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Full text of "Archiv der Pharmazie"

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PHARMACIE. 


Eine Zeitschrift 


7 des 
allgemeinen deutschen Apotheker-Vereins. 
- Ahtheilung Horidentschland. 
Herausgegeben 
L. Bley wd Hl. budwig. 
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XKIIE Jahrgang. 


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HANNOVER. 
Im Verlage der Hahn’schen Hoflmrchhandledis 


1863. 


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PHARMACIR. 


ARCHIY 


Zweite Reihe. XV. Band. 
Der ganzen Folge CLXV. Band. _ 


I 


Unter Mitwirkung der Herren 


v. Albert, G. Bley, Geiseler, Göppert, Hadelich, Husemann, Kem- 
per, Körner, Löhr, Meurer, Peckolt, Rammelsberg; Wigand, Will, 
Wittstein 


herausgegeben 


von 
L. Ble, | H. Ludwig. 
[ıBrRAR r 


NEW VoRK 
BOTANICAL 


Sande: 


Walz’sches Vereinsjahr. 


9 TUN 7 u u > 72 Pe Re 
HANNOVER. 5 
Im Verlage der Hahn’schen Hafbn ou ee 


1863. 


BR Än) 
5 » 
NEW YORK 
BOTANIGAL 


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Inhaltsanzeige 


Erstes Heft. 


I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite 


I 
3 


Die Soolquelle bei Heldrungen in der goldenen Aue in Thü- 


ringen; von Dr. L. F. Bley und Gustav Bley........ 
Ueber die Schwefelungsstufen des Eisens und das Schwefel- 
eisen der Meteoriten; von ©. Rammelsberg........... 
Ueber den angeblichen Stickstoffgehalt des Roheisens; von 
BEnBEIBen aan onen a bene ve a ar ee 
Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und schnellen 
Verfahrens, die thierische Milch auf ihren Handelswerth 

zu prüfen; von Dr. G. C. Wittstein (Schluss).......... 
Ueber die Löslichkeit des gewöhnlichen krystallisirten phos- 
phorsauren Natrons in Wasser; von G. ©. Wittstein... 


II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. 


Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien; von 
Carl v. Albert aus Bernburg, d. Z. in Berlin........... 
Bemerkung über die warzenförmige Oberflächenform des Co- 
pals; von Prof. Dr. H. R. Göppert in Breslau 


III. Monatsbericht. 


Dieyandiamid S. 55. — Allophansäure 56. — Selbstzersetzung 
der wasserfreien Blausäure 57. — Pfirsichblattwasser statt 
Kirschlorbeerwasser 57. — Kalium-Eisen-Kupfereyanür 58. 
'— Metbionsäure 58. — Ueber den Salpetrigsäure- Aether 58. 
— Bereitung des Salpetersäureäthers 59. — Ueberchlorsäure- 
Aether 60. — Sulfokohlensäure- Aethyläther und Sulfokoh- 


... rt 01090 


u.s.w. durch wasserfreie Älkalien 61. — Sulfide der Alko- 
holradicale 62. — Doppelsulfide der Alkoholradicale 62. — 


MAT 2% 1901 


Jodiden 62. — Xanthinsäureverbindungen 63. — Triäthyl- 
phosphinoxyd 63. — Einwirkung des Phosphoroxychlorids 


lensäure-Aethylglycoläther 60. — Zersetzung des Essigäthers 


Verbindungen der Doppelsulfide der Alkoholradicale mit 


13 


23 


26 


vr 2 I nlhvaneeige 


E23 RE Seite 
auf die trocknen Salze drgakiileher einbasischer. Säuren 64. 
— Pinacolin 64. — Zersetzung der Oxalsäure durch das 


Sonnenlicht 65. — Oxaminsäure 65. — Glycolamid 66. — 
— Diglycolamidsäüre und Triglyeolamidsäure 66. — Jod- 
propionsäure 67. — Umwandlung der Glycerinsäure in Acryl- 
säure 67. — Butylehlorür 67. Verbindungen des Vale- 
rals mit Säuren 68. — Cimicinsäure 69. — Umwandlung 
der Citronen-, Butter- und Baldriansäure, mit Rücksicht 
auf die künstliche Bildung von Bernsteinsäure 70. — Uvi- 
tinsäure 71. — Ueber die Verfälschungen der ätherischen 
Oele 71. — Ueber einige Kohlenwasserstoffe aus Stein- 
kohlentheer 73. — Umwandlung des Anilins in Benzo£- 
säure 74. — Umwandlung von Nitrobenzol in Benzol und 
Ammoniak 75. — Zur Kenntniss der Pikrinsäure 75. — 
Rother Farbstoff aus dem Kreosot 76. — Nitronaphtalin, 
Naphtylamin und deren gefärbte Derivate 76. — Künstli- 
ches Alizarin 78. — Darstellung von Farben aus Dinitro- 

« naphtalin 78. — Bereitung eines violetten Farbstoffs aus 
Naphtylamin 79, — Morin und Moringerbsäure 80. — 
Manna des Sinai 81. — Manna von Kurdistan 31. 


IN Diteratur, und Kritik... eu 0.020: I  -- 
Anzeige einer Bezugsquelle von reinem kohlakkanzen | 
Ka EN ER es 96 


Zweites Heft. 


I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. 


Ansichten über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica; 

von Dr. L. F. Bley und Dr. Th. Geiseler............. 97 
Ueber die Bestandtheile des Guajakharzes; von W. Hadelich 107 
' Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem Samen des 
schwarzen Senfs; von H. Will und W. Körner........ 132 


II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. Ä 
- Brasilianische Industrie-Ausstellung .......sscenenseeenesenn 145 


II. Monatsbericht. 


Quantitative Bestimmung der Stärke S. 159. — Stärke in un-. 
reifen Früchten 160. — Ueber den in den sauren Früch- 
ten enthaltenen Zucker 162. — Caramelan 164. — Um- 


Inhaltsanzeige. vu 


‚Seite 


wandlung des Zuckers in Mannit 165. — Identität von 
Melampyrin und Duleit 165. — Aepfelsaure Magnesia 165. 
— Vorkommen von Salzen und krystallinischen Stoffen in 
den Extracten 166. — Ueberführung des Cinchonins in eine 
dem Chinin isomere Base 169. — Anisöl-Chinin 169. — 
Berberin 170. — Theingehalt des Paraguay-Thees 170. — 
— Zersetzung des Caffeins 171. — Solanicin 171.— Cerato- 
phyllin 172. — Kreatinin 173. — Sarkosin 174. — Cholin 
174. — Künstliche Bildung des Taurins 174. — Choleste- 
rin, im Pflanzenreiche aufgefunden 175. — Analyse einer 
verfälschten Butter 176. — Einwirkung des Chlorzinks .auf 
die Seide 177. — Löslichkeit der Seide im Kupferoxyd- 
Ammoniak 177. — Das Mikroskop zur Erkennung des 
menschlichen Blutes bei gerichtlichen Untersuchungen 178. 
— Verhalten des Blutfarbstoffes im Spectrum des Son- 
nenlichtes 179. — Beobachtungen über die Blutkrystalle 183. 


IV. Literatur und Kritik......... IRA :. 1% 
ht 


Drittes Heft. 


I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. 


Analysen von Fluss- und Quellwässern Thüringens; mitgetheilt 
=0o= Pf: Dr. H. Ludwig in Jena... 209 

Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem Samen des 
schwarzen Senfs; von H. Will und W. Körner (Fort- 


Bun. und Schluss). 4% zum ed a a a Be 214 
Ueber den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde; von Professor 

NEN A ER OT RRer. o, 225 
Chiningehalt ostindischer China-Rinden und -Blätter.......... 249 
Reduction der Kupferlösung durch Dextrin; von Dr. R. Kemper 250 
Notiz über Entfärbung: des Jodamylums; von Demselben..... 252 


II. Monatsbericht. 


Mehratomige Harnstoffe S. 255. — Harnsaures Natron 256. — 
Darstellung des Murexids 256. — Oxydation durch Allo- " 
xan 257. — Hydantoin 257. — Gehalt des Harns an Hip- 
pur- und Harnsäure 258. — Alkapton 258. — Vorkommen 
des Ammoniaknitrats in thierischen Flüssigkeiten 259. — 
Krystallisirter phosphorsaurer Kalk 260. — Ueber die scharfe 
Flüssigkeit in den Drüsen der Kröte 260. — Ueber die sog. 
Haarballen aus den Gedärmen der Wiederkäuer 260. — 


AI. a 
Seite 
Weber die Bestimmung des Gehaltes an Leimsubstanz in 
den Leimsorten von Risler-Beunat 261. — Verhalten des 


Kaliumplatineyanürs zum thierischen Organismus 262. — 
Ueber die in Nordamerika gebräuchlichen Heilmittel gegen 
den Schlangenbiss 262. — Vergiftungsfall mit den Beeren 
des Solanum pseudo-capsicum 264. — Auffindung des Strych- 
nins bei Vergiftungen und den Einfluss des Morphiums in 
Verdeckung der Farbenreaction 264. — Zur Erkennung 
des Strychnins 265. — Ueber Einrichtung von Behältern, 
welche durch die meisten sauren und alkalischen Flüssig- 
keiten. nicht angegriffen werden 265. — Verfahren der 
Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz, chemisch reinem 
Weinstein, Weinsäure, schwefelsaurem Kali und Natron 
in Einer Folge 266. — Bereitung von AÄetznatron aus 
Chilisalpeter 268. — Darstellung des Natrum carbonie. pur. 
aus käuflicher Soda 268. — Verfahren der Gewinnung von 
reinem Kochsalz und von Chlorkalium aus den Salzmut- 
terlaugen 269. — Salpeterprobe 270.— Neuer Cement er. 


nr > ei und en EBEN EAERT, era 970 


ARCHIV DER PHARMACHE. 


CLXV. Bandes erstes Heft. 


1 Physik, Chemie und praktische 
Pharmaecie. 


Die Soolquelle bei Heldrungen in der goldenen 
Aue in Thüringen; 


von 


Dr. L. F. Bley und Gustav Bley *). 


In der Preussischen Provinz Sachsen im ehemaligen 
Fürstentbum Querfurt, welches aus den Aemtern Quer- 
furt, Jüterbogk, Dahme, Heldrungen und Burg bestand, 
welche zum Erzstifte Magdeburg gehörten, im Prager 


' Frieden aber als Fürstenthum an Sachsen, 1815 aber an Er 


Preussen fielen, liegt der Ort Heldrungen an der Schmücke, 
mit einem alten Schlosse, in welchem einst Thomas 
Münzer gefangen gehalten wurde. In der Nähe von 
Heldrungen findet sich die Soolquelle, welche Gegenstand 
der chemischen Untersuchung geworden ist. 

Diese Soolquelle steht sicher im Zusammenhange 
mit den übrigen Soolquellen in Thüringen, welche Aus- 
flüsse sind von grossen Steinsalzlagern, die nach Kar- 
‚sten**) der südöstlichen Hälfte des grossen norddeutschen 5 


N Im Herbste 1862 wurde der Erstgenannte von dem Besitzer 
der Soolquelle in Heldrungen, Herın Walther in Braun- 
schweig, ersucht, eine chemische Analyse dieses Wassers vor-. 
zunehmen, welchem Gesuche derselbe in der Art entsprochen 
hat, dass diese chemische Untersuchung mit dem ihm in ver- 
korkten Flaschen übersandten Wasser in seinem Laboratorium 
unter seiner Aufsicht von seinem Sohne, dem Apotheker Gu- 
stav Bley, ausgeführt ward. 

**) Karsten’s Archiv für Mineralogie, Geognosie und Bergbau 1842, 
Bd.16, S.541. Ueber die Auffindung des Steinsalzes in den 
niedersächsich -thüringischen Provinzen. 

- Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 1. Hft, 1 


a. L. F. Bley und Gustav. Bley, 


Beckens angehören, welches nach Westphalen hin Ench 
nicht genau in der Begrenzung bekannt, aber, nach 
Veltheim, durch den Harz in zwei Hälften gespalten 
wird, den Magdeburg-Halberstädtischen und den Thürin- 
gischen Antheil. Das letztere Becken wird durch den 
Kyffhäuser in mehrere Theile geschieden, als in das 
südthüringische Becken, wohin Artern, Frankenhausen, 
Rossleben, Wendelstein und also auch Heldrungen ge- 
hören. Man unterscheidet hier wieder eine nördliche und 
eine südliche Mulde. Bei Stotternheim, zwei Stunden 
von Erfurt, ist das Steinsalzlager 1174 Fuss unter Tage 
oder 635 Fuss unter dem Ostseespiegel erbohrt worden, 
während es in Buffleben 677,5 Fuss unter Tage steht, 
unter Muschelkalk und Gyps, wie bei Stotternheim. 
Das Nordthüringer Becken oder das Mannsfeldisch -Säch- 
 sische, in welchem bei Seeburg der süsse und salzige 
See zum Vorschein kommen, kann als in zwei Theile 
gespaltet betrachtet und Halle und wohl auch RIURENE: 
berg der südlichen Mulde zugerechnet werden. 

In dem Magdeburg-Halberstädtischen Becken liegt 
nun Stassfurth, dessen Boden schon seit langer Zeit als 
ein grosser Salzmagazin bekannt, welches durch seine 
reiche Soole von 17,75 Proc. ausgezeichnet, Gegenstand 
neuer Forschungen geworden ist. Im April 1839 wur- 
den die Bohrversuche begonnen, welche bei einer Tiefe 
von 790 Fuss die ersten Spuren von Steinsalz nachwie- 
sen und bei 1851 Fuss Tiefe ein Salzlager aufschlossen, 
dessen Mächtigkeit bis zu 1024 Fuss 81), Zoll ermittelt 
ist, ohne dass die Grenze erreicht wurde, indem die 
Bohrversuche nicht weiter fortgesetzt worden sind. Ganz 
in der Nähe von Stassfurth ist im Herzogthum Anhalt 
ebenfalls ein Steinsalzlager erforscht und zwar in einer 
Tiefe von 454 Fuss, so mit 3721/, Fuss weniger tief, als 
bei Stassfurth *). — 

*) Dr. E. Reichardt: Das Steinsalzbergwerk Stassfurth bei 


Magdeburg und Acten der K. Leopoldinisch - Carolinischen 
Akademie der Naturforscher, 1860. 


Soolquelle bei Heldrungen. 3 


Die Heldrunger Quelle gehört unstreitig in das Ge- 
biet. des südthüringischen Beckens. Was uns über die 
Quelle selbst mitgetheilt worden ist, besteht in folgenden 
Notizen: Dieselbe liegt !j, Stunde von Schloss Heldrun- 
gen, sie entspringt im Waldreviere in einem kleinen 
flachen Thale, welches von drei Seiten geschützt ist und 
in der Richtung nach Nordost mündet. Auf einem der 
Bergrücken sieht man bei heiterem Himmel Erfurt mit 
seinen Festungswerken. Nach Nordwest breitet sich das 
fruchtbare Unstrutthal aus. Etwa eine halbe Stunde 
entfernt erheben sich die Reste der ehemaligen Sachsen- 
burg, etwas weiter nach Norden ragen die Thürme der 
Rothenburg und des Kyffhäuser über die bewaldeten Hö- 
hen hinweg. Nach Ost und Südost schliessen dieses - 
Panorama bewaldete Bergketten. | 

Der Grund der Quelle ist 52 Fuss rheinisch tief ab- 
gebohrt, das Wasser tritt in einem Standrohre zu Tage 
und läuft aus. Der Zuflusss liefert in einer Minute 7 
Quart preussisch. 

Die Temperatur des Wassers war bei 100R. Luft- 

temperatur nur + 90R. 
Ueber die medicinische Wirksamkeit sind folgende 
Fälle mitgetheilt: 

1) Bei einer Frau von 73 Jahren, welche 7 Jahre 
lang an einem hartnäckigen Augenübel gelitten und in 
‚den beiden letzten Jahren nahezu erblindet gewesen, 
hat der innerliche Gebrauch der Quelle, nach ärztlichem 
_ Rathe, täglich zu N}; Quart von Ende Sommers bis Mitte 
December so günstig gewirkt, dass das Augenübel voll- 
ständig gewichen ist, ohne ungünstige Zufälle herbeizu- 
führen. 

2) Bei einem 4jährigen Knaben, der durch Erb- 
schaft von seiner Mutter an einem Flechtenübel litt, so 
' dass der ganze Körper davon bedeckt war, wozu sich 
. noch Verdunkelung eines Auges gesellte, ist nach dem 

'Verbrauche von 18 Flaschen dieses Wassers diese trau- 
 rige Krankheit vollkommen verschwunden. 


1* 


ER L. F. Bley ind Gustav Bley, 
3) Zwei Kinder von 8 bH 10 Jahren, RR ‚mit 


scrophulöser Augenentzündung behaftet waren, sind nach 
dem Gebrauche von diesem Augenleiden befreit worden. 


4) Eine Frau, welche in Folge einer Entbindung 
an einem offenen Beinschaden leidend war, sahe dieses 
Uebel mehr und mehr sich mindern und hofft baldige 
vollständige Genesung. 


Chemische Analyse. | 

Das zur Untersuchung bestimmte Wasser, welches 

in gut verstopften Glasflaschen uns übersandt war, zeigte 
sich bis auf einen ocherigen Absatz klar und geruchlos. 
Es wurde im Wasserbade, in vorher gewogener Menge, 
eingedampft, das Salz getrocknet und so die festen Be- 
 standtheile des Brunnens bestimmt. Nachdem die quali- 
tative Analyse die Anwesenheit von Natron, Kälk, Eisen- 
oxyd, Talkerde, Lithion, Strontian, Schwefelsäure, Kohlen- 
säure, Chlor und Brom (letzteres, wie Lithion und Stron- 
. tian, in einer grossen Menge Salz) dargethan, wurde die 
quantitative Analyse nach dem gewöhnlichen Gange aus- 
geführt. In einer bestimmten Menge wurde in filtrirter 
Lösung durch oxalsaures Kali der Kalk gefällt, der 
Niederschlag ausgewaschen, schwach geglüht und als 
-kohlensaurer Kalk in Rechnung gebracht, im Filtrate die 
Magnesia als phosphorsaure Ammoniak -Talkerde gefällt, 
mit ammoniakalischem Wasser ausgewaschen, getrocknet, 
geglüht und gewogen. Die Bestimmung der Schwefel- 


'säure geschah als schwefelsaurer Baryt. Das Chlor 


wurde als Chlorsilber bestimmt. Das Eisenoxyd hatte 
sich, da das Wasser längere Zeit auf Flaschen gelagert 
hatte, in Form von Hydrat abgeschieden, wurde durch 
Filtriren getrennt, ausgewaschen, getrocknet und geglüht, 
es zeigte sich vollständig rein. Der Natrongehalt des 
Wassers wurde ermittelt nach Liebig, indem dasseibe 
durch Verdampfen concentrirt, mit Barytwasser alkalisch 
gemacht und zur Trockne eingedampft wurde. Der 
Rückstand ward geglüht, in Wasser gelöst, die Lösung 


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| Soolquelle bei Heldrungen. u. ei 


Altrirt, aus derselben durch kohlensaures und kaustisches 


Ammoniak der Barytüberschuss entfernt, das Filtrat ein- 


. gedampft, der Rückstand geglüht und gewogen. Die Be- 


stimmung der Kohlensäure Seschah in Form von kohlen- 


 saurem Baryt, welcher vom erhaltenen schwefelsauren - 
 Baryt durch Salpetersäure getrennt wurde. Zur Auffin- 
dung des Broms wurde eine grosse Menge concentrirten 


Mineralwassers durch Auskrystallisiren so viel als mög- 
lich vom Kochsalz befreit, die gewonnene Mutterlauge 
mit Chlorwasser und Aether versetzt und durch Verglei- 
chung der Farbe der so erhaltenen ätherischen Bromlö- 
sung mit einer Lösung von Brom in Aether von bestimmm. 


tem Gehalt festgestellt. 


Zur Bestimmung des Lithions wurde die mit Aether 
behandelte Lösung von der Brombestimmung verwendet. 


- Dieselbe wurde so viel als möglich eingedampft, das 


sich ausscheidende Salz entfernt und der Rest schliesslich 


_ eingetrocknet. Das trockne Salz wurde mit einem aus 


gleichen Theilen wasserfreien Aethers und Alkohols beste- 


 henden Gemisch behandelt, welches nach dem Verdampfen 
- das Chlorlithion gab, das schwach geglüht und gewo- 
_ gen wurde. Das so erhaltene Chlorlithion wurde mit 


Alkohol übergossen und die Lösung angezündet, wobei 
die rothe Lithionflamme sehr deutlich erkennbar war. 


Versuche zur Auffindung von Strontian wurden an- 
gestellt mit dem bei der Bestimmung des Broms erhaltenen 
Salze. Dieses wurde in Wasser gelöst und heiss mit 
kohlensaurem Natron gefällt und das Präcipitat in Sal- 
petersäure zur Lösung gebracht, die Lösung eingedampft 


und der trockne Rückstand mit absolutem Alkohol be- 
handelt. Die nun zurückbleibende höchst geringe Menge 
' Salz wurde mit Alkohol übergossen, angezündet und. 


” BL 


' während des Brennens umgerührt, wobei die Strontian- 


flamme deutlich hervortrat. 


ee ; er Fe SA 
6 L. F. Bley und Gustav Bley, 

Das Wasser enthält in 1 Pfunde von 7680 Gran: 
Chlornatrium........... 77,400 
Schwefelsauren Kalk.... 2,503 
Chlorcalcium..........- 3,543 
Chlorlithium ........... 0,008 
Eisetiöoxy@.. 2. ER 0,172 
Chlormagnium ......... 1,435 
Brommagnium ......... 0,009 
Kohlensauren Kalk ...... 0,567 
Schwefels. Strontian..... Spur 

85,638 
Spec. Gewicht....... —= »,4,00818 


Gehalt des Soolbrunnens zu Schloss-Heldrungen: 
In 10,000 Gran: | 


Chlornatrium........... 100,781 Gran 
Schwefelsauren Kalk... 3,259 „ 
Chlorealeium..... „ik FRrlsgak 
Chlorlithium .......... 0,010 „ 
Eisenoxyd............ BE 9277 
Chlormagnium ........- KIN 
Brommagnium......... 0,011.:.., 
Kohlensauren Kalk..... TEE 
Schwefels. Strontian.... Spuren 
MERFEeR 9% 


Zum Vergleiche der Soolquellen in Thüringen, der 
Provinz Sachsen und in Anhalt sind die Resultate über 
deren chemischen Gehalt in den beigegebenen Tabellen 
zusammengestellt. 


"INTIFBUWOLEE pr 
"UOIEN SOAMES[IFIMUIS 44 
"ugsdugpy ‘uoys, (wnıggr ‘pop ‘wog pw „ 


2 08283 01823 0'gETE IseHr 00998 83798 96998 0'838 
Eee ea RR EEEER eI "Weck She Re. 
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2: 8 L. F. Bley und Gustav Bley, 
Kösen | Soole I. Soole II. z Mutterlauge. 
in 10000 Theilen nach-Heine 7; FE m 
Chlornatrium ........22.20... 434,3 274,1 1563,2 
Ghlöfmagnium. ............. =% — 648,2 
Schwefels. Kali............. 31 3,0 ‚361,4 
£ Natron... Zr !...;: 2,8 14,1 _ 
es Magnesia......... 10,3 1,6 475,9 
% AR 43,8 33,4 — 
Kohlensauren Kalk.......... 1,4 tr — 
EERBENDXYd. ,.... . „ar: 0,1 0,1 go 
N A FE —_ — 11,3 
495,8 334,4 3060,0. 
Frankenhausen in 10000 Theilen nach Kromayer 1862 
Chlonatrium >... 72 se 2496,0 
Chlorms nu... en: 34,6 
CGhleralauil 27.37... 0,1 
Oblorlithrum... 2.24. 2a 0a 0,1 
Chloraluminium 09. 
Eisenoxydul  „»....„-... .....s b) 
Schwefels. Kalk............... 41,8 
x Kahn 12,6 
5 Natrod.1.70, 23 6,7 
e Stronlian.. 2.22 5.% 0,3 
Phosphorsäure .........0...... Spur 
Kohlensäure: +... wu.2222 7,2 
Bremmagnium;..... 2.22... 0,1 
Kohlensaures Natron.......... _ 
2600,4. 
Halle _Mutterlauge Mutterlauge Mutterlauge Badesalz 
A. B. 
in 10000 Theilen nach nach nach nach 
| Heine Heine Heintz Baer 
Chlornatrium ..... 649,4 691,6 1851,5 183,0 
Chlorkalium....... 491,4 430,5 578,2 369,5 
 Chlormagnium..... 1269,5 1285,6 4864,0 3114,0 
Chlorcaleium...... 535,0 585,1 2295,8 1531,3 
Chloraluminium ... 4,2 4,2 — — 
Schwefels. Kalk... 9,6 5,3 29,3 18,6 
‚Kohlens. Kalk..... — _ TER 2,3 
Eisenoxyd ........ _ _- 24,8 15,8 
Bromkalium....... 127,0 -bis 131,0 — — 
Brommagnium..... — _ 148,10 79,92 
Bromaluminium... — — 6,16 13,57 .. 
Jodaluminium..... -_ _ 4,54 2,51 
Kieselerde........ 0,8 1,8 7,2 2 
Organische Stoffe... — —_ 16,8 10,7 
- Humins. Rali...... - — 36,8 23,49 
ei Halk..;.. _ _ — . . 
3087 3135 9967 6369 


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Soolquellen in Thüringen etc. 


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%Ö.LE Bley u. G. Bley, Soolquellen in Thüringen etc. 


Hubertusbrunnen Beringerhad b. Suderode 
bei Thale im Harze 
in 10000 Theilen 
nach Bley und Bauer nach Bley 1845 
Chlornatrium............. 167,71 113,27 
Chlorkalium ............. 0,69 0,344 
Chlormagnium............ 0,2 4,15 
BmbBalcium...:.::-00..: 124,51 101,56 
Chlorammonium | 0,168 3,12 
| Chlorlithium ee 0,111 Spur 
Chlorstrontium |} Benör ‚126 — 
Chlorbaryum | 25 a 
- Chloraluminium 0,415 — 
Schwefelsauren Kalk...... 0,34 -- 
Kohlensauren Kalk....... Spur 0,12 
Kohlensaures Eisenoxydul. 0,006 0,825 
Manganoxyd ............. Spur Spur 
Salpetersauren Kalk...... 3,33 — 
-  Phosphorsauren Kalk..... 0,01 = 
- Jodmagnium............. 0,018 
Brommagium............. 0,021 0,06 
TEE 0,332 
Organische Substanz...... Spur Spur 
198,828 223,449. 


Elmen bei Gr. Salze und Schönebeck 
in 10000 Theilen 
nach Heine 
Chismalnum......cu0cues 1040,4 444,4 


- Chlormagnium ............ 7,3 2,9 
Schwefels. Kali............ 14,8 10,9 
@ Magnesia........ 13,6 7,2 

H a TE APE 27,8 14,9 ve 
Kohlens. Kalk ............. 3,9 3,7 
. Eisenoxydul...... 0,3 0,2 
EA 0,2 0,2 


Rammelsberg, über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. 11 g 


Deber die Schwefelungsstufen des Eisens und das 
Schwefeleisen der Meteriten; 


von 
C. Rammelsberg'‘). 


Eine Untersuchung meteorischen Schwefeleisens gab 
mir Veranlassung, gewisse ältere Angaben über die Ver- 
bindungen beider Körper zu revidiren. Es hat dieser 
Gegenstand in neuerer Zeit keinen Bearbeiter gefunden, 
weil die Resultate der früheren Versuche von Stromeyer 
und Berzelius, worauf fast allein unsere Kenntniss von 
den Sulfureten des Eisens beruht, im Ganzen einfach 
und erschöpfend zu sein scheinen. ae 


1. Verhalten des Eisens zum Schwefel in 
höherer Temperatur. | 
Durch Erhitzen von Eisenfeile und Schwefel erhielt _ 
Proust ein Schwefeleisen mit 37,5 Proc. Schwefel, d.h. 
eine Verbindung, welche auf 28 Eisen 16,8 Schwefel ent- 
hält. Da die Zahlen 28 und 16 die Aequivalente des 


Eisens und des Schwefels sind, so hat Proust ein Schwefel. 


eisen erhalten, welches aus je 1 At. beider bestehend, 
also Eisensulfuret—= FeS, nur mit einem geringen 
Ueberschuss an Schwefel war. | | 

Man beruft sich heut zu Tage auf Stromeyer, der 
behauptet habe, das künstliche Schwefeleisen besitze die _ 
Zusammensetzung des Magnetkieses, d.h. etwa 40 Proc. 
Schwefel, oder auf 28 Eisen 18!/, Schwefel, oder 7 gegen 
8 At.(Fe7SS). Allein das ist ein Irrthum. Stromeyer sagt 


nur, das künstliche Schwefeleisen enthalte stets unver- 


bundenes Eisen beigemengt und entwickele deshalb mit 
Säuren etwas Wasserstoff; das künstliche Schwefeleisen, 
welches nach ihm gleich dem Magnetkies zusammenge- 
setzt ist, hat er gar nicht aus Schwefel und Eisen darge- _ 
stellt, sondern er hat theils Eisenoxyd mit Schwefel 


*) Vom Herrn Verfasser im Separatabdruck eingesandt. 


12 An, Rammelsberg, N eng 


erhitzt, theils Strahlkies destillirt. Von den Producten, die 
auf diese Art entstehen, wird weiterhin die Rede sein. 
Indem aber Stromeyer in einer und derselben Ab- 
handlung eine neue und richtige Beobachtung mit einer 
ganz falschen Erklärung verknüpfte, hat er ein eigen- 
_  thümliches Missverständniss in der Wissenschaft hervor- 
gerufen. Er hatte gefunden, dass der Magnetkies und 
das von ihm künstlich dargestellte Schwefeleisen beim 
Behandeln mit Chlorwasserstoffsäure eine Abscheidung 
von Schwefel geben und dessen ungeachtet sah er diese 
Körper als Schwefeleisen im Minimo des Schwefels an. 

. Berzelius machte sofort darauf aufmerksanı, dass 
dies nicht der Fall sein könne, und indem er zu glauben 
schien, Stromeyer habe sein künstliches Schwefeleisen 
direct aus den Bestandtheilen dargestellt, erklärte er, 
dass auf diesem Wege nur dann das wahre Schwefeleisen 


im Minimo, d.h. das dem Oxydul entsprechende, 1 At. 3 


Schwefel enthaltende Eisensulfuret FeS, sich erhalten lasse, 
wenn die Masse nicht zum Schmelzen komme, denn im 
anderen Fall löse sie Schwefel auf, und es entstehe die 
 Magnetkiesmischung, die er als Verbindung von Sulfuret 
- und Sesquisulfuret betrachtete. Ber zelius’ Vorschrift zur 


Darstellung des reinen Eisensulfurets leidet indess an | 


einem inneren Widerspruch, und beweist im Grunde, 
dass auch bei Anwendung von überschüssigem Schwefel 
‘das Eisensulfuret in hoher Temperatur nichts davon zu- 
rückhält. 

Eine sichere Methode, reines Eisensulfuret darzu- 
stellen, verdanken wir seit langer Zeit H. Rose, wel- 
cher gezeigt hat, dass die höheren Schwefelungsstufen 
des Eisens, z.B. der Schwefelkies, sich durch Erhitzen 
in Wasserstofigas leicht in Sulfuret verwandeln. 

Nach dem Angeführten scheint mir, als habe nach 
Proust Niemand Ei Zusammensetzung des gewöhnlichen 
aus Schwefel und Eisen dargestellten Schworelernhn unter- 
sucht; ich wüsste nicht, dass Proust’s Angabe factisch 

widerlegt worden wäre, denn dass das Präparat die Zu- 


über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. IE: 


sammensetzung des Magnetkieses habe, ist, wie eben ge- 
zeigt, eine nur irrthümlich Stromeyer ar 
Behauptung. Ä 

Ich habe reines Bisan, aus Eisenoxyd durch Wasser- 
stoff redueirt, mit einem Ueberschuss von Schwefel bei 
verschiedenen Temperaturen zusammengeschmolzen. Stieg 
die Temperatur nicht bis zum Glühen, so wurde Eisen- 
bisulfuret FeS? erhalten; erhitzte ich, so weit Glasgefässe 
dies erlaubten, so bekam ich Eisensesquisulfuret Fe2S3, 


was auch mit älteren Angaben von Proust, Bucholz 


und Gehlen im Einklang steht; liess ich endlich die 
Masse in starker Glühhitze (im Windofen) zum Schmelzen 
kommen, so erhieltich Eisensulfuret FeS, d.h. ein Schwe- 
feleisen, welches weder mit Säuren noch in Wasserstoff _ 
_ freien Schwefel liefert. Hierdurch bestätigt sich mithin 
die alte Angabe von Proust. 

Obgleich das gewöhnliche käufliche Schwefeleisen 
wohl niemals aus reinen Materialien dargestellt wird, so 
so habe ich es doch untersucht, da es mir schon längst 
aufgefallen war, dass es bei seiner Verwendung zur 
Darstellung von Schwefelwasserstoff nie einen sichtlichen 
Absatz von Schwefel gegeben hatte, wie dies beim Mag- 
netkies der Fall ist. Ich benutzte ein wohlgeschmolze- 
nes, krystallinisches Präparat von Magnetkies ähnlicher - 
Farbe, ganz homogen in der mit Blasenräumen erfüllten 
Masse, dessen spec. Gew. — 5,067 war. Beim Pulvern - 
waren wenigstens gröbere Theile von Eisen nicht zu be- 
merken; das Pulver war wenig magnetisch, und ich be- 
durfte längerer Zeit, um mittelst des Magnets eine noch 
nicht 0,4 Procent betragende Menge auszuziehen. Als 
dieselbe analysirt wurde, ergab sie 92), Proc. Schwefel, 
zum Beweise, dass wirklich einzelne Theilchen von me- 
tallischem Eisen (die gewiss allein magnetisch sind) dem 
Präparat anhängen. | 

Wurde dieses Schwefeleisen fein gepulvert so Tan 
geröstet, bis es vollständig in Eisenoxyd verwandelt war, 
so gab es (im Mittel der Versuche) 97,4 Proc. desselben, 


14 Er Kammelsberg, 


d.h. 68,2 Proc. Eisen, mithin 31,8 Schwefel, Zahlen, 
welche, vom Magnetkies weit entfernt, etwa 6 At. Eisen 
gegen 5 At. Schwefel entsprechen, so dass das gewöhn- 
liche Schwefeleisen eben nichts anderes ist als Eisen- 
sulfuret, gemengt mit etwas Eisen. In Wasserstoffgas 
erleidet es einen geringen Verlust, der nicht in Schwefel 
besteht; es bildet sich dabei etwas Wasser, welches zum 
Theil wohl von einer kleinen Menge Eisenoxyd oder 
Oxydoxydul herrühren mag. 

Wenn man eine grössere Menge solchen Schwefel- 
' eisens fein reibt, mit Schwefel mengt und im Tiegel 
einer starken Hitze aussetzt, so erhält man eine gesinterte 
Masse von der Farbe des ursprünglichen Präparats. Ihr 
spec. Gew. ist nun — 4,79. Sie verliert beim Glühen 
-in Wasserstoff nichts am Gewicht. Eine Analyse ergab 
64,2 Eisen gegen 35,8 Schwefel, d.h. 28 : 15,6 also 
nahezu 28 : 16; d.h. das gewöhnliche Schwefeleisen hat 
sich nun in reines Eisensulfuret FeS verwandelt. 

Wie mich dünkt, ist hierdurch der alte Irrthum be- 
seitigt, dass das Eisen in der Hitze mehr als 1 At. Schwe- 
fel zurückhalte, und Proust’s Analyse gerechtfertigt. 

Wie oben bemerkt, habe ich aus reinem Eisen und 
Schwefel in niederen Temperaturen die beiden höheren 
Schwefelungsstufen, das Sesqui- und Bisulfuret, erhalten. 
Es liess sich erwarten, dass diese auch entstehen wür- 
den, wenn man das gewöhnliche Schwefeleisen mit Schwe- 
fel nicht bis zum Glühen erhitzte; ich habe diese Ver- 
suche indessen mehr in der Absicht angestellt, um zu er- 
fahren, ob sich dabei nicht die Magnetkiesverbindung 
bilde. Letztere habe ich zwar nicht, wohl aber das Ses- 
guisulfuret erhalten, freilich nicht rein, sondern gemengt 
mit Sulfuret, so dass es in Wasserstoff höchstens 12,6 
Procent, anstatt 15,4 Proc. verlor. Eine noch niedrigere 
Temperatur hätte ohne Zweifel Bisulfuret geliefert. 

U. Verhalten des Eisenoxyds zum Schwefel. 

Stromeyer führt au, er habe durch mehrmaliges 
Erhitzen von Eisenoxyd mit Schwefel eine dem Magnet- 


EHEN INTER 


über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. 15 


 kies EERR Verbindung aus 59,85 Eisen und 40,15 
: Schwefel erhalten. 


Meine Versuche wurden mit einem ganz reinen 
Eisenoxyd (aus oxalsaurem Eisenoxydul) bei sehr ver- 


' schiedenen Temperaturen ausgeführt; es wurde dabei 


immer ein grosser Ueberschuss an Schwefel angewandt. 


Setzt man das Gemenge der starken Hitze eines gut 
ziehenden Windofens einige Stunden aus, so erhält man 
eine gesinterte Masse, von der Farbe des Magnetkieses, 
die jedoch kaum magnetisch ist. Dies ist Eisensulfu- 
ret, gemengt mit einigen Procent Eisenoxyd, welche 
beim Glühen in Wasserstoff sich durch Wasserbildung 
verrathen. Auch durch wiederholtes Glühen der gepul- 
verten Masse mit Schwefel wird das Präparat nie ganz 
sauerstofffrei, weil sich wohl der Schwefel früher ver- 
flüchtigt, ehe alles Eisenoxyd zersetzt ist. 

Erhitzt man Eisenoxyd und überschüssigen Schwefel 
in verschlossenen Gefässen bei niederen Temperaturen, 
so erhält man, je nach der Hitze, gelbgraue oder dunkle 
Pulver, deren Gewicht um so grösser ist, je geringer die 
Hitze; da sie aber ausser Eisen und Schwefel auch 
Sauerstoff enthalten, so giebt ihre Menge keinen Auf- 
schluss über ihre Natur. Ich bin noch damit beschäftigt, 
zu untersuchen, ob sich auf diesem Wege bestimmte 
Verbindungen bilden. 


IH. Verhalten von Eisenoxyd zu Schwefel- 
wasserstoff. 
Was wir hierüber wissen, beschränkt sich auf die 


' Angaben von Berzelius, dass nämlich bei Temperatu- 


ren unter oder bis 1000 sich Eisensesquisulfuret, bei 
Temperaturen über 100%, aber unterhalb der Glühhitze, 
sich Eisenbisulfuret bilde, weil in diesem Falle ein Theil 
des Schwefelwasserstoffs zersetzt und Wasserstoff frei 
werde, während der Schwefel sich mit dem anfangs ent- 
standenen Sesquisulfuret verbinde. Berzelius hat aber, 
wie es scheint, das Detail dieser interessanten Versuche 


2 E | Rammelsberg, BR 


nicht publicirt, so dass man nicht weiss, ob er die Zu- 
sammensetzung der entstandenen Producte wirklich durch 
die Analyse ermittelt, oder nur aus ihrer Menge erschlos- 
sen, und ob er das Freiwerden von Wasserstoff wirklich 
beobachtet hat. 

Ich habe mich vorläufig darauf beschränkt, die Ein- 
wirkung beider Körper bei Temperaturen nahe unterhalb 
. der Glühhitze zu untersuchen. Der Versuch wurde von 
Zeit zu Zeit unterbrochen, die Gewichtszunahme des 
Eisenoxyds bestimmt, das entstandene graue pulverige 
Product in allen Theilen gemengt und von neuem der 
Wirkung des Schwefelwasserstoffs ausgesetzt. Die flüch- 
tigen Producte, Wasser und freier Schwefel wurden fort- 
' getrieben. In zwei unabhängigen Versuchen erhielt ich 
nach wiederholter Behandlung eine und dieselbe Menge, 
nämlich von 100 Th. Eisenoxyd 124 Theile des Products, 
welches auf Grund der Analysen als ein Oxysulfuret, 
bestehend aus 1 At. Eisenoxyd und 3 At. des ihm ent- 
sprechenden Sesquisulfurets betrachtet werden muss, und 
beim Erhitzen in verschlossenen Gefässen schweflige 
Säure entwickelt. Beim Glühen in Wasserstoff verliert 
es 181/, Proc., wovon genau !/3 — Sauerstoff, 2/3; — Schwe- 
fel sind, und verwandelt sich in ein Gemenge von 1 At. 
Eisen und 3 At. Eisensulfuret. 

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass bei niederer 
Temperatur sich Oxysulfurete bilden, welche reicher an 
Eisenoxyd sind, worüber weitere Versuche Aufschluss 
geben werden. 

Die Existenz von Oxysulfureten ist beim: Eisen bis- 
her unbeachtet geblieben. Ich habe schon oben erwähnt, 
dass man aus Eisenoxyd und Schwefel in gelinder Hitze. 
sauerstoffhaltige Producte erhält, von denen ich vorläufig 
aber nicht entscheiden mag, ob sie Gemenge sind. 
Berzelius hatte schon auf diesem Wege ein bräunes 
magnetisches, beim Erhitzen leicht verglimmendes Pul- 
ver erhalten, welches sich in Säuren ohne Schwefelwas- 
serstoff zu entwickeln zu einem Oxydulsalz auflöste, und 


über die Schwefelungsstufen des Eisens ete. 17 


welches ein Oxysulfuret gewesen sein kann. Ich habe, 
dem bereits Angeführten zufolge, die Versuche in dieser 
Richtung noch nicht so weit fortgesetzt, um darüber etwas 


sagen zu können *). 


IV. Verhalten des Schwefelkieses in der His 


se She A 
z . 


Was aus dem Schwefelkies bei starkem Erhitzen 
werde, ist bis jetzt eigentlich immer zweifelhaft geblie- 
ben. Stromeyer erhielt (wenigstens aus Strahlkies) die 
dem Magnetkies entsprechende Verbindung; Berzelius 
führt ebenfalls an, dass der Schwefelkies nicht die Hälfte, 
sondern nur 3/, seines Schwefels verliere. Dagegen fand 
Bredberg bei Versuchen mit Fahluner Schwefelkies, 
dass derselbe, in starker Hitze geschmolzen, sich in Eisen- 


‚sulfuret verwandelt, welches er analysirt hat. . 


Ich liess gepulverten Schwefelkies von Freiberg in 


_ einem verschlossenen Tiegel einige Stunden stark glühen. 


Der Rückstand war nicht geschmolzen, sondern stellte 
ein blaugraues unmagnetisches Pulver dar, dessen spec. 
Gewicht — 4,494 war, welches in Wasserstoff 3,8 Proc. 
Schwefel verlor, und 61 Eisen gegen 39 Schwefel, d.h. 
28 Eisen gegen 18 Schwefel enthielt, mithin eine dem 
Magnetkies entsprechende Zusammensetzung hat. 


Ich habe den Schwefelkies über der Lampe in Por- 
cellan- und Glasgefässen in einem Strom trockner Koh- 
lensäure geglüht und ganz dasselbe Resultat erhalten- 
Der Verlust betrug etwa 24 Procent **). 


*) Man könnte fragen: Wie kommt es, dass Berzelius da 
ein reines Schwefeleisen erhalten hat, wo ich eiu Oxysulfu- 
ret erhielt? Hierauf erwiedere ich, dass Fe2S3 53,8, das 
Öxysulfuret 56,8 Proc. Eisen enthält: "dass jenes 15, 38, dieses 
16,31 Proc. in Wasserstoff verliert, dass man also beide Ver- 
bindungen nur unterscheiden kann, wenn man die Menge des 
Schwefels bestimmt. Leicht entsteht also die Frage: hat 
Berzelius dieses Oxysulfuret für das reine Sesquisulfuret 


angesehen? 
100 Fe203 — 130 Fe?S3. 


Ich erhielt 124 Th. Oxysulfuret. 


**) Bliebe Eisensulfuret zurück, so müsste er fast 27 Proc. aus- 
machen. 


Arch.d. Pharm. CLXV.Bds. 1. Hfi. 2 


RB ESIRE Rammelsberg, x 


Hierdurch bestätigt sich Stromeyer’s Angabe, und 
‚das von Bredberg erhaltene Sulfuret ist vielleicht das 
Product einer noch stärkeren Hitze, als bei allen diesen 
' Versuchen angewandt wurde. 


V. Ueber die Zusammensetzung des Magnet- 
kieses. 


Die Analysen, welche zur Berechnung dienen kön- 
nen, sind: Magnetkies von Treseburg (Stromeyer); aus 
Brasilien und von Fahlun (Plattner); von Bodenmais 
(H. Rose und Graf Schaffgotsch). Alle gehören einer 
Zeit an, in welcher das Atomgewicht des Eisens zu nie- 
_ drig angenommen wurde, bedürfen daher einer kleinen 
Correction. Ich theile das Resultat der desfallsigen Rech- 
nung hier mit, und setze den aus der Differenz berech- 
neten Schwefelgehalt daneben, weil ich glaube, dass die 
Eisenbestimmung im Verhältniss weit genauer ist als die 
Schwefelbestimmung (die Analysen haben auch immer 
einen Ueberschuss geliefert). 


Fe S 
1. Treseburg. Stromeyer. 59,86 40,14 
2. Brasilien. Plattner. 60,20 39,80 
3. Fahlun. Derselbe. 60,29 39,71 
4. Bodenmais. Schaffgotsch. 61,15 38,85 
5. r Derselbe. 61,19 38,81 
6. „ H. Rose. 61,56 38,44 


Der Eisengehalt schwankt also von 59,86 bis 61,56 Proc., 
d.h. um 1,7 Proc. Dies würde bei einer sehr einfach 
zusammengesetzten Verbindung nicht viel bedeuten; an- 
ders ist es beim Magnetkies, dessen Schwefeleisen dem 
Sulfuret so nahe liegt. Hier ändert sich das Verhältniss 
der Atome von Eisen und Schwefel (oder das Verhält- 
niss von Sulfuret und Sesquisulfuret in der Verbindung), 
je nachdem man die Extreme oder das Mittel der Ana- 
lysen als Grundlage wählt. Denn man kann sich leicht 
überzeugen, dass i E 


über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. 1090, 


v> er. 
ER RE 
IT 


Btromeyer’s Analyse... — Fes S” = 4FeS, Fe283 
H. Rose’s Analyse...... — FellSı2 — 9FeS, Fe?S3 


Das Mittel aller Analysen — Fe8 SI — 6FeS, Fe283 | 
entspricht. | 


Man möchte glauben, dass ein so einfacher Versuch, 
‚wie das Glühen des Magnetkieses in Wasserstoff ist, die 
Frage entscheiden könnte. Denn diejenige Menge Schwe- 
fel, welche bei dem Uebergange des Magnetkieses in 
Eisensulfuret frei wird, ist für 


Pe: 87 NONE ProR: 
 FeS8 — 1, ‚395 — 4,9397 , 
Dee TAT ET 
Fe9 S10 — 1/,,.38,84 — 3,884 , 
Felosı — 11,.396 — 3,51 , 
FellS12 — ı11,.384 — 320 


also Werthe, deren Unterschiede sich leicht sollten er- 
kennen lassen. Nun gab der Magnetkies 


aus Brasilien.. 4,92 Proc. | 
von Fahlun... 472 „N 
von Bodenmais 3,36 „ Graf Schaffgotsch. 


Plattner 


Sind nun deswegen die Ausdrücke Fe’7S3 für jene bei- 
den, und Fel!S12 für den letzteren gerechtfertigt? Jeden- 
falls bedarf es noch weit mehr Analysen, um die Frage 
zu entscheiden, ob der Magnetkies m FeS, m Fe2S3 sei, was 
schon früher Graf Schaffgotsch zu beweisen suchte. 


Die häufige Gegenwart von Schwefelkies könnte die 
Vermuthung begründen, dass der schwefelärmste Magnet- 
kies auch der reinste gewesen sei. In diesem Falle 
müssen wir der Analyse H. Rose’s, also der Formel 
FellS12 — 9FeS, Fe?S3 den Vorzug geben. 

Für jetzt möchte es am besten sein, die Formel 
Fe8S9 — 6FeS, Fe?S3 anzunehmen, welche dem Mittel ‚der 
Analysen am nächsten kommt. 


2*# 


a | Rammelsberg, \ | 
V. Das specifische Gewicht der Schwefelungs- 
stufen des Eisens. 


Das specifische Gewicht des Eisensulfurets, FeS, 
und zwar des aus Schwefelkies durch Wasserstoff redu- 
eirten, ist von G. Rose gefunden... — 4,668 — 4,726 
Ich fand das durch Glühen von ge- 

- wöhnlichem Schwefeleisen mit Schwe- 


felrdargestelltei, u. uam Sn =#,45790 
Dasselbe nach dem Glühen in Wasser- 

Be er RR — 4,846 
Die durch Glühen von Schwefelkies ent- 

stehende Verbindung Fe8S9,...... — 4,494 
Es scheint also, dass das Sulfuret wiege 4,7 — 4,8 
Die künstliche Verbindung Fe8S9 ist ig Ab, 
die natürliche, krystallisirte, der Mag- 
ERSBORBBER Ga... 2 a f == .4;6. 
Endlich das krystallisirte Bisulfuret 

wiegt als zweigliedriger Speerkies. 4,85 — 4,9 

als regulärer Schwefelkies... 5,0 — 5,2 


Die Dichte der Schwefelungsstufen des Eisens steht zu 
den relativen Mengen der beiden. Bestandtheile nicht in 
directer Beziehung. 


VI Ueber das Schwefeleisen der Wetssutkeht: 


Durch die Untersuchungen von G. Rose ist das 
Vorkommen des Magnetkieses in den Meteorsteinen von 
Juvenas und Stannern ausser Zweifel gesetzt. Berze- 
lius äusserte später die Vermuthung, dass auch Eisen- 
sulfüret in Meteoreisen enthalten sei, und bezeichnete 
dessen Analyse als sehr wünschenswerth. 


Bei meinen Versuchen mit dem Meteoreisen von 
Seeläsgen bemühte ich mich, auch die darin vorkommen- 
den cylindrischen Massen von Schwefeleisen für sich zu 
analysiren. Indem ich die darin gefundenen 11], Proc. 
Nickel nebst so viel Eisen in Abzug brachte, als für die 
Mischung des umgebenden Nickeleisens erforderlich war, 


Br 


über die. Schwefelungsstufen des Eisens ete. ar. - 


ergab sich in der That für das Schwefeleisen die Zu- 
sammensetzung des Sulfurets. 

Aehnliche Versuche hat Taylor mit dem Schwefel- 
eisen des Meteoreisens von Toluca angestellt. Allein er 
fand darin 7!/, Proc. Nickel und Kobalt: Da nun das 
Nickeleisen dieses Meteoriten selbst nur kaum 10 Proc. 
dieser beiden Metalle enthält, so müsste man annehmen, 
das Schwefeleisen sei nickelhaltig, was doch sehr fraglich 
ist, wie denn überhaupt die Analyse einer Wiederho- 
lung bedarf. | | 

Das Meteoreisen von Knoxville, Tazewell County, 
Tennessee, enthält nach Smith ein graues Schwefeleisen, 
welches die Zusammensetzung des Sulfurets hat, man 
mag den geringen Nickelgehalt (1/, Proc.) als der Haupt- 
masse angehörig betrachten oder nicht. 

Vor Kurzem theilte mir G. Rose ein Schwefel- 
eisen aus dem Meteoreisen von Sevier County, Tennes 
see, mit, welches im Ansehen an Magnetkies erinnert, 
und einzelne metallische Theilchen von Nickeleisen ent- 
hält, die dem Magnet folgen. Ich habe in zwei Analy- 
sen 1,5 — 1,9 Proc. Nickel gefunden, und die Verhält- 
nisse des Schwefels und Eisens der Art, dass bei Hinzu’ 
rechnung des Nickels zu letzteren auch hier Eisensulfu- 
ret sich ergiebt. 

Indessen halte ich weder diese noch meine früheren 
Versuche mit den Einschlüssen des Meteoreisens von 
Seeläsgen für hinreichend, um die Frage: ob Magnet- 
kies? ob Sulfuret? sicher zu entscheiden, die allerdings 
wegen der geringen Zusammensetzungsdifferenz des Sul- 
furets und des Magnetkieses sehr schwierig ist. Denn 
wenn man von der Ansicht ausgeht, das Schwefeleisen 
sei in allen Fällen Magnetkies, so wird die in Abzug 
zu bringende Menge Eisen um etwas grösser, allein 
dieses Mehr ändert das Verhältniss von Nickel und Eisen 
nur in geringem Grade; die Rechnung allein gewährt 
mithin keine Sicherheit. 

Wenn man sich erinnert, dass es sowohl nickelhal- 


BR er Rammelsberg, 


tige Magnetkiese giebt (Modum, Klefva, Pennsylvanien), 


als auch, dass nach Scheerer in Norwegen ein nickel- 
reiches Eisensulfuret vorkommt, welches nach den Flä- 


chen des Octaöders spaltbar sein soll, wird man auch in 


dem Schwefeleisen der Meteoriten einen Nickelgehalt 


voraussetzen dürfen, und dann wird es noch weit weni- 
ger gerechtfertigt sein, denselben lediglich einer Bei- 


mengung von Nickeleisen zuzuschreiben. Nun giebt 
Magnetkies in Wasserstoff Schwefel ab, Eisensulfuret 
aber nicht. Ich habe diesen Versuch mit dem zuletzt 
erwähnten Schwefeleisen angestellt, und‘ in der That 
1,2 Proc. freien Schwefel erhalten. — Magnetkies und 
Eisensulfuret unterscheiden sich in ähnlicher Art beim 
Auflösen in Chlorwasserstoffsäure. Ich erhielt im vor- 
liegenden Falle 1,44 Proc. Schwefel. Diese Versuche 


lehren zwar, dass die Substanz nicht reines Sulfuret sein 
könne, allein sie ergeben andererseits viel weniger Schwe- 


fel, als Magnetkies unter gleichen Umständen. 


Das specifische Gewicht des Schwefeleisens im ei 
teoreisen ist 


von Seeläsgen........ a 4,787 
von. Toluea... .2..:2401 — 4,822 
von Knoxville........ — An 
von Sevier Üo........ a 


gefunden. Jede Beimengung von Nickeleisen muss aber 


das specifische Gewicht des reinen Schwefeleisens erhö- 
hen, so dass auch diese Bestimmungen nicht als Beweise 
dienen können. 

Will man also die Existenz des Eisensulfurets im 
Meteoreisen durch die Analyse von Smith nicht als 
hinlänglich begründet erachten, so wird es weiterer Un- 
tersuchungen bedürfen, die Frage zu lösen. Ich hoffe, 


später auf diesen Gegenstand zurückkommen zu können. - 


— te 


angeblicher Stickstoffgehalt des Roheisens. 23: 


Ueber den angeblichen Stickstoffgehalt des 
Roheisens ; 


von 
Demselben. 


Bekanntlich ist in den letzten Jahren die Behaup- 


- tung aufgestellt worden, dass Stahl und Roheisen, ja 
- selbst Stabeisen, Stickstoff enthalten; und es hat sich 


in Frankreich zwischen Fr&emy und Oaron eine weit- 


 läufige Discussion entsponnen, indem Jener den Stick- 
- stoff als einen wesentlichen, dieser als einen zufälligen 


bei der Bildung des Cementstahls das Stabeisen Kohlen- 
- stoff und Stickstoff aufnehme, dass der Stahl diesen Stick- 


Bestandtheil der genannten Körper betrachtet. 
Was den Stahl betrifft, so behauptet Fre&my, dass 


stoff beim Glühen in Wasserstoff in der Form von 
Ammoniak verliere und dadurch zu Stabeisen werde, 


dass die Rückstände, welche Stahl beim Behandeln mit 


3 Säuren oder mit Kupferchlorid giebt, stickstoffhaltig 


seien, und dass schon sehr geringe Mengen Stickstoff 


- die Stahlbildung hervorrufen, wie denn Bouis in einem 
- Gussstahl angeblich 1/;ooo0oo Stickstoff bestimmt haben 


will*). 


Aber der Stickstoffgehalt in den Eisenarten ist schon, 


vor länger als 20 Jahren von Schafhäutl in München 


- behauptet worden **), welcher sagt, dass manches Roh- 
' eisen mit Kali Ammoniak entwickle, dass der, beste 
englische Gussstahl 0,18 Proc. Stickstoff enthalte, dass 
- die Rückstände vom Auflösen des Eisens in Säuren stick- 


stoffhaltig seien. Obwohl nun später Marchand durch 


eine Reihe von Versuchen zu dem Schlusse gelangt war, 
- ein Stickstoffgehalt sei im Roheisen und Stahl nicht mit 


*) Auch Boussingault hat sich als Vertheidiger von Fre- 
m y’s Behauptungen erklärt, und giebt an, im Gussstahl seien 
?/jooooo eines Procents an Stickstoff enthalten. 

**) Lond. and Edinb. phil. Mag. 1839. — Jahrb. für prakt. Chem. 
19. 159. 


24 Rammelsberg, 


Sicherheit anzunehmen, auch die Rückstände beim Auf- 
lösen derselben frei von Stickstoff gefunden hatte, so hat 
doch Fr&my neuerlich seine Behauptungen auch für das 
Roheisen geltend zu machen gesucht und sogar die kühne 
Hypothese äufgestellt, Roheisen und Stahl seien Verbin- 
‚dungen von Eisen mit einem aus Kohlenstoff und Stick- 
stoff bestehenden Radikal, dessen Zusammensetzung durch 
Substitution verändert werden könne, und dessen Zer- 
setzungsproducte heim Auflösen dieser Stoffe in Säuren 
zum Vorschein kämen. | 
Es scheint, dass Fremy’s Ideen durch die interes- 
santen Versuche Wöhler’s und Deville’s, nach wel- 
chen Bor, Kiesel und Titan sich in der Hitze mit dem 
Stickstoff der Luft direct verbinden, eine Stütze erhalten 
könnten. Findet sich doch Cyankalium im Eisenhohofen, 
ist die kupferrothe krystallisirte Substanz, welche man 
- mit Wollaston lange für Titan hielt, doch nach Wöh- 
ler ein Cyan-Stickstofftitan, und hat noch neuerlich 
H. Rose in der Kiese!säure der Hohöfen 0,1 Proc. Stick- 
stoff nachgewiesen, so dass Caron glaubt, wenn Roh- 
eisen Stickstoff enthalte, so sei er an Kiesel oder Titan 
gebunden. Allein Eisen nimmt an sich in der Hitze 
keinen Stickstoff auf; die Versuche von Berthollet, 
- Thenard, Savart, Despretz, Buff und Fremy 
scheinen nur zu beweisen, dass Eisen beim Erhitzen 
in Ammoniak bei einer gewissen Temperatur sich mit 
Stickstoff verbinden könne, und dass nur die Methode des 
Letzteren, Rothglühen von Eisenchlorür in Ammoniak, 
ein wirkliches Stickstoffeisen liefere. Insbesondere aber 
ist in Betracht zu ziehen, dass die Bestimmungen bei 
der. Darstellung von Roheisen und Stahl ganz andere 
‚sind, als die oben erwähnten; dass es sich dabei weder 
um ein Eisensalz noch um Ammoniak handelt. | 
In Frankreich hat sich Gruner mehrfach gegen 
Fr&my ausgesprochen, und aus praktischen Gründen des 
Letzteren Behauptung, Roheisen enthalte noch mehr 
Stickstoff, als der daraus gepuddelte Stahl, widerlegt. 


angeblicher ‚Stickstoffgehalt des Roheisens. 25 | 


Es mag hier ganz unerörtert bleiben, ob so unge- 
"mein kleine Mengen Stickstoff, wie namentlich die spä- 
teren Versuche Fr&my’s u. A. in den Eisensorten er- 
geben, auf die Beschaffenheit derselben von irgend wel- 
chem Einfluss sind. Dagegen schien es mir wichtig, 
dasjenige Roheisen auf einen Gehalt an Stickstoff zu 
prüfen, ans welchem der sogenannte Rohstahl dargestellt _ 
wird. Es ist diejenige Art des weissen Roheisens, welche 
man Spiegeleisen zu nennen pflegt, und welche aus Spath- 
eisenstein mit Holzkohlen erblasen wird. Ich liess mehrere 
Pfunde desselben in verdünnter Schwefelsäure auflösen, 
und sowohl die Auflösung als den kohligen Rückstand auf 
Stickstoff untersuchen. Aus jener wurde der grösste 
Theil des Eisenvitriols auskrystallisirt *), die Mutterlauge 
dann mit Kalkhydrat destillir. Dadurch wurde in der 
That etwas Ammoniak erhalten und in Form von Platin- 
salmiak bestimmt. Allein der daraus berechnete Stick- 
stoff beträgt 0,002 eines Procents, oder Us4900 des Eisens, 
und diese geringe Menge für wesentlich zu halten, streitet 
wohl gegen alle Wahrscheinlichkeit. Nach Fr&my ist 
aber der Rückstand stickstoffhaltig; allein weder durch 
Erhitzen mit Kalilauge noch mit Natronkalk gab der 
aus Spiegeleisen erhaltene Ammoniak; aber er enthielt 
auch kein Titan. Auch derjenige kohlige Rückstand, 
welcher beim Auflösen von Roheisen mit Hülfe eines 
elektrischen Stromes nach Weyl’s Methode erhalten 
wird, gab ein negatives Resultat. Lässt man aber solche 
Rückstände einige Tage an der Luft liegen, so entwickeln 
sie beim Behandeln mit Kalilauge Ammoniak, welches 
sie offenbar aus der Luft absorbiren. 


Wie leicht das Ammoniak von porösen Körpern ab- 
sorbirt wird, ist allgemein bekannt. Kohle, natürliches 
und künstliches Eisenoxyd und andere Körper besitzen 


*) Sollte dabei nicht das Ammoniak in Form von schwefelsau- 
rem Eisenoxydul-Ammoniak = H*NO, SO3 + FeO, SO3+6H0O 
auskrystallisirt sein ? (Ludwig.) 


N wi + 


28": .. Wittstein, \ 
diese Eigenschaft, und die alte Beobachtung von Austin, 
Chevallier und Berzelius, dass feuchte Eisenfeile 
an. der Luft Ammoniak bildet, und dass der Eisenrost 
solches enthält, ist vielleicht nicht aus einer Wasserzer- 
setzung, sondern lediglich aus der Absorption des in der 
Luft enthaltenen Ammoniaks zu erklären. 

Ich liess zerkleinertes Spiegeleisen mit Wasser ab- 
spülen und mit Kalilauge erhitzen, erhielt aber kein Am- 
moniak. Hatte das Eisen aber einige Tage an der Luft 
gelegen, so konnte nun eine merkliche Menge Ammoniak 
erhalten werden. | 

- Wenn hiernach gerade in demjenigen Roheisen, 
welches vor allen anderen zur Stahlbildung geeignet ist, 
kein wesentlicher Gehalt an Stickstoff sich nachweisen 
lässt, wenn andererseits die Leichtigkeit, mit welcher 
Ammoniak von Eisen und anderen Körpern aus der 
Luft aufgenommen wird, in Betracht gezogen wird, so 
darf man wohl "nicht glauben, dass Fr&my’s Ideen auf 
die Metallurgie des Eisens von Einfluss sein und die 
Theorie der Cementstahlbildung modificiren können. 


m 


Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und 
schnellen Verfahrens, die thierische Milch auf 
ihren Handelswerth zu prüfen; 


von ; 
Dr. G. €. Wittstein. 


(Fortsetzung und Schluss der Abhandlung in Bd. CLXIV. Heft 3. 
pag. 239.) 


Zweite Versuchsreihe. 


Ich kam nun auf den Gedanken, ob es nicht ein 
Mittel gäbe, durch welches man in den Stand 
gesetzt werde, den Rahm, welchen die Milch min- 
destens erst binnen mehrstündigen Stehens vollständig 


Prüfung der thierischen Milch. IRIR 


abscheidet, viel rascher — wo möglich binnen 
einigen Minuten — auf der Oberfläche anzu- 


sammeln und so durch Ablesen an einer gra- 
duirten Röhre sein Volum in kurzer Zeit zu 
bestimmen. | | 

Von dem Glaubersalze und andern neutralen Alkali- 


salzen weiss man, dass sie die im Blute schwimmenden 


Kügelchen, welche durch blosse Filtration des Blutes 


nieht getrennt werden können, sofort vollständig abschei- 


den. Dieselbe Wirkung war auch denkbar auf die (aller- 
dings ganz anders constituirten) Milchkügelchen, welche 
ja, möglichst nahe aneinander gerückt, den Rahm bilden, 
aber ebenfalls nicht durch blosse Filtration zu gewinnen 
sind. 


Ich fertigte daher mehrere bei gewöhnlicher Tem- 
peratur gesättigte Lösungen von einigen Alkalisalzen an, 
vermischte sie im graduirten Cylinder mit einem gleichen 
Volum Milch (5 CC. mit 5 CC.), stellte in die Ruhe, no- 
tirte, sobald eine Rahmschicht deutlich abgegrenzt war, 
die Höhe derselben an und nahm auch von weiterer 
Vermehrung dieser Schicht in gewissen nachfolgenden 
Zeiträumen Notiz. 


Gleichzeitig stellte ich in einem andern Cylinder ein 
ebenso grosses Quantum (5 CC.) derselben Milch für sich 
hin und beobachtete auch hier die allmälige Rahmver- 
mehrung unter Berücksichtigung der dazu erforderlichen 
Zeitdauer. 


Ferner wurde jedesmal die Temperatur des Locals, 
wo die Proben standen, ermitteli. Es wurden mit Glau- 
bersalz, Kochsalz, Salpeter und Salmiak Versuche ange- 
stell. Wir theilen nur die mit Glaubersalzlösung ange- 
stellten Versuche mit (s. Seite 28). x 


m... Wittstein, 


Versuche mit Glaubersalzlösung. 


en aan Rahm-Pr Rahm-Procente, 
x an en alas en a der abgesetzt von der unver- 
E } Ss alzlosung vermis en . . 
Locals ae ER | mischten Milch nach 
1 n.C. |Std. Proe.|Std. Proe.| Std. Proc.[$td. Proc. 
Aue | lie [4 ao | 1 Ye 
9 el a 
A A. a ei 
“a. 01990.) 1, 0,6.) 3, Ua 
1.8 |1, _ e0l du 6 you 06 
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12. 8opt.| 10 2 — 3 2 46) 23-464 — 5 
na 5 ae. SR Au 
Ban. „ 150 1 4 — 7/1 —-6|4 —mo 
AR | 194 2a 94. a 
6, | 01 —4|3 —6j1 —4|8 —9 
| 4 —92 RER REN NIT. 
1, | 10 2 8 24 —106| 2-10 a — 1 
10.00, | 10 4 -5 m —8|a — 7). 10, 


Es dürfte schwer sein, aus dieser zweiten Versuchs- 
reihe brauchbare Schlüsse zu ziehen, denn sie wider- 
‚sprechen sich häufig; so viel indessen zeigen sie, dass 
von der Anwendung der Glaubersalzlösung noch am ehe- 
sten ein praktischer Nutzen zu erwarten ist, eher als von 
den übrigen Salzlösungen, die meistens weit schlechtere 
' Resultate gaben als die Milch für sich. Aber die Rahm- 
absonderung erfolgte noch immer viel zu langsam für den 
Zweck einer raschen Milchprüfung. | 


Dritte Versuchsreihe. 


Ich versuchte hierauf, ob die Rahmabsonderung 
nicht eben so gut statt fände, wenn statt der 
Glaubersalzlösung reines Wasser der Milch zu- 
gesetzt würde. 


I ER BET NT N“ 


Prüfung der ihierischen Mc. 29 


Versuche mit gleichem Volum Wasser. 


ze RIESEN Rahm -Procente, 
tur | abgesetzt von der mit abgesetzt von der unver- 
1860. des Wasser vermischten . . 
Eh Milch nach mischten Milch nach 
n.C. |Std. Proc.| Std. Proc.| Std. Proe.| Std. Proe. 
2 Aurılı 106 1 ga Ta 
24 — 6*) 4 —7 
aeg oe | art 
24 —10 24 —7 
lie 1 36 9 7 1. 17° 1.106 7 Pau 
| Abd ar Be ae ar 5 
24 —14 
ea, ea Share 
24 —13 214 —2 
1 100, 1.14.4941 9, a6r] 2.20 .g ee 
4 —12 a 10 
u. Ss. W. 


Der kürzeste Zeitraum, in welchem bei diesen Proben 
in der mit Wasser verdünnten Milch eine Rahmschicht 
sichtbar wurde, betrug !/, Stunde — noch immer zu viel 
Zeit für den Zweck der Milchprüfung, wie ich sie wünschte; 
zudem unter 22 Versuchen auch nur Einmal, während 
eine Rahmschicht viermal erst nach 3), St., fünfmal nach 
1 St., einmal nach ıl/, St., dreimal nach 1!/, St., ein- 


mal nach 1?/, St., zweimal nach 2 St., einmal nach 23, 


Stunden, einmal nach 3 St. und dreimal nach 4 St. sicht- 
bar wurde. Aber diese Rahmschichten waren dann noch 
keineswegs der richtige Ausdruck für die Güte der Milch, 


‚indem sie 


1) Einen Fall ausgenommen, nach 24 St. eine andere 
Höhe einnahmen, und zwar fast eben so oft mehr, 
wie weniger betrugen; 


*) Diese Verminderung des Rahmvolums erklärt sich dadurch, 
dass der aus der verdünnten Milch rasch aufgestiegene Rahm 
anfangs nur locker aneinander hing und sich erst mit der. 
Zeit dichter zusammenzog; sie wurde wiederholt beobachtet. ı 


2 a, Wittstein, 


| 2) die nach 24 St. erreichten Höhen“: in allen Fällen 

nicht mit den in der unvermischten Milch entstan- 
denen Rahmschicht-Höhen übereinstimmten. Ich 
glaube nämlich, dass die in letzterer entstande- 
nen Rahmschicht-Höhen als die normalen betrachtet 
werden müssen, obgleich sie in obigen 22 Ver- 
suchen sonst ohne Ausnahme geringer sind, als 
die der mit Wasser verdünnten Milch. Warum 
die letztere mehr Rahm aufwirft, als die unver- 
mischte, liegt gewiss lediglich in ihrer grössern 

Verdünnung, welche den Fettkügelchen im Aufstei- 

gen weniger Hinderniss entgegensetzt; aber da zum 

Zwecke der Rahmabsonderung, resp. Rahmgewin- 

nung, im praktischen Leben die Milch niemals mit 
Wasser verdünnt wird, so ist es wohl gerechtfertigt, 
nicht diejenige Rahmmenge, welche auf nur immer 
mögliche Weise aus der Milch geschieden werden 
kann, sondern diejenige Rahmmenge, welche die 

Milch in dem zum Verkauf dargebotenen Zustande 

absetzt, als die normale anzusehen. 

Es ist nun auch erklärlich, weshalb in der zweiten 
Versuchsreihe aus der reinen Milch sich meistens mehr 
Rahm absetzte, als aus der mit einer concentrirten Salz- 
lösung vermischten; denn obgleich der Milch durch die 
Salzlösung fast noch eben so viel Wasser hinzugeführt 
wurde, als sie schon besass, so empfing sie dagegen 
damit zugleich auch eine Portion Salz, welche das spec. 
Gewicht dieses Wassers so sehr erhöhte, dass die Dich- 
tigkeit der unvermischten Milch demungeachtet noch weit 
weniger betrug, als die der mit der Salzlösung verdünn- 
ten Milch. 

Es wurde noch versucht, ob vielleicht ein kleiner 
Zusatz von Alkohol oder Aether im Stande sei, den Rahm 
schnell in der Milch aufsteigen zu lassen, ea ohne 
allen Erfolg. 

| Vierte Versuchsreihe. 

Um nichts unversucht zu lassen, probirte 


Prüfung der thierischen Milch. 31 


ich auch einmal, den Betrag des Wassers di- 


rect zu bes hin. | 

Dazu lag als Instrument das Fuchs’ sche Hallymeter, 
welches bekanntlich zur genauen Ermittelung des Wasser- 
gehalts des Biers dient, am nächsten. Zum Schütteln 
der Milch mit Kochsalz diente das mehrerwähnte 10 CC- 
Glas; die darin Raum habenden 160 Gran Wasser 
lösen 57,6 Gran Kochsalz auf. Dasselbe Volum Milch 
muss folglich weniger als 57,6 Gran Kochsalz lösen, aber 


- der Unterschied um so geringer sein, je wasserreicher 


die Milch ist. Da aber ein und dieselbe Milch ein und 
dieselbe Quantität aufgelöster Substanzen enthält, sie 
‚mag abgerahmt oder nicht abgerahmt sein, so begreift 


.es sich schon von vornherein, leicht, dass vermittelst des 
Hallymeters nur der durch Wasserzusatz, nicht aber der 


durch Rahmabnahme allein verübte Betrug möglicher 
Weise nachgewiesen werden kann. | 
Der Ausführung der Probe stellte sich u ein 
Hinderniss entgegen. Als ich nämlich frische (ein Paar 
Stunden vorher gemolkene) Milch (welche allerdings sehr 
schwach sauer reagirte) mit so viel feingeriebenem Koch- 
salz, als wenn sie bloss Wasser wäre, also mit einem 
Ueberschuss dieses Salzes versetzt, ein Paar Minuten 
geschüttelt und dann in das Hallymeter gegossen hatte, 
verdiekte sich das Ganze unter Ausscheidung des Käse- 
stoffs in feinen Flocken bald so stark, dass das ungelöst 
gebliebene Kochsalz sich nicht abscheiden konnte. Bei _ 
Wiederholung der Probe suchte ich die Verdickung da- 
durch zu verhindern, dass ich die Milch vor dem Zu- 
schütten des Kochsalzpulvers mit einigen Tropfen einer 
alkalischen Lösung von blauem Carmin vermischte; zu- 
gleich hoffte ich dadurch, das ausgeschiedene ROTE 
leichter zu erkennen, als es in der weissen Flüssigkeit 
möglich war: Letztere Absicht wurde allerdings enreitäh 
aber auch diesmal trat, obgleich nicht so schnell, Ge- 
rinnung ein, nachdem sich das Salz grösstentheils aus- 
geschieden hatte. Ich schloss daraus, dass durch eine 


- we te nr A ee En a 
TIEREN | a A EEE EEE 
: BE 1 2 


a 
Ba 


kleine Vermehrung von Alkali das Gerinnen gänzlich 
vermieden werden könne; in der That trat, als ich 5 CC. 
‚Milch mit 10 Tropfen einer Auflösung von kohlensaurem 
Kali (worin !/g ihres Gewichts KO, CO, 10 Tropfen 
Lackmustinetur und einem Ueberschuss von Kochsalz 
schüttelte, keine Verdickung ein, und das ungelöste Salz 
schied sich sehr leicht und deutlich ab. 


Ich blieb daher in den nun folgenden: Versuchen bei 
letzterer Verfahrungsweise stehen; es wurden nämlich 
5 CC. Milch mit 10 Tropfen Kalilösung, 10 Tropfen 
Lackmustinetur und so viel Wasser, dass alles 10 CC. 
betrug, vermischt, 64 Gran Kochsalzpulver hinzugeschüttet, 
das Ganze 5 Minuten lang geschüttelt, dann in das Hally- 
meter gebracht und die in der Ruhe daraus abgeschie- 
denen Kochsalz-Grade (= Grane) notirt. Gleichzeitig 
stellte man ein gemessenes Quantum derselben, Milch im 
graduirten Cylinder hin und notirte die nach 24 Stunden 
abgesonderte Rahmmenge. 


- Nro. Datum Temperatur Abgeschiedenes Rahmgehalt. 
1860. des Locals. Kochsalz. ‚ 

1. 2. Juni 15° C. 6,6 Gran 8 Proe. 
2. : 15,50 Ed GB; 
5. SC 150 10,5 „ 88 „ 
4. 6:5, 15,50 1 Ta, 
5. Rn 160 105 „ at 
6. RT 170 10 E Si 

Ei Mi N 17,50 10,3... ER 


Werden die in jedem Versuche verwendeten 10. 
Tropfen Kalilösung und 10 Tropfen Lackmustinetur als 
reines Wasser betrachtet, so erhielt jede Probe (5 CC.) 
Milch einen Zusatz von 5 CC. (= 80 Gran) Wasser, in 
welchem sich 28,8 Gran Kochsalz lösen, welche also vor- 
ab von den in Arbeit genommenen 64 Gran Kochsalz 
abgezogen werden müssen. Von dem Reste — 35,2 Gran 
hatten sich in den 5 CC. Milch in No. 1: 28,6, in No. 2: 
31,9, in No. 3, 4 und 5: 24,7, in No. 6: 25,2, und in 
No. 7: 24,9 Gran aufgelöst. Diese Zahlen sind aber, 
wenn sie als Maassstab der Beurtheilung der Beschaffen- 


Prüfung der thierischen Milch. 33 


heit der Milch dienen sollen, völlig unbrauchbar, denn 
die Milch No. 1, welche 8 Proc. Rahnı abwarf, hatte fast 
ebenso viel Kochsalz aufgelöst wie das ihr gleiche Volum 
Wasser; die im Rahmgehalte damit ganz gleiche Milch 
No. 6 hingegen hatte über 3 Gran Salz weniger gelöst; 
die Milch No. 7 mit dem geringsten Rahmgehalte (7 Proc.) 
hatte weniger Salz aufgelöst als No. 6; die Milch No. 2 
mit 7,6 Proc. Rahmgehait hatte über 3 Gran Salz mehr 
gelöst als das ihr gleiche Volum Wasser u. s. w. 


Fünfte Versuchsreile. 

Versuche mit einem neuen Aräometer, un- 
ter steter Berücksichtigung der Temperatur 
und des Rahmgehaltes der Milch. 

Das specitische Gewicht einer Flüssigkeit, welche 
von der Dichtigkeit des destillirten Wassers nur wenig 
abweicht, lässt sich mittelst der gewöhnlichen Aräometer 
nicht genau bestimmen. Da aber die Empändlichkeit 
des Aräometers um so grösser werden muss, je grösser 
der Unterschied im Volum des Schwimmers und des 
Stiels ist, so brachte dies Herrn Professor von Fellen- 
berg auf den Gedanken, für Mineralwasser ein der- 
artiges Aräometer zu construiren, welches noch einen 
‚Unterschied im spec. Gewicht von 0,000031 anzugeben 
im Stande ist. Ich habe solche Aräometer zuerst von 
Glas anfertigen lassen *), und nicht nur selbst ihre grosse 
Bequemlichkeit und Genauigkeit kennen gelernt, sondern 
auch die Bestätigung davon von mehreren Seiten erhalten. 

Das Volum des Stiels dieser gläsernen Aräometer 
verhält sich, wie ich gefunden habe, zum Volum des 
Schwimmers wie 1 : 148; der Stiel verdrängt nämlich 
2,5 CC. Wasser, der Schwimmer aber 370 CC. Die 
Skala geht bis zu 180 herab, und da jeder Theilstrich 
— 0,000031 ist, so muss eine Flüssigkeit, worin jene bis 
zu 180 hervorragen soll (bei 12,50 R.), ein spec. Gew. 

*) Vierteljahrsschr. für prakt. Pharm. IX. 24. 160. 

Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 1.Hit, 3 


Y - 


a 5 Wittstein, 
von 0,000031 > 180 — 0,005580 über 1,000000, ER 
von 1,005580 besitzen. 

Das höchste spec. Gewicht, was mit En Aräo- 
_ meter ermittelt werden kann, ist also 1,005580; da ein 
solches aber bei der Milch niemals or iöseibe 
vielmehr weit dichter ist, so ist dieses Aräometer für 


Milchprüfungen unbrauchbar, denn es ragt darin stets 
noch mit einem Theile seines Schwimmers hervor. 


Ich musste daher auf die Herstellung eines etwas 
gröberen Aräometers als dasjenige für Mineralwässer ist, 
bedacht sein, was mir mit Hülfe desselben Herrn Grei- 
ner, welcher letzteres gemacht hatte, auch bald gelang. 
Dieses neue Aräometer ist ebenfalls von Glas und hat 
eine Länge von 20!/, Zoll bair. (0,50 Meter; genauer: 
0,4945), wovon auf den Schwimmer 8!/, Zoll (0,20 Meter) 
und auf den Stiel 12 Zoll (fast 0,30 Meter) kommen. 
Die anı Stiele befindliche Scala ist auf 105), Zoll (0,263 
Meter) Länge von oben herab in 260 gleiche Theile (Grade) 
getheilt; sie sinkt bei 12,50R. (15,60C.) in destillirtem 
Wasser ganz, d.h. bis O0 ein und ragt bei derselben . 
Temperatur in einer Flüssigkeit von 1,052 spec. Gew. 
ganz, d.h. bis 260 hervor. Je 5 Theilstriche (Grade) 
entsprechen also 0,001, und je 1 Theilstrich (Grad) 
entspricht 0,0002 .spec. Gew. Das Verhältniss des Vo- 
lums des Stiels zu dem Volum des Schwimmers ist wie 
1:17, denn jener verdrängt 12 CC., dieser 205 CC. Wasser. 


Mit diesem Aräometer habe ich gegen 600 Proben, 
von September 1860 bis dahin 1861, stets unter gleich- 
zeitiger Berücksichtigung der Temperatur und des Rahm- 
gehalts der betreffenden Milch, angestellt. Ich lasse einige 
derselben hier in chronologischer Ordnung folgen. 


je nn,r 


Fra g , . r & - 


Sr Prüfung der ‘thierischen Milch. N 35 “ 


E | Tempe- | A räometer- | Rahmpro- a Tempe- eh Rahmpro- 
ratur der |Srade bei der| cente der 5 |raturder|grade beider| cente der 
S eobachteten| Milch nach S er beobachteten| Milch nach 


A | Milch. | Temperatur. | 24 Stunden. | A | Milch. | Temperatur. | 24 Stunden. 


1860| Grad | 1860! Grad 

Sept. | n. C | Oct.| n.C. 

Bent 1. 101 8,5 3.190998 108 6 
18 131 5 11,5 191 2 

23. | 17 162 10 4.| 142 174 7 
14,3 185 2 12 186 2 

24.| 19 i 165 9,5 5.| 15 174 6,5 

| 14 165 2 8 190 

25. | 18,7 166 en DR RE 175 67 
15 175 2 10 188 1,6 

26. | 22 165 11 7.| 16,5 171. 7 
15 167 1,7 11,8 188 1,5 

27.| 14,7 169 7 8.115 175 5,5 
12,5 137 2,5 9.| 15,2 175 5 

28. | 18 164 11,5 10,2 189 1,4 
10,5 157 2,5 10. | 11,7 178 4.6 

29.| 19 162 9. 7,8 189. . 1,8 
15,5 163 3,5 11.| 12,4 174 4,5 

30. | 17 171 8 10,5 179 1,5 

Oct.| 9 185 2 13. | 19,8 176 EN ee 

1:5 21,3 161 10,5 7,5 189 2 

0.1 3,3 190 2 14. | 13,6 177 5,5 

Sy 166 7,5 9,5 187 1,6 
13,3 183 2,5 15. | 145 174 6,6 

U. SS. W. 


Sehen wir jetzt, ob sich dieser grossen Reihe von 
Beobachtungen praktisch brauchbare Resultate entnehmen 
lassen. | 


Um zunächst eine klare Uebersicht zu bekommen, 
scheint es mir am angemessensten, einen der drei Fac- 
toren der Tabelle (Temperatur, Aräometergrade und Rahm- 
procente) in.eine gewisse Ordnung zu bringen und die 
je einem Gliede dieser Ordnung entsprechenden beiden 


andern Factoren daran zu reihen. Ich wähle dazu den 


Factor der ersten Columne, die Temperatur, und zwar 
in aufsteigender Ordnung, also mit. der niedrigsten (be- 


3*+ 


36 Wittstein, 


"obachteten) Temperatur beginnend. Da nun ein und 


derselbe Temperaturgrad häufig mehrere Male beobachtet 
‚worden ist (die 600 Beobachtungen fallen in 188 ver- 
schiedene Temperaturen), und die dabei beobachteten 


Aräometergrade und Rahmprocente meist verschieden aus- 
gefallen sind, so gestattet der gewählte Modus auch bei 
einem dieser beiden Factoren, wenigstens bis zu 


einem gewissen Grade, eine Art von aufsteigender Ord- 


nung, die sich freilich so oft wiederholt, als die Tempe- 
ratur eine andere wird. Aus den 600 Beobachtungen 
wählen wir 135 aus. 


Tempe- Aräometer- Rahm- Tempe- Aräometer- Rahm- 
ratur. grade. procente. ratur. grade. procente. 
0 208 2,7 6,5 191 0,5 
0,5 181 0,7 | 193 1,2 
1,5 181 0,7 7 170 1,5 
2 168 0,5 3 192 0,8 
2,5 169 0,5 7,1 182 1% 
2 179 2 1,5 184 1 
3,5 146 0,5 8 170 1 
4 164 2 8,5 4149 10,6 
4, 397 2 9 160: 0,5 
5. 167 3 j 174 8,6 

187 2,2 | 176 10 
192 0,5 h 192 1 
193 1 9,5 171 1,6 
194 1 10 173 10,5 
195 0,5 : 184 1 
195 2 i 184 5,4 
196 1 10,5 157 2,8 
; 197 0,5 11 166 24 
5,5 196 0,5 N 170 1,3 
s 196 2,6 ? 178 8,5 
6 155.83: 4b h 180 9 
183 1 180 8 
Ä 186 1 11,5 176 9 
6 187 9,5 12 164 8,5 
189 1 ; 167 25 
191 0,5 5 173 ee) 
a 195 2 A 179 11,5 
6,5 170 0,5 En 137 2,5 


. 184 9 13 150 10 


I ‚pr . pi 


Prüfung der thierischen Milch. 37. 


Tempe- Aräometer- Rahm- Tempe- Aräometer- Rahm- 
ratur. grade. procente. ratur. grade. procente. 
13 172 24 19,5 169 ’B 

f 172 8 x 181 1 
178 8 20 143 38 
Bla 7101198 8 : 151 26 
13,6 177 5,5 ß 152 34 
14 165 2 a 173 7 
172 7,3 181 0,5 
192 1 185 0,5 
14,5 171 9,3 20,5 167,29 
15 158 37 21 167 8 
160 25 184 0,1 
167 1,7 21,5 138 34 
175 1,5 157 10 
177 7 22 151 27 
15,5 163 3,5 s 162 '7..9 
16 156 34 163 6,5 
164 25 ; 164 8,6 
172 8 22,5 164 10 
16,5 171 7 { 165.987 
17 153 33 N 165 6 
162 10 -.23 127 40 
o 162 1,5 162 9,5 
17,5 155 28 2 167 6 
174 7,5 24 161 10 
181 1 162 4% 
18 131 6 | 165 6 
155 30 24,5 168 4,5 
178 6 25 159 11,5 
182 1 161 5 
2 185 0,1 25,5 158 7,5 
18,5 174 82 159 10 
19, 445... 86 26 160 5 
152 29 163 5 
162 9 26,6 162 5,6 
171 6 28.2 157 8,5 
181 1 28,5 LINE 8 
185 0,1 29 152 9 
19,5 140 41 


Beim Ueberblicke dieser nach den beobachteten 
Temperaturen geordneten Tabelle ergiebt sich — ich stehe 
nicht an, die Sache gleich beim rechten Namen zu nen- 
nen — das trostlose Resultat, dass sie keine zum Zwecke 


38  Wittstein, 


der Prüfung der Milch auf ihre Güte*) mit Sicherheit 
zu verwendende Anhaltspuncte darbietet, daher auch 
dieses neue, sehr empfindliche Aräometer und mithin 
kein Aräometer im Stande ist, den Werth der 
Milch stets unzweideutig anzugeben. Zum Be- 
weise, dass die so eben gezogene Folgerung durchaus 
nicht übertrieben ist, will ich sogleich einige Thatsachen, 
der Tabelle entnommen, vorführen. 


Bei 50C. wurden 9 Beobachtungen gemacht. Der 
natürliche Gang sollte nun sein, dass mit der Zunahme 
der Aräometergrade, also je höher die Scala aus der 
Milch hervorragt, oder was dasselbe ist, mit der Zu- 
nahme der Dichtigkeit der Milch, der Rahmgehalt ab- 
 nähme. Allerdings entspricht innerhalb jener Tempera- 
tur der niedrigste Stand des Aräometers auch der min- 
dest magern Milch der 9 Proben; während aber diese 
3 Proc. Rahm habende Milch 167 35 Aräometers zeigte, 
zeigte die 2,2procentige 187, also 20 Grade mehr, die 2pro- 
centige 195, die Iprocentige 193, 194 nnd 196, und die 
0,5 procentige 192, 195 und 197. Es besteht somit gar 
kein verhältnissmässiger Zusammenhang zwischen den 
Aräometergraden und den Rahmprocenten, und selbst an 
Widersprüchen ist kein Mangel, indem einige höhere 
Grade besserer Milch eigen sind, als einige niedrigere. 
Weiter unten kommen noch auffallendere Widersprüche vor. 

Bei 60 C. wurden 12 Beobachtungen gemacht. Unter 
diesen gab Milch von 1550 nur 1,5 Proc. Rahm, dagegen 
solche von 1870 9,5 Proc. und solche von 1950 2 Proe., 
letztere stimmte also in ihrem Fettgehalte fast überein 


mit der von 1550. Ferner zeigte Milch von 1 Proc. 5 


verschiedene, von 0,5 Proc. 3 verschiedene Aräometer- 
grade. 
Bei 6,50C. wurden 5 ERTL: BR. 1700 


BE Ich schätze, wie früher, die Güte der Milch als Hakden- 
waare lediglich nach ihrem Rahmgehalt; einen anderen Praß- 
tischen Anhaltepunct kann ich nicht finden. 26 


2. 


er: 


Prüfung der thierischen Milch. | 39 


entsprachen 0,5 Proc., 1840 9 Proc., 1910 wiederum 0,5 
Proc. und 1930 1,2 Proc. Rahm. 
Bei 700. wiiden 7 Beobachtungen gemacht. Sämmt- 


liche Aräometergrade von 165 bis 192 gehören magerer 


Milch an, und die höchstgradige hatte nur um die Hälfte 
weniger Rahm als die niedrigstgradige. 

Zu ganz ähnlichen Betrachtungen führen die bei 7,2, 
bei 7,8, bei 8, bei 8,3, bei 8,80C. etc. gemachten  Beob- 
achtungen, indem hier ebenfalls lauter magere, nicht über 
2 Proc. Rahm enthaltende Milch die verschiedensten Dich- 
tigkeiten besass. | 

Bei 90°C. wurden 12 Beobachtungen gemacht. Die 
magerste Milch (0,5 Proc.) zeigte das geringste specifische 
Gewicht (1600), dagegen 10procentige eine um 160 grössere, 
10,5 procentige eine um 240 grössere Dichtigkeit, und 
192gradige stimmte im Rahmgehalte mit der 160gradigen 
beinahe überein. 

Beispiele, wo magere Milch geringeres specifisches 


"Gewicht zeigte als fette, kommen auch in den bei 9,5, bei 


9,8, bei 10, bei 11,8, bei 12,5, bei140C. etc. gemachten 
Beobachtungen vor. 

Bei 110C. 1660 zeigende Milch gab 24 Proc. Rahm, 
bei derselben Temperatur um 4 Grade dichtere nur 1,3 
Procent, und wiederum 180gradige 9 und 8 Procent. 

Bei 120C. gab die leichteste Milch 8,5 Proc., die 
um 3 Grade‘ dichtere 25 Proc., und die um 15 Grade 
dichtere 11,5 Proc. Rahm. | 

Nicht zu vereinigende Widersprüche liefern auch 
die zwölf Milchsorten von 130 C., denn 10procentige zeigte 
150°, 0,5 procentige 1620, 24procentige und 8procentige 
1720, wiederum 8procentige 178 und 179V, 

Die meisten Beobachtungen, nämlich 22, wurden bei 
1500. gemacht, aber auch diese sind reich an Wider- 
sprüchen. 37procentige Milch zeigte 1580, 25 proc. 1600, 
also nur 2 Grade mehr, 1,7proc. 1670, 8proc. 171, 173, 
175 und 178, aber 5,5proc., 2proc. und 1,5 proe. eben- - 
falls 1750 u. s. w. 


m) Ye ee EEE is, Ba a ee EB 
4 \ EEE a RT N, 6 
- > N zz RR 
u - x N 2 
re “ 


BE | - Wittstein, 


 Aehnliche Unregelmässigkeiten bieten die bei 15,2, 
bei 15,5, bei 16, bei 16,2, bei 17, bei 18 und bei 190C. 
gemachten Beobachtungen dar. Bei 180C. zeigte 6pro- 
centige 131 und 178°, 30 procentige 1550. 

Bei 2000. zeigte 26procentige und PETERS 
Milch fast gleiche Dichtigkeit. 

Bei 220 C. war 27 procentige und 9procentige Milch 
nur um 9 Grade verschieden. 

Die Ursache aller dieser Unregelmässigkeiten und 
Widersprüche kann nur darin begründet sein, dass die 
übrigen (aufgelösten) Bestandtheile der Milch*) mit dem 
progressiven und regressiven Gehalte des Rahms (Fetts) 
sehr häufig gleichen Schritt halten, within also in dem- 
selben Grade zu- und abnehmen wie der Rahm. Um 
was also die Milch durch eine grössere Menge Fett 
specifisch leichter wird, nimmt sie durch eine grössere 
Menge der übrigen Bestandtheile an Dichtigkeit wieder 
zu. Nur so ist es zu erklären, dass z. B. 


Grad C. Grad Proe. Grad Proc. 
bei 6,5 Milch v. 170 0,5 Rahm, u. Milch v. 184 9 Rahm gaben 
2 ,,°160. 05 — 7A, SG u 
San .4473 10,5 a2 173, E20 
Ba ee ich Ba = ea N: = 
25. : — 137 125 _ 161 35 _ 
18 _ 162 0,5 _ 172 24 _ 


Diese Beispiele, welche aus obiger Tabelle noch an- 
sehnlich vermehrt werden könnten, mögen dem Gesagten 
zur Stütze dienen. Liegt hierin nun schon ein vollgül- 
tiger Grund, jede Art von Aräometer als Mittel 
zur Prüfung der Milch auf ihren Handelswerth 
zurückzuweisen, so liefert die Tabelle auch noch An- 
lass zu Betrachtungen anderer Art. Sie zeigt nämlich 
ferner, dass mit der Zu- und Abnahme des Rahms die 
Zu- und Abnahme der übrigen Bestandtheile keineswegs 
immer harmonirt oder in einem regelmässigen Verhältniss 
steht, es kommen vielmehr hierbei die frappantesten Ano- 


*) Milchzucker, Käsestoff und Salze, hier summarisch genommen. 


Prüfung der thierischen Milch. 41 


malien vor. Manchmal kehrt sich das Verhältniss sogar % 


um, d.h. die rahmärmere Milch ist eben so reich oder reicher 
an den übrigen Bestandtheilen als die rahmreichere, wird 
dadurch in der That specifisch schwerer als die letztere, 
und es tritt dann bei verschiedenen Milchproben (bei 
ein und derselben Temperatur) mit der Zunahme der 
Aräometergrade eine Abnahme des Rahmgehalts ein, 
welche Reihenfolge indessen meist so unregelmässig ver- 
läuft, dass selbst abgesehen von obigen Factis, sich nicht 
einmal daraus ein praktisch brauchbarer Anhaltspunct 
entnehmen lässt. Dergleichen Beobachtungen, wo mit 
dem Steigen des specifischen Gewichts der Milch ihr 
Fettgehalt sich vermindert, weist die Tabelle z.B. unter 
den Temperaturen 8,5%, 13,50, 14,50, 21,50, nach; 
sind aber, wie gesagt, völlig unbrauchbar, weil sie 

1) durchaus keine Regelmässigkeiten zeigen, und 

2) unter den vielen andern dagegen sprechenden Beob- 

tungen zu vereinzelt stehen. 

Es wäre daher ein grober Irrthum, wenn man aus 
ein Paar Versuchen mit einem empfindlichen Aräometer, 
welche ergeben hatten, dass eine fette Milch specifisch 
leichter war als eine magere, den Schluss ziehen wollte, 
in derselben Weise müsse sich auch jede andere damit 
geprüfte Milch verhalten, d. h. die leichtere müsse fett 
und die schwerere mager sein. 

Nicht minder trügerisch wäre es, für die Prüfung 
der Milch vermittelst des Aräometers eine Scala dadurch 
herstellen zu wollen, dass man eine fette Milch allmälig 
mit immer mehr Wasser verdünnt und nach jedesmaliger 
Verdünnung den Standpunct, welchen der Aräometer in 
der Mischung einnimmt, notirt. Das Trügerische dieses 
Verfahrens leuchtet ein, wenn ich daran erinnere, dass 

mit dem Zusatze von Wasser nicht bloss das Fett, son- 
dern auch der übrige Gehalt der Milch gestreckt wird, 
und dass dabei der Standpunct der abgerahmten Milch 
ganz ausser Acht bleibt, welche sich von derjenigen 
Milch, von der sie stammt, wohl durch verminderten oder 


7  Wittstein, Prüfung. der thierischen Milch. 5 
8 


/gänzlich fehlenden Rahm, nicht aber durch eine Ver- 
 minderung des übrigen Gehaltes unterscheidet. 
Solche Experimente, aus wenigen Thatsachen weit 
reichende Folgerungen zu ziehen, sind gerade in dem 
. gegebenen Falle ganz unzulässig; die Ursache dieser 
' Unzulässigkeit liegt in der so wandelbaren Constitution 
der Milch selbst und entzieht sich daher aller und jeder 
Beherrschung von unserer Seite — dies wenigstens ist 
meine innige Ueberzeugung, welche freilich erst nach 
jahrelangen und mühsamen Beobachtungen und nach langem 
Widerstreben sich bei mir befestigt hat. Es war nieder- 
schlagend, endlich zu dem Geständniss zu gelangen, dass 
die vielen Versuche nur ein negatives Resultat geliefert 
hatten; allein der Wahrheit musste die Ehre gegeben 
‚werden, und es ist, wie ich glaube, nicht nur nicht werth- 
los, sondern selbst von grossem Werthe, nun unzweifel- 
haft zu wissen, dass die Prüfung der Milch auf 
ihr spec. Gewicht keine Beurtheilung ihrer 
Güte gestattet. 

Was, wird der Leser fragen, bietet uns der Verf. 
nun für das negative Ergebniss seiner bis hierher ge- 
langten Arbeit? Darauf habe ich leider vorerst keine 
befriedigende Antwort, muss mich vielmehr dahin be- 
scheiden, dass das einzige untrügliche Mittel, die Güte 
der Milch zu beurtheilen, bis jetzt nur darin besteht, die- 
selbe mehrere Stunden lang in einem graduirten Cylinder 
der Ruhe zu überlassen und die dann ausgeschiedene 
Rahmmenge abzulesen. Alle Milch, welche als nicht ab- 
gerahmte verkauft wird und unter 5 Proc. Rahm giebt, 
ist als gefälscht anzusehen. 


2 Er 
+ 


aa des krystallis. EI Navs ons in Wasser. 43 


* Ueber die Löslichkeit des gewöhnlichen krystalli- 
sirten phosphorsauren Natrons in Wasser; 


von 


G. C. Wittstein. 


Bekanntlich hat Ferrein*) die seitherige Angabe 
aller Lehrbücher, dass das gewöhnliche krystallisirte phos- 


| phorsaure Natron sich in 4 Theilen kaltem und in 2 Thei- 


len heissem Wasser auflöse, einer Prüfung unterworfen 
und babei gefunden, dass dieses Salz bei 1.1300. erst 


von 11,73 Theilen Wasser aufgelöst werde, seine Lös- 


lichkeit in kochendem Wasser aber eine fast unbe- 

schränkte sei. 

Jüngst hat Neese**), ebenfalls Versuche darüber 
angestellt und kommt zu dem Schlusse, dass die frühere 
Angabe über die Löslichkeit des phosphorsauren Natrons 
wohl die richtigere sei. 2 

Es verlohnt sich wohl der Mühe zu untersuchen, 
wie Neese zu diesem Schlusse gelangt ist. 

Bei 150 C. wurde 1 Th. Salz von 6,7 Th. Wasser aufgenommen 
Pe Re ; 5,8 , 
nn ; 3,2 k 

Die erst erhaltene Lösung setzte man in einen dunk- 
len Keller, dessen Temperatur 120C.: betrug. Nach 
18 Stunden hatten sich noch keine Krystalle ausgeschie-- 
den und wurde dies als Beweis angesehen, dass auch 
bei dieser Temperatur die Löslichkeit des Salzes nicht 
auffallend abnehme. 

Das phosphorsaure Natron gehört zu denjenigen Sal- 
zen, deren Löslichkeit in Wasser schon bei nur schwacher 
Erhöhung der Temperatur auffallend zunimmt. Ich habe 
diese Thatsache bei Anfertigung seiner Lösung als Rea- 


‚gens unzählige Male zu beobachten Gelegenheit gehabt. 


LZuniir u 


..*) Wittstein’s Vierteljahresschrift. VII. 244. 
**) Pharm. Zeitschrift für Russland. 1862. No. 5. S. 101. 


44 Wittstein, 


Gewöhnlich übergiesse ich in einem Glaskolben das Salz 
mit der 5— 6fachen Menge Wasser und stelle den Kol- 
‘ben auf eine warme Eisenplatte, um es rasch in Lösung 
zu bringen; nach erfolgter Lösung wird dann filtrirt und 
so lange nachgewaschen, bis die ganze Solution das Drei- 
zehnfache des angewandten Salzes beträgt. So wie nun 
der Boden des Kolbens eben anfängt sich zu erwärmen, 
zergeht das Salz fast so schnell wie weisser Zucker, zu 
einem Syrup, der beim Umschütteln sofort verschwindet, 
und ist in kurzer Zeit vollständig gelöst, bevor noch der 
Boden des Kolbens so heiss geworden war, dass man 
ihn nicht ohne Schmerz in die Hand stellen kann. Aus 
der so bereiteten Solution krystallisirt bei gewöhnlicher 
Temperatur niemals etwas heraus; früher aber, als ich 
dieselbe noch in dem Verhältniss von 1 Th. Salz und 
9 Th. Wasser machte, fand sich — zwar nicht nach ein 
Paar Tagen, aber sicher nach ein Paar Wochen — der 
Boden der Flasche immer mit einer starken Krystall- 
kruste bedeckt, und diese Wahrnehmung gab den Anlass 
zu den Versuchen Ferrein’s. 


Ferrein ermittelte die Löslichkeit bei 130 C.; dies 
war die Temperatur des Locals am Tage; während der 
Nacht betrug dieselbe unbezweifelt weniger als 130. Neese 
operirte zuerst bei 150 und fand das Löslichkeitsverhält- 


niss wie 1: 6,7; bei 200 ergab sich das Verhältniss wie 


1:5,8 und bei 250 wie1:3,2. Addirt man 6,7 zu 5,8 und 
3,2, so erhält man als Summe 15,7, welche mit 3 dividirt 
5,23 giebt. 1: 5,23 wäre mithin die Löslichkeit des 
phosphorsauren Natrons in kaltem Wasser, wenn man 
diese Durchschnittszahl annimmt, was jedoch nicht rich- 
tig sein kann, denn die Temperatur, wobei die drei Ver- 
suche angestellt wurden, differirte von 15 bis 250, und 
das ist gerade bei einem solchen Salze von grösstem Ein- 
flusse. Also selbst die für Neese’s Annahme günstigste, 
jedoch nicht richtige Zahl (5,23) berechtigt nicht zu dem 
Schlusse, dass die frühere Angabe über die Löslichkeit 


"Löslichkeit des krystallis. 'phosphors. Natrons in Wasser. 45° 


des phosphorsauren Natrons in kaltem Wasser (1:4) die 
_ richtige sei. j 
Dass die bei 150 erhaltene Lösung beim Verweilen 
"im Keller von 120 Temperatur nach 18 Stunden keine 
Krystalle abgeschieden hatte, beweist gar nichts, oder 
vielmehr beweist nur, dass eine solche Ausscheidung so 
rasch nicht erfolgt; nach 14 Tagen würde sich das Ver- 
hältniss anders gestaltet haben. 

Der zweite Schluss Neese’s, nämlich dass auch 
die frühere Angabe über die Löslichkeit des phosphor- 
sauren Natrons in heissem Wasser die richtigere- sei, 
widerspricht gleichfalls seinen eigenen Versuchen, denn 
er fand die Löslichkeit in der Hitze eben so unbegränzt 
wie Ferrein. 

Es bleibt folglich unbestritten, dass sich das phos- 
phorsaure Natron in kaltem Wasser viel schwerer und 
in heissem Wasser viel leichter löst, als man früher an- 
genommen hat. Die Löslichkeit wächst aber mit der 
Zunahme der Temperatur unverhältnissmässig schnell. 


| 46 a ; 1 r Be A A 3 Ey: 


38. Naturgeschichte und Pharma- 
| kognosie. I 


Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in 
Oberschlesien ; 


von 
Carl v. Albert aus Bernburg, 
d. Z. in Berlin. 


(Abdruck a.d. Zeitschr.d. deutsch. geolog. Gesellschaft, Jahrg. 1862 *).) 


Auf der Grube Caroline bei Hohenlohehütte in 
Oberschlesien (Beuthener Kreis) ist in neuester Zeit ein 
Fund von Kohlenkalk-Petrefaeten in Schichten, die den 
durch Abbau bekannten Lagen des productiven  Stein- 
kohlengebirges unmittelbar untergelagert sind, gemacht, 
welcher verbunden mit interessanten Lagerungs- Verhält- - 
nissen die Aufmerksamkeit der Paläontologen und Geo- 
gnosten in hohem Maasse verdient. Die grosse Reichhal- 
tigkeit des Lagers, die Mannichfaltigkeit und Neuheit in 
den Formen der eingeschlossenen Fauna, so wie die meist 
gute Erhaltung der Exemplare versprechen für die 
Paläontologie eine wesentliche Bereicherung; gleichfalls 
möchte sich aus den Eigenthümlichkeiten der Lagerung. 
Manches von Interesse für die Geognosie ergeben. Bei 
der Classifieirung der Schichten sowohl als bei Bestim- 
‘mung der Versteinerungen ist von grosser Wichtigkeit, 
dass ein solcher Fund in der betreffenden Abtheilung 
des Kohlengebirges nicht allein da steht. Es lässt sich 
vielmehr mit dem in Rede stehenden Vorkommen ein 
bereits vor längerer Zeit in England Coalbrook Dale 


*) Vom Herrn Verfasser eingesandt. B. 


Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien. 47 
bekannt gewordenes Auftreten von Kohlenkalk- Petre- 
facten im productiven Koblengebirge vielfach paralleli- 
siren. Dazu berechtigt vorzüglich die überraschende 
Aehnlichkeit und theilweise Identität der Versteinerun- 
gen; ein zweites günstiges Moment bildet der Charakter 
der versteinerungsführenden Lagen, freilich nicht, wie 
unten gezeigt werden wird, der des umgebenden Gebir- 

ges. Durch näheres Erforschen und Vergleichen beider 
Vorkommnisse wird ein Anhaltspunct für die Stellung 
der in Frage stehenden Schichten und damit für die 
Constitution des oberschlesischen Steinkohlengebirges ge- 
geben sein, für dessen Untersuchung man bereits so viel 
Mühe und Arbeit aufgewendet hat. 

Eine beschreibende Vergleichung der Petrefacten bei- 
der Orte wird voraussichtlich bereits durch Herrn Prof. 
Römer in Breslau unternommen. Es möge bier nur die 
‚ vorläufige Notiz dieses interessanten Vorkommens und 
der dabei auftretenden Lagerungsverhältnisse ihren Platz 
finden. : | 
Auf der Caroline-Grube sind 3 Flötze von verschie- 

dener Mächtigkeit vorhanden, deren oberstes. Fannyflötz 
4 Lachter mächtig, das zweite, dicht darunter liegende 
Glücksflötz mit circa 11/, Lachter, das dritte und tiefere 
Carolineflötz mit 2 Lachter 60 Zoll. Das Grubenfeld ist 
im Allgemeinen durch Verwerfungen und Sprünge, Sattel- 
bildungen und andere Störungen von grosser Unregel- 
mässigkeit. Die Teufe unter Tage ist wie in Oberschle- 
sien gewöhnlich nicht bedeutend. Auf dem obersten 
Flötze, das zu Tage ausgeht, wird seit einiger Zeit Tage- 

bau getrieben. Die Kohle ist eine sich zur Verkoakung 
eignende, gute Sinterkohle. 


(Hugo - Schacht) (Joseph- Schacht) 


AB RENT Ar RR Bet 
In neuerer Zeit trieb man von dem Fürst Hugoschacht, 
circa 40 Lachter tief, einen im Carolineflötz angesetzten 
 Querschlag, um eine neue Feldespartie damit zu lösen. 
In der Entfernung von 38 Lachter vom Schachte traf 
man im Querschlag einen kleinen Sprung, welcher das 
'Flötz um die Mächtigkeit von ca. 1!/, Lachter verwarf. 
Mit der Sohle des Flötzes im Dache des Querschlags 
ging man weiter und fand bei 88 Lachter vom Schachte 
einen zweiten Sprung vor, der das Flötz um ca. 15Lach- 
ter ins Hangende verwarf. In der weitern Erstreckung 
ist das Flötz von hier ab bis zu dem Josephschachte, 
den man mit dem Querschlage anfahren wollte, bekannt, 
und steht fest, dass es in dieser ganzen Ausdehnung 
keine Störungen seiner Lage erlitten hat. Um so auffäl- 
liger musste es sein, dass man mit dem Querschlage, 
den man vom Hauptsprunge ab nun im Liegenden des 
Carolineflötzes weiter trieb, einen neuen Sprung anfuhr, 
der, wie sich ergab, ein kleines Flötz von 30 Zoll M. in 
das Hangende hineinführte. Ein zweiter Sprung zog 
dasselbe wieder in das Liegende des Ortes, von wo durch 
einen dritten Sprung von neuem in das Hangende des 
Querschlags geworfen wurde. Von da ab hat das Flötz 
‚ein ungestörtes und flaches Fallen, welches indess be- 
wirkte, dass es noch vor Beendigung des Querschlags in 
dessen Sohle kam. Das Liegende des Flötzes ist ein 
lichter, weisslicher, grobkörniger Sandstein mit Schwefel- 
kies. Als Hangendes fand man eine Schieferthonlage 
von 1!/, Lachter M., welche sehr reich an Thon -Eisen- 
steinnieren war. Die Grösse der einzelnen Nieren ist 
bedeutend. Ihre Schwere steigt bis !, Centner. Sie 
sind sehr wenig von Schwefelkies verunreinigt und haben 
bei ihrer Verschmelzung in den Hohöfen der Hohenlohe- 
Hütte in kleinen Quantitäten als Zuschlag gute Resultate 
gegeben. Sie können daher für den Betrieb der umlie- 
‘genden Hohöfen, welche bisher die mulmigen Braun- 
eisenerze des Muschelkalks verschmelzen, von. Wichtig- 


Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien. 49 
- keit werden. Es soll auch in Folge dessen bald ein aus- 
gedehnter Bau in dieser Lage umgehen. | 

‘In den Thonschieferlagen kam zugleich mit den Ei- 
sensteinnieren eine sehr reiche Fauna eingeschlossen vor, 
wovon eine allgemeine Uebersicht der Formen unten ge- 
geben wird. Die Muscheln sind theils in Eisenstein um- 
gewandelt mit Beibehaltung der vollen Form, — und in 
diesem Falle sind sie selten in den Nieren selbst, sondern 
meist neben denselben zu finden; theils sind sie als Ab- 
‚drücke in dem Schieferthon vorhanden. Die Erhaltung 
- ist, ausser bei einer Brachiopode, Lingula, nur in Stein- 
kernen. Es ist sehr selten, dass sich noch ein Theil der 
ursprünglichen Schale zeigt. Als die in grösster Anzahl 
vorkommenden Muscheln sind anzuführen Productus, Belle- 
rophon ‘und die Nautileen. Die Erhaltungsweise der 
Muscheln in den Thoneisensteinen von Coalbrook Dale 
in England ist dieselbe, und ebenso sind die am häufig- 
sten sich dort findenden Muscheln Productus, Nautileen, 
und wenigstens in einzelnen Lagen Bellerophon. 

Unter dem genannten kleinen Flötze von 30‘ M. sind 
auf Caroline-Grube keine weitern Kohlenlager bekannt. 
Indess hat man mit dem tiefen Bohrloche zu Königshütte, 
welches am 26. Juli 1862 bei 20062,‘ Teufe = 301 Lach- 
ter, nachdem man 105 Gebirgsschichten verschiedener 
Mächtigkeit durchsunken hatte, eingestellt ward, noch un- 
ter dem tiefsten Flötze der Königs-Grube, dem Sattel- 
flötze, welches dem Carolineflötze auf Caroline-Grube .pa- 
rallel zu stellen ist, — 8 kleinere Flötze erbohrt, darunter 
eines mit 8° M. in. 680‘ Teufe. Das tiefste der hier er- 
bohrten Flötze fand sich in einer Teufe von 1711‘ 9° un- 
ter Tage, oder 1571, 9° unter dem Sattelflötz, und hatte 
eine Mächtigkeit von 2° 6°. Das ganze durchsunkene 
Gebirge zeigte neben jenen Kohlenflötzen vielfach Schich- 
ten von Schieferthon, Brandschiefer und taubes Kohl mit 
Kohlenschmitzen. Diese wechsellagerten mit Sandsteinen 
von grauer Farbe, häufig Glimmer enthaltend, und nur 
selten ist das Auftreten von kalkhaltigem Gestein. Das 

Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 1. Hft. 4 


50 EEE t ®. Albert, 6, er u ktti BERN 1 


Ansehen des Gebirges neigt also Hör ee grauen und 
dunklen Farben zu. In der Teufe von 190%, 6 Lachter 
unter dem Sattelflötz, hat man denn obenfälls jenes La- 
ger von Thoneisensteinen, direct entsprechend dem Vor- 
kommen auf Caroline zwischen Lagen von Schieferthon 
und Sandstein mit Schwefelkies gefunden. Man kennt 
“ dasselbe auch aus den Bauen der Königsgrube und hat 
hier nicht die Mannichfaltigkeit von Versteinerungen beob- 
achtet wie an der vorhin erwähnten Localität. Crinoiden- 
Reste sind das Hauptsächlichste,' was in grösserer Anzahl 
daraus bekannt geworden ist. 

| Für die tiefern Schichten des Gebirges scheint zwi- 
schen Coalbrook Dale und Oberschlesien ein verschiedenes 
Verhältniss obzuwalten. Das lower coal and ironstone, 
welches die Petrefacten des oberschlesischen Lagers ent- 
hält, liegt dort unmittelbar auf dem gänzlich unproducti- 
ven millstone grit, der durch eine helle weisse Farbe sich 
auszeichnet. Das productive Kohlengebirge scheidet man 
noch in zwei Abtheilungen, von denen nur die untere 
kohlenführend ist. In dieser letztern herrschen vor Schie- 
fer mit Eisensteinen, harte, zuweilen conglomeratartige Sand- 
steine von sehr heller Farbe mit Kohlenschichten, wäh- 
rend im obern Theile mit lichter, grauer, gelber und 
rother Färbung Schiefer und Sandsteinschichten mit Kalk- 
lagern sich finden. Der Thon-Eisensteinlager, zwischen 
denen die Kohlenflötze liegen, sind viele. Sie enthalten 
eben jene Fauna eingeschlossen, die mit der oberschlesi- 
schen in Vergleich zu stellen ist. Nach einer Monogra- 
phie dieser Gegend in den Transactions of the geol. Soc. 
. of London. Sec. Ser. Vol. V. Part III. 1840 sind es 
vorzöglich Spirifer, Bellerophon, Nautileen und Conula- 
rien, Molukken-Krebse, nicht Trilobiten (vid. Quenstedt 
Epochen der Natur. 8. 385) nebst Pflanzenresten, wie sie 
gewöhnlich im Kohlengebirge vorzukommen pflegen. Wäh- 
rend nun diese Versteinerungen mit den oberschlesischen 
leicht in Parallele gestellt werden können, ebenso wie 
das Vorkommen der Thoneisensteine Anknüpfungspuncte 


Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien. 51 | Er 


bietet, so lässt sich doch nicht das Gleiche von den unter- 
gelagerten Bildungen sagen. Dieselben stehen vielmehr 
auf der einen Seite als unproductiv in Coalbrook Dale, 
auf der andern als unzweifelhaft productiv in Oberschle- 
sien einander gegenüber. Ks 
Die Betrachtung der speciellen Lagerungs-Verhält- 
nisse auf Grube Caroline, wie sie in dem erwähnten 
Querschlage erkannt worden sind, bietet noch Interesse, 
Man erkennt leicht, dass in dem aufgeschlossenen Gebirge, 
‚wie es das beigefügte Profil zeigt, zwei von einander im 
Alter verschiedene Sprungsysteme herrschen. Wie oben 
bereits angeführt, kennt man die Lagerung des Caroline- 
flötzes vom Hauptsprunge ab bis zum Josephschachte 
durch frühern Bau, und hat in dem Verhalten desselben 
auf der ganzen Strecke keine Störungen, welche das Vor- 
handen von Sprüngen im Liegenden verrathen, oder gar 
Verwerfungen des Flötzes selbst gefunden. Dasjenige 
Sprungsystem, welches das im Liegenden des Carolinen- 
flötzes gelegene kleine Flötz von 30 verwirft, muss man 
demnach, der gewöhnlichen Regel gemäss, als das ältere 
ansehen gegenüber demjenigen, durch welches das Caro- 
lineflötz sowohl als die darüber liegenden Glücks- und 
Fannyflötz verworfen werden. Man könnte deshalb leicht 
versucht sein zu der Annahme, dass, bei Bildung dieser 
ältern Verwerfungen, das darüber liegende Carolineflötz 
noch nicht existirt habe, dass ferner auf einen grössern 
Zeitabschnitt hier zu schliessen sei, welcher die überlie- 
gende productive Hauptperiode von einer untern minder 
productiven trennt. Unterstützt wird diese Annahme einer 
Trennung in der Bildungsperiode des dortigen Steinkoh- 
lengebirgs allerdings durch das verschiedene Verhalten 
der obern und untern Abtheilung in Hinsicht auf 
die Art und Grösse der Productivität. Die erstere der- 
selben hat bedeutende Flötzmächtigkeiten dicht überein- 
ander gelagert aufzuweisen, während die letztere meist 
kleine Flötze, das grösste von 8° in grosser Tiefe, und 
taubes Kohl enthält, Charaktere, welche theilweise dem 
4* 


EP R bie Vorkommen von Kohlenkall-Perafacen. 


Culmgebirge a Bedenkt man aber, a oft 
Sprünge und Störungen der Lagerung bei Gegenwart eines 
- nur mässigen Bergmittels, ohne weitere Spuren ihrer An- 
- wesenheit in höher liegenden Schichten zurückzulassen, 
- verschwinden, dass sich Klüfte ebenso schliessen und ver- 
laufen können, so gewinnt jene Behauptung eine Unsicher- 
heit, welche zu keinen Schlussfolgerungen mehr berechtigt. 
Die Sohle des Querschlags auf Caroline liegt fast 15 Lach- 
ter unter dem Carolineflötz, also vollkommen hinreichend, 
um die Wirkungen der Sprünge, welche eine Verwerfung 
' des kleinen Flötzes von nicht mehr als 1 bis 1!/, Lach- 
ter hervorbringen, der weitern Wahrnehmung zu entzie- 
hen. Auch die Bezeichnung der untern Partie als eines 
kohlenführenden Culmgebirges möchte vorerst noch zwei- 
felhaft sein. Der Charakter der Productivität fehlte bis- 
her dem Culmgebirge und müsste dieselbe in diesem Falle 
gewiss sehr hoch zu nennen sein. Die gänzliche Abwe- 
senheit von kalkigem Gestein, welche durch die Bohr- 
tabelle des tiefen Bohrlochs zu Königshütte constatirt wird, 
: wäre ebenfalls ein Mangel dieser Annahme. 


Kann nach dem Ganzen eine Betrachtung der Lage- 
rungs-Verhältnisse noch nicht zu einem sichern Resultate 
führen, so bleibt doch ein Weg der Forschung übrig, wel- 
cher bereits so oft und einzig zum Ziele geführt hat. Es 
wird der Paläontologie durch vergleichende Untersuchung 
der Petrefacten vorbehalten sein, bestimmte Verhältnisse 
für das Schichtensystem Oberschlesiens zu geben. 

Zum Schluss möge eine summarische Uebersicht der 
bisher aufgefundenen Petrefacten dazu dienen, um von 
dem Charakter derselben und der Reichhaltigkeit der 
Fundstätte Anschauung zu geben: 

1. Pelecypoden: Pecten und Aviculaarten, stets 
als Abdruck im Schiefer. Von Zweimusklern: Nucula 
und andere, deren Gattung indess durch die Frhaltung 
als Steinkern nicht bestimmbar ist. | 

2. Brachiopoden: Productus ch ee Toptaena 


_ Göppert die darsenfirnlige Oberflächenform des Copal. 53 
» 


rugosa —. Lingula als häufige Muschel, stets mit erhal- 
tener Schale. 
8. Gasteropoden:Natica, Kaginhhahed Beildrühan. 

4. Pteropoden: Conularia? durch mangelhafte Er- _ 
haltung nicht zu bestimmen, “= 

5. Cephalopoden: in grosser Menge. Vorzüglich 
Nautileen und zwar Orthoceras und Nautilus. Clymenien 
scheinen zu fehlen. Ferner sind Goniatiten in mehreren 
Species da. 

6. Crinoiden: sind selten, doch in Re 
und als Abdrücke im Schiefer erhalten. 

7. Trilobiten: sind vorhanden und zwar ächte 
Kohlenkalk-Trilobiten. 

8. Fischzähne: mehrfach, von der Form, die durch 
Hybodus im Muschelkalk repräsentirt wird. 27 

9. Pflanzenreste: als Stengel, Blätter, Früchte 
sind viele da. Ihre Erhaltung ist theils verkiest, theils 
als Abdruck im Schiefer. Meist undeutlich. 


Bemerkung über die warzenförmige Oberflächenform 
des Copal; 


von 


_ Prof. Dr. H. R. Ponpert in Breslau. 


Zu eigenthümlichen, le Formen ähnlichen 
Bildungen giebt der Verwitterungsprocess ver- 
schiedener in mehr oder minder feuchter Erde befind- 
licher Harze Veranlassung. So beim Bernstein, des- . 
sen Oberflächen an grösseren Stücken oft bis 2 Linien 
tiefe unregelmässige sechseckige Sprünge zeigt, unter wel- 
chen nach Entfernung der gewöhnlich bröcklichen Masse 
regelmässige sechseckige Zellen auf dem noch festen Theile 
des Bernsteins zum Vorschein kommen, welche concentrische 
um einen kleinen Höcker laufende schwach vertiefte Kreise 
einschliessen. Im Jahre 1843 habe ich in meine Arbeit 


über die Pflanzenreste im Bernstein dergleichen 


54 Göppert, die barzenförmige Oberflächenform des Copal. 
| | 
beschrieben und abgebildet (Tab. VI. Fig. 9—12). Neuer- 


dings werde ich wieder daran erinnert, als. mir Herr 


Apotheker Oswald in Oels auf höchst dankenswerthe 
Weise sehr schöne Exemplare von aus der Erde gegra- 
benen Copal aus Zanguebar verehrt, die auf der 
verwitterten Oberfläche ähnliche Sprünge und unter der- 
selben aber nach Entfernung des Verwitterten kleine sehr 
regelmässig spiralig gestellte Wärzchen zeigten, wie sie 


& mehrere Sorten Copal ganz allgemein bemerken lassen. 


Schon längst vermuthete ich wohl eine ähnliche Ursache 
dieser auffallenden Oberflächenform, vermochte sie aber erst 
jetzt näher nachzuweisen, worauf vielleicht. bisher noch 
nicht geachtet worden ist. In mehreren durchsichtigen 
Exemplaren, jenes von dem Herrn: Kaufmann Oswald 
in Zanguebar, Bruder des gütigen Gebers, gesammelten 
Copal, befanden sich auch trefflich erhaltene Blätter 
und Flügelfrüchte wie auch Termiten, welche 
letztere dem hiesigen zoologischen Museum übergeben 
wurden. 


5 


III. Monatsbericht. 


Dieyandiamid. 

Eine wässerige Lösung von Uyanamid verwandelt 
sich, wenn sie mit einigen Tropfen Ammoniak versetzt 
und bei gelinder Wärme stehen lässt, nach kurzer Zeit 
in eine Krystallmasse, die mit dem Cyanamid polymer 
ist und als Dicyandiamid, C4H?N?, bezeichnet wird. 
Dieser Körper krystallisirt nach J. Haag aus kochen- 
dem Wasser in farblosen Blättchen, ist ohne Wirkung 
auf Pflanzenfarben und giebt mit salpetersaurem Silber- 
oxyd eine in farblosen seideglänzenden Nadeln krystalli- 
sirende Verbindung von der Zusammensetzung C?H#N? 
— AsO,NO5. Auch existirt ein Dieyandiamid, in dem 
1 At. Wasserstoff durch Silber vertreten ist, wie aus 
der Formel C?H3AgN? ersichtlich ist. 

Aus dem Dicyandiamid entsteht das Dieyandiami- 
din, wenn eine Lösung von Dicyandiamid in verdünnten 
Säuren eingedampft wird. Der neue Körper besitzt ba- 
sische Eigenschaften und giebt mit Salpetersäure, Salz- 
säure, Oxalsäure, Schwefelsäure wohl charakterisirte 
Salze. Er entsteht aus dem Dieyandiamid durch Auf- 
nahme von 2HO, entspricht also der Formel C4H6 N? O2. 
Aus dem schwefelsauren Salze durch kohlensauren Baryt 
abgeschieden, lässt sich das Dieyandiamidin in kleinen, 
farblosen, perlmutterglänzenden Kryställchen erhalten, 
die sich in Alkohol schwierig, in Wasser ungemein leicht 
lösen. und das Hydrat der Base darstelllen. Dieses hy- 
dratische Dieyandiamidin — C?H8N?0% ist dem Harn- 
stoff polymer und kennzeichnet sich durch die Eigen- 
schaft, unter Austritt von 2 Aeq. Wasser Salze zu bil- 
den, so wie durch seine stark alkalische Reaction, deut- 
lich als Ammoniumbase. 

Analog, wie im Dieyandiamid durch Ag, lässt sich 
im Dicyandiamidin 1 At. H durch Cu vertreten, die 
Verbindung besteht aus CAN?*H3 Cu 02. (Anm. der Chem. 
u. Pharm. CXXH. eo. Ara = 


E 56 NEN Allophansäure. R : „as S 


Re Allerkansiureiüit 


Bei der Einwirkung von COyansäure au Alkohol 
erhielten Liebig und Wöhler eine Verbindung, 
die sie als den Aether einer eigenthümlichen Säure, a 
‘Allophansäureäther, betrachteten. Um nun auch das Ver- 
halten der Cyansäure zu mehrsäurigen Alkoholen kennen 
„zu lernen, liess A. Baeyer Cyansäure auf Glycol und 
en einwirken. 

Das Glycerin absorbirt mit Leichtigkeit die Dämpfe 
der Cyansäure und verwandelt sich dabei in eine weisse 


% klebrige Masse, die durch Umkrystallisiren aus Alkohol 


. gereinigt, die Zusammensetzung Cl0HI0N2O10 besitzt 
und also durch Addition von 2 Aeq. Cyansäure zu 1 Aeg. 
Glycerin entstanden ist. Diese Verbindung, allophan- 


“ saures Glycerin genannt, hat weder Geruch noch Ge- 


schmack, löst sich langsam aber reichlich in Wasser und 
ziemlich leicht in kochendem Alkohol, aus dem es sich 
beim Erkalten in Warzen abscheidet. Durch verdünnte 
. Säuren wird es in der Kälte nicht zersetzt, concentrirte 
Schwefelsäure und Salpetersäure zerstören dasselbe unter 
Entwickelung von Kohlensäure. | 


Glycol nimmt die Dämpfe der Cyansäure mit mehr 
Energie wie das Glycerin auf und geht in eine feste 
weisse Masse über, die sich in kochendem Alkohol löst 
und beim Erkalten farblose glänzende Blätter absetzt. 
Diese bestehen aus allophansaurem Glycol und sind ana- 
log der Glycerinverbindung aus 2 Aeg. Cyansäure und 
1 Aegq. Glycol, 2(C2NHO?2) + C+H60? — C8H8N2OS, 
zusammengesetzt. Der Körper löst sich leicht in Alko- 
hol und Wasser, ist ohne Geruch und Geschmack und ° 
schmilzt bei 1600 ohne Zersetzung zu einer klaren farb- 
losen Flüssigkeit, die beim Erkalten krystallinisch er- 
starrt. Concentrirte Säuren zerstören ihn. 


Somit ist die Bildungsweise der beiden so eben be- 
schriebenen Substanzen vollkommen der des allophansau- 
ren Aethyls entsprechend und 2 Aeg. Oyansäure vereinigen 
sich immer mit 1 Aeq. Alkohol, mag dieser nun ein-, 
zwei- oder dreisäurig sein: 

2(C2NHO2 4 C4H602 — 08 H8 N2 06. sllopkishk 
saurer Aethyläther 

‚2(0?NHO?) + C4H60% — C8 H8 N? 08 1, 
saurer Glycoläther 

.2(C2NHO2) + C6H806 — COHION201 allophan- 
saurer Glycerinäther. | 


' Pfirsichblattwasser statt Kirschlörbeerwasser. 57 


Auf ähnliche Weise wirkt die Cyansäure wich auf 
Körper, die wenig Aehnlichkeit mit den Alkoholen bieten. 
So giebt sie mit der Eugensäure eine in langen glän- 
zenden Nadeln krystallisirende Verbindung, die allophan- 
saure Eugensäure: 

2(C2NHO2) + C20H1204 — C24H14N2OS, 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass sich der Ver- 
fasser zur Darstellung der Cyansäure mit Vortheil anstatt 
einer Retorte eines Verbrennungsrohres bediente, das 
rechtwinkelig umgebogene und so in einem Verbrennungs- 
ofen angebracht ist, dass man das Knie noch erhitzen 
kann. Fängt man nun von diesem an das Rohr langsam 
zu erhitzen, so erleidet man viel weniger Verlust durch 
Bildung von Cyamelid, als wenn man in einer Retorte 
operirt, vorzüglich wenn die Natur des Versuchs es ge- 
stattet, zu gleicher Zeit einen langsamen Strom von Koh- 
lensäure über die Oyansäure streichen zu lassen. (Ann. 
des Chem. u. Pharm. CXIV. 156 — 165.) 


Ueber die Selbstzersetzung der wasserfreien Blausäure. 


Die wasserfreie Blausäure hält sich bekanntlich nicht 
lange, sondern verwandelt sich in eine schwarze feste 
Masse. Diese Umwandlung erfolgt auch bei völligem 
Abschluss der Luft. Auch die mit ihrem doppelten Vo- 
lum Wasser vermischte Säure wird bald zu einer solchen 
schwarzen Masse. Mit der Verdünnung nimmt ihre Nei- 
gung zum Verderben ab, und eine Säure, die nur 1 Proc. 
wasserfreie enthält, hält sich auf unbestimmte Zeit. _ 

E. Millon hat die Umstände kennen gelernt, unter 
welchen die Zersetzung sehr schnell eintrat und fand. 
endlich, dass diese letzteren von der Gegenwart oder 
der Bildung des Ammoniaks abhing. Einige Blasen Am-. 

moniakgas sind im Stande, 200 Grm. wasserfreie Blau- 
 säure binnen 2—3 Tagen in eine feste schwarze Masse 
zu verwandeln. Ein kleiner Zusatz irgend einer Säure 
oder eines säurefähigen Körpers besitzt die Eigenschaft, 
die Zersetzung der Blausäure zu verhindern, indem das 


Ammoniak dadurch gebunden und unschädlich gemacht 


wird. (Wiütstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 11.4) . _B. 


Pfirsichblattwasser statt Kirschlorbeerwasser 
. hat Dr. Reinsch in Erlangen einzuführen vorgeschla- 


gen, da nach von ihm vorgenommenen Versuchen mit . 


Br a TE ne so 


58  Methionsäure. — Ueber den Salpetrigsäure- Aether. 


frisch gesammelten Pfirsichblättern ein so kräftiges Destillat 
erlangt wurde, dass 2 Unzen 3,0 Gran bis. 3,5 Gran 
'Cyansilber lieferten, während aus eben so viel. Kirschlor- 
beerwasser nur 2,2 Gran Üyansilber erhalten werden 
konnten. Ausserdem besass das Pfirsichblätterwasser einen 
sehr angenehmen Geruch. (N. Jahrb. der Pharm. XVII. 5. 

.- 8.274.) ICEB, 


Kalium - Eisen - Kupfercyanür. ni 
Dieses Cyanür krystallisirt in röthlich-braunen Kıy- 
stallen aus einer Lösung, welche zum Platiren auf elek- 
trischem Wege gebraucht worden war und mehrere Mo- 
nate ruhig gestanden hatte. Die Krystalle gehörten nach 
den Messungen von Prof. W. H. Müller dem tesseralen 
Systeme an, und stellten Combinationen des Würfels 
und Octaeöders dar. Williams F. Wonfor’s Analyse 
führte zu der Formel 3K Cy, 2 FeCy, 2Cu2Cy + 10H0O. 
Es ist offenbar dieselbe Substanz, welche Bolley in 
einer Ähnlichen Flüssigkeit fand, und die Moldenhauer, 
wenn die Unvollständigkeit der Analyse die Annahme 
gestattet, durch Kochen einer Lösung von Kupfercyanür 
mit Kaliumeisencyanid dargestellt zu haben scheint. 
(Journ. of the Chem. Soc. XV. — Chem.Centrbl. 1862. 56.) 

| B. 


Methionsäure. 


Eine andere ergiebige Methode zur Darstellung von 
Methionsäure oder Disulfometholsäure, ©2H484012,. statt 
der gewöhnlichen aus Sulfoessigsäure und wasserfreier 
Schwefelsäure besteht nach A. Strecker darin, dass. 
man Milchsäure mit wasserfreier Schwefelsäure erhitzt, 
die Flüssigkeit mit Wasser verdünnt, mit ‚kohlensaurem 
Baryt sättigt und kochend filtrirt. Beim Erkalten schei- 
det dann das Filtrat farblosen methionsauren Baryt aus. 
(Ann. der Chem. u. Pharm. 290— 292.) le 


Ueber den Salpetrigsäure - Aether. 


Nach Carey Lea stellt man ihn auf leichte Weise 
dar aus 90 Grm. Salpetersäure von 1,37 Dichte, 150 CC. 
Alkohol von 90 Proc. und’ 45 Grm.‘Eisenvitriol.. Die 
Ausbeute ist reich, das Product enthält zwar noch. e- 
hyd, aber nicht mehr als das gewöhnliche, ‚und die D- 


' Bereitung des Salpetersäureäthers. 59° 


stillation geht rasch von. statten. Redueirende Stoffe 
wirken verschieden auf den Aether, doch entsteht stets 
Ammoniak dabei, nie bilden sich Aethylbasen. Alkoholische 
Zinnchlorürlösung zersetzt den Aether unter heftigem Auf- 
brausen ohne Entwickelung rother Dämpfe; die Flüssig- 
keit giebt bei der Destillation mit Kalihydrat kaum eine 
Spur Ammoniak. Bei der Behandlung des Aethers mit 
- Schwefelwasserstoff findet leichtes Aufbrausen statt und 
es setzt sich viel Schwefel ab. Die Lösung enthält viel 
Ammoniak und keine Aethylbase. Essigsäure, Weingeist 
und Eisenfeile zersetzen den Aether unter heftiger Ent- 
wickelung von Stickoxyd; die Flüssigkeit enthält nur 
Spuren von Ammoniak. (Sillim. Americ. Journ. — Chem. 
Centrbl. 1862. 43.) | B. 


——— 


Bereitung des Salpetersäureäthers. 


J. Persoz lässt reine rauchende Salpetersäure auf 
absoluten Alkohol wirken und kühlt zur Vermeidung der 
Explosion den letzteren stark ab. Die Vermischung ge- 
schieht in einem Platintiegel von 100 C.C. Capaeität. 
Auf 20 Grm. rauchende Salpetersäure wendet man 10 
Gramm absoluten Alkohol an. 


Die Salpetersäure wird im Maximum der Concentra- 
tion angewendet, frei von Chlor, Schwefelsäure, Salzen 
und besonders frei von NO4, NO3 und NO? Um sie da- 
von zu befreien, erhitzt man sie in einem Kolben auf 35 
bis 400C. und bläst trockne Luft hindurch, bis sie was- 
serhell und farblos geworden ist. 


20 Grm. dieser Salpetersäure bringt man in den 
Platintiegel, den man in eine Kältemischung aus Eis und 
Kochsalz stellt. Sobald die Säure die niedere Tempera- 
tur der umgebenden Mischung angenommen hat, lässt 
man nach und nach mittelst einer fein ausgezogenen 
Pipette den absoluten Alkohol in kleinen Tropfen in die 
kalte Salpetersäure fallen, wobei man die Säure bestän- 
dig umrührt.. Sobald die Mischung vollendet ist, ist auch 
der Aether fertig. Man fügt alsdann. ein Stück Eis hinzu, 
welches, indem es schmilzt, die Säure verdünnt, ohne 
' Wärme zu ‚entwickeln und ohne den Aether zu zerstören. 
Zuweilen ereignet es sich, trotz aller genommenen Vor- 
sichtsmaassregeln, dass der Alkohol zu rasch eingetragen 
wird und es tritt alsdann beginnende Oxydation em. In 
diesem Falle sieht man leichte röthliche Dämpfe. von 
salpetriger Säure erscheinen. : Sobald man diese -‚beob- 


so... Sulfokohlensäure - Aethyläther "ee. x 


achtet, ist es hohe Zeit das Experiment dadurch zu been- 
digen, dass man ein Stück Eis in den Tiegel fallen lässt, 
auf die Gefahr hin, noch einmal anfangen zu müssen; 
‚so rettet man wenigstens den schon gebildeten Aether. 


Den erhaltenen Aether reinigt man dann auf be- 
kannte Weise. (Compt. rend. 6. Octbr. 1862. pag. 572.) 
BR H. Ludwig. 


Ueberchlorsäure - Aether. 


Der Ueberchlorsäure- Aether wurde 1840 von Hare 
und Boyle bei der Destillation ‘von überchlorsaurem 
Baryt mit ätherschwefelsaurem Baryt erhalten. Sie geben 
von diesem Körper an, dass er in der Heftigkeit, mit 
welcher er explodirt, alle anderen Körper übertrifft, und 
dass er durch Erhitzen, Reiben, Schlagen und oft ohne 
scheinbare Ursache explodirt. Roscoe hat die Art der 
Bildung dieses Körpers untersucht, ihn analysirt, seinen 

Siedepunct annähernd bestimmt und Gelegenheit gehabt, 


die ausserordentlichen explosiven Eigenschaften desselben 


zu bestätigen. | 


Trockner Ueberchlorsäure - Aether zersetzt sich unter 
Explosion, wenn er aus einem Gefäss in ein anderes ge- 
gossen wird, oder wenn seine Theilchen irgendwie leicht 
erschüttert werden. Die Heftigkeit der Explosion ist 
ausserordentlich; etwa 0,2 Grm. in einem sehr dünnen 
Reagensglase enthaltenen Aethers explodirten mit solcher 
Kraft, dass ein 15 Millim. breites nnd 15 Millim. tiefes 
Loch in ein Filtrirgestell von hartem Holz geschlagen 
und alle Gefässe in der Nähe zerschmettert wurden. Der 
Gebrauch von Handschuhen und Glasschirmen bei der 
Beschäftigung mit demselben ist daher unbedingt noth- 
. wendig. In Berührung mit Wasser ist der Aether da- 
gegen viel beständiger und kann dann ohne Gefahr ge- 
‘ schüttelt und selbst destillirt werden. (Journ. of the Chem. 
‚Soc. 15. — Chem. Centrbl. 1862. 56.) ’ B: : 


Sulfokohlensäure - Aethyläther und Sulfokohlensäure- 
; Aethylglycoläther. ARTEN ODER 
Den Sulfokohlensäure- Aethyläther oder das Aethyl- 

sulfocarbonat stellt Aug. Husemann auf leichte Weise 
dadurch dar, dass er eine concentrirte Lösung von Na- 


Zersetzung d. Essigäthers etc. durch wasserfreie Alkalien. 61 
triumsulfuret mit Schwefelkohlenstoff und Alkohol oder 
Aetheralkohol versetzt und das sich augenblicklich als 
dicke rothe Flüssigkeit abscheidende Natriumsulfocarbo- 
nat mit Aethyljodür in Wechselwirkugg bringt. Wird die- 
ser Körper, welcher die Zusammensetzung 2 C4H3 S, C2S4 
hat, mit alkoholischem. Ammoniak erhitzt, so bildet sich 
Aethylmercaptan und Rhodanammonium; wendet man 
statt des Ammoniaks Anilin an, so wird Diphenylsulfo- 
carbamid erzeugt. | 

Der Sulfokohlensäure - Aethylglycoläther oder das 
Aethylensulfocarbonat = C?H452, C2S?% entsteht dem vori- 
gen Körper analog aus Natriumsulfocarbonat und Aethylen- 
bromür, krystallisirt in goldgelben durchsichtigen Kry- 
stallen und giebt mit Ammoniak gleichfalls Rhodanammo- 


nium und wahrscheinlich Aethylglycolmercaptan. (Ann. 
der Chem. u. Pharm. CXXIII. 64— 90.) alter 


Zersetzung des Essigäthers etc. durch wasserfreie 
Alkalien. 


Nach Berthelot und A. de Fleurieu zerlegt sich 
Benzoesäureäther, mit seinem 1}j,fachen . Gewicht 
wasserfreiem Baryt in zugeschmolzener Röhre 5 Stunden 
lang bei 150 bis 1800C. erhitzt, in benzoesauren Ba- 
ryt und Aethyloxydbaryt, welcher letztere beim 
Zusammentreffen mit Wasser augenblicklich in Alkohol 
und Barythydrat umgewandelt wird. 


C?H50, C14H503 + 2BaO — (Ba0, C14H503) + 
| (BaO, C4H50O). 


In ähnlicher Weise zerlegt Baryt bei 2000C. nach 
30 Stunden Einwirkung den Stearinsäureäther in stearin- 
sauren Baryt und Aethyloxydbaryt, den Essigäther bei 
2500 C. in essigsauren Baryt und Aethyloxydbaryt, den 
Ameisensäureäther und Oxalsäureäther in amei- 
sensauren und oxalsauren Baryt und Aethyloxydbaryt; die 
beiden letzteren Aether geben verschiedene Nebenpro- 
ducte, was bei den übrigen Aethern nicht der Fall ist. 


Diese Zersetzungen der Aether durch Baryt sind 
also den Zersetzungen derselben durch Alkalihydrate 
analog, z. B. Benzoesäureäther plus Kalikydrat — benzoe- 


saures Kali plus Alkohol. 


62 Verbindungen der Pe Alkoholradiedle ete. 


(02H30, K CHHSON ” KO, Ho — - KO, CHHSO3. un 
le ‚Ho. 
(Ann. de Ohim. et de Prye, 3. .» Tom: LXVI. 2 er lab. 
Janvier 1863.) ” A ya ach 


Sulfide der Alkoholradicale. 


L. Carius hat zwei Sulfide des dreisäurigen Glycerins 
kennen gelehrt. Das eine entsteht beim Erwärmen von 
Monochlorhydrin, das andere von Dichlorhydrin mit Kalium- 
sulfhydrat. Die Stellung der beiden Körper zum drei- 
säurigen Alkohol Glycerin drückt das Schema aus: 


C6H503,3H0O C6$H503,H0, 2HS C6H502S, 3HS 
Glycerin, erstes Sulfhydrat, zweites Sulfhydrat. 

Beide Verbindungen sind ölige Flüssigkeiten von schwa- 

chem, mercaptanähnlichem Geruche, lösen sich ziemlich 


in Wasser und lassen sich nicht unzersetzt destilliren. 
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXXII. 71—77) _ G. 


Doppelsulfide der Alkoholradicale. 

Aethylmethylsulfid, (C2H3S,C0?H5S), von Carius 
durch Erhitzen von disulfophosphorsaurem Aethyloxyd mit 
völlig wasserfreiem Methylalkohol im zugeschmolzenen 
Rohre und darauf folgende Destillation der erhaltenen Flüs- 
sigkeit dargestellt, ist ein farbloses, sehr dünnes Liquidun: 
von unangenehmen Geruch und vom Siedepunct 590 0., 
welches krystallinische Verbindungen mit Metallchloriden 
eingeht. 

Das Aethylamylsulfid, (C4 H5S, Cl HLLS), auf 
dieselbe Weise wie der vorige Körper durch Erhitzen von 
disulfophosphorsaurem Aethyloxyd mit Amylalkohol gebil- 
- det, besteht aus einer farblosen, nach Schwefeläthyl und 
Schwefelamyl riechenden Flüssigkeit, die bei 132 bis 
1330,5 vollständig überdestillirt. (Ann. der Chem. u. Pharm- 
CXIX. 313 — 318.) @. 


Verbindungen der Doppelsulfide der Alkoholradicle 
mit Jodiden. 
Bei Einwirkung von Jodiden der Alkoholradicale 


auf eine Lösung des Quecksilbersulfalkoholates in absolu- 
tem Alkohol bilden sich sehr leicht Verbindungen der 


Triäthylphosphinouyd. Pe 


Doppelsulfide mit Quecksilberjodid. Auf diese Weise 
hat ©. Linnemann die Verbindungen des Methyläthyl- 
sulfids und des Aethylamylsulfids mit Quecksilberjodid 
dargestellt. Erstere ist nach der Formel C2H3S,C4H5S 
— HgJ zusammengesetzt und besteht aus einem schwefel- 
gelben krystallinischen Pulver, letztere bildet gelbe Kry- 
stallblättchen von der Formel C2H5S,C!H!NS —ı Hg). 
(Annalen der Chem. u. Pharm. CXX. 61— 66.) Gi 


Xanthinsäureverbindungen. 


Die Xanthinsäure hat die Fähigkeit, mit einigen 
' Metallen ausgezeichnet schön krystallisirte Verbindungen 
einzugehen. Hlasiwetz stellte diese durch Zersetzung 
xanthinsaurer Alkalien mit den Chloriden der betreffen- 
‘den Metalle bei Gegenwart von überschüssigem Schwefel- 
kohlenstoff dar, in dem sie alle löslich sind, und aus 
welchem Lösungsmittel sie beim freiwilligen Verdunsten 
anschiessen. Am besten bewährte sich eine Lösung von 
Natriumalkoholat in viel Schwefelkohlenstoff, mit welcher 
die Chloride der Metalle ‚gekocht wurden. Schreibt man 


die Formel der Xanthinsäure HS,C4H5S, 020282, so 


lassen sich die Arsenik-, Antimon- und Wismuthverbin- 


dung allgemein durch: RS3,3 (C4 H58, 020282) die Eisen- 
und Chromverbindung allgemein durch: R?S3,3 (C4H5S, 


C202S), die Kobalt-, Nickel-, Zinn- und Quecksilberverbin- 


dung allgemein durch: RS,C4H5S, 020282 ausdrücken. 
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXA11. 87 — 95.) 


Triäthylphosphinoxyd. 

Bringt man Phosphoroxychlorid tropfenweise mit er- 
hitztem reinem Zinkäthyl zusammen, so resultirt neben 
basischem Chlorzink eine Verbindung von Phosäthylium- 

ehlorid mit Chlorzink nach der Gleichung: 
—- PO?C13 + 4(C4H5, Zn) = (C+H5)* PCI, ZnCl + 
ZnCl,2ZnO. | 
Diese Phosphorverbindung ist krystallisirbar und liefert mit 
festem Kalihydrat und wenig Wasser der Destillation unter- 
worfen eine Substanz, die, wie Pebalnachweist, vollständig 


64 K n | Pinacolin. Ge | 


in ihren Eigenschaften mit dem Triäthylphosphinoxyd, 
. (C4H5)3PO?2 übereinstimmt. © ER | 
Das Triäthylphosphinoxyd giebt mit Kupfervitriol 

eine krystallisirbare Verbindung, deren Zusammensetzung 
durch die Formel: .2(CuO, SO3) + 3(C#H5)3PO2 ausge- 
drückt wird. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXX. 194— 206.) 


. 


Einwirkung des Phosphoroxychlorids auf die trocknen 
Salze organischer einbasischer Säuren. 


Es ist von A.Geuther festgestellt worden, dass bei der 
Einwirkung des Phosphoroxychlorids auf die trocknen 
Salze organischer einbasischer Säuren nicht, wie man 
bisher mit Gerhardt annahm, gewöhnliche dreibasi- 
sche Phosphorsäure, sondern stets einbasische Meta- 
phosphorsäure entsteht, dass also der Process nach den 
Gleichungen verläuft: | | 

I., 3(Na0, C4+H303) + PO2C]3 = C4H30?2Cl + 
2C3H303 + 2NaCl + NaO, PO>. 
II, 4(NaO, C4H303) + PO?C13 — 4C?H?03 + 
| 3NaCl + Na0,PO>. DR 


Die Versuche wurden mit essigsaurem Natron, essigsau- 
rem Baryt und Phosphoroxychlorid in den verschieden- 
sten Verhältnissen ausgeführt, die Reaction verlief aber 
immer gleich und es wurde zuletzt immer metaphosphor- 
saures Silberoxyd erhalten. Wird dagegen statt des 
essigsauren Baryts Barythydrat genommen, so bildet sich 
der gewöhnliche phosphorsaure Baryt = 2BaO, HO,PO°. 
Ann. der Chem. u. Pharm. CXX11. 113 — 121.) G. 


Pinacolin. | 
R. Fittig suchte durch Auffindung von Zersetzungs- 

producten des von ihm Paraceton, von Städeler Pina- 
: kon genannten Körpers die Constitution desselben festzu- 
stellen und entdeckte bei der Verfolgung dieses Zweckes 
eine neue Verbindung, die er unter dem Namen Pinaco- 
lin beschrieben hat. Das Pinacolin bildet sich bei der 
Behandlung des Pinakons mit verdünnter Schwefelsäure, 
verdünnter Salzsäure oder Chlorgas. Es ist ein völlig 
farbloses, wasserhelles, leicht bewegliches Oel von ange- 
nehmem, pfeffermünzähnlichem Geruch; sein specifisches 
Gewicht ist bei 160 — 0,7999, der Siedepunet liegt bei 


Oxaminsäure. 65 


1050. In Wasser ist es so gut wie unlöslich, lässt sich 
aber in jedem Verhältniss mit Weingeist und Aether 
. mischen, und entspricht seiner Zusammensetzung nach 
der Formel C12H1202. Chlorgas verwandelt das Pina- 
colin in ein dickflüssiges, schweres Oel, welches nach 
einiger Zeit vollständig zu langen, farblosen Krystallna- 
deln von Bichlorpinacolin, CI?H10C]202, erstarrt. Letzte- 
res besitzt einen äusserst heftigen Geruch, der die Augen 
sehr angreift unddem des Bichloracetons sehr ähnlich ist, 
schmilzt bei 510 zu einer farblosen, wasserhellen, bei 
ungefähr 1780 siedenden Flüssigkeit und ist in kaltem 
Wasser fast absolut unlöslich, in warmem Wasser etwas, 
in Aether und absolutem Alkohol leicht löslich. (Ann 
der Chem. u. Pharm: CXIV. 54 — 63.) Geähr 


Zersetzung der Oxalsäure durch das Sonnenlicht. 


Dass oxalsaures Eisenoxyd durch das Licht in oxal- 
saures Eisenoxydul und Kohlensäure, oxalsaures Uran- 
oxyd in einen sich abscheidenden braunen Körper und 
in Kohlensäure und Kohlenoxyd zerlegt wird, ist be- 
kannt. 

W. Seekamp fand, dass, wenn man eine fünfpro- 
centige Lösung von Oxalsäure, der 1 Procent salpeter- 
saures Uranoxyd hinzugefügt ist, im Dunkeln auf- 
bewahrt, die Flüssigkeit keine Veränderung erleidet, 
eben so wenig bei vierundzwanzigstündigem Erhitzen m. 
Wasserbade, dass sie aber im Lichte sogleich Gasblasen 
entwickelt, und zwar im directen Sonnenlicht mit solcher 
Heftigkeit, dass aus 100 0C. Flüssigkeit in 3 Minuten 
22 CC. Gas aufgefangen werden konnten. Längere Zeit dem 
Lichte ausgesetzt, nımmt die anfangs gelbe Flüssigkeit 
eine grüne Farbe an, es scheidet sich ein grünes kry- 
stallinisches Pulver, oxalsaures Uranoxydul, ab, die Flüs- 
sigkeit ist alsdann farblos, enthält keine Oxalsäure mehr, 
reagirt aber sauer von Ameisensäure. Diese Säure 
ist dadurch entstanden, dass 1 Theil des Kohlenoxyds, 
welches nebst Kohlensäure und Wasser durch das Son- 
nenlicht aus der Oxalsäure gebildet ist, sich in statu 
 nascendi mit Wasser zu Ameisensäure umsetzte. (Ann. 
der Chem. u. Pharm. CXX1I. 118 — 118.) 


RR Oxaminsäure. inaühe 
Eine interessante Entstehungsweise der Oxaminsäure 
ist von J. F. Toussaint beobachtet ‘worden. Kocht 
Arch.d. Pharm, CLXV.Bds.1. Hit. 5 


a Diglycolamidsäure ‚und T: riglycolamidsäure. 2“ 


man nämlich Oxamid . längere Zeit mit Wasser und 
Ammoniak, so verwandelt sich dasselbe vollständig in 
 ‚oxaminsaures Ammoniak, indem Wasser in die Verbin- 
dung aufgenommen wird. Den hierbei statt findenden 
Process verdeutlicht die Gleichung: | 


C+H4N204 + 2HO —= H4NO, C4H?2NO3 


- Oxamid oxaminsaures 
Ammoniak. 
. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXX. 237 — 241) "ER 
Glycolamid. Y 


Ein wichtiger Unterscheidungsgrund des Glycolamid 
von dem isomeren Glycocoll besteht nach W. Heintz 
in dem Verhalten desselben zu Basen und Säuren. Das 
Glycolamid verbindet sich nämlich nicht mit Metalloxyden 
und wird beim Kochen damit in Salmiak und glycol- 
saures Salz zerlegt. Bei der Einwirkung von trocknem 
Chlorwasserstoff auf Glycolamid entsteht, wern die Tem- 
peratur niedrig ist, salzsaures Glycolamid, bei erhöhter 
Temperatur dagegen ein Gemisch von Salmiak und Gly- 
colid. (Ann. der Chem. u. Pharm. OXXIIL.8315— 324) G. 


Diglycolamidsäure und Triglycolamidsäure. 


Diese beiden Säuren hat W. Heintz bei der Ein- 
wirkung von wässerigem Ammoniak auf Monochloressig- 
säure neben Glycocoll und Glycolsäure erhalten. Erstere 
Säure ist zweiatomig und nach der Formel C8H7N O8 
zusammengesetzt, letztere ist dreiatomig und ihre Zusam- 
mensetzung durch die Formel CIH9NO12 ausdrückbar. 
Beide Säuren krystallisirren und geben auch krystallisir- 
bare und wohl charakterisirte Salze. 


Heintz betrachtet das Glycocoll als ein Ammoniak, 
in welchem 1 At.H durch das Radical Glycolyl, C4H30%, 
vertreten ist. Bei der Diglycolamidsäure sind hiernach 
2 At. H durch 2. Glycolyl, bei der Triglycolamidsäure 
3 At. H durch 3 Glycolyl substituirt, wie aus folgendem 
Schema ersichtlich ist: | 


C4H304,H2N, (C4H30%2HN, )C+H304)3N 
Glyeocoll 
(Glycolamidsäure) Diglycolamidsäure Triglycolamidsäure. 


Der durch Metall vertretbare Wasserstoff ist in dem 


“Butylchlorür. Yu 67 


Atomcomplex C? H30*4 — C?H?02,0,HO enthalten. (Ann. 
der Chem. u. Pharm. UÜXX11. 257 — 294.) @. 


Jodpropionsäure. 


Die Bildung von Jodpropionsäure beobachtete Beil- 
stein, als er Glycerinsäure mit ihrem doppelten Gewichte 
an Jodphosphor zusammenbrachte. Während der beim 
Erwärmen äusserst heftigen Reaction entweicht Jodwas- 
serstoff und es bleibt eine krystallinische Masse zurück, 
die mehrmals aus siedendem Wasser umkrystallisirt reine 
Jodpropionsäure liefert. Der Körper besteht aus blendend 
weissen Krystallen von ausgezeichnetem Perlmutterglanze, 
er zeigt die Zusammensetzung C6H5JO%#, löst sich auch 
leicht in Alkohol und Aether, reagirt stark sauer und 
zersetzt kohlensaure Salze unter Brausen. Die jodpro- 
pionsauren Salze haben nur eine sehr geringe Beständig- 
keit, indem ihre wässerigen Lösungen schon beim Kochen 
zerlegt werden. (Ann. der Chem. u. Pharm. UXX. 226 — 
256.) er 


Umwandlung der Glycerinsäure in Acrylsäure, 


Wie eben angegeben, hatte F. Beilstein gefunden, 
dass bei der Einwirkung von Jodphosphor auf Glycerinsäure 
- die Jodpropionsäure entsteht. Ueber diesen Gegenstand 
theilt er jetzt mit, dass beim Kochen der sehr unbestän- 
digen jodpropionsauren Salze sich unter Ausscheidung 
von Jodmetall eine neue Säure bildet, welche vonihm Hy- 
dracrylsäure genannt wird und welche die charakte- 
ristische Reaction zeigt, dass sie sich, wenn man ihr Blei- 
oder Silbersalz erhitzt, in Wasser und Acrylsäure spaltet 
nach der Gleichung: 

C24H22022 — 406H404 + 6HO 
Hydracrylsäure Acrylsäure. 
| Die Hydracrylsäure stellt einen Syrup dar, in wel- 
chem feine Nadeln schwimmen, bildet in Wasser leicht 
lösliche Salze und ist dreibasisch. Es wurden das Blei- 
und ‘das Silbersalz näher untersucht. (Ann. der Chem. u. 
Pharm. CXXII. 866 — 374.) @. 


Butylchlorür. 


Als F. Gerhard Chlorkalk, Wasser und Amylalko- 
hol der Destillation unterwarf, erhielt er eine bei 62 bis 


5 ey 


4 
up 
a: 
ER 


68 Verbindungen des Valerals mit Säuren. 


540 siedende Flüssigkeit, die rectificirt, entwässert und 
durch mehrmaliges Behandeln mit weingeistiger Kalilösung 
‚von Chloroform befreit, bei der Analyse die Zusammen- 
setzung des Butylchlorürs — U8SH90l ergab. In dem 
' Rückstande ‘der Blase war eine ölige Säure vorhanden, 

die grösstentheils aus Buttersäure bestand. (Annalen der 
.. Chem. u. Pharm. OXXIl. 363 — 366.) ES 


Verbindungen des Valerals mit Säuren. 

| Eine Verbindung des Valerals mit Essigsäure, das 
zweifach -essigsaure Valeral, C10H1002,2C2H303, steil- 
ten Fr. Guthrie und H. Kolbe dar, indem sie 1 At. 
 Valeral mit 2 At. wasserfreier Essigsäure in einer herme- 
tisch verschlossenen Röhre 8 Stunden lang auf 2000C. 
erhitzten und das gewonnene ölartige Product der frac- 
tionirten Destillation unterwarfen. Das zweifach-essig- 
saure Valeral ist eine ziemlich constant bei 19500. sie- 
dende, leicht bewegliche und farblose Flüssigkeit von 
0,963 spec. Gewicht, besitzt einen angenehmen äther- 
artigen Geruch, reagirt neutral und ist mit Alkohol und. 
Aether leicht, mit Wasser nicht mischbar. Mit Aetzkali 
giebt es nicht Wurtz’s Amylglycol, C10H102,2H0, 
sondern Valeral und essigsaures Kali. Zweifach - benzoe- 
saures Valeral, CWH1002,2C14]1503, nach derselben 
Methode erhalten, ist ein fester, weisser, krystallinischer 
Körper ohne Geruch und Geschmack, löst sich nicht in 
Wasser, schmilzt bei 1110C. "und siedet bei 26400. 
Auch diese Verbindung liefert mit Aetzkali kein Amyl- 
glycol, sondern gleichfalls Valeral. | 

Das zweifach-essigsaure Valeral ist mit dem von 
Wurtz beschriebenen zweifach - essigsauren Amylglycol 
gleich zusammengesetzt, aber nicht identisch, da der 
zweisäurige Aldehyd Valeral ein anderer Körper ist, als 
das mit demselben isomere, gleichfalls zweisäurige Oxyd 
C10H100? in dem zweifach -essigsauren Amylglycol. 
Es scheint somit neben den von Wurtz entdeckten 
Verbindungen der zweisäurigen sogenannten Glycoläther 
mit Säuren noch eine zweite Reihe isomerer Verbindun- 
gen zu existiren, welche als zweisäurige Basen die Alde- 
hyde enthalten. Die ersieren geben bei der Zersetzung 
durch Kalihydrat die Glycole, die letzteren erfahren durch 
Kalihydrat eine ganz ähnliche Zersetzung, wobei jedoch 
das basische Oxyd nicht wie vorhin 2 At. Wasser bindet, 
sondern sich als sölches, und zwar 'als’em Aldehyd, 
ausscheidet. (Ann. der Chem.u. Pharm: C’XXLH1. 296 N | 


Cimieinsäure. 69 


ach Cimieinsäure, $ 

 L. Carius hat in der grauen Art der Blattwanze, 
Rehaphigaster es (Illigen), eine neue Säure auf- 
gefunden, die er Cimicinsäure nennt (Linne& zählt die 
Blattwanze dem Geschlechte Cimex bei), und die sowohl 
in der sehr übel und erstickend riechenden Flüssigkeit, 
welche die Thiere aus einer unter dem Bauche befind- 
lichen Blase ausspritzen, als in den bedeutenden Fett- 
massen der Thierkörper selbst enthalten is. Zur Ge- 
winnung der Säure übergiesst man die Blattwanzen mit 
kaltem Alkohol, decantirt, wäscht mit kaltem starkem 
Alkohol nach und nachdem der Alkohol durch Abtropfen 
und Verdunsten an der Luft entfernt ist, zieht- man die 
zerdrückten Thiere mit kaltem Aether aus. Die filtrirte 
- ätherische Lösung hinterlässt nach dem Abdestilliren des 
Aethers die fast reine Säure als bräunliches, in der Kälte 
erstarrendes Oel, welches man in das Barytsalz verwar- 
delt und dann durch Zusatz von verdünnter Chlorwasser- 
stoffsäure vollständig rein erhält. 


Die Cimieinsäure ist eine gelbliche, sehr schwach 
und eigenthümlich ranzig riechende krystallinische Masse, 
schmilzt bei 430,8 bis 440,2, ist im festen wie flüssigen 
Zustande leichter als Wasser und darin unlöslich, löst 
sich schwer in absolutem Alkohol, dagegen in allen Ver- 
hältnissen in Aether. Beim Abdampfen der letzteren 
Lösung krystallisirt die Säure in farblosen, sternförmig 
vereinigten Prismen. Ihre Zusammensetzung ist durch 
dieselbe Formel, C30H2304, ausgedrückt, welche Wal- 
ter der Moringasäure giebt, doch bleibt vorläufig un-- 
entschieden, ob beide Säuren isomer sind. 


Von den Verbindungen der Cimicinsäure mit Basen 
stellen das cimieinsaure Kali, KO,C30H?703, und eimicin- 
saure Natron, Na 0, C30 H27 O3, amorphe Massen dar, die in 
Wasser auflöslich sind; die Salze von Kalk, Talkerde, 
Baryt, Blei-, Kupfer- und Silberoxyd lösen sich nicht 
merklich in Wasser und werden aus der Lösung des 
Kali- oder Natronsalzes durch ein Salz dieser Metalle 
gefällt. Das Chlorür der Cimieinsäure ist ein im Wasser 
untersinkendes Oel, das etwa bei derselben Temperatur 
erstarrt, wie die Säure, sich von dieser aber schon dadurch 
unterscheidet, dass es nicht deutlich krystallisirt. Der 
Cimijcinsäureäther, C?H50,C30H?2703, besteht aus einer 
hellgelben öligen Flüssigkeit von ähnlichem, aber stärke- 
rem Geruche als die Säure, die auch einige Grade unter 


3 


70 Ueber die Umwandlung der Citronensäure etc. 


O nicht erstarrt, leichterrist als Wasser und sich bei star- 
kem Erhitzen. bräunt. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXIV. 
147 — 156.) | ee 


Ueber die Umwandlung der Citronen-, Butter- und Bal- 
driansäure, mit Rücksicht auf die künstliche 
Bildung von Bernsteinsäure. 


‚Citronensaurer Kalk liefert bei der Gährung mit 
faulendem Käse nach How, Dessaignes und Phipson 
Buttersäure und keine Bernsteinsäure. Da nun Aepfel- 
säure, die eine der Citronensäure sehr ähnliche Zusam- 
mensetzung hat, nach Dessaignes unterähnlichen Um- 
ständen erst Bernstein- und dann Buttersäure liefert, so 
scheint es nicht unwahrscheinlich, dass auch die Citronen- 
säure unter Umständen Bernsteinsäure liefert. Phipson 
liess daher citronensaures Natron mit einer beträchtlichen 
Menge kohlensauren Natrons einige Wochen lang mit 
rohem, faulem Fleische gähren, und erhielt dabei Butter- 
säure, ferner eine Verbindung, welche der Flüssigkeit 
ihren eigenthümlichen Geruch ertheilte, und Kohlensäure, 
aber keine Bernsteinsäure. Bei der Gährung eitronen- 
sauren Kalks mit wenig gekochtem Fleische entstand da- 
gegen neben Buttersäure auch eine kleine Menge Bern- 
' steinsäure. Mit übermangansaurem Kali bei etwas höherer 
als Sommertemperatur oxydirte Citronensäure lieferte nur 
Oxalsäure. Buttersaurer Kalk gab bei der Oxydation mit 
demselben Agens in einer der Siedhitze der Flüssigkeit 
nahen Temperatur Bernsteinsäure und Essigsäure; die 
Essigsäure verband sich mit der Buttersäure zu Butter- _ 
Essigsäure, welche hartnäckig der Einwirkung des über- 
mangansauren Kalis widerstand. Trotzdem ging die Um- 
wandlung der Buttersäure in Bernsteinsäure rascher vor 
sich, als bei der von Dessaignes vorgenommenen Oxyda- 
tion mit Salpetersäure. Baldriansäure liefert bei demsel- 
ben Verfahren Bernsteinsäure und Baldrian - Essigsäure. 
Die Aethylverbindungen der Butter- und Baldriansäure 
werden durch übermangansaures Kali rascher oxydirt als 
die Säuren selbst. — Phipson hältesfür wahrscheimlich, 
dass sich bei diesen Reactionen auch kleine Mengen Kork- 
 säure bilden mögen. (Journ. of the Chem. Soc. XV. — 

Chem. Centrbl. 1862. 55.) Oak BED RLE. 


Fe Ai 


— . 2 . 


Dvitinäure. | 7 


Uvitinsäure. 

- Wenn man nach C. Finck: basisch-brenztraubensau- 
ren .Baryt, der beim Versetzen der Lösung von Brenz- 
traubensäure mit Barythydrat bis zur alkalischen Reac- 
tion als Niederschlag erhalten wird, in einer Retorte mit 
 überschüssigem Barythydrat 6 bis 10 Stunden langkocht, 
so zersetzt sich die Brenztraubensäure in Oxalsäure und 
eine neue Säure, welche mit Baryt verbunden in Lösung 
bleibt. Diese Säure, vom Verfasser Uvitinsäure genannt, 
ist krystallisir- und sublimirbar, schmilzt bei 2870, besitzt 
die Formel CJ8H808 und ist also ebenso wie die Ben- 
zoglycolsäure zusammengesetzt, von der sie sich aber durch 
ihre Löslichkeit in Aether und Weingeist unterscheidet. 
Sie ist zweibasisch und bildet mit den Metalloxyden kry- 
stallisirbare Salze. 


Durch starkes Erhitzen geht die Uvitinsäure in eine 
andere Säure, die Uvitonsäure = CJ8H1?2014, über, welche 
sich direct mit den Oxyden der schweren Metalle zu neu- 
tralen Salzen vereinigt, die zwar alle in Wasser sehr leicht 
löslich sind, aber nicht krystallisiren. / 


Die Zersetzung der Brenztraubensäure geschieht nach 
der Gleichung: 


11(C6H406) 4 6HO — CIsH3508 + 


Brenztraubensäure + Wasser = Uvitinsäure + 
2(C18H12014) 1 3(C4H20$) 
Uvitonsäure + Oxalsäure. 
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXXII. 182 — 191.) @. 


Ueber die Verfälschungen der ätherischen Oele. 


Nach Bolley sind die hauptsächlichsten Stoffe, mit 
welchen die ätherischen Oele verfälscht werden, Alkohol, 
fette Oele, harzige Körper, sowie ätherische Oele selbst 
von geringem Werthe, wie Rosmarinöl, Terpentinöl etc. 


1. Auf Alkohol prüft man, indem man das ätherische 
Oel mit Wasser in einem graduirten Cylinder schüttelt 
und darauf einige Zeit der Ruhe überlässt. Bei Ge- 
genwart von Alkohol verringert sich das ursprüngliche 
Volum des Oels, während das des Wassers zunimmt. Man 
kann auch das fragliche Oel mit Olivenöl schütteln, wo- 


| ”2. . Ueber die Verfälschungen der. ätherischen Oele. 


durch das ätherische Oel gelöst wei . während der 
Alkohol obenauf schwimmt. | 
| 2. Seifenspiritüs ist leicht an dem’ Schaume zu er- 


kennen, der sich beim Schütteln bildet. Auf Zusatz einer 


Säure werden die Fettsäuren ausgeschieden und in der 
unter dem Oele sich ansammelnden Flüssigkeit findet 
man das mit der zugesetzten Säure verbundene Alkali 
‚der Seife. 


3. Fette Oele verdicken ein wenig die ätherischen 
Oele und bewirken, dass sich beim Schütteln an der Ober- 
fläche leicht Luftblasen bilden. Nach dem Verdunsten 
auf weissem Papier .bleibt bei Gegenwart eines fetten 
Oeles der bekannte Fettfleck. 


4. Harzige Stoffe lassen nach dem Verdunsten auf 
Papier ebenfalls einen, aber in Alkohol löslichen Fettfleck, 
während die Flecke von fetten Oelen durch Alkohol nicht 
angegriffen werden. 


5. Die Verfälschung mit anderen billigen ätherischen 
Oelen ist nicht immer leicht zu entdecken. Man weiss, 
dass einige Oele sauerstofffrei, andere sauerstoffhaltig 
sind. Um sich von der Ab- oder Anwesenheit des Sauer- 
stoffes zu überzeugen, übergiesst man in einem Probe- 
röhrchen ein stecknadelknopfgrosses Stückchen bei 10000. 
getrocknetes Nitroprussidkupfer mit mehren Tropten des 
fraglichen Oels, erhitzt während einiger Minuten zum 
Kochen und lässt dann absetzen. Ist das Oel sauerstoff- 
frei, wie z. B. Terpentinöl, so ist der Niederschlag grün 
oder blaugrün, während das überstehende Oel farblos oder 
schwach gelb erscheint. In sauerstoffhaltigen Oelen wird 
aber. das Nitroprussidkupfer schwarz, grau oder braun, 
und das Oel nimmt eine viel dunklere gelbbraune oder 
grünbraune Färbung an. Orangen-, Citronen-, Wacholder- 
oder Sadebaumöl verhalten sich wie Terpentinöl, während 
Kümmel-, Fenchel-, Lavendel-, Pfeffermünz -, Melissen-, 
Majoran-, Salbey-, 'Wermuth - , Wurmsaamen-, Cajeput-, 
Sassafras- und Rautenöl Sauerstoff enthalten. 

6. Das Neroliöl ist häufig versetzt mit Huile de petits 
' grains. Man erkennt diese Verfälschung, indem man in 
das Oel ein Stückchen Zucker taucht und dieses in Was- 
ser löst. Bei Gegenwart von Huil de petits grains be- 
kommt das Wasser einen bitteren Geschmack. Free 

7. Zur Erkennung von Terpentinöl im Steinöl zerreibt 
man einige Tropfen mit wenig Wasser und ein ‚Stückchen 
Jodkalium. Die wässerige Lösung wird sogleich gelb bis 


Ay Pol Her Hose EBEN EER 


SR Ueber einige Kohlenwasserstoffe. aus Steinkohlentheer. 73: 


orange, wenn Terpentinöl zugegen ist, während die Reac- 
tion bei reinem Steinöl ausbleibt. eahtr 

8. Das ätherische Bittermandelöl des Handels ist häu- 
fig mit Nitrobenzol verfälscht. Diese Verfälschung lässt 
sich durch Behandeln mit einer alkoholischen Kali-Lösung 
entdecken, wodurch das reine Bittermandelöl in Benzoe- 
 'säure verwandelt wird, während das Nitrobenzol in. ein 
- dunkelbraunes in Alkohol und Aether unlösliches Harz 
übergeht, welches sich allmälig in gelbe Krystalle ver- 
wandelt. 


Zur Prüfung löst man etwa 1 Grm. des verdächti- 
gen Oeles in 8 Grm. Alkohol, setzt 1 Grm. Kalihydrat 
hinzu und erwärmt so lange, bis ungefähr 2/3 des Alkohols 
verdampft sind. War das Bittermandelöl rein, so ist die 
Flüssigkeit braungelb gefärbt, mischbar mit Wasser und 
frei von jedem krystallisirten Absatz. Enthält das Oel Nitro- 
benzol, so erhält man ein braunes, hartes Harz, welches 
in der wenig gefärbten alkalischen Flüssigkeit schwimmt 
und dessen Menge sich nach dem vorhanden gewesenen 
Nitrobenzol richtet. (Zeitschr. für analyt. Chemie 1862.) 

| B. 


Ueber einige Kohlenwasserstofle aus Steinkohlentheer. 


Das von C. Schorlemmer, Assistenten am chem. 
Laboratorium in Owens College zu Manchester zur Unter- 


suchung angewandte Material war ein Steinkohlentheer, | 


der theils aus Cannelkohle von Wigan, theils aus gewöhn- 
licher Lancashire-coal auf die Weise dargestellt war, 
dass nur der Boden der Retorte zum Glühen erhitzt, wäh- 
rend der obere Theil so kalt als möglich gehalten wurde. 
Aufdiese Weise werden eine grosse Menge flüchtiger Producte 
erhalten. Diese enthalten neben Benzol und Homologen eine 
‚bedeutende Menge der Kohlenwasserstotffe O?°A?"r2, die 
durch keine Säuren angegriffen werden. Man kann sie 
sehr leicht rein erhalten, indem man durch wiederholtes 
Behandeln mit concentrirter Schwefelsäure und Salpeter- 
säure alle übrigen Stoffe entfernt. 


In dem unter 1500 siedenden Theile sind folgende 
Kohlenwasserstoffe enthalten: | Fri 
1. Amylwasserstoff CI0HI2 , Siedepunct ‘390 
— 40°. _Spec. Gew. bei 170 C. 0,636. Dampfdichte bei 
910 2,497. Bu 
2. Caproylwasserstoff CI2H1#, Siedepuncet 680° 


74 Umwandlung des Anilins in Benzoösäure. 


— 700. Spec. Gew. bei 15,50 0,678.  Dampfdichte bei 
1100 3,03. IRRE 190 
3. Oenanthylwasserstoff CI4HI6. Siedepunct 
980 — 990. Spec. Gew. bei 17,50 0,709. Dampfdichte 
bei 1500 3,49. = 
Durch Behandeln mit Chlor entsteht daraus Oenan- 
thylchlorid C12H15 Cl. Siedepunct 1500— 1520. Spec. 
Gew. bei 190 0,891. | 
Caprylwasserstoff C16H183. Siedepunct 1190 — 
1200. Spec. Gew. bei 17,5 0,71%. Dampfdichte bei 
1700 3,98. | 

Daraus Caprylchlorid C16H17C]. Siedepunct 1700 — 

1720. Spec. Gew. bei 180 0,892. 
 Angenehm nach Orangen riechende Flüssigkeit, die 
durch Behandeln mit Kaliumacetat leicht zersetzt wird. 

Ausserdem erhielt Schorlemmer noch höher siedende 
Chlorproducte in zu geringer Menge, um Verbindungen 
von constantem Siedepunct darzustellen. 

Mit Natrium behandelt wird Oenanthylen (95 — 
1000 Siedepunct) und Caprylen erhalten. Siedepunct 
1150 — 1170. Dampfdichte 4,17. (Zeitschr. für Chem. und 
Pharm. 5. Jahrg. 21.) | B. 


Umwandlung des Anilins in Benzoesäure nach 
A. W. Hofmann. 


Der Anilindampf, durch eine rothglühende Glasröhre 
geleitet, wird zersetzt in Kohle, Cyanammonium, 
Benzol, Benzonitril und andere noch nicht genauer 
untersuchte Producte. Wird das übergegangene braune 
Oel nach Entfernung des noch unzersetzt gebliebenen Ani- 
lins durch Schütteln mit einer Säure der fractionirten 
Destillation unterworfen, so geht bei 800C. Benzol über, 
dann steigt das Thermometer und wird erst zwischen 190 
‚und 1950 C. stationär. Was hier übergeht, ist Benzonitril 
(farbloses Oel, leichter als Wasser). Mit alkoholischer 
Aetzkalilösung gekocht liefert es Ammoniakgas und ben- 
zo&saures Kalı. | 

Die Reaction ist folgende: 

CRA’TN+-CHN—=CUHHSN-H3N. ! 
Das durch Zersetzung eines Theiles Anilin erzeugte Cyan- 
ammonium oder dessen Blausäure wirkt auf noch unzer- 
setztes Anilin und giebt Benzonitril und Ammoniak. 
(Compt. rend. 1. Debr. 1862.) H. Ludwig. 


> 


Umwandlung von Nitrobenzol in Benzol etc. 75 


‘Umwandlung von Nitrobenzol in Benzol und 
| | Ammoniak. i 


.. Scheurer-Kestner hat gefunden, dass, wenn das 
Anilin Benzol enthält, dieses immer von Ammoniak be- 
gleitet ist. Je lebhafter die Reaction zwischen dem Ni- 
trobenzol und der reducirenden Mischung von Eisen und 
Essigsäure ist, desto mehr wird Benzol und Ammoniak . 
gebildet. Wenn im Gegentheil die Reaction langsam ver- 
läuft, und man die Eisenfeile mit der Vorsicht nach und 
nach zufügt, dass die Temperatur der Mischung nicht 
über 500 steigt, so erhält man ein Anilin, welches vollständig 
frei von Benzol und Ammoniak ist. Bei Anwendung der 
vierfachen Menge von Eisen, wie B&champ angiebt, er- 
reicht man eine fast vollständige Umwandlung des Nitro-. 
benzols in Benzol und Ammoniak. Hierbei ist. die Reac- 
tion so heftig, und die Dampfentwickelung so stürmisch, 
dass man Alles verlieren würde, wenn man in einem offe- 
nen Gefässe operirte. Scheurer-Kestner hat daher 
. in sehr starken gusseisernen, mit einer Schraube ver- 
schliessbaren Gefässen gearbeitet, welche mehrere Gramme- 
Nitrobenzol aufnehmen konnten. Er beschüttete dieselben 
mit einer Mischung von 1 Th. Nitrobenzol, 8 Th. Eisen 
und 4 Th. Essigsäure in der Art, dass die Eisenfeilspäne 
über die Flüssigkeit hervorragten. Der Druck in dem 
Gefässe stieg auf 8 Atmosphären, wovon sich Kestner 
durch ein angebrachtes Manometer überzeugte. Nach dem 
Erkalten enthielt der Apparat einen braunen homogenen 
Teig, welcher der Destillation unterworfen wurde. Das 
Destillat bestand aus zwei Schichten, von welchen die 
obere der Hauptsache nach Benzol mit etwas Anilin ent- 
hielt, während die untere aus Wasser, gelöster Essig- 
säure, ein wenig Aceton, Anilin und Ammoniak bestand. 
Von dem letztern enthielt sie grosse Quantitäten. Das 
Benzol wurde von dem Anilin durch fractionirte Destil- 
lation getrennt, aus 1,200 Kilogr. Nitrobenzol erhielt Kest- 
ner ungefähr 500 Grm. Benzol. (Bud. dela Soe. chim. de 
Paris 1862. — Zeitschr. für Chem. u. Pharm. Jahrg. 5. 13 
u. 14.) DER: 5 

Zur Kenntniss der Pikrinsäure. 

Carey Lea hält nur diejenigen Methoden der Rein- 
darstellung der Pikrinsäure für zweckmässig, welche auf 
der: Unlöslichkeit ‚der pikrinsauren Alkalien in alkalischer 
Flüssigkeit beruhen: Er sättigt die Säure genau mit koh- 


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76 Rother Farbstoff aus dem Kreosot. 


lensaurem Natron und legt in die vom Harze sabfiltrirte 
Lösung einige Krystalle ‘desselben Salzes, worauf beim 
Erkalten das Natronpikrinat fast vollständig auskrystalli- 
sirt. Die durch Zersetzen des Salzes mit überschüssiger 
Schwefelsäure erhaltene Pikrinsäure wird durch mehrma- 
liges Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt. Re 
Das beste Reagens auf Pikrinsäure ist eine ammoniaka- 
lische Lösung von Kupfervitriol, welche einen grünen Nie- 
derschlag giebt. Die Lösung eines Schwefelalkalimetalls 
in überschüssigem Kali oder von Cyankalium in Am- 
moniak, giebt beim Erwärmen mit Pikrinsäure eine rothe 
Färbung; doch zeigt diese Reaction nur Y,999 der Säure 
an, während das erstere Reagens noch 1/4090 nachweist. 
(Sillim. Americ. Journ. 20. — Chem. Centrbl. 1862. 39.) 
B. 


Rother Farbstoff aus dem Kreoset. 


Bei 4- bis 5stündlichem Erhitzen einer Mischung 
von 1 Th. Oxalsäure, 1!/, Th. farblosen käuflichen Kreo- 
.sots und 2 Th. concentrirter Schwefelsäure erhielten Kolbe 
und Schmitt im Rückstande eine schwarzbraune teigige 
Masse, welche nach dem Erkalten aus einem festen, sehr 
spröden, geruch- und geschmacklosen und in Wasser un- 


. - löslichen Harz bestand. Dieses Harz wird mit prachtvoll 


purpurrother Farbe von Ammoniak, noch leichter von 
Kali- und Natronlauge gelöst. Aus alkoholischer Lösung 
fällt die Verbindung auf Zusatz von verdünnter Schwe- 
telsäure oder Salzsäure in schön orangefarbnen amorphen 
. Flocken nieder, welche an der Luft getrocknet eine ähn- 
liche orangerothe Farbe wie das gefällte Alizarin besitzen. 
Der Farbstoff besteht aus C10H40?; sein Atomgewicht 
lässt sich nicht bestimmen, da er keine Verbindungen von 
constanter Zusammensetzung eingeht. Er scheint der Ro- 
solsäure von Runge nahe verwandt zu sein. Versuche, 
. ihn in der Färberei anwendbar zu machen, sind bisher 
erfolglos geblieben. (Ann. der Chem. und Pharm. CXIX. 
169 — 172.) @. 


Ueber Nitronaphtalin, Naphtylamin und deren gefärbte 
| Derivate nach Roussin. | 
Das Naphtalin liefert wie das Benzin zwei pa- 


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rallele Derivate, das Nitronaphtalin und das Naph- 


tylamin. Roussin stellt das erstere aus dem gewöhnlichen 


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7 


\. Ueber Nitronaphtalin, Naphtylamin ete. 17 


Naphtalin dar, welches er mit der: 5fachen Menge käuf- 


licher Salpetersäure in einem geräumigen Kolben zusam- 
menbringt. Das Gemisch wird einige Zeit der Dampf- 
badwärme ausgesetzt, schliesslich die Säure von der am 
Boden lagernden Oelschicht ‚abgegossen. Diese letztere 
wird einigemal ausgewaschen und da sie leicht erstarrt, 
verschiedene Male ausgepresst, geschmolzen und zur voll: 
kommenen Reinigung durch Papier filtrirt. — In Masse 
erscheint das so erhaltene Nitronaphtalin rothschwarz, 
als Pulver aber schön gelb; wenn man Sorge getragen 
hat, ein röthliches Oel, das dem Producte anhängt, hin- 
länglich durch Pressen zu entfernen, so ist dasselbe sehr 


rein. Die Ausbeute entspricht der theoretisch berech- 


neten Menge. — 

Zur Bereitung des Naphtylamins mischt Roussin in 
einem geräumigen Kolben 1 Th. Nitronaphtalin mit 6 Th. 
käuflicher Salzsäure und soviel Zinnfeile, dass die letztere 
das Niveau des Gemisches erreicht. 

Bald darauf tritt eine energische Reaction ein, das 
Nitronaphtalin verschwindet und die Flüssigkeit wird klar. 
Man giesst nun die Flüssigkeit in eine Porcellanschale, 
worin sie bald zu einem Krystallbrei von salzsaurem Naph- 
tylamin erstarrt. Um dieses zu reinigen, presst man es 
zuerst zwischen Leinwand, trocknet es und löst es als- 
dann in kochendem Wasser auf. Hierauf leitet man 
einen anhaltenden Strom HSGas durch die Lösung und 


trennt schliesslich dieselbe vom ausgeschiedenen Schwefel- 


zinn durch Filtration. Das beim Erkalten daraus sich 
abscheidende salzsaure Naphtylamin lässt man abtropfen und 


. trocknet es bei 1000C. Dasselbe ist leicht sublimirbar, 


vollkommen weiss, sehr leicht und von absoluter Reinheit. 


Beim Vermischen einer neutralen Lösung dieser Verbin- 


dung mit einer neutralen salpetrigsauren Kalilösung resultirt 
ein in Wasser vollkommen  unlöslicher granatrother 
Niederschlag. Derselbe wird durch Luft nicht verändert, 

widersteht den entfärbenden Chlorverbindungen, der SO2, 


Alkalien und Säuren. — Wegen dieser Beständigkeit gleicht 


.erdem Alizarin. —Roussin fand ferner, dass beim Zu- 

saınmenbringen von Schwefelalkalimetallen und Schwefel- 
. erdalkalimetallen mit Dinitronaphtalin eine grosse Menge 
rotherund blauer Verbindungen entstehen, die in Was- 
ser und Alkohol löslich sind und sich durch ein be- 
deutendes Färbevermögen auszeichnen: Zinnchlorür 


und Cyankalium reagiren ebenfalls energisch: auf ‚das: 


Dinitronaphtalin. 


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ne u ’ 


78 Künstl. Alizarin. — Ueber die Darstellung von Farben etc. 


. Roussin hat ausserdem durch Einwirkung redueirender 
‚Agentien auf Dinitronaphtalin bei Gegenwart concentrirter 
SO3 ein sehr interessantes rothes Product erhalten, wel- 
ches in vieler Beziehung ein Analogon des Alizarins ist. 
Auch Persoz hat obengenannten Körper ohne reduci- 
rende Mittel durch blosse Einwirkung eoncentrirter SO3, 
bei 3000C. auf Nitronaphtalin erhalten. (Journ. de Pharm. 
et de Chim. Ton. XL.) Ä H. Schr. 


m 


Künstliches Alızarin. 


Roussin glaubt künstliches Alizarin auf. folgende 
Weise dargestellt zu haben. Er löste Dinitronaphtalin 
in concentrirter Schwefelsäure auf, indem er auf 2000 er- 
hitzte. Bei dieser Temperatur brachte er granulirtes Zink 
in die Lösung, es entwickelte sich schweflige Säure und 
nach 1/, Stunde ungefähr war die Reaction beendet. Wenn 
man einen Tropfen der sauren Flüssigkeit in kaltes Was- 
ser brachte, so entwickelte sich eine prachtvoll violett- 
rothe Farbe. Verdünnt man die ganze Masse der erhal- 
 tenen Flüssigkeit mit ihrem zehnfachen Volum Wasser, 
erhitzt zum Sieden und bringt sie nach einigen Augen- 
blicken auf ein Filter, so setzt sich beim Erkalten ein 
Krystallbrei ab, die Mutterlaugen sind stark roth gefärbt 
und können direct zum Färben benutzt werden. Der 
Krystallbrei kann leicht durch fixe Alkalien oder deren 
Carbonate in Lösung gebracht und durch Säuren daraus 
gefällt werden. Das so erhaltene Product hat alle Eigen- 
schaften des Alizarins. (Compt. rend. T. 52.) B. 


Ueber die Darstellung von Farben aus Dinitro- 
naphtalin. 


Aus den verschiedenen Arten von Nitronaphtalin kann 
man durch Einwirkung reducirender Stoffe bei Gegen- 
wart von Alkali oder durch Behandeln mit Schwefelalkali- 
metallen, Sulphuriden, Cyankalium etc. rothe,  violette 
und blaue Farbstoffe erhalten. Wenn das Alkali dabei 
vor dem Reductionsmittel wirkt, so entsteht zugleich. eine 
braune - Substanz, welche den Farbstoff verunreinigt. 
Einige der so. erzeugten Farbstoffe, durch Einwirkung 
eines Alkalimetall-Sulfhydrats auf reines Dinitronaphtalin 
erhalten, hat Troost zum Gegenstand technischer Ver- 


Ueber die Darstellung von Farben aus Dinitronaphtalin. 79 


suche gewählt. Dieser violette Farbstoff ist in Alkalıen, 
Schwefelalkalimetallen und kohlensauren Alkalien löslich 
und wird durch Säuren daraus niedergeschlagen. Er 
fixirt sich auf den Faserstoffen ohne Beizen und lässt 
sich durch geeignete Behandlung in Blau und Roth 
spalten. | 

Um diesen Farbstoff schön zu erzielen, bedarf man 
ein reines Dinitronaphtalin. L. Troost empfiehlt zur Dar- 
stellung desselben folgende Methode. 


Man bereitet zunächst Nitronaphtalin, indem man das 
Naphtalin mit einer Mischung von gewöhnlicher und rau- 
chender Salpetersäure von 1,428 spec. Gew. behandelt, welche 
in einem abgekühlten Gefässe enthalten ist, so dass eine 
Erhitzung und die Entwickelung von salpetrigen Dämpfen 
vermieden wird. Die Säure, welche schon einmal benutzt _ 
ist, kann wieder brauchbar gemacht werden, indem man 
concentrirte Säure hinzufügt, so dass die Mischung wieder 
die hinreichende Stärke erlangt. Die krystallinische Masse, 
welche durch Einwirkung der Säure auf das Naphtalin 
in der Kälte erzeugt worden ist, lässt man abtropfen und 
bringt sie dann in höchst concentrirte Salpetersäure von 
1,515 spec. Gew., die ebenfalls in einem abgekühlten Gefässe 
enthalten ist. Sie zertheilt sich hier wie gebrannter Kalk 
in Wasser und verwandeltsich in eine blassgelbe krystalli- 
nische Masse, welche den ganzen Raum des Gefässes aus- 
füllt. Diese Masse ist, nach Abkühlung der Mischung, 
reines Dinitronaphtalin. (Ze Technol. — Polyt. Centrbl.) 

B. 


Bereitung eines violetten Farbstofls aus Naphtylamin. 


Um das Naphtylamin zu bereiten, nimmt man, wie 
Du Wildes vorschreibt, 3 Th. Nitronaphtalin, schmilzt 
es in einer Porcellanschale und vermischt 2 Th. möglichst 
reine und feine Eisenfeile damit. Die Mischung wird 
dann vom Feuer genommen und mit 2 Th. gewöhnlicher 
eoncentrirter Essigsäure behandelt. Es entsteht ein leb- 
haftes Aufbrausen und eine bedeutende Erwärmung. Wenn 
die Einwirkung aufgehört hat, wird das Product mit 
1!, Th. gebranntem Kalk vermischt, die Mischung in 


eine Retorte gebracht und destillirt. Das so erhaltene 


Naphtylamin ist braun gefärbt und krystallisirt nicht. 
Um es rein und krystallisirt zu erhalten, destillirt man 
es nochmals in einem Strom von Wasserstoffgas. 


I he nr Pr DE A 
y Er Ki END. An 


80 Bereitung eines violetten Farbstoffs ete. ws ‚Ueber Mörin etc. | 


Indem man das Naphtylamin’ im 'Wasserbade mit 
iz seines Gewichts Quecksilberoxydul oder Queck- 
silberoxyd behandelt, wird seine Farbe rasch dunkelblau 
' und in weniger als in einer Minute dunkelschwarz, wor- 
auf man die Masse vom Feuer entfernt. Das so erhaltene 
und von demam Boden ausgeschiedenen Quecksilber ge- 
trennte Product ist ein klebriger Körper, der in der Wärme 
schmilzt und in Wasser, so wie auch in den leichten Theer- 
ölen unlöslich ist. Die Unlöslichkeit in: den letzteren 
benutzt man, um dem Farbstoff das Naphtylamin, welches er 
noch enthalten könnte, zu entziehen. Dieser Körper 
ist löslich in Alkohol, Aether und Holzgeist, welchen 
Flüssigkeiten er eine prächtig violette Farbe mittheilt. 
Die Lösungen färben die Faserstoffe violett. (Ze ke 


Ueber Morin und Moringerbsäure. 


Delffs berichtet in einem Aufsatze über das Morin 
und die sogenannte Moringerbsäure, dass die krystallisir- 
ten Ablagerungen im Gelbholze nur aus Morin bestehen, 
und dass die von Wagner angenommene Moringerbsäure 
nichts Anderes sei, als mit Farbstoff verunreinigtes Morin. 
Zu dieser Behauptung bemerkt Wagner nur vorläufig, 
dass Morin und die Substanz, welche er vor 12 Jah- 
ren mit dem Namen Moringerbsäure bezeichnete, ganz 
verschiedene Substanzen seien, die sich dadurch von ein- 
‚ander unterschieden, dass sein Morin im Wasser sich 
äusserst schwer löse, farblos sei, durch Eisenchlorid 
granatroth, durch Alkalien gelb gefärbt werde und sich in 
concentrirter Schwefelsäure mit gelber Farbe löse, die 
Moringerbsäure dagegen sich ziemlich leicht in Was- 
ser löse, durch Leim gefällt werde, mit Eisenlösung eine _ 
schwarze Flüssigkeit, mit concentrirter Salpetersäure 
behandelt, die Rufimorsäure liefere, welche sich der 
Ruberythrinsäure ähnlich verhalte. Die Ablagerungen in 
dem Gelbholze beständen zum grossen Theile aus dieser 
Säure, ausserdem befänden sich darin Morin, Oxydations- 
producte der Gerbsäure und ein rother harzähnlicher Kör- 
per. Dass man bei dem heutigen Stande der organischen 
Chemie die Moringerbsäure vielleicht nicht mehr zu den 
Gerbsäuren rechnen könne, giebt Wagner zu, da sich die 
‚von ihm entdeckte Säure durch Mangel an Spaltbarkeit 
wesentlich von den übrigen Gerbsäuren unterscheide. 
(Chem. Centrbl. 1862. No. 25.) RE RT : 


Manna des Sinai. — Manna von Kurdistan. 81 


Die Manna des Sinai 


‘ stammt nach Ehrenberg von Tamarix mannifera 
und bildet sich nach demselben Forscher und Hemprich 
in Folge des Stichs eines Insekts, des Coccus manniparus. 

Berthelot analysirte eine solche Manna, die von 
Leclerc, der die Prinzen von Orleans auf ihren Reisen 
im Orient 1859 —- 1860 begleitete, von Tamaröx mannifera 
gesammelt worden war. Dieselbe erschien als dicker 
gelblicher Syrup und gab bei der Untersuchung 55 Proc. 
gemeinen Zucker (Rohrzucker), 25 Proc. Invert- 
zucker (Lävulose und Glycose) und 20 Proc. Dextrin. 


Die Manna ven Kurdistan. 


Sie bedecktim Juli und August die Zweige der Gall- 
eiche und trocknet bald zu Staubaus. Die Kurden mischen 
sie zum Teig und selbst zum Fleisch. Berthelot analy- 
sirte eine Probe, welcheihm Soubeiran überlassen hatte, 
demsievonDr. Gaillardot zugeschickt worden war. Dem 

‚französischen Consul irn Mossul, Barr& de Lancy, ver- 
dankte Gaillardot die oben mitgetheilten Nachrichten 
über die Galleichenmanna. Sie war nordöstlich von Mossul 
in den Bergen von Kurdistan gesammelt worden, erschien 
in Form einer beinahe festen, teigigen Masse und enthielt 
61 Proc. gemeinen Zucker, 16,5 Proc. Invertzucker 
(Linksfruchtzucker und Traubenzucker) und 22,5 Proc. 
Dextrin. (Ann. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Tom. LXVII. 
pag. 82— 86. Janv. 1863.) H. Ludwig. 


Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 1. Hft. 6 


82 


IV, Literatur und Kritik. 


Canstatts Jahresbericht über die Fortschritte in der 
Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen 
Ländern im Jahre 1861. Redigirt von Prof. Dr. Sche- 
rer, Prof. Dr. Virchowund Dr. Eisenmann. Ver- 
fasst von Prof. Dr. Clarus in Leipzig, Dr. Eisen- 
mann in Würzburg, Dr. Eulenburg in Berlin, 
Prof. Dr. Fiek in Zürich, Prof. Dr. Löscehner in 
Prag, Prof. Dr. Schererin Würzburg, Dr. G.Schnei- 
der in Eltmann und Prof. Dr. Wiggers in Göttin- 
gen. Neue Folge. Eilfter Jahrgang. 1. Abtheilung. 
Würzburg, Verlag der Stahel’schen Buch- und Kunst- 
handlung. 1862. 

Das Werk zerfällt in 2 Theile. 1. Theil: 

Bericht über die Leistungen in der Pharmakognosie und 
Pharmacie von Prof. Dr. Wiggers in Göttingen. 


Unter Literatur für Pharmakognosie und Pharmaeie führt der 
Verf. die über dieselben im Jahre 1861 erschienenen Werke auf, 
47 an der Zahl. mit dem Bemerken, dass ihm 4 Werke davon für 
eine speciellere Beurtbeilung zugesandt seien. Ueber das Werk 
von Guibert drückt er sich sehr lobend aus, und dass solches- 
unter den neuen Erscheinungen des Jahres 1860 unbedingt und in 
höchst willkommener Weise einen hervorragenden Platz einnehme. 
Die dasselbe hervorgerufene Preisaufgabe forderte: „Eine Aufzäh- 
lung der seit 1830 eingeführten Arzneimittel, eine geschichtliche, 
chemisch-pharmaceutische und pharmakognostische Bearbeitung und 
eine soviel wie möglich auf klinische Thatsachen gegründete Be-: 
urtheilung des therapeutischen Werthes desselben.“ 

Diesen 3 Anforderungen hatte die von Guibert eingereichte 
Arbeit in so ausgezeichneter Weise entspröchen, dass sie von der 
Societät mit dem vollen Preise gekrönt wurde. 


I. Pharmakognosie. 
A. Pharmakognosie des Pflanzenreichs. 


1. Allgemeine pharmakögnostische Verhältnisse, 

2. Studien allgemein verbreiteter Bestandtheile der Pflanzen. 

3. Arzneischatz des Pflanzenreichs nach natürlichen Familien 
geordnet. 

So wie in dem Vorhergehenden und dem Nachfolgenden Teferirt 
der Verf. wiederum mit seiner grossen Umsicht und Kenntniss- 
nahme und seinen schätzenswerthen Bemerkungen in diesem Ab- 
schnitte über die im Jahre 1861 erschienenen Abhandlungen und 
Arbeiten der Arzneistoffe aus den Familien der Fungi, Li chen es, 


Literatur.  ı 


Lyeopodiaceae, Tiliaceae, Asphodeleae, Colchicaceae, 
Smilaceae, Scitamineae. 

Piperaceae. — Piper methysticum. Wiggers hat schon in 
seinem vorigen Jahresberichte angegeben, wie Gobley in der Ka- 
wawurzel einen krystallisirten Körper gefunden, Methysticin 
genannt und analysirt habe Cuzent giebt nun an, dass auch er 
schon 1854 diese Wurzel analysirt und darin ausser einem eitronen- 
gelben ätherischen Oele und einer grossen Menge von Stärke einen 
krystallisirbaren Körper gefunden habe, den er Kawahin (nicht 
Kawati ni nenne und in welchem er das betäubend und berauschend 
wirkende Princip derselben entdeckt zu haben glaube. b 

Die Tahitaner kauen nämlich die Wurzel und bereiten daraus 
auch ein berauschendes Getränk. 

Was nun das Kawahin betrifft, so scheint es derselbe Körper 
zu sein, welchen Gobley Methysticin nennt, wenigstens hat er 
dasselbe in ähnlicher Art aus der Wurzel erhalten, nur behandelte 
Cuzent dasselbe zur völligen Reinheit mit Thierkohle, wonach es. 
sich also nicht so einfach, wie Gobley angiebt, rein erhalten lässt. 

Nach Cuzent bildet das Kawahin feine, dünne, seidenartige 
und zu Gruppen vereinigte, geruchlose und luftbeständige Prismen, 
welche im Ansehen grosse Aehnlichkeit mit schwefelsaurem Chinin 
haben. Es löst sich leicht in Alkohol und in Aether, aber nur. 
wenig in kaltem Wasser, dagegen ziemlich leicht in heissem Was- 
ser, diese Lösung reagirt neutral und scheidet das aufgelöste Ka- 
wahin beim Erkalten in nadelförmige Prismen theilweise wieder 
aus. Säuren lösen das Kawahin ebenfalls auf, geben aber damit 
keine salzartigen Verbindungen ein. Es enthält keinen Stickstoff. 
und ist nach seinen Analysen ans 

Kohlenstoff 65,847 

Wasserstoff 5,643 

Sauerstoff 28,510 
zusammengesetzt und daher keine Base. 


Cubeba offieinalis. Seit einigen Jahren sind Cubeben aus 
Holländisch-Indien nach Holland in den Handel gekommen, welche 
unter dem Prädicat einer „Beisorte“* viel billiger angeboten wer- 
den, als die gewöhnlichen, und daher eben so viele Käufer finden, 
wie diese. Da dieselben aber ganz verschieden aussehen und man 
sie daher als falsche, für den Arzneigebrauch nicht zulässig betrach- 
ten kann, so hat Pas ihnen eine besondere Aufmerksamkeit ge- 
widmet und sie in folgender Weise beschrieben: 


Sie kommen in vieler Beziehung mit den gewöhnlichen Cube- EX 


ben überein, sind aber nicht so dunkel gefärbt, mehr asch- 
‚grau, als hellbraun, und graublaue finden sich nicht darunter, wie- 
wohl einige derselben graulich aussehen. Ihre Grösse übertrifft 
weit die des schwarzen Pfeffers und kommt dieselbe vielmehr mit 
der des Nelkenpfeffers überein. Der Geruch ist weniger angenehm. 
Der Geschmack ist weniger brennend, aber scharf und mit Maeis 
zu vergleichen. Auf Wasser geworfen, saugen. sie dasselbe viel 
rascher ein und sinken daher viel schneller zu Boden, wie die ge- 
wöhnlichen Cubeben. Das Wasser färbt sich dabei dunkelbraun, 
während dasselbe von gewöhnlichen Cubeben nur eine hellgelbe 
Farbe annimmt, selbst nach einigen Tagen und in dieser ungleichen 
Farbe, welche das Wasser davon annimmt, besitzen wir einein- 
faches Mittel, die ächten Cubeben von dieser Beisorte 
zu unterscheiden. 

‚Während ferner die ächten Cubeben sehr schwierig zu pulvern. 

| G* 


— 


| Literatur. 


sind, lässt sich die Beisorte sehr leicht zu Pulver zerstossen. Das 
Pulver der ächten Cubeben ist dunkelbraun und riecht angenehm 
gewürzhaft, dagegen ist das Pulver der Beisorte graulich rostfarben 
und von einem terpentinartigen Geruche. 


' Das aus den ächten Cubeben abdestillirte Aüchtige Oel riecht 
eigenthümlich aromatisch und mehr milde als stechend, während 
das aus der Beisorte einen scharfen und mehr einem Gemisch von 
Muscatblüth-, Citronen- und Terpentinöl ähnlichen Geruch besitzt. 
Das Oel aus den ächten Cubeben ist dickflüssiger als das aus 
der Beisorte und hellgelblichgrün, schmeckt camphorartig und wird 
durch Schwefelsäure dunkelrothbraum, während das Oel aus der 
Beisorte farblos ist, nach Muscatblüthöl schmeckt und durch Schwe- 
felsäure blutroth wird. Pas betrachtet diese Beisorte als die rei- 
fen Früchte von Cubeba offieinalis, deren unreifen 
Früchte bekanntlich unsere wahren Cubeben sind. 


Bald darauf hat Gronewegen wohl ganz entschieden nach- 
gewiesen, dass die neue Sorte von Cubeben nicht die Früchte 
von Cubeba officinalis sein können, sondern derselbe vermu- 
thet, dass sie von Piper anisatum abstammen. 

Balsamifluae. Cannabineae. 


Polygoneae. — Rheum. Wiggers macht hier zunächst darauf 
aufmerksam, dass man irgendwo angefangen hat, einer schlechten 
Rhabarber durch einen äussern dieken Anstrich von Schüttgelb 
und Kreide ein der echten Kron-Rhabarber täuschend ähnliches 
Ansehen zu geben und sie dann auch unter diesem Namen mit 
dem entsprechenden Preise in den Handel zu bringen. Wiggers 
hat sie seit etwa einem Jahre in Apotheken angetroffen, theils 
allein und theils einer andern guten Rhabarber beigemengt. Beim 
ersten Anblick wird man versucht, die beste Kron-Rhabarber in 
ganz frischer Waare zu sehen, wodurch sie auch sogleich auffällt, 
wenn sie nicht angestrichener Rhabarber beigemengt ist. Um aber 
auch ihre innere Beschaffenheit kennen zu lernen, schneidet man 
mit einem scharfen Messer eine Ecke ab und macht dann sogleich 
die Entdeckung, dass die Stücke im Innern zum Theil noch als 
eine gesunde Canton-Rhabarber erscheinen, aber auch braun und 
stockig sein können, und dass alle aussen mit einer so dicken Lage 
von jener Farbe umgeben sind, dass das Innere nicht durchscheint, 
und dass man die Farbe massenhaft abschaben und weiter unter- 
suchen kann. 

. Dass man Arzneimittel verfälscht oder substituirt, ist hinläng- 
lich bekannt, aber schlechte Sorten Rhabarber durch einen äussern 
Farbenanstrich in derselben Weise, wie man Häuser ete. auffrischt, 
das frische und schöne Ansehen der besten Sorte zu geben und sie 
als solche in den Handel zu bringen, würde man bisher wohl nicht 
einmal haben ahnen können. 


Die Chrysophansäure, welche von Döpping und Schloss- 
berger nur in Gestalt von krystallinisch warzigen Körpern dar- 
gestellt werden konnte, ist von Grothe aus der Wurzel von 
Rheum pyramidale in Gestalt von klaren sechsseitigen Säulen 
mit etwas gelblichem Schein erhalten worden. 


Die Krystalle der Chrysophansäure verwittern an der Luft 
‚allmälig zu einem weissgelben Pulver, sind in Wasser unlöslich, 
schwer löslich in kaltem, “aber leichter löslich in heissem Alkohol. 
Sie schmelzen bei —- 1560 und erstarren dann \krystallinisch. 

Grothe bestätigt hierbei die Angabe von Thann, dass die 


Literatur. 85 


in Rumex obtusifolius, R. Patientia und R. alpinus aufgestellten 
und Lapathin und Rumicin genannten Körper nur Chrysophan- 
säure sind. Er hat dieselben auch in den Wurzeln anderer 
Rumexarten gefunden und fügt hinzu, dass der in Polygonum fa- 
gopyrum vorkommende gelbe Farbestoff auch dahin gehöre. 

Globularieae, Valerianeae, Synanthereae. 

Ericeae. — Ledum palustre. Das flüchtige Oel des Sumpfporsts 
ist von Froehde genauer untersucht worden, wobei er zu andern 
Resultaten gekommen ist, wie Grassmann, Willigk und Buchner. 

Dieses Oel war röthlichgelb, roch sehr stark wie das blühende 
Kraut, löste sich wenig in Wasser, aber leicht in Alkohol und Aether. 

Froehde erhielt dasselbe auch, wie Rauchfuss und Meiss- 
ner ohne Stearopten. 

Des rohe Oel fand Froehde bei der Analyse aus 70,79. bis 
70,93 Kohlenstoff, 10,58 bis 10,62 Wasserstoff und 18,63 bis 18,45 
Sauerstoff zusammengesetzt, also nicht so wie Willigk. Das Öel 
reagirt sauer und daher schüttelte Froehde dasselbe mit starker 
Kalilauge, worauf sich in der Ruhe das Oel oben auf etwas dunk- 
ler gefärbt wieder abschied, nun aber noch fast dieselbe Zusammen-- 
setzung wie vorher und 0,922 spec. Gew. hatte. 

Aus der von dem Oel getrennten Kalilauge schied verdünnte 
Schwefelsäure eine dünne Schicht von einem dunkelbraunen und 
diekflüssigem Oel ab, welches den starken und widerlichen Geruch der 
Pflanze im höchsten Grade besitzt und welches an der Luft zu einem 
braunen Harz erhärtete. Froehde nennt dieses Liquidum Ledum- 
säure und betrachtet nach den Resultaten seiner Analyse die For- 
men C16H1!508 als am wahrscheinlichsten, indem sie dann mit dem 
Erieinon in genetischem Zusammenhange steht. 

Ledum palustre enthält von allen Erieineen die grösste Menge 
ätherisches Oel und dasselbe enthält nach Fraude’s ausführlicher 
Untersuchung: 

1) Ledumsäure, Valeriansäure, Buttersäure, Essigsäure und 
flüssige Fettsäure. 

2) Einen mit dem Terpentinöl isomeren Kohlenwasserstoff. 

3) Ein sauerstoffhaltiges Oel, von der Zusammensetzung des 
Erieinols = C#%HI1602, welches zwischen + 240 und + 2450 con- 
stant siedet, und woraus ebenfalls ein Kohlenwasserstoff gewonnen 
werden kann. 

Styraceae, Myrsineae, Scrophularineae, Labiatae, 
Convolvulaceae, Solaneae, Gentianeae, Strychneae, 
 Rubiaceae. 


Cinchoneae. — Arariba rubra, (Pinkneya rubescens). Ueber die 
interessanten Resultate einer unter seiner -speciellen Leitung von 
Rieth ausgeführten chemischen Untersuchung der Rinde dieses 
Baumes giebt Wöhler einen ausführlichen Bericht. 

Die zu dieser Untersuchung angewandte Rinde war Wöhler 
durch v.Martius in München zu diesem Entzweck übergeben wor- 
den und hat dieselbe zur Entdeckung einer neuen organischen, 
Aribin genannter Base geführt, welche das erste Beispiel unter 
den natürlich gebildeten Basen darbietet, die keinen Sauerstoff ent- 
hält und doch krystallisirbar ist. 

Um diese Base aus der Rinde zu gewinnen, wird dieselbe zer- 
kleinert, wiederholt mit Schwefelsäure-haltigem Wasser digerirend 
ausgezogen, die abcolirten, vermischten und filtrirten Auszüge auf 
l/jo ihres Volums verdunstet, mit kohlensaurem Natron nahezu, aber 
nicht vollständig gesättigt, durch Bleizucker in Ueberschuss ausgefällt, 


86 Literatur. 


die Flüssigkeit von dem Niederschlage abfiltrirt, durch Schwefel-. 
 wasserstoff vom Blei befreit, das Schwefelblei wieder abfiltrirt, und 
nun mit kohlensaurem Natron ausgefällt, wodurch unreines Aribin 
in Gestalt eines hellbraunen Coagulums erhalten wird, was man 
auswäscht und wiederholt schüttelnd mit Aether behandelt, welcher 
das Aribin auszieht, aber noch eine stark gefärbte Lösung damit 
bildet. Alle Aetherauszüge werden vermischt und reichlich mit 
Salzsäure versetzt, wodurch sich das in dem Aether mit überschüs- 
siger Salzsäure ganz unlösliche salzsaure Aribin und schon ziem- 
lich rein abscheidet, während das Färbende in der Flüssigkeit zu- 
rückbleibt. Dieses salzsaure Aribin ist auch unlöslich in über- 
schüssiger concentrirter Salzsäure und kann daher durch mehrma- 
liges Behandeln damit leicht noch reiner erhalten werden. Wird 
dieses Salz -dann in Wasser aufgelöst, das Aribin durch kohlen- 
saures Natron ausgefällt und ausgewaschen, und mehrere Male mit 
‘ Aether krystallisirt, so erhält man dasselbe ganz rein. 


Das Aribin wurde bei der Elementaranalyse nach-der Formel 
'C456H20 N? zusammengesetzt gefunden. Aus der Lösung in Aether 
krystallisirt es beim Verdunsten in farblosen ziemlich grossen, was- 
serfreien Rhombenoctaödern, aber beim freiwilligen Verdunsten an der 
Luft in langen, schmalen, meist hohlen Prismen. Es schmeckt sehr bit- 
ter, bedarf zur Lösung 7762 Theile Wasser von + 23° und die Lösung 
reagirt alkalisch. Aether und Alkohol löst es sehr leicht auf. — 
Oleineae, Fraxineae, Araliaceae, Umbelliferae, Berbe- 
rideae, Myristiceae, Paeoniaceae, Ranunculaceae, Sa- 
pindaceae. 

Aquifoliaceae. — Ilex paraguayensis. Eine gewiss echte 
‚Portion Paraguay -Thee gelangte durch den Preuss. Generalconsul 
‘ Gülich in die Hände von Rammelsberg, der sie wiederum an 
Stahlschmidt zur chemischen Untersuchung abgab, die derselbe 
denn auch damit ausführte, und deren Resultate er jetzt vorlegt. 
Zunächst bemerkt Stahlschmidt, dass der Paraguay-Thee von 
verschiedenen Ilex-Arten komme, nämlich Ilex paraguayensis, 
Ilex theezans etc. Wiggers ist jedoch nicht bekannt, dass 
überhaupt ein Ilex theezans existirtt und dass der wahre Para- 
guay-Thee ausser von Il. paraguayensis auch davon und von an- 
‚dern Ilexarten gesammelt werde. 

; Als Stahlschmidt 18 Pfund des Thees mit Wasser destillirte, 
bekam er ein schwach opalisirendes, nach Thee riechendes und 
pfeffermünzartig schmeckendes Wasser, ein flüchtiges Oel schied 
aber daraus nicht ab. Die dabei in der "Blase gebildete Ab- 
kochung untersuchte er dann auf den Gehalt an Caffein und 
bekam aus 18 Pfund Thee 38 Grammen davon, was 0,44 Procent 
entspricht, also viel mehr als Stenhouse, indem derselbe nur 
0,13 Procent bekam, was Stahlschmidt daraus erklärt, dass die- 
. ser Thee zwar ungleiche Mengen davon enthalten könnte, dass er 
aber ein zweckmässigeres Verfahren zur Abscheidung angewandt 
habe, weshalb Wiggers dieses hier mittheilt. 

Die erwähnte Abkochung wurde abgeschieden und ausgepresst, 
der Theerückstand noch 4—5 Mal ausgekocht, alle Abkochungen 
vereinigt, mit Bleizucker völlig ausgefällt, der Niederschlag abge- 
schieden und wiederholt ausgewaschen, was aber, da sich derselbe 
nicht abfiltriren liess, durch Absetzenlassen und Abklären gesche- 
ben musste. Aus der klaren, vom Bleiniederschlag abgeschiedenen 
Flüssigkeit wurde das überschüssige Blei durch Schwefelwasserstoff 
niedergeschlagen, das Schwefelblei abfiltrirt und die Flüssigkeit bis 


Literatur. Rn © ; 


zur Syrups - Consistenz verdunstet. Das so erhaltene syrups-. 
förmige Liquidum, woraus schon beim Erkalten viel Caffein 
anschoss, wurde mit Benzol ausgezogen und zwar, weil es sich 
nicht damit vermischt, auf die Weise, dass man es damit in einem 
Kolben übergiesst, erhitzt und anhaltend und stark damit durch- 
einander schüttelt. Nach seiner Wiederabscheidung erhält man 
das Caffein schon beim Erkalten fast ganz rein und schön krystal- 
lisirt ausgeschieden. Es ist klar, dass die Behandlung des syrup- 
förmigen Liquidums mit Benzol wiederholt geschehen muss, und 
dass man das von dem auskrystallisirten Caffein abgeschiedene 
Benzol durch Destillation wieder und dabei auch das gelöste 
Caffein als Rückstand gewinnt. Alles gesammelte Caffein wird dann _ 
noch zwischen Papier gepresst und zur völligen Reinigung mit 
. Wasser und Alkohol umkrystallisirt. 

Durch Analyse hat Stahlschmidt dann vollkommen festge- 
stellt, dass der erhaltene Körper wirkliches Caffein ist, gleich dem 
aus dem Caffee. 

Euphorbiaceae, Diosmeae, Zygophylleae, Papilio- 
naceae. 

Mimosae. — Albizzia anthelmintica ist nach Courdon der 
Baum, von dem die in Abyssinien als Mittel wider den Bandwurm 
gebräuchliche Rinde genommen wird, welche auch bei uns schon 
unter dem Namen Cortex Musenna beikannt geworden ist. Der 
wahre Name für diese Rinde ist nach Courdon Mesenna oder 
Musenna. In Tigre wird sie Besanna und in Amhara Mesanna 
genannt. i 

Die eigentliche wahre Stammpflanze dieser Rinde ist Albizzia 
Lebeck Benth. sehr verwandt und daher hat Courdon sie 
Albizzia anthelmintica genannt. : 

Der Baum wird 13 bis 20 Fuss hoch. Courdon traf ihn bei 
Mahio in Tarrenta, auf dem Wege von Halay nach Massouah an. 
Sehr verbreitet ist er in der Umgegend von Dixah und Habo, 
besonders in Samen und im Allgemeinen in allen Theilen in Abys- 
sinien, welche dieselbe Höhe haben. 

Von dem Baume wird nur die Rinde gebraucht, und Professor 
Gastinal in Cairo soll darin bereits eine farblose organische Base 
entdeckt haben. Die Abyssinier gebrauchen die Rinde als Pulver. 
Die Dosis ist etwa 2 Unzen, und wenn die Anwendung von 
Schiffsärzten zu 4 bis 5 Drachmen keinen Erfolg hatte, so hatten 
dieselben unstreitig eine zu geringe Portion davon nehmen lassen. 
Der Bandwurm geht danach in Stückchen oder ganz zermalmt ab, 
und nach den 2 Monaten, wo sich nach dem Gebrauch von Kousso 
häufig Symptome der Regeneration des Bandwurms wieder eintreten, 
hat sich dies bei der Mesenna nicht gezeigt. 

Dryadeae. Spiraeaceae. 


B. Pharmakognosie des Thierreichs. 

Hier finden wir Pharmakognostisches über Thiere der Classen - 
Mammalia, Cephalopoda, Insecta und Phytozoa. Aus der letzteren 
heben wir heraus: Ordo Spongiae. 2 

Achilleum laniculatum. — Gebleichte Schwämme. 

Artus hatdurch einen seiner Schüler das von Böttger angegebene 
Verfahren zum Bleichen der Schwämme experimentell prüfen, und da 
es nicht zum Ziele führend, weitere Versuche darüber anstellen lassen. 

Zunächst wurden nach Böttger’s Vorschrift die ausgewaschenen 
Schwämme mit einer Mischung von 1 Th. Salzsäure und 6 Th. 
Wasser behandelt, bis sie keine Kohlensäure mehr damit entwickel- 


a a: & TR Se won ee BI he 


- # - r pP Nu 


88 Literatur. 


ten, dann in einem Fasse in einer Flüssigkeit, welehe durch Auflö- 
sen von 6 Theilen unterschwefligsaurem Natron in 94 Th. Wasser 
und Versetzen mit einer angemessenen Menge von Salzsäure her- 
gestellt worden war, aufgehangen, nach dem Verschliessen des Fas- 
ses zwei Tage darin hängen gelassen, nun völlig ausgewaschen und 
getrocknet. : 

Bei einem zweiten Versuche wurde doppelt so viel unterschwef- 
ligsaures Natron, wie oben angegeben, angewandt, und bei einem 
- dritten Versuche wurden die gewaschenen und durch verdünnte 
Salzsäure von kohlensauren Erden befreiten und dann wieder aus- 
gewaschenen Schwämme direct der Einwirkung von schwefliger 


Säure ausgesetzt, und bei allen drei Versuchen wurde ein unge- 


fähr gleiches Resultat erhalten, d. h. die Schwämme waren wohl 
gebleicht, aber doch noch nicht weiss. 

Wurden sie dagegen zuerst, mit einer warmen Lösung von Soda 
einige Zeit behandelt, dann ausgewaschen, mit verdünnter Salzsäure 
ausgezogen, wieder ausgewaschen und nun in dem Bade von unter- 
schwefligsaurem Natron (in halb mal so grosser Quantität angewandt) 
und Salzsäure angemessen verweilen gelassen, so zeigten sie sich 
nach dem Auswaschen und Trocknen weiss gebleicht. - 

Pharmakognostische Miseellen. 


II. Pharmacie. 


A. Instrumente. 

B. Operationen. 

C. Pharmaeie der unorganischen Körper. 

Elektronegative Grundstoffe und deren Verbindun- 
gen unter sich. 

Oxygenium, Hydrogenium, Sulphur, Nitrogenium, Phosphorus. 
 — Arsenicum, Arsenicum metallicum. Das bekanntlich bei 
vielen früheren Bestimmungen sehr abweichend gefundene und da- 
her auch eben so sehr unsicher gebliebene Aequivalentgewicht des 
Arseniks ist von Kessler in einem Zeitraume von 6 Jahren 2mal 
einer genauen experimentellen Prüfung unterzogen worden. Wie 
früher, so auch jetzt, hat er die Zahlen 939, 375 und 940,5 erhal- 
ten, wovon die Mittelzahl = 939, 9375, die wir also wohl auf 940,0 
abrunden und bis auf Weiteres annehmen können. 


Acidum arsenicosum. Die Löslichkeit der arsenigen Säure in 
reinem und in einem verschiedene Säuren enthaltenden Wasser ist 
auf’s Neue von Bacaloglio untersucht worden. 


Lässt man reine arsenige Säure im Ueberschuss längere Zeit, 
z. B. 10 Monate lang, mit Wasser bei + 10 bis 20° in Berührung, 
so enthält dieses dann 1,2 Proc. arseniger Säure oder es hat sich 
1 Theil der Säure in 82,34 Th. Wasser aufgelöst. 


Eine heiss gesättigte und dann zwei Tage lang zum Absetzen 
der überschüssig aufgelösten arsenigen Säure bei 4 250 gestan- 
dene Lösung enthält 2.25 Proc. arseniger Säure, oder es hat sich 
‘ein Theil derselben in 46,111 Th. Wasser aufgelöst. 


Eine heiss gesättigte Lösung der porcellanartigen arsenigen 
Säure in Wasser enthielt nach 4tägigem Stehen bei 240 — 2,4, 
nach 82tägigem Stehen bei + 14° — 1,5, und nach 4 monatlichem 
Stehen bei - 120 = 1,3 Proc. arseniger Säure, woraus folgt, dass. 
sich der Gehalt der arseniger Säure durch längeres Stehen und 
durch Erniedrigung der Temperatur immer mehr demjenigen nähert, 
‚welchen die kalt gesättigte Lösung zeigt. 


BR ne; ir . u 


} Literatur. A 89 


In einer Lösung, welche nur Spuren von Salzsäure enthielt, 
fanden sich 3,8 Proc. arseniger Säure gelöst. 

Bacaloglio hat auch die Löslichkeit für gewisse Procente von 
Arseniksäure und von Phosphorsäure in dem Wasser zu ermitteln 
gesucht und gefunden: 

1) dass 100 Th. einer Arseniksäurelösung, welche 45,8 Proc. 
Arseniksäure enthält, 2,9 Th. arseniger Säure auflösen, von dieser 
aber nur 2,6 Th., wenn sie 32,2 Proc. Arseniksäure, und 2,1, wenn 
sie 20,8 Proc. Arseniksäure enthält. 
2) dass 100 Th. einer Phosphorsäurelösung, welche 28,5 Proc. 
Phosphorsäure enthält, 6,3 Th. arseniger Säure löst, von dieser 
aber nur 4,8 Th., wenn sie 19,5 Proc. Phosphorsäure enthält. 

Stibium. — Stibium metallicum. Das Aequivalentgewicht des 
Antimons ist noch einmal wieder und sehr sorgfältig von Kessler 
experimentell geprüft worden, wobei er aus 3 Bestimmungsreihen 
als Mittelzahlen derselben 1527,0 1529,25 und 1529,625 erhielt, 
wovon die Mittelzahl wiederum 1528,625 ist. Dieses Resultat kommt 
dem von Dexter = 15292 allerdings sehr nahe, aber Kessler 
wagt doch darüber nicht zu entscheiden, ob man mit dieser viel 
höhern Zahl der Wahrheit näher gekommen sei, als Schneider 
mit 1503,83 und Rose mit 1508,67, indem er daran Berzelius’ 
Worte knüpft: „Ich habe niemals mit einer Materie, wo es so 
ausserordentlich schwer ist, constante Resultate zu erhalten, gear- 
beitet als diese.“ 

Chromium. Das Atomgewicht des Chroms ist von Kessler 
einer experimentellen Revision unterworfen und durch sehr sorgfäl- 
tig ausgeführte Bestimmungen — 326,375 (oder —= 26,15 wenn 
H = ı) gefunden worden, also etwas niedriger wie bei frühern 
Untersuchungen von Peligot, Berlin, Moberg, Lefort und Wil- 
denstein, nach denen dasselbe —= 333,75 (oder 26,7? wenn H=1) 
angenommen worden war. Das Atomgewicht des Chromoxyds 
— Cr?O3 ist demnach jetzt zu 967,5 und das der Chromsäure —= 
CrO3 jetzt zu = 633,75 anzunehmen. 

Chlorum, Jodum. — Jodum purum. Der zur Entdeckung des 
Jods in Flüssigkeiten, welche dasselbe in Gestalt von Jodwasser- 
stoff oder von löslichen Jodaten enthaltev, schon früher empfohle- 
nen Reaction von Eisenchlorid auf dieselben, bei welcher das vor- 
handene Jod aus seiner Verbindung frei gemacht wird, schliesst sich 
jetzt nach Wagner auf eine neue und einfache Gewinnungsweise 
des Jods an, indem man dasselbe nach seiner Ausscheidung durch 
Eisenchlorid nur noch mit Schwefelkohlenstoff aus der Flüssigkeit 
durch Schütteln ete. auszuziehen, und aus der gesammelten reinen 
Lösung der Schwefelkohlenstoff bei 500 abzudestilliren braucht, um 
das Jod als Rückstand zu erhalten. 

Wagner bemerkt ferner, wie Schwarz schon 1854 gezeigt 
habe, dass man das Jod durch Eisenchlorid frei machen und dann 
einfach durch Abdestillation gewinnen könne, und, was besondere 
Aufmerksamkeit verdient, dass lösliche Bromate nicht durch Eisen- 
chlorid zersetzt würden, worin also ein Mittel liegt, Brom und Jod 
zu scheiden. 

Carbonium. 

Elektropositive Grundstoffe (Metalle) und alle ihre 
Verbindungen. 

Kalium. Natrium. 

Natrum nitricum erudum. Der Chilisalpeter ist auf seinen Ge- 

halte an Jod von:Krafft geprüft worden. Derselbe hatte Gele- 


90 Literatur. 

 genheit die Mutterlauge von 22 Pfund Chilisalpeter quantitativ 
darauf zu untersuchen. Er versetzte dieselbe mit Kupfervitrio! und 
. darauf mit schwefliger Säure, und es schied sich dann so viel 
Kupferjodür ab, dass es für die gesamte Mutterlauge 6,5 Grm. 
Jod auswies, wonach also der angewandte Chilisalpeter 0,059 Proc. 
seines Gewichts Jod enthalten würde. Das Kupferjodür kann 
durch Kochen mit Kalilauge, in Kupferoxydul und Jodkalium um- 
gewandelt werden. 


Natrum biboracicum. — Tinkalzit aus Peru ist jetzt auch von 
Phipson analysirt worden, mit folgenden Resultaten: 

Natton ars 11,94 Proe. - 
Kalk, Srebla 14,45 ,„ 
Borsäure 7.177258 34,71 „ 
Chlor 227.2 Be 
Schwefelsäure .... 1,10 -„ 
Kieselsäure ...... 8,60. 5 
Binde 2,00  , 
Phosphorsäure 
Thonerde Spuren 

? Magnesia | 


Wasser .....2.5% 34,00  „. 

woraus derselbe die Formel (Na0,2BO3 + 10HO) + 2(Ca0, BO3 
-- 2HO) berechnet, die also nur um 2HO weniger von der von 
Kletzinsky verschieden ist. Demnach enthält das Mineral un- 
gefähr 60 Proc. Borax, 25 Proc. borsauren Kalk, 2!/, Proc. Kochsalz 
und 35 Proc. Wasser, und kann es daher geradezu anstatt Borax 
bei metallurgischen Operationen angewandt werden. 

Ammonium. Barium. 

Caleium. — Calcaria hypophosphorosa. Hager hat ein gefahr- 


loses Verfahren zur Darstellung der Calcaria hypophosphorosa und 


des Natron hypophosphorosum in dein Laboratorium der Apotheken 
ermittelt, in Folge der von Trommsdorff und Marguart mit- 
getheilten in ihrem Laboratorium bei Bereitung unterphosphorigsau- 
rer Salze entstandenen gefahrvollen Explosionen, was in Folgendem 
bestehen soll. 


Man übergiesst 4 Th. Phosphor in einem zweckmässigen Ge- 
fässe mit kaltem Wasser, erwärmt bis zum Schmelzen den Phosphor, 
schüttelt gut bis zum Erkalten, um denselben zu granuliren, bringt 
ihn in einem offenen irdenen Topfe mit der aus 8 Th. Kalkhydrat 
und 16 —20 Th. Wasser bereiteten Kalkmilch zusammen und lässt 
die Mischung unter öfterem Durchrühren ruhig stehen, in einem 
gesonderten kalten Orte oder in dem Digestorium eines Dampf- 
apparats. 

' Es bildet sich dann allmälig die unterphosphorigsaure Kalkerde 
unter schäumender Entwickelung von Phosphorwasserstoffgas, was 
besonders beim jedesmaligen Durchrühren weggeht. Die Vollen- 
dung dieser Reaction gebraucht in der Kälte 4—6 Wochen und 
in dem Digestorium nur 8—14 Tage, bei dessen Benutzung der. 
Masse aber auch von Zeit zu Zeit das verdunstende Wasser wieder 
zugesetzt werden muss. Sobald sich dann aus der Masse kein Phos- 
phorwasserstoffgas mehr entwickelt, wird sie mit Wasser verdünnt, 
durch Leinwand colirt, der Rückstand mit Wasser nachgewaschen, 
die colirte Flüssigkeit auf dem Wasserbade bis zur Trockne ver- 
dunstet, der Rückstand in der 9fachen Menge heissem Wasser wie- 
der aufgelöst, aufgenommener Aetzkalk durch Kohlensäure ausge- 
fällt, 4 Tage absetzen gelassen, filtrirt und auf dem Wasserbade 


Literatur. 91 


zur Trockne verdunstet. 12 Th. Phosphor liefern auf diese Weise 
13— 14 Th. fertiges Salz, welches oft etwas Gyps enthält. 

Hier sich unmittelbar anschliessend folgt Hager’s Darstellung 
des Natron hypophosphorosum. Man löst 10 Th. unterphosphörig- 
saure Kalkerde in 4 Th. warmem Wasser auf, vermischt die Lösung 
mit einer concentrirten Lösung von 17 Th. krystallisirtem kohlensau- 
ren Natron im Wasser, verdunstet die Mischung auf einem Was- 
serbade bis zur Trockne, zerreibt diesen Rückstand, zieht ihn mit 
Alkohol von 0,835 bis 0,845 wiederholt aus, vermischt die filtrirten 
Auszüge, destillirt vorsichtig den grössern Theil des Alkohols da- 
von ab, bringt das rückständige Liquidum auf einem Wasserbade 
bis zur Trockne und verwahrt das Salz gut verschlossen auf. 

Die Dosis ist 3—4 Grm, alle 2 Stunden, geschieht die Verord- 
nung in einer Mixtur, so dürfen derselben keine Säuren oder saure 
Salze oder saure Fruchtsäfte zugesetzt werden, weil diese Sub- 
stanzen auf jene Salze zersetzend wirken. 

Magnesium. — Magnesia carbonica. Der bei Frankenstein im 
Reg.- Bezirk Breslau so massenhaft vorkommende Magnesit ist von 
Schwarz analysirt worden. Derselbe erhält nach dieser Analyse: 


Bigpneala Sn dir ann 44.25 Proc. 
Kohlensäure ............ 48,75 „ 
ST 5,600 „ 
Kohlensauren Kalk....... 0,40 


und er ist daher besonders interessant, dass er gar kein Eisen und. 
Thon enthält. 
Zur Bereitung der kohlensauren Wässer bietet derselbe viele 


‚grössere Vortheile als die Kreide dar, indem beim Austreiben der 


Kohlensäure durch Schwefelsäure dieselbe in Folge der Abwesen- 
heit organ. Substanzen ganz geruchlos ist. 
Von Franz Hilbig in Baumgarten bei Frankenstein kann 
derselbe eben so wohlfeil als rein bezogen werden, der Centner in 
Stücken zu 20 und -gemahlen zu 30 Sgr. gegen gleich baare Be- 
zahlung. 
Aluminium. Ferrum. Zincum. Bismuthum. Cuprum. Plum- 


P bum. Hydrargyrum. Argentum. 


D. Pharmacie der organischen Körper. 


1. Organische Säuren. 
2. Organische Basen. 
a) Künstliche organische Basen. 
'b) Pflanzenbasen. Die Kenntniss dieser hat sehr wich- 
tige Beiträge erhalten. 
Quantitative Bestimmung derselben. Alle bisher empfohlenen 
und bekannt gewordenen Methoden der quantitativen Bestimmung 
der Pflanzenbasen in wässeriger Lösung geben nach Wagner nicht 
die erforderliche Genauigkeit und er hat daher ein anderes Verfah- 
ren erforscht, welches sehr scharfe Resultate geben soll und auf 
folgende Prineipien gegründet worden ist. | 
Die organischen Basen werden aus ihrer Lösung durch eine 
Auflösung vor Jod in Jodkalium vollständig gefällt. und dazu gehö- 


‘ ren Strychnin, Morphin, Narkotin, Chinin, Cinchonin, Veratrin, 


Aconitin, Atropin, Brucin und Berberin und Anilin, aber nicht ge- 


fällt werden dadurch Caffein, Theobromin, Piperin und Harnstof. 


Die ersteren Basen fällen das Jod aus der Lösung von Jod 
in Jodkalium so vollständig, dass in dem Filtrat durch Stärke kein 


Jod mehr angezeigt wird. 


92 Literatur. 


‘Der Niederschlag enthält eine eonstante Menge von Jod, aber 
unverbunden, wenigstens so lange, wie die Prüfung dauert, aber 
nach !/, bis 1 Stunde ist das Jod darin in chemische Verbindung 
getreten. 

Eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron fällt die Basen 
nicht, macht aber freies Jod in einer Lösung verschwindend und 
diese dadurch farblos. Die darauf gegründete Prüfung wird volu- 
metrisch ausgeführt und dazu bereitet man sich 

1) Eine Lösung von 12,5 Grm. Jod mit der nöthigen Menge 
von Jodkalium und genau so viel Wasser, dass die ganze Flüssig- 
keit genau 1 Liter (= 1000 C.C.) beträgt. 

2) Eine Lösung von 24,8 Grm. unterschwefligsaurem Natron 
im Wasser, welche genau davon 1 Liter beträgt. 1 C.C. der Lö- 
sung weist 0,0127 Grm. Jod aus. 


Für die Bestimmung versetzt man nun die Basen enthaltende 
Flüssigkeit zuerst mit der Lösung von Jod in Jodkalium, bis kein 
Niederschlag mehr erfolgt und bis ein Ueberschuss davon hinzu- 
gekommen ist, filtrirt und setzt zu dem Filtrat die Lösung des unter- 
een Natrons, bis das freie Jod darin gerade verschwun- 

en ist. 

Hat man nun die Menge der bis zum Ueberschuss hinzugesetz- 
ten Lösung des Jods in Jodkaliun bestimmt, so weiss man, wie viel 
Jod hinzugekommen war, und hat man ebenso auch die Quantität 
der verbrauchten Lösung des unterschwefligsauren Natrons bestimmt, 
so kann man nach dieser Menge leicht berechnen, wie viel Jod noch 
überschüssig in der Flüssigkeit geblieben, und wie vielJod mit der 
Base in Verbindung getreten und mit dieser in dem abfiltrirten 
Niederschlage enthalten ist, und nach dieser letzten Menge von Jod 
wird die Quantität der vorhandenen organischen Base berechnet, 
d.h. für jedes Aequivalent Jod 1 Atom der Base. Die Quantität von 


beiden titrirten Lösungen wird durch Zusetzen aus einer in Centi- 


meter getheilten Bürette bestimmt. Um die Brauchbarkeit dieser 
Bestimmungsmethode zu zeigen, haben Wagner u.Schirmer meh- 
rere Proben ausgeführt, wovon eine hier folgt. 10 C.C. einer Lö- 
sung von schwefelsaurem Chinin wurden 10 C.C. Jodlösung hin- 


zugefügt, und 10 C.C. des Filtrats gebrauchten bis zur Entfärbung 


2,2 C.C. von der Lösung des unterschwefligsauren Natrons. 


Reactionen der Basen. Erdmann hat die wichtigsten giftigen 
organischen Basen verschiedenen Reactionen unterworfen, um da- 
durch sichere Mittel zu erforschen, dieselben in ganz kleinen Men- 
gen, wie namentlich bei medico-legalen Untersuchungen, zu unter- 
scheiden und nachzuweisen. Die Resultate sind folgende. 


1. Mit reinem Schwefelsäurehydrat, von dem 20 Grm. 
mit 10 Tropfen einer Mischung von 100 C.C. Wasser und 6 Tropfen 
Salpetersäure versetzt worden sind. Von dieser so versetzten Schwe- 
felsäure bringt man dann 8—10 Tropfen entsprechend zu 1 bis meh- 


reren Milligrammen von der zur Prüfung vorliegenden Base und 


beobachtet die Wirkung 1/4 bis Y/, Stunde lang. Bei der Auf- 
lösung färbte sich die Schwefelsäure durch 

Morphin prächtig violettroth, 

Narcotin zwiebelroth, 

Veratrin gelb, dann ziegelroth und durch Zusatz von etwas 
Wasser gleich blutroth und dann bleibend kirschroth, 


Sa an en ” 


FE 


Brucin roth, aber rasch gelb werdend, N ‘ü 


Strychnin gar nicht. 


RE Literatur. 93 


2. Mit Schwefelsäurehydrat und Braunstein. Man 

löst die zu prüfende Base je nach ihrer Quantität in 3—20 Tro- 
pfen Schwefelsäure auf und setzt kleine linsengrosse, staubfreie 
Stückchen von Braunstein hinzu, und beobachtet den Erfolg eine 
Stunde lang. Durch den Braunstein färbt sich die Lösung von 


Morphin mahagonibraun, 

Narcotin gelbroth und blutroth, 

Veratrin dunkel- und schmutzigkirschroth, 

Bruein roth und darauf gummiguttgelb, 

Strychnin violettpurpurroth, darauf dunkelzwiebelroth. 


a) Werden die nun so gefärbten Lösungen nach einer Stunde mit 
der 4—6fachen Menge Wasser unter Vermeidung einer Erhitzung 
verdünnt und mit schwachem Ammoniak nicht ganz vollständig 
gesättigt, so färbt sich die von 

Morphin schmutziggelb, 

Nareotin nur heller roth, 

Veratrin schwach braun, 

Bruein bleibt unverändert goldgelb, 
Strychnin prächtig purpurviolett. 


b) Uebersättigt man aber die gefärbten und mit Wasser ver- 
dünnten Lösungen mit dem Ammoniak schwach, so entsteht in 
der Lösung von 


Morphin eine braunrothe Färbung und lange nachher ein 
Niederschlag, 

Nareotin sogleich ein reichlicher dunkelrother Niederschlag, 

Veratrin sogleich ein grünlich hellbrauner Niederschlag, 

Bruein keine Veränderung, 

Strychnin eine gelbgrüne Färbung. 


Auf diese Resultate gründet nun Erdmann durch Combina- 
u derselben den folgenden methodischen Gang bei solchen Prü- 
gen. 


A. Man übergiesst die vorliegende Base mit 4—6 Tropfen 
reinem Schwefelsäurehydrat; zeigte sich keine Veränderung, so 
sind Brucin, Narcotin und Veratrin nicht vorhanden; tritt eine 
Rosafarbe auf, die später gelb wird, so deutet solches auf Brucin; 
entsteht eine gelbe und g:lb bleibende Farbe, so ist Narcotin vor- 
handen; und entsteht eine gelbe ins Rothe übergehende Farbe, so 
weist diese Veratrin nach. 


B. Man versetzt die in A. erhaltenen Lösungen, mag eine 
Farbe darin aufgetreten sein oder nicht, mit 8—20 Tropfen von 
der oben angegebenen salpetersäurehaltigen Schwefelsäure und dar- 
auf mit 2—3 Tropfen Wasser und beobachtet dann den Erfolg 
Y4—1/y Stunde lang: es entsteht für Morphin eine violettrothe, für 
Narcotin eine zwiebelrothe, für Verratrin eine kirschrothe, für Bru- 
ein eine gelbe und für Strychnin keine Färbung. 


C. Man bringt in die in B. entstandenen Flüssigkeiten gleich- 
zeitig wie sich gefärbt hatten, 4—6 linsengrosse Stückchen von 
staubfreiem Braunstein und beobachtet den Erfolg eine Stunde 
lang; eine dann entstehende mahagonibraune Farbe weist Morphin 
aus; eine gelbrothe bis blutrothe dagegen Narcotin, eine dunkel- 
zwiebelrothe Strychnin, eine gummiguttgelbe Brucin und eine 
dunkel und schmutzigkirschrothe Färbung weist Veratrin aus. 


# 


| Ba.‘ | . Literatur. 3E 


+9 D. Man verdünnt die in C. erhaltenen Flüssigkeiten < ohne 
\ Rücksicht auf ihre Färbungen vorsichtig so lange mit Ammoniak, 
"dass sie nicht ganz völlig neutralisirt werden; es entsteht dann 


für Morphin eine schmutziggelbe Farbe, ‚die beim Ueber- 
sättigen mit Ammoniak braunroth wird; 


für Narcotin eine der Verdünnung ante ke röthliche 
Farbe und darauf beim Uebersättigen mit Ammoniak ein reich- 
licher braunrother Niederschlag; 

für Strychnin eine prächtig violettpurpurfarbige Flüssigkeit, 
die durch einen Uleberschuss von Ammoniak gelbgrün bis gelb wird; 

für Brucin eine goldgelbe Färbung; 

für Veratrin eine schwach bräunliche Färbung, die durch 

wenig Ammoniak gelblich wird, und durch a > Ammo- 
niak ein grünlich helibrauner Niederschlag. 


Was die Haltbarkeit dieser ungleich gefärbten Flüssigkeiten 
anbetrifft, um sie den Gerichten neben dem Berichte zum Beweise 
- mit einsenden zu können, so hat Erdmann gefunden, dass die 
Reactionen, welche unter 1 mit salpeterhaltiger Schwefelsäure aufge- 
führt worden sind, wenn man sie mit reiner concentrirter Schwefel- 
säure verdünnt, sehr lange Zeit die bemerkten Färbungen behalten. 
Erdmann will seine Versuche über die Reactionen der organischen 
Basen fortsetzen und demnächst weitere Mittheilungen darüber 
machen. 


Strychninum. — Strychninum arsenieicum. Für die Bereitung 
dieses kürzlich in Italien zur Anwendung gekommenen Arzneimit- 
tels und der beiden nachstehenden giebt Chiappero folgende Be- 
reitungsweisen an: 


Man erhitzt 3,34 Th. reines Strychnin mit 1,15 Th. Arsen- 
säure und 40 Th. Wasser bis zur Auflösung, filtrirt und lässt kry- 
stallisiren. 
Formel: C#?H22N?04, HO-+2HO0, AsO5-+ HO. 

Das Salz krystallisirt in kleinen, weissen, geruchlosen, mono- 
klinischen Prismen und löst sich in 15 Th. kaltem und B Th. 
‚heissem Wasser, aber schwer in Alkohol und Aether. 


Strychninum arsenicosum. — Man erhitzt 12,38 Th. pulverisirter 
arseniger Säure mit 800 Th. Wasser und 10 Th. Salzsäure (spec. 
Gew. 1,18) bis zur völligen Lösung, setzt dann 41,95 Br reines. 
Strychnin hinzu, filtrirt und lässt krystallisiren. 


Formel: C0#2H2N?04 HO, As O3. 


Morphino-Strychninum arsenicicum. — Man vermischt 3,04. Th. 

reines Morphin und 3,34 Th. reines Strychnin mit 1,15 Th. Arsen- 
säure, ‘erhitzt das Gemisch mit 40 Th. Wasser, bis es sich darin 
aufgelöst hat und lässt krystallisiren. 


Formel: C34 H19NO$6, HO + C#2H2?N204 HO + HO, As05+HO. 
Das Doppelsalz bildet kleine, harte, farblose, zusammengrup- 


pirte Krystalle und ist in 4 Th. heissem und 12 Th. kaltem 
Wasser löslich. 


Diese drei Salze sind gegen Rotz bei Pferden mit besonderem 
Erfolg in Anwendung gekommen. 


3) Besondere eigenthümliche neutrale se6unische E 
Stoffe. 


Literatur. ER 9 


4) Alkohole. Pinguedines, Fette oder Verbindungen 
‚des Glyceryloxyds mit fetten Säuren. 

- Axungia Porci. Um den bekannten Uebelständen des Schweine- 
schmalzes gründlich abzuhelfen, wird im Monit. des Science. med. 
1860, eine in eigenthümlicher Weise aus dem Schweineschmalze 
bereitete und S/eadina genannte Masse als Vehikel zu Salben em- 
pfohlen, welche sich dazu zweckmässiger eignen und die Uebelstände 
' des Schweineschmalzes, (des Hart- und Weichwerdens, des Ranzig- 
werdens) nicht besitzen soll. Für die Bereitung sind erforderlich 


Schweineschmalz...... öl/g Unzen = 102 Thle, 
Wasser: .... cr Bl. re 
Natronhydrat ......... 15:Gra. 5, ish 


Man löst das völlig von Kohlensäure freie Natronhydrat in Y/, 
des Wassers, reibt die Lösung mit dem Schmalz zusammen und 
incorporirt dieser unter Agitiren die noch übrigen 6/, Wasser. 

Das Product ist weiss, geruch- und geschmacklos, hat nach 
einigen Tagen eine zwischen Schmalz und Wachscerat fallende 
Consistenz, wird im Sommer weniger weich und im Winter weniger 
part als das Schmalz, und’ es behält diese Eigenschaften auf lange 

eit. 

Es entspricht als Vehikel allen Anforderungen und kann in 
allen Fällen für das Schmalz als Ersatz dienen, sogar zur Berei- 
tung der Quecksilbersalbe kann es verwendet werden. 

Hager stimmt dem Öbigen bei und nennt dasselbe Axungia 
saponacea und er hat bei einer Nachprüfung gefunden, dass die 
zweckmässigste Masse erhalten wird, wenn man 100 Thle. Schmalz 
mit nur 50 — 60 Th. Wasser und mit 11, Th. Natronhydrat in 
der angeführten Art vereinigt. 


5) Olea volatilia. 6) Resinae. 


E. Pharmacie gemischter Arzneikörper. 
Confectiones. Electuaria. Emplastra. Extracta. Pastilli. Sy- 

rupt. Unguenta. Vina medica. Mixturae. Geheimmittel. 
Glycerolata. — Sinapismus glycerinatus ist nach Hager eine 
Mischung von 1 Th. Senföl und 45 Th. Glycerin. Dieselbe wird 
dem gewöhnlichen Senfteige vorgezogen. 


Miscellen. 


Prüfung des Weizenmehls auf eine Beimischung von Roggenmehl. 
Cailletet hat gefunden, dass wenn man 20 Grm. Weizenmehl mit 
40 Grm. Aether 1 Minute lang schüttelt, die dann gebildete Lö- 
sung klar abscheidet, den Aether völlig davon abdunsten lässt 
und den Rückstand mit 1 Cubik-Centim. einer Mischung von 3 
‘Vol. Salpetersäure von 1,35 spec. Gew., 3 Vol. Wasser und 6 Vol. 
Schwefelsäure von 1,84 spec. Gew. versetzt, sich derselbe nur gelb 
färbt, dass aber auf dieselbe Weise aus Roggenmehl hergestellter 
Rückstand durch das Säuregemisch kirschroth wird. 


Zweiter Theil. 

Bericht über die Leistungen in der Pharmakodynamik 
und Toxikologie, von Professor Dr. Julius Clarus 
in Leipzig. | 
Dieser Theil des Berichtes hat nur für den Medieiner Bedeu- 

tung, weshalb wir solchen nur anzeigend berühren. 


Beer. Literatur. 


. Die wichtigsten Arbeiten und Abhandlungen des ersten Theils 
des Werkes sind zu seiner Zeit, so weit es der Raum gestattete, 
theils als Originalarbeiten, theils als Auszüge im Archiv aufge- 
‚nommen worden, das hier Aufgenommene soll noch als Ergänzung 
dienen, um die Leser des Archivs mit allem Neueren bekannt und 
dasselbe als Bibliothekwerk vollständiger zu machen. RR 


Was das Werk an sich selbst betrifft, so bietet dasselbe wieder- 
um eine sehr grosse Bereicherung für unsere Wissenschaft dar, und 
wir müssen Hrn. Professor Dr. Wiggers für seine ebenso mühe- 
volle als werthvolle Arbeit hierdurch die grösste Anerkennung 
spenden. 


Dr. L. F. Bley. 


Anzeige einer Bezugsquelle von reinem kohlen- 
sauren Kali. | 
Die chemische Fabrik von Bohlig und Roth in Eisenach 
. hat mir zwei, nach neuen Prineipien bereitete Kalipräparate, Kali 
earbonicum purissimum und purum, zur näheren Prüfung vorgelegt: 
1) Kali carbonicum purissimum, unbedingt chemisch rein, & Zoll- 
pfund 1 „8 2 sgr, pro 110 Pfund 100 $. 
2) Kali carbonic. purum, bis auf einen verschwindend kleinen 
Chlorgehalt rein, a Zollpfund 17 syr, pro 100 Pfund 50 .2. 
Ich mache die geehrten Leser des Archivs auf diese vorzüg- 
lichen Präparate hiermit aufmerksam. 
Jena, den 19. Juli 1863. Dr. H. Ludwig. 


Hofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke zu Hannover, 


ARCHIV DER. PHARNACIE, 


CLXV. Bandes zweites Heft. 


I. Physik, Chemie und praktische 
Pharmaeie. 


Ansichten über die Abfassung einer Pharmacopoea 
germanica ; 


von 
Dr. L. F. Bley und Dr. Th. Geiseler. 


(Gratulationsschrift zur Jubelfeier funfzigjähriger pharmaceutischer 
Wirksamkeit des Herrn Apothekers Dr. F.C. Bucholz in Erfurt.) 


Die zur Ausarbeitung einer Pharmacopoea germanica 
in Coburg erwählte Commission hat zu allgemeiner Be- 
friedigung bereits eine grosse Thätigkeit entwickelt. 
Auch uns ist von derselben eine alphabetisch geordnete 
Zusammenstellung sämmtlicher in den Pharmakopöen 
Deutschlands enthaltenen Arzneimittel übersandt und 
3 Artikel in den ersten Nummern unserer Vereinszeitung 
sprechen sich aus über die Art und Weise, welche man 
bei der Ausarbeitung zu befolgen gedenkt. Da in die- 
sen Artikeln auch Geiseler’s in sofern gedacht ist, als 
er seine Ansichten über die festzustellenden Principien 
in der Generalversammlung zu Gotha im Jahre 1856 
(Archiv CXXXVIl. 237) dargelegt hat, so dürfte es nicht 
unangemessen sein, wenn wir die damals vorgeschlage- 
nen Principien hier nochmals mittheilen und zu einer 
Vergleichung derselben mit den Ansichten der Commis- 
sion Veranlassung geben. Es wird sich da mannigfache 
Uebereinstimmung, aber auch mannigfache Abweichung 
finden, und wenn wir auch weit entfernt sind, die ausge- 
sprochenen Ansichten hartnäckig zu vertheidigen, so 
kommt es doch gewiss darauf an, abweichende Meinun- 
gen zu hören und das Zweckmässige zu ermitteln. Wir 
werden die unter 14 Nummern aufgeführten Principien- 
 Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 2. Hft. 7 


98 i wie Bley und Geier, 3 3, {8 


ürschläge mittheilen und jeder Nenn die bezügliche 
Ansicht der Commission beifügen. 

1) Es werden aufgeführt alle Arzneimittel, die in 
den Pharmakopöen Deutschlands und deren Anhängen ver- 
zeichnet sind; es darf kein Arzneimittel fehlen, das in 
irgend einer Pharmakopöe Deutschlands enthalten ist. 
Ausgeschlossen von dieser Aufführung sind nur diejenigen 
einfachen Zubereitungen, die bestimmten Classen von 
Arzneiformen angehören und die unter 7, 8, 9, 10, 11, 
12 und 13 besonders bezeichnet sind. 

Die Commission will nur Das aufnehmen, was in 
_ irgend grösserer Ausdehnung von den Aerzten verschrie- 
ben wird, und sogenannte Magistralformeln ausschliessen. 

2) In Bezug auf die Nomenclatur wird der Appara- 
tus medicaminum Hamburgensis zu Grunde gelegt, neben 
den in diesem gewählten Namen aber werden alle syno- 
nymen Bezeichnungen aufgeführt, deren man sich in den 
verschiedenen Pharmakopöen Deutschlands überhaupt be- 
dient. Der Apparatus med. Hamb. enthält unter allen 
Pharmakopöen Deutschlands die meisten Arzneimittel, 
insofern scheint die Annahme seiner Nomenclatur ge- 
rechtfertigt. 

Die Commission hält dies nicht ohne Weiteres für 
zulässig, da die Nomenclatur des App. med. Humb. auch 
nicht von Principfehlern und Inconsequenzen frei ist, 
die man durch die Pharmacopoea germanica nicht sanc- 
tioniren darf. Die Commission ist der Meinung, dass 
die einfachen alten Namen so weit als möglich beibehal- 
ten werden müssen und nicht ein fortwährendes Schwan- 
ken der Namen dadurch herbeigeführt werden darf, 
dass man die Speculationen der Thorien auf die Nomen- 
clatur einwirken lässt. 

3) Die Arzneimittel folgen in alphabetischer Reihen- 
folge auf einander, ohne Trennung der rohen und durch 
den Handel zu beziehenden Arzneistoffe von denen, welche 
die Apotheker selbst bereiten, nach Anleitung der Preussi- 
schen Pharmakopöe. | 


über die Abfassung einer Pharmacopoea germanicu. 99 


Hiermit scheint die Commission einverstanden zu 
sein. 

4) Vegetabilische, animalische und mineralische Roh- 
stoffe werden nur dem Namen nach verzeichnet, den 
vegetabilischen und animalischen aber die systematischen 
Namen der Gewächse und Thiere von denen sie stam- 
men, den mineralischen, wenn sie einfache Körper sind, 
die chemischen Zeichen, wenn sie Zusammensetzungen 
sind, die chemischen Formeln und die Stellungen im 
Mineralsystem beigefügt. 

5) Ebenso werden nur dem Namen nach unter Hinzu- 
setzung der chemischen Formeln aufgeführt alle festen 
chemischen Verbindungen, zu denen natürlich auch die 
festen organischen Verbindungen, als Alkaloide und deren 
Salze, organische Säuren etc. gehören. Bei Flüssigkeiten 
wird das specifische Gewicht bemerkt. 

Die Commission spricht sich in Bezug auf 4 und 5 
so aus: Auf die Gefahr hin, dass die intendirte Pharma- 
copoea germanica auch nur ein Entwurf bleibt, muss sie 
doch so vollständig ausgearbeitet sein, dass ihre Form 
der Einführung nicht entgegensteht, wenn es gelänge, 
die eine oder andere Regierung dafür zu gewinnen. Sie 
muss den Apotheker anweisen, welche Mittel er haben 
soll und von welcher Beschaffenheit, wie er die Präpa- 
rate bereiten soll, welche Ansprüche an dieselben in Be- 
treff der Reinheit gemacht werden; ausserdem muss sie 
noch die nöthigen Angaben über Aufbewahrung und 
Dispensation der Mittel enthalten, in Betreff derer speeci- 
ellere Angaben nöthig sind, sie muss der Medicinalpoli- 
zei den Anhalt für die Revisionen geben, sie muss Alles 
enthalten, was man in Betreff der Eigenschaften jedes 
Mittels nicht ohne Weiteres wissen kann und worüber 
Zweifel entstehen können, sie muss enthalten die hervor- 
ragendsten pharmakognostischen Kennzeichen des Mittels, 
sie muss endlich enthalten die in der Regel möglichen 
Verunreinigungen, bei den Uhemikalien den zu fordern- 
den Grad der Reinheit und zweckmässiger Weise auch 


br 


100 | Bley und. Geiseler, 2 x 

wohl die zur Prüfung anzuwendenden Reagentien, die nicht 
alle gleich empfindlich sind, um die Willkürlichkeiten 
der Revisoren möglichst zu beseitigen. 

6) Wegen Unbeständigkeit und Abweichung der 
Werthe und Namen der in Deutschland üblichen Ge- 
wichte werden bei den Vorschriften zur Bereitung von 
Arzneimitteln die Quantitäten nicht "in Gewichtsnamen, 
sondern in Gewichtstheilen angegeben, die, da sie die 
' Verhältnisse anzeigen, jede Missdeutung ausschliessen, 
und sich leicht auf die Gewichtsnamen übertragen 
‚lassen. 

Die Commission will kämpfen für das Decimal- 
gewichtssystem mit dem Gramm als Einheit. Damit ist 
unter den De, Verhältnissen gewiss Jeder einver- 
standen. 

7) Die einfachen destillirten Wässer werden nicht 
dem Namen nach angeführt, sondern es wird im Allge-. 
meinen die Bereitungsweise nur dahin angegeben, dass 
durch Destillation eines Theiles Subtanz mit der ange- 
messenen Menge Wasser 8 Theile des nach der Substanz 
genannten Wassers dargestellt werden. Bei Bereitung 
der sogenannten weinigen oder geistigen Wässer, die 
auch nicht einzeln aufzuführen sind, werden 1 Theil der 
Substanz vor der Destillation 2 Theile Weingeist zuge- 
setzt. 

Die hier ausgesprochene Zusammenziehung wird von 
der Commission (nach den Bemerkungen zu 4 und 5) 
nicht beliebt, in Bezug auf das vorgeschlagene Verhält- 
niss äussert sie sich beifällig, bemerkt aber, was unzweifel- 
haft richtig ist: wir een jetzt auf 8 Th. Decoct 
oder Infusum 1 Th. Species, weil die Unze 8 Drachmen 
enthält, wir würden aber sicher auf 10 Theile 1 Theil 
nehmen, wenn wir ein Gewichtssystem mit decimaler 
Eintheilung hätten. 

8) Die einfachen Extracte werden ebenfalls nicht 
namentlich aufgeführt, sondern nur in folgende 5 Clas- 
sen getheilt. = 


über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. 101 


a. Extracta aguosa, durch Ausziehung mit heissem 
"Wasser bereitet; 

b. Estracta frigide parata, durch Ausziehen mit kal- 
tem Wasser bereitet; 

c. Extracta spirituosa, durch Ausziehen zuerst mit 
Weingeist, dann mit einem Gemische aus PIERRE 
Theilen Weingeist und Wasser bereitet; 

d. Extracta aetherea, durch Ausziehen sole Aether 
bereitet; 

e. Extracta e herbis recentibus, nach der in der Preussi- 
schen Pharmakopöe gegebenen Vorschrift zur An- 
fertigung der narkotischen Extracte bereitet. 

9) Die ätherischen Oele werden gleichfalls nicht 
namentlich aufgeführt, ihre Bereitungsweise ist als be- 
kannt vorauszusetzen, die einfachen sogenannten gekoch- 
ten Oele, deren Bereitungsweise dahin angegeben wird, 
dass auf 1 Th. Substanz 8 Th. Olivenöl vorgeschrieben 
werden, bedürfen auch keiner besondern Verzeichnung. 

10) Bei den einfachen destillirten Spiritusarten, gleich- 
falls ohne nominelle Aufführung werden auf 1 Th. Sub- 
stanz 8 Th. Weingeist gerechnet, die ätherischen Spiri- 
tusarten werden durch Vermischung eines Theils des 
betreffenden Aethers mit 3 Th. Weingeist dargestellt. 

11) Für Fruchtsyrupe und Fruchtessige wird auch 
nur im Allgemeinen die Bereitungsweise angegeben. 

12) Für die Tinceturen wird ohne namentliche Auf- 

zählung derselben ‚die Bereitungsweise so vorgeschrieben, 
dass auf 1 Th. Substanz 8 Th. Menstruum genommen 
und durch Digestion die Tincturen dargestellt _werden. 
Es würden aber dann wegen Verschiedenheit der Men- 
strua die Tincturen in 6 Classen zerfallen. 

a. Tincturae aquosae, durch Digestion von 1 Th. der 
Substanz mit 8 Th. destillirten Wassers; 

b. Tincturae spirituoso-aquosae, durch Digestion von 
1 Th. der Substanz mit 8 Th. eines Gemisches 
aus gleichen Mengen von Weingeist und destillir- 
tem Wasser; 


Be Bley und. Geiseler, 


c. Tincturae spirituosae, durch Digestion eines Theils 
der Substanz mit 8 Theilen rectificirten Weingeistes; 

d. Tineturae alcoholicae, durch Digestion eines Theils 
der Substanz mit 8 Theilen höchst rectificirten 
Weingeistes; 

e. Tincturae aethereae, durch Digestion eines Theils 
der Substanz mit 8 Theilen Spiritus aethereus be- 
reitet; Ä 

f. Tincturae Vegetabilium recentium, durch Macera- 
tion der zerquetschten frischen Vegetabilien mit 
Weingeist. 

Den Tincturen reihen sich an die einfachen soge- 
nannten Essigtincturen, deren Bereitungsweise durch 
Digestion eines Theils des Vegetabils mit 8 Theilen Essig 
angegeben wird, ohne die Namen der einzelnen Essige 
aufzuführen. 

13) Für diejenigen Salben, die nur durch Ver- 
mischung eines Pulvers, eines Salzes oder Oxydes etc. 
mit Fett bereitet werden, wird im Allgemeinen die Vor- 
schrift dahin gegeben, dass auf 1 Theil der Substanz 
8 Theile Adeps genommen werden. | 

Die zu 7 mitgetheilten Ansichten der Commission 
finden Anwendung auch auf die Nummern 8— 13. 

14) Für die Bereitung aller anderen zusammenge- 
setzten Arzneimittel werden die Vorschriften der Preussi-- 
schen Pharmakopöe, als der schon in einigen deutschen 
Ländern gesetzlich eingeführten, gegeben; sind sie in der 
Preussischen Pharmakopöe nicht enthalten, so wird die 
Vorschrift des Apparatus med. Hamburg. mitgetheilt, 
fehlen sie auch hier, so wird die Vorschrift derjenigen 
deutschen Pharmakopöe, in der sie enthalten sind, ent- 
nommen. | 

Auf diesen Vorschlag geht die Commission nicht 
ein, will vielmehr selbstständig und ungebunden nach 
eigenem Ermessen die Vorschriften bestimmend die 
Pharmacopoea germanica ausarbeiten. 

Aus den vorstehenden Mittheilungen geht hervor, . 


über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. 103 


dass die Commission gewissermaassen eine deutsche 
Musterpharmakopöe auszuarbeiten beabsichtigt, während 
die Gothaischen Vorschläge mehr den objeetiven That- 
bestand berücksichtigend in dem Entwurf zu einer 
Pharmacopoea germanica zusammenfassen wollen, was 
Deutschlands Pharmakopöen an Arzneimitteln wirklich 
darbieten. Die Commission will eine Pharmakopöe ver- 
fassen und dann Annahme von allen deutschen Staaten 
verlangen, um so Uebereinstimmung und Gleichmässigkeit 
herbeizuführen, die Gothaischen Vorschläge wollen zeigen, 
dass der Mangel an Uebereinstimmung gerade nicht so 
gross ist, um nicht auf eine leichte Weise beseitigt wer- 
den zu können, sie wollen zugleich bewirken, dass in 
ihrem Entwurf alle von Aerzten in Deutschland verord- 
nete Arzneimittel eine Stelle erhalten. Uebereinstimmung 
der Arzneimittel in Deutschland ist der gemeinsame Ziel- 
punct; die Commission appellirt zu dem Ende sofort an die 
deutschen Staatsregierungen, die Gothaischen Vorschläge 
appelliren zunächst an die deutschen Apotheker, die 
Commission nimmt einen subjectiven Standpunct ein, 
will in den deutschen Staaten eine Pharmakopöe einfüh- 
ren, die Gothaischen Vorschläge weisen auf einen einzu- 


nehmenden objectiven Standpunct hin, nehmen das Be- 


stehende zur Richtschnur, weisen den grossen Umfang 
der schon vorhandenen Uebereinstimmung nach und 
wollen, indem sie jeden deutschen Arzt, der dieses oder 
jenes Arzneimittel liebt, befriedigen, den geringen Man- 
gel an Uebereinstimmung durch geeignete Vorschläge 
ausgleichen. 

Unbestritten ist der von der Commission vorgeschla- 
gene Weg der kürzeste, er ist derselbe, der bei Abfas- 
sung der Landespharmakopöe gewählt wird. Eine er- 
nannte Commission von 6 bis 8 Mitgliedern arbeitet die 
Pharmakopöe aus, die Landesregierung sanctionirt sie 
und das Gesetzbuch ist fertig. So will auch die zur 
Abfassung der Pharmacopoea germanica von der General- 
versammlung zu Coburg eingesetzte Commission verfahren 
und sofort, nachdem die Pharmakopöe verfertigt, die An- 


Er 2 SEE 


104 Bley und Geisel, = 


nahme derselben bei allen deutschen Staatsregierungen 
‚beantragen lassen. Werden solche Anträge aber ange- 
nommen werden? Diese Frage ist unzweifelhaft mit 
„Nein“ zu beantworten. Alle Unbefangenen sind darin 
einig, dass die deutschen Pharmakopöen an dem grossen 
Fehler leiden, dass nicht alle von Aerzten verschriebenen 
Arzneimittel aufgenommen sind. Die Mitglieder der so- 
genannten Pharmakopöe-Commissionen suchen ihre sub- 
jeetiven Ansichten geltend zu machen, entscheiden unter 
sich schliesslich durch Majoritätsbeschlüsse, tragen also 
nicht Rechnung anderen, oft sehr wohl begründeten Ur- 
theilen und üben so einen nicht zu rechtfertigenden 
Despotismus aus, indem sie vielen anerkannt wich- 
tigen Arzneimitteln das wohlverdiente Bürgerrecht ab- 
sprechen, und hochverdiente Aerzte nicht berücksichti- 
gen. Einen ähnlichen Gang will die zur Abfassung der 
Pharmacopoea germanica eingesetzte Commission (Siehe 
unter 1) und schon darum wird ihr Werk nicht von 
den Staaten Deutschlands angenommen und gesetzlich 
eingeführt werden, sie will aber auch (nach 4 und 5) 
Bestimmungen aufnehmen, über die man sich nie voll- 
ständig einigen kann und wird, und über die man hin- 
wegsehen muss, da sie in Details eingehen, welche von 
der Wissenschaft und von den Apothekern selbst als 
arte peritis am besten entschieden werden. 
Nach unserer innersten Ueberzeugung kann die Ein- 
führung einer allgemeinen deutschen Pharmakopöe nicht 
mit einem Schlage bewirkt, sie muss erst angebahnt 
werden durch objective Behandlung der‘ Sache, mit Aus- 
schluss der subjectiven Auffassung, wie sie die Commis- 
sion intendirt. Darum huldigen wir den in den Gothai- 
schen Vorschlägen aufgestellten Prineipien und machen 
insbesondere auf den Vortheil aufmerksam, den ein nach 
diesen Principien aufgestellter Entwurf dadurch gewährt, 
dass er die ganze Angelegenheit allmälig den Händen 
der Apotheker übergiebt. Wenn die deutschen Apotheker 
sich dahin einigen, alle in ihren respectiven Landes- 
pharmakopöen nicht aufgeführten Arzneimittel nach den 


Aber die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. 105 


Prineipien des Entwurfs zu beschaffen und herzustellen, 
so ist in ihm vorläufig ein Appendix zu allen deutschen 
'Pharmakopöen gegeben, der den Uebergang desselben 
in eine wirkliche Pharmacopoea germanica am sichersten 
anbahnt. Die Appendices- zu den Pharmakopöen, von 
‚Apothekern ausgearbeitet, sieht man mehr in den pharma- 
ceutischen Laboratorien gebraucht, als die Landespharma- 
kopöen selbst. Ist der Entwurf, der alle in Deutschland 
gebrauchten Arzneimittel enthält, erst der Appendix für 
alle deutschen Landespharmakopöen geworden, bald wird 
er dann diese, besonders wenn sie in ihrer Beschränkungs- 
sucht fortfahren, überflügeln, und wie jetzt schon nothge- 
drungen deutsche Pharmaceuten in den sogenannten Appen- 
dices de facto wirkliche Pharmakopöen verfassen, so wird 
ihnen die Verfassung einer Pharmacopoea germanica 
später auch de jure eingeräumt werden müssen. Wir 
können und dürfen aber nicht unterlassen, hier nochmals 
ausdrücklich zu bemerken, dass zur Bearbeitung des 
Planes einer Pharmacopoea die Herbeiziehung von Aerzten 
als durchaus nothwendig erscheint: denn nur der Arzt 
kann entscheiden was die Pharmacopoea enthalten soll, 
der Apotheker muss hier durchaus die Stimme des 
Arztes hören. Demnach haben wir die Ansicht, die 
Commission hätte sich mit den Aerzten aller Staaten in 
Verbindung setzen sollen, was z.B. bei der Versammlung 
der Naturforscher und Aerzte in Carlsbad hätte gesche- 
hen können oder.in Stettin in diesem Herbste noch ge- 
schehen könnte. Ohne die Mitwirkung der Aerzte wird 
man wohl die Pharmakopöen ausarbeiten, aber sie schwer- 
lich irgendwo gültig einführen können. Aus diesem 
Grunde beklagen wir sehr den Rücktritt des Dr. 
Meurer von dem Comite, da Dr. Meurer das einzige 
ärztliche Mitglied war, dessen Erfahrung hier sehr nütz- 
lich werden konnte. Sollen die Directorien der deut- 
schen Apotheker-Vereine die Pharmacopoea germanica. 
den Regierungen empfehlen, so ist es unabweislich noth- 
wendig, dass die Commission einen logisch ausgearbeite- 
ten Plan der Pharmakopöe vorlege, weil ohne solchen 


ee en 
* OT FE He 


106 über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. | 


eine auch nur vorläufige Prüfung nicht möglich ist und 
' niemand etwas empfehlen kann, was er nicht kennt. 
Welche Ansichten man aber auch hinsichtlich der 
Abfassung einer Pharmacopoea germanica haben mag, 
jedenfalls ist es als ein schönes Zeichen der Zeit zu be- 
trachten, dass die Apotheker- Vereine für sie thätig sind. 
In den auf diesen Zweck gerichteten edlen Bestrebungen 
ist der Erfolg der Lehren und der Arbeiten zu erkennen, 
denen die Begründer der wissenschaftlichen Pharmacie 


zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts - 


ihre Zeit und ihr Leben gewidmet haben. In keiner deut- 
schen Stadt ist aber zur Erhebung der Pharmacie so viel 
geschaffen und gearbeitet worden, als in Erfurt. Brandes 
sagte einst am 15. September 1836 (8. Pharm. Zeitg. v. Jahre 
1837, pag. 99) „Erfurt wird in der Geschichte der Pharma- 
cie immer mit unvergänglichem Ruhme genannt werden.“ 


Und er hat Recht, hier war es, wo Trommsdorff die 


erste pharmaceutische Akademie gründete, hier war es, 
wo einst ©. F. Bucholz wirkte, der durch seine Theo- 
rie und Praxis der pharmaceutischen Arbeiten der Lehrer 
aller deutschen Pharmaceuten in der Darstellung der 


chemisch-pharmaceutischer Arzneimittel wurde und die 


Vorschriften zur Bereitung der chemischen Präparate für 
alle deutschen Pharmakopöen lieferte. In seine Fussstapfen 
ist sein würdiger Sohn getreten, dem wir schätzbare 


Arbeiten über Aetherbereitung, über die Darstellung des 


Goldschwefels, über Höllensten und Chlorkalk, über 
Prüfung schwefelsauren Chinins auf Salicin, über die 
Reinigung des Antimonmetalls von Arsen, über schwefel- 
saures Zinkoxyd und mehrere andere Arzneimittel ver- 


danken, welche von den Apothekern mit Erfolg benutzt 


worden sind und den wir heute noch mit dieser kleinen 


Arbeit über einen für die Pharmacie wie die Mediein. 


gleich wichtigen Gegenstand als Jubilar begrüssen und 
seiner Beurtheilung die erwähnten verschiedenen Ansich- 


ten anheim geben. 
——— 


- ee 


Hadelich, die Bestandtheile des Guajakharzes.. 107 
Ueber die Bestandtheile des Guajakharzes; 


von 


W. Hadelich*). 


Das Guajakharz, diese seit langer Zeit in der Phar- 
macie angewendete Drogue, stammt von dem in West- 
indien einheimischen Guajacum officinale, einem zur natür- 
lichen Familie der Zygophylleen gehörigen Baume. Das- 
selbe fliesst entweder freiwillig, oder aus gemachten Ein- 
schnitten aus, oder aber die Gewinnung wird befördert, 
indem man die Bäume fällt, an einem Ende anbrennt und 
so das reiche Ausfliessen des Harzes am anderen Ende 
erreicht. | | 
Man unterscheidet: Guajakharz in Thränen und Guajak- 
harz in Massen, von denen die erste Sorte eiwas theurer 
ist, sich jedoch nur durch die Form und einen geringe- 
ren Gehalt an Holztheilchen vor der anderen auszeichnet. 
Das Harz ist röthlichbraun, durchsichtig, doch meist mit 
einem grünlichen Staube, durch Einfluss der Luft und 
des Lichtes hervorgebracht bedeckt. Gerieben entwickelt 
es einen vanilleähnlichen Geruch, schmeckt bitter kratzend 
und hat ein spec. Gewicht von 1,205— 1,228. 

Seine häufige Verwendung als Heilmittel, so wie seine 
interessanten Eigenschaften, von denen die Bläuung durch 
schwache Oxydationsmittel und der schöne Geruch vor- 
züglich zu nennen sind, veranlasste viele Chemiker zu 
Untersuchungen, von welchen ich hier einen kurzen 
Abriss gebe. | 

Literatur. Brande"), Buchner?), Unverdorben)), 
Jahn®), Landererö), Johnston und Trommsdorff®), 
beschäftigten sich zuerst mit dem Gegenstande. Ihre Ver- 


*) Vom Verfasser im Separatabdruck eingesandt. 

1) Ergänzungsheft zu Buchner’s Repertorium p. 183. 2) Buch- 
‘ner’s Repert. 3, 281 und 75, 371. 3) Poggendorff’s Annalen 7, 316. 
4) Archiv der Pharmacie I. Reihe 33, p. 269—277 und I. Reihe 23. 
5) Repertorium f.d. Pharm. 52, 94. 6) Trommsdorff’s neues Journal 
Band 21, St. 1, S. 10. 


108 Hadelich, 
fahrungsweisen beruhten auf dem Verhalten des Bi 
gegen die Lösungsmittel: Wasser, Alkohol, Aether und 


wässeriges Kae und als Resultate gingen hervor: 
erstens, dass man es mit einem Gemenge mehrerer Sub- 


stanzen zu tkun gehabt hatte, zweitens, dass dieselben 


‚theils mehr, theils weniger den Charakter der Säuren tra- 


gen, und dass endlich drittens die Stoffe in der Guajak- 


rinde zum Theil andere sind als im Harze.. Man nahm 
‘also an als die Bestandtheile: drei verschiedene Harze 


(Unverdorben, Jahn), ferner noch Benzoesäure, und 


ein aromatisches Princip (Jahn); und procentisch (nach 
Buchner) 


ET ee =— 803 
Binder ....2.2 41 GE =ei16,3 
Beim. TE Er er a 57 
In Wasser löslicher Extractivstoff = 2,0 

- 100,00 00 


Aus einer alkoholischen Tinctur .der Otajäkrinde‘ er- 
hielt Landerer zufällig einen krystallisirten Körper, den 
er für den Träger jener bekannten blauen Färbung, die 
durch Oxydation entsteht, hielt. Dieser Stoff war in nur 
geringer Menge gebildet, wurde nie wieder gesehen, und 
muss es unentschieden bleiben, ob er mit dem von 
Trommsdorff beschriebenen Guajacin identisch ist, bis 

eine neue Untersuchung der Rinde Aufklärung giebt. 


Im Jahre 1841 wies Thierry!) nach, dass nicht 
Benzoösäure, sondern eine eigene von ihm Guajaeylsäure 


genannte Säure im Guajakharz enthalten ist, welche sich . 


namentlich durch leichtere Löslichkeit in Wasser von der 
sonst sehr ähnlichen Benzoö- und Zimmtsäure unterschei- 
det. Auch fand derselbe Chemiker, dass dieser Körper 
sich nichtnach der von Righini (Journal de Chimie me- 
dicale 1836) mitgetheilten Methode, nämlich mit Anwen- 
dung von Magnesia als bindende Base, erhalten lasse, 


m 


1) Journal de Pharmacie et des sciences accessoires 1841, p. 381; 


Journ. f. prakt. Chemie 1841. Bd. 24, $. 333. 


Br & 4 
ee TE a = 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 109 


somit er die Autorschaft in Anspruch nehmen müsse, und 
nicht Righini!). 

Darauf nahmen Pelletier und Deville diese Ar- 
beiten auf, stellten ein reines Harz von der Zusammen- 


setzung : C 7 1,00 
H 7,03 
O 21,97 
100 


welches sie Guajacine nannten, durch Behandlung einer 
alkoholischen Guajakharzlösung mit einer eben solchen 
von essigsaurem Bleioxyd und Schwefelwasserstoff dar, 
erwähnten einen gelben Farbstoff, und 10 Proc. einer 
in Ammoniak unlöslichen Substanz als Bestandtheile des 
Guajakharzes. Dieselben Chemiker analysirten die Guaja- 
eylsäure Thierry’s, fanden ihre Zusammensetzung — 
C12 Hs O6, 
dass sie einbasisch sei und, mit starken Basen bei Ab- 
schluss der Luft erhitzt, in Kohlensäure und ein sauer- 
stoffhaltiges indifferentes, farbloses, angenehm nach bittern 
Mandeln riechendes Oel, vom spec. Gewicht 0,874 und der 
Zusammensetzung: 
C10 H3 02 
zerlegt werde, welches sie Guajacen nannten. 

Die von Sobrero?) 1843 über die Producte der 
trocknen Destillation des Guajakharzes veröffentlichten 
Versuche veranlassten Pelletier und Deville3) contro- 
lirende Arbeiten in dieser Richtung zu unternehmen, 
welche mit denen von Völkel*) 1854 und Ebermeyer°) 
über denselben Gegenstand geschriebenen Sachen ein so 
voluminöses Material sind, dass ich hier nicht+näher darauf 
eingehen will. 

Eine grosse Anzahl von Versuchen wurde von 


I) Compt. rend. 17, 1143 u. Journ. d. Pharm. Ser. 3. T. 6.p. 118, 
so wie Journal f. praktische Chemie 1844. Bd. 33, p. 316—318 und 
vorige Note. 2) Journal de Pharm. 1843. 4. p. 381. 3) Journal de 
Pharmaeie 1844. 6. p. 116. 4) Annalen d. Chemie u. Pharm. 1854. 
p. 345. 5) Journal für praktische Chemie Bd. 62, p. 291—29. 


‚110 Hadelich, 


Schacht), Schönbein2) und van den Broek3) über 
die blaue Färbung des Guajakharzes durch schwache 
Oxydationsmittel angestellt, die jedoch das Wesen der 
Erscheinung keineswegs aufklärten. 

Hlasiwetz?) machte in der neuesten Zeit (1859 —60) 
die Erfahrung, dass ein Theil des Guajakharzes mit den 
Alkalien krystallisirbare Verbindungen eingeht, und es 
gelang ihm durch Benutzung dieses Umstandes, die reine, 
krystallisirte Guajakharzsäure so wie einige ihrer Ver- 
bindungen, Substitutions- und ee > darzu- 
stellen und zu studiren. 

Trotz der regen en des 'Thema’s „blieben 
noch vieie Lücken, so dass ich hoffen konnte mit Aus- 
dauer manche derselben zu beseitigen; und somit gehe 
ich nun, nachdem ich diesen Ueberblick der Literatur 
vorangeschickt habe, zur Beschreibung meiner Arbeiten 
über. Wo es nothwendig erscheint, werde ich beiläufig 
oder am Ende die Uebereinstimmungen und Widersprüche 
hervorheben. 

Voruntersuchungen. Einige Vornniesnah be- 
zweckten namentlich, den Gehalt an fixen Bestandtheilen 
festzustellen und zu erfahren, wie das flüchtige, nach Va- 
nille riechende Oel abzuscheiden sei. Sechs, von verschie- 
denen Orten entnommene Proben Harz zeigten 0,163 — 
0,780 Procent fixe Bestandtheile, welche der Hauptsache 
nach aus Kalk mit Spuren von Eisenoxyd, Kali und Thon- 
erde bestanden; ausserdem enthielten alle Sorten wenig 
Stickstoff, im Mittel 0,5 Procent und ihre Auflösung in 
Alkohol röthete blaues Lackmuspapier schwach. Durch 
Destillation, sowohl mit Wasser, salzhaltigem Wasser, als 

auch Alkohol, liess sich der Riechstoff nicht gewinnen. 
| Wasser, welches mit gepulvertem Harze gekocht wurde, 
färbte sich gelb und hatte einen bitterlich kratzenden Ge- 


1) Archiv der Pharmaeie II. Reihe, Bd. 35. S. 3. 2) Poggend. 
Ann. Bd. 73. 4. 480 u. Bd. 75. 3. 351—357. 3) Scheikundige Onder- 
zoekingen 5. Deel, 6. Stuck.'p. 226—256. 4) Ann. d. Chemie und 
Pharmacie (112, p. 183) und (119, p. 266). a 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 111 


schmack angenommen; es reagirte schwach sauer und ver- 
hieltsich ganz ebenso, wie der wässerige Rückstand, den 
man erhält, wenn man eine Auflösung des Harzes in 50pro- 
centigem Weingeist durch Destillation von diesem befreit, 
oder eine solche in 90 procentigem in Wasser giesst. 

Guajacylsäure. Aus den eben erwähnten Flüssigkei- 
ten suchte ich nach Thierry’s Angabe die Guajacylsäure 
darzustellen. Man sättigt dieselben mit Aetzbaryt, fil- 
trirt, und zersetzt das Filtrat genau durch verdünnte 
Schwefelsäure; vom gebildeten schwefelsauren Baryt wird 
abfiltrirt, die klare Lösung der mit Harz verunreinigten 
Guajacylsäure verdunstet, der braune Rückstand mit Aether 
digerirt und das nach dem Verjagen des Aethers zurück- 
bleibende in kleinen Portionen sublimirt. 

Auf diese Weise erhielt ich aus 4 Pfund Guajakharz 
ungefähr 1 Decigramm der sublimirten Säure, womit sich 
nichts beginnen liess. Den guajacylsauren Baryt in Kry- 
stallen zu erhalten, gelang auch nicht, da der gelbe Farb- 
stoff zu hinderlich war. Wendet man statt des Baryts 
Blei an, so kann man dann auch durch Schwefelwasser- 
stoff das Bleisalz zersetzen und so die Säure erhalten, 
indem man sie durch Sublimation noch reinigt. Um die 
Guajakharzsäure darzustellen, wird nach Hilasiwetz 
Guajakharzpulver mit Kalkmilch ausgekocht, wobei diese 


sich safrangelb färbt. Durch Uebersättigen mit Essig- 


säure oder andern verdünnten Säuren, wird diese Flüssig- 
keit fast farblos und wenig Harz scheidet sich flockig ab; 
durch Kohlensäure geschieht dies auch, filtrirt man aber 
darauf und dampft langsam ab, um etwa den guajacyl- 
sauren Kalk so zu gewinnen, so hindert hier wieder eben- 
falls Harz und Farbstoff denselben zu krystallisiren. 
Gelber Faröstof. Da die Guajacylsäure in sehr ge- 
ringer Menge vorhanden war, wollte ich durch eine Be- 
handlung mit Bleiessig wenigstens versuchen, den Farb- 
stoff in beträchtlicher Menge zu gewinnen, dampfte zu 
dem Ende die ursprüngliche, gelb gefärbte Kalkmilch bis 
auf ein Minimum ein, wodurch fast sämmtlicher Kalk als 


112 Hadelich, 


kohlensaurer abgeschieden wurde, filtrirte ab und wusch 
den Kalkniederschlag vollständig mit Wasser aus, über- 
 sättigte das Filtrat durch Essigsäure, filtrirte wieder 
und liess es während der Ferien 14 Tage stehen. Bei 


meiner Rückkehr fand ich, dass sich in der Flüssigkeit 


kleine, blassbräunliche tafelförmige Krystalle gebildet 
hatten, deren geringe Menge sich wenig vergrösserte, 
obgleich ihnen noch eine Woche dazu Zeit gelassen wurde. 
Sie wurden also auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen 
und getrocknet, und waren dann im hohen Grade mit 
dem angenehmen Vanillegeruch behaftet. 

Die Mutterlauge fällte ich durch basisch essigsaures 
' Bleioxyd aus, zersetzte den ausgeschiedenen gelben Nie- 
derschlag durch Schwefelwasserstoff; dann A ich 
die vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit zur Trockne 
ab, zerrieb den braunen Rückstand mit Sand und Was- 
ser, kochte aus und dampfte das Filtrat wieder ein. Dies 
wiederholte ich mehrere Male, bis ich endlich einen rein 
gelben, in Wasger, Alkohol und Aether leicht löslichen, 
schwach sauer reagirenden Rückstand behielt. Derselbe 
ist ein Gemenge von Guajacylsäure und Farbstoff, aus 
dem sich nach meiner Erfahrung durch Kochen mit in 
Wasser fein vertheiltem Blei- oder Zinkoxyde die erstere 
wegnehmen lässt, doch wird die Ausbeute durch diese 
vielen Manipulationen für beide Körper auf ein Minimum 
herabgedrückt. 

Die erwähnten Krystallchen konnten nun entweder 
die Guajacylsäure, oder das Chromogen, oder endlich ein 
anderer, indifferenter Körper sein. Sie lösten sich sehr 
schwer, mit Zurücklassung der bräunlichen harzigen Ver- 
unreinigung in vielem Wasser, leichter in Alkohol und 
Aether und krystallisirten am deutlichsten aus der alkoholi- 
schen Auflösung durch freiwillige Verdunstung. 

Sie stellen dann, durch wiederholtes Umkrystallisiren. 
gereinigt, sehr kleine blassgelbe quadratische Octa&der 
dar, an denen die Endecken mehr oder weniger abge- 
stumpft sind, so dass sie unter dem Mikroskope zuweilen, 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 113 


wie quadratische Tafeln erscheinen. Leider waren sie zu 
klein, um das Messen der Winkel mittelst des Reflexions- 
goniometers zu gestatten, und ich muss mich darauf be- 
schränken, die Formen, wie ich sie unter dem Mikro- 
skope gesehen habe, hier so gut es gehen will, wieder- 
zugeben. 


+ 


Mit meinem geringen Vorrath an reiner Substanz zog 
ich es vor, statt Elementaranalysen lieber eine Reihe von 
Versuchen anzustellen, welche Aufklärung darüber geben 
könnten, zu welcher Gruppe von organischen Körpern 
dieselbe zu zählen sei. Es sind folgende: 

Die blassgelblichen Krystalle von eben beschriebener 
Form sind geruchlos, von rein bitterem Geschmack, hart, 
und zwär so, dass sie zwischen den Zähnen knirschen. 

Auf Platinblech schmelzen sie über der Flanıme zu 
einer durchsichtigen, blassgrünlichgelblichen Masse, indem 
Wasser fortgeht, zersetzen sich dann unter Entwickelung 
stechender Dämpfe, und verbrennen endlich ohne Rück- 
stand mit wenig Leuchten. In einer, an einem Ende ver- 
schlossenen Glasröhre erhitzt, bildet sich bei höherer Tem- 
peratur ein braunes öliges Desstillationsproduct, während 
gar nichts von dem Körper unzersetzt sublimirt. a 

In Alkohol, Aether, Essigäther, Schwefelkohlenstoff 

Arch.d.Pharm. CLXV.Bda. 2. Hfi. 8 


114 Hadelich, 


löst er sich ziemlich leicht, sehr schwer hingegen in 
Wasser, Benzin, Chloroform und Terpentinöl. Diese Lösun- 
gen reagiren vollkommen neutral, und die gesättigte 
wässerige bringt, in einem 24 Centimeter langen Rohre 
eingeschlossen, nicht die geringste Drehung der Polari- 
sationsebene hervor. | 

Erhitzt man eine Mischung der Substanz mit Natfon-. 
kalk, so entwickelt sich Ammoniak, so dass die Anwe- 
senheit von Stickstoff unzweifelhaft ist; erwärmt man aber 
in einem Reagirglase ein wenig von dem Körper mit 
Kalilauge auf dem Wasserbade längere Zeit, so wird ein 
hineingeklemmtes Streifchen rothen Lackmuspapiers nicht 
gebläut, woraus man schliessen muss, dass der Stickstoff 

nicht in der Verbindung als Ammoniak enthalten ist. — 
Von wässerigem Kali, Natron, Ammoniak, Baryt, Kalk, 
Strontian wird sie mit tiefgelber Farbe gelöst, welche bei 
Zusatz einer Säure, selbst Essigsäure, sogleich verschwin- 
det. Diese Verbindungen sind, wie es scheint, sehr lose, 
denn auch die Einwirkung der Kohlensäure der Luft, 
so wie Verdunstung des Ammoniaks, lässt den Körper 
wieder in seine Form als kleine Octa&der sich ausscheiden. 

Schwache Säuren, wie Essigsäure, verdünnte Mine- 
ralsäuren, selbst concentrirte Chlorwasserstoffsäure ver- 
ändern ihn nicht, und selbst bei längerem Kochen wird 
nur die Auflösung eines Minimums, aber keine Spaltung 
erzielt. 

Mit concentrirter Schwefelsäure giebt er eine sehr 
charakteristische Reaction; sie löst ihn nämlich leicht zu 
einer prachtvoll azurblauen Flüssigkeit auf, welche in dem 
Maasse als Feuchtigkeit aus der Luft absorbirt wird, nach 
und nach durch die zwischenliegenden grünen Nüancen 
in Gelb übergeht. Erwärmt man gelinde, so restituirt 
sich die blaue Farbe wieder, und dies lässt sich wohl 
dreimal wiederholen, bis endlich doch theilweise Verkoh- 
lung eintritt. Setzt man gleich viel Wasser hinzu, so 
kommt eine prächtige violette Färbung vor, die aber rasch 
vorübergeht, indem Farblosigkeit eintritt. 


die Bestandtheile des Guajakharzes.. 115 


Rauchende Salpetersäure löst den Körper ebenfalls, 
aber mit schön orangegelber Farbe auf; wird noch con- 
centrirte Schwefelsäure hinzugethan, so tritt Roth ein. Mit 
Wasser lassen sich diese Auflösungen klar mischen! 

Chlor, Brom und Jod bringen ähnliche orange Reactio- 
nen hervor, wie Salpetersäure. 

Wässerige Auflösungen dieser Substanz werden gar 
nicht getrübt durch: Quecksilberchlorid, Eisenchlorid, 
Ferrocyankalium, essigsaures und schwefelsaures Kupfer- 
oxyd, aber fügt man zu letzterem Reagens noch Ammoniak, 
so entsteht die bekannte azurblaue Farbe, welche alle 
Kupfersalze zeigen, doch bald wird sie schon bei gewöhn- 
licher Temperatur durch einen schmutzig-grünen Nieder- 
schlag getrübt und bei dem Erhitzen fällt Kupferoxyd. 
nieder. Hingegen bei essigsaurem Kupferoxyd wird die 
grüne Mischung nur tiefer grün durch Ammoniak und 
bleibt selbst nach dem Erhitzen klar. ee: 

Neutrales essigsaures Bleioxyd bringt eine schwache 
weissliche Fällung hervor, basisches aber einen dicken gel- 
ben Niederschlag, und beide lösen sich sowohl in über- 
schüssiger verdünnter Essigsäure, als auch in Kali leicht auf. 

Aus allen diesen Versuchen lässt sich mit ziemlicher 
Bestimmtheit folgern, dass ich es mit dem von Pelletier 
beiläufig angeführten gelben Farbstoffe zu thun gehabt 
habe. Das Verhalten des Körpers wie eine schwache 
Säure, seine vielen farbigen Reactionen, seine optische 
Inactivität, sprechen dafür, dass er zu den stickstoffhalti- 
gen Chromogenen zu stellen ist. Dass er ein im Harz 
bereits vorhandener und nicht erst durch die Behandlung 
mit Kalk gebildeter Stoff ist, geht daraus hervor, dass 
die ursprünglichen wässerigen Auszüge des Harzes das 
charakteristische Gelb- und Farbloswerden durch Basen 
und Säuren sehr deutlich zeigen. Seine Darstellung wird 
immer am einfachsten so gelingen, wie es mir der Zufall 
brachte, nämlich durch Behandlung des Harzpulvers mit 
Kalkmilch, Abdampfen, Wiederaufnehmen mit Wasser, 
Uebersättigen mit Essigsäure und langes Ruhen dieser 

8*r 


116 = Hadelichh 


OL. 
2 A 


Flüssigkeit. Die Anwesenheit des essigsauren Kalkes 


‘scheint das Krystallisiren zu befördern, Luft und höhere 
Temperatur aber den Körper zu einer aaa Substanz 
zu oxydiren. 


Leider fiel seine Auffindung in die letzten Wochen 
meiner Arbeitszeit, so dass ich die für Stickstoffbestim- 
mungen und Elementaranalysen nothwendigen Mengen 
nicht mehr beschaffen konnte. Aus 3 Pfund Harz hatte 
ich ungefähr 3 Decigramm erhalten. — 


Ich gehe nun weiter zur Betrachtung der En 
säure von Hlasiwetz. | | 

Guajakharzsäure. Bei ihrer Darstellung befolgte ich 
genau die von Hlasiwetz angebenen Methoden, welche 
kurz folgende sind: 


Erste Methode: Man bringt eine alkoholische con- 


centrirte klare Auflösung des Harzes mit einer solchen 


von Kali oder Natron zusammen, die ein Drittel vom Ge- 
wicht des Harzes an trocknem Kali enthält. Der nach 
einiger Zeit entstandene undeutlich krystallinische Boden- 
satz wird abgepresst, mit Alkohol gewaschen, wieder ab- 


gepresst, mit kalihaltigem Wasser ausgewaschen, bis er 


weiss ist, dann durch Erwärmen in solchem Wasser ge- 
löst und umkrystallisirt. Dann wird er wieder gelöst 
und durch Zusatz von verdünnter Chlorwasserstoffsäure die 


noch etwas verunreinigte Guajakharzsäure abgeschieden, - 


welche dann durch Krystallisiren aus concentrirter Tele: 
säure vollständig gereinigt wird. 


Bei der zweiten Methode wird das Harz gepul- 
vert, mit Kalkmilch, die halb so viel Kalk enthält als 
Harz angewendet ist, 2 Stunden gekocht, das durch Fil- 


triren von dem meisten Farbstoff getrennte Gemenge ge- 


trocknet und dann mit Alkohol ausgezogen. Die grünge- 


färbte Tinetur, welche man so erhält, wird dann weiter 


ganz nach der ersten Methode verarbeitet. 


Durch diese Reinigungsprocesse erleidet man grossen 


‚Verlust, so dass die Ausbeute an reiner Säure sehr ge- 


ARE 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 117 


ring wird. Ihre Eigenschaften, so weit sie von Hlasiwetz 
beschrieben sind, fand ich ebenso durch meine Versuche. 
Als solche sind anzuführen, namentlich als Zeichen ihrer 
Reinheit: 

Dass sie an der Luft aufbewahrt, nicht grünlich wird, 
ferner, dass ihre Lösung in Alkohol durch Eisenchlorid 
nur grünlich, durch Chlorwasser gar nicht gefärbt wird, 
und dass endlich rauchende Salpetersäure in einer durch 
Wasser milchig gemachten alkoholischen Lösung gar 
keine Bläuung hervorruft. Concentrirte Schwefelsäure 
löst die Guajakharzsäure mit schön purpurrother Farbe 
auf, und bei dem Verdünnen mit Wasser scheidet sich 
ein weisses Substitutionsproduct ab. Ueber die Formder 
Krystalle, das optische Verhalten und die Löslichkeits- 
verhältnisse hat Hlasiwetz nur wenig angegeben, und 
ich suchte daher einige dahin gehörige Fragen zu beant- 
worten. 

Die aus der Auflösung in Essigsäure in concentri- 
schen Gruppen angeschossenen Nadeln sind zu klein, um 
Winkelmessungen zu erlauben. Unter dem Mikroskope 
nahm ich beistehende Form wahr, welche wahrscheinlich 
einer Combination des rhombischen Systems angehört A. 


118 Hadelich, | 


Die betreffende Combination bestände aus einer rhom- 
bischen Pyramide, an deren Endecken durch eine stumpfere 
Pyramide eine Zuspitzung hervorgebracht wäre B eh 
wie bei Schwefel). 

Der polarisirte Lichtstrahl wird von der Gunjäbhars- 
säure nach Links gedreht. Die Beobachtung geschah mit 
einem Mitscherlich’schen Polarisationsapparate. Die 
Lösung in Alkohol enthielt 11 Proc. Guajakharzsäure bei 
150, die Länge der Flüssigkeitssäule — 23 Centimeter, 
das spec. Gewicht der Lösung = 0,82, die Kanone 
Ablenkung nach Links = 2,750, lb ist 

2,75 
0,11. 2,3. 0,82 
das Molecularrotationsvermögen der Substanz. 

1,85 Th. Alkohol von 90,2 Proc. lösen bei 150 1 Th. 
der Säure, für Aether gilt dasselbe Verhältniss; ferner 
nehmen Benzin, Essigäther, Chloroform, Schwefelkohlen- 
stoff und Essigsäure dieselbe leicht auf, während sie in 
Wasser vollkommen unlöslich ist. 

Meine Elementaranalysen ergaben Folgendes: | 

Die krystallisirte, bei 300 getrocknete Substanz ver- 
lor durch das Schmelzen, im Mittel von 3 SD, 
6,73 Proc. Wasser, ferner: 

1) 0,179 Grm. gaben, bei 1000 seinnckrinh 0,473 Grm: 
Kohlensäure und 0,141 Grm. Wasser. 
2) 0,169 Grm. gaben 0,444 Grm. Be und 0,12 
* Grm. Wasser. 
3) 0,19 Grm. gaben 0,502 Grm. Köklenuklre und 0,135 _ 
Grm. Wasser. 
L; 1. Il. berechnet 
C =72,06=12,01 71,0=11,93 72,13=12,02 40 = 240 = 72,72 
H= 871= 81 73907= 7837 1%8= 7,38 26= 26= 7,83 
0=1923= 240 20,53= 2,56 1989= 2,48 83— 6419,39 
100 100 100 330 100. 

Hiernach ergaben meine Analysen auch die empi- 

rische Formel: 


— 13,25 


C40 H26 O8, 


SPAR a Fox, 


- 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 119 


welche Hlasiwetz aufstellte.e Die krystallisirte Säure 

verlor bei dem Schmelzen 6,73 Proc. Krystallwasser, wel- 

ches sich einem Aeqg. nähert, denn dieses würde nach 

der Rechnung 5,17 Proc. ausmachen, krystallisirt also: 
C40 H26 08 + HO. 

Da so viele Analysen der neutralen und sauren Al- 
kalisalze schon vorlagen, so habe ich nur eine Bleiver- 
bindung dargestellt und analysirt. 

Guajakharzsaures Bleioxyd. In eine kochende, in 
einem Kolben befindliche alkoholische Lösung von basisch- 
essigsaurem Bleioxyd wurde eben solche der Harzsäure 
hineinfiltrirt, so dass Bleiessig im Ueberschusse blieb; 
dann wurde das Gemisch, woraus sich ein weisser Nieder- 
schlag abschied, von der Luft abgeschlossen, eine Stunde 
im Dampfapparate erwärmt, und endlich durch Decantiren 
mit kochendem Alkohol und später Wasser, vom Bleiessig 
befreiet. Den Verschluss des Kolbens erreichte ich mit 
einem Kork, durch dessen Bohrung ein Stück einer Glas- 
röhre ragte, welche durch ein ganz kurzes, seitlich etwas 
aufgeschlitztes und am Ende mit einem Glasstabe ver- 
stopftes Kautschukrohr verschlossen war. Auf diese Weise 
konnten wohl die Dämpfe hinaus-, aber keine atmosphä- 
rische Luft hineindringen. 

Der möglichst rasch getrocknete weisse Niederschlag, 
dessen Gewicht bei 1000 constant blieb, erlitt auch 
nach längerem Trocknen bei 1300 keine Abnahme. Da 
die Bestandtheile des Guajakharzes durch höhere Tem- 
peratur der Oxydation natürlich noch zugänglicher werden, 
als sie es schon sind, erhitzte ich nicht weiter, zumal 
da die basischen Salze meist bei 1300 ihr Wasser ver- 
lieren. 
1) 0,17 Grm., bei 1300 getrocknet, gaben: 
Blei — 0,012 Grm. | woraus sich 55,97 Proc. 
Bleioxyd = 0,092 > Blei berechnen. 
2) 0,178 Grm. gaben: 
Blei — 0,005 
Bleioxyd — 0,102 


macht 55,62 Proc. Blei. 


120 Hadelichh i 


Das unzureichende Material gestattete nicht, noch die 
Bestimmung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs auszufüh- 
ren, so dass noch diese Versuche wünschenswerth sind; 
eben so die Erzeugung eines Aethers, die durch Behand- 
lung einer alkoholischen Auflösung der Harzsäure mit 
trocknem salzsauren Gas nicht gelingt, vielleicht aber 
durch Erhitzen dieses Bleisalzes in verschlossenen Glas- 
röhren mit Jodäthyl sich erreichen lässt. | 


Nach Hlasiwetz’ Arbeiten ist die Guajakharzsäure 
zweibasisch, und zu schreiben; 


2HO, 040 H24 O6 Ä 
doch wird es in Frage gestellt, ob sie nicht lieber 
. .4H0, 040 H2 04 | 
anzunehmen ist, da ein Bleisalz nach der Formel: 
.4PbO, C40 H2 O4 
55,95 Procent Blei enthalten muss. 


Dass die Bleiverbindung bei 1300 noch kein Wasser 
verliert, lässt annehmen, dass es eine neutrale ist. Durch 
Oxydation der Guajakharzsäure mittelst Salpetersäure er- 
hält man keine Oxalsäure, welcher Umstand die Annahme 
eines sauerstofffreien Radicals 


befürworten würde. Die Arbeiten von Herrn Prof. Heintz 
so wie des Herrn Dr. Krug unter des Ersteren Leitung 
haben gezeigt, dass oft die Bleiverbindungen für die Fest- 
stellung der Basicität der nichtflüchtigen organischen Säu- 
ren entscheidend sind. 


Braune Mutterlauge, von der Gewinnung der guajak- 
harzsauren Alkalien. Dieselbe ist noch stark alkalisch 
und mischt sich in jedem Verhältniss mit Wasser und 
Alkohol klar. Ich liess dieselbe in einem Trockenraume 
bei ca. 300 etwas verdunsten, so dass sie. die Consistenz 
einer recht dicken Melasse annahm, behandelte sie dann 
mit absolutem Alkohol und erhielt dadurch noch eine ge- 


1 a ch a u wer. zae.n 
5 tr, 


' die Bestandtheile des Guajakharzes. 121 


xinge Abscheidung von guajakharzsaurem Kali und eine 
klare braune Flüssigkeit. Von letzterer durfte ich anneh- 


_ men, dass sie entweder ganz oder fast frei von Guajak- 


harzsäure sei, da in absolutem Alkohol das Kalisalz der- 
selben äusserst schwer löslich ist. In dieselbe leitete ich 
getrocknete Kohlensäure so lange ein, bis nichts mehr 
absorbirt wurde, wodurch sich das Kali fast ganz als koh- 
lensaures oder doppelt-kohlensaures abschied. Die von 


demselben getrennte Flüssigkeit dunstete ich im Dampf- 


bade unter Zusatz von Wasser und ein wenig Ühlorwas- 
serstoffsäure ab, bis der Alkohol verjagt war und das 
Harz sich ausgeschieden hatte, welches dann durch Waschen 
mit‘ warmem Wasser vom anhängenden wenigen Chlorka- 
lium befreit wurde und nach dem Erkalten eine spröde 
braune Masse darstellte. Diese war zum grössten Theil 
in Aether löslich, während ein hellbrauner Körper zu- 
rückblieb; ich: benutzte diese Eigenschaft, um so die 
Harze zu trennen. Das in Aether unlösliche werde ich 
weiter unten betrachten. 


Die ätherische Tinctur versetzte ich mit etwas Kali- 
lauge, welche sofort das gelöste Harz aufnahm, während 
der farblose Aether über derselben stand; diesen goss ich 
ab, verdünnte die Kaliharzlösung mit Wasser und fällte 
dieselbe mit essigsaurem Bleioxyd in 3 Portionen. Die 
grünlichgrauen Niederschläge wurden ausgewaschen, in 
Wasser vertheilt und durch Schwefelwasserstoff zersetzt. 
Das entstandene Gemenge von Harz mit Schwefelblei 
wurde getrocknet und mit Alkohol ausgezogen. 


Durch die verschiedenen Manipulationen mussten 
sicher etwa vorhandenes Gummi oder Guajacylsäure aus 
diesem Harze entfernt sein und die drei alkoholischen 
Lösungen enthielten eine in Aether lösliche Harzsäure mit 


. Farbstoff verunreinigt. Durch frisch geglühte Thierkohle 


liessen sie sich nicht entfärben und wurden an der Luft 
vorübergehend blaugrün. Für die weitere Erörterung will 
ich sie mit A. bezeichnen. 


ee Hadelich, 


Bleiessig brachte in der Flüssigkeit, welche von den 
durch Bleizucker- erhaltenen Niederschlägen abgelaufen 
war, eine kleine Menge eines gelben Niederschlages her- 
vor, der sich als eine Verbindung des gelben Farbstoffes 
mit Bleioxyd erwies. 

Es gelingt nicht mit Hülfe von doppelt- oder einfach- 
 kohlensauren Alkalien eine schärfere Scheidung der Be- 
- standtheile dieses Harzgemenges zu bewirken, als dies 
mit Aether geschehen ist. Hat man eine Lösung des Ge- 
menges in Ammoniak und leitet Kohlensäure hindurch, 
so findet bald eine Ausscheidung von Harz statt, aber 
von Gemengen, indem die ersten Portionen aus viel von 
der in Aether löslichen mit wenig von der andern, die 
letzten aus wenig der löslichen und viel der anderen Sub- 
stanz bestehen. 

Wird Guajakharz gepulvert und mit Kalkmilch ge- 
kocht, so wird ein grosser Theil des Farbstoffes ausgezo” 
gen, die Guajakharzsäure kann dann noch unrein aus dem 
getrockneten Gemenge durch Alkohol ausgezogen werden, 
und die beiden anderen harzigen Körper bleiben an Kalk , 
gebunden zurück. Einen solchen, von Guajakharzsäure 
vollständig befreiten kalkhaltigen Rückstand löste ich in 
Alkohol und Salzsäure auf, filtrirte in vieles Wasser und 
wusch das ausgeschiedene Harz aus. Dann wurde es der- 
selben Behandlung mit Aether, Bleizucker und Schwefel- 
wasserstoff unterworfen, die oben beschrieben ist, und die 
drei Harzlösungen, die ich erhielt, seien mit B. benannt. 

B. hatte ganz dasselbe Ansehen und Verhalten wie 
A. und beiden suchte ich auf verschiedene Weise die 
reine Harzsäure zu entnehmen, und zwar | 

1) Durch partielle Fällung mit alkoholischer Lösung 
von essigsaurem Bleioxyd und Zersetung des Nieder- 
schlages durch Schwefelwasserstoff. | Ä 

2) Durch wiederholtes Behandeln mit Thierkohle. 

3) Durch Lösen des abgeschiedenen Harzes in Kali, 
Abscheiden durch eingeleitete Kohlensäure und Aus- 
waschen mit Wasser. 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 123 


4) Endlich durch Krystallisiren aus Lösungen in Aether, 
Alkohol und Essigsäure, so wie mit Hülfe der EPIREERR 
nach Graham. 

Trotzdem gelang es nicht vollständig, den Farbstoff fort- 
zuschaffen, auch krystallisirte die Substanz nicht, welche 
ich nun der Kürze wegen Guajakonsäure nennen will. 


Guajakonsäure. Sie stellt im feinvertheilten Zustande 
ein weissliches geruch- und geschmackloses Pulver dar, 
während sie im dichten aus hellbräunlichen spröden Stü- 
cken von muscheligem Bruch besteht. Sie schmilzt bei 
95—1000 zu einer hellbräunlichen durchsichtigen Masse, 
welche bei dem Erkalten’im Platinschiffehen ein lebhaf- 
tes knisterndes Geräusch, als Folge der ungleichen Zu- 
sammenziehung hervorbringt. Ob der Schmelzpunct nach 
einmaligem Schmelzen höher gerückt ist, kann man des- 
halb nicht entscheiden, weil die Substanz auch nach dem 
Erkalten durchsichtig bleibt. Bei stärkerem Erhitzen in 
einem Glasrohr erzeugen sich die oft schon erwähnten 
öligen Destillationsproducte; hat die Luft Zutritt, so 
verbrennt die Substanz mit leuchtender Flamme ohne 
Rückstand. 


Alkohol, Aether, Essigäther, Chloroform und Essig- 
säure lösen die Guajakonsäure sehr leicht, während sie 
in Wasser, Benzin und Schwefelkohlenstoff ganz, resp. fast 
ganz unlöslich ist. Die Lösungen in indifferenten Medien 
röthen blaues Lackmuspapier nicht. 

Die Guajakonsäure ist eine linksdrehende Substanz 
und ihr specifisches Drehungsvermögen beträgt 32,33. 

Die alkoholische Lösung enthielt 0,98 Procent, die 
Länge der Säule war — 24,7 Centimeter. Das specifische 
Gewicht der Lösung bei 150 — 0,83. Die beobachtete 
Ablenkung —= 6,50 Links, also 

6,5 
.0,098.2,47.0,83 

Aus kohlensauren Alkalien wird von der schmelzen- 

den Säure die Kohlensäure ausgetrieben, die entstandenen 


— 32,33. 


14 nn 5 


Verbindungen sind unkrystallisirbar und in Wasser und. 
Alkohol leicht löslich, werden aber in’ diesen Lösungen 
durch Kohlensäure wieder zersetzt. 

- Von essigsaurem Calcium-, Baryum-, Strontium- und 
Bleioxyd, so wie basischessigsaurem Bleioxyd werden aus 
der alkoholischen Lösung der Säure helle Niederschläge ge- 
- fällt, diein den Fällungsmitteln etwas löslich sind. Essigsau- 
res Kupferoxyd wird nicht getrübt, salpetersaures Silberoxyd 
aber sogleich unter Bildung eines Metallspiegels reducirt. 

Von Chlor, Brom, Jod, den Chloriden von Eisen, Gold 
‘und Platin, von übermangansaurem Kali und von Man- 
ganhyperoxyd wird die Lösung der Säure vorübergehend 
gebläuet. 

Rauchende Salpetersäure löst sie mit tief orangegel- 
ber Farbe auf und mischt sich dann klar mit Wasser; 
kocht man einige Zeit damit, so bildet sich Oxalsäure. 
In concentrirter Schwefelsäure löst sich die Guajakonsäure 
mit prachtvoll kirschrother Farbe auf, und bei dem Ver- 
' dünnen mit Wasser scheidet sich dann ein flockiger violet- 
ter Niederschlag ab, welcher Schwefel enthält. Durch 
den verunreinigenden gelben Farbstoff enthält die Säure 
auch etwas weniges Stickstoff, nämlich 0,8 Procent. Die 
Bestimmung desselben wurde nach der Methode von Will 
und Varrentrapp aus dem Bleisalze gemacht, weil sich 
die freie Säure mit dem Natronkalk nur höchst unvoll- 
kommen mischen lässt. | 

1) 0,342 Grm. Bleisalz, bei 1300 getrocknet, gaben: 

0,013 Grm. Platin, entsprechend 0,53 Procent Stick- 


stoff, für die freie Säure berechnet — 0,79 Procent. 

2) 0,487 Grm. gaben —= 0,019 Grm. Platin —= 0,55 
Procent Stickstoff, respective — 0,82 Procent in 
der Säure. 


Diese Verunreinigung mit dem Chromogene erschien 
mir doch nicht so bedeutend, um weitere Analysen un- 
nütz zu machen, welche doch einigermaassen einen Anhalt 
geben können, bis es später gelungen sein wird, die Säu- 
ren vielleicht krystallisirt und chemisch rein zu erhalten. 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 125 


Der Stickstoff gebot natürlich, dass ich mich bei den Ver- 
brennungen vor Eile hütete. Ich führte sie alle mittelst 
Gas, Sauerstoffstrom und dem modifieirten Apparate nach 
Mulder aus*). 
Letzterer, welcher statt des Liebig’schen Kugöli 
apparates zum Auffangen der Kohlensäure Uförmig gebo- 
‘gene, mit Natronkalk und Chlorcalcium gefüllte Glasröh- 
ren trägt, bietet die Vortheile, dass einestheils der Druck 
ein sehr unbedeutender ist, wodurch etwaige kleine Un- 
dichtheiten nicht zu grossen Fehlern erwachsen, so wie 
andererseits, dass ein zu eiliger Gang der Analyse durch 
Färbung der Schwefelsäure, welche man zur‘ Regulirung 
der Geschwindigkeit in einem Uförmigen Rohre einschal- 
tet, sofort angezeigt wird. Die zu den nachstehenden 
Analysen verwendete Guajakonsäure wurde bei 1000 ge- 
trocknet und war nach verschiedenen Methoden gereinigt. 
1) 0,179 Grm. gaben 0,451 Grm. Kohlensäure und 0,110 
we ei. Wasser. 
2) 0,232 Grm. gaben 0,464 Grm. Kohlensäure und 0,140 
Grm. Wasser. 
3) 0,358 Grm. gaben 0,908 Grm. Kohlensäure und 0,197 
Ga. Wasser. 
1.: I. U. berechnet 
—6871=1145 68,96—=11,49 69,16 — 11,52 38 = 228 = 69,51 


— 681= 681 6,70= 6,70 6,08— 6,08 2%—= 20 6,09 
0 —=2448— 3,06 24,34— 3,04 24,76— 3,09 10= 80—= 24,39 


100 100 100 328. 100 
woraus, sich die empirische Formel: 
C38 H20 010 
ergiebt. 


Die Bleisalze waren für die Analyse am besten geeig- 
net; ich stellte solche mit neutralem wie Hasine BEN RaD 
rem Bleioxyde dar. 

Guajakonsaures Bleioxyd. Eine alkoholische Lösung 
der Säure wurde bei gewöhnlicher Temperatur mit einer 


*) Zeitschrift für analytische Chemie von Dr. Remig. Fresenius 
1. Heft. 1862. | 


a6" >. Hadslich, eng. 8.7 2 
solchen von essigsaurem Bleioxyde vermischt, so dass 
erstere in die letztere gegossen wurde. Die über dem 
graulichweissen Niederschlage stehende Flüssigkeit ent- 
hielt überschüssigen Bleizucker und reagirte sauer. Das 
. Salz wurde dann mit Alkohol und endlich. mit Wasser 
vollkommen ausgewaschen und rasch getrocknet. Es 
hatte dann eine graugrünliche Farbe, nahm, nachdem es 
bei 1000 ein constantes Gewicht gezeigt hatte, auch nach 
längerem Erhitzen bei 1300 nicht ab und hatte folgende 
Zusammensetzung: 


1) 0,345 Grm. bei 1300 getrocknet gaben nach sehr 
vorsichtigem Glühen in einem bedeckten Tiegel 
Bleioxyd — 0,123 Grm. | woraus sich 37,39 Proe. 
Blei — 0,015 „ Blei berechnen. 
2) 0,397 Grm. gaben: 


Bleioexyd — 0,136 Grm. | __ 36,94 Proc. Blei, 


Bler <= 0,021: 7, 
wovon das Mittel = 37,16 Procent Blei ist. 
Ferner: 


1) 0,367 Grm. gaben 0,567 Grm. Kohlensäure und 0,120 
Grm. Wasser. 


2) 0,328 Grm. gaben 0,507 Grm. Kohle und 0,103 
Grm. Wasser. 
I. I berechnet 
C== 42,23 —=7,03 42,19 =17,03 .38 = 228 — 41,37 
H— 3,63 —3,3 348—348 20—= 20— 3,63 
0— 16,98 — 2,12 17,17— 2,14 12—= 9 — 17,42 
Pb — 37,16 — 0,35 37,16 — 0,35 2— 207 — 37,58 


100 100 551 100. 


Wie ich schon weiter. oben angeführt habe, sind die 
‚Blei-, Kalk- und Barytverbindungen etwas in dem über- 
schüssigen Fällungsmittel löslich, und man kann sie dann 
durch Vermischen dieser Flüssigkeiten mit viel Wasser als 
fast weisse flockige Massen wieder abscheiden. Ein so er- 
haltenes, mit Wasser vollkommen ausgewaschenes Product 


die Bestandtheile ‚des Guajakharzes. 127 


erkannte ich als ein Gemenge von dem neutralen Bleisalz 
mit Guajakonsäure, welches 18 Proc. Blei enthielt. Durch 
schnelles Auswaschen mit Alkohol kann man ihm die bei- 
gemengte Säure entziehen; geschieht dies aber langsam, 
so wirkt die Kohlensäure der Luft und das Salz zersetzt 
sich. Auch dieses Bleisalz verliert bei 1300 nicht mehr 
Feuchtigkeit als bei 1000. Aus mehreren Bleibestimmun- 
gen erhielt ich 36,93 Procent Blei als mittleres Resultat. 
Die Wägungen ergaben für Kohlensäure und Wasser: 


1) 0,164 Grm. = 0,250 Grm. Kohlensäure und 0,056 
Grm. Wasser. 

2) 0,170 Grm. — 0,257 Grm. Kohlensäure und 0,072 Grm. 
Wasser, woraus sich weiter berechnet: 


I. II. berechnet 
G=41,75==6,95 ‚41,17 = 6,86 38 =e’298 41,37 
Ei ==.,.3,79 = 3,79: 4,70 — 4,70: 20-20 =: 3,63 
&== 11,53 — 2,19 : 17,20.—:2,15:: 12.==': 96 =.17,42 

Pb — 36,93 — 0,35 36,93 = 0,35 2207 = 37,56 


100 100 551 100. 


Eine Bleiverbindung, welche genau auf dieselbe Weise 
erhalten worden war, wie ich bei der Guajakharzsäure 
dies beschrieben habe, nämlich durch Behandlung‘ mit 
basisch essigsaurem Bleioxyde, enthielt, bei 1000 getrock- 
net, bedeutend mehr Blei, als das mit „Guajakonsaures 
Bleioxyd“ bezeichnete Salz. 

1) 0,182 Grm. gaben: 
Bleioxyd —= 0,085 Grm. } dies berechnet sich zu 
Blei N 47,58. Procent Blei. 
2) 0,122 Grm. gaben: | 
Bleioxyd — 0,051 Grm. | macht 46,94 Procent 
Blei == 0.080... ..:4 Bles 
Sie verlor gleichfalls, bei 1300 getrocknet, nichts mehr 
an ihrem Gewicht. 

Fasse ich nun die Resultate dieser Analysen zusam- 

men, so lässt sich vorläufig die Guajakonsäure mit der 


128 ER | Hadelich, 


meisten Wihrscheinlichkeit als eine Sbnsiäghe. Säure be- 
trachten, in welcher man das 2atomige Radical 


(GB3H%008) Er 
annehmen müsste, also: ; 
2HO, C38 H20 O10 — Guajakonsäure. 
Die bei 1000 geschmolzene Säure, oder das Anhydrid — 
(38 H 20 O8, O2 
und die neutralen Salze 


— 2MO, 038 H20 010, 


Aus dem Bleigehalt des zuletzt beschriebenen Salzes 
könnte man zwar auch die Formel ableiten: 


2PbO, C38 H1909 — 3 PbO, C38H19 06, O3 
und danach die Säure für 3basisch halten, indess die bei 


der Analyse der freien Säure erhaltenen Zahlen würden 
_ bierzu nicht stimmen. 


Es bleibt also einem Anderen, dem die völlige Rein- 
darstellung der Guajakonsäure gelingt, noch vorbehalten, 
diese Zweifel zu lösen. Diese Substanz macht ca. 70,35 
 Procent des Guajakharzes aus, und mit Mangel an Mate- 
rial würde also nicht zu kämpfen sein, wohl aber noch 
sehr mit der Beseitigung‘ des Farbstoffes. 


B-Harz. Der vierte, wichtige Bestandtheil des Gua- 
jakharzes ist ein in Aether äusserst schwer löslicher Körper, 
dessen Darstellung und Eigenschaften ich nun beschrei- 
ben will. Ich will ihn zur kürzeren Fassung „ß-Harz* 
nennen. 


Nachdem ich aus den Harzgemengen, welche in der 
braunen Mutterlauge gelöst waren und dann durch Säuren 
abgeschieden wurden, durch Digestion mit Aether den 
grössten Theil der Guajakonsäure entfernt hatte, unter- 
warf ich die Rückstände einer weiteren Behandlung mit 
Aether bis zur Erschöpfung im Mohr’schen Extraettions- 


A ee er 
b EV? A et 


die Bestandtheile des Guajakharzes. 129 


apparate, wobei ich zur Erreichung der nöthigen Porosität 
die Substanz vorher mit Sand mischte. Das auf diese 
Weise erhaltene Product wurde in Alkohol gelöst, mit 
frischgeglübter Thierkohle in der Wärme digerirt und 
dann die durch Verjagung des Alkohols möglichst concen- 
trirte Lösung in Aether gegossen. Dadurch schied sich 
das 8-Harz als ein hellbrauner flockiger Niederschlag ab, 
den ich durch mehrmalige Wiederholung dieses Proces- 
ses zu reinigen suchte. 

Darauf wurde wieder in Alkohol gelöst und durch 
Vermischen mit Wasser ausgefällt, mit Wasser ausgewa- 
schen, auf einem Filter gesammelt und getrocknet. 


Es ist dann ein rothbraunes geruch- und geschmack- 
loses Pulver, welches, ohne unzersetzt flüchtig zu sein, 
auf Platinblech mit leuchtender Flamme ohne Rückstand 
verbrannte. Bei 200% erst schmilzt es zu einer schwarz- 
braunen Masse und wird durch trockne Destillation in 
ölige Producte und Kohle zerlegt, indem sich auch weisse 
Dämpfe von stechendem Geruch entwickeln. Die Sub- 
stanz enthält ebenfalls eine geringe Menge Stickstoff und 
wird von Alkohol leicht mit brauner Farbe gelöst, ohne 
dann eine Veränderung des blauen oder rothen Lackmus- 
papiers hervorzurufen. Ebenso wird sie von Essigäther 
und Essigsäure leicht aufgenommen, während sie in Was- 
ser, Benzin, Aether, Schwefelkohlenstoff und Chloroform 
unlöslich, resp. äusserst schwer löslich ist. 

1) 0,193 Grm., bei 1000 getrocknet, gaben 0,479 ee 
BE lihure und 0,101 Grm. Wasser. 

2) 0,218 Grm. gaben 0,543 Grm. Kohlensäure und 
0,114 Grm. Wasser, und daraus berechnen sich in 
Procenten:. 

& II. berechnet oder berechnet 
C=67,68=11,28 67,93—=11,32 283=168=6829 40=240=67,41 
H= 582= 532 581= 581 14= 14= 569 20= 20= 5,62 
0=%,50= 331 %,26= 3,28 8= 46,01 12= %—26,96 

100 100 246 100 356 100. 

Arch.d. Pharm. CLXV.Bds.2. Hft. 9 


Denn a een ee eat: 


330: . | Hadelich, 


‘Die erstere empirische Formel: 
C2s H14 O8 
aut zwar den Resultaten der Analysen näher, aber die 
_ nahe Verwandtschaft der Substanz mit den Harzsäuren von 
so hohem Kohlenstoffgehalt lässt die Formel: 040 H20 O12 
wahrscheinlicher werden. 

Die Substanz wird von Kali, Natron, Ammoniak leicht 
zu grünlichbraunen Flüssigkeiten gelöst, aus denen sie 
durch Säuren wieder abgeschieden wird; durch essigsau- 
res Blei-, Kupfer-, Baryum- und Dakine wird ihre 
alkoholische Lösung nicht gefällt, und Silbersalze werden 
rasch von ihr redueirt. _ Eine Behandlung mit basisch- 
essigsaurem Bleioxyde und Schwefelwasserstoff, wozu mir 
aber das genügende Material und die Zeit fehlte, dürfte 
wohl am ehesten zu ihrer Reinigung verhelfen. Von vie- 
len oxydirenden Agentien wird das ß-Harz grün gefärbt 
und verliert seine Farbe erst nach längerer Zeit wieder, 
so namentlich von ein wenig rauchender Salpetersäure, 
von Chlor, Brom, Jod und Eisenchlorid. 

In viel rauchender Salpetersäure löst sich der Körper 
mit rother, in viel concentrirter Schwefelsäure mit violetter 
Farbe auf; erstere Lösung bleibt mit Wasser vermischt 
klar, aus der andern scheidet sich ein schmutzig braun- 
violetter flockiger Niederschlag ab. 

Nach diesen hier angegebenen Erfahrungen lässt sich - 
noch gar nichts über die Natur dieses B-Harzes sagen, und 
können dieselben nur den weiter anzustellenden Versuchen 
zur Grundlage dienen. 


Es folge nun eine kurze Zusammenstellung des von 
dem Guajakharze Bekannten. 
Das Harz enthält in 100 Theilen: 


Guajakharzsäure ......2....... Re: .. 10,50 
Guajäkonsäure, rue. won nn A 70,35 
ET ERBETEN ET 9,76 
N N 3,70. 
Hokfheilei... ah 22, 1 2. Me SPA LBE 


In Wasser unlösliche fixe Bestandtheile 0,79 
Guajacylsäure, Chromogen und Verlust 2,33 


"100,00. 


aa Pal a er 
r A Pas ge = - 
[26,7 5 z 


In 


die Bestandtheile des Guajakharzes. _ 131 


Weder das rohe Harz, noch irgend ein isolirter Be- 
standtheil desselben lässt sich durch Behandlung mit Säu- 
ren oder Basen in zwei Körper spalten, deren einer Zucker 
ist; so dass ich der Behauptung von Kosmann*), dass 
das gereinigte Harz (Guajacine Pelletier’s) ein Glucosid 
sei und sich durch vierstündiges Kochen mit verdünnter 
Schwefelsäure spalten lasse, entschieden widersprechen muss. 


Die Producte der trocknen Destillation. 
Aus der Guajacylsäure bei Gegenwart von starken 


Basen: 
Das Guajacen (Pelletier u. Deville) .. C10H802 
Aus dem Harze: Guajol (Völkel) . ... C9 H7O2 
Gusjacal (Volkeh 1. ni C15H804 
Guajacylwasserstoff (Pelletier u. Deville) C14H804 
Guajakbrandsäure (Unverdorben) .... C15H803 
Pyroguajaksäure (Sobrero) ......... C15H904 
Pyroguajacin (Ebermeyer) .......... C1H4702 
Aus der Guajakharzsäure: 
Pyroguajacin (Hlasiwetz) ......... C35SH 2105 ,HO. 


Von diesen Formeln sind die von Völkel und Hla- 
siwetz mit Recht adoptirt worden, da diese Chemiker 
durch die in der neueren Zeit gemachten Fortschritte der 
Wissenschaft und Technik sowohl die Darstellung, als 
Analyse mit grösserer Genauigkeit ausführen konnten als 
ihre Vorgänger. 

In Beziehung zu der Guajakharzsäure: 

040 H26 O8 

und zur Guajakonsäure 
(33 H22 O12 

würde sich das Pyroguajacin vielleicht später bringen lassen 
C3s H22 O6, 

doch über das Wie wage ich nichts zu schreiben. 

Das Pyroguajaein zeigt mit Schwefelsäure eine ähn- 
liche Reaction wie mein Chromogen, und es mögen wohl 


*) Journal de Pharmacie et de Chimie 38, 22. 
g* 


132 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung. £ 


diese beiden Körper auch sehr nahe verwandt sein*) und 
auch der blauen Oxydationserscheinung des Guajakhar- 
zes in etwas zu Grunde liegen. 


Schliesslich kann ich nicht umhin, dem Herrn Prof. 
- Dr. Heintz, welcher mir bei der Ausführung meiner 
Versuche mit freundlichen Rathschlägen zur Seite gestan- 
den hat, meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. 


Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium 
der Universität Giessen. 


Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem 
Samen des schwarzen Senfs; 


von 


H. Will und W. Körner”). 


Der Samen des schwarzen -Senfs ist schon mehrfach 
Gegenstand von chemischen Untersuchungen gewesen, 
welche den Zweck hatten, den Körper zu isoliren, aus 
welchem durch freiwillige Zersetzung das im Senfsamen 
nicht fertig gebildete Senföl entsteht. Es war in hohem 
Grade wahrscheinlich, dass diese Bildung des Senföls in 
analoger Weise statt finde, wie die des Bittermandelöls, 
dass mithin der schwarze Senf einen mitdem Amygdalin 
verwandten Körper, ein Glucosid nämlich, enthalte, eine 
Vermuthung, die sich in der That auch bewahrheitet hat. 


Die bis jetzt vorliegenden Versuche zur Isolirung des 
Senföl gebenden Bestandtheils des schwarzen Senfs haben 


im Wesentlichen zu den nachstehenden Ergebnissen ge- 
„führt. | 


*) Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 119, p. 226 ff. 

**) Von den Herren Verfassern als Separatabdruck aus den Annalen 
der Chem. und Pharm. Bd. 125, Heft 3. (März 1863) an 
H. Ludwig gesendet. 


Sun > aa ae 
wir * Li i 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 133 


Boutron und Robiquet*), wie auch Faur&**), 
wiesen zuerst nach, dass der Senfsamen kein ätherisches 
Oel fertig gebildet enthält und dass Wasser zu seiner Bil- 
dung erforderlich ist; sie mittelten ferner die Ursachen 
aus, durch welche din Entstehung des eigenthümlichen 
Senfgeruchs verhindert wird. 

Boutron und Fremy***) stellten dann aus schwar- 
zem Senf einen dem Mandelemulsin entsprechenden (später 
Myrosin genannten) Körper dar; sie fanden, dass derselbe, 
mit dem geruchlosen wässerigen Auszuge des vorher mit 
Alkohol behandelten Senfs zusammengebracht, die Bildung 
von flüchtigem Oel bewirke. Simonf) vermuthete, das 
Senföl entstehe durch Einwirkung von Myrosin auf das 
von ihm aus dem Senfsamen gewonnene Sinapisin ; später‘ff). 
aber überzeugte er sich, dass letzteres keine solche Zer- 
setzung erleide. 


Bussyfrr), derwie Boutronund Fremy von der 
Ansicht ausging, dass die Bildung des Senföls der des 
Bittermandelöls analog sei, isolirte zuerst die Verbindung, 
welche unter Mitwirkung von Wasser und dem emulsin- 
artigen Körper Senföl erzeugt. Dieselbe istnach ihm eine 
eigenthümliche, an Kali gebundene Säure, welche er 
Myronsäure (acide myronique von wupov, Balsam) nannte. 
Dem emulsinartigen Körper gab er den Namen Myrosin. 
Das Kalisalz der Myronsäure wurde von ihm gewonnen 
durch Ausziehen. des bei 1000 getrockneten und von dem 
fetten Oel durch scharfes Pressen befreiten Senfsamens 
mit 85 procentigen Alkohol, zuerst kalt, dann bei 50 bis 
600. Die von dem alkoholischen Auszug abgepresste rück- 
ständige Kleie wurde dann mit kaltem oder warmem Was- 
ser extrahirt, die klare wässerige Lösung in gelinder 


*) Journ. pharm. XVII. 294. 

**) Ebendaselbst XVII. 299; XXI 464. 

***) Ebendaselbst XXVI. 48, 112; Ann. d.Ch. u. Ph. XXXIV. 230. 
+) Pogg. Ann. XLII. 651. 

tr) Ebendaselbst LI. 383. 

tr) Journ. pharm. XXVI. 39; diese Annalen XXXIV. 223.: 


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134 Wil u. Körner, zur Kenntniss der Bildung 5 


Wärme zum Syrup verdampft und letzterer zur Entfer- 
nung schleimiger Materien mit schwachem Alkohol behan- 
delt. Der eingeengte Auszug liefert beim Stehen Kry- 
stalle, welche durch Waschen mit schwachem Weingeist 
farblos werden. Bussy beschreibt das«so gewonnene 
Kalisalz als luftbeständige wasserhelle Krystalle, welche 
beim Glühen schwefelsaures Kali hinterlassen. Die durch 
Zersetzung des Kalisalzes mit Weinsäure oder des Baryt- 
salzes mit, verdünnter Schwefelsäure erhaltene Myronsäure 
bildet einen in Wasser und Alkohol leicht löslichen unkry- 
stallisirbaren Syrup, der mit Myrosin Senföl liefert und 
dessen wässerige Lösung sich in der Siedhitze unter Schwe- 
felwasserstoffentwickelung zersetzt. Den bestimmten An- 
gaben Bussy’s über die Existenz des myronsauren Kalis 
schienen die Versuche einiger anderen Chemiker*) zu wider- 
sprechen, welche sich vergeblich bemühten, nach dem Ver- 
fahren von Bussy diese Verbindung aus dem Senfsamen 
darzustellen. 


Vor zwei Jahren, zu einer Zeit, in welcher wir uns 
selbst schon mit der nun vorliegenden Untersuchung be- 
schäftigten **), bestätigten Ludwig und Lange***) zuerst 
die Existenz des myronsauren Kalis; sie fanden für das- 
selbe die bezüglich des Wasserstoff- und Sauerstoffgehalts 
unrichtige Formel KO, C20H19NS4018, welche sie theore- 
tisch in saures schwefligsaures Kali, KO, S?04, Senföl, 
CSH5NS? und Krümelzucker C1?H14 O4 zerlegten, obwohl 
sie richtig beobachteten, dass das Salz bei der Gährung, 
unter Abscheidung von Schwefel, in Senföl, Zucker und 
schwefelsaures Kali zerfällt. 


Wir gehen nun zur Mittheilung der von uns gewon- 
nenen Resultate über, deren verspätete ausführliche Dar- 


*) So von Simon (Pogg. Ann. LI. 383), von Lepage (Journ. 
chim. med. XXI. 171) und von Thielau (Wittstein’s Viertel- 
jahrsschrift für praktische Pharmaeie, VII, 161). 

**) Vgl. die vorläufige Anzeige in Ann. d. Ch. u. Ph. CXIX. 376. 

**#) Zeitschr. für Pharm. III. 430, 577. 


SEE a PEN 
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. 


des, Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 135 


legung ihre Erklärung einfach in dem Umstande findet, 
dass die Verarbeitung grösserer Mengen (mehrerer Centner) 
Senfsamen einen beträchtlichen Zeitaufwand erfordert, so- 
fern die Sicherheit des Erfolgs in der Darstellung des myron- 
sauren Kalis von der Anwendung von Glas- oder Por- 
cellangefässen und damit verhältnissmässig kleiner Men- 
gen des Materials abhängig ist. 


Das Verfahren, nach welchem wir das myronsaure 
Kalı darstellten, war, mit einer wesentlichen Modifieation 
jedoch, das nämliche, welches von Bussy befolgt wurde. 
Zwei Pfund des gepulverten (nicht entölten) schwarzen 
Senfsamens werden in einem gläsernen Kolben mit 21, 
bis 3 Pfund Weingeist von 80 bis 85 Volumprocenten im 
Wasserbade im Sieden erhalten, bis etwa !/, Pfund Wein- 
geist übergegangen ist, dann heiss ausgepresst und die- 
selbe Operation mit dem Rückstande noch einmal wieder- 
holt. Der im Wasserbade scharf getrocknete und zerrie. 
bene (660 bis 670 Grm. wiegende) Presskuchen wird nun 
etwa 12 Stunden mit dem dreifachen Gewicht kalten destil- 
lirten Wassers macerirt, der Auszug abgepresst und der 
Rückstand noch einmal mit dem doppelten Gewicht Was- 
ser etwa zwei Stunden behandelt. Die wässerigen Aus- 
züge vermischt man mit einer kleinen Menge gut ausge- 
waschenen, aufgeschlämmten kohlensauren Baryts und ver- 
dampft sie im Wasserbade rasch zum Syrup. Versäumt 
man den Zusatz des kohlensauren Baryts, so nimmt die 
von Anfang an schon schwach saure Flüssigkeit beim Ver- 
dampfen leicht eine stark saure Reaction an; es tritt freie 
Schwefelsäure auf und es ist dann nichts sicherer, als 
dass man keine Spur myronsaures Kali erhält *). 


*) Anfänglich bedienten wir uns zu demselben Zweck des neu- 
tralen kohlensauren Bleioxyds, welches gleichzeitig eine Menge 
fremder, unkrystallisirbarer Materien aus dem Auszug entfernt. 
Unter Umständen, deren Vermeidung man nicht in der Hand 
hat, tritt jedoch leicht die Bildung von Schwefelblei ein, was 
‚selbstverständlich den Verlust des Salzes zur Folge hat. 


s 


| 436; wi u. Körner, zur Kenntniss der Bildung 


Der syrupartige Verdampfungsrückstand wird nun in 
einem Kolben mit 3 bis 4 Pfund Weingeist von 85 Proc. 
im Wasserbade zum Sieden erhitzt, der gelbliche Auszug 
abfiltrirt und die rückständige zähe Masse nochmals mit 
2 Pfund Weingeist in der Siedhitze behandelt. Die ver- 
einigten weingeistigen Auszüge überlässt man in einem 
bedeckten Gefässe 24 Stunden der Ruhe, trennt dann den 
gebildeten gelblichen Niederschlag durch eine neue Fil- 
tration und destillirt von dem Filtrat den Weingeist im 
Wasserbade ab. Die rückständige Flüssigkeit wird filtrirt 
und auf flachen Tellern der Krystallisation überlassen. 
Der so erhaltene gelbbraune Syrup erstarrt bei wärmerer 
Jahreszeit schon nach 4 bis 5 Tagen, im Winter nach 
8 Tagen zu einer aus harten kleinen Nadeln bestehenden 
Krystallmasse. Man rührt dieselbe mit 75 procentigem 
Weingeist zu einem dünnen Brei an, presst denselben 
zwischen feiner Leinwand stark aus und krystallisirt den 
fast weissen Kuchen so oft aus 84- bis 90 procentigem 
Weingeist um, bis die Krystalle auch nach dem Trocknen 
völlig weiss erscheinen. Aus zwei Pfund Senfsamen erhält 
man in dieser Weise (und insbesondere dann, wenn das 
Verdampfen des wässerigen Auszugs nicht verzögert wird) 
im Durchschnitt 5 bis 6 Grm. reines myronsaures Kali. 
Die abfallenden Mutterlaugen enthalten zwar noch myron- 
saures Kali, welches indessen nicht leicht in reinerForm 
daraus zu gewinnen ist; man kann dieselben, wie wir unten 
anführen werden, durch Ausfällung mit salpetersaurem 
Silber zur Darstellung von Cyanallyl benutzen. 

Das myronsaure Kali krystallisirt aus Weingeist in 
kleinen weissen, wawellitartig gruppirten, seideglänzenden 
Nadeln, die vollkommen geruchlos sind und kühlend bit- 
ter schmecken. Das aus Wasser krystallisirte Salz bildet 
völlig durchsichtige, glasglänzende, kurze Säulen von rhom- 
bischem Habitus. Es ist sehr leicht löslich in Wasser 
(die warm gesättigte Lösung erstarrt beim Erkalten zur 
Krystallmasse), schwer löslich in verdünntem Weingeist, 
fast unlöslich in absolutem Alkohol, unlöslich in Aether, 


BETRETEN: 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 137 


Benzol und Chloroform. Die Lösungen reagiren neutral; 

sie zeigen keine,Wirkung auf das polarisirte Licht. Das 

aus Wasser wie aus Weingeist krystallisirte Salz verliert 

bei 1000 nichts an Gewicht; es enthält kein Krystallwas- 

ser. Die Analyse führte zu nachstehenden Resultaten: 
I. 0,4379 Grm. gaben 0,4721 Kohlensäure. 

0,2928 Grm. gaben 0,1664 Platinsalmiak. 

0,7852 Grm. gaben mit Salpetersäure oxydirt und 
mit Chlorbaryum gerille 0,8776 schwefelsauren 
Baryt. 

0,3651 Grm. gaben 0,070 schwefelsaures Kali. 

1I. 0,4725 Grm. gaben 0,5022 Kohlensäure und 0,1845 
Wasser. 

0,4474 Grm. gaben, nach dem Auflösen in Salpe- 
tersäure, Uebersättigen mit kohlensauren Natron 
und Schmelzen des Verdampfungsrückstandes 
0,5225 schwefelsauren Baryt. 

0,6078 Grm. gaben 0,1175 schwefelsaures Kali. 

 1II. 0,7362 Grm. gaben 0,7929 Kohlensäure und 0,304 
Wasser. 

IV. 0,553 Grm. aus Wasser krystallisirtes Salz gaben 
0,5847 Kohlensäure und 0,2296 Wasser. 

0,553 Grm. gaben 0,1113 schwefelsaures Kali. 

Die procentische Zusammensetzung des Salzes ist 


demnach: 
I. ll. III. IV. 


Kohlenstoff, 29,17 28,8 29,2 28,83 
Wasserstoff — 43 4, 5 4,61 
Stickstoff 3,5 — _ Z— 
Schwefel 15.2 16.1 _ 

Kalium 8.7 8,6 — g 23. 


Es berechnet sich hieraus die Formel C20H18NKS4020, 
welche verlangt: 


in 100 Tb 
C20 120 28,90 
H!8 18 4,34 
N 14 3,37 
K 39.2 9,43 
Sı 64 15.42 
0% 160 38,54 


138 Wil u. Körner, zur Kenntniss der Bildung N 


Auf den ersten Blick ersieht man, dass sich die: vor- 
stehende Formel zerlegen lässt in: die 


des Denfolsii ur a te, FERNER CS H5N s2 
Gesh änckee tl EN ‚CRHl2 012 
und des sauren schwefelsauren Kalis :H Ks208 


und in der That enthält das myronsaure Kali, wie sich 
aus dem nachstehend beschriebenen Verhalten 'ergiebt, 
die Elemente in einer Form, aus welcher die genannten 
drei Verbindungen als Spaltungsproducte sehr leicht her- 
vorgehen. | 


Vermischt man eine concentrirte wässerige Lösung von 
myronsaurem Kali mit Weinsäure, so scheidetsich Weinstein 
' ab, dessen Menge auf Zusatz von 5 bis 6 Vol. absoluten 
Alkohols sich bedeutend vermehrt. Das schwefelsäurefreie . 
Filtrat liefert nach dem Verdunsten des Alkohols durch 
Digestion mit frisch gefälltem kohlensaurem Baryt eine 
noch myronsaures Kali enthaltende Lösung von myron- 
saurem. Baryt, aus welcher das letztere Salznur schwierig 
ganz rein erhalten werden kann. Es bildet leicht lösliche 
durchsichtige tafelförmige Krystalle, deren wässerige Lösung. 
sich gegen salpetersaures Silberoxyd der Kaliumverbindung 
analog verhält. Beim Trocknen werden die Krystalle 
milchweiss und undurchsichtig, bei stärkerem Erhitzen 
entwickeln sie Senföl unter Rücken von schwefelsau- 
rem Baryt. 


0,4432 Grm. des bei 1000 getrockneten Salzes ga- 
ben 0,109 schwefelsauren Baryt, entsprechend 
14,6 Proc. Baryum. 


Die Formel C20H18NBaS4020 verlangt 15,4 Prog, 
Baryum. Die Baryumverbindung hat demnach die der 
Kaliumverbindung entsprechende Zusammensetzung. 

Die verdünnte wässerige Lösung des myronsauren 
Kalis zersetzt sich in Berührung mit Myrosin oder mit 
dem frisch bereiteten wässerigen Auszug von weissem 
Senfsamen in kurzer Zeit. Die anfangs klare und voll- 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 139 


kommen neutrale Flüssigkeit trübt sich, nimmt eine stark 
saure Reaction und den unverkennbaren Geruch nach 
Senföl an. Die Lösung enthält reichlich Schwefelsäure und 
Zucker; die Trübung besteht aus einer, wahrscheinlich 
aus dem Ferment gebildeten unlöslichen organischen Sub- 
stanz und aus freiem Schwefel. Filtrirt man den sich 
bildenden Niederschlag ab und behandelt ihn nach dem 
Trocknen mit Schwefelkohlenstoff, so hinterlässt letzterer 
beim Verduusten den bei der Gährung abgeschiedenen 
Schwefel. Wir kommen später auf diese, schon von Lud- 
wig und Lange beobachtete Thatsache zurück, welche 
jedenfalls beweist, dass ausser Zucker, Schwefelsäure und 
Senföl noch ein viertes, schwefelfreies Gährungsproduct 
entstehen muss. Emulsin oder ein Auszug von süssen 
Mandeln, so wie Bierhefe oder Speichel bewirken die 
Gährung des myronsauren Kalis nicht. | 
Erhitzt man myronsaures Kali mit wenig Barytwas- 
ser bis zum Sieden, so entsteht sogleich ein Niederschlag 
von schwefelsaurem Baryt, unter reichlicher Entwickelung 
von Senföl. Vermischt man eine wässerige Lösung des 
Salzes mit Barytwasser, so dass die Lösung alkalisch bleibt, 
so bildet sich ebenfalls nach kurzer Zeit ein weisser Nie- 
derschlag, der nur oder fast nur aus schwefelsaurem Baryt 
besteht. Derselbe erscheint rascher bei einem Ueberschuss 
an Baryt oder bei gelindem Erwärmen. Er enthält, wie 
aus der nachstehenden Bestimmung sich ergiebt, genau 
die Hälfte des Schwefelgehalts des myronsauren Kali’s. 
0,517 Grm. Salz lieferten in. dieser Weise 0,2941 
schwefelsauren Baryt. 
1,0962 Grm. gaben 0,620 schwefelsauren Baryt. 
Auf 100 Th. myronsaures Kali entspricht dies 7,7 bis 
7,8 Th. Schwefel, während dasselbe in der That 15,4 Proc. 
enthält. Man ersieht hieraus auf das Bestimmteste, dass 
das myronsaure Kali die eine Hälfte des Schwefels in der 
Schwefelsäureform enthält. — Die vom schwefelsauren 
Baryt abfiltrirte alkalische Lösung riecht nichtim Minde- 
sten nach Senföl, und nach der Behandlung mit Kohlen- 


140° Wil u. Körner, zur Kenntniss der Bildung H 


s£ure in ganz gelinder Wärme zeigt sie stets noch einen 
Gehalt von Baryt. Bleizucker erzeugt dann, auf Zusatz 
von Ammoniak, einen reichlichen weissen flockigen Nie- 
derschlag, der sich sehr leicht in Essigsäure wieder löst. 
Dieser Niederschlag schwärzt sich beim Erhitzen, ohne 
Entwickelung von Senföl. Er ist veränderlich in seiner 
Zusammensetzung und enthält ausser Schwefel und orga- 
nischer Substanz über 70 Proc. Blei. Erwärmt man die 
mit überschüssigem Barytwasser versetzte Lösung des 
myronsauren Kalis einige Zeit, so findet man in der vom 
schwefelsauren Baryt abfiltrirten Lösung neben Schwefel- 
baryum auch Zucker; gleichzeitig findet eine Entwicke- 
lung von Ammoniak statt. Es ergiebt sich aus diesem 
Verhalten, dass nach vorsichtiger Entfernung des Antheils 
von Schwefel, welcher als Schwefelsäure in dem myron- 
sauren Kali enthalten ist, der Rest der Elemente in der 
Lösung noch in einer durch Bleisalze fällbaren, aber sehr 
leicht veränderlichen Verbindungsform enthalten ist, welche 
in neutraler Lösung leicht in Zucker und Senföl, in alka- 
lischer Lösung in Zucker, in Schwefelmetall und andere 
Körper (wahrscheinlich Cyanallyl und dessen Umsetzungs- 
producte) zerfällt. | 
Kalilauge von 1,28 spec. Gewicht erhitzt Her mit 
trockenem myronsauren Kali in Berührung, von sh 
bis zum Sieden, unter braunrother Färbung der Flüssig- 
keit. Es entwickelt sich hierbei anfangs ganz entschieden 
der Geruch nach Senföl, sodann auch nach Cyanallyl und 
Ammoniak. Auf Zusatz von Wasser entsteht eine klare 
braungelbe Lösung, in welcher Bleisalze einen braunrothen, 
nach dem Sieden aber grauschwarzen Niederschlag erzeu- 
gen. Die Lösung enthält neben Schwefelsäure auch 
Zucker. 
Mit Zink und Salzsäure in Berührung entwickelt das 
myronsaure Kali anhaltend und ohne Anwendung von 
Wärme Schwefelwasserstoff. In rauchender Salpetersäure 
löst es sich zu einer farblosen Flüssigkeit, welche nach 
dem Verdünnen Eisenoxydsalze nicht- röthet, aber durch 


2 gell en de ee er ’ sn a ar re . 5 
2 % ,., . . & a Ra LTE 
x . } - 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 141 


Chlorbaryum reichlich gefällt wird. Beim Kochen von 
myronsaurem Kali mit verdünnter Salzsäure entwickelt 
sich Schwefelwasserstoff, dessen Bildung erst nach lange 
fortgesetztem Sieden aufhört. Die Lösung enthält dann 
Zucker und, wie die nachstehenden Bestimmungen bewei- 
sen, ein Ammoniaksalz und die Hälfte des Schwefelge- 
halts der Verbindung als Schwefelsäure, 


0,839 Grm. Salz lieferten nach mehrtägiger Behand- 
lung mit Salzsäure und Ausfällung mit ‘Chlorbaryum 
0,4771 Grm. schwefelsauren Baryt, entsprechend 7,8 Proc. 
Schwefel. Das (barytfreie) Filtrat gab nach dem Ver- 
dampfen und Erhitzen mit Kali ein Destillat, in welchem 
Platinchlorid nach dem Uebersättigen mit Salzsäure, einen 
orangegelben Niederschlag erzeugte. Derselbe enthielt 
‚43,3 Procent Platin; der Platinsalmiak enthält 44,3, das 
Allylamindoppelsalz 39,2 Procent. Es ist hiermit darge- 
than, dass der Stickstoff des myronsauren Kalis beim 
Kochen mit Säuren -in der Form von Ammoniak, nicht 
von Allylamin, austritt. 


Ein sehr merkwürdiges Verhalten zeigt das myron- 
saure Kali zu schweren Metallsalzen, namentlich zu sal- 
petersaurem Silberoxyd. Letzteres erzeugt in einer wässeri- 
gen Lösung des myronsauren Kalis erst nach einigen Minu- 
ten eine weisse Trübung, die sich nach und nach zu einem 
käsigen Niederschlag vermehrt. Die Lösung nimmt hier- 
bei eine stark saure Reaction von freier Salpetersäure 
an. Der Niederschlag, welcher im Lichte sich schwärzt, 
im Dunkeln sich aber ohne Veränderung auswaschen 
lässt, entsteht noch bei sehr grosser Verdünnung; er ist 
so gut wie unlöslich in Wasser. Sehr concentrirte Lösun- 
gen des Kalisalzes werden durch salpetersaures Silberoxyd 
kaum gefällt; Zusatz von Wasser bewirkt aber sogleich 
die Ausscheidung der weissen Silberverbindung. Die vom 
Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit reducirt reichlich Kupfer- 

 oxyd in alkalischer Lösung; sie enthält also Zucker. 


Die im leeren Raum über Schwefelsäure getrocknete 


142 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung 


Silberverbindung bildet ein blendend weisses Pulver. Sie 
hat folgende Zusammensetzung: 
0,5082 Grm. gaben 0,2158 Kohlensäure und 0,0656 | 
Wasser. 
0,2424 Grm. gaben 0,1677 Chlorsilber. 
0,6340 Grm. gaben mit rauchender Salpetersäure 
oxydirt 0,7283 schwefelsauren Baryt. Be 
Es berechnet sich hieraus die Formel CSH5NAg2S4108, 
welche verlangt: 
| In 100 'Theilen: 


berechnet gefunden 

— Te ——— U 

C8 48 11,67 - 11,57 
H>5 5 1,23 1,43 

N 14 3,40 — 

Ag? 216 52,55 52,08 

S4 u! 15,58 15,77 . 
08 64 15,58 _ 

411 100,00. 


Diese Verbindung enthält demnach die Elemente des 
Senföls und des neutralen schwefelsauren Silbersoxyds: 
CSH5NAg?S408 — C4H5>NS? + S2Ag208. 

Sie entsteht aus dem myronsauren Kali nach der 
Gleichung: 

020 HI8KNS1020 4 2NAg06 — CSH5NAg2S408 + | 
c22H12012 4 NKO6 + NHO®. 

Das salpetersaure Silberoxyd bedingt eine Trennung 
der Elemente des myronsauren Kalisin der Art, dass die 
Senföl- und Schwefelsäuregruppe mit Silber verbunden sich - 
unlöslich abscheidenr, während die Zuckergruppe (neben 
Salpetersäure und Salpeter) in der Lösung bleibt. In der 
That findet man auch, wie schon oben bemerkt, die letz- 
teren Körper in der von der Silberverbindung abfiltrirten 
Lösung. 

Die Silberverbindung zersetzt sich beim gelinden Er- 
hitzen und lässt unter reichlicher Entwickelung von Senföl 
(und wahrscheinlich von Cyanallyl) einen Rückstand von 
Schwefelsilber und schwefelsaurem Silberoxyd. Eine ähn- 


. des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 143 


- iehe Zersetzung erfolgt beim Sieden mit Wasser. Ebenso ent- 
wickelt sich reichlich Senföl bei Digestion der Verbindung 
mit Chlorbaryum und (wenn die Silberverbindung im Ueber- 
schuss bleibt) auch mit Schwefelbaryum. Behandelt man 
die Verbindung kalt mit verdünnter Salzsäure, so bildet 
sich Chlorsilber, ohne dass sich Senföl oder Schwefelwas- 
serstoff entwickelt. Die vom Chlorsilber abfiltrirte Flüssig- 
keit färbt sich nicht mit Eisenoxydsalzen und giebt auch 
keine Reaction auf Blausäure, wohl aber enthält sie reich- 
lich Schwefelsäure, und zwar, wie die folgende Bestim- 
mung zeigt, zur Hälfte ihres Gehalts an Schwefel. 


0,2424 Grm. gaben durch Behandlung mit Salzsäure 
und Fällen mit Chlorbaryum 0,1265 schwefelsauren Baryt, 
entsprechend 7,2 Proc. Schwefel. Der Gesammtschwefel- 
gehalt beträgt 15,5 Proc. — Auf das analoge Verhalten 
der Verbindung zu Schwefelwasserstoff kommen wir unten 
ausführlicher zurück. 


In Wasser vertheilt zersetzt sich die Silberverbindung, 
in Berührung mit Zinkfeile schon in der Kälte unter reich- 
licher Entwickelung von Senföl und Abscheidung von 
schwarzem metallischem Silber. Die sauer reagirende 
Lösung enthält schwefelsaures Zinkoxyd. Bei Einwirkung 
von metallischem Quecksilber auf diein Wasser vertheiltn 
Verbindung bildet sich kein Senföl. Unter Abscheidung 
von Silber verwandelt sich die ursprüngliche weisse 
Farbe des Niederschlags in gelbweiss und ohne Aenderung 
der neutralen Reaction. Es entsteht offenbar. die dem Sil- 
bersalz entsprechende Quecksilberverbindung. Vermischt 
man verdünnte Lösungen von myrönsaurem Kali und sal- 
petersaurem Quecksilberoxydul, so entsteht dieselbe direct 
als gelblichweisser, leicht veränderlicher Niederschlag, 
der beim Erhitzen unter Entwickelung von Senföl zerfällt. 


Durch Bleizucker wird eine Lösung von myronsau- 
rem Kali erst auf Zusatz von Ammoniak gefällt. Der 
gelblichweisse amorphe Niederschlag ist äusserst leicht 
in Essigsäure löslich, in Wasser jedoch so schwer lös- 


144 Will u. Körner, zur Kenntniss d. Bildung des Senföls etc. 

lich, dass bei unvollkommener Fällung das Filtrat blei- . 
frei ist. 

Der nach einer Annika 10,5 Proc. Kohlenstoff, 
1,65 Pıoc.: Wasserstoff und 59,2 Proc. Blei enthaltende 
Niederschlag besitzt keine dar Silberverbindung ent- 
sprechende Zusammensetzung, sofern er alle Elemente der 
Myronsäure, namentlich auch die der Zuckergruppe ent- 
hält. Er ist ein basisches Salz, dessen Zusammensetzung 
bezüglich des Bleigehalts nicht constant ist. Eine Lösung 
von 1 Aeg. myronsaurem Kali bedurfte zur Ausfällung 
mehr als 4 Aegq. neutrales essigsaures Bleioxyd. Zersetzt 
man den Niederschlag mit Schwefelwasserstoff, so bildet 
sich Schwefelblei, gemengt mit Schwefel, und die abfiltrirte 
Lösung enthält freie Schwefelsäure, Zucker und auch 
gährungsfähige Myronsäure. 


(Fortsetzung folgt.) 


EERREET 7E 


105 


| II. Naturgeschichte und Pharma- 
kognosie. 


Brasilianische Industrie - Ausstellung. 


Am 2. December 1861 wurde zum ersten Male in 
Brasilien eine Industrie-Ausstellung eröffnet. Leider war 
es mir nicht möglich, die Reise nach der Hauptstadt zu 
unternehmen, um als Augenzeuge urtheilen zu können, 
und kann meinen Bericht nur durch Uebersetzung aus 
den Relationen der Ausstellungs- Commission entnehmen. 
Wie sich denken lässt, konnte ein an Naturschätzen so 
reiches Land wie Brasilien, in allen Zweigen der Natur- 
wissenschaften vielfach Interessantes liefern, welchen Theil 
ich denn auch besonders zu meiner Arbeit auserlesen 
habe. 

Brasilien war in den grossen Industrie-Ausstellungen 
von 1851 und 1855 nicht vertreten und wollte jetzt an 
dem grossen Universal- Ausstellungsfeste von 1862 Theil 
nehmen; um aber die zu sendenden Gegenstände richtig 
‘zu beurtheilen, wurden in allen Provinzen besondere Aus- 
stellungen veranstaltet, um dann im December 1861 in 
Rio de Janeiro zu einer Gesammt- Ausstellung vereinigt 
zu werden. Leider kam die Idee erst spät und die Be- 
kanntmachung geschah erst im Monat Juli, um schon Mitte 
November die Sachen abzuliefern. 

Die Ausstellung war 45 Tage geöffnet und. wurde 
von 50,739 Personen besucht. Die Zahl der Aussteller 
belief sich auf folgende: Provinz Amazonas 76 Ausstel- 
ler mit 990 Gegenständen, Prov. Bahia 53 Ausst. mit 104 
Gegenst., Alagoas 37 Ausst. mit 340 Gegenst., Ceara 19 
Ausst. mit 36 Gegenst., Espirito Santo 1 Ausst. mit 65 

Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 2.Hft. 10 


En u TEE 3,77 ei TE 
yo WERE Er Plage. = 
\ 7: £ 7 % 


S 146 b Brasilianische Industrie- Ausstellung. 


Gegenst., Goyaz 1 Ausst. mit 1 Gegenst‘, Maito-Grosso 
1 Ausst. mit 1 Gegenst., Maranhao 1 Ausst. mit 3 Gegenst., 
 Minas Geraes 45 Ausst. mit 187 Gegenst., Para 76 Ausst. 
mit 924 Gegenst., Parahyba 1 Ausst. mit 59 Gegenst., 
Parana 5 Ausst. mit 151 Gegenst., Pernambuco 44 Ausst. 
mit 470 Gegenst., Pianhy 2 Ausst. mit 35 Gegenst., Rio 
de Janeiro 732 Ausst. mit 5928 Gegenst., Rio Grande 
de Norte 2 Ausst. mit 50 Gegenst., Rio Grande do Sul 
42 Ausst. mit 263 Gegenst., S. Paulo 4 Ausst. mit 16 
Gegenst., Santa Catharina 3 Ausst. mit 44 Gegenst., Ser- 
gipe 3 Ausst. mit 107 Gegenst. 

Von diesen Gegenständen sind 1495 Stück zur Lon- 
doner Ausstellung ausgesucht, welche die Regierung auf 
ihre Kosten dorthin versandte. Es wurden 488 Prämien 
vertheilt: 9 goldene, 110 silberne und 130 bronzene Me- 
daillen, so wie 239 Belobungen. 

Ein Land wie Brasilien, wo durch di Fruchtbarkeit 
der Erde und Begünstigung des Klimas der Mensch sich 
ohne starke Arbeit das Nothwendigste verschaffen kann, 
hält es schwer, dass die Industrie so schnelle Fortschritte 
macht, besonders so lange die Arbeitskräfte und Zinsen 
des Capitals einen so hohen Preis haben. | 

Die Provinzen Para und Amazonas, so enorm reich 
an natürlichen Producten, exportiren nur Kautschuk und 
Cacao, und es ist notorisch, dass fast gar kein Handel 
zwischen diesen und den andern Provinzen existirt. Der 
Handel mit Oelen allein würde diese Provinzen schon 
bedeutend heben. Die Baumwolle, der Taback, Zucker- 
rohr, Reis etc. vegetiren dort mit Leichtigkeit und Uep- 
pigkeit, doch reicht der Ertrag kaum zum Consum der _ 
Provinz aus, indem die ganze Aufmerksamkeit der ärmeren 
Bevölkerung auf die Gewinnung des Kautschuks gerich- 
tet ist, und wenn die Zeit dieser Arbeit vorbei, dann 
besteht ihre Beschäftigung in Jagd und Fischfang, wie 
bei den Eingebornen. Ebenso in der Provinz Ceara, wo 
die ärmeren Bewohner einen Theil des Jahres den Kaut- 
schuk aus einem von Siphonia elastica verschiedenen 


A ee 


‚Brasilianische Industrie- Ausstellung. 147 


-Baume extrahiren, und hat diese Provinz sowohl, als 
auch Rio Grande de Norte noch den Vortheil, von der 
Vorsehung mit der herrlichsten Gabe, der Carnaubapalme, 

gesegnet zu sein, so dass jetzt dieser Industriezweig des 
vegetabilischen Wachses mehr als 200 Contos de Reis 
(ca. 140,000 Thlr.) jährlich rentirt. Jede Provinz hat einen 
oder zwei grosse Culturzweige adoptirt und vernachläs- 
sigt fast jeden andern Zweig des Landbaues oder der 
Industrie. Sie wenden nun die Arbeit und das Capital‘ 
auf einen dieser Artikel an, und zwar so exclusiv, dass 
sehr oft der Mangel an Nahrungsmitteln fühlbar wird, 
welche sparsam, theuer und schlecht sind. Para und 
Amazonas exportiren z. B. Kautschuk und Cacao; Maran- 
hao Baumwolle und Reis; Pernambuco Baumwolle und 
Zucker; Parahyba und Rio grande de Norte Baumwolle 
und kleine Mengen von Zucker; Bahia Baumwolle, Zucker 
und Taback; Alagoas und Sergipe Zucker; Rio de Janeiro 
und S. Paulo Kaffee und wenig Zucker; Parana Matte- 
thee; Santa Catharina und Espirito Santo haben keinen 
einzigen besonderen Artikel von grosser Bedeutung und 
exportiren nur verschiedene Artikel für den Küstenhan- 
del; Minas Geraes versieht den Markt der Hauptstadt 
mit Rindvieh, Schweinen und deren Producten, mit Käse 
und Taback; Goyaz und Matto Grosso kämpfen mit der 
Entfernung und Schwierigkelt des Transportes, so dass 
ihre Exportation sich nur auf Gold und Diamanten be- 
schränkt, so wie ein wenig Ipecacuanha; Ceara und Rio 
Grande do Sul, beide hauptsächlich zur Viehzucht geeig- 
net, exportiren die Producte derselben, ohne einen Fabri- 
kationszweig damit zu verbinden, und es scheint unglaub- 
lich, dass ein Land, welches Millionen von Rindvieh züch- 
tet, Butter und Käse von fremden Ländern importirt. | 

Die Eintheilung der Ausstellung geschah in 5 Grup- 
pen, deren jede eine besondere Jury zur Beurtheilung 
der Gegenstände hatte, da aber der Zweck dieses Be- 
richtes nur ein kleiner Beitrag für’s Archiv ist, so werde 
ich nur die mannigfaltigen natürlichen Producte, welche 
30= 


148 Brasilianische Industrie- Ausstellung. 


den immensen Naturreichthum Brasiliens beweisen, ne- 
führen. | a | 
In der ersten Gruppe ER ee. die aus 
den Provinzen S. Paulo und Rio Grande do Sul ausge- 
stellten und dort fabricirten Weine, welche von der Ame- 
ricana benannten Traube bereitet waren. Dieselbe ge- 
deiht in Brasilien ausgezeichnet und giebt jährlich zwei 
Ernten, so dass für die Weinproduction gute Aussicht 
vorhanden ist. Der Geschmack des Weines schwankt 
zwischen Madeira- und Malagawein. 

Verschiedene hier cultivirte Theesorten, worunter 
besonders ein Perlthee aus dem Bezirk Marianna, Prov. 
Minas, welcher von sehr gutem Arom und feinem Ge- 
schmack. Der Divisionschef Abren brachte die ersten 
Theepflanzen nach Brasilien, wo sie im botanischen Gar- 
ten angepflanzt und später von dort nach der Provinz 
S. Paulo versetzt wurden; derselbe verspricht schon in 
kurzer Zeit ein lucrativer Handelsartikel zu werden. 

Holzproben waren in so grosser Menge vorhanden, 
‘dass man mit den Namen derselben einige Seiten füllen 
könnte, wovon allein 300 Arten der herrlichsten Nutzhöl- 
zer; leider fehlte allen die wissenschaftliche Benennung. 

Kautschuk war in den verschiedensten Zuständen 
und Formen repräsentirt. | | 

Gewürznelken in Valenca, Prov. Rio de Janeiro cul- 
tivirt, so wie cultivirte mexikanische Vanille von vorzüg- 
licher Qualität, und Vanille von Matto Grosso. 

Cacao, besonders die am Rio Madeira etc. wachsende, 
wo in der Regenzeit die Stämme lange Zeit fusstief un- 
ter Wasser stehen, ohne das Geringste zu leiden. 

Toncobohnen (Dipterix odorata), Cumaru, wovon manch- 
mal an 10 bis 12 Centner jährlich aus den Wäldern nach 
der Hauptstadt von Para gebracht werden, bis jetzt noch 
„nicht cultivirt. | 
Pichurim. Nectandra Puchury. Puxiry, wovon der 
. Baum /gaps genannt wird. Die Früchte werden in der 
‚Regenzeit gesammelt; das Pericarpium lässt man verfau- 


re 
7 re Bi ee . 


Brasilianische Industrie- Ausstellung. 149 


len, wäscht dann die Samen und trocknet dieselben auf 
einer Bastmatte in weiter Höhe über schwachem Feuer. 
Man exportirte davon im Jahre 1830 an 38,400 Pfund, 
und im Jahre 1861 nur 1824 Pfund, wovon die Arroba 
(32 Pfd.) für 7 Milreis verkauft wurde. 

Guarana, von Paullinia sorbilis bereitet, war in den 
verschiedensten Formen von der Provinz Alto Amazonas, 
besonders aus dem District Mauds eingesandt, wo das- 
selbe folgenderweise bereitet wird: Die noch nicht ganz 
reifen Samen werden mit Hülfe des Wassers vom Peri- 
carpium befreit, bei einem schwachen Feuer geröstet, 
dann fein gestossen und mit ein wenig Wasser die nö- 
thige Consistenz gegeben, um Stangen, Bröde, Figuren 
u.s. w. davon zu formiren. Es wird nur wenig in der 
Provinz consumirt, das meiste wird nach Para und Matto 
Grosso exportirt und sehr gesucht von den Händlern aus 
Bolivia, so dass öfters dasselbe gar nicht vom Innern 
nach der Meeresküste gelangt. Im Jahre 1830 wurden 
40 Arrobas und im Jahre 1860 200 Arrobas exportirt, 
der Preis ist gewöhnlich für 32 Pfund —= 30—32 Mil- 
reis (1 Milreis —= 22 Sgr.). 

Aus den nördlichen Provinzen war ferner noch eine 
grosse Anzahl von brasilianischen Droguen eingesandt, 
leider fehlt den meisten die wissenschaftliche Benennung, 
2. B. 

Area oder brasilianischer Salep, als Ersatz der Salep- 
wurzel; Castanhas de macaco oder Ü. de seyru, essbare 
Früchte; Casca de Marupa, officinell; Carajuru, Farbe- 
stoff. 

Fructos de sabonete. Ersetzt die Seife. Die Früchte 
werden von den Hirschen als Lieblingsfutter sehr gesucht. 

Azeitona brava. Ein grosser Baum, welcher in Menge 
an den Ufern des S. Francisco wächst; die Früchte ge- 
ben viele Procente eines ausgezeichneten Oeles. 

Arselina oder Espelina. Die Wurzel der Pflanze wurde 
von Dr. Faivre mit vielem Erfolg gegen hysterische und 
nervöse Leiden, so wie gegen Epilepsie angewandt. Bei 


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150 Brasilianische Industrie- Ausstellung. 


dem Volke gegen den Biss aller giftigen Schlangen, mit 
Ausnahme der Crotalus Cascarella, in grossem Ruf. Man 
giebt dieselbe in Pulver in der Dosis bis zu 18 Gran, 
dreimal täglich, progressiv steigend, indem man mit zwei 
Gran anfängt. | 
Camapu. ‚Eine zu den Solaneen sahrdude Pflanze. 
Die Wurzel im Decoct, 1 Unze zu 1 Pfd. Wasser, alle 
Stunden 1 Kelchglas; ist von ausgezeichneter diuretischer 
Wirkung und wird vielfach gegen Wassersucht angewandt. 
Caua. Die Wurzelrinde des Baumes in Infusion von 
1 Unze zu 1 Pfd. Wasser, stündlich ein Kelchglas als 
Febrifugum. Das Decoct einer Unze Wurzel mit 6 Un- 
zen Wasser als Purgans; in schwächerer Dosis soll es 
antiscorbutisch wirken. | 
Tipi. Die Pflanze gegen Syphilis und in der Pocken- 
krankheit. 
Barrigudinha. Wird benutzt als Emmenagogum und 
Antisyphiliticum. 


Bordao de velho. Die Bohnen des Baumes sind aro- 


matisch und werden als Wundmittel, so wie gegen Oph- 
thalmien benutzt. 

Mucunan. Schlingpflanze, wovon die Bohnen zur Zeit 
der Hungersnoth als Nahrungsmittel benutzt werden. 

Caruata da mata, die ganze Pflanze. Soll ein gutes 
"Wurmmittel sein. 

Corisco. Die Wurzel des Strauches gegen Schlan- 
genbiss. | 
Liga-liga. Die Wurzel des Strauches Bere eh: ist 
ein balsamisches Wundmittel. 

Coronha-criz. Die Bohne als Adstringens und Er- 
satz der Galläpfel. | 

Mulungu. Die Rinde ist narkotisch, als Decoct äus- 
serlich und innerlich zur Beruhigung der rheumatischen 
‚ Schmerzen. 

Mucambe. Die Wurzel wirkt diuretisch, ebenso zur 
Heilung der Hernien. 

Ortiga branca. Das Infusum der Blätter ist ein sehr 
enereisches Diureticum. 


2 RE ge Er RE Aal 


Brasilianische Industrie- Ausstellung. 151. 


Perrichil. Eine Pflanze, welche auf den vom Meere 
überschwemmten Landstrecken der nördlichen Provinzen 
wächst und in der Asche 50 Proc. Soda enthalten soll. 

Batala de teju oder tiu-assu. Gutes Drasticum und 
gegen Syphilis empfohlen. 

Arvore de lacre. Aus der Rinde dieses Baumes soll 
ein Harz fliessen, welches den Schellack ersetzt. 

Mutamba-Rinde. Schleimig und leichtes Adstringens. 
Der damit bereitete Syrup ist officinell gegen Brustaffec- 
tionen. Von Gnazuma ulmifolia L. 

Patchouly von Para. Die Wurzel giebt ein sehr 
wohlriechendes Destillat. 

Cipo cheiroso und Pipirioca, so wie Curimbo, sämmt- 
lich Schlingpflanzen, welche als wohlriechende Räucher- 
mittel benutzt werden. 

Hiapua oder Mandiocca do mato. Aus der Wurzel 
wird Stärkemehl bereitet. 

Muirapiuma. Die Wurzel des Strauches ist ein gros- 
ses Excitans und eins der energischesten Aphrodisiaca; 
auch mit Erfolg gegen Lähmungen angewandt. 

Caaixiu. Das Infusum der Blätter gegen Asthma. 

Marupa-miry. Das Infusum der Wurzel des Strau- 
ches gegen Diarrhöe. 

Marapuy. Die Rinde dieses Strauches ist ein aus-. 
gezeichnetes beruhigendes Mittel; gegen Erbrechen und 
chronische Diarrhöen. Die frische Rinde als Wundmittel. 

Caferana. (Tachia guyanensis). Die Wurzelrinde des 
Baumes ist eines der besten Mittel gegen intermittirende 
Fieber. | 

Gapuy. Wurzel eines Strauches. Man macerirt die- 
selbe mit Wasser und vermischt das sich absetzende Pul- 
ver mit reinem Wasser gegen Opthalmien. 

Jurupary-pirera. Die Rinde des Baumes als Räu- 
cherung gegen Kopfschmerz. 

Parica-angico. Die Infusion der Rinde und ReIrDen: 
als mächtiges Auflösungsmittel. 

Mulungu-mery, auch Guandu oder Tento. Die Samen 


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152 Brasilianische Industrie- Ausstellung. \ 


dieser Schlingpflanze werden scharf getrocknet, gepulvert, 
und mit Wasser vermischt, äusserlich gegen u 
zündungen angewandt. 

Cipo-catinga. Schlingpflanze, womit die Indianer die 
Arzneitränke würzen. 

Batata meiru. Die Knolle wird nicht allein’ als Nah- 
rungsmittel, sondern auch zur Heilung der Opilagao (Chlo- 
rosis tropic.) benutzt. | 

Brandao. Die Wurzel als Abführmittel und gegen 
Syphilis. 

Rabo de tatu. Die Zwiebel einer Parasitpflanze (wohl 
Amaryllis), von welcher ein excellenter vegetabilischer 
Leim bereitet wird; ebenso die Pacova paulistan. 

Broma. Das Kraut als purgirender und reinigender 
Thee. 

Camassum. Der Thee der Blätter gegen Kolik- 
schmerzen. | 4 

Cruape. Die Wurzel dieser Schlingpflanze als Em- 
menagogum. 

Cacubim. Die Wurzel und Rinde des Baumes gegen 
‚ rheumatische Schmerzen und gegen Syphilis. 

Catota. Eine mit Stacheln besetzte Schlingpflanze, 
deren Früchte gegen Magenschmerzen benutzt werden. 

Cipo-embe-curuba. Die Wurzel der Schlingpflanze ist 
aromatisch ; ebenso die von Üipo-embe-molle. 

Gito. Die Frucht, Rinde und Wurzel dieses Bau- 
mes sind drastisch. 

Gerico. Pflanze, welche auf den Steinen der Flüsse 
wächst; gegen Asthma, so wie ein Diureticum und Febri- 
fugum; Y, Unze zu 1 Pfd. Infusum. Tassenweise. 

Japaranduba. Die Rinde dieses Baumes wird gegen 
rheumatische Schmerzen angewendet. / 

Tapojava. Gegen bösartige Fieber und Harnbe- 
schwerden. 

Von den Bastpflanzen sind die bemerkenswerthesten 
von den Bäumen Tury, Castanha de Maranhao, Uassima: 
und den Palmen Tucum und Muriti, so wie besonders 


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Brasilianische Industrie- Ausstellung. 153 


von Caraua. Die Pflanzenwolle liefernden Bäume sind 
in grosser Menge angeführt, doch kein einziger mit dem 
- wissenschaftlichen Namen, ausser den in meiner Samm- 
lung befindlichen, worauf ich später zurückkommen werde. 
Interessant sind unstreitig 

die fetten Oele und Balsame. 

Ausser den schon bekannten Oelen von Elaeis guya- 
nensis — ÖOleo de dende und von Cocos nucifera — Azeite 

de coco, waren folgende bemerkenswerth: 

Oleo de andiroba. (arapa guyanensis. Meliaceae. 
Dieser Baum ist in Para sehr häufig. Das aus den Früch- 
ten gewonnene Oel ist ausserordentlich bitter, von gelb- 
licher Farbe und eigenthümlichem Geruch. Giebt von 
allen Oelen das vorzüglichste Licht. In der Heilkunde 
wird es nur äusserlich angewandt, mit gutem Erfolg be- 
sonders gegen Infarcten der Leber und Milz, so wie auf 
gefährliche Wunden, um den Tetanus zu verhüten, wo 
es ganz heiss applicirt wird. 

Oleo de assahy. Aus den Früchten von Buterpe ole- 
racea. Ist von dunkelgrüner Farbe und schwach bitte- 
rem Geschmack. 

Oleo de bacaba. Oenocarpus bacaba. Von hellgrüner 
Farbe und ersetzt im Haushalte das Olivenöl. 

Oleo de castanha. Aus den Samen von Bertholletia 
excelsa. Von hellgelber Farbe und hat den eigenthüm- 
lichen Geschmack des Samens (der Paranuss); er, er- 
setzt es das beste Olivenöl, wird aber sehr leicht ranzig. 

Oleo de cumaru. (Pichuryöl; Tonkabohnenöl). A 

den Bohnen von Dipterix odorata. Hellgelbes Oel von 
starkem, angenehmem Geruch. In der Heilwissenschaft 
wird es gegen Ozaena und Mundulcerationen benutzt. 

Oleo de jubati. Sagus taedigera. Durch Auspressen 
der Fruchtpulpe gewonnen. Das Oel ist von rother Farbe 
und sehr bitterem Geschmack. 

Oleo de mucaja. Aus der Frucht von Oecrocomia 
sclerocarpa. Ein festes, gelbgefärbtes Oel; wird im Haus- 
halte benutzt. 


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154 Brasilianische Industrie - Ausstellung. 


Oleo de pataua. Oenocarpus pataua 8. O, distichius. 
Durch Kochen der zerkleinerten Nüsse erhalten; ist hell- 


gelb, durchscheinend und fast geruchlos. Wird als Er- 


satz des Provenceröls in der Küche benutzt. 

Oleo de piquia. Caryocarpus brasiliensis. Aus der 
Fruchtpulpe durch Pressung gewonnen. Bildet ein festes, 
weisses Oel, von eigenthümlichem Fruchtgeschmack. 

Oleo de Seringa. Siphonia elastica. Aus den Samen 
des Kautschukbaumes durch Auspressen erhalten; bildet 
ein bräunliches, klares, fast wie alter Portwein sdchen- 
des Oel; trocknet nicht so schnell als Leinöl und könnte 
mit Vortheil zur Typographie benutzt werden. 

Oleo de Macucu. Aus den Früchten des Macueu- 
baumes durch Kochen extrahirt. Wird zum Bemalen der 
Cuias benutzt. 

Balsame. 

Oleo de humiri. Humirium balsamiferum. Durch In- 
eision der Rinde freiwillig ausfliessend. Ein klares, trans- 
 parentes, sehr angenehm aromatisch riechendes Fluidum. 
Wird zur Heilung der Metrorrhagien angewandt, so wie 
auch vielfach in der Parfümerie benutzt. 

Oleo de Jacare. Colophyllum brasiliensis. Dieser Baum 
wächst in Alto Amazonas in grosser Menge, wo der Bal- 
sam durch Ineision sehr reichlich ausfliesst; ist von dun- 
kelgrüner, fast schwarzer Farbe und besitzt einen star- 
ken, unangenehmen Geruch; wird statt Theer zum Kal- 
fatern der Kähne benutzt. = 

Oleo de Tamaquare. Durch Verwundung der Rinde 
eines grossen Urwaldbaumes. Das Volk wendet diesen 
Balsam mit gutem Erfolg äusserlich gegen Herpes, Pso- 
riasis und rheumatische Schmerzen an. 

Die natürlichen Emulsionen, sogenannten Milchsäfte, 
welche die Brasilianer Leite oder Seivas leitosas nennen, 
waren in ziemlicher Anzahl repräsentirt, z. B. 

Leite de assacu oder uacacu. Hura brasiliensis. Ein 
kolossaler Baum, welcher in Para sehr häufig ist. Die 
Milch wird durch Einschnitte erhalten, ist etwas consi- 


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Brasilianische. Industrie- Ausstellung. 155 


stent und von weisslicher Farbe. Sie wirkt irritirend, 
auf die Haut applicirt selbst Ulcerationen verursachend; 
innerlich in grösserer Dosis von tödtlicher Wirkung, in 
kleiner Dosis tropfenweise wirkt sie brechenerregend und 
drastisch, so wie auch anthelmintisch. Die Fischer be- 
nutzen dieselbe, so wie noch öfter die frische zerstossene 
Rinde zur Betäubung der Fische, welches aber von der 
Behörde verboten ist. 

Leite de borracha oder seringa. Siphonia elastica. — 
Kautschukmilch. Dieselbe ist dünnflüssig, schneeweiss. 
Man benutzt dieselbe in den nördlichen Provinzen bei 
Behandlung der Brüche und verschiedener Drüsenaffec- 
tionen, so wie als Pflaster gegen Gicht. | 

Leite de pepina do mato. Ambelania. Ein kleiner, 
in den nördlichen Provinzen sehr häufig wachsender Baum. 
Wird innerlich als Calmans, äusserlich gegen Glieder- 
schmerzen in gleicher Eigenschaft angewandt, uud besitzt 
beim Volke den Ruf eines Specificums gegen Dysenterie. 

Leite de sucuba. Plumeria phagadaenica. Wird in- 
nerlich in der Dosis von !/, bis 1 Drachme mit Kaffee 
oder Ricinusöl gegen Würmer gegeben; als topisches 
Heilmittel gegen Hautaffectionen und Warzen, so wie als 
Pflaster gegen Gelenkrheumatismus. | 

Leite de macaranduba. Achras paraensis. Die Milch 
ist weiss und coagulirt in 24 bis 30 Stunden, wo sie 
dann grosse Aehnlichkeit mit Gutta percha besitzt, selbst 
in ihren Eigenschaften. Der Genuss der Milch, selbst in 
sehr verdünntem Zustande, verursacht Diarrhöe. 

Leite de murure oder Mercurio vegetal. Ein: zu den 
Rubiaceen gehörendes Gewächs. Die etwas röthlich ge- 
färbte Milch ist ein actives Stimulans, welches auf das 
Musecular- und Nervensystem sehr energisch einwirkt und 
Ruf als Aphrodisiacum, doch besonders als antisyphiliti- 
sches Heilmittel hat. Die Wirkung nach Genuss dersel- 
ben ist eine copiöse Diaphorese, zuweilen ‘mit wässerigen 
Evacuationen und vielen Schmerzen an der Wirbelsäule 
entlang, so wie in allen Muskeln und Articulationen. 


156 | Brasilianische PR -Ausdlung. 


"Leite de murupica. Extrahirt aus einem lsher 
Baume. Dieselbe wird in Cameta mit grossem Erfolg 
als Gegengift bei Verletzungen mit den giftigen Stacheln 
des Rochens, ferner zur Heilung von Wunden und Drü- 
senverhärtungen angewandt. 

Leite de sorva. Von einer Pflanze, Kay m 
einer Asclepiadee, abstammend. Wird von den Indianern 
am Rio Negro vielfach als Kitt benutzt. 

Leite de Quaximduba. Ein ausgezeichnetes Anthel- 
minticum. 

Leite de Umery. Ein aromatisch riechender Milchsaft. 

Ferner noch Milch von Amapa, Caimbe, Jacare-uba, 
Bacury, Jacataca und Muiratinga. 

Von den ätherischen Oelen war bemerkenswerth 

das Oleum sassafraz von Nectandra cymbarum. Ist 
von gelber Farbe, sehr angenehmem, intensiv aromati- 
schem, schwach fenchelartigem Geruch. Von anfänglich . 
. süsslichem, später scharfem Geschmack; hat 1,094 spec. 
Gewicht. Mit Salpetersäure sich schön roth färbend ; 
durch Alkalien keine Veränderung. In der Heilkunde 
gegen Rheumatismus angewandt. | 


Harze und Gummata. 


Resina de almecega. Pistacia lentiscus. Aus Amazonas, 
Ceara und Rio Grande do Sul. Ein gelbliches, etwas 
zähes Harz von schwachem Geruch. 

Resina de angico. Pitecolobium. Gegen Lungen- 
krankheiten und Heiserkeit, besonders ein davon berei- 
teter Syrup gegen Haemoptisia. 

Benjoim. Benzoes. Von einem Baume ‚Styra®. Das- 
selbe soll in jeder Hinsicht die officinelle Benzo& ersetzen. 

Das schon vielfach bekannte Jatobaharz, der brasi- 
lianische Copal von HAymenaea, war in verschiedenen 
Sorten vorhanden. 

Breo de Anani. Von einem grossen Baume, welcher 
vielfach an den Ufern der Flüsse in der Provinz Alto 
Amazonas wächst; 1 Arroba (32 Pfund) wird für eirca 


u ei BR 
‚Brasilianische Industrie- Ausstellung. 157 


„11, Thlr. verkauft. Das Harz wird, nachdem es aus dem 

-Baume geflossen, mit dem Safte der Blätter von Batata, 
‘einer Convolvulacee, gemischt, damit es zäher und nicht 
‘brüchig wird, wo es dann die meiste Anwendung zum 
'Kalfatern der Kähne findet. Wird auch gerühmt als 
Räucherung gegen Kopfschmerzen. Sa 

Breo de sapo oder Cunauaru-icica. Den dieses Harz 
liefernden Baum findet man nur in Sümpfen. Wird als 
Räucherung gegen Kopfschmerzen benutzt. 

Resina de Jauara-icica. Ein etwas zähes, dunkel- 
farbiges, durchscheinendes Harz, von starkem Geruch. 
Wird statt Pech benutzt. | 

Resina de lacre.. Von dem Baume gleichen Namens; 
ist gelblichweiss, ein wenig zähe, geruch- und geschmack- 
los. Man benutzt dasselbe zur Bereitung des Siegellacks. 

Breo branco. Weisses, etwas zähes Harz von schwa- 
chem Geruch und scharfem Geschmack; mit dem Oele 
von Andiroba wird ein Pflaster bereitet, welches als Em- 
plastrum maturans officinell ist 

Meine Sammlung, welche aus den reich rl 
brasilianischen Naturproducten und daraus erzielten ana- 
lytischen Producten bestand, habe ich in einem kleinen 
Werke in portugiesischer Sprache publicirt und werde 
dasselbe in deutscher Sprache als Fortsetzung dieses Auf- 
satzes senden. 

Die mineralogische Sammlung zeigte den ungeheu- 
ren Reichthum Brasiliens und waren so zu sagen sämmt- 
liche mineralogische Erzeugnisse der Welt vertreten, z. B. 
aus der Provinz Minas Geraes: Eisenalaun, Schwefel- 
antimon von Ouro Preto, Anthracit, Aragonit von Morro 
velho, Arsenik von Ouro Preto, Asbest von Caethe, Be- 
ryll, Wismuth von 8. Miguel und körniges Wismuthoxyd 
von Rio de Pedras, Zinnober von Corrego Trepuy, kohlen- 
saures Bleioxyd von Melancias, Chromblei von Goiabeira, 
Kobalt aus Antonio Pereira, kohlensaures Kupferoxyd mit 
Galenum in Melancias, Cymophan von Itabira do Campo, 
Cyanit von Ouro Preto, Schwefel von Antonio Pereira, 


158 Brasilianische Industrie- Ausstellung. 


Smaragde von Minas Novas, körniges Zinnoxyd von Rio 
das Velhas, Euklas von Cachambu, Eisenerze der ver- 
schiedensten Art, wovon bekanntlich die Provinz einen 
enormen Reichthum besitzt, Granaten von Parahybua, 
Graphit von Barreiras, Amethyste, Jaspis von Sabara, 
Limonit von Antonio Pereira, Salpeter von Tamandua und 
von Piumby und Diamantina, Bleierz, schwefelsaures 
Eisenoxydul, Titan von Corrego Mangala, Topase von Ita- 
bira do a, Turmaline von Cachoura do Campo, Gold- 
erze von den verschiedensten Orten. 

Aus der Provinz Bahia: Eisenalaun von Jequitin- 
honha, rothen Marmor von Ilheos, Pyrolusit von Nazareth. 

Aus der Provinz Ceara: Kohlensaures Natron von 
Serra grande, Kreide von Crato, Kaolin von Batateira, 
bituminöser Kalkschiefer von Serra de Araripe. 

Aus der Provinz Maranhao: Hydraulischer Kalk von 
Ajucum, Kreide von Grajahu, bituminöser Thonschiefer 
von Chapada. Ä 

Aus der Provinz Mato Grosso: Kohlensaures Kupfer- 
erz von Jouru. 


Aus der Provinz Parana: Jade von Guarapuaya. 


Aus der Provinz S. Paulo: Anthraeit von Itapeti- 


ninga, Steinkohle ebendaher, Magneteisen von Ipanema, 
bituminöser Schiefer von Pirapora. 


Aus der Provinz Rio Grande do Norte: Magneteisen 
von Oppodi, Kreide von Natal. 


Aus der Provinz Rio de Janeiro: Kalksteine von 
Cantagallo etc, Kaolin von Nitheroy, Marmor von der 
Parahyba-Campos. 


Aus der Provinz Santa Catharina: Steinkohle von 
Arroio das Palmeiras, von Passa Dous und von Laguna, _ 
. bituminöser Schiefer von Morro di Taio und S. Gabriel, 
schwefelsaures Natron von Itajahy. 

Aus der Provinz S. Pedro: Agate von Rio Pardo und 
von Pirapo, Barytina von Cacapava, Basalt von Serra do 
Roque, Steinkohlen von Capellinha de Campane, Curral 
Alto, Herval, Sandy, Serra do Roque und aus der Mine 
von Ricardo, kohlensaures Kupfererz von Üurral Alto. 

(Fortsetzung folgt.) 
Cantagallo, im Februar 1863. Theodor Peckolt. 


— I  — 


159 


III. Monatsbericht. 


Quantitative Bestimmung der Stärke. 


Man digerirt die stärkemehlhaltige Substanz, nach- 
dem man sie vorher getrocknet hat, mit einer alkoholi- 
schen Kalilösung bei 1100, welche man durch Auflösen 
von 5—6 Th. festen Kalihydrats in 94—95 Th. möglichst 
absoluten Alkohols bereitet. Die Digestion geschieht ent- 
weder in zugeschmolzenen Glasröhren oder in einem luft- 
dicht verschliessbaren Gefässe aus Silber; sie dauert 18 bis 
30 Stunden. Auf 2—3 Grm. der getrockneten Substanz 
nimmt man 25—30 Grm. Kalilösung; durch diese Opera- 
tion gelangen nach und nach alle Proteinsubstanzen in 
eine in Alkohol oder Wasser lösliche Verbindungsform, 
gleichzeitig werden alle Fette verseift und eben so wie 
der Zucker, das Dextrin etc. in einen Zustand versetzt, 
dass sie sich nachher leicht durch Wasser oder Akohol 
auswaschen lassen. Endlich geht auch ein Theil der in 
den Pflanzensubstanzen enthaltenen mineralischen Säuren 
in die Lösung über. Die Stärkemehlkörner erfahren hier- 
bei weder qualitativ noch quantitativ eine Veränderung. 
Dasselbe gilt von der Cellulose und einigen anderen Stof- 
fen, (Cuticularsubstanz, Schleim, einige Salze, Kork ete.), 
das Ganze aber ist in einen solchen Zustand der Auflocke- 
rung versetzt, dass die weiter anzuwendenden Agentien 
leicht und schnell zur Wirkung gelangen. Nachdem die 
Digestion vollendet ist, filtrirt man. Enthalten die Pflan- 
 zenstoffe viel Oel, so wird heiss filtrirt, dann mit heissem 
absoluten Alkohol, später mit kaltem gewöhnlichen Spiritus 
und endlich mit kaltem destillirten Wasser ausgewaschen, 
bis dieses nichts mehr auflöst. Bei schleimhaltigen Samen 
fügt man dem Auswaschwasser 8 — 10 Proc. Weingeist 
hinzu. Der getrocknete Rückstand auf dem Filter wird 
entweder mit einer 5procentigen wässerigen -Salzsäure 
erhitzt oder mit einem concentrirten Malzauszuge bei 
560 digerirt, bis alle Stärke in Zucker umgewandelt ist. 
In beiden Fällen braucht man den gut ausgewaschenen 


be 5 ee 1 5 
DEE, ?\ 
N. 


160 Stärke in unreifen Früchten. R | 


Rückstand nur zu wägen und den Verlust als Stärke zu 
berechnen. Den kleinen Fehler, welchen man bei Anwen- 
dung von Salzsäure dadurch begeht, und dies gleich- 
zeitig etwas von den noch vorhandenen mineralischen Sub- 
stanzen auflöst, kann man vernachlässigen, oder man dun- 
stet den zuckerhaltigen Auszug ein, verbrennt im Platin- 
schälchen und bestimmt die Asche. Bei Anwendung von 
Malzauszug wird nur die Stärke gelöst. Will man die 
Differenzbestimmung umgehen und den Stärkegehalt aus 
dem gebildeten Zucker entweder durch Reduction mittelst 
Kupferoxyds oder durch Gährung bestimmen, so muss 
natürlich Salzsäure (Schwefelsäure oder Oxalsäure) ange- 
wendet werden. Bei schleimigen Substanzen wendet man 
zur Ausziehung des Stärkmehls eine concentrirte Koch- 
salzlösung an, der man etwas Salzsäure zusetzt; das darauf 
vorzunehmende Auswaschen geschieht mit weingeisthalti- 
gem Wasser. Nach dieser Methode hat Dragendorff 
folgende Bestimmung ausgeführt. | 
A. Verlust beim Trocknen. B. Verlust bei der Be- 
handlung mit alkoholischer Kalilösung. C©. Stärke. D. Cellu- 
lose, Kork, Lignin, Cuticula, Schleim und Mineralstoffe. 


A: Dar 


EN IE N EN 13,2...18,7.2598 86 
eenmenl’ 230 12 EFT 15,8 12,6:9.69% 2,9 
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ER a RT A 76 -46,1 234 22,9 
BE BET 9.121 a A Li SEE 8,5. DES 9,9. .30,5 
SapeBamen „ee Naae area 63,5 ae 
Teltower Rüben, trockene Substanz ..... — . 7198 95.104 . 
Kartoffeln, trockene Substanz .......... 31,6 62,5 5,9 


(Pharm. Zeitschr. f. Russland. 1862. — Chem. Centrbl. 1862. 
Nr. 833.) | Br 23 


Ueber die Stärke in unreifen Früchten. 


Die vielfache Annahme, dass man in den  unreifen 
Früchten durch unsere bekannten Mittel, das Jod und das 
Mikroskop, keine Stärke nachweisen könne, istvon Payen 
entkräftet worden. Im Nachfolgenden zeigt derselbe, dass 
diese Nachweisung selbst in den verschiedensten Theilen 


a a 


Stärke in unreifen Früchten. | . 161 


derselben Frucht und zu allen Zeiten der Entwickelung, 
ja selbst beim Eintritt der Reife leicht gelingt. Man 
schneidet eine dünne Scheibe parallel zur Achse der zu 
untersuchenden Frucht ab, bringt diese augenblicklich in 
Wasser, um die Wirkung der Luft auf die sich färben- 
den Substanzen zu verhindern und alle löslichen Stoffe 
zu entfernen, welche Jod absorbiren könnten. 

Nachdem man vollständig mit Wasser ausgewaschen 
hat, legt man die Scheibe in eine wässerige, schwach mit 
Alkohol versetzte Jodlösung während 1-2 Stunden, bis 
sich die Färbung zeigt. | 

Auf solche Weise präparirte Scheiben von Aepfeln, 
Birnen, Quitten im ersten Viertel und in der Hälfte ihrer 
Entwickelung zeigen eine sehr intensive blaue und violette 
Färbung, ein Beweis für die reichlichen Stärkeablagerun- 
gen unter der Epidermis, dann im ganzen Zellgewebe 
des Pericarpiums etc. 

Bei Beobachtung der Stärke eines halbreifen Apfels 
"unter dem Mikroskop zeigte sich, dass unter diesen Stärke- 
körnern viele gruppenweise zu 2 oder 3 vereinigt sind. 
Payen sah bei Birnen, dass bei herannahender vollkom- 
mener Reife Stärkekörner nahe dem Fruchtstiel und im 
grössten Theile des Pericarpiums vollständig verschwan 
den, während sie sich noch nahe der Eprdermis und nahe 
dem Kernhaus zeigten. 

Aehnliche Beobachtungen machte derselbe an Quit- 
ten, und besonders schön, wenn durch Alkohol vorsich- 
tig die grosse Menge gelber Substanz entfernt worden war, 
welche sie enthalten. 

Schon früher hat Payen nachgewiesen, dass der 
Entstehung der grössten Menge Zucker in den Stengeln 
und Blättern der jungen Zuckerrohrpflanzen eine Bildung 
von Stärke vorangeht. Hier scheint aber die Stärke nur 
secernirt zu werden, um nacheinander aus einem Gewebe 
ins andere überzugehen und dann den bleibenden Zustand 
der Cellulose anzunehmen. 

Schliesslich bemerkt Payen noch, dass so leicht und 
einfach die angegebenen Versuche zur Nachweisung der 
Gegenwart, so wie der Veränderungen und der Menge der 
Stärke in den Pflanzenzellen sind, sich dabei doch immer 


beobachten lasse, dass durch die gefärbten oder färbenden 


Stoffe und durch die stickstoffhaltigen Körper die Reaction 
vereitelt werden kann. Eine andere Ursache zu Irrungen 
könne endlich in einer speciellen Eigenschaft der Stärke 
selbst liegen, wenn sie z. B. in sehr kleinen Körnern zu- 


Arch. d. Pharm. CLXV.Bds. 2. Hft. 11 


162 ‚Ueber den in den sauren Früchten enthaltenen Zucker a 


_ sammengehäuft vorkommt, wo sie dann fähig ist, das Jod, 
welches die Substanz violett färbt, freiwillig wieder ab- 
dunsten zu. lassen. Dies ist z. B. bei der Stärke der 
Cacao der Fall, die von geschickten Chemikern verkannt 
worden ist, obwohl ihre Menge 10 Proc. der entschälten 
Bohnen beträgt. 

Diese Eigenthümlichkeit der normalen Cacaostärke 
erleichtert die Auffindung von gewöhnlicher Stärke in 
Cacaopräparaten, indem die gewöhnliche Stärke die blaue 
Färbung behält. (Journ. für prakt. Chem. Bd.86. 8.) 
B. 


| leber den in den sauren Früchten enthaltenen 
Zucker 


hat H. Buignet eine schätzenswerthe Arbeit im Compt. 
rendu, Bd.51. 894 in folgenden 14 Sätzen veröffentlicht: 

1) Die sich gewöhnlich in den sauren Früchten vor- 
findende Zuckerart ist Rohrzucker (CI?H!1O011), welcher 
durch seine Eigenschaften und sein Drehungsvermögen 
mit dem aus dem Zuckerrohr und den Runkelrüben ge- 
wonnenen identisch ist. 

2) Während des Reifens der Früchte ändert sich die- 
ser Zucker allmählich in Invertzucker (C1?H 12012) um, wel- 
cher zufolge seiner Eigenschaften und seines Drehungsver- 
mögens mit dem durch Einwirkung von Säuren oder Fer- 
menten auf. Rohrzucker gebildeten identisch ist. 

3) Untersucht man den Zucker zur Zeit der vollstän- 
digen Reife, so findet man ihn in den verschiedenen 
Früchten verschieden zusammengesetzt, indem er bald nur 
aus Invertzucker, wie in den Weintrauben, den Johannis- 
beeren, den Feigen, bald aus einem veränderlichen Gemenge 
von Rohrzucker und Invertzucker, wie in den Ananas, 
Aprikosen, Pfirsichen, den Aepfeln, Birnen etc. besteht. 

4) Der Grund dieser Verschiedenheiten liegt nicht 
in der Sauerheit der Früchte. Die Erfahrung beweist, 
dass die organischen Säuren nach Verhältniss ihrer rela- 
tiven Menge, des’ Zustandes ihrer Verdünnung und der 
niedrigen Temperatur, bei der sie wirken, nur eine ge- 
ringe umwandelnde Wirkung auf den Rohrzucker haben. 
So enthält die Citrone, die so sehr sauer ist, mehr als 
Y/, ihres Zuckers als Rohrzucker, während die Feige, 
welche kaum sauer ist, nur Invertzucker enthält. Ebenso 
findet sich in dem Zucker der Aprikose, Pfirsiche etc. 
gegen 70 Proc. Rohrzucker, während sich nicht eine Spur 


“. 


Ueber den in den sauren Früchten enthaltenen Zucker. 163 


davon in. den Weintrauben und Kirschen findet, deren 


‘Säure doch schr gering ist. | 

5) Die Verschiedenheiten, welche die relativen Men- 
gen dieser beiden Zuckerarten darbieten, scheinen durch 
den Einfluss einer stickstoffhaltigen Materie hervorgerufen 
zu werden, welche die Rolle eines Glycose bildenden 
Fermentes spielt, ähnlich dem von Berthelot neuerdings 
aus der Bierhefe gewonnenen. 

6) Vergleicht man die Wirkung der Säure und des 
Fermentes in demselben Fruchtsafte, indem man in einem 
Theile desselben das Ferment durch Alkohol fällt, im 
andern die freie Säure durch kohlensauren Kalk neutra- 
lisirt, so zeigt sich, dass im ersteren Falle der Zucker 


längere Zeit keine merkliche Veränderung erleidet, wäh- 


rend er im zweiten Falle vollständig umgewandelt wird, 
selbst nach Verlauf von 24 Stunden. 

7) Zwischen dem Rohrzucker und dem Invertzucker 
findet eine so innige Verwandtschaft statt, dass man nur 
mit vieler Mühe sie von einander trennen kann. So ver- 
liert der Rohrzucker seine Krystallisirbarkeit, wenn mit 
ihm die geringste Menge Invertzucker vorkommt, 

8) Man scheidet den Rohrzucker am besten nach dem 
von Peligot zur Analyse der Melasse angewendeten Ver- 
fahren aus den Früchten ab, indem man durch Kochen 
ein Kalksacharat erzeugt und dieses durch Kohlensäure 
zersetzt. Hierbei krystallisirt der Zucker häufig nicht 
und wird auch nicht in genügender Menge erhalten, wenn 
man nicht mehrmals mit Kalk behandelt und die syrup- 
artige Lösung mit Alkohol auszieht, aus dem er sich ab- 
scheidet. Auf diese Weise erhielt Buignet den krystal- 
lisirbaren Zucker aus der Pfirsiche, der Aprikose, der 
Pflaume, dem Apfel etc. 

9) Die reichliche Menge der in den Pflanzen vorhan- 
denen Stärke lässt vermuthen, dass sie die eigentliche 
Quelle des Zuckers in den Früchten ist. Man kann sie 
aber weder durch das Mikroskop, noch durch _Jodwas- 


ser in den unreifen Früchten nachweisen. Andererseits 


ist der Zucker, welcher aus Stärke durch künstliche Um- 
bildungen entsteht, eine um 330 nach Rechts drehende 
Glycose, während der in den sauren Früchten vorkom- 
mende Zucker, entweder ganz oder theilweise invertirter 
Rohrzucker ist. 

10) In den grünen Früchten ist ein Stoff enthalten, 
welcher Jod noch energischer absorbirt, als die Stärke, 
und damit eine farblose Verbindung bildet. Dieser Stoff 


11* 


164 En Das Caramelan. 


hat adstringirende Eigenschaften und scheint den meisten 
seiner Eigenschaften nach dem Tannin nahe zu stehen. 

11) Fügt man dem Safte einer grünen Frucht so viel 
Jod zu, als er aufnehmen kann, so scheidet sich eine 
Verbindung von Jod und diesem adstringirenden Stoffe 
aus, welche nach dem Auswaschen mit verdünnten Säu- 
ren bei geeigneter Temperatur Zucker bildet. 

12) Der aus dem Gerbstoff der Galläpfel durch ver- 
dünnte Schwefelsäure entstehende Zucker drehte nach 
Rechts, und zwar eben so stark wie die Glycose der Stärke. 
Der aus dem Gerbstoffe der grünen Früchte unter den- 
selben Umständen entstehende Zucker drehte gleichfalls 
nach Rechts und ist identisch mit dem Stärkezucker. 

13) In den grünen Bananen findet man stets viel 
‘Stärke und Gerbstoff, welche beide gleichzeitig abnehmen, 
so dass sich zuletzt keine Spur beider in den reifen Bananen 
vorfindet. Der an ihrer Stelle auftretende Zucker ist. 
Rohrzucker. | 

14) Es besteht daher eine wesentliche Verschieden- 
heit zwischen den künstlichen Methoden der Zuckerbildung 
aus Tannin oder Stärke und den Umwandlungen in der 
Natur. | 
= Ebenso existirt eine sehr grosse Verschiedenheit zwi- 
schen dem zuckerartigen Stoffe der Früchte, je nachdem 
er sich unter dem Einflusse vegetativer Kräfte oder ohne 
diese gebildet hat, und der Versuch zeigt, dass der in 
vom Baume getrennten Bananen sich bildende Zucker 
- nicht Rohrzucker, sondern Invertzucker ist. (Journ. für 
prakt. Chemie. Bd. 86. 8). B. 


Das Caramelan 


lässt sich nach G&lis farblos erhalten, wenn man mit 
Stärkezucker operirt und das Product mit roher Knochen- _ 
kohle behandelt. Dieses farblose Caramelan, ebenso wie 
das durch: einige Spuren von Unreinigkeiten gefärbte Cara- 
melan bilden keinen Zucker wieder, während das Gluco- 
san unter dem Einfluss des Wassers und der Säuren wie- | 
der Zucker liefert. (Gelis, Ann. de Chim. et de Phys. 
Aoüt. 1862.) 

Damit stimmen Pohls Versuche, den Caramel wie- 
der in Zucker zu verwandeln, d. h. Pohl hattenoch Gly- 


cosan in seinem sogenannten Caramel. (Gelis ebendas.). 


H. Ludwig. 


 Melampyrin u. Duleit. Me Aepfelsaure Magnesia. 165 


Umwandlung des Zuckers in Mannit. 


Die Ueberführung des Zuckers in Mannit gelingt, 
wie Ed. Linnemann berichtet, wenn man auf eine con- 
centrirte Lösung von durch Schwefelsäure modificirtem 
Rohrzucker Natrinmamalgam einwirken lässt. Die sogleich 
eintretende Wasserstoffentwickelung hört auf, sobald die 
Flüssigkeit schwach alkalisch geworden ist. Nach vollende- 
ter Reaction, die man durch äusseres Abkühlen mässigt, über- 
sättigt man schwach mit Schwefelsäure, stumpft den Ueber- 
schuss der letzteren mit Kreide ab und entfernt die Haupt- 
menge des Schwefelsäuresalzes durch Eindampfen, Kry- 
stallisiren und Zusatz von Alkohol. Aus der eingeengten 
Flüssigkeit setzt sich dann der Mamnit in Krystallen ab. 

Die Bildung des Mannits wird hier dadurch veranlasst, 
dass der frei werdende Wasserstoff an den Zucker tritt: 


Zucker Mannit 
C12H122012 1 H? — C12H1012, 
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXXILI. 136 — 140.) @. 


Identität von Melampyrin und Duleit. 


Nach den Versuchen von L. Gilmer ist das von 
Hünefeld in dem Kraut von Melampyrum nemorosum 


entdeckte und später von Eichler auch ’in Scrophularia B 


nodosa und Frhinanthus Crista galli nachgewiesene Me- 
lampyrin und die aus Knollen von Madagascar darge- 
stellte Dulcose (jetzt gewöhnlich Duleit genannt) einund 
derselbe Körper. Beide sind nach der Formel C12H12 010 
zusammengesetzt und besitzen dieselben chemischen und 
physikalischen Eigenschaften. (Ann. der Chem. u. Pharm. 
CXXII. 372 — 577). @. 


Aepfelsaure Magnesia. 


Frickhinger fand in einem Extractum Cardui be- 
nedicti äpfelsaure Magnesia mit wenig äpfelsau- 
rem Kalk, Das Extract war aus blühendem und ge- 
trocknetem Kraute bereitet. , | 

Wahrscheinlich ist die Zusammensetzung der im. 
Extract zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen 
Beobachtern gefundenen Salze, als Salpeter, Chlorkalium, 
schwefelsaures Kali, schwefelsaurer Kalk, essigsaures Kali, 
verschieden je nach der Vegetationsperiode der Pflanze, 


166 Salze u. krystallisirte Stoffe in Extracten. 


je nach dem Boden, worauf die Pflanze gewachsen ist, 
und je nach der Düngung, welche dieser Boden erhal- 
ten hat. (Wittstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 11. Hft.2.) DB. 


Ueber das Vorkommen von Salzen und krystallinischen 
Stoffen in den Extracten. 


Die Frage, welche krystallinische Salze können in 


 Pflanzenextracten vorkommen, lässt sich schon a priori beant- 


worten, wenn man bedenkt, welche Säuren, welche Basen 
und welche kryställisirbare indifferente Stoffe in den Pflan- 
zensäften überhaupt vorkommen. 


Unter den organischen Säuren kommen hauptsächlich 
folgende in den zur Extractbereitung dienenden Pflanzen- 
stoffen vor: Oxalsäure, Essigsäure, Fumarsäure, Aepfel- 
säure, Weinsäure, Bernsteinsäure, Baldriansäure, China- 
säure. 

Unter den anorganischen Säuren: Salpetersäure, Salz- 
säure, Schwefelsäure und Phosphorsäure. 


Diese Säuren sind theils frei in der Pflanze vorhan- 
den, theils an Kali, Natron, Kalk, Talkerde und Ammo- 
niak gebunden. | . 


Unter den indifferenten krystallinischen Stoffen kom- 
men hier in Betracht: Traubenzucker, Mannit, Inulin, 


Cubebin. 
Im Folgenden will ich einige Pflanzenanalysen ünter 
besonderer Berücksichtigung ihres Salzgehaltes aufführen: 
Aus der Familie der Compositae (Synan- 
thereae): 

Artemisia Absinthium enthält nach Braconnat sal- 
petersaures Kali, Chlorkalium und schwefelsaures Kalı; 
nach Kunzemüller auch schwefelsauren Kalk. 

Arnica montana Kali- und Kalksalze nach Wei- 
senburg. | | 

Unicus benedictus schwefelsaures Kali, Chlorkalium, 
schwefelsauren Kalk nach Seltmann. 

Inula helenium ausser dem Alantkampfer und Inulin, 
noch Kali-, Kalk- und Magnesiasalze nach John. 

Taraxacum officinale schwefelsaures, phosphorsaures 
und salzsaures Kali und Kalk nach John; nach Waltl 


12 Procent Inulin, auch Ammoniak und Schwefel nach 
Pleischl. TS 


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Salze u. krystallisirte Stoffe in Extracten. 167 


Aus der Familie der Umbelliferen: 


Conium maculatum salzsaures Natron nach Battley; 
essigsaures Kali und Ammoniak nach Golding Bird. 


Ligusticum levisticum essigsaures Kali nach Tromms- 


dorff. 


Aus der Familie der Solaneae: 


Nicotiana Tabacum; nach Vauquelin Aepfelsäure, 
Essigsäure, salzsaures Ammoniak und Kali, Salpeter, klee- 
sauren und phosphorsauren Kalk. 


Hyoseyamus niger; Brandes fand im Samen phos- 


phorsaure, äpfelsaure, schwefelsaure, salzsaure Kali-, Kalk- 


und Magnesiasalze. 


Datura Stramonium; nach Brandes im Samen: essig- 
saures und äpfelsaures Kali und Kalk. 


In Pflanzen anderer Familien: 
Im Acorus Calamus fand Trommsdorff phosphor- 
saures Kali und Inulin. 
Chinasaurer Kalk ist enthalten in Cortex Chinae 
Huanuco, Königschina, in der harten gelben China, in der 


rothen spanischen China nach Analysen von Pelletier 


und Caventou; auch in der gemeinen Loxa nach 
Carl Bucholz Sohn. 


Die Coloquinten enthalten phosphorsauren Kalk und 
phosphorsaure Magnesia nach Meissner. 

Digitalis purpurea weinsaures Kali und kleesaures 
Kali nach Haase. | 

Fumaria offieinalis Chlorkalium,  weinsauren und 
schwefelsauren Kalk nach Merck. 

Lignum guajaci äpfelsauren Kalk nach Tromms- 
dorff. 

Lignum quassiae, oxalsauren, weinsauren, salzsauren, 
schwefelsauren Kalk und auch Ammoniak. Benner- 
scheid in Brandes Archiv, Band 36. pag. 255. 

Rad. Rhei oxalsauren Kalk. 

Rad. valerian. Baldriansäure. 


Was nun das Vorkommen der Salze in den Extrac- 


ten selbst betrifft, so hängt dasselbe ab von der entweder 


zu dünnen oder zu trockenen krümeligen Consistenz der- 
selben und auch, zumal was den Ammoniak- und Salpeter- 
säuregehalt betrifft, von dem Alter der Extracte. So findet 
sich z. B. die mittelst der Realschen Presse bereitete 
Mellago Taraxaci wenige Wochen nach ihrer Bereitung 


168 - Salze u. krystall. Stoffe in Extracten. 


zu einer festen Masse von körnig krystallnisch abgeschiedenen 
milchsauren Kalk erstarrt; das ätherische Cubebenextract 
zeigt öfters wasserhelle grosse Krystalle von Cubebin; das 
kalt bereitete Chinaextract bietet hübsche Krystallisationen 
von chinasaurem Kalke dar. Hauptsächlich sind es 
die aus frischen Kräutern bereiteten Extracte, wie Extr. 
Coni, Hyoscyami, welche häufig Krystalle in ihrer Masse 
eingemengt enthalten; dann Extr. Fumariae, Quassiae. Bley 
fand in einem einige Jahre alten Extr. Stramonü spiessige 
Krystalle von salpetersaurem Kali, desgleichen im 
Extr.. Lactucae virosae, im Esxtr. hyoscyami fand er würf- 
lige Krystalle von Chlorkalium. Auf altem Extractum 
Helenii scheiden sich zuweilen flockige Krystalle von 
Alantkampfer ab. 


C. Zwenger hat das Dasein von Bernsteinsäure in 
dem Wermuthkraute nachgewiesen. Doch wird man ihre 
Salze wohl nicht im Extr. Absynthii krystallisirt finden, 
denn 40 Pfd. trockene Wermuthpflanzen geben kaum 1 Grm. 
freie Säure. Die Bernsteinsäure ist in der Pflanze an 
Kali gebunden; behandelt man Wermuthextract direet mit 
Aether, so erhält man keine Bernsteinsäure; unterwirft 
man es aber der trockenen Destillation, so lässt sich in 
- den Destillationsproducten Bernsteinsäure nachweisen; 
dies deutet auf die Gegenwart von saurem bernsteinsauren 
Kalı in dem Extract hin. (Ann. der Pharm. XLVII. pag. 

122 — 125.) 

Manchmal mag sich wohl, wenn auch nicht krystal- 
lisirt, essigsaures Kupferoxyd in den Extracten befinden, 
selbst dann, wenn die Pflanze davon keine Spur enthält. 
Der ausgepresste Saft von Lactuca sativa z. B., selbst 
wenn er nur während einer Nacht und eines Tages im 
kühlen Laboratorium stehen bleibt, um sich abzusetzen, 
entwickelt gegen das Ende des Abdampfens reichlich 
Essigsäure. Wenn dann Kupferpfannen (schlecht ver- 
zinnte sind nicht besser) gebraucht würden, so würde frei- 
lich die Essigsäure gebunden, aber an Kupfer. 


Zu dieser Art von Salzen gehört nun auch das 
schwefelsaure Zinkoxyd, welches Rück oldt in einem 
Extracte beobachtete. 


Koehnke hat die Gegenwart von Bernsteinsäure 
in dem Safte der Zactuca virosa und sativa dargethan und 
zwar in der letzten Pflanze auf 100 Pfund frische Zac- 
tuca sativa 122 Gran; sodann noch 11 Drachmen ausge- 
trocknete Aepfelsäure; in 50 Pfund frische Zactuca virosa, 


Anisöl- Chinin. 169 


28 Gr. reine Bernsteinsäure und 3 Drachmen ausgetrock- 
nete Aepfelsäure. 

Ebenso bestätigte Koehnke einen Gehalt von Oxal- 
säure in Lactucarium, wodurch das Verhalten einer wässe- 
rigen Lösung des Lactucarium gegen einen wässrigen Opium- 
auszug, welcher dadurch gefällt wird, sich erklären lässt, 
es bildet sich nämlich alsdann oxalsaures Morphin oder 
Nareotin. 

Meine eigenen mit Kromayer unternommenen Un- 
tersuchungen des Lactucariums haben die Existenz der 
Oxalsäure und des Mannits im Lactucarium ergeben. Oft 
blühen Krystalle derselben aus altem Lactucarium aus. 

Extr. Fumariae, alt und trocken geworden, zeigte 
eine Efflorescenz von Chlorcalcium und Chlormagne- 
sium, welche sich zu einander verhielten wie 6,949 kryst. 
CaCl und 4,746 kryst. MgCl. 

Esetr. Guajaci ligni war, wie Freiberg beobachtete 
(Archiv d. Pharm. Bd. 49.) durch Alter grobkörnig ge- 
worden und verdankt diese Beschaffenheit der Gegenwart 
von Chlorkalium würfelchen, die ein wenig CaO, SO3 
enthielten. H. Ludwig. 


Veberführung des Cinchonins in eine dem Chinin 
isomere Base. 


Bekanntlich unterscheidet sich Cinchonrin von dem 
Chinin nur durch einen Minusgehalt von 1 At. Sauerstoff. 
Führt man aber dem Cinchonin 1 At. Sauerstoff zu, in- 
dem man nach der bekannten Methode salzsaures Cinchonin 
durch Brom in Bibromeinchonin verwandelt und dieses 
durch Silberoxyd zersetzt, so entsteht, wieH. Strecker 
beobachtet hat, nicht Chinin, sondern eine dem Chinin 
isomere, als Oxycinchonin zu bezeichnende Base. Ihre 
Lösung fluorescirt nicht und giebt mit Chlorwasserstoff 
und Ammoniak keine grüne Färbung; ihre Salze krystal- 
lisiren im Allgemeinen schwierig, am leichtesten erhält 
man noch das einfach-schwefelsaure und das oxalsaure 
Salz in Krystallen. (Ann. der Chem. u. Pharm. OXXII. 
.379— 382). @. 


"Anisöl- Chinin. 
Diese Verbindung erhielt O. Hesse, als er 5 Th. 
Chinin und 1 Th. Anisöl zusammen in kochendem Alkohol 
löste und die Flüssigkeit zur Krystallisation abdampfte. 


- 


170 Bebeerin. — Theingehalt des Paraguay-Thees. 


Die Krystalle besitzen kaum Geruch nach Anisöl, der 
erst mit steigender Temperatur hervortritt, namentlich 
bei 100 bis 1100, bei welcher Temperatur” sämmtliches 
Anisöl entweicht. Kaltes Wasser wirkt nicht verändernd 
auf das Anisöl-Chirin ein, Aether löst es leicht auf. Der 
Geschmack erinnert gleichzeitig an den des Chinins und 
Anisöls.. Die Zusammensetzung wird durch die Formel 
2C40 H4N?O4 C2H120O?2 — AHO ausgedrückt, nach 
welcher das Anisöl in dieser Verbindung die Rolle einer 
schwachen zweibasischen Säure zu spielen scheint. (Ann. 


der Chem. u. Pharm. CXXIIl. 382 — 384.) 


Ueber Bebeerin. 


D. Perrins hat sich überzeugt, dass das Bebeerin 
im Pflanzenreiche ziemlich verbreitet vorkommt, er fand 
es in Pflanzen ganz verschiedener Familien. Aus den 
Resultaten vieler Analysen leitet er die Zusammensetzung 
(40 H17 NO8 
ab. Er stellte verschiedene Salze und Doppelsalze dar 
und fand für die folgenden die beigesetzte Zusammen- 
setzung: | 
Salzsaures Salz C40H17NO8, HCI, 
Platindoppelsalz C40H17NO8, HCl, Pt C12, 
Golddoppelsalz C40H17NOS, HCl, Au Ol3. 
Durch Einwirkung von Jod auf Bebeerin erhielt er 
folgendes Substitutionsproduct: 
C40 HI6 NOS J3 — 040 (H15J2) NOS, HJ, 
welches in seinen optischen Eigenschaften viel Aehnlich- 
keit hat mit dem entsprechenden Jodchininsalze. (Chem. 
Soc. in London. 1862.) 


Ueber den Theingehalt des Paraguay - Thees, 


An Stelle des chinesischen Thees wird bekanntlich 
in den La-Plata-Staaten, Paraguay und dem südlichen 
Brasilien die Yerba Mate gebraucht; es sind die grob ge- 
pulverten Blätter und Stengel mehrerer Arten. /lex, (1. pa- 
raguayensis, I. theezans), welche den Paraguay-T'hee liefern, 
dessen Cultur dem Schicksale des berühmten Bonpland 
eine so tragische Wendung gab. Der Thee ist ein Mo- 
. nopol der Regierung, welche in seinem Verkaufe eine 
bedeutende Einnahmequelle besitzt. 

Nächst einigen vorläufigen Versuchen J. B. Tromms- 

dorff’s zeigte Stenhouse, dass im Paraguay-Thee die- 


Zersetzung des Cafeins. — Solanicin. 171 


wibe stickstoffreiche krystallisirbare Verbindung, das 
Thein oder Caffein enthalten ist, welche im chinesischen 
_ Thee, im Kaffee und der Guarana sich gefunden hat. 
Stenhouse erhielt 0,13 Proe. Thein, d. h. etwa halb so 
viel als im Kaffee und !/,, von der im chinesischen Thee 
enthaltenen Menge. 

Der k. Generalconsul für die La -Plata - Staaten 
von Gülich übersandte dem Verfasser vor einiger Zeit 
eine grössere Menge Paraguay- Thee und Dr. Stahl- 
schmidt übernahm die chemische Untersuchung, insbe- 
sondere den Theingehalt betreffend, zu wiederholen. 

Die Extraction des Theins gelingt gut mit rectificir- 
tem Steinkohlentheeröle (sogenanntem Benzol) als Lösungs- 
mittel. Das Thein krystallisirt beim Erkalten heraus. 
Dr. Stahlschmidt hat auf solche Art, indem er freilich 
mit 18 Pfunden Thee arbeiten konnte, 0,44 Proc. Thein 
erbalten, d. h. die 3)/,fache Menge von der, die Sten- 
house angiebt. Da eine Elementaranalyse‘ unnöthig er- 
schien, begnügte sich Dr. Stahlschmidt mit der Platin- 
bestimmung des betreffenden Doppelsalzes und fand der 
Theorie entsprechend 24,4 Proc. Platin in demselben. 
Dieses Platindoppelsalz ist in heissem Wasser und Alkohol 
ziemlich leicht auflöslich. 

Die nicht krystallisirbaren Körper des Paraguay: 
Thees erlauben keine präcise Untersuchungen. Die reich- 
lich vorhandene Gerbsäure färbt Eisensalze dunkelbraun. 
(Bericht der Akad. der Wissensch. zu Berlin.) Bkb. 


Zersetzung des Cafleins. 


Beim Kochen einer warmen concentrirten Lösung 
von Üaffein mit einer kochend gesättigten Lösung von 
. Barythydrat erhielt A. Strecker neben Ammoniak, Me- 
thylamin und Kohlensäure eine neue Base, das Caffeidin 
— CWAHI2N?O2, welches ölartige Beschaffenheit hat, in 
Wasser und Weingeist sehr leicht löslich ist und sich 
nicht unzersetzt destilliren lässt. Das dargestellte schwe- 
felsaure Salz krystallisirt in farblosen langen Nadeln. 
(Ann. der Chem. und Pharm. UXXII. 360 — 364.) @. 


Solaniecin. 
Das von C. Zwenger und A. Kind entdeckte So- 


lanicin entsteht bei der Einwirkung von concentrirten 
Säuren auf Solanin, oder beim Kochen von verdünnten 


172 Geratophyllin. 


Säuren mit Solanidin, dem Spaltungsproducte des Solanins. 
Zu seiner Darstellung übergiesst man Solanin mit kalter 
concentrirter Salzsäure, filtrirt nach 4 bis 5 Tagen den 
entstandenen Niederschlag ab, süsst ihn einmal mit Was- 
ser aus, löst ihn dann in Weingeist und fällt wieder mit 
Ammoniak. Hierauf wird er wiederholt mit Weingeist 
. zur Entfernung von unzersetztem Solanin und Solanidin 
ausgekocht und dann mit kaltem Aether behandelt, wel- 
cher eine leichter lösliche Base, die sich aber nicht in 
chemisch reinem Zustande gewinnen lässt, auszieht und 
das Solaniein zurücklässt. 


Im reinen Zustande stellt dieses Alkaloid eine amorphe, 
hellgelb gefärbte, spröde Masse dar, welche sich schwer 
in Aether, Weingeist und Wasser löst, fast ohne Geschmack 
ist und mit Säuren amorphe, harzartige, hellgelb bis roth- 
gelb gefärbte Salze giebt. Die Lösungen der Salze be- 
sitzen einen adstringirenden bitteren Geschmack und zeich- 
nen sich durch eine intensiv gelbe Färbung aus. Die 
Formel für das Solanicin ist C50H39NO. Demnach un- 
terscheidet sich diese Base von dem Solanidin durch 
einen Minusgehalt von einem Aeq. HO. (Ann. der Chem. u. 
Pharm. CXX1II. 341-- 347.) Erle 


Ceratophyllin. 
Ceratophyllin nennt OÖ. Hesse eine Substanz, die er 
in der Parmelia ceratophylla var. physodes (auch Parmelia 
physodes genannt) auffand. Der Körper wird erhalten, 
wenn man die Flechte mit Kalkwasser auszieht, die Lö- 
sung mit Salzsäure versetzt, den entstandenen getrock- 
neten Niederschlag durch Behandlung mit kochendem 75pro- 
centigen Weingeist von unkrystallinischen Substanzen be- 
freit und dann mit concentrirter wässeriger Sodalösung 
aufkocht. Beim Erkalten scheidet sich das Ceratophyllin 
ab. Es besteht durch Umkrystallisiren aus Alkohol ge- 
reinigt, aus weissen dünnen Prismen, löst sich leichter 
in heissem Wasser als ın kaltem, verursacht auf der 
Zunge einen schwachen kratzenden Geschmack und schmilzt 
bei 1470. Die alkoholische, neutral reagirende Lösung 
giebt mit wenig Eisenchlorid eine purpurviolette, mit 
Chlorkalklösung eine blutrothe Färbung. (Ann. d. Chem. 
und Pharm. CXIX. 365 — 367.) N. 


Kreatinin. 173 


Kreatinin. 


C. Neubauer hat folgende Verbindungen des Kreati- 
nins dargestellt und beschrieben: 

Kreatinin-Chlorcadmium, CSH7’N30?2 + CdCl, kry- 
stallisirt in ziemlich grossen, concentrisch gruppirten, dünnen 
säulenförmigen Krystallen von starkem Glanze, den sie 
aber bei 1000 getrocknet verlieren. 

Salpetersaures Kreatinin - Quecksilberoxyd, C8H7N302, 
NO5 4 2HgO, entsteht beim Vermischen der stark con- 
centrirten Lösungen von reinem Kreatinin und salpeter- 
saurem Quecksilberoxyd und scheidet sich aus der heis- 
sen concentrirten wässerigen Lösung beim Erkalten in 
sternförmigen Nadeldrusen aus. 

Salpetersaures Kreatinin-Silberoxyd, C8H’N302 —4- 
AgO,NO5, besteht aus weissen kugel- und warzenförmigen 
Nadelaggregaten. 

Das Jodäthylkreatinin entspricht der Formel CSH7N302, 
C4H5J und bildet sich beim Erhitzen von Jodäthyl, 
Kreatinin und absolutem Alkohol im zugeschmolzenen 
Rohre auf 100%. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol 
erhält man die Verbindung in weissen Drusen, die aus 
langen stark glänzenden Nadeln zusammengesetzt sind. 
Diese gaben beim Behandeln mit frisch bereitetem Sil- 
beroxyd die Base Aethylkreatinin, welche in wässeriger 
Lösung stark alkalisch reagirt und mit Platinchlorid eine 
krystallisirbare Verbindung von der Formel 08H6(0?H5) 
N3. 02, HCl + PtCl? liefert. Eine weitere Aethylirung des 
'Aethylkreatinins gelang nicht, so dass also wohl das Aethyl- 
kreatinin als eine Ammoniumbase und das Kreatinin ais eine 
tertiäre Aminbase anzusehen sind. 

Chloräthylkreatinin, C8 HTN302,C?H5C] dem Jod- 
äthylkreatinin entsprechend zusammengesetzt erhält man, 
wenn man eine wässerige Lösung von Aethylkreatininoxyd- 
hydrat mit Salzsäure bis zur stark sauren Reaction versetzt. 

Das jodwasserstoffsaure Kreatinin, C8H7N3 02, HJ, ent- 
steht bei der Einwirkung von Jodäthyl auf Kreatinin neben 
Jodäthylkreatinin und findet sich in der Mutterlauge des 
_ letzteren. 

Salzsaures Kreatininchlorzink, CSH7N303,HC1 + ZnCl. 
Wie das reine Kreatinin, so kann sich auch das salzsaure 
 Kreatinin mit dem Chlorzink zu einem Körper verbinden» 
welcher wasserhelle Krystalle von grosser Schönheit bildet 

Uebermangansaures Kali übt auf Kreatinin beim Er- 

':wärmen dieselbe Wirkung aus wie Quecksilberoxyd und 


eh le Re A N en 
a Y 


ea N 


AR 


174 Sarkosin. — Cholin. — Künstliche Bildung d. Taurins. "N 

verwandelt dasselbe leicht in re Methyluramin 
von der Formel 2C4H?N3, C4H?0O8. (Ann. der Chem. u. 
Pharm. CXI1X. 42 —52 und CXX. 257 — 268.) @. 


Sarkosin. 


Durch Einwirkung von Ammoniak auf Monochlor - 
oder Bromessigsäure entsteht bekanntlich Glyeocoll. 
J. Volhard substituirte in dieser Reaction dem Ammo- 
niak Methylamin und erhielt dadurch eine Amidover- 
bindung, welche mit dem von Liebig aus dem Kreatin 
dargestellten Sarkosin identisch ist. Der Process wird 
durch die folgende Gleichung verdeutlicht: 


C4 H3 C104 +  C?2H3, H?N 
Chloressigäure + Methylamin 
— C?H3(C?H3, HN)O? — HC. 
Sarkosin + Salzsäure. 
Der Verfasser betrachtet hiernach das Sarkosin (C6 H7NO#) 


als Methyl- Amidoessigsäure. (Ann. der Chem. und Pharm. - 
CXXILII. 261 — 265.) G. 


Cholin. 


So benennt A. Strecker eine organische Base, die 
er durch einen umständlichen Process aus der Schweine- 
galle und Ochsengalle gewonnen hat. Aus der Analyse 
des Platindoppelsalzes ergiebt sich für das Cholin die 
Formel CIWHI3NO2 Das salzsaure, schwefelsaure, salpe- 
tersaure und oxalsaure Salz krystallisiren nicht, ebenso 
das kohlensaure Cholin, welches stark alkalisch reagirt 
und in Wasser leicht löslich ist. (Ann. der Chem. und 
Pharm. CXXIIl. 353 — 360.) | @G. 


Künstliche Bildung des Taurins. 


Nach H. Kolbe steht das Taurin zu der Isäthion- 
säure in derselben Beziehung, wie das Alanin zur Milch- 
säure, indem die beiden ersteren Körper als Derivate der 
Aethylschwefelsäure, die beiden letzteren als Derivate der 
Aethylkohlensäure (Propionsäure) betrachtet werden kön- 
nen. Das folgende Schema verdeutlicht diese Anschauung: 


-, REN SEN OS EN FE 


"Cholesterin im u Pflanzenreiche ME 175 


.H0,04H5(02090 BO, C3H5(82090- 
Bennioheiure Aethy ee 
\ H? I, 

HO,CH! 75n|(C2090 HO, Ca) Han | (82090 
Alanin Taurin 
Hi, 

H0, Ct) yo (02030 HO, ©4102 | (8090 

Milchsäure Isäthionsäure. 


In der That ist es Kolbe auch gelungen, wie aus 
der Milchsäure das Alanin, so analog aus der Isäthionsäure 
das Taurin darzustellen. 


-  Setztman nämlich isäthionsaures Kali der Einwirkung 
von Fünffach- ee aus, so wird Chloräthylschwe- 
felsäurechlorid, 04 la. |(S20%01, gebildet, welches beim 
Erhitzen mit Wasser. ie et in Salzsäure und Chlor- 
äthyIschwefelsäure, HO lo c] ı1@2 040, zerfällt. Aus die- 


ser Säure erhält man das Taurin, wenn man trocknes, chlor- 
äthylschwefelsaures Silberoxyd in einer starken Glasröhre 
‘ mit viel überschüssigem, möglichst starkem wässerigen 
Ammoniak mehrere Stunden lang auf 100° erhitzt. In der 
Lösung befindet sich dann das Taurin, welches durch 
Alkohol gefällt und durch Umkrystallisiren gereinigt, in 
allen Puncten mit dem aus Ochsengalle gewonnenen über- 
einstimmt. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXXII. 33 — 47.) 
G. 


Cholesterin, im Pflanzenreiche aufgefunden. 


G. M. R. Benecke hat Cholesterin aus den Erbsen 
dargestellt und somit auch im Pflanzenreiche das Vorkom- 
men dieser Substanz nachgewiesen. Es wurden 5 Pfund 
Erbsen mit dem gleichen Gewichte Alkohol 24 bis 36 Stun- 
den einer Temperatur von 30 bis 400 C ausgesetzt, der 
tief goldgelb gefärbte Alkohol wurde alsdann abfiltrirt, 
das nach dem Verdunsten des Alkohols zurückbleibende 
braungelbe, sehr klebrige Extract in etwa 400 CC. Was- 
ser aufgelöst und mit überschüssiger Bleiglätte unter drei- 
bis vierstündigem Kochen verseift. Sobald das Kochwas- 
ser vollständig klar war, wurde es abgegossen und die 
am Boden liegenden Bleiseifen erst mit kaltem, dann 
mit kochendem Alkohol solange erschöpft, bis derselbe keine 
gelbe Farbe mehrannahm. Ausden verschiedenen, durch 
Schwefelwasserstoff von Blei befreiten alkoholischen Aus- 


A EN a Zr ac 
$ Ei» F 


‚176 Analyse einer verfälschten Butter. 2 


zügen krystallisirte nach einiger Zeit das Cholesterin 
heraus. Tu 
Der Verfasser hat auch aus dem Olivenöl Cholesterin 
gewonnen und stellt die Vermuthung auf, dass in allen 
Pflanzensamen und in allen jungen Pflanzentheilen Chole- 
sterin enthalten sei. (Ann. der Chem. und Pharm. CXX1I. 
249— 255.) eh 


Analyse einer verfälschten Butter. 


| B. van Bauwel untersuchte eine Butter, die beim 

Schmelzen einen weissen Schaum mit weissem Pulver 
und einen eben solchen Bodensatz bildete. Die Butter 
war hellgelb, von weicher Consistenz, beim Streichen mit 
dem Messer gab sie Wasser aus, auf Papier in dünner 
Schicht liess sie unter der Loupe ein weisses Pulver er- 
kennen. : 


Durch Schmelzen bei gelinder Wärme, Kneten der 
Butterschicht, um das Wasser zu entfernen, wurden aus 
100 Grm. an Butter 71,8 Grm. erhalten. Die von derselben 
getrennte Flüssigkeit war trübe und gab einen schmutzig- 
weissen Bodensatz. Sie war neutral, veränderte mit Jod 
die Farbe nicht und gab nach dem Filtriren und Ein- 
dampfen 3 Grm. Salz. Der mit destillirtem Wasser ge- 
waschene und getrocknete Bodensatz betrug ca. 5,5 Grm., 
lösste sich in HCl unter sehr lebhaftem Aufbrausen und hin- 
terliess einen käsigen Rückstand von 2 Grm. Die filtrirte 
Lösung gab mit Ammoniak keinen Niederschlag, reich- 
liche Niederschläge mit Schwefelsäure, oxalsaurem Kali 
und oxalsaurem Ammoniak. 


Die verfälschte Butter enthielt in 100 Theilen: 


Butter a ie TB 
Kohlensauren Kalk 3,5 
Wasser. «in. sur A 19,5 
Üasem 4. 20 Mo a 2,0 
Salz: 44:33 2, vera 3,0 
99,8 
Verlust rer 0,2 
100,0. 


(Journal de Pharm. d’Anvers. Nov. 1861.) H. Reich. 


le 1 ur 
Se Wer 


Einwirkung des Chlorzinks auf die Seide. 177 


Einwirkung des Chlorzinks anf die Seide, 
nach J. Persoz Sohn. 


Die Seide löst sich sehr rasch in concentrirter heisser 
Chlorzinklösung, langsam in kalter und in verdünnter. 
Das Chlorzink, welches die Seide leicht löst, zerstört 
weder die Textur der Wolle noch die der Pflanzenfasern. 
Man kann deshalb in einem gemischten Gewebe zuerst 
die Seide durch Chlorzink lösen, darauf die Wolle mittelst 
Natronlauge, wobei die Pflanzenfasern zurückbleiben. 

Das Chlorzink muss als Lösung von 600 Beaume& an- 
gewandt werden und mit einem Ueberschuss von Zink- 
oxyd gekocht worden sein, um es gegen Lackmuspapier 
beinahe neutralzu machen. Also ein basisches Chlor- 
zink; dieses trübt sich leicht beim Zusatz von Was- 
ser, was jedoch nichts schadet. Es verändert die Pflan- 
zenfasern nicht. 

Mit dem Chlorzink in Berührung verwandelt sich 
die Seide in eine gummiartige Masse, die dann krümelig 
wird und zuletzt völlig in Lösung übergeht. Die con- 
centrirte Lösung zieht Fäden wie Syrup oder concentrir- 
ter Gummischleim. Ammoniak giebt einen Niederschlag, 
völlig löslich im Ueberschuss desselben. 

Vermittelst des Graham’schen Dialysators kann man 
die mit etwas Salzsäure angesäuerte Lösung von dem 
Chlorzink trennen und behält auf dem Dialysator 
eine schleimige, klare, farblose, geschmacklose Seidelö- 
sung, welche zu einem goldgelben brüchigen Firniss ein- 
trocknet. Stärker erhitzt färbt sie 'sich stachelbeer- 
roth, ohne noch übelriechende Dämpfe zu geben. Erst 
bei Rothgluth zersetzt sie sich unter Entwickelung übel- 
riechender Dämpfe. (Compt. rend. 1. Decbr. 1862.) 

H. Ludwig. 


‚Löslichkeit der Seide im Kupferoxyd- Ammoniak. 


Das Kupferoxyd-Ammoniak ist nicht allein ein kost- 
bares Lösungsmittel der Baumwolle und der Cellulose, 
‚sondern auch der Seide. Während man aber mur kurze 
Zeit braucht um die Baumwolle zu lösen, muss man meh- 
rere Stunden warten, bis die Seide gelöst ist und man 
braucht weit grössere Mengen des Lösungsmittels für die 
Seide. Man braucht 3, 6, ja 12 Stunden um letztere zu 
lösen. Wolle wird selbst nach 14 Tagen nicht angegriffen. 
Um ein Gemisch aus Baumwolle, Seide und Wolle zu 
‚analysiren, verfährt man wie folgt. 


Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 2. Hit. 12 


178 Das Mikroskop zur Erkennung d. menschlichen Blutes ete. 


Man lässt das Gewebe !/, Stunde lang mit dem Kupfer- 
 oxyd-Ammoniak in Berührung; alle Baumwolle wird als- 
dann gelöst sein. Man taucht dasselbe aufs Neue in die 
Flüssigkeit. Nach 24 Stunden wird alle Seide in Lösung 
gegangen sein. Die Wolle ist ungelöst geblieben. Ozanam 
gedenkt die Seidelösung technisch zu verwerthen, künst- 
liche Seide zu spinnen, alte Seide, durchbohrte Cocons und 
Wirrseide nutzbar zu machen. * (Ozanam, Compt. rend. 
8. Dec. 1862.) { “  H. Ludwig. 


Das Mikroskop zur Erkennung des menschlichen Blutes 
bei gerichtlichen Untersuchungen. 


Zur Unterscheidung des Blutes des Menschen von dem 
der Thiere bei gerichtlicchen Untersuchungen gewährt das 
Mikroskop einzig und allein richtigen Aufschluss. Ein Tro- 
pfen Menschenbluts unter einem hinlänglich starken Mikros- 
kop erscheint als eine unzählige Menge von kleinen rundli- 
chen Körpern von hellgelber Farbe, welche in einer farblosen 
Flüssigkeit schwimmen? Ihre Zahl ist so gross, dass man nur 
da und dort, besonders an den Rändern des Tropfens, einen 
Zwischenraum in ihrem Zusammenhange entdecken kann. 
Diese Körper nennt man Blutkügelchen. Sie würden jedoch 
weit richtiger Blutscheiben heissen, da ihre Gestalt nicht 
kugelförmig, sondern dünn und flach ist wie eine Münze. 
Die Blässe ihrer Farbe hängt von ihrer ausserordentlichen- 
Dünne und Durchsichtigkeit ab. Nur wenn eine grosse 
. Zahl derselben über einander liegt, tritt ihre Farbe tiefer 
hervor. Sie ist dann entweder. voll schwarzroth oder 
glänzend scharlachroth, denn nur diesen Theilchen ver- 
dankt das Blut seine Farbe. Aus der Anwesenheit derselben 
kann man mit Hülfe des Mikroskops selbst nach Jahren noch 
erkennen, ob ein Flecken von Blut oder einem anderen 
Farbstoff herrührt. Die Blutscheiben der Säugethiere sind 
rund oder beinahe rund und auf beiden Oberflächen leicht 
eingebogen. Die der Vögel, Fische und Reptilien sind läng- 
lich rund und an der Oberfläche flach oder erhöhet. Durch 
diese Eigenschaft lässt sich das Blut der Säugethiere von 
anderem unterscheiden. Um aber die verschiedenen Arten 
dieser grossen Classe zu bestimmen, reicht dies nicht hin; 
hier unterscheidet die Grösse der Blutscheibehen. Alle 
vierfüssigen Thiere haben kleinere als der Mensch; die 
kleinsten besitzen die Wiederkäuer. Die des Ochsen sind 
etwa 3/4, die des Schafes etwa !/, so gross, als bei dem 
Menschen. Mit Hülfe des Mikroskops lässt sich demnach 


Blutfarbstoff im Spectrum des Sonnenlichtes. 179 


| mit Sicherheit bestimmen, ob Blut von einem Thiere oder 
von einem Menschen herrührt.  (Wittst. Vierteljahrschr. 
Bi. 11. 2.) B. 


Ueber das Verhalten des Blutfarbstofles im Speetrum 
des Sonnenlichtes; nach F. Hoppe. 


Durch Untersuchungen von D. Brewster, Herschel 
und Müller ist das Verhalten verschiedener Farbstoffe 
gegen verschiedene Abschnitte des Spectrums ermittelt. 
Es hat sich bei denselben unter anderem ergeben, dass 
durch einen grossen Theil der Farbstoffe Licht von be- 
stimmten Brechbarkeiten so vollständig absorbirt wird, 
dass, wenn man die Strahlen des Specetrums durch sehr 
verdünnte Lösungen derselben hindurchgehen lässt, dunkle, 
ziemlich scharf begrenzte Streifen an bestimmten Stellen 
auftreten, wenn man das durch die Lösung hindurch- 
gehende Spectrum direct oder nach Auffangen auf einer 
weissen Ebene beobachtet. Es ergiebt sich aus diesen 
Untersuchungen zugleich, dass man aus der Farbe der 
Lösungen nur den Schluss ziehen darf, dass sie die Farben 
am wenigsten absorbiren, welche die Lösungen selbst im 
weissen Lichte zeigen, ohne dass sich aus diesen Farben 
zugleich eine Andeutung darüber ergäbe, welches Licht 
am stärksten absorbirt wird. 

Die Absorptionsstreifen, welche sich im Spectrum 
einstellen, wenn dasselbe durch eine Farbstofflösung geht, 
sind nun offenbar Eigenthümlichkeiten der Farbstoffe, 
welche eine Erkennung derselben oft in sehr zusammen- 
gesetzten Lösungen ermöglichen, und sie verdienen um 
so mehr Beachtung, als es an feinen chemischen Er- 
kennungsmitteln der Farbstoffe und ihrer Veränderungen 
sehr mangelt. 

So wie unter den bisher untersuchten Farbstoffen. 
der Indigo und das Chlorophyll, so zeichnet sich auch 
der Blutfarbstoff durch das Vermögen aus, Licht von 
bestimmten Brechbarkeiten ganz besonders stark zu 
absorbiren und im Spectrum, welches durch seine Lö- 
sung hindurchtritt, dunkle Streifen zu erzeugen, welche 
andere rothe Farbstoffe, auch das chemisch veränderte 
Hämatin nicht zeigen. 

. Zur Untersuchung gefärbter Lösungen im Spectrum 
dient am besten die bekannte Combination von Appa- 
raten: Ein Heliostat wirft das Licht durch einen Spalt 
in einen verdunkelten Raum auf eine achromatische Linse, 


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180 _ Blutfarbstoff im Spectrum des Sonmenlichtes. 5 


in deren Brennpuncte der Spalt steht, von da auf ein 
Prisma von Glas oder Schwefelkohlenstof. Das so er- 
zeugte Spectrum lässt man durch die zu untersuchende. 
Lösung, welche sich in einem schmalen Gefässe mit 
planparallelen Wandungen von Glas befindet, hindurch- 
gehen und beobachtet dann dasselbe entweder direct mit 
dem Fernrohre, oder nach dem Auffangen desselben auf 
einem weissen Papierschirm mit unbewafinetem Auge. 
Als Gefässe für die Farbstofflösungen dienen sehr gut 
die Hämatinometer, welche der Optiker Schmidt in 
Berlin angefertigt hat, in dem man eine Flüssigkeits- 
schicht von gerade 1 Centimeter Dicke untersuchen kann. 

Beobachtet man nun eine sehr verdünnte Lösung 
von Blut und Wasser in einem solchen Gefässe in das 
Spectrum gestellt, so zeigt letzteres, nachdem es die 
Lösung passirt hat, zwei bestimmte dunkle Streifen in 
Gelb und Grün. Beide Streifen liegen zwischen den 
Frauenhoferschen Linien D und EZ, der dem schwächer 
gebrochenen Lichte entsprechende ist der Doppellinie D 
ziemlich nahe, der zweite liegt nicht so nahe an EZ; beide 
haben, wenn die Blutlösung verdünnt genug ist, etwas. 
geringere Breite als der Spectralabschnitt zwischen E 
und b. Verstärkt man die Concentration der Blutlösung 
oder lässt man das Spectrum durch eine diekere Schicht 
der Lösung gehen, so nimmt die Breite beider Absorp- 
tionsstreifen zu, aber fast allein auf Kosten des gelb- 
grünen Lichts, welches beide Streifen von einander trennt, 
sie fliessen endlich bei gesteigerter Concentration der 
Lösung zu einem dunkeln, ziemlich scharf begrenzten 
Felde zusammen. Dabei erlischt auch von dem Violet 
und Blau allmälig mehr und mehr, ohne dass sich hier- 
bei bestimmte Streifen einstellen. Endlich ist vom ganzen 
Spectrum nur noch die Partie zwischen E und 5b und 
das Roth und Orange bis D übrig. Bei noch stärkerer 
Concentration erlischt auch das Grün, und es bleibt 
allein noch Roth mit seinen schönen Frauenhoferschen 
Linien übrig. Während nach diesen Erscheinungen der 
Blutfarbstoff an den bezeichneten Stellen zwischen D und 
E das Licht ausserordentlich kräftig absorbirt, lässt er 
fast eben so entschieden die Abschnitte zwischen A und 
D, so wie zwischen E und 5 intact. Es ergiebt sich 
schon hieraus die Schärfe der Conturen jener geschilder- 
ten Absorptionsstreifen, da die am stärksten absorbirten 
Abschnitte von den am schwächsten absorbirten eng um- 
grenzt werden. er ER | 


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Vu a Le a Pe ei 
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3 Blutfarbstoff im Spectrum des Sonnenlichtes. 181 


Auch die ungelösten Blutzellen absorbiren die ge- 
schilderten Theile des Spectrums. Um dies zu beobachten, 
genügt es, das vom Prisma ausstrahlende Spectrum durch 
den Hohlspiegel eines Mikroskops vertical nach oben 
durch die Oeffnung des Mikroskoptisches auf eine dünne 
Blutschicht zu werfen, welche sich hier zwischen Object- 
träger und Deckglas befindet. Entfernt man den Tubus 
des Mikroskops und sieht senkrecht auf die Blutschicht 
hinab, so erkennt man beide Absorptionsstreifen auf das 
Deutlichste. 

Das Verhalten des Blutes verschiedener Wirbelthiere 
im Spectrum ist in Hinsicht auf jene Absorptionsstreifen 
vollkommen gleich gefunden worden. Sowohl arterielles 
als venöses Blut zeigt beide Streifen. Andauerndes Be- 
handeln der Blutlösung mit Kohlensäure verändert nichts 
an ihnen. Eben so wenig hat der Verf. sie verändert 
gesehen, wenn das Blut mit Kohlenoxyd, Wasserstoff, 
Schwefelwasserstoff, Arsenwasserstoff, Stickoxydul, Aether, 
Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Aetzammoniak, arseniger 
Säure behandelt war. In Aetzammoniak gelöstes Blut 
zeigte noch am andern Tage beide Absorptionsstreifen 
ungeschwächt. Nach der Behandlung mit Schwefelwasser- 
stoff zeigt sich ausser den Streifen noch ein dritter in 
Roth. 

Eintrocknen des Blutes bei gewöhnlicher Temperatur 
verändert sein Verhalten im Spectrum nicht. Dagegen 
verschwinden die Absorptionsstreifen sehr bald, wenn 
man entweder Essigsäure, Weinsäure oder Lauge fixer 
Alkalien zu der Blutlösung hinzufügt. Die Säuren wirken 
hierbei schneller als die Alkalien. Die v. Wittich’sche 
Hämatinlösung giebt die beiden Streifen nicht mehr, bei 
hinlänglicher Concentration zeigt sie andere Absorptions- 
streifen, von denen ein starker zwischen Ü' und D dicht 
an letzterer Linie liegt. Hinsichtlich der am wenigsten 
absorbirten Strahlen des Spectrums stimmt die v. Wit- 
tichsche Lösung mit dem Blute überein. 

Blut mit Alkohol im Ueberschuss kalt gefällt, giebt 
einen Niederschlag, der in Ammoniak gelöst, im Spec- 
trum nicht mehr jene Absorptionsstreifen zeig. Auch 
Terpentinöl macht sie verschwinden. Ebenso zeigt die 
Hämatinlösung, welche man durch Extraction des ge- 
trockneten Blutes mit kochendem Alkohol und Schwefel- 
säure erhält, jene Streifen im Spectrum nicht mehr. 
| Mit pulverigem kohlensauren Kali gefälltes Blut hat 
eine schöne arterielle Färbung tagelang, wenn keine Er- 


Ds nn. % 
* N BF RT, Er 
Ar ETRTTE 1 
ey SR 


182 Blutfarbstof im Spectrum des Sonmenlichtes. 


hitzung stattfindet; übergiesst man die Masse mit Alko- 
hol, so geht bald die rothe Farbe in ein schmutziges 
Braun über und erst dann findet Lösung von Hämatin 
statt. Die Lösung hat die Absorptionsstreifen nicht mehr. 
Löst man dagegen den feuchten Niederschlag statt durch 
Alkohol in Wasser auf, so erhält man eine Lösung, die 
ebenso wie frisches Blut beide Absorptionsstreifen zeigt. 
Ebenso wird Blutlösung durch kohlensaures Natron binnen 
Wochen hinsichtlich des Verhaltens im Spectrum nicht 
geändert. | 

In keiner der Flüssigkeiten, welche die Absorptions- 
streifen nicht zeigten, konnten dieselben durch Behandeln 
mit Alkalien etc. hervorgerufen werden. 

Fällt man Blutlösung mit Bleiessig im Ueberschuss, 
filtrirt und fällt dann aus dem Filtrate das Blei durch 
kohlensaures Natron, so erhält man eine Lösung, welche 
auf das Schärfste die Absorptionsstreifen im Spectrum 
hervörbringt. 

Ruft man durch Injection gallensaurer Salze in die 
Vene von Hunden Hämaturie hervor, so zeigt der Harn, - 
obwohl man Hämätin daraus darstellen kann, keine Ab- 
sorptionsstreifen im Spectrum und wird durch Sauerstoff 
nicht hellroth. 

Aus dem Verhalten des unveränderten, so wie des 
mit verschiedenen Reagentien behandelten Blutes ergiebt 
sich, dass der Inhalt der Blutzellen (das Serum zeigt 
keine bemerkbare Absorption in Gelb und Grün, wenn 
die Schicht desselben nicht über 1 Decim. dick ist) die 
bezeichneten Stellen im Spectrum sehr kräftig absorbirt, 
so lange die Eiweissstoffe dieser Flüssigkeit nicht coagu- 
lirt oder in den Zustand des Alkali- oder Acidalbumins 
übergegangen sind. Da nun ein Stofl, welcher eine so 
bestimmte Lichtabsorption zeigt, nicht wohl wie die be- 
kannten Eiweissstoffe farblos erscheinen kann, so wird 
man annehmen müssen, dass derselbe Stoff, welcher dem 
Blutzelleninhalt seine rothe Farbe giebt, auch jene Ab- 
sorption bewirke. Da ferner jenes Absorptionsvermögen 
unabhängig von den verschiedensten Farbenveränderungen, 
welche das Blut durch Sauerstofl, Kohlensäure, Kohlen- ° 
oxyd, Arsenwasserstoff etc. erhält, erscheint, dagegen durch 
relativ schwache Einwirkungen, die aber Coagulation oder 
doch Veränderung aller Albuminstoffe betreffen, zerstört 
wird, so erscheint zunächst die Annahme gerechtfertigt, 
dass alle jene Veränderungen, welche die geschilderten 
Gase im Blutfarbstoff hervorrufen, ihn nicht zerstören, 


Beobachtungen über die Blutkrystalle. 183 


dass man vielmehr hoffen darf, Mittel zu finden, durch 
sie verändertes Blut wieder in normales zu verwan- 
deln. | 
- Es erscheint ferner nach obigen Reactionen gewiss, 
dass in den Blutzellen eine Verbindung enthalten ist, 
welche den Farbstoff des Blutes darstellt, jene Lichtab- 
sorption bewirkt, vom Bleiessig nicht gefällt wird, leichter 
als Albumin sich diffundirt, und durch Säuren, fixe Al- 
kalien etc. in einen Eiweissstoff und das Hämatin zer- 
fällt, welches in der v. Wittich’schen Lösung enthalten ist. 
Ohne Zweifel ist dieser Körper derjenige, welcher die 
Funke’schen Krystalle bildet. Ist diese Darstellung richtig, 
so ist natürlich das Bestreben vergeblich, ungefärbte 
Blutkrystalle zu erhalten, obwohl möglicher Weise bei 
der Zersetzung des Körpers Stoffe entstehen können, 
welche gleichfalls der Krystallisation fähig sind. Mit 
der Reindarstellung und chemischen Untersuchung dieses 
Blutroths ist der Verf. jetzt beschäftigt. 


Zum forensischen Nachweis von Blut in Flecken auf 
Kleidern etc. besitzt man bereits ziemlich viele und zum 
Theil scharfe Prüfungsmittel, natürlich kann man sich 
dazu auch der oben geschilderten Untersuchungsmethode 
bedienen. Nicht zu verwaschene Blutflecken auf weisser 
Leinwand. oder durchsichtigem Papiere, nöthigenfalls etwas 
angefeuchtet, zeigen im Sonnenspectrum die beschriebenen 
Streifen, wenn sie zwischen Prisma und Auge in dasselbe 

gebracht werden. (Chem. Centralbl. No. 11. 1862.) B. 


Beobachtungen über die Blutkrystalle; 


von Carl Bojanowski, Assistenten am anatomi- 
schen Institute zu Greifswald. 

Literatur. Bereits 1841 erschien Nasse’s Abhand- 
lung „über die Form des geronnenen Faserstoffs* (Mül- 
ler's Arch. p. 439): Reichert’s Beobachtungen über eine 
eiweissartige Substanz in Krystallform (ebendas. 1849, 
pag. 197). 

Funke: De sanguine venae lienalis. Diss. inaug. 
Lips. 1851. — Ueber das Milzblut (Henle’s u. Pfeufer’s 
Zeitschr. für ration. Med. 1851. p. 172). — Neue Beob- 
achtungen über die Krystalle des Milzvenen- und Fisch- 
blutes (ebendas. 1852. p. 199). 

Kunde: Ueber Krystallbildungen im Blute (ebend. 
1852. S.arı).. 


184 |  Benbashtungen über die Blutkryealle. 


Remak: Ueber Blutgerinnsel und über ar 
' haltige Zellen (Müller’s Arch. 1852. 8.115). 
Kölliker: Ueber Blutkörperchen - haltige Zellen 
 (Ztschr. für wiss. Zoologie. 1849. Bd.I. S. 266). 

Teichmann: Ueber die Kryst. der organ. Bestand- 
theile des Bluts (Ztschr. für rat. Med. 1853. III. p. 375). 
— Derselbe über das Hämatin (das. VIII. p. 141). 

Lehmann: Ueber die Krystallisirbarkeit eines der 
Hauptbestandtheile der Blutkörperchen (Ber. der k. sächs. 
Gesellsch. der Wiss. in Leipzig, math.-phys. Cl. 1852. 
ag. 23.) 
| R Derselbe: are den kryst. Stoff des Bluts (ebend. 
p- 78). — Weitere Mittheilungen über die kryst. Protein- 
substanz des ‚Bluts (ebend. 1853. p. 101). 

Leidig: Zur Anatomie von Piscicola geometrica 
. (Zeitschr. für wiss. Zoologie, Bd.I. 1849. p.116; Lehrb. 
der Histologie, 1857. S. 446). 

Berlin: Ueber Blutkrystalle (Arch. für holl. Bei- 
träge, 1. p. 71). 

Owsjannikow: Ueber die Teichmannschen en 
krystalle (Ztschr. Russl. Jahrg. XVII. 1860. No. 1. S. 6). 

Artikel „Spleen“ in Todd’s Cyclop. of Anat. and 
Phys. Part XXXVI; Lond. Journ. 1849. p. 792; Mikrosk. 
Anat. Bd.Il. Aufl. 2. 1859. p. 585. 
| Parke’s The formation of erystalls in human blood 
(Med. Times and Gazette. Juli bis Decbr. 1852). 

Sieveking: Albuminous Crystallisations (Brit. and 
foreign Med. Chir. Reviews. Vol. II. Juli bis Octbr. 1853). 

Robin et Verdeil (Trait@ de chim. anat. et phys. 
Paris 1853). 


Man kennt gegenwärtig vier Arten von Blutkrystal- 
len: die Hämin-, Hämatin-, Hämatoidin- und Hä- 
matokrystallin-Krystalle. Nach dem Vorkommen, der 
Art ihrer Gewinnung - und ihrem chemischen Verhalten 


zu urtheilen ist es wahrscheinlich, dass die Verschieden- 


heit der Blutkrystalle durch eine verschiedene chemi- 
sche Zusammensetzung bedingt sei. 


1) Das Hämokrystallin nach Lehmann oder 
die Globulinkrystalle nach Kölliker. | 


Nach Bojanowski’s Ausspruch gebührt Reichert 
das Verdienst, diese Krystalle schon im Jahre 1847 im 
Uterus eines Meerschweinchens entdeckt zu haben. Rei- 
chert sagt a.a.O.: „Durch Zufall bin ich zur Entdeckung 
von mikroskopischen Krystallen gelangt, deren Substanz, 


Beobachtungen über die Blutkrystalle. 185 


den chemischen Reactionen gemäss, für einen eiweissarti- 
gen Stoff gehalten werden muss. 

Später fand Kölliker Krystalle von rother Farbe 
im Blute des Hundes, der Fische und eines Pythons, 
und zwar, wie er behauptet, theils innerhalb der Blut- 
kügelchen, theils frei im Blute, namentlich der Milz 
und Leber. 

Darauf lehrte Funke diese Krystalle aus dem Milz- 
venenblute des Pferdes, der Fische, des Ochsen, des 
Schweines, 


Kunde aus denen des Eichhörnchens, des Hamsters 
u.$. w. gewinnen, so dass man wohl mit Recht annehmen 
kann, aus jedem Blute lassen sich durch zweckmässige 
Behandlung diese Krystalle darstellen. Und zwar ist die 
Eigenschaft, Krystalle zu bilden, nicht eine ausschliess- 
lich dem Milzblute zukommende, sondern sie ist jedem 
Blutstropfen, mag man denselben hernehmen, 
wo man will, eigenthümlich, wiewohl zuzugeben ist, 
dass das Milzvenenblut diese Eigenschaft in besonders 
hohem Grade besitz. Nach Kölliker’s Behauptung ist 
die Milz ein Organ, in welchem die Blutkörperchen mas- 
senhaft zu Grunde gehen. | 


Lehmann lehrte die Gewinnung dieser Krystalle 
durch die successive Behandlung des gut gewässerten, 
detibrinirten Meerschweinchenblutes mit Sauerstoff und 
Kohlensäure, bei gleichzeitigem Einfluss des Lichts. Nach 
Bojanowski ist Lehmann’s Angabe zu unklar, als 
dass man auf diesem Wege ein günstiges Resultat erzie- 
len könnte. Bojanowski überzeugte sich durch viele 
Versuche vollständig, dass das anzuwendende Blut sowohl 
defibrinirtes, als auch fibrinhaltiges sein könne, ohne auf 
die Bildung, Form und Farbe der Krystalle Einfluss zu 
haben. 


Für die mikroskopische Untersuchung hat Boja- 
nowsky zu unzähligen Malen Blutkrystalle nach einem 
von Funke angegebenen Verfahren dargestellt, das kein 
anderes ist, als das Lehmann’sche, nur dem Verständnisse 
zugängiger gemacht. Es ist das folgende: Man bringt 
einen Tropfen des betreffenden Blutes auf ein Objectgläs- 
chen und lässt ihn einige Minuten der Luft ausgesetzt 
stehen; sodann setzt man einen Tropfen Wasser hinzu, 
'haucht das Präparat einige Male an, bedeckt es nun mit 
dem Deckglächen und lässt es langsam verdunsten. Die 
Einwirkung des Lichtes ist nicht durchaus nothwendig, 


186 Beobachtungen über die Blutkrystalle. % 


sie bedingt jedoch eine üppigere und regelmässigere Kry- 
stallbildung. 3 | 
Bisweilen ist nach Bojanowski ein geringer Zu- 
satz von Alkohol oder Aether oder beider zu dem Blute 
unerlässlich, um Krystalle zu erhalten. H 


Später stellte Bojanowski die Krystalle auf fol- 
gende höchst einfache, dabei sichere und immer schöne 
deutliche Präparate liefernde Weise dar: Man lässt Blut, 
wie es aus der Äder kommt, oder besser noch, wie es 
sich in den Gefässen nach dem Tode befindet, in einem 
Gefässe 2 bis 4 Tage lang an einem kühlen Orte stehen. 
Dabei zerfliesst der Blutkuchen, der sich anfangs gebil- 
det hatte, ganz oder theilweise, das Blut wird dicekflüssig, 
dunkelroth bis schwarz. Einen Tropfen dieses Blutes 
thut man auf ein Objectgläschen, legt ein Deckgläschen 
auf und lässt nun das Präparat einige Stunden dem Lichte 
ausgesetzt liegen, nach welcher Zeit dann immer und in 
jedem Präparate schön ausgebildete Krystalle gefunden 
werden. Bisweilen setzte Bojanowski, wenn das Blut 
zu dickflüssig war, ein wenig destillirtes Wasser hinzu, 
in der Regel bedarf es jedoch durchaus keines Zusatzes. 
Einer höheren Temperatur darf man das Blut nicht aus- 
setzen. 

Das Hämatokrystallin verschiedener Thiere krystal- 
lisirt in verschiedenen Formen und Systemen. So erhielt 
Bojanowski aus dem Blute des Menschen und vieler 
Säugethiere rhombische (rechtwinklige) Tafeln, aus dem 
Blute der Maus und des Eichhörnchens regelmässige 
sechsseitige Tafeln, aus dem des Meerschweinchens 
tetraäödrische und aus dem des Kaninchens prisma- 
tische Krystalle. Im Mageninhalt der Blutegel beob- 
achtete die Hämatokrystallinkrystalle Budge. 

Auch diejenigen Krystalle aus verschiedenen Blut-. 
arten, welche übereinstimmende Form zu besitzen schei- 
nen, zeigen doch eine unverkennbare Verschiedenheit in 
der Grösse ihrer Winkel. RN 

Die Krystalle aus dem Blute der einzelnen Thiere 
haben etwas Speeifisches und Charakteristisches an sich, 
so dass es bisweilen möglich ist, aus den vorliegen- 
den Krystallen das Thier, aus dessen Blute sie 
stammen, zu diagnostisiren. 

Die Verschiedenheit der Krystallformen hat einen 
unverkennbaren Einfluss auf die verschiedene Löslichkeit 
der Krystallee Lehmann führt die letzteren auf vier 


Beobachtungen über die Blutkrystalle. 187 


Systeme zurück: das tetraödrische, rhomboedrische, 
hexagonale und prismatische. 

Es ist wohl zweifellos, dass die Krystalle aus dem 
Inhalte der Blutzellen entstehen, letztere müssen ihren 
Inhalt durch Bersten, durch Einwirkung von Wasser aus- 
treten lassen, um sie zu liefern. 

‘ Die Hüllen der Blutkörperchen haben keinen Antheil 
an der Krystallbildung, eben so wenig das Blutserum. 

Radlkoffer, Lehmann und Bojanowski sind 
der Ansicht, dass die Krystalle aus dem Globulin beste- 
hen, und dass der Farbstoff ihnen nur anhängt. Lässt 
man nämlich die gefärbten Krystalle einige Zeit an der 
‘ Luft liegen, so werden sie heller und zuletzt farblos. 
Auch Teichmann beobachtete farblose Blutkrystalle. 
Kölliker’s Bezeichnung als Globulinkrystalle würde 
alsdann sehr passend sein. i 

Für die Eiweissnatur der Krystalle sprechen nach 
Bojanowski: 

1) dass sie durch Salpetersäure (conc.), darauf durch 
Kali und Ammoniak intensiv orange gefärbt werden 
(durch Bildung von Xänthoproteinsäure); | 

2) die überaus grosse Aehnlichkeit dieser Krystalle 
in Form und: Verhalten mit den Dotterplättchen der 
Fischeier; 

3) die von Radlkoffer gegebenen Analysen der 
‚noch verunreinigten Krystalle von Hunden, die nach Ab- 
zug der Asche ergaben 

055,18 — 55,41, HH: =. 7,14 — 787 N 10 
— 17,40 und OS — 20,24 — 20,28 Proc. 
Sie enthielten 0,718 — 0,938 Asche und in dieser 
63,842 Proc. Eisen, 19,814 PO, 5,936 CaO, 0,970 MgO, 
5,212 KÜCl und 3,458 Proc. CaO, SO3 

Bojanowski beobachtete niemals innerhalb der 
Blutkörperchen Krystallbildung, so wenig wie Kunde. 
Funke und Kölliker wollten eine solche innere Kry- 
stallbildung gesehen haben. | 

Die Krystalle besitzen in hohem Grade die Eigen- 
schaft, Feuchtigkeit aus der Luft anzuziehen. 

2) Die Häminkrystalle, im Jahre 1853 zuerst von 
Teichmann durch Einwirkung der Essigsäure auf das 
Blut entdeckt und beschrieben. Teichmann 's Entdeckung 
ist, wiewohl sie von vielen Seiten (vergl. Lehmann’s Zooche- 
mie, 8. 137) nur mit der grössten Verachtung aufge- 
nommen wurde, indem man die vom Entdecker mitge- 
theilten Versuche als schmutzige und unsaubere bezeichnete, 


ET 
Pr Ne E 


188 Beobachtungen über die Blutkrystalle. 


wenigstens eben so werthvoll, als die Entdeckung der 
Hämatokrystallinkrystalle. Teichmann’s Entdeckung 
ist geeignet, eine vollständige Reform in der Blutunter- 
suchung für forensische Zwecke hervorzurufen. Nur mit 
Murexid könnten dieHäminkrystalle verwechselt werden. 
Das Hämin hat braune Färbung, das Murexid ziegelrothe. 
Essigsäure löst die Häminkrystalle nicht, wohl aber die 
des Murexids mit rosenrother Farbe. Kalı löst die Hä- 
"minkrystalle mit dunkelgrüner, die des Murexids mit. vio- 
letter Farbe. Glycerin ist ohne Wirkung auf die Kry- 
stalle des Hämins, Murexid nimmt im Glycerin erst eine 
grünliche, dann violette Färbung an. 

Aber die Art des Blutes hat keinen Einfluss auf die 
Gestalt und das Verhalten der Häminkrystalle, welche in 
jedem Blute in derselben Qualität und wohl auch Quanti- 
tät vorhanden sein mögen. | 

Nach Bojanowski ist der wesenlichste, wenn nicht 
alleinige Bestandtheil der Häminkrystalle das Hämatin. 

Die schönsten und einförmigsten Häminkrystalle erhält 
man immer, wenn man zuerst das Blut mit Essigsäure 
kocht, dann filtrirt und.nun erst eine geringe Menge der 
durchfiltrirten Flüssigkeit mit Eisessig behandelt und die 
Lösung verdunsten lässt. Alle Krystalle eind dann gleich- 
mässig gefärbt, stark lichtbrechend, und liegen in einer 
völlig klaren durchsichtigen Mutterlauge. Die Form der 
Häminkrystalle ist die rhombische, bald rhombi- 
sche Säulen, bald rhombische Tafeln. Häufig bemerkt 
man die einem Paragraphenzeichen ähnelnde Ueber- 
 gangsform, welche dadurch zu Stande kommt, dass die 
stumpfen Winkel des Rhombus sich etwas abrunden, die 
‚spitzen Winkel dagegen sehr ausgezogen und bogenförmig 
gekrümmt sind. Oft sieht man Krystalle, bei denen die 
beiden stumpfen Winkel sehr gross sind, wodurch die- 
selben eine doppellanzettliche Form erhalten. Oft lagern sich 
. die Krystalle kreuzweise übereinander zu Figuren, die 
einem römischen X oder Sternen frappant ähnlich sind. 
Die Farbe ist schmutziggelb, von hellgelb bis dunkel- 
braun, selbst ins Schwarze. 

Brücke beobachtete, dass ein Zusatz von Kochsalz 
zur Bildung der Häminkrystalle nöthig sei. Nach Boja- 
nowski kann auch BaCl,.SrCl, KÜl, CaCl, KJ, H4NJ das 
Kochsalz ersetzen. Allein es ist besser, solche Zusätze 
zu vermeiden. In allen Fällen, wo aus alten Blutflecken 
keine Krystalle entstehen wollten, erhielt Bojanowski 
dieselben nach Zusatz einer Spur von Ammoniak 


rat, 


En in RD Le 
U, 


Beobachtungen über die Blutkrystalle. 189 


3) Die Hämatinkrystalle konnte Bojanowski 
weder nach Lehmann’s noch nach v. Wittich’s Me- 


 thode erhalten. Die Angaben über das chemische Ver- 


halten der Häminkrystalle sind so übereinstimmend mit 
der Reaction des Hämatins selbst, dass Bojanowski 
kein Bedenken trägt, ihre Entstehung aus dem Hämatin 
anzunehmen. Kali bewirkt bei beiden grünliche Fär- 
bung, Ammoniak eine fast purpurrothe. Aus dem Hä- 
matin erhält man durch Behandlung mit Eis- 
essig Häminkrystalle. 

4) Das Hämatoidin, von Virchow entdeckt, ist 
nicht identisch mit dem Hämatin, aber mit ihm ver- 
wandt, wie die Versuche von Zwicky, Bruch und 
Virchow darthun. 

Es kommt in den Corporibus luteis vor, in alten Ex- 
travasaten des Gehirns, in obliterirten Venen, hämorrha- 
gischen Milzinfarcten, Hautsugillationen, Eiterhöhlen der 
Extremitäten, in faulen Lebern. Es ist kein Bestandtheil 
des Bluts, sondern ein Umsetzungsproduct des Hämatins. 

Es krystallisirt in gypsartigen rhombischen Tafeln 
und Säulen von starkem Lichtbrechungsvermögen, gelb, 
roth bis rubinroth. Unlöslich in Wasser, Alkohol, Aether, 
Terpentinöl, löslich in Alkalien. (Zeitschr. für wissensch. 
Zoologie v. Siebold u. Köllicker, Bd. XII. Heft. IV. 17. Nov. 


1862.) H. Ludwig. 


Nach Max Jaffe (Arch. f. pathol. Anatom. u. Physiol. 


‚Bd. 23. pag. 292; daraus in Fresenius’ Zeitschr. f. analyt. 


Chemie, 1862. 8.259) ist das Hämatoidin mit dem Bili- 
fulvin identisch. | HA. L. 


190 


IV. Literatur und Kritik. 


H. Karsten, Entwickelungserscheinungen der organi- 
schen Zelle. Berlin 1863. Abdruck aus Poggen- 
dorff’s Annalen, Band 118. 23 Seiten nebst einer 
lith. Tafel. 


Die vorliegende Abhandlung hat den Zweck, die vom Verf. 
bereits vor 20 Jahren in seiner Inaugural - Dissertation: „De cell«a 
vitali“ ausgesprochenen und neuerdings in seiner Schrift: „Histo- 
logische Untersuchungen, Berlin 1862* ausführlicher dargestellten, 
von der herrschenden Lehre in wichtigen Punceten abweichenden 
Ansichten über die Entwickelung, Organisation und Thätigkeit der 
organischen Zelle, insbesondere der Pflanzenzelle, von Neuem gel- 
tend zu machen. 

Im Ganzen laufen diese Ansichten darauf hinaus, neben dem 
Inhalt auch dem andern Bestandtheil der Zelle: der Haut, eine 
grössere physiologische Bedeutung beizulegen, als dies bei den 
übrigen Physiologen geschieht. Obgleich von den Letzteren aller- 
dings der Inhalt als der eigentliche Sitz und Heerd der Zellen- 
thätigkeit betont zu werden pflegt, so ist doch wohl Niemand, wel- 
cher die Rolle der Membran als Vermittlerin des Austausches zwi- 
schen Inhalt und Umgebung, so wie die Entwickelungsfähigkeit 
derselben in Abrede stellen möchte. Etwas Weiteres namentlich 
einen unmittelbaren Einfluss der Haut auf den chemischen Process 
in der Zelle, vermag aber am Ende doch auch Karsten nicht 
nachzuweisen; auch kann derselbe unmöglich verkennen, dass die 
Quelle für die Entwickelung, nämlich für das Wachsthum durch 
Bildung neuer Zellstoffmasse, ein Grund nicht in dieser selbst, 
sondern nur in dem flüssigen Inhalt liegen kann. Namentlich steht 
Karsten mit der herrschenden Ansicht, dass der Inhalt das Pri- 
märe an der Zelle ist, im Widerspruch, indem er meint, dass die 
Membran von Anfang an vorhanden sei, und dass es überhaupt 
keine hautlose Zustände von Zellen gäbe. Es hängt diese seine 
Ansicht damit zusammen, dass er die verschiedenen Schichten, wo- 
durch sich die primäre Zellwand nach der gewöhnlichen Ansicht 
durch Abscheidung von Zellstoff aus dem Inhalte nach und nach 
verdickt, als ein System von ineinander geschichteten selbststän- 
digen Zellen betrachtet, deren jede sich für sich entwickele; fer- 
ner dass er den Primordialschlauch, nämlich die die Innenwand 
auskleidende Protoplasmaschicht, als eine wirkliche Membran, 
und zwar als die jüngste innere Zelle, und ebenfalls den Zellen- 
. kern als eine echte aber kernlose Zelle auffasst, wobei er ausser 

Acht lässt, dass jene Protoplasmaschicht nach Innen gar nicht 
scharf begrenzt ist, und dass diese, so wie die Haut des Zellen- 
kerns schon wegen der ganz verschiedenen chemischen Natur sich 
unmöglich in eine Zellstoffmembran umbilden kann. 


a a Er Eh he. 
nr nt Ze ’ 


Literatur. 191 


Ausserdem ist nach Karsten der Inhalt der Zelle mit zahl- 
reichen endogenen, sekr zarten Zellen erfüllt, und letztere zum 
Theil wieder mit kleineren, weshalb er in der Zelle einen viel 
complicirteren Organismus sieht, als nach der gewöhnlichen An- 
sicht, und die Existenz von einzelligen Thieren und Pflanzen be- 
streitet. Diesen complieirten Bau sucht der Verf. besonders am 
Brennhaar von Urtica ausführlicher nachzuweisen, indem er die 
mit wasserheller Flüssigkeit erfüllten Zwischenräume, welche zwi- 
schen den die Zellenhöhle durchsetzenden Schleimströmchen liegen, 
für wirkliche, mit einer Membran versehene Zellen hält, welche 
beim Oeffnen der Haarzelle heraustreten und zum Theil wieder 
mit Zellen erfüllt sein sollen. Die Circulation des Zellsaftes in 
jenen Schleimströmchen glaubt Karsten aus der ungleichen Be- 
schaffenheit des Zellsaftes an verschiedenen Stellen der Zellenhöhle 
und aus der dadurch bedingten ungleichen endosmotischen Thä- 
tigkeit der verschiedenen endogenen Zellen, d.h. als eine einfache 
Diffusionserscheinung erklären zu können *). 


Noch complieirter erscheint nach Karsten die Organisation 
der Zellen dadurch, dass er den Begriff Zelle auf eine Menge von 
Inhaltskörpern ausdehnt, welche sonst als Bläschen, Körner, Tro- 
pfen etc. aufgefasst werden,. nämlicb Amylum-, Chlorophyli- und ' 
Kleberkörner, Fett- und Schleimtröpfchen, Vacuolen, welche säimmt- 
lieh mit einer dünnen Membran umgeben sein sollen. Er nennt 
diese einfachen Zellen zum Unterschied von den Gewebezellen 
Secretionszellen und theilt denselben die Rolle zu, die im Zellsaft 
gelöste unorganische Materie in höher und höher combinirte Ver- 
bindungen umzusetzen, d.h. zu assimiliren, welche „Absonderungs- 
stoffe“ theils zur Ernährung der Haut der Mutterzelle, theils zur 
Bildung von Tochterzellen verwandt, theils in andere Regionen 
des Organismus geführt werden. Zu diesem Zweck werden diesel- 
ben verflüssigt und resorbir. Auch sollen sich diese Stoffe in 
einer wechselnden Umsetzung, d.h. Auflösung und Neubildung be- 
finden, indem kurz nach der Entstehung neuer Gliedzellen jene 
Stoffe aufgelöst und sogleich darauf in einer neuen Zelle wieder 
erzeugt werden. (Diese Erscheinung, dass das Chlorophyll u. dgl. 
vorher Bestandtheile der Mutterzelle und nach der Bildung von _ 
Tochterzellen Theile der letzteren sind, ergiebt sich übrigens nach 
der Theorie von der Vermehrung der Zelle durch Abschnürung 
des ganzen Inhalts ganz von selbst, ohne die Annahme einer Re- 
sorption und Wiedererzeugung, indem die Chlorophylischläuche, 
welche vor der Theilung in der Mutterzelle eingeschlossen sind, 
nach der Theilung des Inhalts der letzteren natürlich als Inhalt 
der Tochterzellen erscheinen. Uebrigens giebt Karsten an, diesen 
Resorptionsprocess der Chlorophylischläuche bei Oedoyonium direct 
beobachtet zu haben.) 


Einen andern Hauptpunct der Abhandlung bildet die Ent- 
stehung neuer Zellen. Karsten bestreitet sowohl die von 
Schleiden aufgestellte Theorie, wonach die Neubildung der Zellen 
von dem Zellkern ausgeht, als auch die von Mirbel und Mohl 
eingeführte und* fast allgemein anerkannte Ansicht, wonach sich 

8 die Gewebezellen dadurch vermehren, dass der Primordialschlauch 
‘ mit dem übrigen Inhalt einer Mutterzelle sich in 2 Portionen 
abschnürt, von denen jede sich mit einer neuen Zellenmembran 


*) Cfr. Histologische Untersuchungen, p. 61. 


192 .... Ziteratur. 


umgiebt*,. Nach Karsten A neue Zellen nur frei in 
der Zellflüssigkeit als von Anfang an zwar kleine, aber vollkom- 
mene Zellen, welche nach und nach sich vergrössernd zusammen- 
stossen und eine Scheidewand bilden. Für diese Ansicht stützt 
sich Karsten besonders auf Beobachtungen an Spirogyra nitida 

. und orthospira, indem er hier fand, dass die Scheidewand schon 
vor der scheinbaren Einfaltung vorhanden war. Die letztere hält 
er nur für eine die Zellenvermehrung passiv begleitende Erschei- 
nung, namentlich beruke dieselbe bloss auf einer stellenweisen 
Zurückziehung des Chlorophylis bei hungernden Conferven oder 
darauf, dass wenn zwei entstandene Tochterzellen sich unvollstän- 
dig berühren, die secundäre Zelle (Primordialschlauch) sich falten- 
artig zwischen dieselben senke. 

Ebenso geschieht die gleichzeitig mit dem Auftreten zweier 
Tochterzellen statt findende Theilung der Kernzelle nach Kar- 
sten nicht,-wie die gewöhnliche Ansicht ist, durch Einschnürung 
der Membrane der letzteren, sondern durch Neubildung zweier 
Tochterkernzellen frei in dem flüssigen Inhalte der Kernmutter- 
zelle (efr. Histolog. Unters. Fig. 88—85). Die Tochterzellen des 
Zellkerns werden entweder zu Gliederzellen oder wachsen (wie bei 
 Spirogyra Hornschuchii) zu den napfförmigen Kreisfalten der Schei- 
dewand hervor. 

3 Eine Methode, deren sich der Verf. bei seiner Untersuchung 
mit Erfolg bediente, nämlich Düngung der Conferven mit organi- 
schen Stickstoffverbindungen, hat auch ein allgemeines Interesse. 
Es ergiebt sich nämlich, dass dadurch die Entstehung neuer Zellen 
befördert, dagegen das Wachsthum der Zellbäute beschränkt wird, 
während Mangel an Düngung umgekehrt die Neubildung von Zel- 
len hindert, dagegen die bereits gebildeten Zellhäute veranlasst 
sich zu verdicken oder in Form von centripetalen Kreisfalten zu 
_ entwickeln. 

Ein näheres kritisches Eingehen auf den Inhalt der Abhand- 
lung würde den für die vorstehende Anzeige SugemehkEnen Raum 
überschreiten. . 


*) So ist die von Mirbel und Mohl. Von einer Einfaltung 
der Mutterzellhaut, wie sie Karsten diesen Physiologen 
unterlegt, ist weder bei Diesem noch bei irgend einem An- 
dern die Rede und kann nicht die Rede sein, da sich für 
eine solche Ansicht im ganzen Pflanzenreiche auch nicht die 
Spur eines Anscheins findet. | 


“ Hofbuchdruckerei der Gebr. Janecke zu Hannover. 


ARCHIV DER ER. PHARNACIE. 


CLXY. Bandes drittes Heft. 


I. Physik, Chemie und praktische 
Pharmaecie. 


Analysen von Fluss- und Quellwässern Thüringens; 


mitgetheilt von 


Prof. Dr. H. Ludwig in Jena. 


1. Quantitative Bestimmung des Kalks, der Talkerde und 
der Schwefelsäure im Wasser der Saale und zweier Quellen 


in der Nähe von Jena; 
von A. Kromayer, Assistenten am chemisch -pharmaceutischen 


Institute zu Jena. 

Sämmtliche Wässer wurden am 4. Februar 1860 ge- 
schöpft und sogleich in Untersuchung genommen. Es war 
die Frage zu erledigen, ob in denselben wirklich nur 
Kalk und keine Talkerde vorkomme, oder ob Wacken- 
roder bei seinen früheren Untersuchungen den Talkerde- 
gehalt dieser Wässer übersehen habe. 

A. Quellwasser aus der Quelle im Garten der Neumühle. 

a) 800 CC. desselben wurden mittelst oxalsauren Kalis 
gefällt, und nach eintägigem Stehen der oxalsaure Kalk 
gesammelt; er betrug 0,338 Grm. und lieferte 0,229 Grm. 
Ca0,002 — 0,128 Ca0O. Die 0,229 Grm. Ca0,C0? in 
Ca0,S03 verwandelt lieferten 0,307 Grm. desselben — 
0,126 Grm. CaO. Das Mittel ist 0,127 Grm. Kalk. 

1000 CC. Wasser würden also 0,158 Grm. Kalk 
enthalten. 

b) Die vom oxalsauren Kalk abfiltrirte Flüssigkeit 
wurde mit talkerdefreiem phosphorsauren Natron nebst 
Ammoniak gefällt. Nach eintägigem Stehen wurde die ent- 


. standene phosphorsaure Ammoniak-Talkerde gesammelt 


“und geglüht. Es wurden 0,088 Grm. 2MgO, PO5 erhalten ° 
Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hit. 13 


ER Pure Pi ee eh ie 5% ad BR 5 


ee e, a ala Be BI 


— 0,0317 MgO — 0,0396 Promille Ne0 oder ebgerundet. 


0,040 Promille MgO. 


c) 600 Grm. Wasser. wurden mit Hal ET und 
mit BaCl gefällt. Es wurden erhalten 0,111 Grm. schwe- 


 felsaurer Baryt — 0,038 Grm. Schwefelsäure — aaa 


Promille SO3. 


Also 1000 CC. Wasser ke: Quelle der Noumähle. 
enthalten: 
CaO = 0,158 Grm. 
MsO = 0,040 „ 
SO Ze 0ER FE 
Da die Prüfung auf Chlor nur Spuren. ER 
erkennen liess, so können alle nicht an SO3 ge 


* Basen an CO? gebunden werden. 


Ca0, S03 + 2HO — 0,135 Promille 


SO3: CaO — 0,063: x; 40: 280,063: x; x—0, 044030 an 

0,063 SO3 gebunden zu 0,107 CaO, s03 — 0,135 CaO, 
| S03, 2HO. 

0,158 CaO — 0,044 CaO —= 0114 CaO an CO? gebunden. 

Ca0: Ca0, CO? = 0,114: x; 28:50= 0,114: x; x = 0,203 | 
CaO0, CO2. 


 Mg0:Mg0, CO? = 0,04:x; 20:42 = 0,04: x; x 0084 


MgO, C02. 
1000 Grm. Wasser der Neumthlenquelle 


"enthalten also 


(= 0,044 Ca0O + 0,068 308 
—= 0,107 CaO, SO3) 
CaO, CO2 — 0,203 2 im Kohlen haltigen 


ie 0, co2 — 0,084 - Wasser als doppeltkohlen- . 


saure Salze gelöst. 
Chlormetalle . Spuren 5 


Summa 0,422 Promille. 
Diese Quelle liegt tiefer als die fülgehdk 


'B. Das Wasser aus der Quelle oberhalb der Papiermühle. 
a) 800 CC. desselben gaben 0,269 Grm. getrockneten 
oxalsauren Kalk und dieser 0,186 CaO, CO? = 0,104 Ca0. 


0,186 CaO, CO? gaben 0,257 Grm. CaO, SO3 — 0,106 CaO. R 
‚ Mittel = 0,105 CaO. In 1000 CC. Wasser 0,131 Ca0. 


Re Dt 
® 


Ks 800 cc. Wasser En, 0,067 Grm. . 23190, Pos — 
0,0241 MgO. In 1000 CC. — 0,0301 MgO. 
c) 600 CC. Wasser gaben 0,030 BaO, S03 — 0,0103 
803 —= 0,0171 Promille SO3. 
1000 Wasser enthalten: 
CaO = 0,131 Promille. 
MgO = 0,050  , 
SO3 — 0,017 fe 
Auch dieses Quellwasser enthielt nur Spuren von 
Chlor. | | 
SO3: CaO —= 0,017:x; x = 0,012 CaO an 0,017 SO3 zu 
0,029 CaO, SO3 — 0,037 Promille CaO, SO3 + 2HO 
und 0,131 — 0,012 = 0,119 CaO an CO? gebunden — 
0,2125 CaO, CO2. 
Mg0: Mg0, CO2 = 0,080:x; x —= 0,063 Fromilie 
MsO, 002. 
1000 Grm. Wasser der Quelle oberhalb der 


Papiermühle enthalten- | 
(darin 0,012 CaO + 0,017 SO3 


CaO, 308 Eu 3HO == 0,037 Promille ? ERS 0,029 CaO, S03) 
Ca0, CO2 — 0,213 n \ beide als doppelt - kohlen- 
 Mg0, C0O2 = 0,063: , saure Salze in Wasser gelöst. 


Chlormetalle Spuren 
| Summa 0,313 Promille. 

Diese Quelle entspringt oberhalb der Quelle der 
Neumühle. 

Bei den beiden genannten Quellen bestätigt sich aufs 
Neue das von G. Bischof aufgefundene geologische Ge- _ 
setz, dassmit der Höhe des Ursprungsder Gehalt 
der Quellen an gelösten festen Bestandtheilen 
abnimmt. Beide angeführten Quellen nehmen ihren Ur- 
sprung im Mühlthale; die oberhalb der Papiermühle, als 
die höhergelegene istärmer, die im Garten der Neu- 


mühle, als die tieferliegende istreicher an festenBestan- 


‚theilen. Der Gehalt an kohlensaurem Kalk in beiden 
"Quellen ist nahezu derselbe, denn beide haben die gleichen 
‚Kalkschichten durchsickern müssen, aber Talkerdegehalt = 
Er 


und Gypsgehalti ist bei der Nerimählenguelle Beleihiede 2 Aa 
sie einen längeren Weg.durch die Talkordoführenden ee 
und den Gyps nehmen musste. 


C. Wasser’der Saale im Paradiese bei Jena geschleft, 
a) 1000 CC. gaben 0,087 Grm. oxalsauren Kalk 
und diese 0,069 Grm. Ca0O, CO? — 0,0386 CaO. 

Jene 0,069 CaO, CO? in schwefelsauren Kalk umgewan- 
delt lieferten 0,097 Grm. CaO, SO3 — 0,039 CaO, Mittel 
0,0386 0,0776 
0,0390 5 — 0,0388 CaO. | 

b) 1000 oc. gaben 0,0128 Grm. 2MgO, Pos — 
— 0,0046 Grm. MgO. 

. c) 600 CC. gaben 0,033 Grm. BaO, 503 = 0,0113 Grm. 

;>803 — 0,0188 Pronitlie 503, 
1000 Grm. Saalwasser enthalten un 

CaO = 0,0388 Grm. 

MgeO — 0,0046 , 

03 7 0,0188 775 
Das Saalwasser enthielt nur Spuren von Chlor. 
803: Ca0 — 0,0188 :x; x— 0,0131 CaO mit 0,0188 SO3 
- zu 0,0319 CaO, SO3 ee! — 0,0403 CaO, s03 — 
| 2HO. 
0,0388 — 0,0131 —= 0,0257 Grm. CaO an CO? gebunden. 
Ca0: CaO, co2 — — 0,0257: x; x —= 0,0458 Ua0, CO2.. 
Mg0: MgO, CO2. = 0,0046: x = 0,00966 MgO, 002. 

1000 Grm. Saalwasser enthalten 


(= 0,0131 CaO + 0,0188 303 
— 0,0319 CaO, 803) 


Ca0O, S03+2HO = 0,0403 Grm. 


Ca0, (2 = 00458 „ 
.Mg0, CO? ZEIT 25; 
 Chlormetalle Spuren 


Summa 0,0958 Promille. 
Zusammenstellung 


A. B. ©. 
Ca0, SO3 + 2HO = 0,135 — 0,037 — 0,040 Promille 
CaO, CO? => 0.203 _ 0,213 .- 0,046 3 | 
MgO, c02 — 0,084 — 0,063 — 0,010 ur 
MCl Spur _ Spur — Spur 


Da — 0,313 — 0,096 Promille, 


| Analyse des Saalwassers von Naschhausen bei Dornburg. 197 
2, Analyse des Saalwassers von Naschhausen bei Dornburg; 
geschöpft im April 1860. 
| 50 Unzen — 1461,6 Grm. Wasser wurden auf Professor 
Ludwig’s Veranlassung von Hrn. Apotheker Eichemeyer 
in Dornburg zur Trockne eingedunstet und zur Analyse 

hierher gesandt. 

Der Abdampfrückstand war vr gefärbt 
und wog bei 1000 ©. getrocknet — 0,270 Grm. — 0, 185 
Promille, davon waren 

in HO löslich = 0,151 = 0,1033 Promille 
ne unlöslich. .— 0,14%: =— 0,0814 
| 0,270 0,1847. 
A. Analyse der wässerigen Lösung. 
Die wässerige Lösung wurde auf 24 CC. gebracht und 
letztere in drei Theile zu je 8 CC. getheilt. | 


3 CC. Lösunggaben— 0,013 AgCl; mit 3 multiplieirt 
— 0,039 AgCl— —U9} 009 Cl = 0,0061 Pro- 
mille Chlor. Das AgCl war frei von Ag), 

wie die Prüfung mit NaO, CO2, Auslau- 
. gen der Schmelze mit Wasser etc. bewies. 


8 CC. Lösun g gaben geglühten BaO, SO3 — 0,040 Grm; 
En 0,040 . 3 = 0,120 BaO, S03 — Ö, 039 SO3 
0, 0260 Promille S03, 


80C. Lösunggaben 0,011 CaO,CO?2 mit 3 multiplicirt 
— 0,033 CaO, 602 —.:0,018.7020% 
— 0,0123 CaO" Promille. 


Die von CaO befreiten 8CC. Lösung gaben 


0,010 Grm. 2MgO, PO5 — 0,003 MgO mit 3 multiplicirt 
— 0,009 MgO — 0,0061 Promille MgO. 


Chlor, Kalk und Talkerde wurden in ein und dersel 
ben Flüssigkeit bestimmt. | 
8CC. Lösung wurden auf circa 2CC. eingedunstet und 
mit einer titrirten Indiglösung (100 CC. der Indielaiıg ent- 
‚sprachen 1 Milligramm KO,NO5) versetzt. 
Es wurden verbraucht 1,4 CC. Indiglösung 


EN 0014 KO, NO3, mit 3 et — 0,0042 KO, NO5 
— 0,0022 NO5 — 0,0013 Promille NO>. 


50 Unzen Saalwasser, Sbenfälls von Herrn Eiche- 
‚meyer eingedampft (dem Wasser waren vor dem Ein- 


n 


198 - Br Kromayer, j 


| dampfen 15 Tropfen verdünnter 303 Tine, worden) S 
‚wurden auf Ammoniak und Kali untersucht. 

Die wässerige Lösung des Abdampfrückstandes wurde 
mittelst BaCl genau von der SO3 befreit, ohne über- 
'schüssiges BaCl anzuwenden, sodann die Lösung mit Pla- 
tinchlorid versetzt, zum Syrup eingedunstet und letzterer 
‚mit Alkohol aufgenommen. Es bleibt ein äusserst Be 
finger, unwägbarer Rückstand. 

Der in Wasser unlösliche Theil des Abdampfrück- 
standes wurde auf Strontain geprüft, indem derselbe 
mit NaO,CO? gekocht wurde; die erhaltenen kohlensauren 
Salze wurden in HCl gelöst, die Lösung eingedunstet, 
die Chloride mit Alkohol übergossen und angezündet. 
Man sah zwar gegen das Ende der Verbrennung einige 
rothe Flämmchen, jedoch blieb wegen der Kalkflamme 
die Strontianreaction trüglich. Es hätten nach der Stro- 
_ meyer'schen Methode salpetersaure Salze dargestellt wer- 
den müssen; der CaO,NO> löst sich in Alkohol, der 
SrO,NO35 sit, die Alkoholllamme würde mit eiteran 
allein dann entschiedener ausgefallen sein. —- | 


Zusammenstellung der Bestandtheile 
wässeriger Lösung. 
1000 Theile enthalten: oder auf Salze berechnet: 
CaO = 0,0123 CaO, S0O3-- 2HO — 0,0377 
MgO — 0,0061 MgO, SO3-+- 7HO = 0,0168 


SO3 —0,0266 MgOCl | — 0,0087 
Cl =0,0061 H!NO,NO  —00017 
NO5 — 0,0013 Ex 0,0649 


| (Hydratwasser d. 
Ca0,S03-+ 2HO u.— 0,0165 
Mg0, S03+-7HO) 


Alkali = — Spuren i | 
0,0689 | a 

Ich habe den schwefelsauren Kalk mitHydratwasse vr 
berechnet, da letzteres erst bei 1200%.C. vollständig weggeht, 
ebenso die schwefelsaure Magnesia, welche ihr H ydratwasser 
erst bei 1500C. verliert. | Me | 


“ L 
ir \ . + 
€ ı HAT Dir 


Al: Analye de  Baalwinsers von ee bei Dornburg. 199 


= Analyse des in Wasser unlöslichen Theiles. 
"Im Röhrchen erhitzt wurde der in HO unlösliche 
"Theil schwarz, es destillirten theerige Producte und es ent- 
 wichen ammoniakalische Dämpfe. 


Der Glührückstand wurde mit Salzsäure zur Trockne 


eingedampft, die trockene Masse mit verdünnter Salz- ? 


säure wieder aufgenommen und der unlösliche Theit auf 
einem Filter gesammelt. | 
Das Filter gab nach dem Verbrennen 
0,011 Rückstand, davon ab 
0,003 Filterasche, bleiben 
0,008 Grm. SiO2 — 0,0054 SiO? Promille. 


Die salzsaure Lösung wurde auf24 CC. gebrachtund 


letztere in 3 Theile zu je 8 CC. getheilt. 


Beim Versetzen mit Ammoniak trübte sich die Lösung 
‚durch Abscheidung von Spuren von Thonerde und Eisenoxyd. 
Scv. Li ösung gaben 0,0323 CaO,00?2; dieser mit 3 mul- 
tiplieirt 0,0969 CaO, 002 — — 0,0542 CaO 
— 0,0370 Promille CaO. 

8CC. Lösung gaben 0,004 Ba0,SO3; 3.0,004 — 0,0012 
— 0,0040 803 — 0,0027 Promille SO3. 
8 CC. Lösung wurden mit molybdänsaurem Ammo- 
niak auf Phosphorsäure geprüft, es trateine schwach 

gelbe Färbung ein. 


Zusammenstellung der Bestandtheile der 
sauren Lösung. u 


1000 Theile Saalwasser enthalten: 


Einzelne Bestandtheile. Verbindungen. 
CaO = 0,0370 Ca0, CO2 — 0,0628 
803 — 0,0027 Ca0,S03--2H0 = 0,0057 
Sı02 — 0,0054 Sı0?2 — 0,0054 
CO? — 0,0276 0,0739 


Hydratwasser des 
Ca0;,802-+2HO == 0,0012 


0,0739 


200 


B) 


z Berahie organische Sulelenien 


22 -%:,9 


geschöpft: enthalten: 


an einzelnen Bestand- 


..n 


saurer 


ak, ae Analyn des | 


an Verbindungen. 


A) Summe der Verbindungen wässeriger Eüsng— 0 ‚0649 | 
Br: = 0,0739 


290, 1388 7 
— 0,0459 


0,1847 
1000 Theile Saalwasser bei Dornburg (Naschhausen) 


theilen. 

80: == 0,0493 Ca0, C02 — 0,0628 
MO — 0,0061 Ca0, SO3 + 2HO = 0,0434 
H4ıNO — 0,0004 .Mg0, 503 4 7HO = 0,0168 
803 == 0,0293 Mg Cl — 0,0087 
4... ==0,0061 H4NO, NO35 —0,0017 
NO5 == 0,0013 Stickstoffhaltige ] — 0.0459 

Stickstoff- org. Subtanzen | Ei 
haltige org.) — 0,0459 Kieselerde — 0,0054 
Substanzen I 

-PO5 nicht Phosphorsäure, 

Fe203 \bestimmbare nee, ei BORSS 

AP03 | Mengen Summe 0,1847 

Sı0? — 0,0054 Keellie, 

0, 1238. 


Das Wasser der Saale bei Dornburg (Naschhausen) | 
ist weit reicher an Talkerde-Salzen als das bei Jena 
 geschöpfte Saalwasser. 


3. Vergleichende Analyse des Wassers vom Fürstenbrunnen 
und des Wassers vom Schwarzberg bei WOHER, in der 
Nähe von Jena. | 

#8 Herr Bürgermeister Hering aus Wöllnitz übertrug 
mir zu Anfang des Jahres 1857 die Analyse der ber 
den genannten Wässer, um zu entscheiden, welches von 
beiden sich am besten zur Bierbereitung eigne. Hier DER: 
das Resultat beider Analysen: 

A A. Das Fürstenbrunnenwasser 

‚ergab bei unmittelbarer qualitativer Analyse: kleine Men- 

gen von kohlensaurem Kalk undschwefelsaurem 


R vom Pürstenbrumnen u. vom 1 Schwarzberg be Wöllnitz. 201 


Kalk, ek einer Spur von Chlormetall. Bei Ab- i 


 dampfung lieferte es 0,190 Promille festen Rückstand, 


was annähernd 1,000 beträgt: (1 Th. gelöste Salze au? 

5000 Th. Wasser). Der Rückstand war weiss und seine 
- Analyse ergab neben den obengenannten, im Wasser un 
_ mittelbar nachweisbaren Bestandtheilen auch noch etwas. 
 schwefelsaure Talkerde und eineSpur PALRSIER: 
‚sauren Kalk. 


Bei der quantitativen Analyse lieferten 500 Grm. 


des Fürstenbrunnenwassers 0,150 Grm. oxalsauren 
Kalk, welche bei schwachem Glühen 0,106 Grm. koh- 


lensauren Kalk gaben, entsprechend 0,0594 Grm. rei- 
nem Kalk = 0,1188 Promille Kalk. | 


Dieselben 500 Grm. Wasser gaben 0,008 Grm. ge 
linde getrocknete phosphorsaure Ammoniak-Talkerde, ent- 
“ sprechend 0,00133 Grm. reiner Talkerde — 0,00266 oder 
_ abgerundet 0,0027 Promille reiner Talkerde. 


Auf 5000 Th. Wasser beträgt dies 0,5936 Th. Kalk 
und 0,0133 Th. Talkerde; zusammen 0,6099 Th. Kalk 


und Talkerde. 


B. Das Schwarzbergwasser 


gab bei unmittelbarer qualitativer Untersuchung an Ort 
und Stelle ebenfalls kohlensauren Kalk und schwe- 


felsauren Kalk, aber in etwas grösserer Menge als das 


Fürstenbrunnenwasser, auch eine Spar von Chlormetall. 


Beim Abdampfen lieferte dieses Wasser 0,30 Pro- 
mille festen Rückstand oder genau 11), Th. auf 5000 Th. 
Wasser. Der Rückstand war weiss und enthielt neben 
den obengenannten unmittelbar im Wasser entdeckbaren 


Bestandtheilen auch etwas schwefelsaure Talkerde 
(etwas reichlicher als im Fürstenbrunnenwasser vorhanden) 
und eine deutlicher auftretende Spur salpeter- 


sauren Kalks als das Fürstenbrunnenwasser. 


Er. 


500 Grm. Schwarzbergwasser gaben 0,193 Grm. ozalk 
sauren Kalk, die beim Glühen 0,143 Grm. kohlensauren “ 


Bere ne a EEE - 


Kalk hinterliessen, entsprechend 0,0801" Grm Kalk — 


0,1602 Promille CaO. 


Dieselben 500 Grm. Wasser lieferten 0, 036 ee. ie: 
pborsaure Ammoniak-Talkerde, darin 0,0059 Grm. Talk- 
erde = 0,0118 Promille Talkerde (4 mal mehr MgO 
als im Fürstenbrunnenwasser). 


Auf 5000 Theile Schwarzbergwasser beträgt dies 


0,8008 Th. Kalk und 0,0587 Th. Talkerde; zusammen 


0,8595 Th. Kalk und Talkerde. 


Organische Stoffe fanden sich weder im Saklvarz. 
bergwasser noch im Fürstenbrunnenwasser, wenigstens 


"konnten sie in jenem Rückstande aus 500 Grm. Wasser 
nicht nachgewiesen werden. Es möchte also das Fürsten- 


brunnenwasser als das reinere, dem Schwarzbergwasser 


zum Bierbrauen vorzuziehen sein. (Jena, d. 8. Febr. 1857.) 


4, Das Wasser des Brunnens zu Vierzehnheiligen bei Jena, 


Der Brunnen (1453 entdeckt), der einzige des Ortes, 
gab einst die Veranlassung zur Wahl der Stelle zum Bau 
der Wallfahrtskirche („Wohldurch des Feuers Macht 


. erprobt, vom wilden Kriegessturm umtobt, schaut’s jetzt, 


ein halbzerstörtes Haus, vom Schlachtfeld in das Land 


"hinaus; doch quillt noch drinn’, aus Gotteswort, ein Him- 


melsbrünnlein fröhlich fort, und jeder himmlisch wird 
erquickt, der gläubig in das Brünnlein blickt!“). Er 
quillt aus der Tiefe, der Erde, ohne irgend einen Fall, 


an der ‘Stelle zu Tage, wo er gefasst ist, im nördlichen 


Theile des Dorfes, liefert so viel Wasser, dass nie ein 


Mangel daran eingetreten ist und bildet den Anfang 
(Grafit) des Lutzenbachs, welcher über . Krippendorf, 


 Altengönne, Lehesten, Nerkewitz, wo er zwei Mühlen ü 


treibt, gehet und durch den Neuengönnergrund oberhalb 
Dornburg in die Saale fliesst. 

Das Wasser des Brunnens, gleichmässig; welches wich y 
bei anhaltendem Regenwetter sich weder trübt, noch we- 
sertlich zunimmt, so wie bei Trockenheit nicht schwindet, = 


BY das Wasser des Brunnens zu Vierzehnheiligen bei Jena. 203 % 


ist bei der grössten Hitze von seltener Frische und Er- 
quickung und bei der ärgsten Kälte bleibt sein Becken 
_ von 4 Fuss Tiefe, von einem Häuschen bedeckt, stets frei 
von Eis und hält selbst den kleinen Teich, in den es ab- 
läuft, meist offen. Eine analytische Untersuchung des 


vor Zeiten für einen Wunderbrunnen gehaltenen Was-- 


sers durch Prof. Dr. Ludwig in Jena (Frühling 1858) 
hat ergeben, dass sich dieses Wasser nicht weit in seiner 
Zusammensetzung und der Menge seiner gelösten Sub- 
stanzen von benachbarten Quellen Jenas und der Um- 
‚gegend unterscheidet. Es ist ein farblos klares, wohl- 
schmeckendes Wasser, enthält nur Y/;,90 (= 0,183 Pro- 
mille) aufgelöste erdige Stoffe und Salze. Diese bestehen 
der Hauptsache nach aus kohlensaurem Kalk und 
kohlensaurer Talkerde, beide in Wasser durch Ver- 
mittelung von Kohlensäure als doppeltkohlensaure 
Salze in Lösung erhalten und beim Kochen, wegen Ent- 
weichens der Kohlensäure, als einfach kohlensaure Salze 
‚niederfallend. Diesen erdigen Salzen sind Spuren von 
Kochsalz und Gyps beigesellt. Organische Substanzen 
sind nicht vorhanden. Wegen seiner Armuth an festen 


 Bestandtheilen und besonders ‘wegen des geringen’ 


Gypsgehaltes und der Abwesenheit organischer Sub- 
' stanzen verdient es ein reines Wasser genannt zu wer- 
‚den, im Vergleich mit vielen Quellwassern der Umgegend, 
in denen die genannten Salze in grösserer Menge vor 
handen sind. S 
Die fast wiesenlose und theils wasserarme Hochebene 
zwischen der Saale und der Ilm, auf welcher Vierzehn- 
heiligen liegt, ist ein Theil der Thüringer Platte, welche 
sich an die nördlichen Theile des Thüringer Waldes an- 
schliesst und liegt fast in gleichem Niveau mit den durch 
das Saalthal getrennten Höhen der osterländischen Saale 
und des meissner Gebiets der Grafschaft Camburg. Ein- 
schnitte in die Hochebene bilden, ausser vielen kurzen - 
Schluchten am steilen Saalrande | 
1) das He mit dem Leutrabache, das % 


Rn er,  Bückoldti: sa ER ES ar: 


von AR; ena in 2 Hauptstrassen (westlich: er Weimar, 


nördlich nach Apolda) in die Hochebene hinausläuft; 

2) der Gönnagrund mit dem Lutzenbache; 

3) der Hirschroder Grund. mit seinem Bache, nach 
‚der Ilm hin; 

4) der ö berndorfer Grund, der südlich von Ka- 
 pellendorf beginnt und bei Herressen ausläuft, und 
3 5) der sanfte Utenbacher Grund, der bei Worm- 

städt beginnt und nach Apolda ausläuft. 
"Die Abhänge nach der Saale hin haben meist wenig 
‚und flüchtige Erdkrume, mit Muschelkalksteinge- 


rölle und zu Tage liegende Felsenformationen, während 


die Hochebene selbst zum grossen Theile schweren 
lehmigen Boden mit fetter Lettenunterlage 
hat und gänzlichen Mangel an Sand und Bausandsteinen 
leidet. Auf dem höchsten Puncte dieser Hochebene liegt 
1!/; Stunde von Jena, eben so weit von Apolda, 21), Stunde 
von Weimar, mitten unter Grossherzogl. Weimarischen 
Dörfern 4 Stunden von ihrer Amtsstadt Camburg die 
Herzoglich Meiningische Parcelle Vierzehnheiligen 
(290 12° 11” L. und 500 58‘ 15° Br.) an der Strasse von 
Magdala nach Dornburg, welche Heerweg genannt, den 


1150 Fuss hohen Rücken der Hochebene bildet, an dem 


. sich die Wasser der Saale und Ilm theilen. (Pfarrer 
Eduard Bohn, Vierzehnheiligen in Thüringen; 1858. 
8.1—2 und S. 40 — 41). 

Drei verschiedene Wasserproben aus Quellen in der 
Nähe von Apolda durch Herrn Fr. Uhlstein daselbst 


-  geschöpft und mir (im August 1853) zur Analyse über- 


geben, lieferten 0,18 — 0,24 und 0,82 Promille Abdampf- 
 rückstand. Derselbe bestand bei allen drei Wassern haupt- 
sächlich aus kohlensaurem Kalk, mit kleinen Mengen 
von kohlensaurer Talkerde, wenig schwefelsaurem 
Kalk und Spuren von Chlornatrium. Nähere Angaben 
. über die Quellen selbst habe ich nicht erhalten können. 


‚5. Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe von Buttstädt.. 
| Diese Analysen wurden von Hrn. ApothekerRückoldt 
in Buttstädt, einem Schüler Wackenroders, in den Jahren 
1851 und 1856 mit grosser Sorgfalt angestellt, als es sich 
darum handelte, Buttstädt mit reinem Trinkwasser zu ver- 

sorgen. 

Als Bestandtheile sämmtlicher Quellen ergaben sich 
bei der qualitativen Analyse Kalk, Talkerde, Natron, 
- Kohlensäure, Schwefelsäure, Salzsäure und Spu- 
ren von Kieselerde. 


Der Kalk wurde quantitativ bestimmt durch Fäl- 


ABER fe 
EN ge 

Erde 

EN NE 

= d wi 

ji 


lung einer gewogenen Menge von Wasser mittelst oxal- - 


sauren Kalis bei Gegenwart von etwas freier Oxalsäure; 
die Talkerde aus der auf solche Weise vom Kalk be- 
_ freiten Flüssigkeit durch phosphorsaures Natron und über- 
schüssiges Ammoniak, Sammeln der nach 24stündigem 
Stehen krystallinischabgeschiedenen phosphorsauren Ammo- 
niak-Talkerde und Glühen. Der Glührückstand wurde 
' als 2MgO, PO5 in Rechnung gesetzt. Der erhaltene oxal- 
saure Kalk aber wurde durch gelindes Glühen in kohlen- 
sauren Kalk CaO, CO? verwandelt und aus diesem der. 


Kalk berechnet. Die Schwefelsäure wurde durch 


Chlorbaryum aus einer neuen Menge des mit 
etwas Salzsäure angesäuerten Wassers in Form von BaO, 
SO3 gefällt und aus dem geglühten Niederschlage die 
Schwefelsäure berechnet. Ueberall wurde auf die Spuren 
. etwaiger Filterasche Rücksicht genommen. 


Das Chlor des vorhandenen Chlornatriums wurde 
aus einer mit Salpetersäure angesäuerten frischen Menge 
des Wassers mittelst salpetersaurem Silberoxyd gefällt und 
aus dem scharf getrockneten Ag Ül direct das entsprechende 
Chlornatrium berechnet. Das Natron wurde direct aus 
Abdampfrückständen des Wassers mittelst antimonsauren 
 Kalis auch qualitativ nachgewiesen. 


Die Kieselerde fand sich in unwägbaren. Mengen, | 
bei Benutzung von 500 bis 700 Grm. Wassers. Sie wurde 


a RE N ER RP a YET nn 
re 3 Ze FT Nr 
ru ., 2% br IT u T r 
Fe er 


an dem unlöslich bleibenden weissen 1 Rück: stande erkannt, 
sobald man das Wasser zur Trockne verdampft hate und 
das Abgedampfte in Salzsäure löste. | 
Mit jedem Wasser und bei jeder Ära ii} eier ; 
mung des Kalks, der Talkerde, Schwefelsäure und des 
Chlors wurden 3 quantitative Bestimmungen gemacht und 
‘ das Mittel daraus auf 1000 Gewichtstheile Wassers be- 
rechnet. 
Die analysirten Wässer lassen sich in zwei Klassen 
bringen: 
1) solche, in denen der kohlensaure Kalk vor- 
herrscht und 
2) solche, in denen der schwefelsaure Kalk 
überwiegt. 
Bei Benutzung des Wassers in der Haushaltung ist 
dem Wasser mit kohlensaurem Kalk der Vorzug zu geben 
vor denen, welche schwefelsauren Kalk (das ist Gyps) 
enthalten. | 
A. Quellwässer mit vorherrschendem kohlensauren Kalk. 
1. Wasser der Quelle auf dem Wege von 
- Buttstädt nach Niederreissen, unweit der Zie- 
gelei bei Buttstädt. iR 
Zu jeder einzelnen Analyse dienten 554,032 ai S 
Wasser. | 
; a) Gefundener kohlensaurer Kalk: 0,094 — 0,093 - — 
0,093 Grm. Ca0, CO2; im Mittel also 0,0933 Grm. CaO, 
CO? aus 554,032 Grm. Wasser, mithin in 1000 Grm. 
Wasser 0,1624 Grm. CaO, CO2, entsprechend 0,0909 Pro- 
mille reinem Kalk CaO. 
5) Erhalten: phosphorsaure Talkerde 2Mg0, Pos, 
0,112 — 0,114 — 0,114 Grm. 2MgO, PO5; im Mittel 
0,1133 Grm. 2MgO,PO?>, welche entsprechen 0,0737 Pro- 
mille Talkerde MgO. A 
c) Erhalten: 0,011 — 0,011 — 0,008 Grm. schwefel- 
‚sauren Baryt; im Mittel 0,010 Grm. BaO, SO3 — 0,0181 
Promille Ba0,S03 — 0,0062 Grm. Schwefelsäure in a 
1000 Grm. Wasser. 


BER ns VRSET ETFeEch serk PEN VERS a AEERER RN 


er 
.n L #“ - m a Pr 
ag 7 EN Pr Fayze , : Kö a 
on g en a 


a sen einiger Quelloiiser aus der Nähe ı v. . Buttstädt. 207 EN R 


R. a) Das erhaltene Chlorsilber wog 0, 100 — 0,082 _ 
v, 074 Grm.; im Mittel 0,0853 Grm. — 0,1540 Promille 
 AgCl, strächehd 0,0627 Promille Ihloruateiiee Nall. 
Auf bekannte Weise auf Salze berechnet erhälk: -man 
“ folgende Zusammensetzung. | 
Er 1000 Grm. Quellwasser enthalten MR 
 Kohlens. Kalk = Ca0, CO? = 0,1541 Grm. (= 0,0866 Grm. Cab). | 
& Talkerde=Mg0,C0? = 0,1548 „ (0,0737 „. MgO) 
Schwefels. Kalk = Ca0,S03 = 0,0105 „ (=0,0043 CaO + 
Chlornatrium = NaCl — 0,0627: 5 0,0062 803) 


Summa der Salze 0,3821 Grm. 

II. Niederreisser Quelle. (Quelle des grossen RR 
Riethes unweit des Pelikanhügels). Zu jeder Kalk- und 
Talkbestimmung dienten 537,132 Grm. Wasser. er 

a) Gefundener Koblehkirer Kalk 0,102 — 0,100 — 

. 0,100 Grm.; im Mittel 0,1007 Grm. CaO, CO? —= 0,1874 
Promille CaO,C0?2 —= 0,1049 Grm. Kalk CaO mn 
1000 Grm. Wasser. 

b) Erhaltene phosphorsaure Talkerde 0,048 — 0,038 
— 0,030 Grm.; im Mittel 0,0387 Grm. 2MgO ‚PO5 — 
0,0720 Promille 2MgO PO5 = 0,0259 Promille Talk- 
erde MgO. 

Zur Schwefelsäurebestimmung und Chlorbestimmung 

. dienten jedesmal 716,176 Grm. Wasser. UR 

e) Erhaltener schiraß- hauen Baryt 0,012 — 0,007 | 
— 0,007 Grm.; im Mittel 0,0087 Grm. Ba0,S03 — 
0,0121 Eoiller BaO, S0O3 — 0,0041 Promille Schwe- 
felsäure SO3. 

d) Erhaltenes Chlorsilber 0,010 — 0, 010 — 0,005 Grm. 4 

im Mittel 0,0083 Grm. AgCl = 0,0115 Promille Ag ch, 
entsprechend 0,0047 Promille Chlornatrium NaCl. 


1000 Gewichtstheile Wasser der Niederreisser Quelle 
enthalten sonach | 
Kohlens. Kalk CaO, CO2 — 0,1821 Gew.-Tb. (= 0,1020 Ca0) 


| » Talkerde Mg0,C0? = 0,0594 „ „ (=0,0259Mg0) 
Schwefels. Kalk = Ca0,S038 = 0,0070 „ „ (=0,0029 Ca0 
Chlornatrium = NaCl —= 0,0047 ,„ ,„ +0,0041 303) 


Summa 0,2532 Gew.-Th. Salze. 


Ne AS FE Rruckoldt, 
m. Stiebsdorfer Quellwansen. 
a) Kalkbestimmung: 
626,654 Grm. Wasser gaben 0,121 On 0, c02 
BE, 2 NS 
537,132 , Te 
Im Mittel lieferten sonach 1000 Grm. Wasser 0, 1924 Grm. 
Ca0,C0?% — 0,1077 Promille Kalk CaO. | 
.b) 626,654 Grm. Wasser gaben 0,117 Grm. 2Mg0,PO> 

537,132 , ? - OL . h 

537,132 ;, i „O5 RE, 
Auf 1000 Grm. Wasser kommen hiernach 0,1569 Grm. 
2MgO, PO3, entsprechend 0,0565 Promille TalkerdeMgO. 
0) Zu jeder der 3 Schwefelsäurebestimmungen dien- 
ten 716,176 Grm. Wasser; es wurden erhalten 0,006 — 
0,011 — 0,009 Grm. Ba0,S03, im Mittel also 0,0087 
Grm. Ba0, SO3 — 0,0121 Promille BaO, SO3 — 0,00415 
Promille 8 Schwefelsäure. 

d) Zu jeder der drei Chlorbestimmungen dienten 
537,132 Grm. Wasser. Erhalten 0,010 — 0,015 — 0,005 Grm. 
Chlorsilber; im Mittel also 0,010 Grm. AgUl = 0,0186 Pro- 
mille AgCl, entsprechend 0,0076 Promille Chlorna- 
trium NaCl. Fe 

1000 Gew. Th. Stiebsdorfer Quellwasser ent- 
halten demnach | | F | 

Kohlens. Kalk Ca0,C02 = 0,1871 Gew.-Th. (= 0,1048 CaO) 


R Talkerde MgO, CO?—= 0,1187 ,„ ,„. (=0,0565 Mg0) 
' Schwefels. Kalk Ca0,5S08 = 0,01 „ „  (=0,0029 CaO 
Chlornatrium Na Cl —= 0,0076. „ :„..- 0,0042 803) 


Summa 0,3205 Gew.-Th. Salze. 


"IV. Wasser der Quelle des Seilergrundes. 

. Zu jeder einzelnen Kalk- und Talkerdebestimmung 
dienten 537,132 Grm. Wasser. 

a) Erhaltener kohlensaurer Kalk 0,112 — 0, 113 —_ 

0,113 Grm.; im Mittel 0,1127 Grm. CaO, co? — — 0,2098 Pro- | 


mille CaO, co? — 0,1175 Promille CaO. 


Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe v. Buttstädt. 209 


.b) Gefundene phosphorsaure Talkerde 0,033 — 0,063 
 — 0,037 Grm.; im Mittel 0,0443 Grm. 2Mg0,PO5 — 
0,0824 Promille 2MgO, PO5 — 0,0297 Promille MgO. 

Zu jeder einzelnen Schwefelsäure- und Chlorbestim- 
mung dienten 626,654 Grm. Wasser. 

c) Erhaltener schwefelsaurer Baryt 0,014 — 0,011 — 
0,015 Grm.; im Mittel 0,0133 Grm. BaO,SO3 — 0,0214 Pro- 
mille BaO, SO3 — 0,0073 Promille SO3. 

d) Gefundenes Chlorsilber 0,017 — 0,011 — 0,006 Grm. ; 
im Mittel 0,0113 Grm. AgCl — 0,0180 Promille AgCl — 
0,0073 Promille NaCl. 

1000 Gew.-Th. Wasser der Quelle ges Seilergrundes 
enthalten: 


Kohlens. Kalk, CaO, CO2 — 0,2007 (= 0,1124 CaO) 

x Talkerde, MgO, CO? — 0,0624 (— 0,0297 MgO) 
Schwefels. Kalk, CaO, 803 — 0,0124 (— 0,0051 CaO 
Chlornatrium, NaCl — 0,0073 +9,0073 303) 


Summa 0,2828 Gew.-Th. Salze. 


B. Wasser mit vorherrschendem schwefelsauren Kalk. 
V. Wasser des Klingenteichs. 

Zu jeder einzelnen Bestimmung des Kalks, der Talk- 
erde, Schwefelsäure und des Chlors dienten 554,032 Grm. 
Wasser. 

a) Kalkbestimmung. Erhalten: 0,702 — 0,494 — 
0,586 Grm. kohlensauren Kalk; im Mittel also 0,594 Grm. 
Ca0, CO? — 1,0721 Promille "Ca, CO? — 0,6004 Pro- 
mille Kalk CaO. 


| b) ER Erhalten: 0,366 — 
0,269 — 0,471 Grm. 2MgO, PO35; im Mittel also 0,3687 
Grm. 2MgO, PO5 —= 0,6654 Promille 2MgO, PO5 — 
0,2398 Promille Talkerde MgO. | 
c) Schwefelsäurebestimmung. Erhalten: 1,918 
— 1,839 — 1,879 Grm. BaO, SO3; im Mittel also 1,8787 
Grm. Ba0, SO3 — 3,3908 Promille BaO, SO3 — 1,1642 Pro- 
 mille Schwefelsäure SO3. 
_ Arch.d. Pharm. CLXV.Bds. 3. Hft, 14 


210 Rückoldt, 


d) Chlorbestimmung. Erhalten: 0,028 — 0,025 
— 0,027 Grm. AgCl; im Mittel also 0,0267 Grm. AgCl 
— 0,0481 Promille AgCl. entsprechend 0,0196 Promille 
A arrium NaCl. 
1000 Gew.-Th. des Wassers des Klinpnareich ent- 
halten sonach 
- Schwefels. Kalk CaO, SO3 — 1,4581 Gew.-Th. (= 0,6004 CaO 


+.0,8577 803) 
„  .Talkerde Mg0,S03 — 0,4598 


r »„ (0,1533 MgO 
+ 0,3065 503) 
Koblens. Talkerde MgO, CO?2 == 0,1816 
Chlornatrium Na Cl — 0,01%" 7, R 


> 5 = 0,0865 MgO)) 
Summa 2,1191 Gew.-Th. Salze. 

VI. Wasser der Quelle auf der sogenann- 
ten Kunst. 

Auch hier dienten zu jeder Einzelbestimmung 554,032 
Grm. Wasser. 

a) Erhalten: 0,486 — 0,515 — 0,709 Grm. kohlensau- 
ren Kalk; im Mittel also 0,564 Grm. Ca0, CO? — 
1,0179 Promille kohlensauren Kalk — 0,5700 Promille 
Kalk CaO. 

b) Phosphorsaure Talkerde —= 0,519 — 0,498 — 
0,299 Grm. gefunden; im Mittel also 0,4387 Grm. 2MgO, PO5 
—= 0,7917 Promille 2MgO, PO5 — 0,2853 Promille Talk- 
erde MgO. | 

c) Schwefelsauren Baryt — 1,884 — 1,887 — 1,837 
Grm. gefunden; im Mittel also 1,8693 Grm. BaO, SO3 
— 3,3746 Promille BaO, SO3 — 1,1586 Promille Schwe-. | 
felsäure SO3. | 

d) Chlorsilber —= 0,020 — 0,130 — 0,147 — 0,064 Grm.; 
im Mittel 0,0902 Grm. AgCl, — 0,1629 Promille AgCl, 
entsprechend 0,0664 Promille Chlornatrium NaÜl. 

1000 Gew.-Th. Wasser der sogenannten Kunst 
enthalten: 


Schwefels. Kalk CaO, SO3 — 1,3843 Gew. -Th. (= 0,5700 CaoO 
0,8143 SO3) 

r Talkerde Mg0,S03 = 05164 „ ,„ u 1721 MgO 
0,3443 S03) 

Kohlens. Talkerde MgO,CO2 = 0,2377 „. » (= 0,1132 MgO) 
Chlornatrium Na Cl —— 0,0664 3 N 


Summa 2,2048 Gew.-Th. Salze. y 


En Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe v. Buttstädt. 211 


VI. Wasser aus der Quelle am Kleffer 
(Klefferbrunnen). 

Die Kalk- und Talkerdebestimmungen wurden jede 
mit 447,610 Grm. Wasser ausgeführt. 

a) Kalkbestimmung. Erhalten: 0,672 — O0, 667 
—0,675 Grm. CaO,CO?2; im Mittel also 0,6713 Grm. CaO,002 
— 1,500 Promille 'Ca0, CO? — 0,840 Promille Kalk CaO. 

b) Talkerdebestimmung. Erhalten: 0,195 — 
0,200 — 0,192 Grm. 2MgO, PO5; im Mittel 0,196 Grm. 
2Mg0,PO5 — 0,458 Promille 2MgO, PO5 — 0,158 Pro- 
mille Talkerde MgO. 

Die Schwefelsäure- und Chlorbestimmungen wurden 
jede mit 358,522 Grm. Wasser gemacht. 

c) Schwefelsäurebestimmung. Erhalten: 1,332 
— 1,335 — 1,330 Grm. BaO,SO3; im Mittel 1,3323 Grm. 
Ba0,SO3 — 3,715 Promille Ba0, SO3 — 1,2583 Promille 
Schwefelsäure SO3. 

d) Chlorbestimmung. Erhalten: 0,295 — 0,275 
— 0,287 Grm. AgCl; im Mittel also 0,2857 Grm. AgCl 
—= 0,799 Promille AgCl, entsprechend 0,325 Promille 
Chlornatrium NaÜl. 

| 1000 Gew.-Th. Wasser des Klefferbrunnens enthalten: 


Schwefels. Kalk CaO, SO3 — 2,040 Gew-.Th. (= 0,840 CaO 

+ 1, 200 803) 

= Talkerde Mg0,S03 = 0,097. ,„  „. (= 0,029 MgO 

+ 0,058 S03) 

Kobhlens. Talkerde Mg0, CO? = 0,271 „ „(= 0,129 Mg0) 
Chlornatrium Na Cl =—=.0,325 1, 


Summa 2,723 Gew. Th Salze. 

VII. Wasser des Pumpbrunnens auf der 
Windhebe. Enthielt etwas organische Substanz. 

Bei allen Bestimmungen dienten je 537,132 Grm. 
Wasser. 

a) Kalk. Erhalten: 0,863 — 0,857 — 0,867 Grm. 
CaO, CO2; im Mittel also 0,8623 Grm. CaO, C0O2 — 
1,6053 Promille CaO, C02 — 0,899 Promille Kalk CaO. 

db) Talkerde. Erhalten: 0,182 — 0,207 — 0,175 
Grm. 2MgO, PO5; im Mittel 0,188 Grm. 2MgO, PO5 — 

| 14* 


212 | | | Rückoldt, 


0,350 Promille 2MgO, PO5 = 0,1261 Promille Talk- 
erde MgO. | 
c) Schwefelsäure. Erhalten: 2,077 — 2,092 — 
2,087 Grm. BaO,SO3; im Mittel also 2,0853 Grm. Ba0,S03 
— 3,8823 Promille BaO, SO3 — 1,333 Promille Schwe- 
felsäure SO3. | 
d) Chlor. Erhalten: 0,425 — 0,409 — 0,412 Grm. 
AgCl; im Mittel 0,4153 Grm. AgCl — 0,773 Promille AgUl, 
entsprechend 0,3151 Promille Chlornatrium NaCl. 
1000 Gew.-Th. des Wassers enthalten sonach: 
Schwefels. Kalk CaO, 803 — 2,1833 Gew.-Th. (— 0,8990 CaO 
+ 1,2843 MgO) 
» n . (= 0,0244 MgO 
-1.0,0487 803) 
Koblens. Talkerde Mg0, CO? = 0,2136 „ „ (0,1017 MgO) 
Chlornatrium NaCl — O5 7305 \ 


Summa 2,7851 Gew.-Th. Salze. 


„  Talkerde Mg0,S03 = 0,0731 


IX. Wasser des Pumpbrunnens auf dem 
Kuhtanze. 


Zu jeder Kalk- und ET dienten 
537,132 Grm. Wasser. 


a) Kalk. Erhalten: 0,175 — 0,171 — 0,175 Grm. 
CaO, CO?2; im Mittel also 0,1737 re: Ca0, C0? — 
0,3233 Promille CaO, CO? — 0,1810 Promille Kalk CaO. 

b) Talkerde. Erhalten: 0,142 — 0,077 -- 0,027 
Grm. 2MgO, PO5; im Mittel also 0,082 Grm. 2MgO, PO5 
— 0,0295 Grm. MgO — 0,0549 Promille Talkerde MgO. 

Zu jeder Schwefelsäure- und Chlorbestimmung dien- 
ten 716,176 Grm. Wasser. 

c) Eh ofelayune Erhalten: 0,442 — 0,450 — 
0,428 Grm. BaO, SO3; im Mittel 0,440 Grm. BaO ‚SO3 
— 0,6143 Promille BaO, SO3 — 0,2109 Promille Schwe- 
f Slskure SO3. 

d) Chlor. Erhalten: 0,116 — 0,103 — 0,095 Grm. 
AgCl; im Mittel also 0,1047 Grm. AgCl —= 0,1462 Pro- 
‘ mille AgCl, entsprechend 0,0595 Promille Chlor a- 
trium NaCl. E 


- u 


Pr 


Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe v. Buttstädt. 213 


1000 Gew.- Th. Wasser enthalten sonach: 


Schwefels. Kalk Ca0,S03 — 0,3585 Gew.-Th. (= 0,1476 CaO 

+ 0,2109 SO3) 

Kohlens. Kalk Ca0, CO2 = 0,058 „ ,„ (=0,0334 CaO) 

& Talkerde Mg0,CO? = 0,1152 „ ,„ (+-0,0549 Mg0) 
Chlornatrium NaCl = 00999, 5:5 


Summa jr 0,5930 Gew.-Th. Salze. 


Zusammenstellung aller Analysen. 
A. Wässer mit vorherrschenden kohlensauren Erdalkalien. 


I. 1. EIT2 
Ca0, CO? 0,1541 0,1821 0,1871 0,2007 Promille 
MgO, CO? 0,1548. 0,0594 0,1187 0,0624 , 
Ca0O, SO3 0,0105 0,0070 0,0071 0,014 
Na Cl 0,0627 0,0047 0,0076 0,003 „ 


0,3821 0,2532 0,3205 02831 Promille. 


B. Wässer mit vorherrschendem schwefelsauren Kalk. 

V. VE. VIL-CVHr Se 
Ca0, SO3 1,4581 1,3843 2,0400 2,1833 0,3585 Promille 
Mg0, SO3 0,4598 0,5164 0,0870 0,0731 — 3 
Ca0, C02 — — _ — 0,0598 5 
Mg0,C0O? 0,1816 0,2377 0,2710 0,2136 0,1152 > 
Na Cl 0,0196 0,0664 0,3250 0,3151 0,0595 > 


2,1191 2,2048 2,7230 2,7851 0,5930 Promille. 


Allen untersuchten Wässern aus Buttstädts Nähe ist 
eine namhafte Menge von Talkerdesalzen eigenthümlich. 

Der Gehalt an schwefelsaurer Talkerde steigt 
bis 0,5164 Promille, der Gehaltankohlensaurer Talk- 
erde’ bis 0,2710 Promille. Der höchste Gehalt an schwe- 
felsaurem Kalk ist 2,1833 Promille. Der höchste Koch- 
salzgehalt 0,3250 Promille. 


(Fortsetzung folgt.) 


et ee 
Ye ke SR 


214 Will u. Körner, zur Kenntniss ‚der Bildung 


Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem | 
Samen des schwarzen Senfs; 


von 
-H. Will und W. Körner. 
(Fortsetzung und Schluss aus Bd. CLXV. Hft.2. pag. 144.) 
Die auf einer eigenthümlichen Beweglichkeit der 
Elemente der Senfölgruppe beruhende Metamorphose der 


vorstehend beschriebenen Metallverbindungen, — welche 
constant Schwefelsäure, aber nicht stets Senföl als Zer- 
setzungsproducte liefern — tritt am Klarsten in dem Ver- 


halten der Silberverbindung zu Tage, welche wir in die- 
‚ser Beziehung einer genaueren Untersuchung unterworfen 
haben. Dieses Verhalten bietet den Schlüssel zur Erklä- 
rung der merkwürdigen Thatsache, dass bei der Zer- 
setzung des myronsauren Kalis unter dem Einfluss eines 
Ferments neben Senföl, Zucker und Schwefelsäure stets 
auch freier Schwefel auftritt, eine Erscheinung, welche 
jedenfalls beweist, dass ausser den genannten vier, noch 
ein fünftes Gährungsproduct in dem mit Wasser ange- 
rührten schwarzen Senf enthalten sein muss. 

 Behandelt man die in reinem Wasser aufgeschlämmte 
Silberverbindung C8H5NAg?S408, mit Schwefelwasser- 
stoff, so wird das Gemenge. sogleich schwarz und nach 
vollendeter Zersetzung scheidet sich ein Gemenge von 
Schwefelsilber und Schwefel ab, welches beide Körper 
zu gleichen Aequivalenten enthält, wie die folgende Be- 
stimmung zeigt. | 

1,3613 Grm. des über Schwefelsäure getrockneten 

Niederschlages gaben 1,3988 Chlorsilber. 
Es entspricht dies: 
In 100 Theilen: 


berechnet gefunden 
Tr —— NT, 
Ag? 216 77,1 77,3 


S4 64 22,9 en 


280 100,0. 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 215 


Durch Behandlung mit Schwefelkohlenstoff lässt sich 
dem Niederschlag die Hälfte des Schwefels (gefunden 
wurden 10,9 Proc.) *) entziehen. — Die von dem Nieder- 
schlag abfiltrirte, stark sauer reagirende Flüssigkeit riecht, 
nach Entfernung des überschüssigen Schwefelwasserstoffs 
in gelinder Wärme oder durch Einleiten eines Luftstroms 
angenehm, eigenthümlich lauchartig. Sie liefert bei der 
Destillation farblose Oeltropfen, welche zuerst mit Wasser 
übergehen und bei weiterer Destillation sich wieder lösen. 
Der Rückstand von der Destillation enthält keine Spur 
einer organischen Substanz, sondern nur freie Schwefel- 
säure, welche die Hälfte des Schwefels der ursprünglichen 
Verbindung enthält. 


0,5795 Grm. der Silberverbindung gaben nämlich, 
nach dem Abfiltriren des Schwefelwasserstoffniederschla- 
ges, durch Ausfällen mit Chlorbaryum 0,312 schwefelsau- 
ren Baryt, entsprechend 7,4 Proc. Schwefel. Die Silber- 
verbindung enthält nach unserer Analyse 15,58 Proc. 


Durch wiederholte Rectification des lauchartig riechen- _ 
den Destillats gewinnt man, indem man stets nur die 
zuerst übergehenden Antheile auffängt, eine wasserhelle, 
oben aufschwimmende Oelschichte, welche zur weiteren 
Reinigung, nach dem Abheben und Trocknen über Chlor- 
calcium, der Rectification unterworfen wird. 


Der ölartige Körper ist vollkommen neutral, farblos, 
von angenehm lauchartigem Geruch und brennend gewürz- 
haftem Geschmack. Er enthält Stickstoff. Sein Siede- 
punct liegt zwischen 117 und 118°, sofern bei drei Recti- 
ficationen mit Präparaten von verschiedener Darstellung 
die Siedepuncte 1170,4, 1170,7 und 1180,2 (corrigirt 
1180,7, 1180,9 und 1190,2) beobachtet wurden. Die nach- 
stehende Analyse zeigt, dass der ölartige Körper nichts 


*) Es lieferten nämlich 2,1308 Grm. des Niederschlags durch Be- 
handeln mit Schwefelkohlenstoff und Verdampfen 0,233 Grm. 
reinen Schwefel als Rückstand. 


216 > Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung % 


Anderes als Cyanallyl C8H5N —= C2N,C6H5, ist. Das- 
selbe entsteht aus der Silberverbindung, sntsprsshend der 
Gleichung: 
C8 H5 NAg? 5208 4 2HS = C8H5N er 2AgS 
+ 25 + 2(HO, 503). 
0,2087 Grm. gaben 0,5399 Kohlensäure und 0,1456 


Wasser. 
Es entspricht dies: 
berechnet gefunden 
Ten 
Cc8 48 71,65 72,0 
H5 5 7,46 7 
N 14 20,89 _ 
TER TE 100,00. 


Das specif. Gewicht des Cyanallyls ist 0,8389 bei 
120,8 (für Wasser von 0° als Einheit); die Bestimmung 
der Dampfdichte nach der Methode von Gay-Lussac 
gab folgende Resultate: 


ADBLWBndL ;..... 2,2... ae 0,0771 Grm. Cyanaliyl. 
Meinpbrabur 2 jur 1670 C. 

Beobachtetes Volum . ...... 48,8 CO. Dampf. 
Differenz d. Quecksilbersäulen 86,5 MM. 
Barometerstand.............. 746 MM. bei 24°. 
Gefundene Dampfdichte ..... 2,32. 

Berechnete Dampfdichte..... 2,31. 


Bei einer Condensation auf 2 Vol. (H?O? — 2 Vol.) 
berechnet sich hieraus das mit der Formel CSH5N über- 
einstimmende Moleculargewicht 67,01. 

Die Eigenschaften des aus myronsaurem Kali erhal- 
tenen Cyanallyls sind wesentlich verschieden von denjeni- 
gen des Productes, welches Lieke*) durch Behandlung von 
Cyansilber mitJodallylerhielt. Derselbe beschreibt das Cyan- 
allyl als eine penetrant und höchst unangenehm riechende, 
an der Luft sich gelb färbende Flüssigkeit von dem Siede- 
punct 96 bis 1060. Auch gelang es ihm nicht, dieselbe durch 
Behandlung mit Kaliin Crotonsäure und Ammoniak umzu- 


*) Annalen der Chem. u. Pharm. CXII. 316. 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs.. 217 


wandeln, eine Zersetzung, welche mit dem von uns beschrie- 
benen Körper leicht vor sich geht. 

Erhitzt man Cyanallyl mit dem doppelten Volum Kali- 
lauge von 1,28 spec. Gew. in einer zugeschmolzenen Glas- 
röhre im Wasserbade, so verschwindet ersteres nach emi- 
gen Stunden vollkommen, ohne dass sich die Flüssigkeit 
erheblich färbt. Unterwirft man nach dem Oeffnen des 
Rohrs die stark ammoniakalisch riechende Flüssigkeit für _ 
sich der Destillation, so findet man, wie sich aus nach- 
stehender Bestimmung ergiebt, in der vorgelegten Salz- 
säure gewöhnliches Ammoniak. 

2,2259 Grm. des erhaltenen Platinsalzes gaben 
0,9794 Platin, entsprechend 44,0 (statt 44,3) Proc. 
Die rückständige alkalische Lösung liefert, nach der 
Uebersättigung mit Schwefelsäure, bei der Destillation 
bis fast zur Trockne eine flüchtige Säure, welche bei guter 
Abkühlung aus dem Destillat in feinen wolligen Nadeln, 
bei freiwilliger Verdunstung in grossen tafelförmigen Kry- 
stallen anschiesst. Die Säure schmilzt bei 720, erstarrt 
bei 700,5 und verflüchtigt sich ohne Rückstand unter Ver- 
breitung eines starken Geruchs nach Buttersäure. Auch 
beim Trocknen im leeren Raum oder über Schwefelsäure 
nimmt dieselbe fortwährend an Gewicht ab. 

Die Analyse der reinen Säure führte zu folgenden 
Zablen: | 

0,335 Grm. gaben 0,679 Kohlensäure und 0,2155 
Wasser. 
Es entspricht dies: 
‘ In 100 Theilen: 


berechnet gefunden 
EEE 
C8 48 55,81 55,27 5 
H$ 6 6,98 7,14 
04 32 37,21 — 
86 100,00. 


Das Silbersalz ist ein weisser, käsiger Nieder- 
schlag, der im Licht schwarz wird und in warmem Was- 
ser ziemlich löslich ist. 


218 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung a 


0,1275 Grm. gaben 0,072 Silber — 56,4 Proc. 
Die Formel CSH5AgO% verlangt 55,95 Proc. 
Das Cyanallyl verhält ee demnach unter dem Einfluss 
von Alkali wie andere Nitrile. Es spaltet sich in Croton- 
säure und Ammoniak, entsprechend der Gleichung: 
| CEH5N + 4HO —= C8H60% + HBN. 
Die von uns aus Cyanallyl gewonnene Crotonsäure 
_ unterscheidet sich von der aus Crotonöl von Th. Schlippe*) 
erhaltenen wesentlich darin, dass erstere fest, krystallisirbar, 
letztere aber als ölartig beschrieben ist. | | 

Zur Gewinnung des Cyanallyls, beziehungsweise der 
Crotonsäure aus myronsaurem Kali in etwas grösserem 
Massstabe lassen sich die bei der Darstellung des letzte- 
ren Salzes abfallenden unkrystallisirbaren Mutterlaugen 
zweckmässig verwerthen. Man erhitzt dieselben zu dem 
Ende mit etwas kohlensaurem Baryt zum Sieden, säuert 
das Filtrat mit reiner Salpetersäure an und vermischt 
die von einem geringen rothbraunen Niederschlag getrennte, 
erkaltete Flüssigkeit bis zur völligen Ausfällung mit salpeter- 
saurem Silberoxyd. Die sich nach und nach abscheidende 
schmutzig-gelbe Silberverbindung wird mit Wasser völlig 
ausgewaschen, mit Schwefelwasserstoff zerlegt und aus der 
vom Schwefelsilber getrennten Flüssigkeit das Cyanallyl, 
wie oben angegeben, durch Destillation gewonnen. 

Auch unmittelbar aus myronsaurem Kali lässt sich 
Cyanallyl abscheiden, jedoch verläuft die Reaction nicht 
ganz so glatt, wie mit der Silberverbindung. Erhitzt man 
nämlich eine wässerige Lösung von myronsaurem Kali 
in einem zugeschmolzenen Rohre mehrere Tage lang auf 
110 bis 1200, so verschwindet das Salz. Die Lösung wird 
bwaungelb, stark sauer und durch ausgeschiedenen Schwe- 
fel getrübt. Sie riecht nach Schwefelwasserstoff und 
Cyanallyl und liefert durch Destillation Oeltropfen, die 
aus letzterem bestehen. Der Schwefelwasserstoff entsteht 
ohne Zweifel durch secundäre Einwirkung der frei ge- 


*) Annal. d. Chem. und Pharm. CV. 1. 


BR, * 


N des Denföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 219 


wördenen Schwefelsäure auf noch unzersetztes myronsau- 
res Kali. Die Bildung von Senföl ist hierbei nicht zu 

‚beobachten. Ä 
Die bei den verschiedenen Metamorphosen des myron- 
sauren Kalis auftretende Zuckerart haben wir in etwas 
‚grösserer Quantität aus der Flüssigkeit dargestellt, aus 
welcher die Silberverbindung, C8H5NAg2S408, behufs 
der Bereitung des Cyanallyls ausgefällt worden war. Man 
fällt aus dieser Flüssigkeit den Silberüberschuss mittelst 
Schwefelwasserstoff, sättigt das Filtrat mit kohlensaurem 
Baryt und verdampft. Nach dem Auskrystallisiren des 
meisten Barytsalpeters behandelt man die eingetrocknete 
Mutterlauge mit starkem Alkohol und überlässt die ein- 
geengte alkoholische Lösung der Krystallisation, wo nach 
einigen Tagen der Zucker in blumenkohlähnlichen War- 
zen anschiesst. Durch vorsichtiges Waschen des Kry- 
stallbreies mit wenig kaltem Wasser und wiederholtes Um- 
krystallisiren aus Wasser und Alkohol erhält man ihn 
rein. Er setzt sich aus der Lösung in absolutem Alkohol 
bei längerenı Stehen in Warzen ab, welche aus feinen 
Nadeln bestehen und die nach dem Trocknen über Schwe- 
felsäure bei 1000 nichts mehr an Gewicht verlieren und 
zwischen 144 bis 1460 schmelzen. Aus Wasser krystal- 
lisirt er in blumenkohlähnlichen Warzen, welche bei 860 
zu einer farblosen Flüssigkeit schmelzen und bei 1000 
unter schwach bräunlicher Färbung den Gehalt an Kry- 
stallwasser verlieren. Die Analyse des über Schwefel- 
säure getrockneten Zuckers führt zur Formel C1?H14014, 
0,7889 Grm. gaben 1,051 Kohlensäure und 0,4982 

Wasser. 
Es berechnet sich hieraus: 
In 100 Theilen: 


berechnet gefunden 
—TTr— N 
c12 72 36,36 36,32 
A 14 7,07 7,00 
1027 112 56,57 56,68 


198 100,00 100,00. 


220 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung 


Der aus dem myronsauren Kali gewonnene Zucker 
ist Rechtstraubenzucker; er hat dieselbe Zusammensetzung. 
wie dieser, dreht, wie wir uns überzeugten, die Ebene des 
polarisirten Lichts nach Rechts und redueirt in alkalischer 
Lösung die nämliche Menge Kupferoxyd zu Oxydul. 
10. CC. einer normalen, mit Traubenzucker aus Honig 
titrirten alkalischen Kupferlösung erforderten in mehreren 
‚übereinstimmenden Versuchen dieselbe Menge (0,05 Grm.) 
des Zuckers aus myronsaurem Kali. Es entspricht dies 
auf 1 Aeg. (180 Theile) des letzteren 10  Aeg. 
Kupferoxyd CuO. 

Wir wenden uns nun zu einigen 5. Beirachluinßen über 
die Constitution des myronsauren Kalis. Wie schon oben 
erwähnt, enthält dieser merkwürdige Körper die sechs 
Elemente, aus welchen er besteht, in drei Verbindungs- 
gruppen geordnet, welche bis zu einem gewissen Grade 
seine näheren Bestandtheile sind: 

C20 HISNKS4020 — C6H5,02NS? + CR H12 012 

Myronsaures Kali == Aeth. Senföl + Rechtstraubenzucker 

+ KO, HO, 52 06 
+ eich en Kali. 

Es scheint in der That keinem Zweifel zu unterliegen, 
dass die Zucker- und Schwefelsäuregruppe fertig gebildet in 
der Verbindung vorhanden sind, für die Senfölgruppe ist dies 
weniger deutlich ausgesprochen. Das Verhalten des myron- 
‚sauren Kalis bei der Gährung und beim Erhitzen mit 
Wasser, so wie das der Silberverbindung C8H5NAg2S108. 
deutet vielmehr darauf hin, dass die Elemente des 
Schwefeleyanallyls in einer Anordnung neben einander. 
liegen, dass bei einer Störung derselben ebensowohl 
Schwefeleyanallyl C6H5, C2NS? als Cyanallyl C&H5, C2N 
und freier Schwefel auftreten können. Die Zersetzung des 
myronsauren Kalis unter dem Einfluss eines Ferments, 
des Myrosins, ist gleichsam eine aus beiden Fällen ge- 
mischte Reaction, es bildet sich neben Schwefeleyanallyl 
gleichzeitig auch Cyanallyl und Schwefel, vorzugsweise 
aber ersteres. Unter dem Einfluss von Wasser und Wärme 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 221 


(wie im myronsauren Kali) oder von Schwefelwasserstoff 
(wie in der Silberverbindung) zerfällt die Senfölgruppe 
dagegen ausschliesslich in Cyanallyl und in Schwefel. Mit 
Sicherheit ist nur anzunehmen, dass ein Theil des Koh- 
lenstoffs der Senfölgruppe als Cyan, der andere als Allyl 
vorhanden ist. Als Glycosid unterscheidet sich 
das myronsaure Kali von der Mehrzahl seiner 
bis jetzt genauer untersuchten Verwandten 
wesentlich dadurch, dass esbei seinem Zerfallen 
in die näheren Bestandtheile nicht die Elemente 
des Wassers aufnimmt. Der Zucker ist schon 
fertig gebildet und nicht in der Form des Anhydrids vor- 
handen. Das myronsaure Kali ist vergleichbar in dieser 
Beziehung mit der Verbindung des Traubenzuckers mit 
Kochsalz, mit welcher es auch die äusserst leichte Zer- 
setzbarkeit theilt. Das myronsaure Kali ist ferner das 
erste genauer untersuchte Glycosid, welches ausser Stick- 
stoff auch Schwefel enthält, und es bietet, abgesehen 
von derselben Zahl der Elemente, besonders bezüglich des 
Schwefelgehalts einige nicht. uninteressante Vergleichungs- 
puncte mit den Eiweisskörpern oder den Albumi- 
naten, von welchen es mehr und mehr wahrscheinlich 
wird, dass sie der Familie der Glycoside verwandt sind. 
Die Eiweisskörper sind ihrer Mehrzahl nach verbindungs- 
fähig mit Basen, wie die Myronsäure; sie enthalten offen- 
bar, wie letztere, einen Theil des nur wenige Procente 
‚betragenden Schwefelgehalts in der Schwefelsäureform 
(wie die Taurocholsäure oder das Taurin der Galle), einen 

anderen Theil dagegen in einer Form, in welcher er leicht 
in Schwefelwasserstoff oder eine Schwefeleyanverbindung 
(wie sie im Speichel .auftritt) übergeht. Die Verbindungs- 
gruppen, welche das myronsaure Kali zusammensetzen, 
sind nur durch so schwache Anziehungskräfte zusammen- 
gehalten, dass sie gleichsam dem leisesten Druck, den 
eine andere Anziehung oder bewegende Ursache ausübt, 
nachgeben: Nach Willkür lässt sich die ganze Verbin- 
dung spalten in der Art, dass bald eine jede Gruppe für 


222 Will u. Körner, zur Konninder der Balding 


sich auftritt, bald nur die eine, während die anderen bei- 
den noch vereinigt bleiben. So treten unter dem Ein- 
fluss eines Ferments oder des Wassers und der Wärme 
die drei Gruppen für sich auf; durch Salze schwerer 
Metalle, wie Silber und Quecksilber, wird nur die Zucker- 
gruppe ausgeschieden, während die Senföl- und Schwefel- 
säuregruppe verbunden bleiben. Durch vorsichtige Be- 
handlung mit Baryt lässt sich endlich der Verbindung 
die Schwefelsäuregruppe allein entziehen, wo dann die 
beiden anderen Gruppen wieder ihrerseits noch verbun- 
den bleiben, wenigstens nicht unmittelbar als Zucker und 
Senföl auftreten. 


Nachschrift. 


Die Thatsache, dass bei der Gährung des myronsau- 
ren Kalis eine Ausscheidung von Schwefel zu beobachten 
ist, so wie der durch vorstehende Untersuchung geführte 
Nachweis, dass diese Schwefelausscheidung mit der Bil- 
dung von Cyanallyl in Zusammenhang steht, führten mich 
zu der Vermuthung, dass das im Handel vorkommende 
Senföl neben Schwefelcyanallyl, als dem Hauptbestandtheil, 
auch Cyanallyl enthalten müsse. In dem von mir *) 
früher untersuchten, von Herrn Zeise in Altona bezoge- 
nen Senföl war dasselbe zwar nicht vorhanden, sofern 
ich einen constanten Siedepunct von 1480 und die voll- 
ständige Umwandlung des Oels in Thiosinnamin beim 
Stehen mit überschüssigem Ammoniak beobachtete. Ich 
schrieb damals die Angabe von Robiquet und Bussy, 
dass das käufliche Senföl einen flüchtigeren, ätherisch 
riechenden und auf Wasser schwimmenden Körper ent- 
halte, einer Beimischung eines schwefelfreien Oels zu. Ich 

habe jetzt die Ueberzeugung, dass dieser flüchtigere Kör- 
_ per Cyanallyl ist, und dass das von mir untersuchte Senföl 
den bei der Rectification des Oels zuletzt übergehenden 
Antheil bildete. 


*) Annal. d. Chem. und Pharm. LIH. 1. 


des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 223 


‚Herr Apotheker Zeise in Altona, an welchen ich 
mich mit der Bitte um Mittheilung seiner in dieser Be- 


 ziehung bei der Senföldestillation gemachten Beobachtun- 


gen wendete, hatte die mich zu lebhaftem Dank verpflich- 
tende Freundlichkeit, mir zwei Proben Senföl zu übersen- 
den, welche von ihm selbst zu verschiedenen Zeiten aus 
braunem hannoverschem Senf gewonnen waren. Eine 
mehrere tausend Pfund betragende Parthie des Samens 
lieferte, nach der gefälligen Mittheilung des Herrn Zeise, 
nach dem Abpressen des fetten Oels durch Destillation 
' der in dem drei- bis fünffachen Gewicht Wasser vertheil- 
ten Kleie mittelst eingeleiteten Wasserdampfs, neben schwe- 
rem, in Wasser untersinkendem Oel auch gleichzeitig und 
fast dieselbe Quantität eines leichteren, auf Wasser schwim- 
menden Oels von 0,965 spec. Gew. Eine andere Parthie 
hannoverschen Samens gab dagegen bei der Destillation 
unter sonst ganz gleichen Verhältnissen nur schweres, in 
Wasser untersinkendes Oel von 1,010 spec. Gew. Ich 
‚ überzeugte mich leicht, dass beide Proben des Oels, das 
leichtere wie das schwerere, Cyanallyl erhalten; letzteres 
war nur weit ärmer daran. Das leichtere, auf Wasser 
schwimmende Oel lieferte durch fractionirte Destillation 
über die Hälfte seines Gewichts eines zwischen 112 bis 
1200 übergehenden Oels, aus welchem die letzten Antheile 
des Schwefelcyanallyls und damit auch der Geruch des- 
selben durch Rectification allein nicht vollkommen zu ent- 
fernen waren. Bei 12stündigem Stehen dieses Oels mit 
verdünntem wässerigem Ammoniak verwandelte sich in- 
dessen das noch beigemengte Schwefelcyanallyl in Thio- 
sinnamin, während die abgegossene Flüssigkeit, zuerst 
für sich, dann unter Zusatz einiger Tropfen Schwefelsäure 
destillirt, ein farbloses (nahezu das halbe Gewicht des 
ursprünglichen Präparats betragendes) Oel lieferte, welches 
‚alle Eigenschaften des Cyanallyls besitzt. Auch aus dem 
schwereren Oel wurde in gleicher Weise etwas Cyanallyl 
erhalten. 

Die so gewonnene Verbindung zeigte den eonstanten 


224 Will u. Körner, zur Kenntniss d. Bildung de Senföls etc. | 


Siedepunct von 116° (corrigirt 11808). Sie verhält sich, 
wie auch das Schwefelcyanallyl, optisch unwirksam. 
0,2791 Grm. gaben 0,7326 Kohlensäure und 0, 1906 


Wasser. 
Es entspricht dies in 100 Theilen: | 
gefunden berechnet 
7 CEH>N 
Kohlenstoff .... 71,58 71,64 
Wasserstoff ..... TODE. A 2a 7,46. 


Es unterliegt hiernach keinem Zweifel, dass das Senföl 
.des Handels neben Schwefelcyanallyl auch Cyanallyl ent- 
hält, welches letztere indessen unter scheinbar gleichen 
Bedingungen in wechselnder, bald grösserer, bald kleine- 
rer Menge auftritt. Ich habe schliesslich noch eine 
Beobachtung gemacht, welche in einem gewissen Zusam- 
 menhang steht mit dem oben beschriebenen Verhalten 
des myronsauren Kalis gegen Wasser bei 1000, und welche 

vielleicht geeignet ist, die Thatsache einigermassen zu 
erklären, dass die Menge des sich bildenden Cyanallyls 
eine sehr verschiedene ist, unter scheinbar gleichen Be- 
dingungen. Lässt man reines, farbloses, in Wasser unter- 
sinkendes, also ganz oder vorzugsweise aus Schwefel- 

cyanallyl bestehendes Senföl einige Zeit in Berührung mit 
Wasser stehen, so trübt sich das Wasser mehr und mehr. 
Destillirt man das Wasser sammt dem Oel, so bleibt in 
dem Kolben reiner, an der Glaswand haftender Schwefel 


zurück, und bei jeder folgenden Destillation wird das dann 


auf dem Wasser schwimmende Oel milder an Geruch. 
Das Schwefelcyanallyl setzt sich also in Berührung mit 


Wasser in Cyanallyl und in Schwefel um. Die beider 


Gährung des myronsauren Kalis an und für sich neben 
Schwefeleyanallyl entstehende, wahrscheinlich je nach den 
Bedingungen ebenfalls wechselnde Menge von Cyanallyl 
kann demnach durch den Destillationsprocess sich ver- 
grössern, und es unterliegt keinem Zweifel, dass bei einer 
 kupfernen Blase das Metall ebenfalls Antheil an der Bil- 
dung des Cyanallyls nimmt. 
Giessen, im December 1862. Will. 


—a 


Wigand, Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 225 


Deber den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde ” 


-von 


Prof. A. Wigand. 


Die Frage, in welchem anatomischen Systeme der 
Chinarinde das Chinin und die andern Basen enthalten 
sind, ist nicht nur von physiologischem, sondern auch von 
praktischem. Interesse, weil sich dadurch ein wichtiger 
Gesichtspunct für die Beurtheilung des Werthes der Rinden 
eröffnet. Die Chinarinde besteht bekanntlich (mit Ausnahme 
der die Oberfläche bedeckenden Korkschicht) aus zweier- 
lei Zellgewebe, dem von dünnwandigen Zellen gebildeten 
Parenchym von korkiger Consistenz und dem faserigen, 
aus fadenförmigen, stark verdickten Zellen bestehenden 
Bast. Beide Gewebe sind so angeordnet, dass das Paren- 
chym bei jüngeren Rinden fast ausschliesslich vorhanden ist, 
bei älteren Rinden aber die äussere Schicht bildet, während 
der Bast an der inneren Grenze junger Rinden auftritt 
und in der Folge stets die innere Schicht bildet, welche 
mit dem Alter fortwährend sich verdickt, so dass ältere 
Rinden überwiegend aus Bast bestehen. Uebrigens liegen 
in dieser Schicht die Bastzellen grösstentheils isolirt, und 
durch Parenchymgewebe getrennt, wie überhaupt zwischen 
den beiden genannten Schichten keine ganz scharfe Grenze 
wahrzunehmen ist, indem das Parenchym nach innen zu, 
das Bastgewebe dagegen nach aussen zu ziemlich all- 


*) Der vorstehende Aufsatz, dem Haupfinhalte nach in der bo- 
tanischen Zeitung, 1862. No. 18. erschienen und zu gleicher 
Zeit vom Verf. mit einigen dem besonderen Zweck entsprechen- 
den Modificationen an die Redaction des Archivs f. Ph. gesandt, 
gelangte jedoch nicht in deren Hände. Obgleich bereits Jahres- 
frist verstrichen ist, theilt der Verf., dem Wunsch der Redac- 
tion gemäss, denselben nochmals mit, um so mehr, da durch 
Howard’s inzwischen erschienenes Werk über die China- 
rinden in Betreff des Sitzes der Alkaloide eine entgegengesetzte 
Ansicht vertreten und von dem Berichterstatter über dieses 
Werk p. 232 des Archivs von diesem Jahre auf die ne 
‚Abhandlung Bezug genommen wird. 


Arch.d, Pharm. CLXV.Bds.3. Hft. 15 


226 |  Wigand, | 


mälig verschwindet. Da von vornherein wahrscheinlich 
ist, dass so eigenthümliche Stoffe wie die Alkaloide nicht 
in dem ganzen Gewebe der Rinde gleichmässig, sondern 
entweder von der einen oder andern Zellenart erzeugt 
werden, so entsteht die Frage, in welcher derselben die 
Alkaloide gefunden werden. In neuerer Zeit ist, be- 
sonders nach dem Vorgange Weddell’s *), die Ansicht 
die herrschende geworden, dass die Alkaloide ihren Sitz 
in den Parenchymzellen, sei es nun in der Parenchym- 
schicht oder zwischen den Bastzellen, haben. Im Folgen-. 
den theile ich eine Untersuchung mit, bei welcher ich 
auf verschiedenen Wegen zu dem übereinstimmenden Er- 
gebniss gelangt bin, dass es im Gegentheil die Bast- 
zellen sind, welche in ihrer verdickten Wand die Alka- 
loide enthalten. 

I. Die erste von mir zur Beantwortung obiger Frage 
befolgte Methode gründet- sich auf das Verhalten der 
Zellenwand zu einer Pigmentlösung. Bekanntlich besitzt 
die reine Pflanzenmembran nicht wie die thierische Faser 
das Vermögen, aus einer Farblösung, z. B. einem Coche- 
nilleauszug, das Pigment in concentrirtem Grade in sich 
aufzunehmen und zu binden, wohl aber wird derselben 
diese Fähigkeit mitgetheilt durch vorhergehende Behand- 
lung mit gewissen Stoffen (Beizen), oder manche Zellen- 
wände besitzen auch diese Eigenschaft von Natur. Hier- 
her gehört unter anderen die Bastzelle der Chinarinde, 
und zwar muss aus dem Umstande, dass man durch Aus- 
ziehen der Bastzellen mit Wasser oder Alkohol jene 
Fähigkeit entfernen und auf solche Bastzellen, welche - 
das Farbsammlungsvermögen nicht besitzen, z. B. von 
Linum usitatissimum, durch Tränkung der letzteren mit 
jenem Auszug übertragen kann, geschlossen werden, dass 
jene Fähigkeit lediglich auf der Gegenwart eines be-- 
stimmten, der Zellenwand eingelagerten Stoffes beruhe. Da 
nun auch reines Chinin oder Cinchonin oder deren Salze 


*) Weddell, histoire nat. des Quinquinas, p. 25. 


über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 2327 


‘den Bastzellen des Flachses eingetränkt die Färbungs- 
‚fähigkeit hervorrufen, bez. wesentlich steigern, so liegt die 
Annahme nahe, dass diese Stoffe auch in den Chinabast- 
zellen die Ursache der Pigmentsammlung sein mögen, und es 
bedarf nur des Nachweises, ob nicht etwa andere in der Zel- 
lenwand vorkommenden Stoffe eine Wirkung bedingen. Ge- 
‚gen das Xylogen spricht vor Allem der Umstand, dass die- 
ser Stoff in der Zellenwand eine weite, die Färbungsfähig- 
keit dagegen nur eine beschränkte Verbreitung besitzt. Das- 
selbe gilt für die mineralischen und Protein - Stoffe, falls 
deren Vorkommen in der Bastzellenwand überhaupt ange- 
nommen werden kann. Die Proteinstoffe sind ohnehin 
in Alkohol unlöslich, während der die Pigmentsammlung 
in den Bastzellen bedingende Stoff durch Alkohol ausge- 
zogen werden kann. Dagegen musste die Wahrnehmung, 
dass nicht nur bei der Chinarinde gerade die Bastzellen, 
welche jenes Verhalten gegen Pigmente zeigen, der Sitz 
des Cyaneogens*) sind, sondern dass im Allgemeinen 
die Pflanzen, deren Bastzellen pigmentsammelnd sind, zu- 
gleich dieselben sind, bei .denen durch Salzsäure oder 
Schwefelsäure eine violette Färbung erfolgt, während bei 
anderen Pflanzen, z. B. Fraxinus, Guajacum offieinale, 
mit der einen Erscheinung zugleich auch die andere 
fehlt, — auf den Gedanken führen, dass es dieser 
Stoff sei, welcher die Farbaufnahme bedingt. Indess 
fällt das Vorkommen beider Erscheinungen nicht voll- 
kommen zusammen, indem sich auch Pflanzen finden, 
deren Bastzellen färbungsfähig sind, ohne Cyaneogen zu: 
enthalten, so wie umgekehrt. Auch verhalten sich beide 
Stoffe in Beziehung auf Ausziehbarkeit verschieden. Aus. 


*) So habe ich einen besonders bei den Holzgewächsen weit 
verbreiteten, die Membran, namentlich der Bast- und Holz- 
zellen durchdringenden Stoff benannt, welcher durch Wasser 
und Alkohol ausziehbar, an sich farblos, durch die Eigen-. 
schaft, durch Salzsäure oder Schwefelsäure violett gefärbt zu 
werden, nachweisbar, und mit dem Gerbstoff einerseits 
und mit dem rothen Pigment der Farbhölzer andererseits 
wenigstens physiologisch verwandt ist. 

15* 


228 | Wigand, 


den Chinabastzellen lässt sich der die Pigmentsammlung be- 
dingende Stoff leichter als das Cyaneogen, aus der Ulmen- 
rinde umgekehrt der letztere leichter als der erstere aus- 
ziehen. Am evidentesten geht die Unabhängigkeit der 
Farbsammlung von dem Cyaneogen aus einem Versuche 
hervor, in welchem die beiderlei Stoffe, aus einer und 
derselben Rinde ausgezogen und auf Querschnitte von 
Linum übertragen, sich räumlich trennen und so ver- 
theilen, dass das Uyaneogen fast ausschliesslich auf die 
Holzzellen, die Fähigkeit, Farbe zu concentriren, fast 
ausschliesslich auf die Bastzellen übergeht. — Zu den 
Stoffen, welche die Zellenwand durchdringen, gehört auch 
der Gerbstoff, den wir bereits als einen jener die Fär- 
bung vermittelnden oder vorbereitenden sogen. Beizstoffe 
kennen, und es ist auffallend, dass die Fähigkeit der 
Bastzellen, Farbstoff zu sammeln, fast durchweg bei gerb- 
stoffführenden Pflanzen beobachtet wurde, wogegen sie 
bei gerbstofffreien Pflanzen, z. B. Cytisus Laburnum, Gua- 
jacum officinale, Morus alba, Fraxinus excelsior, mangelt. 
Gleichwohl giebt es auch Beispiele von gerbstofffreien 
Pflanzen, wie Daphne Mezereum, Ilex Aquifolium, bei 
welchen die Färbung der Bastzellen erfolgt. Namentlich 
aber ist gegen den Gerbstoff, als Ursache der Färbungsfähig- 
keit der Chinabastzellen, einzuwenden, dass geraden diesen, 
wenn auch das übrige Rindengewebe gerbstoffreich ist, so 
wie auch die Bastzellen der Weide und Ulme, kein Gerb- 
stoff nachzuweisen ist, während auf der audern Seite die 
gerbstoffhaltigen Bastzellen der Eiche die Fähigkeit Farbe 
aufzunehmen gar nicht, und die gerbstoffreichen Zellen 
des Kernholzes der Eiche nur in eben so geringem Grade 
wie- die gerbstofffreien Zellen des Splintes zeigen. Ent- 
scheidend ist besonders folgender Versuch. Calisaya- 
Chinarinde, deren Bastzellen sich durch Cochenillelösung 
deutlich färben, wird mit kochendem Wasser ausgezogen, 
in Folge dessen die genannte Eigenschaft der Bastzellen 
verschwunden ist; aus dem Auszuge sodann durch Eisen- 
 chlorid die Chinagerbsäure gefällt und mit der klaren 


Be Se den Alkalidarn der: Cinarinde. : 300 


Flüssigkeit Querschnitte von Linum getränkt, — bei der 
Behandlung mit Cochenillelösung färben sich die Bast- 
‚zellen der letzteren intensiv roth*). Es folgt daraus, 
' dass Gerbstoff, falls er in der Membran der Chinabast- 
zellen anwesend ist, die Ursache für die Färbungsfähig- 
keit nicht ist. — So werden wir auf indirectem Wege 
zu der Annahme geführt, dass es das Chinin oder die 
anderen Alkaloide sind, auf welchen die Verwandtschaft 
der Bastzellen zu dem Pigmente beruht, und zur Be- 
stätigung dient folgender directer Versuch. Calisaya-China- 
rinde wird mit gesäuertem Wasser infundirt und es werden 
mit der Flüssigkeit Querschnitte von Linum getränkt; 
die Bastzellen (zum Theil auch das Holz) werden durch 
Cochenilleauszug deutlich und dauerhaft blassroth gefärbt. 
Nun wird aus jenem Chinaauszuge das Chinin etc. durch 
kohlensaures Natron ausgefällt. Mit der filtrirten (nicht 
- mehr bitter schmeckenden) Flüssigkeit werden Querschnitte 
von Linum getränkt und darauf mit Cochenilleauszug be- 
handelt; es erfolgt in den Bastzellen entweder gar keine 
oder nur eine ganz schwache, bald wieder von selbst 
' verschwindende Färbung. Das Chinin muss also sowohl 
in dem mit Chinainfusum getränkten Linum-Bast, als 
auch in den Chinabastzellen selbst die Ursache der Farb- 
_ aufnahme gewesen sein. Als der Sitz der China-Alka- 
loide ergiebt sich hiernach die Wand der Bastzellen, und 
die Fähigkeit der letzteren, Pigment zu sammeln, kann 
als Mittel dienen, mit einiger Sicherheit das Vorhanden- 
sein von Alkaloiden in irgend einer Chinarinde nachzu- 
weisen. Ob die Alkaloide ausserdem auch in dem In- 
"halte der Bastzellen, so wie in den Parenchymzellen ent- 
halten sind, ist die obige Methode nicht geeignet zu ent- 
scheiden. — Zwar färben sich auch die Holzzellen von 
Cinchona in einem Cochenilleauszug schwach und vor- 
 übergehend roth, aber da in der Wand der Holzzellen 


*) Dass diese Wirkung nicht etwa dem überschüssigen Eisensalze 
zuzuschreiben ist, geht daraus hervor, dass dasselbe, wie andere 
Versuche zeigen, nur sehr schwach als Beizstoff wirkt. 


330 :... Wigand, 


Gerbstoff nachgewiesen werden kann, so lässt sich jene 
Erscheinung schon aus diesem erklären, ohne dass zur 
Annahme des Vorkommens von Chinin in dem Holze 
Grund ist. 

II. Die durch Grahe*) und Batkarı) bekannte 
Erscheinung, dass alkaloidhaltige Chinarinden in einer 
Glasröhre trocken bis zur Verkohlung erhitzt, eine car- 
minrothe Substanz entwickeln, welche sich als Anflug an 
der Wand des Glases ansetzt, kann ebenfalls für unsere 
Frage Anwendung finden. Dass die Erscheinung nicht, 
wie Böttger***) meint, durch Chinaroth, sondern durch 
die Alkaloide verursacht wird, geht daraus hervor, dass 
die Chinabasen nach Grahe in Verbindung mit orga- 
nischen, nicht flüchtigen Säuren, nach Batka in Ver- 
bindung mit Cellulose, Amylum, Dextrin, Zucker, Gummi 
dieselbe carminrothe Färbung zeigen.. Ich füge hinzu, 
dass die Erscheinung auch bei schwefelsaurem Chininf), 
so wie bei reinem Cinchonin fr) erfolgt. — Wenn man 
nun Querschnitte von Chinarinde (Calisaya, Loxa) ver- 
kohlt, so erscheinen die Bastzellen unter dem Mikroskope 
zuletzt blutroth (während dies bei den Holzzellen von 
Cinchona nicht der Fall ist, eben so wenig wie bei den 


*, Dingler’s polyt. Journal, 1858. p. 120.— Chem. Centralblatt, 
1860. No. 13. 

*#) Nova Acta, 1850. — Chem. Centralblatt, 1859. No. 55. 
***) Dingler’s polyt. Journal, 1858. p. 120. 

7) Dasselbe schmilzt beim Erhitzen zu einer gelbbraunen Masse, 
welche beim Erkalten carminroth wird. Auch entwickelt sich 
beim Erhitzen des schwefelsauren Chinins ein carminrother 
Anflug. Die geschmolzene Masse schmeckt nicht mehr rein 
bitter, sondern. scharf säuerlich und riecht schwefelartig, dann 
etwas cumarinartig. Bei weiterem Erhitzen bläht sich die 
Masse zu einer schwarzen, porösen, geschmacklosen Kohle auf. 

tr) Das reine Cinchonin schmilzt zuerst zu einer glashellen Masse, 
wird dann mit schwarzbrauner oder schwarzer Farbe unter 
Entwickelung weisser Dämpfe sublimirt; bei weiterem Er- 
hitzen findet die Sublimation aber auch in Form eines etwas 
carminrothen Anflugs statt. Bei dem reinen Chinin sah ich 
weissen Dampf, aber keine rothe Färbung. 


über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 231 


Bastzellen von Quercus, welche sich braun oder rothbraun, 
aber nicht blutroth färben). Auch diese Erscheinung 
scheint darauf hinzuweisen, dass die Chinabastzellen der 
Sitz der Alkaloide sind. 

III. Ein anderer Weg, den Sitz der Alkaloide in 
der Chinarinde zu ermitteln, eröffnet sich von Seiten der 
vergleichenden chemischen Analyse. Und zwar 
bieten sich für dieselbe verschiedene Angriffspuncte dar. 
Nachfolgend theile ich eine Reihe von Bestimmungen mit, 
welche Herr Dr. F. Dronke auf meine Veranlassung 
nach genau von mir geprüften Material vorzunehmen 
die Güte hatte. 

Spec. Chi- Cin- Alka- 


Gew. nin cho- loide 
nin  überh. 


1.Calisaya la. (Stammrinde, unbedeckt) 1,29 2,968 0,53 3,498 


2. „ Ia. (Zweigrinde, ohne Kork- 
ERRGCHE 12.) SUR. 1,377 1,124 0,935 2,059 


3. „  lHa.(Stammrinde, unbedeckt 1,22 2,368 0,432 2,80 
4. Cinchona scerobiculata (Stammrinde, 


unbedeckt)........-:.. 1,14 0,42 3,09 3,51 
5. China Carthagena (Stammrinde, un- 
bedeckt) ....... Mer 1,12 1,435 0,324 1,759 
6. Calisaya Ia. (Bast*) der Stammrinde 1,45 3,46 0,64 4,10 
7. „ .. Ja. (Parenchym der Stamm- ’ 
a 1,11 2,365 . 0,395 1.2768 


Ia.(Bast der Zweigrinde)... 1,56 1,242 1,033 2,275 


Ia.(Parenchym der Zweig- 


Bi 
9 
ER EHEN 1,05 0,828 0,688 1,516. 


1. Zunächst stimmen alle chemischen Untersuchungen, 
insbesondere die von Weddell, Reichardt und De- 
londre darin überein, dass der Gehalt an Alkaloiden 
mit dem Alter der Chinarinden zunimmt, d.h. in den 
flachen Stammrinden grösser, als in den dicken, und in 
diesen wiederum grösser ist, als in den dünnen röhrigen 
Zweigrinden. Am bestimmtesten tritt dies hervor bei 
der Vergleichung von ungleich starken Rinden einer und 
derselben Abstammung. Da man die letztere mit Sicher- 


*) Ueber den Sinn der Ausdrücke „Bast“ und „Parenchym“ in 
dieser und in den folgenden Analysen s. unten. 


232  Wigand, 

heit fast nur für die von Cinchona Calisaga abstammende 
_Königs-Chinarinde kennt, und da gerade diese Sorte in 
verschiedenem Kaliber als platte und gerollte vorkommt, 
so eignet sich die Vergleichung vorzugsweise für unsern 
Zweck. Ich stelle hier drei verschiedene Reihen*) von 
Procentbestimmungen der Alkaloide für die beiden For- 
men der Königschina zusammen. 


Stammrinde: I. (Delondre) 
Chin. sulph. 3—3,2 
Cinch.sulph. 0,6—0,8 


zusammen 3,6—4,0 


Zweigrinde: 
Chin. sulph. 1—1,5 
Cinch. sulph. 0,6—0,8 


zusammen 1,6—2,3 


II. (Reichardt) 
Chinin .... 2,701 
Cinchonin 0,264 


Alkaloid.. 2,965 


Chinin.... 0,659 
Cinchonin 0,327 


Alkaloid.. 0,986 


III. (Dronke) 
Chinin ... 2,968 . 
Cinchonin 0,53 
Alkaloid.. 3,498 


Chinin.... 1,124 
Cinchonin 0,935 


Alkaloid.. 2,059 


Ebenso geht für andere Sorten, z.B. Huanuco, Loxa, 
Huamalies, Jaen, China rubra, aus den vorhandenen Ana- 
lysen, so weit sie sich auf Proben von verschiedenem 
Kaliber für die einzelnen dieser Sorten erstrecken, her- 
vor, dass der Alkaloidgehalt im Verhältniss wie der 
Durchmesser des Stammes ab- und zunimmt. Selbst bei 
der Vergleichung verschiedener Sorten kann man, ob- 
gleich hier noch andere Momente in Betracht kommen, 
im Allgemeinen als Regel annehmen, dass der Reichthum 
an Alkaloiden im Verhältniss steht zu der Dicke der 
Rinde; so ist die fast nur in starken Röhren vor- 
kommende China regia convoluta reicher als die in mittel- 
starken Röhren vorkommende Huanuco, und diese reicher 
als die stets dünnröhrige Loxa und Jaen, unter denen 
die ganz feinröhrigen (zugleich bastlosen) Sorten zum 
Theil gar kein Alkaloid enthalten. 


Da beim Dickenwachsthum des Stammes die Rinde 
nur durch Ansetzen nach innen, d.h. durch Verdickung 


*) Die den obigen Analysen zu Grunde liegende Stammrinde 
war unbedeckt, d.h. der Korkschicht beraubt, — die Zweig- 
rinde bei den Analysen, I. und II. bedeckt, bei IH. en 
der Korkschicht beraubt. 


über den Site der Alkaloide in der Chinarinde. 233 


der Bastschicht wächst, und daher die Bastschicht im 
_ Verhältniss zur Korkschicht und zur zelligen Rinden- 
- schicht immer mehr überwiegend wird, je älter der Stamm 
wird, — da überdies bei den Stammrinden die Kork- 
schicht fast immer fehlt, und auch die Parenchymschicht 
bei älteren Rinden als Borke nach und nach abgelöst 
wird, so dass die Rinde annähernd nur aus der Bast- 
schicht besteht, — und da ferner die Bastzellen nach 
innen im Allgemeinen reichlicher auftreten als nach aussen, 
so lässt sich der oben aus den Analysen nachgewiesene 
Zusammenhang des Alkaloidgehaltes mit dem Alter und 
der Stärke der Rinde auch so ausdrücken, dass der 
Reichthum an Alkaloiden zunimmt im Verhältniss wie 
die Menge von Bastzellen wächst. Diese Thatsache 
führt aber unmittelbar zu der Annahme, dass die Alka- 
loide eben in den Bastzellen ihren Sitz haben, ja es 
wird sogar durch jene Beziehungen, unter anderen durch 
den Umstand, dass ganz feinröhrige Rinden, in denen 
noch fast gar keine Bastzellen angelegt sind, zum Theil 
. gar kein Alkaloid ergeben, sehr wahrscheinlich, dass die 
Alkaloiderzeugung nur auf die Bastzellen mit Ausschluss 
der Parenchymzellen beschränkt ist. 

2. Am sichersten würde sich freilich der Antheil 
beider Gewebe an der Production der Alkaloide fest- 
stellen lassen, wenn es möglich wäre, Bastzellen und 
Parenchym zu sondern und jeden Theil für sich nach 
seinem Alkaloidgehalte zu bestimmen. Bei China regia 
plana I. und convoluta (ohne Kork) habe ich durch Stossen 
der Rinde und Durchsieben durch ein feines Sieb ver- 
sucht, das Parenchym möglichst vom Baste zu trennen. 
Dies gelingt zwar nur unvollständig, jedoch kann man 
durch jene Manipulation doch die Masse einer Rinde in 
zwei Parthien theilen, von denen die eine reicher an 
Bastzellen, die andere reicher an Parenchym ist. Der 
‚Kürze halber habe ich die erste Parthie in der obigen 
Zusammenstellung schlechtweg als „Bast“, die zweite als 
„Parenchym“ bezeichnet, was also nur relativ zu nehmen 


234. Wigand, 


ist. Aus den bei 6. bis 9. mitgetheilten Zahlen ergiebt sich 
nun, dass der „Bast“ bei weitem den grösseren Antheil 
am gesammten Alkaloidgehalt liefert, indem derselbe bei 
der Stammrinde 4,1 Proc., das „Parenchym“ nur 2,76 
Proe., bei der gerollten Königschina 2,275 Proe., das 
„Parenchym“ nur 1,516 Proc. Alkaloid enthält. Gelänge 
es, das Parenchym vollständig vom Baste zu befreien, so 
würde dasselbe wahrscheinlich gar kein Alkaloid liefern. 
— Der von der gerollten Königschina abgeriebene Kork 
(resp. Borke) ergab sich bei der Untersuchung als alka- 
loidfrei. Dasselbe gilt vom Holze, dessen bitterer Ge- 
schmack demnach auf der Chinovasäure zu beruhen scheint. 

3. Man hat bereits früher für die Beurtheilung des 
medicinischen Werthes, nämlich für den Alkaloidgehalt 
einer Chinarinde, einen empirischen Maassstab in dem 
specifischen Gewichte erkannt. Bestimmter geht dies 
aus der obigen vergleichenden Untersuchung hervor. Mit 
Ausnahme von der gerollten Calisaya und der Rinde von 
Cinchona scrobiculata nimmt hiernach der Alkaloidgehalt 
mit dem specifischen Gewichte ab und zu. Auch diese 
Erscheinung erklärt sich ganz einfach, wenn es wahr ist, 
dass die Chinabasen ausschliesslich oder überwiegend 
ihren Sitz in den Bastzellen haben; denn die letzteren 
mit ihren ausserordentlich verdickten Wänden bestimmen 
in höherem Grade das specifische Gewicht als das dünn- 
wandige Parenchym, — mit anderen Worten: eine Rinde 
von grösserem spec. Gewichte muss mehr Masse an Bast- 
zellenwänden und daher mehr Alkaloid enthalten, und 
indem wir dies in der Wirklichkeit bestätigt finden, dient 
diese Thatsache zur Bestätigung jener Annahme. Hier- 
bei ist noch Folgendes zu bemerken. a) Aus den mit- 
getheilten Zahlen ergiebt sich, dass zwischen verschiede- 
nen Rinden der Alkaloidgehalt in einem viel stärkeren 
Verhältniss steigt und fällt als das spec. Gewicht. Es 
weist dieser Umstand darauf hin, dass ein Factor vor- 
handen sein muss, welcher das specifische Gewicht mit- 
bestimnit, für den Alkaloidgehalt dagegen nicht in Rech- 


über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 235 


nung kommt, d.h. dass das Parenchym frei von Alkaloid 
sein muss. Mit diöser Erklärungsweise stimmt auch 
überein, dass das Verhältniss der specifischen Gewichte 
sich dem der Alkaloidgehalte in demselben Grade nähert, 
ie annähernder die eine Rindenmasse nur aus Bast, die 
andere nur aus Parenchym besteht. Während zwischen 
der Calisaya la. und lla. das Verhältniss der specifischen 
Gewichte ca. 1,06, das der Alkaloidgehalte 1,25 ist, oder 
zwischen der Calisaya 1. und Carthagena das Verhältniss 
der spec. Gewichte 1,15, das der Alkaloide ca. 2 ist, 
ergiebt sich dagegen zwischen „Bast“ und „Parenchym‘* 
der China Calisaya das Verhältniss der spec. Gewichte 
als 1,3, das der Alkaloide als 1,5; und für die gerollte 
China regia das Verhältniss der spec. Gewichte ca. 1,5, 
für das der Alkaloidgehalte 1,45. Db) Die oben nachge- 
wiesene Beziehung zwischen dem Alkaloidgehalte und 
dem specifischen Gewichte bedarf jedochnnoch einer weiteren 
Beschränkung. Dieselbe setzt nämlich, so wie sie oben 
aufgefasst wurde, voraus, dass alle Chinabastzellen in 
Hinsicht auf ihre Alkaloidproduction sich qualitativ gleich 
verhalten, d.h. bei gleicher Stärke und Zahl gleich viel 
Alkaloid erzeugen; nur unter dieser Voraussetzung kann 
die Masse der Bastzellen einen directen Maassstab für 
den Gehalt einer Rinde an Basen abgeben. Nun ergiebt 
sich aber aus unserer Tabelle, dass die Alkaloidgehalte 
nicht durchweg in dem Verhältniss steigen und fallen 
wie die specifischen Gewichte, vielmehr nimmt der Alka- 
‚loidgehalt z. B. der Carthagena-China gegen die Calisaya la. 
im Vergleich zu den specifischen Gewichten in einem 
viel stärkeren Verhältnisse ab, als die Calisaya Ila. zu 
Calisaya la.; und umgekehrt ist die Rinde der Oinchona 
scrobiculata, obgleich leichter als die übrigen Rinden, an 
' Alkaloid reicher. Es weist dies darauf hin, dass jene 
‚Regel streng genommen nur unter verschiedenen Rinden-. 
sorten gleicher Abstammung gilt, dass aber von Rinden 
verschiedener Abstammung jede ihren besonderen Maass- 
stab, d.h. einen in ihrer Natur begründeten specifischen 


7236: 2: | Wigand, 


Grad von Alkaloiderzeugung besitzt. Ja selbst verschiedene 
Rinden gleicher Abstammung schreiten in Beziehung auf 
ihren Alkaloidgehalt nicht ebenmässig nach der Skala 
der specifischen Gewichte fort, denn wir sehen, dass. der 
Alkaloidgehalt der Zweigrinde von Calisaya viel geringer 
ist, als man nach deren spec. Gewicht im Vergleich mit 
der Stammrinde erwarten sollte. Es scheint hieraus zu 
folgen, dass der Alkaloidgehalt einer jeden einzelnen 
Bastzelle nicht während der ganzen Entwickelung gleich 
‘ist, sondern, wie es auch ganz natürlich ist, mit dem 
Alter des betreffenden Zweiges oder Stammes (wenigstens 
bis zu einem gewissen Puncte) zunimmt, — d.h. da in 
der einzelnen Bastzelle die Erzeugung von Alkaloid bis 
zu einem gewissen Stadium fortdauert und das gebildete 
 Alkaloid in der Zellenwand abgelagert wird, der absolute 
Gehalt sich also mit dem Alter steigert, so ist es daraus 
erklärlich, dass die Rinde eines jungen Stammes selbst 
bei gleicher Zahl und Grösse, d.h. Masse der Bastzellen, 
doch nicht so viel Alkaloid liefert, als die eines älteren 
Stammes derselben Art. -— Kurz für den Alkaleidgehalt 
verschiedener Rinden bestehen nicht bloss quantitative, 
sondern auch qualitative Unterschiede, und deshalb hat 
die Beziehung zwischen Werth und Gewicht einer China- 
rinde nur ganz im Allgemeinen Gültigkeit *). 

4. Für den relativen Alkaloidgehalt von Rinden 
gleichen Alters, aber verschiedener Abstammung, hat Wed- 
dell ein empirisches Gesetz aufgestellt, welches in prak- 
tischer Beziehung unstreitig ungleich wichtiger ist, als 
alle ohnehin vergeblichen Versuche, die verschiedenen 
Handelssorten zu charakterisiren, welches aber auch für 
das theoretische Interesse unsere Beachtung verdient, in- 
dem danach der Gehalt an Alkaloiden (besonders Chinin) 
in nahem Zusammenhange mit dem anatomischen Bau 
der Chinarinde, namentlich mit der Grösse und Verthei-. 


*) Nach Karsten (Berliner Monatsberichte, 1858. p. 260) übt 
der Standort, besonders das Klima, einen wichtigen Einfluss 
auf die Alkaloiderzeugung in den Chinabäumen. 


= über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 231 


lungsweise der Bastzellen erscheint. Das Gesetz lautet 
nämlich so: je mehr sich eine Chinarinde in ihrer Struc- 
tur derjenigen, wie wir sie bei der China Calisaya finden, 
die Bastzellen durch die ganze Dicke der Rinde mög- 
lichst gleichmässig vertheilt, und unter einander sowohl 
in horizontaler als verticaler Richtung möglichst isolirt, 
die einzelne Bastzelle dick im Verhältniss zur Länge 
(etwa 4/19), — daher der Bruch durch die ganze Rinde 
gleichmässig, und kurz-, fein- und steiflaserig, nähert, 
— desto reicher ist sie, ceteris paribus, an Alkaloid; je 
mehr sie sich von jener Normalstructur entfernt, je mehr 
sich also nach aussen eine bastlose Schicht sondert, je 
mehr die Bastzellen strahlenförmig oder in einzelnen 
Gruppen verbunden sind, je mehr sich Länge und Dicke 
der einzelnen Fasern von dem obigen Verhältniss ent- 
fernen, je mehr also der Bruch nur nach innen zu faserig, 
je mehr er lang- und weichfaserig, oder kurz-, grob - 
und stumpffaserig ist, -— desto ärmer ist, ceteris paribus, 
die Rinde an Chinin. | 

Wenn es nun wahr i®t, wovon ich mich durch ver- 
schiedene Schätzungen und Messungen überzeugt zu haben 
glaube, dass bei der Calisaya-Rinde die Gesammt- 
masse der Bastzellen grösser ist als bei anderen 
Chinarinden von abweichender Grösse und Anordnung 
der Bastzellen, so weist diese Erscheinung wiederum dar- 
auf hin, dass die Bastzellen den Sitz der Alkaloide dar- 
stellen, und durch die letztere Annahme würde jene auf 
den ersten Blick auffallende Abhängigkeit der chemischen 
Beschaffenheit einer Chinarinde von ihrer Structur grossen- 
theils ihre Erklärung finden und das Weddell’sche empiri- 
sche Gesetz eine physiologische Begründung erfahren. 

5. In Betreff der beiden wichtigsten China - Alkaloide, 
Chinin und Cinchonin, ergiebt sich aus fast allen vor- 
handenen chemischen Untersuchungen, dass beide in der 
Regel in derselben Rinde neben einander vorkommen, 
jedoch so, dass in den Zweigrinden fast ausnahmslos das 
Cinchonin über das Chinin, in den Stammrinden dagegen 


238 |  Wigand, 
im Allgemeinen das Chinin überwiegt. Namentlich zeigt 
sich dies bei der Vergleichung von Stamm- und Zweig- 
rinde gleicher Abstammung, z.B. bei der Calisaya in 
unserer Tabelle. Ferner beweisen die dortigen Angaben, 
dass das Cinchonin mit dem Lebensalter der Rinde nicht 
nur relativ (im Verhältniss zum Chinin), sondern auch 
absolut (d.h. zu Gunsten des Chinins) abnimmt. Dieser 
letztere Umstand macht es, da ohnehin kein Grund ist . 
anzunehmen, dass zwei so nahe verwandte Stoffe in ver- 
schiedenen Bastzellen entstehen sollten, sehr wahrschein- 
lich, dass das Cinchonin sich durch den Lebensprocess*) 
allmälig in Chinin umwandelt, — eine Annahme, welche 
auch durch die chemische Aehnlichkeit unterstüzt wird, 
daher auch bereits von den Chemikern **) als wahrscheinlich 
ausgesprochen worden ist. | 

Hierbei ist jedoch noch Folgendes zu bemerken. Nach 
den verschiedenen Analysen ähnlicher Rinden variirt das 
Verhältniss des Cinchonins zum Übinin in bedeutendem 
Grade; während in vielen Fällen in den Stammrinden 
das Chinin und in den Zweigrihiden das Cinchonin stark 
überwiegt, nähern sich in anderen, sowohl Stamm- als 
Zweigrinden, die beiden Stoffe in ihren Mengen, ja es giebt 
Zweigrinden, wo da$ Chinin überwiegt (z. B. Ch. regia convo- 
luta s. oben 2.), und es giebt Stammrinden, welche reicher 
an Cinchonin als an Chinin sind, z.B. Ü. serobiculata 
mit 0,42 Proc. Chinin und 3,09 Proc. Cinchonin (nach 
Weddell 0,3—0,4 Chin. sulph., 0,7— 0,8 Cinch. sulph.; 
Delondre 0,6 — 0,8 Chin. sulph., 1,2 Cinch. sulph.); 
China flava Maracaibo nach Delondre mit 0,3 — 0,4 Proc. 
Chin. sulph. und 1,0 Proc. Cinch. sulph. Ueberhaupt 
sind die Columbischen Rinden im Allgemeinen reicher 


*) Vielleicht auch erst in der abgeschälten Rinde bei der an 
den Stammrinden natürlich langsameren Austrocknung. | 

**) Zuerst von Stoltze und Mitscherlich. Neuerdings ist es 
Strecker gelungen, das Cinchonin in eine mit dem Chinin 
zwar nicht identische, aber doch isomere Base überzuführen. 
Ann. der Ch. u. Ph. Bd.123. p. 379. 


über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 239 


an Cinchonin als die Peruanischen und Bolivia-Rinden, 
und selbst die Stammrinden oft eben so reich oder reicher 
an Cinchonin als an Chinin. Cinchona pubescens soll nach 
Guibourt gar kein Chinin, sondern nur Cinchonin ent- 
halten. Es geht hieraus hervor, dass das relative Alter 
der Rinde das Verhältniss der beiden Alkaloide nicht 
allein bestimmt, sondern dass dabei noch andere Um- 
stände in Betracht kommen, dass namentlich, wie Cinch. 
scrobiculata und pubescens beweisen, für gewisse Species 
ein für allemal die Cinchoninbildung eigenthümlich ist, 
d.h. die Umwandlung in Chinin hier nur langsam und 
unvollständig fortschreitet. 


Jedenfalls ist die von Weddell*) aufgestellte An- 
‚sicht, dass das Cinchonin seinen Sitz nicht wie das Chi- 
nin in der Bastschicht, sondern in der äusseren zelligen 
Rindenschicht habe, zu verwerfen. Als einziger Grund 
dafür wird angeführt, dass manche alte Rinden mit er- 
haltener zelliger Schicht verhältnissmässig reicher an Cin- 
chonin waren, — was aber doch in Betracht, wie sehr 
auch bei unbedeckten Stammrinden das Cinchonin oft 
vorwiegt, nicht in Anschlag kommen kann, zumal da 
auch bei den ältesten Rinden die zellige Schicht, gesetzt 
sie enthielte das Cinchonin, niemals in solcher Ausdeh- 
nung vorkommt, dass dadurch das Ueberwiegen dieses 
Alkaloids bedingt werden könnte, indem mit dem Alter 
der Rinde gerade die Bastschicht immer überwiegender 
wird. 

IV. Das Ergebniss aus dem Vorstehenden ist der 
Hauptsache nach der Nachweis, dass das Chinin und 
Cinchonin in den Bastzellen erzeugt und in der Folge 
in der Substanz der verdickten Membran der letzteren 
abgelagert werden; und zwar sind die Bastzellen höchst 
wahrscheinlich der ausschliessliche Sitz der Alkaloide. 
Denn dass das Rindenparenchym kein Alkaloid ent- 
hält, wird deshalb sehr wahrscheinlich, weil Rinden, welche 


 *) Les quinquinas p. 25. 


240. | Wigand, 


kaum einzelne Bastzellen enthalten, auch annähernd ohne 
Alkaloid sind, weil ferner das dem Rindenparenchym so 
analoge Blattgewebe nachweislich kein Alkaloid enthält, 
und weil es endlich physiologisch nicht wohl denkbar ist, 

dass eine so eigenthümliche Stoffbildung dem Baste und 
den so verschiedenen Parenchymzellen gemeinsam sein 
sollte. Die Korkschicht ist, wie die directe chemische 
Prüfung lehrt, vollkommen alkaloidfrei, und ae gilt 
vom Holze der Chinabäume. 

Was die physiologische Bedeutung obiger That- 
sache betrifft, so bietet sie einen neuen Fall für das 
bereits für die Milchsaft-Familien, namentlich für die 
Euphorbiaceen, Papaveraceen erkannte Gesetz, dass die. 
besondere Function der Bastzellen in der Erzeugung 
eigenthümlicher Stoffe, insbesondere der Alkaloide, be- 
stehe*). Durch Analogie, welche durch das oben ange- 
führte Färbungsvermögen der Bastzellen unterstüzt wird, 
dürfen wir jenes Gesetz ohne Bedenken auch auf die 
übrigen Alkaloide, welche bei den echten und sogenann- 
ten falschen Chinarinden, d.h. in der Familie der Cincho- 
naceae vorkommen, und sogar auf andere eigenthümliche 
Stoffe, wie das Daphniu in Daphne Mezereum, das 
Salicin in der Weidenrinde und den bitteren Stoff in 
der Ulmenrinde ausdehnen. Die Bastzellen der letzten 
beiden Rinden besitzen, wie oben erwähnt, ein sehr ent- 
schiedenes Vermögen, Pigment zu sammeln, und verdanken 
dasselbe gewissen ausziehbaren Stoffen, von welchen oben 
auf indirecte Weise gezeigt wurde, dass sie nicht wohl 
etwas Anderes als Gerbstoff oder die diesen Rinden eigen- 
thümlichen Bitterstoffe sein können. Abgesehen davon, 
dass der Gerbstoff aber bei beiden Rinden in der Mem- 
bran der Bastzelle nicht nachweisbar ist, sprechen bei 
der Weidenrinde gegen den Gerbstoff als Ursache der 
Farbsammlung folgende Versuche. 1) Die Bastzellen 


*) Vergleiche Schacht, Lehrb. der Anat. u. Physiol. I. p. 400, 
wo derselbe auch bereits die im Vorstehenden nachgewiesene 
Bedeutung der Chinabastzellen vermuthungsweise ausspricht. 


= j = über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 241 


; einer mit Wasser ausgezogenen Weidenrinde haben die 
Fähigkeit, sich mit Cochenillelösung zu färben, verloren, 
dagegen wird diese Fähigkeit durch Tränkung von Quer- 
schnitten von Zinum mit jenem Auszuge auf die Bast- 
zellen der letzteren übertragen. 2) Wird aus diesem 
Auszuge der Gerbstoffl, sei es durch Hausenblase oder 
durch Eisenchlorid, gefällt, so behält derselbe gleichwohl 
die Eigenschaft, in den Linum-Bastzellen die Pigment- 
sammlung zu verursachen. 3) Auch wenn man Weiden- 
rinde so lange auszieht, dass sich kaum mehr eine Spur 
von Gerbstoff in dem letzten Auszuge nachweisen lässt, 
bleibt in dem letzteren die Eigenschaft, auf Linum -Bast 
übertragen, demselben die Fähigkeit mitzutheilen, sich 
mit Cochenille zu färben. Es ist wohl kaum zu be- 
zweifeln, dass das Salicin dieser Stoff ist, welcher dem- 
nach ebenfalls seinen Sitz und Ursprung in den Bast- 
zellen hat*). 

° Auch von praktischem Interesse ist die Nachwei- 
sung, dass die China-Alkaloide ihren Sitz in den Bast- 
zellen haben, indem dadurch gewisse allgemeine, bisher 
nur auf Erfahrung beruhende Kriterien für den relativen 
Werth verschiedener Chinarinden, namentlich dass der 
Werth einer Rinde ceteris paribus zunimmt mit der Stärke, 
d.h. mit dem Alter, und dass unbedeckte Rinden werth- 
voller sind als bedeckte, ihre theoretische Erklärung und 
eben dadurch ihre um so festere Begründung finden. Es 
ist namentlich zu erwarten, dass hiernach gewisse gang- 
bare Verkehrtheiten in der Beurtheilung des Werthes 
der Chinasorten mehr und mehr verschwinden werden. 
Dass es nicht an solchen fehlt, geht schon aus den Han- 
delspreisen hervor, welche auch-immer im stärksten Miss- 
verhältniss zu dem wahren Werthe stehen, ähnlich wie 


*) womit jedoch die bekannte Erscheinung, dass der Bast der 
Weidenrinde durch Schwefelsäure roth gefärbt wird, nicht, 
wie man gewöhnlich annimmt, zusammenhängt, indem die 
letztere Reaction von dem oben erwähnten Cyanogen herrührt 
und bei salieinlosen Rinden eben so gut statt findet. 


Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hft. 16 


” 


848. 5,4: Wigand, 


dies bei der moskowitischen und sibirischen Rhabarber 
und bei dem sibirischen und canadischen Castoreum der 


Fall ist, was aber bei den Chinarinden deshalb besonders 
auffallend ist, weil hier der den Werth bestimmende Factor, 
‚der Gehalt an Alkaloid, besonders an Chinin, so evident 
ist. Zwar ist man in neuerer Zeit von dem früheren 
Vorurtheil, wonach man die feinröhrigen Rinden, besonders 
die Loxa, für die besten hielt, nach und nach abge- 
kommen; gleichwohl entspricht der Preis noch durchaus 
jenem Vorurtheil; denn obgleich die Loxa-China höchstens 
(bei den dieksten Röhren) 0,7 Proc. Chinin und 1 Proc. 
Cinchonin enthält, so ist doch der Preis höher als der der 
stets alkaloidreicheren Huanuco, und sogar fast eben so 
"hoch als der der unbedeckten Calisaya, deren Chiningehalt 
den der Loxa wenigstens um das Vierfache, meist aber 
noch viel mehr übertrifft, indem derselbe bei der letzteren 
oft ganz verschwindend und auch der Cinchoningehalt 
bei jener meist grösser als bei der Loxa ist. Die platte 
unbedeckte Calisaya enthält nach Dronke’s Analyse 
fast doppelt so viel Alkaloid und darunter fast 3mal so 
viel Chinin, als die gerollte (wobei noch. überdies die 
17,6 Proc. betragende Korkschicht abgezogen ist), nach 
Reichardt 3mal so viel Alkaloid und 4—5mal so viel 
Chinin, nach Delondre 2mal so viel schwefelsaures 
Alkaloid und 3mal so viel schwefelsaures Chinin als die 


gerollte, und darnach stehen beide Sorten ungefähr in 


gleichem Preis. Calisaya I. enthält doppelt so viel Alkaloid 
und etwas mehr als doppelt so viel Chinin als die Car- 
thagena, während sich der Preise wie 7:1 verhält. Car- 


thagena enthält 18), mal so viel Alkaloid, doppelt so viel- 


Chinin als die beste Loxa, die je untersucht worden ist 
(für die meisten Loxa-Rinden ist das Verhältniss noch 
viel ungünstiger, da sie meist so gut als kein Chinin 
und nicht viel mehr Cinchonin enthalten), und dennoch 
ist die Loxa circa 5mal so theuer als die Carthagena *). 
Marburg, im Juni 1862. | 


*) Die Preiswürdigkeit einer Waare steht im Verhältniss 


ee Re 


über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 243 E 


Nachtrag. Es bleiben mir nun noch einige Bemer- 
kungen über die Gründe übrig, womit von Howard in 
seinen /llustrations of the nueva Quinologia of Pavon die 
der meinigen entgegengesetzte Ansicht, wonach die 
China-Alkaloide nur im Parenchym enthalten seien, ver- 
theidigt wird, und zwar muss ich mich, da mir das Werk 
. selbst bis jetzt nicht zu Gebote steht, auf den ohnehin fast 
ausschliesslich diesen Punkt hervorhebenden Bericht von 
H. Karsten in diesem Archiv pag. 232 beziehen. 

Die Gründe, welche in diesem Bericht für die Ansicht 
Howard’s angeführt werden, sind folgende: 


1) Die Entdeckung krystallisirter Alkaloide inner- 
halb der Parenchymzellen von Cinchona succeirubra. Dies 
würde allerdings ein unwidersprechlicher Beweis sein, 
vorausgesetzt, dass die Alkaloidnatur der „concentrisch 
gruppirten Krystalle“ wirklich nachgewiesen ist; bei 
Karsten wird nur angegeben, dass sie sich in Alkohol 
und Aether lösen. Die bei gewissen Chinarinden in Menge 
in den Parenchymzellen vorkommenden unlöslichen Kry- 
 stalldrusen werden gewöhnlich für oxalsauren Kalk ge- 
halten. | | 

2) Nach mehreren Beobachtungen von Spruce und 
Cordover, in Uebereinstimmung mit Karsten’s eigener 
Erfahrung, ist die China rubra aus tiefer gelegenen, wär- 
'meren Gegenden ärmer an Alkaloiden, als von höher ge- 
legenen Orten, und dem entsprechend fand Spruce die 
Rinden der ©. Calisaya in tiefer gelegenen Gegenden hol- 


zum Werthe und im umgekehrten Verhältniss zum Preise. 
Nehmen wir als Maassstab für den Werth der Chinarinde 
den Chiningehalt, und als Preis den Durchschnitt von 5 Jahren 
an, so ergeben sich für die oben angeführten Sorten folgende 
Beziehungen: 

Die unbedeckte Königschina ist 3mal preiswürdiger als die 
gerollte und auch 3mal preiswürdiger als die beste Loxa. 
Die Carthagena-Rinde ist, verglichen mit der unbedeckten 
Königschina, 3!/3mal, mit der bedeckten 1imal, mit der Loxa 
13 mal preiswürdiger. 


16 * 


El Er Er 
a Te 


244 Wigand, 


‘zig, in höheren dagegen reicher an Parenchym. Abge- 
sehen davon, dass diese Beobachtungen wenigstens nach 
dem Bericht nur sehr unbestimmt erscheinen, glaube ich 
auf dieses Argument kein grosses Gewicht legen zu kön- 
nen, theils weil die China rubra ein zu unbestimmter Be- 
griff ist, theils weil sich der zweite Theil des Beweises 
auf eine andere Art bezieht als der erste. 

3) Wichtiger ist die Angabe, dass Howard in der 
parenchymatösen Aussenrinde von C. lancifolia Mut. mit 
wenig Bastgewebe mehr Alkaloid fand, als in dernur aus 
Bastgewebe bestehenden Innenrinde, und ebenso in dem 
äusseren Theile der Stammrinde von C. succeirubra "Pav. 
mit wenig Bast grösseren Alkaloidgehalt als in dem inne- 
ren nur aus Bast bestehenden Theile. Da diese Ergeb- 
nisse in auffallendem Widerspruch mit den von mir 
oben pag. 139 und 140 mitgetheilten Analysen der nach 
Bast und Parenchym möglichst gesonderten Königschina, 
an deren Genauigkeit ich keinen Grund habe zu zweifeln, 
stehen *), so muss die Frage nach dieser Seite hin einst- 
weilen dahin gestellt bleiben, bis weitere Untersuchungen 
_ die eine oder die andere Beobachtung bestätigen. Vor der 
Handspricht dieallgemeine Ansicht und namentlich sprechen 
die Analysen von Pelletier, Reichardtund Delondre, 
wonach die unbedeckte Königschina reicher an Alkaloiden 
ist als die bedeckte, sowie die Analyse von Delondre,' 
wonach die platte Ch. rubra de (usco sine epid. alkaloid- 
haltiger ist als die gerollte, zu meinen Gunsten. 

4) Derselbe Widerspruch zeigt sich zwischen Howard’s 
und meinen vergleichenden Analysen von jüngeren und 
älteren Rinden gleicher Art. Howard fand in dünnen 
grossentheils aus Zellgeweben bestehenden Röhren von 


*) Das Resultat der Analyse der zweiten Rinde ist um so auffal- 
lender, als der die beiden Schiehten, wie angegeben wird, 
trennende „Harzring“ nichts anderes sein kann als das Peri- 
derma, und folglich die äussere an Parenchym reichere Schicht 
die Borke ist, welche man bisber weit entfernt war für den 
Hauptsitz der Alkaloide anzusehen. 


% über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 245 


C. laneifolia mehr Alkaloid als in mittleren und noch we- 
niger in fast platten 1/“ dicken Rinden, welche vorwie- 
gend aus Bastgewebe bestanden, während ich für die 
Calisaya das entgegengesetzte Resultat gewonnen habe. 
Dass Zweigrinden ärmer an Alkaloid sind als Stammrin- 
den ist übrigens von jeher, wie von Howard und Kar- 
sten selbst anerkannt wird, (p. 233) eine so ausgemachte 
Sache *), dass es wohl kaum noch einer Entscheidung in 
diesem Differenzpunct bedarf. Doch kann ich nicht um- 
hin zwei Gewährsmänner für mich anzuführen: Howard, 
welcher (p. 233) durch Analysen von dünneren und dicke- 
ren Astrinden und Stammrinden von C. Calisaya (also an 


derselben Pflanzenart wie ich) zu dem Resultat kam, dass 


der Alkaloidgehalt mit dem Alter zunehme, und Kar- 
sten, welcher **) dasselbe an (. lancifolia Mut. (also an 
derselben Pflanzenart, für welchees von Howard bestrit- 
ten wurde) dadurch .nachwies, dass er in der Stammrinde 
1!/g. Procent schwefelsaure Alkaloide, in jungen Zweig- 
rinden dagegen gar keine organische Basen sind. 

Den Widerspruch zwischen den Resultaten von 
Howard’s Analyse der C. lancifolia und der C. Calisaya 
sucht Karsten (p. 237) daraus zu erklären, dass von den 
älteren Handelsrinden (nur auf ©. Calisaya kann sich dies 
beziehen) die parenchymatöse Aussenschicht wie gewöhn- 
‚lich durch die Sammler abgekratzt gewesen sei, während 
doch unmittelbar darauf angegeben wird, dass jene Rin- 
den von Ü. Calisaya speciell für Howard’s Untersuchun- 
gen, wie es scheine vonHerrn Spruce gesammelt seien. 
Abgesehen aber davon würde ja das Abkratzen der Aussen- 
schicht nach Howard’s Ansicht umgekehrt einen gerin- 
gen Alkaloidgehalt für die Stammrinde von C. Calisaya 


*) Doch ist als Ausnahme dieser Regel zu erwähnen, dass 
Reichel (vergl. Schleiden’s Pharmakognosie p. 285) zwar 
in mittleren Rinden von C. lancifolia mehr Alkaloid fand als 
in jungen, dagegen in alten weniger. | 

**) Monatsberichte der Berliner Akademie 1858, p. 261. 


246 un | Wigand, 


 zur.Folge haben, also, da das Resultat der Analyse das 
entgegengesetzte ist, das Gegentheil beweisen. 

Das Abnorme von Howard’s Analyse der Rinden von 
C. laucifolia zeigt sich übrigens weniger in Beziehung 
- auf'den Gesammtgehalt an Alkaloiden, indem dieser bei 
jungen und alten Rinden fast constant erscheint, (so dass 
daraus fast ebensowenig ein Argument für Howard’s An- 
sicht als für die meinige entnommen werden kann), als 
in Beziehung auf die einzelne Alkaloide, von denen das 
Chinin mit dem Alter der Rinde abnehmen, das Cinchonin 
aber zunehmen soll, während doch nach allen sonstigen 
Erfahrungen entweder beide Alkaloide mit dem Alter zu- 
nehmen oder nur das Chinin zu- dagegen das Cinchonin 
abnimmt. 

Karsten macht (p. 938). gegen die vergleichenden 
Analysen, auf welche ich meine Ansicht stütze, den Ein- 
wurf, dass dabei die Zusammengehörigkeit der Rinden 
hinsichts des Standortes und der Individualität ausser 
Acht gelassen sei. Ich räume ein, dass, wenn es mir 
 vergönnt gewesen wäre, verschiedene Rinden eines und 
desselben Baumes von Ü. Calisaya zu untersuchen, die 
Analysen vielleicht etwas andere Zahlen ergeben hätten. 
Indess wird doch Karsten der Verschiedenheit vom Stand- 
ort und Individuum gewiss nicht eine solche Bedeutung 
zuschreiben wollen, dass dadurch sich Zweig- und Stamm- 
 rinden in Beziehung auf den Alkaloidgehalt geradezu um- 
kehren sollten, und vollends undenkbar ist es, dass dieser 
ungünstige Zufall bei allen Analysen, welche je von un- 
gleich starken Rinden einer Art angestellt worden sind, 
sich hätte wiederholen sollen. Was aber wegen jener 
Mangelhaftigkeit des Materials meinem Beweis.an Exact- 
heit gebricht, das bin ich so glücklich mit Hilfe meiner 
wichtigen Gewährsmänner Howard und Karsten zu 
ergänzen, denn p. 233 wird ausdrücklich hervorgehoben, 
' dass die verschiedenen Rindenstücke des C. Calisaya, 
welche zu Howard’s Analysen dienten, von dem gleichen 
Standorte gesammelt waren, und Karstens oben ange- 


über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 247 


führte Analyse von C. laneifolia bezieht sich nach sei- 
ner eigenen Angabe auf einen und denselben Baum. Es 
stimmen also geradezu diejenigen Untersuchungen jener 
Beiden, welche in Beziehung auf das Material allen An- 
forderungen genügen, ‘mit dem Resultat meiner Analyse 
von C. Calisaya überein; — wogegen gerade von derjeni- 
gen vergleichenden Analyse Howard’s, welche von Kar- 
sten meiner Ansicht entgegengestellt wird, nämlich der- 
jenigen von C. lancifolia nicht angeführt wird (wenigstens 
in Karstens Bericht), dass das Material mit Berücksich- 
tigung der genannten Umstände gesammelt worden sei. 
So erscheint also der Einwurf, womit Karsten meine 
- Ansicht zu widerlegen versuchte, in Wahrheit als eine Be- 
kräftigung meiner Ansicht, während sich derselbe gegen 
Howard’s Ansicht umgewendet hat. 

Auf den anderen Theil meiner vergleichenden Ana- 
lysen, die Vergleichung des Alkaloidgehalts vom Rinden- 
gewebe mit vorwiegendem Parenchym und vorwiegendem 
Bast, findet natürlich Karstens Einwurf gar keine An- 
wendung; gleichwohl wird dieser Beweis, obwohl in direc- 
tem Widerspruch mit den betreffenden von Karsten 
stark betonten Analysen Howard’s, von Ersterem nicht 
berücksichtigt... Auch meine anderen Beweise finden we- 
der bei Howard noch Karsten Widerlegung. 

Zum Schluss muss ich noch einige andere in dem 
Bericht Karstens vorkommende Puncte berühren. 

Zunächst soll nach Howard mit der gesteigerten 
Bildung oder Anhäufung von Alkaloiden die Grenze zwi- 
schen Bast und Zellgewebe mehr und mehr verschwin- 
den (p. 231). Abgesehen davon, dass bei den Chinarinden 
bekanntlich überhaupt keine scharfe Grenze zwischen Bast- 
und Parenchym-Schicht existirt, ist nicht einzusehen, wie 
eine solche Grenze verschwinden könnte und namentlich 
wie dies mit einer Anhäufung von Alkaloiden zusammen- 
hängen könnte, die Erklärung wenigstens, welche Kar- 
sten von dieser Erscheinung giebt, nämlich eine allmäh- 
liche Umänderung der Bastschicht in parenchymatisches 


248 Wigand, Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 


Gewebe und schliesslich in Kork- und Bastgewebe dadurch, 
dass alle Elementarorgane ihre Function und Structur 
ändern (d.h. also, dass die Bastzellen sich in Parenchym- 
zellen verwandeln), ist auch von vorn herein schwer ein- 
zusehen, weil alsdann die Verdickungsschichten der Bast- 
zellen aufgelöst werden und neue Zellen innerhalb der 
letzteren durch Quertheilung entstehen müssten, was mei- 
nes Wissens nach in der Pflanzenanatomie unerhört ist. 
Deshalb verstehe ich auch nicht, was Karsten mit der 
„Mittelrinde“ meint, welche nach seiner Ansicht höchst 
wahrscheinlich der Hauptsitz der Alkaloide sein soll. Alle 
Chinarinden bestehen nur aus der primären Parenchym- 
schicht und der secundären oder Bastschicht, welche beide 
ohne scharfe Grenze in einander übergehen; eine Mittel- 
rinde als eine von der ersteren verschiedene Schicht 
existirt bei keiner Chinarinde. 

Zur Bestätigung des Zusammenhangs des Bruchs mit 
dem Alkaloidgehalt wird p. 235 eine Stelle von Weddell 
(p. 25) angeführt, wonach diejenigen Rinden, deren Bruch 
sich dem korkigen näheren mehr Chinin, diejenigen, deren 
Bruch kurzfaserig sei, mehr Cinchonin enthielten. Diese 
Stelle lautet jedoch bei Weddell gerade umgekehrt, 
nämlich: „Ainsi, plus la surface de la fracture transverse 
d’un quinguma s’approchera de laforme subereuse, plus 
on pourra presumer, qu’il renferme einchonine; plus, aucon- 
traire, elle sapprochera dela forme courtement fibreuse, 
plus on deyra &tre porte & croire quil eontient de quin- 
quine.*“ Ohnehin steht aber diese Stelle in gar keiner 
Beziehung zu der angeführten Ansicht von Howard, in- 
dem hier von Alkaloidgehalt überhaupt, bei Weddell 
dagegen vom Verhältniss des Chinin- zum Cinchoninge- 
halt die Rede ist. 

Endlich muss ich die Behauptung, dass auch Kork 
und Borke Alkaloid enthalten, bestreiten; Karsten hätte 
in der directen chemischen Analyse, auf welche ich mich 
(p. 142) berufe, einen besseren Grund anerkennen müssen 
als in den „carminrothen Dämpfen der Zersetzungspro- 


Chiningehalt ostindischer China-Rinden u. Blätter. 249 


ducte;“ aber auch diese Angaben kann ich nicht bestäti- 
gen, weder Kork noch Borke zeigen mir beim Verkohlen 
in der Glasröhre rothe Dämpfe, auch die Parenchymschicht 
nicht, während dies bei dem Bast sehr deutlich statt fin- 
det. Auch schmecken weder Kork noch Borke bitter, 
die Parenchymschicht nur schwach, der Bast dagegen 
stark bitter. — 

Sonach sind die einzigen Puncte, welche aus Howard’s 
Untersuchung meiner Ansicht gegenüber in Betracht kom- 
men können: die angebliche Entdeckung von krystallisirten 

Alkaloiden in den Parenchymzellen in der rothen China- 
“ rinde, und die Angabe, dass er in der äusseren parenchyme- 
tischen Schicht derselben Rinde mehr Alkaloid gefunden 
habe als in dem Bastgewebe. Möchten die Chemiker 
durch Nachprüfung dieser Puncte die bestehende Differenz 
über die im Vorstehenden behandelte wichtige Frage zur 
Entscheidung bringen. | 

Marburg, im Juni 1863. 


—@e—— 


Chiningehalt ostindischer China-Rinden und Blätter. 


Die von den Engländern in Ostindien im Neilgherry- 
Gebirge seit dem Jahre 1861 angepflanzten Cinchonen 
lieferten schon jetzt, nach den chemischen Analysen 
Howard'’s das interessante Ergebniss, dass sie hinsichts 
ihres Gehaltes an organischen Basen den guten südame- 
rikanischen Rinden gleichkommen. Vorzugsweise wurde 
in Ostindien die €. succirubra Pav. angepflanzt. Von dem 
Ende 1862 vorhandenen 25,000 Cinchonen-Bäumchen ge- 
hörten die Hälfte dieser Art an. Howard erhielt aus 
15 Monate alter Rinde dieser Species 3,30— 3,40 Proe. 
organische Basen, wovon durch Aether 2,40 Proc. Chinin 
mit etwas Cinchonidin vermischt ausgezogen wurde und 
0,60 Cinchonin zurückblieb. (Verlust 0,30 — 0,40 Proc.) 

Eine andere Analyse einjähriger Rinde lieferte 
2,59 Proc. organische Basen, wovon 2,55 Proc. in Aether 


‚250 | x Kemper, 


löslich, mithin Chinin und Cinchonidin zu sein schienen. Der 
Cinchoningehalt war merklich geringer, nämlich 0,04 Proc. 

Diese Resultate sprechen nicht zu Gunsten der 
Hypothese Mitscherlich’s, dass Chinin aus dem Cincho- 
nin durch Aufnahme von Sauerstoff entstehe. 

. Eine sehr schätzbare Eigenschaft der Rinden ist die 
Leichtigkeit der Reindarstellung ihrer organischen Basen, 
im Vergleich mit den aus südamerikanischen Rinden ge- 
wonnenen, die an Chinasäure, Chinaroth, Harz ete. reicher 
zu sein scheinen, welche Stoffe ihnen hartnäckig anhängen. 

Von ganz besonderem Interesse ist es, dassesHoward 
gelang, auch aus getrockneten Cinchonen-Blättern, von 
denen er einige Unzen aus Östindien erhielt, organische 
Basen darzustellen und zwar in verschiedenen Analysen 
0,11 Proc. und 0,19 Proc., welche reines schwefelsaures 
und oxalsaures Chinin. gaben, ein Resultat, das wegen 
Nichterscheinens der rothen Dämpfe beim Erhitzen kaum 


vermuthet worden war. H.K. 
Reduction der Kupferlösung durch Dextrin; 
von 


Dr. R. Kemper. 


Die Frage, ob durch Dextrin aus kalischer Kupfer- 
lösung beim Erhitzen Oxydul abgeschieden, oderob 
diese Reaction, wenn sie statt findet, durch dem Dextrin 
beigemengten Zucker hervorgerufen werde, ist noch nicht 
endgültig entschieden. Trommer*) vertritt die erstere 
Ansicht, während Fürstenberg**) annimmt, dass bei 
Anwendung reinen Dextrins keine Reduction eintrete. 
Limpricht in seinem Lehrbuche der organischen Che- 
mie, hält für wahrscheinlich, dass die Reduction durch 
beigemengten Zucker bewirkt werde. | 


*) Annalen 39. 360. 
*#) Journ. für prakt. Chem. 31. 195. 


_ Reduction der Kupferlösung durch Dextrin. 251 


uhr: Darstellung eines zuckerfreien Dextrins wurde 
‚das käufliche in Wasser gelöst, mit Alkohol gefällt und 
die Flüssigkeit entfernt; diese Operation wurde so lange 
_(inehr als zwanzig Mal) wiederholt, bis das getrocknete 
und dann in Lösung gebrachte Dextrin, mit Hefe hinge- 
"stellt, keinen Gewichtsverlust mehr erlitt. Beim letzten. 
Auflösen wurde das zehnfache Gewicht Wasser genommen 
und dann mit Alkohol gefällt. Es wurden folgende Versuche 
angestellt: 


| 1) 5CC. der Fehling’schen Lösung wurden mit* 
25 CC. Wasser zum Kochen erhitzt und dann mit einer 
Flüssigkeit versetzt, welche 1 Proc. Dextrin enthielt. Es 
fand nicht die geringste Reduction statt, selbst nicht als 
10 CC. der Dextrinlösung hinzugefügt waren. 


2) Die Fehling’sche Lösung wurde ohne Wasser- 
"zusatz erhitzt und dann von der Iprocentigen Dextrinlö- 
ir; bis zum doppelten Volum der Kupferlösung hinzu- 
gegeben; auch jetzt fand bei längerem Kochen keine 
Abscheidung von Oxydul statt. 


- 3) Wurde unter denselben Verhältnissen wie -beim 
vorigen Versuche eine 2 Proc. Dextrin haltende Lösung 
ut so fand erst dann eine geringe Ge 
dung statt, als ein gleiches Volum, eine deutliche aber, 
als mehr als das doppelte Volum der Kupferflüssigkeit 
an Dextrinlösung zugesetzt war. 


4) Wurde eine concentrirte Auflösung von Dextrin 
verwendet, so fand sofort beim Kochen eine Reduction 
‘des Kupferoxyds statt. 


A 5) Eine 3procentige Dextrinlösung, die mit etwas 
Kali und so viel Kupfervitriol versetzt war, dass das 
anfangs niederfallende Kupferoxydhydrat wieder aufgelöst 
‚ wurde, schied beim Erhitzen Oxydul ab; eine 1procentige 
“wurde nicht reducirt. | 
6) Wurde eine 1procentige Dextrinlösung einige Zeit 
mit Kali gekocht und dann Kupfervitriol zugefügt, so fand 
ebenfalls keine Reduction statt. 


BE. Kemper, 


N 
Pen Pe 


Die wässerige Lösung dieses Dextrins wurde auf 


geringen Zusatz von wässerigem Jod weinroth, bei ver- 


mehrtem allmälig veilchenblau gefärbt; nach einiger Zeit 


hatte sich die Flüssigkeit abgesetzt, die Lösung war wein- 
roth und am Boden lag eine dünne, veilchenblaue Schicht, 
welche, unter dem Mikroskope betrachtet, Stärkmehl- 
körnchen enthielt. 


Durch Auflösung in vielem Weib, Absetzenlassen | 


und Filtriren wurde versucht, das Dextrin vom Stärkmehl 
-zu befreien; nach dem Eindampfen, Fällen mit Alkohol 
u.8.w. zeigte es sich in seinem Verhalten gegen Kupfer- 


oxydkali nicht verändert. — Ausserdem überzeugte ich 


mich, dass durch Kochen Fehling’scher Lösung mit 
etwas Weizen- und auch Kartoffelstärke keine Verbin- 
dungen entstehen, welche die Kupferlösung reduciren, dass 


also auch ein etwaiger Gehalt des Dextrins an Stärkmehl 
nicht die Ausscheidung von Kupferoxydul bestärken kann. 


Aus diesen Versuchen scheint hervorzugehen: 


1) dass verdünnte Lösungen des Dextrins die Kupfer- 


lösung nicht reduciren, wohl aber concentrirtere, 


2) dass das Dextrin durch Kochen mit verdünnter 


Kalilösung nicht in Zucker übergeführt wird. 


Notiz über Entfärbung des Jodamylums; 


von 


Demselben. 


Die blaue Farbe des Jodamylums verschwindet be- 
kanntlich auf Zusatz mancher reducirenden Substanzen; 


es wurden von mir Versuche angestellt, ob Traubenzucker 


eine gleiche Wirkung ausübe. 

‘Zu einer mit Stärkekleister und etwas Chlorwasser 
versetzten Jodkaliumlösung wurde eine wässerige Trauben- 
zuckerlösung gefügt. Esfand allerdings Entfärbung statt, 
vollständig aber nur nach längerem Stehen verdünnter 


Lösungen mit einer grossen Menge Traubenzucker; stets 


. Notiz über Entfärbung des Jodamylums. 253 


aber wird durch den Traubenzucker die Farbe heller, 
als die einer mit dem entsprechenden Volum Wasser 
verdünnten Probe. — Vollständige Entfärbung der Jod- 
stärke durch Traubenzucker tritt jedoch bei gewöhnlicher 
Temperatur nach 1—2 Minuten ein, wenn man zu der 
Auflösung eine kleine Menge kohlensauren Natrons giebt. 
Durch einen mit denselben Quantitäten angestellten ver- 
gleichenden Versuch wurde die Ueberzeugung gewonnen, 
dass durch kohlensaures Natron allein die Farbe der Jod- 
stärke nicht verändert wird, die Entfärbung mithin durch 
den Traubenzucker bewirkt wird, dessen reducirende 
Wirkungen auch hier (wie ja auch beim Indigo und dem 
Kupferoxyd) vorzugsweise in alkalischer _ Lösung sich 
äussere. 

Der zu den Versuchen benutzte Traubenzucker war 
aus der Fabrik des Herrn Berthog in Magdeburg be- 
zogen, doch lieferte auch der aus Honig dargestellte die- 
selben Resultate. 

Was die Entfärbung der wässerigen Jodstärke durch 
Erhitzen anlangt, so ist die Ansicht Baudrimont’s, 
dass die verflüchtigten, über der Flüssigkeit stagniren- 
den Joddänple beim Erkalten wieder verschluckt würden 
und so die Wiederbläuung des Stärkmehls bewirkten, 
bereits von Kraut*, Pohl**, Schönbein ***), 
Personnef) und Fresenius +f) ausführlicher be- 
sprochen und widerlegt. 


Von meinen Versuchen wäre vielleicht noch anzufüh-. 
ren, dass die Entfärbung in einem offenen Glasrohre bei 
80°C. eintrat, und dass beim Erkalten an der Luft zuerst 
‚wieder eine schwach blaue Farbe wahrgenommen wurde, 
als die Temperatur .der Flüssigkeit 700C betrug; ver- 


*) Gmelin, Organ. Chem. IV, 554. 

**) Journ. für prakt. Chem. 83, 38. 
*#*) Ebendaselbst 84, 402. 

7) Pharm. Vierteljahrsschrift 11, 84. 
- rr) Analyt. Zeitschr. 1, 85. 


254 Kemper, Notiz über Entfärbung des Jodamylums. 1 
muthlich werden ‘jedoch diese Grade differiren, wenn. 
Stärkekleister und Jodwasser in verschiedenen Verhält- 
nissen zusammengebracht werden. | | 
Wird, wie schon Fresenius anführt, die in einem | 
Probecylinder befindliche, nur bis zur Entfärbung erhitzte, 
Jodamylumlösung in kaltes Wasser getaucht, so tritt die 
blaue Färbung zuerst wieder am Boden des Gefässes 
auf, wo die stärkste Abkühlung statt gefunden hat. Fre- 
senius hält demnach die Ansicht Pohls über die Ur- 
sache der Entfärbung, dass nämlich beim Erhitzen die 
Adhäsions- und Absorptionskraft der Stärke zum Jod 
abnehme, die Löslichkeit des letzteren in Wasser hinge- 
. gen zunehme, für "die allein richtige, und glaube auch ich, ‘ 
dass diese Erklärung mit allen bis jetzt bekannten That-. 


sachen im Einklange steht. 


ug, 


255 


IH. WMonatsbericht. 


Mehratomige Harnstofle, 


Durch Vereinigung der Cyansäure oder der cyansau- 
ren Aether mit Ammoniak oder den Monaminen entsteht 
bekanntlich der Harnstoff und die Gruppe der Harnstoffe, 
welche Alkoholradicale enthalten. In ganz gleicher Weise 
vereinigen sich die zweiatomigen Ammoniake mit Cyan- 
säure zu Körpern, deren Verhalten im Allgemeinen dem 
der Harnstoffe sehr ähnlich ist. Zu dieser Classe von 
Körpern gehört der von J. Volhard entdeckte Aethylen- 
harnstoff, eine Verbindung, welche durch Vereinigung von 
Cyansäure mit dem Aethylendiamin, (CH) H4N?, der 
zweisäurigen Amidbase des ölbildenden Gases, entsteht. 
Der Aethylenharnstofl, C8SH10N404, lässt sich betrach- » 
ten als Zusammenlagerung von zwei Atomen gewöhnlichen 
Harnstoffs, bewirkt durch die bindende Kraft des zwei- 
atomigen Aethylens, welches in jedem Harnstoffatom ein 
Atom Wasserstoff vertritt: 

H3 (020%) N? 
(C4 2). H3 (02 0%. N2 

Er bildet sternförmig gruppirte farblose Nadeln, ist 
leicht löslich in kochendem Wasser, besitzt weder Geruch 
noch Geschmack, schmilzt bei 1920 und zeigt eine grosse 
Beständigkeit gegenüber den selbst concentrirten Mine- 
ralsäuren. Mit Platin- und Goldchlorid giebt er kıystal- 
lisirbare Verbindungen, durch Kalihydrat wird er in Koh- 
lensäure, Ammoniak und Aethylendiamin zerlegt. 

Aethylenharnstoffe, in welchen Wasserstoff durch 
Aethyl ersetzt ist, erhält man in zweierlei Weise, einmal 
durch Verbindung von Aethylendiäthyldiamin mit Cyan- 
säure, sodann durch Vereinigung von Cyansäure- Aether 
mit Aethylendiamin. Die Producte dieser beiden Reac- 
tionen sind aber nicht identisch, sondern isomer. Der 
nach der ersten Methode entstandene Diäthylenharnstoff 
zerfällt durch Kalihydrat in Kohlensäure, Ammoniak und 
Aethylendiäthyldiamin, während der andere isomere unter 


Te u ne 
u en Fi dan 


te 
£* 


256 Harnsaures Natron. — Darstellung des Murexids. | 


denselben Umständen in Kohlensäure, Aethylamin und 
Aethylendiamin zerlegt wird. (Ann. der Chem. und Pharın. 
CXIX. 348 — 361.) Ertl. 


Harnsaures Natron. 


Baumgarten hat die Beobaebir gemacht, dass 
harnsaures Natron, aus seiner Lösung durch eine kalt 
gesä wässerige Lösung von phosphorsaurem oder 
doppelt kohlensaurem, essigsaurem, salpetersaurem, schwe- 
felsaurem Natron oder Chlornatrium gefällt, in durchsich- 
tige Kugeln erscheint, die aber, sobald die letzten Salz- 
theilchen durch Auswaschen entfernt sind, krystallinische 
Form annehmen. Diese Umwandlung aus dem amorphen 
in den krystallinischen Zustand ist jedoch mit keiner 
Veränderung in der Zusammensetzung verbunden; das 
barnsaure Natron besteht in beiden Modificationen im luft- 
trockenen Zustande aus NaO, HO, CWH?N?404 1 3 HO 
und verliert bis 1300 erhitzt 1 At. HO. (Ann. der Chem. 
und Pharm. CXVII. 106 — 110.) G. 


Darstellung des Murexids. 


Eine neue Bereitungsweise des Murexids besteht nach 
Braun in der Verwerthung der Harnsäure des Guanos, 
nach folgendem Verfahren. 


Guano wird nach Broomann zuerst mit Salzsäure 
ausgezogen, dann der Rückstand von je 1,12 Kilogr. Guano, 
gut ausgewaschen, mit 340 Liter Wasser und 4,48 Kilogr. 
Aetznatron in einem geräümigen Kessel gekocht. Nach 
1 Stunde setzt man eine aus 1,12 — 1,68 Kilogr. bereitete 
Kalkmilch hinzu, wodurch die Extractivstoffe grösstentheils 
niedergeschlagen werden, kocht noch eine !/, Stunde und 
lässt dann klären. Die heisse überstehende abgezogene 
Flüssigkeit wird sofort mit Salzsäure übersättigt, wobei 
sich die Harnsäure, ein wenig gefärbt, als dichtes Pulver 
abscheidet. Um Verlust an Harnsäure zu vermeiden, 
darf nach Bensch’s Angabe der Kalk nicht gleichzeitig 


mit dem Aetznatron zugesetzt werden. 5 


Obige Operation wiederholt man mit geringen Por- 
tionen Äetznatron und Kaikmilch noch zweiMal, umalle 
Harnsäure zu extrahiren. Der unlösliche Rückstand dient 
als Dünger. Aus der nicht weiter als durch Auswaschen 
gereinigten Harnsäure wird das Murexid so bereitet: auf 


f 2 2 ‚Oxydation durch Alloxan. — Hydantoin. 257 


je 0,98 Kilogr. Säure nimmt man 1,187 Kilogr. Salpetersäure 
von 360 B., welche letztere in einem irdenen Gefässe sich 
_ befindet, während dieses wiederum in dem kalten Wasser 
‚eines anderen Gefässes schwimmt. In die Salpetersäure 
trägt man allmälig in Portionen von je 35 Grm. die 
Harnsäure ein, sie auf die Oberfläche weit ausstreuend 
und darnach einrührend. 
| Das nach dem Erkalten ausgeschiedene Alloxan, ge- 
 mengt mit unzersetzter Harnsäure und Salpetersäure, wird 
in einem emaillirten Gusseisengefäss zuerst vorsichtig im 
Sandbade erwärmt, bis neue Einwirkung beginnt, dann 
vom Feuer genommen, damit sich die Masse senke, und 
dies so oft wiederholt, bis nach neuem Erhitzen kein 
Steigen mehr eintritt. Dann steigert man die Tempe- 
ratur bis 1100 C. und trägt in das Product der Einwir- 
kung von 2,38 Kilogr. Salpetersäure auf 1,96 Kilogr. Harn- 
säure 200 Grm. Ammoniakflüssigkeit von 240 B..und ent- 
fernt nach kurzer Zeit vom Feuer. Der Inhalt des Ge- 
-fässes bildet schliesslich einen rothbraunen weichen Teig, 
ein Gemisch aus salpetersaurem Ammoniak, Murexid und 
Extractivmaterien, bekannt im Handel als Murexid en päte. 
Wird derselbe mit Wasser und verdünntem Ammoniak 
‚ausgewaschen, so erhält man daraus das trockene Murexid 
‚des Handels. (Journ. für prakt. Chem. Bd.83. Hft. 1— 2.) 
B. 


Oxydation durch Alloxan. 


Versetzt man nach A. Strecker eine Alloxanlösung 
mit einer Lösung von Alanin, so färbt sie sich dunkel- 
roth; bei gelindem Erwärmen entwickelt sich Kohlensäure 
und Aldehyd und beim Erkalten scheidet sich Murexid 
aus. In ähnlicher Weise verhält sich Leucin, nur dass 
bier statt des Aldehyds sich Valeraldehyd entwickelt. 
Es geht nämlich das Alloxan durch Aufnahme von Was- 
serstoff in Alloxantin über, welches mit dem Ammoniak 
Murexid bildet, und das Alanin und Leucin werden zu 
Aldehyd (Acetaldehyd oder Valeraldehyd), Kohlensäure 
und Ammoniak oxydirt. (Ann. der Chem. u. Pharm. UXXII. 
363 — 365.) @. 


. Hydantein, 
R Das Hydantoin hat A: Bäyer durch Reduction 
des Allantoins mittelst Jodwasserstofisäure dargestellt; es 


 Arch.d. Pharm. CLXV. Bds.3. Hft. 17 


258 ii  Alkapton. 


wird jodfrei und das Allantoin spaltet sich in Harnstoff 

und Hydantoin: 

C5H6N4+06 + 2HJ = O2H4N202 4 C6H4N204 Be J2 

Allantoin Harnstoff Hydantoin. 

Die Substanz krystallisirt in farblosen Krystallen, 

kracht etwas zwischen den Zähnen, schmeckt schwach 

süss und ist leicht in Wasser löslich. (Ann. der Chem. 

u. Pharm. CXVII. 178 — 180.) 


— 


Ueber den Gehalt des Harns an Hippur- und Harnsäure, 


Bence Jones bestimmte die Hippursäure und Harn- 
säure aus Harn gleichzeitig, erstere nach der Methode 
von Liebig, welche er für die vorzüglichste hält. Nach 
diesen Untersuchungen enthielt der 24stündige Harn eines 
Mannes im Mittel 4,9 Grm. Hippursäure und 7,7 Grm. 
Harnsäure, der eines anderen Mannes 6,5 Grm. Hippursäure 
und 12,6 Grm. Harnsäure. Die Harnmengen betrugen 

1,25 und 2,37 Pinten. Beide Personen erhielten gemischte ° 
Kost: die erste wog 10 Stein 12 Pfund, die zweite 14 Stein 
6 Pfund. Ferner enthielten 10000 CC. vor dem Essen ent- 
leerten Harns der zwei Personen im Mittel 4,51 Grm. 
Hippursäure und 6,05 Grm. Harnsäure, nach dem Essen 
entleerten Harns 5,94 Grm. Hippursäure und 9,48 Harn- 
säure. (Journ. of the Chem. Soc. 15. — Chem. Oentrbl. 
1862. 55.) | EB: 


Alkapton. 


Alkapton nennt Bödeker einen Stoff, den er aus 
dem Harn eines Kranken durch Fällen mit basisch-essig- 
saurem Bleioxyd, Zersetzen des Niederschlags mit Schwe- 
felwasserstoff, Eindampfen des Filtrats und Ausziehen des 
Rückstandes mit Aether erhielt. Es stellt eine goldgelbe 
firnissartige Masse dar ohne Geruch und besonderen Ge- 
schmack, durchsichtig, glänzend, spröde, an feuchter Luft 
klebrig werdend, doch nicht zerfliesslich und beim Erhitzen 
auf Platinblech schmelzend, wobei sich dann ein äusserst 
widerlicher, penetranter, urinös-brenzlicher Geruch ent- 
wickelt. Beim Erhitzen mit Natronkalk entwickelt es am- 
moniakalische Dämpfe, löst sich in Wasser und Alkohol 
fast in jedem Verhältnisse, in Aether fast gar nicht auf 
und röthet Lackmus. Der Stoff zeichnet sich Besonders 
dadurch aus, dass er in alkalischer Lösung begierig 
Sauerstoff anzieht und sich dadurch braun färbt (daher 


EN Flüssigkeiten Ammoniaknitrat in thierischen. 259 


Alkapton benannt von dem arabischen al und dem griechi: 


schen Worte xarteıy, begierig verschlucken), und dass er 


wie der Traubenzucker die alkalische Kupferlösung reducirt. 
(Ann. der Chem. und Pharm. CXVII. 98 — 106.) @. 


Ueber das Vorkommen des Ammoniaknitrats in thie- 
rischen Flüssigkeiten, 
Die Leichtigkeit, mit der sich Ammoniaknitrat aus 


Wasser und atmosphärischer Luft bildet, liess Schön- 


bein vermuthen, dass dasselbe auch in thierischen Flüssig- 
keiten vorhanden sei. Er untersuchte daher Speichel, 


 Nasenschleim und Harn auf diese Substanz. Mit einigen 


Tropfen verdünnter chemisch reiner Schwefelsäure versetz- 
ter Speichel bläuet Jodkaliumkleister rasch bis zur Undurch- 
sichtigkeit; doch giebt der Speichel von verschiedenen 
Personen und der zu verschiedenen Zeiten gesammelte 
nicht immer eine gleiche Reaction. Der Speichel, den 


 Schönbein Morgens von sich sammelte, reagirte am stärk- 


sten, der am Abend secernirte am schwächsten ; im Speichel 
anderer Personen blieb die Reaction auch aus. Es braucht 


- indess der Speichel dann durchaus nicht frei von salpetri- 


$ 


a ee en al a un et 


_ ger Säure zu sein, denn Schönbein fand, dass Rhodan- 


kalium, dass bekanntlich manchmal im Speichel vorkommt, 
Jodstärke entbläuet, und dass mit Rhodankalium versetz- 
ter Speichel nicht mehr auf Jodkaliumkleister reagirt, wenn 
dies vorher der Fall war. AufZusatz von Kali entwickelt 
solcher Speichel Ammoniak, wie sich aus der vorüber- 
gehenden Färbung feuchten Curcumapapiers und aus der 
Bildung von Salmiaknebeln erkennen lässt. Aehnlich dem 
Speichel verhält sich auch der Nasenschleim. — Der Harn, 


der, wie Pettenkofer zuerst beobachtete, wässerige 


Auch u 0 


Jodstärke entfärbt, könnte demnach Nitrit enthalten, da mit 
wenig Kali versetzter Harn einen Rückstand giebt, der bei 
Zusatz von Schwefelsäure Dämpfe entwickelt, welche Jod- 
kaliumkleister noch tief bläuen und Indigopapier blei- 
chen. Möglicher Weise könnte diese Reaction auch durch 
die Gegenwart von Nitraten bedingt sein, welche unter 
Vermittelung der Chloride des Harms und der zuge- 
‚setzten Schwefelsäure zur Bildung von Chlor und Unter- 
salpetersäure Anlass geben würden; wahrscheinlich findet 
sich auch Ammoniaknitrit im Schweisse. — Die Quelle 
dieses Ammoniaknitrits ist noch unbekannt. (Journ. für 
B: 


prakt. Chem. Bd. 86.) 


EN be 


ar) ar 
“ 


er 


260 Sogenannte Haarballen a. d. Gedärmen d. Widerkä ver. je. 


Krystallisirter phosphorsaurer Kalk, 


2Ca0,HO,PO>, tritt im Harn auf, wenn nach H. Bence 

Jones die Bedingungen zum Bestehen des Salzes gege- 

‘ben sind, also durch Zusatz von Chlorcaleium zum Harne, 

bei vorsichtigem Abdampfen und . durch beide Mittel 

zugleich. Durch die Diät oder durch Arzneien (Kalk- 
wasser, kohlensaures Kali etc.) kann bewirkt werden, dass 

der frische Harn statt des sauren gleich das neutrale Phos- 

phat enthält. (Chem. Soc. Quart. Journ. 15. — Chem. 

Centrbl. 1862. 43.) RB 


Ueber die scharfe Flüssigkeit in den Drüsen 
der Kröte. 


Die in den Hautdrüsen der Kröte (Dufo vulgaris) 
enthaltene Flüssigkeit hat man lange für giftig gehalten. 
Schon Cuvier berichtigte diesen Irrthum und 1826 wies 
Davy nach, dass diese Flüssigkeit zwar scharf, aber 
nicht giftig und dass sie neutral sei. Cloez und Gra- 
tiolet haben später wieder behauptet, dass jenes Secret 
stark giftig sei. Dem wurde nachher wieder von Gre- 
gor Rainey widersprochen, und Davy theiltnun noch- 
mals die Resultate neuer Versuche mit, denen zufolge 
jenes Secret nicht alkalisch reagirt und auch nicht giftig ist. 
(Edinb. n. phil. Journ. — Chem. Üentrbl.) 


Ueber die sogenannten Haarballen aus den Gedärmen 
der Wiederkäuer. 


Der Dünndarm von Schafen, die einer epidemieähn- 
lichen Krankheit unterlegen waren, fand sich immer durch 
eine grössere oder kleinere Kugel, einen sogenannten 
Haarballen, verstopft. Ein von R. Hoffmann untersuch- 
ter Ballen hatte !/, Zoll im Durchmesser, wog 1,32 Grm. 


rei 
DK ANI g 
. .. 


und zeigte eine Dichtigkeit von 0,9913. Derselbe war 


dunkelocherbraun, an der Oberfläche vollkommen glatt 
und homogen und bestand aus einer verfilzten feinhaari- 
gen lichtbraunen Masse, in welcher Ozermak langge- 
streckte Bastfasern, sogenannte Gefässe, erkannte; Woll- 
haare waren nur ganz sporadisch vorhanden. Die chemi- 
sche Untersuchung ergab in 100 Theilen: 


Wasser 1.2.20 EIER 4,145 
Pflanzenfaser 2.2772 2.0.2. Ss er 38,078 
In Wasser lösliche organ. stickstoffhalt. Substanzen „12,078 


Gehalt an Leimsubstanz in d. Leimsorten v. Risler-Beunat. 261 


In Wasser lösliche Salze .....ı.. 2... .cne.un 3,742 
In Wasser unlösliche Salze und Sand ............ 10,803 
ET EEE Eh Eds 8,823 
Andere organische Stofle .........cresrorenennene 22,831. 


Die im Wasser lösliche organische stickstoffhaltige Sub- 
stanz entwickelte beim Erhitzen den Geruch nach verbren- 
nendem Horne; die Lösung war braun und reagirte alka- 
lisch. Die im Wasser löslichen Salze enthielten Chlor, 
Phosphorsäure, Schwefelsäure, viel Kalk und Alkalien 
und Spuren von Magnesia und Eisen. (Journ. für prakt. 

BEE 


Chemie. Bd. 86.) 


Ueber die Bestimmung des Gehaltes an Leimsubstanz 
in den Leimsorten von Risler-Beunat. 


Risler bedient sich zur Bestimmung der Leimsub- 
stanz a) einer Lösung von 10 Grm. reiner Gerbsäure in 
1 Liter Wasser, b) einer Auflösung von 10 Grm. Hausen- 
blase und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser, und corrigirt 
dann das Verhältniss der beiden Flüssigkeiten durch Zu- 
satz von Wasser zur Gerbsäurelösung, was umgangen wer- 
den kann, wenn man einfach den Titer der Gerbsäurelö- 
sungim Verhältniss und zu reiner Leimsubstanz, als welche 
Hausenblase zu betrachten, prüft. Man löst dann 10 Grm. 
Leim und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser und erhitzt 
die Mischung, wenn es nöthig, zum Kochen. Dann mischt 
man 10 Cubikcentim. der Gerbsäurelösung und 10 Cu- 
bikcentim. der Leimlösung hinzu, schüttelt die Mischung 
stark, fügt, wenn der Niederschlag sich gesetzt, wieder 1 Cu- 
bikcentim. Leimlösung zu und filtrirt durch ein kleines nass- 
gemachtes Kattunfilter. Bringt nun 1 Tropfen Leimlösung 
noch eine Trübung hervor, so setzt man abermals 1 Cu- 
bikcentim. Leimlösung zu, filtrirt und probirt abermals, und 
wiederholt dies so lange, als die Gerbsäurelösung noch 
durch Leimlösungzusatz getrübt wird. 


Schneider prüfte nun den Titer der Gerbsäurelö- 
sung zur Hausenblaselösung und fand, dass 100 Cubik- 
eentimter Gerbsäurelösung durch 118 Cubikcentim. Hausen- 
blaselösung vollständig gefällt wurden. Er löste nun 
10 Grm. Leim und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser 
auf, und von dieser erforderten 20 Grm. der Gerb- 
 säurelösung 27, 26, 26 und 25,8 Cubikcentim, also im 
Mittel 26,2 Cubikcentim. der Leimlösung. Demnach wür- 
den zu 100 Cubikcentim. der Gerbsäurelösung 131 Cubik- 
centim. der Leimlösung nöthig gewesen sein, und folglich 


BT 
u u = 
ci 


262 _Kaliumplatincyanürs zum thierischen Organismus) 2% 


enthielt der Leim 90 Proc. Leimsubstanz. ‚Fortgesetzte 
Versuche gaben gleiche Resultate, und so empfiehlt Schnei- 


der das Verfahren wenigstens da, wo eine Annäherung 


bis auf 2 bis 3 Proc. genügt. Da sich die Gerbsäure 
leicht in Gallussäure verwandelt, so ist es nöthig, dieselbe 
oft zu erneuern. (Polyt. Centralh.) Bkb. 


Verhalten des Kaliumplatineyanürs zum thierischen 
Organismus. 


Schwarzenbach hatte es sich zur Aufgabe gestellt, 
zu erforschen, ob das Platincyanür dasselbe Vermögen be- 
sitze, den deletären Charakter des Oyankaliums aufzu- 
heben, wie das Eisencyanür. Nach den Resultaten, welche 
der innerliche Gebrauch des Kaliumplatineyanürs an Hun- 
den, Kaninchen und jungen Hühnern ergeben hatte, lässt 
Schwarzenbach als festgestellt annehmen, dass das 


Kaliumplatineyanür nicht giftig ist, indem nach 1/, Stunde, 
wo den Thieren dasselbe in einer Gabe von 6 Granen bei- . 


gebracht worden war, auch nicht das geringste Zeichen 
einer Vergiftung eintrat, während 2 Gran Cyankalium in 
Wasser gelöst und den Thieren beigebracht, den augen- 
blicklichen Tod herbeiführten. ( Wittstein’s Vierteljahrsschr. 
Bd. 11. Heft 1.) B. 


Veber die in Nordamerika gebräuchlichen Heilmittel 
| gegen den Schlangenbiss. 


J. M. Maisch macht darüber folgende Mittheilungen: 
Die Wurzeln von Eupatorium aromaticum und agera- 
toides Linn. sind unter dem Namen white snakeroot, weisse 
Schlangenwurz, in einigen Landestheilen in Gebrauch; 
grössere Wichtigkeit haben aber in den südlichen Staaten 
Euphorbia hyssopifolia L. und Euph. leucolepsis Gray erlangt, 


welche beide unter dem Namen Justices weed bekannt - 


sind. Neuerdings hat Dr. J. D. Irwin auf die in sehr 
grosser Menge in Arizona an der mexicanischen Grenze 
wachsenden Euphorbia prostata Aiton als Antidot gegen 
Schlangenbiss aufmerksam gemacht. Der Saft wird mit 
vielem Wasser verdünnt, innerlich gereicht und die Wunde 
damit ausgewaschen. Die dortigen spanischen Bewohner 
nennen die Pflanze „Gollindrinera“, Schwalbenwurz. Dr. 
Irwin hält diese Zuphorbia für ein ebenso zuverlässiges 
Gegengengift gegen Schlangenbiss als Brom. 


Heilmittel gegen den Schlangenbiss in Nordamerika. 263 


Liastris spicata Willd., bekannt unter dem Namen 
Button snakeroot, knöpfige Schlangenwurz, und Liastris 
scariosa und squarrosa Willd. werden in einigen südlichen 
Staaten Rattlesnake’smaster,Klapperschlangen-Meister 
genannt; ausser ihnen werden noch andere Liatris- Arten 
mit knolligen Wurzeln zu gleichen Zwecken benutzt, so 
auch ZL. odoratissima Willd., welche auf dem Stengel eine 
grosse Menge Krystalle von Cumarin ausscheidet. 

Auch Aster aesticus At. s. A. latifolius Nees ab E., 
Sampson snakeroot genannt, wird gegen Schlangenbiss 
und gleichfalls gegen Entzündungen angewandt, welche 
durch Berührung mit Arhus Toxicodendron L. und ande- 
ren giftigen Pflanzen hervorgerufen werden. Einen bedeu- 
tenden Ruf bei derartigen Zufällen geniesst eine Varietät 
von Nabalus albus Koch, var. Serpentaria, s. Prenanthus 
Serpentaria Pursh., welche sich der Trivialnamen Zions- 
fort und Rattle snakeroot, d.h. Löwenfuss, Klapperschlan- 
genwurz, erfreut. Innerlich wird in Südcarolina der Milch- 
saft angewandt, und äusserlich die Blätter als Umschläge 
auf die Bisswunde gelegt. 

Von Anemone cylindrica Gray kauen die Indianer, 
wenn sie von einer Schlange gebissen worden sind, die 
oberen zarten Theile, verschlucken einen Theil des mit 
dem Saft imprägnirten Speichels und legen die breiige 
Masse auf die Bisswunde. 

Die sogenannte amerikanische Aloe, Agave Virginica 
Linn., heisst in Südcarolina auch häufig Rattlesnake’s master, 
und soll der sehr bittere Saft, innerlich genommen, ein 
ziemlich zuverlässiges Heilmittel gegen den Biss der Klap- 
perschlange sein. 
| In medicinischer Hinsicht soll in dieser Beziehung das 
von Bibron empfohlene Brom die besten Dienste leisten, 
welches er in folgender Mischung giebt: Recp. Brom 357 ß, 
Kali jodati gr. jj5 Hydrarg. chlor. corros. gr.j, Spirit. vini 
rectificat. 3xxx. Die Dosis ist ein Theelöffel, verdünnt 
mit einem Esslöffel voll Wein oder Franzbranntwein. 

Was nun die Anwendung der oben angeführten Heil- 
mittel für den angegebenen Zweck anbetrifft, so ist die- 
selbe bei allen die gleiche oder doch sehr ähnlich. Man 
gibt entweder den ausgepressten Saft, oder ein starkes 
Decoct in Wasser oder Milch, und applicirt dasselbe zu- 
gleich äusserlich auf die Wunde, auf die man auch wohl 
die zerquetschte Wurzel oder die zerstossenen Blätter als 
Cataplasma legt. (Buchner’s n. Repert. Bd. 11. 8 iR 


nd 


264 Auffindung des Strychnins bei Vergiftungen N a 


Ueber einen Vergiftungsfall mit den Beeren des 
Solanum pseudo-capsicum. 


Montane berichtet im Journ. de Chim. med. 1862. 38. 24. 
über einen Vergiftungsfall mit den Beeren des Solanum 
psendo-capsicum bei einem Kinde von 5 Jahren. 3 bis 4 
Beeren waren hinreichend, die bedenklichstenSymptomeher- 
vorzurufen. Die Pflanze wird wegen ihrer korallenrothen 
Früchte sehr häufig als Zierpflanze in den Gärten eultivirt. 
Die Beeren des Solanum pseudo-capsicum sehen den Juden- 
kirschen sehr ähnlich, und sind, wenn der Kelch fehlt, 
leicht damit zu verwechseln; sie schmecken fade und 
schwach süss; ihre Kerne sind 3—4 Millimeter gross, unregel- 
mässig eiförmig, ausgeschweift oder fast nierenförmig, 
gerandet, dunkelgelb. Die Judenkirschen schmecken säuer- 
lich süss und schwach bitter; ihre Kerne sind etwa 
2 Millimeter gross, oval, linsenförmig, kaum ausgeschweift, 
nicht gerandet, citronengelb. Bei einer vorgekommenen 
Vergiftung mit dergleichen Früchten wäre also, behufs 
der Ermittelung der Abstammung des Giftes, besonders 
das Augenmerk auf die Samenkerne zu richten. ( Wittstein’s 
Vierteljahrsschr. Bd. 11. 4.) 


Veber die Auffindung des Strychnins bei Vergiftungen 


und den Einfluss des Morphiums in Verdeckung 


der Farbenreaction. 


Veranlasst durch eine gerichtlich-chemische Leichen- 
untersuchung, bei der es ihm unmöglich war, Strychnin 
zu entdecken, während er moralisch überzeugt war, dass 
es angewandt worden sei, unternahm J. Reese eine 
Reihe von Versuchen, um die Angabe Wormley’s zu 
prüfen, dass bei Gegenwart einer das Strychnin überwie- 
genden Menge Morphium die Möglichkeit abnehme, das 
erstere durch die gewöhnliche Farbenreaction zu erken- 
nen. Er fand dieselbe vollständig bestätigt. Nachdem 
er sich durch diese wiederholten Untersuchungen künst- 
licher, dem Mageninhalte ähnlicher Mischungen, die ge- 


ringe Mengen Strychnin enthielten, überzeugt hatte, dass 


nach der Methode von Stas weniger als I/oo000 Gran 
Strychnin noch mit Sicherheit durch die -Farbenreaction 
nachzuweisen sei, während in solchem Falle der Zusatz 
der dreifachen und selbst der doppelten Menge die 
Reaction gänzlich verhinderte, eine gleiche Menge sie 
schon aufs äusserste schwächte, so suchte er durch Ver- 


” 


Ps Je 


Zur Erkennung des Strychnins. 265 


suche mit reinen Lösungen, frei von organischen Bei- 
.mischungen, das Verhältniss festzustellen, in dem dieser 
Einfluss statt findet. Er erhielt so die folgenden Resultate. 


Er konnte nachweissen bei , 
1 Strychnin auf 1 Morphium I/;o0000 Gran. 
1 „ „2 h Uzo0oo00 » 
1 n „9 » 150000 » 
1 N ar ; 00000 » 
1 n En) n sooo 
1 „ „. 10 » 110000 n 
1 - 20°, 1/5000 » 


Mit der Zunahme der Morphiummenge nahm dem- 
nach die Nachweisbarkeit des Strychnins in hohem Grade 
ab. Dasselbe bestätigten auch Vergiftungsversuche an 
Katzen. (Chemic. News. 1862. 35.) Bir 


Zur Erkennung des Strychnins. 


J. J. Reese will die Bemerkung gemacht haben, 

. dass die bekannte Reaction auf Strychnin (mit Schwefel- 

säure und chromsaurem Kali oder Kaliumeisencyanid) bei 

Gegenwart von Morphin mehr oder weniger verdeckt 
werde. 


R. P. Thomas fand dies jedoch nicht bestätigt; als 

das Morphin dreimal mehr betrug wie das Strychnin, 

liess sich das letztere noch in den kleinsten Mengen un- 

- zweideutig nachweisen. ( Wittst. Vierteljahrsschr. Bd. 11.4.) 
| B. 


Ueber Einrichtung von Behältern, welche durch die 
meisten sauren und alkalischen Flüssigkeiten 
nicht angegriffen werden, 


Wendete man nicht gerade Guss- oder Schmiedeeisen 
an (welche übrigens die unangenehme Eigenschaft haben, 
leicht von sauren Flüssigkeiten angegriffen zu werden), 
so war es bisher sehr schwierig, derartige Bassins con- 
struiren zu können. Die meisten Materialien oder Kitte, 
welche man vorgeschlagen, werden entweder zu leicht ange- 
griffen, oder sind zu theuer, um in allen Fällen angewen- 
det werden zu können. 

H. Kalisch schlägt vor, steinerne Wände mit 
Schwerspathplatten zu bedecken und die Fugen mit einem 
auf folgende Art bereiteten Kitt auszudichten. 

% 


266 Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz etc. 


Man digerirt 1 Theil Kautschuk, fein zerschnitten, 
mit 2 Theilen frisch rectifieirtem Terpentinöl so lange, 
bis die Mischung gleichförmig ist, worauf man 4 Theile 
pulverisirten Schwerspath zusetzt. 

Behälter, welche auf diese Art construirt sind, wider- 
stehen nach Kalisch nicht allein der ätzenden Eigen- 
schaft kochender Alkalien, sondern auch den meisten 
organischen und anorganischen Salzen, z. B. dem schwefel-, 
salz- und salpetersauren Zink-, Eisen- und Kupferoxyd, dem 
Weinstein etc., ferner der kochenden Salz-, Phosphor-, 
Bor-, Oxal- und Weinsäure, sowie der etwas verdünnten 
kalten Schwefelsäure. (Zep. chim. appl. III. 474.) 

| B. 


- 


Verfahren der Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz, 
chemisch reinem Weinstein, Weinsäure, schwefel- 
saurem Kali und Natron in Einer Folge; 

von Guido Schnitzer. 


Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, ein Ver- 
fahren zu ermitteln, einerseits bei einmaliger Krystallisa- 
tion einen reinen, verkäuflichen Salpeter aus Chilisalpeter 
zu gewinnen, und andererseits dem Nebenproducte, wel- 
ches die Mutterlauge des Salpeters nach gehöriger Aus- 
nutzung auf Kalisalpeter liefert, die vortheilhafteste Ver- 
werthung zu geben. Er verbindet deshalb die Fabrika- 
tion von Salpeter mit der Darstellung einer Reihe ande- 
rer Producte, welche, an sich von hohem Werthe, nach 
dieser neuen Methode zugleich in grösserer Reinheit, als 
nach den seither üblichen Verfahrungsweisen, erzielt 
werden. 


1) Fabrikation des Salpeters. Rohe Pottasche 
und Chilisalpeter, dem Gewichte nach im Verhältniss der 
Aequivalente ihrer wirksamen Bestandtheile, werden im 
eisernen Kessel mit so viel Wasser behandelt, als zur 
Auflösung der Salze nöthig scheint, und unter Umrühren 
erhitzt. Um nun dem Uebelstande zu begegnen, zwei 
unter ähnlichen Verhältnissen krystallisirbare und des- 
halb schwer zu scheidende Salze in Lösung zu haben, 
setzt er der kochenden Lösung unter beständigem Rühren 
so viel gelöschten -Kalk zu, als zur Bindung der 
Kohlensäure der Soda nöthig ist. So fällt kohlensaurer 
Kalk zu Boden und die Lösung enthält Kalisalpeter 
und Natronlauge. Nach Entfernung des Feuers lässt 


Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz etc. 267 


man absetzen oder filtrirt und dampft die klare Flüssig- 
keit in einem andern Kessel auf 400B. ein. Das Wasch- 
wasser des kohlensauren Kalkes wird zu neuen Ansätzen 
verwandt, und der ausgewaschene Kalk zur Entwicke- 
lung von Kohlensäure mittelst Salzsäure verwendet, 
wozu er sich des feinpulverigen Zustandes wegen gut 
eignet. Die Krystallisation des Salpeters nach hinläng- 
licher Concentration der Lauge darf nach dem Erkalten 
derselben auf die Lufttemperatur der Umgebung als vollen- 
det angenommen werden. Die Lauge wird dann nochmals 
concentrirt und es werden durch Krystallisation die letzten 
Salpetertheile gesondert, die Krystallenach dem Abtropfen 
mit kaltem, schwach mit Salzsäure angesäuertem Was- 
ser ausgewaschen, wodurch etwa noch anhängende Natron- 
theile entfernt werden, und bilden sie getrocknet die fer- 
‘tige Waare. Die Lauge wird dann verwandt 

2) zur Fabrikation des Seignettesalzes. In 
diese Lauge trägt man unter Erhitzen gepulverten rohen 
Weinstein, bis die Lösung neutral reagirt, und zwar 
geschieht dies am besten in einem kupfernen. Kessel. 
Dabei bleibt der im rohen Weinstein stets vorhandene 
weinsaure Kalk im Rückstande, welcher durch sorgfälti- 
ges Waschen gereinigt und wie in Nr. 4. angegeben, auf 
Weinsäure verarbeitet wird. Die über dem Rückstande 
befindliche Seignettesalzlösung wird filtrirt und zur Kry- 
stallisation eingedampft. Die Krystalle scheiden sich in 
einem kühlen Raume nach längerem Stehen ab. 

3) Fabrikation von chemisch reinem Wein- 
stein. Der raffinirte Weinstein des Handels enthält ent- 
‚weder Kalk oder Eisen. Um denselben nun rein zu 
erhalten, bringt der Verfasser den rohen Weinstein, wie 
bei Nr. 2. beschrieben, in alkalische Lösung, scheidet 
dadurch sowohl Eisenoxyd als Kalk unlöslich aus, ver- 
setzt die klare Lösung genau mit so viel reiner Salz- 
säure, um das Natron zu binden. Dadurch scheidet sich 
die unlösliche Verbindung von saurem weinsauren 
Kali oder Weinstein ab, während Chlornatrium 
und sonstige in kleinen Spuren beigemengte Salze in Lö- 
sung bleiben. - 

Der so erhaltene Weinstein ist feinkörnig, krystallisirt 
und zeigt sich nach dem Waschen mit kaltem Wasser ge- 
trocknet als reine untadelhafte Waare. 

4) Fabrikation von Weinsäure. Um diese 
eisenfrei zu erhalten, wird sie meistentheils mehrmals 
umkrystallisirt. Dies istnichtnöthig, wenn ein eisenfreier 


268 Darstellung des Natrum carbonic. pur. 


‚weinsaurer Kalk aus dem rohen Weinstein hergestellt 

wird, und man erreicht solches mit Leichtigkeit, wenn man 

die nach Nr.2. bereitete Seignettesalzlösung mit 

der äquivalenten Menge feingepulverten eisenfreien 
 Gypses zusammenbringt und mit Wasser gut durch- 
rührt, den weinsauren Kalk absetzen lässt und die 

schwefelsaures Kali und schwefelsaures Na- 

tron enthaltende Flüssigkeit abzieht. Wird der weinsaure 

Kalk mit kaltem Wasser genügend abgewaschen, so ist 

er vollkommen rein und liefert mit Schwefelsäure versetzt 
| Gyps, der stets aufs neue zu verwenden ist, und 

eine Weinsäure, die aus erster Krystallisation schon als 

yeine und verkäufliche Waare hervorgeht. 


5) Zur Gewinnung von schwefelsaurem Kali 
und schwefelsauren Natron wird die vom weinsau- _ 
ren Kalk abgezogene Flüssigkeit eingedampft und durch 
successive Krystallisation zuerst das schwefelsaure Kali 
und dann das schwefelsaure Natron erhalten. ( Wür- 
temberg. Gewerbebl. — Dingl. Journ. Bd. 162. Heft 2.) 

Bkb. 


Bereitung von RR aus Chilisalpeter, 


Wöhler hat beobachtet, dass beim Glühen von Braun- 
stein mit salpetersaurem Natron ohne Luftzutritt keine 
Spur mangansauren Natrons entsteht; er findet den Grund 
darin, dass das salpetersaure Natron zu leicht zersetzt wird‘ 
und schon zersetzt ist, bevor der zur Bildung der Man- 
sansäure erforderliche Temperaturgrad erreicht ist. Die 
Zersetzung soll so vollständig sein, dass man dieses Ver- 
halten zur Bereitung von reinem Natronhydrat anwenden 
könne. (Annal. der Chem. und Pharm. Bd. 119. p. 375. — 
Polyt. Centralbl. 1862. Hft.2. p. 150.) Bkb. 


Darstellung des Natrum carbonie. pur. aus 
käuflicher Soda. 


Die gewöhnlichen Verunreinigungen der rohen Soda sind 
nach W. Linau schwefelsaures, unterschwefligsaures und 
schwefligsaures Natron, Chlornatrium, bisweilen Schwefelna- 
trium und Eisen, auch ist dem Verfasser häufig Blei als solche 
vorgekommen. Bei der Reinigung durch Umkrystallisiren 
und Zersetzung des Schwefelnatriums durch Zusatz 
von kohlensaurem Bleisalz geht stets eine ge- 


| Gewinnung von reinem Kochsalz u. von Chlorkalium 269 


ringe Menge Blei in die Lauge deskohlensauren 
Natronsüber, welche allerdings meistentheils in der Mut- 
terlauge bleibt, zuweilen aber auch in den ausgeschie- 
denen Krystallen nachgewiesen werden kann. Um nun 
vollkommen reines kohlensaures Natron aus dem käuflichen 
Salze zu gewinnen, löse man dasselbe in destillirtem Was- 
ser auf, verdünne die klare Lösung mit der 6- bis Sfachen 
Menge Wassers und leite einen Strom Schwefelwasserstoff 
3 bis 5 Minuten hindurch. Dadurch werden Eisen und Blei 
gänzlich niedergeschlagen, aber zugleich wird wieder etwas 
Schwefelnatrium gebildet. Um dies zu zersetzen, fügt man 
nach Entfernung des schwarzen Niederschlags durch Ab- 
setzen und Filtriren dem Filtrat Ferrum o@ydatum fuseum 
mit Wasser zum Brei angerührt zu. Es bildet sich sofort 
Schwefeleisen, man filtrirt, dampft das klare Filtrat ein 
und lässt krystallisiren. Die erhaltenen Krystalle sind 
vollkommen rein und die Lauge giebt durch nochmaliges. 
Abdampfen abermals reine Krystalle, während die letzte 
Mutterlauge sich zu Fällungen verwenden lässt. Das beim 
Zersetzen des Schwefelnatriums stets entstehende Aetz- 
natron beseitigt man leicht durch Zusatz einer kleinen 
Menge doppelt-kohlensauren Natrons beim Eindampfen. 


Sehr zu beachten ist dabei, dass die Lösung der 
rohen Soda möglichst verdünnt werde, bevor Schwefel- 
wasserstoff durchgeleitet wird, weil sich sonst mehr 
Schwefelnatrium bildet und die Lauge dann leicht bei 
der Zersetzung desselben durch Eisen etwas Eisen auf- 
nimmt, was bei gehöriger Verdünnung nicht der Fall ist. 
 (Polyt. Centralh.) Bkb. 


w 
Verfahren der Gewinnung von reinem Kochsalz und 
von Chlorkalium aus den Salzmutterlaugen. 


Das auf den Salinen zur Anwendung kommende Ver- 
fahren, die Talkerde durch Kalkmilch niederzuschlagen 
und das entstehende Chlorcaleium durch Glaubersalz in 
Chlornatrium ° und schwefelsauren Kalk umzuwandeln, 
hat Sillo auf das hier zu beschreibende Verfahren 
geführt. 


Der mit gesättigter Salzlösung bereiteten Mutterlauge 
wird Kalkmilch zugesetzt, um die Talkerdesalze und 
besonders die schwefelsaure Talkerde (Chlormagnesium 
schadet bei dieser Operation nicht) zu zersetzen. Man 


270 Salpeterprobe. 


erhitzt dann bis zum Kochen, damit die Zersetzung voll- 
ständig stattfinde, lässt die Mischung in ein Bassin zum Ab- 
setzen des Niederschlages fliessen, wobei darauf zu achten 
ist, dass die Mutterlauge vor dem Vermischen. mit Kalk 
nicht mehr als 26 bis 270 zeigt. Aus der abgegossenen 
Lauge erhält man durch Abdampfen in der Art der ge- 
wöhnlichen Salzsoolen Kochsalz, dessen Reinigung in der 
Art erfolgt, dass, sobald das Chlorkalium beim Erkalten 
anfängt zu krystallisiren, das Versieden beendigt wird. 
Die kochend heisse Flüssigkeit kommt nun in Kry- 
. stallisirgefässe in welchen sich zunächst das suspendirte 

Kochsalz niederschlägt. In Folge des stärkeren Erkal- 
tens entstehen nachher kleine Krystalle von Kochsalz und 
Chlorkalium. Ist die Temperatur der Flüssigkeit auf 
60 bis 700C. gesunken, so lässt man die nun ganz klare 
Lauge in andere Gefässe fliessen, in denen das Chlorkalium 
‚beim Erkalten krystallisirt. 


Die letzte Mutterlauge wird mit einer neuen Portion 
 gereinigter Salzmutterlauge und den in den ersten Kry- 
stallisirgefässen gebildeten unreinen Krystallen wieder in 
die Pfanne gegeben, versiedet, krystallisirt, und so fort, bis 
‘endlich die letzte Mutterlauge zu viel Chlormagnesium 
enthält, um wieder mit versiedet werden zu können. 


Die Chlorkaliumkrystalle reinigt man durch Abtropfen 
möglichst von dem anhängenden Chlormagnesium. Das 
Kochsalz dagegen - bringt man in konische Fässer, die 
unten eine durch einen Stöpsel verschlossene Oeffnung 
haben, giesst warme Mutterlauge darauf, welche beim 
Eindringen in die Masse das Chlormagnesium mit fort- 
Wi und nach Entfernung des Stöpsels abfliesst. Zwei 
oder drei Mischungen genügen zur Reinigung des Salzes. 
(Brevets d’invent. T. 37. — FPolyt. Centralbl. 1862. Lief. 2. 
©. 150.) Bkb. 


Salpeterprobe von F. Reich. 


Der Salpeter wird in einem bedeckten Platintiegel 
bei möglichst niedriger Temperatur eingeschmolzen. Der 
Gewichtsverlust giebt den Feuchtigkeitsgehalt. Nach 
wiederholtem Einschmelzen giesst man in ein erwärmtes 
Porcellanschälchen aus und pulvert die geschmolzene . 
Masse nach dem Erkalten. 

In den gereinigten Platintiegel bringt man nun 
2— 3 Grm. feines Quarzpulver, glüht und bestimmt das 
Gewicht desselben. Dazu bringt man etwa 0,5Grm. des _ 


Neuer Cement. Be. 


geschmolzen gewesenen Salpeterpulvers und glüht das Ge- 
menge eine halbe Stunde lang bei schwacher Rothglüh- 
hitze. Der Gewichtsverlust ist die gesuchte Menge Sal- 
petersäure. Ist dieser —= d, so hatte man 

1,874. d salpetersaures Kali, oder 

1,574 .d salpetersaures Natron; 
hat man aber n Gewichtstheile von dem Salpeter abge- 
wogen, so entspricht derselbe 


d 
187,4 —_ Froe. salpetersaurem Kali, oder 


d 
157,4 ur Proc. salpetersaurem Natron. 


Schwefelsaure Salze und Chlorverbindungen werden 
bei schwacher Rothglühhitze nicht zersetzt; erhitzt man 
aber stärker, so kann sich Chlornatrium verflüchtigen. 
(Berg- u. Hüttenm. Ztg. — Polyt. Centralbl.) 


Neuer Cement. 


In England wird von einem Cement viel Gebrauch 
gemacht, den Herr P. Spence von Manchester aus dem 
Gaskalk und den Rückständen der Fabrikation von schwe- 
felsaurer Thonerde anfertigt. Beide werden gepulvert 
und im Verhältniss von 2:1 genau gemischt, dann mit 
einer Lösung von Zinkvitriol (1 Theil Zinkvitriol und 
41/, Theile Wasser) angemacht, und mit der Hand in 
Ziegeln geformt, die man trocknet und in einen Kalkofen 
bei gelinder Hitze brennt. Man zerschlägt sie alsdann in 


‘- Stücke, die man in gut schliessenden Tonnen aufbewahrt. 


Indem man sie fein mahlt, erhält man ein graugelbes Pulver, 
das einen ausgezeichneten Cement abgiebt. Es scheint, 
als ob die feinvertheilte Kieselsäure, die beim Behandeln 
des Thons mit concentrirter Schwefelsäure zurückbleibt, 
das gebildete Schwefelcalcium und den kohlensauren Kalk 
des Gaskalks zersetze und so den Cement bilde. Die 
Beimischung von Zinkoxyd verhindert die Flechtenbil- 
dung auf dem Cement. (Cosmos. Polyt. Journ. Gemeinn. 
Wochenschrift. Nr. 1.) | 


——— 


272 


III. Literatur und Kritik. 


Anleitung zum Bestimmen der vorzüglichsten essbaren 
Schwämme Deutschlands für Haus und Schule, von 
August Sollmann. Mit mehr als 150 Abbildun- 
gen. Hildburghausen, Kesselring’sche Hofbuchhand- 
lung. 1862. In 8vo. VIII u. 84 S. 48 Tafeln. 


Im Gegensatz zu dem von uns in d. Bl. besprochenen Ebbing- 
haus’schen Pilzwerke, dessen nun erschienene weitere Lieferungen 
. (I--VI.) nur Abbildungen enthaltend, in unserm ungünstigen Ur- 
theile über dasselbe nichts zu ändern vermögen, können wir vor- 
liegendes kleine Buch den Herren Pharmaceuten, welche sich mit 
Mykologie zu beschäftigen gesonnen sind, bestens empfehlen. Wir 
können zwar die Nachsicht, welehe Verf. für die lithographirten 
Abbildungen in Anspruch nimmt, weil er, um das Werkchen wohl- 
feiler zu machen, die Uebertragung auf Stein selbst besorgt habe, 
ihm nicht zu Theil werden lassen, und müssen die Tafeln, welche 
zum Theil Original-Abbildungen, zum Theil Copien nach Büch- 
ner, Ficinus, Krombholz, Lenz‘, Nees v. Esenbeck, Oken, 
Rabenhorst, Schäffer und Staude enthalten, als keineswegs 
untadelhaft bezeichnen. Aber dem, gegenüber erscheint dasjenige, 
was Verf. als die Hauptaufgabe seines Buches hinstellt, dem An- 
fänger eine sicher leitende Anweisung zur Bestimmung nach ana- 
lytischer Methode in die Hand zu liefern, erreicht. Es entspricht 
durchaus unsern Ansichten, dass Verf. in den Tabellen zur Bestim- 
ınung der Arten nur die essbaren Species namhaft macht, 
‘ohne sich bei den übrigen darum zu kümmern, ob sie von irgend 
gr Autor als verdächtig oder giftig figuriren, oder überhaupt 

r wegen ihrer Consistenz u. s. w. ungeniessbar sind. Bei der 
Auswahl der aufzunehmenden Schwämme ist sehr richtig nicht 
bloss der Wohlgeschmack der einzelnen Species, sondern ihr mas- 
senhaftes Auftreten und die Anwesenheit untrüglicher Kriterien 
insbesondere maassgebend gewesen. Der Erleichterung halber sind 
die Pilze in möglichst wenigen Gattungen vertheilt, und z. B. die 
Polypori, Fistulina dem Genus Boletus eingeordnet. Die Gattung 
Agaricus ist nicht nach den Farbenunterschieden und mikroskopi- 
schen Merkmalen der Sporen, welche übrigens angeführt werden, 
eingetheilt: Cantharellus ist‘ davon getrennt. Sehr zweckmässig fin- 
det sich in dem Buche ein Abschnitt über die Zubereitung und 
Aufbewahrung der Speiseschwämme, in welchem die Recepte der 
Hausfrau sehr willkommen sein werden. Bei den einzelnen Pil- 
zen ist auf die für ihre Zubereitung besonders passenden Koch- 
formeln verwiesen. In dem bemerkten Abschnitte ist auch die 
Bereitung von Soja aus Pilzen hervorgehoben, welche bei uns 
noch sehr vernachlässigt wird. Die Volksnamen der verschiedenen 
‘Schwämme sind bei diesen ziemlich regelmässig aufgeführt. Die 


Literatur. 273 


Erklärung der Kunstausdrücke ist in den Text eingeschaltet, nicht 
in einem besonderen Abschnitte behandeit. | 
Göttingen. Dr. Th. Husemann. 


Flora von Nord- und Mitteldeutschland. Zum Gebrauche 
auf Excursionen, in Schulen und zum Selbstunter- 
"richt; bearbeitet von Dr. August Garke, Custos 
am Königl. Herbarium in Berlin und Mitglied vieler 
gelehrten Gesellschaften. Sechste verbesserte Auflage. 
Berlin, im Verlage von Wiegandt u. Hampel. 1863. 


- Wenn ein systematisch-botanisches Buch, wie die Flora von 
Nord- und Mitteldeutschland, bereits die sechste Auflage erlebt hat, 
so sind seine wissenschaftlichen und praktischen Eigenschaften an- 
erkannt; das Werkchen hat, wie man zu sagen pflegt, die Feuer- 
und Wasserprobe ausgehalten, und das botanische Publicum hat 
somit seine Anerkennung in eclatanter Weise constatirt. Diese 
grossartige Betheiligung ist zugleich ein erfreulicher Beweis, dass 
in unserem Vaterlande die Liebe zu dieser Wissenschaft, welche 
Geist und Körper stärkt, nicht abgenommen, sondern im Gegen- 
theil immer mehr Freunde angezogen hat, und dem Verf. gebührt 
der Dank, die Bearbeitung eines Werkchens übernommen zu haben, 
welches allgemein befriedigte und nicht zu grosse Kosten ver- 
ursachte. 

Im Jahre 1858 veröffentlichte ich in diesem Archiv meine Be- 
richtigungen und Bemerkungen zu der 4ten Auflage dieser Flora, 
mit besonderer Berücksichtigung der darin besprochenen botani- 
schen Verhältnisse der preussischen Rheinprovinz, und sah nun in 
der 6ten Auflage (da mir die öte Auflage nicht zu Handen gekom- 
men ist) zu meiner Befriedigung, dass der Verf. mit diesen meinen 
Ansichten meistens einverstanden war und solche in der 6ten Auflage 
adoptirt hatte. Im Interesse der Sache erlaube ich mir auch für 
die 6te Auflage des Buches in der früher begonnenen Art mit 
einigen Berichtigungen und Bemerkungen fortzusetzen, um das 
Werkechen auch für unsere Gegend noch brauchbarer zu machen. 

Die 6te Auflage hat in Anordnung und Beschreibung gegen 


die 4te Auflage im Wesentlichen keine bedeutenden Veränderun- 


gen erfahren, obwohl viele Familiennamen eine andere Schreibart 
erhalten, z.B. Berberideen Vent. nennt der Verf. jetzt Berberida- 
ceen Vent., Cistineen Dunal jetzt Cistaceen Dunal, Sileneen De C. 
jetzt Silenaceen DÜC., Hypericineen DC. jetzt Hypericaceen DC., 
Celastrineen R.Br. jetzt Celastraceen R.Br., Pomaceen Lindl. jetzt 
Pomarien Lindl., Potameen Juss. jetzt Potamien Juss., Aroideen 
Juss. jetzt Araceen Juss. etc. ’ 

Manche Namen von Gattungen und Arten sind ebenfalls in 
der 6ten Auflage umgeändert worden, wie u. a. Rhamnus Fran- 
gula L. in Frangula Alnus Mill. Helianthemum vulgare Gärtn. in 
H. Chamaeecistus Mill. u.s.w. Obschon in der 6ten Auflage meh- 
rere im Gebiete später aufgefundene Pflanzen beschrieben sind, 
welche in der 4ten Auflage nicht vorhanden waren, so haben auch 
manche andere wieder das Bürgerrecht verloren und die Zahl der 
Gattungen und Arten in den beiden Auflagen hat sich dadurch 
nur unbedeutend verändert; viele neue Fundorte sind hinzugekom- 
men, aber auch mancher unsichere Standort ist wieder mit Recht 
gestrichen worden. 


Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 3.Hft. 18 


274 | ' Literatur. 


Nachstehende Bemerkungen scheinen mir der ferneren Berück- 


sichtigung nicht unwerth. ale a | 
Aruncus L. (Spiraea L.) ist aus der XII. Cl. in die XXII. 
Classe übergegangen. 

13. Scabiosa L. Es lässt sich nicht einsehen, aus welchem 
Grunde der Verf. von der Diagnose der 4ten Auflage abgewichen, 
den Blumenboden von Scabiosa deckblätterig (bracteatus), statt 
wie es überall in der botanischen Kunstsprache üblich, spreublät- 
terig (paleaceus) zu nennen, da doch in der Definition eines 
Deckblattes ein wesentlicher Unterschied besteht von der eines 
Spreublattes, und halte es deswegen auch nicht für richtig, die 
' Spreublättehen auf dem Blüthenboden als Deckblätter zu bezeichnen. 

Pag. 8. Batrachium confusum Grke. Ranunculus tripartitus 
Nolte. R. Petiveri ec. minor Koch syn. muss als rheinische Pflanze 
aufgenommen werden, indem dieselbe von Hrn. Collegen Herrn- 
kohl in der Gegend von Cleve aufgefunden ist. 

Pag. 18. Nuphar intermedium Ledeb. ist für die deutsche Flor 
neu und wächst in Ostpreussen in dem Gehlweider See bei Goldapp 
und im Samlande. DE > 

. Pag. 21. Corydalis intermedia Mer. (C. fabacea' Pers.) hat Dr. 
rd für die Rheinprovinz in der Eifel bei der Nyrburg ent- 
deckt. ; 

Pag. 22. Fumaria parviflora Lamk. Diese Pflanze wächst auch 
im Moselthale oberhalb Igel bei Trier. 

Pag. 32. Sisymbrium Loeselii L. Es wäre bezeichnender für 
die Standorte in der Rheinprovinz: Burg Rheinstein am Rhein 
unterhalb Bingen und Burg Cobern an der Mosel oberhalb Cob- 
lenz zu nennen. 

Pag. 33. Sisymbrium strietissimum L. Diese Pflanze findet sich 
nicht allein bei Hanau, sondern auch zerstreut im Rheinthale bis 
unterhalb Bingen. 

Pag. 34. Erysimum hieracifolium L. (E. strietum Fl. Wett.) 


wächst nicht allein bis Mainz und am Niederrhein, sondern durch 


das ganze Rheinthal bis Coblenz, Cöln ete., dann zerstreut im 
Nahe- und Moselthale. | 

Pag. 39. Diplotaxis viminea DC. habe ich schon 1824 am 
Main, gegen Hanau über, aufgenommen. | 

Pag. 41. Alyssum campestre L. soll nach Tinant Fl. Luxemb. 
auch bei Perl an der Obermosel vorkommen. 


Pag. 48. Calepina Corvini Desv. findet sich auch am Maarhof 


bei Müngersdorf in der Flora von Cöln. 

Pag. 52. Viola seiaphila Koch. am Rabenfelsen in Schlesien, 
ist eine neue Zugabe für die 6te Auflage. 

Pag. 61. Dianthus Caesius Sm. kommt nicht allein am Nie- 


_ derrhein, sondern auch am Mittelrhein bei St. Goar und im Mosel- 


thale bei Trier vor. 


Pag. 66. Melandryum dubium Hampe, bei Blankenburg am 


Harze, ist neu. 

Pag. 68. Spergula pentandra L. wächst auch in der Gegend 
von Saarbrücken. 

Pag. 69. Spergularia marina Grke. kommt in der Rheinpro- 
vinz an den Salinen von Kreuznach, Münster am Stein und auf 
den sumpfigen salzhaltigen Wiesen von Emmersweiler bei Saar- 
brücken vor. 


Pag. 82. Hypericum Elodes L. findet sich auch am Nieder- 


rhein bei Wesel und Goch. 


Literatur. 275 


..Pag. 115. Spiraea Aruncus L. ist jetzt Arumeus sylvester Koste- 
detzki und Spiraea ulmaria L. Ulmaria pentapetala Gilib. . 

Pag. 128. Fragaria elatior Ehrh. ist Frag. moschata Duchesne 
und F. collina Ehr), Fr, viridis Duchesne. | 

Pag. 134. Agrimonia pilosa Ledeb., bei Rastenburg in Ost- 

“ preussen, ist neu für die deutsche Flor, 

Pag. 137. Rosa pomifera Herrm. findet sich auch zerstreut 
im Saar- und Moselthale, wie auch in der Gegend von Eupen. 

Pag. 152. Herniaria incana Lamk., eine südliche und südöst- 
liche Pflanze; dass diese auf der Mainspitze wachsen soll, ist mir 
nicht bekannt und mir auch nicht wahrscheinlich. Da auch weder 
Dr. Wirtgen in seiner rheinischen Reiseflora, noch Fuckel in 
seiner Flora von Nassau etwas davon erwähnen, so scheint mir die 
Sache wohl auf einer Verwechselung der Herniaria hirsuta zu 
beruhen. 

Pag. 159. Saxifraga elatior M. et Koch. ist nach der 6. Auf- 
lage am Kessel des Gesenkes im Riesengebirge aufgefunden wor- 
den; dagegen ist die $. umbrosa L., welche an dem in der 4. Auf- 
lage angegebenen Standorte nicht wächst, gestrichen worden. 

Pag. 164. Heloseiadium repens Koch wurde in jüngster Zeit 
vom Collegen Herrnkohl in der Umgegend von Cleve aufgefunden. 

Pag. 181. Chaerophyllum aureum L. kommt auch hin und 
wieder im Nahethale vor. 

Pag. 191. Valeriana Phu L. Der Standort dieser Pflanze auf 
dem Hundsrücken ist sehr fraglich, und wenn dieselbe bei Caste- 
laun auch gefunden worden ist, so kann sie wohl nur als verwil- 
dert angesehen und ein Gartenflüchtling gewesen sein. 

Pag. 196. Petasitis alba Gärtn. Herr Eigenbrodt in Trier 
fand nach dem Zeugniss von Dr. Wirtgen diese im ganzen west- 
lichen Deutschland nock unbekannte Pflanze bei Olsheim im Reg.- 
Bezirk Trier. 

Pag. 198. Aster salicifolius Scholler kommt auch stellenweise, 
wenn auch zerstreut und selten, im Rhein- und Moselthale vor. 

. Pag. 225. Cirsium oleraceo-arvense Nägeli (C. Reichenbachia- 
num Löhr Enumeratio p. 364) wurde von Dr. Wirtgen für die 
Rheinprovinz in der Eifel bei Müllenborn im Oosthale aufgefunden. 

Pag. 250. Hieracium Caesium Fr. wurde auch bei Nieder- 
mendig unweit Andernach im Rheinthale entdeckt. 

Pag. 266. Ramischia secunda Grke. Wenn man den Namen 
nach Opitz verändern wollte, so konnte auch die ursprüngliche 
DEHERBUNG Ramischia secundiflora Opitz unbedenklich beibehalten 
werden. 

Pag. 269. Gentiana lutea L. Dass diese Hochgebirgspflanze 
in der Rheinprovinz bei Calcar wachsen soll, beruht ganz gewiss 
auf einem Irrthum; denn ausser dem hohen Schwarzwalde und den 
Vogesen wächst sie rheinabwärts nicht: auch wird sie weder von 
.dem eifrigen Forscher Freund Herrnkohl in Cleve, noch von 
Dr. Wirtgen erwähnt. 

Pag. 275. Lappula deflexa Wahlndb. Der Fundort bei Birken- 
feld kann nur durch ein Versehen in meine Enumeratio gekommen 
sein, da auch die Pflanze noch nirgends in der Rheingegend be- 
obachtet worden ist. 

Pag. 288. Scrophularia Neesii Wirtgen hat der Verf. in der 
6ten Auflage als Var. ß Nesii Wirtg. bei Sc. Ehrharti Steven un- 
tergebracht. 

Pag. 330. Littorella lacustris L. Bei dieser Pflanze sind die 


276 Literatur. 


Fundorte in der Rheinprovinz nicht angegeben; sie kommt sowohl 
im Pulvermaar in der Eifel, wie auch am Unterrhein im Schwarz- 
wasser bei Wesel vor. ER 

Pag. 332. Amaranthus retroflexus L. habe ich auch bei Cöln 
aufgefunden, wie aus meiner Flora von Cöln zu ersehen ist. 

Pag. 363. Betula alba L. ist als Art wieder vorgezogen und 
B. verrucosa Ehrh. als Synonym beigegeben. — B. pubescens Ehrh. 
haben als Syponym erhalten B. odorata Bechst., B. dubia Wender., 
B. ambigqua Hampe, B. davurica Pallas und als Var. ß. B. carpa- 
tica Wild. 

Pag. 364. Alnus autumnalis Hartig ist als Art wieder einge- 
zogen und bei A. incana DC. als Var. ß. autumnalis Hartig unter- 
gebracht. 

Pag. 368. Potamogeton pölygonifolius Pourr. wächst für die 
Rheinprovinz auch bei Cleve. 

Pag. 388. Cypripedium Calceolus L. Die Fundorte in der 
Rheinpprovinz sind nicht angegeben, man findet sie u. a. bei Cob- 
lenz, Linz, Remagen oft in Menge und in der Eifel bei Birres- 
born u.s. w. 

Pag. 417. Juncus Gerardi Loisl. Diese Pflanze gaben schon 
Ziz, Döll und Fr. Schultz im Nahethale an den Salinen von 
Kreuznach und Münster am Stein an, und ich habe dieselbe im 
Jahre 1844 in meiner Flora von Trier als dort vorkommend be- 
schrieben. 

Pag. 388. Crocus vernus L. Nach meiner Ansicht wächst diese 
Pflanze in der Rheinprovinz nicht wild, und wenn dieselbe auch 
bei Mörs gefunden worden ist, so kann sie nur als Gartenflücht- 
ling und verwildert angesehen werden. 

Pag. 425. Carex Buxbaumii Wahlnb. muss unbedingt für Bens- 
berg gestrichen werden, da sie dort nicht mehr gefunden worden ist. 

Pag. 430. Carex Michelii Host. bei Lobositz in Böhmen; ist 
für die Flora von Nord- und Mitteldeutschland neu. 

Pag. 431. Carex laevigata Sm. habe ich auch in der Gegend 
von Mühlheim am Öhlichsweiher bei Schildgen, wie meine Flora 
von Cöln ausweiset, aufgefunden. 

Pag. 434. Tragus racemosa Desf. ist immer noch für die Rhein- 
provinz eine sehr fragliche Pflanze und scheint wohl auf einer 
Verwechselung zu beruhen, da auch kein rheinischer Botaniker 
ihrer erwähnt. 

Pag. 437. Alopecurus arundinacea Poir. A. ruthenica Weinm. 
A. nigricans Hornem. ist nach der 6ten Auflage bei Dresden und 
Greifswalde aufgefunden worden, und der in der 4ten Ausgabe 
angeführte Standort bei Reichenbach in Schlesien und am Greifs- 
walder Wallgraben wird auf A. pratensis-geniculatus Wichura (A. 
hybrida Wimmer) übertragen. 
| Pag. 440. Leersia oryzoides Sw. führt jetzt den Namen Oryza 

clandestina Al. Br. 

Pag. 443. Ammophila arenaria Link wächst auf der Afferder 
Haide bei Cleve, von Herrnkohl mitgetheilt. 

Pag. 445. Aira uliginosa Weihe, jetzt A. discolor Thuill., ist 
auch bei Cleve und Goch aufgefunden worden. | 

Schliesslich enthält auch diese neue Auflage (die gefässfüh- 
renden Acotylen) kryptogamische Gefässpflanzen und ein vollstän- 
dig ausgeführtes Register. ER 

| Dr. M. J. Löhr. 


277 


Bibliographischer Anzeiger für Pharmaceuten, 
1863. No. 3. 


Aichhorn, Prof. Dr. Sigm., Einleitung in das Studium der Natur- 
geschichte. Für Anfänger bearb. 3. unveränd. Aufl. gr. 16. 
(56 8.) Gratz 1862, Damian u. Sorge. geh. n. 1/3 „$. 

Beer, J.G., Beiträge zur Morphologie u. Biologie der Familie der 
Orchideen. Fol. (VIII u. 44 S. mit eingedr. Holzschn. u. 12 
Steintafeln) Wien, Gerold’s Sohn. cart. n. 10 ‚. 

Bibliotheca historico-naturalis, physico-chemica et mathematica. 
Herausg. v. Ernst A. Zuchold. 12. Jahrg. 1862. 2. Heft. Juli 
bis December. gr. 8. (S.75—1%.) Ebd. n. !/z »£. 

Bronn, Prof. Dr. H. G., die Classen und Ordnungen des Thier- 

°  reichs. 3.Bd. Weichthiere (Malacozoa). 24—25. Lief. Lex.-8. 
(S. 785— 832 mit 7 Steintaf., 8 Bl. Erklärungen und eingedr. 
Holzschn.) Leipzig, C. F. Winter. geh. & n. 1% »$. (I—UL 
25. n. 20 „PB 24 sgr.) 

Bursy, Hugo, über den Einfluss einiger Salze auf die Kıystalli- 
sation des Blutes. Inaugur.-Dissert. gr. 8. (68 S.) Dorpat, 
Glässer’s Verl.) geh. baar n. 12 sgr. 

Christern, Wilh., systematischer Grundriss der Naturwissenschaft. 
2. Abth. Die organische Natur. br. 8. (IV u.2288.) Altona, 
Verlagsbüreau. geh. a 3/4 $. 

Dietrich, Dr. Dav., Deutschlands kryptogam. Gewächse in Abbild. 
2. Aufl. 1. Bd. gr. 4. 4—8. Heft. (50 col. Kupftaf.) Jena, 
Suckow. än. 18 sgr. : 

Ebbinghaus, Dr. Jul., die Pilze u. Schwämme Deufschlands. Tte 
u. 8. (Schluss-) Lief. gr. 4. (8 Kupftaf.) Leipzig, Baensch’s 
Verl. & Ag BP. 

Fischer, Prof. Dr. L., Taschenbuch der Flora von Bern. System. 
Uebersicht der in der Gegend von Bern wildwachs. u. allgem. 
cultivirten Phanerogamen u. Gefässkryptogamen. 2. Aufl. mit 
1 nn 8 (XXVIN u. 2438.) Bern, Huber & Comp. geh. 
n. 11/3 2. 

— hin der Phanerogamen u. Gefässkryptogamen des Ber- 
ner Oberlandes und der Umgebungen von Thun. 8. (128 S.) 
Bern 1862, Dolp. geh. n. 12 sgr. 

Flora von Deutschland. Herausg. v. Dir. Prof. Dr. F. L. v. Schlech- 
tendal, Prof. Dr. L. E. Langethal u. Dr. E. Schenk. XIX. Bd. 
9.u.10. Lief. Mit 20 col. Kupftaf. 8. (40 S.) Jena, Mauke. 
geh. an. l/z PD. 

— dieselbe. 3. Aufl. XVII. Bd. 13—16. Lief. Mit 32 col. Kpftf. 
8. (72 8.) Ebd. geh. 3 n. 1/3 ,£. 

— dieselbe. 4. Aufl. XIII. Bd. 5—8. Heft. Mit 32 col. Kpftf. 8. 
(64 8.) Ebd. geh. & n. 1/z 2. ® 

Garke, Dr. Aug., Flora von Nord- u. Mitteldeutschland. 6. verb. 
(VII u. 516 S.) Berlin, Wiegandt u. Hempel. geh. 
n. 1». 


978 Bibliographischer Anzeiger. 


Gerding, Dr. Th., Taschenlexikon der Chemie und der damit 
verbundenen Operationen. 4. Lief. br. 8. (8-337—448.) Leip- 
zig, Baumgärtner. geh. & 1a $. 

Glasl, Prof. Carl, Excursionsbuch od. Anleitung, alle Körper der 
drei Naturreiche zu sammeln, zuzubereiten, in Sammlungen 
aufzustellen u. zu erhalten. gr. 8. (VIII u.142S. mit eingedr. 
Holzschn.) Wien, Braumüller. geh. n. 43 $. u... 

Hagen, Dr. Rich., die seit 1830 in die Therapie eingeführten Arz- 
neistoffe und deren Bereitungsweisen. Auf Grundlage d. gekr. 
Preisschrift des Dr. V. Guibert.- 11. Lieferung. Lex.-3. (XIX. 
S. 785— 860.) Leipzig, Kollmann. geh. n. 1/3.$. (compl.. Sub- 
seript.-Preis n. 5l/; 38; Ladenpr. n. 6 ‚$. 


Hager, Dr. Herm., Commentar zu der 7. Ausg. der Pharmacopoea 
borussica, mit besond. Berücksichtig. der neuesten Pharmako- 
pöen des Königr. Hannover u. des Kurfürstenth. Hessen. 2. Heft. 
gr. 8. (S. 113—224 mit eingedr. Holzschn.) Lissa, Günther’s 
Verlag. & I $. 

Handwörterbuch der reinen u. angewandten Chemie. Bearb. 
in Verbindung mit mehr. Gelehrten u. red. von Dr. H. v. Feh- 
ling und Dr. H. Kolbe, Prof. Mit zahlr. in den Text gedr: 
Holzschn. 8. Bd. 5. u. 6. Lief. (In der Reihe die 51. u. 52. 
Lief.) gr. 8. (S. 465 — 768.) Braunschweig; Vieweg u. Sohn. 
geh. ä Lief. n. 2/3 .$. 

Hedwigia. Ein Notizblatt für kryptogamische Studien. Redact.: 
L. Rabenhorst. No. 8—11. gr. 8. (S.41—76.) Dresden 1860 
— 62, am Ende. baar An. 1/3 „2. 

— dasselbe. No. 12. gr.8. (S. 77—92.) Dresden, Burdach. 1/4 »$. 

Hirsch, B., vergleichende Uebersicht zwischen der 6. u. 7. Ausg. 
der Preuss. Pharmakopöe. Lex.-8. (VIII u. 223 8.) Berlin, 
Decker. geh. 11/, .$. 

Horaninow, Prof. Paul, Prodromus monographiae Seitaminearum 
additis nonnullis de Phytographia de Monoeotyleis et Orchi- 
deis. Cum tabul. IV. lith. gr. Fol. (45 8.) Petropoli 1862. 
Leipzig, Voss. geh. ä&n.3 ,$. 


Hullmann, Lehr. Carl, das Grundgesetz der Materie. Ein Bei- 
trag zur Erweiterung der rationellen Physik. 8 (IV u. 91 8. 
mit eingedr. Holzschn.) Oldenburg, Stalling’s Verl. geh. n. 1/3 .$. 


Jacobsen, Dr. Emil, chemisch-technisches Repertorium. Jahrg. 
1862. 2. Halbjahr. gr. 8 (XII u. 112 8.) Berlin, Gärtner. 
geh. n. 1/, .$. (compl. 27 sgr.) Re 

Irmisch, Thilo, Beiträge zur vergleich. Morphologie der Pflanzen. 

'  2.—4. Abth. mit 10 lith. Taf. Abbild. Imp.-4. (137 S.) Halle 
1856 — 63, Schmidt’s Verl. geh. n. 5l/g 2. 


Kabsch, W., über die Löslichkeit des Stärkemehls und sein Ver- 
halten zum polarisirten Lichte. gr. 8. (71 8.) Züsich 1862. 
geh. 18 sgr. | 

Karolyi, Ludw. v., die Verbrennungsproducte der Schiessbaum- 
wolle u. des Schiesspulvers, erzeugt unter Umständen, welche 
analog jenen der Praxis sind. Mit 1 lith. Taf. -Lex.-8. (188.) 
Wien, Gerold’s Sohn. geh. n. 6 sgr. 

Kekule&, Prof. Dr. Aug., Lehrbuch der organ. Chemie oder der 
Chemie der Kohlenstoffverbindungen. 2. Bd, 1. Lief. Lex.-8. 
ie S.) Erlangen, Enke’s Verl. geh. n. 11,.$. (I-IL. 

. e 


_ Bibliographischer Anzeiger. | 279 


Kenngott, Prof. Dr. A., über die Meteoriten od. die meteorischen 

- - -Stein- oder Eisenmassen. Ein Vortrag. Lex.-8. (26 S.) Leip- 
zig, Engelmann. geh. 6 sgr. 

Kerner, A., das Pflanzenleben der Donauländer. gr.8. (XII u. 

- 868 $S.) Innsbruck, Wagner. geh.n. 2 ,$. 

Kolbenheyer, Carl, - Vorarbeiten zu einer Flora von Teschen u. 
Bielitz. ‘gr. 8 (36 8.) Wien 1862. (Teschen, Prochaska.) 
geh. n. n. 7 sgr. . 

Kützing, Prof. Dr. Frdr. Traug., Tabulae phycologicae od. Abbild. 
der Tange. 13. Bd. 1—5. Lief. (od. 121—125. Lief. des ganz. 
Werkes.) gr. 8. (50 Steintaf. mit 16 S. Text.) Nordhausen, 
Förstemann’s Verl. In Mappe & Lief. baar 1,$; col. & n. 2,8. 

Leonhardt, Prof. Dr. Gust., Grundzüge der Geognosie und Geo- 
logie. 2. verm. Aufl. Mit 130 eingedr. Holzschn. gr. 8. (XII 
u. 478 S.) Leipzig, C. F. Winter. geh. n. 2 ,$. 


Maly, Dr. Jos. Carl, systematische Beschreibung der in Oesterreich 
wildwachs. u. cultiv. Medicinalpflanzen. gr. 8. (XIIIu. 190 $.) 
Wien, Braumüller. geh. n. 24 sgr. x 

Mulder, Prof. Dr. G.J., die Chemie der Ackerkrume. Nach der 
holländ. Orig.-Ausg. deutsch bearb. von Dr. Joh. Müller. 15. 
(Schluss-) Heft. Lex.-8. (3. Bd. S.289— 394.) Berlin, akad. 
Buchhandl. An. !/g ‚$. 

Müller, Hofr. Prof. Dr. Joh., Lehrbuch der Physik u. Meteorologie. 
Theilweise nach. Pouillet's Lehrbuch der Physik selbstständig 
bearb. 6. Aufl. 1. Bd. 6—10. Lief. gr. 8. (XXL S. 513 — 
934. Schluss.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn. geh. & n. 15 ,$. 


Müller, Walther Otto, Flora der Reussischen Länder und deren 
nächster Umgebungen. (Phanerogamen.) 8. (XV u. 264 S$.) 
Gera, Kanitz. geh. n. 2/3 ‚$. 

Nägeli, Prof. Carl, Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik. 3. Heft. 
Mit 11 lith. Taf. Lex.-8. (IV u. 1988.) Leipzig, Engelmann. 
2. 3%3 ,$. (1-3. n. 9 $.) 

Notizen aus dem Gebiete der praktischen Pharmacie und deren 
Hülfswissenschaften. Herausg. v. H. Kühtze. Jahrg. 1863. 12 
Nummern. (B.) gr. 12. Crefeld, Schüller. n. 11/g »$ 


Peters, Dir. Prof. Wilh. C. H., Prof. Jul. Viet. Carus und Doe. 

. C,E. Ad. Gerstäcker, Handbuch der Zoologie. 2.Bd. Lex.-8. 
Leipzig, Engelmann. geh. n. 31/, $. 

Rammelsberg, Prof. Dr. C. F., Leitfaden für die quantitative 
chemische Analyse, besond. der Mineralien u. Hüttenproducte, 
durch Beispiele erläut. 2. verm. Aufl. gr. 8. (VII u. 323 S$.) 
Berlin, Lüderitz’s Verl. geh. 2 .$. 

Redslob, Dr. Jul., die Moose u. Flechten Deutschlands. 7. u. 8. 
(Schluss-) Lief. hoch 4. (8 Kupftaf. u. Text S.73—96.) Leip- 
zig, Baensch’s Verl. & I/5 £. 

Reichenbach, Hofr. Dir. Dr. H. G. L. u. Prof. Dr. Gust. Rei- 
chenbach, Deutschlands Flora mit höchst naturgetr. Abbild. 
No. 250— 253. gr.4. (40 Kupftaf. u. 16 S. Text in Lex.-8.) Leip- 
zig, Abel. & n. 5/5 „$; col. A n.. 11 $. 

— — dasselbe. Wohlf. Ausg.; halbcol. I. Ser. Heft 182 — 185. 
Lex..8. (40 Kupftaf. u. 168. Text.) Ebd. & n. 16 sgr. 

— — lIconographia botanica. Icones fiorae germanicae et helveti- 
cae simul terrarum adjacentium ergo mediae Europae. Tom. 
XXI. Dec. 1—4. gr. 4. (40 Kpftaf. mit 16 S. Text.) Ebd. A. 
nD. Ss $; col. & n. 1!/g S. 


. 280 Bibliographische Anzeiger... 

Reuss, Prof. Dr. Aug. Em., die Foraminiferen-Familie der Lapini- 
deen. Monographisch dargestellt. Mit 7 lith. Taf. Lex.-8. 
(36 S.) Wien, Gerold’s Sohn. geh. n. 2/3 $. u: 

Rivot, Prof. L. F, Handbuch der analytischen Mineralchemie. " 
Ins Deutsche übertr. u. mit Anmerk. versehen v. Ad. Remele. 
(In 4 Bdn.) 1. Bd. 1. Lief. Mit 1 Fig.-Taf. Lex.-8. (XVI 
u. 320 8.) Leipzig, Gieseke u. Devrient. geh.n.2 $. 

Schildknecht, Lehr. J., Führer durch die Flora von Freiburg. 
Mit einem Vorwort v. Prof. Dr. A. de Bary. 8. (XVIu. 206 8.) 
Freiburg im Br., Wagner. geh. n. 24 sgr. 

Sendner, Dr. H., die Normaldosen der Arzneimittel nach Unzen- 
und Grammen-Gewicht. gr. 16. (VII u. 230 8.) Lissa, Gün- 
ther’s Verl. geh. Ya 2. 

Stöckhardt, Hofr. Prof. Dr. Jul. Ad., die Schule der Chemie od. 
erster Unterricht in der Chemie, versinnlicht durch einfache 
Experimente. 13. verb. Aufl. Mit 268 in den Text gedr. Holz- 
schnitten u. 1 Farbentaf. 8. (XIV u. 715 S.) Braunschweig, 
Vieweg u. Sohn. geh. n. 2 „$. 

Walpers, Dr. Guil. Gerh., Annales botanices systematicae. Tom. VI. 
Auctore Dr. Car. Müller. Fasc. 4. gr. 8. (S.481—640.) Leip- 
zig, Abel. geh. n. 1 ,$ 6 gr. 

Werther, Prof. Dr. G., die unorganische Chemie, ein Grundriss 
für seine Vorlesungen. 2. umgearb. Aufl. gr.8. (XX u. 4998. 
mit eingedr. Holzschn.) Berlin, G. Reimer. geh. 21/; .$. 

Wiener, Dr. J., Compendium der Chemie für Mediciner u. Phar- 
maceuten, vorzüglich zur Repetition für die strengen Prüfun- 
gen. gr.8. (XVI u. 164 S.) Wien, Braumüller. geh.:n.1.$. 

Wigand, Dir. Prof. Dr.J. W.Alb., Lehrbuch der Pharmakognosie. 
Mit. 141 eingedr. Holzschn. gr. 8 (X u. 310 8.) Berlin, A. 
Hirschwald. geh, n. 12/3 $. 

Wüllner, Dir. Dr. Ad., Lehrbuch der Experimentalphysik, mit 
theilweiser Benutzung von Jomin’s Cours de physique de l’Ecole 
polytechnique. 1. Bd. 2. Abth. Optik. Lex.-8. (XIV. 8.600 
—1069 mit eingedr. Holzschn. u.2 Chromolith.) Leipzig, Teub- 
ner. geh. n. 2 „$ 12 sgr. (1.Bd. compl. n. 4 ‚B 28 gr.) 

Zeitschrift für analyt. Chemie. Herausg. v. Geh. Hofr. Prof. Dr. 
C. Remig. Fresenius. 2. Jahrg. 1863. 4. Heft. gr. 8. (1. Heft 
115 S. mit eingedr. Holzschn.) Wiesbaden, Kreidel’s Verlag. 


n.3 2. 
Mr. 


Berichtigung. 


Auf 8.170 des Augustheftes muss es statt Bebeerin heissen 
Berberin, und zwar Zeile 1-13 —14 und 25 von oben. 


DE Hofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke zu Hannover. 


ARCHIV 


PIHARMACHE 


Eine Zeitschrift 
des 


; allgemeinen deutschen Apotheker-Vereins. 


Abtheilung Hurddentschland. 


Herausgegeben 
von 


L. Bley und H. Ludwig. 


XIII. Jahrgang. RR 


ee een — ? 


HANNOVER. / 
Im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung. 


1863. 


* 


ARCHIV. 


HARMACI 


Zweite Reihe. OXVI. Band. 
Der ganzen Folge OLXVI. Band. 


Unter Mitwirkung der Herren 


Berg, Dümmer, Erlenmeyer, Feldhaus, Geiseler, Geuther, Harms, 
Hoyermann, Kemper, Kraut, Landerer, Löhr, Meurer, Rammelsberg, 
Schlienkamp, Stein, Wanklyn 


herausgegeben 


von 


IL. Bley ud H. Ludwig. 


Wailz’sches Vereinsjahr. 


HANNOVER. 
Im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung. 


1863. 


| Inhaltsanzeige. 


Erstes Heft. 


ST. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite 


Analysen von Fluss- und Quellwässern Thüringens; mitgetheilt 
von Prof. Dr. H. Ludwig in Jena (Fortsetzung) ........ 
Ueber die Einwirkung von salpetrigsaurem Kali auf salzsau- 
res Diäthylamin; von A. Geuther, Professor in Jena... 
Ueber das Verhalten des Kobaltsesquioxyds zu neutralem schwef- 
ligsauren Ammoniak, Kali und Natron; von Demselben.... 
Aus dem Laboratorium der polytechnischen Schule in Hanno- 
von BKarl Kraut. .....00000..000 a 
Ueber Bittermandelwasser; von Sigismund Feldhanus...... 
Weitere Notizen über das Melin und seine Umwandlung in 
Be VOR SW SEO Sn. 2 Da a RER 
Notiz über das natürliche Vorkommen des Paracarthamins.... 


II. Monatsbericht. 


Unterschied von Portland-Cement und gewöhnlichem hydrauli- 
schen Kalk S.69. — Verkieselung der Cemente 69. — Ein- 


kitten der Porcellanschalen 70. — Kitt für Serpentingefässe 


-70.— Weisse Glasur für Ofenkacheln 71. — Amalgamiren 
galvanischer Zinkelemente 71. — Metalle mit Aluminium 


oder dessen Legirungen zu überziehen 72. — Chemische. 


Hülfsmittel bei Bohrungen in Stahl 73. — Ueber den in- 
dischen Gussstahl (Wootz) 73. — Kobaltgelb 74. — Ver- 
fahren, Kupfer auf nassem Wege aus Erzen auszuziehen 74. 
— Darstellung des grünen Zinnobers 74. — Anwendung 
neutraler schwefligsaurer Salze bei der Zuckerfabrikation 75. 
— Anwendung. der schwefligen Säure bei der Zuckerfabri- 
kation 76. — Methode zur Klärung zuckerhaltiger Flüssig- 
keiten und Säfte und zur Wiederbelebung der in der Zucker- 
fabrikation benutzten Thierkohle 76. — Die Hoff’schen Malz- 
präparate 77. — Chemisches Verfahren, Getreidekörner zu 
enthülsen 78. — Ueber den umgeschlagenen Wein 78. — 
Gallussäure im Bündner Rothweine; Löslichkeit des Trau- 
benfarbstoffs 79. — Darstellung eines haltbaren Lackmus 


54 
68 


mi e | 


‚Präparates 80. — Chlorgehalt des schwehibchen Filtir Bi 
papiers 81. — Ueber Bereitung des Wachspapiers 8. 

Mittel zur Unterscheidung von Copal und Bernstein re 

' Bleichen des Schellacks 82. — Dammarharzbaum 82. — 
Siecatif zum Zinkanstrich 83. — Firniss für Eisen- und 
Stahlwaaren gegen Rost 83. — Ueber die Zufälle, welche k 
bei Anwendung. von Mennigkitt in Bleichereien ete. statt 
finden können 84. — Anstrich hölzerner Fussböden mitLein- 
ölfirniss 84. — Nachweisung von Mohnöl und andern trock- 
nenden Oelen in Mandelöl oder Olivenöl 86. — Verfahren, 

um Bienenwachs von Pflanzenwachs zu unterscheiden 86. — 
Einige Anwendungen des Paraffins 87. — Wiedergewin- 
nung der Alkalien und Säuren, welche in Mineralölfabriken 
zum Reinigen der Oele benutzt worden sind 88. — Baum- 
wollensamenöl 89. — Chinesische Mottentinetur 91. — Che-. 
mische Untersuchung der Lopezwurzel 91. — Chemische 
Untersuchung der Rinde von Atherosperma moschatum 9. 

— Saft der Frucht des Solanum Lycopersicum 92. — Che- 
mische Untersuchung der Rinde von Cedrela febrifuga 9. 

— Ueber die Gährung 94. — Ueber die Natur der Gase 3. 

— Ueber die Vorkeime der Charen %. 


— 


Zweites Heft. 


1. Physik, Chemie und praktische ‚Pharmacie. 


Untersuchungen über die einbasischen Säuren; von A. Geu- 


ther, Professor in Jena ......-.-.ssrnssssessnennunnnnsn 97 
Ueber Hexylverbindungen; von Erlenmeyer u. Wanklyn.. BZehkg 
Milchprüfung....4.-.. -- - sinne aian nn ale ehe ee ee Alle 125 


‚Ueber ein einfaches Verfahren. die Kuhmilch auf ihren Han- 
delswerth zu prüfen; von G. Hoyermann, Apotheker in 
Hoheneggelsen . i .. =... 2: nuuleonge nen. dampl see ne 127: 

Versuch einer Erklärung des Verhaltens der N beim : 
Verdünnen mit Wasser; von H. Drümmer, Stud. BRaHB. 


in Berlin... 2 RT FREE RE 137; 
Thallium als Begleiter von Cäsium und Rubidium in Mineral- 

WAREN... ee RR ee HN 138. 
Ueber das Marrubiin; von Ed. Harms in Stollhamm im Olden- 

burgischen.. ........leeeecseaen ne sn ae 141 


Seemuschel-Dünger der Granatguano-Fabrik in Varel; von 
Demselben: = 1.i:.4.s0. 00 u dh ba A Hays nennen 143 


Inhaltsanzeige. | ER vu 


X o ; Seite 
\nalyse der Asche von Artemisia maritima L.; von Dem- 

Belben........#e.s ernennen einen HAN E NET er 

\ufbewahrung des Chloroforms ..........sersssscnnessnenenn 145 


Jeber die Farben der Banknoten ....... ee Sara 145 


II. Monatsbericht. 


Jntersuchungen über den Luftgehalt der Wässer und Beobach- 
tungen über die Bedeutung der Kohlensäure, des Stick- 
stofs und Sauerstoffs in den süssen trinkbaren Wässern. 

_ Physikalische und chemische Eigenschaften derselben 8.148. 
— Ueber die trinkbaren Wässer 163. — Ueber die organi- 
schen Bestandtheile des Brunnenwassers 165. — Ueber die 
gegen Kesselstein anwendbaren Mittel 166. — Mittel zur 
Verhütung des Kesselsteinabsatzes 168. — Pouillet’s Pulver 
zur schnellen Bereitung von Schwefelwasser zum Getränk 
168. — Chemische Untersuchung der neuen Natronquelle 
zu Weilbach im Herzogthum Nassau 169. — Chemische 
Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen 171. — 
Soolquelle zu Egestorffshall 176. — Die Stahlquelle in Do- 
beran 176. — Chemische Untersuchung des Mineralwassers 
St. Achaz bei Wasserburg am Inn 177. — Das Mineral- 
wasser von Üzigelka in Ungarn 178. — Verhalten der 
schwefligen Säure 178. — Mittel, künstliche Färbungen 
des Johannisbeersyrups zu erkennen, und die Natur des 
unter diesem Namen verkauften Productes 178. — Fort- 
pflanzung der Infusionsthierchen 182. 


Be keraturöund- Kritik... 1.27 > EN EEE 184 
este 


Drittes Heft. 


I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. 


Ueber die dem Rose’schen Verfahren bei Nachweisung von 
Blutspuren vindieirte Bedeutung; von Dr. R. Kemper zu 
Bissendors ber Osnabrück... .......:.. adden ae Sisreitee 193 

Ueber Salicin im Harne; von Dr. X. Landerer............ 197 

Vorkommen von Saligenin im Biere; von Dr. H. Ludwig... 198 


ge 7 


wm | | Inhaltsanzeige. 


I. Naturgeschichte und Pharmakognosie. 


Ueber die Stammpflanze des Euphorbium.................. = 
Botanische Aphorismen von Dr. L. ....:....2cccae een case. 24 


III. Monatsbericht. 


heibische Analyse der Heilquelle und der Amazonenquelle 


des Kaiserbades zu Ofen in Ungarn 8.228. — Was Che- 
mikern begegnen kann 233. — Verfahren zur Bereitung 
des wässerigen Ammoniaks 233. — Zersetzung des Salmiaks 
beim Erhitzen 235. — Bildung von salpetrigsaurem Am- 


 moniak 236. — Vorkommen von Salpetersäure im Braun- 


stein 236. — Gewinnung von Salpetersäure 238. — Erzeu- 


- gung von Chlor 238. — Bleichen der Wäsche mit Chlor- 


kalk 239. — Maassanalytische Bestimmung der Schwefel- 
säure zu technischen Zwecken 239. — Darstellung des 


Phosphorsulfochlorids 240. — Quantitative Analyse eines 


gemengten Kali- und Ammoniakalauns 240. — Kalium- 
und Natriumhyperoxyd 241. — Zur Kenntniss der Stass- 
furter Abraumsalze 244. — Ueber die Fabrikation der 
kaustischen Soda 247. — Bereitung reiner kaustischer Soda 


r Seite. 

Ueber die chemische Natur des Roheisens au die Beier 
phie der Metalle in ihren isomorphen Mischungen; von 
‚Rammelsberg:.....:....00 002.220 AUS 


im Grossen 248. — Ueber die chemischen Processe bei der 


Sodabereitung 248. — Zersetzungsweise des Steinsalzes 249. — 


Schnell ausführbare Bestimmung der löslichen Schwefell- 


metalie in der rohen Soda 250. — Schnelle Bestimmung der 
in rohber Soda eingeschlossenen löslichen Sulfüre 250. — 
Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen 251. — 
Thallium 253. — Verbindungen des Thallions mit. organi- 
schen Säuren 256. — Thallium im Tellur 258.— Vorkom- 
men von Rubidium in gewissen, Pflanzen 259. — Bildung 
des Nilschlammes 260. — Kieselsäure 262. — Meteorit von 


Alessandria 263. — Physiologische Wirkung der Thallium- 


salze 263. 


IV. Literatur und Kritik... 222.2 EEE U OR 
Bibliographischer Anzeiger ...........rsrr.02.. N 
Besichtigung‘... 2... 2 AN 
General-Rechnung des Apotheker- "Verein in Ma, 


dentachland:i:: :.... masse } 


Register über Band 113, 114, 115 dad 116 der zwei-. 


ten Reihe des Archive ee A 


et 


29 


- ARCHN DER. PHARHACR. 


CLXV]. Bandes erstes Heft. 


E Physik, Chemie und praktische 
Pharmaeie. 


en von Fluss- und Quellwässern Thüringens; 


mitgetheilt von 


Prof. Dr. H. Ludwig in Jena. 
(Fortsetzung und Schluss aus Bd. CLXV. Hft.3. pag. 213.) 


6, Analyse zweier Quellwässer vom Frauenberge 
bei Sondershausen, | 


Auf Veranlassung des Herrn Geheimen Medicinalrath 
Dr. vonBloedau und des Herrn Rath Hirschberg in 
Sondershausen wurden diese Wässer von mir einer Analyse 
unterworfen. Der letztere theilte mir über diese Quellen Fol- 
gendes mit: „Am nördlichen Abhange des Frauenbergs, am 
Fusse eines dort befindlichen Bergsturzes, entspringt aus 
einem aus Muschelkalk und Gyps hauptsächlich beste- 
henden Untergrunde eine von Saalweiden und halbmannsho- 
hem Equisetum umgebene Quelle, deren Gehalt kürzlich (der 
Brief ist vom 4. December 1855) von Herrn Hof-Apotheker 
Richardt hier, meinem Geschäftsnachfolger, analysirt, wie 
folgt ermittelt wurde. Nach Herrn Richardt enthält 
1 Pfund des Quellwassers vom Frauenberge: 


Kieselerde ...... RT: 8,430 Gran 
Schwefelsauren Kalk ...... 2,108 4% 

Belarcaletum ....... uns 1,007 , 
 Kieselsaures Kali ......... 1,082 „ 
Kohlensauren Kalk ....... BE 1 ©: SR 


16,035 Gran 
Herr von Bloedau, über den grossen Kieselerdegehalt 
ebenso erstaunt als erfreut, wünscht nun dieses Wasser, 
Arch.d.Pharm. CLXVI. Bds. 1. Hft. 1 


N ER; e Br Er Re Zug 


lobik als Heilmittel bei Knochenserophulose he Mich | 
wirken würde, auch von Ihnen analysirt 2 zu ‚sehen. “ Was 
ich denn auch gern zusagte. 

Herr Geh. Medicinalrath Dr. von Biscden as 
unterm 14. Juni 1856 die Güte, mir Nachstehendes über 
die Quellen des Frauenbergs mitzutheilen: „Sie haben 
. sich bereit erklärt die Analyse eines Quells zu überneh- 
men, dessen Gehalt noch zweifelhaft, dessen Werth, im 
Falle jener wirklich begründet wird, erst NN wer- 
den müsste. 

Bekamntlich ist die Kieselerde, obgleich inere 
Mengen in verschiedenen Mineralwässern, am stärksten 
wohl in den Töplitzer Thermen aufgeführt wurden, von 
der medicinischen Welt hinsichtlich ihrer pharmakodyna- 
mischen Seite wenig berücksichtigt worden. Sie ging ge- 
wissermassen unterals Corrigens, war aber bisher nicht 
' als Constituens der Haupttheil eines Quells. In unserer 
Quelle scheint nach Richardts Analyse, die Silicea 
der vorherrschende Bestandtheil des Wassers zu sein. 
Apotheker Herr Richardt hat im vorigen Jahre das 
Wasser zur Analyse einem Sumpfe entnommen (in 
welchem das Equisetum üppig und prächtig in die Höhe 
schoss), weil damals der lebende Quell noch nicht aufge- 
funden war. Es ist deshalb schon wahrscheinlich, dass 
die damalige Analyse von der jetzigen abweichen werde. 

Gegenwärtig ist die Quelle aufgesucht worden, welche 
den Sumpf versorgt, und entspringt dieselbe ungefähr 
10 Fuss über dem Sumpfe. Dieses Wasser hatte bei 
einer atmosphärischen Temperatur von 220 Reaumur Nach- 
mittags 4 Uhr eine Temperatur von 80,75 Reaumur. 
Herr Hirschberg und ich füllten von diesem Wasser 
10 Flaschen unvermischt und zwei Flaschen vermischten 
wir nach Vorschrift mit Baryt und Lig. ammon. caust. 
und verkorkten auf der Stelle die Flaschen. (Diese 
12 Flaschen des Wassers dienten mir zur Analyse. 
' Ludwig). Die Quelle entquillt einem grauweissen 
Boden. | | BE: 


Be 


 Quellwässer vom Frauenberge bei Sonderehauaen 2 & 


Eine zweite Quelle, reichhaltiger und mächtiger, 
' entspringt 50 Fuss höher, so stark, dass sie plätschernd 
den Berg hinabrieselt. Diese hatte bei 220 Reaumur 
atmosphärischer Temperatur nur 50,75 Reaumur und kömmt 
aus Kalkgerölle. In ihrer Nähe wächst kein Eyuisetum. 


Von diesem Quellwasser erhalten Sie nur 2 Flaschen, um 


eben nur den Kieselerdegehalt zu bestimmen. Nachträg- 
lich füge ich noch hinzu, dass beide Quellen zum Vor- 
schein gekommen sind, seitdem eine mächtige Steinwand 
. der nördlichen Abdachung des Frauenbergs einige Obst- 
berge verschüttet und ihre Bäume begraben hat. Der 
. Felsspalt, nicht weit entfernt vom Gipfel des Berges, 
‚existirte vor dem Einsturze schon längst. Die eigenthüm- 
liche Gestaltung des schiefrigen Kalksteins, seine Brüchig- 
keit und Spaltbarkeit machte das Ablösen des wohl 250 Fuss 
breiten Felsenrisses auf dieser Stelle leicht. Die Quellen 
liegen in der Mitte des Bergbauches, also in einer nicht 
unbeträchtlichen Höhe.“ 


In einer späteren Zuschrift (vom 10. Juli 1856), 


nachdem ich Herrn von Bloedau das Resultat meiner 
Analyse mitgetheilt, bemerkt derselbe: „Die obere Quelle 
scheint mehr Kohlensäure zu entwickeln als die untere.“ 
Im Thal unter dem Frauenberge finden sich milde Salz- 
quellen, welche benutzt werden, um ganz hübsche Re- 
sultate an den Trinkern hervorzubringen. 


Analyse der unteren Quelle. 

Das Wasser war farblos, klar, perlte beim Ausgiessen 
wenig, schmeckte fade, etwas hart. Ein hineingehängtes 
Lackmuspapier wurde auch nach längerer Zeit nicht ge- 
röthet. Zu 700 CC. Wasser wurden 20 Tropfen Aetz- 
 ammoniakflüssigkeit gesetzt. Nach 5 Minuten Ruhe trübte 
sich innerhalb der verschlossenen Flaschen das Wasser 

sehr stark (Anwesenheit doppelt-kohlensaurer Erdalkalien). 

Kohlensäurebestimmung: 678 Grm. Wasser, an 

Ort und Stelle mit einem Gemisch von Chlorbaryum und 

Aetzammoniak gefällt, so dass überschüssiges Chlorbaryum 
1* 


BE landen blieb, lieferten 0,775 Grm. luftrocknen Baryt 


niederschlag;; 
728 Grm. Wasser, in ker Weise bekandelk, gaben 


0,965 Grm. lufttrocknen Niederschlag. 


Also 1406 Grm. Wasser 1,740 ee huftrocknen 


Niederschlag. 


Der an den Wänden beider Flaschen festsitzen ge- 
bliebene Niederschlag wurde mit Salzsäure losgelöst; 
seine Analyse folgt später. Von jenen 1,740 Grm. luft- 
trocknen Barytniederschlag wurden 1,365 Grm. im Platin- 
tiegel schwach geglüht und hinkerhensen 1,308 Grm. 
Glührückstand (wasserfrei), hauptsächlich aus kohlensan- 
remBaryt undkohlensauremKalk bestehend. Der- 
selbe wurde mit Salzsäure gelöst, dann mit hinreichender 
Menge verdünnter Schwefelsäure versetzt, die Mischung 
eingedunstet und der Rückstand geglüht. Es blieb im 


'Rückstande von BaO, SO3-+ Ca0,SO3 an Gewicht 1,555 


Grm. -Differenz zwischen schwefelsauren Salzen. und koh- 
lensauren Salzen — 1,555 — 1,308 —= 0,247 Grm. 
.. Da nun SO3 — CO? — 40,— 22 = 18, so hat man 
die Proportion (S0O3 — CO2) :CO2 — 0,247 :x oder 
22.0,22 Ey 
18:22 —= 0,247:x, woraus x = Y-=- 0,3019 
Grm. CO2 in den angewendeten 1,308 Grm. geglühten 
Niederschlag von kohlensaurem Baryt ete., welcher aus 
1,365 Grm. lufttrocknem Niederschlag erhalten wurde. 
Auf 1,740 Grm. lufttrocknen Niederschlag kommen also 
0,3848 Grm. Kohlensäure 1,365 : 0,3019 = 1,740: x; 
0,301 740 | 
= oe — 0,3848. Der mit A vermengte | 
schwefelsaure Baryt (1,555 Grin. ) wurde durch Behandlung | 
mit Kochsalz-haltigem Wasser vom Gyps befreit und 
lieferte 1,393 Grm. reinen Ba0,S03, dieden obigen 


0,3019 Grm. Kohlensäure entsprechen. 


Die salzsaure Lösung des an den Wänden der beiden 
Flaschen hängen gebliebenen Barytniederschlags a nun BE 


a BETEN RER SE ae war mer, Bi Pia: v2 E a age ER RR N Zi SR br um. 04% 
z 3% EaGehe ‚ 5 ERBE .. % = a En w N 


 Quellwisser vom x Frauenbenge Br Wedrskinsen. = 


N erdiinnter Schwefelsäure gefällt 0,172 Grm. geglüh- 
ten Ba0,S03, 
Aus der Proportion 1,393 : 0,3019 —= 0,172 :x folgt 
0,3019. 0,172 
1,393 
zu der übrigen addirt giebt 0,3848 -+ 0,0373 = 0,4221 
Grm. Kohlensäure in 1406 Grm. Wasser, mithin in 
1000 Grm. Wasser 0,3002 Grm. Kohlensäure. 


 Kieselerdebestimmung, gleichzeitige Prüfung 
auf organische Substanzen und Bestimmung der 
Gesammtmenge der gelösten Salze etc. 


—=0,0373Grm. Kohlensäure. Diese 


a) 741 Grm. Wasser wurden abgedampft, dann die 
concentrirte Flüssigkeit in 2 Theile getheilt. Der eine 
Theil völlig bis zur Trockne verdampft, liess einen Rück- 
stand, der sich bei stärkerem Erhitzen schwärzte (Ver- 
kohlung der vorhandenen organischen Substanzen). 
Der zweite Theil des concentrirten Wassers schied bei 
weiterem Abdunsten viel kohlensaure Salze ab, 
wie sich beim Uebergiessen derselben mit Salzsäure an 
dem starken Aufbrausen ergab. Die dabei entwickelte 
Kohlensäure roch bituminös. Beide Abdampfrück- 
stände vermengt, mit Salzsäure gelöst, mit Wasser ver- 
dünnt, stehen gelassen, setzten einzelne graue leichte 
Flöckchen ab, die man für mit angekohlter organischer 
Substanz verunreinigte Kieselerde halten konnte. Im 
Platintiegel geglüht, brannten die gesammelten Flöck- 
chen sich weiss. Dieser Glührückstand, mit Natron- 
lauge gekocht, löste sich nur zum grösseren Theil auf. 
Die filtrirte Lösung gab mit Salmiak versetzt nach einigem 
Stehen Kieselerdeflöckchen. | 


b) 725 Grm. Wasser wurden völlig vor Staub ge- 
schützt emgedampft; sie lieferten 0,195 Grm. schwach- 
gelblich gefärbte Trockensubstanz — 0,269 Promille. 

728 Grm. Wasser in gleicher Weise eingedampft 
gaben 0,225 Grm. Trockenrückstand = 0,309 Promille. 


"Also im Mittel beider Versuche a 


| 0,289 Promille Trockensubstanz. EEE . 
| Die gewonnenen 0,195 + 0,225 — 0,420 in. 


Trockenrückstand aus 725 4 728 — 1453 Grm. Wasser 


wurden mit Salzsäure angesäuert, zur Trockne abgedampft. 
Auch hier entwickelte sich wieder eine Kohlensäure von 
bituminösem Geruch beim Lösen des Trockenrück- 
standes in Salzsäure; gleichzeitig beobachtete man die 
Abscheidung weniger grauer Flöckchen von Thon 
und organischer Substanz. 

Die gelblich gefärbte Lösung (die Farbe rührte von dem 
Eisengehalt der im Wasser höchst fein suspendirten, durch 
Abzetzenlassen nicht trennbaren Thontheilchen her) wurde 
zur Trockene verdampft, der Rückstand nach dem Erkal- 
ten mit Salzsäure unter Zusatz von etwas Salpetersäure 
erwärmt, mit Wasser verdünnt und absetzen gelassen. 
Es hatte sich eine ansehnliche Schicht von Thon- und 
Kieselerdeflocken abgelagert. Gesammelt-und ge- 
glüht betrug die Menge beider zusammen 0,015 Grm. 


Bis auf einen kaum wägbaren Thonrückstand löste sich die- 


ser Glührückstand in kochendem wässerigen koh- 
lensauren Natron. Der ungelöste thonige Theil war 
'gelblichgrau und liess Eisenoxydgehalt erkennen. 
1453 :.0,015 = 1000: x; x= 2° 0,0103 Promille. 
Kieselerde, mit Einschluss einer unwägbaren Menge 
eisenoxydhaltigen Thons. 
Phosphorsäurebestimmung. Die von der Kiesel- 
erde und der Spur eisenoxydhaltigen Thons abfiltrirte 
salpeter- und salzsaure Lösung wurde mit Ammoniak 


alkalisch gemacht. Sie färbte sich dabei gelblich, und - | 


gab nach 24stündigem Stehen im bedeckten Glaseylinder 
einen gelblichen, ins Bräunliche ziehenden Nie- 
derschlag, der getrocknet 0,013 Grm. betrug. Mit 

Salpetersäure übergossen, löste er sich leicht darin auf. 
Die Lösung wurde in 2 Theile getheilt: der eine Theil, 


mit: ee rcuren Ammoniak N gab beim 

 Umrühren sogleich den charakteristischen Niederschlag 
des phosphorsäurehaltigen Molybdänsäure-Am- 
 moniaks von schön gelber Färbung; der andere Theil 
mitSchwefelammonium alkalisch gemacht, färbte sich 
durch Grün ins Schwärzliche. Auf dem Filter blieb ein ° 
grauschwarzer Rückstand, der in Salzsäure gelöst und.mit 
Kaliumeiseneyanid geprüft, die Reaction auf Eisen gab. 
Das Filtrat trübte sich mit salmiakhaltiger Bittersalzlösung. 
Also Phosphorsäure und Eisenoxyd waren nachge- 
wiesen. Dass dieser Niederschlag auch Kalk enthalten 
musste, liegt klar vor, da viel Kalk in der Lösung war, 
woraus er erhalten wurde. Die Propertion 
1453 :0,013 = 1000:x giebt = 0,0089 Promille Ei- 
senoxyd, phosphorsaures Eisenoxyd und phos- 
phorsaurenKalk und wohl auch etwas phosphorsaure 
Talkerde. Es wurde wegen der kleinen Mengen des 
Gemisches von einer weiteren Trennung abgesehen. 

Später, bei Ermittelung der Alkalien (aus 1000 Grm. 
Wasser) wird noch ein Versuch erwähnt werden, welcher 
abermals die Gegenwart der Phosphorsäure in dem Wasser 
darthut. 

Eine dritte directe Probe mit 741 Grm. Wasser 
in der Weise angestellt, dass dasselbe mit Ammoniak 
alkalisch gemacht und längere Zeit stehen gelassen wurde, 
zeigte in dem entstandenen nicht unbedeutenden Nieder- 
schlage von kohlensaurem Kalk bei der Probe mit salpe- 
tersaurem Silberoxyd keine Phosphorsäure-Reaction. 

Auch eine directe Fällung der Phosphorsäure aus 
dem mit Essigsäure angesäuerten Wasser durch Blei- 
zuckerlösung gab ein ungenügendes Resultat. 

Schwefelsäurebestimmung: 700 Grm. Wasser 
wurden mit Chlorbaryum vermischt selbst nach einigen 
Minuten noch nicht getrübt. Erst nachdem es mit Salz- 
säure angesäuert und einige Zeit ruhig stehen gelassen 
worden war, trübte sich die Flüssigkeit und schied etwas 
Ba0,SO3 ab, dessen Menge 0,012 Grm. betrug. In die- 


4 er ann ; dig, 


gem Gewicht ist die kleine Menge Fein s sasphiitee Thon 
mit inbegriffen, der auch durch Filtration nieht von dem 


‚Wasser zu’ trennen ist, sondern sich erst den Niederschlä- ER 


gen anhängt. Der erhaltene schwefelsaure Baryt war 
gelblichgrau gefärbt. Berechnet man dennoch die 
‚Schwefelsäure, so beträgt sie in 0,0172 Ba0,S03 aus 
1000 Th. Wasser: 0,005% Promille SO3 als höchster 


Gehalt. (Das Frauenberger Quellwasser trifft sonach das 


. Gypslager jenes Berges: nicht.) 
Salpetersäure ist nicht vorhanden. 
Chlorbestimmung: 680 Grm. Wasser wurden 
durch salpetersaures Silberoxyd nur sehr schwach getrübt; 
die Trübung verschwand nicht auf Ansäuerung mit Sal- 
petersäure. Gesammelt und getrocknet betrug der etwas 
geröthete Niederschlag 0,010 Grm. AgÜCl, entsprechend 


0,0025 Grm. Chlor oder in 1000 Grm. Wasser 0,0086Grm. 


Chlor. Auch muss dieser Gehalt, wegen des den Agll 
beigemengten Thonspuren etwas zu hoch ausgefallen sein. 
Bestimmung der Alkalien: 1000 Grm. Wasser 
wurden eingedampft. Sie hinterliessen 0,245 Grm. gelb- 
 liehgrauen pulverigen unschmelzbaren Rück- 
stand. Dieser wurde mit wenig kaltem Wasser 
ausgelaugt und der hellgelbgefärbte wässerige Auszug 
im Platintiegel eingedampft. Er blieb beim Abdampfenklar, 


' gab einengelben beim Glühen sich schwärzenden Rück- 


stand, der sich schwierig weiss brennen liess. Der Glührück- 
stand, mit wenigen Tropfen Wasser aufgenommen, liess 
eine Spur kohlehaltiger Kieselerde zurück und gab 
eine Lösung, welche gelbes Cureumapapier stark 
bräunte, durch Weinsäurelösung stark krystal- 
linisch gefällt und durch salpetersaures Silberoxyd 
nebst Salpetersäure käsig niedergeschlagen wurde. 
Die im Wasser leicht löslichen Salze des Trockenrück- 
' standes bestanden hauptsächlich aus organischsa RN 
und salzsauremKali. Ihre Menge betrug 0,011 Grm. 
— 0,011 Promille, die organischen Salze Batirkch in 

Köhlehss „re verwandelt. | 


” 


 . FE u. A en . bean ee 9 
cr 2 Ser ie A: e . h we KH 
ee EL ; Re 


_ Quellen vom Frauenberge va rakansen. $: 


- Der in wenig Wasser unlösliche Theil des ockens 
En eiickstandes brauste stark mit Salpetersäure und gab mit 


molybdänsaurem Ammoniak - deutlichste Phosphor- 


 säure-Reaction. 


Binden wir das Chlor an Kalium, so erhalten wir 


0,0075 Promille Chlorkalium. Es bleiben also 
0,0110 — 0,0075 —= 0,0035 Promille andere Kalisalze übrig 
(KO,CO2, den organisch sauren 'Alkalien entsprechend). 
Kalk- und Walker dabei | 
a) 698 Grm. Wasser wurden mit Ammoniak und 


oxalsaurem Kali vermischt; die Mischung trübte sich so- 


gleich ziemlich stark. Nach 12stündigem Stehen wurde 
die Flüssigkeit mit Essigsäure schwach angesäuert 
und der abgeschiedene oxalsaure Kalk gesammelt. Er 


betrug getrocknet 0,272 Grm. Davon gaben 0,175 Grm. 
schwach geglüht 0,106 Grm. kohlensauren Kalk. 0,272Grm. 


oxalsaurer Kalk würden also 0,16475 Grm. Ca0,CO?2 ge- 
liefert haben — 0,0923 Grm. CaO — 0,1322 Promille 
CaO = 0,2360 Promille Ca0,002. 

Die vom oxalsauren Kalk abfiltrirte Flüssigkeit, mit phos- 


phorsaurem Natron und Ammoniak vermischt, nach 24 Stun- 


den filtrirt, lieferte 0,205 Grm. getrocknete phosphorsaure 


Ammoniak-Talkerde. 0,113 Grm. derselben gaben 0,051 
Grm. geglühten 2MgO,PO5. Folglich würden 0,205 Grm. 
jenes Niederschlages 0,0925 Grm. 2MgO,PO5 gegeben 


haben, worin 0,03516 Grm. Talkerde (da die phosphor- 


saureTalkerdenach Wäckenroders Bestimmung 38 Proe. 
MgO enthält). Hieraus berechnet man 0,0503 Promi se le 
MgO = 0,1057 Promille MgO,CO2 

b) Aus 1453 Grm. Wasser, aus denen wie oben mit- 
getheilt, T hon, Kieselerde, phosphorsaurer Kalk, phosphor- 


saure Talkerde, phosphorsaures Eisenoxyd und Eisenoxyd 
entfernt worden waren, wurden in ähnlicher Weise wieange- 


- geben Kalk und Talkerde nach einander bestimmt und gefun- 


den 0,1701 Grm. Kalk = 0,1170 Promille ea. 


Promille Ca0,C02, sodann 
0,0453 Promille Talkerde — 0,0312 Promille Talkerde 
— 0,0655 Promille MgO, CO2. 


: Ba, RTL TEEN 


E5 
u te 


Das Mittel beider Bestimmungen PR ER 


% = en Promille CaO = 0,2225 Promille air co2 ed # 


Versuche = 


ie 0,0403 Promille MgO — 0,0856 Promille Mg0, ‚co2% 


Andere Basen und Säuren als die aufgeführten 
wurden nicht gefunden, namentlich wurde vergeblich nach 
Arsensäure gesucht. 


Bestimmung der Gesammtmenge des Ab- 
dampfrückstandes: 2 Versuche, bei der Kieselerde- 
bestimmung mitgetheilt, lieferten der erste Versuch 0,269 
Promille Abdampfrückstand, der zweite Versuch 0,309 Pro- 
' mille; ein dritter Versuch bei Bestimmung der Alkalien, 

‚ergab nur 0,245 Grm. Rückstand. Das Mittel der drei 
u name = E99 _ 0,9743 Promille 
en ubstanz. 


Zusammenstellung: 


1000 Grm. Wasser der unteren Quelle vom Frauenberge 
bei Sondershausen enthalten 


0,3002 Grm. Kohlensäure CO2, 
0,0108 „ Kieselerde SiO2, mit Einschluss einer Spur aufge- 
| schlämmten durch die Filter gehenden ee 
haltigen Thons, | 

0,0089. „  Eisenoxyd, phosphorsaures Re: uhoanheseae er 

Kalk und phosphorsaure Talkerde, 

0,0059 „ Schwefelsäure SO3, 

0,0056 ,„. Chlor Cl (in Form von KCl), 

0,0110 „ Kali (an Salzsäure und Kohlensäure gebunden, 
letztere bei der Analyse erst durch Verbrennung 
einer an das Kali gebunden gewesenen organischen 

| bräunlichgelb gefärbten Säure entstanden), 

0,0405 „  Talkerde, MgO, 

0,1246 „ Kalk, CaO. 


0,5058 „ im Wasser gelöste Stoffe, 
- 999,4952 „ Wasser, 
1000,0000. 
Der aus 1000 Grm. Wasser erhaltene Abdampfrück- 
and betrug 0,2743 Promille. 


Vera FAR ER N Ari ah ie 
KR Re a ER X 


EN | 1 EL 
5 $ v f 
n Y IH rd m 


Auf Salze Eee so , weit a ua, entha- 
en 1000 Grm. Wasser der unteren Quelle am  Frauen- 


 berge bei Sondershausen: 


0,2152 Grm. kohlensauren Kalk —= CaO, c02, 1 

0,0856 „ kohlensaure Talkerde = MgO, co2, 

0,0100 „  schwefelsauren Kalk = CaO, 03, 

0,0075 „  Chlorkalium = KCl, 

0,0085 „ _ kohlensaures Kali (dem ursprünglich 
im Wasser 'enthaltenen gefärbten orga- 
nischsauren (quellsauren ?) Kalisalze 
entsprechend) *). 

0,0089  „ _ Eisenoxyd, phosphors. Eisenoxyd, phos- 
phors. Talkerde und phosphorsauren Kalk, 

0,0103 „ Kieselerde, eine kleine Menge (eine Spur) 

| aufgeschlämmten, durchs Filter gehenden 
eisenoxydhaltigen Thons enthaltend. 


Summe — 0,3410 Grm. in einzelne bestimmte Bestandtheile; 
hingegen nur 0,2743 „ ins Gesammt als Trockensubstanz be- 
stimmte Bestandtheile, 
mithin 0,0667 Grm. Ueberschuss. 

Dieser etwas starke Ueberschuss erklärt sich aus 
dergeringenMenge festenRückstandes überhaupt, 
welchen dieses Wasser lieferte und aus den Schwankungen. 
dieses Rückstandes selbst, der bei der sorgfältigsten Be- 
stimmung doch zwischen 0,245 bis 0,309 Grm. schwankte, 
mithin um 0,064 Grm., d.h. um nahe zu ebenso viel, als 
die Summe der PRBERRESENNE und das Mittel der 
Trockensubstanz. 

Die Gesammtmenge der Kohlensäure (0,3002 
Grm. in 1000 Grm. Wasser) vertheilt sich wie folgt: 
0,0947 Grm. an Kalk zu Ca0, CO? (0,2152 Grm.) gebunden, 

0,0453 „ an Talkerde zu Mg0, CO2 (0,0856 Grm.) gebunden, 


0,1400 „ mit Kalk und Talkerde zu einfach Kohlen 
Salzen vereint, 

0,1400 „ mit den genannten einfach kohlensauren Salzen zu 

doppelt kohlensauren Salzen verbunden, 

0,0202 ,„ freie Kohlensäure; dem Vol. nach 10, 2 Vol. CO2 
in ‘1000 Vol. Wasser oder nahezu 1Vol. in 100 Vol. 
Ba u bei 0°C. und 76 Centim. Druck. 

0,3002. | 


. *) Solche gelbgefärbten organischen Stoffe eleetronegativer Natur 
finden sich auchim Guano und im vermoderten Blut; soz.B. 
fand ich sie in blutbefleckter Leinwand, die von dem Hemde 
einer mehrere Jahre verscharrt gewesenen Leiche eines Ermor- 
deten stammte. Also umgewandelte Blut- und Gallenfarbstoffe 
in den Wässern, neben den Knochenbestandtheilen. 


Das Wasser der unteren Quelle am Traerhikee bei 3% 
e Sondershausen ist sonach ein kohlensä urearmer 
Kalk-Talkerdesäuerling, mit anderen Worten. in: 


durch Kalkreichthum hartes gewöhnliches Quell- ar 


wasser... 

Der Kieselerdegehalt äasselben ist REUTNE | 
mässig noch weit geringer wie derjenige anderer gewöhn- 
lichen Quellwässer. So fand Deville in 1000 Grm. 
Quellwasser aus der Nähe von Paris, Besaneon und Dijon, 
so wie einiger Brunnenwässer von Besangon 0,015 — 
0,025: — 0,030 — 0,040 — 0,055 Grm. Kieselerde. 

Ein interessanter Bestandtheil des Frauenberger 
Quells ist der phosphorsaure Kalk. In keinem der 
neun, von Deville mit so grosser Sorgfalt untersuchten 
Quell- und Brunnenwässer ist er vorhanden, auch kein 
anderes phosphorsaures Salz. Sollte Deville unterlassen 
haben, darnach zu suchen’? ‘ 

Da die Frauenberger Quelle dem Mus chelkalk 
entspringt, so erklärt sich dieser Gehalt an phosphorsaurem 
‘Kalk aus den Ueberresten der darin begrabenen Meeres- 
bewohner; ebenso der bituminöse Geruch derKohlen- 
 säure,aus ren Abdampfrückstande entwickelt, diebräun- 

lich gelbe Humussäure oder Quellsäure dieses 
Rückstandes; endlich auch der Kaligehalt. Er stammt 
‚aus den T Kine n der schiefrigen Kalke des Frauen- 
berges. 

Was die Gesammtmenge des Abdampfrückstandes 
betrifft (0,24 bis 0,34 Promille), so harmonirt sie mit dem 
Ergebniss der citirten Deville’schen Quellwasseranalysen, 
indem Deville 0,26 — 0,28 — 0,31 — 0,33 bis 0,54 Pro- 
mille Abdampfrückstand bei jenen Quellwässern erhielt. 

Auch die organischen EArD EN, Substanzen 
hat Deville ignorirt. | 


Endlich ist der höhere Talkerdegehalt unserer 


Quelle noch: zu bemerken (0,086 Promille), während alle 
neun Devilleschen Analysen nur 0,004 — 0, 005 5 008 
— 0, 021 kohlensaure Talkerde Sa } 


RER 


Resultat: das Quellwasser des Frauenbergs ist eine 
| ienerdeinlüge Dolomit-Quelle, einKnochen- 
wasser. 


Die obere Quelle am Frauenberge bei Sondershausen. 


BEL 


 Quellwässer vom Frauenberge bei Sondershausen. 13. 


‚Sie zeigte im Juni bei einer Temperatur der Atmo- 


:sphäre von 220R. eine Temperatur von 50,75 R. 
1000 Grm. Wasser enthalten nach der von mir vor- 
genommenen Analyse 
0,1071 Grm. im Wasser sehr schwerlösliche Salze, 


welche bestehen: aus viel kohlensaurem 


Kalk, viel kohlensaurer Talkerde, Spuren 


von Gyps, deutlich nachweisbaren Mengen 


von Kieselerde (aus 1400 Grm. Wasser 


nur 0,003 Grm. Kieselerde, also nur 


TE des Wassers), deutlich nachweis- 


baren Mengen von phosphorsaurem Kalk 
und Eisenoxyd und gelbgefärbter bitumi- 
nöser organischer Substanz; 
0,0214 Grm. im Wasser leicht auflösliche Salze, 
welche beim Glühen 0,0179 Grm. weissen 


alkalischen Rückstand "gaben, worin deut- 


lich die Gegenwart des Chlors erkannt 


wurde. Der Glühverlust bestand aus gel- 


ber organischer Substanz (wohl einer Quell- 
säure oder Quellsatzsäure) 


Summe 0,1285 Grm. aufgelöste Stoffe. 
Diese &esammtmenge der li Salze etc. in der 


oberen Quelle istalsokaum }/; bis 1, der Menge der in Be 
dem Wasser der unteren Quelle een Salze etc. Allein : 


die gelösten Substanzen selbst sind dieselben und auch 
in einem ähnlichen Verhältniss mit einander gemischt. 

Wenn nun auch die Analysen der beiden Quellwässer 
dahin führten, den Frauenbergquellen den Platz unter 


den Mineralwässern zu verweigern, so hat sie doch den schon 


'hundertmal nachgewiesenen Satz: dienatürlichen Wäs- 
ser sind dasAbbild derGesteine,über und durch 


die sie fliessen, zum 101sten Male bestätigt und das 


istschon werth, ein wenig Zeit darauf verwendet zu haben. 


alien, = 


Die untere . Frau enber nn | 
die Kieselsäure an Kali und Tatkerde. bindet 
und dafür so viel Kohlensäure austreten lässt, Solgende 


Zusammensetzung. 
| 1000 Gewth. des Wasddrs enthalten: a“ 
m 0, 1 0 9 0 0,2152 Promille = 0,3058 Promille Ca0, 2002 
Dun U 0 EV I RE 0,0732... = 0,161 5 Mg0,2002° 
M20,8102 ......... 0,0147... , RE 
Boe..... 0,0089  , 
BRRROH GER. 0,005 , 
EIN ES BA 0,010 
ee Fe? 03, CaO, MgO 
O3 ) ee 0,0089 


ae Substanz unbestimmte Krailfe Mengen 


Summe 0,3334 Promille 


direct bestimmter a 
Abdampfrückstand |: 92743 


0,0591 Promille Ueberschuss 
Kohlensäure in Mg0, 2C02 ....... 0,0767 Promille’ 
N 020, 2002 0,1812 - 

Summe 0,2579 4 
Street bestimmt #0... Dee nn 0530092: 2. 502: 
überschüssige CO2 0,0423 Promille. 


Diese Kohlensäure hat zur Lösung des Eisens und phos- 
phorsauren Kalks mit beigetragen. | 


u 


—H— 


Ueber die Einwirkung von salpetrigsaurem Kali 
auf salzsaures Diäthylamin; ; 


von 


A. Geuther *) 


Professor in Jena. 
(Der K. S. vorgelegt durch den Herrn Secretair am 17. Juni 1868) | 


Hofmann hat gezeigt, dass wenn man eine schwach 
angesäuerte Lösung von salzsaurem Aethylamin zu einer. 
Lösung von salpetrigsaurem Kali fügt, eine Zersetzung in. 
der Art statt findet, dass sich Stickgas, Wasser und Sal- 


*) Vom Hrn. Verfasser als Separatabdruck eingesandt. | Ludwig. 


“nr ’ 
En rer 
Er 


So petfigsänre- -Aether bildet; nebenbei entsteht sehr wenig 
eines aromatisch Hechöhden Oels von süssem, beissen- 


‘den Geschmack, leichter als Wasser, dessen Zusam- 
mensetzung aber unbekannt geblieben ist. Die Frage, 


wie sich das salzsaure Di- oder Triäthylamin gegen sal- 
petrigsaures Kali verhalten würde, war in zweierlei Hin- 
sicht interessant: wenn die Einwirkung analog wie oben 


verlief, so konnte man entweder die Bildung von 2 resp. 
3 Mgt. Salpetrigsäure-Aether neben Stickgas und Wasser 


erwarten, oder aber die Bildung eines Salpetrigsäure- 
Aethers von einem auf 2 Mgt. Wasser 2, resp. 3 Mgt. 


 Bimeirkung von ER Kalk 27 En . Dithylamin 15 ie u 


Aethylen enthaltenden Alkohol, nach Kae; Gleichung: a 


4H4 4ıH4 

Gans | HIN + 2NO>=( Gay) nos +20 + 2HO. 
In dem ersten Falle würde man ein Mittel kennen gelernt 
haben aus den secundären und tertiären Aminbasen den 
Alkohol zu regeneriren, im zweiten Falle aber würde man 
zu einer ganz neuen (lasse alkoholartiger Substanzen 
gelangt sein, zu solchen: nämlich, welche 2 Kohlenwasser- 
. stoffe enthalten und deren ersten Friedel aus dem Aceton 
dargestellt hat. > 
Die Reaction verläuft nun aber weder in der einen 
noch andern Art, sondern in einer für die der Fettsäure- 
Reihe angehörigen Glieder sehr auffallenden Weise: es 


entsteht nämlich eine flüchtige Verbindung von der Zu- 
sammensetzung: CSH1!0N2O2, ein Körper, derzum Diäthy- 
amin in der nämlichen Beziehung steht, wie das Nitro- 
sophenylin zum Anilin, wie das Nitrosonaphtylin zum 
Naphtylamin und dem ich deshalb den Namen Nitroso- 


diäthylin beilege. 


Die Darstellung und das Studium Kresen Verbindung 


habe ich in Gemeinschaft mit Herrn Stud. Kreutzhage 


ausgeführt. Die Verbindung entsteht unter reichlicher 


Stickgasentwicklung, wenn man eine vollkommen neutrale 


ziemlich concentrirte Lösung von salzsaurem Diäthylamin 
mit einer concentrirten neutralen Lösung von salpetrig- 


saurem Kali in einem gain mit einem Kühlapparat 


a El De ee 


: even Kolben erwärmt. Va Destillat Seht. die 
Verbindung zum Theil in Wasser gelöst, zum Theil ölig 
darauf schwimmend; es entsteht zugleich eime gewisse 


Menge von freiem Diäthzlamin, welche man durch Neu- | 


tralisation des Destillats mit ‘verdünnter Schwefelsäure 
und abermaliges Destilliren entfernt, aber keine Spur von 
Salpetrigsäure- Aether. Die Hauptmenge des Wassers 
beseitigt man auf die Weise, dass man im Destillat Ohlor- 
caleium auflöst und abermals .destillirt und dies so oft 
wiederholt bis nur wenig wässerige Lösung noch mit über- 
‘geht. Letztere wurde entfernt, die Verbindung über Chlor-. 
 caleium entwässert und da sie durch den Einfluss der 
Luft allmälig eine dunklere Farbe angenommen hatte, 
in einer Kohlensäure - Atmosphäre destillirt. H 
Unter 100% ging nur ganz wenig einer scharf riechen- 
den, leicht beweglichen farblosen Flüssigkeit über, vielleicht 
Acetylalkohol, dann stieg das Thermometer rasch auf 1700. 
Fast die ganze übrige Menge destillirte nun in Form 
einer schwach gelblich gefärbten Flüssigkeit bei 1730 über. 
Das nochmals rectificirte Destillat lieferte bei der Analyse 
Zahlen, die zu der Formel C8H!0N?2O2 führen. 
Das Nitrosodiäthylin ist unter gewöhnlichem Luft- 
drucke, selbst bei Ausschluss der Luft destillirt, ein 
schwach gelblich gefärbtes Oel, das in Berührung mit 
der Luft allmälig eine dunklere Farbe annimmt. Es 
besitzt den corrigirten Siedepunct 176,09 und da& spec. 
Gewicht 0,951 bei 17,05. Es hat einen eigenthümlichen 
aromatischen Geruch und brennenden Geschmack. — 
‚Man kann die Vermuthung hegen, dass das vonHofmann 
bei der Zersetzung des salzsauren Aethylamins in gerin- 
ger Menge erhaltene oben erwähnte Oel eben diese Ver- 
bindung war, die ihren Ursprung einer im Aethylamin- 
salz enthaltenen kleinen Menge Diäthylaminsalzes ver- 
dankte. 
Interessant ist das Verhalten des Nitrosodiäthylins 
gegen concentrirte wässerige Salzsäure. Es löst sich darin 
vollkommen und leicht auf, die Lösung entwickelt beim 


Ei Fmirbung von m salpetrige, Kuli IR alas. Diäthylamin. 17 


Erhitzen viel Stiokoxyak »as und hinterlässt beim Eindampfen 
ein an der Luft zerfliessliches grossblättrig krystallisiren- 
des Salz, aus welchem Natronlauge eine ölförmige, leichte, 
sehr flüchtige, wie Diäthylamin riechende Base frei macht 
und dessen wässerige Lösung mit Platinchlorid versetzt 
beim Eindampfen grosse antrat Krystalle eines Dop- 
pelsalzes liefert. 

| Die Analyse der im luftleeren Raume über Schwefel- 
säure getrockneten salzsauren Verbindung sowohl, als die 
Analyse des Platindoppelsalzes zeigen nun in der That, 
dass die darin enthaltene Base Diäthylamin ist. Auch 
die Winkel des Platindoppelsalzes stimmen nach den 
Messungen des Herrn Stud. Strüver mit denen überein, 
welche Schabus für das Diäthylamindoppelsalz gefun- 
den hat. 

Beides, die Entstehung des Nitrosodiäthylins in neu- 
traler Lösung aus dem Diäthylamin sowohl, als die Rück- 
bildung des Letzteren aus Ersterem durch Bee ist in 
der einen Gleichung gegeben: 

CEHM!N + NO3 —= CSHWN?O? 4 HO. 
Die bei der Bildung des Diäthylamins frei werdende 
salpetrige Säure zersetzt sich sogleich in Stickoxyd und 
Salpetersäure. 

Da zu der Rückbildung des Diäthylamins aus dem 
Nitrosodiäthylin nothwendig Wasser gehört, so wird ferner 
zu untersuchen sein, welche Producte bei der Einwirkung 
des trocknen Chlorwasserstoffgases entstehen. Dasselbe 
wird vollständig von der reinen Verbindung absorbirt, 
indem sie sich in eine dicke Flüssigkeit von etwas dunk- 
 lerer Farbe verwandelt. Entfernt man den Ueberschuss 
des absorbirten Gases durch einen Strom trocknen Koh- 
säuregases, so entstehen ebenfalls grössere Mengen blättri- 
ger, farbloser, in Wasser leicht löslicher Krystalle. Auch 
troeknes Chlorgas bewirkt die Verwandlung der Verbin- 
dung in krystallinische Producte. 

Die Existenz des Nitrosodiäthylins bekundet nicht 
bloss eine auffallende Verschiedenheit, welche zwischen 
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds.1.Hfi. 2 


18 Geuther, “über das 5 Verkälien der Kobaltsquionyde 


' primären und secundären Äinimbakeh in der fetten Säure- | 
reihe besteht, sie lehrt auch einen neuen Zusammenhang 
zwischen den wasserstoffreichen Verbindungen eben die- 
ser Reihe und den wasserstoffärmeren anderen mn 
kennen. 


a 


Ueber das Verhalten des Kobaltsesquioxyds zu | | 
neutralem schwefligsauren Ammoniak, Kali 
und Natron; 


von 
Demselben. 


Das Ammoniak steht zu den basischen Metalloxyden 
in demselben Verhältniss, wie die Wasserstoffsäuren zu 
‚den Sauerstoffsäuren, und mit dem nämlichen Rechte, mit 
dem man erstere von letzteren unterscheidet als zwei 
neben einander herlaufende Reihen, ‘ihren chemischen 
Eigenschaften nach ähnlicher, aber ihrer Constitution nach 
verschiedener Körper, mit dem. nämlichen Rechte muss 
man das Ammoniak, gewisse Kohlenwasserstoffe ete. den 
basischen Metalloxyden gegenüberstellen und sieals Was- 
serstoffbasen von den letzteren, als den Sauerstoffba- 
sen, unterscheiden. Thut man. dies, so lässt sich folgende 
Regel aufstellen: Basen und Säuren gleichen Namens. 
können sich direct zu Salzen vereinigen (Sauerstoff- 
'salze: BaO,S03; Wasserstoffsalze: H3N,HCI), Basen 
und Säuren verschiedenen Namens dagegen nicht; nur 
wenn, entweder eine Umsetzung und Abscheidung von 
Wasser (Haloidsalze: PbO + HCl = PbCl 4 HO), 
oder aber eine Aufnahme von Wasser stattfindet Hydeon- 
salze *): Cr?03,H303, H3C13 .d. i. grünes Chromchlorid ; } 
‚H3N,HO,S03), kann dies geschehen. 

Für die Wasserstoffbasen lässt sich ferner die Idee 
der mehrsäurigen Basen so gut vermuthen, wie für die 


——— 


*) Von üöwp, Wasser, und Bu bedürfen, 


y 
. 


RR zu ı neutralem schwefligsauren A Wasiak etc. 19 


estoffhasen; es giebt einsäurige (H3N; C4HA4 etc.), 
 zweisäurige (CH? im Glycolalkohol), dr eisäurige (C6H?, 
im Glycerin) und vielleicht noch mehrsäurige. Jede die- 
ser Basen giebt zu so viel Reihen durch die Natur der 


nr: 


Base bedingten Salzen Veranlassung, als wie viele Basici- 


täten sie enthält, da eine nach der andern he durch 
Säuren neutralisirt sein kann. 


Als Verbindungen dreisäuriger Wasserstoff- 
basen lassen sich die Roseo- (Purpureo-), Xantho- und 


Luteokobaltsalze auffassen. In den Roseo-Purpureo- und R 


Xanthosalzen ist eine und. die nämliche Basis enthalten: 


Co? N5 Hl2 — (Co?N, H3N) 3H3N. 
Die Roseosalze sind die dreisäurigen oder neutralen Salze, 
die Purpureosalze die zweisäurigen und die Xanthosalze 
ebenfalls dreisäurige, in denen aber eine Basicität stets 


durch salpetrige Säure (NO3) neutralisirt ist. Von der 


einsäurigen Reihe ist bis jetzt kein Salz bekannt.- Die Luteo- 


kobaltsalze dagegen enthalten eine um 1 Mgt. Ammoniak 


reichere Basis: 


rm 


- rm 
Tr De U u 


Co2N6 H15 — (Co2N, 2H3N) 3H3N. 
1 ey ehyanz 


(Co2 N, N) 3H3 N ]H3 03 
(H303 


Einsäurige Reihe: (unbekannt) 


m 
—— 


2) (Cor N, H3N)3H3 N )H2 O2 
IE 

b) = 02HO 
H202 S- 


'S — Einer Säurebasicität einer wasserfreien Sauerstof- 


säure. 
9% 


A 20° author, über das Verhalten n des Kobalt ; 8 uio: PR En, 


Zwei ae Reihe: (Purpureosalze) 


a) I N, HaN) 3H3N)HO, 12 01 
no 
b) JHOHOHO 
Ho 88 
Drei gig Reihe: (Roseosalze) 
L——_ 
a) (Co2N, Re 3H3N YH3 C13 
by" 76. HOHOHO 
= Ss 


Ist von den drei 5 die eine gleich NO3) ‚so hat man 
‚die Xanthosalze. 


LU. Luteokobaltozydhydrat: 


H3 O3’ 


Salze, den vorigen entsprechend. 


nn — 
(Con, 2H3N) oe 03 


Wenn man nun so die Mannigfaltigkeit is Roseo., . 
Pupureo-, Xantho- und Luteokobaltverbindungen auf Salze 
zweier dreisäuriger Wasserstoffbasen zurückführen kann, 
so bleiben- doch noch einige Verbindungen übrig, welche 
mit jenen in naher Beziehung stehen und die scheinbar 
eine solche Zurückführung auf die beiden Basen nicht _ 
erlauben; es sind die von Künzel*) durch die Einwir- 
kung von schwefliger Säure und Ammoniak auf Pur- 
_ pureochlorid erhaltenen Verbindungen. Bei näherer Prü- 
fung zeigt sich indess eine Möglichkeit, dann nämlich, wenn 
sie schwefligsaure resp. unterschwefelsaure Doppalksies 
von Roseo- oder Luteobasis mit Kobaltoxyd sind: 


*) Chem. Ceutralbl. für 1858. 5.19. 


BRRNN Eh Ge 
zu neutralem schwefligsauren Ammoniak ete. 237: 


| 1. Schwefligsaures Triaminkobaltsesquioxyd: 
ERDE. 2 (Co? 03, 3H3N, 3S0? + HO) = 


age N — 
\o2 3 3 303 
(Co2 N, 2H3N) 3H ee 1 00203,3802 -L Dad. 


(Luteodoppelsalz). 


2. Schwefligsaures Biaminkobaltsesquioxyd: 
3(C02 03, 2H3N, 3502 — 5HO) — 


GAR HN FHaN 80: Dich, ae 
138027 Ar 03,3502] + ER, 
a spokäle). 


3. Schwefligsaures Pentaminkobaltsesquioxyd: 
.2C0o203, 5H3N, 650? + 9HO = 


(Co2N, H3N) 3 H3N )H303 
13802 — (00203, 350? + 9Yag. 
(Roseodoppelsalz). 


4. Unterschwefelsaures Tetraminkobaltsesquioxyd: 


- 3(00203, 4H3N, 28205) [+ 2H0]*) — 


2UCSN, 2 H3N) 3 13N) 3H3N)HO H?O2 
| \HO,2S205 
(Zweisäuriges Luteodoppelsalz). 


| 1 00203, 2 8205 


‚Aber, entsteht die Frage, wenn eine solche Auffas- 
sung auch möglich ist, ist sie denn auch wahrscheinlich? 


*) Künzel giebt dem Salz die Formel ohne 2 Wasser, das kann 
aber nicht sein, da es sich sonst gar nicht den andern Sal- 
zen analog zusammengesetzt zeigen würde. Die Aufnahme der 
2HO in die Formel verändert die Uebereinstimmung der ge- 
fundenen, mit den berechneten Werthen nicht: . 

berechnet gefunden (Künzel) 


06 = 19,6 19,8 
12 HN — 9,6 22,9 
su — 913 21,5 
09 — 345 & 
2HO = 20 be 


100,0 


vw 
v 


_ leicht zersetzbare Basis ist, dass es in Berührung. mit 
Säuren leicht unter Sauerstoffentwickelung in Oxydul 
übergeht, dass vor Allem die schweflige Säure diese Ver- 
änderung bewirkt: kann man ännehmen, dass wenn die 
Möglichkeit einer Doppelsalzbildung vorliegt, diese leichte 
 Zersetzbarkeit des Kobaltoxydes in eine grosse Be- 
 ständigkeit, selbst reducirenden Säuren, wie der 


3s schwefligen Säure, gegenüber, verwandelt werde? Die - 


Existenz eines analogen Salzes, des salpetrigsauren 
Kobaltoxyd-Kali’s spricht freilich entschieden dafür. Auch 


‚die folgenden Untersuchungen, welche Herr Stud. Birn- 


baum auf meine Veranlassung ausgeführt hat, zeigen die 


Existenz von schwefligsauren Kobaltoxyd-Doppelsalzen 


und machen ausserdem die oben ausgeführte Deutung der 
Künzel’schen Salze äusserst wahrscheinlich. | 
 - Zunächst wurde die Darstellung von schwefligsauren 
Ammoniak-Kobaltoxydsalzen versucht. Auf die gewöhn- 


liche Weise bereitetes Kobaltoxydhydrat wurde noch 
feucht in eine concentrirte Lösung: von schwefligsaurem 
Ammoniak, die weder nach schwefliger Säure, noch nach 


Ammoniak roch, und eben alkalische Reaction zeigte, ein- 


Beuth, ip das Verhalten der Kohatguinyds ;® EG 


Man weiss, dass das Kobaltoxyd eine äusserst: ae 


getragen. Das Kobaltoxyd beginnt alsbald, in der Kälte 


langsam, beim Erwärmen rasch, sich mit dunkelbrauner _ 


. Farbe zu lösen und Ammoniak zu entbinden. Der 
Geruch des letzteren tritt immer deutlicher auf, die alka- 
lische Reaction wird sehr stark. Je nach der Con- 


centration der Lösung und der Menge des angewandten - 
schwefligsauren Ammoniaks entstehen verschiedene Ver- 


bindungen. Ist die Lösung sehr gesättigt, so findet nach 
einiger Zeit die Abscheidung eines röthlichgelben Pul- 
vers (A) aus der dunkelrothbraunen Tösmd (B) Statt. 
Das Pulver A ist nicht unverändert in Wasser löslich; 
wenn es abfiltrirt und dann mit Wasser ausgewaschen 


wird, so löst es sich auf und aus dieser Lösung scheiden 


sich kleine gelbbraune Krystalle neben einem helleren 


gelben krystallinischen Pulver ab. Die Analyse hat er- u 


 PPEaE ar De ee eu ee 'y EHUEE POE.S Fan 
EA ER ER han . R & EP . 

hin E a es ee ; 

w F 


RE | EN 
au neutralem . eehwefigeuuren Ammoniak 3. Br: B 


le cs beide gleich ae se sie mit 
dem schwefligsauren en he 
 oxyd Künzel's identisch sind. 
Fi ‚Aus der braunen Mutterlauge B schieden sich bei 
Stehen einmal dunkel-olivenbraune blättrige Krystalle ab, 
die sich aber beim Aufbewahren sowohl, als bei der Be- 
handlung mit Wasser zersetzten in eine braune Lösung 
und ein gelbes Pulver, das von Natronlauge in der Kälte 
nicht verändert wurde, dessen Zusammensetzung jedoch 
den Resultaten der Analyse zufolge keiner einfachen For- 
mel entsprach; andere Male wurden aus der Mutterlauge 
B Krystalle, von den früheren durch dunklere Farbe und 
andere Form unterschieden, erhalten, die sich ebenfalls 
beim Aufbewahren veränderten und mit Wasser gekocht 
gleichfalls ein gelbes, sehr deutlich krystallinisches Pul- 
ver lieferten, das auch erst beim Kochen mit Natron- 
lauge schwarzes Kobaltoxyd abschied. Eigenschaften und 
analytische Resultate zeigten, dass es identisch - ist mit der 
von Künzel als schwefligsaures Triaminko- 
baltsesquioxyd bezeichneten Verbindung. 
Diese Versuche zeigen, dass das Kobaltoxydhydrat aus 
dem schwefligsauren Ammoniak das Ammoniak aus- 
zutreiben im Stande ist, dass bei dieser Einwirkung 
aber, wenigstens die beständigeren und analysirbaren 
Endproducte nicht einfache Kobaltoxyd-Ammoniak-Doppel- 
salze sind, sondern dass sie Kobaltaminbasen enthalten. 
Diese directe Entstehung der Künzels’chen Salze aus 
Kobaltoxydhydrat ist von grosser Bedeutung für die Frage 
‘ob sie Kobaltoxyd-Doppelsalze sind oder nicht, sie wird 
entschieden zu Gunsten dieser Ansicht sprechen, wenn die 
Existenz wirklicher schwefligsaurer Kobaltoxyd- -Doppei- 
salze dargethan wird. 
Dasselbe geschieht nun leicht, wenn man sich des 
schwefligsauren Kali’s oder Natron’s anstatt des Ammo- 
niaks bedient. Fügt man zu völlig neutral reagirendem 
. schwefligsauren Kali oder Natron, Kobaltoxydhydrat, so 
tritt, in der Kälte langsam, rasch beim Erwärmen, eine 


Dt 


e“ gr Ya ‚Kraut und Serlun, 


SaR* ES. a ua N = I} a Ba a RER 
\ KR MR N EREN Da le ja Ü 


Veränderung des Oxyds ein. Dieselbe dei ‚sich, Bo 


indem die Flüssigkeit immer stärkere alkalische 


Reaction annimmt, in einen gelbröthlichen, in w. asser 


unlöslichen, in der Kälte von Natronlauge unverändert 
bleibenden, beim Kochen damit aber sogleich schwarzes 
Oxyd bildenden Körper, der mit stärkeren Säuren 
schweflige Säure entwickelt und Kali resp. Natron enthält, 
also ein wahres schwefligsaures Kobaltoxyd-Rali 
(Natron) ist. Gewiss höchst überraschend ist hierbei 
die Thatsache, dass das Kobaltoxydhydrat dasKali 
und Natronaus ihrer Verbindungmit schwefliger 
Säure frei zu machen im Stande ist. i 
Die Zusammensetzung dieser Doppelsalze soll in einer 
späteren Mittheilung folgen. Dieselben entstehen also auf 
ganz analoge Weise und unter den Erscheinungen, wie 


es von den Künzel’schen Salzen oben gezeigt ist. Der 


alkalischer Reaction) nicht zu verändern im Stande ist, f 


Möglichkeit und Richtigkeit der für letztere a 
Bus steht also nichts mehr im Wege. Ä | 

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass das Kobaliowyd. ” 
hydrat das ganz neutrale salpetrigsaure Kali (von schwach 


dass, so wie aber durch nur einen Tropfen einer Säure 
eine geringe Menge salpetrige Säure in Freiheit ge- 
setzt wird, augenblicklich die Bildung des gelben Donpel- 
salzes beginnt. 


Aus dem Laboratorium der plytechnsche Schule 
in Hannover; | 


Karl Kraut. 


-— 


14, Ueber Anethol und isomere Verbindungen, 
von K. Kraut und Fr. Schlun. et 
Als Anethol hat einer von uns den nach der Formel 
C20 H12 O2 zusammengesetzten Bestandtheil des Anis-, 
Fenchelöls und ähnlicher Oele bezeichnet, welcher wie 


Be 


6 


ö Anehol Br isomere. rbladungen | 1 


"bekannt ‘in zwei verschiedenen Moditektiomen auftritt. 


Es erschien als möglich, dass in dem festen und flüssigen 
Anethol *) Körper mit abweichenden optischen Eigen- 
schaften etwa der Weinstein- und Traubensäure ent- 
sprechend vorlagen, zumal Luboldt und später Buignet 


gefunden hatten, dass Anisöl inactiv, Fenchelöl rechts- 


drehend ist. Diese Erwartung hat sich als unrichtig er- 
wiesen, es sind beide Arten des Anethols optisch unwirk- 
sam. In Bezug auf die übrigen Eigenschaften der 
genannten Körper haben unsere Versuche Folgendes erge- 
ben. Sie wurden mit Oelen zweifelloser Reinheit ange- 
stellt, welche Herr Berg-Commissair Apotheker Retschy 
in Ilten für uns zu destilliren die Güte hatte. 


1. Anısöl. Dasselbe besitzt kein Molecularrotations- 
vermögen. Beim Schmelzen und Erkälten zeigte es bei 
1304 einzelne Krystallblättchen, die sich beim Sinken der 
Temperatur auf 1008 rasch vermehrten. Ohne dass das 
Oel aus der Kältemischung entfernt wurde, stieg die 


Temperatur auf 1203 und.blieb hier während der ganzen | 


Zeit des Erstarrens constant. — Die erstarrte Masse wurde 


gepresst und aus Weingeist umkrystallisirt, so lange der 


Schmelzpunct noch dadurch erhöht werden konnte. Das 
so erhaltene Productist das feste Anethol. Es schmilzt 
bei 2101, siedet (corrigirt) bei 2320 und zeigt bei 280 
0,989 spec. Gewicht. Aus Fenchelöl kann es in gleicher 
Weise von demselben Schmelzpunct, ebenfalls ohne Rota- 
tionsvermögen erhalten werden. 


2. Fenchelöl. Aus dem Samen destillirtes : Oel 
zeigte ein Molecularrotationsvermögen nach rechts von 
| [a]j = 17%; 
käufliches Oel zeigte kleineres [a 1; ir =,1108 Buignet 
(Anal. Zeitschr. 1,233) fand eszu 8013, Luboldt zu 1602, 
Es wurde durch gebrochene Destillation in verschiedene 
Producte zerlegt, von denen das 


 *) Gmelin VII, 183. 


N meh y - 
a. DA re 


RR? er ” 


a a EV TE Dt wach ri . 
,71 er 3 h RR 
UN TEL An 


26 Be ; e Kraut und Sehlun, (ao BR 
1) unter 2000 Uebergehende ... a = a 3106. 
2) bei 200 bis 2240 Uebergehende . sasat "iso 
'3) bei 224 bis 2340 Uebergehende ..... 408. 


Rotation für 100 Millimeter zeigte. Durch 'wiederholtes 
Rectifieiren und alleiniges Auffangen der zuerst überge- 
henden Antheile gelang es den leicht flüchtigen Antheil 
des Fenchelöls von 9304 Drehungsvermögen und ziem- 
lich constantem Siedpunct (ein Mal 1750, ein zweites 
"Mal 1820) zu gewinnen. In dem Maasse wie dieser Antheil, 
der nach Gerhardt’s Untersuchungen bekanntlich ein 
dem Terpenthinöl isomerer Kohlenwasserstoff ist, ausge- 
sondert wurde, sank das Rotationsvermögen der später 
- übergehenden Antheile. Allerdings ist es uns nicht ge- 
lungen, aus dem Fenchelöl ein Product zu isoliren, wel- 
‚ches weder Rotationsvermögen zeigte, noch in der Kälte 
erstarrte, also weder den Kohlenwasserstoff noch das feste 
Anethol des Fenchelöls enthielt, aber aus dem Vorkom- 
men des flüchtigen Anethols in dem inactiven Anisöl 
‚einerseits, so wie andererseits aus dem Umstaude, dass 
‚die reinsten Antheile des flüssigen Anethols, welches wir 
aus dem Fenchelöl zu isoliren ‚vermochten, nur 1 bis 29 
 Drehungsvermögen zeigten, müssen wir den Schluss zie- 
hen, dass auch das flüssige Anethol optisch inactiv ist. — 
Fenchelöl und Anisöl sind demnach beide Gemenge von 
flüssigem und festem Anethol, zu welchen Bestandtheilen 
beim Fenchelöl noch ein reckiie dee Koblenwanset- 
stoff C20H16 in wechselnder Menge kommt. | 

3. Anisoin. Es lässt sich bequemer aus Anisöl 
wie aus Fenchelöl darstellen. Wendet man dabei Zwei- 
fach- Jodkalium an, wie dieses früher (Gm. VII, 189) 
beschrieben wurde, so muss die Jodkaliumlösung durch- 
aus gesättigt sein. Die Anwendung des Vitriolöls ist vor- 
zuziehen. Ein besonderer Versuch hat uns gezeigt, dass 
auch das flüssige Anethol in Anisoin überzugehen vermag. 

Bei der trocknen Destillation des Anisoins haben wir 
niemals Krystalle des von Gerhardt beschriebenen Met- 
anetholcamphers (Gm. VII, 29 auftreten ER auch 


"Real ua isomere & Verbindungen. SR | 


Re nicht, wenn ganz reines Anisoin angewandt wurde. 
Dasselbe lieferte in allen Fällen, mochte es aus flüssigem 
oder festem Anethol dargestellt sein, zwei Producte, näm- 
lich das (nach Gerhardt) bei 2060 siedende Metanethol 

und einen braun gefärbten Rückstand, der auch bei 3600 


nicht überging und etwa die Hälfte des angewandten 


Anisoins betrug. Derselbe stellt eine neue isomere Mo- 


dification des Anethols dar, welche wir als Isanethol be- 


zeichnen. 
4. Metanethol. Wir haben den Siedpunct des 


durch trockne Destillation von Anisoin erhaltenen zu 23205, 
das spec. Gewicht zu 0,9706 bei 180 gefunden und fest- 


gestellt, dass es auf gewöhnlichem Wege in Anisoin über- 


geführt werden kann. Wird es im zugeschmolzenen Rohre 


mehrere Stunden auf 3200 erhitzt, so geht. es theilweis in 
Isanethol über, welches beim Destilliren zurückbleibt. 


5. Isanethol. Es bildet eine dickflüssige, zähe, 
dem venetianischen Terpenthin ähnliche Masse, die nach 


wiederholtem Schütteln ihrer ätherischen Lösung mit Thier- 
kohle hellgelb gefärbt erscheint und bis auf 3800 erhitzt 


werden kann ohne Veränderungen zu erleiden. Es scheint 


bei dieser Temperatur noch kleine Reste von Metanethol 
zurückzuhalten, wenigstens erhärtete eine Probe des so 
stark erhitzten Products bei mehrmonatlichem Stehen 
neben Vitriolöl zuletzt so, dass sie kaum den Eindruck 


des Fingers wahrnehmen liess, wobei sich das Vitriolöl r 


(durch Aufnahme von Metanethol?) roth et Die 


‚Analysen ergaben: 


a b 
20 ©, 120°. 481,08: 81,21, 8002. 
12H 12 8,11 23,5, 8,42 8,24 


20 16 10,81 
02 712 02 148 100,00 


a) durch Erhitzen von Anisoin, b) durch Erhitzen von 


Metanethol erhalten. | 
Isanethol wird durch gesättigtes weingeistiges Kali 


‚auch bei mehrstündigem Kochen nicht zersetzt. Schmel- 


; 28 aut und Seklun, Anethol au: isomere Verbindungen. ® 


_ zendes Kali wirkt anfangs nicht ein, später werkabit esdas 
“ Isanethol theilweis, wobei kleine Mengen Metanethol 
regenerirt zu werden scheinen. Vitriolöl bildet aufs Neue 
Anisoin, dasselbe Product wird auch durch Jodwasserstoff- 

säure in kleiner Menge erzeugt. — Das Isanethol löst 
sich leicht in Aether, schwieriger in Weingeist. | 

Mit Hinzurechnung des Metanetholcamphers, an des- 
sen Existenz wir nicht zweifeln können, wenngleich uns 
seine Darstellung nicht gelang, sind demnach 6 isomere 
Verbindungen bekannt, die aus Anisöl erhalten werden 
können. Aber wir halten es für möglich, dass flüssiges 
Anethol und Metanethol ein und derselbe Körper ist, und 
dass die abweichenden Angaben bei eingehender Ünter- 
suchung beider Substanzen sich als unrichtig erweisen 
werden. 

6. Monochloranethol. Wird Fünffach- Chlorphos- 
phor mit der äquivalenten Menge festen Anethols zusam- 
 mengebracht, so findet in der Kälte anfangs keine Ein- 
wirkung statt, nach einigem Stehen erhitzt sich das Ge- 
menge und erstarrt darauf zur körnigen Masse. Das 
Product wurde mit Wasser versetzt, durch anhaltendes 
Waschen von aller anhängenden Säure befreit und, da 
sich zeigte, dass es nicht ohne Zersetzung destillirbar ist, 
neben Vitriolöl getrocknet. Es bildet ein dickflüssiges 
schwach gefärbtes Oel, welches nach der Gleichung: 

C20 H202 4 PCI = C®2HUCIO?2 + PCI3 4 HCl 
gebildet ist. Die gleichzeitige Bildung von Dreifach-Chlor- 
phosphor wurde nachgewiesen. Die Analysen, bei denen 
wegen Uebergehens von Kupferchlorür der Wasserstoff zu 
hoch gefunden wurde, lassen gleichwohl an der Formel 
der Verbindung keinen Zweifel. 


20C 120 65,755 65,66 65,48 
Cl 355 1945 1953 - 18,45 
aa ..41. 6,02 7,60 7,04 

20 16 8,78 


C%»CIH1O?2 182,5 100,00. 


fie Sr er ee 
TE SA RER u, I * N a RR 


Be} 


eo 


"Röders, über den Bienenhonig. et: Pr 


15. Ueber den Bienenhonig, 
_ von E. Röders aus Soltau. 

Wenn Bienen ausschliesslich mit käuflichem Trauben- 
zucker gefüttert werden, so erzeugen sie einen harten 
gelbweissen Honig, welcher weniger süss schmeckt als 
der gewöhnliche. Herr Apotheker Dr. Kemper in Bis- 
sendorf hatte die Güte, einen solchen Fütterungsversuch 

auf meine Veranlassung anzustellen und mir den gewon- 
nenen Honig zur Untersuchung zu übersenden. Die Unter- 

suchung ist unter meiner Leitung von Herrn Röders 
mit grosser Ausdauer und Sorgfalt ausgeführt worden. 


Menge und Natur des Zuckers wurden in dem er- 
wähnten, so wie in zwei anderen Honigsorten nach folgen- 
den Methoden bestimmt: | ' 


1. Durch Reduction mit Fehling’scher Kupferlö- 
sung. Zur Controle wurde reiner Rohrzucker mit !/|, Salz- 
säure bei 60 bis 700 invertirt*). Im Mittel zahlreicher 
Versuche waren 27,6 CC. einer Lösung, welche 0,002 Grm. 
Rohrzucker im Cubikcentimeter enthielt, nöthig um 10 CC. 
Kupferlösung zu reduciren. 


Berechnet Gefunden 
0,05774 0,05776 Grm. Invertzucker. 
2. Durch die Drehung der Polarisationsebene, welche 
die Lösung bewirkten. — Der angewandte Apparat kann 


ein Rohr von 251 Mm. Länge aufnehmen. Es wurde die 
specifische Drehkraft (das Molecularrotationsvermögen) bei | 
150 angenommen für: 


*) Beim Hinstöllen oder Erwärmen mit verdünnten Säuren ver- 
liert Rohrzucker sein Rotationsvermögen nach rechts und erlangt 
ein Rotationsvermögen nach links, welches, wenn die Umwand- 
lung (Inversion) vollständig erfolgt ist, für je 100 Grad des 
urspünglichen nach rechts 335 Grad nach links bei 140 beträgt. 
Biot. Diese Veränderung beruht darauf, dass der Rohrzucker 
unter Aufnahme von 5 Proc. Wasser in Invertzucker, das ist 
in ein Gemenge von Linksfruchtzucker und Rechtstrauben- 
zucker zerfällt. Dubrunfaut. C#H202 +2H0 = CRHROL 
+ Cl2H12O12 (Gmelin VII, 689). 


[eli + 7308 


Be 3. Rohrzucker un 23% IE: 
 » Rechtstraubenzucker . n. 4576 
Linksfruchtzucker ..... 1060 
Invertzucker .......... BR 


ul 1 % > 


War die Beobachtung (bei den Er linksdrehenden 
Zuckerarten) bei anderen Temperaturen ausgeführt, so 
wurde [nach Buignet (Gmelin VII, 769)] für jeden Grad 
unter 150 ein Steigen, für jeden Grad über 150 ein Sin- 
ken von 0,740 für Linksfruchtzucker, von 0,370 für Invert- - 


zucker angenommen. — Die Rechnung erfolgte nach 
‚Berthelot’'s Formel: e | 


Ip 
vV 


a = [a] 


- worin [u] die specifische Drehkraft, | die Länge des Roh- 


res in Decimetern, p das Gewicht des Zuckers in Gram- 
men im v — Cubikcentimeter der Lösung bedeutet. 

A. Traubenzuckerhonig. 10 Grm. des von den 
Zellenhäuten möglichst befreiten Honigs wurden in wenig 


Wasser gelöst und nach dem Entfärben der Lösung mit 


feuchter Thierkohle auf 100 CC. aufgefüllt. Das Rota- 


tionsvermögen der Lösung im 251 Mm. langem Rohre 


betrug N 
| —- 12,380 im Mittel von 12 Versuchen. | 
Es wurden 3CC. der Lösung zu 100 CC. aufgefüllt 
und hiervon zur vollständigen Reduction von 10 A 
Kupferlösung gebraucht | 
26,0 CC. im Mittel von 8 Versuiehäig es 
Hieraus berechnet sich die Menge des in Lösung . 


befindlichen Traubenzuckers (Linksfruchtzuckers, Invert- 


zuckers) zu 7,4 Grm. und unter der Voraussetzung, der 


. vorhandene Zanker sei Rechtstraubenzucker,. das Rotations- 


vermögen der Lösung zu 
— 10,690. (Gefunden + 12,38). 
Um zuerst nachzuweisen, ob der Honig überhaupt 
Rechtstraubenzucker enthielt, wurde derselbe mit kochen- 


dem Weingeist ausgezogen und die filtrirte Lösung neben 


Kalk eingeengt. Es erschienen bald Krystallkrusten, die 


über den ale | 81: 
| bei 840 etwas zusammensinterten, bei 1440 schmolzen und 
deren Lösung im Wasser 

frisch bereitet + 10, 00 
nach dem Constantwerden des Rotationsvermögens + 5, g0 = 


Ablenkung bewirkte. Der erhaltene Zucker zeigte Klo 2 


die Birotation, so wie alle anderen Eigenschaften des 
Rechtstraubenzuckers. Dagegen zeigt obiger Reductions- 
versuch, verglichen mit der Ablenkung der Lösung, dass 
ausser dem Rechtstraubenzucker eine rechtsdrehende, 
Kupferlösung nicht reducirende, Substanz zugegen war. 


a) Die drehende Substanz konnte Rohrzucker sein. — 
Ein Theil der Lösung wurde mit !Yıy Salzsäure in der 
oben angegebenen Weise auf 60 bis 700 erwärmt. Das 
Rotationsvermögen betrug (bei gleicher Concentration der 
Lösung), 

‚nach dem Behandeln mit Säure —- 12,400 (Mittel von 10 
Versuchen), 
- vorher -+ 12,380, 


Zur Reduction von 10 CC. Kupferlösung wurden (bei 
gleicher Concentration) wie vor dem Behandeln mit Säu-. 
ren 26,0 CO. gebraucht. — Die rechtsdrehende Substanz 
ist demnach kein Rohrzucker, sie erlangt, wenn man sie 
unter den Umständen, unter welchen Rohrzucker inver- 
tirt wird, mit Säuren behandelt, weder ein Rotationsver- 
mögen nach links, noch ein Reductionsvermögen für Kupfer- 
lösung. | 


b) Die rechtsdrehende Substanz konnte Dextrin sein.— 
Zur Entscheidung wurde eine Lösung, deren Drehungs- 
vermögen zu + 24,980 (Mittel aus 10 Versuchen) gefun-. 
den, zu + 21,02 aus dem Kupferreductionsvermögen 
(8 Versuche) berechnet war, mit verdünnter Schwefelsäure 
gekocht, indess ohne dass die Lösung jetzt mehr Kupfer 
zu reduciren vermochte. Bestimmter noch als dieser Ver- 
such beweisen die folgenden, dass der unbekannte rechts- 
drehende Bestandtheil des vorliegenden Honigs vom ua: 
_ trin verschieden war. 


f; wiki» : , ar F < nn ‚ ) 
33° 4 Röders, PO a: IE ee % UNS, 
. 


a Eine Lösung, welche 24, 040 Rechisretatioh‘(12 Wer- 
= siehe) und ein Reductionsvermögen zeigte, welches einer 
 Rechtstraubenzuckerlösung bei Abwesenheit anderer acti- 
ven Substanzen 19,960 Rotation ertheilt haben würde, 
wurde wiederum mit !/,, Maass rauchender Salzsäure auf 
60 bis 700 erwärmt, ohne dass Veränderungen eintraten. 
Das saure Gemisch wurde hierauf im zugeschmolzenen 
Rohre eine Stunde auf 105° erhitzt. Die gelbe Lösung 
zeigte nunmehr 


17, 490 Rechtsrotation (8 Versuche, auf die ursprüng- _ 
liche Concentration berechnet), 


dagegen war das Reductionsvermögen gestiegen, so dass, 

wäre es allein durch vorhandenen Rechtstraubengudker | 

veranlasst worden, die Lösung | 
21,450 Rechtsrotation 

hätte zeigen müssen. — Der Versuch wurde mit gleichem 

Resultate wiederholt, wie folgende Uebersicht darlegt. 

I. Rechtsrotation der Lösung —= + 18,360 (8 Versuche), 

nach dem Erwärmen (60 — 700) mit Salzsäure — 

—- 18,230 (8 Versuche). 

Die Reductionskraft der Lösung, vorausgesetzt, dass 

sie von Rechtstraubenzucker herrühre, würde bei Abwe- x 

_ senheit anderer activen Substanzen einem Rotationsvermö- 


gen von 

4 15,720 vor dem Behandeln mit Säuren 
—- 15,710 nach „ ns 3 . 

entsprechen. 


II. Rechtsrotation der Lösung nach dem Erhitzen mit Säu- 
ren auf 1040 (auf die ursprüngliche Verdünnung berechnet) 
| ; — 13,310 

Aus dem Reductionsyermögen — 15,9". 
Die erörterten und einige andere Versuche sind in 
 nachstehender Tabelle zusammengestellt. ' 4 


a) Gehalt der Lösung an Rechtstraubenzucker, a 


Grammen in 100 CC., aus dem Reductionsvermögen Ber | 
gen Kupferlösung RN 


N: 4 


über den Biemenhonig. 


NE b) Berkehnabe Drehung dar Polarisationsebene, welche 
eine Rechtstraubenzuckerlösung mit dem in a gefundenen 
Gehalt im 251 Mm. langen Rohre bewirken würde, 


 e) Beobachtetes Rechtsdrehungsvermögen der Lösung Ä 
(Uebergangsfarbe). 
dd) Verhältniss von b zu c. 


et b. | 6. d. 


Vor.und nach Vor und nach 
ARTE dem Erhitzen mit dem Erhitzen mit 
Nr. Säure auf 60— 70", Säure auf60—70°, 


a ——N zz — N Don _ 


ee ee SEE 


74 + 10,690 + 10,690 12,380 12,40 10:11,6 
14,54 -F 21,020 -£ 21,090 BE — 10:119 °° 
13,81 + 19,960 -+ 19,960 24.04 23,88 10:13,0 
10,87 _° + 15,710 + 15,720 1836 18238 10:11,7 
9,50 + 13,750 a 16,34. 10: 11,85 
ER 6 We 150%  — 10:10 


e) Reductionsfähigkeit der Lösung nach dem Erhitzen 
mit Säure auf 1050, in derselben Weise wie bei b aus- 
gedrückt. ER 
f) Nach dem Erhitzen mit Säuren auf 1050 beobach- 
tete Drehung. 


8) Verhältniss von e zu f. 


e& x g- 
3. + 21,450 17,490 10: 8,15 
4. + 15,9 13,310 10 : 8,36 


Der Honig, welchen die mit käuflichem Traubenzucker 
gefütterten Bienen bereiteten, hält demnach vorwiegend 
‚Rechtstraubenzucker. In kleinerer Menge findet sich 
‚eine ebenfalls rechtsdrehende Substanz, welche alkalische 
Kupferlösung nicht reducirt, aan, welche durch Ran 


Arch.d. Pharm. CLXVLI, Bds. 1. Hkt, 2 


mit Säuren weder ein Reductionsvermögen erlangt, noch 
ihr Rotationsvermögen verändert. Wird diese Substanz 


| _ mit Säuren auf 1050 erhitzt, so wind. sie redueirend und 


linksdrehend. Dass letzteres wirklich der Fall ist, geht 
auf das Bestimmteste aus dem Vergleich zwischen bund f 
hervor. Das Rotationsvermögen hatte in beiden Ver- 
suchen über dasjenige hinaus abgenommen, welches der 
vorhandene Rechtstraubenzucker allein bewirken musste. 
‘Im Uebrigen ist diese Substanz nicht eährungsfähig® und 
‚nicht durch Dialyse vom Rechtstraubenzucker zu trennen I 
Der untersuchte Traubenzuckerhonig verlor neben 


Vitriolöl 10 Proc. Wasser, der Gehalt an Rechtstrauben- 


zucker wurde, (nach Aussonderung der Zellen) Een 
- durch Reduction zu 74,0 

& a PEL; | im Mittel zu EN Proc. 
dureh Gährung ,„ 71,1 

B. Amerikanischer A Cuba- Honig. — Der- 
selbe war halbflüssig, von schwach weinigem Geruch und 
schon über ein Jahr alt. 

‘ Die optische Probe ergab zunächst, dass dieser Be 
ein n Linksdrehungsvermögen besitzt, welches wie das des 
Invertzuckers oder Linköfneltenak en mit der Tempe- 
ratur der Lösung veränderlich ist. Die Reductionsprobe 
zeigte, dass das Drehungsvermögen nicht ausschliesslich 
durch Invertzucker bewirkt sein konnte. Wiederholungen 
beider Proben nach dem Behandeln mit Säuren legten 
die Abwesenheit des Rohrzuckers dar. — Durch Reduction 
wurden in diesem Honig 76,4, durch Gährung 72,1 Proc. 
Zucker gefunden. Die uhren Resultate sind in nach- 
stehender Tabelle zusammengestellt. 

a) Zuckergehalt in Grammen in 100 CC. Lösung 
aus den Reductionsversuchen berechnet. de 
Re. 2 
*) Rechtstraubenzucker und Linksfruchtzucker diffundiren mit 

gleicher Leichtigkeit durch Pergamentpapier und können daher 
durch Dialyse nicht getrennt werden. Hiermit verschwindet 


auch die Aussicht, die Dialyse für die Gewinnung von BES 
zucker aus der Melasse nutzbar zu machen. BR ag Krt. 


a 


* ER 'b) Harsknets Drehung der Polarisationsebene, welche | 
. eine Invertzuckerlösung von dem in a) gefundenen Gehalt 
im 251 Mm. langen Rohre bei 220 bewirken würde. 


a 


c) Beobachtetes Drehungsvermögen der Lösung. 


pr I 0 über end Bieanhonig. ö 359.8 


" d) Hieraus berechneter Gehalt an Invertzucker und er 


‚an Rechtstraubenzucker. 


a c. Ed, Iu 100 Theilen 
’= | N —_ . 
2, Invertz. Rechtstr. Invertz. Rechtstr. 

UT — 440 — 2020 6481 1216 98,35 1,65 
17,60  —10,3360 —4,540 1475 285 9838 1,8 


Der Cubahonig enthält also nach einjährigem Auf- 


bewähren etwas freien Rechtstraubenzucker. Der Grund 


dieser Erscheinung kann in einer partiellen Gährung lie- 
gen, die zuerst den Linksfruchtszucker ergreift. 


C. Heller Heidhonig. 6 bis 7 Monate alt und 


durch Aufbewahren der Waben in Papier vollständig er- 5 
halten. Der zum Versuch 1 war flüssig geblieben, der 


zu 2 und 3 krystallisch erstarrt. — Der Honig hielt 
75 Proc. Invertzucker, weder Rohrzucker noch freien 
Rechtstraubenzucker. BE 


2. | b. 
94 Aus a berechnete Drehung Beobachtete Drehung 
Zuckergehalt Be a Le bei 190 


Lö I d : 
re dem Behandeln mit Säuren dem Rs 


a mE nn 1 


2ISoL Proc, ; ':— ‚8,30 — 860  _—_ 8660  — 8,710 
16,66 , —_ 10,410 2 10,940 
984, — 6,050 F — 6,010 


Es vermag demnach die Biene die Beschaffenheit 
des Zuckers, welchen sie zu Honig verarbeitet, nicht zu 
verändern, essei denn, dass von den Bienen gesammelter 


Rohrzucker eine Inversion, d.h. eine Spaltung in Recht-- 
traubenzucker und Linksfruchtzucker erlitte. Im Uebri- 
‚gen häuft sie gesammelten Traubenzucker sowohl, wie 


gesammelten Invertzucker als solchen in den Zellen an. 


3% 


u = 


a | 


a 


ah y ‘ A den 
* E > . ! - >y PB eg e 
xl - + : 
ER 4 - B 
tr ar \ y 
* DH N 
16. Notizen. Re ee, \ 


a) Ueber eine Verbindung des Eisenoxyds mit ante. 

Vermischt man Lösungen von Bittersalz und Eisen- 
chlorid in dem Verhältniss, dass auf 6 At. MgO 1 At. 
Fe203 vorhanden ist, giesst dieses Gemenge in über- 
 schüssige kalte Kalilauge von 1,1 spec. Gewicht und kocht 
mehrere Stunden, so wird der anfangs braune Niederschlag 
völlig weiss und verräth seinen Gehalt an Eisenöxyd nicht 
mehr durch seine Farbe. Bei sehr concentrirter Kalilauge 
tritt die Farbenveränderung nicht ein, auch bei verdünn- 
ter Lauge nicht, wenn weniger als 6 At. MgO auf 1 At. 
Fe203 vorhanden sind. — Der Niederschlag zeigte sich 
nach dem Auswaschen frei von Alkali, Chlor und Schwe- 
felsäure. Er färbt sich, wenn er im feuchten Zustande 
mit Schwefelammonium übergossen wird, anfangs gar nicht 
und erst nach 24 Stunden grün, während Magnesiahydrat, 
welches mit viel kleineren Mengen Eisenoxydhydrat ge- 
mengt ist, sofort schwarz wird. Kaltes und kochendes. 
wässriges Ammoniak sind ohne Einfluss, Salmiak löst 
bei gelindem Erwärmen die Magnesia und lässt Eisen- 
oxydhydrat zurück, Schwefelwasserstoffwasser färbt sogleich 
schwarz. Der Niederschlag kann getrocknet werden, 


ohne seine Farbe zu verändern, selbst bei 1200 erscheint 


“er noch weiss. Er zieht mit gleicher oder vielleicht noch. 
grösserer Begierde wie Magnesiahydrat Kohlensäure aus 
der Luft an, so dass es nicht gelungen ist ihn kohlen- 
säurefrei zu erhalten. Die feuchte, nicht die trockne 
Verbindung bräunt sich beim Ueberleiten von Kohlen- 
säure. Sein Wassergehalt entsprach bei 1200 etwa der 
Formel Fe?03, 6MgO + 9HO; bei 2100 ist erst die 
Hälfte des Wassers zugleich mit einem Theil der Kohlen- 
säure entwichen. Es ist möglich, dass diese Verbindung 
auf die Formel VFe#06,6Mg0O 4 6MsO,HO zu be- 
- ziehen ist, doch hat es uns nicht gelingen wollen, das 
nach dieser Formel als überschüssig anzusehende Wasser 
zu entfernen, bevor die Verbindung braun geworden war. — 
Kohlensaures Natron verhält sich dem Aetznatron ähnlich 


gegen Eisenoxyd-Magnesialösungen, doch färben nn die 
Niederschläge auch bei grösserem Gehalt an Magnesia 
(12 At. auf 1 At. Fe?O3) mit Schwefelammonium sogleich 
schwarz. Die Thatsache, dass es nicht gelingt, Magnesia 
und Thonerde durch Kochen mit Kalilauge von einander 
zu trennen, könnte die Existenz einer ähnlichen Thonerde- 


. Magnesiaverbindung vermuthen lassen *). 


b) Bestimmung der Phosphorsäure als phosphorsaures 
Wismuthoxyd. | 
G. Obanzel hat vor einigen Jahren zur Bestimmung 
der Phosphorsäure empfohlen, dieselbe mit saurem salpe- 
tersauren Wismuthoxyd aus schwefelsäure- und salzsäure- 
freien Lösungen auszufällen. Nach Versuchen, welche 


Herr Holzberger im hiesigen Laboratorium ausführte, ist 


diese Methode durchaus nicht geeignet genaue Resultate 
zu liefern. Verfährt man genaunach Chancel, so mengt 


basisch-salpetersaures Salz bei, welches auch nach voll- 
ständigem Auswaschen im Niederschlage nachgewiesen 


' wurde. Diese Beimengung findet sogar dann noch statt, 


wenn mit Wasser, welches 1,5 Proc. Salpetersäureanhy- 
drid hält, ausgewaschen wird. Dieses Wasser, oder solches, 


‚welches mehr Salpetersäure hält, löst aber schon etwas 


phosphorsaures Wismuthoxyd, so dass dasselbe nach Ent- 
fernung des überschüssigen Wismuths im Filtrat mit 
Magnesia nachgewiesen werden konnte. Bei 7 Versuchen 


wurden aus Lösungen, welchen 0,328 Grm. BiO3, PO5 


hätten liefern müssen, zwischen 0,324 und 0,345 Grm. 
schwankende Mengen erhalten, nur 1 Mal zeigte der Nie- 
derschlag das richtige Gewicht. Es war zum Auswaschen 


ri 
. BF} ne 


e 1 ee Notizen. ; 37 “ 


. sich dem Niederschlage von phosphorsaurem Wie | 


*) Diese Beobachtungen gewähren ein besonderes Interesse auch . 
dadurch, dass bei dem Antidotum Arsenici der Hannover- 


schen Pharmakopöe und der Pharmae. boruss. ed. VII. ebenfalls 
Eisenoxydhydrat und Talkerde zusammentreffen und möglicher- 
weise eine Verbindung eingehen, die gegen vorhandene arsenige 
Säure indifferent bleibt. H. Ludwig. 


& stets Bnrahoh mit 115 Procent: u benutzt. 
"Bei dieser Gelegenheit möge bemerkt werden, dass das 

basisch- salpetersaure Wismuthoxyd des Handels. wieder- 

holt eisenhaltig gefunden wurde. Se ee 


c) Stassfurther Abi 


Beim Auflösen dieses Salzes in Wasser bleibt ein 
 geringfügiger krystallischer Rückstand, welcher durch 
Abschlämmen in Krystalle und Pulver gesondert werden 
kann. Die ersteren wurden als Anhydrit (nicht als Gyps) 
erkannt. Das Pulver war oder enthielt Stassfurthit, des- 
sen Menge nach der von mir früher angegebenen Methode 
zu 0,013 Proc. vom Abraumsalz bestimmt wurde. Die 
‘ wässrige Lösung zeigte sich frei von Borsäure, Jod und 
Lithion; Rubidium ist bereits von ©. L. Erdmann im 
RE nachgewiesen. Die Menge des Broms wurde 
zu 0,064 Proc. bestimmt. 


d) Essigsaures Ammontak. 


Das neutrale Salz, durch Einleiten von Ammoniak 'i iu: 
Eisessig von 1,066 spec. Gew. dargestellt, schmilzt bei 890, 
Es hält 18,29 Pa Stickstoff, der Formel C4H3(NH%) O4 
entsprechend (Rechnung 18,18 Proc. N). Neben Vitriolöl 
scheint es sich in das saure Salz zu verwandeln, wenig- 
'stens nahm es in 9 Tagen um 9,1 Proc. an Gewicht ab, 
wobei Ammoniak fortging. — Das saure Salz wird auch, 
wie neuerdings Kündig (Ann. Pharm. 105, 277) wiederum 
"bemerkte, beim Erhitzen des neutralen Salzes erhalten, 
es entweicht anfangs viel Ammoniak, dann geht zwischen 
140 und 1500 eine farblose Flüssigkeit über, die durch 
Einlegen eines Krystalls vom neutralen oder sauren RR 
sofort erstarrt. 


0,352 Grm. dieser unter 500 schmelzenden Krystall- 
masse, mit kohlensaurem Natron zerlegt, lieferten Ammo- 
 niak, das 5,04 CC. Säure (Hagoo At. im Liter) sättigte. 


0,525 Grm. lieferten. Ammoniak, a 8,03 Sc. Br: 
sättigte. 


.cıH3 (NH#) O4, caHı O4 — 10,22 Proc. Stickstoff. 
Geltından 10, 03; 10,71 Proc. 


Diese Bestimmungen sind von Her D. Ue Ism a nn 


Rasstühr 
.e) Hippursäure. 


Die trockne Destillation der Hippursäure mit wasser-- 


freien Basen (Kalk) verläuft in ähnlicher Weise, wie die 
Destillation der Hippursäure für sich, es werden Benzo- 
nitril und Ammoniak erhalten, wobei der Rückstand ver- 
kohlt. — Dagegen wird beim Destilliren von Hippursäure 


mit 3 Th. Barythydrat keine Kohle ausgeschieden, das 
Destillat hält Benzol, Ammoniak und viel Methylamin. 

- Es wurde nach dem Neutralisiren mit Salzsäure vom Benzol 
befreit, mit Kalilauge destillirt und das wieder in Salz- 


säure aufgefangene Destillat in Platindoppelsalz verwan- 
‘delt. 20 Grm. Hippursäure lieferten etwa 1 Grm. salz- 
saures Methylamin-Platinchlorid. 


0,5209 Grm. Platindoppels. lieferten 0,2173 Grm. —41 7 Proc. Platin. 


r n n N ’ 5) B2] el ’ ” ” 


0,2083 0.0847 „ Mb ,;,  , 
Rechnung für C2NHS, Hcı, PtCl?2 = 41,68 Proc. Pt. 

Es istschwer, sich von dem Vorgange, der zum Auf- 
treten von Benzonitril bei der trocknen Destillation der 


an ee 
2 ER OR { Lt BE 
TEE N Lk 4 = Ba 

ur Een ne f > . ae 
. ur - or i 


Er Br =& u Nat Mar EIN 


Hippursäure Veranlassung giebt, eine klare Vorstellung zu R 


machen. Die bis auf 240 — 2500 erhitzte Hippursäure 
hat kaum 7 Proc. an Gewicht verloren, der Verlust be- 
steht in Benzoesäure und Kohlensäure, Ammoniak wird 
erst gleichzeitig mit dem Benzonitril entwickelt. Unter- 
bricht man den Versuch zu diesem Zeitpuncte, so hält 
der Rückstand nur noch wenig Hippursäure und Benzoe- 


säure, aus der Lösung in kohlensaurem Natron fällt Salz- 


säure ein braunes amorpbes Pulver. — Ich vermuthete, 
das Benzonitril der Hippursäure könne in Wahrheit 
CI6NH” sein, oder von. dieser Verbindung enthalten, mit 


welcher Formel es durch Austritt von 2 At. Wasser und Er 
2 At. Kohlensäure aus der Hippursäure entstanden wäre. 


Da ich aber beim Zerlegen des so erhaltenen Benzonitrils 


mit weingeistigem Kali nur Ammoniak und durchaus kein 


F 


Keak Noten. 


| Methylamin. ke. habe ich diese Ankiel, Gunigebe müs- 

sen. -— Durch ähnliche Beziehungen geleitet hat Weltzien 
für das Hipparaffin von Schwarz die Formel C16 NH9 O2, 
(die sich von derjenigen der Hippursäure durch minus 
2 At. Kohlensäure unterscheidet, aufgestellt. Aber Lim- 
pricht (Lehrb., Braunschw. 1861, 894) fand die Formel 
von Schwarz bestätigt und entdeckte auch einen leicht 
schmelzbaren, in heissem Wasser löslichen Körper, der 
sich beim Einwirken von Schwefelsäure und Bleisuper- 
oxyd auf Hippursäure bei mässiger Wärme bildet, und 
seiner Formel C16H9NO4 gemäss als Ausgangspunct des 
Hipparaffins (C16H7NO?2) betrachtet werden kann. Somit 
bleibt das eigentliche Benzoylmethylamin noch aufzufinden. 


f) Sebaminsäure. (G@melin VII, 454.) 

Sie wird auch durch trockne Destillation des halb- 
sebacylsauren (neutralen) Ammoniaks erhalten. Man löst 
das anfangs farblos, später gelblich übergehende Destillat 
in wässrigem Ammoniak, filtrirt, fällt mit Salzsäure und 
krystallisirt aus kochendem Wasser um. — Krystallische, 
weisse Masse, die erst nach längerem Kochen mit concen- 
trirter Kalilauge Ammoniak entwickelt, aus kohlensaurem 
Kalk Kohlensäure austreibt und ein in Wasser wenig lösliches 
Kalksalz bildet. — Erhitzt man sebaminsaures Natron mit 
Chlorbenzoyl, so wird ausser Kochsalz ein durch Aether 
ausziehbares Oel erhalten, das nicht erstarrt, mit Kalihy- 
drat geschmolzen Ammoniak entwickelt, sich nicht in Was- 
ser, wässrigem Ammoniak und kohlensaurem Natron löst, 
sondern beim Waschen damit nur etwas freie Säure abgiebt. 

0,268 Grm. der über Vitriolöl getrockneten Sebamin- 
säure gaben 0,5895 Grm. Kohlensäure und 0,2365 Grm. 
Wasser. — 0,146 Grm. gaben Ammoniak, das eine 0,01036 
Grm. Stickstoff entsprechende Menge Säure sättigte. ie 


Gefunden. 
20 C 120 59,70 } 
N 14 6,97 4,09 


99H = 9,45 9,81 
60 4 23,88 | 


CANH1WO6 201 100,00. 


L TRATEN er 2 U nz Dre ER A 
En Are Der, wrrr wen, N OA "RZ 
DA a Pa 7 
9 IT \ BU AT» wc i 
{} = a N et - 
Bi 


Se Feldhaus, über Bittermandelwasser. De 


N 1 RER g) Brenzliches Oel des Camphers. | 

| Unter diesem Namen ist von Bouillon-Lagrange 
‚ein Oel beschrieben, das er durch Destillation eines 
Gemenges von Thon mit Campher erhielt. Aus einem 
so bereiteten Product, das sich in der Sammlung des 
hiesigen Laboratoriums fand, liess sich durch fractionirte 
Destillation, durch Erkälten des Destillates und Aussondern 
des erstarrten Theils einerseits viel Campher und anderer- 
seits Oymen isoliren. Das letztere wurde im Siedpunct, 
Verhalten gegen Salpetersäure und gegen Vitriolöl mit 
dem gewöhnlichen Uymen übereinstimmend gefunden. 
Das Oel ist demnach ein Gemenge von Cymen und un- 
zersetztiem Campher. | 


: Veber Bittermandelwasser; 


von 
Sigismund Feldhaus. 


Zu den Studien über das Bittermandelwasser, die in 
dem Aprilhefte des Archivs Aufnahme gefunden, trage 
ich Einiges nach, betreffend den Nachweis des Uyanam- 
moniums in dem Bittermandelwasser, die Bestimmung 
des Cyangehaltes in demselben und den Amygdalinge- 
halt verschiedener im Handel vorkommender bittern Man- 
deln. | | 
Scheidet man mit Kali oder Natron und Silber alles 
Cyan aus dem Bittermandelwasser ab, so darf man mit 
Sicherheit annehmen, dass hierdurch keine Ammoniakver- 
bindung gebildet worden ist. War eine Ammoniakverbin- 
dung zugegen, so ist das Ammonium an die verwendete 
Säure gebunden, in der vom Cyansilber abfiltrirten Flüssig- . 
keit enthalten, aus welcher es durch Kochen mit Kali 
oder Natronlösung frei gemacht werden kann. Da aus. 
' Nitraten durch Kochen mit überschüssiger Alkalilösung 
kein Ammoniak gebildet wird, so ist die Verwendung . 
von Silbersalpeter und Salpetersäure gestattet. Verfährt 


ze 


u 


AR. = | VE üs a Ka 


VEN EITHER a ll Kran, u dr 
i 4 


a N area 
r x H . F 2 


z ‚man nun in dieser Weise, fällt durch Natronhydrat, Silber- 


nitrat und Salpetersäure alles Cyan aus dem Bittermandel- 


wasser vollständig aus, concentrirt das Filtrat, wobei ‚alles 
Benzaldehyd zu Benzoesäure oxydirt wird, und kocht mit 
überschüssigem Aetznatron, so erhält man starke Reactionen 
auf Ammoniak. —. Durch Einleiten der Dämpfe in salz- 
säurehaltiges Wasser, Concentriren dieses chlorammonium- 


haltigen Wassers und Vermischen mit Platinchlorid unter 


Zusatz von Weingeist, wurde eine quantitative Bestim- 


mung vorgenommen. 100 Grm. ganz frisches Bittermandel- 
_ wasser gaben in dieser Weise 0,0522 Grm. H?N Ol, PtCl?2 


welches nach dem Glühen reines Platin zurückliess. Es 
ist hierdurch die Gegenwart von 0,0135 Grm. Cyan- 
ammonium in den 100 Grm. Bittermandelwasser bestimmt 
nachgewiesen. 


Nach der früher mitgetheilten Ausführung enthält dasBit- 


termandelwasser wesentlich cyanwasserstoffsaures Benzalde- 
hyd, ausserdem freie Blausäure und freien Benzaldehyd, zu 


denen nun auch noch Cyanammonium kommt. Diese Be- 


standtheile finden sich nicht in constantem Verhältnisse, 
sondern da die letztern Zersetzungsproducte der ersten Ver- 
bindung durch die Wärme sind, so müssen schon hierdurch, 
abgesehen von der mehr oder minder vollständigen Ver- 
dichtung, je nach der Dauer und der Höhe dieses Einflusses 
quantitative Verschiedenheiten auftreten, die indess gewisse 
Grenzen nicht überschreiten können. : 


Man darf annehmen, dass die Verbindung von Oyan-. _ 


‚ wasserstoff mit Benzaldehyd aus gleichen Aequivalenten 
besteht, und dass durch die Wärme auf ein Aequivalent 


Cyanwasserstoff auch ein Aequivalent Benzaldehyd frei 
wird. Dieser freie Benzaldehyd wird sich in dem Bitter- 
mandelwasser unverändert vorfinden bis auf einen kleinen 


Theil, der während der Destillation zu Benzoesäure oxydirt 


werden konnte. Der frei gewordene Uyanwasserstoff findet 


sich zum Theil in dem Destillate, ein Theil entweicht 
unverdichtet und ein Theil wird in Oyanammonium um- 
geändert. 


über Bittermandelwasser. 43 


RR "Nach genauen Cyanbestimmungen und unter Zu- 
 grundelegung dieser Reactionen berechnen sich beispiels- 
weise für 100 Theile des Bittermandelwassers, welches 


zu der obigen Cyanammoniumbestimmung diente, ne: 


‘Zahlen: 
Byaswähserktoffsnuder Benzaldehyd... 0,6848 
Freier Cyanwasserstoff.......... NOTEN 
Oyanammönium RER 0,0135 
Freier Benzaldehyd..........2..%.7.. 0,1186. 


Obgleich aus den angeführten Gründen diese Zahlen 
nicht auf jedes Bittermandelwasser Anwendung finden, 
so sind sie doch geeignet, ein Bild von der chemischen _ 
Natur.dieses Präparates zu geben. FR 


Eine Reihe von Thatsachen, deren Aufzählung hier 
zu weit führen würde, sprechen dafür, dass das Uyan- 


ammonium oder wenn man will, das freie Ammoniak 


im Bittermandelwasser die Verbindung des Benzaldehyd 
mit dem Cyanwasserstoff unter ae von in Wasser 
unlöslichen Substanzen zersetzt. Indifferent gegen den 
cyanwasserstoffsauren Benzaldehyd verhalten sich die neu- 
tralen Salze des Ammoniums mit Säuren, die stärker 


sind als die Cyanwasserstoffsäure. Man kann also nach 


der quantitativen Ermittelung des Ammoniums im Bitter- 
mandelwasser die Mengen Säure berechnen, welche das- 
selbe neutralisiren und damit die Quelle der spontanen 
milchigen Trübung wegnehmen müssen. a 


0,0135 Cyanammonium werden zerlegt durch 0,0123 
SO3; 0,0162NO5; 0,0110H Cl ete.. — Für 1000 Bitter 
ara Eule Bedarf man hiernach etwa 1 Acid. sulf. 
dilut., 2}3 Acid. nitrie., Y, Acid. hydrochlorat. oder: 
1 Tropfen verdünnte Schwefelsäure für 2 Unz. Mandelwasser _ 
1. „.  officinelle Salpetersäure für3 „ $ 
1 2 i Salzsäure fin, 5 

Diese kleinen Mengen Säuren, gleich nach der Destilla- 
tion dem Bittermandelwasser zugesetzt, reichen in der 
That aus, dasselbe vollkommen klar und unzersetzt zu 


a gro BEN 5} nr RRE Bleznggg Br : „Evan ELRTTEEE EV 


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5 wa PER RR vn 2 N x Br 22 


A DR geld + er TR Ze ’ 


jr erhalten, sogar in der starken Verdünnung ale An cerasor. 


amygdalata. — ni 


Da der oyanwlinserstoffenure Beninldue von Silber: 


nitrat bei gewöhnlicher Temperatur nicht verändert wird, 
so muss derselbe, um das Cyan an Silber zu binden, vor- 
ab durch Kali oder Ammoniak zersetzt werden. Aus 


der. schwachen Basicität des Benzaldehyds scheint der 


Schluss gerechtfertigt, dass ein Aequivalent Kali oder 
Ammoniak zur vollständigen Zersetzung ausreichend wäre. 


r Dies ist jedoch nicht der Fall und da durch dies Ver- 


halten bei der Prüfung des Bittermandelwassers leicht 
Irrungen entstehen können, so erscheint ein näheres Ein- 
gehen hierauf nicht überflüssig. 

Für 0,150 Grm. HCy, die in 100 Grm. Bitterimindel 


wasser Er inchniätlizh vorausgesetzt werden dürfen, er- 


zugegen, welches durch Silberlösung nicht ausgefällt wurde. 
Genau wie das Kali verhält sich das Ammoniak. — Da Se 


giebt sich aus den Aequivalentgewichten 0,0945 Grm. 
H3N, 0,2622 Grm. KO und 0,9444 Grm. AgO,NO3, in 
runden Zahlen demnach: 
100 Grm. Bittere 
1. ,„.  Sılbernitrat 
1 CC. 10procentige Ammoniaklösung 
2,5 CC. 10procentige Kalilösung. 


Versetzt man Bittermandelwasser mit einem Aequi- 


valent Kali, so entsteht Uyankalium und freier Benzalde- 


hyd. Nach dem Ansäuern mit Salpetersäure erhält ‚man 


eine starke Ausscheidung von Cyansilber, aber es ist bei 
weitem noch nicht alles im Bittermandelwasser enthaltene 
Cyan durch Silber fällbar geworden. Da Cyanwasser- 
stoff und Benzaldehyd sich auf directem Wege nicht ver- 


einigen, so geht hieraus bestimmt hervor, dass durch 


ein Aequivalent Kali ein Aequivalent eyanwasserstoff- 
saurer Benzaldehyd nicht zerlegt wird. Sogar nach dem 


Vermischen mit 10 bis 15 Aequivalenten Kali ist nach 
Ansäuern mit Salpetersäure noch eine kleine, aber nicht 


ganz unbedeutende Menge Cyan in dem Bittermandelwasser 


“ 
% 


k Bl ER ze,“ - En j ah 8 


| über Binterbiesdlälwanser 5 45 


“eine längere Einwirkung von überschüssigem Kali und 
besonders von Ammoniak Zersetzungen im Bittermandel- 
wasser hervorruft, so darf man die vollständige Zerlegung 
des cyanwasserstoffsauren Benzaldehyds durch eine längere 
Einwirkung von Kali oder Ammoniak nicht versuchen. 
Es kann mithin der Cyangehalt des Bittermandel- 
wassers nicht in der Weise ermittelt werden, dass man 
erst Kali oder Ammoniak im Ueberschuss, dann OREBPUNR: 
säure und darauf Silberlösung zusetzt. 

Anders gestaltet sich dieser Vorgang, wenn man 
Silbernitrat zu der alkalischen Flüssigkeit hinzufügt und 
darnach erst mit Salpetersäure ansäuert. Es tritt jetzt 
die Unlöslichkeit des Silbereyanids, so wie dessen grosse 
Neigung, mit Cyanalkalimetallen leicht lösliche Doppelver- 
bindungen einzugehen, mit ins Spiel, so dass durch eine 
' viel geringere Menge Alkali als eben angeführt, eine 
vollständige Zersetzung des ee Benz- 
‚aldehyds erreicht wird. kr 

Rose sagt über diese Prüfungsweise, Handbuch der 


analyt. Chemie, Bd.1. Seite 679: um die ganze Menge i 


Blausäure im Bittermandelwasser in Cyansilber zu ver- 
wandeln, muss man dem zu prüfenden Wasser, nachdem 
man salpetersaure Silberoxydlösung hinzugefügt. hat, etwas 
Ammoniak zusetzen, wodurch die unbedeutende Trübung 
des sich ausscheidenden Oyansilbers verschwindet. Nach 
dem Uebersättigen mit Salpetersäure erhält man alle 
Cyanwasserstoffsäure als Cyansilber ausgeschieden. — 
Die Ermittelung der Menge Ammoniaklösung, welche 
‚zur vollständigen Abtrennung des Cyans erforderlich ist, 
‚schien mir nicht unwichtig zu. sein, ebenso die Unter- 
suchung, ob ein so grosser Ueberschuss von Ammoniak, 
welcher erforderlich ist, um das im Anfang ausscheidende 
Cyansilber wieder in Lösung zu bringen, auf die Menge 
des zu wägenden Niederschlags ohne Einfluss bleibt. 
Das Kalı ist zum Ausfällen des Cyans mittelst Silber ; 
nicht so gut geeignet, weil es aus Silbersalzen Silberoxyd 
ausfällt, welches von dem Cyansilber nur durch längere 


u AR + Feldhaus, u 


 gelinde Digestion mit verdünnter Salpetersäure vollständig 
getrennt werden kann. — Setzt‘ man zu Bittermandel- 
wasser, worin man Silbernitrat aufgelöst hat, allmälig. sehr 
verdünnte Kalilösung, so entsteht erst dann eine braune 
Färbung von Silberoxyd, wenn ein Aequivalent Kali zu- 
gesetzt ist. Dieser Punct ist so deutlich, dass sich dar- 
auf eine maassanalytische Methode gründen liesse, wenn 
dieselbe nicht durch die vorzügliche Liebig’sche durchaus 
überflüssig wäre. — Eine vollständige Ausfällung des. 

Cyans durch Silber und Kali ist nach meiner Erfahrung 


ohne gleichzeitige Ausscheidung von Silberoxyd nicht 


thunlich, und aus diesem Grunde ist es viel zweckmässiger 
sich des Ammoniaks dabei zu bedienen. 

Vermischt man Bittermandelwasser, dem man ein 
Aequivalent Silbernitrat zugesetzt hat, mit einem Aequi- 
valent Ammoniaklösung, so scheidet sofort viel Cyansilber 
aus und die Flüssigkeit reagirt deutlich alkalischh en 
Beweis, dass noch freies Ammoniak zugegen ist. Setzt 
man jetzt Salpetersäure zu, so hat man im Filtrat noch 
_ eyanwasserstoffsauren Benzaldehyd neben salpetersaurem 
Silberoxyd. Die Menge des nicht ausgefällten Cyans ist in 
diesem Falle jedoch viel geringer, als wenn man bei 
gleichen Mengen das Silber nach der Ansäuerung mit 
Salpetersäure zugesetzt hat. — Es wurde nun durch 
Versuche .ermittelt, dass zwei Aequivalente Ammoniak- 
lösung zu der vollständigen Ausscheidung des Cyans aus- 
reichen. Die Zersetzung ist augenblicklich, und der Ver- 

such erfordert nicht so viel Zeit, dass man eine Neben- 

‘wirkung des Ammoniaks zu befürchten hätte. Das Cyan- 
silber scheidet sich fast vollständig aus, noch ehe man einen 
Tropfen Säure zusetzt.. Um das ausgeschiedene Uyan- 
silber durch Ammoniak in Lösung zu bringen, bedarf 
man eines sehr grossen Ueberschusses und es gelingt 
auch, durch eine grosse Menge Ammoniaklösung nicht 
einmal eine ganz klare Lösung zu erhalten. Eine Re 
klare Flüssigkeit bekommt man, wenn man zu dem Bitter- 
mandelwasser zuerst eine grosse Menge Ammoniaklösung _ 


BR ber Pittmailisdkleniser. Ä 47 


und dann ein Aequivalent Silbernitrat zusetzt, jedoch 
auch hierin zeigt sich sehr bald eine Trübung rar 
kleine flimmernde Körper. | 


In dem so eben erörterten Verhaklei des Bitter- a 


mandelwassers und des Cyansilbers gegen Ammoniak- 
lösung ist der Grund zu der unter den Pharmaceuten viel 
verbreiteten Meinung zu suchen, dass die Fällungsmethode 
keine genauen und übereinstimmenden Resultate gebe. 

Ehe ich Zahlen mittheile, die aus Fällungen unter 
verschiedenen Verhältnissen erhalten wurden, erlaube ich 
mir zwei Bemerkungen vorauszuschicken. Um sicher zu 
gehen, dass man alles Cyan als Cyansilber zur Wägung 
bringt, prüfe man einige Tropfen der abfiltrirten Flüssig- 
keit mit Salzsäure, ob ein geringer Ueberschuss von 
Silbernitrat zugegen ist. Eine etwas grössere Menge, 
die Silbernitrat enthält, macht man mit Ammoniak stark 
alkalisch und dann mit Salpetersäure wieder sauer, es 
darf keine Trübung entstehen, sonst war nicht alles cyan- 
 wasserstoffsaure Benzaldehyd zersetzt. Beide Proben 
sollte man nie unterlassen. — Die Wägung des Cyan- 
silbers kann nur auf vorher trocken gewogenen Filtern 


geschehen, da eine anscheinend vollständige Trennung ze 


niemals ein genaues Resultat giebt. Dass man grossen 
Fehlern ausgesetzt ist, wenn man zwei gleich grosse Filter 
ohne Weiteres für gleich schwer nimmt, bedarf wohl 
kaum der Erwägung. Der Bequemlichkeit halber sucht 
man häufig die Menge Blausäure aus dem: Cyansilber. 
durch Division mit 5 zu berechnen, indess ist dies nicht 
genau, da AgCy134 und HCy27 ist. 

Bei den nachfolgenden Versuchen waren die Filtra 
aus schwedischem Papier trocken gewogen, die Nieder- 
schläge mit den Filtern bei 100— 1100. völlig ausge-, 
trocknet und nach dem Erkalten neben Schwefelsäure 
zwischen Uhrgläsern gewogen. Das Silbernitrat wurde 
in filtrirter Think zugesetzt, die auf 10 CC. 1 Grm. 
Silbersalpeter enthielt. Die Ammoniaklösung war chlor- 
frei, spec. Gewicht 0,960. Salpetersäure wurde bis zur 


TE Re "AL % ; Br | BF ye | EUER BR re 
len, Feldhaus, Re 


| dedtich sauren Reaction zugesetzt, geile iabeibichuss: n 


vermieden. Das Auswascher der Niederschläge ‘wurde 


so lange fortgesetzt, als im Waschwasser noch eine Spur 
Silber aufzufinden war. Das Bittermandelwasser, welches 
zu diesen Versuchen diente, war so klar und hell wie 
chemisch reines Wasser. ERS 
1) 100 Grm. Bittermandelwasser, 
1,3 Grm. Silbernitrat, dann 
2 CC. Ammoniaklösung, | 
alte Salpetersäure im geringen Dibee wie bei 
allen Versuchen. 1 
2) 100 Grm. Bittermandelwasser, 
2 CC. Ammoniaklösung, dann 
. 1,3 Grm. Silbernitrat. 
3) 100 Grm. Bittermandelwasser, 
10 CC. Ammoniaklösung, dann 
1,3 Grm. Silbernitrat. 
4) 100 Grm. Bittermandelwasser, 
1,3 Grm. Silbernitrat, dann 
20 CC. Ammmoniaklösnng. 
5) 100 Grm. Bittermandelwasser, 
2 CC. Ammoniaklösung, dann 
5 Grm. Silbernitrat. | 
Das Filtrat aus dem letzten Versuch gab nach‘ den 


Verdünnen mit Wasser und Zusatz von Ammoniak, bei 


der Ansäuerung mit Salpetersäure eine deutliche Trübung. 
Ich stelle die Resultate der Wägungen zusammen und 


füge die Berechnung auf Cyanwasserstoff hinzu, wobei 


vorausgesetzt worden, dass’ die Niederschläge AgCy waren. 


1. a) 0,8103 AgCy = 0,1633 HCy 
b) 08095 „ = 01631, 
c) 0,8082 °„ = 016238 „, 
2, 0,805 „= 0164 ,„ 
3. a) 08190 „ = 01650 , 
d).: 0,8152. ee GR 
4. a) 0,8215.%, = 0,1665 
0) 084530 „= 01698 , 


5. OFTEN 0,1297 eaH 


N ben Bittermanı elwasser. PERL A 


Die Versuche 1 und 2 stimmen. so gut herein, dass 


ae gleichgültig ist, ob zuerst Silbernitrat oder Ammoniak 
% Rune wird, ich halte diese Resultate für die richtigen. | 

: Aus den Versuchen 3.und 4 geht hervor, dass ein 
Biostar Ueberschuss von Ammoniak die Menge des Nieder- 
schlags vermehrt, entweder durch hartnäckig vom Cyan- 


DA A ARE pr Bi 
N AN R 

v BR u. 

3 Fe 


silber zurückgehaltenes Ammoniak, oder durch die un- 


löslichen Verbindungen die aus Ausouiak und Benzalde- 
hyd leicht entstehen. Im Versuch 5 wäre der Ausfall 


an Silbercyanid wohl nicht so gross gewesen, wenn die 
Ammoniaklösung im Verhältniss zum Silbernitrat vermehrt 


worden wäre, der Versuch zeigt aber, dass man auch nicht 
beliebig viel Silbernitrat zusetzen darf, ‚obgleich ein ge- 


ringer nothwendiger Ueberschuss nicht schadet. Aus 


diesen und vielen andern Versuchen habe ich die Ueber- 


zeugung gewonnen, dass die quantitative Bestimmung 


des Cyans im Bittermandelwasser durch Fällung mit 
Silber sicher und genau ausgeführt werden kann, wenn 
man von den in den Versuchen 1 und 2 angewendeten 
Mengen nicht zu weit abweicht. Indess beanspruchen 
genaue Bestimmungen wegen des Trocknens der Filter 
und der Niederschläge, welche hartnäckig die letzten 


Spuren Wasser festhalten, viel Zeit und Mühe. Da in 


der leichten und raschen Ausfü"rbarkeit die Titrirbe- 


stimmungen grosse Vorzüge besitzen, so war eine Ver- 


gleichung der: beiden Methoden bei dem Bittermandel- 
wasser von Interesse. 


Die Liebig’sche Titrirmethode beruht bekanntlich dar- 


auf, dass in Cyankaliumlösung durch Silbersalz zunächst 
nur das leicht lösliche Cyansilberkalium entsteht und 
dass diese Verbindung durch weitern Zusatz von Silber- 
salz unter Abscheidung von Cyansilber zersetzt wird. 
Aelteres Bittermandelwasser, dessen Cyanammonium 
nicht durch Säure zersetzt worden, ist fast ohne Aus- 
nahme so milchig, dass die erste geringe Ausscheidung 
von Silbereyanid darin nicht gut bemerkt werden kann. 
Dieser Uebelstand. tritt bei dem gleich nach der Berei- 
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds.1. Hft. MEN 


, BEN NER Berge Ahr ne N 
u ee ag A ASS A 


Re u Be ö ER Faden, SB . Be Be Br 
tung mit, etwas Säure. versetzten Ba nie 
“ein, da es völlig frei von dem milchigen Aussehen bleibt. 
Die erste Ausscheidung des Cyansilbers, welche die Been- 
digung des maassanalytischen Versuches anzeigt, beob- 

achtet man am besten in einer verdünnten ganz klaren 
und wasserhellen Lösung des krystallisirten KCy, AgCy, 
durch 1 oder 2 Tropfen I, Normal-Silberlösung. Es 
ist nur eine Opalisirung der Flüssigkeit, die aber nicht 
‘wieder verschwindet, weder durch längeres Stehen noch 
durch Erwärmen. In dem mit Kali versetzten Bitter- 
mandelwasser entsteht diese Opalisirung und verschwindet 
nach mehren Stunden wieder, rascher beim Erwärmen. 
Es ist klar, dass in einer Flüssigkeit die nur noch ein 
Minimum von KCy enthält, dieses nicht momentan das 
an andern Stellen ausgeschiedene AgCy auflösen kann. 
Man compensirt diesen Umstand dadurch, dass man bei 
diesen Prüfungen so viel Silbernitrat zusetzt, dass eine 
deutliche Ausscheidung von Cyansilber eintritt. Ueber 
die Menge Kali, welches dem Bittermandelwasser zuzu- 
setzen ist, finde ich keine Angabe. Mit einem Aequi- 
valent Kali ist der Versuch nicht zu Ende zu führen, 
aber zwei Aequivalente reichen vollständig aus, auch 
schadet ein ziemlich grosser Ueberschuss von Kali bei 
stark verdünnter Lösung nichts. Stark alkalische fertig- 
titrirte Flüssigkeiten bräunen oder schwärzen sich durch 
den reducirenden Einfluss des freien Benzaldehyds nach 
einiger Zeit. 
Auf 54 Grm. Bittermandelwasser nimmt man dee | 
etwa 2— 3 C.C. 10procentige Kalilösung oder etwa 
1, Grm. geschmolzenes Kalihydrat. Eine Verdünnung, 
mit ungefähr 200 C.C. Wasser ist durchaus zu empfeh- 
len. Auf dunklem Grunde kann man dann das erste. 
Auftreten des Opalisirens ausgezeichnet scharf beobach- 
ten und die Uebereinstimmung verschiedener Versuche 
hängt nur von dem aufmerksamen Experimentiren ah. .Ich, 
führe ein paar Titrirungen an, die mit. demselben Bitter- 
mandelwasser, dessen Cyangehalt in den oben mitgetheilten 


über Bittermandelwasser. 2 3 


Wäpunen zu 0,163 Proc. Cyanwasserstoff gefünden wor- 
den, angestellt sind. 
54 Gramm Bittermandelwasser, 
0,35 Gramm geschmolzenes Kalihydrat, 


200 CC. Wasser, 
16,4 CC. U, N -Silberlösung = 0,164 Proc. HCy 


"54 Gramm Bittermandelwasser, 
0,5 Gramm Kalihydrat, 
200 CC. Wasser, 
16,3 CC. Y,, N-Silberlösung —= 0,163 Proc. HOy. 


54 Gramm Bittermandelwasser, 
1 Gramm Kalihydrat, 
200 CC. Wasser, 
16,4 CC. I, N -Silberlösung — 0,164 Be HCy. 
Ich empfehle es, die fertigtitriten Flüssigkeiten einige 
Stunden stehen zu lassen, ob etwa die geringe Menge 
des ausgeschiedenen Cyansilbers noch wieder klar auf 
gelöst wird. Es handelt sich hierbei allerdings nur um 
wenige Cubikmillimeter der Probeflüssigkeit. — Man sieht, 
‚dass durch die Maassanalyse ebenso wie bei der freien 
Blausäure, so auch beim Bittermandelwasser der Cyan- 
gehalt sicher und sehr genau gefunden werden kann. 
Ich nehme die Aeusserung, dass die Titrirungen mit sorg- 
fältig ausgeführten Wägungen nicht übereinstimmten, zu- 
rück, sie hatte ihren Grund in einem kleinen Irrthum, 


der mit der Probeflüssigkeit. begangen worden, und der 


‚erst später entdeckt wurde. 
Im Handel kommen verschiedene Sorten bittere Man- 
‘deln vor, die sich äusserlich besonders durch ihre Grösse 
‚unterscheiden. Die kleinen sind als Amygd. amar. bar- 
barie., die grossen als sicilian. oder provincial. bekannt. 
Ausserdem wird jetzt eine Teneriffa-Sorte angeboten, 

die aus ganz ungleich grossen Samen besteht.‘ Ueber den 
Amygdalingehalt dieser verschiedenen Sorten fehlt es an 
genauen Angaben und einen grossen Werth haben darauf 
gerichtete Untersuchungen allerdings nicht. Es geht mit 
dieser Ehuene wie mit den Chieririlen und anderen, 

4* 


ar EN Tree "As Alan Ga EM ir ET TEN IE MIET TE 
ER El Be ae el WTA HN NE 
2 a RAR AR EUR et 
“. 4 £ 
N 


ee. =°, Feldes): Wen 


sie sind keine chemische Präparate, sondern ‚ihre Be 
schaffenheit unterliegt wechselnden Einflüssen. Doch 
wird eine gewisse Beständigkeit Ver werden 
können. — | 
Der directen Bestimmung des Auygdhlihi steht die | 
Schwierigkeit, wo nicht die Unausführbarkeit der Rein- 
darstellung ohne Verlust entgegen. Leichter und jeden- 
falls von ausreichend praktischem Nutzen sind Cyanbestim- 
mungen, die ich in folgender Weise ausgeführt habe. 
500 Grin. bittere Mandeln wurden möglichst vom Oel befreit, 
und der fünfte Theil des feingepulverten Rückstandes 
‚mit 400 CC. Wasser 24 Stunden: macerirt und dann aus 
Glasgefässen durch hineingeleiteten Dampf destillirt, mit 
der Vorkehrung, dass der unverdichtet entweichende Oyan- 
wasserstoff in ammoniakhaltig. Wasser aufgenommen wurde. 
Unter den oben angegebenen Cautelen wurde dann alles 
Cyan an Silber gebunden, und aus dem gewogenen Cyan- 
silber der Amygdalingehalt berechnet, unter der Annahme, 
dass ein Aequivalent Amygdalin ein Be nn Oyan 2 
gebe. | 
1. Amygdal. amar. sicil. 100 Stück, etwa 50 Grm. 
schwer, fast kein Bruch; 100 Grm. gaben 0,8745 Grm. 
AgCy = 3,307 Grm. Armssslailie 
2. Amygdal. amar. Teneriffa. 100 Stück, etwa 38 big 
40 Grm. schwer, sehr ungleich gross und viel Bruch. 

100 Grm. gaben 0,7740 Grm. AgCy — 2,773 Grm. 
Amysgdalin. | 
3. Amygdel. amar. barbaric. 100 Stück, etwa 25 Grm. 
wiegend, gleichmässig gross, ohne Bruch. 100 Grm. 
gaben 0,8165 Grm. AgCy — 3,004 Grm. Amygdalin 
Nach Liebig geben bittere Mandeln 1,5 Proc., nach 
Bette 2,8 Procent Amygdalin, die obigen Ergebnisse 
‚stimmen mit der letzten Angabe sehr gut überein. | 
Ein Versuch zur directen Amygdalinbestimmung 
wurde in folgender Weise ausgeführt. Die von Oel 
befreiten fein gepulverten Mandeln wurden in siedendes 
Wasser eingetragen und etwa 10 Minuten gekocht. Diese 


über Bittermandewasser. 5. 


Lösung wurde der Dialyse unterworfen, nach den An- | 
gaben von Graham, Fresenius’ Zeitschrift, Seite 269. 
' Nach 24 Stunden wurde die klare amygdalinhaltige Flüs- 
- sigkeit zur Trockne abgedampft, mit 8Oprocentigem Wein- 
geist ausgekocht, dieser verdunstet und der Rückstand 
neben Schwefelsäure ausgetrocknet. 13 Grm. sicilianische 
‚Mandeln gaben 0,4585 Grm. Amygdalin — 3,44 Proe., 
' welches Spuren von Krystallisation zeigte, aber wohl 
noch nicht ganz rein war. Da ich nur diesen einen 
Versuch mit einem kleinen improvisirten Dialysator an- 
gestellt habe, so kann ich nicht sagen, ob die Ueberein- 
stimmung mit der Cyanbestimmung nur eine zufällige ist. 
Jedenfalls ist dieses Resultat sehr ermunternd für weitere 
in grösserem Maassstabe auszuführende Versuche. 


| Hinsichtlich der Ag. amygd. amar. bin ich der Pharm. 
 bor. VII. gegenüber, die bekanntlich in 720 Theilen 
einen Theil Cyanwasserstoff verlangt, der Ansicht, dass 
man stärkere Destillate mit Wasser, welches !/, Alko- 
hol enthält, bis zu diesem Punct verdünnen, dann aber 
durch Zerlegung des Cyanammoniums mittelst entsprechend 
' wenig Mineralsäure die freiwillige Zersetzung des Präpa- 
- rats verhindern muss. Ich nenne es eine Absurdität, wenn 
eingeworfen wird, der Zusatz dieser Säure sei aus dem. 
Grunde unstatthaft, weil ihn die Pharmakopöe nicht vor- 
schreibt. Wenn es der Mühe lohnte, wäre es leicht, 
dieser sonderbaren Scrupulosität die Unwesentlichkeit 
nachzuweisen *). | 


*) Der Zusatz von Spuren verdünnter Schwefelsäure in den weiter 
oben angegebenen Verhältnissen (1 Tropfen verdünnte Schwefel- 
säure auf 2 Unzen Bittermandelwasser) hat durchaus nichts Be- 
denkliches, sobald er mit Zustimmung der das Bittermandel- 
wasser verordnenden Aerzte geschieht. H. Ludwig. 


uk - SR: 


> Weiter Notizen über das Melin. wi: seine 
Umwandlung in Meletin; 


von - 


W. Stein*). 


In meiner letzten Arbeit**) über das Melin habe ich 
nachgewiesen, dass dasselbe nicht identisch mit Querci- 
melin ist, wie Hlasiwetz behauptet hatte, sondern sich 
im vollkommen trocknen Zustande von letzterem: durch 
ein Mehr von Wasserelementen unterscheidet. Ich sprach 
zugleich die Vermuthung aus, dass die Beziehungen zwi- 
schen der Zusammensetzung des Meletins und der beiden 
genannten Körper, sobald die Analysen des ersteren un- 
zweifelhaft festgestellt seien, sich durch ein Hinzutreten 
der Elemente der Ameisensäure zu den Elementen .des 
Melins und Quercimelins unter Austritt von den Elementen 
des Wassers veranschaulichen lassen. 

Auf die Bemerkungen, zu welchen meine Anbei 
Herrn Prof. Hlasiwetz veranlasst hat, näher einzugehen, 
glaube ich unterlassen zu dürfen. Ich spreche nur das 
Bedauern aus, dass er meine gewiss schonende Wider- 
legung seiner Ansichten nicht richtiger zu würdigen wusste. 

Wichtiger ist es, dass unabhängig, aber mit mir zu 
gleicher Zeit, die Herren Zwenger und Dronke über 
denselben Gegenstand gearbeitet haben, und, was das. 


' Thatsächliche betrifft, zu denselben Rede gelangt 


sind wie ich ***). Nur unsere Interpretationen der. gewon- 
nenen Resultate weichen von einander ab. 

Sie haben sogar, was mir zu meinem Bedauern 
früher entgangen ist, schon vorher einen werthvollen 
Beleg für den von mir aufgestellten Satz geliefert, dass 
es eine Gruppe von natürlich vorkommenden gelben Farb- 


.stoffen gebe, welche unter einander in ähnlichen Be- 


*) Vom Herrn Verfasser als Separatabdruck eingesandt. Ludwig. 
*%) Journ. für prakt. Chemie. LXXXV, 351 und Programm der 
polyt.Schule zu Dresden 1862. Vgl.d. Arch.d.Ph. Bd. CLXU, 97. 

##*=) Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXIIU, 148, 


2 en 2. see Nu 
2 Seren IT, Er . 
„2 
RS “ 


das Melin und seine Umwandlung in Meletin. 55 


7 


» 
(5 


FA; 


x ziehungen ‚stehen wie die verschiedenen ‚Zuckerarten. Das 
' von ihnen entdeckte Robinin *) steht ‚nämlich zwischen 
 Melin und Quercimelin, indem es mehr Wasserelemente 


als letzteres und weniger als ersteres enthält, mitten inne. 


Nach ihnen hat: 


Melin die Formel C50H32034 

Robinin....... 0... C50H30 032 

Quercimelin...... C50H23 030, 
Ich erlaube mir daher, ihnen vorzuschlagen, dass sie 


demselben den Namen Robinimelin oder, weil es aus den 


Blüthen gewonnen wird, Anthomelin geben möchten. 
Der Körper, den ich in den Blüthen von Cormus 
mascula beobachtet und seinen Reactionen nach für Melin 


gehalten habe, ist möglicher Weise nichts anderes als 


| - Robinin. 


Leicht möglich, dass eine weitere Verschiedenheit 
dieser Verbindungen in der verschiedenen Gruppirung 
der Atome liegt, und die eine mehr, die andere weniger 
Saccharid enthält, worauf Zwenger und Dronke in 
ihrer Arbeit Rücksicht nehmen. Ich glaube jedoch, dass 
dies vorläufig noch nicht bewiesen ist, da ich bei gleicher 


‘Arbeit mit demselben Material sehr verschiedene Mengen 


von Meletin erhalten habe. Indessen giebt doch die hier- 
über von Rochleder, der auf diesem Gebiete der For- 


‚schung Meister ist, abgegebene Meinung der Erscheinung 
‚ein grösseres Gewicht. Ge 


Vergleicht:man die Formeln, welche Zwenger und 
Dronke dem Melin und Quercimelin gegeben haben, 
mit der von ihnen für das Meletin angenommenen, so ergiebt 


sich, dass zwischen beiden die von mir hervorgehobene 
Beziehung vorhanden- ist. Denn fügt man zu: 


C50H32034 — Melin . 


dieElemente v. Ameisensäure 2 13 


ii — (52433037 
_ und zieht hiervon ab | ı3 ı3 —13At. Wasser, 
- so bleiben C52H2002%4, 


*) Ann. d. Chem. ü. Pharm. Suppl. I. 257. 


; a zwei Atome Meletin nach ir Tanke rsgmon, 


die es von den genannten Herren erhalten hat. 


'»Was man auch gegen die von mir zur ai 


lichung der Beziehungen zwischen Meletin und einigen 


anderen Körpern angenommene Ansicht einzuwenden haben 


möchte, man wird ihr die aus den Resultaten der Ana- 
 lyse ungezwungen hervorgehende Berechtigung und die 


Uebersichtlichkeit nicht bestreiten können, auch wenn 
man nicht zugeben will, dass zugleich die Entstehungs- 
: weise des Meletins durch sie angedeutet werde. Diese 


Beziehungen sind sogar hervorgetreten, ungeachtet die 
Herren Zwenger und Dronke den fraglichen Verbin- 


dungen ganz andere Formeln beilegen als ich. In den 


verschiedenen Formeln liegt überhaupt der einzige Difie- 


renzpunct, der noch zu entscheiden übrig bleibt, und 
zwar fragt es sich, ob im Melin und Quereimelin Sauer- 


stoff und Wasserstoff zu gleichen Atomen, und wie viel 


Kohlenstoffatome in diesem und dem Meletin angenom- 


men werden müssen. Die erste Frage lässt sich aus den 


Elementaranalysen beantworten, und ihre Beantwortung 


ist, wie mich dünkt, nicht schwer. Die zweite muss aus 
den relativen Mengen der Spaltungsproducte beantwortet 
werden und ist schwieriger. 

Die Beantwortung der ersten Frage erscheint mir 


leicht, weil es nur eilt, das Verhältniss zwischen Wasser- 
stoff und Sauerstoff zu prüfen, wie es die vielen vorhande- 


nen Analysen nachweisen. Man kann und muss dies 
vor allen Dingen ohne Rücksicht darauf thun, dass aus 


dem Melin das sauerstoffreichere Meletin durch Spaltung . 
„entsteht. Wollte man dies nicht thun, so würde man 


der Speculation ein grösseres Recht einräumen als den 
Thatsachen, was doch offenbar unstatthaft wäre. 


Aus den Mittelzahlen der vorhandenen Analysen er- 


geben sich nun die folgenden Verhältnisszahlen: 


*“  Bornträger. Rochleder und Hlasiwetz. 


H 5,54: 0 44,16 H 5,70 :0 44,15. 


aid: 7,971. Hl 7,145. . a 


N a Di FE En N Fr Ba Fe In a a Re RE 2 
DE NEE 3 a Are a ee a > 
NE / a Ran U FR Ham . i WAT et A 
4 ri a N ER s a SAFE I 
“ : e . j As 


er über das Melin u seine ng: in Meletin. DIE 


Astern 853. Stein (1862). 
H 5,545 : O: 43,608 | H 5,65 : © 44,39 
see ln 7,864 a 2 BE 7,856. 
Zwenger und Dronke Zwenger und Dronke 
(aus Raute). (aus Cappern). 
H. 5,52 .::O 45,04 H 5,425 :.O. 45,005 » 
a 8,158. = 4: 8,295. 


Man könnte glauben, die früher analysirten Producte 
von grünlicher Farbe seien sauerstoffärmer gewesen in 
Folge einer Beimengung von Phytochlor. ‘Wäre dies 
aber die wahre Ursache des Sauerstoffverhältnisses, dann 
müssten sie nothwendig auch einen höheren Wasserstoff: 
gehalt zeigen, und es müsste das im Jahre 1862 von mir 

_ analysirte Product, was auf das vollkommenste gereinigt 
war, doch eine markirte Verschiedenheit zeigen. 


_ Um indessen hierüber alle Zweifel zu beseitigen, 
stellte ich nochmals nicht weniger als !, Pfund Melin 
aus chinesischen Gelbbeeren dar, löste das rohe Product 
in Weingeist und fällte es mit Bleiessig in fünf Portionen 
aus, Den dritten Bleiniederschlag zersetzte ich mit 
Schwefelwasserstoff und analysirte das durch Ausziehen 
des Schwefelbleis mit Alkohol erhaltene und durch Wasser 

 ausgefällte, rein gelbe Product. 


0,218 hinterliessen keine Asche und lieferten 0,400 
Kohlensäure —= 0,109090 C, 0,111 Wasser —= 0, 012333 RA; 
'in.100 Theilen: 


C 50,041 
H 5,657 
O 44,302. 


Hi 3.04 483%, 


Da diese Analyse mit dem Mittel meiner Auabyacht 
von 1862 vollkommen übereinstimmt, so ist dadurch der 
Beweis geliefert, dass ich in beiden Fällen reines Material 
unter den Händen hatte, und ich glaubte von weiteren 
Analysen absehen zu dürfen. Zugleich beweisen die 

Resultate aber auch, dass die Zahl der Sauerstoffatome 


| e% 2 ‚5% Ar % =; ER nr 
SR Stein, rn. u ER 


3 j im \ Melin nicht grösser sein kann ale die ab w asser- 
. stoffatome. | | iD A Hosen 


Te 


Die von mir wiederholt ebfandende Verhältnisse 
- stehen in Uebereinstimmung mit allen übrigen, nur die 
von Zwenger und Dronke weichen davon ab, indem 


- sie ein grösseres Sauerstoffverhältniss nachweisen. Ich 
glaube indessen für die Abweichung die Erklärung ‚geben | 
. zu können. 


Um zu ermitteln, ob es vielleicht möglich sei, die 
Elemente der Ameisensäure dem Melin direct einzuver- 


leiben und es dadurch in Meletin überzuführen, stellte 
ich eine grosse Zahl verschieden abgeänderter Versuche - 


an, ohne indessen mit Sicherheit zu dem erwarteten 
Resultate zu gelangen. Ich machte dabei die Beobach- 
tung, dass die Ameisensäure bei sehr kurzdauernder 


Berührung schon das Melin spaltet. Zum Beweise dessen 


führe ich die Resultate eines Versuches an, wo ich in 
concentrirter wässeriger Ameisensäure Melin kochend löste, 


das beim Erkalten wieder Abgeschiedene nach vollstän- 
digem Auswaschen der Säure in Alkohol löste und diese 
Lösung in verschiedenen Portionen mit Wasser fällte. 


Die Analysen der verschiedenen Producte führe ich unter 
1, 2 und 3 an, ohne damit die Reihenfolge ihrer Aus- 
Scheiding zu bezeichnen, auf die ich nicht geachtet habe. 
1) 0,250. — Asche 0,00025. 
Kohlensäure 0,4495 — 0,1225908 0. 
Wasser 0,107 = 0,01188 H. 
2) 0,273. — Asche 0,0005. 
Kohlensäure 0,520 — 0,141818 C. 
Wasser 0,117 — 0,01300 H. 
3) 0,101. — Asche 0,00075. 


Kohlensäure 0,2175 — 0, 059316 CH 
Wasser 0,037 — 0,004111 H. 


In 100 Phäilen: 


1. 2. BE 
C .49,085 52,043° 59,168 
H: 4,760  =.4,770 4,100 


O 46,155:  43,187- 36,739. 


Hz 
; an Pa A vr 
. ' en S > Ä a 
ae, Fu a r , 
N u 


über das Melin und seine > Umwandlung i in Melein 59. = 


e Wereleicht man das Verhältniss des Wisnerstoßi zum 


' nerstoff i in diesen Analysen mit dem wie es das Meletin 


| zeigt, so stellt es sich wie 1:9, also mit letzterem 


gleich dar, und man könnte wohl annehmen, es seien 
alle drei Producte Meletin, 1 und 2 aber mit einem 
grösseren Wassergehalt, der bei 1100 nicht entfernbar ist. 


'Indessen erfordert dies doch noch weitere a von 


_ denen ich vorläufig absehen muss. 
„Bei höherer Temperatur in geschlossenen Röhren, 
wie später angeführt werden wird, wirkt die Ameisen- 
säure wie Schwefelsäure. 1 Grm. Melin mit 60 Tropfen 
wässeriger Ameisensäure auf 1100 erhitzt, lieferte nach 
"Abzug des Ulmins 0,462 Meletin. 

Die Ameisensäure besitzt überdies in herein 
Weise das Vermögen, die Löslichkeit des Melins in Wasser 
zu vermehren und es in eine in Wasser lösliche, im Ver- 
halten dem Farbstoffe des Strohes und der gelben Blätter 
ähnelnde Substanz zu verwandeln. Es erinnert dies an 
die Umwandlung des krystallisirbaren Zuckers in Schleim- 
zucker, und man könnte das so veränderte Product 

„Schleimmelin“ nennen. | 

Analog der Ameisensäure, nur ewige wirkt die | 
- Essigsäure, wie die folgenden Analysen 1 und 2 beweisen. 
Das Material zu denselben ist dadurch erhalten worden, 


dass ich in Essigsäure von circa 60 Proc. Hydratgehalt 


Melin kochend löste, das nach dem Erkalten anskrystalli- 
sirte in Alkohol löste und die alkoholische Lösung durch 
Wasser fällte. 
1) 0,265. — Asche 0,0005. 
Kohlensäure 0,505 — 0,137724 U. 
Wasser 0,121 = 0,013444 H. 
2) 0,226. — Asche 0,0005. | 
- Kohlensäure 0,4285 — 0,116863 C. 
Wasser 0,1015 —= 0,011277 H. 
Beide Proben waren bei 1200 im trocknen Luft- 
strome getrocknet und zeigten daneben das Eigenthüm- 
liche, dass ihre etwas grünliche Farbe in eine rein gelbe _ 


2 Mieiking, Ihre eek redueirten die alkalische Kupfer 4 
- lösung. a 
BE ion 100 Theilen: 


1. 2. 
C ' 52,069 51,823 
H 5,082 5,000 


O 42,847 43,177 | 

Verhältnis vonH:O = 1:84 — 1:86. 
Die Essigsäure lässt also das Melin nicht unver- 
ändert auskrystallisiren, wie man früher annahm, sondern 
"erhöht unverkennbar den Sauerstoff- und Kohlenstoffgehalt, 
d.h. sie bringt eine partielle Spaltung desselben hervor. 

Daraus erklärt sich das Resultat der von mir 1852 
mitgetheilten Analyse, welche Herrn Prof. Hlasiwetz, 
obgleich sie nur vereinzelt dastand, von einem 
‚meinerSchüler ausgeführt war, und von allen andern 
bis dahin bekannten abwich, zur Aufstellung seiner irr- 
thümlichen. Ansicht verleitete. | 
| Die Herren Zwenger und Dronke haben nun 
ihr sonst wohl gereinigtes Material mit einer Flüssigkeit, 
welche Essigsäure enthielt, erhitzt, bis die Säure ver- 
_ dunstet war, und dies genügt, wie ich glaube, um das 
grössere Sauerstoffverhältniss, was sie gefunden haben, 
‚zu erklären. 
| Uebrigens ist ausserdem noch zu berücksichtigen, 
. dass das Melin, namentlich, wie es scheint, im aufgelösten 
Zustande, gar nicht unveränderlich ist. Wenn man die. 
I olchachen Lösungen verdunstet, so bildet sich nach 
meinen Beobachtungen an den Stellen, wo ein Theil’ ver- 
trocknet, eine bräunliche Substanz, auch wenn das ge- 
löste Material sehr rein war. Wenn man andererseits 
_ die alkoholischen Lösungen mit Wasser fällt, so erhält 
man eine Mutterlauge, die bräunlich gefärbt ist, kein 
| krystallinisches Melin mehr liefert, und nach dem Ver-. 
 dunsten einen braunen amorphen Rückstand (Schleim- 
melin) hinterlässt. Von verschiedenen Darstellungen zeigte 
derselbe die nämlichen Eigenschaften. Er war in Wasser 


RE Toicht löslich, wurde. durch Schwefelsäure nicht ER in 


Meletin verwandelt, redueirte Kupferoxydlösung schwach, 
‘ wurde von Leimlösung gefällt, verhielt sich aber im 


% 


. über das Melin und seine Umwandlung in Meletin. Grin 


Uebrigen wie unreines Melin. — Die folgenden Proben 


1 und 2 sind von verschiedenen Darstellungen und bei 


1000 getrocknet. 
1) 0,224. — Asche 0,030. | 
Kohlensäure 0,344 — 0,09381818 C. 
Wasser 0,093 = 0,010333 H. 
2) 0,2515. — Asche 0,007. 
Kohlensäure 0,4505 — 0,12286365 C. 
Wasser 0,122 — 0,012444 H. 
In 100 Theilen: 


1. 2. 
C 48,366 50,250 
H 5,326 5,089 


16) 46, 308 44, 661 


Die Beantwortung der zweiten Frage verlangt die 


Bestimmung der Menge und Zusammensetzung der Spal- 
tungsproducte des Melins, die jedoch vorläufig, was die 
Menge betrifft, noch mit einiger Unsicherheit behaftet ist. 


Die folgenden Versuche, welche ich zur Beantwor- 
tung dieser Frage unternommen habe, sind in zuge- 
schmolzenen Röhren ausgeführt worden, um die Bedin- 
gungen, unter denen die Ausführung erfolgte, nicht bloss 


für die verschiedenen Versuche jeder Reihe gleichförmig 
' zu haben, sondern sie überhaupt genauer bestimmen 2 zu 
können. ' 


8. 


2 Röhren mit je 2 Grm. lufttrocknem 'Melin von 
'4,4 Proc. Wassergehalt bei 1000, 20 CC. Wasser und 


15 Tropfen rectificirter Schwefelsäure bei 1000 5 Stunden | 


lang erhitzt. 
Gewicht des Meletins bei 1000 bittodlEnst 


0,995 0,975... 
Von 100 Theilen wasserfreien Melins: 
0,520 0,510. 


2 at EN. Be” Ö Ra TUN er EEE TR, a 

BAER aa 432 3 2 DS RE EEE PEN 2 

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1. le BET NE Pe FR a u en Fa : 


Be a1 Bu SOUHRERBAERT BE 
| ‚Drei Röhren, a, 2,83) enthichtä je: en ie uft- 
f% ee Melin mit einem Wassergehalt von 6,4 Proc., 
 20.0C. destillirtes Wasser und 1 und 2 je 5; 3 10 Tropfen 
rectificirte Schwefelsäure. Der Versuch dauerte 5 Stunden 
und die Temperatur wurde auf 1000 C. erhalten. Beim 
Oeffnen der Röhren nach dem Erkalten war eine Luft- 
verminderung zu beobachten, die, wenigstens der Haupt- 
sache nach, auf Rechnung der Luftverdünnung beim 
 Zuschmelzen der Röhren zu setzen ist. Das gebildete 
Meletin wurde auf einem gewogenen und bei 1000 getrock- 
neten Filtrum gesammelt, ausgewaschen, bis das Wasch- 
wasser nicht mehr sauer reagirte, bei 1100 getrocknet 
und gewogen, hierauf in 90proc. Weingeiste gelöst und 
das Filter, auf welchem ein brauner Körper (Ulmin) zu- 
 rückblieb, nochmals gewogen. 
Das Filtrat, welches neben dem Saccharid noch un- 
verkennbar Meletin enthielt, wurde mit kohlensaurem 
' Bleioxyd neutralisirt, das schwefelsaure Bleioxyd abfiltrirt, 
. die Flüssigkeit durch Schwefelwasserstoff von aufgelöstem 
' Bleioxyd befreit und schliesslich theils im Vacuum, theils 
. bei 1000 abgedampft, wobei es im einen wie im anderen 
Falle als brauner amorpher ‚Körper zurückblieb. Nach 
Abzug des TRPEHNOBRIARNER wog das a 


v ” 
nA . . h ? z 
ne r di nn nd ae Nie, 
m. N ne 2" are Zr Sl Zn Zu a A , cs 


Meletin 0, 19 0,488 0, 149. 
| Bei 3 beobachtete ich zu spät erst, dass ein Glas- 
splitter auf das Filtrum gekommen war; es ist also an- 
zunehmen, . dass die Menge des Meletins auch in diesem 
Versuche mit den beiden anderen übereinstimmt. 


| 1. 2: 
Gewicht des Saccharids 0,443 0,375. 
Von 3 verunglückte der Versuch. | 
Auf wasserfreiee Melin berechnet sind die erhaltenen ® 
‚Mengen: 


von; Melin. ;,,1..*; 0,169 0,467 
von Saccharid ... 0,473 0,400 


0,942 0,867. - 


über Bu Melin und seine Givendlung 5 in Meletin. 6 


ES Re Hy MIBENN, Hess DE N A A: 
Di SE ra a 
Pr MR ‘y “ 
a u PL aAE We, ur . Fa Au 


Emie: Bestimmung des Saeskäride von 2 kann, wie ar 


a man. sieht, unmöglich richtig sein, obgleich ich nicht 
weiss, wo und wie ein Fehler dabei untergelaufen abi; 


. II. ; ua 
Vier Röhren enthielten je 1 Grm. lufttrocknes Melin 


mit 5,6 Proc. Wassergehalt, eine fünfte 2 Grm. desselben. | 


und je 10 Tropfen Schwefelsäure. Der Versuch dauerte 

24 Stunden, die Temperatur war 1100C. Im Uebrigen 

war Alles wie bei Il. Gewicht des Meletins nach ARIE | 

des Ulmins: R 
} Au. 3. 4. 5. 

0,470 0,439 0,451 0,454 0,930 

Für 5 beträgt also das Owicht pr. 1 Grm. 0,465 
Gewicht des Saccharids: | \ 

| 0,441 0,442 0,446 0,656 1,002 


bei 5 kommen auf 1 Grm. 0,501 
Auf "wasserfreie Substanz berechnet: : 
Meletin..... 0,497 0,466 0,477 0,480 0,492 


‘Saccharid.. 0,467 0,468 0,472 0,694 0,530 
0,964 . 0,934. 0,949 1,174 1,022. 


IV; | 

Fünf Röhren mit je 1 Grm. wasserfreien Melins, 

im. Uebrigen wie II. Die Lösung des Saccharids wurde 
mit’ essigsaurem Baryt vorsichtig ausgefällt und bei 80 — 900 
abgedampft und ausgetrocknet. 


1. RR 4. B: 
Meletin..... 0,473 0,467 0,473 0,468 0,540 
Saccharid .. 0,448 0474 — — 0,469 

0,921 0,941 1,009. 


Nimmt man aus meinen Versuchen das Mittel mit 
Ausschluss der Zahlen, welche unter 0,40 und über 0,49 
‚liegen, so erhält man für: : 
 Meletin aus 11 Versuchen die Zahl 0,475 
Saccharıdaus8  _, 5 „.:0,459 

| | 0,934. 


engen, nad Bi habe 39,24 Bis 43,25 BE 
| Meletin. gefunden, , die Menge. des. Snecharide, ah von 
ihnen nicht bestimmt worden. | 

„Es würde leicht sein, die Abweichungen. der. an 
Versuche unter einander mit dem Hinweis darauf zu er- 
klären, dass ein Theil Meletin stets in die Lösung des. 
Saccharids übergeht. Es folgt aber auch ein Theil U- 


min dem Meletin, wenn man, wie ich bei meinen Bestim- 


mungen gethan, es mit Alkohol löst. Diese beiden ent- 
 gegengesetzt wirkenden Fehlerquellen dürfen aber sich 
nahezu compensiren. Man könnte ferner denken, dass 
in den Fällen, wo auffallend mehr Meletin erhalten wor- 
den ist, die Spaltung nicht vollständig stattgefunden habe. 
‚Ich habe deshalb das Meletin vom Versuche 5, III., ohne 
es weiter zu reinigen, analysirt: 
0,244; Asche unwägbar. 
0,533 Kohlensäure — 59,575 Proc. 0. 
0,0975 Wasser =. AAN Proc. H. 
Ein durch Bleiessig gereinigtes, ungewöhnlich schön 
krystallisirtes Meletin hat mir folgende Zahlen BER: H. 
0,2285; Asche unwägbar. 
0,4985 Kohlensäure — C 59,498 Proc. 
0,0760 Wasser = H.. 3,201 Pxoe: 
Der Wasserstoffüberschuss von 5. lIlI. hat seinen Grund - 
offenbar in dem schon aus dem braunen Ansehen des 
Präparates erkenntlichen Gehalt an Ulmin. Die Zersetz- 
barkeit des Meletins selbst durch Säuren reicht endlich 


ebenfalls nicht hin, um die grösseren Abweichungen zu... 


_ erklären. Denn 0,899 Grm. trockenes Meletin lieferten, mit 
20 CC. Wasser und 10 Tropfen Schwefelsäure 12 Stunden. 
lang erhitzt u. s. w., 0,885 bei gleicher Temperatur ge- 
trockneten Rückstand; Ir Verlust war also sehr unbe- 
‚deutend. e 

Hiernach heit es mir nicht wahrscheinlich, ER 
die Mehrausbeute an Meletin ihren Grund in einer un- 
vollkommenen Spaltung oder einer theilweisen Zersetzung - 


7 des Meletins habe. Ich bin vielmehr der Ansicht, dass. | 


rg 


aber ar Hl ı und seine Umiwondtung in "Melstin. 65 


Sa das Meletin noch ein Zucker im Melin vorgebildet 


existirt, so wenig als Kohlensäure und Alkohol im Zucker, 
aus dem sie sich bei der Gährung abscheiden, und dass 
deshalb bei der Zersetzung des letzteren durch vielleicht 
rein zufällige Umstände bald etwas mehr, bald etwas, | 


weniger davon erzeugt werden kann. 


2 


Allerdings wird unter im Wesentlichen gleichen Um- 


ständen das gestörte Gleichgewicht zwischen den Mole- 
külen der Verbindung in gleicher. Weise sich wieder her- 


zustellen suchen, und deshalb werden der Regel nach die 
Mengen der einzelnen Zersetzungsproducte bei verschiedenen 


Versuchen nicht sehr bedeutend von einander abweichen, 
allein auch bedeutendere Abweichungen wird man nicht 
eher als in der innern Constitution der Substanz begründet 
ansehen können, als bis ihr Auftreten als constant für 
eine solche erwiesen ist. 

Liefert nun aber das Melin durchschnittlich 47,5 Proc. 
Meletin und dieses 59,627 Proc. Kohlenstoff, so repräsen- 
tiren erstere 28,322 dieses Elementes, welche bei der 


Spaltung aus dem Melin austreten. Setzt man diese Kohlen- 


stoffmenge gleich 20 Atomen, so sind die 50,041 Proc. 


Kohlenstoff des Melins = 36 Atomen und danach er- 
geben sich folgende Formeln: 

zur Melm... 200%: 036 H2+024 

SAMEISHE Herin C20H7 093 


„ das Saccharid.. C16H17O1I5 
Die hier angenommenen Formeln empfehlen sich 
durch ihre Einfachheit und stehen im Einklang mit den 


analytischen Bestimmungen, man wird sie also wohl so 
lange annehmen können, bis weitere Untersuchungen die 


Nothwendigkeit complieirter Formeln ergeben. 
In Procenten ausgedrückt würde das „Saccharid‘“ 
genannte Product enthalten müssen: 
C=41,2, H=17,3 und O = 51,5 Proc. 


und der Wasserstoff verhielte sich zum Sauerstoff wie 
1:7. Die Analysen, welche ich mit demselben ange- 


stellt habe, zeigen ein solches Verhältniss, und zwar 
"Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 1. Hit. 5 


die im vorigen Jahre von mir Bei! gemachten üben 


1.65 1: 5, und 1:92 Dee une er hatte 


‚sogar nahe die obigen Zahlen ae nämlich: 
. Kohlenstoff. ... 42,9 
Wasserstoff..... 7,0 
Sauerstoff..... 50,1. 


_ Die neuerdings wieder angestellten Analysen zeigen | 


etwas Aehnliches, nämlich 
1) 0,263 (nach Abzug der 6,2 Proc. betragenden Asche) 
| Kohlensäure 0,398. Wasser 0,172. 


2) 0,1643. 
Kohlensäure 0,258. Wasser 0,114. 
3) 0,144. | 
| Kohlensäure 0,221. Wasser 0,103. 
4) 0,222. 


Kohlensäure 0,377. Wasser 0,142. 
5) 0,2925. Asche 0,002. ne 
Kohlensäure 0,4605. Wasser 0,1825. 


! 4 4 3. N ee 
ae ‚41,27 42,77 41,85 46,31 3 
Ser > BA RRNN 7,26 7,70 7,94 7,10 6,93 
EL, 51,47 49,53 50,21 46,58 49,84 


H:0=1:708 1:64 1:632 1:652 1:719 
Die Abweichungen erklären sich theils durch die 


Schwierigkeit der Austrocknung, theils durch die Ver- 


änderlichkeit der Substanz schon bei 1000 C. Im Wasser 


und Alkohol war das von mir dargestellte Product nicht 
mehr vollständig löslich, es blieb ein brauner ulminartiger 
Rückstand. Ich habe gefunden, dass beim Sättigen der 
Schwefelsäure mit kohlensaurem Bleioxyd sowohl als mit * 


kohlensaurem Baryt etwas von den Basen in Lösung 
überging, was durch Kohlensäure nicht ausgefällt werden 
konnte. Das Spaltungsproduct ist demnach ein Gemenge 


* 


« 2 


*) Diese Probe war nach Auflösung zweier Portionen durch Aether, © 


wovon die mittlere Portion 42,185 C, 6,419 H und 51,396 O 
enthielt, also ein Kohlenhydrat war, durch Verdampfen der 


ätherischen Mutterlauge erhalten und bei 80— 900 getrocknet Kr 


worden. 


N 


' r das Melin ed seine Umwandlung in Meletin. 67 ER 


e “ von ehneren Stoffen, worunter einer den Charakter einer 
Säure besitzt. Dass darunter ein den Kohlenhydraten 


gleich zusammengesetzter Körper, von zuerst süssem, 


 hintennach kitterem Geschmack sich befindet, davon habe 
ich bei meinen neuesten Versuchen mich überzeugt, n- 
dem ich die Schwefelsäure durch essigsauren Baryt ent- 
fernte und die alkoholische Lösung der getrockneten. 
Masse in verschiedenen Portionen durch Aether fällte. 

Man könnte Zweifel gegen die Beweiskraft der an- 
geführten Analysen erheben, indem man auf die Ver- 
änderlichkeit der Substanz hinweist. Diesem gegenüber 
muss aber bemerkt werden, dass die Zusammensetzung 
des zweiten Theiles der Spaltungsproducte im Allgemeinen 
schon durch die Analysen des Melins und Meletins fest- 
gestellt ist, welche nicht mehr zweifelhaft erscheinen. 
Die angeführten Analysen haben also im vorliegenden 
Falle nur den Werth eines Beweismittels zweiter Ord- 
nung. ‘Dessen ungeachtet konnte ich ihre Anführung 
nicht für’ überflüssig halten, weil sie einen Wasserstoff- 
 überschuss geliefert haben, die Substanz mochte im Vacuum 
oder bei Zutritt der Luft aus der es abgeschieden 
worden sein. 

Zum Schlusse gestatte ich mir einer Beobachtung 
Erwähnung zu thun, welche mir von einem Freunde, 
Herrn Tempsky in Prag, den ich auf die Beziehungen 
der gelben und grünen Farben aufmerksam gemacht 
hatte, mitgetheilt wurde. Herr Tempsky besitzt näm- 
lich ein Herbarium, in welchem 70 Jahre alte Pflanzen 
‚sich befinden, und es zeigen sich daran die Blüthen der 
Primulaceen blau und blaugrün geworden, während die 
der Ranunculaceen nur abgeblasst sind. Auch auf das 
Blauwerden der Mercurialis in den Herbarien machte 
mich derselbe äufmerksam und offenbar sind diese Er- 


scheinungen wohl geeignet zum Ausgangspuncte für weitere 


Forschungen zu dienen. 
Ich habe mich im Vorstehenden auf die Besprechung 
des Melins beschränkt und behalte mir vor, in einer 


5* 


aateren Abhandlung auf das _Quereimelin. zurück. 


kommen. 


Nachtrag. 


Notiz über das natürliche Vorkommen es 
Paracarthamins, 


Der Stoff, den ich in meiner letzten Arbeit als Para- 
"earthamin bezeichnete, ist vorzugsweise durch sein Ver- 


halten gegen Säuren und Alkalien charakterisirt. Während 
er nämlich im neutralen Zustande grüngelb oder bräun- - 


lich gefärbt erscheint, nimmt er durch Säuren eine rothe 
und durch Aetzkali (auch Bleiessig) eine grüne Farbe an. 


Zieht man mit Alkohol, der mit salzsaurem Gase 


gesättigt ist, gewöhnlichen Kork aus, so erhält man eine 


schön rothe Lösung, welche sich ebenso verhält, wie die 


Lösung von Paracarthamin. Auch die rothe Rinde von 


 Cornus sanguinea wird mit alkoholischer Kalilösung bis- 
"weilen über und über, bisweilen nur an einzelnen Stellen 
' grün, und dass das beschriebene Verhalten mit dem des. 
Dahlienfarbstoffs übereinstimmt, fällt sofort in die Augen. 

Das aus dem Pflanzengelb künstlich herstellbare Roth 


scheint demnach mehrfach in dem Pflanzenreiche fertig 


2 gebildet vorhanden zu sein. 


+ 


- Glasdecke, im gewöhnlichen hydraulischen Kalk liegt der 
Kalk frei. Daher zieht dieser mehr Wasser und Koh- 


1E. Monatsbericht. 


Unterschied von Portland-Cement und genöhnlichen 
hydraulischen Kalk. 


Im Portland-Cement ist der thonige Bestandtheil ge 
schmolzen und schützt den Kalkbestandtheil mit einer 


lensäure aus der Luft an als jener und verdirbt leichter. 
Die Engländer finden den Unterschied durch Kosten; 
den ätzend schmeckenden verwerfen sie, den von mildem 
Geschmack (der Aetzkalk ist dann von der glasigen Decke 
umbhüllt) erkennen sie für gut. Zum Trocknen, Brennen 
und Mahlen von einer Tonne Portland-Cement wird etwa 
eine Tonne Steinkohlen verbraucht. Eine Dampfmaschine 
von 12 Pferdekräften kann täglich 50 Tonnen mahlen. 
Die Kosten einer Tonne belaufen sich noch nicht auf 


‚2 Thlr., in Berlin wird dieselbe für 41), Thlr. verkauft: 
also über 100 Proc. Gewinn. (Zeitschr. für Bauhandwerker 


— rad Wochenschrift Nr. 5.) 


Veber Verkieselung der Cemente, 


Alle Cemente, von welcher Beschaffenheit sie auch 
sein mögen, haben noch grosse Uebelstände bei ihrer 


Verwendung. Allen diesen Uebelständen soll durch die 
 Verkieselung abgeholfen werden, die man mittelst einer 


- Auflösung von kieselsaurem Kali oder ‚Natron (Wasser- 


elaslösung) durch oberflächliche Anwendung einer 22- bis 


23 grädigen Lösung bewirkt. 


Durch dieses neue und wohlfeile Verfahren — pro 


 Quadrameter nicht mehr als 25 bis 30 Centimes kostend 
 — erhält der Cement eine sehr grosse Härte und kann 
in diesem Zustande von der Luft und der Feuchtigkeit 
‚ nicht angegriffen werden; auch widersteht er den härte- 


i 


. sten Frösten, der Wirkung des Meerwassers und der Sal- 
E _ peterbildung: er kann ferner mit allen Farben angestrichen 
erden une man kann durch den kieseligen Anstrich den 


69 


re 


a Kit für Serpentingefäune. | ie Re Ya 
Er > er E 


von Cement hersteller künstlichen SR: alle Nüancen 


der gewöhnlichen Malerei geben, wobei man jedoch die An- 


wendung des Kremmserweisses (Bleiweiss) ausschliessen 


muss, das man sehr gut durch sogenanntes Blanc fixe 

(künstlichen feinzertheilten schwefelsauren Baryt) oder 

durch Zinkweiss ersetzt. ( Försters Bauztg. 1861. 8. 136.) 
| | 8°), 


Veber das Einkitten der Porcellanschlen. - 

Zur Verwendung eines Kittes, welcher der Wärme 
und dem Wasserdampfe widerstehen muss oder um pas- 
sende Abdampfschalen von Porcellan in den Schlussring 


zu befestigen, empfiehlt Ricker den Portland-Cement. 


Nach demselben verfährt man am besten auf folgende 


"Weise: man stülpt die Schale umgekehrt auf einen Trä- 


ger, so dass die Handhaben des aufgelegten Messingrin- 
ges frei herabhängen, verschmiert die Fuge zwischen 
dem untern Rand des Ringes und der Schale mit Thon 
und giesst alsdann von oben einen Brei ein, den man 
sich aus Portland-Cement und Wasser unter Zusatz von 
etwas Wasserglas bereitet hat, bis der Raum zwischen 
Ring und Schale vollständig ausgefüllt ist; alsdann streut 
man so lange trockenen Cement darauf, als noch aufge- 
genommen wird, streicht beständig mit dem Finger glatt 
und stellt, nachdem man mit einem -feuchten Schwamme 
alles Ueberflüssige weggenommen, die Schale einige Tage 


‚bei Seite, worauf man sie dann zur Benutzung verwenden 
kann. (N. Jahrb. der Pharın. Bd. 18. 3.) Be: 


Kitt für Serpentingefässe. 
Eine Serpentinschale, deren Boden in einem 


‚Stück weggebrochen war, kittete Hanstein auffol- 
gende Weise. Er schmolz in einem eisernen Löffel mit 


Ausguss 1 Th. Piz burgund. und 3 Th. Flor._ sulfur. 
Nachdem die Schale und das Bodenstück so heiss gemacht 
worden, dass der Kitt, auf die Bruchfläche gegossen, voll- 
ständig im Fluss bleiben, konnte, goss er solchen auf und 
drückte schnell Schale und Boden fest an einander, um- 
band den Mörser mit starker Schnur und nach vollstän- 
digem Erkalten und Abkratzen des überflüssigen Kittes, 
hatte die Reibschale einen ganz reinen Klang und konnte 
wieder wie neu verwendet werden. (Pharm. Wochenbl.) 


her / 
v 


h # ER Amalgamiren galvanischer Zinkelemente. u & 


0 Weisse Glasur für Ofenkacheln | 
fertigt man in folgender Weise an: 100 Theile reinstes 
spanisches Blei und 50 Theile englisches Zinn werden in 


einer eisernen Pfanne unter Umrühren caleinirt; das Pro- 


duct wird gesiebt und dann gemahlen. Zu 100 Theilen : 
der calceinirten Masse werden beigemischt 100 Theile Sand, 
etwa 16 Theile calcinirte Soda (caleinirtes reines kohlen- 


a Lagern Di u A > Bu 4 er et > Ale a A Da z 
1 a ARE RR br Re Sa el eu EEE ei BR 
FW 5 Ber; ) Be: "STR An a TE a i al; Re 
. 2 3 BEA 3 N N A Ze 1 Bir ; Ka E 

; 7 . ae DH ET Yale =, 


saures Natron), 6 Theile Kochsalz, 15 Theile Mennige, 


worauf das Gemisch in flachen mit Kreide ausgestrichenen 
verglühten Thonnäpfen geschmolzen und so eine grünlich- 
weisse Masse gewonnen wird, welche gekocht und auf 
das Feinste nass gemahlen zum Glasiren der verglühten 
Kacheln verwendet wird. — Um eine reine weisse Gla- 
sur zu erhalten, ist es durchaus nothwendig, ganz reine 
eisenfreie Materialien anzuwenden; eben so ist der Zusatz 
von Mennige erforderlich, denn ohne denselben wird zu-. 
weilen eine schwärzliche, statt einer weissen Glasur, er- 
- halten, weil möglicherweise Zinnoxydul vorhanden sein 
"kann, welches durch den Sauerstoff der Mennige in Zinn- 
oxyd übergeführt und so unschädlich gemacht wird. 
(Monatsbl. des Oberländ. Kunst- u. Gewerbever. — Gemeinn. 
Wochenschrift Nr. 5.) Bi; 


- 


Das Amalgamiren galvanischer Zinkelemente; 
von Dr. Schwarz. 


Bei dieser überaus lästigen Arbeit erscheint jede kleine 
Erleichterung derselben wünschenswerth. Bei der gewöhn- 
lichen Methode das Quecksilber mit dem Finger oder 
einem Wergbäuschehen auf der mit verdünnter Schwefel- 
säure angebeizten Zinkfläche zu vertheilen, ist es schwie- 
rig die Quecksilberkügelchen aufzufassen und aufzutragen, 
weil sie an dem Werge nicht haften. Ausserdem greift 
‚die Säure die Haut an und somit dürfte die länger 
dauernde Berührung mit dem Quecksilber nachtheilig 
wirken. 

Die Amalgamation von 70 grossen ringförmigen 
Elementen zur Bereitung des elektrischen Lichtes gelang 
überraschend schnell und vollständig, indem man diesel- 
ben erst in einer Zelle mit sehr verdünnter Schwefelsäure 
so lange stehen liess, bis ein kräftiges Aufbrausen eintrat, 
und alsdann mit einer gewöhnlichen Metall-Kratzbürste, 


die vorher in Säure getaucht war, das in einer Schale 


enthaltene Quecksilber aufnahm und einrieb. Die sich 
rasch amalgamirenden Messingdrähte boten dem Quecksil- 


* = + - Y ir 0, « 7 4 vr 
A ES Dt Ra Be Hi ee 
wu BR 


ber vollständige Adhäsion und entfernten gleichzeitig durch 
ihre Reibung die fester sitzenden Oxydtheilchen. In 
wenig Stunden und mit einem sehr kleinen Aufwande 
von Quecksilber war die Arbeit vollendet. (Breslauer 


'Gewerbebl. 1862. Nr. 2.) | Bkb. 


Metalle mit Aluminium oder dessen Legirungen zu über- 


ziehen; von Thomas Bell in 6ateshead. 


- Der Verfasser verwendet zu diesem Zweck ein Bad 
bestehend aus dem Doppelchlorid von Aluminium und Na- 


trium im wasserfreien Zustande an und erhält dies bei 


‚der Temperatur von 1820 C. im geschmolzenen Zustande. 


' Die negative Elektrode bildet das Stück von Kupfer oder 


sonstigem Metall, welches mit Aluminium überzogen werden 
soll. Als auflösliche positive Elektrode kann man Alumi- 
nium anwenden, doch ist es vortheilhafter, eine Composi- 


tion von Kohle und wasserfreier Thonerde zu benutzen. 


Aus dieser Composition presst man Cylinder und caleinirt 
dieselben vor ihrer Anwendung in einem geschlossenen 
Behälter. Bei diesem Process wird das Chloraluminium 
_ mit dem Chlor erzeugt, welches sich durch die Wirkung 


j WHRLT A BER ER 2% i j Be j x BE PS ba Er HE u N 
RR ER Metalle mit Aluminium zu überziehen. 


B 


des elektrischen Stromes entbindet. Sehr gut kann man 


_ ein Gemisch von Thonerde und Steinkohlentheer, geformt 


und caleinirt, oder aus Gas-Kokes angefertigte positive 


Elektroden benutzen. | 


Bei Anwendung einer aus Kohlenstoff mit oder ohne 


Zusatz von Thonerde bestehenden positiven Elektrode lösen 


sich während der Operation kleine Kohlenstückchen ab; 


- um dieser Verunreinigung vorzubeugen kann man die 
Elektrode in ein poröses thönernes Gefäss einschliessen 
und dieses in das, das Doppelchlorid enthaltende Bad 


stellen. Auch kann man Kryolith statt. des. Doppelchorids: 


verwenden, doch erfordert dies eine höhere Temperatur 
zum Schmelzen. 


Ist eine Ablagerung des Aluminiums auf Kupfer be- 
wirkt, so entsteht bei Anwendung 'einer geeigneten Tem- 
peratur, wobei sich beide Metalle verbinden, eine Verän- 
derung der Oberfläche des Kupfers in Aluminium- 
bronze. (London Journ. of arts. Januar 1862. 8. 28. — 
Dingler's Journ. Bd. 164. Hft.4. 8. 285.) Bkb. 


4 


0.0. Ueber den indischen Gussstahl ( Wootz). 73 


Chemische Hülfsmittel bei Bohrungen in Stahl; 
BEN | von Adolph Scheden _ 112% 


Bekanntlich wendet man schon seit längerer Zeit beim 
"Bohren von Glas Terpentinöl und noch mit mehr Erfolg 
Terpentinöl mit Kampfer an. Dieses Mittels hatte sich 
- Herr Scheden beim Bohren von Stahl und Gusseisen 
bedient, und der Erfolg war ein sehr. günstiger. 
Nach demselben soll jedes andere harzfreie Kohlenwas- 
serstofföl z.B. Photogen dasselbe leisten, nur muss auch 
hier gehörige Rücksicht darauf genommen werden,. dass 
nicht zu viel Del auf ein Mal genommen wird. Die Theorie 
der Wirkung scheint in der Hauptsache die zu sein, dass 
die flüchtigen Kohlenwasserstofföle die Fähigkeit besitzen, 
sich mit Hülfe der durch die Reibung hervorgebrachten 
Wärme zwischen die zunächst liegenden einzelnen Kry- 
stallpartikelchen des Eisens oder der kieselsauren Verbin- 
dungen zu drängen, und so die Cohäsion des betreffenden 
Körpers zu lockern. | 
‚Ausserdem haben Bohrversuche in Stein und Fels 
_ unter Anwendung der mehrgedachten Stoffe schon die 
günstigsten Resultate geliefert. (Deutsche Industiezeitung. — 
Dingler's Journ. Bd. 164. Hft. 5. 8.393.) BD 


Veber den indischen Gussstahl (Wootz). 

Die Fabrikation des Wootz besteht darin, dass Stab- 
eisen in kleine Stücke zerschroten und diese mit trocke- 
nen Holzspänen von Cassia auriculata und einigen grünen 
Blättern von Asclepias gigantea oder von Convolvulus lau- 
rifolia in kleinen Tiegeln einer entsprechenden Hitze 


ausgesetzt werden. Fr&my erblickt in dieser Methode 


der Darstellung eine Bestätigung seiner Ansicht, dass 
der Kohlenstoff nicht das einzige stahlerzeugende Element 
sei, sondern dass dazu noch Stickstoff oder ein Körper 
gehöre, welcher den Stickstoff chemisch vertreten könne, 
z.B. Phosphor. Er hat nämlich gefunden, dass die Pflan- 
zenstoffe, welche zur Erzeugung des Wootzstahls benutzt 
werden, viel Phosphor und Stickstoff enthalten. Die Blät- 
ter der Asclepias, welche reich an milchigem Safte sind, 
liefern den Stickstoff, das Holz der Cassia, dessen Asche 
fast ausschliesslich fast nur aus phosphorsauren Salzen 
besteht, den Phosphor. Auch die Natur des Stabeisens, 
aus welchem der Wootz bereitet wird, kann auf dessen 


# 


= i e Güte einen Einfluss babat. Dasselbe. ri nämlich stets bei 
sehr niedriger Temperatur erzeugt undFr&m Ay weiss aus 


‚seinen Untersuchungen über Stahlbildung, dass solches 
‚Eisen stets sehr leicht in Stahl übergeht, weil es viel 
weniger mit Silicium, Schwefel und Arsenik verunreinigt 


ist, als Stabeisen, welches aus einem bei heissem Winde 


erblasenen Roheisen gemacht wird. (Compt rend. T. 54. — 
Chem. Centralbl. 1862. Nr. 57.) 8 > ke 


Kobaltgelb. | 
Nach Hayes lässt sich Kobaltgelb leicht RR 


wenn man Dämpfe von Untersalpetersäure in eine Lösung 
von salpetersaurem Kobaltoxydul, welche etwas Kalı ent- 
hält, leitet. Setzt man von Zeit zu Zeit etwas neues 
Kali hinzu, so wird alles Kobalt in Kobaltgelb übergeführt. 
(Wagners techn. Jahresber. 1861. — FPolytechn. Centralbl. 
E. 


1862. S. 1307.) 


— 


Verfahren, Kupfer auf nassem Wege aus Erzen 
auszuziehen. 


Das Erz wird nach P. Spence zunächst behufs. 
der Austreibung des Schwefels und der Oxydation gerö- 
stet und dann möglichst fein zertheilt. Man bringt darauf 
je 5 Tonnen desselben mit einer Mischung von 5 Centner 
‚Salzsäure und dem doppelten Volum Wasser, worin 
1 Centner salpetersaures Natron gelöst ist, in Berührung 


und lässt die Mischung in einem hölzernen ‚Behälter 
24 Stunden lang stehen. Nachher wird die Flüssigkeit. | 


abgezapft und das Kupfer durch Eisen daraus niederge- 
schlagen. Der Rückstand wird, nachdem er zuvor wie- 
der caleinirt ist, noch ein Mal derselben Behandlung un- 
terworfen. Vermöge des Gehalts der Flüssigkeit an 
Salpetersäure wird das Kupfer leichter und rascher als 
. durch blosse Salzsäure ausgezogen, wogegen das Fisen 
nur in geringer Menge in Lösung geht. (Kep. FRA ind. 
u | 


leber Darstellung des grünen Zinnobers, 
Vogel hat eine Vorschrift zur Bereitung des grünen 
Zinnobers gegeben, wobei direct die Lösung des Berliner- 
blaus mit Umgehung eines essigsauren Eisensalzes ange- 


‚wendet wird. Man bereitet sich eine Lösung von Ber-. 


RAN. ‚ RE BEL HEN MR N ET 
, DEI Mr a Be Fr w 1743 19 

N ER Yir N id kn p 

EM 4 Busch R? SCH ‘ . KR 

4 e . 13 


Dial Reiner Balke bei der Zuchorfabrikation (2° = 


3 ie Blau mittelst etwas Oxalsäure in Wepdbr nd EIER 


| ' mischt dieselbe mit einer wässerigen Lösung von chrom- 
saurem Kali. Es färbt sich die Flüssigkeit tiefdunkel- 


Bi grün und auf Zusatz einer Bleizuckerlösung entsteht ein 


grüner Niederschlag, welcher sich bald absetzt und mit 
kaltem Wasser ausgewaschen wird. Nach dem Trocknen 
auf dem Filtrum wird er fein gepulvert und stellt nun 
ein gleichmässiges Pulver von schönem Grün dar. Nach 
dem relativen Mengenverhältnisse der 3 Lösungen, des 
Berlinerblaus, chromsauren Kalis und des Bleizuckers, 
erhält man den grünen Zinnober in den verschiedensten 
Nüancen, von tiefem Blaugrün bis zum hellsten Saftgrün. 
Um den grünen Zinnober nicht nur eisenfrei, sondern 
auch bleifrei herzustellen, wendet Vogel statt des Blei- 
zuckers Barytsalze an. ‘Man verfährt dabei wie oben 
angegeben, und erhält dadurch nach dem Trocknen und 
Pulvern einen Farbstoff in den verschiedensten Nüancen 
des Grüns je nach den angewandten Quantitäten der 
aumaen. (N. Jahrb. f. Pharm. Bd. 18. 3.) B. 


Anwendung neutraler schwefligsaurer Salze bei der 
| Zuckerfabrikation; 
- aus einem Briefe von Alvaro Reynoso an Dumas. 


‚Der zweifach -schwefligsaure Kalk wird auf der Insel 
Cuba in grossem Maasstabe angewendet, seies als soleher, 
wie er aus New-Orleans bezogen wird, sei esindem man 
einen Strom schwefliger Säure in den kalkhaltigen 
 Zuckersaft leitet. Jedermann ist mit Reynosos Methode 
zufrieden und die Resultate sind ausgezeichnet. Anfangs 
verstand man dieses Salz nicht anzuwenden, man befolgte 
das Verfahren von Melsens, welcher darin fehlte, dass 
er zuviel saures schwefligsaures Salz und zuwenig 
Kalk verlangte, während nach Reynos’o immer in 
alkalisch bleibender Flüssigkeit zu operiren ist. 
Darin liegt die ganze Schwierigkeit und das ganze Ge- 
heimniss, " um zum Ziele zu gelangen. 


Der zweifach - schwefligsaure Kalk widersetzt sich. 


1) den Gährungen, 2) entfernt er gewisse Substanzen, 


3) entfärbt er die Säfte, 4) verwandelt er gewisse Sub- 
' stanzen, die sonst nicht ausscheidbar sind durch Kalk, 
Wärme oder Kohle in leicht abscheidbare Substanzen. x 


(4. EIER ) 


76 Methode zur Klärung re Allg etc. u ee : 


"Payen erinnert daran, dass Peter und Possoz 
| ebenfalls die neutralen schwefligsauren Salze in 
_ die Fabrikation des Rohrzuckers eingeführt haben. Auf 
‚den Rübenzucker angewendet, seien .die Resultate nicht 
Inbie zufriedenstellend. Sie wenden schon seit 1861 
x bis 1 Promille des schwach alkalischen schweflig- 
sauren Natrons an. . (Compt. rend. 6. Octbr. 1862.) 
H. Ludwig. 


Anwendung der schwefligen Säure bei der 


Zuckerfabrikation. 

Calvert theilt mit, dass er bereits vor 10 Jahren 
Versuche über die. Anwendung der schwefligen Säure zu 
dem erwähnten Zwecke gemacht und sich von der 
Nützlichkeit des Verfahrens überzeugt habe. Er fügte 
zu 100 Litern Syrup, wie derselbe aus dem Kohlen- 
filter läuft, 2 Liter wässerige schweflige Säure, welche 
Menge genügt, um den Saft bis zu dem Augen- 
blicke, wo er in die Siedepfanne kommt, vor Gährung 
zu bewahren. Die Färbung des Syrups während der 
Concentration wird unter dem Einflusse der schwefligen 
Säure sehr vermindert. Nach Beendigung der Concen- 
tration ist auch die Säure vollständig entwichen. Zur 
Darstellung der Letzteren wird Schwefel verbrannt und 
das Gas durch hohe und weite, mit Bimssteinstücken ge- 


füllte hölzerne Gefässe geleitet, während Wasser von oben 


herabfliesst und sich sättigt. (Compt. rend. 55. -— Chem. 
Uentralbl. 1863. 6.) „087, 


Methode zur Klärung zuckerhaltiger Plüssigkeiteh und 
| Säfte und zur Wiederbelebung der in der Zucker- 


fabrikation benutzten Thierkohle. : 
Nach H. Leplay und J. Cubinier lassen sich 

‘die absorbirenden Eigenschaften der Kohle für die ver- 
schiedenartigen Stoffe in drei Classen theilen, deren Wirk- 
samkeit von sehr verschiedener Dauer ist. Die erste 
Classe von Eigenschaften wirkt auf die schleimigen, 
stickstoffhaltigen, ammoniakalischen, übel- 
schmeckenden und riechenden Stoffe. Die Absorp- 
tionsfähigkeit für diese Körper ist durchschnittlich in 


4 Stunden erschöpft, kann aber völlig wieder hergestellt 


werden, indem man einen Dampfstrom durch das Filter 
streichen lässt. Das Vermögen, Alkalien, Kalk, Kalk- 
'salze und andere Salze aufzunehmen, soll, je nach 


+ 


„r 
- 

= 
D.g* 
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der Alkalität der gereinigten Säfte und Syrupe, 6—8 Mal 


j 


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a a > £ 


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so lange dauern; es wird durch Uebergiessen mit ver- 
 dünnter Salzsäure und Waschen mit Wasser wieder er- 


- neuert. Die dritte Classe begreift das Entfärbungs- 
vermögen der Kohle; es soll 30 — 40 Mal so lange 
währen, wie die Eigenschaften der ersten Classe, und 
dann durch Kochen mit verdünnter Aetzlauge wieder her- 


gestellt werden. — Durch diese Wiederbelebungsprocesse, 
die entweder in den Filtern selbst oder in diesen ähnlichen, 
besonderen Apparaten vorgenommen werden, soll die 
Absorptionsfähigkeit der Kohle stets wieder auf den 
ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden können, 


ohne dass sich jedoch dieselbe über diesen hinaus da- 


durch steigern liesse. Letzteres wollen Leplay und 


Cubinier durch Uebergiessen der Kohle mit verdünnter 


Lösung von saurem phosphorsauren Kalke erreichen; 


wodurch die Fähigkeit der Kohle, fremde Stoffe aufzu- 
nehmen, sehr erhöht werde und welches Verfahren sich 
beliebig vornehmen lasse. (Chem. News. 1862. 5.) B. 


— _[...0 


Die Hofl’schen Malzpräparate. 


Wittstein macht im Nachstehenden seine Erfah- 


vr 


N Ce a 7 DES Zn Be ABER u" NE SE TE DE KU ee ac 
1 EST TERRA 
ee N HT NE N n ee 

= ‘ ee ° RT HL . .* 


Die Hofschen Malspräparate. m 


rungen zum Besten resp. zur Warnung des Publicums i 


über die Hoff’schen Malzpräparate, diesen neuesten gross- 


artigen medicinisch-diätetischen Schwindel, bekannt. 


Das Malzextract (Gesundheitsbier) ist nichts weiter 


als ein extractreiches Bier, stark mit Kohlensäure impräg- 


nirt. Wittstein prüfte es hallymetrisch und fand in 


1000 Gewichtstheilen: _ . Tal 


0,5 Kohlensäure 
33,5 Alkohol 
94,5 Extract 
871,5 Wasser‘ 


1000,0. | 
Diese Zusammensetzung entspricht annähernd derje- 


nigen der stärkeren Münchener Biere. (Bockbier und 
Salvatorbier). 


Das aromatische Bädermalz erwies sich lediglich ls 
grob zerquetschtes Gerstenmalz. Das Kraftbrustmalz ist 


etwas feiner gepulvertes und mit Anisöl aromatisirtes 


Gerstenmalz. ( Wittstein’s Vierteljahrschrift. Bd. 11.4.) 


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Kal Sing; Tr u SE 
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EA Umigeiihlagenen Weine Eh 


 Ohemisches Verfahren, Getreidekörner zu enthälsen; “ 
von Lemoine ER: 
Es besteht in der Behandlung des Weizens, Hafers, 


‚der Gerste, der Sonnenrosensamen, der Madiasamen, der 


Bohnen, Linsen, Wicken, Haselnüsse, süssen Mandeln ete. 


in der Kälte mit concentrirter Schwefelsäure 


(z. B. 100 Kilogr. Weizen mit 15 Kilogr. HO, SO?) 
15—20 Minuten lang dauerndem Schütteln, Zusatz von Was- 
ser, Auswaschen und Trocknen der ungelösten Körner. . 
Die Hülsen sind aufgelöst. (Compt. rend. 13. Octbr. 1862.) 
H. Ludwig. 


Ueber den umgeschlagenen Wein. 


Die rothen Weine aus dem Herault- -Departement 
enthalten nach Bechamp im Liter selten weniger als 
21 Grm. organische Substanz, meistens 22 — 25 Grm. 
Die Weine der geringeren Lager oder der jungen Stöcke 
enthalten nur noch 18— 19 Grm. Durch das Umschlagen 
wird der Kaligehalt erhöht, der Extractgehalt aber nicht 


vermindert. Um die Veränderungen zu bestimmen, welche 


die näheren Bestandtheile des Weines beim Umschlagen 
desselben erleiden, muss man die Zusammensetzung der 
Extracte der gesunden Weine kennen. Pasteur hat 


‚darin Glycerin und Bernsteinsäure nachgewiesen. Bekannt- 
lich enthalten sie ursprünglich Weinstein und vielleicht 


auch freie Weinsäure.. Der Zucker ist ebenfalls ein 
eonstanter Bestandtheil der Weine. Endlich bleibt nach 
Erschöpfung des Extracts mit alkoholhaltigem Aether und 
hiernach mit Alkohol ein schleimiges dextrinartiges Pro- 
duct zurück, welches rechtsdrehend ist und durch ver- 
dünnte Schwefelsäure in Zucker übergeführt werden kann. 


Das chemische Kennzeichen eines umgeschlagenen Wei- 


nes ist, dass er keinen Zucker mehr enthält und bei gänz- 
licher Verderbniss weder Glycerin noch eine in Zucker 
zu verwandelnde Substanz. Diese Stoffe, das Glycerin 
ausgenommen, finden sich als Milchsäure vor, woraus sich 
der Umstand erklärt, dass der Extractgehalt sich nicht 
ändert. Seitdem Bechamp diese Thatsachen und die 
Zunahme des Kalis in den umgeschlagenen Weinen con- 
statirt hatte, erfuhr er, dass man stets das Verschwinden 
des Weinsteins aus den Fässern bei längerer Berührung 
derselben mit umgeschlagenen Weinen wahrnimmt. Das 
Destillationsproduct aller Weine ist sauer, aber das vom 
umgeschlagenen Weine ist es in einem noch höheren 


ER, >70 
Bu } 


Gallusäure im Bündner Rothweine. 


Grade. Balard hat das Milchsäureferment in den um- 
geschlagenen Weinen gefunden. Dem Erscheinen dessel- 
ben gehen ähnliche Kügelchen wie bei der Hefe vorher 
und wenn der ganz umgeschlagene Wein in ein weiteres 
Stadium der Verderbniss (die Fäulniss) übergeht, so findet 


man ausser dem Milchsäurefermente eine Masse Vibrio- 


nen darin. 


J. Nickles führt die Erhöhung des Kaligehaltes 


und die Entstehung der Propionsäure nach Bechamp 
im umgeschlagenen Weine auf ein und dieselbe Ursache 
zurück. Der in den Weinfässern sich absetzende rothe 
Weinstein oder das doppelt-weinsaure Kali enthält 
nämlich alle erforderlichen Elemente zur Erzeugung sowohl 
des Kalıs, als einer Säure von der Formel C6H60%, der 
Propionsäure oder der ihr isomeren Butteressigsäure. 
Die Annahme von Bechamp, dass die fragliche Säure 


vom. Glycerin herstamme, ist eine Hypothese, welche den 


Ursprung des im umgeschlagenen Weine enthaltenen über- 
schüssigen Kalis nicht erklärt, auch giebt sie keinen Auf- 
schluss, was aus der Weinsäure wird, wenn der Wein- 
stein in Berührung mit dem so veränderten Weine ver- 
schwindet. (Compt. rend. T. 54. — Dinglers polyt. Journ. 
Bd. 166). SB: 


Gallussäure im Bündner Rothweine; Löslichkeit des 


Traubenfarbstofis. 


Gallussäure ist bis jetzt in keinem Weine aufgefun- 


den worden; Mulder hält es indess für sehr wahrschein- 
lich, dass sie darin vorkomme. Es ist nicht schwer, 


Gallussäure in den Bündner Rothweine sehr deutlich nach- 
zuweisen. Aus 100 CC. Wein wurde die Gerbsäure mit 


Fischleim entfernt, dann das Filtrat mit Wasser ver- 
dünnt, bis die Farbe hell genug war, um eine Verän- 


derung zu erkennen, jetzt Eisenchlorid zugesetzt. Es ent- 


stand eine grünbraune Färbung, die bei stärkerer Verdün- 
nung, an der Luft stehend, allmälig violett wurde und 


‚schliesslich schwarzblaue Flocken fallen liess. Bei der 


Weinbereitungsmethode jener Gegend, nach welcher der 
junge Wein Wochen, ja Monate lang auf den Trestern 


offen stehen bleibt, wäre die Abwesenheit der Gerbsäure 


schwer zu begreifen. Scheidet man aus Wein nach 
Mulders Methode den blauen Traubenfarbstoff ab, was 


R. Th. Simler oft gethan hat, so findet man, dass dieses 
Traubenblau, welches in dünnen Schichten auf einem 


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II8.N 


Lackmus-Präparaten. 


 Uhrglase schön irisirt, wie in der Traube'selbst, auch 
in den sogenannten Fruchtäthern (wenigstens in essigsau- 
rem und buttersaurem Aethyloxyd) etwas mit violetter, 
fast rein blauer Farbe löslich ist und durch Verdunsten 

‚derselben wieder im ursprünglichen Zustande‘ erhalten 

werden kann. Ammoniak macht es erst grün und zer- 
stört es dann zu einer braunen Substanz. (Poggend. Ann. 
Bd. 115). ol 


80° Darstellung eines haltbaren 


Ueber die Darstellung eines haltbaren Lackmus- 
Präparates. 


Das Verfahren zur Herstellung des Präparates ist 
nach Vogel Folgendes: . 


16 Grm. käufliches fein gepulvertes Lackmus werden 
in einem Cylinderglase mit 120 CC. kalten destillirten 
Wassers übergossen und 24 Stunden lang öfters umge- 

‚rührt stehen gelassen. Dieser erste Auszug wird wegge- 
gossen und der Rückstand im Cylinderglase mit einer 
neuen Menge destillirten Wassers (120 CC.) während 24 
Stunden wie angegeben behandelt. Den nun zum zweiten 
Male abgegossenen Auszug theilt man in zwei gleiche 
Theile und rührt den einen Theil mit einem in verdünnte 
Salpetersäure getauchten Glasstabe um, bis dass die Farbe 
eben roth erscheint und setzt nun die andere blaue Flüs- 
sigkeit hinzu, wodurch eine röthlichblaue Flüssigkeit 
entsteht. Durch dieses Verfahren erhält man eine mög- 
lichst neutrale Lackmustinctur. Dieselbe lässt man hier- 
auf in einer bedeckten Porcellanschale im Wasserbade 
ohne zu kochen verdampfen. Es bleibt eine amorphe 
‚körnige Masse zurück, welche man in einem gut verschlos- 
senen Glase aufbewahrt. Sie löst sich im Wasser voll- 
kommen ohne Rückstand auf und giebt je nach der Ver- 
dünnung eine hellblaue oder tiefblau gefärbte Lösung. 
Sooft man Lackmustinetur namentlich zu Titrirversuchen 
gebraucht, hat man nur nöthig, ungefähr ein Stecknadel- 
knopf grosses Stück von der abgerauchten Masse in einem 
Becherglase mit Wasser zu übergiessen, wodurch sogleich 
eine sehr brauchbare Lackmustinctur erhalten wird. Der 
abgerauchte Farbstoff des Lackmus erhält sich Jahre lang 
unverändert. (N. Jahresb. f. Pharm. Bd. 18.3.) 2 =} 


—- 


3 


‚das fragliche Papier vor dem Gebrauche auf Chlorgehalt 


.. 

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"Chlorgehalt des schwedischen Filtrirpapiers. 


Wittstein hat sich durch verschiedene Versuche 


überzeugt, dass das jetzige schwedische Filtrirpapier fast 


immer chlorhaltig ist; die Quelle dieser Verunreinigung 
sei ohne Zweifel in der Behandlung der zur Darstellung 
dieses Papiers verwendeten Lumpenmasse mit Chlor oder 


Chlorkalk zu suchen. Noch vor ein Paar Jahren war 
der Chlorgehalt desselben ziemlich gleich Null, demn 
v. Wich fand bei der Untersuchung einer bedeutenden 
Menge Asche dieses Papiers nur Spuren von Chlor. 
Der Aschengehalt jener chlorhaltigen Papiere betrug 
nach Wittstein 0,468 Procent. Derselbe empfiehlt daher, 


zu prüfen. (Wittsteins Vierteljahrschr. Bd.11.4) _ B. 


Ueber Bereitung des Wachspapiers. 
Nach A. Ricker erzielt man auf eine billige und 
schnelle Weise mittelst Anwendung des Bügeleisens ein 
gleichförmiges und schönes Wachspapier. 


Als Papier wählt man am besten ein grosses F'ormat 


von Druckpapier, man öffnet ein Buch desselben, legt 


es flach auf den Tisch, und führt, nachdem man den 
heissen Stahl ins Bügeleisen (Plätte) geschoben, schnell 
mit demselben auf dem Papier herum, während man mit : 


der linken Hand ein Stück japanisches Wachs die Fähr- 
ten des Bügeleisens begleiten lässt, indem .man dasselbe 
dicht daran hält; ein wenig Uebung reicht hin, um die 
Menge des abzufliessenden Wachses zu ermessen; dasselbe 
dringt schnell ein und ein etwaiger Ueberfluss imprägirt 


sich schon dem unterliegenden Bogen, der dadurch halb 


zu Wachspapier wird; sobald die Ausbreitung des Wachses 


und das Abfliessen desselben nicht mehr schnell genug 


vor sich geht, wird der Stahl durch einen heisseren ersetzt 


und man kann sich so in einigen Stunden seinen Vorrath 


an Wachspapier für's ganze Jahr anfertigen. (N.Jahrb. 
für Pharm. Bd. 18. 3.) BEN 


Mittel zur Unterscheidung von Copal und. Bernstein. 


Napier-Draper hat gefunden, dass Cajeputöl 


den Copal schon bei gewöhnlicher Temperatur vollstän- 
dig auflöst. Die Lösung liefert, wenn man eine Fläche 


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damit überzieht, einen sehr glänzenden Firniss. 
Arch. d. Pharm. CLXVT. Bds. 1.Hft. 6 


5 Mittel zur Unterscheidung von Copal und Bernstein. 81 | 


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| £ Be NE ai Leber: den Dammarharebaum. 


00. Der Bernstein ist dagegen in ae an bar 
ö Siedepunct, vollkommen unlöslich. Dieser Unterschied der 
beiden Harze hat um so mehr Nutzen, als manche Copal- 
 sorten durch ihre äussern Eigenschaften kaum vom Bern- _ 
stein zu unterscheiden sind. (Le Technologiste, Aoüt 1862. — 
Polyt. Centralbl. 1862 8. 4312.) RR 2% 


Das Bleichen des Schellacks. 


Mit Chlor gebleichter Schellack eignet sich nichtzur 
Politur auf Holzarbeiten, welche Metalleinlegungen ent- 
halten, da letztere durch die kleinsten Mengen Chlor, 
welche stets am Schellack zurückbleiben, blind und unan- 
sehnlich werden. 


| Ein in dieser Beziehung fehlerfreies Produet erhält 
man durch Behandeln einer weingeistigen Schellacklösung 
mit Thierkohle, was am zweekmässigsten folgendermaassen 
ausgeführt wird: 


Der rohe Schellack wird in 90 procentigem Weingeist 
aufgelöst und so viel gekörnte Knochenkohle zugesetzt, 


dass ein dünner Brei entsteht: dann setzt man die Mischung _ 


mehrere Tage den directen "Sonnenstrahlen aus, schüttelt 
öfters um, und filtrirt nach völliger Bleichung durch Papier. 
(Deutsche Jndustrieztg. 1862. Nr. 18. — Dingler's Journ. 
Bd. 164 Heft5. 8.397.) . Bkb. 


Ueber den Dam 


Einer der werthvollsten Bäume des neuseeländischen 
 Urwaldes ist die Kauri-Fichte (Dammara australis). 
. Dieser prächtige, 80 bis 120 Fuss hohe Baum liefert dem 
englischen Schiffsbau jährlich eine grosse Anzahl von 
 Rundhölzern von 74— 84 Fuss Länge, welche alleandern 
Fichtenhölzern vorzuziehen sind. Er liefert zugleich das 
unter dem Namen Dammar bekannte Harz, an welchem 


dieser nützliche Waldbaum so überaus reich ist, dass 


dasselbe sogar an Orten, wo die Kauribäume ausgerodet 
wurden, in ungeheuren Massen in der Erde in völlig 
trockenem Zustande vorgefunden wird. Das Kauri-Harz, 
wie es im Handel vorkommt, wird daher nicht, wie das 
unserer Tannen, von dem Baume selbst durch Einschnitte 


gewonnen, sondern muss förmlich aus. der Erde gegraben ’ 


erden. Die Dammar-Fichte kommt nur auf der nörd- 
lichen Insel, im nördlichen Theile demnelhan vor. 


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für Eisen- und Stahlwaaren gegen Rost. 83 


In Auckland wurden einzelne Stücke Kauri-Harzes 
gesehen, welche bis zu 100 Pfund wogen. Im Jahre 1857 
_ wurden 2521 Tonnen (ä& 2000 Pfund) dieses werthvollen 
' Harzes im Betrage von 35250 Pfund Sterling ausgeführt. 
(Wittstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 11. Heft 4.) Bath 


Sieeatif zu Zinkanstrich. 


Nach Girardin besteht das Siecatif, welches die 
SocieteE de la Vieille-Montagne in den Handel bringt, aus 
6,66 wasserfreiem schwefelsauren Manganoxyd 
6,66 essigsaurem Manganoxydul Be 

6,68 Zinkvitriol | 
980,00 Zinkweiss. De 
Von diesem Gemenge werden 2 bis 3 Procent de 
Zinkweiss zugesetzt, wodurch dasselbe leicht trocken wird. 
(Wagner’s Jahresb. d. chem. Technologie, 1861. — Polytechn. 
Centralbl. 1862. 8. 1246.) E. 


Firniss für Eisen- und Stahlwaaren gegen Rost. | 


Das von Conte angegebene Verfahren besteht darin, 
dass man die Stücke, welche gefirnisst werden sollen, 
mit einer stark alkalischen Lauge rein putzt, sie sodann 
mit reinem Wasser abwäscht und mit reinem Leinenzeug 
abtrockne. Man nimmt hierauf sogenannten dicken 
Oelfirniss, dessen Hauptbestandtheil Copal ist, und zwar. 
den weissesten, den man haben kann und mischt zur 
' Hälfte bis %/, ein gut rectificirtes Terpenthinöl hinzu, je 
nachdem man den Metallglanz der Stücke mehr oder 
weniger bewahren will. Die Mischung erhält sich ohne 
Veränderung, wenn sie gut verschlossen ist. Bei der 
Anwendung dieses Firnisses nimmt man ein kleines Stück 
feinen ausgewaschenen Schwamm, taucht es, um das Was- 
. ser zu entfernen, in Terpentinöl, giebt darauf ein wenig 
Firniss in ein Gefäss, legt den Schwamm hinein bis er 
_ vollgesogen ist, und drückt ihn zwischen den Fingern, 
so dass nur eine ganz kleine Menge Firniss darin bleibt. 
- In diesem Zustande fährt man damit leicht über das Stück, 
mit der Vorsicht, dass man nicht wieder zurückfährt, 
. wenn die Essenz einmal verflogen ist, weil dadurch der 
Anstrich rauh und ungleich wird. Man lässt ihn dann. 
 an.einem vor Staub geschützten Orte treoknen. | 
Die Erfahrung hat gelehrt, dass Eisen- und Stahl- 


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84 Zufälle bei Anwendung von Mennigkitt in Bleichereien. 


“  waaren auf diese Weise behandelt, ihren Metallglanz be- 
halten, auch wenn sie mit den Händen gerieben worden 
und zum täglichen Gebrauch dienen. Dieser Firniss lässt 
sich auch auf Kupfer anwenden, wenn man dieselbe Rück- 
sicht beobachtet wie bei Eisen und Stahl. Man muss 
nur dafür sorgen, dass die Stücke nicht in dem Augen- 
blicke gebraucht werden, ‚wo das Kupfer eben erst ge- 
schliffen wurde. Man reinigt es und lässt es an der Luft . 
liegen, wobei es eine dem Golde ähnliche Farbe annimmt, 
und kann man sie dann nach dem angegebenen Verfahren 
firnissen. Hierdurch ist es vor aller oxydirenden Ein- 
wirkung geschützt und behält Politur und Farbe. Physi- 
kalische Instrumente können auf diese Art überzogen, 

‘. bei Experimenten, bei welchen man sich des Wassers 
bedient, gebraucht werden, ohne die geringste Verände- 
rung zu erleiden. (Recueil de la soc. polytechn.) - 

 Bkb. 


Ueber die Zufälle, welche bei Anwendung von Mennig- 
kitt in Bleichereien ete. statt finden können. 


Bekanntlich tritt in den gebleichten, gefärbten, ge- 
druckten Geweben zuweilen .ein Fleckigwerden während 
des Processes selbst ein und dieser Zufall scheint zuwei- 

‘len unerklärlich. Persoz sucht nun den Grund darin, 
dass das Wasser oder der Wasserdampf, welcher zu obigen 
Industriezweigen verwandt wird, häufig durch Metallröh- 
ren geleitet werde, deren Verbindungsstücke mit Mennig- 

‘ kitt verbunden sind. Gewöhnlich bilden sich am Kitte 
solcher Verbindungsstücke Auftreibungen und es werden 
davon Theile fortgerissen. Gelangen diese nun in die 
Farbeflotte etc., so sind sie die sehr unangenehme Ver- 
anlassung zur Entstehung gedachter Flecken, wie sich 
Persoz durch Untersuchung solcher fleckig gewordenen 
Stoffe überzeugt hat. Derselbe wies Blei darin nach ohne. 
dass dieselben mit Bleipräparaten gefärbt oder bedruckt 
waren. Esist daher wünschenswerth, statt des Kittes aus 
Mennige einen nicht bleihaltigen Kitt zu verwenden. 
(Elsner’s chem. - techn. Mittheilungen d. Jahres 1860 — 1861.) 
| | Bkb.;: 2% 


Anstrich hölzerner Fussböden mit Leinölfirniss. 
Nach der hier folgenden Vorschrift sind nach Am- 
mermüller seit einer längeren Reihe von Jahren viele 


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 Fussböden angestrichen worden, . die schön ausgefallen und 
dauerhaft geblieben sind. 
Den dazu verwendeten Leinölfirniss bereitet” man, 
indem man Leinöl in einem eisernen Geschirr mit fein 
gepulvertem Braunstein über einem Kohlenfeuer ‚unter 
beständigem Umrühren bis zum schwachen Rauchen. des 
Oels erhitzt. Sobald das Oel sich dabei zu bräunen an- 
. fängt, wird es vom Feuer genommen. Auf je 6 Pfund 
 Leinöl reicht 1 Loth Braunstein aus. Der Fussboden muss 
gehörig gereinigt und von allem Sand befreit und vor 
dem Anstriche vollkommen getrocknet werden. 

Während des Anstreichens muss nun der Firniss so 
heiss wie möglich gehalten werden, damit er recht dünn- 
flüssig ist, in das Holz gut eindringt und gut verrieben 
werden kann. Der Firniss muss daher, so lange ange- 
strichen wird, immer auf dem Dampfapparate stehen und 
häufig umgerührt werden. 

Man giebt dem Boden gewöhnlich drei Anstriche, 
welche so gleichmässig als möglich aufzutragen sind. 
Sobald der erste Anstrich trocken ist, ungefähr nach 
24 Stunden, kann der zweite gemacht werden und eben 
so der dritte. Der erste Anstrich zieht sich schnell ns 
Holz ein, eben so der zweite, wenigstens in den weichen 
Holztheilen, während der harte Theil der Jahresringe 
früher glänzend wird. Sollten einzelne Stellen nach dem 
dritten Anstriche noch matt aussehen, so kann man diese 
noch mit einem vierten Anstrich versehen. Man kann den 
Anstrich mit einem wollenen Lappen oder mit einem 
dicken steifen Anstrichpinsel vornehmen. Letzterer hat 
den Vorzug der Bequemlichkeit und dass man das Oel 

dabei heisser halten kann. 

Bei tannenen Böden sieht der Oelanstrich ohne allen 
Zusatz von Farbe, wenigstens von Anfang an, weniger 
gut aus, denn er hat das Ansehen eines eben frisch auf- 

 gewaschenen Holzbodens, was sich erst mit der Zeit durch 
Eintreten von Staub verliert. Es ist daher zu rathen, . 
beim zweiten Anstriche dem Firniss so viel braune Farbe 
— Umbraun oder Kasseler Braun — zuzusetzen, dass der 
Boden eine helle Färbung wie helle Nussbaummöbel er- 
hält. Nach dem dritten Anstriche ist es für die Haltbar- 
keit des Firnisses zweckmässig, den Boden ungefähr noch 
8 Tage unbenutzt zu lassen, so langenämlich, bis er nicht 
mehr klebt. 
| Hauptbedingungen für das Gelingen de Anstriches 
4 sind: 1) heisses Oel während dess Antreichens, 2) gleiches 


86 a von Pränläbrundingäh nen. 


Be Auftragen des Firnisses und 3) dünnes Verreiben, nament- 


lich des dritten Anstrichs. 

Man kann tannene und eichene, neue und he ae 
' 'böden so behandeln. Bei alten Böden zeigen sich aber 
meistens schon beim ersten Anstriche alte Flecke als dunk- 
lere Platten. Dann muss man bei dem zweiten Aufstrich 
etwas mehr Farbe zusetzen, so viel, dass die Flecke mög- 
lichst verdeckt werden, wodurch freilich die Färbe' des 
Bodens überhaupt dunkler und unfreundlicher wird. ( Würz- 
burg. Gemeinn. Wochenschr. 1862. 25). 


Nachweisung von Mohnöl und andern trocknenden 
Oelen in Mandelöl oder Olivenöl. 


Das Elain der nicht troeknenden Oele verwandelt 
sich bekanntlich durch Einwirkung von salpetriger Säure 
in festes Elaidin, nicht aber das Elain der trocknenden 
Oele. Auf dieses Verhalten hat man nun eine Prüfung 
der ersteren, um eine Verfälschung mit letzteren zu erken- 
nen, gegründet, z. B. um Mohnöl in Mandelöl oder Olivenöl 
nachzuweisen. 

Diese Prüfung wird am besten auf die Weise ange- 
stellt, dass man die aus Salpetersäure und Eisenfeilspänen 
entwickelte salpetrige Säure mittelst einer Glasröhre in 
Wasser leitet, auf welchem eine Portion des fraglichen 
Oels schwimmt. Ist dasselbe rein, so verwandelt es sich 
vollständig i in eine feste Masse; andernfälls bleibt es schmie- 
rig oder ganz flüssig. (Journ. de Med. de Br. 1862. — 
Wittstein’s Vierteljahrschr. Bd. 11.4) B. 


Verfahren um EN von Pflanzenwachs zu 
unterscheiden. | 


Robineaud gründet sein Verfahren zu diesem Zweck 
auf den Grad der Löslichkeit beider Wachssorten in 
rectifieirtem Aether. Er verwendet dazu 1 Theil 
Bienenwachs. und 50 Theile Aether, befördert die Lösung 
durch Schütteln und giebt den Inhalt nach Veränderung 
sämmtlicher Wachsstücken in einen voluminösen Absatz 
auf ein gewogenes Filter, wäscht mit kaltem Aether gründ- 
lich aus, lässt das Filter ohne Trichter zur Verdunstung 
des Acthers mehrere Stunden an der Luft en, und 
' wiegt es dann. 

Der vom Aether nicht gelöste Theil betrug zuweilen 


x \ Einige Anwendungen des Paraffins. iR: - 87 


50 Proc. Bienenwachs; Pflanzenwachs so behandelt liess 
nur 5 Proc. Rückstand und Robineaud betrachtete diese 


3 kleine Menge bei Mischungen als nicht zu beachten. Derselbe 


‚schlägt deshalb. vor, den vom Aether nicht gelösten Theil 
des fraglichen Wachses einfach auf Rechnung des Bienen- 


wachses zu setzen. Unterwirft man nun 1 Grm. Wachs 
der Untersuchung und bleiben 0,35 Grm. ungelöst, so ent- 
sprechen diese 70 Proc. Bienenwachs und die Beimischung 


yon Pflanzenwachs betrug 30 Proc. (Zeitschr. f. analytische 


Chem. 1862. 8. 115. — Dingl. Journ. Bd. 165, Hft. 1. 8. 80.) 
Bkb, 


Einige Anwendungen des Paraffins. 


Nach A. Vogel lässt sich das Paraffin statt des Oels 
für Oelbäder anwenden. Abgesehen von der grössern Rein- 
lichkeit verträgt dasselbe eine mehrmalige und lange 
dauernde Erhitzung bis zu 3000 C., ohne wie das Oel Zer- 
setzung zu erleiden; über 30000. wird es unzersetzt verflüch- 


. tigt. Während das Oel nach öfterem Erhitzen schwarz und 


dickflüssig wird, bleibt das Paraffın constant dünnflüssig 


und wasserhell, so dass die im Bade befindlichen Trocken- 


apparate immer deutlich gesehen werden können. Der 


 niedere Schmelzpunct (450 C.) gestattet das gefahrlose Ein- 


EN WERE: 


setzen der Glasgefässe. Die Reinigung der Apparate vom 
Paraffin geschieht durch Benzol. 


Durch schmelzendes Paraffın gezogenes Filtrirpapier 
wird von concentrirter Schwefelsäure, selbst nach wochen- 
langer Berührung, nicht angegriffen und kann demnach 
das Paraffin sehr zweckmässig zur Deckung von Etiketten 


‚auf Standgefässen für Säuren und Alkalien verwendet wer- 


den. Um das Eindringen des Paraffins in das Papier zu 
verhindern, wodurch letzteres durchscheinend würde, ist 


‘ein Ueberzug von arabischem Gummi auf den Etiketten 


zu empfehlen. Nachdem dieser getrocknet ist, überstreicht 


man dieselben mit schmelzendem Paraffın, das bis 1000C. 


erhitzt werden muss, um die Schicht nicht zu dick zu 
erhalten. 


Auch der Einwirkung der Flusssäure widersteht 
das Paraffin und man kann diese daher in Flaschen auf- 


bewahren, welche an den inneren Wandungen mit einer 


dünnen Schicht Paraffın überzogen sind. Um dies zu be- 
werkstelligen, bringt man geschmolzenes Paraffın in die. 


‚erwärmte Glasflasche, vertheilt es durch Schütteln gleich- 


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2:88 5 er der. Alkalien 2 Bären. ne & | 


= mässig an den Wandungen, giesst ‚das Ueberschüssige : aus 
- und taucht nun die Flasche in kaltes Wasser. Ä 
.. Schwämme und Papier mit Paraffın getränkt sind 
' den bekännten Wachspräparaten hinsichtlich der Stabilität 
noch vorzuziehen. E 
.... Zur Conservirung der Früchte nabean das 
 Paraffin auch anwendbar zu sein, so wie zur Brlinltung 
_ der Eier etc. 
| Professor Kobell machte den Verfasser darauf auf- 
merksam, das Paraffin als Schutzmitel gegen Oxydation 
anzuwenden. Statt daher Auflösungen eisenoxydulhaltiger 
Mineralien, sowie Reductionen von Eisenerzen zur Titrirung 
" mit Chamäleon in einer Kohlensäure- Atmosphäre vorzuneh- R 
men, könnte man nun diese Operationen in offener Schale 
ausführen, indem man zugleich einige Stücken Paraffıns 
schmilzt und die ganze Oberfläche bedecken lässt. (Chem. 
Centrbl. Nr. 9. 1862). B. 


_Wiedergewinnung der Alkalien und Säuren, werke; in 
Mineralölfabriken zum Reinigen der Oele benutzt 
worden sind; von H. Perutz. | 


1. Wiedergewinnung der Alkalien. Die beim Reinigen 
der Mineralöle angewandten Alkalien bleiben in der Blase 
zurück. Man verbrennt resp. glüht sie dann in einem 
gut ziehenden Ofen bis aller Kohlenstoff verbrannt ist 
und behandelt sie mit der .durch den Rost gefallenen 
Asche wieder. Da die Alkalien nur imätzenden Zustande 
anwendbar sind, beim Verbrennen aber Kohlensäure ge- 
bildet wird, welche sich mit den Alkalien verbindet, so 
"muss die Kohlensäure auf gewöhnlichem Wege durch Kalk 
entfernt werden. Der Unreinheit des Kalkes wegen nimmt 
der Verfasser auf 53 Th. wasserfreie Soda 33 Th. Kalk. 
und auf 1 Ctr. Soda 300 Liter Wasser und kocht dieses 
Gemisch unter fortwährendem Umrühren 11, Stunde lang. 
Um sicher zu sein, dass die Kohlensäure der Soda völlig 
entzogen wird, darf man auf 1 Ctr. nicht weniger als 

250 Titer Wasser nehmen. Nach dem Kochen wird das 
Gemisch in ein passendes Gefäss gegeben und 1 Tag lang 
alle 3 Stunden gut umgerührt. Während der Nacht hat 
sich dann der Kalk gehörig abgesetzt und man zieht nun 
die klare Aetznatronlauge mittelst eines Hebers ab, kocht _ 
sie ein bis sie bei 120 R. 360 Baume& zeigt und füllt sie. R 
‚in gut verschliessbare, gegen den Einfluss der Luft ge- 
sicherte Gefässe. Nur Laugen von dieser Stärke eignen 


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 Desioöliline N 89 


sich nach Perutz zum erwähnten Zwecke, wogegen 


Laugen von 250 B. nicht im Stande sind die Phenyl- 


säure, das Kreosot und Brandharz vollständig dem Oele 
zu entziehen. Man kann sich hiervon leicht überzeugen, 
wenn man Mineralöl zuerst mit verdünnter, dann mit con- 
centrirter Natronlauge behandelt. Wenn auch im ersten 
Falle etwas Phenylsäure gelöst wird, so bleibt doch immer 
ein grosser Theil zurück, welcher nur durch concentrirte 
Lauge entfernt werden kann. 


Noch. unvortheilhafter ist der Gehalt der Laugen an 
Kohlensäure, weshalb man grössere Mengen der Lauge 
wie oben angegeben hermetisch verschliessen muss. Auch 
ist es gut, beim Reinigen der Oele 8 Proc. frisch bereitete 
Kalkmilch mit anzuwenden, da die Phenylsäure mit über- 
schüssiger Kalkmilch ein im Wasser lösliches basisches 
Kalksalz bildet und man gleichzeitig den Vortheil hat, dass 
die Laugen von einem etwaigen Kohlensäuregehalte befreit 
werden. Die Brandharze lösen sich gleichfalls vollkommen 


‚in kohlensäurefreien concentrirten alkalischen Laugen. 


2. Benutzung der beim Reinigen der Mineralöle erhal- 
tenen schwefelsauren Flüssigkeiten. Diese geschieht durch 
Verwendung zur Eisenvitriolfabrikation. Man 
bringt sie in eine mit Blei gefütterte schmiedeeiserne 
Pfanne, welche durch Dampf, den man bei irgend einer 
Operation in der Fabrik kostenlos gewinnt, erhitzt, 
setzt sodann nach Berechnung die nöthige Quantität alten 
Eisenblechs zu, wozu sich am besten eine Lösung von 
1,1410 (= 180 B.) welche 20 Proc. Schwefelsäurehydrat 
enthält, eignet. Die äquivalente Menge Eisen wird nach 
der Formel FeO, SO3 berechnet, doch setzt man bekannt- 
lich etwas mehr Eisen zu, um fremde Metalle zu fällen 
und die Bildung von Oxyd zu vermindern. Die sich auf 
der Oberfläche sammelnden Oeltheile müssen entfernt wer- 
den. Wird kein Wasserstoffgas mehr entwickelt, so filtrirt 


‚man heiss durch ein Sandfilter, wobei auch alle | Unreinig- 


keiten, Oeltheile und schwefelsaures Eisenoxyd zurück- 

bleiben. Durch Verdampfung des klaren Filtrats zur Kry- 

stallisation gewinnt man den grössten Theil der angewende- 

ten Schwefelsäure in Form von Eisenvitriol wieder. (Dingl. 
B 21 


Journ. Bd. 163. Heft 1. 8. 65). 


Baumwollensamenöl. 


Die verschiedenen Meinungen über den Werth des 
Baumwollensamenöls, welches seit Kurzem der Oentner zu 


k 


EL N Baumwollensamanöl. 


h 9 Thlr. vielfach in den Handel gebracht ‚worden ist, veran- 
lassten Lipowitz, dasselbe näher zu prüfen und er hat 
gefunden, dass dasselbe wegen seiner guten Eigenschaften 


im gereinigten Zustande und wegen seiner Billigkeit sehr 
bald gesucht werden wird. 


Das in Handel gelangende Oel hat eine tiefbraune, 


. nur in dünnen Lagen durchscheinende Farbe. Es ist fast 
ganz geruchlos und der Geschmack ist milde und ange- 


nehm. Das Eigengewicht des Oels ist 0,928 bei + 150C. 
und erstarrt das rohe Oel weit schwerer als das gereinigte, 


es wird erst unter 00 dickflüssig und bei etwa — 2 bis 30 fest. 


Nach Lipowitz’s Versuchen ist das Oel zu den trock- 
nenden Oelen zu zählen. Den Flüssigkeitsgrad des rohen 
Oels fand Lipowitz 29 bis 30 Mal geringer als den des 
"Wassers. May Pi 

Das Oel kann durch Behandlung mit den alkalischen 
Laugen sehr leicht von seinem färbenden Prineip getrennt 
werden. Dieses färbende Oel verbindet sich beim Schüt- 
teln schon in der Kälte mit den Laugen, ein klares 


Oel von gelber Farbe scheidet sich oberhalb der braun- 
 rothen Seife ab und kann leicht getrennt werden. Je 


nach der vollständigen Abscheidung gewinnt man 80 bis 
85 Proc. eines hellgelben, fast ganz geruchlosen und im 
Geschmack an feinstes Provenceröl und Mohnöl erinnern- 
den Oeles, welches bei 4 30 bis 00C. erstarrt. Es zeigt 
ein specifisches Gewicht von 0,9206 und ist 17 Mal schwer- 
flüssiger als Wasser. Diese Eigenschaften werden nicht 
verfehlen, dieses Oel sehr bald seiner Billigkeit wegen 


zu einem gesuchten Handelsartikel zu machen. 


Der leicht verseifbare, 15 bis 20 Proc. des Baum- 


 wollensamenöls betragende und daraus leicht mit Säu- 
ren abscheidbare Fettantheil stellt ein braunes oder grü- 


nes Fett dar, von schwach butterartiger, dem Gänseschmalz 
ähnlicher Consistenz. Dasselbe wird sich eben so gut 


zur Maschinen- und Wagenschmiere eignen, da es selbst 
in der Wärme lange fliessend bleibt ohne zu verharzen, 


als es sich auch zur Bereitung. geruchloser Natron- oder 
weicher Kaliseifen eignet. Dieser verseifbare Stoff ist nach 
Lipowitz ein Fett und kein Harz. 


Lipowitz ist gern bereit, nähere Auskunft über 
zweckmässige Bearbeitung des Oels zu geben. (Polyt. 
Int.- Bl.) | B. 


14% 


Lumen 


a Chemische Untersuchung der Lopezwurzel. 9: 


2 Chinesische Mottentintur. 9... 

In eine Quantität besten Spiritus thut man ungefähr 3 
den achten Theil Kampfer und eben so viel’von der ge- 
stossenen Schale des Spanischen Pfeffers, macerirt bis der 
Kampfer aufgelöst ist, presst die Flüssigkeit durch Leinwand 
und besprengt mit derselben das aufzubewahrende ‚Pelz- 
werk oder die Kleider gleichmässig, wickelt sie zusam- 
men und schlägt sie in starke Leinwand ein. Statt des 
Pfeffers kann man auch gestossene Coloquinthen nehmen. 
(Kühtze’s Notizen. 1862. Nr.&.) 


Chemische Untersuchung der Lopezwurzel. 

Die wesentlichen Bestandtheile der Rinde der Lopez- 
wurzel sind nach Fr. Schnitzers chemischen Unter- 
suchung folgende: 

Ein in Aether und in Alkohol leicht lösliches Harz, 
in „  Jeicht und m Alkohol schwer lös- 
liches Harz, 
ofta „ nicht, aber in Alkohol Jeicht lös- 
liches Harz, 
Aetherisches Oel, 
Bitterstoff, 
Gerbestoff, 
Gummi, 
Zucker, | 
Pektin, ii 
Stärkmehl, 
Oxalsäure, 
Citronensäure. 2 

6 Unzen des lufttrockenen Holzes lieferten beim Ver- 
brennen 18,32875 Gr. = 0,636 Procent Asche; diese fand 
sich in 100 zusammengesetzt aus: 

32,215 Alkalien 
25, 275 Kalk 
7, 982 Magnesia 
0, 829 'Thonerde 
0,881 Eisenoxyd 
3,308 Manganoxyduloxyd 
0, 152 Chlor 
3, ‚059 Schwefelsäure 
6, 277 Phosphorsäure 
3,556 Kieselsäure 
16,879 Kohlensäure 
99,943. 
(Wittst. Vierteljahrsschr, Bd. 11. Heft 1.) B. 


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= | Chemische Untersuchung: der Rinde von Atherosperma 
j | moschatum. 


one N.J. Zeyer theilt darüber Folgendes nach 0. Bergs 
_ Nachrichten über diese südaustralische Drogue mit. Die 
Rinde bildet harte, schwere, ein wenig rinnenförmige oder 
gerollte, 1!/, bis 3 Linien dicke Stücke von verschiedener 
Länge und Breite. Auf der Aussenfläche erscheint sie 
schmutzig. graubraun, theilweise mit weisslichem Flechten- 
anfluge bestreut und mit vorwaltenden derben, geschlän- 
- gelten, in der Mittellinie gespaltenen Längsleisten versehen. 
Die Bruchfläche ist uneben körnig, von blassbrauner Farbe. 
Die Unterfäche zeigt sich dem unbewaffneten Auge eben, 
dunkler braun, zart gestreift. . Geschmack und Geruch 
der Rinde sind nach Berg deutlich und ziemlich stark 
muscatartig; Zeyer findet jedoch, dass beide nicht rein 
muscatartig sind, sondern auch etwas an Sassafras erinnern. 
Die Gattung Atherosperma, von der bis jetzt nur zwei 
in Neuholland einheimische Arten bekannt sind, gehört 
zu der Familie der Monimiaceen; die Monimiaceen sind 
meist aromatische, immergrüne Sträucher und Bäume. 
Zeyers Untersuchung hat nun festgestellt, dass das 
von ihm aufgefundene Alkaloid der Rinde von Atherosperma 
moschatum als eigenthümlich betrachtet werden muss und 
den Namen —- Atherospernim —- verdient, ausser- 
' dem enthält die Rinde noch ätherisches Oel, ee Oel, 
Farbstoff, Wachs, Albumin, Gummi, Zucker, Stärkmehl, 
Harz, eisengrünende Gerbsäure, Buttersäure und Oxalsäure. 


| (Wittstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft 4.) ”»: 


Ueber den Saft der Frucht des Solanum Lycopersieum. 


J.B. Enz’s Untersuchung zufolge enthält der Saft der 
Frucht des Solanum Lycopersicum folgende Bestandtheile: 

Kali, Kalk und etwas Magnesia, verbunden mit 
Aepfelsäure, Weinsäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, 
Chlor, dextrinartiges Gummi, Eiweiss, Stärkmehl, Cellulose, 
fettige und harzige Materie, rothen Farbstoff, Zucker. 

Solanin konnte in dem Safte nicht aufgefunden wer- 
‚den, denn dieses hsi ättech durch ‚einen bittern, ekelhaf- 
ten, im Schlunde kratzenden Geschmack verrathen müssen. 
Die Fruchtkerne dagegen gaben ein geistiges Extract von 
 bitterem und scharfem Geschmack, und 'enthalten daher 
‚ vielleicht Solanin, worüber Enz später berichten wird. 
- (Wittstein’s Vierteljahrsschr. Dd.11.3y a 


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ES Chemische Untersuchung der Rinde von Cedrela Ve Barca, 03 


Chemische Untersuchung der Rinde von Cedrela 
febrifuga. 


Zu den vielen seltenen Droguen, welche heutzutage 
als nützliche medicinische Heilmittel aus den südöstlichen 
Ländern und Inseln Asiens zu uns gelangen, gehört auch 
die Rinde von Cedrela febrifuga, welche bei uns eine 
ziemlich unbekannte Rinde ist. 


Rumph gedenkt der Rinde zuerst als eines ade 
Fiebermittels; später empfahlen sie Bexton und 
Blume gegen intermittirende und selbst typhöse 
Fieber; Kennedy und auch Bexton innerlich und 
äusserlich bei Geschwüren und Brand. : Waitz nennt sie 
eine göttliche Rinde, durch die er mehreren Menschen 


- das Leben gerettet habe, und wendet sie an in Form von 


Decoet, Tincetur und Extract. 


Cedrela febrifuga Blume (Swietenia Sureni Bl., Cedrela_ 
Toona Roxburgh) gehört zur Familie der Meliaceen, zur 
V. Classe I. Ordnung des Linn&@schen Systems, und ist 
ein 50—60 Fuss hoher und 14—15 Fuss im Umfange 
haltender Baum, welcher auf Java und andern sundischen 
Inseln vorkommt. 


Das Holz des Stammes ist dem Mahagoniholze an 
Farbe äusserlich ähnlich, jedoch weicher. 


Die Rinde, malayisch Suren genannt, wird von den 
jüngeren Aesten gesammelt und kommt in halb oder ganz 
geraliten, auch eingerollten, bis 2 Fuss und darüber lan- 
gen, 3, bis 11/, Zoll im Durchmesser haltenden, 1—2 
Linien dicken Stücken zu uns. | 


Es liegt bis jetzt nur eine einzige Untersuchung der 
Rinde von Neesv. Esenbeck vor, weshalb W.Lindau 
sich veranlasst sah, eine neue Untersuchung der Rinde vor- 
zunehmen. Die Untersuchung hat folgende Bestandtheile 
ergeben: Stärkmehl, Wachs, Oxalsäure, Citronensäure, 
phlobaphenartigen Körper, Bitterstoff und eisengrünende 
Gerbsäure. Die letztere ist vom medieinischen Stand- 
puncte aus der wichtigste Bestandtheil. Sie nähert sich 


- unter;den bereits bekannten, eisengrünenden Gerbsäuren 


am meisten der Chinagerbsäure, welche zwar ein weit 


kleineres Aequivalent, aber (im freien Zustande) fast 


dieselbe procentische Zusammensetzung hat, wie nach- 
stehende Uebersicht zeigt: | 


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rörelgerheige | Chi ee 
Kohlenstoff 51,00 Bd,22 
' Wasserstoff 5 ‚00 IRRE. 4,87 
Sauerstoff 44,00 43,91 
ah 100,00. 109,00... 
ip Aaalyse der Asche zeigte folgende procentrische 
| Zusammensetzung: | 
Rain, iv era ‚0,072 
NAHONSLIESE 2, 0 2,776: 
Chlornatrium....... 2,045} 1236 er 
Kalk aa aa 56,820 
Magnesiant, u 3,114 
Einenoxyd . iron, 0,369 
Schwefelsäure ...... 0,922 
Phosphorsäure ...... 1,263 
Kieselsäure ........ 1,150 
'Kohlensäure........ 31,250 
99, 193..: 1: 
| Witte Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft. a) B. 


 Veber die Gährung. 


| Bringt man nach Pasteur Hefe in eine zucker- und : 

eiweisshaltige Flüssigkeit, welche gänzlich von Luft befreit 
worden ist, so vermehren sich die Hefenzellen und die Gäh- 
rung geht vor sich; der deutlichste Beweis, dass die Hefe 
unter diesem Umstande leben und die Gährung in Flüssig- 
keiten hervorrufen kann, die vom freien Sauerstoff abge- 
schlossen sind. Pasteur fand ferner, dass bei Gegenwart 
von Luft in oder über einer mit Hefe versetzten Flüssig- 
keit die Bildung neuer Hefenzellen bedeutend schneller 
vor sich geht, als im erstgenannten Falle. Diese Hefe 
zeigt jedoch während ihrer Entwickelung eine sehr 
schwache gährungserregende Wirkung auf die zuckerhal- 
tige Flüssigkeit, welche aber nicht energisch eintritt, 
wenn man dieselbe mit der letzteren unter Abschluss von 
Sauerstoff‘ zusammenbringt. _ 

Es ist Pasteur gelungen, der Hefe den Charakter 
als Ferment grösstentheils zu benehmen, wobei trotz-. 
‚dem die Hefenzellen den Sauerstoff der Luft aufnehmen 
und Kohlensäure abgeben, somit in gleicher Weise wie 
alle niedern Pflanzen yegetiren. — Diese Thatsachen be- 
- kunden, dass die Hefe mit Hülfe freien Sauerstoffs leben 
kann and dass durch dessen ns. sie sich bedeutend 


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Ueber die Natur der Gase lebender Pflanzen. 8 x 


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entwickelt, sie also in dieser Beziehung als Analogon der 

andern Pflanzen zu betrachten ist. Ihre Wirkung als 
'Ferment tritt hingegen unter diesen Umständen zurück, 
um dem einzigen Phänomen der Ernährung der Pflanze 


Platz zu machen. Es ist diesen Erscheinungen zufolge 


- nieht unwahrscheinlich, dass die Lebensart der Pflanze 


sowohl bei Gegenwart als auch bei Abwesenheit freien 
Sauerstoffs dieselbe ist, während im letzteren Falle der 
zur Vegetation nöthige Sauerstoff von der gährenden . 
Substanz geliefert wird. Pasteurs Beobachtungen 
zufolge würde man also in einem physiologischen Act den 
Ursprung der Gährung zu suchen haben. (Journ. de 
Pharm. et de Chim. Tom. XL. Aoüt 1861) H.Schrene. 


Ueber die Natur der Gase, 


welche von den lebenden Pflanzen während 
derZersetzung der Kohlensäure durch die Blät- 
ter im Sonnenlichte ausgehaucht werden, sind 
von Boussingault Versuche angestellt worden, welche 
zu dem interessanten Resultate geführt haben, dass die 
Pflanze für 1 Volumen .absorbirtes Kohlensäuregas nicht 
ganz 1 Volumen Sauerstoffgas aushauchen und mit 
diesem ein Gas, welches nicht Stickgas, sondern ein 
Gemenge von Kohlenoxydgas und Sumpfgas ist. 
Das Licht ist zur Einleitung dieser Zersetzung nothwendig. 


Fasst man die Geschichte der schönen Beobachtun- 


gen über die Beziehungen der Pflanze zur Atmosphäre 
zusammen, so findet man, dass Bonnet die Aushauchung 
von Gas durch die Blätter beobachtete, Priestley dieses 
Gas als Sauerstoffgas erkannte, Ingenhouss die 
Nothwendigkeit einer Mitwirkung des Sonnenlichts zur 
Einleitung dieser Sauerstoffentwickelung darthat und 
Sennebier zeigte, dass das unter diesen Umständen 
entwickelte Sauerstoffgas das Resultat einer Zersetzung 
des kohlensauren Gases sei. We 
Was uns zuerst frappirt, ist das Bestreben dieser 
Gelehrten, die Aufmerksamkeit bei dieser Untersuchung 
mehr auf den Gesichtspunct der Salubrität, als auf den 
der Pflanzenphysiologie zu lenken. Priestley verkündete 
seine glänzende Entdeckung mit den Worten: die Pflanzen 
besitzen die Fähigkeit, die Luft zu reinigen, welche 
durch den Athmungsprocess der Thiere verdorben worden ist. 
Erscheint es nun nicht sonderbar, dass beinahe 100 Jahre 


“ 5 gr Ueber die Vorkeime, don.  Charen. 


später man feststellt, dieselben Blätter, rer Sauerstof- 

' gas aushauchen, das die Atmosphäre verbessert, auch eins 
der schädlichsten Gase entwickeln, das man kennt, das 
Kohlenoxydgas? Ist es nicht erlaubt, anzunehmen, ‚dass 
die Emanation dieses Gases eine der Ursachen der Insalu- 
brität der morastigen Gegenden ist, weil gerade die Blät- 
ter der Wasserpflanzen jenes. Kohlenoxyd- und Sumpfgas- 
. haltige Sauerstoffigas entwickeln? (Boussingault, Compt. 
- rend. 18. Novbr. 1862.) H. Ludwig. 


Ueber die Vorkeime der Charen. 


Von den zahlreichen Beobachtern der Keimung. der 
° Charen wird allgemein angenommen, dass ihre Sporen 
bei der Keimung unmittelbar die Pflanze hervorbringen. 

Dennoch ist diese Auffassung falsch und Pringsheim 
hat sicher nachgewiesen, dass die keimende Spore die 
junge Pflanze nicht unmittelbar hervorruft, sondern dass 
auch bei den Charen, wie bei den höheren Kryptogamen, 
bei der Keimung zuerst ein Vorkeim gebildet wird, 
aus welchem erst später die ersten Zweige der Pflanze 
durch eine normale Knospung hervorsprossen. 

Dieser Nachweis des Vorkeimes bei den Charen 
füllt eine fühlbare Lücke in der Entwickelungsgeschichte 
dieser Pflanzen aus. 

Die Existenz blattloser Vorgebilde, aus welchen die 
Zweige hervorsprossen, unterstützt die von der Bildungs- 
geschichte der Theile entlehnte Auffassung der Charen- 
Zweige als beblätterter Spross, und stellt die nahe Ver- 
wandtschaft der Charen mit den Moosen in das hellste 
Licht. 

Ferner lässt das unerwartete Auftreten der Vorkeime 
bei den Charen es als ein allgemeines Gesetz erscheinen, 
welchem neben Farrnkräutern -und Moosen der früheren 
Ansicht entgegen auch die Charen sich unterordnen, dass 
bei allen Blattpflanzen die Spore niemals unmittelbar zur 
Vegetationsspitze der ersten beblätterten Achse werden kann. 
(Monatsb. der Akad. der Wissensch. zu Berlin. April 1862.) 

| 4.0. 


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\ e i ’ . “ Er 


Preisaufgabe der Hagen - Bucholz’schen Stiftung | 
pro 1864 und 1865. 


ER: Für das Jahr 1864 und 1865 wird die frühere Preisfrage wieder- 
R holt: „über die vergleichende Prüfung einheimischer Giftpflanzen auf 
die aroin Besfandtheile von eultivirten wie natürlichen Stand- 
orten“. ; 
Die darüber sprechenden Arbeiten sind vor dem 1. August 1865 
an den Oberdireetor Medicinalrath Dr. Bley in Bernburg franco 
einzusenden und müssen mit versiegeltem Curriculum Vitae, Lehr- 
zeugniss, Zeugniss des Principals oder Professors der Universität, so 
wie mit Motto und Devisenzettel versehen sein. 
Für 1864 ist die neue Preisfrage gestellt: 
„Wie wird am sichersten der Aconitgehalt in den Aconit- 
wurzeln, so wie der Pflanze überhaupt ausgemittelt?* 
Die darüber sprechenden Arbeiten sind mit Proben des Präpa- 
rats versehen, unter denselben Bestimmungen wie oben an den Ober- 
director Dr. Bley einzusenden vor 1. August 1864. 


Preisaufgabe für die Lehrlinge. 


„Ausmittelung der chemischen Bestandtheile der im Handel 
vorkommenden Sorten von einfachem wie doppelt -kohlen- 
' saurem Natron, so wie deren Verunreinigungen“. 
Die Arbeiten müssen mit Zeugniss des Prineipals, Curriculum 
Vitae, Motto und Devisenzettel versehen und nebst Proben des Prä- 
parats an den Oberdirector Medieinalrath Dr. Bley vor 1, Aue 
1864 franco eingesandt werden. 


Das Directorium. 


ARCHIV DER. PHARIACHE. 


CLXVI. Bandes zweites Heft. 


E. Physik, Chemie und praktische | 


Pharmacie. 


Untersuchungen über die einbasischen Säuren; 
von 
A. Geuther*), 


Professor in Jena. 


J. Essigsäure. 
1. Abhandlung. 


Wenn man die Formel der Essigsäure schreibt: 


C2H2, 0202 | 5 so hat man eine Gruppirung der Elemente, 


durch welche die verschiedenartigsten chemischen Beziehun- 
gen dieser Säure auf einfache, der Natur der Bestandtheile 
entsprechende Weise veranschaulicht werden können, eine 
Gruppirungsweise, welche frei ist von jedem seiner Natur 
nach undarstellbaren (hypothetischen) Bestandtheil. Die 
- Formeln für die nächsten mit ihr Te 
Körper sind dann: 


Neutrale Sauerstoffsalze..... C2H?2, C202 Er 
5 Wasserstofisalze IE C2H2, 0202 Ho, H3N 
Essigäther 2... cen..een. C2H2, 0202|) care 

2 ET C2H2, C2O2\ HC] 

TE RT TEEN C2H?, C20?}H3N. 


z 
RE 


gelehrten Anzeigen dem Unterzeichneten gütigst mitgetheilt. 
H. Ludwig. 


"  Arch.d.Pharm. CLXVI. Bds.2.Hft. 7 


\ *) Vom Herrn Verfasser als Separatabdruck aus den Göttinger | 


Be Ad 
ER 
wo 


u BL #7 > 2 Wagr > ER et 
a: Geuther, 


Die Essigsäure erscheint, mit des Kökliheinserstoff 
verglichen, aus dem sie durch Oxydation hervorgeht, mit 
dem Aethylen (im Alkohol) nämlich, als ein „Oxyäthylen‘“. 
Vom Aethylen trennt sich ein Theil Kohlenstoff und Was- 


u 
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3 
' 
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serstoff im Verhältniss von C2H?2; derselbe wird oxydirt 
zu C2O2 und H?O?2: Beide Orr bleiben 


in Verbindung mit dem Rest des Kohlenwasserstoffs 
(C2H2) — ein Verhalten, das bei der Bildung der „Öxy- 
säuren“ immer vorkommt und geeignet ist die Eigenthüm- 
lichkeiten derselben zu erklären, ein Verhalten, von dem 
ich in einer späteren Mittheilung ausführlicher zu reden 
gedenke. 


Wenn nun auch die Essigsäure als „Oxyäthylen“ auf- 
geführt werden kann, so unterscheidet sie sieh doch von 
den „Oxysäuren“ dadurch, dass die in ihr, durch Oxyda- 


tion entstandenen, denkbaren 2 Mgt. Wasser nur zur 


Hälfte durch Metalloxyde bis jetzt haben ersetzt werden 


können (essigsaure Salze), während dagegen in den Oxy- 
säuren häufig sämmtliches durch Oxydation entstandene 
denkbare Wasser durch Metalloxyde vertreten werden 
kann, wie die bei ihnen mögliche dritte Reihe von Salzen, 
die sogen. basischen, zeigen. 


Es entsteht nur die Frage, ist dieser Unterschied ein 


fundamentaler, gelingt es wirklich auf keine Weise jenes 
bis jetzt nicht ersetzte Wasser der essigsauren Salze durch 


andere Oxyde zu ersetzen? Um sie zu beantworten, wur- 


den 2 essigsaure Salze der Einwirkung des Natriums 


unterworfen, das wasserfreie essigsaure Natron im geschmol- 
zenen Zustande und der Essigäther. Bei der Einwirkung. 
von Natrium auf die erstere Verbindung, die nur wenig 
über ihren Schmelzpunct erhitzt worden ist, findet in 
der That Wasserstoffentwickelung statt, allein es entstehen 
bei dieser Einwirkung gleich so viele secundäre Producte, 
dass keine Hoffnung vorhanden ist, mit Hülfe dieses Sal- 


zes zu einem Resultat zu gelangen. Es wurde deshalb das 


bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Aethylensalz der 


TEE 


5: eine, der n Breuer Be Deraelbe war auf 
die gewöhnliche Weise dargestellt und wiederholten Recti- 
fieationen unterworfen worden, so dass er genau den für 
ihn angegebenen Siedepunct (740) zeigte. Es wurde nun 
"in einer tubulirten Retorte, deren Hals aufrecht gestellt 
und mit einem Kühlapparat verbunden war, auf denselben 
Natriumstückchen geworfen und ein Strom trocknen Was- 
serstoffgases dauernd darüber geleitet. Dieselben überzo- 
$. gen sich sogleich unter Wasserstoffentwickelung mit einem 
- weissen voluminösen Salze, welches sich in dem Maasse, 
als sie sich auflösten, vermehrte und allmälig den Essig- 
äther in einen dichten Brei verwandelte. Nach und nach 
war eine geringe bräunliche Färbung des Aethers einge- 
treten. Ueberall, wo das Natrium darin sichtbar wurde, 
erschien seine Oberfläche nicht blank sondern immer mit 
dem im Essigäther unlöslichen Salz überzogen. Nach- 
dem eine beträchtliche Menge des festen Productes ent- 
- standen und das Natrium verschwunden war, wurde zur 
_ Untersuchung des ersteren der Essigäther aus dem Was- 
serbade fast völlig abdestillirt, der bräunliche Retorten- 
rückstand mit wasserfreiem Aether, worin der Farbstoff 
allein löslich war, gewaschen, abfiltrirt, das weisse Salz 
rasch ausgepresst und über Schwefelsäure im leeren Raum 
getrocknet. Die Analyse zeigte, dass es wasserfreies 
essigsauresNatron war. Das braun gefärbte ätherische 
Filtrat wurde nun im Wasserbade vom Aether und Essig- 
äther befreit. Es blieb wenig eines braun gefärbten Oels 
zurück. Um davon mehr zu erhalten, wurde der vom 
essigsauren Natron abdestillirte Essigäther zum zweiten 
Male auf die nämliche Weise der Einwirkung des Natriums 
unterworfen. Anfangs fand wiederum über die ganze 
Oberfläche des Natriums die Bildung des weissen unlös- 
lichen Salzes (unter allmäliger Bräunung der Flüssigkeit) 
- statt, später jedoch hörte dieselbe auf, das Metall wurde 
blank, es löste sich jetzt unter Wasserstoffentwickelung 
vollkommen in Essigäther. Als dieser Zeitpunct einge- 
treten war, wurde der Essigäther wiederum abdestillirt und 
7% 


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| Geuther, 


von Neuem der Einwirkung des Natekne Bierwforfen. 
Jetzt löste sich dasselbe sogleich vollkommen ‘auf, ohne 
Abscheidung irgend welchen Salzes und wie früher unter 
 allmäliger Bräunung der Flüssigkeit. 


Aus diesen Versuchen geht zweierlei hervor: 1) dass 
die anfängliche Bildung des essigsauren Natrons einer 
Verunreinigung des angewandten Essigäthers, trotz häu- 
figer Rectificationen und trotz des constanten Siedepunc- 
tes von 740, an Essigsäure und vielleicht auch an Alkohol, 
zuzuschreiben ist, dass reiner Essigäther ein ganz anderes 
Verhalten zeigt; 2) dass der letztere chemisch rein durch 
die bis jetzt angegebenen Weisen nicht erhalten werden 
"kann. Der mit Natrium gereinigte Essigäther besitzt den 
niedrigen Siedepunct 729,78 (corr.) — 


In dem Maasse, als das Natrium verschwindet, verdickt 

sich die Flüssigkeit unter Bräunung und verlangsamt sich die 
Einwirkung so, dass man durch gelindes Erwärmen dieselbe 
zu befördern hat. Wenn die verbrauchte Menge des Na- 
triums 12 Proc. vom Gewicht des angewandten Essigäthers 
‚ beträgt, istsie so langsam geworden, dass man gutthutmit 
dem Zusatz von Natrium aufzuhören. Man lässt nun im 
Wasserstrome erkalten. Der ganze Retorteninhalt erstarrt 
zu einer festen Krystallmasse. Durch gelindes Erwär- 
men, zuerst im Wasserbade, macht man sie wieder flüssig, 
wobei gewöhnlich wenige Krusten von essigsaurem Natron 
ungelöst bleiben und giesst von diesen ab durch den 
Tubulus die warme dick fliessende Masse in ein oder 
mehrere wohl getrocknete und mit guten Stöpseln ver- 
schliessbare Kochflaschen. Beim Erkalten erstarrt Alles 
wieder zu einer strahlig krystallinischen Masse, welche 
durch wiederholtes Auskochen mit wasserfreiem Aether 
allmälig fast völlig vom Farbstoff, der in Lösung geht, 
befreit werden kann. Es wird abfiltrirt, die weisse Kry- 
stallmasse rasch ausgepresst und über Schwefelsäure ge- 
trocknet. Aus dem ätherischen Filtrat, das gut verschlos- 
sen aufbewahrt werden muss, scheidet sich nach längerem 


Te SI en ee FF x u DET 
en ZUG an e u For 
Es mchingen über die einbasischen Säuren. 101 


Ahen noch mehr von der Verbindung ab, mit’ der ebenso - 


Eeketen wird. Da dies entstandene Salz durch Wasser 
äusserst leicht verändert wird, so muss bei dieser Waschung 


und Reinigung möglichst rasch operirt werden, um die 
Feuchtigkeit der Luft abzuhalten. Da dieses, vollkommen 
zu erreichen, nicht möglich ist, so ist auch das so erhal- 


 tene Product stets mit den durch das Wasser entstehenden 


Zersetzungsproducten, hauptsächlich mitessigsaurem Natron, 


in geringer Menge verunreinigt, welche Verunreinigung 


durch die Wirkung des, während des Zerschneidens von 
Natrium an der Luft auf seiner Oberfläche gebildeten, 
Natronhydrats auf den Essigäther sich noch vermehrt. 


Die durch die Analyse der Natriumverbindung erhaltenen 
_ Werthe müssen also nothwendig im Sinne einer Verunrei- 
 nigung durch essigsaures Natron gedeutet werden. Die 


Analyse des über Schwefelsäure im luftleeren Raum ge- 
trockneten, noch durch etwas Farbstoff gelblich gefärbten 


Salzes ergab 26,4 Proc. Natron im Mittel, 41,8 Proc. Koh- 


- lenstoff und 5,5 Proc... Wassckn 


I 


von einer zweiten Darstellung: 24,2 Proc. Natron, 40,0 Proc. 


- Kohlenstoff und 5,5. Proc. Wasserstoff. Die reine Verbin- 


_ dung würde demnach, da das hier verunreinigende essig- 


‚ saure Natron mehr Kakren (37,8 Proc.) und weniger Koh- 


 lenstoff (29,3 Proc.) und Wasserstoff (3,7) Proc.) enthält, 
einen noch höheren Kohlenstoff und Wasserstoffgehalt und 


Ir: 
fi 


® 


einen niedrigeren Natrongehalt ergeben haben. 
Die oben erwähnte Eigenschaft der Verbindung in 


‚Aether etwas löslich, und die Eigenschaft des essigsauren 
- Natrons darin unlöslich zu sein, wurde nun benutzt, beide 
zu trennen. Das durch Auskochen mit Aether nach dem 
- Erkalten im Filtrat in Form weisser verfilzter Nadeln 


_ abgeschiedene Product wurde rasch abfıiltrirt, ausgepresst 


2 und im leeren Raum über Schwefelsäure getrocknet. Sein 
 Natrongehalt betrug 19,3 Proc., während der von Aether 
ungelöst gebliebenen Bickstanden sich auf 32,6 Proc. 


' erhöht hatte. Die geringe Löslichkeit der Verbindung 
‚in reinem Aether aber gestattet in kurzer Zeit. und bei 


Ein weisseres Salz 


4 un AA WERE a NT er 1 a nF Vi PER TE » 2 2 
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ee möglichstem Luftabschluss nicht wohl eine grössere Menge 


der Verbindung zu reinigen, was leichter auf folgende 
Weise erreicht wird. Man kocht das Salz längere Zeit 
mit einem Gemisch von etwa 6 Th. Aether und 1 Th. 
wasserfreiem Alkohol, so dass nur wenig Aether dabei ver- 
dunstet, filtrirt in einen wohl getrockneten Stöpseleylinder 
- durch vorher getrocknete Trichter und Filter und fügt 
nun etwa ein gleiches Volum wasserfreien Aethers zu. 
Die Flüssigkeit trübt sich schwach, nach einiger Zeit 
sammelt sich das Trübende in Form von Flocken, die man 
durch rasche Filtration in einen zweiten Stöpseleylinder 
beseitigt. Nach und nach beginnt nun die Bildung schö- 
ner langer federartiger, von einzelnen Puncten ausgehen- 
_ der Nadeln der reinen Verbindung. Dieselbe wird rasch 
abfiltrirt, mit reinem Aether mehrmals gewaschen, rasch 
ausgepresst und über Schwefelsäure im leeren Raum ge- 
trocknet. Ihre Analyse ergab folgende Zahlen: 46,2 Proc. 
Kohlenstoff, 6,2 Proc. Wasserstoff und 21,9 Proc. Natron. 
Die Formel: Na0,C12H905 verlangt: 47,4 Proc. Kohlen- 
stoff, 5,9 Proc. Wasserstoff und 20,4 Proc. Natron. Er- 
wägt man nun, dass durch den Einfluss der Feuchtigkeit 
der Luft während des Auspressens, während des Wägens 
u.s.w. eine geringe Zersetzung unter Bildung von essig- 
saurem Natron nothwendig statt haben musste, so unter- 
liegt es damach schon keinem Zweifel mehr, dass der 
Verbindung die erwähnte Zusammensetzung wirklich zu- 
kommt. Vollkommen wird dies aber durch die Zusam- 
mensetzung der mit Jodäthyl und Jodmethyl sich bilden- 
den Umsetzungsproducte, bestätigt. 

Bei der Einwirkung von Natrium auf Essigäther 
treten also 2 Mgt. des letzteren in Wechselwirkung, es 
trennt sich davon 1 Mgt. Alkohol, welcher zur Bildung 
von Aether-Natron, das durch den Aether weggewaschen 
wird, Veranlassung giebtund in den zusammenbleibenden 
Rest tritt für ein Mgt. Wasserstoff 1 Mgt. Natrium ein. 


2(c2H3, 202 140 cıH:) (E 2 Na — ee 


Bi... C2H2,C202\Na0 
(NaO, C+H4, HO) 1 ( C2H? 0202) HO, 04 Ha) + 2H. 


Daraus folgt somit, dass die Ersetzung jenes Wassers in 


den essigsauren Salzen durch Basen allerdings möglich 


ist, dass dabei aber Verbindungen entstehen, die von 
zwei Mgt. Säure sich ableiten. 

Die, von der nachträglich im Waschäther entstande- 
nen Krystallisation der Natronverbindung, durch Filtration 
getrennte ätherische Lösung wurde nun durch Destillation 
im Wasserbade vom Aether und unverändert gebliebenen 
Essigäther befreit, der braune feste Rückstand, der offen- 
bar noch viel von der Natronverbindung enthielt neben 
dem gebildeten Aether-Natron hierauf mit Wasser zer- 
setzt und der Destillation unterworfen. Das Destillat be- 
stand, ausser aus Wasser, aus viel Alkohol und wenig 
Aceton, welch letzteres durch häufige fractionirte De- 
stillation vom Alkohol getrennt, durch seinen Geruch, 
Siedepunct und die Analyse erkannt wurde. 


Der Alkohol tritt bier als Zersetzungsproduct des 
" Aether-Natrons sowohl, als der anderen Natronverbindung 
auf, das Aceton kann allein der letzteren angehören. Die 
braune wässerige Lösung reagirt stark alkalisch, enthält 
ausser freiem Natron kohlensaures und essigsaures Salz, 
' nebenbei noch wenig eines durch Schütteln der alkalischen 
Flüssigkeit mit Aether ausziehbaren Oels und wenig einer 
Natronverbindung, die auf Zusatz von überschüssiger Säure 


unter Trübung zersetzt wird. Letztere entsteht durch einen 


mittelst Aether ebenfalls ausziehbaren ölförmigen Körper. 

Ehe ich die Umsetzungsproducte unserer neuen Natron- 
verbindung beschreibe, ist es der Einfachheit und des 
Verständnisses halber nothwendig, einen Namen dafür 
zu schaffen. Es versteht sich, dass, da ich kein Anhän- 
ger der Radicallehre bin, ich die von jener gebrauchten 
' Namen nur soweit annehmen kann und um Verwirrung 


zu vermeiden, annehmen darf, als sie frei von Radical- 


begriffen gedacht werden können. Ich glaube am besten 


' zu verfahren, wenn ich in der systematisch - wissenschaft- 


Be: > Untersuchungen über die einbasischen Säuren. 103 


Geuther, 5 28 A nr A er 


Te lichen Sprache das kr) (C? 02 Ca ar ne on nenne, | 
die Kohlensäure: Carboxysäure, die 'Ameisensäure: 
Carbonsäure, die Essigsäure: Methylencarbon- 
'säure, die Propionsäure: Aethylencarbonsäure etec., 
den Methylalkohol: Methylenalkohol ete. Darnach 
bezeichne ich unsere Natronverbindung: 


a 0202} 10,011 als Were 
) 


lenäthernatron. x 
I. Einwirkung von Jodwasserstoff - Aethylen (Jodäthyl) und. 
Jodwasser stoff - Methylen (Jodmethyl) auf DENE: 


äthernatron. 


Zu diesen Versuchen, sowie zu allen folgenden, wurde 
die ursprüngliche durch blosses Waschen mit Aether ge- 
reinigte und dann über Schwefelsäure getrocknete Natron- 
verbindung verwandt. 1 Mgt. derselben (10 Th.) mit 
etwas mehr als 1 Mgt. von Jodäthyl (16 Th) wurden in 
verschlossenen Röhren im Oelbade allmälig bis auf 1800 
erhitzt und damit circa 2 Tage fortgefahren. Die erst 
lockere Natronverbindung zergeht allmälig, es bildet sich 
viel Flüssigkeit, während das feste Salz pulverförmiger 
wird. Der Röhreninbalt wird nun mit Wasser geschüttelt, 
das feste Salz, Jodnatrium, löst sich auf, das ölige Product, 
welches den Farbstoff des angewandten Salzes, das über- 
schüssig zugefügte Jodäthyl und die durch Umsetzung 
entstandene Verbindung enthält, wird nun durch Destilla- 
tion aus dem Wasserbade vom Jodäthyl befreit und dann. 
mit Wasser wiederholt destillirt. Der Farbstoff bleibt 
dabei als eine harzartige braune Masse in der Retorte, 
während die neue Verbindung fast farblos mit den Was- 
serdämpfen überdestillirt. Sie wird mit Chlorcaleium ent- 
wässert und von Neuem destillirt. Ihr Siedepunct liegt: 
bei 195 — 1960 (1980 corr.) ihre Zusammensetzung wird 
durch die empirische Formel: C8H703 ausgedrückt, wo- 
nach sie also die Elemente von 1 Mgt. Essigäther minus 
1 Mgt. Wasser enthält. Ihre rationelle Formel wird, ihrer 


= 3 Untersuchungen über die Mnbasiächen Säuren. 108. 


e Bildung aus der Natronverbindung zu Folge, sein 
müssen: 


 -@2H2,0202 HO, C#H? Tenn ( lo: 10,0 ) 


TEN 
„'iair’ . 


-C2H2, C202 


HO, C+H4 C2H2, C20O2 | HO, C+H4 

| C2H2, C202\ HO, C#H4 

a GrBeH = Na] 7 oz 202) HO CaHa 
Die farblose reine Verbindung besitzt einen dumpfen 

eigenthümlichen ätherischen Geruch und ein spec. Gew. 


von 0,998 bei 120. Sie ist etwas in, Wasser löslich, in I 


kaltem mehr, als in warmem, sie reagirt nicht auf Pflan- 


 zenfarben und kann mit alkalihaltigem Wasser ohne Zer- 
setzung gekocht werden. Ich nenne diese Verbindung: 


Dimethylencarbonäthylenäther. 

Wendet man anstatt des Jodwasserstoff- Aethylens, 
das Jodwasserstoff-Methylen an und verfährt sonst gleich, 
so erhält man eine ganz ähnliche Verbindung, die bei 
1830 (186,08 corr.) siedet, farblos und leichter als Was- 
ser ist, einen etwas mehr ätherischen Geruch als die vor- 


hergehende besitzt, in ihren sonstigen Eigenschaften aber | 


mit jener übereinstimmt. Ihre Zusammensetzung wird 
durch die Formel: C14 H1206 ausgedrückt. Da ihre Bil- 
dung aus der Natronverbindung der Bildung der vorigen 
analog verläuft, soistsieals Dimethylencarbonmethy- 
lenäther zu bezeichnen und ihre rationelle Formel: 
er Ho,ccHe zu schreiben. 

C2H3, 0202 | HO, C#H4 


Bei der Bifduns dieser beiden Verbindungen aus Er 
Natronverbindung tritt ausser sehr geringen Mengen von 
Essigsäureäthyl — resp. Methyläther und Jodnatrium kein 


anderes Product auf. Dies, so wie ihre Zusammensetzung, 
beweist indirect die Richtigkeit der für die Natronverbin- 
dung aufgestellten Formel. 


II. ng des Ammoniaks auf Dimethylencarbon- 
äthylenäther. 


Uebergiesst man Dimethylencarbonäthylenäther in 


einem mit Glasstöpsel verschliessbaren Cylinder mit dem 


6fachen Volum mässig concentrirten Ammoniaks und 


ai. ö Gehen, ye 


schüttelt häufig durch, so geht dance allmälig (ak 


_ Verlauf von einigen Tagen) zur Hälfte in Lösung, wäh- | 


rend die andere Hälfte sich- in eine schön krystallisirte, f 


in Wasser unlösliche Verbindung verwandelt. 5 Grm. 


des Aethers gaben 21, Grm. in Wasser unlösliche Kry- 
stalle. In dem überschüssigen wässerigen Ammoniak ist 
ausser Alkohol nur eine Substanz gelöst, welche nach dem 


allmäligen Verdunsten über Schwefelsäure als prachtvoll 
langstrahlig kıystallisirende weisse Masse zurückbleibt. 
Sie ist sehr leicht in Wasser löslich. 


1. Die in Wasser unlöslichen Krystalle be- 


sitzen einen süsslich angenehm an Pfeffermünzöl erinnern- 
den Geruch. Sie lösen sich leicht in Alkohol und Aether, 
schmelzen bei 590,5 zu einem farblosen Oel, das bei etwa 
530 (manchmal aber auch bei niedriger Temperatur erst) 
erstarrt. Sie sind klinorbombische Tafeln, enthalten Stick- 
stoff und besitzen die Zusammensetzung: a 
Sie können dreierlei sein: | 
1) 0242 0202, 0322 
C2H2, C20? | C2H4 
C2H2, 0202 | 
oder 2) C2H2, C202 \C#H?, H3N 
223 
C2H2, C20? | 
C2H2, 0202 | 
CaH4 | BE 
CH? | 


d.h. erden 1) Dim ne carbondiäthy ES 
moniak; oder 2) Aethylendimethylencarbonäthy- 
lenammoniak; oder 3) Diäthylendimethylencar- 
bonammoniak, oder im gewöhnlichen Sprachgebrauch 
ausgedrückt: entweder das Diäthylamid einer Diacetsäure, 
oder das Aethylamid einer Aethyldiacetsäure oder das 


H3N 


oder 3) 


Amid einer Diäthyldiacetsäure. Welche von den 3 mög- 


lichen rationellen Formeln und Auffassungsweisen die rich- 
tige ist, das müssen weitere Versuche entscheiden. 


Bine s: x 
ER TER NE ER 


NEE ar ie ER N Dr a ae ai 
r ev L we > or 
a * N. 


Untersuchungen über die nahen Raıre 107 


2. Die in Wasser lösliche kryställinische 
ä dass ist in reinem Zustande geruchlos, manch- 


mal zeigt sie einen eigenthümlichen an gebrannte Cichorien 


 erinnernden Geruch, der wahrscheinlich einem in geringer 
Menge, vielleicht durch die Einwirkung von Sauerstoff, 
aus ihr entstehenden braunen Körper zuzuschreiben ist. 
Sie löst sich leicht in Alkohol und Aether und krystalli- 
sirt daraus unverändert, sie schmilzt bei 900 und sublimirt 
langsam schon bei 1000 in langen verfilzten Nadeln. Die 
Analyse führt zur Formel: C12H11NO4; sie kann demnach 
angesehen werden: 


1) als Dimethylencarbonäthylenammoniak 


C2H2, C20O2 
= gap 0202 | ER H3N 
2) als Aethylendimethylencarbonammoniak 
C2H?, CO? 
— C?H2, C?20?\H3N; d.h. 
CH? 


1) als das Aethylamid einer Diacetsäure oder 


2) als das Amid einer Aethyldiacetsäure. 


Welche von beiden Auffassungsweisen die richtige 


ist, auch darüber können erst weitere Untersuchungen 
entscheiden. 


Die beiden vorhergehenden Verbindungen bilden sich 


je zu 1 Mgt. neben 1 Mgt. Alkohol und 2 Mgt. Wasser 


bei der Wechselwirkung von 2 Mgt. Dimethylencarbon- 
äthylenäther und 2 Mgt. Ammoniak nach folgendem 
Schema: | 


C?H2, C202 | HO, C4H3 
(212.020: } no.) + 2ER = 


C2H2, 0202 C+H4 212, C202) 
C2H2, C202 | CıH%, en) + (c2me’ C202] 


+ (C*8sH0) 4 2u0. 


CAH4, HSN) i 


ae; . 2 zeukher, 


"ITE. Verhalten des Dimethylencarbonäthernatrons ? in. der 
Wärme im Kohlensäurestrom. f 
In einem gewogenen Rohr mit ausgezogener, abwärts 
'gerichteter Spitze, das sich in einem Luftbade befand, 
wurde über 8,45 Grm. der Natronverbindung unter all- 
mäliger Erhitzung von 1000 — 2009 trocknes Kohlensäure- 
gas geleitet. Es destillirten circa 2,01 Grm. einer fast ganz 
farblosen Flüssigkeit ab. Die im Rohr zurückgebliebene 
Salzmasse hatte dabei einen Verlust von 2,13 Grm. erlitten, 
es hatte also einfache Abdestillation statt gefunden. 


1) Das Destillat. 

Das ölförmige Product wurde der Rectification unter- 
worfen, bei 70 — 800 ging nur ein geringer Theil vom 
Geruche des Essigäthers über, das Thermometer stieg 
rasch auf 1700, zwischen 1750 — 1770 (1800,8 corr.) 
_ destillirte der Rest bis auf wenige Tropfen farblos. Die 
Verbindung ist ein farbloses, im concentrirten Zustande 
dumpf obstartig riechendes, im verdünnten den Geruch 
der Erdbeeren besitzendes Oel, das auf blaues Lackmus 
fast ohne Wirkung ist und davon unverändert abdunstet, 
das in Wasser untersinkt, indem sich ein Theil davon 
auflöst und ersterem stark saure Reaction verleiht. Diese 
Verbindung hat die Zusammensetzung: CI2N1006 und 
es kommt ihr, da sie den obigen Eigenschaften nach sich 
wie eine Aetherart und nicht wie eine Säure verhält, die 
rationelle Formel: 

C2H2, C20?) HO 
| C?H?2, C2O?2 | HO, C4H% 
d.h. sie ist Dimethylencarbonsäureäthylenäther, 
der Aether einer Diacetsäure. 

Bei der Auflösung derselben in Wasser scheint sich 
ein Theil in die Dimethylencarbonsäure und Alkohol zu 
zersetzen, wenigstens deutet darauf hin einmal die saure 
Reaction des Wassers, dann aber die charakteristische 
Reaction, welches diese Lösung mit neutralem Eisenchlorid 
giebt und wodurch sie zugleich sich von einer Essigsäure- 


.* 


e% RR  Umsersuchungen über die een Rn. 109 


eking tintersohieden zeigt. Es entsteht: damit’ nämlich 
eine prächtig dunkelviolette Färbung. Dieselbe 


Reaction tritt selbst dann noch auf, wenn das saure Was- 
ser mit Natron im Ueberschuss gekocht und dann mit 


Salzsäure wieder neutralisirt worden ist, was auf eine 


. grosse Beständigkeit der Salze schliessen lässt. Versuche 


in dieser Richtung werden erst eine nähere Kenntniss der- 
selben bringen können. 


2) Der Rückstand. Ä N 


Der bräunlich aussehende Rückstand im Rohr löst 
sich volkommen in Wasser, er enthält kohlensaures Na- 
tron, den vom angewandten Salz herrührenden Farbstoff 


und das Natronsalz einer neuen Säure. Durch Schüt- 


teln der alkalischen Lösung mit Aether kann man einen 
Theil des Farbstoffs STERNEN Versetzt man nun die 


Lösung mit Salzsäure im Ueberschuss, so scheidet sich 


eine krystallinische Substanz ab, die durch Schütteln mit 


Aether von demselben gelöst wird und nach dem -Abdam- 
pfen desselben in noch braun gefärbten schönen nadel- 
förmigen Krystallen, die ausserordentlich leicht in Aether 


löslich sind, zurückbleibt. Diese Säure habe ich ihrer 
Zusammensetzung nach noch nicht untersucht; weiss von 


ihr aber, dass sie leicht schmelzbar ist, schon bei gewöhn- 
- licher Temperatur in farblosen Nadeln sublimirt, aber erst 


über 1900 siedet. 


IV. Einwirkung von trocknem Chlorwasserstoffgas auf Di- 


methylencarbonäthernatron. 


Leitet man trocknes Chlorwasserstoffgas über die in 
einer, mit abwärts gebogener Spitze versehenen, Röhre be- 


- findliche- Natronverbindung, so erwärmt sich dieselbe unter 


A aa Te 


vom gebildeten Kochsalz abdestillirt wurde. Dieselbe 
hat Chlorwasserstoff absorbirt und raucht wohl deshalb 
an der Luft, vielleicht auch weil sie geringe Mengen 


vollständiger Absorption des Gases und es entsteht eine Flüs- 
sigkeit, welche durch gelinde Wärme im Salzsäurestrom. 


De aestyl enthält. Sie fängt, der Deren ra 
fen, unter Ausgabe von viel Chlorwasserstoff früh an zu 
sieden, gegen 800 bleibt das Thermometer etwas constant, 
' dann steigt es wieder rascher bis gegen 1700. Bei 2000 

ist alles bis auf eine braune Masse überdestillirt. Durch 

Waschen des Gesammtdestillats mit Wasser wurde die 

Salzsäure entfernt, dasselbe hierauf mit Chlorcalcium ent- 


wässert und wiederholten Fractionen unterworfen. Dabei 


zeigte sich, dass es aus drei Producten, den nämlichen, 
die bei der Erhitzung des Dimethylencarbonäthernatrons 
im Kohlensäurestrom aufgetreten sind, nämlich aus Essig- 
äther (der hier in reichlicherer Menge auftritt), aus Di- 
methylencarbonsäureäther und, soviel sich ohne 
Analyse Bestimmtes aus dem ganz gleichen Verhalten 
‚schliessen lässt, aus der festen, flüchtigen über 1900 destil- 
lirenden Säure. Die beiden ersten Producte wurden 


nicht bloss an ihren Siedepuncten und ihren anderen 


‚Eigenschaften, sondern auch durch die Anal als solche 
erkannt. 

Der im Rohr bleibende Rückstand ist etwas grau ge- 
färbtes, sonst reines Chlornatrium, so dass, wie. quanti- 
tative Versuche gezeigt haben, diese Behandlungsweise 
der Natronverbindung zur Bestimmpnp ihres Natriumge- 
halts benutzt werden kann. 

Auf analoge Weise, wie der Essigäther, soll nun auch 
der Ameisensäureäther behandelt werden. 

Schliesslich kann ich nicht umhin, der Hülfe kand 
zu erwähnen, die Herr Stud. Alsberg mir bei diesen 
Versuchen geleistet hat. | 


f Pe n EN BERTAN SRZ AN re DR a ht % 3 Bi We 
Blenmeyer in Wanklyn, Br leeren. 111:.2%% 


Ueber Hexylverbindungen: 


von 


Erlenmeyer und Wanklyn. 


Als wir gerade mit der ausführlichen Untersuchung 


Mau Bag ch F} 
ve WELT Tale 


‚des aus Mannit gewonnenen Hexyljodürs und seiner Der- 


' vate beschäftigt waren, kam uns eine Abhandlung, 8. 287, 
von A. Wurtz „Ueber die Hydrate der Kohlenwasser- 
stoffe“ zu Gesicht, welche es uns als zweckmässig er- 
scheinen lässt, unsere bis hierher erhaltenen Resultate 
schon jetzt vor Beendigung unserer Arbeit zu veröffent- 
lichen. 

1. Hesxyljodür. 

Das unmittelbare Product*) der Einwirkung des 
Jodwasserstoffs auf Mannit stellt nach der Reinigung von 
Jod eine olivengrüne Flüssigkeit dar, aus welcher sich 
bei längerem Stehen feste Krusten von brauner Farbe 
absetzen, die nur wenig an Alkohol abgeben. Die ab- 
gegossene Flüssigkeit hat ihre Farbe fast nicht geändert. 
Die Analyse dieses rohen mit geschmolzenem Chlorcal- 
"cium getrockneten Jodürs ergab 35,01 Kohlenstoff statt 
33,96 und 58,50 Jod statt 59,91. 

Dasselbe wurde dann zu destilliren versucht. Es 
zeigte sich aber sogleich beim Erwärmen, ehe Sieden 
eintrat, Zersetzung unter Entwickelung von Jod und Jod- 
wasserstof. Es wurde deshalb Wasser zugesetzt und in 


*) Die genauere Darstellungsweise des Hexyljodürs wurde am 
7. März 1862 dem naturbhist.-med. Verein zu Heidelberg mit- 
getheilt: „Es zeigte sich, dass man fast die theoretische 
Menge von Hexyljodür erhält, wenn man 24 Grm. Mannit 
(es ist nicht gut mehr anzuwenden, weil sonst theilweise 


Verkohlung eintritt) mit 300 C.C. Jodwasserstoffsäure von 
1260 Siedepunet in einem raschen Kohlensäurestrom der 


Destillation unterwirft. Das Destillat, welches in etwa einer 
Stunde übergegangen ist, bildet zwei dunkle Schichten, von 
denen die untere, aus rohem, fast schwarz erscheinendem 
Hexyljodür besteht.“ ‘ 


ey 


rahmen und‘ Win in 


Ric“ Ba a 


; SR ‘einem Salzbade von 1100, während ein Kollendänrestrom 


hindurchgeleitet wurde, erhitzt. Das Destillat bestand | 
"aus Wasser und vollkommen farblosem Jodür. Bei einer 
zweiten Operation wurde die Reinigung in der Weise 
| vorgenommen, dass durch das rohe Jodür in einer Retorte 
ein Strom von Wasserdampf hindurchgeleitet wurde. Die 
Destillation verlief so weit rascher und mit geringerem 
Verlust. Das erhaltene Jodür wurde mit Chlorcalctumn 
getrocknet und analysirt. Een 


Angewandte Substanz. 0,4102 0,3878 
Kohlenstoff Wasserstoff *) Jod **) 

gefunden......, 34,03 6,19: 59,87 

berechnet.. ... 33,96 6,13 59,91 


für die Formel CRH13J. | 
"Aus diesen Resultaten geht wohl unzweifelhaft hervor, 
dass das directe Product der Einwirkung von Jodwasserstoff 
auf Mannit die Zusammensetzung C12H13J besitzt und ein 


homogener Körper ist, d.h. nicht ein Gemenge verschiede- 


ner Jodüre mit geringerem Kohlenstoffgehalt als C}? darstellt. 

Das specifische Gewicht dieses reinen Jodürs 
wurde bei 00 bezogen auf Wasser bei 40 — 1,4447, bei 
500 — 1,3812 gefunden. Dies entspricht einem Aus- 
A EWBeoeffidienten für 500 von 0,0460 (ungefähr .!, der 
Gase). Unsere früheren Angaben über das spec. Gewicht 
in den Verhandlungen des naturh. - med. Vereins zu Hei- 
‘delberg sind die folgenden: 

Das spec. Gewicht dieser stark lichtbrechenden Flüssig- 
keit wurde bei 00 — 1,4396 und bei 790 — 1,3348 gefunden. 


*) Die Kohlenstoff- und Wägserstoffie a are mit chrom- 
saurem Bleioxyd und doppeltehromsaurem Kali mit vorge- 
legtem Kupfer ausgeführt. 

=*) Die Jodbestimmung wurde in der Weise vorgenommen, dass. 
das Jodür mit einer Lösung von Natriumalkoholat einen 
Tag lang im zugeschmolzenen Rohre bei 1000 erhitzt, und 
dass, nachdem Alkohol und die kohlenstoffhaltigen Zer- 
setzungsproducte abdetillirt waren, aus dem Rückstande das 
Jod mit Silber auf gewöhnliche Weise gefällt und bestimmit f ‘ 
wurde. 


; WR: A über Empire 19 1138.20 


"Der Siedepunect wurde bei 753 Mm. Druck zu 


3 167, 5 corrigirt gefunden. Während der Destillation trat 
Sr schwache Färbung in Folge von geringer Zer- 
setzung ein. | . 
| Um eine ungefähre osstelln: von der Zerseiahars 
keit des Jodürs in höherer Temperatur zu haben, wurden 
16,5 Grm. bei 1650 im Oelbade in einem langsamen 
Strom von Kohlensäure erhitzt, bis noch 9,2 Grm. zurück- 
geblieben waren. Dieser Rückstand war von freiem Jod 
gefärbt, zeigte einen corrigirten Siedepunct von 1670 und 
ein spec. Gewicht von 1,4639 bei 0°. 

Ferner wurde eine kleine Menge von Hexyljodür in 


einem zugeschmolzenen Rohre längere Zeit auf 2300 er- 


hitzt. Es wurde etwas Jod in Freiheit gesetzt, aber kein 
Gas gebildet und der mit saurem schwefligsauren Natron 
gereinigte Röhreninhalt schien fast unverändertes Jodür 
zu sein. 


Unsere früheren den Siedepunct betreffende Angaben 


sind die folgenden: 

„Die Flüssigkeit begann bei 1580 zu destilliren, das 
enömeter stieg auf 1670, und als das Destillations- 
gefäss trocken war, zeigte Jas Thermometer 1700.“ 

Bezüglich der Löslichkeit des Jodürs machten 
wir vorläufig folgende Erfahrungen: In Aether löst es 
sich in allen Verhältnissen, von absolutem Alkohol ver- 
langt es mehr als sein gleiches Volum. Wenig Wasser 


verringert das Lösungsvermögen des Alkohols sehr be- 
deutend, so dass das Jodür in sehr verdünntem Alkohol % 


fast unlöslich ist. 


«Chemisches Verhalten des Hexyljodürs. | 
Weingeistige Kalilösung. Die am meisten in 


die Augen springende Zersetzung des Jodürs, welche, 


wie wir schon bei unserer ersten Mittheilung über das- 
selbe angaben, mit der grössten Leichtigkeit statt findet, 
ist die, welche es beim Behandeln mit weingeistiger 
Kalihydratlösung erleidet. Wenn man Hexyljodür mit 
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 2, Hit. 8 


, Pe ee RE FREE, 
a a 


Erz äh "tn en Wan k 


B a solchen Lösung nur kurze Zeit * 1000 in Fe 


rührung lässt, so wird es, wenn man eine zur ‚Lösung 


- hinreichende Menge von Alkohol angewendet hat, unter 


Abscheidung von Jodkalium in Hexylen zersetzt. Es 
scheinen hierbei noch verschiedene Nebenproducte aufzu- 
treten, und wir sind im Augenblick mit der Bestimmung 


derselben bei Auwendung einer grösseren :Menge von 


' Jodür beschäftigt. Die Resultate, welche dabei erhalten 
werden, sollen später mitgetheilt werden. ee. 


holat wirkt ebenso.) 

Bei einem Versuch wurden von 29 Grm. Jodür 
5,5 Grm. trocknes Hexylen erhalten. Wenn bei: der 
Zersetzung das Hexylen einziges Product wäre, so hätten 
11,49 Grm. erhalten werden müssen. 

Wasser. Ungefähr gleiche Volumen Wasser und 
Hexyljodür wurden im zugeschmolzenen Rohr längere 


Zeit auf 1900 bis 2000 erhitzt. Die wässerige Flüssigkeit 


lieferte mit essigsaurem Bleioxyd einen bedeutenden Nieder- 


schlag von Jodblei und die ölige Flüssigkeit zeigte sich 
bestehend aus Hexylen und noch unzersetztem Jodür. 
Essigsäure. Fast absoluter Eisessig (4 Vol.) löste 


Hexyljodür (1 Vol.) zu einer vollständig homogenen Flüs- 


sigkeit auf; diese Lösung im zugeschmolzenen Rohr längere 
Zeit auf 1600 erhitzt, erlitt keine DONE Berann 
rung. 
Essigsaur es Bleioxyd. Zu einer Lösung des Hewi 
jodürs in Essigsäure wurde Bleizucker hinzugesetzt und 
in einer Retorte erhitzt. Es schied sich viel Jodblei aus, 


aber es bildet. sich kein Essigäther. Das einzige bis 


jetzt bestimmt erkannte Product war Hexylen. 
Quecksilber wirkte in einem zugeschmolzenen Rohr 


im Sonnenlicht sogleich auf Hexyljodür ein, es bildete 


sich viel Jodquecksilber und eine Flüssigkeit, welche 


bei ungefähr 700 siedete. Gas wurde nicht erzeugt. 
Die Reaction verlief ee nach folgender Glei- 


chung: 


2(C12H13J) 4 2Hg — 2HgJ + ce + Qua 3 


B 


A nn ae) £ 


N an, schien schon bei gewöhnlicher Temperatur 
Ba ‚das Hexyljodür zu wirken, es bildete sich um das 
"Metall eine blaue Kruste. Im Wasserbade im zugeschmolze- 
nen Rohr .erhitzt ging die Reaction weiter. Beim Oeffnen 
der Röhre entwich ein brennbares Gas (wahrscheinlich 
Wasserstoff). Die vorhandene Flüssigkeit enthielt einen 
‚bei ungefähr 700 siedenden Theil und unzersetztes Jodür. 
Ein anderes Product wurde nicht nachgewiesen. Wahr- 
scheinlich verliefen zwei Reactionen neben einander her: 
1) (CH13J)2 4 Na2 — Cl2Hl2 1 Cl2yla 1 (NaJ)2 
2) (CRH13J)2 + Na? —= (C?H12)2 4 H? —- (NaJ)2. 
/ Denn die Fraction 700 wurde nur zum Theil von 
"Schwefelsäure aufgenommen und der unlösliche Theil 
zeigte unzweifelhaft den Geruch des Hexylhydrürs. 
| Oxalsaures Silberoxyd in lufttrockenem Zustande 
(1) ohne Zusatz: 7,5 Grm. und 9,2 Grm. reines Hexyljodür 
wurden im Wasserbade im zugeschmolzenen Rohr längere 
Zeit erhitzt. Es bildete sich Jodsilber. Die Flüssigkeit 
im. Wasserbade destillirt, lieferte 1,1 Grm. Product vom 
'Siedepunct und Geruch des Hexylens, welches heftig auf 
‚Brom wirkte und von Schwefelsäure aufgenommen wurde, 
indem es Hexylalkohol lieferte. (Siehe unten bei Hexylen.) 
Der Rückstand in der Röhre wurde mit Wasser gemischt 
‚und über freier Flamme destillirt. Es ging anfangs mit 
den Wasserdämpfen noch etwas Hexylen über und zuletzt. 
liess sich deutlich der Geruch des Hexylalkohols erkennen. 
Es scheint sonach etwas oxalsaurer Hexyläther gebildet 
worden zu sein. Es ist noch zu bemerken, dass die 
wässerige Flüssigkeit vor der Destillation eine stark saure 
Reaction zeigte und mit Chlorcaleium einen bedeutenden 
Niederschlag lieferte. 2) Unter Zusatz von Wasser. 
20 Grm. rohes Jodür wurden mit 15 Grm. oxalsaurem 
'Silberoxyd und etwas Wasser bei 1000 erhitzt, es bildete 
‚sich Jodsilber und aus dem Destillat wurden 5 Grm. reines 
Hexylen und ein höher als dieses siedender Theil von 
‚dem Geruch des Hexylalkohols gewonnen, aus dem Rück- 
‚stande krystallisirte Oxalsäure. 3) Unter Zusatz von 


8* 


Se 


ber Her WEN 3. LUD OR 


a 


; A ether. 19,5 A rohes Jodir warden mit 10 u, u 


 oxalsaurem Silberoxyd und 25 Grm. Aether im "Wasserbade 


m 


mit aufsteigendem Kühlrohr erhitzt. Es bildete sich sehr 
langsam Jodsilber und blieb sehr viel Hexyljodür unzer- 
setzt. Im Destillat konnte mit Sicherheit nur Hexylen 


nachgewiesen werden. Es muss bemerkt werden, dass 


die beiden letzten Versuche früher angestellt wurden als 


der unter 1 angegebene. 


Zink und Wasser. 28 Grm. reines Hexyljodür 


wurden mit vorher durch Schwefelsäure corrodirtem Zink 


und mit Wasser im zugeschmolzenen Rohr im Oelbade 


bei 1600 bis 1700 erhitzt. Das erhaltene Destillat roch 
stark nach Hexylen, es wurde mit Brom und hierauf 


mit saurem schwefligsauren Natron behandelt, gewaschen, 


über geschmolzenem Chlorcaleium getrocknet und im Was- 


serbade destillirt. Die übergehende Flüssigkeit zeigte den 
_ Siedepunct 690 und betrug 4,5 C.C. Ihr spec. Gewicht 


betrug bei 160 0,6671. 


Zink und Kikahel In 2 znBehchigaie I Röhren x 


wurden je 28 Grm. reines Hexyljodür mit Alkohol und 
corrodirtem Zink mehrere Stunden im Wasserbade erhitzt, 


das durch Wasser abgeschiedene Product aus beiden 


Röhren betrug 20,7 Grm. Es wurde aus einer Retorte 


mit aufsteigendem Hals und absteigender Kühlröhre bei 
in die Flüssigkeit eintauchendem There) fractionirt j 


und in 3 Portionen getrennt. 


.1) Unter 1000 wurden 10 Grm. aufgefangen. Diese 2 


Fraction roch stark nach Hexylen. 

2) Zwischen 1000 und 1700. 

3) Ueber 1700 blieb in der Retorte zurück. 

Von 2 wurde bei einer 2ten Destillation noch ein 
grosser Theil unter 1000 gewonnen. Ein geringer Theil 


ging zwischen 100 und 1300 über und es blieb ein ge- 


ringer Rückstand. Die Fraction 100; 11300 wurde zu 2 = ; 
geben. 


Die Fractionen unter 1000 wurden mit Sohnarilhuues 
behandelt, es blieben davon im Ganzen 8,7 Grm. unver- 


NEE EN. 


über Hexylverbindungen. - 117 
leiden. Diese wurden mit Kali getrocknet und destillirt. 
Etwa 6,7 Grm. zeigten den Siedepunct 68,5 bis 700 bei 
754,3 M.M. Druck. Die Analyse mit Kupfarbx rl und 
_ überchlorsaurem Kali am Ende des Rohrs lieferte von 
0,2736 Grm. Substanz: 
8 Kohlenstoff Wasserstoff 
gefunden..... 82,21 16,12 
3 berechnet.... 83,72 16,28 
E: für äi: Formel Cı2 H14, 

Die spec. Gewichtsbestimmung ergab 0,6645 bei 160,5. 

Nach der Analyse zu urtheilen, war das Hexylhy- 
_ drür nicht ganz rein (es enthielt wahrscheinlich noch 
etwas Jodür), aber trotzdem fanden wir das spec. Gewicht 
desselben geringer als Pelouze und Cahours, 0,669, 
"und Schorlemmer 0,678 bei 150,5 das spec. Gewicht 
des aus Petroleum durch Fractionirung erhaltenen Hexyl- 

hydrürs angeben. Es ist in unserem Falle kein Grund 

- zu der Annahme vorhanden, dass das Hexylhydrür Amyl- 
 hydrür beigemischt enthielt und dadurch das spec. Gewicht 
erniedrigt worden sei. 
b Wir brachten dieses noch nicht ganz reine Product 
mit Chlor zusammen, indem wir es zu einem Gemisch 
"von doppelt- chromsaurem Kali und Salzsäure hinzufügten. 
‚Nach längerer Berührung destillirte es unverändert über. 
Ein gleiches Resultat wurde erhalten, als Jod in dem 
Hydrür aufgelöst und Chlor eingeleitet wurde. Nach 
dem Reinigen der in Wasser unlöslichen Flüssigkeit mit 
 saurem schwefligsauren Natron una Kalihydrat, Waschen 
_ und Trocknen über Chlorcaleium zeigte sie das spec. Ge- 
_ wicht des Hydrürs. 
| Brom wirkte auf das Hydrür nur sehr langsam ein. 
Die braune Flüssigkeit veränderte ihre Farbe während 
; mehrerer Tage im directen Sonnenlicht nicht bemerkbar, 
"ebenso nicht beim Erhitzen auf 1600, als sie aber nach 
dem Erhitzen wieder dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde, 


"sich unter siedenähnlichem Aufwallen Ströme von Brom- 


EB 


. entfärbte sie sich. Beim Oeffnen des Rohrs entwickelten 


Pe-72 5, 


118 Gange 2 Wa dm, 


 wasserstoff, die den grössten Theil des Products ie fort- 
rissen. 3 
Silberoxyd und Wasser. 195 Grm. rohes Hexyl- 
jodür wurden im Wasserbade mit der stöchiometrischen 
Menge in Wasser vertheiltem Silberoxyd längere Zeit 
erhitzt. Es hatte sich viel Jodsilber gebildet, aber das 
mit Wasser destillirte Product wurde von Neuem mit 
feuchtem Silberoxyd digerirt, wieder mit Wasser destil- 
lirt und dann mit kohlensaurem Kali getrocknet und 
- fractionirt. 
Bei 700 trat Sieden ein, das Thermometer ie all. 
mälig über 170°. | 
Das Destillat wurde in 3 Fractionen getrennt. 
1) Ein Drittel des Ganzen bestand aus Hexylen. 
2) Eine weitere Fraction ging zwischen 1370 und 
1700 über. 4 
3) 13 Grm. destillirten über 1700 und nahmen eine | 
gelbe Färbung an. ® 1 
Die zweite Fraction wurde über Nacht mit entwäs- | | 
sertem Kupfervitriol zusammengestellt und fractionirt.. 
Zwischen 13801500 ging die grösste Menge über, ein 
kleiner Theil zeigte höheren Siedepunet. Die Fraction f 
1380/11500 wurde wieder mit Kupfervitriol zusammenge- f 
stellt und nochmals destillirt. Ehe das Thermometer f 
1380 erreicht hatte, gingen einige Tropfen über, welche f 
getrennt aufgefangen wurden. Der Rest siedete beinahe | 
constant bei 1380 bis 1420. Nochmals fractionirt: der- | 
selbe Siedepunct. Bei einer weiteren Destillation wurde # 
der über 1400 siedende Theil besonders gesammelt und I 
der unter 1400 destillirte Theil verwendet. | 
Das erhaltene Product wurde auf Jod. geprüft, E 
enthielt eine deutlich nachweisbare Menge und die Ana- k 
lyse ergab 63,5 Proc. Kohlenstoff. Ss 
Um das Jod zu entfernen, wurde mit Kaliyara | 
digerirt und getrocknet. a 
Bei der Destillation ging zuerst Hobel aba; De 
Rest zeigte einen Siedepunct von 13501370. 


ur, 


% digerirt, dann erhitzt, um das Hexylen wegzudampfen 


_ und nun mit Wasser destillirt, durch eine Glashahnburette 


getrennt und über Kupfervitriol getrocknet. Bei der 


gewechselt. 
Der Rest zeigte einen constanten Siedepunct von 


1360 bei 758 Mm. Druck und 600 Qnecksilberfaden über 


1% dem Kork. 
a: Die Analyse ergab nun: 
Angewandte Substanz Kohlenstoff Wasserstoff 


I. 0,1476 gefunden: 70,21 13,84 
II. 0,2453 gefunden: 70,00 13,88 
berechnet: 70,59 13.73. 


Diese Resultate sprechen dafür, dass das erhaltene 
Product die Zusammensetzung von Hexylalkohol hat. 

Specifische Gewichtsbestimmungen: 

bei 00 — 0,8327 
bei 160 — 0,8209 
> bei990 — 0,7482 *), 

(100 Vol. von 0° dehnen sich also auf 111,3 Vol. bei 
1000 aus.) 

Die dritte Fraction, welche über 1700 siedete, wurde 
von Neuem destillirt und in 2 Portionen aufgefangen, 
die erste zwischen 1780 und 1880, die zweite lu 
1880 und 2000. | 
j Bei einer Verbrennung der zweiten Portion wurden 
60,82 Proc. Kohlenstoff und 11,22 Wasserstoff erhalten; 
die Flüssigkeit zeigte sich jodhaltig, es war also noch 
unzersetztes Hexyljodür darin. Sie wurde in einem Oel- 


‚bade über 1000 erhitzt nnd in einem Strom Kohlensäure 


' *). Bei dieser letzten Bestimmung ist für die Glasausdehnung 
keine Correcetur vorgenommen. 


u; MA Fe RT a En Em Pe RA DE ne WE re 
f ee: n. a ER er nz >; 2 Sl N I, N en 8 
BAETAREES, © R r LT iR, 


über PR Di 119 


2 Die ‚Analyse desselben ergab 67,28 Page; PERRRRE, 
ke Das Product war noch jodhaltig. Es wurde des- 
- halb nochmals mit feuchtem Silberoxyd längere Zeit 


# Destillation ging zuerst etwas Hexylen über. Es wurde 
- dann bis über 1300 erhitzt und jetzt erst die Vorlage 


A, a A a EN DT A 1 EG wi nn MW u EN ER ne BET A ee 
RE N DRESEE TR 
HAENEEr ei 2 h) ? 0% r IR Er BR be 2% 
e - 1? j A “ P 


a0 | " Bilenmeyer undk; a Warp 


ungefähr die Hälfte weggedampft. Der Bekkiktand: be: : 


Be gann bei 1950 zu sieden. Eine Analyse desselben er- 


gab 67,9 Proc. Kohlenstoff und 11,90 Proc. Wasserstoff. 
Auch diesmal konnte noch Jod darin nachgewi iesen werden. 

. Die Flüssigkeit wurde von neuem in einem Strom 
Kohlensäure erhitzt, bis in den übergehenden Tropfen 
‚kein Jod mehr nachgewiesen werden konnte. Die rück- 
ständige Flüssigkeit siedete jetzt zwischen 2000 und 205° 
bei 752 Mm. Druck und 1200 en ausser- 
halb des Korks. 

Die Analyse dieser Fraction, welche mit chrom- 
saurem Bleioxyd und doppeltchromsaurem Kali ausgeführt 
wurde, lieferte folgende Resultate: 

Angewandte Substanz. Kohlenstoff. Wasserstoff. 


I. 0,1248 gefunden..... 0708 14,07 
II. 0,2455 DE SHE 75,99 13,42 
N berechnet ....... 77,42 13,98 


für die Formel C24 H26 0? — (CRHISO, CZHBEOD:F 33 
Wenn auch die Resultate der beiden Analysen ick = 
vollkommen mit der Berechnung stimmen (wahrscheinlich 
war noch eine geringe Menge Jodür zugegen), so ist doch 
kein Zweifel, dass der Körper, welchen wir unter den 
Händen hatten, die Zusammensetzung von Hexyläther 
hat. (Der corrigirte Siedepunct liegt zwischen 2030,5 
bis 2080,5 bei 752 Mm. Druck.) | 
Um zu entscheiden, ob dieser Körper in ir That 
der Aether (C12H130, C12H130) oder vielleicht ein Alkohol 
C24H260?2 (Lethal oder dessen .lsomeres) ist, soll er 
mit Jod, Phosphor und Wasser in Jodür en 
werden. | 
Von besonderer Wichtigkeit schien uns rg das 
Verhalten des Hexyljodürs zu Brom zu sein. | 
| Wir brachten zu 10,6 Grm. reinem empleo. alle 
mälig. 6 Grm. Brom (für 1 Aeq. Jod 11, Aeq. Brom). 
Es trat sofort ein schr heftiges Zischen und Spritzen ein 
‚und es schied sich eine beträchtliche Menge festes Jod ab. 
. Das erhaltene Product wurde mit saurem schweflig- 


m LEITERN RN RA. FE EDER Te ern 
a AR Ba ee 
ke a! RT ’ 1: 8, > wo 
e) ee v 


8 eo 2 older Eenybocndi RR = 0 
sauren ‚Natron von Jod und Brom gereinigt, mit Wasser 
ten ‚über geschmolzenem Chlorcaleium getrocknet 
‚und sein spec. Gemicht ermittelt. Dieses ergab sich bei 
110 auf Wasser von 40 als Einheit bezogen zu 1,375. 

. Aus dem Verlauf der Reaction und. diesem spec. 
Gewicht ersieht man, dass das erhaltene Product nicht 
GlRH12Br?2 gewesen ist. Am wahrscheinlichsten war es 
C12H13Br oder ein Gemenge dieses Bromürs mit C12H12Br2, 
oder mit noch unzersetztem CPHT3J. 

Es wurde mit Wasser gemischt und in einem Kohlen- 
 säurestrom der grössere Theil davon abdestillirt. Das 


NET ge 

WELT Ta 
EFT 
ee 


getrocknete Destillat ergab dann ein spec. Gewicht von 


1,3010. 


. Die meisten in Vorstehendem mitgetheilten Versuche 


wurden vorläufig angestellt, um den besten Weg für die 


ausführliche Untersuchung ausfindig zu machen. Man 


sieht leicht, dass fast keine von den angestellten Reac- 
tionen glatt verläuft, sondern gewöhnlich dabei mehrere 
Processe nach verschiedenen Richtungen neben einander 
hergehen. | 
2. Hexylen. 

Die Darstellungsweise des Hexylens wurde oben mit- 
getheilt. Es ist eine leicht bewegliche Flüssigkeit, leichter 
‘als Wasser, von ähnlichem Geruch wie Amylen und 
einem Siedepunct, der zwischen 680 und 700 liegt. Die 
Dampfdichte wurde zu 2,88 und 2,97 statt 2,9022 ge- 
funden. Mit Brom verbindet es sich unter starkem Zischen 


und bildet eine schwere in Wasser untersinkende ölige 


Flüssigkeit von der Zusammensetzung C1?H12Br2, 

Für jetzt wollen wir von dem Hexylen nur einige 
Reactionen mittheilen, die uns von ganz En Wich- 
‚tigkeit zu sein scheinen. 

Hexylen und Schwefelsäure. 1) Wenn man 


’Hexylen mit Schwefelsäure von 99,3 Proc. HO,SO3 Ge- : 


halt mischt, ‚so tritt eine ziemlich heftige Reaction ein. 
Das Gemisch erwärmt sich und ein Theil des Hexylens 
geräth ins Sieden. Die Mischung färbt sich rothbraun 


Br 3 | entwickelt schweflige Säure. Beim Verdünnen’ 2 
Wasser wird eine dicke ölige Flüssigkeit abgeschieden, 


i die wahrscheinlich Parahexylen ist. 


2) Vermischt man 3 Vol. der Schwefelillare von der 
genannten Stärke mit 1 Vol. Wasser und lässt erkalten, 
bringt dann zu 1. Vol. dieser Säure 1 Vol. Hexylen, so 
- findet beim Schütteln allmälige Verbindung statt. Es ist 
gut, die geringe Erwärmung, welche besonders eintritt, 
wenn man während der Reaction noch einige Tropfen 
Schwefelsäure hinzusetzt, durch Eintauchen des Gefässes 

inkaltes Wasser zu unterdrücken. Schweflige Säure wird 
nicht entwickelt und es tritt kaum eine gelbliche Färbung 


ein. Wenn man, sogleich nach der Vereinigung der 


beiden Substanzen, mit Wasser verdünnt, so scheidet 
sich auf der Oberfläche eine ölige Flüssigkeit ab, welche 
nach dem Waschen und Trocknen über Kupfervitriol alle 
Eigenschaften des früher von uns aus dem Hexyljodür 
erhaltenen Alkohols zeigt*). 


Sie siedet bei 1370 unter 756 Mm. Druck. Die 
Analyse mit Kupferoxyd und überchlorsaurem Kali ergab 
folgende Resultate: ’ 

Kohlenstoff Wasserstoff 

0,2513 Substanz gaben..... 69,63 13,67 

berechnet .... 70,59 13,73 
für die Formel CH14O2. 

Wenn man die wässerige Flüssigkeit, welche von dem 
Alkohol getrennt wurde, der Destillation unterwirft, so_ 
geht mit den Wasserdämpfen noch eine gewisse Menge 
Alkohol über. Sättigt man sie statt zu destilliren ımit 
kohlensaurem Baryt, so erhält man eine Lösung, die viel 
‘ Baryt enthält und beim Abdampfen auf dem Wasserbade 
neben etwas kohlensaurem und schwefelsaurem Baryt ein 
Salz et welches in Weingeist von 95 Proc. be- 


» Man De sich nach dieser Methode mit der allergrörsten. ; 
Leichtigkeit beliebige Mengen von Alkohol aus dem so leicht 
zu gewinnenden Hexylen darstellen. re 


rn 
Ba 


7 Fer u DEE ET yo te EN > face 
EO Kar ah PR REEL EN 0 LA EL Sache 


b Di art 
‘ a2 E . 


’ übe HexyWerbindungen. | 


sonders beim Erwärmen löslich ist und: beim Glühen ie 
45,4 Proc. schwefelsauren Baryt ergiebt. 


Jodwasserstoff mit Hexylen. Wenn man über: I 
schüssige Jodwasserstöfflösung von 1260 Siedepunct mit 
Hexylen in ein Rohr einschmilzt und im Oelbade längere 
Zeit bei 1650 bis 1700 erhitzt, so bildet sich eine Flüssig- 
keit schwerer als Wasser. Sie begann bei 1600 zu 
sieden, bei 1650 ging die grösste Menge über, bei 1690 

war das Gefäss trocken (Barometerstand 753 Mm.). Dieses 
Verhalten stimmt vollständig überein mit dem des Hexy- 
jodürs, welches durch Jodwasserstoff aus Mannit erzeugt 
wird, so dass man wohl mit ziemlicher Sicherheit darauf 
rechnen kann, dass sich die Identität der beiden Jodüre 
durch vollständige Uebereinstimmung in ihrem sonstigen 
Verhalten ergeben wird. 


Bromwasserstoffsäure von 1,37 spec. Gewicht a 
scheint sich sehr langsam mit Hexylen zu verbinden, wenig- 
stens erhielten wir nur eine sehr geringe Menge einer 
Bromverbindung neben sehr viel unverändertem Hexylen. h 


3. Hesylalkohol. 


Wie angegeben, haben wir Hexylalkohol auf zwei 
verschiedenen Wegen erhalten, einmal, indem wir auf 
das Jodür wässeriges Silberoxyd einwirken liessen, 
dann aber in einfacherer Weise, indem wir Hexylen mit 2 
einer nicht ganz concentrirten Schwefelsäure mischten “ 
und dann mit Wasser verdünnten, beziehungsweise da- Ei 

'. mit destillirten.. Früher wurde von Faget aus dem u 
Weinfuselöl durch Fractionirung zwischen 1480 und 1540 
eine Flüssigkeit erhalten, welche als Hexyl- oder Caproyl- 3a 
‚alkohol bezeichnet wurde, und in neuerer Zeit haben 
Pelouze' und Cahours aus Hexylhydrür, das sie aus 
dem amerikanischen Steinöl aufgefunden haben, einen we 
Alkohol dargestellt, welcher nach der Beschreibung einen 
ganz andern Siedepunct (1500) wie unser Alkohol (137%) 
besitzt und im Geruch dem Amylalkohol sehr ähnlich 


N 
+ ne vr ET 
Ye ? u ar 


| m Erenmeyer nz , Wanklyn, aber Henleköindengm. | - 


an Pa 


= sein Bell; während unser Alkohol nieht entfernt - wie. Amyl- 
> alkohol *), sondern angenehm obstartig riecht. 


Unser Alkohol zeigte folgendes Verhalten: Mit Na- 


 trium,' welches sich in dem Alkohol unter Wasserstoff- 
 entwiekelung löste, entstand eine bei 1000 butterartig 


weiche, bei gewöhnlicher Temperatur feste Masse. Brom 


reagirte sehr heftig auf den Alkohol. 


Schwefelsäure. 1) 0,600 Grm. des Alkohols wurden 
mit dem doppelten Volum Schwefelsäurehydrat gemischt. 


“Beide Flüssigkeiten waren vorher auf 00 abgekühlt, und. 


die Mischung selbst wurde in Eiswasser eingesetzt. Es 


‚entstand eine dicke ölige, vollkommen homogene Flüssig- 


keit von kaum gelblicher Farbe. Nach und nach trübte 
sich dieselbe. Ueber Nacht hatte sich über der Schwefel- 
säure eine klare dickliche Flüssigkeit abgeschieden. Die 


ganze Masse wurde mit 10 Theilen Wasser verdünnt 


und das ölige Liquidum mit Wasser gewaschen und mit 
Kupfervitriol getrocknet. Die Analyse ergab die Zu- 
sammensetzung eines Olefins. Brom wirkte heftig dar- 


auf ein. Es war wahrscheinlich Parahexylen entstanden. 
‚ Die wässerige Flüssigkeit wurde mit kohlensaurem Baryt 


.  gesättigt, und filtrirt; abgedampft hinterliess sie einen 


Rückstand von 0,016 Grm., der vollkommen in Salzsäure 


_ unter Entwickelung von Kohlensäure löslich war. — 


2) Wenn man die Reactionen in der Weise abändert, 


dass man statt der concentrirtesten Schwefelsäure wie 


bei dem Hexylen eine verdünntere, aus 3 Vol. 99,3pro- _ 
centiger Säure und 1 Vol. Wasser bestehende anwendet 
und gleich, nachdem sich der Alkohol zu einer vollkom- 
men klaren Flüssigkeit gemischt hat, mit Wasser ver- 
dünnt, so erhält man unter Ausscheidung einer gewissen 


Menge des Alkohols eine wässerige Flüssigkeit, aus der 


sich ein Barytsalz darstellen lässt, das identisch zu sein 


scheint mit dem, welches bei der Einwirkung yon Hexylen ja 
auf Schwefelsäure entsteht. 


*) Vergl. Proceed. roy. soc. Edinb.1861 62, IV, 567 und Zeitschr. ri 
für Chemie und Pharmaeie V, 419, Anm 


wi 


 Sehlienkamp, iichpräfung. S ö a 


_ Doppeltchromsaures Kali und Schwafelskurg 
, Birket auf den Alkohol in der Weise ein, dass sich eine 
| angenehm obstartig, aber zugleich N scharf 
_ riechende Flüssigkeit bildet. 

Wir bemerken noch im Allgemeinen, dass das Hey 
jodür sich ganz besonders dadurch auszeichnet, dass bei 
allen oder fast allen von uns angestellten Versuchen zweier- 
lei Reactionen neben einander herlaufen, die einen liefern 


als Resultat immer Hexylen, die andern verlaufen in a 


analoger Weise wie bei den bis jetzt bekannten Alkohol- 
Fitreh. Ausserdem scheint sich ein Theil des Jodürs 
regelmässig der Reaction zu entziehen. Es kann deshalb 
keine Verwunderung erregen, dass die Reindarstellung 
und Ausbeutebestimmung der verschiedenen Producte, 
welche wir untersuchten, mit der grössten Schwierigkeit 
verbunden ist. Trotz sehr häufig wiederholter Fraetioni- 
rung und vielfach in Anwendung gebrachter besonderer 


Methoden ist es uns nur sehr selten absolut i 


reine Producte zu erhalten. 
Heidelberg, den 1. Mai 1863. 


— a 


Milchprüfung. 


Im December-Hefte des Archivs von 1859 wird 


Seite 257 gesagt: „Es ist recht sehr zu bedauern, wenn 


wohlthätige Maassregeln der Behörden, die durch das 


- Eindringen der Wissenschaft in’s praktische Leben her- Er 


vorgerufen sind, dadurch wieder in Frage gestellt werden, 
dass Männer der Wissenschaft die Behörden stutzig machen, 
indem sie die Richtigkeit des Verfahrens angreifen, nur 


— weil sie wissenschaftliche Schärfe nicht mit der Praxis ä = 


des Lebens zu vereinbaren wissen.“ 

Vorstehend ausgesprochene Ansicht theile ich und 
sie allein veranlasst mich, nach der Arbeit des Herm : 
Dr. Wittstein, Juni- and Juli-Heft des re zu 
Nachfolgendem. 


en achten Mit- er 


Auf die Biden über Milchprüfung ge 


eilngen. kann und will ich nicht. specieller zurück- | 
kommen; empfehle denen, die sich noch damit ‚vertraut 


5 machen RR 


1) Klencke’s Verfälschung der Nahrungsmittel u. S. W. 
Leipzig 1858 bei J. J. Weber; 
2) Archiv der Pharmacie vom Talipd 1859, ihre 
und December - Heft; 
3) Archiv der Pliynazia vom Jahre 1860, Januar-Heft. 
Die hier eingeführte Milchwage wirkt in der Hand 


 unsers eingeübten und mit gesunden Augen ausgerüsteten 


 Marktmeisters sehr wohlthätig: man hängt die grossen 
Diebe und lässt die kleinen laufen. 

Erst die Milch wird als gefälscht angesehen, die 
neh der Milchwage einen Zusatz von über 5 Procent 
Wasser hat. 

Die Marktpolizei kann sich auf mikroskopische und 
chemische Untersuchungen nicht einlassen; kommen be- 


sondere Erscheinungen vor, so muss die Milch einem 


Chemiker übergeben werden. | 

Im Januar-Hefte von 1860 findet sich eine Beschrei- 
bung der hier gebräuchlichen Milchwage, sie stimmt mit 
der überein, die Dr. Wittstein zu seinen Prüfungen hat 


anfertigen lassen. 


Bei der hiesigen Milchwage ist, das Volum. des 

Schwimmers zur Scala wie 150 zu 14 

bei Wittstein’s Milchwage wie....... 148 zu 1. 

Die Verfälschungen der Nahrungsmittel kommen so 

häufig, in so grober und auch so feiner Weise vor, dass 

jedes Mittel, denselben abzuhelfen resp. dieselben zu ver- 

mindern, freudig aufgenommen werden muss und daher 

‚möchte ich mit diesen Zeilen einer Massregel das Wort 
reden, die wohlthätig wirkt. 


Düsseldorf, August 1863. Dr. Schlienkamp. 


—— 


an 
P> ESLERNE 


4 en s Pen die Wahre: zu prüfen. | 1 


5 Ueber ein einfaches Verfahren, die 'Kuhmilch auf 
N Ihren Handelswerth zu prü afen,, 


von 


G. Hoyermann, 
Apotheker in Hoheneggelsen. 


EL ENSSEREN SC N ARE N ED Tri A: 


Im Juni- und Julihefte des Archivs hat Wittstein 
„Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und 
schnellen Verfahrens, die thierische Milch auf ihren Han- 
delswerth zu prüfen“, mitgetheilt, und obgleich der Ver- 
fasser seine Abhandlung mit dem Geständnisse schliessen 

_ muss, dass diese Versuche nicht zu dem gewünschten 
Resultate führten, so haben dieselben doch ihren grossen 
Werth durch die Feststellung der Thatsache, dass das. 
spec. Gewicht der Milch ‚keine Beurtheilung ihrer Güte 

gestattet, und deshalb die in neuerer Zeit vielfach in 
Gebrauch gezogenen Aräometer ihrem Zwecke nicht ent- 
sprechen. Wittstein geht daher auf das einfachste 
und bekannteste Verfahren zurück, durch mehrstündiges 
Stehenlassen der Milch die Menge des dann abgeschie- 
denen Rahms zu messen. Der grosse Zeitaufwand, dn 
dieses Verfahren bedingt, macht dasselbe jedoch in den 
meisten Fällen völlig unbrauchbar, und es schien mir 
daher nicht ohne Werth zu sein, die Versuche Witt- 
stein’s: in anderer Richtung fortzusetzen. _ 
Bekanntlich lässt man zur Gewinnung der Butter 
die frische Milch bis zur Abscheidung des Rahms in 
flachen Gefässen stehen, nimmt dann den Rahm ab und 
bewirkt in Butterfässern oder Buttermaschinen durch starke 
schlagende Bewegung die Ausscheidung der darin ent- 
haltenen Butter. Wenn es richtig ist — und es zweifelt 
wohl jetzt Niemand mehr daran — dass die Wirkung 
des Butterns in der Zerschlagung der die Butterkügel- 
chen umgebenden und von einander trennenden Käse- 
hüllchen besteht, so sieht man nicht ein, weshalb nicht 
auch in der frischen Milch durch heftige Bewegungen 
dieselbe Wirkung sollte hervorgebracht werden. Der 


b 
ji 


a 
3 
= 


u 


a 


= ac bewies die Bücherei lich gerung voll 

# _ kommen. Füllt man ein Glas zur He m Mh und 
© schüttelt ‚dasselbe 5-10 Minuten arg EriuE} durch, so 

‘  äindet man, dass sich Klümpchen von Butter abgeschie- 

den haben. 

\ Ich stellte diese Versuche an, um zu beätinhien: ob 
auf diese Weise die in der Milch enthaltene Butter voll- 
ständig abgeschieden werden könne, und gelangte da- 
durch zu einem eben so leichten als sichern Verfahren, 

den Werth der Milch zu prüfen. ; 

= Die nachstehend mitgetheilten Versuche dürften zur 
‚Bestätigung dieser rap genügen. Dieselben wurden 

mit einer frisch BEE TREE: schwach sauer reagirenden 
Milch angestellt, die ein spec. Gew. von 1,030 hatte und 

- die im graduirten Cylinder 12 Stunden lang der Ruhe 
überlassen, 8 Proc. Rahm absetzte. Da sich bei den frü- 
heren Versuchen die Erfahrung bestätigt hatte, dass bei 
einer Temperatur der Milch von 12—150R. die Butter 
am schnellsten abgeschieden wird, so wurde die Milch 
. vor dem Schütteln stets auf diese Temperatur abgekühlt. _ 

- Es wurde in einem Arzneiglase, das ungefähr zur Hälfte 

- von der zum Versuche genommenen Quantität angefült 
wurde, die Milch abgewogen, nachdem das Vorrathsgefäss 
jedesmal vorher durchgeschüttelt war, um die schon in 
kurzer Zeit fettreicheren oberen Schichten mit den un- 
teren zu vermischen. _Es wurde dann die Milch in dem 
Glase die bei jedem Versuche angegebene Zeit hindurch 
‚kräftig geschüttelt, die nach jeder Schüttelung abgeschie- 
dene Butter auf einem Stückchen Gaze gesammelt, ab- 2 

_ gewaschen, gewogen und die durchgelaufene Milch von 
"Neuem geschüttelt. Er 
ei L 3000 Gran Milch von 140R. 


iste Schüttelung (5 Minuten) gab 32 Gran Buiter nt “ 
2te - 5 =: Jon 28 a 
Ste e (3 u ) „20 z r 37 € 
Summa... 75 Gran Butter e 
— 250 Procent. 

227 BE 
TER. - 

ar Fe 


eng Re 


® EN einfaches Verfahren die Kuhmilch zu erifen. 129 En 
Fr. Eine sleiche: Menge Milch an 2000 an RER € 


vermischt und geschüttelt. Das Resultat war von 
dem vorigen nicht wesentlich abweichend. 


III. 3000 Gran Milch wurden mit 500 Gran ee 


saurem Natron versetzt und dann geschüttelt. 
"Die Gesammtmenge der in drei eben so lange dau- 
ernden Schüttelungen abgeschiedenen Butter war 81 Gran, 


Die von diesen drei Versuchen zurückbleibende Milch 


schied während 12stündiger Ruhe noch bedeutende Quan- 
titäten Rahm ab; die Abscheidung der Butter war also 


unvollkommen. 
IV. 3000 Gran Milch wurden zum Sieden ehitel S0- 


fort in ein Glas gebracht, darin auf 130 R. abge- 


kühlt und geschüttelt. 
istes Schütteln: 5 Minuten, gab 70 Gran Butter 
2tes 7 5 2 er; s = 
3tes de 5 Tagen EI RT : 
Summa. ..101 Gran Butter 
— 3,37 Procent. 


V. 3000 a Milch den zum Stade erhitzt, mit 72 
2000 Gran Wasser versetzt, abgekühlt und ge- Te 


schüttelt. 

'istes Schütteln: 5 Minuten, gab 61 Gran Butter 
2tes * 5 N 3. DNA, 
Stes L 5 2 e a Ba 


Summa...102 Gran Butter 
— 3,40 Procent. 
vr. 3000 ran aufgekochte Milch N, abgekühlt, 
mit 500 Gran schwefelsaurem Natron versetzt und 


| geschüttelt. 
istes Schütteln: 5 Minuten, 72 Gran Butter 
2tes e 5 ” 24 „ # 


| Stes N) 5 ” 6 ” ” 


Summa...102 Gran Butter — 3,40 Proc. 


Dass bei diesen drei Versuchen die Butter vollstän- 
dig ausgeschieden war, ging daraus hervor, dass die 
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hft. 9 


EISEN, 
4 ’ 


ERRREl Be EN a GE 
ER El r Be 2 6% 
2 Y «x Y F 


re Milch nach 15 stündigap, Ruhe x nur 2 jchst 
unbedeutende Flöckchen Rahm abschied. Ausser schwe- 
 felsaurem Natron wurden Proben auch mit andern Salzen 
versetzt, jedoch eine schnellere Abscheidung der Butter 
dadurch nicht bewirkt. Es hat der Zusatz dieser Salze 
nur den Vortheil, dass durch die, bei der Auflösung der- 
selben eintretende Temperaturerniedrigung die Milch schnel- 
ler auf die angeführte Temperatur abgekühlt wird. 

Auf Grund dieser Versuche schlage ich nun das fol- 
gende Verfahren zur Prüfung der Milch vor. 

Eine gewogene oder gemessene Quantität Milch (ca. 
6—8 Unzen) wird eben zum Sieden erhitzt, noch heiss 
in ein Arzneiglas von doppeltem Rauminhalte gegossen 
und durch Einstellen in kaltes Wasser oder besser durch 
Bewegen in einem Wasserstrahle auf 12—150R abge- 
kühlt. Darauf schüttelt man heftig so lange, bis sich 
zusammenhängende Klümpchen Butter abgeschieden ha- 
ben, was meistens in 5 Minuten der Fall sein wird. Auf 
einem Trichter, in den man ein Stückchen feuchter Gaze 
gelegt hat und der auf einem andern Arzneiglase glei- 
cher Grösse steht, sammelt man nun die ausgeschiedene 
Butter und wiederholt die Operation noch zwei Mal. Die 

gesammelte Butter spült man auf dem Zeuge mit recht 
kaltem Wasser zusammen, drückt sie sanft aus und wägt 
dieselbe. Die Manipulationen sind so einfach, dass jeder 
Polizeidiener eine derartige Untersuchung ausführen kann; 
ausserdem wird es in allen Fällen nicht nöthig sein, dass 
die Schüttelung drei Mal wiederholt werde, da das bei 
der ersten erhaltene Butterguantum schon einen Schluss 
auf den Gesammtgehalt zu ziehen gestattet. 

Wichtig ist die Frage, wie viel Butter die Milch 
entbalten muss, um als unverfälscht gelten zu können, 
‚da die Fütterungsweise und besonders die Race der Kühe 
auf diesen Punct den grössten Einfluss hat. Wittstein 
nimmt an, dass alle Milch als verfälscht zu betrachten 
sei, die weniger als 5 Proc. Rahm absondere. Nimmt 
man den Buttergehalt des Rahms zu 40 Procent u so 


Bi | 
ee | 


Verhalten der Essigsäure beim Verdünnen n mit Waner. 13. 


Ye 5 RT 


. würde das genannte Quantum einem „Buttergehalte von 
2 Proc. entsprechen, und damit stimmen auch meine 
Erfahrungen überein. Meistens enthält gute zwi- 


Pe schen 3 und 4 Proc. Butter. 


Ich darf schliesslich nicht unerwähnt lassen, Ber N 
eine mit Ziegenmilch in obiger Weise angestellte Unter- 


‘suchung nicht zu einem brauchbaren Resultate führte. 


Einen Grund hierfür weiss ich vorläufig nicht anzugeben. 
Hoheneggelsen, den 18. August 1863. 


— IT 


Versuch einer Erklärung des Verhaltens der Essig- 
säure beim Verdünnen mit Wasser ; 


von 
H. Drümmer, 
Stud. pharmac. in Berlin. 


Wenn von der Legirung zweier Metalle A und B 
das Gewicht a und der Gewichtsverlust im Wasser b 
. gegeben sind, und wenn man ferner weiss, dass r Ge- 

wichtstheile von A im Wasser p Gewichtstheile, und s Ge- 
wichtstheile von B im Wasser t Gewichtstheile verlieren, 
so lassen sich nach diesen Angaben bekanntlich die Men- 
‚gen, welche von Aund Bin der Legirung enthalten sind, 
in folgender Weise berechnen. Bezeichnet man das von 
A in der Legirung enthaltene Quantum mit x, so ist der 
Gewichtsverlust dieses Theils der Legirung im Wasser 


ET: ae und.-wenn man die von Binder Legirung ent- 


haltene Menge mit y bezeichnet, so ist der Gewichtsver- 
ty 

s 

Da nun der Gewichtsverlust der beiden Theile gleich dem 
Gewichtsverlust der ganzen Legirung sein muss, und da 
ferner x 4 y = a gegeben ist, so hat man zur Bestim- 
mung von x und y die beiden Gleichungen: BR 


lust dieses Theils der Legirung im Wasser _ 


3r* 


re 2) x x 


r RE 3 
Die ar; (1) 2 sich auch so sehreiben: 
we 5 ’ 
oder wenn man der Kürze wegen für Eu für — 
t‘ und für E b‘ setzt: 

® ER a 

ke. ale — — 

3) p‘ I t‘ wy% b’ 


Da man das spec. Gewicht eines Körpers erhält, wenn 


man mit seinem Gewichtsverlust im Wasser in sein abso- 

 Jutes Gewicht dividirt, so sind die Werthe p‘, t‘ und b‘ 
die spec. Gewichte der betreffenden Körper, und werden 
x, y und a durch die Aequivalentzahlen derselben darge- 
stellt, so wird die Gleichung durch Worte ausgedrückt 


heissen: „Die Summe der Aequivalentvolumina zweier- 


Stoffe ist ik dem Aequivalentvolum ihrer Verbin- N | 


dung.“ 
SEE in der Gleichung (3) alle Werthe mit Aus- 


 mahme von p‘ bekannt sind, und man löst sie daher nach. 
 p’ auf, so ist der gefundene Ausdruck dasjenige speci- 


fische Gewicht, welches x Theile von A haben müssen, 


um sich mit y Theilen von B, welche das spee. Gewicht x 


t‘ besitzen, zua Theilen eines Körpers vom spec. Gewicht 
-b’ zu verbinden. | 


Nimmt man nun an, dass in den Schwefelmetallen er 


die Metalle dieselbe Dichtigkeit haben, welche sie im 


unverbundenen Zustande besitzen und berechnet aus 


_ den spec. Gewichten derselben die Dichtigkeit des Schwe- 


fels, so bekommt man aus 


HgS 2296 Cu2S 2,5877 
Sb 83 2,7124 Ag S 2,0536 
PbS 2,3272 Zn S 2,0435 *). 


 *)Die zu den Rechnungen benutzten spec. Gewichte und Aequi- 
valentzahlen sind aus Dr. E. Rei chardt's chemischen Verbin- 


‘ Die vier ersten dieser Werthe sind unter sich sehr 
verschieden und stehen zu dem durch den Versuch gefun- 


denen spec. Gewicht des krystallisirten Schwefels —= 2,0454 


in keinem durch einfache Zahlen ausdrückbaren Verhält- 


'niss; die aus Schwefelzink und Schwefelsilber erhaltenen 
Zahlen zeigen indessen nur eine kleine Differenz, sowohl 


unter sich, als auch von dem oben angeführten spec. Ge- 
wichte des freien Schwefels, und man kann daher wohl 
annehmen, dass sich die Dichtigkeit, sowohl des Schwefels 
als auch der Metalle, bei der Bildung dieser beiden Schwe- 
felmetalle nicht geändert hat, dass also die Verbindung 
. gerade wie bei den Gasen in einfachen Volumverhältnissen 


vor sich gegangen ist. Es muss aber auffällig erscheinen, 


. dass die übrigen Schwefelmetalle, welche siäh sonst in so 


mancher Hinsicht den beiden zuletzt genannten analog. 
verhalten, gerade in diesem Puncte ganz wesentlich von 


denselben abweichen, so dass, während bei diesen das 


einfachste Verhältniss statt zu haben scheint, bei jenen. 
sich die Volumina in scheinbar ganz willkürlichen und 


unregelmässigen Verhältnissen mit einander verbinden. 


Nimmt man daher zum Versuch einmal an, dass sich die 
übrigen Schwefelmetalle in Bezug auf Volumverhältnisse 
gerade so wie Schwefelzink und Schwefelsilber verhalten, 


' und nimmt man weiter an, dass der Schwefel in ihnen 
auch dasselbe spec. Gewicht von 2,045 besitze, so muss 
das spec. Gewicht der Metalle in ihren Verbindungen ein 
anderes sein, als im freien Zustande, und die spec. Ge- 


wichte, welche die Metalle in ihren Verbindungen besitzen, 


. wären diejenigen, welche aus den resp. Schwefelmetallen 


berechnet werden, indem man das spec. Gewicht des Schwe- 
 fels = 2,045 setzt. Man erhält auf diese Weise fürZinik 


7,19, für Silber 10,53, für Blei 12,736, für Kupfer 11,671, 


für Platin 41,366 (2.20,683). Betrachtet man nun weiter 


dungen der anorganischen Chemie, Erlangen 1858“ entnommen. 
Wenn zwei Werthe angegeben sind, ist das Mittel aus beiden 
angewendet worden. i 


ot tr PIE 


133 


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De u De re « 
“u u A ee re er 


en 
7. 592 


ia + 


spec. Gewicht vom Complex NO®, so findet man für die- 
sen 2,1550; und nimmit man an, dass NO6 in Ko, NO5 


und Ag0, NO3 gleichen Raum einnehme, so erhält man 
aus KO,NO5 für das spec. ‚Gewicht des Kaliums den 


Werth 1,6616 (= 2.0,83083). 
nl man, wie oben aus den Schwefelmetallen 


das spec. Gewicht des Schwefels, so aus den Chlormetal- 
len das spec. Gewicht des Chlors mit Anwendung der 


durch den Versuch. gefundenen spec. Gewichte der Me- 


aus HgCl 2,0093, aus Hg?Cl 1,9499, aus KCl, wenn man 
annimmt, dass in den Verbindansen das Kalium sein 


a a shrire Silberoayd. AgO, vos Ar 1, 
setzt aus Ag und NO® und berechnet aus ‚demselben das 


tale, so ergiebt sich aus: PbC1 2,3381, aus AgOl 2,2248, | 


spec. Gewicht verdoppele, 2,2542, aus Na0l unter gleichen 


Bedingungen 2,3100. 


Wird auf eich Weise das spec. Gewicht des Jods ; 


en den Jodmetallen berechnet, so findet man aus: AgJ 


3,7439, aus HgJ 6,9586 (— 2.3,4793) und bei Anwendung, 


- des doppelten spec. Gewichts von Kalium aus KJ 3,3822. 
Aus diesen Resultaten scheint hervorzugehen, dass _ 


das Kalium bei der Verbindung sein spec. Gewicht ver- 
doppelt, und berechnet man nun weiter aus KO, SO3 das 


spec. Gew. vom Complex SO#, indem man ftir K 1,6616 


setzt, so erhält man für SO# 3,8812. Betrachtet man . 


ZnO, SO3-+-7HO als bestehend aus SO (Zn + 7HO) 


und berechnet zuerst, indem man das für 504 gefundene 
spec. Gewicht als bekannt einsetzt, das spec. Gewicht von 
Zn + 7HO, so findet man 1,6429 und hieraus findet man 


weiter das spec. Gewicht des chemisch gebundenen Was- 


sers zu 1,1748. Berechnet man auf gleiche Weise das 


- spec. Gewicht desselben aus CuO, SO3 + 5HO, jedoch. 


unter Anwendung des aus Cu?S berechneten spec. Ge- ; 


wichts des ou — 11,671, so bekommt man 1,1321; 
das Mittel aus diesen Haken Werken, ist 1,1534. 


Das durch Wägung gefundene spec. Gewicht der : 


wasserfreien schwefelsauren Magnesia ist 2,6066, das der 


PN 


u Ira K * ah Pr En Ur Bar Da de 2, „ur.“ 2 
Ba 


A Verkiten 25 naar. beim Perdlinnen mit Wasser. 135 


zit 7HO krystallisirten MET ea Magnesia 1,674; 


berechnet man hieraus die Dichtigkeit des eat ge 
"bundenen Wassers, so findet man 1,2464, einen Werth, 
der nur um 0,0930 von dem Mittel ddr beiden oben be- 


_rechneten Werthe abweicht. Berechnet man das spec. 2 
_ Gewicht des Natriums aus NaCl, NaO, NOS und Na0, C02 
— 10HO, nachdem man zu der Gleichung für das koh- 


lensaure Natron das spec. Gewicht vom Complex CO3 aus 
AgO, CO? berechnet hat, und indem man die Dichtigkeit 
von HO zu’ 1,1534 annimmt, so bekommt man aus: NaCl 


2,4941, aus Na0,NO5 2,3305 (= 2. 1,1652) und aus 


NaO, co? —- 10 HO 2,2298. 
Das spec. Gewicht des Chlors, aus Chlorkalium be- 
rechnet, ist 1,9722; in seinen flüssigen Verbindungen 


scheint dagegen das Chlor ein niedrigeres spec. Gewicht 


zu haben, denn man bekommt aus: S?Cl —= 1,4561, aus 
SCI 1,4806, aus Sn Cl? 1,4519. | 
Für das spec. Gewicht des Ammoniums bekommt man 
aus H?N Cl (mit Anwendung des mittleren Werthes aus 1,45 
und 1,53 — 1,49) 1,0057, aus H4NO, NO5 0,99485. — 
Bekanntlich hat das Essigsäurehydrat die Eigenschaft, 
beim Verdünnen mit Wasser an spec. Gewicht zuzuneh- 
‚men, und zwar steigt dasselbe nach einigen Angaben bis 
zu 1,079, nach Mohr aber nur bis zu 1,0735, und eben 
so verschieden sind auch die Angaben über das spec. 
Gewicht des Essigsäurehydrats.. Gewöhnlich findet man 
in den Lehrbüchern der organischen Chemie 1,063, Mohr 


(Commentar zur 6. Auflage der preuss. Pharmakopöe) glaubt 
aber, das spec. Gewicht sei nur 1,0575. — Auffällig ist 


die Erscheinung, dass die Zunahme des spec. Gewichts 
beim Verdünnen mit Wasser nur ungefähr so lange statt 
findet, bis das dritte Hydrat der Essigsäure gebildet ist. 


Die Schwefelsäure zeigt bekanntlich ein ähnliches Ver- 
‚halten, indem die Summe der Volumina des mit einander 
gemischten Wassers und der Schwefelsäure grösser ist, 
als das Volum der erhaltenen Mischung. Nimmt man an, 
dass ein Theil des zugesetzten Wassers chemisch gebun- 


ee Aeıtı ahekaiah ehuidenenh Weist eigen zu sein 
‚scheint, und es entsteht bei der Essigsäure eine Zunahme 
des spec. Gewichts, weil das Wasser schwerer‘ als: das 

Essigsäurehydrat wird. | | 


Berechnet man das spec. Gewicht, welches eine Flüs- | 


sigkeit haben muss, die aus 78 Theilen einer Flüssigkeit 


1,063 und aus 22 Theilen einer Flüssigkeit von 1,1534 


Dicht, so bekommt man 1,0821. Dieser Werth weicht 
. von dem gewöhnlich in den Lehrbüchern enthaltenen 
1,079 nicht sehr bedeutend ab; dagegen ziemlich stark 
von dem höchsten der Mohr’schen Tabelle 1,0753. Nimmt 


u man das von Mohr angegebene spec. Gewicht für Essig- 


‚säurehydrat 1,0575 an und berechnet, welches spec. Ge- 
wicht eine Flüssigkeit haben muss, die aus 76,91 Theilen 


einer Flüssigkeit von 1,0575 und 23,09 Theilen emer Flüs- 
sigkeit von 1,1534 besteht, d. h. genau aus den Mengen, 
die zur Bildung des dritten Hydrats der Essigsäure er- 
forderlich sind, so erhält man 1,0757, und wenn man das 
aus CuO,S0O3 + 5HO berechnete spec. Gewicht des 
Wässers — 1,1321 anwendet, 1,0738; diese beiden Werthe 
weichen von dem höchsten Werth der Mohr’schen Tabelle 


nur ganz unbedeutend ab. 


Die Gewichtsabnahme beim weitern Verdünnen mit - 


Wasser muss aus dem Grunde erfolgen, weil die Essig- 


säure, nachdem das dritte Hydrat gebildet ist, kein Was- 
ser mehr chemisch bindet, sondern sich nur noch mit dem- 
selben mischt, wobei es das spec. Gewicht 1,0 behältund 
es darf daher, wenn diese Erklärung richtig ist, beim 
Mischen von Essigsäure, welche schon mehr Wasser ent- 
hält, als zur Bildung des dritten Hydrats nöthig ist, mit 


noch mehr Wasser in graduirten Gefässen keine Contrac- 


tion sichtbar werden. Vergleicht man eine nach diesen 


Angaben berechnete Tabelle mit der von Mohr durch 


Versuche gefundenen, so darf man, da die grösste Dichtig- 
keit der Mohr’schen Tabelle bei 80 Proc. liegt, während sie 


‚speeifische Gewicht ER = 


Gehalt an 


-. Essigsäure- 


 hydrat 


in 100 Theil. 


100 


Berechnete Tabelle. 
Spee. Gew. des Essig- 
säurehydrats = 1,063, 
des Wassers = 1,1534. 


1,0635 
1,0647 
1,0677 
1,0719 
1,0804 
1,0821 


Mohr’sche 


Tabelle. 


1,0635. 


1,067 
1,070 
1,073 
1,0735 
1,0732 
1.070 
1,067 
1,063 
1.060 
1.0513 
1,040 
1,027 
1,015 


Ve ist nn deren Prücemtgähalt um 3 ur 807° 7 
kleiner ist; — denn wenn das spec. Gewicht des Essig 
ER zu 1,0575 angenommen wird, 
erste Glied der Mohr’ schen Tabelle vom spec. Gewicht 
1,0635 schon mehr Wasser enthalten, als zur Bildung. des 
‚ersten Hydrats nothwendig ist, und zwar 3 Proe., wenn 
"man annimmt, dass gerade das dritte Hydrat r höchste 


Gehalt an 
. Essigsäure- 
hydrat 
in 100 Theil. 


100 


‚so muss das \ 


Berechnete Tabelle, ? = 
Spee. Gew. desEssig- 
säurehydrats—1,0575, a 
des Wassers 1,1534. 2 

1,0578... 
1,0602... 
1,0619 +:.5% 
‚1,0646 
1,0691. 3 2 
1,0757. 
1,0715 - Pa 

1,064 
1,0584: 
1,0491 ER 
1,0485 #6 5 
1,0340 
1,0246 
1,0154 
1,0090 
1,0063 


18 = > Thallium als Begleiter von ( 


Bnbentzehali an Spe & G buichtr 


" Diehtigkeit des 


 Essigsäurehydrat.  Bisigeäurehydrate.. BEER 
100 -; .1,0655 9: = 0635 
98 1,067 1,0685 Eh 
"95 1,070 ET VRR 5 ri 
9% 1,073 4 1.0818 H 
so {ef 1.0735 1,0936 
78 1,0732 1,0958 
70 1,070 1,1031 
360, 1,067 1,1169 
54 1,063 1,1235 
50 1.060 1,1253 
40 1,0513 1,1389. 
30 1,049 LAUT 
20 1,027 1,1514 
10 221.0 | 1,1738 - 


Wenn diese letztere Annahme die richtige ist, so muss 


beim Vermischen von Essigsäure, welche mehr als 23 Proc. 


‘Wasser enthält, mit Wasser immer noch Contraction statt 
finden, da das spec. Gewicht des Essigsäurehydrats ja 
höher wird. Es wäre nun in diesem Falle äuch noch 
möglich, dass sich Essigsäurehydrat und Wasser zu glei- 


eher Zeit und entweder nach demselben oder nach ver- 
schiedenen Verhältnissen verdichten, die auf diese Wei eise 
natürlich nicht gefunden werden können. 


Morstähende Entwickelung enthält zwar verschiedene 


Hypothesen, da aber die bei den Rechnungen erhaltenen 


Zahlen ziemlich gut übereinstimmen, so kann man die- 


selbe wohl als einen Versuch zur Erklärung des eigen- 


x  thümlichen Verhaltens der Essigsäure gelten lassen. 


u 


Thallium als Begleiter von Cäsium und Rubidium 


'in Mineralwässern. 


Herr Prof. Böttger in Frankfurt, der ünermüdliche | 
Forscher der Quellen des Thalliums hat so eben eine neue 


ergiebige Quelle entdeckt. Nach einer Mittheilung in der 


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R Fe als ER Bo , Cäsium: a Rubidium. 139%.% 


en Frankfurter Zeitung und daraus im Hag: für prakt. 


‚Chemie, Bd. 89, Heft 5 und 6. istes Böttger gelungen, 
‚das Thallium als einen fast steten Begleiter des Cäsiums 


und Rubidiums in verschiedenen salinischen Mineralwässern 


unzweifelhaft nachzuweisen. In dem Nauheimer Mutter- 
laugensalze, welches besonders in der Winterkälte leicht 


aus dem Wasser sich abscheidet, aus welchem das Koch- 


salz schon gewonnen ist und welches meist aus Chlorka- 
lium und Chlormagnesium mit etwas Chlornatrium besteht 


und sehr dem Carnallit des Stassfurther Steinsalzwerkes 


gleicht, hat uns Böttger das wohlfeilste, ergiebigste und 
geeignetste Material zur Gewinnung von Cäsium und Rubi- 
dium nachgewiesen. Beide Metalle sind nebst dem Thal- 


lium als Chlorverbindungen darin enthalten. Spuren aller 


drei Metalle hat Böttger auch im Badesalze der Orber 
Quelle gefunden. 


Das Thalliumplatinchlorid ist im Wasser sehr schwer 


löslich und so eignet sich das Platinchlorid vorzugsweise 
zur Abscheidung des Thalliums aus den Soolen. Profes- 
sor Böttger wird darüber eine weitere Mittheilung bal- 


digst geben. Da das Oxyd des Thalliums leicht löslich Bi 


und ätzend, das kohlensaure Thallion gleichfalls löslich 
ist und alkalisch reagirt, das phosphorsaure Thallion 
im Wasser löslich, der Thallionalaun octa&drisch krystalli- 


sirt, das Thallıum als. Begleiter des Kaliums, Nätriums, 


Cäsiums und Rubidiums auftritt, so scheint die Behaup- 


tung, dasselbe gehöre zu der Classe der Alkalimetalle, Se 


gerechtfertigt. 
Nach einer schriftlichen Mitiheilung. an Prof. Erd- 
mann.ist es Böttger gelungen, das Thallium von dem 


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Cäsium und Rubidium, mit welchen es in verschiedenen 


salinischen Wässern gleichzeitig. vorkommt, auf einfache 


Weise zu scheiden. Wenn mannämlich eine in der Kälte 


bereitete wässerige Lösung verschiedener Mutterlaugensalze 
salinischer Wässer, darin der Hauptbestandtheil Chlorka- 
lium ist, z.B. Nauheim, Orb mit einer unzureichenden 
Menge Platinchloridlösung versetzt, so entsteht zunächst 


= a ein n ganz ae NR, an el wenigen, ieh 
gelten schon nach 4— 6 maligen Auskochungen mit etwa 
dem 3fachen Volum destillirten Wassers, im ‚Spectral- 3 
apparate, neben der noch nicht ganz entfernten Kaliumlinie, 
ganz scharf die schöne smaragdgrüne Thalliumlinie, fer- | 
ner die Cäsium- und Rubidiumlinien (besonders schön bei N 
Anwendung einer Wasserstofigasllamme statt der Leucht- 
 gasflamme) auf das Brillanteste zeigt. H9% 

Wenn man diesen gelben Niederschlag, also die Ver- 
bindung von Chlerkalium, Cäsium, Rubidium und Thallium- 
' Platinchlorid mit schwacher Kalilauge kocht, der man 
beim Kochen einige Partikel unterschwefligsaures Natron 
beigefügt hat, so erfolgt schnell eine klare Auflösung; 
wird dazu etwas Cyankalium gefügt und von neuem einige 
Minuten lang gekocht, dann durch die Flüssigkeit ein 
Strom gewaschenen Schwefelwasserstoffgases geleitet, so 
scheidetsich alles Thallium (besonders leicht nach minu- 
tenlangem Erhitzen) in Gestalt von flockigem sich am 
Boden des Gefässes schnell zusammenballenden Schwe- 
felthallium ab, nach dessen Ueberführung in das Sulfat 
und Einlegen einer Stange Zink das reine Metall abge- 
schieden wird. 

Sonach ist Professor Böttger der Erste gewesen, 
weicher das Thallium als einen fast steten Begleiter des 
Cäsiums und Rubidiums in Salzsoolen erkannt hat. | 

Dieser interessanten Notiz hat Professor Erdmann 
noch einige Bemerkungen, bezüglich der Stellung des Thal- 
liuns zu den übrigen Metallen, beigefügt. #3 

Die Felsche Natur des Thalliumoxyds und seine 
Uebereinstimmung mit Kali und Natron ist überraschend, 
nur das kohlensaure Thalliumoxyd stimmt insofern mit 
' den kohlensauren Salzen nicht überein, als es durchaus 
nicht alkalisch reagirt. Schreibt man z. B. mit einem 
Stück Thallium auf rauhes Papier, so laufen die metallisch 
glänzenden Züge bald gelb an und äussern ‚alkalische 
Reaction. Legt man ein feines genässtes Curcumapapier 
darauf, so erscheinen die Züge gelbbraun auf dem gelben 


ns 


Papier. Dasselbe. geschieht, sobald man auf. Curcuma- 
papier schreibt und dann mit Wasser befeuchtet. In dem 
Maasse aber, als das Thalliumoxyd Kohlensäure anzieht, 


FI Dr RR 
DER 


Harms, über a SS EA 


verblassen die gerötheten Schriftzüge und nach kurzer } 


Zeit sind sie vollständig verschwunden. Schwefelwasser- 
stoff auf das befeuchtete Papier geleitet, lässt sie wieder 
mit dunkelbrauner Farbe hervortreten. Bald aber ver- 
schwinden auch die Züge des Schwefelthalliums an der 


Luft, wenn man nur Sorge trägt, das Papier feucht zu 


erhalten, indem das Schwefelthallium sich an der Luft zu 
schwefelsaurem Thallion oxydirt. 

(Nach einem Vortrage des Prof. Böttger in der 
chemischen Section der Versammlung der Naturforscher 


‚und Aerzte in Stettin. — Mittheilungen im Journale für 
‚prakt. Chemie 1863. 13 und 14.) B. 


— art 


Ueber das Marrubiin; 
von 
Ed. Harms, 


in Stollhlamm im Oldenburgischen. 


Im Archiv der Pharm., 2. R., Bd. 83. August 1855. 
S. 144 veröffentlichte ich eine kurze Notiz über das vom 
Apotheker Mein in Neustadtgödens entdeckte Marrubiin. 
Seitdem hat Dr. Kromayer sich mit demselben Ge- 
genstande beschäftigt und Resultate erhalten, welche 


im Decemberheft .des Archivs 1861 $. 257 mitgetheilt 


‚sind. 

Dr. Kromayer bediente sich zur Isolirung des 
Marrubiins der Knochenkohle. Ich habe einen anderen 
Weg eingeschlagen, der freilich kostspielig ist, aber doch 
zum gewünschten Ziele führt. Es wurden nämlich 25 Pfd. 


trocknen Krautes dreimal nach einander mit heissem Was- 


‚ser extrahirt, die vereinigten Auszüge zur Syrupsconsistenz 


Bent und sodann wiederholt mit Alkohol behandelt. 
B 
E 


FEB Die spirituose, Atolshern gefärbte Les wurde nun. 


"unter Zusatz einer reichlichen Menge Kochsalz. ‚mit etwa 
' dem Drittel ihres Volumens Aether vermischt und mit 
demselben häufig durchgeschüttelt. Die oben schwimmende, 
. nur schwach gefärbte, ätherische Flüssigkeit enthielt allen 
Bitterstoff; durch freiwilliges Verdunsten derselben wur- 
' den grosse tafelförmige Krystalle des Marrubiins erhalten, 
welche mittelst einer Pincette ausgehoben wurden und 
sich nach zweimaligem Umkrystallisiren aus Weingeist 
als rein erwiesen. Die in Arbeit genommenen 25 Pfund 
Herb. Marrubii lieferten circa 2 Grm. Bitterstoft. 


Die Mutterlauge von der Darstellung des Marrubiins 
schmeckt noch sehr bitter, sie löst sich leicht in Alkohol 
und aus dieser Lösung schiesst beim langsamen Verdun- 
sten salpetersaures Kali an. Krystallisirter Bitterstoff 
konnte nicht daraus gewonnen werden. 


Im Allgemeinen habe ich die von Dr. Koma 
angegebenen Reactionen bestätigt gefunden. Bei der 
Elementaranalyse, welche mit dem von Mein erhaltenen 
Marrubiin angestellt wurde, lieferten 0,313 Grm. (bei 
90 — 100% getrocknet) — 0,240 Grm. HO = 8,52 Proc. H. 
Die Kohlenstoffbestimmung ging leider verloren; es zeigte 
sich aber, dass das Marrubiin mehr als 69 Proc. C. 
enthält. | 


Beim Umkrystallisiren des Marrubiins aus heissen 
‚Lösungen nimmt ein Theil desselben stets den amor- 
phen Zustand an. Löst man diesen amorphen Bitterstoff 
in Weingeist und lässt die Lösung bei gewöhnlicher Tem- 
peratur an der Luft stehen, so geht er wieder in die 
ursprüngliche Form-über und scheidet sich in krystalli- 
nischen warzenförmigen Massen ab. Das Marrubiin kry- 
stallisirt leicht, am besten, wenn man eine siedende alko- 
holische Lösung bis zur beginnenden Trübung mit sieden- 

dem Wasser vermischt und dann langsam erkalten lässt. 


Stollhamm im Oldenburg., den 13. September 1863. 
Ed. Harms. Ep 


BB: e% 


2 ABen Rest des von ihm dargestellten ‚sehr schönen 
Ay  Masrubin hat Herr Ed. Harms dem Unterzeichneten 
 gütigst übersandt, wofür Demselben hiermit bestens dankt 
Er | Ei En 


———r—— 


.  Seemuschel - Dinge der Granatguano- Fabrik 
® in Varel; 


von 


'Demselben. 


Die an der Küste des Jahdebusens angehäuften See- 
muscheln werden seit kurzer Zeit von der Granatguano- 
Fabrik in Varel zu einem Düngungsmittel verarbeitet und 
- als solches in den Handel gebracht. Man verfährt bei 
der Fabrikation in der Weise, dass die frischen Weich- 
- thiere möglichst rasch getrocknet und hierauf unter Mühl- 
steinen zu einem gröblichen Pulver zermahlen werden. 


TEEN, ET, 


2 Eine Probe dieses Düngungsmittels lieferte bei der 
“ chemischen Analyse die nachstehenden Resultate: 


Br Kohlensauren Kalk .....ccscccaceeecnen 56,33 
E Schwefelsauren Kalk (Ca0, S03-++2H0).. 3,59 
E Phosphorsaures Eisenoxyd.....22.2:.2.., 0,48 
i Chlornsbrin u... ar Er 1,06 
Br Phlorlnlian en ca 0,17 
£ ERSIERTT Ne RR 0,27 
3 Lösliche Kieselsäure . ...c........0300% 0,60 
jr \ Anorganische, in verdünnter Salzsäure un- 
E55} lösliche ‘Substanz. u. un... ar 28,03 
i Stickstoffhaltige organische Substanz..... Ir 3 
2.2" Hygroskopisches Wasser ses cecceenee 2,14 


(Ueberschuss 0,87). 


2 — 00 
i 


Demnach besitzt das Muschelmehl von ı Varel nur 


u 


einen geringen Handelswerth. 


la Mnche wird das aus Seemuscheln erzeugte Dünge- w 


E 
# 
F 
E: 
2 
ai Im Departement Finisterre und im Departement de 
3 mittel mit gepulverten Seesternen, Polypen, Fischen et 


. luche, Durch die te Me Haha ähnliche. 
'stickstoffreiche Zusätze würde auch das Vareler Fabrikat 


3 


leicht ı zu a verbessern sein. ide Bi 


— rm 


Analyse der Asche von Artemisia maritima L; 


Demselben. 


Die der Analyse unterworfene Artemisia maritimaL. 
stammt von einem dem Meere zugänglichen Boden; sie 
wurde um die Mitte des Monats Juni, 10 Wochen ! 
vor dem Blühen, gesammelt. 

Die grünen Th. Die Wöürzel, 


Wassergehalt in: 100 Theilen i:...:41,.:421 86,8 55.3 
 Aschenprocente der frischen Pflanzentheile 2,6 177. 

Aschenprocente der trocknen Pflanzentheile 19,4 3,9 
Kalıı...assW NEE TER 16,04 13,77 

Mitron.. was nie eine a 1,32. - 19,91 

le... 2,02 0, 0 a a 8,31 1089 
En = ARTNET 224° 3,32 
Phosphorsaures Eisenoxyd ....... 2,66 10,73 
Phosphorsaure Thonerde ........ 3,49 3,07 
Schwefelsäure ...........un...% 4,19 :# 15,41 
Phösphorsäure .».... „un. unern 20 2,45 
Kieselsäure ...... EN er > 5,06 7,67 
KKobleneaure ...:.. ......... 0 ee 7,69 9,98 
Dlormatnjum a... ee 40,57 2,80 

100,00 - 100,00. 
Kohle und Sand... „43.022022 4,71 31% 51 

(Wera en 2 le 0,79 093) 


Die Aschen enthalten ausserdem Spuren von Mangan- 
oxydoxydul. 

Die Zusammensetzung des Bodens, auf welchem der 
Seewermuth gewachsen ist, wurde Bd. 88, Heft2, S, 186 
_ dieser Zeitschrift ausführlich mitgetheilt. Kali und Natron _ 
betreffend, so zeigte sich, dass 100 Theile des ange- 


RR ein ande (bei 1000 getrocknet) gntbalten.. 


kn 
\ 
x 
m 
7 


y Pa. 
Ba aha 
2} EN 


Natron 
41 0,098 
in verdünnter Salzsäure löslich ....... 0, 132 0,283 
- durch eonc. Schwefelsäure aufschliessbar 1,053 0,449 
1,194 0,830.. 
An Chlornatrium fanden sich..... 1,19 Procent. 
7 — 


Aufbewahrung des Chloroforms. 


Es ist schon öfters beobachtet, dass das Chloroform 


mit der Zeit zuweilen eine stark saure Reaction von Salz-. 
 säure annimmt. Eine solche Veränderung ist besonders 


bei Anwendung desselben zu Inhalationen sehr unange- 
nehm, ja gefährlich. Sie wird durch das Licht bewirkt. 
Im directen Sonnenlichte tritt sie schon nach wenigen Ta- 


gen, im zerstreuten Tageslichte zwar später, aber doch 


ganz entschieden ein, dagegen im Dunkeln aufbewahrt 
t hielt sich das Chloroform vollkommen neutral. 


Wp. 


— 


Ueber die Farben der Banknoten. 


Vor mehreren Jahren ereignete es sich, dass die 


griechischen Banknoten, die je nach ihrem Geldwerthe 


verschiedene Farben hatten, welche jedoch unglücklicher 
Weise organischen Ursprungs waren, einer sehr strafbaren 
Verfälschung unterlagen. Diese Banknoten- Verfälscher 
wussten die Farbe der 10 Drachmen Werthhabenden mit- 
telst verdünnter.Salpetersäure in eine röthliche umzuwan- 
-deln, eine Farbe, welche die 25er hatten, mittelst Benzin 
‚oder Terpentinöl die lithographische Tinte auszulöschen 
und statt 10 — 25 einzuschreiben. Die Staatsbank verlor 
damals ungefähr gegen 100,000 Drachmen. Es handelte 


sich damals darum, neue Banknoten zu machen, und diese 


ieuen wurden einer amerikanischen Gesellschaft übertra- 
_ Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds.2.Ht. 10 


u a De 
rer % } ne 
N RR 


we | 146  DTeber die ‚Farben der B | 


ir | gen. Als Mitglied der Commission in Betreff Mar Dektim- i 
mung der Farben, die diese nun haben sollten, der Em- 


bleme, der Kreise und der Zahlen ete., schlug ich die 
 Chromfarben vor und so geschah es auch, dass theils 
Chromgrün und Chromzinnober dazu gewählt wurden, 
welche Farben tief in die Masse des Papiers eingedruckt 


sind; so blieben die neuen Banknoten seit vielen Jah- 


ren vor jeder Art von Verfälschung gesichert und die 
‚griechischen Banknoten sind zu den schönsten zu zählen. 
Ein sonderbarer Zufall, in jeder Beziehung interessant, 
giebt mir Anlass, diesen Gegenstand zur Sprache zu brin- 
gen und die Aufmerksamkeit der Bank-Direction auf 
diesen Gegenstand zu lenken. In den Tagen der Furcht 
und Angst, den 19., 20. und 21. Juni, wo man in Sorge | 
stand, durch eine allgemeine Plünderung Alles zu verlie- 
ren, versteckten die Leute alle ihre Kleinode, Geld und 
Banknoten an die nächst besten Plätze. So traf es sich, 
dass eine Familie mehr als 30 Stück 100 Banknoten in 
einen alten Wasserkrug steckte und diesen in einen 
Korb, der mit Pferdemist gefüllt in einen Stall ge- 
stellt wurde. Da während eines ganzen Monates Furcht 
obwaltete, als möchten sich diese traurigen Scenen von 
Neuem wiederholen, so blieb der Korb mit seinen darin 
versteckten Banknoten an seiner Stelle. Nach ungefähr 
einem Monate wurde der Korb entleert, die Banknoten 
herausgenommen, jedoch alle rothen. Embleme und 
Verzierungen zeigten sich tiefbraunschwarz und auch 
vollkommen ch nur die durch das Chromgrün ge- 
zeichneten Stellen behielten ihre grüne Farbe. Da ich 
von Seite der Staatsbank-Direction zu Rathe gezogen 
wurde, so gab ich die einfache Erklärung, dass in Folge 
des sich entwickelten Schwefelwasserstoffgases und Schwe- 
felammoniums auf das chromsaure Bleioxyd — Bleizinnober, 
schwarzbraunes und schwarzesBleisulfuretsich'gebildethabe, 
und durch Gegenversuche auf andere Staats - Papiere mit 
diesen Reagentien liess sich die Richtigkeit dieser Erklä- 
rung bestätigen. Die Bank löste diese Panee ein. | 


Een 
Re, 


Fälle vielleicht 


kr ® AL EA 
hielt ich es der Rüc ckspra 


omikern nicht unwerth zu a. welche Farb 


3% BE je 


3 Nachdem es M athie eu 2 lessy ( Ren. de Chimie Re 


ER en ist, Arch ER von 1 Kilo rm. BEN RR 
g g 


Aikfmnirem Kali in 10 ltene. kochenden Ma Bi 


te Walsch um 3% Reaction zu mässigen, u * 
Absetzen ein schönes Grün zu erzeugen, das am 
F Lichte unveränderlich, durch Schweielwasserataitn n 


zerstören, so urde Th Anwendung desselben en a 
2 rer ’s Wunsch erreicht werden. FE 


IE. Wonatshbericht. 


y Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer und 

4 Beobachtungen über die Bedeutung der Koh- 
lensäure, des Stickstofls und Sauerstofls in den 
süssen trinkbaren Wässern. Physikalische und 
chemische Eigenschaften derselben; 


- von Lefort. — Bericht von Poggiale. 


"Wohl kein Gegenstand ist des Studiums würdiger 
als das trinkbare Wasser. Dieses ist so nothwendig für 
unsere häuslichen Bedürfnisse, spielt eine so bedeutende 
Rolle in der Industrie, in der Ernährung der Menschen 
und Thiere, seine hygienischen Eigenschaften sind von so 
grossem Einflusse auf die Gesundheit der Bevölkerung, 
‚dass diese Frage stets die bedeutensten Hygienisten und 
auch die Civilverwaltungen in Anspruch genommen hat. 
Von Hippokrates bis auf unsere Tage hat man die der 


Gesundheit zuträglichsten Wässer untefsucht. Die zahl- 


reichen Wasserleitungen in Rom, welche jedem Einwoh- 
ner täglich 1000 Liter Wasser geliefert haben sollen; die, 


welche die Römer in allen ihrer Herrschaft tBenfenen 54 


Ländern anlegten; die Sorge der Municipalverwaltung von 
Paris,- stets gutes Wasser den Bewohnern zu liefern; die 
Arbeiten zu Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse ete.; 
die zahlreichen Untersuchungen von Chemikern, Aerzten, 


hygienischen Commissionen beweisen, dass Nichts die 


Wissenschaft und die Verwaltung mehr interessiren kann, 
als die Wahl und die Menge des Trinkwassers. 

Die Arbeit Leforts beschäftigt sich in grossem Um- 
ö fange mit den Erfordernissen eines guten Wassers. 


Physikalische Charaktere der Tr iokiaegi 


Das Wasser muss klar, farblos, geruchlos, lufthaltig, 
von frischem und durchdringendem Geschmack sein. 
Heute wie vor 2000 Jahren weisen: selbst die ärmsten 


Leute trübes und warmes Wasser zurück, es gilt hierder 


von Arago citirte Ausspruch eines englischen Ingenieurs: 


Klarheit der Trinkwässer. 


Die Klarheit ist ein wesentlicher Charakter des Trink- 
wassers, ist aber zur Erkennung der guten Qualität un- 
zulänglich: destillirtes Wasser, Eis- und Schneewasser, 


gypshaltiges Brunnenwasser sind als Trinkwässerunbrauch- 


bar, trotz dem sie farblos und transparent sind. 

Nach Dupasquier können trübe, erdige Theile 
enthaltende Wässer die Functionen der Verdauung stören; 
esist sicher, dass der Gebrauch trüber Wässer Ekel erregt, 
und dass man sie durch Filtration klären muss. 

Quellwasser und Wässer, welche aus Felsen sprudeln, 

sind meistens zu allen Zeiten klar; Flusswässer namentlich 
beim Anschwellen trübe, so der Nil, die Seine, Marne, 
Rhone, Saone, Loire. Das Nilwasser enthält im Liter 
bis 8 Gramm erdige Theile suspendirt, die Seine ist jährlich 
während 179 Tagen trübe, '17 von Poggiale angestellte 

Analysen ihres Wassers zu verschiedenen Jahreszeiten 
aus vollem Strome am Pont d’Ivry (also beim Eintritt des 
Flusses in die Stadt) geschöpft ergaben: | 

1) das Maximum der suspendirten Stoffe ist im Liter 
0,118, das Minimum 0,007 Grm. ; 


2) die Quantität dieser Stoffe ist dem Wasserstande ER 


proportional ; 


3) die grössten Zahlen wurden während des Winters 


nach reichlichem Regen gefunden.. 


Boutron und Boudet finden als Maximum in der 
Marne (Pont: de Charenton) 0,180 Grm., in der Seine 


(Pont d’Ivry bis Chaillot bis zum Austritt des Flusses { 


aus der Stadt) 0,120 Grm. suspendirte Stoffe im Liter. 


Der Schlamm der Seine besteht aus organischer Sub- Be 


' stanz 3,39; ÜCarbonaten von Kalk und Magnesia 60,31; 
 Kieselsäure 35,60. Die organische Substanz vermehrt 
sich beträchtlich während langer Trockenheit und wäh- 
rend der warmen Jahreszeit, daher im Sommer die Noth- 

. wendigkeit, das Wasser völlig zu klären und die Reser- 
 voirs sorgfältig zu reinigen. In geringer Quantität und 
' nicht verändert sind die organischen Substanzen nicht 
schädlich, in grössere Menge und in Gährung machen 
' sie das Wasser ungesund und gefährlich. Bei 10— 200C. 
- erleiden sie noch keine Veränderung, steigt aber die Tem- 
. peratur von 20— 250, und ist das Wasser in Reservoirs 


e 10 Untersuchungen über u. Luftg 


Da eingeschlossen, so enkstäht Kekse und hs (8 = 
entwickelung, wie es einige Male bei den Reservoirs von 


'Passy bemerkt wurde, die einen ekelhaften Geruch aus- 
strömten. Das Wasser darf nicht gebraucht werden, ohne 
dass es vorher filtrirt ist; . das Klären durch Absetzen- 
lassen ist unzureichend, wie viele Versuche zeigten: 
10 Tage lang ruhig hingestelltes Wasser war noch nicht 
klar. Die bedeutend erhöhte Temperatur lässt in dem 
"Wasser Infusorien entstehen, die das Wasser infieiren. 
Man hat zur Filtration des Wassers eine grosse Menge 
Methoden angegeben; es sind, sagt Arago, in England 
Millionen dafür verausgabt, und diese Versuche sind der 
Ruin vieler bedeutender Compagnien geworden. Die 
ingeniösesten Apparate sind die zu Chelsea in England, 
die von Fonvielle, Souchon, Nadault de Buffon. Eine 
Hauptsache ist die schnelle und billige Reinigung der 
‘Filter, indem der auf der filtrirenden Sandschicht sich 
bald anhäufende Absatz ein grosses Hinderniss der Filtra- 
tion ist Sandiges Erdreich kann man als natürliche Fil-- 
ter benutzen, wie es bei dem Wasser von Toulouse der 


Fall ist, welches durch eine an den Ufern der Garonne ° 


sich hinziehende Bank von Sand und Kiesel fliesst; man 
muss jedoch auch hier seine Zuflucht oft zu künstlichen 
Filtern nehmen. 

Die lern: zu Toulouse liefern schon seit 
mehreren Jahren eine nicht wenig beträchtliche Menge 
Wasser. Dasselbe hat man bei Glasgow beobachtet, wo 
man am Ufer des Clyde ebenfalls Galerien in einer Sand- 
bank ausgegraben hat, indessen vermindert sich allmälig 
die Wassermenge, so dass man neue Galerien anlegen 
muss. Es ist jedoch zu erwähnen, dass das Wasser nach 
und nach Substanzen .aufnimmt: so hatte das durch das 
zweite Filter von Toulouse erhaltene Wasser einen leichten 
Schlammgeschmack; ebenso fand Terme, dass aus der 
Rhone filtrirtes Wasser in einem reinen Behälter eine von 
dem Flusswasser differirende chemische Zusammensetzung 
hatte. Die mit dem Wasser der Seine in gleicher Weise 
angestellte Filtration ergab gypshaltiges und dem Pariser 
Brunnenwasser ähnliches Wasser. Lefort fand einige 
Male, dass Wasser, welches reichlich über den Platz des 
neuen Opernhauses floss, einen Rückstand von 2,04 Grm. 
‘pro Liter gab und 99 hydrotimetrische Grade zeigte, 

Die gebräuchlichen Filter aus Sand, Kies, Wolle etc. 
entfernen nur mechanisch die im Wasser suspendirten Stoffe, 
 absorbiren jedoch nicht faulige organige DabBkanzEN und . 


ra ET rien ee” .. 


/ ehungen über den Laftgehalt der Wässer etc. 15 u: 


lie ’ar aus ihrer Zersetzung sntatehöhden: Ude: es existirt 
‚aber wegen des hohen Preises kein ächtes Kohlenfilter. 


Lefort erwähnt die Bedeutung der freien oder ge- 


bundenen Kohlensäure in den Wässern und giebt die 


Ursache der Elimination derselben in süssen Wässern an, 


! die filtrirt sind und im Haushalte aufbewahrt werden. 


Man filtrirt in den Haushaltungen das Wasser dürck ' 


‘dünne und poröse Kalksteine. Das süsse Wasser, welches 


immer einen leichten Ueberschuss von Kohlensäure ent- 
hält, giebt diese an den Kalk ab. Bewiesen wird dieses, 
wenn man gewöhnliches Wasser bis zur sauern Reaction 
mit Kohlensäure sättigt: nach dem Filtriren durch Kalk- 
stein ist das Wasser völlig neutral, während es vorher 
Lackmuspapier lebhaft röthet. Aus demselben Grunde 
schmeckt Quellwasser-aus Granitboden angenehm, filtrir- 


tes Flusswasser fade. Um zu untersuchen, ob die Elimi- 
' nation der Kohlensäure eine chemische oder eine physi- 


kalische Ursache habe, behandelten Lefort und Lam- 
bert feinen Sand mit Salzsäure, um die Carbonate zu 
entfernen, und wuschen mit destillirtem Wasser, bis dieses 
Lackmuspapier nicht mehr röthete.e Es wurde mit dem 
natürlichen Mineralwasser von Condillac operirt, das gas- 
haltig ist, und sauer reagirt. Es wurde mit destillirtem 
Wasser verdünnt, durch den präparirten Sand filtrirt und 
verlor seine Kohlensäure. 


Die Versuche, ob ebenso durch Sand filtrirtes Was- 
ser Elemente der Luft verliere, ergab Folgendes: 


Nicht filtrirtes Wasser. 
T> EN, 3. Mittel. 
Stickstoff 14,92 14,92 14,53 14,79 C.C. 
Sauerstoff : 7,18... 7,18. 6,577 6007 703 


SummedesLuftgehaltes 22,10 22,10 21,10 21,76 GE 


Filtrirtes Wasser. | Bee 
Stickstoff 13,06 13,06 12,23 12,78 C.C. 
Sauerstoff 5,91 : 5,91 5,77 5,86. „ 
Summe desLuftgehaltes 18,97 18,97 18,00 18,64 0.C. 


Das filtrirte Wasser hat demnach 3,12 C.C. Luft vom 
Liter verloren in Folge einer einfachen physikalischen 
Action, indem es poröse Stoffe passirte. Man weiss javon 
der Kohle schon lange, dass sie sehr bedeutende Mengen ve 


u, RE REN F 


H x gemacht. | 


aha: Temperatur. IR: 

Schon Hippokrates sagt: „die besten Wässer seien 
im Winter temperirt, im Sommer frisch.“ Frisches Wasser 
löscht schnell und anhaltend den Durst und befördert die 
Verdauung, dagegen Wasser, welches fast die Temperatur 
der Atmosphäre annimmt, erregt Ekel und stört die Ver- 
dauungsfunctionen. Kaltes Wasser im Winter ist unange- 


nehm und hat schlimme Folgen. Bei einer Temperatur von 
0°C. oder etwas darüber oder darunter sind die Schleim- 
häute der Luftwege zu Entzündungen geneigt, so dass. 


kaltes Wasser Lungenkrankheiten erzeugen kann. Gu6- 
rard hat in den Annales d’hygiene et de medecine legale eine 


{ ‘Arbeit über die Gefahr des kalten Wassers veröffentlicht. 


Die Temperatur des Wassers ist eine wesentliche 
Gesundheitsbedingung, und man kann sagen, ein Wasser 
sei .gut, das 10 bis 1400. zeigt, es erscheint frisch, wenn 
die Atmosphäre 20 bis 250C., temperirt, wenn diese 00 C. 
oder darunter zeigt. Quellwasser hat gewöhnlich 12 bis 


140 C., Flusswasser variirt mit der Luftwärme. Dupas- 
quier fand das Wasser der Rhone im Winter 00 C., im. 


Sommer bis 250 C. warm; Grellois eonstatirte die Schwan- 
kungen der Temperatur der Mosel 1857 von 00, 10 bis 


24,30C.- Im August 1856 zeigte die Seine 24,500 0., 1857. 


25,500C., im Juni 1858 270 C., im Juli 1859 270 0. Es 


 schwankte die Temperatur dieses Flusses in zwei Jahren | 
zwischen 00 und 26,80C. Deshalb versorgen sich viele Städte 


unter grossen Ausgaben mit Quellwasser, so Rom, Brüssel, 
Glasgow, Edinburgh, Metz, Strasburg, Besancgon, Dijon, 
Grenoble, Montpellier, Bordeaux, Narbonne, Havre etec., 


denn ein Mittel, um beträchtliche Wassermengen frisch 
zu erhalten, besitzen wir noch nicht. Der Vorschlag 


Ki E; X 


Terme’s: Wasser durch langes Zurückhalten in den Re- ! 


' servoirs abzukühlen, würde beinahe ein Jahr dazu erfor- 
dern: die im Frühling gefüllten Reservoirs würden im 


Herbste endlich eine Temperatur von 120 C.haben. Die 


Bewohner der Städte, welche nur Flusswasser haben, trin- 
ken im Sommer lauwarmes, im Winter eisigkaltes Wasser. 


Rougier und Glenard fanden in Lyon die Temperatur 
der Rhone im Sommer zwischen 20 und 250 C., im Winter 
zwischen 2 und 30 C., am 21. und 22. Juni 1861 wares 17 bis - 
200 C. warn trotz eines langen Laufes durch ein Kieslager. 


$ Unterehingen De det Tuftgehalt Go was; etc. we 1 . 


SE Die Temperaturuntersuchungen des Seinewasser gaben 


Bene Resultate: 


‘In den Reservoirs An ae Fontäine 
Im Flusse. von Chaillot mit von Boule rouge 
bedeckten Bassins. 5Kilom. Reservoirs. 


August 1856 24,500 0. 24,700 0. 23.600 C. 
1857 25,50 , 25,00 „ 24,00 „ 
_ Juni 1858 27,00 „ 27,20 „ 25,20 „ 
Juli 1859 27,00 „ 26,20 „ 25,00 „ 


Es ergiebt sich hieraus, dass durch die der heutigen 


- Industrie zu Gebote stehenden Mittel, eine Erfrischung 
des Wassers, das eine grosse Stadt versorgen soll, un- 
- möglich ist. 


In gut eingerichteten Wasserleitungen von gehöriger 


Tiefe bleibt die Anfangstemperatur des Quellwassers die- 


selbe. Die Keller des Pariser Observatoriums haben seit 
1783 ihre Temperatur von 11,820 0. behalten. Die Phy- 


 siker geben an, dass die Temperatur in einer Tiefe von 


8— 10 Meter inyariabel sei. Que&telet hat bewiesen, 
dass die täglichen Maxima und Minima nicht einmal. zu 
1 Meter Tiefe einen Einfluss äussern; dass die Maxima 


und Minima eines Monats sich in der Tiefe allmälig ab- 


schwächen bis zu einem constanten Puncte, dass sie erst 
nach 6 Monaten in der Tiefe von 10 Meter anlangen, und 
dass in den strengsten Wintern der Frost nur 50 — 60 Cen- 
timeter in den Boden eindringe. Man kann also folgern, 
dass die Sonne in der Tiefe von 1,50 — 2 Meter nur 


schwach wirkt. Die Quelle von Rosoir versorgt durch 


eine 16 Kilometer lange Leitung Dijon, das Wasser hat 


' die Temperatur der Quelle von 1000. Der Aquäduct ist 


durch ein Gewölbe abgeschlossen, welche das Eindringen 


der äussern Luft hindert, ebenso ist es mit dem Wasser 


von ÄArcueil. Commaille und Lambert, zwei Militär- 
Apotheker, haben gefunden, dass die Quellwässer, welche 


Rom versorgen, das ganze Jahr frisch sind; so Aqua Felice, 


das seine Quelle etwa 20 Kilometer von Rom hat und 
zum Gipfel des Quirinal geleitet wird. Seine Temperatur 


- ist 1600, während im Schatten 2800. sind, und ist fast 
stets dieselbe trotz des langen Laufes in einem über dem 


Boden befindlichen Aquäduct. Aqua Vergine ineiner 
_ unterirdischen etwa 14 Miglien (31, deutsche Meile) lan- 


gen Leitung durch die Villa Borghese nach Rom schmeckt 
sehr angenehm, ist völlig klar und zeigt 140 C.; eauargen- 


 tine, eau de soleil sind klar, im Sommer frisch, angenehm, 


mit 150C. ; Aqua Paulina hingegen, das grösstentheils aus 
den Seen Bracciano und Martignano kommt und nach dem: 


i Am Schlachthause 


I, : 
L l BVL 
r Ber er, A Ku 


Janiculus geführt wird, hat eine variable Temperatur, 
warm im Sommer, kalt im Winter; es zeigteim Juli 28 C., 
die Luftwärme stieg bis 350 C., war aber in dem Augen- 
blicke des Versuches auf dem Janiculus 22,50 U. Am 
25. September 1861 zeigte die Quelle des Wassers von 
Narbonne 150 C., am Ausfluss der Leitung am Hötel 
de Ville 200C.; dies lag an der mangelhaften Leitung, 
die gegen atmosphärische Einflüsse nicht abgeschlossen war. 


Luftgehalt der Wässer. 


Schon im frühesten Alterthume hat man Gewicht ge- 
legt auf die Anwesenheit von Luft in den zum Trinken 
bestimmten süssen Wässern. Diese enthalten variable 
Mengen von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlensäure. Letztere 


‚giebt dem Wasser einen angenehmen Geschmack und 


wirkt auf die Verdauungsorgane nützlich, eben so die 
atmosphärische Luft. Man weiss, dass dieser Gase be- 
raubte Wässer, wie das destillirte Wasser, fade und un- 
verdaulich sind. BT 


Sauerstoff und Stickstoff stammen aus der Atmosphäre, 


die Kohlensäure aus dem Boden, durch welchen das Was- 


ser fliesst. Boussingault und Levy haben gezeigt, dass 
die Luft aus einem Boden, der ein Jahr nicht gedüngt wurde, 
22 — 23 mal so viel Kohlensäure als die Atmosphäre 
enthält, und dass man in einem seit 8 Tagen gedüngten 
Boden 245 mal so viel davon findet. Jedoch nimmt das 
Wasser aus der Atmosphäre eine bedeutende Menge Koh- 
lensäure auf, die durch die Pflanzen nicht absorbirt wird, 
und trägt so zur Reinigung der Luft bei. | 

Ueber das Volumen des Sauerstofis, Stickstofls und 
der Kohlensäure in gutem süssem Wasser angestellte Ver- 
suche ergaben Folgendes: 5 Br 


” Stickstoff Sauerstoff Kohlensäure | 
I. Quellwässer. Beobachter. im Liter. im Liter. im Liter. 


in Rheims, gebohr- 
ter Brunnen ..... Maumene 0,016 0,005 0,017 
Quelle Bregille in Rh 


- Besancon ?) ...... Deville 0014 0007 0,092 


Quelle -Arcier bei 0 
Besancon **)..... Deville 0,015 0,005 0,020 h 


*) Von einem Stadtbrunnen genommen. ee 
**) An der Quelle geschöpft. a 


Stickstoff Sauerstoff Kohlensäure 


IR nnelläer. Beobachter. 


BL im Liter. im Liter. im Liter. 
Quelle la Moulliere 
bei Besancon*)... Deville 0,015 0,006 ‚0,039 
Quelle Roye bei 
RR Boussingault 0,015 0,006 0,031 
Quelle Ronzier bei 
onen. Dupasquier 0,015 0,006 0,033 
Quell Fontaine bei 
a mer Dupasquier 0,015 0,006 0,031 
rnäfn Neuville bei 
RR Dupasquier 0,015 _ ..0,005 0,039 
“Quelle von Sablon 
2 meta... 222... Langlois 0,013 0,006 0,017 
Quelle von Dijon***) Deville 0,016 0,007 0,023 
II. Flusswässer. 
Wasser der Vesle.. Maumend 0,018 0,008 0,004 
1% 5 Garonne Deville 0,015 0,008 0,017 
des Doubs... n 0,018 0,009 0,017 
. Wasser der Rhone 
bei Genf ........ > 0,018 0,008 ‚0,008 
Wasser der Rhone u: 
Ber Lyon :»-..;... Bineau 0,016 0,008 0,012 
Wasser der Saone.. " 0,013 0,006 0,012 
»  ,„ Loire .. Janicot - 0017 0,008 0,012 
„ des Rheins. Deville 0,015 0,007 0,007 


13 während zweier Jahre angestellte Versuche Pobs 


giale’s mit Seinewasser von der Ivrybrücke, unter Diffe- 


renzen von Temperatur, Barometerstand, Wasserhöhe und 


Trockenheit geschöpft, ergaben: 
1) es enthält das Seinewasser im Mittel in 1000 Grm. 


0,023 Liter Kohlensäure, 0,009 Sauerstoff, 0,020 Stickstoff; 


2) die Verhältnisse der Gase und "speciell der Luft 
varliren sehr; 


3) der Gehalt an Luft und Kohlensäure ist beträcht- 
licher im Winter als im Sommer; : 
4) es enthält weniger Sauerstoff im Sommer als im 


Winter; 


5) der Gehalt an Sauerstoff ist im Mittel 31,03 in. 


100 Theilen Luft; 
6) es absorbirt eine grosse Menge Sauerstoff, wenn 
man es mit diesem in Üontact bringt. 


Gutes Quellwasser enthält also auf 1000: 5—7 C.C. 
Sauerstoff, 13 — 16C.C. Stickstoff, 17 — 39 C.C. Kohlen- 


säure; laswarnier 69.0.0. Sauerstoff, 13-220: C. 


An der Mündung eines unterirdischen Kanals geschöpft. 
Aus einem Stadtreservoir genommen. 


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a 106 meshingei über de ı Tuftgehalt der Wässer ete. a 


| Stickstoff, 7-23 0.0. Kohlensäure: ersteren dt: dem- : 


nach weniger Sauerstoff und mehr Kohlensäure als letzteres. 


Der atmosphärische Druck übt auf das in den Wäs- 

' sern enthaltene Volumen Luft und Kohlensäure einen 
grossen Einfluss aus. Boussingault fand in dem Strom 
von Basa in den Cordilleren 3000 Meter über dem Mee-. 
resspiegel nur 3 C.C. Kohlensäure und 11 0.C. atmo- 
sphärische Luft, bei 3600 Meter enthielt das Wasser nicht 


mehr genug Luft, um Fischen das Leben zu erhalten. 


Endemische Knkheiten in diesen Bergen, wie der Kropf, 
"sind durch den Gebrauch dieses Wassers verursacht. 5 
Alle trinkbaren Wässer von guter Qualität enthalten 

Kohlensäure; Peligot fand im Seinewasser 22,6 C.C. 
dieses Gases, in den Monaten December, Januar, Februar 
und März steigt nach Lefort der Gehalt auf 24 oder 
25 C.C. Man hat den Quellen aus krystallinischem Boden 
den Vorzug geben wollen vor solchen aus sedimentären 
Schichten, weil diese viel Kiesel und wenig kohlensauren 
Kalk enthalten. Lefort hält gerade die letzteren für die. 
besseren, weil sie durch den langen Contact mit der Luft 
. eine grosse Menge Kohlensäure, Sauerstoff und Stickstofl 
‘haben und Seife lösen, ohne sie zu coaguliren, so dass 
sie sowohl zum Trinken als zum häuslichen Gebrauch 
nichts zu wünschen übrig lassen. Wenn man von der 
Natur und Quantität der Mineralbestandtheile, von der 
Temperatur und Klarheit der süssen. Wässer absieht, so 
müssen sie, um trinkbar zu sein, im Mittel 17 C.C. Stick- 
stoff und 8 C.C. Sauerstoff enthalten. Das sicherste Mit- 
tel, Wasser mit Luft zu versehen, ist die Circulation in 
der freien Luft oder Erneuerung der Oberfläche durch 
Fall und Abfluss. Lefort beschäftigt sich mit Beantwor- 
tung der Fragen: wie langer Zeit bedarf es, um Quell- 
wasser mit den Tetelernemil zu sättigen von dem Augen- 
blicke an, wo es zu Tage tritt, bis zu seiner Verwendung? 
welches sind die günstigsten Bedingungen, unter welchen 
diese Wässer in Bezug auf Luftgehalt den fliessenden 


 Wässern ähnlich sein Konunne 


Leicht mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser wurde | 
durch Kochen von aller Luft befreit, noch kochend in 
ein Sandsteingefäss gebracht und sorgfältig verschlossen. 


. Dieses luftfreie Wasser wurde dann eine bestimmte Zeit 


einer fortgesetzen Filtration unterworfen, damit es wieder 
Luft absorbirte. 

‚An der Concordiabrücke geschöpftes Seinewasser ent- 
hielt im Aaremspr im Liter 60 C. C. Kohlensäure frei und “ 


$ indem. 14, 61.0.0. Stickstoff, 7, 69 C.C. Sauerstofk 
. Dasselbe Wasser durch Kochen luftfrei ‚gemacht enthielt 
3 ‚nach dem Contact mit der Luft: 


| ‘Nach as Nach 181. Nach2St. Nach6St. _ 
c.6 C.c Co. OR 


‚Freie und gebun- 


dene Kohlensäure 24,75 24,20 25,05 25,41 
Stickstoff ......... 12,36 12,74 12,94 Kr 20 
 Sauerstoff......... 4,90 5,32 6,07 6, ‚57 
Summe des Luftgehalts 42,01 42,26 44,06 47,18 


| Es war also fast der ganze durch das Kochen ent 
 standene Luftverlust gedeckt. 


Eine zweite von Poggiale und Lambert in der- 
j selben Weise unternommene Versuchsreihe ergab: 


R Nach I) St. Nach 11/, St. Nach 2a St. 


{ EC. CO. E. 

EsStickstofl ...... 13,44 12,40 ’ 12,79 
 Sauerstoff,..... 5,68 6,51 6,87 
| Summe . 19,07 18,81 19,66 


Die Temperatur des Wassers war im Aussablike 
des Versuches 170 C. Wasser absorbirt im Sommer we- 
 niger Gase als im Winter; im Juli und August 1853 bei 
- einer Temperatur zwischen 19 und 26,30 C. enthielt Seine- 
wasser 5—7 0.C. Sauerstoff, dagegen im Winter 10,11 
selbst 12 C.C. 


4 Ein schon altes Experiment Bineau'’s mit einer - 

_ Quelle vom Gipfel des Pilatus bestätigt diese Resultate. 

Er fand bei einer Temperatur von 80 ©. und 0,657 M.M. 
Druck: 


Near von der Wasser von mehreren 
Gier- Quelle Fällen 
| ©. GU 
Kohlensäure... 5,9 6 Hr 
FSäuerstoff...... 4,9 Go 
Stickstoff ...... et, 16,1 
E Summe 14,8 25,2. 


3 Die verlorene Kohlensäure wird durch Sauerstoff und 
Stickstoff ersetzt, zugleich bildet sich kohlensaurer Kalk. 

3 » Lefort ermittelte das Volumen Luft, welches. 
' das Wasser des artesischen Brunnens von Paris in einer 
‚bestimmten Zeit absorbirt. Dieses hat einen etwas nn u 


187.259 


oh Geruch, 270 C. Temperatur, ist. Pen RE alka. 
'Jisch und enthält nach Poggiale und Lambert mn 
‚1000 C©.C. 7 C.C. freie oder an Bicarbonate gebundene Koh- 
"lensäure und 17,10 0.0. Stickstoff. Lefort findet 33,84 0.0. 
Kohlensäure gebunden und frei. Es muss also das Was- 
ser von Passy, ehe es zum Trinken tauglich ist, lufthal-_ 
tig gemacht werden. Der Luft ausgesetzt und eine 
bestimmte Zeit in Bewegung erhalten enthielt es: 


| Nach 1%St. Nach1St. Nach2St. Nach5St. Nach 10St. 
Kohlensäure 33,89 33,92 33,98 34,05 34,55 


Stickstoff... 19,90 19,08 18,38 17,30 15,55 
Sauerstoff... 5,70 1.30... 8,61 8,90 917: 
Summe 59,49 60,30 60,97 60,22 59,27. 


.. Die erste Veränderung, welche Quellwasser an der 
. Luft erleidet, ist Verlust an gebundener Kohlensäure und 
Substitution durch Stickstoff und Sauerstoff; mit Ver- 
grösserung der Oberfläche nimmt es aus der Atmosphäre 
Kohlensäure auf, die dann eine entsprechende Menge 
Stickstoff und Sauerstoff eliminirt; je‘ mehr Kohlensäure 
ein süsses Wasser enthält, desto weniger von den andern 
Gasen. Dasselbe Phänomen der Deplacirung zeigt sich 
auch zwischen Sauerstoff und Stickstoff. Die in dieser 
Hinsicht angestellten Versuche von Poggiale und Lam- 
 bert ergaben: 
Stickstoff Sauerstoff Summe 


| CC. CC. CC. 
Wasser in einer Röhre, letztere central f h co 
in mit Kohlensäure gefüllter Flasche 17 0 SIEH 
"Wasser in einem Hahne (22. Februar 7 Me 
ne 14 2 21 Ip 
Wasser am 26. December 1861 
der Luft ausgesetzt ............. 12 5 17: 


Lefort und Jutier haben diese Deplacirung eines 
Gases durch ein anderes schon in ihrer Arbeit über die 
Mineralwässer von Plombi£res beobachtet. Daraus ein 
Beispiel: 


Gasvolninen Sauerstoff Stickstoff 


: im Liter in100 Th. in100Th. 
Quelle Nr. 5 der Leitung des Thal- 
weg, Temperatur 65,210 C....... 12,6 15,9 84,1 
Quelle Nr. 5, Wasser während 21 
Stunden im Bassin der Quellen- 


temperatur ausgesetzt. .......... 13,5 | 27,7 3 72,3 
Quelle Nr. 5 der Seifengalerie bei 
a EIN RE E 164: 25,1 74,9 


Quelle Nr. 5, im Bassin der Quellen- PARSHFLRRLN. 
temperatur 21 Stunden ausgesetzt 16,3 »’ 76 FE WaRaRe | 1,9, Made 


- 


_ Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer ee. 159° 
Man sieht hieraus, dass der Luft ausgesetztes Mineral- 
- wasser schnell Sauerstoff absorbirt und Stickstoff verliert, 
bis beide Gase sich wie 28:70 verhalten. 

In welcher Weise die Ingenieure den Luftgehalt der 
 Wässer reguliren, gehört nicht hierher; sie besitzen sehr 
_ wirksame Mittel, die bei bestimmten Leitungen angewen- 
_ det werden. Dugue&, Oberingenieur des Marne-Departe- 
ments, giebt an, dass die Kohlensäure über dem Wasser 
keineswegs eine beständige Decke bilde, die allen Con- 
tact des Wassers mit der atmosphärischen Luft@hindere. 
Aus den Untersuchungen von Lefort, Bineau und 
Herv&-Mangon geht hervor, dass die Quellwässer mit 
_ gut construirten Leitungen leicht die ihnen fehlende Luft- 
menge absorbiren. Ze 
| Commaille und Lambert haben gezeigt, dass das 
Wasser von Rom hinlänglich lufthaltig sei. Es enthält 
im Liter: | 


Kohlensäure Stickstoff Sauerstoff 
le ER GC, 
Aqua Felice 24,70 23,55 6,90 
„ Vergine 24,44 15,75 189,7 
„ Pauline 7,78 16,06 05% 8,92 
Tiber 16,00 - 20,00 8,00 


Das Wasser der Tiber ist jedoch stets trübe, ent- 
hält 0,456 Grm. feste Stoffe, zeigt 290 am Hydrotimeter 
und variirt in seiner Temperatur; ist also nicht trinkbar. 


Feste Substanzen und organische Stoffe in den Wässern. 


Man hat behauptet, dass die reinsten Wässer die besten 
seien, so das Wasser des See’s von Gerardmer in den 
Vogesen, bei welchem weder Chlorbaryum, noch oxalsau- 
res Ammoniak oder salpetersaures Silberoxyd eine Reac- 
tion zeigt und das nur Spuren alkalischer Salicate ent- 
hält; die Wässer von Chalet de Compas bei Allevard, 
die aus Protogynfelsen entspringen und im Liter nur einige 
Milligramme fester Substanz haben; das Wasser der Loire 
an der Quelle, das nur geringe Quantitäten Salze ein- 
schliesst. — Es ist diese Änsicht eine irrthümliche. 


Nach Jolly sind die salzigen Stoffe zur Erhaltung 5 


des Lebens nothwendig, sie werden wie die Nahrungsmit- 
tel absorbirt, bilden die Knochen und spielen eine bedeu- 


tende Rolle im Organismus. Dasselbe giebt Dupasquier i 


an. Boussigault sagt: „wir tranken auf dem Pie von 


 Tolima Schneewasser, das uns und unsern Begleitern 


unangenehm erschien trotz seiner völligen Reinheit.“ 


160 Untersuchungen über den Luftgehalt de 
Nahrungsmittels, das nicht genug Kalk enthielt; die Resul- 
'‚tate werden durch Boussingault bestätigt durch die 
Beobachtung der Knochenbildung des Schweines. Er 
zeigte, dass die assimilirte Menge Kalk 268 Grm. betrug, 
obgleich die consumirten Nahrungsmittelnur 98 Grm. Kalk 
- enthielten, das inzwischen genossene Wasser enthielt 179 
Grm. Kalk, Summe 277 Grm. i 


Dupasquier theilt die in den Wässern enthaltenen 


Salztheile in nützliche und schädliche. Chlornatrium, dop- 


 pelt-kohlensaurer Kalk sind sehr nützlich, sogar unersetz- 
lich, die nützlichen Salze sind die, welche man auch im 


Organismus findet; schädlich sind, wenigstens bei Ueber- 
maass, Gyps, Chlorcalcium, Kalksalpeter, die sich in klei- 
nen Mengen im Wasser finden. | 


In Wässern von guter Qualität findet man 1 bis 3 


 Decigramme feste Bestandtheile, darunter 5 bis 15 Centi- 
gramme kohlensauren Kalk; bei einem Gehalte unter 
1 Decigramm nähern sie sich dem destillirten Wasser, 


über 3 Deeigramme sind sienach Belgrand incrustirend, 
kochen schlecht Hülsenfrüchte und zersetzen Seife; steigt: 
‚die Menge der Salztheile über 5 Decigramme, so bedient 


man sich dieses Wassers nur im Nothfalle. | 
Nach Lefort muss ein trinkbares Wasser 10 — 240 
am Hydrotimeter zeigen, (nach BoutronundBoudet), 
genug Mineralsalze enthalten, um an der Knochenbildung 
Theil nehmen zu können, muss viel reicher sein an alka- 


lischen und erdigen Bicarbonaten als an Gyps und zu 
allen Jahreszeiten gleiche Zusammensetzung zeigen. Er 


theilt die s.g. trinkbaren süssen Wässer in zwei unter- 
' schiedene Gruppen: | 
1) Bach- und Flusswasser, | 
2) Quellwasser, 
a. Quellwasser aus sedimentärem Boden, 
R „ krystallinischem Boden. 
Bach- und Flusswasser zeigt variirende physikalische 


und chemische Charaktere, es ändert seine Temperatur 


mit der Atmosphäre, ist oft trübe und ändert seine gasi- 


gen und mineralischen Bestandtheile bei verschiedenen u 


Einflüssen, wie Schmelzen des Schnee’s und Regen. Durch 


eine grosse Anzahl Analysen fand Poggiale im Seine- 


wasser: 


1) dass das Maximum der festen Bestandtheile im 
Liter 0,277 Grm., das Minimum 0,190 Grm. sei, im letzten 
Falle war durch Schneeschmelze der Fluss gestiegen; 


=: 


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r Wässer etc. 
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 Chossat stellte Versuche an über die Wirkung eines 


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5 Int 2 dermchugen Aller den Tepe der. Wässer etc. 161 $ 


Bi; he 2) dass es im Allgemeinen im Sommeks ‚en. 'löslichen 
9 Theilen reicher sei als im Winter. — Bei der Rlione ist 
es umgekehrt. — 


- greift Silicatgesteine leicht an, löst durch die Kohlehisäure 


verschiedene Salze, namentlich Kalk und Magnesia; in 
dem Maasse aber, als der Fluss von der Quelle sich ent- 


fernt, nimmt er Sauerstoff und Stickstoff auf, verliert 
Kohlensäure, Kieselerde, Kalk- und Magnesiacarbonate. 
' So enthält die Seine viel weniger feste Theile bei Rouen 
- als bei Paris. 

3 Die Menge der organischen Substanzen ändert sich: 
im Flusswasser durch Regengüsse, Pflanzen, Abflüsse, in 
- welchen der Fäulniss unterworfene Stoffe enthalten sind, 
durch die Abgänge und Unrath grosser Städte; sie erthei- 
len dem Wasser einen unangenehmen Geruch und Ge- 
 schmack und influiren ungünstig auf den Gesundheits- 
zustand der Bevölkerung. 


| Die Analyse des Flusswassers auf Ammoniak führt. 
' man am besten nach der Methode von Boussingault 


- aus (Compt. rend. 86, 814. — Pharm. Centralbl. 1853. 369. 
 — Fresenius, quant. Anal. 4. Aufl. 589), nach welcher 
man ‘noch 1—2 Hundertel Milligrm. Ammoniak im 
' Liter bestimmen kann. Nach Poggiale (1853 und 1854) 


a Eu 2 


ken Ufer mehr Ammoniak, wegen des Zuflusses der 
'‚Bievre, als am rechten Ufer: das Mittel aus drei Analy- 
sen war für das linke Ufer 135, für das rechte 20 Hun- 


 dertel Milligrm. Ammoniak. Boudet fand 1859 in dem ne 


bei der Leitung von Asnieres geschöpften Wasser 513, 


dagegen mitten im Flusse nur 28; Bussy am Port An 


 glais 17, bei Passy 43 Hundertel Milligrm. Ammoniak. 


X Nach Dumas ist die genaue chemische Analyse der 


£ Wässer in Bezug auf organische Stoffe unnöthig. Man stellt 
in einem Krug das zu untersuchende Wasser einen Monat 

_ an einen warmen Ort; verändert .es weder Geruch noch 
Materien. 


inkon wie zu Industriezwecken brauchbar; es ist sehr 


 euliche Quantitäten Mineralsubstanz: die Seine 0,241; 
-  Arch,d.Pharm. CLXVI. Bas. 2. Hft. 11T. - 


Von der Quelle bis zur Mündung eines Flusses Beobscht 
tete man folgende Unterschiede: an der Quelle hell, klar, 
- frisch, enthält es mehr Kohlensäure und eine geringe Menge 
| Salztheile, wird im Sommer trübe und weniger frisch, 


enthält das Seinewasser an der Austerlitzbrücke am lin- 


lufthaltig, leicht zu verdauen und enthält im Ganzen un- 


; Geschmack, so enthält es höchstens nur Spuren UrgatikoheR E 
| 


Weit von Städten entferntes Flusswasser ist zum 


a a einreichen a ii Tufigehalt der Wässer etc. 3a 
Be 0,134; Garonne (0, 136; Rhone 0, 182; ; Saone 0, 171; Ki 
Isere 0, 187: Rhein 0, 231: Mosel 0, 116. | | 


Die süssen Wässer aus krystallinischem Be die 
aus den Tiefen primitiver, Uebergangs- und vulkanischer 
Gesteine kommen, haben eine mehr gleichmässige Tempe- 
ratur als die oberflächlichen Quellen. Sie sind weniger 
lufthaltig als die laufenden Wässer. und die aus sedimen- 
tärem Gestein, sind sehr klar und haben frischen, ange- 
nehmen Geschmack das ganze Jahr hindurch, zeigen oft _ 
unter 200 Hydrotimeter, enthalten viel Kohlensäure und 
Stickstoff, wenig Sauerstoff. Der geringe Salzgehalt ver- 
ursacht schlechte Ernährung und endemische Krankhei- 

ten; die Analysen ergaben, dass die reinsten Wässer aus 
krystallinischem Boden kommen. Die Quellen aus sedi- 
mentären Schichten schliessen erdige Substanzen ein, des- 
‚halb ist ihre Zusammensetzung variabel, schmecken weni- 
ger angenehm, zeigen oft über 200 und“ enthalten wenig 
Sauerstoff und Stickstoff. Man hat für Besangon gefunden: 
Quelle Bregille 0,279 Grm. feste Bestandtheile, Moulliere 
0,308 Grm., Billecul 0,330 Grm., Arcier 0,283 Grm.; 

für Lyon: Quelle Roye o, 264 Grm., Ronzier 0, 263 Grm., % 
Fontaine 0,265 Grm., Neuville 0,230 Grm.;. für Paris: I 
Quelle Arcueil 0,527 "Grm, Dhuis 0,293 Grm.: in dem 
Wasser der Quelle von Dijon 0,260 Grm. Nach Langlois E- 
enthält die Quelle des Thales von Monveaux bei Metz 
0,170 — 0,211 Salztheile. Fleury findet den hydrotime- 
tischen Grad des Brunnenwassers auf dem Camp de 
Chälons 8— 22. Commaille und Lambert finden 
in Rom im Aqua Felice 0,270 Grm., Aqua Vergine oder 
de Frevi 0,263 Grm., ersteres zeigt 21,50, letzteres 18,250 
Hydrotimeter. ‘Die Menge der festen "Bestandtheile über- } 
‚steigt bisweilen 0,50 Grm. Es giebt also gutes und schlech- 
tes Quellwasser ebenso wie gutes und schlechtes Fluss- 
wasser. Welchem von beiden, ob Quelle, ob Fluss, man 
zur Versorgung einer grossen Stadt den Vorzug geben 
soll, darüber lässtsichnach Michel Levyund Tardieu 
apriori kein Urtheil fällen, die chemische Analyse und 

die ärztliche Erfahrung können allein entscheiden. 


Man kann beide Arten Wässer zum Hanse nnehe N 
verwenden, wenn sie klar sind, im Sommer frisch, im 
Winter temperirt, einen angenehmen Geschmack haben, 
10, 18 oder 250 am Hydrotimeter zeigen, lufthaltig sind 
| und so viel Mineralbestandtheile enthalten, dass sie an 

der Knochenbildung Theil nehmen können und keine 


h 'endemische. Krankheiten erzeugen. (Journ. de Pharm. 
 etde Chim. Janvr., Feur., Mars 18653). Dr. Reich. 


Ueber die trinkbaren Wässer. 


Bei einer Discussion der Academie de medeeine über 


die trinkbaren Wässer standen sich mehrere Ansichten 
gegenüber: 


a a a -; 


1) nach Robinet und Bouchardat schadet die 


Gegenwart (bis zu einer gewissen Grenze) der verschie- 


denen Kalk-, Magnesia- und anderer Salze in den trink- 
baren Wässern nicht der Gesundheit; | 


2) nach Jolly üben diese Salze und besonders die 
Kalksalze einen gefährlichen Einfluss auf die Gesundheit 
der Bevölkerung aus; 


3) nach Bouchardat veranlassen gleichzeitig in den 


| Wässern vorhandene vegetabilische Stoffe und Salze aus 


- löste Kalkbicarbonat beim Kochen Kalkcarbonat fallen 


nismus. 


‚dolomitischem Boden die Kropfbildung und den Creti- 


Versuche haben ergeben: dass das im Wasser ge- 


' lässt, das sich den Nahrungsmitteln beimengen kann, aber 


dass Gyps bei 1000 ©. mit Casein, einem der Hauptbe- Er 
standtheile der Milch, mit Legumin eine unlöslich Verbin- 


auf dieselben weder physisch noch chemisch einwirkt; 


dung eingeht und diese Stoffe der Ernährung entzieht, 
wenr®er das Verhältniss von 50 — 60 Centigrm. im Liter 


' Wasser übersteigt; dass in grossen Flüssen das Kalk- 


biearbonat nicht in einem grössern Verhältniss sein kann 


' als 18 Centigrm. im Liter — 18 hydrotimetrischen . Gra- 


den; dass diese Grade in den Flüssen und grossen Bächen 
Frankreichs im Mittel 12 — 15 betragen, nie über 250 


 hinausgehn; dass demnach die Bicarbonate und Sulfate 


des Kalks und der Magnesia die Bereitung der Nahrungs- 
mittel nicht beeinträchtigen können, was die hundert- 


' jährige Erfahrung der Bevölkerung bestätigt. 


ERPTTERT ET 


Aus zahlreichen Analysen von Poggiale geht her- 


vor, dass das Seinewasser im Mittel im Liter, in runder 


Zahl bei 00°C. und 0,76 M.M. Druck enthält: 


Bonlensuurepas s...2.. nunens 23 C.C. 

 Stickgas ...... ER a BL a0 

Sauerstoffgas........... rare 0: 
II 


Burn re u an a er J Ne REN 5 
I ET ee 
Pb 2 BE re IE Re) Pr RT Un‘ 
2 e PAR a r 


Ueber die trinkbaren Wässer. sc 163.2.99 


_ Kohlensauren Kalk. ; : 4; .. 0,18 Grm. 


Be SB: me ee. is, BR. 
Were. Röhnefeisadten Kalk etwa...... OO 
Lösliche Kalk-, Magnesia- ndNa- ? 
droOBBalae 4” A eene On 
Stickstoffhaltige Verbindungen... 0,01 # 
BaRmlak u... RER, 0,00015 „ 


also noch nicht 24 Centigrm. im Liter. Zahlreiche hydro- 
timetrische Yr2uche ergaben im Mittel 180. 


Das Dhuis- -Wasser enthält im Liter: 


Koblensäuregas..........:.... 9,005. 
BacReane. 3 . 14.734.:% 
Bauerstoflgas..2.0.0. 100048 ia DO 

Kohlensäuren Kalk ............ 0,2100 Grm. 
: Magnesia :,........ 0,0240 „ 
Natron; ..,%, en AA 
Schwefelsauren Kalk. u 2.2. 020 SO DOIIE 
Pomornatrlum: uns. 2oes RR Ei 
Stickstoffhaltige Verbindungen... 0,0130 , 
Amimbniak,. 0. 2.222020 a OD F 


Es befinden sich also in Lösung 293 Milligrm. oder 
29 Centigrm., das Wasser zeigt 240 am Hydrotimeter, 
enthält nur Spuren organischer Stoffe und kein Ammoniak. 


Schlüsse. 


1) Gutes Trinkwasser muss drei Bedingungen erfül- 
len: angenehm schmecken, geeignet sein zur Darstellung 
der Nahrungsmittel und zur Wäsche. 


| 2) Die Qualität der Trinkwässer, woher sie auch stam- 
.men, ob aus Fluss, Quelle oder Bach, hängt wesentlich 
ab von ihren chemischen und physischen Verhältnissen. 


3) Die Charaktere guter Trinkwässer sind: sie müs- 


sen hell und klar sein, ohne Geruch und besondern Ge- 


schmack, dürfen weder köhrleitungen noch Gefässe ın- s 


erustiren. Am Hydrotimeter dürfen sie nicht mehr als 


250 zeigen, müssen gehörig lufthaltig sein d.h. im Liter 
in Lösung haben 20 — 22 0.C. Stickstof, 9— 10 C.0. 
Sauerstofl, 20 — 25 C.C. Kohlensäure, dürfen nur Spuren 
organischer Materien und kaum 1 Centigrm. Nitrate, 
° 10 — 15 Hundertel Milligrm. Ammoniak enthalten. Alles 
Wasser, .das zersetzte oder im Zersetzen begriffene orga- 
nische Be enthält, ist zum Hausgebrauche, zu verwerfen. 


Organische Bestandtheile v7 Brunnenwassers 2 165 


2 
ne ni 


4) Das Seinewasser an der Ivrybrücke (beim Eintritt 


- der Seine in die Stadt) ist als der Typus eines vorzüg- 


Me a AL 


lichen Trinkwassers zu betrachten. (Felix Boudet; Journ. 


de Pharm. et de Chim. Avril 1863.) Dr. Reich. 


Ueber die organischen Bestandtheile des Brunnen- 


wassers; von Aug. Vogel. 


Die Wichtigkeit, reines Wasser zum häuslichen Ge- 
brauche in genügender Menge verwenden zu können, 
die Schwierigkeit, dies in grossen Städten zu bewerkstel- 
ligen und dass die Verunreinigungen sich meistentheils 


' auf organische Verunreinigungen beschränken, setzen wir 


Ce 


als genügend bekannt voraus und wenden uns sofort zu 
den Proben, die Aug. Vogel in München angestellt hat, 
wobei derselbe bemerkt, dass das Wasser aus verschie- 
denen Pumpbrunnen in quantitativer Hinsicht nur geringe 


Verschiedenheit zeigte. 


Die Probe mit Uebermangansäure (Polytechn. Journ.- 
Bd. CLX. S. 55) ergab, dass das Wasser eine 10 Milli- 


' gramm Uebermangansäure zersetzende Menge organischer 


Substanzen per Liter enthielt, wogegen gutes Brunnen- 
wasser nur 1 bis 2 Milligramm Uebermangansäure zer- 


setzen darf. 


Das untersuchte Wasser hinterliess beim Abdampfen 


einen Rückstand (zwischen 0,4 und 0,5 Grm. per Liter) 


u 


von gelber Farbe und eigenthümlichem unangenehmen 


Geruch, welcher beim Erhitzen im Platintiegel mit stark 
ender Flamme brennt und den charakteristischen Ge- 
ruch brennender stickstoffhaltiger Substanzen zeigt. Die 
- zurückbleibenden mineralischen Bestandtheile wurden als 
unwichtig nicht weiter untersucht. 


Beim Erhitzen des bei 1200 C. getrockneten Rück- 


'standes in einem Glasrohre entwickeln sich erst saure 


Dämpfe. Diese rühren von Buttersäure, Propionsäure, 


Essigsäure und Ameisensäure in sehr geringer Menge her. 
‚ Später entwickelt sich Ammoniak, welches beim Erhitzen 
- des mit Natronkalk vermengten Rückstandes sogleich von 


. 


. 


- Anfang an sehr deutlich auftritt und zwar enthält erwähnter 
_ Rückstand durchschnittlich 33,4 Proc. organischer Bestand- 
theile. Der Stickstoffgehalt des Rückstandes wurde durch 
Verbrennung mit Natronkalk und Auffangen der Producte 
in titrirter Schwefelsäure bestimmt und ergab sich als 


ee» derselben der Stickstoffgehalt zu 0,657 Proc., was 


. 


re u Et 
TIER a Li 4 7 Fr, ug, 
De 0 An © Be 0 3 x Aalıng 
En »R) v 
v2 ‚ . 


; z auf. die Dichten! Bestandtheile allein Da 1, 9 Po 


Stickstoff beträgt. Dies entspricht 12,2 Proc. albuminar- 
tiger Substanzen und die organischen Bestandtheile des 
Wasserrückstandes enthalten daher über ein Drittheil 
derartiger Beimengungen. 

Der Verfasser stellt in Frage, ob die De konen 


der in der Nähe der Brunnen befindlichen Bierbrauereien 


ein mitwirkendes Moment zur Erklärung dieses Wasser- 


 verderbens bilden, so wie derselbe auch bemerkt, dass die 
organischen Beimengungen des Wassers in einer bestän- 


digen en begriffen sind. (Dingler’s Journ. Bd. 


CEXVIL. Heft 2.8. 134). 0 Bikb. 


‚Ueber die gegen. Kesselstein anwendbaren Mittel. 
Dr. Bischof hat sich der Mühe unterzogen, Unter- 


suchungen der Kesseispeisewasser und der aus denselben 
abgesetzten Kesselsteine anzustellen und die Resultate in 
‘einer Abhandlung niedergelegt, worin so ziemlich alle bis 


jetzt gegen den Kesselstein angewandten oder vorgeschlage- 


nen Mittel angeführt und dieselben in drei Klassen Be 


sind, nämlich: 

1) in chemische, 

2) in mehr mechanische, welche die Bildung einer 
festen Masse an den Kesselwänden verhindern, und 

3) in solche mechanische Mittel, welche das Fest- 
setzen oder Festbrennen des gebildeten Kesselsteins an 
den Kesselwänden verhindern. 

Von den Mitteln der ersten Klasse kommen nur Soda 
und Salmiak in Betracht. Beide Salze zersetzen die aus 
schwefelsaurer Bittererde und schwefelsaurem Kalk beste- 
henden festen Bestandtheile des Kesselwassers in der 
Weise, dass sich im Kessel entweder nur ein zarter 
Schlamm (kohlensaurer Kalk und Talkerde) niederschlägt, 
oder dass sich lauter leichtlösliche Salze bilden. | 

Unter den Substanzen der zweiten Klasse (gerbstoff- 
haltige, schleimige und zuckerhaltige Substanzen, Harz, 
Pech, Thon ete.), bei deren Anwendung sich im Kessel 
statt eines festen Steines nur ein zarter Schlamm bildet, 
empfiehlt sich besonders Catechu wegen seiner Billigkeit, 
seiner energischen Wirkung und wegen seiner Eigen- 
schaft, sich vollständig im Wasser aufzulösen, ohne letz 
teres zu verunreinigen. _ 

Die Mittel der dritten Klasse (Kohlenpulver, Graphit: 
und Talg), erscheinen deshalb weniger empfehlenswerth 
als die bisher betrachteten, weil sie die K.Onnelaoch Dil ung 

FM 


A 


ik lern u eine neue Schicht zwischen dem 
Kesselstein und der Kesselwand bilden, den Durchgang 


der Wärme aus dem Feuerkanale in den Kessel nothwen- 
diger Weise erschweren und den Heizeffect des letzteren | 
_ verringern müssen. 
Demnach bleibt unter den probaten Mitteln nur die | 


Wahl zwischen Soda, Salmiak und Catechu. 

Dr. Bischof rechnet auf 20 Kubikfuss Speisewasser 
im Durchschnitt 1 Pfd., also auf 100 Kubikfuss Speise- 
wasser etwa 5 Pfd. der erwähnten Salze. Ein Pfund Soda 
kostet im Ganzen 2 Sgr. 10 Pf. und 1 Pfund Salmiak 
6Sgr. Der Zusatz von Soda oder Salmiak zu 100 Kubik- 
fuss Speisewasser kostete also 14 Sgr. 2 Pf., resp. 1 Thlr. 


ET Me a a 


an Keselstein anendbare Mittel. | 167 “ B‘ 


Auf dasselbe Quantum Speisewasser wird dagegen nach 


den bereits gemachten Versuchen höchstens 1, Pfund a 


Catechu verbraucht, welches 1 Sgr. 0,6 Pf. kostet. Wegen 
der bedeutend höheren ‚Kosten, welche die Anwendung 
von Soda oder Salmiak im Vergleiche zu der an Catechu 


_ verursacht, hat Bischof noch von den Versuchen mit den 


beiden ersteren Abstand genommen, dagegen mit Catechu 
auf verschiedenen Gruben unter Aufsicht der Werkmei- 
meister sorgfältige Versuche anstellen lassen. Folgende 
Tabelle enthält die Resultate dieser Versuche, nämlich 


diejenigen Quantitäten Catechu, welche zur Verhinderung 
der Kesselsteinbildung auf je 100 Kubikfuss Kesselspeise- 


wasser kommen. 
Auf 100 Kubikfuss 


Namen der Gruben. Speisewasser 
| Pfund Catechu. 

amullaiay also nee eh 0,5 
Duttweiler, Skalleyschacht Nr. 1 und 2 0, 55 

; Gegenortschacht ........... 0,29 

£ Mellinschächte .;:.- . ....4 1, 0,16 
A RER ER ENRORBRER WERT: 0,26 
Fonsder Heydı sit is ae ge 0,25 


Die für je 100 Kubikfuss Speisewasser erforderlichen 


Mengen von Catechu schwanken also zwischen 0,16 und 
0,55 Pfd., eine Erscheinung, welche nicht befremden darf, 
‘wenn man berücksichtigt, dass nicht nur die Qualität, 


sondern auch die Quantität der festen Bestandtheile der | 


Kesselspeisewasser die Bildung von Kesselstein beeinflusst. 


Welche Vortheile die Anwendung von Catechu den 


Maschinenanlagen mit schlechten Speisewassern, abgese- 
hen von der längeren Conservirung der Kessel und grösse- 


ren Sicherheit vor Explosionen gewährt, kann aus folgen- 


P N 
- per \ 


= Pulver : zur 7 Bereitung. von 


x FE acie erkellen. In einem: Damp, ae: den Rn 
 Skalleyschächten der Grube Duttweiler verdampften in 
3 Wochen 4524 Kubikfuss Wasser mit einem and 
von 25 Pfund Catechu. Dies beträgt: 


Catechu & 2 Sgr........ 1 Thlr. 221, Ser. 
Das Reinigen des Kessels 
kostete 4 Tage Zeit, rund 2 — 


n ; v2: 


Summe 3 Thlr. 221, Ser. 


Ohne Anwendung von Catechu erfordert eine Kessel- 


5 reinigung 8 Tage Zeit und kostet 4 Thlr. Im ersteren 


Falle wurden demnach 71), Sgr. an Geld und 4 Tage an 


Zeit erspart. 


Diesen Erfahrungen zufolge hält Bis chof das Catechu 


- für ein ganz vorzügliches und billiges Mittel gegen die 


Kesselsteinbildung und lässt dasselbe in grossen Quanti- 


täten beschaffen und auf allen Maschinenanlagen mit 


schlechten Kesselspeisewassern verwenden. (Zeitschr. f.d. 


 Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem Preuss. Sie 


\ Bad.8. u. a. 0.) 


Mittel zur Verhütung des Kesselsteinabsatzes ; 
von Dr. Sauerwein. 

Das von dem Verf. untersuchte Mittel besteht aus 

88 Proc. Chlorbaryum und 14 Proc. Kohle, und zwar 


Knochenkohle wie sie in den Zuckerfabriken beseitigt 
wird. Das Chlorbaryum setzt sich mit vorhandenem Gyps 


in Chlorcaleium und schwefelsauren Baryt um und der 


_ Niederschlag desselben soll nicht zusammenhängend sein, 


sich daher am Kesselblech nicht steinartig festbrennen. 
Am besten dürfte es sein, schon dem Speisewasser vor 


dem Eintritt in den Kessel Chlorbaryum zuzusetzen um 


die gebildeten Niederschläge gehörig absetzen zu lassen, 


bevor das Wasser in den Kessel kommt. Neu ist das 
Mittel nicht. (Monatsbl. des hannov. Gewerbevereins. Decbr. 
‚1862. ©. 92.) Bikb. 


| Pouillet's Pulver zur schnellen Bereitung von Se E 


felwasser zum Getränk. 


ERBE Vorschrift ist von der eanntschen R 
Akademie der Medicin approbirt, und wird in die nächste u | 


"Ausgabe des Codex aufgenommen werden. 


Fir: BERN ee Se a" 
TE ne u 

% Te ns“ x er 
 Natronquele zu Weihach.. | 169 5 


> 3 EB ir Rec. Caleii sulfurati, | % ; x | Ye - 
Fe p* AR er Natrii bicarboniei, aha e.V we 
.Natrii sulphurati, hl, x 
Kalii sulfurati, 
Gummi arabici, 
Acid. tartaric. ana. 
Die Bestandtheile werden einzeln gut getrocknet, 
 gepulvert und gemengt. Br 
‚50 Centigrm. dieses Pulvers in einem Liter kalten 
_ Wassers gelöst geben, nachdem man die Lösung eine 
Viertelstunde lang der Ruhe überlassen hat, ein von den 
i natürlichen Schwefelwässern nicht zu unterscheidendes ER 
Wasser. ya 
Die Vorschrift hat therapeutischen Werth, namentlich 
für die Armen-Praxis. (Bullet. de Therap. und Joum. de 
; EAnarm. RAnBOR, Mars 1861. 8. Be Hendess. 


Chemische Untersuchung der neuen Natronquelle zu 
Weilbach im Herzogthum Nassau. 


Fresenius hat eine erst vor Kurzem gefasste, übri- 
 gens schon lange bekannte Quelle in der Nähe des Bades 
 Weilbach untersucht. Dieselbe ist eine Natronquelle. 
Das Wasser erscheint vollkommen klar, riecht schwach 


- nach Schwefelwasserstoff, schmeckt weich, gar nicht un- 
_ angenehm. Freie Kohlensäure enthält es sehr wenig. FR 
Das spec. Gewicht des Wassers bei 14, 5° bestimmt, 
: ergab sich — 1,00259. 
® Der Analyse zufolge enthält die Quelle: 
4 a) Die kohlensauren Salze als einfache Carbonate 
- berechnet: re 
F 1. In wägbarer Menge vorhandene Bestandtheile: 
i Im Pfunde 
: In’ 1000 Thu —7680Grm. 
E Schwefelsaures Kali...........:...... 0,05512 0,42332 
# au Makro 2a lc toeankeilt,.: 0,22360 a AT D 
Blormatrium . 2... 1,25882 9,66774 
N ORTE 0,00073 - 0,00560 
RE A REDE ER - 0,0000118 0.000097 
Kohlensaures Natron ................. 0,96026 737480. ° 
j RETTET TERSRIFNERER 0,00588 0,04516 
& Eisenoxydul ............ 0,00251 -0,01928 
a Manganoxydul .......... 0,00050 0,00384 
£ EEE TR 0,09771 0,75041 . 
& FalBerde u a tele 0,07243 0,55626 
ee RE N 0.01228 -0.09431° 


"Summe der nicht flüchtigen Bestandtheile 2,6898518 20,65806 5 


| Natronquelle zu W 


Transport Pr 0 


 Kohlensaures Ammoniak ...cuuccece 0,0134 .0,08709 


Kohlensäure, welche mit den einischen 
Carbonaten zu Bicarbonaten verbun >» 
Ber N ED a {71 9420836 


Kohlensäure, völlig freie.............. 0,28607 2,19702 
Schwefelwasserstoff ....:....uysnouneun 0,0004 -  0,00261 


Summe aller Bestandtheile 3,4769718 26,70314 


2. In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile: 
Phosphorsaure Thonerde, 
Borsaures Natron, 
Salpetersaures Natron, 
Kohlensaurer Baryt, 

h Strontian, 
- Fluorcaleium. 


. b) Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet: 
1. In wägbarer Menge vorhandene Bestandtneile: 


In 1Pfd.= 
FO EN Gran 4 
Schwefelsaur ee Kal 2 VEAIDE ERE 0,05512 0,42332 
ei Natron... „..2,.uR8sua 0,22360 1,71725 
OFEN; 554 20 0 une nat a ee 1,25882 9,66774 
Brommnalıiuml'.... 342. een 0,00073 0,00560 
aa ee en 0,0000118 0,00009 : 
Doppelt-kohlensaures Natron ......... .. 1,35886 10,43604 
£ Z Tathion:3i.2208.7 0,00938 0,07204 
he a Eisenoxydul..... 0,00346 0,02657 
£ " Manganoxydul .. 0,00069 0,00530 
E - Kalk. 25 0,14070 ° .1,08058 
n * Talkerde........ 0,11037 0, ‚34764 
Baesesaure a ET 0,01228 0.09431 
Summe 3,1740218 24,37648. 
Doppelt-kohlensaures Ammoniak ....... 0,01654 0,12703 
Kohlensäure, völlig freie........ EN 0,28607 2,19702 
Schwefelwasserstoff ........... use 0,00034 0,00261 
3,4769718 ; 


Auf Volumina berechnet, beträgt bei ae 


ratur und Normal - Parma 


a) die völlig freie Kohlensäure 


in 1000 C.C. / 151,7. 20, 
im Pfunde = 32 C.-Z2. 1,85 Ö.-Z. 
b) die sogenannte freie (freie und halbgebundene) 
Kohlensäure: 
in 1000 0.C. 413,3 C.C. 
im Pfunde —= 32 C.-Z. 13,16 C.-Z. 


 (Jahvesb. für Naturk. im Horaogih, Nassau.) Re a 


a u a a en ra Ze rn. 
” w De an! > 


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I Chemische Untersuchung der Mineralquellen zu Wil- 


dungen; von R. Fresenius. 
Die fünf Quellen von Wildungen, nämlich die 


1) Georg-Victor-Quelle, Stadt- oder Sauerbrunnen, * 


2) Badequelle, | 

3) Helenenquelle oder Salzbrunnen, 

4) Stahlquelle (früher Brückenbrunnen), 

5) Thalbrunnen, | 
wurden von Fresenius chemisch untersucht. 


a ET AA NT; a en ET TEE Ze Frl; . 
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2) RENNEN» KR ge 01.8 0 RL RAR SEN NER Eee A RR NUNG 
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i ‚Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. 171 je 


Die Georg-Victor- und die Badequelle entspringen 


in der Nähe des Kurhauses, 10 Minuten .von den Städten 
Niederwildungen und Altwildungen entfernt. Die Hele- 


nenquelle ist östlich eine halbe Stunde von dem Kur- 


hause gelegen, die Stahlquelle und der Thalbrunnen aber 


| südlich eine Stunde vom Kurhause entfernt. 


Diese Quellen entspringen am Fusse oder in den 


‘ Thälern des Waldeckschen Rothlagergebirges aus Thon- 


schiefer, neben welchem sich Grünstein und hier und da 
Eisenerz findet. 


Phrysikalische Verhältnisse der Quellen. 


1) Die Georg-Victor-Quelle entspringt aus einem 9 Fuss 
tiefen Schachte. In der Minute liefert die Quelle 6,6 Li- 


ter Wasser. In grösserer Menge erscheint das Wasser 
schwach opalisirend. Es ist von angenehmem Geschmack; 


da es viel Kohlensäure enthält. Auch kommen geringe 
Mengen von Schwefelwasserstoff darin vor. Die Tempe- 


ratur der Quelle war am 8. October 1859 bei 1990. 


Luftwärme 10,40C. Spec. Gew. — 1,00143 bei 190C. 
2) Badequelle, aus einem 5 Fuss tiefen Schachte 

entspringend, ‘giebt in der Minute 13,2 Liter Wasser, 

welches dem der vorhergehenden in den physikalischen 


Eigenschaften sehr ähnlich ist. Bei 140C. Luftwärme | 


war die Temperatur des Wassers 10,200. Spec. Gew. 


bei 190C. — 1,00176. | 
3) Helenenquelle mit einem 11 Fuss tiefen Schachte, 


lieferte 5,3 Liter Wasser pr. Minute. Klares, sehr gas- _ 
haltiges Wasser von angenehmem Geschmack. VielKoh- 
lensäure, wenig Schwefelwasserstof. Bei 1400. Luft- 


temperatur betrug die Wärme des Wassers 11,500. Spec. 


Gew. bei 190C. —= 1,00401. 


4) Stahlquelle. Das Wasser sammt einer bedeuten- 


den Menge freien Gases quillt aus einer Felsspalte und 


sammelt sich in einer viereckigen Höhlung von 2 Fuss 


BR, 
IR RN 
WSV 


EZ FE TE 
# 1 2 
Fr. N 3 eg 45 


RG er 172 "Chem. interne der Mineralquelen zu Wildungen. 


‚ hält wenig Schwefelwasserstofl. Bei 1200. Luftwärme 
9,900. Quellentemperatur. Spec. Gew. bei 1900. — 
1,00051. : .. | 

5) Thalbrunnen. Die Quelle ist sehr mangelhaft in 


EEE Tiefe. Die Quelle gab 2,2 Liter Wasser: in der. ERREN e 
dasselbe ist gasreich, von angenehmem Geschmack, ent- 


einem hölzernen Fasse von 23/, Fuss Tiefe gefasst. Die- 


selbe lieferte etwa 1,5 Liter Wasser in der Minute. Viel 
frei austretendes Gas (Kohlensäure). Schwach opalisirend. 
Temperatur bei 140 BUURARRE 9,4°C. Spec. Gew. bei 
1990, —=.1 E08. | 


Chemische Verhältnisse. 


Die Quellen zerfallen in chemischer Hinsicht in drei 


die Badequelle, zur zweiten die Stahlquelle und der Thal- 
.brunnen, und zur dritten die Helenenquelle gehören. 
Die qualitative Analyse des Wassers der ersten 


Gruppen, zu deren erster die Georg-Vietor-Quelle und 


Quellengruppe ergab die Anwesenheit folgender Bestand- 


theile: 
Basen. Natron, Kali, Ammoniak, Kalk, Magnesia, 


 Baryt, (Strontian), (Thonerde), Eisenoxydul, Mangan- 


oxydul. | 
. Säuren. Schwefelsäure, Kohlensäure, (Phosphor- 


säure), Kieselsäure, (Salpetersäure), (Borsäure), Chlor, 


(Brom), (Schwefelwasserstoff). 


Sehr wenig Stickstoff und organische Materie. Von 
den eingeklammerten Bestandtheilen sind nur Spuren 


vorhanden. 
Auch die Analyse des im Abzugscanal abgesetzten 
rothen Ockers ergab keine weiteren Beständitheie, 


Zur quantitativen Analyse wurde eine bestimmte 


Menge Wasser eingeengt, filtrirt, der zurückgebliebene 
Ocker gut ausgewaschen, im Filtrate das Chlor durch 


- Silber bestimmt. Der Ockerabsatz wurde in Salzsäure 
gelöst und diese Lösung sammt der vom Silber befreiten 


Flüssigkeit, die bei der Chlorbestimmung erhalten, zur 
Trockne eingedampft. Nach Entfernung der Kieselsäure 
_ wurde die Flüssigkeit mit Ammoniak neutralisirt, in einem 


Kölbchen mit Schwefelammonium versetzt, der Kolben mit 


Wasser gefüllt, 24 Stunden stehen gelassen. Der so er- 


haltene Niederschlag wurde in Salzsäure gelöst, die Lö- 
sung mit Salpetersäure gekocht und das Eisen nach Zu- 


satz von kohlensaurem Natron mit essigsaurem Natron 
in der Siedhitze gefällt. Aus dem ‚Filtrate wurde das 


e 


ea; ‘wieder durch Shmeteae gefällt und 
' die davon abfiltrirte Flüssigkeit zu dem die Hauptmenge 
Fe Rülk und Bittererde enthaltenden Filtrate, das vom ersten 
 Schwefelammoniumniederschlage abfiltrirt war, zugefügt. iR 


Der erhaltene Eisenoxydniederschlag wurde in 'Salz- iR 


säure gelöst, durch Ammoniak gefällt, der Niederschlag 
geglüht und gewogen. Zur Controle wurde das Eisen- 


 oxyd nochmals in rauchender Salzsäure gelöst und durch 


Titriren bestimmt. Diese Resultate fielen stets um ein 
Weniges geringer aus, als die durch Wägung erhaltenen, 


da das Eisenoxyd noch Spuren von Thonerde, die theils 


a 4 Ze u 


s 
ED» 


. 
E. 


aus den Porcellanschalen stammten, enthielt. Ausser die- 
‘sen Eisenbestimmungen wurde der Eisengehalt noch un- 
mittelbar an der Quelle durch Titriren bestimmt. Der 
Schwefelmanganniederschlag wurde wieder in Salzsäure 
gelöst, mit kohlensaurem Natron gefällt, das kohlensaure 
Manganoydul zur Verwandlung in reines Oxydoxydul 
geglüht und gewogen. Diese Bestimmung wurde nur dann 
als zuverlässig betrachtet, wenn sich dasselbe in Salzsäure 
klar löste, wenn aus der Lösung durch Ammoniak und 
Schwefelammonium reines Schwefelmangan mit seiner 
eigenthümlichen Farbe gefällt wurde und wenn die da- 
von abfiltrirte Flüssigkeit beim Verdunsten keinen Rück- 
stand hinterliess. 


Die Kalk und Magnesia enthaltenden vereinigten 
Filtrate wurden mit Salzsäure. angesäuert, eingedampft, 
der Schwefel abältrirt und das Filtrat mit Ammoniak 
und überschüssigem oxalsaurem Ammoniak gefällt. Da 
viel Magnesia zugegen war, so musste der oxalsaure 
Kalk etwas oxalsaure Magnesia enthalten; man goss da-. 
her die überstehende Flüssigkeit durch ein Filter ab, 


wusch den Niederschlag durch Decantation aus, löste in 
Salzsäure, fällte ihn wieder mit Aetz-Ammoniak und 
-. oxalsaurem Ammoniak und bestimmte ihn schliesslich als 


 kohlensauren Kalk. Die die Magnesia enthaltenden Fil- 


 trate wurden erst eingedampft, die Ammoniaksalze durch 


- Glühen entfernt, der Rückstand mit Salzsäure und Was- 


ser aufgenommen und die Magnesia als PhoephorranenE u 


Ammoniak-Magnesia gefällt. 


Die Bestimmung der Kieselsäure, Schwefelsäure und 
der Alkalien wurde ganz nach Fresenius, Quantitative 
‚ Analyse, 4. Aut 8.3 211. 2. ausgeführt. 


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174 Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. 


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. Zur Gewichtsbestimmung der kleinen Menge vor- 


_ handenen Baryts wurde der in Wasser unlösliche Theil 
. des Abdampfrückstandes einer grossen Wassermenge be- 


nutzt. Derselbe wurde mit Salzsäure behandelt und mit 
ein wenig Schwefelsäure stark eingedampft. Nach lan- 
gem Stehen filtrirte man den Niederschlag ab, entfernte 
die meiste Kieselsäure durch Auskochen mit reiner Kali- 
lauge, schmolz den Rückstand mit kohlensaurem Natron- 
kali, kochte die Schmelze mit Wasser und löste den 
Rückstand in Salzsäure. Diese Lösung gab mit schwe- 
felsaurem Kali einen weissen feinpulverigen Niederschlag, 


der abfiltrirt, gewogen und als schwefelsaurer Baryt be- 


stimmt wurde. Bei genauerer Prüfung zeigte es sich, 
dass derselbe noch eine Spur Strontian enthielt. | 


Das Ammoniak wurde genau nach Fresenius’ Quant. 
Analyse, 4. Aufl. $.209. 8. bestimmt. - 


Zur Bestimmung der Gesammtkohlensäure wurden 
bestimmte Mengen des frisch der Quelle entnommenen 
Wassers in Flaschen gebracht, die eine gekochte klare 
Mischung von Chlorbaryum und Ammoniak enthielten. 
Nach längerem Erhitzen wurden die Niederschläge abfil- 
trirt, ausgewaschen und die niedergeschlagenen kohlen- 
sauren Alkalien nach oben erwähntem Werke 8. 209. 6. 
maassanalytisch bestimmt. 


Zur Feststellung des Gehaltes an kohlensaurem Na- 
tron wurden directe Bestimmungen vorgenommen. Hier- 
bei erhält man nur richtige Bestimmungen, wenn man 
eine gewogene Wassermenge in der Platinschale ganz 
zur Trockne verdampft, den Rückstand mässig glüht, mit 
Wasser auskocht und aus dem Filtrate den Gehalt an 
kohlensaurem Natron maassanalytisch bestimmt. | 


Controlebestimmungen der Gesammtmengen der Be- 
standtheile, die befriedigend waren, wurden erhalten durch 
Glühen des Abdampfrückstandes des Mineralwassers bis 
zur Austreibung der Kohlensäure und Vergleichung der 
so erhaltenen Zahlen mit der Summe der einzelnen Be- 
standtheile, wobei der Kalk als kohlensaurer, die Magne- 
sia als reine Magnesia in Rechnung kam. 


Bestandtheile der fünf untersuchten Wil- 
dunger Mineralquellen. Gehalt an Granen im Pfund 
— 7680 Gran. “, | 


F b a ELF OR Ja ” RE 

ne a 
a De A = ’ EN, @ 5 > n Mt > : up \ F . et. 
Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. 175 
FR is Gruppe l. GruppelI. Gruppelll. 

Georg- ° Bade- Thal- . Stahl- Helenen- 
EN Viet.-Q. quelle brunnen quelle quelle 

- Schwefels. Kali.. 0,083620 0,125599 0,059366 0,054559 0,213788. 

9 Natron 0,527962 0,492389 0,122673 0,043784 0,107259 
Chlornatrium.... 0,059635 0,056847 0,058998 0,054021 8,016308 
Doppelt- kohlens. | 

Natron ....... 0,494054 1,029734 _ -- 6,494200 
Doppelt - kohlens. 

Eisenoxydul... 0,161449 0,214349 0,304297 0,585270 0,143777 
Doppelt - kohlens. 

Manganoxydul 0,019753 0,017341 0,114847 0,069426 0,009953 
Schwefels. Kalk.. — = 0,067515 0,077460 ER 
Doppelt - kohlens. 

I RR 5,471539 6,971243 4,336389 0,984753 9,753446 
Doppelt - kohlens. 

Magnesia ..... 4,113285 5,054054 _ 3,124838 1,383698 10,474061 
Kieselsäure...... 0,150374 0,164198 0,073882 0,084618 0,238541 
Doppelt - kohlens. 

Ammoniak.... 0,011635 0,011635 0,057039 
Doppelt - kohlens. 

BeBäryt.üri.un 0,002373 0,0023351 0,005361 
Doppelt - kohlens. höchst höchst 

Strontian...... geringeSp. desgl. ger.Spur 
Phosphors. Natron Spur pur vor- vor- Spur 
Borsaures Natron Spur Spur läufig läufig deutliche 
a noch . noch Spur 
Bromnatrium.... sehrge- sehr ge- » nicht nicht deutliche 

ringeSp. ringeSp. be- be- Spur 
Salpeters. Natron Spur Spur | stimmt stimmt denen | 
2 pur 
Doppelt - kohlens. deutliche 

Lithion ....... — — Spur 

Thonerde....... höchst höchst 
ger. Sp. ger. Sp. - Spur 
Organ. Materie.. Spur Spur deutl. Sp. 


2 


Summe... 11,095679 14,139724 8,262805 3,337589 35,513733 
FreieKohlensäure19,267492 18,719816 15,431270 18,069873 19,555507 


Schwefelwasser- geringe 
2) A EE Spur 
Stickstoff...... pur 


Summe .aller 


geringe 


Spur 
Spur 


Spur 


geringe 
Spur 
Spur 


geringe 
Spur 
Spur 


Bestandtheile... 30,703171 32,859540 23,694075 21,907462 55,069240 


Die Versendung des Wildunger Mineralwassers fin- 


det in grossem, stets wachsenden Maassstabe statt. 


Nach 


meinen Erfahrungen hat dieses Wasser sehr geringe Nei- 
gung, durch Schwefelwasserstoffbildung zu verderben. 


Das Eisenoxydul in den von mir geöffneten Flaschen 
' hatte sich meistens niedergeschlagen. 


Diesem Uebel- 
' stande, der darauf beruht, dass beim Füllen der Flaschen 
die Einwirkung der atmosphärischen Luft nicht hinrei- 


durch, dass man die Flaschen vor dem Füllen mit Koh- 
aa anfüllt und Auffüllen des leeren Raumes ‚mit 
Kohlensäure, und zweitens dadurch, dass man die Fla- 
schen unter dem Wasserspiegel der Quelle füllt und eine 


3 end RER wurde, kann vor en da | 


mit einer kleinen Pumpe verbundene Röhre einsenkt und 
so lange pumpt, bis ein dem Inhalt der Flasche ungefähr 


gleiches Volumen Wasser ausgeflossen ist. Die nun mit 


luftfreiem Wasser gefüllte Flasche wird jetzt _heraus- 


genommen, der obere Theil von Wasser entleert, mit 
Kohlensäure gefüllt und verstöpselt. Man wird durch 


Versuche feststellen, welche dieser beiden Methoden für 


die Wildunger Wässer die geeignetste ist. (Journ. für 
B. 


prakt. Chemie. 79. Bd. 7. Heft.) 


41 


Soolquelle zu Egestorfishall. 


Die Soolquelle Egestorfishall bei Badenstedt i im Amte 
Linden (Königreich Hannover) ist von Ernst Lenssen 


aus der Triasformation Hannovers entspringen, zu den 
kochsalzhaltigsten. In 1000 Theilen Wasser sind ent- 
halten: | 


Schwefelsaurer Kalk...........u...n. 2,87620 
Schwefelsaure Magnesia...........».. 4,26385 
Brommagnesium. .....--uresaenennee 0.01847 
Chlormagnesium...........orwec000u . .1,48022 
Chlerkslium:.. ....2.. 22 Au Fa 3.62800 
Chlornatrium. : ... -.- 22 Seren. RE 253,24226 
Doppelt-kohlensaures Eisenoxydul..... 0,01172 
265.52072. 


Spuren organischer Materie, Phosphorsäure, Borsäure, 


- Salpetersäure, doppelt-kohlensaurer Kalk. Das spec. Ge- 
wicht der Soolquelle ist bei 160C. 1,2083. (Journ. für 
B. 


prakt. Chemie. 80. Bd. 7. Heft.) 


Die Stahlquelle in Doberan, | 
welche eine Temperatur von 46,560 R. besitzt, ent- 


untersucht worden. Diese Quelle gehört von allen, die 


hält nach Dr. F. Schulze’s in Rostock Untersuchung 


Doppelt-koblensaures Natron ee RE re GE 0,3620 „ 


in 1 Pfund — 8250 Gran Wasser bei einem EBeSS Gew. 

von 1,0007 bei 130R.: ge 
Kohlensaures Eisenoxydul.......222222a0e0ecn 0,5370 as er 
Kohlensauren Kalk“... 3. 2.3... 2 as . 2,0359 u. 
Kohlensaure Talkerde und Manganozxydul. 2... 0,2145. 


tn 


Chemische erehug des Minkralndasirs St. Aha. 


Y Kiesaladuıras Natron . 
' Doppelt-kohlens. Kali mit Spur von Lithion . 


KEROrnatNüm.. re EEE RE 
rare Kieselerde..i na: ae el 


* Thonerde mit etwas Phosphorsäure 


| ‚Organische Substanz nebst Spur von Hehmeieh 


BWULO, Salpetersäure und Ammoniak.. 


Freie Rue DEE PERLE E EEE 
oder 


N En 
Ip ” % + An # 


TEEN, ? 


W ‚6822 
03 


. 0,3373 


OEL OU 


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n 


en 


177 


de v, 1542 Gran 


n 
nn 
” 


4,7222 Gran 


B. 


46,7 Cub.-Cent. 
2,6 Cub.-Zoll. 


(Archiv der Balneolog. v. Spengler. I. 1862. 8. 96.) 


‚Chemische Untersuchung des Mineralwassers St. Achaz 


bei Wasserburg am Inn. 


Eine kleine Viertelstunde von dem freundlichen 
‚Städtchen Wasserburg entfernt, liegt in südlicher Rich- 
tung dicht an der nach Salzburg führenden Strasse, welche 
sich an dem das rechte Ufer des Inn bekränzenden Berg- 


zuge hinaufschlängelt, 


das Mineralwasser St. Achaz, so 


genannt nach einer früher dort gestandenen, dem heiligen 


Achaz (Achatius) geweihten: Kapelle. 


| Die Mächtigkeit der Quelle ist sehr bedeutend, nach 
Wittsteins vorgenommener Messung liefert nämlich die 


Quelle in 24 Stunden 2160 Kubikfuss 


—— 
—— 


851 Eimer 


— 95712 Pfund — 21048 Maass — 53592 Liter Wasser. 
Nach Wittstein’s chemischer Untersuchung zeigt 


‚das Wasser folgende Constitution: 


In 16 Unzen. 

Schwefelsaures Kali ............. 0,027989 Grm. 
Natran.. sl. 0, 067905 „ 
Phosphorsaures DNaIrOn.. u anne 0.010665 ” 

BBESEBLER: Natron: 2... ce nennen Spuren 

Phlorselrium..., uecscsasessnee 0,019986 „ 
- Doppelt-kohlens. Natron ......... 0,072146 „ 
# ® Ammoniumoxyd . 0,034289 „ 
R 5 Kalk? „se. he 3,188 (20: 5 
& 4.3, Magnesiai .. ..... 0,76097  „ 
5 Eisenoydul...... 0,008224 „ 
Freie Kohlensäure .... 202.0... 1,378222.7", 
u + Kieselsäuresc sn 2 zen 0,095312 , 
 Stickstoffhaltige organ. Substanz . 0,625000 5 


RR RE 


i (Witsttein's Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft 4.) 


‚ Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hft. 


In 1000 Th. 


0,003644 Th. 


0,008842 
0.001388 
Spuren 
0,002602 
0,009394 
0,004465 
0,414811 
0,099081 
0,001071 
0,179065 
0,012412 
0,081380 


n 
BJ 


SS S3333 33% 


B. 


12 


Summe 6,281435 Grm. 0,817895 Th. 


Een N ST re RE ar, ER E a KE IE 
M 4 = EEE Ye er # 
2 2 Er ToR R 


178 ER. Verhalten der Be Säure. 


Das Mineralwasser von Czigelka i in Ungarn. 


Die jodhaltige muriatisch - alkalische Ludwigsquelle | 
zu Czigelka bei Eperies in Ungarn enthält nach einer 
vom Professor Dr. E.v. Koväcs unternommenen Analyse 
des versendeten Wassers folgende Bestandtheile in einem 
Pfunde zu 32 Loth in Wiener Granen: 


Schwefelsaures Natron ......z.se2sr00.. 0,0967 
Ehloynatrium .....2... 020 Eee 30,3521 
dodnättlum N re 0,1989 
Borsaures :Natron: . 4... 0.00 „new unslen 3,1334 
Doppelt-kohlensaures Natron ........... 83,0254 
> & Kalkerde ......... 1,3240 
cc L, Magnesia ......... 1,8731 
Eisenoxydul ...... 0,3855 

Basisch phosphorsaure Thonerde ....... 0,0238 
Kieselsaure - 1....n 20 HR 0,3525 


WIUOr 22422. Br Eee Spuren 
Summe... 120,7654 
Freie Kohlensäure im versendeten Wasser 28,7000 


Dieser Nachweis von der Reichhaltigkeit an heil- 
kräftigen Bestandtheilen in qualitativer und quantitativer. 
Beziehung zeigt zur Genüge, dass diese jodhaltige Lud- 
wigsquelle grosse Beachtung verdient. ( Wittstein’s Vier- 
teljahrsschr. 1863. 3.) \ 


Verhalten der schwefligen Säure. 
Wird nach Wöhler’s Beobachtungen mit schwefli- 


ger Säure gesättigtes Wasser in einem zugeschmolzenen 
Glasrohr längere Zeit bis zu 2000 erhitzt, so zerfällt die 
Säure in Schwefelsäure und in Schwefel, der sich in ge- 
schmolzenen Tropfen abscheidet. Ist zugleich ein Metall 
gegenwärtig, so entsteht Schwefelmetall.e. Unterschwefel- 
säure bildet sich nicht. (Annalen der Chem. nei Pharm. 
CXXIV. 128.) G. 


Mittel künstliche Färbungen des Johannisbeersyrups 
zu erkennen, und die Natur des unter diesen 
Namen verkauften Productes ; ; 

von Gaultier de Claubry. | 
Die Syrupfabrikation hat seit einigen Jahren eine 
enorme Ausdehnung gewonnen, und täglich kommen in 


diesem Fache Verfälschungen vor. Man hat nicht nur. 
durch verschiedene Mittel die Farbe erhöht, sondern | es 


Rip 


a 


Künstliche Färbungen des Johannisbeersyrups etc. 179 


TE u er rn er a 
N et N PERL 
- 7 4 4 N : ‚ [zZ 


ae FE . N}. 2 
ER EEE { a eh“ x 
N - Fu 


sind Syrupe vorgekommen, die nur so viel des eigentlichen 


Fruchtsaftes enthielten, dass der ihm eigenthümliche Ge- 


ruch bewahrt blieb, sogar einige, die nur aus Weinstein- 
säure und verschiedenen F'arbenmaterialien bestanden. 


Besonders bediente man sich zur Prüfung der Syrupe 


bei Visitationen der Fabrikanten und Krämer des Kalis 


#der des Ammoniaks, und, obgleich die Farbe schon Re 


Mischungen argwöhren lässt, wofern nicht die Reagentien 
durch Farbenveränderung in Violet Orseille anzeigen, so 
entgingen doch die Kunstproducte der Beschlagnahme. 


Um den Verfälschungen auf die Spur zu kommen, 
hat Gaultier de Claubry mehrere reine Johannis- 


beersyrupe, die nur mehr oder weniger in der Lebhaf- 


tigkeit der Farbe varıirten, als Norm genommen, fügte 
diesen verschiedene färbende Stoffe zu und präpa- 
rirte sich auch den im Handel vorkommenden Syrupen 


analoge aus Weinsteinsäure und eben denselben Farben- 


materialien. Mit allen stellte er vergleichende Versuche 


‚an und überzeugte sich, dass die natürliche Farbe des 


Johannisbeersyrupes die Reactionen nicht hindert, so dass 
man immer dem Syrup zugesetzte färbende Stoffe entdecken 
kann. Er wählte zu seinen Reactionen: Provinzrosen, 
blasse und schwarze Stockrosen, mit welchen sich die 
Syrupsfabrikanten in grossen Mengen versehen, Klatsch- 


rosen, Päonien, Blätter von rothem Weine, Granatblüthen, 


Hollunderbeerensaft, Kirschsaft, Orseilleextraet und ein 
unter dem Namen „Üolorant“ bekanntes Product, von der 
Kräuterfrau Soupe angefertigt. 


Es könnten sich die Fabrikanten auch versucht füh- 
len, dieim Handel häufig vorkommenden Farbstoffe Indisin 


und Fuchsin anzuwenden, möchten sich jedoch dadurch 


einer bedeutenden Gefahr aussetzen. 


Die Resultate der Untersuchungen sind in der auf 


Seite 180 — 181 folgenden Tabelle enthalten. 


Man kann auch den Johannisbeersyrup mit dem Safte & E 
der Kermesbeeren färben, dieser wird nach Braconnot 


leicht durch die schön gelben Farben erkannt, welche 
durch Alkalien entstehen. 


12*. 


RT ET 
SE 


_ Künstliche Fürdnngen es honig ete.. I 2 “ 


© r Johannis-| Provinz- Er: R Sahrarse Kla ts ch- Bu: 4 
BRagennon, beersyrup.| rosen. ‚rosen. Päonie " 
sen, sen. Be 
_ Ammoniak grauviolet | schön grün, dann|graugrün-| grauro- | hellholz- 
| grüngelb gelb lich : | senroth | farben 
werdend 
Kali grau- |grau, dann|grün, dann] blaugrün | grau- |hellholz- 
|rosenroth | gelb gelb grünlich farben 
Alaun nichts nichts | schwach | purpur- | nichts | nichts 
orange- violet RR 
roth 
Schwefelsaures nichts |graugrün-; nichts violet nichts holz- 
Eisenoxydul ‚ lich farben 
Schwefelsaures | nichts |braungelb| dunkel- | röthlich- |schmutz. | gelblich- 
 Eisenoxyd holzfarben holzfarben | orange- | grün 
| roth | 
Eisenchlorid nichts |braungelb| dunkel- | rothholz- | orange- | grauro- 
holzfarben) farben roth | senroth 
Zinnchlorür nichts nichts nichts |kirschroth| nichts nichts : 
Zinnchlorid Johannis- | orange- nichts |Johannis- |) nichts | nichts 
beerroth roth beerroth | | 2 
Schwefelsaures | die Farbe | orange- nichts violet nichts | nichts 
Kupferoxyd: |  ver- gelb | | 
schwindet | | 
. Schwefelsaures | dieFarbe | schön hellgrau viol&t | grauro- | grau- 
 Kupferoxyd- ver- |grau, dann senroth | grünlich 
Ammoniak schwindet gelb 
Kupferchlorid grau- violet nichts nichts nichts | nichts 
We rosenroth R: 
Kupferchlorid-. | blaugrau |grau, dann) Myrthen- | violet |blaugrau| schmutz 
Ammoniak gelb grün grün 
Chromsaures orange orauge- | orange- |olivenfar- nichts holz- 
Kali roth gelb big farben 
BSaures chrom- | orange orange- | orange- | orange- | nichts holz- 
saures Kali roth gelb roth : farben 


De 


or: 
* 


er Ru 
& Mo 


Blätter - J 


| | Saftvon | . U 
von Granat- ERROR rain, Fuchsin. [Hollunder- Beh 
zothem blüthen, | extraet. |(Soupe). syrup. saft. 

beeren. 
g E> | miss- | violet | violet nichts 'Entfär- grünlich- ne “ 
1 n gelb farbig bung gelb big | big 


miss- | violet | violet | röth- Entfär- grünlich- lolivenfar-| holzfar- 
% farbig lich- | bung gelb big big 
r % blau 
nichts | holz- | nichts | nichts | nichts | nichts nichts violet 
farben 


% 
holz- röthlich | nichts | nichts | nichts |nichts | nichts nichts nichts 
farben holz- 


3 ‚| farben 
dunkel- | grün- |nichts nichts | nichts |nichts | dunkel- | nichts Farbe 
"holz- | gelblich 'holzfarben der Wein- 
‚farben hefe - 
nichts | oliven- | nichts | nichts | nichts nichts | dunkel- | nichts | holz- 
@ farbig holzfarben farben 
nichts nichts | nichts | nichts | gelb |nichts | dunkel- nichts |: violet 
be . !holzfarben 
4 » ” | * . * 
| nichts nichts | nichts nichts | nichts nichts | orange- | nichts | violet 
9 | roth | 
E | | 2 
"nichts holz- | holz- violet nichts nichts | orange- | nichts | Farbe 
IE farben farben | roth der Wein- 
% 2 h ; hefe 
‚chmutz.-| grau- | nichts | nichts | nichts | nichts | dunkel- graugrün nichts 
grün |rosenroth holzfarben 
‚nichts nichts | violet | violet | nichts | nichts | nichts nichts grau 
laugrün graugrün| blau- | blau- | nichts | nichts | dunkel- blaugrün| blau 
N grün | grün holzfarben | 
M m 
holz- | orange- | nichts | nichts | oran- | nichts schmutzig-| nichts | gelbroth % 
farben roth 'geroth orange- | ne: 
IE roth 

orange- | nichts |nichts oran- | nichts schmutzig-| nichts holz- | 

roth geroth orange- farben 


roth 


RT TR A ek Dt ser N HE de DV VERBRE IENEE AT RE A, 
Kar Fa . - ER VERIEER, ne FEAER Er En in 
v2 ; SEE DR FR RER ENT = W 


182 N Fortpflanzung der Infusionsthierchen. 


en Ueber die Methode der Untersuchung wird angege- | 
ben: man verdünnt den zu untersuchenden Saft mit dem 


3 — 4fachen Volumen Wasser und beschränkt sich zunächst 
auf die Reagentien Ammoniak, Kali, Eisenchlorür oder 
schwefels. Eisenoxyd, Kupferchloridammoniak. Die Farben- 
- veränderungen lassen nach derTabelle die Verfälschungen er- 


mitteln. Handelt es sich darum, als Experte einen Ausspruch 


 zuthun, so muss man sich über Alles vergewissern, was die 
Tabelle bietet. Im letzten Falle fällt man den verdünn- 
ten Syrup mit einem geringen Ueberschuss von Bleizucker, 


' fAiltrirt, wäscht aus und zersetzt den im Wasser vertheil- 


ten Niederschlag durch Schwefelwasserstoffgas. Das zur 
Austreibung des Gases erhitzte, dann concentrirte Filtrat 
wird auf Citronensäure geprüft, wenn nur die Farbe des 
Johannisbeersyrups durch Zusätze erhöht war; auf Citro- 
nensäure und Weinsteinsäure, wenn letztere dem Syrup 
zugesetzt war; auf Weinsteinsäure allein, wenn der ganze 
 Syrup als Kunstproduct sich erwiesen hatte. 


‚Das Gesagte bezieht sich auch auf den Kirschsyrup, 


auf Confitüren aus Johannisbeeren und Kirschen, so wie auf 


alle künstlich gefärbten Syrupe. (L’union pharmaceutigque). 
| keich. 


Fortpflanzung der Infusionsthierchen. 


Nach den Untersuchungen von Balbiani, welche- 
mit dem Preise für 1862 gekrönt wurden, pflanzen sich 
die Infusorien durch sexuelle Generation (geschlecht- 
liche Zeugung) fort und macken in dieser Beziehung keine 
- Ausnahme von dem allgemeinen Gesetze, welches die 
Reproduction der übrigen Reihen der organisirten Wesen 

regelt. 

Als Beispiel diene Paramecium bursaria ( Loxodes 
bursaria Ehrenberg).. Nimmt man diese Paramecien aus 


den Pfützen, in denen sie leben, und bringt sie mit Pflan- ° 


zentheilen, von denen sie sich nähren, in Gefässe, so zer- 


theilen. sich diese Fflanzentheile bald und bilden eine 


Infusion, welche zur Nahrung der Paramecien tauglich ist. 
Unter dem Einfluss dieser reichlichen Nahrung vermehren 
sich die Paramecien durch Spaltung (Theilung, scission) 
mit wunderbarer Raschheit. Jedes Thierchen theilt sich 
in zwei, darauf jede Hälfte abermals in zwei Theile und 
so fort bis ins Unzählbare. 

Während dieser Fortpflanzung durch Theilung 
(generation par division) functioniren die Geschlechtsorgane 


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Fortpflanzung der Infusionsthierchen. 183 


des Iufusoriums, Kern oder Kernchen (noyeau et nucleole, 
nucleus und nucleolus) nicht, siesind im Ruhezustande. 
Im Augenblicke der Spaltung des Infusoriums theilen sich 
jedoch der Kern und dasKernchen, welche den Eier- 
‚stock (ovarium) und Hoden (testicule) darstellen, in der 
Weise, dass jedes neue Thierchen die Hälfte davon erhält. 
Diese Vermehrung durch Spaltgeburt (scissiparit£) 
kann verschieden lange dauern; aber sei es nun, dass 
man diese Vermehrung durch Seissiparität als einfaches 
Wachsthum ansieht, was an seiner Grenze angelangt ist, 
sei es dass man eine Analogie mit dem Generations- 
wechsel annimmt, immer kommt ein Zeitpunct, bei 
welchem die Scissiparität erschöpft ist. (Vielleicht in 
Folge des Mangels an passender Nahrung. Ludwig). 

Alsdann erscheinen die Paramecien der letzten Thei- 
lung wie verschmachtend (languissantes), kleiner im Um- 
fang und suchen sich alle innerhalb eines oder zweier Tage 
zu verkuppeln. Die Verkuppelung (accouplement) ge- 
schieht so, dass die Mundöffnungen an einander gela- 
gert sind. - 

Nur in diesem Augenblicke beginnt die Brunst (le rut) 
oder der Zustand, in welchem die Zeugungorgane in Thä- 
tigkeit gerathen (letat de function des organes genitaux). _ 

Von Anfang der Verkuppelung an beobachtet man 
nach wıd nach in dem Kerne Aenderungen im Ansehen 
und Volumen; er theilt sich, zerfällt in Bruchstücke und 
man bemerkt vollständig ausgebildete Eier, die dieselbe 
Fundamentalzusammensetzung zeigen wie die der andern 
Thiere. Nach 2 bis 6 Tagen ist der Kern des Infusoriums 
unter den Augen des Beobachters zu einem wahren 
Eierstock geworden. Diesen parallel erleidet auch das 
Kernchen, der Nucleolus, Veränderungen; es vergrössert 
sein Volumen und aufKosten der körnigen Masse, welche 
es enthält, bildet sich das charakterische Product der 
Testikel, Samenthierchen (Spermatozoides).. Die Eier 
werden alsdann durch einen Austausch der Samenflüssig- 
keit befruchtet. 

Diese Infusionsthierchen sind also vollständige Zwitter 
(hermaphrodites), dessen ungeachtet sind immer zwei 
Individuen zur Befruchtung nöthig und dienen sich gegen- 
seitig sowohl als Männchen und Weibchen. Nach der Ver- 
kuppelung werden die Eier in die Flüssigkeit gelegt und 
der Zeugungsact ist beendigt. (Compt. rend. 29. Decbr. 
1862. p. 965.) H. Ludwig. 


u sr — 


| 184° 


III. Literatur und Kritik. 


Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und ver- 
wandter Theile anderer Wissenschaften, von Her- 


mann Kopp und Heinrich Wille Für 1861. 
Zweite Hälfte. Giessen, J. Ricker'sche Buchhand- 


lung. 1862. 


Indem wir uns auf die Anzeige im Archiv, CXIV. pag. 85 be- 
ziehen, in welcher wir das Erscheinen der ersten Hälfte des Jah- 
resberichts pro 1861 meldeten, bemerken wir, dass durch längere 
Krankheit des Dr. Hallwachs, der die Redaction übernommen 
hat, die Ausgabe der jetzt vorliegenden zweiten Hälfte des Berichts 
verzögert ist. Durch diese Verzögerung hat der Bericht indessen 


keineswegs an Umfang und Bedeutung verloren, und wir müssen 


mit besonderer Befriedigung auf den die organische Chemie betref- 
fenden Abschnitt blicken. Nicht minder erfreulich ist ein Blick 
auf die Leistungen in der technischen Chemie, und sind hier be- 


sonders die die Anilinfarben betreffenden Mittheilungen höchst be- 


friedigend zusammengenstellt, wie denn überhaupt nirgends in dem 
Berichte der ordnende Geist vermisst wird, der die neuen Ent- 
deekungen und Forschungen der Wissenschaft und dem Leben 
gewinnbringend macht. Mit Sorgfalt sind auch die von Professor 


Knop herrührenden Berichte über Mineralogie und chemische 


Geologie verfasst und dem Ganzen Autoren- und Sachregister bei- 
gefügt, die nichts zu wünschen übrig lassen und den Werth, wie 


der früheren Jahrgänge, so auch dieses Jahrgangs bedeutend er- 


höhen, der fast 80 Bogen umfasst. 


Wenn es zu bedauern ist, dass der Jahresbericht über die. 


Fortschritte der Chemie für das Jahr 1861 so spät erst hat erschei- 
nen können, so erfordern doch die hindernden Umstände eine bil- 
-lige Rücksicht und entschuldigen es hinlänglich, dass die zweite 


Hälfte des Jahresberichts erst am 8. Mai 1863 hat ausgegeben wer- 


den können. Das Erscheinen des Jahresberichts für das Jahr 1862 


in seiner ganzen Vollständigkeit wird für das laufende Jahr (1863) 
mit Bestimmtheit verheissen und so die Fortsetzung der Berichte 


garantirt, die einen unschätzbaren Werth haben und deren An- 


schaffung wir, wie allen Chemikern, so vor Allen den Pharmaceu- 


ten dringend empfehlen. 
Dr. Geiseler. 


ee 


Anweisung zur Prüfung chemischer Arzneimittel, als Leit- 
faden bei Visitationen der Apotheken, wie bei Prü- 
fung chemisch-pharmaceutischer Präparate überhaupt 
von Adolf Duflos, Dr. der Philosophie und Medi- 


- 


I 


Be 


Dieratw =  “ 185 


- ein, ordentlichem öffentlichem Lehrer an der Univer- 
sität zu Breslau. Zweite umgearbeitete und ver- 
mehrte Auflage. Breslau, Verlag von Ferdinand Hirt, 
Königl. Universitäts-Buchhändler. 1862. 


Der Werth der Duflos’schen pharmaceutischen Schriften ist 
bereits so allgemein anerkannt, dass eine Anpreisung derselben 
überflüssig erscheint. Indessen verdient das vorstehend bezeich- 
nete Buch wegen seiner grossen Brauchbarkeit eine ganz beson- 
ders warme Empfehlung, denn es giebt nicht nur die zweckmäs- 
sigsten Prüfungsmethoden chemischer Arzneimittel an, sondern 
nimmt auch auf Umstände Rücksicht, die in der Praxis nament- 
lich bei Apothekenvisitationen leider oft unbeachtet bleiben. In 
vielen Fällen üben die Mengen der der Prüfung zu unterwerfen- 
den Stoffe, die Grade der Verdünnung, die Zeiträume der Beob- 
achtung u.s.w. einen bedeutenden Einfluss auf die Resultate aus, 
Bestimmungen dieser Art fehlen aber in dem vorliegenden Buche 
. nirgends und machen dasselbe brauchbar auch für alle Diejenigen, 
die in chemischen Arbeiten weniger geübt sind. So kann es sich, 
wie auch in der Vorrede angeführt ist, z.B. ereignen, dass eine 
Phosphorsäure als untauglich gerügt wird, wovon etwa 1 Drachme 
mit einigen Tropfen verdünnter Chlorbaryumlösung versetzt, nach 
einiger Zeit eine schwache Opalisirung wahrnehmen lässt, also 
möglicher Weise eine unbedeutende Spur Schwefelsäure enthält, 
während eine andere Phosphorsäure, welche diese Reaction. nicht 
zeigt und wovon auch 1 Drachme beim unmittelbaren Vermischen 
mit Schwefelwasserstoffwasser keine gelbliche Färbung annimmt, 
als tauglich gilt, obwohl, wenn 1 Unze der letzten Säure mit dem 
doppelten Volum Schwefelwasserstoffwasser versetzt und lose be- 
deckt längere Zeit hingesteilt worden wäre, dieselbe einen deut- 
lichen ÄArsengehalt zu erkennen gegeben haben würde. Man er- 
kennt hieraus die Wichtigkeit näherer und genauerer Bestimmun- 
gen. bei der Prüfung der Arzneistoffe. Aber der Verf. hat auch 
nur solche Erkennungs- und Prüfungsmethoden aufgenommen, welche 
den geringsten Aufwand an Zeit und Mitteln erfordern und doch 
den Zwecken, um deren willen sie unternommen werden, vollkom- 
men entsprechen. In dieser Beziehung will ich hier nur die be- 
kannte Feststellung des Cyangehalts in der Agua Amygdal. amarar. 
durch den Verbrauch an Silbernitrat und die Ermittelung von Sal- 
peter in Kali carbonicum durch Indigolösung anführen. 


Die chemischen Arzneimittel, deren Prüfungsweisen das Buch 
enthält, sind alphabetisch nach ihren lateinischen Namen geordnet 


und zwar entsprechend der Nomenclatur der sechsten Ausgabe der 
Preussischen Pharmakopöe mit ihren chemischen Formeln, bei de- 
nen H —=1 gesetzt ist. Die aufgeführten charakteristischen Kenn- 
zeichen der Präparate folgen in besonderen Abtheilungen, die ver- 
schiedenen Reactionen bei den bestimmt angegebenen Verunreini- 
gungen oder Verfälschungen, und häufig sind da, wo dies über- 
haupt nöthig ist, Anmerkungen beigegeben, theils zur Erläuterung 


der Reactionen, theils zur Anleitung, die Mittel zu reinigen oder 


rein und leicht darzustellen. Beispielsweise sei hier auf die Prü- 
fungsweise des Chlorwassers auf seinen Chlorgehalt mittelst Jod- 
kaliums und unterschwefligsauren Natrons, so wie auf die Reini- 
gung des concentrirten Essigs hingewiesen. 


Man könnte es bedauern, dass das Buch vor der Herausgabe 


186 Er Literatur. 


der siebenten Auflage der Preussischen Pharmakopöe erschienen 


ist, es wird dadurch aber keine Mangelhaftigkeit bedingt, indem 


die Verschiedenheit der Nomenclatur für Pharmaceuten bedeu- 
tungslos ist, und indem kein chemisch -pharmaceutisches Arznei- 


mittel der siebenten Auflage der Preussischen Pharmakopöe fehlt, 
ja sogar eine grosse und lange Reihe solcher abgehandelt ist, die 
in a siebenten Auflage der Preuss. Pharmakopöe nicht enthalten 
sind. 

 —- Ausser sämmtlichen in der 7ten Auflage der Preuss. Phar- 
makopöe aufgeführten chemisch - pharmaceutischen Arzneimitteln 
enthält das Buch noch folgende: Acidum borieum, Acid. hydro- 
ceyanatum, Acid. eitricum, Acid. formieum, Acid. lacticum, Acid. 
stibicum, Acid. valerianicum, Aconitin, Aether anaestheticus Ara- 
niil, Alloxan, Alumina, Amygdalin, Amylen, Aqua Magnesiae car- 


bonicae, Atropinum, Atrop. valerianicum, Baryum chloratum, Bis- 


muthum valerianicum, Brucinum, Cadmium, Cadmium sulfuricum, 
Calcaria hypophosphorica, Calec. sulfurica, Cale. stibiato -sulfurata, 


Caleium chloratum, Caleium sulfuratum, Chinium, Chinium hydro- : 


chloratum, Chiniurm valerianieum, Cinchonium, Cinch. hydrochlo- 
ratum, Codeinum, Colchieinum, Coniinum, Digitalin, Ferro-Kalium 
ceyanatum flavum, Ferrum jodatum saccharatum, Ferrum oxydato- 
oxydulatum, Ferrum oxydato oxydulatum arseniecicum, Ferrum phos- 
phoricum, Ferrum reductum, Hydrargyrum cyanatum, Hpydrarg. 
oxydulatum aceticum, Hydrarg. oxydulatum nigrum, Hydrarg. et 
Stibium sulfurata, Indicum, Kali pieronitrieum, Kali stibicum, Ka- 
lium bromatum, Kalium cyanatum, Lapis calaminaris, Liquor Am- 


monii benzoici, Lig. Ammon. carbonici, Lig. Ammon. pyro-oleosi, 
Lig. Ferri oxydati sulfuriei, Lig. Ferro-Natri phosphorici, Lig. hol- 


landieus, Lig. Stibii chlorati, Magnesia eitrica, Magn. tartarica, 
Morphium, Morph. aceticum, Natrium chloratum, Natrum chlora- 
tum, Natrum chloricum, Natrum choleimiecum, Natrum hypophos- 
phorosum, Natrum nitricum, Natrum pyrophosphoricum, Natrum 
santonicum, Natrum subsulfurosum, Nicotinum, Nihilum album, 
Oxalium, Spiritus Aetheris acetiei, Spir. Aeth. chlorati, Spir. Aeth. 


I 


nitrosi, Spir. Ammoniaei eaustiei Dzondii, Spir. pyro-aceticus (Ace- 


ton), Stibio-Caleium sulfuratum, Stibio-Natrium sulfuratum, Stibium 


sulfuratum rubeum, Strychnium, Urea, Zincum eyanatum, Zineum 


ferro-eyanatum. 
Diese Reichhaltigkeit des Inhalts lässt die Brauchbarkeit des 
Buches für alle deutschen Pharmaceuten, welehe Landes-Pharma- 


kopöe auch ihr Gesetzbuch sei, leicht erkennen, namentlich aber 


dürfen die Preussischen Pharmaceuten die Anschaffung des Buches 
nicht etwa deshalb scheuen, weil es vor dem Erscheinen der sie- 
benten Auflage ihrer Landes-Pharmakopöe geschrieben ist; es ge- 


nügt nicht nur ihren Ansprüchen, sondern gewährt noch viel mehr. 


Das Buch entspricht dem Zwecke, zu dem es geschrieben ist, so 
vollständig, nach allen Seiten hin, dass wir dasselbe zur Anschaf- 
fung allen Pharmaceuten empfehlen zu müssen glaubeu. 


Dr. Geiseler. 


Führer in das Reich der deutschen Pflanzen. Eine leicht 
verständliche Anleitung, die in Deutschland wild- 


wachsenden und häufig angebauten Gefässpflanzen 


schnell und sicher zu bestimmen, von Dr. Moritz 


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— Willkomm, Professor der Naturgeschichte an der 
Y Königl. Akademie für Forst- und Landwirthe zu Tha- 
% rand. Mit 7 lith. Tafeln und 645 in den Text ein- 
; gedruckten Holzschnitten und Zeichnungen des Ver- 
fassers. Leipzig, Hermann Mendelson. 1863. 


Die vorliegende Schrift ist eine Bearbeitung der deutschen 
Flora, wie wir bis jetzt noch keine besitzen, und im Interesse der 
Wissenschaft war es von Wichtigkeit, dass der berühmte Rei- 
sende der pyrenäischen Halbinsel und Bearbeiter der ınediter- 
ranen Flora sich dieser Aufgabe unterzogen und nach meistens 
‚sebstständigen Anschauungen, wie wohl Wenige, durchgeführt hat. 
Der bescheidene Verfasser nennt das Buch einfach „Führer in das 
Reich der deutschen Pflanzen“; nach Durchsicht desselben sind wir 
‚der Ansicht, dass das Werk in kurzen, aber scharf wissenschaftlich 
begrenzten Umrissen ein dem Zweck entsprechendes Handbuch der 
‚Botanik und eine vollständige Flora von Deutschland enthält. 


h In dem Vorworte bespricht der Verf. die Begrenzung seines 
‚Florengebiets, indem er bemerkt, dass die Begrenzung eines sol- 
chen, im Innern eines Continents gelegenen Ländercomplexes immer 
‚sehr schwierig sei, wenn man sich nicht streng an politische Grenzen 
"binden will; aber bei einer umfassenden Flora müssten doch noth- 
wendig möglichst natürliche Grenzen gesucht und gezogen werden. 
Der Verf. hat nun diese Grenzen für seine Flora gegen Norden 
in den Küsten der Ost- und Nordsee und gegen Süden in dem 
$Südabhange der deutschen Alpen gefunden und diesen in. dem 
Buche Rechnung getragen. Der Führer bewegt sich demnach in 
den Grenzen eines fast rein deutschen Gebiets, obwohl der Verf. 
das ganze Elsass (da die Vogesen im Westen die natürlichen Gren- 
zen zwischen der deutschen und der französischen Flor bilden), 
die ganze Provinz Preussen, einen Theil von Posen, dann ferner 
ausser Holstein auch noch ganz Schleswig und einen Theil von 
"Belgien in dieses Florengebiet gezogen hat. Ausgeschlossen wur- - 
den die ganze Schweiz, das ganze Österreichische Littorale des 
adriatischen Meeres und alle übrigen nichtdeutschen Kronländer 
des Österreichischen Kaiserstaats, für welche Abrundung der Verf. 
seine Gründe entwickelt. 


Bei Bearbeitung des Führers hat der Verf. vorzugsweise die 
elassischen Werke von Koch und Reichenbach, dann Garke’s 
Flora von Nord- und Mitteldeutschland, 2. Aufl. Berlin 1851, Gre-. 
nier und Godron, Flore de France, Paris 1848—1855, und Maly, 
Flora von Deutschland, Wien 1860 etc. benutzt. 

Um einen Ueberblick der in dem Buche abgehandelten Ge- 
genstände zu erhalten, folgt hier die Einleitung. | 
I. Die Pflanze und ihre Theile. 1) Wurzel. 2) Achse. 3) Knospe. 
4) Blätter. 5) Blüthe. 6) Frucht und 7) Samen. 

II. Alphabetische Aufzählung der erklärungsbedürftigen Kunst- 
ausdrücke. - 

_ 1. Systemkunde und Pflanzenbeschreibung. Uebersicht der 
Ben des Linne’schen Systems und Uebersicht des natürlichen 
Systems. 

- IV. Kurze Anleitung zum Gebrauche des Buches‘oder zum Be- 
stimmen der Pflanzen. Erklärung der in den folgenden Tabellen 
gebrauchten Abkürzungen und Zeichen, wie auch eine Anleitung 
zur Anlegung eines Herbariums. 


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1 | Literatur. 3 


A. Tabellen zum Bestimmen der Gattungen. 1) Sporenpflan- 
zen. 2) Samenpflanzen. | RE BEL 
 B. Tabellen zum Bestimmen der Arten. 1.Abth. Sporenpflan- 
zen (Kryptogamen). 2. Abth. Samenpflanzen (Phanerogamen). 
Die Einleitung giebt nun eine populäre, doch wissenschaftlich 
' gehaltene Beschreibung der Pflanze im Allgemeinen in allen ihren 
Theilen und Vorgängen, von dem Keimen des Samens bis zur 
Frucht (Samenreife). Pag. 19 sind die botanischen Kunstausdrücke 
kurz, aber vollständig und in jeder Beziehung fasslich erklärt. 
Pag. 45 handelt der Verf. die Systemkunde ab und giebt eine 
Uebersicht der Hauptabtheilungen des in dem Buche benutzten 
Systems. 
I. Sporenpflanzen (Sporophyta), von welchen nur die Ge- 
fäss-Kryptogamen beschrieben. II. Samenpflanzen (Spermato- 
phyta). Diese zerfallen a) in nacktsamige Gewächse (Gymnosper- 
mae), b) in bedecktsamige Gewächse (Angiospermae), und sind in 
3 Classen getheilt,, nämlich Gymnospermae, Monocotyledonae und 
Dicotyledonae und bei jeder Classe sind Unterelassen und die Fa- 
milien untergebracht. 
Pag. 50 sind praktische Anleitungen zum Bestimmen der Pflan- 
zen und zur Anlegung eines Herbars gegeben; mit Recht sagt der 
Verf. u.A.: um eine Pflanze sicher bestimmen zu können, ist es‘ 
nothwendig, dass man vollständige Exemplare hat, Gräser und Kräu- 
ter sind mit der Wurzel auszuheben, bei den Holzgewächsen sind 
die Blätter und blüthentragenden Zweige einzulegen, denn abge-_ 
rissene Exemplare seien zum Bestimmen nichts werth. Nun folgen 

Anleitungen zum Sammeln und Trocknen der Pflanzen. Nach den 
Erfahrungen des Verf. soll sich geleimtes Papier zum Einlegen 
und Trocknen meistens besser eignen, als ungeleimtes Druck- 
papier; sie sollen in ersterem leichter trocknen und ihre natürliche 
Farbe erhalten, als in dem letzteren, und nur bei saftigen Pflan- 
zen, Orchideen, Crassulaceen, müsste man ungeleimtes Papier zum 
Trocknen anwenden. 

. Dieses stimmt nicht ganz mit den Erfahrungen des Referenten 
überein, indem ihm das Trocknen fast aller phanerogamischen 
Pflanzen in ungeleimtem Druckpapier immer besser gelang, als in 
Schreibpapier, man muss aber, wenn man die Pflanzen schön haben 
will, das Papier besonders im Anfange öfters wechseln und zuletzt 
mit etwas erwärmtem Papier operiren. Saftige Pflanzen werden am 
schönsten und haltbarsten, wenn man sie bei wechselnden Papier- 
lagen mit einem heissen Glätteisen trocken macht. Referent hat 
auf diese Weise getrocknete Orchideen und Crassulaceen, welche 
sich über 30 Jahre im Herbarium gut erhalten haben. i 

Es soll aber hierdurch nicht behauptet werden, dass geleimtes 
Papier zum Trocknen der Pflanzen ganz zu verwerfen ist, indem‘ 
dasselbe in vielen Fällen, besonders bei grasartigen und mehr trock- 
nen Pflanzen, wohl eben so zweckmässig ist; nur wollte Referent 
bemerken, dass bei den vielen Tausenden Pflanzen, die er getrock- 
net, ihm das ungeleimte Papier meistens günstigere Resultate ge- 
liefert hat. Bi 

Will man ein schönes und haltbares Herbar haben, was deı 
Anforderungen der Wissenschaft entsprechen soll, so lege man voll- 
ständige und gut.getrocknete Exemplare hinein und sorge für ein 
ziemlich grosses Papierformat; Referent hat die Erfahrung gemacht, 
dass starkes ungeleimtes Papier auch zur Aufbewahrung im Her- 
bar zweckmässiger ist, als geleimtes Schreibpapier, man mache nur 

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die Päcke nicht zu diek und umschliesse dieselbe 2mal kreuzweise 
_ mit Bindfaden, so dass die Ränder möglichst aneinander schliessen 
und stelle sie dann in Mappen in einem verschlossenen Schranke 
- an einem etwas luftigen Orte auf. Referent gebraucht aber noch 
- die Vorsicht, alle eingetauchte oder angekaufte Pflanzen für's Her- 
- bar einer sogenannten Quarantaine zu unterwerfen, um sich zu ver- 
gewissern, ob darin schon Insekten vorhanden sind; denn ohne 
_ diese Vorsicht kann ein ganzes Herbar zu Grunde gehen und ist 
auch schon manches unbrauchbar geworden. 
Y Der Verf. schlägt als ein gutes Präservativmittel vor, in jedes 
Packet ein getrocknetes Exemplar von Melilotus coerulea zu legen, 
deren Geruch die Insekten abhalten soll; dann fleissiger Gebrauch 
des Herbars und bei schon inficirten Pflanzenpacketen Backofen- 
wärme oder in einem Blechkasten Schwefelalkohol auf sie einwir- 
ken zu lassen etc. 


Pag. 57. A. Tabellen zur Bestimmung der Pflanzengattungen. 
‚Von den 813 aufgeführten Gattungen gehören 24 den Sporenptlan-. 
zen und die übrigen 789 den Samenpflanzen an. Diese Gattungen 
hat der Verf. nach eigener Ansicht geordnet und nach einer leicht 
"fasslichen analytischen Methode in jeder Beziehung ausreichend 
"beschrieben und die wichtigsten Charaktere mit 115 in den Text 
 eingedruckten Figuren versinnlicht. 

Pag. 145. B. Tabellen zur Bestimmung der Arten, welche den 
grössten Theil des Werkes bis pag. 672. einnehmen. Es sind hier 
3406 deutsche Pflanzenarten aufgenommen, von welchen 63 zu den 
Gefäss-Kryptogamen und die übrigen zu den Phanerogamen gehö- 
‚ren. Die systematische Anordnung dieses Theiles des Führers ist 
mit Versetzungen von Familien und sonstigen Abweichungen in 
der Hauptsache nach dem De Candolle Systeme in Abtheilungen, 
 Classen, Unterclassen und 145 Familien eingetheilt, mit dem Unter- 
‚schiede, dass der Verf. mit den niedrigsten Pflanzengebilden, den 
"Polypodiaceen R. Br., Osmundaceen R.Br. ete. anfängt und mit 
den Ranunculaceen Juss. und Magnoliaceen DC. endet. 


' Die Arten sind mit kurzen, aber vollständigen, oft von dem 
"Verf. nach der Natur entworfenen Diagnosen versehen und um- 
schrieben; die Hauptcharaktere sind wie bei den Gattungen mit 
529 in den Text des Buches eingedruckten Zeichnungen und Figu- 
ren bildlich dargestellt, welche dem Werke nicht allein einen wis- 
senschaftlichen, sondern auch einen sehr praktischen Werth geben. 
Die Beschreibungen enthalten ferner nur die allerwichtigsten Va- 
rietäten, welche, wie die nur sehr sparsam angegebenen Synonyme, 
‚nach unserer Ansicht bei einem solchen Werke etwas mehr Berück- 
‚sichtigung verdient hätten, da der Verf. dieselbe doch etwas zu 
‚stiefmütterlich behandelt hat; dann folgen Ausdauer, Blüthezeit, 
gewöhnliche Fundorte und eine allgemeine Verbreitungssphäre, näm- 
lich: Süd-, Mittel-, West- und Norddeutschland, Rheingegend und 
die verschiedenen Berg- und Alpenländer von Deutschland. 


In weitere Einzelnheiten des Führers einzugehen, halte ich für 
‚eine Recension nicht geeignet, indem die mehr oder minder genaue 
Bearbeitung des Ganzen sich erst am ersichtlichsten bei dem mehr- 
fachen Gebrauche herausstellen wird. Referent erlaubt sich des- 
wegen nur noch einige Bemerkungen und Berichtigungen hinzu- 
zufügen, welche ihm bei Durchsicht des Buches hin und wieder, 
besonders in Bezug der Rheingegend, aufgefallen sind. 

 Pag.151. Equisetum variegatum Schleich. Wächst nicht allein 


7 in Süddeutschland und in den Teig sondern auch am 


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Harze, in Schlesien und in Preussen. 
| Pag. 168. Elymus arenarius L. Findet sich nicht Elle in 
der Rheinpfalz, sondern auch am Niederrhein bei Cleve. 

Pag. 172. Festuca arenaria Osb. Flugsand an der Ostsee. Ist 
nach Garke s Flora von Nord- und Mitteldeutschland, 1863, nur 
Festuca rubra ß arenaria Osb. _ 

Pag.176. Scleropoa rigida Griesb. Sclerochloa rigida Lk. Fin- 
det sich auch in der Rheingegend bei Aachen und Eupen. 

Pag. 184. Aira uliginosa Weihe. Wächst auch am Niederrhein. 

Pag. 192. Alepecurus utriculatus L. Ist auch an der West- 
grenze von Deutschland im Mosel- und Saarthale zu finden. 

Kar 197. Carex pauciflora Lightf. Wächst auch in der Rhein- 
gegen 

Pag. 209. Carex laevigata Sm. Ist auch am Niederrhein in 
der Flora von Cöln aufgefunden worden. 

Pag. 211. Carex Marssoni Auerswald. Waldsümpfe bei Wol- 
gast. Soll nach Garke’s Flora von Nord- und Mitteldeutschland, 
1863, nur Synonym sein von Carex flava L. 

Pag. 212. Heleocharis multicaulis Koch. Findet sich auch in 
der Gegend von Mühlheim. Flora von Cöln. 

Pag. 213.. Scirpus caespitosus L. Wächst nicht allein in Nord- 
_ deutschland, sondern auch in Mittel- und Westdeutschland. 
| Pag. 216. Er iophorum gracile Koch. Findet sich auch in West- 

deutschland und am Niederrhein. 

Pag. 222. Stratiotes aloides L. Auch am Niederrein bei Cleve: 

Pag. 224. Orchis sambucine L. Auch im südwestlichen Deutsch- 
land in den Nahegegenden. ; 
| Pag. 226. Ophrys aranifera Huds. Findet sich auch in West- 

deutschland in den Rhein- und Moselgegenden. 

Pag. 227. Aceras anthropophora R. Br. Findet sich nicht am 
Niederrhein, sondern am Mittelrhein und an der Westgrenze der 
Obermosel bei Trier. 

Pag. 290. Petasites albus Gaertn. Ist auch in Westdeutsch- 
land Ba Olsdorf, Flora von Trier, aufgefunden worden. 

Pag. 300. Filago negleeta DC. Namur liegt nicht am Nie- 
derrhein, sondern in Belgien an der Maas. 

Pag. 304. Artemisia borealis Polin. Ist für Tyrol neu. Ge-f 
röll an Alpenbächen, Grossglockner ete. 

Pag. 345. Hieracium Hausmanni Rchb. Alpentriften in Tyrol, | 
ist nach Neilreich eine hybride Form von H. Prlosella auran-} 
tiacum Hegetsch u. Heer. | 

Es sind hier an 64 Hieracium-Arten beschrieben, von welchen 
10 für Bastarde erklärt werden. t 

Pag. 365. Campanula patula L. Ist nicht überall in Deutsch-f 
land eine gemeine Pflanze, dieselbe ist u.a. auf der linken Rhein-f 
seite sehr selten. | 

Pag. 370. Galium Wirtgeni Fr. Schltz. Wiesen im Rhein- und | 
Nahethale. Ist als Art aufgenommen. 

Pag. 379. Ledum palustre L. Das Vorkommen dieser Pflanze 
auf Torfmooren der Ebenen und Gebirge als häufig wachsend an- 
zugeben, ist nicht correct und kann wohl nur theilweise für Nord-. 
deutschland maassgebend sein; denn in Süd-, West- und Mittel- 
deutschland ist die Pflanze sehr selten und oft in ganzen Provin- 
zen und Ländern nicht zu finden. 


a a re, Sn a DR: red DE SE Dee Zu ER Lat 0 Er SE Br 
RD N u ST PIE RT RL ERFN n 
N win > itoibr N N 


‚Literatur. 11.08 


5 Pag. 381. Armeria Pürpurea, Koch. Ist als Var. ß purpurea 


"M. et K. zu Armeria elongata gezogen. 


Pag. 399. Pulmonaria saccharata Mill. Die Pflanze in der 


Provinz Preussen ist nach Garke’s Flora von Nord- und Mittel- 


deutschland nicht die echte Pflanze, sondern P. officinalis folüis 


maculatis. 


Pag. 404. Echinospermum deflexum Lehm. Ist für das südwest- 
liche Deutschland sehr zweifelhaft und der Fundort Birkenfeld 
beruht auf einer Verwechselung. 

Pag. 415. Anarrhinum bellidifolium Desf. In der Flora von 
Trier sind genau die Grenzen angegeben, wo und wie weit diese 
seltene Pflanze wächst, nämlich vorzugsweise an den Abhängen des 
bunten Sandstein- und Thonschiefer-Gebirges der oberen Mosel und 
der unteren Saar bei Trier und in der Gegend von T'rier, Mosel 
abwärts bis zum Ruwerthal, aber nicht bei Berncastel, welches 
eirca 10 Stunden tiefer liegt. Die Exemplare, welche der Apothe- 
ker Brewer von Berncastel seiner Zeit an Koch sendete, waren 
nieht dort, sondern bei Trier gesammelt. 

Pag: 426. Euphrasia lutea L. Findet sich auch zerstreut durch 
die Rheingegenden. 

Pag. 432. Anagallis tenella L. Ist auch am Niederrhein auf- 
gefunden worden. 

Pag. 435. Primula acaulis Jacg. Ebenso. 

Pag. 458. Meum athamanticum Jacqg. Wächst auch in der 
Rheingegend, Westeifel und auf dem hohen Venn häufig. 

Pag. 479. Tillaea muscosa L. Kommt auch am Niederrhein _ 
bei Cleve vor. 

Pag. 481. Sedum trevirense Rosbach (nicht Roxb.). Ist von dem 
Verf. als 8. reflexum 8 intermedium Willd. aufgenommen. 

Pag. 509. Rubus. Diese sind nur mit einigen Arten vertre- 


ten, obwohl ausser den wirklichen hybriden Formen doch noe 


manche gute Art beschrieben worden ist. 

Pag. 510. Potentilla splendens Ramond. Im Steiger bei Erfurt 
und bei Nordhausen. Soll nach Garke’s Flora 1863 nicht die 
erse Pflanze Ramond’s, sondern P. splendens der Autoren, P. hy- 
brida Wallr. ein Bastard von P. alba sterilis Garke sein. 

Pag. 578. Althaea hirsuta L. Findet sich auch auf dem Kalk- 
gebirge der Obermosel bei Trier. BI 

Pag. 585. Illicebrum vertieillatum L. Ist auch am Nieder- 
rhein von Cöln abwärts verbreitet. 

Pag. 615. Helianthemum guttatum Mill. Ist als Tuberaria va- 
riabilis Willk. beschrieben. 

Pag. 626. Sisymbrium austriacum Jacqg. S. multisiligquosum 


| Hoffm. Findet sich auch an mehreren Stellen in der Pr. Rhein- 


provinz an Abhängen im Rhein- und Moselthale. 
Pag. 627. Sisymbrium acutangulum DC. Auch vom Verf. als 
selbstständige Art aufgenommen; kommt auch in der Gegend von 
Aachen und, Eupen vor. ° 

Pag. 650. Polygala Lejeunii Boireau. Blüthen rosenroth, Blü- 
thentraube abgerundet, armblüthig, locker. KRosettenblätter sehr 
klein, meist kürzer als die lineal-lanzettlichen Stengelblätter. 2. 
6. Auf Galmeiboden bei Aachen. — Nach der Diagnose ist die 
Pflanze, welche ich früher auf Galmeiboden an kahlen Bergstellen 
bei Aachen gesammelt habe, wohl nur Varietät der P. vulgaris, 
und zwar C. procumbens Kaltenbach in seiner Flora des Aachener 
Beckens, 1844. 


‘ des berühmten Verfassers ganz besonders durch seine Klarheit für 


ee Literatur... m 


> . Va 


2 Pag. 652. Nymphaca Kosteletzki Palliardi.. ‚Ist m Verf. als 
selbstständige Art aufgenommen, mit der Diagnose: „Fruchtknoten 
dicht, zottig“. 4.6—8. Böhmen. ai 


Obige Bemerkungen, die bei einer späteren Auflage, welche 
wir ohne Zweifel von einem solchen Werke erwarten können, 
sind leicht zu berichtigen, sie haben auch im Allgemeinen auf den 


Werth des Buches keinen erheblichen Einfluss, und man kann 
demnach mit vollem Rechte dasselbe dem Botaniker, wie jedem 
Freunde dieser Wissenschaft besonders für den Bereich unserer 


vaterländischen Flora nur empfehlen. Nun folgt noch ein vollstän- 
diges Register der lateinischen und deutschen Gattungsnamen und 
das Ganze schliesst würdig mit 7 Tafeln Abbildungen, welche zur 
Erläuterung der botanischen Kunstsprache dienen. 

Dr. Löhr. 


' Professor Kerl’s Anleitung zum Löthrohrprobiren. 


Welchen hervorragenden Theil der Analyse die Löthrohr- 


probirkunst einnimmt, wissen die Mineralogen und Metallurgen 
wohl zu schätzen; doch wäre es wüuschenswerth, wenn sie auch 
von den Pharmaceuten mehr, als es bisher geschieht, geübt wird, 
da dieselben durch ihre Stellung gerade so häufig um Untersuchun- 
gen angegangen werden. Der in Clausthal in zweiter sehr ver- 
mehrter Autlage erschienene Leitfaden bei qualitativen und quan- 


titativen Löthrohr-Untersuchungen vom Professor Bruno Kerl, 


Lehrer an der Bergschule daselbst, giebt ihnen Gelegenheit, sich 


selbstständig in dieser Kunst weiter zu bilden, giebt ihnen ein 
Schema, zusammengesetztere Körper in kurzer Zeit qualitativ 


zu untersuchen; ferner genaue Vorschriften, den Gehalt der wich- 
tigeren Metallverbindungen mittelst des Löthrohrs schnell quan- 


« 


titativ zu bestimmen, eine Kunst, die vielen Pharmaceuten noch 


durchaus unbekannt ist. Trotz seiner ausserordentlichen Reich- 
haltigkeit ist es bei weitem nicht so voluminös und deshalb über- 
sichtlicher, als Plattner’s bekanntes Werk. Die Ausstattung des 


Büchleins ist vortrefflich. Haben wir auch keinen Mangel an An- 


leitungen zum Löthrohrprobiren, so empfiehlt sich doch dies Werk 


solche, welche auf das Selbststudium angewiesen sind. 
H;-H, 


——— 


 Bofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke zu Hannover. 


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ARCHIV DER. PIHARMACIE 


CLXVI. Bandes drittes Heft. 


I. Physik, Chemie und praktische 
Pharmaeie. 


Ueber die dem Rose’schen Verfahren bei Nachwei- 
sung von Blutspuren vindicirte Bedeutung; 


von 


Dr. R. Kemper 


zu Bissendorf bei Osnabrück *). 


Der Herr Land-Physicus Dr. Erpenbeck zu Mep- 
pen hat Ansichten über Nachweisung von Blutspuren mit- 
getheilt, welche sich auf Versuche stützen, deren Resultate 
mit allbekannten und als richtig anerkannten Thatsachen im 
Widerspruch stehen. Durch zahlreiche Prüfungen glaubt 
Herr Erpenbeck z.B. dargethan zu haben, dass bei 
Anwendung des von Rose empfohlenen Verfahrens viele 
stickstoffhaltige Substanzen kein Berlinerblau bilden; die 
Mehrzahl dieser Substanzen lieferten Herrn Erpenbeck 
gelbe oder braune Niederschläge, die bei längerem Stehen 
der sauren Flüssigkeit wohl dunkler, aber nie blau wurden. 

Wenngleich es auch für diejenigen Leser, welche‘ 
‚sich nur oberflächlich mit Chemie beschäftigt haben, kaum 
eines Hinweises auf die Lehrbücher der organischen Che- 
mie**) bedarf, um erkennen zu lassen, dass die Versuche 
Herrn Erpenbeck’s ein Resultat gegeben haben, welches 
bei richtiger Ausführung derselben nicht hätte erhalten 
werden können, so möchten doch vielleicht Einige der. 
"Ansicht sein, dass Versuche nur durch Versuche wider- 
legt werden können; ich werde mir daher erlauben, spä- 


*) Vom Hrn. Verfasser im Separatabdruck eingesandt. 
#=#) Gmelin’s Handbuch IV, 128. Gorup-Besanez, Zoochem. 
Analyse (1854) 8. 53. 
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hit. 13 


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ter einige der von mir vorgenommenen Prüfun 
führen, welche den Ausspruch unseres. verehrten Rose, 
dass durch das von ihm empfohlene Verfahren nur die 
Gegenwart einer stickstoffhaltigen organischen. Substanz 
angezeigt werde, vollständig bestätigen. 

Nach Herrn Erpenbeck soll es nicht zu be- 
zweifeln sein, wie wichtig und förderlich. zur Erzie-. 
lung eines blauen Niederschlages die Anwesenheit des 
Eisens, und zwar eines qualificirten Eisenantheils, während 
des Verbrennens der verdächtigen Flecke im Glasrohr 
sei. — Dieser Ansicht kann ich nicht beistimmen, da 
beim Rose’schen Verfahren durch Schmelzen im Glas- 
rohr nicht Blutlaugensalz oder die ihm analoge Natrium- 
verbindung, sondern einfach COyannatrium sich bilden 
soll; wird die Lösung der Schmelze darauf mit Eisen- 
oxyduloxydlösung versetzt, so werden diese Oxyde durch 
das gleichfalls vorhandene Aetznatron gefällt, und erst. 
jetzt bildet sich aus dem Cyannatrium und dem Eisen- 
oxydul die dem Blutlaugensalz entsprechende Natriumver- 
bindung, welche, nach dem Uebersättigen mit Säure, mit 
dem zugesetzten Eisenoxydsalze Berlinerblau erzeugt. 

Wie man, wenn richtig gearbeitet wurde, nach hin- 
 reichendem Säurezusatz einen gelben oder braunen Nieder- 
schlag erhalten kann, der nach öfterm Uebergiessen mit 
-frischem Wasser dunkler werden soll, ist mir ein Räth- | 
sel; man kann nur einen blauen Niederschlag oder, bei 
Abwesenheit von Stickstoff, eine klare Flüssigkeit erhal- | 
ten, welche nur dann weissliche Flocken absetzt, wenn | 
durch heftiges Schmelzen Kieselerde aus dem Glase oder | 
‚den Aschenbestandtheilen der organischen Substanzen auf- | 
genommen wurde. Ei 

Ist eine Reaction auf Entstehung eines Kindersehlun | 
gegründet, so richtet sich die Schärfe derselben nach} 
der Auflöslichkeit des Niederschlages in dem angewand- | 
- ten Menstruum; absolut unlöslich möchten wohl wenige | 
- Stoffe sein. Wenn nun aüch bei vorsichtiger Ausführung. 
des Schmelzens stickstoffhaltiger organischer Substanzen 
mit Natrium stets eine entapreohärife Menge ‚Cyanna- 


P f 4 
= r. A 
Fr 


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| Rose ches Ver abe bei Na ern von HM Bhdaioen! 195° 


i trium sich bildet, so kann dieselbe doch unter Umständen 
80 gering sein, dass nach dem Eisenzusatze und Ueber- 
‚sättigen mit Säure weder ein Niederschlag von Berliner- 
blau, noch eine grünliche Färbung entsteht. In diesem 
' Falle ist jedoch der Stickstoffgehalt so unbedeutend, dass 
-er für die Praxis keine Wichtigkeit hat, wie ich aus 
dem weiter unten aufzuführenden Versuche mit Urin 
' schliessen zu dürfen glaube. Zu beachten ist aber, dass 
auch stickstoffreichere Substanzen bei Anwendung dieses 
Verfahrens kein ‚Berlinerblau erzeugen, wenn 


1) durch Benutzung eines: zu weiten Glasrohrs und 


bei zu anhaltendem Glühen das Uyannatrium in 
cyansaures Natron verwandelt ist, und 

2) man nicht Sorge trägt, dass das schmelzende Natrium 
mit der organischen Substanz oder, richtiger, der 


stickstoffhaltigen Kohle in innige Berührung kommt. 


Herr Erpenbeck nennt eine Anzahl der von ihm 
‚untersuchten Substanzen, welche nach der angeführten 
Behandlung keinen blauen Niederschlag lieferten; ich 
' wählte von diesen verschiedene und prüfte dieselben nach 
dem Rose’schen Verfahren, nachdem ich mich zuvor 
überzeugt hatte, dass das Leinen, auf welchem die Stoffe 
eingetrocknet wurden, keinen Stickstoff enthielt. Blut, 
 Nasenschleim, Trachealschleim, Käse, Rahm, Urin gaben 


theils sofort, theils nach etwa halbstündigem Stehen einen 


deutlichen, rein.berlinerblauen Niederschlag; Speichel er- 
' zeugte erst nach einiger Concentration durch Verdampfen 


‚einen geringen, Milchkaffee und Cochenilledinte keinen 
"Niederschlag. Wollenzeug (Tuch), mochte dasselbe nun 


grün oder schwarz gefärbt sein, lieferte bei Behandlung 


nach Rose’scher Weise augenblicklich einen Niederschlag 


von Berlinerblau. | 

Diese Versuche beweisen vollständig, dass Herrn 
- Erpenbeck’s Angaben irrig sind, und bin ich über- 
zeugt, dass der geehrte Herr aus den meisten der von 


; ihm mit negativem Resultate untersuchten Substanzen 
einen rein berlinerblauen -Niederschlag erzielen wird, 


$ wenn derselbe auf folgende ee verfährt. Stückchen 
13* a 


% “a fer Be”, 


1. Re er ÄERPeT | 


- Leinen werden durch einmaliges Eintauchen oder Be- 

streichen mit den zu prüfenden Stoffen versehen und von 

' dem so präparirten Leinen ein 3 Millim. breites und 4 Millim. 
langes Stückchen zu einem Versuche benutzt. Die unten 
zu einer kurzen Spitze ausgezogenen Glasröhrchen, in 
welchen ich das Schmelzen vornahm, waren 7—8 ÜCentim. 
lang und hatten 3 Millim. innere Weite; es wurde zunächst 
ein Stückchen Natrium in das Rohr gegeben, dann das 
zu untersuchende Leinen und dieses wieder mit einem 
oder zwei Stückchen Natrium bedeckt. Nachdem anfangs 
über der einfachen Weingeistlampe geglüht war, wurde 
später die Hitze durch Anwendung eines Löthrohrs ver- 
stärkt, um das überschüssige Natrium zu verflüchtigen.. 
0,300 Grm. Natrium reichen für 15 Versuche aus. 
Um die Schärfe der Reaction darzuthun, wurde ein 

65 Millim. breites und 70 Millim. langes Stück Leinen 
gewogen, dann in Urin getaucht und wieder gewogen; 
es hatte 1,250 Grm. an Gewicht zugenommen. Nach 
dem Trocknen wurde ein 3 Millim. breites und 4 Millim. 
langes Stückchen, also etwa !gg9, abgeschnitten und aus 
ee. ein deutlicher Niederschlag von Berlinerblau erhal- E* 
Nimmt man an, 1000 Th. Urin enthalten 20 Th. ° 

so würden in dem zum Versuche benutzten 
Stückchen 25/389 Milligrm. Harnstoff oder 16/,., (etwa 1/5.) 
Milligramm Stickstoff vorhanden gewesen und letzterer 
nachgewiesen sein... Da nun aber Harnstoff nicht der 
. alleinige stickstoffhaltige Bestandtheil des Harns ist, und 
man einwenden könnte, dass durch ungleichmässiges Ein- 
trocknen des Urins gerade der zum Versuche benutzte 
' Theil des Leinens reicher an Stickstoff xewesen, so erhellt, f 
dass freilich obige Zahlen keine absolute Richtigkeit in 
Anspruch nehmen können, aber dennoch einigermaassen 
die Schärfe der Reaction erkennen lassen. 


Es ist demnach der von Hrn. Erpenbeck aufgestellte 3 


Satz: 9° 
„Wo das Rose’sche Verfahren des Glühens des 4 


verdächtigen Fleckes mit Natrium in der Glasröhre sofort N 
‚oder doch bald ohne Weiteres einen berlinerblauen 


Br TE nn A AN PANAA L ee Eu AT var [ae 4 Pure,‘ u ALIEN a a Ze 
I NE EEE vl Ir ah BR TI RS LGA N ne 
mr ah, EBEN Bat RER 3 ? Ä RE EA re . f 5 4 

em Ir vr a N a" 8 5 . 


Niederschlag giebt, während die unbefleckte Substanz 
selbst es nicht thut, da rührt der Fleck sicher von 
Blut her. Es ist vorzüglich dort anzuwenden, wo die 

 - Flecke klein und im Wasser schwer löslich sind“, 
durchaus unhaltbar; es muss heissen: so kann derselbe 
von Blut herrühren. Dass Fettflecken bei der Rose’schen 
Probe kein Berlinerblau geben, ergiebt sich aus ihrem 


Mangel an Stickstoff. 


Ueber Saliein im Harne; 


von 
Dr. X. Landerer. 


Ein mir sehr befreundeter junger Mann, der jedes 
Jahr am Wechselfieber litt und dagegen viele Unzen 
Chinin und China-Präparate genommen, hatte eine solche 

- Abneigung gegen dasselbe erhalten, dass er sich nicht 
mehr entschliessen konnte, solches zu nehmen... Man 
rieth, diesem Patienten Salicin zu geben, und sei es nun 
der Glaube, dass dieses ihm nützen würde, er nahm es 
und das Fieber blieb aus. Der Patient nahm später 
noch mit Vergnügen jeden Morgen einige Gran Salicin, 
um sich vor dem Fieber zu schützen. Da ich in frühe- 
ren Jahren Gelegenheit hatte, die Gegenwart von Chinin 
im Harne der Fieberkranken aufzufinden, so untersuchte 
ich auch diesen Harn auf einen Salicingehalt. Der Pa- 
tient hatte ungefähr 2 Quentchen Salicin in Pulverform 
zu sich genommen. Zur Auffindung desselben hatte ich 
3 Pfund dieses Harns, der einen sehr bittern Geschmack 
besass, im Wasserbade mit der grössten Vorsicht zur 
Honigeonsistenz abgedampft, diese dicke syrupähnliche 
Harnflüssigkeit in Weingeist geschüttet und mit demsel- 
ben auf Zusatz von sehr verdünnter Schwefelsäure meh- 
'rere Stunden in Digestion gesetzt. Die erhaltene wein- 
geistige Lösung, welche jedoch noch sehr gelb gefärbt 
_ war, wurde von Neuem mit Thierkohle digerirt und nach 
einer mehr oder weniger bewirkten Entfärbung zur Trockne 
verdampft. Dieser Rückstand gab mit concentrirter Schwe- 


GR En Landerer, über Salicin im Harne. 197 


4 ar 


im. Biere, 


PR 
% 


108 Ludwig, Vorkommen von Saligenin 


ER 


Be 
Be 
= 


 felsäure eine Höthliche: Färbung, die jedoch‘ akt: so in- 2 
tensiv hervortritt als bei dem reinen Saliein, was den 
mit aufgelösten Extractivstoffen zuzuschreiben ist. Ein 


anderer Theil dieses Rückstandes mit Salzsäure längere 
Zeit gekocht, verursachte eine bedeutende Trübung und 


nach dem völligen Erkalten bildete sich ein feinkörniger 
krystallinischer Niederschlag, den ich für das Saliretin 


hielt, so dass ich aus diesen Erscheinungen, wie aus dem 


bittern Geschmack an der Existenz des Salicins in dem 


untersuchten Harne nicht den geringsten Zweifel hege. 


Vorkommen von Saligenin im Biere; 
von 


‘Dr. H. Ludwie. 


Von einem befreundeten Apotheker wurde mir eine 
kleine Menge von Flüssigkeit, welche aus 1 Seidel ver- 


dächtigen Bieres durch Fällen desselben mit Bleizucker, 


_ Behandeln des Filtrats mit HS, Eindampfen, Ausziehen 
des Rückstandes mit Weingeist und Verdampfen des Wein- 
' geistes gewonnen war, zur Prüfung auf einen etwaigen 
Gehalt an Strychnin oder Pikrotoxin zugesendet. Mit 
Natronlauge alkalisch gemacht, dreimal hintereinander mit 
Aether geschüttelt, die abgehobenen Aetherauszüge ver- 


 dunstet, blieb eine geringe Menge farblosen Rückständes, 


der empfindliches geröthetes Lackmuspapier nicht bläute, 


mit concentrirter Schwefelsäure zusammengerieben sich 


deutlich röthete, welche Röthung aber nach Zusatz eini- 
ger Körnchen chromsauren Kalis sich nicht in Violett 
ändert, aber nicht von Strychnin herrührte. Die mit 


Aether geschüttelte Flüssigkeit wurde mit verdünnter 
Schwefelsäure angesäuert, aber noch mit Aether ge- 
schüttelt, der abgehobene Aether verdunstet, der farblose, 
sauer reagirende Rückstand mit Kupfervitriollösung, dann 
mit überschüssiger Natronlauge vermischt und gekocht. 


Es trat keine Reaction zu Kupferoxydul ein, womit die 
Abwesenheit des Pikrotoxins dargethan war. Die ur- 


sprüngliche Flüssigkeit schmeckte anfangs kaum ee 


$ a 


Mu 


vr ve rn 
a a 
a“ 


BR RE 


a ., 


. Verunreinigungen des metallischen Wismuths. ‚199. 


2 erst nach einiger Zeit trat ein bitter kratzender Nach- 
3 geschmack auf. Ich vermuthete deshalb in dem frag- 
 liehen Biere Salicin und Saligenin; letzteres löst sich 
in Aether und wird von concentrirter Schwefelsäure ge 
_ röthet. Das fragliche Bier ist anstatt mit Hopfen mit 
 Weidenrinde gekocht worden, um ihm bitteren Geschmack 


zu geben. 


Verunreinigungen des metallischen Wismuths; 


Dr. X. Landerer. 


— 


Da ich viel Gelegenheit hatte, mich mit der Berei- 
tung des Wismuth-Subnitrats zu beschäftigen und mir bei 


‚der Lösung des Metalls Erscheinungen vorkamen, die 


ich mir nicht zu erklären im Stande war, so überzeugte 
ich mich, dass ich es oftmals mit Wismuth zu thun hatte, 
das vielleicht entweder absichtlich oder auch zufällig Bei- 
mengungen hatte. Beimengungen von Silber oder Kupfer, 
die mir vorgekommen, sind gewiss keine absichtlichen 
und lassen sich leicht erklären, da die meisten Wismuth- 
erze, aus denen das metallische Wismuth theils durch 
einen Saigerungs-, theils durch einen Schmelzprocess ge- 
wonnen wird, silberhaltig sind. Vor allem glaube ich 


nun der folgenden wahrscheinlich absichtlichen und straf- 


baren Beimengungen zu gedenken. Ich löste das Wis- 
muth, das mir schon von Anfang an wegen der mehr 


grauen Farbe, des matten Glanzes, der weniger blätteri- “ 
gen Structur, des starken Rauches vor dem Löthrohre 


u.s. w. als verdächtig vorkam, in Salpetersäure, es bil- 
dete sich unter dem ungelösten Metalle ein starker Ab- 
satz eines weissen Pulvers, dessen Menge zunahm, je 


mehr Salpetersäure ich zur Lösung anwendete, so dass 


ich mir diese Erscheinung gar nicht erklären konnte. 
Diesen unlöslichen Rückstand, den ich auf ungefähr 25 


bis 30 Proc. schätzte, legte ich bei Seite, um ihn genauer 


zu untersuchen. Derselbe bestand theils aus ungelöstem 


-_ Wismuth und wurde mit dem in Rede stehenden weissen 


Pulver vermengt, durch Kochen in Salzsäure aufgelöst, 
= : . { 


532 200  Landere ben, Phosphoraagd. > & re Wi i 


i a Side asus gab durch alle au on: gege- £ 


benen Reagentien die Gegenwart dieses Metalles zu er- . 
kennen. Auf Zusatz von Schwefelammonium. zu der mit ; 


Ammoniak genau gesättigten Flüssigkeit zeigte sich der 
für dieses Metall charakteristische pomeranzengelbe Nie- 
derschlag, und auch durch die Marsh’sche Methode wur- 


den die Antimonflecken erhalten. Dem. zu Folge war 


‚dieses Bismuthum metallicum antimonhaltig und die dem 


Wismuth beigeschmolzene Menge auf ungefähr 20. bis 


30 Proc. anzunehmen. 
Dass aus einer solchen strafbaren Verfälschung mit- 


telst Antimonium bei den von Tag zu Tag sich steigern- 
den Preisen des Wismuths dem Verfälscher ein bedeuten- 


- der Gewinn zukommt, ist leicht einzusehen. Da ich nicht 


weiss, ob diese Art der Beimengung des Antimons zum 


Wismuth auch anderen Collegen schon vorgekommen 
und ob solche zur Sprache gekommen ist, so hielt ich es 
für nützlich, die vorstehende Mittheilung zur allgemeinen 
Kunde zu bringen. Bemerken will ich dabei noch, dass - 
nach dem Oriente nicht die reinsten Producte des Aus- 


landes kommen, theils des Gewinnstes wegen, theils in 
der Ueberzeugung, dass der Besteller, der sein Augen- 
merk besonders anf die Wohlfeilheit richtet, diese Pro- 


ducte, mögen sie nun Kunst- oder Naturproducte sein, 


nicht genau kennt und nicht zu untersuchen versteht. 


Ueber Phosphorokyi® 
von 
Demselb en. 


Ich wollte mir nach der allbekannten Methode phos- 3 


phorige Säure darstellen, legte mehrere Phosphorstangen 


in eine sehr weithalsige Flasche und stellte sie an einen 
feuchten Ort., Ein unglücklicher Zufall wollte es, dass die 
heissen Strahlen der Mittagssonne auf das Glas fielen, 
der Phosphor begann nun zu brennen und statt phospho- 


riger Säure erhielt ich phosphorsaures Phosphoroxyd. 


Diese Entzündung ereignete sich in meiner Abwesenheit; | 


anders Where Natur 2 Hökkieine etc. 201 


de ich am andern Tage das Glas aufsuchte, sah ich zu 


"meinem Schrecken die innern Wände des Glases mit 
den verschiedensten und prächtigsten Schattirungen von 
Roth und Gelb und mit den vielfältigsten warzenförmigen 


baumähnlichen Formen aus diesem Oxyd bedeckt; was 


"mich aber am meisten interessirte, waren Wölnen: die 
den kryptogamischen Pflanzen ganz ähnlich sahen, und 
ein grosser Theil des Glases war einem Moir& ähnlich, 
wie ich dieses einmal bei brennendem Schwefel beob- 


achtet hatte. Die durch die Sonnenstrahlen entwickelte 


Hitze dürfte ungefähr 36—400R. gewesen sein. 


Ueber die chemische Hi is Roheisens und die 


Heteromorphie der Metalle in ihren isomorphen 
Mischungen; 


von 


Rammelsberg”). 


Durch die Untersuchungen Karsten’s ist es ausser 


Zweifel gesetzt, dass der Kohlenstoff im Roheisen theils 


in chemischer Verbindung, theils als Graphit beigemengt 
vorkommt. Jener, der chemisch gebundene, nimmt beim 


Auflösen des Roheisens in Säuren (Chlorwasserstoffsäure) 
an der Zersetzung Theil, der letztere ist indifferent. Der 


| gebundene Kohlenstoff verhält sich ähnlich dem Schwefel, 
Phosphor und vielleicht auch dem Silicium, von welchem 


sich beim Auflösen ihrer im Roheisen enthaltenen Ver- 
bindungen mit Eisen flüchtige Verbindungen mit Wasser- 
stoff bilden, so zwar, dass der Schwefel dadurch voll- 
ständig, der Phosphor theilweise entfernt wird, und selbst 
der Kiesel beim Auflösen von Kieseleisen nach Calvert 
- eine, jedoch jedenfalls nur kleine Menge Siciliumwasser- 


stoff bilden soll. Wenn die zum Auflösen des Kohlen- 


stoffeisens dienende Säure concentrirt ist, wird von dem 
chemisch gebundenen Kohlenstoff nichts im freien festen. 
amorphen Zustande abgeschieden, sondern derselbe ver- 


*) Vom Verfasser im Separatabdruck eingesandt. D. R. 


ie Da DINO 
rt RN KH ER 


a Te ve TEE TE 
AN Tr ne An m EIN: Bi Eat 
I E 2 ET, 


| 202 ee  Rammalsberg, = Keep. 


| delt eh vollständig in jene stark risk Rüchtige | 


e ölartige Verbindung, die grossentheils in dem freien Wasser- 


- stoff verdunstet, und nur in kleiner Menge in’ der sauren 
Flüssigkeit sich auflöst. | 

‘Karsten hatte aus vielfachen Versuchen den Böhlues 
gezogen: die beiden in ihren physikalischen Eigenschaf- 
ten verschiedene Arten des Roheisens, das graue und 
das weisse, seien hauptsächlich chemische Verbindungen 
von Kohlenstoff und Eisen, aber das graue ist mit aus- 
geschiedenem Kohlenstoff (Graphit) gemengt. Daher hinter- 


lasse weisses Roheisen beim Auflösen :in Säuren keinen 


kohligen Rückstand. 
Als der leider so früh verstorbene C. Bromeis die 
Eisenhüttenproducte der Werke von Mägdesprung (Anhalt- 
Bernburg) untersuchte*), fand: er nichts desto weniger 
in allen dortigen Arten weissen Roheisens eine nicht unbe- 
deutende Menge Graphit, und zwar in der ausgeprägte- 
sten Art, dem Spiegeleisen, sogar etwas mehr als in.den 
übrigen. Nach C. Bromeis ist nämlich der Gehalt an 
Kohlenstoff im Mägdesprunger | | 


gebunden Graphit in Summa 


grellen weissen Roheisen 3,518 Pre. 0,500 Pre. 4,018 Pre. 
 gaaren 2 2 2,9087. D.5502 0 ae. 
Spiegeleisen 3,10. 72:2, DET, 


so dass etwa N, des Kohlenstoffs in diesen Eisenarten 


als Graphit vorhanden ist. 

Aber das Spiegeleisen von Mägdesprung steht i in dieser 
Beziehung nicht allein da. Ich habe neuerlich dasjenige 
von der Lohhütte bei Müsen (Siegen), welches nach 
Karsten 5,8 Proc. gebundenen Kohlenstoff enthält, näher ° 
geprüft, und darin ebenfalls Graphit gefunden, den man 
in der That schon durch eine Loupe hie und da in den 
Höhlungen der silberweissen Blätter erkennen kann**). 
Als 108,266 Grm. in concentrirter Chlorwasserstoffsäure 


*) Ann. der Chömis und Pharm. Bd. 43. 8. 241. | 
**) In meiner vor 13 Jahren erschienenen Metallurgie habe ich 


schon bemerkt, dass beim Erkalten grösserer Massen von 


Spiegeleisen die Graphitbildung wohl nie ganz zu verhindern ist. 


WEHEN TE, Fre u r  ETR 

13 U 1 2 u 4 4 ar Du ee De RE Nr Me € 
Su Ga N 2 e* „ er 

r CE ea R - 


Be Kafsbichlüse aufgelöst wurden, blieb ein dunkler 


Rückstand, der, nach wiederholtem Kochen mit frischer 
Säure und Auswaschen, in einer Platinschale mit mässig 


starker Kalilauge übergossen, eine heftige Entwickelung 


von Wasserstoffgas zeigte, indem sich das Siceiliumoxyd, 


welches mit dem Graphit gemengt war, als Kieselsäure‘ 


auflöste, (und der vorher schwache Geruch der flüchtigen 
Kohlenstoffverbindung stark hervortrat). Nach dem Digeri- 


ren wurde die alkalische Flüssigkeit abfiltrirt, die Wasch- 


wässer gingen trübe hindurch, und als die Ursache dieser 


Trübung ergab sich Titansäure, welche allerdings nur 


bei Anwendung so grosser Mengen Material im Roheisen 
selbst nachzuweisen ist*). Der rückständige Graphit färbte 


Aether und Alkohol beim Kochen schwach gelblich; er 


wurde schliesslich noch mit Säure und Wasser ausge- 
waschen und scharf getrocknet. Er hatte nun ein ganz 


reines Ansehen und wog 1,848 Grm., d. h. er betrug 


1,707 Proc. des Roheisens.- Beim Verbrennen in Sauer- 
stoff hinterliess er 5,56 und 5,85 — im Mittel 5,7 Proc., 
so dass seine wahre Menge, wenigstens annähernd, 1,742 


Gramm = 1,61 Proc. des Roheisens ist. 
Nimmt man nun den gesammten Kohlenstoffgehalt: 


dieses Roheisens mit Karsten zu 5,8 Proc. an, so macht 
der chemisch gebundene Kohlenstoff nur 4,2 Proc. aus. 
Ungeachtet, wie hiernach erwiesen ist, zwischen den 
blättrigen Massen des Spiegeleisens sich Ausscheidungen 
von Kohlenstoff finden können, wird doch Niemand be- 
zweifeln, dass das Spiegeleisen selbst ein homogener und 


physikalisch wohl charakterisirter Körper ist. Aber höchst 


l 


selten gelingt es, wirkliche Krystalle zu finden, denn die 


- Masse stellt nur ein Aggregat blättriger polyedrischer 
Theile. dar (gleich dem Zink), deren Neigungen nichts 


Constantes haben. Nur einmal habe ich in Höhlungen 


*) Die aufgelöste Kieselsäure wurde — 1,345 — 0,628115 Kiesel 


— 0,58 Proe. gefunden, wobei die in der sauren Auflösung 


des Eisens enthaltene nicht in Anschlag gebracht ist. Kar- 
. sten giebt im Ganzen nur 0,524 Proc. Kiesel an. 


2 


x 


chemische Natur des; Hoheisene etc. : 203 


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RE f ne PR a ha 1 OR a Tr Te a FE no - ; 
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- 5; r Fa PURE 7° CE FR air ne . Ze me Y 
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204 Br Rammelsberg, Re, EN & 3 ; 


kleine Krystalle eefunden, vechäie vierseitige "Tafeln, E 


die an zwei gegenüberstehenden Seiten eine Zuschärfung 


von 1120 24' zeigten (Winkel der Zuschärfungsfläche 
| gegen die Tafelfläche — — 12339. Die unvollkommene 
Ausbildung lässt nicht entscheiden, ob diese Krystalle 
zweigliederig sind, wie es den Anschein hat. 

.. Es ist also gewiss gerechtfertigt, das Spiegeleisen als 


eine chemische: Verbindung von Kohlenstoff und Eisen. 


zu betrachten (die freilich etwas Kieseleisen und Phos- 
phoreisen gleich wie die entsprechenden Manganverbin- 


dungen einschliesst), und Karsten hat es in der That 


für das Roheisen mit dem Maximum des Kohlenstoffge- 
halts angesehen, der nach ihm stets 5—6 Proc. beträgt. 
 , Allein diese Ansicht ist ganz unbegründet; das Spie- 
geleisen kann sehr ungleiche, grössere oder kleinere 


Mengen Kohlenstoff enthalten, ohne in seinen äusseren 


Eigenschaften verändert zu werden. Will man nicht die 
älteren Versuche Berthiers anführen, der im Spiegel- 
eisen höchstens 3,6 Proc. Kohlenstoff fand, so muss doch 


das singen Spiegeleisen, welches nach ©. Brom- 


eis gar nur 3,1 Proc. gebundenen Kohlenstoff enthält, 
Karsten’s Ansicht mindestens zweifelhaft erscheinen 
lassen. Um aber Gewissheit über diesen Punct zu erlangen, 
habe ich selbst das Spiegeleisen von Mägdesprung zu 
verschiedenen Zeiten auf seinen Kohlenstoffgehalt unter- 
sucht. 


Methode von Weyl..............2.2. =erB90: 
Zerlegung durch Kupferchlorid ........ — 3,16 „, 
‚ Bromeis hatte gefunden ............ —=:4,82 2 


Es wäre denkbar, dass im Spiegeleisen ein anderer 
electronegativer Körper gleichsam als Vertreter des Kohlen- 
stoffs vorhanden wäre. Dies könnte wohl nur der Kiesel 
sein. Allein die Analysen zeigen gerade das Umgekehrte: 


die kohlenreichen Spiegeleisen (Müsen, Sayn) sind auch 
die kieselreichen, und umgekehrt. In jenen ist mehr als 


Verbrennung mit chromsaurem Bleioxyd — 3,823 Pre. 


!, Procent Kiesel enthalten, in dem Mägdesprunger. ä 


zu br Aa ee “ ie Far 5 a Er > £ f Kr, 
FE ER a7: 2 Far “ n 
ee ee TE 2 ORT 7 uv ur k 
rer, r zit ee . A ; r 


chemische Natur des Roheisens etc. 205 


nur 0,17 Proc., und in den steirischen, die nach Buch- 
ner auch nur 3,75—4,14 Proc. Kohlenstoff enthalten, 
soll gar nur 0,01—- 0,27 Proc. Kiesel sich finden. 

Vor längerer Zeit suchte Gurlt zu beweisen *), dass 
‘es zwei bestimmte Carburete des Eisens gebe, Viertel- 


und Achtel-Carburet, Fe?C und Fe8C, und das Spiegel- 


eisen das erstere, das octaödrisch krystallisirte graue 
Roheisen das letztere sei. Die Berechnungen aber, wor- 
auf diese Annahmen sich stützen sollen, sind ganz hypo- 


thetisch, selbst wenn die Zusammensetzung des Spiegel- 


eisens constant wäre, was sie nicht ist. Man kann aller- 
dings die Hypothese aufstellen, dass die Verbindungen 
des Kohlenstoffs mit Eisen im Roheisen analog zusam- 
mengesetzt seien dem Kieseleisen, Phosphoreisen und 
Schwefeleisen, die darin vorkommen, und dass das Mangan 
isomorph dem Eisen sei. Berechnet man aber das Atom- 
verhältniss jener electronegativen Körper zu dem dieser 
‚electropositiven, so erhält man für das Spiegeleisen von 
Müsen‘; .2. 1:45 
Mägdesprung.... 1:5,3 
mithin keineswegs das Verhältniss von 1 At.:4 Atomen. 
Aber eben so wenig existirt das angebliche Achtel- 
Carburet, Fe8C, von dem Gurlt behauptet, es erscheine 
als krystallisirtes graues Roheisen. Nicht selten tritt 
bekanntlich der Fall ein, dass graues Roheisen deutliche 


RA 


Octa&der bildet, die zwar nicht messbar, höchst wahr- | 


' scheinlich jedoch regulär sind. Ich stelle hier vier Ana- 
lysen solchen krystallisirten Roheisens zusammen: | 
1. Vom Harz (wahrscheinlich von Rothehütte). Von 

mir untersucht. 
2. Von Lauchhammer; spec. Gew. — 6,39 — 6,43. Eben 


falls von mir uch (Aus Wiesenerzen erblasen) : 


3. Von Gleiwitz. Von Gurlt analysirt. 


4. Von der Lölling in Kärnthen. Von R. Richter 


analysirt. 


*) Bergwerksfreund Bd. 18. 


206 3  Rammelsberg, | | 
ee Be BE 

Graphit. .... 2,604 2,5194179, 820-2122: 
Kohlenstoff 0,201 0,373 2,46 0,967 


Kiesel..... 1,896 1,148: 026 - 0,972 
Phosphor .. 0,065 0,406 e 0,021 
Schwefel... 0,069 0,043 ? 0,008 
Arsenik.... — an: -35:15'30005 


Das Atomverhältniss dieser electronegativen Körper 
und des Eisens (Mangans) ist 


a a Zr 
DEZERTRIEN 
a 
4—1:135 


also nur in der von Gurlt selbst untersuchten Probe so, 
wie allgemein von ihm vorausgesetzt. Auch die Berech- 
nung anderweitiger guter Analysen grauen Roheisens lehrt, 


dass stets auf 1 At. Kohlenstoff (Kiesel, Phosphor) weit 


mehr als 8 At. Eisen kommen. 


Wir sehen also: weisses und graues Roheisen Br 
unter günstigen Umständen fähig, in bestimmten Formen 


zu krystallisiren; eine Einlagerung frei ausgeschiedenen 
Kohlenstoffs verhindert die Bildung der Krystalle oder 


die krystallinische Ausbildung der Masse nicht. Beide 


bestehen aus Kohleneisen, Kieseleisen und Phosphoreisen, 
deren Zusammensetzung nicht immer dieselbe, überhaupt 


im Einzelnen nicht zu ermitteln ist. Wenn aber die 
Zusammensetzung d. h. das Verhältniss der Bestandtheile 


in krystallisirten Körpern schwankend ist, ohne dass die 
‚Form sich ändert, so darf man den Grund sicherlich nur 


in der Isomorphie der Körper suchen, und eine solche 


dürfte beim Roheisen als einzig möglicke Erklärung seiner 
Constitution gelten. | 


Das Eisen, im reinen metallischen Zustande, kennt. 


*) Gurlt’s Angabe von 2,46 Proc. gebundenem Kohlenstoff er- - 


scheint nicht weniger problematisch, als die, dass nur raten 


von Phosphor vorhanden seien. 


3 


"man zwar nicht krystallisirt, allein Stabeisen und Meteor- 


eisen haben die Structur regulär krystallisirter: Körper. 
Der Kohlenstoff krystallisirt als Diamant regulär. 
Der Kiesel oder das Silicium krystallisirt EG 
‘Der Phosphor krystallisirt regulär. 
Die wesentlichen Bestandtheile des Roheisens treten 


also für sich in denselben Krystallformen auf, und wenn | 


diese auch regulär sind, so hat es doch nichts Unwahr- 


scheinliches, dass alle diese Elementarstoffe isomorph sind, 


so dass ich glaube, man könne das Roheisen als eine 


isomorphe Mischung seiner Bestandtheile ansehen, woraus. 


dann die Wechsel in seiner Zusammensetzung sich erklären. 
Der Kohlenstoff ist, meiner Ansicht nach, als chemisch 
gebundener, in einem regulär krystallisirten Roheisen in 
der Diamantmodification enthalten. 

Ueberhaupt giebt es ja eine Anzahl regulär krystal- 
lisirter isomorpher Mischungen von Metallen, theils solcher, 


welche aus zwei regulären Metallen bestehen, wie die 
Legirungen von Gold und Silber, von Blei und Silber 


(Werkblei) und Silber und Quecksilber (die natürlichen 


 Amalgame AgHg? und AgHg?), theils solcher, deren 


eines Metall für sich gewöhnlich nicht regulär auftritt. 
Aber offenbar ist die Heteromorphie eine durchgreifende 
Eigenschaft elementarer Körper, und eben so gut bei den 
Metallen wie beim Schwefel und Kohlenstoff vorhanden. 


. Die sechsgliedrigen (Antimon, Arsenik, Tellur, Wismuth, 


Zink, Palladium, Iridium, Osmium, und das viergliedrige 
dem Bor isomorphe Zinn sind sicherlich unter Umständen 
‘ fähig, in den Formen des regulären Systems aufzutreten*), 
gleichwie Gold, Silber, Kupfer, Blei u.s. w., oder auch 


das Zinn sechsgliedrig sein können. 


Schon vor längerer Zeit**) führte ich (regulär) kry- 


stallisirtes Messing aus je 1 At. Kupfer und Zink bestehend, 
an, und dasselbe ist später auch von Herrn G. Rose 


*) Ueber regulär krystallisirtes Arsenik s. Elsner im J. f. pr. 
Ch. Bd.22. S.344 und Cooke ebend. Bd. 84. S. 479. 


**) S, mein Lehrbuch der Metallurgie 8.20. 


chemische Natur des ‚Roheisens etc. 207 


PR, RT w 
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RE EN 0 tr 2 


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208 REIN ER, Rammelsberg, a 


h bestätigt worden *).. Besonders Intbrennerih. Pi Bi Ai 


“ regulär krystallisirten  isomorphen Mischungen von ge- 


e: ' wöhnlich regulären und sechsgliedrigen Metallen, ‘welche 


die ‚Mineralogen mit den Namen Speiskobalt, Tesseral- 
kies ‚und Weisnickelkies bezeichnen. In ihnen ist das 


| Arsenik als regulär krystallisirtes enthalten. Ihre che- 
RR, mische Zusammensetzung ist dermaassen variabel, dass 


sie ganz allgemein nur als R” As” zu. bezeichnen sind, 
eine Folge jener zweifachen Isomorphie, einerseits der 
'eleetropositiven Metalle (Nickel, Kobalt, Eisen), anderer- 
seits dieser und des Arseniks. Kommen auch Mischungen 
RAs unter den Speiskobalten und als Weissnickelkies 
vor, so überwiegen doch eben so oft die electropositiven 
Metalle (R? As?) gleich wie das Arsenik (R3 As?, R2 As3). 
Ferner giebt es sechsgliedrig krystallisirte iso- 
morphe Mischungen von Metallen, und zwar nicht bloss 
solche, deren beide Bestandtheile gewöhnlich sechsglie- 
' derig sind, wie das Tellurwismuth, vielleicht auch das 
\ em, sondern auch solche, deren eines Metall für 
gewöhnlich eine andere Form zeigt. Hierher muss man 


ur ER 
N 
Kir 


Rothnickelkies (Ni?As) und Antimonnickel (Ni2Sb) rech- 


nen, und gewiss krystallisiren manche Legirungen eben- 


‚falls sechsgliedrig, wiewohl es selten gelingt, ihre Form 


näher zu bestimmen. 
Unter den Hüttenproducten von Schlackenwalde in 
.. Böhmen habe ich eine solche Legirung gefunden, die äusser- 


lich von schöner Goldfarbe, innen aber weiss ist. Die 


langprismatischen Krystalle sind nur insofern messbar, 


als man sich überzeugen kann, dass sie sechs Flächen 


haben, deren Neigung sammt und sonders — 1200 ist 
(die Winkel waren oft sehr nahe 1200, im Ganzen zwischen 
1180 und 121%). Das spec. Gew. ist — 6,994 und die 
Zusammensetzung | 


Zinn 80,83 
Kupfer... 18,91 
99,74 


Se} Poggend. Ann. Bd. 107. 8.448. 


er Eintr re ER | gr Br ” De EEE RER a“ 
- %G \ 


en che: Natur des Roheisens ete. 209 


Ru 


was am Ba enaucnlen der Mischung ‚Cu3Sn? entspricht, 
sich aber auch nicht weit von CuSn? entfernt®). | 
Diese Thatsachen finden ihre Bestätigung in anderen 
schon länger bekannten. Eine krystallisirte gelblichweisse 
 Kupfer-Zinnlegirung, deren spec. Gew. — 7,53 und welche 
aus 77,63 Proc. Zinn und 21,88 Proc. Kupfer besteht, 
d. h. Cu Sn? ist, krystallisirt nach Miller in regelmässig 
sechsseitigen Prismen, die senkrecht zur Axe ae 
sind **). 
Diese Legirungen sind isomorphe Mikchtinch von 


sechsgliedriger Form, entstanden aus dem gewöhnlich x 


regulären Kupfer und dem gewöhnlich viergliedrigen Zinn. 

Von viergliedrigen Legirungen sind mehrere be- 
kannt. Schmilzt man Zinn mit Gold zusammen, so ent- 
stehen gut messbare Krystalle, deren Goldgehalt von 
27,5 bis 43 Procent schwankt, d. h. welche — Au Sn9 
bis AuSn5 sind. Sie sind von Miller gemessen wor- 
den***), und stellten nach ihm durch Vorherrschen der 
Endfläche tafelartige Combinationen von Quadratoctaödern 
beiderlei Ordnung dar, die nach der Endfläche vollkom- 
men spaltbar sind. Unter den Octaödern kommen mehrere 
den beim Zinn beobachteten so nahe, dass diese Legirun- 
gen offenbar mit dem Zinn isomorph sind, und das Gold 
darin ebenfalls viergliedrig krystallisirt ist. 

Unter den Hüttenproducten von Schlackenwalde habe 
ich eine Legirung von Zinn und Eisen in feinen Nadeln 
von hellgrauer Farbe gefunden, die zum Theil bunt ange- 
laufen sind. Nach meinen Messungen sind es quadratische 
Prismen mit gerader Abstumpfung der Kanten, so dass 
Winkel von 900 und 1350 immer wiederkehren. Das 
spec. Gew. ist = 7,534. Die Analyse gab 


u 92,01 
Eisen.. 8,05 
700, 06 


*) Kocht man eine solche Legirung mit Chlor wasserntoilli 
so entsteht eine farblose Auflösung, welche Kupferchlorür 
und Zinnchlorür enthält. 

. #®) Poggend. Ann. Bd.36. 3.478. 
ar ra pr. Chem. Bd.84. S. 319. 


Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hit. 14 


u 12 y ig ik $ AXTE > PL et 
N, S-4 9 Bar CENTRE Un 
ve 


a Rammelsberg 9 oben Natur des I 


entsprechend FeSn3 oder FeSn$, weiche Formeln 9, 3 
92,64 Proc. Zinn verlangen. 
Schon früher hat Lassaigne die Misehine! Fe3 Sn, 
von spec. Gew. — 8,733 als quadratische Nadeln beschrie- 
ben, und kürzlich theikte Nöllner mit*), dass beim Auf- 
lösen von Bankazinn mikroskopische Krystalle = FeSn? 
zurückbleiben, deren spec. Gew. — 7,446 ist. 
Die einzige bis jetzt bekannte zinnfreie Legirung, 
welche hierher gehören dürfte, ist das Goldamalgam 
von Mariposa in- Californien, welches nach Son nen- 
schein**) = AuHg? ist, ein spec. Gew. — 15,47 hat, 
und mikroskopische quadratische Prismen bildet. Gewiss 
würde es sehr interessant sein, wenn sich die viergliedrige 
Form des Goldes und Quecksilbers an dieser isomorphen 
Mischung beider constatiren liesse, 

Wir kommen endlich zu den zweigliedrigen Legi- 
rungen, welche aus der isomorphen Mischung von Metal- 
len hervorgehen. Hierher gehört zuvörderst das Anti- 
monsilber, dessen ältere Analysen auf verschiedene 
- Mischungen, Ag+Sb und Ag6Sb, hindeuten. Durch Zusam- 
menschmelzen von Antimon und Zink erhält man in 
krystallisirter Form theils Zn2Sb, theils Zn3Sb, welche 
offenbar dem Antimonsilber isomorph sind ***). 

Eine Wismuthlegirung, nahe= CuNi3Bi5, deren 
spec. Gew. — 9,46 zeigt, wie Miller fand), dieselben 
Rhombenoctaöder wie Zn?Sb. Vielleicht stimmt auch | 


- die Form des Arsenikeisens damit überein. 


Hier finden wir also einerseits Antimon (Arsenik). 
und Wismuth, andererseits Silber, Zink, Nickel und Kupfer | 
(Eisen) in zweigliedriger Form. | 

Ist das Spiegeleisen zweigliedrig, so gehört es zu 
diesen isomorphen Mischungen, und die Formverschieden- 
heit des weissen und grauen Roheisens ist Folge der 
Heteromorphie ihrer isomorphen Constituenten. 
 #) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 115. 8.233. 

**) Zeitschrift d. d. geol. Gesellsch. Bd. 6. 8.243. 
###) 8. Cooke in Poggend. Ann. B.%. 5.584. 
7 Phil. Mag. 1856. Juli. 


— a — | 


II. Naturgeschichte und Pharma- 
kognosie. 


Ueber die Stammpflanze des Euphorbium. 


Das Euphorbium war schon gegen den Anfang unse- 
rer Zeitrechnung den Naturforchern und Aerzten bekannt. 
Nach Dioskorides stammt es von einem in Libyen 
einheimischen Baume, von der Tracht einer Ferula, der 
auf dem Berge Tmolus in Mauritanien gefunden werde 


und dessen Entdeckung zur Zeit des Königs Juba von 


Numidien gemacht sei. Plinius nennt die Stammpflanze 
ein Kraut, welches jenseit der Säulen des Herkules auf 
dem-Atlasgebirge zu Hause sei, dem Acanthus ähnliche 
Blätter habe und den Namen von dem Puphorhaen Arzt 
des Königs Juba, trage. 

Leo Africanus beschrieb in der Mitte des 16ten 
‚Jahrhunderts die Stammpflanze ziemlich kenntlich als 
eine Euphorbia, die Dodoens später zuerst‘ abbildete, 
sie ist Linne’s Erphorbia offieinarum. Dodoens berich- 


tigte zugleich auch einen Fehler in den Ausgaben des 


Dioeskorides, denn da weder in Libyen noch in Mau- 
ritanien von den Geographen ein Berg Tmolus genannt 
‚werde, dieser vielmehr in Lydien, also in Kleinasien, vor- 
komme, so sei in den Exemplaren des Dioskorides 
fürAtlas irrthümlich Tinolus untergeschoben. Auch Ruysch 
und Kiggelaer geben in Commelin’s Hort. Amst. an, 
dass sie mehr als einmal an dieser aus den Wüsten 


Afrika's übersendeten Pflanze Gummistücke gefunden 


hätten, undLinn& nahm in seiner Materia medica (1749) 
diese als Stammpflanze an. 


14.* 


REAL 


212% "Deber die Sammpflange der) uphorbium. 


ken (1762) änderte: Linne seine acht und 1 


schrieb der in Östindien einheimischen Euphorbia anti- 


. gquorum und ihrer Var. £. (Euphorbia trigona Haworth) 


nach dem ARHSINGER der beiden Commelyne die Dro- | 


gue zu. 
Einige Jahre später (1768) kam nach einer Angabe 
in der 8ten Auflage von Miller’s Gardiners Diction., 


wonach das Euphorbium von den Kanarischen Inseln 


nach England eingeführt werde, noch Euphorbia Canari- 
ensis L. als Stammpflanze in Betracht. Zuletzt führte 
noch Pereira in seiner Materia medica Euphorbia tetra- 
 gona Haw. als muthmassliche Stammpflanze auf. 


Dies sind also die Quellen für die bisher angenom- 


mene Abstammung des Euphorbium, die nun zunächst 
zu prüfen sein werden. Wie wir oben gesehen haben, 


so wurde schon zu den Zeiten des Dioskorides und 
Plinius das Euphorbium eben dort gesammelt, woher wir 
es auch heute noch erhalten, nämlich in den Bergen des 
Atlas. Es fallen daher ohne Weiteres die in ÖOstindien 


einheimischen Euph. antiquorum L. und E. trigona Haw. 


als Stammpflanzen, die überdem kein anderes Zeugniss 


für sich haben als die Angaben des Commelyne, dass 


ihre Blüthen und Früchte denen der Drogue ähnlich sind, 
was gar nichts sagen will. 
Euphorbia tetragona, welche am Cap RN 


ist, woher kein Euphorbium kommt, möchte wohl nach 
. der Beschreibung verglichen mit den in der Drogue vorkom- 
menden Fragmenten der. Stammpflanze ziemlich nahe 


stehen, ist dennoch aber, wie weiter unten gezeigt wird, 
speciell verschieden. 
Mehr für sich hat die Annahme der Euphorcia offi- 


cinarum L. als Stammpflanze, da sie in der nördlichen 
Hälfte des tropischen Afrikas einheimisch ist und viel- 
leicht auch noch 7 — 80 nördlicher bis Marokko geht; 
dazu kommt, dass sie von Ruysch, Kiggelaer, Do- 
doens, Linn, Murray u. a. m. für die Stammpflanze 


erkärt wurde. Allein nie findet man in der Drogue die 


A 
en 
en N 


» 
nu? 


Höhe dieser Art, die sich durch ihre grössere An 
von Kanten leicht erkennen liesse; so dass ihre Annahme 
unstatthaft ist. 


Was die Euphorbia Canariensis L. anbelangt, so 
lässt sich nicht leugnen, dass die in der naturellen Dro- 


gue vorkommenden Aeste, Blüthenstände und Früchte die 
grösste Aehnlichkeit mit den entsprechenden Theilen der 
Euph. Canariensis zeigen und es wäre sehr wohl möglich, 
dass, wenn auch von ihr auf den Kanarischen Inseln 
kein Euphorbium gesammelt werde, sie auf dem benach- 


barten gebirgigen Festlande vorkomme und somit den- 
noch die Drogue liefern könne. Hier konnte natürlich 


nur eine subtile Vergleichung beider Pflanzen die Ent- 
scheidung geben. Der freundlichen Mittheilung des 


Herrn Prof. H. Schacht in Bonn verdanke ich seine 


auf den Kanarien von Euph. Canariensis aufgenommenen 
Abbildungen und habe mich durch diese überzeugt, dass 
beide Pflanzen sich zwar sehr nahe stehen, dennoch aber 
verschieden sind. Da die eigentliche Stammpflanze noch 
nicht beschrieben ist, die in der Drogue vorkommenden 


Fragmente hinreichen, um sie zu charakterisiren, so habe 


ich sie in meiner Darstellung der off. Gew. als Euphor- 
bia resinifera aufgestellt und abbilden lassen. Sie ge- 
hört zu den strauchigen, blattlosen, mit kurz-stachlichten 
Blattpolstern versehenen Arten, hat schlanke, 4seitige 


Aeste; ziemlich ebene Flächen; ziemlich langgestielte, 
gabeltheilige, 3-, seltener 6 — 7-köpfige Trugdolden; 


becherförmige Kelehkätzchen mit abstehenden, breit keil- 
förmigen, gelben äusseren Zipfeln oder Drüsen; lang. ge- 
stielte, von einem kleinen, 3eckigen Perigon unterstützte, 


niedergedrückte, tief dreiknöpfige Kapseln und rundliche, 


mit äusserst kleinen Schüppchen besezte Samen, ohne 
Schwiele..e Es unterscheiden sich Euph. Canariensis: 


durch fast 3mal dickere blühbare Aeste; mehr erhabene 


Blattpolster; sitzende oder kurzgestielte, zu 1 — 3 vor- 
handene Kelchkätzchen; quer- oder schmallängliche, rothe 


äussere Zipfel oder Drüsen; Euph. tetragona: durch fast 5 


Re r = Ueber die Stamnpanz des Euphorbium. 213 


ie 
- 
,# 


2314 Botanische Aphorismen. # 


sitzende, 3köpfige, zahlreiche, mit viel kleineren Kehl- 
' 'kätzchen versehene Trugdolden und kleinere Kapseln; 
Euph. antiquorum und trigona: durch 3seitige, mit aus- 
geschweift-gezähnten, flach zusammengedrückten Kanten 
versehene Aeste; Euph. officinarum: "durch 9 — 13kan- 
tige, mit stumpfen Furchen versehene Aeste. 


- Berlin, den 1. August 1863. OÖ. Berg. 


Botanische Aphorismen von Dr. L. 


Die früheren (vorweltlichen) Entstehungs - Perioden 
der Erde liefern uns nach den, noch vorhandenen und 
' erforschten Ueberresten, aus den verschiedenen Tiefen 
der Gesteinformationen der Erdrinde den Beweis, dass 
. die vorweltlichen Pflanzengebilde in Familien und Klassen, 
den jetzt noch auf der Erde wachsenden Pflänzenformen 
ähnlich waren oder doch diesen Formen entsprochen 
haben; aber die Sippen und Arten der früheren Perioden 
(mit Ausnahme der Neuesten), scheinen in der Jetztzeit 
nicht mehr vorhanden zu sein. Die Erklärung dafür 
liegt wohl darin, dass in den früheren Epochen der Erd- 
bildung, auch grosse Einförmigkeit in der Vegetation 
statt gefunden hat und da die Erhebungen nur nach und 

nach erfolgten, so konnten die damaligen Pflanzengebilde 
auch nur auf sehr beschränktem Raume, inselartig auf- 
treten und wir sehen auch heute noch, dass die Vege- 
tation der Inseln meistens einförmiger ist, als die au 
ausgedehnten Continenten. | 

Es ist mit den Pflanzen, wie mit den weltlinhen] 
Thierorganismen, je älter die Perioden ihrer Entstehung, 
desto mehr entfernen sich auch die Pflanzengebilde von 
den noch jetzt vorhandenen Pflanzen-Typen und je näher 
diese der Jetztzeit rückt, desto ähnlicher werden sie den. 
jetzigen Arten und Pflanzenformen. Bekanntlich gehören 
die Gewächse der älteren Zeitperioden zum grössten 
Theile den baumartigen Gefäss- -Kryptogemuen, den Br 


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Br re ar ’ Ber # x A N Cor . 


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Botanische Aphorismen. | 215 


“podiaceen, Schachtelhalmen, Laubfarnen etc. an und dann 


waren. es Palmen- und Nadelholzwälder. Diese Urwal- 
dungen sind in unsern Steinkohlenlagern, als unter sehr 
hohem Drucke allmälig verkohlten Resten erkannt worden 
und die zarteren Gewächsformen dieser Perioden sind 
in Abdrücken der die Steinkohlenflötze begleitenden Koh- 
len- oder Thonschieferschichten etc. nachgewiesen worden. 

Diese vegetabilischen Petrefacten haben die meiste 
Aehnlichkeit mit den noch vorhandenen Pflanzenformen 


der südlichen Erdzonen und man hat daraus geschlossen, 


dass die Temperatur zu jener Zeit eine höhere und auf 


dem ganzen Universum eine gleichförmigere gewesen 


sein müsse. 

Die Braunkohlen, welche einer späteren Zeit ange- 
hören als die Steinkohlen, scheinen wie diese, aber unter 
vermindertem Drucke in die verkohlte Masse, (besonders 
in den älteren Braunkohlenlagen) übergegangen zu sein, 
aber die Wälder dieser Perioden bestanden aus anderen 
Nadelholzarten und in den jüngeren Schichten der Braun- 
kohlenformation, besonders in den Lettenablagerungen 
finden sich auch schon Reste von Laubholzstämmen, die 


_ Verwandten dieser Baum- und Pflanzenreste gehören 


näher sie unserer Zeit angehört, artenreicher und man- 


dem wärmeren wie auch unserem Klima an. 
Die Vegetation der früheren Zeitperioden ist, je 


nigfaltiger geworden und haben dann auch immer mehr 
Aehnlichkeit mit den jetzt noch vorhandenen Pflanzen- 


 gebilden. 


Die Beobachtung, dass die Vegetation in den heissen 
Zonen von dem Fusse der hohen Gebirge bis zu dem 


Gipfel, auf dieselbe Weise abändert, wie vom Aequator 
gegen die Pole hin, beweiset, dass das Pflanzenwachsthum 


und Leben im Wesentlichen von der Temperatur abhängig 
ist und die Erfahrung lehrt uns, dass, je minder die 


E 
® 


Temperatur, desto niederer und einförmiger erscheint die 
Vegetation und je höher sich diese steigert, desto gross- 
artiger und formenreicher Bun iehel sich das Pflanzenleben. 


Kerne 
Pe 


> 216 | Botanische Aphorismen. ER ya 


ah hat gefunden, wenn auch die Wärme in Tagen h 
‘und Jahreszeiten ungleich vertheilt ist, dass der Ort 
_ durchschnittlich jedes Jahr doch die gleiche Mitteltempe- 
ratur hat und dass diese, von mehreren Jahren zusammen- 
gestellt, immer nur unbedeutend differire.. Die Abnahme 
der Wärme von dem Aequator gegen die Pole findet 
mit «zunehmendem Breitegrade nicht immer gleichmässig 
statt, denn dieses hängt von den mitbestimmenden Fac- 
toren des Klimas ab; z. B. die Mehresnähe, die Beschaf- 
fenheit der Oberfläche bewirken, dass oft Orte unter 
gleichem Breitegrade doch verschiedene Bas ge 
haben können. 

Alex. v. Humboldt verband die Orte von a 

 Mitteltemperatur rings um die Erde durch Linien; man 
erhält für diese Temperaturen krumme Linien, welche 
die Breitegrade schneidend, bald nördlich und bald süd- 
lich abweichen und nannte sie Isothermen. Die Linien, 

welche Orte mit gleicher Sommerwärme verbinden, 
heissen Isotheren und die Linien, welche die Orte 
gleicher Wintertemperatur verbinden, Isochimenen. 

Jede Pflanze hat demnach ihre Verbreitungssphäre 
auf der Erde, welche hauptsächlich "durch ihre Nord- 
und Südgrenze, dann aber auch durch ihre Ost- und 
Westgrenze bestimmt wird, mit Ausnahme nur weniger 
Gewächse, die auf der ganzen Erde vorkommen und sich 
auch meistens mit und durch den Menschen verbreiten! 
Analog; hiermit hat man die Oberfläche der Erde auch 
in botanischer Hinsicht von den Polen gegen den Aequa- 

. tor nach mit bestimmendem Breitegrade und Temperatur 
in einander allmälig übergehende Zonen (Pflanzen- 
 regionen, Pflanzengürtel) eingetheilt; da aber das Klima 
eines speciellen Landes durch örtliche Ursachen manchen 
Schwankungen unterworfen ist, so haben auch diese 
Pflanzenregionen nicht immer scharf begrenzt werden 
können; indem sie vielfach variirend dem Beobachter 

oft nur undeutliche Anhaltepuncte ihres ‚wirklichen. u“ e 
Besen geben. | 


# ; i% Botanische Aphorismen. 217 


1. Polarzone unter dem 90sten bis 72sten Breitegrade, 
nur einige Puncte im höchsten Norden mit einem Som- 
mer von wenigen Wochen und einer jährlichen Mittel- 
temperatur von circa — 15,00 R. Das vegetabilische 
Leben ist, wo oft nur die Schneealge wächst, sehr arm; 
indem die Hauptvegetation aus Flechten und Moosen besteht, 
denen sich einige niedere Hochalpengewächse und’ zwerg- 
artige Weidenstämmechen anschliessen. 

2. Arktische Zone unter 720 bis 66 0 nördlicher 

_ Breite, vorzugsweise Lappland und Nord-Sibirien ‘mit 
einer jährlichen Mitteltemperatur von circa 4 1,40 R. 
In dieser Region gedeihet noch kein hochstämmiger 
Baum, mit Flechten und Moosen wachsen hier schon meh- 
rere Alpenpflanzen, niederes Gesträuche mit zwergartigen 
Weiden und Birken etc. 

3. Subarktische Zone unter 66 0 bis 58 0 nörd- 
licher Breite mit einer Mitteltemperatur von 4 4,00 R.; 
sie erstreckt sich von Scandinavien bis zur Nordgrenze 
des Weizenbaues in Russland und Asien. Dieses ist die 
eigentliche Region der Nadelholzbäume; indem die Niede- 
rungen von Kiefer-, Fichten- und Lärchen- Waldungen 
weithin eingenommen sind, zwischen denen an feuchten 
‚Stellen niederes Laubholz, Weidenarten, Birken, Erlen ete. 
gemischt vorkommen. Weiden und Torfmoore meist mit 
Binsen und Rietgräsern, dann mit beerentragendem Ge-. 
sträuche Wachholder, Brombeere, Heidelbeere, Stachel- 
beer- Arten bewachsen, ziehen sich weite Strecken hin, 
indem sattgrüne Wiesen noch selten sind. Diese Region 
wird auch schon von einer mannigfaltigen Flor von 
vielen bunten Blumen geschmückt. i 

4. Kältere — gemässigte Zone, unter dem 


580 bis 45 0 Breitegrade mit einer jährlichen Mitteltem- 


peratur von circa + 50 bis + 10° R. Hauptsächlich 
die Länder der Nord- und Ostsee bis zum adriatischen 
Meere, die Schweiz, Norditalien, Ungarn etc. Diese Re- 
$- gion zeichnet sich besonders durch hochstämmige Laub- 


 holzwaldungen, theilweise unterbrochen von Nadelholz- 


ve 


218 Eu REN Aphorismen. se 


wäldern aubct Weit Kinzibhende BES Wesssneppiche 


sind mit einer sehr reichen Blumenflor, aus fast den 


meisten Familien des Gewächsreiches geschmückt; Hei- 
den und Moore sind mit Heidekraut, Ginster, Wach- 
holder und vielem anderen Gesträuche bedeckt und mit 


der Waldrebe, dem Epheu etc. treten die ersten strauch- 


artigen Schlingpflanzen auf. Mehr von der nördlichen 


Grenze zieht die deutsche Eiche und die schöne Buche 


gesellig wachsend in grossen Waldungen mit Nadelholz- 
beständen hin; mehr im Osten der Region tragen Linden, 
Ulmen, Birken mit Pappeln, Erlen ete. zur Waldbildung bei, 


und im Süden erscheint schon He zahme Kastanie als 


Waldbaum. 


5. Wärmere —gemässigteZone, unter da lselen 


bis 34sten Breitegrade mit einer Mitteltemperatur von 


circa — 9,70 R. bis + 13,70 R. In Europa sind es 
die Länder des Mittelmeeres, besonders die Länder 


des adriatischen Meeres. Die Region charakterisirt sich. 
auffallend, dass die sommergrünen Laubholzbäume durch 
immergrüne (wintergrüne) Laubhölzer meistens ersetzt 
werden, um welche sich die Weinrebe schlingt, ‚die im 


Osten dieser Zone heimisch ist. Zusammenhängende 


Hochwälder, gesellig wachende Baumarten, wie in voriger. 
Zone fehlen hier ganz, indem sich meistens nur 4 bis 8° 


hohe, .baumartige Sträucher waldähnlich ausdehnen, 
Heiden und Moore sind mehr mit Moosen verschiedener 


Arten, und krautartigen Pflanzen, als mit er 


bewachsen. 


Es finden sich hier Bestände von immergrünen A 


- Eichenarten und Lorbeerbäumen, dann erscheinen Laurus 


Tinus, Götterbäume (Arbutus Unedo), Granaten, Myrthen, - 


Pistacien, Cistrosenarten, lippenblüthige, nelkenblütige 
und schmetterlingsblütige Pflanzen oft strauchartig. Cul- 
 tivirt werden der Oelbaum, die Feige, die Orange, die 
Citrone, der Reis; im Freien angepflanzt sieht man die 
 Agave und hin und wieder die Zwergpalme und die 


u 


Dattelpalme und die ganze Vegetation tritt schon im | 


VE Re A RT nd a 
3 IA N Zus j a: 


4 She Zu ee 


Botanische Aphorismen. | 219 


= ersten Frühlinge mit fremdartigen Formen, mit Nar- 


eissen, Hyacinthen etc. auf. 

6. Subtropische Zone, sie erstreckt sich vom 34sten 
bis zum 23sten Breitegrade, oder bis zum Wendekreise 
mit einer jährlichen Mitteltemperatur von circa + 13,40 R. 
bis — 18,40 R. Der Hauptcharakter dieser Zone ist die 
immmergrüne Vegetation der Myrthen- und Lorbeerarten, 
welche sich baumartig erheben; dann das erste wilde 
Auftreten der Palmen, besonders der Dattelpalme und 
das Erscheinen der Drachenbäume und vieler anderen 
baumartigen Liliengewächse. In Arabien und Persien 
sind unter andern vorzugsweise vertreten die Familie 
der Mimosen (Sinnpflanzen), in China: Camelien und 
Theesträucher, auf dem Austral- Continente: baumartige. 
Myrthen, Casuarinen. und Mimosen etc. Die eigenthüm- 
lichste Vegetation dieser Zone erzeugt das Capland auf 
der Südpitze von Afrika in den verschiedenartigsten 
Pflanzenformen aus der Familie der Ericaceen (Heidenge- 
wächse), der parasitischen Orchideen und der Proteaceen etc. 

7. Tropische Zone, sie geht von den Wende- 


kreisen unter dem 23sten bis zu dem löten Bireite- “ 


grade, innerhalb der beiden Wendekreise und hat 


'eine mittlere Temperatur von circa 4 18,4% R. bis + 


22 R. Diese Zone zeichnet sich von der folgenden durch 


geringere Wärmegrade und grössere Mannigfaltigkeit der De: 
Pflanzenarten und Vegetationsformen aus. Sie charakteri- 


sirt sich sehr auffallend durch zahlreiche Palmenarten, 
baumartige, Farne, Brodfruchtbäume, Cactusarten, ver- 


‚schiedenartige Feigengewächse und besonders durch die 


Mangle- oder Leuchterbäume-Wälder (Rhizophora-Arten) 


an den Küsten und auf den Alluvionen der Fluss-Delta’s. R 
8. Heisse Zone, (Asquatorial-Zone) vom l1öten 


Breitegrade bis zu 00%; mit einer jährlichen Mitteltempe- 


ratur von eirca 4 21,80 R. bis + 24,50 R. Es ist 


dieses die Region der Bananen-Arten (Musa), der Palmen-, 
der Bambus- und Mangle- Wälder mit baumartigen Nessel- 
gewächsen und Malvaceen etc. Der Aequatorialeone 


er, Botanische Apkorienen TEE 
Eu: Schören noch viele andere kleinere Pflähzenfänälien wie 
die Sapotaceen, Melastomeen, Sapindaceen, Büttngriaceen = 
und een Orchideen etc. an. | 


Wachsthum und Leben der Pflanze. 


Das Wachsthum und lebensfrische Gedeihen der 
Pflanze ist nach ihrem allgemeinen Charakter abhängig 
von der Gestalt der Oberfläche, worauf sie wächst und 
von den klimatischen Verhältnissen, die sie umgeben. 
Uebersieht man aber die verschiedenartigen Einflüsse 
auf das vegetabilische Leben von dem Standpuncte unse- 
rer physiologischen Kenntnisse, so nimmt man bald wahr, 
dass wir bis jetzt nur erst einen geringen Theil derje- 
nigen physikalischen Kräfte erkannt haben, welche un- 
streitig dabei thätig sind;. vorzugsweise Elektricität, 
Licht und Luftdruck. Die beiden ersteren wirken be- 
kanntlich bei jedem chemischen Processe ein und der 
Luftdruck ist von entschiedener Bedeutung in allen Vor- 
gängen zwischen Gasarten und Dünsten; da nun das 
Pflanzenwachsthum und Leben von der Keimung des 
Samens in seinen verschiedenen Vegetations- Stadien in 
einem fortwährenden Kreislaufe von chemischen Verbin- 
dungen und Trennungen, in Aufnahme und Ausschei- 
dungen von Gasen und Dünsten besteht, so muss dasselbe 
‚folgerichtig von obigen Einflüssen sehr affhieirt werden; 
aber über das Wie und in welcher Ausdehnung diese 
 Agentien auf das Leben der Pflanzen einwirken, wie 
über die, uns noch bis jetzt nicht erklärlichen Verhält- 
‚nisse in Verbreitung und Vertheilung der Pflanzen, wer- 
den wir vielleicht später, wenn die Wissenschaft tiefer- 
gehende Erfahrungen in Erkenntniss dieser Naturkräfte ge- 
macht haben wird, eine weitere Erklärung finden können. 

Die Nahrung der Pflanze besteht theils aus Wasser 
und der darin gelösten Bestandtheile, theils aus den - 
Dünsten und Gasarten der atmosphärischen Umgebung, 
demnach ist das erklärliche Leben der Pflanzeim Wesent- 
' lichen Bildung des organischen Stoffes aus unorganischen 


2 ne = Ar BITTER PEREER > er va t FE Ein“ TE A 
. Da > 5 . a x 5 = . wi De er 
. _ s j > 


 Hokanirche ER | 221 


Verbindungen, indem dieselbe durch ihre Wurzel die 
Stoffe, welche sie zu ihrem Wachsthume braucht, aus 
dem Boden zieht und dieselben in dem sie umgebenden 
atmosphärischen Dunstkreise findet und nachdem die Zer- 


‚sersetzung (Stoffwechsel) der aufgenommenen Stoffe statt 
gefunden hat, das, was sie nicht zum Wachsthume noth- 


wendig in umgesetzter Form durch die dazu geeigneten 
Organe wieder abgiebt. Die Pflanze wird dadurch im 
weiteren Sinne auch abhängig von der geognostischen 


Beschaffenheit des Bodens, von einer gewissen Tempe- 


ratüar und von Wasser, ohne welches überhaupt keine 


Vegetation denkbar ist. So wachsen z. B. die Alpen-. 


pflanzen unter physikalischen Eigenthümlichkeiten, die 
in den Niederungen nicht vorhanden sind, nämlich unter 


vermindertem Luftdrucke, bedingt durch eine gewisse 


Höhe über dem Meere und geringere Regenmenge, weil 


die schweren Regenwolken sich in den dünneren Luft- 


schichten nicht halten können und immer tiefer herab- 


sinken müssen. Durch den verminderten Luftdruck 


ist auf den Hochalpen mehr Trockenheit herrschend; 


es entsteht dadurch eine bedeutendere Verdunstung 
der Pflanzengewebe, wodurch eine vermehrte Ver- 


dichtung der Säfte und macht so die Pflanzen gegen 
das Sonnenlicht und Wärme empfänglicher und wirkt in 


dessen Folgen so eigenthümlich auf das Wachsthum. 


der Alpenflanzen ein, dass sie in Gestalt und Form 
meistens sehr verändert erscheinen von den Pflanzen der 
Niederungen und des Flachlandes. 


Die Alpengewächse sind nämlich zum grösseren 


_ Theile niedere oder niedergestreckte, fast durchgehends 


mit unterirdischem Stengel perennirende Pflanzen mit 
verhältnissmässig grösseren Blumen, welche sich meistens 


durch intensivere Farben auszeichnen, sie überziehen 


u a 


meist polsterartig ganze Felsenstrecken wie z. B. die 


 Saxifraga-, Silene-Arten, Moehringia, Cherleria, Azalea etc. 
‚oder kriechen oft an dem Gesteine hin. 


Durch diese eigenthümlichen klimatischen Verhält- 


RR, 


w 


22° 


nisse a Alpen und die verkadartn n Kine, elche: 


dort auf die Vegetation influiren, erscheint es auch 


‚ naturgemäss, dass Pflanzen, welche unter ganz entgegen- 
gesetzten Verhältnissen gewachsen sind, sich nicht dauernd 
in‘ niederen Gegenden wohlbefinden können, obschon 


auch Pflanzen der Alpen, welche zufällig mit Flüssen in 


die Thäler herabkommen unter ihnen günstigen Local- 
verhältnissen vegetiren oder durch Kunst erhalten werden, 
aber auch oft an dem ungewohnten Standorte nach und 
nach ihre -Alpennatur abstreifen. 


Feuchtigkeit und Wärme, die wesentlichsten Vege- 4 
tations-Bedingungen sind aber nicht in gleichem Maasse 


auf der Oberfläche der Erde verbreitet, indem mit Ab- 


nahme oder Zunahme der Breitegrade die Temperatur 


‚gesteigert oder vermindert wird, welches in einem Üonti- 
nentalklima, mit Ausschluss der Alpen, weniger hervor- 
tritt, als in einem Seeklima. In Gegenden mit abweichen- 


dem Breitegrade, welche mehr nach Süden oder mehr 
nach Norden rücken, müssen demnach auch andere Vege- 


tationsverhältnisse statt finden, verschiedenartigere Pfan- 


zen auftreten, weil wohl fast jede Pflanze ein anderes 


' Maass an Wärme von bestimmter Stärke und Dauer er- 
fordert, um entstehen und leben zu können; aber die 


jährliche Mitteltemperatur ist dazu nicht allein maass- 


gebend, sondern vorzugsweise die Extreme der Wärme 


he a ne 


der einzelnen Monate und Jahreszeiten. Jede Pflanze 


hat auch deswegen auf der Erde eine bestimmte Grenze, 


. wo sie ursprünglich wild wächst und diese bestimmt den 


Bezirk ihrer geographischen Verbreitung mit Ausnahme 


derjenigen Pflanzen, welche fast überall wachsen, wie 


 Alsine media, Senecio vulgaris etc. und in allen a | 


zu finden sind. 
Das Erscheinen von Pflanzenarten ist nicht aus- 


schliesslich von klimatischen Beziehungen abhängig, son- 


dern auch von der Beschaffenheit der Oberfläche und 
von manchen besondern Oertlichkeitsverhältnissen, welche 
‚unstreitig mehr oder minder Einfluss darauf haben; 


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"Botanische, TERN © “ 223. 


ih oft ganze Pflanzengruppen fast ausschliesslich “ 


auf gewisse Landstrecken beschränkt sind und in anderen 

Landstrichen mit gleichen klimatischen Verhältnissen 
diese Pflanzen nicht vorkommen. Wir sehen auch oft 
Pflanzen im Bereiche ihres Verbreitungsbezirkes unter 
allen Umständen häufig auftreten, wie besonders die 
Gräser, während andere wieder auf beschränktem oft 
sehr beschränktem Raume wachsen und dieses hängt 
auch von der Individualität der Pflanze ab, ob sie nur 
vereinzelt oder in Masse vorkommen. 


Wander ung und Verbreitung der Pflanzen. 
Die Pflanzen sind belebte Wesen ohne wirkliche 


Empfindung und freie, selbstständige Bewegung, denn 


jede Pflanze ist an den Boden gebunden, worin sie ihre 
Wurzel schlägt und schon in .den ältesten Sprachen, wie 
der Sanskritsprache wird der Baum „Aga“ im Gegensatze 
zu den Fortbewegungen der Thiere der „Ungehende* 


‚genannt. Fassen wir aber die Pflanze und ihr Leben $ 


im Ganzen nach Gattungen und Arten auf, so findet 
man, dass die Pflanzennatur auch noch eine andere Seite 


hat, nämlich das Streben nach Por FE be i 


Ortsveränderung. 

Das Gesetz der Pflanzenwanderung ist in der Natur 
derselben begründet und durch die pflanzengeographischen 
Forschungen auch auf das Bestimmteste nachgewiesen; 
nur muss man die, von der Natur bedingte (abhängige) 
Wanderung von der unbedingten (zufälligen) unterschei- 


den. Alle Pflanzen, welche an ihrem Entstehungsorte 


keimfähigen Samen hervorbringen, sind meistens schon 
von der Natur angewiesen, den reifen Samen in ihre 
nächsten Umgebungen auszustreuen, hierdurch wird sich 
der Keimling von der Stammpflanze entfernen und die 
später folgenden Sprösslinge können mit der Zeit dem 
Raume nach eine weite Sirecke von der ursprünglichen 


Pflanze entfernt werden. Eine andere Art der Orts- 


_ veränderung, nicht so auffallend wie bei dem Ausstreuen 


’ 


& ara IE sr ah 


ER Se cr 
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24 x a =  Bolmiischeh Aphorismen. Re. SE 


des Samens, hat die Natur bei den Pa in meistens 


keine Selbstvermehrung durch die Samen statt findet, | 


z.B. bei den Zwiebeln- und Knollengewächsen, durch die 
Zwiebel- und Knollenbildung gesorgt; bekanntlich tragen 
diese Pflanzenarten zwei Zwiebel- oder Wurzelknollen, 
von welchen jedes Jahr die eine Zwiebel oder der eine 


2 


Knollen abstirbt und es ist nun naturgemäss, dass es 


von der Lage des keimfähigen Knollen abhängig bleibt, 
wo im folgenden Jahre die neue Pflanze ihren Aufgehe- 
punct hat. Durch diese sich jährlich erneuernde Zwiebel- 


und Knollenbildung muss mit der Zeit die Pflanze immer 
mehr von dem früheren Standorte der Urpflanze entfernt 
werden, was man leicht bei unseren Culturpflanzen in 


den Gärten z. B. Crocus, Tulipa, Seilla, Galanthus ete. 


beobachten kann. 
Da aber dieses Fortschreiten der Pflanzen immer 


nur noch langsam erfolgt, so bietet die Natur, ohne dass 


der Mensch dabei thätig wäre, noch mancherlei Mittel zu 
grossartigeren und rascheren Verbreitungsarten; in der Be- 


wegung der Luft, welche der immerwährende Träger 


der dazu geeigneten Samen, besonders Compositen, Vale- 
rianeen etc. ist, wodurch diesen Gewächsen ein unbe- 
grenztes Gebiet offen steht. Dann die Strömungen und. 


Bewegungen des Wassers in Bächen, Flüssen und Meeren 


bringen nicht allein Samen und Früchte, sondern auch 
oft ganze Pflanzen von ihrem Entstehungsorte nach gan 
fremden Gegenden. 

Dem aufmerksamen Beobachter wird es nicht ent- 
gehen, wenn er an dem Ufer eines Flusses hinwandert, 
dass er oft eine und dieselbe oder auch wohl einige 
‘ Pflanzen, wenn auch zuletzt nur sporadisch von der 
Quelle bis zur Mündung verfolgen kann. Alpen und 
"Gebirgswasser bringen die Pflanzen der Höhen oft weit 


in die Niederungen und tief in das Flachland herab, 
und die Strömungen der Meere vermitteln das Erscheinen 
mancher Gewächse von Insel zu Insel und von Continent 3 


-zu Üontinent. 


N N NER Ri. 
Botanische Arleiiunah. nee 223.“ 


2, ER noeh. grössörem Maassstabe wird die Pflanzenver- 
‚ breitung durch das Thierleben befördert, besonders Vögel 
und Säugethiere verschleppen auf die verschiedenartigste 
Weise Samen, theils instinetmässig als Nahrungsmittel, 
 theils zufällig Samen in ihrem. Gefieder ‚oder 'hackige 
Früchte wi Samen in ihrer Wolle und tragen dadurch 
einzelne Pflanzen in die entlegendsten Gegenden. 
Wenn solche verschiedene Verbreitungsarten der 
Gewächse in vielen Jahren eine merkliche Umgestaltung 
in dem Vegetationscharakter einer Gegend hervorbringen 
können; so wird im Allgemeinen doch der ursprüngliche 
 Vegetationstypus immer noch ein bleibender sein — 
denn die fremden Eindringlinge, welche meistens nur 
sporadisch auftreten, wohl zuweilen auch massenhaft 
erscheinen können, werden doch nur so lange ihr Da- 
sein fristen, als die Lebensbedingungen für sie aus- 
reichen; denn bei ungünstigen Verhältnissen, seien es 
Bodenveränderungen, Meereshöhe, Temperaturwechsel oder 


verminderte Feuchtigkeit, welche störend in das Wachs- 


thum der eingewanderten Pflanzen eingreifen, werden 
diese entweder nach und nach, oder auch ebenso plötz- 
lich wie sie oft erscheinen, wieder verschwinden. Der 
Hauptfactor der Pflanzenverbreitung (besonders jähriger 
Pflanzen) wird immer der Mensch bleiben; da er durch 
seine Culturen und Culturversuche wohl den bedeutend- 
sten Einfluss auf den Vegetationscharakter einer Gegend 
ausüben wird und die Pflanzen, welche bekanntlich den 


Menschen und seinen Ansiedelungen folgen, werden von 


‚ihm in die entferntesten Welttheile getragen. | 
‘Wenn nun die Aus- und Einwanderungen der Gos 
wächse aus den frühesten Zeiten in so bedeutender und 
umgestaltender Weise, seit den ersten Culturversuchen 
des Menschengeschlechtes statt gefunden haben, was wir 
doch annehmen müssen, so ist es begreiflich, dass die 
frühere Vegetation einen veränderten Charakter ange- 
nommen hat, viele früher vorhandene Pflanzenarten: ver- 
schwunden sind, ohne dass wir dieselben gekannt haben, 
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 15 2 


226 | en Botanische Arber 


rn x: "A Al, Falle Al RE SRH 


Sa wodurch es auch unmöglich wird, die umsfrönliche Flor ö 


eines Landes nach den jetzigen uns anschaulichen Vege- 


— 


tationsverhältnissen auch nur annähernd zu bestimmen 
und können uns deswegen nur darauf beschränken, die 
in einem zusammenhängenden Florengebiet, nach ihren 
gewöhnlichen Wohnorten, allgemein verbreiteten oder 
auch zerstreut durch die ganze Gegend vorkommenden 
Pflanzenarten (besonders ausdauernde), als die schon 
früher heimische Vegetation anzusehen, ohne Rüksicht dar- 


' auf, ob diese eingewandert sind oder nicht, wenn ihre 


Einwanderung nicht so bestimmt ermittelt ist, wie die | 
von Oenothera biennis, Erigeron canadense und vieler 
Aster-Arten etc. E 

Am auffallendsten treten diese RR Kiniander 


rungen in den näheren Umgebungen grösserer Städte 


hervor, wo diese Eindringlinge zuweilen die ursprüng- 
liche Physiognomie der Flora verwischen können; indem 


fremde Pflanzen durch Einschleppung von Culturen oder 


aus Gärten etc. die Gegend bevölkern und dadurch oft 
viele früher einheimischen Pflanzen verdrängen. 

Ein überraschendes Beispiel von Einschleppungen 
fremder Pflanzen hat in neuerer Zeit Dr. A. Godron, 
Rector der Akademie zu Montpellier, durch die Ver- 
öffentlichung seiner Florula Juvenalis in campestribus 
Portus Juvenalis prope Montpellium ete. 1853 geliefert. 


In dem Letzflusse bei Montpellier wird bekanntlich die | 
aus den entlegendsten Ländern dort eingeführte Schaf- 


wolle gewaschen und an dem Ufer dieses Flusses ge- 
trocknet; wodurch wohl schon seit vielen Jahren fremde 
Samem jener Länder in der Schafwolle verschleppt und 
auf dem Brachfelde, welches dem ‚Botaniker als Port 
Juvenal bekannt ist, abgesetzt dort gedeihlich vege- 
tiren und sich klaren. | 

An dem Port Juvenal hat nun Dr. Godron an 
380 fremde Einwanderer nachgewiesen und unter diesen _ 
54 neue Pflanzen entdeckt, von welchen das Vaterland 


' moch nicht ermittelt war. Beiträge zu diesen einge- @ 


I ra I BEE NE I ET, 
a Ki RT REN IR Be ER N or A 
VRR SUP, 


Bea Apkorimen. RR 297 2 


Bleunten lansen lieferten vorzugsweise die Inseln ds 


t "Mittelmeeres, Italien, Sicilien, Spanien, Syrien, Aegypten, 


Kaukasus, Kleinasien, Algerien, Marokko etc. Diese 
Zusammenstellung hat ein wesentliches Interesse für die 


‚geographische Botanik, und giebt uns einen Beweis für 


die Accomodationsfähigkeit gewisser Pflanzen entfernter 
Himmelsstriche mit. ganz verschiedenen klimatischen Ver- 
hältnissen. 

Das Nichtvorhandensein einer Pflanze in einer be- 


stimmten Gegend ist demnach noch kein vollgültiger 


Beweis, dass sie dort nicht wachsen und vegetiren könne, 


und selbst der Norden hat in dieser Hinsicht keine 


„sgharfbegrenzte Linien. Die Hauptsache des Vorkommens R 


einer Pflanze, welchain einer Gegend nicht einheimisch 


ist, wird wohl immer davon abhängen, ob die Verhält- 
nisse von der Art sind, dass die Pflanze dorthin gelangen 
konnte; ob das Klima dafür geeignet, hauptsächlich nicht 
zu kalt ist; ob die orographisch-geognostischen Bodenbe- 
schaffenheiten, wie die physikalischen Einwirkungen für 


die Pflanze in richtigem Zusammenhange stehen und ob 
das geeignete Maass von Feuchtigkeit und Beleuchtung“ 


zum Wachsthume vorhanden ist. 


15,* 


HE. Monatsbericht. 


Chemische Analyse der Heilquelle und der Amazonen- 


quelle des Kaiserbades zu Ofen in Ungarn. 


‚Prof. Dr. J. Pohl hat ım Sitzungsberichte der Aka- 


demie der Wissenschaften zu Wien, Bd. 38. S. 497— 542, 
Folgendes darüber veröffentlicht. 


Die sämmtlichen Quellen des Kaiserbades entsprin- 


gen am Fusse des als Ausläufer des Gaisberges anzu- 


sehenden Josephsberges, dessen Gipfel 244,58 Meter über 
' dem Meeresniveau und 148,15 Meter über dem alten Ofe- 


ner Donau-Pegel (Seehöhe 96,431 Meter) liegt. Eben- 
daselbst befindet sich auch das Kaiserbad. RR 4 
I Die Heilquelle Das Wasser dieser Quelle 


erscheint sowohl im Bassin, als in einem weiten Glas- 


gefässe vollkommen klar und farblos; es ist scheinbar in 


‚beständigem Kochen begriffen, das aber bloss von dem 


ungleichförmigen und stossweisen Wasserzuflusse herrührt. 
Von der Oberfläche des Wassers entweichen zahlreiche. 


. ziemlich grosse Glasblasen, welche aus einem Gemenge 


von Kohlensäure mit sehr wenig Stickstoff und etwas 


. Schwefelwasserstoff bestehen. Das Wasser riecht ent- 


schieden nach Schwefelwasserstoff, dessen Geruch auch 


in der ganzen Halle verbreitet ist, an deren Boden sich 
‚das Quellenbassin befindet, und beim Schütteln in halb- 
gefüllten Flaschen tritt geringe Gasentwickelung ein. 20 


EEE TER TERN 


Minuten lang in einem Glaskolben von 850 C.C. Inhalt, 


der mit einem Quetschhahn verschlossen war, gekocht, 
verschwindet der Schwefelwasserstoffgeruch des Wassers 


gänzlich. Das Wasser reagirt alkalisch und besitzt einen 


etwas hepatischen, faden, erdigen Geschmack. Die Tem- 
peratur der Quelle betrug am 29. August 1856 bei 230,93 
Lufttemperatur im Schatten, im Mittel aus vier Ablesun- 
gen 590,87 für Wasser vom Boden des Bassins, hingegen 
nur 590,35 an der Wasseroberfläche. - Offenbar ist die 


erstere Temperatur die richtigere. Diese Temperatur 


bestimmungen geschahen in der Weise, dass das Queck- 
silberthermometer, dessen Gefäss .ein hohler Metalleylin- 
der als Wasserreservoir umgab, auf den Boden.des Bas- 
sins zunächst der Stelle, an welcher die Hauptquelle em- 
porbrodeln soll, gebracht, dort 5 Minuten belassen, dann 


a > RE 
a warn Ka) 
ECT rec) Kate, 127 

N 


Heilquelle u. Amazonenquelle des Kaiserbades zu Ofen. 229 

möglichst rasch emporgezogen und an der Wasserober- 

fläche abgelesen wurde. | $ 
Nach eben so sorgfältigen Beobachtungen, die Pohl 


am 22. September 1859 vornahm, war die Temperatur 
der Atmosphäre 10°, die der Quelle hingegen am Boden 
570,83. Da frühere, ja selbst spätere Temperaturbeob- 


achtungen, als diese, nicht mit vollkommen. berichtigten 


Thbermometern und mit theilweiser Ausserachtlassung der 


eben erwähnten Vorsichten angestellt sind, so lässt sich 
leider bis jetzt kein sicheres Urtheil über die etwaige 
Unveränderlichkeit der Quellentemperatur im Laufe vor. 
Jahren abgeben. Eine Abhängigkeit der Quellentempe- 
ratur von der Atmosphäre deuten aber Pohl’s Beobach- 


tungen auf das Bestimmteste an, und die folgenden Daten 


Schmidl’s mögen zur weiteren Erhärtung dieser That- 
sachen dienen. 

Schmidl fand nämlich die Temperatur der Heil- 
quelle: | 


Zn Novenber:.... ... „2 ale de re zu 560,88 
1858, 22. März, nach Ablassen des Fischteiches, zu 580,12 
wer April... ...:..: Eau Te zu 570,75 


Am Boden des Quellenbassins bildet sich ein gerin- 
ger etwas schmutzig-weisser, grobkörniger Absatz, dessen 
Zusammensetzung später angeführt wird. | 

Nach wenig Tagen Aufbewahrung in wohlverstopften 
Flaschen verschwindet der Schwefelwasserstoffgeruch voll- 
ständig und das Wasser wird geruchlos. Das spec. Ge- 
wicht dieses Wassers (bei 150) wurde gefunden zu 1,001202 
und 1,001185. | 

Zur Analyse, die hiernach folgt, wurde das Wasser 
am 29. August 1856 der Quelle entnommen. Die Ana- 


lyse gab: | 
1. Die kohlensauren Salze als einfach-kohlensaure 
' Verbindungen berechnet. — a) In wägbarer Menge vor- 


handene Bestandtheile: 
In 1000 Gewth. Im Pfunde 


zu 7680 Gran 

Schwefelsaures Natron......... 0,27344 Theile 2.10002 Gran 
BAT 0,2572 „ 1,99465 „ 
Kohlensaures Natron ........... 0,13528 „ 1,03895 „ 
a Lithioh :......%.. 0,013884 „ 0,10629 „ 
Kohlensaurer Kalk............ 0,2854 „ 2,21598 „ 
Kohlensaure Talkerde........- 0,03360 „ 0,25805 „ 
Phosphorsaure Thonerde....... 0,00131 , 0,01006 „ 
Kieselsaure Thonerde.......... 0,00340 ° „ 0,02611 „ 
ee 0,03155  „- .. 0,24230 „ 
Organische Substanzen......... 0,00402 „ 0,030897  „ 


Summe der festen Bestandtheile 1,04470 Theile 8,02328 Gran. 


| 230 Heilqule u. ER des Kaiserbades 2 zu ‚Ofen. S 


In 1000 Geh: Ian Piäde - 
zu 7680 Gran 
Kohlensäure, welche mit den koh- 


lensauren Salzen zu Bicarbo- | | 
naten verbunden ist....... ... 0,20893 Theile 1,60485 Gran 


| Wirklich freie Kohlensäure.... 0,06156 „ 0,47270 ,„ 
Schwefelwasserstoff.......... +.:.9,00028 4.2, 0,00177 „ 
Re 0,00019 „ 0,00146 „ 


Summe aller wägbaren Bestand- | x 
theile... 1,33561 Theile 10,10406 Gran. 


b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile: 


Schwefelnatrium ............... deutliche-Spur 

Unterschwefligsaures Natron.... Spur . 

Schwefelsaures Kali............ deutliche Spur 

Borsaures Natron ........:.2... deutliche Spur 

Kohlensaurer Baryt............ Spur 

‚Kohlensaures Manganoxydul.... Spur 

= Eisenoxydul ...... deutliche So. 
2) Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet, 

und zwar in wasserfreiem Zustande. — a) In wägbarer 


Menge vorhandene Substanzen: 


In 1000 Gewth. Im Pfunde 
zu 7680 Gran ° 


‚= Schwefelsaures Natron..........- 0,27344 Theile 2,10002 Gran 
BERIDERALIUM: 0402-40 eanee 0,2572, 1,9945 „ | 
Zweifach-kohlensaures Natron.. 0,19156. 2) 3, WARE 
Lithion.. 0,02208  , 06997... 
Zweifach-kohlensaurer Kalk...... 0,41550  „ 3,19104 „ 
Zweifach-kohlensaure Talkerde... 0,05120 „ 0,5932 „ | 
* Phosphorsaure Thonerde......... 0,00131 „ 0,01006 „ 
Kieselsaure Thonerde............ 0,00340 -„ :0.02b14 :;- u 
SE SR ee Re RER 0,08155 ° "-„. 70,24230°°* „ 3 
Organische Substanzen.......... 0,00402 „ 0,03087 „ ö 


:Summe der nicht-füchtigen | 
Bestandtheile... 1,25358 Theile 9,62902 Gran. 


Wirklich freie Kohlensäure...... 0,06156 „ 047370 „ 

Schwefelwasserstoff.............- 0,00023 ,„ 0,00177 „ 

RE 0,00019 „ 0,00146 „ 
Summe aller wägbaren Bestand- 
there, Mrs 1,31561 Theile 10,10506 Gran. 


b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile: 
Die in 1. b) angeführten Verbindungen. 

Auf Volumina berechnet, beträgt die Menge der im 
Wasser enthaltenen Gase für den Normal- Barometerstand 
von 760 Millimeter: 


Die wirklich freie Kohlensäure: 27 Jar“ 
Bei der Quellen- Bei 00 


ei 


temperatur 59,870 
In 1000 Grm. Wasser...... 38,122 C.C. 31,262 C.C. 


Tr n 
FERN 

u 4 7 - 3 m 
De DE de a nn muy 


1 Pfund = 7680 Gran..... 2,031 C.Z. 4 710 c. a I 


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# 


; Heilquelle u. Amazonenguelle des Kaiserbades zu Ofen. 231 


Die sogenannte freie Kohlensäure: 


Bei der Quellen- Bei 00 , 
temperatur 59,870 
In 1000 Grm. Wasser...... 167,905 C.C. 137,725 C.C. 
1 Pfund = 7680 Gran..... 9,185 C.Z. 7,536 C.Z. 
Der Schwefelwasserstoff: | 
In 1000 Grm. Wasser....... 0,182 C.C. 0,150 C.C. 
1 Pfund = 7680 Gran...... 0,010 ©. Z. 0,008 C.Z. 
Der Stickstoff: 
In 1000 Grm. Wasser ...... 0,185 C.C. 0,151 C.C. 
1 Pfund = 7680 Gran ..... 0,009 C.Z. 0,008 C.Z. 


H. Die Amazonenguelle. Das Wasser dieser 
durch den Zusammenfluss der sogenannten Gang- und 
Bogenquelle entspringenden Quelle zeigt sich sowohl flies- 


send als in einem grossen Glasgefässe vollkommen klar und 


farblos, nach einstündigem Stehen erscheinen an den Glas- 
wänden Gasblasen. Es riecht äusserst unbedeutend nach 
Schwefelwasserstoff, und dieser Geruch tritt noch am deut- 
lichsten hervor, wenn man das Wasser in einer verschlosse- 
nen Flasche einige Male stark schüttelt. Nach längerem 


Schütteln in einer halbgefüllten Flasche verschwindet 2 


jedoch der Schwefelwasserstoffgeruch gänzlich. 


Das Wasser der Amazonenquelle reagirt sehr schwach 


alkalisch und besitzt einen faden, kaum merklich hepa- 
tischen Geschmack. Die in gleicher Weise wie von 
der Heilquelle am 29. August 1856 bestimmte Tempera- 
tur der Quelle betrug im Mittel aus fünf fast überein- 
stimmenden Versuchen 280,20 bei 240,14 Lufttemperatur. 
Am 22. September 1859 fand Pohl hingegen dieselbe bei 
160 Lufttemperatur —= 300,60. 


Alle früher schon bei dieser Quelle angestellten Tem- 
 peraturbeobachtungen sprechen dafür, dass die Tempera- 
tur dieser Quelle von der Jahreszeit sehr abhängig ist. 


Das spec. Gewicht fand Pohl für Wasser von 200 — 


1,000798 und 1,000800. Das zur Analyse bestimmte 
Wasser war am 29. August 1856 gesammelt. Zufolge 
der Analyse enthält die Amazonenquelle: | 


‘1. Die kohlensauren Salze als einfach-kohlensaure 


Verbindungen berechnet. — .a) In wägbarer Menge vor- 
handene Bestandtheile: | 


DEE 
Fa 


232 Heiqule u. Amasonenguelle des + Kuiserbade = ‚zu On. 


Salpetersaures Kali ..... 


Kohlensaures Manganoxydul.. 


In 1000 Gewth., la Pfunde 
Wasser zu 7680 Gran 
Schwefelsaures Rali........ »»  0,00884 Theile '0,06789 Gran 
 Schwefelsaures Natron........ 0,12558 4 0,96445 Bee 
Lithion N 0,02568 : z 0.19WT. 7, 
Chlorammonium...eeseecencee 0,0013 ,„ 0, 0108 „ 

Behloritigum..:... 2.0040 0ne ‚0,0384 „ 0, DODBDN. 'y 
Chlormagnium ........eec.r 0. : 0,02204 „ 0, 10921... 
Phosphorsaure Thonerde...... 0,00202 „ 0,01551 5 
Kohlensaures Eisenoxydul.. 0,00037  „ 0,00284 „ 

- Kohlensaure Talkerde........ 0,11401 „ 0,87560 

- Kohlensaurer Kalk.......::.. 024893 „ 1,911,78 
Kieselsäure.......... Er hr 0,01608 „ 0,12349 „ 
Organische Substanzen ........ 0,06238 „ DET308 5 
Summe der festen Bestandtheile 0,66578 Theile 5,11318 Gran 
‘Kohlensäure mit den kohlensau- 

ren Salzen zu Bicarbonaten | 
BEFBUNdEN...-.... 00. ahs 0,16939 1,30092 +. ', 

- Wirklich freie Kohlensäure... 0,17718 „ 136134 „ 
EEE SE an sinne ee 0,01439 . „ 0,11051*, ;\, 
Summe aller wägbaren Bestand- 

kberla tar 1,02674 Theile 7,88595 Gran 
b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile: 
Borsaures Natron....... a: d a Spur 


SE ‚Spur 


Kohlensaurer Baryt............ deutliche Spur 

Schwefelwasserstoff............. Spur. 

2. Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet 
und zwar im wasserfreien Zustande. — a) In wägbarer 
. Menge vorhandene Substanzen: 

In 1000 Gewth. Im Pfunde 

Wasser zu 7680 Gran 

Schwefelsaures Kali ........... 0,00884 Theile 0,06789 Gran 

& Natron su... 0,12558 „ 0,96445 „ 

" Lithion...- .. ....20,02586 72, III: u | 
Chlorammonium.....cceneee oo. 0,00143 „ V.OL0SB:. 5.5.,2..229 
Kalorlithium +. ...22. Sessanen ae 0,03544 ,„ 0,29922 
PROTBSHTEn. NE HR 0,02204 3 0189271, 
Phosphorsaure Thonerde....... 0.00202 rt 0,05151 „ 
Zweifach - kohlensaures Eisen- 

BEydul, „where 0, 00051 u 0,00592  ,„ 
Zweifach-kohlensaure Talkerde . 0, 14918: 5 1,33425 „ 
Zweifach-kohlensaurer Kalk.... 0, ‚35846 2 210291, ,, 
BRREBBISRGFEL NE area 0,01608 5; 0,12349 ,„ 
Organische Substanzen......... 0,062338 ,„ 0,47908 „ 
Summe der gelösten festen Be- 

standtheile....... 0,83517 Theile 6 ‚41410 Gran 
Freie Kohlensäure......... N RUN 
DCHBROR NEE UEEN TELER «. 0,01439 9° 5%. 0,11051 AS 
Summe aller wägbaren Bestand- 


ale. 20 ER 


1,02674 Theile 7,88595 Gran. | 


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Was Chemikern begegnen kann. 233 


b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandiheile: 
Dieselben wie in 1. 5) 


Auf Volumina berechnet beträgt die Menge der im 
Wasser enthaltenen Gase für den Normalbarometerstand 
von 760 Millimeter: 


Die wirklich freie Kohlensäure: 


Bei der Quellen- Bei 00 
temperatur 280,2. 
In 1000 Grm. Wasser...... 99,772 CC. 90,381 C.C, 
1 Pfund = 7680 Gran..... 5,458 C.Z. 4,944 C.Z. 
Die sogenannte freie Kohlensäure: \ 
In 1000 Grm. Wasser...... 193,964 C.C. 175,794 C.C. 
1 Pfund = 7680 Gran..... 10,611 C.Z. 9,617 C.Z. 
Der Stickstoff: 
In 1000 Grm. Wasser...... 12,651 C.C. 11,469 C.C. 
1 Pfund = 7680 Gran..... 0,693 C.2. 0,626 C.Z. 


(Sitzungsber. der Akad. dei Wiss zu Wien. Math.-naturwiss. 
Classe. Bd. 38. 8. 497 — 542.) B. 


Was Chemikern begegnen kann. 


Steward, Professor in Edinburgh, liess bei einem 


Experimente ein Gefäss mit Salpetersäure fallen, wel- 
ches zerbrach und die Säure über den Boden ergoss. 
Steward und der herbeigerufene Famulus suchten 
etwas derselben wiederzugewinnen und waren dabei den 
Dämpfen ausgesetzt, welche den Kaum erfüllten, ohne 
dabei ein ernstes Unwohlsein zu verspüren. Nach 1 
bis 2 Stunden empfand Steward Hemmungen in der 


Respiration und starb nach 10 Stunden trotz ärztlicher. 


Hülfe. Der Famulus starb am folgenden Tage. (Journ. 
de Pharm. d’Anvers. Juin 1863.) Dr. Reich. 


Verfahren zur Bereitung des wässerigen Ammoniaks, 
Von R. Fresenius. 


Die Zeitschrift für analytische Chemie bringt 8. 186 


des Jahrgangs 1862 einen Aufsatz, auf den ich im Wesent- 
lichen verweise, weil eine Abkürzung nicht wünschens- 
werth, Dagegen erlaube ich mir das Interesse durch 
einige Daten aus demselben rege zu machen. 


tl 


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EEE a a EIER 


1% 


jE S Eis | _ Bereitung des wässerigen Ammoniak. 


| Fresenius 'beschickt seinen Apparat zit 13 Pfund 
‚krystallisirtem Salmiak, 7 Pfund rohem schwefelsauren 


Ammoniak, beides in Stücken von höchstens Linsengrösse _ 


gemischt, und mit 20 Pfd. Kalk, der mit 8 Pfd. Wässer 
zu pulverförmigem Hydrat gelöscht ist, trägt diese Ge- 
genstände in abwechselnden. Schichten ein, mischt das 
Ganze trocken gut und übergiesst es dann mit 16 Pfd. 
Wasser, wo dann nach abermaliger Mischung der Appa- 
rat verschlossen wird. Die gleichzeitige Verwendung des 
Salmiaks und schwefelsauren Ammoniaks erzeugt nun 


den Vortheil, dass der Rückstand sich ohne alle Schwie- 


rigkeiten herausnehmen lässt, indem der neben dem basi- 
schen Chlorcaleium entstehende schwefelsaure Kalk das 
starke Zusammenbacken des ersteren verhindert und die 
Masse locker erhält, während andererseits eine so grosse 
Menge Wasser vermieden wird, wie sie bei schwefelsau- 
rem Ammoniak allein nöthig ist. Die Gleichmässigkeit 
der Operation soll nichts zu wünschen übrig lassen. Das 
Feuer braucht in den ersten Stunden nicht stark zu sein, 
in 5—6 Stunden ist der grösste Theil des Ammoniaks 
übergegangen und das dann noch übergehende Ammo- 


'niak ist in Folge der bedeutenderen Erhitzung so stark 
mit Wasserdampf gemischt, dass dadurch alles Ammo- - 


_ niak nach seiner Verdichtung im Kühlrohr- absorbirt wird. 
Es entweichen dann keine Gasblasen mehr, es entstehen 


dann wegen des mehr trocken werdenden Inhalts weiss- 


liche Nebel in dem Mischgefässe und man wechselt nun 


rasch die Vorlage und ersetzt sie durch eine kleinere, 


wenig Wasser enthaltende. 


Den Schluss des Aufsatzes macht die Mittheilung 
eines Versuches, bei welchem der Ammoniakgehalt der 


in den Apparat gebrachten Materialien und der daraus 


gewonnenen Producte durch Analyse genau bestimmt ist, 
wobei sich ein Verlust von nur 5 Proc. des ganzen vor- 
handenen Ammoniaks herausstellt. 


Ammoniak - 


A. Genommen. jir Erni, 


| 1. 13 Pfd. Salmiak enth. 31,6 Proc. Ammoniak... 2054 


2. 7 „ . schwefelsaures Ammoniak enth. 19,4 


Procent Ammoniak... ....... Zu 670 


3. Trübes Ammoniak und Waschwasser von einer 


früheren Destillation 24 Pfd. von 5,17 Proc. . 620 = 


3a. 


N 


u. 


eh a nn A RERSE EN. = RATTE 
Fee RE 

7 7 i i e j 2 3 
Zersetzung des Salmiaks beim Erhitzen. 235 5% 


B. Erhalten. '» Ammoniak 
| in Grm. 


1. Im reinen Ammoniak (25300 Gramm von 
Y I PEDS rk 2 Ta io ee 2808. 
2. Im letzten trüben Destillate. (2717 Grm. von 


| ERROR. EEE  IOB8 
3. Im Waschwasser (108035 Grm. von 1,56 Proc.) 169 


Pfund ‚von: 0,25 Broe.)ın3......3...%. 43 

Verlust beim Mischen und bei der Absorption 162 

3344. 
(Polyt. Centrbl. 1862. No. 18. $. 1225.) Bkb. 


Zersetzung des Salmiaks beim Erhitzen, nach Pebal. 


Ein überraschendes Beispiel der Zersetzbarkeit bie- 
tet der Salmiak dar, indem derselbe im dampfförmigen 
Zustande nicht aus der Verbindung von Salzsäure und 
Ammoniak besteht, sondern die beiden Gase als getrennt 
im Dampfe des Salmiaks anzunehmen sind. | 

Den Beweis für diese Annahme giebt Pebal durch 
die Benutzung der verschiedenen Diffusionsvermögen von 
Salzsäure und Ammoniak gegen Wasserstoff. Die Aus- 
führung des Versuches geschah auf folgende Art. In 
ein etwa !/, Zoll weites, an einem Ende zu einer Spitze 
ausgezogenes Glasrohr wurde ein Asbestpfropf lose ein- 
gesetzt und auf denselben etwas Salmiak gebracht. Dies 


‚Rohr wurde luftdicht durch einen Kork in ein etwa 11, 


Zoll weites, am oberen Ende abgeschmolzenes Glasrohr 


geführt, nun in den unter dem Asbestpfropf befindlichen . 


Raum sowohl, als in das weitere Rohr Wasserstoffgas ge- 
leitet und der Apparat in verticaler Stellung vermittelst 


eines Kohlenfeuers so stark erhitzt, dass der Salmiak 


 verdampfte. Alsbald trat aus dem Raume, in dem- sich 


die Salmiakdämpfe befanden, durch den Asbestpfropf = 


Ammoniak zu dem Wasserstoff und bläute ein in dem 


Gase aufgehängtes Lackmuspapier, während die Salzsäure, 1 


. in den Salmiakdämpfen verbreitet, die saure Reaction 


schnell zeigte, und demnach beim Verdampfen des Sa- 


miaks eine Zersetzung in Säure und Base statt gefunden 


hatte. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 123. 8.199.) Bkb. 


3%; PEN ET . #. La r WE Tale 7 f nf Pr 
Te ee ee N En RE R ; £ 
ae g; n " . . , ‘ a er 
Zar an Ber „2 y a Y y 


.n 


236 Vorkommen von Salpetersäure im Braunstein. 


_ Bildung von salpetrigsaurem Ammoniak, 

Das in der Luft fortwährend vorkommende salpetrig- 
saure Ammoniak rührt nicht bloss von dem bei der Fäul- 
niss stickstoffhaltiger organischer Materien sich bildenden 
Ammoniak und der unter elektrischem Einfluss aus atmo- 
sphärischem Stick- und Sauerstoff entstehenden salpetri- 
gen Säure her, sondern dieses Salz wird auch erzeugt, 
wie ©. F. Schönbein experimentell nachweist, wenn 
Wasser mit dem Stickstoff der atmospärischen Luft unter 
Einfluss von Wärme zusammenkommt. Nach dieser Be- 
obachtung von Schönbein versteht es sich von selbst, 
dass bei jeder Verbrennung der Körper an der Luft das 
Ammoniaknitrat gebildet wird, weil bei derselben alle 
dazu erforderlichen Bedingungen, als Vorhandensein von 
Wasser, atmosphärischer Luft und Wärme, erfüllt sind. 
So liess sich salpetrigsaures Ammoniak nachweisen bei 
der Verbrennung der Fette, des Leuchtgases, des Hol- 
zes u.8s.w. Kann der Brennstoff sich mit dem Sauer- 
stoff der Luft zu einer kräftigen Säure verbinden, so wird 
diese an das Ammoniak des Nitrits treten und die sal- 
petrige Säure austreiben. Dieser Fall findet z.B. bei der 
Verbrennung von Phosphor, Schwefel und Arsen statt; 
man erhält hier statt der salpetrigen Säure Phosphor- 
säure, schweflige Säure und arsenige Säure an Ammo- 


niak gebunden. (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXIV. 1— 13.) 
Bi 79. | er 


Se u 


Vorkommen von Salpetersäure im Braunstein, 
Von H. Deville und H. Debray. 


Die complicirte Zusammensetzung des aus dem Braun- 
stein durch Glühen erhaltenen Gases und die darüber. 
zu verschiedenen Zeiten aufgestellten Hypothesen gaben 
den. Verfassern Veranlassung zu einer Reihe von Ver- 
suchen. Dabei stellte sich als Bestandtheil sämmtlicher 
untersuchter Braunsteinsorten Wasser (60 Kilogr. von Gies- 
sen gaben 5 Kilogr. Wasser) von merklich saurer Reaction 
heraus. Aus diesem Wasser erhielten sie durch Sätti- 
gen mit reinem Kali 15 Grm. salpetersaures Kali 
und ungefähr 5 Grm. Chlorkalium und liess bei Ab- 
wesenheit von salpetrigsaurem Alkali in den krystallisir- 
ten Salzen vermuthen, dass Chlor und Untersalpeter- 
säure die gasförmigen sich condensirenden Producte 
seien. ' ; | R 

Es scheint daher ziemlich wahrscheinlich, dass der 


re Bi HN a nn. Ak "res are Rn PETE 
a u: ki: ‚ N RE e-} TR 
Vorkommen von Salpetersäure im Braunstein. 237 + 
Braunstein wenn nicht Salpetersäure, doch Ammoniak | 
enthält, welcher in Berührung mit Sauerstoff und Braun- 
stein eine ähnliche totale Verbrennung erleiden würde, 
wie bei dem bekannten Kuhlmann’schen Versuche statt 
findet. Beim Waschen von 250 Grm. Braunstein mit 
verdünnter Schwefelsäure fanden die Verf. nur 4 Milligr. 
Ammoniak, welches leicht aus den verwandten 2 Litern 
destillirtem Wasser herrühren konnte. 


500 Grm. Braunstein von Giessen mit 1—2 Liter 
Wasser und 10 Grm. kohlensaurem Kali gekocht, die 
Flüssigkeit mit Essigsäure schwach gesäuert, giebt zur 
Trockne verdampft einen Rückstand, der an siedenden 
Alkohol von 900 Salpeter abgiebt, welcher beim Erkal- 
ten krystallisirt. s 


500 Grm. desselben Braunsteins mit reinem Wasser 
gewaschen, gaben im verdampften Filtrat einen Rück- 
stand von 


RR 


Milligrm 
Schwefelsaurem Kalı...... 103 
Chlorealeium....... BR 205 
Chlormagnesium...:...... 84 
Chlörmatrium. vH 174 
Salpetersaurem Natron.... 353 
$ TE a 629 
1548. 


Jedes Kilogramm dieses Braunsteins giebt also an 
Wasser 3,096 Grm. lösliche neutrale Salze ab. (Da 
‘der Braunstein ausserordentlich dicht und schwer auszu- 
waschen ist, so giebt die Analyse der Verf. den Gehalt 
desselben an Salpetersäure nicht genau an. Aus der 
Menge des Stickstoffs, der dem aus dem Braunstein. er- 
 haltenen Sauerstoff beigemengt ist, berechnet, ergiebt sich 
ein Gehalt von wenigstens 1,2 Proc. Salpetersäure.) Die 
Gegenwart von Nitraten in diesem Rückstande zeigt sich, 
wenn man das zugesetzte essigsaure und oxalsaure Am- 
moniak durch Glühen verjagen will durch ein gegen das 
‚Ende der Operation sehr lebhaft eintretendes Abbrennen. 


| Nach .dieser Analyse möchte man glauben, dass der 
 Braunstein vorzugsweise aus Nitrat entstanden sei, nd 
dies um so mehr, als neutrales und saures salpetersaures 
Mangan in Wasser gelöst und im verschlossenen Gefässe 
auf etwa 15800. erhitzt, schwarzes Superoxyd absetzt, 
welches spiegelnd, warzenförmig, wie gewisse Braunstein- 
 sorten, aber nicht krystallinisch ist. Da dem Braunstein 


+ 


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238 Gewinnung von Salpetersäure. — Erzeu 


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oft organische Substanzen beigemengt sind und deshalb 


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gung von Chlor. 
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FEW TB = 


bei Verbrennungsversuchen mit dem Sauerstoff im Ent- 


 , wickelungsmomente oft heftige Explosionen entstehen, so 


ist es gut, das Gasgemenge erst in einem kleinen Glase 


zu probiren. (Compt. rend. T.50. pag. 868.) Bkb 


Gewinnung von Salpetersäure nach F. Kuhlmann, 


Wenn man Chilisalpeter und Manganchlorür (den 
Rückstand von der Chlorbereitung) im trocknen Zustande 


erhitzt und die Dämpfe, welche vorzüglich aus Sauerstoff 


und Untersalpetersäure bestehen, in einem passenden Ap- 
' parate mit Wasser in Berührung bringt, so erhält man 


Salpetersäure, indem sich die durch Erhitzung des Ge- 


ER 


menges entbundene Untersalpetersäure in Berührung 
mit Luft und Wasser in Salpetersäure umsetzt. Der 
 Glührückstand der Salze, die höheren Oxydationsstufen 


des Mangans enthaltend, ist zur Chlorbereitung mit Vor- 
theil zu verwenden und die Ausbeute an Säure eine 
günstige. | ; 

Auf ähnliche Weise soll durch trocknes Erhitzen von 
Salpeter mit schwefeisaurem Manganoxydul, Zinkoxyd, 
Magnesia und durch Zersetzung der abgeschiedenen Unter- 
salpetersäure mit Wasser Salpetersäure im Grossen er- 

zeugt werden können. (Compt. rend. T.55. p. 246.) Bkb. 


Ueber Erzeugung von Chlor nach Schloesing. 


Schloesing beschreibt ein Verfahren, wonach man 


aus der bei der Sodafabrikation erhaltenen Salzsäure ohne 
Aufwand von Braunstein Chlorgas erzeugen kann. Nach 


ln m 


diesem wird ein Gemenge von Salzsäure und Salpeter- 
säure mit Braunstein erhitzt.‘ Dabei erhält man Chlor 


ohne weitere Zersetzungsproducte der Salpetersäure, in- 


dem der Braunstein unter Abgabe von Sauerstoff an diese 
Producte in salpetersaures Manganoxydul verwandelt wird. 


Da sich dieses Salz durch gelindes Erhitzen in Ueber- 


oxyd und Untersalpetersäure verwandelt, letztere aber 


WE NEN 


durch Berührung mit Wasser zersetzt und wieder in Sal- 
petersäure verwandelt wird, so kann man die zur Chlor- 


entwickelung verbrauchte Salpetersäure wieder gewinnen, 


wenn man die Lösung des salpetersauren Mangansalzes 


eindampft, den Rückstand erhitzt und die Dämpfe der 


Untersalpetersäure mit Wasser in Berührung bringt. Der 
 Glührückstand des Mangansalzes ist Braunstein, den man 


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r Ka % u . > ni 


ER © Bestimmung der Schwef elsäure ‚zu techn. Zwecken. 239 


a telber wieder mit dem Gemenge yon . Salzsäure 
und Salpetersäure erhitzt. 


4; 


Der Verfasser schlägt vor, Gefässe mit dem rege- | 


.nerirten Braunstein zu füllen und constant einen Strom des 
. Säuregemenges darüber zu leiten, welches dann als gesät- 


tigte Lösung des salpetersauren Manganoxyduls abfliesst. 


(Compt. rend. T. 55. p- 284.) Bkb. 


Bleichen der Wäsche mit Chlorkalk. 


Eine allgemein bekannte Erfahrung ist es, dass ver- 


gilbte Wäsche durch Bleichen mit Chlorkalk völlig weiss 
wird, allein über die mögliche Zerstörbarkeit der Wäsche 
bei Anwendung des Chlorkalks herrschen noch Unsicher- 
heiten. Sauerwein hat nun durch Versuche ermit- 
telt, dass vergilbte Wäsche 24 Stunden lang in einer 
Chlorkalklösung, welche 1, bis Yn Proc. Chlorkalk ent- 
hielt, eingeweicht, hierauf herausgenommen und in wei- 
chem Wasser rein gespült, vollkommen weiss gebleicht 
war und an Haltbarkeit nichts eingebüsst hatte. "Bei An- 
wendung im Grossen würde auf einen Eimer Wasser 


etwa Y, bis !/, Loth Chlorkalk anzuwenden sein. (Mo- 


natsblatt des hannov. Gewbe.-Ver.) 


Wanssanalytische Bestimmung der Schwefelsäure zu 
technischen Zwecken, 


Nach Wildenstein löst man das zu ee 


schwefelsaure Salz in einem 200 ©.C. haltenden Kolben 
mit langem Halse in 45 bis 55 C.C. Wasser, erhitzt bis 
zum Sieden und lässt so lange titrirte Chlorbaryumlösung, 

.zulaufen, bis alle Schwefelsäure bestimmt gefällt und kein 


grosser Ueberfluss von Chlorbaryum vorhanden ist: Nach- : 
dem !/, bis 1 Minute gekocht und die saure Lösung vor- 


her init kohlensäurefreiem Ammoniak in schwachem Ueber- 
schuss erhitzt worden, fügt man titrirte Lösung von neu- 


tralem chromsauren Kali in Quantitäten von 1), C.C. zur 
Fällung der überschüssigen Baryterde so lange hinzu, bis 


die Flüssigkeit deutlich gelb gefärbt ist, was man leicht 
erkennt, wenn man nach jedesmaligem Zusatze die Flüs- 
sigkeit umschwenkt und sich wenige Secunden klären 
lässt. Ist die gelbe Färbung eingetreten, so tröpfelt man 
zu der geklärten Flüssigkeit einige Tropfen Chlorbaryum- 


lösung bis zur Entfärbung, wobei man dem entstehenden 


IHR 
Ka 


240. Quantitative Analyse eines Kali- u. Ammoniakalauns. 


ir! 


Darstellung des Phosphorsulfochlorids. 


Dieselbe gelingt leicht, wenn. man Phosphorpenta- 
chlorid auf Schwefelantimon einwirken lässt: | 
3PCl> + 25bS3 = 3PS2Cl13 4 2ShC12. 

Man wandelt in einem Ballon von 2—3 Liter Inhalt 
etwa 30 Gmr trocknen Phosphor, nach vorgängiger Ver- 
treibung der Luft durch Kohlensäure, durch Einleiten 
von trocknem Ühlorgas in Phosphorpentachlorid um. Dar- 
auf wird das überschüssige Chlorgas mittelst eines Blase- 
balgs vertrieben und dann 115 Grm. gepulvertes Schwe- 
felantimon in kleinen Portionen allmälig zugesetzt, wobei 
man Sorge trägt, das an den Wänden haftende PCI> 
durch Umschütteln der sich bildenden Flüssigkeit abzu- 
lösen. Ist die Reaction vollendet, so wird die Flüssigkeit 
noch warm in eine trockne Retorte gegossen, destillirt, das 
Destillat, welches zwischen 125 bis 1300 übergeht, auf- 


Be 


P 


en 


gefangen, zur Beseitigung von etwas Chlorantimon, Phos- 


phoroxychlorid und Chlorarsen, welche von Verunreini- 
gungen des Schwefelantimons herrühren, abgekühlt und. 
mit einer verdünnten Lösung von Schwefelnatrium ver- 
setzt. Das Phosphorsulfochlorid wird dann von dem ge- 
bildeten Niederschlage und der wässerigen Schicht ge- 
trennt, durch Schütteln mit Chlorcalcium entwässert, durch 
. Asbest filtrirt und rectificirt. Man erhält auf diese Weise- 
etwa 120 Grm. des Präparats, dessen Dämpfe die Augen 
und die Respirationsorgane heftig reizen. Der Siede- 
punet ist bei 124,250 und das spec. Gewicht ist bei 220 


— 1,631. '(Compt. rend. T.53. — Chem. Centrbl. 1862. 
1 2 SPRRB 


No. 34.) 


Quantitative Analyse eines gemengten Kali- und 


Ammoniakalauns; nach Duflos. | 
5 Grm. der Misehung übergiesse man mit dem vier- 
fachen Gewichte reinen Wassers, bewirkt durch gelinde 


Erwärmung die Auflösung und fügt dann ein dem Alaun 


PT an RN er ER ETERE Sn AU DEI DEN > . De A a Fr en a! 
ESS BI: n er a, a Be u 6" 4 72,7 e\ “RL Wr Gl SE . a in 
n N er 2 IHVEW N win AR BIN ER Pr 3 e > Le . 4 v r P eu er 

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ERBE m a FE 
e ARE: 


gleiches Gewicht von kohlensaurem Baryt hinzu, ver- 


bindet mittelst durchbohrten Stöpsels und Ableitungsrohrs 
den Kolben mit einer Vorlage, welche etwas verdünnte 
Salzsäure enthält, erhitzt den ‘Inhalt des Kolbens bis 
zum Kochen und fährt damit fort, bis Alles trocken ist. 
Der Inhait der Vorlage liefert, auf einem Wasserbade 
verdunset, Salmiak. Man kann auch diesen Rückstand 
mit Weingeist aufnehmen und mit Platinchlorid fällen. 
Der Rückstand im Kolben wird mit Wasser und Salz- 
säure aufgenommen; das Unlösliche ist schwefelsaurer 
Baryt, aus dessen Gewicht der gesammte Schwefelsäure- 
gehalt des Alauns berechnet wird. Aus dem sauren Fil- 
trat wird mittelst kohlensauren Ammoniaks zugleich mit 
dem überschüssigen Baryt die Thonerde gefällt. Nach 
längerem Erwärmen’ wird der Niederschlag abfiltrirt, die 
Flüssigkeit abgedampft und die Salzmasse bis zur Ver- 
flüchtigung des Salmiaks erhitzt. Der schwach geglühte 


Rückstand ist Chlorkalium, dessen Gewicht mit 6,35 mul- 


tiplicirt, die entsprechende Menge Kalialaun ergiebt. 
(Polyt. Centralh. für chem. Techn. 1862. 8.1386.) Bkb. 


Ueber Kalium- und Natriumhyperoxyd. 


Gay-Lussac und Thenard haben aus ihren Ver- 


suchen über das Kalium- und Natriumhyperoxyd den 
Schluss gezogen, dass in dem ersteren dieser beiden 


Oxyde das Kalium mit zwei- und selbst dreimal so viel 
Sauerstoff verbunden sei, als in dem Kali. Indem 
sie durch Versuche das Gewicht des durch Verbren- 
nung von Kalium in Sauerstoff gebildeten Oxyds be- 
stimmten, fanden sie, dass letzteres ein Trioxyd sei. 
In Betreff des Natriums stellte sich die Ansicht fest, 


dass im Hyperoxyd desselben 1!/„mal so viel Sauer- 


stoff enthalten sei, als im Natron. Diese Ansicht ist 


‚im Allgemeinen von H. Davy bestätigt worden; aber 


alle die genannten Forscher scheinen selbst jene That- 
sachen nicht für absolut feststehend gehalten zu haben, 
obwohl dieselben unter der Autorität so bedeutender Na- 
men in die Lehrbücher der Wissenschaft übergegangen 
sind. | 


Die von Vernon Harcourt gefundenen Thatsachen 


stehen im Widerspruche mit den Resultaten der Unter- 
suchungen von Gay-Lussac, Thenard und Davy. 


Nach denselben ist das durch Verbrennung von Kalium 


Arch, d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 16 


5 


% N rer Kalkin: und‘ Natriumhypero@yd. N > 241 1 { Bee 


Fe ao Mi u Ve Bi nad # ee a FIRE 
} BE . op . ; areeT an ERRRER 


22  Kalium- und Natriumhyperowyd. Be CL 


im Sauerstoffgas entstehende Oxyd ein Tetroxyd und 

das des Natriums ein Dioxyd. BERN. 1 Ve 

Die Untersuchungsmethode ist folgende. Die Metalle 

werden kurze Zeit vor den Versuchen so gereinigt, 
dass man sie durch Leinwand presst. Die dazu ange- ' 
wendete Vorrichtung besteht aus zwei Glasröhren, einer 
weiten und einer engen. Jene ist 15 Centim. lang und 
an dem einen Einde geschlossen; diese ist um 1, enger 
und mit Hülfe eines Korkes so in der weiteren befestigt, 
dass ihr unterstes Ende, welches mit Leinwand überbun- 
den ist, um 4 Centim. von dem Boden der äusseren 
Röhre absteht. Dieser Apparat wird zur Hälfte mit Stein- 
öl gefüllt, darauf in die innere Röhre des Metalles ge- 
bracht, dasselbe durch Erwärmen geschmolzen und mit- 
telst eines an einem Glasstabe befestigten Korkes durch 
die Leinwand gedrückt. Das Metall fällt in Form eines 
feinen Regens auf den Boden der äusseren Röhre. Mit- 
 telst eines Glasstäbchens vereinigt man die kleinen Kü- 
‚gelchen zu grösseren und endlich werden kleine Cylin- 
der daraus gebildet, in welcher Form das Metall in den 
zur Oxydation bestimmten Ballon von hartem Glase ge- 
bracht wird. Letzterer ist einerseits mit einer Reihe von 
Wasch-, Reinigungs- und Trockengefässen für das Sauer- 
stoffgas und andererseits mit einer Kugelröhre verbunden, 
welche Schwefelsäure enthält und dazu dient, sowohl den 
Gang des Processes anzugeben, als auch die Luft zu 
‚trocknen, welche etwa in Folge zu heftiger Sauerstoff- 
Absorption eindringen könnte. Der Ballon wird nun zu- 
vörderst durch Erwärmung und Hindurchleitung eines 
Stromes trockner Luft getrocknet. Nach der Abkühlung 
wägt und fällt man ihn mit trocknem Stickgase und wägt 
von Neuem. Um nun eine gewogene Menge Kalium ein- 
zuführen, nimmt man einen der erwähnten Metalleylinder 
schnell aus dem Röhrchen, in welchem er gebildet wurde, 
taucht ihn einen Augenblick in reines Steinöl, bringt ihn 
schnell in eine Röhre, durch welche man einen Strom 
trocknen Stickgases leitet, verschliesst das offene Ende 
derselben mit einem Korke, durch den eine ausgezogene 
Glasröhre geht, erwärmt gelinde, und sobald das Metall 
trocken ist, lässt man es schnell in den mit Stickstoff 
gefüllten Ballon gleiten und wägt diesen nach Verschluss. 
Hierauf wird der Ballon in ein Luftbad gesetzt und mit 
den Trockenapparaten verbunden. Man erwärmt und 
leitet nach der Schmelzung des Metalles einen Strom 
troekner Luft hinein. | ; 


\ P' 


ji "Die Erscheinungen, welche das Kalium während sei- 
ner Oxydation darbietet, sind bemerkenswerth. Zuerst, 
„wenn die Luft sich mit dem Stickgase zu mischen be- 
ginnt, sieht man das graue Häutchen, welches das ge- 
schmolzene Metall bedeckt, eine dunkelblaue Färbung 
annehmen, die Oberfläche wird uneben und bald darauf 
erscheint an irgend einem Puncte ein einzelner Funken 
und eine weisse Wolke von Oxyd steigt auf. In diesem 
Momente beginnt die Absorption des Sauerstoffs, und lässt 
man die Luft langsam hinzutreten, so geht die Verbren- 
nung ruhig von Statten. In dem Momente, wo der Fun- 
ken aufblitzt, wird die blaue Decke des Metalls weiss; 
aber unmittelbar darauf verschwindet sie unter dem ge- 
- schmolzenen Metalle, dessen Oberfläche sich mit zahlrei- 
chen Warzen und Auswüchsen bedeckt, die sich erheben 
und verästeln und das Aussehen von mattem Silber ha- 
ben. Gleichzeitig breitet sich das Kalium auf der Fläche 
des Glases aus. Nach 2 bis 3 Stunden ist das Ganze 
fest, die Volumenzunahme hat aufgehört und der Spie- 
gel, welchen das geschmolzene Metall auf der innern 
Oberfläche des Kolbens bildet, hat einem amerphen Pul- 
‚ver Platz gemacht. 

Beobachtet man den Oi der Oxydation sehr auf 
merksam, so scheint es, als wenn dieselbe in zwei Pha- 
sen von Statten geht. Erst bildet sich ein weisses Oxyd, 
welches ein Dioxyd zu sein scheint; nach Vollendung 
der Operation dagegen ist die. ganze Masse gelb, wie 
chromsaures Bleioxyd, welche Farbe dem höheren 
Oxyde angehört. Um die Oxydation zu vollenden, lei- 
tet man einen Strom Sauerstoffgas durch den Kolben; 
aber es ist rathsam, den Process bis an das Ende hin 
langsam zu leiten. Nach ziemlich langer Zeit ist die 
Oxydation erst als vollendet zu betrachten. Bei 2800 
schmilzt das Oxydationsproduct zusammen; der.Luft aus- 

. gesetzt, zieht es: begierig Feuchtigkeit an und entwickelt 
Sauerstoff; mit Wasser braust es lebhaft auf. Es ent- 
hält nach Harcourt’s genauer Analyse 4 At. Sauerstoff 
und seine Zusammensetzung entspricht der Formel KO%. 

Die Erscheinungen bei der Oxydation des Natriums 
ähneln in gewisser Beziehung den oben beschriebenen, 
aber sie sind weniger auffallend. Das gebildete Natrium- 
‚hyperoxyd ist rein weiss; wie Zinkoxyd und Zinnoxyd 
- wird es beim Erhitzen gelb und beim Abkühlen wie- 

‚der weiss. An der Luft zerfliesst es langsam und .erhär- 
tet nach einiger Zeit wieder UnER Bildung von Carbonat. 


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Rheine und Aahaskypmienk. er 243 . a 


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% Hab pie, 


spricht der Formel Na02. Die Lösung des Dioxyds 


. erlangt eine grössere Beständigkeit, wenn sie angesäuert 


"244 ___  Kalium- und Nutriumhyproad.. 


Die Zusammensetzung des Natriumhyperoxyds ent- 


wird. Wenn man sie genau durch Säuren neutralisirt 


und abdampft, erhält man gewöhnliche Natronsalze. 
Das Kaliumtetroxyd nimmt in gelinder Wärme zuerst 
eine dunkle Orangefarbe an und schmilzt alsdann zu einer 
schwarzen Flüssigkeit... Beim Abkühlen erstarrt die 
Schmelze krystallinisch und wird wieder gelb. In höherer 
Temperatur tritt allmälig unter .‚Sauerstoffentwickelung 


Zersetzung ein. Erhitzt man das Kaliumtetroxyd mit 


‚Schwefel, so findet eine lebhafte Verbrennung statt. Es 


‚bildet sich hierbei schweflige Säure und Schwefelkalium. 


Natriumdioxyd erleidet durch Schwefel eine ähnliche Zer- 


setzung. Kohlenoxyd wird in der Wärme unter Bildung 


von kohlensaurem Natron absorbirt. 


Von Kohlenoxyd wird das Kaliumtetroxyd bei einer 
Temperatur von etwas über 1000 in kohlensaures Kali 


und Sauerstoffgas zerlegt. Stickoxydul greift das Natrium- 


dioxyd bei Schmelzhitze an; es bildet sich salpetrigsaures 


Natron und Stickgas. | 
- Stiekoxyd wird über 150 0 vom Natriumdioxyd voll- 


ständig absorbirt, es bildet sich eine farblose Flüssigkeit, i 


welche geschmolzenes salpetrigsaures Natron ist. 


Auf das Kaliumtetroxyd ist die Einwirkung des- 


selben Gases nicht so einfach; ‚es entsteht Untersalpeter- 


säure und ein Gemenge von salpetrigsaurem und salpeter- 
saurem Kali. (Uhem. Soc. Q. Journ.. 14. — Rep. de Chim. 
BiHn 


pur. 1862. -— Chem. Centralbl. 1863. 5.) 


Zur Kenntniss der Stassfurter Abraumsalze. 


Die kalihaltigen Abraumsalze (unreiner Carnallit) 


. der Stassfurter Werke gewinnen in der neuesten Zeit 
eine, grosse technische Wichtigkeit und gaben deshalb 


‘dem Dr. C. Schrader Veranlassung zu einer Unter- 


suchung derselben. Dieselbe wurde in der Art ausgeführt, 


dass aus einer grösseren Quantität Abraumsalzes eine 
Durchschnittsprobe von 5000 Grm. in siedendem Wasser 


' bis zu einer Öoncentration gelöst wurde, bei der sich der 


in Wasser unlösliche Rückstand, grösstentheils Eisenoxyd, 
noch gut absetzte und sich durch Decantiren trennen liess... 


Beim Erkalten der so dargestellten Lauge schied sich 
ein Salz ab, welches gesammelt, während die Mutterlauge 


bis zu dem Puncte eingedampft wurde, bei dem sich | 


Stassfurter Abraumsalze. , Sur. 248 


von Neuem Salz. abzuscheiden begann. Diese Lauge 
liess man abermals erkalten und 12 Stunden der Krystal. 
 lisation anheimstellen. Nach Entfernung dieses zweiten 
Aufschlages wurde in ähnlicher Weise mit Verarbeitung 


der Mutterlaugen fortgefahren, bis dieselben gänzlich auf- 


gearbeitet waren. Die Untersuchung ergab folgende 
Resultate. 5000 Grm. Abraumsalz, wie oben angegeben 
gelöst, lieferten 6000 C. C. einer klaren Lauge von 


280 B.; beim Erkalten derselben hatte sich ein in Wür- 


feln krystallisirendes Salz abgeschieden. Dasselbe wog 
in trockenem Zustande 120 Grm. Es bestand der Analyse 
zufolge aus: Berk 
berechnet Atome 
Chlorkalium . ... 59,74 56,1 1 
Chlornatrium .... 40,26 43,9 1 


| 100,00 100,0. | 

Die Mutterlauge dieser Abscheidung wurde so weit 
verdampft, bis sie sich mit einer Salzhaut zu bedecken 
begann. Nach 12stündigem Erkalten. war ein Salz in 
grossen Würfeln herauskrystallisirt, dessen Menge in 
trockenem Zustande 720 Grm. betrug. Nach dem Her- 
ausnehmen dieses Salzes betrug die zurückbleibende Mutter- 
lauge 3900 C.C. und hatte eine Stärke von 310 B. In 
100 Th. enthielt dieses Salz: 


Chlörkalhne 7% 2 55,79 
Chlornatrium .......... 29,80 
Chlormagnesium ....... 14,41 

100,00. 


Die nach dieser Abscheidung resultirende Mutter- 
lauge wurde von Neuem bis zur eintretenden Salzab- 
scheidung verdampft. Nach dem Erkalten hatten sich 
472,5 Grm. eines schlammigen, hygroskopischen Salzes 
. abgeschieden. Die Menge der Mutterlauge betrug 2125 
C.C. von 330 B. Das Salz bestand aus: 


Chlorkalium............ 15,46 
Chlornatium........... 52,52 
Chlormagnesium ....... 32,02 

100,00. 


Die erhaltene Mutterlauge wurde weiter verdampft, | 


. bis. sich wesentlich Salz abschied. Nach 12stündigem 
Erkalten hatten sich 390 Grm. eines schlammigen sehr 
 zerfliessenden Salzes abgeschieden. Die Menge der Mutter- 
' lauge betrug 1050 0. C. und hatte eine Stärke von 340 B. 
Das Salz enthielt: | 


\ EN Pe BE ER neh A BE a a N a EFT 
= Fi Er ee u En 
BEAT VERTRETEN EURER 
« u Tag Pa x u Pu Me u a 
a rn 5 \ ß nr » A er 


| 2 A & wi Be 
2 246. SR  Stassfurter Abrakmaai A 
Chlorkalium ........... 6,38 
Ghlorastrium. an. 51,28 
Chlormagnesium ....... 72,34 


100,00. 

Das nach dem Verdampfen von der vierten Ab- 
scheidung der resultirenden Mutterlauge erhaltene Salz 
war kalifrei. Es bestand aus: 

| berechnet Atome 
Chlormagnesium .. 64,2 61,87 2 
Chlornatrium ..... BB. Baar 


100,0 100,00. 
Nach dieser Untersuchung‘ enthalten 100 Theile Ab- 
raumsalz: 


Ghlorkalım ..... 2.0000 11,14 
Chlomatrium ea 200 12,82 
Chlormagnesium ....... 20,29 


Was die weitere Verarbeitung der nach oben ange- 
“ gebener Methode gewonnenen Salze anbelangt, so können 
die beiden ersten Aufschläge entweder sofort zur Zer- 
setzung von Natronsalpeter, Darstellung von Pottasche 
'u.s. w. verwendet werden, oder können auch von Neuem 
gelöst und durch Krystallisation chlorkaliumreichere Salze 
aus ihnen gewonnen werden. Um das Chlorkalium des 
dritten und vierten Aufschlags zu gewinnen, könnten 
diese Salze in Lösung gebracht und die Magnesia mittelst 
Soda gefällt und die durch diese Operation erhaltenen 


 chlorkaliumhaltigen Kochsalzlösungen wie oben verwerihet - 


werden. 
Was den‘ fünften: kalifreien Aufschlag betrifft, so 
kann derselbe entweder auf kohlensaure Magnesia ver- 


arbeitet werden, -oder er liesse sich auch in schwefel-- 


saures Salz überführen. Die in Lösung gehaltenen Salze 
von schwefelsaurem Natron und schwefelsaurer Magnesia 
können leicht bis auf einen für die Technik hinreichen- 
den Grad von Reinheit durch Krystallisation getrennt . 
werden. In ähnlicher Weise kann auch der dritte und 
. vierte Aufschlag verarbeitet werden. 

Die drei letzten Aufschläge sind auch vielleicht der 
Art zu zersetzen, dass aus ihren Lösungen mittelst 
Kalkmilch die Magnesia abgeschieden wird und die 
Chlorkalium, Chlornatrium und Chlorcaleium nebst einem - 
Ueberschusse von Kalk enthaltenden Flüssigkeiten mit 
Schwefelsäure der Art versetzt werden, dass sämmt- 
liche. Salze in Sulphate umgewandelt werden. Durch 


Fabrikation der kaustischen ‚Soda. 247 


Krystallisation lassen sich dann leicht Gyps, schwefel- 


saures Kali und -Natron trennen. (Zeitschr. f. deutsche 


Ingenieurs. 1862. — Chem. Centralbl. 1863.11.) DB. 


Ueber die Fabrikation der kaustischen Soda; 
nach Friedrich Kuhlmann. 


Da das Verfahren, die Soda vermittelst Kalk ätzend 
zu machen, kostspielig und nur bei verdünnter Lauge 
anwendbar ist, diese aber beim Eindampfen wieder Koh- 
lensäure anzieht, so wendet man in England ein an- 
deres an. 

Man setzt der rohen Soda bei der Fabrikation mehr 
‘ Steinkohle zu und statt dieselbe einige Zeit der Luft 
auszusetzen, laugt man sie im frischen Zustande mit 
Wasser von etwa 50° O. aus, lässt über Nacht klären, 
concentrirt sie rasch, und nimmt dabei das sich ab- 
scheidende kohlensaure Natron fort. Während dieser 
Concentration wird die Lauge immer dunkler, sie nimmt 
eine ziegelrothe Farbe an und es scheidet sich beim Er- 
kalten fast alles kohlensaure Natron aus, so dass eine 
möglichst gehaltreiche kaustische Soda erhalten wird. 

. Dieser setzt man, wenn sie erhitzt in gusseisernen 


Kesseln eine hohe Temperatur erlangt hat, auf je 100 Th. 


zu erlangender kaustischer Soda 3 bis 10 Th. salpeter- 
saures Natron zu, dadurch bewirkt man die Umwandlung 


des Schwefelnatriums, des schwefligsauren und unter- 


schwefligsauren Natrons. Die kaustische Lauge wird 
dann nach einiger Zeit in eisenblecherne Oylinder ge- 
gossen und darin in den Handel gebracht. 
Der grössere Gehalt der rohen Soda an schwefel- 
saurem Natron oder unzerseztem Chlornatrium, auch 


wenn die Lauge nicht lange genug bei hoher Temperatur 
. erhalten wurde, oder wenn man sie nicht hinreichend klärte, 
kann sehr nachtheilig. auf den Werth der kaustischen 


Soda wirken, so dass diese weniger guten Sorten, welche 
sich durch eine von Eisenoxyd herrührende schwach 
bräunlichgelbe Farbe auszeichnen, oft nur 88 bis 900 am 
Alkalimeter zeigen, noch 10 bis 12 Proc. kohlensaures 
Natron enthalten, wogegen bei Bearbeitung gut fabricirter 
roher Soda und unter den angegebenen Vorsichtsmaass- 
regeln die Stärke des Präparates 1130 betragen kann, 


Bkb. 


für gewöhnlich aber 100 0 erreicht. (Kep. de chim. appl. 


Juin 1862. p. 205.) 


248 Chemische Processe bei der > Sodabereitung 


Ueber die Bereitung reiner kaustischer Soda i im Grossen; ; 
von Dr. Ph. Pauli. 


Der Verfasser schmilzt die stark verunreinigte kau- 
stische Soda des Handels in eisernen Kesseln, wobei sich 
nahezu alles kohlensaure Natron und der bei weitem 
‚grösste Theil der übrigen Salze als Schaum an die Ober- 
- Häche begiebt, wo deıselbe leicht entfernt wird. Die 
flüssige Masse wird dann eine Nacht hindurch in der 
Dunkelrothglühhitze erhalten und erscheint am Morgen 
vollkommen durchsichtig, während die Wände und der 


Boden des Kessels mit blumenkohlartigen Massen bedeckt 


sind, welche aus kieselsaurer. Thonerde mit Chlornatrium, 
schwefelsaurem Natron und wenig Kalk bestehen. 

Die so erhaltene kaustische Soda ist vollkommen 

frei von Thonerde, auch scheidet sich beim Schmelzen 
derselben etwa vorhandenes Eisenoxyd vollständig ab. 
- Die so dargestellte kaustische Soda enthält nur eine 
Spur kohlensaures Natron und wird ohne Zweifel für 
chemische Laboratorien wichtig werden. (The chem. 
News. 28. Juni 1862.) .Bkb. 


e _ Veber die chemischen Processe bei der Sodabereitung. 


Entgegen der jetzt allgemein angenommenen Ansicht 
über den Vorgang bei der Darstellung der Soda nach 
dem Leblanc’schen Verfahren bezweifelt W. Gossage 

die Existenz des Calciumoxysulfurets (2CaS + CaO) 
und hält das Einfach - Schwefelcalcium -(CaS) für unlös- 


lich in Wasser, da es demselben nicht gelungen ist, 


das Caleiumoxysulfuret in den Auslaugungsrückständen - 
der rohen Soda nachzuweisen, derselbe vielmehr. diese 
"Rückstände zumeist als Gemenge von Schwefelcaleium 
und kohlensaurem Kalk erkannt hat. In der bei der‘ 
‘ Auslaugung der rohen Soda mit vielem Wasser entstan- 
denen verdünnten Lösung von. kohlensaurem Natron findet 
sich der gesammte Aetzkalk in kohlensauren Kalk um- 
gewandelt, dieser entsteht durch Umsetzung aus dem vor- 
handenen Aetzkalk und kohlensaurem Natron, denn, dass 
das hierbei auftretende Aetznatron nicht fertig gebildet 
in der Rohsoda enthalten ist, ergiebt sich nach dem Ver- 
fasser daraus, dass man dasselbe aus der rohen Soda mit 
Alkohol nicht ausziehen kann. Bei dieser Umwandlung 
des Aetzkalkes in kohlensauren Kalk müsste a ze = 


Zersetzungsweise des Steinsalzes. 2.7919 


das Schwefelealeium in Freiheit gesetzt werden, sich so- 
dann lösen und mit dem kohlensauren Natron sich in 
kohlensauren Kalk und Schwefelnatrium umsetzen, was 
‚jedoch nicht geschieht und zwar nach dem Verfasser der 
Unlöslichkeit des Einfach - Schwefelcaleiums wegen. Beim 


Glühen von Gyps mit Kohle erhielt derselbe, wenn die 


Luft möglichst ausgeschlossen, unlösliches Schwefelcaleium, 
wogegen sich bei Einwirkung der Luft daneben höhere 
Schwefelungsstufen bildeten, die sich mit Wasser aus- 
ziehen liessen. Mit einer Lösung von kohlensaurem Natron 


zusammengebracht, setzte sich das Einfach-Schwefelcal- 


cium nicht in Schwefelnatrium und kohlensauren Kalk 
um. Hiernach wäre auf 1 Aeq. schwefelsauren Natrons 
zur Zersetzung nur 1 Aeq. kohlensaurer Kalk nothwen- 
dig; doch entstehen durch einen Ueberschuss desselben 


- verschiedene Vortheile, auch wird der Nachtheil möglichst 


verhütet, welcher aus der Bildung der die Entstehung 


von Schwefelnatrium bedingenden löslichen a 


rete des Calciums hervorgeht. 


Als Schema für den Vorgang bei der Bereitung. von: 


Rohsoda giebt der Verfasser an: 


2 Aeq. NaO, SO3 | et u 


32.5, Ca0,002 =i4 ; CaO 


9.0 TO, 2 HEN | 
(Chem. News. Novbr. 1862. p. 269.) | Bkb. 


' Veber eine Zersetzungsweise des Steinsalzes; ; 
von J. Nickle&s. 


Steinsalz und schwefelsaurer Kalk kommen im Mine- 


ralreich fast immer neben einander vor. Die Schwefel- 


säure, der Kalk, das Chlor und das Natrium ordnen sich 
so an, dass sie schwefelsauren Kalk und Chlornatrium 
bilden, und man muss deshalb annehmen, dass in dieser 


Gruppirung, nicht aber als schwefelsaures Natron und 


Chlorcalecium, diese Substanzen ihre grösste Stabilität 
darbieten. Vergebens hat man auch versucht die umge- 


kehrte Anordnung zu realisiren. Weun man jedoch dem 


Gemenge dieser beiden Salze eine gewisse Menge Man- 


ganhyperoyd zusetzt und sie dann glüht, sö erhält man 


ein anderes Resultat, und zwar entsteht in diesem Falle 
- immer schwefelsaures Natron. Nickl&s rechnete bei 


f dieser Operation auf die Möglichkeit, das Chlor aus 
dem Chlornatrium durch den Sauerstoff des Hyperoxydes. 


Wa: a “ 
N Te 
De 


250 Bestimmung der lösl. Schwefelmetalle in voher Soda. 


zu verdrängen, um das zur Bildung des schwefelsauren 
 "Natrons erforderliche Natriumoxyd zu erhalten. Dieser 

Process findet auch wirklich statt, das verdrängte Chlor 
 entbindet sich und im Tiegel bleibt schwefelsaures Natron, 
Kalk und der Ueberschuss des angewandten Man- 
ganhyperoxydes mit schwefelsaurem Kalk; Nickles 
' konnte jedoch nie mehr als 15 Proc. schwefelsaures Natron 


erhalten. Diese Ziffer dürfte sich auch schwerlich über- 
schreiten lassen, weil die Verflüchtigung des Kochsalzes 


genau in der Nähe derjenigen Temperatur erfolgt, bei 


welcher die oben erwähnte Zersetzung statt findet. 


(Rep. de Chim. appl. Decbr. 1862. 8. 464.)  Bkb. 


Schnell ausführbare Bestimmung der löslichen Schwefel- 
metalle in der rohen Soda; von Scheurer - Kestner. 
Nach dem Verfasser wird die mit vielem Wasser 

verdünnte und mit etwas Schwefelsäure angesäuerte Lö- 

sung der zu prüfenden Soda mit einer schwachen Lösung 
von übermangansaurem Kalı titrirt. | | 


Verdünnt man die Lauge immer mit der gleichen 


Menge Wasser, als welche Verdünnung der Verfasser ein 
spec. Gewicht von 1,070 oder 100 B. anwendet und 


wäscht dann 10 Cubikcentim. mit 500 Cubikcentim.. 


_ destillirtem Wasser, so erhält man constante Angaben. 


Zwar werden durch diese Methode nicht allein die Schwefel- 
metalle, sondern auch zugleich die niedrigen Oxydations-- 


stufen desSchwefels oxydirt und bestimmt, jedoch istdieselbe 
einfach, schnell ausführbar und liefert Resultate, welche 
für die Zwecke der Praxis hinreichend genau sind. 
(Rep. de Chim. appl.-— Polyt. Centralbl. 1863.8.553.) Bkb. 


Ueber eine schnelle Bestimmung der in roher Soda 
eingeschlossenen löslichen Sulfüre; von H. Lestelle. 


Die bei der Sodafabrikation nicht zu verhindernde 
Bildung löslicher Sulfüre ist in Bezug auf den Handels- 


werth der Soda von grosser Wichtigkeit. Ebenso wichtig 


ist es in dem Gange der Fabrikation die relativen Men- 
gen der in der rohen Soda eingeschlossenen Sulfüre zu 
bestimmen. Die folgende Methode verspricht Genauheit 
‚und Schnelligkeit der Ausführung. Sie gründet sich auf 


die Unlöslichkeit des Schwefelsilbers und die Löslichkeit 


aller andern Salze bei Gegenwart von Ammoniak. 


Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen. 251 


Es wird eine ammoniakalische Silbernitrat- Normal- 


flüssigkeit bereitet, indem man 27,690 Gramm feines 
Silber in reiner Salpetersäure löst, 250 Cubikcentimeter 


- Ammoniak zusetzt und so viel Wasser, dass das Ganze 


1 Liter beträgt. Jedes Cubikcentimeter dieser Lösung 
entspricht 0,010 Gramm einfachem Schwefelnatrium. 

Die zu analysirende Substanz wird in Wasser gelöst, 
Ammoniak zugefügt, zum Sieden erhitzt und tropfen- 
weise, vermittelst einer in I}, Cubikcentimeter graduirten 


' Bürette, die ammoniakalische Silberlösung zugesetzt, die 


einen schwarzen Niederschlag von Schwefelsilber bildet. 
Ist aller Schwefel gefällt, so wird filtrirt, zu dem Filtrate 
von neuem Silberlösung gesetzt, bis in dem frischen Fil- 
trate die Probeflüssigkeit nur noch eine leichte Trübung 
hervorbringt. Der Versuch ist beendigt, und es genügt, 


die Theilstriche der Bürette abzulesen und diese Zahl 


mit der des Gewichtes zu vergleichen. 

Handelt es sich um schwache Spuren von Schwefel, 
so muss man eine sehr verdünnte Silberflüssigkeit an- 
wenden, von welcher jedes Cubikcentimeter 0,005 Gramm 
Schwefel entspricht. 


Vermittelst dieser Methode hat Lestelle sehr schnell, 
in 5 Minuten, den Gehalt an Sulfüren in Sodalauge und 
auch in künstlicher Soda bestimmt. Er fand, dass gut 


dargestellte Soda immer noch 0,10 bis 0,15 Proc. Sulfüre 


enthielt, während schlecht fabrieirte Soda, die man lange 


dem Feuer aussetzte und mit dem Namen calcinirte be- 
zeichnet, 4,5 bis 6 Proc. Sulfüre aufweist. (Annal. de 
Chim. et de Phys. Octbr. 1862. p. 172.) Dr. Reich. 


Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen. 
Die von Meh&din an Dumas geschickten Proben 
analysirte Ed. Willms. 41%; 


Wasser der Natronseen. 


Das Wasser ist, besonders nach längerem Kochen, 
stark alkalischh durch organische Stoffe sehr lebhaft 


gefärbt, die durch das kohlensaure Natron gelöst sind. 


Es fällt nicht Magnesiasalze, woraus hervorgeht, dass die 
Soda als doppelt-kohlensaures Salz darin enthalten ist; 
fällt reichlich Kalk- und Barytwasser, ebenso oxalsaures 


Ammoniak, weniger nachdem man es zum Sieden brachte, 


; weil dabei der Kalk sich präcipitirt. Chlorbaryum gab 


Ben RN 
Pe I RE 


252 (Chemische Constitution der ägyptischen Natronsen. 


. keinen Niederschlag nach Zusatz von etwas Salpetersäure. 


-  Salpetersaures Silberoxyd gab einen bedeutenden Nieder- 


schlag von Chlorsilber. Man constatirte ausserdem die Ab- 
wesenheit von Brom, Jod und salpetriger Säure, jedoch 
können diese Bestimmungen zweifelhaft gelassen werden, 
da man nur mit etwa 1/, Liter arbeiten konnte. Die 
Spectralanalyse zeigte keines der neuen Alkalimetalle 
an; es zeigte sich die Natriumlinie mit grosser Inten- 
sität, ebenso flüchtige Spuren von Kalium. 

Im Wasserbade wurden 300 C. C. Wasser einge- 
dampft, der Rückstand betrug 1,322 Gramm, dieser wurde 
aus Furcht vor Verlust an Soda und Chlornatrium nicht 
eingeäschert; bei der Üalcination schwärzte er sich. 


Die Analyse ergab: 


Kohlensauren Kalk.............. 0,375 als doppelt- 
® Magnesia.......... 0,531. kohlensaure 
5 Natron... uk 38 1,373 Salze 
Chlornatrium .- 2.2.5 u ee 
Kieselsäure .:. 2. u.us cr ee BR: ri 
Thonerde und Eisenoxyd........ 0,063 


Organische Materie und Verlust.. 0,210 
Rückstand in 1 Liter = 4,407. 


Erdiger Bodensatz der Natronseen. 
Dieser Bodensatz, im feuchten Zustande schwarz, 


nimmt durch Trocknen eine hellere Farbe an. Zur 


Analyse wurde ein Theil bei etwa 1200 C. im Oelbade 


getrocknet; er verlor hierbei und bei der Calecination 
6,8 Proc. Die Analyse ergab: ! 
Flüchtige Stoffe (Kohlensäure, organische 


Materie, wenig Stickstoff) ........ Rd 8: ]R 
Stickstoff... 2... 14 32 20 40 ae a er 0,11 
 Kieselsäure (Quarz, Glimmer) ........... - 77,20 
Thonerde und Eisenoxvd............... 11,15 
SEhesphörsäure 2, 21.0 255 TEST 0,65 

BR ee a a 190 
MapneBis u... a 0,20 
NAIrOR 0. 2:00 ee 0,30 


Salzsäure und andere nicht bestimmte 
Stoffe (der in Wasser lösliche Theil).. 1,80 


100,00. 


Die den Natronseen benachbarte unfruchtbare Erde. 


Die Erde ist gelb, kieselig, alkalisch, enthält Wur- 


zelfragmente. Der Einächerung unterworfen, liess sie 


leicht Quarzkrystalle und Glimmerflitterchen erkennen, 
die darin eingestreut waren, wie in vielen Sediment- 


ax . na iv 
EER NIERSU NR 


I Se, "Tabir a‘ Thalium. | Ur: 253 - 


Fi 


schichten. Die Flitterchen warn A Salzsäure nicht 
angegriffen, sie wurden der Kieselsäure der Analyse bei- 
gerechnet. Die Erde wurde bei 1209 O. getrocknet, der 
Caleination unterworfen, wobei sie 16,30 Proc. verlor. 
Die Analyse ergab auf 100 Theile der bei 1200 C, Be: 
trockneten Erde berechnet: f 
| Organische Materie, wenig Stickstoff... 14,75 


Kohlensäure, allein an Natron gebunden. 1,29 
BEITORBEIENT, 2 u dr nF BE N an 2% 0,26 
Kieselsäure (Quarz, Glimmer).......... 51,35 
Thonerde und Eisenoxyd............... 9,62 
Bhosphkorsäure ya Pr 0,58 
Kalk, gebunden an Kieselsäure ....... : 1,40 
EN EL an an EEE N ae 3,91 
Chlornatrium .......: ee le 
Chlormagnesium ............. ER 1,36 
Bilorealtiun: a. ae 0,42 
Kohlensaures Natröiic. So ee RE 


Case de Chim. et de Phys. Octbr. 1862). ne Reich. 


Ueber das Thallium, nach Lamy. 


Die Zähigkeit des Thalliums ist ebenso gering als 


seine Hämmerbarkeit. Seine Dichtigkeit — 11,862, seine 


spec. Wärme — 0,0325, sein Aeq. — 204. Thallium und. 


seine Verbindungen sind diamagnetisch. Schlechter Wärme- 


und Elektrieitätsleiter. Die Thalliumoxydsalze (les | 


sels au minimum) sind sehr charakteristisch. 


Die wässerigen Lösungen dieser Salze werden weder 


durch die reinen, noch durch. die kohlensauren Alkalien 
gefällt; eben so wenig durch gelbes oder rothes Blut- 
laugensalz bei hinreichender Verdünung und saurer Natur 


der Flüssigkeit. Salzsäure bewirkt einen weissen sehr 
wenig löslichen . Niederschlag von Thalliumchlorür 
 Jodkalium, Platinchlorür geben ein gelbes Jodür und 


ein Doppelchlorür, noch schwerer löslich; chromsaures 


Kali ein gelbes chromsaures Salz, das sich kaum in | 


einem Ueberschuss von Alkali auflöst. 
Der Schwefelwasserstoff ist ohne sichthara Ein- 
wirkung auf dieselben Lösungen, wenn sie sauer sind; 


aus neutralen Lösungen der Thalliumoxydsalze fällt HS # 


einen Theil des Metalles als grauschwarzes Sulfür, ver- _ es 


änderlich an der Luft. Aus alkalischenLösungen wird durch 


HS oder H?NS alles Thallium in Form von schwarzem. 
| Schwefelthallium el, ‘das sich leicht zu Boden setzt 


be 


2 SR TR RZ ER NN RE RE 
AT Bi ke A e; . 


a in einem a von Schwefelammenium unlös- 


En lich ist. 2 ee 
Zink fällt das Thallium aus seinen versohäfdenen: 3 


. Lösungen, namentlich aus der schwefelsauren, in glänzen- 
den Blättchen, die zuweilen sehr verlängert und verzweigt 
sind. Zinn und Eisen fällen es nicht. | 
Das Thallium kann sich mit Sauerstoff in wenigstens 
zwei Verhältnissen vereinigen, um Oxyde zu bilden, unter 


denen das Protoxyd das wichtigste ist. 


. Thalliumoxyd (protowyde de thallium). Löslich 
im Wasser, welches es alkalisch und ätzend macht. Bil- 
‚det mit Kohlensäure ein im Alkohol unlösliches Salz; das 
.‚Oxyd entzieht der Luft die Kohlensäure. Im festen Zu- 
'stande ist das Thalliumoxyd gelb oder schwarz, je 
nachdem es hydratisch oder wasserfrei ist. Seine farb- 
‚lose Lösung im Vacuum eingedampft, setzt lange Bündel 
‚gelblicher prismatischer Nadeln ab, welche ‚während des 
Abdamptens sich schwärzen, so dass man bei einem ge- 


wissen Grade der Trockenheit eine sonderbare Probe von 


' schwarz und gelb gescheckten Krystallen. erhält. 

Das Thalliumoxyd schmilzt unterhalb 30000. zu 
einer braunen flüchtigen Flüssigkeit, welche beim Abküh- 
len sich zu einem gelben, dem Glase oder Porcellan sehr 


anhaftenden Ueberzuge gestaltet, der Kieselerde in chemi- 


scher Verbindung enthält. | 
Alkohol thallique, Thalliumoxyd -Aethyloxyd. Erhitzt 
man troeknes Thalliumoxyd mit absolutem Alkohol, so 
löst es sich und bildet eine sonderbare Verbindung in 
öliger Form von sehr kaustischem Geschmack, grosser 
Dichtigkeit und starkem Lichtbrechungsvermögen, den 
Thallıumalkohol, analog dem Kaliumalkohol oder 
Aethyloxydkali. Die Dichtigkeit. desselben — 3,50, 


sein Lichtbrechungsvermögen kaum geringer als das des‘ 


Schwefelkohlenstoffes. | 
Wenig löslich in kaltem Alkohol. Mit Wasser zer- 
‚setzt er sich unter Bildung von sehr voluminösem schön 
gelben Thalliumoxydhydrat. | 
Schwarzes Thalliumhyperoxyd. : Wird Thal- 
 hum im Sauerstoffgase vollständig verbrannt, so liefert 
es ein schwarzes Oxyd — TIlO3. Dieses Trioxyd ist 
unlöslich und ohne Wirkung auf die Pflanzenfarben. 
Es schmilzt bei Hellrothgluth und entwickelt dabei E 
. Bauerstoffgas. 2 
Mit HCl, SO3 und NO5 bildet es wenig. beständige h 
Salze, die sich mit Wasser in Berührung gebracht 


 zersetzen und Chlor oder Sauerstoffgas in der Wärme 


. entwickeln. | RR | 
Braunes Thalliumhyperoxydhydrat. Giesst 
man eine alkalische Lauge in eine Lösung von Thallium- 


sesquichlorid, so erhält man einen braunen Niederschlag 


and Thalliumprotoxyd bleibt gelöst, sobald die Flüssig- 
keit gehörig verdünnt ist. Dieses Oxyd ist unlöslich, 
wie das vorige und kann sich mit Salzsäure und Schwefel- 
säure vereinigen. Es unterscheidet sich vom vorigen nur 
durch 1 Aeg. Wasser, welches beim Erhitzen entweicht 
ohne dass die braune Farbe der Verbindung sich wesent- 
lich ändert. 


Kohlensaures Thalliumoxyd — TIO, CO? ist 


löslich im Wasser, in dem Verhältniss von 5,23 Gramm 
des wasserfreien Salzes in 100 Gramm Wasser von 
180 ©. und von 22,4 Gramm Salz bei 10008 C. Es 
krystallisirt in langen abgeplatteten prismatischen Nadeln, 
ist sehr zerreiblich, gelblich, leicht schmelzbar zu einer 
grauen Masse, deren Dichtigkeit — 7,06. 
Schwefelsaures Thalliumoxyd — TIO,SO3, 
‚krystallisirt in schönen schiefrhombischen Prismen, welche 
beim Erhitzen decrepetiren und unzersetzt bei Tempe- 


raturen nahe der Rothgluth schmelzen. Wieder erkaltet 


‚erscheint die Masse durchsichtig glasartig und zeigt 
6,77 spec. Gewicht. Die Löslichkeit ist etwas geringer 
als die des kohlensauren Salzes und wie bei diesem pro- 
portional der Temperatur. - 
Salpetersaures Thalliumoxyd = TIO,NO3, 
ist das löslichste unter den bis jetzt analysirten Thallium- 
salzen. 100 Gramm Wasser von 1800. lösen 9,75 Gramm 
salpetersaures Thalliumoxyd und bei 1070C. 580 Gramm. 
Es krystallisirt in schön mattweissen Prismen und kann zu 


einer glasigen Masse schmelzen, die völlig durchsichtig 


ist. Spec. Gewicht — 5,8. 


Thalliumchlorür — TICI. Das Chlor kann mit 
dem Thallium wenigstens 3 Verbindungen bilden, deren 


beständigste das Protochlorür TICl ist. Es bildet eine 
weisse, dem Chlorsilber ähnliche Masse, trennt sich 
leicht von den Flüssigkeiten, in welchen es sich bildet 


und gleicht in Ansehen, Biegsamkeit und Durchscheinenheit. 
im geschmolzenen Zustande dem Hornsilber. Allein es 
ist ein weniglöslich im Wasser, vornehmlich in siedendem, 
in der Weise, dass man es leicht im krystallini- 
schen Zustande erhalten kann. Geschmolzen zeigt es 


die Dichtigkeit 7,02. 


Ueber das Thalium.. 5 


Thalli umses dürchigrtr ehe mI2cIB, en in 
schönen gelben hexagonalen Tafeln und ist ohne Zersetzung 
‘löslich in leicht angesäuertem Wasser in dem Verhältniss 


ne on. 4 bis 5 Proc. bei 1000C. Es schmilzt bei etwas 


unterhalb 4000C. zu brauner flüchtiger Flüssigkeit und 
erstarrt zu einer gelbbraunen Masse von 5,90 spec. 
' Gewicht. Seine wässerige Lösung wird durch reine und 
kohlensaure Alkalien braun gefällt. 

Die genannten Chlorüre können noch 1 bis 1,5 Aeg. 
Chlor absorbiren und wenig beständige Hyper chloride 
bilden, welche schon beim Erwärmen sich zersetzen. 
(Lamy, Compt. rend. 8. Decbr. 1862.) H. Ludwig. 


Veber einige Verbinddngei des Thallions mit 
| organischen Säuren. 


F. Kuhlmann Sohn ging zur De dieser 
Verbindungen meistens vom kohlensauren Thalliumoxyd 
‚aus. Dieses bereitete er sich, indem er eine wenig concen- 
trirte Lösung des schwefelsauren Salzes mit Barytwasser 
im Ueberschuss versetzte und dann Kohlensäure durch 
die Flüssigkeit leitete. Nach Verjagung des Ueber- 
schusses der Kohlensäure durch Kochen, liess sich das 
kohlensaure Thalliumoxyd durch gan ein a 
in langen dünnen Blättchen gewinnen. | 
Die organischen Salze des Thalliums abe in ihren 
' Eigenschaften viele Aehnlichkeit mit denen des Kalis 
und Natrons; sie sind farblos, mit Ausnahme der Ferro- 
cyan- und Ferrideyanverbindung und des pikrinsauren 
Salzes; die meisten sind sehr löslich in Wasser und 
krystallisiren leicht. 

Bei der Analyse hat Kuhlmann Sohn drei ver- 
schiedene Methoden betolgt: 

1) Die Uyanverbindungen wurden analyaiit; ride 
der Stickstoff und Wasserstoff und ausserdem in den 
Sulfocyanverbindungen der Schwefel bestimmf wurde. 

2) Die sehr leicht löslichen Salze, wie das neutrale 
weinsaure, das paraweinsaure, das essigsaure und 
das ameisensaure Thallion wurden durch Zusatz eines 
 Ueberschusses von Salzsäure zu ihrer concentrirten Lö- 
sung in Thalliumchlorür übergeführt. Dieses wurde mit 
Alkohol von 0,800 spec. Gewicht gewaschen und bei 
1009 getrocknet. A ae 


er « pdengende Be Thallions mis le Säuren, 257 | 


3) Die Unlöslichkeit des Thalliumplatinchlorids wurde 
weiter noch zur Analyse der Salze benutzt. 

Zur Bestätigung der Analysen wurden häufig der 
Kohlenstoff und Wasserstoff bestimmt; die Salze waren 


alle bei 100 0 getrocknet und das Aequivalent des Thal- Br 


liums zu 204 nach Lamy angenommen worden. 


Oxalsaure Salze. Das neutrale Salz ist ziemlich 


löslich im Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether. 
Durch langsames Verdunsten der Lösung erhält man sehr 
regelmässige Krystalle in der Gestalt von kleinen, dünnen 
. quadratischen Blättchen. Zusammensetzung 2TIO, C406. 
Durch Erhitzen einer Lösung von neutralem oxalsau- 


ren Salz mit Oxalsäure erhält man ein wenig lösliches, 


in glimmerartigen Blättchen krystallisirendes und in der 
Wärme. leicht verwitterndes Salz, das das saure oxal- 
saure Thalliumoxyd darstellt und die Formel TIO, HO, 
C4 06 besitzt. 

Weinsaure Salze. Das weinsaure Salz ist zer- 
fliesslich und. schwer krystallisirbar, es ist in Wasser 
‚und Alkohol wenig löslich. Schon durch die Einwirkung 
der Luft scheint das Salz verändert zu werden, da es 
sich nach und nach schwärzt. 


‚ Ein Ueberschuss der Weinsäure schlägt aus der 


Lösung des neutralen Salzes saures weinsaures Salz kry- 

stallinisch nieder. Zusammensetzung TIO, HO, C8 H? O1. 
Durch Erhitzen von Antimonoxyd mit einer Lösung. von 
saurem weinsauren Thalliumoxyd erhält man eine Art 
Thalliumbrechweinstein, der in Nadeln krystallisirt. 


Paraweinsaures Salz Sehr löslich in Wasser; 


es bildet zu Gruppen vereinigte prismatische Krystalle. 
Aepfelsaures Salz. Zerfliesslich, schmilzt unter 
1000; es krysallisirt leicht. 


“ -Citronensaures Salz. Sehr zerfliesslich, N: | 
sirt schwer in seideglänzenden Büscheln. Zusammensetzung 


3TIO, C12HSON. 


Ameisensaures Salz. Sehr löslich in Wasser, 


schmilzt unter 1000 ohne Zersetzung. Zusammensetzung 
TIO, ©? HO3. | 
"Essigsaures Salz. Zerfliesslich, durch langsames 
Abdampfen bei 100 0 nur schwer krystallisirt zu erhalten, 
riecht stets schwach nach Essigsäure, sehr löslich in 


erwärmtem Alkohol, woraus es beim Erkalten in seide- 


glänzenden Warzen ein: 
.  Benzoösaures Salz. rystallisirt in perlmutter- 
glänzenden Schuppen und ist nicht flüchtig. 


Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 1? 


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38° Thallum im Tell 


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° ..Harnsaures Salz. Zeichnet sich durch seine 
grosse Unlöslichkeit aus. a 

‘  Pikrinsaures Salz. Krystallisirt in seideglänzen- 


AR b den Blättchen, ähnlich denen des pikrinsauren Kalis. 


Cyanverbindungen. Das Cyanthallium erhält 
man als krystallinischen Niederschlag, wenn man nach und 
_ nach’eine concentrirte Lösung von Cyankalium einer ge- 

sättigten Lösung von kohlensaurem Thalliumoxyd zusetzt. 
Es ist in Wasser unlöslich. ER 
Setzt man eine concentrirte Lösung von Ferrocyan- 
. kalium zu einer gesättigten Lösung von kohlensaurem Thal- 
. liumoxyd, so erhält man kleine Krystalle von Ferroceyan- 
‚thallium, welche in einem Ueberschuss des Ferrocyan- 
 kaliums löslich sind. ge 
| Die Schwefeleyanverbindung wird erhalten, 
wenn man statt des Ferrocyankaliums Schwefeleyanka- 
 lium anwendet. Sie hat die Zusammensetzung TIC2NS>, 


auf Eisensalze übt sie dieselbe Reaction aus wie Schwe- 


feleyankalium. 

Cyansaures Salz. Es kann leicht in kleinen 
glänzenden Schuppen erhalten werden, indem man einer 
alkoholischen Lösung von cyansaurem Kali eine Lösung 
von essigsaurem Thalliumoxyd zusetzt. Löslich in Wasser, 
fast unlöslich in Alkohol. Zusammensetzung TIO, C2NO. 
(Compt. rend.55.— Ztschr.f. Chem. u. Pharm.5.Jahrg.22.) B. 


Thallium im Tellur. 


‚Werther fand bei der Untersuchung eines von 
Dr. Marquart in Bonn bezogenen Tellurs, dessen Spec- 
tralreaction er kennen lernen wollte, dass die charakte- 
ristische grüne Thalliumlinie auf 117 — 1180 der Scala 
(die Natriumlinie auf 100 gestellt) in ausgezeichnetem- 
Glanz, aber schnell vorübergehend, auftrat. Dabei waren 
das blaue und grüne Feld des Spectrums sehr hell er- 

leuchtet und mit einer grossen Anzahl Linien erfüllt, die 
' Werther dem Selen zuschreiben zu müssen glaubte, 
dessen Anwesenheit durch den Geruch vor dem Löthrohr 
sich: verrieth. | 

Durch starkes Erhitzen des fraglichen Tellurs in 
einer Retorte wurde so viel eines Sublimats erhalten, 
dass es zu mehreren spectroskopischen Prüfungen dienen 
konnte. Dasselbe bestand aus einer bleigrauen glänzen- 
‘den Masse, die sich im Spectroskop ebenso verhielt wie 
. das ursprüngliche Tellur, nur entfaltete sich die grüne 


Zweifel an der Selenreaction. Bei näherer Untersuchung 
‚ergab sich, dass diese verwaschenen Linien dem Blei 
zukamen, wie die Probe des Tellurs auf nassem Wege 


‘den Bleigehalt auch unzweifelhaft nachwies. 


Durch. diesen Umstand zu directem Vergleich der 


Spectra reinen Selens und reinen Bleies veranlasst, fand 
sich auch die grosse Aehnlichkeit beider bestätigt. Sie 
unterscheiden sich jedoch von einander darin, dass die 
zahlreichen Lichtlinien des Selens im Blau und Grün in 
fast völlig gleichem Abstand von einem sehr hell bis 
1900 erleuchteten Untergrund sich abheben, während die 
grünen Linien des Bleies zwischen 1100 und 1230 enge 
neben einander, von da in weiteren Abständen liegen 
und sich aus einem bis 1650 wenig erleuchteten Unter- 
grund abheben. 


Das von allen fremden Beimengungen befreite Telur 


erleuchtete das grüne und blaue Spectralfeld bis etwa 
1750 sehr hell, ohne deutliche Linien zu geben. Von 
letzteren sind nur schwache Andeutungen zu sehen, 
man darf aber vielleicht in viel höheren Temperaturen, 
als sie der Bunsensche Brenner liefert, deutliche Linien . 


erwarten. Ob das der Fall, wird Werther später prüfen. 


(Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 88. 3.) 


Ueber das Vorkommen von Rubidium in gewissen 
Pflanzen; von L. Grandeau. N 

Die grosse Menge von Rubidium, welche der Ver- 
fasser in der Rübenpotasche fand, veranlasste ihn aueh 
andere Pflanzen, welche dem Boden viel Kali entziehen, 


auf einen Gehalt von Rubidium zu untersuchen, und es 


stellte sich dabei heraus, dass | 
1) Taback bei der Untersuchung im Spectralapparat 
‚die charakteristischen Linien des Kalkes, des Lithions, 


des Kalis und des Rubidiums zeigte, und zwar letzteres e 


ziemlich bedeutend; | | | 
2) Kaffee und Thee erhebliche Mengen von Rubi- 


dium, aber keine Spur von Lithion enthielten, auch dass gr b 


der Kaffee reicher an Rubidium ist als der Thee; | 
3) Weintrauben nur eine sehr geringe Menge Rubi- 
dium enthalten. RR 
So darf man denn wohl das Rubidium als ein in 


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1,20 % Bildung des Nüschlammes. 

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_ der Natur sehr verbreitetes Element betrachten. ‚Dage- 


gen gaben dem Verfasser die Aschen von Raps, Cacao, 


Zuckerrohr und gewisse Arten von Seetang kein Rubi- 
 dium, obgleich diese Pflanzen doch reich an Kali sind. 


(Compt. rend. T.54. p. 1057.) | Bkb. 


Die Bildung des Nilschlammes. 


(Auszug aus einem Briefe Mehedin’s an Dumas.) 


Schon 50 Tage, im April und Mai, wehte der Kamsin 


oder der Wind der Wüste über Aegypten. Der Sand, 


den er mit sich führte, verdunkelte den Himmel und be- 
deckte die Erde mit einer leichten Decke,. während der 
Sand, der auf den Nil fiel, durch seine Schwere zu Bo- 
den sank. Im der Mitte des Juni trat Windstille ein: 
der Nordwind begann sich mit täglich wachsender Stärke 


zu erheben. Er weht fast während des ganzen Sommers, 
. und es wäre schwierig, ohne ihn in dieser Jahreszeit in 


Aegypten zu leben. Sollte dieser Wind Ursache der 
Regenströme sein, die dann im Süden und darüber hin- 
aus fallen? Ich glaube es nicht. Immer aber ist es der 
Fall, dass vom 1. Juli ab der Nil steigt und seine Farbe, 
die bisher graugrün war, in erdig-fahl bis ockergelb än- 
dert. Das Steigen ist unregelmässig, er wächst mehr 
oder weniger schnell und sinkt dann augenblicklich 
wieder. ’ 
Im Gegensatz zu allen Reisenden, ‚welche den Winter 
zu einer Stromauffahrt benutzten, schiffte ich mich am 
5. Juli 1860 in Boulac ein, den zweiten Üataract er- 


reichte ich am 5. August und kam am 10. ‘September 


nach Theben, wo ich mich für einige Monate niederliess. 
Ich hatte dort Gelegenheit, die Anschwellung des Flusses 
sehr gut zu beobachten und die bedeutende landwirthschaft- 
liche Wichtigkeit derselben schätzen zu lernen. Dorthabe 
ich auch einige Proben des Schlammes gesammelt. 
Gegen den 30. September ist die Fluth in ihrer 
grössten Höhe, und das Thal zwischen dem lybischen und 
arabischen Bergzuge bietet den Anblick einer mit zahl- 
reichen Inseln besäeten unendlichen Meerenge. 
Im October zieht das Wasser sich gewöhnlich zu- 
rück und hinterlässt eine Lage Schlamm auf dem Erdboden. 
Der Schlamm bildet eine mehr oder weniger dicke Kruste, 
je nach den Unregelmässigkeiten des Terrains; von der 
Sonne getrocknet blättert er sich ab und verhärtet an 


Bildung des Nilschlammes. 261 


der oberen Seite. Die im letzten Mai von dem Kam- 
sin über die Erde zgebreitete Sanddecke verhinderte 
das Anheften der Schlammdecke an den Boden des 
vergangenen Jahres. Ich zählte mehr als 500 Schlamm- 


ie Kae 


lagen in ihrer chronologischen Ordnung, denn ich be- 


merkte, als der Fluss wuchs, wüste Einstürze seiner 
Ufer, welche blossgelegt einen merkwürdigen Durch- 
schnitt deutlich erkennbarer Alluvionsschichten zeigten, 
' Dank dem Wehen des Kamsins! wo ein jedes Jahr durch 


so klare Charaktere verzeichnet ist, wie wir das Alter 


einer Eiche an ihren Jahresringen erkennen. 
Nachdem ich den in Form einer Kruste über den 


Boden ausgebreiteten Schlamm gesammelt hatte, vervoll- 


ständigte ich ohne viel Schwierigkeit die Sammlung mit 
den von dem Flusse während der Ueberschwemmung 
' dahin gerollten Substanzen, indem ich in den stärksten 
Strom einen Eimer warf, der Sand aus einer Tiefe von 
10 bis 15 Meter brachte, der mir nach verschiedenen 
Versuchen den Boden des Flusses zu bilden scheint und 
derselbe ist, welchen der Kamsin herbeiführt. 


Auf meiner Barke, wo ich kein anderes Getränk 


hatte als das schmutzige Wasser, das der Fluss mir bot, 
filtrirte ich dasselbe, um es trinkbarer zu machen; es 
blieb der leichtere Theil des Schlammes zurück, den 


. man auf der Oberfläche des Nils findet. 
In der Meinung, dass eine Analyse des Wassers und 


der den Boden der Natronseen bildenden Erde Ihnen 


angenehm sein würde, schicke ich eine Flasche mit bei- 
den. Das Wasser ist am 15. November 1860 von The- 
ben aus geschöpft; es zeigt in dieser Zeit noch nicht 
die Farbe der Rothweinhefe, welche es während des 
grössten Theiles des Jahres hat. Ich habe auch etwas 
von dem dicken und fettigen Schaum gesammelt, wel- 


cher in dieser Jahreszeit die Seen bedeckt. Ich filtrirte | 


ihn durch Papier, wobei er seine Farben roth, blau, weiss, 
violett, die ihn auf seiner ganzen Oberfläche marmoriren, 
verlor und ein gleichmässiges Aussehen annahm, etwa das 
Grün der Eichenblätter. Er enthält ein merkwürdiges 
Insekt. 7 


fruchtbaren und warmen Lande. Ich habe gesagt unfrucht- 
bar, was jedoch nicht ganz trifft; die Oasen tragen eine 
stachlichte Futterpflanze, welche überall um die Natron- 


Die Probe, welche das poröse Gefäss enthielt, ist. a 
eine unfruchtbare Erde, welche hie und da immer feuchte 
Oasen bildet, unbebaut und wüste mitten in einem 


ee 262 3 | & Ueber Kinselsture. Rat 


' seen wächst. Von den Seen ist mir. a u sie 
manchmal nur wie eine weisse Decke daliegen, indem 
das umliegende Land ihnen das Wasser entzieht. (Annd 1. 
de Chim. et de Phys. Octbr. 1862.) Dr.- Reich. 


Ueber Kieselsäure. 


‘Nach Arthur H. Church erhält man die Kiesel- 
säure am leichtesten und im reinsten Zustande durch 
Dialyse. Auf diese Weise dargestellte Säure löst sich 
viel leichter (bis 14 Proc.) und die Lösung bleibt länger 
flüssig. Eine solche Lösung von 0,47 Proc. war nach . 
3 Monaten noch ganz klar und flüssig: eine Lösung frisch 
bereiteter Kieselsäure, die 3 Proc. wasserfreie Säure ent- 
hielt, ward beim Aufbewahren in einer verschlossenen 
Flasche erst nach 6 Tagen dick und schied gelatinöse 
Masse ab. Mit Salzsäure dialysirte Kieselsäure bleibt 
länger flüssig als mit Schwefelsäure dargestellte; je reiner 
die Lösung ist, desto länger hält sie sich. — Die Chlo- 
ride von Baryum, Strontium und Calcium und viele an- 
. dere Salze geben mit solcher Kieselsäurelösung nicht unmit- 
telbar einen Niederschlag; wässerige Lösungen der alkali- 
schen Erden schlagen dagegen die ganze Substanz auf ein- 
mal nieder oder bewirken, wenn sie in ungenügender Menge 
zugesetzt werden, Abscheidung der übrigen Kieselsäure 
in gelatinöser Form. Noch rascher findet die Reaction 
‚statt, wenn man auf eine solche Lösung die Oarbo- 
nate von Kalk, Baryt und Strontian einwirken lässt.. 
Ein Milligramm reines pulverförmiges Kalkearbonat hatte 
100 C©.C. einer einprocentigen Lösung binnen 10 Minu- 
ten in eine feste Gallerte verwandelte Diese Eigen- _ 
‚schaft der gelösten Kieselsäure erklärt das Entstehen 
der in der Form von Korallen, Muscheln u.s.w. vor- 
kommenden, grösstentheils aus Kieselerde bestehenden 
Mineralien der Triasgruppe. Church liess auf eine 
Koralle eine atmosphärische Luft und Kohlensäure ent- 
haltende Lösung von Kieselsäure tröpfeln; die abfliessende 
Flüssigkeit enthielt viel Kalkcarbonat, aber keine Kiesel- | 
säure, die Koralle zuletzt wenig Kalkcarbonat. Die natürli- 
chen Bildungen enthalten oft nicht weniger als 92 Proc. Kie- 
selsäure und haben öfter ein Korn von kohlensaurem Kalk. 
In ähnlicher Weise erklärt sich das Vorkommen des 
schönen Quarzsinters in den an Kieselsäure, weniger an 
Silicaten, reichen Quellen, wie auf Island, zu Luzon Bas SR 


Meteorit von | Alessandria. | 263 


den Philippinen, in New Zeeland ete.; er enthält oft nicht 


mehr Alkalien als der gewöhnliche Kiesel. (Journ. of 


the chem. Soc. 15. — Chem. Centrbl. 1863. Nr. 5.) BE} 


Ueber den Meteorit von Alessandria, von A. Schrauf. 


In der Nähe von San Giuliano vecchio fand am 
3. Februar 1860 Mittags ein Meteorsteinfall statt, welchem 
eine starke Detonation vorherging. Eine Minute nach 


der Explosion hörte man in der Luft ein Geräusch, wel- \ 


ches man mit dem Getöse eines nahen Hagelwetters ver- 
gleichen konnte. Nach vielleicht zwei Minuten sah ein 


gewisser F. Milaneri zwei Steine aus der Luft fallen, 


die auf dem Felde gegen 30 Centimeter tief in die Erde 
eindrangen. Ein Stück davon wurde vom Prof. Mis- 


saghi untersucht. Dasselbe hatte eine unregelmässige 


Form mit rundlichen Erhöhungen, die Oberfläche war 


glatt, von fast schwarzer Farbe, der Bruch unregelmäs- 


sig, rauh. Der Stein ritzte leicht das Glas und affı- 


‚eirte die Magnetnadel. Spec. Gew. 3,815. Die Analyse n 


ergab in Procenten: 


Kısseletde said, 37,403 
Gediegen Eisen ...........». 19,370 
BISEROXYA. „nun erden ae: 12,831 
aREeRder ee akute nahe 11,876 
ThoBerde Zur ENTE 8,650 
Behwelaly:-1,..-4 et 3,831 
BE 3,144 
BECKBL HEN ee 1,077 
RT ve 0,845 
Mangan 
RETTET EN ERERRE Spuren 
98,327. Be 
(Poggendorff’s Annal. 1863. 8. 361 — 363.) E. 


Physiologische Wirkung der Thalliumsalze. 


Paulet fand, dass man das Thallium zu den giftig- 


sten Metallen zählen müsse; es äussert weit heftigere Wir- 


kungen auf den thierischen Organismus, als das Blei. 
Das kohlensaure Thallion, in sehr kleinen Dosen ange- 


wendet, kann ertragen werden und seine Wirkung ähnelt 
dänn sehr derjenigen der Quecksilbersalze. (Compt. rend. 


7. Sept. 1863. p. 494.) RU 37 Bi BEER 


a 


IV. Literatur und Kritik. 


© anstatt’s Jahresbericht über die Fortschritte in der 


Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen 
Ländern im Jahre 1862. Redigirt von Professor 
Dr. Scherer, Prof. Dr. Virchow und Dr. Eisen- 
mann. Verfasst von Prof. Dr. Clarus in Leipzig, 
Dr. Eisenmann in Würzburg, Dr. Eulenburg in 
Berlin, Prof. Dr. Fick in Zürich, Prof. Dr. Lösch- 
ner in Prag, Prof. Dr. Scherer in Würzburg und 
Prof. Dr. Wiggers in Göttingen. Neue Folge. Zwölt- 
ter Jahrgang. 1. Abtheilung. Würzburg, Verlag der 
Stahel’schen Buch- und Kunsthandlung 1863. 

Das Werk zerfällt in 2 Theile. Der erste Theil umfasst den 


Bericht über die Leistimgen in der Pharmakognosie und Pharmacie 
von Prof. Dr. Wiggers in Göttingen. 


Unter Literatur für Pharmakognosie und Pharmaeie führt der 
Verf. 73 Werke an, welche im Jahre 1862 darüber erschienen sind. 


Vorzüglich lobend spricht sich der Verf. über Duflos’ Werk 
aus: Anweisung und Prüfung chemischer Arzneimittel als Leitfaden 
bei Visitation der Apotheken etc. Berlin 1862. Bei Springer.. 
Er sagt darüber: Das Werk von Duflos hat in seiner jetzigen 
zweiten Ausgabe noch so viele Verbesserungen und Erweiterungen 
erfahren, dass es um noch viel mehr Ansprüche auf Anerkennung 


“ und allgemeine Verbreitung macht, als es schon in der ersten Auf- 


lage gefunden hatte. Vor vielen ähnlichen Werken hat es den 
Vorzug, dass es vollständiger und für die chemischen Präparate - 
aller Pharmakopöen berechnet ist, und dass es selbst jüngeren 
Pharmaceuten einen Leitfaden bei der Uebung in quantitativen 
analytischen Untersuchungen der als Arzneimittel angewandten 
chemischen Producte gewährt. 


Nicht minder günstig beurtheilend, sagt der Verf. über die 
unter der Redaction von Dragendorff am 1. Mai 1862 begonnene 


Pharmaceutische Zeitschrift für Russland, dass dieselbe eine ganz 


besonders erfreuliche und für die Fortschritte in der Pharmako- 
gnosie und Pharmacie sehr hoffnungsvolle Erscheinung, indem in 
dem so grossartigen und theilweise so schwer von Reisenden zu 


- erferschenden Russland bisher gewiss gar viele Kräfte ruheten, die 


durch die mun gebotene Gelegenheit ohne Zweifel sowohl zu Arbeiten 
als auch zu Mittheilungen von erzielten Resultaten und von Nach- 


-riehten in Anregung gebracht und belebt werden. In diese rüh- 


mende Anerkennung vorgenannter Werke stimmen wir vollkom- 


. men ein. 


I. Pharmakognosie. 


A. Pharmakognosie des Pflanzenreichs. v 
y Studien allgemein verbreiteter Bestandtheile der Pflanzen. 


2) Arzneischatz des Pflanzenreichs nach natürlichen Familien 


geordnet. 


Der Verf. führt in diesem Abschnitte, wie in den nachfolgen- 


den, die Arbeiten und Abhandlungen des Jahres 1862 in der wie in 


den vorhergehenden Jahrgängen beobachteten Ordnung auf, mit 
seinen erläuternden und kenntnissreichen Bemerkungen versehen, Et. 
von welchen hier noch einige Aufnahme finden, um so die Mit- 


theilungen des Archivs noch zu vervollständigen. 

Fungi. Lichenes. Algae. Lycopodiaceae. Gramineae. Irideae. 
Asphodeleae. Colchicaceae. Smilaceae. Palmae. Najadeae. Pipera- 
ceae. 

Abietineae. Picea vulgaris Link. Aus dem Colophonium Hiosen 
Fichte hat Maly den krystallisirbaren Bestandtheil dargestellt, 
Abietinsäure genannt, beschrieben und analysirt. Dieselbe scheint 
nicht das von Caillot in dem Terpentin dieser Fichte gefundene 
Abietin zu betreffen, weil dieses ein indifferentes Harz ist, aber 
dagegen möglicherweise die Abietinsäure, welche Baup aus dem 
Harze dieses Baumes in Tafeln krystallisirt erhielt, worüber sich 
jedoch, da Baup seine Abietinsäure nicht analysirte, nicht bestimmt 
entscheiden lässt. Maly nennt ferner das angewandte Harz Colo- 
phonium, worunter wir bekanntlich eine durch Schmelzen mehr 
oder weniger veränderte Harzmasse von Coniferen verstehen; ob 
es nun ein solches war, ist nicht sicher angegeben, was aber doch 


für die Beurtheilung der Resultate von wesentlicher Bedeutung ist. 
Das krystallisirbare Harz stellte Lamy auf folgende Weise “dar. 


Das gröblich zerkleinerte Colophonium wurde einige Zeit mit 70- bis 
SOprocentigem Weingeist digerirt, die gebildete Lösung entfernt, 
die rückständige Harzmasse in 90 —%2procentigem Weingeist heiss 
aufgelöst, heiss filtrirt und dann das Filtrat noch heiss mit Wasser 
vollständig ausgefällt. Nach 8 Tagen hatte sich der ausgeschiedene 
braune Harzkuchen in eine weiche, braune und reichlich mit Kry- 
stallen erfüllte Masse verwandelt, woraus kalter 80 procenthaltiger 
Weingeist die braune Masse so auszog, dass die Krystalle dann 
durch Pressen zwischen Papier rein erhalten werden konnten. 

Die Abietinsäure bildete unregelmässige und glashelle Bruch- 
stücke von Krystallen, welche durch Umkrystallisiren mit heissem 
Alkohol etwas grössere Krystalle gaben, die meist spitze ovale 
Blättchen darstellen. Die Säure reagirt sauer, löst sich in Alko- 
hol, Aether, Benzol, Chloroform ete., und bildet mit. Ammoniak 
eine Gallerte. 


Auf Grund fernerer Thatsachen erklärt Maly die Äbieitin- 


säure = C#4H3205 als die primitive Harzsäure des Fichtenharzes, 


und die bisher angenommene und ebenfalls krystallisirbare Syl-- TR 
vinsäure — (C#0H300# für ein Verwandlungsproduct davon. Der 
Referent theilt aber nicht ganz Maly’s Ansicht und spricht 


sieh dahin aus: Will man die bisher für die Entstehung des Harzes 


daraus durch 3 At. Sauerstoff zu HO und C20HI1502 sehr einfach 
aufgestellte Erklärung nicht mehr gelten lassen, sondern aus dem 
C20H16 oder C40H32 das Entstehen einer Säure = C#H3205 dureh 
Sauerstoff erklären, so dürfte man sicher auf besondere Schwierig- 


keiten stossen. 


Moreae. Morus tinctoria. Delffs erklärt jetzt den von Wag- & 


ner in dem Gelbholze entdeckten eigenthümlichen Körper, die 


266 3 BT Literatur. | 3 


 Moringerbsäure, für nichts anderes als ein mit Farbstoff verunreinig- 
tes Morin, welches in dem Gelbholze die krystallinischen Ablage- 


. i ‘ rungen bilde und welches er nach der Formel C14H1408 zusam- 


mengesetzt fand, während Wagner dafür der Formel C#3 HI 0% 
entsprechende Resultate bekam und dasselbe Morinsäure zu nennen 
vorschlug, weil er daran Eigenschaften einer schwachen Säure 
. gefunden hatte. Ne R 


Gegen diese Erklärung glaubt Wagner sich durch folgende 
. vorläufige Bemerkungen vertheidigen zu können: : 


Das Morin ist sehr schwer und die Moringerbsäure ist sehr 
leicht löslich in Wasser, die farblose Lösung des Morins wird durch 
Eisenchlorid granatroth, durch Alkalien gelb gefärbt und löst sich 
in Schwefelsäurehydrat mit gelber Farbe auf; die Moringerbsäure 
wird durch Leim gefällt, durch Eisenoxyd schwarz gefärbt und. 
durch Schwefelsäurehydrat in Rufimorsäure verwandelt. 


Die Ablagerungen in dem Gelbholze bestehen grösstentheils 


- aus dieser Moringerbsäure, aber auch aus Morin, Oxydationspro- 


ducten von jener Gerbsäure und einem rothen harzartigen Körper. 


: Polygoneae. Rheum. Die zuerst von Rochleder und Heldt 
in der Parmelia parietina und darauf von Schlossberger und 
Döpping in der Rhabarber entdeckte Chrysophansäure ist unter 
Rochleder’s Leitung von Pilz auf ihre elementare Zusammen- 
setzung und auf ihr Atomgewicht einer Prüfung unterworfen worden, 
um dadurch die grosse Differenz in der Formel, welche Roch- 
leder und Heldt dafür = C20H806 oder = HO + C20H705' 
aufgestellt hatten, und welche dann nach den analytischen Resul- 
taten derselben von Gerhardt in seinem Lehrbuche der organi- 
schen Chemie zu C28H1003 berechnet worden war, zu beseitigen. 


Die angewandte Chrysophansäure war von C. Marguart aus 
der Rhabarber dargestellt worden und wurde darauf von Pilz voll- 
kommen gereinigt. Die drei damit ausgeführten Elementar- Ana- 
lysen ergaben dann für Kohlenstoff und Wasserstoff Procentzablen, 
welehe nicht allein unter sich und mit denen von Rochleder und . 
Heldt, so wie von Schlossberger und Döpping vollkommen 
übereinstimmen, sondern welche auch so vollständig der Formel 
C20H806 entsprechen, dass die von Gerhardt berechnete Formel 
unmöglich als richtig angesehen werden kann. 


Um diese Formel noch weiter zu controliren, behandelte er die 
 Chrysophansäure mit Chloracetyl = C?H3C102 und erbielt unter 
reichlicher Entwickelung von Salzsäuregas eine Acetyl-Chıyso- - 
phansäure = HO + C20H> (2C1H3 02) 05, d. h. eine Chryso- 
phansäure, worin 2H gegen 2 C4H302 ausgewechselt worden sind. 


Diese Säure bildet nur hellgelbe, kleine Prismen, die sich in 
Alkohol und Aether auflösen, und in der Lösung in Alkohol leicht 
in Essigsäure und Chrysophansäure verwandeln, wobei sie 2 At. 
Wasser gebrauchen, dessen Wasserstoff die Chrysophansäure rege- 
nerirt und dessen Sauerstoff mit den 2 At. Acetyl 2 At. Essig- 
säure darstellt. | 


Thymeleae. Laurineae. Synanthereae. Erieineae. Styraceae. 
 Dabiatae. Convolvulaceae. Solaneae. Cordiaceae. Gentianeae. 


Menyantheae. Menyanthes trifoliata. Im Bitterklee hat Den- 
zel eine nicht unbedeutende Menge von Jod gefunden, wenig- 


re Eh u 
Se f 
RN x 


stens so, dass sich dasselbe schon mit 1/, Grm. Asche aus der 
Pflanze in wohlbekannter Weise bestimmt nachweisen lässt. Hierin 
liegt jedoch nur eine Bestätigung früherer Angaben von Chatin. 

Strychneae. Rubiaceae. lien, 

Cinchoneae. Cinchona. Die Quinologie fährt in gewünschter 
Weise fort, in ihren verschiedenen Theilen immer weiter aufge- 
klärt, berichtigt und vervollkommnet zu werden. Karsten hat 
zunächst sein Werk: Florae Columbiae terramque adjacentium etc. 
fortgesetzt und folgende drei hierher gehörige Bäume: Cinchona 
bogotensis Karsten, ©. undata Karsten und C. Moritziana Karsten 
abgebildet und botanisch charakterisirt. 
| Diese von Karsten der Gattung Cinchona unterstellten drei 
Bäume gehören jedoch sämmtlich der Gattung Ladenbergia an. 

Für die Abstammung der Chinarinden liefert das schon früher 
angedeutete Prachtwerkvon Howard (Illustrat. of the Nueva Qnino- 
‚logia of Pavon. London 1859 — 1862.) eben so zahlreiche als 
. begründet erscheinende Beiträge,- neue und schöne Beweise, wie 
in der älteren Literatur grosse Schätze ruhen können. Howard 
hat nun das Verdienst, ein solches Werk in der „Nueva Quinolo- 


Literatum. ae: 


gia* von Pavon als Handschrift bei einem spanischen Botaniker 


aufgefunden, angekauft und mit Benutzung der ebenfalls von 
Pavon gesammelten Chinarinden und dessen Herbarium im Madri- 
der Museum in einem der Jetztzeit entsprechendem Gewände her- 
ausgegeben zu haben. Die illuminirten Abbildungen und der 
Druck des Textes in theils lateinischer und theils englischer Sprache 
sind ausgezeichnet, so dass es eine wahre Freude gewährt, diese 
so schönen Cinchoneen zu betrachten. Unter den 30 bearbeiteten 
Cinchona-Arten vermochte er nur von der „Cinchona pubescens 
: Vahl“ noch keine getreue Abbildung zu geben. 

Wie grossartig die Cultur der Chinabäume nach Prof. de Vry 
auf Java fortschreitet, nachdem man die Fortpflanzung durch 
Samen erzielt hat, davon liefern die dem Verf. mitgetheilten Be- 
richte neue Beweise. Während im December 1859 die Anzahl der 
Chinabäume auf allen Stufen ihrer Entwickelung bis zu 24 Fuss 
hohen Stämmen bereits schon 100,133 betrug, war sie im December 
1860 auf 959,191 und im December 1861 auf 1,160,971 gestiegen, 
. und umfassten sie zu der letzten Zeit ; 

11,504 Cinchona Calisaya 
53 7 succeirubra 

113 > laneifolia 

1,149,301 N Pahudiana. er 


Die Berichterstatter schmeicheln sich mit der Hoffnung, das 
die Cinchona Pahudiana, deren Rinde bis jetzt sehr ungünstige 
und schwankende Resultate in Betreff der Chinabasen lieferte, 
in-analoger Art, wie alle Cinchona-Arten in der natürlichen Hei- 
math, fortfahren werde, immer mehr Chinin zu entwickeln und in 
der Stammrinde niederzulegen, wiewohl Howard solches nicht 
für wahrscheinlich hält, betrachtet es aber, selbst wenn sie auch 
nicht damit, sondern nur mit der Erzeugung und Vermehrung der 
Chinabasen in der Wurzelrinde fortfahren sollte, für einen grossen 
Gewinn, indem man dann die Stämme einander viel näher, als es 
sonst wegen einer gehörigen Entwickelung derselben geschehen 

dürfe, pflanzen nnd das Chinin etc. aus der Wurzelrinde darstellen 
könnte. Fa = 
In Britisch-Indien scheint sich nach zwei neuen Mittheilungen 


in der Medical Times and Gazette 1861 und 1862 die Cultur f 


riehten vermuthet werden konnte, zu gestalten, und sich sowohl 


auf den Neilherry - Gebirgen, als auf Ceylon und den östlichen 


Zügen des Himalaya im hoffnungsvollen Betriebe zu befinden. Es 


ist geglückt, alle werthvollen Cinchona-Arten in die Plantagen 
einzuführen, fast sämmtlich aus Samen erzogen, welche Pritchett 


in Peru und Spruce in der natürlichen Chinazone gesammelt 
und dazu eingesandt hatten. 
Nach Scherzer hat ein Pfarrer in Tarija erst kürzlich wie- 


‘- der in den Wäldern zwischen Tarija Cochabemba und La Paz 
in Bolivia eine neue Cinchona-Art entdeckt, deren Rinde ganz 


dieselbe Beschaffenheit, wie die von Cinchona Calisaya besitzen 


soll. Die Indianer nennen diese kostbare Rinde Sucupira. 


Dem Verf. ist aber über den sie liefernden Baum und die 
Rinde selbst, als in unseren Handel gekommen,- noch weiter nichts 
bekannt geworden. 


Oleinae. Araliaceae. Umbelliferae. Berberideae. Menisper- 
meae. Magnoliaceae. Paeoniaceae. 
Papaveraceae. Papaver somniferum. Opium gallicum. Von 


' diesem an verschiedenen Stellen in Frankreich erzielten Opium 


hat Guibourt 11 Arten auf den Gehalt an Morphin geprüft. 


Im Durchschnitt haben dieselben einen offenbar durch den. 


Umstand bedingten grossen Gehalt an Morphin herausgestellt, dass 


man hier nur wahres und kein verfälschtes Opium zu erzielen 


bemüht war, wie einst schon Biltz in Erfurt, und die Prüfung 


von einem zu Eyres im Depart. Landes gebauten Opium hat er- 
geben, wie früher schon Pelletier einmal fand, dass daneben 
gar kein Narcotin enthalten war. 

Aus den Prüfungen des in Frankreich erzielten Opiunix auf 
den Gehalt geht nun hervor, dass das französische Opium nicht 


a Ehinabälme doch ganz "anders: wie naeh dc eh, Bike 


allein wenigstens eben so reich an Morphin ist, wie das beste tür- 


kische, sondern auch dass es dieses darin noch übertrifft, und man 
kann daher nur wünschen, dass die Erzielung von Opium in fran-. 
zösischen Ländern nicht "bloss, wie es fast scheinen will, eine 


pharmakognostische Liebhaberei bleibe, sondern eine solche Ausdeh- 
nung erreichen möge, um allerwärts den medicinischen Bedarf 
damit decken zu können. 

Garantirtes Opium. In Folge einer Aufforderung von 


Mitscherlich, Schacht ete. hat J. D.. Riedel in Berlin ange- 
- fangen, gutes Opium im Grossen aufzukaufen, -zu trocknen, zu 


pulvern und an Apotheker abzusetzen, aber so, dass er die Güte 


und den Gehalt an Morphin darin garantirt. Nachdem er nun 


bereits 100 Pfund eines Opiumpulvers hergestellt hat, worin er den 


Gehalt von 10 Proc. Morphin garantirt, offerirt er dasselbe in 


Blechbüchsen zu !/,, Io und 1 Pfund, inel. der Blechbüchse das 


Pfund zu 10 Thlr. — Nach Wiggers Ansicht hat Riedel damit 
einen höchst glücklichen Gedanken gefasst und ausgeführt, der 
gewiss eine so allgemeine Anerkennung finden wird, dass Riedel 


kaum im Stande sein dürfte, allen ‚Anforderungen zu genügen, einer- 


seits weil nun jeder Apotheker im Stande ist, den Anforderungen 
der neueren Pharmakopöen (die neue Preussische fordert nämlich 


gerade 10 Proc. Morphin) aus einer sachverständigen und recht-. 


schaffenen Quelle genau nachzukommen, da wohl selten ein Opium 


. des Handels gerade die 10 Proc. Morphin enthalten dürfte, und 
andererseits weil es dadurch möglich wird, die daran reicheren 
und ärmeren Sorten genau so zu vermischen, dass die Mischung 


An k 
fr 


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gerade die 10 Proc. enthält, und dadurch also sie alle zu verwer- 
then, in so weit sie sonst als zulässig dazu befunden werden. 
Orueiferae. Chenepodieae. Canellaceae. Erythroxyleae. 
Hypocastaneae. Aesculus Hypocastanum. Rochleder’s Resul- 
-tate neuer Untersuchungen der reifen Früchte des Rosskastanien- 
baumes haben Folgendes ergeben. Er hat darin gefunden: 


1) Argyräsein — C108H860%. Ist der schon von Fremy 
darin erkannte und als ein krystallisirbarer Bitterstoff beschrie- 
bene Körper im reinen Zustande. Dasselbe ist ein Glucosid und 
verwandelt sich durch Säuren in Traubenzucker oder eine Modifi- 
eation davon und in 
Argyräscetin = C#H620%#. Durch Alkalien spaltet sich das 
Argyräsein in Propionsäure — C6H60% und in Aeseinsäure. 

2) Aphrodäscin —= C1MH%064 Der.von Fremy für Saponin 
gehaltene Bestandtheil. Spaltet und verwandelt sich sowohl durch 
Säuren als auch durch Alkalien in Aescinsäure, und daneben durch 
Alkalien in Buttersäure = C8H80% und durch Säuren in Trau- 
benzucker oder eine Modification derselben. 


3) Aeseinsäure = C96H8004, - Diese im Vorhergehenden als 


Spaltungsproduct vom Argyräsciu und von Aphrodäscin angeführte 
Säure findet sich in den reifen Samen auch schon gebildet vor. 
Durch Säuren wird dieselbe wiederum gespalten in Traubenzucker 
oder eine Modification desselben und in 

Teläscin = C72?H620%, einen Körper, der. durch den Einfluss 
von Säuren noch weiter gespalten werden kann, nämlich in 

Ascigenin = C18H3909, als Endproduct aller Spaltungen, aber 
bei dieser zugleich in Traubenzucker und in Mannitan = CRH12010 
oder in Modificationen von beiden Zuckerarten. 


' 4). Gelben Farbstoff, welchen Rochleder als ein Glucosid 


erkannte; bei der Spaltung durch Säuren liefert er ausser Zucker 


auch Quercetin. 

‚Aquifoliaceae. Euphorbiaceae. Xanthoxyleae. Rutaceae. Zygo- 
phylleae. Amyrideae. 

Caesalpineae. Tamarindus indica. Von Tamarinden unter- 
scheidet Righini 4 Sorten, nämlich: 1) in Kuchen, 2) hellbraune, 
3) schwarze Massen, 4) in Trauben (ganze Früchte von den 
Antillen). 

Die in Kuchen sind bekanntlich die ägyptischen, welche in 
Griechenland zu schwarzen Massen umgearbeitet werden sollen, 
Die schwarzen, Samen -etc. einschliessenden Massen sind die ge- 
wöhnlichen unseres Handels, und die von den Antillen sind bei 
‚uns noch sehr selten, aber Righini erklärt sie für die werth- 
vollsten. 


Jenen vier Sorten fügt Righini noch eine fünfte hinzu, welche 
in Frankreich sehr verbreitet sein und durch Vermischung ächter 
Tamarinden mit einer grossen Menge von dem Mark der Früchte 
von Prunus spinosa bereitet werden soll, also einen groben Betrug 
einschliesst. Man hat auch angefangen, den antillischen Tama- 
rinden ein gewissenlos hergestelltes Artefact aus Rohrzucker, so 
‘ wie den Samen und Fasern aus ächten Tamarindenfrüchten zusam- 
. men gearbeitetes Mark von levantischen Pflaumen bestehend, zu 
-substituiren. 


Dasselbe lässt sich aber dadurch schon von dem wahren Mark 
_ aus den antillischen Früchten unterscheiden, dass es wie eine Con- 


serve aussieht und sehr süss schmeckt, während das ächte Tamarinden-- 


Bee 


ie Sihlichbjann; homogen und ER körnig 8 wenig Samen 
“ einschliesst und angenehm süss -säuerlieh schmeckt. 
Papilionaceae. Sarothamnus Scoparius. Das in dieser Pflanze ; 


von Stenhouse entdeckte Spartein ist aufs Neue von Mills 


chemisch studirt worden.. Zunächst suchte er die Zusammensetzung 


desselben festzustellen, welche Stenhouse = C30H3N?2 gefunden 


hatte, aber nachher aus den analytischen Resultaten desselben von 3 
Ger hardt zu C32H26 N? in seinem Lehrbuche berechnet worden 


war. Mills ist bei seinen Analysen jedoch zu Resultaten gekom- 
men, welche völlig der Formel Stenhouse’s entsprechen. Ferner 
hat Mills verschiedene Salze, einige eigenthümliche Verbindungen 
und Substitutionsproducte von Spartein dargestellt. 

Mimoseae  Dryadeue. Spiraceae. 

Pomaceae. Pyrus Malus. Landerer erkennt den bei Aepfeln, 
Birnen und anderen süssen Früchten durch die Fäulniss entstehen- 
- den höchst widrigen bitteren Geschmack als einen Bitterstoff, Car- 
popikrin (Fruchtbitter), und er hat mit faulen Aepfeln einige Ver- 


eine organische Base betrachtet, indem er dabei von einem essig- 
sauren Carpopikrin redet, welche aber noch zu keinem A 
Resultate geführt haben. 


B. Pharmakognosie des Thierreichs. 
Cl. Insecta. Ordo Coleoptera. Ordo Hemiptera. Cl. Piniosoii 


Ordo Sponginae. Achilleum laneinulatum. Schwammzucht. Nach 
dem „Pharm. Journ. and Transact. 4. 184.“ ist man auf den 


interessanten Gedanken gekommen, die lebenden Schwämme von 
Syrien nach dem Meerbusen von Toulon zu transportiren und an 
den sogenannten Goldinseln (Hyeres) einen Versuch zu ihrer 
Acclimation zu machen. Lamiral war dazu im Anfang Mai d. J. 
eigens nach Syrien gereist und nachdem die acquirirten lebenden 
Schwämme bereits am 17. Juni d, J. in Marseille angekommen, 
erstattete er darüber der „Societe d’acclimation* einen Bericht, 
woraus Folgendes ersichtlich ist. 


An der syrischen Küste von Skanderum (Alexandretta) bis Saida, 


giebt es drei Arten von Schwämmen, nämlich feine und weiche, feine 


und harte und gewöhnliche. Die in der See lebenden Schwänime 
sind mit einer schwarzen, durchsichtigen und gelatinösen Substanz 


überzogen, die vegetabilischen Granulationen ähnlich erscheint und 
worin ein Mikroskop weisse und eiförmige Körperchen bemerken 


lässt. Diese Körperchen sind die Larven der Schwämme für ihre 


. suche zur Isolirung daraus angestellt, in Folge welcher er ihn als 


Fortpflanzung, welche, wenn sie reif geworden (Ende Juni bis 
Anfangs Juli), von dem unaufhörlich durch die Schwämme dringen- 
den Seewasser daraus abgesondert werden, und dann mit Hülfe der 


daran befindlichen vibrirenden Fäden darin umherschwimmen, bis 


sie geeignete Felsen treffen, an die sie sich für ihre Entwickelung 


zu neuen Schwämmen befestigen können. Zur Zeit der Reife der 


Larven liess nun Lamiral die verschiedenen Arten von Schwäm- 


men durch Taucher aus der See heraufholen, aber so, dass sie 


nach der möglichst unverletzenden Ablösung vom Boden sogleich 
in mit Seewasser gefüllte Büchsen gebracht und darin dann nach den 
erwähnten Inseln transportirt wurden, an deren Küsten man sie 


nun in steinernen Trögen, die feinen Schwämme bis zu einer Tiefe 
von 15 Fathoms (90 Fuss), die gewöhnlichen bis zur Tiefe von 
20 bis 30 Fathoms versenkt hat, und die Zukunft muss nun lehren, | | 


wie ihnen die neue Heimath zusagen wird. 


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ee „ Ba Fer “ BEER r. Penn ar 
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3 ce. Pharmakognosie des Mineralreichs. — D. Pharmakognostische 
Fe Miscellen. | PEITS RACHEN 

 Silphium der alten Griechen. Mit Gründlichkeit hat Schroff 
nachgewiesen, dass die unter diesem Namen früher so berühmt 
gewesene Drogue die Wurzelrinde von der in der ehemaligen 


'Kyrene, Nordafrika, einheimischen Thapsia Silphium Viviani ist. 


Sie gehört gleichwie die in Nordamerika von Thapsia garganica 
gebräuchliche Wurzelrinde zu den drastischen Purgirmitten. 
I. Pharmacie. 


A) Apparate, Instrumente. B) Operationen. Ü. Phar- 
macie der unorganischen Körper. 


Hydrogenium. Wasserstoff. Aqua. Das Eis scheint, den 


Angaben von Meister entgegen, nach den Beobachtungen von 
Dufour allerdings leichter als flüssiges Wasser zu sein. Nach- 


dem derselbe das spec. Gewicht des Eises schon früher nach einer. 


Mittelzahl von 22 Versuchen = 0,9175 gefunden hatte, bekam er 


jetzt bei 16 neuen Versuchen als Mittelzahl 0,9178, die also mit 


der früheren sehr nahe übereinstimmt. 


Nitrogenium. Phosphorus. Arsenicum. Stibium. Chlorum. Jo- 


dum. Carbonicum. 
Electropositive Grundstoffe (Metalle). 
Kalium. Natrium. Natrium carbonicum crudum. Aus Gos- 


sage’s geschichtlichen Mittheilungen “über die Fabrikation der 


Soda in England nach Leblanc’s Methode erfahren wir, dass 


gegenwärtig 50 derartige Fabriken in England betrieben werden, 


dieselben produciren in 1 Woche: M 
Rohe Soda......... 3000 Tonnen 
Krystallisirte Soda... 2000 
Natronbicarbonat... 250 
Chlorkalk.......... 400 


” 
» 


Jede Tonne beträgt etwa 2240 Pfund. Alle diese Produete 


entsprechen für 1 Jahr einem Werthe von wenigstens 2 Mill. Pfd. 
Sterling. Jede Tonne mit roher Soda kostet 4, mit krystallisirter 
Soda 4l/,, mit Natronbicarbonat 9 und mit Chlorkalk 10 Pfd. 
Sterling. - | 
8. Ammonium. Liquor ammonii ceaustici. Zur Bereitung eines 
reinen Ammoniakliquors hat Fresenius in dem bisherigen Verfah- 
ren sehr zweckmässige Veränderungen angegeben. Zur Entwicke- 


lung dient ein einer Destillirblase ähnlich gearbeitetes Gefäss von ° 


Gusseisen, welches seitwärts von der zur Einbringung der Masse 


dienenden und luftdicht verschliessbaren Halsmündung einen Tubus 
für das das Gas ableitende Rohr hat. Der durch Schrauben auf die 


Halsmündung zu befestigende Deckel hat in der Mitte auch einen 
durch Kork zu verschliessenden Tubus, um am Ende durch Abziehen 
desselben die vollendete Entwickelung des Ammoniakgases und 
bei etwaigen Verstopfungen als Sicherheitsventil geöffnet werden 
zu können. Zur Ableitung des Gases wird in den dazu bestimm- 


ten Tubus ein starkes Bleirohr ein für alle Mal mit einer Mischung 
von Leinölfirniss und Mennige eingekittet, welches bis auf den 
Boden einer etwas. Wasser enthaltenden, 2halsigen Waschflasche 
von Gusseisen hinabreicht und in den dafür bestimmten Tubus 
ebenfalls für immer mit dem erwähnten Kitte befestigt wird. An 


dieser Waschflasche sind aussen seitlich 2 Tubus angebracht und 


in einem derselben ein 2schenkliges Glasrohr eingekittet, um den 


"Wasserstand erkennen zu können. In den zweiten Tubus desselben 


Literatur. 
N % 5 « . R R Du RE Krch 


ist der Hals einer tubulirten Vorlage eingekittet, 


in deren seit- 


lichen. Tubus mittelst eines Korks ein Gasrohr gesteckt ist, welches 


"mit einem Liebig’schen Kühler in Verbindung gesetzt wird, und. 


‚das Gas in diesen führt. An der den Wasserstand zeigenden Glas- 


röhre entgegengesetzten Seite ist nahe über dem Boden der eiser- 
nen Wasserflasche ein Tubus angebracht, in welehem ein einschenk- 
liges Rohr angebracht, welches sich in ein Kautschukrohr mit 


Quetschhahn endigt, um das unreine ammoniakbhaltige Wasser aus 


der Flasche dadurch abfliessen lassen zu können. Das entwickelte 


Gas gelangt also in den Liebig’schen Kühler, welcher oft mit 


kaltem Wasser gespeist werden muss, um dadurch das am Ende 


der Operation mit dem Gas kommende heisse Wasser abzukühlen 


und auch das durch Absorption des Ammoniakgases sich erhitzende 
"Wasser von vornherein gut abgekühlt zu erhalten. Das aus dem 
Rohre des Liebig’schen Kühlers kommende Gas führt man durch 
eine an jenes mittelst -eines Kautschukrohrs befestigte Röhre in 
das zur Aufnahme bestimmte reine Wasser. Als Vorlage zu letz- 

terem wendet Fresenius ‘einen grossen Vitriolölballon an, für 


kleinere Mengen jede dazu passende und zum Abkühlen geeignete 


- Vorlage. ee 

Um den Rückstand sehr leicht aus dem Entwickelungsgefässe 
herausbringen zu können, empfiehlt Fresenius einen Theil des 
Salmiaks durch schwefelsaures Ammoniak zu ersetzen, indem der 
entstehende Gyps das Zusammenbacken und Erhärten des basischen 
Chlorealeiums verhindert. Fresenius vermischt daher einerseits 


13 Th. krystallisirten Salmiak mit 7 Th. schwefelsaurem Ammoniak 


in linsengrosse Stückchen zerkleinert. Andererseits löscht man 
20 Th. Kalk mit 8 Th. Wasser, bringt das entstandene ‚pulverige 
Hydrat und jene Ammoniaksalzmischung in abwechselnden Schich- 


ten über einander in das eiserne Entwickelungsgefäss, giesst noch 


16 Th. Wasser darüber, setzt das Gefäss mit der vorhin beschrie- 
benen Auffangungs-Vorrichtung in Verbindung und beginnt die 
Entwickelung. Zur Aufnahme des Gases giesst man in die letzte 
‘Vorlage 42 Th. reines Wasser. We i 
- - In den ersten Stunden ist nur wenig Feuer nöthig, und nach 
5—6 Stunden ist der grösste Theil des Ammoniaks übergegangen. 


Von nun an folgt wegen der nöthigen stärkeren Erhitzung mit dem 


‘Ammoniakgas so viel Wasser, dass aus dem Liebig’schen Kühler 


kein Gas, sondern nur ammoniakhaltiges Wasser hervorkommt, und 


wenn dann in der auf dem Tubus der eisernen Waschflasche ange- \ 
brachten tubulirten Vorlage weisse Nebel bemerkt werden, muss 
die Vorlage abgenommen und durch eine andere ersetzt werden, 
um von da an noch nachfolgendes trübes und wenig Ammoniak 


enthaltendes Wasser für andere Zwecke aufzufangen. 


. Caleium. Magnesium. Ferrum. Spir. sulphur.-aether. martiatus. 
In dem „Berigten van de Nederlandsche Maatschappij ter be- 


vordering der Pharmacie, Mai 1862. No.12. p.159* wird eine 


ärztliche Verordnung abgehandelt, nach welcher eine Mischung 


von 3 Drachmen Spirit. sulphüur. aeth. mart. und 4 Drachmen 
Spirit. nitrico- aethereus als Tropfen verabreicht werden soll. Die 
Anfertigung dieser Mischung hat zu einer Beobachtung geführt, 


welche von Aerzten und Pharmaceuten sehr zu ‚beachten ist. Gleich 


nach der Mischung jener farblosen Flüssigkeiten bekam die Mischung 
eine dunklere und sehr bald fast ganz schwarze Färbung, und 
in der Meinung eines Irrthums wurde die Mischung wiederholt, 
aber stets mit demselben Resultat. Da nun kein Irrthum mehr 


| 


Literatuw. 273 


vorliegen konnte, so musste die Ursache der Färbung in einer 
Reaction der Bestandtheile jener Materialien auf einander liegen, 
und als man sich dann vorstellte, dass das salpetrigsaure Aethyl- 
oxyd im Spirit. nitrico-aeth. zersetzt und unter anderen Produc- 
ten auch Stickoxyd geliefert haben müsse, was dann auf das Eisen- 


chlorür in dem Spir. sulph. aeth. mart. einwirke, entwickelte man 


auf die bekarinte Weise Stickoxydgas, leitete dasselbe sowohl in 
dieses Arzneimittel, als auch in eine wässerige Eisenchlorürlösung, 
und beide Flüssigkeiten bekamen dadurch dieselbe Färbung, wo- 
durch die Ursache derselben als erklärt angesehen wurde. 

| Ferro-Natron pyro-phosphoricum oxydatum liquidum. Die- 
ses von dem Erfinder Leras fabrieirte und unter dem Namen 
„Phosphate de fer soluble“ marktschreierisch für einen enormen 
Preis allerwärts und so auch nach Russland in den Handel ge- 
brachte Geheimmittel wird nach Schuppe nach folgender von 
ihm gegebener Vorschrift bereitet. Man. reibt 2 Gr. pyrophosphor- 
saures Eisenoxyd, 4!/g Gr. pyrophosphors. Natron und 7 Gr. kry- 
stallisirtes schwefelsaures Natron in einem Mörser mit der nöthigen 
Menge Wasser bis zur Lösung zusammen und verdünnt dieselbe 
so, dass sie genau 2 Unzen beträgt. Wiggers bemerkt hierzu, dass 


man bei dieser Art der Bereitung das Glaubersalz auch ganz weg- 


lassen könne. 

Manganum. Cuprum. Plumbum. Bismuthum. Hydrargyrum. 
Argentum. i | 
D. Pharmacie der:organischen Körper. ; 

. I) Pflanzensäuren. 2) Organische Basen. 3) KEigenthümliche 
neutrale organische Stoffe. 2) Alkohole. Allyl- Alkohol. 

Die Bereitung des für die künstliche Erzeugung von Senföl 
wichtig gewordenen Allyljodürs ist von Drageudorff mit amorphem 
Phosphor versucht und auf folgende Weise sehr zweckmässig erkannt 
worden. Man suspendirt 1 Th. amorphen Phosphor durch Reiben 


in 3 Th. Glycerin, welches vorher möglichst entwässert worden 


war, bringt die Mischung in eine tubulirte Retorte, und trägt 
8l/, Th. zerriebenes Jod in kleinen Portionen nach einander hin- 
ein. Die Retorte ist vorher mit einem Liebig’schen Kühlapparate 
in Verbindung gesetzt. Wird in den ersten Stunden die Retorte gut 
abgekühlt erhalten, so findet weder eine stürmische Reaction in der 
Masse noch deswegen ein Verlust an Jod statt, und es destillirt 
von selbst viele Jodwasserstoffsäure ab, deren rückständiger Rest 
dann, wenn die Wirkung in der Masse nachlässt, durch Erhitzen 
aus dieser noch ausgetrieben wird und die man mittelst der Aus- 
flussspitze des Liebig’schen Kühlers in destillirtes Wasser führt 
und von diesem absorbiren lässt, um sie anderweitig verwerthen 
zu können. 

Nach Austreibung der Jodwasserstoffsäure aus der Masse erhitzt 
man dieselbe stärker und fängt auf, was von + 1000 übergeht. 
Das destillirte Allyljodür wird mit etwas kalihaltigem und dann 
mit reinem Wasser geschüttelt, durch Chlorcaleium entwässert und 


bei 1019 rectificirtt. Allyljodür auf diese Weise dargestellt hält 


Dragendorff für die Bereitung 'von Senföl vollkommen geeignet, 
über dessen Herstellung er weitere Versuche anstellen will. 
5) Olea volatilia. Kreosotum condensatum. ’ ;. 
nter dem Namen verdicktes Kreosot empfiehlt Martin eine 
gallertartige Mischung von 3 Th. Kreosot und 2 Th. Collodium, 


um sie anstatt des reinen Kreosots zum Stillen von Zahnweh anzu- 


wenden. Man kann diese Mischung gut an den Zähnen appliciren, 
Arch. d. Pharm. CLXVI.Bds. 3. Hit. ee 


974 | S = Literatur. 


E. Pharmacie gemischter Arsneikorber. 


nehnp dass Be Kreosot an umdöre Theile der E Mondhöhle gelangt 
‘und an derselben Schmerzen verursacht. 


Candelae. Emulsiones. Extracta. Linimenta. Linimentum sapo- 


nato - camphoratum. 


Nach Frederking wird ein ganz vorzüglicher durchsichtig . 


bleibender Opodeldoc auf folgende Weise erhalten. Man dige- 
rirt 6 Unzen Stearinsäure (Stearin) und 3 Unzen krystallisirtes 
kohlensaures Natron mit 64 Unzen Spiritus Vini rectificatissimus, 
bis sie sich unter Brausen aufgelöst haben, filtrirt noch heiss, löst 
121/, Drachmen Campher, 5 Drachmen Rosmarinöl und 2 Drachmen 
Thymianöl darin auf, mischt noch 4 Unzen Alkohol und 4 Unzen 


Liquor Ammonii caustiei spirituosus Dzondi hinzu und lässt erkal- 


ten. In diesem Opodeldoc finden durchaus keine krystallinischen 
Ausscheidungen statt. 


Morsuli. Da die gewöhnliche Kochung des Zuckers zur Tafel- 
consistenz eine zeitraubende Arbeit ist und dennoch steinharte, 
saft- und kraftlose Morsellen zur Folge hat, so wird in No. 21. 


‘ der Pharmaceutischen Zeitung angerathen, gleich von Anfang an 


nicht mehr Wasser anzuwenden, als zur Consistenz erforderlich ist, 


und demnach z.B. 


 Morsuli Zingiberis vortrefflich beschaffen und schmeckend auf 


folgende Weise zu bereiten: 


Rec. Caryophyll. arom. Jj 
Cinnamomi acut. Jjj 
Rad. Zingiberis 13/4 -Unzen 
Sacchari albi 32 Unzen 
Ag. Rosar. 5 Unzen. 


Der Zucker wird mit dem Rosenwasser übergossen, damit ohne 


Rühren und rasch bis gerade zum Auflösen zum Kochen erhitzt, 


-dann setzt man die beiden ersten Gewürze als Pulver und den 


Ingwer in kleine Stückchen zerschnitten hinzu und giesst umge- 


. rührt sogleich in die bekannten Formen aus. 


Olea cocta. Pastae. Pastilles. Pilulae. Pulveres. Syrupi. 
Trochisci. Tincturae. 


F. Geheimmittel. 


- Le Roi hat seinem Kräuterthee nun auch ein hygeistisches 


Kräutergepulver angereiht. Nach Hager’s Ansicht bekommt man 
dureh Vermischen von 
30 Th. Bittersalz 


12 „  Farinzucker 

12 „ Hordeum praeparatum 
6 „  Bittersüssstengel 

40 „  Sennesbhlätter 


in feinen Pulvern ein wohl ganz gleich zu acht än äh Product, i 
aber natürlich viel wohlfeiler als 15 Sgr. für 2 Unzen, wofür es der 


Geheimmittelfabrikant Ober-Sanitätsrath und Hofmedieus Dr. Le Roi 


in Schachteln durch Ohme und Müller in Braunschweig feilbietet. “ 


Daubitz's Hämorrhoidal- Kräuterligueur hatnach Hager solche 
Bestandtheile, dass man ihn nach folgendem Recept Baz ent- 


sprechend selbst würde darstellen können: 


4 


„ 


= 


»2 y% 
a 


BR Dean 00. BOB 


00.00 Rec. Bolet. Larieis nn E 


Rad. Rhei ana pt. 2 
„  Zedoariae 
„ „Angelicae 
»„  Gentianae 
„  Galangae 
Elect. Thergac. 
Croci ana pt. 1 
Sacch. alb. pt. 50 
Spir. frument. pt. 4000. 
Macera per biduum. Colaturae admisce Liquorem filtratam, 
paratum macerando ex 
Aloes 
Myrrhae ana pt. 1 
Ag. frigid. pt. 15. 
Per biduum sepone et filtra. 


Cruse's Patent- Kropfpulver. Ist nach Hager ein Gemisch von R 


Sal. eulinar. pt. 25. 

Sulph. sublimat. pt. 10 
Sem. foenigraeci pt. 25 
Bacc. Juniperi pt. 25 

Rad. Gentianae 

Sem. foeniculi ana pt. 3—5 


in Gestalt von groben Pulvern, wovon 26 Loth zu a Sgr., zum 


Ankauf offerirt werden. 


Solbrig’s Mittel gegen Sommersprossen. Nach einer genaueren | 


Untersuchung dieses Mittels scheint dasselbe nicht eine einfache 


Tinctur der weissen Niesswurzel, wie Hollandt behauptet, zu sein. 


Durch Geruch, Geschmack, Reactionen und anderweitige Darstel- 


lungs- Versuche bekam er endlich nach folgendem Recept: 
Rec. Rad. Hellebor. alb. 
„  Arnicae 
„  Pyrethri ana 1 Unze 
Styrac. calam 2 Drachmen 
Alkoh. Vini 15 Unzen 
Digere et post filtrat. adde 
Ol. bergambott. 
Citri q. s. ad Od. grat. 
ein Product, was von dem Sollbrig’schen Mittel nicht zu unter- 
scheiden ist, 


Der zweite Theil enthält den Bericht über die Leistungen in 


; der Pharmakodynamik und Toxikologie von Prof. Dr. Julius Ola- 5 


rus in Leipzig. 
Da dieser Theil nur Bedeutung für den Medieiner hat, so 


können wir denselben nur hier anzeigend berühren und die Aerzte 


darauf aufmerksam machen. 


Was nun den ersten Theil des”Werkes betrifft, so entspricht 


” er vollkommen den bisherigen Berichten und verdient allseitige 
- Aufmerksamkeit. Dr. Bley. 


Bibliographischer Anzeiger für. Pharmaceuten, | 
1863. No, 4. 


Arzneitaxe, Königl. ER, für 1863. gr. 8. (64 3) Ber- 
‚lin, Gärtner. geh. baar n. 5 

— — dieselbe für die Hiohenzollergnchen Lande für 1863. ‚(64 S.) 
gr. 8. Ebd. geh. baar n. 1; 2. 

Bädeker, F. W. J., die Eier der europäischen Vögel nach der 


Natur gemalt. 10. (Schluss-) Lief. gr. Fol. (VIII u.368.m. 


8 Chromolith.) Iserlohn, Bädeker. & n. 4 $. 

Berg, Dr.-0. C. u. C. F. Schmidt, Darstellung u. Beschreibung 
sämmtl. in der Pharm. boruss. aufgeführten offieinellen Ge- 
wächse. 31. u. 32. Heft. gr. 4 (24 S. u. 12 color. Steintaf.) 

Leipzig, Förstner. A n.1 .$. (1-32. n. 312/3 $.) 

Bertolonii, Prof. Dr. Ant., Flora Italica eryptogama. Pars II. 
Fasc. 1. gr. 8. (128 S.) Bononiae 1862. (Wien, Sallmeyer u. 
Comp.) geh. n. 12. (I—H. 1. n. 61/5 

Brefeld, Geh. Med.- u. Reg.-Rath Dr. Frz., die Apotheke. Schutz 

od. Freiheit? Br 8. (178 8.) Breslau, L. Trewent. geh. 1 .£. 

Bronn, Prof. Dr. H. G., die Classen und Ordnungen des Thier- 


{ 


reichs. Fortges. v. Prof. Dr. Wilh. Käfferstein. 3. Bd. Weich- 


' thiere (Malacozoa). 26. u.27. Lief. Lex.-8. (S. 883—912 mit 
5 Steintaf., 5. Bl. Erklärung. und eingedr. Holzschn.) Leipzig, 

C. F. Winter. geh. a n. 1y 8. (I—II. 27. n. 21 ,.B 24 sgr.) 
Colnet d’Huart, Prof. Dr. de, Determination de la relation qui 
existe entre la chaleur rayonnante, la chaleur de conductibilite 


‚et la chaleur latente. gr. 8. (64 S. mit 1 Steintaf.) Luxem- 


burg, Bück. geh. n. 2/3 £. 


Cramer, Prof. Dr. C., physiologisch - systematische Untersuchung 3 


. über die Ceramiaceen. .1. Heft. gr. 4. v u. 130 S. mit 13 
Steintaf.) Zürich, Schulthess in Commiss. n. 3 ‚$ 6 syr. 
Dachauer, Dr. Gust.. chem. Taschenwörterbuch. br. 8. (IV u. 
102 S.) München, Gummi. geh. n. ] 

Dietrich, Dr. Dav., Deutschlands kryptogam. "Göwiehde in Abbild. 
2. Ausg. 1. Bd. 9. u. 10. Heft. (a 10 color. Kupftaf.) gr. 
Jena, Suckow. ä.n. 18 sgr. 


Dove, H. W., die Stürme der gemässigten Zone, mit besond. Be- 


rücksichtig. der Stürme des Winters 1862 —63. gr.8. (120 8. 
mit 1 chromolith. Karte.) Berlin, D. Reimer. geh, 3a SP. 


. Encyklopädie, allgem., der Physik. Bearb. von P. W. Brix, G. 3 


Decher, F.C.O.v. Feilitzsch, F. Grashoff, F. Harms ete. Herausg. 
v. Gust. Karsten. 13, Lief. Lex.-8. Leipzig, Voss. geh. n. 22/2.,$. 
Flora von Deutschland. Herausg. v. Dir. Prof. Dr. F.L. v. Schlech- 


tendal, Prof. Dr. L. E. Langethal u. Dr. E. Schenk. XIX. Bd, 


-11.u.12. Lief. Mit 20 col. Kpftaf. 8. (40 S.) Jena, Mauke. 
geh. an. Na 


. BP. R 
— dieselbe. 3. Äufl.. XVII. Bd. 1.u.2. Lief. Mit 16 eol. Kpftf. 


8. (32 S.) Ebd. geh. & n. 1/z 
— dieselbe. 4. Aufl. XII. Bd. 9. u. 10. Heft. Mit 16 col. ‚Bakt 
8. (32 S.) Ebd. geh. a n..1/3 . - 


- nens und des Ludwig-Brunnens zu Homburg v.d. Höhe. gr. 8. 
(38 S.) Wiesbaden, Kreidel’s Verl. geh. n. 1/3 ,$. 


Frey, Prof. Dr. Heinr., das Mikroskop u. die mikroskopische Tech- 


nik. Ein Handbuch für Aerzte u. Studirende. Mit 228 Fig. 


in eingedr. Holzschn. und Preisverzeichnissen ‘mikroskopischer 
Firmen. Lex.-8. (IV u. 472 S.) Leipzig, Engelmann. geh. 


n. 22/3 e 
Fuhlrott, Prof. Dr. Carl, das Quellwasser oder Grundzüge der 


Quellenkunde. gr. 8. (26 S.) Elberfeld, Mebus & Comp. in 


'Commiss. geh. baar n. !/; 

Gerding, Dr. "Th. Taschenlexikon der Chemie und der damit 
verbundenen Operationen. 5. Lief. br. 8. (S. 449—560.) Leip- 
zig, Baumgärtner. geh. & 1, 


2 | 
Göppert, Geh. Med.-Rath Dr. Prof. H. R, die offieinellen Ge- 


wächse europäischer botanischer Gärten, insbesond. die des k. 
botan. Gartens der Universität Breslau. gr. 8. (39 8.) Han- 
-  nover, Hahn. geh. n. Y/; $. % 
Graham. Otto’s ausführliches Lehrbuch der Chemie. 4. umgearb. 
Aufl. Mit in den Text eingedr. Holzschn. 1. Bd.: Lehrbuch 
der physikal. u. theoret. Chemie v. H. Buff, H. Kopp u. F. Zam- 


miner, Proff. 2.Abth. 2. Aufl. gr. 8. Braunschweig, Vieweg 


u. Sohn. geh. n. 5 


a2 Er 
— dasselbe. P3 Bd. Ausführliches Lehrbuch der anorgan. Chemie 


v. Med.-Rath Prof. Dr. Fr. Jul. Otto. 4. umgearb. Aufl. Iste 
Abth. 1. u. ae Lief. 2. Abth. 1. u. 2. Lief. und 3. Abth. 1. 
u. 2. Lief. .8. (& Abth. 192 S.) Ebd. geh. & Lief. n. 19.8. 

Grassmann, Rob., die Weltwissenschaft oder Physik. 1. Theil. 
gr. 8. Stettin 1862, Grassmann. geh. 12 sgr. 


Hager, Dr. Herm.,, Commentar zu der 7. Ausg. der Pharmacopoea 
borussica. 3. Heft. gr. 8. (S.225—336 mit eingedr. Holzschn.) 


Lissa, Günther’s Verlag. & 1, $. 

Hallier, Ernst, die Vegetation auf Helgoland. Mit 4 lith. Taf. 
Abbild. 2te mit einer vollständ. Flora verm. Ausg. 8. (Hu. 
56 S.) Hamburg, O. Meissner’s Verl. 4 „$: geb. 9 ser. 


Handwörterbuch der reinen u. angewandten Chemie.  Bearb. 


in Verbindung mit mehr. Gelehrten u. red. von Dr. H. v. Feh- 
ling und Dr. H. Kolbe, Prof. Mit zahlr. in den Text gedr. 
Holzschn. 8. Bd. 7—9. Lief. (In der Reihe die 53—55. 


Lief.) gr. 8. (S. 769—1085. Schluss.) Braunschweig, Vieweg Kr 


u.Sohn. geb. an. 2/z 


Henkel, Prof. Dr. J. R,, Atlas zur medieinisch- pharmaceutischen 5 
. Botanik, die Analysen der wichtigsten Pflanzenfamilien enth., 


Disiogeapäih ash er 277 


enins, Geh. Hofr. Prof. Dr. R., Analyse des Kaiser- Brun- 


Lex.-8. (54 Steintaf. mit 21 S. Text.) Tübingen, Laupp. nm 


Mappe n. 4 .$. 
Heyer, Prof. Dr. Carl, Phanerogamen-Flora der Grossh. Provinz 
Ober-Hessen u. insbesond. der Umgegend von Giessen. Nach 


dem Tode des Verf. bearb. und herausg. v. Prof. Dr. Jul. 
Rossmann. gr. 8. (VIII u. 482 5.) Giessen, Ferber. geh. n. 


1.86 


a Prof. Herm., Icones analyticae fungorum. Abbild. 
u. Beschreib. v. Pilzen, mit besond. Rücksicht auf Anatomie 
und Entwickelungsgeschichte. 3.Heft. Fol. (S.57— 79 mit 6 


col. Kupftaf.) Giessen, Ricker. In Mappe & n. 22/5 .$. 


— Doe. Dr. Rob., Theoretisch - praktische Ackerbau- Chemie nach ru 
dem heutigen Standpuncte der Wissenschaft u. Erfahrung für 


Bibliographischer Anze S 


die Praxis fasslich dargestelit. Mit Abbild. in eingedr. Holz- 
0 schnitten u. Tab. In 5 Lief. 1. Lief. gr. 8 (111 8.) Prag, 
0. Andre. geh. n. !/o .$. x A RN Re 
Jessen, Doc. Dr. Carl F. W., Deutschlands Gräser und Getreide- 
arten zu leichter Erkenntniss nach dem Wuchse, den Blättern, 
Blüthen und Früchten zusammengestellt u. für die Land- und 
Forstwirthschaft nach Vorkommen und Nutzen ausführlich be- 
sehrieben. Mit 208 eingedr. Holzschn. Lex.-8. (XII u. 300 S.) 
- Leipzig, T. O. Weigel. geh. n.3..$. 
Karsten, Prof. Dr. H., Entwickelungs-Erscheinungen der organi- 
schen Zelle. gr. 8. (23 S. mit 1 Steintaf.). Berlin. (Leipzig, 
- Barth.) geh. 6 sgr. ER AU SAL 
' Kirchhoff, G., Untersuchungen über das Sonnenspectrum u. die 
‚Speetren der chemischen Elemente. 2. Th. Mit 2 chromolith. 
Taf. gr.4. (16 S.) Berlin, Dümmler’s Verl. in Commiss. cart. 
n. 5/6 P. (1. Bm, 21/; =). ag } 
Kolbe, Prof. Dr. Herm., ausführl. Lehrbuch der organ. Chemie. 
Mit in den Text gedr. Holzschn. (A:u.d.T.: Graham-Otto’s | 
ausführl. Lehrbuch der Chemie. 3. umgearb. Aufl. 3.u.4.Bd) 
gr. Fr Ge 593 — 864.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn. geh 
4 D. '/3 . 2 
Kühn, Prof. Dr. Otto Bernh., das Cyan und seine anorganischen 
Verbindungen nebst dem Mellon. gr. 8. (VIIIu.3208.) Leip- 
zig, Abel. geh. n. 22/3 £. 
Landolt, Prof.. Analyse der neuen Soolquelle zu Salzkotten. gr.8. 
| (16 S.) Salzkotten, Grasso. geh. 2 sgr. 4 
Larssen, Frdr., das Verhältniss des spec. Gewichts der Kartoffeln 
zu ihrem Gehalt an Trockensubstanz und Stärkemehl. Eine 
agriculturchemische Untersuchung. Mit 1 lith. Taf. in Farben- 
‘druck. gr. 8. (53 S.) Dorpat, Gläser’s Verl. geh. n. Ya ‚£. 
Liebig, Just. v., über Francis Bacon v. Verulam u. die Methode 
der Naturforschung.. gr. 8. (VII u. 64 S.) München, literar.- 
artist. Anstalt. geh. n. 12 sgr. , Er 
— Rede in der öffentlichen Sitzung der K. Akad. der Wissensch. am 
28. März 1863, zur Feier ihres 104. Stiftungstages. gr.4. (46 8.) 
- München, Franz. geh. baar n. 21 sgr. Dit, 38 
Martius, Dr. Car. Frid. Phil. de, Flora Brasiliensis sive enumeratio 
| plant. in Brasilia haetenus deteetarum. Fasc. XXXHI—XXXV. 
‚gr. Fol. (392 S. mit 59 Steintaf.) Leipzig, Fr. Fleischer in 
| Commiss. geh.n. 22.8 26 sgr. (I-XXXV.n.n. 336,P 11 sgr.) 
Mohr, Med.-Rath Dr. Fr., Coınmentar zur preuss. Pharmakopöe 
nebst Uebersetzung des Textes. 3. umgearb. Aufl. Nach der 
7. Auflage der Pharm. boruss. bearb. Mit in den Text gedr. 
Holzschn. 1. Lief. gr. 8. (XI u. % 8.) Braunschweig, Vie- 
weg & Sohn. geh. n. Ya »$. 
Muspratt’s theoret., prakt. und analyt. Chemie, in Anwendung 
auf Künste und Gewerbe. Frei bearb. von Dr. F. Stohmann. 
Mit über 1500 in den Text eingedr. Holzschn. 2.verb. u. verm. 
Aufl. (In ea.80Lief.) 1.Bd. 1—3. Lief. gr. 4. (Sp.1-—19.) 
- Braunschweig, Schwetzschke u. Sohn. geh. & Lief. n. 12 sgr. 
Rabenhorst, Dr. L., die Algen Europas. (Fortsetz. der Algen 
Sachsens, resp. Mittel-Europas.) Decade 41—56. (resp. 141—156.) 
gr. 8. (& circa 10 Blatt mit aufgekl. Pflanzen.) Dresden, am 
- Ende. cart. baar & n. n. 5/6 »P. ER Ta) 
Ramann, G., die Erdbildung oder die Entstehung und Zusam- 
mensetzung der Erdrinde. 3. Aufl. gr.8 (82.8.) Erfurt, 
Körner’s Verl. geh. 3 ngr. TREE, 


HN 


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 Bibliographischer Anzeiger. 


 Regnault-Strecker’s kurzes Lehrbuch der Chemie. 2.Bd. A.u. 


 d.T.: Kurzes Lehrbuch der organ. Chemie. Von Prof.Dr. A 


Strecker. Mit in den Text gedr. Holzschn. 4te verb. Aufl. 8. 
(XXV u. 726 8.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn. geh. n, 2 $. 
Reichenbach fil., Prof. Dr. Heinr. Gust., Xenia Orchidacea. Bei- 


träge zur Kenntniss der Orchideen. 2. Bd. 3. Heft. gr. 4 
(8. 49— 72 mit 5 schw. u. 5 col. Kpftaf.) Leipzig, Brockhaus. 


An: 22/3 P. 


Ruchte, S., Repetitorium der Chemie. 71 Fragen aus der Chemie % 
für Chemiker, Mediciner und Pharmaceuten. br. 8 (VIHu 


388 S. mit eingedr. Holzschn.) München, Gummi. geh. n. 11, ‚2. 
Salm-Reifferscheid-Dyk, Jos. Princeps de, Monographia gene- 
rum Aloes et Mesembryanthemi. Fasc. VII. Imp. 4 (17 
zum Theil col. Steintaf.) Bonn, Cohen & Sohn. In Mappe n. 
3 .$. (compl. n. 43 „$.) 
Schacht, Dr. J. E. u. F. W. Laux, Preise von Arzneimitteln, 
welche in der 7. Aufl. der preuss. Landes-Pharmakopöe nicht ent- 
halten sind. Anhang zur K. preuss. Arzneitaxe für 1863, gr.8. 
(64 S.) Berlin, Gärtner. geh. baar n. !/; .$. 
Schleiden, Dr. M. J., über den Materialismus der neueren deut- 


schen Naturwissenschaft, sein Wesen und seine Geschichte. 


gr. 8. (57 8.) Leipzig, Engelmann. geh. 12 


sgr, 
Schlikum, O., der chemische Analytiker. gr. 2. (VI u. 179 S. 


mit 11 Tab.) Neuwied 1864, Heuser. geh. 1 .f. 
Schnitzlein, Prof. Dr. Adalb., Analysen zu den natürlichen Ord- 


nungen der Gewächse und deren sämmtlichen Familien inEu-- 


. ropa. Phanerogamen auf 70 Taf. mit 2500 Fig. Neue Titel- 
Ausgabe. (In 10 Lieferungen) 1. Lief. gr. Fol. (7 Steintaf. 
taf. mit‘ 60 S. Text in gr. 4) Erlangen 1858, Palm u. Enke. 

n. 12 2. 
Schultze, Dir. Prof. Max., das Protoplasma der Rhizopoden und 


der Pflanzenzellen. Ein Beitrag zur Theorie derZelle. Lex. 


(IV u. 68 8.) Leipzig, Engelmann. geh. 16 sgr. 

Seemann, Dr. Berth., die Palmen. Populäre Naturgeschichte 
derselben. Deutsch bearb. v. Dr. Bolle. 2. Aufl. Mit 8 Illu- 
strat. gr. 8 (XI u. 368 $.) Leipzig, Engelmann. geh. 2 „2. 

Seubert, Hofr. Prof. Dr. Mor., Excursionsflora für das Grossher- 


zogthum Baden. 8. (LIV u. 244 8.) Stuttgart, Engelhorn. 


eart. 1,2. 


Stein, Prof. Dr..Frdr., über die Hauptergebnisse der neuern In- 2 


fusorienforschungen. 8. (29 8.) Wien, Gerold’s Sohn. geh. 
n.n. Ye »S. 


Sturm, Dr. J. W., Enumeratio plantarum vascularium .eryptoga- 
micarum Chilensium. Ein Beitrag zur Farn-Flora Chile’s. gr. 8. 


(52 S.) Nürnberg 1858. (Leipzig, Hinrich’s Verl.) geh. baar 


n. n. 16 sgr. 


:. 
Vogel, Prof. Dr. Aug., praktische Uebungsbeispiele in der quan- 


. titativ chemischen Analyse, mit besond. Rücksicht auf die 


Werthbestimmung landwirthschaftlicher u. technischer Produete. . 


3. Aufl. Mit 1 lith. Taf. gr.8. (688.) Erfurt, Kerner’s Buch- 
handl. geh. n. 13 2. 


Wagner, Herm., Arznei- u. Giftgewächse. 3. u. 4. Lief. No. 54. 
—100. Fol. (26 Bl. mit aufgekl. Pflanzen.) Bielefeld, Helmich. 


In Mappe ä n. I $. 


% 


au 


Wagner, Herm,, a Beben" 8. FERRR: 2 Gräser Er Halb- 


rt Fol. (15 Bl. mit ‚aufgekl. Pflanzen.) ‚Ebd, in. ‚Mappe 
n. 1 


2 > 
 Willkom ER Dr. Mor., Führer ins Reich de deutschen Pfan- 


zen, eine leicht verständliche Anweisung, die in Deutschland 
"wildwachsenden und häufig angebauten Gefässflanzen schnell 
und sicher zu bestimmen. Mit 7 lith. Taf. u. 645 eingedr. 
Holzschn. nach Zeichnungen des Verf. 2. Halbbd. gr. 8. Rı 
"u. 8.287 — 687.) Leipzig, Mendelssohn. geh. n. 12/3 ‚$. 


'Wöhler, F., Grundriss der Chemie. 2 Theile. er 8. Berlin, 


Duncker u. Humblot. n. 2 “PB 3 sgr 


u a) je Fr he J 3 
>. 4 a 7 1 2 en 
RE 9% ö TE rt ER 


u Bibiographischer Am ee 


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(Inhalt: I. Grundriss der unorgan. Chemie. 13. umgearb.- 


Auflage. (VII u. 287 $.) n. 27 sgr. N 
I. Grundriss der organischen Chemie. 6. umgearb. Aufl. 
Bearb. vom Privatdoc. Dr. Rud. Fillig. (XVI u. 396.8.) n. 


1,8 6 syr. Eh 
‘Mr. 


Berichtigung. 


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In einer Notiz über Milchprüfung von Herrn Dr. Schlien- 


kamp im Archiv der Pharmacie (Bd. CXVI. S. “ heisst es u.a.: 


„Bei der hiesigen (in Düsseldorf gebräuchlichen) Milchwage ist 
das Volum des Schwimmers zur Skala wie.. 150 zul, 


„bei Wittstein’s Wilchwage wie............u...: 148 zu 1° 
um damit anzudeuten, dass beide Milchwagen miteinander überein- 


stimmen. 
Hier waltet aber ein Missverständniss ob, denn ich habe a.a.0. 
(Archiv der Pharm. Bd. CXV. 8.33) ausdrücklich gesagt, dass der- 


jenige Aräometer, welchen ich zur Prüfung des specifischen Ge- 


ı 


wichtes der Mineralwässer aus Glas habe anfertigen lassen und 


dessen Skalen-Volum sich zu dem Schwimmer-Volum wie 1: 148 


verhält, für Milchprüfungen unbrauchbar sei, denn er rage in 
der Milch stets noch mit einem Theile seines Schwimmers hervor. 


Das höchste spec. Gewicht, was mit einem solchen Aräometer er- 


 mittelt werden könne, sei 1 ‚005580, mithin so klein, wie es bei der 


Milch niemals vorkomme. 


Der zu meinen vielen Milchproben gebrauchte REN war 


gröberer Art, und zwar so beschaffen, dass das Volum der Skala 
zu dem Volum ‚des Schwimmers sich wie 1 zu 17 verhielt (a.a.0. 
Seite 34). 


Ich Fermütke nun, dass in die Angabe des Herrn Dr. Behlieh. % 


. kamp über die. Düsseldorfer Milchwage ein Druckfehler eingeschli- 


chen ist, dass nämlich das Verhältniss des Volums des Schwim- 


 mers zur Skala dieser Wage nicht wie 150 zu 1, sondern wie 15 
zu 1 heissen soll. Damit stände dann diese Milchwage nicht mei- 


nem von Herrn Dr. Schlienkamp präsumirten Milch - Aräometer 
(der in der That nur ein Mineralwasser- Aräometer ist), sondern 
meinem wirklichen Milch-Aräometer nahe.  Wittstein. 


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General-Rechnung 


des Apotheker - Vereins in Norddeutschland. *)i 


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I. Vicedirectorium am Rhein. 


Kr. Cöln. Viced. Löhr das., für 18 Mitgl. . 
„ Aachen. Kreisd. Baumeister in Inden, 
RAR DE BE 
Bonn. Kreisd. Wrede das., 20 Mitgl.... 
Crefeld. Kreisd. Richter das., 11 Mitgl. 
Duisburg. Kreisd. Biegmann das., 9Mtgl. 
Düsseldorf. Kreisd. Bausch das., 15 Mtgl. 
Elberfeld. Kreisd: Neunert in Mettmann, 
LI Mitele N. 20 an 
Emmerich. Kreisd. Herrenkohl in Cleve, 
NEN) re BEER 
Schwelm. Kreisd.Demminghoff das.,10M. 
“ Trier. Kreisd. Wurringen das., 9 Mitgl. 
„ St.Wendel. Kreisd.Dr. Riegel das., 14M. 


II. Vicedirectorium Westphalen. 


Kr. Arnsberg. Kreisd. Müller das., 41 Mitgl. 
 „ Herford. Dir. Dr. Aschoff das., 10 Mitgl. 
„. Lippe. Kreisd. Dr. Overbeck in Lemgo, 
16. Mitt: . 2... Dee Dee 
Minden. Dir. Faber das., 18 Mitgl..... 
"Münster. Kreisd. Wilms das. .„ 47 Mitgl. 
Paderborn. Kreisd. Giese das., 10 Mitgl. 
Ruhr. Kreisd. Bädecker in Witten, 10M. 
Siegen. Kreisd. Crevecoeur das., 10 Mtgl. 


SS SS SN 


SB! SM SM % 


III. Vicedirectorium Hannover. 
Kr. Hannover. Kreisd. Stackmann in Lehrte, 
DD NEE.” 2.02 SIEH 
„ Harburg. Kreisd. Schale > in Jork, 8M. 
- „ Hildesheim. Kreisd. Horn in Gronau, 


34. Mitel! 222 Po ee 

„ Hoya-Diepholz. Kreisd. Meyer in Syke, 
15 MIN EFT 

„ Lüneburg.Kreisd. Dr. Krautin Hananna, 
15 Mit: .. 20.122 

„ Oldenburg. Kreisd. Münster in Berne, 
17 MEERE En 

„ Osnabrück. Kreisd. Niemann in Neuen- 
/ Kirchen; 20’Mit21!. en 
„ Ostfriesland. Kreisd. v. Se den in Em- 
den, 24 Mitgl............... 


„ Stade. Kreisd. Penz in Lesum, 19 Mitgl. 


IV. Vicedirectorium Braunschweig. 


Kr. Braunschweig. Kreisd. Tiemann das.,22M. 
„ Blankenburg. Kreisd. Henking in Jerx- 

heim,'12 :Mitel. 2.2.2: 57% 
„.. Goslar. Kreisd. Hirsch an, 9 Mitgl... 


Latus.. 


109 


39 
113 
62 
51 
85 


EISBEH 


"Einnahme der Vereins-Casse. 
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General- Eee 


Transport... — —— 
V. Vicedirectorium Mecklenburg. 


Kr. Stavenhagen. Kreisd. Dr. Siemerling in 
Neubrandenburg, 13 Mitgl... 

„ Güstrow. Kreisd. Holland das., 16 Mitgl. 
„ Rostock. Kreisd. Dr. Witte das,, 14 Mitgl. 
„ Schwerin. Kreisd. Sarnow das., 16 Mitgl. 


VI. Vicedir. Bernburg-Eisleben. 


Kr. Bernburg. Viced. Brodkorb in Halle, 16M. 
„ Bobersberg. Kreisd. Knorr in Sommer- 
feld, 10.Miteh .n 02 red 

Dessau. Kreisd. Reissner das., 9 Mitgl. 
Eilenburg. Kreisd. Jonas das., 16 Mitgl. 
Eisleben. Kreisd. Dr. Giesecke das., 15M. 
Halle. Kreisd. Colberg das., 10 Mitg].... 
Luckau. Kreisd. Schumann in Golssen 
< Dr ET Na a a a are 

„ Naumburg. Kreisd.Dr. Tuchen das., 13M. 


VII. Vicedirectorium Kar 


Kr. Cassel. Kreisd. Dr. Wild das., 19 Mitgl. 
„ Corbach. Kreisd. Kümmel das., 11 Mitgl. 
„ Eschwege. Kreisd. Gumpert das., en 
„ Hanau. Kreisd. Beyer das., 18 Mitgl.... 

„ Hersfeld. Kreisd. Müller das., 15 Mitgl. 


VIII. Vicedirectorium Thüringen. 


Kr. Erfurt. Kreisd. Lucas das., 20 ‚Mitgl.. 
„ Altenburg. Kreisd. Schröter in Kahla, 
UN Ener Fan ha a er lere 
Coburg. Kreisd. Löhlein das., 23 Mitgl. 
Gotha. Kreisd. Hederich das,, : 21 Mitgl. 
Jena. Kreisd. Dreykorn in Bürgel, 15 M. 
Saalfeld. Kreisd. Gerste das., 14 Mitgl. 
Sondershausen. Kreisd. Hirschberg das. * 
Le Mita. ar en, 
Weimar. Kreisd. Krappe das., 15 Mitgl. 


SSNSDNS SS 


3.3 373-8 


IX. Vicedirectorium Sachsen. 


Kr. Neust.-Dresden. Viced. Vogel das., 16M. 
Altst.-Dresden. Kreisd. Eder das., 16M. 
Freiberg. Kreisd. Krause das., 12 Mitgl. 
Lausitz. Kreisd. Brückner in Löbau, 13M. 
Leipzig. Kreisd. John das., 31 Mitgl.... 

‘ Leipzig-Erzgebirge. Kreisd. Fischer in 

Colditz, 19 Mitgl............ 

„ Voigtland. Kreisd.Jessen in Plauen, 11M. 


X. Vicedirectorium der Marken. 


Kr. Königsberg. Kreisd. Mylius in Soldin, 
IE MiEEl, 2.22. 24 Susan 
„ Angermünde. Ehrendir. Bolle das., 10M. 


Pay HEN! 5 vr u? 
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SS SS 333 


Transport... 


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14 Mitg]. “sn aim a rmiie) RımNe Bun \a intakte 


Berlin. Kreisd. Stresemann das., 44 Mtgl. 


Charlottenburg. Kreisd. Holz das. 8-0 
Erxleben. Kreisd. Jachmann das., 12 M. 
Frankfurt. Kreisd. Strauch das., 11 Mtgl. 
Perleberg. Kreisd. Schulze das., 7 Mitgl. 
Neu-Ruppin. Kreisd. Wilke das. 6 Ne 


' Stendal. Kreisd. Treu das., 13 Mitgl... 


XI. Vicedirectorium Pommern. 


". Wolgast. Viced. Dr. Marsson das., 14M. 


Stettin. Kreisd. Marquardt das,., 22 Mtgl. 


“ XII Vicedirectorium Preussen. 


Kr. 


” 


a, 


. Königsberg. Kreisd. Lottermoser das,., 


28. Mittel.‘ 24; 223.0. ee 


 Angerburg. Kreisd. Buchholz das., 8M. 


Danzig. Kreisd. Schuster das., 18 Mitgl. 
Elbing. Kreisd. Hildebrand das., 15 Mtgl. 


- XIH. Vicedirectorium Posen. 


Posen. Kreisd. Reimann das., 14 Mitgl. 
Bromberg. Kreisd. Knoth in Inowraclaw, 

6 NDIOL, 2... 0.0 ee 
Lissa. Kreisd. Blüher das., 13 Mitgl]..... 


XIV. Vicedirectorium Schlesien. 


"Kr. 


Ei 


96. Kr: 


Oels. Kreisd. Wilde in Namslau, 13M. 
Breslau. Kreisd. Birkholz das., 13 Mitgl. 
Görlitz. Kreisd. Struve das., 18 Mitgl.. 

Grünberg. Kreisd. Hirsch das., 19 Mitgl. 


Kreuzburg. Kreisd. Finke in Krappitz, 


ET ee 
Neisse. Kreisd. Beckmann das., 10 Mitgl. 
Reichenbach. Kreisd. Drenkmann in 
Glatz 36: MEERE RER 


 Rybnik. Kreisd. Fritze das., 14 Mitgl]. . 


XV. Vicedirectorium Holstein. 

Altona. Kreisd. Pollitz in Kellinghusen, 
11, Miel. 04, ee a 

Heide. Kreisd. Runge das., 13 Mitgl.. 


ER Reinfeld. Viced. Claussen in Oldenburg, 


x Kr. 


3 Mile. 


XVI. Kreis Lübeck. 
Lübeck. Kreisd. Dr. Geffeken das., 11 M. 
 XVI. Kreis Schleswig. 


Schleswig. Kreisd. Lehmann in Rends- 
burg, 7 Mitgl..... PET ARRIER, 


Ausserordentliche Einnahme ..... 
Summa der Einnahme... 


136|2a] 


233 
32 
68 
60 
39 
34 
28 


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2152| 4| 6 


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223|23| 9 


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An’ die Hahn’sche Hofbuchhandlung für Archive 
Beer und Zeitungen ı, 12.3 1. nur vun 
| _ Zeitschriften für das Direetorium......22..2..... 
Weniger Einnahme an Inseraten .... 2.222222: 
_ Für Mehrdruck und in grösserem Umfang gelie- 
ferte Zeitungs- Exemplare. ............. 
Porto für Versendung des Archivs... 
Für den Druck von Vereinspapieren. ............ 


® Verwaltungskosten. des. Directoriums incl. Gehalt 
für- Archivar. Schwarz. Un. en 


Verwaltung der Getial Oase! in 
Verwaltung der Vicedirectorien und Kreise.. a 
5 E Gehülfen- Unterstützungs- BETT 


RL | Summa.... 


Abschlens; 


Einnahmesä nun Biden bene 
ERBEBIDOL Er ea nn gear en 


Weniger Einnahme... 


‚Diese Mehr-Ausgabe ist durch die Vereins- 
 Capital-Casse gedeckt und dort in Ausgabe gestellt 


worden. | 
Dr. Fr. Meurer, 


WA Merwalter der General-Casse. 


Revidirt und richtig befunden im August 1863. 
BERN p. t. Cassendireetor Fab er. 


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or la le — | BaRe |6 galızazı 92! £8 I2. 162] ee 0 zalorg 2 Ianiogı 0 lezjsanı | um —— 


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5 Verzeichnis der im Jahre 1862 in den Apotheker- | “ 
Verein nen eingetretenen Mitglieder. | 


 Vicedireetorium am Rhein. Kreis Cöln: Hr. Apoth. von Gal. ° 
Kreis Bonn: HH. Ap. Klützsch in Bonn, Ap. Dr. Bender in 
Coblenz. Kreis Emmerich: Hr. Ap. Maxein in Cleve. RK 

Vicedirectorium Westphalen. Kreis Arnsberg: Hr. Ap. Schmitz 
in Lelmahle. Kreis Lippe: Hr. Ap. Prüsen in Steinheim. Kreis 
Münster: HH. Ap. Kölling in Münster, Ap. Ohm in Drensteinfuit. 
Kreis Paderborn: Hr. Brandt in Paderborn. Be. 

Vicedirectorium Hannover. Kreis Hannover: Hr. Ap.Dr. Ser-- 

- türner in Hameln. Kreis Hildesheim: HH. Berg-Comm. Weppen en 
in Mark-Oldendorf, Ap, Löhr in Bockenem. Kreis Lüneburg: Hr. 
Ap. Bergmann in Hannover. Kreis Osnabrück: Hr. Ap. Koke in 
Dissen. Kreis Ostfriesland: Hr. Ap. Kohl in Emden. Kreis Stade: 

Hr. Ap. Sarrazin in Bederkesa. + ; 

Vicedirectorium Braunschweig. Kreis Braunschweig: Hr. Apr 
Nehring in Lehre. Kreis Blankenburg: Hr. Ap. Haase in Königs- 
lutter. 

Vicedirectorium Mecklenburg. Kreis Rostock: HH. Ap. Grimm 
in Rostock, Ap. Trauen in Doberan. Kreis Stavenhagen: Hr. Ap, 

. Rieck in Stavenhagen. 

Vicedirectorium Kurhessen. Kreis Cassel: HH. Ap. Leister n 
Wolfhagen, Hasselbach in Fritzlar. Kreis Hanau: Hr. Ap. Wilh. 
Wiskemann in Meerholz. Kreis Hersfeld: Hr. Ap. J. Brill in 
Eilerfeld. - | ; u 

Vieedirectorium Thüringen. Kreis Gotha: HH. Ap. Merkel in 
Friedrichroda, Brendeke in Nazza. Kreis Sondershausen: Hr. Ap. 
Funke in Sondershausen. | 

. Vicedirectorium Sachsen. Kreis Altstadt-Dresden: HH. Ap. 
Huth in Radeberg, Lange in Dohna, Leonhardi in Wilsdruff. Kreis 
Lausitz: Hr. Ap. Scheidhauer in Zittau. 

Vicedireetorium der Marken. Kreis Angermünde: Hr. Ap. Bin- 
demann in Oderberg. Kreis Arnswalde: HH. Ap. M . in 

 Friedeberg, Görcke in Landsberg. Kreis Berlin: HH. Ap. Heisse 
und Ap. Dr. Lehmann in Berlin. ; ER 

Vieedirectorium Preussen. Kreis Königsberg: Hr. Ap. Dr. 
Schulz in Königsberg in Pr. Kreis Elbing: HH. Ap. Lohmeier in 
Elbing, H. Fischer in Rheden. 

 Vieedirectorium Pommern. Kreis Bromberg: HH. Ap. Frey- > 
mark in Labischen, Zinnemann in Exen, Berndt in Labischen. 
Kreis Lissa: HH. Ap. Rauchfuss in Lissa, Medinger in Kröben, 
Scholz in Jatroschin. Kreis Posen: HH. Ap. Elsner in Posen, Mi- 

‚lieski in Czempir, Winter in Buck, Merkel in Schroda, Mankiewiez 
in Posen, Pollnow in Obornick, Seybold in Rogasen. N: 

 _ Vicedirectorium Schlesien. Kreis Creutzburg: Hr. Ap. Selten 
in Cosel. R a 
Kreis Lübeck. Hr. Ap. Wagner, Bürgermeister in Mölln. , 


EN # ” a 


Din Corpus bonorum betrug bei dem er 
Abschluss pro 1861................. HF; 


- Hiervon ab an zurückgezahlten Capitalien:...... 


Bleiben... 


Einnahme, 


& Baarbestand der vorjährigen Rechnung.......... 
 — Zurückgezahlt auf das dem Phäimasiie Knoll 


dargeliehene Capital. ................% 


An Zinsen von den Staatspapieren und See 


henen Capitalien‘:: . 22.2... 7827, 
An ausserordentlichen Beiträgen von Mitgliedern 
und Nichtmitgliedern *)................ 


ar Sg Beiträge der Mitglieder pro 1861 
= une 1862 22..2.2227 2 


Ausgaben. 


s An Unterstützungen laut des auf Seite 291 fol- 


- genden Verzeichnisses.......z2........ 
Ehrengeschenk für Herrn Pharmaceuten Knoll in 
Größen 22.2. u Pak 
Verwaltungs-Spesen........--.-zuurucccee aan 
Summa 
Absehluss. 
Der Baarbestand des Jahres 1862 betrug ........ 


Demnach bleibt baar in Casse... 


und als Corpus bonorum 21,444 $ 12 sgr 6 5. 


- Lemgo, den 10. Mai 1863. 


OÖverbeck. 


Revidirt und riehtig befunden. 
Minden, den 21. August 1863. 
Faber, Cassen-Director. 


*) Die specielle Angabe findet sich in No. 36. 
Sg Vereinszeitung d. J. 1863. 


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| 


21464| 12 


20) — | 
21444 12 


6 
% 


stützung hülfsbedürftiger Pharmaceuten 


Summa.. 


a ar a u hr Ph TR 7 
Mr, 2 Er. 
General ee 29 
"Im Jahre 1862 warden folgende Unterstützungen 
bewilligt: 
No. B sh 
; i I 
1 Christ. Albanus in Angerburg................ 60 _ 
2 Le Brun in Hlambure 3; une 2 2027205775 Drau 31—|— 
3 Buchholz in Schroda (Reg.-Bez. Posen) ....... 30 —— 
4 Breckenfelder in Dargun ....reneeruenneneenn 51 — 
5 Eräunert:in Michowit2’.. 2... 000002 0a one | 31 —|— 
-6-|- Bahl in Lage in Mecklenburg. ............... | 6011 
7 Beck uBesia a RE DE | | 
8 Croweke In -Schlawe ...... 2 PAUL. 801 —|— 
9 Diederichs in Kellinghusen................... | 60 Br 
10 Dieks in Westerstede, jetzt in der Frenheilen 
anstalt zu Weener bei Oldenburg .. 501 — |— 
11 Drees' in. Tecklenburg... „un. cs ana ae 60 — _ 
Para AWloner in: PoBen 4... 2 20 ee hate este ee 50 —|— 
13 Görnemann in Jerichow bei Genthin.....:.... 50|—|— 
14 Ehrenfried Hientzmann in Teterow........... 501 —|— 
15 Jensen, d.Z. im Krankenhause zu Posen...... 25, — _ 
16 Alner-an: Hüuben ic ua. in au ee re ee 35: —|— 
17 Bewer u Bresiau Han I N ren 60—|— 
18 | Albert Köller aus Prenzlau, 2. Z. Gehülfe in | 
Straussberg, Provinz Brandenburg ...| 25’ —!'— 
19 Keller in Haynau in Schlesien................ 2731283 
20 Kleinmann in Butowa, Prov. Pommern ........ 60 1 
21 Leiner in Elbing...........-zscccnseeen enden 1 231 —:— 
22 Er. Mertin in: Driburg... .. Ss 00002. 200 den | 801 —i— 
23 Friedr. Meinhardt in Hohenstein bei Chemnitz | 23 — — 
24 Aug. Müller in Krappitz ........... sa 130 —|— 
25 Mieat ın Reichenbach: 21... 60 — 1 — 
26 E. Otto in Sagan..... ER ET SESPURSBSRSSN 601 — | — 
27 Aug. Pohlmann in Hamburg ................. 0 — — 
28 Rehfelg. nu Worlit2.. 2. ee 501 —i— 
29 Schwarz in Bernburg .......... It 100 zu 5 
30 Schiffer in Essen ............urcuessueneneun | 851 ——i— 
31 GEW. Schmidt- in Megtino .. #2 44. Jene en  801—|— 
32 Schellhorn in Frauenstein ...........2.222220.. 351 —|1— 
‚33 Friedr. Seyffert in Vorsfelde ................- 25 —!— 
34 Sturm: an! Prechlan:., ) Zune - 601 —|— 
35 Vogt 14 :Nenndorb. as ar ee 351 —|— 
36 Fr. Wolf in Schwalenberg...............2..... 60 1 — 
37 Wallewsky in Eempitz} 23. 2.2, ee ' 40/26) 6 
An die Herren Apotheker in Berlin zur meer] 
601 — ı— 
% 


. 2225 26, 6 


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Est 


pro 1862. N 


Soll 
leeren. e rg 
*5 Einnahme. 

4 1: Bestand aus der Rechnung pro 1861 | — |— 

- 2. Rückprämien der Feuerversicherungs- 

FE Gesellschaften: 

> Br A. der Aachen - Münchener ......! 679/14 

PR .1) Preussen, Sachsen u.s. w..| — |i— 
Fre: 2) Hannover. ............. Sur an 

Cr 3) Braunschweig............ —_— |— 

EIER + | B. der Colonia...... ER RR 1 110 

ee, Zinsen von 2325.$ Königl. Preussischer | | . 

Sr © Staats-Schuldscheine & 31/, Proe.. 81111 

Pe ‚4 Bass der Vereinsmitglieder*) .. Fe 

Be Summa. ee 

{08 Ausgabe. 

01. An Unterstützungen nach Anlage .....| 975|— 

R 2. An Porto und Schreibmaterial....... 3/10 

Ko - Bleibt Bestand... —_ lo 

= Be: _ Minden, im August 1863. 

RE | Faber, 

er - - Reehnungsführer der Allgem. 

« 58" Sa ae gang Casse. 

; = Die speciellere Angabe erfolgt in der 

0... Vereinszeitung. 


der Allgemeinen Unterstäkeni | Ü 


" Gminals 


. Gezahlte ern im Jahre 1862. 


Summa... | 975 Be 


NO...‘ Be) = 
1 Bere WWwer Ts DEIDN. eos rede Fa a EN. 
2 Schwarz, Wwe., in-Nemegk.. er ale AAN: 50° 2% 
3 | Brandt, Apoth. in Witkowo .cunennenenenenesnnnnen ab 
4 | Siebert, Frau, in Benin... 2. EINER 20... 008 
5| Hornung, Apoth. in Aschersleben ........u.urrsu0n- 20 > 
Bere verkmeister, !WW6., in PINNe....uonere dee denk 25 Be 
7 Knichala, Wwe., in Münsterberg (Schlesien) ........ 20 ar 
8 Börnet,. Wwe.,: in Berlin... Sr PP 20 2 
92. Bath, ‚Wwe., in’ Fürstenwalde:. .„ursuce ns sa anareae 60 TR 
3071: Heimbach, Amalie, in) Berlin ........... 0. 2022008 40 a 
11 Seith,. Anoth.  daselhat“ ..... 2... weinen ten ee 30 IR 
12 op Wwe;-daselbat= .. Hure are 20 De 
13 Oehmigke’sche Kinder in Potsdam .........»..220.> 25 ve 
14 | Suppius, Wwe. in Markneuenkirchen........ TER 25 < 
15 Stölze, -Wwe.,: in "Treuen... cu... 304 0 danach san 20 .“ 
16 Iorenz,."Wwe., iu. Dresden... 21.324 0 Becdenielsitt PR Ya, R 
17 | Schmidt, Apoth. in Frauenstein .........222ccr2200> 25 ir 
18 Kröhne’sche Kinder in Dresden.................... I 20 Er 
20 2 Hendel, Wwe;; in Reudnitz:.. .......2 20.0. 20. % 
20 S6hol2;: W we. in: Breslat.: 2.2.22... N ae 25. 5, 
Bar Bleisch, Wwe,, daselbst... u... 0 Seen 25. 
2a. Helwich,: Wwe., ‚daselbst .. ........2.. 2 2 a 20 Sn 
23 |. Bleisch, Wwe., Sdaselbab. nn. ER 20 ir 
24 Marenski, Wwe., daselbst... REN ER, 20 Ne 
25 | Bachmann, Wwe,, in Neubrandenburg. ............- RR 
220.1: Waärnecke, Wwe., in Rehna :.....Jesuos cn der eek 20 4.09 
27 Schröder, 'Wwe., daselbei nn een ea ee ie Te 20 
28°) Werner, Wwe,, in Gerdauen.......ucsesseencecnnns 25 5 
29 | Sänger’s Familie in"Neidenburg.... HE 25," 
30 Schütte, Wwe., in Rotenburg ........2r22200ccce nn 25 h 
31 Wirth’sche Kinder in Corbach ..cceeeneeeneeenenenn 25 & 
32 Leonhardt, Wwe., in Oeselse ...........ecures 000er: 30 Er 
33 Koppel, Wwe. „in Bederkesa .....u.uucounen er ansens 25 3. 3000 
Sie Hoacker, Wwe.; in Cöln,..2 inc Fu 20: 0008 
35 Hartmann, Wwe,,.in: Stralsund FT 2617.00 
36 | Kirsten, Wwe., in Erfort 2... en U a 25 aa 
3%:1°  Güterbock; Wwe., in Bibra . na 40 tg 
338 Bernstein, Wwe., in Trier (pro 1861 u. 1862)........ 30 "RE 
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297 


Register über Band 113, 114, 115 und 116. der 
zweiten Reihe des Archivs der Pharmaeie. 
Jahrgang 1863. 

(Die erste Zahl zeigt den Band, die zweite die Seite an.) 


I. Sachregister. 


A. 


Abietinsäure von Maly 116, 
265. 
Abraumsalz, Stassfurter, nach 


Schrader 116, 244. 
Acetylen, nach Miasnikow 
113, 177. 


— Bildung dess. vermittelst des 
Kohlenstoffealeiums, nach Wöh- 


ler ER 


A chatz, St., Mineralwasser, Ana- 
lyse von Witistein _ 116, 177. 
Acrylsäure, gebildet aus Gly- 
cerinsäure, nach F\. Beilstein 
| 115, 67. 
Aegyptische Natronseen, nach 
Mehedin 116, 251. 
Aepfel, faule, Bitterstoff ders. 
(Carpopikrin), nach Landerer 
116, 270. 
Aepfelsaure Magnesia im 
Extract. cardui benedict., nach 
Frickhinger 115, 165. 
Aequivalente der Alkalime- 
talle, nach Dumas 113, 154. 
A&rolith ven Dhurmsalla, nach 
Jackson 113, 136. 
Aescinsäure, Argyräsein, Ar- 
gyräscetin, Aphrodäscin, Te- 
läsein, Aeseigenin, nach Roch- 
leder . 116, 269. 
Aesculus Hippocastanum, Be- 
standtheile, nach Zochleder 


| 116, 269. 
‘ Aetherische Oele, Verfäl- 
schungen ders, nach Bolley 


115, 71. 
Aetznatron, Bereitung aus Chi- 
lisalpeter, nach Wöhler 115,268. 


Arch. d. Pharm. CLXVI. Bas. 3. Hft. 


Aetznatron, Darstellung dess. 
nach Kuhlmann 114, 176. 
— Fabrikation, nach F. Kuhl- 
mann 116, 247; nach Pauli 
116, 248. 

Ahornholz, v. @öppert 113, 41. 
Alaun, quantitative Analyse 
dess., nach Duflos 116, 240. 
Alizarin, künstliches, nach 
Rousin Fi: ® 


Alkalimetalle, Aequivalente 


ders., nach K.Diehl u. Dumas 
113, 154. 

Alkaloide 115, 91. 
— der Chinarinden, Sitz ders., 
nach A. Wigand 
— Nachweisung ders., nach Erd- 
mann u. v. Uslar 113, 258. 
—  mittelst Stearinsäure darzu- 
stellen, nach Clark 113, 258. 
Alkaloimetrie, nach R.Wag- 


115, 225. 


ner 113, 260. 


Alkapton, nach Bödeker 115, 
. 258. 


Alkohol im Chloroform nach- 


- 


zuweisen, nach ZLepage 113, 176. 

Alkoholdämpfe, v 
ihrer Entzündung durch Draht- 
gewebe, nach Surmay 113, 77. 
Alkoholische Gährung, nach 
Lange 113, 91. 
Alkoholometrie 113.77: 
Alkoholradicale, Doppelsul- 
fide ders., nach (arius 115, 62. 
Allophansäure, nach Baeyer, 
115, 56. 


Alloxan, ein Oxydationsmittel, 


nach 4. Strecker 115, 257. 
Allyljodür, nach Dragendorf 
Bar: 

20... 


erhütung 


A 


| 298 : 


4 awiajain. Ueberzüge,nach 


Thomas Bell 116, 72. 
Amalgamiren galvan. Zink- 
„elemente, nach Schwarz 116,71. 
Amaranth- Cayenneholz, v. 


Göppert 113, 43. 
Ameisen, Sehutzmittel gegen 
dies, nach Landerer 114, 69. 


Am eisensäure, directe "Bil- 
dung aus Kohlensäure durch 
Wasser und Natrium, 
Kolbe u. Schmitt 113, 175. 

Aminbasen der Alkohole ent- 
stehen aus den Nitrilen der 
entsprechenden organ. Säuren, 
nach O. Mendius 114, 268. 

Ammoniak u. atmosph. Luft, 
gleichzeitig auf Kupfer wir- 
kend erzeugen salpetrige Säure, 
nach Peligot .. 114, 166. 

Ammoniak, Bereitung des wäs- 
‚serigen, nach Fresenius 116, 233. 

Ammoniakbildung aus Sal- 
petersäure durch Zink, nach 
Franz Schulze 113, 64. 

‚Ammoniakerzeugung durch 
Schimmelbildung, nach Jodin 

114, 166. 

Ammoniakgewinnung mit- 
'telst des Stickgases der atmo- 
. spär. Luft, nach Marguerite u. 


Sourdeval 113, 174. 
"Ammoniak, salpetrigsaures, 
Bildung dess., nach Schönbein 
7.446.238. 
Ammoniumeisen, von H.Mei- 
dinger 114, 254. 
-Amygdalin in bittern Mandeln 
116,52. 

Anacahuiteholz, Abstam- 


mung desselb., nach Bartling 

113, 87. 
Anderthalbfach-Chlorkoh- 
lenstoff, aus Buttersäure ge- 
bildet, nach Naumann 114,.269. 

A nethol und isomere. Verbin- 
‚dungen, nach Kraut u. Schlun 

116, 24. 

 Anilin, Ueberführung ‚dess. in 
Benzoösäurg, nach A.W. Hof- 


2 mann 115, 74. 
Anisöl, nach Kraut u. Schlun 

116, 25. 
Anisöl- Chinin, nach O. Hesse 


115, 169. 
Bi isich für Fussböden 114, 70. 


ON: vs a N a 


"Regie 


nach 


Aukimen Ya 115 Sn 89. 
Antim N - de en 
Wismuths, nach Landerer 116, 
199. 

Am timton aaa und Antimon- 
oxyjodür, nach van der Corput 
114, 255. 


Antimonmetall, analysirt von 


Müller 113, 221. 
Antimonsäure, Verbindungen 
mit Zinnoxydul, nach A. Schiff 


113, 72. 
Aphorismen, botanische, von 
Dr. L. | 116, 214. 


Aqua oxygenata, nach #. Du- 
prey u. Chevreul 114, 81. 
Aribin, nach Wöhler 115, 85. 


Arrow-Root, Prüfung desselb. 
auf Stärkmehl des Weizens u. 


der Kartoffeln, von Albers 113, 


210. 
Arsen, Nachweis durch Eleetro- 
lyse, nach Bloxam 114, 260. 


Arsenige Säure, iachkeite 


verminderung ders. durch fette 
Stoffe, nach Blondlot 113, 84.. 


nach 


Arsenigsaure Salze, 
Bloxam 1313,..957% 
Arsenik 115, 88. 


Ar Kenichate v2 Quellwasser, > 


nach @uyon 113, 139. 
Arsensäuren, Verhalten der- 


selb. zu Glycerin, von 4. Schiff’ 
114, 261. 


Artemisia maritima, "Ana- 
lyse ihrer Asche, v. #d. Harms 
116, 144. 

Asa foetida, Verhüllung des 


Geruchs u. Geschmacks ders. - 


durch Tabacksrauch, Bitter- 
mandelwasser und durch Chlo- 
roform 113, 179. 
Atherosperma moschatum, 
Rinde derselb., analysirt von 
Zeyer 116, 92. 
Atlasholz, von @#öppert 113, 41. 
Atmosph. Luft zur Gewinnung 


von Ammoniak und. Cyanver- 
bindungen benutzt, von Mar- 
querite u. Sourdeval 113, 174. 
Kohlensäurebestimmung & 
ders., nach Pettenkofer 113,55. 
normale Veränderungen % 


in den Eigenschaften derselb. 
nach Houzeau 


ER 


- x 
BE ul » 1 in an ae ng a Emm En 


R 3 x 
a a Ve re a ae en 


114, 81. 


RL, 


u ee 


b PER TR ” R KEN Kea 7 va 
BR, \ ET A 
BER ER Register. 299 
 Atmosphärische Luft, Ozon- | Bernsteinsäurebildung,nach 
gehalt ders., von C. Begemann Phipson 115, 70. 
118, 1. | Bienenhonig, nach E.Röders 
_— Stickstoffverbindungen 116, 29. 


darin, nach Clo&z 113, 60. 
Atomvolum der Elemente, von 
 Weikart 113, 47. 


Ausländische Hölzer, von 
Göppert 113, 35. 
Axungia Porei 115, 95. 


Bachmut, Meteoriten daher, v. 
Wöhler analysirt 114, 252. 
Baden-Baden, Thermalwasser 
daselbst reich an Chlorlithium, 
nach Bunsen 113,155; 
Bagottholz, v. Göppert 113,43. 
Banknotenfärbung, Erken- 
nung nach X. Landerer 116, 145. 
Baryt und Strontian in Kalk- 
stein nachgewiesen, von En- 


‚ gelbach 114, 249. 
Barytgehalt der Mineralwäs- 
ser 113, 138. 


Batterie, Daniell’sche, Verbes- 
serung derselben, von Strache 
113, 51. 

Baumwolle, präparirte (Coton 
antinicofique), von Fer rier 113, 


183. 
Baumwollensamenöl, nach 
Lipowitz -- 116, 89. 


Behälter für saure und alka- 
lische Flüssigkeiten, nach Ka- 
Tisch 115, 265. 

Benzo& enthält neben Benzo&- 

'säure zuweilen auch Zimmt- 
säure 178, 178. 

Benzo@säure, aus Anilin er- 

seuet, nach A. W. Hofmann 
2 115, 74. 

Benzo@säureäther, Zerlegung 
desselb. durch Alkalien, nach 
Berthelot u. Fleurieu 11 5, 61. 

Benzo&saures Jod, Zersetzung 
in der Hitze, nach Schützen- 
berger 113, 78. 

Benzolmagnesia zur Entfer- 


nung der Fettflecken, nach 
Hirzel 114, 71. 
Berberin, nach Perrins 115, 

170. 


Bernstein von Copal zu unter- 
scheiden, nach Napier-Draper 
116, 81. 


Bier, Nachweisung von‘ Saliein 


nach 7. Ludwig 116, 198. 
Bilifulvin identisch mit Hä- 
matoidin, nach Max Jaffe 115, 
189. 
Bittermandelwasser, Stu- 
dien über dass., von 8. Feld- 
haus 114, 33. — 116, 41. 
Blauholz, von Göppert 113, 42. 
Blauholzextraet zum Desin- 
fieiren brandiger fauliger Wun- 
den, nach Desmatis 114, 63. 
Blausäure, Zersetzung ders., 
nach E. Millon 115, 57. 
Bleichen der Wäsche durch 
Chlorkalk, nach Sauerwein 
116, 239. 
Bleichereien, Mennigekitt ist 
in denselben zu vermeiden, 
nach Persoz - 116, 84. 
Bleigehalt der Zinnfolie, nach 
Baldock 
— der Zinngeschirre,nach Pleischl 
114, 67. 
Bleikammerkrystalle, nach 
‚A. Rose 


Erdmann ‚114, 262. 
Bleiröhren werden von Was- 
ser angegriffen, nach Calvert 
113, 141. 

Blut, menschliches, mikroskop. 
Erkennung dess. bei gerichtl. 


115, 178. 
Blutfarbstoff, Verhalten dess. 
im Spectrum des Sonnenlichts, 


H. Rose 
Bocoholz, von Göppert. 113,42. 
Bol des Tuffsteins des Broh!- 

thals, nach R. Bender 113,213. 
Borax 115, 90. 


Dr. L 116, 214. 


lau, von @öppert 


‚114, 126. 
20* 


und Saligenin in demselben, 


114, 68. 


113, 68. 
Bleioxyd, Hygroskopie. nach 


Untersuchungen, nach Witistein 


nach F. Hoppe 115, 179. 
Blutkrystalle, nach Boja- 
nowski 113, 96. — 115, 183. 


Blutspuren nachzuweisen, nach. 
116, 193. 


Botanische Aphorismen von 


Botanischer Garten zu Bres- 


300 2, 


- - Bourra-bourra-Holz aus Su- 
 rinam, von Göppert 113, 43. 

52 endige, faulige Wunden 
dureh Blauholzextract zu des- 
infieiren, nach Desmatis 114,63. 
Branntwein zu entfuseln, nach 
Reyher 114, 70. 
Brei iihilbche Industrie- 
Ausstellung, nach Peckolt 
115, 145. 

von Göppert 
- 113, 42. 
Brasillet, von Göppert 113, 42. 
BrauneDinte, von /hlo 113, 34. 
Braunstein, enthält salpeters. 
Salze, Chlormetalle und schwe- 

- felsaure Alkalien, nach Deville 
und Debray 116, 236. 
halten zu salpetersaurem 
Natron, nach Wöhler 113, 163. 
..— sogen. Wiederbelebung 'dess., 


Brasilienholz, 


113, 97. 

Brechweinstein, Zersetzung 
durch Säuren, nach W.J. Zey- 
her .114, 256. 
-Breslauer botan. Garten, nach 
Göppert 114, 126. 


Brom, Einwirkung desselb. auf 


Stickoxyd, nach ZH. Landolt 
113, 143. 

— Nachweisung;, nach Fresenius 
113, 150. 


Bromnatrium-jodsaures Na- 
tron, analysirt von Rammels- 
berg 113, 14. 

Bromsilber, Löslichkeitsver- 

.  hältnisse, nach Field 114, 266. 

Buchsbaumbholz, von Göppert 

113, 40. 
Buchstabenholz, von Göppert 
113, 43. 

Butter, Analyse einer verfälsch- 

‚ten, nach B. van Bauwel 115, 
176. 

Buttersäure kann Änderthalb- 
 Chlorkohlenstoff liefern, nach 
Naumann 114, 269. 

. — durch übermangansaures Kali 
- zu Bernsteinsäure oxydirt, nach 
© Phipson 115, 70. 
! Butters aurer und essigsaurer 
Kalk sind Gährungsproducte 
‘des eitronensauren Kalks,nach 
Personne 113. 242. 

Buttstädter Quellwasser, 
analysirtvon Ruickoldt 115, 205. 


| Butylehlorür, nach hand: a 


nn nn nn nn nn mn nen mn 


Register. ie 


Ran: 67. 
Butyljodür aus Erythrit, von ® 
V. de Lugnes 113,32. 


©. h ö er 
Cacaostärke, nach Berard u. 
Girardin 113, 244. 
Cadmiumoxyd, schwefelsaur es, 


Darstellung, nach Gibertini 

114, 262. 

Cäsium und Rubidium, "nach 
Bunsen -2195:190.,2 
— — Vorkommen 113, 158. 
— — im Carnallit, nach Erd- 

mann 114, 179. 


Caffein, Zersetzung dess., "nach 
A. Strecker FREIE. 
Chlor als Reagens darauf, 
nach Schwarzenbach 114, 61. 
Caliaturholz, von @öppert 
113, 42. 

Campher, brenzliches Oel dess. 
116, 41. % 

Camwood, von @öppert 113, 42.8 
Caramelan, nach @elis u. Pohl er 
115, 164. 

Carbolsäure als Desinfeetions- 
mittel, nach Lemaire 113, 182. 
Carnallit, Gehalt dess. an Cä- 
sium u. Rubidium, nach Erd- 
mann 114, 179. 
Carpopikrin in faulen Aepfeln, 
nach Landerer 116, 270. 
Cayenneholz, von Göppert 
113, 43. 

Cedernholz, von Göppert 113, 
36. 


Cedrela febrifuga, Rinde, u 
analysirt von Lindau 116, 93. f 


Cement .116, 69. 
— neuer, von P. Spence 115, ar. 4 
Ceratophyllin in - Parmelia 5 
erg ee nach O. Hesse 
75210, 472 Se 
Charen, Vorkeime ders., nach 
Pringsheim 116, 96. 


Chenopodium vulvaria, Aus- E 
scheidung von Trimethylamin 


aus demselben, nach Wicke 4 
114, 62. 
Chılisatfeik? 115, 89. 2 


Chinabäume, Cultur ders. in 
Java, nach de Vry 116, 267; @ 
in aan Indien 116, 2 


BR 


Register. 


Chinarinden, von Elliot Ho- 
ward 113, 132. — 116, 267. 
— ostindische, Gehalt an Chinin, 
nach Howard u. Karsten 115, 
249. 
Chinarinden-Alkaloide, Sitz 
ders., nach Wigand 115, 225. 


Chinarindenprüfung, nach 
Schacht 114, 112. 
| Chi nasäure, Ueberführung der- 
selben in Benzo@säure, nach 
Lautemann 113, 246. 
Chinimetrie, nach Glenard u. 
Guillermond 113, 80. 
Chinin-Anisöl, nach ©. Hesse 
115, 169. 
Chinindarstellung mittelst 
Stearinsäure, nach Clark 113, 
258. — 114, 60. 
Chiningehalt ostindischer Chi- 
narinden u. Chinablätter, nach 
H. Karsten 115, 249. 
Chinin, Nachweisung, nach Flü- 
ckiger 113, 262. 
— quantitativ zu bestimmen, 
nach. Glenard u. Guillermont 
113, 80. 
Chininsulphat, neutrales, nach 
Jobst und Hesse 114, 60. 
Chinin, unterphosphorigsaur es, 
nach Law. Smith 114, 61. 


Chinovasäure findet sich in 
allen Organen des Chinabau- 
mes, nach de Vry 113, 246. 

Chlor, ein Reagens auf Caffein, 
nach Schwarzenbach 114, 61. 


Chlordarstellung nach Schlö- 
sing 116, 238. 
— vermittelst Kupferchlorid, nach 
Laurens 113, 70. 
Chlorentwickelung 113, 97. 


Chorgehalt des schwedischen 
Filtrirpapiers, nach Wiitstein 
116, 81. 

Chlorkalium, Gewinnung aus 
Salzmutterlaugen, nach Sillo 
115, 269. 

Chlorkalk. zum Bleichen der 
Wäsche, nach Sauerwein 116, 
239. 

— ein Mittel zur Vertilgung der | 
Fliegen, Erdflöhe, Raupen, 
Mäuse, Ratten 

— Verhalten. dess. 


zu - Wasser, 
nach Fresenius 


113, 158. 


114, 69. | 


Chlork ir Zersetzung dess., 
nach Kunheim‘ „113, 159. 
Chlorkohlenst off, "Andert- 
halb-, aus Buttersäure,. ‚nach 
Naumann ‚114, 269. 
Chlorlithium im Thermalwas- 


ser von Baden- Baden. nach 


Bunsen 


155. Fi 
Chlormetalle(KCl, NaCl eo Ä 


durch Salzsäuregas fällbar, nach 


Schrader 114, 176. 
Chloroform, Aufbewahrung 
dess., nach Weppen 116 145. 


— Prüfung dess. auf Alkohol- 
gehalt, nach Zepage 113, 176. 
— Zersetzung dess. durch alkoh. 
Kalilauge, nach Geuther 113, 
175. 

Chlorsilber, Iöslichkeitäyer. 
hältnisse, nach Field 114, 266. 


Chorzink, Einwirkung desselb, 
auf die Seide, nach J. Persoz 


Sohn "7110, 2200 
Cholesterin, in den Erbsen 
 vorkommend, nach Benecke 

. 115, 175. 

Cholin, nach A. Strecker 115, 
174. 

Chrom 115, 89. 


Chromsäure, Guajaktinetur ein 
Reagens darauf, nach A. Schiff 
113,72. 

Chromsaures Kali, Ursache 
einer Vergiftung, nach Neese 
113, 218. 

Chrysophansäure, von Pilz 
116, 266. 


Cimicinsäure, nach Z. Core ; 


115, 69. 


Cinehonin, Ueberführung dess. 


I Se; 
sr“ 


Ver 
Tas N Fark 


301 | 


in eine dem Chinin isomere 


Base, nach Strecker 115, 169. 


Citronen hodas von: Göppert 
113, 40. 

Citronensäure in den Runkel- 
rüben, nach Schrader 113, 246. 
_ Umwandlungsproducte ders. 


durch Gährung, nach Phipson 


115, 20. 


Citronensaurer Kalk kefert 


bei der Gährung buttersauren 


und essigsauren Kalk, nach 


Personne 1 13, 242. 


Cocoholz, von Göppert 113, 42. 
Cocosholz, v. Göppert 113, 42. 


02 


Ei  Golumbit, Analyse ERtT Zeich. 


.H. Rose 113, 135. 
_ Condoriholz, von Göppert 
113, 42. 


Foniih, von L. F. bley 114, 92. 
— Darstellung dess., von O. Barth 
113, 15. 

Copal, über die warzige Ober- 
fläche desselben, nach Göppert 
115, 53. 

N antinicotigue, von 
‚Ferrier | 113, 182 
Cu beben, Verfälschung derselb. 
115, 83. 

"Eyanquecksilber- Acetoni- 
tril,.nach OÖ. Hesse 114, 271. 
Cyansulfid, nach F. Limne- 
mann 114, 270. 
aa sesbindungen, Darstel- 
lung ders. mittelst des Stick- 
..gases der atmosph. Luft, nach 
 Marguerite und de Sourdeval 
113, 174. 
von Göppert 
113, 36. 
act Mineralwasser, ana- 
‚Iysirt von E. von Kovacs 116, 
178. 


Cypressenholz, 


Dammarharzbaum 116, 82. 
Dampfkessel, Fett eine Ur- 
sache ihrer Zerstörung, nach 
_ Bolle 114, 66. 
 Danie lsche Batterie, Ver- 
_ besserung ders., von Strache 
113, 51. 

Desisheiyen brandiger, fauli- 
ger Wunden durch Blauholz- 
extract, nach Desmatis 114, 63. 
Desinfectionsmittel, über- 
 mangans. Alkalien, nach Condy 
114, 251. 

Dextrin reducirt die Kupfer- 
- lösung, nach Kemper 115, 250. 


Dhur :msalla, Aörolith von, Ana- 


lyse von Jackson 113, 136. 
 Diäthyla min, salzsaures, Ein- 


wirkung von salpetrigs. Kali 
auf dasselbe, nach Geuther 
116, 14. 


Diamante n künstlich darzu- 
stellen (?), nach Gannal 114, 
174. 


Dieyandiamid, nach J. Haag 


115, 55. 


| 


Dieiyeitgisdenerine Pr 
giycolamidsäure, ‚mach Heintz 
115, 66. 
DimsihyienensBh Aethy- 2 
lenäthernatron, nach Geu- 


. ther 116, 104. 
Dinitronaphthalin-Farben, 
nach Troost. 115, 78. 
Dinten der Alten, von Lande- 
rer, 7408, 125. 
Dinte, braune, von Ihlo 113, 34. 
Doberaner Stahlquelle, analy- 
sirt von Fr. Schulze 116, 176. 
Drahtgewebe zur Verhütung } 
der Entzündung von Alkohol- 
dämpfen, nach Surmay 113, 77. 
Duleit, 
pyrin,. nach L. Gilmer 115, 165. 


— Löslichkeit dess., nach Gülmer, 


Erlenmeyer u. Wanklyn 113, 28. 
Dünger aus Seemuscheln, ana- 
Iysirt von E. Harms 116, 143. 
Düngung mit Granit 114, 14. 
DürkheimerSoole,nach Bun- 


sen’s Analysen 114, 275. 
E. 
Ebenholz, von Göppert 113, - 
38. 39. 43.0 


Egestorffshaller Soolqueile, 
analys. v. E. Lenssen 116, 176. 


Eichenholz, nordamerik., von 
Göppert „113, 37. 

Eis, spec. Gew. dess., nach Du- 
four = 430,211. 

Eisen, Cementation dess., nach 
Caron 113, 165. 


— Schwefelungsstufen dess, nach 
Rammelsberg 115,11. % 
— Verhalten dess. zu kohlens. 
„Wasser, nach von Hauer 113, 
139. - 
— zerlegt das Wasser bei Gegen- 
wart von Kohlensäure, nach 
139. . 
H, 


Sarzeau 113, 
Eisenammonium, naeh Br - 
Meidinger 114, 254. 


Eisengehalt der Asche von 
Trapa: natans, nach G@orup-Be- 
sanez 

Eisenholz, von Göppert 113, 

41. 42. 44. IB 

Eisenoxyd, pyrophosphorsau- 

res Natron-, nach Leras F- 
s Y 173 273, Da, 


identisch mit ‘Melam- BE 


113, 95. ° 


116, 


N 


egister. 


Eisenoxyd, Verbindung mit 
 Magnesia, nach K. Kraut 116,36. 
 Eisenwaaren, Firniss gegen 
Rost, nach Conte 116, 83. 
Eisenwasserstoff, nach Wank- 
Iyn u. Carius 113, 72. 
Elayljodür mit Einfach-Chlor- 
‚Jod, nach @euther i14, 269. 
Elemente, Atomvolum u. spec. 
Wärme derselb., von Weikart 
113, 47. 

Entfuselung des Branntweins, 
nach Reyher 114, 70. 
Erythrit, Constitution dess., 
von V. de Luynes 113, 31. 
Eschenholz, ungarisches, von 
Göppert 113, 38. 
Essigätker, Zersetzung durch 
Alkalien, nach Berthelot und 
Fleurieu 115, 61. 
Essigsäure, Erklärung ihres 
Verhaltens beim Verdünnen 
mit Wasser, von H. Drümmer 

| 116, 131. 
— ein Gährungsproduct des 
schleimsauren Kalks, nach Ri- 
gault 113, 241. 
— Prüfung ders. aufEmpyreuma, 
nach Lightfoot 113, 177. 
— Untersuchungen über dies,., 
von A. Geuther 116, 97. 
EssigsauresAmmoniak, nach 
Kraut 116, 38. 
Euphorbium, Stammpflanze d. 
ofücinellen ist Euphorbia resi- 
 nifera Berg 116, 211. 
Exotische Hölzer, von Göp- 
..pert 113, 35. 
Explosion von Dampfkesseln 
dureh Fett verursacht, nach 
Bolley 114, 66. 
Extracte, Vorkommen von Sal- 
zen u. kryst. Stoffen in dens., 
nach H. Ludwig 115, 166. 


F. 
Fabrikation von Salpeter, Sei- 
gnettesalz, chem. reinem Wein- 
stein, Weinsäure, schwefels. 
-Kali u. Natron in Einer Folge, 
nach Guido Schnitzer 115,266. 
. Färbung der Banknoten, nach 
Landerer 116, 145. 
Farbe zum Bezeichnen von Fäs- 
sern, Kisten 114, 73. 
— des Wassers 114, 76. 


| 303° 


Faulige,brandigeWundendurch. 
- Blauholzextract zu desinficiren, 
nach Desmatis . 114, 63. 
Fenchelöl, nach Kraut und 
Schlun 116, 25. 
Fernambukholz, von Göppert 
113, 22. 
Ferrum lactieum, vortheil- 
hafte Darstellung dess., - von 
Gerves 
Fette vermindern die Löslich- 
keit der arsenigen Säure, nach 
Blondlot 113, 84. 
Fettflecken zu entfernen durch 


Benzolmagnesia, nach Hirzel 


114, 71. 

Fette Oele, mit Rüböl ver- 
fälscht, Entdeckung, nach F. 
Schneider 114, 64. 


 — Stoffe im Dampikessei die 


Ursache von Explosionen, nach 


Bolley 114, 66. 
Ficatinholz, von Göppert 
: : 113, ME 


Filtrirpapier, schwed., Chlor- 
gehalt desselb., nach Witistein 
116, 81. 

Firniss für Eisen- und Stahl- 
waaren gegen Rost, nach Conte 
116, 33. 

Fleisch, phosphor. Leuchten des- 
selb., nach W. Hankel 114, 65. 
Fliegenvertilgung 114, 69. 
Fluor in der Asche von Lyeo- 
podium clavatum, nach Fürst 
Salm-Horstmar 114. .63. 
Fluorescenz von Pflanzen-Aus- 
zügen, nach Greiss 113, 257. 


Fluorescirende Stoffe der 


Rosskastanienrinde, nach Sio- 
kes 113, 257. 
Fluorzirkonium-Verbindui«- 


gen, nach Marignac 113,159. - = 
Frankenhausener Soolquele, 


analysirtt von A. Kromayer 
i14, 219. 
Franzosenholz, von Göppert 
113, 40. 
Frauenberg, Quellwasser (bei 
Sondershausen), analysirt von 
H. Ludwig | | 
Fürstenbrunnen, Wasser, ana- 
lysirt von H. Ludwig 115, 200. 
Fussböden-Anstrich 114, 0. 
Fussböden, Leinölanstrich der- 


selb., nach Ammermüller 116,84 | 


113, 103. 


116.1. 


’ ko uills 
! 


Ei Gähr, ung, En Ba | 116,94. 


f gar 


alkoholische, nach 


Lange 
113, 91. 


en analys. von Mös- 


@etreidekörner chemisch 


mer” 113, 179. 
Gase, Aus lebenden Pflanzen 
 ausgehaucht, enthalten auch 
- "Kohlenoxydgas, nach Boussin- 
. gault 116, 95. 


 — Wirkung der Gefässwandun- 


gen auf dieselb., nach Develle 
113, 53. 


Gefri eren des Wassers reinigt 


‚das letztere, nach Robinet 113, 
137. 

@elnHols: von Göppert 113, 37. 
zu 
'enthülsen, nach Lemoine 116,78. 
Gewäch se, offieinelle, des bot. 
' Gartens zu Breslau, nach Göp- 
pert 114, 126. 


erchtknoten, analys. von W. 


[2 


Enans, ‚peruanischer 


Pfeffer 113, 120. 
Giftige Schlangen im Orient, 
von Landerer 113, 45. 


Glasur für Ofenkacheln 116, t1. 


Glonoin, Darstellung dess., von 
O: Barth 113, 18. 

Glycerin, Verhalten dess. na 
‚der Arsensäure, nach A. Schiff 


114, 261. 
Glycerinsalbe, nach Wagner 
| 113, 242. 
.— nach Debout 113, 243. 


insäure, Umwandlung 
ders. 


Beilstein 115, 67. 


‚Glycolamid, nach Heintz 115, 
66. 


Granadillholz, von Göppert 
113, 42. 

Granit als Dünger 114, 74. 
Graphitartige Verbindung i im 
Roheisen, nach Calvert 113, 70. 


 Griesholz, von Göppert 1 13, 42. 


Guajakharz, Bestandtheile des- 
selben, nach Hadelich 115, 107. 
Guajakharzsäure und Pyro- 
.‚guajaein, nach Hlasiwetz 113, 
180. 


"@uajaktinetur, ein Reagens 


‚auf Chromsäure, nach H. Schiff 
113, 72. 
114, 25. 


in Acrylsäure, nach F\ 


Gu mmi ai ee Tusammensetr. 


-ders., nach Fr 
Gibreichai u. Sta 


113, 243. 
tahl, chem.. "Zu- 


sammensetzung derselb, nach 


Caron, Fremy, Despretz, Mar- 
 chand. ete. 
Guss st ahl, indischer (Wootz) 

116, 73. 


Haarballen aus den Gedär- 
men der Wiederkäuer, nach 
H. Hoffmann 115, 260. 

Hämatoidin, identisch mit Bi- 
lifulvin, nach Max Jaffe 115, 

189. 

Harn, Entdeekung von Zucker 

in demselb. nach Bence Jones 


113, 184. 
— Gehalt an Hippursäure ‚und °.8 


Harnsäure, nach Bence Jones 
115, 258. 

= Nachweihing von Saliein in 
demselb., nach X. Landerer. 


116,197. 2 


Harnsäure, nach Bence Jones 
115, 258. 

Harnsaures Natron, nach 
Baumgarten 115, 256. 
Harnstoffe, mehratomige, nach 
Volhard 115, 255. 


Heldrunger Soolquelle, ana- 
lysirt von L. F\. Bley u. Gust. 
. Bley 115, 1. 


Heringslake, analys. von Gi- 


rardin u. Marchand 113, 132. 
Herzbeutel- Wassersucht, 
Flüssigkeit von einer solchen, 2 
analys. von Landerer 113, 123. 
Heteromörphie der Metalle, 
nach Rammelsberg 116, 201. 
Heuschreckenbaumholz. von 
‚Göppert 113, 42. 
Hexylen aus Melampyrin, von 
Erlenmeyer u. Wanklyn 113, 30. 
116, 121. 
Hexylenverbindungen, von 
Erlenmeyer u.Wanklyn 116,111. 


Hippursäure, nach K. Kraut 


116,39. 
HoffschesMalzextract, Ana- M 
lyse von Flücki 113, 87. 4 
Hoffsche Ma nah iR 
: nach Wütstein 110,22. 
Holzkitt 114, 70. 


113, 166. 


RS > 


“ 


pi er » 
RE BE RE T 
TE 
RR ö 


TEN 


Holzkohle, neue Eigenschaf- 
"ten ders., nach Millon 113, 153. 
Hölzer, ausländische, von @öp- 


ert ‚113, 35. 
Hippursäure, nach Bence Jones 
"115, 258. 
 Hydantoin, nach A. Baeyer 
| 115, 257. 

E und 8. 
Jacarandenholz, von Göp- 
pert 113, 38. 


Jalappenknollen auf Harz- 
gehalt zu prüfen, nach Schacht 


114, 124. 

Jenaer Quellwasser, analysirt 
von Kromayer 115, 193. 
Indianischer Wasserkrug, 
Sarracenia purpurea, nach ©. 
Berg 114, 245. 


ie Industrie-Ausstellung, bra- 
silian., nach Peckoli 115, 145. 


Infusionsthierchen, Fortpflan- 


zung derselben, nach Balbiani 

116, 182. 
 Infusum sennae compos., Auf- 
bewahrung dess. in filtrirter 
Luft, nach Dusch u. Schröder 


113,83. 

Jod 115, 89. 
— im Menyanthes trifol., nach 
Denzel 116, 266. 


— Auflösung dess., nach O. Hesse 


114, 169. | 


— benzo@saures, Zersetzung des- 
selben, nach Schützenberger 
j13,:28, 

— Verhalten dess. gegen Zwei- 
fach - Schwefelzinn, nach AR. 
‚Schneider 113, 169. 


— und weisser Präeipitat, nach. 


Schwarzenbach 113, 172. 
— Zubereitung des Stärkemehls 
als Reagens darauf, nach Be- 
. chump i 

Jodäthyl u. Einfach-Chlorjod, 
nach Geuther 114, 269. 
Jodamylum, Entfärbung dess., 
nach Kemper 115, 252. 
Jodantimon u. dessen Isomor- 
phie mit Jodwismuth, nach A. 
Schneider 113, 168. 
Jodgewinnung, nach Schwarz 
113, 151. 


— nach Luchs 113, 151. 


114, 169. 


. Register. DEIBEER, 


W. ee DEN 7 PT BT Mr Ps te a 

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# 


305 


Jodkalium, Darstellung mit- 
telst ‘Jodphosphors u. schwe- 
felsauren Kalıs, nach Petten- 
kofer a 5: TC 

Jodkaliumkleister, empfind- 
liches Reagens auf Salpeter- 
säure u. salpetrige Säure, nach 
Schönbein 

Jodlithium, Darstellung, nach 
J. v. Liebig 

Jodpropionsäure, nach Beil- 
stein 115, 62. 

Jodsaur. Natron - Bromnatrium, 
analysirt von ARammelsberg 

113,14, 

Jodsilber, Löslichkeitsverhält. 
nisse, nach F\ Field 114, 266. 

Jodwasserstoffsäure, Dar- 
stellung, nach Riekher 114, 168. 

Jodwismuth, Doppelsalze des- 
selb., nach Zinau 113, 167. 

Johannisbader Sprudel, Ana- 
lyse von Redtenbacher 114, 274. 

Johannisbeersyrup, Färbung‘ 
dess., nach Gaultier de Claubry 

116, 178. 

Ipecacuanha, Untersuchung 
ders., von H, Reich 113, 193. 

Iri-bia-branca-Holz aus Bra- 
silien, von Göppert 113, 43. 

Iridium, nach H. St. Cl. De- 
ville u. Debray 114, 13. 

Isodiglycol-Aethylensäure, 
nach Darth u. Hlasiwetz 113, 

185. 


K. 
Kaliumeisenkupfereyanür, 
nach Müller u.Wonfor 115, 58. 
Kaliumhyperoxyd, nach V. 

Harcourt 116, 241. 
Kaliumplatineyanür, Wir- 
kung auf den thierischen Or- 
ganismus, nach Schwarzenbach 


115,,262.. 


Kalk, kohlens., im Trinkwasser 


der Gesundheit nicht zuträg- N 
de Caux 


lich, nach Grimaud 
114, 250. 
Kamala, analysirt von J. Erd- 
mann 114, 239. 
Kawawurzel, analys. von Ou- 
. zent 
Kesselstein, Mittel zur Ver- 
hütung desselb., nach Bischof 
116, 166: n. Sauerwein 116,168. 


: 113,61, 63. 
119100000 


115,893 


306 


_ 


 ikefrhurg Band Dialyse, 
«mach Church 
— Entfernung derselb. aus der 


116, 262. 


' Pottasche, nach Rieckher 113, 


154. 
Kitt für Holz etc. 114, 70. 
— für Stubenöfen, nach ‘Creuz- 


9 114, 72. 
Kleider, unverbrennliche, nach 
L. C. Marquardt 113, 90. 


 Kleister für Tapeten u. ihre 
„‚ Papierunterlage, nach Loefz 
114, 69. 


Kohaltgelb, n. Hayes 116, 74. 


Kobellit, 


Kobaltnickelki es,nach Kam- 
melsberg 114 254. 

Kobaltsesquioxyd, Verhalten 
dess. gegen neutrales schwef- 
ligsaures Natron, Kali u. Am- 

. moniak, nach Geuther 11 6, 18. 


114, 255. 
elsseninnung aus Salz- 
' mutterlaugen, nach Silo 


115, 269. 


Königschinarinde auf Alka- 
loidgehalt zu prüfen, nach 
Schacht 114, 122. 

Königsholz, v. Göppert 113, 43. 

Kornährenholz, von Göppert 

113, 43. 

Kohlenkalk - Petrefaeten 
Öberschlesiens, nach €. v. Al- 
bert 115, 46. 

Kohlensäure, Bestimmung der- 

-selb. iu der atmosphär. Luft, 

113,.55. 


— Eigenschaften der flüssigen, 


nach @. Gore 114, 174. 


- — direete Umwandlung ders. in 


Ameisensäure, nach Kolbe u. 
"Schmitt 113, 175. 
Kohlensäurebestimmung, 
mach Strolba 114, 175. 


Koblensaures Kali, reines, 
won Bohlig und Roth in Eise- 
‘mach 115, 96. 


Kohl enwasserstoffeausStein- 
 koblentheer, nach Schorlemmer 


E% 115, 23. 
eslenhols, von Göppert 
| 113, 42. 
Kräuterliqueur von Daubitz 
116, 274. 


Kräuterpulver des Geheim- 
. mittel-Fabrikanten Ober-Sani- 


nach Rammelsberg 


Letternholz, 


tätsraths und. Hofmedieus Dr. 
Le Roi .1:::2749916116, 274. 
Kreatinin, nach ©. Neubauer 
- 115, 173. 


Kreosot, Farbstoff daraus, nach 
Kolbe u. Schmitt 115, 76. 
— verdicktes, nach Martin 113, 


| 28. 
Kreosotum condensatum, 
nach Martin 116, 273. 


Kreuzbeerenpigment, nach 
Bolley 113, 9. 
Kröte, die scharfe Flüssigkeit 
in den Drüsen derselb., nach 
Davy | 115, 260. 
Kropfpulver, v. Cruse 116,275. 
Krystallinische Ausscheidun- 
gen aus Extracten, nach A. 
Ludwig 115, 166. 


Kupfer auf nassem Wege aus 


den Erzen zu ziehen, nach ?. 
Spence 116, 74. 


. Kupferchlorid zur Chlorberei- 


tung, nach Laurens 113, 0. 
Kupferlösung wird durch Dex- 
trin reducirt, nach Kemper 


115, 250. 


Kupferoxyd-Ammoniak löst 
Seide, nach Ozanam 115, 177. 


Kupferoxydul, nach A. Schiff 


Bi 


113, 171. 
Kupfervitriol vom Eisen zu 


reinigen, nach Bucco 113, 75. 


He 
Lackmuspräparat, haltbares, 
nach Vogel 
Lait antephelique, Analyse 
von Wiitstein 113, 116. 


Leberthran, Desinfection und. 


Parfümirung dess., nach Jea- 
nel 113, 84. 
— seinen üblen Geschmack zu 


benehmen, nach Martin 114,65. 


— mit Magnesia usta gegeben, 
wird besser assimilirt 114, 65. 
Ledum palustre, äther. Oel, 
nach Fröhde 115, 85. 


116, 80. 


Leichtflüssiges Metall, von 


Wood 114, 263. 
Leimsorten, nach Risler-Beu- 
nat 115, 261. 
von Göppert 
“ 113, 43. 

Leuchten des Fleisches, nach 
W. Hankel 


114,65. 


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Leuchtgas, Gehalt dee an 
Schwefelkohlenstoff 113, 96. 
Leuchtstoffe, Darstellung 'der- 
‚selben, nach Dullo 113, 88. 
 Lignum nephriticum, von 
Göppert 113, 42. 
— sanetum,v. Göppert 113, 40. 
Ligustrum vulgare, die Rinde 
. desselb. enthält Syringin, von 
Kromayer 113, 
Liquor ammoniü caustici, Dar- 
stellung nach Fresenius 116, 
233, 271. 

Lithion im Meteorstein von 
an uvenasu. Parnellee, nach Bun- 
113, 155. 

Lithiumehlorid im Thermal- 
wasser von Baden-Baden, nach 


Bunsen 113, 155. 
Lithiumjodid, Darstellung, 
nach J. v. Liebig 113, 155. 


Locustholz, v. @öppert 113,42. 


Lopezwurzel, analysirt von 
Schnitzer 116, 91. 
Luftgehalt der Wässer, nach 
‚Lefort 116, 148. 


Luftholz, von Göppert 113, 
Lycopodium clavatum "ent- 
‚hält Fluor in seiner Asche, 


nach Fürst Salm - Horstmar 


114, 63. 

mM. 
Mahagoniholz, von Göppert 
113, 40, 41. 


"Malzextract, Hoffisches, anal. 
von Flückiger 113, 87. 
Malzpräparate, Hoffsche, anal. 
von Wiitstein 116, 77. 
Magnesia, äpfelsaure, im Extr. 
cardui bened., nach Frickhin- 
ger 115, 165. 
— und Benzol .zur Entfernung 
von Fettflecken, nach Hirzel 
114, 71. 

— usta befördert die Assimi- 
latiop des Leberthrans, nach 
Dannecy 114, 65. 
— verbindet sich mit Eisenoxyd, 
nach Kraut 116, 36. 
Magnesiasalze, Wirkung von 
doppelt-kohlens. Ammoniak auf 
dies., nach Divers 114, 250. 
Magnesit 115, 91. 


ERaR., ER RT A BEE DE? ER i; A TER r' 


nn nn nn een ne 


ST 


Man gan in der Asche von Trapa 


natans, „ach - Besanez 
adaziirls, 95. 

Mangrov eh dbes von @öppert 
113, 39. 


Manna vom Sinai u. von Kur- 


distan, nach Berthelot 115, 81. 


307 Fr & 


Mannit, Umwandlung dess. in Fr 


Traubensäure, nach Carlet 
Mannitsäure, nach Gorup-Be- 
sanez 113, 242. 
Marantastärke, Prüfung ders. 
auf Kartoffel- u. Weizenstärke, 
von J.F. Albers 113, 210. 
Marrubiin, Darstellung "nach 
Ed. Harms 116. 141. 
Mäusevertilgung 114, 69. 
Meerschwämme, Zucht ders., 
nach ZLamiral 116, 270. 
Melampyrin, Constitution des- 
selb., n. Erlenmeyer u. Wanklyn 


113, 246. 


118,.95:752 


— identisch mit Duleit, nach L. 
Gilmer 115, 165. 
Melin u.Meletin, nach W. "Stein 


116, 54. 


Mennigekitt ist in Bleiche- 


reien zu meiden, nach Persoz 
116, 84. 


! Menthacampbhor, nach Oppen- 


heim 113, 180. 


Mentha-Oel, sog. festes, nach 
113, 180. 


Gorup-Besanez 


Menyanthes trifoliata, Jod- 


gehalt, nach Denzel 
Metall, 
von Rogue River (Oregon). nach 
Chandler 
— leichtflüssiges, von Wood 114, 
263. 


116, 266. 


Metalle, Heteromorphie ders., BAR 


nach Rammelsberg 116, 201. 


Metastyrol, nach Kowalewsky 5 


113, 182. 
Meteorit von Alessandria, nach 


Schrauf 116, 263. 
Meteorstein von Bachmut, v. 
Wöhler analys. 114, 252. 


Meteorsteinfall im Kaukasus. \ 


ein neues im Platin 


114,267. 


114,252. 


Methionsäure, nach A. Stre- " 
115,58 
Milch, Prüfung auf ihren Han- 
delswerth, nach G. Hoyermann 
116, 127. 


cker 


mutan prüfung, aa Bahlten: | 


| 116, 126. 
- nach C: 6. Wittstein 114, 227. 
Bi — 115, 2%. 
| Mineralien, Stickstoff u. orga- 
" mische Substanzen in denselb., 
nach Delese 113, 68. 
Mineralölfabrikation, Wie- 
 dergewinnung der Säuren und 
 Alkalien, die dabei zur Berei- 
„tung dienten, nach Perutz 
116, 88. 
Mineralwasser von St. Achaz 
bei Wasserburg am Inn, anal. 
von Wittstein 116, 177. 
— von Czigelka in Ungarn, anal. 
von E. v. Kovaecs 116, 178. 
— von Tissen, analys. von "Kem- 
a 113, 9. 
— zu Wildungen, analys. von R. 
Fresenius 116, 121. 
Mohnöl im Mandelöl u. Oliven- 
- öl nachzuweisen 116, 86. 
Morin, von Wagner 116, "266. 
—_ıu Moringerbsäure, ae Delffs 


u Wagner 15, 80. 
Ag Quercetin, nach Hlastivets 
113, 255. 


Morphium in toxikolog. Bezie- 
"hung, nach Lefort 113, 84. 
2 verdeckt die Strychninreac- 
"tion, nach J. Reese 115, 264. 
‚Morsuli Zingiberis 116, 274. 
Moschus, neue Sorte dess., nach 


Ber: 114, 242. 
Mettentinetur, chinesische - 
f 116. 91. 
Mur Et nach Braun u. Broo. 

mann 119, 256. 
-Musenarinde, Abstammung, 


- nach ,Schimper u. Buchner, Ana- 
‚Iyse von Thiel 114, 63. 
— von Albizzia anthelmintiea 
er 115, 87. 
rdrkörn), Chemisches über 
"dass., von H. Ludwig 114, 193. 
 — mikroskop. Untersuchung dess. ” 
‘von Gonnermann 114, 106. 
Mutterlauge der Frankenhau- 
 sener Soolquelle, analys. von 
a epomayer 419 219. 


N. 


| Naphtylamin, violetter Farb- 
‚stoff daraus, nach Du Wildes, 
115, 29. 


Ba Er, 


Nitrobenzol, 


‚Oele, 


Nacken, ER, dh 
ött- 3 


Wasser, nach Wiltstein u. 
gr 114, 176. 
Natriumhyperoxyd, ae 2 
Harcourt 116, 241. 
Natron, phosphors., Löslichkeit 
dess,, nach N. Neese in Kiew 
113,212, 

Natronlauge, Darstellung nach 
Kuhlmann 114, 176. 
Natronquelle von “Weilbach, 
analys. v. R. Fresenius 116, 169. 
Natronseen Aegyptens, nach 


Willms .. 116, 251. 
Natrum carbonic. purum, 
aus käuflicher Soda, nach 
W. Linau 115, 268. 


Natrum hypophosphoro- 


sum, nach Hager _ 115, 91. 
Nilschlamm, Bildung dess,, 
nach Mehedin 116, 260. 


Nitrile organ. Säuren lassen 
sich in die Aminbasen der ent- 
sprechenden Alkohole umwan- 
deln, nach O. Mendius 114, 268. 

Umwandlung 
desselben in Benzol und Am- 
moniak, nach Scheurer - Kest- 
ner SDR 

Nitronaphthalin, Naphtyla- 
min und gefärbte Derivate 
ders., nach Roussin 115, 76. 


Nussbaumholz, von Göppert 
113, 4. 
Nymfbeuhols aus Afrika, 
von Göppert 113, 43. 
®. 
Oelbaumholz, von Gynbört: = 


. 118,38. 
ätherische, Verfälschun- 
gen ders., nach Bolley 115, 71. 
Oele, fette, Verfälschung ders. 
mit Rüböl, Entdeckung ders. 
nach Fr. Schneider 114, 64. 
Oenanthsäure istnach Fischer 
ein Gemisch von Caprinsäure 
und Caprylsäure 113,217 
Ofen, Kaiserbad, Analyse der 
Amazonenquelle” und der Heil- 
quelle, von Pohl 116, 228. 
Ofenkacheln-Glasur 116, 71. 
Ofenkitt, nach Creuzburg 


Offieinelle Gewächse, nach 
Göppert 114, 133. 


414,70: 9 


01 Jecoris Aselli, Desinfec- 
tion dess., nach Teanel 113, 84. 


en Register. 


_ Rieini, Parfümirung dess. a 


nach Jeanel 113, 84. 
Opium, französisches, nach Gui- 
bourt 116, 264. 
— garantirtes (10 Proc. Morphin 
enth.), von Riedel 116, 268. 
— persisches, nach Keveil 113, 81. 
 Opiumprüfung, nach Schacht 
114, 119. 

Opodeldoc, nach Frederking 
116, 274. 
Orangenblüthwasser, Auf- 
bewahrung, nach Guzllermont 
113, 79. 

von Göppert 
113, 40. 
Organische Substanzen in den 
Brunnenwäsern, von A. Vogel 


 Orangenholz, 


| 116, 165. 

— — in Mineralien, nach De- 
lesse . 113, 68. 
Ösmiridium, nach Deville u. 
Debray 114, 26. 
Osmiu 5 nach Deville u. Debr ay 
114, 23. 


Oxalsäure, Zersetzung durch 
Sonnenlicht, nach W. Seekamp 


115, 65. 

Ox aminsäure, nach Toussaint | 
115, 69. 
Oxygenirtes Wasser, Dar- 
stellung dess, von Duprey 
. 116, 233. 


Ozongehalt der atmosph. Luft, 
von ©. Begemann 113, 1. 


P. 


Palladium, nach Deville und 
Debray - 114, 21. 
Palmenholz, von Göppert 
113, 36. 

Palmiraholz,v. Göppert 113, 43. 
Panacocoholz, von Göppert 
113, 42. 

Paracarthamin, nach Stein 
116, 68. 

 Paraguay-Thee, nach Stahl. 
schmidt 115, 86. 
— Gehalt dess. an Thein, nach 
Stahlschmidt 115, 170. 
Paraffin, Anwendung, "nach 
A. Vogel 116, 87. 
Bessätstsuh, analys. v. Ehren. 
berg 114, 251. 


we ut. er RE Zu Brian % Wo ET ee En 
N Dt RE DRIN ‘ a ger 
%, w [7% , v 
Im 


Pergamentpap ier, mittelst 
Chlorzink, nach Zaylor 113,89. 
Peru- Guano, nach Liebig 


114, 75. 

. — nach Malaguti 114, 25. 
Petrefacten im Kohlenkalk 
Oberschlesiens, nach (€. v. Al- 
bert } 115, 46. 
Pferdefleischholz, von Göp- 


113, 39. 

ee nach 
Reinsch 115, 57. 
Pflanzenbasen 115, 9. 
Pflanzenfarben, Reactionen 
ders., nach Gaultier de Claubry 
116, 178. 

Pflanzengelb, Bemerkungen 
darüber, v. H. Eudwig 113,256. 
Pflanzenwachsthum u. Wan- 
derung der Pflanzen 116, 220. 
Pflanzenzonen, nach A. von 
Humboldt _ 116, 216. 
Pharmacopoea germanica, 
über die Abfassung einer sol- 
chen, Ansichten von E. #. Bley 


und Th. Geiseler 
Phenyl, nach Fiitig 113, 178. 
Phosphorchlorid, nach ZH. 
Müller 114, 83: 


Phosphorisches Leuchten des 
Fleisches, n. W.Hankel. 114,65. 

Phosphoroxychlorid, seine 
Wirkung aufdie trocknen Salze 
einbasischer organischer. ‚Bäu- 
ren, nach @euther 115, 


4 
Ehosphoroxyd, nach Landen 


116,, a 

Phosphorsäure, quantit. I 
stimmung ders., nach Gira‘ 
‚114, 1% 

Phosphors. Kalk, krystalli- 
nischer, 
115, 260. - 


— Natron, Löslichkeit dess. 2 


nach N. Neese in Kiew 113,212. Ex 


nach Wiitstein 115,43. 


— Wismuthoxyd, nach Kraut 


116, 37. 
Phosphorsulfochlorid, Dar- 
stellung dess. 
Phosphorverbindungen in 
der Luft, nach Barral 113, 148. 


Pikrinsäure, nach Carey Lea 
115, ‚182 ati 


nach AR. Pittig 
115, 64. 


Pinacolin, 


115, 97. 


a“ ; 


pr 


nach Benee Jones ° 


> 


116, 240. 


REN und seine Begleiter, von 
 B. St. Cl. Deville und Debray, 
0 Auszug ihrer Abhandl. von #. 

. Zud 114, 1. 


BR Rogue River ( (Oregon) 
enthält; ein neues Metall, nach 


Ohandler 114, 267. 
x Platinmetalle, von Claus 
aber RD 113, 135. 
- Platinrückstände, Analyse 


nach Deville u. Debray 114,30. 
Platinüberzug von Porcellan- 
'gefässen, nach Elsner 114, 62. 
‚Pockholz, von Göppert 113, 40. 
Pomeranzenblüthen wasser, 
nach Guillermont 113, 79. 
 Porcellangefässe mit Platin- 
- „ überzug, nach Elsner 114, 67. 
Porcellanschalen zu kitten 
116, 70. 

Portland- Cement 116, 69. 
Preisfrage der Hagen- Bucholz- 
schen Stiftung für 1862, Bericht 
über dieselbe, von L. Bley u. 
 H. Ludwig 113, 193. 
Protoeatechusäure, nach 
Strecker 113, 247. 
Pyrophosphorsaures Eisen- 

| ‚oxydnatron, nach ZLeras 116,273. 


Quecksilber, volumetr. Bestim- 
mung dess., nach C. W. Hem- 
pe 114, 262. 

Quecksilbernachweis, "nach 

„an den broek 114, 265. 
'ercetin, kommt auch in den 
Mi Kreutzbeeren vor, nach Bolley 


113, 95. 
;u@eh Hlasiwetz, Pfaundler u. 
Gilm 112, 256. 
2 in. nach Zwenger u. 
\ Dronke ‘113, 247. 

| R. 
Raupenvertilgung 114, 69. 
Rebhuhnbolz, von Göppert 
113, 42. 
5 ekarker 115, 84. 
 Rhodium, nach Deville und 
 Debray 114, 19. 
Radio nat, Darstellung dess., 
“nach Bonneville 113, 82. 


Ricinusöl, Parfümirung dess., 
nach Jeanel. 113, 84. 


Robinin, Rutin und Quereitrin, 


Ragiten. 


E 


nach . Zuger n. F. ae 


113,247. 
R oheisen, ee ‚Skieketor- 
‚gehalt dess,., nach. Rammelsber g 


115, 23. 
_ dheikiäche Natur dess., nach u 
Kammelsberg 116, 201. 


— enthält ehhkitunkign 'Verbin- 
dungen, nach Calvert 113, @. 

Rohrzucker, Umwandlung dess. 
durch die Gährung, nach Ber- 
thelot 113, 241. 

— Unterscheidung dess. vom 


Traubenzucker durch ammo- Be . 
IS 2415: 


niak. Bleiessig 
Rosenhoiz, brasilianisches, v. 
Göppert 113, 4%. 
— von Martinique 113, 43. 
— der Antillen 113, 43. 
Rosskastanie, Bestandtheile 
ders., nach Rochleder 116, 269. 
Rosskastanienrinde, fluo- 
rescirende Stoffe derselb., nach 
Stokes 113, 257. 
Rothholz von Java (Japan), 
Bimas, von Göppert 113, 42. 
Rothweine, Bündtener, Gal- 
lussäuregehalt derselben, nach 


Simmler 116, 79. 
Rubidium, nach Bunsen. 114, 
84. 177. 

— Gewinnung aus Pottasche, 
nach Erdmann 114, 178. 
— Vorkommen in Feldspath, nach 
Erdmann 114, 179. 
— in Vegetabilien, nach Gran- 
deau 113, 158. 


— Vorkommen in Pflanzen, nach: 
Grandeau 116, 259. 
— und Caesium, nach Bunsen 
113, 156; Vorkommen 113, 158. 
— und Caesium im Carnallit,. 
nach Erdmann 
Rubidiumoxyd, überchlorsau- 
‚res, nach Zonguinine 113, 157. 
Rüböl in anderen fetten Oelen 
zu entdecken, nach F\ Schnei- 
der 114, 64. 
Ruthenium, nach Deville u. 
Debray 114, 16. 
Rutin, nach RUE He Dronke 
Br 243. 


8 


Saalwasser, 
Kromayer 


analysirt von 
115, 193 


114°979..:0 


172 g x 


Saliein, im Biere nachzuweisen, 


nach H. Ludwig 116, 198. 
— im. Harne, nach Landerer 
116, 197. 
Salmiaksublimation, nach 
Calvert 113, 142. 
‚Salmiak, Zersetzung dess. durch 
die Hitze, nach Pebal 116, 235. 
Salmiakgeistbereitung, 
nach Fresenius 116, 233. 271. 
Salpeterbildung, Theorie 
ders., nach Millon 
Salpeterfabrikation, nach 
Guido Schnitzer 115, 266. 
Salpeterprobe, von F. Reich 
‘ 115, 270. 
Salpetersäure, empfindlichste 
Reagentien auf dieselbe, nach 
Schönbein 113, 61. 
 — Umwandlung in Ammoniak 
durch Zink, nach Franz Schulze 


113, 64. 
— Vergiftung durch die Dämpfe 
ders. 116, 233. 


Vorkommen ihrer Salze im 
Brauustein, nach Deville und 
Debray . 116, 236. 
— rauchende, Darstellung ders., 
nach Brunner 113, 67. 


Salpetersäureäther, nach 
J. Persoz 115, 59. 


Salpetersäurebestimmung 
nach H. Rose 114, 163. 
— nach Franz Schulze 113, 65. 


Salpetersäuregehalt der 
‚atmosph. Luft, nach Cloez 
ie 113, 60. 
Salpetersäuregewinnung, 
nach F. Kuhlmann 116, 238. 
Salpetersaures Ammoniak 
in thierischen Flüssigkeiten, 
nach Schönbein 115, 259. 
SalpetersauresNatron, Ver- 
halten gegen Braunstein, nach 
- Wöhler i 113, 163. 
Salpetrige Säure, bildet sich 
bei Einwirkung von Kupfer 
auf Ammoniak bei Anwesen- 
heit von atmosph. Luft, nach 
Peligot 114, 166. 
— — empfindl. Reagentien auf 
dies., nach Schönbein 113, 61. 


Salpetrigsäureäther, nach 
C. Lea 115. 58. 
Salpetrigsaures Ammoniak 


113, 145. 


| Schimmelbildung, 
derselben auf die Erzeugung 


bildet sich bei Verbrennungs- 

provessen, nach Döttger 113, 148. 

Salpetrigs. Ammoniak, Bil- 
dung dess., nach Schönbein 

116, 236. 

Salze und krystall.. Stoffe in 
Extracten, nach H. Ludwi 

115, 166. 


31. 


Santelholz, v.Göppert 113,42. 


Santonin, statt dess. Strychnin 
abgegeben, eine Folge davon 
die Vergiftung eines Knaben, 
nach Neese 113, 217. 

Sarkosin, gleich Methylamido- 
Essigsäure, n.Volhard 115,124. 

Sarracenia purpurea,indian. 

Wasserkrug, nach ©. Berg 


114, 245. 


Sauerstoffgas, Bereitung 
dess., von De Luca 113, 52. 
Säuren, Apparatzum Auffinden 
derselben, von Pisani 113, 133. 
— einbasische, nach A. Geuther 
116, 97. 

Säuregehalt der Weine, Be- 
stimmung dess, nach Pohl 


Schiesspulver, weisses, nach 
Hudson 114, 66. 
Einfluss 


von Ammoniak, nach Jodin 
114, 166. 


ı Schlamm des Nils, Bildung 


dess. 116, 260. 
Schlangen, giftige, im Orient, 
von Landerer 113, 45. 


: Sehlangenbiss, nordamerika- 


nische Heilmittel gegen dens., 
nach Maisch 
Schlangenholz. von Göppert 
113, 43. 

Schleimsaurer Kalk liefert 
bei der Gährung hauptsächlich 


Essigsäure, nach. Rigault 113, 


241. 
Schmelztiegel von Speckstein 
114, 67. 


Schwämme, gebleichte, nach 


Artus 115, 87. 
— Meerschwämme, Zucht ders., 
nach Lamiral 116, 270. 


Schwefel, Bestimmungdess.in 
den Schwefelkiesen, nach Pe- 
1 14, 1 3% 


louze 


193, 93. 
Schellack zu bleichen 116, 82. 


115, 262. 


ER  , 


” 
Eh 


er 


Schwefel, 


Seide, 


> neue FREE, 
desselben, nach Dietzenbacher 


? ‚114, 121. 
RN, ee namen, 


nach Millon - 114, 84. 


'Schwefelgewinnunga. Schwe- 


fel-Eisen, -Kupfer, -Zink und 
Schwefelealeium, nach J. Brun- 
Faut 113, 75. 


Schwefeleisen der Meteoriten, 


nach Rammelsberg 115, 11. 
Schwefelkohlenstoff im 
Steinkohlenleuchtgase, nach 
Vogel u.A.W. Hofmann 113,96. 
Schwefelm.etalle in der Soda 


zu bestimmen, nach Scheurer-. 


Kestner 116, 250. 


— — — nach Lestelle 116, 250. 
| Schwefelsäure, 


maassanaly- 
tische Bestimmung ders., nach 
-Wildenstein 116, 239. 
— Reduction ders. zu Schwefel- 
wasserstoff, nach Kolbe 113, 153. 


- Schwefelsäurefabrikation, 


Krystallbildung dabei, von A. 
Rose 113, 68. 
SchwefelsauresChinip, nach 
Jobst u. Hesse 1 14, 60. 
Schwefelwasser, Pulver zur 
schnellen Bereitung dess., nach 
Powusllet 1 16, 168. 


2 Ssefelsinn, Verhalten dess. 


gegen Jod 113, 169. 
Schweflige Säure zerfällt bei 
‚Gegenwart von Wasser bei 

- 200°C. in Schwefelsäure und 
Schwefel, nach Wöhler 116, 178. 
Schwefligsaur. Natron, nach 
Polli 114, 172. 
Schwefligsaure Salze (neu- 
 trale) in der Zuckerfabrikation 
benutzt, nach A. Reynoso 116,75. 
Sebaminsäure, nach Kraut 
116, 40. 


 Seemuscheldünger der Gra- 


natguano-Fabrik zu Varel, ana- 
lysirt von E. Harms 116, 143. 
Einwirkung des Chlor- 
zinks auf dies., nach J. Persoz 
Sohn 115, 177. 


— löst sich in Kupferoxyd-Am- 


moniak, nach Ozanam 115, 117. 
Seignettesalzfabrikation, 
nach @. Schnitzer 115, 266. 
Selenverbindungen, nach H. 

‚ Uelsmann 114, 172. 


& nach H, Wil u. W. Körner 115, 


Sen af öl, heise, Bildungs au : 
den Samen des schwarzen Senfs, 


. 132, 214. 
Serpentingefässe zu kitten, j 
nach Hanstein 116, 70. \ 
Sesamöl, Anwendung in der | 
Pharmacie, nach M.Roth 114,64. | 
Siecatif zu Zinkanstrich, nach 


Girardin 116, 83. 
Siegellack, nach Pottinger 

4, 

Silber, Chlor-, Brom- u. Jod- 


silber, Löslichkeit in gewissen 
Salzlaugen, nach Field 114, 266. 
Silphium der alten Griechen, 
nach Schrof 116,275 
Sinapismus glycerinatus, 
115, 9. 
Si-to-oh-balli- Holz, v. Göp- 
ert. - 113, 43. 
Soda, Fabrikation kaustischer, 
nach Fr. Kuhlmann 116, 247. 
— — — nach Pauli 116, 248. 
BOÄnRErSF NE, nach W. Gos- 
sage . 116, 248. 
Sodafabrikation in England, 
nach (Gossage 116, 271.- 
Solanicin, nach A. Kind und 
C. Zwenger 115, 171. 
Solanin, von Kromayer 114, 113. 
Solanum Lycopersicum, ana- 
lysirt von Enz 116, 92. 
Solanum pseudocapsicum, 
Vergiftung durch die Beeren. 
dess., nach Montani 115, 264. 


REN Mittel von 
Solbrig 116, 275. 
— ein Pariser Mittel gegen dies., 
analys. von Wiitstein 113, 116. 


Sondershausener Quellwas- 
SET, analysirt von H. Ludwig 
116, 1. 
Soolquelle von Egestorffshall, | 
analys. von £. Lenssen 116, 176. 
— von Frankenhausen, Analyse 
von 4. Kromayer 114, 219. 
— zu Heldrungen, analys. von. 
L. F. Bley und Gustav Bley 
119, 

Spartein, nach Mels 116, 270. 
Specif. Wärme der Elemente, 
von Weickardt 113, 47. 
SpekntninT Schmelztiegel 
114, 67. 


Spiritus zu entfuseln 114, 70. 
 nitrico aethereus zersetzt sich 
mit Spir. sulph. aeth. martiat. 
116, 272. 

— sulph. aeth. mart., zersetzt sich 
‚mit Spir. nitrico aeth. 116, 272. 
Stärke, quantitat. Bestimmung 


derselben, nach Dragendor ff 
115, 159. 
— in unreifen Früchten, nach 
- Payen 115, 160. 
Stärkemehl, Kieisterbildungs- 
Temperaturen desselben, nach 

' Liepmann 113, 245. 


— Zubereitung dess., als Rea- 
. gens auf Jod, nach Bechamp 


114, 169. 
Stahl, Bohren dess., nach A. 
Scheden 116, 73. 


— und Gusseisen, Zusammen- 
setzung ders, nach Caron, 
Fremy, Despretz, Marchand 

113, 166. 

Stahlquelle zu Doberan, ana- 
lys. von Fr. Schulize 116, 176. 

Stahlwaaren, Firniss gegen 
. Rost, nach Conte 116, 83. 

asfnertar Abs suneale 
nach K. Kraut 116 38. 

— — nach Schrader 116, 244. 


6%  eekienteriiiras. 


Schwefelkohlenstoff in dems., 
nach Vogel und Hofmann 
r 113, 96. 
Steinkohlentheer, Kohlen- 
‚wasserstoff aus dems.,, nach 
Schorlemmer 115233. 
Steinöl, Derivate dess., nach 
Uelsmann 113, 182. 
Steinsalz, Zersetzung durch 
Gyps und Braunstein, nach 
Nickles 116, 249. 
Stiekgas der atmosph. Luft, zur 
Gewinnung von Cyanverbin- 
dungen u. Ammoniak benutzt, 
nach Marguerite und Sourdeval 
113, 174. 

Stickoxyd, auf Brom einwir- 
kend, nach 4. Landolt 113, 143. 


"Stickstoff, Affinität zu den 


Metallen, nach Geuther und 
Briegleb 113, 163, 
— in dem Ackerboden, nach J. 
Pierre 113, 129. 


Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds.3. Hit. 


Bir. 


Stickstoff u u. organ. Stoffe in. 


den Mineralien, nach Delesse 
113, 68. 
— vermag Wasserstoff in organ. 


313 


Verbindung zu substituiren, 


nach Peter Griess 


nach Delesse 
114, 82. 


ralsubstanzen, 


114, 267. 
Stickstoffgehalt der Me 


— angeblicher, des Be EE.> 


nach ARammelsberg 
Stickstoffmagnesium nat; 


Affinität des freien Stickstoffs .: 


zu den Metallen, nach Geuther 
u. Briegleb 113, 163. 


Strontian u. Baryt in Kalk- 


steinen nachzuweisen, 
Engelbach 114, 249. 


Strychnin-Reactionen,nach - 


Reese 115, 264, 265. 
Strychnin - Versi in 


Folge Verwechselung des San-. 
nach _ 


nach 


tonins mit Strychnin, 

Neese 113, 217. 
Strychninum arsenieicum, von 

Chiappero 115, 94. 
Stubenofenkitt, nach Kreuz- 

berg 7 EZ 
Sublimation des Salmiaks, 

nach Calvert 11, 10. 


Substitution des Wasserstoffs 
organ. Verbindungen durch 
Stickstoff, n. P. Griess 114,267. 

Sulfhydrate des 
nach Carius 115, 62. 

Sulfide der Alkoholradicale, 
nach Carius 


diden ders., nach C. Linnemann 
115, 62. 

Sulfokohlensäure- Aethy Tr: 
äther und Sulfokohlensähure 


Aethylglycoläther, nach A. Au- 


semann 115, 60. 


Sulfuride des Eisens, Kupfers, RE 
Zinks und Calcium zu ent- 


schwefeln und den Schwefel 


zu gewinnen, En 
faut 113, 9.7.28 
Syringin, in der Rinde von 


Ligustrum vulgare, von A. Kro- 
mayer 


21 


Glycerins, 


115. 62. 
— der Alkoholradieale mit Jo- 


nach J. Brun- 


113, 19. 


N Be, ı8 0. 
 Tamarinden, a Righind 

£ Sr Er 116, 269. 
Ay Erin; nach H.Kolbe 115, 174. 
Teak-, Tik- oder Tekabaum- 


Be holz, indische Eiche, von Göp- 


er 113, 38. 

T allium,n.Crookes 114, 180. 
2x nach Dumas und Lamy 114, 
182. — 116, 253. 


2 - Vorkommen, nach Kuhlmann 


u, 114, 238. 
ein Begleiter ‚des Cäsiums u. 
 Rubidiums in Mineralwassern, 


. nach Döttger 116, 138. 
— ein Begleiter des Tellurs, 
nach Werther 116, 258. 


T halliumsalze, organisch- 
saure, nach F. Kuhlmann Sohn 


116, 256. 
_ En hyaiolog: Wirkung ders., nach 
- Paulet 116, 263. 


Theingehalt ‚des Paraguay- 
'thees, nach _ Stahlschmidt. 

\ 115, 170. 

Thierkobhle, Wiederbelebung, 

‚nach Leplay "und (ubinier 

116, 76. 


a Thüringer Fluss- und Quell- 


' wässer, analysirt von A. Kro- 
 mayer, H. Ludwig und Rut- 
 ckoldt 115, 193. 116, 1. 

- Tinte, Entfernung vom Papier, 


. nach "Dullo 114, 73. 
Titaneisen, nach St. Hunt 
114, 253. 


T oluol, Oxydationsproducte 
.dess., nach Fittig 113, 181. 

Tr ap anatan s, Analyse "ihrer 
(sche, von Gorup- Besanez 


113, 95. 
ibensäure aus Mannit, 
nach AH. Carlet 113, 247. 


a Traubenzucker, Unter- 


‚scheidung von Rohrzucker 

‘ durch ammoniak. Bleiessig, 
‘ Föpdch O. Schmidt 113, 241. 
Triäthylphosphinoxyd, 

nach Pebal 115, 63. 
AsiangEperma ficifolia, 
- Untersuchung der Wurzel, von 


Th. Peckolt 113, 104. 
Triglyeolamidsäure, nach 
Heintz 115, 66. 


Trimethylamin in dhenhpa- 
dium Vulvaria, nach Dessaignes, 


r a = 
a A , r \ Er Say 


Priukwausdes Runstenbeit 
von kohlens. Kalk in dems. 
der Gesundheit nicht zuträg- 
lich, nach Grimaud de Caux 

114, 250. 

— von Lefort 116, 148. 

— von Felix Boudet 116, 163. 

— organ. Bestandth. dess., nach 


A. Vogel 116, 165. 
Tuffsteinbol des Brohlthals, 
nach Bender 113;:213. 
Tulpenholz, von Göppert 
RT 
Tugquiholz aus Guyana, von 
Göppert 113, 43. 
U. 
Ueberchlorsäure, nach Ros- 
coe 113, 149. _ 
Ueberchlorsäureäther, 
nach Roscoe 115, 60. 
Ueberchlorsaures Rubidion 
113, 157.” 


Uebermangansaure Alka- 
lien als Desinfeetionsmittel 


114, 251. 
Unterphosphorigsaur. 
Chinin 114, 61. 
— Kalk hr 115, 91. 
Untersalpetersäure, nach. 
Müller 113, 144. 


Unverbrennliche Zeuge, 
nach Versmann u. Oppenheim 


113, 90. 
Usatinsaı u. Uvitonsäure, 


nach Finck 1 18. 21. 
V. 


Valeral, Verbindungen dess. 


mit Säuren, nach Fr. Guthrie 
u. H. Kolbe 115, 68. 
Valeriansäure, in Bernstein- 
säure überführbar, nach Phip- 
son 115, 70.. 
Vegetation, Versuche von 
Stohmann, über dies. 114, 62. 
Verbrennungsprocesse ge- 
ben Veranlassung zur Bildung 
von salpetersaurem Ammoniak ; 


nach Döttger 113, 1 48. 
Verfälschung ätherischer Oele, 
nach Bolley EB 1. 


— fetter Oele mit Rüböl zu 
entdecken, nach Fr. Schneider 
.. 114, 64. 


Mi Ver dent dach chromsaur. 
R erg 113, 218. 
vo a ‚Strychnin (wegen Ver- 

wechselung mitSantonin), nach 
. Neese 113, 217. 


 Vesuv, letzter Ausbruch dess,. 
am 8. Decbr. 1861, nach Guis- 
‘eardi, Palmieri u. Ch. St. Cl. De- 
ville, von ©. Rammelsberg 
113, 223. 
Vierzehn heiligen- Brunnen- 
' wasser, analys. von H. Lud- 


wig 115, 202. 
Vivianit, nach Rammelsberg 
114, 253. 

. Vogelaugenholz, von Göp- 
pert 113, 41. 
Volksheilmittel,. oriental., 


von Landerer 113, 123. 


w. 


Wachs, Unterschied des Bienen- 
wachses vom PHanzenwachse, 
nach Robineaud 116, 86. 


‚ Wachspapier, Bereitung Ha 
nach A. Ricker 116, 81. 


Wärme, specif., der Elemente, 
von Weikardt 113, 47. 


'Wärmestrahlen, Durchgang 
ders. durch Gase, von Magnus 
113, 50. 

Wäsche, "Bleichen ders. durch 


Chlorkalk, nach Sauerwein 
116, 239. 
Wässer, arsenikhaltige, "nach 
Guyon 113, 139. 


— Gehalt ders. an Kohlensäure, 
Sauerstoff, Sickgas ete., nach 
Lefort ; 116, 148. 


Wasser der Quellen vom Frau- 
enberge bei Sondershausen, 
analys. von H. Ludwig 116, 1. 

— wirkt lösend auf Blei, nach 
Calwert 113, 141. 

'— Reinigung dess. durch das 
Gefrieren, von Robinet 113, 137. 

— Ursache seiner Farbe, nach 
Wittstein 114, 26. 

— Veränderung dess. bei Auf- 
bewahrung in grossen Behäl- 
tern, nach Üoste 113, 137. 

Wasserkrug, indianischer, 
Sarracenia purpurea, nach ©. 
rs 114, 245. 


Wassorstoffeisen, nach Ca ® i | 


rius u. Wanklyn 113, 22. 
Wasserstoffgasentwicke- 


lung durch Natrium gefähr- r 


lich, nach Böttger : 113, 53. 
Wasserstoffhyperoxyd, 
Darstellung, nach Duprey 
116, Ba 
Weilbacher Natronquellen, 
analys. von 
114, 275. 


Weilbach, Natronquelle, ana- 


lys. von R. Fresenius ‚116, 169. 


R. Fresenius 


Wein ‚ umgeschlagener, nach Be- ee 


champ 
regehalts, nach Pohl 113, 93. 
W einsäure- 


115, 266. 
Weisser Präeipitat und. ‘Jod, 
nach Schwarzenbach 113, 172. 
Weizenmehl, aufRoggenmehl- 
gehalt zu prüfen 115, 95. 
Wildungen, Mineralwasser, | 
analysirt von ‘AR. Fresenius‘ 
116,171. 
Wismuth, höhere Oxydations- 
stufen dess., 
113,24. 
— . Verunreinigungen und  Ver- 
fälschung dess., nach Landerer 
116, 199. 
Wismuthjodid, Doppelsalze 
dess., nach Linau 113, 167. 


Wismuthoxyde, nach Schiff 


113, 166. 
Wismuthsäure, nach. er 
deker 114, 261. 


Wolframsaure Salze in Kry- 


stallen, nach Geuther u. Fors- 


ber 1ER 


g 
Wood’s leichtflüssiges Metall = B 


114, 263. 


Wunden, Desinfieiren fauliger,. 
durch Blauholz- 


brandiger, 


nach C. Schrader 


BB. 
Weine, Bestimmung ihres Säu- 


und Weinstein- 5 n 
fabrikation, nach @. Schnitzer _ RER 


‚ Bi 


‚extract, nach Desmatis 114, 63. a 


gr‘ 


x. 


Xanthinsäureverbindun- 
gen, nach Hlasiwetz HASSH a 


6% an 
. # 


Z« RN: x Er j 
Zebraholz, v. Gipgel. 1 20. le 
Zeuge, unverbrennlich 


er A 
Ri ’ 
x 
wa r 
& Ya 
“ 


Hr ‚machen, neh RER, und 


- Oppenheim = 113, 90. 


n% 


”- vorhanden, nach Kolbe und 


. Lautemann. 113, 178. 

Be Zineum eyanatum, Dar- 
stellung dess., nach Oppermann 
113, 124. 
Zinkanstri ch, Reese, nach 
"Girardin : 16, 83. 


Zi nnfolie, bleihaltige, nach 
Baldck 114, 68. 
Zi nngeschirre, Beigehalt 'der- 
selben, nach Pleischl 114, 68. 
Zi nno be r, grüner, nach Vogel 
116, 74. 
asberboreitu ng mittelst 
 Schwefelkaliums, nach Firme- 
nich 113, 173. 


Ex: Zinnoxydul, Verbindung dess. 


5% die Fortschritte der 


"mit Zinnsäure und Antimon- 
säure, nach H. Schiff 113, 72. 
'Zinnoxydulsalze, nach E. 
 Lenssen 113, 170. 
Zinnsäure, Verbindung ders. 
mit it Zinnoxydul, nach H. Schiff 
113, 73. 


Zinnenifid, 2 


 Zimmteäure ist ‚zuweilen ne- 


gegen Jod u Dez. VB | 
Zirkoniu m Rare Wer 


bindungen, nach Marignac 


113, 159. 
Zucker, Entdeckung dess. im 


Harn, nach : Bence Jones 
113, 184. 
Zuckerin sauren Früchten, äich 
H. Buignet 115, 162. 


— Umwandlung desselben durch 
die Gährung, nach Berthelot 


113, 241. 
_— —- —-ın Mannit, nach Ed. 
Linnemann 115, 165. 


Zuckerfabrikation, An- 
wendung neutraler schweflig- 
saurer Salze bei ders., nach 
Alvaro Reynoso 116, 75; nach 
 Calvert, Perier und Possoz ° 

116, 76. 

Zu ckerhalti ge Flüssigkeiten 

zu klären, nach Leplay und 


Qubinier 116, 76. 
Zweifach -Schwefelzinn, ar 
halten gegen Jod 113, 169. 


II. Literatur und Kritik. 


"Arzneimittel, Anleitung zur Prü- 
fung chemischer, von A. Duflos ; 

‚ Kritik von Geiseler 116, 
184. 264. 

a aounz 115, 280. 
Berichtigungen zur Literatur und 


Kritik, Archiv 1863, Märzheft 


114, 192. 


Bibliographischer Anzeiger für 


- Pharmaceuten, 1863 Nr. I, von 
Mr. 113, 276. Nr.1l. 114, 277. 
Nr HI: 115. 27%. Nr. IV: 
116, 276. 

Canstatt’s Jahresbericht über 
Phar- 
macie etc, im Jahre 1861; 
Kritik von Bley 114, 274. — 


ST 115, 82. 
Derselbe für das Jahr 1862; 
Kritik von Bley 116, 264. 


Deutsche Pflanzen, Führer in 
das Reich deutscher Pflanzen, 
von M. Willkomm; Kritik von 
Löhr. 116, 186. 


Erklärung der Redaction des 
Archivs der Pharmacie, hin- 
sichtlich einer Abhandlung des 
Hrn. Neese in Kiew 113, 280. 

Flora Columbiae, von Karsten 

| 116, 267. 

Flora von Nord- und Mittel- 
deutschland von Dr. August 
Garke. 6. Aufl., Berlin, bei 
Wiegand und Hampe, 1863; 


Kritik von Dr. M.J. Löhr 
115, 273. 
Giftbuch, deutches, von Dr. E.F. 


R. Schneider. 
H. Kölling. 1861, 
Kritik von Dr. L. 114, 91. 
Jahresbericht über die Fort- 
schritie der Chemie etc., von 
H. Kopp und AH. will, für 


2. Aufl.; 


1861, Giessen, F. Ricker 1862; 
angezeigt von Dr. F. Geiseler 
— 116, 184. 
Kryptogamenflora von. Sachsen, i 
Thüringen und 


114, 85. 


„Oberlausitz, 


Wittenberg, 


"Nordböhmen. "I. Abth. Algen, 


+ 


- Leber- und Laubmoose. Be- 
arbeitet von Dr. L. Rabenhorst. 
Leipzig, 1863, bei E. Kummer; 
' Kritik von E. Hampe 114, 89. 
. Dasselbe Werk; Kritik von Dr. 
Löhr 114, 272. 
 Löthrohrprobiren, Anleitungzum, 
von Bruno Kerl 116, 192. 

- Medicinalordnung, Entwurf einer 
M.-O. und eines Gesetzes über 
den Gifthandel für das Her- 
zogthum Gotha. Ausgearbeitet 
vom Medicinalrath Dr. Günther 

in Zwickau. Gotha, 1862; Kri- 
tik von L. F. Bley 113, 186. 
Mikroskopie, Beiträge zur neue- 
. ren, von Fr. Reinicke,. Dres- 
den, bei Kuntze, 1860; Kritik 
von Dr. Löhr 113, 2722. 


Nueva Quinologia of Pavon, 
London, 1859 — 1860, von 
Howard 116, 267. 


Pflanzen, Führer in das Reich 
der deutschen, von Moritz Will- 

. komm ; Kritik v. Löhr 116, 186. 
Pharmaceutische Waarenkunde, 
von Dr. Otto Berg, 3. Aufl. 
Berlin, 1863, bei R. Gärtner; 
Kritik von €: Rubach 114, 188. 
Pilze und Schwämme Deutsch- 
lands, von Dr. J. Ebbinghaus, 
Leipzig bei W. Bähnsch, 1863; 
Kritik von Dr. 7%. Hüsemann 
114, 190. 

Quinologia, nueva, of Pavon, 


A. 
Alers..J.-E....;.... 113, 210. 
\Albert, nen 115, 46. 
Ammermüller .:..... 116, 84. 
TE ET WRLERE FERNE I "= Fü N | 
nennen 115, 87. 
1.0.2005 7 VE PAR 114, 76. 

B. 

Bacaloglio .......... 115, 88. 
. Baeyer, A....... 115, 56. 257. 
Ballianı..3. ur. 116, 182. 
Baldock ............ 114, 68. 
BER; 232. Er 113, 185. 
Be es 113, 15. 


III. Autorenregister. 


‘London, 
Howard ale 116, 267. 


Schwimme, die nützlichen 'und 
schädlichen, von Dr. Harald 


Othmar Lenz, 3. Aufl., ‚Gotha, Ss 
Thienemann, 1862, Kritik von 


Dr. 114, 85. 


Th. Hüsemänn- 


Schwämme, Anleitung zum Bei 
vorzüglichsten 
essbaren Schwämme Deutsch- Br 


stimmen der 


lands für Haus und Schule, 
von August Sollmann. 1862, 
Hildburghausen, 


115, 272. 


Synopsis plantarum diaphorica-. 


rum. Systemat. Uebersicht der 
Heil-, 
zen aller Länder, 
David August Rosenthal, Erlan- 
gen, bei F. Enke, 1861 und 
1862; Kritik von Dr. Löhr 
113, 264. 

Toxikologie, Handbuch der, "nach 
van Hasselt’s Handleiding, be- 
arbeitet von Dr. med. 7%. Hu- 
semann und Dr. phil. A. Huse- 
mann. Berlin, G. Reimer, 1862; 
Kritik von Dr. Marme 113, 189. 


Zeitschrift, pharmac., für Russ- 
land, von Dragendorff 116, 264. 
Zelle, Entwickelungserscheinun- 
gen der organischen, von H. 


Karsten. Berlin, 1863; Kritik 
| von W. 115,190. 2° 
Battling 2.2... 08 113, 87. - 
Bartal. 1... 113, 148. 
Baumgarten......... 115, 256. 
Bauwel, B. van..... 115, 176. 
Bechamp 114, 169. — 116, 78. 
Begemann, CHEN 113, LE 
Beilstein 2303 115, 67. 
Beil: Dh. A 0 TO 
Bender, R. ......... 113, 213. 
Benecke, G. M.R... 115, 195. 
Berard 2.5.2223 113, 244. 
Berg, O. 114, 188. 242, 245. — 
116, 211. 
Berthelot 113, 177. 241. — 115, 
‚7 
‚ Besanez, Gorup.. er 95. 242. DR 


sie 


ROTEN 1863, von RS 


Kesselring; A 
Kritik von Dr. Th. Husemann 


Nutz- und Gift-Plan- 
von. Dr. 


er 88. 276. — 115, 9. 116, 
Br...» 138. 147. 
Er a un G. Bley.. 115,2. 
 — und H. Ludwig.. 113, 194. 
Fe Blandlet 4.22... 113, 84. 
Bame...:... 114, 257. 260. 
{ = - Bödecker 114, 261. — 115, 258. 
 Böhnke, C. H., genannt Reich 
5 113, 193. 
 Böttger 113, 53. 148. — 114, 76. — 
5 116, 138. 
ES Boblich und Roth. 115, 96. 
BE  Bojanowsky, C. 113, %. — 
ER: 115, 183. 
 Bolley 113, 95. — 114, 56. — 
nr 115, 71. 
= Bonnewville........... 113, 82. 
B. IE 116, 163. 
e N EEE 113, 82. 
Boussingault........ 116, 95. 
en ae 113, 75. 
_ Briegleb RL TREE LE 113, 163. 
Broek, van der...... 114, 265. 
BrpmBautzd: ..::.:.- 113,283 
SS Brunner .... Ber: 113, 67. 
Braun und Bromann 115, 256. 
BEE H.......... -115, 162. 
Bunsen 113, 155. 156. 158. — 
| 114, 84. 177. 275. 
2 C. 
Be Balietet- nen 115, 9. 
en Galvert..... 113, ,70. 141. 142. 
—Barey, Lea ...:i "115, 58, 75. 
Carius 113, 72. — 115, 62. 69. 
Carlet, H........---- 113, 247. 
Caron ..... 113, 165, 166, 177. 
F RT ERORRRERE 114, 267. 
; Chevreul 113, 77. — 114. 81. 
Er GBappero... . (iu. 115, 94. 
frech, ‘A. H..:.:.. 116, 262. 
ee Olark.... 113, 258. — 114, 60. 
er Dlarıs....-- 115, 82. 116. 264. 
; E  Claubry, Gaulthier de 113, 68. 
Be - — 116, 178. 
£% Claus Be 113, 135. 
Remenk. 5. 113, 68. 
ee 1 113, 60. 
-  Bondyioo.zcarerenr 114, 251. 
Bern... 20006 116, 83. 
: ldap; van der..... 114, 255. 
Bee. 2: 113, 137. 
= ie Bears 115, 87. 


Bien LE 113, 189. 211. — 114, 


ee, 2 


‚116, 166. 


..— nn nee er» 


_Creuzburg Be 88 


Crookes ....... RS AR 
Crusenis. uns ER ER: , \.% 235. 
Gubinier: 2.2. K 116, 76. 
Quzeuti. a EN, 115, 83. 
D. Zu 
Dannesy......n0 0% 114, 65. 
BUY SR E 115, 260. 
Debout 2.0228: 113. 243. 
Debray, H. 114, 1. — 116, 238. 
Delesse.. 113, 68. — 114, 82. 
Delffs ... 115, 80. — 116, 265. 
Denzel:;. ‚ur .as84% 116, 266. 
Desmatisi a, 114, 63. 
Desormes .» . 2%... 113, 68. 
Despretz... 2.5; 113, 77. 166. 
Dessaignes.......... 114, 62. 
Deville....... 4195,88, 223. — 
114, 1. — 116, 236. 
Dieh1l3, 0.7... 29 113, 154. 
Dietzenbacher....... 114, 170. 
Dive, Er. RE 114, 250. 
Dragendorff .... 115, 159. — 
116, 264. 273. ' 
Drouke, F. u.C.Zwenger 113, 247. 
Drümmer 1.213.224 116, 131. 
Duflos, A 116, 184. 240, 264. 
Dufoar. Eu 116, 271. 
Dullo..... 113, 88. — 114,.73. 
Dumas 113, 154. — 114, 182. 
Dupasquier. 4306 114, 250. 
Dupreyin:.:. 1.2208 114, 81. 
Dusch33: 2 Na 113, 83. 
E. Karl? 
Ebbinghaus, J....... 114, 190. 
Ehrenberg ......:... 114, 251. 
Eisenmann 114, 274. — 115, 
82. — 116, 264. 
Elsner 53... 114, 67. 71. 
Enngelbach ..:......:2.2% 114, 249. 
Enz, Js: Bach 116, 92. 
Erdmann 114, 178. 179. 239. 262. 
.—=,116,:92%°.. 
Erdmann u. v. Uslar 113, 258. 


Erlenmeyer, E. u. J. A. Wan- 


klyn... 113, 25. — 116, 111. 
Erpenbeck RR Bucd 116, 193. 
Eulenburg 114,274. — 115, 82. 

— 116, 264. 
Feldhaus, S. 114, 33. — 116, 
Eh 41.52. 


Ferrier 


113, 183. 


2 KURIE > o = . ; 
TEE NETTER BER DEE OPER WE GT We) I EEIEERBTERN 


-. 


Register. 319 
Fick..... 114, 274. — 116, 264. | Guthrie, Fr...... 1407 116,88. 
N RER E 114, 266. | Guyon..a a .... 113, 139. 
1,1, ARE 115, 71. 
Firmenich, M........ 113, 173. H. 
ROBBE NA. cu urcur 11; 12T | Haag,idi 702000 115, 55. 
Fittig, R. 113, 178.181.— 115, 64. Badelich,. W...:7P82 115, 107 
Be RR... 113, 138. | Hager 113, 88. — 115, 90. 96. 
BiBarBu.. Wiese 115, 61. 116, 274. 
Flückiger .....:. 113, 87. 262. | Hampe, E........:.. 114, 9. 
Be... 114, 262. | Hankel, W.......... 114, 65. 
Eoiberth ..2..2...... 113, 83. Harcourt, Vernon... 116, 241. 
Forsberg............ 113, 73. Harms, Ed. 116, 141. 143. 144. 
Frederking.......... 116, 274. | Hauer, von ......... 113, 139. 
Fremy...... 113, 77..160:°943:. | Hayes, „nr 116, 74. 
Fresenius 113, 150. 158. — 114, | Heintz, W.......... 115, 66. 
275.— 116, 169. 171. 233. 271: | Hempel, C. W....... 114, 264. 
Frickhinger.......... 115, 165. | Hesse, O. 114, 60. 169. 271. — 
Bihde. un 115, 85. 115, 169. 172. 
Hirzel! 2... BAER 114, 71. 
©. Hlasiwetz 113, 180. 185. 254. 255. 
1 BEER 114, 174. | Hofmann, A. W. 113, 96. — 
BBrka A. .......0%% 115, 273. 115, 74. 
Geiseler 114, 85. — 115, 97. — | Hoffmann, R......... 115, "260. 
116,5484..486: | Hoppe, F.. »:.x...%:%% 115, 179. 
ne, 415,164. | Houzeau... ...: 114, 81. 
SB 113, 70. Howard, Eliot 113, 232. — 115, 
ehasd. En 115, 67. 249. — 116, 267. 
Beeren Ar... .... 113, 103. | Hoyermann, G. ..... 116, 127. 
Geuther 113, 73. 163. 175. — | Hudson............. 114, 66. 
114, 269. — 115, 64. — 116. | Hunt, St. ............ 114, 253. 
41. 18. 97. Husemann, A........ 115, 60. 
Glenard u. Guillermont 113, 80. — Th. 114, 89. 192. — 115, 273. 
Gibertini ........... 114, 262. 
Bann se 113, 256. I. 
2 FOR: 115,165. 1. Ihld SR 2 113. 34. 
a a 114, 173 
Girardin, J. 113, 132. 244. — J. 
116, 83. Jackson, Ch. Th 113, 136. 
Göppert, H. R. 113, 35. — 114, | Jaffe, M............. 115, 189. 
126. — 115, 53. Jeshel 734%..0923% 113, 84. 
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