gebrauch
gemacht, den Herr P. Spence von Manchester aus dem
Gaskalk und den Rückständen der Fabrikation von schwe-
felsaurer Thonerde anfertigt. Beide werden gepulvert
und im Verhältniss von 2 : 1 genau gemischt, dann mit
einer Lösung von Zinkvitriol (1 Theil Zinkvitriol und
41/2 Theile Wasser) angemacht, und mit der Hand in
Ziegeln geformt, die man trocknet und in einen Kalkofen
bei gelinder Hitze brennt. Man zerschlägt sie alsdann in
Stücke, die man in gut schliessenden Tonnen aufbewahrt.
Indem man sie fein mahlt^ erhält man ein graugelbes Pulver,
das einen ausgezeichneten Cement abgiebt. Es scheint,
als ob die feinvertheilte Kieselsäure, die beim Behandeln
des Thons mit concentrirter Schwefelsäure zurückbleibt,
das gebildete Schwefelcalcium und den kohlensauren Kalk
des Gaskalks zersetze und so den Cement bilde. Die
Beimischung von Zinkoxyd verhindert die Flechtenbil-
dung auf dem Cement. {Cosnios, Polyt, Joum, Gemeinn.
Wochenschrift Nr. L) ' B,
272
III« liiteratiir und Kritik«
Anleitung zum Bestimmen der vorzüglichsten essbaren
Schwämme Deutschlands für Haus und Schule, von
August Sollmann. Mit mehr als 150 Abbildun-
{;en. Hildburg^hausen, Kesselring'sche Hof buchhand-
ung. 1862. In 8vo. VHI u. 84 S. 48 Tafeln.
Im Gegensatz zu dem von uns in d. Bl. besprochenen Ebbing-
•hans'schen Pilzwerke, dessen nun erschienene weitere Lieferungen
(II — VII.) nur Abbildungen enthaltend, in unserm ungünstigen Ur-
theile über dasselbe nichts zu ändern vermögen, können wir vor-
liegendes kleine Buch den Herren Pharmaceuten, welche sich mit
Mykologie zu beschäftigen gesonnen sind, bestens empfehlen. Wir
können zwar die Nachsicht, welche Verf. für die lithographirten
Abbildungen in Anspruch nimmt, weil er, um das Werkchen wohl-
feiler zu machen, die Üebertragung auf Stein selbst besorgt habe,
ihm nicht zu Theil werden lassen, und müssen die Tafeln, welche
zum Theil Original- Abbildungen, zum Theil Copien nach Büch-
ner, ricinus, Rrombholz, Lenz', Nees v. Esenbeck, Oken,
Kabenhorst, Schaff er und Staude enthalten, als keineswegs
untadelhaft bezeichnen. Aber dem gegenüber erscheint dasjenige,
was Verf. als die Hauptaufgabe seines Buches hinstellt, dem An-
fänger eine sicher leitende Anweisung zur Bestimmung nach ana-
lytischer Methode in die Hand zu liefern, erreicht. .Es entspricht
durchaus unsern Ansichten, dass Verf. in den Tabellen zur Bestim-
mung der Arten nur die essbaren* Species namhaft macht, !
ohne sich, bei den übrigen darum zu kümmera, ob sie von irgend
einem Autor als verdächtig oder giftig figuriren, oder überhaupt
nur wegen ihrer Consistenz u. s. w. ungeniessbar sind. Bei der
Auswahl der aufzunehmenden Schwämme ist sehr richtig nicht
bloss der Wohlgeschmack der einzelnen Species, sondern ihr mas-
senhaftes Auftreten und die Anwesenheit untrüglicher Kriterien
insbesondere maassgebend gewesen. Der Erleichterung halber sind
die Pilze in möglichst wenigen Gattungen vertheilt, und z. B. die
Polyporiy Fistulina dem Genus Boletus eingeordnet. Die Gattung
Agaricus ist nicht nach den Farbenunterschieden und mikroskopi-
schen Merkmalen der Sporen, welche übrigens angeführt werden,
eingetheilt; Canfhardlus ist davon getrennt. Sehr zweckmässig fin-
det sich in dem Buche ein Abschnitt über die Zubereitung und *
Aufbewahrung der Speiseschwämme, in welchem die Recepte der
Hausfrau sehr willkommen sein werden. Bei den einzelnen Pil- \
zen ist auf die für ihre Zubereitung besonders passenden Koch- i
formein verwiesen. In dem bemerkten Abschnitte ist auch die |
Bereitung von Soja aus Pilzen hervorgehoben, welche bei uns |
noch sehr vernachlässigt wird. Die Volksnamen der verschiedenen
Schwämme sind bei diesen ziemlich regelmässig aufgeführt. Die
LitercOur.. 27ä
Erklang dcor Knastaiudnicke vA in den Text eiDgeschahet, nicht
in einem besonderen Abschnitte behandelt.
Göttingen. Dr. Th. HmBemann.
Flora von Nord- und Mitteldeutschland. Zum Gebrauche
auf £xcursioaeii| in Schulen und zum Selbstunter-
richt; bearbeitet von Dr. August Garke, Custos
am Eönigl. Herbarium in Berlin und Mitglied vieler
feiehrten Gesellschaften. Sechste verbesserte Auflage,
»erliuy im Verlage von Wiegandt u. Hampel. 1863.
Wenn ein systematisch-botanisches Bach, wie die Flora von
Nord- und Mitteldeutschland, bereits die sechste Auflage erlebt hat,
so sind seine wissenschaftlichen und praktischen Eigenschaften an-
erkannt; das Werkchen hat, wie man zu sagen pflegt» die Fener-
nnd Wasserprobe ausgehalten, und das botanische Publicum hat
somit seine Anerkennung in eclatanter Weise constatirt. Diese
grossartige Betheiliguug ist zugleich ein erfreulicher Beweis, dass
m unserem Vaterlande die Liebe zu dieser Wissenschaft, welche
Geist und Körper stärkt, nicht abgenommen, sondern im Gegen-
theiV immer mehr Freunde angezogen hat, und dem Verf. gebührt
der Dank, die Bearbeitung eines Werkchens übernommen zu haben,
welches allgemein befriedigte und nicht zu grosse Kosten ver-
ursachte.
Im Jahre 1858 TeröjOPentlichte ich in diesem Archiv meine Be-
richtigungen und Bemerkungen zu der 4ten Auflage dieser Flora,
mit besonderer Berücksichtigung der darin besprochenen botani-
schen Verhältnisse der preussischen Rheinprovinz, und sah nun in
der 6ten Auflage (da mir die 5te Auflage nicht zu Händen gekom-
men ist) zu meiner Befriedigung, dass der Verf. mit diesen meinen
Ansichten meistens einverstanden war und solche in der 6ten Auflage
adoptirt hatte. Im Interesse der Sache erlaube ich mir auch rar
die 6te Auflage des Buches in der früher begonnenen Art mit
einigen Berichtigungen und Bemerkungen fortzusetzen, um das
Werkchen auch für unsere Gegend noch brauchbarer zu machen.
Die 6te Auflage hat in Anordnung und Beschreibung gegen
die 4te Auflage im Wesentlichen keine bedeutenden Veränderun-
gen erfahren, obwohl viele Familiennamen eine andere Schreibart
erhalten, z. B. BerbtHdeen Verd, nennt der Verf. jetzt Berbertda-
ceen Vent,^ Cistineen Dunal Jetzt Ci^aceen Dunal, Sileneen De C
jetzt Süenaceen DC, Hypericineen DC. jetzt Hypericaceen DC.y
Celaatrineen R, Br, jetzt Üdastraceen E. Br.^ Pomaceen Lindl. jetzt
Pomarien Lindl.j Potameen Juss. jetzt Potamien Jttsa.^ Aroideen
Jusa. jetzt Äraceen Juss. etc.
Manche Namen von Gattungen und Arten sind ebenfalls in
der 6ten Auflage umgeändert worden ^ wie u. a. Ehamnüs Fran^
auia L. in Franguta Alrms MiUy, Heltanthemum vulgare Gärtn, in
M. Chamaeeistus MiU. u. s. w. Obschon in der 6ten Auflage meh-
rere im Gebiete später aufgefundene Pflanzen beschrieben sind,
welche in der 4ten Auflage nicht vorhanden waren, so haben auch
manche andere wieder das Börgerrecht verloren und die Zahl der
Gattungen und Arten in den beiden Auflagen hat sich dadurch
nur unbedeutend verändert; viele neue Fundorte sind hinzugekom-
men, aber auch mancher unsichere Standort ist wieder mit Recht
gestrichen worden.
Arch. d.Phann. CLXY. Bds. S.Hft. 18
274 Literatur..
Nachfltehende Bemerkuogen Bcbeinen mir der ferneren Berück-
BichtigUDg nicht unwerth.
76. Ärunctia Zu (Spiraea L,) ist aus der XII. Cl« in die XXII.
Classe überge^ngen.
13. iScabioaa L, Es lässt sich nicht einsehen, aus welchem
Grunde der Verf. von der Diagnose der 4ten Auflage abgewichen^
den Blnmenboden von Scabiom deckblätterig (bracteatus), statt
wie es überall in der botanischen Kunstsprache üblich, spreublät-
terig (paleoßeiul) zu nennen, da doch in der Definition eine»
Deckblattes ein wesentlicher Unterschied besteht von der eine»
Spreu blattes, und halte es deswegen auch nicht für richtig, die
Spreublättchen auf dem Blüthehboden als Deckblätter zu bezeicnnen.
Pag. 8. Batrachium confumm Grke, Eanunculits tripartitu»
NöUe, B, Fetiveri c. minor Koch avn. muss als rheinische Pflanze
aufgenommen werden, indem dieselbe von Hrn. Collegen Herrn-
kohl in der Gegend von Cleve aufgefunden ist.
. Pag. 18. Nuphar intermedivm Ledeb. ist für die deutsche Flor
neu und wächst m Ostpreussen in dem Gehlweider See bei Goldapp
und im Samlande.
Pag. 21. Corydalis intermedia Mer. (C. fabacea Pers.) hat Dr»
Wirtgen für die Rhein pro vinz in der Eifel bei der Nyrburg ent-
deckt.
Pag. 22. Fumaria parvißora Lamk, Diese Pflanze wächst auch
im Moselthale oberhalb Igel bei Trier.
Pag. 32. Sisymbrium Loesdii L, Es wäre bezeichnender für
die Standorte in der Rheinprovinz: Burg Rheinstein am Rhein
unterhalb Bingen und Burg Cobem an der Mosel oberhalb Cob-
lenz zu nennen.
Pag. 33. Sisymbrium atrictisaimum L, Diese Pflanze findet sich
nicht allein bei Hanau, sondern auch zerstreut im Rheinthale bi»
unterhalb Bingen.
Pag. 34. Eryaimum hieraoifolium L. {E, atrictum Fl, Wett.)
wächst nicht allein bis Mainz und am Niederrhein, sondern durch
das ganze Rheinthal bis Coblenz, Cöln etc., dann zerstreut im
Nahe- und Moselthale.
Pag. 39. Diplotaxia viminea DC, habe ich schon 1824 am
Main, gegen Hanau über, aufgenommen.
Pag. 41. Älyaaum campeatre L. soll nach Tinant Fl, Luxemb^
auch bei Perl an der Obermosel vorkommen.
Pag. 48. Ccdepina Corvini Deav, findet Mch auch am Maarhof
bei Müngersdorf in der Flora von Cöln.
Pag. 52. Viola aciapkila Koch, am Rabenfelsen in Schlesien»
ist eine neue Zugabe für die 6te Auflage.
Pag. 61. Dianthita Caeaius 8m, kommt nicht allein am Nie-
derrhein, sondern auch am Mittelrhein bei St. Goar und im Mosel-
thale bei Trier vor.
Pag. 66. Melandryum duhium Hampe^ bei Blankenburg am
Harze, ist neu.
Pag. 68. Spergvla pentandra L. wächst auch in der Gegend
von Saarbrücken.
Pag. 69. Spergularia marina Grke, kommt in der Rheinpro-
vinz an den Salinen von Kreuznach, Münster am Stein und auf
den sumpfigen salzhaltigen Wiesen von Emmersweiler bei Saar-
brücken vor. '
Pag. 82. Hypericum Elodea L, findet sich auch am Nieder»
rhein bei Wesel und Goch.
Lüeratur. 275
.♦
Pag. 115. Spirata Aruneus L. ist jetzt Aruncue Sylvester Koste»
letzki und Spiraea ulmaria L. Ulmaria pentapetala Crüib.
Pag. 12o. Fraaaria elatior Ehrh. ist JFVo^ moschata Dt^hesne
und F, coüina Efirh, Fr. viridis Dtichesne,
Pag. 134. Agrimonia pilosa Ledeb^ bei Rastenburg in Ost-
preussen, ist neu für die deutsche Flor.
Pag. 187. Rosa pomi/era Herrm, findet sich auch zerstreut
im Saar- und Moselthale, wie auch in der Gegend von Eupen.
Pagl 152. Hemiaria inoana Lamk,, eine südliche und südöst-
liche Pflanze; dass diese auf der Mainspitze wachsen soll, ist mir
nicht bekannt und mir auch nicht wahrscheinlich. Da auch weder
Dr. Wirt gen in seiner rheinischen. Keiseflora, noch Fuckel in
seiner Flora von Nassau etwas davon erwähnen, so scheint mir die
ßache wohl auf einer Verwechselung der Hemiaria hirsuta zu
beruhen.
Pag. 159. Saxifraga elatior M. et Koch, ist nach der 6. Auf-
lage am Kessel des Gesenkes im Biesengebirge aufgefunden wor-
den ; dagegen ist die S. umbrosa L.y welche an dem in der 4. Auf-
lage angegebenen Standorte nicht wächst, gestrichen worden.
Pag. 164. Hdosciadiwm. repens Koch wurde in jüngster Zeit
vom Oollegen Herrn kohl in der Umgegend von Cleve angefunden.
Pag. 181. Chaerophyüum aureum L. kommt auch hin und
wieder im Nähethale vor.
Pag. 191. Valeriana Phu L. Der Standort dieser Pflanze auf
dem Hundsrücken ist sehr fraglich, und wenn dieselbe bei Caste-
iaun auch gefunden worden ist, so kann sie wohl nur als verwil-
dert angesehen und ein Gartenflüchtling gewesen sein.
Pag. 196. Petasitis alba Gärtn. Herr Eigenbrodt in Trier
'fand nach dem Zeugniss von Dr. Wirtgen diese im ganzen west-
lichen Deutschland noch unbekannte Pflanze bei Olsheim im Heg.«
Bezirk Trier.
Pag. 198. Aster salicifolius SchoUer kommt auch stellenweise,
wenn auch zerstreut und selten^ im Rhein- und Moselthale vor.
Pag. 225. Cirsium oleraceo-arvense Nägeli (C Beichenhachia-
num Löhr Emmieraiio p.364) wurde von^ Dr. Wirtgen. für die
Rheinprovinz in der Eifel bei Müllenborn im Oosthale aufjgefunden.
Pag. 250. Hieracium Caesium Fr. wurde auch bei Nieder^
mendig unweit Andernach im Rheinthale entdeckt.
Pag. 266. Rafnischia secunda Grke. Wenn man den l^amen
nach Opitz verändern wollte, so konnte auch die ursprüngliche
Benennung Ramischia secwndiflora Opitz unbedenklich beibehalten
werden.
Pag. 269. Gentiana liUea L. Dass diese Hochgebirgspflanze
in der Kheinprovinz bei Calcar wachsen soll, beruht ganz gewiss
auf einem Irrthum ; denn ausser dem hohen Schwarzwalde und den
Vogesen wächst sie rheinabwärts nicht; auch wird sie weder von
dem eifrigen Forscher Freund Herrnkohl in Gleve, noch von
Dr. Wirtgen erwähnt
Pag. 275. LappvHu deflexa Wahlnb. ^ Der Fundort bei Birken-
feld kann nur durcn ein Versehen in meine EnumercUio gekommen
sein, da auch die Pflanze noch nirgends in der Rheingegend be-
obachtet worden ist.
Pag. 288. Scrophtdaria Neesii Wirigen hat der Verf. in der
^ten Auflage als Var. ß Nesii Wirtg. bei Sc. Ehrharti Steven un-
tergebracht.
Pag. 330. LittoreUa lactistris L. Bei dieser Pflanze sind die
^76 LUera^tur,
Fundorte in der RfaeinproTinz nicht angegeben; sie kommt soiwohl
im Pulvermaar in der Eifel, wie auch am Unterrhein im Schwarz*
wassec bei Wesel vor.
Pag. 332. AmaranihiM retroflexus L. habe ich auch bei Cöln
aufgefunde&t wie aus meiner Flora von Cöln zu ersehen ist.
Pag. 363. Bettda alba L. ist als Art wieder vorgezogen und
B, verrucosa Ehrh, als Synonym beigegeben. — B. ptlheseena Ehrh,
haben als Synonym erhalten B, odoraJta Bechat,, B, dubia Wender^
B. ambisua Hampe^ B. davurica PaUaa und als Var.^. B, carpa-
Hea Wiud.
Pag. 364. - Älnus autumrialis Harti^ ist als Art wieder einge-
zogen und bei A, vncana DC. als Var. ^. amtumnalia Hartig unter-
gebracht,
Pag. 368. Potamogeton polygomfoliuB Pourr. wächst für die
Rheinprovinz auch bei Oleve.
Pag. 388. Cypripedium Calceohis L, Die Fundorte in der
Rheinprovinz sind nicht angegeben, man findet sie u. a. bei Cob-
lenz, Linz, Remagen oft in Menge und in der Eifel bei Birres-
born U.S.W.
Pag. 417. Juneus Gerardi Loiel. Diese Pflanze gaben schon
Ziz, DöU und Fr. Schultz im Nahethale an den Salinen von
Kreuznach und Münster am Stein an, und ich habe dieselbe im
Jahre 1844 in meiner Flora von Trier als dort vorkommend be-
schrieben.
Pag. 388. Crocua vernua L, Nach meiner Ansicht wächst diese
Pfianze in der Rheinprovinz nicht wild, und wenn dieselbe auch
bei Mors gefunden worden ist, so kann sie nur als Gartenflücht-
ling und verwildert angesehen werden.
Pag. 425. Carex BuxbaumU WaMrib, muss unbedingt für Bens-'
berg gestrichen werden, da sie dort nicht mehr gefunden worden ist.
Pag. 430. Carex Michdii Host bei . Lobositz in Böhmen; ist
für die Flora von Nord- und Mitteldeutschland neu.
Pag. 431. Carex laevigata Sm* habe ich auch in der Gegend
von Mühlheim am Ohlichsweiher bei Schildgen, wie meine Flora
von Cöln ausweiset, aufgefunden.
Pag. 434. Tragus racemosa Dtaf» ist immer noch für die Rhein-
provinz eine sehr fragliche Pflanze und scheint wohl auf einer
Verwechselung zu beruhen, da auch kein rheinischer Botaniker
ihrer, erwähnt.
Pag. 437. Alopeeurus arundinacea Poir, A, nUhemca Weinm.
A, nigrieans Hörnern, ist nach der 6ten Auflage bei Dresden und
Greifswalde aufgefunden worden, und der in der 4ten Ausgabe
angeführte Standort bei Reichenbach in Schlesien und am Greifs-
walder Wallgraben wird auf A, pratensis -genicidaiaa Wichura {A.
hybrida Wimmer) übertragen.
Pag. 440. Leersia oryzoides Sw. führt jetzt den Namen Oryza
cLandestina Al.Br,
Pag. 443. AmmophUa arenaria Link wächst auf der Aflerder
Haide bei Cleve, von Herrnkohl mitgetheilt.
Pag. 445. Aira tdiginosa Weüie^ jetzt A. diseolor Tbuiü,^ ist
auch bei Cleve und Goch aufgefunden worden.
Schliesslich enthält auch diese neue Auflage (die gefässfüh-
renden Acotylen) kryptogamische Gefasspflanzen nna ein vollstän-
dig ausgeführtes Register.
Dr. M. J. Löfar.
S77
KWtgnq^kudo' kmaigar fir namacMtoi,
18iS. N«. S.
Aichhorn. Prof. Dr.Sigm., Einleitung in das Studium der Katur-
geschichte. Für Anfänger bearb. 3. unyerSnd. Aufl. gr. 16.
(56 S.) Grats 1862, Damian u. Sorge, geh. n. 1/3 #•
Beer, J. 6., Bdtrage zur Morphologie u. Biologie der Familie der
Orchideen. Fol. (Till u. 44 S. mit eingär. Holischn. u. 13
S«eintafeln.) Wien, Gerold's Sohn. cart. n. 10 «f.
Bibliotheca historioo-naturalis, physico-chemica et mathematica.
Herausg. t. Ernst A. Zuchold. 12. Jahrg. 1862. 2. Heft. Juli
bis December. gr. S. (S. 75—1%.) Ebd. n. Vs 4-
Bronn, Prof. Dr. Hl G., die Classen und Ordnungen des Thier-
leichs. 3. Bd. Weichthiere (Malaoozoa). 24->25. Lief. Lez.-8.
g. 785—832 mit 7 Steintaf., 8 Bl. Erklärungen und eingedr.
olzschn.) * Leipzig, C. F. Winter, geh. k n. 1/2 «f- (I — HI.
25. n. 20 «f 24 9fr,)
Bursy, Hugo, über den Einfluss einiger Salze auf die Kmtslli*
sation des Blutes. Inaugur. - Dissert gr. 8. (68 S.) Uorpat,
Glasser's Verl.) geh. baar n. 12 8f.
Christern, Wilh., systematischer Grundriss der Naturwissenschaft.
2. Abth. Die organische Natur, br. 8. (IV u. 228 S.) Altona,
Verlagsbüreau. geh. k ^U «f.
Dietrich, Dr. Dav., Deutschlands kryptogam. Gewächse in Abbild.
2. Aufl. 1. Bd. gr. 4. 4—8. Heft (50 ool. Rupftaf.) Jena,
Suckow. k n. 18 «f.
Ebbinghaus, Dr. Jul., die Pilze u. Schwämme Deutsdilands. 7te
u. 8. (Sehluss-) Lief. gr. 4. (8 Kupftaf.) Leipzig, Baenseh*s
Verl. k i/a 4.
Fischer, Prof. Dr. L., Taschenbuch der Flora von Bern. System.
. Uebersicht der in der Gegend yon Bern wildwachs, u. allgem.
eultivirten Phaiierogamen u. (^(efässkryptogamen. 2. Aufl. mit
1 Karte. 8. (XXVUI u. 243 S.) Bern, Huber & Comp. geh.
n. IV3 4'
— Verzeiohniss der Phanerogamen u. Gefässkrypfogamen des Bek^
ner Oberlandes und der Umgebungen von Thun. 8. (128 S.)
Bern 1862, Ddp. geh. n. 12 Sfr.
Flora Ton Deutschland. Herausg. t. Dir. Pro£ Dr. F. L. v. Sohlech-
t^dal, Prof. Dr. L. E. Langethal u. Dr. E. Schenk. XIX. Bd.
9. u. 10. Lief. Mit 20 col. Kupftaf. 8. (40 S.) Jena, Mauke.
geh. k n. % «f.
^ dieselbe. 3. A\ä, XVIL Bd. 13-16. Lief. Mit 32 col. Kpftf.
8. (72 S.) Ebd. gdi. k n. 1/3 4.
--dieselbe. 4. Aufl. XHL Bd. 5— 8.Hea Mit 32 col Kpftf. 8.
(64 SO Ebd. geh: k n. 1/3 ^•
Garke, Dr. Aug^ Flora Ton Nord- u. Mitteldeutschland. 6. verb.
Aufl. 8. (ym u. 516 S.) Berlin, Wiegandt u. Hempel geh.
n. 1 «^.
278 Bibliographischer Anzeiger,
Oerding, Dr. Th., Tascbeolexikon der Chemie und der damit
verbundenen Operationen. 4. Lief. br. 8. (S. S37— 448.) Leip-
zig, Baumgärtner, geb. k V2 <$•
Qlasl, Prof. Carl, Excursionsbuch od. Anleitung, alle Körper der
drei Naturreiche zu sammeln, zuzubereiten, in Sammlungen
aufzustellen u. zu erbalten, gr. 8. (YIII u. 142 S. mit eiugedr.
Holzscbn.)'* Wien, Braumüller, geb. n. 2/3 ^, *
Hagen, Dr. Bieb., die seit 18B0 in die Therapie eingeführten Arz-
neistoffe und deren Bereitungsweisen. Auf Grundlage d. gekr.
Preisschrift des Dr. V. Guibert. 11. Lieferung. Lex.-8. (XIX.
S. 785 — 860.) Leipzig, Kollmann. geh. n. Vs«^' (compl. Sub-
script.-Preis n. ö'/s •$; Ladenpr. n. 6 «^.
Hager, Dr. Herm., Commentar zu der 7. Ausg. der Pharmacopoea
borussica, mit besond. Berücksichtig, der neuesten Pharmakon
pöen des KÖnigr. Hannover u. des Kurfnrstentb. Hessen. 2. Heft
gr. 8. (S. 113—224 mit eingedr. Holzscbn.) Lissa, Günther*s
Verlag. & V2 4-
Handwörterbuch der reinen u. angewandten Chemie. Bearb.
in Verbindung nyt mehr. Gelehrten u. red. von Dr. H. v. Feh-
ling und Dr. H. Kolbe, ProflF. Mit zahlr. in den Text gedn
Holzscbn. 8. Bd. 5. u. 6. Lief. (In der Reihe die 51. u. 52.
Lief.) gr. 8. (S. 465 — 768.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn,
geh. Ä Lief. n. 2/3 ^.
Hedwigia. Ein Notizblatt für kryptogamische Studien. Redact.:
L. Rabenborst. No. 8—11. gr. 8. (S. 41—76.) Dresden 1860
— 62, am Ende, baar k n. Vs *^-
— dasselbe. No. 12. gr.8. (S. 77— 92.) Dresden, Burdach. V4 •?•
Hirsch, B., vergleichende Uebersicht zwischen der 6. u. 7. Ausg.
der Preuss. Pharmakopoe. Lex.- 8. (VIII u. 223 S.) Berlin,
Decker, geh. l'A •$.
Horaninow, Prof. Paul, Prodromus monographiae Scitaminearum
additis nonnuUis de Phytographia de Monocotyleis et Orchi-
deis. Cum tabul. IV. lith. gr. Fol. (45 S.) Petropoli 1862.
Leipzig, Voss. geh. ä n. 3 li^.
Hullmann, Lehr. Carl, das Grundgesetz der Materie. Ein Bei-
trag zur Erweiterung der rationellen Physik. 8. (IV u. 91 S.
mit eingedr. Holzscbn.) Oldenburg, Stalling*s Verl. geh. n. V3«#*
Jacobsen, Dr. Emil, chemisch -technisches Repertorium. Jahrg.
1862. 2. Halbjahr, gr. 8. (XII u. 112 S.) Berlin, Gärtner.
geh. n. V2 «f- (compl. 27 sgr^
Irmisch, Thilo, Beiträge zur vergleich. Morphologie der Pflanzen.
2.— 4.Abth. mit 10 lith. Taf. Abbild. Imp.-4. (137 S.) Halle
1856-63, Schmidt's Verl. geh. n. 51/4 ^.
Kabsch, W., über die Löslichkeit des Stärkemehls und sein Ver*
halten zürn polarisirten Lichte, gr. 8. (71 S.) Zürich 1862.
geh. 18 8jfr,
Karolvi, Ludw. v., die Verbrennungsproducte der Schiessbaum-
wolle u. des Schiesspulvers, erzeugt unter Umständen, welche
analog jenen der Praxis sind. Mit 1 lith. Taf. Lex.-8. (18 S.)
Wien, Gerold*s Sohn. geh. n. 6 sf .
Kekul^, Prof. Dr. Aug., Lehrbuch der organ. Chemie oder der
Chemie der Koblenstoffverbindungen. 2. Bd. 1. Lief. Lex.-8.
(IV u. 240 S.) Erlangen, Enke'sTerl. geh. n. li/a^. (I-H.
1. n. 6 ,$.)
Bihliographücker Anzeiger. 279
Kenn g Ott, Prof. Dr. A., über die Meteoriten od. die meteorischen
. Stein- oder. Eisenmassen. Ein Vortrag. Lez.-8. (26 S.) Leip-
zig, Engelmann. geh. 6 «gr.
Kerner, A., das Pflanzenleben der Donanländer. gr. 8. (XIII Ur
368 S.) Innsbruck. Wasner. geh. n* 2 U^.
Eolbenheyer, Carl, Vorarbeiten * zu einer Flora von Teschen u.
Bielitz. gr. 8. (36 S.) Wien 1862. (Teschen, Prochaska.)
geh. n. n. 7 8^»
Kützing. Prof.Dr.Frdr.Traug., Tabulae phycologicae od. Abbild,
der Tange. 13. Bd. 1—5. Lief. (od. 121-125. Lief, des ganz.
Werkes.) gr. 8. (50 Steintaf. mit 16 S. Text.) Nordhausen,
Förstemann's Verl. In Mappe & Lief, baar l^\ col. ä n. 2.;^.
Leonhardt, Prof. Dr. Gust., Grundzüge der Geoffnosie und Geo-
logie. 2. verm. Aufl. Mit 130 eingedr. Holzschn. gr. 8. (XII
u. 478 S.) Leipzig, C. F. Winter, geh. n. 2 ^.
Maly, Dr. Jos. Carl, systematische Beschreibung der in Oesterreich
wildwachs, u., cultiv. Medicinalpflänzen. gr. 8. (XIII u. 190 S.)
Wien, Braumüller, geh. n. 24 ajr.
Mulder, Prof. Dr. G. J., die Chemie der Ackerkrume. Nach der
holländ. Orig.-Ausg. deutsch bearb. von Dr. Job. Müller. 15.
(Schluss.) Heft. Lex.- 8. (3. Bd. S. 289 - 394.) Berlin, akad.
Buchhandl. ä u. V2*$*
Müller, Hofr. Prof. Dr. Jon., Lehrbuch der Physik u. Meteorologie.
Th^ilweise nach Pouillet's Lehrbuch der Physik selbststandig
bearb. 6. Aufl. 1. Bd. 6—10. Lief. gr. 8. (XXL S. 513 —
934. Schluss.) Braunschweig, Viewegu.Sohn. geh. ä n. V2«f'
Müller, Walther Otto, Flora der Reussischen Länder und deren
nächster Umgebungen. (Phanerogamen.) 8. (XV u. 264 S.)
Gera,, Kanitz. geh. n. 2/3 ^.
Nägeli, Prof. Carl, Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik. 3. Heft.
Mit 11 lith. Taf. Lex..8. (JV u. 198 S.) Leipzig, Engelmann.
*n. 32/3 4. (1-3. n. 9 ^.)
Notizen aus dem Gebiete der praktischen Pharmacie und deren
Hülfs Wissenschaften. Herausg. v. H. Kühtze. Jahrg. 1863. 12
Nummern. (B.) gr. 12. Crefeld, Schüller. n. IV2 >$.
Peters, Dir. Prof. Wilh. C. H., Prof. Jul. Vict. Carus und Doc.
C.E. Ad. Gerstäcker, Handbuch der Zoologie. 2. Bd. Lex.-8.
Leipzig, Engelmann. geh. n. 3V2 «^*
Rammeis berg, Prof. Dr. C. F., Leitfaden für die quantitative
chemische Analyse, besond. der Mineralien u. Hüttenproducte,
durch Beispiele erläut. 2. verm. Aufl. gr. 8. (VII u. 323 S.)
Berlin, Lüderitz's Verl. geh. 2 «l^. *
Red s lob, Dr. Jul., die Moose u. Flechten Deutschlands. 7. u. 8.
(Schluss-) Lief, hoch 4. (8 Kupftaf. u. Text S. 73—96.) Leip-
zig, Baensch's Verl. ä V2 «?•
Reichenbach, Hofr. Dir. Dr. H. G. L. u. Prof. Dr. Gust. Rei-
chenbach, Deutschlands Flora mit höchst naturgetr. Abbild.
No. 250—253. gr. 4. (40 Kupftaf. u. 16 S. Text in Lex.-8.) Leip-
zig, Abel, ä n. ^U ,^; col. ä n. IV2 «^«
dasselbe. Wohlf. Ausg. ; halbcol. I. Ser. Heft 182 — 185.
Lex. 8. (40 Kupftaf. u. 16 S. Text.^ Ebd. ä n. 16 «f.
Iconographia botanica. Icones florae germanicae et helveti-
cae simul terrarum • adjacentium ergo mediae Europae. Tom.
XXI. Dee. 1-4. gr. 4. (40 Kpftaf. mit 16 S. Text.) Ebd. ä.
280 Bibliographücher Anzeiger.
HeuflSy Prof. Dr. Aug. Em., die Foraminiferen-Familie der Lapini*
deen. Monographiaeh dargestellt. Mit 7 lidi. Taf. La. -8.
(36 S.) Wien, Gerold's Sohn. geh. n. ^[z 4.
Biyot, Prof. L. F., Handbuch der analytischen Mineralchemie»
Ins Deutsche übertr. n. mit Anmerk. yerseheu y. Ad. Bemel^»
(la 4 Bdn.) 1. Bd. 1. Lief. Mit 1 Fig.-Taf. Lex.-8. (XVI
u. 320 S.^ Leipzig, Gieseke u. Devrient. geh. n. 2 «f .
Schildknecnt, Lehr. J., Führer durch die Flora von Freiburg»
Mit einem Vorwort v. Prof. Dr. A. de Bary. 8. (XVI u. 206 S.)
Freiburg im Br., Wagner, geh. n. 24 8fr,
Send n er, Dn H., die Normaldosen der Arzneimittel nach Unzen-
und Grammen- Gewicht, gr. 16. (VII u. 230 S.) Lissa, Giin*
ther's Verl. geh. V2 «f»
Stöckhardt, Hofr. Prof. Dr. Jul. Ad., die Schule der Chemie od.
erster Unterricht in der Chemie, versinnlicht durch ein&che
Experimente. 13. verb. Aufl. Mit 268 in den Text gedr. Holz-
schnitten u. 1 Farbentaf. 8. (XIV u. 715 S.) Braunschweig,
Viewe^ u. Sohn. geh. n. 2 «^.
Walpers, Dr. Guil. Gerb., Annales botanices systematicae. Tom.VL
Auetore Dr. Car. Müller. Fase. 4. gr. 8. (S. 481— 640.) Leip-
zig, Abel, geh. n.l'a!^ 69gr.
Wertner^ Prof. Dr. G., die unorganische Chemie, ein Grundriss
für seine Vorlesungen. 2. um^earb. Aufl. gr.8. (XX u. 499 S..
^ mit eingedr. HolzschnO Berlin, G. Keimer. geh. 2^3 «$>
Wiener, Dr. J., Compendium der Chemie für Mediciner u. Phar-
maceuten, vorzüglich zur Repetition für die strengen Prüfun-
gen, gr. 8. (XVI u. 164 S.) Wien, Braumüller, geh. n. 1 «if »
Wigand, Dir. Prof. Dr. J. W. Alb.,. Lehrbuch der Pharmakognosie»
Mit 141 eingedr. Holzschn. gr. 8. (X u. 310 S.) Berlin, A.
Hirschwald. geh. n. 1^/3 «^.
Wü 11 n er, Dir. Dr. Ad., Lehrbuch der Experimentalphysik, mit
theilweiser Benutzung von Jomin's Cours de physique de T^cole
äjrtechnique. 1. Bd. 2. Abth. Optik. Lex.-8. (XIV. S.600
069 mit eingedr. Holzschn. u. 2 Chromolith.) Leipzig. Teub-
ner. geh. n. 2 «i^ 12 sf. (1. Bd. compl. n. 4 «if 28 Sfr.)
Zeitschrift für analyt. Chemie. Herausg. v. Geh. Hofr. Prof. Dr.
C. Remig. Fresenius. 2. Jahrg. 1863. 4. Heft. gr. 8. (I.Heft
115 S. mit eingedr. Holzschn.) Wiesbaden, EreideVs Verlag,
n. 3 «if .
Mr.
Berlelitlsung«
Auf S. 170 des Augustheftes muss es statt Bebeerin heissen
Berber in, und zwar Zeile 1—13—14 und 25 von oben.
HoAuchdruckerei der Gebr. Janecke lu Hannover.
<.-;.!" .
VA."-
■>r-
^•^
^
. "5*. « ' *•
'*''• ..i ■
,»■ ■
i?;^^::-^
fe
^"-'r
?<<''•«
4-v;
'•• 'i'
I
&!(V'^
I«. ;■■•
ARCHIV
DER
PHARMACIE.
Eine Zeitschrift
des
allgememen dentschen Apotheker- Vereins.
Herausgegeben
von
El. Bley und H. liudwUgr.
||v ' ILIO. Jahrgang,
HANNOVER.
Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandltuig.
18@3.
ARCHIV
DER
PHIRMACIE.
Zweite Reihe. CXVI. Band.
Der ganzen Folge GLXVI. Band.
Unter Mitwirkung der Herren
Berg^ Dümmer y Erlenmeyer, Fddhavs, Geiseler ^ Geuther, Harms ,
Hoyermaamj Kemper, Krauts Landerer, Lahr, Meurer, Bammelsherg,
ScMienkamp, Stein, Wanklyn
herausgegeben
TOD
li. Bley und H. Ijudwigr*
l¥alz'sclies TerelnfiiJfdir.
HANNOVER.
* y
*.
Im Verlage der Hahn'schen Hofbucfahandltmg.
*
1863.
'i
•; --''s
■ 1Ü
Inhaltsanzeige.
Erstes Heft.
1. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite
Analysen von Fluss- und QueUwässem Thüringens; mitgetheilt
von Prof. Dr. H. Ludwig in Jena (Fortsetzung) 1
Ueber die Einwirkung von salpetrigsaurem Kali auf salzsau-
res Diäthylamin; von A. Geuther, Professor in Jena... 14
Ueber das Verhalten des Kobaltsesquioxyds zu neutralem schwef-
ligsauren Ammoniak, Kali und Natron^ von Demselben. ... 18
Aus dem Laboratorium der polytechnischen Schule in Hanno-
ver; von Karl Kraut , 24
Ueber Bittermandelwasser; von Sigismund Feldhaus 41
Weitere Notizen über das Melin und seine Umwandlung in
Meletin; von W. Stein 54
Notiz über das natürliche Vorkommen des Paracarthamins . . . . 68
U. Monatsbericht.
Unterschied von Portland-Cement und gewöhnlichem hydrauli-
schen Kalk S. 69. — Verkieselung der Cemente 69. — Ein-
kitten der Porcellanschalen 70. — Kitt für Serpentingefasse
70. — Weisse Glasur für Ofenkacheln 71. — Amalgamiren
galvanischer Zinkelemente 71. — Metalle mit Aluminium
oder ' dessen Legirungen zu überziehen 72. — Chemische
Hülfsmittel bei Bohrungen in Stahl 73. — Ueber den in-
dischen Gussstahl (Wootz) 73. — Kobaltgelb 74. — Ver-
fahren, Kupfer auf nassem Wege aus Erzen auszuziehen 74.
— Darstellung des grünen Zinnobers 74. — Anwendung
neutraler schwefligsaurer Salze bei der Zuckerfabrikation 75.
— Anwendung der schwefligen Säure bei der Zuckerfabri-
kation 76. — Methode zur Klärung zuckerhaltiger Flüssig-
keiten und Säfte und zur Wiederbelebung der in der Zucker-
fabnkation benutzten Thierkohle 76. — Die Hpff'schen Malz-
präparate 77. — Chemisches Verfahren, Getreidekömer zu
enthülsen 78. -^ Ueber den umgeschlagenen Wein 78. —
Gallussäure im Bündner Rothweine; Löslichkeit des Trau*
benfarbstoffs 79. — Darstellung eines haltbaren Lackmus ;^;
■■•"i
■ •'^l«flf-
^Jf
»'{d
* wa
VI InJicdtsanzeige.
Seite
Präparates 80. — Chlorgehalt des schwedischen Filtrir-
papiers 81. — üeber Bereitung des Wachspapiers 81. —
Mittel zur Unterscheidung von Copal und Bernstein 81. —
Bleichen des Schellacks 82. — Dammarharzbaum 82. —
Siccatif zum Zinkanstrich 83. — Fimiss für Eisen- und
Stahlwaaren gegen Rost 83. — Ueber die Zufälle, welche
bei Anwendung von Mennigkitt in Bleichereien etc. statt
finden können 84. — Anstrich hölzerner Fussböden mit Lein-
ölfimiss 84. — Nach Weisung von Mohnöl und andern trock-
nenden Oelen in Mandelöl oder Olivenöl 86. — Verfahren,
um Bienenwachs von Pflanzenwachs zu unterscheiden 86. —r
Einige Anwendungen des Paraffins 87. — Wiedergewin-
nung der Alkalien und Säuren, welche in Mineralölfabriken
zum Reinigen der Öele benutzt worden sind 88. — Baum-
wpUensamenöl 89. — Chinesische Mottentinctur 91. — Che-
mische Untersuchung der Lopezwurzel 91. — Chemische
Untersuchung der Rinde von Atherosperma moschatum 92.
— ^ Saft der Frucht des Solanum Lycopersicum 92. — Che-
mische Untersuchung der Rinde von Cedrela febrifuga 9ä.
— Ueber die Gährung 94. — l/eber die Natur der Gase 95.
— Ueber die Vorkeime der Charen 96.
+K-
Zweites Heft.
I, Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Untersuchungen über die einbasischen Säuren; von A. Geu-
th er, Professor in Jena 97
Ueber Hexylverbindungen; von Erlenmeyer u. Wanklyn... 111
Milchprüfung 125
Ueber ein einfaches Verfahren, die Kuhmilch auf ihren Han-
delswerth zu prüfen; von G. Hoyermann, Apotheker in
Hoheneggelsen 127
Versuch einer Erklärung des Verhaltens der Essigsäure beim
Verdünnen mit Wasser; von H. Drummer, Stud. pharm,
in Berlin 131
Thallium als Begleiter von Cäsium und Rubidium in Mineral-
wässern 188
Ueber dasMarrubiin; von Ed. Harms in Stollhamm im Olden-
burgischen 141
Seemuschel -Dünger der Granatguano -Fabrik in Varel; von
Demselben 143
IrJialtsameige» Yll
Seite
Analyse der Asche von Artemisia maritima L.; von Dem-
selben 144
Aufbewahrung des Chloroforms > 1 145
lieber die Farben der Banknoten • '. 145
n. Monatsbericht.
Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer und Beobaeh-
tungen über die Bedeutung der Kohlensäure, des Stick-
stoffs und Sauerstoffs in den süssen trinkbaren Wässern.
Physikalische und chemische Eigenschaften derselben S.148.
^ üeber die trinkbaren Wässer 163. — lieber die organi-
schen Bestandtheile des Brunnenwassers 165.— lieber die
gegen Kesselstein anwendbaren Mittel 166. — Mittel zur
Verhütung des Kesselsteinabsatzes 168. — Pouillet's Pulyer
zur schnellen Bereitung von Schwefelwasser zum Getränk
168. — Chemische Untersuchung der neuen Natronquelle
zu Weilbach im Herzogthum Nassau 169. — Chemische
Untersuchung der Mineralquellen zu. Wildungen 171. —
Soolquelle zu Egestorffshall 176. ^ Die Stahlquelle in Do-
beran 176. — Chemische Untersuchung des Mineralwassers
St. Achaz bei Wasserburg am Inn 177. — Das Mineral-
wasser Yon Czigelka in Ungarn 178. — Verhalten der
schwefligen Säure 178. — Mittel, künstliche Färbungen
des Johannisbeersyrups zu erkennen, und die Natur des
unter diesem Namen verkauften Productes 178. — Fort-
pflanzung der Infusionsthierchen 182.
in. Literatur und Kritik 184
♦*-
Brlttes Heft.
«
I. Physik; Chemie und praktische Pharmacie«
Ueber die dem Rose'schen Verfahren bei Nachweisung von
Blutspuren vindicirte Bedeutung; von Dr. K. Kemper zu
Bissendorf bei Osnabrück 193
Ueber Salicin im Harne; von Dr. X. Landerer. 197
Vorkommen von Saligenin im Biere; von Dr. H. Ludwig... 198
Verunreinigungen des metallischen Wismuths; von Dr. X. Lan-
derer 199
Ueber Phosphorozyd; von Demselben 200
vni Inhaltsanzeige.
Seite
Ueber die chemische Natur des Roheisens und die Heteromor-
pbie der Metalle iu ihren isomorphen Mischungen; ron
Hamm elsb erg. , 201
«
U. NaturgeBchichte und Pharmakognosie.
Üeber die Stammpflanze des Euphorbium 211
Botanische Aphorismen von Dr. L 214
III. Monatsbericht.
Chemische Analyse der Heilquelle und der Amazonenquelle
des Kaiserbades zu Ofen in Ungarn S. 228. — Was Che-
mikern begegnen kann 233. — Verfahren zur Bereitung
des wässerigen Ammoniaks 233. — Zersetzung des Salmiaks
beim Erhitzen 235. — Bildung von salpetrigsaurem Am-
moniak 236. — Vorkommen von Salpetersäure im Braun-
stein 236. — Grevnnnung von Salpetersäure 238. -^ Erzeu-
gung von Chlor 238. — Bleichen der Wäsche mit Chlor-
kalk 239. — Maassanalytische Bestimmung der Schwefel-
säure zu techniRchen Zwecken 239. — Darstellung des
Phosphorsulfochlorids 240. — Quantitative Analyse eines
gemengten Kali- und Ammoniakalauns 240. r- Kalium-
und Natriumhyperoxyd 241. ^— Zur Kenntniss der Stass-
furter Abraumsalze 244. — Ueber die Fabrikation der
kaustischen Soda 247. — Bereitung reiner kaustischer Soda
im Grossen 248. — Üeber die chemischen Processe bei der
Sodabereitung 248. — Zersetzungsweise des Steinsalzes 249. —
Schnell ausführbare Bestimmung der löslichen Schwefel-
metalle in der rohen Soda 250. — Schnelle Bestimmung der
in roher Soda eingeschlossenen löslichen Sulfüre 250. —
Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen 251. —
Thallium 253. — Verbindungen des Thallions mit organi-
schen Säuren 256. — Thallium im Tellur 258.— Vorkom-
men von Rubidium in gewissen Pflanzen 259. — Bildung
des Nilschlammes 260. -: Kieselsäure 262.— Meteorit von
Alessandria 263. — Physiologische Wirkung der Thallium-
salze 263.
IV. Literatur und Kritik 264
Bibliographischer Anzeiger 276
Berichtigung 280
General -Rechnung des Apotheker -Vereins in Nord-
deutschland 281
Register über Band 113^ 114, 115 und 116 der zwei-
ten Reihe des. Archivs. 297
AROOr DERjmHiLCn.
CLXYL Bandes erstes Heft*
El^iBBBSBBB^BBaEBBBBaBBBBEBBiBBBBHSaBi^BiHHH^
^ »» w .. >^
inlywi nt Fhut- vid CtudhirliMniTIliügeu;
mitgetheilt von
Prof. Dr. H. Lddwig in Jena.
tt*ort8etzuDg«n<!Sclilu88au8 fed.CLXV. Hft.3. pag.213.)
* i*H» <■
bei fidüdenOtiiiii^.
Auf Vet^änlasätingdesBerni Geheimen Medicinalräth
Df. VönBloedAu und des fterrnRäth Hirschberg in
Sondershattden würden diese Wafiser von mir einer Analyse
uttterWötfeü. Der letztere theilte mir über diese Quellen Fol-
gendes mit: „Am üördlichen Abhänge des FräUenbergS; am
Fusse ein<ss dort befindlichen Bergsturzes, entspringt aus
eineni aus Musc^helkalk und Gjps hauptsächlich beste-
henden Untergründe eine von Saälweiden und halbmannsho-
hem Eqnüäiuth umgebene Quelle, deinen Oehalt kürzlich (dei*
Briöf ist Vom 4. Decöniber 1855) von Herrn Hof- Apotheker
H i ch ä r d t hiet*, meinem Gleschäftsnachfölger, analysirt, wie
folgt ermittelt wurde. Näöh Herrn Richardt enthält
1 Pfund deö Qüfellwasserd vom Frauenberge:
Kieselerde 8,430 Gran
Schwefelsauren Kalk 3,175 „
Chlorcalcium 1,007
Kieselsaures Kali 1,082
Kohlensauren Kalk ........ 2,341 „
16,035 Gran
Herr von Bloedau^ über den grossen Kieselerdegehalt
ebenso erstaunt als erfreut, wünscht nun dieses Wasser,
Arch. d.Phann. GLXYI. Bds. 1. Hft. 1
n
f)
I I ■)! I I I 1 ^
2 Ludwig,
welches als Heilmittel bei Knochenscrophulose vortrefflich
wirken würde^ auch Ton Ihnen analjsirtzu sehen. ^ Was
ich denn auch gern zusagte.
Herr Geh. Medicinalrath Dr. von Bloedau hatte
unterm 14. Juni 1856 die Güte^ mir Nachstehendes über
die Quellen des Frauenbergs mitzutheilen: „Sie haben
sich bereit erklärt die Analyse eines Quells zu übemeh-
men^ dessen Gehalt noch zweifelhaft; dessen Werth; im
Falle jener wirklich begründet wird, erst festgestellt wer-
den müsste.
Bekanntlich ist die Kieselerde, obgleich, kleinere
Mengen in yerschiedenen Mineralwässern, am stärksten
wohl in den Töplitzer Thermen aufgeführt wurden, von
der medicinischen Welt hinsichtlich ihrer pharmakodyna-
mischen Seite wenig berücksichtigt worden. Sie ging ge-
Wissermassen unter als Cor rigens, war aber bisher nicht
als Constituens der Haupttheil eines Quells. In unserer
Quelle scheint nach Richardts Analyse, die Silicea
der vorherrschende Bestandtheil des Wassers zu sein.
Apotheker Herr Richardt hat im vorigen Jahre das
Wasser zur Analyse einem Sumpfe entnommen (in
welchem das Equisetum üppig und prächtig in die Höhe
schoss), weil damals der lebende Quell noch nicht aufge-
funden war. Es ist deshalb schon wahrscheinlich, dass
die damalige Analyse von der jetzigen abweichen werde.
Gegenwärtig ist die Quelle aufgesucht worden, welche
den Sumpf versorgt, und entspringt dieselbe ungefähr
10 Fuss über dem Sumpfe. Dieses Wasser hatte bei
einer atmosphärischen Temperatur von 22® Riaumur Nach*
mittags 4 ühr eine Temperatur von 8®, 75 R^aumur.
Herr Hirsch berg und ich füllten von diesem Wasser
10 Flaschen unvermischt und zwei Flaschen vermischten
wir nach Vorschrift mit Baryt und üj. ammon. caust.
und verkorkten auf der Stelle die Flaschen. (Diese
12 Flaschen des Wassers dienten mir zur Analyse.
Ludwig). Die Quelle entquillt einem grauweissen
Boden.
Quellwäaser vom Frauenberge hei Sondershausen. 3
Eine zweite Quelle, reichhaltiger und mächtiger,
entspringt 50 Fuss höher, so stark, dass sie plätschernd
den Berg hinabrieselt. Diese hatte bei 22<) Reaumur
atmosphärischer Temperatur nur 50,75 Reaumur und kömmt
aus Kalkgerölle. In ihrer Nähe wächst kein Equisetum,
Von diesem Quellwasser erhalten Sie nur 2 Flaschen, um
eben nur den Kieselerdegehalt zu bestimmen. Nachträg-
lich füge ich noch hinzu, dass beide Quellen zum Vor-
schein gekommen sind^ seitdem eine mächtige Stein wand
der nördlichen Abdachung des Frauenbergs einige Obst-
berge verschüttet und ihre Bäume begraben hat. Der
Felsspalt, nicht weit entfernt vom Gipfel des Berges,
existirte vor dem Einstürze schon längst. Die eigen thüm-
liche Gestaltung des schiefrigen Kalksteins, seine Brüchig-
keit und Spaltbarkeit machte das Ablösen des wohl 250 Fuss
breiten Felsenrisses auf dieser Stelle leicht. .Die Quellen
liegen in der Mitte des Bergbauches, also in einer nicht
unbeträchtlichen Höhe.*
In einer späteren Zuschrift ( vom 10. Juli 1856),
nachdem ich Herrn von Bloedau das Resultat meiner
Analyse mitgetheilt, bemerkt derselbe : „Die obere Quelle
scheint mehr Kohlensäure zu entwickeln als die untere."
Im Thal unter dem Frauenberge finden sich milde Salz-
quellen, welche benutzt werden, um ganz hübsche Re-
sultate an den Trinkern hervorzubringen.
Analyse der unteren Cinelle.
Das Wasser war farblos, klar, perlte beim Ausgiessen
wenig, schmeckte fade, etwas hart. Ein hineingehängtes
Lackmuspapier wurde auch nach längerer Zeit nicht ge-
röthet. Zu 700 CG. Wasser wurden 20 Tropfen Aetz-
ammoniakflüssigkeit gesetzt. Nach 5 Minuten Ruhe trübte
sich innerhalb der verschlossenen Flaschen das Wasser
sehr stark (Anwesenheit doppelt-kohlensaurer Erdalkalien).
Kohlensäurebestimmung: 678 Grm. Wasser, an
Ort und Stelle mit einem Gemisch von Chlorbaryum und
Aetzämmoniak gefällt, so dass überschüssiges Chlorbaryum
4 . Ludwig f
Torhanden blieb; lieferten 0,775 Grmi lufttrooknea Bar^
niederschlag ;
728 Grm. Wasser; in gleicherweise behandelt; gaben
0;965 Grm. lufttrocknen Niederschlag.
Also 1406. Qrm. Wasser 1;740 Grm. lufttrocknen
Niederschlag.
Der an den Wänden beider Flaschen festsitzen ge-
bliebene Niederschlag wurde mit Salzsäure losgelöst;
seine Analyse folgt später. Von jenen 1,740 Qrm. luft-
trocknen Barytniederschlag wurden 1;365 Grm. im Platin-
tiegel schwach geglüht und hinterliessen l;30d Qrm,
Glührückstand (wasserfrei); hauptsächlich aus kohlensau-
rem Baryt und kohlensaurem Kalk bestehend. Der-
selbe wurde mit Salzsäure gelöst; dann mit hinreichender
Menge verdünnter Schwefelsäure versetzt, die Mischung
eingedunstet und der Rückstand geglüht. Es blieb im
Rückstande von BaO;S03-}-.CaO,S03 an Gewicht 1,555
Grm. Differenz zwischen schwefelsauren Salzen und koh-
lensauren Salzen = 1;555 — 1,308 = 0,247 Grm.
Da nun S03 — 00^ = 40 — 22 == 18, so hat man
die Proportion (S03 — CO«) : C02 = 0,247 : x oder
22 0.247
18:22 = 0;247:x, woraus x = — = 0,3019
lo
Grm. C02 in den angewendeten 1,308 Grm. geglühten
Niederschlag von kohlensaurem Baryt etc.; welcher aus
1;365 Grm. lufttrocknem Niederschlag erhalten wurde.
Auf 1;740 Grin. lufttrocknen Niederschlag kommen also
0,3848 Grm. Kohlensäure 1;365 : 0;3019 = 1,740 : x;
, = ^>^Qf^//^Q =0,3848. Der mit Gyps vermengte
l,*5oO
schwefelsaure Baryt (1,555 Grm.) wurde durch Behandlung
mit Kochsalz -haltigem Wasser vom Gyps befreit und
lieferte 1,393 Grm. reinenBaO;SO^; die den obigen
0;3019 Grm. Kohlensäure entsprechen.
Die salzsaure Lösung des an den Wänden der beiden
Flaschen hängen gebliebenen Barytniederschlags gab nun
Quellwässer vom Pratnenberge bei Sondershausen.
mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt 0,172 Qrm. geglüh-
ten BaO,S03.
Aua der Proportion 1,393 ; 0,3019 = 0^172 ; x folgt
X = ?2?2i|l|^=^0,0373Grm. Kohlensäure. Diese
l,a«K>
au der übrigen addirt giebt 0,3848 -f 0,03.73 =:z 0,42:21
Orm. Kohlensäure in 1406 Orm. Wasser, mithin in
1000 Chrm. Wasser 0,3002 Grm. Kohlensäure.
Kieselerdebestimmung, gleichzeitige Prüfung
auf organische Substanzen und Bestimmung der
Gesammfmenge der gelösten Salze etc.
a) 741 Grm. Wasser wurden abgedampft, dann die
concejütrirte Flüssigkeit in 2 Theile getheilt. Der eine
Theil völlig bi3 zur Trockne verdampft, liess einen Rück-
stand, der sich bei stärkerem Erhitzen schwärzte (Ver-
kohlung der vorhandenen organischen Substanzen).
Per zweite Theil des concentrirten Wassers schied bei
weiterem Abdunsten viel kohlensaure Salze ab,
wie sich beim Uebergiessen derselben mit Salzsäure an
dem starken Aufbrausen ergab. Die dabei entwickelte
Koblensäi^ire roch bituminös. Beide Abdampfrück-
stände vermengt, mit Salzsäure gelöst, mit Wasser ver-
dünnt, stehen gelassen, setzten einzelne graue leichte
Fleckchen ab, die man für mit angekohlter organischer
Substanz veruftreinigte Kieselerde halten konnte. Im
Platintiegel geglüht, brannten die gesammelten Flock-
eben sich weiss. Dieser Glührückstand, mit Natron-
lauge gekocht, löste sich nur zum grösseren Theil auf.
Die filtrirte Lösung gab mit Salmiak versetzt nach einigem
Stehet^ Kiejsele.rdeflöckchen. .
l) 725 Gjan. Wasser wurden völlig vor Staub ge-
schützt eing^diampft; sie lieferten. 0^^195 Gorm. achwach*
g^lbliijb e^ßirbte Tpoj[^e»subÄtan* ^^ O^iß^ Promille. ':^
728 Gnu. WlEusser in glei^iher W«i«e eingedaiQpft
gaben 0^225 Grm. Trockenrtick«tand rs 0,309 Promille.
6 Ludwig f
Also im Mittel beider Versuche — —^ —
== 0,289 Promille Trockensubstanz.
Die gewonnenen 0,195 -|- 0,225 = 0,420 Gi-m.
Trockenrückstand aus 725 -(- 728 = 1453 Grm. Wasser
wurden mit Salzsäure angesäuert, zur Trockne abgedampft.
Auch hier entwickelte sich wieder eine Kohlensäurevon
bituminösem Geruch beim Lösen des Trockenrück-
standes in Salzsäure ; gleichzeitig beobachtete man die
Abscheidung weniger grauer Fleckchen von Thon
und organischer Substanz.
Die gelblich gefärbte Lösung (die Farbe rührte von dem
Eisengehalt der im Wasser höchst fein suspendirten, durch
Abzetzenlassen nicht trennbaren Thontheilchen her) wurde
zur Trockene verdampft, der Bückstand nach dem Erkal-
ten mit Salzsäure unter Zusatz von etwas Salpetersäure
erwärmt, mit Wasser verdünnt und absetzen gelassen.
Es hatte sich eine ansehnliche Schicht von Thon- und
Kieöelerdeflocken abgelagert. Gesammelt und ge-
glüht betrug die Menge beider zusammen 0,015 Grm.
Bis auf einen kaum wägbaren Thonrückstand löste sich die-
ser Glührückstand in kochendem wässerigen koh-
lensauren Natron. Der ungelöste thonige Theil war
gelblichgrau und liess Eisenoxydgehalt erkennen.
1453 : 0,015 = 1000 : x ; x = ^^^^-^^^ 0,0103 Promille.
1453
Kieselerde, mit Einschlnss einer unwägbaren Menge
eisenoxydhaltigen Thons.
Phosphorsäurebestimmung. Die von der Kiesel-
erde und der Spur eisenoxydhaltigen Thons abfiltrirte
Salpeter- und salzsaure Lösung wurde mit Ammoniak
alkalisch gemacht. Sie färbte sich dabei gelblich, und
gab nach 24 stündigem Stehen im bedeckten Glascylinder
einen gelblichen, ins Bräunliche ziehenden Nie-
derschlag, der getrocknet 0,013 Grm. betrug. Mit
Salpetersäure übergössen, löste er sich leicht darin auf.
Die Lösung wurde in 2 Theile getheilt: der eine Theil,
Quellwässer vom Frauenberge bei Sondershausen, 7
mit molybdänsaurem Ammoniak geprüft; gab beim
Umrühren sogleich den charakteristischen Niederschlag
des phosphorsäurehaltigen Molybdänsäure-Am-
möniaks von schön gelber Färbung; der andere Theil
mit Schwefelammonium alkalisch gemacht; färbte sich
durch Grün ins Schwärzliche. Auf dem Filter blieb ein
grauschwarzer Rückstand; der in Salzsäure gelöst und mit
Kaliumeisencyanid geprüf);; die Reaction auf Eisen gab.
Das Filtrat trübte sich mit salmiakhaltiger Bittersalzlösung.
Also Phosphorsäure und Eisenoxyd waren nachge-
wiesen. Dass dieser Niederschlag auch Kalk enthalten
musstC; liegt klar vor; da viel Kalk in der Lösung war,
woraus er erhalten wurde. Die Proportion
1453:0,013 = 1000:x giebt = 0,0089 Promille Ei-
senoxyd; phosphorsaures Eisenoxyd und phos-
phorsauren Kalk und wohl auch etwas phosphorsaure
Talkerde. Es wurde wegen der kleinen Mengen des
Gemisches von einer weiteren Trennung abgesehen.
Später, bei Ermittelung der Alkalien (aus 1000 Grm.
Wasser) wird noch ein Versuch erwähnt werden, welcher
abermals die Gegenwart der Phosphorsäure in dem Wasser
darthut.
Eine dritte directe Probe mit 741 Grm. Wasser
in der Weise angestellt, dass dasselbe mit Ammoniak
alkalisch gemacht und längere Zeit stehen gelassen wurde,
zeigte in dem entstandenen nicht unbedeutenden Nieder-
schlage Yon kohlensaurem Kalk bei der Probe mit salpe-
tersaurem Silberoxyd keine Phosphorsäure -Reaction.
Auch eine directe Fällung der Phosphorsäure aus
dem mit Essigsäure angesäuerten Wasser durch Blei-
zuckerlösung gab ein ungenügendes Resultat.
Schwefelsäurebestimmung: 700 Grm, Wasser
wuifden mit Ghlorbaryum vermischt selbst nach einigen
Minuten noch nicht getrübt. Erst nachdem es mit Salz-
säure angesäuert tmd einige Zeit ruhig stehen gelassen
worden war, trübte sich die Flüssigkeit und schied etwas
BaO,S03 ab; dessen Menge 0,012 Grm. betrug. In die-
gern Gewicht ist; Ai^ kleine Menge fei« suependitter Thon
9iit mbegriffieB} äep aueh darch Filtratien ekkt ven dem
WasB^ zu tpenBen kft, soad^an sieh erst den Nied«iiH)liilU
gen anklUiigt. Dev erhäkkene eohwefekaure Barjt war
gelblich gFau ge&i4>t. Berechnet man dennech die
Sohwefekäiire, sc betFftgt sie in 0,0172 BaO,S03 aus
1000 Th.W^ser 0,0059 Pfomitle SO^ als höchster
Gebiilt. (Das Frauenbergep Quellwftsser tri^ sonach das
Gypslager jenes Borges nicht.)
Salpetersäure ist nicht vorhanden.
ChloFbestimmivfig: 6^ Grni. Wasser wurden
durch ^alpetersaures SilberoKyd nur sehr schwach getrübt;
die Trübung versohw^uid nicht auf Ansäuerung mit Sal-
petersäure. Gesammelt und getvoeknet betrug der. etwas
gerötbete Niederschlag 0,010 Grm. AgGl, ^ntspfecbend
0,0026 Grm. Chlor oder in 1000 Grm. Wasser 0, 008 6 Grm.
Chlor. Auch muss dieser Gehalt, wsegen des den AgGl
beigemengten Tbonspuren etwas bu ho<ih ausgefeUen sein^
Bestimmung der Alkalien: 1000 Grm. Wasser
wurden eingedampft. Sie hinterliessen 0,245 Grm. gelb-
lichgrauen pulverigen unschmelzbaren Rück-
stand. Dieser wurde mit wenig kaltem Wasser
ausgelaugt und der hellgelbgefärbte wässerige Auszug
im Platintiegel eingedampft. Er blieb beip Abdampfen klar,
gab einen gelten beim Glühen sich schwärBendcn Rück-
stand, der sich schwierig weiss brennen Itess. Der Glüh^jUtk-*
stapd, mit wenigen Tropfen Wasser aufgenommeni Hess
eine Spur kohlehaltiger KieselerdjB zurück und gab
eine Lösung, Y^elohe gelbes Cureumapapier stark
bräunte, durch Weineäurelösung stark kristal-
linisch gefällt und dui^h nalpetersaures J^lbeco&yd
nebst Salpetersäure käsig niedepgesohlagen wurde.
Die im Wasser leicht töslicben «Salze des Troekenröekr
Standes bestanden hauptsäehlich aus arganisohsaarem
[. und salz sau reni Kali. Ihre Menge betrug 0,041 Gnm.
sz 0,011 Fromille, die organisdien Salze natürlich in
kohlensa tvre verwandelt.
Quellwässer vom Fraumberge hei Sondershausen» 9
Der in wenig Wasser unlösliche Theil desTroeken-
rückstandes braHste stark mit Salpetersäure und gab mit
molybdänaaurem 'Ammoniak die deutliehste Phosphor-
^äuri^-B^rftctiftn,
ßiQ4^Tii wir das Cblpr an KaUu«!, äo erhalten wir
0,0075 Promille Chlorkaliuip. Es bleiben also
0,01,10 — 0,0075 = 0,0035 Promille andere Kalisalze übrig
(KO^CO^, den organisch saure» Alkalien ent$prechend).
^^Ik- und Tal^erdebestimmung:
a) 698 Grm. Wasser wurden mit Ammoniak und
oxalßa\;u'em Kali vermisebt; die Mischung trübte sich so-
gleich ziemlich star^. ^ach 1 2 ^tündigem Stehen wurde
die Flüssigkeit mit !|ßss ig säure schwach angesäuert
und der abgeschiedene Oxalsäure Kalk gesammelt. Er
betrug getrocknet 0,272 Grm. Davon gaben 0,175 Grm.
schwach geglüht 0,106 Grm. kohlensauren Kalk. 0,272 Grm.
oxalsaurer Kalk würden a^o 0,16475 Girm« CaO,C02 ge-
liefert babeq ^ 0,0923 Qrm. CaO =p 0, 1322 Promille
GaO = 0,2360 Promille CaO,C02.
Die vom Oxalsäuren Kalk abfiUrirte Flüssigkeit, mitphos-
pheri^i^*em JS^tron und Ammpnlak vermischt, nach 24 Stun-
den filMrt, lieferte 0^305 Qri». getrocknete phosphorsaure
Ammoniak- Talkerde. 0,113 Grm. derselben gaben 0,051
Grm.gegWhten 2MgO,P05. Folglich würden 0,205 Grm.
jenes Niederschlages 0,0925 Grm. 2Mg0jiPO5 gegeben
haben, worin 0^03516 Qrmr T^^lkerd^ (da die pbosphor-
^anreT^k^^^dentÄb WÄßkeriroder» Bestimmung 38Proc.
MgO enthält). Bieraas berechnet man 0,0503 Promille
MgO == 0,1057 Promille MgO,00».
6) Aus 1453 Grm. Wasser;^ aus denen wie ob^en mit-
getheilt, Thon, Kieselerde, phosphoi^^ayr^r Kalk^ pboiS^phor-
saure Talkerde, phosphorsaures Eisenoxyd und Eisenoxyd
entfernt worden waren, wurden in ähnlicher Weise wi^ange-
geben Kalk und Talkerde nach einander bestimmt und ge£anr
den 0,1701 Grm. Kalk = 0,1170 Promille CaO = 0,2090
Br^mille GaO^OO^, sodann
0,0453 Promille Talkerde = 0>0ai2 Promille Talkerd«
= 0,0655 Promille MgO,C02.
10 Ludwig^
Das Mittel beider BeBtimmungen ist:
0,1246 Promille CaO = 0,2225 Promille CaO,C02 und
0,0403 Promille MgO == 0,0856 Promille MgO,C02.
Andere Basen und Säuren als die aufgeführten
wurden nicht gefunden, namentlich wurde vergeblich nach
Arsen saure gesucht.
Bestimmung der Gesammtmenge des Ab-
dampfrückstandes: 2 Versuche, bei der Kieselerde-
bestimmung naitgetheilt^ lieferten der erste Versuch 0,269
Promille Abdampfrückstand, der zweite Versuch 0,309 Pro-
mille; ein dritter Versuch bei Bestimmung der Alkalien,
ergab nur 0,245 Grm. Bückstand. Das Mittel der drei
-, , .,0,245 + 0,269 + 0,309 ^,,^,00 -ii
Versuche ist -^ ■ 2_^ — — ^ 2 = 0,2743 Promille
Trockensubstanz.
Zusammenstellung:
1000 Grm. Wasser der unteren Quelle vom Frauenberge
bei Sondershausen enthalten
0,3002 Grm. Kohlensäure CO2,
0,0103 „ Kieselerde SiO^, mit Einschluss einer Spur aufge*
schlämmten durch die Filter gehenden eieenoxyd-
haltigen Thons,
0,0089 „ Eisenoxyd, phosphorsaures Eisenoxyd, phosphorsaurer
Kalk und phosphorsaure Talkerde,
0,0059 „ Schwefelsäure S03,
0,0036 „ Chlor Cl (in Form von KCl),
0,0110 „ Kali (an Salzsäure und Kohlensäure gebunden,
letztere bei der Analyse erst durch Verbrennung
einer an das Kali gebunden gewesenen organischen
bräunlichgelb gefärbten Saure entstanden),
0,0403 „ Talkerde, MgO,
0,1246 „ Kalk, CaO.
0,5048 „ im Wasser gelöste Stoffe,
999,4^2 „ Wasser,
1000,0000;
Der aus 1000 Grm. Wasser erhaltene Abdampfrück-
stand betrug 0^2743 Promille.
Quellwässer vom Frauenherge hei Sondershausen. 11
Auf Salze yertheilt; so weit solches angeht; enthal-
ten 1000 Grm. Wasser der unteren Quelle am Frauen-
berge bei Sondershausen:
0,2152 Grm. kohlensauren Kalk = CaO,C02,
0,0856 „ kohlensaure Talkerde = MgO,C02,
0,0100 „ schwefelsauren Kalk = CaO;S03,
0,0075 „ eWorkalium = KCl,
--0,0035 „ kohlensaures Kali (dem ursprünglich
im Wasser enthaltenen gefärbten orga-
nischsauren (quellsauren ?) Kalisalze
entsprechend) *).
0,0089 „ Eisenoxyd, phosphors. Eisenoxyd, phos-
phors. Talkerde und phosphorsauren Kalk,
0,0103 „ Kieselerde, eine kleine Menge (eine Spur)
aufgeschlämmten, durchs Filter gehenden
eisen oxydhaltigen Thons enthaltend.
Summe = 0,3^10 Grm. in einzelne bestimmte Bestandtheile:
hingegen nur 0,2743 „ ins Gesammt als Trockensubstanz be-
stimmte Bestandtheile,
mithin 0,0667 Grm. Ueberschuss.
Dieser etwas starke Ueberschuss erklärt sich aus
der geringen Menge festenRückstandesüberhaupt^
welchen dieses Wasser lieferte und aus den Schwankungen
dieses Rückstandes selbst; der bei der sorgfältigsten Be-
stimmung doch zwischen 0^245 bis 0,309 Grm. schwankte,
mithin um 0,064 Qrm., d. h. um nahe zu ebenso viel, als
die Summe der Einzelbestimmungen und das Mittel der
Trockensubstanz.
Die Qesammtmenge der Kohlensäure (0,3002
Grm. in 1000 Grm. Wasser) vertheilt sich wie folgt:
0,0947 Grm. an Kalk zu CaO,C02 (0,2152 Grm.) gebunden,
0,0453 „ an Talkerde zu MgO,C02 (0,0856 Grm.) gebunden,
0,1400 „ mit Kalk und Talkerde zu einfach kohlensauren
Salzen vereint,
0,1400 „ mit den genannten einfach kohlensauren Salzen zu
doppelt kohlensauren Salzen verbunden,
0,0202 „ freie Kohlensäure; dem Vol. nach 10, 2 Vol. CO«
in 1000 Vol. Wasser oder nahezu 1 Vol. in 100 Vol.
bei O^C. und 76 Centim. Druck.
0,3002.
*) Solche gelbgefärbten organischen Stoflfe electronegativer Natur
finden sich auch im Guano und im vermoderten Blut; so z.B.
fand ich sie in blutbefleckter Leinwand, die von dem Hemde
einer mehrere Jahre verscharrt gewesenen Leiche eines Ermor-
deten stammte. Also umgewandelte Blut- und Gallenfarbstoffe
in den Wässern, neben den Knochenbestandtheilen.
12 Ludwig^
Das Wasser der unteren Quelle am Frauenberge bei
Sondershausen ist sonach ein kohlensäurearmer
Kalk-Talkerdesäuerling^ mit anderen Worten ein
durchKalkreichthum hartes gewöhuHohes Quell-
wasser.
Der Kieselerdegehalt desselben ist verhältniss*
massig noch weit geringer wi« derjenige anderer gewöhn-
lichen Quellwässer. So fand Deville in 1000 Grm^
Quellwasser aus der Nähe von Paris, Besan^on und Dijon,
so wie einiger Brunnenwä,saer von Besan^n 0,015 —
0,025 ^ 0,080 ^ 0,040 ^^ 0,055 Grm. Kieselerde.
Ein interessanter Bestandtheil des Frauenberger
Quells ist der phosphorsaure Kalk. In keinem, der
neun, von Deville mit so grosser Sorgfalt untersuchten
Quell- und Brunnenwässer ist er vorhanden, auch kein
anderes phosphorsaures Salz. Sollte Deville unterlassen
haben, darnach zu suchen?
Da die Frauenberger Quelle dem Muschelkalk
entspringt, so erklärt sich dieser Gehalt an phosphorsaurem
Kalk aus den Ueberresten der darin begrabenen Meeres-
bewohner; ebenso der bituminöse Geruch der Kohlen-
säure, aus ihrem Äbdampfröckstahde entwickelt, die b r äu n-
lich gelbe Humussäure oder Quellsäure dieses
Kückstandes; endlich auoh der Kali geh alt. Erstammt
aus den Thonen der schiefrigen Kalke des Frauen-
berges.
Was die Gesammtmenge des Abdampfrückstandes
betrifft (0,24 bis 0,34 Promille), ßo harmonirt sie mit dem
Ergebniss der citirten Deville'schen Quellwasseranalyseh,
indem Deville 0,26 — 0,28 ^ 0,31 t- 0,33 bis 0,54 Pro-
mille Abdampfrückstand bei jenen Quellwässem erhielt.
Auch die organischen farbigen Substanzen
hat Deville ignorirt.
Endlich ist der höhere Talkerdegehalt unserer
Quelle noch mn bem^ken (0^086 Promille), während alle
neun l?eville*Bchen Analysen nur 0,004 — 0,005 — 0,008
— 0,021 kahlensaure TaJkerde gaben.
Quellwässisr vom Frcmehbsr^e bei Sondershausen, 13
Resultat : das Quell wasaer dea Frauenbergs ist eine
k&oohenerdehaltige Dolomit-Quelle, einKnochen-
nasser.
Die obere ftnelle am Franenberge bei Softdersbaosen.
Sie zeigte im Juni bei einer Temperatur der Atmo-
«phäre von 220R. eine Temperatur von 50,75 K.
1000 Grm. Wasser enthalten nach der von mir vor-
genommenen Analyse
0,1071 Grm. im Wasser sehr schwerlösliche Salze,
welche bestehen: aus viel kohlensaurem
Kalk, viel kohlensaurer Talkerde, Spuren
von Oype, deutlich naehweisbaren Mengen
von Kieselerde (aus 1400 Grm. Wasser
nur 0,003 Grm. Kieselerde, also nur
^/sooooo ^^^ Wassers), deutlich nachweis-
baren Mengen von phosphorsaurem Kalk
und Eisenoxyd und gelbgeförbter bitumi-
nöser organischer Substanz;
0,0214 Grm. im Wasser leicht auflösliche Salze,
welche beim Glühen 0,0179 Grm. weissen
alkalischen Rückstand gaben, worin deut-
lich die Gegenwart des Chlors erkannt
wurde. Der Glühverlust bestand aus gel-
ber organischer Substanz (wohl einer Quell-
säure oder Quellsatzsäure)
Summe 0,1285 Grm. aufgelöste Stoflfe.
Diese Gesammttaenge der gelösten Sälze etc. in d^
oberen Quelle ist also kaum ^/^ bis i/g der Menge der in
dem Wasser der unteren Quelle gelösten Salze etc. Allein
die gelösten Substanzen selbst sind dieselben und auch
in einem ähnlichen Verhältniss mit einander gemischt.
Wenn nun auch die Analysen der beiden Quell Wässer
dahin führten, den Frauenbergquellen den Platz unter
den Mineralwässern zu verweigern, so hat sie doch den schon
hundertmal nachgewiesenen Satz: die natürlichen Wäs-
ser sind das Abbild derGesteine, über und durch
die sie fliessen, zum lOlsten Male bestätigt und das
ist schon werth, ein wenig Zeit darauf verwendet zu haben.
m
•■■«
:^7;
>y
.5/ •
Fr.
IC-
14 Geuther,
Die untere , Frauenbergqnelle hat, wenn man
die Kieselsäure an Kali und Talkerde bindet
und dafür so viel Kohlensäure austreten lässt; folgende
Zusammensetzung.
1000 Qewth. des Wassers enthalten:
CaO,C02 . . . ; 0,2152 Promille == 0,3058 Promille CaO,2CO«
MgO, C02 0,0732 „ = 0,1116 » MgO,2C05i
MgO,Si02 0,0147 „
K0,Si02 0,0039 „
KCl/.... 0,0075 „
CaO,S03 0,0100 „
(Fe2 03, CaO, MgO
+ P05) 0,0089
org. Substanz unbestimmte kleine Mengen
. Summe 0,3334 Promille
direct bestimmter j aot^q
Abdampfrttekgtandi «^'^"^^ »
0,0591 Promille Ueberschuss
Kohlensäure in MgO, 2C02 0,0767 Promille "
„ „ CaO,2C02 0,1812 „
Summe 0,2579 „
direct bestimmt 0,3002 „
überschüssige CO« 0,0423 Promille.
Diese Kohlensäure hat zur Lösung des Eisens und phos*
phorsauren Kalks mit beigetragen.
m.
''- »-■.
►•';<=
Ueber die Emwirknng von salpetrigsanrem Kali
anf salzsanres DüLthylainin;
von
A. Geuther*),
Professor in Jena.
(Der K. S. vorgelegt durch den Herrn Secretair am 17. Juni 1863).
Hof mann hat gezeigt, dass wenn man eine schwach
angesäuerte Lösung von salzsaurem Aethylamin zu einer
Lösung von salpetrigsaurem Kali fugt, eine Zersetzung in
der Art statt findet, dass sich Stickgas, Wasser und Sal-
*) Vom Hrn. Verfasser als Separatabdmck eingesandt. Ludwig.
Einwirkung von salpetrige, Kali auf salze, Diäthylamin. 15
petrigsäure-Aether bildet; nebenbei entsteht sehr wenig
eines aromatisch riechenden Gels von süssem; beissen-
den Geschmack; leichter als Wasser, dessen Zusam-
mensetzung aber unbekannt geblieben ist. Die Frage,
wie sich das salzsaure Di- oder Triäthylamin gegen sal-
petrigsaures Kali verhalten würde, war in zweierlei Hin-
sicht interessant: wenn die Einwirkung analog wie oben
verlief, so konnte man entweder die Bildung von 2 resp.
3 Mgt. Salpetrigsäure-Aether neben Stickgas und Wasser
erwarten, oder aber die Bildung eines Salpetrigsäure-
Aethers von einem auf 2 Mgt. Wasser 2, resp. 3 Mgt.
Aethylen enthaltenden Alkohol, nachfolgender Gleichung:
g;«;|H3N + 2N03=:(gH4^HO^ + 2N+2HO.
In dem ersten Fialle würde man ein Mittel kennen gelernt
haben aus den secundären und tertiären Aminbasen den
Alkohol zu regeneriren, im zweiten Falle aber würde man
zu einer ganz neuen Classe alkoholartiger Substanzen
gelangt sein, zu solchen nämlich, welche 2 Kohlenwasser-
stoffe enthalten und deren ersten Friedel aus dem Aceton
dargestellt hat.
Die Beaction verläuft nun aber weder in der einen
noch andern Art, sondern in einer für die der Fettsäure-
Reihe angehörigen Glieder sehr auffallenden Weise: es
entsteht nämlich eine flüchtige Verbindung von der Zu-
sammensetzung: C^H^W^O 2, ein Körper, der zum Diäthyl-
amin in der nämlichen Beziehung steht, wie das Nitro-
sophenylin zum Anilin^ wie das Nitrosonapht/lin zum
Naphtylamin und dem ich deshalb den Kamen Nitro so-
di äthylin beilege.
Die Darstellung und das Studium dieser Verbindung
habe ich in Gemeinschaft mit Herrn Stud. Kreutzhage
ausgeführt« Die Verbindung entsteht unter reichlicher
Stickgasentwicklung, wenn man eine vollkommen neutrale
ziemlich concentrirte Lösung von salzsaurem Diäthylamin
mit einer concentrirten neutralen Lösung von salpetrig-
saurem Kali in einem, geräumigen mit einem Kühlapparat
iM^^f
??^-*ir / -:
ri". '^'■•
^a.
ff
?».•■;•
i^^"'-
w<t ''■
H.- ■
7,f
16
QmiheTy
verbundenen Kx^ben erwärmt. Das Deertillat entbäk die
Verbindui^ zum Tbeil in Waisger gelöst^ fisum Theil Ölig
darauf schwimmend; es entsteht zugleiab eine gewisse
Menge von freiem Diäthylamin^ welche man durch Neu-
tralisation des Destillats mit verdünnter Schwefelsäure
und abermaliges DestiUirea entfemt| aber keine Spur von
Salpetrigsäure -Aether. Die .Hauptmenge des Waesers
beseitigt man auf die Weise^ dass man im Destillat Chlor-
calcium auflöst und abermals destilUrt und dies so oft
wiederholt bis nur wenig wässerige Lösung noch mit über-
gebt. Letztere wurde entfernt; die Verbindung über Chlor-
calcium entwässert und da sie durch den Einfluss der
Luft allmälig eine dunklere Farbe angenommen hatte,
in einer Kohlensäure - Atmosphäre destillirt.
Unter 100® ging mir ganz Wenig einer sohaorf riechen-
den; leicht bewegliohen farblosen Flüssigkeit über, vielleicbt
Acetylatkohol; dann stieg das Thermotbeter rasch auf 170^.
Fast die ganze übrige Menge destillirte nun in Form
einer schwach gelblich gerärbten Flüssigkeit bei 173® über.
Das nochmals rectificirte Destillat lieferte bei der Analyse
Zahlen, die zu der Formel C8H»0N2O2 führen.
Das Nitrosodiäthylin ist unter gewöhnlichem Luft-
druckc; selbst bei Ausschluss der Luft destillirt; ein
schwach gelbiic^h gefärbtes Oel; dilti in Berührung mit
der Luft allmälig eine dunklere Farbe annimmt. Es
besitzt den corrigirten Siedepunet 176,^9 und dae spec.
Gewicht 0;951 bei 17,06. Es hat einen eigen*hümlichen
aromatischen Geruch und brennenden Geschmack. -^
Man kann die Vermuthung hegen, dass das von Hof tnanti
bei der Zersetzung des salzsauren Aethylaxnins in gerin-
ger Menge erhaltene oben erwähnte Oel eben diese Ver-
bindung war, die ihren Ursprung einer im Aethylamin-
salz enthaltenen kleinen Menge Diäthylaminsalzes ver-
dankte.
Interessant ist das Verhalten des Nitrosodiäthylins
gegen concentrirte wässerige Salzsäure. Es löst sich darin
vollkommen und leicht auf, die Lösung entwickelt beim
Einwirkung von salpetrigs, Kali auf aalzs» Diäthylamin. 17
Erhitzen viel Stickoxjdgas und hinterlässt beim Eindampfen
ein an der Luft zerfliessliches grossblättrig krystallisiren-
des Salz; aus welchem Natronlauge eine ölförmige^ leichte,
sehr flüchtige; wie Diäthylamin riechende Base frei macht
und dessen wässerige Lösung mit Platinchlorid versetzt
beim Eindampfen grosse rhombische Krystalle eines Dop-
pelsalzes liefert. -
Die Analyse der im luftleeren Baume über Schwefel-
säure getrockneten salzsauren Verbindung sowohl; als die
Analyse des Platindoppelsalzes zeigen nun in der That;
dass die darin enthaltene Base Diäthylamin ist. Auch
die Winkel des Platindoppelsalzes stimmen nach den
Messungen des Herrn Stud* Strüvei* mit denen überein,
welche S ch a b u s für das Diäthylamindoppelsalz gefun-
den hat.
Beides, die Entstehung des Nitrosodiäthylins in neu-
traler Lösung aus dem Diäthylamin sowohl; als die Rück-
bildung des Letzteren aus Ersterem durch SäureU; ist in
der einen Gleichung gegeben:
C8HHN -f N03 = C8H10N2O2 + HO.
Die bei der Bildung des Diäthylamins frei werdende
salpetrige Säure zersetzt sich sogleich in Stickoxyd und
Salpetersäure.
Da zu der Rückbildung des Diäthylamins aus dem
Nitrosodiäthylin nothwendig Wasser gehört, so wird femer
zu untersuchen sein, welche Producte bei der Einwirkung
des trocknen Chlorwasserstoffgases entstehen. Dasselbe
wird vollständig von der reinen Verbindung absorbirt,
indem sie sich in eine dicke Flüssigkeit von etwas dunk-
lerer Farbe verwandelt. Entfernt man den üeberschuss
des absorbirten Gases durch einen Strom trocknen Koh-
säuregases, so entstehen ebenfalls grössere Mengen blättri-
ger, farbloser, in Wasser leicht löslicher Krystalle. Auch
trocknes Chlorgas bewirkt die Verwandlung der Verbin-
dung in krystallinische Producte.
Die Existenz des Nitrosodiäthylins bekundet nicht
bloss eine auffallende Verschiedenheit, welche zwischen
Aroh. d. Pbarm. CLXVI, Bds. 1. Hft. 2
ler, über das Verhalten des KohtütMsgyioxyds
ad BeouBdären AmiobaseD in der fetten Säure-
fit, tie lehrt auch einen nenen Zusammentang
en wasserstoffreiclien Verbindungen eben die-
und den vasserBtof^rmeren anderen Reiben
s Terhalten des Kobaltsesqnioxyds za
ralem schwefligsanren Ammoniak, Kali
Natron ;
ton
DeiuBelben.
immoniak steht zu den basischen Metalloxyden
<en VerbältnisB, wie die Waaserstoffsäuren zu
itofTsäuren, und mit dem nämliclien Becbte, mit
erstere von letzteren unterscheidet als zwei
ander herlaufende Reihen, ihren chemischen
ton nach ähnlicher, aber ihrer Constitution nach
ler Körper, mit dem nämlichen Rechte mues
Lmmoniak, gewisse Koblenwasseretoffe etc. den
fetalloxyden gegenüberstellen und sie als Was-
>asen von den letzteren, als den Sanerstofiba-
icheiden. Thut man dies, so lässt Bich folgende
teilen: Basen and Säuren gleichen Namens
ih direct zu Salzen vereinigen (Sauerstoff-
O,S035 Wa8serstoffsalze:H3N,HCl), Basen
n verschiedenen Namens dagegen nicht; nur
weder eine Umsetzung und Äbscheidung von
laloidsalze: PbO + HCl = PbCl + HO),
eine Aufnahme von Wasser stattfindet Hy de on-
Cri03,H30a,H3CI3 d. i. grünes Chromchlorid;
JO^), kann dies geschehen,
lie Wasserstoffbasen lässt sich femer die Idee
äurigen Basen so gut vermnthen, wie für die
up, Wasser, und fittu, bedüifeii.
V
zu TketUräUm schwefligsauren Ammoniak etc, 19
Sauerstoffbasen ; es giebt einsäurige (H3N;C4H4 etc.),
zw ei säurige (C4H2 im Glycolalkohol), dreisäurige (C^H^,
im Glycerin) und vielleipht nocli mehr säurige. Jede die«
ser Basen giebt zu so viel Reihest durch die Natur der
Base bedingten Salzen Veranlassung; als wie viele Basici-
täten sie enthält; da eine nach der andern davon durch
Säuren neutralisirt sein kann.
Als Verbindungen dreisäuriger Wasserstoff-
basen lassen sich die Koseov (Purpureo-), Xantho- und
Luteokobaltsalze auffassen. In den Roseo- Purpureo- und
Xanthosalzen ist eine und die nämliche Basis enthalten:
iti ni
Co2N5Hi2 = (Co2N, H3N) 3H3N.
Die Roseosälze sind die dreisäurigen oder neutralen Salze,
die Purpureosalze die zweisäurigen und die Xanthosalze
ebenfalls dreisäurigC; in denen aber eine Basicität stets
durch salpetrige Säure (NO^) neutralisirt ist. Von der
einsäurigen Reihe ist bis jetzt kein Salz bekannt. Die Luteo-
kobaltsalze dagegen enthalten, eine um 1 Mgt. Ammoniak
reichere Basis:
Co2N6H»5 = (Co2N, 2H3N) 3H3N.
I. Roseokobaltoxydbydrat :
in
(Co? N, H3N) 3H3 N JH3 03
ins 03
Einsäurige Reihe: (unbekannt)
III
a) (Co2 N, H3N) 3 H3 N 1 H2 02 „ _,
b) |H202HO
I
IH2 02 X
S = E i n e r Säurebasicität einer wasserfreien Sauerstoff-
säure.
2*
20 GeutheTj über das Verhalten des Kohaltsesquioocyds
Zw ei säurige Beihe: (Purpureosalze)
in
a) (Co2 N, H3N) 3H3N jHO „, p.j
JHO" ^*
b) Jhohoho
iHO~S"~S"
Dreisäurige Reihe: (Roseosalze)
ni
a) (Co2 N, H3N) 3 H3 N }H3 C13
b) /HO HO HO
r I »
Ist von den drei S die eine gleich (NO^), so hat man
die Xantho salze.
n. Luteokobaltoxydhydrat:
III
(Co2N, 2H3N) 3H3N1H3 03
JH303'
SalzO; den vorigen entsprechend.
Wenn man nun so die Mannigfaltigkeit der Roseo-,
Pupureo-, Xantho- und Luteokobaltverbindungen auf Salze
zweier dreisäuriger WasserstoiSfbasen zurückführen kann^
so bleiben doch noch einige Verbindungen übrig, welche
mit jenen in naher Beziehung stehen und die scheinbar
eine solche Zurückführung auf die beiden Basen nicht
erlauben; ^es sind die von Künzel*) durch die Einwir-
kung von schwefliger Säure und Ammoniak auf Pur-
pureochlorid erhaltenen Verbindungen. Bei näherer Prü-
fung zeigt sich indess eine Möglichkeit, dann nämlich, wenn
sie schwefligsaure resp. unterschwefelsaure Doppelsalze
von Roseo- oder Luteobasis mit Kobaltoxyd sind:
*) Chem. Centralbl. für 1858. S. 193.
zu neutralem schtvefligaauren Ammoniak etc. 21
1. Schwefligsaüres Triaminkobaltsesquioxyd :
2 (Co2 03, 3 H3N, 3 S02 + HO) =
n»
(Luteodoppelsalz).
2. Schweäigsaures Biaminkobaltsesquioxyd:
3 (Co2 03, 2 H3N, 3 S02 + ö HO) =
ni
(Co3N,2H3N)3H3N|H303_^ 2 [Co^ 03, 3 SO^] + 15 aq.
(Luteodoppelsalz).
3. Schwefligsaures Pentaminkobaltsesquioxyd :
2Co2 03, ÖH3N, 6S02 + 9H0 =
(^^^^'»"^^H^jJ^O: + Co.03, 3S0. + 9«!.
(Roseodoppelsalz).
4. Unterschwefelsaures Tetraminkobaltsesquioxyd :
3(Co203, 4H3N, 2S205) f-f 2 HO]*) =
(Zweisäuriges Luteodoppelsalz).
Aber, entsteht die Frage, wenn eine solche Auffas-
sung auch möglich ist, ist sie denn auch wahrscheinlich?
*) Künzel giebt dem Salz die Formel ohne 2 Wasser, das kann
aber nicht sein, da es sich sonst gar nicht den andern Sal-
zen analog zusammengesetzt zeigen würde. Die Aufnahme der
2 HO in die Formel verändert die Uebereinstimmung der ge-
fundenen, mit den berechneten Wertben nicht:
berechnet gefunden (Künzel)
Co« =: 19,6 19,8
12 H3N = 22,6 22,9
SW = 21,3 21,5
03« =34,5 —
2 HO «» 2,0 —
100,0
'*-?^
VM'
'«.^
3^^'
i/^
m-
yVV> •
■ rt« , '
E%.
m ^' i
mr
22 Oeutherj über das Verhalten des Eobaltsesquioxtfds
Man weisS; dass da» Kobaltoxyd eine äusserst schwache^
leicht zersetzbare Basis ist; dass es in Berührung mit
Säuren leicht unter Sauerstoff entwickelung in Oxydul
übergebt, dass vor Allem die schweflige Säure diese Ver-
änderung bewirkt: kann man annehmen, dass wenn die
Möglichkeit einer Doppelsalzbildung vorliegt, diese leichte
Zersetzbarkeit des Kobaltoxydes in eine grosse Be-
ständigkeit, selbst reducirenden Säuren, wie der
schwefligen Säure, gegenüber, verwandelt werde? Die
Existenz eines analogen Salzes, des salpetrigsauren
Kobaltoxyd-Kali's spricht freilich entschieden dafür. Auch
die folgenden Untersuchungen, welche Herr Stud. Birn-.
bäum auf meine Veranlassung ausgeführt hat, zeigen die
Existenz von schwefligsauren Kobaltoxyd - Doppelsalzen
und machen ausserdem die oben ausgeführte Deutung der
KünzeTschen Salze äusserst wahrscheinlich.
Zunächst wurde die Darstellung von schwefligsauren
Ammoniak-Kobaltoxydsalzen versucht. Auf die gewöhn-
liche Weise bereitetes Kobaltoxydhydrat wurde noch
feucht in eine concentrirte Lösung von schwefligsaurem
Ammoniak, die weder nach schwefliger Säure, noch nach
Ammoniak roch^ und eben alkalische Reaction zeigte, ein-
getragen. Das Kobaltoxyd beginnt alsbald, in der Kälte
.langsam, beim Erwärmen rasch, sich mit dunkelbrauner
Farbe zu lösen und Ammoniak zu entbinden. Der
Geruch des letzteren tritt immer deutlicher auf, die alka-
lische Reaction wird sehr stark. Je nach der Con-
centration der Lösung und der Menge des angewandten
schwefligsauren Ammpniaks entstehen verschiedene Ver--
bindungen. Ist die Lösung sehr gesättigt, so findet nach
einiger Zeit die Ab'seheidung eines röthlichgelben Pul-
vers (A) aus der dunkelrothbraünen Lösung (B) Statt.
Das Pulver A ist nicht unverändert in Wasser löslich;
wenn es abfiltrirt und dann mit Wasser ausgewaschen
wird, so löst es sich auf und aus dieser Lösung scheiden
sich kleine gelbbraune Krystalle neben einem helleren
gelben krystallinischen Pulver ab. Die Analyse hat er-
füu neutralem schwefiigaauren Ammoniak etc. 23
geben, dass beide gleich zusammengesetzt^ dass sie mit
dem schwefligsauren Pentaminkobaltsesqui-
o&yd KünzeTs identisch sind«
Aus der braunen Mutterlauge B schieden sich beim
Stehen einmal dunkel-olivenbraune blättrige Krystalle ab,
die sich aber beim Aufbewahren sowohl, als bei der Be-
handlung mit Wasser zersetzten in eine braune Lösung
und ein gelbes Pulver, das von Natronlauge in der Kälte
nicht verändert wurde, dessen Zusammensetzung jedoch
den Resultaten der Analyse zufolge keiner einfachen For-
mel entsprach; andere Male wurden aus der Mutterlauge
B Krystalle, von den früheren durch dunklere Farbe und
andere Form unterschieden, erhalten, die sich ebenfalls
beim Aufbewahren veränderten und mit Wasser gekocht
gleichfalls ein gelbes^ sehr deutlich krystallinisches Pul-
ver lieferten, das auch erst beim Kochen mit Natron-
lauge schwarzes Kobaltoxyd abschied« Eigenschaften und
analytische Resultate zeigten, dass es identisch ist mit der
von Künzel als schwefligsaures Triaminko-
baltsesquioxyd bezeichneten Verbindung.
Diese Versuche zeigen, dass das Kobaltoxydhydrat aus
dem schwefligsauren Ammoniak das Ammoniak aus-
zutreiben im Stande ist, dass bei dieser Einwirkung
aber,, wenigstens die beständigeren und analysirbaren
Endproducte nicht einfache Kobaltoxyd-Ammoniak-Doppel-
salze sind, sondern dass sie Kobaltaminbasen enthalten.
Diese directe Entstehung der Künzel suchen Salze aus
Kobaltoxydhydrat ist von grosser Bedeutung für die Frage
ob sie Kobaltoxyd -Doppelsalze sind oder nicht, sie wird
entschieden zu Gunsten dieser Ansicht sprechen, wenn die
Existenz wirklicher schwefiigsaurer Kobaltoxyd -Doppel-
salze dargethan wird.
DÄflselbe geschieht nun leicht, wenn man- sich des
schwefligsauren Kali's oder Natron's anstatt des Ammo-
niaks bedient. Fügt man zu völlig neutral reagirendem
schwefligsauren Kali oder Natron, Kobaltoxydhydrat, .so
tritt, in der Kälte langsam, rasch beim Erwärmen, eine
24 Kraut und ScJduny
Veränderung des Oxyds ein. Dasselbe verwandelt sieb,
indem die Flüssigkeit immer stärkere alkaliscbe
Beaction annimmt, in einen gelbrötblichen, in Wasser
unlöslicben, in der Kälte von Natronlauge unverändert
bleibenden, beim Kochen damit aber sogleich schwarzes
Oxyd bildenden Körper, der mit stärkeren Säuren
schweflige Säure entwickelt und Kali resp. Natron enthält,
also ein wahres schwefligsaures Kobaitoxyd-Kali
(Natron) ist. Gewiss höchst überraschend ist hierbei
die Thatsache, dassdas Kobaltoxydhydrat das Kali
und Natron aus ihrer V erbind ung mit schwefliger
Säure frei zu machen im Stande ist.
Die Zusammensetzung dieser Doppelsalze soll in einer
späteren Mittheilung folgen. Dieselben entstehen also auf
ganz analoge Weise lind unter den Erscheinungen, wie
es von den Künzel- sehen Salzen oben gezeigt ist. Der
Möglichkeit und Richtigkeit der für letztere ausgeführten
Deutung steht also nichts mehr im Wege.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass das Kobaltoxyd-
hydrat das ganz neutrale salpetrigsaure Kali (von schwach
alkalischer Reaction) nicht zu verändern im Stande ist,
dass, so wie aber durch nur einen Tropfen einer Säure
eine geringe Menge salpetrige Säure in Freiheit ge-
setzt wird, augenblicklich die Bildung des gelben Doppel-
salzes beginnt.
ins dem Laboratorium der polytechnischen Schnle
in Hannover;
von
Karl Kraut.
14t Heber Aiethol ud isomere Yerbiadugeii^
von K. Kraut und Fr. Schlun.
Als Anethöl hat einer von uns den nach der Formel
C20H12O2 zusammengesetzten Bestandtheil des Anis-,
Fenchelöls und ähnlicher Oele bezeichnet, welcher wie
Aneihol und isomere Verbindungen. 25
bekannt in zwei verschiedenen Modificationen auftritt.
Es erschien als möglich, dass in dem festen und flüssigen
Anethol*) Körper mit abweichenden optischen Eigen-
schaften etwa der Weinstein- und Traubensäure ent-
sprechend vorlagen, zu mal L u b o 1 d t und später B u i g n e t
gefunden hatten, dass Anisöl inactiv, Fenchelöl rechts-
drehend ist. Diese Erwartung hat sich als unrichtig er-
wiesen, es sind beide Arten des Anethols optisch unwirk-
sam. In Bezug auf die übrigen Eigenschaften der
genannten .Körper haben unsere Versuche Folgendes erge-
ben. Sie wurden mit Oelen zweifelloser Eeinheit ange-
stellt, welche Herr Berg-Commissair Apotheker Retschy
in Uten für uns zu destilliren die Oüte hatte.
1. Anisöl. Dasselbe besitzt kein Molecularrotations-
vermögen. Beim Schmelzen und Erkälten zeigte es bei
13^4 einzelne Krystallblättchen, die sich beim Sinken der
Temperatur auf 10<>8 rasch vermehrten. Ohne dass das
Oel aus der Kältemischung entfernt wurde, stieg die
Temperatur auf 12<>3 und blieb hier während der ganzen
Zeit des Erstarrens constant. — Die erstarrte Masse wurde
gepresst und aus Weingeist umkrystallisirt, so lange der
Schmelzpunct noch dadurch erhöht werden konnte. Das
so. erhaltene Product ist das feste Anethol. Es schmilzt
bei 2101, siedet (corrigirt) bei 2320 und zeigt bei 280
0,989 spec. Gewicht. Aus Fenchelöl kann es in gleicher
Weise von demselben Schmelzpunct, ebenfalls ohne Rota-
tionsvermögen erhalten werden.
2. Fenchelöl. Aus dem Samen destillirtes Oel
zeigte ein Molecularrotations vermögen nach rechts von
[ajj = 1706;
käufliches Oel zeigte kleineres [a]j = IIO4, Buignet
{Ancd. Zeitschr. i, 233) fand es zu 80l3, Luboldt zu 16P2.
Es wurde durch gebrochene Dedtillation in verschiedene
Producte zerlegt, von denen das
*) GmeUn Vü, 183.
m^^
/'''•-
Sri'-'-
w<-\ -■■■. ^
£^"-
»r-'^ ::/ .^
i-
at^-V ••.
i^: ■
rj^
26 Kravi und Schlun,
1) unter 2000 Uebergeheude 3106
2) bei 200 bis 2240 üebergehende 1800
3) bei 224 bis 2340 üebergehende . . , . . 408
Rotation für 100 Millimeter zeigte. Durch wiederholtes
Rectificiren und alleiniges Auffangen der zuerst überge-
henden Äntheile gelang es den leicht flüchtigen Antheil
des Fenchelöls von 9304 Drehungsvermögen und ziem-
lich constantem Siedpunct (ein Mal 175<^^ ein zweites
Mal 1820) zu gewinnen. In dem Maasse wie dieser Antheil,
der nach Gerhard t's Untersuchungen bekanntlich ein
dem Terpenthinöl isomerer Eohlenwass^stofF ist, ausge-
sondert wurde, sank das Rotationsvermögen der später
übergehenden Äntheile. Allerdings ist es uns nicht ge-
lungen, aus dem Penchelöl ein Product zu isoliren, wel-
ches weder Rotationsvermögen zeigte, noch in der Kälte
erstarrte, also weder den Kohlenwasserstoff noch das feste
Anethol des Fenchelöls enthielt, aber aus dem Vorkom-
men des flüchtigen Anethols in dem inactiven Anisöl
einerseits, so wie andererseits aus dem Umstände, dass
die reinsten Äntheile des flüssigen Anethols, welches wir
aus dem Fenchelöl zu isoliren vermochte'n, nur 1 bis 20
Drehungsvermögen zeigten^ müssen wir den Schluss zie-
hen, dass auch das flüssige Anethol optisch inactiv ist. —
Fenchelöl und Anisöl sind demnach beide Gemenge von
flüssigem und festem Anethol, zu welchen Bestandtheilen
beim Fenchelöl noch ein rechtsdrehender Kohlenwasser-
stofi* C20H16 in wechselnder Menge kommt.
. 3. Anisoin. Es lässt sich bequemer aus Anisöl
wie aus Fenchelöl darstellen. Wendet man dabei Zwei-
fach-Jodkalium an, wie dieses früher (Gm, VII, 189)
beschrieben wurde, so muss die Jodkaliumlösung durch-
aus gesättigt sein. Die Anwendung des Vitriolöls ist vor-
zuziehen. Ein besonderer Versuch hat uns gezeigt, dass
auch das flüssige Anethol in Anisom. überzugehen vermag.
Bei der trocknen Destillation des Anisoms haben wir
niemals Krystalle des von Gerhardt beschriebenen Met-
anetholcamphers {Gm. Vll, 190) auftreten sehen, auch
f ■
Anetkol und isomere Verbindungen, 27
dann nicht, wenn ganz reines Anisoin angewandt wurde.
Dasselbe lieferte in allen Fällen, mochte es aus flüssigem
oder festem Anethol dargestellt sein, zwei Producte, näm-
lich das (nach Gerhardt) bei 206<> siedende Metanethöl
und einen braun gefärbten Rückstand^ der auch bei 8 60^
nicht überging und etwa die Hälfte des angewandten
Anisoins betrug. Derselbe stellt eine neue isomere Mo-
dification des Anethols dar, welche wir als Isanethol be-
zeichnen.
4. Metanethöl. Wir haben den Siedpunct des
durch trockne Destillation von Anisoin erhaltenen zu 232<>5,
das spec. Gewicht zu 0,9706 bei 18^ gefunden und fest-
gestellt, dass es auf gewöhnlichem Wege in Anisoin über-
geführt werden kann. Wird es im zugeschmolzenen Rohre
mehrere Stunden auf 320^ erhitzt, so geht es theilweis in
Isanethol über, welches beim Destilliren zurückbleibt.
5. Isanethol. Es bildet eine dickflüssige, zähe,
dem venetianischen Terpenthin ähnliche Masse, die nach
wiederholtem Schütteln ihrer ätherischen Lösung mit Thier-
kohle hellgelb gefärbt erscheint und bis auf 380^ erhitzt
werden kann ohne Veränderungen zu erleiden. Es scheint
bei dieser Temperatur noch kleine Reste von Metanethöl
zurückzuhalten, wenigstens erhärtete eine Probe des so
stark erhitzten Products bei mehrmonatlichem Stehen
neben Vitriolöl zuletzt so, dass sie kaum den Eindruck
des Fingörs wahrnehmen liess, wobei sich das Vitriolöl
(durch Aufnahme von Metanethöl?) roth färbte. Die
Analysen ergaben:
2p C
120
81,08
a
81,21
b
80,72
12 H
12
8,11
8,42
8,24
2 0
16
10,81 .
C20H12O2 . 148 100,00
a) durch Erhitzen von Anisoin, b) durch Erhitzen von
Metanethöl erhalten.
Isanethol wird durch gesättigtes weingeistiges Kali
auch bei mehrstündigem Kochen nicht zersetzt. Schmel-
N
■i.- .■^,*'
■■*-,' V'- -
^•::-
W'V
t«^*'^
^'■';/
i?;^.
T«-'*
m^
^y'
?-.^-
[^:?;
Ä:''
28 Äraw^ «n<Z Schlun, Aneihol %md isomere Verbindungen.
zendes Kali wirkt anfangs nicht ein, später verkohlt es da»
Isanethol theilweis, wobei kleine Mengen Metanethol
regenerirt zu werden scheinen. Vitriolöl bildet aufs Neue
Anisoin, dasselbe Product wird auch durch Jodwasserstoff-
säure in kleiner Menge erzeugt. — Das Isanethol löst
sich leicht in Aether, schwieriger in Weingeist.
Mit Hinzurechnung des Metanetholcamphers, an des-
sen Existenz wir nicht zweifeln können, wenngleich uns
seine Darstellung nicht gelang, sind demnach 6 isomere
Verbindungen bekannt, die aus Anisöl erhalten werden
können. Aber wir halten es für möglich, dass flüssiges
Anethol und Metanethol ein und derselbe Körper ist, und
dass die abweichenden Angaben bei eingehender Unter-
suchung beider Substanzen sich als unrichtig erweisen
werden.
6. Monochloranethol. Wird Pünflfach- Chlorphos*
phor mit der äquivalenten Menge festen Anethols zusam-
mengebracht, so findet in der Kälte anfangs keine Ein-
wirkung statt, nach einigem Stehen erhitzt sich das Ge-
menge und erstarrt darauf zur kömigen Masse. Das
Product wurde mit Wasser versetzt, durch anhaltendes
Waschen von aller anhängenden Säure befreit und, da
sich zeigte, dass es nicht ohne Zersetzung destillirbar ist,
neben Vitriolöl getrocknet. Es bildet ein dickflüssiges
schwach gefärbtes Oel, welches nach der Gleichung:
C20H12O2 -f PC15 = C20H11C1O2 + PC13 -f- HCl
gebildet ist. Die gleichzeitige Bildung von Dreifäch-Chlor-
phosphor wurde nachgewiesen. Die Analysen, bei denen
wegen Uebergehens von Kupferchlorür der Wasserstoflf zu
hoch gefunden wurde, lassen gleichwohl an der Formel
der Verbindung keinen Zweifel.
20 C 120 65,75 " 65,66 . 65,48
Gl 35,5 19,45 19,53 18,45
11 H 11 6,02 7,60 7,04
2 0 16 8,78
C20ClHnO2 182^5 100,00.
Röders, über den Bienenhonig, 29
15. lieber den Bienenhonigs
von E. R Oders aus Soltau.
Wenn Bienen ausschliesslicli mit käuflichem Trauben-
zucker gefüttert werden^ so erzeugen sie einen harten
gelbweissen Honigs welcher weniger süss schmeckt als
der gewöhnliche. Herr Apotheker Dr. Kemper in Bis-
sendorf hatte die Güte, einen solchen Fütterungsversuch
auf meine Veranlassung anzustellen und mir den gewon-
nenen Honig zur Untersuchung zu übersenden. Die Unter-
suchung ist unter meiner Leitung von Herrn Köders
xhit grosser Ausdauer und Sorgfalt ausgeführt worden.
Menge und Natur des Zuckers wurden in dem er-
wähnten; so wie in zwei anderen Honigsorten nach folgen-
den Methoden bestimmt:
1. Durch Reduction mit Fehling' scher Kupferlö-
sung. Zur Controle wurde reiner Bohrzucker mit i/|q Salz-
säure bei 60 bis 70<> invertirt*). Im Mittel zahlreicher
Versuche waren 27,6 CG. einer Lösung, welche 0,002 Grm.
Bohrzucker im Cubikcentimeter enthielt, nöthig um lÖ CG.
Kupferlösung zu i*educiren.
Berechnet , Gefunden
0,05774 0,05776 Grm. Invertzucker.
2. Durch die Drehung der Pojarisationsebene, welche
die Lösung bewirkten. •— Der angewandte Apparat kann
ein Bohr von 251 Mm. Länge aufnehmen. Es wurde die
speciflsche Drehkraft (das Molecularrotationsvermögen) bei
15<> angenommen für:
*) Beim Hinstellen oder Erwärmen mit verdünnten Säuren ver-
liert Rohrzucker sein Rotationsvermögen nach rechts und erlangt
ein Botationsvermögen nach links, welches, wenn die Umwand-
lung (Inversion) vollständig erfolgt ist, für je 100 Grad des
urspünglichen nach rechts 38 Grad nach links bei 14<> beträgt.
Biot. Diese Veränderung beruht darauf, dass der Rohrzucker
unter Aufnahme von 5 Proc. Wasser in Invertzucker, das ist
in ein Gemenge von Linksfruchtzucker und Rechtstrauben-
zucker zerfällt. Dubrunfaut. C24H22022-f 2H0 = C12H12012
-J-C12H12 012 {Gmelin VII, 689),
30 Böders,
Rohrzucker = {«] j + 7308
Rechtstraubenzucker . . . = „ -f* 5706
Linksfruchtzucker = „ — 106^
Invertzucker ...,.= , — 260.
War die Beobachtung (bei den beiden linksdrehenden
Zuckerarten) bei anderen Temperaturen ausgeführt, so
wurde [nachBuignet {Gmelin VII, 769)] für jeden Grad
unter 150 ©in Steigen, für jeden Grad über löO ein Sin-
ken von 0,740 für Linksfruchtzucker, von 0,370 für Invert-
zucker angenommen. — Die Rechnung erfolgte nach
Berthelot^s Formel:
a = [«]-lP-
worin [aj die specifische Drehkrafk, 1 die Länge des Roh-
res in Decimetdm, p das Gewicht des Zuckers, in Gram-
men im V = Cubikcentimeter der Lösung bedeutet.
A. Traubenzuck er honig. 10 Grm. des von den
Zellenhäuten möglichst befreiten Honigs wurden in wenig
Wasser gelöst und nach dem Entfärben der Lösung mit
feuchter Thierkohle auf 100 CG. aufgefüllt. Das Rota-
tionsvermögen der Lösung im 251 Mm. langem Rohre
betrug
+ 12,380 im Mittel von 12 Versuchen.
Es wurden 3CC. der Lösung zu 100 .CC. aufgefüllt
und hiervon zur vollständigen Reduction von 10 CG.
Kupferlösung gebraucht
26,0 CG. im Mittel von 8 Versuchen.
Hieraus berechnet sich die Menge des in Lösung
befindlichen Traubenzuckers (Linksfruchtzuckers, Invert-
zuckers) zu 7,4 Grm. und unter der Voraussetzung, der
vorhandene Zucker sei Reditstraubenzucker, das Rotations-
vermögen der Lösung zu
4- 10,690. (Gefunden + 12,380).
Um zuerst nachzuweisen, ob der Honig überhaupt
Rechtstraubenzucker enthielt, wurde derselbe mit kochen-
dem Weingeist ausgezogen und die filtrirte Lösung neben
Kalk eingeengt. Es erschienen bald Krystallkrusten, die
über den Bienenhonig. 31
bei 840 etwas zusammensinterten^ bei 144<^ schmolzen und
deren Lösung im Wasser
frisch bereitet + 10,00
nach dem Constantwerden des Rotationsvermögehs -|- 5,6^
Ablenkung bewirkte. Der erhaltene Zucker zeigte also
die Bitotation, so wie alle anderen Eigenschaften des
Bechtstraubenzuckers. Dagegen zeigt obiger Reductions-
versuch, verglichen mit der Ablenkung der Lösung, dass
ausser dem Rechtstraubenzucker eine rechtsdrehende,
Kupferiösung nicht reducirende, Substanz zugegen war.
a) Die^drehende Substanz konnte Rohrzucker sein. —
Ein Theil der Lösung wurde mit ^iq Salzsäure in der
oben angegebenen Weise auf 60 bis 70^ erwärmt. Das
Rotationsvermögen betrug (bei gleicher Concentration der
Lösung)^
nach dem Behandeln mit Säure -|- 12,40® (Mittel von 10
Versuchen),
vorher -f- 12,380.
Zur Reduction von 10 CC. Kupferlösung wurden (bei
gleicher Concentration) wie vor dem Behandeln mit Säu-
ren 26,0 CC. gebraucht. — Die rechtsdrehende Substanz
ist demnach kein Rohrzucker, sie erlangt, wenn man sie
unter den Umständen, unter welchen Rohrzucker inver-
tirt wird, mit Säuren behandelt, weder ein Rotationsver-
mögen nach links, noch ein Reductionsvermögen fiir Kupfer-
lösung.
b) Die rechtsdrehende Substanz konnte Dextrin sein. —
Zur Entscheidung wurde eine Lösung, deren Drehungs-
vermögen zu -[- 24,980 (Mittel aus 10 Versuchen) gefun-
den, zu -}- 21,02 aus dem Kupferreductionsvermögen
(8 Versuche) berechnet war, mit verdünnter Schwefelsäure
gekocht, indess ohne dass die Lösung jetzt mehr Kupfer
zu reduciren vermochte. Bestimmter noch als dieser Ver-
such beweisen die folgenden, dass der unbekannte rechts-
drehende Beeta&dtbeil des vorliegenden Honigs vom Dex-
trin verschieden war. .
fj!,. .'1
fea^-
'*■■••'.
r-t:
fe-'^-
:V :
fl'^'-'
' ;.•■ *>
32
RöderSy
Eine Lösung, welche 24,04<> Rechtsrotation (12 Ver-
suche) und ein Reductionsyermögen zeigte, welches einer
Rechtstraubenzuckerlösung bei Abwesenheit anderer acti-
ven Substanzen 19,96^ Rotation ertheilt haben würde,
wurde wiederum mit ^/j^Maass rauchender Salzsäure auf
60 bis 70^ erwärmt, ohne dass Veränderungen eintraten.
Das saure Qemisch wurde hierauf im zugeschmolzenen
Rohre eine Stunde auf 105<) erhitzt. Die gelbe Lösung
zeigte nunmehr
17,49<> Rechtsrotation (8 Versuche, auf die ursprüng-
liche Concentration berechnet),
dagegen war das Reductionsvermögen gestiegen, sodass,
wäre es allein durch vorhandenen Rechtstraubenzucker
veranlasst worden, die Lösung
21,450 Rechtsrotation
hätte zeigen müssen. — Der Versuch wurde mit gleichem
Resultate wiederholt, wie folgende Uebersicht darlegt.
I. Rechtsrotation der Lösung = -|- 18,36^ (8 Versuche),
nach dem Erwärmen (60 — 70^) mit Salzsäure =
+ 18,230 (8 Versuche).
Die Reductionskraft der Lösung, vorausgesetzt, dass
sie von Rechtstraubenzucker herrühre, würde bei Abwe-
senheit anderer activen Substanzen einem Rotationsvermö-
gen von
-j- 15,720 vor dem Behandeln mit Säuren
4- 15,710 nach „ « » n
entsprechen.
II. Rechtsrotatiou der Lösung nach dem Erhitzen mit Säu-
ren auf 1040 (auf die ursprüngliche Verdünnung berechnet)
= 13,310
Aus dem Reductionsvermögen = 15,90.
Die erörterten und einige andere Versuche sind in
nachstehender Tabelle zusammengestellt.
a) Gehalt der Lösung an Rechtstraubenzucker, in
Grammen in 100 CC, aus dem Reductionsvermögen ge-
gen Kupferlösung berechnet.
über den Bienenhonig. 33
b) Berechnete Drehung der Polarisationsebene; welche
eine' Rechtstraubenzuckerlösung mit dem in a gefundenen
Gehalt im 251 Mm. langen Rohre bewirken würde.
c) Beobachtetes Rechtsdrehungsvennögen der Lösung
(Ue bergangsfarbe).
d) Verhältniss von h zu c.
a. b. c. d.
, Vor und n a ch Vor und n a ch
• dem Erhitzen mit dem Erhitzen mit
Nr. Säure auf 60— 70«. Säure auf 60— 70«.
1. 7,4 + 10,69« +. 10,69« 12,38« 12,4« " 10 : 11,6
2. 14,54 -f 21,02« +■ 21,02« 24,98 — 10 : 11,9
3. 13,81 4- 19,96« -f- 19,%« 24,04 23,88 10 : 12,0
4. 10,87 +. 15,71« -f. 15,72« 18,36 18,23 10 : 11,7
5. 9,50 + 13,75« — 16,34 — 10 : 11,85
6. 9,28 + 13,42« — 16,20 - 10 : 12,0
e) Reductionsiahigkeit der Lösung nach dem Erhitzen
mit Säure auf 1050, in derselben Weise wie bei b aus-
gedrückt.
f ) Nach dem Erhitzen mit Säuren auf 1050 beobach-
tete Drehung.
g) Verhältniss von e zu f.
e. f. g.
3. + 21,45« 17,49« 10 : 8,15
4. +15,9« 13,31« 10:8,36
Der Honig; welchen die mit käuflichem Traubenzucker
gefutterten Bienen bereiteten, hält demnach vorwiegend
Rechtstraubenzucker. In kleinerer Menge* findet sich
eine ebenfalls rechtsdrehende Substanz, welche alkalische
Kupferlösung nicht reducirt, und welche durch Erwärmen
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bdß. 1. Hft. • 3
■^..
' r ■
*
i-
i y
34 Jiöders^
mit Säuren weder ein Redtictionsvermögen erlangt, noch
ihr ßotationsvermögen verändert. Wird diese Substanz
mit Säuren auf 105<) erhitzt; so wird sie reducirend und
linksdrehend. Dass letzteres wirklich der Fall ist; geht
auf das Bestimmteste aus dem Vergleich zwischen 6 und/
hervor. Das Rotationsvermögen hatte in beiden Ver-
suchen über dasjenige hinaus abgenommen^ welches der
vorhandene Rechtstraubenzucker allein bewirken musste.
Im Uebrigen ist diese Substanz nicht gährungßiahig und
nicht durch Dialyse vom Rechtstraubenzucker zu trennen *).
Der untersuchte Traubenzuckerhonig verlor neben
Vitriolöl 10 Proc. Wasser, der Gehalt an Rechtstrauben-
zucker wurde, (nach Aussonderung der Zellen) gefunden
durch Reduction zu 74,0 J
;, „ 72,7 > im Mittel zu 72,6 Proc.
durch Qährung „ 71,1 ]
B. Amerikanischer oder Cuba- Honig. — Der-
selbe war halbflüssig, von schwach weinigem Geruch und
schon über ein Jahr alt.
Die optische Probe ergab zunächst, dass dieser Honig
ein Linksdrehungsvermögen besitzt, welches wie das des
Invertzuckers oder Linksfruchtzuckers mit der Tempe-
ratur der Lösung veränderlich ist. Die Reductionsprobe
zeigte, dass das Drehungsvermögen nicht ausschliesslich
durch Invertzucker bewirkt sein konnte. Wiederholungen
beider Proben nach dem Behandeln mit Säuren legten
die Abwesenheit des Rohrzuckers dar. — Durch Reduction
wurden in diesem Honig 76,4, durch Gährung 72,1 Proc.
Zucker gefunden. Die übrigen Resultate sind in nach-
stehender Tabelle zusammengestellt.
a) Zuckergehalt in Grammen in 100 CC. Lösung,
aus den Reductionsversuchen berechnet.
*) Rechtstraubenzucker und Ltnksfrtichtzucker diffundiren mit
gleicher Leichtigkeit durch Pergamentpapier und können daher
durch Dialyse nicht getrennt werden. Hiermit verschwindet
auch die Aussicht, die Dialyse für die Gewinnung von Rohr-
zucker aus der belasse nutzbar zu machen. Krt.
über end Bienenhonig. 35
b) Berechnete Drehung der Polarisationsebene, welche
eine Invertzuckerlösung von dem in a) gefundenen Gehalt
im 251 Mm. langen Rohre bei 22<> bewirken würde.
c) Beobachtetes Drehungsvermögen der Lösung.
d) Hieraus berechneter Gehalt an Invertzucker und
an Rechtstraubenzucker.
a. b. c. d. InlOOTheilen
Invertz. Kechtstr. Invertz. Rechtetr.
7,647 — 4,49® —2,02« 6,431 1,216 98,35 1,65
17,60 -10,3360 —4,54« 14,75 2,85 98,38 1,62
Der Cubahonig enthält also nach, einjährigem Auf-
bewahren etwas freien Rechtstraubenzucker. Der Grund
dieser Erscheinung kann in einer partiellen Gährung lie-
gen, die zuerst den Linksfruchtszucker ergreift.
C. Heller Heidhonig. 6 bis 7 Monate alt und
durch Aufbewahren der Waben in Papier vollständig er-
halten. Der zum Versuch 1 war flüssig geblieben, der
zu 2 und 3 krystallisch erstarrt. — Der Honig hielt
75 Proc. Invertzucker, weder Rohrzucker noch freien
Rechtstraubenzucker.
a. b. - c.
r^ i_ i_ 1.. Aus a berechnete Drehung Beobachtete Drehung
Zuckergehalt • , ° bei iqo
, T •• vor und n a ch », ^ « j ,
der Losung , „ , -, , •.. o- ^^^ "°d nach
dem Behandeln mit Sauren dem Behand. mit Säuren.
13,51 Proc. - 8,3« - 8,67o _ 8,66« ~ 8,710
16,66 „ — 10,410 _ _ 10,240
9,84 „ — 6,050 — — 6,010
Es vermag demnach die Biene die Beschaffenheit
des Zuckers, welchen sie zu Honig verarbeitet, nicht zu
verändern, es sei denn, dass von den Bienen gesammelter
Rohrzucker eine Inversion, d. h. eine Spaltung in Rechts-
traubenzucker und Linksfruchtzucker erlitte. Im üebri-
gen häuft sie gesammelten Traubenzucker sowohl, wie
gesammelten Invertzucker als solchen in den Zellen an.
36
Kraut,
>.*f^
Sic*'-- ^
r*7-:.-
m--
■r>
-?** * ^ •
W
^
I
w
16. Notizen«
a) Ueber eine Verbindung des Eisenoxyds mit Magnesia*
Vermischt man Lösungen von Bittersalz und 'Eisen-
chlorid in dem VerhäitnisSy dass auf 6 At. MgO 1 At.
Fe2 03 vorhanden ist, giesst dieses Gemenge in über-
schüssige kalte Kalilauge von 1,1 spec. Qewicht und kocht
mehrere Stunden, so wird der anfangs braune Niederschlag
völlig weiss und verräth seinen Gehalt an Eisenoxyd nicht
mehr durch seine Farbe. Bei sehr concentrirter Kalilauge
tritt die Farbenveränderung nicht ein, auch bei verdünn-
ter Lauge nicht, wenn weniger als 6 At. MgO auf 1 At.
Fe^O^ vorhanden sind. — Der Niederschlag zeigte sich
nach dem Auswaschen frei von Alkali, Chlor und Schwe-
felsäure. Er färbt sich, wenn er im feuchten Zustande
mit Schwefelammonium übergössen wird, anfangs gar nicht
und erst nach 24 Stunden grün, während Magnesiahydrat,
welches mit viel kleineren Mengen Eisenoxydhydrat ge-
mengt ist, sofort schwarz wird. Kaltes und kochendes
wässriges Ammoniak sind ohne Einfluss, Salmiak löst
bei gelindem Erwärmen die Magnesia und lässt Eisen-
oxydhydrat zurück, Schwefel wasserstojffwasser färbt sogleich
schwarz. Der Niederschlag kann' getrocknet werden,
ohne seine Farbe zu verändern, selbst bei 120^ erscheint
er noch weiss. Er zieht mit gleicher oder vielleicht noch
grösserer Begierde wie Magnesiahydrat Kohlensäure aus
der Luft an^ so dass es nicht gelungen ist ihn kohlen-
säurefrei zu erhalten. Die feuchte, nicht die trockne
Verbindung bräunt sich bjsim Ueberleiten von Kohlen-
säure. Sein Wassergehalt entsprach bei 1200 etwa der
Formel Fe2 03, 6 MgO + 9 HO; bei 2100 ist erst die
Hälfte des Ws^ssers zugleich mit einem Theil der Kohlen-
säure entwichen. Es ist möglich, dass diese Verbindung
auf die Formel viFe^ 06,6 MgO -f- 6 MgO, HO zu be-
ziehen ist, doch hat es uns nicht gelingen wollen, das
nach dieser Formel als überschüssig anzusehende' Wasser
zu entfernen, bevor die Verbindung braun geworden war. —7
Kohlensaures Natron verhält sich dem Aetznatron ähnlich
•«*
Notizen, 37
gfegen Eisenoxyd-Magnesialösungeii; doch färben sich die
Niederschläge auch bei grösserem Gehalt an Magnesia
(12 At. auf 1 At. Fe^O^) mit Schwefelammonium sogleich
schwarz. Die Thatsache, dass es nicht gelingt, Magnesia
und Thonerde durch Kochen mit Kalilauge von einander
zu trennen, könnte die Existenz einer ähnlichen Thonerde-
Magnesiaverbindung vermuthen lassen *).
b) Bestimmung der Phosphorsäure als phosphorsaures
Wismtdhoa^d.
Q. Chancel hat vor einigen Jahren zur Bestimmung
der Phosphorsäure empfohlen^ dieselbe mit saurem salpe-
tersauren Wismuthoxyd aus schwefelsaure- und salzsäure-
freien Lösungen auszufällen. Nach Versuchen, welche
Herr Holzbergerim hiesigen Laboratorium ausführte, i st
diese Methode durchaus nicht geeignet genaue Resultate
zu liefern. Verfährt man genau nach Chancel, so mengt
sich dem Niederschlage von phosphorsaurem Wismuthoxyd
basisch-salpetersaures Salz bei, welches auch nach voll-
ständigem Auswaschen im Niederschlage nachgewiesen
wurde. Diese Beimengung findet sogar dann noch statt,
wenn mit Wasser, welches 1,5 Proc. Salpetersäureanhy-
drid hält, ausgewaschen wird. Dieses Wasser, oder solches,
welches mehr Salpetersäure hält, löst aber schon etwas
phosphorsaures Wismuthoxyd, so dass dasselbe nach Ent-
fernung des" überschüsiSigen Wismuths im Filtrat mit
Magnesia nachgewiesen werden konnte. Bei 7 Versuchen
wurden aus Lösungen, welchen 0,328 Grm. BiO^^PO^
hätten liefern müssen, zwischen 0,324 und 0,345 Grm.
schwankende Mengen erhalten, nur 1 Mal zeigte der Nie-
derschlag das richtige Gewicht. Es war zum Auswaschen
'^) Diese Beobachtungen gewähren ein besonderes Interesse auch
dadurch, dass bei dem Antidotum Arsenici der Hannover-
schen Pharmakopoe und der Pharmac. boruss. ed. VII. ebenfalls
Eisenoxydhydrat und Talkerde zu8ammentre£Fen und möglicher-
. weise eine Verbindung eingehen, die gegen vorhandene arsenige
Säure indifferent bleibt. H. Ludwig.
38
Kraut,
1.-1 '
»V.
.-:.v ,
t ^* • •
■-■*•••. .
stets Wasser mit 1^/2 Procent Salpetersäure benutzt. —
Bei dieser Gelegenheit möge bemerkt werden^ dasa das
basisch-salpetersaure Wismuthoxyd des Handels wieder-
holt eisenhaltig gefunden wurde.
c) StassfurtJier Abraumsalz.
Beim Auflösen dieses Salzes in Wasser bleibt ein
geringfügiger krystallischer Rückstand^ welcher durch
Abschlämmen in Krystalle und Pulver gesondert werden
kann. Die ersteren wurden als Anhydrit (nicht als Gyps)
erkannt. Das Pulver war oder enthielt Stassfurthit^ des-
sen Menge nach der von mir früher angegebenen Methode
zu 0,013 Proc. vom Abraumsalz bestimmt wurde. Die
wässrige Lösung zeigte sich frei von Borsäure, Jod und
Lithion; Rubidium ist bereits von 0. L. Er d mann im
Abraumsalz nachgewiesen. Die Menge des Broms wurde
zu 0,064 Proc. bestimmt.
d) Essigsaures Ammoniak.
Das neutrale Salz, durch Einleiten von Ammoniak in
Eisessig von 1,066 spec. Gew. dargestellt, schmilzt bei 89<>.
Es hält 18,29 Proc. Stickstoff, der Formel C4H3(NH4)0*
entsprechend (Rechnung 18,18 Proc. N). Neben Vitriolöl
scheint es sich in das saure Salz zu verwandeln, wenig-
stens nahm es in 9 Tagen um 9,1 Proc. an Gewicht ab,
wobei Ammoniak fortging. — Das saure Salz wird auch,
wie neuerdings Kündig {Ann, Pharm. 105, 277) wiederum
bemerkte, beim Erhitzen des neutralen Salzes erhalten^
es entweicht anfangs viel Ammoniak, dann geht zwischen
140 und 1500 eine farblose Flüssigkeit übBr, die durch
Einlegen eines Krystalls vom neutralen oder sauren Salz
sofort erstarrt.
0,352 Grm. dieser unter 50^ schmelzenden Krystall-
masse, mit kohlensaurem Natron zerlegt, lieferten Ammo-
niak, das 5,04 CG. Säure (*/2ooo -A.t. im Liter) sättigte.
0,525 Grm. lieferten Ammoniak, das 8,03 CG. Säure
sättigte.
Notizen. 39
C4H3(NH4)04, C*H404 = 10,22 Proc. Stickstoff
Gefunden 10,03; 10,71 Proc.
Dieae Bestimmungen sind von Herrn D. Uelsmann
ausgeführt.
e) Hippursäure,
Die trockne Destillation der Hippursäure mit watSser*
freien Basen (Kalk) verläuft in ähnlicher Weise, wie die
Destillation der Hippursäure für sich, es werden Benzo-
nitril und Ammoniak erhalten, wobei der Rückstand ver-
kohlt. — Dagegen wird beim Destilliren von Hippursäure
mit 3 Th. Barjthydrat keine Kohle ausgeschieden, das
Destillat hält Benzol, Ammoniak und viel Methylamin.
Es. wurde nach dem Neutralisiren mit Salzsäure vom Benzol
befreit, mit Kalilauge destillirt und das wieder in Salz-
säure aufgefangene Destillat in Platindoppelsalz verwan-
delt. 20 Grm. Hippursäure lieferten etwa 1 Grm. salz-
saures Methylamin -Platinchlorid.
0,5209 Grm. Platindoppels, lieferten 0,2173 Grm. =«41,7 Proc Platin.
0,288 „ „ « 0,1185 „ =41,6 „
0,2023 , „ „ 0,0847 „ rrz 41,86 „
Rechnung für C2NH5, HCl,PtC12 = 41,68 Proc. Pt.
Es ist schwer, sich von dem Vorgange, der zum Auf-
treten von Benzonitril bei der trocknen Destillation der
Hippursäure Veranlassung giebt, eine klare Vorstellung zu
machen. Die bis auf 240 — 250<> erhitzte Hippursäure
hat kaum 7 Proc. an Gewicht verloren, der Verlust be-
steht in Benzoesäure und Kohlensäure, Ammoniak wird
erst gleichzeitig mit dem Benzonitril entwickelt. Unter-
bricht man den Versuch zu diesem Zeitpuncte, so hält
der Rtickstand nur noch wenig Hippursäure und Benzoe-
säure, aus der Lösung in kohlensaurem Natron fallt Salz-
säure ein braunes amorphes Pulver. — Ich vermuthete,
das Benzonitril der Hippursäure könne in Wahrheit
C16UH7 sein, oder von dieser Verbindung enthalten, mit
welcher Formel es durch Austritt von 2 At. Wasser und
2 At. Kohlensäure aus der Hippursäure entstanden wäre.
Da ich aber beim Zerlegen des so erhaltenen Benzonitrils
mit weingeistigem Kali nur Ammoniak und durchaus kein
40 , Krauty Notizen,
Methylamin erhielt, habe ich diese Ansicht aufgeben müs-
sen. — Durch ähnliche Beziehungen geleitet hat Weltzien
für das Hipparaffin von Schwarz die Formel C^^NH^O^,
die sich von derjenigen der Hippursäure durch minus
2 At. Kohlensäure unterscheidet, aufgestellt. Aber Lim-
p rieht (Lehrb.y Braunschw, 186 1, 894) fand die Formel
von Schwarz bestätigt und entdeckte auch einen leicht
schmelzbaren, in heissem Wasser löslichen Körper, der
sich beim Einwirken von Schwefelsäure und Bleisuper-
oxyd auf Hippursäure bei massiger Wärme bildet, und
seiner Formel C^^H^NO* gemäss als Ausgangspunct des
Hipparaflins (C16H7N02) betrachtet werden kann. Somit
bleibt das eigentliche Benzoylmethylamin noch aufzufinden.
f) Sebaminsäure, {Gmelin F/i,*^454.)
Sie wird auch durch trockne Destillation des halb-
sebacylsauren (neutralen) Ammoniaks erhalten. Man löst
das anfangs farblos, später gelblich übergehende Destillat
in wässrigem Ammoniak, filtrirt, fällt mit Salzsäure und
krystallisirt -aus kochendem Wasser um. — Krystallische,
weisse Masse, die erst nach längerem Kochen mit concen-
trirter Kalilauge Ammoniak entwickelt, aus kohlensaurem
Elalk Kohlensäure austreibt und ein in Wasser wenig lösliches
Kalksalz bildet. — Erhitzt man sebäminsaures Natron mit
Chlorbenzoyl, so wird ausser Kochsalz ein durch Aether
ausziehbares Oel erhalten, das nicht erstarrt^ mit Kalihy-
drat -geschmolzen Ammoniak entwickelt, sich nicht in Was-
ser, wässrigem Ammoniak und kohlensaurem Natron löst,
sondern beim Waschen damit nur etwas freie Säure abgiebt.
0,268 Grm. der über Vitriolöl getrockneten Sebamin-
säure gaben 0,5895 Grm. Kohlensäure und 0,2365 Grm.
Wasser. — 0,146 Grm. gaben Ammoniak, das eine 0,01036
Grm. Stickstoff entsprechende Menge Säure sättigte.
Gefunden.
20 C 120 59,70 59,98
N 14 6,97 7,09
19 H 19 9,45 9,81
^ 6 0 48 23,88 ^__^
C20NH19O6 201 100,00.
Feldhaus^ ühei* Bittermandelwasser, 41
g) Brenzliches Oel des Camphers,
Unter diesem Namen ist von Bouillon-Lagrange
^in Oel beschrieben, das er durch Destillation eines
Gemenges von Thon mit Campher erhielt. Aus einem
so bereiteten Product, das sich in der Sammlung des
hiesigen Laboratoriums fand, Hess sich durch fractionirte
Destillation, durch Erkälten des Destillates und Aussondern
des erstarrten Theils einerseits viel Campher und anderer-
seits Cymen isoliren. Das letztere wurde im Siedpunct,
Verhalten gegen Salpetersäure und gegen Vitriolöl mit
dem gewöhnlichen Cymen übereinstimmend gefunden.
Das Oel ist demnach ein Gemenge von Cymen und un-
zersetztfeip Campher.
üeber Bittermandelwasser;
von-
Sigismund Feldhaus.
Zu deia Studien über das Bittermandelwasser, die in
dem Aprilhefte des Archivs Aufnahme gefunden, trage
ich ^Einiges nach, betreffend den Nachweis des Cyanam-
moniums in dem Bittermandelwasser, die Bestimmung
des Cyangehaltes in demselben und den Amygdalinge-
halt verschiedener im Handel vorkommender bittem Man-
deln.
Scheidet man mit Kali oder Natron und Silber alles
Cyan aus dem Bittermandelwasser ab, so darf man mit
Sicherheit annehmen, dass hierdurch keine Ammoniakver-
bindung gebildet worden isti War eine Ammoniakverbin-
dung zugegen, so ist das Ammonium an die verwendete
Säure gebunden, in der vom Cyansilber abfiltrirten Flüssig-
keit enthalten, aus welcher es durch Kochen mit Kali
oder Natronlösung frei gemacht werden kann. Da aus
Nitraten durch Kochen mit überschüssiger Alkalilösung
kein Ammoniak gebildet wird, so ist die Verwendung
von Silbersalpeter und Salpetersäure gestattet. Verfahrt
4:2 FeldKaus,
man nun in dieser Weise, ßQlt durch Natronbydrat, Silber-
nitrat und Salpetersäure alles Cyan aus dem Bitl^rmandel-
wasser vollständig aus, concentrirt das Filtrat, wobei alles
Benzaldehjd zu Benzoesäure oxydirt wird, und kocht mit
überschüssigem Aetznatron^ so erhält man starke Reactionen
auf Ammoniak. — Durch Einleiten der Dämpfe in salz-
säurehaltiges Wasser, Concentriren dieses Chlorammonium-
haltigen Wassers und Vermischen mit Platiachlorld unter
Zusatz von Weingeist, wurde eine quantitative Bestim-
mung vorgenommen. 100 Grm. ganz frisches Bittermandel-
wasser gaben in dieser Weise 0,0522 Grm. H4NCl,PtC12
welches nach dem Glühen reines Platin zurückliess. Es
ist hierdurch die Gegenwart von 0,0135 Grm» Cyan-
aramonium in den 100 Grm. Bittermandel wasser bestimmt
nachgewiesen.
Nach der früher mitgetheilten Ausführung enthält das Bit-
termandelwasser wesentlich cyanwasserstoffsaures Benzalde-
hyd, ausserdem freie Blausäure und freien Benzaldehyd, zu
denen nun auch noch Cyanammonium kommt. Diese Be-
standtheile finden sich nicht in constantem Verhältnisse,
sondern da die letztern Zersetzungsproducte der ersten Ver-
bindung durch die Wärme sind, so müssen schon hierdurch,
abgesehen von der mehr oder minder vollständigen Ver-
dichtung, je nach der Dauer und der Höhe dieses Einflusses
quantitative Verschiedenheiten auftreten, die indess gewisse
Grenzen nicht überschreiten können.
Man darf annehmen, dass die Verbindung von Cyan-
wasserstoff mit Benzaldehyd aus gleichen Aequivalenten
besteht, und dass durch die Wärme auf ein Aequivalent
Cyanwasserstoff auch ein Aequivalent Benzaldehyd frei
wird. Dieser freie Benzaldehyd wird sich in dem Bitter-
mandelwassor unverändert vorfinden bis auf einen kleinen
Theil, der während der Destillation zu Benzoesäure oxydirt
werden konnte. Der frei gewordene Cyanwasserstoff findet
sich zum Theil in dem Destillate, ein Theil entweicht
unverdichtet und ein Theil wird in Cyanammonium um-
geändert.
N
über Bittermandelwasser. 43
Nach genauen Cyanbestimroungen und anter Zu-
grundelegung dieser Reactionen berechnen sich beispiels-
weise für 100 Theile des ßittermandelwassers, welches
zu der obigen Cyanaminoniumbestimmung diente, folgende
Zahlen:
Cyan wasserstoffsaurer Benzaldehyd .. . 0,6848
* Freier Cyanwasserstoff 0,0159
Cyanammonium 0,0136
Freier Benzaldehyd 0,1186.
Obgleich aus den angeführten Gründen diese Zahlen
nicht auf jedes Bittermandelwasser Anwendung finden,
so sind sie doch geeignet, ein Bild von der chemischen
Natur dieses Präparates zu geben.
Eine Reihe von Thatsachen, deren Aufzählung hier
zu weit führen würde, sprechen dafür, dass das Cyan-
ammonium oder wenn man will, das freie Ammoniak
im Bittermandelwasser die Verbindung des Benzaldehyd
mit dem Cyanwasserstoff unter Abscheidung von in Wasser
unlöslichen Substanzen zersetzt. Indifferent gegen den
cyanwasserstoffsauren Benzaldehyd verhalten sich die neu-
tralen Salze des Ammoniums mit Säuren,' die stärker
sind als die Cyanwasserstoffsäure. Man kann also nach
der quantitativen Ermittelung des Ammoniums im Bitter-
mandelwasser die Mengen Säure berechnen, welche das-
selbe neutralisiren und damit die Quelle der spontanen
milchigen Trübung wegnehmen müssen.
0,0135 Cyanammonium werden zerlegt durch 0,0123
S03; 0,0162 N05 5 0,0110 HCl etc. — Für 1000 Bitter-
mandelwasser bedarf man hiernach etwa 1 Acid. sulf.
dilut.y 2^3 Acid. nitric.j */2 Acid. hydrochlorat. oder:
1 Tropfen verdünnte Schwefelsäure für 2 Unz. Mandelwasser
1 „ officinelle Salpetersäure für 3 »
1 M ^ Salzsäure für 4
Diese kleinen Mengen Säuren, gleich nach der Destilla-
tion dem Bittermandelwasser zugesetzt, reichen in der
That aus, dasselbe vollkommen klar und unzersetzt zu
n
44 Feldhaus,
erhalten, sogar in der starkei) Verdünnung als Aq, cerasor.
amygdalata, —
Da der cyanwasserstoffsaure Benzaldehyd von Silber-
nitrat bei gewöhnlicher Temperatur nicht verändert wird^
so muss derselbe, um das Cyan an Silber zu binden, vor-
ab durch Kali oder Ammoniak zersetzt werden. Aus
der schwachen Basicität des Benzaldehyds scheint der
Schluss gerechtfertigt, dass ein Aequivalent Kali oder
Amrrioniak zur vollständigen Zersetzung ausreichend wäre.
Dies ist jedoch nicht der Fall und da durch dies Ver-
halten bei der Prüfung des Bittermandelwassers leicht
Irrungen entstehen können, so erscheint ein näheres Ein^
gehen hierauf nicht überflüssig.
Für 0,150 Qrm. HCy, die in 100 Grm. Bittermandel-
wasser durchschnittlich vorausgesetzt werden dürfen, er-
giebt sich aus den Aequivalentgewichten 0,0945 Qrm.
H3N, 0,2622 Grm. KO und 0,9444 Grm. AgO,N05, in
runden Zahlen demnach:
100 Grm. Bittermandelwasser
1 „ Silbernitrat
.1 CG. lOprocentige Ammoniaklösung
2,5 CG. lOprocentige Kalilösung.
Versetzt man Bittermandel wasser mit einem Aequi-
valent Kali, so entsteht Cyankalium und freier Benzalde-
hyd. Nach dem Ansäuern mit Salpetersäure erhält man
eine starke Ausscheidung von Cyansilber, aber es ist bei
weitem* noch nicht alles im Bitterraandelwasser enthaltene
Cyan durch Silber föUbar geworden. Da Cyanwasser-
stoflf und Benzaldehyd sich auf directem Wege nicht ver-
einigen, so geht hieraus bestimmt hervor, dass durch
ein Aequivalent Kali ein Aequivalent cyanwasserstoff-
saurer Benzaldehyd nicht zerlegt wird. Sogar nach dem
Vermischen mit 10 bis 15 Aequivalenten Kali ist nach
Ansäuern mit Salpetersäure noch eine kleine, aber nicht
ganz unbedeutende Menge Cyan in dem Bittermandelwasser
zugegen, welches durch Silberlösung nicht ausgefallt wurde.
Genau wie das Kali verhält sich das Ammoniak. — Da
über Bittermandelwasser, 45
eine längere Einwirkung von überschüssigem Kali und
besonders von Ammoniak Zersetzungen im Bittermandel-
wasser hervorruft, so darf man die vollständige Zerlegung
des cjanwasserstoffsauren Benzaldehyds durch eine längere
Einwirkung von Kali oder Ammoniak nicht versuchen.
Es kann mithin dex Cyangehalt des Bittermandel-
wassers nicht in der Weise ermittelt werden, dass man
erst Kali oder Ammoniak im Ueberschuss, dann Salpeter-
säure und darauf Silberlösung zusetzt,
Anders gestaltet sich dieser Vorgang, wenn man
Silbernitrat zu der alkalischen Flüssigkeit hinzufügt und
darnach erst mit Salpetersäure ansäuert. Es tritt jetzt
die Unlöslichkeit des Silbercyanids, so wie dessen grosse
N'eigung, mit Cyanalkalimetallen leicht lösliche Doppelver-
bindttngen einzugehen, mit ins Spiel, so dass durch eine
viel geringere Menge Alkali als eben angeführt, eine
vollständige Zersetzung des cyan wasserstoffsauren Benz-
aldehyds erreicht wird.
Rose sagt über diese Prüfungsweise, Handbuch der
analyt. Chemie, Bd. 1. Seite 679 : um die ganze Menge
Blausäure im Bittermandelwasser in Cyansilber zu ver-
wandeln, muss man dem zu prüfenden Wasser^ nachdem
man salpetersaure Silberoxydlösung hinzugefügt hat, etwas
Ammoniak zusetzen, wodurch die unbedeutende Trübung
des sich ausscheidenden Cyansilbers verschwindet. Nach
dem Uebersättigen mit Salpetersäure erhält man alle
Cyanwasserstöffsäure als Cyansilber ausgeschieden. — ;
Die Ermittelung der Menge Ammoniaklösung, welche
zur vollständigen Abtrennung des Cyans erforderlich ist,
schien mir nicht unwichtig zu sein, ebenso die Unter-
suchung, ob ein so grosser Ueberschuss von Ammoniak,
welcher erforderlich ist, um das im Anfang ausscheidende
Cyansilber wieder in Lösung zu bringen, auf die Menge
des zu wägenden Niederschlags ohne Einfluss bleibt. .
Das Kali ist zum Ausfällen des Cyans mittelst Silber
nicht so gut geeignet, weil es aus Silbersalzen Silberoxyd
ausfallt, welches von dem Cyansilber nur durch längere
;^:-
;■. .• ■ *
•>
46 Feldhaus,
gelinde Digestion mit verdünnter Salpetersäure vollßtändig"
getrennt werden kann. — Setzt tnan zu Bittermandel-
wasser; worifi man Silbemitrat aufgelöst hat, allmälig sehr
verdünnte Kalilösung, so -entsteht erst dann eine braune
Färbung von Silberoxyd, wenn ein Aequivalent Kali zu-
gesetzt ist. Dieser Punct ist se deutlich, dass sich dar-
auf eine maassanalytische Methode gründen liesse, wenn
dieselbe nicht durch die vorzügliche Liebig'sche durchaus
überflüssig wäre. — Eine vollständige Ausfällung des
Cyans durch Silber und Kali ist nach meiner Erfahrung
ohne gleichzeitige Ausscheidung von Silberoxyd nicht
thunlich, und aus diesem Grunde ist es viel zweckmässiger
sich des Ammoniaks dabei zu bedienen.
Vermischt man Bittermandelwasser, dem man ein
Aequivalent Silbemitrat zugesetzt hat, mit einem Aequi-
valent Ammoniaklösung, so scheidet sofort viel Cyansilber
aus und die Flüssigkeit reagirt deutlich alkalisch, ein
Beweis, dass noch freies Ammoniak zugegen ist. Setzt
man jetzt Salpetersäure zu, so hat man im Filtrat noch
cyanwasserstojQEsauren Benzaldehyd neben salpetersaurem
Silberoxyd. Die Menge des nicht ausgeföllten Cyans ist in
diesem Falle jedoch viel geringer, als wenn man bei
gleichen Mengen das Silber nach der Ansäuerung mit
Salpetersäur(3 zugesetzt hat. — Es wurde nun durch
Versuche ermittelt, dass zwei Aequivalente Ammoniak-
lösung zu der vollständigen Ausscheidung des Cyans aus-
reichen. Die Zersetzung ist augenblicklich, und der Ver-
such erfordert nicht so viel Zeit, dass man eine Neben-
wirkung des Ammoniaks zu befürchten hätte. Das Cyan-
silber scheidet sich fast vollständig aus, noch ehe man einen
Tropfen Säure zusetzt. Um das ausgeschiedene Cyan-
silber durch Ammoniak in Lösung zu bringen, bedarf
man eines sehr grossen Ueberschusses und es gelingt
auch, durch eine grosse Menge Ammoniaklösung nicht
einmal eine ganz klare Lösung zu erhalten. Eine ziemlich
klare Flüssigkeit bekommt man, wenn man zu dem Bitter-
mandelwasser zuerst eine grosse Menge Ammoniaklösung
aher Bittermandelwasser, 47
und dann ein Aequivalent Silbemitrat zusetzt^ jedoch
auch hierin zeigt sich sehr bald eine Trübung durch
kleine flinamei*nde Körper.
In dem so eben erörterten Verhalten des Bitter-
mandelwassers und des Cyansilbers gegen Ammoniak-
lösung ist der Grund zu der unter den Pharmaceuten viel
verbreiteten Meinung zu suchen^ dass die Fällungsmethode
keine genauen und übereinstimmenden Resultate gebe.
Ehe ich Zahlen mittheile, die aus Fällungen unter
verschiedenen Verhältnissen erhalten wurden, erlaube ich
mir zwei Bemerkungen vorauszuschicken. Um sicher zu
gehen, dass man alles Cyan als Cyansilber zur Wägung
bringt, prüfe man einige Tropfen der abfiltrirten Flüssig-
keit mit Salzsäure, ob ein geringer üeberschuss von
Silbernitrat zugegen ist. Eine etwas grössere Menge,
die Silbernitrat enthält, macht man mit Ammoniak stark
alkalisch und dann mit Salpetersäure wieder sauer, es
darf keine Trübung entstehen, sonst war nicht alles cyan-
wasserstoffsaure Benzaldehyd zersetzt. Beide Proben
sollte man nie unterlassen. — Die Wägung des Cyan-
silbers kann nur auf vorher trocken gewogenen Filtern
geschehen, da eine anscheinend vollständige Trennung
niemals ein genaues Resultat giebt. Dass man grossen
Fehlern ausgesetzt ist, wenn man zwei gleich grosse Filter
ohne Weiteres für gleich schwer nimmt, bedarf wohl
kaum der Erwägung. Der Bequemlichkeit halber sucht
man häufig die Menge Blausäure aus dem Cyansilber
durch Division mit 5 zu berechnen, indess ist dies nicht
genau, da AgCyl34 und HCy27 ist.
Bei den nachfolgenden Versuchen waren die Filtra
aus schwedischem Papier trocken gewogen, die Nieder-
schläge mit den Filtern bei 100 — llOC. völlig ausge-
trocknet und nach dem Erkalten neben Schwefelsäure
zwischen Uhrgläsern gewogen. Das Silbernitrat wurde
in filtrirter Lösung zugesetzt, die auf 10 CC. 1 Grm.
Silbersalpeter enthielt. Die Ammoniaklösung war chlor-
frei, spec. Gewicht 0,960. Salpetersäure wurde bis zur
48 FeldhauSy
deutlich sauren Reaction zugesetzt; grosser Ueberschuss
vermieden. Das Auswaschen der Niederschläge wurde
so lange fortgesetzt, als im Waschwasser noch eine Spur
Silber aufzufinden war. Das Bittermandelwasser; welches
zu diesen Versuchen diente, war so klar und hell wie
-chemisch reines Wasser.
1) 100 Qrm. Bittermandelwasser;
1;B Grm. Silbernitrat;, dann
2 CC. Ammoniaklösung;
darnach Salpetersäure im geringen Ueberschuss, wie bei
allen Versuchen.
2) 100 Grm. Bittermandel wasser,
2 CC. Ammoniaklösung; dann
1;3 Grm. Silbemitrat.
3) 100 Grm. Bittermandelwasser;
10 CC. Ammoniaklösung; dann
1;3 Grm. Silbernitrat.
4) 100 Grm. Bittermandelwasser^
1,3 Grm. Silbemitrat, dann
20 CC. Ammmoniaklösung.
5) 100 Grm. Bittermandelwasser,
2 CC. Ammoniaklösung; dann
5 Grm. Silbernitrat.
Das FiUrat aus dem letzten Versuch gab nach dem
Verdünnen mit Wasser und Zusatz von Ammoniak, bei
der Ansätterung mit Salpetersäure eine deutliche Trübung.
Ich stelle die Resultate der Wägungen zusammen und
füge die Berechnung auf Cyanwasserstoff hinzu, wobei
vorausgesetzt worden, dass die Niederschläge AgCy waren.
1. a) 0,8103 AgCy = 0,1633 HCy
6)
0,8095
»
0,1631
c)
0,8082
ff
0,1628
2.
0,8075
n
0,1624
3.
a)
0,8190
ti
=—
0,1650
•
h)
0,8152
n
0;1642
4.
a)
0,8215
n
=
0,1655
h)
0,8430
n
— -
0,1698
5.
0,7076
n
0,1427
über Bittermandelwasser, 49
Die Versuche 1 und 2 stimmen so gut überein, dass
es gleichgültig ist, ob 2Uerst Silbernitrat oder Ammoniak
zugesetzt wird, ich halte diese Resultate für die richtigen.
Aus den Versuchen 3 und 4 geht hervor, dass ein
grosser Uebersbhuss von Ammoniak die Menge, des Nieder-
schlags vermehrt, entweder durch hartnäckig vom Cyan-
ßilber zurückgehaltenes Ammoniak, oder durch die un-
löslichen Verbindungen die aus Ammoniak und Benzalde-
hyd leicht entstehen. Im Versuch 5 wäre der Ausfall
an Silbercyanid wohl nicht so gross gewesen, wenn die
Ainmoniaklösung im Verhältniss zum Silbemitrat vermehrt
worden wäre, der Versuch zeigt aber, dass man auch nicht
beliebig viel Silbemitrat zusetzen darf, obgleich ein ge-
ringer nothwendiger Ueberschuss nicht schadet. Aus
diesen und vielen andern Versuchen habe ich die üeber-
zeugung gewonnen^ dass die quantitative Bestimmung
des Cjans im Bittermandelwass^ durch Fällung mit
Silber sicher und genau ausgeführt werden kann^ wenn
man von den in den Versuchen 1 und 2 angewendeten
Mengen nicht zu weit abweicht. Indess beanspruchen
genaue Bestimmungen wegen des Trocknens der Filter
und der Niederschläge, welche hartnäckig die letzten
Spuren Wasser f^thalten, viel Zeit und Mühe. Da in
der leichten und raschen Ausführbarkeit die Titrirbe-
stimmungen grosse Vorzüge besitzen, so war eine Ver-
gleichung der beiden Methoden bei dem Bittermandel-
wasser von Interesse.
Die Liebig'sche Titrirmethode beruht bekanntlich dar-
auf, dass in Cyankaliumlösung durch Silbersalz zunächst
nur das leicht lösliche Cyansilberkaliüm entsteht und
dass diese Verbindung durch weitem Zusatz von Silber-
salz unter Abscheidung von Cyansilber zersetzt wird.
Aelteres Bittermandelwasser, dessen Cyanammonium
nicht durch Säure zersetzt worden, ist fast ohne Aus-
nahme 80 milchig, dass die erste geringe Atisscheidung
von Silbercyanid darin nicht gut bemerkt werden kann.
Dieser Uebelstand tritt bei dem gleich nach der Berei-
Arch. d. Pharm. CLXVI.Bds. 1. Hft 4
"l
50 \ Feldhaus,
tung mit etwas Säure versetzten Bittermandelwasser nie
ein^ da es völlig frei von dem milchigen Aussehen bleibt.
Die erste Ausscheidung des Gyansilbers^ welche die Been-
digung des maassanalytischen Versuches anzeigt; beob-
achtet man am besten in einer verdünnten ganz klaren
und wasserhellen Lösung des krystallisirten K Cy, Ag Cy^
durch 1 oder 2 Tropfen */iq Normal -Silberlösung. Es
ist nur eine Opalisirung der Flüssigkeit^ die aber nicht
wieder verschwindet, weder durch längeres Stehen noch
durch Erwärmen. In dem mit Kali versetzten Bitter-
mandelwasser entsteht diese Opalisirung und verschwindet
nach mehren Stunden wieder^ rascher beim Erwärmen*
Es ist klar, dass in einer Flüssigkeit die nur noch ein
Minimum von KCy enthält, dieses nicht momentan das
an andern Stellen ausgeschiedene AgCy auflösen kann.
Man compensirt diesen Umstand dadurch^ dass man bei
diesen Prüfungen so viel Silbemitrat zusetzt, dass eine
deutliche Ausscheidung von Cyansilber eintritt. Ueber
die Menge Kali^ w^elches dem Bittermandelwasser zuzu-
setzen ist, finde ich keine Angabe. Mit einem Aequi-
valent Kali ist der Versuch nicht zu Ende zu führen,
aber zwei Aequivalente reichen vollständig aus, auch
schadet ein ziemlich grosser Ueberschuss von Kali bei
stark verdünnter Lösung nichts. Stark alkalische fertig-
titrirte Flüssigkeiten bräunen oder schwärzen sich durch
den reducirenden Einfluss des freien Benzaldehyds nach
einiger Zeit.
Auf 54 Qrm. Bittermandelwasser nimmt man deshalb
etwa 2 — 3 C. C. 10 procentige Kalilösung oder etwa
^'2 Grfn, geschmolzenes Kalihydrat. Eine Verdünnung
mit ungefähr 200 C.C. Wasser ist durchaus zu empfeh-
len. Auf dunklem Grunde kann man dann das erste
Auftreten des Opalisirens ausgezeichnet scharf beobach-
ten und die üebereinstimmung verschiedener Versuche
hängt nur "^on dem aufmerksamen Experimentiren ab.' Ich
führe ein paar Titrirungen an, die mit demselben Bitter-
mandelwasser, dessen Cyangehalt in den oben mitgetheilten
über Bittermandelwasser, 51
Wägungen zu 0,163 Proc. Cyanwasserstoff gefunden wor-
den^ angestellt sind.
54 Gramm Bittermandelwasser,
0,35 Gramm geschmolzenes Kalihydrat,
200 CG. Wasser,
16,4 CG. Vio N - Silberlösung = 0,164 Proc. HCy.
54 Granim Bittermandel Wasser,
0,5 Gramm Kalihydrat,
-200 CG. Wasser,
16.3 GG. Vio N-Silberlö8ung= 0,163 Proc. HGy.
54 Gramm Bittermandel wasser,
1 Gramm Kalihydrat,
. 200 GG. Wasser,
16.4 GG. Vio N- Silberlösung = 0,164 Proc. HGy.
Ich empfehle es, die fertigtitriten Flüssigkeiten einige
Stunden stehen zu lassen, ob etwa die geringe Menge
des ausgeschiedenen Gyansilbers noch wieder klar auf-
gelöstwird. Es handelt sich hierbei allerdings nur um
wenige Gubikmillimeter der Probeflüssigkeit. -:- Man sieht,
dass durch die Maassanalyse ebenso wie bei der freien
Blausäure, so auch beim Bittermandelwasser der Cyan-
gehalt sicher und sehr genau gefunden werden kann.
Ich nehme die Aeusserung, dass die Titrirungen mit *sorg-
fältig ausgeführten Wägungen nicht übereinstimmten, zu-
rück, sie hatte ihren Grund in einem kleinen Irrthum,
der mit der Probeflüssigkeit begangen worden, und der
erst später entdet^kt wurde.
Im Handel kommen verschiedene Sorten bittere Man-
deln vor, die sich äusserlich besonders durch ihre Grösse
unterscheiden. Die kleinen sind als Amygd, amar, bar-
baricy die grossen als siciUan, oder provincial, bekannt.
Ausserdem wird jetzt eine Teneriffa -Sorte angeboten,
die aus ganz ungleich grossen Samen besteht. Ueber den
Amygdalingehalt dieser verschiedenen Sorten fehlt es an
genauen Angäben und einen grossen Werth haben darauf
gerichtete Untersuchungen allerdings nicht. Es geht mit
dieser Drogue wie mit den Ghinarinden und anderen,,
4*
w
^
52
■V-
'■s' '
'S' * .■
Feldhaus,
sie sind keine chemische Präparate; sondern ihre Be-
schaffenheit unterliegt wechselnden Einflüssen. Doch
wird eine gewisse Beständigkeit vorausgesetzt werden
können. —
Der directen Bestimmung des Amygdalins steht die
Schwierigkeit, wo nicht die Unausführbarkeit der Rein-
darstellung ohne Verlust entgegen. Leichter und jeden-
falls von ausreichend praktischem Nutzen sind Cjanbestim-
mungen, die ich in folgender Weise ausgeführt habe.
500 Qrm. bittere Mandeln wurden möglichst vom Oel befreit,
und der fünfte Theil des feingepulverten Rückstandes
mit 400 CC. Wasser 24 Stunden macerirt und dann aus
Glasgefassen durch hineihgeleiteten Dampf destiUirt, mit
der Vorkehrung, dass der unverdichtet entweichende Cyan-
wasserstoff in ammoniakhaltig. Wasser aufgenommen wurde.
Unter den oben angegebenen Cautelen wurde dann alles
Cyan an Silber gebunden, und aus dem gewogenen Cyan-
silber der Amygdalingehalt berechnet, unter der Annahme,
dass ein Aequivalent Amygdalin ein Aequivalent Cyan
gebe.
1. Amygdal, amar, sicü. 100 Stück, etwa 50 Grra.
schwer, fast kein Bruch ; 100 Grm. gaben 0,8745 Grm.
AgCy = 3,307 Grm. Amygdalin.
2. Amygdal. amar. Teneriffa, 100 Stück, etwa 38 bis
40 Grm. schwer, sehr ungleich gross und viel Bruch.
100 Grm. gaben 0,7740 Grm. AgCy = 2,773 Grm.
Amygdalin.
3. Amygdal. amar, harbarxc, 100 Stück, etwa 25 Grm.
wiegend, gleichmässig gross, ohne Bruch. 100 Grm'.
gaben 0,8165 Grm. AgCy = 3,004 Grm. Amygdalin
Nach Liebig geben bittere Mandeln l,5Proc., nach
Bette 2,8 Procent Amygdalin, die obigen Ergebnisse
stimmen mit der letzten Angabe sehr gut überein.
Ein Versuch zur directen Amygdalinbestimmung
wurde in folgender Weise ausgeführt. Die von Oel
befreiten fein gepulverten Mandeln wurden in siedendes
Wasser eingetragen und etwa 10 Minuten gekocht. Diese
«^:.
J
über Bütermandelwasser. 53
Lösang wurde der Dialjse imterworfeD, naeb. den An*
gaben von Gr^^hauij Fresenius* Zeitachrift, Seite 269.
Nach 24 Stunden wurde die klare amygdalinhaltige Flüs-
sigkeit zur Trockne abgedampft^ mit SOprocentigem Wein-
geist ausgekocht; dieser verdunstet und der Rückstand
neben Schwefelsäure ausgetrocknet. 13 Qrm. sicilianische
Mandeln gaben 0,4585 Grm. Amygdalin = 3,44 Proe.,
welches Spuren von Kryställisation zeigte, aber wohl
noch nicht ganz rein war. Da ich nur diesen einen
Versuch mit einem kleinen improvisirten Dialysator an-
gestellt habe, so kann ich nicht sagen, ob die Ueberein-
stimmung mit der Cyanbestimmung nur eine zufällige ist.
Jedenfalls ist dieses Resultat sehr ermunternd für weitere
in grösserem Maassstabe auszuführende Versuche.
Hinsichtlich der Aq. amygd, amar, bin ich der Pharm,
bor. VIL gegenüber, die bekanntlich in 720 Theilen
einen Theil Cyanwasserstoff verlangt, der Ansicht, dass
man stärkere Destillate mit Wasser, welches ^6 Alko-
hol enthält, bis zu diesem Punct verdünnen, dann aber
durch Zerlegung des Cyanammoniums mittelst entsprechend
wenig Mineralsäure die freiwillige Zersetzung des Präpa-
rats verhindern muss. Ich penne es eine Absurdität, wenn
eingeworfen wird, der Zusatz dieser Säure sei aus dem
Grunde unstatthaft, weil ihn die Pharmakopoe nicht vor-
schreibt. Wenn es der Mühe lohnte^ wäre es leicht,
dieser sonderbaren Scrupulosität die Unwesentlichkeit
nachzuweisen *).
*) Der Zusatz ipon Spuren verdünnter Schwefelsäure in den weiter
oben angegebenen Verhältnissen (1 Tropfen verdünnte Schwefel-
säure auf 2 Unzen Bittermandelwasser) hat durchaus nichts Be-
denkliches, sobald er mit Zustimmung der das Bittermandel-
wasser verordnenden Aerzte geschieht. H.Ludwig.
5i Stein,
Weitere Notizen über das Heiin nnd
UmwaDdlnng in Heletin;
W. Stein*).
In meiner leisten Arbeit **) über daa Melin habe ich
nacbgewiesen, dass dasselbe nicht identisch mit Querci-
meliD ist, wie Hlasiwetz behauptet hatte, sondern sich
im ToUkommen trocknen Zustande von letzterem durch
ein Mehr von WasBerelementen unterscheidet. Ich sprach
zugleich die Vermuthnng aus, dass die Beziehungen zwi-
schen der Zusammensetzung des Meletins und der beiden
genannten Körper, sobald die Analysen des ersteren un-
zweifelhaft feBtgesteilt seien, sich durch ein Hinzutreten
der Elemente der Ameisensäure zu den Elementen des
Melius und QuercimeÜns unter Austritt von den Elementen
des Wassers veranschaulichen lassen.
Auf die Bemerkungen, zu welchen meine Arbeit
Herrn Prof. Hlasiwetz veranlasst hat, näher einzugehen,
glaube ich unterlassen zu dürfen. Ich spreche nur das
Bedauern aus, dass er meine gewiss schonende Wider*
legung seiner Ansichten nicht richtiger zu würdigen wusste.
Wichtiger ist es, dass unabhängig, aber mit mir zu
gleicher Zeit, die Herren Zwenger und Dronke über
denselben Gegenstand gearbeitet haben, und, was das
Thatsächliche betrifft, zu denselben Resultaten gelangt
sind wie ich ***). Nur unsere Interpretationen der gewon-
nenen Resultate weichen von einander ab.
Sie haben sogar, was mir zu meinem Bedauern
früher entgangen ist, schon vorher einen werth vollen
Beleg für den von mir aufgestellten Satz geliefert, dass
es eine Gruppe, von natürlich vorkommenden gelben Farb-
stoffen gebe, welche unter einander in ähnlichen Be-
*) Vom Herrn VerAiwer als Separatabdruck eiDgeaandt. Ludi^ig.
**) Jouro. für prakt Chemie. LXXXV, 361 nnd Programm der
polyt.SchulezuDreBdeDl863. Vgl.d.Arch.d.Pb. Bd.CLXlI,97.
*••) Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXUI, 145.
iiber das Mdin und Beine Umwandlung in Meletin. 55
«
Ziehungen stehen wie die verschiedenen Zuckerarten. Das
Ton ihnen entdeckte Robinin'*') steht nämlich zwischen
Melin und Quercimelin, indem es mehr Wasserelemente
als letzteres und weniger als ersteres enthält, mitten inne.
Nach ihnen hat:
Melin die Formel C50H32O34
Robinin C50H30O32
QuercimeUn C50H28O30.
Ich erlaube mir daher^ ihnen vorzuschlagen, dass sie
demselben den Namen Bobinimelin oder, weil es aus den
Blüthen gewonnen wird, Anthomelin geben möchten.
Der Körper, den ich in den Blüthen von Comus
^nascula beobachtet und seinen Reactionen nach für Melin
gehalten habe, ist möglicher Weise nichts anderes als
Robinin.
Leicht möglich^ dass eine weitere Verschiedenheit
dieser Verbindungen in der verschiedenen Gruppirung
der Atome liegt, und die eine mehr^ die andere weniger
Saccharid enthält, worauf Zw enger tmd D renke in
ihrer Arbeit Rücksicht nehmen. Ich glaube jedoch, dass
dies vorläufig noch nicht bewiesen ist, da ich bei gleicher
Arbeit mit demselben Material sehr verschiedene Mengen
von Meletin erhalten habe. Indessen giebt doch die hier-
über von Röchle der, der auf diesem Gebiete der For-
schung Meister ist, abgegebene Meinung der Erscheinung
ein grösseres Gewicht.
Vergleicht man die Formen, welche Zw enger und
D renke dem Melin und QuercimeUn gegeben haben,
mit der von ihnen für das Meletin angenommenen, so ergiebt
sich, dass zwischen beiden die von mir hervorgehobene
Beziehung vorhanden ist. Denn fugt man zu:
C50H32O34 = Melin
die Elemente V.Ameisensäure 213
= C52H33037
und zieht hiervon ab 13 13 = 13 At. Wasser,
so bleiben C52H20O24,
*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Suppl. I. 257.
56 Stein,
d.i. zwei Atome Meletin nach der Formel C^ßHi^O'^j
die es von den genannten Herren erhalten bat.
Was man auch gegen die von mir zur Veranecliau-
lichnng der Bezidhungen zwischen Meletin nnd einigten
anderen Körpern angenommene Ansicht eiirati wenden haben
möchte, man wird ihr die aas den Resaltaten der Ana-
lyse ungezwungen hervorgehende Berechtigung nnd die
Uebersichtlichkeit nicht bestreiten könne», auch wenn
roan nicht zugeben will, daaa zugleich die Entetehungs-
weise des Meletius durch sie angedeutet werde. Diese
Beziehungen sind sogar hervorgetreten, ungeachtet die
Herren Zweflger und Dronke den fraglichen Verbin-
dungen ganz andere Formeln beilegen als ieh. In den
verschiedenen Formeln liegt überhaupt der einzige Diffe-
renzpunct, der noch zu entscheiden übrig bleibt, und
zwar iragt es sich, ob im Melin und Quercimelin Sauer-
stoff und Wasserstoff zu gleichen Atomen, und wie viel
Kohlenstoffatome in diesem und dem Meletin angenom-
E^en werden müssen. Die erste Frage lässt sich aus den
Elementaranalysen beantworten, und ihre Beantwortung
ist, wie miuh dünkt, nicht schwer. Die zweite muss aus
den relativen Mengen der Spaltungsproducte beantwortet
werden und ist schwieriger.
Die Beantwortung der ersten Frage erscheint mir
leicht, weil es nur ^It, das Verhältniss zwischen Wasser-
stoff und Sauerstoff zu prüfen, wie es die vielen vorhande-
nen Analysen nachweisen. Man kann und muss dies
vor allen Dingen ohne Rücksicht darauf tliun, dass aus
dem Melin das sauerstofi^ichere Meletin durch Spaltung
entsteht. Wollte man dies nicht tbun, so würde man
der Speculation ein grösseres Recht einräumen als den
Thatsachen, was doch offenbar unstatthaft wHre.
Ans den Mittelzahlen der vorhandenen Analyseu er-
geben sich nun die folgenden Verhältnisazahlen :
Bornträger. Rocbleder und Hlastwetz.
H 5,54 ; O 44,16 H 5,70 : O 44,15
= 1 : 7,971. = 1 : 7,745;
über das Melin und seine ümioandlung in Meletin. 57
Stein (1853). Stein (1862). '
H 5,545 : O 43,608 H 5,65 : O 44,39
= 1 : 7,864 = 1 : 7,856.
Zwenger und Dronke Zwenger und Dronke
(aus, Haute). (aus Cappern).
H 5,52 : O 45,04 H 5,425 : O 45,005
— 1 : 8,158. = 1 : 8,295.
Man könnte glauben, die früher analysirten Producte
von grünlicher Farbe seien sauerstoflfarmer gewesen in
Folge einer Beimengung von Phytoehlor. Wäre dies
aber die wahre Ursache des Sauerstoffverhältnisses, dann
müssten sie nothwendig auch einen höheren Wasserstoff-
gehalt zeigen^ und es müsste das im Jahre 1862 von mir
analysirte Product, was auf das vollkommenste gereinigt
war, doch eine markirte Verschiedenheit zeigen.
Um indessen hierüber alle Zweifel zu beseitigen,
stellte ich nochmals nicht weniger als ^/2 Pfund Melin
aus chinesischen Gelbbeeren dar, löste das rohe Product
in Weingeist und fällte es mit Bleiessig in fünf Portionen
aus.. Den dritten Bleiniederschlag zersetzte ich mit
Schwefelwasserstoff und analysirte das durch Ausziehen
des Schwefelbleis mit Alkohol erhaltene und durch Wasser
ausgefällte, rein gelbe Product.
0,218 hinterliessen keine Asche und lieferten 0,400
Kohlensäure = 0,109090 C, 0,111 Wasser = 0,012333 H;
in 100 Theilen:
C 50,041
H 5,657
O 44,302
H : O = 1 : 7,831.
Da diese Analyse mit dem Mittel meiner Analysen
von 1862 vollkommen übereinstimmt, so ist dadurch der
Beweis geliefert, dass ich in beiden Fällen reines Material
unter den Händen hatte^ und ich glaubte von weiteren
Analysen absehen zu dürfen. Zugleich beweisen die
Resultate aber auch, dass die Zahl der Sanerstoffatome
58 Stein,
im Melin nicht grösser sein kann als die de
BtofiTatome.
Die von mir wiederholt gefundenen \
stehen in tTebereinstimmung mit allen übrige
von Zwenger und Dronke weichen davon
sie ein grösseres Sauerstoffverhältnias nachwe
glaube indessen für die Abweiohung die Krkläi
zu können.
Um zu ermitteln, ob es vielleicht möglii
Elemente der Ameisensäure dem Melin direol
leiben und es dadurch in Meletin überzufUhi
ich eine grosse Zahl verschieden abgeändertei
an, ohne indessen mit Sicherheit zu dem
Resultate zu gelangen. Ich machte dabei dii
tung, dass die Ameisensäure bei sehr kur:
Berührung schon das Melin spaltet Zum Bew
führe ich die Besultate eines Versuches an,
concentrirter wässeriger Ameisensäure Melin koc
das beim Erkalten wieder Abgeschiedene nac
digem Auswaschen der Säure in Alkohol löste
Lösung in .verschiedenen Portionen mit Wa
Die Analysen der verschiedenen Producte fuhr
1, 2 und 3 an, ohne damit die Reihenfolge
Scheidung zu bezeichnen, auf die ich nicht geai
1) 0,250. — Asche 0,00025.
Kohlensäure 0,4495 = 0,1225908
Wasser 0,107 = 0,01188 H.
2) 0,273. — Asche 0,0005.
Kohlensäure 0,520 = 0,141818 C.
Wasser 0,117 = 0,01300 H.
3) 0,101. — Asche 0,00075.
Kohlen8äure0,2175.= 0,059.116 C.
0,037 = 0,004111 H.
In 100 Theilen:
C 49,085 52,043 59,168
H 4,760 4,770 4,100
O 46,155 43,187 36,732.
iiber das Melin und seine Umwandlung in Meletin, 59
Vergleicht man das Verhältniss des Wasserstoffs zum
Sauerstoff in diesen Analysen mit dem wie es das Meletin
zeigty so stellt es sich wie 1 : 9, also mit letzterem
gleich dar, und man könnte wohl annehmen, es seien
alle drei Producte Meletin, 1 und 2 aber mit einem
grösseren Wassergehalt, der bei 1100 nicht entfernbar ist.
Indessen erfordert dies doch noch weitere Versuche, von
denen ich vorläufig absehen muss.
Bei höherer Temperatur in geschlossenen Röhren,
wie später angeführt werden wird, wirkt die Ameisen-
säure wie Schwefelsäure. 1- Grm. Melin mit 60 Tropfen
wässei:iger Ameisensäure auf 1100 erhitzt, lieferte nach
Abzug des Ulmins 0,462 Meletin.
Die Ameisensäure besitzt überdies in bemerkbarer
Weise das Vermögen, die Löslichkeit des Melins in Wasser
zu vermehren und es in eine in Wasser lösliche, im Ver-
halten dem Farbstoffe des Strohes und der gelben Blätter
ähnelnde Substan? zu verwandeln. £s erinnert dies an
<iie Umwandlung des krystallisirbaren Zuckers in Schleim-
zucker, und man könnte das so veränderte Product
^Schleimmelin« nennen.
Analog der Ameisensäure, nur schwächer, wirkt die
Essigsäure, wie die folgenden Analysen 1 und 2 beweisen.
Das Material zu denselben ist dadurch erhalten worden,
dass ich in Essigsäure von circa 60 Proc. Hydratgehalt
Melin kochend löste, das nach dem Erkalten anskrystalli-
sirte in Alkohol löste und die alkoholische Lösung durch
Wasser fällte.
1) 0,265. — Asche 0,0005.
Kohlensäure 0,505 = 0,137724 C.
Wasser 0,121. = 0,013444 H.
2) 0,226. — Asche 0,0005.
Kohlensäure 0,4285= 0,116863 C.
Wassjör 0,1015 = 0,011277 H.
Beide Proben waren bei 120^ ijn trocknen Luft-
strome getrocknet und zeigten daneben das Eigenthüm-
liche, dass ihre etwas grünliche Farbe in eine rein gelbe
V • ^
^
PK'' ?,
}*.••■■
3.-*^;
Stein,
überging. Ihre Lösungen reducirten die alkalische Kupfer*
lösung. .
C
H
O
2.
51,823
5,000
43,177
In 100 Theilen:
1.
52,069
5,082
42,847
Verhältmss von H : O = 1 : 8,4. — 1 : 8,6.
Die Essigsäure lässt also das Melin nicht unver-
ändert auskrystallisiren, wie man früher annahm, sondern
erhöht unverkennbar den Sauerstoff- und Kohlenstöffgehalt,
d. h. sie bringt eine partielle Spaltung desselben hervor.
Daraus erklärt sich das Resultat der von mir 1852
mitgetheilten Analyse, welche Herrn Prof. Hlasiwetz,,
obgleich sie nur vereinzelt dastand, von einem
meiner. Schüler ausgeführt war, und von allen ändero
bis dahin bekannten abwich, zur Aufstellung seiner irr-
thümHchen Ansicht verleitete.
Die Herren Zwenger und Dronke haben nun
ihr sonst wohl gereinigtes Material mit einer Flüssigkeit,
welche Essigsäure enthielt, erhitzt, bis die Säure ver-
dunstet war) und dies genügt, wie ich glaube^ um da»
grössere Sauerstoffverhältniss, was sie gefunden haben,
zu erklären.
üebrigens ist ausserdem noch zu berücksichtigen,
dass das Melin, namentlich, wie es scheint, im aufgelösten
Zustande, gar nicht unveränderlich ist. Wenn man die
alkoholischen Lösungen verdunstet, so bildet sich nach
meinen Beobachtungen an den Stellen, wo ein Theil ver-
trocknet, eine bräunliche Substanz, auch wenn das ge-
löste Material sehr rein war. Wenn man andererseits
die alkoholischen Lösungen mit Wasser fallt, so erhält
man eine Mutterlauge, die bräunlich gefilrbt ist, kein
krystalliniscfaes Melin mehr liefert, und nach dem Ver-
dunsten einen braunen amorphen Rückstand (Schleim-
melin) hinterlässt. Von verschiedenen Darstellungen zeigte
derselbe die nämlichen Eigenschaften. Er war in Wasser
über das Melin und seine Umwandlung in Mdetin, 61
leicht löslich; wurde durch Schwefekäure nicht mehr in
Meletin verwandelt, reducirte Kupferöxydlösung schwach,
wurde von Leimlösung gefKllt, verhielt sich aber im
Uebrigen wie unreines Melin. — Die folgenden Proben
1 und 2 sind von verschiedenen Darstellungen und bei
100^ getrocknet
1) 0,224. — Asche 0,030.
Kohlensäure 0,344 ^ 0^09381818 C.
Wasser 0,093 = 0,010333 H.
2) 0,2515. — Asche 0,007.
Kohlensäure 0,4505 = 0,12286365 C.
Wasser 0,122 = 0,012444 H.
In 100 Theilen:
1. 2.
C 48,366 50,250
H 5,326 5,089
O 46,308 44,661
Die Beantwortung der zweiten Frage verlangt die
Bestimmung der Menge und Zusammensetzung der Spal-
tungsproducte des Melius, die jedoch vorläufig, was die
Menge betrifft, noch mit einiger Unsicherheit behaftet ist.
Die folgenden Versuche, welche ich zur Beantwor-
tung dieser Frage unternommen habe, sind in zuge-
schmolzenen Röhren ausgeführt worden, um die Bedin-
gungen, unter denen die Ausfuhrung erfolgte, nicht bloss
fär die verschiedenen Versuche jeder Reihe gleichförmig
zu haben, sondern sie überhaupt genauer bestimmen zu
können.
I.
2 Röhren mit je 2 Grm. lufttrocknem Melin von
4,4 Proc. Wassergehalt bei 100«, 20 CC. Wasser und
15 Tropfen rectificirter Schwefelsäure bei 100^ 5 Stunden
lang erhitzt.
Gewicht des Meletins bei 100<> getrocknet:
1. 2.
0,995 0,975
Von 100 Theilen wasserfreien Melius:
0,520 0,510.
62 Stein,
IL
Drei Röhren, (1, 2, 3) enthielten je 1 Qrm. luft-
trocknes Melin mit einem Wassergehalt von 6,4 Proc.^
20 CC. destillirtes Wasser und 1 und 2 je 5 ; 3 10 Tropfen
rectificirte Schwefelsäure. Der Versuch dauerte ö Stunden
und die Temperatur wurde auf 100^ C. erhalten. Beim
Oeffnen der Röhren nach dem Erkalten war eine Luft-
verminderung zu beobachten, die, wenigstens der Haupt-
sache nach, auf Rechnung der Luftverdünnung beim
Zuschmelzen der Röhren zu setzen ist. Das gebildete
Meletin wurde auf einem gewogenen und bei 100^ getrock-
neten Filtrum gesammelt, ausgewaschen, bis das Wasch-
wasser nicht mehr sauer reagirte, bei llO^ getrocknet
und gewogen, hierauf in 90proc. Weingeiste gelöst und
das Filter, auf welchem ein brauner Körper (Ulmin) zu-
rückblieb, nochmals gewogen.
Das Filti:at, welches neben dem Saccharid noch un-
verkennbar Meletin enthielt, wurde mit kohlensaurem
Bleioxyd neutralisirt, das schwefelsaure Bleioxyd abfiltrirt^
die Flüssigkeit durch Schwefelwasserstoff von aufgelöstem
Bleioxyd befreit und schliesslich theils im Vacuum, theils
bei 100<) abgedampft, wobei es im einen wie im anderen
Falle als brauner amorpher Körper zurückblieb. Nach
Abzug des Ulminrückstandes wog das erhaltene:
1. 2. 3. •
Meletin 0,439 0,438 0,449.
Bei 3 beobachtete ich zu spät erst, dass ein Glas-
splitter auf das Filtrum gekommen war; es ist also an-
zunehmen, dass die Menge des Meletins auch in diesem
Versuche mit den beiden anderen übereinstimmt.
1. 2.
Gewicht des Saccharids 0,443 0,375.
Von 3 verunglückte der Versuch.
Auf wasserfreies Melin berechnet sind die erhaltenen
Mengen:
1. 2.
von Melin 0,469 0,467
von Saccharid , . 0,473 0,400
0,942 0,867.
über das Melin und seine Umwandlung in Meletin* 63
Die Bestimmung des Saccharids von 2 kann, wie
man sieht, unmöglich richtig sein, obgleich ich nicht
weiss, wo und wie ein Fehler dabei untergelaufen ist.
m.
Vier Röhren enthielten je 1 Qröi. lufttrocknes Melin
mit 5,6 Proc. Wassergebalt, eine fünfte 2 Grm. desselben
und je 10 Tropfen Schw'efelsäure. Der Versuch dauerte
24 Stunden, die Temperatur war llO^C. Im Uebrigen
war Alles wie bei 11. Gewicht des Meletins nach Abzug
des Ulmtns:
1. 2. 3. 4. 5.
0,470 0,439 0,451 0,454 0,930-
Für 5 beträgt also das Gewicht pr. 1 Grm. 0,465
Gewicht des Saccharids i
0,441 0,442 0,446 0,656 1,002
bei 5 kommen auf 1 Grm. 0,501
Auf wasserfreie Substanz berechnet:
Meletin .... 0,497 0,466 0,477 0,480 0,492
Saccharid . 0,467 0,468 0,472 0,694 0,530
0,964 0,934 0,949 1,174 1,022.
IV.
Fünf Röhren mit je 1 Grm. wasserfreien Melius,
im Uebrigen wie II. Die Lösung des Saccharids wurde
mit essigsaurem Baryt vorsichtig ausgefällt und bei 80 — 90^
abgedampft und ausgetrocknet.
1. 2. 3. 4. 5.
Meletin.... 0,473 0,467 0,473 0,468 0,540
Saccharid . . 0,448 0,474 — — 0,469
0,921 0,941 1,009.
Nimmt man aus meinen Versuchen das Mittel mit
Ausschluss der Zahlen, welche unter 0,40 und über 0,49
liegen, so erhält man für:
Meletin aus 11 Versuchen die Zahl 0,475
Saccharid aus 8 „ » » 0,459
0,934.-
64 Stein j
Zwenger und Dronke haben 39,24 bis 43,25 Proc.
Meletin gefunden, die Menge des Sacobarids ist von
ihnen nicht bestimmt worden.
Es würde leicht sein, die Abweichungen der einzelnen
Versuche unter einander mit dem Hinweis darauf zu er-
klären, dass ein Theil Meletin stets in die Lösung des
Saccharids übergeht. Es folgt aber auch ein Theil Ul-
min dem Meletin, wenn man, wie ich bei meinen Bestim-
mungen gethan, es mit Alkohol löst. Diese beiden ent-
gegengesetzt wirkenden Fehlerquellen dürfen aber sich
nahezu compensiren. Man könnte ferner denken, dass
in den Fällen, wo auffallend mehr Meletin erhalten wor-
den ist, die Spaltung nicht vollständig stattgefunden habe.
Ich habe dei^halb das Meletin vom Versuche 5, III., ohne
es weiter zu reinigen, analysirt:
0,244; Asche unwägbar.
0,533 Kohlensäure = 59,575 Proc. C.
0,0975 Wasser = 4,439 Proc. H.
Ein durch Bleiessig gereinigtes, ungewöhnlich schön
krystallisirtes Meletin hat mir folgende Zahlen geliefert:
0,2285 ; Asche unwägbar.
0,4985 Kohlensäure = C 59,498 Proc.
0,0760 Wasser = H 3,701 Proc.
Der Wasserstoffüberschüss von 5. III. hat seinen Grund
offenbar in dem schon aus dem braunen Ansehen des
Präparates erkenntlichen Gehalt an Ulmin. Die Zersetz-
barkeit des Meletins selbst durch Säuren reicht endlich
ebenfalls nicht hin, um die grösseren Abweichungen zu
erklären. Denn 0,899 Grm. trockenes Meletin lieferten, mit
20 CC. Wasser und 10 Tropfen Schwefelsäure 12 Stunden
lang erhitzt u. s. w., 0,885 bei gleicher Temperatur ge-
trockneten Rückstand; der Verlust war also sehr unbe-
deutend.
Hiernach scheint es mir nicht wahrscheinlich, dass
die Mehrausbeute an Meletin ihren Grund in einer un-
vollkommenen Spaltung oder einer theil weisen Zersetzung
des Meletins habe. Ich bin vielmehr der Ansicht, dass
über das Melin und seine Umwandlung in Meletin. 65
weder das Meletin noch ein Zucker im Melin vorgebildet
existirt; so wenig als Kohlensäure und Alkohol im Zucker,
aus dem sie sich bei der Gährung abscheiden^ und dass
deshalb bei der Zersetzung des letzteren durch vielleicht
rein zufällige Umstände bald etwas mehr, bald etwas
weniger davon erzeugt werden -kann.
Allerdings wird unter im Wesentlichen gleichen Um*
ständen das gestörte Gleichgewicht zwischen den Mole-
külen der Verbindung in gleicher Weise sich wieder her-
zustellen suchen, und deshalb werden der Regel nach die
Mengender einzelnen Zersetzungsproducte bei verschiedenen
Versuchen nicht sehr bedeutend von einander abweichen,
allein auch bedeutendere Abweichungen wird man nicht
eher als in der innern Constitution der Substanz begründet
ansehen können, als bis ihr Auftreten als constant für
eine solche erwiesen ist.
Liefert nun aber das Melin durchschnittlich 47,5 Proc.
Meletin und dieses 59,627 Proc. Kohlenstoff, öo repräsen-
tiren erstere 28,322 dieses Elementes, welche bei der
Spaltung aus dem Melin austreten. Setzt man diese Kohlen-
stoffmenge gleich 20 Atomen^ so sind die 50,041 Pi'oc.
Kohlenstoff des Melius = 36 Atomen und danach er-
geben sich folgende Formeln:
für Melin... C36H24 024
„ Meletin C20H7 O»
„ das Saccharid.. Ci6Hi70i5
Die hier angenommenen Formeln empfehlen sich
durch ihre Einfachheit und stehen im Einklang mit den
analytischen Bestimmungen, man wird sie also wohl so
lange annehmen können, bis weitere Untersuchungen die
Nothwßndigkeit complicirter Formeln ergeben.
In Procenten ausgedrückt würde das „Saccharid^
genannte Product enthalten müssen:
C = 41,2, H = 7,3 und O = 51,5 Proc.
und der Wasserstoff verhielte sich zum Sauerstoff wie
1 : 7. Die Analysen, welche ich mit demselben ange-
stellt habe, zeigen ein solches Verhältniss, und zwar
Arch. cL Pharm; CLXVI. Bd«. 1. Hft. 5
im TOrigen Jahre von mir bekannt gemachten drei
6,7, I : 7,1 und 1 : 7,2. Die eine Analyse hatte
ar nahe die obigen Zahlen ergeben, nämlich;
Kohlenstoff i2,9
Wasserstoff 7,0
Sauerstoff 50,1.
Die neuerdings wieder angestellten Analysen zeigen
as Aehnliches, nämlich
1) 0,263 <nach Abzug der 6,2 Proc. betragenden Asche)
Kohlensäure 0,398. Wasser 0,172.
2) 0,1645.
Kohlensäure 0,258. Wasser 0,114.
3) 0,144.
Kohlensäure 0,221. Wasser 0,103.
4) 0,222.
Kohlensäure 0,377. Wasaer 0,142.
5) 0,2925. Asche 0,002.
Kohlensäure 0,4605. Wasser 0,1825.
1. 2. 8. 4. 5.*)
C 41,27 42,77 41,85 46,31 43,23
H 7,26 7,70 7,94 7,10 6,93
0 51,47 49,53 50,21 46,58 49,84
H : 0 = 1 : 7,08 1 : 6,43 1 : 6,32 1 : 6,52 1 ; 7,19
Die Abweichungen erklären sich theils durch die
bwierigkeit der Austrocknung, theils durch die Ver-
äerlichkeit der Substanz schon bei 100** C. Im Wasser
d Alkohol war das von mir dargestellte Product nicht
ihr Tollfitändig löslich, es blieb ein brauner ulminartiger
ckstand. Ich habe gefunden, dass beim Sättigen der
hwefelsäure mit kohlensaurem Bleioxyd sowohl als mit
hlensaurem Baryt etwas von den Basen in Lösung
erging, was durch Kohlensäure nicht ausgefällt nrerden
nute. Das Spaltungsproduct ist demnach ein Gemenge
') Diege Probe wftr nnch AuflÖBung zweier Portioaen dtireh Aether,
wovon die mittlere Portion 42,186 C, 6,419 H und 51,396 0
enthielt, ftbo ein Kohlenhydrat war, durch Verdampfen der
ätherischen Mutterlauge erhalten und bei 80—90" getrocknet
worden.
über das Melin und seine Umwandlung in Meletin, 67
von mehreren Stoffen, worunter einer den Charakter einer
Säure besitzt. Dass darunter ein den Kohlenhydraten
gleich zusammengesetzter Körper, von zuerst süssem,
hintennach bitterem Geschmack sich befindet, davon habe
ich bei meinen neuesten Versuchen mich überzeugt, in-
dem ich die Schwefelsäure dxirch essigsatiren Baryt ent-
fernte und die alkoholkche Lösung der getrockneten
Masse in verschiedenen Portionen durch Aether fällte.
Man könnte Zweifel gegen die B<sweiskraft der an-
geführten Analysen erheben, indem ma,& auf die Ver-
änderlichkeit der Substanz hinweist. Diesem gegenüber
mu$s aber bemerkt werden, dass die Zusammensetzung
des zweiten Tbeiles der Spaltungsproducte im Allgemeinen
schon durch die Analysen des Melins und Meletins fest-
gestellt ist, welche nicht mehr zweifelhaft erscheinen.
Die angeführten Analysen haben also im vorliegenden
Falle nur den Werth eines Beweismittels zweiter Ord-
nung. Dessen ungeachtet konnte ich ihre Anführung
nicht für überflüssig halten, weil sie einen WasserstofF-
überschuss geliefert haben, die Substanz mochte im Vacuum
oder bei Zutritt der Luft aus der Lösung abgeschieden
worden sein.
Zum Schlüsse gestatte ich mir einer Beobachtung
Erwähnung zu thtin, welche mir von einem Freunde,
Herrn Tempsky in Prag, den ich auf die Beziehungen
der gelben und grünen Farben aufmerksam gemacht
hatte, mitgetheilt wurde. Herr Tempsky besitzt näm-
lich ein Herbarium, in welchem 70 Jahre alte Pflanzen
sich befinden, und es zeigen sich daran die Blüthen der
Primulaceen blau und blaugrün geworden, während die
der Banunculaceen nur abgeblasst sind. Auch auf das
Blau werden der Mercurialis in den Herbarien machte
mich derselbe aufmerksam und oflfenbar sind diese Er-
scheinungen wohl geeignet zum Ausgangspuncte für weitere
Forschungen zu dienen.
Ich habe mich im Vorstehenden auf die Besprechung
des Melins beschränkt und behalte mir vor, in einer
5*
68 Stein, naHlrliches Vorkommen des Paraear
späteren Abhandlung auf das - Quercimelin
kommen.
Nachtrag.
Notiz aber das Batnriiche VorkemncB
Paracarthamins.
Der Stoff, den ich id meiner letzten Arbei
cartbamin bezeichnete,' ist vorzagsweiee durcb
halten gegen Säuren und Alkalien ofaarakteriBirt. Während "^
er nämlich im neutralen Zustande grüngelb oder bräun-
lich gefärbt erscheint, nimmt er durch Säuren eine rothe
und durch Aetzkali (auch Bleiessig) eine grüne Farbe an.
Zieht man mit Alkohol, der mit salzaaurem Gase
gesättigt ist, gewöhnlichen Kork aus, so erhält man eine
schön rothe Lösung, welche sieb ebenso verhält, wie die
Lösung von Paracarthamin. Auch die rothe Binde von
Cornua sanguin^a wird mit alkoholischer Kalilösung bis-
weilen über und über, bisweilen nur an einzelnen Stellen
grün, und dasa das beschriebene Verhalten mit dem des
Dahlienfarbstods übereinstimmt, ßlllt sofort in die Augen.
Das aus dem Fäanzengelh künstlich herstellbare Roth
scheint demnach mehrfach in dem Pflatizenreiche fertig
gebildet vorhanden zu sein.
69
IE« Monatslierlcht«
liDterschied von Portland - Cement und gewöhnlicheiii
hydraulischen Kalk.
Im Portland- Cement ist der thonige Bestand theil ge-
scbmol:sen und schützt den Kalkbestandtheil mit einer
Glasdecke, im gewöhnlichen hydraulischen Kalk liegt der
Kalk frei. Daher zieht dieser mehr Wasser und Koh-
lensäure aus der Luft aii als jener und verdirbt leichter.
Die Engländer finden den Unterschied durch Kosten ;
den ätzend schmeckenden verwerfen sie, den von mildem
Geschmack (der Aetzkalk ist dann von der glasigen Decke
iimhüllt) erkennen sie für gut. Zum Trocknen, Brennen
und Mahlen von einer Tonne Portland-Cement wird etwa
eine Tonne Steinkohlen verbraucht. Eine Dampfmaschine
von 12 Pferdekräften kann täglich 50 Tonnen mahlen.
Die Kosten einer Tonne belaufen sich' noch nicht auf
2 Thlr., in Berlin wird dieselbe für 4^/^ Thlr. verkauft:
also über 100 Proc. Gewinn. {Z&itschr. für Bauhandwerker
— Gemeinn. Wochenschrift Nr, 5.) B,
Heber Verkieselang der Cemente.
Alle Ceraente, von welcher Beschaffenheit sie auch
sein mögen, haben noch grossQ Uebelstände bei ihrer
Verwendung. Allen diesen Uebelständen soll durch die
Verkieselung abgeholfen werden, die man mittelst einer
Auflösung von kieselsaurem Kali oder Natron (Wasser-
glaslösung) durch oberflächliche Anwendung einer 22- bis
23grädigen Lösung bewirkt.
Durch dieses neue und wohlfeile Verfahren — pro
Quadrameter nicht mehr als 25 bis 30 Centimes kostend
— erhält der Cement eine sehr grosse Härte und kann
in diesem Zustande von der Luft und der Feuchtigkeit
nicht angegriffen werden; auch widersteht er den härte-
sten Frösten, der Wirkung des Meerwassers und der Sal-
peterbildung ; er kann ferner ndit allen Farben angestrichen
werden und man kann durch den kieseligen Anstrich den
-A .. *
70 Kitt f&r SerpenHngefässe.
von Cement hergeetellten künstlicheti Steinen alle N
der gewöhnlichen Malerei geben, wobei man jedoch (
Wendung des Kremmserweisees (Bleiweias) ausscb
IUU89, das man sehr gut durch sogenanntes Bla
{künstlichen feipzertbeUten schwefelsauren Baryt]
durch Zinkweiss ersetzt. ( För^tera Bauztg. 1861. &
lieber das Einbitten der P«reenaH8chaleB.
Zur Verwendung eines Kittes, welcher der ''
und dem Wasserdampfe widerstehen musa oder u
sende Abdampfschalen von Porcellan in den Schi
zu befestigen, empfiehlt Ricker den Portland-Ceo
Nach demselben verfährt man am besten auf fo
Weise: man stülpt die Schale umgekehrt auf einei
ger, so dass die Handhaben des aufgelegten MesB
ees frei herabhängen, verschmiert die Füge zv
dem untern Rand des Ringes und der Schale mi'
und giesst alsdann von oben einen Brei ein, dei
sich aus Portland -Cement und Wasser unter Zusa
etwas Wasserglas bereitet hat, bis der Raum zv
Ring und Schale vollständig ausgefüllt ist; alsdann
man so lange trockenen Cement darauf, als noch
genommen wird, streicht beständig mit dem Finge
und stellt, nachdem man mit einem feuchten Schi
alles Ueberflüssige weggenommen, die Schale einig
bei Seite, worauf man sie dann zur Benutzung ven
kann. {N. Jahrb. der Pharm. Bd. IS. 3.)
Kitt für Serpcntingefasse.
Eine Serpentinschale, deren Boden in
Stück weggebrochen war, kittete Hanstein
gende W^eise. Er schmolz in einem eisernen Löj
Ausguss 1 Th. Pia: hurgund. und 3 Th. Flor.
Nachdem die Schale und das Bodenstück so beiss g<
worden, daas der Kitt, auf die Bmchfläche gegoasei
ständig im Flusa bleiben konnte, goss er solchen a
drückte schnell Schale und Boden fest an einande
band den Mörser mit starker Schnur und nach v<
digem Erkalten und Abkratzen des übermässigen
hatte die Reibschale einen ganz reinen Klang und
wieder wie neu verwendet werden. {Pharm, Woi
Amalgamiren galvanischer Zinkdemenie, 71
Weisse Glasvr för OfeBkaehehi
fertigt man in folgender Weise an: 100 Theile reinstes
spanisches Blei and 50 Theile englisches Zinn werden in
einer eisernen Pfanne unter Umrühren calcinirt; dasPro-
duct wird gesiebt und dann gemahlen. Zu 100 Theilen
der calcinirten Masse werden beigemischt 100 Theile Sand,
etwa 16 Theile calcinirte Soda (calcinirtes reines kohlen-
saures Natron), 6 Theile Kochsalz, 15 Theile Mennige,
worauf das Gemisch in flachen mit Kreide ausgestrichenen
verglühten Thonnäpfen geschmolzen und so eine grünlich-
weisse Masse gewonnen wird, welche gekocht und auf
das Feinste nass gemahlen zum Glasiren der. verglühten
Kacheln verwendet wird. — Um eine reine weisse Gla-
sur zu erhalten, ist es durchaus nothwendig, ganz reine
eisenfreie Materialien anzuwenden; ebenso ist der Zusatz
von Mennige erforderlich, denn ohne denselben wird zu-
weilen eine schwärzliche, statt einer weissen Glasur, er-
halten, weil möglicherweise Zinnoxydul vorhanden sein
kann, welches durch den Sauerstoff der Mennige in Zinn-
oxyd übergeführt und so unschädlich gemacht wird.
(^MonatsbL des Oberland. Kunst- u, Geiverbever. — Gemeinn.
Wochenschrift Nr, 5.) , B.
Das Amalgaiiiiren galvanischer Zinkelemente ;
von Dr. Schwarz.
Bei dieser überaus lästigen Arbeit erscheint jede kleine
Erleichterung derselben wünschenswerth. Bei der gewöhn-
lichen Methode das Quecksilber mit dem Finger oder
einem Wergbäuschchen auf der mit verdünnter Schwefel-
säure angebeizten Zinkfläche zu vertheilen, ist es schwie-
rig die Quecksilberkügelchen aufzufassen und aufzutragen,
weil sie an dem W^rge nicht haften. Ausserdem greift
die Säure die Haut an und somit dürfte die länger
dauernde Berührung mit dem Quecksilber nachtheilig
wirken.
Die Amalgamation von 70 grossen ringförmigen
Elementen zur Bereitung des elektrischen Lichtes gelang
überraschend schnell und vollständig, indem man diesel-
ben erst in einer Zelle mit sehr verdünnter Schwefelsäure
so lange stehen Hess, bis ein kräftiges Aufbrausen eintrat,
und alsdann mit einer gewöhnlichen Metall - Kratzbürste,
die vorher in Säure getaucht war, das Jn einer Schale
enthaltene Quecksilber aufnahm und einrieb. Die sich
rasch amalgamirenden Messingdrähte boten dem Quecksil-
72 Metalle mit Aluminitim zu überziehen,
ber vollständige Adhäsion und entfernten gleichzeitig durch
ihre Reibung die fester sitzenden Oxydtheilchen. In
wenig Stunden und mit einem sehr kleinen Aufwände
von Quecksilber war die Arbeit vollendet. {Brealauer
Geweröebl 1862, Nr. 2.) Bkb.
'
Metalle mit Alttminimu oder dessen Legirungen zu aber-
ziehen; Ton Thomas Bell in Gateshead.
Der Verfasser verwendet zu diesem Zweck ein Bad
bestehend aus dem Doppelchlorid von Aluminium und Na-
trium im wasserfreien Zustande an und erhält dies bei
der Temperatur von 1820 C. im geschrnolzenen Zustande.
Die negative Elektrode bildet das Stück von Kupfer oder
sonstigem Metall, welches mit Aluminium überzogen werden
soll. Als auflösliche positive Elektrode kann man Alumi-
nium anwenden, doch ist es vortheilhafter, eine Composi-
tion von Kohle und wasserfreier Thonerde zu benutzen.
Aus dieser Composition presst man Cylinder und calcinirt
dieselben vor ihrer Anwendung in einem geschlossenen
Behälter. Bei diesem Process wird das Chloraluminium
mit dem Chlor erzeugt, welches sich durch die Wirkung
des elektrischen Stromes entbindet. Sehr gut kann man
ein Gemisch von Thonerde und Steinkohlentheer, geformt
und calcinirt, oder aus Gas-Kokes angefertigte positive
Elektroden benutzen.
Bei Anwendung einer aus Kohlenstoff mit oder ohne
Zusatz von Thonerde bestehenden positiven Elektrode lösen
sich während der Operation kleine Kohlenstückchen ab;
um dieser Verunreinigung vorzubeugen kann man die
Elektrode in ein poröses thönernes Gefass einschli essen
und dieses in das, das Doppelchlorid enthaltende Bad
stellen. Auch kann man KryoHth statt des Doppelchorids
verwenden, doch erfordert dies eine höhere Temperatur
zum Schmelzen.
Ist eine Ablagerung des Aluminiums auf Kupfer be-
wirkt, so entsteht bei Anwendung einer geeigneten Tem-
peratur, wobei sich beide Metalle verbinden, eine Verän-
derung der Oberfläche des Kupfers in Aluminium-
bronze. {London Joum, of arte. Januar 1862. S. 28. —
Dingler's Journ. Bd. 164. Hft. 4. S. 285.) Bkb.
i
Veher den indischen Gussstahl {Wootz), 73
Chemische Hnlfsmittel bei . Bohrungen in Stahl;
von Adolph Scheden.
Bekanntlich wendet man schon seit längerer Zeit beim
Bohren von Glas Terpentinöl und noch mit mehr Erfolg
Terpentinöl mit Kampfer an. Dieses Mittels hatte sich
Herr Scheden beim Bahren von Stahl und Gusseisen
bedient, und der Erfolg war ein sehr günstiger.
Nach demselben soll jedes andere harzfreie Kohlenwas-
serstofföl z. B. Photogen dasselbe leisten, nur muss auch
hier gehörige Rücksicht darauf genommen werden, dass
nicht zu viel Oel auf ein Mal genommen wird. Die Theorie
der Wirkung scheint in der Hauptsache die zu sein, dass
die flüchtigen Kohlenwasserstofiele die Fähigkeit besitzen,
sich mit Hülfe der durch die Reibung hervorgebrachten
Wärme zwischen die zunächst liegenden einzelnen Kry-
stallpartikelchen des Eisens oder der kieselsauren Verbin-
dungen zu drängen, und so die Cohäsion des betreffenden
Körpers zu lockern. *
Ausserdem haben Bohrversuche in Stein und Fels
unter Anwendung der mehrgedachten Stoffe schon die
günstigsten Resultate geliefert. {Deutsche Industiezeitung. '—
DingWs Journ. Bd. 164. Hft. ö. S. 893.) Bkb.
lieber den indischen Gnssstahl (Wootz).
Die Fabrikation des Wootz besteht darin^ dass Stab-
eisen in kleine Stücke zerschroten und diese mit trocke-
nen }iolzsp'^nen von Cassia auriculata und einigen grünen
Blättern von Asclepias gigantea oder von Convolvtdns lau-
rifolia in kleinen Tiegeln einer entsprechenden Hitze
ausgesetzt werden. Fr^my erblickt in dieser Methode
der Darstellung eine Bestätigung seiner Ansicht, dass
der Kohlenstoff nicht das einzige stahlerzeugende Element
sei, sondern dass dazu noch Stickstoff oder ein* Körper
gehöre, welcher den Stickstoff chemisch vertreten könne,
z. B. Phosphor. Er hat nämlich gefunden, dass die Pflan-
zenstoffe, welche zur Erzeugung des Wootzstahls benutzt
werden, viel Phosphor und Stickstoff enthalten. Die Blät-
ter der Asclepias, welche reich an milchigem Safte sind,
liefern den Stickstoff, das Holz der Cassia, dessen Asche
fast ausschliesslich fast nur aus phosphorsauren Salzen
bestehJ:, den Phosphor. Auch die Natur des Stabeisens,
aus welchem der Wootz bereitet wird, kann auf dessen
74 Darstellung des grünen Zinnobers.
Güte eiDen EinfluES haben. Dasselbe wirdnäm
sehr niedriger Temperatur erzeugt und F r 6 m
seinen Untersuchungen über Stahlbildung, d
Eisen stets sehr leicht in. Stahl übergeht, i
weniger mit Silicium, Schwefel und Arsenik '
ist, als Stabeisen, welches aus einem bei heiE
erblasenen Koheisen gemacht wird. (Comptrei
Ckem. Centralbl. 1862. Nr. 37.)
Kobal^clb.
Nach Hayes lässt sich Kobaltgelb leich
wenn man Dämpfe von Untersalpetersfiure in i
von salpetersaurem Kobaltoxydul, welche etwi
hält, leitet. Setzt man von Zeit zu Zeit e
Kali hinzu, so wird alles Kobalt in Kobaltgelb
( Wagnei^s techn. Jakresber. 1861. — Polyteck
1862. S. 1307.)
Verfabreo; Kui>fer auf nassen W^e ai
auszüzifhen.
Das Erz wird nach P. Spence zunä'
der Austreibung des Schwefels und der Oxyc
stet und dann möglichst fein zertheilt. Man b
je 5 Tonnen desselben mit einer Mischung voi
Salzsäure und dem doppelten Volum Wai
1 Oentner salpetersaures Natron gelöst ist, in
und lässt die Mischung in einem hölzern«
24 Stunden lang stehen. Nachher wird die
abgezapft und das Kupfer durch Eisen dara«
schlagen. Der Rückstand wird, nachdem er
der ealcinirt ist, noch ein Mal derselben Behi
terworfen. Vermöge des Gehalts der Flu
Salpetersäure wird das Kupfer leichter und
durch blosse Salzsäure ausgezogen, wogegen
nur in geringer Menge in Lösung geht. (Rev
1861) ____
r«bcr Darstcllnng des grnncn Zinnol
Vogel hat eine Vorschrift zur Bereitung
Zinnobers gegeben, wobei direct die Lösung d
blaus mit Umgehung eines essigsauren Eisern
wendet wird. Man bereitet sich eine Lösue
Neutrale schwefiigsaure Salze hei der Zuckerfabrikatian. 75
liner Blau mittelst etwas Oxalsäui'e in Wasser und ver^
mischt dieselbe mit einer wässerigen Lösung von chrqm-
saurem. Kali. £8 färbt sich die Flüssigkeit tiefdunkel-
grün und auf Zusatz einer Bleizuckerlösuug entsteht ein
grüner Niederschlag, welcher sich bald absetzt und mit
kaltem .Wasser ausgewaschen wird. Nach dem Trocknen
auf dem Filtrum wird er fein gepulvert und stellt nun
ein gleichmässiges Pulver von scnönem Grün dar. Nach
dem relativen Mengenverhältnisse der 3 Lösungen, des
Berlinerblaus/ chromsauren Kalis und des Bleizuckers,
erhält man den grünen Zinnober in den verschiedensten
Nuancen, von tiefem Blaugrün bis zum hellsten Saftgrün.
Um den grünen Zinnober nicht nur eisenfrei, sondern
auch bleifrei herzustellen, wendet Vogel statt des Blei-
zuckers Barytsalze an. Man verfahrt dabei wie oben
angegeben, und erhält dadurch nach dem Trocknen und
Pulvern einen Farbstoff in den verschiedensten Nuancen
des Grüns je nach den angewandten Quantitäten der
Lösungen. {N, Jahrb. f. Pharm. Bd. 18. 8.) B.
Anivendung neutraler schwefligsaurer Salze bei der
Zuekerfabrikation ^
aus einem Briefe von Alvaro Reynoso an Dumas.
Der zweifach -schwefligsaure Kalk wird auf der Insel
Ouba in grossem Maasstabe angewendet, sei es als solcher,
wie er aus New-Orleans bezogen wird, sei es indem man
einen Strom schwefliger Säure in den kalkhaltigen
Zuckersaft leitet. Jedermann ist mit Reynosos Methode
zufrieden und die Resultate sind ausgezeichnet. Anfangs
verstand man dieses Salz nicht anzuwenden, man befolgte
das Verfahren von Melsens, welcher darin fehlte, dass
er zuviel saures schwefligsaures Salz und zuwenig
Kalk verlanffte, während nach R e y n o s * o immer in
alkalisch bleibender Flüssigkeit zu operiren ist.
Darin liegt die ganze Schwierigkeit und das ganze Ge-
heimniss, um zum Ziele zu gelangen.
Der zweifach - schwefligsaure Kalk widersetzt sich
1) den Gährungen, 2) entfernt er gewisse Substanzen,
3) entfärbt er die Säfte, 4) verwandelt er gewisse Sub-
stanzen, die sonst nicht ausscheidbar sind durch Kalk,
Wärme oder Kohle in leicht abscheidbare Substanzen.
(A, Eeynoeo.)
mW
? •,^,
S ■
• .■** '
.V ■
'. *■
T
1
76 Methode zur Klärung zuckerhaltiger Flüssigkeiten etc.
Payen erinnert daran, dass Parier und Possoz
p- ebenfalls die neutralen schwefligsauren Salze in
die Fabrikation des Rohrzuckers eingeführt haben. Auf
den Rübenzucker angewendet, seien die Resultate nicht
öbenso zufriedenstellend. Sie wenden schon seit 1861
*/2 bis 1 Promille des schwach alkalischen schweflig-
sauren Natrons an. {Compt. rend, 6. Octhr. 1862,)
H. Ludwig,
Anwendung der schwefligen Sänre bei der
Znckerfabrikation.
Calvert theilt mit, dass er bereits vor 10 Jahren
Versuche über die Anwendung der schwefligen Säure zu
dem erwähnten Zwecke gemacht und sich von der
Nützlichkeit des Verfahrens überzeugt habe. Er fügte
zu 100 Litern Syrup, wie derselbe aus dem Kohlen-
filter läuft, 2 Liter wässerige schwefligie Säure, welche
Menge genügt, um den Saft bis zu dem Augen-
blicke, wo er in die Siedepfanne kommt, vor Gährung
zu bewahren. Die Färbung des Syrups während der
Concenträtion wird unter dem Einflüsse der schwefligen
Säure sehr vermindert. Nach Beendigung der Concen-
tration ist auch die Säure vollständig entwichen. Zur
Darstellung der Letzteren wird Schwefel verbrannt und
das Gas durch hohe und weite, mit Bimssteinstücken ge-
füllte hölzerne Gefasse geleitet, während Wasser von oben
herabfliesst und sich sättigt. {Compt. rend, 55, — Chem,
Centralhl 1863. 6.) ß.
Methode zur Klärung zuekerhaltiger Flüssigkeiten und
. Säfte und zur Wiederbelebung der in der Zucker«'
fabrikation benutzten Thierkohle.
Nach H. Leplay und J. Cubinier lassen sich
die absorbirenden Eigenschaften der Kohle für die ver-
schiedenartigen Stoffe in drei Classen theilen, deren Wirk-
samkeit von sehr verschiedener Dauer ist. Die erste
Classe von Eigenschaften wirkt auf die schleimigen,
stickstoffhaltigen, aramoniakali sehen, übel-
schmeckenden und riechenden Stoffe. Die Absorp-
tionsfähigkeit für diese Körper ist durchschnittlich in
4 Stunden erschöpft, kann aber völlig wieder hergestellt
werden, indem man einen Dampfstrom durch das Filter
streichen lässt. Das Vermögen, Alkalien, Kalk, Kalk-
salze und andere Salze aufzunehmen, soU^ je nach
Die Hoff sehen Malzpräparate, 11
der Alkalität der gereinigten Säfte und Syrupe, 6 — 8 Mal
«o lange dauern; es wird durch Uebergiessen mit ver-
dünnter Salzsäure und Waschen mit Wasser wieder er-
neuert. Die dritte Classe begreift das Entfärbungs-
vermögen der Kohle; es soll 30 — 40 Mal so lange
währen,* wie die Eigenschaften der ersten Classe, und
dann durch Kochen mit verdünnter Aetzlauge wieder her-
gestellt werden. — Durch diese Wiederbelebungsprocesse,
die entweder in den Filtern selbst oder in diesen ähnlichen,
besonderen Apparaten vorgenommen werden, soll die
Absorptionsfilhigkeit der Kohle stets wieder auf den
ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden können,
ohne dass sich jedoch dieselbe über diesen hinaus da-
durch steigern liesse. Letzteres wollen L e p 1 a y und
Cubinier durch Uebergiessen der Kohle nrit verdünnter
Lösung von saurem phosphorsauren Kalke erreichen,
wodurch die Fähigkeit der Kohle, fremde Stoffe aufzu-
nehmen, sehr erhöht werde und welches Verfahren sich
beliebig vornehmen lasse. {Chern. News, 1862, 3,) B,
Die Hoff'schen Halzpräparate.
Wittstein macht im Nachstehenden seine Erfah-
rungen zum Besten resp. zur Warnung des Publicums
über die HofF'schen Malzpräparate, diesen neuesten gross-
artigen medicinisch-diäte tischen Schwindel, bekannt.
Das Malzextract (Gesundheitsbier) ist nichts weiter
als ein extractreiches Bier, stark mit Kohlensäure impräg-
nirt. Wittstein prüfte es hallymetrisch und fand in
1000 Gewichtstheilen :
0,5 Kohlensäure
33,5 Alkohol
94,5 Extract
871,5 Wasser
1000,0.
Diese Zusammensetzung entspricht annähernd derje-
nigen der stärkeren Münchener Biere. (Bockbier und
Salvatorbier).
Das aromatische Bädermalz erwies sich lediglich als
grob zerquetschtes Gerstenmalz. Das Kraftbrustmalz ist
etwas feiner gepulvertes und mit Anisöl aromatisirtes
Gerstenmalz. {Wittsteir!s Vierteljdhrschrift, Bd, 11.4,)
B.
78 ümgeackla gener Wein.
Chemisches VerfohreB^ Getrei^ekörBci
von Lemoiae.
Ea besteht in der Bebandlung des
der Oerst^ der SonnenroBensameu, der
Bohnen, Linsen, Wicken, HaBelnflsse, si
in der Kälte mit eonoentrirter i
{z. B. 100 Kilogr. Weiaeri mit 15 I
15 — 20 Minuten lang, dauerndem Scbüttelr
ser, Auswaschen und Trocknen der ungelösten Kömer:
Die HiÜBen.eind aufgelöst. (Compt.rend. 13. Octbr. 1S62.)
ff. Luäiwig,
l'ebcr d« ungeschlageiMB Wein.
Die rotben Weine ftW8 dem Herault-Departement
enthalten nAch B e ch a m ji im Liter selten woniger als
21 Grm. organische Substanz, meistens 22 — 25 Grm.
Die Weine der geringeren Lager oder der jungen Stöcke
enÜialten nur noch 18 — 19 Grm. Durch das UtnschUgen
wird der Kaligehalt erhöht, der Extractgehalt aber nicht
vermindert. Um die Veränderungen aa bestimmen, welche
die näheren Besttradtheile des Weines beim Umschlagea
desselben erleiden, mues man die ZuBammensetsung der
Extracte der gesunden Weine kennen. F a s t e u r hat
darin Glycerin und BernsteinBäur« nachgewiesen. Bekannt-
lich enthalten sie ursprünglich Weinstein und vielleicht
auch freie Weinsäure. Der Zucker ist ebenfalls ein
constanter Bestandtheil der Weine. Endlich bleibt nach
Erschöpfung des Extracts mit alkoholhaltigem Äether und
hiernach mit Alkohol ein achleimiges dextrinartiges Pro-
duct zurück, welches rechtsdrehend ist und durch vei-
diinnte Schwefelsäure in Zucker übergeführt werden kann.
Das chemische Kennzeichen eines umgeschlagenen Wei-
nes ist, dasB er keinen Zucker mehr enthält und bei gänz-
licher Verderbniss weder Glycerin noch eine in Zucker
zu verwandelnde Substanz. Diese Stoffe, das Glycerin
ausgenommen, finden sich als Milchsäure vor, woraus sich
der Umstand erklärt, dass der Extractgehalt sich nicht
ändert. Seitdem Bechamp diese Thatsachen und die
Zunahme des KaÜB in den umgeschlagenen Weinen con-
statirt hatte, erfuhr er, dass mau stets das Verschwinden
des Weinsteins aus den Fässern bei längerer Berührung
derselben mit umgeschlagenen Weinen wahrnimmt. Das
DeBtillationBproduct aller Weine ist sauer, aber das vom
umgeBchlagenen Weine ist es in einem noch höheren
Gallusäure im Bündner Rothweine. 79
Grade. Baiard hat das Milchsäureferment in den um-
geschlagenen Weinen gefunden. Dem Erscheinen dessel-
ben göhen ähnliehe Kügelchen wie bei der Hefe vorher
und Wenn der ganz umgeschlagene Wein in ein weiteres
Stadium der Verderbniss (die Fäulniss) übergeht, so findet
man ausser dem Milchsäurefermente eine Masse Vibrio-
nen darin.
J, Ni ekles führt die Erhöhung des Kaligehaltes
und die Entstehung der Propionsäure nach Bechamp
im umgeschlagenen Weine auf ein und dieselbe Ursache
zurück. Der in den Weinfässefn sich absetzende rothe
Weinstein oder das doppelt - weinsaure Kali enthält
nämlich alle erforderlichen Elemente zur Erzeugung sowohl
des Kalis, als einer Säure von der Formel G^H^O^J der
Propionsäure oder der ihr isomeren Butteressigsäure.
Die Annahme von Bechamp, dass die fragliche Säure
vom Glycerin herstamme, ist eine Hypothese, welche den
Ursprung des im umgeschlagenen Weine enthaltenen über-
schüssigen Kalis nicht erklärt, auch giebt sie keinen Auf-
schluss, was aus der Weinsäure wird, wenn der Wein-
stein in Berührung mit dem so veränderten Weine ver-
schwindet. {Compt rend. T. 54. — Dinglers polyL Joum.
Bd. 166). B.
Gallassäure im Bundner Rothweine; Lösliehkeit des
TrattbenfarbstolTs«
Gallussäure ist bis jetzt in keinem Weine aufgefun-
den worden; Mulder hält es indess für sehr wahrschein-
lich, dass sie darin vorkomme. Es ist nicht schwer,
Gallussäure in den Bündner Rothweine sehr deutlich nach-
zuweisen. Aus 100 CG. Wein wurde die Gerbsäure mit
Pischleim entfernt, dann das Filtrat mit Wasser ver-
dünnt, bis die Farbe hell genug war, um eine Verän-
derung zu erkennen, jetzt Eisenchlorid zugesetzt. Es ent-
stand eine grünbraune Färbung, die bei stärkerer Verdün-
nung, an der Luft stehend, alltnälig violett wurde und
schliesslich schwarzblaue Flocken fallen liess. Bei der
Weinbereitungsmethode jener Gegend, nach welcher der
junge Wein Wochen, ja Monate lang auf den Tröstern
offen stehen bleibt, wäre die Abwesenheit der Gerbsäure
schwer zu begreifen. Scheidet man aus Wein nach
Mulders Methode den blauen Traubenfarbstoff ab, was
R. Th. Simler oft gethan hat, so findet man, dass dieses
Traubenblau, welches in dünnen Schichten auf einem
80 Darstdlung eines kaltbaren Lachnvs-Pr'
Ührglase schön irUirt, wie in der Traube
in den sogenannten Frnchtäthem (wenigstem
rem und Duttersaurem Aethyloxyd) etwas
fast rein blauer Farbe löslich ist und durc
derselben wieder im ursprünglichen Zusti
werden kann. Ammoniak macht es erst g
stört es dann zu einer braunen Substanz. (
Bä. 115).
Heber die Darstellung eines haltbaren
Präparates.
Das Verfahren zur Herstellung des I
nach Vogel Folgendes:
IGGrua. käufliches fein gepulvertes Lac
in einem Cylinderglaee mit 120 CC. kalten destiUirten
Wassers übergössen und 24 Stunden lang öfters umge-
rührt stehen gelassen. Dieser erste Auezug wird wegge-
gossen und der Ruckstand im Cyiinderglase mit einer
neuen Menge destÜlirten Wassere (120 CC.) während 24
Stunden wie angegeben behandelt. Den nun zum zweiten
Male abgegossenen Auszug theilt man in zwei gleiche
Tbeile und rührt den einen Theil mit einem in verdünnte
Salpetersäure getauchten Glasetabe um, bis dass die Farbe
eben roth erscheint und setzt nun die andere blaue Flüs-
sigkeit hinzu, wodurch eine röthlichblaue Flüssigkeit
entsteht. Durch dieses Verfahren erhält man eine mög-
lichst neutrale Lackmustinctur. Dieselbe lässt man hier-
auf in einer bedeckten Porcellan schale im Wasserbade
ohne zu kochen verdampfen. Es bleibt eine amorphe
körnige Masse zurück, welche man in einem gut verschlos-
senen Glase aufbewahrt. Sie löst sich im Wasser voll-
kommen ohne Rückstand auf und giebt je nach der Ver-
dünnung eine hellblaue oder tiefblau gefärbte Lösung.
Sooft man Lackmustinctur namentlich zu Ti tri r versuchen
gebraucht, hat man nur nöthig, ungefähr ein Stecknadel-
knopf grosses Stück von der abgerauchten Masse in einem
Becherglase mit Wasser zu übergiessen, wodurch sogleich
eine senr brauchbare Lackmustinctur erhalten wird. Der
abgerauchte Farbstoff des Lackmus erhält sich Jahre lang
unverändert. {N. Jahresb.f. Pharm. Bd. 18. 3.)
B.
Mittel sur UnUrscheidung von Copal und Bernstein. 81
CUorgehalt des schwedischen Filtrirpapiers«
Wittstein hat sich durch verschiedene Versuche-
überzeugt^ dass das jetzige schwedische Filtrirpapier fast
immer chlorhaltig ist ; die Quelle dieser Verunreinigung.
sei ohne Zweifel in der Behandlung der zur Darsteuung
dieses Papiers verwendeten Lumpenmasse mit Chlor oder
Chlorkalk zu suchen. Noch vor ein Paar Jahren war
der Chlorgehalt desselben ziemlich gleich NuU^ denn
V. Wich Mtnd bei der Untersuchung einer bedeutenden
Menge Asche dieses Papiers nur Spuren von Chlor.
Der Äschengehalt jener chlorhaltigen Papiere betrug
nach W i 1 1 8 1 e i n 0,468 Procent. Derselbe empfiehlt daher,
das fragliche Papier vor dem Gebrauche auf Chlorgehalt
zu prüfen. ( Wittsteins Vierteljahrschr. Bd. 11. 4.) B.
lieber Bereitung des Wachspapiers.
Nach A. Rick er erzielt man auf eine billige und
schnelle Weise mittelst Anwendung des Bügeleisens ein
gleichförmiges und schönes^ Wachspapier.
Als Papier wählt man am besten ein grosses Format
von Druckpapier, man öffnet ein Buch desselben, legt
es flach auf den Tisch, und führt, nachdem man den
heissen Stahl ins Bügeleisen (Plätte) geschoben, schnell
mit demselben auf dem Papier herum, während man mit
der linken Hand ein Stück japanisches Wachs die Fähr-
ten des Bügeleisens begleiten lässt, indem man dasselbe
dicht daran hält; ein wenig Uebung reicht hin, um die
Menge des abzufliessenden Wachses zu ermessen ; dasselbe
dringt schnell ein und ein etwaiger üeberfluss imprägirt
sich schon dem unterliegenden Bogen, der dadurch halb
zu Wachspapier wird; sobald die Ausbreitung des Wachses
und das Abfliessen desselben nicht mehr schnell genug
vor sich geht, wird der Stahl durch einen heisseren ersetzt
Und man kann sich so in einigen Stunden seinen Vorrath
an Wachspapier für's ganze Jahr anfertigen. {N. Jahrb.
fli/r Pharm. Bd. 18. 3.) B.
Mittel rar Vnterscheidug tw Copal «nd Bernstein.
Napier-Draper hat gefunden, dass Cajeputöl
den Copal schon bei gewöhnlicher Temperatur vollstän-
dig auflöst. Die Lösung liefert, wenn man eine Fläche
damit überzieht, einen sehr glänzenden Fimiss.
Arch. d.Phann. CLXVI. Bds. l.Hft. 6
82 Ueher dm, Dammarhcirzhaum.
D^r Bernstein ist. dagegen in Cajeputöl, seihst beim
Siedepunet, vollkommen unlöslich. Dieser Unterschied der
beiden Harze hat um so mehrNutzen; als manche Copal-
sorten durch ihre äussern Eigenschaften kaum vom Bern-
stein zu unterscheiden sind. {Le Technologistej Aoüt 1862. —
Polyt. Centratbl. 1862 S. 1312.) E,
Das Bleiehen des Scliellaeks.
Mit Chlor gebleichter Schellack eignet sich nicht zur
Politur auf Holzarbeiten; welche Metalleinlegungen ent-
halten^ da letztere durch die kleinsten Mengen Chlor,
welche stets am Schellack zurückbleiben^ blind und unan-
sehnlich werden.
Ein in dieser Beziehung fehlerfreies Product erhält
man durch Behandeln einer weingeistigen Schellacklösung
mit Thierkohle, was am sweckmässi^ten folgender maassen
ausgeführt wird:
.Der rohe ßchellack wird In 90 pj^qentigem Weingeist
aufgelöst und so viel gekörnte J^pochenkohle zugesetzt^
dass ein dünner Brei entsteht ; dann setzt man die Mischung
mehrere Tage den directen Sonnenstrahlen aus, schüttelt
öfters um, und filtrirt nach völliger Bleichung durch Papier.
{Deutsche Jndti$trieztg, 1862. Nr. 18. — Dingler^s Journ.
Bd. 164 Heft 5. S. 397.) Bkb.
lieber den Dammarharzbamii.
Einer der werthvollsten Bäume des neuseeländischen
Urwaldes ist die Kauri- Fichte {Dammara ansiralis).
Dieser prächtige, 80 bis 120 Fuss hohe Baum liefert dem
englischen Schiffsbau jährlich eipe grosse Anzahl von
Rundhölzern von 74 — 84 Fuss Länge, welche alle andern
Fichtenhölzern vorzuziehen sind. Er liefert zugleich das
unter dem Namen Dammar bek^uinte Harz, an welchem
dieser nützliche Waldbaum 90 überaus reich ist, dass
dasselbe sogar an Orten, wo die Ks^uribäume ausgerodet
wurden, in ungeheuren Massen in der Erde in völlig
trockenem Zustande vorgefunden wird. Das Kauri-Harz,
v(ie ^ im HmdeL vorkommt, wird daher nicht, wie das
unserer Tannen, von dem Baume selbst durch Einschnitte
gewonnen, sondern muss förmlich aus der Erde gegraben
werden. Die Dammar -Fichte kommt nur auf der nörd-
liehen Insel, im nördliche^ Theile derselben vor.
Firniss für Eisen - und Stahlwaaren gegen Rpsi. 83
In Auckland wurden einzelne Stücke Kauri- Harzes
gesehen, welche bis zu 100 Pfand wogen. Im Jahre 1857
wurden 2521 Tonnen (ä 2Ö00 Pfund) dieses werthvollen
Harzeiß im Betrage von 35250 Pfund Sterling ausgeführt.
( Wittstein's Vierteljahrsachr. Bd. 11, Heft 4.) B.
m Zinluuistridi.
Nach Girardin besteht das Siccatif, welches die
Socüte de la Vteüle-MontagTie in den Handel bringt^ aus
6,66 wasserfreiem schwefelsauren Manganoxyd
6,66 essigsaurem Manganoxydul
6,69 Zinkvitriol
980,00 Zinkweiss.
Von diesem Gemenge werden 2 bis 3 Procent dem
Zinkweiss zugesetzt, wodurch dasselbe leicht trocken wird.
( Wagner^s Jahresb. d- ehem. Technologie^ 1861. — Polytechn.
Centralbl. 1862. S. 1246.) E.
lirniss far Eisen- und Stahlwaaren gegen B4ist.
Das von Cönte angeeebene Verfahren besteht darin^
dass man die Stücke, welche gefi^nisst werden sollen,
mit einer stark alkalisclien LaugiB rein putzt, sie sodann
mit reinem Wasser abwäscht und mit reinem Leinenzeug
abtrocknet. Man nimmt hierauf sogenannten dicken
Oelfirniss, dessen Hauptbestandtheil Copal ist, und zwar
den weissesten, den man haben kann und mischt zur
Hälfte bis ^/^ ein gut rectificirtes Terpenthinöl hinzu, je
nachdem man den Metallglanz der Stücke mel^r oder
weniger bewahi^en will. Die Mischung erhält ßich ohne
Veränderung, wenn sie gut verschlossen ist. Bei der
Anwendung dieses Firnisses nimmt man ein kleines Stück
feinen ausgewaschenen Schwamm, taucht es, um das Was-
ser zu entfernen, in Terpentinöl, gißbt darauf ein wenig
Firniss in ein Gefass, legt den Schwamm hinein bis er
. vollgesogen ist, und drückt ihn zwischen dj^n Fingern,
HO dass nur eine ganz kleine Menge Firniss dapn bleibt.
In diesem Zustande fahrt man damit leicht über das Stück,
mit der Vorsicht, dass man nicht wieder zurückfährt^
wenn die Essenz einmal verflogen ist, ^eil dadurch der
Anstrich rauh und nngleieh wird. Man lässt ihn dann
an einem vor Staub geschützten Orte trcoknen.
Die IJr&ih^ung hat gelehrt, dass Eisen* und .Staht
.-.j^
64 Zufälle hei Anwendung von Mennigkitt in Bleichereien.
waaren auf diese Weise behandelt, ihren Metallglanz be-
halten, auch wenn sie mit den Händen gerieben worden
und zum täglichen Gebrauch dienen. Dieser Fimiss läset
sich auch auf Kupfer anwenden, wenn, man dieselbe Rück-
sicht beobachtet wie bei Eisen und Stahl. Man muss
nur daför sorgen, dass die Stücke nicht in dem Augen-
blicke gebraucht werden, wo das Kupfer eben erst ge-
schliffen wurde. Man reinigt es und lässt es an der Luft
liegen, wobei es eine dem uolde ähnliche Farbe annimmt,
und kann man sie dann nach dem angegebenen Verfahren
firnissen. Hierdurch ist es vor aller oxydirendan Ein-
wirkung geschützt und behält Politur und Farbe- Physi-
kalische Instrumente können auf diese Art überzogen,
bei Experimenten, bei welchen man sich des Waissers
bedient, gebraucht werden, ohne die geringste Verände-
rung zu erleiden. {Recueil de la soc. polytechn,)
BTcb.
Heber die ZuföUe^ welche bei Anwendung Ton Hennig-
kitt in Bldchereien etc. statt finden können.
Bekanntlich tritt in den gebleichten, gefärbten, ge-
druckten Qeweben zuweilen ein Fleckigwerden während
des Processes selbst ein und dieser Zufall scheint zuwei-
len unerklärlich. Persoz sucht nun den Orund darin,
dass das Wasser oder der Wasserdampf, welcher zu obigen
Industriezweigen verwandt wird, häufig durch Metallröh-
ren geleitet werde, deren Verbindungsstücke mit Mennig-
kitt verbunden sind. Gewöhnlich bilden sich am Kitte
solcher Verbindungsstücke Auftreibungen und es werden
davon Theile fortgerissen. Gelangen diese nun *in die
Farbeflotte etc., so «ind sie die sehr unangenehme Ver-
anlaäisung zur Entstehung gedachter Flecken, wie sich
Persoz durch Untersuchung solcher fleckig gewordenen
Stoffe überzeugt hat. Derselbe wies Blei darin nach ohne
dass dieselben mit Bleipräparaten gefärbt oder bedruckt
waren. Es ist daher wünschenswerth, statt des Kittes aus
Mennige einen nicht bleihaltigen Kitt zu verwenden.
{Msne^s chem, - techn. Mittheilungen d. Jahres 1860 — 1861.)
B1A.
Anstrich hölzerner Fnssbdden mit Leinolfirniss.
Nach der hier folgenden Vorschrift sind nach Am-
mermüller seit einer längeren Reihe von Jahren viele
Anstrich hölzerner Fuesböden mü Leinölfimiss. 85
Fussböden angestrichen worden^ die schön ausgefallen und
dauerhaft geblieben sind.
Den dazu verwendeten Leinölfimiss bereitet man,
indem man Leinöl in einem eisernen Geschirr mit fein
gepulvertem Braunstein über einem Kohlenfeuer unter
beständigem Umrühren bis zum schwachen Hauchen des
Qels erhitzt. Sobald das Oel sich dabei zu bräunen an-
fingt; wird es vom Feuer genommen. Auf je 6 Pfund
Leinöl reicht 1 Loth Braunstein aus. Der Fussböden muss
gehörig gereinigt und von allem Sand befreit und vor
dem Anstriche vollkommen getrocknet werden.
Während des Anstreichens muss nun der Fimiss so
heiss wi6 möglich gehalten werden, damit er recht dünn-
flüssig ist, in das Holz gut eindringt und gut verrieben
werden kann. Der Fimiss muss daher, so lanee ange-
strichen wird, immer auf dem Dampfapparate stehen und
häufig umgerührt werden.
Man giebt dem Boden gewöhnlich drei Anstriche,
welche so gleichmässig als möglich aufzutragen sind.
Sobald der erste Anstrich trocken ist, ungefähr nach
24 Stunden, kann der zweite gemacht werden und eben
so der dritte. Der erste Anstrich zieht sich schnell ins
Holz ein, eben so der zweite, wenigstens in den weichen
Holztheilen, während der harte Theil der Jahresringe
früher glänzend wird. Sollten einzelne Stellen nach dem
driUen Anstriche noch matt aussehen, so kann man diese
noch mit einem vierten Anstrich versehen. Man kann den
Anstrich mit einem wollenen Lappen oder mit einem
dicken steifen Anstrichpinsel vornehmen. Letzterer hat
den Vorzug der Bequemlichkeit und dass man das Oel
dabei heisser halten kann.
Bei tannenen Böden sieht der Oelanstrich ohne allen
Zusatz von Farbe, wenigstens von Anfang an, weniger
gut aus, denn er ha); das Ansehen eines eben frisch auf-
gewaschenen Holzbodens, was sich erst mit der Zeit durch
Eintreten von Staub verliert. Es ist daher zu rathen,
beim zweiten Anstriche dem Firniss so viel braune Farbe
— Umbraun oder Kasseler Braun — zuzusetzen, dass der
Boden eine helle Färbung wie helle Nussbaummöbel er-
hält. Nach dem dritten Anstriche ist es fiir die Haltbar-
keit des Firnisses zweckmässig, den Boden ungefähr noch
8 Tage unbenutzt zu lassen, so lange nämlich, bis er nicht
mehr klebt.*
Hauptbedingungen für das Qelingen des Anstriches
sind: I)nei88es0el während dess Antreicbens, 2) gleichem
86 Bienenwachs von Pßanz&nwachs zu unterscheiden.
Auftragen des Firnisses und 3) dünnes Verreiben, nament-
lieh des dritten Anstrichs.
Man kann tännene und eichene, neue und alte Fu8s-
böden so behandeln. Bei alten Böden zeigen sich aber
meistens schon beim ersten Anstriche alte Flecke als dunk-
lere Platten. Dann muss man bei dem zweiten Aufstrich
etwas mehr Farbe zusetzen, so viel, dass die Flecke mög-
lichst verdeckt werden, wodurch freilich die Farbe des
Bodens überhaupt dunkler und unfreundlicher wird. ( WU/rz-
bürg. Oemeinn. Wochenschr. 1862, 25)» &
Nacbweisiiiig toh Mohnöl uiiil andern . trocknendeii
Oelen in Mandelöl oder 01i?enöK
Das Elain der nicht trocknenden Oele verwandelt
sich bekanntlich durch Einwirkung von salpetriger Säure
in festes Elaidin, nicht aber das Elain der trocknenden
Oele. Auf dieses Verhalten hat man nun eine Prüfung
der ersteren, um eine Verfälschung mit letzteren zu erken-
nen, gegründet, z. B. um Mohnöl in Mandelöl oder Olivenöl
nachzuweisen.
Diese Prüfung wird am besten auf die Weise ange-
stellt, dass man die aus Salpetersäure und Eisenfeilspänen
entwickelte salpetrige Säure mittelst einer Glasröhre in
Wasser leitet, ai:|f welchem eine Portion des fraglichen ♦
Oeis schwimmt. Ist dasselbe rein, so verwandelt es sich
vollständig in eine feste Masse ; andernfalls bleibt es schmie-
rig oder ganz flüssig. (Journ. de Med. de Br. 1862. —
Wittstein* s Viertdjahrschr. Bd. 11. 4.) B.
Verfahren um Bienenwaehs ?on Pilanzenwachs zu
nnterseheiden.
R o b i n e a u d gründet sein Verfahren zu diesem Zweck
auf den Grad der Löslichkeit beider Wachssorten in
rectificirtem Aether. Er verwendet dazu 1 Theil
Bienenwachs und 50Theile Aether, befordert die Lösung
durch Schütteln und giebt den Inhalt nach Veränderung
sämmtlicher Wachsstücken in einen voluminösen Absatz
auf ein gewogenes Filter, wäscht mit kaltem Aether gründ-
lich aus, lässt das Filter ohne 'Trichter zur Verdunstung
des Aethers mehrere Stunden an der Luft liegen una
wiegt es dann.
Der vom Aether nicht gelöste Theil betrug zuweilen
Einige Amoendtmgen des ParaffinB. 87
50 Proc. Bienen wachs; Pflanzenwachs so behandelt Hess
nur 5 Proc. Rückstand und Bobineaud betrachtete diese
kleine Menge bei Mischungen als nicht zu beachten. Derselbe
schlägt deshalb vor^ den vomAether nicht gelösten Theil
des fraglichen Wachses eiiifach auf Rechnung des Bienen-
wachses zu setzen. Unterwirft man nun 1 Grm. Wachs
der Untersuchung und bleiben 0,35 Grm. ungelöst, so ent-
sprechen diese 70 Proc. Bienenwachs und die Beimischung
von Pflanzenwachs betrug 30 Proc. {Zeüachr. f. ancUytische
Chem, 1862. S. 115, — Dingl Joum. Bd. 163, Hft 1. S. 80.)
Bkb.
Einige Aiwenduigeii des Parafiins.
Nach A. Vogel lässt sich das Paraffin statt des Oels
für Oelbäder anwenden. Abgesehen von der grossem Rein-
lichkeit verträgt dasselbe eine mehrmalige und lange
dauernde Erhitzung bis zu 300^ C, ohne wie das Oel Zer-
setzung zu eiieiden ; ober 300^0. wird es unzersetzt verflüclt-
tigt. Während das Oel nach öfterem Erhitzen schwarz und
dickflüssig wird; bleibt das. Paraffin constant dünnflüssig
und wasserhell; so dass die im Bade befindlichen Trocken-
apparate immer dieutlich gesehen werden können. Der
niedere Schmelzpunct (45^ C.) gestattet das gefahrlose Ein-
setzen der Glas^efässe. Die Reinigung der Apparate vom
Paraffin geschieht durch Benzol.
Durch schmelzendes Paraffin gezogenes Filtrirpapier
wird von concentrirter Schwefelsäure^ selbst nach wochen-
langer Berührung; nicht angegriffen und kann demnach
das Paraffin sehr zweckmässig zur Deckung von Etiketten
aufStandgefassen für Säuren und Alkalien verwendet wer-
den. Um das Eindringen des Paraffins in das Papier zu
verhindern; wodurch letzteres durchscheinend würde, ist
ein Ueberzug von arabischem Gummi auf den Etiketten
zu empfehlen. Nachdem dieser getrocknet ist; überstreicht
man dieselben* mit schmelzendem Paraffin, das bis lOO^C.
erhitzt werden muss; um die Schicht nicht zu dick zu
erhalten.
Auch der Einwirkung der Flusssäure widersteht
das Paraffin und man kann diese daher in Flaschen auf-
bewahren; welche an den inneren Wandungen mit einer
dünnen Schicht Paraffin überzogen sind. Um dies zu be-
werkstelligen; bringt man geschmolzenes Paraffin in die
erwärmte Gkusflaschc; vertheilt es durch Schütteln gleich-
^
88 Wiedergewinnung der Alkalien und Sßuren.
massig an den Wandungen, giesst das Ueberschüssige aus
und taucht nun die Flasche in kaltes Wasser.
Schwämme und Papier mitParaf&n getränkt sind
den bekannten Wachspräparaten hinsichtlich der Stabilität
noch vorzuziehen. ' .
Zur Conservirung der Früchte, scheint das
Paraffin auch anwendbar zu sein^ so wie zur Erhaltung
der Eier etc.
Professor Kobell machte den Verfasser darauf auf-
merksam^ das Paraffin als Schutzmitel gegen Oxydation
anzuwenden. Statt daher Auflösungen eisenoxydulhaltiger
Mineralien, sowie ßeductionen von Eisenerzen zur Titrirung
mit .Chamäleon in einer Kohlensäure- Atmosphäre vorzuneh-
men, könnte man nun diese Operationen in offener"Schaie
ausführen^ indem man zugleich einige Stücken Paraffins
schmilzt und die ganze Oberfläche bedecken lässt. (Chem.
Centrbl Nr. 9, 1862). B. ,
Wiedergewimiiiiiff der Alkalien uiid Säuren^ welche in
niiieralölfabriken zum Reinigen der Oele benutzt
worden sind; Ton H. Perutz.
1. Wiedergewinnung der Alkalien, Die beim Reinigen
der Mineralöle angewandten Alkalien bleiben in der Blase
zurück. Man verbrennt resp. glüht sie dann in einem
gut ziehenden Ofen bis aller Kohlenstoff verbrannt ist
und behandelt sie mit der durch den Kost gefallenen
Asche wieder. Da die Alkalien nur im ätzenden Zustande
anwendbar sind, beim Verbrennen aber Kohlensäure ge-
bildet wird, welche sich mit den Alkalien verbindet, so
muss die Kohlensäure auf gewöhnlichem Wege durch Kalk
entfernt werden. Der Unreinheit des Kalkes wegen nimmt
der Verfasser auf 53 Th. wasserfreie Soda 33 Th. Kalk
und auf 1 Ctr. Soda 300 Liter Wasser und "kocht dieses
Gemisch unter fortwährendem Umrühren 1 ^/2 Stunde lang.
Um sicher zu sein^ dass die Kohlensäure der Soda völlig
entzogen wird, darf man auf 1 Ctr. nicht weniger als
250 Liter Wasser nehmen. Nach dem Kochen wird das
Gemisch in ein passendes Gefäss gegeben und 1 Tag lang
alle 3 Stunden gut umgerührt. Während der Nacht hat
sich dann der Kalk gehörig abgesetzt und man zieht nun
die klare Aetznatronlauge mittelst eines Hebers ab, kocht
sie ein bis sie bei 120 R. 36^ Baume zeigt und fällt sie
in. gut verschliessbare, gegen den Einfluss der Luft ge-
sicherte Gefässe. Nur Laugen von dieser Stärke eignen
BaumtooUensamenöl, 89
sich nach P e r u t z zum erwähnten Zwecke, wogegen
Laugen von 25^ B. nicht im Stande sind die Phenyl-
säure, das Kreosot und Brandharz vollständig dem Oele
zu entziehen. Man kann sich hiervon leicht überzeugen,
wenn man Mineralöl zuerst mit verdünnter, dann mit con-
centrirtei* Natronlauge behandelt. Wenn auch im ersten
Falle etwas Phenylsäuro gelöst wird, so bleibt doch immer
ein grosser Theil zurück, welcher nur durch concentrirte
Lauge entfernt werden kann.
Noch unvortheilhafter ist der Gehalt der Laugen an
Kohlensäure, weshalb man grössere Mengen der Lauge
wie oben angegeben hermetisch verschliessen muss. Auch
ist es gut, beim Reinigen der Oele 8 Proc. frisch bereitete
Kalkmilch mit anzuwenden, da die Phenylsäure mit über-
schüssiger' Kalkmilch ein im Wasser lösliches basisches
Kalksalz bildet und man gleichzeitig den Vortheii hat, dass
die Laugen von einem etwaigen Kohlensäurögehalte befreit
werden. Die Brandharze lösen sich gleichfalls vollkommen
in kohlensäurefreien concentrirten alkalischen Laugen.
2. Benutzung der heim Reinigen der Mineralöle erhal-
tenen schwefelsauren Flüssigkeiten, Diese geschieht durch
Verwendung zur £isenvitriolfabrika*tion. Man
bringt sie in eine mit Blei gefutterte schmiedeeiserne
Pfanne^ welche durch Dämpf, den man bei irgend einer
Operation in der Fabrik kostenlos- gewinnt, erhitzt,
setzt sodann nach Berechnung die nöthige Quantität alten
Elisenblechs zu, wozu sich am besten eine Lösung von
1,1410 (= 180 B.) welche 20 Pröc. Schwefelsäurehydrat
enthält, eignet. Die äquivalente Menge Eisen wird nach
der Formel FeO, SO' berechnet, doch setzt^man bekannt-
lich etwas mehr Eisen zu, lun fremde Metalle zu fallen
und die Bildung von Oxyd zu vermindern. Die sich auf
der Oberfläche sammelnden Oeltheile müssen entfernt wer-
den. Wird kein Wasserstoffgas mehr entwickelt, so filtrirt
man heiss durch ein Sandfilter, wobei auch alle lUnreinig-
keiten^ Oeltheile und schwefelsaures Eisenoxyd zurücK-
bleiben. Durch Verdampfung des klaren Filtrats zur Kry-
stallisation gewinnt man den grössten Theil der angewende-
ten Sishwefelsäure in Form von Eisenvitriol wieder. (DingL
Joum. Bd. 163, Heft 1, S. 66), Bkb.
BamiwoUeiisaiiienöl.
Die verschiedenen Meinungen über den Werth des
Baum wollensamenöls, welches seit Kurzem der Centner zu
i?^;
^z-
*'■
"..■•X- ..
C^:^i
9Ö BmimtüoUemamen^L
9 Thlr. vielfach in den Handel gebracht worden ist, veran-
lassten LipowitZ; dasselbe näher zu prüfen und er hat
gefunden^ dass dasselbe wegen seiner guten Eigenschaften
im gereinigten Zustande und wegen seiner Billigkeit sehr
bald gesucht werden wird.
Das in Handel gelangende Oel hat eine tifef braune,
nur in dünnen Lagen durchscheinende Farbe. Es ist fast
ganz geruchlos und der Geschmack ist milde und ange-
nehm. Das Eigengewicht des Oels ist 0,928 bei -f- lö^ C.
und erstarrt das rohe Oel weit schwerer als das gereinigte,
es wird erst unter OO dickflüssig und bei etwa — 2 bis 3® fest.
Nach Lipowitz's Versuchen ist das Oel zu den trock-
nenden Oelen zu zählen. Den Flüssigkeitsgrad des rohen
Oels fand L i p o w i t z 29 bis 30 Mal geringer als den des
Wassers.
Das Oel kann durch Behandlung mit den alkalischen
Laugen sehr leicht von seinem färbenden Princip getrennt
werden. Dieses färbende Oel verbindet sich beim Schüt-
teln schon in der Kälte mit den Laugen, ein klares
Oel von gelber Farbe scheidet sich oberhalb der braun-
rothen Seife- ab und kann leicht getrennt werden. Je
nach der vollständigen Abscheidung gewinnt man 80 bis
85 Proc. eines hellgelben, fast ganz geruchlosen und im
Geschmack an feinstes Provenceröl und Mohnöl erinnern-
den Oeles, welches bei -[- S^ bis 0® 0. erstiwrt. Es zdgt
ein specifisches Gewicht von 0,9206 und ist 17 Mal schwer-
flüssiger als Wasser. Diese Eigenschäften werden nicht
verfehlen, dieses Oel sehr bald seiner- Billigkeit wegen
zu einem gesuchten Handelsartikel zu machen.
Der leicht verseif bare, 15 bis 20 Proc. des Baum-
^-^ woUensamenöls betragende und daraus leicht mit Sau«;
ren abscbeidbare Fettantheil stellt ein braunes oder grü-
^; ' nes Fett dar, von schwach butterartiger, dem Gänseschmalz
ähnlicher Consistenz. Dasselbe wird sich eben so gut
zur Maschinen-' und Wagenschmiere eignen, da es selbst
in der Wärme lange fliessend bleibt ohne zu verharzen,
als es sich auch zur Bereitung geruchloser Natron- oder
weicher Ealiseifen eignet. Dieser verseif bare Stoff ist nach
P* Lipowitz ein Fett und kein Harz.
Lipowitz ist gern bereit, nähere Auskunft über
zweckmässige Bearbeitung des Oels zu geben. (Polyt.
. IrU.'Bl) B.
♦ .*■
m/c
• v
•ff.,' _
u
Chemische Untersuchung der Lopezvmrzd, 91
CliuBe»sche Hotteitiieter.
In eine Quantität besten Spiritus thut man ungefähr
den achten Theil Kampfer und eben so viel von der ge-
stossenen Schale des Spanischen Pfeffers, macerirt.bis der
Kampfer aufgelöst ist, presst die Flüssigkeit durch Leinwand
und Desprengt mit derselben das aufzubewahrende Pelz-
werk oder die Kleider gleichmässig, wickelt sie zusam-
men und schlägt sie in starke Leinwand ein. Statt des
Pfeffers kann man auch gestossene Coloquinthen nehmen.
(Kühtze's Notizen. 1862. Nr. 8.) B.
Clieittische llntersuchuns der Lopezwarzd.
Die wesentlichen Bestandtheile der Rinde der Lopez-
wurzel sind nach Fr. Schnitzers chemischen Unter-
suchung folgende:
Ein in Aether und in Alkohol leicht lösliches Harz,
„ „ „ leicht und in Alkohol schwer lös-
liches Harz,
„ „ „ nicht, aber in Alkohol leicht lös-
liches Harz,
Aetherisches Oel,
Bitterstoff,
Gerbestoff,
Gummi,
Zucker,
Pektin,
Stärkmehl,
Oxalsäure,
Citronensäure.
6 Unzen des lufttrockenen Holzes lieferten beim Ver-
brennen 18,32875 Gr. = 0,636 Procent Asche ; diede fand
sich in 100 zusammengesetzt aus : ,
32,215 Alkalien
25,275 Kalk
7,982 Magnesia
0,829 Thonerde
0,881 Eisenoxyd
3,308 Manganoxyduloxyd
0,152 Chlor
2,059 Schwefelsäure
6,777 Phosphorsäure
3,556 Kieselsäure
16,879 Kohlensäure .
99,943.
( WittsL Vierteljahrsschr, Bd. 11. Heft 1.) B.
»W^KJ^Jl I I ■ I
:ä"
w
^%;;
i»»' ••■
;a;
•V
^IL':.
Jf''
92 Saft der FruclU des Solanum Lycopersicum.
Chemisdie llBtersudiiiiig der Binde von Atherosperna
moschatmii«
N. J. Z e y e r theilt darüber Folgendes nach O.Bergs
Nachrichten über diese sudaustralische Drogue mit. Die
Rinde bildet harte, schwere, ein wenig rinnenförmige oder
gerollte, 1 1/2 bis 3 Linien dicke Stücke von verschiedener
Länge und Breite. Auf der Äussenfläche erscheint sie
schmutzig graubraun, theilweise mit weisslichem Flechten-
anäuge bestreut und mit vorwaltenden derben, geschlän-
gelten, in der Mittellinie gespaltenen Längsleisten versehen.
Die Bruchfläche ist uneben körnig, von blassbrauner Farbe.
Die Unterfläche zeigt sich dem unbewafiheten Auge eben,
dunkler braun, zart gestreift. Geschmack und Geruch
der Kinde sind nach Berg deutlich und ziemlich stark
muscatartig : Z e y e r findet jedoch, dass beide nit^ht rein
muscatartig sind, sondern auoh etwas an Sassafras erinnern.
Die Gattung Atherospermay von der bis jetzt nur zwei
in Neuholland einheimische Arten bekannt sind, gehört
zu der Familie der Monimiaceen; die Monimiaceen sind
meist aromatische, immergrüne Sträucher und Bäume.
Zeyers Untersuchung hat nun festgestellt, dass das
von ihm aufgefundene Alkaloid der Rinde von Atherosperma
moschatum als eigenthümlich betrachtet werden muss und
den Namen — Atherospemim — verdient, ausser-
dem enthält die* Rinde noch ätherisches Oel, fettes Oel,
Farbstofi*, Wachs, Albumin, Gummi, Zucker, Stärkmehl,
Harz, eisengrünende Gerbsäure, Buttersäure und Oxalsäure.
( Wittstein^a Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft 4.) B.
"%/
T >, .. •
virr
'■*....■
Heber den Saft der Fracht des Solanum Lycopersicnn.
J. B. Enz's Untersuchung zufolge enthält der Saft der
Frucht des Solanum Lycopersicum folgende Bestandtheile :
Kali, Kalk und etwa9 Magnesia, verbunden mit
Aepfelsäure, Weinsäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure,
Chlor, dextrinartiges Gummi, Eiweiss, Stärkmehl, Cellulose,
fettige und harzige Materie, rothen Farbstoff, Zucker.
Solanin konnte in dem Safte nicht aufgefunden wer-
den, denn dieses hsi ättech durch einen bittem, ekelhaf-
ten, im Schlünde, kratzenden Geschmack verrathen müssen.
Die Fruchtkerne dagegen gaben ein geistiges Extract von
bitterem und scharfem Geschmack, und enthalten daher
vielleicht Solanin, worüber Enz später berichten wird.
( Wittstein'e Vierteljahrsschr. Bd. 11. 3.) ß.
Chemische Untersuchung der Rinde von Cedrela fehrifuga. 93
Chemische llattrsuchung der l^nde von Cedrela
febrifnga.
Zu den vielen seltenen Droguen, welche heutzutage
als nützliche medicinische Heilmittel aus den südöstlichen
Ländern und Inseln Asiens zu uns gelangen^ gehört auch
die Rinde von Cedrela fehrifuga, welche bei uns eine
ziemlich unbekannte Rinde ist.
Rumph gedenkt der Rinde zuerst als eines guten
Fiebermittels ; später empfahlen sie B e x t o n und
Blume gegen intermittirende und selbst typhöse
Fieber; Kennedy und auch Bexton innerlich und
äusserlich bei Geschwüren und Brand. Waitz nennt sie
eine göttliche Rinde^ durch die er mehreren Menschen
das Leben gerettet habe^ und wendet sie an in Form von
Decoct, Tinctur und Extract.
Cedrda fehrifuga Blume {Swietenia Sureni BL, Cedrela
Toona Roxburgh) gehört zur Familie der Meliaceen^ zur
V. Classe I. Ordnung des Linn^'schen Systems, und ist
ein 50 — 60 Fuss hdier und 14 — 15 Fuss im Umfange
haltender Baum; welcher auf Java und andern sundischen
Inseln vorkommt.
Das Holz des Stammes ist dem Mahagoniholze an
Farbe äusserlich ähnlich, jedoch weicher.
Die Rinde, malayisch Suren genannt, wird von den
jüngeren Aesten gesammelt und kommt in halb oder ganz
gerollten, auch eingerollten, bis 2 Fuss und darüber lan-
L gen, 3/4 bis 1^/2 Zoll im Durchmesser haltenden, 1 — 2
! Linien dicken Stücken zu uns.
'' Es liegt bis jetzt nur eine einzige Untersuchung der
Rinde von Nees v. Esenbeck vor, weshalb W.Lindau
sich veranlasst sah, eine neue Untersuchung der Rinde vor-
zunehmen. Die Untersuchung hat folgende Bestandtheile
ergeben: Stärkmehl, Wachs, Oxalsäure, Citronensäure,
phlobaphenartigen Körper, Bitterstoff und eisengrünende
Gerbsäure. Die letztere ist vom mediciniscben Stand-
puncto aus der wichtigste ßestandtheil. Sie nähert sich
unter^den bereits bekannten, eisengrünenden Gerbsäuren
am meisten der Chinagerbsäure, welche zwar ein weit
kleineres Aequivalent, aber (im freien Zustande) fast
dieselbe procen tische Zusammensetzung hat, wie nach-
stehende Uebersicht zeigt:
94 Ueher du Gährung.
. Cei^relagerbsäare ChiIlagerb8ä^re
' = CS4H20O22 = Cl^H^»'
Kohlenstoflf 51,00 51,22
Wasserstoflf 5,00 4,87
Sauerstoff 44,00 43,91
100,00. 100,00.
Die Analyse der Asche zeigte folgende procentrijsofae
Zusammenäetzang :
Kali 0,072
Natron 2,716
Chlomatrium ....... 2,045 { ^^ gf
Kalk 56,820
Magnesia 3,114
Eisenoxyd... 0,369
Schwefelsäure 0,922 '
Phosphorsäure * 1,263
Kieselsäure ........ 1,150
KehlensHure 31,g5Q ,
99,721.
{Wiüstein's Viet^teljahrsschr. Bd. 10. Heft 3,) B,
lieber die Oährnng.
Bringt man nach Pasteur Hefe in eine jsuckßr- und
eiweisshaltige Flüssigkeit, welche gänzlich von Luft befreit
worden ist, so vermehren sich die Hefepzellen und die Qäh-
rung geht vor sich ; der deutlichste Beweis, dass die Hefe
unter diesem Umstände leben und die Qährung in Flüssig-
keiten hervorrufen kann, die vom freien Sauerstoff abge-
schlossen sind. Pasteur fand femer, dass bei Gegenwart
von Luft in oder über einer nrit Hefe versetzten Flüssig-
keit die Bildung neuer Hefenzellen bedeutend schneller
vor sich gebt, ab im erstgenannten Fälle. Diese Hefe
zeigt jedoch während ihrer Entwickelung eine sehr
schwache gährungserregende Wirkung auf (Ue znckerkil-
tige Flüssigkeit, welche aber nicht energisch eintritt,
iRTe^tin man dieselbe mit der letzteren unter Abschluss von
SauersitoJGP .^usanmenbringt.
, l^sJ^tPaateqr gelungen, der Hefe den Charakter
^)s fexroßni gnctoc^tentheils zu benehmen, wobei trotz-
4^P3^ dip^ Hi^^z^Uen den Sauerstoff der Luft aufoehmen
j^TiiA I^QliIjQpsätire abgaben, s<miit in gleicher Weise wie
ajic; J|ie4p;rn ^Pflanzen vegetiirQii« — Diese Thatsachen be-
kunden, dass die Hefe mit Hülfe freien Sauerstoffs leben
kann und dass durch dessen Einfiuss sie sich bedeutend
lieber die Naiur der Oase lebender Pflanzen, 95
entwickelt, sie also in dieser Beziehung als Analogen der
andern Pflanzen zu betrachten ist. Ihre Wirkung als
Ferment tritt hingegen unter diesen Umständen zurück,
um dem einzigen Phänomen der Ernährung der Pflanze
Platz zu machen. Es ist diesen Erscheinungen zufolge
nicht unwahrscheinlich, dass die Lebensart der Pflanze
sowohl bei (»Gegenwart als auch bei Abwesenheit freien
Sauerstoffs dieselbe ist, während im letzteren Falle der
zur Vegetation nöthige Sauerstoff von der gähr enden
Substanz geliefert wird. Pasteurs Beobachtungen
zufolge würde man also in einem physiologischen Act den
Ursprung der Gährung zu suchen haben. (Joum.de
Pharm, et de Chim. Tom. XL. Aoät 1861.) H. Schf einer.
lieber die Natur der C!as(!,
welche von den lebenden Pflanzen während
derZersetzung der Kohlensäure durch die Blät-
ter im Sonnenlichte ausgehaucht werden, sind
von Boussingault Versuche angestellt worden, welche
zu dem interessanten Resultate geführt haben, dass die
Pflanze f[ir 1 Volumen absorbirtes Kohlensäuregas nicht
ganz 1 Volumen, Sauerste ff gas aushauchen und mit
diesem ein Gas, welches nicht Stickgas, sondern ein
Gemenge von Kohienoxjdgas und Sumpfgas ist.
Das Licht ist zur Einleitung dieser Zersetzung nothwendig.
Fasst man die Geschichte der schönen Beobachtun-^
gen über die Beziehungen der Pflanze zur Atmosphäre
zusammen, so.fixuletman, dass Bonnet die Ausbauchung
»von Gas durch die Blätter beobachtete, Priestley dieses
Gas als Sauerstoffgas erkannte, Ingenhouss die
Kothwendigkeit einer Mitwirkung des Sonnenlichts zur
Einleitung dieser Sauerstoffentwickelung darthat und
Senuebier zeigte, dass das unter diesen Umständen
entwickelte Sauerstoffgas das Resultat einer Zersetzung
des kohlensauren Gases Bei.
Was yns zuerst frappirt, ist das Bestreben dieser
Gelehrten, die Aufmerksamkeit bei dieser Untersuchung
mehr auf den Gesichtspunct der Salubrität, als auf den
der Pflanzenphysiolo^ie zu lenken. Priestley verkündete
seine glänzende Entdeckung mit den Worten: die Pflanzen
besitzen die Fähigkeit, die Luft zu reinigen, welche
durch den A thmungsprocess der Thiere verdorben worden ist.
Erscheint es nun nicht sonderbar, dass beinahe 100 Jahre
1
96 lieber die Vorkeime der Cfiaren.
später man feststellt, dieselben Blätter, welche Sauerstoff-
gas aushauchen, das die Atmosphäre verbessert, auch eins
der schädlichsten Gase entwickeln, das man kennt, das
Kohlenoxydgas? Ist es nicht erlaubt, anzunehmen^ dass
die Emanation dieses Gases eine der Ursachen der Insalu-
brität der morastigen Gegenden ist, weil gerade die Blät-
ter der Wasserpflanzen jenes Kohlenoxyd- und Sumpfgas-
haltige Sauerstoffgas entwickeln? {Bousaingaulty CompL
rerid^ 18, Novbr. 1862.) H, Ludtvig.
lieber die Vorkeime der Chareii.
Von den- zahlreichen Beobachtern der Keimung der
Charen wird allgemein angenommen, dass ihre Sporen
bei der Keimung unmittelbar die Pflanze hervorbringen.
Dennoch ist diese Auffassung falsch und Pringsheim
hat sicher nachgewiesen, dass die keimende Spore die
jun^e Pflanze nicht unmittelbar hervorruft, sondern dass
auch bei den Charen, wie bei den höheren Kr^ptogamen,
bei der Keimung zuerst ein Vor keim gebildet wird,
aus welchem erst später die ersten Zweige der Pflanze
durch eine normale Knospung hervorsprossen.
Dieser Nachweis des Vorkeimes bei den Charen
füllt eine fühlbare Lücke in der Entwickelungsgeschichte
dieser Pflanzen aus.
Die Existenz blattloser Vgrgebilde, aus welchen die
Zweige hervorsprossen, unterstützt die von der. Bildungs-
geschichte der Theile entlehnte Auffassung der Charen-
Zweige als beblätterter Spross, und stellt die nahe Ver-
wandtschaft der Charen mit den Moosen in das hellste
Licht.
Femer lässt das unerwartete Auftreten der Vorkeime
bei den Charen es als ein allgemeines Gesetz erscheinen,
welchem neben Farmkräutem und Moosen der früheren
Ansicht entgegen auch die Charen sich unterordnen, dass
bei allen Blattpflanzen die Spore niemals unmittelbar zur
Vegetationsspitze der ersten beblätterten Achse werden kann.
{Alonatsb, der Akad. der Wissemeh. zu Berlin. Aprü 1862.)
A.O.
Preisaufgabe der Hagen - Bucliolz'acbon Stiftunsr
pro 1864 and 1865.
Für das Jahr 1864 nod 1863 nird die frühere Pri
holt: „über die vergl ei nb ende Prüfung einheiniacher (
die wirheameD Bestandtheile von cultivirten wie nat
Die darüber nprechenden Arbeiten sind vor dem
an den Oberdirector Medicinalrath Dr. Bley in B<
einzusenden und müssen mit versiegeltem CuTricidu
zeuguisB, Zeu^isH des Priaeipala oder Professors der
wie mit Motto und Derisenzettel Tereehea Bein.
Für 18G4 iet die oene Preisfrage gestellt:
„Wie wird am sichersten der Aconitgehalt :
wurzeln, so wie der Pflanze überhaupt ausge
Die darüber sprechenden Arbeiten sind mit Pro
rats versehen, unter denselhen Bestimmungen wie obe
director Dr. ßley einznsenden vor 1. Augnst 18G4.
Preisaufgabe für die Lehrlinge.
^Ausmittelung der chemischon Bestaudtheile
vorkomm enden Sorten von einfHchem wie (
sanrem Natron, so wie deren Verunreinigung
Die Arbeiten müssen mit Zevgniss des Principi
Fffae, Motto und Devisenzettel verseben und nebst P
parata an den Oberdirector Medicinalrath Dr. Bley
1864 franco eingesandt werden.
Das Directorinm.
mm mjmmm.
CLXVI. Bandes zweites Heft.
I. Physik, Ohemle und praktteehe
Pharmacie.
ÜBtersnchnngefl fiber ^e einbasischen Sänren;
von
A. Geuther*),
Professor in Jena.
L Essigsäure,
1. Abhandlung.
Wenn man die Formel der Essigsäure schreibt:
C2H2, C202 j gg so hat man eine Gruppirung der Elemente,
durch welche die verschiedenartigsten chemischen Beziehun-
gen jdieser Säure auf einfache; der Natur der Bestandtheile
entsprechende Weise veranschaulicht werden können, eine
Gruppirungsweise, welche frei ist von jedem seiner Natur
nach undarstellbaren (hypothetischen) Bestandtheil. Die
Formeln für die nächsten mit ihr zusammenhängenden
Körper sind dann:
Neutrale Sauerstoffsalze G^H^, C202 Ljq
„ Wasserstoffsalze... ^^^^i^^^^i'QQ vrsK
Essigäther C2H2, 020« j^^ ^4^4
Chlorür C2H2, C202}HC1
Amid , C2H2, C2 02 } H3N.
*) Vom Herrn Verfasser als Separatabdrnck aus den Göttingftr
gelehrten Anzeigen dem Unterzeichneten gutigst' mitgetheilt.
H. Ludwig.
Arch. d.Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hft. 7
Geuther,
Die Eaeigsäure erscheint, mit dem
verglicben, aus dem sie durch Oxydation hervorgeht, mit
dem Äethylen (im Alkohol) nämlich, als ein „Osyätbylen".
Vom Aethylen trennt sich ein Theil Kohlenstoff und Was-
serstoff im Verhältniss von C^H^; derselbe wird o:sydirt
zu C202 und H^O*: Beide Oxydationsproducte bleiben
in Verbindung mit dem Rest des KoblenwasaerstofiB
(C2H3) — ein Verhalten, das bei der Bildung der ,Oxy-
säuren" immer vorkommt und geeignet ist die Eigenthüm-
licbkeiten derselben zu erklären, ein Verhalten, von dein
ich in einer späteren Mittheilung ausführlicher zu reden
gedenke.
Wenn nun auch die Essigsäure als „OxyÄthylen" auf-
geführt werden kann, so unterscheidet sie sich doch von
den „Oxysäuren' dadurch, dass die in ihr, durch Oxyda-
tion entstandenen, denkbaren 2 Mgt. Wasser nur zur
Hälfte durch Metalloxyde bis jetzt haben ersetzt werden
können (essigsaure Salze), während dagegen in den Oxy-
säuren häufig sämratliches durch Oxydation entstandene
denkbare Wasser durch Metalloxyde vertreten werden
kann, wie die bei ihnen mögliche dritte Heihe von Salzen,
die sogen, basischen, zeigen.
Es entsteht nur die Frage, ist dieser Unterschied ein
fundamentaler, gelingt es wirklich auf keine Weise jenes
bis jetzt nicht ersetzte Wasser der essigsauren Salze durch
andere Oxyde zu ersetzen? Um sie zu beantworten, wur-
den 2 essigsaure Salze der Einwirkung des Natriums
unterworfen, das wasserfreie essigsaure Natron im geschmol-
zenen Zustande und der Essigäther. Bei der Einwirkung
von Natrium auf die erstere Verbindung, die nur wenig
über ihren Scbmelzpunct erhitzt worden ist, findet in
der That Wasserstoffentwickelung statt, allein es entstehen
bei dieser Einwirkung gleich so viele secundäre Producte,
dass keine Hoänung vorhanden ist, mit Hülfe dieses Sal-
zes zu einem Resultat zu gelangen. Es wurde deshalb das
bei gewShnlicher Temperatur flüssige Aethylensalz der
Untersuchungen Über die einbasischen Säuren. 99^
Essigsäure, der Essigäther, angewandt. Derselbe war auf
die gewöhnliche Weise dargestellt und wiederholten Recti-
ficationen unterworfen worden, so dass er genau den für
ihn angegebenen Siedepunct (74^) zeigte. Es wurde nun
in einer tubulirten Retorte, deren Hals aufrecht gestellt
und mit einem Kühlapparat verbunden war, auf denselben
Natriumstückchen geworfen und ein Strom trocknen Was-
serstoffgases dauernd darüber geleitet. Dieselben überzo-
gen sich sogleich unter Wasserstoffentwickelung mit einem
weissen voluminösen Salze, welches sich in dem Maasse,
als sie sich auflösten, vermehrte und allmälig den Essig-
äther in einen dichten Brei verwandelte. Nach und nach
war eine geringe bräunliche Färbung des Aethers einge-
treten. Ueberall, wo das Natrium darin sichtbar wurde,
erschien seine Oberfläche nicht blank sondern immer mit
dem im Essigäther unlöslichen Salz überzogen. Nach-
dem eine beträchtliche Menge des festen Productes ent-
standen und das Natrium verschwunden war, wurde zur
Untersuchung des ersteren der Essigäther aus dem Was-
serbade fast völlig . aBdestillirt, der bräunliche Retorten-
rückstand mit wasserfreiem Aether, worin der Farbstoff
allein löslich war, gewaschen, abfiltrirt, das weisse Salz
rasch ausgepresst und über Schwefelsäure im leeren Raum
getrocknet. Die Analyse zeigte, dass es wasserfrei.es
essigsaures Natron war. Das braun gefärbte ätherische
Filtrat wurde nun im Wasserbade vom Aether und Essig-
äther befreit. Es blieb wenig eines braun gefärbten Oels
zurück. Um davon mehr zu erhalten, wurde der vom
essigsauren Natron abdestillirte Essigäther zum zweiten
Male auf die nämliche Weise der Einwirkung des Natriums
unterworfen. Anfangs fand wiederum über die ganze
Oberfläche des Natriums die Bildung des weissen unlös-
lichen Salzes (unter allmäliger Bräunung der Flüssigkeit)
statt, später jedoch hörte dieselbe auf, das Metall wurde
blank, es löste sieb jetzt unter Wasserstoffentwickelung
vollkommen in Essigäther. Als dieser Zeitpunct einge-
treten war, wurde der Essigäther wiederum abdestillirt und
7*
m^.:
|; 100 Geuther,
von Neuem der Einwirkung des Natriums unterworfen.
Jetzt löste sich dasselbe sogleich vollkommen auf, ohne
Abscheidung irgend welchen Salzes und wie früher unter
allmäliger Bräunung der Flüssigkeit.
Aus diesen Versuchen geht zweierlei hervor: 1) dass
die anfangliche Bildung des essigsauren Natrons einer
Verunreinigung des angewandten EssigätherS; trotz häu-
figer Rectificationen und trotz des constanten Siedepunc-
tes von 740, an Essigsäure und vielleicht auch an Alkohol,
zuzuschreiben ist, dass reiner Essigäther ein ganz anderes
Verhalten zeigt ; 2) dass der letztere chemisch rein durch
die bis jetzt angegebenen Weisen nicht erhalten werden
kann. Der mit Natrium gereinigte Essigäther besitzt den
niedrigen Siedepunct 720,78 (corr.) —
In dem Maasse, als das Natrium verschwindet, verdickt
sich die Flüssigkeit unter Bräunung und verlangsamt sich die
Einwirkung so, dass man durch gelindes Erwärmen dieselbe
zu befördern hat. Wenn die verbrauchte Menge des Na-
triums 12 Proc. vom Gewicht des angewandten Essigäthers
beträgt, ist sie so langsam geworden, dass man gutthut mit
dem Zusatz von Natrium aufzuhören. Man lässt nun im
Wasserstrome erkalten. Der ganze Retorteninhalt erstarrt
zu einer festen Krystallmasse. Durch gelindes Erwär-
men, zuerst im Wasser bade, macht man sie wieder flüssig,
wobei gewöhnlich wenige Krusten von essigsaurem Natron
ungelöst bleiben und giesst von diesen ab durch den
Tubulus die warme dick fliessende Masse in ein oder
mehrere wohl getrocknete und mit guten Stöpseln ver-
schliessbare Eochflaschen. Beim Erkalten erstarrt Alles
wieder zu einer strahlig krystallinischen Masse, welche
durch wiederholtes Auskochen mit wasserfreiem Aether
allmälig fast völlig vom Farbstofi^, der in Lösung geht,
befreit werden kann. Es wird abfiltrirt, die weisse Kry-
stallmasse rasch ausgepresst und über Schwefelsäure ge-
trocknet. Aus dem ätherischen Filtrat, das gut verschlos-
sen auf bewahrt werden muss, scheidet sich nach längerenn
Untersuchungen über die einbasischen Säuren. 101
Stehen noch mehr von der Verbindang ab, mit der ebenso
verfahren wird. Da dies entstandene Salz durch Wasser
äusserst leicht verändert wird, so muss bei dieser Waschung
und Beinigüng möglichst rasch operirt werden, um die
Feuchtigkeit der Luft abzuhalten. Da dieses, vollkommen
zu erreichen, nicht möglich ist, so ist auch das so erhal-
tene Product stets mit den durch das Wasser entstehenden
Zersetzungsproducten, hauptsächlich mit essigsaurem Natron,
in geringer Menge verunreinigt, welche Verunreinigung
durch die Wirkung des, während des Zerschneidens von
Natrium an der Luft auf seiner Oberfläche gebildeten,
Natronhydrats auf den Essigäther sich noch vermehrt.
Die durch die Analyse der Natriumverbindung erhaltenen
Werthe müssen abo nothwendig im Sinne einer Verunrei-
nigung durch essigsaures Natron gedeutet werden. Die
Analyse des über Schwefelsäure im luftleeren Raum ge-
trockneten, noch durch etwas Farbstoff gelblich gefärbten
Salzes ergab 26,4 Proc. Natron im Mittel, 41,8 Proc. Koh-
lenstoff und 5,5 PrQc. Wasserstoff. Ein weisseres Salz
von einer zweiten Darstellung: 24,2 Proc. Natron, 40,0 Proc.
Kohlenstoff und 5,5 Proc. Wasserstoff. Die reine Verbin-
dung würde demnach, da das hier verunreinigende essig-
saure Natron mehr Natron (37,8 Proc.) und weniger Koh-
lenstoff (29,3 Proc.) und Wasserstoff (3,7) Proc.) enthält,
einen noch höheren Kohlenstoff und Wasserstoffgehalt und
einen niedrigeren Natrongehalt ergeben haben.
Die oben erwähnte Eigenschaft der Verbindung in
Aether etwas löslich, und die Eigenschaft des essigsauren
Natrons darin unlöslich zu sein, wurde nun benutzt, beide
zu trennen. Das durch Auskochen mit Aether nach dem
Erkalten im Filtrat in Form weisser verfilzter Nadeln
abgeschiedene Product wurde rasch abfiltrirt, ausgepresst
und im leeren Raum über Schwefelsäure getrocknet. Sein
Natrongehalt betrug 19,3 Proc, während der von Aether
ungelöst gebliebenen Bückstandes sich auf 32,6 Proc.
erhöht hatte. Die geringe Löslichkeit der Verbindung
in reinem Aether aber gestattet in kurzer Zeit und bei
102 Geuther,
möglichstem Luftabschluss nicht wohl eine grössere Menge
der Verbindung zu reinigen, was leichter auf folgende
Weise erreicht wird. Man kocht das Salz längere Zeit
mit einem Gemisch von etwa 6 Th. Aether und 1 Th.
wasserfreiem Alkohol, so dass nur wenig Aether dabei ver-
dunstet, filtrirt in einen wohl getrockneten Stöpselcylinder
durch vorher getrocknete Trichter und Filter und fügt
nun etwa ein gleiches Volum wasserfreien Aethers zu.
Die Flüssigkeit trübt sich schwach, nach einiger Zeit
sammelt sich das Trübende in Form von Flocken, die man
durch rasche Filtration in einen zweiten Stöpselcylinder
beseitigt. Nach und nach beginnt nun die Bildung schö-
ner langer federartiger, von einzelnen Puncten . ausgehen-
der Nadeln der reinen Verbindung. Dieselbe wird rasch
abfiltrirt, mit reinem Aether mehrmals gewaschen, rasch
ausgepresst und über Schwefelsäure im leeren Raum ge-
trocknet. Ihre Analyse ergab folgende Zahlen : 46,2 Proc.
Kohlenstoff, 6,2 Proc. Wasserstoff und 21,9 Proc. Natron.
Die Formel: NaO,Ci2H905 verlangt: 47,4 Proc. Kohlen-
stoff, 5,9 Proc. Wasserstoff und 20,4 Proc. Natron. Er-
wägt man nun, dass durch den Einfluss der Feuchtigkeit
der Jjuft während des Auspressens, während des Wagens
u. s. w. eine geringe Zersetzung unter Bildung von essig-
saurem Natron nothwendig statt haben musste, so unter-
liegt es darnach schon keinem Zweifel mehr, dass der
Verbindung die erwähnte Zusammensetzung wirklich zu-
kommt. Vollkommen wird dies aber durch die Zusam-
mensetzung der mit Jodäthyl und Jodmethyl sich bilden-
den Umsetzungsproducte, bestätigt.
Bei der Einwirkung von Natrium auf Essigäther
treten also 2 Mgt. des letzteren in Wechselwirkung, es
trennt sich davon 1 Mgt. Alkohol, welcher zur Bildung
von Aether -Natron, das durch den Aether weggewaschen
wird, Veranlassung giebt und in den zusammenbleibenden
Rest tritt für ein Mgt. Wasserstoff 1 Mgt. Natrium ein.
Untersuchungen über die einbasischen Säuren. 103
(NaO,C4H4,HO) + (Si2;g282}äo?C4H4) + ^H.
Daraus folgt somit, dass die Ersetzung jenes Wassers in
den essigsauren Salzen durch Basen allerdings möglich
ist, dass dabei aber Verbindungen entstehen, die von
zwei Mgt. Säure sich ableiten.
Die, von der nachträglich im Waschäther entstande-
nen Krystallisation der Natronverbindung, durch Filtration
getrennte ätherische Lösung wurde nun durch Destillation
im Wasserbade vom Aether und unverändert gebliebenen
Essigäther befreit, der braune feste Rückstand, der offen-
bar noch viel von der Natronverbindung enthielt neben
dem gebildeten Aether -Natron hierauf mit Wasser zer-
setzt und der Destillation unterworfen. Das Destillat be-
stand, ausser aus Wasser, aus viel Alkohol und wenig
Aceton, welch letzteres durch häufige fractionirte De-
stillation vom Alkohol getrennt, durch seinen Geruch,
Siedepunct und die Analyse erkannt wurde.
Der Alkohol tritt hier als Zersetzungsproduct des
Aether -Natrons sowohl, als der anderen Natron Verbindung
auf, das Aceton kann allein der letzteren angehören. Die
braune wässerige Lösung reagirt stark alkalisch, enthält
ausser freiem Natron kohlensaures und essigsaures Salz,
nebenbei noch wenig eines durch Schütteln der alkalischen
Flüssigkeit mit Aether ausziehbaren Oels und wenig einer
Natron verbindung, die auf Zusatz von überschüssiger Säure
unter Trübung zersetzt wird. Letztere entsteht durch einen
mittelst Aether ebenfalls ausziehbaren ölförmigen Körper.
Ehe ich die ümsetzungsproducte unserer neuen Natron-
verbindung beschreibe, ist es der Einfachheit und des
Verständnisses halber nothwendig, einen Namen dafür
zu schaffen. Es versteht sich, dass, da ich kein Anhän-
ger der Radicallehre bin, ich die von jener gebrauchten
Namen nur soweit annehmen kann und um Verwirrung
zu, vermeiden, annehmen darf, als sie frei von Badical-
begriffen gedacht werden können. Ich glaube am besten
zu verfahren, wenn ich in der systematisch ^Wissenschaft-
104 Geuther,
liehen Sprache das Kohlenoxyd (C^O^) Carbon nenne^
die Kohlensäure : CarboxysäurO; die Ameisensäure :
CarbonsäurO; die Essigsäure: Methylencarbon-
säure, die Propionsäure: Aethylencarbonsäure etc.,
den Methylalkohol : Methylenalkohol etc. Damach
bezeichne ich unsere Katronverbindung:
C2H2C202\NaO , T^. ^, , , „.,
C2H2 0202/ HO C^H* ^^sDimethylencarbonäthy-
lenäthernatron.
J. JEinmrkung von Jodwasserstoff -Aethylen (Jodäthyl) und
Jodwasserstoff 'Methylen (Jodmethyl) auf Dimethylencarhon-
äthematron.
Zu diesen Versuchen; sowie zu allen folgenden, wurde
die ursprüngliche durch blosses Waschen mit Aether ge-
reinigte und dann über Schwefelsäure getrocknete Natron-
verbindung verwandt. 1 Mgt. derselben (10 Th.) mit
etwas mehr als 1 Mgt. von Jodäthyl (16 Th.) wurden in
verschlossenen Röhren im Oelbade allmälig bis auf 180^
erhitzt und damit circa 2 Tage fortgefahren. Die erst
lockere Katronverbindung zergeht allmälig, es bildet sich
viel Flüssigkeit, während das feste Salz pulverförmiger
wird. Der Eöhreninhalt wird nun mit Wasser geschüttelt,
das feste Salz, Jodnatrium, löst sich auf, das ölige Product,
welches den Farbstoff des angewandten Salzes, das über-
schüssig zugefügte Jodäthyl und die durch Umsetzung
entstandene Verbindung enthält, wird nun durch Destilla-
tion aus dem Wasserbade vom Jodäthyl befreit und dann
mit Wasser wiederholt destillirt. Der Farbstoff bleibt
dab^i als eine harzartige braune Masse in der Retorte^
während die neue Verbindung fast farblos mit den Was-
serdämpfen überdestillirt. Sie wird mit Chlorcalcium ent-
wässert und von Keuem destillirt. Ihr Siedepunct liegt
bei 195 =— 196<> (198^ corr.) ihre Zusammensetzung wird
durch die empirische Formel: C^H^O^ ausgedrückt, wo-
nach sie also die Elemente von 1 Mgt. Essigäther minus
1 Mgt. Wasser enthält. Ihre rationelle Formel wird, ihrer
Untersuchungen über die einbasischen Säuren, 105
Bildung aus der Natronverbmdung zu Folge, sein
müssen:
C2H2,C2 02\HO,C4H4, /C2H2,C2 02^NaO \
C2H2, C2 02 / HO, C^H*^^"^^ i C2H2, C2 02 / HO, C^HV
-j- C^Ü'illJ — JNaJ +C2H2, C202/HO,C4H4
Die farblose reine Verbindung besitzt einen dumpfen
eigenthümlicfaen ätherischen Geruch und ein spec. Gew.
von 0,998 bei 120. Sie ist etwas in Wasser löslich, in
kaltem mehr, als in warmem, sie reagirt nicht auf Pflan-
zenfarben und kann mit alkalihaltigem Wasser ohneZe]>
Setzung gekocht werden. Ich nenne diese Verbindung:
Dimethylencarbonäthy lenäther.
Wendet man anstatt des Jod Wasserstoff - Aethylens,
das Jodwasserstoff- Methylen an und verfahrt sonst gleich,
so erhält man eine ganz ähnliche Verbindung, die bei
1830 (186,08 corr.) siedet, farblos und leichter als Was-
ser ist, einen etwas mehr ätherischen Geruch als die vor-
hergehende besitzt, in ihren sonstigen Eigenschaften aber
mit jener übereinstimmt. Ihre Zusammensetzung wird
durch die Formel: G14H12 0^ ausgedrückt. Da ihre Bil-
dung aus der Natronverbindung der Bildung der vorigen
analog verläuft, seist sie alsDimethylencarbonmethy-
lenäther zu bezeichnen und ihre rationelle Formel:
C2H2, C202 I HO, C2H2 ^^i^^^iben
C2H2, C202 / HO, C4H4 ^^ scnreiDen.
Bei der Bildung dieser beiden Verbindungen aus der
Natronverbindung tritt ausser sehr geringen Mengen von
Essigsäureäthyl — resp. Methyläther und Jodnatrium kein
anderes Product auf. Dies, so wie ihre Zusammensetzung,
beweist indirect die Richtigkeit der für die Natronverbin-
dung aufgestellten Formel.
IL Einvdrkung des Ammoniaks auf Dimethylencarbon"
äthylenäther.
Uebergiesst man Dimethylencarbonäthylenäther in
einem mit Glasstöpsel verschliessbaren Cy linder mit dem
6 fachen Volum massig concentrirten Ammoniaks und
'''V';
106
Geuther,
s?^-
^:..
^:-
iV..
" H ',• • •
^r^
BW'
schüttelt häufig durch; so geht dasselbe allmälig (nach
Verlauf von einigen Tagen) zur Hälfte in Lösung, wäh-
rend die andere Hälfte sich in eine schön krystallisirtC;
in Wasser unlösliche Verbindung* verwandelt. 5 Qrm.
des Aethers gaben 21/2 Grm. in Wasser unlösliche Kry-
stalle. In dem überschüssigen wässerigen Ammoniak ist
ausser Alkohol nur eine Substanz gelöst, welche nach dem
allmäligen Verdunsten über Schwefelsäure als prachtvoll
langstrahlig krystalli sirende weisse Masse zurückbleibt.
Sie ist sehr leicht in Wasser löslich.
1. Die in Wasser unlöslichen Krystalle be-
sitzen einen süsslich angenehm an PfeffermünzÖl erinnern-
den Geruch. Sie lösen sich leicht in Alkohol und Aether,
schmelzen bei 59^,5 zu einem farblosen Oel, das bei etwa
030 (manchmal aber auch bei niedriger Temperatur erst)
erstarrt. Sie sind klinorhombische Tafeln, enthalten Stick-
stoff und besitzen die Zusammensetzung: CißH^SNO*,
Sie können dreierlei sein:
C2H2,C^02,C4H4^3
^ C2H2, C202 JC4H4 ^ ^^
C2H2,C202|
oder 2) e2H2,C202lc4H4,H3N
C4H4J
C2H2,C202j
, ^, C2H2,C202 „„_^
oder 3) Q^Y{^ ^SN;
d.h. entweder: 1) Dimethylencarbondiäthylenam-
moniak; oder 2) Aethylendimethylencarbonäthy-
lenammoniak; oder 3) Diäthylendimethylencar-
bonammoniak; oder im gewöhnlichen Sprachgebrauch
ausgedrückt: entweder das Diäthylamid einer Diacetsäure,
oder das ' Aethylamid einer Aethyldiacetsäure oder das
Amid einer Diäthyldiacetsäure. Welche von den 3 mög-
lichen rationellen Formeln und Auffassungsweisen die rich-
tige ist, das müssen weitere Versuche entscheiden.
Untersuchungen über die einbasischen Säuren. 107
2. Die in Wasser lösliche krystallinische
Verbindung ist in reinem- Zustande geruchlos^ manch-
mal zeigt sie einen eigenthümlichen an gebrannte Cichorien
erinnernden Geruch, der wahrscheinlich einem in geringer
Menge, vielleicht durch die Einwirkung von Sauerstoflf,
aus ihr entstehenden braunen Körper zuzuschreiben ist.
Sie löst sich leicht in Alkohol und Äether und krystalli-
sirt daraus unverändert, sie schmilzt bei QO^und sublimirt
langsam schon bei 100<> in langen verfilzten Nadeln. * Die
Analyse führt zur Formel: C^^HiiNO*; sie kann demnach
angesehen werden:
1) als Dimefhylencarbonäthylenammoniak
C2H2 C202 \
C2H2,C202p ^ ;^>>
2) als Aethylendimethylencarbonammoniak
C2H2,C202]
= C2H2,C202 1h3N: d.h.
C4H4J
1) als das Aethylaraid einer Diacetsäure oder
2) als das Amid einer Aethyldiacetsäure.
Welche von beiden AufFassungs weisen die richtige
ist, auch darüber können erst weitere Untersuchungen
entscheiden.
Die beiden vorhergehenden Verbindungen bilden sich
je zu 1 Mgt. neben 1 Mgt. Alkohol und 2 Mgt. Wasser
bei der Wechselwirkung von 2 Mgt. Dimethylencarbon-
äthylenäther und 2 Mgt. Ammoniak nach folgendem
Schema:
^ l,C2H2,C202 j H0,C4HV + ^" ^ ~
/'C2H2,C202 1C4H* \ f rC)2H2,C202^p4„4 „3^\
\C2H2, C202 / C4H4, H3NJ + l,C2H2, C202/ ^ ^ ' ** ^)
+r°*'io)+^Ho.
108 Geuiher,
/iJ. FerAaZ^en cJe« DimethylencarbonäthemcUrons in der
Wärme im Kohlensäurestrom.
In einem gewogenen Rohr mit ausgezogener; abwärts
gerichteter Spitze, das sich in einem Luftbade befand^
wurde über 8,45 Qrm. der Natronverbindung unter all-
mäliger Erhitzung von 100<> — 200^ trocknes Kohlensäure-
gas geleitet. Es destillirten circa 2,01 Grm. einer fast, ganss
farblosen Flüssigkeit ab. Die im Rohr zurückgebliebene
Salzmasse hatte dabei einen Verlust von 2,13 Grm. erlitten,
es hatte also einfache Abdestillation statt gefunden.
1) Das Destillat.
Das ölförmige Product wurde der Rectification unter-
worfen, bei 70 — 800 ging nur ein geringer Theil vom
Gerüche des Essigäthers über, das Thermometer stieg
rasch auf 1700, zwischen 1750—1770 (1800,8 corr.)
destillirte der Rest bis auf wenige Tropfen farblos. Die
Verbindung ist ein farbloses, im concentrirten Zustande
dumpf obstartig riechendes, im verdünnten den Geruch
der Erdbeeren besitzendes Oel, das auf blaues Lackmus
fast ohne Wirkung ist und davon unverändert abdunstet^
das in Wasser untersinkt, indem sich ein Theil davon
auflöst und ersterem stark saure Reaction verleiht. Diese
Verbindung hat die Zusammensetzung: 0^2^10 00 und
es kommt ihr, da sie den obigen Eigenschaften nach sich
wie eine Aetherart und nicht wie eine Säure verhält, die
rationelle Formel:
C2H2,C202iHO
C2H2,C202/HO,C4H4
d.h. sie ist Dimethylencarbonsäureäthylenäther,
der Aether einer Diacetsäure.
Bei der Auflösung derselben in Wasser scheint sich
ein Theil in die Dimethylencarbonsäure und Alkohol zu
zersetzen, wenigstens deutet darauf hin einmal die saure
Reaction des Wassers, dann aber die charakteristische
Reaction, welches diese Lösung mit neutralem Eisenchlorid
giebt und wodurch sie zugleich sich von einer Essigsäure^
^mitil.
Untersuchungen über die einbasischen Säuren. 109
iöBung unterschieden zeigt. Es entsteht damit nämlich
«ine prächtig dunkelviolette Färbung. Dieselbe
Keaction tritt selbst dann noch auf; wenn das saure Was-
ser mit Natron im Ueberschuss gekocht und dann mit
Salzsäure wieder neutralisirt worden ist, was auf eine
grosse Beständigkeit der Salze schliessen lässt. Versuche
in dieser Richtung werden erst eine nähere Kenntniss der-
selben bringen können.
2) Der Bückstand.
Der bräunlich aussehende Rückstand im Rohr löst
sich volkommen in Wasser, er enthält kohlensaures Na-
tron, den vom angewandten Salz herrührenden Farbstoff
und das Natronsalz einer neuen Säure. Durch Schüt-
teln der alkalischen Lösung mit Aether kann man einen
Theil des Farbstoffs entfernen. Versetzt man nun die
Lösung mit Salzsäure im Ueberschuss, so scheidet sich
eine krystallinische Substanz ab, die durch Schütteln mit
Aether von demselben gelöst wird und nach dem Abdam-
pfen desselben in noch braun gefärbten schönen nadel-
förmigen Krystallen, die ausserordentlich leicht in Aether
löslich sind, zurückbleibt. Diese Säure habe ich ihrer
Zusammensetzung nach noch nicht untersucht; weiss von
ihr aber, dass sie leicht schmelzbar ist, schon bei gewöhn-
licher Temperatur in farblosen Nadeln sublimirt, aber erst
über 1900 siedet.
IV. Eintüirkung von trochnem Chlorwasserstoffgas auf Di-
methylencarbanäthernatron.
Leitet man trocknes Chlorwasserstoffgas über die in
einer, mit abwärts gebogener Spitze versehenen, Röhre be-
findliche Natronverbindung, so erwärmt sich dieselbe unter
vollständiger Absorption des Gases und es entsteht eine Flüs-
sigkeit, welche durch gelinde Wärme im Salzsäurestrom
vom gebildeten Kochsalz abdestillirt wurde. Dieselbe
hat Chlorwasserstoff absorbirt und raucht wohl deshalb
an der Luft, vielleicht auch weil sie geringe Mengen
Wf Üntereuchungen üher die einbasischen Säuren.
enthält Sie fängt, der Deeüllation unterwoiv
LoBgabe von viel ChlorTraeserBtoff früh an zu
)D 800 bleibt das Thermometer etwas constant,
es wieder rascher bis gegea 170". Bei 200*
auf eine braune Masse überdestillirt. Durch
es Gesammtdestillats mit Wasser wurde die
ntfemt, dasselbe hierauf mit Chlorcaicium eatr
l wiederholten Fractionen unterworfen. Dabei
dass es aas drei Prodacten, den nämlichen,
Erhitzung des Dimetbylencarbonathematrons
iurestrom aufgetreten sind, nämlich aasEssig-
hier in reichlicherer Menge auftritt), ans Di-
carbonaäureäther und, soviel sich ohne
^stimmtes aus dem ganz gleichen Verhalten
isst, aus der festen, flüchtigen über IdO" destil-
iure. Die beiden ersten Froducte wurden
an ihren Siedepuncten und ihren anderen
en, sondern auch durch die Analyse als solche
I ßobr bleibende Rückstand ist etwas grau ge-
ist reines Chlomatriam, so dass, wie quanti-
ucfae gezeigt haben, diese Behandlungsweise
rerbindung zur Bestimmung ihres Natriumge-
it werden kann.
latoge Weise, wie der Essigäther, soll nun auch
n Säureäther behandelt werden.
slich kann ich nicht umhin, der Hülfe dankend
^n, die Herr Stud. Älaberg mir bei diesen
geleistet hat.
Erlenmeyer und Wanklyn, über Hexylverbindungen. 111
Ueber Hezylverbindongen ;
von
Erlenmeyer und Wanklyn.
Als wir gerade mit der ausführlichen Untersuchung
des aus Mannit gewonnenen Hexyljodürs und seiner Deri-
vate beschäftigt waren, kam uns eine Abhandlung, S. 287,
von A. Wurtz „Ueber die Hydrate der Kohlenwasser-
stoffe" zu Gesicht, welche es uns als zweckmässig er-
scheinen lässt, unsere bis hierher erhaltenen Resultate
schon jetzt vor Beendigung unserer Arbeit zu veröffent-
lichen.
1 . Hexyljodür.
Das unmittelbare Product*) der Einwirkung des
Jodwasserstoffs auf Mannit stellt nach der Reinigung von
Jod eine olivengrüne Flüssigkeit dar, aus welcher sich
bei längerem Stehen feste Krusten von brauner Farbe
absetzen, die nur wenig an Alkohol abgeben. Die ab-
gegossene Flüssigkeit hat ihre Farbe fast nicht geändert.
Die Analyse dieses rohen mit geschmolzenem Chlorcal-
cium getrockneten Jodürs ergab 35,01 Kohlenstoff statt
33,96 und 58,50 Jod statt 59,91.
Dasselbe wurde dann zu destilliren versucht. Es
zeigte sich aber sogleich beim Erwärmen, ehe Sieden
eintrat, Zersetzung unter Entwicklung von Jod und Jod-
wasserstoff. Es wurde deshalb Wasser zugesetzt und in
*) EHe genauere Darstellungsweiee des Hexyljodörs wurde am
7. März 1862 dem naturhist.-med. Verein zu Heidelberg mit-
getheilt: „Es zeigte sich, dass man fast die theoretische
Menge von Hexyljodür erhält, wenn man 24 Grm. Mannit
(es ist nicht gut mehr anzuwenden, weil sonst theilweise
Verkohlung eintritt) mit 300 C.C. Jodwasserstoffsäure von
126® Siedepunct in einem raschen Kohlensäurestrom der
Destillation unterwirft. Das Destillat, welches in etwa einer
Stunde übergegangen ist, bildet zwei dunkle Schichten, von
denen die untere, aus rohem, fast schwarz erscheinendem
Hexyljodür besteht.^
112 ErUnmeyer und Wanldyn^
einem Salzbade von 110^^ während ein Kohlensäurestrom
hindurchgeleitet wurde, erhitzt. Das Destillat bestand
aus Wasser und vollkommen, farblosem Jodür. Bei einer
zweiten Operation wurde die ßeinigung in der Weise
vorgenommen, dass durch das rohe Jodür in einer Retorte
ein Strom von Wasserdampf hindurchgeleitet wurde. Die
Destillation verlief so weit rascher und mit geringerem
Verlust. Das erhaltene Jodür wurde mit Chlorcalcium
getrocknet und analysirt.
Angewandte Substanz 0,4102 0,3878
KohlenstoflF Wasserstoflf *) Jod**)
gefunden 34,03 6,19 59,87
berechnet 33,96 6,13 59,91
für die Formel CI^RISJ.
Aus diesen Resultaten geht wohl unzweifelhaft hervor,
dass das directe Product der Einwirkung von Jodwasserstoff
aufMannit die Zusammensetzung C^^Hi^J besitzt und ein
homogener Körper ist, d. h. nicht ein Gemenge verschiede-
ner Jodüre mit geringerem Kohlenstoffgehalt als C*2 darstellt.
Das speci fische Gewicht dieses reinen Jodürs
wurde bei 0<> bezogen auf Wasser bei 4^ = 1,4447, bei
500 =1,3812 gefunden. Dies entspricht einem Äus-
dehnungscoefficienten für 50^ von 0,0460 (ungefähr 1/4 der
Gase). Unsere früheren Angaben über das spec. Gewicht
in den Verhandlungen des naturh.-med. Vereins zu Hei-
delberg sind die folgenden:
Das spec. Gewicht dieser stark lichtbrechenden Flüssig-
keit wurde bei 00 == 1^4396 und bei 7a^ = 1,3348 gefunden.
*) Die Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmung wurde mit chrom-
saurem Bleioxyd und doppeitchromsaurem Kali mit vorge-
legtem Kupfer ausgeführt.
**) Die Jodbestimmung wurde in der Weise vorgenommen, dass
das Jodür mit einer Lösung von Natriumalkoholat einen
Tag lang im zugeschmolzenen Rohre bei lOO® erhitzt, und
dass, nachdem Alkohol und die kohlenstoffhaltigen Zer-
setzungsproducte abdetillirt waren, aus dem Rückstande das
Jod mit Silber auf gewöhnliche Weise gefallt und bestimmt
wurde.
über Hexylmrbindungen. 115
Der Siedepunct wurde bei 753 Mm. Druck zu
167^5 corrigirt gefunden. Während der Destillation trat
eine schwache Färbung in Folge von geringer Zer-
setzung ein.
Um eine ungefähre Vorstellung von der Zemetzbar-
keit des Jodürs in höherer Temperatur zu haben, wurden
16,5 Grm. bei 165Q im Oelbade in einem langsamen
Strom von Kohlensäure erhitzt, bis noch 9,2 Grm. zurück-
geblieben waren. Dieser Rückstand war von freiem Jod
gefärbt, zeigte einen corrigirten Siedepunct von 167® und
ein spec. Gewicht von 1,4639 bei 0^.
Ferner wurde eine kleine Menge von Hexyljodür in
einem zugeschmolzenen Rohre längere Zeit auf 230^ er-
hitzt. Es wurde etwas Jod in Freiheit gesetzt, aber kein
Gas gebildet und der mit saurem S9hwefligsauren Natron
gereinigte . Röhreninhalt schien fast unverändertes Jodür
zu sein.
Unsere früheren den Siedepunct betreffende Angaben
ßind die folgenden:
„Die Flüssigkeit begann bei 158^ zu destilliren, das
Thermometer stieg auf 167®, und als das Destillations-
gefäss trocken war, zeigte das Thermometer 170<>."
Bezüglich der Löslichkeit des Jodürs machten
wir vorläufig folgende Erfahrungen: In Aether löst es
sich in allen Verhältnissen, von absolutem Alkohol ver-
langt es mehr als sein gleiches Volum. Wenig Wasser
verringert das Lösungs vermögen des Alkohols sehr be-
deutend, so dass das Jodür in sehr verdünntem Alkohol
fast unlöslich ist.
ChemUches Verhalten des Hexyljodürs.
Weingeistige Kalilösung. Die am meisten in
die Augen springende Zersetzung des Jodürs, welche^
wie wir schon bei unserer ersten Mittheilung über das-
selbe angaben, mit der grössten Leichtigkeit statt findet,
ist die, welche es beim Behandeln mit weingeistiger
Kalihydratlösung erleidet. Wenn man Hexyljodür mit
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hft. 8
114 Erlenmeyer und Wanklyn,
einer solchen Lösung nur kurze Zeit bei 100<^ in Be-
rührung lässt^ so wird es^ wenn man eine zur Lösung
hinreichende Menge von Alkohol angewendet hat, unter
Abscheidung von Jodkälium in Hexylen zersetzt. Es
scheinen hierbei noch verschiedene Nebenproducte aufzu-
treten, und wir sind im Augenblick mit der Bestimmung
derselben bei Anwendung einer grösseren Menge von
Jodür beschäftigt. Die Resultate; welche dabei erhalten
werden, sollen später mitgetheilt werden. (Natriumalko-
bolat wirkt ebenso.)
Bei einem Versuch wurden von 29 Qrm. Jodür
ö,5 Grm. trocknes Hexylen erhalten. Wenn bei der
Zersetzung das Hexylen einziges Product wäre, so hätten
11,49 Grm. erhalten werden müssen.
Wasser. Ungefähr gleiche Volumen Wasser und
Hexyljodür wurden im zugeschmolzenen Rohr längere
Zeit auf 1900 bis 2000 erhitzt. Die wässerige Flüssigkeit
lieferte mit essigsaurem Bleioxyd einen bedeutenden Nieder-
schlag von Jodblei und die ölige Flüssigkeit zeigte sich
bestehend aus Hexylen und noch unzersetztem Jodür.
Essigsäure. Fast absoluter Eisessig (4 Vol.) löste
Hexyljodür (1 Vol.) zu einer vollständig homogenen Flüs-
sigkeit auf; diese Lösung im zugeschmolzenen Rohr längere
Zeit auf 1600 erhitzt, erlitt keine bemerkbare Verände*
rung.
Essigsaures Bleioxyd. Zu einer Lösung des Hexyl-
jodürs in Essigsäure wurde Bleizucker hinzugesetzt und
in einer Retorte erhitzt. Es schied sich viel Jodblei aus^
aber es bildet sich kein Essigäther. Das einzige bia
jetzt bestimmt erkannte Product war Hexylen.
Quecksilber wirkte in einem zugeschmolzenen Rohr
im Sonnenlicht sogleich auf Hexyljodür ein, es bildete
sich viel Jodquecksilber und eine Flüssigkeit, welche
bei ungefähr 700 siedete. Gas wurde nicht erzeugt.
Die Reaction verlief wahrscheinlich nach folgender Qlei-
ehung:
2(C12H13J) ^ 2Hg = 2HgJ + C12H12 4- C^m^K
über Hexylverbindungen, 116
Natrium schien schon bei gewöhnlicher Temperatür
aaf das Hexyljodür zu wirken^ es bildete sich um das
Metall eine blaue Kruste. Im Wasserbade im zugeschmolze-
nen Rohr erhitzt ging die Reaction weiter. Beim Oefihen
der Röhre entwich 'ein brennbares Qas (wahrscheinlich
Wasserstoff). Die vorhandene Flüssigkeit enthielt einen
bei ungefähr 70<> siedenden Theil und unzersetztes Jodür.
Ein anderes Product wurde nicht nachgewiesen. Wahr-
scheinlich verliefen zwei Reactionen neben einander her:
1) (Ci2Hi3J)2 4.Na2 = C12H12 4- CWH14 -f (NaJ)2
2) (Ci2Hi3J)2 4. Na2 = (Ci2Hi2)2 4. H2 + (NaJ)2.
Denn die Fraction 70<> wurde nur zum Theil von
Schwefelsäure aufgenommen und der unlösliche Theil
zeigte unzweifelhaft den Geruch des Hexylhydrürs. ,
Oxalsaures Silber oxyd in lufttrockenem Zustande
1) ohne Zusatz: 7,5 Grm. und 9,2 Grm. reines Hexyljodür
wurden im Wasserbade im zugeschmplzenen Rohr längere
Zeit erhitzt. Es bildete sich Jodsilber. Die Flüssigkeit
im Wasserbade destillirt, lieferte 1,1 Grm. Product vom
Siedepunct und Geruch des Hexylens, welches heftig auf
Brom wirkte und von Schwefelsäure aufgenommen wurde,
indem es Hexylalkohol lieferte. (Siehe unten bei Hexylen.)
Der Rückstand in der Röhre wurde mit Wasser gemischt'
imd über freier Flamme destillirt. Es ging anfangs mit
den Wasserdämpfen noch etwas Hexylen über und zuletzt
liess sich deutlich der Geruch des Hexylalkohols erkennen.
Es scheint sonach etwas oxalsaurer Hexyläther gebildet
worden zu sein. Es ist noch zu bemerken, dass die
wässerige Flüssigkeit vor der Destillation eine stark saure
Reaction zeigte und mit Chlorcalcium einen bedeutenden
Niederschlag lieferte. 2) Unter Zusatz von Wasser.
20 Grm. rohes Jodür wurden mit 15 Grm. oxalsaurem
Silberoxyd und etwas Wasser bei 100^ erhitzt, es bildete
sich Jodsilber und aus dem Destillat wurden 5 Grm. reines
Hexylen und ein höher als dieses siedender Theil von
dem Geruch des Hexylalkohols gewonnen, aus dem Rück-
stande krystallisirte Oxalsäure. 3) Unter Zusatz von
8*
»• V ■
116 Erlenmeyer und Wanklyn,
Aether. 12,5 Grm. rohes Jodür wurden mit 10 Grm.
oxalsaurem Silberoxjrd und 25 Grm. Aether im Wasserbade
mit aufsteigendem Kühlrohr erhitzt. Es bildete sich sehr
langsam Jodsilber und blieb sehr viel Hexyljodür unzer-
setzt. Im Destillat konnte mit Sicherheit nur Hexylen
nachgewiesen werden. Es muss bemerkt werden, dass
die beiden letzten Versuche früher angestellt wurden als
der unter 1 angegebene.
Zink und Wasser. 28 Grm. reines Hexyljodür
wurden mit vorher durch Schwefelsäure corrodirtem Zink
und mit Wasser im zugeschmolzenen Rohr im Oelbade
bei 1600 bis 1700 erhitzt. Das erhaltene Destillat roch
stark nach Hexylen, es wurde mit Brom und hierauf
mit saurem schwefligsauren Natron behandelt, gewaschen,
über geschmolzenem Qhlorcalcium getrocknet und im Was-
serbade destillirt. Die übergehende Flüssigkeit zeigte den
Siedepunct 69^ und betrug 4,5 C.C. Ihr spec. Gewicht
betrug bei 160 0,6671.
Zink und Alkohol. In 2 zugeschmolzenen Röhren
wurden je 28 Grm. reines Hexyljodür mit Alkohol und
corrodirtem Zink mehrere Stunden im Wasserbade erhitzt,
das durch Wasser abgeschiedene Product aus beiden
Röhren betrug 20,7 Grm. Es wurde aus einer Retorte
mit aufsteigendem Hals und absteigender Kühlröhre bei
in die Flüssigkeit eintauchendem Thermometer fractionirt
und in 3 Portionen getrennt.
1) Unter lOOO wurden 10 Grm. aufgefangen. Diese
Fraction roch stark nach Hexylen.
2) Zwischen 1000 und 1700.
3) üeber 1700 blieb in der Retorte zurück.
Von 2 wurde bei einer 2ten Destillation noch ein
grosser Theil unter 1000 gewonnen. Ein geringer Theil
ging zwischen 100 und 1300 über und es blieb ein ge-
ringer Rückstand. Die Fraction 100/1300 wurde zu 2 ge-
geben.
Die Fractionen unter lOOO wurden mit Schwefelsäure
behandelt, es blieben davon im Ganzen 8,7 Grm. unver-
über Hexylverhindungen, 117
banden. Diese wurden mit Kali getrocknet und destillirt.
Etwa 6,7 Qrm. zeigten den Siedepunct 68,5 bis 700 bei
754,3 M.M. Druck. Die Analyse mit Kupferoxyd und
überchlorsaurem Kali am Ende des Rohrs lieferte von
0,2736 Grni. Substanz:
Kohlenstoff Wasserstoff
gefunden. .. . . 82,21 16,12
berechnet 83,72 16,28
für die Formel Gi2Hi4.
Die spec. Gewichtsbestimmung ergab 0,6645 bei 16^,5.
Nach der Analyse zu urtheilen, war das Hexylby-
drür nicht ganz rein (es enthielt wahrscheinlich noch
etwas Jodür), aber trotzdem fanden wir das spec. Gewicht
desselben geringer als Felo uze und Cahours, 0,669,
und Schorlemmer 0,678 bei 15^,5 das spec. Gewicht
des aus Petroleum durch Fractionirung erhaltenen Hexyl-
hydrürs angeben. Es ist in unserem Falle kein Grund
zu der Annahme vorhanden, dass das Hexylhydrür Amyl-
hydrür beigemischt enthielt und dadurch das spec. Gewicht
erniedrigt worden sei.
Wir brachten dieses noch nicht ganz reine Product
mit Chlor zusammen, indem wir es zu einem Gemisch
von doppelt- chromsaurem Kali und Salzsäure hinzufügten.
Nach längerer Berührung destillirte es unverändert über.
Ein gleiches Resultat wurde erhalten, als Jod in dem
Hydrür aufgelöst und Chlor eingeleitet wurde. Nach
dem Beinigen der in Wasser unlöslichen Flüssigkeit mit
saurem schwefligsauren Natron und Kalihydrat, Waschen
und Trocknen über Chlorcalcium zeigte sie das spec. Ge-
wicht des Hydrürs.
Brom wirkte auf das Hydrür nur sehr langsam ein.
Die braune Flüssigkeit veränderte ihre Farbe während
mehrerer Tage im directen Sonnenlicht nicht bemerkbar,
ebenso nicht beim Erhitzen auf 160^, als sie aber nach
dem Erhitzen wieder dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde,
entfärbte sie sich. Beim Oeffnen des B^hrs entwickelten
sich unter siedenähnlichem Aufwallen Ströme von Brom-
^sr-
«^•;
118 Erlenmeyer und Wanldyn,
Wasserstoff, die den grössten Theil des Products mit fort-
rissen.
Silberoxyd und Wasser. 195 Gnn. rohes Hexyl-
jodür wurden im Wasserbade mit der stöchiometrischen
Menge in Wasser vertheiltem Silberoxyd längere Zeit
erhitzt. Es hatte sich viel Jodsilber gebildet, aber das
mit Wasser destillirte Product wurde von Neuem mit
feuchtem Silberoxyd digerirt, wieder mit Wasser destil-
lirt und dann mit kohlensaurem Eali getrocknet und
fractionirt.
Bei 70<> trat Sieden ein, das Thermometer stieg all-
mälig über 1700.
Das Destillat wurde in 3 Fractionen getrennt.
1) Ein Drittel des Ganzen bestand aus Hexylen.
2) Eine weitere Fraction ging zwischen. 137^ und
1700 über.
3) 13 Grm. destillirten über 1700 und nahmen eine
gelbe Färbung an.
Die zweite Fraction wurde über Nacht mit entwäs-
sertem Kupfervitriol zusammengestellt und fractionirt.
Zwischen 1380/1500 ging die grösste Menge über, ein
kleiner Theil zeigte höheren Siedepunct. Die Fraction
138Ö/1500 wurde wieder. mit Kupfervitriol zusammenge-
stellt und nochmals destillirt. Ehe das Thermometer
1380 erreicht hatte, gingen einige Tropfen über, welche
getrennt aufgefangen wurden. Der Rest siedete beinahe
constant bei 1380 bis 1420. Nochmals fractionirt: der-
selbe Siedepunct. Bei einer weiteren Destillation wurde
der über 1400 siedende Theil besonders gesammelt und
der unter 1400 destillirte Theil verwendet.
Das erhaltene Product wurde auf Jod geprüft, es
enthielt eine deutlich nachweisbare Menge und die Ana-
lyse ergab 63,5 Proc. Kohlenstoff.
Um das Jod zu entfernen, wurde mit Kalihydrat
digerirt und getrocknet.
Bei der Destillation ging zuerst Hexylen über. Der
Rest zeigte einen Siedepunct von 1350/1370.
V
-i-
über HexylmrhiThdungen. 119
Die Analyse desselben ergab 67;28 Proc. Kohlen-
atoff. Das Produet war noch jodhaltig. Es wurde des-
halb nochmals mit feuchtem Silberoxyd längere i^eit
digerirt; dann erhitzt^ um das Hexylen wegzudampfen
und nun mit Wasser destillirt, durch eine Glashahnburette
getrennt und über Kupfervitriol getrocknet. Bei der
Destillation ging zuerst etwas Uexylen über. Es wurde
dann bis über 130<) erhitzt und jetzt erst die Vorlage
gewechselt.
Der Rest zeigte einen constanten Siedepunct von
1360 bei 758 Mm. Druck und 600 Qnecksilberfaden über
dem Kork.
Die Analyse ergab nun:
Angewandte Substanz Kohlenstoff Wasserstoff
I. 0,1476 gefunden: 70,21 13,84
II. 0,2453 gefunden: 70,00 13,88
berechnet: 70,59 13,73.
Diese Besultate sprechen dafür, dass das erhaltene
Produet die Zusammensetzung von Hexylalkohol hat.
Specifische Gewichtsbestimmungen:
bei 00 = 0,8327
bei 160 = 0,8209
bei 990 = 0,7482 *).
(100 Vol. von 00 dehnen sich also auf 111,3 Vol. bei
1000 aus.)
Die dritte Fraction, welche über 1700 siedete, wurde
von Neuem destillirt und in 2 Portionen aufgefangen,
die erste zwischen 1780 und i880, die zweite zwischen
1880 und 2000.
Bei einer Verbrennung der zweiten Portion wurden
60,82 Proc. Kohlenstoff und 11,22 Wasserstoff erhalten;
die Flüssigkeit zeigte sich jodhaltig, es war also noch
unzersetztes Hexyljodür darin. Sie wurde in einem Oel-
bade über 1000 erhitzt und in einem Strom Kohlensäure
*) Bei dieser letzten BestipamuDg ist für die Gläsausdehnung
keine Correctur vorgenommen.
' 1
120 M'lenmeyer und WanJdyn,
ungefähr die Hälfte weggedainpft Der Kückstand be-
gann bei 195<> zu sieden. Eine Analyse desselben er-
gab 67,9 Proc. Kohlenstoff und 11,90 Proc. Wasserstoff.
Aucb diesmal konnte noch Jod darin nachgewiesen werden.
Die Flüssigkeit wurde von neuem in einem Strom
Kohlensäure erhitzt, bis in den übergehenden Tropfen
kein Jod mehr nachgewiesen werden konnte. Die rück-
ständige Flüssigkeit siedete jetzt zwischen 200<> und 205<>
bei 762 Mm. Druck und 120^ Quecksilberfaden ausser-
halb des Korks.
Die Analyse dieser Fraction, welche mit chrom-
saurem Bleioxyd und doppeltchromsaurem Kali ausgeführt
wurde, lieferte folgende Besultate:
Angewandte Substanz. Kohlenstoff. Wasserstoff.
I. 0,1248 gefunden 76,01 14,07
n. 0,2455 „ ... 75,99 13,42
berechnet 77,42 13,98
für die Formel C24H2602= (C12H130, C12H130).
Wenn auch die Resultate der beiden Analysen nicht
vollkommen mit der Berechnung stimmen (wahrscheinlich
war noch eine geringe Menge Jodür zugegen), so ist doch
kein Zweifel, dass der Körper, welchen wir unter den
Händen hatten, die Zusammensetzung von Hexyläther
hat. (Der corrigirte Siedepunct liegt zwischen 20B%5
bis 2080,5 bei 752 Mm. Druck.)
Um zu entscheiden, ob dieser Körper in der That
der Aether (CJ2H130, C12H130) oder vielleicht ein Alkohol
C24H26 02 (Lethal oder dessen Isomeres) ist, soll er
mit Jod, Phosphor und Wasser in Jodür übergeführt
werden.
Von besonderer Wichtigkeit schien uns noch da»
Verhalten des Hexyljodürs zu Brom zu sein.
Wir brachten zu 10,6 Grm. reinem Hexyljodür all-
mälig 6 Grm. Brom (für 1 Aeq. Jod 1^/2 Aeq. Brom).
Es trat sofort ein sehr heftiges Zischen und Spritzen ein
und es schied sich eine beträchtliche Menge festes Jod ab.
Das erhaltene Product wurde mit saurem schweflig-
iJher Hexylverhindungen. 121
sauren Natron von Jod und Brom gereinigt, mit Wasser
gewaschen, über geschmolzenem Chlorcaicium getrocknet
und sein spec. Oewicht ermittelt. Dieses ergab sich bei
11^ auf Wasser von 4fi als Einheit bezogen zu 1,375.
Aus dem Verlauf der Reaction und diesem spec.
Gewicht ersieht man, dass das erhaltene Product nicht
Ci2Hi2Br2 gewesen ist. Am wahrscheinlichsten war es
C^^HiSBr oder ein Gemenge dieses Bromürs mit Ci2Hi2Br2,
oder mit noch unzersetztem C^^Hi^j.
Es wurde mit Wasser gemischt und in einem Kohlen-
säurestrom der grössere Theil davon abdestillirt. Das
getrocknete Destillat ergab dann ein spec. Gewicht von
1,3010.
Die meisten in Vorstehendem mitgetheilten Versuche
wurden vorläufig angestellt, um den besten Weg für die
ausführliche Untersuchung ausfindig zu machen. Man
sieht leicht, dass fast keine von den angestellten Reac-
tionen glatt verläuft, sondern gewöhnlich dabei mehrere
Processe nach verschiedenen Richtungen neben einander
hergehen.
2. Hexylen,
Die Darstellungsweise des Hexylens wurde oben rait-
getheilt. Es ist eine leicht bewegliche Flüssigkeit, leichter
als Wasser, von ähnlichem Geruch wie Amylen und
einem Siedepunct, der zwischen 68^ und 70® liegt. Die
Daropfdichte wurde zu 2,88 und 2,97 statt 2,9022 ge-
funden. Mit Brom verbindet es sich unter starkem Zischen
und bildet eine schwere in Wasser untersinkende ölige
Flüssigkeit von der Zusammensetzung C*2lJi2Br2.
Für jetzt wollen wir von dem Hexylen nur einige
Reactionen mittheilen, die uns von ganz besonderer Wich-
tigkeit zu sein scheinen.
Hexylen und Schwefelsäure. 1) Wenn man
Hexylen mit Schwefelsäure von 99,3 Proc. H0,S03 Ge-
halt mischt, so tritt eine ziemlich heftige Reaction ein.
Das Gemisch erwärmt sich und ein Theil des Hexylens
geräth ins Sieden. Die Mischung färbt sich rothbraun
122 Erlenmeyer und Wanktyn^
und entwickelt schweflige Säure. Beim Verdünnen mit
Wasser wird eine dicke ölige Flüssigkeit abgeschieden,
die wahrscheinlich Parahexylen ist.
2) Vermischt man 3 Vol. der Schwefelsäure von der
genannten Stärke mit 1 Vol. Wasser und lässt erkalten,
bringt dann zu 1. Vol. dieser Säure 1 Vol. Hexylen, so
findet beim Schütteln allmälige Verbindung statt. Es ist
gut, die geringe Erwärmung^ welche besonders eintritt,
wenn man während der Reaction noch einige Tropfen
Schwefelsäure hinzusetzt^ durch Eintauchen des Gefösses
in kaltes Wasser zu unterdrucken. Schweflige Säure wird
nicht entwickelt und es tritt kaum eine gelbliche Färbung
ein. Wenn man, sogleich nach der Vereinigung der
beiden Substanzen, mit Wasser verdünnt, so scheidet
sich auf der Oberfläche eine ölige Flüssigkeit ab, welche
nach dem Waschen und Trocknen über Kupfervitriol alle
Eigenschaften des früher von uns aus dem Hexyljodür
erhaltenen Alkohols zeigt*).
Sie siedet bei 1370 unter 756 Mm. Druck. Die
Analyse mit Kupferoxyd und überchlorsaurem Kali ergab
folgende Resultate:
Kohlenstoff Wasserstoff
0,2513 Substanz gaben 69,63 13,67
berechnet 70,59 13,73
für die Formel C»2H1402.
Wenn man die wässerige Flüssigkeit, welche von dem
Alkohol getrennt wurde, der Destillation unterwirft, so
geht mit den Wasserdämpfen noch eine gewisse Menge
Alkohol über. Sättigt man sie statt zu destilliren mit
kohlensaurem Baryt, so erhält man eine Lösung, die viel
Baryt enthält und beim Abdampfen auf dem Wasserbade
neben etwas kohlensaurem und schwefelsaurem Baryt ein
Salz hinterlässt, welches in Weingeist von 95 Proc. be-
*) Man kann sich nach dieser Methode mit der allergrÖFsten
Leichtigkeit beliebige Mengen von Alkohol aus dem so leicht
zu gewinnenden Hexylen darstellen.
über BJexyherbindungm. 123
soiid^*s beim Erwärmen löslich ist und beim Glühen
45;4 Proc. schwefelsauren Baryt ergiebt.
Jodwasserstoff mit Hexjlen. Wenn man über-
schüssige Jodwasserstofflösung von 126<^ Siedepunct mit
Hexylen in ein Rohr einschmilzt und im Oelbade längere
Zeit bei 1650 bis 1700 erhitzt, so bildet sieh eine Flüssig-
keit schwerer als Wasser. Sie begann bei 1600 zu
sieden, bei 1650 ging die grösste Menge über, bei 1690
war das Gefäss trocken (Barometerstand 753 Mm.). Dieses
Verhalten stimmt vollständig überein mit dem des Hexyl-
jodürs, welches durch Jodwasserstoff aus Mannit erzeugt
wird^ so dass man wohl mit ziemlicher Sicherheit darauf
rechnen kann, dass sich die Identität der beiden Jodüre
durch vollständige Uebereinstimmung in ihrem sonstigen
Verhalten ergeben wird.
Bromwasserstoffsäure von 1,37 spec. Gewicht
scheint sich sehr langsam mit Hexylen zu verbinden, wenig-
stens erhielten wir nur eine sehr geringe Menge einer
Bromverbindung neben sehr viel unverändertem Hexylen.
3. Hexylall^hoL
Wie angegeben, haben wir Hexylalkohol auf zwei
verschiedenen Wegen erhalten, einmal, indem wir auf
das Jodür wässeriges Silberoxyd einwirken Hessen,
dann aber in einfacherer Weise, indem wir Hexylen mit
einer nicht ganz concentrirten Schwefelsäure mischten
und dann mit Wässer verdünnten, beziehungsweise da-
mit destillirten. Früher wurde von Faget aus dem
Weinfuselöl durch Fractionirung zwischen 1480 und 1540
eine Flüssigkeit erhalten, welche als Hexyl- oder Caproyl-
alkohol bezeichnet wurde, und in neuerer Zeit haben
Felo uze und Cahours aus Hexylhydrür, das sie aus
dem amerikanischen Steinöl aufgefunden haben, einen
Alkohol dargestellt, welcher nach der Beschreibung einen
ganz andern Siedepunct (1500) wie unser Alkohol (1370)
besitzt und im Geruch dem Amylalkohol sehr ähnlich
'!t--i
m
124 Erlenmeyer und Wanklyn^ über Heooylverhindungen.
i^.r.
ijR;*
^
•V. .*
i^' ' ' ■
fcj..-";
^- S
&-i
PI*?.-;
■f. -.
sein soll, während unser Alkohol nicht entfernt wie Amyl*
alkohol*)^ sondern angenehm obstartig riecht.
Unser Alkohol zeigte folgendes Verhalten: Mit Na»
tri lim 9 welches sich in dem Alkohol unter Wasserstoff-
entwickelung löste; entstand eine bei 100<> butterartig
weiche, bei gewöhnlicher Temperatur feste Masse. Brom
reagirte sehr heftig auf den Alkohol.
Schwefelsäure. 1) 0,600 Grm.. des Alkohols wurden
mit dem doppelten Volum Schwefelsäurehydrat gemischt.
Beide Flüssigkeiten waren vorher auf 00 abgekühlt, und
die Mischung selbst wurde in Eiswasser eingesetzt. E»
entstand eine dicke ölige, vollkommen homogene Flüssig-
keit von kaum gelblicher Farbe. Nach und nach trübte
sich dieselbe, üeber Nacht hatte sich über der Schwefel-
säure eine klare dickliche Flüssigkeit abgeschieden. Die
ganze Masse wurde mit 10 Theilen Wasser verdünnt
und das ölige Liquidum mit Wasser gewaschen und mit
Kupfervitriol getrocknet. Die Analyse ergab die Zu-
sammensetzung eines Olefins. Brom wirkte heftig dar-
auf ein. Es war wahrscheinlich Parahexylen entstanden.
Die wässerige Flüssigkeit wurde mit kohlensaurem Baryt
gesättigt^ und filtrirt; abgedampft hinterliess sie einen
Bückstand von 0,016 Grm., der vollkommen in Salzsäure
unter Entwickelung von Kohlensäure löslich war. —
2) Wenn man die Reactionen in der Weise abändert,
dass man statt der concentrirtesten Schwefelsäure wie
bei dem.Hexylen eine verdünntere, aus 3 Vol. 99,3pro-
centiger Säure und 1 Vol. Wasser bestehende anwendet
und gleich, nachdem sich der Alkohol zu einer vollkom-
men klaren Flüssigkeit gemischt hat, mit Wasser ver-
dünnt, so erhält man unter Ausscheidung einer gewissen
Menge des Alkohols eine wässerige Flüssigkeit, aus der
sich ein Barytsalz darstellen lässt, das identisch zu sein
scheint mit dem, welches bei der Einwirkung von Hexylen
auf Schwefelsäure entsteht.
*) Vergl. Proceed. roy. 80c. Edinb. 1861 62, IV, 567 und Zeitschr.
für Chemie und Pharmacie V, 419, Anmerk.
Schlienkampf Milchprüfung. 125
Doppeltchrom sau res Kali undSchwe feisäure
wirkt auf den Alkohol in der Weise ein, dass sich eine
angenehm obstartig, aber zugleich durchdringend scharf
riechende Flüssigkeit bildet."
Wir bemerken noch im Allgemeinen, dass das Hexyl-
jodür sich ganz besonders dadurch auszeichnet, dass bei
allen oder fast allen von uns angestellten Versuchen zweier-
lei Reactionen neben einander herlaufen, die einen liefern
als Resultat immer Hexylen, die andern verlaufen in
analoger Weise wie bei den bis jetzt bekannten Alkohol-
jodüren. Ausserdem scheint sich ein Theil des Jodürs
regelmässig der Reaction zu entziehen. £s kann deshalb
keine Verwunderung erregen, dass die Reindarstellung
imd Ausbeutebestimmung der verschiedenen Producte,
welche wir untersuchten^ mit der grössten Schwierigkeit
verbunden ist. Trotz sehr häufig wiederholter Fractioni-
rung und vielfach in Anwendung gebrachter besonderer
Methoden ist es uns nur sehr selten gelungen, absolut
reine Producte zu erhalten.
Heidelberg, den 1. Mai 1863.
Hilchprfifnng.
Im December- Hefte des Archivs von 1859 wird
Seite 257 gesagt: „Es ist recht sehr zu bedauern, wenn
wohlthätige Maassregeln der Behörden, die durch das
Eindringen der Wissenschaft in's praktische Leben her-
vorgerufen sind, dadurch wieder in Frage gestellt werden,
dass Männer der Wissenschaft die Behörden stutzig machen,
indem sie die Richtigkeit des Verfahrens angreifen, nur
— weil sie wissenschaftliche Schärfe nicht mit der Praxis
des Lebens- zu vereinbaren wissen."
Vorstehend ausgesprochene Ansicht theile ich und
sie allein veranlasst mich, nach der Arbeit des Herrn
Dr. Witt stein, Juni- und Juli -Heft des Archivs, zu
Nachfolgendem.
126
St!> '■ ■
R«
a:'
^* V
i "I
IriVi-
?
ScMienkamp, Milchprüfung.
Auf die vielen, über Milchprüfung gemachten Mii-
theilungen kann und will ich nicht specieller zurück-
kommen; empfehle denen, die sich noch damit vertraut
machen wollen:
1) Klencke's Verfälschung der Nahrungsmittel u. s. w.
Leipzig 1858 bei J. J. Weber;
2) Archiv der Pharmacie vom Jahre 1859, August-
und December>Heft;
3) Archiv der Pharmacie vom Jahre 1860, Januar-Heft.
Die hier eingeführte Milchwage wirkt in der Hand
unsers eingeübten und mit gesunden Augen ausgerüsteten
Marktmeisters sehr wohlthätig: man hängt die grossen
Diebe und lässt die kleinen laufen.
Erst die Milch wird als gefälscht angesehen, die
nach der Milchwage einen Zusatz von über 5 Procent
Wasser hat.
Die Marktpolizei kann sich auf mikroskopische und
chemische Untersuchungen nicht einlassen; kommen be-
sondere Erscheinungen vor, so muss die Milch einem
Chemiker übergeben werden.
Im Januar -Hefte von 1860 findet sich eine Beschrei-
bi;uag der hier gebräuchlichen Milchwage, sie stimmt mit
der überein, die Dr. Wittstein zu seinen Prüfungen hat
anfertigen lassen.
Bei der hiesigen Milchwage ist das Volum des
Schwimmers zur Scala wie 150 zu 1,
bei Wittstein's Milchwage wie 148 zu 1.
Die Verfälschungen der Nahrungsmittel kommen so
häufig, in so grober und auch so feiner Weise vor, dass
jedes Mittel, denselben abzuhelfen resp. dieselben zu ver-
mindern, freudig aufgenommen werden muss und daher
möchte ich mit diesen Zeilen einer Massregel das Wort
reden, die wohlthätig wirkt.
Düsseldorf, August 1863. Dr. Schlienkamp.
_ •> -
W"*}'.
■ £•'
Hoyermann'a Verfahren, die Kuhmilch zu ^prüfen. 127
Ueber ein einfaches Verfahren, die Kuhmilch anf
ihren Handels werth zn prflfen;
von
G. Hoy ermann,
Apotheker in Hoheneggelsen.
Im Juni- und JuUhefte des Archivs hat Wittstein
„Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und
schnellen Verfahrens, die thierische Milch auf ihren Uan-
delswerth zu prüfen", mitgetheilt, und obgleich der Ver-
fasser seine Abhandlung mit dem Oeständnisse schiiessen
muss, dass diese Versuche nicht zu dem gewünschten
Besultate führten, so haben dieselben doch ihren grossen
Werth durch die Feststellung der Thatsache, dass das
spec. Gewicht der Milch keine Beurtheilung ihrer Güte
gestattet, und deshalb die in neuerer Zeit vielfach in
Gebrauch gezogenen Aräonieter ihrem Zwecke nicht ent-
sprechen. Wittstein geht daher auf das einfachste
und bekanntest^ Verfahren zurück, durch mehrstündiges
Stehenlassen der Milch die Menge des dann abgeschie-
denen Rahms zu messen. Der grosse Zeitaufwand, den
dieses Verfahren bedingt, macht dasselbe jedoch in den
meisten Fällen völlig unbrauchbar, und es schien mir
daher nicht ohne Werth zu sein, die Versuche Witt-
stein's in anderer Richtung fortzusetzen.
Bekanntlich lässt man zur Gewinnung der Butter
die frische Milch bis zur Abscheidung des Rahms in
flachen GePässen stehen, nimmt dann den Rahm ab und
bewirkt in Butterfassern oder Buttermaschinen durch starke
schlagende Bewegung die Ausscheidung der darin ent-
haltenen Butter. Wenn es richtig ist — und es zweifelt
wohl jetzt Niemand mehr daran — dass die Wirkung
des Butterns in der Zerschlagung der die Butterkügel-
chen umgebenden und von einander trennenden Käse-
hüllchen besteht, so sieht man nicht ein, weshalb nicht
auch in der frischen Milch durch heftige Bewegungen
dieselbe Wirkung sollte hervorgebracht werden. Der
Hoyermann,
icL bewies die Riclitigkeit dieser Folgerung yoll-
len. Füllt m&D ein Glas zur Hälfte mit Milch und
lelt dasselbe 5 — 10 Minuten lang kräftig durch, so
mao, dass sich KlUmpchen von Butter abgeschie-
laben.
ch stellte diese Versuche an, um zu bestimmen, ob
iese Weise die 'in der Milch enthaltene Butter voll-
g abgeschieden werden könne, luid gelangte da-
zu einem eben so leichtea als sichern Verfahren,
Verth der Milch zu prüfen.
>ie nachstehend mitgeth eilten Versuche dürften zur
tiguDg dieser Angabe genügen. Dieselben wurden
iner frisch gemolkenen, schwach sauer reagirenden
angestellt, die ein spec. Gew. von 1,030 hatte und
n graduirten Cylinder 12 Stunden lang der Buhe
tssen, 8 Proc. Kahm absetzte. Da sich bei den fru-
Versuchen die Erfahrung bestätigt hatte, dass b^i
Temperatur der Milch von 12 — ISOR. die Butter
^hnellsten abgeschieden wird, so wurde die Milch
em Schütteln stets auf diese Temperatur abgekühlt,
iirde in einem Äi-zneiglase, das ungeföhr zur Hälfte
ler zum Versuche genommenen Quantität angePüUt
;, die Milch abgewogen, nachdem das Vorrathsge&ss
nal vorher durchgeschüttelt war, um die schon in
r Zeit fettreicheren oberen Schichten mit den un-
Ku vermischen. Es wurde dann. die Miloh in dem
die bei jedem Versuche angegebene Zeit hindurch
l geschüttelt, die nach jeder Schüttelung abgeschie-
Butter auf einem Stückchen Oaze gesammelt, ab*
chen, gewogen und die durchgelaufene Milch von
n geschüttelt.
, 3000 Gran Milch von 14» K.
ichüttelung (ä Minuten) gab 32 Gran Butter
(5 „ ) , 23 „
(5 , ) B 20 ,
Summa... 75 Gran Butter
= 2,50 Procent
einfaches Verfahren die Kuhmilch zu 'prüfen, 129
IL Eine gleiche Menge Milch mit 2000 Gran Wasser
vermischt und geschüttelt. Das Resultat war von
dem vorigen nicht wesentlich abweichend,
ni. 3000 Gran Milch wurden mit 500. Gran schwefel-
saurem Natron versetzt und dann geschüttelt.
Die Gesammtmenge der in drei eben so lange dau-
ernden Schüttelungen abgeschiedenen Butter war 81 Gran.
Die von diesen drei Versuchen zurückbleibende Milch
schied während 12stündigerRuhe noch bedeutende Quan-
titäten Rahm ab; die Abscheidung der Butter war also
unvollkommen.
IV. 3000 Gran Milch wurden zum Sieden erhitzt^ so-
fort in ein Glas gebracht, darin auf 130R. abge-
kühlt und geschüttelt.
Istes Schütteln: 5 Minuten, gab 70 Gran Butter
2tes „ 5 „ „ 26 „ „
otes „ 5 „ » ^ » I»
Summa. .101 Gran Butter
= 3,37 Procent.
V. 3000 Gran Milch wurden zum Sieden erhitzt, mit
2000 Gran Wasser versetzt, abgekühlt und ge-
schüttelt.
Istes Schütteln : 5 Minuten, gab 61 Gran Butter
2tes „ 5 „ „ 32 „ „
3tes y, 5 „ „ 9 „ „
Summa... 102 Gran Butter
= 3,40 Procent.
VI. 3000 Gran aufgekochte Milch wurden abgekühlt,
mit 500 Gran schwefelsaurem Natron versetzt und
geschüttelt.
Istes Schütteln: ö Minuten, 72 Gran Butter
2tes „ 5 „ 24 „ „
3tes „ 5 , 6 „ „
Summa ... 102 Gran Butter = 3,40 Proc.
Dass bei diesen drei Versuchen die Butter vollstän-
dig ausgeschieden war, ging daraus hervor, dass die
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hfl. 9
Hoyermann, einf. Verfahren die Kuhmilch zu prüfen.
Lbleibende Milch nach löständigerEuhe nur höchst
mutende Flöckcben Kahm abschied. Ausser schwe-
em MatrOD wurden Proben auch mit andern SaLsen
it, jedoch eine schnellere Abscbeidung der Butter
;h nicht bewirkt. Es hat der Zusatz dieser Salze
^a Vortheil, dass durch die bei der Auäösung der-
eintretendeTemperaturemiedrigung dieMllch schnei-
f die angeführte Temperatur abgekühlt wird,
uf Grund dieser Versuche schlage ich nun das fol-
Verfahren zur Prüfung der Milch vor.
ine gewogene oder gemessene Quantität Milch (ca.
Unzen) wird eben zum Sieden erhitzt, noch heiss
Arzneiglas von doppeltem Bauminhalte gegosseo
urch Einstellen in kaltes Wasser oder besser durch
;en in einem Wasserstrahle auf 12 — 15<*R. abge-
Daraof schüttelt man heftig so lange, bis sich
menhängende Klümpchen Butter abgeschieden ha-
ras meistens in 5 Minuten der Fall sein wird. Auf
Trichter, in den man ein Stückchen feuchter Gaze
hat und der auf einem andern Arzneiglase glei-
jirösse steht, sammelt man nun die ausgeschiedene
und wiederholt die Operation noch zwei Mal. Die
melte Butter spült man auf dem Zeuge mit recht
I Wasser zusammen, drückt sie sanft aus und wägt
le. Die Manipulationen sind so einfach, dass jeder
idiener eine derartige Untersuchung ausfuhren kann;
dem wird es in allen Fällen nicht nöthig sein, dass
ihüttelung drei Mal wiederholt werde,- da das bei
sten erhaltene Butterquantum schon einen Scbluss
in Gesammtgehalt zu ziehen gestattet.
Nichtig ist die Frage, wie viel Butter die Milch
ten muBB, um als unverfälscht gelten zu können,
t Fütterungs weise und besonders die Race der Kühe
esen Punct den grössten Einiluss hat. Wittstein
; an, dass alle Milch als verMscht zu betrachten
ie weniger als ö Proc. Eahm absondere. Nimmt
len Battergehalt des Bahms zu 40 Procent an, so
Verhalten der Essigsäure heim Verdünnen mit Wasser. 131
würde das genannte Quantum einem Buttergehalte von
2 Froc. entsprechen, und damit stimmen auch meine
Erfahrungen überein. Meistens enthält gute Milch zwi-
schen 3 und 4 Proc. Butter.
Ich darf schliesslich nicht unerwähnt lassen^ dass
eine mit Ziegenmilch in obiger Weise angestellte Unter-
suchung nicht zu einem brauchbaren Resultate führte.
Einen Grund hierfür weiss ich vorläufig nicht anzugeben.
Hoheneggelsen, den 18. August 1863.
■a«B»g
Versuch einer ErklSrnng des Verhaltens der Essig-
säure beim Verdünnen mit Wasser;
von
H. Drummer,
Stud. pharmac. in Berlin.
Wenn von der Legirung zweier Metalle A und B
das Gewicht a und der Gewichtsverlust im Wasser b
gegeben sind; und wenn man ferner weiss, dass r Ge-
wichtstheile von A im Wasser p Gewichtstheile, und s Ge-
wichtstheile von B im Wasser t Gewichtstheile verlieren,
so lassen sich nach diesen Angaben bekanntlich die Men-
gen, welche von Aund Bin der Legirung enthalten sind,
in folgender Weise berechnen. Bezeichnet man das von
A in der Legirung enthaltene Quantum mit x, so ist der
Gewichtsverlust dieses Theils der Legirung im Wasser
= — > und wenn man die von B in der Legirung ent-
haltene Menge jnit y bezeichnet, so ist der Gewichtsver-
ty
lust dieses Theils der Legirung im Wasser = —
s
Da nun der Gewichtsverlust der beiden Theile gleich dem
Gewichtsverlust der ganzen Legirung sein muss, und da
femer x -j- 7 == ^ gegeben ist, so hat man zur Bestim-
mung von X und y die beiden Gleichungen:
9*
Drummer,
1) -E3_ -f. Jl- = b und 2) X + y = 8.
Gleichung (1) läsat sich auch so ecbreiben:
r . s a
wenn man der Kürze wegen für p', für — -—
l für —. — b' setzt:
b
)a man das spec. Gewicht eines Körpers erhält, wenn
nit seinem Gewichtsverlust im Wasser in sein abso-
Gewicht dividirt, so sind die Werthe p', t' und b'
lec. Gewichte der betreffenden Körper, und werden
:ind a durch die Äequivalentzahlen derselben darge-
so wird die Gleichung durch Worte ausgedrückt
n: ,Die Summe der Aequivalentvolumina zweier
ist gleich dem Aequivalentvolum ihrer Verbiij-
^enn in der Gleichung (3) alle Werthe mit AuB-
i von p' bekannt sind, und man löst sie daher nach
', so ist der gefundene Ausdruck dasjenige speci-
Gewicht, welches x Theile von A haben müssen,
ch mit j Theilen von B, welche das spec. Gewicht
itzen, zu a Theilen eines Körpers vom spec. Gewicht
verbinden.
[immt man nun an, dass in den Scbwefelmetallen
etalle dieselbe Dichtigkeit haben, welche sie im
bundenen Zustande besitzen und berechnet aus
pec. Gewichten derselben die Dichtigkeit des Schwe-
o bekommt man aus
Hg 8 2,2956 Cu^S 2,5877
Sb S' 2,7124 Ag S 2,0536
PbS 2,3272 Zn S 2,0435*).
e zu dea Bechnungen benutzten spec. Gewichte uod Aequt-
entzahleii siDd aus Dr.E. Beicbardt's chemiBcben VerbiD-
Verhalten der Essigsäure heim Verdünnen mit Wasser. 133
Die vier ersten dieser Werthe sind unter sich sehr
verschieden und stehen zu dem durch den Versuch gefun*
denen spec. Gewicht des krystallisirten Schwefels = 2,0454
in keinem durch einfache Zahlen ausdrückbaren Verhält-
niss; die aus Schwefelzink und Schwefelsilber erhaltenen
Zahlen zeigen indessen nur eine kleine Differenz^ sowohl
unter sich, als auch von dem oben angeführten spec. Ge-
wichte des freien Schwefels, und man kann daher wohl
annehmen^ dass sich die Dichtigkeit^ sowohl des Schwefels
als auch der Metalle, bei der Bildung dieser beiden Schwe-
felmetalle nicht geändert hat, dass also die Verbindung
gerade wie bei den Gasen in einfachen Volumverhältnissen
vor sich gegangen ist. Es muss aber auffällig erscheinen,
dass die übrigen Schwefelmetalle, welche sich sonst in so
mancher Hinsicht den beiden zuletzt genannten analog
verhalten, gerade in diesem Puncto ganz wesentlich von
denselben abweichen, so dass, während bei diesen das
einfachste Verhältniss statt zu haben scheint, bei jenen
sich die Volumina in scheinbar ganz willkürlichen und
unregelmässigen Verhältnissen mit einander verbinden.
Nimmt man daher zum Versuch einmal an, dass sich die
übrigen Schwefelraetalle in Bezug auf Volum Verhältnisse
gerade so wie Schwefelzink und Schwefelsilber verhalten,
und nimmt man weiter an, dass der Schwefel in ihnen
auch dasselbe spec. Gewicht von 2,045 besitze, so muss
das spec. Gewicht der Metalle in ihren Verbindungen ein
anderes sein, als im freien Zustande, und die spec. Ge-
wichte, welche die Metalle in ihren Verbindungen besitzen,
wären diejenigen, welche aus den resp. Schwefelraetallen
berechnet werden, indem man das spec. Gewicht des Schwe-
fels = 2,045 setzt Man erhält auf diese Weise für Zink
7,19, für Silber 10,53, für Blei 12,736, für Kupfer 11,671,
für Platin 41,366 (2.20,683). Betrachtet man nun weiter
dung^ep der anorganischen Chemie, Erlangen 1858'^ entnommen.
Wenn zwei Werthe angegeben sind, ist das Mittel aus beiden
angewendet worden.
Drummer,
)etersaure Silberoxyd AgO, NO^ als zusammenge-
is Ag und NO^ und berechnet aus demselben das
ewieht vom Complex NO^, so findet man für die-
5&0 ; und nimmt man an, dass NO^ in KO, NO'
0, NO' gleichen Baum einnehme, so erhält igan
1, NO' für das spec. Gewicht des Kaliums den
1,6616 (=2.0,83083).
rechnet man, wie oben aus den Schwefelmetallen
c. Gewicht des Schwefels, so aus den Chlormetal-
spec. Gewicht des Chlors mit Anwendung der
len Versuch gefundenen spec. Gewichte der Me-
I ergiebt sich aus: PbCl 2,3381, aus AgCl 2,2248,
31 2,0093, ausHgaCl 1,9499, aus KCl, wenn man
\t, dass in den Verbindungen das Kalium sein
jwicht verdoppele, 2,2542, aus NaCl unter gleichen
Ingen 2,3100.
rd auf gleiche Weise das spec. Gewicht des Jods
1 Jodmetallen berechnet, so findet man aus; AgJ
aus HgJ 6,9586 (=2.3,4793) und bei Anwendung
ipelten spec. Gewichts von Kalium ansKJ 3,3822.
s diesen Resultaten scheint hervorzugehen, dass
lium bei der Verbindung sein spec. Gewicht ver-
und berechnet man nun weiter ans KO, SO^ das
ew. vom Complex SO*, indem man für K 1,6616
o erhält man für SO* 3,8812. Betrachtet man
:)3 -j- 7 HO als bestehend aus SO'» -f- {Zn + 7 HO)
•echnet zuerst, indem man das für SO' gefundene
iwicht als bekannt einsetzt, das spec. Gewicht von
7 HO, so findet man 1,6429 und hieraus findet man
las spec. Gewicht des chemisch gebundenen Was-
1,1748. Berechnet man auf gleiche Weise das
ewieht desselben aus CnO, S03 -j- 5 HO, jedoch
nwendung des aus Cu^ S berechneten spec. Ge-
ies Kupfers = 11,671, so bekommt man 1,1321;
tel aus diesen beiden Werthen ist 1,1534.
9 durch Wägung gefundene spec. Gewicht der
■eien schwefelsauren Magnesia ist 2,6066, das der
Verhalfen der Essigsäure beim Verdünnen mit Wasser. 136
mit 7 HO krystallisirten schwefelsauren Magnesia 1^674;
berechnet man hieraus die Dichtigkeit des chemisch ge-
bundenen Wassers, so findet man 1,2464, einen Werth,
der nur um 0,0930 von dem Mittel der beiden oben be-
rechneten Werthe abweicht. Berechnet man das spec.
Gewicht des Natriums aus NaCl, NaO, NO^ und NaO, CO^
-|- 10 HO, nachdem man ^ der Gleichung für das koh-
lensaure Natron das spec. Gewicht vom Complex CO^ aus
ÄgO, CO^. berechnet hat^ und indem man die Dichtigkeit
von HO zu 1,1534 annimmt, so bekommt man aus: NaCl
2,4941, aus NaO,N05 2,3305 (= 2.1,1652) und aus
NaO, C02 + 10 HO 2,2298.
Das spec. Gewicht des Chlors, aus Chlorkalium be-
rechnet, ist 1,9722; in seinen flüssigen Verbindungen
scheint dagegen das Chlor ein niedrigeres spec. Gewicht
zu haben, denn man bekommt aus: S^Cl = 1,4561, aus
SCI 1,4806, aus SnCP 1,4519.
Für das spec. Gewicht des Ammoniupis bekommt man
aus H^N Cl (mit Anwendung des mittleren Werthes aus 1,45
und 1,53 = 1,49) 1,0057, aus H^NO, N05 0,99485. — ;
Bekanntlich hat das Essigsäurehydrat die Eigenschaft,
beim Verdünnen mit Wasser an spec. Gewicht zuzuneh-
men, und zwar steigt dasselbe nach einigen Angaben bis
zu 1,079, nach Mohr aber nur bis zu 1,0735, und eben
80 verschieden sind auch die Angaben über das spec..
Gewicht des Essigsäurehydrats. Gewöhnlich findet man
in den Lehrbüchern der organischen Chemie 1,063, Mohr
(Commentar zur 6. Auflage der preuss. Pharmakopoe) glaubt
aber, das spec. Gewicht sei nur 1,0575. — Auffallig ist
die Erscheinung, dass die Zunahme des spec. Gewichts
beim Verdünnen mit Wasser nur ungefähr so lange statt
findet, bis das dritte Hydrat der Essigsäure gebildet ist.
Die Schwefelsäure zeigt bekanntlich ein ähnliches Ver-
halten, indem die Summe der Volumina des mit einander
gemischten Wassers und der Schwefelsäure grösser ist,
als das Volum der erhaltenen Mischung. Nimmt man an,
dass ein Tbeil des zugesetzten Wassers chemisch gebun-
136 Drummer,
den werde, so muss es auch die Dichtigkeit annehmen,
die dem chemisch gebundenen Wasser eigen zu sein
scheint, und es entsteht bei der Essigsäure eine Zunahme
des spec. Gewichts, weil das Wasser schwerer als das
Essigsäurehydrat wird.
Berechnet man das spec. Gewicht^ welches eine Flüs-
sigkeit haben muss, die aus 78 Theilen einer Flüssigkeit
1,063 und aus 22 Theilen einer Flüssigkeit voii 1,1534
besteht, so bekommt man 1,0821. Dieser Werth weicht
von dem gewöhnlich in den Lehrbüchern enthaltenen
1,079 nicht sehr bedeutend ab, dagegen ziemlich stark
von dem höchsten der Mohr*schen Tabelle 1,0753. Nimmt
man das von Mohr angegebene spec. Gewicht für Essig-
säurehydrat 1,0575 an und berechnet, welches spec. Ge-
wicht eine Flüssigkeit haben muss, die aus 76,91 Theilen
einer Flüssigkeit von 1,0575 und 23,09 Theilen einer Flüs-
sigkeit von 1,1534 besteht, d. h. genau aus den Mengen,
die zur Bildung des dritten Hydrats der Essigsäure er-
forderlich sind, so erhält man 1,0757, und wenn man das
aus GuO, SO^ -|- 5 HO berechnete spec. Gewicht des
Wassers = 1,1321 anwendet, 1,0738; diese beiden Werthe
weichen von dem höchsten Werth der Mohr'schen Tabelle
nur ganz unbedeutend ab.
Die Gewichtsabnahme beim weitern Verdünnen mit
Wasser muss aus dem Grunde erfolgen, weil die Essig-
säure, nachdem das dritte Hydrat gebildet ist, kein Was-
ser mehr cheniisch bindet, sondern sich nur noch mit dem-
selben mischt, wobei es das spec. Gewicht 1,0 behält und
es darf daher, wenn diese Erklärung richtig ist, beim
Mischen von Essigsäure welche schon mehr Wasser ent-
hält, als zur Bildung des dritten Hydrats nöthig ist, mit
noch mehr Wasser in graduirten Geßissen keine Contrao-
tion sichtbar werden. Vergleicht man eine nach diesen
Angaben berechnete Tabelle mit der von Mohr durch
Versuche gefundeben, so darf man, da die grösste Dichtig-
keit der Mohr'schen Tabelle bei 80 Proc. liegt, während sie
Ve$'halten der Essigsäure beim Verdiinnen mit Weisser. 137
in der berechneten Tabelle bei 77 Proc. liegen muss, nicht
die Säuren von gleichem Procentgehalt zusammenstellen;
•sondern man muss die Säuren der berechneten Tabelle zum
Vergleiche nehmen^ deren Procentgehalt um 3 (= 80 — 77)
kleiner ist; — denn wenn das spec. Gewicht des Essig-
säurehydrats zu 1;0575 angenommen wird, so muss das
erste Glied der Mohr*sehen Tabelle vom spec. Gewicht
1,0635 schon mehr Wasser enthalten, als zur Bildung des
ersten Hydrats nothwendig ist, und zwar 3 Proc, wenn
man annimmt, dass gerade das dritte Hydrat das höchste
specifische Gewicht besitze. — ^
Gehalt an
Berechnete Tabelle.
Gehalt an
Berechnete Tabelle.
Essigsäure-
Spee. Gew. des
Essig-
Mobr'sche
Essigsäure«
Spee. Gew. des Essig-
hydrat
säarehydrats =
: 1.063,
Tabelle.
hydrat
säiirehy drats := 1 ,0575,
in 100 Tbeil.
desWa8«ers =
1,1534.
in 100 Theil.
des Wassers =1,1534.
IQO
1,0635
1,0635
100
1,0575
98
1,0647
1,067
97
1,0602
95
1,0677
,
1,070
95
1,0619
90
1,0719
1,073
92
1,0646
80
1,0804
1,0735
87
1,0691
78
1,0821
1,0732
77
1,0757
70
1,070
75
1,0715
60
-
1,067
67
1,0634
54
1,063
57
1,0534
60
1,060
51
1,0491
40
1,0513
47
1,0435 •
30
1,040
37
1,0340
20
1,027
27
1,0246
10
1,015
17
10
7
1,0154
1,0090
1,0063
Wenn man annimmt, dass das Wasser in der Essig-
säure das spec. Gewicht 1,00 beibehalte, so muss natür-
lich letztere ihr spec. Gewicht ändern und zwar, um die
Zahlen der Mohr'schen Tabelle hervorzubringen, in fol-
gender Weise:
■ 1
itv?
j
?<i '•;■■■.
>
pf:f.
^'i>
,
i-
Wi^.':-S
HjfV
f!^''- ?'
Tf^:
e?«.-
»•.■■•.>■■■
■■V »
IS »,'•■•:
*
»'^•:
»r--
,ii..-
;■*^
138 Thallium ah Begleiter von Cäsium und Rubidium.
Procentgehalt an « />. • v^ Dichtigkeit des
„ . .. t , . Spec. Gewicht. „ . .. u j ..
fissigsaurehydrat. '^ Essigsaurehydrats,
100 1,0635 1,0635
98 1,067 1,0685
95 1,070 1,0739
90 1,073 1,0818
80 1,0735 1,0936
78 1,0732 1,0958
70 1,070 1,1031
60 1,067 1,1169
54 1,063 1,1233
50 1,060 1,1253
40 1,0513 1,1389
30 1,040 1,1471
20 1,027 1,1514
10 1,015 1,1738
Wenn diese letztere Annahme die richtige ist, so nrnös
beim Vermischen von Essigsäure, welche mehr als 23 Proc.
Wasser enthält, mit Wasser immer noch Contraction statt
finden, da das spec. Gewicht des Essigsäurehydrats ja
höher wird. Es wäre nun in diesem Falle auch noch
möglich, dass sich Essigsäurehydrat und Wasser zu glei-
cher Zeit und entweder nach demselben oder nach ver-
schiedenen Verhältnisgen verdichten, die auf diese Weise
natürlich nicht gefunden werden können.
Vorstehende Entwicklung enthält zwar verschiedene
Hypothesen, da aber die bei den Rechnungen erhaltenen
Zahlen ziemlich gut übereinstimmen, so kann man die-
selbe wohl als einen Versuch zur Erklärung des eigen-
thümlichen Verhaltens der Essigsäure gelten lassen.
i*a»»»<
ThalUum als Begleiter von Cäsium und Rnbidinm
in Mineralwässern.
Herr Prof. Bot tger in Frankfurt, der unermüdliche
Forscher der Quellen des Thalliums hat so eben eine neue
ergiebige Quelle entdeckt. Nach einer Mittheilung in der
Thallium ah Begleiter von Cäsium und Rubidium. 139
Neuen Frankfurter Zeitung und daraus im Joum. für prakt.
Chemie^ Bd. 89, Heft 5 und 6 ist es Böttger gelungen,
das Thallium als einen fast steten Begleiter des Cäsiums
and Rubidiums in verschiedenen salinischen Mineralwässern
unzweifelhaft nachzuweisen. In dem Nauheimer Mutter-
laugensalze, welches besonders in der Winterkälte leicht
aus dem Wasser sich abscheidet, aus welchem dasf Koch-
salz schon gewonnen ist und welches meist aus Chlorka-
lium und Chlormagnesium mit etwas Chlomatrium besteht
und sehr dem Carnallit des Stässfurther Steinsalzwerkes
gleicht, hat uns Böttger das wohlfeilste, ergiebigste und
geeignetste Material zur Gewinnung von Cäsium und Rubi-
dium nachgewiesen. Beide Metalle sind nebst dem Thal-
lium als Chlorverbindungen darin enthalten. Spuren aller
drei Metalle hat Böttger auch im Badesalze der Örber
Quelle gefunden.
Das Thalliumplatinchlorid ist im Wasser sehr schwer
löslich und so eignet sich das Platinchlorid vorzugsweise
zur Abscheidung des Thalliums aus den Soolen. Profes-
sor Böttger wird darüber eine weitere Mittheiluug bal-
digst geben. Da das Oxyd des Thalliums leicht löslich
und ätzend, das kohlensaure Thaliion gleichfalls lösHch
ist und alkalisch reagirt, das phosphorsaure Thallion
im Wasser löslich, der Thaliionalaun octaedrisch krystalli-
sirt, das Thallium als Begleiter des Kaliums, Natriums,
Cäsiums und Rubidiums auftritt, so scheint die Behaup-
tung, dasselbe gehöre zu der Classe der Alkalimetalle,
gerechtfertigt.
•Nach einet schriftlichen Mittheilung an Prof. Erd-
mann ist es Böttger gelungen, das Thallium von dem
Cäsium und Rubidium, mit welchen es in verschiedenen
sialinischen Wässern gleichzeitig vorkommt, auf einfache
Weise zu scheiden. Wenn man nämlich eine in der Kälte
bereitete wässerige Lösung verschiedener Mutterlaugensalze
salinischer Wässer, darin der Hauptbestandtheil Chlorka-
liura ist, z. B. Nauheim, Orb mit einer unzureichenden
Menge Platinchloridlösung versetzt, so entsteht zunächst
»
•-'
14Ö ThaUiüm als Begleiter von Cäsium und Rubidium,
ein ganz blassgelber Niederschlags der nach wenigen, nicht
selten schon nach 4—6 maligen Auskochungen mit etwa
dem 3 fachen Volum destillirten Wassers, im Spectral-
apparate, neben der noch nicht ganz entfernten Kaliumlinie^
ganz schärf die schöne smaragdgrüne Thalliumlinie, fer-
ner die Cäsium- und Bubidiumlinien (besonders schön bei
Anwendung einer Wasserstoifgasflamme statt der Leucht-
gasfiamme) auf das Brillanteste zeigt.
Wenn man diesen gelben Niederschlag, also die Ver-
bindung von Chlorkalium, Cäsium, Rubidium und Thallium-
Platinchiorid mit schwacher Kalilauge kocht, der man
beim Kochen einige Partikel tinterschwefligsaures Natron
beigefügt hat, so erfolgt schnell eine klare Auflösung;
wird dazu etwas Cyankalium gefügt und \^n neuem einige
Minuten lang gekocht, dann durch die Flüssigkeit ein
Strom gewaschenen SchwefelwasserstofFgases geleitet, so
scheidet sich alles Thallium (besonders leicht nach minu-
tenlangem Erhitzen) in Gestalt von flockigem sioh am
Boden des Gefasses schnell zusammenballenden Schwe-
felthallium ab, nach dessen Ueberführung in das Sulfat
und Einlegen einer Stange Zipk das reine Metall abge-
schieden wird.
Sonach ist Professor Böttger der Erste gewesen,
welcher das Thallium als einen fast steten Begleitet des
Cäsiums und Rubidiums in Salzsoolen erkannt hat.
Dieser interessanten Notiz hat Professor E r d m a n n
noch einige Bemerkungen, bezüglich der Stellung des Thal-
liums zu den übrigen- Metallen, beigefügt.
Die alkalische Natur des Thalliumoxyds und seine
Uebereinstimmung mit Kali und Natron ist überraschend^
nur das kohlensaure Thalliumoxyd stimmt insofern mit
den kohlensauren Salzen nicht überein, als es durchaus
nicht alkalisch reagirt. Schreibt man z. B. mit einem
Stück Thallium auf rauhes Papier, so laufen die metallisch
glänzenden Züge bald gelb an und äussern alkalische
Reaction. Legt man ein feines genässtes Curcumapapier
darauf, so erscheinen die Züge gelbbraun auf dem gelben
Harms, über das Marruhiin, 141
Papier. Dasselbe geschieht^ sobald man auf Curcuma-
papier schreibt und dann mit Wasser befeuchtet. In dem
Maasse aber, als das Thalliumoxyd Kohlensäure anzieht,
verblassen die gerptheten Schriftzüge und nach kurzer
Zeit sind sie vollständig verschwunden. Schwefelwasser-
stoff auf das befeuchtete Papier geleitet, lässt sie wieder
mit dunkelbrauner Farbe hervortreten. Bald aber ver-
Bchwinden auch die Züge des Schwefetthalliums an der
Luft; wenn man nur Sorge trägt, das Papier feucht zu
erhalten, indem das Schwefelthallium sich an der Luft zu
schwefelsaurem Thaliion oxydirt.
(Nach einem Vortrage des Prof. Böttger in der
chemischen Section der Versammlung der Naturforscher
und Aerzte in Stettin. — Mittheilungen im Journale für
prakt. Chemie 1863. 13 und 14.) B.
üeber d&8 Märrnbim;
von
Ed. Hanns,
in Stollbamm im Oldenburgischen.
Im Archiv der Pharm., 2. R., Bd. 83. August 1855.
S. 144 veröflfentlichte ich eine kurze Notiz über das vom
Apotheker Mein in Neustadtgödens entdeckte Marrubiin.
Seitdem hat Dr. Kromayer sich mit demselben Ge-
genstande beschäftigt und Resultate erhalten, welche
im Decemberheft des Archivs 1861 S. Ö57 mitgetheilt
sind.
Dr. Kromayer bediente sich zur Isolirung des
Marrubiins der Knochenkohle. Ich habe einen anderen
Weg eingeschlagen, der freilich kostspielig ist, aber doch
zum gewünschten Ziele führt. Es wurden nämlich 25 Pfd.
trocknen Krautes dreimal nach einander mit heissem Was-
ser e^trahirt, die vereinigten Auszüge zur Syrupsconsistenz
eingedampft und sodann wiederholt mit Alkohol behandelt.
Harms,
ipirituose, dunkelbraun gefärbte Lösung wurde nun
Zusatz einer reidüichen Menge Kochsalz mit etwa
Drittel ihres Volumens Äether vermischt und mit
elben häufig durchgeschüttelt. Die oben schwimmende,
ichwach ge&rbte, ätherische Flüssigkeit enthielt allen
rstoff; durch freiwilliges Verdunsten derselben wur-
^rosse tafelförmige Kristalle des MarrubünB erhalten,
le mittelst einer Pincette ausgehoben wurden und
nach zweimaligem Umkrystallisiren aus Weingeist
sin erwiesen. Die in Arbeit genommenen 26 Pfund
Marrubü lieferten circa 2 Grm. Bitterstoff.
Die Mutterlauge von der Darstellung des Marrubiins
eckt noch sehr bitter, sie löst sich leicht in Alkohol
aus dieser Lösung schiesst beim langsamen, Verdun-
salpetersaures Kali an. Krystallisirter BitteretofiF
te nicht daraus gewonnen werden.
Iva Allgemeinen habe ich die von Dr. Kromajer
^ebenen Reactionen bestätigt gefunden. Bei der
entaranaljse, welche mit -dem von Mein erhaltenen
ubiin angestellt wurde, lieferten 0,313 Grm. (bei
1000 getrocknet) — 0,240 Grm. HO = 8,52 Proc. H.
LohlenstoäTbesümmung ging leider verloren; es zeigte
aber, dasB das -Marrubiin mehr als 69 Proc. C.
lt.
Beim Umkrystallisiren des Marrubiins aus heisseo
Qgen nimmt ein Theil desselben stets den amor-
Zustand an. Löst man diesen amorphen Bitterstoff
eingeist und lässt die Lösung bei gewöhnlicher Tem-
ur an der Luft stehen, so geht er wieder in die
üngliche Form über und scheidet sich in krystalli-
en warzenförmigen Massen ab. Das Marrubiin kry-
iirt leicht, am besten, wenn man eine siedende alko-
^e Lösung bis zur beginnenden Trübung mit sieden-
Wasser vermischt und dann langsam erkalten lässt.
ätollhamm im Oldenburg., den 13. September 1863.
Ed. Harms.
Seemuschel' Dünger der Granatguano - Fabrik in Varel* 143
'Den Best des von ihm dargestellten sehr schönen
Marrubiins hat Herr Ed. Harms dem Unterzeichneten
gütigst übersandt; wofür Demselben hiermit bestens dankt
H. Ludwig.
Seemnscliel - Dünger der Granatgnano - Fabrik
in Varel;
von
Demselben.
Die an der Küste des Jahdebusens angehäuften See-
muscheln werden seit kurzer Zeit von der Granatguano-
Fäbrik in Varel zu einem Düngungsmittely erarbeitet und
als solches in den Handel gebracht. Man verfahrt bei
der Fabrikation in der Weise, dass die frischen Weich-
thiere möglichst rasch getrocknet und hierauf unter Mühl-
steinen zu einem gröblichen Pulver zermahlen werden.
Eine Probe dieses Düngungsmittels lieferte bei der
chemischen Analyse die nachstehenden Resultate:
Kohlensauren Kalk 56,33
Schwefelsauren Kalk (CaÖ, S03 + 2 HO) . . 3,59
Phosphorsaures Eisenoxyd 0,48
Chlornatrium 1,06
Chlorkalium 0,17
Magnesia 0,27
Lösliche Kieselsäure 0,60
Anorganische, in verdünnter Salzsäure un-
lösliche Substanz 28,03
Stickstoffhaltige organische Substanz 7,33
Hygroskopisches Wasser , . %14
100,00
(üeberschuss 0,87).
Demnach besitzt das Muschelmehl von Varel nur
einen geringen Handelswerth,
Im Departement Fiiiisterre und im Departement de
la Manche wird das aus Seemuscheln* erzeugte Dünge-
mittel mit gepulverten Seesternen, Polypen, Fischen etc.
Harms, Ana,ly»e der Asche von AHetnüia maritima L.
lacht. Durch die nHmlichen oder durob ähnliche
itofFreiche Zusätze viirde auch das Vareler Fabrikat
: zu verbeBBem sein.
üyse der Asche von Artemisia maritima L;
Demselben.
Die der Analyse unterworfene Artemisia niaritinif^ L,
nt von einem dem Meere zugänglichen Boden; sie
e um die Mitte des Monats Juni, ungefilhr 10 Wochen
lern Blühen, gesammelt.
Die grünen Th. Die Wurzel.
irgehalt in 100 Theilen 86,8 55,3
nprocente der frischen Pflanzent heile 2,6 1,7
nproconte der trocliDen Pflanzeotlieile 19,4 3,9
Kali 16,04 13,77
Natron 7,32 19,91
Kalk 8,31 10,89
Magneaia 2,24 3,32
Phoaphoraaures Eisenoxf d 2,66 10,73
Phoepliorsauve Thonerde 3,49 3,07
Schwefelsäure 4,79 15,41
PhoBphorsäure I,a3 • 2,45
Kieaehäure 5,06 7,67
Kohlensäure 7,69 9,98
Chlomatrium 40,57 2,80
100,00 100,00. ■
/Kohle und Sand 4,71 J2,61\
^Verbat 0,79 0,93J
Die Aschen enthalten ausserdem Spuren von Mangan-
oxydul.
Die Zusammensetzung des Bodens, auf welchem der
ermuth gewachsen ist, wurde Bd. 88, Heft 2, S. 1B6
r Zeitschrift ausführlich mitgetheilt. Kali und Natron
ffänd, so zeigte sich, dass 100 Theile des ange-
smmten Landes (bei 100^ getrocknet) enthalten:
Aufbewahrung des CMoroforma. 145
Kali Natron
in Wasser löslich 0,009 0,098
in verdünnter Salzsäure löslich 0,132 0,283
durch conc. Schwefelsäure aufschliessbar I,0ö3 0,449
1,194 0,830.
An Chlornatrium fanden sich 1,19 Procent.
AnfbewahrQDg des Chloroforms.
Es ist schon Öfters beobachtet, dass das Chloroform
mit der Zeit zuweilen eine stark saure Reaction von Salz-
säure annimmt. Eine solche Veränderung ist besonders
bei Anwendung desselben zu Inhalationen sehr unange-
nehm, ja gefährlich. Sie wird durch das Licht bewirkt.
Im directen Sonnenlichte tritt sie schon nach wenigen Ta-
gen, im zerstreuten Tageslichte zwar später, aber doch
ganz entschieden ein, dagegen im Dunkeln aufbewahrt
hielt sich das Chloroform vollkommen neutral.
Wp.
üeber die Farben der Banknoten.
Vor mehreren Jahren ereignete es sich, dass die
griechischen Banknoten, die je nach ihrem Geldwerthe
verschiedene Farben hatten, welche jedoch unglücklicher
Weise organischen Ursprungs waren, einer sehr strafbaren
Verfälschung unterlagen. Diese Banknoten -Verfälscher
wussten die Farbe der 10 Drachmen Werthhabenden mit-
telst verdünnter Salpetersäure in eine röthliche umzuwan-
deln, eine Farbe, welche die 2öer hatten, mittelst Benzin
oder Terpentinöl die lithographische Tinte auszulöschen
und statt 10 — 25 einzuschreiben. Die Staatsbank verlor
damals ungefähr gegen 100,000 Drachmen: Es handelte
sich damals darum, neue Banknoten zu machen, und diese
neuen wurden einer amerikanischen Gesellschaft übertra-
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds . 2. Hft. 1 0
???»*•'
iT<4: ■■■■:.
m
146
Ueher dU Farben der Banknoten.
W:'.
ff-'.-
Vit,
sj-ip!.*:'"'.'.
Sf^V
^•f-
fe;. ;.'.■■
?, =
5S^-
m
l^Ü:'.
gen. Als Mitglied der Commission in Betreff der Bestim-
mung der Farben, die diese nun haben sollten, der Em-
bleme, der Kreise und der Zahlen etc., schlug ich die
Chromfarben vor und so geschah es auch, dass theils
Chromgrün und Chromzinnober dazu gewählt wurden,
welche Farben tief in die Masse des Papiers eingedruckt
sind; so blieben die neuen Banknoten seit vielen Jah-
ren vor jeder Art von Verfälschung gesichert und die
griechischen Banknoten sind zu den schönsten zu zählen.
Ein sonderbarer Zufall, in jeder Beziehung interessant,
giebt mir Anlass, diesen Gegenstand zur Sprache zu brin-
gen und die Aufmerksamkeit der Bank-Direction auf
diesen Gegenstand zu lenken. Iii den Tagen der Furcht
und Angst, den 19., 20. und 21. Juni, wo man in Sorge
stand, durch eine allgemeine Plünderung Alles zu verlie-
ren, versteckten- die Leute alle ihre Kleinode, Geld und
Banknoten an die nächst besten Plätze. So traf es sich,
dass eine Familie mehr als 30 Stück 100 Banknoten in
einen alten Wasserkrug steckte und diesen in einen
Korb, der mit Pferdemist gefüllt in einen Stall ge-
stellt wurde. Da während eines ganzen Monates Furcht
obwaltete, als möchten sich diese traurigen Scenen von
Neuem wiederholen, so blieb der Korb mit seinen darin
versteckten Banknoten an seiner Stelle. Nach ungefähr
einem Monate wurde der Korb entleert, die Banknoten
herausgenommen, jedoch alle rothen Embleme und
Verzierungen zeigten sich tief braunschwarz und auch
vollkommen schwarz; nur die durch das Chromgrün ge-
zeichneten Stellen behielten ihre grüne Farbe. Da ich
von Seite der Staatsbank -Direction zu Rathe gezogen
wurde, so gab ich die einfache Erklärung, dass in Folge
des sich entwickelten Schwefelwasserstoffgases und Schwe-
felammoniums auf das chromsaure Bleioxyd — ^"Bleizinnober,
schwarzbraunes und schwarzes Bleisulfuret sich|gebildet habe,
lind durch Gegenversuche auf andere Staats - Papiere mit
diesen Reagentien Hess sich die Richtigkeit dieser Erklä-
rung bestätigen. Die Bank löste diese Papiere ein.
Veher die Farben der Banknoten* 147
Da sich solche Fälle vielleicht in einem Jahrhundert
nicht wieder ereignen dürften, hielt ich es der Rücksprache
mit Chemikern nicht unwerth zu bestimmen, welche Farben
wohl die geeignetsten zu Banknoten sieien, um nun diese
Sache der Oeffentlichkeit zu übergeben.
Dr. X. Landerer.
Nachdem es Mathieu Plessy {Repert. de Chimie
appl. Dcbr, 1862, — Dingler's Polyt. Joum. 167, 397.)
gelungen ist, durch Lösen von 1 Kilogrm. zweifach -
chromsaurem Kali in 10 Kilogrm. kochenden Wassers,
Zusatz von 3 Liter zweifach-phosphorsaurem Kalk und
1 Kilogrm., 250 Grm. Kassonade und öftern Zusatz von
kaltem Wasser, um die Reaction zu massigen, und
Absetzen ein schönes Grün zu erzeugen, das am
Lichte unveränderlich, durch Schwefelwasserstoff nicht
verändert werden soll, welches auch Säuren nicht leicht
zerstören, so würde durch Anwendung desselben Lande-
rer's Wunsch erreicht werden. B.
10
i
KV-
Kr: '
l4l
■^
148
II. lllonatsliericht.
^ ■
fe-
p.-
^V
'J.
llntersnchnn^eii über den Luftgehalt der Wässer und
Beobacntnngen über die Bedeutnng der Koh-
lensäure^ des Stickstoffs und Sauerstoffs in den
süssen trinkbaren Wässern, Physikalische und
chemische Eigenschalften derselben i
von Lefort. — Bericht von Poggiale.
Wohl kein Gegenstand ist des Studiums würdiger
als das trinkbare Wasser. Dieses ist so notliwendig für
unsere häuslichen Bedürfnisse, spielt eine so bedeutende
Rolle in der Industrie, in der Ernährung der Menschen
und Thiere, seine hygienischen Eigenschaften sind von so
grossem Einflüsse auf die Gesundheit der Bevölkerung,
dass diese Frage stets die bedeutensten Hygienisten und
auch die Civilverwaltungen in Anspruch genommen hat.
Von Hippokrates bis auf unsere Tage hat man die der
Gesundheit zuträglichsten Wässer untersucht. Die zahl-
reichen Wasserleitungen in Rom, welche jedem Einwoh-
ner täglich 1000 Liter Wasser geliefert haben sollen ; die,
welche die Römer in allen ihrer Herrschaft unterworfenen
Ländern anlegten ; die Sorge der Municipalverwaltung von
Paris, stets gutes Wasser den Bewohnern zu liefern; die
Arbeiten zu Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse etc. ;
die zahlreichen Untersuchungen von Chemikern, Aerzten,
hygienischen Commissionen beweisen, dass Nichts die
Wissenschaft und die Verwaltung mehr interessiren kann,
als die Wahl und die Menge des Trinkwassers.
Die Arbeit Leforts beschäftigt sich in grossem Um-
fange mit den Erfordernissen eines guten Wassers.
Physikalische Charaktere der Trinkwässer.
Das Wasser muss klar, farblos, geruchlos, lufthaltig,
von frischem und durchdringendem Geschmack sein.
Heute wie vor 2000 Jahren weisen selbst die ärmsten
Leute trübes und warmes Wasser zurück, es gilt hier der
von Arago citirte Ausspruch eines englischen Ingenieurs :
ZJnterauchungen über den Luftgekalt der Wässer etc. 149
das Wasser muss wie Cäsars Gattin erhaben sein über
jeden Verdacht.
Klarheit der Trinkwässer.
Die Klarheit ist ein wesentlicher Charakter des Trink-
wasserS; ist aber zur Erkennung der guten Qualität un-
zulänglich: destillirtes Wasser, Eis- und Schnee wasser^
gypshaltiges Brunnenwasser sind als Trinkwässer unbrauch-
bar, trotz dem sie farblos und transparent sind.
Nach Dupasquier können trübe, erdige Theile
enthaltende Wässer die Functionen der Verdauung stören ;
es ist sicher, dass der Gebrauch trüber Wässer Ekel erregt,
und dass man sie durch Filtration klären muss.
Quellwasser und Wässer, welche aus Felsen sprudeln,
sind meistens zu allen Zeiten klar; Flusswässer namentlich
beim Anschwellen trübe, so der Nil, die Seine, Marne,
Rhone, Saone, Loire. Das Nilwasser enthält im Liter
bis 8 Gramm erdige Theile suspendirt, die Seine ist jährlich
während 179 Tagen trübe, 17 von Poggiale angestellte
Analysen ihres vVassers zu verschiedenen Jahreszeiten
aus vollem Strome am Pont d'Ivry (also beim Eintritt des
Flusses in die Stadt) geschöpft ergaben:
1) das Maximum des suspendirten Stoffe ist im Liter
0,118, das Minimum 0,007 Grm. ;
2) die Quantität dieser Stoffe ist dem Wasserstande
proportional;
3) die grössten Zahlen wurden während des Winters
nach reichlichem Regen gefunden.
Boutron und Boudet finden als Maximum in der
Marne (Pont de Charenton) 0,180 Grm., in der Seine
(Pont d'Ivry bis Chaillot bis zum Austritt des Flusses
aus der Stadt) 0,120 Grm. suspendirte Stoffe im Liter.
Der Schlamm der Seine besteht aus organischer Sub-
stanz 3,39; Carbonaten von Kalk und Magnesia 60,31;
Kieselsäure 35,60. Die organische Substanz vermehrt
sich beträchtlich während langer Trockenheit und wäh-
rend der wärmen Jahreszeit, daher im Sommer dieNoth-
wendigkeit, das Wasser völlig zu klären und die Reser-
voirs sorgfältig zu reinigen. In geringer Quantität und
nicht verändert sind die organischen Substanzen nicht
schädlich, in grössere Menge und in Gährung machen
sie das Wasser ungesund und gefahrlich. Bei 10 — 20<>C.
erleiden sie noch keine Veränderung, steigt aber die Tem-
peratur von 20 — 26% und ist das Wasser in Reservoirs
fc*.1l
- *. ■'
^jp''-^':^
^« * • .
^^*
'.".-■ ■
'i^
150 Untersuchungen über den LuftgehaU der Wässer etc^
eingeschlossen; so entsteht Fäulniss und schädliche Gas-
entwickelung, wie es einige Male bei den Reservoirs von
Pas sy bemerkt wurde, die einen ekelhaften Geruch aus-
strömten. Das Wasser darf nicht gebraucht werden, ohne
dass es vorher filtrirt ist; das Klären durch Absetzen-
lassen ist unzureichend, wie viele Versuche zeigten:
10 Tage lang ruhig hingestelltes Wasser war noch nicht
klar. Die bedeutend erhöhte Temperatur lässt in dem
Wasser Infusorien entstehen, die das Wasser inficiren.
Man hat zur Filtration des Wassers eine grosse Menge
Methoden angegeben; es sind, sagt Arago, in England
Millionen dafür verausgabt, und diese Versuche sind der
Ruin vieler bedeutender Compagnien geworden. Die.
ingeniösesten Apparate sind die zu Chelsea in England,
die von Fonvielle, Souchon, Nadault de Buflfon. Eine
Hauptsache ist die schnelle und billige Reinigung der
Filter, indem der auf der filtrirenden Sandschicht sich
bald anhäufende Absatz ein grosses Hinderniss der Filtra-
tion ist. Sandiges Erdreich kann man als natürliche Fil-
ter benutzen, wie es bei dem Wasser von Toulouse der
Fall ist, welches durch eine an den Ufern der Garonne
sich hinziehende Bank von Sand und Kiesel fliesst; man
muss jedoch auch hier seine Zuflucht oft au künstlichen
Filtern nehmen.
Die Filtrirgalerien zu Toulouse liefern schon seit
mehreren Jahren eine nicht wenig beträchtliche Menge
Wasser. Dasselbe hat man bei Glasgow beobachtet, wo
man am Ufer des Clyde ebenfalls Galerien in einer Sand-
bank ausgegraben hat, indessen vermindert sich allmälig
die Wassermenge, so dass man neue Galerien anlegen
muss. Es ist jedoch zu erwähnen, dass das Wasser nach
und nach Substanzen aufnimmt: so hatte das durch das
zweite Filter von Toulouse erhaltene Wasser einen leichten
Schlammgeschmack; ebenso fand Terme, dass aus der
Rhone filtrirtes Wasser in einem reinen Behälter eine von
dem Flusswasser differirende chemische Zusammensetzung
hatte. Die mit dem Wasser der Seine in gleicher Weise
angestellte Filtration ergab gypshaltiges und dem Pariser
Brunnenwasser ähnliches Wasser. Lefort fand einige
Male, dass Wasser, welches reichlich über den Platz des
neuen Opernhauses floss, einen Rückstand von 2,04 Grm,
pro Liter gab und 99 hydrotimetrische Grade zeigte.
Die gebräuchlichen Filter aus Sand^ Kies, Wolle etc.
entfernen nur mechanisch die im Wasser suspendirten StoflFe,
absorbiren jedoch nicht faulige organige Substanzen und
Untersuchungen über den Liiftgehalt der Wässer etc. löl
die aus ihrer Zersetzung entstehenden Gase; es existirt
aber wegen des hohen Preises kein achtes Kohlenfilter.
. Lefort erwähnt die Bedeutung der freien oder ge*
bundenen Kohlensäure -in den Wässern und giebt die
Ursache der Elimination derselben in süssen Wässern an,
die filtrirt sind und im Haushalte aufbewahrt werden.
Man -filtrirt in den Haushaltungen das Wasser durch
dünne und poröse Kalksteine. Das süsse Wasser, welches
immer einen leichten Ueberschuss von Kohlensäure ent-
hält, giebt diese an den Kalk ab. Bewiesen wird dieses,
wenn man gewöhnliches Wasser bis zur sauem Beaction
mit Kohlensäure sättigt : nach dem Filtriren dui*ch Kalk-
stein ist das Wasser völlig neutral, während es vorher '
Lackmuspapier lebhaft röthet. Aus demselben Qrunde
schmeckt Quellwasser aus Granitboden angenehm, filtrir-
tes Flusswasser fade. Um zu untersuchen, ob die Elimi-
nation der Kohlensäure eine chemische oder eine physi-
kalische Ursache habe, , behandelten Lefort und Lam-
bert feinen Sand mit Salzsäure, um die Carbonate zu
entfernen, und wuschen mit destillirtem Wasser, bis dieses
Lackmuspapier nicht mehr röthete. Es wurde mit dem
natürlichen Mineralwasser von Condillac operirt, das gas-
haltig ist, und sauer reagirt. Es wurde mit destillirtem
Wasser verdünnt, durch den präparirten Sand filtrirt und
verlor seine Kohlensäure.
Die Versuche, ob ebenso durch Sand filtrirtes Was-
ser Elemente der Luft verliere, ergab Folgendes:
Nicht filtrirtes Wasser.
1. 2. 3. Mittel.
Stickstoflf 14,92 14,92 14,53 14,79 G.C.
Sauerstoff 7,18 7,18 6,57 6,97 „
Summe des Luftgehaltes 22,10 22,10 21,10 21,76 C.C.
Filtrirtes Wasser.
Stickstoff 13,06 13,06 12,23 12,78 C.C.
Sauerstoff 5,91 5,91 5,77 5,86 „
Summe des Luftgehaltes 18,97 18,97 18,00 18,64 C.C.
Das filtrirte Wasser hat demnach 3,12 C.C. Luft vom
Liter verlören in Folge einer einfache» physikalischen'
Action, indem es poröse Stoffe passirte. Man weiss ja von
der Kohle schon lange, dass . sie sehr bedeutende Mengen
162 Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer ete.
Gas absorbirt. Vor fast einem Jahrhundert hat Parmen-
tier bei dem Wasser der Seine ähnliche Beobachtungen
gemacht.
Temperatur.
Schon Hippokrates sagt: „diebesten Wässer seien
im Winter temperirt, im Sommer frisch.** Frisches Wasser
löscht schnell und anhaltend den Durst und befördert die
Verdauung, dagegen Wasser, welches fast die Temperatur
der Atmosphäre annimmt, erregt Ekel und stört die Ver-
dauungsfunctionen. Kaltes Wasser im Winter ist unange-
nehm und hat schlimme Folgen. Bei einer Temperatur von
0^ C. oder etwas darüber oder darunter sind die Schleim-
häute der Luftwege zu Entzündungen geneigt, so dass
kaltes Wasser Lungenkrankheiten erzeugen kann. Gu6-
r a r d hat in den Annales d'hygiene et de medecine legale eine
Arbeit über die Gefahr des kalten Wassers veröffentlicht.
Die Temperatur des Wasserö ist eine wesentliche
Gesundheitsbedingung, und man kann Sagen, ein Wasser
sei gut, das 10 bis 14® G. zeigt, es erscheint frisch, wenn
die Atmosphäre 20 bis 25® C., temperirt, wenn diese 00 C.
oder darunter zeigt. Quellwasser hat gewöhnlich 12 bis
14^0., Flusswasser variirt mit der Luftwärme. Dupas-
quier fand das Wasser der Rhone im Winter 0® C, im
Sommer bis 25® C. warm ; G r e 1 1 o i s constatirte die Schwan-
kungen der Temperatur der Mosel 1857 von 0®, 1® bis
24,30 C. Im August 1856 zeigte die Seine 24,50© C, 1857
25,500 C., im Juni 1858 270 C., im Juli 1859 270 C. Es
schwankte die Temperatur dieses Flusses in zwei Jahren
zwischen 00 und 26,80 C. Deshalb versorgen sich viele Städte
unter grossen Ausgaben mit Quellwasser, so Rom, Brüssel,
Glasgow, Edinburgh, Metz, Strasburg, Besan9on, Dijon,
Grenoble, Montpellier, Bordeaux, Narbonne, Havre etc.,
denn ein Mittel, um beträchtliche Wassermengen frisch
zu erhalten, besitzen wir noch nicht. Der Vorschlag
Terme's: Wasser durch langes Zurückhalten in den Re-
servoirs abzukühlen, würde beinahe ein Jahr dazu erfor-
dern: die im Frühling gefüllten Reservoirs würden im
Herbste endlich eine Temperatur von 120 C. haben, pie
Bewohner der Städte, welche nur Flusswasser haben, trin-
ken im Sommer lauwarmes, im Winter eisigkaltes Wasser.
Bougier und Gl^nard fanden in Lyon die Temperatur
der Rhone im Sommer zwischen 20 und 250 C., im Winter
zwischen 2 und 30 C., am 21. und 22. Juni 1861 war es 17 bis
200 C. warm trotz eines langen Lanfea durch ein Kieslager.
üntersuchyngen über den Luftgehalt der Wässer etc. 153
Die Temperaturuntersuchungen des Seinewasser gaben
folgende Resultate:
In den Reservoirs An der Fontaine
Im Flusse, von Chaillot mit von Bonle rouge
bedeckten Bassins. öKilom. Reservoirs.
Augusf 1856 24,600 C. 24,700 C. 23.600 C.
1857 25,50 ^ 25,00 „ . 24,00 „
Juni 1858 27,00 „ 27,20 „ 25,20
Juli 1859 27,00 „ 26,20 „ 25,00
y
Es ergiebt sich hieraus, dass durch die der heutigen
Industrie zu Gebote stehenden Mittel, eine Erfrischung
des Wassers, das eine grosse Stadt versorgen soll, un-
möglich ist.
In gut eingerichteten Wasserleitungen von gehöriger
Tiefe bleibt die Anfangstemperatur des Quellwassers die-
selbe. Die Keller des Pariser Observatoriums haben seit
1783 ihre Temperatur von 11,820 C. behalten. Die Phy-
siker geben an, dass die Temperatur in einer Tiefe von
8 — 10 Meter invariabel sei. Qu 6t 61 et hat bewiesen,
dass die täglichen Maxima und Minima nicht einmal zu
1 Meter Tiefe einen Einfluss äussern; dass die Maxima
und Minima eines Monats sich in der Tiefe allmälig ab-
schwächen bis zu einem constanten Puncto, dass sie erst
nach 6 Monaten in der Tiefe von 10 Meter anlangen, und
dass in den strengsten Wintern der Frost nur 50 — 60 Cen-
timeter in den Boden eindringe. Man kann also folgern,
dass die Sonne in der Tiefe von 1,50 — 2 Meter nur
schwach wirkte Die Quelle von Rosoir versorgt durch
eine 16 Kilometer lange Leitung Dijon, das Wasser hat
die Temperatur der Quelle von 100 C. Der Aquäduct ist
durch ein Gewölbe abgeschlossen, welche das Eindringen
der äussern Luft hindert, ebenso ist es mit dem Wasser
von Ärcueil. Commaille und Lambert, zwei Militär-
Apotheker, haben gefunden, dass die Quellwässer, welche
Rom versorgen, das ganze Jahr frisch sind ; so Aqua F61ice,
das seine Quelle etwa 20 Kilometer von Rom hat und
zum Gipfel deö Quirinal geleitet, wird. Seine Temperatur
ist 160 6., während im Schatten 280 C. sind, und ist fast
stets dieselbe trotz des langen Laufes in einem über dem
Boden befindlichen Aquäduct. AquaVergine in einer
unterirdischen etwa 14 Miglien (31/2 deutsche Meile) lan-
gen Leitung durch die Villa Borghese nach Rom schmeckt
sehr angenehm, ist völlig klar und zeigt 140 C. . eau argen-
tine, eau de soleil sind klar, im Sommer frisch^ angenehm,
*^»»V;<**'^
■a;.
154 Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer etc.
mit 15ÖC. ; Aqua Paulina hingegeo, das grösstentheils aus
den Seen Bracciano und Martignano kommt und nach dem
Janiculus geführt wird, hat eine variable Temperatur,
warm im Sommer, kalt im Winter; es zeigte im Juli 28 C,
die Luftwärme stieg bis 350 C., war aber in dem Augen-
blicke des Versuches auf dem Janiculus 22,5<> G» Am
25. September 1861 zeigte die Quelle des Wassers von
Narbonne 150 C., amAusfluss der Leitung am Hotel
de Ville 200C. ; dies lag an der mangelhaften Leitung,
die gegen atmosphärische Einflüsse nicht abgeschlossen war.
Luftgehalt der Wässer,
Schon im frühesten Alterthume hat man Gewicht ge-
legt auf die Anwesenheit von Luft in den zum Trinken
bestimmten süssen Wässern. Diese enthalten variable
Mengen von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlensäure. Letztere
giebt dem Wasser einen angenehmen Geschmack und
wirkt auf die Verdauungsorgane nützlich, eben so die
atmosphärische Luft. Man weiss, dass dieser Gase be-
raubte Wässer^ wie das destillirte Wasser, fade und un-
verdaulich sind.
Sauerstoff und Stickstoff stammen aus der Atmosphäre,
die Kohlensäure aus dem Boden, durch welchen das Was-
ser fliesst. Boussingault und L6vy haben gezeigt, dass
die Luft aus einem Boden, der ein Jahr nicht gedüngt wurde, .
22 — 23 mal so viel Kohlensäure als die Atmosphäre
enthält, und dass man in einem seit 8 Tagen gedüngten
Boden 245 mal so viel davon findet. Jedoch nimmt daö 3
Wasser aus der Atmosphäre eine bedeutende Menge Koh- 1
lensäure auf, die durch die Pflanzen nicht absorbirt wird,
und trägt so zur Reinigung der Luft bei.
lieber das Volumen des Sauerstoffs, Stickstoffs und
der Kohlensäure in gutem süssem Wasser angestellte Ver- I
suche ergaben Folgendes:
I. Quellwässer. Beobachter. Stickstoff Sauerstoff Koblen^ure
^ im Liter, im Liter, im Liter.
Am Scblachthause
in Rheims, gebohr-
ter Brunnen Maumenö 0,016 0,005 0,017
Quelle Br^gille in
Besangpn *] Deville 0,014 0,007 • 0,022
'Ouelle A.i'Cier uei
Besannen **) Deville 0,015 0,005 0,020
*) Von einem Stadtbrunnen genommen.
**) An der Quelle geschöpft.
Untersuchungen über den LuftgehaU der Wässer etc. 155
I. Quellwäsaer. Beobachter, ^ff frÄ^ ^fÄr
Quelle la Moulli^re
beiBesangon*)... Deville 0,015 0,006 0;039
Quelle Roye bei
Lyon**) Boussingault 0,015 0,006 0,031
Quelle Ronzier bei
Lyon Dupasquier 0,015 0,006 0,033
Quelle Fontaine bei
Lyon Dupasquier 0,015 0,006 0,031
Quelle Neuville bei
Lyon Dupasquier 0,015 0,005 0,039
Quelle von Sablon
in Metz Langlois 0,013 0,006 0,017
Quelle von Dijon***) Deville 0,016 0,007 0,023
n. Fluss Wässer,
Wasser der Vesle . . Maumene 0,018 0,008 0,004
„ „ Garonne Deville 0,015 0,008 0,017
„ desDoubs.. „ 0,018 0,009 0,017
Wasser der Rhone
bei Genf „ 0,018 0,008 0,008
Wasser der Rhone
bei Lyon Bineau 0,016 0,008 0,012
Wasser der Saone . . „ 0,013 0,006 0,012
„ „ Loire .. Janicot 0,017 0,008 0,012
„ des Rheins . Deville 0,015 0,007 0,007
13 während zweier Jahre angestellte Versuche Pog-
giale's mit Seinewasser von der lyry brücke, unter Diffe-
renzen von Temperatur, Barometerstand, Wasserhöhe und
Trockenheit geschöpft, ergaben:
1) es enthält das Seinewasser im Mittel in 1000 Grm.
0,023 Liter Kohlensäure, 0,009 Sauerstoff, 0,020 Stickstoff;
2) die Verhältnisse der Gase und speciell der Luft
variiren sehr;
3) der Gehalt an Luft und Kohlensäure ist beträcht-
licher im Winter als im Sommer;
4) es enthält weniger Sauerstoff im Sommer als im
Winter ;
5) der Gehalt an Sauerstoff ist im Mittel 31,03 in
100 Theilen Luft;
6) es absorbirt eine grosse Menge Sauerstoff, wenn
man es mit diesem in Contact bringt.
Gutes Quellwasser enthält also auf 1000: 5 — 7 CG.
Sauerstoff, 13—16 0.0. Stickstoff, 17 — 39 0.0. Kohlen-
säure; Flusswasser 6 — 9 0.0. Sauerstoff, 13 — 20 0.0.
*) An der Mündung eines unterirdischen Kanals geschöpft.
**) Aus einem Stadtresetvoir genommen.
***) Aus einem Stadtreservoir genommen.
*
156 Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer etc.
Stickstoff^ 7 — 23 C C. Kohlensäure : ersteres hat dem-
nach weniger Sauerstoff und mehr Kohlensäure als letzteres»
Der atmosphärische Druck übt auf das in den Wäs-
sern enthaltene Volumen Luft und Kohlensäure einen
grossen Einffuss aus. Boussingault fand in dem Strom
von Basa in den Cordilleren 3000 Meter über dem Mee-
resspiegel nur 3 C.C. Kohlensäure und 11 C.C. atmo-
sphärische Luft, bei 3600 Meter enthielt das Wasser nicht
mehr genug Luft^ um Fischen das Leben zu erhalten.
Endemische Kankheiten in diesen Bergen, wie der Kropf^
sind durch den Gebrauch dieses Wassers verursacht.
Alle trinkbaren Wässer von guter Qualität enthalten
Kohlensäure; P^ligot fand im Seinewasser 22,6 C.C.
dieses Gases, in den Monaten December, Januar, Februar
und März steigt nach Lefort der Gehalt auf 24 oder
25 C. C. Man hat den Quellen aus krystallinischem Boden
den Vorzug geben wollen vor solchen aus sedimentären
Schichten, weil diese viel Kiesel und wenig kohlensauren
Kalk enthalten. Lefort hält gerade die letzteren für die
besseren, weil sie durch den langen Contact mit der Luft
eine grosse Menge Kohlensäure, Sauerstoff und Stickstoff
haben und Seife lösen, ohne sie zu coaguliren, so das»
sie sowohl zum Trinken als zum häuslichen Gebrauch
nichts zu wünschen übrig lassen. Wenn man von der
Natur und Quantität der Mineralbestandtheile, von der
Temperatur und Klarheit der süssen Wässer absieht, so
müssen sie, um trinkbar zu sein, im Mittel 17 C.C. Stick-
stoff und 8 C.C. Sauerstoff enthalten. Das sicherste Mit-
tel, Wasser mit Luft zu versehen, ist die Circulation in
der freien Luft oder Erneuerung der Oberfläche durch
Fall und Abfluss. Lefort beschäftigt sich mit Beantwor-
tung der Fragen: wie langer Zeit bedarf es, um Quell-
wasser mit den Luftelementen zu sättigen von dem Augen-
blicke an, wo es zu Tage tritt, bis zu seiner Verwendung?
welches sind die günstigsten Bedingungen, unter welchen
diese Wässer in Bezug auf Luftgehalt den fliessenden
Wässern ähnlich sein können?
Leicht mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser wurde
durch Kochen von aller Luft befreit, noch kochend in
ein Sandsteingefäss gebracht und sorgföltig verschlossen.
Dieses luftfreie Wasser wurde dann eine bestimmte Zeit
einer fortgesetzen Filtration unterworfen, damit es wieder
Luft absorbirte.
An der Concordiabrücke geschöpftes Seinewasser ent^
hielt im November im Liter 60 C. C. Kohlensäure frei und
■*;i
Untersuchungen über den LuftgehaU der Wässer etc. 157
gebunden, 14,61 CG. Stickstoflf, 7,69 CG. Sauerstoflf.
Dasselbe Wasser durch Kochen luftfrei gemacht enthielt
nach dem Gontact mit der Luft:
Nach 1/2 St- Nach ist. Nach 2 St. Nach ß St.
Freie und gebuD- .
dene Kohlensäure 24,75 24,20 25,05 25,41
Stickstoff ......... 12,36 12,74 12,94 13,20
Sauerstoff 4,90 5,32 6,07 6,57
Summe des Luftgehalts 42,01 42,26 44,06 47,18
Es war also fast der ganze durch das Kochen ent-
standene .Luftverlust gedeckt.
Eine zweite von Poggiale und Lambert in der-
selben Weise unternommene Versuchsreihe ergab:
Nach 1/2 St. Nach II/2 St. Nach 2V2 St.
Stickstoff 13,44 12,40 12,79
Sauerstoff, 5,63 6,51 6,87
Summe 19,07 18,81 19,66
Die Temperatur des Wassers war im Augenblicke
des Versuches 17^ C. Wasser absorbirt im Sommer we-
niger Gase als im W^inter; im Juli und August 1853 bei
einer Temperatur zwischen 19 und 26,3^ C. enthielt Seine-
wasser 5 — 7 C.C. Sauerstoff, dagegen im Winter 10,11
selbst 12 C.C.
Ein schon altes Experiment Bin e au *s mit einer
Quelle vom Gipfel des Pilatus bestätigt diese Resultate.
Er fand bei einer Temperatur von 8^ C. und 0,657 M.M.
Druck :
Wasser von der Wasser von mehreren
Gier -Qy eile Fällen
Kohlensäure. ... 5,9 1,6
Sauerstoff. ..... 4,9 7,5
Stickstoff 4,0 16,1
Summe 14,8 25,2.
Die verlorene Kohlensäure wird durch Sauerstoff und
Stickstoff ersetzt, zugleich bildet sich kohlensaurer Kalk.
Lefort ermittelte das Volumen Luft, welches
das Wasser des artesischen Brunnens von Paris in einer
bestimmten Zeit absorbirt. Dieses hat einen etwas schwefli-
Untersuchungen Hher den Lußgehalt der WUtaer etc.
üterach, 27" C. Temperatur, ist eisenhaltig und alka-
und enthält nach Foggiale und Lambert ia
C. C. 7 C. C. freie oder an Bicarbonate gebundene Koh-
ur6undl7,10C.C. Stickstoff. Lefort findet 33,84 C.C-
jnsäure gebunden und frei. Es muaa also das Was-
OQ Passy, ehe es zum Trinken tauglich ist, lufthal-
;emacht werden. Der Luft ausgesetzt und eine
niute Zeit in Bewegung erhalten enthielt es:
Naehi/j8t. NachlSt. N8ch2St NachöSt. NachlOSt.
nsäure 33,89 33,92 33,98 34,05 34,55
toff . . . 19,90 19,08 18,38 17,30 15,65
Stoff . . 5,70_ 7,30 8,61 8,90 9,17
Summe Ö9,49 60,30 60,97 60,22 ' 59,27.
Die erste Veränderung, welche Quellwasser an der
erleidet, ist Verlust an gebundener Kohlensäure und
titution durch Stickstoff und Sauerstoff; mit Ver-
erung der Oberfläche nimmt es aus der Atmosphäre
e nsäure auf, die dann eine entsprechende Menge
Stoff und Sauerstoff eliminirt; je mehr Kohlensäure
lüsaes Wasser enthält, desto weniger von den andern
n. Dasselbe Phänomen der Deplacinmg zeigt sich
zwischen Sauerstoff and Stickstoff. Die in dieser
Icht angestellten Versuche von Poggialeund Lam-
: ergaben:
Stickatoff Sauerstoff Summe
C.C. C.C. C.C.
är in ein er Röhre, letztere ceotral
lit Kohlensäure gefüllter Flasche 17 0 17
er in einem Hahne (22. Februar
2) 14 2 16
er am 26. December 1861
Luft auBgesetzt 12 5 17
Lefort und Jutier haben diese Deplacirung eines
s durch ein anderes schon in ihrer Arbeit über die
iralwässer von Plombieres beobachtet. Daraus ein
jiel :
Gaavolumen Sauerstoff Stickstoff
im Liter inlOOTh. inlOOTh.
e Nr. 5 der Leitung des Thal-
!, Temperatur 65,21« C 12,6 15,9 84,1
e Nr. 5, Wasser während 21
nden im Bassin der Quellen-
iperatur ausgesetzt 13,5 27,7 72,3
e Nr. 5 der Seifengalerie bei
IGO C 16,4 25,1 74,9
eNr. 5, im Bassin derQuellen-
iperatuT 21 Stunden ausgesetzt 16,3 27,9 70,3
ÜTiiiermckungen über den LAiftgehalt der Wässer etc, 159
Man sieht hieraus^ dass der Luft ausgesetztes Mineral-
wasser schnell Sauerstoff absorbirt und Stickstoff verliert,
bis beide Gase sich wie 28 : 70 verhalten.
In welcher Weise die Ingenieure den Luftgehalt der
Wässer reguliren, gehört nicht hierher; sie besitzen sehr
wirksame Mittel, die bei bestimmten Leitungen angewen-
det werden. Dugu 6, Oberingenieur des Marne -Departe-
ments, giebt an, dass die Kohlensäure über dem Wasser
keineswegs eine beständige Decke bilde, die allen Con-
tact des Wassers mit der atmosphärischen Luft|hindere.
Aus den Untersuchungen von Lefort, Bineau und
Herv6-Mangon geht hervor, dass die Quellwässei: mit
gut construirten Leitungen leicht die ihnen fehlende Luft-
menge absorbiren.
Commaille und Lambert haben gezeigt, dass das
Wasser von Rom hinlänglich lufthaltig sei. Es enthält
im Liter:
Kohlensäure Stickstoff Sauerstoff
Aqua F^lice 24,70 23,55 6,90
- Vergine 24,44 15,75 7,89
„ Pauline 7,78 16,06 8,92
Tiber 16,00 20,00 8,00
Das Wasser der Tiber ist jedoch stets trübe, ent-
hält 0,456 Qrm. feste Stoffe, zeigt 29^ am Hydrotimeter
und variirt in seiner Temperatur; ist also nicht trinkbar.
Feste Substanzen und organische Stoffe in den Wässern,
Man hat behauptet, dass die reinsten Wässer die besten
seien, so das Wasser des See's von Q6rardmer in den
Vogesen, bei welchem weder Chlorbaryum, noch oxalsau-
res Ammoniak oder salpetersaures Silberoxyd eine Reac-
tion zeigt und das nur Spuren alkalischer Salicate ent-
hält; die Wässer von Chalet de Compas bei Allevard,
die aus Protogynfelsen entspringen und im Liter nur einige
Milligramme fester Substanz haben ; das Wasser der Loire
an der Quelle, das nur geringe Quantitäten Salze ein-
schliesst. — Es ist diese Ansicht eine irrthümliche.
Nach JoUy sind die salzigen Stoffe zur Erhaltung
des Lebens noth wendig, sie werden wie die Nahrungsmit-
tel absorbirt, bilden die Knochen und spielen eine bedeu-
tende Rolle im Orffanismus. Dasselbe giebt Dupasquier
an. Boussigault sagt: „wir tranken auf dem Pic von
Tolima Schneewasser, das uns und unsern Begleitern
unangenehm erschien trotz seiner völligen Reinheit.**
160 Untersuchungen über den LuftgehaU der Wässer etc.
Chosss^t stellte Versuche an* über die Wirkung eines
Nahrungsmittels^ das nicht genug Kalk enthielt; die Resul-
tate werden durch Boussingault bestätigt durch die
Beobachtung der Knochenbildung des Schweines. Cr
zeigte, dass die assimilirte Menge Kalk 268 Orm. betrug,
obgleich die consumirten Nahrungsmittel nur 98 Grm. KalK
enthielten, das inzwischen genossene Wasser enthielt 179
Grm. Kalk, Summe 277 Grm.
Dupasquier theilt die in den Wässern enthaltenen
Salztheile in nützliche und schädliche. Chlomatrium, dop-
pelt-kohlensaurer Kalk sind sehr nützlich, sogar unerset25-
lich,. die nützlichen Salze sind die, welche, man auch im
Organismus findet ; schädlich sind, wenigstens bei üeber-
maasS) ^yps? Chlorcalcium, Kalksalpeter, die sich in klei-
nen Mengen im Wasser finden.
In Wässern von guter Qualität findet man 1 bis 3
Decigramme feste Bestandtheile, darunter 5 bis 15 Centi-
gramrae kohlensauren Kalk; bei einem Gehalte unter
1 Decigramm nähern sie sich dem destillirten Wasser,
über 3 Decigramme sind sie nach Beigrand incrustirend,
kochen schlecht Hülsenfrüchte und zersetzen Seife ; steigt
die Menge der Salztheile über 5 Decigramme, so bedient
man sich dieses Wassers nur im Nothfalle.
Nach Lefort muss ein trinkbares Wasser 10 — 24^
am Hydrotimeter zeigen, (nach Boutron und Boudet),
genug Mineralsalze enthalten, um an der Knochen bildung
Theil nehmen zu kÖnnen,^ muss viel reicher ^ein an alka-
lischen und erdigen Bicarbonaten als an Gyps und zu
allen Jahreszeiten gleiche Zusammensetzung zeigen. Er
theilt die s. g. trinkbaren süssen Wässer in zwei unter-
schiedene Gruppen:
1) Bach- und Flusswasser,
2) Quellwasser,
a. Quell Wasser aus sedimentärem Boden,
b. „ „ krystallinischera Boden.
Bach - und Flusswasser zeigt variirende physikalische
und cbemische Charaktere, es ändert seine Temperatur
mit der Atmosphäre, ist oft trübe und ändert seine gasi-
gen und mineralischen Bestandtheile bei verschiedenen
Einflüssen, wie Schmelzen des Schnee's und Regen. Durch
eine grosse Anzahl Analysen fand Poggiale im Seine-
wasser:
1) dass das Maximum der festen Bestandtheile im
Liter 0,277 Grm., das Minimum 0,190 Grm. sei, im letzten
Falle war durch Schneeschmelze der Fluss gestiegen;
j
üntermchungen ilher den Luftgehalt der Wässer etc. 161
2) dass es im Allgemeinen im Sommer an löslichen
Theilen reicher sei als im Winter. — Bei der Rhone ist
es umgekehrt. —
Von der Quelle bis zur Mündung eines Flusses beobach-
tete man folgende Unterschiede : an der Quelle hell; klar,
frisch; enthält es mehr Kohlensäure und eine geringe Men^e
Salztheile, wird im Sommer trübe und weniger frisch,
greift Silicatgesteine leicht an, löst durch die Kohlensäure
verschiedene Salze, namentlich Kalk und Magnesia; in
dem Maasse aber, als der Fluss von der Quelle sich ent-
fernt, nimmt er Sauerstoff und Stickstoff auf, verliert
Kohlensäure, Kieselerde, Kalk- und Magnesiäcarbonate.
So enthält die Seine viel weniger feste Theile bei Ronen
als bei Paris.
Die Menge der organischen Substanzen ändert sich
im Flusswasser durch Kegengüsse, Pflanzen, Abflüsse, in
welchen der Fäulniss unterworfene Stoffe enthalten sind,
durch die Abgänge und Unrath grosser Städte; sie erthei-
len dem Wasser einen unangenehmen Geruch und Ge-
schmack und influiren ungünstig auf den Gesundheits-
zustand der Bevölkerung.
Die Analyse des Flusswassers auf Ammoniak führt
man am besten nach der Methode von Boussingault
aus {Compt, rend. 36, 814. — Pharm. Cenfralbl. 1853. 369.
— Fresenius, quant. Anal. 4. Aufl. 689), nach welcher
man noch 1 — 2 Hundertel Milligrm. Ammoniak im
Liter bestimmen kann. Nach Poggiale (1853 und 1854)
enthält das Seinewasser an der Austerlitzbrücke am lin«
ken Ufer mehr Ammoniak, wegen des Zuflusses der
Bievre, als am rechten Ufer: das Mittel aus drei Analy-
sen war für das linke Ufer 135, für das rechte 20 Hun-
dertel Milligrm. Ammoniak. Boudet fand 1859 in dem
bei der Leitung von Asni^res geschöpften Wasser 513,
dagegen mitten im Flusse nur 28; Bussy am Port An-
glais 17, bei Passy 43 Hundertel MiUigrm. Ammoniak.
Nach Dumas ist die genaue chemische Analyse der
Wässer in Bezug auf organische Stoffe unnöthig. Man stellt
in einem Krug das zu untersuchende Wasser einen Monat
an einen warmen Ort ; verändert es weder Geruch noch
Geschmack, so enthält es höchstens nur Spuren organischer
Materien.
Weit von Städten entferntes Flusswasser ist zum
Trinken wie zu Industriezwecken brauchbar; es ist sehr
lufthaltig, leicht zu verdauen und enthält im Ganzen un-
erhebliche Quantitäten Mineralsubstanz: die Seine 0,241;
Arch. d. Phann. CLXVI. Bds. 2. Hft 11
ÄJT *
^-"^
"?<•
^:
4-r-. ■ . ■•
•yr '
!>' <•
y^'
t-.'»'
:«v
^^•f
162 Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer etc,
Loire 0,134; Garonne 0,136; Rhone 0,182; Saone 0,171;
Isfere 0,187; Rhein 0,231; Mosel 0,116.
Die süssen Wässer aus krystallinischem Boden, die
aus den Tiefen primitiver, üebergangs - und vulkanischer
Gesteine kommen, haben eine mehr gleichmässige Tempe-
ratur als die oberflächlichen Quellen. Sie sind weniger
lufthaltig als die laufenden Wässer und die aus sedimen-
tärem Gestein, sind sehr klar und haben frischen, ange-
nehmen Geschmack das ganze Jahr hindurch, zeigen oft
unter 20^ Hydrotimeter, enthalten viel Kohlensäure und
Stickstoff, wenig Sauerstoff. Der geringe Salzgehalt ver-
ursacht schlechte Ernährung und endemische Krankhei-
ten ; die Analysen ergaben, dasis die reinsten Wässer aus
krystallinischem Boden kommen. Die Quellen aus sedi-
mentären Schichten schliessen erdige Substanzen ein, des-
halb ist ihre Zusammensetzung variabel, schmecken weni-
ger angenehm, zeigen oft über 20^ und enthalten wenig
Sauerstoff und Stickstoff. Man hat für Besannen gefunden :
Quelle Br6gille 0,279 Grm. feste Bestandtheile, Moulli^re
0,308 Grm., Billecul 0,330 Grm., Arcier 0,283 Grm.;
für Lyon: Quelle Roye 0,264 Grm., Ronzier 0,263 Grm.,
Fontaine 0;,265 Grm., Neuville 0,230 Grm.; fiir Paris:
Quelle Arcüeil 0,527 Grm., Dhuis 0,293 Grm.; in dem
Wasser der Quelle von Dijon 0,260 Grm. NachLanglois
enthält die Quelle des Thaies von Monveaux bei Metz
0,170 — 0,211 Salztheile. Fleury findet den hydrotime-
trischen Grad des Brunnenwassers auf dem Camp de
Chälons 8^ — 22. Commaille und Lambert finden
in Rom im Aqua Feiice 0,270 Grm., Aqua Vergine oder
de Frevi 0,263 Grm., ersteres zeigt 21,5«, letzteres 18,250
Hydrotimeter. Die Menge der festen Bestandtheile über-
steigt bisweilen 0,50 Grm. Es giebt also gutes und schlech-
tes Quellwasser ebenso wie gutes und schlechtes Fluss-
wasser. Welchem von beiden, ob Quelle, ob Fluss, man
zur Versorgung einer grossen Stadt den Vorzug geben
soll, darüber lässt sich nach Michel L^vy undTardieu
a priori kein Urtheil fallen, die ' chemische Analyse und
die ärztliche Erfahrung können allein entscheiden.
Man kann beide Arten Wässer zum Hausgebrauche
verwenden, wenn sie klar sind, im Sommer frisch, im
Winter temperirt, einen angenehmen Geschmack haben,
10, 18 oder 25^ am Hydrotimeter zeigen, lufthaltig sind
und so viel Mineralbestandtheile enthalten, dass sie an
der Enochenbildung Theil nehmen können und. keine
tiy
Ueber die trinkbaren Wässer. 163
endemische Krankheiten erzeugen. {Journ, de Pharm,
etdeChim.Janvr.y Fevr.y Mars 1863). . Dr. Reich.
lieber die trinkbaren Wässer.
Bei einer Discussion der Academie de medecvie über
die trinkbaren Wässer standen sich mehrere Ansichten
gegenüber :
1) nach Robin et und Bouchardat schadet die
Gegenwart (bis zu einer gewissen Grenze) der verschie-
denen Kalk-; Magnesia- und anderer Salze in den trink-
baren Wässern nicht der Gesundheit;
2) nach Jelly üben diese Salze und besonders die
Kalksalze, einen gefährlichen Einfluss auf die Gesundheit
der Bevölkerung aus;
3) nach Bouchardat veranlassen gleichzeitig in den
Wässern vorhandene vegetabilische Stoffe und Salze aus
dolomitischera Boden die Kropfbildung und den Creti-
nismus.
Versuche haben ergeben: dass das im Wasser ge-
löste Kalkbicarbonat beim Kochen Kalkcarbonat fallen
lässt; das sich den Nahrungsmitteln beimengen kann/ aber
auf dieselben weder physisch noch chemisch einwirkt;
dass Gyps bei 100^ C. mit Casein, einem der Hauptbe-
standtheile der Milch, mitLegumin eine unlöslich Verbin-
dung eingeht und diese Stoffe der Ernährung entzieht,
wenn er das Verhältniss von 50 — 60 Centigrm, im Liter
Wasser übersteigt; dass in grossen Flüssen das Kalk-
bicarbonat nicht in einem grössern Verhältniss sein kann
als 18 Centigrm. im Liter = 18 hydrotimetrischen Gra-
den ; dass diese Grade in den Flüssen und grossen Bächen
Frankreichs im Mittel 12 — 15 betragen, nie über 25^
hinausgehn; dass demnach die Bicarbonate und Sulfate
des Kalks und der Magnesia die Bereitung der Nahrungs-
mittel nicht beeinträchtigen können, was die hundert-
jährige Erfahrung der Bevölkerung bestätigt.
Aus zahlreichen Analysen von Poggiale geht her-
vor, dass das Seinewasser im Mittel im Liter, in runder
Zahl bei OOC. und 0,76 M.M. Druck enthält:
Kohlensäuregas • . , 23 CO.
. Stickgas 20 ^
Sauerstoffgas *• 9 „
11*
164 Ueber die trinJcbaren Wässer,
Kohlensauren Kalk 0,18 Grm.
y, Magnesia.... 0,02 ^
Schwefelsauren Kalk etwa 0,01 „
Lösliche Kalk-, Magnesia- und Na-
tronsalze 0,02
StickstoflFhaltige Verbindungen . . . 0,01
Ammoniak 0,00015 „
also noch nicht 24 Centigrm. im Liter.- Zahlreiche hydro-
timetrische Versuche ergaben im Mittel 180.
Das Dhuis -Wasser enthält im Liter:
Kohlensäuregas 29,00 C. C.
Stickgas , 14,78
Sauerstoffgas ' 5,00
Kohlensäuren Kalk 0,2100 Grm.
„ Magnesia 0,0240 „
„ Natron 0,0100 „
Schwefelsauren Kalk 0,0010 „
Chlornatrium 0,0110 „
Stickstoffhaltige Verbindungen . . . 0,0130
Ammoniak 0,0000
Es befinden sich also in Lösung 293 Milligrm. oder
29 Centigrm., . das Wasser zeigt 24^ am Hydrotimeter,
enthält nur Spuren organischer Stoffe und kein Ammoniak.
Schlüsse.
1) Gutes Trinkwasser muss drei Bedingungen erfül-
len: angenehm schmecken, geeignet sein zur Darstellung
der Nahrungsmittel und zur Wäsche.
2) Die Qualität der Trinkwässer, woher sie auch stam-
men, ob aus Fluss, Quelle oder Bach, hängt wesentlich
ab von ihren, chemischen und physischen Verhältnissen.
3) Die Charaktere guter Trinkwässer sind: sie müs-
sen hell und klar sein, ohne Geruch und besondern Ge-
schmack, dürfen weder Röhrleitungen noch Gefasse in-
crustiren. Am Hydrotimeter dürfen sie nicht mehr als
250 zeigen, müssen gehörig lufthaltig sein d. h. im Liter
in Lösung haben 20 — 22 C. C. Stickstoff, 9 — 10 C. C.
Sauerstoff, 20 — 25 C. C. Kohlensäure, dürfen nur Spuren
organischer Materien und kaum 1 Centigrm. Nitrate,
10 — 15.Hundertel Milligrm. Ammoniak enthalten. Alles
Wasser, das zersetzte oder im Zersetzen begriÄene orga-
nische Stoffe enthält, ist zum Hausgebrauche zu verwerfen.
1
Organische Bestandtheile des Brunnenwassers/ 165
«
4) Das Seinewasser an der Ivrybrücke (beim Eintritt
der Seine in die Stadt) ist als der Typus eines • vorzüg-
lichen Trinkwassers zu betrachten. (Felix Boudet; Joum.
de Pharm, et de Chim. Avril 1863,) Dr. Reich.
Heber die organischen Bestandtheile des Brunnen-
wassers \ Ton A n g. Y 0 g e 1.
Die Wichtigkeit, reines Wasser zum häuslichen Ge-
brauche in genügender Menge verwenden zu können^
die Schwierigkeit, dies in grossen Städten zu bewerkstel-
ligen und dass die Verunreinigungen sich meistentheils
auf organische Verunreinigungen beschränken, setzen wir
als genügend bekannt voraus und wenden uns sofort zu
den Proben, die Aug. Vogel in München angestellt hat>
wobei derselbe bemerkt, dass das Wasser aus verschie-
denen Pumpbr.unnen in quantitativer Hinsicht nur geringe
Verschiedenheit zeigte.
Die Probe mit üebermangansäure {Polytechn. Joum.
Bd. CLX. S. 65) ergab, dass das Wasser eine 10 Milli-
gramm Üebermangansäure zersetzende Menge organischer
Substanzen per Liter enthielt, wogegen gutes Brunnen-
wasser nur 1 bis 2 Milligramm Üebermangansäure zer-
setzen darf.
Das untersuchte Wasser hinterliess beim Abdampfen
einen Rückstand (zwischen 0,4 und 0,5 Grm. per Liter)
von gelber Farbe und eigenthümlichem unangenehmen
Geruch, welcher beim Erhitzen im Platintiegel mit stark
russender Flamme brennt und den charakteristischen Ge-
ruch brennender stickstoffhaltiger Substanzen zeigt. Die
zurückbleibenden mineralischen Bestandtheile wurden als
unwichtig nicht weiter untersucht.
Beim Erhitzen des bei 120<> C. getrockneten Rück-
standes in einem Glasrohre entwickeln sieb erst saure
Dämpfe. Diese rühren von Buttersäure, Propionsäure,
Essigsäure und Ameisensäure in sehr geringer Menge her.
Später entwickelt sich Ammoniak, welches beim Erhitzen
des mit Natronkalk vermengten Rückstandes sogleich von
Anfang an sehr deutlich auftritt und zwar enthält erwähnter
Rückstand durchschnittlich 33,4 Proc. organischer Bestand-
theile. Der Stickstoffgehalt des Rückstandes wurde durch
Verbrennung mit Natronkalk und Auffangen der Producte
in titrirter Schwefelsäure bestimmt und ergab sich als
Mittel derselben der Stickstoffgehalt zu 0,657 Proc, was
-JLf vp- .:■:■' '\- ■■';
:*
,y ••
166
Gegen Kesselstein anwendbare Mittel.
•'.VT
■V'
W
••*• .
■.«. ■
ll.^
'» <•■.'•
}W
auf die organischen Bestandtheile allein berechnet 1,9 Proc.
Stickstoff beträgt. Dies entspricht 12,2 Proc. albuminar-
tiger Substanzen und die organischen Bestandtheile des
Wasserrückstandes enthalten daher über ein Drittheil
derartiger Beimengungen.
Der Verfasser stellt in Frage, ob die Dejectionen
der in der Nähe der Brunnen befindlichen Bierbrauereien
ein mitwirkendes Moment zur Erklärung dieses Wasser-
verderbens bilden, so wie derselbe auch bemerkt, dass die
organischen Beimengungen des Wassers in einer bestän-
digen Umsetzung begriffen sind. {Dingler's Joum, Bd.
CLXVII. Heft 2. S. 184). Bkh.
lieber die gegen Kesselstein anwendbaren Mittel.
Dr. Bischof hat sich der Mühe unterzogen, Unter-
suchungen der Kesselspeisewasser und der aus denselben
abgesetzten Kesselsteine anzustellen und die Resultate in
einer Abhandlung niedergelegt, worin so ziemlich alle bis
jetzt gegen den Kesselstein angewandten oder vorgeschlage-
nen Mittel angeführt und dieselben in drei Klassen getheilt
sindj nämlich:
1) in chemische,
2) in mehr mechanische, welche die Bildung einer
festen Masse an den Kesselwänden verhindern, und
3) in solche mechanische Mittel, welche das Fest-
setzen oder Festbrennen des gebildeten Kesselsteins an
den Kesselwänden verhindern.
Von den Mitteln der ersten Klasse kommen nur Soda
und Salmiak in Betracht. Beide Salze zersetzen die aus
schwefelsaurer Bittererde und schwefelsaurem Kalk beste-
henden festen Bestandtheile des Kesselwassers in der
Weise, dass sich im Kessel entweder nur ein zarter
Schlamm (kohlensaurer Kalk und Talkerde) niederschlägt,
oder dass sich lauter leichtlösliche Salze bilden.
Unter den Substanzen der zweiten Klasse (gerbstoff-
haltige, schleimige und zuckerhaltige Substanzen, Harz,
Pech, Thon etc.), bei deren Anwendung sich im Kessel
statt eines festen Steines nur ein zarter Schlamm bildet,
empfiehlt sich besonders Catechu wegen seiner Billigkeit,,
seiner energischen Wirkung und wegen seiner Eigen-
schaft, sich vollständig im Wasser aufzulös^, ohne letz-
teres zu verunreinigen.
Die Mittel der dritten Klasse (Kohlenpulver, Graphit
und Talg), erscheinen deshalb weniger empfehlenswerth
als die bisher betrachteten, weil sie die Kesselsteinbildung
31 ^
Gegen Kesselstein anwendbare Mittel. 167
niclit yerhindem und eine neue Schicht zwischen dem
Kesselstein und der Kesselwand bilden^ den Durchgang
der Wärme aus dem Feuerkanäle in den Kessel noth wen-
diger Weise erschweren und den Heizeffect des letzteren
verringern müssen.
Demnach bleibt unter den probaten Mitteln nur die
Wahl zwischen Soda^ Salmiak und Catechu.
Dr. Bischof rechnet auf 20 Kubikfuss Speisewasser
im Durchschnitt 1 Pfd., also auf 100 Kubikfuss Speise-
wasser etwa 5 Pfd. der erwähnten Salze. Ein Pfund Soda
kostet im Ganzen 2 Sgr. 10 Pf. und 1 Pfund Salmiak
6 Sgr. Der Zusatz von Soda oder Salmiak zu 100 Kubik-
fuss Speisewasser kostete also 14 Sgr. 2 Pf., resp. 1 Thlr.
Auf dasselbe Quantum Speisewasser wird dagegen nach
den bereits gemachten Versuchen höchstens ^/2 Pfund
Catechu verbraucht, welches 1 Sgr. 0,6 Pf. kostet. Wegea
der bedeutend höheren Kosten, welche die Anwendung
von Soda oder Salmiak im Vergleiche zu der an Catechu
verursacht, hat Bischof noch von den Versuchen mit den
beiden ersteren Abstand genommen, dagegen mit Catechu
auf verschiedenen Gruben unter Aufsicht der Werkmei-
meister sorgfaltige Versuche anstellen lassen. Folgende
Tabelle enthält die Resultate dieser Versuche, nämlich
diejenigen Quantitäten Catechu, welche zur Verhinderung
der Kesselsteinbildung auf je 100 Kubikfus« Kesselspeise-
wasser kommen.
Auf 100 Kubikfuss
Nameu der Gruben. SpeSsewasser
Pfund Catechu.
Heinitz 0,5
Duttweiler, Skalleyschacht Nr. 1 und 2 0,55
Gegenortschacht 0,29
Mellinschächte 0,16
Kronprinz 0,26
von der Heydt 0,25
Die für je 100 Kubikfuss Speisewasser erforderlichen
Mengen von Catechu schwanken also zwischen 0,16 und
0,55 Pfd., eine Erscheinung, welche nicht befremden darf,
wenn man berücksichtigt, dass nicht nur die Qualität,
sondern auch die Quantität der festen Bestandtheile der
Kesselspeise wasser die. Bildung von Kesselstein beeinflusst.
Welche Vortheile die Anwendung von Catechu den
Maschinenanlagen mit schlechten Speisewassem, abgese-
hen von der längeren Conservirung der Kessel und grösse-
ren Sicherheit vor Explosionen gewährt, kann aus folgen-
k.
¥T
'-i.
168 Pulver zur Bereitung von Schwefelwasser.
0
der Angabe erhellen. In einem Dampfkessel auf den
Skalleyschächten der Grube Duttweiler verdampften in
3 Wochen 4524 Kubikfuss Wasser mit einem Aufwand
von 25 Pfund Catechu. Dies beträgt:
Catechu ä 2 Sgr 1 Thlr. 22 1/, Sgr.
Das Reinigen des Kessels
kostete 4 Tage Zeit, rund 2 „ — „
Summe 3 Thlr. 221/2 Sgr.
Ohne Anwendung von Catechu erfordert eine Kessel-
reinigung 8 Tage Zeit und kostet 4 Thlr. Im ersteren
Falle wurden demnach 7^/2 Sgr. an Geld und 4 Tage an
Zeit erspart.
Diesen Erfahrungen zufolge hält Bischof das Catechu
für ein ganz vorzügliches und billiges Mittel gegen die
Kesselsteinbildung und lässt dasselbe in grossen Quanti-
täten beschaffen und auf allen Maschinenanlagen mit
schlechten Kesselspeise wassern verwenden. {Zdtschr.f. d.
Berg-j Hütten - und Salinenwesen in dem Preuss. Stcuzte,
Bd. 8. u. a. 0.) B.
*
mittel zur Yerhatung des Kesselsteinabsatzes;
von Dr. Sauerwein.
Das von dem Verf. untersuchte Mittel besteht aus
88 Proc. Chlorbaryum und 14 Proc. Kohle, und zwar
Knochenkohle wie sie in den Zuckerfabriken beseitigt
wird. Das Chlorbaryum setzt sich mit vorhandenem Gyps
in Chlorcalcium und schwefelsauren Baryt um und der
Niederschlag desselben soll nicht zusammenhängend sein,
sich daher am Kesselblech nicht steinartig festbrennen.
Am besten dürfte es sein, schon dem Speisewasser vor
dem Eintritt in den Kessel Chlorbaryum zuzusetzen um
die gebildeten Niederschläge gehörig absetzen zu lassen,
bevor das Wasser in den Kessel kommt. Neu ist das
Mittel nicht. {Monatsbl. des hannov. Gewerbevereins. Decbr.
1862. S. 92.) Blcb.
Penillef s Palver rar schnelleii Bereitung Ten Schwe-
felwasser zum Getränk.
Nachstehende Vorschrift ist von der französischen
Akademie der Medicin approbirt, und wird in die nächste
Ausgabe des Codex aufgenommen werden.
Natnmquelle zu Weübach, 169
Bec. Galcii sulfiirati,
Natrii bicarbonici,
Natrii sulphurati»
Ealii sulfurati,
Gummi arabici,
Acid. tartaric. aoa.
Diese Bestandtheile werden einzeln gut getrocknet,
gepulvert und gemengt.
50 Centigrm. dieses Pulvers in einem Liter kalten
Wassers gelöst geben, nachdem man die Lösung eine
Viertelstunde lang der Buhe überlassen hat, ein von den
natürlichen Schwefelwässem nicht zu unterscheidendes
Wasser.
Die Vorschrift hat therapeutischen Werth, namentlich
für die Armen -Praxis. (Bullet, de Therap.und Joum, de
Pharm, d'Anvers, Mars 1861, S, 140.) Hendess,
Chemische llntersaehung der neuen Katronqaelie zu
Weilbach im Herzogthum Nassau.
Fresenius hat eine erst vor Kurzem gefassle, übri-
fens schon lange bekannte Quelle in der Nähe des Bades
^eilbach untersucht. Dieselbe ist eine Natronquelle.
Das Wasser erscheint vollkommen klar, riecht schwach
nach Schwefelwasserstoff, schmeckt weich, gar nicht un-
angenehm. Freie Kohlensäure enthält es sehr wenig.
Das spec. Gewicht des Wassers bei 14,5<> bestimmt,
ergab sich = 1,00259.
Der Analyse zufolge enthält die Quelle:
a) Die kohlensauren Salze als einfache Carbonate
berechnet:
1. In wägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
InlOOOTh. l-gPf-i«
Schwefelsaures Kali 0,05512 0,42382
„ Natron 0,22360 1,71725
Chlornatrium 1,25882 9,66774
Bromnatrium 0,00073 0,00560
Jodnatrium 0,0000118 0,00009
Kohlensaures Natron 0,96026 7,37480
„ Lithion 0,00588 0,04516
„ Eisenoxydul 0,00251 0,01928
„ Manganoxydul 0,00050 0,00384
„ Kalk 0,09771 0,75041
„ Talkerde 0,07243 0,55626
Kieselsäure 0,01228 0,09431
Summe der nicht flüchtigen Bestandtheile 2,6898518 20,65806
NatronqueUe zu Weilbach.
Transport 2,6898518 20,65806
e Ammoniak 0,01134 0,08709
ohlensäure, nelcbe mit den einfocheu
Carbonaten za Bicarbonaten Terbun-
aen iBt 0,48937 3,75836
ohleneäure, völlig freie 0,28607 2,19702
2hwefelwaBBerBtoff ■ . . 0,00034 0,00261
Summe aller Bestandtheile 3,4769718 26,70314
2. In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
Phospnorsaure Thonerde,
Borsaurea Natron,
Salpeteraaures Natron,
KoBlensaurer Baryt,
„ Strontian,
Fluoroalcium.
b) Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet :
1. In 'wägbarer Menge vorhandene Bestandtheile :
.ipioooTh. ;äp^<*^
:hwefelBa«reB KaU 0,05512 0,42332
Natron 0,22360 1,71725
hlornatrium 1,25882 9,66774
romnatrium 0,00073 0,00560
>di«itrium 0,0000118 0,00009
oppelt-kohlensauiee Natroo 1,35886 10,43604
■ „ Lithion 0.00938 0,07204
„ Ebenoiydnl 0,00346 0,02657
, Manganoiydul .. 0,00069 0,00530
„ Kalk 0,14070 1,08058
, Talkerde 0,11037 0,84764
ieselsäure ■ . . 0,01228 0,09431
Summe 3,1740218 24,37648
oppelt-kobleiisauree Ammoniak 0,01654 0,12703
oblenaäui-e, völlig freie 0,28607 2,19702
ihwefelwaaeeraloff ■ . . 0,00034 0,00261
3,4769718
Auf Volumina berechnet, beträgt bei Quellentempe-
II und Normal - Barometerstand :
a) die völlig freie Kohlensäure
in 1000 C.C. 151,7 C.C.
im Pfunde = 32 C.-Z. 4,85 C.-Z.
b) die sogenannte freie (freie und haibgebundeue)
ilensäure :
in 1000 C.C. 413,3 C.C.
im Pfunde = 32 C.-Z. 13,16 C.-Z.
kresb.ßir Naturk. im Herzoglth. Nassau.) B.
Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. 171
Chemische VntersuchnDg der Mineralquellen zu Wil-
dungen; Ton R. Fresenius.
Die fünf Quellen von Wildungen, nämlicli die
1) Georg -Victor-Quelle, Stadt- oder Sauerbrunnen,
2) Badequelle,
3) Helenenquelle oder Salzbrunnen,
4) Stahlquelle (früher Brückenbrunnen),
5) Thalbrunnen,
wurden von Fresenius chemisch untersucht.
Die Georg -Victor- und die Badequelle entspringen
in der Nähe des Kurhauses, 10 Minuten von den Städten
Niederwildungen und Altwildungen entfernt» Die Hele-
nenquelle ist östlich eine halbe Stunde von dem Kur-
häuse gelegen, die Stahlquelle und der Thalbrunnen aber
südlich eine Stunde vom Kurhause entfernt.
Diese Quellen entspringen am Fusse oder in den
Thälem des Waldeckschen Rothlagergebirges aus Thon-
schiefer, neben welchem sich Grünstein und hier und da
Eisenerz findet.
Physikalische Verhältnisse der Quellen.
1) Die Georg-Victor-Quelle entspringt aus einem 9 Fuss
tiefen Schachte. In der Minute liefert die Quelle 6,6 Li-
ter Wasser. In grösserer Menge erscheint das Wasser
schwach opalisirend. Es ist von angenehmem Geschmack ;
da es viel Kohlensäure enthält. Auch kommen geringe
Mengen von Schwefelwasserstoff darin vor. Die Tempe-
ratur der Quelle war am 8. October 1859 bei 19^0.
Luftwärme 10,40 0. Spec. Gew. = 1,00143 bei 190 C.
2) Badequelle, aus einem 5 Fuss tiefen Schachte
entspringend, giebt in der Minute 13,2 Liter Wasser,
welches dem der vorhergehenden in den physikalischen
Eigenschaften sehr ähnlich ist. Bei 140 C. Luftwärme
war die Temperatur des Wassers 10,20 C Spec. Gew.
bei 190 C. = 1,00176.
3) Helenenquelle mit einem 11 Fuss tiefen Schachte,
lieferte 5,3 Liter Wasser pr. Minute. Klares, sehr gas-
haltiges Wasser von angenehmem Geschmack. Viel Koh-
lensäure, wenig Schwefelwasserstoff. Bei 140 Q. Luft-
temperatur betrug die Wärme des Wassers 11,50 C. Spec.
Gew. bei 190 C. = 1,00401.
4) Stahlquelle. Das Wasser sammt einer bedeuten-
den Menge freien Gases quillt aus einer Felsspalte und
sammelt sich in einer viereckigen Höhlung von 2 Fuss
172 Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen^
Tiefe. Die Quelle gab 2,2 Liter Wasser in der Minute^
dasselbe ist gasreich, von angenehmem Geschmack, ent-
hält wenig SchwefelwasserstoflF. Bei 120C. Luftwänne
9,9<> C. Quellentemperatur. Spec. Oew. bei 19 ^ C. =
1,00051.
5) Thalbrunnen. Die Quelle ist sehr mangelhaft iu.
einem hölzernen Fasse von 23/^Fuös Tiefe gefasst. Die-
selbe lieferte etwa 1,5 Liter Wasser in der Minute. Viel
frei austretendes Gas (Kohlensäure). Schwach opalisirend.
Temperatur bei 14^ Luftwärme 9,4^0. Spec. Gew. bei
190 C. = 1,00105.
Chemische Verhältnisse,
Die Quellen zerfallen in chemischer Hinsicht in drei
Gruppen, zu deren erster die Georg -Victor -Quelle und
die Badequelle, zur zweiten die Stahlquelle und der Thal-
brunnen, und zur dritten die Helenenquelle gehören.
Die qualitative Analyse des Wassers der ersten
Quellengruppe ergab die Anwesenheit folgender Bestand-
theile:
Basen. Natron, Kali, Ammoniak, Kalk, Magnesia,
Baryt, (Strontian), (Thonerde), Eisenoxydul, Mangan-
oxydul.
Säuren. Schwefelsäure, Kohlensäure, (Phosphor-
säure), Kieselsäure, (Salpetersäure), (Borsäure), Chlor,
(Brom), (SchwefelwasserstoflF).
Sehr wenig Stickstoflf und organische Materie. Von
den eingeklammerten Bestandtheilen sind nur Spuren
vorhanden.
Auch die Analyse des im Abzugscanal abgesetzten
rothen Ockers ergab keine weiteren Bestandtheile.
Zur quantitativen Analyse wurde eine bestimmte
Menge Wasser eingeengt, filtrirt, der zurückgebliebene
Ocker gut ausgewaschen, im Filtrate das Chlor durch
Silber bestimmt. Der Ockerabsatz wurde in Salzsäure
gelöst und diese Lösung samrat der vom Silber befreiten
Flüssigkeit, die bei der Chlorbestimmung erhalten, zur
Trockne eingedampft. Nach Entfernung der Kieselsäure
wurde die Flüssigkeit mit Ammoniak neutralisirt, in einem
Kölbchen mit Schwefelammonium versetzt, der Kolben mit
Wasser gefüllt, 24 Stunden stehen gelassen. Der so er-
haltene Niederschlag wurde in Salzsäure gelöst, die Lö-
sung mit Salpetersäure gekocht und das Eisen nach Zu-
satz von kohlensaurem Natron mit essigsaurem Natron
in der Siedhitze gefällt. . Aus dem Filtrate wurde das
dient. Untersuchung der MineralqueU&fi zu Wildungen. 173
Hangan wieder durch Schwefelammonium gefällt und
die dayon abfiltrirte Flüssigkeit zu dem die Hauptmenge
Kalk und Bittererde enthaltenden Filtrate, das vom ersten
Schwefelammoniumniederscfalage abfiltrirt war, zugefögt.
Der erhaltene Eisenoxydniederschlag wurde in Salz-
säure gelöst; durch Ammoniak gefallt, der Niederschlag
geglüht und gewogen. Zur Controle wurde das Eisen-
oxyd nochmals in rauchender Salzsäure gelöst und durch
Titriren bestimmt. Diese Resultate fielen stets um ein
Weniges geringer aus, als die durch Wägung erhaltenen,
da das Eisenoxyd noch Spuren von Thonerde^ die theils
aus den Porcellanschalen stammten, enthielt. Ausser die-
4sen Eisenbestimmungen wurde der Eisengehalt noch un-
mittelbar an der Quelle durch Titriren bestimmt. Der
Schwefelmanganniederschlag wurde wieder in Salzsäure
gelöst, mit kohlensaurem Natron gefällt, das kohlensaure
Manganoydul zur Verwandlung in reines Oxydoxydul
geglüht und gewogen. Diese Bestimmung wurde nur dann
als zuverlässig betrachtet, wenn sich dasselbe in Salzsäure
klar löste, wenn aus der Lösung durch Ammoniak und
Schwefelammonium reines Schwefelmangan mit seiner
eigen thümlichen Farbe gefallt wurde und wenn die da-
von abfiltrirte Flüssigkeit beim Verdunsten keinen Rück-
stand hinterliess.
Die Kalk und Magnesia enthaltenden vereinigten
Filtrate wurden mit Salzsäure angesäuert, eingedampft,
der Schwefel abfiltrirt und das Filtrat mit Ammoniak
und überschüssigem oxalsaurem Ammoniak gefallt. Da
viel Magnesia zugegen war, so musste der Oxalsäure
Kalk etwas Oxalsäure Magnesia enthalten; man goss da-
her die überstehende Flüssigkeit durch ein Filter ab,
wusch den Niederschlag durch Decantation aus^ löste in
Salzsäure, fällte ihn wieder mit Aetz -Ammoniak und
oxalsaurem Ammoniak und bestimmte .ihn schliesslich als
kohlensauren Kalk. Die die Magnesia enthaltenden Fil-
trate wurden erst eingedampft, die Ammoniaksalze durch
Glühen entfernt, der Rückstand mit Salzsäure und Was-
ser aufgenommen und die Magnesia als phosphorsaure
Ammoniak-Magnesia gefallt.
Die Bestimmung der Kieselsäure, Schwefelsäure und
der Alkalien wurde ganz nach Fresenius, Quantitative
Analyse, 4. Aufl. §. 211. 2. ausgeführt.
fiem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen.
r üewichtsbeBtimmang der kleinen Menge vor-
en Baryts wurde der in Wasser unlösliche Tbeil
dampfrückstandes einer groeaen Wassermenge be-
Derselbe wurde mit Salzsilure behandelt und mit
nig Schwefelsäure stark eingedampft. Nach lan-
ehen filtrirte man den Niederschlag ab, entfernte
iste Kieselsäure durch Auskochen mit reiner Kali-
schmolz den Rückstand mit kohlensaurem Natron-
lochte die Schmelze mit Wasser und löste deo
and in Salzsäure. Diese Lösung gab mit schvre-
jm Kali einen weissen fein pulverigen Niederschlag,
Sltrirt, gewogen und als schwefelsaurer Baryt be.-
wurde. Bei genauerer Prüfung zeigte es sieb,
»rselbe noch eine Spur Strontian enthielt.
IS Ammoniak wurde genau nach Fresenius' Quant.
e, 4. Aufl. §. 209. 8. bestimmt. ■
ir Bestimmung der Gesa mmtkohlen säure wurden
nte Mengen des frisch der Quelle entnommenen
■s in Flaschen gebracht, die eine gekochte klare
ng von Chlorbaryum und Ammoniak enthielten,
ängerem Erhitzen wurden die Niederschläge abfii-
.usgewaschen und die ' niedergeschlagenen kohlen-
Alkalien nach oben erwähntem Werke §. 209. 6.
naly tisch bestimmt.
ir Feststellung des Gehaltes an kohlensaurem Na-
irdcn directe Bestimmungen vorgenommen. Hier-
lält man nur richtige Bestimmungen^ wenn man
ewogene Wassermenge in der Platinschale ganz
ockne verdampft, den Rückstand massig glüht, mit
' auskocht und aus dem Filtrate den Gehalt an
laurem Natron maassanalytisch bestimmt,
introlebe Stimmungen der Gesammtmengen der Be-
eile, die befriedigend waren, wurden erhalten durch
des Abdampfrückstandes des Mineralwassers bis
streibung der Kohlensäure und Vergleichung der
iltenen Zahlen mit der Summe der einzelnen Be-
eile, wobei der Kalk als kohlensaurer, die Magne-
reine Magnesia in Rechnung kam.
»standtheite der fünf untersuchten Wil-
r Mineralquellen. Gebalt an Granen im Pfund
0 Gran.
C%ew. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. 175
Gruppe I.
Gruppe n. Gruppe III. .
Georg- Bade- Thal- Stahl- Helenen-
Yict.-Q. quelle brunnen quelle quelle
Schwefels. Kali . . 0,083620 0,125599 0,059366 0,054559 0,213788
Natron 0,527962 0,492389 0,122673 0,043784 0,107259
Chlornatrium.... 0,059635 0,056847 0,058998 0,054021 8,016308
Doppelt - kohlens.
Nati'on 0,494054 1,029734 — — 6,494200
Doppelt- kohlens.
Eisenoxydul... 0,161449 0,214349 0,304297 0,585270 0,143777
Doppelt - kohlens.
Manganoxydul 0,019753 0,017341 0,114847 0,069426 0,009953
Schwefels. Kalk.. — — 0,067515 0,077460 —
Doppelt - kohlens.
Kalk 5,471539 6,971243 4,336389 0,984753 9,753446
Doppelt - kohlens.
Magnesia 4,113285 5,054054 3,124838 1,383698 10,474061
Kieselsäure...... 0,150374 0,164198 0,073882 0,084618 0,238541
Doppelt - kohlens.
Ammoniak.... 0,011635 0,011635^ 0,057039
Doppelt - kohlens.
Baryt 0,002373 0,002335
Doppelt - kohlens. höchst
Strontian geringe Sp. desgl.
Phosphors. Natron Spur Spur
Borsaures Natron Spur Spur
Bromnatrium .... sehr ge- sehr ge-
ringe Sp. ringe Sp.
Salpeters. Natron Spur Spur
Doppelt - kohlens.
Lithion — —
Thonerde höchst höchst
ger. Sp. ger. Sp.
Organ. Materie . . Spur Spur
vor-
läufig
noch
nicht
be-
stimmt
vor-
läufig
noch
nicht
be-
stimmt
0,005361
höchst
ger.Spur
Spur
deutliche
Spur
deutliche
Spur
deutliche
Spur
deutliche
Spur
Spur
deutl. Sp.
Summe. . . 11,095679 14,139724 8,262805 3,337589 35,513733
FreieKohlensäurel9,267492 18,719816 15,431270 18,069873 19,555507
Schwefelwasser- geringe geringe geringe geringe
stoflF Spur Spur — Spur Spur
Stickstofi^ Spur Spur Spür Spur Spur
Summe aller
Bestandtheile... 30,703171 32,859540 23,694075 21,907462 55,069240
Die Versendung des Wildunger Mineralwassers fin-
det in grossem^ stets wachsenden Maassstabe statt. Nach
meinen. Erfahrungen hat dieses Wasser sehr geringe Nei-
gung, durch Schwefelwasserstoffbildung zu verderben.
Das Eisenoxydul in den von mir geöffiieten Flaschen
hatte sich meistens niedergeschlagen. Diesem Uebel-
stande, der darauf beruht, dass beim Füllen der Flaschen
die Einwirkung der atmosphärischen Luft nicht hinrei-
'S.-
176 Soolquelle zu EffestorffshalL — Stahlqtielle in Doberan.
V ,.
»^.>
Tr
f^'
'jrf. "i*
chend abgeschlossen wurde, kann vorgebeugt werden da-
durch^ dass man die Flaschen vor dem Füllen mit Koh-
lensäure anfüllt und AujQfiillen des leeren Raumes mit
Kohlensäure, und zweitens dadurch, dass man die Fla-
schen unter dem Wasserspiegel der Quelle füllt und eine
mit einer kleinen Pumpe verbundene Röhre einsenkt und
so lange pumpt, bis ein dem Inhalt der Flasche ungef&hr
gleiches Volumen Wasser ausgeflossen ist. Die nun mit
luftfreiem Wasser gefüllte Flasche wird jetzt heraus-
genommen, der obere Theil von Wasser entleert, mit
Kohlensäure gefüllt und verstöpselt. Man wird durch
Versuche feststellen, welche dieser beiden Methoden für
die Wildunger Wässer die geeignetste ist. {Joum.für
prafU. Chemie, 79. Bd. 7. Heft) B.
Soolquelle zu Egestorffshall«
Die Soolquelle Egestorffshall bei Badenstedt im Amte
Linden (Königreich Hannover) ist von Ernst Lenssen
untersucht worden. Diese Quelle gehört von allen, die
aus der Triasformation Hannovers entspringen, zu den
kochsalzhaltigsten. In 1000 Theilen Wasser sind ent-
halten :
Schwefelsaurer Kalk 2,87620
Schwefelsaure Magnesia. ; 4.26385
Brommagnesium 0,01847
Chlormagnesium 1,48022
Chlorkalium 3,62800
Chlornatrium 253,24226
Doppelt'kohlensaures Eisenoxydul 0,01172
265,52072. ~
Spuren organischer Materie, Phosphorsäure, Borsäure,
Salpetersäure, doppelt-kohlensaurer Kalk. Das spec. Ge-
wicht der Soolquelle ist bei IG» C. 1,2083. {Journ. für
prakt. Chemie. 80, Bd. 7. Heft.) B.
Die Stahlqnelle in Doberan^
welche eine Temperatur von -{- 6,56<> R. besitzt, ent-
hält nach Dr. F. Schulzens in Rostock Untersuchung
in 1 Pfund = 8250 Gran Wasser bei einem spec. Gew.
von 1,0007 bei 130 R.:
Kohlensaures Eisenoxydul 0,5370 Gran
Kohlensauren Kalk 2,0359 „
Kohlensaure Talkerde und Manganoxydul. 0,2145 „ -
Doppelt-kohlensaures Natron 0,3620 „
Chemische Untersuchung des Mineralwassers St. Achaz. 177
Kieselsaures Natron 0,1542 Gran
Doppelt-kohlens. Kali mit Spur von Lithion . . . 0,6822 „
Chlornatrium 0,3456 „
Freie Kieselerde 0,0057 „
Thonerde mit etwas Phosphorsaure 0,0478 „
Organische Substanz nebst Spur von Schwefel-
Säure, Salpetersäure und Ammoniak. . . . 0,3373 „
4,7222 Gran
Freie Kohlensäure 46,7 Cub.-Cent
oder 2,6 Cub.-Zoll.
{Archiv der Baineolog, v, Spengler, L 1862. S, 96.) B.
Chemische Untersuchang des Hineralwassers St. Achax
hei Wasserhiirg am hak.
Eine kleine Viertelstunde von dem freundlichen
Städtchen Wasserburg entfernt, liegt in südlicher Rich-
tung dicht an der nach Salzburg führenden Strasse, welche
sich an dem das rechte Ufer des Inn bekränzenden Berg-
zuge hinaufschlängelt; das Mineralwasser St. Achaz, so
genannt nach einer früher dort gestandenen; dem heiligen
Achaz (Achatius) geweihten Kapelle.
Die Mächtigkeit der Quelle ist sehr bedeutend; nach
Wittsteins vorgenommener Messung liefert nämlich die
Quelle in 24 Stunden 2160 Kubikfuss = 851 Eimer
= 95712 Pfund = 21048 Maass = 53592 Liter Wasser.
Nach Wittstein 's chemischer Untersuchung zeigt
das Wasser folgende Constitution:
In 16 Unzen. In 1000 Th .
Schwefelsaures Kali 0,027989 Grm. 0,003644 Th.
„ Natron 0,067905 „ 0,008842 „
Phosphorsaures Natron 0,010665 ;, 0,001388 „
Borsaures Natron Spuren Spuren
Chlornatrium 0,019986 „ 0,002602 „
Doppelt-kohlens. Nation 0,072146 „ 0,009394 „
„ „ Ammoniumoxyd. 0,034289 „ 0,004465 „
„ „ Kalk 3,183750 „ 0,414811 „
„ „ Magnesia 0,760947 „ 0,099081 „
„ „ Eisenoydul 0,008224 » 0,001071 „
Freie Kohlensäure 1,375222 „ 0,179065 „
„ Kieselsäure 0,095312 „ 0,012412 „
Stickstoffhaltige organ. Substanz.. 0,625000 „ 0,081380 „
Summe 6,281435 Grm. 0,817895 Th.
( Witsttein's Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft 4.) B.
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hft. 12
s
I
^
178 Verhalten der schwefligen Säure.
Das Mineralwasser toh Czigelka in Ungarn.
Die jodhaltige muriatisch - alkalische Ludwigsquelle
zu Czigelka bei Eperies in Ungarn enthält nach einer
vom Professor Dr. E. v. Kov des unternommenen Analyse
des versendeten Wassers folgende Bestandtheile in einem
Pfunde zu 32 Loth in Wiener Granen:
Schwefelsaures Natron 0,0967
Chlornatrium 30,3521
Jodnatrium 0,1989
Borsaures Natron 3,1334
Doppelt* kohlensaures Natron 83,0254
„ „ Kalkerde 1,3240
„ „ Magnesia 1,8731
j^ „ Eisenoxydul 0,3855
Basisch phosphorsaure Thonerde 0,0238
Kieselsäure 0,3525
Fluor Spuren
Summe... 120,7654
Freie Kohlensäure im versendeten Wasser 28,7000
Dieser Nachweis von der Reichhaltigkeit an heil-
kräftigen Bestandtheilen in qualitativer und quantitativer
Beziehung zeigt zur Genüge, dass diese jodhaltige Lud-
wigsquelle grosse Beachtung verdient. ( Wittstein's Vier*
teljahrsschr. 1863, 3.) J5.
Verhalten der schwefligen Säure.
Wird nach Wöhler*s Beobachtungen mit schwefli-
ger Säure gesättigtes Wasser in einem zugeschmolzenen
Ulasrohr längere Zeit bis zu 200^ erhitzt, so zerfällt die
Säure in Schwefelsäure und in Schwefel, der sich in ge-
schmolzenen Tropfen abscheidet. Ist zugleich ein Metall
gegenwärtig, so entsteht Schwefelmetall. Unterschwefel-
säure bildet sich nicht. {Annalen der Chem. und Pharm.
CXXIV. 128,) G.
nittel kfinstliche Färbungen des Johannisbeersyrups
zu erkennen^ und die Natur des unter diesem
Namen verkauften Produetes;
von Gaultier de Claubry.
Die Syrupfabrikation hat seit einigen Jahren eine
enorme Ausdehnung gewd&nen, und täglich kommen in
diesem Fache Verfälschungen vor. Man hat nicht nur
durch verschiedene Mittel die Farbe erhöht, sondern es
f«r ^-
Künstliche Färbungen des JoJiannisbeersyrups etc, 179
sind Syrupe vorgekommen, die nur so viel des eigentlichen
Fruchtsaftes enthielten, dass der ihm eigenthümliche Ge-
ruch bewahrt blieb, sogar einige, die nur aus Weinstein-
säure und verschiedenen Farbenmaterialien bestanden.
Besonders bediente man sich zur Prüfung der Syrupe
bei Visitationen der Fabrikanten und Krämer des Kalis
öder des Ammoniaks, und, obgleich die Farbe schon
Mischungen argwöhnen lässt, wofern nicht die Reagentien
durch Farbenveränderung in Violet Orseille anzeigen, so
entgingen doch die Kunstproducte der Beschlagnahme.
Um den Verfälschungen auf die Spur zu kommen,
hat Gaultier de Claubry mehrere reine Johannis-
beersyrupe, die nur mehr oder weniger in. der Lebhaf-
tigkeit der Farbe variirten, als Norm genommen, fügte
diesen verschiedene färbende Stoffe zu und präpa-
rirte sich auch den im Handel vorkommenden Syrupen
analoge aus Weinsteinsäure und eben denselben Farben -
materialien. Mit* allen stellte er vergleichende Versuche
an und überzeugte sich, dass die natürliche Farbe des
-.Johannisbeersyrupes die Reactionen nicht hindert, so dass
man immer dem Syrup zugesetzte färbende Stoffe entdecken
kann. Er wählte zu seinen Reactionen: Provinzrosen,
blasse und schwarze Stockrosen, mit welchen sich die
Syrupsfabrikanten in grossen Mengen versehen, Klatsch*
rosen, Päonien, Blätter von rothem Weine, Granatblüthen,
HoUunderbeerensaft, Kirschsaft, Orseilleextract und ein
unter dem Narnen „Colorant" bekanntes Product, von der
Kräuterfrau Soupe angefertigt.
Es könnten sich die Fabrikanten auch versucht füh-
len, die im Handel häufig vorkommenden Farbstoffe Indisin
und Fuchsin anzuwenden, möchten sich jedoch dadurch
einer bedeutenden Gefahr aussetzen.
Die Resultate der Untersuchungen sind in der auf
Seite 180—181 folgenden Tabelle enthalten.
Man kann auch den Johannisbeersyrup mit dem Safte
der Kermesbeeren färben^ dieser wird nach Braconnot
leicht durch die schön gelben Farben erkannt, welche
durch Alkalien entstehen.
12
Kil/nsttiehe Färbungen des JohannisieertT/mps etc.
aüen.
Jobumis-
beereyrnp.
Provina-
Blasse
Stockro-
aen.
Schwarze
Stockro-
Klatsch-
Paoniei
ak
BcbSn
grün, dann
gelb
"'S'-
granro-
senroth
hellhoI^
färben
gran-
rosenroch
grau, dann
grüa, dann
blaagrfin
gran-
griinlich
hellholi.
fuben
nichU
nicbu
"y
purpur-
Tiolet
nichts .
nicbti
ixydul
nicbte
«-^r-
nichts
violet
nichts
boli-
farb«B
Isaiues
lüchta
braungelb
dnnkel-
holafarben
rSthlich-
holzfarben
"'r;:-
gelblich-
grün
orid
uicbtis
braungelb
dunkel-
holzfarbeu
rothholz-
farben
Orange-
roth
senroth
.ür
nicbta
nichts
nichts
kirsobroth
nichts
uichta
.rid
beerroth
"".r
nichts
beerroth
nichts
nichts
Iflaures
roxyd
di« Fub«
ver-
schwindet
gelb
nichts
violet
nichts
nichts
!^'
die Farbe
Bcbwiudet
acbön
grau, dann
selb
heUgrau
violet
grauro-
senroth
grau-
grünlich
tilorid
gran-
rosenroth
violet
nichts
nichts
nicbta
nicbla
nlorid-
.niak
blaugrau
grau, dann
gelb
Mjrtben-
griin
violat
blangran
schmutz,
grün
■^
orange
roth
°^^
olivenfar-
biß
nichts
boli-
farben
ihroni-
1 Kuli
ornnge
Tr
Tr
rr
nicht»
hoh-
farben
Künstliche Färbungen des Johannisheersyrups etc. 181
Blätter
von
rothem
• Wein.
Granat^
blüthen.
Orseille-
extract.
Colontnt
(Soupe).
Indisin.
Fuchsin.
Saft von
HoUunder-
beeren.
Kirsch-
syrup.
Kirsch-
saft*
grün,
[ann gelb
gran
nichts
holz-
farben
dunkel-
holz-
^ färben
nichts
nichts
nichts
niShts
schmutz.-
grün
nichts
blaugrün
holz-
färben
holz-
farben
miss-
farbig
miss-
farbig
nichts
röthlich
holz-
farben
grün-
gelblich
oliven-
farbig
nichts
nichts
holz-
farben
grau-
rosenroth
nichts
grängrdn
Orange-
roth
Orange-
roth
violet violet
violet
holz-
farben
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
holz-
farben
nichts
violet
blan-
grün
nichts
nichts
violet
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
violet
nichts
violet
blau-
grün
nichts
nichts
nichts
röth-
lich-
blau
nichts
nichts
nichts
nichts
gelb
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
Entfär-
bung
Entfär-
bung
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
grünlich- olivenfar- olivenfar-
oran-
geroth
Oran-
geroth
nichts
nichts
gelb
grünlich-
gelb
nichts
nichts
dunkel-
holzfarben
dunkel-
holzfarben
dunkel-
holzfarben
Orange-
roth
Orange-
roth
dunkel-
holzfarben
nichts
dunkel-
holzfarben
schmutzig-
Orange-
roth
schmutzig*
Orange-
roth
big
olivenfar-
big
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
nichts
graugrün
nichts
blaugrün
nichts
nichts
big
holzfar-
big
violet
nichts
Farbtf
der Wein-
hefe
holz-
farben
violet
Tiolet
Farbe
der Wein-
hefe
nichts
grau
blau
gelbroth
holz-
farben
>? v. .
9-^-
t^.
SS-
*VJ .r
r<'
c^v;
e
»■ I •
V-'
'-'«.-;■
A.*'
• . .*
Ml';-
so
182 Fortpflanzung der Infusionsthiercken*
i§; . Ueber die Methode der Untersuchung wird angege-
;«•!■ ben : man verdünnt den zu untersuchenden Saft mit dem
3 — 4 fachen Volumen Wasser und beschränkt sich zunächst
auf die Reagentien Ammoniak; Kali, Eisenchlorür oder
schwefeis. Eisenoxyd, Kupferchloridammoniak. Die Farben-
1^^ Veränderungen lassen nach derTabelle die Verfälschungen er-
I mittein. Handelt es sich darum^ als Experte einen Ausspruch
zu thuu; so muss man sich über Alles vergewissern, was die
Tabelle bietet. Im letzten Falle fällt man den verdünn-
ten Syrup mit einem geringen Ueberschuss von Bleizucker,
filtrirt, wäscht aus und zersetzt den im Wasser vertheil-
ten Niederschlag durch SchwefelwasserstoflFgas. Das zur
Austreibung des Gases erhitzte, dann concentrirte Filtrat
wird auf Citronensäure geprüft, wenn nur die Farbe des
l^y Johannisbeersyrups durch Zusätze erhöht war; auf Citro-
nensäure und Weinsteinsäure, wenn letztere dem Syrup
zugesetzt war; auf Weinsteinsäure allein, wenn der ganze
Syrup als Kunstproduct sich erwiesen hatte.
Das Gesagte bezieht sich auch auf den Kirschsyrup,
auf Confitüren aus Johannisbeeren und Kirschen, so wie auf
alle künstlich gefärbten Syrupe. {Uunion pharmacevtique),
H, Reich.
FortpflanzuBg der Infusioiisthiercheii.
Nach den Untersuchungen von Balbiani, welche
mit dem Preise iiir 1862 gekrönt wurden, pflanzen sich
die Infusorien durch sexuelle Generation (geschlecht-
liche Zeugung) fort und mächen in dieser Beziehung keine
Ausnahme von dem allgemeinen Gesetze, welches die
Reproduction der übrigen Reihen der organisirten Wesen
regelt.
Als Beispiel diene Paramecium hursaria {Loxodes
hursaria Ehrenberg). Nimmt man diese Paramecien aus
den Pfützen, in denen sie leben, und bringt sie mit Pflan-
zentheilen, von denen sie sich nähren, in Gefasse, so zer-
theilen sich diese Pflanzentheile bald und bilden eine
Infusion, welche zur Nahrung der Paramecien tauglich ist.
Unter dem Einfluss dieser reichlichen Nahrung vermehren
sich die Paramecien durch Spaltung (Theilung, scission)
mit wunderbarer Raschheit. Jedes Thierchen theilt sich
in zwei, darauf jede Hälfte abermals in zwei Theile und
so fort bis ins Unzählbare.
Während dieser Fortpflanzung durch Theilung
{g4n4rQtion par dividon) functioniren die Geschlechtsorgane
Fortpflanzung der Infuaionsthierchen. 183
des lufdsoriumS; Kern oder K er n cli e n (noyeau et nucleole,
micleua und nucleolus) nicht; sie sind im Ruhezustande.
Im Augenblicke der Spaltung des Infusoriums theilen sich
jedoch der Kern unddasKernchen, welche den Eier-
stock (ovarium) und Hoden (testicule) darstellen^ in der
Weise, dass jedes neue Thierchen die Hälfte davon erhält.
Diese Vermehrung durch Spaltgeburt (scüsiparite)
kann verschieden lange dauern; aber sei es nun, dass
man diese Vermehrung durch Scissiparität als einfaches
Wachsthum ansieht, was an seiner Grenze angelangt ist,
sei es dass man eine Analogie mit dem Generations-
wechsel annimmt, immer kommt ein Zeitpunct, bei
welchem die Scissiparität erschöpft ist. (Vielleicht in
Folge des Mangels an passender Nahrung. Ludwig).
Alsdann erscheinen die Paramecien der letzten Thei-
lung wie verschmachtend (languissantes), kleiner im Um-
fang und suchen sich alle innerhalb eines oder zweier Tage
zu verkuppeln. Die Verkuppelung (accouplement) ge-
schieht so, dass die Mundöffnungen an einander gela-
gert sind.
Nur in diesem Augenblicke beginnt die B r u n st (ie rvt)
oder der Zuötand, in welchem die Zeugungorgane in Thä-
tigkeit gerathen {V4tat de function des organes ginitaux).
Von Anfang der Verkuppelung an beobachtet man
nach und nach in dem Kerne Aenderungen im Ansehen
und Volumen; er theilt sich, zerfällt in Bruchstücke und
man bemerkt vollständig ausgebildete Eier, die dieselbe
Fundamentalzusammensetzung zeigen wie die der andern
Thiere. Nach 2 bis 6 Tagen ist der Kern des Infusoriums
unter den Augen des Beobachters zu einem wahren
Eierstock geworden. Diesen parallel erleidet auch das
Kernchen, der Nucleolus, Veränderungen; es vergrössert
«ein Volumen und auf Kosten der körnigen Masse, welche
«s enthält, bildet sich das charakterische Prodüct der
Testikel, Samenthierchen (Spermatozoides), Die Eier
werden alsdann durch einen Austausch der Samenflüssig-
keit befruchtet.
Diese Infusionsthierchen sind also vollständige Zwitter
{Jiermaphrodites), dessen ungeachtet sind immer zwei
Individuen zur Befruchtung nöthig und dienen sich gegen-
seitig sowohl als Männchen und Weibchen. Nach der Ver-
kuppelung werden die Eier in die Flüssigkeit gelegt und
der Zeugungsact ist beendigt. {Compt. rend, 29. Dechr.
1862, p. 965,) H, Ludwig,
.-t
••t.i.
b.
4
"^
SV
• •.
»V
f»
r-i.
f
m. lilteratnr imd Kritik.
Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und ver-
wandter Theile anderer Wissenschaften, von .Her-
mann Kopp und Heinrich Will. Für 1861,
Zweite Hälfte. Qiessen, J. Rickei'sche Buchhand-
lung. 1862.
Indem wir uns auf die Anzeige im Archiv, CXIV. pag. 85 be-
ziehen, in welcher wir das Erscheinen der ersten Hälfte des Jah-
resberichts pro 1861 meldeten, bemerken wir, dass durch längere
Krankheit des Dr. Hallwachs, der die Redaction übernommen
hat, die Ausgabe der jetzt vorliegenden zweiten Hälfte des Berichts
verzögert ist. Durch diese Verzögerung hat der Bericht indessen
keineswegs an Umfang und Bedeutung verloren, und wir müssen
']. / mit besonderer Befriedigung auf den die organische Chemie betref-
fenden Abschnitt blicken. Nicht minder erfreulich ist ein Blick
t- . . auf die Leistungen in der technischen Chemie, und sind hier be-
^,r sonders die die Anilinfarben betre£Penden Mittheilungen höchst be-
r friedigend zusammengenstellt, wie denn überhaupt nirgends in dem
Berichte der ordnende Geist vermisst wird, der die neuen Ent-
deckungen und Forschungen der Wissenschaft und dem Leben
gewinnbringend macht. Mit Sorgfalt sind auch die von Professor
Knop herrührenden Berichte über Mineralogie und chemische
Geologie verfasst und dem Ganzen Autoren- und Sachregister bei-
gefugt, die nichts zu wünschen übrig lassen und den Werth, wie
der früheren Jahrgänge, so auch dieses Jahrgangs bedeutend er-
höhen, der fast 80 Bogen umfasst. «
Wenn es zu bedauern {st, dass der Jahresbericht über die
Fortschritte der Chemie für das Jahr 1861 so spät erst hat erschei-
nen können, so erfordern doch die hindernden Umstände eine bil-
lige Rücksicht und entschuldigen es hinlänglich, dass die zweite
'f/. Hälfte des Jahresberichts erst am 8. Mai 1863 hat ausgegeben wer-
den können. Das Erscheinen des Jahresberichts für das Jahr 1862
in seiner ganzen Vollständigkeit wird für das laufende Jahr (1863)
mit Bestimmtheit verheissen und so die Fortsetzung der Berichte
garantirt, die einen unschätzbaren Werth haben und deren An-
schaffung wir, wie allen Chemikern, ao vor Allen den Pharmaceu-
ten dringend empfehlen.
Dr. Geiseler.
Anweisung zur Prüfung chemischer Arzneimittel, als Leit-
faden bei Visitationen der Apotheken, wie bei Prü-
fung chemisch-pharmaceutischer Präparate überhaupt
von Adolf Duflos, Dr. der Philosophie und Medi-
Literatur. 185
. ein; ordentlichem öffentlichem Lehrer an der Univer-
sität zu Breslau. Zweite umgearbeitete und ver-
mehrte Auflage. Breslau, Verlag von Ferdinand Hirt,
König!. Universitäts- Buchhändler. 1862.
Der Werth der Duflos'Bchen pharmaceutiBchen Schriften ist
bereits so allgemein anerkannt, class eine Anpreisung derselben
tiberflüssig erscheint. Indessen verdient das vorstehend bezeich-
nete Buch wegen seiner grossen Brauchbarkeit eine ganz beson-
ders warme Empfehlung, denn es giebt nicht nur die zweckmäs-
sigsten Prtifungsmethoden chemischer Arzneimittel an, sondern
nimmt auch auf Umstände Rücksicht, die in der Praxis nament-
lich bei Apothekenvisitationen leider oft unbeachtet bleiben. In
vielen Fällen üben die Mengen der der Prüfung zu unterwerfen-
den Stoffe, die Grade der Verdünnung, die Zeiträume der Beob-
achtung u. 8. w. einen bedeutenden Einfluss auf die Kesultate aus,
Bestimmungen dieser Art fehlen aber in dem vorliegenden Buche
nirgends und machen dasselbe brauchbar auch für alle Diejenigen,
die in chemischen Arbeiten weniger geübt sind. So kann es sich,
wie auch in der Vorrede angeführt ist, z. B. ereignen, dass eine
Phosphorsäure als untauglich gerügt wird, wovon etwa 1 Drachme
mit einigen Tropfen verdünnter. ChlorbaryumlÖsung versetzt, nach
einiger Zeit eine schwache Opalisirung wahrnehmen lässt, also
möglicher Weise eine unbedeutende Spur Schwefelsäure enthält,
während eine andere Phosphorsäure, welche diese Reaction nicht
zeigt und wovon auch 1 Drachme beim unmittelbaren Vermischen
mit SchwefelwasserstofTwasser keine gelbliche Färbung annimmt,
als tauglich gilt, obwohl, wenn 1 Unze der letzten Säure mit dem
doppelten Volum Schwefelwasserstoffwasser versetzt und lose be-
decKt längere Zeit hingestellt worden wäre, dieselbe einen deut-
lichen Arsengebalt zu erkennen gegeben haben würde. Man er-
kennt hieraus die Wichtigkeit näherer und genauerer Bestimmun-
gen hei der Prüfung der Arzneistoffe. Aber der Verf. hat auch
nur solche Erkennungs- und Prüfungsmethoden aufgenommen, welche
den geringsten Aufwand an Zeit und Mitteln erfordern und doch
den Zwecken, um deren willen sie unternommen werden, vollkom-
men entsprechen. In dieser Beziehung will ich hier nur die be-
kannte Feststellung des Cyangehalts in der Aqua Amygdal. amarar.
durch den Verbrauch an Silbernitrat und die Ermittelung von Sal-
peter in Kali carbonicum durch Indigolösung atiführen.
Die chemiscKen Arzneimittel, deren Prüfungsweisen das Buch
enthält, sind alphabetisch nach ihren lateinischen Namen geordnet
und zwar entsprechend der Nomenclatur der sechsten Ausgabe der
Preussischen Pharmakopoe mit ihren chemischen Formeln, bei de-
nen H = 1 gesetzt ist. Die aufgeführten charakteristischen Kenn-
zeichen der rräparate folgen in oesonderen Abtheilungen, die ver-
schiedenen Reactionen bei den bestimmt angegebenen Verunreini-
gungen oder Verfälschungen, und häufig sind da, wo dies über-
haupt nöthig ist, Anmerkungen beigegeben, theils zur Erläuterung
der Reactionen, theils zur Anleitung, die Mittel zu reinigen oder
rein und leicht darzustellen. Beispielsweise sei hier auf die Prü-
fungsweise des Chlorwassers auf seinen Chlorgehalt mittelst Jod-
kaliums und unterschweflif^sauren Natrons, so wie auf die Reini-
gung des concentrirteu Essigs hingewiesen.
Man könnte es bedauern, dass das Bach vor der Herausgabe
L.--
i* —
U'r'3 '
r,. - »
fe V'-t
p
Kr''-.
je**. '
lae
Literatur.
der siebenten Auflage der Preussischen Pharmakopoe erschienen
ist, es wird dadurch aber keine Mangelhaftigkeit bedingt, indem
die Verschiedenheit der Nomenclatur für Pharmaceuten bedeu-
tungslos ist, und indem kein chemisch -pharmaceutisches Arznei-
mittel der siebenten Auflage der Preussischen Pharmakopoe fehlt,
ja sogar eine grosse und lange Keihe solcher abgehandelt ist, die
in der siebenten Auflage der Preuss. Pharmakopoe nicht enthalten
sind.
Ausser sammtlichen in der 7ten Auflage der Preuss. Phar-
makopoe aufgeführten chemisch - pharmaceutischen Arzneimitteln
enthält das Buch noch folgende: Acidum boricum, Acid. hydro-
cyanatum, Acid. citricum, Acid. formicum, Acid. lacticum, Acid.
stibicum, Acid. valerianicum, Aconitin, Aether anaestheticus Ara-
nii| Alloxan, Alumina, Amygdalin, Amylen, Aqua Magnesiae üar>
bonicae, Atropinum, Atrop. valerianicum, Baryum chloratum, Bis-
muthum valerianicum, Brucinum, €admium, Cadmiüm sulfuricuna,
Calcaria hypophosphorica, Calc. sulfurica, Calc. stibiato-sulfurata,
Calcium chloratum, Calcium sulfuratum, Chinium, Chinium hydro-
chloratum, Chinium valerianicum, Cinchonium, Cinch. hydrochlo-
ratum, Codeinum, Colchicinum, Coniinum, Digitalin, Ferro-Kalium
cyanatum flavum, Ferrum jodatum saccharatum, Ferrum oxydato-
oxydulatum, Ferrum oxydato oxydulatum arsenicicum, Ferrum phos-
phoricum, Ferrum reductum, Hydrargyrum cyanatum, Hydrarg.
oxydulatum aceticum, Hydrarg. oxydulatum nigrum, Hydrarg. et
Stibium sulfurata, Indicum, Kali picronitricum, Kali stibicum, Ka-
lium bromatum, Kalium cyanatum, La^is calaminaris, Liquor Am-
monii benzoici, Liq. Ammon. carbonici, Liq. Ammon. pyro-oleosi,
Liq. Ferri oxydati sülfurici, Liq. Ferro-Natri phosphorici, Liq. hol-
landicus, Liq. Stibii chlorati, Magnesia citnca, Magn. tartarica,
Morphium, Morph, aceticum, Natrium chloratum, Natrum chlora-
tum, Natrum chloricum^ Natrum cholcinicum, Natrum hypophos-
phorosum, Natrum nitricum, Natrum pyrophosphoricum, Natrum
santonicum, Natrum subsulfurosum, Nicotinum, Nihilum album,
Oxalium, Spiritus Aetheris acetici, Spir. Aeth. chlorati, Spir. Aeth.
nitrosi, Spir. Ammoniaci caustici Dzondii, Spir. pyro-aceticus (Ace-
ton], Stibio-Calcium sulfuratum, Stibio-Natrium sulfuratum, Stibium
sulfuratum rubeum, Strychnium, Urea, Zincum cyanatum, Zincum
ferro-cyanatum.
Diese Eeichhaltigkeit des Inhalts lässt die Brauchbarkeit des
Buches für alle deutschen Pharmaceuten, welche Landes-Pharma-
kopöe auch ihr Gesetzbuch sei, leicht erkennen, namentlich aber
dürfen die Preussischen Pharmaceuten die Anschäflung des Buches
nicht etwa deshalb scheuen, weil es vor dem Erscheinen der sie-
benten Auflage ihrer Landes- Pharmakopoe geschrieben ist; es ge-
nügt nicht nur ihren Ansprüchen, sondern gewährt noch viel mehr.
Das Buch entspricht dem Zwecke, zu dem es geschrieben ist, so
vollständig, nach allen Seiten hin, dass wir dasselbe zur Anschaf-
fung allen Pharmaceuten empfehlen zu müssen glauben.
Dr. Geiseler.
Führer in das Kelch der deutschen Pflanzen. Eine leicht
verständliche Anleitung, die in Deutschland wild-
wachsenden und häufig angebauten Gefässpflanzen
schnell und sicher zu oestimmen; von Dr. Moritz
Literatur, 187
Willkomm, Professor der Naturgeschichte an der
Königl. Akademie für Forst- und Landwirthe zu Tha-
rand. Mit 7 lith, Tafeln und 645 in den Text ein-
gedruckten Holzschnitten und Zeichnungen des Ver-
fassers. Leipzig, Hermann Mendelson. 1863.
Die vorliegende Schrift ist eine Bearbeitung der deutschen
Flora, wie wir bis jetzt noch keine besitzen, und im Interesse der
Wissenschaft war es von Wichtigkeit, dass der berühmte Rei-
fende der pyrenäischen Halbinsel und Bearbeiter der mediter-
ranen Flora sich dieser Aufgabe unterzogen und nach meistens
sebstständigen Anschauungen, wie wohl Wenige, durchgeführt hat.
Der bescheidene Verfasser nennt das Buch einfach „Führer in das
üeich der deutschen Pflanzen" : nach Durchsicht desselben sind wir
der Ansicht, dass das Werk in kurzen, aber scharf wissenschaftlich
begrenzten Umrissen ein dem Zweck entsprechendes Handbuch der
Botanik und eine vollständige Flora von Deutschland enthält.
In dem Vorworte bespricht der Verf. die Begrenzung seines
Florengebiets, indem er bemerkt, dass die Begrenzung eines sol*
chen, im Innern eines Continents gelegenen Ländercomplezes immer
sehr schwierig sei, wenn man sich nicht streng an politische Grenzen
binden will; aber bei einer umfassenden Flora müssten doch noth-
wendig möglichst natürliche Grenzen gesucht und gezogen werden.
Der Verf. hat nun diese Grenzen für seine Flora gegen Norden
in den Küsten der Ost- und Nordsee und gegen Süden in dem
Südabhange der deutschen Alpen gefunden und diesen in dem
Buche Rechnung getragen. Der Führer bewegt sich demnach in
den Grenzen eines fast rein deutschen Gebiets, obwohl der Verf.
das ganze Elsass (da die Vogesen im Westen die natürlichen Gren-
zen zwischen der deutschen und der französischen Flor bilden^
die ganze Provinz Preussen, einen Theil von Posen, dann ferner
ausser Holstein auch noch ganz Schleswig und einen Theil von
Belgien in dieses Florengebiet gezogen hat. Ausgeschlossen wur-
den die ganze Schweiz, das ganze österreichische Littorale des
adriatischen Meeres und alle übrigen nichtdeutschen Kronländer
des österreichischen Kaiserstaats, für welche Abrundung der Verf.
seine Gründe entwickelt.
Bei Bearbeitung des Führers hat der Verf. vorzugsweise die
classischen Werke von Koch und Reich enbach, dann Garke's
Flora von Nord- und Mitteldeutschland, 2. Aufl. Berlin 1851, Gre-
nier und Godron, Flore de France, Paris 1848— 1855, undMaly,
Flora von Deutschland, Wien 1860 etc. benutzt.
Um einen Ueberblick der in dem Buche abgehandelten Ge-
genstände zu erhalten, folgt hier die Einleitung.
I. Die Pflanze und ihreTheile. 1) Wurzel. 2) Achse. 3) Knospe.
4) Blätter. 5^ Blüthe. 6) Frucht und 7) Samen.
II. Alphaoetische Aufzählung der erklärungsbedürftigen Kunst-
ausdrücke.
III. Systemkunde und Pflanzenbeschreibung. Uebersicht der
Classen des Linne'schen Systems und Uebersicht des natürlichen
Systems.
IV. Kurze Anleitung zum Gebrauche des Buches oder zum Be-
stimmen der Pflanzen. Erklärung der in den folgenden Tabellen
gebrauchten Abkürzungen und Zeichen, wie auch eine Anleitung
zur Anlegung eines Herbariums.
,4V
Py>
5:>'^'
^'
i«i.
^^
'>^.
t'»» •»
^V.;
188
Lüeratttr»
A. Tabellen zum Bestimmen der Gattungen. 1) Sporenpflan-
zen. 2) Samenpflanzen.
B. Tabellen zum Bestimmen der Arten. l.Abth. Sporenpflan-
zen (Kryptogamen). 2. Abth. Samenpflanzen (Phanerogamen).
Die Einleitung giebt nun eine populäre, doch wissenschaftlich
gehaltene Beschreibung der Pflanze im Allgemeinen in allen ihren
Theilen und Vorgängen, von dem Keimen des Samens bis zur
Frucht (Samenreife). Pag. 19 sind die botanischen Kunstausdrücke
kurz, aber vollständig und in jeder Beziehung fasslich erklärt*
Pag. 45 handelt der Verf. die Systemkunde ab und giebt eine
Uebersicht der Hauptabtheilungen des in dem Buche benutzten
Systems.
I. Sporenpflanzen {Sporophyta\ von welchen nur die Ge-
fäss-Kryptogamen beschrieben. IL Samenpflanzen («Spermo^o-
phyto). Diese zerfallen a) in nacktsamige Gewächse iGvrnnosper^
mae\ b) in bedecktsamige Gewächse {Ängio8permae\ und sind in
3 Classen getheilt, nämlich Gymnospermae^ Monocotyledonae und
Dicotyledonae und bei jeder Classe sind Unterclassen und die Fa-
milien untergebracht.
Pag. 50 sind praktische Anleitungen zum Bestimmen der Pflan-
zen und zur Anlegung eines Herbars gegeben; mit Recht sagt der
Verf. u. A.; um eine Pflanze sicher bestimmen zu können, ist e»
noth wendig, dass man vollständige Exemplare hat, Gräser und Kräu-
ter sind mit der Wurzel auszuheben, bei den Holzgewächsen sind
die Blätter und blüthentragenden Zweige einzulegen, denn abge*
rissene Exemplare seien zum Bestimmen nichts werth. Nun folgen
Anleitungen zum Sammeln und Trocknen der Pflanzen. Nach den
Erfahrungen des Verf. soll sich geleimtes Papier zum Einlegen
und Trocknen meistens besser eignen, als ungeleimtes Druck-
papier; sie sollen in ersterem leichter trocknen und ihre natürliche
Farbe erhalten, als in dem letzteren, und nur bei saftigen Pflan-
zen, Orchideen, Crassulaceen, miisste man ungeleimtes Papier zum
Trocknen anwenden.
Dieses stimmt nicht ganz mit den Erfahrungen des Referenten
überein, indem ihm das Trocknen fast aller phanerogamischen
Pflanzen in ungeleimtem Druckpapier immer besser gelang, als in
Schreibpapier, man muss aber, wenn man die Pflanzen schön haben
will, das Papier besonders im Anfange öfters wechseln und zuletzt
mit etwas erwärmtem Papier operiren. Saftige Pflanzen werden am
schönsten und haltb£g*sten, wenn man sie bei wechselnden Papier-
lagen mit einem heissen Glätteisen trocken macht. Referent hat
auf diese Weise getrocknete Orchideen und Crassulaceen, welche
sich über 30 Jahre im Herbarium gut erhalten haben.
Es soll aber hierdurch nicht behauptet werden, dass geleimtes
Papier zum Trocknen der Pflanzen ganz zu verwerfen ist, indem
dasselbe in vielen Fällen, besonders bei grasartigen und mehr trock-
nen Pflanzen, wohl eben so zweckmässig ist; nur wollte Hefereut
bemerken, dass bei den vielen Tausenden Pflanzen, die er getrock-
net, ihm das ungeleimte Papier meistens günstigere Resultate ge-
liefert hat.
Will man ein schönes und haltbares Herbar haben, was den
Anforderungen der Wissenschaft entsprechen soll, so lege man voll«
ständige und gut getrocknete Exemplare hinein und sorge für ein
ziemlich grosses Papierformat; Referent hat die Erfahrung gemacht,
dass starkes ungeleimtes Papier auch zur Aufbewahrung im Her-
bar zweckmässiger ist, als geleimtes Schreibpapier, man mache nur
Literatur, 189
die P&cke nicht zu dick und umschliesse dieselbe 2 mal kreuzweise
mit Bindfaden, so dass die Bänder mögliebst aneinander scbliessen
und stelle sie dann in Mappen in einem verschlossenen Schranke
an einem etwas luftigen Orte auf. Keferent gebraucht aber noch
dieYorsicht, alle eingetauchte oder angekaufte Pflanzen für's Her-
bar einer sogenannten Quarautaine zu unterwerfen, um sieh zu ver-
gewissem, ob darin sdion Insekten vorhanden sind; denn ohne
diese Vorsicht kann ein ganzes Herbar zu Grunde gehen und ist
auch schon manches unbrauchbar geworden.
Der Verf. schlägt als ein gutes Präservativmittel vor, in jedes
Packet ein getrocknetes Exemplar von Melüotus coenUea zu legen,
deren Geruch die Insekten abhalten soll; dann fleissiger Gebrauch
des Herbars und bei schon inticirten Pflanzenpacketen Backofen-
wärme oder in einem Bleehkasten Schwefelalkohol auf. sie einwir-
ken zu lassen etc.
Pag. 57. A. Tabellen zur Bestimmung der Pflanzengattungen.
Von den 813 aufgeführten Gattungen gehören 24 den Sporenpflan-
zen und die übrigen 789 den Samenpflanzen an. Diese Gattungen
bat der Verf. nach eigener Ansicht geordnet und nach einer leicht
fasslichen analytischen Methode in jeder Beziehung ausreichend
beschrieben und die wichtigsten Charaktere mit 115 in den Text
eingedruckten Figuren versinnlicht.
Pag. 145. B. Tabellen zur Bestimmung der Arten, welche den
grössten Theil des Werkes bis pag. 672 einnehmen. Es sind hier
3406 deutsche Pflanzenarten aufgenommen, von welchen 63 zu den
Gefäss-Kryptogamen und die übrigen zu den Phanerogamen gehö-
ren. Die systematische Anordnung dieses Theiles des Führers ist
mit Versetzungen von Familien und sonstigen Abweichungen in
der Hauptsache nach dem De Candolle Systeme in Abtheilungen,
Classen, ünterclassen und 145 Familien eingetheiU, mit dem ünter-
fichiede, dass der Verf. mit den niedrigsten Pflanzengebilden, den
Polypodiaceen R. Br., Osmundaceen R. Br. etc. anfangt und mit
den Ranunculaceeu Jnss. und Magnoliaceen DC. endet.
Die Arten sind mit kurzen, aber vollständigen, oft von dem
Verf. nach der Natur entworfenen Diagnosen versehen und um-
schrieben; die Hauptcharaktere sind wie bei den Gattungen mit
Ö29 in den Text des Buches eingedruckten Zeichnungen und Figu-
ren bildlich dargestellt, welche dem Werke nicht allein einen wis-
senschaftlichen, sondern auch einen sehr praktischen Werth geben.
Die Beschreibungen enthalten femer nur die allerwichtigsten Va-
rietäten, welche, wie die nur sehr sparsam angegebenen Synonyme,
nach unserer Ansicht bei einem solchen Werke etwas mehr Berück-
sichtigung verdient hätten, da der Verf. dieselbe doch etwas zu
stiefmütterlich behandelt hat; dann folgen Ausdauer, Blüthezeit,
gewöhnliche Fundorte und eine allgemeine Verbreitungssphäre, näm-
lich: Süd-, Mittel-, West- und Norddeutschland, Rheingegend und
die verschiedenen Berg- und Alpenländer von Deutschland.
In weitere Einzelnheiten des Führers einzugehen, halte ich für
eine Recension nicht geeignet, indem die mehr oder minder genaue
Bearbeitung des Ganzen sich erst am ersichtlichsten bei dem mehr-
fachen Gebrau.che herausstellen wird. Referent erlaubt sich des-
wegen nur noch ^nige Bemerkungen und Berichtigungen hinzu-
zufögen, welche ihm bei Durchsicht des Buches hin und wieder,
besonders in Bezug der Rheingegend, aufgefallen sind.
Pag. 151, Equisetum variegatum Schleich, Wächst nicht allein
I-:- '
h
190 Literatur.
in Süddeutschland und in den Bheingegenden, sondern auch an»
Harze, in Schlesien und in Preussen.
Pag. 168. Elymus arenaritis L. Findet sich nicht allein ia
der Rheinpfalz, sondern auch am Niederrhein hei Cleve.
Pag. 372. Festuca arenaria Osb, Flugsand an der Ostsee. Ist
nach Garke's Flora von Nord- und Mitteldeutschland, 1863, nur
Festuca rubra ß arenaria Osb,
Pag. 176. Scleropoa rigida Oriesb, SclerocMoa rigida Lk, Fin*
det sieh auch in der Hheingegend bei Aachen und Eupen.
Pag. 184. Aira uliginosa Weihe, Wachst auch am Niederrhein,
Pag. 192. Alepecurus utriciUaius L, Ist auch an der West-
grenze von Deutschland im Mosel- und Saarthale zu finden.
Pag. 197. Carex pauciflora Lightf, Wächst auch in der Rhein-
. gegend.
Pag. 209. Carex laevigata Sm. Ist auch am Niederrhein in
der Flora von Cöln aüfgefanc|en worden.
Pag. 211. Carex Marssoni Auerswald, Waldsümpfe bei Wol-
gast. Soll nach Garke's Flora von Nord- und Mitteldeutschland,
1863, nur Synonym sein von Carex flava L.
Pag. 212. HeUocharis multicaulis Koch, Findet sich auch in
der Gegend von Mühlheim. Flora von Cöln.
Pag. 213. Scirpus cäespitosus L. Wachst nicht allein in-Nord-
deutschland, sondern auch in Mittel- und Westdeutschland.
Pag. 216. Eriophorum gracile Koch, Findet sich auch in West-
deutschland und am Niederrheio.
Pag. 222. Stratiotes aloides L. Auch am Niederrein bei Cleve.
Pag. 224. Orchis sambucina L. Auch im südwestlichen Deutsch-
land in den Nahegegenden.
Pag. 226. Ophrys aranifera Huds, Findet sich auch in West-
deutschland in den Khein* und Moselgegenden.
Pag. 227. Aceras anthropophora R, Br, Findet sich nicht am
Niederrhein, sondern am Mittelrhein und an der Westgrenze der
Obermosel bei Trier.
Pag. 290. Petasites albiis Gaertn, Ist auch in Westdeutsch-
land bei Olsdorf, Flora von Trier, aufgefunden worden.
Pag. 300. Filago neglecta D C. Namur liegt nicht am Nie-
derrhein, sondern in Belgien an der Maas.
Pag. 304. Artemisia borealis Polin, Ist für Tyrol neu. Ge-
röll an Alpenbächen, Grossglockner etc,
Pag. 345. Hieracium Hausmanni Rchb, Alpentriften in Tyrol,
ist nach Neil reich eine hybride Form von H, Pilosdla auran-
tiacum Hegetsch u, Heer.
Es sind hier an 64 Hieracium-Arten beschrieben, von welchen
10 für Bastarde erklärt werden.
Pag. 365. Campanula patula L, Ist nicht überall in Deutsch-
land eine gemeine Pflanze, dieselbe ist u. a. auf der linken Rhein-
seite sehr selten.
Pag. 370. Galium Wirtgeni Fr. JSchUz. Wiesen im Rhein- und
Nahethale. Ist als Art aufgenommen.
Pag. 379. Ledum palustre L, Das Vorkommen dieser Pflanze
auf Torfmooren der Ebenen und Gebirge als häufig wachsend an-
zugeben, ist nicht correct und kann wohl nur theilweise für Nord-
deutschland maassgebend sein; denn in Süd-, West- und Mittel-
deutschland ist die Pflanze sehr selten und oft in ganzen Provin-
zen und Ländern nicht zu finden.
m...
Literatur. 191
Pag. 381. Armeria purpurea Koch, Ist als Var, ß purpurea
M, et K, zu Armeria eUmgata gezogen.
Pag. 399. Pvlmonana saccharata MiU, Die Pflanze in der
Provinz Preussen ist nach Garke's Flora von Nord- und Mittel-
deutschland nicht die echte Pflanze, sondern P. officinalia folii$
maculatis.
Pag. 404. Echinoapermum deflexum Lehm. Ist für das südwest-
liche Deutschland sehr zweifelhaft und der Fundort Birkenfeld
beruht auf einer Verwechselung.
Pag. 415. Anarrhinum beUidifolium Des/. In der Flora von
Trier sind genau die Grenzen angegeben^ wo und wie weit diese
seltene Pflanze wächst, nämlich vorzugsweise an den Abhängen des
bunten Sandstein- und Thonschiefer-Gebirges der oberen Mosel und
der unteren Saar bei Trier und in der Gegend von Trier, Mosel
abwärts bis zum Buwerthal, aber nicht bei Berncastel, welches
circa 10 Stunden tiefer liegt. Die Exemplare, welche der Apothe-
ker Brewer von Berncastel seiner Zeit an Koch sendete, waren
nicht dort, sondern bei Trier gesammelt.
Pag. 426. Eupkrasia lutea L, Findet sich auch zerstreut durch
die Rheingegenden.
Pag. 432. Anagallis teneUa L. Ist auch am Niederrhein auf-
gefunden worden.
Pag. 435. Primula acaulis Jacq, Ebenso.
Pag. 458. Meum athamanticum Jacq. Wächst auch in der
Bheingegend, Westeifel und auf dem hohen Venu häufig.
P^. 479. TiUaea mvscosa L. Kommt auch am Niederrhein
bei Cleve vor.
Pag, 481. Sedum trevirense Rosbach (nicht i2oa:6.). Ist von dem
Verf. als S. reflexum ß intermedium Willd. aufgenommen.
Pag. 509. Ruhus. Diese sind nur mit einigen Arten vertre-
ten, obwohl ausser den wirklichen hybriden Formen doch noch
manche gute Art beschrieben worden ist.
Pag. 510. PotentiUa aplendefis Ramond. Im Steiger bei Erfurt
und bei Nordhausen. Soll nach Garke's Flora 1863 nicht die
erse Pflanze Ramond 's, sondern P. splendens der Autoren, P. hy-
hrida WaUr. ein Bastard von P. alba aterüia Garke sein.
Pag. 578. AUhaea hirsuta L. Findet sich auch auf dem Kalk-
gebirge der Obermosel bei Trier.
Pag. 585. Illicebrum verticiUatum L. Ist auch am Nieder-
rhein von Cöln abwärts verbreitet.
Pag. 615. Helianthemum guttatum MiU, Ist als Tuberaria vor-
riabilis WiUk. beschrieben.
Pag. 626. Siaymbrium austriacum Jacq. S. mvUisüiquosum
Hoffm. Findet sich auch an mehreren Stellen in der Pr. Khein-
provinz an Abhängen im Rhein- und Moselthale.
Pag. 627. Sisymbrium acutangtdum DC. Auch vom Verf. als
selbstständige Art aufgenommen; kommt auch in der Gegend von
Aachen und Eupen vor.
Pag. 650. Polygala Lejeunii Boireau. Blüthen rosenroth, ßlü-
thentraube abgerundet, armblüthig, locker. Rosetten blätter sehr
klein, meist kürzer als die lineal-lanzettlichen Stengelblätter. %.
6. Auf Galmeiboden bei Aachen. — Nach der Diagnose ist die
Pflanze, welche ich früher auf Galmeiboden an kahlen Bergstellen
bei Aachen gesammelt habe, wohl nur Varietät der P. vulaaris,
und zwar C. procumbena Kaltenbach in seiner Flora des Aachener
Beckens, 1844. ,
T*
•1 i
s^ ■■
,4
fr
B>
192 Literatur.
Pag. 652. Nymphaea Kostdetzki PaUiardi. Ist vom Verf. als
Belbststäudige Art aufgenommen, mit der Diagnose: „Fruchtknoten
dicht zottig^ 21.. 6 — 8. Böhmen. ^
Obige Bemerkungen, die bei einer späteren Auflage, welche
wir ohne Zweifel von einem solchen Werke erwarten können,
sind leicht zu berichtigen, sie haben auch im Allgemeinen auf den
Werth des Buches keinen erheblichen £influ8s, und mau kana
demnach mit vollem Rechte dasselbe dem Botaniker, wie jedem
^' ' Freunde dieser Wissenschaft besonders für den Bereich unserer
t^V vaterländischen Flora nur empfehlen. Nun folgt noch ein vollstän-
diges Register der lateinischen und deutschen Gattungsnamen und
das Ganze schliesst würdig mit 7 Tafeln Abbildungen, welche zur
Erläuterung der botanischen Kunstsprache dienen.
Dr. Löhr.
Professor EerTs Anleitung zum Löthrohrprobiren.
<• Welchen hervorragenden Theil der Analyse die Löthrohr-
l; . probirkunst einnimmt, wissen die Mineralogen und Metallurgen
I \ wohl zu schätzen; doch wäre es wüuschenswerth, wenn sie auch
r; von den Pharmaceuten mehr, als es bisher geschieht, geübt wird,
'> da dieselben durch ihre Stellung gerade so häufig um üntersuchun-
^* gen angegangen werden. Der in Clausthal in zweiter sehr ver-
mehrter Auflage' erschienene Leitfaden bei qualitativen und quan-
^. titativen Löthrohr - Untersuchungen vom Professor Bruno Kerl,
i Lehrer an der Bergschule daselbst, giebt ihnen Gelegenheit, sich
selbstständig in dieser Kunst weiter zu bildep, giebt ihnen ein
Schema, zusammengesetztere Körper in kurzer Zeit qualitativ
zu untersuchen; ferner genaue Vorschriften, den Gehalt der wich-
.. • tigeren Metall Verbindungen mittelst des Löthrohrs schnell quan-
titativ zu bestimmen, eine Kunst, die vielen Pharmaceuten noch
;: durchaus unbekannt ist. Trotz seiner ausserordentlichen Reich-
y' haltigkeit ist es bei weitem nicht so voluminös und deshalb über-
^ sichtlicher, als Plattner's bekanntes Werk. Die Ausstattung des
Büchleins ist vortreflflich. Haben wir auch keinen Mangel au An-
leitungen zum Löthrohrprobiren, so empfiehlt sich doch dies Werk
s des berühmten Verfassers ganz besonders durch seine Klarheit für
solche, welche auf das Selbststudium angewiesen sind.
H. H.
Hofbuehdruckeroi der Gebr. Jänecke zu Hannover.
ARGHIf DERJHIRMCIE.
CLXVL Bandes drittes Heft.
I. Physik, diemle nnd praktteche
Pharmaele.
Ueber die dem Rose'schen Verfahren bei Nachwei*
81111g von Blntspnren vindicirte Bedeutung;
von
Dr. R. Kenaper
zu Bisaendorf bei Osnabrück*).
üer Herr Land-Physicus Dr. Erpenbeck zu Mep-
pen hat Ansichten über Nachweisung von Blutspuren mit-
getheilt; welche sich auf Versuche stützen, deren Resultate
mit allbekannten und als richtig anerkannten Thatsachen im
Widerspruch stehen. Durch zahlreiche Prüfungen glaubt
Herr Erpenbeck z.B. dargethan zu haben, dass bei
Anwendung des von Rose empfohleneil Verfahrens viele
stickstoffhaltige Substanzen kein Berlinerblau bilden; die
Mehrzahl dieser Substanzen lieferten Herrn Erpenbeck
^elbe oder braune Niederschläge, die bei längerem Stehen
der sauren Flüssigkeit wohl dunkler, aber nie blau wurden.
Wenngleich es auch für diejenigen Leser, welche
sich nur oberflächlich mit Chemie beschäftigt haben, kaum
eines Hinweises auf die Lehrbücher der organischen Che-
mie**) bedarf, um erkennen zu lassen, dass die Versuche
Herrn Erpenbeck 's ein Resultat gegeben haben, welches
bei richtiger Ausführung derselben nicht hätte erhalten
werden können, so möchten doch vielleicht Einige der
Ansicht sein, dass Versuche nur durch Versuche wider-
legt werden können; ich werde mir daher erlauben, spä-
*) Vom Hm. Verfasser im Separatabdruck eingesandt.
**) Gmelin's Handbuch IV, 128. Gorup-Besanez, Zooefaem.
Analyse (1854) S. 53.
Arch.d.Pharm.CLXVI.Bd8.3.Hft. 13
> ■;■
".■Sl..
st*' •
^
194 Kemper^
ter einige der von mir vorgenommenen Prüfungen anzu-
führen; welche den Ausspruch unseres verehrten Rose,
1^ ;: dass durch das von ihm empfohlene Verfahren nur die
%■■.■■; Gegenwart einer stickstoffhaltigen organischen Substanz
angezeigt werdo; vollständig bestätigen.
Nach Herrn Erpenbeck soll es nicht zu be-
zweifeln sein , wie wichtig und forderlich zur Erzie-
W^y^^ .lung eines blauen Niederschlages die Anwesenheit des
Eisens^ und zwar eines .qualificirten Eisenantheils, während
des Verbrennens der verdächtigen Flecke im Glasrohr
p sei. — Dieser Ansicht kann ich nicht beistimmen^ da
beim Ros ersehen Verfahren durch Schmelzen im Glas-
rohr nicht Blutlaugensalz oder die ihm analoge Natrium-
verbindung, sondern einfach Cyannatrium sich bilden
soll; wird die Lösung der Schmelze darauf mit Eisen-
oxyduloxydlösung versetzt, so werden diese .Oxyde durch
das gleichfalls vorhandene Aetznatron gefallt, und erst
jetzt bildet sich aus dem Cyannatrium und dem Eisen-
oxydul die dem Blutlaugensalz entsprechende Natriumver-
bindung; welche, nach dem Uebersättigen mit Säure, mit
dem zugesetzten Eisenoxydsalze Berlinerblau erzeugt.
Wie man, wenn richtig gearbeitet wurde, nach hin-
reichendem Säurezusatz einen gelben oder braunen Nieder-
schlag erhalten kann, der. nach öfterm Uebergiessen mit
^^ :, frischem Wasser dunkler werden soll, ist mir ein Räth-
sel; man kann nur einen blauen Niederschlag oder, bei
Abwesenheit von Stickstoff, eine klare Flüssigkeit erhal-
ten, welche nur dann weissliche Flocken absetzt, wenn
durch heftiges Schmelzen Kieselerde aus dem Glase oder
den Aschenbestandtheilen der organischen Substanzen auf-
genommen wurde.
Ist eine Reaction auf Entstehung eines Niederschlages
gegründet, so richtet sich die Schärfe derselben nach
der Auflöslichkeit des Niederschlages in dem angewand-
ten Menstruum; absolut unlöslich möchten wohl wenige
Stoffe sein. Wenn nun auch bei vorsichtiger Ausführung
des Schmelzens stickstoffhaltiger organischer Substanzen
mit Natrium stets eine entsprechende Menge Cyanna-
^^•-
1^
Üose^sches Verfahren hei Nachweimng von Blutspuren. 195
trium sich bildet, so kann dieselbe doch unter Umständen
so gering sein, dass nach dem Eisenzusatze und Ueber-
Bättigen mit Säure weder ein Niederschlag von Berliner-
blau, noch eine grünliche Färbung entsteht. In diesem
Falle ist jedoch der Stickstoffgehalt so unbedeutend, dass
er für die Praxis keine Wichtigkeit hat, wie ich aus
dem weiter unten aufzuführenden Versuche mit Urin
schliessen zu dürfen glaube. Zu beachten ist aber, dass
auch stickstoffreichere Substanzen bei Anwendung dieses
Verfahrens kein Berlinerblau erzeugen, wenn
1) durch Benutzung eines zu weiten Glasrohrs und
bei zu anhaltendem Glühen das Cyannatrium in
cyansaures Natron verwandelt ist^ und
2) man nicht Sorge trägt, dass das schmelzende Natrium
mit der organischen Substanz oder, richtiger, der
stickstoffhaltigen Kohle in innige Berührung kommt.
Herr Erpenbeck nennt eine Anzahl der von ihm
untersuchten Substanzen, welche nach der angeführten
Behandlung keinen blauen Niederschlag lieferten; ich
wählte von diesen verschiedene und prüfte dieselben nach
dem Ros ersehen Verfahren, nachdem ich mich auvor
überzeugt hatte, dass das Leinen, auf welchem die Stoffe
eingetrocknet wurden, keinen Stickstoff enthielt. Blut,
Nasenschleim, Trachealschleim, Käse, Kahm, Urin gaben
theils sofort, theils nach etwa halbstündigem Stehen einen
deutlichen, rein berliner blauen Niederschlag; Speichel er-
zeugte erst nach einiger Concentration durch Verdampfen
einen geringen, Milchkaffee und Cochenilledinte keinen
Niederschlag. Wollenzeug (Tuch), mochte dasselbe nun
grün oder schwarz gefärbt sein, lieferte bei Behandlung
nach Rose 'scher Weise augenblicklich einen Niederschlag
von Berlinerblau.
Diese Versuche beweisen vollständig, dass Herrn
Erpenbeck *s Angaben irrig sind, und bin ich über-
zeugt, dass der geehrte Herr aus den meisten der von
ihm mit negativem Resultate untersuchten Substanzen
einen rein berlinerblauen Niederschlag erzielen wird,
wenn derselbe auf folgende Weise verfahrt. Stückchen
13*
l
.»,._
r""'
a^-"
HP '-• •
V«.'
-'■.
;t- -.
5«.v ,
196 Kemper,
Leinen werden durch einmaliges Eintauchen oder Be-
streichen mit den zu prüfenden Stoffen versehen und von
dem so präparirten Leinen ein 3 Millim. breites und 4 Millim.
langes Stückchen zu einem Versuche benutzt. Die unten
l^t zu einer kurzen Spitze ausgezogenen Glasröhrchen^ in
^•ii welchen ich das Schmelzen vornahm/ waren 7 — 8 Centim.
laug und hatten 3 Millim. innere Weite; es wurde zunächst
fe^, eini Stückchen Natrium in das Rohr gegeben, dann das
^■'■. zu untersuchende Leinen und dieses wieder mit einem
!^^,.> oder zwei Stückchen; Natrium bedeckt. Nachdem anfangs
tfej. ^^^^ ^^^ einfachen Weingeistlampe geglüht war, wurde
später die Hitze durch Anwendung eines Löthrohrs ver-
pf V stärkt, um das überschüssige Natrium zu verflüchtigen.
El^ 0,300 Grm. Natrium reichen für 15 Versuche aus.
m&':"'- Um die Schärfe der Reaction darzuthun, wurde ein
65 Millim. breites und 70 Millim. langes Stück Leinen
gewogen, dann in Urin getaucht und wieder gewogen;
es hatte 1,250 Grm. an Gewicht zugenommen. Nach
dem Trocknen wurde ein 3 Millim. breites und 4 Millim.
langes Stückchen, also etwa ^/sgQ, abgeschnitten und aus
^>^\ diesem ein deutlicher Niederschlag von Berlinerblau erhal-
^ ten. Nimmt man an, 1000 Th. Urin enthalten 20 Th.
Harnstoff, so würden in dem zum Versuche benutzten
Stückchen 2^/390 Milligrm. Harnstoff oder *%go (etwa 1/24)
Milligramm Stickstoff vorhanden gewesen und letzterer
nachgewiesen sein. Da nun aber Harnstoff nicht der
alleinige stickstoffhaltige Bestandtheil des Harns ist, und
man einwenden könnte, dass durch ungleichmässiges Ein-
,i^ trocknen des Urins gerade der zum Versuche benutzte
Theil des Leinens reicher an Stickstoff gewesen, so erhellt,
dass freilich obige Zahlen keine absolute Richtigkeit in
Anspruch nehmen können, aber dennoch einigermaassen
die Schärfe der Reaction erkennen lassen.
Es ist demnach der von Hm. Erpenbeck aufgestellte
Satz:
„Wo das Ros ersehe Verfahren des Glühens des
verdächtigen Fleckes mit Natrium in der Glasröhre sofort
oder doch bald ohne Weiteres einen berlinerblauen
Landerer f über Salicin im Harne. 197
Niederschlag giebt, während die unbefleckte Substanz
selbst es nicht thut^ da rührt der Fleck sicher von
Blut her. Es ist vorzüglich dort anzuwenden^ wo die
Flecke klein und im Wasser schwer löslich sind**,
durchaus unhaltbar; es muss heissen: so kann derselbe*
von Blut herrühren. Dass Fettflecken bei der Rose'schen
Probe kein Berlinerblau geben, ergiebt sich aus ihrem
Mangel an Stickstofl:
üeber Salicin im Harne;
von
Dr. X. Landerer.
Ein mir sehr befreundeter junger Mann, der jedes
Jahr am Wechselfieber litt und dagegen viele Unzen
Chinin und China-Präparate genommen, hatte eine solche
Abneigung gegen dasselbe erhalten, dass er sich nicht
mehr entschliessen. konnte, solches zu nehmen. Man
rieth^ diesem Patienten Salicin zu geben, und sei es nun
der Glaube, dass dieses ihm nützen würde, er nahm es
und das Fieber blieb aus. Der Patient nahm später
noch mit Vergnügen jeden Morgen einige Gran Salicin,
um sich vor dem Fieber zu schützen. Da ich in frühe-
ren Jahren Gelegenheit hatte, die Gegenwart von Chinin
im Harne der Fieberkranken aufzufinden, so untersuchte
ich auch diesen Harn auf einen Salicingehalt. Der Pa-
tient hatte ungefähr 2 Quentchen Salicin in Pulverform
zu sich genommen. Zur Auffindung desselben hatte ich
3 Pfund dieses Harns, der einen sehr bittern Geschmack
besass, im Wasserbade mit der grössten Vorsicht zur
Honigconsistenz abgedampft, diese dicke syrupähnliche
HarnfltlsBigkeit in Weingeist geschüttet und mit demsel-
ben auf Zusatz von sehr verdünnter Schwefelsäure meh-
rere Stunden in Digestion gesetzt. Die erhaltene wein-
geistige Lösung, welche jedoch noch sehr gelb gefärbt
war, wurde von Neuem mit Thierkohle digerirt und nach
einer mehr oder weniger bewirkten Entfärbung zur Trockne
verdampft. Dieser Bückstand gab mit concentrirter Schwe^
^1
198 Ludvdg, Vorkommen von Saligenm im Biere.
feisäure eine röthliche Färbung, die jedoch nicht so in-
tensiv hervortritt als bei dem reinen Salicin; was den
mit aufgelösten Extractiv^tofFen zuzuschreiben- ist. Ein
anderer Theil dieses Rückstandes mit Salzsäure längere
''Zeit gekocht; verursachte eine bedeutende Trübung und
nach dem völligen Erkalten bildete sich ein feinkörniger
krystallinischer Niederschlag, den ich für das Saliretin
hielt; so dass ich aus diesen Erscheinungen, wie aus dem
bittern Geschmack an der Existenz des Salicins in dem
untersuchten Harne nicht den geringsten Zweifel hege.
Vorkommen von Saligenm im Biere;
von
Dr. H. Ludwig.
Von einem befreundeten Apotheker wurde mir eine
kleine Menge von Flüssigkeit, welche aus 1 Seidel ver-
dächtigen Bieres durch Fällen desselben mit Bleizucker,
Behandeln des Filtrats mit HS, Eindampfen, Ausziehen
des Rückstandes mit Weingeist und Verdampfen des Wein--
geistes gewonnen war, zur Prüfung auf einen etwaigen
Qehalt an Strjchnin oder Pikrotoxin zugesendet. Mit
Natronlauge alkalisch gemacht, dreimal hintereinander mit
Aether geschüttelt, die abgehobenen Aetherauszüge ver-
dunstet, blieb eine geringe Menge farblosen Rückstandes,
der empfindliches geröthetes Lackmuspapier nicht bläute,
mit concentrirter Schwefelsäure zusammengerieben sich
deutlich röthete, welche Röthung aber nach Zusatz eini^
ger Körnchen chromsauren Kalis sich nicht in Violett
ändert, aber nicht von Strychnin herrührte. Die mit
Aether geschüttelte Flüssigkeit würde mit verdünnter
Schwefelsäure angesäuert, aber noch mit Aether ge-
schüttelt, der abgehobene Aether verdunstet, der farblose^
sauer reagirende Rückstand mit Kupfervitriollösung, dann
mit überschüssiger Natronlauge vermischt und gekocht
Es trat keine Reaction zu Kupferoxjdul ein, womit die
Abwesenheit des Pikrotoxins dargethan war. Die ur«
sprüngliche Flüssigkeit schmeckte anfangs kaum bitter,
Verunreinigungen des metailischen Wismuihs. 199
erst nach einiger Zeit trat ein bitter kratzender Nach-
geschmack auf. Ich yermuthete deshalb in dem frag-
lichen Biere Salicin und Saligeuin; letzteres löst sich
in Aether und wird von concentrirter Schwefelsäure ge-
röthet. Das fragliche Bier ist anstatt mit Hopfen mit
Weidenrinde gekocht worden, um ihm bitteren Geschmack
zu geben.
Yerimremigiuigen des metallisehen Wismnths;
von
Dr. X. Lab derer.
Da ich viel Gelegenheit hatte^ mich mit der Berei-
tung des Wismuth-Subnitrats zu beschäftigen und mir bei
der Lösung des Metalls Erscheinungen vorkamen, die
ich mir nicht zu erklären im Stande war, so überzeugte
ich mich, dass ich es oftmals mit Wismuth zu thun hatte,
das vielleicht entweder absichtlich öder auch zufällig Bei-
mengungen hatte. Beimengungen von Silber oder Kupfer,
die npr vorgekommen, sind gewiss keine absichtlichen
und lassen sich leicht erklären, da die meisten Wismuth-
erze^ aus denen das metallische Wismuth theils durch
einen Saigerungs-, theils durch einen Schmelzprocess ge-
wonnen wird, silberhaltig sind. Vor allem glaube ich
nun der folgenden wahrscheinlich absichtlichen und straf-
baren Beimengungen zu gedenken. Ich löste das Wis-
muth, das mir schon von Anfang an wegen der mehr
grauen Farbe, des matten Glanzes, der weniger blätteri-
gen Structur, des starken Rauches vor dem Löthrohre
u. s. w. als verdächtig vorkam, in Salpetersäure, es bil-
dete sich unter dem ungelösten Metalle ein starker Ab-
satz eines weissen Pulvers, dessen Menge zunahm, je
mehr Salpetersäure ich zur Lösung anwendete, so dass
ich mir diese Erscheinung gar nicht erklären konnte.
Diesen unlöslichen Rückstand, den ich auf ungefähr 25
bis 30 Proc. schätzte, legte ich bei Seite, um "ihn genauer
zu untersuchen. Derselbe bestand theils aus ungelöstem
Wismuth und wurde mit dem in Rede stehenden weissen
Pulver vermengt, durch Kochen in Salzsäure aufgelöst,
1
200 Landerer, über Phosphoroxyd.
und diese Lösung gab durch alle auf Antimohium gege-
benen Beagentien die Gegenwart dieses Metalles zu er*
kennen. Auf Zusatz von Schwefelammonium zu der mit
Ammoniak genau gesättigten Flüssigkeit zeigte sich der
für dieses Metall charakteristische pomeranzengelbe Nie-
derschlags und auch durch die Marsh'sche Methode wur-
den die Antimonflecken erhalten. D6m zu Folge war
dieses Bismuthum metalUcum antimonhaltig und die dem
Wismuth beigeschmolz^ne Menge auf ungefähr 20 bis
30 Proc. anzunehmen.
Dass aus einer solchen strafbaren Verfälschung mit-
telst Antimonium bei den von Tag zu Tag sich steigern-
den Preisen des Wismuths dem Verfalscher ein bedeuten-
der Gewinn zukommt, ist leicht einzusehen. Da ich nicht
weiss, ob diese ArfT der Beimengung des Antimons zum
Wismuth auch anderen Collegen schon vorgekomm^i
und ob solche zur Sprache gekommen ist^ so hielt ich es
für nützlich, die vorstehende Mittheilung zur allgemeinen
Kunde zu bringen. Bemerken will ich dabei noch, dass
nach dem Oriente nicht die reinsten Producte des. Aus-
landes kommen, theils des Gewinnstes wegen, theils in
der üeberzeugung, dass der Besteller, der sein Augen-
merk besonders auf die Wohlfeilheit richtet, diese Pro-
ducte, mögen sie nun Kunst- oder Naturproducte sein,
nicht genau kennt Und nicht zu untersuchen versteht.
Deber Phospliorozyd;
von
Demselben.
Ich wollte mir nach der allbekannten Methode phos-
phorige Säure darstellen, legte mehrere Phosphorstangen
in eine sehr weithalsige Flasche und stellte sie an einen
feuchten Ort. Ein unglücklicher Zufall wollte es^ dass die
heissen Strahlen der Mittagssonne auf das Glas fielen,
der Phospho» begann nun zu brennen und statt phospho-
riger Säure erhielt ich phosphorsaures Fhosphoroxyd.
Diese Entzündung ereignete sich in meiner Abwesenheit;
Rammehhergy chemische Natur des Roheisens etc, 201
ah ich am andern Tage das Glas aufsuchte^ sah ich zu
meinem Schrecken die innem Wände des Glases mit
den verschiedensten und prächtigsten Schattirungen von
Roth und Gelb und mit den vielfaltigsten warzenförmigen
baumähnlichen Formen aus diesem Oxyd bedeckt; was
mich aber am meisten interessirte^ waren Formen; die
den kryptogamischen Pflanzen ganz ähnlich sahen^ und
ein grosser Theil des Glases war einem Moir6 ähnlich^
wie ich dieses einmal bei brennendem Schwefel beob-
achtet hatte. Die durch die Sonnenstrahlen entwickelte
Hitze dürfte ungefähr 36 — 400 R. gewesen sein.
■S»999t
Deber die ckemische Natur des Roheisens und die
Heteromorphie der Metalle in ihren isomorphen
Mischungen; ^^„
Rammelsberg*).
Durch die Untersuchungen Karsten 's ist es ausser
Zweifel gesetzt; dass der KohlenstoflF im Roheisen theils
in chemischer Verbindung, theils als Graphit beigemengt
vorkommt. Jener, der chemisch gebundene^ nimmt beim
Auflösen des Roheisens in Säuren (Chlorwasserstoffsäure)
an der Zersetzung Theil, der letztere ist indifferent. Der
gebundene Kohlenstoff verhält sich ähnlich dem Schwefel,
Phosphor und vielleicht auch dem Silicium, von welchem
sich beim Auflösen ihrer im Roheisen enthaltenen Ver-
bindungen mit Eisen flüchtige Verbindungen mit Wasser-
stoff bilden, so zwar, dass der Schwefel dadurch voll-
ständig, der Phosphor theilweise entfernt wird, und selbst
der Kiesel beim Auflösen von Kieseleisen nach Calvert
eine, jedoch jedenfalls nur kleine Menge Siciiiumwasser-
stoff bilden soll. Wenn die zum Auflösen des Kohlen-
stoffeisens dienende Säure concentrirt ist, wird von dem
chemisch gebundenen Kohlenstoff nichts im freien festen
amorphen Zustande abgeschieden, sondern derselbe ver-
*) Vom Verfasser im Separatabdrnck eingesandt. D. R.
1
K' '
202 ' Rammehh&i^gj
wandelt sich vollständig in jene stark riechende flüchtige
ölartige Verbindung, die grossentheils in dem freien Wasser-
stoff verdunstelt, und nur in kleiner Menge in der sauren
Flüssigkeit sich auflöst.
Karsten hatte aus vielfachen Versuchen den Schluss
gezogen: die beiden in ihren physikalischen Eigenschaf-
ten verschiedene Arten des Boheisens^ das graue und
das weisse, seien hauptsächlich chemische Verbindungen
von Kohlenstoff und Eisen, aber dai9 graue ist mit aus-
geschiedenem Kohlenstoff (Graphit) gemengt. Daher hinter-
lasse weisses Roheisen beim Auflösen in Säuren keinen
kohligen Rückstand.
. Als der leider so früh verstorbene C. Brom eis die
Eisenhüttenproducte der Werke von Mägdesprung (Anhalt-
Bemburg) untersuchte*), fand er nichts desto weniger
in allen dortigen Arten weissen Roheisens eine nicht unbe-
deutende Menge Graphit, und zwar in der ausgeprägte-
sten Art, dem Spiegeleisen, sogar etwas mehr als in den
übrigen. Nach C. Brom eis ist nämlich der Gehalt an
Kohlenstoff im Mägdesprunger
gebunden Graphit in Summa
grellen weissen Roheisen 3,518 Prc. 0,500 Prc. 4,018 Prc.
gaaren „ „ . 2,908 „ 0,550 „ 3,458 „
Spiegeleisen 3,10 . „ 0,72 „ 3,820 „
so dass etwa \ des Kohlenstoffs in diesen Eisenarten
als Graphit vorhanden ist.
Aber das Spiegeleisen von Mägdesprung steht in dieser
Beziehung nicht aliein da. Ich habe neuerlich dasjenige
von der Lohhütte bei Musen (Siegen), welches nach
Karsten 5,8 Proc. gebundenen Kohlenstoff enthält, näher
geprüft, und darin ebenfalls Graphit gefunden, den man
in der That schon durch eine Loupe hie und da in den
Höhlungen der silberweissen Blätter erkennen kann**).
Als 108,266 Grm. in concentrirter Chlorwasserstoffsäure
*) Ann. der Chemie und Pharm. Bd. 43. S. 241.
- **) In meiner vor 13 Jahren erschienenen Metallurgie habe ich
schon bemerkt, dass beim Erkalten grösserer Massen von
Spiegeleisen die Graphitbildang wohl nie ganz zu verhindern ist
chemische Natur des Roheisens etc. 203
bei Luftabschlttss aufgelöst wurden, blieb ein dunkler
Rückstand, der, nach wiederholtem Kochen mit frischer
Säure und Auswaschen, in einer Platinschale mit massig
starker Kalilauge übergössen^ eine heftige Entwickelung
von Wasserstoffgas zeigte, indem sich das Siciliumoxyd,
welches mit dem Graphit gemengt war, als Kieselsäure
auflöste, (und der vorher schwache Geruch der flüchtigen
Kohlenstofiverbindung stark hervortrat). Nach dem Pigeri-
ren wurde die alkalische Flüssigkeit abfiltrirt, die Wasch-
wässer gingen trübe hindurch, und als die Ursache dieser
Trübung ergab sich Titan sä tire, welche allerdings nur
bei Anwendung so grosser Mengen Material im Roheisen
selbst nachzuweisen ist*). Der rückständige Graphit färbte
Aether und Alkohol beim Kochen schwach gelblich; er
wurde schliesslich noch- mit Säure und Wf^sser ausge-
waschen und scharf getrocknet. Er hatte nun ein ganz
reines Ansehen und wog 1,848 Grm., d. h. er betrug
1,707 Proc. des Roheisens. Beim Verbrennen in Sauer-
stoff hinterliess er 5,56 und 5,85 — im Mittel 5,7 Proc,
so dass seine wahre Menge, wenigstens annähernd, 1,742
Gramm = 1,61 Proc. des Roheisens ist.
Nimmt man nun den gesammten Kohlenstoffgehalt
dieses Roheisens mit Karsten zu 5,8 Proc. an, so macht
der chemisch gebundene Kohlenstoff nur 4,2 Proc. aus.
Ungeachtet, wie hiemach erwiesen ist, zwischen den
blättrigen Massen des Spiegeleisens sich Ausscheidungen
von Kohlenstoff finden können, wird doch Niemand be-
zweifeln, dass das Spiegeleisen selbst ein homogener und
physikalisch wohl charakterisirter Körper ist. Aber höchst
selten gelingt es, wirkliche Krystalle zu finden, denn die
Masse stellt nur ein Aggregat blättriger polyedrischer
Theile dar (gleich dem Zink), deren Neigungen nichts
Constantes haben. Nur einmal habe ich in Höhlungen
*) Die aufgelöste Kieselsäure wurde = 1,345 = 0,628115 Kiesel
= 0,58 Proc. gefundeu, wabei die in der sauren Auflösung
des Eisens enthaltene nicht in Anschlag gebracht ist. Kar-
sten giebt im Ganzen nur 0,524 Pröe. Kiesel an.
1
204 Rammdshergy
kleine Kry stalle gefundeti, rechtwinklig vierseitige Tafeln^
die an zwei gegenüberstehenden Seiten eine Zuschärfung
von 112^ 24' zeigten (Winkel der Zuschärfangsfläche
gegen die Tafelfläche = 123 3/^0). Die unvollkommene
Ausbildung lässt nicht entscheiden, ob diese Krystalle
zweigliederig sind^ wie es den Anschein hat.
Es ist also gewiss gerechtfertigt, das Spiegeleisen als
eine chemische Verbindung von Kohlenstoff und Eisen
zu betrachten (die freilich etwas Kieseleisen utod Phos-
phoreisen gleich wie. die entsprechenden Manganverbin-
dungen einschliesst), und Karsten hat es in der That
für das Roheisen mit dem Maximum des Kohlenstoffge-
halts angesehen, der nach ihm stets 5 — 6 Proc. beträgt.
Allein diese Ansicht ist ganz unbegründet ; das Spie-
geleisen kann sehr ungleiche, grössere oder kleinere
Mengen Kohlenstoff enthalten, ohne in seinen äusseren
Eigenschaften verändert zu werden. Will man nicht die
älteren Versuche Berthiers anführen, der im Spiegel-
eisen höchstens 3,6 Proc. Kohlenstoff fand, so muss doch
das Mägdesprunger Spiegeleisen, welches nach C. Brom-
eis gar nur 3,1 Proc. gebundenen Kohlenstoff enthält,
Karsten 's Ansicht mindestens zweifelhaft erscheinen
lassen. Um aber Gewissheit über diesen Punct zu erlangen,
habe ich selbst das Spiegeleisen von Mägdesprung zu
verschiedenen Zeiten auf seinen Kohlenstoffgehalt unter-
sucht.
Verbrennung mit chromsaurem Bleioxyd = 3,823 Pro.
Methode von Wey 1 = 3,90 „
Zerlegung durch Kupferchlorid ..;.... = 3,786 „
Bromei s hatte gefunden = 3,82 „
Es wäre denkbar, dass im Spiegeleisen ein anderer
electronegativer Körper gleichsam als Vertreter des Kohlen-
stoffs vorhanden wäre. Dies könnte wohl nur der Kiesel
sein. Allein die Analysen zeigen gerade das Umgekehrte:
die kohlenreichen Spiegeleisen (Musen, Sayn) sind auch
die kieselreichen, und umgekehrt. In jenen ist mehr als
1/2 Procent Kiesel enthalten^ in dem Mägdesprunger
chemische Natur des Roheisens etc, 205
nur 0,17 Proc, und in den steirischen, die nach Bach-
ner auch nur 3,75 — 4,14 Proc. Kohlenstoff enthalten,
soll gar nur 0,01 — 0,27 Proc. Kiesel sich finden.
Vor längerer Zeit suchte Gurlt zu beweisen*), dass
es zwei bestimmte Carburete des Eisens gebe, Viertel-
und Achtel -Carburet, Fe*C und Fe^G, und das Spiegel-
eisen das erstere, das octaedrisch krystallisirte graue
Boheisen das letztere sei. Die Berechnungen aber, wor-
auf diese Annahmen sich stützen sollen, sind ganz hypo-
thetisch, selbst wenn die Zusammensetzung des Spiegel-
eisens constant wäre, was sie nicht ist. Man kann aller-
dings die Hypothese aufstellen, dass die Verbindungen
des Kohlenstoffs mit Eisen im Koheisen analog zusam-
mengesetzt seien dem Eieseleisen, Phospboreisen und
Schwefeleisen, die darin vorkommen, und dass das Mangan
isomorph dem Eisen sei. Berechnet man aber das Atom-
verhähniss jener electronegativen Körper zu dem dieser
electropositiven, so erhält man für das Spiegeleisen von
Musen 1 : 4,5
Mägdesprung . . » . 1 : 5,3
mithin keineswegs das Verhältniss von 1 At. : 4 Atomen.
Aber eben so wenig existirt das angebliche Achtel-
Carburet, Fe^C, von dem Gurlt behauptet, es erscheine
als krystallisirtes graues Boheisen. Nicht selten tritt
bekanntlich der Fall ein, dass graues Roheisen deutliche
Octaeder bildet, die zwar nicht messbar, höchst wahr-
scheinlich jedoch regulär sind. Ich stelle hier vier Ana-
lysen solchen krystallisirten Roheisens zusammen:
1. Vom Harz (wahrscheinlich von Rothehütte). Von
mir untersucht.
2. Von Lauchhammer; spec. Qew. = 6,39 — 6,43. Eben-
falls von mir untersucht. (Aus Wiesenerzen erblasen.)
3. Von Gleiwitz. Von Gurlt analysirt.
4. Von der Lölling in Kämthen. Von R. Richter
analysirt.
*) Bergwerksfreund Bd. 18.
m
'lÄ" ■'•*.•
et:-
5;T?i.
i.^■ '.■ ..
^r ■
206 Rammelsbergy
1. 2. 3 .*) 4.
Graphit 2,604 2,öl9 ^,84 2,122
Kohlenstoflf 0,201 0,373 2,46 0,967
Kiesel 1,896 1,148 0,26 0,972
Phosphor . . 0,065 0,406 ? 0,021
Schwefel ... 0,069 .0,043 ? 0,008
Arsenik. ... — ' — — 0,005
Das Ätomverhältniss dieser electronegativen Körper
nnd des Eisens (Mangans) ist
in 1
2
3
1 : 19
1 : 21
1 : 8
4 — 1 : 12,5
also nur in der von Gurlt selbst untersuchten Probe so^
wie allgemein von ihm vorausgesetzt. Auch die Berech-
nung anderweitiger guter Analysen grauen Roheisens lehrl^
dass st6ts auf 1 At Kohlenstoff (Kiesel, Phosphor) weit
mehr als 8 At. Eisen kommen.
Wir sehen also: weisses und graues Roheisen sind
unter günstigen Umständen fähig, in bestimmten Formen
zu krystallisiren; eine Einlagerung frei ausgeschiedenen
Kohlenstoffs verhindert die Bildung der Krystalle oder
die krystallinische Ausbildung der Masse nicht. Beide
bestehen aus Kohleneisen, Kieseleisen und Phosphoreisen,
deren Zusammensetzung nicht immer dieselbe, überhaupt
im Einzelnen nicht zu ermitteln ist. Wenn aber die
Zusammensetzung d. h. das Verhältniss der Bestandtheile
in krystallisirten Körpern schwankend ist, ohne dass die
Form sich ändert, so darf man den Grund sicherlich nur
in der Isomorphie der Körper suchen, und eine solche
dürfte beim Roheisen als einzig mögliche Erklärung seiner
Constitution gelten.
Das Eisen, im reinen metallischen Zustande^ kennt
*) Gurlt 's Angabe von 2,46 Proc. gebundenem KohlenstofP er-
scheint nicht weniger problematisch, als die,üa88 nur Spuren
von Phosphor vorhanden seien.
ehemische Natur des Roheisens etc, 207
man zwar nicht krystallisitt; allein Stabeisen und Meteor-
eisen haben die Structur regulär krystallisirter Körper.
Der Kohlenstoff krystallisirt als Diamant regulär.
Der Kiesel oder das Silicium krystallisirt regulär.
Der Phosphor krystallisirt regulär.
Die wesentlichen Bestandtheile des Roheisens treten
also fiir sich in denselben Krystallformen auf, und wenn
diese auch regulär sind^ so hat es doch nichts Unwahr-
scheinliches, dass alle diese Elementarstoffe isomorph sind,
so dass ich glaube, man könne das Roheisen als eine
isomorphe Mischung seiner Bestandtheile ansehen, woraus
dann die Wechsel in seiner Zusammensetzung sich erklären.
Der Kohlenstoff ist, meiner Ansicht nach, als chemisch
gebundener^ in einem regulär krystallisirten Roheisen in
der Diamantmodification enthalten.
Ueberhaupt giebt es ja eine Anzahl regulär krystal-
lisirter isomorpher Mischungen von Metallen, theils solcher,
welche aus zwei regulären Metallen bestehen, wie die
Legirungen von Gold und Silber, von Blei und Silber
(Werkblei) und Silber und Quecksilber (die natürlichen
Amalgame AgHg2 und AgHgS), theils solcher, deren
eines Metall für sich gewöhnlich nicht regulär auftritt.
Aber offenbar ist die Heteromorphie eine durchgreifende
Eigenschaft elementarer Körper, und eben so gut bei den
Metallen wie beim Schwefel und Kohlenstoff vorhanden.
Die sechsgliedrigen (Antimon, Arsenik, Tellur, Wismuth,
Zink, Palladium, Iridium, Osmium, und das viergliedrige
dem Bor isomorphe Zinn sind sicherlich unter Umständen
fähig, in den Formen des regulären Systems aufzutreten*),
gleichwie Gold, Silber, Kupfer, Blei u. s. w., oder auch
das Zinn sechsgliedrig sein können.
Schon vor längerer Zeit**) führte ich (regulär) kry-
stallisirtes Messing aus je 1 At. Kupfer und Zink bestehend,
an, und dasselbe ist später auch von Herrn G. Rose
*) Ueber regulär krystallisirtes Arsenik s. Eisner im J. f. pr.
Ch. Bd. 22. S.344 und Cooke ebend. Bd. 84. S.479.
**) S. mein Lehrbuch der Metallurgie S. 20.
208 Rammelsherg,
bestätigt worden *). Besonders interessant aber sind die
regulär krystallisirten isomorphen Mischungen von ge-
wöhnlich regulären und sechsgliedrigen Metallen^ welche
die Mineralogen mit den Namen Speiskobalt, Tesseral-
kies und Weisnickelkies bezeichnen. In ihnen ist diu
Arsenik als regulär krystallisirtes enthalten. Ihre che-
mische Zusammensetzung ist dermaassen variabel^ dass
sie ganz allgemein nur als R^As" zu bezeichnen sind,
eine Folge jener zweifachen Isomorphie, einerseits der
electropositiven Metalle (Nickel, Kobalt, Eisen), anderer-
seits dieser und des Arseniks. Kommen auch Mischungen
RAs unter den Speiskobalten und als Weissnickelkies
vor, so überwiegen doch eben so oft die electropositiven
Metalle (R^AsS) gleich wie das Arsenik (R3As*,R2As3).
Ferner giebt es sechsglied!rig krystallisirte iso-
morphe Mischungen von Metallen, und zwar nicht bloss
solche^ deren beide Bestandtheile gewöhnlich sechsglie-
derig sind, wie das Teliurwismuth, vielleicht auch das
Osniiridium, sondern auch solche, deren eines Metall fiur
gewöhnlich eine andere Form zeigt. Hierher muss man
Bothnickelkies (Ni^As) und Antimonnickel (Ni^Sb) rech-
nen, und gewiss krystallisiren manche Legirungen eben-
falls sechsgliedrig, wiewohl es selten gelingt; ihre Form
näher zu bestimmen.
Unter den Hüttenproducten von Schlackenwalde in
Böhmen habe ich eine solche Legirung gefunden, die äusser-
lich von schöner Ooldfarbe, innen aber weiss ist Die
langprismatischen Krystalle sind nur insofern messbar,
als man sich überzeugen kann, dass sie sechs Flächen
haben^ deren Neigung sammt und sonders = 120® ist
(die Winkel waren oft sehr nahe 120<^, im Ganzen zwischen
1180 und 1210). Das spec. Gew. ist = 6,994 und die
Zusammensetzung
Zinn..... 80,83
Kupfer... 18,91
, 99,74
'^) Poggend. Ann. Bd. 107. S.448.
J
chemiache Natur des Roheisens etc. 209
was am genauesten der Mischung Cu^Sn*^ entspricht;
sich aber auch nicht weit von CuSn^ entfernt'^).
Diese Thatsachen finden ihre Bestätigung in anderen
schon länger bekannten. Eine krystallisirte gelblichweisse
Kupfer-Zinnlegirung; deren spec. Gew. = 7,ö3 und welche
aus 77; 63 Proc. Zinn und 21;88 Proc. Kupfer besteht,
d. h. CuSn^ ist; krystallisirt nach Miller in regelmässig
sechsseitigen Prismen, die senkrecht zur Axe spaltbar
sind**).
Diese Legirungen sind isomorphe Mischungen von
sechsgliedriger Form; entstanden aus dem gewöhnlich
regulären Kupfer und dem gewöhnlich yiergliedrigen Zinn.
Von yiergliedrigen Legirungen sind mehrere be-
kannt. Schmilzt man Zinn mit Gold zusammen, so ent-
stehen gut messbare KrystallC; deren Goldgehalt von
27;5 bis 43 Procent schwankt; d. h. welche === Au Sn^
bis AuSn^ sind. Sie sind von Miller gemessen wor-
den***); und stellten nach ihm durch Vorherrschen der
Endfläche tafelartige Oombinationen von Quadratoctaedem
beiderlei Ordnung dar; die nach der Endfläche vollkom-
men spaltbar sind. Unter den Octaedern kommen mehrere
den beim Zinn beobachteten so nahe, dass diese Legirun-
gen offenbar mit dem Zinn isomorph sind; und das Gtcii
darin ebenfalls viergliedrig krystallisirt ist
Unter den Hüttenproducten von Schlackenwalde habe
ich eine Legirung von Zinn und Eisen in feinen Nadeln
von hellgrauer Farbe gefunden; die zum Theil bunt ange-
laufen sind. Nach meinen Messungen sind es quadratische
Prismen mit gerader Abstumpfung der Kanten, so dass
Winkel von 90^ und 135^ immer wiederkehren. Das
spec Gew. ist = 7;534. Die Analyse gab
Zinn..... 92,01
Eisen.... 8;05
______ '. 100;06
*) Kocht man eine solche Legirung mit ChlorwasserstofiBänre,
60 entsteht eine farblose Auflösung, welche Kupferchlorfir
und Zinnchlorür enthält.
**) P eggend. Ann. Bd. 36. S.478.
***) J. f. pr. Chem. Bd. 84. S.319.
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hfb. 14
?*.
*i^,
iA: .•
i»=-*>
S-C
»?t:^'
,7.''
«►■O
210 Rammeisberg, chemische Natur des Roheisens etc.
entsprechend FeSnS oder FeSn^, welche Formeln 91,3 —
92,64 Proo. Zinn verlangen.
^; Schon früher hat Lassaigne die Mischung Fe^Sn,
von spec. Gew. = 8,733 als quadratische Nadeln beschrie-
ben, und kürzlich theilte Nöllner mit*), dass beim Auf-
lösen von Bankazinn mikroskopische Krystalle = FeSn^
zurückbleiben, deren spec. Gew. = 7,446 ist.
Die einzige bis jetzt bekannte zinnfreie Legirung,
welche hierher gehören dürfte, ist das Goldamalgam
von Mariposa in Califomien, welches nach Sonnen-
schein**) = AuHg3 ist, ein spec. Gew. = 15,47 hat,
und mikroskopische quadratische Prismen bildet. Gewiss
würde es sehr interessant sein, wenn sich die viergliedrige
Form des Goldes und Quecksilbers an dieser isomorphen
Mischung beider constatiren liesse.
Wir kommen endlich zu den zweigliedrigen Legi-
rungen, welche aus der isomorphen Mischung von Metal-
len hervorgehen. Hierher gehört zuvörderst das Anti-
monsilber^ dessen ältere Analysen auf verschiedene
Mischungen, Ag*Sb und Ag^Sb, hindeuten. Durch Zusam-
menschmelzen von Antimon und Zink erhält man in
krystallisirter Form theils Zn2Sb, theils Zn^Sb, welche
offenbar dem Antimonsilber isomorph sind***).
Eine Wismuthlegirung, nahe= CuNi^Bi^, deren
spec. Gew. = 9,46 zeigt, wie Miller fandf), dieselben
Rhombenoctaeder wie Zn^Sb. Vielleicht stimmt auch
g^^ ' die Form des Arsenikeisens damit überein.
Hier finden wir also einerseits Antimon (Arsenik)
und Wismuth, andererseits Silber, Zink, Nickel und Kupfer
(Eisen) in zweigliedriger Form.
Ist das Spiegeleisen zweigliedrig, so gehört es zu
fef; diesen isomorphen Mischungen, und die Formverschieden-
E;f«v heit des. weissen und grauen Roheisens ist Folge der
Heteromorphie ihrer isomorphen Constituenten.
*) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 115. S. 233.
^^^.. **) Zeitschrift d. d. geol. Gesellsch. Bd. 6. S.243.
Iß ***) S. Cooke in Poggend. Ann. B.96. S.584.
'^'■^^'- t Phil. Mag. 1856. Juli.
211
II« Maturgresclilclite und Pharma-
kog^nosie«
Ueber die Stammpflanze des Enphorbinm.
Das Euphorbium war schon gegen den Anfang unse-
rer Zeitrechnung den Naturforchern und Aerzten bekannt.
Nach Dioskorides stammt es von einem in Libyen
einheimischen BaumC; von der Tracht einer Ferula, der
auf dem Berge Tmolus in Mauritanien gefunden werde
und dessen Entdeckung zur Zeit des Königs Juba von
Numidien gemacht sei. Plinius nennt die Stammpflanze
ein Kraut; welches jenseit der Säulen des Herkules auf
dem Atlasgebirge zu Hause sei^ dem Acanthua ähnliche
Blätter habe und den Namen von dem EuphorbioS; Arzt
des Königs Juba^ trage.
Leo AfricanuB beschrieb in der Mitte des 16ten
Jahrhunderts die Stammpflanze ziemlich kenntlich als
eine Euphorbia, die Dodoens später zuerst abbildete^
sie ist Linn6'sj&/pÄorWao/y?cinan«?n. Dodoens berich-
tigte zugleich auch einen Fehler 'in den Ausgaben des
DioskorideS; denn da weder in Libyen noch in* Mau-
ritanien von den Geographen ein Berg Tmolus genannt
werde, dieser vielmehr in Lydien, also in Kleinasien, vor-
komme, so sei in den Exemplaren des Dioskorides
für Atlas irrthümlich Tmolus untergeschoben. Auch Ru y s ch
und Kiggelaer geben in Commelin's Hort, Amst, an,
dass sie mehr als einmal an dieser aus den Wüsten
Afrika's übersendeten Pflanze Gummistücke gefonden
hätten, und L in n^ nahm in seiner Mirena medica{ll^^)
diese als Stammpflanze an.
14*
212 Ueher die Stammpflanye des Euphorbium,
Später (1762) änderte L in n 6 seine Ansicht und
schrieb der in Ostindien einheimischen Euphorbia anU-
quorum und ihrer Var. ß. {Euphxyrbia trigona Hatvorth)
nach dem Zeugnisse der beiden Commeiyne die Dro-
gue zu.
Einige Jahre später (1768) kam nach einer Angabe
in der 8ten Auflage von Miller 's Gardiners Diction.,
wonach das Euphorbium von den Kanarischen Inseln
nach England eingeführt werde, noch Euphorbia Canari-
ensis L, als Stammpflanze in Betracht. Zuletzt führte
noch Pereira in seiner Materia medica Euphorbia tetra-
gona Haw, als muthmassliche Stammpflanze auf.
Dies sind also die Quellen für die bisher angenom-
mene Abstammung des Euphorbium, die nun zunächst
zu prüfen sein werden. Wie wir oben gesehen haben,
so wurde schon zu den Zeiten des Dioskorides und
Plinius das Euphorbium eben dort gesammelt, woher wir
es auch heute noch erhalten, nämlich in den Bergen des
Atlas. Es fallen daher ohne Weiteres die in Ostindien
einheimischen Euph. arUiquorum L. und E, trigona Haui,
als Stammpflanzen, die überdem kein anderes Zeugniss
für sich haben als die Angaben des Commeiyne, dass
ihre Blüthen und Früchte denen der Drogue ähnlich sind,
was gar nichts sagen will.
Euphorbia tetragona, welche am Cap einheimisch
ist, woher kein Euphorbium kommt, möchte wohl nach
der Beschreibung verglichen mit den in der Drogue vorkom-
menden Fragmenten der Stammpflanze ziemlich nahe
stehen, ist dennoch aber, wie weiter unten gezeigt ivird,
speciell verschieden.
Mehr für sich bat die Annahme der Euphorda offir
dnarum L. als Stammpflanze, da sie in der nördlichen
Hälfte des tropischen Afrikas einheimisch ist und viel-
leicht auch noch 7 — 8 ^ nördlicher bis Marokko geht;
dazu kommt, dass sie von Buysch, Kiggelaer, Do-
doens, Linn^, Murray u. a. m. liir die Stammpflanze
erkärt wurde. Allein nie findet man in der Drogue die
lieber die Stammpflan£e des Euphorbium. 213
Aeste dieser Art, die sich durch ihre grössere Anzahl
von Kanten leicht erkennen liesse; so dass ihre Annahme
unstatthaft ist.
Wa3 die Euphorbia Canarieuma L. anbelangt; so
lässt sich nicht leugnen^ dass die in der. naturellen Dro-
gue vorkommenden Aeste, Blüthenstände und Früchte die
grösste Aehnlichkeit mit den entsprechenden Theilen der
Euph. Canariensis zeigen und es wäre sehr wohl möglich
dass, wenn auch von ihr auf den Kanarischen Inseln
kein Euphorbium gesammelt werde, sie auf dem benach-
barten gebirgigen Festlande vorkomme und somit den-
noch die Drogue liefern könne. Hier kopnte natürlich
nur eine subtile Vergleichung beider Pflanzen die Ent-
scheidung geben. Der freundlichen Mittheilung des
Herrn Prof. H. Schacht in Bonn verdanke ich seine
auf den Känarien von Euph, Canariensis aufgenommenen
Abbildungen und habe mich durch diese überzeugt, dass
beide Pflanzen sich zwar sehr nahe stehen, dennoch aber
verschieden sind. Da die eigentliche Stammpflanze noch
nicht beschrieben ist, die in der Drogue vorkommenden
Fragmente hinreichen, um sie zu charakterisiren, so habe
ich sie in meiner Darstellung der oflF. Gew. als Euphor-
bia resinifera aufgestellt und abbilden lassen. Sie ge-
hört zu den strauchigöli, blattlosen, mit kurz-stachlichten
Blattpolstem versehenen Arten, hat schlanke, 4seitige
Aeste; ziemlich ebene Flächen; ziemlich langgestielte,
gabeltheilige, 3-, seltener 6 — 7-köpfige Trugdolden;
becherförmige Kelchkätzchen mit abstehenden, breit keil-
förmigen, gelben äusseren Zipfeln oder Drüsen; lang ge-
stielte, von einem kleinen, 3eckigen Perigon unterstützte,
niedergedrückte^ tief dreiknöpfige Kapseln und rundliche,
mit äusserst kleinen Schüppchen besezte Samen, ohne
Schwiele. Es unterscheiden sich Euph, Canariensis:
durch fast 3mal dickere blühbare Aeste; mehr erhabene
Blattpolster;, sitzende oder kurzgestielte, zu 1 — 3 vor-
handene Kelchkätzchen; quer- oder schmallängliche, rothe
äussere Zipfel oder Drüsen; Euph. tetragona: durch fast
[..' •. .
214 Botanische Aphorismen,
sitzende, Bköpfige, zahlreiche, mit viel kleineren Kehl-
kätzchen versehene Trugdolden und kleinere Kapseln;
Euph, antiquorum und trigona: durch Sseitige, mit aus-
geschweift-gezähnten; flach zusammengedrückten Kanten
versehene Aeste; Euph. officinarum: durch 9 — IBkan*
tige, mit stumpfen Furchen versehene Aeste.
Berlin, den 1. August 1863. 0. Berg.
Botanisclie Aphorismen von Dr. L
Die früheren (vorweltUchen) ISntstehungs - Perioden
der Erde liefern uns nach den, noch vorhandenen und
erforschten üeberresten, aus den verschiedenen Tiefen,
der Gesteinformationen der Erdrinde den Beweis, dass
die vorweltlichen Pflanzengebilde in Familien und Ellassen,
den jetzt noch auf der Erde wachsenden Pflanzenformen
ähnlich waren oder doch diesen Formen entsprochen
haben ; aber die Sippen und Arten der früheren Perioden
(mit Ausnahme der Neuesten), scheinen in der Jetztzeit
nicht mehr vorhanden zu sein. Die Erklärung dafür
liegt wohl darin, dass in den früheren Epochen der Erd-
bildung, auch grosse Einförmigkeit in der Vegetation
statt gefunden hat und da die Erhebungen nur nach und
nach erfolgten, so konnten die damaligen Pflanzengebilde
auch nur auf sehr beschränktem Baume, inselartig auf-
treten und wir sehen auch heute noch, dass die Vege-
tation der Inseln meistens einförmiger ist, als die auf
ausgedehnten Continenten.
Es ist mit den Pflanzen, wie mit den ur weltlichen
Thierorganismen, je älter die Perioden ihrer Entstehung,
desto mehr entfernen sich auch die Pflanzengebilde von
den noch jetzt vorhandenen Pflanzen-Typen und je näher
diese der Jetztzeit rückt, desto ähnlicher werden sie den
jetzigen Arten und Pflanzenformen. Bekanntlich gehören
die Gewächse der älteren Zeitperioden zum grössten
Theile den baumartigen Gefäss-Krjptogamen, den Lyco-
Botanische Aphorismen. 215
podiaceeo; Schachfelbalmeni Laubfarnen etc. an und dann
waren es Palmen- und Nadelhobswälder. Diese Urwal-
düngen sind in unsem Steinkohlenlagern; als unter sehr
hohem Drucke allmäJig verkohlten Besten erkannt worden
und die zarteren Gewächsformen dieser Perioden sind
in Abdrücken der die Steinkohlenflotze begleitenden Koh-
len- oder Thonschieferschichten etc. nachgewiesen worden.
Diese vegetabilischen Petrefacten haben die meiste
Aehnlichkeit mit den noch vorhandenen Pflanzeoformen
der südlichen Erdzonen und man hat daraus geschlossen,
dass die Temperatur zu jener Zeit eine höhere und auf
dem ganzen Universum eine gleichförmigere gewesen
sein müsse.
Die Braunkohlen, welche einer späteren Zeit ange-
hören als die Steinkohlen, scheinen wie diese^ aber unter
vermindertem Drucke in die verkohlte Masse^ (besonders
in den älteren Braunkohlenlagen) übergegangen zu sein,
aber die Wälder dieser Perioden bestanden aus anderen
Nadelholzarten und in den jüngeren Schichten der Braun-
kohlenformation, besonders in den Lettenablagerungen
finden sich auch schon Reste von Laubholzstämmen, die
Verwandten dieser Baum- und Pflanzenreste gehören
dem wärmeren wie auch unserem Klima an.
Die Vegetation der früheren Zeitperioden ist, je
näher sie unserer Zeit angehört) artenreicher und man-
nigfaltiger geworden und haben dann auch immer mehr
Aehnlichkeit mit den jetzt noch vorhandenen Pflanzen-
gebilden«
Die Beobachtung, dass die Vegetation in den heissen
Zonen von dem Fusse der hohen Gebirge bis zu dem
Gipfel, auf dieselbe Weise abändert, wie vom Aequator
gegen die Pole hin, beweiset, dass das Pflanzenwachsthum
und Leben im Wesentlichen von der Temperatur abhängig
ist und die Erfahrung lehrt uns, dass, je minder die
Temperatur, desto niederer und einförmiger erscheint die
Vegetation und je höher sich diese steigert, desto gross-
artiger und formenreicher entwickelt sich das Pflanzenlebe^.
f^i
216 Botanische Aphorismen*
Man hat gefunden^ wenn auch die Wärme in Tagen
und Jahreszeiten ungleich vertheilt ist^ dass der Ort
durchschnittlich jedes Jahr doch die gleiche Mitteltempe*
ratur hat und dass diese^ von mehreren Jahren zusammen-
gestellt; immer nur unbedeutend differire. Die Abnahme
der Wärme von dem Äequator gegen die Pole findet
mit zunehmendem Breitegrade nicht immer gleichmässig
statt; denn dieses hängt von den mitbestimmenden Fac-
toren des Klimas ab; z. B. die Mehresnähe/ die Beschaf-
fenheit' der Oberfläche bewirken, dass oft Orte unter
gleichem Breitegrade doch verschiedene Mitteltemperatur
haben können.
Alex. V. Humboldt verband die Orte von gleicher
Mitteltemperatur rings uin die Erde durch Linien; man
erhält für diese Temperaturen krumme Linien, welche
die Breitegrade schneidend, bald nördlich und bald süd-
lich abweichen und nannte sie Isothennen. Die Linien,
■
welche Orte mit gleicher Sommerwärme verbinden,
heissen Isotheren und die Linien, welche die Orte
gleicher Winterteraperatur verbinden, Isochimenen.
Jede Pflanze hat demnach ihre Verbreitun^ssphäre
auf der Erde, welche hauptsächlich durch ihre Nord-
und Südgrenze, dann aber auch durch ihre Ost- und
Westgrenze bestimmt wird, mit Ausnahme nur weniger
Gewächse^ die auf der ganzen Erde vorkommen und sich
auch meistens mit und durch den Menschen verbreiten!
Analog hiei*mit hat man die Oberfläche der Erde auch
in botanischer Hinsicht von den Polen gegen den Äequa-
tor nach mit bestimmendem Breitegrade und Temperatur
in einander allmälig übergehende Zonen (Pflanzen-
regionen, Pflanzengürtel) eingetheilt; da aber das Klima
eines speciellen Landes durch örtliche Ursachen manchen
Schwankungen unterworfen ist, so haben auch diese
Pflanzenregionen nicht immer scharf begrenzt werden
können; indem sie vielfach variirend dem Beobachter
oft nur undeutliche Anhaltepuncte ihres wirklichen Vor-
handenseins geben.
Botanische Aphorismen, 217
1. P o larzon 6 unter dem 90sten bis 728ten Breitegrade;
nur einige Punete im höchsten Norden mit einem Som-
mer von wenigen Wochen und einer jährlichen Mittel-
temperatur von circa — 15,0 <> R. Das vegetabilische
Leben ist, wo oft nur die Schneealge wächst^ sehr arm;
indem die Hauptvegetation aus Flechten und Moosen besteht,
denen sich einige niedere Hochalpengewächse und zwerg-
artige Weidenstämmchen anschliessen.
2. Arktische Zone unter 72 0 bis 66 0 nördlicher
Breite, vorzugsweise Lappland und Nord- Sibirien mit
einer jährlichen Mitteltemperatur von circa -f- 1,4 o ß.
In dieser Region gedeihet noch kein hochstämmiger
Baum, mit Flechten und Moosen wachsen hier schon meh-
rere Alpenpflanzen^ niederes Gesträuche mit zwergartigen
Weiden und Birken etc.
3. Subarktische Zone unter 66 o bis 580 nörd-
licher Breite mit einer Mitteltemperatur von -|- 4,0 ^ R. ;
sie erstreckt sich von Scandinavien bis zur Nordgrenze
des Weizenbaues in Russland und Asien. Dieses ist die
eigentliche Region der Nadelholzbäume; indem die Niede-
rungen von Kiefer-, Fichten- und Lärchen- Waldungen
weithin eingenommen sind, zwischen denen an feuchten
Stellen niederes Laubholz, Weidenarten, Birken, Erlen etc.
gemischt vorkommen. Weiden und Torfmoore meist mit
Binsen und Rietgräsem, dann mit beerentragendem Ge-
sträuche Wachholder, Brombeere, Heidelbeere, Stachel-
beer-Arten bewachsen, ziehen sich w^ite Strecken hin,
indem sattgrüne Wiesen noch selten sind. Diese Region
wird auch schon von einer mannigfaltigen Flor von
vielen bunten . Blumen geschmückt.
4. Kältere — gemässigte Zone, unter dem
58 0 bis 45 ^ Breitegrade mit einer jährlichen Mitteltem-
. peratur von circa -|- 5 <> bis -j- 10 0 R. Hauptsächlich
die Länder der Nord- und Ostsee bis zum adriatischen
Meere, die Schweiz, Norditalien, Ungarn etc. Diese Re-
gion zeichnet sich besonders- durch hochstämmige Laub*
holzwäldungen, theilweise unterbrochen von Nadelholz-
W
t?>.;
«.
s5n'-
. ■ .
4
1'
w
•,
N-
^ V
E* '"•'
*1 •• .
u
'f .-
fl^./-^
218
Botanische Aphorismen.
Wäldern aus. Weit hinziehende grüne Wiesenteppiche
sind mit einer sehr reichen Blumenflor; aas fast den
meisten Familien des Gewächsreiches geschmückt; Hei-
den und Moore sind mit Heidekraut; Ginster, Wach-
holder und vielem anderen Gesträuche bedeckt und mit
der Waldrebe; dem Epheu etc. treten die ersten strauch-
artigen Schlingpflanzen auf. Mehr von der nördlichen
Grenze zieht die deutsche Eiche und die schöne Buche
gesellig wachsend in grossen Waldungen mit Nadelholz-
beständen hin ; mehr im Osten der Regicm tragen Linden;
Ulmeu; Birken mit Pappeln; Erlen etc. zur Waldbildung bei,
und im Süden erscheint schon die zahme Kastanie als
Waldbaum.
5. Wärmere-— gem äs sigteZonC; unter dem 45st6n
bis 34sten Breitegrade mit einer Mitteltemperatur von
circa -{- 9,7 0 E. bis -|- 13,7 0 R. In Europa sind es
die Länder des MittelmeereS; besonders die Länder
des adriatischen Meeres. Die Begion charakterisirt sich
auffallend; dass die sommergrünen Laubholzbäume durch
immergrüne (wintergrüne) Laubhölzer meistens ersetzt
werden; um welche sich die Weinrebe schlingt, die im
Osten dieser Zone heimisch ist. Zusammenhängende
Hochwälder; gesellig wachende Baumarten, wie in voriger
Zone fehlen hier ganz, indem sich meistens nur 4 bis 8'
hohe, baumartige Sträucher waldähnlich ausdehnen,
Heiden und Moore sind mehr mit Moosen verschiedener
Arten, und krautartigen Pflanzen^ als mit Gesträuchen
bewachsen.
Es finden sich hier Bestände von immergrünen
Eichenarten und Lorbeerbäumen, dann erscheinen Laurus
TinuSy Götterbäume {Arhutus Unedo), Granaten, Myrthen,
Pistacien, Cistrosenarten, lippenblüthige, nelkenblütige
und schmetterlingsblütige Pflanzen oft strauchartig. Cul-
tivirt werden der Oelbaum, die Feige, die Orange, die
Citrone, der Reis; im Freien angepflanzt sieht man die
Agave und hin und wieder die Zwergpalme und die
Dattelpalme und die ganze Vegetation tritt schon im
Botanische Aphorismen. 219
ersten Frühlinge mit fremdartigen Formen, mit Nar-
cissen, Hyaojnthen etc. auf.
6. Subtropist^heZone, sie erstrec)s:t sich vom 348ten
bis zum 23sten Breitegrade, oder bis zum Wendekreise
mit einer jährlichen Mitteltemperatur y(m circa -f- 13,4 <) B.
bis -f- 13>^ ^ K- 1^61* Hauptcharakter dieser Zone ist die
immmergi^ne Vegetation der Myrthen- und Lorbeerarten,
welche sich baumartig erheben; dann das erste wilde
Auftreten der Palmen, besonders der Dattelpalme und
das Erscheinen der Drachenbäume und vieler anderen
baumartigen Liliengewächse. In Arabien und Persien
sind unter, andern vorzugsweise vertreten die Familie
der Mimosen (Sinnpflanzen), in China: Camelien und
Theesträucher, auf dem Austral-Gontinente: baumartige
Myrthen, Casuarinen und Mimosen etc. Die eigenthüm-
lichste Vegetation dieser Zone erzeugt das Capland auf
der Südpitze von Afrika in den verschiedenartigsten
Pflanzenformen aus. der Familie der Ericaceen (Heidenge-
wächse), der parasitischen Orchideen undderProteaceenetc.
7. Tropische Zone, sie geht von den Wende-
kreisen' unter dem 23sten bis zu dem löten Breite-
grade^ innerhalb der beiden Wendekreise und hat
eine mittlere Temperatur von circa -|- 18,4 o R. bis -|-
22 B. Diese Zone zeichnet sich von der folgenden durch
geringere Wärmegrade und grössere Mannigfaltigkeit der
Pflanzenarten und Vegetationsformen aus. Sie charakteri-
sirt sich sehr auffallend durch zahlreiche Palmenarten,
baumartige Farne, Brodfruchtbäume, Cactusarteil, ver-
schiedenartige Feigengewächse und besonders durch die
Mangle- oder Leuchterbäume- Wälder (Rhizophora-Arten)
an den Küsten und auf den Alluvionen der Fluss-Delta's.
8. Heisse Zone, (Aequatorial-Zone) vom 15ten
Breitegrade bis zu 0^; mit einer jährlichen Mitteltempe-
ratur von circa + 21,8 o R. bis + 24,5 0 R. Es ist
dieses die Region der Bananen- Arten (Musa), der Palmen-,
der Bambus- und Mangle -Wälder mit baumartigen Nessel-
gewächsen und Malvaceen etc. Der Aequatorialzone
t .
220 Botanische Aphorismen.
gehören noch viele andere kleinere Pflanzenfamilien wie
die Sapotaceen; Melastomeen, Sapindaceen^ Büttneriaeeen
und parasitischen- Orchideen etc. an.
Wachsthum und Leben der Pflanze.
Das Wachsthum und lebensfrische Gedeihen der
Pflanze ist nach ihrem allgemeinen Charakter abhängig
von der Gestalt der Oberfläche, worauf sie wächst und
von den klimatischen Verhältnissen, die sie umgeben,
üebersieht man aber die verschiedenartigen Einflüsse
auf das vegetabilische Leben von dem Standpuncte unse-
rer physiologischen Kenntnisse, so nimmt man bald wahr,
dass wir bis jetzt nur erst einen geringen Theil derje-
«igen physikalischen Kräfte erkannt haben, welche un-
streitig dabei thätig sind; vorzugsweise Elektricität,
Licht und Luftdruck. Die beiden ersteren wirken be-
kanntlich bei jedem chemischen Processe ein und der
Luftdruck ist von entschiedener Bedeutung in allen Vor-
gängen zwischen Gasarten und Dünsten; da nun das
Pflanzen wachsthum und Leben von der Keimung des
Samens in seinen verschiedenen Vegetations-Sta'dien in
einem fortwährenden Kreislaufe von chemischen Verbin-
dungen und Trennungen, in Aufnahme und Ausschei-
dungen von Gasen und Dünsten besteht, so muss dasselbe
folgerichtig von obigen Einflüssen sehr afßcirt werden;
aber über das Wie und in welcher Ausdehnung diese
Agentien auf das Leben der Pflanzen einwirken, wie
über die, uns noch bis jetzt nicht erklärlichen Verhält-
nisse in Verbreitung und Vertheilung der Pflanzen, wer-
den wir vielleicht später, wenn die Wissenschaft tiefer-
gehende Erfahrungen in Erkenntniss dieser Naturkräfte ge-
macht haben wird, eine weitere Erklärung finden können.
Die Nahrung der Pflanze besteht theils aus Wasser
und der darin gelösten Bestandtheile, theils aus den
Dünsten und Gasarten der atmosphärischen Umgebung,
demnach ist das erklärliche Leben der Pflanze im Wesent-
lichen Bildung des organischen Stoffes aus unorganischen
Botanische Aphorismen, 221
Verbindungen; indem dieselbe durch ihre Wurzel die
Stoffe, welche sie zu ihrem Wachsthume braucht^ aus
dem Boden zieht und dieselben in dem sie umgebenden
atmosphärischen Dunstkreise fiüdet und nachdiem dieZer-
sersetzung (Stoffwechsel) der aufgenommenen Stoffe statt
gefunden hat, das, was sie nicht zum Wachsthume noth-
wendig in umgeseteter Form durch die daau geeigneten
Organe wieder abgiebt. Die Pflanze wird dadurch im
weiteren Sinne. auch abhängig von der geognostischen
Beschaffenheit des Bodens, von einer gewissen Tempe-
ratur und von Wasser, ohne welches überhaupt keine
Vegetation denkbar ist. So wachsen z. B. die Alpen-
pflanzen unter physikalischen Eigenthümlichkeiten, die
in den Niederungen nicht vorhanden sind, nämlich unter
vermindertem Luftdrucke, bedingt durch eine gewisse
Höhe über dem Meere und geringere Regenmenge, weil
die schweren Regenwolken sich in den dünperen Luft-
schichten nicht halten können und immer tiefer herab-
sinken müssen. Durch den verminderten Luftdruck
ist auf den Hochalpen mehr Trockenheit herrschend;
es entsteht dadurch eine bedeutendere Verdunstung
der Pflanzengewebe, wodurch eine vermehrte Ver-
dichtung der Säfte und macht so die Pflanzen* gegen
das Sonnenlicht und Wärme empfanglicher und wirkt in
dessen Folgen so eigenthümlich auf das Wachsthum
der Alpenflanzen ein, dass sie in Qestalt und Form
meistens sehr verändert erscheinen von den Pflanzen der
Niederungen und des Flachlandes.
Die Alpengewächse sind nämlich zum grösseren
Theile niedere oder niedergestreckte, fast durchgehends
mit unterirdischem Stengel perennirende Pflanzen mit
verhältnissmässig grösseren Blumen, welche sich meistens
durch intensivere Farben auszeichnen, sie überziehen
meist polsterartig ganze Felsenstrecken wie z. B. die
Saxifraga-, Sitene-Arten^ Moehringia^ Cherleriay Azalea etc.
oder kriechen oft an dem Gesteine hin.
Durch diese eigenthümlichen klimatischen Verhält-
1
i
■ <K ST ■^ST"»'* '^
••i'- ■-
f Ai r-v .
^1^
v»
5;^. ■
222 Botanische Aphorismen,
nisse der Alpen und die veränderten Einflüsse^ welche
dort auf die Vegetation influiren, erscheint es aucb
naturgemäss; dass Pflanzen, welche unter ganz entgegen*
gesetzten Verhältnissen gewachsen sind^ sich nicht dauernd
p;>/^ in niederen Gegenden Wohlbefinden können, obschon
auch Pflanzen der Alpen, welche zufällig mit Flüssen in
die Thäler herabkommen unter ihnen günstigen Local-
Verhältnissen vegetiren oder durch Kunst erhalten werden,
aber auch oft an dem ungewohnten Standorte nach und
nach ihre Alpennatur abstreifen.
Feuchtigkeit und Wärme, die wesentlichsten Vege-
p;^ tations- Bedingungen sind aber nicht in gleichetn Maasse
auf der Oberfläche der Erde verbreitet, indem mit Ab-
nahme oder Zunahme der Breitegrade die Temperatur
gesteigert oder vermindert wird, welches in einem Conti-
nentalklima, mit Ausschluss der Alpen, weiaiger hervor-
tritt, als in einem Seeklima. In Gegenden mit abweichen-
dem Breitegrade, welche mehr nach. Süden oder mehr
nach Norden rücken, müssen demnach auch andere Vege-
tationsverhältnisse statt finden, verschiedenartigere Pflan-
zen auftreten, weil wohl fast jede Pflanze ein anderes
Maass an Wärme von bestimmter Stärke und Dauer er-
fordert, um entstehen und leben zu können; aber die
jährliche Mitteltemperatur ist dazu nicht allein maass-
%^" gebend, sondern vorzugsweise die Extreme der Wärme
der einzelnen Monate und Jahreszeiten. Jede Pflanze
hat auch deswegen auf der Erde eine bestimmte Grenze,
wo sie ursprünglich wild wächst und diese bestimmt den
Bezirk ihrer geographischen Verbreitung mit Ausnahme
derjenigen Pflanzen, welche fast überall wachsen, wie
Alsine media, Senecio vulgaris etc. und in allen Klimaten
zu finden sind.
0.
,*».■ » -y
^^:/ Das Erscheinen von Pflanzenarten ist nicht aus-
schliesslich von klimatischen Beziehungen abhängig, son-
dern auch von der Beschaffenheit der Oberfläche und
von manchen besondem Oertlichkeitsverhältnissen, welche
1»^/;: unstreitig mehr oder minder Einfluss darauf haben ;
.>'■■■ ■•
■\'.y
m-
Botanische Aphorismen. 2£3
weshalb oiPt ganze Pflanzengruppen fast ausschliesslich
auf gewisse Landstrecken beschränkt sind und in anderen
Landstrichen mit gleichen klimatischen Verhältnissen
diese Pflanzen nicht vorkommen. Wir sehen auch oft
Pflanzen im Bereiche ihres Verbreitungsbezirkes imter
allen Umstanden häufig auftreten^ wie besonders die
Gräser, während andere wieder auf beschränktem oft
sehr beschränktem Baume wachsen und dieses hängt
auch TOn der Individualität der Pflanze ab, ob sie nur
vereinzelt oder in Masse vorkommen.
Wanderung und Verbreitung der Pflanzen.
Die Pflanzen sind belebte Wesen ohne wirkliche
Empfindung und freie, selbstständige Bewegung, denn
jede Pflanze ist an den Boden gebunden, worin sie ihre
Wurzel schlägt und schon in den ältesten Sprachen, wie
der Sanskritsprache wird der Baum nAga*^ im Gegensatze
zu den Fortbewegungen der Thiere der „Ungehende^
genannt. Fassen wir aber die Pflanze und ihr Leben
im Ganzen nach Gattungen und Arten auf, so findet
man, dass die Pflanzennatur auch noch eine andere Seite
hat^ nämlich das Streben nach Fortbewegung und
Ortsveränderung.
Das Gesetz der Pflanzenwanderung ist in. der Natur
derselben begründet und durch die pflanzengeographischen
Forschungen auch auf das Bestimmteste nachgewiesen;
nur mnss man die, von der Natur bedingte (abhängige)
Wanderung von der unbedingten (zufalligen) unterschei-
den. Alle Pflanzen, welche an ihrem Entstehüngsorte
keimfähigen Samen hervorbringen, sind meistens schon
von der Natur angewiesen, den reifen Samen in ihre
nächsten Umgebungen auszustreuen, hierdurch wird sich
der Keimling von der Stammpflanze entfernen und die
später folgenden SprÖsslinge können mit der Zeit dem
Baume nach eine weite Strecke von der ursprünglichen
Pflanze entfernt werden. Eine andere Art der Orts-
veränderung) nicht so auffallend wie bei dem Ausstreuen
224 Botanische Aphorismen,
des Samens, hat die Natur bei den Pflanzen, wo meistens
keine Selbstvermehrung durch die Samen statt findet,
z.B. bei den Zwiebeln- und Knollengewächsen, durch die
Zwiebel- und Enollenbildung gesorgt; bekanntlich tragen
diese Pflanzenarten zwei Zwiebel- oder Wurzelknollen,
von welchen jedes Jahr die eine Zwiebel oder der eine
Ejiollen abstirbt und es ist nun naturgemäss, dass es
von der Lage des keim&higen Knollen abhängig bleibt,
wo im folgenden Jahre die neue Pflanze ihren Aufgehe-
punct hat. Durch diese sich jährlich erneuernde Zwiebel-
und Knollenbildung muss mit der Zeit die Pflanze immer
mehr von dem früheren Standorte der Urpflanze entfernt
werden, was man leicht bei unseren Cultuipflanzen in
den Gärten z. B. CrocuSf Ttdipa^ Scilla^ Galanthus etc.
beobachten kann.
Da aber dieses Fortschreiten der Pflanzen immer
nur noch langsam erfolgt, so bietet die Natur, ohne dass
der Mensch dabei thätig wäre, noch mancherlei Mittel zu
grossartigeren und rascheren Verbreitungsarten ; in der Be-
wegung der Luft, welche der immerwährende Träger
der dazu geeigneten Samen, besonders Compositen, Vale-
rianeen etc. ist, wodurch diesen Gewächsen ein unbe-
grenztes Gebiet offen steht. Dann die Strömungen und
Bewegungen des Wassers in Bächen, Flüssen und Meeren
bringen nicht allein Samen und Früchte, sondern auch
oft ganze Pflanzen von ihrem Entstehungsorte nach ganz
fremden Gegenden.
Dem aufmerksamen Beobachter wird es^ nicht ent-
gehen, wenn er an dem Ufer eines Flusses hinwandert^
dass er oft eine und dieselbe oder auch wohl einige
Pflanzen, wenn auch zuletzt nur sporadisch von der
Quelle bis zur Mündung verfolgen kann. Alpen und
Gebirgswasser bringen die Pflanzen der Höhen oft weit
in die Niederungen und tief in das Flachland herab,
und die Strömungen der Meere vermitteln das Erscheinen
mancher Gewächse von Insel zu Insel und vonContinent
zu Continent.
Botanische Aphorismen. 225
In noch grösserem Maassstabe wird die Pflanzenver-
breitung durch das Thierleben befördert, besonders Vögel
und Säugethiere verschleppen auf die verschiedenartigste
Weise Samen, theils instinctmässig als Nahrungsmittel,
theils zufällig Samen in ihrem Gefieder oder hackige
Früchte und Samen in ihrer Wolle und tragen dadurch
einzelne Pflanzen in die entlegendsten Gegenden.
Wenn solche verschiedene Verbreitungsarten der
Gewächse in vielen Jahren eine merkliche Umgestaltung
in dem Vegetationscharakter einer Gegend hervorbringen
können; so wird im Allgemeinen doch der ursprüngliche
Vegetationstypus immer noch ein bleibender sein —
denn die fremden Eindringlinge, welche meistens nur
sporadisch auftreten, wohl zuweilen auch massenhaft
erscheinen können, werden doch nur so lange ihr Da-
sein fristen, als die Lebensbedingungen für sie aus-
reichen; denn bei ungünstigen Verhältnissen, seien es
Bodenveränderungen, Meereshöhe, Temperaturwechsel oder
verminderte Feuchtigkeit, welche störend in das Wachs-
thum der eingewanderten Pflanzen eingreifen, werden
diese entweder nach und nach, oder auch ebenso plötz-
lich wie sie oft erscheinen, wieder verschwinden. Der
Hauptfactor der Pflanzen Verbreitung (besonders jähriger
Pflanzen) wird immer der Mensch bleiben; da er durch
seine Culturen und Culturversuche wohl den bedeutend-
sten Einfluss auf den Vegetationscharakter einer Gegend
ausüben wird und die Pflanzen, welche bekanntlich den
Menschen und seinen Ansiedelungen folgen, werden von
ihm in die entferntesten Welttheile getragen.
Wenn nun die Aus- und Einwanderungen der Ge-
wächse aus den frühesten Zeiten in so bedeutender und
umgestaltender Weise, seit den ersten Culturversuchen
des Menschengeschlechtes statt gefunden haben, was wir
doch annehmen müssen, so ist es begreiflich, dass die
frühere Vegetation einen veränderten Charakter ange-
nommen hat, viele früher vorhandene Pflanzenarten ver-
schwunden sind, ohne dass wir dieselben gekannt haben,
Arch.d.Pharm.CLXVI.Bds.3.Hft. 15
^-
■:-r:!f
5>'"
226 Botanische Aphorismen.
wodurch es auch anmöglich wird^ die ursprüngliche Flor
eines Landes nach den jetzigen uns anschaulichen Vege-
tationsverhältnissen auch nur annähernd zu bestimmen
und können uns deswegen nur darauf beschränken^ die
in einem zusammenhängenden Florengebiet; nach ihren
gewöhnlichen Wohnorten, aligemein verbreiteten oder
auch zerstreut durch die ganze Gegend vorkommenden
Pflanzenarten (besonders ausdauernde), als die schon
früher heimische Vegetation anzusehen, ohne Büksicht dar-
auf, ob diese eingewandert sind oder nicht, wenn ihre
Einwanderung nicht so bestimmt ermittelt ist, wie die
von Oenothera Hennis^ Erigeron canadense und vieler
Aster -Arten etc.
Am auffallendsten treten diese fremden Einwande-
rungen in den näheren Umgebungen grösserer Städte
hervor, wo diese Eindringlinge zuweilen die ursprüng-
liche Physiognomie der Flora verwischen können; indem
fremde Pflanzen durch Einschleppung von Culturen oder
aus Gärten etc. die Gegend bevölkern und dadurch oft
viele früher einheimischen Pflanzen verdrängen.
Ein überraschendes Beispiel von Einschleppungen
fremder Pflanzen hat in neuerer Zeit Dr. A. Godron,
Rector der Akademie zu Montpellier, durch die Ver-
öffentlichung seiner Morula Juvenalis in campesiribus
Portus Juvenalis prope Montpellium etc. 1853 geliefert.
In dem Letzflusse bei Montpellier wird bekanntlich die
aus den entlegendsten Ländern dort eingeführte Schaf-
wolle gewaschen und an dem Ufer dieses Flusses ge-
trocknet; wodurch wohl schon seit vielen Jahren fremde
Samen jener Länder in der Schafwolle verschleppt und
auf dem Brachfelde, welches dem Botaniker als Port
Juvenal bekannt ist, abgesetzt dort gedeihlich vöge-
lt, tiren und sich fortpflanzen.
An dem Port Juvenal hat nun Dr. Godron an
380 fremde Einwanderer nachgewiesen und unter diesen
54: neue Pflanzen entdeckt, von welchen das Vaterland
noch nicht ermittelt war. Beiträge zu diesen einge-
**'*■>.'
z-/--
>..•
Botanische Aphorismen. 227
schleppten Pflanzen lieferten vorzugsweise die Inseln des
MittelmeereS; Italien, Sicilien, Spanien, Syrien^ Aegypten,
Kaukasus, Kleinasien, Algerien, Marokko ete. Diese
Zusammenstellung hat ein wesentliches Interesse für die
geographische Botanik, und giebt uns einen Beweis für
die Accomodatibnsfähigk^it gewisser Pflanzen entfernter
Himmelsstriche mit ganz verschiedenen klimatischen Ver-
hältnissen.
Das Nichtvorhandensein einer Pflanze in einer be-
stimmten Gegend ist demnach noch kein vollgültiger
Beweis, dass sie dort nicht wachsen und vegetireri könne,
und selbst der Norden hat in dieser Hinsicht keine
Bcharfbegrenzte Linien. Die Hauptsache des Vorkommens
einer Pflanze, welche in einer Gegend nicht einheimisch
• ist, wird wohl immer davon abhängen, ob die Verhält-
nisse von der Art sind, dass die Pflanze dorthin gelangen
konnte; ob das Klima dafür geeignet, hauptsächlich nicht
zu kalt ist; ob die orographisch-geognostischen Bodenbe-
schaffenheiten, wie die physikalischen Einwirkungen für
die Pflanze in richtigem Zusammenhange stehen und ob
das geeignete Maass von Feuchtigkeit und Beleuchtung
zum Wachsthume vorhanden ist.
. *
«
■'i
15
228
III« üoiiatslierlclit.
Chemische Analyse der Heilquelle und der Amaionen-
quelle des Kaiserbades zu Ofen in Ungarn.
Prof. Dr. J. Pohl hat im Sitzungsberichte der Aka-
demie der Wissenschaften zu Wien, Bd. 38. S. 497— 542,
Folgendes darüber veröffentlicht.
Die sämmtlichen Quellen des Kaiserbades entsprin-
gen am Fusse des als Ausläufer des Gaisberges anzu-
sehenden Josephsberges, dessen Gipfel 244,58 Meter über
dem Meeresniveau und 148,15 Meter über dem alten Ofe-
ner Donau- Pegel (Seehöhe 96,431 Meter) liegt. Eben-
daselbst befindet sich auch das Kaiserbad.
I. Die Heilquelle. Das Wasser dieser Quelle
erscheint sowohl im Bassin, als in einem weiten Glas-
gefasse vollkommen klar und farblos; es ist scheinbar in
beständigem Kochen begriffen, das aber bloss von dem
ungleichförmigen und stossweisen Wasserzuflusse herrührt.
Von der Oberfläche des Wassers entweichen zahlreiche
ziemlich grosse Glasblasen, welche aus einem Gemenge
von Kohlensäure mit sehr wenig Stickstoff und etwas
Schwefelwasserstoff bestehen. Das Wasser riecht ent-
schieden nach Schwefelwasserstoff, dessen Geruch auch
in der ganzen Halle verbreitet ist, an deren Boden sich
das Quellenbassin befindet, und beim Schütteln in halb-
gefüllten Flaschen tritt geringe Gasentwickelung ein. 20
Minuten lang in einem Glaskolben von 850 CG. Inhalt,
der mit einem Quetschhahn verschlossen war, gekocht,
verschwindet der Schwefelwasserstoffgeruch des Wassers
gänzlich. Das Wasser reagirt alkalisch und besitzt einen
etwas hepatischen, faden, erdigen Geschmack. Die Tem-
peratur der Quelle betrug am 29. August 1856 bei 23^,93
Lufttemperatur im Schatten, im Mittel aus vier Ablesun-
gen 59<^,87 für Wasser vom Boden des Bassins, hingegen
nur 59^ 35 an der Wasseroberfläche. Offenbar ist die
erstere Temperatur die richtigere. Diese Temperatur-
bestimmungen geschahen in der Weise, dass das Queck-
silberthermometer, dessen Gefass ein hohler Metallcylin-
der als Wasserreservoir umgab, auf den Boden des Bas-
sins zunächst der Stelle, an welcher die Hauptquelle era-
porbrodeln soll^ gebracht, dort 5 Minuten belassen, dann
Heilquelle u. Amazonenquelle des Kaiserbades zu Ofen, 229
möglichst rasch emporgezogen und an der Wasserober-
fläche abgelesen wurde.
Nach eben so sorgfaltigen Beobachtungen, die Pohl
am 22. September 1859 vornahm, war die Temperatur
der Atmosphäre 10^; die der Quelle hingegen am Boden
57<>,83. Da frühere, ja selbst spätere Temperaturbeob-
achtungen, als diese, nicht mit vollkommen berichtigten
Thermometern und mit theilweiser Ausserachtlassung der
eben erwähnten Vorsichten angestellt sind, so lässt sich
leider bis jetzt kein sicheres Urtheil über die etwaige
Unveränderlichkeit der Quellentemperatur im Laufe von
Jahren abgeben. Eine Abhängigkeit der Quellentempe-
ratur von der Atmosphäre deuten aber PohTs Beobach-
tungen auf das Bestimmteste an^ und die folgenden Daten
SchmidTs mögen zur weiteren Erhärtung dieser That-
sacjien dienen.
Seh midi fand nämlich die Temperatur der Heil-
quelle:
1857, November zu 560,88
1858, 22. März, nach Ablassen des Fischteiches, zu 58^,12
1858> 6. April zu 570,75
Am Boden des Quellenbassins bildet sich ein gerin^
ger etwas schmutzig-weisser, grobkörniger Absatz, dessen
Zusammensetzung später angeführt wird.
Nach wenig Tagen Aufbewahrung in wohlverstopften
Flaschen verschwindet der Schwefelwasserstoffgeruch voll
ständig und das Wasser wird geruchlos. Das spec. Ge-
wicht dieses Wassers (bei 150) wurde gefunden zu 1,001202
und 1,001185. ^ .
Zur Analyse, die hiemach folgt, wurde das Wasser
am 29. August 1856 der Quelle entnommen. Die Ana-
lyse gab:
1. Die kohlensauren Salze als einfach -kohlensaure
Verbindungen berechnet. — a) In wägbarer Menge vor-
handene Bestandtheile :
In 1000 Gewth. Im Pfunde
zn 7680 Gran
Schwefelsaures Natron 0,27344 Theile 2,10002 Gran
Chlornatrium. 0,25972 „ 1 ,99465 „
Kohlensaures Natron 0,13528 „ 1,03895 „
„ Lithion 0,01384 „ 0,10629 „
Kohlensaurer Kalk 0,28854 „ 2,21598 „
Kohlensaure Talkerde ......... 0,03360 „ 0,25805 „
Phosphorsaure Thonerde 0,00131 „ 0,01006 „
Kieselsaure Thonerde 0,00340 „ 0,02611 „
Kieselsäure 0,03155 „ 0,24230 „
Organische Substanzen 0,00402 „ 0,03087 »
Summe der festen Bestandtheile 1,04470 Theile 8,02328 Gran.
230 Heilquelle u. Amazonenqudle des Kaiserbades zu Ofen.
In 1000 Gewth. Im Pfunde
zu 7680 Gran
Kohlensäure, welche mit den koh>
lensauren Salzen zu Bicarbo-
naten verbunden ist 0,20893 Theile 1,60485 Gran
Wirklich freie Kohlensäure ... . 0,06156 „ 0,47270 „
Schwefelwasserstoflf 0,00023 „ 0,00177 „
Stickstoff ft00019 „ 0,00146 „
Summe aller wägbaren Bestand-
theile. . . ^ 1,33561 Theile 10,10406 Gran.
6) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
Schwefelnatrium deutliche Spur
Unterschwefligsaures Natron .... Spur
Schwefelsaures Kali deutliche Spur
Borsaures Natron deutliehe Spur
Kohlensaurer Baryt. Spur
Kohlensaures Manganoxydul Spur
„ Eisenoxydul deutliche Spur. •
2) Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet,
und zwar in wasserfreiem Zustande. — d) In wägbarer
Menge vorhandene Substanzen :
In 1000 Gewth. Im Pfunde
zu 7680 Gran
Schwefelsaures Natron 0,27344 Theile 2,10002 Gran
Chlornatrium.. 0,25972 „ 1,99465 „
Zweifach-kohlensaures Natron ... . 0,19156 „ 1,47118 „
„ „ Lithion.... 0,02208 „ 0,16957 „
Zweifach-kohlensaurer Kalk 0,41550 „ 3,19104 „
Zweifach-kohlensaure Talkerde... 0,05120 „ 0,39322 „
Phosphorsaure Thonerde '. .. 0,00131 „ 0,01006 ;
Kieselsaure Thonerde. 0,00340 „ 0,p2611 „
Kieselsäure 0,03155 „ 0,24230 „
Organische Substanzen .0,00402 „ 0,03087 „
Summe der nicht -flüchtigen
Bestandtheile . . . 1,25358 Theile 9,62902 Gran.
Wirklich freie Kohlensäure 0,06156 „ 0,47370 „
Schwefelwasserstoff .* 0,00023 „ 0,00177 „
Stickstoff 0,00019 „ 0,00146 „
Summe aller wägbaren Bestand-
theile 1,31561 Theile 10,10506 Gran.
6) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
Die in 1. 6) angeführten Verbindungen.
Auf Volumina berechnet, beträgt die Menge der im
|>: .. Wasser enthaltenen Gase für den Normal-Barometerstand
^: von 760 Millimeter:
Y. ' Die wirklich freie Kohlensäure:
fc Bei der Quellen- Bei 0»
;r temperatur 59,87^
fe; In 1000 Grm. Wasser 38,122 CG. 31,262 (^.^,
'^ 1 Pfund = 7680 Gran. ... . 2,031 C.Z. 1,710 C.Z.
\-
V
Heilquelle u. Amazonenquelle des Kaiserbades zu Ofen. 231
Die sogenannte freie Kohlensäure:
Bei der Quellen- Bei 0«
teraperatur 59,870
In 1000 Gm. Wasser 167,905 C.C. 137,725 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran. .... 9,185 C.Z. 7,536 C.Z.
Der Schwefelwasserstoff:
In 1000 Grm. Wasser 0,182 C. C. 0,150 C. C.
1 Pfund = 7680 Gran. 0,010 C.Z. 0,008 C.Z.
Der Stickstoff:
In 1000 Grm. Wasser 0,185 C. C. 0,151 C. G.
1 Pfund = 7680 Gran ..... 0,009 C.Z. 0,008 C.Z,
IL Die Amazonenquelle. Das Wasser dieser
durch den Zusammenfluss der sogenannten Gang- und
Bogenquelle entsjpringenden Quelle zeigt sich sowohl flies-
send als in einem grossen Glasgefässe vollkommen klar und
farblos; nach einstündigem Stehen erscheinen an den Glas-
wänden Gasblasen. Es riecht äusserst unbedeutend nach
Schwefelwasserstoff, und dieser Geruch tritt noch am deut-
lichsten hervor, wenn man das Wasser in einer verschlosse-
nen Flasche einige Male stark schüttelt. Nach längerem
Schuttein in einer halbgefüllten Flasche verschwindet
jedoch der Schwefelwasserstoffgeruch gänzlich.
Das Wasser der Amazonenquelle reagirt sehr schwach
alkalisch und besitzt einen faden, kaum merklich hepa-
tischen Geschmack. Die in gleicher Weise wie von
der Heilquelle am 29. August 1856 bestimmte Tempera-
tur der Quelle betrug im Mittel aus fünf fast überein-
stimmenden Versuchen 28^,20 bei 24^,14 Lufttemperatur.
Am 22. September 1859 fand Pohl hingegen dieselbe bei
16« Lufttemperatur = 300,60.
Alle früher schon bei dieser Quelle angestellten Tem-
peraturbeobachtungen sprechen dafür, dass die Tempera-
tur dieser Quelle von der Jahreszeit sehr abhängig ist.
Das spec. Gewicht fand Pohl ftir Wasser von 20« =
1,000798 und 1,000800. Das zur Analyse bestimmte
Wasser war am 29. August 1856 gesammelt. Zufolge
der Analyse enthält die Amazonenquelle:
1. Die kohlensauren Salze als einfach -kohlensaure
Verbindungen- berechnet. — ä) In wägbarer Menge vor-
handene Bestandtheile :
HeUqueUe u. Amazonenqueüe des Kaiaerbadee zu Ofen.
In 1000 Genth. loi Pfunde
Wasser zu T680 Gram
wefeUaurea Kali 0,00884 TheUe 0,06789 Gran
wefelaanre« Natron 0,12668 , 0,96445 „
„ Uthion 0,02566 , 0,19707 ,
orammonium 0,00143 „ 0,01098 „
orlitfcram 0,03844 , 0,29522 „
Drmagnimn 0,02204 „ 0,16927 „
.aphowaure Thonerde 0,00202 „ 0,01551 „
ileosawres EUenoiydnl 0,00037 , 0,00284 „
ilensaure Talkerde 0,11401 „ 0,87560 ,
ilensaurer Kalk 0,24893 „ 1,91178 „
BclBänre 0,01608 „ 0,12349 „
anieche Substanteii 0,06238 „ 0,47908 „
wne der festen Bestandtheile 0,66578 Theile 6^1318 Gran
ilensäure mit den kohleusau-
in Salzen zu Bicarbonaten
ärbunden 0,16939 „ 1,30092 «
-klicb freie KoblenBäoie . . . 0,17718 . 1,36134 ,
katoff ...■ 0.01439 „ 0,11051 „
ime aller nagbaren Beetand-
tbeile 1,02674 Theile 7,88695 Grau
b) In unwägbarer Menge vorhandeDe Bestandtbeile :
BoreaursB Nation deutliche Spur
SalpetersaureB Kali Spur
Koblenaauies Manganox;dul deutliche Spur
KoblensauTer Barrt dentliche Spur
Schwefetwaeserstoff Spnr.
2. Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet
zwar im waBserireien Zustande. — a) In wägbarer
;e vorhandene Substanzen:
In 1000 Gewth. Im Pfunde
Wasser EU 7680 Gran
wefeisaures Kaü O.0O884 Tbeile 0,06789 Gran
, Natron 0,12558 - 0,96445 -
„ LithiOD 0,09666 , 0,19707 „
Drammonium 0,00143 „ 0,01098 ,
orUthium 0,03844 „ 0,29522 „
ormagDinn) 0,02204 „ 0,16927 ;
■spboraaure Thonerde 0.00202 , 0,05161 „
lifach - kohlensaures Eiseu-
oiydnl 0,00051 , 0,00392 ,
lifacb-kohlensanreTalkerde. 0,17373 , 1,33125 ,
iifach-kohlenaaurer Kalk. . . . 0,85846 - 2,75297 -
Misäure 0,01608 , 0,12349 ,
aniscbe Substanzen 0,06236 „ 0,47908 ,
ime der gelösten festen Be-
standtheile 0,83617 Theüe 6,41410 Gran
ie KoblenÄure 0,17718 - . 1,31634 ,
ksloff 0,01439 , 0,11051 .
ime aller wägbaren Beatand-
theile 1,02674 Theile 7,88595 Graa.
Was Chemikern begegnen kann. 233
6) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile :
Dieselben wie in 1. 6)
Auf Volumina berechnet beträgt die Menge der im
Wasser enthaltenen Oase für den Normalbarometerstand
von 760 Millimeter:
Die wirklich freie Kohlensäure:
Bei der Quellen- Bei QO
temperatur 28^,2.
In 1000 Gnn. Wasser 99,772 C.C. 90,381 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran 5,458 C.Z. 4,944 C.Z.
Die sogenannte freie Kohlensäure:
In 1000 Grm. Wasser 193,964 C.C. 175,794 C.a
1 Pfund = 768a Gran 10,611 C.Z. 9,617 C.Z.
Der Stickstoff:
In 1000 Grm. Wasser 12,651 C.C. 11,469 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran.. . . . 0,693 C.Z. 0,626 C.Z.
(Süzungsber. der Akad, der Wies, zu Wien. Maih.-naturwiss.
Classe. Bd. 38. S. 497— 542.) B.
Was Chemikem begegnen kann.
Steward^ Professor in Edinburgh, Hess bei einem
Experimente ein Gefass mit Salpetersäure fallen, wel-
ches zerbrach und die Säure über den Boden ergoss.
Steward und der herbeigerufene Famulus suchten
etwas derselben wiederzugewinnen und waren dabei den
Dämpfen ausgesetzt, welche den Baum erfüllten, ohne
dabei ein ernstes Unwohlsein zu verspüren. Nach 1
bis 2 Stunden empfand Steward Hemmungen in der
Bespiration und starb nach 10 Stunden trotz ärztlicher
Hülfe. Der Famulus starb am folgenden Tage. {Journ.
de Pharm. älAwoerz. Juin 1863.) Dr. Reich.
Verfahren nr Bereitung des wässerigen Ammoniaks.
Von R. Fresenius.
Die Zeitschrift für analytische Chemie bringt S. 186
des Jahrgangs 1862 einen Aufsatz, auf den ich im Wesent-
lichen verweise, weil eine Abkürzung nicht wünschens-
wertb. Dagegen erlaube ich mir das Interesse durch
einige Daten aus demselben rege zu machen.
%'i''?\SJ 4"'''' *■''''■■'•
• *■ ■• Jf» .. ",
^ifl:
»» V ■
i."^ ' 7 ■
'.t.
234 Bereitung des wässerigen Ammoniaks.
Fresenius beschickt seinen Apparat mit 13 Pfand
krystallisirtem Salmiak, 7 Pfund rohem schwefelsauren
Atnmoniak; beides in Stücken von höchstens Linsengrösse
gemischt; und mit 20 Pfd. Kalk, der mit 8 Pfd. Wasser
zu pulverförmigem Hydrat gelöscht ist, trägt diese Ge-
genstände in abwechselnden Schichten ein, mischt das
Gfanze trocken gut und übergiesst es dann mit 16 Pfd.
Wasser, wo dann nach abermaliger Mischung der Appa-
rat verschlossen wird. Die gleichzeitige Verwendung des
Salmiaks und schwefelsauren Ammoniaks erzeugt nun
den Vortheil^ dass der Rückstand sich ohne alle Schwie-
rigkeiten herausnehmen lässt, indem der neben dem basi-
schen Chlorcalcium entstehende schwefelsaure Kalk das
starke Zusammenbacken des ersteren verhindert und die
Masse locker erhält, während andererseits eine so grosse
Menge Wasser vermieden wird, wie sie bei schwefelsaa-
rem Ammoniak allein nöthig ist. Die Gleichmässigkeit
der Operation soll nichts zu wünschen übrig lassen. Das
Feuer braucht in den ersten Stunden nicht stark zu sein,
in 5—6 Stünden ist der grösste Theil des Ammoniaks
übergegangen und das dann noch übergehende Ammo-
niak ist in Folge der bedeutenderen Erhitzung so stark
mit Wasserdampf gemischt, dass dadurch alles Ammo-
niak nach seiner Verdichtung im Kühlrohr absorbirt wird.
Es entweichen dann keine Gasblasen mehr, es entstehen
dann wegen des mehr trocken werdenden Inhalts weiss-
liche Nebel in dem Mischgefasse und man wechselt nun
^asch die Vorlage und ersetzt sie durch eine kleinere,
wenig Wasser enthaltende.
Den Schluss des Aufsatzes macht die Mittheilang
eines Versuches, bei welchem der Ammoniakgehalt der
in den Apparat gebrachten Materialien und der daran»
gewonnenen Prodncte durch Analyse genau bestimmt ist,
wobei sich ein Verlust von nur 5 Proc. des ganzen vor-
handenen Ammoniaks herausstellt.
Ari Ammoniak
.Genommen. inGrm.
1. 13 Pfd. Salmiak enth. 31,6 Proc. Ammoniak . . . 2054
2. 7, „ schwefelsaures Ammoniak enth. 19,4
Procent Ammoniak. . 670
3. Trübes Ammoniak und Waschwasser von einer
früheren Destillation 24 Pfd. von 5,17 Proc 620
3344.
Zersetzung des Salmiaks beim Erhitzen, 235
B. Erhalten. Ammoniak
in Grm.
1. Im reinen Ammoniak (25300 Gramm von
11,1 Proc.) / 2808
2. Im letzten trüben Destillate (2717 Grm. von
5,96 Proc.) 162
3. Im Waschwasser (108035 Grm. von 1,56 Proc.) 169
4. Im ßückstande vom Entwickelungsgefasse (34
Pfund von 0,25 Proc.) 43
Verlast beim Mischen und bei der Absorption 162
3344.
{Polyt. Centrbl 1862. No. 18. S. 1225.) Bkb,
Zersetzung des Salmiaks beim ErhitzeD, nach PeliaL
Ein überraschendes Beispiel der Zersetzbarkeit bie-
tet der Salmiak dar, indem derselbe im dampfförmigen
Zustande nicht aus der Verbindung von Salzsäure und
Ammoniak besteht, sondern die beideii Gase als getrennt
im Dampfe des Salmiaks anzunehmen sind.
Den Beweis für diese Annahme giebt Pebal durch
die Benutzung der verschiedenen Difiusions vermögen Von
Salzsäure und Ammoniak gegen Wasserstoff. Die Aua-
fiihrung des Versuches geschah auf folgende Art. In
ein etwa */2 Zoll weites, an einem Ende zu einer Spitze
ausgezogenes Glasrohr wurde ein Asbestpfropf lose ein-
gesetzt und auf denselben etwas Salmiak gebracht. Dies
Rohr wurde luftdicht durch einen Kork in ein etwa 1^/2
Zoll weites, am oberen Ende abgeschmolzenes Glasrohr
geführt, nun in den unter dem Asbestpfropf befindlichen
Baum sowohl, als in das weitere Rohr Wasserstoffgas ge-
leitet und der Apparat in verticaler Stellung vermittelst
eines Kohlenfeuers so stark efhitzt, dass der Salmiak
verdampfte. Alsbald trat aus dem Räume, in dem sich
die Salmiakdämpfe befanden, durch den Asbestpfropf
Ammoniak zu dem Wasserstoff und bläute ein in dem
Gase aufgehängtes Lackmuspapier, während die Salzsäure,
in den Salmiak dämpfen verbreitet, die saure Reaction
schnell zeigte, und demnach beim Verdampfen des Sal-
miaks eine Zersetzung in Säure und Base statt gefunden
hatte, {Ann, d, Chem. u. Pharm» Sd. 123, S. 199.) BTcb.
236 Vorkommen von Sedpetersäure im Braunstein,
BüduHg reu salpetrimnreH Amnioiiiiik.
Das in dfrLuft fortwährend vorkommende salpetrig-
saure Ammoniak rührt nicht bloss von dem bei der Fäul-
niss stickstoffhaltiger organischer Materien sich bildenden
Ammoniak und der unter elektrischem Einfluss aus atmo-
sphärischem Stick- und Sauerstoff entstehenden salpetri-
gen Säure her, sondern dieses Salz wird auch erzeugt,
wie C. F. Schönbein experimentell nachweist, wenn
Wasser mit dem Stickstoff der atmospärischen Luft unter
Einfluss von Wärme zusammenkommt. Nach dieser Be-
obachtung von Schönbein versteht es sich von selbst,
dass bei jeder Verbrennung der Körper an der Luft das
Ammoniaknitrat gebildet wird, weil bei derselben alle
dazu erforderlichen Bedingungen, als Vorhandensein von
Wasser, atmosphärischer Luft und Wärme, erfüllt sind.
So Hess sich salpetrigsaures Ammoniak nachweisen bei
der Verbrennung der Fette, des Leuchtgases, des Hol-
zes u. s. w. Kann der Brennstoff sich mit dem Sauer-
stoff der Luft zu einer kräftigen Säure verbinden, so wird
diese an das Ammoniak des Nitrits treten und die sal-
petrige Säure austreiben. Dieser Fall findet z. B. bei der
Verbrennung von Phosphor, Schwefel und Arsen statt;
man erhält hier statt der salpetrigen Säure Phosphor-
säure, schweflige Säure und arsenige Säure an Ammo-
niak gebunden. (Ann. d, Chem, u. Pharm. CXXIV. 1 — 13.)
G.
Vorkommeii ?oii Salpetersäure im Braanstein.
Von H. Deville und H, Debray.
Die complicirte Zusammensetzung des aus dem Braun-
stein durch Glühen erhaltenen Gases und die darüber
zu verschiedenen Zeiten aufgestellten Hypothesen gaben
den Verfassern Veranlassung zu einer Reihe von Ver-
suchen, Dabei stellte sich als Bestandtheil sämmtlicher
untersuchter Braunsteinsorten Wasser (60 Kilogr. von Gies-
sen gaben 5 Kilogr. Wasser) von merklich saurer Reaction
heraus. Aus diesem Wasser erhielten sie durch Sätti-
gen mit reinem Kali 15 Grm. salpetersaures Kali
und ungefähr 5 Grm. Chlorkalium und Hess bei Ab-
wesenheit von salpetrigsaurem Alkali in den krystallisir-
ten Salzen vermuthen, dass Chlor und Unter salp et er-
säur e die gasförmigen- sich condensirenden Producte
seien.
Es scheint daher ziemlich wahrscheinlich, dass der
Vorkommen von Salpetersäure im Braunstein, 237
Braunstein wenn nicht Salpetersäure , doch. Ammoniak
enthält^ welcher in Berührung mit Sauerstoff und Braun-
stein eine ähnliche totale Verbrennung erleiden würde,
wie bei dem bekannten Kuhlmann'schen Versuche statt
findet. Beim Waschen von 250 Grm. Braunstein mit
verdünnter Schwefelsäure fanden die Verf. nur 4 Milligr.
Ammoniak, welches leicht aus den verwandten 2 Litern
destillirtem Wasser herrühren konnte.
500 Grm. Braunstein von Giessen mit 1 — 2 Liter
Wasser und 10 Grm. kohlensaurem Kali gekocht, die
Flüssigkeit mit Essigsäure schwach gesäuert, giebt zur
Trockne verdampft einen Rückstand, der an siedenden
Alkohol von 90^ Salpeter abgiebt, welcher beim Erkal-
ten krystallisirt.
500 Grm. desselben Braunsteins mit reinem Wasser
gewaschen, gaben im verdampften Filtrat einen Rück-
stand von
Milligrm.
Schwefelsaurem Kali. . . . . , 103
Chlorcalcium 205
Chlormagnesium 84
Chlornatrium 174
Salpetersaurem Natron .... 353
Kali 629
"15487
Jedes Kilogramm dieses Braunsteins giebt also an
Wasser 3,096 Grm. lösliche neutrale Satze ab. (Da
der Braunstein ausserordentlich dicht und schwer auszu-
waschen ist, so giebt die Analyse der Verf. den Gehalt
desselben an Salpetersäure nicht genau an. Aus der
Menge des Stickstoffs, der dem aus dem Braunstein er-
haltenen Sauerstoff beigemengt ist, berechnet, ergiebt sich
ein Gehalt von wenigstens 1,2 Proc. Salpetersäure.) Die
Gegenwart von Nitraten in diesem Rückstande zeigt sich,
wenn man das zugesetzte essigsaure und Oxalsäure Am-
moniak durch Glühfen verjagen will durch ein gegen das
Ende der Operation sehr lebhaft eintretendes Abbrennen.
Nach dieser Analyse möchte man glauben, dass der
Braunstein vorzugsweise aus Nitrat entstanden sei, und
dies um so mehr, als neutrales und saures salpetersaures
Mangan in Wasser gelöst und im verschlossenen Gefösse
auf etwa 1580 G. erhitzt, schwarzes Superoxyd absetzt^
welches spiegelnd, warzenförmig, wie gewisse Braunstein-
sorten, aber nicht krystallinisch ist. Da dem Braunstein
238 Oevnnnung von Salpetersäure, — Erzeugung van Chlor,
oft organische Substanzen beigemengt sind und deshalb
bei Verbrennungsversuchen mit dem Sauerstoff im Ent-
Wickelungsmomente oft heftige Explosionen entstehen, so
ist es gut, das Gäsgemenge erst in einem kleinen Glase
zu probiren. (Compt. rend, T.60. pag.868.). Bkb*
GewiHBnng Tön Salpetersäure nach F. Kuhlnau.
Wenn man Chilisalpeter und Manganchlorür (den
Rückstand von der Chlorbereitung) im trocknen Zustande
erhitzt und die Dämpfe, welche vorzüglich aus Sauerstoff
und üntersalpetersäure bestehen, in einem passenden Ap-
parate mit Wasser in Berührung bringt, so erhält man
Salpetersäure, indem sich die durch Erhitzung des Ge-
menges entbundene Untersalpetersäure in Berührung
mit Luft und Wasser in Salpetersäure umsetzt. Der
Glührückstand der Salze, die höheren Oxydationsstufen
des Mangans enthaltend, ist zur Chlorbereiturig mit Vor-
theil zu verwenden und die Ausbeute an Säure eine
günstige.
Auf ähnliche Weise soll durch trocknes Erhitzen von
Salpeter mit schwefelsaurem Manganoxydul, Zinkoxyd,
Magnesia und durch Zersetzung der abgeschiedenen ünter-
salpetersäure mit Wasser Salpetersäure im Grossen er-
zeugt werden können. (Compt rend, T, 55. p, 246,) Bkb,
lieber Erzengng toh Chlor nach Schloesing.
Schloesing beschreibt ein Verfahren, wonach man
aus der bei der Sodafabrikation erhaltenen Salzsäure ohne
Aufwand von Braunstein Chlorgas erzeugen kann. Nach
diesem wird ein Gemenge von Salzsäure und Salpeter-
säure mit Braunstein erhitzt. Dabei erhält man Chlor
ohne weitere Zersetzungsproducte der Salpetersäure, in-
dem der Braunstein unter Abgabe von Sauerstoff an diese
Producte in salpetersaures Manganoxydul verwandelt wird.
Da sich dieses Salz durch gelindem Erhitzen in Ueber-
oxyd und Untersalpetersäure verwandelt, letztere aber
durch Berührung mit Wasser zersetzt und wieder in Sal-
petersäure verwandelt wird, so kann man die zur. Chlor-
entwickelung verbrauchte Salpetersäure wieder gewinnen,
wenn man die Lösung des salpetersauren Mangausalzes
eindampft, den Rückstand erhitzt und die Dämpfe der
Untersalpetersäure mit Wasser in Berührung bringt. Der
Glührückstand des Mangansalzes ist Braunstein, den man
Bestimmung der Schwefelsäure zu techn. Zwecken. 239
unmittelbar wieder mit dem Gemenge von Salzsäare
und Salpetersäure erhitzt.
Der Verfasser schlägt vor, Gefässe mit dem rege«
xierirten Braunstein zu füllen und constant einen Strom des
Säuregemenges darüber zu leiten, welches dann als gesät-
tigte Lösung des salpetersauren Manganoxyduls abfliesst.
{Compt rend. T. 65. p, 284.) B/cb,
Bleichen der Wäsche mit CUwkalk.
Eine allgemein bekannte Erfahrung ist es, dass ver-
gilbte Wäsche durch Bleichen mit Chlorkalk völlig weiss
wird, allein über die mögliche Zerstörbarkeit der Wäsche
bei Anwendung .des Chlorkalks herrschen noch Unsicher-
heiten. Sauerwein hat nun durch Versuche ermit-
telt, dass vergilbte Wäsche 24 Stunden lang in einer
Chlorkalklösung, welche '/^ bis */iq Proö. Chlorkalk ent-
hielt, eingeweicht, hierauf herausgenommen und in wei-
chem Wasser rein gespült, vollkommen weiss gebleicht
war und an Haltbarkeit nichts eingebüsst hatte. Bei An-
wendung im 'Grossen würde auf einen Eimer Wasser
etwa '/2 bis i/4.Loth Chlorkalk anzuwenden sein. (Mo-
naishlatt des hannov. Gewbe,- Ver,) B.
Haassanalytische Bestimnrang der Schwefelsäure n
technischen Zwecken^
Nach Wil d ens tein lost man das zu prüfende
Bchwefelsaure Salz in einem 200 C.C. haltenden Kolben
mit langem Halse in 45 bis 55 C.C. Wasser, erhitzt bis
zum Sieden und lässt so lange titrirte Chlor baryumlösung
zuljftufen, bis alle Schwefelsäure bestimmt gefällt und kein
f rosser Ueberfluss von Chlorbaryum vorhanden ist. Nach-
em ^/2 bis 1 Minute gekocht und die saure Lösung vor-
her mit kohlensäurejfreiem Ammoniak in schwachem Ueber-
Bchuss erhitzt worden, fügt man titrirte Lösung von neu-
tralem chromsauren Kali in Quantitäten von 1/2 C.C. zur
Fällung der überschüssigen Baryterde so lange hinzu, bis
die Flüssigkeit deutlich gelb gefärbt ist, was man leicht
erkennt, wenn man nach jedesmaligem Zusätze die Flüs*
Bigkeit umschwenkt und sich wenige Secunden klären
lässt. Ist die gelbe Färbung eingetreten, so tröpfelt man
zu der geklärten Flüssigkeit einige Tropfen Chlorbaryum-
lösung bis zur Entfärbung, wobei man dem entstehenden
240 Quantitative Analyse eines Kali- u, Ammoniakalauns,
Niederschlag zum Absetzen jedesmal Zeit lassen mnss.
Nöthigenfalls kann man zur Bestimmung des Farbloswer«
dener etwas Flüssigkeit filtriren. M^n stellt den Titer so,
dass 1 CG. Chlorbaryumlösung etwa 0,015 Qrm. Schwe-
felsäure und 1 O.e. Lösung von neutralem chromsauren
Kali zum Zurücktitriren 0,01 Schwefelsäure entspricht.
{Fi^esenius* Ztschr. fii/r analyt, Chem. L Jahrg. S, 323.) Bkb.
Darstellniig des PhosphorsnlfocUorids.
Dieselbe gelingt leicht, wenn man Phosphorpenta-
chlorid auf Schwefelantimon einwirken lässt:
3PCI54. 2SbS3 = 3PS2C13 + 2SbC13.
Man wandelt in einem Ballon von 2 — 3 Liter Inhalt
etwa 30 Qmr trocknen Phosphor, nach vorgängiger Ver-
treibung der Luft durch Kohlensäure, durch Einleiten
von trocknem Chlorgas in Phosphorpentachlorid um. Dar-
auf wird das überschüssige Chlorgas mittelst eines Blase-
balgs vertrieben und dann 115 Grm. gepulvertes Schwe-
felantimon in kleinen Portionen allmälig zugesetzt, wobei
man Sorge trägt, das an den Wänden haftende PCI*
durch Um schütteln der sich bildenden Flüssigkeit abzu-
lösen. Ist die Reaction vollendet, so wird die Flüssigkeit
noch warm in eine trockne Retorte gegossen, destillirt, das
Destillat, welches zwischen 125 bis 130^ übergeht, auf-
gefangen, zur Beseitigung von etwas Cblorantimon, Phos-
phoroxy chlorid und Chlorarsen, welche von Verunreini-
gungen des Schwefelantimons herrühren, abgekühlt und
mit einer verdünnten Lösung von Schwefelnatrium ver-
setzt. Das Phosphorsulibchlorid wird dann von dem ge-
bildeten Niederschlage und der wässerigen Schicht ge-
trennt, durch Schütteln mit Chlorcalcium entwässert, durch
Asbest filtrirt und rectificirt. Man erhält auf diese Weise
etwa' 120 Grm. des Präparats, dessen Dämpfe die Äugen
und die Respirationsorgane heftig reizen. Der Siede-
punct ist bei 124,250 und das spec. Gewicht ist bei 22®
= 1,631. (Compt rend, T.53. — Chem. Centrbl. 1862.
No. 34.) B.
Quantitative Analyse eines gemengten Kali- nnd
Amnoniakalanns ) nach Dotas«
5 Grm. der Mischung übergiesse man mit dem vier-
fachen Gewichte reinen Wassers, bewirkt durch gelinde
Erwärmung die Auflösung und fügt dann ein dem Alaon
Ui
Kalium' und NcUriumhyperoxyd. 241
gleiches Gewicht von kohlensaurem Baryt hinzu, ver-
bindet mittelst durchbohrten Stöpsels und Ableitungsrohrs
den Kolben mit einer Vorlage, welche etwas verdünnte
Salzsäure enthält, erhitzt den Inhalt des Kolbens bis
zum Kochen und fährt damit fort, bis Alles trocken ist
Der Inhalt der Vorlage liefert, auf einem Wasserbade
verdunset, Salmiak. Man kann auch diesen Rückstand
mit Weingeist aufnehmen und mit Platinchlorid fällen.
Der Rückstand im Kolben wird mit Wasser und Salz-
säure aufgenommen ; das Unlösliche ist schwefelsaurer
Baryt, aus dessen Gewicht der gesammte Schwefelsäure-
gehalt des Alauns berechnet wird. Aus dem sauren Fil-
trat wird mittelst kohlensauren Ammoniaks zugleich mit
dem überschüssigen Baryt die Thonerde gefällt. Nach
längerem Erwärmen wird der Niederschlag abfiltrirt, die
Flüssigkeit abgedampft und die Salzmasse bis zur Ver-
flüchtigung des Salmiaks erhitzt. Der schwach geglühte
Rückstand ist Chlorkalium, dessen Gewicht mit 6,35 mul-
tiplicirt, die entsprechende Menge Kalialaun ergiebt.
{Polyt. Centralh, für ehem. Techn. 1862. S. 186.) Bkh.
lieber KaKam« und Natrinnhyperoxyd.
Gay-Lussac und Thönard haben aus ihren Ver-
suchen über das Kalium- und Natriumhyperoxyd den
Schluss gezogen, dass in dem ersteren dieser beiden
Oxyde das Kalium mit zwei- und selbst dreimal so viel
Sauerstoflf verbunden sei, als in dem Kali. Indem
sie durch Versuche das Gewicht des durch Verbren-
nung von Kalium in Sauerstoff gebildeten Oxyds be-
stimmten, fanden sie, dass letzteres ein Trioxyd sei.
In Betreff des Natriums stellte sich die Ansicht fest,
dass im Hyperoxyd desselben li/2mal so viel Sauer-
stoff enthalten sei^ als im Natron. Diese Ansicht ist
im Allgemeinen von H. Davy bestätigt worden; aber
alle die genannten Forscher scheinen selbst jene That-
sachen nicht für absolut feststehend gehalten zu haben,
obwohl dieselben unter der Autorität so bedeutender Na-
men in die Lehrbücher der Wissenschaft übergegangen
sind.
Die von Vernon Harcourt gefundenen Thatsachen
stehen im Widerspruche mit den Resultaten der Unter-
suchungen von Gay-Lussac, Th^nard und Davy.
Nach denselben ist das durch Verbrennung von Kalium
Arch. d. Pharm. CLXVL Bds. 3. Hft. 1 6
242 KaUutn' und Natriumhyperoxyd,
im Sau^toffgas entstehende Oxyd ein Tetroxyd und.
das des Natriums ein Dioxyd.
Die Untersachungsmethode ist folgende. Die Metalle
werden kurze Zeit vor den Versuchen so gereinigt^
dass man sie durch Leinwand prässt. Die dazu ange-
wendete Vorrichtung besteht aus zwei Glasröhren^ einer
weiten und einer engen. Jene ist 15 Centim. lang und
an dem einen Ende geschlossen; diese ist um ^j^ enger
^nd mit Hülfe eines Korkes so in der weiteren befestigt,
dass ihr unterstes Ende, welches mit Leinwand überbun-
den ist, um 4 Centim. von dem Boden der äusseren
Röhre absteht. Dieser Apparat wird zur Hälfte mit Stein-
öl gefallt, darauf in die innere Röhre des Metalles ge-
bracht, dasselbe durch Erwärmen geschmolzen und mit-
telst eines an einem Glasstabe befestigten Korkes durch
die Leinwand gedrückt. Das Metall föllt in Form eines
feinen Regens auf den Boden der äusseren Röhre. Mit-
telst eines Glasstäbchens vereinigt man die kleinen Kü-
gelchen zu grösseren und endlich werden kleine Cyiin-
der daraus gebildet, in welcher Form das Metall in den
zur Oxydation bestimmten Ballon von hartem Glase ge-
bracht wird. Letzterer ist einerseits mit einer Reihe von
Wasch-, Reinigungs- und Trockenge&ssen für das Sauer-
stofifgas und andererseits mit einer Kugelröhre verbunden,
welche Schwefelsäure enthält und dazu dient, sowohl den
Gang des Processes anzugeben, als auch die Luft zu
trocknen, welche etwa in Folge zu heftiger Sauerstoff-
Absorption eindringen könnte. Der Ballon wird nun zu-
vörderst durch Erwärmung und Hindurchleitung eines
Stromes trockner Luft getrocknet. Nach der Abkühlung
wägt und föUt man ihn mit trocknem Stickgase und wägt
von Neuem. Um nun eine gewogene Menge Kalium ein-
zuführen, nimmt man einen der erwähnten Metallcylinder
schnell aus dem Röhrchen, in welchem er gebildet wurde,
taucht ihn einen Augenblick in reines Steinöl, bringt ihn
schnell in eine Röhre, durch welche man einen Strom
trocknen Stickgases leitet, verschliesst das offene Ende
derselben mit einem Korke, durch den eine ausgezogene
Glasröhre geht, erwärmt gelinde, und sobald das Metall
trocken ist, lässt man es schnell in den mit Stickstoff
gefällten Ballon gleiten und wägt diesen nach Verschluss.
Hierauf wird der Ballon in ein Luftbad gesetzt und mit
den Trockenapparaten verbunden. Man erwärmt und
leitet nach der Schmelzung des Metalles einen Strom
trockner Luft hinein.
Kalium" und Ncttriumhyperoxyd. 243
Die Erscheinungen, welche das Kalium während sei-
ner Oxydation darbietet, sind bemerkenswerth. Zuerst,
wenn die Luft sich mit dem Stickgase zu mischen be-
ginnt, sieht man das graue Häutchen, welches das ge-
schmolzene Metall bedeckt, eine dunkelblaue Färbung
annehmen, die Oberfläche wird uneben und bald darauf
erscheint an irgend einem Puncte ein einzelner Funken
und eine weisse Wolke von Oxyd steigt auf. In diesem
Momente beginnt die Absorption des Sauerstoffs^ und lässt
man die Luft langsam hinzutreten, so geht die Verbren-
nung ruhig von Statten. In dem Momente, wo der Fun-
ken aufblitzt, wird die blaue Decke des Metalls weiss;
aber unmittelbar darauf verschwindet sie unter dem ge-
schmolzenen Metalle, dessen Oberfläche sich mit zahlrei-
chen Warzen und Auswüchsen bedeckt, die sich erheben
und verästeln und das Aussehen von mattem Silber ha-
ben. Gleichzeitig breitet sich das E^alium auf der Fläche
des Glases aus. Nach 2 bis 3 Stunden ist das Ganze
fest, die Volumenzunahme hat aufgehört und der Spie-
gel, welchen das geschmolzene Metall auf der innern
Oberfläche des Kolbens bildet, hat einem amorphen Pul-
ver Platz gemacht.
Beobachtet man den Gang der Oxydation sehr auf-
merksam, so scheint es, als wenn dieselbe in zwei Pha-
sen von Statten geht. Erst bildet sich ein weisses Oxyd,
welches ein Dioxyd zu sein scheint; nach VoUenduug
der Operation dagegen ist die ganze Masse gelb, wie
chromsaures Bleioxyd, welche Farbe dem höheren
Oxyde angehört. Um die Oxydation zu vollenden, lei-
tet man einen Strom Sauerstoffgas durch den Kolben;
aber es ist rathsam, den Process bis an das Ende hin
langsam zu leiten. Nach ziemlich langer Zeit ist die
Oxydation erst als vollendet zu betrachten. Bei 280^
schmilzt das Oxydationsproduct zusammen ; der Luft aus-
gesetzt, zieht es begierig Feuchtigkeit an und entwickelt
Sauerstoff; mit Wasser braust es lebhaft auf. Eis ent-
hält nach Harcourt's genauer Analyse 4 At. Sauerstoff
und seine Zusammensetzung entspricht der Formel KO^.
Die Erscheinungen bei der Oxydation des Natriums
ählieln in gewisser Beziehung den oben beschriebenen,
aber sie sind weniger auffallend. Das gebildete Natrium-
hyperoxyd ist rein weiss; wie Zinkoxyd und Zinnoxyd
wird es beim Erhitzen gelb und beim Abkühlen wie-
der weiss. An der Luft zerfliesst es langsam und erhär-
tet nach einiger Zeit wieder unter Bildung vonCarbonat.
. 16*
244 Kalium- und Natriumhyperoxyd.
Die Zusammensetzung des Natriumhjperoxyds ent-
spripht der Formel NaO^. Die Lösung des Dioxyds
erlangt eine grössere Beständigkeit; wenn sie angesäuert
wird. Wenn man sie genau durch Säuren neutralisirt
und abdampft; erhält man gewöhnliche Natronsalze.
Das Kalium tetroxyd nimmt in gelinder Wärme zuerst
eine dunkle Orangefarbe an und schmilzt alsdann zu einer
schwarzen Flüssigkeit. Beim Abkühlen erstarrt die
Schmelze krystallinisch und wird wieder gelb. In höherer
Temperatur tritt allmälig unter Sauerstoffentwickelung
Zersetzung . ein. Erhitzt man das Kaliumtetroxyd mit
Schwefel, so findet eine lebhafte Verbrennung statt. Es
bildet sich hierbei schweflige Säure und Schwefelkalium.
Natriumdioxyd erleidet durch Schwefel eine ähnliche Zer-
setzung. Kohlenoxyd wird in der Wärme unter Bildung
von kohlensaurem Natron absorbirt.
Von Kohlenoxyd wird das Kaliumtetroxyd bei einer
Temperatur von etwas über 100 ^ in kohlensaures Kali
und oauerstoffgas zerlegt. Stickoxydul greift das Natrium-
dioxyd bei Schmelzhitze an ; es bildet sich salpetrigsaures
Natron und Stickgas.
Stickoxyd wird über 150 <^ vom Natriumdioxyd voll-
ständig absorbirt, es bildet sich eine farblose Flüssigkeit,
welche geschmolzenes salpetrigsaures Natron ist.
Auf das Kaliumtetroxyd ist die Einwirkung des-
selben Gases nicht so einfach; es entsteht Untersalpeter-
säure und ein Gemenge von salpetrigsaurem und salpeter-
saurem Kali. (Chem, Soc. Q. Journ. 14. — Rep, de Chim.
pur. 1862. — Chem. Centralbl. 1863. 5.) B.
Im Kenntniss der Stassfarter Abraumsalze.
Die kalihaltigen Abraumsalze (unreiner Carnallit)
der Stassfurter Werke gewinnen in der neuesten Zeit
eine grosse technische Wichtigkeit und gaben deshalb
dem Dr. C. Seh rader Veranlassung, zu einer Unter-
suchung derselben. Dieselbe wurde in der Art ausgeführt,
dass aus einer grösseren Quantität Abraumsalzes eine
Durchschnittsprobe von 5000 Grm. in siedendem Wasser
bis zu einer Concentration gelöst wurde, bei der sich der
in Wasser unlösliche Rückstand, grösstentheils Eisenoxyd,
noch gut absetzte und sich durch Decantiren trennen Hess.
Beim Erkalten der so dargestellten Lauge schied sich
ein Salz ab, welches gesammelt, während die Mutterlauge
bis zu dem Puncto eingedampft wurde, bei dem sich
Stassfurter Abraumsalze, 245
von Neuem Salz abzuscheiden begann. Diese Lauge
Hess man abermals erkalten und 12 Stunden der Krystal
lisation anheimstellen. Nach Entfernung dieses zweiten
Aufschlages wurde in ähnlicher Weise mit Verarbeitung
der Mutterlaugen fortgefahren^ bis dieselben gänzlich auf-
gearbeitet waren. Die Untersuchung ergab folgende
Resultate. 5000 Grm. Abraumsalz, wie oben angegeben
gelöst, lieferten 6000 C. C. einer klaren Lauge von
28Ö.B.; beim Erkalten derselben hatte sich ein in Wür-
feln krystallisirendes Salz abgeschieden. Dasselbe wog
in trockenem Zustande 120 Grm. Es bestand der Analyse
zufolge aus:
berechnet Atome
Chlorkalium .... 59,74 56,1 1
Chlomatrium ... 40,26 43,9 1
100,00 100,0.
Die Mutterlauge dieser Abscheidung wurde so weit
verdampft, bis sie sich mit einer Salzhaut zu bedecken
begann. Nach 12stündigem Erkalten war ein Salz in
grossen Würfeln herauskrystallisirt, dessen Menge in
trockenem Zustande 720 Grm. betrug. Nach dem Her-
ausnehmen dieses Salzes betrug die zurückbleibende Mutter-
lauge 3900 CG. und hatte eine. Stärke von 310 B. In
100 Th. enthielt dieses Salz:
Chlorkalium 55,79
Chlomatrium 29,80
Chlormagnesium 14,41
ioö^^
Die nach dieser Abscheidung resultirende Mutter-
lauge wurde von Neuem bis zur eintretenden Salzab-
scheidung verdampft. Nach dem Erkalten hatten sich
472,5 Grm. eines schlammigen| hygroskopischen Salzes
abgeschieden. Die Menge der Mutterlauge betrug 2125
C. C. von 33 0 B. Das Salz bestand aus :
Chlorkalium 15,46
Chlornatium 52,52
Chlormagnesium 32,02
100,00.
Die erhaltene Mutterlauge wurde weiter verdampft,
bis sich wesentlich Salz abschied. Nach 12stündigem
Erkalten . hatten sich 390 Grm. eines schlammigen sehr
zerfliessenden Salzes abgeschieden. Die Menge der Mutter-
lauge betrug 1050 C. C. und hatte eine Stärke von 34 0 B.
Das Salz enthielt:
246 Stassfurter Abraumsalze.
Chlorkalium '. 6,38
Chlornatriura 51,28
Chlormagnesium ... 72,34
100,00.
Das nach dem Verdampfen von der vierten Ab-
scheidung der resultirenden Mutterlauge ^erhaltene Sab
war kalifrei. Es bestand aus:
berechnet Atome
Chlormagnesium . . 64,2 61,87 2
Chlomatrium 35,8 38,13 1
100,0 100,00.
Nach dieser Untersuchung enthalten 100 Theile Ab-
raumsalz :
Chtorkalium 11,14
Chlomatrium 12,82
Chlormagnesium 20,29.
Was die weitere Verarbeitung der nach oben ange-
gebener Methode gewonnenen Salze anbelangt, so können
die beiden ersten Aufschläge entweder sofort zur Zer-
setzung von Natronsalpeter, Darstellung von Pottasche
u. s. w. verwendet werden, oder können auch von Neuem
gelöst und durch Krystallisation chlorkaliumreichere Salze
aus ihnen gewonnen werden. Um das Chlorkalium des
dritten und vierten Aufschlags zu gewinnen, könnten
diese Salze in Lösung gebracht und die Magnesia mittelst
Soda gefällt und die durch diese Operation erhaltenen
chlorkaliumhaltigen Kochsalzlösungen wie oben verwerthet
werden.
Was den fünften kalifreien Aufschlag betrifft, so
kann derselbe entweder auf kohlensaure Magnesia ver-
arbeitet werden, oder er Hesse sich auch in schwefel-
saures Salz überführen. Die in Lösung gehaltenen Salze
von schwefelsaurem Natron und schwefelsaurer Magnesia
können leicht bis auf einen für die Technik hinreichen-
den Grad von Reinheit durch Krystallisation getrennt
werden. In ähnlicher Weise kann auch der dritte und
vierte Aufschlag verarbeitet werden.
Die drei letzten Aufschläge sind auch vielleicht der
Art zu zersetzen, dass aus ihren Lösungen mittelst
Kalkmilch die Magnesia abgeschieden wird und die
Chlorkalium, Chlomatrium und Chlorcalcium nebst einem
Ueberschusse von Kalk enthaltenden Flüssigkeiten mit
Schwefelsäure der Art versetzt werden, dass sämmt-
liche Salze in Sulphate umgewandelt werden. Durch
Fabrikation der kaustischen Soda. 247
Krystallisation lassen sieh dann leicht Gjpsy schwefel-
saures Kali und -Natron trennen. {Zeitschr. f. deutsche
Ingenieurs, 1862. — Chem. Centralbl. 1868. 11.) B.
lieber ilie FabrikatioH der kanstbchei Soda}
nach Friedrich Kuhlmann.
Da das Verfahren, die Soda vermittelst Kalk ätzend
zu machen, kostspielig und nur bei verdünnter Lauge
anwendbar ist, diese aber beim Eindampfen wieder Koh-
lensäure anzieht, so wendet man in England ein an-
deres an.
Man setzt der rohen Soda bei der Fabrikation mehr
Steinkohle zu und statt dieselbe einige Zeit der Luft
auszusetzen, - laugt man sie im frischen Zustande mit
Wasser von etwa 50 ^ C. aus, lässt über Nacht klären,
concentrirt sie rasch, und nimmt dabei das sich ab-
scheidende kohlensaure Natron fort. Während dieser
Concentration wird die Lauge immer dunkler, sie nimmt
eine ziegelrothe Farbe an und es scheidet sich beim Ek*-
kalten fkst alles kohlensaure Natron aus, so dass eine
möglichst gehaltreiche kaustische Soda erhalten wird.
Dieser setzt man, wenn sie erhitzt in gusseisemen
Kesseln eine hohe Temperatur erlangt hat, auf je 100 Th.
zu erlangender kaustischer Soda 3 bis 10 Th. salpieter-
saures Natron zu, dadurch bewirkt man die Umwandlung
des Schwefelnatriums, des schwefligsauren und unter-
'schwefligsauren Natrons. Die kaustische Lauge wird
dann nach einiger Zeit in eisenblecherne Cylinder ge-
gossen und darin in den Handel gebracht.
Der grössere Gehalt der rohen Soda an schwefel-
saurem Natron oder unzerseztem Chlornatrium, auch
wenn die Lauge nicht lange genug bei hoher Temperatur
erhalten wurde, oder wenn man sie nicht hinreichend klärte,
kann sehr nachtheilig auf den Werth der kaustischen
Soda wirken, so dass diese weniger guten Sorten, welche
sich durch eine von Eisenoxyd herrührende schwach
bräunlichgelbe Farbe auszeichnen, oft nur 88 bis 90 <> am
Alkalimeter zeigen, noch 10 bis 12 Proc. kohlensaures
Natron enthalten, wogegen bei Bearbeitung gut fabricirter
roher Soda und unter den angegebenen Vorsichtsmaass-
regeln die Stärke des Präparates 113 <> betragen kann,
für gewöhnlich aber 100 ^ erreicht. {Rep. de chim. a-pfl.
Juin 1862. p. 205.) Bkb.
kL.«u
248 Chemische Processe bei der Sodabereitung.
Uetier die Bereitmig reiner kaustisclier Soda im Grosses ;
von Dr. Ph. Pauli.
Der Verfasser schmilzt die stark verunreinigte kau-
stische Soda des Handels in eisernen Kesseln^ wobei sich
nahezu alles kohlensaure Natron und der bei weitem
grösste Theil der übrigen Salze als Schaum an die Ober-
fläche begiebt, wo derselbe leicht entfernt wird.* Die
flüssige Masse wird dann eine Nacht hindurch in der
Dunkelrothglühhitze erhalten und erscheint am Morgen
vollkommen durchsichtig, während die Wände und der
Boden des Kessels mit blumenkohlartigen Massen bedeckt
sind, welche aus kieselsaurer Thonerde mit Chlomatrium,
schwefelsaurem Natron und wenig Kalk bestehen.
Die so erhaltene kaustische Soda ist vollkommen
frei von Thonerde, auch scheidet sich beim Schmelzen
derselben etwa vorhandenes Eisenoxyd vollständig ab.
Die so dargestellte kaustische Soda enthält nur eine
Spur kohlensaures Natron und wird ohne Zweifel ftir
chemische Laboratorien wichtig werden. {The cherh.
News. 28. Juni 186.2.) Bkb.
lieber die chemischen Processe bei der Sodabereitang.
Entgegen der jetzt allgemein angenommenen Ansicht
über den Vorgang bei der Darstellung der Soda nach
dem Leblanc'schen Verfahren bezweifelt W. Gossage
die Existenz des Galciumoxysulfurets (2CaS -|- CaO)
und hält das Einfach -Seh wefelcalcium (CaS) für unlös-
lich in Wasser, da es demselben nicht gelungen ist,
das Calciumoxysulfuret in den Auslaugungsrückständen
der rohen Soda nachzuweisen, derselbe vielmehr diese
Rückstände zumeist als Gemenge von Schwefelcalcium
und kohlensaurem Kalk erkannt hat. In der bei der
Auslaugung der rohen Soda mit vielem Wasser entstan-
denen verdünnten Lösung von kohlensaurem Natron findet
sich der gesammte Aetzkalk in kohlensauren Kalk um-
gewandelt, dieser entsteht durch Umsetzung aus dem vor-
handenen Aetzkalk und kohlensaurem Natron, denn, dass
das hierbei auftretende Aetznatron nicht fertig gebildet
in der Rohsoda enthalten ist, ergiebt sich nach dem Ver-
fasser daraus, dass man dasselbe aus der rohen Soda mit
Alkohol nicht ausziehen kann. Bei dieser Umwandlung
des Aetzkalkes in kohlensauren Kalk müsste jedenfalls
Zersetzungsweise des Steinsalzes, 249
das Schwefelcaloium in Freiheit gesetzt werden^ sich so-
dann lösen und mit dem kohlensauren Natron sich in
kohlensauren Kalk und Schwefelnatriura umsetzen^ was
jedoch nicht geschieht und zwar nach dem Verfasser der
Unlöslichkeit des Einfach- Schwefelcalciums wegen. Beim
Glühen von Oyps mit Kohle erhielt derselbe, wenn die
Luft möglichst ausgeschlossen, unlösliches ScEwefelcalcium,
wogegen sich bei Einwirkung der Luft daneben höhere
Schwefelungsstufen bildeten, die sich mit Wasser aus-
ziehen Hessen. Mit einer Lösung von kohlensaurem Natron
zusammengebracht, setzte sich das Einfach -Seh wefelcal-
cium nicht in Schwefelnatrium und kohlensauren Kalk
um. Hiernach wäre auf 1 Aeq. schwefelsauren Natrons
zur Zersetzung nur 1 Aeq. kohlensaurer Kalk nothwen-
dig; doch entstehen durch einen Ueberschuss desselben
verschiedene Vortheile, auch wird der Nachtheil möglichst
verhütet, welcher aus der Bildung der die Entstehung
von Schwefelnatrium bedingenden löslichen Polysulfu-
rete des Calciums hervorgeht.
Als Schema fiir den Vorgang bei der Bereitung von
Rohsoda giebt der Verfasser an:
2 Aeq. NaO, S03 1 1 2Aeq.NaO,C02
.„.,.
CaO
10 „ CO.
(Chem. News, Novbr. 1862. p, 269.) Bkh.
lieber eine Zersetnmgsweise des Steinsalzes;
von J. Nickifes.
Steinsalz und schwefelsaurer Kalk kommen im Mine-
ralreich fast immer neben einander vor. Die Schwefel-
säure, der Kalk^ das Chlor und das Natrium ordnen sich
so an, dass sie schwefelsauren Kalk und Chlomatrium
bilden, und man muss deshalb annehmen, dass in dieser
Gruppirung, nicht aber als schwefelsaures Natron und
Chlorcalcium, diese Substanzen ihre grösste Stabilität
darbieten. Vergebens hat man auch versucht die umge-
kehrte Anordnung zu realisiren. ' Wenn man jedoch dem
Gemenge dieser beiden Salze eine gewisse Menge Man-
ganhyperoyd zusetzt und sie dann glüht, so erhält man
ein anderes Resultat, und zwar entsteht in diesem Falle
immer schwefelsaures Natron. Nicki fes rechnete bei
dieser Operation auf die Möglichkeit, das Chlor aus
dem Chlomatrium durch den Sauerstoff des Hyperoxydes
250 Bestimmung der lösL Schwefelmetalle in roher Soda.
zu verdrängen, um das zur Bildung des schwefelsauren
Natrons erforderliche Natriumoxyd zu erhalten. Dieser
Process findet auch wirklich statt, d£^s verdrängte Chlor
entbindet sich und im Tiegel bleibt schwefelsaures Natrmi,
Kalk und der Ueberschufis des angewandten Man-
ganhyperoxydes mit schwefelsaurem Kalk; Nick lös
konnte jedoch nie mehr als 15 Proc. schwefelsaures Natron
erhalten. Diese Ziffer dürfte sich auch schwerlich über-
schreiten lassen, weil die Verflüchtigung des Kochsalses
genau in der Nähe derjenigen Temperatur erfolgt, bei
welcher die oben erwähnte Zersetzung statt findet.
(Äep. de Chim. appl Decbr. 1862, S. 464,) Bkb.
Schnell ausfahrbare Bestimmang der löslichen Schwefd-
netalle in der rahen Soda; Ton Schenrer - Hestner,
Nach dera Verfasser wird die mit vielem Wasser
verdünnte und mit etwas Schwefelsäure angesäuerte Lö-
sung der zu prüfenden Soda mit einer schwachen Lösung
von übermangansaurem Kali titrirt.
Verdünnt man die Lauge immer mit der gleichen
Menge Wasser, als welche Verdünnung der Verfasser ein
spec. Gewicht von 1,070 oder 10 ^ B. anwendet und
wäscht dann 10 Cubikcentim. mit 500 Cubikcentim.
destillirtem Wasser, so erhält man constante Angaben.
Zwar werden durch diese Methode nicht allein die Schwefel-
metalle, sondern auch zugleich die niedrigen Oxydations-
stufen des Schwefels oxydirt und bestimmt, jedoch ist dieselbe
einfach, schnell ausführbar und liefert Besultate, welche
für die Zwecke der Praxis hinreichend genau sind.
(Äep. de Chim, appL — Polyt. Centralbl. 1863, S,653,) Bkb.
lieber eine schnelle Bestimmiing der in roher Sodt
eingeschlossenen lösliehen Snlfnre; Ton H. Lestelie.
Die bei der Sodafabrikation nicht zu verhindernde
Bildung löslicher Sulfüre ist in Bezug auf den Handels^
werth der Soda von grosser Wichtigkeit. • Ebenso wichtig
ist.es in dem Gange der Fabrikation die relativen Men-
gen der in der rohen Soda eingeschlossenen Sulfüre zu
bestimmen. Die folgende Methode verspricht Oenauheit
und Schnelligkeit der Ausführung. Sie gründet sich auf
die Unlöslichkeit des Schwefelsilbers und die Lösliehkeit
aller andern Salze bei Gegenwart von Ammoniak.
Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen» 251
Es wird eine ammoniakalische Silbemitrat -Normal-
flüssigkeit bereitet^ indem man 27,690 Gramm feines
Silber in reiner Salpetersäure löst, 250 Cubikcentimeter
Ammoniak zusetzt und so viel Wasser, dass das Qanze
1 Liter beträgt. Jedes Cubikcentimeter dieser Lösung
entspricht 0,010 Qramm einfachem Schwefelnatriüm.
Die zu analy sirende Substanz wird in Wasser gelöst,
Ammoniak zugefugt, zum Sieden erhitzt und tropfen-
weise, vermittelst einer in i/|q Cubikcentimeter graduirten
Bürette, die ammoniakalische Silberlösung zugesetzt, die
einen schwarzen Niederschlag von Schwefelsilber bildet.
Ist aller Schwefel gefallt, so wird filtrirt, zu dem Filtrate
von neuem Silberlösung gesetzt, bis in dem frischen -Fil-
trate die Probeflüssigkeit nur noch eine leichte Trübung
hervorbringt. Der Versuch ist beendigt, und es genügt,
die Theilstriche der Bürette abzulesen und diese Zahl
mit der des Gewichtes zu vergleichen.
Handelt es sich um schwache Spuren von Schwefel,
so muss man eine sehr verdünnte Silberflüssigkeit an-
wenden, von welcher jedes Cubikcentimeter 0,005 Gramm
Schwefel entspricht.
Vermittelst dieser Methode hat L es t e 1 1 e sehr schnell,
in 5 Minuten, den Gehalt an Sulfüren in Sodalauge und
auch in künstlicher Soda bestimmt Er fand, dass gut
dargestellte Soda immer noch 0,10 bis 0,15 Proc. Sulfure
enthielt, während schlecht fabricirte Soda, die man lange
dem Feuer aussetzte und mit dem Namen calcinirte be-
zeichnet, 4,5 bis 6 Proc. Sulfüre aufweist. {AnnaL de
Chim. et de Phys. Octhr. 1862, p, 172.) Dr. Reich.
Chemische Constitotion der ägyptischen NatrenseeH.
Die von M^h6din an Dumas geschickten Proben
analysirte Ed. Will ms.
Wasser der Natronseen.
Das Wasser ist, besonders nach längerem Kochen,
stark alkalisch, durch organische Stoffe sehr lebhaft
gefärbt, die durch das kohlensaure Natron gelöst sind.
Es fällt nicht Magnesiasalze, woraus hervorgeht, dass die
Soda als doppelt - kohlensaures Salz darin enthalten ist;
fällt reichlich Kalk- und Barytwasser, ebenso oxalsaures
Änmioniak, weniger nachdem man es zum Sieden brachte,
weil dabei der Kalk sich präcipitirt. Chlorbaryum gab
1
252 ChemisqJte CcynstituHon der ägyptischen Natronseen.
keinen Niederschlag nach Zusatz von etwas Salpetersäure.
Salpetersaures Silberoxyd gab einen bedeutenden Nieder-
schlag von Chlorsilber. Man constatirte ausserdem die Ab-
wesenheit von Brom, Jod und salpetriger Säure, jedoch
können diese Bestimmungen zweifelhaft gelassen werden,
da man nur mit etwa ^/ßXiter arbeiten konnte. Die
Spectralanalyse zeigte keines der neuen Alkalimetalle
an*, es zeigte sich die Natriumlinie mit grosser Inten-
sität, ebenso flüchtige Spieren von Kalium.
Im Wasserbade wurden 300 C. C. Wasser einge-
dampft, der Rückstand betrug 1,322 Gramm, dieser wurde
aus fVircht vor Verlust an Soda und Chlornatrium nicht
eingeäschert; bei der Calcination schwärzte er sich.
Die Analyse ergab:
Kohlensauren Kalk 0,375 J als doppelt-
^ Magnesia 0,531 [ kohlensaure
„ Natron 1,373) Salze
Chlornatrium 1,798
Kieselsäure , 0,057
Thonerde und Eisenoxyd 0,063
Organische Materie und Verlust. . 0,210
Ruckstand in 1 Liter = 4407.
Erdiger Bodensatz der Natronseen.
Dieser Bodensatz, im feuchten Zustande schwarz,
nimmt durch Trocknen eine hellere Farbe an. Zur
Analyse wurde ein Theil bei etwa 120 <> C. im Oelbade
getrocknet; er verlor hierbei und bei der Calcination
6,8 Proc. Die Analyse ergab:
Flüchtige Stoffe (Kohlensaure, organische
Materie, wenig Stickstoff; 6,69
Stickstoff... 0,11
Kieselsäure (Qaarz, Glimmer) 77,20
Thonerde und Eisenoxvd 11,15
Phosphorsäure 0,65
Kalk 1,90
Magnesia 0,20
Natron 0,30
Salzsäure und andere nicht bestimmte
Stoffe (der in Wasser lösliche Theil). . 1,80
100,00.
Die den Natronseen benachbarte unfruchtbare Erde.
Die Erde ist gelb, kieselig, alkalisch, enthält Wur-
zelfragmente. Der Einächerung unterworfen, Hess sie
leicht Quarzkryställe und Glimmerflitterchen erkennen,
die darin eingestreut waren, wie in vielen Sediment-
üeher das Thallium, 253
schichten. Die Flitterchen wurden durch Salzsäure nicht
angegriffen; sie wurden der Kieselsäure . der Analyse bei-
gerechnet. Die Erde wurde bei 120 o C. getrocknet^ der
Calcination unterworfen, wobei sie 16,30 Proc. verlor.
Die Analyse ergab auf 100 Theile der bei 1200 C. ge-
trockneten Erde berechnet:
Organische Materiei wenig StickstoflP. . . . 14,75
Kohlensäure, allein an Natron gebunden . 1,29
StickstoflP 0,26
Kieselsäure (Quarz, Glimmer) 51,35
Thouerde und Eisenozyd 9,62
Phosphorsäure 0,58
Kalk, gebunden an Kieselsäure 1,40*
Gyps 3,91
Chlornatrium 13,45
Chlormagnesium 1,36
Chlorcalcium . .^ 0,42
Kohlensaures Natron 1,82
100,21.
{Annah de Chim, et de Pkya, Octbr, 1862), Dr, Reich,
Heber das Thalliain^ nach Lany«
Die Zähigkeit des Thalliums ist ebenso gering als
seine Uämmerbarkeit. Seine Dichtigkeit == 1 1^862, seine
spec. Wärme = 0,0325, sein Aeq. = 204. Thallium und
seine Verbindungen sind diamagnetisch. Schlechter Wärme-
und Elektricitätsleiter. Die Thalliumoxydsalze (Ua
sels au minimum) sind sehr charakteristisch.
Die wässerigen Lösungen dieser Salze werden weder
durch die reinen, noch durch die kohlensauren Alkalien
{refallt; eben so wenig durch gelbes oder rothes Blut-
augensalz bei hinreichender Verdünung und saurer Natur
der Flüssigkeit. Salzsäure bewirkt einen weissen sehr
wenig löslichen Niederschlag von Thallium chlor ür.
Jodkalium, Platinchlorür geben ein gelbes Jodür und
ein Doppelchlorür, noch schwerer löslich; chromsaures
Kali ein gelbes chromsaures Salz, das sich kaum in
einem Ueberschuss von Alkali auflöst.
Der Schwefelwasserstoff ist ohne sichtbare Ein-
wirkung auf dieselben Lösungen, wenn sie sauer sind;
aus neutralen Lösungen der Thalliumoxydsalze fällt HS
einen Theil des Metalles als grau schwarzes Sulfiir, ver-
Änderlich an der Lufk. Aus alkalischen Lösungen wird durch
HS oder H^NS alles Thallium in Form von schwarzem
Schwefelthallium geföUt^ das sich leicht zu Boden setzt
1
254 üeber das ThaUium.
und in einem Uebersehuss von Schwefelammonium unlös-
lich ist.
Zink fallt das Thallium aus seinen verschiedenen
Lösungen, namentlich aus der schwefelsauren^ in glänzsen-
den Btättchen; die zuweilen sehr verlängert und verzweigt
sind. Zinn und Eisen fällen es nicht.
Das Thallium kann sich mit Sauerstoff in wenigstens
zwei Verhältnissen vereinigen, um Oxyde zu bilden, unter
denen das Protoxyd das wichtigste ist.
Thalliumoxyd {protoxyde de thallium). Löslich
im Wasser, welches es alkalisch und ätzend macht. Bil-
det mit Kohlensäure ein im Alkohol unlösliches Salz ; das
Oxyd entzieht der Luft die Kohlensäure. Im festen Zu-
stande ist das Thalliumoxyd gelb oder schwarz, je
nachdem es hydratisch oder wasserfrei ist. Seine farb-
lose Lösung im Vacuum eingedampft, setzt lange Bündel
gelblicher prismatischer Nadeln ab, welche während des
Abdämpfens sich schwärzen, so dass man bei einem ge-
wissen Grade der Trockenheit eine sonderbare Probe von
schwarz und gelb gescheckten Krystallen erhält.
Das Thalliumoxyd schmilzt unterhalb 3000 C. zu
einer braunen flüchtigen Flüssigkeit, welche beim Abküh-
len sich zu einem gelben, dem Glase oder Porcellan sehr
anhaftenden üeberzuge gestaltet, der Kieselerde in chemi-
scher Verbindung enthält.
Alkohol thalliquey Thalliumoxyd -Aethyloxyd. Erhitzt
man trocknes Thalliumoxyd ihit absolutem Alkohol, so
löst es sich und bildet eine sonderbare Verbindung in
öliger Form von sehr kaustischem Geschmack, grosser
Dichtigkeit und starkem Lichtbrechungsvermögen, den
Thallium alkohol, analog dem Kaliumalkohol oder
Aethyloxydkali. Die Dichtigkeit desselben = 3,50,
sein Lichtbrechungsvermögen kaum geringer als das des
Schwefelkohlenstoffes.
Wenig löslich in kaltem Alkohol. Mit Wasser zer-
setzt er sich unter Bildung von sehr voluminösem schön
gelben Thalliumoxydhydrat.
Schwarzes Thalliumhyperoxyd. Wird Thal-
lium im Sauerstoffgase vollständig verbrannt, so liefert
es ein schwarzes Oxyd = TIO^. Dieses Trioxyd ist
unlöslich und ohne Wirkung auf die Pflanzenfarben.
Es schmilzt bei Hellrothgluth und entwickelt dabei
Sauerstoffgas.
Mit HCl, S03 und N05 bildet es wenig beständice
Salze, die sich mit Wasser in Berührung gebracht
i^..
üi&her das ThaUvum. 256
jEersetzen und Chlor oder Sauerstoffgas in der Wärme
entwickeln.
Braunes Thal liumhy per oxydhydrat Giee^ßt
man eine alkalische Lauge in eine Lösung von Thallium-
sesquichlorid; so erhält man einen braunen Niederschlag
und Thalliumprotoxyd bleibt gelöst, sobald die Flüssig-
keit gehörig verdünnt ist. Dieses Oxyd ist unlöslich,
wie das vorige und kann sich mit Salzsäure und Schwefel-
säure vereinig^a. Es unterscheidet sich vom vorigen nur
dureh 1 Aeq. Wasser, welches beim Erhitzen entweicht
ohne dass die braune Farbe der Verbindung sich wesent-
lich ändert.
Kohlensaures Thalliumoxyd =: TIO, CO2 ist
löslich im Wasser, in dem Verhältniss von 5,23 Gramm
des wasserfreien Salzes in 100 Gramm Wasser von
180 C. und von 22,4 Gramm Salz bei 1000,8 C. Es
krystallisirt in langen abgeplatteten prismatischen N^adeln,
ist sehr zerreiblich, gelblich, leicht schmelzbar zu einer
grauen Masse, deren Dichtigkeit = 7,06.
Schwefelsaures Thalliumoxyd = T10',S03
krystallisirt in schönen schiefrhombischen Prismen, welche
beim Erhitzen decrepetiren und unzersetzt bei Tempe-
raturen nahe der Rothgluth schmelzen. Wieder erkaltet
erscheint die Masse durchsichtig glasartig und zeigt
6,77 spec. Gewicht. Die Löslichkeit ist etwas geringer
als die des kohlensauren Salzes und wie bei diesem pro-
portional der Temperatur.
Salpetersaures Thalliumoxyd = TIO^NO^,
ist das löslichste unter den bis jetzt analysirten Thallium-
salzen. 100 Gramm Wasser von 180 C. lösen 9,75 Gramm
salpetersaures Thalliumoxyd und bei 1070 C. 580 Gramm.
Eis krystallisirt in schön mattweissen Prismen und kann zu
einer glasigen Masse schmelzen, die völlig durchsichtig
ist. Spec. Gewicht = 5,8.
Thalliumchlorür = TlCl. Das Chlor kann mit
dem Thallium wenigstens 3 Verbindungen bilden, deren
beständigste das Protochlorür Tl Gl ist. Es bildet eine
weisse, dem Chlorsilber ähnliche Masse, trennt sich
leicht von den Flüssigkeiten, in welchen es sich bildet
und gleicht in Ansehen, Biegsamkeit und Durchscheinenheit
im geschmolzenen Zustande dem Hornsilber. Allein es
ist ein wenig löslich im Wasser, vornehmlich in siedendem,
in der Weise, dass man es leicht im krystallini-
schen Zustande erhalten kann. Geschmolzen zeigt es
die Dichtigkeit 7,02.
256 Verbindungen des Thaliions mit organischen Säuren.
Thalli umsesquichlorür = T12C13, erscheint in
schönen gelben hexagonalen Tafeln und ist ohne Zersetzung
löslich in leicht angesäuertem Wasser in dem Verhältniss
yoil 4 bis 5 Proc. bei lOO^^C. Es schmilzt bei etwas
unferhalb 400<>C. zu brauner flüchtiger Flüssigkeit und
erstarrt zu einer gelbbraunen Masse von 5,90 spec.
Gewicht. Seine wässerige Lösung wird durch reine and
kohlensaure Alkalien braun gefällt.
Die genannten Chlorüre können noch 1t bis 1,5 Äeq.
Chlor absorbireu und wenig beständige Hype rchloride
bilden, welche schon beim Erwärmen sich zersetzen.
{Lamy, Compt, rend. 8. Decbr. 1862.) H. Ludwig,
Heber einige VerbindoDgen des Tballions mit
organischen Säuren«
F. Kuhlmanu Sohn ging zur Darstellung dieser
Verbindungen meistens vom kohlensauren Thalliumoxjd
aus. Dieses bereitete er sich, indem er eine wenig concen-
trirte Lösung des schwefelsautren Salzes mit Barytwasser
im Ueberschuss versetzte und dann Kohlensäure durch
die Flüssigkeit leitete. Nach Verjagung des üeber-
schusses der Kohlensäure durch Kochen, liess sich das
kohlensaure Thalliumoxyd durch iapgsames Verdampfen
in langen dünnen Blättchen gewinnen.
Die organischen Salze des Thalliums haben in ihren
Eigenschaften viele Aehnlichkeit mit denen des Kalis
und Natrons ; sie sind farblos, mit Ausnahme der Ferro-
cyan- und Ferridcyanverbindung und des pikrinsauren
Salzes; die meisten sind sehr löslich in Wasser und
krystallisiren leicht.
Bei der Analyse hat Kühl mann Sohn drei ver-
schiedene Methoden befolgt:
1) Die Cy an Verbindungen wurden analysirt, indem
der Stickstoff und Wasserstoff und ausserdem in den
Sulfocyanverbindungen der Schwefel bestimmt wurde.
2) Die sehr leicht löslichen Salze, wie das neutrale
weinsaure, das para weinsaure, das essigsaure und
das ameisensaure Thallion wurden durch Zusatz eines
üeberschusses von Salzsäure zu ihrer concentrirten Lö-
sung in Thalliumchlorür übergeführt. Dieses wurde mit
Alkohol von 0,800 spec. Gewicht gewaschen und bei
1000 getrocknet.
Verbindungen des Thaliions mit organischen Säuren. 257
3) Die Unlöslichkeit des Thaliiumplatinchlorids wurde
weiter noch zur Analyse der Salze benutzt.
Zur Bestätigung der Analysen wurden häufig der
Kohlenstoff und Wasserstoff bestimmt; die Salze waren
alle bei 100 ^ getrocknet und das Aequivalent des Thal-
liums zu 2Ö4 nach Lamy angenommen worden.
Oxalsäure Salze. Das neutrale Salz ist ziemlich
löslich im Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether.
Durch langsames Verdunsten der Lösung erhält man sehr
regelmässige Ery stalle in der Gestalt von kleinen^ dünnen
quadratischen Blättchen. Zusammensetzung 2X10, C^O^.
Durch Erhitzen einer Lösung von neutralem Oxalsäu-
ren Salz mit Oxalsäure erhält man ein wenig lösliches,
in glimmerartigen Blättchen krystallisirendes und in der
Wärme leicht verwitterndes Salz, das das saure Oxal-
säure Thalliumoxyd darstellt und die Formel TIO, HO,
C4 06 besitzt.
Weinsaure Salze. Das weinsaure Salz ist zer-
fliesslich und schwer krystallisirbar, es ist in Wasser
und Alkohol wenig löslich. Schon durch die Einwirkung
der Luft scheint das Salz verändert zu werden, da es
sich nach und nach schwärzt.
Ein Ueberschuss der Weinsäure schlägt aus der
Lösung des neutralen Salzes saures weinsaures Salz kry-
stallinisch nieder. Zusammensetzung TIO, HO, C^ H* O^^.
Durch Erhitzen von Antimonoxyd mit einer Lösung von
saurem weinsauren Thalliumoxyd erhält man eine Art
Thalliumbrech Weinstein, der in Nadeln krystallisirt.
Para weinsaures Salz. Sehr löslich in Wasser;
es bildet zu Gruppen vereinigte prismatische Krystalle.
Aepfelsaures Salz. Zerniesslich, schmilzt unter
100 ö; es krysallisirt leicht.
Citronensaures Salz. Sehr zerfliesslich, krystalli-
sirt schwer in seideglänzenden Büscheln. Zusammensetzung
3T10,C»2H50ii.
Ameisensaures Salz. Sehr löslich in Wasser,
schmilzt unter 100 ^ ohne Zersetzung. Zusammensetzung
TIO, C2 H03
Essigsaures Salz. Zerfliesslich, durch langsames
Abdampfen bei 100 o nur schwer krystallisirt zu erhalten,
riecht stets schwach nach Essigsäure, sehr löslich in
erwärmtem Alkohol^ woraus es beim Erkalten in seide-
glänzenden Warzen krystallisirt.
Benzoesaures Salz. Krystallisirt in perlmutter-
glänzenden Schuppen und ist nicht flüchtig.
Aroh. d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 17
^- . 2Ö8 ThaUium im Tellur.
Harnsaures Salz. Zeichnet sich durch seine
grosse Unlöslichkeit aus.
Pikrinsaures Salz. Krystallisirt in seideglänzen-
den Blättchen, ähnlich denen des pikrinsauren Kalis.
Cyanverb in düngen. Das Cyanthallium erhält
man als krystallinischen Niederschlag, wenn man nach und
nach eine concentrirte Lösung von Cyankalium einer ge-
sättigten Lösung von kohlensaurem Thalliumoxyd zusetzt.
Es ist in Wasser unlöslich.
Setzt man eine concentrirte Lösung von Ferrocyan-
kalium zu einer gesättigten Lösung von kohlensaurem Thal-
liumoxyd, so erhält man kleine Krystalle von Ferrocyan-
thallium, welche in einem Ueberschuss des Ferrocyan-
kaliums löslich sind.
■y Die Schwefelcyauverbindung wird erhalten,
wenn man statt des Ferrocyankaliums Schwefelcyanka-
lium anwendet. Sie hat die Zusammensetzung TIC^NS^,
auf Eisensalze übt sie dieselbe Reaction aus wie Schwe-
felcyankalium.
Cyansaures Salz. Es kann leicht in kleinen
glänzenden Schuppen erhalten werden, indem man einer
alkoholischen Lösung von cyansaurem Kali eine Lpsung
von essigsaurem Thalliumoxyd zusetzt. Löslich in Wasser,
fast unlöslich in Alkohol. Zusammensetzung TIO, C^NO.
{Convptrend.öö, — Zt8chr.f.Chem,u.Pharm,6,Jahrg.22.) B,
\m.
Thalliam im Tellur.
Wert her fand bei der Untersuchung eines von
Dr. Marquart in Bonn bezogenen Tellurs, dessen Spec-
tralreaction er kennen lernen wollte^ dass die charakte-
ristische grüne Thalliumlinie auf 117 — 118<> der Scala
(die Natriumlinie auf 100 gestellt) in ausgezeichnetem
Glanz, aber schneH vorübergehend, auftrat. Dabei waren
das blaue und grüne Feld des Spectrums sehr hell er-
leuchtet und mit einer grossen Anzahl Linien erfällt, die
Werther dem Selen zuschreiben zu müssen glaubte,
dessen Anwesenheit durch den Geruch vor dem Löthrohr
sich verrieth-
Durch starkes Erhitzen des fraglichen Tellurs in
einer Betorte wu^e so viel eines Sublimats erhalten,
dass es zu mehreren spectroskopischen Prüfungen dienen
konnte. Dasselbe bestand aus einer bleigrauen glänzen-
den Masse, die sich im Spectroskop ebenso verhielt wie
das ursprüngliche Tellur, nur entfaltete sich die grüne
Rubidium in gewissen Pflanzen, 259
Thalliumlinie noch deutlicher und länger. Die Lichtlinien
im Blau und örün waren aber verwaschener und Hessen
Zweifel an der Selenreaction. Bei näherer Untersuchung
ergab sich, dass diese verwaschenen Linten dem Blei
zukamen, wie die Probe des Tellurs auf nassem Wege
den Bleigehalt auch unzweifelhaft nachwies.
Durch diesen Umstand zu directem Vergleich der
Spectra reinen Selens und reinen Bleies veranlasst, fand
sich auch die grosse Aehnlichkeit beider bestätigt. Sie
unterscheiden sich jedoch von einander darin, dass die
zahlreichen Lichtlinien des Selens im Blau und Grün in
fast völlig gleichem Abstand von einem sehr hell bis
190 ö erleuchteten Untergrund sich abheben, während die
grünen Linien des Bleies zwischen 110 <> und 123^ enge
neben einander, von da in weiteren Abständen liegen
und sich aus einem bis 165 <> wenig erleuchteten Unter-
grund abheben.
Das von allen fremden Beimengungen befreite Tellur
erleuchtete das grüne und blaue Spectralfeld bis etwa
11 b^ sehr hell, ohne deutliche Linien zu geben. Von
letzteren sind nur schwache Andeutungen zu sehen,
man darf aber vielleicht in viel höheren Temperaturen,
als sie der Bunsensche Brenner liefert, deutliche Lihien
erwarten. Ob das der Fall, wird Werther später prüfen.
{Journ, /. 'praM. Chemie, Bd. 88. 3.) B.
lieber das Vorkommen von Rnbidinm in gemssen
Pflanzen; von L. Grandean.
Die grosse Menge von Bubidium, welche der Ver-
fasser in der Bübenpotasche fand^ veranlasste ihn auch
andere Pflanzen, welche dem Boden viel Kali entziehen,
auf einen Gehalt von Bubidium zu untersuchen, und es
stellte sich dabei heraus, dass
1) Taback bei der Untersuchung im Spectralapparat
die charakteristischen Linien des Kalkes, des Lithions,
des Kalis und des Rubidiums zeigte, und zwar letzteres
ziemlich bedeutend;
2) Kaffee und Thee erhebliche Mengen von Rubi-
dium, aber keine Spur von Lithion enthielten, auch dass
der Kaffee reicher an Rubidium ist als der Thee;
3) Weintrauben. nur eine sehr geringe Menge Rubi-
dium enthalten.
So darf man denn wohl das Rubidium als ein in
17*
260 Bildung des Nilschlammes.
der Natur sehr verbreitetes Element betrachten. Dage-
gen gaben dem Verfasser die Aschen von Raps, Cacao,
Zuckerrohr und gewisse Arten von Seetang kein Rubi-
dium^ obgleich diese Pflanzen doch reich an Kali sind.
{Compt rend. T. 54. p. 1057,) . BJcb.
Die Bildung des Nilschlaniines.
(Auszug aus einem Briefe Möh^din's an Dumas.)
Schon 50 Tage, im April und Mai, wehte der Kamsin
oder der Wind der Wüste über Aegypten. Der Sand,
den er mit sich führte, verdunkelte den Himmel und be-
deckte die Erde mit einer leichten Decke^ während der
Sand, der auf den Nil fiel, durch seine Schwere zu Bo-
den sank. In der Mitte des Juni trat Windstille ein:
der Nordwind begann sich mit täglich wachsender Stärke
zu erheben. Er weht fast während des ganzen Sommers,
und es wäref schwierig, ohne ihn in dieser Jahreszeit in
Aegypten zu leben. Sollte dieser Wind Ursache der
Regenströme sein, die dann im Süden und darüber hin-
aus fallen? Ich glaube es nicht. Immer aber ist es der
Fall, dass vom 1. Juli ab der Nil steigt und seine Farbe,
die bisher graugrün war, in erdig-fahl bis ockergelb än-
dert. Das Steigen ist unregelmässig, er wächst mehr
oder weniger schnell und sinkt dann augenblicklich
wieder.
Im Gegensatz zu allen Reisenden, welche den Winter
zu einer Stromauffahrt benutzten, schiffte ich mich am
5. Juli 1860 in Boulac ein, den zweiten Cataract er-
reichte ich am 5. August und kam am 10. September
nach Theben, wo ich mich für einige Monate niederliess.
Ich hatte dort Gelegenheit, die Anschwellung des Flusses
sehr gut zu beobachten und die bedeutende landwirthschaft-
liche Wichtigkeit derselben schätzen zu lernen. Dort habe
ich auch einige Proben des Schlammes gesammelt.
Gegen den 30. September ist die Fluth in ihrer
grössten Höhe, und das Thal zwischen dem lybischen und
arabischen Bergzuge bietet den Anblick einer mit zahl-
reichen Inseln besäeten unendlichen Meerenge.
Im October zieht das Wasser sich gewöhnlich zu-
rück und hinterlässt eine Lage Schlamm auf dem Erdboden.
Der Schlamm bildet eine mehr oder weniger dicke Kruste,
je nach den Unregelmässigkeiten des Terrains; von der
Sonne getrocknet blättert er sich ab und verhärtet an
Bildung des Nilschlammes. 261
der oberen Seite. Die im letzten Mai von dem Kam-
sin über die Erde gebreitete Sanddecke verhinderte
das Anheften der Schlammdecke an den Boden des
vergangenen Jahres. Ich zählte mehr als 500 Schlamm-
lagen in ihrer chronologischen Ordnung, denn ich be-
merkte, als der Fluss wuchs, wüste Einstürze seiner
Ufer, welche blossgelegt einen merkwürdigen Durch-
schnitt deutlich erkennbarer AUuviönsschicbten zeigten,
Dank dem Wehen des Kamsins! wo ein jedes Jahr durch
so klare Charaktere verzeichnet ist, wie wir das Alter
einer Eiche an ihren Jahresringen erkennen.
Nachdem ich den in Form einer Kruste über den
Boden ausgebreiteten Schlamm gesammelt hatte, vervoll-
ständigte ich ohne viel Schwierigkeit die Sammlung mit
den von dem Flusse während der Ueberschwemmung
dahin gerollten Substanzen, indem ich in den stärksten
Strom einen Eimer warf, der Sand aus einer Tiefe von
10 bis 15 Meter brachte, der mir nach verschiedenen
Versuchen den Boden des Flusses zu bilden scheint und
derselbe ist, welchen der Kamsin herbeifährt
Auf meiner Barke, wo ich kein anderes Getränk
hatte als daö schmutzige Wasser, das der Fluss mir bot,
filtrirte ich dasselbe, um es trinkbarer zu machen ; es
blieb der leichtere Theil des Schlammes zurück, den
man auf der Oberfläche des Nils findet.
In der Meinung, dass eine Analyse des Wassers und
der den Boden der Natronseen bildenden Erde Ihnen
angenehm sein würde, schicke ich eine Flasche mit bei-
den. Das Wasser ist am 15. November 1860 von The-
ben aus geschöpft; es zeigt in dieser Zeit noch nicht
die Farbe dei Rothweinhefe, welche es während des
grössten Theiles des Jahres hat. Ich habe auch etwas
von dem dicken und fettigen Schaum gesammelt, wel-
cher in dieser Jahreszeit die Seen bedeckt. Ich filtrirte
ihn durch Papier, wobei er seine Farben roth, blau, weiss,
violett, die ihn auf seiner ganzen Oberfläche marmoriren,
verlor und ein gleichmässiges Aussehen annahm, etwa das
Grün der Eichenblätter. Er enthält ein merkwürdiges
Insekt.
Die Probe, welche das poröse Gefäss enthielt, ist
eine unfruchtbare Erde, welche hie und da immer feuchte
Oasen bildet, unbebaut und wüste mitten in einem
fruchtbaren und warmen Lande. Ich habe gesagt unfrucht-
bar, was jedoch nicht ganz trifi't; die Oasen tragen eine
stachlichte Futterpflanze, welche überall um die Natron-
262 Ueber Kieselsäure,
Seen wächst. Von den Seen ist mir angegeben, dass sie
manchmal nur wie eine weisse Decke daliegen, indem
S* das umliegende Land ihnen das Wasser entzieht. (Annal.
^j>. . de Chim. et de Phys, Ocibr. 1862,) Dr. Reich.
•V'^ '
.«?<■■■■'
5!t^;l' "
fev
^ ■■■" ■
Üfr.^' .-;
.
lieber Kieselsäure.
Nach Arthur H. Church erhält man die Kiesel-
säure am leichtesten und im reinsten Zustande durch
Dialyse. Auf diese Weise dargestellte Säure löst sich
viel leichter (bis 14 Proc.) und die Lösung bleibt länger
flüssig. Eine solche Lösung von 0,47 Proc. war nach
3 Monaten noch ganz klar und flüssig ; eine Lösung frisch
bereiteter Kieselsäure, die 3 Proc. wasserfreie Säure ent-
hielt, ward beim Aufbewahren in einer verschlossenen
Flasche erst nach 6 Tagen dick und schied gelatinöse
Masse ab. Mit Salzsäure dialysirte Kieselsäure bleibt
länger flüssig als mit Schwefelsäure dargestellte ; je reiner
die Lösung ist, desto länger hält sie sich. — Die Chlo-
ride von Baryum, Strontium und Calcium und viele an-
dere Salze geben mit solcher Kieselsäurelösung nicht .unmit*
telbar einen Niederschlag ; wässerige Lösungen der alkali-
schen Erden schlagen dagegen die ganze Substanz auf ein-
mal nieder oder bewirken, wenn sie in ungenügender Menge
zugesetzt werden, Abscheidung der übrigen Kieselsäure
in gelatinöser Form. Noch rascher findet die Reaction
statt, wenn man auf eine solche Lösung die Carbo-
nate von Kalk, Baryt und Strontian einwirken lässt.
Ein Milligramm reines pulverförmiges Kalkcarbonat hatte
100 C. C. einer einprocentigen Lösung binnen 10 Minu-
ten in eine feste Gallerte verwandelt. Diese Eigen-
schaft der gelösten Kieselsäure erklärt das Entstehen
der in der Form von Korallen, Muscheln u. s. w. vor-
kommenden, grösstentheils aus Kieselerde bestehenden
Mineralien der Triasgruppe. Church liess auf eine
Koralle eine atmosphärische Luft und Kohlensäure ent-
haltende Lösung von Kieselsäure tröpfeln; die abfliessende
Flüssigkeit enthielt viel Kalkcarbonat, aber keine Kiesel-
säure, die Koralle zuletzt wenig Kalkcarbonat. Die natürli-
chen Bildungen enthalten oft nicht weniger als 92 Proc. Kie-
sebäure und haben öfter ein Korn von kohlensaurem Kalk.
In ähnlicher Weise erklärt sich das Vorkommen des
schönen Quarzsinters in den an Kieselsäure, weniger an
Silicaten, reichen Quellen, wie auf Island, zu Luzon auf
Meteorit von Alessandria. 263
den Philippinen^ in New Zeeland etc. ; er enthält oft nicht
mehr Alkalien als der gewöhnliche Kiesel. {Journ, of
tJie ehem. Soc. 15. — Chem. Centrhl. 1863. Nr. 6^) B.
lieber den Meteorit Ton Alessandria ^ yon A« Schranf,
In der Nähe von San Gialiano recchio fand am
3. Februar 1860 Mittags ein Meteorsteinfall statt, welchem
eine starke Detonation vorherging. Eine Minute nach
der Explosion hörte man in der Luft ein Geräusch, wel-
ches man mit dem Oetöse eines nahen Hagelwetters ver-
gleichen konnte. Nach vielleicht zwei Minuten sah ein
gewisser F. Milaneri zwei Steine aus der Luft fallen,
die auf dem Felde gegen 30 Centimeter tief in die Erde
eindrangen. Ein Stück davon wurde vom Prof. Mis-
saghi untersucht. Dasselbe hatte eine unregelmässige
Form mit rundlichen Erhöhungen, die Oberaäche war
glatt, von fast schwarzer Farbe, der Bruch unregelmäs-
sig, rauh. Der Stein ritzte leicht das Glas und affi-
cirte die Magnetnadel. Spec. Gew. 3,815. Die Analyse
ergab in Procenten:
Kieselerde 37,403
Gediegen Eisen 19,370
Eisenoxyd 12,831
Talkerde 11,876
Thonerde 8,650
Schwefel 3,831
Kalk 3,144
Nickel....... 1,077
Chrom 0,845
SaW - •• SP""-"
98,327.
(Poggendorfs Annal 1868. S. 36 1 — 363.) E.
Physiologiscke Wirkung der Tkalliumsalze.
Faulet fand, dass man das Thallium zu den giftig-
sten Metallen zählen müsse; es äussert weit heftigere Wir-
kungen auf den thierischen Organismus, als das Blei.
Das kohlensaure. Thallion, in sehr kleinen Dosen ange-
wendet, kann ertragen werden und seine Wirkung ähnelt
dann sehr derjenigen der Quecksilbersalze. {Compt. rend.
7. Sept. 1863. p. 494.) H. Ludwig.
■'*:
264
W¥. lälteratur und Kritik.
Canstatt's Jahresbericht über die Fortschritte in der
Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen
Ländern im Jahre 1862. Redigirt von Professor
Dr. Scherer, Prof. Dr. Virchow und Dr. Eisen-
mann. Verfasst von Prof. Dr. Clarus in Leipzigs
Dr. Eisenmann in Würzburg, Dr. Eulenburg in
Berlin, Prof. Dr. Fick in Zürich, Prof. Dr. Lös eb-
ner in Prag, Prof. Dr. Scher er in Würzburg und
Prof. Dr. Wiggersin Göttingen. Neue Folge. Zwölf-
ter Jahrgang. 1. Äbtheilung. Würzburg, Verlag der
StaheFschen Buch- und Kunsthandlung 1863.
Da^; Werk zerfällt in 2 Theile. Der erste Theil umfasst den
Bericht W)er die Leistungen in der Pharmakognosie und Pharmacie
von Prof, Dr. Wiggers in Göttingen,
Unter Literatur für Pharmakognosie und Pharmacie führt der
Verf. 73 Werke an, welche im Jahre 1862 darüber erschienen sind.
Vorzüglich lobend spricht sich der Verf. über Du f los' Werk
aus : Anweisung und Prüfang chemischer Arzneimittel als Leitfaden
bei Visitation der Apotheken etc. Berlin 1862. Bei Springer.
Er sagt darüber: Das Werk von Duflos hat in seiner jetzigen
zweiten Ausgabe noch so viele Verbesserungen und Erweiterungen
erfahren, dass es um noch viel mehr Ansprüche auf Anerkennung
und allgemeine Verbreitung macht, als es schon in der ersten Au^
läge gefunden hatte. Vor vielen ähnlichen Werken hat es den
Vorzug, dass es vollständiger und für die chemischen Präparate
aller Pharmakopoen berechnet ist, und dass es selbst jüngeren
Pharmaceuten einen Leitfaden bei der Uebung in quantitativen
analytischen Untersuchungen der als Arzneimittel angewandten
chemischen Producte gewährt.
Nicht minder günstig beurtheilend, sagt der Vetf. über die
unter der Redaction von Dragendorff aml. Mai 1862 begonnene
Pharmaceutische Zeitschrift für Russland, dass dieselbe eine ganz
besonders erfreuliche und für die Fortschritte in der Pharmako-
gnosie und Pharmacie sehr hoffnungsvolle Erscheinung, indem in
dem so grossartigen und theilweise so schwer von Reisenden zu
erforschenden Russland bisher gewiss gar viele Kräfte ruheten, die
durch die nun gebotene Gelegenheit ohne Zweifel sowohl zu Arbeiten
als auch zu Mittheilungen von erzielten Resultaten und von Nach"
richten in Anregung gebracht und belebt werden. In diese rüh-
mende Anerkennung vorgenannter Werke stimmen wir vollkom-
men ein.
Literatur, 265
I. Pharmakognosie.
Ä. Pharmakognosie des Pflanzenreichs.
1) Studien allgemein ven>reiteter Bestandtheile der Pflanzen.
2) Arzneischatz des Pflanzenreichs nach natürlichen Familien
geordnet.
Der Verf. führt in diesem Abschnitte, wie in den nachfolgen-
den, die Arbeiten und Abhandlungen des Jahres 1862 in der wie in
den vorhergehenden Jahrgängen beobachteten Ordnung auf, mit
seinen erläuternden und kenntnissreichen Bemerkungen versehen,
von welchen hier noch einige Aufnahme finden, um so die Mit-
theilnngen des Archivs noch zu vervollständigen.
FungL lAchenes. Algae. Lycopodiaceae, Gramineae, Irideae.
Asphodeleae. Colchicaceae. Smüaceae, Palmae, Najadeae. Pipera-
ceae.
Ahietineae. Picea vulgaris Link, Aus dem Colophonium dieser
Fichte hat Maly den krystallisirbaren Bestandtheil dargestellt,
Abietinsäure genannt, beschrieben und analysirt. Dieselbe scheint
nicht das von Caillot in dem Terpentin dieser Fichte gefandene
Abietin zu betreffen, weil dieses ein indifferentes Harz ist, aber
dagegen möglicherweise die Abietinsäure, welche Baup aus dem
Harze dieses Baumes in Tafeln krystallisirt erhielt, worüber sich
jedoch, da Baup seine Abietinsäure nicht analysirte, nicht bestimmt
entscheiden lässt. Maly nennt femer das angewandte Harz Colo-
phonium, worunter wir bekanntlich eine durch Schmelzen mehr
oder weniger verändert Harzmasse von Coniferen verstehen; ob
es nun ein solches war, ist nicht sicher angegeben, was aber doch
für die Beurtheilung der Resultate von wesentlicher Bedeutung ist.
Das krystallisirbare Harz stellte Lamy auf folgende Weise dar.
Das gröblich zerkleinerte Colophonium wurde einige Zeit mit 70- bis
80procentigem Weingeist digerirt, die gebildete Lösung entfernt,
die rückständige Harzmasse in 90 — 92 procentigem Weingeist heiss
aufgelöst, heiss filtrirt und dann das Filtrat noch heiss mit Wasser
vollständig ausgefallt. Nach 8 Tagen hatte sich der ausgeschiedene
braune Harzkuchen in eine weiche, braune und reichlich mit Kry-
stallen erfüllte Masse verwandelt, woraus kalter 80 procenthaltiger
Weingeist die braune Masse so auszog, dass die Krystalle dann
durch Preisen zwischen Papier rein erhalten werden konnten.
Die Abietinsäure bildete unregelmässige und glashelle Bruch-
stücke von Krystallen, welche durch Umkrystallisiren mit heissem
Alkohol etwas grössere Krystalle gaben, die meist spitze ovale
Blättchen darstellen. Die Säure reagirt sauer, löst sich in Alko-
hol, Aether, Benzol, Chloroform etc., und bildet mit Ammoniak
eine Gallerte.
Auf Grund fernerer Thatsachen erklärt Maly die Abientin-
säure = C44H3205 als die primitive Harzsäure des Fichtenharzes,
und die bisher angenommene und ebenfalls krystallisirbare Syl-
vinsäure = C^^^H^OQ* für ein Verwandlungsproduct davon. Der
Referent theilt aber nicht ganz Maly 's Ansicht und spricht
sieh dahin aus: Will man die bisher für die Entstehung des Harzes
daraus durch 3 At Sauerstoff zu HO und C^OHi^O^ sehr einfach
aufgestellte Erklärung nicht mehr gelten lassen, sondern aus dem
C20Hlft oder G40H32 das Entstehen einer Säure = C44H32 05 durch
Sauerstoff erklären, so dürfte man sicher auf besondere Schwierig-
keiten stossen.
Moreae. Morus tinctoria. D elf fs erklärt jetzt den von Wag-
ner in dem Gelbholze entdeckten eigenthümlichen Körper, die
266 Literatur,
Moringerbsäure, für nichts anderes als ein mit FarbstofF verunreinig-
tes Morin, welches in dem Gelbholze die krystallinischen Ablage*
rungen bilde und welches er nach der Formel Ci^H'^O^ zusam-
mengesetzt fand, während Wagner dafür der Formel C^H^O^
entsprechende Resultate bekam und dasselbe Morinsaure zu nennen
vorschlug, weil er daran Eigenschaften einer schwachen Säure
gefunden hatte.
Gegen diese Erklärung glaubt Wagner sieh durch folgende
vorläufige Bemerkungen vertheidigen zu können:
Das Morin ist sehr schwer und die MoriDgerbsäure ist sehr
leicht löslich in Wasser, die farblose Lösung des Morins wird durdi
Eisenchlorid granatroth, durch Alkalien gelb gefärbt und löst sich
in Schwefelsäurehydrat mit gelber Farbe auf; die Moringerbsäure
wird durch Leim gefällt, durch Eiseuoxyd schwarz gefärbt und
durch Schwefelsäurehydrat in Rufimorsäure verwandelt.
Die Ablagerungen in dem Gelbholze bestehen grösstentheils
aus dieser Moringerbsäure, aber auch aus Morin, Oxydationspro-
ducten von jener Gerbsäure und einem rothen harzartigen Körper.
Polygoneae. Rheum. Die zuerst von Rochleder und Hei dt
in der Parmelia parietina und darauf von Schlossberg er und
Döpping in der Rhabarber entdeckte Chrysophansäure ist unter
Rocbleder's Leitung von Pilz auf ihre elementare Zusanmkeii-
Setzung und auf ihr Atomgewicht einer Prüfung unterworfen worden,
um dadurch die grosse Differenz in der Formel, welche Roch-
leder und Heldt dafür = C20H8O6 oder = HO + C20H7O5
aufgestellt hatten, und welche dann nach den analytischen Resul-
taten derselben von Gerhardt in seinem Lehrbuche der organi-
schen Chemie zu C^SHi^OS berechnet worden war, zu beseitigen.
Die angewandte Chrysophansäure war von C. Marquart aus
der Rhabarber dargestellt worden und wurde darauf von Pilz voll-
kommen gereinigt. Die drei damit ausgeführten Elementar -Ana-
lysen ergaben dann für Kohlenstoff und Wasserstoff Procentzahlen,
welche nicht allein unter sich und mit denen von Rochleder und
Heldt, so wie von Schjossberger und Döpping vollkommen
übereinstimmen, sondern welche auch so vollständig d%r Formel
O20H8 06 entsprechen, dass die von Gerhardt berechnete Formel
unmöglich als richtig angesehen werden kann.
Um diese Formel noch weiter zu controliren, behandelte er die
Chrysophansäure mit Chloracetyl = C^H^CIO^ und erhielt unter
reichlicher Entwickelung von Salzsäuregas eine Acetyl - Chryso-
phansäure = HO 4- C20H5 (2C4H3 02)05, d. h. eine Chryso-
phansäure, worin 2 H gegen 2 C^H^O^ ausgewechselt worden sind.
Diese Säure bildet nur hellgelbe, kleine Prismen, die sich in
Alkohol und Aether auflösen, und in der Lösung in Alkohol leicht
in Essigsäure und Chrysophansäure verwandeln, wobei sie 2 At
Wasser gebrauchen, dessen Wasserstoff die Chrysophansäure rege-
nerirt und dessen Sauerstoff mit den 2 At. Acetyl 2 At. Essig-
säure darstellt.
Tkymeleae. Laurineae, Synantkereae, Ericineae, Styraceae,
Labiataß, Convolvulaceae. Solaneae. Cordiaceae. Gentianecie.
Menyantheae. Menyanthes trifoliaia. Im Bitterklee hat Den-
zel eine nicht unbedeutende Menge von Jod gefunden, wenig-
Literatur. 267
etens so, dass sich dasselbe schon mit V2 ^nn« Asche ans der
Pflanze in wohlbekannter Weise bestimmt nachweisen lässt. Hierin
liegt jedoch nur eine Bestätigung früherer Angaben von Chatin.
Strychneaei RvMaceae,
Cinchoneae, Cinchana, Die Quinologie fahrt in gewünschter
Weise fort, in ihren verschiedenen Theüen immer weiter aufge-
klärt, berichtigt und vervollkommnet zu werden. Karsten hat
zunächst sein Werk: Florae Gohmibiae terramque adjacentium etc.
fortgesetzt und folgende drei hierher gehörige Bäume: Cinchona
bogotensis Karsten^ C. undata Karaten und C. Moritziana Karsten,
abgebildet, und botanisch charakterisirt.
Diese von Karsten der Gattung Cinchona unterstellten drei
Bäume gehören jedoch sämmtlich der Gattung Ladenheraia an.
Für die Abstammung der Chinarinden liefert das schon früher
angedeutete Prachtwerk von H 0 w ar d (Elustrat, of the Nueva Qnino-
logia of Pavon. London 1859 — 1862) eben so zahlreiche als
begründet erscheinende Beiträge, neue und schöne Beweise, wie
in der älteren Literatur grosse Schätze ruhen können. Howard
hat nun das Verdienst, ein solches Werk in der „Ntteva Quinolo-
gia^ von Pavon als Handschrift bei einem spanischen Botaniker
aufgefunden, angekauft und mit Benutzung der ebenfalls von
Pavon gesammelten Chinarinden und dessen Herbarium im Madri-
der Museum in einem der Jetztzeit entsprechendem Gewände her-
ausgegeben zu haben. Die illuminirten Abbildungen und der
Druck des Textes in theils lateinischer und theils englischer Sprache
sind ausgezeichnet, so dass es eine wahre Freude gewährt, diese
so schönen Cinchoneen zu betrachten. Unter den 30 bearbeiteten
Cinchona- Arten vermochte er nur von der y^Cinchona pubescena
VaJW^ noch keine getreue Abbildung zu geben.
Wie grossartig die Cultur der Chinabäume nach Prof. de Vry
auf Java fortschreitet, nachdem man die Fortpflanzung durch
Samen erzielt hat, davon liefern die dem Verf. mitgetheilten Be-
richte neue Beweise. Während im December 1859 die Anzahl der
Chinabäume auf allen Stufen ihrer Entwickelung bis zu 24 Fuss
hohen Stämmen bereits schon 100,133 betrug, war sie im December
1860 auf 959,191 und im December 1861 auf 1,160,971 gestiegen,
und umfassten sie zu der letzten Zeit
11,504 Cinchona Calisaya
53 „ succirubra
113 „ lancifolia
1,149,301 „ Pahudiana.
Die Berichterstatter schmeicheln sich mit der Hoffnung, dass
die Cinchona Pahudiana, deren Rinde bis jetzt sehr ungünstige
und schwankende Besultate in Betreff der Chinabasen lieferte,
in analoger Art, wie alle Cinchona -Arten in der natürlichen Hei-
math, fortfahren werde, immer mehr Chinin zu entwickeln und in
der Stammrinde niederzulegen, wiewohl Howard solches nicht
für wahrscheinlich hält, betrachtet es aber, selbst wenn sie auch
nicht damit, sondern nur mit der Erzeugung und Vermehrung der
Chinabasen in der Wurzelrinde fortfahren sollte, für einen grossen
Gewinn, indem man dann die Stämme einander viel näher, als es
sonst wegen einer gehörigen Entwickelung derselben geschehen
dürfe, pflanzen nnd das Chinin etc. aus der Wurzelrinde darstellen
könnte.
In Britisch -Indien scheint sich nach zwei neuen Mittheilungen
in der Medical Times and Gazette 1861 und 1862 die Cultur.
268 Literatur.
der Chinabäume doch ganz anders, wie nach den letzten Nach-
richten vermuthet werden konnte, zu gestalten, und sich sowohl
auf den Neilherry- Gebirgen, als auf Ceylon und den östlichen
Zügen des Himalaya im hoffnungfivollen Betriebe zu befinden. £^
ist geglückt, alle werthvollen Cinchona- Arten in die Plantagen
einzuführen, fast sämmtlich aus Samen erzogen, welche Pritchett
in Peru und Spruce in der natürlichen Chinazone gesammelt
und dazu eingesandt hatten.
Nach Scherzer hat ein Pfarrer in Tarija erst kürzlich wie-
der in den Wäldern zwischen Tarija Cochabemba und La Paz
in Bolivia eine neue Cinchona -Art entdeckt, deren Rinde ganz
dieselbe Beschaffenheit, wie die von Cinchona Caliaaya besitzen
soll. Die Indianer nennen diese kostbare Binde Sucupira.
Dem Verf. ist aber über den sie liefernden Baum und die
Rinde selbst, als in unseren Handel gekommen, noch weiter nichts
bekannt geworden.
Oleinae. ' Araliaceae, UmbeUiferae. Berherideae. Menisper-
meae. MagnoUaceae, Paeoniaceae.
Papaveraceae. Papaver somniferum, Opium gaUicum. Von
diesem an verschiedenen Stellen in Frankreich erzielten Opium
hat Guibourt 11 Arten auf den Gehalt an Morphin geprüft.
Im Durchschnitt haben dieselben einen offenbar durch den
Umstand bedingten grossen Gehalt an Morphin herausgestellt, dass
man hier nur wahres und kein verfälschtes Opium zu erzielen
bemüht war, wie einst schon Biltz in Erfurt, und die Prüfung
von einem zu Eyres im Depart. Landes gebauten Opium hat er-
geben, wie früher schon Pelletier einmal fand, dass daneben
gar kein Narcotin enthalten war.
Aus den Prüfungen des in Frankreich erzielten Opiums auf
den Gehalt geht nun hervor, dass das französische Opium nicht
allein wenigstens eben so reich an Morphin ist, wie das beste tür-
kische, sondern auch dass es dieses darin noch übertrifft, und man
kann daher nur wünschen, dass die Erzielung von Opium in fran-
zösischen Ländern nicht bloss, wie es fast scheinen will, eine
pharmakognostische Liebhaberei bleibe, sondern eine solche Ausdeh-
nung erreichen möge, um allerwärts den medicinischen Bedarf
damit decken zu können.
Garantirtes Opium. In Folge einer Aufforderung von
Mitscherlich, Schacht etc. hat J. D. Riedel in Berlin ange-
fangen, gutes Opium im Grossen aufzukaufen, zu trocknen, zu
pulvern und an Apotheker abzusetzen, aber so, dass er die Güte
und den Gehalt an Morphin darin garantirt. Nachdem er nun
, bereits 100 Pfund eines Opiumpulvers hergestellt hat, worin er den
Gehalt von 10 Proc. Morphin garantirt, offerirt er dasselbe in
Blechbüchsen zu ^4» V2 ^^^ 1 Pfund, incl. der Blechbüchse das
Pfund zu 10 Thlr. — Nach Wiggers Ansicht hat Riedel damit
einen höchst glücklichen Gedanken gefasst und ausgeführt, der
gewiss eine so allgemeine Anerkennung finden wird, dass Riedel
kaum im Stande sein dürfte, allen Anforderungen zu genügen, einer-
seits weil nun jeder Apotheker im Stande ist, den Anforderungen
der neueren Pharmakopoen (die neue Preussische fordert nämlich
gerade 10 Proc. Morphin) aus einer sachverständigen und recht-
schaffenen Quelle genau nachzukommen, da wohl selten ein Opium
des Handels gerade die 10 Proc. Morphin enthalten dürfte, und
andererseits weil es dadurch möglich wird, die daran reicheren
und ärmeren Sorten genau so zu vermischen, dass die Mischung
lAteratur. 269
gerade die 10 Proc. enthält, und dadurch also sie alle zu yerwei*-
then, in so weit sie sonst als zulässig dazu befunden werden.
Cruciferae, Chenepodieae. Caneüaceae, Erythroxvleae.
Hypocastaneae. AesculiM Hypocastanum. Rochleder's Resul-
tate neuer Untersuchungen der reifen Früchte des Rosskastanien;
baumes haben Folgendes ergeben. £r hat darin gefunden:
^1) Argyräscin == 0*^8 H^« 048. Ist der schon von Fremy
darin erkannte und als ein krystallisirbarer Bitterstoff beschrie«
bene Körper im reinen Zustande. Dasselbe ist ein Glucosid und
verwandelt sich durch Säuren in Traubenzucker oder eine Modifi-
cation davon und in
Argyräscetin = C84H62024. Durch Alkalien spaltet sich das
Argyräscin in Propionsäure = C^H^O* und in Aescinsäure.
2) Aphrodäscin = CiMH^Oß*. Der von Fremy für Saponin
gehaltene Bestandtheil. Spaltet und verwandelt sich sowohl durch
Säuren als auch durch Alkalien in Aescinsäure, und daneben durch
Alkalien in Buttersäure 5= CöH^O* und durch Säuren in Trau-
benzucker oder eine Modification derselben.
3) Aescinsäure = C^^HöOO^ß. . Diese im Vorhergehenden als
Spaltungsproduct vom Argyräscin und von Aphrodäscin angeführte
Säure findet sich in den reifen Samen auch schon gebildet vor.
Durch Säuren wird dieselbe wiederum gespalten in Traubenzucker
oder eine Modification desselben und in
Teläscin = C'^ H62 028, einen Körper, der durch den Einfluss
von Säuren noch weiter gespalten werden kann, nämlich in
Ascigenin = C^SH^dO^, als Endproduct aller Spaltungen, aber
bei dieser zugleich in Traubenzucker und in Mannitan = Ci2H'2 0iö
oder in Modificationen von beiden Zuckerarten.
4) Gelben Farbstoff, welchen Röchle der als ein Glucosid
erkannte; bei der Spaltung durch Säuren liefert er ausser Zucker
auch Quercetin.
Aguifoliaceae. Euphorbiaceae, Xanthoxyleae. Jttäaceae. Zygo-
phylleae. Ämyrideae.
Caesalpineae. Tamarindus indica. Von Tamarinden unter-
scheidet Righini 4 Sorten, nämlich: 1) in Kuchen, 2) hellbraune,
3) schwarze Massen^ 4) in Trauben (ganze Früchte von den
Antillen).
Die in Kuchen sind bekanntlich die ägyptischen, welche in
Griechenland zu schwarzen Massen umgearbeitet werden sollen.
Die schwarzen, Samen etc. einschliessenden Massen sind die ge-
wöhnlichen unseres .Handels, und die von den Antillen sind bei
uns noch sehr selten, aber Righini erklärt sie für die werth-
vollsten.
Jenen vier Sorten fügt Righini noch eine fünfte hinzu, welche
in Frankreich sehr verbreitet sein und durch Vermischung ächter
Tamarinden mit einer grossen Menge von dem Mark der Früchte
von Prunus spinoaa bereitet werden soll, also einen groben Betrug
einschliesst. Man hat auch augefangen, den antilHschen Tama-
rinden ein gewissenlos hergestelltes Artefact aus Rohrzucker, so
wie den Samen und Fasern aus ächten Tamarindenfrüchten zusam-
men gearbeitetes Mark von levantischen Pflaumen bestehend, zu
substituiren.
Dasselbe lässt sich aber dadurch schon von dem wahren Mark
aus den antillischen Früchten unterscheiden, dass es wie eine Con-
serve aussieht und sehr süss schmeckt, während das ächte Tamarinden-
270 Literatur.
mark röthlich braun, homogen und nicht körnig ist, wenig Samen
einschliesst und angenehm süss -säuerlich schmeckt.
' Papilionacetie. Sarothamnus Seoparius. Das in dieser Pflanze
Yon Stenhouse entdeckte Spartein ist aufs Neue von Mills
chemisch studirt worden. Zunächst suchte er die Zusammensetzung
'desselben festzustellen, welche Stenhouse = C^^H^ßN^ gefunden
hatte, aber nachher aus den analytischen Resultaten desselben von
Gerhardt zu C^^H^^N^ in seinem Lehrbuche berechnet worden
war. Mills ist bei seinen Analysen jedoch zu Resultaten gekom-
men, welche völlig der Formel Stenhouse 's entsprechen. Ferner
hat Mills verschiedene Salze, einige eigenthümliche Verbindungen
und Substitutionsproducte von Spartein dargestellt.
Mimoseae Dryadeae. Spiraceae.
Pomaceae. Pyrus Malus. Landerer erkennt den bei Aepfeln,
Birnen und anderen süssen Früchten durch die Fäulniss entstehen-
den höchst widrigen bitteren Geschmack als einen Bittersto£F, Car-
popikrin (Pruchtbitter), und er hat mit faulen Aepfeln einige Ver-
suche zur Isolirung daraus angestellt, in Folge welcher er ihn als
eine organische Base betrachtet, indem er dabei von einem essig-
sauren Carpopikrin redet, welche aber noch zu keinem bestimmten
Resultate geführt haben.
B. Pharmakognosie des Thierreichs.
Gl. Insecta. Ordo Coleoptera. Ordo Hemiptera. Cl. Phytozoa.
Ordo Sponginae. AckiUeum lancinulatum. Schwamm zu cht. Nach
dem „Pharm. Joüm. and Tr ansäet. 4. 184.'* ist man auf den
interessanten Gedanken gekommen, die lebenden Schwämme von
Syrien nach dem Meerbusen von Toulon zu transportiren und an
den sogenannten Goldinseln (Hyferes) einen Versuch zu ihrer
Acclimation zu machen. Lamiral war dazu im Anfang Mai d. J.
eigens nach Syrien gereist und nachdem die acquirirten lebenden
Schwämme bereits am 17. Juni d, J. in Marseille angekommen,
erstattete er darüber der „SociÜi cPacdimation^ einen Bericht,
woraus Folgendes ersichtlich ist.
An der sjrrischen Küste von Skanderum (Alexandretta^ bis Saida
giebt es drei Arten von Schwämmen, nämlich feine und weiche, feine
und harte und gewöhnliche. Die in der See lebenden Schwämme
sind mit einer schwarzen, durchsichtigen und gelatinösen Substanz
überzogen, die vegetabilischen Granulationen ähnlich erscheint und
worin ein Mikroskop weisse und eiförmige Rörperchen bemerken
lässt. Diese Körperchen sind die Larven der Schwämme für ihre
Fortpflanzung, welche, wenn sie reif geworden (Ende Juni bis
Anfangs Juli), von dem unaufhörlich durch die Schwämme dringen-
den Seewasser daraus abgesondert werden, und dann mit Hülfe der
daran beflndlicheu vibrirenden Fäden darin umherschwimmen, bis
sie geeignete Felsen treffen, an die sie sich für ihre Entwickelung
zu neuen Schwämmen befestigen können. Zur Zeit der Reife der
Larven Hess nun Lamiral die verschiedenen Arten von Schwäm-
men durch Taucher aus der See heraufholen, aber so, dass sie
nach der möglichst u&verletzenden Ablösung vom Boden sogleich
in mit Seewasser gefüllte Büchsen gebracht und darin dann nach den
erwähnten Inseln transportirt wurden, an deren Küsten man sie
nun in steinernen Trögen, die feinen Schwämme bis zu einer Tiefe
von 15 Fathoms (90 Fuss), die gewöhnlichen bis zur Tiefe von
20 bis 30 Fathoms versenkt hat, und die Zukunft muss nun lehren,
wie ihnen die neue Heimath zusagen wird.
Literatur. 271
C Pharmakognosie des Mineralreichs, — D, Pharmakognoatische
Misceäen,
Sü/phium der alten Griechen. Mit Gründlichkeit hat Schroff
nachgewiesen, dase die unter diesem Namen früher so herühmt
gewesene Drogue die Wurzelrinde von der in der ehemaligen
Kyrene, Nordafrika, einheimischen Thapsia SiVphium Viviani ist.
Sie gehört gleichwie die in Nordamerika von Thapsia garganica
gebräuchliche - Wurzelrinde zu den drastischen Purgirmitteln.
U. Pharmacie.
A) Apparate, Instrumente. B) Operationen. C. Phar-
macie der unorganischen Körper.
Hydrogenium. Wasserstoff. Aqua. Das Eis scheint, den
Angaben von Meister entgegen, nach den Beobachtungen von
Dufour allerdings leichter als nüssiges Wasser zu sein. Nach-
dem derselbe das spec. Gewicht des Eises schon früher nach einer
Mittelzahl von 22 Versuchen = 0,9175 gefunden hatte, bekam er
jetzt bei 16 neuen Versuchen als Mittelzahl 0,9178, die also mit
der früheren sehr nahe übereinstimmt.
Nitrogenivm._ PJiosphorus^ Arsenicum. Stibium, Chlorum, Jo^
dum. Carhonicum,
Electropositive Grwndstoffe {Metalle).
Kalium. Natrium. Natrium carbonicum crudum. Aus Gos-
sage's geschichtlichen Mittheilungen über die Fabrikation der
Soda in England nach Leblanc's Methode erfahren wir^ dass
gegenwärtig 50 derartige Fabriken in England betrieben werden,,
dieselben produciren in 1 Woche:
Rohe Soda 3000 Tonnen
Krystallisirte Soda.. 2000 „
Natronbicarbonat. .. 250 „
Chlorkalk 400 „
Jede Tonne beträgt etwa 2240 Pfund. Alle diese Producte
entsprechen für 1 Jahr einem Werthe von wenigstens 2 Mill. Pfd.
Sterling. Jede Tonne mit roher Soda kostet 4| mit krystallisirter
Soda 4V2f niit Natronbicarbonat 9 und mit Chlorkalk 10 Pfd.
Sterling.
Ammonium. Liquor ammonii caustici. Zur Bereitung eines
reinen Ammoniakliquors hat Fresenius in dem bisherigen Verjfah-
ren sehr zweckmässige Veränderungen angegeben. Zur Entwicke-
lung dient ein einer Destillirblase ähnlich gearbeitetes Gefäss von
GuBseisen, welches seitwärts von der zur Einbringung der Masse
dienenden und luftdicht verschliessbaren Halsmündung einen Tubus
für das das Gas ableitende Rohr hat. Der durch Schrauben auf die
Halsmündung zu befestigende Deckel hat in der Mitte auch einen
durch Kork zu verschliessenden Tubus, um am Ende durch Abziehen
desselben die vollendete Entwicklung des Ammoniakgases und
bei etwaigen Verstopfungen als Sicherheitsventil geöffnet werden
zu können. Zur Ableitung des Gases wird in den dazu bestimm-
ten Tubus ein starkes Bleirohr ein für alle Mal mit einer Mischung
von Leinölßmiss und Mennige eingekittet, welches bis auf den
Boden einer etwas Wasser enthaltenden, 2 halsigen Waschflasche
von Gusseisen hinabreicht und in den dafür bestimmten Tubus
ebenfalls für immer mit dem erwähnten Kitte befestigt wird. An
dieser Waschflasche sind aussen seitlich 2 Tubus angebracht und
in einem derselben ein 2schenklige8 Glasrohr eingekittet, um den
Wasserstand erkennen zu können. In den zweiten Tubus desselben
272 Literatur.
ist der Hals einer tubulirten Vorlage eingekittet, in deren seit-
lichen Tubas mittelst eines Korks ein Gasrohr gesteckt ist, welches
mit einem Liebi gesehen Kühler in Verbindung gesetzt wird, und
das Gas in diesen führt. An der den Wasserstand zeigenden Glas-
röhre entgegengesetzten Seite ist nahe über dem Boden der eiser-
nen Wasserflasche ein Tubus angebracht, in welchem ein einschenk-
liges Kohr angebracht, welches sich in ein Kautschukrohr mit
Quetschhahn endigt, um das unreine ammoniakhaltige Wasser aus
der Flasche dadurch abfliessen lassen zu können. Das entwickelte
Gas gelangt also in den Liebig'schen Kühler, welcher oft mit
kaltem Wasser gespeist werden muss, um dadurch das am Ende
der Operation mit dem Gas kommende heisse Wasser abzukühlen
und auch das durch Absorption des Ammoniakgases sich erhitzende
Wasser von vornherein gut abgekühlt zu erhalten. Das aus dem
Rohre des Liebig'schen Kühlers kommende Gas führt man durch
eine au jenes mittelst eines Kautschukrohrs befestigte Röhre in
das zur Aufnahme bestimmte reine Wasser. Als Vorlage zu letz-
terem wendet Fresenius einen grossen Vitriolölballon an, für
kleinere Mengen jede dazu passende und zum Abkühlen geeignete
Vorlage.
Um den Rückstand sehr leicht aus dem Eptwickelungsgefasse
herausbringen zu können, empfiehlt Fresenius einen Theil des
Salmiaks durch schwefelsaures Ammoniak zu ersetzen, indem der
entstehende Gyps das Zusammenbacken und Erhärten des basischen
Chlorcalciums verhindert. Fresenius vermischt daher einerseits
13 Th. krystallisirten Salmiak mit 7Th. schwefelsaurem Ammoniak
in linsengrosse Stückchen zerkleinert. Andererseits löscht man
20 Th. Kalk mit 8 Th. Wasser, bringt das entstandene pulverige
Hydrat und jene Ammoniaksakmischung in abwechselnden Schich-
ten über einander in das eiserne Entwickelungsgefass, giesst noch
16 Th. Wasser darüber, setzt das Gefass mit der vorhin beschrie-
benen Auffangungs- Vorrichtung in Verbindung und beginnt die
Entwickelung. Zur Aufnahme des Gases giesst man in die letzte
Vorlage 42 Th. reines Wasser.
In den ersten Stunden ist nur wenig Feuer nöthig, und nach
5 — 6 Stunden ist der grösste Theil des Ammoniaks übergegangen.
Von nun an folgt wegen der nöthigen stärkeren Erhitzung mit dem
Ammoniakgas so viel Wasser, dass ans dem Liebig'schen Kühler
kein Gas, sondern nur ammoniakhaltiges Wasser hervorkommt, und
wenn dann in der auf dem Tubus der eisernen Waschflasche ange-
brachten tubulirten Vorlage weisse Nebel bemerkt werden, muss
die Vorlage abgenommen und durch eine andere ersetzt werden,
um von da an noch nachfolgendes trübes und wenig Ammoniak
enthaltendes Wasser für andere Zwecke aufzufangen.
Calcium, Magnesiv/m. Ferrum. Spir, sutphur.-aether, martiatus.
In dem „Berigten van de Nederlandsche Maatschappij ter be-
vordering der FharmaQte, Mai 1862. No. 12. p. 189^ wird eine
ärztliche Verordnung abgehandelt, nach welcher eine Mischung
von 3 Drachmen Spirit. aulphur. aeth. mart. und 4 Drachmen
Spirit. nitricO' aethereua als Tropfen verabreicht werden soll. Die
Anfertigung dieser Mischung hat zu einer Beobachtung geführt,
welche von Aerzten und Pharmaceuten sehr zu beachten ist. Gleich
nach der Mischung jener farblosen Flüssigkeiten bekam die Mischung
eine dunklere und sehr bald fast ganz schwarze E^rbung, und
in der Meinung eines Irrthums wurde die Mischung wiederholt,
aber stets mit demselben Resultat. Da nun kein Irrthum mehr
Literatur. 273
vorliegeu konnte, so muaste die Ursache der Färbung in einer
Reaction der Bestandtheile jener Materialien auf einander liegen,
und als man sich dann vorstellte, dass das salpetrigsaure Aetbyl-
oxyd im Spirit, nitrico-a^h, zersetzt und unter anderen Produc-
ten auch Stickozyd geliefert haben . mussei was dann auf das Eisen-
chlorür in dem Spir. aulph, aeth. mart. einwirke, entwickelte man
auf die bekannte Weise Stickoxydgas, leitete dasselbe sowohl in
dieses Arzneimittel, als auch in eine wässerige EisenchlorüriÖsung,
und beide Flüssigkeiten bekamen dadurch dieselbe Färbung, wo-
durch die Ursache derselben als erklärt angesehen wurde.
Ferro -Natron pyro- phosphoricum oxydatum liquidum. Die-
ses von dem Erfinder Leras fabricirte und unter dem Namen
pPhosphate de fer soluble^ marktschreierisch für einen enormen
Preis allerwärts und so auch nach Russland in den Handel ge-
brachte Geheimmittel wird nach Schuppe nach folgender von
ihm gegebener Vorschrift bereitet. Man reibt 2 Gr. pyrophosphor-
saures Eisenoxyd, 4V2 ö'' pyrophosphors. Natron und 7 Gr. kry-
stallisirtes schwefelsaures Natron in einem Mörser mit der nöthigen
Menge Wasser bis zur Lösung zusammen und verdünnt dieselbe
bo, dass sie genau 2 Unzen beträgt. Wiggers bemerkt* hiers^u, dass
man bei dieser Art der Bereitung das Glaubersalz auch ganz weg-
lassen könne.
Manganitm, Cuprum, Plumbum, Biamutkum. Hydrargyrum.
Argentum,
D. Phai-macie der organischen Körper.
1) Pflanzensäuren, 2) Organische Basen. 3) Eigenthümliche
neutrale organische Stoffe. 4) Alkohole. Allyl- Alkohol.
Die Bereitung des für die künstliche Erzeugung von Senföl
nichtig gevfordQXxeuAllyljodürsiüivou Dragendorff mit amorphem
Phosphor versucht undfiuf folgende Weise sehr zweckmässig erkannt
worden. Man suspendirt 1 Th. amorphen Phosphor durch Reiben
in 3 Th. Glycerin,. welches vorher möglichst entwässert worden
war, bringt die Mischung in eine tubulirte Retorte, und trägt
8V2 Th. zerriebenes Jod in kleinen Portionen nach einander hin-
ein. Die Retorte ist vorher mit einem Liebig'schen Kühlapparate
in Verbindung gesetzt. Wird in den ersten Stunden die Retorte gut
abgekühlt erhalten, so findet wedereine stürmische Reaction in der
Masse noch deswegen ein Verlust an Jod statt, und es destillirt
von selbst viele Jodwasserstofi^säure ab, deren rückständiger Rest
d^n, wenn die Wirkung in der Masse nachlässt, durch Erhitzen
aus dieser noch ausgetrieben wird und die' man mittelst der Aut?-
fiussspitze des Li ebig'schen Kühlers in destillirtea Wasser führt
und von diesem absorbiren lässt, um sie anderweitig verwerthen
zu können. .
Nach Au^reibung der Jodwasserstofi^säure aus dei* Masse erhitzt
man dieselbe stärker und fängt auf, was von -f* ^00^ übergeht.
Das destillirte AUyljodür wird mit^ etwas kalihaltigem und dann
mit reinem Wasser geschüttelt, durch Chlorcalcium entwässert und
bei 101® rectificirt. AUyljodür auf diese Weise dargestellt hält
Dragendorff für die Bereitung von Senf öl vollkommen geeignet,
über dessen Herstellung, er weitere Versuche anstellen will.
5) Olea volatilia. Kreosotvm condensatum.
Unter dem Namen verdicktes Kreosot empfiehlt Martin eine
gallertartige Mischung von 3 Th. Kreosot und 2 Th. Collodium,
um sie anstatt des reinen Kreosots zum Stillen von Zahnweh anzu-
wenden. Man kann diese Mischung gut an den Zähaen applicireo,
Arch. d. Phnrm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 18
274 Lüertxtur.
ohne dass ^das Kreosot an andere Theile der Mundhöhle gelangt
und an derselben Schmerzen verursacht.
£. Pharmacie gemischter Arzneikörper.
Qandeiae, EmidHones, Extraeta. Linimenta. Linimenttim aapo-
nato r camphoratum. , •
Nach Frederking wird ein ganz vorzüglicher durchsichtig
bleibender Opodeldoc auf folgende Weise erhalten. Man dige-
rirt 6 Unzen« Stearinsäure* (Stearin) und 3 Unzen krystallisirtes
kohlensaures Natron mit 64 Unzen Spiritus Vini rectificatissimus^
bis isie sich unter Brausen aufgelöst haben, filtrirt noch heiss, löst
I2V2 Drachmen Campher, 5 Drachmen Rosmarinöl und 2 Drachmen
Thjrmianöl ^&nii auf, mischt noch 4 Unzen Alkohol und 4 Unzen
Liquor Ammonii caustici spirituoeus Dzondi hinzu tind lasst erkal-
ten. In diesem Opodeldoc finden durchaus keine krystallinischen
Ausscheidungen statt.
Mormii. Da die gewöhnliche Kochung des Zuckers zur Tafel-
consistenz eine zeitraubende Arbeit ist und dennoch steinharte,
saft- und kraftlose Morsellen zur Folge hat, so wird in No. 21.
der Pharmaceutischen Zeitung angerathen, gleich von Anfang an
nicht mehr Wasser anzuwenden, als zur Consistenz erforderlich ist,
und demnach z. B.
Mormii Zingiberis vortrefflich beschaffen und schmeckend auf
folgende Weise zu bereiten:
Rec. Caryophyll. arom. ^j
Cinnamomi acut, ^jj
Rad. Zingiberis I3/4 Unzen
Sacchari albi 32 Unzen
. Aq. Rosar. 5 Unzen.
Der Zucker wird mit dem Rosenwasser Übergossen, damit ohne
Rühren und rasch bis gerade zum. Auflösen zum Kochen erhitzt,
dann setzt man die beiden ersten Gewürze als Pulver und den
Ingwer in kleine Stückchen zerschnitten hinzu und giesst umge-
rührt sogleich in die bekannten Formen aus.
Olea cocta, Pastae. Pastilles. Püulae. Pulver es. Syrupi.
Trochisci. Tincturae.
F. Geheimmittel.
Le Roi hat seinem Kräuterthee nun auch ein hygeistisches
Kräutergepulver angereiht. Nach Hagör's Ansicht bekommt man
durch Vermischen von
30 Th. Bittersalz ^ •
12 „ Farin Zucker
12 „ Hordeum praeparatum
Q „ Bittersüssstengel
40 „ Sennesblätter
in feinen Pulvern ein wohl ganz gleich zu achtendes Product,
aber natürlich viel wohlfeiler als 15 Sgr. für 2 Unzen, wofür es der
Geheimmittelfabrikant Ober-Sanitätsrath und HofmedicusDr. LeRoi
in Schachteln durch Ohme und Müller in Braunschweig feilbietet
Daubiiz*s Rämorrhoidal' KräiUerliqueur hat nach Hager solche
Bestandtheile, dass man ihn nach folgendem Recept gams ent-
sprechend selbst würde darstellen können:
Literatur. 275
Rec. Bolet. Laricis
Rad. Rhei ana pt. 2
y, Zedoariae
„ Angelicae
„ Gentianae
„ Galangae
Elect. Thergac
, Croci ana pt. 1
Sacch. alb. pt 50
Spir. frument. pt. 4000.
Macera per biduum. Colaturae admisce Liquorem filtratam,
paratum macerando ex
Aloes
Myrrhae ana pt. 1
, Aq. frigid, pt. 15.
Per biduum eepone et filtra. •
Cnue^s Patent' Kropf pulver, Ist nach Hager ein Gemisch von
Sal. cuhnar. pt. 25.-
Sulph. Sublimat, pt. 10
Sem. foenigraeci pt. 25 -
Bacc. Juniperi pt. 25
Rad. Gentianae
Sem. foeniculi ana pt. 3 — 5
in Gestalt von groben Pulvern, wovon 26 Loth zu 7V2 ^ff^»^ zum
Ankauf offerirt werden.
Solbrig^s Mittel gegen Sommersprossen, Nach einer genaueren
Untersuchung dieses Mittels scheint dasselbe nicht eine einfache
Tincturder weissen Niesswurzel, wie Hol! an dt behauptet, zu sein.
Durch Geruch, Geschmack, Reactionen und anderweitige Darstel-
lungs* Versuche bekam er endlich nach folgendem Recept:
Rec. Rad. Hellebor. alb.
„ Amicae
„ Pyrethri ana 1 Unze
Styrac. calam 2 Drachmen
Alkoh. Yini 15 Unzen
Digere et post filtrat. adde
Ol. bergamott.
„ Citri q. s. ad Od. grat.
ein Product, was von dem So Uhr ig 'sehen Mittel nicht zu unter-
scheiden ist.
Der zweite Theü enthält den Bericht über die Leistungen in
der Pharmakodynamik und Toxikologie von Prof, Dr. Jtdius Clor
rus in Leipzig.
Da dieser Theil nur Bedeutung für den Mediciner hat, so
können wir denselben nur hier anzeigend berühren und die Aerzte
darauf aufmerksam machen.
' Was nun den ersten Theil des Werkes betrifiPt, so entspricht
er vollkommen den bisherigen Berichten und verdient allseitige
Aufmerksamkeit. Dr. Bley.
tb .v.^.
276
BiUio^pliischer Anzeiger für Pharmacenteii,
Arzneitaxe, Rönigl. preassische, für 1863. gr. 8. (64 S^.) Ber-
lin, Gärtner^ geh. baarn. V3 «$.
dieselbe für die Hohenzollemschen Lande für'' 1863* (64 S.)
gr. 8. Ebd. geb. baar n. Vs «f •
Bädeker, F. W. J., die Eier der europäischen Vögel nach der
Natur gemalt. 10. (Schluss-) lief. gr. Fol. (VIII u. 36 S. m.
8 Chromolitb.) Iserlohn, Bädeker. ä n. 4 «l^.
Berg, Dr. 0. C. u. C. F. Schmidt, Darstellung u. 'Beschreibung
sämmtl. in der Pharm, borues, aufgeführten officinelien Ge-
wächse. 31. u. 32. Heft. gr. 4. (24 S-. u. 12 color. Stein taf.)
Leipzig, Förstner. ä n. 1 jp. (1—32. n. 312/3 ^.)
Bertolonii, Prof. Dr. Ant., Flora Italica cryptogama. Pars IL
Pasc. 1. gr. 8. (128 S.) Bononiae 1862. (Wien, Sallmever u.
Comp.) geh. n. 1 ^. (I— II. 1. n. öVe 4-)
Brefeld, Geh. Med.- u. Reg.-Rath Dr. Frz«, die Apotheke. Schutz
od. Freiheit? gr. 8. (178 S.) Breslau, L. Trewent geh. l 4.
Bronn, Prof. Dr. H. G., die Olassen und Ordnungen des Thier-
reichs. Fortges. v. Prof. Dr. Wilh. Käfferstein. 3. Bd. Weich-
thiere (Malacozoa). 26. u. 27. Lief. Lex.- 8. (S. 833— 912 mit
5 Steintaf., ö Bl. Elrklarung. und eingedr. Holzschn.) Leipzig,
C. F. Winter, geh. ä n. V2 4 (I — HI. 27. ». 21 •$ 24 Sf.)
Co In et d'Huart, Prof. Dr. de, Determination de la relation qui
existe entre la chaleur rayonnante, la chaleur de conductibilitä
et la chaleur latente, gr. 8. (64 S. mit 1 Steintaf.) Luxem-
burg, Bück. geh. n. 2/3 4-
Gramer, Prof. T)r. C, physiologisch - systematische Untersuchung
über die Ceramiateen. 1. Heft. gr. 4. (V u. 130 S. Aiit 13
Steintaf.) Zürich, Schulthess in Commiss. n. 3 .if 6 sfr,
Dachauer, Dr. Gust., ehem. Taschenwörterbuch, br. 8. (IV u.
102 S.) München, Gummi, geh. n. V2 «f *
Dietrich, Dr. Dav., Deutschlands kryptogam. Gewächse in Abbild.
2. Ausg. 1. Bd. 9. u. 10. Heft, (ä 10 color. Kupftaf.) gr. 4.
Jena, Suckow. k n. 18 sf,
Dove, H. W., die Stürme der gemässigten Zone, mit besond. Be-
rücksichtig, der Stürme des Winters 1862—63. gr. 8. (120 S.
. mit 1 chromolitb. Karte.) Berlin, D. Reimer, geh. 3/^ 1^.
Encyklopädie, allgem., der Physik. Bearb. von P. W, Brix, G,
Decher, F. C. 0. v. Feilitzsch, F. GrashoflP, F. Harms etc. Herausg.
V. Gust. Karsten. 13. Lief. L»ex.-8. Leipzig, Voss. geh. n. 22/3^.
Flora von Deutschland. Herausg. v. Dir. Prof. Dr. F. L. v. Schlech-
tendal, Prof. Dr. L. £. Langethal u. Dr. E. Schenk. XIX. Bd.
11. u. 12. Lief. Mit 20 col. Kpftaf. 8. (40 S.) Jena, Mauke,
geh. k n. V3 ^•
- dieselbe. 3. Auft. XVIII. Bd. 1. u. 2. Lief. Mit 16 col. Kpftf.
8. (32 S.) Ebd. geh. k n. 1/3 •^•
-- dieselbe. 4. Aufl. XIII. Bd. 9. u. 10. Heft. Mit 16 col. Kpftf.
8. (32 S.) Ebd. geh. k n. 1/3 4-
Bibliographischer Anzeiger. 277
Fresenius, Geh. HoA:. Prof. Dr. R., Analyse des Kaiser -Brun-
nens und des Ludwig-Brunnens zu Homburg v. d. Höhe. gr. 8.
(38 S.) Wiesbaden, KreideVs Verl. geh. n. Vs •♦ •
Frey, Prof. Dr. Heinr., das Mikroskop u. die mikroskopische Tech-
nik. Ein Handbuch für Aerzte u. Studirende. Mit 228 Fig.
in eingedr. Holzschn. und Preisverzeichnissen mikroskopischer
Firmen. Lex. -8. (IV u. 472 S.) Leipzig, Engelmann. geh.
n. 2% ^.
Fnhlrott, Prof. Dr. Carl, xias Quellwasser oder Grundzüge der
(Quellenkunde, gr. 8. (26 S.) Elberfeld, Mebus & Comp, in
Commiss. geh. baar n. Ve «?•
Gerding, Dr. Th., Taschenlexikon der Chemie und der damit
yerbundenen Operationen. 5. Lief. br. 8. (S. 449—560.) Leip-
zig, Baumgärtner, geh. ä Va «^*
Göppert, Geh. Med.-Rath Dr. Prof. H. R., die öfficinellen Ge-
wächse europäischer botanischer Gärten, insbesond. die des k.
botan. Gartens der Universität Breslau, gr. 8. (39 S.) Han-
nover, Hahn. geb. n. Vo «^*
Graham- Otto's ausführliches Lehrbuch der Chemie. 4. umgearb.
Aufl. Mit in den Text eingedr. Holzschn. 1. Bd.: Lehrbuch
der physikal. u. theoret. Chemie v. H. Buff, H.Kopp u. F. Zam-
miner, Proff. 2. Abth. 2. Aufl. gr. 8. Braunschweig, Vieweg
u. Sohn, geh» n. 5 *$.
— dasselbe. 2. Bd. Ausführliches Lehrbuch der anorgan. Chemie
V. Med.-Rath Prof. Dr. Fr. Jul. Otto. 4. umgearb. Aufl. Iste
Abth. 1. u. 2. Lief. 2. Abth. 1. u. 2. Lief, und 3. Abth. 1.
n. 2. Lief. gr. 8. (ä Abth. 192 S.) Ebd. geh. k Lief. n. 1/2 «f •
Grassmann, Roh., die Well Wissenschaft oder Physik. 1. Theil.
gr. 8. Stettin 1862, Grassmann. geh. 12 sgr.
Hager, Dr. Herm., Commentar zu der 7. Ausg. der Pharmacopoea
bornssica. 3. Heft. gr. 8. (S. 225 — 336 mit eingedr. Holzschn.)
Lissa, Gunther*s Verlag, k V2 *$•
Hai Her, Ernst, die Vegetation auf Helgoland. Mit 4 lith. Taf.
Abbild. 2te mit einer vollständ. Flora verm. Ausg. 8. (HI n.
56 S!) Hamburg, O. Meissner's Verl. V4 •$• l?eb. 9 8fr.
Handwörterbuch der reinen u. angewandten Chemie. Bearb.
in Verbindung mit mehr. Gelehrten u. red. von Dr. H. v. Feh-
ling und Dr. H. Kolbe, Proff. Mit zahlr. in den Text gedr.
Holzschn. 8, Bd. 7 — 9. Lief. (In der Reihe die 53 ^ 55.
Lief.) gr. 8. (S, 769—1085. Schluss.) Bräunschweig, Vieweg
u. Sohn. geb. a n. 2/3 ^.
Henkel, Prof. Dr. J. R., Atlas zur medicinisch-pharmaceutischen
Botanik, die Analysen d^r wichtigsten Pflanzenfamilien enth.
Lex.-8. (54 Steintaf. mit 21 S. Text.) Tübingen, Laupp. In
Mappe n. 4 «1^.
Hey er, Prof. Dr. Carl, Phanerogamen- Flora der Grossh. Provinz
Ober-Hessen u. insbesond. der Umgegend von Giessen. Nach
• dem Tode des Verf. bearb. und herausg. v. Prof. Dr. Jul.
Rossmann. gr. 8. (VIII u. 482 S.) Giessen, Ferber. geh. n.
1 «f 6 0f .
Ho ff mann, Prof. Herm., Icones analyticae fungorum. Abbild.
u. Beschreib, v. Pilzen, mit besond. RQcksicht auf Anatomie
und Entwickelungsgeschichte. 3.HefL Fol. (S.57>-79 mit 6
col. Rupftaf.) Giessen, Ricker. In Mappe ä n. 2^3 «f.
— Doc. Dr. Rob., Theoretisch «praktische Ackerbau -Chemie nach
dem heutigen Standpuncte der Wissenschaft u. Erfahrung für
st I'
SS?.»»
)2-
^r'
^.^'
*•/'."
^n...
278 Bibliographischer Anzeiger,
|;^ die Praxis fasslich dargestellt. Mit Abbild, in eingedr. Holz-
schnitten U.Tab. In 5 Lief. 1. Lief. gr. 8. (111 S.) Prag,
Andr^. geh. n. Va ^•
Jessen, Doc. Dr. Carl F. W., Deutschlands Gräser und Getreide-
arten zu leichter Erkenntniss nach dem Wüchse, den Blättern,
Blüthen und Früchten zusammengestellt u. für die Land- und
Forstwirthschaft nach Vorkommen und Nutzen ausführlich be-
schrieben. Mit 208 eingedr. Holzschn. Lex.-8. (XII u. 300 S.)
Leipzig, T. 0. Weigel. geh. n. 3^.
Raristen, Prof. Dr. H., Entmckelungs-Erscheinungen der organi-
schen Zelle, gr. 8. (28 S. mit 1 Steintaf.) Berlin. (Leipzig,
Barth.) . geh. 6 sf,
Kirch hoff, G., Untersuchungen über das Sonnenspectrnm u. die
Spectren der chemischen Elemente. 2. Th. Mit 2 chrpmolith.
j*,. Taf. gr. 4. (16 8.) Berlin, Dümmler*s Verl. in Commiss. cart
m- . ' n. % 4' (1. 2. n. 21/6 4^)
Kolbe, Prof. Dr. Herm., ausführl. Lehrbuch der organ. Chemie.
Mit in den Text gedr. Holzschn. (A. u. d. T.: Graham-Otto*s
ausführl. Lehrbuch der Chemie. 3. umgearb. Aufl. 3. u. 4. Bd.)
gr. 8. (S. 593 — 864.) Braunschweig, Vieweg ü. Sohn. geh.
ä n. 1/2 «P-
Kühn, Prof. Dr. Otto Bemh., das Cyan und seine anorganischen
Verbindungen nebst dem Mellon, gr. 8. (VIII u. 320 S.) Leip-
zig, Abel. geh. n. 2% «$.
Landolt, Prof., Analyse der neuen Soolquelle zu Salzkotten. gr. 8.
(16 SJ Salzkotten, Grasso. geh. 2 8f,
Larssen, Frdr., das Verhältniss des spec. Gewichts der Kartoffeln
zu ihrem Gehalt an Trockensubstanz und Stärkemehl. Eine
agriculturchemische Untersuchung. Mit 1 lith. Taf. in Farben-
druck, gr. 8. (53 S.) Dorpat, Gläser's Verl. geh. n; V2 •$•
Lieb ig, Just, v.. Ober Francis Bacon v. Verulam u. die Methode
der Naturforschung, gr. 8. (VII u. 64 S.) München, literar.-
artist. Anstalt, geh. n. 12 «gr.
— Bede in der öffentlichen Sitzung der K. Akad. der Wissensch. am
28. März 1863, zur Feier ihres 104. Stiftungstages, gr. 4. (46 S.)
München^ Franz. geh. haar n. 21^.
Martins, Dr. Car. Frid. Phil, de, Flora Brasiliensis sive enumeratio
plant, in Brasilia hactenus detectarum. Fase. XXXIII — XXXV.
CT. Fol. (392 S. mit 59 Steintaf.) Leipzig, Fr. Fleischer in
Commiss. geh. n. 22 «^ 26 agr. (I— XXXV. n. n. 336 4 ^^ ^^0
Mohr, Med.Rath Dr. Fr., Commentar zur preuss. Pharmakopoe
nebst Uebersetzung des Textes. 3. umgearb. Aufl. Nach der
7. Auflage der Pharm, boruss. b^rb. Mit in den Text gedr.
Holzschn. 1. Lief. gr. 8. (XI u. 96 S.) Braunschweig, Vie-
weg & Sohn. geh. n. V2 «^*
Muspratt's theoret., prakt. und analyt. Chemie, in Anwendung
auf Künste und Gewerbe. Frei bearb. von Dr. F. Stohmann.
^' Mit über 1500 in den Text eingedr. Holzschn. 2. verb. u. verm.
fi' Aufl. (In ca. 80 Lief) 1. Bd. 1—3. Lief! gr. 4. (Sp. 1—192.)
^^ Braunschweig, Schwetzschke u. Sohn., geh. k Lief. n. 12 svr.
Rabenhorst, Dr. L., die Algen Europas. (Fort«etz. der Algen
Sachsens, resp. Mittel-Europas.) Decade 41—56. (resp. 141—- 156.)
gr. 8^ (^ circa 10 Blatt mit aufgekl. Pflanzen.) Dresden^ am
tfe ^ ^ Ende. cart. haar ä n. n. % ^.
Bamann, G., die Erdbildung oder die Entstehung und Zusam-
mensetzung der Erdrinde. 3. Aufl. gr. 8. (32 S.) Erfurt,
Kömer^s Verl. geh. 3 lagr.
1
"U.
V.
Bibliographischer Anzeiger. 279
Regnault-Strecker's kurzes Lehrbuch der Chemie. 2. Bd. A. u.
d. T.: Kurzes Lehrbuch der organ. Chemie. Von Prof. Dr. Ad.
Strecker. Mit in den Text gedr. Holzschn. 4te verb. Aufl. 8.
(XXV u. 726 S.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn. geh. n. 2 ^.
Beichenbach fil., Prof. Dr. Heinr. Gust., Xenia Orchidacea. Bei-
trage zur Kenntniss der Orchideen. 2. Bd. B. Heft. gr. 4.
(S. 49—72 mit 5 sch'w. u. 5 col. Kpftaf.) Leipzig, Brockhaus.
kn.22/3^.
Buchte, S., Repetitor ium der Chemie. 71 Fragen aus der Chemie
för Uhemiker, Mediciner und Pharmaceuten. br. 8. (VIII u.
388 S. mit eingedr. Holzschn.) München, Gummi, geh. n. IV2 «f •
Salm-Reifferscheid-Dyk, Jos. Princeps de, Monographia gene-
rum Aloes et Mesembryanthemi. Fase. VU. Imp. 4. (17
zum Theil col. Steintaf.) Bonn, Cohen & Sohn. In Mappe n.
3 4. (compl. n. 43 •$.)
Schacht, Dr. J. £. u. F. W. Laux, Preise von Arzneimitteln,
welche in der 7. Aufl. der preuss. Landes-Pharmakopöe nicht ent-
halten sind. Anhang zur K. preuss. Arzneitaxe für 1863. gr. 8.
(64 S.) Berlin, Gärtner, geh. baar n. 1/3 «f-
Schieiden, Dr. M. J., über den Materialismus der neueren deut-
schen Naturwissenschaft, sein Wesen und seine Geschichte,
gr. 8. (57 S.) Leipzig, Engelmann. geh. 12 sfr,
. Schlikum, 0., der chemische Analytiker, gr, 8. (VI u. 179 S.
mit 11 Tab.) Neuwied 1864, Heuser, geh. 1 4,
Schnitzle in, Prof. Dr.Adalb., Analysen zu den natürlichen Ord-
nungen der Gewächse und deren sämmtlichen Familien in Eu-
ropa. Phanerogamen auf 70 Taf. mit 2500 Fig. Neue Titel-
Ausgabe. (In 10 Lieferungen) 1. Lief. gr. Fol. (7 Steintaf.
taf. mit 60 S. Text in gr. 4.) Erlangen 1858, Palm ü. Enke.
n. 12 4,
Schnitze, Dir. Prof. Max., das Protoplasma der Rhizopoden und
der Pflanzenzellen. Ein Beitrag zur Theorie der Zelle. Lex.-8.
(IV u. 68 S.) Leipzig, Engelmann. geh. 16 «gr.
Seemann, Dr. Berth., die Palmen. Populäre Naturgeschichte
* derselben. Deutsch bearb. v. Dr. Bolle. 2. Aufl. Mit 8 Illu-
strat. gr. 8. (XI n. 368 S.) Leipzig, Engelmann. - geh. 2 «i^.
Seubert, Hofr. Prof. Dr. Mor., Exeu rsionsflora für das Grossher-
zogthum Baden. 8. (LIV u. 244 S.) Stuttgart, Engelhom.
cart. 1 4' '
Stein, Prof. Dr. Frdr., über die Hauptergebnisse der neuern In-
fuBorienforschungen. 8. (29 S.) Wien, Gerold's Sohn. geh.
n. li. Vd ^•
Sturm, Dr. J. W., Enumeratio plantarum vascularium cryptoga-
micarum Chilensiura. Ein Beitrag zur Farn-Flora Chile*s. gr. 8.
(52 S.) Nürnberg 1858. (Leipzig, Hinrich's Verl.) geh. baar
n. n. 16 8fr.
Vogel, Prof. Dr. Aug., praktische Uebungsbeispiele in der quan-
titativ chemischen Analyse, mit besond. Rücksicht auf die
Werthbestimmung landwirthschaftlicher u. technischer Producte.
3. Aufl. Mit 1 lith. Taf. gr.8. (68 S.) Erfurt, Kerner's Buch-
handl. geh. n. V3 4-
Wagner, Herm., Arznei- u. Giftgewächse. 3. u. 4. Lief. No. 51
—100. Fol. (26 Bl. mit aüfgekl. Pflanzen.) Bielefeld, Helmich.
In Mappe k n. V2 4-
f^.i.-';-:'-
fe':^'-^
280
Bibliographischer Anzeiger,
Wagner, Herrn., Gras-Herbarium. 8. Lief. 30 Gräser und Halb-
gräser. Fol. (15 Bl. mit aufgekl. Pflanzen.) Ebd. in Mappe
n. 17 V2 «jf«
W i 1 1 k o mm , Prof. Dr. Mor., Führer ins Reich der deutschen Pflan-
zen, eine leicht verständliche Anweisung, die in Deutschland
wildwachsenden und häufig angebauten Gefässflanzen schnell
und sicher zu bestimmen. Mit 7 lith. Taf. u. 645 eingedr.
•Holzschn. nach Zeichnungen des Verf. 2. Halbbd. gr. 8. (X
u. S. 287 — 687.) Leipzig, Mendelssohn.' geh. n. 12/3 4.
Wo hl er, F., Grundriss der Chemie. 2 Theile. gr. 8. Berlin,
Duncker u. Humblot. n. 2 ^ 3 »gr
(Inhalt: I. Grundriss der unorgan. Chemie. 13. umgearb.
Auflage. (VIU u. 287 S.) n. 27 sfr,
II. Grundriss der organischen Chemie. 6. umgearb. Aufl.
Bearb. vom Privatdoc. Dr. Rud. Fillig. <XVI u. 396 S.) n.
1 •$ 6 aar,
Mr.
r.»:t:
iJ--
■•.^•v
i^-:'f- *.
m?:'.
Berichtigung.
In einer Notiz über Milchprüfung von Herrn Dr. Schlien-
kamp im Archiv der Pharmacie (Bd. CXVI. S. 125) heisst es u.a.:
„Bei der hiesigen (in Düsseldorf gebräuchlichen) Milchwage ist
das Volum des Schwimmers zur Skala wie . . 150 zu 1,
„bei Wittstein's Wilchwage wie 148 zu 1;*
um damit anzudeuten, dass beide Milchwaj^en miteinander überein-
stimmen.
Hier waltet aber ein Missverständniss ob, denn ich habe a.a.O.
(Archiv der Pharm. Bd. CXV. S. 33) ausdrücklich gesagt, dass der-
jenige Aräometer, welchen ich zur Prüfung des speci fischen Gre-
wichtes der Mineralwässer aus Glas habe anfertigen lassen und
dessen Skalen-Volum sich zu dem- Schwimmer- Volum wie 1 : 148
verhält, für Milchprüfungen unbrauchbar sei, denn er rage in
der Milch stets noch mit einem Theile seines Schwimmers hervor.
Das höchste spec. Gewicht, was mit einem solchen Aräometer, er-
mittelt werden könne, sei 1,005580, mithin so klein, wie es bei der
Milch niemals vorkomme.
Der zu meinen vielen Milchproben gebrauchte Aräometer war
gröberer Art, Und zwar so beschafl^en, dass das Volum der Skala
zu dem Volum des Schwimmers sich wie 1 zu 17 verhielt (a. a. 0.
Seite 34). ^
Ich verinuthe nun, dass in die Angabe des Herrn Dr. Schlicn -
kamp über die Düsseldorfer Milchwage ein Druckfehler eingeschli-
chen ist, dass nämlich das Verbältniss des Volums des Schwim-
mers zur Skala dieser Wage nicht wie 150 zu 1, sondern wie 15
zu 1 heissen soll. Damit stände dann diese Milchwage nicht mei-
nem von Herrn Dr. Schlienkamp präsumirten Milch -Aräometer
(der in der That nur ein Mineralwasser -Aräometer ist), sondern
meinem wirklichen Milch- Aräometer nahe. Wittstein.
11
General-Rechniiiig
des Apttheber-Vereiu ia NordtkitscUaul. *)
ItSlJ
i"iiiii'"i"=ir
1° %
SS^SISSSKSIä*
lä|
1^1
■=;;:;;:
: : i :|
S : : : : : :
: : : : 1
Schlesien .
Holstein . .
Lübeck...
Schleswig.
]lHHttU>^Iiuig'derT<
•1 Du aieVerWUtnUas rach dieamal ^i
noDK nicht eHUUen, u mfiiHii dt«, «elihe SpecielUr« wünschni. auf ^e bei di
Oenentl-VCTBMnmlnng Bnagelegmeo Redmuiigeii nnd Belege v<
Aroh.d.Ph»rai. CLXVI. Bds.S.Hfi. 19
General- Rechnung,
ISiukw 4er Verdis -CasBC.
I. Vicedirectorium am Rhein.
Kr. CÖId. Viced. Lohr das., für 18 Mite). . .
„ Äacheo. Kreisd. Baameister in lodeD,
7 Mitgl
„ Bonn. Kreiad. Wrede das.. 20 Mitgl.. . .
, Crefeld. Kreisd. Richter daa., 1 1 Mitgl.
, DoiBboTg. Kreisd. Biegmftnn das., 9 Mtgl.
„ DiisBetdorf. Kreisd. Baaschdas., ISMtgl.
. Elberfeld. Kreiad, Neunert in Mettmann,
II. Mitgl
„ Emmerich. Kreiad. Herrenkolil i
10 Mitgl
, Schwelm. Kreiad.Demminghoff das., lOM.
„ Trier. Kreisd. Wurringen das., 9 Mitgl.
„ StWendel. KreiBd.Dr.Riegeldas., I4B'
II. Vicedirectorium Westphalen.
Kr. Arnsberg. Kreisd. Müller das., 41 Mitgl.
„ Herford. Dir. Dr. Aschoff das., lOMi^l.
„ Lippe. Kreisd. Dr. Overbeck in Lemgo,
Ifl Mitgl
, Minden. Dir. Faber das., IS Mitgl
„ Münster. Kreisd. Wilms das,, 47 Mitgl.
„ Paderborn. Kreisd. Giese das., 10 Mitgl.
„ Buhr. Kreisd. BSdecker in Witten, lOM.
, Siegen. Kreisd. Crevecoeurdas., 10 Mtgl.
III. Vicedirectorium Hannover.
Kr. Hannover. Kreisd. Stackmann in Lehrt«,
22 Mitgl
, Harburg. Kreisd. Schnitze in Jork, SM.
. Hildesheim. Kreisd. Hörn in Gronau,
14 Mitgl
„ Hoya-DiephoU. Kreisd. Mejer in Sjhe,
13 Mitgl
- LünebnrgLKreisd. Dr. Kraut inHannover,
15_Mitgl
n Mitgl. 'Ttt!™:
Osnabrück. Kreisd. Niemann in Neii^
kircben, 20 Mitgl. . .
„ Ostgiesland. Kreisd. Y. Sendet
den, 24 Mitgl
, Stade. Kreisd. Penz in Lesum, löMit^l.
IV. Vicedirectorium BrauDschweig.
Kr. Braunsehneig. Kreiad.TieinanQdas.,22M.
„ Blankeuburg. Kreisd. Heuking in Jerx-
heim, 1 7 Mitgl
„ OoElar. Kreisd. Hirsch das., 9 Mitgl....
109
39
113
20
1«
-
m
III
Kl
B5
—
-
62
10
-
fi4
20
_
.■in
20
51
79
10
-
7«4
10
-
7
6
56
20
—
H>
?0
_
105
111
ftfi
9.0
5«
2«
54
20
=
91»
S
124
2(1
45
10
—
80
2S
-
73
20
-
65
-
~
94
-T43
10
10
:
136
_
^.
107
20
=
m
3
119
-
-
86
10
_
—
—
260
1
2811
1
Gen£ral ■ Rechnung.
4>T
% 4
iL
±
Tramport...
_
2811
15
0
V. Vicedireetorium Mecklenburg.
73
20
. Güstrow. Kreisd. Holland das., 16 Mitgl.
93
5
, Rostock. Kreisd.Dr.Witteda8., HMitgl.
85
10
„ Schwerin. Kreisd. Sarnow daa., lOMitgL
93
_5
345
10
VI. Vicedir. Bemburg-Eialeben.
Kr. Bernburg. Viced.Brodfcorb in Halle, 16M.
90
20
„ Bobersberg. Kreisd, Kaorr in Sommer-
feld. 10 Mitgl
54
20
- Dessau. Kreisd. Keisener das., 9 Mitgl.
49
, Eilenburg. Kreisd. Jonas das.. Ift Mitgl.
, EislebeD. Kreiad.Dr.Gieseekedas.,lSM.
86
20
79
10
„ Halle. Kreisd. Colberg das., 10 Mitgl....
45
9 Mitgl
-51
73
20
630
VII. Vicedireetorium Kurhessen.
Kr. Cassel. Kreisd. Dr. Wild das., löMitgl.
107
20
, Corbacb. Kreisd. Kümmel das., 11 Mitgl.
62
10
„ Escbwege. Kreisd. Gumpert das., 9 Mitgl.
51
„ Hanau. Kreisd.Beyer das,, ISMitgl....
101
„ Hersfeld. Kreisd. Müller das., 15 Mitgl.
Bl
—
403
_
_
VIII. Vicedireetorium Thüringen.
Kr. Erfnrt. Kreisd. Lucas das., 20 Mitgl
113
10
„ Alteuburg. Kreisd. Schröter in Kahia,
17 Mitgl
Oti
12»
10
10
„ Coburg. Kreisd. Löblein das., 23 Mitgl.
„ Gotha. Kreisd. Hederich das., 21 MitgL
117
. Jena. Kreisd. Dreykora in Bürgel, 15 M.
„ Saalfeld. Kreisd. Gerste das., t4Mitgl.
85
75
10
- Sondershausen. Kreisd. Hirscbberg das.,
17 Mitgl
90
20
„ Weimar. Kreisd. Krappe das., 15 Mitgl.
83
789
9
IX. Vicedireetorium Sachsen.
Kr. NeuBt.-Dresdeu. Vieed. Vogel das., IHM.
105
—
„ Altst.-Dresden. Kreisd. Eder das., 19M,
»0
20
„ Freiberg. Kreisd. Krause das., 12 Mitgl.
, Lausitz. Kreisd.BrücknerinLöbau, I3M.
6S
74
2U
„ Leipzig. Kreisd. John das., 31 Mitgl....
178
5
„ Leipzig -Erzgebirge. Kreisd. Fischer in
Colditz, 19 Mitgl
107
20
„ Voigtland. KreiEd.JeEsen ih Plauen, 1 1 M.
62
10
686
16
X. Vicedireetorium der Marken.
Kr. Königsberg. Kreisd. Mylius in Soldin,
HMitgl
79
IV
. Angermünde. Ehrendir. Bolle das., lOM.
57
)4
24
5565
TT
Latus...
Täe
"3
Gmeral - Rechnung.
^
sjr_
ft
Jt
ff.
d,
TrampOTt...
136
24
6
5565 3
Kr. Arnewatde. Kreisd. Braadeuburg das.,
14 Mitgl
79
10
, Berlin. Kreiad. Strenemann das., 44 Mtgt.
, CharlottenbuTB- Kreied. Holz das., 8 M.
233
10
_
32
, ErtlebeD. KreiBd.Jachmaan das., 12 M.
68
„ Franhfurt. Kreiad. Straucb das., 11 Mtgl.
60
10
, Perleberg, Kreisd. Schulze das., 7 Mitgl.
39
20
„ Nen-Ruppin. KreUd. Wilke das., 6 HtgL
, Stendal. Kreisd. Tren das., l3Mitgl....
34
_73
20
—
157 6
XI. Vicedirectorium Pominern.
Kr. Woigast Viced. Dr. Marason das., I4M.
, Stettin. Kreisd. Marqnardt das., 22 Mtgl.
79
10
_
121
20
—
201 —
Kr. Königsberg. Kreiad. Lottermoser das.,
23 Mi^l
129
20
„ Angerburg. Kreisd. Bnchholz das., 8 M.
45
10
_
, Danzig. Kreiad. Schuster das., 18 Mitgl.
100
„ Elbiog. Kreisd.Hildebranddas.,15Mtgl.
85
~
—
340
_
_
Xin. Vicedirectorium Poaen.
Kr. Posen. Kreisd. Eeimaan das.,- 14 Mitgl.
58
10
16 Mitgl
03
26
„ Lissa. Kreisd. Bläher das., 13 Mitgl
11
17
J
223
•>%
XIV. Vicedirectorium Schlesien.
Kr. Oels. Kreisd. Wilde in Namalau, 13 M.
73
20
_
Breslau. Kreisd. Birkhok das., 13 Mitgl.
58
15
. Görlitz. Kreiad. Stnive das., 18 Mitgl. . .
107
10
, Grftnberg. Kreisd. Hirsch das., 19 Mitgl.
114
5
, Kreuzburg. Kreisd. Finke in Kiappitz,
10 Mitgl ..7.
57
10
56
20
_
„ Reichenbach. Kreisd, DrenktnanD in
GlatE, 16 Mitgl
90
28
„ Rybnik. Kr«isd, Fritze das., 1 4 Mitgl. . .
61
10
_
639
28
6
XV. Vicedirectorium Holatein.
Kr. Altena. Kreisd. Pollitz in Kellingbusen,
II Mitgl
62
10
, Heide. Kreiad. Runge das., 13 Mitgl. . . .
73
20
_
15 Mitgl
85
—
—
22!
_
XVI. Kreis Lübeck.
Kr. Lübeck. Kreiad. Dr. GefFcken das., 1 1 M.
40
10
40
10
XVn. Kreis Schleswig.
Kr. Sohleavrig. Kreiad. Lehmann in Kends-
bürg, 7 Mitgl.
39
20
—
-3»
20
Ausserordentliche Einnahme
—
—
—
«7
6
—
Summa der Einnahme. . .
—
—
—
8Ü6
13
—
General - Rechnung.
285
Ausgaben deir Vereins -Casse för das Jahr 186S*
An die Hahn'sche Hof buchbandlung für Archive
und Zeitungen >
Zeitschriften für das Directorium ;
Weniger Einnahme an Inseraten
Für Mehrdruck und in grösserem Umfang gelie-
ferte Zeitungs - Exemplare , .
Porto für Versendung des Archivs
Für den Druck von Vereinspapieren
VerwaltuDgskosten des Directoriums incl. Gehalt
für Archivar Schwarz
Verwaltung der General - Casse
Verwaltung der Vicedirectorien und Kreise
An die Gehülfen-Unterstützungs-Cässe
Summa ....
AbseUnss.
Einnahme
Ausgabe ,
Weniger Einnahme . . .
Diese Mehr -Ausgabe ist durch die Vereins-
Capital-Casse gedeckt und dort in Ausgabe gestellt
worden.
Dr. Fr. M eurer,
d, Z. Verwalter der General-Casse.
Revidirt und richtig befunden im August 1863.
p. t Cassendirector Faber.
1092
27
6
6
5
9
2
2
286
General - Rechnung,
t;
3
ff
4»
i
s
— -^ bo
<%
0^ V
%
00
fl
•« SP
53
00
» I
«Hfl
1^
I
•^ « fl
<2
«0
:fl fl
00
pqg <%
;4
':fl
pq
•6^
0
a
2
g « <1>
OSO5Q0O* |01^"''!J'^50
I I
«0(N
OD r» »Ä o
^ «^ (N (N
e^^^«©QOoo«oc^osü3 j^r-r-ia
OO CO Ol '^^
u»
C>1 Ol ^
I I I I I I I I
I i I
i i I I I I
(N
I I I
I I I I I I I I I I I M M
ao^^^o^aD^«oaooiaD«0cott
«oe«©os(N(3&eoao«Or-r»c^aD(?i<r»
e»i « eo ^ •- ^ Ol <N Ol »^ Ol
eoco^eo o •-• OD OD <fi> Qö
o»o
2 I
^co^«-iaoo»«ooieooo40ioirro
^oioir-*-<«o*-»*-sooioiWQDaDO
«OO9r»«o»-"r-«e0Oir-r-©r-Os«p
Ol Ol Ol ^ — •- Ol Ol Ol ^ —
CO CO
MIM
O: CO
tO O» tO
Ol Ol Ol
0 ia
01 Ol
Ol i Ol I
OO r»
oscoos^oito iTt» loD lor-«
I Tt* I OD I O
I
CO CO
MM
r* CO
I* I I
Ol Ol Ol ^^ ^^^^
1
1 s
lOtd^^|01«-*99^| JCOOIOIOI
1
00
CO
Oö CO r» 00 eo so ^ ec Ol «o i o&
CO
COCOODifiiOOlcO 1 0»«-OI^OQO'>1<
^ Ol ^ . 1 Ol Ol T* —
1
1 Ol
1 Ol
eotocoosiocoflOO»-eor-^«-<oias
O» O Ol Ol CO Ol to Ol r* Ol CO CO r* «-■
coo^r-QO ei«->«ocsco ico^
^ ^ Ol j e*^ ©Ol ^ CO CO '-' o*^*^
Ol Ol •- 1 »^ '- Ol ^ •- Ol Ol
1 1
Ol
r» OD r- «0 © 00 © CO r« r» oi co »o cO
VM «M V« ,M ^« <P^ «1«
1
o»
CO
|«o«o co|©| ^11 ^1
1
1 •
© OS ^ 1 i«co^f«o©r»aDooi»oi
1 1
Ol
xto©©cooieo©toco^toco^^
«otooi^r»©©©aor-^iOco^eo
^ ^Ol . ^^^ ^
•
CO
Ol
OO
I I
Ol
I I
©
I I
Ol
00
Ol
00
Ol
I I
I I
©
Ol
Ol
I t
I I
©
Ol
CO
00
I i
©
©
I I
bo
fl
■g
fl 5XD.9
fl
.»'S
äB^flia
Hpd5
OQ
O g H
fl
fl
fl
o ä § -
fl
'S
bO
»a
flf^ S g 5 S 33 2 fe § £ g-S
lij i
PQmgo
a
g
fl
General-Bechtamg.
dSSS
im
I
(^ B S ^
III
ÄasoaliSo Sgl
als S
•« -J
288
Gmeral - Rechnung,
Ha
O
I
•
»>§
* 1 1
;::
&
1 1
O
1
4»
•— <
9
«> 1
1 II
1 1 •
S»2
1 1
o
9
-
o
1?
5
*^ 1
1
^111
S>
1
* 1
1 1
% 1
«
1160
1
<e
1 1
Ho oo
. o oo
i
^ .
08
JD
1 .§
OD
•rs
«
I
s
•g
g»
S
o
CO »•
^ e^
>o CO
<N CO
. o
*
9
•ß
9
»4
§
CD
OD
P
I I I 1^ I
^ i; K R 1%
•I
General' Rechnung. 289
»
der im Jahre 1863 iM den Ap^theker-
Tereiü Men eii^etreteMH Mitglieder«
\ Vicedirectoritim am Rhein, Kreis Cöln : Hr. Apoth. von Gral.
Kreis Bonn: HH. Ap. Klützsch in Bonn, Ap. Dr. Bender in
Coblenz. Elreis Emmerich: Hr. Ap. Maxein in Cleve.
Vieedireetorium WestpTuden. Kreis Arnsberg : Hr. Ap. Schmitz '
in Leimahle. Kreis Lippe i Hr. Ap. Prüsen in Steinheim. Kreis
Münster: HH. Ap. Kölling; in Münster, Ap. Qhm in Drensteinfurt.
Kreis Paderborn: Hr. Brandt in Paderborn.
Vieedireetorium Hannover. Kreis Hannover: Hr. Ap. Dr. Ser-
türner in Hameln. Kreis Hildesheim: HH. Berg-Comm. Weppen
in Mark-Oldendorf, Ap. Löhr in Bockenem. Kreis Lüneburg : Hr.
Ap. Bergmann in Hannover. Kreis Osnabrück: Hr. Ap. Koke in
Dissen. Kreis OstMesland: Hr. Ap. Kohl in Emden. Kreis Stade:
Hr. Ap. Sarrazin in Bederkesa.
Vieedireetorium Braunschweig. Kreis Braunschweig: Hr. Ap.
Nehring in Lehre. Kreis Blankenburg: Hr. Ap. Haase in Königs-
lutter.
Vieedireetorium Mecklenburg. Kreis Rostock: HH. Ap. Grimm
in Rostock, Ap. Trauen in Doberan. Kreis Stavenhagen: Hr. Ap.
Rieck in Stavenhagen. * '
Vieedireetorium Kurheasen. Kreis Cassel : HH. Ap. Leister in
Wolfhagen, Hasselbach in Fritzlar. Kreis Hanau: Hr. Ap. Wilh.
Wiskemann in Meerholz. Kreis Hersfeld: Hr. Ap. J. Brill in n '
Eilerfeld.
Vieedireetorium Thüringen, Kreis Gotha: HH. Ap. Merkel in
Friedrichroda, Brendeke in Nazza. Kreis Sondershansen: Hr. Ap.
Funke in Sondershausen.
Vieedireetorium Sachsen. Kreis Altstadt -Dresden: HH. Ap.
Hnth in Badeberg, Lange in Dohna, Leophardi in Wilsdruff. Kreis
Lausitz : Hr. Ap. Scheidhauer in Zittau.
Vieedireetorium der Marken. Kreis Angermünde: Hr. Ap. Bin-
demann in Oderber^. Kreis Arnswalde: HH. Ap. M in
Friedeberg, Görcke in Landsberg. Kreis Berlin: HH. Ap. Heisse
und Ap. Dr. Lehmann in Berlin.
Vieedireetorium Preussen. Kreis Königsberg: Hr. Ap. Dr.
Schulz in Königsberg in Pr. Kreis Elbing: BH. Ap. Lohmeier in
Elbing, H. Fischer in Rheden.
Vieedireetorium Pommern. Kreis Bromberg: HH. Ap. Frey-
mark in Labischen, Zinnemann in Exen, Berndt in LaDischen.
Kreis Lissa: HH. Ap. Rauchfuss in Lissa, Medinger in Kröben,
Scholz in Jatroschin. Kreis Posen : HH. Ap. Eisner in Posen, Mi-
lieski in Czempin, Winter in Bück, Merkel inSchroda, Mankiewicz
in Posen, PoUnow, in Obornick, Seybold in Rogasen.. ]!
Vieedireetorium Schlesien, Kreis Creutzburg: Hr. Ap. Selten
in Cosel. 5
Kreis Lübeck. Hr. Ap. Wagner, Bürgermeister in Mölln. ^
Ky^,;* »?■:•;■;■ -
290
General -Rechnung.
ftediBiuig Aber die CkliAlfeM-lliterstntnuigs^Cwie
des nfrddeitsdten Apotkefcf r<-Yereiiis für 1862.
«r %
kür- ■ «.
W\K
n<
i' ,
9':» •, .
Das Corpus bonorum betrug bei dem Rechnungs-
Abschlu88 pro 1861 . . . . —
Hiervon ab an zurückgezahlten Capitalien
Bleiben...
KlitiiAliiiie«
Baarbestand der vorjährigen Rechnung
Zurückgezahlt auf das dem Pharmaceuten KnoU
dargeliehene Capital • •
An Zinsen von den Staatspapieren und ausgelie-
henen Capitalien
An ausserordentlichen Beiträgen von Mitg;liedern
und Nichtmitgliedern *J
Statutenmässige Beiträge der Mitglieder pro 1861
und 1862
Summa . . .
jLusyaben«
An Unterstützungen laut des auf Seite 291 fol-
genden Verzeichnisses «...
Ehrengeschenk für Herrn Pharmaceuten Knoll in
Crossen
Verwaltungs- Spesen ilzulilllllliL-
Summa . . .
Der Baarbestand des Jahres 1862 betrug
Die Ausgaben ':jj_zMmilllll-
Demnach bleibt baiar in Casse . . .
und als Corpus bonorum 21,444 tif 12 «fr 6 ^.
Lemgo, den 10. Mai 1863.
Ov erb eck.
Revidirt und richtig befunden.
Minden, den 21. August 1863.
Faber, Cassen-Durector.
*) Die specielle Angabe findet sich in No. 36.
der Yereinszeitung d. J. 1863.
21464
20
21444
12
12
9
16
28
23
26
10
6
23
6
16
253
20
879
1455
716
3324
2225
50
23
2299
3324
2299
1025
6
6
3
5
6
5
_6
II
%^
General - Rechnung*
291
Im Jahre 1862 wurden folgende Unterstützungen
bewilligt:
No. 4^rh
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
H
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
Christ. Älfoanns in Angerbttrg
Le Brun in Hamburg
Buchholz in Schioda (Reg.-Bez. Posen)
Breckenfelder in Dargun
Braunert in Michowitz !
Bahl in Lage in Mecklenburg
Beck in Heois .:
Croweke in Schlawe
Diederichs in Kellinghusen
Dieks in Westerstede, Jetzt in der Irrenheil-
anstalt zu Weener bei Oldenburg . . .
Drees in Tecklenburg .'. .
Eisner in Posen ^
Gömeniann in Jerichow bei Genthin
Ehrenfried Hientzmann in Teterow
Jensen, d. li. im Eü^ankenhause zu Posen
Ibner in Düben
ligner in Breslau
Albert Koller aus Prenzlau, z. Z. Qehülfe in
Straussberg, Provinz Brandenburg . . .
Keller in . Haynau in Schlesien
Kleinmann in Butowa, Prov. Pommern
Leiner in Elbing
Fr. Mertin in Driburg :
Friedr. Meinhardt in Hohenstein bei Chemnitz
Aug. Müller in Krappitz
Niedt in Reichenbach
E. Otto in Sagan
Aug. Pohlmann in Hamburg
Rehfeld in Wörlitz
Schwarz in Bemburg
Schiffer in Essen
C. W. Schmidt in Mogilno
Schellhorn in Frauenstein
Friedr. Seyffert in Vorsfelde
Sturm in rrechlau
Vogt in Nenndorf
Fr. Wolf in Schwalenberg
Wallewsky in Teupitz
An die Herren Apotheker in Berlin zur Unter-
stützung hülfisbedürftiger Pharmaceuten
Summa. • .
«0
75
30
85
75
60
60
80
60
50
60
50
50
50
25
85
60
25
75
60
25
80
26
30
60
60
40
50
100
85
80
85
25
60
85
60
40
60
2225
26
6
26 6
292
General - Rechnung.
Bechnmig der AllgenieiiieH liHterstJItnuigs-Casse
pro 186S.
Soll Ist
mimahme^
1. Bestand aus der Rechnung pro 1861
2. Rückprämien der Feuerversicherungs -
Gesellschaften :
A. der Aachen -Münchener
1) Preussen, Sachsen u. s. w. .
2) Hannover
3) Braünschweig
B. der Colonia : .
3. Zinsen von 2325«^ Königl. Preussischer
Staats -Schuldscheine k 3^2 Proc
4. Beiträge der Vereinsmitglieder*)
Summa. . .
1. An Unterstützungen nach Anlage ....
2. An Porto und Schreibmaterial
Minden, im August 1863.
Paber,
Rechnungsführer der AUgem.
Unterstützungs - Casse.
*) Die speciellere Angabe erfolgt in der
Yereinszeitung.
Bleibt Bestand ... — —
4
679
81
975
3
^9
14
10
11
10
3
4
2446
581
81
16
81
90
3297
978
2319
12
7
25
10
11
13
I9
10
9
%
3
fO
1
General- Rechnung,
293
No.
Gezahlte Unterstützungen im Jahre 1862.
4
1 Ernst, Wwe., in Berlin 20
2 Schwarz, Wwe., in Niemegk 50
3 Brandt, Apoth. in Witkowo 25
4 Siebert, Frau,^ in Berlin 20
5 Hornung^ Apoth. in Aschersleben 20
6 Werkmeister, Wwe., in Pinne 25
7 Knichala, Wwe., in Münsterberg (Schlesien) 20
8 Ernst, Wwe., in Berlin 20
9 Bath, Wwe., in Fürstenwalde 60
1 0 Heimbach, Amalie, in Berlin 40
1 1 Gerth, Apoth., daselbst 30
12 Fabel, Wwe., daselbst 20
13 Oehmigke'sche Kinder in Potsdam ....*. 25
14 Suppius, Wwe., in Markneuenkirchen 25
15 Stolze, Wwe., in Treuen. 20
16 Lorenz, Wwe., in Dresden 25
1 7 Schmidt, Apoth. in Franenstein 25
18 Kröhne'sche Kinder in Dresden , 20
19 Hendel, Wwe., in Reudnitz 20
20 Scholz, Wwe., in Breslau 25
21 Bleisch, Wwe., daselbst t 25
22 Helwich, Wwe., daselbst 20
23 Bleisch, Wwe., daselbst 20
24 Marenski, Wwe., daselbst 20
25 Bachmann, Wwe., in Neubrandenburg 20
26 Wamecke, Wwe., in Rehna 20
27 Schröder, Wwe., daselbst 20
28 Werner, Wwe., in Gerdauen 25
29 Sänger*s Familie in Neidenburg. . 25
30 Schütte, Wwe., in Rotenburg 25
31 Wirth'sche Kinder in Corbach 25
32 Leonhardt, Wwe., in Oeselse 30
33 Koppel, Wwe., in Bederkesa ; 25
34 Hecker, Wwe., in Cöln 20
35 Hartmann, Wwe., in Stralsund 25
36 Kirsten, Wwe., in Erfurt 25
37 Güter.bock, Wwe., in Bibra 40
38 Bernstein, Wwe., in Trier (pro 1861 u. 1862) 30
Summa. . .
975
294
Genera
-iJecÄnwnj.
«. • 1
ll.
•°r
3
r 2 1
1 2
"i-
% s 1
-I-.
« 1
11 II
? 1
II II
1
<* 1
i 11
•* "
« 1 1 1 1 1 1 1 1
1
1-
-1
s
S' 1 1 1 1 1 1 1 II
1
1
-1
s
^ 1 SSS22'-
«
§
1
,1
■ ° K « « .- .. =
. . . , f '
"
: ;» ; % .1
1
1
o«5 g n
: % 5
1
h i i
i
0
• ^ 1
: o ö
1
ahne.
betrug
Anleihe
or.-Acü
do.
Anleihe
Schuldsc
desschu
31^1
: fi ;
1
ff
1
5
S
,3
Uli
Sf-i S ».2 *
endungen eto
nd richtig befunden.
14. Mai isn3. Fa
o' i 0
1^...=
■< N
8 4
-Joi
i
<
1 -s
•j
Port« für Gelds
Revidirt u
e$
4»
m
g
ja
General - Rechnung.
295
m
<€^
«
)
CO
ec
'1 1
et
§^
r*
: 1
Tf
1
"^
:i
es
03
oa
• €^
,.,
o
„^
^■^
%
■^
iC
o
lO
1
lO
-
e
t«^
1
1 1
1
1 1 1
*e5
§*
: 1
12
1
1 12
OD 1
OD
OD
S
^
<%
C
c
! 1
1
O
o
'
""
•
'^
^"
'S
CQ
tC^
1
1
1
1
S^
1
j
%
1
1
1
1
•
• Pm
»o
05
[ ^ ■
*
•^
«0
i. 'Ö
M
a
o«
03
: «
bb
^
l-q
0?
o
.s
•1^
! ^
N
M
«
•
«0
rC
•
g
EU
00
i;
6
■ 'S
'^1
>
:
1
»
1
•
•
•s
•
•*
1
s
•
•
1
8
s
na
b
1
' CM
0 '^
1 •
> o
•
du
S
08
1
S
o
» •
«
a
o
a
03
d
J
•
g
« 1
«
S
b
•
> ^
o
0 ^
itfl
12
•
b
CO
: ä
•
a
0)
'Ö
-
1 §
1 S]
-
•'S
0
1
'S
<
> t
P3
CX3
(£
1
1
> ■ . •"<
li.
296 Gejieral- Rechnung.
_«._ J_ ) I I -"l *
i
8"
-
S
1 =
"1-
«»■
-
5
|.
2
S
1
*■ 1 [ 1
i
,?
8-
1
1 1
&
%
§
1 u
ce-
1
1
1 1
-1 1
?
1
1
1 S
"II
t
1
$
.|,
I
I
Hl
i y
<l s
I
LS J
Sil
«■3
Eu S 'S
II
I s
I ^ '
297
Register ttber Band 113^ 114., 115 nnd 116. der
zweiten Reihe des Archivs der Pharm&de.
Jahrgang 1863.
(Die erste 2^hl zeigt den Band, die zweite die Seite an.)
A.
Abietinsäure von Maly 116,
265.
Abraumsalz, Stassfurter, nach
Schröder 116,244.
Acetylen, nach Miasnikow
113, 177.
— - Bildung dess. vermittelst des
Kohlenstoffcalciums, nach TFd*^-
ler 113, 177.
A ch a t z, St., Mineralwasser, Ana-
lyse yonWiUstein 116, 177.
Acrylsäure, gebildet aus Glj-
cerinsäure, nach F, Beüatein
115, 67.
Aegyptische Natronseen, nach
Mehedin 116, 251.
Aepfel, faule, Bitterstoff ders.
(Carpopikrin), nach Landerer
116, 270.
Aepfelsaure Magnesia im
Extract. cardui benedict., nach
Friekhinger 115, 165.
Aequivalente der Alkalime-
talle, nach Dumas 113, 154.
Aerolith von Dhurmsalla, nach
Jackson 113, 136.
A es ein säure, Argyräscin, Ar-
gyräscetin, Aphrodäscin, Te-
läscin, Aescigenin, nachjßocA-
leder 116, 269.
Aesculus Hippocastanum, Be-
standtheile, nach RochUder
116, 269.
Aetherische Oele, Verfäl-
schungen ders., nach BoUey
115, 71.
Aetznatron, Bereitung aus Chi-
lisalpeter, nachTTeJÄZcr 1 15,268.
A.rch. a. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft.
1. Sachregister.
Aetznatron, Darstellung dess.
TL2kQ\i KMmann 114, 176.
— Fabrikation, nach F, KM-
mawn 116, 247; nach Pauli
116, 248.
Ahornholz, v. Göpj>€r/ 113, 41.
Alaun, quantitative Analyse
dess., nacn Duflos 116, 240.
Alizarin, künstliches, nach
Rovsin 115, 78.
Alkalimetalle, Aequivalente
ders., nach K. DiM u. Dumas
113, 154.
Alkaloide 115, 91.
— der Chinarinden, Sitz ders.,
nach A»Wigand 115, 225.
— Nachweisung ders., nachjE?«?-
manri u. v. Uslar 113, 258.
— mittelst Stearinsäure darzu-
stellen, nach Clark 113, 258.
Alkaloimetrie, nach E. Wag-
ner 113, 260.
A Ikap ton, nach J9öc^eX;er 115,
258.
Alkohol im Chloroform nach^
zuweisen, nach Lepage 113, 176.
Alkoholdämpfe, Verhütung
ihrer Entzündung durch Draht-
gewebe, nach Surmay 113, 77.
Alkoholische Gährung, nach
Lange 113, 91.
Alkoholometrie 113,77.
Alkoholradicale, Doppelsul-
fide ders., nach Carius 1 1 5, 62>
Alloph an säure, nach Baeyer,
115, 56.
Allozan, ein Oxydationsmittel,
nach Ä. Strecker 115, 257.
Allyljodür, nach Dragendorff
116, 273.
20
* ■- T' s
E' . .■■■
298
Register.
K
:>;'.>'
;^:'
>f'5;
. t..
►•;..
Alaminiam-Ueberzüge,nach
Thomas BeU 116, 72.
Amalgamiren gaWan. Zink-
elemente, nach Schwarz 1 1 6,7 1 .
Amaranth-Cayenneholz, v.
Göppert 113t 43.
Ameisen, Schutzmittel gegen
dies., nach Landerer \\\ 69.
Ameisensäure, directe Bil-
dung aus Kohlensäure durch
Wasser und Natrium, nach
KoU)e u. SchmiU 113, 175.
Aminbasen der Alkohole ent-
stehen aus den Nitrilen der
entsprechenden organ. Säuren,
nach 0. Mendius 114, 268.
Ammoniak u. atmosph. Luft,
gleichzeitig auf Kupfer wir-
kend erzeugen salpetrige Säure,
nach PeZ«^o^ 114,166.
Ammoniak, Bereitung des wäs-
serigen, nach Fresenius 1 1 6, 233.
Ammoniakbildung aus Sal-
petersäure durch Zink, nach
Franz Schtdze 113, 64.
Ammoniakerzeugung durch
Schimmelbildung, nach Jodin
114, 166.
Ammoniakgewinnung mit-
telst des Stickgases der atmo-
spär. Luft, nAch Margiterite u.
Sourdeval 113, 174.
Ammoniak, salpetrigsaüres,
Bildung dess., nach Schönbein
116, 236.
Ammoniumeisen^ yonH,Mei-
dinger 114, 254.
Amygdalin in bittern Mandeln
116, 52.
Anacahuiteholz, Abstam-
mung desselb., nach BarÜing
113, 87.
Anderthalbfach-Chlorkoh-
* 1 e n s t o f f , aus Buttersäure ge-
bildet, nach Naumann 114, 269.
A nethol und isomere Verbin-
dungen, nach Kraut u. Schlun
116,24.
Anilin, Ueberfuhrung dess. in
Benzoesäure, nach A. W, Hof-
mann 116, 74.
Anis öl, nach Kraut u. Schlun
116, 26.
Anisöl- Chinin, ns^ch O.Hesse
115, 169.
Ans t r i ch ftir Fussböden 1 1 4, 70.
Antimon 115, 89.
Antimongehalt des käuflichen
Wismuths, u&cih Landerer 116,
199.
Antimonjodür und Antimon-
oxyjodür, nach van der Corput
114, 255.
Antimonmetall, analysirtvon
Muaer 113, 221.
Antimonsäure, Verbindungen
mit ZinnDxyduI, nach H. Schiff
113, 72.
Aphorismen, botanische, v^on
Dr. L. 116, 214.
Aqua o xy gen a ta, nach jP.JDtf-
prey u. Chevreul 114, 81.
Aribin, nach WöMer 115, 85.
Arrow-Root, Prüfung desselb.
auf ' Stärkmehl des Weizens u.
der Kartoffeln^ YonAIbers 113,
210.
Arsen, Nachweis durch Electro-
lyse, nach Bloxam 114, 260.
Arsenige Säure, Löslichkeits-
verminderung ders. durch fette
Stoffe, nach Blondlot 113, 84.
Arsenigsaure Salze, nach
Bloxam 114,257.
Arsenik 115, 88.
Arsenikhaltiges Quellwasser,
nach Ouyon 113, 139.
Arsensäuren, Verhalten der-
selb. zu Glycerin, von H. Schiff
114, 261.
Artemisia maritima, Ana-
lyse ihrer Asche, v. Ed. Harms
115, 144.
Asa foetida, Verhüllung des
Geruchs u. Geschmacks ders.
durch Tabacksrauch, Bitter-
mandelwasser und durch Chlo-
roform 113, 179.
Atherosperma moschatum,
Rinde derselb., analysirt von
Zeyer 116, 92.
Atlasholz,Yon(7^ppeW 113,41.
Atmosph. Luft zurGewinnung
von Ammoniak und Cyanver-
bindungen benutzt, von Mar-
guerite u. Sourdeval 1 1 3, 1 74.
— — Kohlensäurebestimmang
ders., nach Pe^ettAao/er 113,55.
— — normale Veränderungen
in den Eigenschaften derselb.
nach Houzeau 114, 81.
Register.^
299
Atmosphärische Luft, Ozon-
gehalt ders., von C, Bege/mann
113, 1.
— -- StickstofiFverbindungen
darin, nach CMz 113, 60.
Atomvolum der Elemente, von
Weikart 113, 47.
Ausländische HcTlzer, von
Göppert 113, 35.
Azungia Porci 115, 95.
Bachmut, Meteoriten daher, v.
Wähler analysirt 114, 252.
Baden-Baden, Thermalwasser
daselbst reich an Chlorlithium,
nach Bunsen 113, 155.
Bagottholz, V. Göppert \\^^4A.
Banknoteniärbung, Erken-
nung nach X Landerer 1 1 6, 1 45.
Baryt und Strontian in Kalk-
stein nachgewiesen, von En-
gelbach 1.14, 249.
Barytgehalt der Mineralwäs-
ser 113, 138.
Batterie, Danielreche, Verbes-
serung derselben, von Stracke
113, 51.
Baumwolle, präparirte (Coton
antinicotique), von ^crHcr 113,
'183.
BaumwollensamenÖl, nach
LipowUz 116, 89.
Behälter für saure und alka-
lische Flüssigkeiten, nach £a-
lisch 115, 265.
Benzoe enthält neben Benzoe-
säure zuweilen auch Zimmt-
säure 113, 178.
Benzoesäure, aus Anilin er-
zeugt, nach A, W» Hofmami
115, 74.
Benzoesäure äther, Zierlegung
desselb. durch Alkalien, nach
Berthelot u. Flmrieu 115, 61.
Benzoesaures Jod, Zersetzung
in der Hitze, nach Schützen-
herger 113, 78.
Beb^solmagnesia zur Entfer-
nung * der . Fettflecken, nach
Hirzel 114, 71.
Berberin, nach Perrms 115,
170,
Bernstein vonCöpal zu unter-
scheiden, nach Napier-Draper
116, 81.
Bernstein säur ebil düng, nach
Phipson 115, 70.
Bienenhonig, nach E»R'6der$
116, 29.
Bier, Nach Weisung von Salicin
und Saligenin in demselben,
nach H. Ludwig 116, 198.
Bilifulvin identisch mit Ha-
matoidin, nekch Max Jaffe 115,
189.
Bittermandelwasser, Stu-
dien über dass., von aS, Feld-
haus 114, 33. — 116, 41.
Bl&uholz, von Göppert 113,42.
Blauholzextract zum Desin-
ficiren brandiger fauliger Wun-
den, nach Desmatis 114, 63.
Blausäure, Zersetzung ders.,
nach E. MiUon 115, 57.
Bleichen der Wäsche durch
Chlorkalk, nach Sauerwein
116j 239.
Bleichereien, Mennigekitt ist
in denselben zu vermeiden,
nach Persoz 11.6, 84.
Bleigehalt der Zinnfolie, nach
Baldöck 114, 68.
^ der Zinngeschirre^nach Pleischl
114, 67.
Bleikammerkrystalle, nach
A, Rose 113, 68.
Bleioxyd, Hygroskopie, nach
Erdmann 1)4, 262.
Bleiröhren werden von Was-
ser angegriffen, nach Calvert
113, 141.
Blut, menschliches, mikroskop.
Erkennung dess. bei gerichtl.
Untersuchungen, nach Wittstein
115, 178.
B 1 u t f a r b s t o f f, Verhalten dess.
im Spectrum des Sonnenlichts,
nach F. Hoppe 115, 179.
Blutkry stalle, nach Boja-
nowski 113, 96. — 115, 183.
Blutspuren nachzuweisen, nach
H, Rose 116, 193.
Bocoholz, ^ovkGöj^pert 113,42.
Bol des Tuffsteins des Brohl-
thala, nach Ä. Be«c?6r 113,213.
Borax 115, 90.
Botanische Aphorismen von
Dr. L. 116, 214.
Botanischer Garten zu Bres-
lau, von Göppert 114, 126.
20*
300
Begiäer.
Boui'i
a-bourrtt-HoU aus Su-
rinam, von GäpptTt 1 13, 43.
Brandige, faulige Wiioden
durch Blauholzeitract za dee-
inficirei], nacli Dumalis 1 14, 63.
Branntnein zu entfaseln, nach
Beyher 114, 70.
Brasilianische Industrie-
Ausstellung, nach Peckolt
115, 145.
Braailienholz, von G&ppert
113, 42.
BraBJllet. wnGöpperl 113, 42.
BrauneDinte, von IfUo itZ,3i.
Braunstein, enthält salpeters.
Salze, Chlormetalle und echire-
felsaure Alkalien, nach DeoiUe
und Dtbray II H, 236.
~ Verbalten zu salpetersaurem
Natron, nach Wähler 113, 163.
— sogen. Wiederbelebung dess.,
113, 87.
Brecb Weinstein, Zersetzung
dnrch Saureu, nach W.J.Zey-
her 114, 256.
Breslauer botan. Garten, nach
GOppert 114, 126.
Brom, Einwirkung deBselb. auf
Stickoxyd, nach //. LavdoU
113. 143.
— Nachweisung, nach Freaeniits
113, 150.
Brounatrium-jodBau res Na-
tron, aualysirt von Rammels-
berg 113, 14.
Bromsilber, Löslichkeits Ver-
hältnisse, nach Field 1i4, 206.
Bucbsbaumhola, von Giepert
113, 40.
Buchstabenholz, von Göpperl
113, 43.
Butter, Anal^e einer TerßlBch-
ten, nach B. van Bauwel 115,
170.
Bnttersäure kann Anderthal b-
Chlorkohlenstoff liefern, nach
Naumann 114, 209.
— durch Qbennangansanres Kali
zu BemstfiinsäureoiydirtfUach
Phipton 1 15, 70.
Buttersaurer und essigsBurer
Kalk sind Gährungsproducte
des citronensauren Kalks,naub
Pertonne 113, 242.
Buttstädter Quellwaaser,
analjsirtTOn Euidcoldt 1 1 5, 205.
Caoaostärke, Da<
Girardin
Cadmiumoxjd,««
Darstellung, ni
Cäsium und Hut
Btmien
Vorkommen
im Camallil
üaffein, Zersetzut
A. Strecker
— Chlor als Re«
nach iScAuiarMn&
Caliaturboli, '
Campher, brenzlit
Camwood, von <?6j
mittel, nach Letrii
^arnalltt, Qehalt
sium u. Bubidiac
Cedernholz, von
Cedrela febrifi
analjfairt von Lii
Cement
— neuer, von P.*)
Ceratophyllin
ceratophylU, nai
Charen, Vorkeimi
Pringsheim
Cbenopodium vu
Scheidung von T
aus demselben,
Chilisatpeter
Obinabäume, Cc
Java, nach de Vt
in Britisch Indie:
Register.
301
Chinarinden, von BMiot Ho-
ward 113, 132. — 116, 267.
— Ofitindische, Gehalt an Chiiiin,
nach Howard u. Karsten 115,
249.
Chinarinden- Alk aloi de, Sitz
ders., nach Wigand 115, 225.
Chinarindenprtifung, nach
Schacht 114, 112.
Chinasäur e JJeberführung der-
selben in Benzoesäure, nach
Latäemann 113, 246.
Chinimet]?ie, nach 6ri^narc? u.
GuiUermond 113, 80.
Chinin-Anisöl, nach 0. Hesse
115, 169,
Chinindarst eilung mittelst
Stearinsäure, nach Ulark 113,
258. — 114, 60.
Chiningehalt ostindischer Chi-
narinden u. Chinablätter, nach
H Karsten 115, 249.
Chinin, Nachweisung, nach Flä-
chiger 113,262.
— quantitativ zu bestimmen,
nach Gldnard u. QuiUemiont
113,80.
Chininsulphat, neutrales, nach
Jdbst ViXid. Hesse 114, 60.
Chinin, unterphosphorigsaures,
nach Law, Smith 114, 61.
Chinovasäure findet sich in
allen Organen des Chinabau-
mes, nach deVry 113, 246.
Chlor, ein Reagens aufCaffe'in,
nach Schioarzenbach 114, 61.
Chlordarstellung uAGhSchlö-
sing 116, 238.
-T- vermittelst Kupferchlorid, nach
Laurens 113, 70.
Chlorentw.ickelung 113, 97.
Chorgehalt des schwedischen
Filtrirpapiers, nach Wittstein
116, 81.
Chlorkaiium, Gewinnung aus
Salzmutterlaugen, nach SiUo
115,269.
Chlorkalk zum Bleichen der
Wäsche, nach Sauerwein 116,
239.
— ein Mittel zur Vertilgung der
Fliegen, Erdflöhe, Baupen,
Mäuse, Ratten IH 69.
— Verhalten dess. zu Wasser,
nach Fresenius 113, 158.
Chlorkalk, Zersetzung dess.,
nach Kunheim 113, 159.
Chlorkohlenstoff, Andert-
halb-, aus Buttersäure, nach
Naumann 114, 269.
Chlorlithium im Thermalwas-
ser von Baden-Baden, nach
Bunsen 113, 155.
Chlormetalle(KCl,NaCl,MgCl)
durch Salzsäuregas fällbar, ussih
Schröder 114, 176.
Chloroform, Aufbewahrung
dess., nach Weppen 116 145.
~ Prüfung dess. auf Alkohol-
gehalt, nach Lepam 113, 176.
— Zersetzung dess. durch alkoh.
Kalilauge, nach Geuther 113,
175.
Chlorsilber, Löslichkeitsver-
Hältnisse, nach Fidd 11 4, 266.
C h o r z i n k , Einwirkung ' desselb.
auf die Seide, nach J. Persoz
Sohn ^ 115, 177,
Cholesterin, in den Erbsen
vorkommend, nach Benecke
115, 175.
Cholin, nach Ä, Strecker 115,
174.
Chrom 115, 89.
Chromsäure, Guajaktinctnr ei n
Reagens darauf, nach H. Schiff
113, 72.
Chromsaures Kali, Ursache
einer Vergiftung, nach Neese
113, 218.
Chrysophansäure, von Püz
116, 266.
Cimicinsäure, nach L,Öarius
115, 69.
Ci n ch 0 n i n , UeberfUhrung dess.
in eine dem Chinin isomere
Base, nach Strecker 115, 169.
Citronenholz, von Göppert
113, 40.
Citronen säure in den Runkel-
rüben, nach Schröder 1 13, 246.
— Umwandlungsproducte ders.
durch Gährung, nach Phipson
115, 70.
Citronensaurer Kalk liefert
bei der Gährung buttersauren
und essigsauren Kalk, nach
Personne 113, 242.
Cocoholz, von Göpper^ 1 13, 42*
Cocosholz, v.Göppert 113,42.
[■*■■"■'
ff'-" ■
i'> .■'
i.'.i'.!'-'
r* ':''\
£«<
K*^.'
ai'' li • *
>■ ■
302
Register,
Columbit, Analyse dess., nach
H, Rose . 113, 135.
C 0 n d 0 r i h 0 1 z , von Göppert
113» 42.
Co nun, YOTk L.F,Bley 114^ 97.
— Darstellung dess.^ von 0. Barth
113, 15.
Co pal, über die warzige Ober-
fläche desselben, nach Gbppert
115, 53.
Coton antinicotique, von'
Ferrier 113, 182.
C u b e b e n, Verfälschung derselb.
115, 83.
Cyanquecksilber- Acetoni-
tril, nach 0. i?e««6 114,271.
Cyansulfid, nach F, Linne-
mann 114, 270.
Cyanverbindungen, Darstel-
lung ders. mittelst des Stick-
gases, der atmbsph. Luft, nach
MarguerUe und de Sourdeväl
113, 174.
Cypressenholz, von Gt^ppert
113, 36.
Czigelkaer Mineralwasser, ana-
lysirt von E, von Kovacs 116,
178.
Dammarharzbaum 116, 82.
Dampfkessel, Fett eine Ur-
sache ihrer Zerstörung, nach
BoUey 114, 66.
Danielische ßatterie, Ver-
besserung ders., von Strache
113, 51.
Desinficiren brandiger, fauli-
ger Wunden durch Blauholz-
extract, nach Desmatis 114, 63.
Desinfectionsmittel, tiber-
mangans. Alkalien, nacn Condy
114, 251.
Dextrin reducirt die Kupfer-
lÖsung, nach Kemper 115, 250.
Dhurmsalla, Aerolith von, Ana-
lyse von Jackson 113, 136.
Diäthylamin, salzsaures, Ein-
wirkung von salpetrigs. Kali
auf dasselbe, nach Geuther
116, 14.
Diamanten künstlich darzu-
stellen (?), nach Gannal 114,
174.
Dicyandiamid, nach J.Haag
115, 55.
Diglycolamidsäure und Tri-
— giycolamidsäure , nach Heintz
115, 6ö.
Dimethylencarbon-Aethy-
leuäthernatron, nach Geu-
tker 116, 104.
Dinitronaphthalin-Farben,
nach Troos^ 115, 78.
Dinten der Alten, von Lande-
ner 113, 125.
D i n t e , braune, von Ihlo 1 1 3, 34.
Doberaner Stahlquelle, analy-
sirt von Fr. Schulze 116, 176.
Drahtgewebe zur Verhütung
der Entzündung von Alkohol-
dämpfen, nach Suvmay 1 13, 77.
Dulcit, identisch mit Melamr
pyrin, nach L, GUmer 1 15, 165.
— Löslichkeit dess., nach Gilmer,
Erlenmeyer u. WanJ^yn 1 1 3, 28.
Dung er aus Seemuscheln, aua-
lysirt von E. Harms 116, 143.
Düngung mit Granit 114, 74.
DürkheimerSoole, nach Bus-
sen'« Analysen 114, 275.
Ebenholz, von Göppert 113,
38. .39. 43.
Egestorffshaller Soolquelle,
analys. v. E. Lenssen 116,176.
Eichenholz, nordamerik., von
Göppert 113, 37.
Eis, spec. Gew. dess., nach Lhi-
four 116, 271.
Eisen, Cementation dess., nach
Caron 113, 165.
— Schwefelungsstufen dess., nach
Bammelsberg 115, M.
— Verhalten dess. zu kohlenti.
Wasser, nach von Hauer 113,
139.
— zerlegt das Wasser bei Gegen-
wart von Kohlensäure, nach
Sarzeau 113, 139.
Eisenammonium, nach H.
Mei4vnger 114, 254.
Eisengehalt der Asche von
Trapa natans, uach Gorup-Be-
sanez 113, 95.
Eisen holz, von Göppert 113,
41. 42. 44.
Eisenoxyd, pyrophosphorsau-
res Natron-, nach l^ras- 116,
2«3.
Regüter,
303
Eisenoxydi Verbindung mit
Magnesia, nach K.Kraut 1 \^, 36.
Eieenwaaren, Firniss gegen
Rost, uaeh Conte 116, 83.
Eisen Wasserstoff, TOLQ^hWank^
lyn n. Carius 113, 72.
Elayljodür mit Einfach-Qhlor-
jod^ nach Geuiher 114, 269.
Elemente, Atomvolum u. spec.
Wärme derselbe, von Weikart
113, 47.
Entfu seiung des Branntweins,
nach Reyhtr 114, 70.
E r y t h r i t , Constitution dess.,
von V. de Luynea 113, 31.
Eschenholz, ungarisches, von
Göppert 113, 38.
Essigäther, Zersetzung durch
Alkalien, nach Berihdot und
Fleurieu 115, 61.
Essigsäure, Erklärung ihres
Verhaltens beim Verdünnen
mit Wasser, von H. Drummer
116, 131.
— ein Gährungsproduct des
schleimsauren Kalks, nach 22«-
gauU 113, 241.
— Prüfung ders. auf Empyreuma,
nach Lightfoot 113, 177.
— Untersuchungen über dies.,
von A. Geuther 116, 07.
Essigsaures Ammoniak, nach
KratU 116, 38.
Euphorbium, Stammpflanze d.
officinellen ist Euphorbia resi-
nifera Berg 116, 211.
Eipo tische Hölzer, von Göp-
pert 113, 35.
Explosion von Dampfkesseln
durch Fett verursacht, nach
BoUey 114, 66.
Extracte, Vorkom men von Sal-
zen u. kryst. Sto£Pen in dens.,
nach H, Ludmg 115, 166.
F.
Fabrikation von Salpeter, Sei-
gnettesalz, ehem. reinem Wein-
stein, Weinsäure, schwefeis.
Kali U.Natron in Einer Folge,
nach Guido Schnitzer 115,266.
Färbung der Banknoten, nach
Lemderer 116, 145.
Fa r b e zum Bezeichnen von Fäs-
sern, Kisten 114, 73.
— des Wassers 114, 76.
Faulige, brandige Wunden durch
Blauholzextract zu desinficiren^
nach Desmatis 114, 63.
Fenchelöl, nach Kraut und
Sc^rni 116, 25.
Fernambukholz, yonGöppert
113, 42.'
Ferrum laoticum, vortheil-
hafte Darstellung dess., von
Gerves 113, lO;i.
Fette vermindern die Lösiich-
keit der arsenigen Säure, nach
Blondlot 113, 84.
Fettflecken zu entfernen durch
Benzolmagnesia, nach Hirzel
114, 71.
Fette Oele, mit Rüböl ver-
fälscht, Entdeckung, nach F.
Schneider * 114, 64.
— Stoffe im Dampfkessel die
Ursache von Explosionen, nach
BoUey 114, 66.
Ficatinholz, von Göppert
113, 43.
Filtrirpapier, schwed., Chlor-
gehalt desselb., nach Wittstein
116, 81.
Firniss för Eisen- und Stahl-
waaren gegen Bost, nach Conte
116, 83.
Fleisch, phosphor. Leuchten des-
selb., nach W. Hankel 114, 65.
Fliegenvertilgung 114, 69.
Fluor in der Asche von Lyco-
podium clavatum, nach Fürst
Sahn-Horstmar 114. 63.
Fluorescenz von Pflanzen- Aus-
zügen, nach Greise 113, 257.
Fluorescirende Stoffe der
Rosskastanienrinde, nach Stö-
kes . 113, 257.
Fluorzirkonium -Verbin dün-
gen, nach Marignac 113,159.
Frankenhausener Soolquelle,
analysirt von Ä, Kromayer
114,219.
Franzosenholz, von Göppert
113,40.
Frauenberg, Quellwässer (bei
Sondershausen), analysirt von
H. Ludwig 1 1 6, 1 .
Fürsten briinnen, Wasser, ana-
lysirt von H.Ludwig 115, 200.
Fussböden- Anstrich 114, 70.
Fu SS bö den, Leinölanstrich der-
selb., usLdhAmmermiiUer 1 16,B4.
Register.
OähruDg, DAchPaefeur 110,04.
— alkoliolische, nach htvnge
113, fll.
Oalbanum, an^lys. von AfSs-
m»- 113, 179.
Gase, ans lebenden Pflansea
ansgebancht, enthalten auch
Kohtenoxjdgaa, nach Boumin-
gaidt 116, 9S.
— Wirkung det Gefäaswandun-
gea anf dieeelb., nach DeviUe
ll3j 53.
Gefrieren des Wassers reinigt
das letztere, nach.Äo6inei 113,
137.
enthülsen, nach Üietnoinf. 116,78.
Genächee, ofGcinelle, des bot.
Gartena zu Breslau, nach Göp-
perl 114, 12«.
Gichtknoten, analys. tob W.
Pfeffer 113, 120.
Giftige Schlangen im Orient,
von Landerer 113, 45.
Gtaenr für Ofenkacheln 116, 11.
Glono'in, Darstellung dees., von
O. Barth 113, 18.
Gl^cerin, Verhalten deee. zu
der Arsenaäure, nach H. Schiff
114,261.
Glycerin«albe, nach Wagner
113, 242.
— uachDe^out 113, 243.
Olycerinsäure, Umvrandinng
ders. in Acrylaaure, nach F.
BeOaUin 115, 67.
GlTColamid, nach HeitUi 115.
06.
ladillhoU,
GSppert
113, 42.
Granit als Dünger 114, 74.
Graphitartige Verbindung im
Roheisen, nach Ca^ert 113,70.
GriesholE,TOnGepj)er« 11^42.
Guajakbarz, Bestandtheiledes-
aelben, nat^Baddich 115,107.
GnajakharEsänre nnd Pjro-
g^iajacin, nach HlasiweU 113,
Guajaktinctür, „
anfChromaänre, nacbfi.^cAi^
113. 72.
Guano, p^ruaniacber 114, 75.
^ummiarten, Zi
den., nach fVänt
äuBseiBenn. Stal
Caron, .fVAny, Z/t
ekand ete.
SuBBitahl, indisc
Haarballen bub
men der Wieder
n. Hoffmaim
Hämatoidin, Ideo
lifulvin, nach Afo
VoOiard
Heldrunger Soolc
Ivsirt von L. F. i
Bley
Heringslake, ans
rardin u. MartAa)
Herzbeutel -Wa
Flüssigkeit von ei
analjB. voaLaaäei
Heteiomorphie (
nach Bamtndaberg
Heu schrecken ban
GSpperl
Hexylen ans Melai
Eiienmeyer n. Wo»
HoffecheEMalsex
IjBe von Ruciww
HoffBcbe MftlEF
nadi Wiagtän
Holzkitt
Register.
305
Holzkohle, neue Eigenschaf-
ten ders., nach MiUxm 113, 153.
Hölzer, ausländische, von (?Öp-
»peH 113, 35.
H 1 ppu r s äu r e, nach Bence Jones
115, 258.
Hydantoin, nach A. Baeyer
115, 257.
I und Jl*
Jacarandenholz, von Göp-
pert 113, 38.
Jalappenknollen auf Harz-
gehalt zu prüfen, nach Schacht
114, 124.
Jenaer Quell wasser, analysirt
von Kromayer 115, 193.
Indianischer Wasserkrug,
Sarracenia purpurea, nach O.
Berg 114, 245.
Industrie-Ausstellung, bra-
silian., nach PeckoU 115, 145.
Infusionsthierchen, Fortpflan-
zung derselben, n&ch Batbiani
116^ 182.
Infusum sennae compos., Auf-
bewahrung dess. in flltrirter
Luft, nach Dusch u. Schröder
113, 83.
Jod 115, 89.
— in Menyanthes trifol., nach
Denzel 116, 266.
— Auflösung dess., nach 0. Hesse
114, 169.
— benzoesaures, Zersetzung des-
selben, nach Schützenberger
113, 78.
— Verhalten dess. 'gegen Zwei-
fach - Schwefelzinn, nach B.
Schneider 113, 169.
— und weisser Präcipitat, nach
Schwarzenbach 113, 172.
— Zubereitung des Stärkemehls
als Reagens darauf, nach B4'
champ 114, 169.
Jodätbyl u. Einfach -Chlorjod,
nach Öeuther 114, 269.
Jodamylum, Entfärbung dess.,
nach £emper 115, 252.
Jodantimon u. dessen Isomor-
phie mit Jodwismuth, nach B.
Schneider 113, 168.
Jodgewinnung, nsich. Schwarz
113, 151.
— nach Lachg 113, 151.
Jodkalium, Darstellung mit-
telst 'Jodpho&phors u. schwe-
felsauren Kalis, nach Petten-
kofer ^ 113, 152.
Jodkalium klei st er, empfind-
liches Reagens auf Salpeter-
säure u. salpetrige Säure, nach
Sch'önbein 113, 61, 63.
Jodlithium, Darstellung, nach
J. V. Liebig 113, 155.
Jodpropionsäure, nach Beü-
stein 115, 67.
J 0 d s a u r. Natron - Bromnatriuop ^
analysirt von Bammelsberg
113. 14.
Jodsilber, Lösli chkeitsvernält-
nisse, nach F, Fidd 114, 266.
Jodwasserstoffsäure, Dar-
stellung, nach Biekher 1 1 4, 168.
Jodwismuth, Doppelsalze des-
selb,, nach Linau 113, 167.
Johannisbader Sprudel, Ana-
lyse von Bedtenhacher 1 1 4, 274.
Johannisbeersyrup, Färbung
dess., nach Gatdtier de Clavbry
116, 178.
Ipecacuanha, Untersuchung
ders., von H, Beich 113, 193.
Iri-bia-branca-HolzausBra-
silieu, von Göppert 113, 43.
Iridium, nach H. St. Öl. De-
viUe u. Debray 114, 13.
Isodiglycol-Aethylensäure,
nach Barth u. Hlasiwetz 113,
185.
14.
Kaliumeisenkupfercyanür,
nach Jl/ii/^cr u.Wonfor 115,58.
Kaliümhyperoxyd, nach V.
Harcourt 116, 241.
Kaliumplatincyanür, Wir-
kung auf den thierischen Or
ganismns, nach Schwarzenbach
115, 262.
Kalk, kohlens., im Trinkwasser
der Gesundheit nicht zuträg-
lich, nach Grimaud de Caux
114, 250.
Kamala, analysirt von J.Erd-
mann 114, 239.
Kawawurzel, analys. von Cu-
zent • 115, 83.
Kesselstein, Mittel zur Ver-
hütung desselb., nach Bischof
1 1 6, 1 66 ; n. Sauerwein 1 1 6, 1 68.
Register,
h
KieBslBÜnre durch Dialjs«,
nach Chvrch 116,262.
— Entfernung derselb. aoa der
Pottasche, nach Eieckher 113,
154.
Kitt für Hole etc. 114, 70.
— für StubenÖfen, nach Creue-
berg 114, 72.
Kleider, unverbreuDliche, nach
L. C. Marquardt 113, 00.
KleiBter für Tapeten u. ihre
Papierunterlage, nach Loeffz
Kobaltgetb,
Kobaltnickel
meü^erg
11'
i.Haya Wfi, 74.
lies, nachÄom-
114 254.
oiyd, Verhalten
deas. gegen neutrales achwef-
ligaaurea Natron, Kali u. Am-
moniak, nach Gealher 116, 18.
Kobellit, iaach RmttmelAerg
114,255.
Kochsalzgewinnung ausSalz-
mutterlaugen, nacn SiUo
1 IS, 269.
Königschinariade auf Alka-
loidgehalt ta prüfen, nach
Schacht 114,122.
Köuigabolz, v.G6pperflI3,43.
KornährenboU, von Göpperl
113, 43.
Kohlenkalk - Petrefacten
0 berech leg iena, nach G.
tätaraths und Ho
Le Rot
Kreatinin, nach
Rreoaot,Farbsto£
Kolbe u. Schmitt
— rerdicktea, nach
nach Martin
Kreunbeerenpig
BoUey
Kröte, die scharf
in den Driiaen d
-rop7pulY.
Koblei
selb.
116, ■
113, 55.
— Eigenschaften der flÜBsie^"
nach G.Gore 114, 174.
— directe Umwandlung ders. in
Ameisenaäui-e, nach Kolbe u,
Schmitt 113, 175.
Kohtenaäure bestimm uDg,
nach Strolha
Koh
Kali,
1 Bohlig und Roth in Eiae-
nach 115, 06.
Ko hl enwasseratoff eaus Stein-
kohlentheer, nach Schortemmer
115, 73.
Korallenbolz, von GSpperl
113, 42.
Kräuterliqueur ron Daiädtx
11«, 274.
Kräuterpulver des Geheini-
raittel-Fabrikanten Ober-äani-
Kupfercblorid zi
tung', nach Laun
KnpferlösoDg wii
tnn reducirt, nt
Knpferoi;d-Ani:
Seide, nach Ozon
Kupferoxjdnl, i
Lackmuspräpara
nach Vogel
Lait antepbeliq
von WitUtein
Leberthran, Dea
ParfUmirung desE
— seinen üblen G
benehmen, nach h
— mit Magnesia u
wird beaaer asaim
Ledum palustre
nach FriSide
Leicbtflüasigea
Wood
imsorten, nacl
nholz,
Register*
307
Leuchtgas, Gehalt desaelb. an
Schwefelkohlenstoff 113, 96.
Leu chts to f f e, Darstellung der-
selben, nach Dvüo 113, 88.
Lignum nephriticum, von
Göppert 113, 42.
— B&n ctum^Y, Göppert 113,40.
Ligustrum vulgare, die Rinde
deseelb. enthält Syringin, von
Kromayer 113, .19.
Liquor ammonii caustici, Dar-
stellung nach Fresenius 116,
233, 271.
Lithion im Meteorstein von
Juvenas u. Parnellee, nach Bun-
sen 113, 155.
Lithiumchlorid im Thermal-
wasser von Baden* Baden, nach
Buitsen 113, 155.
Lithium Jodid, Darstellung,
nach J. V, Liebig 113, 155.
Locustholz, V. Göppert 113, 42.
Lopezwurzel, analysirt von
Schnitzer 116, 91.
Luftgehalt der Wässer, nach
Lefort 116, 148.
Luftholz, von Göppert 113.
42, 43.
Lycopodium clavatum ent-
hält Fluor in seiner Asche,
nach Fürst Sakn - Horstmar
114, 63.
Mahagoniholz, von Göppert
113, 40, 41.
Malzext ract, Höfisches, anal.
von Flückiger 113, 87.
Malzpräparate, Hoffsche, anal.
von Wittstein 116, 77.
Magnesia^ äpfelsaure, imEztr.
cardui bened.,, nach Frickhin-
ger 115, 165.
— und Benzol zur Entfernung
von Fettflecken, nach Hirzd
114^71.
— usta befördert die Assimi-
lation des Leberthrans, nach
Dawnecy 114, 65.
— verbindet sich mit Eisenoxyd,
nach Kraut 116, 36.
Magnesiasalze, Wirkung von
doppelt-kohlens. Ammoniak auf
dies., nach Divers 114, 250.
Magnesit 115,. 91.
Mangan in der Asche von Trapa
natans , ti ach Gorup - Bestmez
113, 95.
Mangroveholz, von Göppert
113, 39.
Manna vom Sinai u. von Kur-
distan, nach Berthelot 115, 81.
Manuit, Umwandlunjg dess. in
• Traubensänre, nach Gartet
113, 246.
Mannitsäure, nach Gorup-Be-
sanez 113, 242.
Marantastärke, Prüfung ders.
aufKartofiPel- u. Weizenstärke,
von J.F.AIbers 113, 210.
Marrubiin, Darstellung nach
.Ed, Hqirms 116, 141.
Mäuse Vertilgung 114, 69.
Meerschwämme^ Zucht ders.,
nach Lamiral tl6, 270.
Melampyrin, Constitution des-
selb., n. Erlenmeyer yx,Wanldyn
113, 25.
— identisch mit Diilcit, nach L,
Gilmer 116, 165.
M e 1 i n u. Meletin, nach W. Stein
116, 54.
Mennigekitt ist in Bleiche-
reien zu meiden, nach Persoz
116, 84.
Menthacamphor, nachO^en-
heim 113, 180.
Mentha-Oel, sog. festes, nach
Gvrup-Besanez 113, 180.
Menyanthes trifoliata, Jod-
gehalt, nach Denzd 116, 266.
Metall, ein neues im Platin
von Rogue River (Oregon), nach
Chandler 114, 267.
— leichtflüssiges, von Wood 114,
263.
Metalle, Heteromorphie ders.,
nach Bammelsberg 116, 201.
Metastyrol, nach Kowalewsky
113, 182.
Meteorit von Alessandria, nach
Schrauf 116, 263.
Meteorstein von Bachmut, v.
Wöhler analys. 1 1 4, 252.
Meteorsteinfall im Kaukasus
114,252.
Methion säure, nach A, Stre-
cker 115, 58.
Milch, Prüfung auf ihren Han-
delswerth, nach G,Hoyermann
116, 127.
RegitUr.
I
808
Milchprdfnng, lutch SdUUti'
kamp tlB, 120.
— nach C G.Wütatein 114, 227.
— 115, 2n.
Mineralien, Stickstoff u. orga-
DiBcbe Snbstanzea in denselb.,
nacb JMe^K 113, AS.
Miner4lolfabrikation,Wie.
dei^emnnunK der Säuren nnd
Al&lien die dabei zm Rerei-
tuDg dienten, nach PenUz
116, 88.
MmeralnaBBer vonSt.Acfaaz
bei Wasserburg am Inn, anal.
TOn WMgUm l.lfi, 177.
— von Cngelka in Ungarn, anal,
von E V Kovaca 1)6, HA.
— von E«8en, analyi. von Kem-
per 113,9.
— zu Wildnngen, analye. von M.
Frfsemus 116, 171.
Mohnöl im Mandelöl u. Oliven-
öl nachzuweisen 116, 86.
Morin voa Wagner 116,266.
— u Monnger)Mäore,nachi>eI^(i
u Wagner 115, 80.
— a Qnercetin, nach Hlariuietss
113, 255.
Horphinm in Uixikolog. BeziC'
hnng nach Lefort in, 84.
— verdeckt die Strychninreac-
tion nach J. Reese. 115, 264.
Morsuli Zingiberis 116, 274.
M 0 s eh n B neue Sorte dess,, nach
Bfrg 114, 242.
Mottentinctur, chinesische
11H. Ol.
Murexid nach Broun tx. Broo-
mami 113,256.
de, AbEtammiing,
nAehSchimpera-Bnchner, Ana-
Ivae von 3»irf 1 14, 63.
— von \lbi2zia anthelminticn
115, 87.
Mutterkorn, Chemisches über
dasf^ vor> E. lAidwig 114,19-1.
— mikroskop. Uutersucoung dess.,
von Gonnermann 114, 106.
Mutterlauge der Frankenhaa-
eener Soolqnelle, analys. von
A Kromayer 114, 219.
N.
Naphtflamin, violetter Farb-
stoff daraus, nach Da Wiiäeg,
HS, 79.
Mu
Natriumhyperoi
BarBoart
Natron, phoaphors
dess., nach N. N
Natronlange, Dar
Eahlmann ■
Natronqueile vo
analjs. v. R. JVewi
Natronseen Aegj
WiOnu
Natrum carbon:
aus käuflich er
W. Linau
Natrnm h^pof
Bum, nach Hagei
NilBchlamm, Bil
nach Mihidin
rite
. Si
sich in die Aminb
i>rechenden Alko
ein, nach 0. Mend
4itronaphthalia
min nnd gefärb
ders., nach Ron»
Nymphenbolz,
von GSppeH
Oelbanmholz, vc
Oele, ätherische,
gen ders., nach B
Oele, fette, Verföl
mit RQböl, Butdi
nach Fr. Schneidi
OenaDthsSureiet
ein Gomisch von
nnd Caprylsäure
Ofen, KaiWbad,
AmsEonenquelle u
qaelle, von PM
Ofenkacheln-Gla
Ofenkitt, nact
Officinelle Oewi
O&ppert
Register,
309
Ol. Jecoris Aselli, Deeinfeo-
tion dess., nach Jeanel 1 1 3, 84.
— RiciDi, ParfSmiruDg dess.,
nach Jeanel 113, 84.
Opium, französisches, nach Gut-
bourt 116, 264.
— garantirtes (10 Proc. Morphin
enth.), von Eiedel 116, 268.
— persisches, nach Jieveü 1 13, 81 .
Opiam Prüfung, naich ScJiacht
114, 119.
Opodeldoc, nach Frederking
116, 274.
Orangenblüthwasser, Auf-
bewahrung, nach Ouülermont
113, 79.
Orangen holz, von Göppert
113, 40.
Organische Substanzen in den
Brunnenwäsem, von A. Vogel
116, 165.
in Mineralien, nach De-
lesse 113, 68.
Osiniridium, nach DeviUe u.
Debray 114,26.
Osmium, nach Deviüe u. Debray
114, 23.
Oxalsäure, Zersetzung durch
Sonnenlicht, nach W, Seekamp
115, 65.
Oz aminsäure, nach Toussaint
115, 65.
Oxygenirtes Wasser, Dar-
stellung dess., von Duprey
116, 233.
Ozongehalt der atmosph. Luft,
von C Begemann 113, 1.
Palladium, nach DeviUe und
Debray 114, 21.
Palmenholz, von Göppert
113, 36.
Palmiraholz, v.Ge^jpern 13,43.
Pauacocdholz, von Göppert
113,42.
Paracarthamin, nach Stein
116, 68.
Paraguay-Thee, nach Stahl-
Schmidt 115,86.
— Gehalt dess. an The'in, nach
Stahlschmidt 115, 170.
Paraffin, Anwendung,, nach
Ä, Vogel ri6, 87.
Passatstaub, analys. v. f^ren-
berg 114, 251.
Pergamentpapier, mittelst
Chlorzink, nach Taylor 113, 89.
Peru-Guano, nach Liebig
114, 75.
— nach Malagtäi 114, 75.
Petrefacten im Kohlenkalk
Oberschlesiens, nach C. v. Al-
bert 115, 46.
Pferdefleischholz, vonGöp-
pert 113, 39.
Pfirsischblätterwasser, nach
Reinsch 115, 57.
Pflauzenbasen 115, 91.
Pflanzen färben, Reactionen
ders., nach GaaUier de CUmbry
116, 178.
Pflanzen gelb, Bemerkungen
darüber, v. H. Ludwig 1 1 3, 256.
Pflanzenwachsthum u. Wan-
derung der Pflanzen 116, 220.
Pflanzenzonen, nach A, von
Humboldt 116, 216.
Pharmacopoea germanica,
über die Abfassung einer sol-
chen, Ansichten von E. F. Bley
und 7%. Geiseler 115, 97.
Phenyl, nach Fiäig 113, 178.
Phosphorchlorid, nach H,
Müller 114, 83.
Phosphorisclies Leuchten des
Fleisches, n.W.Hankel 114,65.
Phosphoroxychlorid, seine
Wirkung auf die trocknen Salze
einbasischer organischer Säu-<
ren, nach Geuther 115, 64.
Phosphoroxyd, nach Landerer
116, 200.
Phosphorsäure,, quantit. Be-
stimmung ders., nach Girard
114, 173.
Phosphors. Kalk, krystalli-
nisoher, nach Bence Jones
115, 260.
— Natron, Löslichkeit dess.,
nach N. Neese in Kiew 1 1 3, 212.
nach Wittstein 115, 43.
— Wisrauthoxyd, nach Kraut
116, 37.
Phosphorsulfochlorid, Dar-
stellung dess. 116, 240.
Phosphorverbindungen in
der Luft, nach Barral 1 13, 148.
Pikrinsäure, nach Carey Lea
115, 76.
Pinacolin, nach E. Fittig
115, 64.
310
RegUter.
Pl&lin und «eine Begleiter, tou
H. St. Cl. DeviUe und Debray,
Auszug ihrer Abhaodl. von H.
Ludwig 114, I.
— VOD Kogue River (Oregon)
enthält ein neues Metall, nach
ChafuBer 114, 287.
Platinmetalle, von Claus
113, 135.
PlatinrUokstrindc, AnRl;se
nach BeviUe u. Debray 1 1 4, 30.
Platinüberzug von Porceltan-
gefässen, »ach S2mer 114, 6J.
Pockholi, von GüppeH 113,40.
PomeranzenblütuenwaBaer,
nneh Guülermora 113, 70.
PorcelUngefÜB^a mit Platin-
nbersug, nach lüsner 114, 117.
J'orcelUnschalen zu kitten
116, 70.
Fortland-Cement IIB. «9.
Preisfrage derHagen-Bucholz-
Bcben Stiftungfur 1862, Bericht
über dieselbe, von L. Blty «.
H. Ludwig 11:), 193.
Pro tocatechn säure, nach
Stredcfr 113. 247.
PyrophoBphorsaureB Eiaen-
oiydnatron, nach £:«ra« ) 10,273.
••
Quecksilber. volumetr.Btutim-
taung desG., nach C. W. Hem-
■ pd 114, 262.
QueckBilbernachiveiB, nach
van den Broek 114, 205.
Quercetin, kommt auch in den
Rrentzbeeren vor, nach BoUey
113, 95.
— nach Hlatitcett, Pfaundler u.
V. Güm 112,256.
Quercitrin, nach Ztoenger n.
Dronke 113. 247.
114, «9.
GVppert
113, 42.
Rhabarber 115, 84.
Rhodium, nach Deville und
Debray 114, 19.
RicinuBÖl, DsTstellnng desB.,
nach BotmeviUe 1 13, 82.
RiCiDUSöl, Parfümirung doM.,
nach Jeattd 113, 84.
Robinin, Rutin und Qnercitrio,
— chemische Natur
Eammeldierg
— enthält graphitarl
dufigen, nach Calv
Rohrzucker, Ümwt
durch die Gähranj
thelot
— UnterBcheidnog
Traabeosucker du
niak. Bleiessig
Rosenholz, brasili
GSppert
— von Martinique
— der Antillen
Rosekastanie, B
dere., nach Bochled
rescirende St«ffe d<
Stokee
Rothholz von Ja
Bimae, von GSppe.
Rothweine, Bünc
lusaäuregehalt den
— Geninnung ans
nach Erdmann
— Vorkommen in Fei
— iu Vegetabilien,
— Vorkommet) in Pfl
Grandeau
~ und Caesium, n
113. 15(t; Vorkomn
— und Caesium ii
nach Erdmann
Rubidiumoxjd, ä
nach Longaini
Ruthenium, nocl
Dän-ay
Ratin, nach Zvieng
Register,
311
Sali ci n, im Biere nachzuweisen,
nach H. Ludwig 116, 198.
— im Harne, nach Landerer
116, 197.
Salmiaksublimation, nach
Caivert 113, 142.
Salmiak, Zersetzung dess. durch
die Hitze, nach Pebal \ 16, 235.
Salmiakgeistberei tung,
nach Fresenius 116, 2.i3. 271.
Salpeterbildung, Theorie
dere., nach MÜlon 1 13» 145.
Salpeterfabrikation, nach
Guido Schnitzer 115,266.
Salpeterprobe, von F, Reich
115,270.
Salpetersäure, empfindlichste
Reagentien auf dieselbe, nach
Schönbein 113, 61.
— Umwandlung in Ammoniak
durch Zink, nach Franz Schidze
113, 64.
— Vergiftung durch die Dämpfe
ders. 116, 233.
— Vorkommen ihrer Salze im
Brannstein, nach Devule und
Dehray 116, 236.
— rauchende, Darstellung ders.,
li^zh Brunner 113,67.
Salpetersäureäther, nach
J. Persoz 115, 59,
Salpetersäurebestimmung
nach H. Rose 114, 163.
— nach Franz Schulze 113, 65.
Salpetersäuregehalt der
atmosph. Luft, nach Clo'€z
* 113, 60..
Salpetersäuregewinnu ng,
nach F. KuUmann 116, 238.
Salpetersaures Ammoniak
in thierischen Flüssigkeiten,
— nach Schönbein 115, 259.
Salpeteraaur es Natron, Ver-
halten gegen Braunstein, nach
Wöhler 113, 163.
Salpetrige S ä u r e , bildet sich
bei Einwirkung von Kupfer
auf Ammoniak bei Anwesen-
heit von atmosph. Luft, nach
Peligot 114, 166.
— — empfindl. Reagentien auf
dies., nach Schönbein 113,61.
Salpetrigsänreäther, nach
C. Lea 115, 58.
Salpetrigsaures Ammoniak
bildet sich bei Verbrennungs-
pro cessen, naeh-BöY^^fcr 1 1 3, 1 48.
Salpetrigs. Ammoniak, Bil-
dung dess., nach Schönbein
116, 236.
Salze und krystall. Stoffe in
Extracten, nach H, Ludwig
115, 166.
Santelholz, y.Göppert 113,42.
Santonin, statt dess. Strychnin
abgegeben, eine Folge davon
die Vergiftung eines Knaben,
nach Neese 113, 217.
Sarkosin, gleich Methylamido-
Essigsäure, n.Volhard 115,174.
Sarracenia purpurea,in(lian.
Wasserkrug, nach O. Berg
114, 245.
Sauerstoff gas , Bereitung
dess., von De Luca 113, 52.
Säuren, Apparat zum Auffinden
derselben, von Pisani' 113, 133.
— einbasische, nach Ä, Gmther
116, 97.
Säuregehalt der Weine, Be-
stimmung dess., nach Pohl
193, 93.
Schellack zu bleichen 116, 82.
Schiesspulver, weisses, nach
Hudson 114, 66.
Schimmelbildung, Einfiuss
derselben auf die Erzeugung
von Ammoniak, nach Jodin
114, 166.
Schlamm des Nils, Bildung
dess. 116, 260.
Schlangen, giftige, im Orient,
von Lander er 113, 45.
Schlangenbiss, nordamerika-
nische Heilmittel gegen dens.,
nach Maisch 115, 262.
Seh langen holz, von Göppert
113, 43.
Schleimsaurer Kalk liefert
bei der Gährnng hauptsächlich
Essigsäure, nach RigauU 113,
241.
Schmelztiegel von Speckstein
114, 67.
S ch w ä m m e , geblei chte, nach
Artus 115, 87.
— Meerscbwämme, Zucht ders.,
nach Lamiral 116, 270.
S ch w c f e 1 , Bestimmung fless. in
den Schwefelkiesen, nach Pe-
louze 114, 171.
.^ >■.■;■>•.■
V *. " * "
«LX. ■
•il^iV
ai2
Register.
i'*:
(■/?■ •. •
I
•ff-:
Schwefel, neue Eigenschaften
desselben, nach Dieteenbacker
114, ni.
Schwefelcyanammonium,
nach AfO^on 114. 84.
Schwefelgewinnung a.Schwe-
fel-£isen, -Kupfer, -Zink und
Schwefelcaicium, nach J. Brun-
faut 113, 75.
Schwefeleisen der Meteoriten,
nach RammeUberg 115, 11.
Schwefelkohlenstoff im
Steinkohlenleuchtgase, nach
Vogd u. A, W, Hof mann 1 1 3, 9«.
Schwefelmetalle in der Soda
zu bestimmen, nach Scheurer-
Kestner 116, 250.
nach Lesteüe 116, 250.
Schwefelsäure, maassanaly-
tische Bestimmung ders., . nach
Wüdenstein 116, 230.
— Reduction ders. zu Schwefel-
wasserstoff, nach Kolhe 1 1 3, 1 53.
Schwefelsäurefabrikation,
Krystallbildung dabei, von Ä.
Rose 113, 68.
SchwefelsauresChinin, nach
Jobat u. Hesse 114, 60.
Schwefelwasser, Pulver zur
schnellen Bereitung dess., nach
PouiUet 116, 168.
Schwefelzinn, Verhalten dess.
gegen Jod 113, 160.
Schweflige Saure zerfällt bei
Gegenwart von Wasser bei
*200<>C. in Schwefelsäure und
Schwefel, nach Wohler 11 6, 1 78.
Schwefligsaur. Natron, nach
PoUi 114, 172.
Schwefligsaure Salze (neu-
trale) in der Zuckerfabrikation
benutzt, nach Ai^e;^^ 1 16,75.
Seb am in säure, nach Kraut
116, 40.
Seemus cheldüuger der Grä-
natguauo-Fabrik zu Varel, ana-
lysirt von E.Harms 116, 143.
Seide, Einwirkung des Chlor-
zinks auf dies., nach J, Persoz
Sohn 115, 177.
— löst sich in Kupferoxyd-Am-
moniak, nach Ozanam 1 15, 177.
Seignettesalzfabrikation,
nach G, Schnitzer 115, 266.
Seleuverbindungen, nachH.
Uelsmann 114, 172.
Senföl, ätherisches, Bildung aus
den Samen des schwarzen Senfs,
nach H.Wiä u.W.Kihmer 115,
132, 214.
Serpentingefässe zu kitten,
nach Hanstein 116, 70.
Sesam öl, Anwendung in der
Pharm.acie, nach MMoth 1 1 4, 64.
Siccatif zu Zinkanstrich, nach
Girardin 116, 83.
Siegellack, nach Pottinger
114, 71.
Silber, Chlor-, Brom- u. Jod-
silber, Löslichkeit in gewissen
Salzlaugen, n&chField 114, 266,
Silphium der alten Griechen,
nsich Schroff 116, 271.
Sinapismus glycerinatus,
115, 05.
Si-to-oh-balli-Holz, v.Göp'
pert 113, 43.
Soda, Fabrikation kaustischer,
nach Fr. Kuklmann 116, 247.
nach Patdi 116, 248.
Sodabereitung, nach W.Gvs'
sage 116, 248.
Sodafabrikation in England,
nach Gossage 116, 271.
Sola ni ein, nach A. Kind und
C Zwenger 115, 171.
S 0 1 a n i n, yon.Kromayer 1 1 4, 1 1 3.
Solanum Lycopersicum,ana-
lysirt von Enz W^^ W2.
Solanum pseudocapsicum,
Vergiftung durch die Beeren
dess., nach Montani 115, 264.
Sommersprossen, Mittel von
SoJhrig 116, 275.
— ein Pariser Mittel gegen dies.,
analys. von Wittstein 113, 116.
Sondershausener Quellwas-
ser, analysirt von H. Ludwig
116, 1.
Sool quelle von Egestorffshall,
analys. von E. Letissen 1 16, 1 76.
— von Frank^nhausen, Analyse
von A. Kromayer 114, 219.
— zu Heldrungen, analys. von
L. F. Bley und Gustav Bley
115, 1.
Spartein, nachilfi22» 116, 270.
Specif. Wärme der Elemente,
von Weickardt 113, 47.
Speckstein • Schmelztiegel
114, 67.
■\.
\
f
Register.
313
Spiritus zu entfuseln 114, 70.
— nitrico aethereus zersetzt sich
mit Spir. sulph. aeth. martiat.
116, 272.
— sulph. aeth. mart., zersetzt sich
mit Spir. nitrico aeth. 116, 272.
Stärke, qaantitat. Bestimmung
derselben, nach Drag&ndorff
115, 159.
— in unreifen Früchten, nach
Paym 115, 160.
Stärkemehl, Kleisterbildungs-
Temperaturen desselben, nach
"Liepmarm 113, 245.
— Zubereitung dess., als Rea-
gens auf Jod, nach Bichamp
114, 169.
Stahl, Bohren dess., nach A.
Scheden 116, 73.
— und Gusseisen, Zusammen-
setzung ders., nach Caron,
Fremy^ DespretZf Marchand
113, 166.
Stahlqnelle zu Doberan, ana<
lys. von Fr. SchuUze 116, 176.
Stahlwaaren, Fimiss gegen
Bost, nach Conte 116, 83.
Stassfurter Abraurosalz,
nach K, Kraut 116 38.
nach Schrader 116, 244.
Steinkohlfnleuchtgas,
Schwefelkohlenstoff in dems.,
nach Vogd und Hofmann
113, 96.
Steinkohlentheer, Kohlen-
wasserstoff aus dems., nach
Sckorlemmer 115, 73.
Stein öl, Derivate dess., nach
Udsmann ^ 113, 182.
Steinsalz, Zersetzung durch
Gyps und Braunstein, nach
NickUe 116, 249.
Sti ck gas der atmosph. Luft, zur
Gewinnung von Cyan Verbin-
dungen u. Ammoniak benutzt,
nach Marguerite und Sourdeval
113, 174.
Stickoxyd, auf Brom einwir-
kend, nach JT.X/ando^ 113, 143.
Stickstoff, Affinität zu den
Metallen, nach G'euther und
Briegleb 113, 163.
— in dem Ackerboden, nach J,
Pierre 113, 129.
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds . 3. Hft
Stickstoff u. Organ. Stoffe in
den Mineralien, nach Deleese
113, 68.
— vermag Wasserstoff in orgau.
Verbindung zu substituircu,
nach Peter Griess 114, 267.
St ick Stoffgehalt der Mine-
ralsubstanzen, nach Deleaae
114, 82.
— angeblicher, des ßoheisens,
nach Rammdsberg 115, 23.
Stickstoffmagnesium und
Affinität des nreien Stickstoffs
zu den Metallen, nach Geuther
u. Briegleb 113, 163.
Strontian u. Baryt in Kalk-
steinen nachzuweisen, nach
Engelbach 114, 249.
Strychnin-Beactionen,nach
Beeae 115, 264, 265.
Strychnin - Vergiftung, in
Folge Verwechselung des San -
tonins mit Strychnin, nach
Neese 113, 217.
Strychninum arsenicicum, von
Chiappero 115, 94.
Stubenofenkitt, ntich Kreuz-
berg 114, 72.
Sublimation des Salmiaks,
nach Calvert 113, 142.
Substitution des Wasserstoffs
Organ. Verbindungen durch
Stickstoff, n. P. Grie8S 114, 267.
Sulfhydrate des Glycerins,
nach Cariua 115, 62.
Sulfide der Alkoholrad icäle,
nach Carius 115, 62.
— der Alkoholradicale mit Jo-
diden ders., nach C. Linnemann
115, 62.
Sulfokohlensäure-Aethyl -
äther und Sulfokohlensäure-
Aethylglyooläther, nach A. Hu-
aemann 115, 60.
Sulfuride des Eisens, Kupfers,
Zinks und Calcium zu ent-
schwefeln und den Schwefel
zu gewinnen, nach J. Brun^
faut 113, 75.
Sy ringin, in der Rinde. von
Ligustrum vulgare, von A. Kro-
mayer 113, 19.
21
, V ., V-l«
. I. '\*
RegiMer.
T.
, nach Rigkini
110, 260.
TauriD,QachS^.fo26ell5, IM.
Teftk-, Tik- oder Tekabaam-
holz, indiacbe Eicbe, von G'öp-
vvrt 113, 38.
TEallium,ii.OrO(htM 114, ISO.
— nach Dumas und Lamy 114,
182. — 116 253.
— Vorkommea, nach Kuhlmann
114, 238.
— ein Begleiter des Cäsinma u.
RDbidiuma in Mineral wEisaera,
nach BSttger 116, 138.
— ein Begleiter des Tellnra,
nach Werlher 116^ 268.
Thallinm salze, organiocb-
eaure, nach P. Kalümann Sohn
116, 266.
— ph^sfolog. Wirkung dere., nach
Paukt 116, 263.
Tbe'i'ngehalt des Para^uay-
thcee , Dach Stahlachmidt
115, IJO.
Thierkohle, Wiederbelebung,
nach Leplay und Cabinier
116, 76.
Thüringer Flass- und QueU-
wäwer, analysirt von Ä. Kro-
mayer, H. Lvdviig und Hui-
cArörf( IIS, 103. — 116, 1.
Tinte, Entfernung vom Papier,
nach Dtdlo 114, 7;t.
Titaneisen, n^eh St. Hunt
114, 253.
T o 1 u o 1 , Oiydationsproducte
dess., nach FiUig 113, 181.
Trapa natane, Analyse ihrer
Asche, von Gorup-Besanes
113, 95.
Traubensäure aus Maunit,
nach H. CarUl 113, 247.
Traubenzucker, Unter-
scheidung von Rohrzucker
durch ammoniak. Bleiessig,
nach 0. Schmidt 113, 241.
Triäthylphoaphinojtyd,
nach Pebal 115, t)3.
Trianoaperma fioifolia,
Untersuchung der Wurzel, von
7%. PeckoU 113, 104.
Triglycolamidsäure, nach
Heintt 116, 66.
Trimethylarain in Chenopo-
dium Vulvaria, oaebDeuaignea,
Äbecheidnng d
Wicke 114, 62.
Trinkwasser, AnResenbeiE
von kohlens. Kalk iu dema.
der Gesundheit nicht snträg-
ticb, nach Grimtatd de Caus:
114, 250.
— von LefoH 116, 148.
— von Fdix Boudel 116,. 163.
— Organ. Bestandtb. dess., nach
A. Vogü 116, 165.
Tuffsteinbol des Brohlthala,
nach Bender 113, 213.
Tulpenhola, von GSppert
113, 43.
Tuquiholz aus Guyana, von
GSppert 113, 43.
V.
Ueberchlorsitur
e, nach Eos-
113, 14U.
U e b e r cb 1 0 r B ä
reäther,
nach Roecoe
115, «n.
üeberchlorsaur
es EubidioQ
113, 157.
Uebermansansanre Alka-
114, 251.
UnterphoBpho
rigsaur.
Chinin
114, 61.
- Kalk
IIS, U1.
Unters alpetersi
ure, nacbA.
Müller
113, 144.
nach Vermnann
he Zeuge
u. Oppenhrin
nach Finck
V.
115. -PI.
Va 1 er a 1, Verbiadtragen dess.
mit Säuren, nach Fr. Guthrie
■a. H. Kolbe 115, 68.
Valeriansäure, in Bern stein -
säure flbarfdbrbar, nach Phip-
son na, 70.
Vegetation , Verauche von
Stohmmm, über dies. 114, 62.
VerbrennnngBprocesae ge-
ben Veranlassung zur Bildung
von salpeteraaurem Ammoniak ;
nach Böttger 113, 148.
Verfälachnng ätherischer Oele,
nach BoUty 116, 71.
— fetter Oele mit RübÖl m
entdecken, nach Fr. Sdaietder
f ..^
Register.
316
Vergiftung durch chromsaur.
Kali 113/218.
— durch Strychnin (wegen Ver-
wechselung mitSantonin), nach
Neeae 113, 217.
Vesuv, letzter Ausbruch dess.
am 8. Decbr. 1861, nachGuis-
cardi, Palmieri u. Ch. St. Cl. De-
▼nie, von C, Bammelsberg
113, 223.
Vierzehnheiligen -Brunnen-
wasser, analys. von H. Lud-
wig 115,202.
Vivianit, flach Rammelsberg
114, 253.
Vogelaugenholz, von Göp-
pert 113, 41.
Volksheilmittel, orientaL,
von Landerer 113, 123.
W a ch's , Unterschied des Bienen-
wachses vom Pflanzen wachse,
nach Bohineaud 116, 86.
Wachspapier, Bereitung dess.,
nach Ä. Bicker 116, 81.
Wärme, specif., der Elemente,
von Weikardt 113, 47.
Wärmestrahlen, Durchgang
ders. durch Gase, von Magnus
118, 50.
Wäsche, Bleichen ders. durch
Chlorkalk, nach Sauerwein
116, 239.
Wässer, arsenikhaltige, nach
Guyon 113, 139.
- Gehalt'ders. an Kohlen^ure,
Sauerstoff, Sickgas etc., nach
Lefort 116, 148.
Wasser der Quellen vom Frau-
enberge bei Sondershausen,
tjkdXye, yon H, Ludwia 116, 1.
•>- wirkt lösend auf Blei, nach
Calvert 113, 141.
'— Beinigung dess. durch das
Gefrieren, von Bobinet 113, 137.
— Ursache seiner Farbe, nach
WiU^ein 114, 76.
~ Veränderung dess. bei Auf-
bewahrung in grossen Behäl-
tern, nach Coste 113, 137.
Wasser k rüg, indianischer,
Sarracenia purpurea, nach 0.
Berg 114, 246.
Wassorstoffeisen, nach Ca-
riua u. Wanklyn 113, 72.
Wasse rs tof f gasen twi eke-
ln ng durch Natrium gefahr-
lich, nach Böttger 113, 53.
Wassersto'ffhy per Oxyd ,
Darstellung, nach Duprey
116, 233.
Weilbacher Natronquellen,
analys. von • JK. Fresenius
IH 275.
W eil b ach, Natronquelle, ana-
lys. von B, Freseniics 1 1 6, 1 69.
Wein, umgeschlagener, nach B^-
champ 116, 78.
Weine, Bestimmung ihres Säu-
regehalts, nach PoM 113, 93.
Weinsäure- und Weinstein-
, fabrikation, nach G. Schnitzer
115, 266.
Weisser Präcipitat und Jod,
nach Schwarzenbach 113, 172.
Weizenmehl, auf Roggenmehl-
gehalt zu prüfen 115, 95.
Wildungen, Mineralwasser,
analysirt von B. Fresenius
116. 171.
Wismuth, höhere Oxydations-
stufen dess., nach C, Schrader
113, 74.
^- Verunreinigungen und Ver-
fälschung dess., nach Landerer
116, 199.
Wismuth Jodid, Doppelsalze
dess., nach Linau. 113, 167.
Wismuthoxyde, nach Schiff
113, 166.
Wismuthsäure, nach Bö-
deker 114, 261.
Wolframsaure Salze in Kry-
stallen^ nach Geuther u. Fors-
berg 113, 73.
Wo od 's leichtflüssiges Metall
114, 263.
Wunden, Desinficiren fauliger,
brandiger, durch Blauholz-
exitSLct^naLchDesmatis 114, 63.
Xanthinsäure Verbindun-
gen, n&i^Maaiwetz 115, 63.
Zebraholz, v. Göppert 113,39.
Zeuge, unverbrennlich zu
316
^^•.•.
Register,
'4' =
y -"
'.»;■■' '■
>^/*-
f .1
n ■ ■
*•• ■
St % ^
% ■ ■ •
Pv
I
machen, nach Venrnann und
Oppenheim 113, 90.
Zimmtsäure ist zuweilen ne-
ben Benzoesäure in der Benzoe
vorhanden, nach Kolbe und
Lautemann 113, 178.
Zinenm cyanatum, Dar-
stellung dess., nach Oppermann
113, 174.
Zink an strich, Siccatif, nach
Girardin 116, 83.
Zinnfolie, bleihaltige, nach
Baldoek 114, 68.
Zinngeschirre, Beigehalt der-
selben, nach PleiscM 114, 68.
Zinnober, grüner, nach Vogd
116, 74.
Zinnoberbereitung mittelst
Schwefelkaliums, nach Firme-
nick 113, 173:
Zinnoxydul, Verbindung dess.
mit Zinnsäure und Antimon-
säure, nach H, Schiff 113, 72.
Zinnoxydulsalze, nach E.
Lenssen 113, 170.
Zinnsäure, Verbindung ders.
mit Zinnoxydul, nach H. Schiff
113, 73.
Zinnsulfid, Verhalten dess.
gegen Jod 113, 169.
Zirkoniumflnorid- V-e r -
bin düngen, nach Marignac
113, 159.
Zucker, Entdeckung dess. im
Harn, nach Bence J^ones
113, 184.
Z u ck e r in sauren Früchten, nach
H. Buignet 115, 162.
— Umwandlung desselben durch
die Gährung, nach Berthelot
113, 241.
— — — in Mannit, nach Ed.
Linnemann 115, 165.
Zuckerfabrikation, An-
wendung neutraler schweflig-
saurer Salze bei ders., nach
Alvaro Reynoso 116, 75; nach
Calvert, Peridr und Possoz
116, 76.
Zuckerhaltige Flüssigkeiten
zu klären, nach Leplay und
Cubinier 116, 76.
Z w e i f a ch - Schwefelzinn, Ver-
halten gegen Jod 1 1 3, 1 69.
II. Literatur und Kritik.
ij-v'*
Wh
Arzneimittel, Anleitung zur Prü-
fung chemischer, von^. Duflos;
Kritik von Geiaeler 1 1 6,
184. 264.
Berichtigung 115, 280.
Berichtigungen zur Literatur und
Kritik, Archiv 1863, Märzheft
114^ 192.
Bibliographischer Anzeiger für
Pharmaceuten, 1863 Nr. I, von
Mr. 113, 276. Nr. IL 114, 277.
Nr. m. 115. 277. Nr. IV.
116, 276.
Canstatt's Jahresbericht über
die Fortschritte der Phar-
macie etc., im Jahre 1861;
Kritik von Bley 114, 274. —
115, 82.
Derselbe für das Jahr 1862;
Kritik von Bley 116, 264.
Deutsche Pflanzen, Führer in
das Reich deutscher Pflanzen,
von M. Willkomm^ Kritik von
Löhr 116, 186.
Erklärung der Redaction des
Archivs der Pharmacie, hin-
sichtlich einer Abhandlung des
Em. Neese in Kiew 113, 280.
Flora Columbiae, von Karsten
116, 267.
Flora von Nord- und Mittel-
deutschland von Dr. August
Garke. 6. Aufl., Berlin, bei
Wiegand und Hampe, 1863;
Kritik von Dr. M. J. Löhr
115,273.
Giftbuch, deutches, von Dr. K. F.
R. Schneider. Wittenberg,
H. KdUing. 1861, 2. Aufl.;
Kritik von Dr. i. 114, 91.
Jahresbericht über die Fort-
schritte der Chemie etc., von
H. Kopp und H: Willy für
1861, Giessen, F. Ricker 1862;
angezeigt von Dr. F. Geisder
114, 85. T- 116, 184.
Kryptogamenflora von Sachseo.
Oberlausitz, Thüringen una
Register,
317
Nordböhmen. I. Abth. Algen,
Leber- und Laubmoose. Be-
arbeitet von Dn L. Rabenhorst.
Leipzig, 1863, bei E. Kummer;
Kritik von E, Hampe 114, 89.
Dasselbe Werk; Kritik von Dr.
Löhr 114,272.
Löthrohrprobiren, Anleituu g zum,
von Bruno Kerl 116, 192.
Medicinalordnung, Entwurf einer
M.-O. und eines Gesetzes über
den Gifthandei für das Her-
zogthum Gotha. Ausgearbeitet
vom Medicinalrath Dr, Günther
in Zwickau. Gotha, 1862; Kri-
tik von L. F. Bley 113, 186.
Mikroskopie, Beiträge zur neue-
ren^ von Fr. Reinicke. Dres-
den, bei Kuntze, 1860; Kritik
von Dr. IMr 113, 272.
Nueva Quinologia of Pavon,
Londonr 1859 — 1860, von
Howard 116, 267.
Pflanzen, Führen in das Reich
der deutschen, von Moritz Will'
komm ; Kritik v. Löhr 1 1 6, 1 86.
Pharmaceutische Waarenkunde,
von Dr. Otto Berg^ 3. Aufl.
Berlin, 1863, bei R. Gärtner;
Kritik von 0. Rubach 1 14, 188.
Pilze und Schwämme Deutsch-
lands, von Dr. J, EbbinghauSj
Leipzig bei W. Bähnsch, 1863;
Kritik von Dr. Th. Husemann
114, 190.
Quinologia, nueva, of Pavon,
London, 1859 — 1863, von
Howard 116, 267.
Schwämme, die ntitzlichen und
schädlichen, von Dr. Harald
Othmar Lenz^ 3. Aufl., Gotha,
Thienemann, 1862, Kritik von
Dr. 2%. Husemann 114, 85.
Schwämme, Anleitung zum Be-
stimmen der vorzüglichsten
essbaren Schwämme Deutsch-
. lands für Haus und Schule,
von August SoUmann, 1862,
Hildburghausen, Kesselring;
Kritik von Dr. 1%. Husemann
115, 2T2.
Synopsis plantarum diaphorica-
rura. Systemat. Üebersicht der
Heil-, Nutz- und Gift -Pflan-
zen aller Länder, von Dr.
David August Rosenthal, Erlan-
gen, bei F. Enke, 1861 und
1862; Kritik von Dr. L'öhr
113, 264.
Toxikologie, Handbuch der, nach
van Hassdt's Handleidij^, be-
arbeitet von Dr. med. 1%. Hu-
semann und Dr. phil. A, Huse-
mann, Berlin, G.Reimer, 1862;
Kritik von Dr. Mirw^ 113, 189.
Zeitschrift, pharmac, für Russ-
land, von Dragendorff 1 1 6, 264.
Zelle, Entwickelungserscheinun-
gen der organischen, von H,
Karsten. Berlin, 1863; Kritik
von W, 115, 190.
III. AntoreBregister,
A.
Albers, J. F 113, 210.
Albert, C. v 115, 46.
Ammermüller 1 16, 84.
Appian 113, 140.
Artus 115, 87.
Aschofi' 114, 76.
Bacaloglio 115, 88.
Baeyer, A 115, 66. 257,
Balbiani 116, 182.
Baidock 114, 68.
Barth, L 113, 185.
Barth, 0 113, 15.
Bartling 113, 87.
Barral 113, 148.
Baumgarten 115, 256.
Bauwel, B. van • 115, 176.
B^champ 114, 169. — 116, 78.
Begemann, C 113, 1.
Beilstein 115, 67.
Bell, Th 116, 72.
Bender, R 113, 213.
Benecke, G. M. R. .. 115, 175.
Berard 113, 244.
Berg, 0. 114, 188. 242. 245. —
116, 211.
Berthelot 113, 177. 241. — 115,
61, 81.
Besanez, Gorup.. 113, 95. 242.
318
Register.
Bischof 116, reo.
Bley, L. F. 113, 189. 211. — 114,
98. 276. ~ 115, 91. — 116,
138. 147.
— und G. Bley 116, 1.
— und H.Ludwig... 113, IM.
Blondlot... 113, 84.
Bloxam 114, 257. 260.
Bödecker 114, 261. — 115, 258.
Böhnke, C. H., genannt Reich
113, 193.
Böttger 113, 63. 148. - 114, 76. —
116, 138.
Bohlich und Roth ... 115, 96.
Bojanowsky,, C. 113, 96. —
115, 183.
Bolley 113, 95. — 114, 56. —
115, 71.
Bonneville 1 13, 82.
Boudet, F 116, 163.
Bourne 113, 82.
ßoussingault . » 1 16, 95.
Bucco 113, 75.
Briegleb 113, 163.
Broek, van der 114, 265.
Brunfaut, J 113, 75.
Brunner.. 113, 67.
Braun und Bromann 115, 256.
Buignet, H 115, 162.
Bunsen 113, 155. 156. 158. —
114, 84. 177. 275.
Cailletet 116, 95.
Calvert.... . 113, 70. 141. 142.
Carey, Lea 1 15, 58, 75.
Carius 113, 72. — 115, 62. 69.
Carlet, H 113, 247.
Oaron 113, 165, 166, 177.
Chandler-. 114, 267.
Qievreul 113, 77. — 114. 81.
Cniappero . » 1 15, 94.
Church, A. H 116, 262.
Clark... 113, 258. — 114, eo.
Clarus .. 115, 82. 116. 264.
Claubry, Gaulthier de 113, 68.
- 116, 178.
Claus 113, 135.
Clement 113, 68.
Cloez * 113, 60.
Condy 114, 251.
Cohte 116, 83.
Corput, van der 114, 255.
Coste. 113, 137.
Courdon... 115, 87.
Creuzburg 114, 72.
Crookes 114, 1 80.
Cruse .' 116, 275.
Cubinier 116, 76.
Cuzent 115, 83.
Dannecy 1 14, 65.
Davy 116, 260.
Debout 113, 243.
Debray, H. 114, 1. — 116, 236.
Delesse.. 113, 68. — 114, 82.
DelflFs ... 116, 80. ~ 116, 265.
Denzel 116, 266.
Desmatis 114, 63.
D&orines 1 13, 68.
Despretz 1 13, 77. 1 66.
Dessaignes 1 14, 62.
Deville ... 113, 53. 223. —
114, 1. — 116, 236.
Diehl, C 113, 164.
Dietzeubacher 114, 170.
Divers, E 114, 250.
Dragendorff 115, 159. —
116, 264. 273.
Dronke, F. u.C. Zwenger 1 1 3, 247.
Drummer 116, 131.
Duflos,A. .. 116, 184. 240, 264.
Dufour 116, 271.
Düllo 113, 88. ~ 114, 73.
Dumas.. 113, 154. — 114, 182.
sDupasquier 114, 250.
Duprey 114, 81.
Dusch 113, 83.
Ebbinghaus, J 1 14, 190.
Ehrenberg 1 14, 251.
Eiseumann 114, 274. — 115,
82. — 116, 264.
E4sner 114, 67. 71.
Engelbach * 1 14, 249.
Enz, J. B 116, 92.
Erdmann 114, 178. 179. 239. 262.
— 116, 92.
Erdmänn u. v. Uslar 113,258.
Erlenmeyer, E. u. J. A. Wan-
klyn... 113, 25. — 116, 111.
Erpenbeck 1 16, 193.
Eulenburg 114,274. — 115, 82.
— 116, 264.
F.
Feldbaus, S. 114, 33. — 116,
41. 62.
Ferrier 113, 183.
Register,
319
Fick 114, 274. — 116, 264.
Field 1 rt, 266.
Pinck, C 115, 71.
Firmenich, M 113, 173,
Fischer, A 113, 177.
Fittig,B.113,178.181.— 115, 64.
Flechsig, R 113, 138.
Fleurieu 115, 61.
Flückiger 1 13, 87. 262.
Förster 114, 262.
Folberth 113, 83.
Forsberg 113, 73.
FrederkiDg. 116, 274.
Fr^my 113,-77. 166. 243.
Fresenius 113, 150. 158. — 114,
275.— 116, 169. 171. 233. 271.
Frickhinger 115, 165.
Fröhde 115, 85.
Gannal 114, 174.
Garke, A li5, 273.
Geiseler 114, 85. — 115, 97. —
116, 184. 186.
Gelis 115, 164.
Gentfeie 113, 70.
Gerhard, F 115, 67.
Gerves, A 113, 103.
Geuther 113, 73. 163. 176. —
114, 269. — 115, 64. - 116.
41. 18. 97.
Gl^nard u. Guillermont 113, 80.
Gibertini 114, 262.
Gilm, von 113, 256.
Gilmer, L. 1 15, 165.
Girard 114, 173.
Girardin, J. 113, 132. 244. —
116, 83.
Göppert, H. R. 113, 35. ~ 114,
126. — 115, 53.
Gonn^rmann 114, 106.
Gore, G M4, 174.
Gorup - Besanezj von 113, 95.
181, 242.
Gossage, W 1 1 6, 248. 27 1 .
Graefe 113, 243.
Grandeau 113, 158. — 116, 259.
Greiss 113, 257.
Griess, P 114, 267.
Grimaüd de Ganz... 114, 250.
Gronewegen 1 15, 84.
Grothe 115, 84.
Guibonrt 116, 268.
Guillermont 1 13, 79.
Guiscardi 113, 223.
Günther 113, 186.
Guthrie, Fr. 115, 68.
Guyon 113, 139.
JH.«
Haag, J 115, 55.
Hadelich, W 115, 107.
Hager 1 13, 88. — 1 15, 90. 95. —
116, 274.
Hampe, E 114, 91.
Hankel, W 114, 65.
Harcourt, Vemon ... 116, 241.
Harms, £d. 116, 141. 143. 144.
Hauer, von 113, 139.
Haves 116, 74.
Heintz, W 115, 66.
Hempel, C. W 114, 204.
Hesse, 0. 114, 60.- 169. 271. —
115, 169. 172.
Hirzel 114, 71.
Hlasiwetzll3, 180. 185. 254. 255.
Hofmann, A. W. 113, 96. -^
115, 74.
Hoffmann, B. 115, 260.
Hoppe, F 115, 179.
Houzeau 1 14, 81.
Howard, Eliot 113, 232. — 115,
249. — 116, 267.
Hoyermann, G 1 16, 127.
Hudson 114, 66.
Hunt, St. 114, 253.
Husemann, A 1 15, 60.
— Th. 114,89. 192. — 115, 273.
!•
Ihlo 113, 34.
S.
Jackson, Ch. Th. ... 113, 136.
Jaffe, M. 115, 189.
Jeanel 1 13, 84.
Jobst, J 114, 60.
Jodin 114, 166.
Jones, Bence 113, 1 84. — 1 1 5,
258. 260.
Karsten 113, 232. 240. — 115,
190. 249. — 116, 267.
KebQper, 0. 113, 9. — 115, 250.
252. — 116, 193.
Kerl, Br. 116, 192.
Kessler 115, 88. 89.
Kestner-Scheurer ... 116, 250.
Kind, A. u. C. Zwenger 115, 171.
Kirchhoff 113, 156.
Kletzinsky 113, 88.
«*v
'1^'
fr ■
SSV- .
^-*. ■
!*<■» < •
Jr •••
it.
% •
J.l ■<;
l ■. 1..
>, • ■ ■
SN'-
l^-:-
TT. :•■
820
Register.
Körner, W 115, 132. 214.
Kolbe 113, 153, 175, 178. —
115, 68. 76. !74.
Kopp,H.u.H. Will 114, 85. —
116, 184.
Kov4c6, £. V 1 16, 178.
Kowalewsky, A 1 13, 182.
Kraft.. 115, 89.
Kraut, K. 116, 24. 36. 37. 38.
39. 40. 41.
Kromayer, A. 113, 19. — 114,
113. 219. — 115, 193.
Kuhlmann 114,176. 248. — 116,
238. 247. 256.
Kühn... 113, 103.
Kunheim 113, 159.
Kunze] .- 116, 21.
li.
Laman 113, 179.
Lamiral 116, 270.
Lamv... 114, 182. — 116, 253.
Landerer, X. 113, 45. 123. 125.
— 114, 69. 76. — 116, 145. 197.
199. 200. 270.
Landolt, H 113, 143.
Laurens *. 1 1 3, 70.
Lautemann 1 1 3, 1 78. 246.
Lea, Carey 1 15, 58. 75.
Lefort ... 113, 84. — 116, 148.
Lemaire 113, 183.
Lemoine 116, 78.
Len8sen,E. 113, 170. — 116, 176.
Lenz, H. 0 114, 85*
Lepage ' 113, 176.
Leplay 116, 76.
Leras 116, 273.
Leroi 116, 274.
Lesteile 116, 250.
Laube. 114, 76.
Liebig, J. von 113, 155. 177. —
114, 75.
Liepmann, E ; 113, 245.
Lightfoot 113, 177.
Linau .. 113, 167. — 115, 268.
Lindau 116, 93.
Linnemann 114, 270. -^ 115, 165.
Löffz 114, 69.
Löhr 113, 272. 276. — 114, 96.
274. — 115, 276. — 116,
186, 214.
Löschner 114,274.-115, 82. —
116, 264.
Longuinine 113, 157.
Luca, de 1 13, 52.
Luchs 113, 151:
Ludwig, H. 113, 52. 143. 256. —
114, h 33. 36. 193. 259. —
115, 96. 166. 193. -^ 116,
1. 198.
Lunge 113, 91.
Luynes, de 1 13, 31.
M.
Magnus 113, 50.
Matsch, J. M 115, 262.
Malaguti *114, 75.
Maly 116, 265.
Marchand, E 113, 132. 166.
Marguerite. . : 113, 1 74.
Marignac 113, 159.
Marm^ 113, 192.
Martin 113, 178. — 114, 65. —
116, 273.
Marquardt .113, 90.
M^hedin 116, 251. 260.
Meidinger, H. 114, 254.
Mendius, 0 1 14, 269.
Meurer 113, 280. — 114, 280. —
115, 280. — 116, 280.
Miasnikoff 113,177.
MiUon, E. 113, 145. 153. — 114,
84. — 115, 57.
Mills 116, 270.
Mitscherlich 1 1 3, 68.
Mösmer 113, 179.
Montanö 115, 264.
Mulder 116, 79.
Müller, H. 114, 83. — 115, 58.
— R 113» 144. 221.
Napier • Draper 1 1 6, 81 .
Naumann 114, 269.
NeescN.... 113, 212. 217. 218.
Neubauer, C 115, 173.
Nickl^s 116, 249.
Oppenheim, A 113, 90. 180.
Oppermahn 1 13, 1 74.
Ozanam 115, 177.
Palmieri 113, 223.
Pas 115, 84.
Faulet 116, 263.
Pauli, Ph 116, 248.
Pavon 116, 267.
Payen 115, 160.
— Parier, Possoz.... 116, 76.
Pebal. ... 115, 63. — 116, 235.
Jiegister,
321
Peckolt 113, 104. — 115,
Peligot 114,
Pelouze 113, 177. — 114,
Perrins 115,
Personne 113,
Persoz, J. 115, 59. — 116,
— J. Sohn 115,
Perutz 116,
Petteukofer 1 13, 55.
Pfaundler 113,
Pfeffer, W 113,
Phipson 1 15, 70.
Pierre, Isidore 113,
Pilz 116^
Pisani 113,
Pleischl 113,
Plessy, M 116,
Poggiale 116,
Pohl 113, 93. — 115, 164.
116,
Polli 114,
Pottinger 114,
Pouillet.. 113, 77. — 116,
Pringsheim 116,
Pritchett * 116,
Provostaye, de la. . . . 1 13,
R«
Babenhorst^ L. .. 114, 89.
Bammelsberg, 113, 14. 223.
114, 253. 254. 255. — 115,
23. — 116, 201.
Bedtenbacher 114,
Beese, J. J 115, 264.
Beich, F 115,
Beinicke, Fr. : 113,
Beinsch... 115,
Beveil 113,
Beyher 114,
Beynoso, A 116,
Biedel, J. D 116,
Biekher- 113, 154, — 114,
Bicker, A 116,
Bigault 113,
Bighini 116,
Bisler - Beunat 115,
Bobineaud 116,
Bobinet 113,
Bochleder 116, 266.
Böders, E 116,
Boscoe.. 113, 149. — 115,
Böse, A 113,
— H. 113, 135. — 114,
— 116,
Bosenthal, D. A . 113,
Both, M 114,
145.
166.
171.
170.
242.
84.
177.
88.
152.
256.
120.
90.
129.
266.
133.
68.
147.
148.
228.
172.
71.
168.
96.
268.
68.
272.
11.
274.
265.
270.
272.
57.
81.
70.
75.
268.
168.
81.
241.
269.
261.
86.
137.
269.
29.'
60.
68.
163.
194.
264.
68.
Boussin 115, 76. 78.
Bubach, C 114, 190.
Buickoldt 1 15, 205.
J
n.
Salm -Horstmar 114
Sarzeau 113
Sauerwein 116, 168
Schacht, J. £ 114
Scheden, A 115
Scherzer 116
Scheurer-Eestner 115, 75
116
Schiff, H.... 113, 72. 73
171. — 114
Schlienkamp 116
Schlösing 116
Schlun, Fr 116
Schmidt, 0 113
Schmitt.. 113, 175. — 115
Schneider 115
— F 114
— G. 114, 274. — 115
— B. 113, 168. 169. — 114
Schnitzer, G. 115, 266
116
Schönbein 113, 61. — 115
— 116
Schorlemmer, C 115
Schrader, G. 113, 74, 246
114, 176. — 116, 244.
Schrauf, A 116
Schröder 113, 83
Schroff 116
Schulze, Fr. 113, 64, 65
116
Schuppe 116
Schutzenberger 113
Schwarz, H. 113, 151. —
91. — 116, 71.
Schwarzenbach 113, 172
114
Seekamp 115
Serullas 113,
Setterberg tr4
Sillo 115
Simmler 116
Smith, Laurence 114
Solbrig 116
Sollmann w 115
Sourdeval, de 113
Spence, P. 115, 271. — 116
Spruce 116
Stahlschmidt 115, 86
Stein ... 113, 256. — 116
22
63.
139.
239.
118.
73.
268.
250.
166.
261.
126.
238.
24.
241.
76.
261.
64.
82.
91.
91.
259.
236.
73.
263.
271.
176.
273.
78.
115,
61.
65.
85.
255.
269.
79.
61.
275.
272.
174.
74.
268.
170.
54.
■k
■>■
■.^
-4