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PHARMACIE.
Eine Zeitschrift
7 des
allgemeinen deutschen Apotheker-Vereins.
- Ahtheilung Horidentschland.
Herausgegeben
L. Bley wd Hl. budwig.
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XKIIE Jahrgang.
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HANNOVER.
Im Verlage der Hahn’schen Hoflmrchhandledis
1863.
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PHARMACIR.
ARCHIY
Zweite Reihe. XV. Band.
Der ganzen Folge CLXV. Band. _
I
Unter Mitwirkung der Herren
v. Albert, G. Bley, Geiseler, Göppert, Hadelich, Husemann, Kem-
per, Körner, Löhr, Meurer, Peckolt, Rammelsberg; Wigand, Will,
Wittstein
herausgegeben
von
L. Ble, | H. Ludwig.
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NEW VoRK
BOTANICAL
Sande:
Walz’sches Vereinsjahr.
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HANNOVER. 5
Im Verlage der Hahn’schen Hafbn ou ee
1863.
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NEW YORK
BOTANIGAL
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Inhaltsanzeige
Erstes Heft.
I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite
I
3
Die Soolquelle bei Heldrungen in der goldenen Aue in Thü-
ringen; von Dr. L. F. Bley und Gustav Bley........
Ueber die Schwefelungsstufen des Eisens und das Schwefel-
eisen der Meteoriten; von ©. Rammelsberg...........
Ueber den angeblichen Stickstoffgehalt des Roheisens; von
BEnBEIBen aan onen a bene ve a ar ee
Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und schnellen
Verfahrens, die thierische Milch auf ihren Handelswerth
zu prüfen; von Dr. G. C. Wittstein (Schluss)..........
Ueber die Löslichkeit des gewöhnlichen krystallisirten phos-
phorsauren Natrons in Wasser; von G. ©. Wittstein...
II. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien; von
Carl v. Albert aus Bernburg, d. Z. in Berlin...........
Bemerkung über die warzenförmige Oberflächenform des Co-
pals; von Prof. Dr. H. R. Göppert in Breslau
III. Monatsbericht.
Dieyandiamid S. 55. — Allophansäure 56. — Selbstzersetzung
der wasserfreien Blausäure 57. — Pfirsichblattwasser statt
Kirschlorbeerwasser 57. — Kalium-Eisen-Kupfereyanür 58.
'— Metbionsäure 58. — Ueber den Salpetrigsäure- Aether 58.
— Bereitung des Salpetersäureäthers 59. — Ueberchlorsäure-
Aether 60. — Sulfokohlensäure- Aethyläther und Sulfokoh-
... rt 01090
u.s.w. durch wasserfreie Älkalien 61. — Sulfide der Alko-
holradicale 62. — Doppelsulfide der Alkoholradicale 62. —
MAT 2% 1901
Jodiden 62. — Xanthinsäureverbindungen 63. — Triäthyl-
phosphinoxyd 63. — Einwirkung des Phosphoroxychlorids
lensäure-Aethylglycoläther 60. — Zersetzung des Essigäthers
Verbindungen der Doppelsulfide der Alkoholradicale mit
13
23
26
vr 2 I nlhvaneeige
E23 RE Seite
auf die trocknen Salze drgakiileher einbasischer. Säuren 64.
— Pinacolin 64. — Zersetzung der Oxalsäure durch das
Sonnenlicht 65. — Oxaminsäure 65. — Glycolamid 66. —
— Diglycolamidsäüre und Triglyeolamidsäure 66. — Jod-
propionsäure 67. — Umwandlung der Glycerinsäure in Acryl-
säure 67. — Butylehlorür 67. Verbindungen des Vale-
rals mit Säuren 68. — Cimicinsäure 69. — Umwandlung
der Citronen-, Butter- und Baldriansäure, mit Rücksicht
auf die künstliche Bildung von Bernsteinsäure 70. — Uvi-
tinsäure 71. — Ueber die Verfälschungen der ätherischen
Oele 71. — Ueber einige Kohlenwasserstoffe aus Stein-
kohlentheer 73. — Umwandlung des Anilins in Benzo£-
säure 74. — Umwandlung von Nitrobenzol in Benzol und
Ammoniak 75. — Zur Kenntniss der Pikrinsäure 75. —
Rother Farbstoff aus dem Kreosot 76. — Nitronaphtalin,
Naphtylamin und deren gefärbte Derivate 76. — Künstli-
ches Alizarin 78. — Darstellung von Farben aus Dinitro-
« naphtalin 78. — Bereitung eines violetten Farbstoffs aus
Naphtylamin 79, — Morin und Moringerbsäure 80. —
Manna des Sinai 81. — Manna von Kurdistan 31.
IN Diteratur, und Kritik... eu 0.020: I --
Anzeige einer Bezugsquelle von reinem kohlakkanzen |
Ka EN ER es 96
Zweites Heft.
I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Ansichten über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica;
von Dr. L. F. Bley und Dr. Th. Geiseler............. 97
Ueber die Bestandtheile des Guajakharzes; von W. Hadelich 107
' Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem Samen des
schwarzen Senfs; von H. Will und W. Körner........ 132
II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. Ä
- Brasilianische Industrie-Ausstellung .......sscenenseeenesenn 145
II. Monatsbericht.
Quantitative Bestimmung der Stärke S. 159. — Stärke in un-.
reifen Früchten 160. — Ueber den in den sauren Früch-
ten enthaltenen Zucker 162. — Caramelan 164. — Um-
Inhaltsanzeige. vu
‚Seite
wandlung des Zuckers in Mannit 165. — Identität von
Melampyrin und Duleit 165. — Aepfelsaure Magnesia 165.
— Vorkommen von Salzen und krystallinischen Stoffen in
den Extracten 166. — Ueberführung des Cinchonins in eine
dem Chinin isomere Base 169. — Anisöl-Chinin 169. —
Berberin 170. — Theingehalt des Paraguay-Thees 170. —
— Zersetzung des Caffeins 171. — Solanicin 171.— Cerato-
phyllin 172. — Kreatinin 173. — Sarkosin 174. — Cholin
174. — Künstliche Bildung des Taurins 174. — Choleste-
rin, im Pflanzenreiche aufgefunden 175. — Analyse einer
verfälschten Butter 176. — Einwirkung des Chlorzinks .auf
die Seide 177. — Löslichkeit der Seide im Kupferoxyd-
Ammoniak 177. — Das Mikroskop zur Erkennung des
menschlichen Blutes bei gerichtlichen Untersuchungen 178.
— Verhalten des Blutfarbstoffes im Spectrum des Son-
nenlichtes 179. — Beobachtungen über die Blutkrystalle 183.
IV. Literatur und Kritik......... IRA :. 1%
ht
Drittes Heft.
I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Analysen von Fluss- und Quellwässern Thüringens; mitgetheilt
=0o= Pf: Dr. H. Ludwig in Jena... 209
Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem Samen des
schwarzen Senfs; von H. Will und W. Körner (Fort-
Bun. und Schluss). 4% zum ed a a a Be 214
Ueber den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde; von Professor
NEN A ER OT RRer. o, 225
Chiningehalt ostindischer China-Rinden und -Blätter.......... 249
Reduction der Kupferlösung durch Dextrin; von Dr. R. Kemper 250
Notiz über Entfärbung: des Jodamylums; von Demselben..... 252
II. Monatsbericht.
Mehratomige Harnstoffe S. 255. — Harnsaures Natron 256. —
Darstellung des Murexids 256. — Oxydation durch Allo- "
xan 257. — Hydantoin 257. — Gehalt des Harns an Hip-
pur- und Harnsäure 258. — Alkapton 258. — Vorkommen
des Ammoniaknitrats in thierischen Flüssigkeiten 259. —
Krystallisirter phosphorsaurer Kalk 260. — Ueber die scharfe
Flüssigkeit in den Drüsen der Kröte 260. — Ueber die sog.
Haarballen aus den Gedärmen der Wiederkäuer 260. —
AI. a
Seite
Weber die Bestimmung des Gehaltes an Leimsubstanz in
den Leimsorten von Risler-Beunat 261. — Verhalten des
Kaliumplatineyanürs zum thierischen Organismus 262. —
Ueber die in Nordamerika gebräuchlichen Heilmittel gegen
den Schlangenbiss 262. — Vergiftungsfall mit den Beeren
des Solanum pseudo-capsicum 264. — Auffindung des Strych-
nins bei Vergiftungen und den Einfluss des Morphiums in
Verdeckung der Farbenreaction 264. — Zur Erkennung
des Strychnins 265. — Ueber Einrichtung von Behältern,
welche durch die meisten sauren und alkalischen Flüssig-
keiten. nicht angegriffen werden 265. — Verfahren der
Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz, chemisch reinem
Weinstein, Weinsäure, schwefelsaurem Kali und Natron
in Einer Folge 266. — Bereitung von AÄetznatron aus
Chilisalpeter 268. — Darstellung des Natrum carbonie. pur.
aus käuflicher Soda 268. — Verfahren der Gewinnung von
reinem Kochsalz und von Chlorkalium aus den Salzmut-
terlaugen 269. — Salpeterprobe 270.— Neuer Cement er.
nr > ei und en EBEN EAERT, era 970
ARCHIV DER PHARMACHE.
CLXV. Bandes erstes Heft.
1 Physik, Chemie und praktische
Pharmaecie.
Die Soolquelle bei Heldrungen in der goldenen
Aue in Thüringen;
von
Dr. L. F. Bley und Gustav Bley *).
In der Preussischen Provinz Sachsen im ehemaligen
Fürstentbum Querfurt, welches aus den Aemtern Quer-
furt, Jüterbogk, Dahme, Heldrungen und Burg bestand,
welche zum Erzstifte Magdeburg gehörten, im Prager
' Frieden aber als Fürstenthum an Sachsen, 1815 aber an Er
Preussen fielen, liegt der Ort Heldrungen an der Schmücke,
mit einem alten Schlosse, in welchem einst Thomas
Münzer gefangen gehalten wurde. In der Nähe von
Heldrungen findet sich die Soolquelle, welche Gegenstand
der chemischen Untersuchung geworden ist.
Diese Soolquelle steht sicher im Zusammenhange
mit den übrigen Soolquellen in Thüringen, welche Aus-
flüsse sind von grossen Steinsalzlagern, die nach Kar-
‚sten**) der südöstlichen Hälfte des grossen norddeutschen 5
N Im Herbste 1862 wurde der Erstgenannte von dem Besitzer
der Soolquelle in Heldrungen, Herın Walther in Braun-
schweig, ersucht, eine chemische Analyse dieses Wassers vor-.
zunehmen, welchem Gesuche derselbe in der Art entsprochen
hat, dass diese chemische Untersuchung mit dem ihm in ver-
korkten Flaschen übersandten Wasser in seinem Laboratorium
unter seiner Aufsicht von seinem Sohne, dem Apotheker Gu-
stav Bley, ausgeführt ward.
**) Karsten’s Archiv für Mineralogie, Geognosie und Bergbau 1842,
Bd.16, S.541. Ueber die Auffindung des Steinsalzes in den
niedersächsich -thüringischen Provinzen.
- Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 1. Hft, 1
a. L. F. Bley und Gustav. Bley,
Beckens angehören, welches nach Westphalen hin Ench
nicht genau in der Begrenzung bekannt, aber, nach
Veltheim, durch den Harz in zwei Hälften gespalten
wird, den Magdeburg-Halberstädtischen und den Thürin-
gischen Antheil. Das letztere Becken wird durch den
Kyffhäuser in mehrere Theile geschieden, als in das
südthüringische Becken, wohin Artern, Frankenhausen,
Rossleben, Wendelstein und also auch Heldrungen ge-
hören. Man unterscheidet hier wieder eine nördliche und
eine südliche Mulde. Bei Stotternheim, zwei Stunden
von Erfurt, ist das Steinsalzlager 1174 Fuss unter Tage
oder 635 Fuss unter dem Ostseespiegel erbohrt worden,
während es in Buffleben 677,5 Fuss unter Tage steht,
unter Muschelkalk und Gyps, wie bei Stotternheim.
Das Nordthüringer Becken oder das Mannsfeldisch -Säch-
sische, in welchem bei Seeburg der süsse und salzige
See zum Vorschein kommen, kann als in zwei Theile
gespaltet betrachtet und Halle und wohl auch RIURENE:
berg der südlichen Mulde zugerechnet werden.
In dem Magdeburg-Halberstädtischen Becken liegt
nun Stassfurth, dessen Boden schon seit langer Zeit als
ein grosser Salzmagazin bekannt, welches durch seine
reiche Soole von 17,75 Proc. ausgezeichnet, Gegenstand
neuer Forschungen geworden ist. Im April 1839 wur-
den die Bohrversuche begonnen, welche bei einer Tiefe
von 790 Fuss die ersten Spuren von Steinsalz nachwie-
sen und bei 1851 Fuss Tiefe ein Salzlager aufschlossen,
dessen Mächtigkeit bis zu 1024 Fuss 81), Zoll ermittelt
ist, ohne dass die Grenze erreicht wurde, indem die
Bohrversuche nicht weiter fortgesetzt worden sind. Ganz
in der Nähe von Stassfurth ist im Herzogthum Anhalt
ebenfalls ein Steinsalzlager erforscht und zwar in einer
Tiefe von 454 Fuss, so mit 3721/, Fuss weniger tief, als
bei Stassfurth *). —
*) Dr. E. Reichardt: Das Steinsalzbergwerk Stassfurth bei
Magdeburg und Acten der K. Leopoldinisch - Carolinischen
Akademie der Naturforscher, 1860.
Soolquelle bei Heldrungen. 3
Die Heldrunger Quelle gehört unstreitig in das Ge-
biet. des südthüringischen Beckens. Was uns über die
Quelle selbst mitgetheilt worden ist, besteht in folgenden
Notizen: Dieselbe liegt !j, Stunde von Schloss Heldrun-
gen, sie entspringt im Waldreviere in einem kleinen
flachen Thale, welches von drei Seiten geschützt ist und
in der Richtung nach Nordost mündet. Auf einem der
Bergrücken sieht man bei heiterem Himmel Erfurt mit
seinen Festungswerken. Nach Nordwest breitet sich das
fruchtbare Unstrutthal aus. Etwa eine halbe Stunde
entfernt erheben sich die Reste der ehemaligen Sachsen-
burg, etwas weiter nach Norden ragen die Thürme der
Rothenburg und des Kyffhäuser über die bewaldeten Hö-
hen hinweg. Nach Ost und Südost schliessen dieses -
Panorama bewaldete Bergketten. |
Der Grund der Quelle ist 52 Fuss rheinisch tief ab-
gebohrt, das Wasser tritt in einem Standrohre zu Tage
und läuft aus. Der Zuflusss liefert in einer Minute 7
Quart preussisch.
Die Temperatur des Wassers war bei 100R. Luft-
temperatur nur + 90R.
Ueber die medicinische Wirksamkeit sind folgende
Fälle mitgetheilt:
1) Bei einer Frau von 73 Jahren, welche 7 Jahre
lang an einem hartnäckigen Augenübel gelitten und in
‚den beiden letzten Jahren nahezu erblindet gewesen,
hat der innerliche Gebrauch der Quelle, nach ärztlichem
_ Rathe, täglich zu N}; Quart von Ende Sommers bis Mitte
December so günstig gewirkt, dass das Augenübel voll-
ständig gewichen ist, ohne ungünstige Zufälle herbeizu-
führen.
2) Bei einem 4jährigen Knaben, der durch Erb-
schaft von seiner Mutter an einem Flechtenübel litt, so
' dass der ganze Körper davon bedeckt war, wozu sich
. noch Verdunkelung eines Auges gesellte, ist nach dem
'Verbrauche von 18 Flaschen dieses Wassers diese trau-
rige Krankheit vollkommen verschwunden.
1*
ER L. F. Bley ind Gustav Bley,
3) Zwei Kinder von 8 bH 10 Jahren, RR ‚mit
scrophulöser Augenentzündung behaftet waren, sind nach
dem Gebrauche von diesem Augenleiden befreit worden.
4) Eine Frau, welche in Folge einer Entbindung
an einem offenen Beinschaden leidend war, sahe dieses
Uebel mehr und mehr sich mindern und hofft baldige
vollständige Genesung.
Chemische Analyse. |
Das zur Untersuchung bestimmte Wasser, welches
in gut verstopften Glasflaschen uns übersandt war, zeigte
sich bis auf einen ocherigen Absatz klar und geruchlos.
Es wurde im Wasserbade, in vorher gewogener Menge,
eingedampft, das Salz getrocknet und so die festen Be-
standtheile des Brunnens bestimmt. Nachdem die quali-
tative Analyse die Anwesenheit von Natron, Kälk, Eisen-
oxyd, Talkerde, Lithion, Strontian, Schwefelsäure, Kohlen-
säure, Chlor und Brom (letzteres, wie Lithion und Stron-
. tian, in einer grossen Menge Salz) dargethan, wurde die
quantitative Analyse nach dem gewöhnlichen Gange aus-
geführt. In einer bestimmten Menge wurde in filtrirter
Lösung durch oxalsaures Kali der Kalk gefällt, der
Niederschlag ausgewaschen, schwach geglüht und als
-kohlensaurer Kalk in Rechnung gebracht, im Filtrate die
Magnesia als phosphorsaure Ammoniak -Talkerde gefällt,
mit ammoniakalischem Wasser ausgewaschen, getrocknet,
geglüht und gewogen. Die Bestimmung der Schwefel-
'säure geschah als schwefelsaurer Baryt. Das Chlor
wurde als Chlorsilber bestimmt. Das Eisenoxyd hatte
sich, da das Wasser längere Zeit auf Flaschen gelagert
hatte, in Form von Hydrat abgeschieden, wurde durch
Filtriren getrennt, ausgewaschen, getrocknet und geglüht,
es zeigte sich vollständig rein. Der Natrongehalt des
Wassers wurde ermittelt nach Liebig, indem dasseibe
durch Verdampfen concentrirt, mit Barytwasser alkalisch
gemacht und zur Trockne eingedampft wurde. Der
Rückstand ward geglüht, in Wasser gelöst, die Lösung
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| Soolquelle bei Heldrungen. u. ei
Altrirt, aus derselben durch kohlensaures und kaustisches
Ammoniak der Barytüberschuss entfernt, das Filtrat ein-
. gedampft, der Rückstand geglüht und gewogen. Die Be-
stimmung der Kohlensäure Seschah in Form von kohlen-
saurem Baryt, welcher vom erhaltenen schwefelsauren -
Baryt durch Salpetersäure getrennt wurde. Zur Auffin-
dung des Broms wurde eine grosse Menge concentrirten
Mineralwassers durch Auskrystallisiren so viel als mög-
lich vom Kochsalz befreit, die gewonnene Mutterlauge
mit Chlorwasser und Aether versetzt und durch Verglei-
chung der Farbe der so erhaltenen ätherischen Bromlö-
sung mit einer Lösung von Brom in Aether von bestimmm.
tem Gehalt festgestellt.
Zur Bestimmung des Lithions wurde die mit Aether
behandelte Lösung von der Brombestimmung verwendet.
- Dieselbe wurde so viel als möglich eingedampft, das
sich ausscheidende Salz entfernt und der Rest schliesslich
_ eingetrocknet. Das trockne Salz wurde mit einem aus
gleichen Theilen wasserfreien Aethers und Alkohols beste-
henden Gemisch behandelt, welches nach dem Verdampfen
- das Chlorlithion gab, das schwach geglüht und gewo-
_ gen wurde. Das so erhaltene Chlorlithion wurde mit
Alkohol übergossen und die Lösung angezündet, wobei
die rothe Lithionflamme sehr deutlich erkennbar war.
Versuche zur Auffindung von Strontian wurden an-
gestellt mit dem bei der Bestimmung des Broms erhaltenen
Salze. Dieses wurde in Wasser gelöst und heiss mit
kohlensaurem Natron gefällt und das Präcipitat in Sal-
petersäure zur Lösung gebracht, die Lösung eingedampft
und der trockne Rückstand mit absolutem Alkohol be-
handelt. Die nun zurückbleibende höchst geringe Menge
' Salz wurde mit Alkohol übergossen, angezündet und.
” BL
' während des Brennens umgerührt, wobei die Strontian-
flamme deutlich hervortrat.
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6 L. F. Bley und Gustav Bley,
Das Wasser enthält in 1 Pfunde von 7680 Gran:
Chlornatrium........... 77,400
Schwefelsauren Kalk.... 2,503
Chlorcalcium..........- 3,543
Chlorlithium ........... 0,008
Eisetiöoxy@.. 2. ER 0,172
Chlormagnium ......... 1,435
Brommagnium ......... 0,009
Kohlensauren Kalk ...... 0,567
Schwefels. Strontian..... Spur
85,638
Spec. Gewicht....... —= »,4,00818
Gehalt des Soolbrunnens zu Schloss-Heldrungen:
In 10,000 Gran: |
Chlornatrium........... 100,781 Gran
Schwefelsauren Kalk... 3,259 „
Chlorealeium..... „ik FRrlsgak
Chlorlithium .......... 0,010 „
Eisenoxyd............ BE 9277
Chlormagnium ........- KIN
Brommagnium......... 0,011.:..,
Kohlensauren Kalk..... TEE
Schwefels. Strontian.... Spuren
MERFEeR 9%
Zum Vergleiche der Soolquellen in Thüringen, der
Provinz Sachsen und in Anhalt sind die Resultate über
deren chemischen Gehalt in den beigegebenen Tabellen
zusammengestellt.
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Chlornatrium ........22.20... 434,3 274,1 1563,2
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Schwefels. Kali............. 31 3,0 ‚361,4
£ Natron... Zr !...;: 2,8 14,1 _
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Frankenhausen in 10000 Theilen nach Kromayer 1862
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Oblorlithrum... 2.24. 2a 0a 0,1
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Schwefels. Kalk............... 41,8
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5 Natrod.1.70, 23 6,7
e Stronlian.. 2.22 5.% 0,3
Phosphorsäure .........0...... Spur
Kohlensäure: +... wu.2222 7,2
Bremmagnium;..... 2.22... 0,1
Kohlensaures Natron.......... _
2600,4.
Halle _Mutterlauge Mutterlauge Mutterlauge Badesalz
A. B.
in 10000 Theilen nach nach nach nach
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Chlornatrium ..... 649,4 691,6 1851,5 183,0
Chlorkalium....... 491,4 430,5 578,2 369,5
Chlormagnium..... 1269,5 1285,6 4864,0 3114,0
Chlorcaleium...... 535,0 585,1 2295,8 1531,3
Chloraluminium ... 4,2 4,2 — —
Schwefels. Kalk... 9,6 5,3 29,3 18,6
‚Kohlens. Kalk..... — _ TER 2,3
Eisenoxyd ........ _ _- 24,8 15,8
Bromkalium....... 127,0 -bis 131,0 — —
Brommagnium..... — _ 148,10 79,92
Bromaluminium... — — 6,16 13,57 ..
Jodaluminium..... -_ _ 4,54 2,51
Kieselerde........ 0,8 1,8 7,2 2
Organische Stoffe... — —_ 16,8 10,7
- Humins. Rali...... - — 36,8 23,49
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3087 3135 9967 6369
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9]0089pegJ 9JOOSYULLL, pun
pumpoyIM PumopıM och
%Ö.LE Bley u. G. Bley, Soolquellen in Thüringen etc.
Hubertusbrunnen Beringerhad b. Suderode
bei Thale im Harze
in 10000 Theilen
nach Bley und Bauer nach Bley 1845
Chlornatrium............. 167,71 113,27
Chlorkalium ............. 0,69 0,344
Chlormagnium............ 0,2 4,15
BmbBalcium...:.::-00..: 124,51 101,56
Chlorammonium | 0,168 3,12
| Chlorlithium ee 0,111 Spur
Chlorstrontium |} Benör ‚126 —
Chlorbaryum | 25 a
- Chloraluminium 0,415 —
Schwefelsauren Kalk...... 0,34 --
Kohlensauren Kalk....... Spur 0,12
Kohlensaures Eisenoxydul. 0,006 0,825
Manganoxyd ............. Spur Spur
Salpetersauren Kalk...... 3,33 —
- Phosphorsauren Kalk..... 0,01 =
- Jodmagnium............. 0,018
Brommagium............. 0,021 0,06
TEE 0,332
Organische Substanz...... Spur Spur
198,828 223,449.
Elmen bei Gr. Salze und Schönebeck
in 10000 Theilen
nach Heine
Chismalnum......cu0cues 1040,4 444,4
- Chlormagnium ............ 7,3 2,9
Schwefels. Kali............ 14,8 10,9
@ Magnesia........ 13,6 7,2
H a TE APE 27,8 14,9 ve
Kohlens. Kalk ............. 3,9 3,7
. Eisenoxydul...... 0,3 0,2
EA 0,2 0,2
Rammelsberg, über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. 11 g
Deber die Schwefelungsstufen des Eisens und das
Schwefeleisen der Meteriten;
von
C. Rammelsberg'‘).
Eine Untersuchung meteorischen Schwefeleisens gab
mir Veranlassung, gewisse ältere Angaben über die Ver-
bindungen beider Körper zu revidiren. Es hat dieser
Gegenstand in neuerer Zeit keinen Bearbeiter gefunden,
weil die Resultate der früheren Versuche von Stromeyer
und Berzelius, worauf fast allein unsere Kenntniss von
den Sulfureten des Eisens beruht, im Ganzen einfach
und erschöpfend zu sein scheinen. ae
1. Verhalten des Eisens zum Schwefel in
höherer Temperatur. |
Durch Erhitzen von Eisenfeile und Schwefel erhielt _
Proust ein Schwefeleisen mit 37,5 Proc. Schwefel, d.h.
eine Verbindung, welche auf 28 Eisen 16,8 Schwefel ent-
hält. Da die Zahlen 28 und 16 die Aequivalente des
Eisens und des Schwefels sind, so hat Proust ein Schwefel.
eisen erhalten, welches aus je 1 At. beider bestehend,
also Eisensulfuret—= FeS, nur mit einem geringen
Ueberschuss an Schwefel war. | |
Man beruft sich heut zu Tage auf Stromeyer, der
behauptet habe, das künstliche Schwefeleisen besitze die _
Zusammensetzung des Magnetkieses, d.h. etwa 40 Proc.
Schwefel, oder auf 28 Eisen 18!/, Schwefel, oder 7 gegen
8 At.(Fe7SS). Allein das ist ein Irrthum. Stromeyer sagt
nur, das künstliche Schwefeleisen enthalte stets unver-
bundenes Eisen beigemengt und entwickele deshalb mit
Säuren etwas Wasserstoff; das künstliche Schwefeleisen,
welches nach ihm gleich dem Magnetkies zusammenge-
setzt ist, hat er gar nicht aus Schwefel und Eisen darge- _
stellt, sondern er hat theils Eisenoxyd mit Schwefel
*) Vom Herrn Verfasser im Separatabdruck eingesandt.
12 An, Rammelsberg, N eng
erhitzt, theils Strahlkies destillirt. Von den Producten, die
auf diese Art entstehen, wird weiterhin die Rede sein.
Indem aber Stromeyer in einer und derselben Ab-
handlung eine neue und richtige Beobachtung mit einer
ganz falschen Erklärung verknüpfte, hat er ein eigen-
_ thümliches Missverständniss in der Wissenschaft hervor-
gerufen. Er hatte gefunden, dass der Magnetkies und
das von ihm künstlich dargestellte Schwefeleisen beim
Behandeln mit Chlorwasserstoffsäure eine Abscheidung
von Schwefel geben und dessen ungeachtet sah er diese
Körper als Schwefeleisen im Minimo des Schwefels an.
. Berzelius machte sofort darauf aufmerksanı, dass
dies nicht der Fall sein könne, und indem er zu glauben
schien, Stromeyer habe sein künstliches Schwefeleisen
direct aus den Bestandtheilen dargestellt, erklärte er,
dass auf diesem Wege nur dann das wahre Schwefeleisen
im Minimo, d.h. das dem Oxydul entsprechende, 1 At. 3
Schwefel enthaltende Eisensulfuret FeS, sich erhalten lasse,
wenn die Masse nicht zum Schmelzen komme, denn im
anderen Fall löse sie Schwefel auf, und es entstehe die
Magnetkiesmischung, die er als Verbindung von Sulfuret
- und Sesquisulfuret betrachtete. Ber zelius’ Vorschrift zur
Darstellung des reinen Eisensulfurets leidet indess an |
einem inneren Widerspruch, und beweist im Grunde,
dass auch bei Anwendung von überschüssigem Schwefel
‘das Eisensulfuret in hoher Temperatur nichts davon zu-
rückhält.
Eine sichere Methode, reines Eisensulfuret darzu-
stellen, verdanken wir seit langer Zeit H. Rose, wel-
cher gezeigt hat, dass die höheren Schwefelungsstufen
des Eisens, z.B. der Schwefelkies, sich durch Erhitzen
in Wasserstofigas leicht in Sulfuret verwandeln.
Nach dem Angeführten scheint mir, als habe nach
Proust Niemand Ei Zusammensetzung des gewöhnlichen
aus Schwefel und Eisen dargestellten Schworelernhn unter-
sucht; ich wüsste nicht, dass Proust’s Angabe factisch
widerlegt worden wäre, denn dass das Präparat die Zu-
über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. IE:
sammensetzung des Magnetkieses habe, ist, wie eben ge-
zeigt, eine nur irrthümlich Stromeyer ar
Behauptung. Ä
Ich habe reines Bisan, aus Eisenoxyd durch Wasser-
stoff redueirt, mit einem Ueberschuss von Schwefel bei
verschiedenen Temperaturen zusammengeschmolzen. Stieg
die Temperatur nicht bis zum Glühen, so wurde Eisen-
bisulfuret FeS? erhalten; erhitzte ich, so weit Glasgefässe
dies erlaubten, so bekam ich Eisensesquisulfuret Fe2S3,
was auch mit älteren Angaben von Proust, Bucholz
und Gehlen im Einklang steht; liess ich endlich die
Masse in starker Glühhitze (im Windofen) zum Schmelzen
kommen, so erhieltich Eisensulfuret FeS, d.h. ein Schwe-
feleisen, welches weder mit Säuren noch in Wasserstoff _
_ freien Schwefel liefert. Hierdurch bestätigt sich mithin
die alte Angabe von Proust.
Obgleich das gewöhnliche käufliche Schwefeleisen
wohl niemals aus reinen Materialien dargestellt wird, so
so habe ich es doch untersucht, da es mir schon längst
aufgefallen war, dass es bei seiner Verwendung zur
Darstellung von Schwefelwasserstoff nie einen sichtlichen
Absatz von Schwefel gegeben hatte, wie dies beim Mag-
netkies der Fall ist. Ich benutzte ein wohlgeschmolze-
nes, krystallinisches Präparat von Magnetkies ähnlicher -
Farbe, ganz homogen in der mit Blasenräumen erfüllten
Masse, dessen spec. Gew. — 5,067 war. Beim Pulvern -
waren wenigstens gröbere Theile von Eisen nicht zu be-
merken; das Pulver war wenig magnetisch, und ich be-
durfte längerer Zeit, um mittelst des Magnets eine noch
nicht 0,4 Procent betragende Menge auszuziehen. Als
dieselbe analysirt wurde, ergab sie 92), Proc. Schwefel,
zum Beweise, dass wirklich einzelne Theilchen von me-
tallischem Eisen (die gewiss allein magnetisch sind) dem
Präparat anhängen. |
Wurde dieses Schwefeleisen fein gepulvert so Tan
geröstet, bis es vollständig in Eisenoxyd verwandelt war,
so gab es (im Mittel der Versuche) 97,4 Proc. desselben,
14 Er Kammelsberg,
d.h. 68,2 Proc. Eisen, mithin 31,8 Schwefel, Zahlen,
welche, vom Magnetkies weit entfernt, etwa 6 At. Eisen
gegen 5 At. Schwefel entsprechen, so dass das gewöhn-
liche Schwefeleisen eben nichts anderes ist als Eisen-
sulfuret, gemengt mit etwas Eisen. In Wasserstoffgas
erleidet es einen geringen Verlust, der nicht in Schwefel
besteht; es bildet sich dabei etwas Wasser, welches zum
Theil wohl von einer kleinen Menge Eisenoxyd oder
Oxydoxydul herrühren mag.
Wenn man eine grössere Menge solchen Schwefel-
' eisens fein reibt, mit Schwefel mengt und im Tiegel
einer starken Hitze aussetzt, so erhält man eine gesinterte
Masse von der Farbe des ursprünglichen Präparats. Ihr
spec. Gew. ist nun — 4,79. Sie verliert beim Glühen
-in Wasserstoff nichts am Gewicht. Eine Analyse ergab
64,2 Eisen gegen 35,8 Schwefel, d.h. 28 : 15,6 also
nahezu 28 : 16; d.h. das gewöhnliche Schwefeleisen hat
sich nun in reines Eisensulfuret FeS verwandelt.
Wie mich dünkt, ist hierdurch der alte Irrthum be-
seitigt, dass das Eisen in der Hitze mehr als 1 At. Schwe-
fel zurückhalte, und Proust’s Analyse gerechtfertigt.
Wie oben bemerkt, habe ich aus reinem Eisen und
Schwefel in niederen Temperaturen die beiden höheren
Schwefelungsstufen, das Sesqui- und Bisulfuret, erhalten.
Es liess sich erwarten, dass diese auch entstehen wür-
den, wenn man das gewöhnliche Schwefeleisen mit Schwe-
fel nicht bis zum Glühen erhitzte; ich habe diese Ver-
suche indessen mehr in der Absicht angestellt, um zu er-
fahren, ob sich dabei nicht die Magnetkiesverbindung
bilde. Letztere habe ich zwar nicht, wohl aber das Ses-
guisulfuret erhalten, freilich nicht rein, sondern gemengt
mit Sulfuret, so dass es in Wasserstoff höchstens 12,6
Procent, anstatt 15,4 Proc. verlor. Eine noch niedrigere
Temperatur hätte ohne Zweifel Bisulfuret geliefert.
U. Verhalten des Eisenoxyds zum Schwefel.
Stromeyer führt au, er habe durch mehrmaliges
Erhitzen von Eisenoxyd mit Schwefel eine dem Magnet-
EHEN INTER
über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. 15
kies EERR Verbindung aus 59,85 Eisen und 40,15
: Schwefel erhalten.
Meine Versuche wurden mit einem ganz reinen
Eisenoxyd (aus oxalsaurem Eisenoxydul) bei sehr ver-
' schiedenen Temperaturen ausgeführt; es wurde dabei
immer ein grosser Ueberschuss an Schwefel angewandt.
Setzt man das Gemenge der starken Hitze eines gut
ziehenden Windofens einige Stunden aus, so erhält man
eine gesinterte Masse, von der Farbe des Magnetkieses,
die jedoch kaum magnetisch ist. Dies ist Eisensulfu-
ret, gemengt mit einigen Procent Eisenoxyd, welche
beim Glühen in Wasserstoff sich durch Wasserbildung
verrathen. Auch durch wiederholtes Glühen der gepul-
verten Masse mit Schwefel wird das Präparat nie ganz
sauerstofffrei, weil sich wohl der Schwefel früher ver-
flüchtigt, ehe alles Eisenoxyd zersetzt ist.
Erhitzt man Eisenoxyd und überschüssigen Schwefel
in verschlossenen Gefässen bei niederen Temperaturen,
so erhält man, je nach der Hitze, gelbgraue oder dunkle
Pulver, deren Gewicht um so grösser ist, je geringer die
Hitze; da sie aber ausser Eisen und Schwefel auch
Sauerstoff enthalten, so giebt ihre Menge keinen Auf-
schluss über ihre Natur. Ich bin noch damit beschäftigt,
zu untersuchen, ob sich auf diesem Wege bestimmte
Verbindungen bilden.
IH. Verhalten von Eisenoxyd zu Schwefel-
wasserstoff.
Was wir hierüber wissen, beschränkt sich auf die
' Angaben von Berzelius, dass nämlich bei Temperatu-
ren unter oder bis 1000 sich Eisensesquisulfuret, bei
Temperaturen über 100%, aber unterhalb der Glühhitze,
sich Eisenbisulfuret bilde, weil in diesem Falle ein Theil
des Schwefelwasserstoffs zersetzt und Wasserstoff frei
werde, während der Schwefel sich mit dem anfangs ent-
standenen Sesquisulfuret verbinde. Berzelius hat aber,
wie es scheint, das Detail dieser interessanten Versuche
2 E | Rammelsberg, BR
nicht publicirt, so dass man nicht weiss, ob er die Zu-
sammensetzung der entstandenen Producte wirklich durch
die Analyse ermittelt, oder nur aus ihrer Menge erschlos-
sen, und ob er das Freiwerden von Wasserstoff wirklich
beobachtet hat.
Ich habe mich vorläufig darauf beschränkt, die Ein-
wirkung beider Körper bei Temperaturen nahe unterhalb
. der Glühhitze zu untersuchen. Der Versuch wurde von
Zeit zu Zeit unterbrochen, die Gewichtszunahme des
Eisenoxyds bestimmt, das entstandene graue pulverige
Product in allen Theilen gemengt und von neuem der
Wirkung des Schwefelwasserstoffs ausgesetzt. Die flüch-
tigen Producte, Wasser und freier Schwefel wurden fort-
' getrieben. In zwei unabhängigen Versuchen erhielt ich
nach wiederholter Behandlung eine und dieselbe Menge,
nämlich von 100 Th. Eisenoxyd 124 Theile des Products,
welches auf Grund der Analysen als ein Oxysulfuret,
bestehend aus 1 At. Eisenoxyd und 3 At. des ihm ent-
sprechenden Sesquisulfurets betrachtet werden muss, und
beim Erhitzen in verschlossenen Gefässen schweflige
Säure entwickelt. Beim Glühen in Wasserstoff verliert
es 181/, Proc., wovon genau !/3 — Sauerstoff, 2/3; — Schwe-
fel sind, und verwandelt sich in ein Gemenge von 1 At.
Eisen und 3 At. Eisensulfuret.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass bei niederer
Temperatur sich Oxysulfurete bilden, welche reicher an
Eisenoxyd sind, worüber weitere Versuche Aufschluss
geben werden.
Die Existenz von Oxysulfureten ist beim: Eisen bis-
her unbeachtet geblieben. Ich habe schon oben erwähnt,
dass man aus Eisenoxyd und Schwefel in gelinder Hitze.
sauerstoffhaltige Producte erhält, von denen ich vorläufig
aber nicht entscheiden mag, ob sie Gemenge sind.
Berzelius hatte schon auf diesem Wege ein bräunes
magnetisches, beim Erhitzen leicht verglimmendes Pul-
ver erhalten, welches sich in Säuren ohne Schwefelwas-
serstoff zu entwickeln zu einem Oxydulsalz auflöste, und
über die Schwefelungsstufen des Eisens ete. 17
welches ein Oxysulfuret gewesen sein kann. Ich habe,
dem bereits Angeführten zufolge, die Versuche in dieser
Richtung noch nicht so weit fortgesetzt, um darüber etwas
sagen zu können *).
IV. Verhalten des Schwefelkieses in der His
se She A
z .
Was aus dem Schwefelkies bei starkem Erhitzen
werde, ist bis jetzt eigentlich immer zweifelhaft geblie-
ben. Stromeyer erhielt (wenigstens aus Strahlkies) die
dem Magnetkies entsprechende Verbindung; Berzelius
führt ebenfalls an, dass der Schwefelkies nicht die Hälfte,
sondern nur 3/, seines Schwefels verliere. Dagegen fand
Bredberg bei Versuchen mit Fahluner Schwefelkies,
dass derselbe, in starker Hitze geschmolzen, sich in Eisen-
‚sulfuret verwandelt, welches er analysirt hat. .
Ich liess gepulverten Schwefelkies von Freiberg in
_ einem verschlossenen Tiegel einige Stunden stark glühen.
Der Rückstand war nicht geschmolzen, sondern stellte
ein blaugraues unmagnetisches Pulver dar, dessen spec.
Gewicht — 4,494 war, welches in Wasserstoff 3,8 Proc.
Schwefel verlor, und 61 Eisen gegen 39 Schwefel, d.h.
28 Eisen gegen 18 Schwefel enthielt, mithin eine dem
Magnetkies entsprechende Zusammensetzung hat.
Ich habe den Schwefelkies über der Lampe in Por-
cellan- und Glasgefässen in einem Strom trockner Koh-
lensäure geglüht und ganz dasselbe Resultat erhalten-
Der Verlust betrug etwa 24 Procent **).
*) Man könnte fragen: Wie kommt es, dass Berzelius da
ein reines Schwefeleisen erhalten hat, wo ich eiu Oxysulfu-
ret erhielt? Hierauf erwiedere ich, dass Fe2S3 53,8, das
Öxysulfuret 56,8 Proc. Eisen enthält: "dass jenes 15, 38, dieses
16,31 Proc. in Wasserstoff verliert, dass man also beide Ver-
bindungen nur unterscheiden kann, wenn man die Menge des
Schwefels bestimmt. Leicht entsteht also die Frage: hat
Berzelius dieses Oxysulfuret für das reine Sesquisulfuret
angesehen?
100 Fe203 — 130 Fe?S3.
Ich erhielt 124 Th. Oxysulfuret.
**) Bliebe Eisensulfuret zurück, so müsste er fast 27 Proc. aus-
machen.
Arch.d. Pharm. CLXV.Bds. 1. Hfi. 2
RB ESIRE Rammelsberg, x
Hierdurch bestätigt sich Stromeyer’s Angabe, und
‚das von Bredberg erhaltene Sulfuret ist vielleicht das
Product einer noch stärkeren Hitze, als bei allen diesen
' Versuchen angewandt wurde.
V. Ueber die Zusammensetzung des Magnet-
kieses.
Die Analysen, welche zur Berechnung dienen kön-
nen, sind: Magnetkies von Treseburg (Stromeyer); aus
Brasilien und von Fahlun (Plattner); von Bodenmais
(H. Rose und Graf Schaffgotsch). Alle gehören einer
Zeit an, in welcher das Atomgewicht des Eisens zu nie-
_ drig angenommen wurde, bedürfen daher einer kleinen
Correction. Ich theile das Resultat der desfallsigen Rech-
nung hier mit, und setze den aus der Differenz berech-
neten Schwefelgehalt daneben, weil ich glaube, dass die
Eisenbestimmung im Verhältniss weit genauer ist als die
Schwefelbestimmung (die Analysen haben auch immer
einen Ueberschuss geliefert).
Fe S
1. Treseburg. Stromeyer. 59,86 40,14
2. Brasilien. Plattner. 60,20 39,80
3. Fahlun. Derselbe. 60,29 39,71
4. Bodenmais. Schaffgotsch. 61,15 38,85
5. r Derselbe. 61,19 38,81
6. „ H. Rose. 61,56 38,44
Der Eisengehalt schwankt also von 59,86 bis 61,56 Proc.,
d.h. um 1,7 Proc. Dies würde bei einer sehr einfach
zusammengesetzten Verbindung nicht viel bedeuten; an-
ders ist es beim Magnetkies, dessen Schwefeleisen dem
Sulfuret so nahe liegt. Hier ändert sich das Verhältniss
der Atome von Eisen und Schwefel (oder das Verhält-
niss von Sulfuret und Sesquisulfuret in der Verbindung),
je nachdem man die Extreme oder das Mittel der Ana-
lysen als Grundlage wählt. Denn man kann sich leicht
überzeugen, dass i E
über die Schwefelungsstufen des Eisens etc. 1090,
v> er.
ER RE
IT
Btromeyer’s Analyse... — Fes S” = 4FeS, Fe283
H. Rose’s Analyse...... — FellSı2 — 9FeS, Fe?S3
Das Mittel aller Analysen — Fe8 SI — 6FeS, Fe283 |
entspricht. |
Man möchte glauben, dass ein so einfacher Versuch,
‚wie das Glühen des Magnetkieses in Wasserstoff ist, die
Frage entscheiden könnte. Denn diejenige Menge Schwe-
fel, welche bei dem Uebergange des Magnetkieses in
Eisensulfuret frei wird, ist für
Pe: 87 NONE ProR:
FeS8 — 1, ‚395 — 4,9397 ,
Dee TAT ET
Fe9 S10 — 1/,,.38,84 — 3,884 ,
Felosı — 11,.396 — 3,51 ,
FellS12 — ı11,.384 — 320
also Werthe, deren Unterschiede sich leicht sollten er-
kennen lassen. Nun gab der Magnetkies
aus Brasilien.. 4,92 Proc. |
von Fahlun... 472 „N
von Bodenmais 3,36 „ Graf Schaffgotsch.
Plattner
Sind nun deswegen die Ausdrücke Fe’7S3 für jene bei-
den, und Fel!S12 für den letzteren gerechtfertigt? Jeden-
falls bedarf es noch weit mehr Analysen, um die Frage
zu entscheiden, ob der Magnetkies m FeS, m Fe2S3 sei, was
schon früher Graf Schaffgotsch zu beweisen suchte.
Die häufige Gegenwart von Schwefelkies könnte die
Vermuthung begründen, dass der schwefelärmste Magnet-
kies auch der reinste gewesen sei. In diesem Falle
müssen wir der Analyse H. Rose’s, also der Formel
FellS12 — 9FeS, Fe?S3 den Vorzug geben.
Für jetzt möchte es am besten sein, die Formel
Fe8S9 — 6FeS, Fe?S3 anzunehmen, welche dem Mittel ‚der
Analysen am nächsten kommt.
2*#
a | Rammelsberg, \ |
V. Das specifische Gewicht der Schwefelungs-
stufen des Eisens.
Das specifische Gewicht des Eisensulfurets, FeS,
und zwar des aus Schwefelkies durch Wasserstoff redu-
eirten, ist von G. Rose gefunden... — 4,668 — 4,726
Ich fand das durch Glühen von ge-
- wöhnlichem Schwefeleisen mit Schwe-
felrdargestelltei, u. uam Sn =#,45790
Dasselbe nach dem Glühen in Wasser-
Be er RR — 4,846
Die durch Glühen von Schwefelkies ent-
stehende Verbindung Fe8S9,...... — 4,494
Es scheint also, dass das Sulfuret wiege 4,7 — 4,8
Die künstliche Verbindung Fe8S9 ist ig Ab,
die natürliche, krystallisirte, der Mag-
ERSBORBBER Ga... 2 a f == .4;6.
Endlich das krystallisirte Bisulfuret
wiegt als zweigliedriger Speerkies. 4,85 — 4,9
als regulärer Schwefelkies... 5,0 — 5,2
Die Dichte der Schwefelungsstufen des Eisens steht zu
den relativen Mengen der beiden. Bestandtheile nicht in
directer Beziehung.
VI Ueber das Schwefeleisen der Wetssutkeht:
Durch die Untersuchungen von G. Rose ist das
Vorkommen des Magnetkieses in den Meteorsteinen von
Juvenas und Stannern ausser Zweifel gesetzt. Berze-
lius äusserte später die Vermuthung, dass auch Eisen-
sulfüret in Meteoreisen enthalten sei, und bezeichnete
dessen Analyse als sehr wünschenswerth.
Bei meinen Versuchen mit dem Meteoreisen von
Seeläsgen bemühte ich mich, auch die darin vorkommen-
den cylindrischen Massen von Schwefeleisen für sich zu
analysiren. Indem ich die darin gefundenen 11], Proc.
Nickel nebst so viel Eisen in Abzug brachte, als für die
Mischung des umgebenden Nickeleisens erforderlich war,
Br
über die. Schwefelungsstufen des Eisens ete. ar. -
ergab sich in der That für das Schwefeleisen die Zu-
sammensetzung des Sulfurets.
Aehnliche Versuche hat Taylor mit dem Schwefel-
eisen des Meteoreisens von Toluca angestellt. Allein er
fand darin 7!/, Proc. Nickel und Kobalt: Da nun das
Nickeleisen dieses Meteoriten selbst nur kaum 10 Proc.
dieser beiden Metalle enthält, so müsste man annehmen,
das Schwefeleisen sei nickelhaltig, was doch sehr fraglich
ist, wie denn überhaupt die Analyse einer Wiederho-
lung bedarf. | |
Das Meteoreisen von Knoxville, Tazewell County,
Tennessee, enthält nach Smith ein graues Schwefeleisen,
welches die Zusammensetzung des Sulfurets hat, man
mag den geringen Nickelgehalt (1/, Proc.) als der Haupt-
masse angehörig betrachten oder nicht.
Vor Kurzem theilte mir G. Rose ein Schwefel-
eisen aus dem Meteoreisen von Sevier County, Tennes
see, mit, welches im Ansehen an Magnetkies erinnert,
und einzelne metallische Theilchen von Nickeleisen ent-
hält, die dem Magnet folgen. Ich habe in zwei Analy-
sen 1,5 — 1,9 Proc. Nickel gefunden, und die Verhält-
nisse des Schwefels und Eisens der Art, dass bei Hinzu’
rechnung des Nickels zu letzteren auch hier Eisensulfu-
ret sich ergiebt.
Indessen halte ich weder diese noch meine früheren
Versuche mit den Einschlüssen des Meteoreisens von
Seeläsgen für hinreichend, um die Frage: ob Magnet-
kies? ob Sulfuret? sicher zu entscheiden, die allerdings
wegen der geringen Zusammensetzungsdifferenz des Sul-
furets und des Magnetkieses sehr schwierig ist. Denn
wenn man von der Ansicht ausgeht, das Schwefeleisen
sei in allen Fällen Magnetkies, so wird die in Abzug
zu bringende Menge Eisen um etwas grösser, allein
dieses Mehr ändert das Verhältniss von Nickel und Eisen
nur in geringem Grade; die Rechnung allein gewährt
mithin keine Sicherheit.
Wenn man sich erinnert, dass es sowohl nickelhal-
BR er Rammelsberg,
tige Magnetkiese giebt (Modum, Klefva, Pennsylvanien),
als auch, dass nach Scheerer in Norwegen ein nickel-
reiches Eisensulfuret vorkommt, welches nach den Flä-
chen des Octaöders spaltbar sein soll, wird man auch in
dem Schwefeleisen der Meteoriten einen Nickelgehalt
voraussetzen dürfen, und dann wird es noch weit weni-
ger gerechtfertigt sein, denselben lediglich einer Bei-
mengung von Nickeleisen zuzuschreiben. Nun giebt
Magnetkies in Wasserstoff Schwefel ab, Eisensulfuret
aber nicht. Ich habe diesen Versuch mit dem zuletzt
erwähnten Schwefeleisen angestellt, und‘ in der That
1,2 Proc. freien Schwefel erhalten. — Magnetkies und
Eisensulfuret unterscheiden sich in ähnlicher Art beim
Auflösen in Chlorwasserstoffsäure. Ich erhielt im vor-
liegenden Falle 1,44 Proc. Schwefel. Diese Versuche
lehren zwar, dass die Substanz nicht reines Sulfuret sein
könne, allein sie ergeben andererseits viel weniger Schwe-
fel, als Magnetkies unter gleichen Umständen.
Das specifische Gewicht des Schwefeleisens im ei
teoreisen ist
von Seeläsgen........ a 4,787
von. Toluea... .2..:2401 — 4,822
von Knoxville........ — An
von Sevier Üo........ a
gefunden. Jede Beimengung von Nickeleisen muss aber
das specifische Gewicht des reinen Schwefeleisens erhö-
hen, so dass auch diese Bestimmungen nicht als Beweise
dienen können.
Will man also die Existenz des Eisensulfurets im
Meteoreisen durch die Analyse von Smith nicht als
hinlänglich begründet erachten, so wird es weiterer Un-
tersuchungen bedürfen, die Frage zu lösen. Ich hoffe,
später auf diesen Gegenstand zurückkommen zu können. -
— te
angeblicher Stickstoffgehalt des Roheisens. 23:
Ueber den angeblichen Stickstoffgehalt des
Roheisens ;
von
Demselben.
Bekanntlich ist in den letzten Jahren die Behaup-
- tung aufgestellt worden, dass Stahl und Roheisen, ja
- selbst Stabeisen, Stickstoff enthalten; und es hat sich
in Frankreich zwischen Fr&emy und Oaron eine weit-
läufige Discussion entsponnen, indem Jener den Stick-
- stoff als einen wesentlichen, dieser als einen zufälligen
bei der Bildung des Cementstahls das Stabeisen Kohlen-
- stoff und Stickstoff aufnehme, dass der Stahl diesen Stick-
Bestandtheil der genannten Körper betrachtet.
Was den Stahl betrifft, so behauptet Fre&my, dass
stoff beim Glühen in Wasserstoff in der Form von
Ammoniak verliere und dadurch zu Stabeisen werde,
dass die Rückstände, welche Stahl beim Behandeln mit
3 Säuren oder mit Kupferchlorid giebt, stickstoffhaltig
seien, und dass schon sehr geringe Mengen Stickstoff
- die Stahlbildung hervorrufen, wie denn Bouis in einem
- Gussstahl angeblich 1/;ooo0oo Stickstoff bestimmt haben
will*).
Aber der Stickstoffgehalt in den Eisenarten ist schon,
vor länger als 20 Jahren von Schafhäutl in München
- behauptet worden **), welcher sagt, dass manches Roh-
' eisen mit Kali Ammoniak entwickle, dass der, beste
englische Gussstahl 0,18 Proc. Stickstoff enthalte, dass
- die Rückstände vom Auflösen des Eisens in Säuren stick-
stoffhaltig seien. Obwohl nun später Marchand durch
eine Reihe von Versuchen zu dem Schlusse gelangt war,
- ein Stickstoffgehalt sei im Roheisen und Stahl nicht mit
*) Auch Boussingault hat sich als Vertheidiger von Fre-
m y’s Behauptungen erklärt, und giebt an, im Gussstahl seien
?/jooooo eines Procents an Stickstoff enthalten.
**) Lond. and Edinb. phil. Mag. 1839. — Jahrb. für prakt. Chem.
19. 159.
24 Rammelsberg,
Sicherheit anzunehmen, auch die Rückstände beim Auf-
lösen derselben frei von Stickstoff gefunden hatte, so hat
doch Fr&my neuerlich seine Behauptungen auch für das
Roheisen geltend zu machen gesucht und sogar die kühne
Hypothese äufgestellt, Roheisen und Stahl seien Verbin-
‚dungen von Eisen mit einem aus Kohlenstoff und Stick-
stoff bestehenden Radikal, dessen Zusammensetzung durch
Substitution verändert werden könne, und dessen Zer-
setzungsproducte heim Auflösen dieser Stoffe in Säuren
zum Vorschein kämen. |
Es scheint, dass Fremy’s Ideen durch die interes-
santen Versuche Wöhler’s und Deville’s, nach wel-
chen Bor, Kiesel und Titan sich in der Hitze mit dem
Stickstoff der Luft direct verbinden, eine Stütze erhalten
könnten. Findet sich doch Cyankalium im Eisenhohofen,
ist die kupferrothe krystallisirte Substanz, welche man
- mit Wollaston lange für Titan hielt, doch nach Wöh-
ler ein Cyan-Stickstofftitan, und hat noch neuerlich
H. Rose in der Kiese!säure der Hohöfen 0,1 Proc. Stick-
stoff nachgewiesen, so dass Caron glaubt, wenn Roh-
eisen Stickstoff enthalte, so sei er an Kiesel oder Titan
gebunden. Allein Eisen nimmt an sich in der Hitze
keinen Stickstoff auf; die Versuche von Berthollet,
- Thenard, Savart, Despretz, Buff und Fremy
scheinen nur zu beweisen, dass Eisen beim Erhitzen
in Ammoniak bei einer gewissen Temperatur sich mit
Stickstoff verbinden könne, und dass nur die Methode des
Letzteren, Rothglühen von Eisenchlorür in Ammoniak,
ein wirkliches Stickstoffeisen liefere. Insbesondere aber
ist in Betracht zu ziehen, dass die Bestimmungen bei
der. Darstellung von Roheisen und Stahl ganz andere
‚sind, als die oben erwähnten; dass es sich dabei weder
um ein Eisensalz noch um Ammoniak handelt. |
In Frankreich hat sich Gruner mehrfach gegen
Fr&my ausgesprochen, und aus praktischen Gründen des
Letzteren Behauptung, Roheisen enthalte noch mehr
Stickstoff, als der daraus gepuddelte Stahl, widerlegt.
angeblicher ‚Stickstoffgehalt des Roheisens. 25 |
Es mag hier ganz unerörtert bleiben, ob so unge-
"mein kleine Mengen Stickstoff, wie namentlich die spä-
teren Versuche Fr&my’s u. A. in den Eisensorten er-
geben, auf die Beschaffenheit derselben von irgend wel-
chem Einfluss sind. Dagegen schien es mir wichtig,
dasjenige Roheisen auf einen Gehalt an Stickstoff zu
prüfen, ans welchem der sogenannte Rohstahl dargestellt _
wird. Es ist diejenige Art des weissen Roheisens, welche
man Spiegeleisen zu nennen pflegt, und welche aus Spath-
eisenstein mit Holzkohlen erblasen wird. Ich liess mehrere
Pfunde desselben in verdünnter Schwefelsäure auflösen,
und sowohl die Auflösung als den kohligen Rückstand auf
Stickstoff untersuchen. Aus jener wurde der grösste
Theil des Eisenvitriols auskrystallisirt *), die Mutterlauge
dann mit Kalkhydrat destillir. Dadurch wurde in der
That etwas Ammoniak erhalten und in Form von Platin-
salmiak bestimmt. Allein der daraus berechnete Stick-
stoff beträgt 0,002 eines Procents, oder Us4900 des Eisens,
und diese geringe Menge für wesentlich zu halten, streitet
wohl gegen alle Wahrscheinlichkeit. Nach Fr&my ist
aber der Rückstand stickstoffhaltig; allein weder durch
Erhitzen mit Kalilauge noch mit Natronkalk gab der
aus Spiegeleisen erhaltene Ammoniak; aber er enthielt
auch kein Titan. Auch derjenige kohlige Rückstand,
welcher beim Auflösen von Roheisen mit Hülfe eines
elektrischen Stromes nach Weyl’s Methode erhalten
wird, gab ein negatives Resultat. Lässt man aber solche
Rückstände einige Tage an der Luft liegen, so entwickeln
sie beim Behandeln mit Kalilauge Ammoniak, welches
sie offenbar aus der Luft absorbiren.
Wie leicht das Ammoniak von porösen Körpern ab-
sorbirt wird, ist allgemein bekannt. Kohle, natürliches
und künstliches Eisenoxyd und andere Körper besitzen
*) Sollte dabei nicht das Ammoniak in Form von schwefelsau-
rem Eisenoxydul-Ammoniak = H*NO, SO3 + FeO, SO3+6H0O
auskrystallisirt sein ? (Ludwig.)
N wi +
28": .. Wittstein, \
diese Eigenschaft, und die alte Beobachtung von Austin,
Chevallier und Berzelius, dass feuchte Eisenfeile
an. der Luft Ammoniak bildet, und dass der Eisenrost
solches enthält, ist vielleicht nicht aus einer Wasserzer-
setzung, sondern lediglich aus der Absorption des in der
Luft enthaltenen Ammoniaks zu erklären.
Ich liess zerkleinertes Spiegeleisen mit Wasser ab-
spülen und mit Kalilauge erhitzen, erhielt aber kein Am-
moniak. Hatte das Eisen aber einige Tage an der Luft
gelegen, so konnte nun eine merkliche Menge Ammoniak
erhalten werden. |
- Wenn hiernach gerade in demjenigen Roheisen,
welches vor allen anderen zur Stahlbildung geeignet ist,
kein wesentlicher Gehalt an Stickstoff sich nachweisen
lässt, wenn andererseits die Leichtigkeit, mit welcher
Ammoniak von Eisen und anderen Körpern aus der
Luft aufgenommen wird, in Betracht gezogen wird, so
darf man wohl "nicht glauben, dass Fr&my’s Ideen auf
die Metallurgie des Eisens von Einfluss sein und die
Theorie der Cementstahlbildung modificiren können.
m
Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und
schnellen Verfahrens, die thierische Milch auf
ihren Handelswerth zu prüfen;
von ;
Dr. G. €. Wittstein.
(Fortsetzung und Schluss der Abhandlung in Bd. CLXIV. Heft 3.
pag. 239.)
Zweite Versuchsreihe.
Ich kam nun auf den Gedanken, ob es nicht ein
Mittel gäbe, durch welches man in den Stand
gesetzt werde, den Rahm, welchen die Milch min-
destens erst binnen mehrstündigen Stehens vollständig
Prüfung der thierischen Milch. IRIR
abscheidet, viel rascher — wo möglich binnen
einigen Minuten — auf der Oberfläche anzu-
sammeln und so durch Ablesen an einer gra-
duirten Röhre sein Volum in kurzer Zeit zu
bestimmen. | |
Von dem Glaubersalze und andern neutralen Alkali-
salzen weiss man, dass sie die im Blute schwimmenden
Kügelchen, welche durch blosse Filtration des Blutes
nieht getrennt werden können, sofort vollständig abschei-
den. Dieselbe Wirkung war auch denkbar auf die (aller-
dings ganz anders constituirten) Milchkügelchen, welche
ja, möglichst nahe aneinander gerückt, den Rahm bilden,
aber ebenfalls nicht durch blosse Filtration zu gewinnen
sind.
Ich fertigte daher mehrere bei gewöhnlicher Tem-
peratur gesättigte Lösungen von einigen Alkalisalzen an,
vermischte sie im graduirten Cylinder mit einem gleichen
Volum Milch (5 CC. mit 5 CC.), stellte in die Ruhe, no-
tirte, sobald eine Rahmschicht deutlich abgegrenzt war,
die Höhe derselben an und nahm auch von weiterer
Vermehrung dieser Schicht in gewissen nachfolgenden
Zeiträumen Notiz.
Gleichzeitig stellte ich in einem andern Cylinder ein
ebenso grosses Quantum (5 CC.) derselben Milch für sich
hin und beobachtete auch hier die allmälige Rahmver-
mehrung unter Berücksichtigung der dazu erforderlichen
Zeitdauer.
Ferner wurde jedesmal die Temperatur des Locals,
wo die Proben standen, ermitteli. Es wurden mit Glau-
bersalz, Kochsalz, Salpeter und Salmiak Versuche ange-
stell. Wir theilen nur die mit Glaubersalzlösung ange-
stellten Versuche mit (s. Seite 28). x
m... Wittstein,
Versuche mit Glaubersalzlösung.
en aan Rahm-Pr Rahm-Procente,
x an en alas en a der abgesetzt von der unver-
E } Ss alzlosung vermis en . .
Locals ae ER | mischten Milch nach
1 n.C. |Std. Proe.|Std. Proe.| Std. Proc.[$td. Proc.
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1, | 10 2 8 24 —106| 2-10 a — 1
10.00, | 10 4 -5 m —8|a — 7). 10,
Es dürfte schwer sein, aus dieser zweiten Versuchs-
reihe brauchbare Schlüsse zu ziehen, denn sie wider-
‚sprechen sich häufig; so viel indessen zeigen sie, dass
von der Anwendung der Glaubersalzlösung noch am ehe-
sten ein praktischer Nutzen zu erwarten ist, eher als von
den übrigen Salzlösungen, die meistens weit schlechtere
' Resultate gaben als die Milch für sich. Aber die Rahm-
absonderung erfolgte noch immer viel zu langsam für den
Zweck einer raschen Milchprüfung. |
Dritte Versuchsreihe.
Ich versuchte hierauf, ob die Rahmabsonderung
nicht eben so gut statt fände, wenn statt der
Glaubersalzlösung reines Wasser der Milch zu-
gesetzt würde.
I ER BET NT N“
Prüfung der ihierischen Mc. 29
Versuche mit gleichem Volum Wasser.
ze RIESEN Rahm -Procente,
tur | abgesetzt von der mit abgesetzt von der unver-
1860. des Wasser vermischten . .
Eh Milch nach mischten Milch nach
n.C. |Std. Proc.| Std. Proc.| Std. Proe.| Std. Proe.
2 Aurılı 106 1 ga Ta
24 — 6*) 4 —7
aeg oe | art
24 —10 24 —7
lie 1 36 9 7 1. 17° 1.106 7 Pau
| Abd ar Be ae ar 5
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ea, ea Share
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1 100, 1.14.4941 9, a6r] 2.20 .g ee
4 —12 a 10
u. Ss. W.
Der kürzeste Zeitraum, in welchem bei diesen Proben
in der mit Wasser verdünnten Milch eine Rahmschicht
sichtbar wurde, betrug !/, Stunde — noch immer zu viel
Zeit für den Zweck der Milchprüfung, wie ich sie wünschte;
zudem unter 22 Versuchen auch nur Einmal, während
eine Rahmschicht viermal erst nach 3), St., fünfmal nach
1 St., einmal nach ıl/, St., dreimal nach 1!/, St., ein-
mal nach 1?/, St., zweimal nach 2 St., einmal nach 23,
Stunden, einmal nach 3 St. und dreimal nach 4 St. sicht-
bar wurde. Aber diese Rahmschichten waren dann noch
keineswegs der richtige Ausdruck für die Güte der Milch,
‚indem sie
1) Einen Fall ausgenommen, nach 24 St. eine andere
Höhe einnahmen, und zwar fast eben so oft mehr,
wie weniger betrugen;
*) Diese Verminderung des Rahmvolums erklärt sich dadurch,
dass der aus der verdünnten Milch rasch aufgestiegene Rahm
anfangs nur locker aneinander hing und sich erst mit der.
Zeit dichter zusammenzog; sie wurde wiederholt beobachtet. ı
2 a, Wittstein,
| 2) die nach 24 St. erreichten Höhen“: in allen Fällen
nicht mit den in der unvermischten Milch entstan-
denen Rahmschicht-Höhen übereinstimmten. Ich
glaube nämlich, dass die in letzterer entstande-
nen Rahmschicht-Höhen als die normalen betrachtet
werden müssen, obgleich sie in obigen 22 Ver-
suchen sonst ohne Ausnahme geringer sind, als
die der mit Wasser verdünnten Milch. Warum
die letztere mehr Rahm aufwirft, als die unver-
mischte, liegt gewiss lediglich in ihrer grössern
Verdünnung, welche den Fettkügelchen im Aufstei-
gen weniger Hinderniss entgegensetzt; aber da zum
Zwecke der Rahmabsonderung, resp. Rahmgewin-
nung, im praktischen Leben die Milch niemals mit
Wasser verdünnt wird, so ist es wohl gerechtfertigt,
nicht diejenige Rahmmenge, welche auf nur immer
mögliche Weise aus der Milch geschieden werden
kann, sondern diejenige Rahmmenge, welche die
Milch in dem zum Verkauf dargebotenen Zustande
absetzt, als die normale anzusehen.
Es ist nun auch erklärlich, weshalb in der zweiten
Versuchsreihe aus der reinen Milch sich meistens mehr
Rahm absetzte, als aus der mit einer concentrirten Salz-
lösung vermischten; denn obgleich der Milch durch die
Salzlösung fast noch eben so viel Wasser hinzugeführt
wurde, als sie schon besass, so empfing sie dagegen
damit zugleich auch eine Portion Salz, welche das spec.
Gewicht dieses Wassers so sehr erhöhte, dass die Dich-
tigkeit der unvermischten Milch demungeachtet noch weit
weniger betrug, als die der mit der Salzlösung verdünn-
ten Milch.
Es wurde noch versucht, ob vielleicht ein kleiner
Zusatz von Alkohol oder Aether im Stande sei, den Rahm
schnell in der Milch aufsteigen zu lassen, ea ohne
allen Erfolg.
| Vierte Versuchsreihe.
Um nichts unversucht zu lassen, probirte
Prüfung der thierischen Milch. 31
ich auch einmal, den Betrag des Wassers di-
rect zu bes hin. |
Dazu lag als Instrument das Fuchs’ sche Hallymeter,
welches bekanntlich zur genauen Ermittelung des Wasser-
gehalts des Biers dient, am nächsten. Zum Schütteln
der Milch mit Kochsalz diente das mehrerwähnte 10 CC-
Glas; die darin Raum habenden 160 Gran Wasser
lösen 57,6 Gran Kochsalz auf. Dasselbe Volum Milch
muss folglich weniger als 57,6 Gran Kochsalz lösen, aber
- der Unterschied um so geringer sein, je wasserreicher
die Milch ist. Da aber ein und dieselbe Milch ein und
dieselbe Quantität aufgelöster Substanzen enthält, sie
‚mag abgerahmt oder nicht abgerahmt sein, so begreift
.es sich schon von vornherein, leicht, dass vermittelst des
Hallymeters nur der durch Wasserzusatz, nicht aber der
durch Rahmabnahme allein verübte Betrug möglicher
Weise nachgewiesen werden kann. |
Der Ausführung der Probe stellte sich u ein
Hinderniss entgegen. Als ich nämlich frische (ein Paar
Stunden vorher gemolkene) Milch (welche allerdings sehr
schwach sauer reagirte) mit so viel feingeriebenem Koch-
salz, als wenn sie bloss Wasser wäre, also mit einem
Ueberschuss dieses Salzes versetzt, ein Paar Minuten
geschüttelt und dann in das Hallymeter gegossen hatte,
verdiekte sich das Ganze unter Ausscheidung des Käse-
stoffs in feinen Flocken bald so stark, dass das ungelöst
gebliebene Kochsalz sich nicht abscheiden konnte. Bei _
Wiederholung der Probe suchte ich die Verdickung da-
durch zu verhindern, dass ich die Milch vor dem Zu-
schütten des Kochsalzpulvers mit einigen Tropfen einer
alkalischen Lösung von blauem Carmin vermischte; zu-
gleich hoffte ich dadurch, das ausgeschiedene ROTE
leichter zu erkennen, als es in der weissen Flüssigkeit
möglich war: Letztere Absicht wurde allerdings enreitäh
aber auch diesmal trat, obgleich nicht so schnell, Ge-
rinnung ein, nachdem sich das Salz grösstentheils aus-
geschieden hatte. Ich schloss daraus, dass durch eine
- we te nr A ee En a
TIEREN | a A EEE EEE
: BE 1 2
a
Ba
kleine Vermehrung von Alkali das Gerinnen gänzlich
vermieden werden könne; in der That trat, als ich 5 CC.
‚Milch mit 10 Tropfen einer Auflösung von kohlensaurem
Kali (worin !/g ihres Gewichts KO, CO, 10 Tropfen
Lackmustinetur und einem Ueberschuss von Kochsalz
schüttelte, keine Verdickung ein, und das ungelöste Salz
schied sich sehr leicht und deutlich ab.
Ich blieb daher in den nun folgenden: Versuchen bei
letzterer Verfahrungsweise stehen; es wurden nämlich
5 CC. Milch mit 10 Tropfen Kalilösung, 10 Tropfen
Lackmustinetur und so viel Wasser, dass alles 10 CC.
betrug, vermischt, 64 Gran Kochsalzpulver hinzugeschüttet,
das Ganze 5 Minuten lang geschüttelt, dann in das Hally-
meter gebracht und die in der Ruhe daraus abgeschie-
denen Kochsalz-Grade (= Grane) notirt. Gleichzeitig
stellte man ein gemessenes Quantum derselben, Milch im
graduirten Cylinder hin und notirte die nach 24 Stunden
abgesonderte Rahmmenge.
- Nro. Datum Temperatur Abgeschiedenes Rahmgehalt.
1860. des Locals. Kochsalz. ‚
1. 2. Juni 15° C. 6,6 Gran 8 Proe.
2. : 15,50 Ed GB;
5. SC 150 10,5 „ 88 „
4. 6:5, 15,50 1 Ta,
5. Rn 160 105 „ at
6. RT 170 10 E Si
Ei Mi N 17,50 10,3... ER
Werden die in jedem Versuche verwendeten 10.
Tropfen Kalilösung und 10 Tropfen Lackmustinetur als
reines Wasser betrachtet, so erhielt jede Probe (5 CC.)
Milch einen Zusatz von 5 CC. (= 80 Gran) Wasser, in
welchem sich 28,8 Gran Kochsalz lösen, welche also vor-
ab von den in Arbeit genommenen 64 Gran Kochsalz
abgezogen werden müssen. Von dem Reste — 35,2 Gran
hatten sich in den 5 CC. Milch in No. 1: 28,6, in No. 2:
31,9, in No. 3, 4 und 5: 24,7, in No. 6: 25,2, und in
No. 7: 24,9 Gran aufgelöst. Diese Zahlen sind aber,
wenn sie als Maassstab der Beurtheilung der Beschaffen-
Prüfung der thierischen Milch. 33
heit der Milch dienen sollen, völlig unbrauchbar, denn
die Milch No. 1, welche 8 Proc. Rahnı abwarf, hatte fast
ebenso viel Kochsalz aufgelöst wie das ihr gleiche Volum
Wasser; die im Rahmgehalte damit ganz gleiche Milch
No. 6 hingegen hatte über 3 Gran Salz weniger gelöst;
die Milch No. 7 mit dem geringsten Rahmgehalte (7 Proc.)
hatte weniger Salz aufgelöst als No. 6; die Milch No. 2
mit 7,6 Proc. Rahmgehait hatte über 3 Gran Salz mehr
gelöst als das ihr gleiche Volum Wasser u. s. w.
Fünfte Versuchsreile.
Versuche mit einem neuen Aräometer, un-
ter steter Berücksichtigung der Temperatur
und des Rahmgehaltes der Milch.
Das specitische Gewicht einer Flüssigkeit, welche
von der Dichtigkeit des destillirten Wassers nur wenig
abweicht, lässt sich mittelst der gewöhnlichen Aräometer
nicht genau bestimmen. Da aber die Empändlichkeit
des Aräometers um so grösser werden muss, je grösser
der Unterschied im Volum des Schwimmers und des
Stiels ist, so brachte dies Herrn Professor von Fellen-
berg auf den Gedanken, für Mineralwasser ein der-
artiges Aräometer zu construiren, welches noch einen
‚Unterschied im spec. Gewicht von 0,000031 anzugeben
im Stande ist. Ich habe solche Aräometer zuerst von
Glas anfertigen lassen *), und nicht nur selbst ihre grosse
Bequemlichkeit und Genauigkeit kennen gelernt, sondern
auch die Bestätigung davon von mehreren Seiten erhalten.
Das Volum des Stiels dieser gläsernen Aräometer
verhält sich, wie ich gefunden habe, zum Volum des
Schwimmers wie 1 : 148; der Stiel verdrängt nämlich
2,5 CC. Wasser, der Schwimmer aber 370 CC. Die
Skala geht bis zu 180 herab, und da jeder Theilstrich
— 0,000031 ist, so muss eine Flüssigkeit, worin jene bis
zu 180 hervorragen soll (bei 12,50 R.), ein spec. Gew.
*) Vierteljahrsschr. für prakt. Pharm. IX. 24. 160.
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 1.Hit, 3
Y -
a 5 Wittstein,
von 0,000031 > 180 — 0,005580 über 1,000000, ER
von 1,005580 besitzen.
Das höchste spec. Gewicht, was mit En Aräo-
_ meter ermittelt werden kann, ist also 1,005580; da ein
solches aber bei der Milch niemals or iöseibe
vielmehr weit dichter ist, so ist dieses Aräometer für
Milchprüfungen unbrauchbar, denn es ragt darin stets
noch mit einem Theile seines Schwimmers hervor.
Ich musste daher auf die Herstellung eines etwas
gröberen Aräometers als dasjenige für Mineralwässer ist,
bedacht sein, was mir mit Hülfe desselben Herrn Grei-
ner, welcher letzteres gemacht hatte, auch bald gelang.
Dieses neue Aräometer ist ebenfalls von Glas und hat
eine Länge von 20!/, Zoll bair. (0,50 Meter; genauer:
0,4945), wovon auf den Schwimmer 8!/, Zoll (0,20 Meter)
und auf den Stiel 12 Zoll (fast 0,30 Meter) kommen.
Die anı Stiele befindliche Scala ist auf 105), Zoll (0,263
Meter) Länge von oben herab in 260 gleiche Theile (Grade)
getheilt; sie sinkt bei 12,50R. (15,60C.) in destillirtem
Wasser ganz, d.h. bis O0 ein und ragt bei derselben .
Temperatur in einer Flüssigkeit von 1,052 spec. Gew.
ganz, d.h. bis 260 hervor. Je 5 Theilstriche (Grade)
entsprechen also 0,001, und je 1 Theilstrich (Grad)
entspricht 0,0002 .spec. Gew. Das Verhältniss des Vo-
lums des Stiels zu dem Volum des Schwimmers ist wie
1:17, denn jener verdrängt 12 CC., dieser 205 CC. Wasser.
Mit diesem Aräometer habe ich gegen 600 Proben,
von September 1860 bis dahin 1861, stets unter gleich-
zeitiger Berücksichtigung der Temperatur und des Rahm-
gehalts der betreffenden Milch, angestellt. Ich lasse einige
derselben hier in chronologischer Ordnung folgen.
je nn,r
Fra g , . r & -
Sr Prüfung der ‘thierischen Milch. N 35 “
E | Tempe- | A räometer- | Rahmpro- a Tempe- eh Rahmpro-
ratur der |Srade bei der| cente der 5 |raturder|grade beider| cente der
S eobachteten| Milch nach S er beobachteten| Milch nach
A | Milch. | Temperatur. | 24 Stunden. | A | Milch. | Temperatur. | 24 Stunden.
1860| Grad | 1860! Grad
Sept. | n. C | Oct.| n.C.
Bent 1. 101 8,5 3.190998 108 6
18 131 5 11,5 191 2
23. | 17 162 10 4.| 142 174 7
14,3 185 2 12 186 2
24.| 19 i 165 9,5 5.| 15 174 6,5
| 14 165 2 8 190
25. | 18,7 166 en DR RE 175 67
15 175 2 10 188 1,6
26. | 22 165 11 7.| 16,5 171. 7
15 167 1,7 11,8 188 1,5
27.| 14,7 169 7 8.115 175 5,5
12,5 137 2,5 9.| 15,2 175 5
28. | 18 164 11,5 10,2 189 1,4
10,5 157 2,5 10. | 11,7 178 4.6
29.| 19 162 9. 7,8 189. . 1,8
15,5 163 3,5 11.| 12,4 174 4,5
30. | 17 171 8 10,5 179 1,5
Oct.| 9 185 2 13. | 19,8 176 EN ee
1:5 21,3 161 10,5 7,5 189 2
0.1 3,3 190 2 14. | 13,6 177 5,5
Sy 166 7,5 9,5 187 1,6
13,3 183 2,5 15. | 145 174 6,6
U. SS. W.
Sehen wir jetzt, ob sich dieser grossen Reihe von
Beobachtungen praktisch brauchbare Resultate entnehmen
lassen. |
Um zunächst eine klare Uebersicht zu bekommen,
scheint es mir am angemessensten, einen der drei Fac-
toren der Tabelle (Temperatur, Aräometergrade und Rahm-
procente) in.eine gewisse Ordnung zu bringen und die
je einem Gliede dieser Ordnung entsprechenden beiden
andern Factoren daran zu reihen. Ich wähle dazu den
Factor der ersten Columne, die Temperatur, und zwar
in aufsteigender Ordnung, also mit. der niedrigsten (be-
3*+
36 Wittstein,
"obachteten) Temperatur beginnend. Da nun ein und
derselbe Temperaturgrad häufig mehrere Male beobachtet
‚worden ist (die 600 Beobachtungen fallen in 188 ver-
schiedene Temperaturen), und die dabei beobachteten
Aräometergrade und Rahmprocente meist verschieden aus-
gefallen sind, so gestattet der gewählte Modus auch bei
einem dieser beiden Factoren, wenigstens bis zu
einem gewissen Grade, eine Art von aufsteigender Ord-
nung, die sich freilich so oft wiederholt, als die Tempe-
ratur eine andere wird. Aus den 600 Beobachtungen
wählen wir 135 aus.
Tempe- Aräometer- Rahm- Tempe- Aräometer- Rahm-
ratur. grade. procente. ratur. grade. procente.
0 208 2,7 6,5 191 0,5
0,5 181 0,7 | 193 1,2
1,5 181 0,7 7 170 1,5
2 168 0,5 3 192 0,8
2,5 169 0,5 7,1 182 1%
2 179 2 1,5 184 1
3,5 146 0,5 8 170 1
4 164 2 8,5 4149 10,6
4, 397 2 9 160: 0,5
5. 167 3 j 174 8,6
187 2,2 | 176 10
192 0,5 h 192 1
193 1 9,5 171 1,6
194 1 10 173 10,5
195 0,5 : 184 1
195 2 i 184 5,4
196 1 10,5 157 2,8
; 197 0,5 11 166 24
5,5 196 0,5 N 170 1,3
s 196 2,6 ? 178 8,5
6 155.83: 4b h 180 9
183 1 180 8
Ä 186 1 11,5 176 9
6 187 9,5 12 164 8,5
189 1 ; 167 25
191 0,5 5 173 ee)
a 195 2 A 179 11,5
6,5 170 0,5 En 137 2,5
. 184 9 13 150 10
I ‚pr . pi
Prüfung der thierischen Milch. 37.
Tempe- Aräometer- Rahm- Tempe- Aräometer- Rahm-
ratur. grade. procente. ratur. grade. procente.
13 172 24 19,5 169 ’B
f 172 8 x 181 1
178 8 20 143 38
Bla 7101198 8 : 151 26
13,6 177 5,5 ß 152 34
14 165 2 a 173 7
172 7,3 181 0,5
192 1 185 0,5
14,5 171 9,3 20,5 167,29
15 158 37 21 167 8
160 25 184 0,1
167 1,7 21,5 138 34
175 1,5 157 10
177 7 22 151 27
15,5 163 3,5 s 162 '7..9
16 156 34 163 6,5
164 25 ; 164 8,6
172 8 22,5 164 10
16,5 171 7 { 165.987
17 153 33 N 165 6
162 10 -.23 127 40
o 162 1,5 162 9,5
17,5 155 28 2 167 6
174 7,5 24 161 10
181 1 162 4%
18 131 6 | 165 6
155 30 24,5 168 4,5
178 6 25 159 11,5
182 1 161 5
2 185 0,1 25,5 158 7,5
18,5 174 82 159 10
19, 445... 86 26 160 5
152 29 163 5
162 9 26,6 162 5,6
171 6 28.2 157 8,5
181 1 28,5 LINE 8
185 0,1 29 152 9
19,5 140 41
Beim Ueberblicke dieser nach den beobachteten
Temperaturen geordneten Tabelle ergiebt sich — ich stehe
nicht an, die Sache gleich beim rechten Namen zu nen-
nen — das trostlose Resultat, dass sie keine zum Zwecke
38 Wittstein,
der Prüfung der Milch auf ihre Güte*) mit Sicherheit
zu verwendende Anhaltspuncte darbietet, daher auch
dieses neue, sehr empfindliche Aräometer und mithin
kein Aräometer im Stande ist, den Werth der
Milch stets unzweideutig anzugeben. Zum Be-
weise, dass die so eben gezogene Folgerung durchaus
nicht übertrieben ist, will ich sogleich einige Thatsachen,
der Tabelle entnommen, vorführen.
Bei 50C. wurden 9 Beobachtungen gemacht. Der
natürliche Gang sollte nun sein, dass mit der Zunahme
der Aräometergrade, also je höher die Scala aus der
Milch hervorragt, oder was dasselbe ist, mit der Zu-
nahme der Dichtigkeit der Milch, der Rahmgehalt ab-
nähme. Allerdings entspricht innerhalb jener Tempera-
tur der niedrigste Stand des Aräometers auch der min-
dest magern Milch der 9 Proben; während aber diese
3 Proc. Rahm habende Milch 167 35 Aräometers zeigte,
zeigte die 2,2procentige 187, also 20 Grade mehr, die 2pro-
centige 195, die Iprocentige 193, 194 nnd 196, und die
0,5 procentige 192, 195 und 197. Es besteht somit gar
kein verhältnissmässiger Zusammenhang zwischen den
Aräometergraden und den Rahmprocenten, und selbst an
Widersprüchen ist kein Mangel, indem einige höhere
Grade besserer Milch eigen sind, als einige niedrigere.
Weiter unten kommen noch auffallendere Widersprüche vor.
Bei 60 C. wurden 12 Beobachtungen gemacht. Unter
diesen gab Milch von 1550 nur 1,5 Proc. Rahm, dagegen
solche von 1870 9,5 Proc. und solche von 1950 2 Proe.,
letztere stimmte also in ihrem Fettgehalte fast überein
mit der von 1550. Ferner zeigte Milch von 1 Proc. 5
verschiedene, von 0,5 Proc. 3 verschiedene Aräometer-
grade.
Bei 6,50C. wurden 5 ERTL: BR. 1700
BE Ich schätze, wie früher, die Güte der Milch als Hakden-
waare lediglich nach ihrem Rahmgehalt; einen anderen Praß-
tischen Anhaltepunct kann ich nicht finden. 26
2.
er:
Prüfung der thierischen Milch. | 39
entsprachen 0,5 Proc., 1840 9 Proc., 1910 wiederum 0,5
Proc. und 1930 1,2 Proc. Rahm.
Bei 700. wiiden 7 Beobachtungen gemacht. Sämmt-
liche Aräometergrade von 165 bis 192 gehören magerer
Milch an, und die höchstgradige hatte nur um die Hälfte
weniger Rahm als die niedrigstgradige.
Zu ganz ähnlichen Betrachtungen führen die bei 7,2,
bei 7,8, bei 8, bei 8,3, bei 8,80C. etc. gemachten Beob-
achtungen, indem hier ebenfalls lauter magere, nicht über
2 Proc. Rahm enthaltende Milch die verschiedensten Dich-
tigkeiten besass. |
Bei 90°C. wurden 12 Beobachtungen gemacht. Die
magerste Milch (0,5 Proc.) zeigte das geringste specifische
Gewicht (1600), dagegen 10procentige eine um 160 grössere,
10,5 procentige eine um 240 grössere Dichtigkeit, und
192gradige stimmte im Rahmgehalte mit der 160gradigen
beinahe überein.
Beispiele, wo magere Milch geringeres specifisches
"Gewicht zeigte als fette, kommen auch in den bei 9,5, bei
9,8, bei 10, bei 11,8, bei 12,5, bei140C. etc. gemachten
Beobachtungen vor.
Bei 110C. 1660 zeigende Milch gab 24 Proc. Rahm,
bei derselben Temperatur um 4 Grade dichtere nur 1,3
Procent, und wiederum 180gradige 9 und 8 Procent.
Bei 120C. gab die leichteste Milch 8,5 Proc., die
um 3 Grade‘ dichtere 25 Proc., und die um 15 Grade
dichtere 11,5 Proc. Rahm. |
Nicht zu vereinigende Widersprüche liefern auch
die zwölf Milchsorten von 130 C., denn 10procentige zeigte
150°, 0,5 procentige 1620, 24procentige und 8procentige
1720, wiederum 8procentige 178 und 179V,
Die meisten Beobachtungen, nämlich 22, wurden bei
1500. gemacht, aber auch diese sind reich an Wider-
sprüchen. 37procentige Milch zeigte 1580, 25 proc. 1600,
also nur 2 Grade mehr, 1,7proc. 1670, 8proc. 171, 173,
175 und 178, aber 5,5proc., 2proc. und 1,5 proe. eben- -
falls 1750 u. s. w.
m) Ye ee EEE is, Ba a ee EB
4 \ EEE a RT N, 6
- > N zz RR
u - x N 2
re “
BE | - Wittstein,
Aehnliche Unregelmässigkeiten bieten die bei 15,2,
bei 15,5, bei 16, bei 16,2, bei 17, bei 18 und bei 190C.
gemachten Beobachtungen dar. Bei 180C. zeigte 6pro-
centige 131 und 178°, 30 procentige 1550.
Bei 2000. zeigte 26procentige und PETERS
Milch fast gleiche Dichtigkeit.
Bei 220 C. war 27 procentige und 9procentige Milch
nur um 9 Grade verschieden.
Die Ursache aller dieser Unregelmässigkeiten und
Widersprüche kann nur darin begründet sein, dass die
übrigen (aufgelösten) Bestandtheile der Milch*) mit dem
progressiven und regressiven Gehalte des Rahms (Fetts)
sehr häufig gleichen Schritt halten, within also in dem-
selben Grade zu- und abnehmen wie der Rahm. Um
was also die Milch durch eine grössere Menge Fett
specifisch leichter wird, nimmt sie durch eine grössere
Menge der übrigen Bestandtheile an Dichtigkeit wieder
zu. Nur so ist es zu erklären, dass z. B.
Grad C. Grad Proe. Grad Proc.
bei 6,5 Milch v. 170 0,5 Rahm, u. Milch v. 184 9 Rahm gaben
2 ,,°160. 05 — 7A, SG u
San .4473 10,5 a2 173, E20
Ba ee ich Ba = ea N: =
25. : — 137 125 _ 161 35 _
18 _ 162 0,5 _ 172 24 _
Diese Beispiele, welche aus obiger Tabelle noch an-
sehnlich vermehrt werden könnten, mögen dem Gesagten
zur Stütze dienen. Liegt hierin nun schon ein vollgül-
tiger Grund, jede Art von Aräometer als Mittel
zur Prüfung der Milch auf ihren Handelswerth
zurückzuweisen, so liefert die Tabelle auch noch An-
lass zu Betrachtungen anderer Art. Sie zeigt nämlich
ferner, dass mit der Zu- und Abnahme des Rahms die
Zu- und Abnahme der übrigen Bestandtheile keineswegs
immer harmonirt oder in einem regelmässigen Verhältniss
steht, es kommen vielmehr hierbei die frappantesten Ano-
*) Milchzucker, Käsestoff und Salze, hier summarisch genommen.
Prüfung der thierischen Milch. 41
malien vor. Manchmal kehrt sich das Verhältniss sogar %
um, d.h. die rahmärmere Milch ist eben so reich oder reicher
an den übrigen Bestandtheilen als die rahmreichere, wird
dadurch in der That specifisch schwerer als die letztere,
und es tritt dann bei verschiedenen Milchproben (bei
ein und derselben Temperatur) mit der Zunahme der
Aräometergrade eine Abnahme des Rahmgehalts ein,
welche Reihenfolge indessen meist so unregelmässig ver-
läuft, dass selbst abgesehen von obigen Factis, sich nicht
einmal daraus ein praktisch brauchbarer Anhaltspunct
entnehmen lässt. Dergleichen Beobachtungen, wo mit
dem Steigen des specifischen Gewichts der Milch ihr
Fettgehalt sich vermindert, weist die Tabelle z.B. unter
den Temperaturen 8,5%, 13,50, 14,50, 21,50, nach;
sind aber, wie gesagt, völlig unbrauchbar, weil sie
1) durchaus keine Regelmässigkeiten zeigen, und
2) unter den vielen andern dagegen sprechenden Beob-
tungen zu vereinzelt stehen.
Es wäre daher ein grober Irrthum, wenn man aus
ein Paar Versuchen mit einem empfindlichen Aräometer,
welche ergeben hatten, dass eine fette Milch specifisch
leichter war als eine magere, den Schluss ziehen wollte,
in derselben Weise müsse sich auch jede andere damit
geprüfte Milch verhalten, d. h. die leichtere müsse fett
und die schwerere mager sein.
Nicht minder trügerisch wäre es, für die Prüfung
der Milch vermittelst des Aräometers eine Scala dadurch
herstellen zu wollen, dass man eine fette Milch allmälig
mit immer mehr Wasser verdünnt und nach jedesmaliger
Verdünnung den Standpunct, welchen der Aräometer in
der Mischung einnimmt, notirt. Das Trügerische dieses
Verfahrens leuchtet ein, wenn ich daran erinnere, dass
mit dem Zusatze von Wasser nicht bloss das Fett, son-
dern auch der übrige Gehalt der Milch gestreckt wird,
und dass dabei der Standpunct der abgerahmten Milch
ganz ausser Acht bleibt, welche sich von derjenigen
Milch, von der sie stammt, wohl durch verminderten oder
7 Wittstein, Prüfung. der thierischen Milch. 5
8
/gänzlich fehlenden Rahm, nicht aber durch eine Ver-
minderung des übrigen Gehaltes unterscheidet.
Solche Experimente, aus wenigen Thatsachen weit
reichende Folgerungen zu ziehen, sind gerade in dem
. gegebenen Falle ganz unzulässig; die Ursache dieser
' Unzulässigkeit liegt in der so wandelbaren Constitution
der Milch selbst und entzieht sich daher aller und jeder
Beherrschung von unserer Seite — dies wenigstens ist
meine innige Ueberzeugung, welche freilich erst nach
jahrelangen und mühsamen Beobachtungen und nach langem
Widerstreben sich bei mir befestigt hat. Es war nieder-
schlagend, endlich zu dem Geständniss zu gelangen, dass
die vielen Versuche nur ein negatives Resultat geliefert
hatten; allein der Wahrheit musste die Ehre gegeben
‚werden, und es ist, wie ich glaube, nicht nur nicht werth-
los, sondern selbst von grossem Werthe, nun unzweifel-
haft zu wissen, dass die Prüfung der Milch auf
ihr spec. Gewicht keine Beurtheilung ihrer
Güte gestattet.
Was, wird der Leser fragen, bietet uns der Verf.
nun für das negative Ergebniss seiner bis hierher ge-
langten Arbeit? Darauf habe ich leider vorerst keine
befriedigende Antwort, muss mich vielmehr dahin be-
scheiden, dass das einzige untrügliche Mittel, die Güte
der Milch zu beurtheilen, bis jetzt nur darin besteht, die-
selbe mehrere Stunden lang in einem graduirten Cylinder
der Ruhe zu überlassen und die dann ausgeschiedene
Rahmmenge abzulesen. Alle Milch, welche als nicht ab-
gerahmte verkauft wird und unter 5 Proc. Rahm giebt,
ist als gefälscht anzusehen.
2 Er
+
aa des krystallis. EI Navs ons in Wasser. 43
* Ueber die Löslichkeit des gewöhnlichen krystalli-
sirten phosphorsauren Natrons in Wasser;
von
G. C. Wittstein.
Bekanntlich hat Ferrein*) die seitherige Angabe
aller Lehrbücher, dass das gewöhnliche krystallisirte phos-
| phorsaure Natron sich in 4 Theilen kaltem und in 2 Thei-
len heissem Wasser auflöse, einer Prüfung unterworfen
und babei gefunden, dass dieses Salz bei 1.1300. erst
von 11,73 Theilen Wasser aufgelöst werde, seine Lös-
lichkeit in kochendem Wasser aber eine fast unbe-
schränkte sei.
Jüngst hat Neese**), ebenfalls Versuche darüber
angestellt und kommt zu dem Schlusse, dass die frühere
Angabe über die Löslichkeit des phosphorsauren Natrons
wohl die richtigere sei. 2
Es verlohnt sich wohl der Mühe zu untersuchen,
wie Neese zu diesem Schlusse gelangt ist.
Bei 150 C. wurde 1 Th. Salz von 6,7 Th. Wasser aufgenommen
Pe Re ; 5,8 ,
nn ; 3,2 k
Die erst erhaltene Lösung setzte man in einen dunk-
len Keller, dessen Temperatur 120C.: betrug. Nach
18 Stunden hatten sich noch keine Krystalle ausgeschie--
den und wurde dies als Beweis angesehen, dass auch
bei dieser Temperatur die Löslichkeit des Salzes nicht
auffallend abnehme.
Das phosphorsaure Natron gehört zu denjenigen Sal-
zen, deren Löslichkeit in Wasser schon bei nur schwacher
Erhöhung der Temperatur auffallend zunimmt. Ich habe
diese Thatsache bei Anfertigung seiner Lösung als Rea-
‚gens unzählige Male zu beobachten Gelegenheit gehabt.
LZuniir u
..*) Wittstein’s Vierteljahresschrift. VII. 244.
**) Pharm. Zeitschrift für Russland. 1862. No. 5. S. 101.
44 Wittstein,
Gewöhnlich übergiesse ich in einem Glaskolben das Salz
mit der 5— 6fachen Menge Wasser und stelle den Kol-
‘ben auf eine warme Eisenplatte, um es rasch in Lösung
zu bringen; nach erfolgter Lösung wird dann filtrirt und
so lange nachgewaschen, bis die ganze Solution das Drei-
zehnfache des angewandten Salzes beträgt. So wie nun
der Boden des Kolbens eben anfängt sich zu erwärmen,
zergeht das Salz fast so schnell wie weisser Zucker, zu
einem Syrup, der beim Umschütteln sofort verschwindet,
und ist in kurzer Zeit vollständig gelöst, bevor noch der
Boden des Kolbens so heiss geworden war, dass man
ihn nicht ohne Schmerz in die Hand stellen kann. Aus
der so bereiteten Solution krystallisirt bei gewöhnlicher
Temperatur niemals etwas heraus; früher aber, als ich
dieselbe noch in dem Verhältniss von 1 Th. Salz und
9 Th. Wasser machte, fand sich — zwar nicht nach ein
Paar Tagen, aber sicher nach ein Paar Wochen — der
Boden der Flasche immer mit einer starken Krystall-
kruste bedeckt, und diese Wahrnehmung gab den Anlass
zu den Versuchen Ferrein’s.
Ferrein ermittelte die Löslichkeit bei 130 C.; dies
war die Temperatur des Locals am Tage; während der
Nacht betrug dieselbe unbezweifelt weniger als 130. Neese
operirte zuerst bei 150 und fand das Löslichkeitsverhält-
niss wie 1: 6,7; bei 200 ergab sich das Verhältniss wie
1:5,8 und bei 250 wie1:3,2. Addirt man 6,7 zu 5,8 und
3,2, so erhält man als Summe 15,7, welche mit 3 dividirt
5,23 giebt. 1: 5,23 wäre mithin die Löslichkeit des
phosphorsauren Natrons in kaltem Wasser, wenn man
diese Durchschnittszahl annimmt, was jedoch nicht rich-
tig sein kann, denn die Temperatur, wobei die drei Ver-
suche angestellt wurden, differirte von 15 bis 250, und
das ist gerade bei einem solchen Salze von grösstem Ein-
flusse. Also selbst die für Neese’s Annahme günstigste,
jedoch nicht richtige Zahl (5,23) berechtigt nicht zu dem
Schlusse, dass die frühere Angabe über die Löslichkeit
"Löslichkeit des krystallis. 'phosphors. Natrons in Wasser. 45°
des phosphorsauren Natrons in kaltem Wasser (1:4) die
_ richtige sei. j
Dass die bei 150 erhaltene Lösung beim Verweilen
"im Keller von 120 Temperatur nach 18 Stunden keine
Krystalle abgeschieden hatte, beweist gar nichts, oder
vielmehr beweist nur, dass eine solche Ausscheidung so
rasch nicht erfolgt; nach 14 Tagen würde sich das Ver-
hältniss anders gestaltet haben.
Der zweite Schluss Neese’s, nämlich dass auch
die frühere Angabe über die Löslichkeit des phosphor-
sauren Natrons in heissem Wasser die richtigere- sei,
widerspricht gleichfalls seinen eigenen Versuchen, denn
er fand die Löslichkeit in der Hitze eben so unbegränzt
wie Ferrein.
Es bleibt folglich unbestritten, dass sich das phos-
phorsaure Natron in kaltem Wasser viel schwerer und
in heissem Wasser viel leichter löst, als man früher an-
genommen hat. Die Löslichkeit wächst aber mit der
Zunahme der Temperatur unverhältnissmässig schnell.
| 46 a ; 1 r Be A A 3 Ey:
38. Naturgeschichte und Pharma-
| kognosie. I
Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in
Oberschlesien ;
von
Carl v. Albert aus Bernburg,
d. Z. in Berlin.
(Abdruck a.d. Zeitschr.d. deutsch. geolog. Gesellschaft, Jahrg. 1862 *).)
Auf der Grube Caroline bei Hohenlohehütte in
Oberschlesien (Beuthener Kreis) ist in neuester Zeit ein
Fund von Kohlenkalk-Petrefaeten in Schichten, die den
durch Abbau bekannten Lagen des productiven Stein-
kohlengebirges unmittelbar untergelagert sind, gemacht,
welcher verbunden mit interessanten Lagerungs- Verhält- -
nissen die Aufmerksamkeit der Paläontologen und Geo-
gnosten in hohem Maasse verdient. Die grosse Reichhal-
tigkeit des Lagers, die Mannichfaltigkeit und Neuheit in
den Formen der eingeschlossenen Fauna, so wie die meist
gute Erhaltung der Exemplare versprechen für die
Paläontologie eine wesentliche Bereicherung; gleichfalls
möchte sich aus den Eigenthümlichkeiten der Lagerung.
Manches von Interesse für die Geognosie ergeben. Bei
der Classifieirung der Schichten sowohl als bei Bestim-
‘mung der Versteinerungen ist von grosser Wichtigkeit,
dass ein solcher Fund in der betreffenden Abtheilung
des Kohlengebirges nicht allein da steht. Es lässt sich
vielmehr mit dem in Rede stehenden Vorkommen ein
bereits vor längerer Zeit in England Coalbrook Dale
*) Vom Herrn Verfasser eingesandt. B.
Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien. 47
bekannt gewordenes Auftreten von Kohlenkalk- Petre-
facten im productiven Koblengebirge vielfach paralleli-
siren. Dazu berechtigt vorzüglich die überraschende
Aehnlichkeit und theilweise Identität der Versteinerun-
gen; ein zweites günstiges Moment bildet der Charakter
der versteinerungsführenden Lagen, freilich nicht, wie
unten gezeigt werden wird, der des umgebenden Gebir-
ges. Durch näheres Erforschen und Vergleichen beider
Vorkommnisse wird ein Anhaltspunct für die Stellung
der in Frage stehenden Schichten und damit für die
Constitution des oberschlesischen Steinkohlengebirges ge-
geben sein, für dessen Untersuchung man bereits so viel
Mühe und Arbeit aufgewendet hat.
Eine beschreibende Vergleichung der Petrefacten bei-
der Orte wird voraussichtlich bereits durch Herrn Prof.
Römer in Breslau unternommen. Es möge bier nur die
‚ vorläufige Notiz dieses interessanten Vorkommens und
der dabei auftretenden Lagerungsverhältnisse ihren Platz
finden. : |
Auf der Caroline-Grube sind 3 Flötze von verschie-
dener Mächtigkeit vorhanden, deren oberstes. Fannyflötz
4 Lachter mächtig, das zweite, dicht darunter liegende
Glücksflötz mit circa 11/, Lachter, das dritte und tiefere
Carolineflötz mit 2 Lachter 60 Zoll. Das Grubenfeld ist
im Allgemeinen durch Verwerfungen und Sprünge, Sattel-
bildungen und andere Störungen von grosser Unregel-
mässigkeit. Die Teufe unter Tage ist wie in Oberschle-
sien gewöhnlich nicht bedeutend. Auf dem obersten
Flötze, das zu Tage ausgeht, wird seit einiger Zeit Tage-
bau getrieben. Die Kohle ist eine sich zur Verkoakung
eignende, gute Sinterkohle.
(Hugo - Schacht) (Joseph- Schacht)
AB RENT Ar RR Bet
In neuerer Zeit trieb man von dem Fürst Hugoschacht,
circa 40 Lachter tief, einen im Carolineflötz angesetzten
Querschlag, um eine neue Feldespartie damit zu lösen.
In der Entfernung von 38 Lachter vom Schachte traf
man im Querschlag einen kleinen Sprung, welcher das
'Flötz um die Mächtigkeit von ca. 1!/, Lachter verwarf.
Mit der Sohle des Flötzes im Dache des Querschlags
ging man weiter und fand bei 88 Lachter vom Schachte
einen zweiten Sprung vor, der das Flötz um ca. 15Lach-
ter ins Hangende verwarf. In der weitern Erstreckung
ist das Flötz von hier ab bis zu dem Josephschachte,
den man mit dem Querschlage anfahren wollte, bekannt,
und steht fest, dass es in dieser ganzen Ausdehnung
keine Störungen seiner Lage erlitten hat. Um so auffäl-
liger musste es sein, dass man mit dem Querschlage,
den man vom Hauptsprunge ab nun im Liegenden des
Carolineflötzes weiter trieb, einen neuen Sprung anfuhr,
der, wie sich ergab, ein kleines Flötz von 30 Zoll M. in
das Hangende hineinführte. Ein zweiter Sprung zog
dasselbe wieder in das Liegende des Ortes, von wo durch
einen dritten Sprung von neuem in das Hangende des
Querschlags geworfen wurde. Von da ab hat das Flötz
‚ein ungestörtes und flaches Fallen, welches indess be-
wirkte, dass es noch vor Beendigung des Querschlags in
dessen Sohle kam. Das Liegende des Flötzes ist ein
lichter, weisslicher, grobkörniger Sandstein mit Schwefel-
kies. Als Hangendes fand man eine Schieferthonlage
von 1!/, Lachter M., welche sehr reich an Thon -Eisen-
steinnieren war. Die Grösse der einzelnen Nieren ist
bedeutend. Ihre Schwere steigt bis !, Centner. Sie
sind sehr wenig von Schwefelkies verunreinigt und haben
bei ihrer Verschmelzung in den Hohöfen der Hohenlohe-
Hütte in kleinen Quantitäten als Zuschlag gute Resultate
gegeben. Sie können daher für den Betrieb der umlie-
‘genden Hohöfen, welche bisher die mulmigen Braun-
eisenerze des Muschelkalks verschmelzen, von. Wichtig-
Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien. 49
- keit werden. Es soll auch in Folge dessen bald ein aus-
gedehnter Bau in dieser Lage umgehen. |
‘In den Thonschieferlagen kam zugleich mit den Ei-
sensteinnieren eine sehr reiche Fauna eingeschlossen vor,
wovon eine allgemeine Uebersicht der Formen unten ge-
geben wird. Die Muscheln sind theils in Eisenstein um-
gewandelt mit Beibehaltung der vollen Form, — und in
diesem Falle sind sie selten in den Nieren selbst, sondern
meist neben denselben zu finden; theils sind sie als Ab-
‚drücke in dem Schieferthon vorhanden. Die Erhaltung
- ist, ausser bei einer Brachiopode, Lingula, nur in Stein-
kernen. Es ist sehr selten, dass sich noch ein Theil der
ursprünglichen Schale zeigt. Als die in grösster Anzahl
vorkommenden Muscheln sind anzuführen Productus, Belle-
rophon ‘und die Nautileen. Die Erhaltungsweise der
Muscheln in den Thoneisensteinen von Coalbrook Dale
in England ist dieselbe, und ebenso sind die am häufig-
sten sich dort findenden Muscheln Productus, Nautileen,
und wenigstens in einzelnen Lagen Bellerophon.
Unter dem genannten kleinen Flötze von 30‘ M. sind
auf Caroline-Grube keine weitern Kohlenlager bekannt.
Indess hat man mit dem tiefen Bohrloche zu Königshütte,
welches am 26. Juli 1862 bei 20062,‘ Teufe = 301 Lach-
ter, nachdem man 105 Gebirgsschichten verschiedener
Mächtigkeit durchsunken hatte, eingestellt ward, noch un-
ter dem tiefsten Flötze der Königs-Grube, dem Sattel-
flötze, welches dem Carolineflötze auf Caroline-Grube .pa-
rallel zu stellen ist, — 8 kleinere Flötze erbohrt, darunter
eines mit 8° M. in. 680‘ Teufe. Das tiefste der hier er-
bohrten Flötze fand sich in einer Teufe von 1711‘ 9° un-
ter Tage, oder 1571, 9° unter dem Sattelflötz, und hatte
eine Mächtigkeit von 2° 6°. Das ganze durchsunkene
Gebirge zeigte neben jenen Kohlenflötzen vielfach Schich-
ten von Schieferthon, Brandschiefer und taubes Kohl mit
Kohlenschmitzen. Diese wechsellagerten mit Sandsteinen
von grauer Farbe, häufig Glimmer enthaltend, und nur
selten ist das Auftreten von kalkhaltigem Gestein. Das
Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 1. Hft. 4
50 EEE t ®. Albert, 6, er u ktti BERN 1
Ansehen des Gebirges neigt also Hör ee grauen und
dunklen Farben zu. In der Teufe von 190%, 6 Lachter
unter dem Sattelflötz, hat man denn obenfälls jenes La-
ger von Thoneisensteinen, direct entsprechend dem Vor-
kommen auf Caroline zwischen Lagen von Schieferthon
und Sandstein mit Schwefelkies gefunden. Man kennt
“ dasselbe auch aus den Bauen der Königsgrube und hat
hier nicht die Mannichfaltigkeit von Versteinerungen beob-
achtet wie an der vorhin erwähnten Localität. Crinoiden-
Reste sind das Hauptsächlichste,' was in grösserer Anzahl
daraus bekannt geworden ist.
| Für die tiefern Schichten des Gebirges scheint zwi-
schen Coalbrook Dale und Oberschlesien ein verschiedenes
Verhältniss obzuwalten. Das lower coal and ironstone,
welches die Petrefacten des oberschlesischen Lagers ent-
hält, liegt dort unmittelbar auf dem gänzlich unproducti-
ven millstone grit, der durch eine helle weisse Farbe sich
auszeichnet. Das productive Kohlengebirge scheidet man
noch in zwei Abtheilungen, von denen nur die untere
kohlenführend ist. In dieser letztern herrschen vor Schie-
fer mit Eisensteinen, harte, zuweilen conglomeratartige Sand-
steine von sehr heller Farbe mit Kohlenschichten, wäh-
rend im obern Theile mit lichter, grauer, gelber und
rother Färbung Schiefer und Sandsteinschichten mit Kalk-
lagern sich finden. Der Thon-Eisensteinlager, zwischen
denen die Kohlenflötze liegen, sind viele. Sie enthalten
eben jene Fauna eingeschlossen, die mit der oberschlesi-
schen in Vergleich zu stellen ist. Nach einer Monogra-
phie dieser Gegend in den Transactions of the geol. Soc.
. of London. Sec. Ser. Vol. V. Part III. 1840 sind es
vorzöglich Spirifer, Bellerophon, Nautileen und Conula-
rien, Molukken-Krebse, nicht Trilobiten (vid. Quenstedt
Epochen der Natur. 8. 385) nebst Pflanzenresten, wie sie
gewöhnlich im Kohlengebirge vorzukommen pflegen. Wäh-
rend nun diese Versteinerungen mit den oberschlesischen
leicht in Parallele gestellt werden können, ebenso wie
das Vorkommen der Thoneisensteine Anknüpfungspuncte
Vorkommen von Kohlenkalk-Petrefacten in Oberschlesien. 51 | Er
bietet, so lässt sich doch nicht das Gleiche von den unter-
gelagerten Bildungen sagen. Dieselben stehen vielmehr
auf der einen Seite als unproductiv in Coalbrook Dale,
auf der andern als unzweifelhaft productiv in Oberschle-
sien einander gegenüber. Ks
Die Betrachtung der speciellen Lagerungs-Verhält-
nisse auf Grube Caroline, wie sie in dem erwähnten
Querschlage erkannt worden sind, bietet noch Interesse,
Man erkennt leicht, dass in dem aufgeschlossenen Gebirge,
‚wie es das beigefügte Profil zeigt, zwei von einander im
Alter verschiedene Sprungsysteme herrschen. Wie oben
bereits angeführt, kennt man die Lagerung des Caroline-
flötzes vom Hauptsprunge ab bis zum Josephschachte
durch frühern Bau, und hat in dem Verhalten desselben
auf der ganzen Strecke keine Störungen, welche das Vor-
handen von Sprüngen im Liegenden verrathen, oder gar
Verwerfungen des Flötzes selbst gefunden. Dasjenige
Sprungsystem, welches das im Liegenden des Carolinen-
flötzes gelegene kleine Flötz von 30 verwirft, muss man
demnach, der gewöhnlichen Regel gemäss, als das ältere
ansehen gegenüber demjenigen, durch welches das Caro-
lineflötz sowohl als die darüber liegenden Glücks- und
Fannyflötz verworfen werden. Man könnte deshalb leicht
versucht sein zu der Annahme, dass, bei Bildung dieser
ältern Verwerfungen, das darüber liegende Carolineflötz
noch nicht existirt habe, dass ferner auf einen grössern
Zeitabschnitt hier zu schliessen sei, welcher die überlie-
gende productive Hauptperiode von einer untern minder
productiven trennt. Unterstützt wird diese Annahme einer
Trennung in der Bildungsperiode des dortigen Steinkoh-
lengebirgs allerdings durch das verschiedene Verhalten
der obern und untern Abtheilung in Hinsicht auf
die Art und Grösse der Productivität. Die erstere der-
selben hat bedeutende Flötzmächtigkeiten dicht überein-
ander gelagert aufzuweisen, während die letztere meist
kleine Flötze, das grösste von 8° in grosser Tiefe, und
taubes Kohl enthält, Charaktere, welche theilweise dem
4*
EP R bie Vorkommen von Kohlenkall-Perafacen.
Culmgebirge a Bedenkt man aber, a oft
Sprünge und Störungen der Lagerung bei Gegenwart eines
- nur mässigen Bergmittels, ohne weitere Spuren ihrer An-
- wesenheit in höher liegenden Schichten zurückzulassen,
- verschwinden, dass sich Klüfte ebenso schliessen und ver-
laufen können, so gewinnt jene Behauptung eine Unsicher-
heit, welche zu keinen Schlussfolgerungen mehr berechtigt.
Die Sohle des Querschlags auf Caroline liegt fast 15 Lach-
ter unter dem Carolineflötz, also vollkommen hinreichend,
um die Wirkungen der Sprünge, welche eine Verwerfung
' des kleinen Flötzes von nicht mehr als 1 bis 1!/, Lach-
ter hervorbringen, der weitern Wahrnehmung zu entzie-
hen. Auch die Bezeichnung der untern Partie als eines
kohlenführenden Culmgebirges möchte vorerst noch zwei-
felhaft sein. Der Charakter der Productivität fehlte bis-
her dem Culmgebirge und müsste dieselbe in diesem Falle
gewiss sehr hoch zu nennen sein. Die gänzliche Abwe-
senheit von kalkigem Gestein, welche durch die Bohr-
tabelle des tiefen Bohrlochs zu Königshütte constatirt wird,
: wäre ebenfalls ein Mangel dieser Annahme.
Kann nach dem Ganzen eine Betrachtung der Lage-
rungs-Verhältnisse noch nicht zu einem sichern Resultate
führen, so bleibt doch ein Weg der Forschung übrig, wel-
cher bereits so oft und einzig zum Ziele geführt hat. Es
wird der Paläontologie durch vergleichende Untersuchung
der Petrefacten vorbehalten sein, bestimmte Verhältnisse
für das Schichtensystem Oberschlesiens zu geben.
Zum Schluss möge eine summarische Uebersicht der
bisher aufgefundenen Petrefacten dazu dienen, um von
dem Charakter derselben und der Reichhaltigkeit der
Fundstätte Anschauung zu geben:
1. Pelecypoden: Pecten und Aviculaarten, stets
als Abdruck im Schiefer. Von Zweimusklern: Nucula
und andere, deren Gattung indess durch die Frhaltung
als Steinkern nicht bestimmbar ist. |
2. Brachiopoden: Productus ch ee Toptaena
_ Göppert die darsenfirnlige Oberflächenform des Copal. 53
»
rugosa —. Lingula als häufige Muschel, stets mit erhal-
tener Schale.
8. Gasteropoden:Natica, Kaginhhahed Beildrühan.
4. Pteropoden: Conularia? durch mangelhafte Er- _
haltung nicht zu bestimmen, “=
5. Cephalopoden: in grosser Menge. Vorzüglich
Nautileen und zwar Orthoceras und Nautilus. Clymenien
scheinen zu fehlen. Ferner sind Goniatiten in mehreren
Species da.
6. Crinoiden: sind selten, doch in Re
und als Abdrücke im Schiefer erhalten.
7. Trilobiten: sind vorhanden und zwar ächte
Kohlenkalk-Trilobiten.
8. Fischzähne: mehrfach, von der Form, die durch
Hybodus im Muschelkalk repräsentirt wird. 27
9. Pflanzenreste: als Stengel, Blätter, Früchte
sind viele da. Ihre Erhaltung ist theils verkiest, theils
als Abdruck im Schiefer. Meist undeutlich.
Bemerkung über die warzenförmige Oberflächenform
des Copal;
von
_ Prof. Dr. H. R. Ponpert in Breslau.
Zu eigenthümlichen, le Formen ähnlichen
Bildungen giebt der Verwitterungsprocess ver-
schiedener in mehr oder minder feuchter Erde befind-
licher Harze Veranlassung. So beim Bernstein, des- .
sen Oberflächen an grösseren Stücken oft bis 2 Linien
tiefe unregelmässige sechseckige Sprünge zeigt, unter wel-
chen nach Entfernung der gewöhnlich bröcklichen Masse
regelmässige sechseckige Zellen auf dem noch festen Theile
des Bernsteins zum Vorschein kommen, welche concentrische
um einen kleinen Höcker laufende schwach vertiefte Kreise
einschliessen. Im Jahre 1843 habe ich in meine Arbeit
über die Pflanzenreste im Bernstein dergleichen
54 Göppert, die barzenförmige Oberflächenform des Copal.
| |
beschrieben und abgebildet (Tab. VI. Fig. 9—12). Neuer-
dings werde ich wieder daran erinnert, als. mir Herr
Apotheker Oswald in Oels auf höchst dankenswerthe
Weise sehr schöne Exemplare von aus der Erde gegra-
benen Copal aus Zanguebar verehrt, die auf der
verwitterten Oberfläche ähnliche Sprünge und unter der-
selben aber nach Entfernung des Verwitterten kleine sehr
regelmässig spiralig gestellte Wärzchen zeigten, wie sie
& mehrere Sorten Copal ganz allgemein bemerken lassen.
Schon längst vermuthete ich wohl eine ähnliche Ursache
dieser auffallenden Oberflächenform, vermochte sie aber erst
jetzt näher nachzuweisen, worauf vielleicht. bisher noch
nicht geachtet worden ist. In mehreren durchsichtigen
Exemplaren, jenes von dem Herrn: Kaufmann Oswald
in Zanguebar, Bruder des gütigen Gebers, gesammelten
Copal, befanden sich auch trefflich erhaltene Blätter
und Flügelfrüchte wie auch Termiten, welche
letztere dem hiesigen zoologischen Museum übergeben
wurden.
5
III. Monatsbericht.
Dieyandiamid.
Eine wässerige Lösung von Uyanamid verwandelt
sich, wenn sie mit einigen Tropfen Ammoniak versetzt
und bei gelinder Wärme stehen lässt, nach kurzer Zeit
in eine Krystallmasse, die mit dem Cyanamid polymer
ist und als Dicyandiamid, C4H?N?, bezeichnet wird.
Dieser Körper krystallisirt nach J. Haag aus kochen-
dem Wasser in farblosen Blättchen, ist ohne Wirkung
auf Pflanzenfarben und giebt mit salpetersaurem Silber-
oxyd eine in farblosen seideglänzenden Nadeln krystalli-
sirende Verbindung von der Zusammensetzung C?H#N?
— AsO,NO5. Auch existirt ein Dieyandiamid, in dem
1 At. Wasserstoff durch Silber vertreten ist, wie aus
der Formel C?H3AgN? ersichtlich ist.
Aus dem Dicyandiamid entsteht das Dieyandiami-
din, wenn eine Lösung von Dicyandiamid in verdünnten
Säuren eingedampft wird. Der neue Körper besitzt ba-
sische Eigenschaften und giebt mit Salpetersäure, Salz-
säure, Oxalsäure, Schwefelsäure wohl charakterisirte
Salze. Er entsteht aus dem Dieyandiamid durch Auf-
nahme von 2HO, entspricht also der Formel C4H6 N? O2.
Aus dem schwefelsauren Salze durch kohlensauren Baryt
abgeschieden, lässt sich das Dieyandiamidin in kleinen,
farblosen, perlmutterglänzenden Kryställchen erhalten,
die sich in Alkohol schwierig, in Wasser ungemein leicht
lösen. und das Hydrat der Base darstelllen. Dieses hy-
dratische Dieyandiamidin — C?H8N?0% ist dem Harn-
stoff polymer und kennzeichnet sich durch die Eigen-
schaft, unter Austritt von 2 Aeq. Wasser Salze zu bil-
den, so wie durch seine stark alkalische Reaction, deut-
lich als Ammoniumbase.
Analog, wie im Dieyandiamid durch Ag, lässt sich
im Dicyandiamidin 1 At. H durch Cu vertreten, die
Verbindung besteht aus CAN?*H3 Cu 02. (Anm. der Chem.
u. Pharm. CXXH. eo. Ara =
E 56 NEN Allophansäure. R : „as S
Re Allerkansiureiüit
Bei der Einwirkung von COyansäure au Alkohol
erhielten Liebig und Wöhler eine Verbindung,
die sie als den Aether einer eigenthümlichen Säure, a
‘Allophansäureäther, betrachteten. Um nun auch das Ver-
halten der Cyansäure zu mehrsäurigen Alkoholen kennen
„zu lernen, liess A. Baeyer Cyansäure auf Glycol und
en einwirken.
Das Glycerin absorbirt mit Leichtigkeit die Dämpfe
der Cyansäure und verwandelt sich dabei in eine weisse
% klebrige Masse, die durch Umkrystallisiren aus Alkohol
. gereinigt, die Zusammensetzung Cl0HI0N2O10 besitzt
und also durch Addition von 2 Aeq. Cyansäure zu 1 Aeg.
Glycerin entstanden ist. Diese Verbindung, allophan-
“ saures Glycerin genannt, hat weder Geruch noch Ge-
schmack, löst sich langsam aber reichlich in Wasser und
ziemlich leicht in kochendem Alkohol, aus dem es sich
beim Erkalten in Warzen abscheidet. Durch verdünnte
. Säuren wird es in der Kälte nicht zersetzt, concentrirte
Schwefelsäure und Salpetersäure zerstören dasselbe unter
Entwickelung von Kohlensäure. |
Glycol nimmt die Dämpfe der Cyansäure mit mehr
Energie wie das Glycerin auf und geht in eine feste
weisse Masse über, die sich in kochendem Alkohol löst
und beim Erkalten farblose glänzende Blätter absetzt.
Diese bestehen aus allophansaurem Glycol und sind ana-
log der Glycerinverbindung aus 2 Aeg. Cyansäure und
1 Aegq. Glycol, 2(C2NHO?2) + C+H60? — C8H8N2OS,
zusammengesetzt. Der Körper löst sich leicht in Alko-
hol und Wasser, ist ohne Geruch und Geschmack und °
schmilzt bei 1600 ohne Zersetzung zu einer klaren farb-
losen Flüssigkeit, die beim Erkalten krystallinisch er-
starrt. Concentrirte Säuren zerstören ihn.
Somit ist die Bildungsweise der beiden so eben be-
schriebenen Substanzen vollkommen der des allophansau-
ren Aethyls entsprechend und 2 Aeg. Oyansäure vereinigen
sich immer mit 1 Aeq. Alkohol, mag dieser nun ein-,
zwei- oder dreisäurig sein:
2(C2NHO2 4 C4H602 — 08 H8 N2 06. sllopkishk
saurer Aethyläther
‚2(0?NHO?) + C4H60% — C8 H8 N? 08 1,
saurer Glycoläther
.2(C2NHO2) + C6H806 — COHION201 allophan-
saurer Glycerinäther. |
' Pfirsichblattwasser statt Kirschlörbeerwasser. 57
Auf ähnliche Weise wirkt die Cyansäure wich auf
Körper, die wenig Aehnlichkeit mit den Alkoholen bieten.
So giebt sie mit der Eugensäure eine in langen glän-
zenden Nadeln krystallisirende Verbindung, die allophan-
saure Eugensäure:
2(C2NHO2) + C20H1204 — C24H14N2OS,
Schliesslich sei noch bemerkt, dass sich der Ver-
fasser zur Darstellung der Cyansäure mit Vortheil anstatt
einer Retorte eines Verbrennungsrohres bediente, das
rechtwinkelig umgebogene und so in einem Verbrennungs-
ofen angebracht ist, dass man das Knie noch erhitzen
kann. Fängt man nun von diesem an das Rohr langsam
zu erhitzen, so erleidet man viel weniger Verlust durch
Bildung von Cyamelid, als wenn man in einer Retorte
operirt, vorzüglich wenn die Natur des Versuchs es ge-
stattet, zu gleicher Zeit einen langsamen Strom von Koh-
lensäure über die Oyansäure streichen zu lassen. (Ann.
des Chem. u. Pharm. CXIV. 156 — 165.)
Ueber die Selbstzersetzung der wasserfreien Blausäure.
Die wasserfreie Blausäure hält sich bekanntlich nicht
lange, sondern verwandelt sich in eine schwarze feste
Masse. Diese Umwandlung erfolgt auch bei völligem
Abschluss der Luft. Auch die mit ihrem doppelten Vo-
lum Wasser vermischte Säure wird bald zu einer solchen
schwarzen Masse. Mit der Verdünnung nimmt ihre Nei-
gung zum Verderben ab, und eine Säure, die nur 1 Proc.
wasserfreie enthält, hält sich auf unbestimmte Zeit. _
E. Millon hat die Umstände kennen gelernt, unter
welchen die Zersetzung sehr schnell eintrat und fand.
endlich, dass diese letzteren von der Gegenwart oder
der Bildung des Ammoniaks abhing. Einige Blasen Am-.
moniakgas sind im Stande, 200 Grm. wasserfreie Blau-
säure binnen 2—3 Tagen in eine feste schwarze Masse
zu verwandeln. Ein kleiner Zusatz irgend einer Säure
oder eines säurefähigen Körpers besitzt die Eigenschaft,
die Zersetzung der Blausäure zu verhindern, indem das
Ammoniak dadurch gebunden und unschädlich gemacht
wird. (Wiütstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 11.4) . _B.
Pfirsichblattwasser statt Kirschlorbeerwasser
. hat Dr. Reinsch in Erlangen einzuführen vorgeschla-
gen, da nach von ihm vorgenommenen Versuchen mit .
Br a TE ne so
58 Methionsäure. — Ueber den Salpetrigsäure- Aether.
frisch gesammelten Pfirsichblättern ein so kräftiges Destillat
erlangt wurde, dass 2 Unzen 3,0 Gran bis. 3,5 Gran
'Cyansilber lieferten, während aus eben so viel. Kirschlor-
beerwasser nur 2,2 Gran Üyansilber erhalten werden
konnten. Ausserdem besass das Pfirsichblätterwasser einen
sehr angenehmen Geruch. (N. Jahrb. der Pharm. XVII. 5.
.- 8.274.) ICEB,
Kalium - Eisen - Kupfercyanür. ni
Dieses Cyanür krystallisirt in röthlich-braunen Kıy-
stallen aus einer Lösung, welche zum Platiren auf elek-
trischem Wege gebraucht worden war und mehrere Mo-
nate ruhig gestanden hatte. Die Krystalle gehörten nach
den Messungen von Prof. W. H. Müller dem tesseralen
Systeme an, und stellten Combinationen des Würfels
und Octaeöders dar. Williams F. Wonfor’s Analyse
führte zu der Formel 3K Cy, 2 FeCy, 2Cu2Cy + 10H0O.
Es ist offenbar dieselbe Substanz, welche Bolley in
einer Ähnlichen Flüssigkeit fand, und die Moldenhauer,
wenn die Unvollständigkeit der Analyse die Annahme
gestattet, durch Kochen einer Lösung von Kupfercyanür
mit Kaliumeisencyanid dargestellt zu haben scheint.
(Journ. of the Chem. Soc. XV. — Chem.Centrbl. 1862. 56.)
| B.
Methionsäure.
Eine andere ergiebige Methode zur Darstellung von
Methionsäure oder Disulfometholsäure, ©2H484012,. statt
der gewöhnlichen aus Sulfoessigsäure und wasserfreier
Schwefelsäure besteht nach A. Strecker darin, dass.
man Milchsäure mit wasserfreier Schwefelsäure erhitzt,
die Flüssigkeit mit Wasser verdünnt, mit ‚kohlensaurem
Baryt sättigt und kochend filtrirt. Beim Erkalten schei-
det dann das Filtrat farblosen methionsauren Baryt aus.
(Ann. der Chem. u. Pharm. 290— 292.) le
Ueber den Salpetrigsäure - Aether.
Nach Carey Lea stellt man ihn auf leichte Weise
dar aus 90 Grm. Salpetersäure von 1,37 Dichte, 150 CC.
Alkohol von 90 Proc. und’ 45 Grm.‘Eisenvitriol.. Die
Ausbeute ist reich, das Product enthält zwar noch. e-
hyd, aber nicht mehr als das gewöhnliche, ‚und die D-
' Bereitung des Salpetersäureäthers. 59°
stillation geht rasch von. statten. Redueirende Stoffe
wirken verschieden auf den Aether, doch entsteht stets
Ammoniak dabei, nie bilden sich Aethylbasen. Alkoholische
Zinnchlorürlösung zersetzt den Aether unter heftigem Auf-
brausen ohne Entwickelung rother Dämpfe; die Flüssig-
keit giebt bei der Destillation mit Kalihydrat kaum eine
Spur Ammoniak. Bei der Behandlung des Aethers mit
- Schwefelwasserstoff findet leichtes Aufbrausen statt und
es setzt sich viel Schwefel ab. Die Lösung enthält viel
Ammoniak und keine Aethylbase. Essigsäure, Weingeist
und Eisenfeile zersetzen den Aether unter heftiger Ent-
wickelung von Stickoxyd; die Flüssigkeit enthält nur
Spuren von Ammoniak. (Sillim. Americ. Journ. — Chem.
Centrbl. 1862. 43.) | B.
———
Bereitung des Salpetersäureäthers.
J. Persoz lässt reine rauchende Salpetersäure auf
absoluten Alkohol wirken und kühlt zur Vermeidung der
Explosion den letzteren stark ab. Die Vermischung ge-
schieht in einem Platintiegel von 100 C.C. Capaeität.
Auf 20 Grm. rauchende Salpetersäure wendet man 10
Gramm absoluten Alkohol an.
Die Salpetersäure wird im Maximum der Concentra-
tion angewendet, frei von Chlor, Schwefelsäure, Salzen
und besonders frei von NO4, NO3 und NO? Um sie da-
von zu befreien, erhitzt man sie in einem Kolben auf 35
bis 400C. und bläst trockne Luft hindurch, bis sie was-
serhell und farblos geworden ist.
20 Grm. dieser Salpetersäure bringt man in den
Platintiegel, den man in eine Kältemischung aus Eis und
Kochsalz stellt. Sobald die Säure die niedere Tempera-
tur der umgebenden Mischung angenommen hat, lässt
man nach und nach mittelst einer fein ausgezogenen
Pipette den absoluten Alkohol in kleinen Tropfen in die
kalte Salpetersäure fallen, wobei man die Säure bestän-
dig umrührt.. Sobald die Mischung vollendet ist, ist auch
der Aether fertig. Man fügt alsdann. ein Stück Eis hinzu,
welches, indem es schmilzt, die Säure verdünnt, ohne
' Wärme zu ‚entwickeln und ohne den Aether zu zerstören.
Zuweilen ereignet es sich, trotz aller genommenen Vor-
sichtsmaassregeln, dass der Alkohol zu rasch eingetragen
wird und es tritt alsdann beginnende Oxydation em. In
diesem Falle sieht man leichte röthliche Dämpfe. von
salpetriger Säure erscheinen. : Sobald man diese -‚beob-
so... Sulfokohlensäure - Aethyläther "ee. x
achtet, ist es hohe Zeit das Experiment dadurch zu been-
digen, dass man ein Stück Eis in den Tiegel fallen lässt,
auf die Gefahr hin, noch einmal anfangen zu müssen;
‚so rettet man wenigstens den schon gebildeten Aether.
Den erhaltenen Aether reinigt man dann auf be-
kannte Weise. (Compt. rend. 6. Octbr. 1862. pag. 572.)
BR H. Ludwig.
Ueberchlorsäure - Aether.
Der Ueberchlorsäure- Aether wurde 1840 von Hare
und Boyle bei der Destillation ‘von überchlorsaurem
Baryt mit ätherschwefelsaurem Baryt erhalten. Sie geben
von diesem Körper an, dass er in der Heftigkeit, mit
welcher er explodirt, alle anderen Körper übertrifft, und
dass er durch Erhitzen, Reiben, Schlagen und oft ohne
scheinbare Ursache explodirt. Roscoe hat die Art der
Bildung dieses Körpers untersucht, ihn analysirt, seinen
Siedepunct annähernd bestimmt und Gelegenheit gehabt,
die ausserordentlichen explosiven Eigenschaften desselben
zu bestätigen. |
Trockner Ueberchlorsäure - Aether zersetzt sich unter
Explosion, wenn er aus einem Gefäss in ein anderes ge-
gossen wird, oder wenn seine Theilchen irgendwie leicht
erschüttert werden. Die Heftigkeit der Explosion ist
ausserordentlich; etwa 0,2 Grm. in einem sehr dünnen
Reagensglase enthaltenen Aethers explodirten mit solcher
Kraft, dass ein 15 Millim. breites nnd 15 Millim. tiefes
Loch in ein Filtrirgestell von hartem Holz geschlagen
und alle Gefässe in der Nähe zerschmettert wurden. Der
Gebrauch von Handschuhen und Glasschirmen bei der
Beschäftigung mit demselben ist daher unbedingt noth-
. wendig. In Berührung mit Wasser ist der Aether da-
gegen viel beständiger und kann dann ohne Gefahr ge-
‘ schüttelt und selbst destillirt werden. (Journ. of the Chem.
‚Soc. 15. — Chem. Centrbl. 1862. 56.) ’ B: :
Sulfokohlensäure - Aethyläther und Sulfokohlensäure-
; Aethylglycoläther. ARTEN ODER
Den Sulfokohlensäure- Aethyläther oder das Aethyl-
sulfocarbonat stellt Aug. Husemann auf leichte Weise
dadurch dar, dass er eine concentrirte Lösung von Na-
Zersetzung d. Essigäthers etc. durch wasserfreie Alkalien. 61
triumsulfuret mit Schwefelkohlenstoff und Alkohol oder
Aetheralkohol versetzt und das sich augenblicklich als
dicke rothe Flüssigkeit abscheidende Natriumsulfocarbo-
nat mit Aethyljodür in Wechselwirkugg bringt. Wird die-
ser Körper, welcher die Zusammensetzung 2 C4H3 S, C2S4
hat, mit alkoholischem. Ammoniak erhitzt, so bildet sich
Aethylmercaptan und Rhodanammonium; wendet man
statt des Ammoniaks Anilin an, so wird Diphenylsulfo-
carbamid erzeugt. |
Der Sulfokohlensäure - Aethylglycoläther oder das
Aethylensulfocarbonat = C?H452, C2S?% entsteht dem vori-
gen Körper analog aus Natriumsulfocarbonat und Aethylen-
bromür, krystallisirt in goldgelben durchsichtigen Kry-
stallen und giebt mit Ammoniak gleichfalls Rhodanammo-
nium und wahrscheinlich Aethylglycolmercaptan. (Ann.
der Chem. u. Pharm. CXXIII. 64— 90.) alter
Zersetzung des Essigäthers etc. durch wasserfreie
Alkalien.
Nach Berthelot und A. de Fleurieu zerlegt sich
Benzoesäureäther, mit seinem 1}j,fachen . Gewicht
wasserfreiem Baryt in zugeschmolzener Röhre 5 Stunden
lang bei 150 bis 1800C. erhitzt, in benzoesauren Ba-
ryt und Aethyloxydbaryt, welcher letztere beim
Zusammentreffen mit Wasser augenblicklich in Alkohol
und Barythydrat umgewandelt wird.
C?H50, C14H503 + 2BaO — (Ba0, C14H503) +
| (BaO, C4H50O).
In ähnlicher Weise zerlegt Baryt bei 2000C. nach
30 Stunden Einwirkung den Stearinsäureäther in stearin-
sauren Baryt und Aethyloxydbaryt, den Essigäther bei
2500 C. in essigsauren Baryt und Aethyloxydbaryt, den
Ameisensäureäther und Oxalsäureäther in amei-
sensauren und oxalsauren Baryt und Aethyloxydbaryt; die
beiden letzteren Aether geben verschiedene Nebenpro-
ducte, was bei den übrigen Aethern nicht der Fall ist.
Diese Zersetzungen der Aether durch Baryt sind
also den Zersetzungen derselben durch Alkalihydrate
analog, z. B. Benzoesäureäther plus Kalikydrat — benzoe-
saures Kali plus Alkohol.
62 Verbindungen der Pe Alkoholradiedle ete.
(02H30, K CHHSON ” KO, Ho — - KO, CHHSO3. un
le ‚Ho.
(Ann. de Ohim. et de Prye, 3. .» Tom: LXVI. 2 er lab.
Janvier 1863.) ” A ya ach
Sulfide der Alkoholradicale.
L. Carius hat zwei Sulfide des dreisäurigen Glycerins
kennen gelehrt. Das eine entsteht beim Erwärmen von
Monochlorhydrin, das andere von Dichlorhydrin mit Kalium-
sulfhydrat. Die Stellung der beiden Körper zum drei-
säurigen Alkohol Glycerin drückt das Schema aus:
C6H503,3H0O C6$H503,H0, 2HS C6H502S, 3HS
Glycerin, erstes Sulfhydrat, zweites Sulfhydrat.
Beide Verbindungen sind ölige Flüssigkeiten von schwa-
chem, mercaptanähnlichem Geruche, lösen sich ziemlich
in Wasser und lassen sich nicht unzersetzt destilliren.
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXXII. 71—77) _ G.
Doppelsulfide der Alkoholradicale.
Aethylmethylsulfid, (C2H3S,C0?H5S), von Carius
durch Erhitzen von disulfophosphorsaurem Aethyloxyd mit
völlig wasserfreiem Methylalkohol im zugeschmolzenen
Rohre und darauf folgende Destillation der erhaltenen Flüs-
sigkeit dargestellt, ist ein farbloses, sehr dünnes Liquidun:
von unangenehmen Geruch und vom Siedepunct 590 0.,
welches krystallinische Verbindungen mit Metallchloriden
eingeht.
Das Aethylamylsulfid, (C4 H5S, Cl HLLS), auf
dieselbe Weise wie der vorige Körper durch Erhitzen von
disulfophosphorsaurem Aethyloxyd mit Amylalkohol gebil-
- det, besteht aus einer farblosen, nach Schwefeläthyl und
Schwefelamyl riechenden Flüssigkeit, die bei 132 bis
1330,5 vollständig überdestillirt. (Ann. der Chem. u. Pharm-
CXIX. 313 — 318.) @.
Verbindungen der Doppelsulfide der Alkoholradicle
mit Jodiden.
Bei Einwirkung von Jodiden der Alkoholradicale
auf eine Lösung des Quecksilbersulfalkoholates in absolu-
tem Alkohol bilden sich sehr leicht Verbindungen der
Triäthylphosphinouyd. Pe
Doppelsulfide mit Quecksilberjodid. Auf diese Weise
hat ©. Linnemann die Verbindungen des Methyläthyl-
sulfids und des Aethylamylsulfids mit Quecksilberjodid
dargestellt. Erstere ist nach der Formel C2H3S,C4H5S
— HgJ zusammengesetzt und besteht aus einem schwefel-
gelben krystallinischen Pulver, letztere bildet gelbe Kry-
stallblättchen von der Formel C2H5S,C!H!NS —ı Hg).
(Annalen der Chem. u. Pharm. CXX. 61— 66.) Gi
Xanthinsäureverbindungen.
Die Xanthinsäure hat die Fähigkeit, mit einigen
' Metallen ausgezeichnet schön krystallisirte Verbindungen
einzugehen. Hlasiwetz stellte diese durch Zersetzung
xanthinsaurer Alkalien mit den Chloriden der betreffen-
‘den Metalle bei Gegenwart von überschüssigem Schwefel-
kohlenstoff dar, in dem sie alle löslich sind, und aus
welchem Lösungsmittel sie beim freiwilligen Verdunsten
anschiessen. Am besten bewährte sich eine Lösung von
Natriumalkoholat in viel Schwefelkohlenstoff, mit welcher
die Chloride der Metalle ‚gekocht wurden. Schreibt man
die Formel der Xanthinsäure HS,C4H5S, 020282, so
lassen sich die Arsenik-, Antimon- und Wismuthverbin-
dung allgemein durch: RS3,3 (C4 H58, 020282) die Eisen-
und Chromverbindung allgemein durch: R?S3,3 (C4H5S,
C202S), die Kobalt-, Nickel-, Zinn- und Quecksilberverbin-
dung allgemein durch: RS,C4H5S, 020282 ausdrücken.
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXA11. 87 — 95.)
Triäthylphosphinoxyd.
Bringt man Phosphoroxychlorid tropfenweise mit er-
hitztem reinem Zinkäthyl zusammen, so resultirt neben
basischem Chlorzink eine Verbindung von Phosäthylium-
ehlorid mit Chlorzink nach der Gleichung:
—- PO?C13 + 4(C4H5, Zn) = (C+H5)* PCI, ZnCl +
ZnCl,2ZnO. |
Diese Phosphorverbindung ist krystallisirbar und liefert mit
festem Kalihydrat und wenig Wasser der Destillation unter-
worfen eine Substanz, die, wie Pebalnachweist, vollständig
64 K n | Pinacolin. Ge |
in ihren Eigenschaften mit dem Triäthylphosphinoxyd,
. (C4H5)3PO?2 übereinstimmt. © ER |
Das Triäthylphosphinoxyd giebt mit Kupfervitriol
eine krystallisirbare Verbindung, deren Zusammensetzung
durch die Formel: .2(CuO, SO3) + 3(C#H5)3PO2 ausge-
drückt wird. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXX. 194— 206.)
.
Einwirkung des Phosphoroxychlorids auf die trocknen
Salze organischer einbasischer Säuren.
Es ist von A.Geuther festgestellt worden, dass bei der
Einwirkung des Phosphoroxychlorids auf die trocknen
Salze organischer einbasischer Säuren nicht, wie man
bisher mit Gerhardt annahm, gewöhnliche dreibasi-
sche Phosphorsäure, sondern stets einbasische Meta-
phosphorsäure entsteht, dass also der Process nach den
Gleichungen verläuft: | |
I., 3(Na0, C4+H303) + PO2C]3 = C4H30?2Cl +
2C3H303 + 2NaCl + NaO, PO>.
II, 4(NaO, C4H303) + PO?C13 — 4C?H?03 +
| 3NaCl + Na0,PO>. DR
Die Versuche wurden mit essigsaurem Natron, essigsau-
rem Baryt und Phosphoroxychlorid in den verschieden-
sten Verhältnissen ausgeführt, die Reaction verlief aber
immer gleich und es wurde zuletzt immer metaphosphor-
saures Silberoxyd erhalten. Wird dagegen statt des
essigsauren Baryts Barythydrat genommen, so bildet sich
der gewöhnliche phosphorsaure Baryt = 2BaO, HO,PO°.
Ann. der Chem. u. Pharm. CXX11. 113 — 121.) G.
Pinacolin. |
R. Fittig suchte durch Auffindung von Zersetzungs-
producten des von ihm Paraceton, von Städeler Pina-
: kon genannten Körpers die Constitution desselben festzu-
stellen und entdeckte bei der Verfolgung dieses Zweckes
eine neue Verbindung, die er unter dem Namen Pinaco-
lin beschrieben hat. Das Pinacolin bildet sich bei der
Behandlung des Pinakons mit verdünnter Schwefelsäure,
verdünnter Salzsäure oder Chlorgas. Es ist ein völlig
farbloses, wasserhelles, leicht bewegliches Oel von ange-
nehmem, pfeffermünzähnlichem Geruch; sein specifisches
Gewicht ist bei 160 — 0,7999, der Siedepunet liegt bei
Oxaminsäure. 65
1050. In Wasser ist es so gut wie unlöslich, lässt sich
aber in jedem Verhältniss mit Weingeist und Aether
. mischen, und entspricht seiner Zusammensetzung nach
der Formel C12H1202. Chlorgas verwandelt das Pina-
colin in ein dickflüssiges, schweres Oel, welches nach
einiger Zeit vollständig zu langen, farblosen Krystallna-
deln von Bichlorpinacolin, CI?H10C]202, erstarrt. Letzte-
res besitzt einen äusserst heftigen Geruch, der die Augen
sehr angreift unddem des Bichloracetons sehr ähnlich ist,
schmilzt bei 510 zu einer farblosen, wasserhellen, bei
ungefähr 1780 siedenden Flüssigkeit und ist in kaltem
Wasser fast absolut unlöslich, in warmem Wasser etwas,
in Aether und absolutem Alkohol leicht löslich. (Ann
der Chem. u. Pharm: CXIV. 54 — 63.) Geähr
Zersetzung der Oxalsäure durch das Sonnenlicht.
Dass oxalsaures Eisenoxyd durch das Licht in oxal-
saures Eisenoxydul und Kohlensäure, oxalsaures Uran-
oxyd in einen sich abscheidenden braunen Körper und
in Kohlensäure und Kohlenoxyd zerlegt wird, ist be-
kannt.
W. Seekamp fand, dass, wenn man eine fünfpro-
centige Lösung von Oxalsäure, der 1 Procent salpeter-
saures Uranoxyd hinzugefügt ist, im Dunkeln auf-
bewahrt, die Flüssigkeit keine Veränderung erleidet,
eben so wenig bei vierundzwanzigstündigem Erhitzen m.
Wasserbade, dass sie aber im Lichte sogleich Gasblasen
entwickelt, und zwar im directen Sonnenlicht mit solcher
Heftigkeit, dass aus 100 0C. Flüssigkeit in 3 Minuten
22 CC. Gas aufgefangen werden konnten. Längere Zeit dem
Lichte ausgesetzt, nımmt die anfangs gelbe Flüssigkeit
eine grüne Farbe an, es scheidet sich ein grünes kry-
stallinisches Pulver, oxalsaures Uranoxydul, ab, die Flüs-
sigkeit ist alsdann farblos, enthält keine Oxalsäure mehr,
reagirt aber sauer von Ameisensäure. Diese Säure
ist dadurch entstanden, dass 1 Theil des Kohlenoxyds,
welches nebst Kohlensäure und Wasser durch das Son-
nenlicht aus der Oxalsäure gebildet ist, sich in statu
nascendi mit Wasser zu Ameisensäure umsetzte. (Ann.
der Chem. u. Pharm. CXX1I. 118 — 118.)
RR Oxaminsäure. inaühe
Eine interessante Entstehungsweise der Oxaminsäure
ist von J. F. Toussaint beobachtet ‘worden. Kocht
Arch.d. Pharm, CLXV.Bds.1. Hit. 5
a Diglycolamidsäure ‚und T: riglycolamidsäure. 2“
man nämlich Oxamid . längere Zeit mit Wasser und
Ammoniak, so verwandelt sich dasselbe vollständig in
‚oxaminsaures Ammoniak, indem Wasser in die Verbin-
dung aufgenommen wird. Den hierbei statt findenden
Process verdeutlicht die Gleichung: |
C+H4N204 + 2HO —= H4NO, C4H?2NO3
- Oxamid oxaminsaures
Ammoniak.
. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXX. 237 — 241) "ER
Glycolamid. Y
Ein wichtiger Unterscheidungsgrund des Glycolamid
von dem isomeren Glycocoll besteht nach W. Heintz
in dem Verhalten desselben zu Basen und Säuren. Das
Glycolamid verbindet sich nämlich nicht mit Metalloxyden
und wird beim Kochen damit in Salmiak und glycol-
saures Salz zerlegt. Bei der Einwirkung von trocknem
Chlorwasserstoff auf Glycolamid entsteht, wern die Tem-
peratur niedrig ist, salzsaures Glycolamid, bei erhöhter
Temperatur dagegen ein Gemisch von Salmiak und Gly-
colid. (Ann. der Chem. u. Pharm. OXXIIL.8315— 324) G.
Diglycolamidsäure und Triglycolamidsäure.
Diese beiden Säuren hat W. Heintz bei der Ein-
wirkung von wässerigem Ammoniak auf Monochloressig-
säure neben Glycocoll und Glycolsäure erhalten. Erstere
Säure ist zweiatomig und nach der Formel C8H7N O8
zusammengesetzt, letztere ist dreiatomig und ihre Zusam-
mensetzung durch die Formel CIH9NO12 ausdrückbar.
Beide Säuren krystallisirren und geben auch krystallisir-
bare und wohl charakterisirte Salze.
Heintz betrachtet das Glycocoll als ein Ammoniak,
in welchem 1 At.H durch das Radical Glycolyl, C4H30%,
vertreten ist. Bei der Diglycolamidsäure sind hiernach
2 At. H durch 2. Glycolyl, bei der Triglycolamidsäure
3 At. H durch 3 Glycolyl substituirt, wie aus folgendem
Schema ersichtlich ist: |
C4H304,H2N, (C4H30%2HN, )C+H304)3N
Glyeocoll
(Glycolamidsäure) Diglycolamidsäure Triglycolamidsäure.
Der durch Metall vertretbare Wasserstoff ist in dem
“Butylchlorür. Yu 67
Atomcomplex C? H30*4 — C?H?02,0,HO enthalten. (Ann.
der Chem. u. Pharm. UÜXX11. 257 — 294.) @.
Jodpropionsäure.
Die Bildung von Jodpropionsäure beobachtete Beil-
stein, als er Glycerinsäure mit ihrem doppelten Gewichte
an Jodphosphor zusammenbrachte. Während der beim
Erwärmen äusserst heftigen Reaction entweicht Jodwas-
serstoff und es bleibt eine krystallinische Masse zurück,
die mehrmals aus siedendem Wasser umkrystallisirt reine
Jodpropionsäure liefert. Der Körper besteht aus blendend
weissen Krystallen von ausgezeichnetem Perlmutterglanze,
er zeigt die Zusammensetzung C6H5JO%#, löst sich auch
leicht in Alkohol und Aether, reagirt stark sauer und
zersetzt kohlensaure Salze unter Brausen. Die jodpro-
pionsauren Salze haben nur eine sehr geringe Beständig-
keit, indem ihre wässerigen Lösungen schon beim Kochen
zerlegt werden. (Ann. der Chem. u. Pharm. UXX. 226 —
256.) er
Umwandlung der Glycerinsäure in Acrylsäure,
Wie eben angegeben, hatte F. Beilstein gefunden,
dass bei der Einwirkung von Jodphosphor auf Glycerinsäure
- die Jodpropionsäure entsteht. Ueber diesen Gegenstand
theilt er jetzt mit, dass beim Kochen der sehr unbestän-
digen jodpropionsauren Salze sich unter Ausscheidung
von Jodmetall eine neue Säure bildet, welche vonihm Hy-
dracrylsäure genannt wird und welche die charakte-
ristische Reaction zeigt, dass sie sich, wenn man ihr Blei-
oder Silbersalz erhitzt, in Wasser und Acrylsäure spaltet
nach der Gleichung:
C24H22022 — 406H404 + 6HO
Hydracrylsäure Acrylsäure.
| Die Hydracrylsäure stellt einen Syrup dar, in wel-
chem feine Nadeln schwimmen, bildet in Wasser leicht
lösliche Salze und ist dreibasisch. Es wurden das Blei-
und ‘das Silbersalz näher untersucht. (Ann. der Chem. u.
Pharm. CXXII. 866 — 374.) @.
Butylchlorür.
Als F. Gerhard Chlorkalk, Wasser und Amylalko-
hol der Destillation unterwarf, erhielt er eine bei 62 bis
5 ey
4
up
a:
ER
68 Verbindungen des Valerals mit Säuren.
540 siedende Flüssigkeit, die rectificirt, entwässert und
durch mehrmaliges Behandeln mit weingeistiger Kalilösung
‚von Chloroform befreit, bei der Analyse die Zusammen-
setzung des Butylchlorürs — U8SH90l ergab. In dem
' Rückstande ‘der Blase war eine ölige Säure vorhanden,
die grösstentheils aus Buttersäure bestand. (Annalen der
.. Chem. u. Pharm. OXXIl. 363 — 366.) ES
Verbindungen des Valerals mit Säuren.
| Eine Verbindung des Valerals mit Essigsäure, das
zweifach -essigsaure Valeral, C10H1002,2C2H303, steil-
ten Fr. Guthrie und H. Kolbe dar, indem sie 1 At.
Valeral mit 2 At. wasserfreier Essigsäure in einer herme-
tisch verschlossenen Röhre 8 Stunden lang auf 2000C.
erhitzten und das gewonnene ölartige Product der frac-
tionirten Destillation unterwarfen. Das zweifach-essig-
saure Valeral ist eine ziemlich constant bei 19500. sie-
dende, leicht bewegliche und farblose Flüssigkeit von
0,963 spec. Gewicht, besitzt einen angenehmen äther-
artigen Geruch, reagirt neutral und ist mit Alkohol und.
Aether leicht, mit Wasser nicht mischbar. Mit Aetzkali
giebt es nicht Wurtz’s Amylglycol, C10H102,2H0,
sondern Valeral und essigsaures Kali. Zweifach - benzoe-
saures Valeral, CWH1002,2C14]1503, nach derselben
Methode erhalten, ist ein fester, weisser, krystallinischer
Körper ohne Geruch und Geschmack, löst sich nicht in
Wasser, schmilzt bei 1110C. "und siedet bei 26400.
Auch diese Verbindung liefert mit Aetzkali kein Amyl-
glycol, sondern gleichfalls Valeral. |
Das zweifach-essigsaure Valeral ist mit dem von
Wurtz beschriebenen zweifach - essigsauren Amylglycol
gleich zusammengesetzt, aber nicht identisch, da der
zweisäurige Aldehyd Valeral ein anderer Körper ist, als
das mit demselben isomere, gleichfalls zweisäurige Oxyd
C10H100? in dem zweifach -essigsauren Amylglycol.
Es scheint somit neben den von Wurtz entdeckten
Verbindungen der zweisäurigen sogenannten Glycoläther
mit Säuren noch eine zweite Reihe isomerer Verbindun-
gen zu existiren, welche als zweisäurige Basen die Alde-
hyde enthalten. Die ersieren geben bei der Zersetzung
durch Kalihydrat die Glycole, die letzteren erfahren durch
Kalihydrat eine ganz ähnliche Zersetzung, wobei jedoch
das basische Oxyd nicht wie vorhin 2 At. Wasser bindet,
sondern sich als sölches, und zwar 'als’em Aldehyd,
ausscheidet. (Ann. der Chem.u. Pharm: C’XXLH1. 296 N |
Cimieinsäure. 69
ach Cimieinsäure, $
L. Carius hat in der grauen Art der Blattwanze,
Rehaphigaster es (Illigen), eine neue Säure auf-
gefunden, die er Cimicinsäure nennt (Linne& zählt die
Blattwanze dem Geschlechte Cimex bei), und die sowohl
in der sehr übel und erstickend riechenden Flüssigkeit,
welche die Thiere aus einer unter dem Bauche befind-
lichen Blase ausspritzen, als in den bedeutenden Fett-
massen der Thierkörper selbst enthalten is. Zur Ge-
winnung der Säure übergiesst man die Blattwanzen mit
kaltem Alkohol, decantirt, wäscht mit kaltem starkem
Alkohol nach und nachdem der Alkohol durch Abtropfen
und Verdunsten an der Luft entfernt ist, zieht- man die
zerdrückten Thiere mit kaltem Aether aus. Die filtrirte
- ätherische Lösung hinterlässt nach dem Abdestilliren des
Aethers die fast reine Säure als bräunliches, in der Kälte
erstarrendes Oel, welches man in das Barytsalz verwar-
delt und dann durch Zusatz von verdünnter Chlorwasser-
stoffsäure vollständig rein erhält.
Die Cimieinsäure ist eine gelbliche, sehr schwach
und eigenthümlich ranzig riechende krystallinische Masse,
schmilzt bei 430,8 bis 440,2, ist im festen wie flüssigen
Zustande leichter als Wasser und darin unlöslich, löst
sich schwer in absolutem Alkohol, dagegen in allen Ver-
hältnissen in Aether. Beim Abdampfen der letzteren
Lösung krystallisirt die Säure in farblosen, sternförmig
vereinigten Prismen. Ihre Zusammensetzung ist durch
dieselbe Formel, C30H2304, ausgedrückt, welche Wal-
ter der Moringasäure giebt, doch bleibt vorläufig un--
entschieden, ob beide Säuren isomer sind.
Von den Verbindungen der Cimicinsäure mit Basen
stellen das cimieinsaure Kali, KO,C30H?703, und eimicin-
saure Natron, Na 0, C30 H27 O3, amorphe Massen dar, die in
Wasser auflöslich sind; die Salze von Kalk, Talkerde,
Baryt, Blei-, Kupfer- und Silberoxyd lösen sich nicht
merklich in Wasser und werden aus der Lösung des
Kali- oder Natronsalzes durch ein Salz dieser Metalle
gefällt. Das Chlorür der Cimieinsäure ist ein im Wasser
untersinkendes Oel, das etwa bei derselben Temperatur
erstarrt, wie die Säure, sich von dieser aber schon dadurch
unterscheidet, dass es nicht deutlich krystallisirt. Der
Cimijcinsäureäther, C?H50,C30H?2703, besteht aus einer
hellgelben öligen Flüssigkeit von ähnlichem, aber stärke-
rem Geruche als die Säure, die auch einige Grade unter
3
70 Ueber die Umwandlung der Citronensäure etc.
O nicht erstarrt, leichterrist als Wasser und sich bei star-
kem Erhitzen. bräunt. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXIV.
147 — 156.) | ee
Ueber die Umwandlung der Citronen-, Butter- und Bal-
driansäure, mit Rücksicht auf die künstliche
Bildung von Bernsteinsäure.
‚Citronensaurer Kalk liefert bei der Gährung mit
faulendem Käse nach How, Dessaignes und Phipson
Buttersäure und keine Bernsteinsäure. Da nun Aepfel-
säure, die eine der Citronensäure sehr ähnliche Zusam-
mensetzung hat, nach Dessaignes unterähnlichen Um-
ständen erst Bernstein- und dann Buttersäure liefert, so
scheint es nicht unwahrscheinlich, dass auch die Citronen-
säure unter Umständen Bernsteinsäure liefert. Phipson
liess daher citronensaures Natron mit einer beträchtlichen
Menge kohlensauren Natrons einige Wochen lang mit
rohem, faulem Fleische gähren, und erhielt dabei Butter-
säure, ferner eine Verbindung, welche der Flüssigkeit
ihren eigenthümlichen Geruch ertheilte, und Kohlensäure,
aber keine Bernsteinsäure. Bei der Gährung eitronen-
sauren Kalks mit wenig gekochtem Fleische entstand da-
gegen neben Buttersäure auch eine kleine Menge Bern-
' steinsäure. Mit übermangansaurem Kali bei etwas höherer
als Sommertemperatur oxydirte Citronensäure lieferte nur
Oxalsäure. Buttersaurer Kalk gab bei der Oxydation mit
demselben Agens in einer der Siedhitze der Flüssigkeit
nahen Temperatur Bernsteinsäure und Essigsäure; die
Essigsäure verband sich mit der Buttersäure zu Butter- _
Essigsäure, welche hartnäckig der Einwirkung des über-
mangansauren Kalis widerstand. Trotzdem ging die Um-
wandlung der Buttersäure in Bernsteinsäure rascher vor
sich, als bei der von Dessaignes vorgenommenen Oxyda-
tion mit Salpetersäure. Baldriansäure liefert bei demsel-
ben Verfahren Bernsteinsäure und Baldrian - Essigsäure.
Die Aethylverbindungen der Butter- und Baldriansäure
werden durch übermangansaures Kali rascher oxydirt als
die Säuren selbst. — Phipson hältesfür wahrscheimlich,
dass sich bei diesen Reactionen auch kleine Mengen Kork-
säure bilden mögen. (Journ. of the Chem. Soc. XV. —
Chem. Centrbl. 1862. 55.) Oak BED RLE.
Fe Ai
— . 2 .
Dvitinäure. | 7
Uvitinsäure.
- Wenn man nach C. Finck: basisch-brenztraubensau-
ren .Baryt, der beim Versetzen der Lösung von Brenz-
traubensäure mit Barythydrat bis zur alkalischen Reac-
tion als Niederschlag erhalten wird, in einer Retorte mit
überschüssigem Barythydrat 6 bis 10 Stunden langkocht,
so zersetzt sich die Brenztraubensäure in Oxalsäure und
eine neue Säure, welche mit Baryt verbunden in Lösung
bleibt. Diese Säure, vom Verfasser Uvitinsäure genannt,
ist krystallisir- und sublimirbar, schmilzt bei 2870, besitzt
die Formel CJ8H808 und ist also ebenso wie die Ben-
zoglycolsäure zusammengesetzt, von der sie sich aber durch
ihre Löslichkeit in Aether und Weingeist unterscheidet.
Sie ist zweibasisch und bildet mit den Metalloxyden kry-
stallisirbare Salze.
Durch starkes Erhitzen geht die Uvitinsäure in eine
andere Säure, die Uvitonsäure = CJ8H1?2014, über, welche
sich direct mit den Oxyden der schweren Metalle zu neu-
tralen Salzen vereinigt, die zwar alle in Wasser sehr leicht
löslich sind, aber nicht krystallisiren. /
Die Zersetzung der Brenztraubensäure geschieht nach
der Gleichung:
11(C6H406) 4 6HO — CIsH3508 +
Brenztraubensäure + Wasser = Uvitinsäure +
2(C18H12014) 1 3(C4H20$)
Uvitonsäure + Oxalsäure.
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXXII. 182 — 191.) @.
Ueber die Verfälschungen der ätherischen Oele.
Nach Bolley sind die hauptsächlichsten Stoffe, mit
welchen die ätherischen Oele verfälscht werden, Alkohol,
fette Oele, harzige Körper, sowie ätherische Oele selbst
von geringem Werthe, wie Rosmarinöl, Terpentinöl etc.
1. Auf Alkohol prüft man, indem man das ätherische
Oel mit Wasser in einem graduirten Cylinder schüttelt
und darauf einige Zeit der Ruhe überlässt. Bei Ge-
genwart von Alkohol verringert sich das ursprüngliche
Volum des Oels, während das des Wassers zunimmt. Man
kann auch das fragliche Oel mit Olivenöl schütteln, wo-
| ”2. . Ueber die Verfälschungen der. ätherischen Oele.
durch das ätherische Oel gelöst wei . während der
Alkohol obenauf schwimmt. |
| 2. Seifenspiritüs ist leicht an dem’ Schaume zu er-
kennen, der sich beim Schütteln bildet. Auf Zusatz einer
Säure werden die Fettsäuren ausgeschieden und in der
unter dem Oele sich ansammelnden Flüssigkeit findet
man das mit der zugesetzten Säure verbundene Alkali
‚der Seife.
3. Fette Oele verdicken ein wenig die ätherischen
Oele und bewirken, dass sich beim Schütteln an der Ober-
fläche leicht Luftblasen bilden. Nach dem Verdunsten
auf weissem Papier .bleibt bei Gegenwart eines fetten
Oeles der bekannte Fettfleck.
4. Harzige Stoffe lassen nach dem Verdunsten auf
Papier ebenfalls einen, aber in Alkohol löslichen Fettfleck,
während die Flecke von fetten Oelen durch Alkohol nicht
angegriffen werden.
5. Die Verfälschung mit anderen billigen ätherischen
Oelen ist nicht immer leicht zu entdecken. Man weiss,
dass einige Oele sauerstofffrei, andere sauerstoffhaltig
sind. Um sich von der Ab- oder Anwesenheit des Sauer-
stoffes zu überzeugen, übergiesst man in einem Probe-
röhrchen ein stecknadelknopfgrosses Stückchen bei 10000.
getrocknetes Nitroprussidkupfer mit mehren Tropten des
fraglichen Oels, erhitzt während einiger Minuten zum
Kochen und lässt dann absetzen. Ist das Oel sauerstoff-
frei, wie z. B. Terpentinöl, so ist der Niederschlag grün
oder blaugrün, während das überstehende Oel farblos oder
schwach gelb erscheint. In sauerstoffhaltigen Oelen wird
aber. das Nitroprussidkupfer schwarz, grau oder braun,
und das Oel nimmt eine viel dunklere gelbbraune oder
grünbraune Färbung an. Orangen-, Citronen-, Wacholder-
oder Sadebaumöl verhalten sich wie Terpentinöl, während
Kümmel-, Fenchel-, Lavendel-, Pfeffermünz -, Melissen-,
Majoran-, Salbey-, 'Wermuth - , Wurmsaamen-, Cajeput-,
Sassafras- und Rautenöl Sauerstoff enthalten.
6. Das Neroliöl ist häufig versetzt mit Huile de petits
' grains. Man erkennt diese Verfälschung, indem man in
das Oel ein Stückchen Zucker taucht und dieses in Was-
ser löst. Bei Gegenwart von Huil de petits grains be-
kommt das Wasser einen bitteren Geschmack. Free
7. Zur Erkennung von Terpentinöl im Steinöl zerreibt
man einige Tropfen mit wenig Wasser und ein ‚Stückchen
Jodkalium. Die wässerige Lösung wird sogleich gelb bis
Ay Pol Her Hose EBEN EER
SR Ueber einige Kohlenwasserstoffe. aus Steinkohlentheer. 73:
orange, wenn Terpentinöl zugegen ist, während die Reac-
tion bei reinem Steinöl ausbleibt. eahtr
8. Das ätherische Bittermandelöl des Handels ist häu-
fig mit Nitrobenzol verfälscht. Diese Verfälschung lässt
sich durch Behandeln mit einer alkoholischen Kali-Lösung
entdecken, wodurch das reine Bittermandelöl in Benzoe-
'säure verwandelt wird, während das Nitrobenzol in. ein
- dunkelbraunes in Alkohol und Aether unlösliches Harz
übergeht, welches sich allmälig in gelbe Krystalle ver-
wandelt.
Zur Prüfung löst man etwa 1 Grm. des verdächti-
gen Oeles in 8 Grm. Alkohol, setzt 1 Grm. Kalihydrat
hinzu und erwärmt so lange, bis ungefähr 2/3 des Alkohols
verdampft sind. War das Bittermandelöl rein, so ist die
Flüssigkeit braungelb gefärbt, mischbar mit Wasser und
frei von jedem krystallisirten Absatz. Enthält das Oel Nitro-
benzol, so erhält man ein braunes, hartes Harz, welches
in der wenig gefärbten alkalischen Flüssigkeit schwimmt
und dessen Menge sich nach dem vorhanden gewesenen
Nitrobenzol richtet. (Zeitschr. für analyt. Chemie 1862.)
| B.
Ueber einige Kohlenwasserstofle aus Steinkohlentheer.
Das von C. Schorlemmer, Assistenten am chem.
Laboratorium in Owens College zu Manchester zur Unter-
suchung angewandte Material war ein Steinkohlentheer, |
der theils aus Cannelkohle von Wigan, theils aus gewöhn-
licher Lancashire-coal auf die Weise dargestellt war,
dass nur der Boden der Retorte zum Glühen erhitzt, wäh-
rend der obere Theil so kalt als möglich gehalten wurde.
Aufdiese Weise werden eine grosse Menge flüchtiger Producte
erhalten. Diese enthalten neben Benzol und Homologen eine
‚bedeutende Menge der Kohlenwasserstotffe O?°A?"r2, die
durch keine Säuren angegriffen werden. Man kann sie
sehr leicht rein erhalten, indem man durch wiederholtes
Behandeln mit concentrirter Schwefelsäure und Salpeter-
säure alle übrigen Stoffe entfernt.
In dem unter 1500 siedenden Theile sind folgende
Kohlenwasserstoffe enthalten: | Fri
1. Amylwasserstoff CI0HI2 , Siedepunct ‘390
— 40°. _Spec. Gew. bei 170 C. 0,636. Dampfdichte bei
910 2,497. Bu
2. Caproylwasserstoff CI2H1#, Siedepuncet 680°
74 Umwandlung des Anilins in Benzoösäure.
— 700. Spec. Gew. bei 15,50 0,678. Dampfdichte bei
1100 3,03. IRRE 190
3. Oenanthylwasserstoff CI4HI6. Siedepunct
980 — 990. Spec. Gew. bei 17,50 0,709. Dampfdichte
bei 1500 3,49. =
Durch Behandeln mit Chlor entsteht daraus Oenan-
thylchlorid C12H15 Cl. Siedepunct 1500— 1520. Spec.
Gew. bei 190 0,891. |
Caprylwasserstoff C16H183. Siedepunct 1190 —
1200. Spec. Gew. bei 17,5 0,71%. Dampfdichte bei
1700 3,98. |
Daraus Caprylchlorid C16H17C]. Siedepunct 1700 —
1720. Spec. Gew. bei 180 0,892.
Angenehm nach Orangen riechende Flüssigkeit, die
durch Behandeln mit Kaliumacetat leicht zersetzt wird.
Ausserdem erhielt Schorlemmer noch höher siedende
Chlorproducte in zu geringer Menge, um Verbindungen
von constantem Siedepunct darzustellen.
Mit Natrium behandelt wird Oenanthylen (95 —
1000 Siedepunct) und Caprylen erhalten. Siedepunct
1150 — 1170. Dampfdichte 4,17. (Zeitschr. für Chem. und
Pharm. 5. Jahrg. 21.) | B.
Umwandlung des Anilins in Benzoesäure nach
A. W. Hofmann.
Der Anilindampf, durch eine rothglühende Glasröhre
geleitet, wird zersetzt in Kohle, Cyanammonium,
Benzol, Benzonitril und andere noch nicht genauer
untersuchte Producte. Wird das übergegangene braune
Oel nach Entfernung des noch unzersetzt gebliebenen Ani-
lins durch Schütteln mit einer Säure der fractionirten
Destillation unterworfen, so geht bei 800C. Benzol über,
dann steigt das Thermometer und wird erst zwischen 190
‚und 1950 C. stationär. Was hier übergeht, ist Benzonitril
(farbloses Oel, leichter als Wasser). Mit alkoholischer
Aetzkalilösung gekocht liefert es Ammoniakgas und ben-
zo&saures Kalı. |
Die Reaction ist folgende:
CRA’TN+-CHN—=CUHHSN-H3N. !
Das durch Zersetzung eines Theiles Anilin erzeugte Cyan-
ammonium oder dessen Blausäure wirkt auf noch unzer-
setztes Anilin und giebt Benzonitril und Ammoniak.
(Compt. rend. 1. Debr. 1862.) H. Ludwig.
>
Umwandlung von Nitrobenzol in Benzol etc. 75
‘Umwandlung von Nitrobenzol in Benzol und
| | Ammoniak. i
.. Scheurer-Kestner hat gefunden, dass, wenn das
Anilin Benzol enthält, dieses immer von Ammoniak be-
gleitet ist. Je lebhafter die Reaction zwischen dem Ni-
trobenzol und der reducirenden Mischung von Eisen und
Essigsäure ist, desto mehr wird Benzol und Ammoniak .
gebildet. Wenn im Gegentheil die Reaction langsam ver-
läuft, und man die Eisenfeile mit der Vorsicht nach und
nach zufügt, dass die Temperatur der Mischung nicht
über 500 steigt, so erhält man ein Anilin, welches vollständig
frei von Benzol und Ammoniak ist. Bei Anwendung der
vierfachen Menge von Eisen, wie B&champ angiebt, er-
reicht man eine fast vollständige Umwandlung des Nitro-.
benzols in Benzol und Ammoniak. Hierbei ist. die Reac-
tion so heftig, und die Dampfentwickelung so stürmisch,
dass man Alles verlieren würde, wenn man in einem offe-
nen Gefässe operirte. Scheurer-Kestner hat daher
. in sehr starken gusseisernen, mit einer Schraube ver-
schliessbaren Gefässen gearbeitet, welche mehrere Gramme-
Nitrobenzol aufnehmen konnten. Er beschüttete dieselben
mit einer Mischung von 1 Th. Nitrobenzol, 8 Th. Eisen
und 4 Th. Essigsäure in der Art, dass die Eisenfeilspäne
über die Flüssigkeit hervorragten. Der Druck in dem
Gefässe stieg auf 8 Atmosphären, wovon sich Kestner
durch ein angebrachtes Manometer überzeugte. Nach dem
Erkalten enthielt der Apparat einen braunen homogenen
Teig, welcher der Destillation unterworfen wurde. Das
Destillat bestand aus zwei Schichten, von welchen die
obere der Hauptsache nach Benzol mit etwas Anilin ent-
hielt, während die untere aus Wasser, gelöster Essig-
säure, ein wenig Aceton, Anilin und Ammoniak bestand.
Von dem letztern enthielt sie grosse Quantitäten. Das
Benzol wurde von dem Anilin durch fractionirte Destil-
lation getrennt, aus 1,200 Kilogr. Nitrobenzol erhielt Kest-
ner ungefähr 500 Grm. Benzol. (Bud. dela Soe. chim. de
Paris 1862. — Zeitschr. für Chem. u. Pharm. Jahrg. 5. 13
u. 14.) DER: 5
Zur Kenntniss der Pikrinsäure.
Carey Lea hält nur diejenigen Methoden der Rein-
darstellung der Pikrinsäure für zweckmässig, welche auf
der: Unlöslichkeit ‚der pikrinsauren Alkalien in alkalischer
Flüssigkeit beruhen: Er sättigt die Säure genau mit koh-
. ar
A
e In ” *
76 Rother Farbstoff aus dem Kreosot.
lensaurem Natron und legt in die vom Harze sabfiltrirte
Lösung einige Krystalle ‘desselben Salzes, worauf beim
Erkalten das Natronpikrinat fast vollständig auskrystalli-
sirt. Die durch Zersetzen des Salzes mit überschüssiger
Schwefelsäure erhaltene Pikrinsäure wird durch mehrma-
liges Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt. Re
Das beste Reagens auf Pikrinsäure ist eine ammoniaka-
lische Lösung von Kupfervitriol, welche einen grünen Nie-
derschlag giebt. Die Lösung eines Schwefelalkalimetalls
in überschüssigem Kali oder von Cyankalium in Am-
moniak, giebt beim Erwärmen mit Pikrinsäure eine rothe
Färbung; doch zeigt diese Reaction nur Y,999 der Säure
an, während das erstere Reagens noch 1/4090 nachweist.
(Sillim. Americ. Journ. 20. — Chem. Centrbl. 1862. 39.)
B.
Rother Farbstoff aus dem Kreoset.
Bei 4- bis 5stündlichem Erhitzen einer Mischung
von 1 Th. Oxalsäure, 1!/, Th. farblosen käuflichen Kreo-
.sots und 2 Th. concentrirter Schwefelsäure erhielten Kolbe
und Schmitt im Rückstande eine schwarzbraune teigige
Masse, welche nach dem Erkalten aus einem festen, sehr
spröden, geruch- und geschmacklosen und in Wasser un-
. - löslichen Harz bestand. Dieses Harz wird mit prachtvoll
purpurrother Farbe von Ammoniak, noch leichter von
Kali- und Natronlauge gelöst. Aus alkoholischer Lösung
fällt die Verbindung auf Zusatz von verdünnter Schwe-
telsäure oder Salzsäure in schön orangefarbnen amorphen
. Flocken nieder, welche an der Luft getrocknet eine ähn-
liche orangerothe Farbe wie das gefällte Alizarin besitzen.
Der Farbstoff besteht aus C10H40?; sein Atomgewicht
lässt sich nicht bestimmen, da er keine Verbindungen von
constanter Zusammensetzung eingeht. Er scheint der Ro-
solsäure von Runge nahe verwandt zu sein. Versuche,
. ihn in der Färberei anwendbar zu machen, sind bisher
erfolglos geblieben. (Ann. der Chem. und Pharm. CXIX.
169 — 172.) @.
Ueber Nitronaphtalin, Naphtylamin und deren gefärbte
| Derivate nach Roussin. |
Das Naphtalin liefert wie das Benzin zwei pa-
ZEN Er bu
u
rallele Derivate, das Nitronaphtalin und das Naph-
tylamin. Roussin stellt das erstere aus dem gewöhnlichen
er N ur JEDE Ge #7 IE DB
ER BEN, NT 4: DR
NR DOT a 3
7
\. Ueber Nitronaphtalin, Naphtylamin ete. 17
Naphtalin dar, welches er mit der: 5fachen Menge käuf-
licher Salpetersäure in einem geräumigen Kolben zusam-
menbringt. Das Gemisch wird einige Zeit der Dampf-
badwärme ausgesetzt, schliesslich die Säure von der am
Boden lagernden Oelschicht ‚abgegossen. Diese letztere
wird einigemal ausgewaschen und da sie leicht erstarrt,
verschiedene Male ausgepresst, geschmolzen und zur voll:
kommenen Reinigung durch Papier filtrirt. — In Masse
erscheint das so erhaltene Nitronaphtalin rothschwarz,
als Pulver aber schön gelb; wenn man Sorge getragen
hat, ein röthliches Oel, das dem Producte anhängt, hin-
länglich durch Pressen zu entfernen, so ist dasselbe sehr
rein. Die Ausbeute entspricht der theoretisch berech-
neten Menge. —
Zur Bereitung des Naphtylamins mischt Roussin in
einem geräumigen Kolben 1 Th. Nitronaphtalin mit 6 Th.
käuflicher Salzsäure und soviel Zinnfeile, dass die letztere
das Niveau des Gemisches erreicht.
Bald darauf tritt eine energische Reaction ein, das
Nitronaphtalin verschwindet und die Flüssigkeit wird klar.
Man giesst nun die Flüssigkeit in eine Porcellanschale,
worin sie bald zu einem Krystallbrei von salzsaurem Naph-
tylamin erstarrt. Um dieses zu reinigen, presst man es
zuerst zwischen Leinwand, trocknet es und löst es als-
dann in kochendem Wasser auf. Hierauf leitet man
einen anhaltenden Strom HSGas durch die Lösung und
trennt schliesslich dieselbe vom ausgeschiedenen Schwefel-
zinn durch Filtration. Das beim Erkalten daraus sich
abscheidende salzsaure Naphtylamin lässt man abtropfen und
. trocknet es bei 1000C. Dasselbe ist leicht sublimirbar,
vollkommen weiss, sehr leicht und von absoluter Reinheit.
Beim Vermischen einer neutralen Lösung dieser Verbin-
dung mit einer neutralen salpetrigsauren Kalilösung resultirt
ein in Wasser vollkommen unlöslicher granatrother
Niederschlag. Derselbe wird durch Luft nicht verändert,
widersteht den entfärbenden Chlorverbindungen, der SO2,
Alkalien und Säuren. — Wegen dieser Beständigkeit gleicht
.erdem Alizarin. —Roussin fand ferner, dass beim Zu-
saınmenbringen von Schwefelalkalimetallen und Schwefel-
. erdalkalimetallen mit Dinitronaphtalin eine grosse Menge
rotherund blauer Verbindungen entstehen, die in Was-
ser und Alkohol löslich sind und sich durch ein be-
deutendes Färbevermögen auszeichnen: Zinnchlorür
und Cyankalium reagiren ebenfalls energisch: auf ‚das:
Dinitronaphtalin.
a A Eu
ne u ’
78 Künstl. Alizarin. — Ueber die Darstellung von Farben etc.
. Roussin hat ausserdem durch Einwirkung redueirender
‚Agentien auf Dinitronaphtalin bei Gegenwart concentrirter
SO3 ein sehr interessantes rothes Product erhalten, wel-
ches in vieler Beziehung ein Analogon des Alizarins ist.
Auch Persoz hat obengenannten Körper ohne reduci-
rende Mittel durch blosse Einwirkung eoncentrirter SO3,
bei 3000C. auf Nitronaphtalin erhalten. (Journ. de Pharm.
et de Chim. Ton. XL.) Ä H. Schr.
m
Künstliches Alızarin.
Roussin glaubt künstliches Alizarin auf. folgende
Weise dargestellt zu haben. Er löste Dinitronaphtalin
in concentrirter Schwefelsäure auf, indem er auf 2000 er-
hitzte. Bei dieser Temperatur brachte er granulirtes Zink
in die Lösung, es entwickelte sich schweflige Säure und
nach 1/, Stunde ungefähr war die Reaction beendet. Wenn
man einen Tropfen der sauren Flüssigkeit in kaltes Was-
ser brachte, so entwickelte sich eine prachtvoll violett-
rothe Farbe. Verdünnt man die ganze Masse der erhal-
tenen Flüssigkeit mit ihrem zehnfachen Volum Wasser,
erhitzt zum Sieden und bringt sie nach einigen Augen-
blicken auf ein Filter, so setzt sich beim Erkalten ein
Krystallbrei ab, die Mutterlaugen sind stark roth gefärbt
und können direct zum Färben benutzt werden. Der
Krystallbrei kann leicht durch fixe Alkalien oder deren
Carbonate in Lösung gebracht und durch Säuren daraus
gefällt werden. Das so erhaltene Product hat alle Eigen-
schaften des Alizarins. (Compt. rend. T. 52.) B.
Ueber die Darstellung von Farben aus Dinitro-
naphtalin.
Aus den verschiedenen Arten von Nitronaphtalin kann
man durch Einwirkung reducirender Stoffe bei Gegen-
wart von Alkali oder durch Behandeln mit Schwefelalkali-
metallen, Sulphuriden, Cyankalium etc. rothe, violette
und blaue Farbstoffe erhalten. Wenn das Alkali dabei
vor dem Reductionsmittel wirkt, so entsteht zugleich. eine
braune - Substanz, welche den Farbstoff verunreinigt.
Einige der so. erzeugten Farbstoffe, durch Einwirkung
eines Alkalimetall-Sulfhydrats auf reines Dinitronaphtalin
erhalten, hat Troost zum Gegenstand technischer Ver-
Ueber die Darstellung von Farben aus Dinitronaphtalin. 79
suche gewählt. Dieser violette Farbstoff ist in Alkalıen,
Schwefelalkalimetallen und kohlensauren Alkalien löslich
und wird durch Säuren daraus niedergeschlagen. Er
fixirt sich auf den Faserstoffen ohne Beizen und lässt
sich durch geeignete Behandlung in Blau und Roth
spalten. |
Um diesen Farbstoff schön zu erzielen, bedarf man
ein reines Dinitronaphtalin. L. Troost empfiehlt zur Dar-
stellung desselben folgende Methode.
Man bereitet zunächst Nitronaphtalin, indem man das
Naphtalin mit einer Mischung von gewöhnlicher und rau-
chender Salpetersäure von 1,428 spec. Gew. behandelt, welche
in einem abgekühlten Gefässe enthalten ist, so dass eine
Erhitzung und die Entwickelung von salpetrigen Dämpfen
vermieden wird. Die Säure, welche schon einmal benutzt _
ist, kann wieder brauchbar gemacht werden, indem man
concentrirte Säure hinzufügt, so dass die Mischung wieder
die hinreichende Stärke erlangt. Die krystallinische Masse,
welche durch Einwirkung der Säure auf das Naphtalin
in der Kälte erzeugt worden ist, lässt man abtropfen und
bringt sie dann in höchst concentrirte Salpetersäure von
1,515 spec. Gew., die ebenfalls in einem abgekühlten Gefässe
enthalten ist. Sie zertheilt sich hier wie gebrannter Kalk
in Wasser und verwandeltsich in eine blassgelbe krystalli-
nische Masse, welche den ganzen Raum des Gefässes aus-
füllt. Diese Masse ist, nach Abkühlung der Mischung,
reines Dinitronaphtalin. (Ze Technol. — Polyt. Centrbl.)
B.
Bereitung eines violetten Farbstofls aus Naphtylamin.
Um das Naphtylamin zu bereiten, nimmt man, wie
Du Wildes vorschreibt, 3 Th. Nitronaphtalin, schmilzt
es in einer Porcellanschale und vermischt 2 Th. möglichst
reine und feine Eisenfeile damit. Die Mischung wird
dann vom Feuer genommen und mit 2 Th. gewöhnlicher
eoncentrirter Essigsäure behandelt. Es entsteht ein leb-
haftes Aufbrausen und eine bedeutende Erwärmung. Wenn
die Einwirkung aufgehört hat, wird das Product mit
1!, Th. gebranntem Kalk vermischt, die Mischung in
eine Retorte gebracht und destillirt. Das so erhaltene
Naphtylamin ist braun gefärbt und krystallisirt nicht.
Um es rein und krystallisirt zu erhalten, destillirt man
es nochmals in einem Strom von Wasserstoffgas.
I he nr Pr DE A
y Er Ki END. An
80 Bereitung eines violetten Farbstoffs ete. ws ‚Ueber Mörin etc. |
Indem man das Naphtylamin’ im 'Wasserbade mit
iz seines Gewichts Quecksilberoxydul oder Queck-
silberoxyd behandelt, wird seine Farbe rasch dunkelblau
' und in weniger als in einer Minute dunkelschwarz, wor-
auf man die Masse vom Feuer entfernt. Das so erhaltene
und von demam Boden ausgeschiedenen Quecksilber ge-
trennte Product ist ein klebriger Körper, der in der Wärme
schmilzt und in Wasser, so wie auch in den leichten Theer-
ölen unlöslich ist. Die Unlöslichkeit in: den letzteren
benutzt man, um dem Farbstoff das Naphtylamin, welches er
noch enthalten könnte, zu entziehen. Dieser Körper
ist löslich in Alkohol, Aether und Holzgeist, welchen
Flüssigkeiten er eine prächtig violette Farbe mittheilt.
Die Lösungen färben die Faserstoffe violett. (Ze ke
Ueber Morin und Moringerbsäure.
Delffs berichtet in einem Aufsatze über das Morin
und die sogenannte Moringerbsäure, dass die krystallisir-
ten Ablagerungen im Gelbholze nur aus Morin bestehen,
und dass die von Wagner angenommene Moringerbsäure
nichts Anderes sei, als mit Farbstoff verunreinigtes Morin.
Zu dieser Behauptung bemerkt Wagner nur vorläufig,
dass Morin und die Substanz, welche er vor 12 Jah-
ren mit dem Namen Moringerbsäure bezeichnete, ganz
verschiedene Substanzen seien, die sich dadurch von ein-
‚ander unterschieden, dass sein Morin im Wasser sich
äusserst schwer löse, farblos sei, durch Eisenchlorid
granatroth, durch Alkalien gelb gefärbt werde und sich in
concentrirter Schwefelsäure mit gelber Farbe löse, die
Moringerbsäure dagegen sich ziemlich leicht in Was-
ser löse, durch Leim gefällt werde, mit Eisenlösung eine _
schwarze Flüssigkeit, mit concentrirter Salpetersäure
behandelt, die Rufimorsäure liefere, welche sich der
Ruberythrinsäure ähnlich verhalte. Die Ablagerungen in
dem Gelbholze beständen zum grossen Theile aus dieser
Säure, ausserdem befänden sich darin Morin, Oxydations-
producte der Gerbsäure und ein rother harzähnlicher Kör-
per. Dass man bei dem heutigen Stande der organischen
Chemie die Moringerbsäure vielleicht nicht mehr zu den
Gerbsäuren rechnen könne, giebt Wagner zu, da sich die
‚von ihm entdeckte Säure durch Mangel an Spaltbarkeit
wesentlich von den übrigen Gerbsäuren unterscheide.
(Chem. Centrbl. 1862. No. 25.) RE RT :
Manna des Sinai. — Manna von Kurdistan. 81
Die Manna des Sinai
‘ stammt nach Ehrenberg von Tamarix mannifera
und bildet sich nach demselben Forscher und Hemprich
in Folge des Stichs eines Insekts, des Coccus manniparus.
Berthelot analysirte eine solche Manna, die von
Leclerc, der die Prinzen von Orleans auf ihren Reisen
im Orient 1859 —- 1860 begleitete, von Tamaröx mannifera
gesammelt worden war. Dieselbe erschien als dicker
gelblicher Syrup und gab bei der Untersuchung 55 Proc.
gemeinen Zucker (Rohrzucker), 25 Proc. Invert-
zucker (Lävulose und Glycose) und 20 Proc. Dextrin.
Die Manna ven Kurdistan.
Sie bedecktim Juli und August die Zweige der Gall-
eiche und trocknet bald zu Staubaus. Die Kurden mischen
sie zum Teig und selbst zum Fleisch. Berthelot analy-
sirte eine Probe, welcheihm Soubeiran überlassen hatte,
demsievonDr. Gaillardot zugeschickt worden war. Dem
‚französischen Consul irn Mossul, Barr& de Lancy, ver-
dankte Gaillardot die oben mitgetheilten Nachrichten
über die Galleichenmanna. Sie war nordöstlich von Mossul
in den Bergen von Kurdistan gesammelt worden, erschien
in Form einer beinahe festen, teigigen Masse und enthielt
61 Proc. gemeinen Zucker, 16,5 Proc. Invertzucker
(Linksfruchtzucker und Traubenzucker) und 22,5 Proc.
Dextrin. (Ann. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Tom. LXVII.
pag. 82— 86. Janv. 1863.) H. Ludwig.
Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 1. Hft. 6
82
IV, Literatur und Kritik.
Canstatts Jahresbericht über die Fortschritte in der
Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen
Ländern im Jahre 1861. Redigirt von Prof. Dr. Sche-
rer, Prof. Dr. Virchowund Dr. Eisenmann. Ver-
fasst von Prof. Dr. Clarus in Leipzig, Dr. Eisen-
mann in Würzburg, Dr. Eulenburg in Berlin,
Prof. Dr. Fiek in Zürich, Prof. Dr. Löscehner in
Prag, Prof. Dr. Schererin Würzburg, Dr. G.Schnei-
der in Eltmann und Prof. Dr. Wiggers in Göttin-
gen. Neue Folge. Eilfter Jahrgang. 1. Abtheilung.
Würzburg, Verlag der Stahel’schen Buch- und Kunst-
handlung. 1862.
Das Werk zerfällt in 2 Theile. 1. Theil:
Bericht über die Leistungen in der Pharmakognosie und
Pharmacie von Prof. Dr. Wiggers in Göttingen.
Unter Literatur für Pharmakognosie und Pharmaeie führt der
Verf. die über dieselben im Jahre 1861 erschienenen Werke auf,
47 an der Zahl. mit dem Bemerken, dass ihm 4 Werke davon für
eine speciellere Beurtbeilung zugesandt seien. Ueber das Werk
von Guibert drückt er sich sehr lobend aus, und dass solches-
unter den neuen Erscheinungen des Jahres 1860 unbedingt und in
höchst willkommener Weise einen hervorragenden Platz einnehme.
Die dasselbe hervorgerufene Preisaufgabe forderte: „Eine Aufzäh-
lung der seit 1830 eingeführten Arzneimittel, eine geschichtliche,
chemisch-pharmaceutische und pharmakognostische Bearbeitung und
eine soviel wie möglich auf klinische Thatsachen gegründete Be-:
urtheilung des therapeutischen Werthes desselben.“
Diesen 3 Anforderungen hatte die von Guibert eingereichte
Arbeit in so ausgezeichneter Weise entspröchen, dass sie von der
Societät mit dem vollen Preise gekrönt wurde.
I. Pharmakognosie.
A. Pharmakognosie des Pflanzenreichs.
1. Allgemeine pharmakögnostische Verhältnisse,
2. Studien allgemein verbreiteter Bestandtheile der Pflanzen.
3. Arzneischatz des Pflanzenreichs nach natürlichen Familien
geordnet.
So wie in dem Vorhergehenden und dem Nachfolgenden Teferirt
der Verf. wiederum mit seiner grossen Umsicht und Kenntniss-
nahme und seinen schätzenswerthen Bemerkungen in diesem Ab-
schnitte über die im Jahre 1861 erschienenen Abhandlungen und
Arbeiten der Arzneistoffe aus den Familien der Fungi, Li chen es,
Literatur. ı
Lyeopodiaceae, Tiliaceae, Asphodeleae, Colchicaceae,
Smilaceae, Scitamineae.
Piperaceae. — Piper methysticum. Wiggers hat schon in
seinem vorigen Jahresberichte angegeben, wie Gobley in der Ka-
wawurzel einen krystallisirten Körper gefunden, Methysticin
genannt und analysirt habe Cuzent giebt nun an, dass auch er
schon 1854 diese Wurzel analysirt und darin ausser einem eitronen-
gelben ätherischen Oele und einer grossen Menge von Stärke einen
krystallisirbaren Körper gefunden habe, den er Kawahin (nicht
Kawati ni nenne und in welchem er das betäubend und berauschend
wirkende Princip derselben entdeckt zu haben glaube. b
Die Tahitaner kauen nämlich die Wurzel und bereiten daraus
auch ein berauschendes Getränk.
Was nun das Kawahin betrifft, so scheint es derselbe Körper
zu sein, welchen Gobley Methysticin nennt, wenigstens hat er
dasselbe in ähnlicher Art aus der Wurzel erhalten, nur behandelte
Cuzent dasselbe zur völligen Reinheit mit Thierkohle, wonach es.
sich also nicht so einfach, wie Gobley angiebt, rein erhalten lässt.
Nach Cuzent bildet das Kawahin feine, dünne, seidenartige
und zu Gruppen vereinigte, geruchlose und luftbeständige Prismen,
welche im Ansehen grosse Aehnlichkeit mit schwefelsaurem Chinin
haben. Es löst sich leicht in Alkohol und in Aether, aber nur.
wenig in kaltem Wasser, dagegen ziemlich leicht in heissem Was-
ser, diese Lösung reagirt neutral und scheidet das aufgelöste Ka-
wahin beim Erkalten in nadelförmige Prismen theilweise wieder
aus. Säuren lösen das Kawahin ebenfalls auf, geben aber damit
keine salzartigen Verbindungen ein. Es enthält keinen Stickstoff.
und ist nach seinen Analysen ans
Kohlenstoff 65,847
Wasserstoff 5,643
Sauerstoff 28,510
zusammengesetzt und daher keine Base.
Cubeba offieinalis. Seit einigen Jahren sind Cubeben aus
Holländisch-Indien nach Holland in den Handel gekommen, welche
unter dem Prädicat einer „Beisorte“* viel billiger angeboten wer-
den, als die gewöhnlichen, und daher eben so viele Käufer finden,
wie diese. Da dieselben aber ganz verschieden aussehen und man
sie daher als falsche, für den Arzneigebrauch nicht zulässig betrach-
ten kann, so hat Pas ihnen eine besondere Aufmerksamkeit ge-
widmet und sie in folgender Weise beschrieben:
Sie kommen in vieler Beziehung mit den gewöhnlichen Cube- EX
ben überein, sind aber nicht so dunkel gefärbt, mehr asch-
‚grau, als hellbraun, und graublaue finden sich nicht darunter, wie-
wohl einige derselben graulich aussehen. Ihre Grösse übertrifft
weit die des schwarzen Pfeffers und kommt dieselbe vielmehr mit
der des Nelkenpfeffers überein. Der Geruch ist weniger angenehm.
Der Geschmack ist weniger brennend, aber scharf und mit Maeis
zu vergleichen. Auf Wasser geworfen, saugen. sie dasselbe viel
rascher ein und sinken daher viel schneller zu Boden, wie die ge-
wöhnlichen Cubeben. Das Wasser färbt sich dabei dunkelbraun,
während dasselbe von gewöhnlichen Cubeben nur eine hellgelbe
Farbe annimmt, selbst nach einigen Tagen und in dieser ungleichen
Farbe, welche das Wasser davon annimmt, besitzen wir einein-
faches Mittel, die ächten Cubeben von dieser Beisorte
zu unterscheiden.
‚Während ferner die ächten Cubeben sehr schwierig zu pulvern.
| G*
—
| Literatur.
sind, lässt sich die Beisorte sehr leicht zu Pulver zerstossen. Das
Pulver der ächten Cubeben ist dunkelbraun und riecht angenehm
gewürzhaft, dagegen ist das Pulver der Beisorte graulich rostfarben
und von einem terpentinartigen Geruche.
' Das aus den ächten Cubeben abdestillirte Aüchtige Oel riecht
eigenthümlich aromatisch und mehr milde als stechend, während
das aus der Beisorte einen scharfen und mehr einem Gemisch von
Muscatblüth-, Citronen- und Terpentinöl ähnlichen Geruch besitzt.
Das Oel aus den ächten Cubeben ist dickflüssiger als das aus
der Beisorte und hellgelblichgrün, schmeckt camphorartig und wird
durch Schwefelsäure dunkelrothbraum, während das Oel aus der
Beisorte farblos ist, nach Muscatblüthöl schmeckt und durch Schwe-
felsäure blutroth wird. Pas betrachtet diese Beisorte als die rei-
fen Früchte von Cubeba offieinalis, deren unreifen
Früchte bekanntlich unsere wahren Cubeben sind.
Bald darauf hat Gronewegen wohl ganz entschieden nach-
gewiesen, dass die neue Sorte von Cubeben nicht die Früchte
von Cubeba officinalis sein können, sondern derselbe vermu-
thet, dass sie von Piper anisatum abstammen.
Balsamifluae. Cannabineae.
Polygoneae. — Rheum. Wiggers macht hier zunächst darauf
aufmerksam, dass man irgendwo angefangen hat, einer schlechten
Rhabarber durch einen äussern dieken Anstrich von Schüttgelb
und Kreide ein der echten Kron-Rhabarber täuschend ähnliches
Ansehen zu geben und sie dann auch unter diesem Namen mit
dem entsprechenden Preise in den Handel zu bringen. Wiggers
hat sie seit etwa einem Jahre in Apotheken angetroffen, theils
allein und theils einer andern guten Rhabarber beigemengt. Beim
ersten Anblick wird man versucht, die beste Kron-Rhabarber in
ganz frischer Waare zu sehen, wodurch sie auch sogleich auffällt,
wenn sie nicht angestrichener Rhabarber beigemengt ist. Um aber
auch ihre innere Beschaffenheit kennen zu lernen, schneidet man
mit einem scharfen Messer eine Ecke ab und macht dann sogleich
die Entdeckung, dass die Stücke im Innern zum Theil noch als
eine gesunde Canton-Rhabarber erscheinen, aber auch braun und
stockig sein können, und dass alle aussen mit einer so dicken Lage
von jener Farbe umgeben sind, dass das Innere nicht durchscheint,
und dass man die Farbe massenhaft abschaben und weiter unter-
suchen kann.
. Dass man Arzneimittel verfälscht oder substituirt, ist hinläng-
lich bekannt, aber schlechte Sorten Rhabarber durch einen äussern
Farbenanstrich in derselben Weise, wie man Häuser ete. auffrischt,
das frische und schöne Ansehen der besten Sorte zu geben und sie
als solche in den Handel zu bringen, würde man bisher wohl nicht
einmal haben ahnen können.
Die Chrysophansäure, welche von Döpping und Schloss-
berger nur in Gestalt von krystallinisch warzigen Körpern dar-
gestellt werden konnte, ist von Grothe aus der Wurzel von
Rheum pyramidale in Gestalt von klaren sechsseitigen Säulen
mit etwas gelblichem Schein erhalten worden.
Die Krystalle der Chrysophansäure verwittern an der Luft
‚allmälig zu einem weissgelben Pulver, sind in Wasser unlöslich,
schwer löslich in kaltem, “aber leichter löslich in heissem Alkohol.
Sie schmelzen bei —- 1560 und erstarren dann \krystallinisch.
Grothe bestätigt hierbei die Angabe von Thann, dass die
Literatur. 85
in Rumex obtusifolius, R. Patientia und R. alpinus aufgestellten
und Lapathin und Rumicin genannten Körper nur Chrysophan-
säure sind. Er hat dieselben auch in den Wurzeln anderer
Rumexarten gefunden und fügt hinzu, dass der in Polygonum fa-
gopyrum vorkommende gelbe Farbestoff auch dahin gehöre.
Globularieae, Valerianeae, Synanthereae.
Ericeae. — Ledum palustre. Das flüchtige Oel des Sumpfporsts
ist von Froehde genauer untersucht worden, wobei er zu andern
Resultaten gekommen ist, wie Grassmann, Willigk und Buchner.
Dieses Oel war röthlichgelb, roch sehr stark wie das blühende
Kraut, löste sich wenig in Wasser, aber leicht in Alkohol und Aether.
Froehde erhielt dasselbe auch, wie Rauchfuss und Meiss-
ner ohne Stearopten.
Des rohe Oel fand Froehde bei der Analyse aus 70,79. bis
70,93 Kohlenstoff, 10,58 bis 10,62 Wasserstoff und 18,63 bis 18,45
Sauerstoff zusammengesetzt, also nicht so wie Willigk. Das Öel
reagirt sauer und daher schüttelte Froehde dasselbe mit starker
Kalilauge, worauf sich in der Ruhe das Oel oben auf etwas dunk-
ler gefärbt wieder abschied, nun aber noch fast dieselbe Zusammen--
setzung wie vorher und 0,922 spec. Gew. hatte.
Aus der von dem Oel getrennten Kalilauge schied verdünnte
Schwefelsäure eine dünne Schicht von einem dunkelbraunen und
diekflüssigem Oel ab, welches den starken und widerlichen Geruch der
Pflanze im höchsten Grade besitzt und welches an der Luft zu einem
braunen Harz erhärtete. Froehde nennt dieses Liquidum Ledum-
säure und betrachtet nach den Resultaten seiner Analyse die For-
men C16H1!508 als am wahrscheinlichsten, indem sie dann mit dem
Erieinon in genetischem Zusammenhange steht.
Ledum palustre enthält von allen Erieineen die grösste Menge
ätherisches Oel und dasselbe enthält nach Fraude’s ausführlicher
Untersuchung:
1) Ledumsäure, Valeriansäure, Buttersäure, Essigsäure und
flüssige Fettsäure.
2) Einen mit dem Terpentinöl isomeren Kohlenwasserstoff.
3) Ein sauerstoffhaltiges Oel, von der Zusammensetzung des
Erieinols = C#%HI1602, welches zwischen + 240 und + 2450 con-
stant siedet, und woraus ebenfalls ein Kohlenwasserstoff gewonnen
werden kann.
Styraceae, Myrsineae, Scrophularineae, Labiatae,
Convolvulaceae, Solaneae, Gentianeae, Strychneae,
Rubiaceae.
Cinchoneae. — Arariba rubra, (Pinkneya rubescens). Ueber die
interessanten Resultate einer unter seiner -speciellen Leitung von
Rieth ausgeführten chemischen Untersuchung der Rinde dieses
Baumes giebt Wöhler einen ausführlichen Bericht.
Die zu dieser Untersuchung angewandte Rinde war Wöhler
durch v.Martius in München zu diesem Entzweck übergeben wor-
den und hat dieselbe zur Entdeckung einer neuen organischen,
Aribin genannter Base geführt, welche das erste Beispiel unter
den natürlich gebildeten Basen darbietet, die keinen Sauerstoff ent-
hält und doch krystallisirbar ist.
Um diese Base aus der Rinde zu gewinnen, wird dieselbe zer-
kleinert, wiederholt mit Schwefelsäure-haltigem Wasser digerirend
ausgezogen, die abcolirten, vermischten und filtrirten Auszüge auf
l/jo ihres Volums verdunstet, mit kohlensaurem Natron nahezu, aber
nicht vollständig gesättigt, durch Bleizucker in Ueberschuss ausgefällt,
86 Literatur.
die Flüssigkeit von dem Niederschlage abfiltrirt, durch Schwefel-.
wasserstoff vom Blei befreit, das Schwefelblei wieder abfiltrirt, und
nun mit kohlensaurem Natron ausgefällt, wodurch unreines Aribin
in Gestalt eines hellbraunen Coagulums erhalten wird, was man
auswäscht und wiederholt schüttelnd mit Aether behandelt, welcher
das Aribin auszieht, aber noch eine stark gefärbte Lösung damit
bildet. Alle Aetherauszüge werden vermischt und reichlich mit
Salzsäure versetzt, wodurch sich das in dem Aether mit überschüs-
siger Salzsäure ganz unlösliche salzsaure Aribin und schon ziem-
lich rein abscheidet, während das Färbende in der Flüssigkeit zu-
rückbleibt. Dieses salzsaure Aribin ist auch unlöslich in über-
schüssiger concentrirter Salzsäure und kann daher durch mehrma-
liges Behandeln damit leicht noch reiner erhalten werden. Wird
dieses Salz -dann in Wasser aufgelöst, das Aribin durch kohlen-
saures Natron ausgefällt und ausgewaschen, und mehrere Male mit
‘ Aether krystallisirt, so erhält man dasselbe ganz rein.
Das Aribin wurde bei der Elementaranalyse nach-der Formel
'C456H20 N? zusammengesetzt gefunden. Aus der Lösung in Aether
krystallisirt es beim Verdunsten in farblosen ziemlich grossen, was-
serfreien Rhombenoctaödern, aber beim freiwilligen Verdunsten an der
Luft in langen, schmalen, meist hohlen Prismen. Es schmeckt sehr bit-
ter, bedarf zur Lösung 7762 Theile Wasser von + 23° und die Lösung
reagirt alkalisch. Aether und Alkohol löst es sehr leicht auf. —
Oleineae, Fraxineae, Araliaceae, Umbelliferae, Berbe-
rideae, Myristiceae, Paeoniaceae, Ranunculaceae, Sa-
pindaceae.
Aquifoliaceae. — Ilex paraguayensis. Eine gewiss echte
‚Portion Paraguay -Thee gelangte durch den Preuss. Generalconsul
‘ Gülich in die Hände von Rammelsberg, der sie wiederum an
Stahlschmidt zur chemischen Untersuchung abgab, die derselbe
denn auch damit ausführte, und deren Resultate er jetzt vorlegt.
Zunächst bemerkt Stahlschmidt, dass der Paraguay-Thee von
verschiedenen Ilex-Arten komme, nämlich Ilex paraguayensis,
Ilex theezans etc. Wiggers ist jedoch nicht bekannt, dass
überhaupt ein Ilex theezans existirtt und dass der wahre Para-
guay-Thee ausser von Il. paraguayensis auch davon und von an-
‚dern Ilexarten gesammelt werde.
; Als Stahlschmidt 18 Pfund des Thees mit Wasser destillirte,
bekam er ein schwach opalisirendes, nach Thee riechendes und
pfeffermünzartig schmeckendes Wasser, ein flüchtiges Oel schied
aber daraus nicht ab. Die dabei in der "Blase gebildete Ab-
kochung untersuchte er dann auf den Gehalt an Caffein und
bekam aus 18 Pfund Thee 38 Grammen davon, was 0,44 Procent
entspricht, also viel mehr als Stenhouse, indem derselbe nur
0,13 Procent bekam, was Stahlschmidt daraus erklärt, dass die-
. ser Thee zwar ungleiche Mengen davon enthalten könnte, dass er
aber ein zweckmässigeres Verfahren zur Abscheidung angewandt
habe, weshalb Wiggers dieses hier mittheilt.
Die erwähnte Abkochung wurde abgeschieden und ausgepresst,
der Theerückstand noch 4—5 Mal ausgekocht, alle Abkochungen
vereinigt, mit Bleizucker völlig ausgefällt, der Niederschlag abge-
schieden und wiederholt ausgewaschen, was aber, da sich derselbe
nicht abfiltriren liess, durch Absetzenlassen und Abklären gesche-
ben musste. Aus der klaren, vom Bleiniederschlag abgeschiedenen
Flüssigkeit wurde das überschüssige Blei durch Schwefelwasserstoff
niedergeschlagen, das Schwefelblei abfiltrirt und die Flüssigkeit bis
Literatur. Rn © ;
zur Syrups - Consistenz verdunstet. Das so erhaltene syrups-.
förmige Liquidum, woraus schon beim Erkalten viel Caffein
anschoss, wurde mit Benzol ausgezogen und zwar, weil es sich
nicht damit vermischt, auf die Weise, dass man es damit in einem
Kolben übergiesst, erhitzt und anhaltend und stark damit durch-
einander schüttelt. Nach seiner Wiederabscheidung erhält man
das Caffein schon beim Erkalten fast ganz rein und schön krystal-
lisirt ausgeschieden. Es ist klar, dass die Behandlung des syrup-
förmigen Liquidums mit Benzol wiederholt geschehen muss, und
dass man das von dem auskrystallisirten Caffein abgeschiedene
Benzol durch Destillation wieder und dabei auch das gelöste
Caffein als Rückstand gewinnt. Alles gesammelte Caffein wird dann _
noch zwischen Papier gepresst und zur völligen Reinigung mit
. Wasser und Alkohol umkrystallisirt.
Durch Analyse hat Stahlschmidt dann vollkommen festge-
stellt, dass der erhaltene Körper wirkliches Caffein ist, gleich dem
aus dem Caffee.
Euphorbiaceae, Diosmeae, Zygophylleae, Papilio-
naceae.
Mimosae. — Albizzia anthelmintica ist nach Courdon der
Baum, von dem die in Abyssinien als Mittel wider den Bandwurm
gebräuchliche Rinde genommen wird, welche auch bei uns schon
unter dem Namen Cortex Musenna beikannt geworden ist. Der
wahre Name für diese Rinde ist nach Courdon Mesenna oder
Musenna. In Tigre wird sie Besanna und in Amhara Mesanna
genannt. i
Die eigentliche wahre Stammpflanze dieser Rinde ist Albizzia
Lebeck Benth. sehr verwandt und daher hat Courdon sie
Albizzia anthelmintica genannt. :
Der Baum wird 13 bis 20 Fuss hoch. Courdon traf ihn bei
Mahio in Tarrenta, auf dem Wege von Halay nach Massouah an.
Sehr verbreitet ist er in der Umgegend von Dixah und Habo,
besonders in Samen und im Allgemeinen in allen Theilen in Abys-
sinien, welche dieselbe Höhe haben.
Von dem Baume wird nur die Rinde gebraucht, und Professor
Gastinal in Cairo soll darin bereits eine farblose organische Base
entdeckt haben. Die Abyssinier gebrauchen die Rinde als Pulver.
Die Dosis ist etwa 2 Unzen, und wenn die Anwendung von
Schiffsärzten zu 4 bis 5 Drachmen keinen Erfolg hatte, so hatten
dieselben unstreitig eine zu geringe Portion davon nehmen lassen.
Der Bandwurm geht danach in Stückchen oder ganz zermalmt ab,
und nach den 2 Monaten, wo sich nach dem Gebrauch von Kousso
häufig Symptome der Regeneration des Bandwurms wieder eintreten,
hat sich dies bei der Mesenna nicht gezeigt.
Dryadeae. Spiraeaceae.
B. Pharmakognosie des Thierreichs.
Hier finden wir Pharmakognostisches über Thiere der Classen -
Mammalia, Cephalopoda, Insecta und Phytozoa. Aus der letzteren
heben wir heraus: Ordo Spongiae. 2
Achilleum laniculatum. — Gebleichte Schwämme.
Artus hatdurch einen seiner Schüler das von Böttger angegebene
Verfahren zum Bleichen der Schwämme experimentell prüfen, und da
es nicht zum Ziele führend, weitere Versuche darüber anstellen lassen.
Zunächst wurden nach Böttger’s Vorschrift die ausgewaschenen
Schwämme mit einer Mischung von 1 Th. Salzsäure und 6 Th.
Wasser behandelt, bis sie keine Kohlensäure mehr damit entwickel-
a a: & TR Se won ee BI he
- # - r pP Nu
88 Literatur.
ten, dann in einem Fasse in einer Flüssigkeit, welehe durch Auflö-
sen von 6 Theilen unterschwefligsaurem Natron in 94 Th. Wasser
und Versetzen mit einer angemessenen Menge von Salzsäure her-
gestellt worden war, aufgehangen, nach dem Verschliessen des Fas-
ses zwei Tage darin hängen gelassen, nun völlig ausgewaschen und
getrocknet. :
Bei einem zweiten Versuche wurde doppelt so viel unterschwef-
ligsaures Natron, wie oben angegeben, angewandt, und bei einem
- dritten Versuche wurden die gewaschenen und durch verdünnte
Salzsäure von kohlensauren Erden befreiten und dann wieder aus-
gewaschenen Schwämme direct der Einwirkung von schwefliger
Säure ausgesetzt, und bei allen drei Versuchen wurde ein unge-
fähr gleiches Resultat erhalten, d. h. die Schwämme waren wohl
gebleicht, aber doch noch nicht weiss.
Wurden sie dagegen zuerst, mit einer warmen Lösung von Soda
einige Zeit behandelt, dann ausgewaschen, mit verdünnter Salzsäure
ausgezogen, wieder ausgewaschen und nun in dem Bade von unter-
schwefligsaurem Natron (in halb mal so grosser Quantität angewandt)
und Salzsäure angemessen verweilen gelassen, so zeigten sie sich
nach dem Auswaschen und Trocknen weiss gebleicht. -
Pharmakognostische Miseellen.
II. Pharmacie.
A. Instrumente.
B. Operationen.
C. Pharmaeie der unorganischen Körper.
Elektronegative Grundstoffe und deren Verbindun-
gen unter sich.
Oxygenium, Hydrogenium, Sulphur, Nitrogenium, Phosphorus.
— Arsenicum, Arsenicum metallicum. Das bekanntlich bei
vielen früheren Bestimmungen sehr abweichend gefundene und da-
her auch eben so sehr unsicher gebliebene Aequivalentgewicht des
Arseniks ist von Kessler in einem Zeitraume von 6 Jahren 2mal
einer genauen experimentellen Prüfung unterzogen worden. Wie
früher, so auch jetzt, hat er die Zahlen 939, 375 und 940,5 erhal-
ten, wovon die Mittelzahl = 939, 9375, die wir also wohl auf 940,0
abrunden und bis auf Weiteres annehmen können.
Acidum arsenicosum. Die Löslichkeit der arsenigen Säure in
reinem und in einem verschiedene Säuren enthaltenden Wasser ist
auf’s Neue von Bacaloglio untersucht worden.
Lässt man reine arsenige Säure im Ueberschuss längere Zeit,
z. B. 10 Monate lang, mit Wasser bei + 10 bis 20° in Berührung,
so enthält dieses dann 1,2 Proc. arseniger Säure oder es hat sich
1 Theil der Säure in 82,34 Th. Wasser aufgelöst.
Eine heiss gesättigte und dann zwei Tage lang zum Absetzen
der überschüssig aufgelösten arsenigen Säure bei 4 250 gestan-
dene Lösung enthält 2.25 Proc. arseniger Säure, oder es hat sich
‘ein Theil derselben in 46,111 Th. Wasser aufgelöst.
Eine heiss gesättigte Lösung der porcellanartigen arsenigen
Säure in Wasser enthielt nach 4tägigem Stehen bei 240 — 2,4,
nach 82tägigem Stehen bei + 14° — 1,5, und nach 4 monatlichem
Stehen bei - 120 = 1,3 Proc. arseniger Säure, woraus folgt, dass.
sich der Gehalt der arseniger Säure durch längeres Stehen und
durch Erniedrigung der Temperatur immer mehr demjenigen nähert,
‚welchen die kalt gesättigte Lösung zeigt.
BR ne; ir . u
} Literatur. A 89
In einer Lösung, welche nur Spuren von Salzsäure enthielt,
fanden sich 3,8 Proc. arseniger Säure gelöst.
Bacaloglio hat auch die Löslichkeit für gewisse Procente von
Arseniksäure und von Phosphorsäure in dem Wasser zu ermitteln
gesucht und gefunden:
1) dass 100 Th. einer Arseniksäurelösung, welche 45,8 Proc.
Arseniksäure enthält, 2,9 Th. arseniger Säure auflösen, von dieser
aber nur 2,6 Th., wenn sie 32,2 Proc. Arseniksäure, und 2,1, wenn
sie 20,8 Proc. Arseniksäure enthält.
2) dass 100 Th. einer Phosphorsäurelösung, welche 28,5 Proc.
Phosphorsäure enthält, 6,3 Th. arseniger Säure löst, von dieser
aber nur 4,8 Th., wenn sie 19,5 Proc. Phosphorsäure enthält.
Stibium. — Stibium metallicum. Das Aequivalentgewicht des
Antimons ist noch einmal wieder und sehr sorgfältig von Kessler
experimentell geprüft worden, wobei er aus 3 Bestimmungsreihen
als Mittelzahlen derselben 1527,0 1529,25 und 1529,625 erhielt,
wovon die Mittelzahl wiederum 1528,625 ist. Dieses Resultat kommt
dem von Dexter = 15292 allerdings sehr nahe, aber Kessler
wagt doch darüber nicht zu entscheiden, ob man mit dieser viel
höhern Zahl der Wahrheit näher gekommen sei, als Schneider
mit 1503,83 und Rose mit 1508,67, indem er daran Berzelius’
Worte knüpft: „Ich habe niemals mit einer Materie, wo es so
ausserordentlich schwer ist, constante Resultate zu erhalten, gear-
beitet als diese.“
Chromium. Das Atomgewicht des Chroms ist von Kessler
einer experimentellen Revision unterworfen und durch sehr sorgfäl-
tig ausgeführte Bestimmungen — 326,375 (oder —= 26,15 wenn
H = ı) gefunden worden, also etwas niedriger wie bei frühern
Untersuchungen von Peligot, Berlin, Moberg, Lefort und Wil-
denstein, nach denen dasselbe —= 333,75 (oder 26,7? wenn H=1)
angenommen worden war. Das Atomgewicht des Chromoxyds
— Cr?O3 ist demnach jetzt zu 967,5 und das der Chromsäure —=
CrO3 jetzt zu = 633,75 anzunehmen.
Chlorum, Jodum. — Jodum purum. Der zur Entdeckung des
Jods in Flüssigkeiten, welche dasselbe in Gestalt von Jodwasser-
stoff oder von löslichen Jodaten enthaltev, schon früher empfohle-
nen Reaction von Eisenchlorid auf dieselben, bei welcher das vor-
handene Jod aus seiner Verbindung frei gemacht wird, schliesst sich
jetzt nach Wagner auf eine neue und einfache Gewinnungsweise
des Jods an, indem man dasselbe nach seiner Ausscheidung durch
Eisenchlorid nur noch mit Schwefelkohlenstoff aus der Flüssigkeit
durch Schütteln ete. auszuziehen, und aus der gesammelten reinen
Lösung der Schwefelkohlenstoff bei 500 abzudestilliren braucht, um
das Jod als Rückstand zu erhalten.
Wagner bemerkt ferner, wie Schwarz schon 1854 gezeigt
habe, dass man das Jod durch Eisenchlorid frei machen und dann
einfach durch Abdestillation gewinnen könne, und, was besondere
Aufmerksamkeit verdient, dass lösliche Bromate nicht durch Eisen-
chlorid zersetzt würden, worin also ein Mittel liegt, Brom und Jod
zu scheiden.
Carbonium.
Elektropositive Grundstoffe (Metalle) und alle ihre
Verbindungen.
Kalium. Natrium.
Natrum nitricum erudum. Der Chilisalpeter ist auf seinen Ge-
halte an Jod von:Krafft geprüft worden. Derselbe hatte Gele-
90 Literatur.
genheit die Mutterlauge von 22 Pfund Chilisalpeter quantitativ
darauf zu untersuchen. Er versetzte dieselbe mit Kupfervitrio! und
. darauf mit schwefliger Säure, und es schied sich dann so viel
Kupferjodür ab, dass es für die gesamte Mutterlauge 6,5 Grm.
Jod auswies, wonach also der angewandte Chilisalpeter 0,059 Proc.
seines Gewichts Jod enthalten würde. Das Kupferjodür kann
durch Kochen mit Kalilauge, in Kupferoxydul und Jodkalium um-
gewandelt werden.
Natrum biboracicum. — Tinkalzit aus Peru ist jetzt auch von
Phipson analysirt worden, mit folgenden Resultaten:
Natton ars 11,94 Proe. -
Kalk, Srebla 14,45 ,„
Borsäure 7.177258 34,71 „
Chlor 227.2 Be
Schwefelsäure .... 1,10 -„
Kieselsäure ...... 8,60. 5
Binde 2,00 ,
Phosphorsäure
Thonerde Spuren
? Magnesia |
Wasser .....2.5% 34,00 „.
woraus derselbe die Formel (Na0,2BO3 + 10HO) + 2(Ca0, BO3
-- 2HO) berechnet, die also nur um 2HO weniger von der von
Kletzinsky verschieden ist. Demnach enthält das Mineral un-
gefähr 60 Proc. Borax, 25 Proc. borsauren Kalk, 2!/, Proc. Kochsalz
und 35 Proc. Wasser, und kann es daher geradezu anstatt Borax
bei metallurgischen Operationen angewandt werden.
Ammonium. Barium.
Caleium. — Calcaria hypophosphorosa. Hager hat ein gefahr-
loses Verfahren zur Darstellung der Calcaria hypophosphorosa und
des Natron hypophosphorosum in dein Laboratorium der Apotheken
ermittelt, in Folge der von Trommsdorff und Marguart mit-
getheilten in ihrem Laboratorium bei Bereitung unterphosphorigsau-
rer Salze entstandenen gefahrvollen Explosionen, was in Folgendem
bestehen soll.
Man übergiesst 4 Th. Phosphor in einem zweckmässigen Ge-
fässe mit kaltem Wasser, erwärmt bis zum Schmelzen den Phosphor,
schüttelt gut bis zum Erkalten, um denselben zu granuliren, bringt
ihn in einem offenen irdenen Topfe mit der aus 8 Th. Kalkhydrat
und 16 —20 Th. Wasser bereiteten Kalkmilch zusammen und lässt
die Mischung unter öfterem Durchrühren ruhig stehen, in einem
gesonderten kalten Orte oder in dem Digestorium eines Dampf-
apparats.
' Es bildet sich dann allmälig die unterphosphorigsaure Kalkerde
unter schäumender Entwickelung von Phosphorwasserstoffgas, was
besonders beim jedesmaligen Durchrühren weggeht. Die Vollen-
dung dieser Reaction gebraucht in der Kälte 4—6 Wochen und
in dem Digestorium nur 8—14 Tage, bei dessen Benutzung der.
Masse aber auch von Zeit zu Zeit das verdunstende Wasser wieder
zugesetzt werden muss. Sobald sich dann aus der Masse kein Phos-
phorwasserstoffgas mehr entwickelt, wird sie mit Wasser verdünnt,
durch Leinwand colirt, der Rückstand mit Wasser nachgewaschen,
die colirte Flüssigkeit auf dem Wasserbade bis zur Trockne ver-
dunstet, der Rückstand in der 9fachen Menge heissem Wasser wie-
der aufgelöst, aufgenommener Aetzkalk durch Kohlensäure ausge-
fällt, 4 Tage absetzen gelassen, filtrirt und auf dem Wasserbade
Literatur. 91
zur Trockne verdunstet. 12 Th. Phosphor liefern auf diese Weise
13— 14 Th. fertiges Salz, welches oft etwas Gyps enthält.
Hier sich unmittelbar anschliessend folgt Hager’s Darstellung
des Natron hypophosphorosum. Man löst 10 Th. unterphosphörig-
saure Kalkerde in 4 Th. warmem Wasser auf, vermischt die Lösung
mit einer concentrirten Lösung von 17 Th. krystallisirtem kohlensau-
ren Natron im Wasser, verdunstet die Mischung auf einem Was-
serbade bis zur Trockne, zerreibt diesen Rückstand, zieht ihn mit
Alkohol von 0,835 bis 0,845 wiederholt aus, vermischt die filtrirten
Auszüge, destillirt vorsichtig den grössern Theil des Alkohols da-
von ab, bringt das rückständige Liquidum auf einem Wasserbade
bis zur Trockne und verwahrt das Salz gut verschlossen auf.
Die Dosis ist 3—4 Grm, alle 2 Stunden, geschieht die Verord-
nung in einer Mixtur, so dürfen derselben keine Säuren oder saure
Salze oder saure Fruchtsäfte zugesetzt werden, weil diese Sub-
stanzen auf jene Salze zersetzend wirken.
Magnesium. — Magnesia carbonica. Der bei Frankenstein im
Reg.- Bezirk Breslau so massenhaft vorkommende Magnesit ist von
Schwarz analysirt worden. Derselbe erhält nach dieser Analyse:
Bigpneala Sn dir ann 44.25 Proc.
Kohlensäure ............ 48,75 „
ST 5,600 „
Kohlensauren Kalk....... 0,40
und er ist daher besonders interessant, dass er gar kein Eisen und.
Thon enthält.
Zur Bereitung der kohlensauren Wässer bietet derselbe viele
‚grössere Vortheile als die Kreide dar, indem beim Austreiben der
Kohlensäure durch Schwefelsäure dieselbe in Folge der Abwesen-
heit organ. Substanzen ganz geruchlos ist.
Von Franz Hilbig in Baumgarten bei Frankenstein kann
derselbe eben so wohlfeil als rein bezogen werden, der Centner in
Stücken zu 20 und -gemahlen zu 30 Sgr. gegen gleich baare Be-
zahlung.
Aluminium. Ferrum. Zincum. Bismuthum. Cuprum. Plum-
P bum. Hydrargyrum. Argentum.
D. Pharmacie der organischen Körper.
1. Organische Säuren.
2. Organische Basen.
a) Künstliche organische Basen.
'b) Pflanzenbasen. Die Kenntniss dieser hat sehr wich-
tige Beiträge erhalten.
Quantitative Bestimmung derselben. Alle bisher empfohlenen
und bekannt gewordenen Methoden der quantitativen Bestimmung
der Pflanzenbasen in wässeriger Lösung geben nach Wagner nicht
die erforderliche Genauigkeit und er hat daher ein anderes Verfah-
ren erforscht, welches sehr scharfe Resultate geben soll und auf
folgende Prineipien gegründet worden ist. |
Die organischen Basen werden aus ihrer Lösung durch eine
Auflösung vor Jod in Jodkalium vollständig gefällt. und dazu gehö-
‘ ren Strychnin, Morphin, Narkotin, Chinin, Cinchonin, Veratrin,
Aconitin, Atropin, Brucin und Berberin und Anilin, aber nicht ge-
fällt werden dadurch Caffein, Theobromin, Piperin und Harnstof.
Die ersteren Basen fällen das Jod aus der Lösung von Jod
in Jodkalium so vollständig, dass in dem Filtrat durch Stärke kein
Jod mehr angezeigt wird.
92 Literatur.
‘Der Niederschlag enthält eine eonstante Menge von Jod, aber
unverbunden, wenigstens so lange, wie die Prüfung dauert, aber
nach !/, bis 1 Stunde ist das Jod darin in chemische Verbindung
getreten.
Eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron fällt die Basen
nicht, macht aber freies Jod in einer Lösung verschwindend und
diese dadurch farblos. Die darauf gegründete Prüfung wird volu-
metrisch ausgeführt und dazu bereitet man sich
1) Eine Lösung von 12,5 Grm. Jod mit der nöthigen Menge
von Jodkalium und genau so viel Wasser, dass die ganze Flüssig-
keit genau 1 Liter (= 1000 C.C.) beträgt.
2) Eine Lösung von 24,8 Grm. unterschwefligsaurem Natron
im Wasser, welche genau davon 1 Liter beträgt. 1 C.C. der Lö-
sung weist 0,0127 Grm. Jod aus.
Für die Bestimmung versetzt man nun die Basen enthaltende
Flüssigkeit zuerst mit der Lösung von Jod in Jodkalium, bis kein
Niederschlag mehr erfolgt und bis ein Ueberschuss davon hinzu-
gekommen ist, filtrirt und setzt zu dem Filtrat die Lösung des unter-
een Natrons, bis das freie Jod darin gerade verschwun-
en ist.
Hat man nun die Menge der bis zum Ueberschuss hinzugesetz-
ten Lösung des Jods in Jodkaliun bestimmt, so weiss man, wie viel
Jod hinzugekommen war, und hat man ebenso auch die Quantität
der verbrauchten Lösung des unterschwefligsauren Natrons bestimmt,
so kann man nach dieser Menge leicht berechnen, wie viel Jod noch
überschüssig in der Flüssigkeit geblieben, und wie vielJod mit der
Base in Verbindung getreten und mit dieser in dem abfiltrirten
Niederschlage enthalten ist, und nach dieser letzten Menge von Jod
wird die Quantität der vorhandenen organischen Base berechnet,
d.h. für jedes Aequivalent Jod 1 Atom der Base. Die Quantität von
beiden titrirten Lösungen wird durch Zusetzen aus einer in Centi-
meter getheilten Bürette bestimmt. Um die Brauchbarkeit dieser
Bestimmungsmethode zu zeigen, haben Wagner u.Schirmer meh-
rere Proben ausgeführt, wovon eine hier folgt. 10 C.C. einer Lö-
sung von schwefelsaurem Chinin wurden 10 C.C. Jodlösung hin-
zugefügt, und 10 C.C. des Filtrats gebrauchten bis zur Entfärbung
2,2 C.C. von der Lösung des unterschwefligsauren Natrons.
Reactionen der Basen. Erdmann hat die wichtigsten giftigen
organischen Basen verschiedenen Reactionen unterworfen, um da-
durch sichere Mittel zu erforschen, dieselben in ganz kleinen Men-
gen, wie namentlich bei medico-legalen Untersuchungen, zu unter-
scheiden und nachzuweisen. Die Resultate sind folgende.
1. Mit reinem Schwefelsäurehydrat, von dem 20 Grm.
mit 10 Tropfen einer Mischung von 100 C.C. Wasser und 6 Tropfen
Salpetersäure versetzt worden sind. Von dieser so versetzten Schwe-
felsäure bringt man dann 8—10 Tropfen entsprechend zu 1 bis meh-
reren Milligrammen von der zur Prüfung vorliegenden Base und
beobachtet die Wirkung 1/4 bis Y/, Stunde lang. Bei der Auf-
lösung färbte sich die Schwefelsäure durch
Morphin prächtig violettroth,
Narcotin zwiebelroth,
Veratrin gelb, dann ziegelroth und durch Zusatz von etwas
Wasser gleich blutroth und dann bleibend kirschroth,
Sa an en ”
FE
Brucin roth, aber rasch gelb werdend, N ‘ü
Strychnin gar nicht.
RE Literatur. 93
2. Mit Schwefelsäurehydrat und Braunstein. Man
löst die zu prüfende Base je nach ihrer Quantität in 3—20 Tro-
pfen Schwefelsäure auf und setzt kleine linsengrosse, staubfreie
Stückchen von Braunstein hinzu, und beobachtet den Erfolg eine
Stunde lang. Durch den Braunstein färbt sich die Lösung von
Morphin mahagonibraun,
Narcotin gelbroth und blutroth,
Veratrin dunkel- und schmutzigkirschroth,
Bruein roth und darauf gummiguttgelb,
Strychnin violettpurpurroth, darauf dunkelzwiebelroth.
a) Werden die nun so gefärbten Lösungen nach einer Stunde mit
der 4—6fachen Menge Wasser unter Vermeidung einer Erhitzung
verdünnt und mit schwachem Ammoniak nicht ganz vollständig
gesättigt, so färbt sich die von
Morphin schmutziggelb,
Nareotin nur heller roth,
Veratrin schwach braun,
Bruein bleibt unverändert goldgelb,
Strychnin prächtig purpurviolett.
b) Uebersättigt man aber die gefärbten und mit Wasser ver-
dünnten Lösungen mit dem Ammoniak schwach, so entsteht in
der Lösung von
Morphin eine braunrothe Färbung und lange nachher ein
Niederschlag,
Nareotin sogleich ein reichlicher dunkelrother Niederschlag,
Veratrin sogleich ein grünlich hellbrauner Niederschlag,
Bruein keine Veränderung,
Strychnin eine gelbgrüne Färbung.
Auf diese Resultate gründet nun Erdmann durch Combina-
u derselben den folgenden methodischen Gang bei solchen Prü-
gen.
A. Man übergiesst die vorliegende Base mit 4—6 Tropfen
reinem Schwefelsäurehydrat; zeigte sich keine Veränderung, so
sind Brucin, Narcotin und Veratrin nicht vorhanden; tritt eine
Rosafarbe auf, die später gelb wird, so deutet solches auf Brucin;
entsteht eine gelbe und g:lb bleibende Farbe, so ist Narcotin vor-
handen; und entsteht eine gelbe ins Rothe übergehende Farbe, so
weist diese Veratrin nach.
B. Man versetzt die in A. erhaltenen Lösungen, mag eine
Farbe darin aufgetreten sein oder nicht, mit 8—20 Tropfen von
der oben angegebenen salpetersäurehaltigen Schwefelsäure und dar-
auf mit 2—3 Tropfen Wasser und beobachtet dann den Erfolg
Y4—1/y Stunde lang: es entsteht für Morphin eine violettrothe, für
Narcotin eine zwiebelrothe, für Verratrin eine kirschrothe, für Bru-
ein eine gelbe und für Strychnin keine Färbung.
C. Man bringt in die in B. entstandenen Flüssigkeiten gleich-
zeitig wie sich gefärbt hatten, 4—6 linsengrosse Stückchen von
staubfreiem Braunstein und beobachtet den Erfolg eine Stunde
lang; eine dann entstehende mahagonibraune Farbe weist Morphin
aus; eine gelbrothe bis blutrothe dagegen Narcotin, eine dunkel-
zwiebelrothe Strychnin, eine gummiguttgelbe Brucin und eine
dunkel und schmutzigkirschrothe Färbung weist Veratrin aus.
#
| Ba.‘ | . Literatur. 3E
+9 D. Man verdünnt die in C. erhaltenen Flüssigkeiten < ohne
\ Rücksicht auf ihre Färbungen vorsichtig so lange mit Ammoniak,
"dass sie nicht ganz völlig neutralisirt werden; es entsteht dann
für Morphin eine schmutziggelbe Farbe, ‚die beim Ueber-
sättigen mit Ammoniak braunroth wird;
für Narcotin eine der Verdünnung ante ke röthliche
Farbe und darauf beim Uebersättigen mit Ammoniak ein reich-
licher braunrother Niederschlag;
für Strychnin eine prächtig violettpurpurfarbige Flüssigkeit,
die durch einen Uleberschuss von Ammoniak gelbgrün bis gelb wird;
für Brucin eine goldgelbe Färbung;
für Veratrin eine schwach bräunliche Färbung, die durch
wenig Ammoniak gelblich wird, und durch a > Ammo-
niak ein grünlich helibrauner Niederschlag.
Was die Haltbarkeit dieser ungleich gefärbten Flüssigkeiten
anbetrifft, um sie den Gerichten neben dem Berichte zum Beweise
- mit einsenden zu können, so hat Erdmann gefunden, dass die
Reactionen, welche unter 1 mit salpeterhaltiger Schwefelsäure aufge-
führt worden sind, wenn man sie mit reiner concentrirter Schwefel-
säure verdünnt, sehr lange Zeit die bemerkten Färbungen behalten.
Erdmann will seine Versuche über die Reactionen der organischen
Basen fortsetzen und demnächst weitere Mittheilungen darüber
machen.
Strychninum. — Strychninum arsenieicum. Für die Bereitung
dieses kürzlich in Italien zur Anwendung gekommenen Arzneimit-
tels und der beiden nachstehenden giebt Chiappero folgende Be-
reitungsweisen an:
Man erhitzt 3,34 Th. reines Strychnin mit 1,15 Th. Arsen-
säure und 40 Th. Wasser bis zur Auflösung, filtrirt und lässt kry-
stallisiren.
Formel: C#?H22N?04, HO-+2HO0, AsO5-+ HO.
Das Salz krystallisirt in kleinen, weissen, geruchlosen, mono-
klinischen Prismen und löst sich in 15 Th. kaltem und B Th.
‚heissem Wasser, aber schwer in Alkohol und Aether.
Strychninum arsenicosum. — Man erhitzt 12,38 Th. pulverisirter
arseniger Säure mit 800 Th. Wasser und 10 Th. Salzsäure (spec.
Gew. 1,18) bis zur völligen Lösung, setzt dann 41,95 Br reines.
Strychnin hinzu, filtrirt und lässt krystallisiren.
Formel: C0#2H2N?04 HO, As O3.
Morphino-Strychninum arsenicicum. — Man vermischt 3,04. Th.
reines Morphin und 3,34 Th. reines Strychnin mit 1,15 Th. Arsen-
säure, ‘erhitzt das Gemisch mit 40 Th. Wasser, bis es sich darin
aufgelöst hat und lässt krystallisiren.
Formel: C34 H19NO$6, HO + C#2H2?N204 HO + HO, As05+HO.
Das Doppelsalz bildet kleine, harte, farblose, zusammengrup-
pirte Krystalle und ist in 4 Th. heissem und 12 Th. kaltem
Wasser löslich.
Diese drei Salze sind gegen Rotz bei Pferden mit besonderem
Erfolg in Anwendung gekommen.
3) Besondere eigenthümliche neutrale se6unische E
Stoffe.
Literatur. ER 9
4) Alkohole. Pinguedines, Fette oder Verbindungen
‚des Glyceryloxyds mit fetten Säuren.
- Axungia Porci. Um den bekannten Uebelständen des Schweine-
schmalzes gründlich abzuhelfen, wird im Monit. des Science. med.
1860, eine in eigenthümlicher Weise aus dem Schweineschmalze
bereitete und S/eadina genannte Masse als Vehikel zu Salben em-
pfohlen, welche sich dazu zweckmässiger eignen und die Uebelstände
' des Schweineschmalzes, (des Hart- und Weichwerdens, des Ranzig-
werdens) nicht besitzen soll. Für die Bereitung sind erforderlich
Schweineschmalz...... öl/g Unzen = 102 Thle,
Wasser: .... cr Bl. re
Natronhydrat ......... 15:Gra. 5, ish
Man löst das völlig von Kohlensäure freie Natronhydrat in Y/,
des Wassers, reibt die Lösung mit dem Schmalz zusammen und
incorporirt dieser unter Agitiren die noch übrigen 6/, Wasser.
Das Product ist weiss, geruch- und geschmacklos, hat nach
einigen Tagen eine zwischen Schmalz und Wachscerat fallende
Consistenz, wird im Sommer weniger weich und im Winter weniger
part als das Schmalz, und’ es behält diese Eigenschaften auf lange
eit.
Es entspricht als Vehikel allen Anforderungen und kann in
allen Fällen für das Schmalz als Ersatz dienen, sogar zur Berei-
tung der Quecksilbersalbe kann es verwendet werden.
Hager stimmt dem Öbigen bei und nennt dasselbe Axungia
saponacea und er hat bei einer Nachprüfung gefunden, dass die
zweckmässigste Masse erhalten wird, wenn man 100 Thle. Schmalz
mit nur 50 — 60 Th. Wasser und mit 11, Th. Natronhydrat in
der angeführten Art vereinigt.
5) Olea volatilia. 6) Resinae.
E. Pharmacie gemischter Arzneikörper.
Confectiones. Electuaria. Emplastra. Extracta. Pastilli. Sy-
rupt. Unguenta. Vina medica. Mixturae. Geheimmittel.
Glycerolata. — Sinapismus glycerinatus ist nach Hager eine
Mischung von 1 Th. Senföl und 45 Th. Glycerin. Dieselbe wird
dem gewöhnlichen Senfteige vorgezogen.
Miscellen.
Prüfung des Weizenmehls auf eine Beimischung von Roggenmehl.
Cailletet hat gefunden, dass wenn man 20 Grm. Weizenmehl mit
40 Grm. Aether 1 Minute lang schüttelt, die dann gebildete Lö-
sung klar abscheidet, den Aether völlig davon abdunsten lässt
und den Rückstand mit 1 Cubik-Centim. einer Mischung von 3
‘Vol. Salpetersäure von 1,35 spec. Gew., 3 Vol. Wasser und 6 Vol.
Schwefelsäure von 1,84 spec. Gew. versetzt, sich derselbe nur gelb
färbt, dass aber auf dieselbe Weise aus Roggenmehl hergestellter
Rückstand durch das Säuregemisch kirschroth wird.
Zweiter Theil.
Bericht über die Leistungen in der Pharmakodynamik
und Toxikologie, von Professor Dr. Julius Clarus
in Leipzig. |
Dieser Theil des Berichtes hat nur für den Medieiner Bedeu-
tung, weshalb wir solchen nur anzeigend berühren.
Beer. Literatur.
. Die wichtigsten Arbeiten und Abhandlungen des ersten Theils
des Werkes sind zu seiner Zeit, so weit es der Raum gestattete,
theils als Originalarbeiten, theils als Auszüge im Archiv aufge-
‚nommen worden, das hier Aufgenommene soll noch als Ergänzung
dienen, um die Leser des Archivs mit allem Neueren bekannt und
dasselbe als Bibliothekwerk vollständiger zu machen. RR
Was das Werk an sich selbst betrifft, so bietet dasselbe wieder-
um eine sehr grosse Bereicherung für unsere Wissenschaft dar, und
wir müssen Hrn. Professor Dr. Wiggers für seine ebenso mühe-
volle als werthvolle Arbeit hierdurch die grösste Anerkennung
spenden.
Dr. L. F. Bley.
Anzeige einer Bezugsquelle von reinem kohlen-
sauren Kali. |
Die chemische Fabrik von Bohlig und Roth in Eisenach
. hat mir zwei, nach neuen Prineipien bereitete Kalipräparate, Kali
earbonicum purissimum und purum, zur näheren Prüfung vorgelegt:
1) Kali carbonicum purissimum, unbedingt chemisch rein, & Zoll-
pfund 1 „8 2 sgr, pro 110 Pfund 100 $.
2) Kali carbonic. purum, bis auf einen verschwindend kleinen
Chlorgehalt rein, a Zollpfund 17 syr, pro 100 Pfund 50 .2.
Ich mache die geehrten Leser des Archivs auf diese vorzüg-
lichen Präparate hiermit aufmerksam.
Jena, den 19. Juli 1863. Dr. H. Ludwig.
Hofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke zu Hannover,
ARCHIV DER. PHARNACIE,
CLXV. Bandes zweites Heft.
I. Physik, Chemie und praktische
Pharmaeie.
Ansichten über die Abfassung einer Pharmacopoea
germanica ;
von
Dr. L. F. Bley und Dr. Th. Geiseler.
(Gratulationsschrift zur Jubelfeier funfzigjähriger pharmaceutischer
Wirksamkeit des Herrn Apothekers Dr. F.C. Bucholz in Erfurt.)
Die zur Ausarbeitung einer Pharmacopoea germanica
in Coburg erwählte Commission hat zu allgemeiner Be-
friedigung bereits eine grosse Thätigkeit entwickelt.
Auch uns ist von derselben eine alphabetisch geordnete
Zusammenstellung sämmtlicher in den Pharmakopöen
Deutschlands enthaltenen Arzneimittel übersandt und
3 Artikel in den ersten Nummern unserer Vereinszeitung
sprechen sich aus über die Art und Weise, welche man
bei der Ausarbeitung zu befolgen gedenkt. Da in die-
sen Artikeln auch Geiseler’s in sofern gedacht ist, als
er seine Ansichten über die festzustellenden Principien
in der Generalversammlung zu Gotha im Jahre 1856
(Archiv CXXXVIl. 237) dargelegt hat, so dürfte es nicht
unangemessen sein, wenn wir die damals vorgeschlage-
nen Principien hier nochmals mittheilen und zu einer
Vergleichung derselben mit den Ansichten der Commis-
sion Veranlassung geben. Es wird sich da mannigfache
Uebereinstimmung, aber auch mannigfache Abweichung
finden, und wenn wir auch weit entfernt sind, die ausge-
sprochenen Ansichten hartnäckig zu vertheidigen, so
kommt es doch gewiss darauf an, abweichende Meinun-
gen zu hören und das Zweckmässige zu ermitteln. Wir
werden die unter 14 Nummern aufgeführten Principien-
Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 2. Hft. 7
98 i wie Bley und Geier, 3 3, {8
ürschläge mittheilen und jeder Nenn die bezügliche
Ansicht der Commission beifügen.
1) Es werden aufgeführt alle Arzneimittel, die in
den Pharmakopöen Deutschlands und deren Anhängen ver-
zeichnet sind; es darf kein Arzneimittel fehlen, das in
irgend einer Pharmakopöe Deutschlands enthalten ist.
Ausgeschlossen von dieser Aufführung sind nur diejenigen
einfachen Zubereitungen, die bestimmten Classen von
Arzneiformen angehören und die unter 7, 8, 9, 10, 11,
12 und 13 besonders bezeichnet sind.
Die Commission will nur Das aufnehmen, was in
_ irgend grösserer Ausdehnung von den Aerzten verschrie-
ben wird, und sogenannte Magistralformeln ausschliessen.
2) In Bezug auf die Nomenclatur wird der Appara-
tus medicaminum Hamburgensis zu Grunde gelegt, neben
den in diesem gewählten Namen aber werden alle syno-
nymen Bezeichnungen aufgeführt, deren man sich in den
verschiedenen Pharmakopöen Deutschlands überhaupt be-
dient. Der Apparatus med. Hamb. enthält unter allen
Pharmakopöen Deutschlands die meisten Arzneimittel,
insofern scheint die Annahme seiner Nomenclatur ge-
rechtfertigt.
Die Commission hält dies nicht ohne Weiteres für
zulässig, da die Nomenclatur des App. med. Humb. auch
nicht von Principfehlern und Inconsequenzen frei ist,
die man durch die Pharmacopoea germanica nicht sanc-
tioniren darf. Die Commission ist der Meinung, dass
die einfachen alten Namen so weit als möglich beibehal-
ten werden müssen und nicht ein fortwährendes Schwan-
ken der Namen dadurch herbeigeführt werden darf,
dass man die Speculationen der Thorien auf die Nomen-
clatur einwirken lässt.
3) Die Arzneimittel folgen in alphabetischer Reihen-
folge auf einander, ohne Trennung der rohen und durch
den Handel zu beziehenden Arzneistoffe von denen, welche
die Apotheker selbst bereiten, nach Anleitung der Preussi-
schen Pharmakopöe. |
über die Abfassung einer Pharmacopoea germanicu. 99
Hiermit scheint die Commission einverstanden zu
sein.
4) Vegetabilische, animalische und mineralische Roh-
stoffe werden nur dem Namen nach verzeichnet, den
vegetabilischen und animalischen aber die systematischen
Namen der Gewächse und Thiere von denen sie stam-
men, den mineralischen, wenn sie einfache Körper sind,
die chemischen Zeichen, wenn sie Zusammensetzungen
sind, die chemischen Formeln und die Stellungen im
Mineralsystem beigefügt.
5) Ebenso werden nur dem Namen nach unter Hinzu-
setzung der chemischen Formeln aufgeführt alle festen
chemischen Verbindungen, zu denen natürlich auch die
festen organischen Verbindungen, als Alkaloide und deren
Salze, organische Säuren etc. gehören. Bei Flüssigkeiten
wird das specifische Gewicht bemerkt.
Die Commission spricht sich in Bezug auf 4 und 5
so aus: Auf die Gefahr hin, dass die intendirte Pharma-
copoea germanica auch nur ein Entwurf bleibt, muss sie
doch so vollständig ausgearbeitet sein, dass ihre Form
der Einführung nicht entgegensteht, wenn es gelänge,
die eine oder andere Regierung dafür zu gewinnen. Sie
muss den Apotheker anweisen, welche Mittel er haben
soll und von welcher Beschaffenheit, wie er die Präpa-
rate bereiten soll, welche Ansprüche an dieselben in Be-
treff der Reinheit gemacht werden; ausserdem muss sie
noch die nöthigen Angaben über Aufbewahrung und
Dispensation der Mittel enthalten, in Betreff derer speeci-
ellere Angaben nöthig sind, sie muss der Medicinalpoli-
zei den Anhalt für die Revisionen geben, sie muss Alles
enthalten, was man in Betreff der Eigenschaften jedes
Mittels nicht ohne Weiteres wissen kann und worüber
Zweifel entstehen können, sie muss enthalten die hervor-
ragendsten pharmakognostischen Kennzeichen des Mittels,
sie muss endlich enthalten die in der Regel möglichen
Verunreinigungen, bei den Uhemikalien den zu fordern-
den Grad der Reinheit und zweckmässiger Weise auch
br
100 | Bley und. Geiseler, 2 x
wohl die zur Prüfung anzuwendenden Reagentien, die nicht
alle gleich empfindlich sind, um die Willkürlichkeiten
der Revisoren möglichst zu beseitigen.
6) Wegen Unbeständigkeit und Abweichung der
Werthe und Namen der in Deutschland üblichen Ge-
wichte werden bei den Vorschriften zur Bereitung von
Arzneimitteln die Quantitäten nicht "in Gewichtsnamen,
sondern in Gewichtstheilen angegeben, die, da sie die
' Verhältnisse anzeigen, jede Missdeutung ausschliessen,
und sich leicht auf die Gewichtsnamen übertragen
‚lassen.
Die Commission will kämpfen für das Decimal-
gewichtssystem mit dem Gramm als Einheit. Damit ist
unter den De, Verhältnissen gewiss Jeder einver-
standen.
7) Die einfachen destillirten Wässer werden nicht
dem Namen nach angeführt, sondern es wird im Allge-.
meinen die Bereitungsweise nur dahin angegeben, dass
durch Destillation eines Theiles Subtanz mit der ange-
messenen Menge Wasser 8 Theile des nach der Substanz
genannten Wassers dargestellt werden. Bei Bereitung
der sogenannten weinigen oder geistigen Wässer, die
auch nicht einzeln aufzuführen sind, werden 1 Theil der
Substanz vor der Destillation 2 Theile Weingeist zuge-
setzt.
Die hier ausgesprochene Zusammenziehung wird von
der Commission (nach den Bemerkungen zu 4 und 5)
nicht beliebt, in Bezug auf das vorgeschlagene Verhält-
niss äussert sie sich beifällig, bemerkt aber, was unzweifel-
haft richtig ist: wir een jetzt auf 8 Th. Decoct
oder Infusum 1 Th. Species, weil die Unze 8 Drachmen
enthält, wir würden aber sicher auf 10 Theile 1 Theil
nehmen, wenn wir ein Gewichtssystem mit decimaler
Eintheilung hätten.
8) Die einfachen Extracte werden ebenfalls nicht
namentlich aufgeführt, sondern nur in folgende 5 Clas-
sen getheilt. =
über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. 101
a. Extracta aguosa, durch Ausziehung mit heissem
"Wasser bereitet;
b. Estracta frigide parata, durch Ausziehen mit kal-
tem Wasser bereitet;
c. Extracta spirituosa, durch Ausziehen zuerst mit
Weingeist, dann mit einem Gemische aus PIERRE
Theilen Weingeist und Wasser bereitet;
d. Extracta aetherea, durch Ausziehen sole Aether
bereitet;
e. Extracta e herbis recentibus, nach der in der Preussi-
schen Pharmakopöe gegebenen Vorschrift zur An-
fertigung der narkotischen Extracte bereitet.
9) Die ätherischen Oele werden gleichfalls nicht
namentlich aufgeführt, ihre Bereitungsweise ist als be-
kannt vorauszusetzen, die einfachen sogenannten gekoch-
ten Oele, deren Bereitungsweise dahin angegeben wird,
dass auf 1 Th. Substanz 8 Th. Olivenöl vorgeschrieben
werden, bedürfen auch keiner besondern Verzeichnung.
10) Bei den einfachen destillirten Spiritusarten, gleich-
falls ohne nominelle Aufführung werden auf 1 Th. Sub-
stanz 8 Th. Weingeist gerechnet, die ätherischen Spiri-
tusarten werden durch Vermischung eines Theils des
betreffenden Aethers mit 3 Th. Weingeist dargestellt.
11) Für Fruchtsyrupe und Fruchtessige wird auch
nur im Allgemeinen die Bereitungsweise angegeben.
12) Für die Tinceturen wird ohne namentliche Auf-
zählung derselben ‚die Bereitungsweise so vorgeschrieben,
dass auf 1 Th. Substanz 8 Th. Menstruum genommen
und durch Digestion die Tincturen dargestellt _werden.
Es würden aber dann wegen Verschiedenheit der Men-
strua die Tincturen in 6 Classen zerfallen.
a. Tincturae aquosae, durch Digestion von 1 Th. der
Substanz mit 8 Th. destillirten Wassers;
b. Tincturae spirituoso-aquosae, durch Digestion von
1 Th. der Substanz mit 8 Th. eines Gemisches
aus gleichen Mengen von Weingeist und destillir-
tem Wasser;
Be Bley und. Geiseler,
c. Tincturae spirituosae, durch Digestion eines Theils
der Substanz mit 8 Theilen rectificirten Weingeistes;
d. Tineturae alcoholicae, durch Digestion eines Theils
der Substanz mit 8 Theilen höchst rectificirten
Weingeistes;
e. Tincturae aethereae, durch Digestion eines Theils
der Substanz mit 8 Theilen Spiritus aethereus be-
reitet; Ä
f. Tincturae Vegetabilium recentium, durch Macera-
tion der zerquetschten frischen Vegetabilien mit
Weingeist.
Den Tincturen reihen sich an die einfachen soge-
nannten Essigtincturen, deren Bereitungsweise durch
Digestion eines Theils des Vegetabils mit 8 Theilen Essig
angegeben wird, ohne die Namen der einzelnen Essige
aufzuführen.
13) Für diejenigen Salben, die nur durch Ver-
mischung eines Pulvers, eines Salzes oder Oxydes etc.
mit Fett bereitet werden, wird im Allgemeinen die Vor-
schrift dahin gegeben, dass auf 1 Theil der Substanz
8 Theile Adeps genommen werden. |
Die zu 7 mitgetheilten Ansichten der Commission
finden Anwendung auch auf die Nummern 8— 13.
14) Für die Bereitung aller anderen zusammenge-
setzten Arzneimittel werden die Vorschriften der Preussi--
schen Pharmakopöe, als der schon in einigen deutschen
Ländern gesetzlich eingeführten, gegeben; sind sie in der
Preussischen Pharmakopöe nicht enthalten, so wird die
Vorschrift des Apparatus med. Hamburg. mitgetheilt,
fehlen sie auch hier, so wird die Vorschrift derjenigen
deutschen Pharmakopöe, in der sie enthalten sind, ent-
nommen. |
Auf diesen Vorschlag geht die Commission nicht
ein, will vielmehr selbstständig und ungebunden nach
eigenem Ermessen die Vorschriften bestimmend die
Pharmacopoea germanica ausarbeiten.
Aus den vorstehenden Mittheilungen geht hervor, .
über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. 103
dass die Commission gewissermaassen eine deutsche
Musterpharmakopöe auszuarbeiten beabsichtigt, während
die Gothaischen Vorschläge mehr den objeetiven That-
bestand berücksichtigend in dem Entwurf zu einer
Pharmacopoea germanica zusammenfassen wollen, was
Deutschlands Pharmakopöen an Arzneimitteln wirklich
darbieten. Die Commission will eine Pharmakopöe ver-
fassen und dann Annahme von allen deutschen Staaten
verlangen, um so Uebereinstimmung und Gleichmässigkeit
herbeizuführen, die Gothaischen Vorschläge wollen zeigen,
dass der Mangel an Uebereinstimmung gerade nicht so
gross ist, um nicht auf eine leichte Weise beseitigt wer-
den zu können, sie wollen zugleich bewirken, dass in
ihrem Entwurf alle von Aerzten in Deutschland verord-
nete Arzneimittel eine Stelle erhalten. Uebereinstimmung
der Arzneimittel in Deutschland ist der gemeinsame Ziel-
punct; die Commission appellirt zu dem Ende sofort an die
deutschen Staatsregierungen, die Gothaischen Vorschläge
appelliren zunächst an die deutschen Apotheker, die
Commission nimmt einen subjectiven Standpunct ein,
will in den deutschen Staaten eine Pharmakopöe einfüh-
ren, die Gothaischen Vorschläge weisen auf einen einzu-
nehmenden objectiven Standpunct hin, nehmen das Be-
stehende zur Richtschnur, weisen den grossen Umfang
der schon vorhandenen Uebereinstimmung nach und
wollen, indem sie jeden deutschen Arzt, der dieses oder
jenes Arzneimittel liebt, befriedigen, den geringen Man-
gel an Uebereinstimmung durch geeignete Vorschläge
ausgleichen.
Unbestritten ist der von der Commission vorgeschla-
gene Weg der kürzeste, er ist derselbe, der bei Abfas-
sung der Landespharmakopöe gewählt wird. Eine er-
nannte Commission von 6 bis 8 Mitgliedern arbeitet die
Pharmakopöe aus, die Landesregierung sanctionirt sie
und das Gesetzbuch ist fertig. So will auch die zur
Abfassung der Pharmacopoea germanica von der General-
versammlung zu Coburg eingesetzte Commission verfahren
und sofort, nachdem die Pharmakopöe verfertigt, die An-
Er 2 SEE
104 Bley und Geisel, =
nahme derselben bei allen deutschen Staatsregierungen
‚beantragen lassen. Werden solche Anträge aber ange-
nommen werden? Diese Frage ist unzweifelhaft mit
„Nein“ zu beantworten. Alle Unbefangenen sind darin
einig, dass die deutschen Pharmakopöen an dem grossen
Fehler leiden, dass nicht alle von Aerzten verschriebenen
Arzneimittel aufgenommen sind. Die Mitglieder der so-
genannten Pharmakopöe-Commissionen suchen ihre sub-
jeetiven Ansichten geltend zu machen, entscheiden unter
sich schliesslich durch Majoritätsbeschlüsse, tragen also
nicht Rechnung anderen, oft sehr wohl begründeten Ur-
theilen und üben so einen nicht zu rechtfertigenden
Despotismus aus, indem sie vielen anerkannt wich-
tigen Arzneimitteln das wohlverdiente Bürgerrecht ab-
sprechen, und hochverdiente Aerzte nicht berücksichti-
gen. Einen ähnlichen Gang will die zur Abfassung der
Pharmacopoea germanica eingesetzte Commission (Siehe
unter 1) und schon darum wird ihr Werk nicht von
den Staaten Deutschlands angenommen und gesetzlich
eingeführt werden, sie will aber auch (nach 4 und 5)
Bestimmungen aufnehmen, über die man sich nie voll-
ständig einigen kann und wird, und über die man hin-
wegsehen muss, da sie in Details eingehen, welche von
der Wissenschaft und von den Apothekern selbst als
arte peritis am besten entschieden werden.
Nach unserer innersten Ueberzeugung kann die Ein-
führung einer allgemeinen deutschen Pharmakopöe nicht
mit einem Schlage bewirkt, sie muss erst angebahnt
werden durch objective Behandlung der‘ Sache, mit Aus-
schluss der subjectiven Auffassung, wie sie die Commis-
sion intendirt. Darum huldigen wir den in den Gothai-
schen Vorschlägen aufgestellten Prineipien und machen
insbesondere auf den Vortheil aufmerksam, den ein nach
diesen Principien aufgestellter Entwurf dadurch gewährt,
dass er die ganze Angelegenheit allmälig den Händen
der Apotheker übergiebt. Wenn die deutschen Apotheker
sich dahin einigen, alle in ihren respectiven Landes-
pharmakopöen nicht aufgeführten Arzneimittel nach den
Aber die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. 105
Prineipien des Entwurfs zu beschaffen und herzustellen,
so ist in ihm vorläufig ein Appendix zu allen deutschen
'Pharmakopöen gegeben, der den Uebergang desselben
in eine wirkliche Pharmacopoea germanica am sichersten
anbahnt. Die Appendices- zu den Pharmakopöen, von
‚Apothekern ausgearbeitet, sieht man mehr in den pharma-
ceutischen Laboratorien gebraucht, als die Landespharma-
kopöen selbst. Ist der Entwurf, der alle in Deutschland
gebrauchten Arzneimittel enthält, erst der Appendix für
alle deutschen Landespharmakopöen geworden, bald wird
er dann diese, besonders wenn sie in ihrer Beschränkungs-
sucht fortfahren, überflügeln, und wie jetzt schon nothge-
drungen deutsche Pharmaceuten in den sogenannten Appen-
dices de facto wirkliche Pharmakopöen verfassen, so wird
ihnen die Verfassung einer Pharmacopoea germanica
später auch de jure eingeräumt werden müssen. Wir
können und dürfen aber nicht unterlassen, hier nochmals
ausdrücklich zu bemerken, dass zur Bearbeitung des
Planes einer Pharmacopoea die Herbeiziehung von Aerzten
als durchaus nothwendig erscheint: denn nur der Arzt
kann entscheiden was die Pharmacopoea enthalten soll,
der Apotheker muss hier durchaus die Stimme des
Arztes hören. Demnach haben wir die Ansicht, die
Commission hätte sich mit den Aerzten aller Staaten in
Verbindung setzen sollen, was z.B. bei der Versammlung
der Naturforscher und Aerzte in Carlsbad hätte gesche-
hen können oder.in Stettin in diesem Herbste noch ge-
schehen könnte. Ohne die Mitwirkung der Aerzte wird
man wohl die Pharmakopöen ausarbeiten, aber sie schwer-
lich irgendwo gültig einführen können. Aus diesem
Grunde beklagen wir sehr den Rücktritt des Dr.
Meurer von dem Comite, da Dr. Meurer das einzige
ärztliche Mitglied war, dessen Erfahrung hier sehr nütz-
lich werden konnte. Sollen die Directorien der deut-
schen Apotheker-Vereine die Pharmacopoea germanica.
den Regierungen empfehlen, so ist es unabweislich noth-
wendig, dass die Commission einen logisch ausgearbeite-
ten Plan der Pharmakopöe vorlege, weil ohne solchen
ee en
* OT FE He
106 über die Abfassung einer Pharmacopoea germanica. |
eine auch nur vorläufige Prüfung nicht möglich ist und
' niemand etwas empfehlen kann, was er nicht kennt.
Welche Ansichten man aber auch hinsichtlich der
Abfassung einer Pharmacopoea germanica haben mag,
jedenfalls ist es als ein schönes Zeichen der Zeit zu be-
trachten, dass die Apotheker- Vereine für sie thätig sind.
In den auf diesen Zweck gerichteten edlen Bestrebungen
ist der Erfolg der Lehren und der Arbeiten zu erkennen,
denen die Begründer der wissenschaftlichen Pharmacie
zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts -
ihre Zeit und ihr Leben gewidmet haben. In keiner deut-
schen Stadt ist aber zur Erhebung der Pharmacie so viel
geschaffen und gearbeitet worden, als in Erfurt. Brandes
sagte einst am 15. September 1836 (8. Pharm. Zeitg. v. Jahre
1837, pag. 99) „Erfurt wird in der Geschichte der Pharma-
cie immer mit unvergänglichem Ruhme genannt werden.“
Und er hat Recht, hier war es, wo Trommsdorff die
erste pharmaceutische Akademie gründete, hier war es,
wo einst ©. F. Bucholz wirkte, der durch seine Theo-
rie und Praxis der pharmaceutischen Arbeiten der Lehrer
aller deutschen Pharmaceuten in der Darstellung der
chemisch-pharmaceutischer Arzneimittel wurde und die
Vorschriften zur Bereitung der chemischen Präparate für
alle deutschen Pharmakopöen lieferte. In seine Fussstapfen
ist sein würdiger Sohn getreten, dem wir schätzbare
Arbeiten über Aetherbereitung, über die Darstellung des
Goldschwefels, über Höllensten und Chlorkalk, über
Prüfung schwefelsauren Chinins auf Salicin, über die
Reinigung des Antimonmetalls von Arsen, über schwefel-
saures Zinkoxyd und mehrere andere Arzneimittel ver-
danken, welche von den Apothekern mit Erfolg benutzt
worden sind und den wir heute noch mit dieser kleinen
Arbeit über einen für die Pharmacie wie die Mediein.
gleich wichtigen Gegenstand als Jubilar begrüssen und
seiner Beurtheilung die erwähnten verschiedenen Ansich-
ten anheim geben.
———
- ee
Hadelich, die Bestandtheile des Guajakharzes.. 107
Ueber die Bestandtheile des Guajakharzes;
von
W. Hadelich*).
Das Guajakharz, diese seit langer Zeit in der Phar-
macie angewendete Drogue, stammt von dem in West-
indien einheimischen Guajacum officinale, einem zur natür-
lichen Familie der Zygophylleen gehörigen Baume. Das-
selbe fliesst entweder freiwillig, oder aus gemachten Ein-
schnitten aus, oder aber die Gewinnung wird befördert,
indem man die Bäume fällt, an einem Ende anbrennt und
so das reiche Ausfliessen des Harzes am anderen Ende
erreicht. | |
Man unterscheidet: Guajakharz in Thränen und Guajak-
harz in Massen, von denen die erste Sorte eiwas theurer
ist, sich jedoch nur durch die Form und einen geringe-
ren Gehalt an Holztheilchen vor der anderen auszeichnet.
Das Harz ist röthlichbraun, durchsichtig, doch meist mit
einem grünlichen Staube, durch Einfluss der Luft und
des Lichtes hervorgebracht bedeckt. Gerieben entwickelt
es einen vanilleähnlichen Geruch, schmeckt bitter kratzend
und hat ein spec. Gewicht von 1,205— 1,228.
Seine häufige Verwendung als Heilmittel, so wie seine
interessanten Eigenschaften, von denen die Bläuung durch
schwache Oxydationsmittel und der schöne Geruch vor-
züglich zu nennen sind, veranlasste viele Chemiker zu
Untersuchungen, von welchen ich hier einen kurzen
Abriss gebe. |
Literatur. Brande"), Buchner?), Unverdorben)),
Jahn®), Landererö), Johnston und Trommsdorff®),
beschäftigten sich zuerst mit dem Gegenstande. Ihre Ver-
*) Vom Verfasser im Separatabdruck eingesandt.
1) Ergänzungsheft zu Buchner’s Repertorium p. 183. 2) Buch-
‘ner’s Repert. 3, 281 und 75, 371. 3) Poggendorff’s Annalen 7, 316.
4) Archiv der Pharmacie I. Reihe 33, p. 269—277 und I. Reihe 23.
5) Repertorium f.d. Pharm. 52, 94. 6) Trommsdorff’s neues Journal
Band 21, St. 1, S. 10.
108 Hadelich,
fahrungsweisen beruhten auf dem Verhalten des Bi
gegen die Lösungsmittel: Wasser, Alkohol, Aether und
wässeriges Kae und als Resultate gingen hervor:
erstens, dass man es mit einem Gemenge mehrerer Sub-
stanzen zu tkun gehabt hatte, zweitens, dass dieselben
‚theils mehr, theils weniger den Charakter der Säuren tra-
gen, und dass endlich drittens die Stoffe in der Guajak-
rinde zum Theil andere sind als im Harze.. Man nahm
‘also an als die Bestandtheile: drei verschiedene Harze
(Unverdorben, Jahn), ferner noch Benzoesäure, und
ein aromatisches Princip (Jahn); und procentisch (nach
Buchner)
ET ee =— 803
Binder ....2.2 41 GE =ei16,3
Beim. TE Er er a 57
In Wasser löslicher Extractivstoff = 2,0
- 100,00 00
Aus einer alkoholischen Tinctur .der Otajäkrinde‘ er-
hielt Landerer zufällig einen krystallisirten Körper, den
er für den Träger jener bekannten blauen Färbung, die
durch Oxydation entsteht, hielt. Dieser Stoff war in nur
geringer Menge gebildet, wurde nie wieder gesehen, und
muss es unentschieden bleiben, ob er mit dem von
Trommsdorff beschriebenen Guajacin identisch ist, bis
eine neue Untersuchung der Rinde Aufklärung giebt.
Im Jahre 1841 wies Thierry!) nach, dass nicht
Benzoösäure, sondern eine eigene von ihm Guajaeylsäure
genannte Säure im Guajakharz enthalten ist, welche sich .
namentlich durch leichtere Löslichkeit in Wasser von der
sonst sehr ähnlichen Benzoö- und Zimmtsäure unterschei-
det. Auch fand derselbe Chemiker, dass dieser Körper
sich nichtnach der von Righini (Journal de Chimie me-
dicale 1836) mitgetheilten Methode, nämlich mit Anwen-
dung von Magnesia als bindende Base, erhalten lasse,
m
1) Journal de Pharmacie et des sciences accessoires 1841, p. 381;
Journ. f. prakt. Chemie 1841. Bd. 24, $. 333.
Br & 4
ee TE a =
die Bestandtheile des Guajakharzes. 109
somit er die Autorschaft in Anspruch nehmen müsse, und
nicht Righini!).
Darauf nahmen Pelletier und Deville diese Ar-
beiten auf, stellten ein reines Harz von der Zusammen-
setzung : C 7 1,00
H 7,03
O 21,97
100
welches sie Guajacine nannten, durch Behandlung einer
alkoholischen Guajakharzlösung mit einer eben solchen
von essigsaurem Bleioxyd und Schwefelwasserstoff dar,
erwähnten einen gelben Farbstoff, und 10 Proc. einer
in Ammoniak unlöslichen Substanz als Bestandtheile des
Guajakharzes. Dieselben Chemiker analysirten die Guaja-
eylsäure Thierry’s, fanden ihre Zusammensetzung —
C12 Hs O6,
dass sie einbasisch sei und, mit starken Basen bei Ab-
schluss der Luft erhitzt, in Kohlensäure und ein sauer-
stoffhaltiges indifferentes, farbloses, angenehm nach bittern
Mandeln riechendes Oel, vom spec. Gewicht 0,874 und der
Zusammensetzung:
C10 H3 02
zerlegt werde, welches sie Guajacen nannten.
Die von Sobrero?) 1843 über die Producte der
trocknen Destillation des Guajakharzes veröffentlichten
Versuche veranlassten Pelletier und Deville3) contro-
lirende Arbeiten in dieser Richtung zu unternehmen,
welche mit denen von Völkel*) 1854 und Ebermeyer°)
über denselben Gegenstand geschriebenen Sachen ein so
voluminöses Material sind, dass ich hier nicht+näher darauf
eingehen will.
Eine grosse Anzahl von Versuchen wurde von
I) Compt. rend. 17, 1143 u. Journ. d. Pharm. Ser. 3. T. 6.p. 118,
so wie Journal f. praktische Chemie 1844. Bd. 33, p. 316—318 und
vorige Note. 2) Journal de Pharm. 1843. 4. p. 381. 3) Journal de
Pharmaeie 1844. 6. p. 116. 4) Annalen d. Chemie u. Pharm. 1854.
p. 345. 5) Journal für praktische Chemie Bd. 62, p. 291—29.
‚110 Hadelich,
Schacht), Schönbein2) und van den Broek3) über
die blaue Färbung des Guajakharzes durch schwache
Oxydationsmittel angestellt, die jedoch das Wesen der
Erscheinung keineswegs aufklärten.
Hlasiwetz?) machte in der neuesten Zeit (1859 —60)
die Erfahrung, dass ein Theil des Guajakharzes mit den
Alkalien krystallisirbare Verbindungen eingeht, und es
gelang ihm durch Benutzung dieses Umstandes, die reine,
krystallisirte Guajakharzsäure so wie einige ihrer Ver-
bindungen, Substitutions- und ee > darzu-
stellen und zu studiren.
Trotz der regen en des 'Thema’s „blieben
noch vieie Lücken, so dass ich hoffen konnte mit Aus-
dauer manche derselben zu beseitigen; und somit gehe
ich nun, nachdem ich diesen Ueberblick der Literatur
vorangeschickt habe, zur Beschreibung meiner Arbeiten
über. Wo es nothwendig erscheint, werde ich beiläufig
oder am Ende die Uebereinstimmungen und Widersprüche
hervorheben.
Voruntersuchungen. Einige Vornniesnah be-
zweckten namentlich, den Gehalt an fixen Bestandtheilen
festzustellen und zu erfahren, wie das flüchtige, nach Va-
nille riechende Oel abzuscheiden sei. Sechs, von verschie-
denen Orten entnommene Proben Harz zeigten 0,163 —
0,780 Procent fixe Bestandtheile, welche der Hauptsache
nach aus Kalk mit Spuren von Eisenoxyd, Kali und Thon-
erde bestanden; ausserdem enthielten alle Sorten wenig
Stickstoff, im Mittel 0,5 Procent und ihre Auflösung in
Alkohol röthete blaues Lackmuspapier schwach. Durch
Destillation, sowohl mit Wasser, salzhaltigem Wasser, als
auch Alkohol, liess sich der Riechstoff nicht gewinnen.
| Wasser, welches mit gepulvertem Harze gekocht wurde,
färbte sich gelb und hatte einen bitterlich kratzenden Ge-
1) Archiv der Pharmaeie II. Reihe, Bd. 35. S. 3. 2) Poggend.
Ann. Bd. 73. 4. 480 u. Bd. 75. 3. 351—357. 3) Scheikundige Onder-
zoekingen 5. Deel, 6. Stuck.'p. 226—256. 4) Ann. d. Chemie und
Pharmacie (112, p. 183) und (119, p. 266). a
die Bestandtheile des Guajakharzes. 111
schmack angenommen; es reagirte schwach sauer und ver-
hieltsich ganz ebenso, wie der wässerige Rückstand, den
man erhält, wenn man eine Auflösung des Harzes in 50pro-
centigem Weingeist durch Destillation von diesem befreit,
oder eine solche in 90 procentigem in Wasser giesst.
Guajacylsäure. Aus den eben erwähnten Flüssigkei-
ten suchte ich nach Thierry’s Angabe die Guajacylsäure
darzustellen. Man sättigt dieselben mit Aetzbaryt, fil-
trirt, und zersetzt das Filtrat genau durch verdünnte
Schwefelsäure; vom gebildeten schwefelsauren Baryt wird
abfiltrirt, die klare Lösung der mit Harz verunreinigten
Guajacylsäure verdunstet, der braune Rückstand mit Aether
digerirt und das nach dem Verjagen des Aethers zurück-
bleibende in kleinen Portionen sublimirt.
Auf diese Weise erhielt ich aus 4 Pfund Guajakharz
ungefähr 1 Decigramm der sublimirten Säure, womit sich
nichts beginnen liess. Den guajacylsauren Baryt in Kry-
stallen zu erhalten, gelang auch nicht, da der gelbe Farb-
stoff zu hinderlich war. Wendet man statt des Baryts
Blei an, so kann man dann auch durch Schwefelwasser-
stoff das Bleisalz zersetzen und so die Säure erhalten,
indem man sie durch Sublimation noch reinigt. Um die
Guajakharzsäure darzustellen, wird nach Hilasiwetz
Guajakharzpulver mit Kalkmilch ausgekocht, wobei diese
sich safrangelb färbt. Durch Uebersättigen mit Essig-
säure oder andern verdünnten Säuren, wird diese Flüssig-
keit fast farblos und wenig Harz scheidet sich flockig ab;
durch Kohlensäure geschieht dies auch, filtrirt man aber
darauf und dampft langsam ab, um etwa den guajacyl-
sauren Kalk so zu gewinnen, so hindert hier wieder eben-
falls Harz und Farbstoff denselben zu krystallisiren.
Gelber Faröstof. Da die Guajacylsäure in sehr ge-
ringer Menge vorhanden war, wollte ich durch eine Be-
handlung mit Bleiessig wenigstens versuchen, den Farb-
stoff in beträchtlicher Menge zu gewinnen, dampfte zu
dem Ende die ursprüngliche, gelb gefärbte Kalkmilch bis
auf ein Minimum ein, wodurch fast sämmtlicher Kalk als
112 Hadelich,
kohlensaurer abgeschieden wurde, filtrirte ab und wusch
den Kalkniederschlag vollständig mit Wasser aus, über-
sättigte das Filtrat durch Essigsäure, filtrirte wieder
und liess es während der Ferien 14 Tage stehen. Bei
meiner Rückkehr fand ich, dass sich in der Flüssigkeit
kleine, blassbräunliche tafelförmige Krystalle gebildet
hatten, deren geringe Menge sich wenig vergrösserte,
obgleich ihnen noch eine Woche dazu Zeit gelassen wurde.
Sie wurden also auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen
und getrocknet, und waren dann im hohen Grade mit
dem angenehmen Vanillegeruch behaftet.
Die Mutterlauge fällte ich durch basisch essigsaures
' Bleioxyd aus, zersetzte den ausgeschiedenen gelben Nie-
derschlag durch Schwefelwasserstoff; dann A ich
die vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit zur Trockne
ab, zerrieb den braunen Rückstand mit Sand und Was-
ser, kochte aus und dampfte das Filtrat wieder ein. Dies
wiederholte ich mehrere Male, bis ich endlich einen rein
gelben, in Wasger, Alkohol und Aether leicht löslichen,
schwach sauer reagirenden Rückstand behielt. Derselbe
ist ein Gemenge von Guajacylsäure und Farbstoff, aus
dem sich nach meiner Erfahrung durch Kochen mit in
Wasser fein vertheiltem Blei- oder Zinkoxyde die erstere
wegnehmen lässt, doch wird die Ausbeute durch diese
vielen Manipulationen für beide Körper auf ein Minimum
herabgedrückt.
Die erwähnten Krystallchen konnten nun entweder
die Guajacylsäure, oder das Chromogen, oder endlich ein
anderer, indifferenter Körper sein. Sie lösten sich sehr
schwer, mit Zurücklassung der bräunlichen harzigen Ver-
unreinigung in vielem Wasser, leichter in Alkohol und
Aether und krystallisirten am deutlichsten aus der alkoholi-
schen Auflösung durch freiwillige Verdunstung.
Sie stellen dann, durch wiederholtes Umkrystallisiren.
gereinigt, sehr kleine blassgelbe quadratische Octa&der
dar, an denen die Endecken mehr oder weniger abge-
stumpft sind, so dass sie unter dem Mikroskope zuweilen,
die Bestandtheile des Guajakharzes. 113
wie quadratische Tafeln erscheinen. Leider waren sie zu
klein, um das Messen der Winkel mittelst des Reflexions-
goniometers zu gestatten, und ich muss mich darauf be-
schränken, die Formen, wie ich sie unter dem Mikro-
skope gesehen habe, hier so gut es gehen will, wieder-
zugeben.
+
Mit meinem geringen Vorrath an reiner Substanz zog
ich es vor, statt Elementaranalysen lieber eine Reihe von
Versuchen anzustellen, welche Aufklärung darüber geben
könnten, zu welcher Gruppe von organischen Körpern
dieselbe zu zählen sei. Es sind folgende:
Die blassgelblichen Krystalle von eben beschriebener
Form sind geruchlos, von rein bitterem Geschmack, hart,
und zwär so, dass sie zwischen den Zähnen knirschen.
Auf Platinblech schmelzen sie über der Flanıme zu
einer durchsichtigen, blassgrünlichgelblichen Masse, indem
Wasser fortgeht, zersetzen sich dann unter Entwickelung
stechender Dämpfe, und verbrennen endlich ohne Rück-
stand mit wenig Leuchten. In einer, an einem Ende ver-
schlossenen Glasröhre erhitzt, bildet sich bei höherer Tem-
peratur ein braunes öliges Desstillationsproduct, während
gar nichts von dem Körper unzersetzt sublimirt. a
In Alkohol, Aether, Essigäther, Schwefelkohlenstoff
Arch.d.Pharm. CLXV.Bda. 2. Hfi. 8
114 Hadelich,
löst er sich ziemlich leicht, sehr schwer hingegen in
Wasser, Benzin, Chloroform und Terpentinöl. Diese Lösun-
gen reagiren vollkommen neutral, und die gesättigte
wässerige bringt, in einem 24 Centimeter langen Rohre
eingeschlossen, nicht die geringste Drehung der Polari-
sationsebene hervor. |
Erhitzt man eine Mischung der Substanz mit Natfon-.
kalk, so entwickelt sich Ammoniak, so dass die Anwe-
senheit von Stickstoff unzweifelhaft ist; erwärmt man aber
in einem Reagirglase ein wenig von dem Körper mit
Kalilauge auf dem Wasserbade längere Zeit, so wird ein
hineingeklemmtes Streifchen rothen Lackmuspapiers nicht
gebläut, woraus man schliessen muss, dass der Stickstoff
nicht in der Verbindung als Ammoniak enthalten ist. —
Von wässerigem Kali, Natron, Ammoniak, Baryt, Kalk,
Strontian wird sie mit tiefgelber Farbe gelöst, welche bei
Zusatz einer Säure, selbst Essigsäure, sogleich verschwin-
det. Diese Verbindungen sind, wie es scheint, sehr lose,
denn auch die Einwirkung der Kohlensäure der Luft,
so wie Verdunstung des Ammoniaks, lässt den Körper
wieder in seine Form als kleine Octa&der sich ausscheiden.
Schwache Säuren, wie Essigsäure, verdünnte Mine-
ralsäuren, selbst concentrirte Chlorwasserstoffsäure ver-
ändern ihn nicht, und selbst bei längerem Kochen wird
nur die Auflösung eines Minimums, aber keine Spaltung
erzielt.
Mit concentrirter Schwefelsäure giebt er eine sehr
charakteristische Reaction; sie löst ihn nämlich leicht zu
einer prachtvoll azurblauen Flüssigkeit auf, welche in dem
Maasse als Feuchtigkeit aus der Luft absorbirt wird, nach
und nach durch die zwischenliegenden grünen Nüancen
in Gelb übergeht. Erwärmt man gelinde, so restituirt
sich die blaue Farbe wieder, und dies lässt sich wohl
dreimal wiederholen, bis endlich doch theilweise Verkoh-
lung eintritt. Setzt man gleich viel Wasser hinzu, so
kommt eine prächtige violette Färbung vor, die aber rasch
vorübergeht, indem Farblosigkeit eintritt.
die Bestandtheile des Guajakharzes.. 115
Rauchende Salpetersäure löst den Körper ebenfalls,
aber mit schön orangegelber Farbe auf; wird noch con-
centrirte Schwefelsäure hinzugethan, so tritt Roth ein. Mit
Wasser lassen sich diese Auflösungen klar mischen!
Chlor, Brom und Jod bringen ähnliche orange Reactio-
nen hervor, wie Salpetersäure.
Wässerige Auflösungen dieser Substanz werden gar
nicht getrübt durch: Quecksilberchlorid, Eisenchlorid,
Ferrocyankalium, essigsaures und schwefelsaures Kupfer-
oxyd, aber fügt man zu letzterem Reagens noch Ammoniak,
so entsteht die bekannte azurblaue Farbe, welche alle
Kupfersalze zeigen, doch bald wird sie schon bei gewöhn-
licher Temperatur durch einen schmutzig-grünen Nieder-
schlag getrübt und bei dem Erhitzen fällt Kupferoxyd.
nieder. Hingegen bei essigsaurem Kupferoxyd wird die
grüne Mischung nur tiefer grün durch Ammoniak und
bleibt selbst nach dem Erhitzen klar. ee:
Neutrales essigsaures Bleioxyd bringt eine schwache
weissliche Fällung hervor, basisches aber einen dicken gel-
ben Niederschlag, und beide lösen sich sowohl in über-
schüssiger verdünnter Essigsäure, als auch in Kali leicht auf.
Aus allen diesen Versuchen lässt sich mit ziemlicher
Bestimmtheit folgern, dass ich es mit dem von Pelletier
beiläufig angeführten gelben Farbstoffe zu thun gehabt
habe. Das Verhalten des Körpers wie eine schwache
Säure, seine vielen farbigen Reactionen, seine optische
Inactivität, sprechen dafür, dass er zu den stickstoffhalti-
gen Chromogenen zu stellen ist. Dass er ein im Harz
bereits vorhandener und nicht erst durch die Behandlung
mit Kalk gebildeter Stoff ist, geht daraus hervor, dass
die ursprünglichen wässerigen Auszüge des Harzes das
charakteristische Gelb- und Farbloswerden durch Basen
und Säuren sehr deutlich zeigen. Seine Darstellung wird
immer am einfachsten so gelingen, wie es mir der Zufall
brachte, nämlich durch Behandlung des Harzpulvers mit
Kalkmilch, Abdampfen, Wiederaufnehmen mit Wasser,
Uebersättigen mit Essigsäure und langes Ruhen dieser
8*r
116 = Hadelichh
OL.
2 A
Flüssigkeit. Die Anwesenheit des essigsauren Kalkes
‘scheint das Krystallisiren zu befördern, Luft und höhere
Temperatur aber den Körper zu einer aaa Substanz
zu oxydiren.
Leider fiel seine Auffindung in die letzten Wochen
meiner Arbeitszeit, so dass ich die für Stickstoffbestim-
mungen und Elementaranalysen nothwendigen Mengen
nicht mehr beschaffen konnte. Aus 3 Pfund Harz hatte
ich ungefähr 3 Decigramm erhalten. —
Ich gehe nun weiter zur Betrachtung der En
säure von Hlasiwetz. | |
Guajakharzsäure. Bei ihrer Darstellung befolgte ich
genau die von Hlasiwetz angebenen Methoden, welche
kurz folgende sind:
Erste Methode: Man bringt eine alkoholische con-
centrirte klare Auflösung des Harzes mit einer solchen
von Kali oder Natron zusammen, die ein Drittel vom Ge-
wicht des Harzes an trocknem Kali enthält. Der nach
einiger Zeit entstandene undeutlich krystallinische Boden-
satz wird abgepresst, mit Alkohol gewaschen, wieder ab-
gepresst, mit kalihaltigem Wasser ausgewaschen, bis er
weiss ist, dann durch Erwärmen in solchem Wasser ge-
löst und umkrystallisirt. Dann wird er wieder gelöst
und durch Zusatz von verdünnter Chlorwasserstoffsäure die
noch etwas verunreinigte Guajakharzsäure abgeschieden, -
welche dann durch Krystallisiren aus concentrirter Tele:
säure vollständig gereinigt wird.
Bei der zweiten Methode wird das Harz gepul-
vert, mit Kalkmilch, die halb so viel Kalk enthält als
Harz angewendet ist, 2 Stunden gekocht, das durch Fil-
triren von dem meisten Farbstoff getrennte Gemenge ge-
trocknet und dann mit Alkohol ausgezogen. Die grünge-
färbte Tinetur, welche man so erhält, wird dann weiter
ganz nach der ersten Methode verarbeitet.
Durch diese Reinigungsprocesse erleidet man grossen
‚Verlust, so dass die Ausbeute an reiner Säure sehr ge-
ARE
die Bestandtheile des Guajakharzes. 117
ring wird. Ihre Eigenschaften, so weit sie von Hlasiwetz
beschrieben sind, fand ich ebenso durch meine Versuche.
Als solche sind anzuführen, namentlich als Zeichen ihrer
Reinheit:
Dass sie an der Luft aufbewahrt, nicht grünlich wird,
ferner, dass ihre Lösung in Alkohol durch Eisenchlorid
nur grünlich, durch Chlorwasser gar nicht gefärbt wird,
und dass endlich rauchende Salpetersäure in einer durch
Wasser milchig gemachten alkoholischen Lösung gar
keine Bläuung hervorruft. Concentrirte Schwefelsäure
löst die Guajakharzsäure mit schön purpurrother Farbe
auf, und bei dem Verdünnen mit Wasser scheidet sich
ein weisses Substitutionsproduct ab. Ueber die Formder
Krystalle, das optische Verhalten und die Löslichkeits-
verhältnisse hat Hlasiwetz nur wenig angegeben, und
ich suchte daher einige dahin gehörige Fragen zu beant-
worten.
Die aus der Auflösung in Essigsäure in concentri-
schen Gruppen angeschossenen Nadeln sind zu klein, um
Winkelmessungen zu erlauben. Unter dem Mikroskope
nahm ich beistehende Form wahr, welche wahrscheinlich
einer Combination des rhombischen Systems angehört A.
118 Hadelich, |
Die betreffende Combination bestände aus einer rhom-
bischen Pyramide, an deren Endecken durch eine stumpfere
Pyramide eine Zuspitzung hervorgebracht wäre B eh
wie bei Schwefel).
Der polarisirte Lichtstrahl wird von der Gunjäbhars-
säure nach Links gedreht. Die Beobachtung geschah mit
einem Mitscherlich’schen Polarisationsapparate. Die
Lösung in Alkohol enthielt 11 Proc. Guajakharzsäure bei
150, die Länge der Flüssigkeitssäule — 23 Centimeter,
das spec. Gewicht der Lösung = 0,82, die Kanone
Ablenkung nach Links = 2,750, lb ist
2,75
0,11. 2,3. 0,82
das Molecularrotationsvermögen der Substanz.
1,85 Th. Alkohol von 90,2 Proc. lösen bei 150 1 Th.
der Säure, für Aether gilt dasselbe Verhältniss; ferner
nehmen Benzin, Essigäther, Chloroform, Schwefelkohlen-
stoff und Essigsäure dieselbe leicht auf, während sie in
Wasser vollkommen unlöslich ist.
Meine Elementaranalysen ergaben Folgendes: |
Die krystallisirte, bei 300 getrocknete Substanz ver-
lor durch das Schmelzen, im Mittel von 3 SD,
6,73 Proc. Wasser, ferner:
1) 0,179 Grm. gaben, bei 1000 seinnckrinh 0,473 Grm:
Kohlensäure und 0,141 Grm. Wasser.
2) 0,169 Grm. gaben 0,444 Grm. Be und 0,12
* Grm. Wasser.
3) 0,19 Grm. gaben 0,502 Grm. Köklenuklre und 0,135 _
Grm. Wasser.
L; 1. Il. berechnet
C =72,06=12,01 71,0=11,93 72,13=12,02 40 = 240 = 72,72
H= 871= 81 73907= 7837 1%8= 7,38 26= 26= 7,83
0=1923= 240 20,53= 2,56 1989= 2,48 83— 6419,39
100 100 100 330 100.
Hiernach ergaben meine Analysen auch die empi-
rische Formel:
— 13,25
C40 H26 O8,
SPAR a Fox,
-
die Bestandtheile des Guajakharzes. 119
welche Hlasiwetz aufstellte.e Die krystallisirte Säure
verlor bei dem Schmelzen 6,73 Proc. Krystallwasser, wel-
ches sich einem Aeqg. nähert, denn dieses würde nach
der Rechnung 5,17 Proc. ausmachen, krystallisirt also:
C40 H26 08 + HO.
Da so viele Analysen der neutralen und sauren Al-
kalisalze schon vorlagen, so habe ich nur eine Bleiver-
bindung dargestellt und analysirt.
Guajakharzsaures Bleioxyd. In eine kochende, in
einem Kolben befindliche alkoholische Lösung von basisch-
essigsaurem Bleioxyd wurde eben solche der Harzsäure
hineinfiltrirt, so dass Bleiessig im Ueberschusse blieb;
dann wurde das Gemisch, woraus sich ein weisser Nieder-
schlag abschied, von der Luft abgeschlossen, eine Stunde
im Dampfapparate erwärmt, und endlich durch Decantiren
mit kochendem Alkohol und später Wasser, vom Bleiessig
befreiet. Den Verschluss des Kolbens erreichte ich mit
einem Kork, durch dessen Bohrung ein Stück einer Glas-
röhre ragte, welche durch ein ganz kurzes, seitlich etwas
aufgeschlitztes und am Ende mit einem Glasstabe ver-
stopftes Kautschukrohr verschlossen war. Auf diese Weise
konnten wohl die Dämpfe hinaus-, aber keine atmosphä-
rische Luft hineindringen.
Der möglichst rasch getrocknete weisse Niederschlag,
dessen Gewicht bei 1000 constant blieb, erlitt auch
nach längerem Trocknen bei 1300 keine Abnahme. Da
die Bestandtheile des Guajakharzes durch höhere Tem-
peratur der Oxydation natürlich noch zugänglicher werden,
als sie es schon sind, erhitzte ich nicht weiter, zumal
da die basischen Salze meist bei 1300 ihr Wasser ver-
lieren.
1) 0,17 Grm., bei 1300 getrocknet, gaben:
Blei — 0,012 Grm. | woraus sich 55,97 Proc.
Bleioxyd = 0,092 > Blei berechnen.
2) 0,178 Grm. gaben:
Blei — 0,005
Bleioxyd — 0,102
macht 55,62 Proc. Blei.
120 Hadelichh i
Das unzureichende Material gestattete nicht, noch die
Bestimmung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs auszufüh-
ren, so dass noch diese Versuche wünschenswerth sind;
eben so die Erzeugung eines Aethers, die durch Behand-
lung einer alkoholischen Auflösung der Harzsäure mit
trocknem salzsauren Gas nicht gelingt, vielleicht aber
durch Erhitzen dieses Bleisalzes in verschlossenen Glas-
röhren mit Jodäthyl sich erreichen lässt. |
Nach Hlasiwetz’ Arbeiten ist die Guajakharzsäure
zweibasisch, und zu schreiben;
2HO, 040 H24 O6 Ä
doch wird es in Frage gestellt, ob sie nicht lieber
. .4H0, 040 H2 04 |
anzunehmen ist, da ein Bleisalz nach der Formel:
.4PbO, C40 H2 O4
55,95 Procent Blei enthalten muss.
Dass die Bleiverbindung bei 1300 noch kein Wasser
verliert, lässt annehmen, dass es eine neutrale ist. Durch
Oxydation der Guajakharzsäure mittelst Salpetersäure er-
hält man keine Oxalsäure, welcher Umstand die Annahme
eines sauerstofffreien Radicals
befürworten würde. Die Arbeiten von Herrn Prof. Heintz
so wie des Herrn Dr. Krug unter des Ersteren Leitung
haben gezeigt, dass oft die Bleiverbindungen für die Fest-
stellung der Basicität der nichtflüchtigen organischen Säu-
ren entscheidend sind.
Braune Mutterlauge, von der Gewinnung der guajak-
harzsauren Alkalien. Dieselbe ist noch stark alkalisch
und mischt sich in jedem Verhältniss mit Wasser und
Alkohol klar. Ich liess dieselbe in einem Trockenraume
bei ca. 300 etwas verdunsten, so dass sie. die Consistenz
einer recht dicken Melasse annahm, behandelte sie dann
mit absolutem Alkohol und erhielt dadurch noch eine ge-
1 a ch a u wer. zae.n
5 tr,
' die Bestandtheile des Guajakharzes. 121
xinge Abscheidung von guajakharzsaurem Kali und eine
klare braune Flüssigkeit. Von letzterer durfte ich anneh-
_ men, dass sie entweder ganz oder fast frei von Guajak-
harzsäure sei, da in absolutem Alkohol das Kalisalz der-
selben äusserst schwer löslich ist. In dieselbe leitete ich
getrocknete Kohlensäure so lange ein, bis nichts mehr
absorbirt wurde, wodurch sich das Kali fast ganz als koh-
lensaures oder doppelt-kohlensaures abschied. Die von
demselben getrennte Flüssigkeit dunstete ich im Dampf-
bade unter Zusatz von Wasser und ein wenig Ühlorwas-
serstoffsäure ab, bis der Alkohol verjagt war und das
Harz sich ausgeschieden hatte, welches dann durch Waschen
mit‘ warmem Wasser vom anhängenden wenigen Chlorka-
lium befreit wurde und nach dem Erkalten eine spröde
braune Masse darstellte. Diese war zum grössten Theil
in Aether löslich, während ein hellbrauner Körper zu-
rückblieb; ich: benutzte diese Eigenschaft, um so die
Harze zu trennen. Das in Aether unlösliche werde ich
weiter unten betrachten.
Die ätherische Tinctur versetzte ich mit etwas Kali-
lauge, welche sofort das gelöste Harz aufnahm, während
der farblose Aether über derselben stand; diesen goss ich
ab, verdünnte die Kaliharzlösung mit Wasser und fällte
dieselbe mit essigsaurem Bleioxyd in 3 Portionen. Die
grünlichgrauen Niederschläge wurden ausgewaschen, in
Wasser vertheilt und durch Schwefelwasserstoff zersetzt.
Das entstandene Gemenge von Harz mit Schwefelblei
wurde getrocknet und mit Alkohol ausgezogen.
Durch die verschiedenen Manipulationen mussten
sicher etwa vorhandenes Gummi oder Guajacylsäure aus
diesem Harze entfernt sein und die drei alkoholischen
Lösungen enthielten eine in Aether lösliche Harzsäure mit
. Farbstoff verunreinigt. Durch frisch geglühte Thierkohle
liessen sie sich nicht entfärben und wurden an der Luft
vorübergehend blaugrün. Für die weitere Erörterung will
ich sie mit A. bezeichnen.
ee Hadelich,
Bleiessig brachte in der Flüssigkeit, welche von den
durch Bleizucker- erhaltenen Niederschlägen abgelaufen
war, eine kleine Menge eines gelben Niederschlages her-
vor, der sich als eine Verbindung des gelben Farbstoffes
mit Bleioxyd erwies.
Es gelingt nicht mit Hülfe von doppelt- oder einfach-
kohlensauren Alkalien eine schärfere Scheidung der Be-
- standtheile dieses Harzgemenges zu bewirken, als dies
mit Aether geschehen ist. Hat man eine Lösung des Ge-
menges in Ammoniak und leitet Kohlensäure hindurch,
so findet bald eine Ausscheidung von Harz statt, aber
von Gemengen, indem die ersten Portionen aus viel von
der in Aether löslichen mit wenig von der andern, die
letzten aus wenig der löslichen und viel der anderen Sub-
stanz bestehen.
Wird Guajakharz gepulvert und mit Kalkmilch ge-
kocht, so wird ein grosser Theil des Farbstoffes ausgezo”
gen, die Guajakharzsäure kann dann noch unrein aus dem
getrockneten Gemenge durch Alkohol ausgezogen werden,
und die beiden anderen harzigen Körper bleiben an Kalk ,
gebunden zurück. Einen solchen, von Guajakharzsäure
vollständig befreiten kalkhaltigen Rückstand löste ich in
Alkohol und Salzsäure auf, filtrirte in vieles Wasser und
wusch das ausgeschiedene Harz aus. Dann wurde es der-
selben Behandlung mit Aether, Bleizucker und Schwefel-
wasserstoff unterworfen, die oben beschrieben ist, und die
drei Harzlösungen, die ich erhielt, seien mit B. benannt.
B. hatte ganz dasselbe Ansehen und Verhalten wie
A. und beiden suchte ich auf verschiedene Weise die
reine Harzsäure zu entnehmen, und zwar |
1) Durch partielle Fällung mit alkoholischer Lösung
von essigsaurem Bleioxyd und Zersetung des Nieder-
schlages durch Schwefelwasserstoff. | Ä
2) Durch wiederholtes Behandeln mit Thierkohle.
3) Durch Lösen des abgeschiedenen Harzes in Kali,
Abscheiden durch eingeleitete Kohlensäure und Aus-
waschen mit Wasser.
die Bestandtheile des Guajakharzes. 123
4) Endlich durch Krystallisiren aus Lösungen in Aether,
Alkohol und Essigsäure, so wie mit Hülfe der EPIREERR
nach Graham.
Trotzdem gelang es nicht vollständig, den Farbstoff fort-
zuschaffen, auch krystallisirte die Substanz nicht, welche
ich nun der Kürze wegen Guajakonsäure nennen will.
Guajakonsäure. Sie stellt im feinvertheilten Zustande
ein weissliches geruch- und geschmackloses Pulver dar,
während sie im dichten aus hellbräunlichen spröden Stü-
cken von muscheligem Bruch besteht. Sie schmilzt bei
95—1000 zu einer hellbräunlichen durchsichtigen Masse,
welche bei dem Erkalten’im Platinschiffehen ein lebhaf-
tes knisterndes Geräusch, als Folge der ungleichen Zu-
sammenziehung hervorbringt. Ob der Schmelzpunct nach
einmaligem Schmelzen höher gerückt ist, kann man des-
halb nicht entscheiden, weil die Substanz auch nach dem
Erkalten durchsichtig bleibt. Bei stärkerem Erhitzen in
einem Glasrohr erzeugen sich die oft schon erwähnten
öligen Destillationsproducte; hat die Luft Zutritt, so
verbrennt die Substanz mit leuchtender Flamme ohne
Rückstand.
Alkohol, Aether, Essigäther, Chloroform und Essig-
säure lösen die Guajakonsäure sehr leicht, während sie
in Wasser, Benzin und Schwefelkohlenstoff ganz, resp. fast
ganz unlöslich ist. Die Lösungen in indifferenten Medien
röthen blaues Lackmuspapier nicht.
Die Guajakonsäure ist eine linksdrehende Substanz
und ihr specifisches Drehungsvermögen beträgt 32,33.
Die alkoholische Lösung enthielt 0,98 Procent, die
Länge der Säule war — 24,7 Centimeter. Das specifische
Gewicht der Lösung bei 150 — 0,83. Die beobachtete
Ablenkung —= 6,50 Links, also
6,5
.0,098.2,47.0,83
Aus kohlensauren Alkalien wird von der schmelzen-
den Säure die Kohlensäure ausgetrieben, die entstandenen
— 32,33.
14 nn 5
Verbindungen sind unkrystallisirbar und in Wasser und.
Alkohol leicht löslich, werden aber in’ diesen Lösungen
durch Kohlensäure wieder zersetzt.
- Von essigsaurem Calcium-, Baryum-, Strontium- und
Bleioxyd, so wie basischessigsaurem Bleioxyd werden aus
der alkoholischen Lösung der Säure helle Niederschläge ge-
- fällt, diein den Fällungsmitteln etwas löslich sind. Essigsau-
res Kupferoxyd wird nicht getrübt, salpetersaures Silberoxyd
aber sogleich unter Bildung eines Metallspiegels reducirt.
Von Chlor, Brom, Jod, den Chloriden von Eisen, Gold
‘und Platin, von übermangansaurem Kali und von Man-
ganhyperoxyd wird die Lösung der Säure vorübergehend
gebläuet.
Rauchende Salpetersäure löst sie mit tief orangegel-
ber Farbe auf und mischt sich dann klar mit Wasser;
kocht man einige Zeit damit, so bildet sich Oxalsäure.
In concentrirter Schwefelsäure löst sich die Guajakonsäure
mit prachtvoll kirschrother Farbe auf, und bei dem Ver-
' dünnen mit Wasser scheidet sich dann ein flockiger violet-
ter Niederschlag ab, welcher Schwefel enthält. Durch
den verunreinigenden gelben Farbstoff enthält die Säure
auch etwas weniges Stickstoff, nämlich 0,8 Procent. Die
Bestimmung desselben wurde nach der Methode von Will
und Varrentrapp aus dem Bleisalze gemacht, weil sich
die freie Säure mit dem Natronkalk nur höchst unvoll-
kommen mischen lässt. |
1) 0,342 Grm. Bleisalz, bei 1300 getrocknet, gaben:
0,013 Grm. Platin, entsprechend 0,53 Procent Stick-
stoff, für die freie Säure berechnet — 0,79 Procent.
2) 0,487 Grm. gaben —= 0,019 Grm. Platin —= 0,55
Procent Stickstoff, respective — 0,82 Procent in
der Säure.
Diese Verunreinigung mit dem Chromogene erschien
mir doch nicht so bedeutend, um weitere Analysen un-
nütz zu machen, welche doch einigermaassen einen Anhalt
geben können, bis es später gelungen sein wird, die Säu-
ren vielleicht krystallisirt und chemisch rein zu erhalten.
die Bestandtheile des Guajakharzes. 125
Der Stickstoff gebot natürlich, dass ich mich bei den Ver-
brennungen vor Eile hütete. Ich führte sie alle mittelst
Gas, Sauerstoffstrom und dem modifieirten Apparate nach
Mulder aus*).
Letzterer, welcher statt des Liebig’schen Kugöli
apparates zum Auffangen der Kohlensäure Uförmig gebo-
‘gene, mit Natronkalk und Chlorcalcium gefüllte Glasröh-
ren trägt, bietet die Vortheile, dass einestheils der Druck
ein sehr unbedeutender ist, wodurch etwaige kleine Un-
dichtheiten nicht zu grossen Fehlern erwachsen, so wie
andererseits, dass ein zu eiliger Gang der Analyse durch
Färbung der Schwefelsäure, welche man zur‘ Regulirung
der Geschwindigkeit in einem Uförmigen Rohre einschal-
tet, sofort angezeigt wird. Die zu den nachstehenden
Analysen verwendete Guajakonsäure wurde bei 1000 ge-
trocknet und war nach verschiedenen Methoden gereinigt.
1) 0,179 Grm. gaben 0,451 Grm. Kohlensäure und 0,110
we ei. Wasser.
2) 0,232 Grm. gaben 0,464 Grm. Kohlensäure und 0,140
Grm. Wasser.
3) 0,358 Grm. gaben 0,908 Grm. Kohlensäure und 0,197
Ga. Wasser.
1.: I. U. berechnet
—6871=1145 68,96—=11,49 69,16 — 11,52 38 = 228 = 69,51
— 681= 681 6,70= 6,70 6,08— 6,08 2%—= 20 6,09
0 —=2448— 3,06 24,34— 3,04 24,76— 3,09 10= 80—= 24,39
100 100 100 328. 100
woraus, sich die empirische Formel:
C38 H20 010
ergiebt.
Die Bleisalze waren für die Analyse am besten geeig-
net; ich stellte solche mit neutralem wie Hasine BEN RaD
rem Bleioxyde dar.
Guajakonsaures Bleioxyd. Eine alkoholische Lösung
der Säure wurde bei gewöhnlicher Temperatur mit einer
*) Zeitschrift für analytische Chemie von Dr. Remig. Fresenius
1. Heft. 1862. |
a6" >. Hadslich, eng. 8.7 2
solchen von essigsaurem Bleioxyde vermischt, so dass
erstere in die letztere gegossen wurde. Die über dem
graulichweissen Niederschlage stehende Flüssigkeit ent-
hielt überschüssigen Bleizucker und reagirte sauer. Das
. Salz wurde dann mit Alkohol und endlich. mit Wasser
vollkommen ausgewaschen und rasch getrocknet. Es
hatte dann eine graugrünliche Farbe, nahm, nachdem es
bei 1000 ein constantes Gewicht gezeigt hatte, auch nach
längerem Erhitzen bei 1300 nicht ab und hatte folgende
Zusammensetzung:
1) 0,345 Grm. bei 1300 getrocknet gaben nach sehr
vorsichtigem Glühen in einem bedeckten Tiegel
Bleioxyd — 0,123 Grm. | woraus sich 37,39 Proe.
Blei — 0,015 „ Blei berechnen.
2) 0,397 Grm. gaben:
Bleioexyd — 0,136 Grm. | __ 36,94 Proc. Blei,
Bler <= 0,021: 7,
wovon das Mittel = 37,16 Procent Blei ist.
Ferner:
1) 0,367 Grm. gaben 0,567 Grm. Kohlensäure und 0,120
Grm. Wasser.
2) 0,328 Grm. gaben 0,507 Grm. Kohle und 0,103
Grm. Wasser.
I. I berechnet
C== 42,23 —=7,03 42,19 =17,03 .38 = 228 — 41,37
H— 3,63 —3,3 348—348 20—= 20— 3,63
0— 16,98 — 2,12 17,17— 2,14 12—= 9 — 17,42
Pb — 37,16 — 0,35 37,16 — 0,35 2— 207 — 37,58
100 100 551 100.
Wie ich schon weiter. oben angeführt habe, sind die
‚Blei-, Kalk- und Barytverbindungen etwas in dem über-
schüssigen Fällungsmittel löslich, und man kann sie dann
durch Vermischen dieser Flüssigkeiten mit viel Wasser als
fast weisse flockige Massen wieder abscheiden. Ein so er-
haltenes, mit Wasser vollkommen ausgewaschenes Product
die Bestandtheile ‚des Guajakharzes. 127
erkannte ich als ein Gemenge von dem neutralen Bleisalz
mit Guajakonsäure, welches 18 Proc. Blei enthielt. Durch
schnelles Auswaschen mit Alkohol kann man ihm die bei-
gemengte Säure entziehen; geschieht dies aber langsam,
so wirkt die Kohlensäure der Luft und das Salz zersetzt
sich. Auch dieses Bleisalz verliert bei 1300 nicht mehr
Feuchtigkeit als bei 1000. Aus mehreren Bleibestimmun-
gen erhielt ich 36,93 Procent Blei als mittleres Resultat.
Die Wägungen ergaben für Kohlensäure und Wasser:
1) 0,164 Grm. = 0,250 Grm. Kohlensäure und 0,056
Grm. Wasser.
2) 0,170 Grm. — 0,257 Grm. Kohlensäure und 0,072 Grm.
Wasser, woraus sich weiter berechnet:
I. II. berechnet
G=41,75==6,95 ‚41,17 = 6,86 38 =e’298 41,37
Ei ==.,.3,79 = 3,79: 4,70 — 4,70: 20-20 =: 3,63
&== 11,53 — 2,19 : 17,20.—:2,15:: 12.==': 96 =.17,42
Pb — 36,93 — 0,35 36,93 = 0,35 2207 = 37,56
100 100 551 100.
Eine Bleiverbindung, welche genau auf dieselbe Weise
erhalten worden war, wie ich bei der Guajakharzsäure
dies beschrieben habe, nämlich durch Behandlung‘ mit
basisch essigsaurem Bleioxyde, enthielt, bei 1000 getrock-
net, bedeutend mehr Blei, als das mit „Guajakonsaures
Bleioxyd“ bezeichnete Salz.
1) 0,182 Grm. gaben:
Bleioxyd —= 0,085 Grm. } dies berechnet sich zu
Blei N 47,58. Procent Blei.
2) 0,122 Grm. gaben: |
Bleioxyd — 0,051 Grm. | macht 46,94 Procent
Blei == 0.080... ..:4 Bles
Sie verlor gleichfalls, bei 1300 getrocknet, nichts mehr
an ihrem Gewicht.
Fasse ich nun die Resultate dieser Analysen zusam-
men, so lässt sich vorläufig die Guajakonsäure mit der
128 ER | Hadelich,
meisten Wihrscheinlichkeit als eine Sbnsiäghe. Säure be-
trachten, in welcher man das 2atomige Radical
(GB3H%008) Er
annehmen müsste, also: ;
2HO, C38 H20 O10 — Guajakonsäure.
Die bei 1000 geschmolzene Säure, oder das Anhydrid —
(38 H 20 O8, O2
und die neutralen Salze
— 2MO, 038 H20 010,
Aus dem Bleigehalt des zuletzt beschriebenen Salzes
könnte man zwar auch die Formel ableiten:
2PbO, C38 H1909 — 3 PbO, C38H19 06, O3
und danach die Säure für 3basisch halten, indess die bei
der Analyse der freien Säure erhaltenen Zahlen würden
_ bierzu nicht stimmen.
Es bleibt also einem Anderen, dem die völlige Rein-
darstellung der Guajakonsäure gelingt, noch vorbehalten,
diese Zweifel zu lösen. Diese Substanz macht ca. 70,35
Procent des Guajakharzes aus, und mit Mangel an Mate-
rial würde also nicht zu kämpfen sein, wohl aber noch
sehr mit der Beseitigung‘ des Farbstoffes.
B-Harz. Der vierte, wichtige Bestandtheil des Gua-
jakharzes ist ein in Aether äusserst schwer löslicher Körper,
dessen Darstellung und Eigenschaften ich nun beschrei-
ben will. Ich will ihn zur kürzeren Fassung „ß-Harz*
nennen.
Nachdem ich aus den Harzgemengen, welche in der
braunen Mutterlauge gelöst waren und dann durch Säuren
abgeschieden wurden, durch Digestion mit Aether den
grössten Theil der Guajakonsäure entfernt hatte, unter-
warf ich die Rückstände einer weiteren Behandlung mit
Aether bis zur Erschöpfung im Mohr’schen Extraettions-
A ee er
b EV? A et
die Bestandtheile des Guajakharzes. 129
apparate, wobei ich zur Erreichung der nöthigen Porosität
die Substanz vorher mit Sand mischte. Das auf diese
Weise erhaltene Product wurde in Alkohol gelöst, mit
frischgeglübter Thierkohle in der Wärme digerirt und
dann die durch Verjagung des Alkohols möglichst concen-
trirte Lösung in Aether gegossen. Dadurch schied sich
das 8-Harz als ein hellbrauner flockiger Niederschlag ab,
den ich durch mehrmalige Wiederholung dieses Proces-
ses zu reinigen suchte.
Darauf wurde wieder in Alkohol gelöst und durch
Vermischen mit Wasser ausgefällt, mit Wasser ausgewa-
schen, auf einem Filter gesammelt und getrocknet.
Es ist dann ein rothbraunes geruch- und geschmack-
loses Pulver, welches, ohne unzersetzt flüchtig zu sein,
auf Platinblech mit leuchtender Flamme ohne Rückstand
verbrannte. Bei 200% erst schmilzt es zu einer schwarz-
braunen Masse und wird durch trockne Destillation in
ölige Producte und Kohle zerlegt, indem sich auch weisse
Dämpfe von stechendem Geruch entwickeln. Die Sub-
stanz enthält ebenfalls eine geringe Menge Stickstoff und
wird von Alkohol leicht mit brauner Farbe gelöst, ohne
dann eine Veränderung des blauen oder rothen Lackmus-
papiers hervorzurufen. Ebenso wird sie von Essigäther
und Essigsäure leicht aufgenommen, während sie in Was-
ser, Benzin, Aether, Schwefelkohlenstoff und Chloroform
unlöslich, resp. äusserst schwer löslich ist.
1) 0,193 Grm., bei 1000 getrocknet, gaben 0,479 ee
BE lihure und 0,101 Grm. Wasser.
2) 0,218 Grm. gaben 0,543 Grm. Kohlensäure und
0,114 Grm. Wasser, und daraus berechnen sich in
Procenten:.
& II. berechnet oder berechnet
C=67,68=11,28 67,93—=11,32 283=168=6829 40=240=67,41
H= 582= 532 581= 581 14= 14= 569 20= 20= 5,62
0=%,50= 331 %,26= 3,28 8= 46,01 12= %—26,96
100 100 246 100 356 100.
Arch.d. Pharm. CLXV.Bds.2. Hft. 9
Denn a een ee eat:
330: . | Hadelich,
‘Die erstere empirische Formel:
C2s H14 O8
aut zwar den Resultaten der Analysen näher, aber die
_ nahe Verwandtschaft der Substanz mit den Harzsäuren von
so hohem Kohlenstoffgehalt lässt die Formel: 040 H20 O12
wahrscheinlicher werden.
Die Substanz wird von Kali, Natron, Ammoniak leicht
zu grünlichbraunen Flüssigkeiten gelöst, aus denen sie
durch Säuren wieder abgeschieden wird; durch essigsau-
res Blei-, Kupfer-, Baryum- und Dakine wird ihre
alkoholische Lösung nicht gefällt, und Silbersalze werden
rasch von ihr redueirt. _ Eine Behandlung mit basisch-
essigsaurem Bleioxyde und Schwefelwasserstoff, wozu mir
aber das genügende Material und die Zeit fehlte, dürfte
wohl am ehesten zu ihrer Reinigung verhelfen. Von vie-
len oxydirenden Agentien wird das ß-Harz grün gefärbt
und verliert seine Farbe erst nach längerer Zeit wieder,
so namentlich von ein wenig rauchender Salpetersäure,
von Chlor, Brom, Jod und Eisenchlorid.
In viel rauchender Salpetersäure löst sich der Körper
mit rother, in viel concentrirter Schwefelsäure mit violetter
Farbe auf; erstere Lösung bleibt mit Wasser vermischt
klar, aus der andern scheidet sich ein schmutzig braun-
violetter flockiger Niederschlag ab.
Nach diesen hier angegebenen Erfahrungen lässt sich -
noch gar nichts über die Natur dieses B-Harzes sagen, und
können dieselben nur den weiter anzustellenden Versuchen
zur Grundlage dienen.
Es folge nun eine kurze Zusammenstellung des von
dem Guajakharze Bekannten.
Das Harz enthält in 100 Theilen:
Guajakharzsäure ......2....... Re: .. 10,50
Guajäkonsäure, rue. won nn A 70,35
ET ERBETEN ET 9,76
N N 3,70.
Hokfheilei... ah 22, 1 2. Me SPA LBE
In Wasser unlösliche fixe Bestandtheile 0,79
Guajacylsäure, Chromogen und Verlust 2,33
"100,00.
aa Pal a er
r A Pas ge = -
[26,7 5 z
In
die Bestandtheile des Guajakharzes. _ 131
Weder das rohe Harz, noch irgend ein isolirter Be-
standtheil desselben lässt sich durch Behandlung mit Säu-
ren oder Basen in zwei Körper spalten, deren einer Zucker
ist; so dass ich der Behauptung von Kosmann*), dass
das gereinigte Harz (Guajacine Pelletier’s) ein Glucosid
sei und sich durch vierstündiges Kochen mit verdünnter
Schwefelsäure spalten lasse, entschieden widersprechen muss.
Die Producte der trocknen Destillation.
Aus der Guajacylsäure bei Gegenwart von starken
Basen:
Das Guajacen (Pelletier u. Deville) .. C10H802
Aus dem Harze: Guajol (Völkel) . ... C9 H7O2
Gusjacal (Volkeh 1. ni C15H804
Guajacylwasserstoff (Pelletier u. Deville) C14H804
Guajakbrandsäure (Unverdorben) .... C15H803
Pyroguajaksäure (Sobrero) ......... C15H904
Pyroguajacin (Ebermeyer) .......... C1H4702
Aus der Guajakharzsäure:
Pyroguajacin (Hlasiwetz) ......... C35SH 2105 ,HO.
Von diesen Formeln sind die von Völkel und Hla-
siwetz mit Recht adoptirt worden, da diese Chemiker
durch die in der neueren Zeit gemachten Fortschritte der
Wissenschaft und Technik sowohl die Darstellung, als
Analyse mit grösserer Genauigkeit ausführen konnten als
ihre Vorgänger.
In Beziehung zu der Guajakharzsäure:
040 H26 O8
und zur Guajakonsäure
(33 H22 O12
würde sich das Pyroguajacin vielleicht später bringen lassen
C3s H22 O6,
doch über das Wie wage ich nichts zu schreiben.
Das Pyroguajaein zeigt mit Schwefelsäure eine ähn-
liche Reaction wie mein Chromogen, und es mögen wohl
*) Journal de Pharmacie et de Chimie 38, 22.
g*
132 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung. £
diese beiden Körper auch sehr nahe verwandt sein*) und
auch der blauen Oxydationserscheinung des Guajakhar-
zes in etwas zu Grunde liegen.
Schliesslich kann ich nicht umhin, dem Herrn Prof.
- Dr. Heintz, welcher mir bei der Ausführung meiner
Versuche mit freundlichen Rathschlägen zur Seite gestan-
den hat, meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen.
Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium
der Universität Giessen.
Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem
Samen des schwarzen Senfs;
von
H. Will und W. Körner”).
Der Samen des schwarzen -Senfs ist schon mehrfach
Gegenstand von chemischen Untersuchungen gewesen,
welche den Zweck hatten, den Körper zu isoliren, aus
welchem durch freiwillige Zersetzung das im Senfsamen
nicht fertig gebildete Senföl entsteht. Es war in hohem
Grade wahrscheinlich, dass diese Bildung des Senföls in
analoger Weise statt finde, wie die des Bittermandelöls,
dass mithin der schwarze Senf einen mitdem Amygdalin
verwandten Körper, ein Glucosid nämlich, enthalte, eine
Vermuthung, die sich in der That auch bewahrheitet hat.
Die bis jetzt vorliegenden Versuche zur Isolirung des
Senföl gebenden Bestandtheils des schwarzen Senfs haben
im Wesentlichen zu den nachstehenden Ergebnissen ge-
„führt. |
*) Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 119, p. 226 ff.
**) Von den Herren Verfassern als Separatabdruck aus den Annalen
der Chem. und Pharm. Bd. 125, Heft 3. (März 1863) an
H. Ludwig gesendet.
Sun > aa ae
wir * Li i
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 133
Boutron und Robiquet*), wie auch Faur&**),
wiesen zuerst nach, dass der Senfsamen kein ätherisches
Oel fertig gebildet enthält und dass Wasser zu seiner Bil-
dung erforderlich ist; sie mittelten ferner die Ursachen
aus, durch welche din Entstehung des eigenthümlichen
Senfgeruchs verhindert wird.
Boutron und Fremy***) stellten dann aus schwar-
zem Senf einen dem Mandelemulsin entsprechenden (später
Myrosin genannten) Körper dar; sie fanden, dass derselbe,
mit dem geruchlosen wässerigen Auszuge des vorher mit
Alkohol behandelten Senfs zusammengebracht, die Bildung
von flüchtigem Oel bewirke. Simonf) vermuthete, das
Senföl entstehe durch Einwirkung von Myrosin auf das
von ihm aus dem Senfsamen gewonnene Sinapisin ; später‘ff).
aber überzeugte er sich, dass letzteres keine solche Zer-
setzung erleide.
Bussyfrr), derwie Boutronund Fremy von der
Ansicht ausging, dass die Bildung des Senföls der des
Bittermandelöls analog sei, isolirte zuerst die Verbindung,
welche unter Mitwirkung von Wasser und dem emulsin-
artigen Körper Senföl erzeugt. Dieselbe istnach ihm eine
eigenthümliche, an Kali gebundene Säure, welche er
Myronsäure (acide myronique von wupov, Balsam) nannte.
Dem emulsinartigen Körper gab er den Namen Myrosin.
Das Kalisalz der Myronsäure wurde von ihm gewonnen
durch Ausziehen. des bei 1000 getrockneten und von dem
fetten Oel durch scharfes Pressen befreiten Senfsamens
mit 85 procentigen Alkohol, zuerst kalt, dann bei 50 bis
600. Die von dem alkoholischen Auszug abgepresste rück-
ständige Kleie wurde dann mit kaltem oder warmem Was-
ser extrahirt, die klare wässerige Lösung in gelinder
*) Journ. pharm. XVII. 294.
**) Ebendaselbst XVII. 299; XXI 464.
***) Ebendaselbst XXVI. 48, 112; Ann. d.Ch. u. Ph. XXXIV. 230.
+) Pogg. Ann. XLII. 651.
tr) Ebendaselbst LI. 383.
tr) Journ. pharm. XXVI. 39; diese Annalen XXXIV. 223.:
ee a ee a TB" EC EL EN
ae le BE RR ee EN Re! As 2a er =
134 Wil u. Körner, zur Kenntniss der Bildung 5
Wärme zum Syrup verdampft und letzterer zur Entfer-
nung schleimiger Materien mit schwachem Alkohol behan-
delt. Der eingeengte Auszug liefert beim Stehen Kry-
stalle, welche durch Waschen mit schwachem Weingeist
farblos werden. Bussy beschreibt das«so gewonnene
Kalisalz als luftbeständige wasserhelle Krystalle, welche
beim Glühen schwefelsaures Kali hinterlassen. Die durch
Zersetzung des Kalisalzes mit Weinsäure oder des Baryt-
salzes mit, verdünnter Schwefelsäure erhaltene Myronsäure
bildet einen in Wasser und Alkohol leicht löslichen unkry-
stallisirbaren Syrup, der mit Myrosin Senföl liefert und
dessen wässerige Lösung sich in der Siedhitze unter Schwe-
felwasserstoffentwickelung zersetzt. Den bestimmten An-
gaben Bussy’s über die Existenz des myronsauren Kalis
schienen die Versuche einiger anderen Chemiker*) zu wider-
sprechen, welche sich vergeblich bemühten, nach dem Ver-
fahren von Bussy diese Verbindung aus dem Senfsamen
darzustellen.
Vor zwei Jahren, zu einer Zeit, in welcher wir uns
selbst schon mit der nun vorliegenden Untersuchung be-
schäftigten **), bestätigten Ludwig und Lange***) zuerst
die Existenz des myronsauren Kalis; sie fanden für das-
selbe die bezüglich des Wasserstoff- und Sauerstoffgehalts
unrichtige Formel KO, C20H19NS4018, welche sie theore-
tisch in saures schwefligsaures Kali, KO, S?04, Senföl,
CSH5NS? und Krümelzucker C1?H14 O4 zerlegten, obwohl
sie richtig beobachteten, dass das Salz bei der Gährung,
unter Abscheidung von Schwefel, in Senföl, Zucker und
schwefelsaures Kali zerfällt.
Wir gehen nun zur Mittheilung der von uns gewon-
nenen Resultate über, deren verspätete ausführliche Dar-
*) So von Simon (Pogg. Ann. LI. 383), von Lepage (Journ.
chim. med. XXI. 171) und von Thielau (Wittstein’s Viertel-
jahrsschrift für praktische Pharmaeie, VII, 161).
**) Vgl. die vorläufige Anzeige in Ann. d. Ch. u. Ph. CXIX. 376.
**#) Zeitschr. für Pharm. III. 430, 577.
SEE a PEN
e ! x ; kr ’ 2 ” 3 ( y
.
des, Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 135
legung ihre Erklärung einfach in dem Umstande findet,
dass die Verarbeitung grösserer Mengen (mehrerer Centner)
Senfsamen einen beträchtlichen Zeitaufwand erfordert, so-
fern die Sicherheit des Erfolgs in der Darstellung des myron-
sauren Kalis von der Anwendung von Glas- oder Por-
cellangefässen und damit verhältnissmässig kleiner Men-
gen des Materials abhängig ist.
Das Verfahren, nach welchem wir das myronsaure
Kalı darstellten, war, mit einer wesentlichen Modifieation
jedoch, das nämliche, welches von Bussy befolgt wurde.
Zwei Pfund des gepulverten (nicht entölten) schwarzen
Senfsamens werden in einem gläsernen Kolben mit 21,
bis 3 Pfund Weingeist von 80 bis 85 Volumprocenten im
Wasserbade im Sieden erhalten, bis etwa !/, Pfund Wein-
geist übergegangen ist, dann heiss ausgepresst und die-
selbe Operation mit dem Rückstande noch einmal wieder-
holt. Der im Wasserbade scharf getrocknete und zerrie.
bene (660 bis 670 Grm. wiegende) Presskuchen wird nun
etwa 12 Stunden mit dem dreifachen Gewicht kalten destil-
lirten Wassers macerirt, der Auszug abgepresst und der
Rückstand noch einmal mit dem doppelten Gewicht Was-
ser etwa zwei Stunden behandelt. Die wässerigen Aus-
züge vermischt man mit einer kleinen Menge gut ausge-
waschenen, aufgeschlämmten kohlensauren Baryts und ver-
dampft sie im Wasserbade rasch zum Syrup. Versäumt
man den Zusatz des kohlensauren Baryts, so nimmt die
von Anfang an schon schwach saure Flüssigkeit beim Ver-
dampfen leicht eine stark saure Reaction an; es tritt freie
Schwefelsäure auf und es ist dann nichts sicherer, als
dass man keine Spur myronsaures Kali erhält *).
*) Anfänglich bedienten wir uns zu demselben Zweck des neu-
tralen kohlensauren Bleioxyds, welches gleichzeitig eine Menge
fremder, unkrystallisirbarer Materien aus dem Auszug entfernt.
Unter Umständen, deren Vermeidung man nicht in der Hand
hat, tritt jedoch leicht die Bildung von Schwefelblei ein, was
‚selbstverständlich den Verlust des Salzes zur Folge hat.
s
| 436; wi u. Körner, zur Kenntniss der Bildung
Der syrupartige Verdampfungsrückstand wird nun in
einem Kolben mit 3 bis 4 Pfund Weingeist von 85 Proc.
im Wasserbade zum Sieden erhitzt, der gelbliche Auszug
abfiltrirt und die rückständige zähe Masse nochmals mit
2 Pfund Weingeist in der Siedhitze behandelt. Die ver-
einigten weingeistigen Auszüge überlässt man in einem
bedeckten Gefässe 24 Stunden der Ruhe, trennt dann den
gebildeten gelblichen Niederschlag durch eine neue Fil-
tration und destillirt von dem Filtrat den Weingeist im
Wasserbade ab. Die rückständige Flüssigkeit wird filtrirt
und auf flachen Tellern der Krystallisation überlassen.
Der so erhaltene gelbbraune Syrup erstarrt bei wärmerer
Jahreszeit schon nach 4 bis 5 Tagen, im Winter nach
8 Tagen zu einer aus harten kleinen Nadeln bestehenden
Krystallmasse. Man rührt dieselbe mit 75 procentigem
Weingeist zu einem dünnen Brei an, presst denselben
zwischen feiner Leinwand stark aus und krystallisirt den
fast weissen Kuchen so oft aus 84- bis 90 procentigem
Weingeist um, bis die Krystalle auch nach dem Trocknen
völlig weiss erscheinen. Aus zwei Pfund Senfsamen erhält
man in dieser Weise (und insbesondere dann, wenn das
Verdampfen des wässerigen Auszugs nicht verzögert wird)
im Durchschnitt 5 bis 6 Grm. reines myronsaures Kali.
Die abfallenden Mutterlaugen enthalten zwar noch myron-
saures Kali, welches indessen nicht leicht in reinerForm
daraus zu gewinnen ist; man kann dieselben, wie wir unten
anführen werden, durch Ausfällung mit salpetersaurem
Silber zur Darstellung von Cyanallyl benutzen.
Das myronsaure Kali krystallisirt aus Weingeist in
kleinen weissen, wawellitartig gruppirten, seideglänzenden
Nadeln, die vollkommen geruchlos sind und kühlend bit-
ter schmecken. Das aus Wasser krystallisirte Salz bildet
völlig durchsichtige, glasglänzende, kurze Säulen von rhom-
bischem Habitus. Es ist sehr leicht löslich in Wasser
(die warm gesättigte Lösung erstarrt beim Erkalten zur
Krystallmasse), schwer löslich in verdünntem Weingeist,
fast unlöslich in absolutem Alkohol, unlöslich in Aether,
BETRETEN:
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 137
Benzol und Chloroform. Die Lösungen reagiren neutral;
sie zeigen keine,Wirkung auf das polarisirte Licht. Das
aus Wasser wie aus Weingeist krystallisirte Salz verliert
bei 1000 nichts an Gewicht; es enthält kein Krystallwas-
ser. Die Analyse führte zu nachstehenden Resultaten:
I. 0,4379 Grm. gaben 0,4721 Kohlensäure.
0,2928 Grm. gaben 0,1664 Platinsalmiak.
0,7852 Grm. gaben mit Salpetersäure oxydirt und
mit Chlorbaryum gerille 0,8776 schwefelsauren
Baryt.
0,3651 Grm. gaben 0,070 schwefelsaures Kali.
1I. 0,4725 Grm. gaben 0,5022 Kohlensäure und 0,1845
Wasser.
0,4474 Grm. gaben, nach dem Auflösen in Salpe-
tersäure, Uebersättigen mit kohlensauren Natron
und Schmelzen des Verdampfungsrückstandes
0,5225 schwefelsauren Baryt.
0,6078 Grm. gaben 0,1175 schwefelsaures Kali.
1II. 0,7362 Grm. gaben 0,7929 Kohlensäure und 0,304
Wasser.
IV. 0,553 Grm. aus Wasser krystallisirtes Salz gaben
0,5847 Kohlensäure und 0,2296 Wasser.
0,553 Grm. gaben 0,1113 schwefelsaures Kali.
Die procentische Zusammensetzung des Salzes ist
demnach:
I. ll. III. IV.
Kohlenstoff, 29,17 28,8 29,2 28,83
Wasserstoff — 43 4, 5 4,61
Stickstoff 3,5 — _ Z—
Schwefel 15.2 16.1 _
Kalium 8.7 8,6 — g 23.
Es berechnet sich hieraus die Formel C20H18NKS4020,
welche verlangt:
in 100 Tb
C20 120 28,90
H!8 18 4,34
N 14 3,37
K 39.2 9,43
Sı 64 15.42
0% 160 38,54
138 Wil u. Körner, zur Kenntniss der Bildung N
Auf den ersten Blick ersieht man, dass sich die: vor-
stehende Formel zerlegen lässt in: die
des Denfolsii ur a te, FERNER CS H5N s2
Gesh änckee tl EN ‚CRHl2 012
und des sauren schwefelsauren Kalis :H Ks208
und in der That enthält das myronsaure Kali, wie sich
aus dem nachstehend beschriebenen Verhalten 'ergiebt,
die Elemente in einer Form, aus welcher die genannten
drei Verbindungen als Spaltungsproducte sehr leicht her-
vorgehen. |
Vermischt man eine concentrirte wässerige Lösung von
myronsaurem Kali mit Weinsäure, so scheidetsich Weinstein
' ab, dessen Menge auf Zusatz von 5 bis 6 Vol. absoluten
Alkohols sich bedeutend vermehrt. Das schwefelsäurefreie .
Filtrat liefert nach dem Verdunsten des Alkohols durch
Digestion mit frisch gefälltem kohlensaurem Baryt eine
noch myronsaures Kali enthaltende Lösung von myron-
saurem. Baryt, aus welcher das letztere Salznur schwierig
ganz rein erhalten werden kann. Es bildet leicht lösliche
durchsichtige tafelförmige Krystalle, deren wässerige Lösung.
sich gegen salpetersaures Silberoxyd der Kaliumverbindung
analog verhält. Beim Trocknen werden die Krystalle
milchweiss und undurchsichtig, bei stärkerem Erhitzen
entwickeln sie Senföl unter Rücken von schwefelsau-
rem Baryt.
0,4432 Grm. des bei 1000 getrockneten Salzes ga-
ben 0,109 schwefelsauren Baryt, entsprechend
14,6 Proc. Baryum.
Die Formel C20H18NBaS4020 verlangt 15,4 Prog,
Baryum. Die Baryumverbindung hat demnach die der
Kaliumverbindung entsprechende Zusammensetzung.
Die verdünnte wässerige Lösung des myronsauren
Kalis zersetzt sich in Berührung mit Myrosin oder mit
dem frisch bereiteten wässerigen Auszug von weissem
Senfsamen in kurzer Zeit. Die anfangs klare und voll-
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 139
kommen neutrale Flüssigkeit trübt sich, nimmt eine stark
saure Reaction und den unverkennbaren Geruch nach
Senföl an. Die Lösung enthält reichlich Schwefelsäure und
Zucker; die Trübung besteht aus einer, wahrscheinlich
aus dem Ferment gebildeten unlöslichen organischen Sub-
stanz und aus freiem Schwefel. Filtrirt man den sich
bildenden Niederschlag ab und behandelt ihn nach dem
Trocknen mit Schwefelkohlenstoff, so hinterlässt letzterer
beim Verduusten den bei der Gährung abgeschiedenen
Schwefel. Wir kommen später auf diese, schon von Lud-
wig und Lange beobachtete Thatsache zurück, welche
jedenfalls beweist, dass ausser Zucker, Schwefelsäure und
Senföl noch ein viertes, schwefelfreies Gährungsproduct
entstehen muss. Emulsin oder ein Auszug von süssen
Mandeln, so wie Bierhefe oder Speichel bewirken die
Gährung des myronsauren Kalis nicht. |
Erhitzt man myronsaures Kali mit wenig Barytwas-
ser bis zum Sieden, so entsteht sogleich ein Niederschlag
von schwefelsaurem Baryt, unter reichlicher Entwickelung
von Senföl. Vermischt man eine wässerige Lösung des
Salzes mit Barytwasser, so dass die Lösung alkalisch bleibt,
so bildet sich ebenfalls nach kurzer Zeit ein weisser Nie-
derschlag, der nur oder fast nur aus schwefelsaurem Baryt
besteht. Derselbe erscheint rascher bei einem Ueberschuss
an Baryt oder bei gelindem Erwärmen. Er enthält, wie
aus der nachstehenden Bestimmung sich ergiebt, genau
die Hälfte des Schwefelgehalts des myronsauren Kali’s.
0,517 Grm. Salz lieferten in. dieser Weise 0,2941
schwefelsauren Baryt.
1,0962 Grm. gaben 0,620 schwefelsauren Baryt.
Auf 100 Th. myronsaures Kali entspricht dies 7,7 bis
7,8 Th. Schwefel, während dasselbe in der That 15,4 Proc.
enthält. Man ersieht hieraus auf das Bestimmteste, dass
das myronsaure Kali die eine Hälfte des Schwefels in der
Schwefelsäureform enthält. — Die vom schwefelsauren
Baryt abfiltrirte alkalische Lösung riecht nichtim Minde-
sten nach Senföl, und nach der Behandlung mit Kohlen-
140° Wil u. Körner, zur Kenntniss der Bildung H
s£ure in ganz gelinder Wärme zeigt sie stets noch einen
Gehalt von Baryt. Bleizucker erzeugt dann, auf Zusatz
von Ammoniak, einen reichlichen weissen flockigen Nie-
derschlag, der sich sehr leicht in Essigsäure wieder löst.
Dieser Niederschlag schwärzt sich beim Erhitzen, ohne
Entwickelung von Senföl. Er ist veränderlich in seiner
Zusammensetzung und enthält ausser Schwefel und orga-
nischer Substanz über 70 Proc. Blei. Erwärmt man die
mit überschüssigem Barytwasser versetzte Lösung des
myronsauren Kalis einige Zeit, so findet man in der vom
schwefelsauren Baryt abfiltrirten Lösung neben Schwefel-
baryum auch Zucker; gleichzeitig findet eine Entwicke-
lung von Ammoniak statt. Es ergiebt sich aus diesem
Verhalten, dass nach vorsichtiger Entfernung des Antheils
von Schwefel, welcher als Schwefelsäure in dem myron-
sauren Kali enthalten ist, der Rest der Elemente in der
Lösung noch in einer durch Bleisalze fällbaren, aber sehr
leicht veränderlichen Verbindungsform enthalten ist, welche
in neutraler Lösung leicht in Zucker und Senföl, in alka-
lischer Lösung in Zucker, in Schwefelmetall und andere
Körper (wahrscheinlich Cyanallyl und dessen Umsetzungs-
producte) zerfällt. |
Kalilauge von 1,28 spec. Gewicht erhitzt Her mit
trockenem myronsauren Kali in Berührung, von sh
bis zum Sieden, unter braunrother Färbung der Flüssig-
keit. Es entwickelt sich hierbei anfangs ganz entschieden
der Geruch nach Senföl, sodann auch nach Cyanallyl und
Ammoniak. Auf Zusatz von Wasser entsteht eine klare
braungelbe Lösung, in welcher Bleisalze einen braunrothen,
nach dem Sieden aber grauschwarzen Niederschlag erzeu-
gen. Die Lösung enthält neben Schwefelsäure auch
Zucker.
Mit Zink und Salzsäure in Berührung entwickelt das
myronsaure Kali anhaltend und ohne Anwendung von
Wärme Schwefelwasserstoff. In rauchender Salpetersäure
löst es sich zu einer farblosen Flüssigkeit, welche nach
dem Verdünnen Eisenoxydsalze nicht- röthet, aber durch
2 gell en de ee er ’ sn a ar re . 5
2 % ,., . . & a Ra LTE
x . } -
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 141
Chlorbaryum reichlich gefällt wird. Beim Kochen von
myronsaurem Kali mit verdünnter Salzsäure entwickelt
sich Schwefelwasserstoff, dessen Bildung erst nach lange
fortgesetztem Sieden aufhört. Die Lösung enthält dann
Zucker und, wie die nachstehenden Bestimmungen bewei-
sen, ein Ammoniaksalz und die Hälfte des Schwefelge-
halts der Verbindung als Schwefelsäure,
0,839 Grm. Salz lieferten nach mehrtägiger Behand-
lung mit Salzsäure und Ausfällung mit ‘Chlorbaryum
0,4771 Grm. schwefelsauren Baryt, entsprechend 7,8 Proc.
Schwefel. Das (barytfreie) Filtrat gab nach dem Ver-
dampfen und Erhitzen mit Kali ein Destillat, in welchem
Platinchlorid nach dem Uebersättigen mit Salzsäure, einen
orangegelben Niederschlag erzeugte. Derselbe enthielt
‚43,3 Procent Platin; der Platinsalmiak enthält 44,3, das
Allylamindoppelsalz 39,2 Procent. Es ist hiermit darge-
than, dass der Stickstoff des myronsauren Kalis beim
Kochen mit Säuren -in der Form von Ammoniak, nicht
von Allylamin, austritt.
Ein sehr merkwürdiges Verhalten zeigt das myron-
saure Kali zu schweren Metallsalzen, namentlich zu sal-
petersaurem Silberoxyd. Letzteres erzeugt in einer wässeri-
gen Lösung des myronsauren Kalis erst nach einigen Minu-
ten eine weisse Trübung, die sich nach und nach zu einem
käsigen Niederschlag vermehrt. Die Lösung nimmt hier-
bei eine stark saure Reaction von freier Salpetersäure
an. Der Niederschlag, welcher im Lichte sich schwärzt,
im Dunkeln sich aber ohne Veränderung auswaschen
lässt, entsteht noch bei sehr grosser Verdünnung; er ist
so gut wie unlöslich in Wasser. Sehr concentrirte Lösun-
gen des Kalisalzes werden durch salpetersaures Silberoxyd
kaum gefällt; Zusatz von Wasser bewirkt aber sogleich
die Ausscheidung der weissen Silberverbindung. Die vom
Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit reducirt reichlich Kupfer-
oxyd in alkalischer Lösung; sie enthält also Zucker.
Die im leeren Raum über Schwefelsäure getrocknete
142 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung
Silberverbindung bildet ein blendend weisses Pulver. Sie
hat folgende Zusammensetzung:
0,5082 Grm. gaben 0,2158 Kohlensäure und 0,0656 |
Wasser.
0,2424 Grm. gaben 0,1677 Chlorsilber.
0,6340 Grm. gaben mit rauchender Salpetersäure
oxydirt 0,7283 schwefelsauren Baryt. Be
Es berechnet sich hieraus die Formel CSH5NAg2S4108,
welche verlangt:
| In 100 'Theilen:
berechnet gefunden
— Te ——— U
C8 48 11,67 - 11,57
H>5 5 1,23 1,43
N 14 3,40 —
Ag? 216 52,55 52,08
S4 u! 15,58 15,77 .
08 64 15,58 _
411 100,00.
Diese Verbindung enthält demnach die Elemente des
Senföls und des neutralen schwefelsauren Silbersoxyds:
CSH5NAg?S408 — C4H5>NS? + S2Ag208.
Sie entsteht aus dem myronsauren Kali nach der
Gleichung:
020 HI8KNS1020 4 2NAg06 — CSH5NAg2S408 + |
c22H12012 4 NKO6 + NHO®.
Das salpetersaure Silberoxyd bedingt eine Trennung
der Elemente des myronsauren Kalisin der Art, dass die
Senföl- und Schwefelsäuregruppe mit Silber verbunden sich -
unlöslich abscheidenr, während die Zuckergruppe (neben
Salpetersäure und Salpeter) in der Lösung bleibt. In der
That findet man auch, wie schon oben bemerkt, die letz-
teren Körper in der von der Silberverbindung abfiltrirten
Lösung.
Die Silberverbindung zersetzt sich beim gelinden Er-
hitzen und lässt unter reichlicher Entwickelung von Senföl
(und wahrscheinlich von Cyanallyl) einen Rückstand von
Schwefelsilber und schwefelsaurem Silberoxyd. Eine ähn-
. des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 143
- iehe Zersetzung erfolgt beim Sieden mit Wasser. Ebenso ent-
wickelt sich reichlich Senföl bei Digestion der Verbindung
mit Chlorbaryum und (wenn die Silberverbindung im Ueber-
schuss bleibt) auch mit Schwefelbaryum. Behandelt man
die Verbindung kalt mit verdünnter Salzsäure, so bildet
sich Chlorsilber, ohne dass sich Senföl oder Schwefelwas-
serstoff entwickelt. Die vom Chlorsilber abfiltrirte Flüssig-
keit färbt sich nicht mit Eisenoxydsalzen und giebt auch
keine Reaction auf Blausäure, wohl aber enthält sie reich-
lich Schwefelsäure, und zwar, wie die folgende Bestim-
mung zeigt, zur Hälfte ihres Gehalts an Schwefel.
0,2424 Grm. gaben durch Behandlung mit Salzsäure
und Fällen mit Chlorbaryum 0,1265 schwefelsauren Baryt,
entsprechend 7,2 Proc. Schwefel. Der Gesammtschwefel-
gehalt beträgt 15,5 Proc. — Auf das analoge Verhalten
der Verbindung zu Schwefelwasserstoff kommen wir unten
ausführlicher zurück.
In Wasser vertheilt zersetzt sich die Silberverbindung,
in Berührung mit Zinkfeile schon in der Kälte unter reich-
licher Entwickelung von Senföl und Abscheidung von
schwarzem metallischem Silber. Die sauer reagirende
Lösung enthält schwefelsaures Zinkoxyd. Bei Einwirkung
von metallischem Quecksilber auf diein Wasser vertheiltn
Verbindung bildet sich kein Senföl. Unter Abscheidung
von Silber verwandelt sich die ursprüngliche weisse
Farbe des Niederschlags in gelbweiss und ohne Aenderung
der neutralen Reaction. Es entsteht offenbar. die dem Sil-
bersalz entsprechende Quecksilberverbindung. Vermischt
man verdünnte Lösungen von myrönsaurem Kali und sal-
petersaurem Quecksilberoxydul, so entsteht dieselbe direct
als gelblichweisser, leicht veränderlicher Niederschlag,
der beim Erhitzen unter Entwickelung von Senföl zerfällt.
Durch Bleizucker wird eine Lösung von myronsau-
rem Kali erst auf Zusatz von Ammoniak gefällt. Der
gelblichweisse amorphe Niederschlag ist äusserst leicht
in Essigsäure löslich, in Wasser jedoch so schwer lös-
144 Will u. Körner, zur Kenntniss d. Bildung des Senföls etc.
lich, dass bei unvollkommener Fällung das Filtrat blei- .
frei ist.
Der nach einer Annika 10,5 Proc. Kohlenstoff,
1,65 Pıoc.: Wasserstoff und 59,2 Proc. Blei enthaltende
Niederschlag besitzt keine dar Silberverbindung ent-
sprechende Zusammensetzung, sofern er alle Elemente der
Myronsäure, namentlich auch die der Zuckergruppe ent-
hält. Er ist ein basisches Salz, dessen Zusammensetzung
bezüglich des Bleigehalts nicht constant ist. Eine Lösung
von 1 Aeg. myronsaurem Kali bedurfte zur Ausfällung
mehr als 4 Aegq. neutrales essigsaures Bleioxyd. Zersetzt
man den Niederschlag mit Schwefelwasserstoff, so bildet
sich Schwefelblei, gemengt mit Schwefel, und die abfiltrirte
Lösung enthält freie Schwefelsäure, Zucker und auch
gährungsfähige Myronsäure.
(Fortsetzung folgt.)
EERREET 7E
105
| II. Naturgeschichte und Pharma-
kognosie.
Brasilianische Industrie - Ausstellung.
Am 2. December 1861 wurde zum ersten Male in
Brasilien eine Industrie-Ausstellung eröffnet. Leider war
es mir nicht möglich, die Reise nach der Hauptstadt zu
unternehmen, um als Augenzeuge urtheilen zu können,
und kann meinen Bericht nur durch Uebersetzung aus
den Relationen der Ausstellungs- Commission entnehmen.
Wie sich denken lässt, konnte ein an Naturschätzen so
reiches Land wie Brasilien, in allen Zweigen der Natur-
wissenschaften vielfach Interessantes liefern, welchen Theil
ich denn auch besonders zu meiner Arbeit auserlesen
habe.
Brasilien war in den grossen Industrie-Ausstellungen
von 1851 und 1855 nicht vertreten und wollte jetzt an
dem grossen Universal- Ausstellungsfeste von 1862 Theil
nehmen; um aber die zu sendenden Gegenstände richtig
‘zu beurtheilen, wurden in allen Provinzen besondere Aus-
stellungen veranstaltet, um dann im December 1861 in
Rio de Janeiro zu einer Gesammt- Ausstellung vereinigt
zu werden. Leider kam die Idee erst spät und die Be-
kanntmachung geschah erst im Monat Juli, um schon Mitte
November die Sachen abzuliefern.
Die Ausstellung war 45 Tage geöffnet und. wurde
von 50,739 Personen besucht. Die Zahl der Aussteller
belief sich auf folgende: Provinz Amazonas 76 Ausstel-
ler mit 990 Gegenständen, Prov. Bahia 53 Ausst. mit 104
Gegenst., Alagoas 37 Ausst. mit 340 Gegenst., Ceara 19
Ausst. mit 36 Gegenst., Espirito Santo 1 Ausst. mit 65
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 2.Hft. 10
En u TEE 3,77 ei TE
yo WERE Er Plage. =
\ 7: £ 7 %
S 146 b Brasilianische Industrie- Ausstellung.
Gegenst., Goyaz 1 Ausst. mit 1 Gegenst‘, Maito-Grosso
1 Ausst. mit 1 Gegenst., Maranhao 1 Ausst. mit 3 Gegenst.,
Minas Geraes 45 Ausst. mit 187 Gegenst., Para 76 Ausst.
mit 924 Gegenst., Parahyba 1 Ausst. mit 59 Gegenst.,
Parana 5 Ausst. mit 151 Gegenst., Pernambuco 44 Ausst.
mit 470 Gegenst., Pianhy 2 Ausst. mit 35 Gegenst., Rio
de Janeiro 732 Ausst. mit 5928 Gegenst., Rio Grande
de Norte 2 Ausst. mit 50 Gegenst., Rio Grande do Sul
42 Ausst. mit 263 Gegenst., S. Paulo 4 Ausst. mit 16
Gegenst., Santa Catharina 3 Ausst. mit 44 Gegenst., Ser-
gipe 3 Ausst. mit 107 Gegenst.
Von diesen Gegenständen sind 1495 Stück zur Lon-
doner Ausstellung ausgesucht, welche die Regierung auf
ihre Kosten dorthin versandte. Es wurden 488 Prämien
vertheilt: 9 goldene, 110 silberne und 130 bronzene Me-
daillen, so wie 239 Belobungen.
Ein Land wie Brasilien, wo durch di Fruchtbarkeit
der Erde und Begünstigung des Klimas der Mensch sich
ohne starke Arbeit das Nothwendigste verschaffen kann,
hält es schwer, dass die Industrie so schnelle Fortschritte
macht, besonders so lange die Arbeitskräfte und Zinsen
des Capitals einen so hohen Preis haben. |
Die Provinzen Para und Amazonas, so enorm reich
an natürlichen Producten, exportiren nur Kautschuk und
Cacao, und es ist notorisch, dass fast gar kein Handel
zwischen diesen und den andern Provinzen existirt. Der
Handel mit Oelen allein würde diese Provinzen schon
bedeutend heben. Die Baumwolle, der Taback, Zucker-
rohr, Reis etc. vegetiren dort mit Leichtigkeit und Uep-
pigkeit, doch reicht der Ertrag kaum zum Consum der _
Provinz aus, indem die ganze Aufmerksamkeit der ärmeren
Bevölkerung auf die Gewinnung des Kautschuks gerich-
tet ist, und wenn die Zeit dieser Arbeit vorbei, dann
besteht ihre Beschäftigung in Jagd und Fischfang, wie
bei den Eingebornen. Ebenso in der Provinz Ceara, wo
die ärmeren Bewohner einen Theil des Jahres den Kaut-
schuk aus einem von Siphonia elastica verschiedenen
A ee
‚Brasilianische Industrie- Ausstellung. 147
-Baume extrahiren, und hat diese Provinz sowohl, als
auch Rio Grande de Norte noch den Vortheil, von der
Vorsehung mit der herrlichsten Gabe, der Carnaubapalme,
gesegnet zu sein, so dass jetzt dieser Industriezweig des
vegetabilischen Wachses mehr als 200 Contos de Reis
(ca. 140,000 Thlr.) jährlich rentirt. Jede Provinz hat einen
oder zwei grosse Culturzweige adoptirt und vernachläs-
sigt fast jeden andern Zweig des Landbaues oder der
Industrie. Sie wenden nun die Arbeit und das Capital‘
auf einen dieser Artikel an, und zwar so exclusiv, dass
sehr oft der Mangel an Nahrungsmitteln fühlbar wird,
welche sparsam, theuer und schlecht sind. Para und
Amazonas exportiren z. B. Kautschuk und Cacao; Maran-
hao Baumwolle und Reis; Pernambuco Baumwolle und
Zucker; Parahyba und Rio grande de Norte Baumwolle
und kleine Mengen von Zucker; Bahia Baumwolle, Zucker
und Taback; Alagoas und Sergipe Zucker; Rio de Janeiro
und S. Paulo Kaffee und wenig Zucker; Parana Matte-
thee; Santa Catharina und Espirito Santo haben keinen
einzigen besonderen Artikel von grosser Bedeutung und
exportiren nur verschiedene Artikel für den Küstenhan-
del; Minas Geraes versieht den Markt der Hauptstadt
mit Rindvieh, Schweinen und deren Producten, mit Käse
und Taback; Goyaz und Matto Grosso kämpfen mit der
Entfernung und Schwierigkelt des Transportes, so dass
ihre Exportation sich nur auf Gold und Diamanten be-
schränkt, so wie ein wenig Ipecacuanha; Ceara und Rio
Grande do Sul, beide hauptsächlich zur Viehzucht geeig-
net, exportiren die Producte derselben, ohne einen Fabri-
kationszweig damit zu verbinden, und es scheint unglaub-
lich, dass ein Land, welches Millionen von Rindvieh züch-
tet, Butter und Käse von fremden Ländern importirt. |
Die Eintheilung der Ausstellung geschah in 5 Grup-
pen, deren jede eine besondere Jury zur Beurtheilung
der Gegenstände hatte, da aber der Zweck dieses Be-
richtes nur ein kleiner Beitrag für’s Archiv ist, so werde
ich nur die mannigfaltigen natürlichen Producte, welche
30=
148 Brasilianische Industrie- Ausstellung.
den immensen Naturreichthum Brasiliens beweisen, ne-
führen. | a |
In der ersten Gruppe ER ee. die aus
den Provinzen S. Paulo und Rio Grande do Sul ausge-
stellten und dort fabricirten Weine, welche von der Ame-
ricana benannten Traube bereitet waren. Dieselbe ge-
deiht in Brasilien ausgezeichnet und giebt jährlich zwei
Ernten, so dass für die Weinproduction gute Aussicht
vorhanden ist. Der Geschmack des Weines schwankt
zwischen Madeira- und Malagawein.
Verschiedene hier cultivirte Theesorten, worunter
besonders ein Perlthee aus dem Bezirk Marianna, Prov.
Minas, welcher von sehr gutem Arom und feinem Ge-
schmack. Der Divisionschef Abren brachte die ersten
Theepflanzen nach Brasilien, wo sie im botanischen Gar-
ten angepflanzt und später von dort nach der Provinz
S. Paulo versetzt wurden; derselbe verspricht schon in
kurzer Zeit ein lucrativer Handelsartikel zu werden.
Holzproben waren in so grosser Menge vorhanden,
‘dass man mit den Namen derselben einige Seiten füllen
könnte, wovon allein 300 Arten der herrlichsten Nutzhöl-
zer; leider fehlte allen die wissenschaftliche Benennung.
Kautschuk war in den verschiedensten Zuständen
und Formen repräsentirt. | |
Gewürznelken in Valenca, Prov. Rio de Janeiro cul-
tivirt, so wie cultivirte mexikanische Vanille von vorzüg-
licher Qualität, und Vanille von Matto Grosso.
Cacao, besonders die am Rio Madeira etc. wachsende,
wo in der Regenzeit die Stämme lange Zeit fusstief un-
ter Wasser stehen, ohne das Geringste zu leiden.
Toncobohnen (Dipterix odorata), Cumaru, wovon manch-
mal an 10 bis 12 Centner jährlich aus den Wäldern nach
der Hauptstadt von Para gebracht werden, bis jetzt noch
„nicht cultivirt. |
Pichurim. Nectandra Puchury. Puxiry, wovon der
. Baum /gaps genannt wird. Die Früchte werden in der
‚Regenzeit gesammelt; das Pericarpium lässt man verfau-
re
7 re Bi ee .
Brasilianische Industrie- Ausstellung. 149
len, wäscht dann die Samen und trocknet dieselben auf
einer Bastmatte in weiter Höhe über schwachem Feuer.
Man exportirte davon im Jahre 1830 an 38,400 Pfund,
und im Jahre 1861 nur 1824 Pfund, wovon die Arroba
(32 Pfd.) für 7 Milreis verkauft wurde.
Guarana, von Paullinia sorbilis bereitet, war in den
verschiedensten Formen von der Provinz Alto Amazonas,
besonders aus dem District Mauds eingesandt, wo das-
selbe folgenderweise bereitet wird: Die noch nicht ganz
reifen Samen werden mit Hülfe des Wassers vom Peri-
carpium befreit, bei einem schwachen Feuer geröstet,
dann fein gestossen und mit ein wenig Wasser die nö-
thige Consistenz gegeben, um Stangen, Bröde, Figuren
u.s. w. davon zu formiren. Es wird nur wenig in der
Provinz consumirt, das meiste wird nach Para und Matto
Grosso exportirt und sehr gesucht von den Händlern aus
Bolivia, so dass öfters dasselbe gar nicht vom Innern
nach der Meeresküste gelangt. Im Jahre 1830 wurden
40 Arrobas und im Jahre 1860 200 Arrobas exportirt,
der Preis ist gewöhnlich für 32 Pfund —= 30—32 Mil-
reis (1 Milreis —= 22 Sgr.).
Aus den nördlichen Provinzen war ferner noch eine
grosse Anzahl von brasilianischen Droguen eingesandt,
leider fehlt den meisten die wissenschaftliche Benennung,
2. B.
Area oder brasilianischer Salep, als Ersatz der Salep-
wurzel; Castanhas de macaco oder Ü. de seyru, essbare
Früchte; Casca de Marupa, officinell; Carajuru, Farbe-
stoff.
Fructos de sabonete. Ersetzt die Seife. Die Früchte
werden von den Hirschen als Lieblingsfutter sehr gesucht.
Azeitona brava. Ein grosser Baum, welcher in Menge
an den Ufern des S. Francisco wächst; die Früchte ge-
ben viele Procente eines ausgezeichneten Oeles.
Arselina oder Espelina. Die Wurzel der Pflanze wurde
von Dr. Faivre mit vielem Erfolg gegen hysterische und
nervöse Leiden, so wie gegen Epilepsie angewandt. Bei
> N 3 SE ee a a ee er an an
° wo € F ”
150 Brasilianische Industrie- Ausstellung.
dem Volke gegen den Biss aller giftigen Schlangen, mit
Ausnahme der Crotalus Cascarella, in grossem Ruf. Man
giebt dieselbe in Pulver in der Dosis bis zu 18 Gran,
dreimal täglich, progressiv steigend, indem man mit zwei
Gran anfängt. |
Camapu. ‚Eine zu den Solaneen sahrdude Pflanze.
Die Wurzel im Decoct, 1 Unze zu 1 Pfd. Wasser, alle
Stunden 1 Kelchglas; ist von ausgezeichneter diuretischer
Wirkung und wird vielfach gegen Wassersucht angewandt.
Caua. Die Wurzelrinde des Baumes in Infusion von
1 Unze zu 1 Pfd. Wasser, stündlich ein Kelchglas als
Febrifugum. Das Decoct einer Unze Wurzel mit 6 Un-
zen Wasser als Purgans; in schwächerer Dosis soll es
antiscorbutisch wirken. |
Tipi. Die Pflanze gegen Syphilis und in der Pocken-
krankheit.
Barrigudinha. Wird benutzt als Emmenagogum und
Antisyphiliticum.
Bordao de velho. Die Bohnen des Baumes sind aro-
matisch und werden als Wundmittel, so wie gegen Oph-
thalmien benutzt.
Mucunan. Schlingpflanze, wovon die Bohnen zur Zeit
der Hungersnoth als Nahrungsmittel benutzt werden.
Caruata da mata, die ganze Pflanze. Soll ein gutes
"Wurmmittel sein.
Corisco. Die Wurzel des Strauches gegen Schlan-
genbiss. |
Liga-liga. Die Wurzel des Strauches Bere eh: ist
ein balsamisches Wundmittel.
Coronha-criz. Die Bohne als Adstringens und Er-
satz der Galläpfel. |
Mulungu. Die Rinde ist narkotisch, als Decoct äus-
serlich und innerlich zur Beruhigung der rheumatischen
‚ Schmerzen.
Mucambe. Die Wurzel wirkt diuretisch, ebenso zur
Heilung der Hernien.
Ortiga branca. Das Infusum der Blätter ist ein sehr
enereisches Diureticum.
2 RE ge Er RE Aal
Brasilianische Industrie- Ausstellung. 151.
Perrichil. Eine Pflanze, welche auf den vom Meere
überschwemmten Landstrecken der nördlichen Provinzen
wächst und in der Asche 50 Proc. Soda enthalten soll.
Batala de teju oder tiu-assu. Gutes Drasticum und
gegen Syphilis empfohlen.
Arvore de lacre. Aus der Rinde dieses Baumes soll
ein Harz fliessen, welches den Schellack ersetzt.
Mutamba-Rinde. Schleimig und leichtes Adstringens.
Der damit bereitete Syrup ist officinell gegen Brustaffec-
tionen. Von Gnazuma ulmifolia L.
Patchouly von Para. Die Wurzel giebt ein sehr
wohlriechendes Destillat.
Cipo cheiroso und Pipirioca, so wie Curimbo, sämmt-
lich Schlingpflanzen, welche als wohlriechende Räucher-
mittel benutzt werden.
Hiapua oder Mandiocca do mato. Aus der Wurzel
wird Stärkemehl bereitet.
Muirapiuma. Die Wurzel des Strauches ist ein gros-
ses Excitans und eins der energischesten Aphrodisiaca;
auch mit Erfolg gegen Lähmungen angewandt.
Caaixiu. Das Infusum der Blätter gegen Asthma.
Marupa-miry. Das Infusum der Wurzel des Strau-
ches gegen Diarrhöe.
Marapuy. Die Rinde dieses Strauches ist ein aus-.
gezeichnetes beruhigendes Mittel; gegen Erbrechen und
chronische Diarrhöen. Die frische Rinde als Wundmittel.
Caferana. (Tachia guyanensis). Die Wurzelrinde des
Baumes ist eines der besten Mittel gegen intermittirende
Fieber. |
Gapuy. Wurzel eines Strauches. Man macerirt die-
selbe mit Wasser und vermischt das sich absetzende Pul-
ver mit reinem Wasser gegen Opthalmien.
Jurupary-pirera. Die Rinde des Baumes als Räu-
cherung gegen Kopfschmerz.
Parica-angico. Die Infusion der Rinde und ReIrDen:
als mächtiges Auflösungsmittel.
Mulungu-mery, auch Guandu oder Tento. Die Samen
a re RE ET N ro Hair
An x k f - 7 5 . FT FR N .. 1
. „) F= $ h a Sn ur an
152 Brasilianische Industrie- Ausstellung. \
dieser Schlingpflanze werden scharf getrocknet, gepulvert,
und mit Wasser vermischt, äusserlich gegen u
zündungen angewandt.
Cipo-catinga. Schlingpflanze, womit die Indianer die
Arzneitränke würzen.
Batata meiru. Die Knolle wird nicht allein’ als Nah-
rungsmittel, sondern auch zur Heilung der Opilagao (Chlo-
rosis tropic.) benutzt. |
Brandao. Die Wurzel als Abführmittel und gegen
Syphilis.
Rabo de tatu. Die Zwiebel einer Parasitpflanze (wohl
Amaryllis), von welcher ein excellenter vegetabilischer
Leim bereitet wird; ebenso die Pacova paulistan.
Broma. Das Kraut als purgirender und reinigender
Thee.
Camassum. Der Thee der Blätter gegen Kolik-
schmerzen. | 4
Cruape. Die Wurzel dieser Schlingpflanze als Em-
menagogum.
Cacubim. Die Wurzel und Rinde des Baumes gegen
‚ rheumatische Schmerzen und gegen Syphilis.
Catota. Eine mit Stacheln besetzte Schlingpflanze,
deren Früchte gegen Magenschmerzen benutzt werden.
Cipo-embe-curuba. Die Wurzel der Schlingpflanze ist
aromatisch ; ebenso die von Üipo-embe-molle.
Gito. Die Frucht, Rinde und Wurzel dieses Bau-
mes sind drastisch.
Gerico. Pflanze, welche auf den Steinen der Flüsse
wächst; gegen Asthma, so wie ein Diureticum und Febri-
fugum; Y, Unze zu 1 Pfd. Infusum. Tassenweise.
Japaranduba. Die Rinde dieses Baumes wird gegen
rheumatische Schmerzen angewendet. /
Tapojava. Gegen bösartige Fieber und Harnbe-
schwerden.
Von den Bastpflanzen sind die bemerkenswerthesten
von den Bäumen Tury, Castanha de Maranhao, Uassima:
und den Palmen Tucum und Muriti, so wie besonders
WR SENTEI IT, A AT ar u u a a
EA ER FE ! }
Nr a R x
Dt. si A Er & e ‚Pi
Brasilianische Industrie- Ausstellung. 153
von Caraua. Die Pflanzenwolle liefernden Bäume sind
in grosser Menge angeführt, doch kein einziger mit dem
- wissenschaftlichen Namen, ausser den in meiner Samm-
lung befindlichen, worauf ich später zurückkommen werde.
Interessant sind unstreitig
die fetten Oele und Balsame.
Ausser den schon bekannten Oelen von Elaeis guya-
nensis — ÖOleo de dende und von Cocos nucifera — Azeite
de coco, waren folgende bemerkenswerth:
Oleo de andiroba. (arapa guyanensis. Meliaceae.
Dieser Baum ist in Para sehr häufig. Das aus den Früch-
ten gewonnene Oel ist ausserordentlich bitter, von gelb-
licher Farbe und eigenthümlichem Geruch. Giebt von
allen Oelen das vorzüglichste Licht. In der Heilkunde
wird es nur äusserlich angewandt, mit gutem Erfolg be-
sonders gegen Infarcten der Leber und Milz, so wie auf
gefährliche Wunden, um den Tetanus zu verhüten, wo
es ganz heiss applicirt wird.
Oleo de assahy. Aus den Früchten von Buterpe ole-
racea. Ist von dunkelgrüner Farbe und schwach bitte-
rem Geschmack.
Oleo de bacaba. Oenocarpus bacaba. Von hellgrüner
Farbe und ersetzt im Haushalte das Olivenöl.
Oleo de castanha. Aus den Samen von Bertholletia
excelsa. Von hellgelber Farbe und hat den eigenthüm-
lichen Geschmack des Samens (der Paranuss); er, er-
setzt es das beste Olivenöl, wird aber sehr leicht ranzig.
Oleo de cumaru. (Pichuryöl; Tonkabohnenöl). A
den Bohnen von Dipterix odorata. Hellgelbes Oel von
starkem, angenehmem Geruch. In der Heilwissenschaft
wird es gegen Ozaena und Mundulcerationen benutzt.
Oleo de jubati. Sagus taedigera. Durch Auspressen
der Fruchtpulpe gewonnen. Das Oel ist von rother Farbe
und sehr bitterem Geschmack.
Oleo de mucaja. Aus der Frucht von Oecrocomia
sclerocarpa. Ein festes, gelbgefärbtes Oel; wird im Haus-
halte benutzt.
hs 0 AN ee a ee Brei in
154 Brasilianische Industrie - Ausstellung.
Oleo de pataua. Oenocarpus pataua 8. O, distichius.
Durch Kochen der zerkleinerten Nüsse erhalten; ist hell-
gelb, durchscheinend und fast geruchlos. Wird als Er-
satz des Provenceröls in der Küche benutzt.
Oleo de piquia. Caryocarpus brasiliensis. Aus der
Fruchtpulpe durch Pressung gewonnen. Bildet ein festes,
weisses Oel, von eigenthümlichem Fruchtgeschmack.
Oleo de Seringa. Siphonia elastica. Aus den Samen
des Kautschukbaumes durch Auspressen erhalten; bildet
ein bräunliches, klares, fast wie alter Portwein sdchen-
des Oel; trocknet nicht so schnell als Leinöl und könnte
mit Vortheil zur Typographie benutzt werden.
Oleo de Macucu. Aus den Früchten des Macueu-
baumes durch Kochen extrahirt. Wird zum Bemalen der
Cuias benutzt.
Balsame.
Oleo de humiri. Humirium balsamiferum. Durch In-
eision der Rinde freiwillig ausfliessend. Ein klares, trans-
parentes, sehr angenehm aromatisch riechendes Fluidum.
Wird zur Heilung der Metrorrhagien angewandt, so wie
auch vielfach in der Parfümerie benutzt.
Oleo de Jacare. Colophyllum brasiliensis. Dieser Baum
wächst in Alto Amazonas in grosser Menge, wo der Bal-
sam durch Ineision sehr reichlich ausfliesst; ist von dun-
kelgrüner, fast schwarzer Farbe und besitzt einen star-
ken, unangenehmen Geruch; wird statt Theer zum Kal-
fatern der Kähne benutzt. =
Oleo de Tamaquare. Durch Verwundung der Rinde
eines grossen Urwaldbaumes. Das Volk wendet diesen
Balsam mit gutem Erfolg äusserlich gegen Herpes, Pso-
riasis und rheumatische Schmerzen an.
Die natürlichen Emulsionen, sogenannten Milchsäfte,
welche die Brasilianer Leite oder Seivas leitosas nennen,
waren in ziemlicher Anzahl repräsentirt, z. B.
Leite de assacu oder uacacu. Hura brasiliensis. Ein
kolossaler Baum, welcher in Para sehr häufig ist. Die
Milch wird durch Einschnitte erhalten, ist etwas consi-
a
a * e er Fr > . f 2 r - all ‘ u -
ri ea ms TE SEEMIEN
A RE OR =. 2 u. 2 2 ,
Brasilianische. Industrie- Ausstellung. 155
stent und von weisslicher Farbe. Sie wirkt irritirend,
auf die Haut applicirt selbst Ulcerationen verursachend;
innerlich in grösserer Dosis von tödtlicher Wirkung, in
kleiner Dosis tropfenweise wirkt sie brechenerregend und
drastisch, so wie auch anthelmintisch. Die Fischer be-
nutzen dieselbe, so wie noch öfter die frische zerstossene
Rinde zur Betäubung der Fische, welches aber von der
Behörde verboten ist.
Leite de borracha oder seringa. Siphonia elastica. —
Kautschukmilch. Dieselbe ist dünnflüssig, schneeweiss.
Man benutzt dieselbe in den nördlichen Provinzen bei
Behandlung der Brüche und verschiedener Drüsenaffec-
tionen, so wie als Pflaster gegen Gicht. |
Leite de pepina do mato. Ambelania. Ein kleiner,
in den nördlichen Provinzen sehr häufig wachsender Baum.
Wird innerlich als Calmans, äusserlich gegen Glieder-
schmerzen in gleicher Eigenschaft angewandt, uud besitzt
beim Volke den Ruf eines Specificums gegen Dysenterie.
Leite de sucuba. Plumeria phagadaenica. Wird in-
nerlich in der Dosis von !/, bis 1 Drachme mit Kaffee
oder Ricinusöl gegen Würmer gegeben; als topisches
Heilmittel gegen Hautaffectionen und Warzen, so wie als
Pflaster gegen Gelenkrheumatismus. |
Leite de macaranduba. Achras paraensis. Die Milch
ist weiss und coagulirt in 24 bis 30 Stunden, wo sie
dann grosse Aehnlichkeit mit Gutta percha besitzt, selbst
in ihren Eigenschaften. Der Genuss der Milch, selbst in
sehr verdünntem Zustande, verursacht Diarrhöe.
Leite de murure oder Mercurio vegetal. Ein: zu den
Rubiaceen gehörendes Gewächs. Die etwas röthlich ge-
färbte Milch ist ein actives Stimulans, welches auf das
Musecular- und Nervensystem sehr energisch einwirkt und
Ruf als Aphrodisiacum, doch besonders als antisyphiliti-
sches Heilmittel hat. Die Wirkung nach Genuss dersel-
ben ist eine copiöse Diaphorese, zuweilen ‘mit wässerigen
Evacuationen und vielen Schmerzen an der Wirbelsäule
entlang, so wie in allen Muskeln und Articulationen.
156 | Brasilianische PR -Ausdlung.
"Leite de murupica. Extrahirt aus einem lsher
Baume. Dieselbe wird in Cameta mit grossem Erfolg
als Gegengift bei Verletzungen mit den giftigen Stacheln
des Rochens, ferner zur Heilung von Wunden und Drü-
senverhärtungen angewandt.
Leite de sorva. Von einer Pflanze, Kay m
einer Asclepiadee, abstammend. Wird von den Indianern
am Rio Negro vielfach als Kitt benutzt.
Leite de Quaximduba. Ein ausgezeichnetes Anthel-
minticum.
Leite de Umery. Ein aromatisch riechender Milchsaft.
Ferner noch Milch von Amapa, Caimbe, Jacare-uba,
Bacury, Jacataca und Muiratinga.
Von den ätherischen Oelen war bemerkenswerth
das Oleum sassafraz von Nectandra cymbarum. Ist
von gelber Farbe, sehr angenehmem, intensiv aromati-
schem, schwach fenchelartigem Geruch. Von anfänglich .
. süsslichem, später scharfem Geschmack; hat 1,094 spec.
Gewicht. Mit Salpetersäure sich schön roth färbend ;
durch Alkalien keine Veränderung. In der Heilkunde
gegen Rheumatismus angewandt. |
Harze und Gummata.
Resina de almecega. Pistacia lentiscus. Aus Amazonas,
Ceara und Rio Grande do Sul. Ein gelbliches, etwas
zähes Harz von schwachem Geruch.
Resina de angico. Pitecolobium. Gegen Lungen-
krankheiten und Heiserkeit, besonders ein davon berei-
teter Syrup gegen Haemoptisia.
Benjoim. Benzoes. Von einem Baume ‚Styra®. Das-
selbe soll in jeder Hinsicht die officinelle Benzo& ersetzen.
Das schon vielfach bekannte Jatobaharz, der brasi-
lianische Copal von HAymenaea, war in verschiedenen
Sorten vorhanden.
Breo de Anani. Von einem grossen Baume, welcher
vielfach an den Ufern der Flüsse in der Provinz Alto
Amazonas wächst; 1 Arroba (32 Pfund) wird für eirca
u ei BR
‚Brasilianische Industrie- Ausstellung. 157
„11, Thlr. verkauft. Das Harz wird, nachdem es aus dem
-Baume geflossen, mit dem Safte der Blätter von Batata,
‘einer Convolvulacee, gemischt, damit es zäher und nicht
‘brüchig wird, wo es dann die meiste Anwendung zum
'Kalfatern der Kähne findet. Wird auch gerühmt als
Räucherung gegen Kopfschmerzen. Sa
Breo de sapo oder Cunauaru-icica. Den dieses Harz
liefernden Baum findet man nur in Sümpfen. Wird als
Räucherung gegen Kopfschmerzen benutzt.
Resina de Jauara-icica. Ein etwas zähes, dunkel-
farbiges, durchscheinendes Harz, von starkem Geruch.
Wird statt Pech benutzt. |
Resina de lacre.. Von dem Baume gleichen Namens;
ist gelblichweiss, ein wenig zähe, geruch- und geschmack-
los. Man benutzt dasselbe zur Bereitung des Siegellacks.
Breo branco. Weisses, etwas zähes Harz von schwa-
chem Geruch und scharfem Geschmack; mit dem Oele
von Andiroba wird ein Pflaster bereitet, welches als Em-
plastrum maturans officinell ist
Meine Sammlung, welche aus den reich rl
brasilianischen Naturproducten und daraus erzielten ana-
lytischen Producten bestand, habe ich in einem kleinen
Werke in portugiesischer Sprache publicirt und werde
dasselbe in deutscher Sprache als Fortsetzung dieses Auf-
satzes senden.
Die mineralogische Sammlung zeigte den ungeheu-
ren Reichthum Brasiliens und waren so zu sagen sämmt-
liche mineralogische Erzeugnisse der Welt vertreten, z. B.
aus der Provinz Minas Geraes: Eisenalaun, Schwefel-
antimon von Ouro Preto, Anthracit, Aragonit von Morro
velho, Arsenik von Ouro Preto, Asbest von Caethe, Be-
ryll, Wismuth von 8. Miguel und körniges Wismuthoxyd
von Rio de Pedras, Zinnober von Corrego Trepuy, kohlen-
saures Bleioxyd von Melancias, Chromblei von Goiabeira,
Kobalt aus Antonio Pereira, kohlensaures Kupferoxyd mit
Galenum in Melancias, Cymophan von Itabira do Campo,
Cyanit von Ouro Preto, Schwefel von Antonio Pereira,
158 Brasilianische Industrie- Ausstellung.
Smaragde von Minas Novas, körniges Zinnoxyd von Rio
das Velhas, Euklas von Cachambu, Eisenerze der ver-
schiedensten Art, wovon bekanntlich die Provinz einen
enormen Reichthum besitzt, Granaten von Parahybua,
Graphit von Barreiras, Amethyste, Jaspis von Sabara,
Limonit von Antonio Pereira, Salpeter von Tamandua und
von Piumby und Diamantina, Bleierz, schwefelsaures
Eisenoxydul, Titan von Corrego Mangala, Topase von Ita-
bira do a, Turmaline von Cachoura do Campo, Gold-
erze von den verschiedensten Orten.
Aus der Provinz Bahia: Eisenalaun von Jequitin-
honha, rothen Marmor von Ilheos, Pyrolusit von Nazareth.
Aus der Provinz Ceara: Kohlensaures Natron von
Serra grande, Kreide von Crato, Kaolin von Batateira,
bituminöser Kalkschiefer von Serra de Araripe.
Aus der Provinz Maranhao: Hydraulischer Kalk von
Ajucum, Kreide von Grajahu, bituminöser Thonschiefer
von Chapada. Ä
Aus der Provinz Mato Grosso: Kohlensaures Kupfer-
erz von Jouru.
Aus der Provinz Parana: Jade von Guarapuaya.
Aus der Provinz S. Paulo: Anthraeit von Itapeti-
ninga, Steinkohle ebendaher, Magneteisen von Ipanema,
bituminöser Schiefer von Pirapora.
Aus der Provinz Rio Grande do Norte: Magneteisen
von Oppodi, Kreide von Natal.
Aus der Provinz Rio de Janeiro: Kalksteine von
Cantagallo etc, Kaolin von Nitheroy, Marmor von der
Parahyba-Campos.
Aus der Provinz Santa Catharina: Steinkohle von
Arroio das Palmeiras, von Passa Dous und von Laguna, _
. bituminöser Schiefer von Morro di Taio und S. Gabriel,
schwefelsaures Natron von Itajahy.
Aus der Provinz S. Pedro: Agate von Rio Pardo und
von Pirapo, Barytina von Cacapava, Basalt von Serra do
Roque, Steinkohlen von Capellinha de Campane, Curral
Alto, Herval, Sandy, Serra do Roque und aus der Mine
von Ricardo, kohlensaures Kupfererz von Üurral Alto.
(Fortsetzung folgt.)
Cantagallo, im Februar 1863. Theodor Peckolt.
— I —
159
III. Monatsbericht.
Quantitative Bestimmung der Stärke.
Man digerirt die stärkemehlhaltige Substanz, nach-
dem man sie vorher getrocknet hat, mit einer alkoholi-
schen Kalilösung bei 1100, welche man durch Auflösen
von 5—6 Th. festen Kalihydrats in 94—95 Th. möglichst
absoluten Alkohols bereitet. Die Digestion geschieht ent-
weder in zugeschmolzenen Glasröhren oder in einem luft-
dicht verschliessbaren Gefässe aus Silber; sie dauert 18 bis
30 Stunden. Auf 2—3 Grm. der getrockneten Substanz
nimmt man 25—30 Grm. Kalilösung; durch diese Opera-
tion gelangen nach und nach alle Proteinsubstanzen in
eine in Alkohol oder Wasser lösliche Verbindungsform,
gleichzeitig werden alle Fette verseift und eben so wie
der Zucker, das Dextrin etc. in einen Zustand versetzt,
dass sie sich nachher leicht durch Wasser oder Akohol
auswaschen lassen. Endlich geht auch ein Theil der in
den Pflanzensubstanzen enthaltenen mineralischen Säuren
in die Lösung über. Die Stärkemehlkörner erfahren hier-
bei weder qualitativ noch quantitativ eine Veränderung.
Dasselbe gilt von der Cellulose und einigen anderen Stof-
fen, (Cuticularsubstanz, Schleim, einige Salze, Kork ete.),
das Ganze aber ist in einen solchen Zustand der Auflocke-
rung versetzt, dass die weiter anzuwendenden Agentien
leicht und schnell zur Wirkung gelangen. Nachdem die
Digestion vollendet ist, filtrirt man. Enthalten die Pflan-
zenstoffe viel Oel, so wird heiss filtrirt, dann mit heissem
absoluten Alkohol, später mit kaltem gewöhnlichen Spiritus
und endlich mit kaltem destillirten Wasser ausgewaschen,
bis dieses nichts mehr auflöst. Bei schleimhaltigen Samen
fügt man dem Auswaschwasser 8 — 10 Proc. Weingeist
hinzu. Der getrocknete Rückstand auf dem Filter wird
entweder mit einer 5procentigen wässerigen -Salzsäure
erhitzt oder mit einem concentrirten Malzauszuge bei
560 digerirt, bis alle Stärke in Zucker umgewandelt ist.
In beiden Fällen braucht man den gut ausgewaschenen
be 5 ee 1 5
DEE, ?\
N.
160 Stärke in unreifen Früchten. R |
Rückstand nur zu wägen und den Verlust als Stärke zu
berechnen. Den kleinen Fehler, welchen man bei Anwen-
dung von Salzsäure dadurch begeht, und dies gleich-
zeitig etwas von den noch vorhandenen mineralischen Sub-
stanzen auflöst, kann man vernachlässigen, oder man dun-
stet den zuckerhaltigen Auszug ein, verbrennt im Platin-
schälchen und bestimmt die Asche. Bei Anwendung von
Malzauszug wird nur die Stärke gelöst. Will man die
Differenzbestimmung umgehen und den Stärkegehalt aus
dem gebildeten Zucker entweder durch Reduction mittelst
Kupferoxyds oder durch Gährung bestimmen, so muss
natürlich Salzsäure (Schwefelsäure oder Oxalsäure) ange-
wendet werden. Bei schleimigen Substanzen wendet man
zur Ausziehung des Stärkmehls eine concentrirte Koch-
salzlösung an, der man etwas Salzsäure zusetzt; das darauf
vorzunehmende Auswaschen geschieht mit weingeisthalti-
gem Wasser. Nach dieser Methode hat Dragendorff
folgende Bestimmung ausgeführt. |
A. Verlust beim Trocknen. B. Verlust bei der Be-
handlung mit alkoholischer Kalilösung. C©. Stärke. D. Cellu-
lose, Kork, Lignin, Cuticula, Schleim und Mineralstoffe.
A: Dar
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eenmenl’ 230 12 EFT 15,8 12,6:9.69% 2,9
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BE BET 9.121 a A Li SEE 8,5. DES 9,9. .30,5
SapeBamen „ee Naae area 63,5 ae
Teltower Rüben, trockene Substanz ..... — . 7198 95.104 .
Kartoffeln, trockene Substanz .......... 31,6 62,5 5,9
(Pharm. Zeitschr. f. Russland. 1862. — Chem. Centrbl. 1862.
Nr. 833.) | Br 23
Ueber die Stärke in unreifen Früchten.
Die vielfache Annahme, dass man in den unreifen
Früchten durch unsere bekannten Mittel, das Jod und das
Mikroskop, keine Stärke nachweisen könne, istvon Payen
entkräftet worden. Im Nachfolgenden zeigt derselbe, dass
diese Nachweisung selbst in den verschiedensten Theilen
a a
Stärke in unreifen Früchten. | . 161
derselben Frucht und zu allen Zeiten der Entwickelung,
ja selbst beim Eintritt der Reife leicht gelingt. Man
schneidet eine dünne Scheibe parallel zur Achse der zu
untersuchenden Frucht ab, bringt diese augenblicklich in
Wasser, um die Wirkung der Luft auf die sich färben-
den Substanzen zu verhindern und alle löslichen Stoffe
zu entfernen, welche Jod absorbiren könnten.
Nachdem man vollständig mit Wasser ausgewaschen
hat, legt man die Scheibe in eine wässerige, schwach mit
Alkohol versetzte Jodlösung während 1-2 Stunden, bis
sich die Färbung zeigt. |
Auf solche Weise präparirte Scheiben von Aepfeln,
Birnen, Quitten im ersten Viertel und in der Hälfte ihrer
Entwickelung zeigen eine sehr intensive blaue und violette
Färbung, ein Beweis für die reichlichen Stärkeablagerun-
gen unter der Epidermis, dann im ganzen Zellgewebe
des Pericarpiums etc.
Bei Beobachtung der Stärke eines halbreifen Apfels
"unter dem Mikroskop zeigte sich, dass unter diesen Stärke-
körnern viele gruppenweise zu 2 oder 3 vereinigt sind.
Payen sah bei Birnen, dass bei herannahender vollkom-
mener Reife Stärkekörner nahe dem Fruchtstiel und im
grössten Theile des Pericarpiums vollständig verschwan
den, während sie sich noch nahe der Eprdermis und nahe
dem Kernhaus zeigten.
Aehnliche Beobachtungen machte derselbe an Quit-
ten, und besonders schön, wenn durch Alkohol vorsich-
tig die grosse Menge gelber Substanz entfernt worden war,
welche sie enthalten.
Schon früher hat Payen nachgewiesen, dass der
Entstehung der grössten Menge Zucker in den Stengeln
und Blättern der jungen Zuckerrohrpflanzen eine Bildung
von Stärke vorangeht. Hier scheint aber die Stärke nur
secernirt zu werden, um nacheinander aus einem Gewebe
ins andere überzugehen und dann den bleibenden Zustand
der Cellulose anzunehmen.
Schliesslich bemerkt Payen noch, dass so leicht und
einfach die angegebenen Versuche zur Nachweisung der
Gegenwart, so wie der Veränderungen und der Menge der
Stärke in den Pflanzenzellen sind, sich dabei doch immer
beobachten lasse, dass durch die gefärbten oder färbenden
Stoffe und durch die stickstoffhaltigen Körper die Reaction
vereitelt werden kann. Eine andere Ursache zu Irrungen
könne endlich in einer speciellen Eigenschaft der Stärke
selbst liegen, wenn sie z. B. in sehr kleinen Körnern zu-
Arch. d. Pharm. CLXV.Bds. 2. Hft. 11
162 ‚Ueber den in den sauren Früchten enthaltenen Zucker a
_ sammengehäuft vorkommt, wo sie dann fähig ist, das Jod,
welches die Substanz violett färbt, freiwillig wieder ab-
dunsten zu. lassen. Dies ist z. B. bei der Stärke der
Cacao der Fall, die von geschickten Chemikern verkannt
worden ist, obwohl ihre Menge 10 Proc. der entschälten
Bohnen beträgt.
Diese Eigenthümlichkeit der normalen Cacaostärke
erleichtert die Auffindung von gewöhnlicher Stärke in
Cacaopräparaten, indem die gewöhnliche Stärke die blaue
Färbung behält. (Journ. für prakt. Chem. Bd.86. 8.)
B.
| leber den in den sauren Früchten enthaltenen
Zucker
hat H. Buignet eine schätzenswerthe Arbeit im Compt.
rendu, Bd.51. 894 in folgenden 14 Sätzen veröffentlicht:
1) Die sich gewöhnlich in den sauren Früchten vor-
findende Zuckerart ist Rohrzucker (CI?H!1O011), welcher
durch seine Eigenschaften und sein Drehungsvermögen
mit dem aus dem Zuckerrohr und den Runkelrüben ge-
wonnenen identisch ist.
2) Während des Reifens der Früchte ändert sich die-
ser Zucker allmählich in Invertzucker (C1?H 12012) um, wel-
cher zufolge seiner Eigenschaften und seines Drehungsver-
mögens mit dem durch Einwirkung von Säuren oder Fer-
menten auf. Rohrzucker gebildeten identisch ist.
3) Untersucht man den Zucker zur Zeit der vollstän-
digen Reife, so findet man ihn in den verschiedenen
Früchten verschieden zusammengesetzt, indem er bald nur
aus Invertzucker, wie in den Weintrauben, den Johannis-
beeren, den Feigen, bald aus einem veränderlichen Gemenge
von Rohrzucker und Invertzucker, wie in den Ananas,
Aprikosen, Pfirsichen, den Aepfeln, Birnen etc. besteht.
4) Der Grund dieser Verschiedenheiten liegt nicht
in der Sauerheit der Früchte. Die Erfahrung beweist,
dass die organischen Säuren nach Verhältniss ihrer rela-
tiven Menge, des’ Zustandes ihrer Verdünnung und der
niedrigen Temperatur, bei der sie wirken, nur eine ge-
ringe umwandelnde Wirkung auf den Rohrzucker haben.
So enthält die Citrone, die so sehr sauer ist, mehr als
Y/, ihres Zuckers als Rohrzucker, während die Feige,
welche kaum sauer ist, nur Invertzucker enthält. Ebenso
findet sich in dem Zucker der Aprikose, Pfirsiche etc.
gegen 70 Proc. Rohrzucker, während sich nicht eine Spur
“.
Ueber den in den sauren Früchten enthaltenen Zucker. 163
davon in. den Weintrauben und Kirschen findet, deren
‘Säure doch schr gering ist. |
5) Die Verschiedenheiten, welche die relativen Men-
gen dieser beiden Zuckerarten darbieten, scheinen durch
den Einfluss einer stickstoffhaltigen Materie hervorgerufen
zu werden, welche die Rolle eines Glycose bildenden
Fermentes spielt, ähnlich dem von Berthelot neuerdings
aus der Bierhefe gewonnenen.
6) Vergleicht man die Wirkung der Säure und des
Fermentes in demselben Fruchtsafte, indem man in einem
Theile desselben das Ferment durch Alkohol fällt, im
andern die freie Säure durch kohlensauren Kalk neutra-
lisirt, so zeigt sich, dass im ersteren Falle der Zucker
längere Zeit keine merkliche Veränderung erleidet, wäh-
rend er im zweiten Falle vollständig umgewandelt wird,
selbst nach Verlauf von 24 Stunden.
7) Zwischen dem Rohrzucker und dem Invertzucker
findet eine so innige Verwandtschaft statt, dass man nur
mit vieler Mühe sie von einander trennen kann. So ver-
liert der Rohrzucker seine Krystallisirbarkeit, wenn mit
ihm die geringste Menge Invertzucker vorkommt,
8) Man scheidet den Rohrzucker am besten nach dem
von Peligot zur Analyse der Melasse angewendeten Ver-
fahren aus den Früchten ab, indem man durch Kochen
ein Kalksacharat erzeugt und dieses durch Kohlensäure
zersetzt. Hierbei krystallisirt der Zucker häufig nicht
und wird auch nicht in genügender Menge erhalten, wenn
man nicht mehrmals mit Kalk behandelt und die syrup-
artige Lösung mit Alkohol auszieht, aus dem er sich ab-
scheidet. Auf diese Weise erhielt Buignet den krystal-
lisirbaren Zucker aus der Pfirsiche, der Aprikose, der
Pflaume, dem Apfel etc.
9) Die reichliche Menge der in den Pflanzen vorhan-
denen Stärke lässt vermuthen, dass sie die eigentliche
Quelle des Zuckers in den Früchten ist. Man kann sie
aber weder durch das Mikroskop, noch durch _Jodwas-
ser in den unreifen Früchten nachweisen. Andererseits
ist der Zucker, welcher aus Stärke durch künstliche Um-
bildungen entsteht, eine um 330 nach Rechts drehende
Glycose, während der in den sauren Früchten vorkom-
mende Zucker, entweder ganz oder theilweise invertirter
Rohrzucker ist.
10) In den grünen Früchten ist ein Stoff enthalten,
welcher Jod noch energischer absorbirt, als die Stärke,
und damit eine farblose Verbindung bildet. Dieser Stoff
11*
164 En Das Caramelan.
hat adstringirende Eigenschaften und scheint den meisten
seiner Eigenschaften nach dem Tannin nahe zu stehen.
11) Fügt man dem Safte einer grünen Frucht so viel
Jod zu, als er aufnehmen kann, so scheidet sich eine
Verbindung von Jod und diesem adstringirenden Stoffe
aus, welche nach dem Auswaschen mit verdünnten Säu-
ren bei geeigneter Temperatur Zucker bildet.
12) Der aus dem Gerbstoff der Galläpfel durch ver-
dünnte Schwefelsäure entstehende Zucker drehte nach
Rechts, und zwar eben so stark wie die Glycose der Stärke.
Der aus dem Gerbstoffe der grünen Früchte unter den-
selben Umständen entstehende Zucker drehte gleichfalls
nach Rechts und ist identisch mit dem Stärkezucker.
13) In den grünen Bananen findet man stets viel
‘Stärke und Gerbstoff, welche beide gleichzeitig abnehmen,
so dass sich zuletzt keine Spur beider in den reifen Bananen
vorfindet. Der an ihrer Stelle auftretende Zucker ist.
Rohrzucker. |
14) Es besteht daher eine wesentliche Verschieden-
heit zwischen den künstlichen Methoden der Zuckerbildung
aus Tannin oder Stärke und den Umwandlungen in der
Natur. |
= Ebenso existirt eine sehr grosse Verschiedenheit zwi-
schen dem zuckerartigen Stoffe der Früchte, je nachdem
er sich unter dem Einflusse vegetativer Kräfte oder ohne
diese gebildet hat, und der Versuch zeigt, dass der in
vom Baume getrennten Bananen sich bildende Zucker
- nicht Rohrzucker, sondern Invertzucker ist. (Journ. für
prakt. Chemie. Bd. 86. 8). B.
Das Caramelan
lässt sich nach G&lis farblos erhalten, wenn man mit
Stärkezucker operirt und das Product mit roher Knochen- _
kohle behandelt. Dieses farblose Caramelan, ebenso wie
das durch: einige Spuren von Unreinigkeiten gefärbte Cara-
melan bilden keinen Zucker wieder, während das Gluco-
san unter dem Einfluss des Wassers und der Säuren wie- |
der Zucker liefert. (Gelis, Ann. de Chim. et de Phys.
Aoüt. 1862.)
Damit stimmen Pohls Versuche, den Caramel wie-
der in Zucker zu verwandeln, d. h. Pohl hattenoch Gly-
cosan in seinem sogenannten Caramel. (Gelis ebendas.).
H. Ludwig.
Melampyrin u. Duleit. Me Aepfelsaure Magnesia. 165
Umwandlung des Zuckers in Mannit.
Die Ueberführung des Zuckers in Mannit gelingt,
wie Ed. Linnemann berichtet, wenn man auf eine con-
centrirte Lösung von durch Schwefelsäure modificirtem
Rohrzucker Natrinmamalgam einwirken lässt. Die sogleich
eintretende Wasserstoffentwickelung hört auf, sobald die
Flüssigkeit schwach alkalisch geworden ist. Nach vollende-
ter Reaction, die man durch äusseres Abkühlen mässigt, über-
sättigt man schwach mit Schwefelsäure, stumpft den Ueber-
schuss der letzteren mit Kreide ab und entfernt die Haupt-
menge des Schwefelsäuresalzes durch Eindampfen, Kry-
stallisiren und Zusatz von Alkohol. Aus der eingeengten
Flüssigkeit setzt sich dann der Mamnit in Krystallen ab.
Die Bildung des Mannits wird hier dadurch veranlasst,
dass der frei werdende Wasserstoff an den Zucker tritt:
Zucker Mannit
C12H122012 1 H? — C12H1012,
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXXILI. 136 — 140.) @.
Identität von Melampyrin und Duleit.
Nach den Versuchen von L. Gilmer ist das von
Hünefeld in dem Kraut von Melampyrum nemorosum
entdeckte und später von Eichler auch ’in Scrophularia B
nodosa und Frhinanthus Crista galli nachgewiesene Me-
lampyrin und die aus Knollen von Madagascar darge-
stellte Dulcose (jetzt gewöhnlich Duleit genannt) einund
derselbe Körper. Beide sind nach der Formel C12H12 010
zusammengesetzt und besitzen dieselben chemischen und
physikalischen Eigenschaften. (Ann. der Chem. u. Pharm.
CXXII. 372 — 577). @.
Aepfelsaure Magnesia.
Frickhinger fand in einem Extractum Cardui be-
nedicti äpfelsaure Magnesia mit wenig äpfelsau-
rem Kalk, Das Extract war aus blühendem und ge-
trocknetem Kraute bereitet. , |
Wahrscheinlich ist die Zusammensetzung der im.
Extract zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen
Beobachtern gefundenen Salze, als Salpeter, Chlorkalium,
schwefelsaures Kali, schwefelsaurer Kalk, essigsaures Kali,
verschieden je nach der Vegetationsperiode der Pflanze,
166 Salze u. krystallisirte Stoffe in Extracten.
je nach dem Boden, worauf die Pflanze gewachsen ist,
und je nach der Düngung, welche dieser Boden erhal-
ten hat. (Wittstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 11. Hft.2.) DB.
Ueber das Vorkommen von Salzen und krystallinischen
Stoffen in den Extracten.
Die Frage, welche krystallinische Salze können in
Pflanzenextracten vorkommen, lässt sich schon a priori beant-
worten, wenn man bedenkt, welche Säuren, welche Basen
und welche kryställisirbare indifferente Stoffe in den Pflan-
zensäften überhaupt vorkommen.
Unter den organischen Säuren kommen hauptsächlich
folgende in den zur Extractbereitung dienenden Pflanzen-
stoffen vor: Oxalsäure, Essigsäure, Fumarsäure, Aepfel-
säure, Weinsäure, Bernsteinsäure, Baldriansäure, China-
säure.
Unter den anorganischen Säuren: Salpetersäure, Salz-
säure, Schwefelsäure und Phosphorsäure.
Diese Säuren sind theils frei in der Pflanze vorhan-
den, theils an Kali, Natron, Kalk, Talkerde und Ammo-
niak gebunden. | .
Unter den indifferenten krystallinischen Stoffen kom-
men hier in Betracht: Traubenzucker, Mannit, Inulin,
Cubebin.
Im Folgenden will ich einige Pflanzenanalysen ünter
besonderer Berücksichtigung ihres Salzgehaltes aufführen:
Aus der Familie der Compositae (Synan-
thereae):
Artemisia Absinthium enthält nach Braconnat sal-
petersaures Kali, Chlorkalium und schwefelsaures Kalı;
nach Kunzemüller auch schwefelsauren Kalk.
Arnica montana Kali- und Kalksalze nach Wei-
senburg. | |
Unicus benedictus schwefelsaures Kali, Chlorkalium,
schwefelsauren Kalk nach Seltmann.
Inula helenium ausser dem Alantkampfer und Inulin,
noch Kali-, Kalk- und Magnesiasalze nach John.
Taraxacum officinale schwefelsaures, phosphorsaures
und salzsaures Kali und Kalk nach John; nach Waltl
12 Procent Inulin, auch Ammoniak und Schwefel nach
Pleischl. TS
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FERRERE AT n RE, ee Er FERN, ar .
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Salze u. krystallisirte Stoffe in Extracten. 167
Aus der Familie der Umbelliferen:
Conium maculatum salzsaures Natron nach Battley;
essigsaures Kali und Ammoniak nach Golding Bird.
Ligusticum levisticum essigsaures Kali nach Tromms-
dorff.
Aus der Familie der Solaneae:
Nicotiana Tabacum; nach Vauquelin Aepfelsäure,
Essigsäure, salzsaures Ammoniak und Kali, Salpeter, klee-
sauren und phosphorsauren Kalk.
Hyoseyamus niger; Brandes fand im Samen phos-
phorsaure, äpfelsaure, schwefelsaure, salzsaure Kali-, Kalk-
und Magnesiasalze.
Datura Stramonium; nach Brandes im Samen: essig-
saures und äpfelsaures Kali und Kalk.
In Pflanzen anderer Familien:
Im Acorus Calamus fand Trommsdorff phosphor-
saures Kali und Inulin.
Chinasaurer Kalk ist enthalten in Cortex Chinae
Huanuco, Königschina, in der harten gelben China, in der
rothen spanischen China nach Analysen von Pelletier
und Caventou; auch in der gemeinen Loxa nach
Carl Bucholz Sohn.
Die Coloquinten enthalten phosphorsauren Kalk und
phosphorsaure Magnesia nach Meissner.
Digitalis purpurea weinsaures Kali und kleesaures
Kali nach Haase. |
Fumaria offieinalis Chlorkalium, weinsauren und
schwefelsauren Kalk nach Merck.
Lignum guajaci äpfelsauren Kalk nach Tromms-
dorff.
Lignum quassiae, oxalsauren, weinsauren, salzsauren,
schwefelsauren Kalk und auch Ammoniak. Benner-
scheid in Brandes Archiv, Band 36. pag. 255.
Rad. Rhei oxalsauren Kalk.
Rad. valerian. Baldriansäure.
Was nun das Vorkommen der Salze in den Extrac-
ten selbst betrifft, so hängt dasselbe ab von der entweder
zu dünnen oder zu trockenen krümeligen Consistenz der-
selben und auch, zumal was den Ammoniak- und Salpeter-
säuregehalt betrifft, von dem Alter der Extracte. So findet
sich z. B. die mittelst der Realschen Presse bereitete
Mellago Taraxaci wenige Wochen nach ihrer Bereitung
168 - Salze u. krystall. Stoffe in Extracten.
zu einer festen Masse von körnig krystallnisch abgeschiedenen
milchsauren Kalk erstarrt; das ätherische Cubebenextract
zeigt öfters wasserhelle grosse Krystalle von Cubebin; das
kalt bereitete Chinaextract bietet hübsche Krystallisationen
von chinasaurem Kalke dar. Hauptsächlich sind es
die aus frischen Kräutern bereiteten Extracte, wie Extr.
Coni, Hyoscyami, welche häufig Krystalle in ihrer Masse
eingemengt enthalten; dann Extr. Fumariae, Quassiae. Bley
fand in einem einige Jahre alten Extr. Stramonü spiessige
Krystalle von salpetersaurem Kali, desgleichen im
Extr.. Lactucae virosae, im Esxtr. hyoscyami fand er würf-
lige Krystalle von Chlorkalium. Auf altem Extractum
Helenii scheiden sich zuweilen flockige Krystalle von
Alantkampfer ab.
C. Zwenger hat das Dasein von Bernsteinsäure in
dem Wermuthkraute nachgewiesen. Doch wird man ihre
Salze wohl nicht im Extr. Absynthii krystallisirt finden,
denn 40 Pfd. trockene Wermuthpflanzen geben kaum 1 Grm.
freie Säure. Die Bernsteinsäure ist in der Pflanze an
Kali gebunden; behandelt man Wermuthextract direet mit
Aether, so erhält man keine Bernsteinsäure; unterwirft
man es aber der trockenen Destillation, so lässt sich in
- den Destillationsproducten Bernsteinsäure nachweisen;
dies deutet auf die Gegenwart von saurem bernsteinsauren
Kalı in dem Extract hin. (Ann. der Pharm. XLVII. pag.
122 — 125.)
Manchmal mag sich wohl, wenn auch nicht krystal-
lisirt, essigsaures Kupferoxyd in den Extracten befinden,
selbst dann, wenn die Pflanze davon keine Spur enthält.
Der ausgepresste Saft von Lactuca sativa z. B., selbst
wenn er nur während einer Nacht und eines Tages im
kühlen Laboratorium stehen bleibt, um sich abzusetzen,
entwickelt gegen das Ende des Abdampfens reichlich
Essigsäure. Wenn dann Kupferpfannen (schlecht ver-
zinnte sind nicht besser) gebraucht würden, so würde frei-
lich die Essigsäure gebunden, aber an Kupfer.
Zu dieser Art von Salzen gehört nun auch das
schwefelsaure Zinkoxyd, welches Rück oldt in einem
Extracte beobachtete.
Koehnke hat die Gegenwart von Bernsteinsäure
in dem Safte der Zactuca virosa und sativa dargethan und
zwar in der letzten Pflanze auf 100 Pfund frische Zac-
tuca sativa 122 Gran; sodann noch 11 Drachmen ausge-
trocknete Aepfelsäure; in 50 Pfund frische Zactuca virosa,
Anisöl- Chinin. 169
28 Gr. reine Bernsteinsäure und 3 Drachmen ausgetrock-
nete Aepfelsäure.
Ebenso bestätigte Koehnke einen Gehalt von Oxal-
säure in Lactucarium, wodurch das Verhalten einer wässe-
rigen Lösung des Lactucarium gegen einen wässrigen Opium-
auszug, welcher dadurch gefällt wird, sich erklären lässt,
es bildet sich nämlich alsdann oxalsaures Morphin oder
Nareotin.
Meine eigenen mit Kromayer unternommenen Un-
tersuchungen des Lactucariums haben die Existenz der
Oxalsäure und des Mannits im Lactucarium ergeben. Oft
blühen Krystalle derselben aus altem Lactucarium aus.
Extr. Fumariae, alt und trocken geworden, zeigte
eine Efflorescenz von Chlorcalcium und Chlormagne-
sium, welche sich zu einander verhielten wie 6,949 kryst.
CaCl und 4,746 kryst. MgCl.
Esetr. Guajaci ligni war, wie Freiberg beobachtete
(Archiv d. Pharm. Bd. 49.) durch Alter grobkörnig ge-
worden und verdankt diese Beschaffenheit der Gegenwart
von Chlorkalium würfelchen, die ein wenig CaO, SO3
enthielten. H. Ludwig.
Veberführung des Cinchonins in eine dem Chinin
isomere Base.
Bekanntlich unterscheidet sich Cinchonrin von dem
Chinin nur durch einen Minusgehalt von 1 At. Sauerstoff.
Führt man aber dem Cinchonin 1 At. Sauerstoff zu, in-
dem man nach der bekannten Methode salzsaures Cinchonin
durch Brom in Bibromeinchonin verwandelt und dieses
durch Silberoxyd zersetzt, so entsteht, wieH. Strecker
beobachtet hat, nicht Chinin, sondern eine dem Chinin
isomere, als Oxycinchonin zu bezeichnende Base. Ihre
Lösung fluorescirt nicht und giebt mit Chlorwasserstoff
und Ammoniak keine grüne Färbung; ihre Salze krystal-
lisiren im Allgemeinen schwierig, am leichtesten erhält
man noch das einfach-schwefelsaure und das oxalsaure
Salz in Krystallen. (Ann. der Chem. u. Pharm. OXXII.
.379— 382). @.
"Anisöl- Chinin.
Diese Verbindung erhielt O. Hesse, als er 5 Th.
Chinin und 1 Th. Anisöl zusammen in kochendem Alkohol
löste und die Flüssigkeit zur Krystallisation abdampfte.
-
170 Bebeerin. — Theingehalt des Paraguay-Thees.
Die Krystalle besitzen kaum Geruch nach Anisöl, der
erst mit steigender Temperatur hervortritt, namentlich
bei 100 bis 1100, bei welcher Temperatur” sämmtliches
Anisöl entweicht. Kaltes Wasser wirkt nicht verändernd
auf das Anisöl-Chirin ein, Aether löst es leicht auf. Der
Geschmack erinnert gleichzeitig an den des Chinins und
Anisöls.. Die Zusammensetzung wird durch die Formel
2C40 H4N?O4 C2H120O?2 — AHO ausgedrückt, nach
welcher das Anisöl in dieser Verbindung die Rolle einer
schwachen zweibasischen Säure zu spielen scheint. (Ann.
der Chem. u. Pharm. CXXIIl. 382 — 384.)
Ueber Bebeerin.
D. Perrins hat sich überzeugt, dass das Bebeerin
im Pflanzenreiche ziemlich verbreitet vorkommt, er fand
es in Pflanzen ganz verschiedener Familien. Aus den
Resultaten vieler Analysen leitet er die Zusammensetzung
(40 H17 NO8
ab. Er stellte verschiedene Salze und Doppelsalze dar
und fand für die folgenden die beigesetzte Zusammen-
setzung: |
Salzsaures Salz C40H17NO8, HCI,
Platindoppelsalz C40H17NO8, HCl, Pt C12,
Golddoppelsalz C40H17NOS, HCl, Au Ol3.
Durch Einwirkung von Jod auf Bebeerin erhielt er
folgendes Substitutionsproduct:
C40 HI6 NOS J3 — 040 (H15J2) NOS, HJ,
welches in seinen optischen Eigenschaften viel Aehnlich-
keit hat mit dem entsprechenden Jodchininsalze. (Chem.
Soc. in London. 1862.)
Ueber den Theingehalt des Paraguay - Thees,
An Stelle des chinesischen Thees wird bekanntlich
in den La-Plata-Staaten, Paraguay und dem südlichen
Brasilien die Yerba Mate gebraucht; es sind die grob ge-
pulverten Blätter und Stengel mehrerer Arten. /lex, (1. pa-
raguayensis, I. theezans), welche den Paraguay-T'hee liefern,
dessen Cultur dem Schicksale des berühmten Bonpland
eine so tragische Wendung gab. Der Thee ist ein Mo-
. nopol der Regierung, welche in seinem Verkaufe eine
bedeutende Einnahmequelle besitzt.
Nächst einigen vorläufigen Versuchen J. B. Tromms-
dorff’s zeigte Stenhouse, dass im Paraguay-Thee die-
Zersetzung des Cafeins. — Solanicin. 171
wibe stickstoffreiche krystallisirbare Verbindung, das
Thein oder Caffein enthalten ist, welche im chinesischen
_ Thee, im Kaffee und der Guarana sich gefunden hat.
Stenhouse erhielt 0,13 Proe. Thein, d. h. etwa halb so
viel als im Kaffee und !/,, von der im chinesischen Thee
enthaltenen Menge.
Der k. Generalconsul für die La -Plata - Staaten
von Gülich übersandte dem Verfasser vor einiger Zeit
eine grössere Menge Paraguay- Thee und Dr. Stahl-
schmidt übernahm die chemische Untersuchung, insbe-
sondere den Theingehalt betreffend, zu wiederholen.
Die Extraction des Theins gelingt gut mit rectificir-
tem Steinkohlentheeröle (sogenanntem Benzol) als Lösungs-
mittel. Das Thein krystallisirt beim Erkalten heraus.
Dr. Stahlschmidt hat auf solche Art, indem er freilich
mit 18 Pfunden Thee arbeiten konnte, 0,44 Proc. Thein
erbalten, d. h. die 3)/,fache Menge von der, die Sten-
house angiebt. Da eine Elementaranalyse‘ unnöthig er-
schien, begnügte sich Dr. Stahlschmidt mit der Platin-
bestimmung des betreffenden Doppelsalzes und fand der
Theorie entsprechend 24,4 Proc. Platin in demselben.
Dieses Platindoppelsalz ist in heissem Wasser und Alkohol
ziemlich leicht auflöslich.
Die nicht krystallisirbaren Körper des Paraguay:
Thees erlauben keine präcise Untersuchungen. Die reich-
lich vorhandene Gerbsäure färbt Eisensalze dunkelbraun.
(Bericht der Akad. der Wissensch. zu Berlin.) Bkb.
Zersetzung des Cafleins.
Beim Kochen einer warmen concentrirten Lösung
von Üaffein mit einer kochend gesättigten Lösung von
. Barythydrat erhielt A. Strecker neben Ammoniak, Me-
thylamin und Kohlensäure eine neue Base, das Caffeidin
— CWAHI2N?O2, welches ölartige Beschaffenheit hat, in
Wasser und Weingeist sehr leicht löslich ist und sich
nicht unzersetzt destilliren lässt. Das dargestellte schwe-
felsaure Salz krystallisirt in farblosen langen Nadeln.
(Ann. der Chem. und Pharm. UXXII. 360 — 364.) @.
Solaniecin.
Das von C. Zwenger und A. Kind entdeckte So-
lanicin entsteht bei der Einwirkung von concentrirten
Säuren auf Solanin, oder beim Kochen von verdünnten
172 Geratophyllin.
Säuren mit Solanidin, dem Spaltungsproducte des Solanins.
Zu seiner Darstellung übergiesst man Solanin mit kalter
concentrirter Salzsäure, filtrirt nach 4 bis 5 Tagen den
entstandenen Niederschlag ab, süsst ihn einmal mit Was-
ser aus, löst ihn dann in Weingeist und fällt wieder mit
Ammoniak. Hierauf wird er wiederholt mit Weingeist
. zur Entfernung von unzersetztem Solanin und Solanidin
ausgekocht und dann mit kaltem Aether behandelt, wel-
cher eine leichter lösliche Base, die sich aber nicht in
chemisch reinem Zustande gewinnen lässt, auszieht und
das Solaniein zurücklässt.
Im reinen Zustande stellt dieses Alkaloid eine amorphe,
hellgelb gefärbte, spröde Masse dar, welche sich schwer
in Aether, Weingeist und Wasser löst, fast ohne Geschmack
ist und mit Säuren amorphe, harzartige, hellgelb bis roth-
gelb gefärbte Salze giebt. Die Lösungen der Salze be-
sitzen einen adstringirenden bitteren Geschmack und zeich-
nen sich durch eine intensiv gelbe Färbung aus. Die
Formel für das Solanicin ist C50H39NO. Demnach un-
terscheidet sich diese Base von dem Solanidin durch
einen Minusgehalt von einem Aeq. HO. (Ann. der Chem. u.
Pharm. CXX1II. 341-- 347.) Erle
Ceratophyllin.
Ceratophyllin nennt OÖ. Hesse eine Substanz, die er
in der Parmelia ceratophylla var. physodes (auch Parmelia
physodes genannt) auffand. Der Körper wird erhalten,
wenn man die Flechte mit Kalkwasser auszieht, die Lö-
sung mit Salzsäure versetzt, den entstandenen getrock-
neten Niederschlag durch Behandlung mit kochendem 75pro-
centigen Weingeist von unkrystallinischen Substanzen be-
freit und dann mit concentrirter wässeriger Sodalösung
aufkocht. Beim Erkalten scheidet sich das Ceratophyllin
ab. Es besteht durch Umkrystallisiren aus Alkohol ge-
reinigt, aus weissen dünnen Prismen, löst sich leichter
in heissem Wasser als ın kaltem, verursacht auf der
Zunge einen schwachen kratzenden Geschmack und schmilzt
bei 1470. Die alkoholische, neutral reagirende Lösung
giebt mit wenig Eisenchlorid eine purpurviolette, mit
Chlorkalklösung eine blutrothe Färbung. (Ann. d. Chem.
und Pharm. CXIX. 365 — 367.) N.
Kreatinin. 173
Kreatinin.
C. Neubauer hat folgende Verbindungen des Kreati-
nins dargestellt und beschrieben:
Kreatinin-Chlorcadmium, CSH7’N30?2 + CdCl, kry-
stallisirt in ziemlich grossen, concentrisch gruppirten, dünnen
säulenförmigen Krystallen von starkem Glanze, den sie
aber bei 1000 getrocknet verlieren.
Salpetersaures Kreatinin - Quecksilberoxyd, C8H7N302,
NO5 4 2HgO, entsteht beim Vermischen der stark con-
centrirten Lösungen von reinem Kreatinin und salpeter-
saurem Quecksilberoxyd und scheidet sich aus der heis-
sen concentrirten wässerigen Lösung beim Erkalten in
sternförmigen Nadeldrusen aus.
Salpetersaures Kreatinin-Silberoxyd, C8H’N302 —4-
AgO,NO5, besteht aus weissen kugel- und warzenförmigen
Nadelaggregaten.
Das Jodäthylkreatinin entspricht der Formel CSH7N302,
C4H5J und bildet sich beim Erhitzen von Jodäthyl,
Kreatinin und absolutem Alkohol im zugeschmolzenen
Rohre auf 100%. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol
erhält man die Verbindung in weissen Drusen, die aus
langen stark glänzenden Nadeln zusammengesetzt sind.
Diese gaben beim Behandeln mit frisch bereitetem Sil-
beroxyd die Base Aethylkreatinin, welche in wässeriger
Lösung stark alkalisch reagirt und mit Platinchlorid eine
krystallisirbare Verbindung von der Formel 08H6(0?H5)
N3. 02, HCl + PtCl? liefert. Eine weitere Aethylirung des
'Aethylkreatinins gelang nicht, so dass also wohl das Aethyl-
kreatinin als eine Ammoniumbase und das Kreatinin ais eine
tertiäre Aminbase anzusehen sind.
Chloräthylkreatinin, C8 HTN302,C?H5C] dem Jod-
äthylkreatinin entsprechend zusammengesetzt erhält man,
wenn man eine wässerige Lösung von Aethylkreatininoxyd-
hydrat mit Salzsäure bis zur stark sauren Reaction versetzt.
Das jodwasserstoffsaure Kreatinin, C8H7N3 02, HJ, ent-
steht bei der Einwirkung von Jodäthyl auf Kreatinin neben
Jodäthylkreatinin und findet sich in der Mutterlauge des
_ letzteren.
Salzsaures Kreatininchlorzink, CSH7N303,HC1 + ZnCl.
Wie das reine Kreatinin, so kann sich auch das salzsaure
Kreatinin mit dem Chlorzink zu einem Körper verbinden»
welcher wasserhelle Krystalle von grosser Schönheit bildet
Uebermangansaures Kali übt auf Kreatinin beim Er-
':wärmen dieselbe Wirkung aus wie Quecksilberoxyd und
eh le Re A N en
a Y
ea N
AR
174 Sarkosin. — Cholin. — Künstliche Bildung d. Taurins. "N
verwandelt dasselbe leicht in re Methyluramin
von der Formel 2C4H?N3, C4H?0O8. (Ann. der Chem. u.
Pharm. CXI1X. 42 —52 und CXX. 257 — 268.) @.
Sarkosin.
Durch Einwirkung von Ammoniak auf Monochlor -
oder Bromessigsäure entsteht bekanntlich Glyeocoll.
J. Volhard substituirte in dieser Reaction dem Ammo-
niak Methylamin und erhielt dadurch eine Amidover-
bindung, welche mit dem von Liebig aus dem Kreatin
dargestellten Sarkosin identisch ist. Der Process wird
durch die folgende Gleichung verdeutlicht:
C4 H3 C104 + C?2H3, H?N
Chloressigäure + Methylamin
— C?H3(C?H3, HN)O? — HC.
Sarkosin + Salzsäure.
Der Verfasser betrachtet hiernach das Sarkosin (C6 H7NO#)
als Methyl- Amidoessigsäure. (Ann. der Chem. und Pharm. -
CXXILII. 261 — 265.) G.
Cholin.
So benennt A. Strecker eine organische Base, die
er durch einen umständlichen Process aus der Schweine-
galle und Ochsengalle gewonnen hat. Aus der Analyse
des Platindoppelsalzes ergiebt sich für das Cholin die
Formel CIWHI3NO2 Das salzsaure, schwefelsaure, salpe-
tersaure und oxalsaure Salz krystallisiren nicht, ebenso
das kohlensaure Cholin, welches stark alkalisch reagirt
und in Wasser leicht löslich ist. (Ann. der Chem. und
Pharm. CXXIIl. 353 — 360.) | @G.
Künstliche Bildung des Taurins.
Nach H. Kolbe steht das Taurin zu der Isäthion-
säure in derselben Beziehung, wie das Alanin zur Milch-
säure, indem die beiden ersteren Körper als Derivate der
Aethylschwefelsäure, die beiden letzteren als Derivate der
Aethylkohlensäure (Propionsäure) betrachtet werden kön-
nen. Das folgende Schema verdeutlicht diese Anschauung:
-, REN SEN OS EN FE
"Cholesterin im u Pflanzenreiche ME 175
.H0,04H5(02090 BO, C3H5(82090-
Bennioheiure Aethy ee
\ H? I,
HO,CH! 75n|(C2090 HO, Ca) Han | (82090
Alanin Taurin
Hi,
H0, Ct) yo (02030 HO, ©4102 | (8090
Milchsäure Isäthionsäure.
In der That ist es Kolbe auch gelungen, wie aus
der Milchsäure das Alanin, so analog aus der Isäthionsäure
das Taurin darzustellen.
- Setztman nämlich isäthionsaures Kali der Einwirkung
von Fünffach- ee aus, so wird Chloräthylschwe-
felsäurechlorid, 04 la. |(S20%01, gebildet, welches beim
Erhitzen mit Wasser. ie et in Salzsäure und Chlor-
äthyIschwefelsäure, HO lo c] ı1@2 040, zerfällt. Aus die-
ser Säure erhält man das Taurin, wenn man trocknes, chlor-
äthylschwefelsaures Silberoxyd in einer starken Glasröhre
‘ mit viel überschüssigem, möglichst starkem wässerigen
Ammoniak mehrere Stunden lang auf 100° erhitzt. In der
Lösung befindet sich dann das Taurin, welches durch
Alkohol gefällt und durch Umkrystallisiren gereinigt, in
allen Puncten mit dem aus Ochsengalle gewonnenen über-
einstimmt. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXXII. 33 — 47.)
G.
Cholesterin, im Pflanzenreiche aufgefunden.
G. M. R. Benecke hat Cholesterin aus den Erbsen
dargestellt und somit auch im Pflanzenreiche das Vorkom-
men dieser Substanz nachgewiesen. Es wurden 5 Pfund
Erbsen mit dem gleichen Gewichte Alkohol 24 bis 36 Stun-
den einer Temperatur von 30 bis 400 C ausgesetzt, der
tief goldgelb gefärbte Alkohol wurde alsdann abfiltrirt,
das nach dem Verdunsten des Alkohols zurückbleibende
braungelbe, sehr klebrige Extract in etwa 400 CC. Was-
ser aufgelöst und mit überschüssiger Bleiglätte unter drei-
bis vierstündigem Kochen verseift. Sobald das Kochwas-
ser vollständig klar war, wurde es abgegossen und die
am Boden liegenden Bleiseifen erst mit kaltem, dann
mit kochendem Alkohol solange erschöpft, bis derselbe keine
gelbe Farbe mehrannahm. Ausden verschiedenen, durch
Schwefelwasserstoff von Blei befreiten alkoholischen Aus-
A EN a Zr ac
$ Ei» F
‚176 Analyse einer verfälschten Butter. 2
zügen krystallisirte nach einiger Zeit das Cholesterin
heraus. Tu
Der Verfasser hat auch aus dem Olivenöl Cholesterin
gewonnen und stellt die Vermuthung auf, dass in allen
Pflanzensamen und in allen jungen Pflanzentheilen Chole-
sterin enthalten sei. (Ann. der Chem. und Pharm. CXX1I.
249— 255.) eh
Analyse einer verfälschten Butter.
| B. van Bauwel untersuchte eine Butter, die beim
Schmelzen einen weissen Schaum mit weissem Pulver
und einen eben solchen Bodensatz bildete. Die Butter
war hellgelb, von weicher Consistenz, beim Streichen mit
dem Messer gab sie Wasser aus, auf Papier in dünner
Schicht liess sie unter der Loupe ein weisses Pulver er-
kennen. :
Durch Schmelzen bei gelinder Wärme, Kneten der
Butterschicht, um das Wasser zu entfernen, wurden aus
100 Grm. an Butter 71,8 Grm. erhalten. Die von derselben
getrennte Flüssigkeit war trübe und gab einen schmutzig-
weissen Bodensatz. Sie war neutral, veränderte mit Jod
die Farbe nicht und gab nach dem Filtriren und Ein-
dampfen 3 Grm. Salz. Der mit destillirtem Wasser ge-
waschene und getrocknete Bodensatz betrug ca. 5,5 Grm.,
lösste sich in HCl unter sehr lebhaftem Aufbrausen und hin-
terliess einen käsigen Rückstand von 2 Grm. Die filtrirte
Lösung gab mit Ammoniak keinen Niederschlag, reich-
liche Niederschläge mit Schwefelsäure, oxalsaurem Kali
und oxalsaurem Ammoniak.
Die verfälschte Butter enthielt in 100 Theilen:
Butter a ie TB
Kohlensauren Kalk 3,5
Wasser. «in. sur A 19,5
Üasem 4. 20 Mo a 2,0
Salz: 44:33 2, vera 3,0
99,8
Verlust rer 0,2
100,0.
(Journal de Pharm. d’Anvers. Nov. 1861.) H. Reich.
le 1 ur
Se Wer
Einwirkung des Chlorzinks auf die Seide. 177
Einwirkung des Chlorzinks anf die Seide,
nach J. Persoz Sohn.
Die Seide löst sich sehr rasch in concentrirter heisser
Chlorzinklösung, langsam in kalter und in verdünnter.
Das Chlorzink, welches die Seide leicht löst, zerstört
weder die Textur der Wolle noch die der Pflanzenfasern.
Man kann deshalb in einem gemischten Gewebe zuerst
die Seide durch Chlorzink lösen, darauf die Wolle mittelst
Natronlauge, wobei die Pflanzenfasern zurückbleiben.
Das Chlorzink muss als Lösung von 600 Beaume& an-
gewandt werden und mit einem Ueberschuss von Zink-
oxyd gekocht worden sein, um es gegen Lackmuspapier
beinahe neutralzu machen. Also ein basisches Chlor-
zink; dieses trübt sich leicht beim Zusatz von Was-
ser, was jedoch nichts schadet. Es verändert die Pflan-
zenfasern nicht.
Mit dem Chlorzink in Berührung verwandelt sich
die Seide in eine gummiartige Masse, die dann krümelig
wird und zuletzt völlig in Lösung übergeht. Die con-
centrirte Lösung zieht Fäden wie Syrup oder concentrir-
ter Gummischleim. Ammoniak giebt einen Niederschlag,
völlig löslich im Ueberschuss desselben.
Vermittelst des Graham’schen Dialysators kann man
die mit etwas Salzsäure angesäuerte Lösung von dem
Chlorzink trennen und behält auf dem Dialysator
eine schleimige, klare, farblose, geschmacklose Seidelö-
sung, welche zu einem goldgelben brüchigen Firniss ein-
trocknet. Stärker erhitzt färbt sie 'sich stachelbeer-
roth, ohne noch übelriechende Dämpfe zu geben. Erst
bei Rothgluth zersetzt sie sich unter Entwickelung übel-
riechender Dämpfe. (Compt. rend. 1. Decbr. 1862.)
H. Ludwig.
‚Löslichkeit der Seide im Kupferoxyd- Ammoniak.
Das Kupferoxyd-Ammoniak ist nicht allein ein kost-
bares Lösungsmittel der Baumwolle und der Cellulose,
‚sondern auch der Seide. Während man aber mur kurze
Zeit braucht um die Baumwolle zu lösen, muss man meh-
rere Stunden warten, bis die Seide gelöst ist und man
braucht weit grössere Mengen des Lösungsmittels für die
Seide. Man braucht 3, 6, ja 12 Stunden um letztere zu
lösen. Wolle wird selbst nach 14 Tagen nicht angegriffen.
Um ein Gemisch aus Baumwolle, Seide und Wolle zu
‚analysiren, verfährt man wie folgt.
Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 2. Hit. 12
178 Das Mikroskop zur Erkennung d. menschlichen Blutes ete.
Man lässt das Gewebe !/, Stunde lang mit dem Kupfer-
oxyd-Ammoniak in Berührung; alle Baumwolle wird als-
dann gelöst sein. Man taucht dasselbe aufs Neue in die
Flüssigkeit. Nach 24 Stunden wird alle Seide in Lösung
gegangen sein. Die Wolle ist ungelöst geblieben. Ozanam
gedenkt die Seidelösung technisch zu verwerthen, künst-
liche Seide zu spinnen, alte Seide, durchbohrte Cocons und
Wirrseide nutzbar zu machen. * (Ozanam, Compt. rend.
8. Dec. 1862.) { “ H. Ludwig.
Das Mikroskop zur Erkennung des menschlichen Blutes
bei gerichtlichen Untersuchungen.
Zur Unterscheidung des Blutes des Menschen von dem
der Thiere bei gerichtlicchen Untersuchungen gewährt das
Mikroskop einzig und allein richtigen Aufschluss. Ein Tro-
pfen Menschenbluts unter einem hinlänglich starken Mikros-
kop erscheint als eine unzählige Menge von kleinen rundli-
chen Körpern von hellgelber Farbe, welche in einer farblosen
Flüssigkeit schwimmen? Ihre Zahl ist so gross, dass man nur
da und dort, besonders an den Rändern des Tropfens, einen
Zwischenraum in ihrem Zusammenhange entdecken kann.
Diese Körper nennt man Blutkügelchen. Sie würden jedoch
weit richtiger Blutscheiben heissen, da ihre Gestalt nicht
kugelförmig, sondern dünn und flach ist wie eine Münze.
Die Blässe ihrer Farbe hängt von ihrer ausserordentlichen-
Dünne und Durchsichtigkeit ab. Nur wenn eine grosse
. Zahl derselben über einander liegt, tritt ihre Farbe tiefer
hervor. Sie ist dann entweder. voll schwarzroth oder
glänzend scharlachroth, denn nur diesen Theilchen ver-
dankt das Blut seine Farbe. Aus der Anwesenheit derselben
kann man mit Hülfe des Mikroskops selbst nach Jahren noch
erkennen, ob ein Flecken von Blut oder einem anderen
Farbstoff herrührt. Die Blutscheiben der Säugethiere sind
rund oder beinahe rund und auf beiden Oberflächen leicht
eingebogen. Die der Vögel, Fische und Reptilien sind läng-
lich rund und an der Oberfläche flach oder erhöhet. Durch
diese Eigenschaft lässt sich das Blut der Säugethiere von
anderem unterscheiden. Um aber die verschiedenen Arten
dieser grossen Classe zu bestimmen, reicht dies nicht hin;
hier unterscheidet die Grösse der Blutscheibehen. Alle
vierfüssigen Thiere haben kleinere als der Mensch; die
kleinsten besitzen die Wiederkäuer. Die des Ochsen sind
etwa 3/4, die des Schafes etwa !/, so gross, als bei dem
Menschen. Mit Hülfe des Mikroskops lässt sich demnach
Blutfarbstoff im Spectrum des Sonnenlichtes. 179
| mit Sicherheit bestimmen, ob Blut von einem Thiere oder
von einem Menschen herrührt. (Wittst. Vierteljahrschr.
Bi. 11. 2.) B.
Ueber das Verhalten des Blutfarbstofles im Speetrum
des Sonnenlichtes; nach F. Hoppe.
Durch Untersuchungen von D. Brewster, Herschel
und Müller ist das Verhalten verschiedener Farbstoffe
gegen verschiedene Abschnitte des Spectrums ermittelt.
Es hat sich bei denselben unter anderem ergeben, dass
durch einen grossen Theil der Farbstoffe Licht von be-
stimmten Brechbarkeiten so vollständig absorbirt wird,
dass, wenn man die Strahlen des Specetrums durch sehr
verdünnte Lösungen derselben hindurchgehen lässt, dunkle,
ziemlich scharf begrenzte Streifen an bestimmten Stellen
auftreten, wenn man das durch die Lösung hindurch-
gehende Spectrum direct oder nach Auffangen auf einer
weissen Ebene beobachtet. Es ergiebt sich aus diesen
Untersuchungen zugleich, dass man aus der Farbe der
Lösungen nur den Schluss ziehen darf, dass sie die Farben
am wenigsten absorbiren, welche die Lösungen selbst im
weissen Lichte zeigen, ohne dass sich aus diesen Farben
zugleich eine Andeutung darüber ergäbe, welches Licht
am stärksten absorbirt wird.
Die Absorptionsstreifen, welche sich im Spectrum
einstellen, wenn dasselbe durch eine Farbstofflösung geht,
sind nun offenbar Eigenthümlichkeiten der Farbstoffe,
welche eine Erkennung derselben oft in sehr zusammen-
gesetzten Lösungen ermöglichen, und sie verdienen um
so mehr Beachtung, als es an feinen chemischen Er-
kennungsmitteln der Farbstoffe und ihrer Veränderungen
sehr mangelt.
So wie unter den bisher untersuchten Farbstoffen.
der Indigo und das Chlorophyll, so zeichnet sich auch
der Blutfarbstoff durch das Vermögen aus, Licht von
bestimmten Brechbarkeiten ganz besonders stark zu
absorbiren und im Spectrum, welches durch seine Lö-
sung hindurchtritt, dunkle Streifen zu erzeugen, welche
andere rothe Farbstoffe, auch das chemisch veränderte
Hämatin nicht zeigen.
. Zur Untersuchung gefärbter Lösungen im Spectrum
dient am besten die bekannte Combination von Appa-
raten: Ein Heliostat wirft das Licht durch einen Spalt
in einen verdunkelten Raum auf eine achromatische Linse,
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180 _ Blutfarbstoff im Spectrum des Sonmenlichtes. 5
in deren Brennpuncte der Spalt steht, von da auf ein
Prisma von Glas oder Schwefelkohlenstof. Das so er-
zeugte Spectrum lässt man durch die zu untersuchende.
Lösung, welche sich in einem schmalen Gefässe mit
planparallelen Wandungen von Glas befindet, hindurch-
gehen und beobachtet dann dasselbe entweder direct mit
dem Fernrohre, oder nach dem Auffangen desselben auf
einem weissen Papierschirm mit unbewafinetem Auge.
Als Gefässe für die Farbstofflösungen dienen sehr gut
die Hämatinometer, welche der Optiker Schmidt in
Berlin angefertigt hat, in dem man eine Flüssigkeits-
schicht von gerade 1 Centimeter Dicke untersuchen kann.
Beobachtet man nun eine sehr verdünnte Lösung
von Blut und Wasser in einem solchen Gefässe in das
Spectrum gestellt, so zeigt letzteres, nachdem es die
Lösung passirt hat, zwei bestimmte dunkle Streifen in
Gelb und Grün. Beide Streifen liegen zwischen den
Frauenhoferschen Linien D und EZ, der dem schwächer
gebrochenen Lichte entsprechende ist der Doppellinie D
ziemlich nahe, der zweite liegt nicht so nahe an EZ; beide
haben, wenn die Blutlösung verdünnt genug ist, etwas.
geringere Breite als der Spectralabschnitt zwischen E
und b. Verstärkt man die Concentration der Blutlösung
oder lässt man das Spectrum durch eine diekere Schicht
der Lösung gehen, so nimmt die Breite beider Absorp-
tionsstreifen zu, aber fast allein auf Kosten des gelb-
grünen Lichts, welches beide Streifen von einander trennt,
sie fliessen endlich bei gesteigerter Concentration der
Lösung zu einem dunkeln, ziemlich scharf begrenzten
Felde zusammen. Dabei erlischt auch von dem Violet
und Blau allmälig mehr und mehr, ohne dass sich hier-
bei bestimmte Streifen einstellen. Endlich ist vom ganzen
Spectrum nur noch die Partie zwischen E und 5b und
das Roth und Orange bis D übrig. Bei noch stärkerer
Concentration erlischt auch das Grün, und es bleibt
allein noch Roth mit seinen schönen Frauenhoferschen
Linien übrig. Während nach diesen Erscheinungen der
Blutfarbstoff an den bezeichneten Stellen zwischen D und
E das Licht ausserordentlich kräftig absorbirt, lässt er
fast eben so entschieden die Abschnitte zwischen A und
D, so wie zwischen E und 5 intact. Es ergiebt sich
schon hieraus die Schärfe der Conturen jener geschilder-
ten Absorptionsstreifen, da die am stärksten absorbirten
Abschnitte von den am schwächsten absorbirten eng um-
grenzt werden. er ER |
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Vu a Le a Pe ei
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3 Blutfarbstoff im Spectrum des Sonnenlichtes. 181
Auch die ungelösten Blutzellen absorbiren die ge-
schilderten Theile des Spectrums. Um dies zu beobachten,
genügt es, das vom Prisma ausstrahlende Spectrum durch
den Hohlspiegel eines Mikroskops vertical nach oben
durch die Oeffnung des Mikroskoptisches auf eine dünne
Blutschicht zu werfen, welche sich hier zwischen Object-
träger und Deckglas befindet. Entfernt man den Tubus
des Mikroskops und sieht senkrecht auf die Blutschicht
hinab, so erkennt man beide Absorptionsstreifen auf das
Deutlichste.
Das Verhalten des Blutes verschiedener Wirbelthiere
im Spectrum ist in Hinsicht auf jene Absorptionsstreifen
vollkommen gleich gefunden worden. Sowohl arterielles
als venöses Blut zeigt beide Streifen. Andauerndes Be-
handeln der Blutlösung mit Kohlensäure verändert nichts
an ihnen. Eben so wenig hat der Verf. sie verändert
gesehen, wenn das Blut mit Kohlenoxyd, Wasserstoff,
Schwefelwasserstoff, Arsenwasserstoff, Stickoxydul, Aether,
Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Aetzammoniak, arseniger
Säure behandelt war. In Aetzammoniak gelöstes Blut
zeigte noch am andern Tage beide Absorptionsstreifen
ungeschwächt. Nach der Behandlung mit Schwefelwasser-
stoff zeigt sich ausser den Streifen noch ein dritter in
Roth.
Eintrocknen des Blutes bei gewöhnlicher Temperatur
verändert sein Verhalten im Spectrum nicht. Dagegen
verschwinden die Absorptionsstreifen sehr bald, wenn
man entweder Essigsäure, Weinsäure oder Lauge fixer
Alkalien zu der Blutlösung hinzufügt. Die Säuren wirken
hierbei schneller als die Alkalien. Die v. Wittich’sche
Hämatinlösung giebt die beiden Streifen nicht mehr, bei
hinlänglicher Concentration zeigt sie andere Absorptions-
streifen, von denen ein starker zwischen Ü' und D dicht
an letzterer Linie liegt. Hinsichtlich der am wenigsten
absorbirten Strahlen des Spectrums stimmt die v. Wit-
tichsche Lösung mit dem Blute überein.
Blut mit Alkohol im Ueberschuss kalt gefällt, giebt
einen Niederschlag, der in Ammoniak gelöst, im Spec-
trum nicht mehr jene Absorptionsstreifen zeig. Auch
Terpentinöl macht sie verschwinden. Ebenso zeigt die
Hämatinlösung, welche man durch Extraction des ge-
trockneten Blutes mit kochendem Alkohol und Schwefel-
säure erhält, jene Streifen im Spectrum nicht mehr.
| Mit pulverigem kohlensauren Kali gefälltes Blut hat
eine schöne arterielle Färbung tagelang, wenn keine Er-
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182 Blutfarbstof im Spectrum des Sonmenlichtes.
hitzung stattfindet; übergiesst man die Masse mit Alko-
hol, so geht bald die rothe Farbe in ein schmutziges
Braun über und erst dann findet Lösung von Hämatin
statt. Die Lösung hat die Absorptionsstreifen nicht mehr.
Löst man dagegen den feuchten Niederschlag statt durch
Alkohol in Wasser auf, so erhält man eine Lösung, die
ebenso wie frisches Blut beide Absorptionsstreifen zeigt.
Ebenso wird Blutlösung durch kohlensaures Natron binnen
Wochen hinsichtlich des Verhaltens im Spectrum nicht
geändert. |
In keiner der Flüssigkeiten, welche die Absorptions-
streifen nicht zeigten, konnten dieselben durch Behandeln
mit Alkalien etc. hervorgerufen werden.
Fällt man Blutlösung mit Bleiessig im Ueberschuss,
filtrirt und fällt dann aus dem Filtrate das Blei durch
kohlensaures Natron, so erhält man eine Lösung, welche
auf das Schärfste die Absorptionsstreifen im Spectrum
hervörbringt.
Ruft man durch Injection gallensaurer Salze in die
Vene von Hunden Hämaturie hervor, so zeigt der Harn, -
obwohl man Hämätin daraus darstellen kann, keine Ab-
sorptionsstreifen im Spectrum und wird durch Sauerstoff
nicht hellroth.
Aus dem Verhalten des unveränderten, so wie des
mit verschiedenen Reagentien behandelten Blutes ergiebt
sich, dass der Inhalt der Blutzellen (das Serum zeigt
keine bemerkbare Absorption in Gelb und Grün, wenn
die Schicht desselben nicht über 1 Decim. dick ist) die
bezeichneten Stellen im Spectrum sehr kräftig absorbirt,
so lange die Eiweissstoffe dieser Flüssigkeit nicht coagu-
lirt oder in den Zustand des Alkali- oder Acidalbumins
übergegangen sind. Da nun ein Stofl, welcher eine so
bestimmte Lichtabsorption zeigt, nicht wohl wie die be-
kannten Eiweissstoffe farblos erscheinen kann, so wird
man annehmen müssen, dass derselbe Stoff, welcher dem
Blutzelleninhalt seine rothe Farbe giebt, auch jene Ab-
sorption bewirke. Da ferner jenes Absorptionsvermögen
unabhängig von den verschiedensten Farbenveränderungen,
welche das Blut durch Sauerstofl, Kohlensäure, Kohlen- °
oxyd, Arsenwasserstoff etc. erhält, erscheint, dagegen durch
relativ schwache Einwirkungen, die aber Coagulation oder
doch Veränderung aller Albuminstoffe betreffen, zerstört
wird, so erscheint zunächst die Annahme gerechtfertigt,
dass alle jene Veränderungen, welche die geschilderten
Gase im Blutfarbstoff hervorrufen, ihn nicht zerstören,
Beobachtungen über die Blutkrystalle. 183
dass man vielmehr hoffen darf, Mittel zu finden, durch
sie verändertes Blut wieder in normales zu verwan-
deln. |
- Es erscheint ferner nach obigen Reactionen gewiss,
dass in den Blutzellen eine Verbindung enthalten ist,
welche den Farbstoff des Blutes darstellt, jene Lichtab-
sorption bewirkt, vom Bleiessig nicht gefällt wird, leichter
als Albumin sich diffundirt, und durch Säuren, fixe Al-
kalien etc. in einen Eiweissstoff und das Hämatin zer-
fällt, welches in der v. Wittich’schen Lösung enthalten ist.
Ohne Zweifel ist dieser Körper derjenige, welcher die
Funke’schen Krystalle bildet. Ist diese Darstellung richtig,
so ist natürlich das Bestreben vergeblich, ungefärbte
Blutkrystalle zu erhalten, obwohl möglicher Weise bei
der Zersetzung des Körpers Stoffe entstehen können,
welche gleichfalls der Krystallisation fähig sind. Mit
der Reindarstellung und chemischen Untersuchung dieses
Blutroths ist der Verf. jetzt beschäftigt.
Zum forensischen Nachweis von Blut in Flecken auf
Kleidern etc. besitzt man bereits ziemlich viele und zum
Theil scharfe Prüfungsmittel, natürlich kann man sich
dazu auch der oben geschilderten Untersuchungsmethode
bedienen. Nicht zu verwaschene Blutflecken auf weisser
Leinwand. oder durchsichtigem Papiere, nöthigenfalls etwas
angefeuchtet, zeigen im Sonnenspectrum die beschriebenen
Streifen, wenn sie zwischen Prisma und Auge in dasselbe
gebracht werden. (Chem. Centralbl. No. 11. 1862.) B.
Beobachtungen über die Blutkrystalle;
von Carl Bojanowski, Assistenten am anatomi-
schen Institute zu Greifswald.
Literatur. Bereits 1841 erschien Nasse’s Abhand-
lung „über die Form des geronnenen Faserstoffs* (Mül-
ler's Arch. p. 439): Reichert’s Beobachtungen über eine
eiweissartige Substanz in Krystallform (ebendas. 1849,
pag. 197).
Funke: De sanguine venae lienalis. Diss. inaug.
Lips. 1851. — Ueber das Milzblut (Henle’s u. Pfeufer’s
Zeitschr. für ration. Med. 1851. p. 172). — Neue Beob-
achtungen über die Krystalle des Milzvenen- und Fisch-
blutes (ebendas. 1852. p. 199).
Kunde: Ueber Krystallbildungen im Blute (ebend.
1852. S.arı)..
184 | Benbashtungen über die Blutkryealle.
Remak: Ueber Blutgerinnsel und über ar
' haltige Zellen (Müller’s Arch. 1852. 8.115).
Kölliker: Ueber Blutkörperchen - haltige Zellen
(Ztschr. für wiss. Zoologie. 1849. Bd.I. S. 266).
Teichmann: Ueber die Kryst. der organ. Bestand-
theile des Bluts (Ztschr. für rat. Med. 1853. III. p. 375).
— Derselbe über das Hämatin (das. VIII. p. 141).
Lehmann: Ueber die Krystallisirbarkeit eines der
Hauptbestandtheile der Blutkörperchen (Ber. der k. sächs.
Gesellsch. der Wiss. in Leipzig, math.-phys. Cl. 1852.
ag. 23.)
| R Derselbe: are den kryst. Stoff des Bluts (ebend.
p- 78). — Weitere Mittheilungen über die kryst. Protein-
substanz des ‚Bluts (ebend. 1853. p. 101).
Leidig: Zur Anatomie von Piscicola geometrica
. (Zeitschr. für wiss. Zoologie, Bd.I. 1849. p.116; Lehrb.
der Histologie, 1857. S. 446).
Berlin: Ueber Blutkrystalle (Arch. für holl. Bei-
träge, 1. p. 71).
Owsjannikow: Ueber die Teichmannschen en
krystalle (Ztschr. Russl. Jahrg. XVII. 1860. No. 1. S. 6).
Artikel „Spleen“ in Todd’s Cyclop. of Anat. and
Phys. Part XXXVI; Lond. Journ. 1849. p. 792; Mikrosk.
Anat. Bd.Il. Aufl. 2. 1859. p. 585.
| Parke’s The formation of erystalls in human blood
(Med. Times and Gazette. Juli bis Decbr. 1852).
Sieveking: Albuminous Crystallisations (Brit. and
foreign Med. Chir. Reviews. Vol. II. Juli bis Octbr. 1853).
Robin et Verdeil (Trait@ de chim. anat. et phys.
Paris 1853).
Man kennt gegenwärtig vier Arten von Blutkrystal-
len: die Hämin-, Hämatin-, Hämatoidin- und Hä-
matokrystallin-Krystalle. Nach dem Vorkommen, der
Art ihrer Gewinnung - und ihrem chemischen Verhalten
zu urtheilen ist es wahrscheinlich, dass die Verschieden-
heit der Blutkrystalle durch eine verschiedene chemi-
sche Zusammensetzung bedingt sei.
1) Das Hämokrystallin nach Lehmann oder
die Globulinkrystalle nach Kölliker. |
Nach Bojanowski’s Ausspruch gebührt Reichert
das Verdienst, diese Krystalle schon im Jahre 1847 im
Uterus eines Meerschweinchens entdeckt zu haben. Rei-
chert sagt a.a.O.: „Durch Zufall bin ich zur Entdeckung
von mikroskopischen Krystallen gelangt, deren Substanz,
Beobachtungen über die Blutkrystalle. 185
den chemischen Reactionen gemäss, für einen eiweissarti-
gen Stoff gehalten werden muss.
Später fand Kölliker Krystalle von rother Farbe
im Blute des Hundes, der Fische und eines Pythons,
und zwar, wie er behauptet, theils innerhalb der Blut-
kügelchen, theils frei im Blute, namentlich der Milz
und Leber.
Darauf lehrte Funke diese Krystalle aus dem Milz-
venenblute des Pferdes, der Fische, des Ochsen, des
Schweines,
Kunde aus denen des Eichhörnchens, des Hamsters
u.$. w. gewinnen, so dass man wohl mit Recht annehmen
kann, aus jedem Blute lassen sich durch zweckmässige
Behandlung diese Krystalle darstellen. Und zwar ist die
Eigenschaft, Krystalle zu bilden, nicht eine ausschliess-
lich dem Milzblute zukommende, sondern sie ist jedem
Blutstropfen, mag man denselben hernehmen,
wo man will, eigenthümlich, wiewohl zuzugeben ist,
dass das Milzvenenblut diese Eigenschaft in besonders
hohem Grade besitz. Nach Kölliker’s Behauptung ist
die Milz ein Organ, in welchem die Blutkörperchen mas-
senhaft zu Grunde gehen. |
Lehmann lehrte die Gewinnung dieser Krystalle
durch die successive Behandlung des gut gewässerten,
detibrinirten Meerschweinchenblutes mit Sauerstoff und
Kohlensäure, bei gleichzeitigem Einfluss des Lichts. Nach
Bojanowski ist Lehmann’s Angabe zu unklar, als
dass man auf diesem Wege ein günstiges Resultat erzie-
len könnte. Bojanowski überzeugte sich durch viele
Versuche vollständig, dass das anzuwendende Blut sowohl
defibrinirtes, als auch fibrinhaltiges sein könne, ohne auf
die Bildung, Form und Farbe der Krystalle Einfluss zu
haben.
Für die mikroskopische Untersuchung hat Boja-
nowsky zu unzähligen Malen Blutkrystalle nach einem
von Funke angegebenen Verfahren dargestellt, das kein
anderes ist, als das Lehmann’sche, nur dem Verständnisse
zugängiger gemacht. Es ist das folgende: Man bringt
einen Tropfen des betreffenden Blutes auf ein Objectgläs-
chen und lässt ihn einige Minuten der Luft ausgesetzt
stehen; sodann setzt man einen Tropfen Wasser hinzu,
'haucht das Präparat einige Male an, bedeckt es nun mit
dem Deckglächen und lässt es langsam verdunsten. Die
Einwirkung des Lichtes ist nicht durchaus nothwendig,
186 Beobachtungen über die Blutkrystalle. %
sie bedingt jedoch eine üppigere und regelmässigere Kry-
stallbildung. 3 |
Bisweilen ist nach Bojanowski ein geringer Zu-
satz von Alkohol oder Aether oder beider zu dem Blute
unerlässlich, um Krystalle zu erhalten. H
Später stellte Bojanowski die Krystalle auf fol-
gende höchst einfache, dabei sichere und immer schöne
deutliche Präparate liefernde Weise dar: Man lässt Blut,
wie es aus der Äder kommt, oder besser noch, wie es
sich in den Gefässen nach dem Tode befindet, in einem
Gefässe 2 bis 4 Tage lang an einem kühlen Orte stehen.
Dabei zerfliesst der Blutkuchen, der sich anfangs gebil-
det hatte, ganz oder theilweise, das Blut wird dicekflüssig,
dunkelroth bis schwarz. Einen Tropfen dieses Blutes
thut man auf ein Objectgläschen, legt ein Deckgläschen
auf und lässt nun das Präparat einige Stunden dem Lichte
ausgesetzt liegen, nach welcher Zeit dann immer und in
jedem Präparate schön ausgebildete Krystalle gefunden
werden. Bisweilen setzte Bojanowski, wenn das Blut
zu dickflüssig war, ein wenig destillirtes Wasser hinzu,
in der Regel bedarf es jedoch durchaus keines Zusatzes.
Einer höheren Temperatur darf man das Blut nicht aus-
setzen.
Das Hämatokrystallin verschiedener Thiere krystal-
lisirt in verschiedenen Formen und Systemen. So erhielt
Bojanowski aus dem Blute des Menschen und vieler
Säugethiere rhombische (rechtwinklige) Tafeln, aus dem
Blute der Maus und des Eichhörnchens regelmässige
sechsseitige Tafeln, aus dem des Meerschweinchens
tetraäödrische und aus dem des Kaninchens prisma-
tische Krystalle. Im Mageninhalt der Blutegel beob-
achtete die Hämatokrystallinkrystalle Budge.
Auch diejenigen Krystalle aus verschiedenen Blut-.
arten, welche übereinstimmende Form zu besitzen schei-
nen, zeigen doch eine unverkennbare Verschiedenheit in
der Grösse ihrer Winkel. RN
Die Krystalle aus dem Blute der einzelnen Thiere
haben etwas Speeifisches und Charakteristisches an sich,
so dass es bisweilen möglich ist, aus den vorliegen-
den Krystallen das Thier, aus dessen Blute sie
stammen, zu diagnostisiren.
Die Verschiedenheit der Krystallformen hat einen
unverkennbaren Einfluss auf die verschiedene Löslichkeit
der Krystallee Lehmann führt die letzteren auf vier
Beobachtungen über die Blutkrystalle. 187
Systeme zurück: das tetraödrische, rhomboedrische,
hexagonale und prismatische.
Es ist wohl zweifellos, dass die Krystalle aus dem
Inhalte der Blutzellen entstehen, letztere müssen ihren
Inhalt durch Bersten, durch Einwirkung von Wasser aus-
treten lassen, um sie zu liefern.
‘ Die Hüllen der Blutkörperchen haben keinen Antheil
an der Krystallbildung, eben so wenig das Blutserum.
Radlkoffer, Lehmann und Bojanowski sind
der Ansicht, dass die Krystalle aus dem Globulin beste-
hen, und dass der Farbstoff ihnen nur anhängt. Lässt
man nämlich die gefärbten Krystalle einige Zeit an der
‘ Luft liegen, so werden sie heller und zuletzt farblos.
Auch Teichmann beobachtete farblose Blutkrystalle.
Kölliker’s Bezeichnung als Globulinkrystalle würde
alsdann sehr passend sein. i
Für die Eiweissnatur der Krystalle sprechen nach
Bojanowski:
1) dass sie durch Salpetersäure (conc.), darauf durch
Kali und Ammoniak intensiv orange gefärbt werden
(durch Bildung von Xänthoproteinsäure); |
2) die überaus grosse Aehnlichkeit dieser Krystalle
in Form und: Verhalten mit den Dotterplättchen der
Fischeier;
3) die von Radlkoffer gegebenen Analysen der
‚noch verunreinigten Krystalle von Hunden, die nach Ab-
zug der Asche ergaben
055,18 — 55,41, HH: =. 7,14 — 787 N 10
— 17,40 und OS — 20,24 — 20,28 Proc.
Sie enthielten 0,718 — 0,938 Asche und in dieser
63,842 Proc. Eisen, 19,814 PO, 5,936 CaO, 0,970 MgO,
5,212 KÜCl und 3,458 Proc. CaO, SO3
Bojanowski beobachtete niemals innerhalb der
Blutkörperchen Krystallbildung, so wenig wie Kunde.
Funke und Kölliker wollten eine solche innere Kry-
stallbildung gesehen haben. |
Die Krystalle besitzen in hohem Grade die Eigen-
schaft, Feuchtigkeit aus der Luft anzuziehen.
2) Die Häminkrystalle, im Jahre 1853 zuerst von
Teichmann durch Einwirkung der Essigsäure auf das
Blut entdeckt und beschrieben. Teichmann 's Entdeckung
ist, wiewohl sie von vielen Seiten (vergl. Lehmann’s Zooche-
mie, 8. 137) nur mit der grössten Verachtung aufge-
nommen wurde, indem man die vom Entdecker mitge-
theilten Versuche als schmutzige und unsaubere bezeichnete,
ET
Pr Ne E
188 Beobachtungen über die Blutkrystalle.
wenigstens eben so werthvoll, als die Entdeckung der
Hämatokrystallinkrystalle. Teichmann’s Entdeckung
ist geeignet, eine vollständige Reform in der Blutunter-
suchung für forensische Zwecke hervorzurufen. Nur mit
Murexid könnten dieHäminkrystalle verwechselt werden.
Das Hämin hat braune Färbung, das Murexid ziegelrothe.
Essigsäure löst die Häminkrystalle nicht, wohl aber die
des Murexids mit rosenrother Farbe. Kalı löst die Hä-
"minkrystalle mit dunkelgrüner, die des Murexids mit. vio-
letter Farbe. Glycerin ist ohne Wirkung auf die Kry-
stalle des Hämins, Murexid nimmt im Glycerin erst eine
grünliche, dann violette Färbung an.
Aber die Art des Blutes hat keinen Einfluss auf die
Gestalt und das Verhalten der Häminkrystalle, welche in
jedem Blute in derselben Qualität und wohl auch Quanti-
tät vorhanden sein mögen. |
Nach Bojanowski ist der wesenlichste, wenn nicht
alleinige Bestandtheil der Häminkrystalle das Hämatin.
Die schönsten und einförmigsten Häminkrystalle erhält
man immer, wenn man zuerst das Blut mit Essigsäure
kocht, dann filtrirt und.nun erst eine geringe Menge der
durchfiltrirten Flüssigkeit mit Eisessig behandelt und die
Lösung verdunsten lässt. Alle Krystalle eind dann gleich-
mässig gefärbt, stark lichtbrechend, und liegen in einer
völlig klaren durchsichtigen Mutterlauge. Die Form der
Häminkrystalle ist die rhombische, bald rhombi-
sche Säulen, bald rhombische Tafeln. Häufig bemerkt
man die einem Paragraphenzeichen ähnelnde Ueber-
gangsform, welche dadurch zu Stande kommt, dass die
stumpfen Winkel des Rhombus sich etwas abrunden, die
‚spitzen Winkel dagegen sehr ausgezogen und bogenförmig
gekrümmt sind. Oft sieht man Krystalle, bei denen die
beiden stumpfen Winkel sehr gross sind, wodurch die-
selben eine doppellanzettliche Form erhalten. Oft lagern sich
. die Krystalle kreuzweise übereinander zu Figuren, die
einem römischen X oder Sternen frappant ähnlich sind.
Die Farbe ist schmutziggelb, von hellgelb bis dunkel-
braun, selbst ins Schwarze.
Brücke beobachtete, dass ein Zusatz von Kochsalz
zur Bildung der Häminkrystalle nöthig sei. Nach Boja-
nowski kann auch BaCl,.SrCl, KÜl, CaCl, KJ, H4NJ das
Kochsalz ersetzen. Allein es ist besser, solche Zusätze
zu vermeiden. In allen Fällen, wo aus alten Blutflecken
keine Krystalle entstehen wollten, erhielt Bojanowski
dieselben nach Zusatz einer Spur von Ammoniak
rat,
En in RD Le
U,
Beobachtungen über die Blutkrystalle. 189
3) Die Hämatinkrystalle konnte Bojanowski
weder nach Lehmann’s noch nach v. Wittich’s Me-
thode erhalten. Die Angaben über das chemische Ver-
halten der Häminkrystalle sind so übereinstimmend mit
der Reaction des Hämatins selbst, dass Bojanowski
kein Bedenken trägt, ihre Entstehung aus dem Hämatin
anzunehmen. Kali bewirkt bei beiden grünliche Fär-
bung, Ammoniak eine fast purpurrothe. Aus dem Hä-
matin erhält man durch Behandlung mit Eis-
essig Häminkrystalle.
4) Das Hämatoidin, von Virchow entdeckt, ist
nicht identisch mit dem Hämatin, aber mit ihm ver-
wandt, wie die Versuche von Zwicky, Bruch und
Virchow darthun.
Es kommt in den Corporibus luteis vor, in alten Ex-
travasaten des Gehirns, in obliterirten Venen, hämorrha-
gischen Milzinfarcten, Hautsugillationen, Eiterhöhlen der
Extremitäten, in faulen Lebern. Es ist kein Bestandtheil
des Bluts, sondern ein Umsetzungsproduct des Hämatins.
Es krystallisirt in gypsartigen rhombischen Tafeln
und Säulen von starkem Lichtbrechungsvermögen, gelb,
roth bis rubinroth. Unlöslich in Wasser, Alkohol, Aether,
Terpentinöl, löslich in Alkalien. (Zeitschr. für wissensch.
Zoologie v. Siebold u. Köllicker, Bd. XII. Heft. IV. 17. Nov.
1862.) H. Ludwig.
Nach Max Jaffe (Arch. f. pathol. Anatom. u. Physiol.
‚Bd. 23. pag. 292; daraus in Fresenius’ Zeitschr. f. analyt.
Chemie, 1862. 8.259) ist das Hämatoidin mit dem Bili-
fulvin identisch. | HA. L.
190
IV. Literatur und Kritik.
H. Karsten, Entwickelungserscheinungen der organi-
schen Zelle. Berlin 1863. Abdruck aus Poggen-
dorff’s Annalen, Band 118. 23 Seiten nebst einer
lith. Tafel.
Die vorliegende Abhandlung hat den Zweck, die vom Verf.
bereits vor 20 Jahren in seiner Inaugural - Dissertation: „De cell«a
vitali“ ausgesprochenen und neuerdings in seiner Schrift: „Histo-
logische Untersuchungen, Berlin 1862* ausführlicher dargestellten,
von der herrschenden Lehre in wichtigen Punceten abweichenden
Ansichten über die Entwickelung, Organisation und Thätigkeit der
organischen Zelle, insbesondere der Pflanzenzelle, von Neuem gel-
tend zu machen.
Im Ganzen laufen diese Ansichten darauf hinaus, neben dem
Inhalt auch dem andern Bestandtheil der Zelle: der Haut, eine
grössere physiologische Bedeutung beizulegen, als dies bei den
übrigen Physiologen geschieht. Obgleich von den Letzteren aller-
dings der Inhalt als der eigentliche Sitz und Heerd der Zellen-
thätigkeit betont zu werden pflegt, so ist doch wohl Niemand, wel-
cher die Rolle der Membran als Vermittlerin des Austausches zwi-
schen Inhalt und Umgebung, so wie die Entwickelungsfähigkeit
derselben in Abrede stellen möchte. Etwas Weiteres namentlich
einen unmittelbaren Einfluss der Haut auf den chemischen Process
in der Zelle, vermag aber am Ende doch auch Karsten nicht
nachzuweisen; auch kann derselbe unmöglich verkennen, dass die
Quelle für die Entwickelung, nämlich für das Wachsthum durch
Bildung neuer Zellstoffmasse, ein Grund nicht in dieser selbst,
sondern nur in dem flüssigen Inhalt liegen kann. Namentlich steht
Karsten mit der herrschenden Ansicht, dass der Inhalt das Pri-
märe an der Zelle ist, im Widerspruch, indem er meint, dass die
Membran von Anfang an vorhanden sei, und dass es überhaupt
keine hautlose Zustände von Zellen gäbe. Es hängt diese seine
Ansicht damit zusammen, dass er die verschiedenen Schichten, wo-
durch sich die primäre Zellwand nach der gewöhnlichen Ansicht
durch Abscheidung von Zellstoff aus dem Inhalte nach und nach
verdickt, als ein System von ineinander geschichteten selbststän-
digen Zellen betrachtet, deren jede sich für sich entwickele; fer-
ner dass er den Primordialschlauch, nämlich die die Innenwand
auskleidende Protoplasmaschicht, als eine wirkliche Membran,
und zwar als die jüngste innere Zelle, und ebenfalls den Zellen-
. kern als eine echte aber kernlose Zelle auffasst, wobei er ausser
Acht lässt, dass jene Protoplasmaschicht nach Innen gar nicht
scharf begrenzt ist, und dass diese, so wie die Haut des Zellen-
kerns schon wegen der ganz verschiedenen chemischen Natur sich
unmöglich in eine Zellstoffmembran umbilden kann.
a a Er Eh he.
nr nt Ze ’
Literatur. 191
Ausserdem ist nach Karsten der Inhalt der Zelle mit zahl-
reichen endogenen, sekr zarten Zellen erfüllt, und letztere zum
Theil wieder mit kleineren, weshalb er in der Zelle einen viel
complicirteren Organismus sieht, als nach der gewöhnlichen An-
sicht, und die Existenz von einzelligen Thieren und Pflanzen be-
streitet. Diesen complieirten Bau sucht der Verf. besonders am
Brennhaar von Urtica ausführlicher nachzuweisen, indem er die
mit wasserheller Flüssigkeit erfüllten Zwischenräume, welche zwi-
schen den die Zellenhöhle durchsetzenden Schleimströmchen liegen,
für wirkliche, mit einer Membran versehene Zellen hält, welche
beim Oeffnen der Haarzelle heraustreten und zum Theil wieder
mit Zellen erfüllt sein sollen. Die Circulation des Zellsaftes in
jenen Schleimströmchen glaubt Karsten aus der ungleichen Be-
schaffenheit des Zellsaftes an verschiedenen Stellen der Zellenhöhle
und aus der dadurch bedingten ungleichen endosmotischen Thä-
tigkeit der verschiedenen endogenen Zellen, d.h. als eine einfache
Diffusionserscheinung erklären zu können *).
Noch complieirter erscheint nach Karsten die Organisation
der Zellen dadurch, dass er den Begriff Zelle auf eine Menge von
Inhaltskörpern ausdehnt, welche sonst als Bläschen, Körner, Tro-
pfen etc. aufgefasst werden,. nämlicb Amylum-, Chlorophyli- und '
Kleberkörner, Fett- und Schleimtröpfchen, Vacuolen, welche säimmt-
lieh mit einer dünnen Membran umgeben sein sollen. Er nennt
diese einfachen Zellen zum Unterschied von den Gewebezellen
Secretionszellen und theilt denselben die Rolle zu, die im Zellsaft
gelöste unorganische Materie in höher und höher combinirte Ver-
bindungen umzusetzen, d.h. zu assimiliren, welche „Absonderungs-
stoffe“ theils zur Ernährung der Haut der Mutterzelle, theils zur
Bildung von Tochterzellen verwandt, theils in andere Regionen
des Organismus geführt werden. Zu diesem Zweck werden diesel-
ben verflüssigt und resorbir. Auch sollen sich diese Stoffe in
einer wechselnden Umsetzung, d.h. Auflösung und Neubildung be-
finden, indem kurz nach der Entstehung neuer Gliedzellen jene
Stoffe aufgelöst und sogleich darauf in einer neuen Zelle wieder
erzeugt werden. (Diese Erscheinung, dass das Chlorophyll u. dgl.
vorher Bestandtheile der Mutterzelle und nach der Bildung von _
Tochterzellen Theile der letzteren sind, ergiebt sich übrigens nach
der Theorie von der Vermehrung der Zelle durch Abschnürung
des ganzen Inhalts ganz von selbst, ohne die Annahme einer Re-
sorption und Wiedererzeugung, indem die Chlorophylischläuche,
welche vor der Theilung in der Mutterzelle eingeschlossen sind,
nach der Theilung des Inhalts der letzteren natürlich als Inhalt
der Tochterzellen erscheinen. Uebrigens giebt Karsten an, diesen
Resorptionsprocess der Chlorophylischläuche bei Oedoyonium direct
beobachtet zu haben.)
Einen andern Hauptpunct der Abhandlung bildet die Ent-
stehung neuer Zellen. Karsten bestreitet sowohl die von
Schleiden aufgestellte Theorie, wonach die Neubildung der Zellen
von dem Zellkern ausgeht, als auch die von Mirbel und Mohl
eingeführte und* fast allgemein anerkannte Ansicht, wonach sich
8 die Gewebezellen dadurch vermehren, dass der Primordialschlauch
‘ mit dem übrigen Inhalt einer Mutterzelle sich in 2 Portionen
abschnürt, von denen jede sich mit einer neuen Zellenmembran
*) Cfr. Histologische Untersuchungen, p. 61.
192 .... Ziteratur.
umgiebt*,. Nach Karsten A neue Zellen nur frei in
der Zellflüssigkeit als von Anfang an zwar kleine, aber vollkom-
mene Zellen, welche nach und nach sich vergrössernd zusammen-
stossen und eine Scheidewand bilden. Für diese Ansicht stützt
sich Karsten besonders auf Beobachtungen an Spirogyra nitida
. und orthospira, indem er hier fand, dass die Scheidewand schon
vor der scheinbaren Einfaltung vorhanden war. Die letztere hält
er nur für eine die Zellenvermehrung passiv begleitende Erschei-
nung, namentlich beruke dieselbe bloss auf einer stellenweisen
Zurückziehung des Chlorophylis bei hungernden Conferven oder
darauf, dass wenn zwei entstandene Tochterzellen sich unvollstän-
dig berühren, die secundäre Zelle (Primordialschlauch) sich falten-
artig zwischen dieselben senke.
Ebenso geschieht die gleichzeitig mit dem Auftreten zweier
Tochterzellen statt findende Theilung der Kernzelle nach Kar-
sten nicht,-wie die gewöhnliche Ansicht ist, durch Einschnürung
der Membrane der letzteren, sondern durch Neubildung zweier
Tochterkernzellen frei in dem flüssigen Inhalte der Kernmutter-
zelle (efr. Histolog. Unters. Fig. 88—85). Die Tochterzellen des
Zellkerns werden entweder zu Gliederzellen oder wachsen (wie bei
Spirogyra Hornschuchii) zu den napfförmigen Kreisfalten der Schei-
dewand hervor.
3 Eine Methode, deren sich der Verf. bei seiner Untersuchung
mit Erfolg bediente, nämlich Düngung der Conferven mit organi-
schen Stickstoffverbindungen, hat auch ein allgemeines Interesse.
Es ergiebt sich nämlich, dass dadurch die Entstehung neuer Zellen
befördert, dagegen das Wachsthum der Zellbäute beschränkt wird,
während Mangel an Düngung umgekehrt die Neubildung von Zel-
len hindert, dagegen die bereits gebildeten Zellhäute veranlasst
sich zu verdicken oder in Form von centripetalen Kreisfalten zu
_ entwickeln.
Ein näheres kritisches Eingehen auf den Inhalt der Abhand-
lung würde den für die vorstehende Anzeige SugemehkEnen Raum
überschreiten. .
*) So ist die von Mirbel und Mohl. Von einer Einfaltung
der Mutterzellhaut, wie sie Karsten diesen Physiologen
unterlegt, ist weder bei Diesem noch bei irgend einem An-
dern die Rede und kann nicht die Rede sein, da sich für
eine solche Ansicht im ganzen Pflanzenreiche auch nicht die
Spur eines Anscheins findet. |
“ Hofbuchdruckerei der Gebr. Janecke zu Hannover.
ARCHIV DER ER. PHARNACIE.
CLXY. Bandes drittes Heft.
I. Physik, Chemie und praktische
Pharmaecie.
Analysen von Fluss- und Quellwässern Thüringens;
mitgetheilt von
Prof. Dr. H. Ludwig in Jena.
1. Quantitative Bestimmung des Kalks, der Talkerde und
der Schwefelsäure im Wasser der Saale und zweier Quellen
in der Nähe von Jena;
von A. Kromayer, Assistenten am chemisch -pharmaceutischen
Institute zu Jena.
Sämmtliche Wässer wurden am 4. Februar 1860 ge-
schöpft und sogleich in Untersuchung genommen. Es war
die Frage zu erledigen, ob in denselben wirklich nur
Kalk und keine Talkerde vorkomme, oder ob Wacken-
roder bei seinen früheren Untersuchungen den Talkerde-
gehalt dieser Wässer übersehen habe.
A. Quellwasser aus der Quelle im Garten der Neumühle.
a) 800 CC. desselben wurden mittelst oxalsauren Kalis
gefällt, und nach eintägigem Stehen der oxalsaure Kalk
gesammelt; er betrug 0,338 Grm. und lieferte 0,229 Grm.
Ca0,002 — 0,128 Ca0O. Die 0,229 Grm. Ca0,C0? in
Ca0,S03 verwandelt lieferten 0,307 Grm. desselben —
0,126 Grm. CaO. Das Mittel ist 0,127 Grm. Kalk.
1000 CC. Wasser würden also 0,158 Grm. Kalk
enthalten.
b) Die vom oxalsauren Kalk abfiltrirte Flüssigkeit
wurde mit talkerdefreiem phosphorsauren Natron nebst
Ammoniak gefällt. Nach eintägigem Stehen wurde die ent-
. standene phosphorsaure Ammoniak-Talkerde gesammelt
“und geglüht. Es wurden 0,088 Grm. 2MgO, PO5 erhalten °
Arch.d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hit. 13
ER Pure Pi ee eh ie 5% ad BR 5
ee e, a ala Be BI
— 0,0317 MgO — 0,0396 Promille Ne0 oder ebgerundet.
0,040 Promille MgO.
c) 600 Grm. Wasser. wurden mit Hal ET und
mit BaCl gefällt. Es wurden erhalten 0,111 Grm. schwe-
felsaurer Baryt — 0,038 Grm. Schwefelsäure — aaa
Promille SO3.
Also 1000 CC. Wasser ke: Quelle der Noumähle.
enthalten:
CaO = 0,158 Grm.
MsO = 0,040 „
SO Ze 0ER FE
Da die Prüfung auf Chlor nur Spuren. ER
erkennen liess, so können alle nicht an SO3 ge
* Basen an CO? gebunden werden.
Ca0, S03 + 2HO — 0,135 Promille
SO3: CaO — 0,063: x; 40: 280,063: x; x—0, 044030 an
0,063 SO3 gebunden zu 0,107 CaO, s03 — 0,135 CaO,
| S03, 2HO.
0,158 CaO — 0,044 CaO —= 0114 CaO an CO? gebunden.
Ca0: Ca0, CO? = 0,114: x; 28:50= 0,114: x; x = 0,203 |
CaO0, CO2.
Mg0:Mg0, CO? = 0,04:x; 20:42 = 0,04: x; x 0084
MgO, C02.
1000 Grm. Wasser der Neumthlenquelle
"enthalten also
(= 0,044 Ca0O + 0,068 308
—= 0,107 CaO, SO3)
CaO, CO2 — 0,203 2 im Kohlen haltigen
ie 0, co2 — 0,084 - Wasser als doppeltkohlen- .
saure Salze gelöst.
Chlormetalle . Spuren 5
Summa 0,422 Promille.
Diese Quelle liegt tiefer als die fülgehdk
'B. Das Wasser aus der Quelle oberhalb der Papiermühle.
a) 800 CC. desselben gaben 0,269 Grm. getrockneten
oxalsauren Kalk und dieser 0,186 CaO, CO? = 0,104 Ca0.
0,186 CaO, CO? gaben 0,257 Grm. CaO, SO3 — 0,106 CaO. R
‚ Mittel = 0,105 CaO. In 1000 CC. Wasser 0,131 Ca0.
Re Dt
®
Ks 800 cc. Wasser En, 0,067 Grm. . 23190, Pos —
0,0241 MgO. In 1000 CC. — 0,0301 MgO.
c) 600 CC. Wasser gaben 0,030 BaO, S03 — 0,0103
803 —= 0,0171 Promille SO3.
1000 Wasser enthalten:
CaO = 0,131 Promille.
MgO = 0,050 ,
SO3 — 0,017 fe
Auch dieses Quellwasser enthielt nur Spuren von
Chlor. | |
SO3: CaO —= 0,017:x; x = 0,012 CaO an 0,017 SO3 zu
0,029 CaO, SO3 — 0,037 Promille CaO, SO3 + 2HO
und 0,131 — 0,012 = 0,119 CaO an CO? gebunden —
0,2125 CaO, CO2.
Mg0: Mg0, CO2 = 0,080:x; x —= 0,063 Fromilie
MsO, 002.
1000 Grm. Wasser der Quelle oberhalb der
Papiermühle enthalten- |
(darin 0,012 CaO + 0,017 SO3
CaO, 308 Eu 3HO == 0,037 Promille ? ERS 0,029 CaO, S03)
Ca0, CO2 — 0,213 n \ beide als doppelt - kohlen-
Mg0, C0O2 = 0,063: , saure Salze in Wasser gelöst.
Chlormetalle Spuren
| Summa 0,313 Promille.
Diese Quelle entspringt oberhalb der Quelle der
Neumühle.
Bei den beiden genannten Quellen bestätigt sich aufs
Neue das von G. Bischof aufgefundene geologische Ge- _
setz, dassmit der Höhe des Ursprungsder Gehalt
der Quellen an gelösten festen Bestandtheilen
abnimmt. Beide angeführten Quellen nehmen ihren Ur-
sprung im Mühlthale; die oberhalb der Papiermühle, als
die höhergelegene istärmer, die im Garten der Neu-
mühle, als die tieferliegende istreicher an festenBestan-
‚theilen. Der Gehalt an kohlensaurem Kalk in beiden
"Quellen ist nahezu derselbe, denn beide haben die gleichen
‚Kalkschichten durchsickern müssen, aber Talkerdegehalt =
Er
und Gypsgehalti ist bei der Nerimählenguelle Beleihiede 2 Aa
sie einen längeren Weg.durch die Talkordoführenden ee
und den Gyps nehmen musste.
C. Wasser’der Saale im Paradiese bei Jena geschleft,
a) 1000 CC. gaben 0,087 Grm. oxalsauren Kalk
und diese 0,069 Grm. Ca0O, CO? — 0,0386 CaO.
Jene 0,069 CaO, CO? in schwefelsauren Kalk umgewan-
delt lieferten 0,097 Grm. CaO, SO3 — 0,039 CaO, Mittel
0,0386 0,0776
0,0390 5 — 0,0388 CaO. |
b) 1000 oc. gaben 0,0128 Grm. 2MgO, Pos —
— 0,0046 Grm. MgO.
. c) 600 CC. gaben 0,033 Grm. BaO, 503 = 0,0113 Grm.
;>803 — 0,0188 Pronitlie 503,
1000 Grm. Saalwasser enthalten un
CaO = 0,0388 Grm.
MgeO — 0,0046 ,
03 7 0,0188 775
Das Saalwasser enthielt nur Spuren von Chlor.
803: Ca0 — 0,0188 :x; x— 0,0131 CaO mit 0,0188 SO3
- zu 0,0319 CaO, SO3 ee! — 0,0403 CaO, s03 —
| 2HO.
0,0388 — 0,0131 —= 0,0257 Grm. CaO an CO? gebunden.
Ca0: CaO, co2 — — 0,0257: x; x —= 0,0458 Ua0, CO2..
Mg0: MgO, CO2. = 0,0046: x = 0,00966 MgO, 002.
1000 Grm. Saalwasser enthalten
(= 0,0131 CaO + 0,0188 303
— 0,0319 CaO, 803)
Ca0O, S03+2HO = 0,0403 Grm.
Ca0, (2 = 00458 „
.Mg0, CO? ZEIT 25;
Chlormetalle Spuren
Summa 0,0958 Promille.
Zusammenstellung
A. B. ©.
Ca0, SO3 + 2HO = 0,135 — 0,037 — 0,040 Promille
CaO, CO? => 0.203 _ 0,213 .- 0,046 3 |
MgO, c02 — 0,084 — 0,063 — 0,010 ur
MCl Spur _ Spur — Spur
Da — 0,313 — 0,096 Promille,
| Analyse des Saalwassers von Naschhausen bei Dornburg. 197
2, Analyse des Saalwassers von Naschhausen bei Dornburg;
geschöpft im April 1860.
| 50 Unzen — 1461,6 Grm. Wasser wurden auf Professor
Ludwig’s Veranlassung von Hrn. Apotheker Eichemeyer
in Dornburg zur Trockne eingedunstet und zur Analyse
hierher gesandt.
Der Abdampfrückstand war vr gefärbt
und wog bei 1000 ©. getrocknet — 0,270 Grm. — 0, 185
Promille, davon waren
in HO löslich = 0,151 = 0,1033 Promille
ne unlöslich. .— 0,14%: =— 0,0814
| 0,270 0,1847.
A. Analyse der wässerigen Lösung.
Die wässerige Lösung wurde auf 24 CC. gebracht und
letztere in drei Theile zu je 8 CC. getheilt. |
3 CC. Lösunggaben— 0,013 AgCl; mit 3 multiplieirt
— 0,039 AgCl— —U9} 009 Cl = 0,0061 Pro-
mille Chlor. Das AgCl war frei von Ag),
wie die Prüfung mit NaO, CO2, Auslau-
. gen der Schmelze mit Wasser etc. bewies.
8 CC. Lösun g gaben geglühten BaO, SO3 — 0,040 Grm;
En 0,040 . 3 = 0,120 BaO, S03 — Ö, 039 SO3
0, 0260 Promille S03,
80C. Lösunggaben 0,011 CaO,CO?2 mit 3 multiplicirt
— 0,033 CaO, 602 —.:0,018.7020%
— 0,0123 CaO" Promille.
Die von CaO befreiten 8CC. Lösung gaben
0,010 Grm. 2MgO, PO5 — 0,003 MgO mit 3 multiplicirt
— 0,009 MgO — 0,0061 Promille MgO.
Chlor, Kalk und Talkerde wurden in ein und dersel
ben Flüssigkeit bestimmt. |
8CC. Lösung wurden auf circa 2CC. eingedunstet und
mit einer titrirten Indiglösung (100 CC. der Indielaiıg ent-
‚sprachen 1 Milligramm KO,NO5) versetzt.
Es wurden verbraucht 1,4 CC. Indiglösung
EN 0014 KO, NO3, mit 3 et — 0,0042 KO, NO5
— 0,0022 NO5 — 0,0013 Promille NO>.
50 Unzen Saalwasser, Sbenfälls von Herrn Eiche-
‚meyer eingedampft (dem Wasser waren vor dem Ein-
n
198 - Br Kromayer, j
| dampfen 15 Tropfen verdünnter 303 Tine, worden) S
‚wurden auf Ammoniak und Kali untersucht.
Die wässerige Lösung des Abdampfrückstandes wurde
mittelst BaCl genau von der SO3 befreit, ohne über-
'schüssiges BaCl anzuwenden, sodann die Lösung mit Pla-
tinchlorid versetzt, zum Syrup eingedunstet und letzterer
‚mit Alkohol aufgenommen. Es bleibt ein äusserst Be
finger, unwägbarer Rückstand.
Der in Wasser unlösliche Theil des Abdampfrück-
standes wurde auf Strontain geprüft, indem derselbe
mit NaO,CO? gekocht wurde; die erhaltenen kohlensauren
Salze wurden in HCl gelöst, die Lösung eingedunstet,
die Chloride mit Alkohol übergossen und angezündet.
Man sah zwar gegen das Ende der Verbrennung einige
rothe Flämmchen, jedoch blieb wegen der Kalkflamme
die Strontianreaction trüglich. Es hätten nach der Stro-
_ meyer'schen Methode salpetersaure Salze dargestellt wer-
den müssen; der CaO,NO> löst sich in Alkohol, der
SrO,NO35 sit, die Alkoholllamme würde mit eiteran
allein dann entschiedener ausgefallen sein. —- |
Zusammenstellung der Bestandtheile
wässeriger Lösung.
1000 Theile enthalten: oder auf Salze berechnet:
CaO = 0,0123 CaO, S0O3-- 2HO — 0,0377
MgO — 0,0061 MgO, SO3-+- 7HO = 0,0168
SO3 —0,0266 MgOCl | — 0,0087
Cl =0,0061 H!NO,NO —00017
NO5 — 0,0013 Ex 0,0649
| (Hydratwasser d.
Ca0,S03-+ 2HO u.— 0,0165
Mg0, S03+-7HO)
Alkali = — Spuren i |
0,0689 | a
Ich habe den schwefelsauren Kalk mitHydratwasse vr
berechnet, da letzteres erst bei 1200%.C. vollständig weggeht,
ebenso die schwefelsaure Magnesia, welche ihr H ydratwasser
erst bei 1500C. verliert. | Me |
“ L
ir \ . +
€ ı HAT Dir
Al: Analye de Baalwinsers von ee bei Dornburg. 199
= Analyse des in Wasser unlöslichen Theiles.
"Im Röhrchen erhitzt wurde der in HO unlösliche
"Theil schwarz, es destillirten theerige Producte und es ent-
wichen ammoniakalische Dämpfe.
Der Glührückstand wurde mit Salzsäure zur Trockne
eingedampft, die trockene Masse mit verdünnter Salz- ?
säure wieder aufgenommen und der unlösliche Theit auf
einem Filter gesammelt. |
Das Filter gab nach dem Verbrennen
0,011 Rückstand, davon ab
0,003 Filterasche, bleiben
0,008 Grm. SiO2 — 0,0054 SiO? Promille.
Die salzsaure Lösung wurde auf24 CC. gebrachtund
letztere in 3 Theile zu je 8 CC. getheilt.
Beim Versetzen mit Ammoniak trübte sich die Lösung
‚durch Abscheidung von Spuren von Thonerde und Eisenoxyd.
Scv. Li ösung gaben 0,0323 CaO,00?2; dieser mit 3 mul-
tiplieirt 0,0969 CaO, 002 — — 0,0542 CaO
— 0,0370 Promille CaO.
8CC. Lösung gaben 0,004 Ba0,SO3; 3.0,004 — 0,0012
— 0,0040 803 — 0,0027 Promille SO3.
8 CC. Lösung wurden mit molybdänsaurem Ammo-
niak auf Phosphorsäure geprüft, es trateine schwach
gelbe Färbung ein.
Zusammenstellung der Bestandtheile der
sauren Lösung. u
1000 Theile Saalwasser enthalten:
Einzelne Bestandtheile. Verbindungen.
CaO = 0,0370 Ca0, CO2 — 0,0628
803 — 0,0027 Ca0,S03--2H0 = 0,0057
Sı02 — 0,0054 Sı0?2 — 0,0054
CO? — 0,0276 0,0739
Hydratwasser des
Ca0;,802-+2HO == 0,0012
0,0739
200
B)
z Berahie organische Sulelenien
22 -%:,9
geschöpft: enthalten:
an einzelnen Bestand-
..n
saurer
ak, ae Analyn des |
an Verbindungen.
A) Summe der Verbindungen wässeriger Eüsng— 0 ‚0649 |
Br: = 0,0739
290, 1388 7
— 0,0459
0,1847
1000 Theile Saalwasser bei Dornburg (Naschhausen)
theilen.
80: == 0,0493 Ca0, C02 — 0,0628
MO — 0,0061 Ca0, SO3 + 2HO = 0,0434
H4ıNO — 0,0004 .Mg0, 503 4 7HO = 0,0168
803 == 0,0293 Mg Cl — 0,0087
4... ==0,0061 H4NO, NO35 —0,0017
NO5 == 0,0013 Stickstoffhaltige ] — 0.0459
Stickstoff- org. Subtanzen | Ei
haltige org.) — 0,0459 Kieselerde — 0,0054
Substanzen I
-PO5 nicht Phosphorsäure,
Fe203 \bestimmbare nee, ei BORSS
AP03 | Mengen Summe 0,1847
Sı0? — 0,0054 Keellie,
0, 1238.
Das Wasser der Saale bei Dornburg (Naschhausen) |
ist weit reicher an Talkerde-Salzen als das bei Jena
geschöpfte Saalwasser.
3. Vergleichende Analyse des Wassers vom Fürstenbrunnen
und des Wassers vom Schwarzberg bei WOHER, in der
Nähe von Jena. |
#8 Herr Bürgermeister Hering aus Wöllnitz übertrug
mir zu Anfang des Jahres 1857 die Analyse der ber
den genannten Wässer, um zu entscheiden, welches von
beiden sich am besten zur Bierbereitung eigne. Hier DER:
das Resultat beider Analysen:
A A. Das Fürstenbrunnenwasser
‚ergab bei unmittelbarer qualitativer Analyse: kleine Men-
gen von kohlensaurem Kalk undschwefelsaurem
R vom Pürstenbrumnen u. vom 1 Schwarzberg be Wöllnitz. 201
Kalk, ek einer Spur von Chlormetall. Bei Ab- i
dampfung lieferte es 0,190 Promille festen Rückstand,
was annähernd 1,000 beträgt: (1 Th. gelöste Salze au?
5000 Th. Wasser). Der Rückstand war weiss und seine
- Analyse ergab neben den obengenannten, im Wasser un
_ mittelbar nachweisbaren Bestandtheilen auch noch etwas.
schwefelsaure Talkerde und eineSpur PALRSIER:
‚sauren Kalk.
Bei der quantitativen Analyse lieferten 500 Grm.
des Fürstenbrunnenwassers 0,150 Grm. oxalsauren
Kalk, welche bei schwachem Glühen 0,106 Grm. koh-
lensauren Kalk gaben, entsprechend 0,0594 Grm. rei-
nem Kalk = 0,1188 Promille Kalk. |
Dieselben 500 Grm. Wasser gaben 0,008 Grm. ge
linde getrocknete phosphorsaure Ammoniak-Talkerde, ent-
“ sprechend 0,00133 Grm. reiner Talkerde — 0,00266 oder
_ abgerundet 0,0027 Promille reiner Talkerde.
Auf 5000 Th. Wasser beträgt dies 0,5936 Th. Kalk
und 0,0133 Th. Talkerde; zusammen 0,6099 Th. Kalk
und Talkerde.
B. Das Schwarzbergwasser
gab bei unmittelbarer qualitativer Untersuchung an Ort
und Stelle ebenfalls kohlensauren Kalk und schwe-
felsauren Kalk, aber in etwas grösserer Menge als das
Fürstenbrunnenwasser, auch eine Spar von Chlormetall.
Beim Abdampfen lieferte dieses Wasser 0,30 Pro-
mille festen Rückstand oder genau 11), Th. auf 5000 Th.
Wasser. Der Rückstand war weiss und enthielt neben
den obengenannten unmittelbar im Wasser entdeckbaren
Bestandtheilen auch etwas schwefelsaure Talkerde
(etwas reichlicher als im Fürstenbrunnenwasser vorhanden)
und eine deutlicher auftretende Spur salpeter-
sauren Kalks als das Fürstenbrunnenwasser.
Er.
500 Grm. Schwarzbergwasser gaben 0,193 Grm. ozalk
sauren Kalk, die beim Glühen 0,143 Grm. kohlensauren “
Bere ne a EEE -
Kalk hinterliessen, entsprechend 0,0801" Grm Kalk —
0,1602 Promille CaO.
Dieselben 500 Grm. Wasser lieferten 0, 036 ee. ie:
pborsaure Ammoniak-Talkerde, darin 0,0059 Grm. Talk-
erde = 0,0118 Promille Talkerde (4 mal mehr MgO
als im Fürstenbrunnenwasser).
Auf 5000 Theile Schwarzbergwasser beträgt dies
0,8008 Th. Kalk und 0,0587 Th. Talkerde; zusammen
0,8595 Th. Kalk und Talkerde.
Organische Stoffe fanden sich weder im Saklvarz.
bergwasser noch im Fürstenbrunnenwasser, wenigstens
"konnten sie in jenem Rückstande aus 500 Grm. Wasser
nicht nachgewiesen werden. Es möchte also das Fürsten-
brunnenwasser als das reinere, dem Schwarzbergwasser
zum Bierbrauen vorzuziehen sein. (Jena, d. 8. Febr. 1857.)
4, Das Wasser des Brunnens zu Vierzehnheiligen bei Jena,
Der Brunnen (1453 entdeckt), der einzige des Ortes,
gab einst die Veranlassung zur Wahl der Stelle zum Bau
der Wallfahrtskirche („Wohldurch des Feuers Macht
. erprobt, vom wilden Kriegessturm umtobt, schaut’s jetzt,
ein halbzerstörtes Haus, vom Schlachtfeld in das Land
"hinaus; doch quillt noch drinn’, aus Gotteswort, ein Him-
melsbrünnlein fröhlich fort, und jeder himmlisch wird
erquickt, der gläubig in das Brünnlein blickt!“). Er
quillt aus der Tiefe, der Erde, ohne irgend einen Fall,
an der ‘Stelle zu Tage, wo er gefasst ist, im nördlichen
Theile des Dorfes, liefert so viel Wasser, dass nie ein
Mangel daran eingetreten ist und bildet den Anfang
(Grafit) des Lutzenbachs, welcher über . Krippendorf,
Altengönne, Lehesten, Nerkewitz, wo er zwei Mühlen ü
treibt, gehet und durch den Neuengönnergrund oberhalb
Dornburg in die Saale fliesst.
Das Wasser des Brunnens, gleichmässig; welches wich y
bei anhaltendem Regenwetter sich weder trübt, noch we-
sertlich zunimmt, so wie bei Trockenheit nicht schwindet, =
BY das Wasser des Brunnens zu Vierzehnheiligen bei Jena. 203 %
ist bei der grössten Hitze von seltener Frische und Er-
quickung und bei der ärgsten Kälte bleibt sein Becken
_ von 4 Fuss Tiefe, von einem Häuschen bedeckt, stets frei
von Eis und hält selbst den kleinen Teich, in den es ab-
läuft, meist offen. Eine analytische Untersuchung des
vor Zeiten für einen Wunderbrunnen gehaltenen Was--
sers durch Prof. Dr. Ludwig in Jena (Frühling 1858)
hat ergeben, dass sich dieses Wasser nicht weit in seiner
Zusammensetzung und der Menge seiner gelösten Sub-
stanzen von benachbarten Quellen Jenas und der Um-
‚gegend unterscheidet. Es ist ein farblos klares, wohl-
schmeckendes Wasser, enthält nur Y/;,90 (= 0,183 Pro-
mille) aufgelöste erdige Stoffe und Salze. Diese bestehen
der Hauptsache nach aus kohlensaurem Kalk und
kohlensaurer Talkerde, beide in Wasser durch Ver-
mittelung von Kohlensäure als doppeltkohlensaure
Salze in Lösung erhalten und beim Kochen, wegen Ent-
weichens der Kohlensäure, als einfach kohlensaure Salze
‚niederfallend. Diesen erdigen Salzen sind Spuren von
Kochsalz und Gyps beigesellt. Organische Substanzen
sind nicht vorhanden. Wegen seiner Armuth an festen
Bestandtheilen und besonders ‘wegen des geringen’
Gypsgehaltes und der Abwesenheit organischer Sub-
' stanzen verdient es ein reines Wasser genannt zu wer-
‚den, im Vergleich mit vielen Quellwassern der Umgegend,
in denen die genannten Salze in grösserer Menge vor
handen sind. S
Die fast wiesenlose und theils wasserarme Hochebene
zwischen der Saale und der Ilm, auf welcher Vierzehn-
heiligen liegt, ist ein Theil der Thüringer Platte, welche
sich an die nördlichen Theile des Thüringer Waldes an-
schliesst und liegt fast in gleichem Niveau mit den durch
das Saalthal getrennten Höhen der osterländischen Saale
und des meissner Gebiets der Grafschaft Camburg. Ein-
schnitte in die Hochebene bilden, ausser vielen kurzen -
Schluchten am steilen Saalrande |
1) das He mit dem Leutrabache, das %
Rn er, Bückoldti: sa ER ES ar:
von AR; ena in 2 Hauptstrassen (westlich: er Weimar,
nördlich nach Apolda) in die Hochebene hinausläuft;
2) der Gönnagrund mit dem Lutzenbache;
3) der Hirschroder Grund. mit seinem Bache, nach
‚der Ilm hin;
4) der ö berndorfer Grund, der südlich von Ka-
pellendorf beginnt und bei Herressen ausläuft, und
3 5) der sanfte Utenbacher Grund, der bei Worm-
städt beginnt und nach Apolda ausläuft.
"Die Abhänge nach der Saale hin haben meist wenig
‚und flüchtige Erdkrume, mit Muschelkalksteinge-
rölle und zu Tage liegende Felsenformationen, während
die Hochebene selbst zum grossen Theile schweren
lehmigen Boden mit fetter Lettenunterlage
hat und gänzlichen Mangel an Sand und Bausandsteinen
leidet. Auf dem höchsten Puncte dieser Hochebene liegt
1!/; Stunde von Jena, eben so weit von Apolda, 21), Stunde
von Weimar, mitten unter Grossherzogl. Weimarischen
Dörfern 4 Stunden von ihrer Amtsstadt Camburg die
Herzoglich Meiningische Parcelle Vierzehnheiligen
(290 12° 11” L. und 500 58‘ 15° Br.) an der Strasse von
Magdala nach Dornburg, welche Heerweg genannt, den
1150 Fuss hohen Rücken der Hochebene bildet, an dem
. sich die Wasser der Saale und Ilm theilen. (Pfarrer
Eduard Bohn, Vierzehnheiligen in Thüringen; 1858.
8.1—2 und S. 40 — 41).
Drei verschiedene Wasserproben aus Quellen in der
Nähe von Apolda durch Herrn Fr. Uhlstein daselbst
- geschöpft und mir (im August 1853) zur Analyse über-
geben, lieferten 0,18 — 0,24 und 0,82 Promille Abdampf-
rückstand. Derselbe bestand bei allen drei Wassern haupt-
sächlich aus kohlensaurem Kalk, mit kleinen Mengen
von kohlensaurer Talkerde, wenig schwefelsaurem
Kalk und Spuren von Chlornatrium. Nähere Angaben
. über die Quellen selbst habe ich nicht erhalten können.
‚5. Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe von Buttstädt..
| Diese Analysen wurden von Hrn. ApothekerRückoldt
in Buttstädt, einem Schüler Wackenroders, in den Jahren
1851 und 1856 mit grosser Sorgfalt angestellt, als es sich
darum handelte, Buttstädt mit reinem Trinkwasser zu ver-
sorgen.
Als Bestandtheile sämmtlicher Quellen ergaben sich
bei der qualitativen Analyse Kalk, Talkerde, Natron,
- Kohlensäure, Schwefelsäure, Salzsäure und Spu-
ren von Kieselerde.
Der Kalk wurde quantitativ bestimmt durch Fäl-
ABER fe
EN ge
Erde
EN NE
= d wi
ji
lung einer gewogenen Menge von Wasser mittelst oxal- -
sauren Kalis bei Gegenwart von etwas freier Oxalsäure;
die Talkerde aus der auf solche Weise vom Kalk be-
_ freiten Flüssigkeit durch phosphorsaures Natron und über-
schüssiges Ammoniak, Sammeln der nach 24stündigem
Stehen krystallinischabgeschiedenen phosphorsauren Ammo-
niak-Talkerde und Glühen. Der Glührückstand wurde
' als 2MgO, PO5 in Rechnung gesetzt. Der erhaltene oxal-
saure Kalk aber wurde durch gelindes Glühen in kohlen-
sauren Kalk CaO, CO? verwandelt und aus diesem der.
Kalk berechnet. Die Schwefelsäure wurde durch
Chlorbaryum aus einer neuen Menge des mit
etwas Salzsäure angesäuerten Wassers in Form von BaO,
SO3 gefällt und aus dem geglühten Niederschlage die
Schwefelsäure berechnet. Ueberall wurde auf die Spuren
. etwaiger Filterasche Rücksicht genommen.
Das Chlor des vorhandenen Chlornatriums wurde
aus einer mit Salpetersäure angesäuerten frischen Menge
des Wassers mittelst salpetersaurem Silberoxyd gefällt und
aus dem scharf getrockneten Ag Ül direct das entsprechende
Chlornatrium berechnet. Das Natron wurde direct aus
Abdampfrückständen des Wassers mittelst antimonsauren
Kalis auch qualitativ nachgewiesen.
Die Kieselerde fand sich in unwägbaren. Mengen, |
bei Benutzung von 500 bis 700 Grm. Wassers. Sie wurde
a RE N ER RP a YET nn
re 3 Ze FT Nr
ru ., 2% br IT u T r
Fe er
an dem unlöslich bleibenden weissen 1 Rück: stande erkannt,
sobald man das Wasser zur Trockne verdampft hate und
das Abgedampfte in Salzsäure löste. |
Mit jedem Wasser und bei jeder Ära ii} eier ;
mung des Kalks, der Talkerde, Schwefelsäure und des
Chlors wurden 3 quantitative Bestimmungen gemacht und
‘ das Mittel daraus auf 1000 Gewichtstheile Wassers be-
rechnet.
Die analysirten Wässer lassen sich in zwei Klassen
bringen:
1) solche, in denen der kohlensaure Kalk vor-
herrscht und
2) solche, in denen der schwefelsaure Kalk
überwiegt.
Bei Benutzung des Wassers in der Haushaltung ist
dem Wasser mit kohlensaurem Kalk der Vorzug zu geben
vor denen, welche schwefelsauren Kalk (das ist Gyps)
enthalten. |
A. Quellwässer mit vorherrschendem kohlensauren Kalk.
1. Wasser der Quelle auf dem Wege von
- Buttstädt nach Niederreissen, unweit der Zie-
gelei bei Buttstädt. iR
Zu jeder einzelnen Analyse dienten 554,032 ai S
Wasser. |
; a) Gefundener kohlensaurer Kalk: 0,094 — 0,093 - —
0,093 Grm. Ca0, CO2; im Mittel also 0,0933 Grm. CaO,
CO? aus 554,032 Grm. Wasser, mithin in 1000 Grm.
Wasser 0,1624 Grm. CaO, CO2, entsprechend 0,0909 Pro-
mille reinem Kalk CaO.
5) Erhalten: phosphorsaure Talkerde 2Mg0, Pos,
0,112 — 0,114 — 0,114 Grm. 2MgO, PO5; im Mittel
0,1133 Grm. 2MgO,PO?>, welche entsprechen 0,0737 Pro-
mille Talkerde MgO. A
c) Erhalten: 0,011 — 0,011 — 0,008 Grm. schwefel-
‚sauren Baryt; im Mittel 0,010 Grm. BaO, SO3 — 0,0181
Promille Ba0,S03 — 0,0062 Grm. Schwefelsäure in a
1000 Grm. Wasser.
BER ns VRSET ETFeEch serk PEN VERS a AEERER RN
er
.n L #“ - m a Pr
ag 7 EN Pr Fayze , : Kö a
on g en a
a sen einiger Quelloiiser aus der Nähe ı v. . Buttstädt. 207 EN R
R. a) Das erhaltene Chlorsilber wog 0, 100 — 0,082 _
v, 074 Grm.; im Mittel 0,0853 Grm. — 0,1540 Promille
AgCl, strächehd 0,0627 Promille Ihloruateiiee Nall.
Auf bekannte Weise auf Salze berechnet erhälk: -man
“ folgende Zusammensetzung. |
Er 1000 Grm. Quellwasser enthalten MR
Kohlens. Kalk = Ca0, CO? = 0,1541 Grm. (= 0,0866 Grm. Cab). |
& Talkerde=Mg0,C0? = 0,1548 „ (0,0737 „. MgO)
Schwefels. Kalk = Ca0,S03 = 0,0105 „ (=0,0043 CaO +
Chlornatrium = NaCl — 0,0627: 5 0,0062 803)
Summa der Salze 0,3821 Grm.
II. Niederreisser Quelle. (Quelle des grossen RR
Riethes unweit des Pelikanhügels). Zu jeder Kalk- und
Talkbestimmung dienten 537,132 Grm. Wasser. er
a) Gefundener Koblehkirer Kalk 0,102 — 0,100 —
. 0,100 Grm.; im Mittel 0,1007 Grm. CaO, CO? —= 0,1874
Promille CaO,C0?2 —= 0,1049 Grm. Kalk CaO mn
1000 Grm. Wasser.
b) Erhaltene phosphorsaure Talkerde 0,048 — 0,038
— 0,030 Grm.; im Mittel 0,0387 Grm. 2MgO ‚PO5 —
0,0720 Promille 2MgO PO5 = 0,0259 Promille Talk-
erde MgO.
Zur Schwefelsäurebestimmung und Chlorbestimmung
. dienten jedesmal 716,176 Grm. Wasser. UR
e) Erhaltener schiraß- hauen Baryt 0,012 — 0,007 |
— 0,007 Grm.; im Mittel 0,0087 Grm. Ba0,S03 —
0,0121 Eoiller BaO, S0O3 — 0,0041 Promille Schwe-
felsäure SO3.
d) Erhaltenes Chlorsilber 0,010 — 0, 010 — 0,005 Grm. 4
im Mittel 0,0083 Grm. AgCl = 0,0115 Promille Ag ch,
entsprechend 0,0047 Promille Chlornatrium NaCl.
1000 Gewichtstheile Wasser der Niederreisser Quelle
enthalten sonach |
Kohlens. Kalk CaO, CO2 — 0,1821 Gew.-Tb. (= 0,1020 Ca0)
| » Talkerde Mg0,C0? = 0,0594 „ „ (=0,0259Mg0)
Schwefels. Kalk = Ca0,S038 = 0,0070 „ „ (=0,0029 Ca0
Chlornatrium = NaCl —= 0,0047 ,„ ,„ +0,0041 303)
Summa 0,2532 Gew.-Th. Salze.
Ne AS FE Rruckoldt,
m. Stiebsdorfer Quellwansen.
a) Kalkbestimmung:
626,654 Grm. Wasser gaben 0,121 On 0, c02
BE, 2 NS
537,132 , Te
Im Mittel lieferten sonach 1000 Grm. Wasser 0, 1924 Grm.
Ca0,C0?% — 0,1077 Promille Kalk CaO. |
.b) 626,654 Grm. Wasser gaben 0,117 Grm. 2Mg0,PO>
537,132 , ? - OL . h
537,132 ;, i „O5 RE,
Auf 1000 Grm. Wasser kommen hiernach 0,1569 Grm.
2MgO, PO3, entsprechend 0,0565 Promille TalkerdeMgO.
0) Zu jeder der 3 Schwefelsäurebestimmungen dien-
ten 716,176 Grm. Wasser; es wurden erhalten 0,006 —
0,011 — 0,009 Grm. Ba0,S03, im Mittel also 0,0087
Grm. Ba0, SO3 — 0,0121 Promille BaO, SO3 — 0,00415
Promille 8 Schwefelsäure.
d) Zu jeder der drei Chlorbestimmungen dienten
537,132 Grm. Wasser. Erhalten 0,010 — 0,015 — 0,005 Grm.
Chlorsilber; im Mittel also 0,010 Grm. AgUl = 0,0186 Pro-
mille AgCl, entsprechend 0,0076 Promille Chlorna-
trium NaCl. Fe
1000 Gew. Th. Stiebsdorfer Quellwasser ent-
halten demnach | | F |
Kohlens. Kalk Ca0,C02 = 0,1871 Gew.-Th. (= 0,1048 CaO)
R Talkerde MgO, CO?—= 0,1187 ,„ ,„. (=0,0565 Mg0)
' Schwefels. Kalk Ca0,5S08 = 0,01 „ „ (=0,0029 CaO
Chlornatrium Na Cl —= 0,0076. „ :„..- 0,0042 803)
Summa 0,3205 Gew.-Th. Salze.
"IV. Wasser der Quelle des Seilergrundes.
. Zu jeder einzelnen Kalk- und Talkerdebestimmung
dienten 537,132 Grm. Wasser.
a) Erhaltener kohlensaurer Kalk 0,112 — 0, 113 —_
0,113 Grm.; im Mittel 0,1127 Grm. CaO, co? — — 0,2098 Pro- |
mille CaO, co? — 0,1175 Promille CaO.
Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe v. Buttstädt. 209
.b) Gefundene phosphorsaure Talkerde 0,033 — 0,063
— 0,037 Grm.; im Mittel 0,0443 Grm. 2Mg0,PO5 —
0,0824 Promille 2MgO, PO5 — 0,0297 Promille MgO.
Zu jeder einzelnen Schwefelsäure- und Chlorbestim-
mung dienten 626,654 Grm. Wasser.
c) Erhaltener schwefelsaurer Baryt 0,014 — 0,011 —
0,015 Grm.; im Mittel 0,0133 Grm. BaO,SO3 — 0,0214 Pro-
mille BaO, SO3 — 0,0073 Promille SO3.
d) Gefundenes Chlorsilber 0,017 — 0,011 — 0,006 Grm. ;
im Mittel 0,0113 Grm. AgCl — 0,0180 Promille AgCl —
0,0073 Promille NaCl.
1000 Gew.-Th. Wasser der Quelle ges Seilergrundes
enthalten:
Kohlens. Kalk, CaO, CO2 — 0,2007 (= 0,1124 CaO)
x Talkerde, MgO, CO? — 0,0624 (— 0,0297 MgO)
Schwefels. Kalk, CaO, 803 — 0,0124 (— 0,0051 CaO
Chlornatrium, NaCl — 0,0073 +9,0073 303)
Summa 0,2828 Gew.-Th. Salze.
B. Wasser mit vorherrschendem schwefelsauren Kalk.
V. Wasser des Klingenteichs.
Zu jeder einzelnen Bestimmung des Kalks, der Talk-
erde, Schwefelsäure und des Chlors dienten 554,032 Grm.
Wasser.
a) Kalkbestimmung. Erhalten: 0,702 — 0,494 —
0,586 Grm. kohlensauren Kalk; im Mittel also 0,594 Grm.
Ca0, CO? — 1,0721 Promille "Ca, CO? — 0,6004 Pro-
mille Kalk CaO.
| b) ER Erhalten: 0,366 —
0,269 — 0,471 Grm. 2MgO, PO35; im Mittel also 0,3687
Grm. 2MgO, PO5 —= 0,6654 Promille 2MgO, PO5 —
0,2398 Promille Talkerde MgO. |
c) Schwefelsäurebestimmung. Erhalten: 1,918
— 1,839 — 1,879 Grm. BaO, SO3; im Mittel also 1,8787
Grm. Ba0, SO3 — 3,3908 Promille BaO, SO3 — 1,1642 Pro-
mille Schwefelsäure SO3.
_ Arch.d. Pharm. CLXV.Bds. 3. Hft, 14
210 Rückoldt,
d) Chlorbestimmung. Erhalten: 0,028 — 0,025
— 0,027 Grm. AgCl; im Mittel also 0,0267 Grm. AgCl
— 0,0481 Promille AgCl. entsprechend 0,0196 Promille
A arrium NaCl.
1000 Gew.-Th. des Wassers des Klinpnareich ent-
halten sonach
- Schwefels. Kalk CaO, SO3 — 1,4581 Gew.-Th. (= 0,6004 CaO
+.0,8577 803)
„ .Talkerde Mg0,S03 — 0,4598
r »„ (0,1533 MgO
+ 0,3065 503)
Koblens. Talkerde MgO, CO?2 == 0,1816
Chlornatrium Na Cl — 0,01%" 7, R
> 5 = 0,0865 MgO))
Summa 2,1191 Gew.-Th. Salze.
VI. Wasser der Quelle auf der sogenann-
ten Kunst.
Auch hier dienten zu jeder Einzelbestimmung 554,032
Grm. Wasser.
a) Erhalten: 0,486 — 0,515 — 0,709 Grm. kohlensau-
ren Kalk; im Mittel also 0,564 Grm. Ca0, CO? —
1,0179 Promille kohlensauren Kalk — 0,5700 Promille
Kalk CaO.
b) Phosphorsaure Talkerde —= 0,519 — 0,498 —
0,299 Grm. gefunden; im Mittel also 0,4387 Grm. 2MgO, PO5
—= 0,7917 Promille 2MgO, PO5 — 0,2853 Promille Talk-
erde MgO. |
c) Schwefelsauren Baryt — 1,884 — 1,887 — 1,837
Grm. gefunden; im Mittel also 1,8693 Grm. BaO, SO3
— 3,3746 Promille BaO, SO3 — 1,1586 Promille Schwe-. |
felsäure SO3. |
d) Chlorsilber —= 0,020 — 0,130 — 0,147 — 0,064 Grm.;
im Mittel 0,0902 Grm. AgCl, — 0,1629 Promille AgCl,
entsprechend 0,0664 Promille Chlornatrium NaÜl.
1000 Gew.-Th. Wasser der sogenannten Kunst
enthalten:
Schwefels. Kalk CaO, SO3 — 1,3843 Gew. -Th. (= 0,5700 CaoO
0,8143 SO3)
r Talkerde Mg0,S03 = 05164 „ ,„ u 1721 MgO
0,3443 S03)
Kohlens. Talkerde MgO,CO2 = 0,2377 „. » (= 0,1132 MgO)
Chlornatrium Na Cl —— 0,0664 3 N
Summa 2,2048 Gew.-Th. Salze. y
En Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe v. Buttstädt. 211
VI. Wasser aus der Quelle am Kleffer
(Klefferbrunnen).
Die Kalk- und Talkerdebestimmungen wurden jede
mit 447,610 Grm. Wasser ausgeführt.
a) Kalkbestimmung. Erhalten: 0,672 — O0, 667
—0,675 Grm. CaO,CO?2; im Mittel also 0,6713 Grm. CaO,002
— 1,500 Promille 'Ca0, CO? — 0,840 Promille Kalk CaO.
b) Talkerdebestimmung. Erhalten: 0,195 —
0,200 — 0,192 Grm. 2MgO, PO5; im Mittel 0,196 Grm.
2Mg0,PO5 — 0,458 Promille 2MgO, PO5 — 0,158 Pro-
mille Talkerde MgO.
Die Schwefelsäure- und Chlorbestimmungen wurden
jede mit 358,522 Grm. Wasser gemacht.
c) Schwefelsäurebestimmung. Erhalten: 1,332
— 1,335 — 1,330 Grm. BaO,SO3; im Mittel 1,3323 Grm.
Ba0,SO3 — 3,715 Promille Ba0, SO3 — 1,2583 Promille
Schwefelsäure SO3.
d) Chlorbestimmung. Erhalten: 0,295 — 0,275
— 0,287 Grm. AgCl; im Mittel also 0,2857 Grm. AgCl
—= 0,799 Promille AgCl, entsprechend 0,325 Promille
Chlornatrium NaÜl.
| 1000 Gew.-Th. Wasser des Klefferbrunnens enthalten:
Schwefels. Kalk CaO, SO3 — 2,040 Gew-.Th. (= 0,840 CaO
+ 1, 200 803)
= Talkerde Mg0,S03 = 0,097. ,„ „. (= 0,029 MgO
+ 0,058 S03)
Kobhlens. Talkerde Mg0, CO? = 0,271 „ „(= 0,129 Mg0)
Chlornatrium Na Cl =—=.0,325 1,
Summa 2,723 Gew. Th Salze.
VII. Wasser des Pumpbrunnens auf der
Windhebe. Enthielt etwas organische Substanz.
Bei allen Bestimmungen dienten je 537,132 Grm.
Wasser.
a) Kalk. Erhalten: 0,863 — 0,857 — 0,867 Grm.
CaO, CO2; im Mittel also 0,8623 Grm. CaO, C0O2 —
1,6053 Promille CaO, C02 — 0,899 Promille Kalk CaO.
db) Talkerde. Erhalten: 0,182 — 0,207 — 0,175
Grm. 2MgO, PO5; im Mittel 0,188 Grm. 2MgO, PO5 —
| 14*
212 | | | Rückoldt,
0,350 Promille 2MgO, PO5 = 0,1261 Promille Talk-
erde MgO. |
c) Schwefelsäure. Erhalten: 2,077 — 2,092 —
2,087 Grm. BaO,SO3; im Mittel also 2,0853 Grm. Ba0,S03
— 3,8823 Promille BaO, SO3 — 1,333 Promille Schwe-
felsäure SO3. |
d) Chlor. Erhalten: 0,425 — 0,409 — 0,412 Grm.
AgCl; im Mittel 0,4153 Grm. AgCl — 0,773 Promille AgUl,
entsprechend 0,3151 Promille Chlornatrium NaCl.
1000 Gew.-Th. des Wassers enthalten sonach:
Schwefels. Kalk CaO, 803 — 2,1833 Gew.-Th. (— 0,8990 CaO
+ 1,2843 MgO)
» n . (= 0,0244 MgO
-1.0,0487 803)
Koblens. Talkerde Mg0, CO? = 0,2136 „ „ (0,1017 MgO)
Chlornatrium NaCl — O5 7305 \
Summa 2,7851 Gew.-Th. Salze.
„ Talkerde Mg0,S03 = 0,0731
IX. Wasser des Pumpbrunnens auf dem
Kuhtanze.
Zu jeder Kalk- und ET dienten
537,132 Grm. Wasser.
a) Kalk. Erhalten: 0,175 — 0,171 — 0,175 Grm.
CaO, CO?2; im Mittel also 0,1737 re: Ca0, C0? —
0,3233 Promille CaO, CO? — 0,1810 Promille Kalk CaO.
b) Talkerde. Erhalten: 0,142 — 0,077 -- 0,027
Grm. 2MgO, PO5; im Mittel also 0,082 Grm. 2MgO, PO5
— 0,0295 Grm. MgO — 0,0549 Promille Talkerde MgO.
Zu jeder Schwefelsäure- und Chlorbestimmung dien-
ten 716,176 Grm. Wasser.
c) Eh ofelayune Erhalten: 0,442 — 0,450 —
0,428 Grm. BaO, SO3; im Mittel 0,440 Grm. BaO ‚SO3
— 0,6143 Promille BaO, SO3 — 0,2109 Promille Schwe-
f Slskure SO3.
d) Chlor. Erhalten: 0,116 — 0,103 — 0,095 Grm.
AgCl; im Mittel also 0,1047 Grm. AgCl —= 0,1462 Pro-
‘ mille AgCl, entsprechend 0,0595 Promille Chlor a-
trium NaCl. E
- u
Pr
Analysen einiger Quellwässer aus der Nähe v. Buttstädt. 213
1000 Gew.- Th. Wasser enthalten sonach:
Schwefels. Kalk Ca0,S03 — 0,3585 Gew.-Th. (= 0,1476 CaO
+ 0,2109 SO3)
Kohlens. Kalk Ca0, CO2 = 0,058 „ ,„ (=0,0334 CaO)
& Talkerde Mg0,CO? = 0,1152 „ ,„ (+-0,0549 Mg0)
Chlornatrium NaCl = 00999, 5:5
Summa jr 0,5930 Gew.-Th. Salze.
Zusammenstellung aller Analysen.
A. Wässer mit vorherrschenden kohlensauren Erdalkalien.
I. 1. EIT2
Ca0, CO? 0,1541 0,1821 0,1871 0,2007 Promille
MgO, CO? 0,1548. 0,0594 0,1187 0,0624 ,
Ca0O, SO3 0,0105 0,0070 0,0071 0,014
Na Cl 0,0627 0,0047 0,0076 0,003 „
0,3821 0,2532 0,3205 02831 Promille.
B. Wässer mit vorherrschendem schwefelsauren Kalk.
V. VE. VIL-CVHr Se
Ca0, SO3 1,4581 1,3843 2,0400 2,1833 0,3585 Promille
Mg0, SO3 0,4598 0,5164 0,0870 0,0731 — 3
Ca0, C02 — — _ — 0,0598 5
Mg0,C0O? 0,1816 0,2377 0,2710 0,2136 0,1152 >
Na Cl 0,0196 0,0664 0,3250 0,3151 0,0595 >
2,1191 2,2048 2,7230 2,7851 0,5930 Promille.
Allen untersuchten Wässern aus Buttstädts Nähe ist
eine namhafte Menge von Talkerdesalzen eigenthümlich.
Der Gehalt an schwefelsaurer Talkerde steigt
bis 0,5164 Promille, der Gehaltankohlensaurer Talk-
erde’ bis 0,2710 Promille. Der höchste Gehalt an schwe-
felsaurem Kalk ist 2,1833 Promille. Der höchste Koch-
salzgehalt 0,3250 Promille.
(Fortsetzung folgt.)
et ee
Ye ke SR
214 Will u. Körner, zur Kenntniss ‚der Bildung
Zur Kenntniss der Bildung des Senföls aus dem |
Samen des schwarzen Senfs;
von
-H. Will und W. Körner.
(Fortsetzung und Schluss aus Bd. CLXV. Hft.2. pag. 144.)
Die auf einer eigenthümlichen Beweglichkeit der
Elemente der Senfölgruppe beruhende Metamorphose der
vorstehend beschriebenen Metallverbindungen, — welche
constant Schwefelsäure, aber nicht stets Senföl als Zer-
setzungsproducte liefern — tritt am Klarsten in dem Ver-
halten der Silberverbindung zu Tage, welche wir in die-
‚ser Beziehung einer genaueren Untersuchung unterworfen
haben. Dieses Verhalten bietet den Schlüssel zur Erklä-
rung der merkwürdigen Thatsache, dass bei der Zer-
setzung des myronsauren Kalis unter dem Einfluss eines
Ferments neben Senföl, Zucker und Schwefelsäure stets
auch freier Schwefel auftritt, eine Erscheinung, welche
jedenfalls beweist, dass ausser den genannten vier, noch
ein fünftes Gährungsproduct in dem mit Wasser ange-
rührten schwarzen Senf enthalten sein muss.
Behandelt man die in reinem Wasser aufgeschlämmte
Silberverbindung C8H5NAg?S408, mit Schwefelwasser-
stoff, so wird das Gemenge. sogleich schwarz und nach
vollendeter Zersetzung scheidet sich ein Gemenge von
Schwefelsilber und Schwefel ab, welches beide Körper
zu gleichen Aequivalenten enthält, wie die folgende Be-
stimmung zeigt. |
1,3613 Grm. des über Schwefelsäure getrockneten
Niederschlages gaben 1,3988 Chlorsilber.
Es entspricht dies:
In 100 Theilen:
berechnet gefunden
Tr —— NT,
Ag? 216 77,1 77,3
S4 64 22,9 en
280 100,0.
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 215
Durch Behandlung mit Schwefelkohlenstoff lässt sich
dem Niederschlag die Hälfte des Schwefels (gefunden
wurden 10,9 Proc.) *) entziehen. — Die von dem Nieder-
schlag abfiltrirte, stark sauer reagirende Flüssigkeit riecht,
nach Entfernung des überschüssigen Schwefelwasserstoffs
in gelinder Wärme oder durch Einleiten eines Luftstroms
angenehm, eigenthümlich lauchartig. Sie liefert bei der
Destillation farblose Oeltropfen, welche zuerst mit Wasser
übergehen und bei weiterer Destillation sich wieder lösen.
Der Rückstand von der Destillation enthält keine Spur
einer organischen Substanz, sondern nur freie Schwefel-
säure, welche die Hälfte des Schwefels der ursprünglichen
Verbindung enthält.
0,5795 Grm. der Silberverbindung gaben nämlich,
nach dem Abfiltriren des Schwefelwasserstoffniederschla-
ges, durch Ausfällen mit Chlorbaryum 0,312 schwefelsau-
ren Baryt, entsprechend 7,4 Proc. Schwefel. Die Silber-
verbindung enthält nach unserer Analyse 15,58 Proc.
Durch wiederholte Rectification des lauchartig riechen- _
den Destillats gewinnt man, indem man stets nur die
zuerst übergehenden Antheile auffängt, eine wasserhelle,
oben aufschwimmende Oelschichte, welche zur weiteren
Reinigung, nach dem Abheben und Trocknen über Chlor-
calcium, der Rectification unterworfen wird.
Der ölartige Körper ist vollkommen neutral, farblos,
von angenehm lauchartigem Geruch und brennend gewürz-
haftem Geschmack. Er enthält Stickstoff. Sein Siede-
punct liegt zwischen 117 und 118°, sofern bei drei Recti-
ficationen mit Präparaten von verschiedener Darstellung
die Siedepuncte 1170,4, 1170,7 und 1180,2 (corrigirt
1180,7, 1180,9 und 1190,2) beobachtet wurden. Die nach-
stehende Analyse zeigt, dass der ölartige Körper nichts
*) Es lieferten nämlich 2,1308 Grm. des Niederschlags durch Be-
handeln mit Schwefelkohlenstoff und Verdampfen 0,233 Grm.
reinen Schwefel als Rückstand.
216 > Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung %
Anderes als Cyanallyl C8H5N —= C2N,C6H5, ist. Das-
selbe entsteht aus der Silberverbindung, sntsprsshend der
Gleichung:
C8 H5 NAg? 5208 4 2HS = C8H5N er 2AgS
+ 25 + 2(HO, 503).
0,2087 Grm. gaben 0,5399 Kohlensäure und 0,1456
Wasser.
Es entspricht dies:
berechnet gefunden
Ten
Cc8 48 71,65 72,0
H5 5 7,46 7
N 14 20,89 _
TER TE 100,00.
Das specif. Gewicht des Cyanallyls ist 0,8389 bei
120,8 (für Wasser von 0° als Einheit); die Bestimmung
der Dampfdichte nach der Methode von Gay-Lussac
gab folgende Resultate:
ADBLWBndL ;..... 2,2... ae 0,0771 Grm. Cyanaliyl.
Meinpbrabur 2 jur 1670 C.
Beobachtetes Volum . ...... 48,8 CO. Dampf.
Differenz d. Quecksilbersäulen 86,5 MM.
Barometerstand.............. 746 MM. bei 24°.
Gefundene Dampfdichte ..... 2,32.
Berechnete Dampfdichte..... 2,31.
Bei einer Condensation auf 2 Vol. (H?O? — 2 Vol.)
berechnet sich hieraus das mit der Formel CSH5N über-
einstimmende Moleculargewicht 67,01.
Die Eigenschaften des aus myronsaurem Kali erhal-
tenen Cyanallyls sind wesentlich verschieden von denjeni-
gen des Productes, welches Lieke*) durch Behandlung von
Cyansilber mitJodallylerhielt. Derselbe beschreibt das Cyan-
allyl als eine penetrant und höchst unangenehm riechende,
an der Luft sich gelb färbende Flüssigkeit von dem Siede-
punct 96 bis 1060. Auch gelang es ihm nicht, dieselbe durch
Behandlung mit Kaliin Crotonsäure und Ammoniak umzu-
*) Annalen der Chem. u. Pharm. CXII. 316.
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs.. 217
wandeln, eine Zersetzung, welche mit dem von uns beschrie-
benen Körper leicht vor sich geht.
Erhitzt man Cyanallyl mit dem doppelten Volum Kali-
lauge von 1,28 spec. Gew. in einer zugeschmolzenen Glas-
röhre im Wasserbade, so verschwindet ersteres nach emi-
gen Stunden vollkommen, ohne dass sich die Flüssigkeit
erheblich färbt. Unterwirft man nach dem Oeffnen des
Rohrs die stark ammoniakalisch riechende Flüssigkeit für _
sich der Destillation, so findet man, wie sich aus nach-
stehender Bestimmung ergiebt, in der vorgelegten Salz-
säure gewöhnliches Ammoniak.
2,2259 Grm. des erhaltenen Platinsalzes gaben
0,9794 Platin, entsprechend 44,0 (statt 44,3) Proc.
Die rückständige alkalische Lösung liefert, nach der
Uebersättigung mit Schwefelsäure, bei der Destillation
bis fast zur Trockne eine flüchtige Säure, welche bei guter
Abkühlung aus dem Destillat in feinen wolligen Nadeln,
bei freiwilliger Verdunstung in grossen tafelförmigen Kry-
stallen anschiesst. Die Säure schmilzt bei 720, erstarrt
bei 700,5 und verflüchtigt sich ohne Rückstand unter Ver-
breitung eines starken Geruchs nach Buttersäure. Auch
beim Trocknen im leeren Raum oder über Schwefelsäure
nimmt dieselbe fortwährend an Gewicht ab.
Die Analyse der reinen Säure führte zu folgenden
Zablen: |
0,335 Grm. gaben 0,679 Kohlensäure und 0,2155
Wasser.
Es entspricht dies:
‘ In 100 Theilen:
berechnet gefunden
EEE
C8 48 55,81 55,27 5
H$ 6 6,98 7,14
04 32 37,21 —
86 100,00.
Das Silbersalz ist ein weisser, käsiger Nieder-
schlag, der im Licht schwarz wird und in warmem Was-
ser ziemlich löslich ist.
218 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung a
0,1275 Grm. gaben 0,072 Silber — 56,4 Proc.
Die Formel CSH5AgO% verlangt 55,95 Proc.
Das Cyanallyl verhält ee demnach unter dem Einfluss
von Alkali wie andere Nitrile. Es spaltet sich in Croton-
säure und Ammoniak, entsprechend der Gleichung:
| CEH5N + 4HO —= C8H60% + HBN.
Die von uns aus Cyanallyl gewonnene Crotonsäure
_ unterscheidet sich von der aus Crotonöl von Th. Schlippe*)
erhaltenen wesentlich darin, dass erstere fest, krystallisirbar,
letztere aber als ölartig beschrieben ist. | |
Zur Gewinnung des Cyanallyls, beziehungsweise der
Crotonsäure aus myronsaurem Kali in etwas grösserem
Massstabe lassen sich die bei der Darstellung des letzte-
ren Salzes abfallenden unkrystallisirbaren Mutterlaugen
zweckmässig verwerthen. Man erhitzt dieselben zu dem
Ende mit etwas kohlensaurem Baryt zum Sieden, säuert
das Filtrat mit reiner Salpetersäure an und vermischt
die von einem geringen rothbraunen Niederschlag getrennte,
erkaltete Flüssigkeit bis zur völligen Ausfällung mit salpeter-
saurem Silberoxyd. Die sich nach und nach abscheidende
schmutzig-gelbe Silberverbindung wird mit Wasser völlig
ausgewaschen, mit Schwefelwasserstoff zerlegt und aus der
vom Schwefelsilber getrennten Flüssigkeit das Cyanallyl,
wie oben angegeben, durch Destillation gewonnen.
Auch unmittelbar aus myronsaurem Kali lässt sich
Cyanallyl abscheiden, jedoch verläuft die Reaction nicht
ganz so glatt, wie mit der Silberverbindung. Erhitzt man
nämlich eine wässerige Lösung von myronsaurem Kali
in einem zugeschmolzenen Rohre mehrere Tage lang auf
110 bis 1200, so verschwindet das Salz. Die Lösung wird
bwaungelb, stark sauer und durch ausgeschiedenen Schwe-
fel getrübt. Sie riecht nach Schwefelwasserstoff und
Cyanallyl und liefert durch Destillation Oeltropfen, die
aus letzterem bestehen. Der Schwefelwasserstoff entsteht
ohne Zweifel durch secundäre Einwirkung der frei ge-
*) Annal. d. Chem. und Pharm. CV. 1.
BR, *
N des Denföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 219
wördenen Schwefelsäure auf noch unzersetztes myronsau-
res Kali. Die Bildung von Senföl ist hierbei nicht zu
‚beobachten. Ä
Die bei den verschiedenen Metamorphosen des myron-
sauren Kalis auftretende Zuckerart haben wir in etwas
‚grösserer Quantität aus der Flüssigkeit dargestellt, aus
welcher die Silberverbindung, C8H5NAg2S408, behufs
der Bereitung des Cyanallyls ausgefällt worden war. Man
fällt aus dieser Flüssigkeit den Silberüberschuss mittelst
Schwefelwasserstoff, sättigt das Filtrat mit kohlensaurem
Baryt und verdampft. Nach dem Auskrystallisiren des
meisten Barytsalpeters behandelt man die eingetrocknete
Mutterlauge mit starkem Alkohol und überlässt die ein-
geengte alkoholische Lösung der Krystallisation, wo nach
einigen Tagen der Zucker in blumenkohlähnlichen War-
zen anschiesst. Durch vorsichtiges Waschen des Kry-
stallbreies mit wenig kaltem Wasser und wiederholtes Um-
krystallisiren aus Wasser und Alkohol erhält man ihn
rein. Er setzt sich aus der Lösung in absolutem Alkohol
bei längerenı Stehen in Warzen ab, welche aus feinen
Nadeln bestehen und die nach dem Trocknen über Schwe-
felsäure bei 1000 nichts mehr an Gewicht verlieren und
zwischen 144 bis 1460 schmelzen. Aus Wasser krystal-
lisirt er in blumenkohlähnlichen Warzen, welche bei 860
zu einer farblosen Flüssigkeit schmelzen und bei 1000
unter schwach bräunlicher Färbung den Gehalt an Kry-
stallwasser verlieren. Die Analyse des über Schwefel-
säure getrockneten Zuckers führt zur Formel C1?H14014,
0,7889 Grm. gaben 1,051 Kohlensäure und 0,4982
Wasser.
Es berechnet sich hieraus:
In 100 Theilen:
berechnet gefunden
—TTr— N
c12 72 36,36 36,32
A 14 7,07 7,00
1027 112 56,57 56,68
198 100,00 100,00.
220 Will u. Körner, zur Kenntniss der Bildung
Der aus dem myronsauren Kali gewonnene Zucker
ist Rechtstraubenzucker; er hat dieselbe Zusammensetzung.
wie dieser, dreht, wie wir uns überzeugten, die Ebene des
polarisirten Lichts nach Rechts und redueirt in alkalischer
Lösung die nämliche Menge Kupferoxyd zu Oxydul.
10. CC. einer normalen, mit Traubenzucker aus Honig
titrirten alkalischen Kupferlösung erforderten in mehreren
‚übereinstimmenden Versuchen dieselbe Menge (0,05 Grm.)
des Zuckers aus myronsaurem Kali. Es entspricht dies
auf 1 Aeg. (180 Theile) des letzteren 10 Aeg.
Kupferoxyd CuO.
Wir wenden uns nun zu einigen 5. Beirachluinßen über
die Constitution des myronsauren Kalis. Wie schon oben
erwähnt, enthält dieser merkwürdige Körper die sechs
Elemente, aus welchen er besteht, in drei Verbindungs-
gruppen geordnet, welche bis zu einem gewissen Grade
seine näheren Bestandtheile sind:
C20 HISNKS4020 — C6H5,02NS? + CR H12 012
Myronsaures Kali == Aeth. Senföl + Rechtstraubenzucker
+ KO, HO, 52 06
+ eich en Kali.
Es scheint in der That keinem Zweifel zu unterliegen,
dass die Zucker- und Schwefelsäuregruppe fertig gebildet in
der Verbindung vorhanden sind, für die Senfölgruppe ist dies
weniger deutlich ausgesprochen. Das Verhalten des myron-
‚sauren Kalis bei der Gährung und beim Erhitzen mit
Wasser, so wie das der Silberverbindung C8H5NAg2S108.
deutet vielmehr darauf hin, dass die Elemente des
Schwefeleyanallyls in einer Anordnung neben einander.
liegen, dass bei einer Störung derselben ebensowohl
Schwefeleyanallyl C6H5, C2NS? als Cyanallyl C&H5, C2N
und freier Schwefel auftreten können. Die Zersetzung des
myronsauren Kalis unter dem Einfluss eines Ferments,
des Myrosins, ist gleichsam eine aus beiden Fällen ge-
mischte Reaction, es bildet sich neben Schwefeleyanallyl
gleichzeitig auch Cyanallyl und Schwefel, vorzugsweise
aber ersteres. Unter dem Einfluss von Wasser und Wärme
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 221
(wie im myronsauren Kali) oder von Schwefelwasserstoff
(wie in der Silberverbindung) zerfällt die Senfölgruppe
dagegen ausschliesslich in Cyanallyl und in Schwefel. Mit
Sicherheit ist nur anzunehmen, dass ein Theil des Koh-
lenstoffs der Senfölgruppe als Cyan, der andere als Allyl
vorhanden ist. Als Glycosid unterscheidet sich
das myronsaure Kali von der Mehrzahl seiner
bis jetzt genauer untersuchten Verwandten
wesentlich dadurch, dass esbei seinem Zerfallen
in die näheren Bestandtheile nicht die Elemente
des Wassers aufnimmt. Der Zucker ist schon
fertig gebildet und nicht in der Form des Anhydrids vor-
handen. Das myronsaure Kali ist vergleichbar in dieser
Beziehung mit der Verbindung des Traubenzuckers mit
Kochsalz, mit welcher es auch die äusserst leichte Zer-
setzbarkeit theilt. Das myronsaure Kali ist ferner das
erste genauer untersuchte Glycosid, welches ausser Stick-
stoff auch Schwefel enthält, und es bietet, abgesehen
von derselben Zahl der Elemente, besonders bezüglich des
Schwefelgehalts einige nicht. uninteressante Vergleichungs-
puncte mit den Eiweisskörpern oder den Albumi-
naten, von welchen es mehr und mehr wahrscheinlich
wird, dass sie der Familie der Glycoside verwandt sind.
Die Eiweisskörper sind ihrer Mehrzahl nach verbindungs-
fähig mit Basen, wie die Myronsäure; sie enthalten offen-
bar, wie letztere, einen Theil des nur wenige Procente
‚betragenden Schwefelgehalts in der Schwefelsäureform
(wie die Taurocholsäure oder das Taurin der Galle), einen
anderen Theil dagegen in einer Form, in welcher er leicht
in Schwefelwasserstoff oder eine Schwefeleyanverbindung
(wie sie im Speichel .auftritt) übergeht. Die Verbindungs-
gruppen, welche das myronsaure Kali zusammensetzen,
sind nur durch so schwache Anziehungskräfte zusammen-
gehalten, dass sie gleichsam dem leisesten Druck, den
eine andere Anziehung oder bewegende Ursache ausübt,
nachgeben: Nach Willkür lässt sich die ganze Verbin-
dung spalten in der Art, dass bald eine jede Gruppe für
222 Will u. Körner, zur Konninder der Balding
sich auftritt, bald nur die eine, während die anderen bei-
den noch vereinigt bleiben. So treten unter dem Ein-
fluss eines Ferments oder des Wassers und der Wärme
die drei Gruppen für sich auf; durch Salze schwerer
Metalle, wie Silber und Quecksilber, wird nur die Zucker-
gruppe ausgeschieden, während die Senföl- und Schwefel-
säuregruppe verbunden bleiben. Durch vorsichtige Be-
handlung mit Baryt lässt sich endlich der Verbindung
die Schwefelsäuregruppe allein entziehen, wo dann die
beiden anderen Gruppen wieder ihrerseits noch verbun-
den bleiben, wenigstens nicht unmittelbar als Zucker und
Senföl auftreten.
Nachschrift.
Die Thatsache, dass bei der Gährung des myronsau-
ren Kalis eine Ausscheidung von Schwefel zu beobachten
ist, so wie der durch vorstehende Untersuchung geführte
Nachweis, dass diese Schwefelausscheidung mit der Bil-
dung von Cyanallyl in Zusammenhang steht, führten mich
zu der Vermuthung, dass das im Handel vorkommende
Senföl neben Schwefelcyanallyl, als dem Hauptbestandtheil,
auch Cyanallyl enthalten müsse. In dem von mir *)
früher untersuchten, von Herrn Zeise in Altona bezoge-
nen Senföl war dasselbe zwar nicht vorhanden, sofern
ich einen constanten Siedepunct von 1480 und die voll-
ständige Umwandlung des Oels in Thiosinnamin beim
Stehen mit überschüssigem Ammoniak beobachtete. Ich
schrieb damals die Angabe von Robiquet und Bussy,
dass das käufliche Senföl einen flüchtigeren, ätherisch
riechenden und auf Wasser schwimmenden Körper ent-
halte, einer Beimischung eines schwefelfreien Oels zu. Ich
habe jetzt die Ueberzeugung, dass dieser flüchtigere Kör-
_ per Cyanallyl ist, und dass das von mir untersuchte Senföl
den bei der Rectification des Oels zuletzt übergehenden
Antheil bildete.
*) Annal. d. Chem. und Pharm. LIH. 1.
des Senföls aus dem Samen des schwarzen Senfs. 223
‚Herr Apotheker Zeise in Altona, an welchen ich
mich mit der Bitte um Mittheilung seiner in dieser Be-
ziehung bei der Senföldestillation gemachten Beobachtun-
gen wendete, hatte die mich zu lebhaftem Dank verpflich-
tende Freundlichkeit, mir zwei Proben Senföl zu übersen-
den, welche von ihm selbst zu verschiedenen Zeiten aus
braunem hannoverschem Senf gewonnen waren. Eine
mehrere tausend Pfund betragende Parthie des Samens
lieferte, nach der gefälligen Mittheilung des Herrn Zeise,
nach dem Abpressen des fetten Oels durch Destillation
' der in dem drei- bis fünffachen Gewicht Wasser vertheil-
ten Kleie mittelst eingeleiteten Wasserdampfs, neben schwe-
rem, in Wasser untersinkendem Oel auch gleichzeitig und
fast dieselbe Quantität eines leichteren, auf Wasser schwim-
menden Oels von 0,965 spec. Gew. Eine andere Parthie
hannoverschen Samens gab dagegen bei der Destillation
unter sonst ganz gleichen Verhältnissen nur schweres, in
Wasser untersinkendes Oel von 1,010 spec. Gew. Ich
‚ überzeugte mich leicht, dass beide Proben des Oels, das
leichtere wie das schwerere, Cyanallyl erhalten; letzteres
war nur weit ärmer daran. Das leichtere, auf Wasser
schwimmende Oel lieferte durch fractionirte Destillation
über die Hälfte seines Gewichts eines zwischen 112 bis
1200 übergehenden Oels, aus welchem die letzten Antheile
des Schwefelcyanallyls und damit auch der Geruch des-
selben durch Rectification allein nicht vollkommen zu ent-
fernen waren. Bei 12stündigem Stehen dieses Oels mit
verdünntem wässerigem Ammoniak verwandelte sich in-
dessen das noch beigemengte Schwefelcyanallyl in Thio-
sinnamin, während die abgegossene Flüssigkeit, zuerst
für sich, dann unter Zusatz einiger Tropfen Schwefelsäure
destillirt, ein farbloses (nahezu das halbe Gewicht des
ursprünglichen Präparats betragendes) Oel lieferte, welches
‚alle Eigenschaften des Cyanallyls besitzt. Auch aus dem
schwereren Oel wurde in gleicher Weise etwas Cyanallyl
erhalten.
Die so gewonnene Verbindung zeigte den eonstanten
224 Will u. Körner, zur Kenntniss d. Bildung de Senföls etc. |
Siedepunct von 116° (corrigirt 11808). Sie verhält sich,
wie auch das Schwefelcyanallyl, optisch unwirksam.
0,2791 Grm. gaben 0,7326 Kohlensäure und 0, 1906
Wasser.
Es entspricht dies in 100 Theilen: |
gefunden berechnet
7 CEH>N
Kohlenstoff .... 71,58 71,64
Wasserstoff ..... TODE. A 2a 7,46.
Es unterliegt hiernach keinem Zweifel, dass das Senföl
.des Handels neben Schwefelcyanallyl auch Cyanallyl ent-
hält, welches letztere indessen unter scheinbar gleichen
Bedingungen in wechselnder, bald grösserer, bald kleine-
rer Menge auftritt. Ich habe schliesslich noch eine
Beobachtung gemacht, welche in einem gewissen Zusam-
menhang steht mit dem oben beschriebenen Verhalten
des myronsauren Kalis gegen Wasser bei 1000, und welche
vielleicht geeignet ist, die Thatsache einigermassen zu
erklären, dass die Menge des sich bildenden Cyanallyls
eine sehr verschiedene ist, unter scheinbar gleichen Be-
dingungen. Lässt man reines, farbloses, in Wasser unter-
sinkendes, also ganz oder vorzugsweise aus Schwefel-
cyanallyl bestehendes Senföl einige Zeit in Berührung mit
Wasser stehen, so trübt sich das Wasser mehr und mehr.
Destillirt man das Wasser sammt dem Oel, so bleibt in
dem Kolben reiner, an der Glaswand haftender Schwefel
zurück, und bei jeder folgenden Destillation wird das dann
auf dem Wasser schwimmende Oel milder an Geruch.
Das Schwefelcyanallyl setzt sich also in Berührung mit
Wasser in Cyanallyl und in Schwefel um. Die beider
Gährung des myronsauren Kalis an und für sich neben
Schwefeleyanallyl entstehende, wahrscheinlich je nach den
Bedingungen ebenfalls wechselnde Menge von Cyanallyl
kann demnach durch den Destillationsprocess sich ver-
grössern, und es unterliegt keinem Zweifel, dass bei einer
kupfernen Blase das Metall ebenfalls Antheil an der Bil-
dung des Cyanallyls nimmt.
Giessen, im December 1862. Will.
—a
Wigand, Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 225
Deber den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde ”
-von
Prof. A. Wigand.
Die Frage, in welchem anatomischen Systeme der
Chinarinde das Chinin und die andern Basen enthalten
sind, ist nicht nur von physiologischem, sondern auch von
praktischem. Interesse, weil sich dadurch ein wichtiger
Gesichtspunct für die Beurtheilung des Werthes der Rinden
eröffnet. Die Chinarinde besteht bekanntlich (mit Ausnahme
der die Oberfläche bedeckenden Korkschicht) aus zweier-
lei Zellgewebe, dem von dünnwandigen Zellen gebildeten
Parenchym von korkiger Consistenz und dem faserigen,
aus fadenförmigen, stark verdickten Zellen bestehenden
Bast. Beide Gewebe sind so angeordnet, dass das Paren-
chym bei jüngeren Rinden fast ausschliesslich vorhanden ist,
bei älteren Rinden aber die äussere Schicht bildet, während
der Bast an der inneren Grenze junger Rinden auftritt
und in der Folge stets die innere Schicht bildet, welche
mit dem Alter fortwährend sich verdickt, so dass ältere
Rinden überwiegend aus Bast bestehen. Uebrigens liegen
in dieser Schicht die Bastzellen grösstentheils isolirt, und
durch Parenchymgewebe getrennt, wie überhaupt zwischen
den beiden genannten Schichten keine ganz scharfe Grenze
wahrzunehmen ist, indem das Parenchym nach innen zu,
das Bastgewebe dagegen nach aussen zu ziemlich all-
*) Der vorstehende Aufsatz, dem Haupfinhalte nach in der bo-
tanischen Zeitung, 1862. No. 18. erschienen und zu gleicher
Zeit vom Verf. mit einigen dem besonderen Zweck entsprechen-
den Modificationen an die Redaction des Archivs f. Ph. gesandt,
gelangte jedoch nicht in deren Hände. Obgleich bereits Jahres-
frist verstrichen ist, theilt der Verf., dem Wunsch der Redac-
tion gemäss, denselben nochmals mit, um so mehr, da durch
Howard’s inzwischen erschienenes Werk über die China-
rinden in Betreff des Sitzes der Alkaloide eine entgegengesetzte
Ansicht vertreten und von dem Berichterstatter über dieses
Werk p. 232 des Archivs von diesem Jahre auf die ne
‚Abhandlung Bezug genommen wird.
Arch.d, Pharm. CLXV.Bds.3. Hft. 15
226 | Wigand, |
mälig verschwindet. Da von vornherein wahrscheinlich
ist, dass so eigenthümliche Stoffe wie die Alkaloide nicht
in dem ganzen Gewebe der Rinde gleichmässig, sondern
entweder von der einen oder andern Zellenart erzeugt
werden, so entsteht die Frage, in welcher derselben die
Alkaloide gefunden werden. In neuerer Zeit ist, be-
sonders nach dem Vorgange Weddell’s *), die Ansicht
die herrschende geworden, dass die Alkaloide ihren Sitz
in den Parenchymzellen, sei es nun in der Parenchym-
schicht oder zwischen den Bastzellen, haben. Im Folgen-.
den theile ich eine Untersuchung mit, bei welcher ich
auf verschiedenen Wegen zu dem übereinstimmenden Er-
gebniss gelangt bin, dass es im Gegentheil die Bast-
zellen sind, welche in ihrer verdickten Wand die Alka-
loide enthalten.
I. Die erste von mir zur Beantwortung obiger Frage
befolgte Methode gründet- sich auf das Verhalten der
Zellenwand zu einer Pigmentlösung. Bekanntlich besitzt
die reine Pflanzenmembran nicht wie die thierische Faser
das Vermögen, aus einer Farblösung, z. B. einem Coche-
nilleauszug, das Pigment in concentrirtem Grade in sich
aufzunehmen und zu binden, wohl aber wird derselben
diese Fähigkeit mitgetheilt durch vorhergehende Behand-
lung mit gewissen Stoffen (Beizen), oder manche Zellen-
wände besitzen auch diese Eigenschaft von Natur. Hier-
her gehört unter anderen die Bastzelle der Chinarinde,
und zwar muss aus dem Umstande, dass man durch Aus-
ziehen der Bastzellen mit Wasser oder Alkohol jene
Fähigkeit entfernen und auf solche Bastzellen, welche -
das Farbsammlungsvermögen nicht besitzen, z. B. von
Linum usitatissimum, durch Tränkung der letzteren mit
jenem Auszug übertragen kann, geschlossen werden, dass
jene Fähigkeit lediglich auf der Gegenwart eines be--
stimmten, der Zellenwand eingelagerten Stoffes beruhe. Da
nun auch reines Chinin oder Cinchonin oder deren Salze
*) Weddell, histoire nat. des Quinquinas, p. 25.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 2327
‘den Bastzellen des Flachses eingetränkt die Färbungs-
‚fähigkeit hervorrufen, bez. wesentlich steigern, so liegt die
Annahme nahe, dass diese Stoffe auch in den Chinabast-
zellen die Ursache der Pigmentsammlung sein mögen, und es
bedarf nur des Nachweises, ob nicht etwa andere in der Zel-
lenwand vorkommenden Stoffe eine Wirkung bedingen. Ge-
‚gen das Xylogen spricht vor Allem der Umstand, dass die-
ser Stoff in der Zellenwand eine weite, die Färbungsfähig-
keit dagegen nur eine beschränkte Verbreitung besitzt. Das-
selbe gilt für die mineralischen und Protein - Stoffe, falls
deren Vorkommen in der Bastzellenwand überhaupt ange-
nommen werden kann. Die Proteinstoffe sind ohnehin
in Alkohol unlöslich, während der die Pigmentsammlung
in den Bastzellen bedingende Stoff durch Alkohol ausge-
zogen werden kann. Dagegen musste die Wahrnehmung,
dass nicht nur bei der Chinarinde gerade die Bastzellen,
welche jenes Verhalten gegen Pigmente zeigen, der Sitz
des Cyaneogens*) sind, sondern dass im Allgemeinen
die Pflanzen, deren Bastzellen pigmentsammelnd sind, zu-
gleich dieselben sind, bei .denen durch Salzsäure oder
Schwefelsäure eine violette Färbung erfolgt, während bei
anderen Pflanzen, z. B. Fraxinus, Guajacum offieinale,
mit der einen Erscheinung zugleich auch die andere
fehlt, — auf den Gedanken führen, dass es dieser
Stoff sei, welcher die Farbaufnahme bedingt. Indess
fällt das Vorkommen beider Erscheinungen nicht voll-
kommen zusammen, indem sich auch Pflanzen finden,
deren Bastzellen färbungsfähig sind, ohne Cyaneogen zu:
enthalten, so wie umgekehrt. Auch verhalten sich beide
Stoffe in Beziehung auf Ausziehbarkeit verschieden. Aus.
*) So habe ich einen besonders bei den Holzgewächsen weit
verbreiteten, die Membran, namentlich der Bast- und Holz-
zellen durchdringenden Stoff benannt, welcher durch Wasser
und Alkohol ausziehbar, an sich farblos, durch die Eigen-.
schaft, durch Salzsäure oder Schwefelsäure violett gefärbt zu
werden, nachweisbar, und mit dem Gerbstoff einerseits
und mit dem rothen Pigment der Farbhölzer andererseits
wenigstens physiologisch verwandt ist.
15*
228 | Wigand,
den Chinabastzellen lässt sich der die Pigmentsammlung be-
dingende Stoff leichter als das Cyaneogen, aus der Ulmen-
rinde umgekehrt der letztere leichter als der erstere aus-
ziehen. Am evidentesten geht die Unabhängigkeit der
Farbsammlung von dem Cyaneogen aus einem Versuche
hervor, in welchem die beiderlei Stoffe, aus einer und
derselben Rinde ausgezogen und auf Querschnitte von
Linum übertragen, sich räumlich trennen und so ver-
theilen, dass das Uyaneogen fast ausschliesslich auf die
Holzzellen, die Fähigkeit, Farbe zu concentriren, fast
ausschliesslich auf die Bastzellen übergeht. — Zu den
Stoffen, welche die Zellenwand durchdringen, gehört auch
der Gerbstoff, den wir bereits als einen jener die Fär-
bung vermittelnden oder vorbereitenden sogen. Beizstoffe
kennen, und es ist auffallend, dass die Fähigkeit der
Bastzellen, Farbstoff zu sammeln, fast durchweg bei gerb-
stoffführenden Pflanzen beobachtet wurde, wogegen sie
bei gerbstofffreien Pflanzen, z. B. Cytisus Laburnum, Gua-
jacum officinale, Morus alba, Fraxinus excelsior, mangelt.
Gleichwohl giebt es auch Beispiele von gerbstofffreien
Pflanzen, wie Daphne Mezereum, Ilex Aquifolium, bei
welchen die Färbung der Bastzellen erfolgt. Namentlich
aber ist gegen den Gerbstoff, als Ursache der Färbungsfähig-
keit der Chinabastzellen, einzuwenden, dass geraden diesen,
wenn auch das übrige Rindengewebe gerbstoffreich ist, so
wie auch die Bastzellen der Weide und Ulme, kein Gerb-
stoff nachzuweisen ist, während auf der audern Seite die
gerbstoffhaltigen Bastzellen der Eiche die Fähigkeit Farbe
aufzunehmen gar nicht, und die gerbstoffreichen Zellen
des Kernholzes der Eiche nur in eben so geringem Grade
wie- die gerbstofffreien Zellen des Splintes zeigen. Ent-
scheidend ist besonders folgender Versuch. Calisaya-
Chinarinde, deren Bastzellen sich durch Cochenillelösung
deutlich färben, wird mit kochendem Wasser ausgezogen,
in Folge dessen die genannte Eigenschaft der Bastzellen
verschwunden ist; aus dem Auszuge sodann durch Eisen-
chlorid die Chinagerbsäure gefällt und mit der klaren
Be Se den Alkalidarn der: Cinarinde. : 300
Flüssigkeit Querschnitte von Linum getränkt, — bei der
Behandlung mit Cochenillelösung färben sich die Bast-
‚zellen der letzteren intensiv roth*). Es folgt daraus,
' dass Gerbstoff, falls er in der Membran der Chinabast-
zellen anwesend ist, die Ursache für die Färbungsfähig-
keit nicht ist. — So werden wir auf indirectem Wege
zu der Annahme geführt, dass es das Chinin oder die
anderen Alkaloide sind, auf welchen die Verwandtschaft
der Bastzellen zu dem Pigmente beruht, und zur Be-
stätigung dient folgender directer Versuch. Calisaya-China-
rinde wird mit gesäuertem Wasser infundirt und es werden
mit der Flüssigkeit Querschnitte von Linum getränkt;
die Bastzellen (zum Theil auch das Holz) werden durch
Cochenilleauszug deutlich und dauerhaft blassroth gefärbt.
Nun wird aus jenem Chinaauszuge das Chinin etc. durch
kohlensaures Natron ausgefällt. Mit der filtrirten (nicht
- mehr bitter schmeckenden) Flüssigkeit werden Querschnitte
von Linum getränkt und darauf mit Cochenilleauszug be-
handelt; es erfolgt in den Bastzellen entweder gar keine
oder nur eine ganz schwache, bald wieder von selbst
' verschwindende Färbung. Das Chinin muss also sowohl
in dem mit Chinainfusum getränkten Linum-Bast, als
auch in den Chinabastzellen selbst die Ursache der Farb-
_ aufnahme gewesen sein. Als der Sitz der China-Alka-
loide ergiebt sich hiernach die Wand der Bastzellen, und
die Fähigkeit der letzteren, Pigment zu sammeln, kann
als Mittel dienen, mit einiger Sicherheit das Vorhanden-
sein von Alkaloiden in irgend einer Chinarinde nachzu-
weisen. Ob die Alkaloide ausserdem auch in dem In-
"halte der Bastzellen, so wie in den Parenchymzellen ent-
halten sind, ist die obige Methode nicht geeignet zu ent-
scheiden. — Zwar färben sich auch die Holzzellen von
Cinchona in einem Cochenilleauszug schwach und vor-
übergehend roth, aber da in der Wand der Holzzellen
*) Dass diese Wirkung nicht etwa dem überschüssigen Eisensalze
zuzuschreiben ist, geht daraus hervor, dass dasselbe, wie andere
Versuche zeigen, nur sehr schwach als Beizstoff wirkt.
330 :... Wigand,
Gerbstoff nachgewiesen werden kann, so lässt sich jene
Erscheinung schon aus diesem erklären, ohne dass zur
Annahme des Vorkommens von Chinin in dem Holze
Grund ist.
II. Die durch Grahe*) und Batkarı) bekannte
Erscheinung, dass alkaloidhaltige Chinarinden in einer
Glasröhre trocken bis zur Verkohlung erhitzt, eine car-
minrothe Substanz entwickeln, welche sich als Anflug an
der Wand des Glases ansetzt, kann ebenfalls für unsere
Frage Anwendung finden. Dass die Erscheinung nicht,
wie Böttger***) meint, durch Chinaroth, sondern durch
die Alkaloide verursacht wird, geht daraus hervor, dass
die Chinabasen nach Grahe in Verbindung mit orga-
nischen, nicht flüchtigen Säuren, nach Batka in Ver-
bindung mit Cellulose, Amylum, Dextrin, Zucker, Gummi
dieselbe carminrothe Färbung zeigen.. Ich füge hinzu,
dass die Erscheinung auch bei schwefelsaurem Chininf),
so wie bei reinem Cinchonin fr) erfolgt. — Wenn man
nun Querschnitte von Chinarinde (Calisaya, Loxa) ver-
kohlt, so erscheinen die Bastzellen unter dem Mikroskope
zuletzt blutroth (während dies bei den Holzzellen von
Cinchona nicht der Fall ist, eben so wenig wie bei den
*, Dingler’s polyt. Journal, 1858. p. 120.— Chem. Centralblatt,
1860. No. 13.
*#) Nova Acta, 1850. — Chem. Centralblatt, 1859. No. 55.
***) Dingler’s polyt. Journal, 1858. p. 120.
7) Dasselbe schmilzt beim Erhitzen zu einer gelbbraunen Masse,
welche beim Erkalten carminroth wird. Auch entwickelt sich
beim Erhitzen des schwefelsauren Chinins ein carminrother
Anflug. Die geschmolzene Masse schmeckt nicht mehr rein
bitter, sondern. scharf säuerlich und riecht schwefelartig, dann
etwas cumarinartig. Bei weiterem Erhitzen bläht sich die
Masse zu einer schwarzen, porösen, geschmacklosen Kohle auf.
tr) Das reine Cinchonin schmilzt zuerst zu einer glashellen Masse,
wird dann mit schwarzbrauner oder schwarzer Farbe unter
Entwickelung weisser Dämpfe sublimirt; bei weiterem Er-
hitzen findet die Sublimation aber auch in Form eines etwas
carminrothen Anflugs statt. Bei dem reinen Chinin sah ich
weissen Dampf, aber keine rothe Färbung.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 231
Bastzellen von Quercus, welche sich braun oder rothbraun,
aber nicht blutroth färben). Auch diese Erscheinung
scheint darauf hinzuweisen, dass die Chinabastzellen der
Sitz der Alkaloide sind.
III. Ein anderer Weg, den Sitz der Alkaloide in
der Chinarinde zu ermitteln, eröffnet sich von Seiten der
vergleichenden chemischen Analyse. Und zwar
bieten sich für dieselbe verschiedene Angriffspuncte dar.
Nachfolgend theile ich eine Reihe von Bestimmungen mit,
welche Herr Dr. F. Dronke auf meine Veranlassung
nach genau von mir geprüften Material vorzunehmen
die Güte hatte.
Spec. Chi- Cin- Alka-
Gew. nin cho- loide
nin überh.
1.Calisaya la. (Stammrinde, unbedeckt) 1,29 2,968 0,53 3,498
2. „ Ia. (Zweigrinde, ohne Kork-
ERRGCHE 12.) SUR. 1,377 1,124 0,935 2,059
3. „ lHa.(Stammrinde, unbedeckt 1,22 2,368 0,432 2,80
4. Cinchona scerobiculata (Stammrinde,
unbedeckt)........-:.. 1,14 0,42 3,09 3,51
5. China Carthagena (Stammrinde, un-
bedeckt) ....... Mer 1,12 1,435 0,324 1,759
6. Calisaya Ia. (Bast*) der Stammrinde 1,45 3,46 0,64 4,10
7. „ .. Ja. (Parenchym der Stamm- ’
a 1,11 2,365 . 0,395 1.2768
Ia.(Bast der Zweigrinde)... 1,56 1,242 1,033 2,275
Ia.(Parenchym der Zweig-
Bi
9
ER EHEN 1,05 0,828 0,688 1,516.
1. Zunächst stimmen alle chemischen Untersuchungen,
insbesondere die von Weddell, Reichardt und De-
londre darin überein, dass der Gehalt an Alkaloiden
mit dem Alter der Chinarinden zunimmt, d.h. in den
flachen Stammrinden grösser, als in den dicken, und in
diesen wiederum grösser ist, als in den dünnen röhrigen
Zweigrinden. Am bestimmtesten tritt dies hervor bei
der Vergleichung von ungleich starken Rinden einer und
derselben Abstammung. Da man die letztere mit Sicher-
*) Ueber den Sinn der Ausdrücke „Bast“ und „Parenchym“ in
dieser und in den folgenden Analysen s. unten.
232 Wigand,
heit fast nur für die von Cinchona Calisaga abstammende
_Königs-Chinarinde kennt, und da gerade diese Sorte in
verschiedenem Kaliber als platte und gerollte vorkommt,
so eignet sich die Vergleichung vorzugsweise für unsern
Zweck. Ich stelle hier drei verschiedene Reihen*) von
Procentbestimmungen der Alkaloide für die beiden For-
men der Königschina zusammen.
Stammrinde: I. (Delondre)
Chin. sulph. 3—3,2
Cinch.sulph. 0,6—0,8
zusammen 3,6—4,0
Zweigrinde:
Chin. sulph. 1—1,5
Cinch. sulph. 0,6—0,8
zusammen 1,6—2,3
II. (Reichardt)
Chinin .... 2,701
Cinchonin 0,264
Alkaloid.. 2,965
Chinin.... 0,659
Cinchonin 0,327
Alkaloid.. 0,986
III. (Dronke)
Chinin ... 2,968 .
Cinchonin 0,53
Alkaloid.. 3,498
Chinin.... 1,124
Cinchonin 0,935
Alkaloid.. 2,059
Ebenso geht für andere Sorten, z.B. Huanuco, Loxa,
Huamalies, Jaen, China rubra, aus den vorhandenen Ana-
lysen, so weit sie sich auf Proben von verschiedenem
Kaliber für die einzelnen dieser Sorten erstrecken, her-
vor, dass der Alkaloidgehalt im Verhältniss wie der
Durchmesser des Stammes ab- und zunimmt. Selbst bei
der Vergleichung verschiedener Sorten kann man, ob-
gleich hier noch andere Momente in Betracht kommen,
im Allgemeinen als Regel annehmen, dass der Reichthum
an Alkaloiden im Verhältniss steht zu der Dicke der
Rinde; so ist die fast nur in starken Röhren vor-
kommende China regia convoluta reicher als die in mittel-
starken Röhren vorkommende Huanuco, und diese reicher
als die stets dünnröhrige Loxa und Jaen, unter denen
die ganz feinröhrigen (zugleich bastlosen) Sorten zum
Theil gar kein Alkaloid enthalten.
Da beim Dickenwachsthum des Stammes die Rinde
nur durch Ansetzen nach innen, d.h. durch Verdickung
*) Die den obigen Analysen zu Grunde liegende Stammrinde
war unbedeckt, d.h. der Korkschicht beraubt, — die Zweig-
rinde bei den Analysen, I. und II. bedeckt, bei IH. en
der Korkschicht beraubt.
über den Site der Alkaloide in der Chinarinde. 233
der Bastschicht wächst, und daher die Bastschicht im
_ Verhältniss zur Korkschicht und zur zelligen Rinden-
- schicht immer mehr überwiegend wird, je älter der Stamm
wird, — da überdies bei den Stammrinden die Kork-
schicht fast immer fehlt, und auch die Parenchymschicht
bei älteren Rinden als Borke nach und nach abgelöst
wird, so dass die Rinde annähernd nur aus der Bast-
schicht besteht, — und da ferner die Bastzellen nach
innen im Allgemeinen reichlicher auftreten als nach aussen,
so lässt sich der oben aus den Analysen nachgewiesene
Zusammenhang des Alkaloidgehaltes mit dem Alter und
der Stärke der Rinde auch so ausdrücken, dass der
Reichthum an Alkaloiden zunimmt im Verhältniss wie
die Menge von Bastzellen wächst. Diese Thatsache
führt aber unmittelbar zu der Annahme, dass die Alka-
loide eben in den Bastzellen ihren Sitz haben, ja es
wird sogar durch jene Beziehungen, unter anderen durch
den Umstand, dass ganz feinröhrige Rinden, in denen
noch fast gar keine Bastzellen angelegt sind, zum Theil
. gar kein Alkaloid ergeben, sehr wahrscheinlich, dass die
Alkaloiderzeugung nur auf die Bastzellen mit Ausschluss
der Parenchymzellen beschränkt ist.
2. Am sichersten würde sich freilich der Antheil
beider Gewebe an der Production der Alkaloide fest-
stellen lassen, wenn es möglich wäre, Bastzellen und
Parenchym zu sondern und jeden Theil für sich nach
seinem Alkaloidgehalte zu bestimmen. Bei China regia
plana I. und convoluta (ohne Kork) habe ich durch Stossen
der Rinde und Durchsieben durch ein feines Sieb ver-
sucht, das Parenchym möglichst vom Baste zu trennen.
Dies gelingt zwar nur unvollständig, jedoch kann man
durch jene Manipulation doch die Masse einer Rinde in
zwei Parthien theilen, von denen die eine reicher an
Bastzellen, die andere reicher an Parenchym ist. Der
‚Kürze halber habe ich die erste Parthie in der obigen
Zusammenstellung schlechtweg als „Bast“, die zweite als
„Parenchym“ bezeichnet, was also nur relativ zu nehmen
234. Wigand,
ist. Aus den bei 6. bis 9. mitgetheilten Zahlen ergiebt sich
nun, dass der „Bast“ bei weitem den grösseren Antheil
am gesammten Alkaloidgehalt liefert, indem derselbe bei
der Stammrinde 4,1 Proc., das „Parenchym“ nur 2,76
Proe., bei der gerollten Königschina 2,275 Proe., das
„Parenchym“ nur 1,516 Proc. Alkaloid enthält. Gelänge
es, das Parenchym vollständig vom Baste zu befreien, so
würde dasselbe wahrscheinlich gar kein Alkaloid liefern.
— Der von der gerollten Königschina abgeriebene Kork
(resp. Borke) ergab sich bei der Untersuchung als alka-
loidfrei. Dasselbe gilt vom Holze, dessen bitterer Ge-
schmack demnach auf der Chinovasäure zu beruhen scheint.
3. Man hat bereits früher für die Beurtheilung des
medicinischen Werthes, nämlich für den Alkaloidgehalt
einer Chinarinde, einen empirischen Maassstab in dem
specifischen Gewichte erkannt. Bestimmter geht dies
aus der obigen vergleichenden Untersuchung hervor. Mit
Ausnahme von der gerollten Calisaya und der Rinde von
Cinchona scrobiculata nimmt hiernach der Alkaloidgehalt
mit dem specifischen Gewichte ab und zu. Auch diese
Erscheinung erklärt sich ganz einfach, wenn es wahr ist,
dass die Chinabasen ausschliesslich oder überwiegend
ihren Sitz in den Bastzellen haben; denn die letzteren
mit ihren ausserordentlich verdickten Wänden bestimmen
in höherem Grade das specifische Gewicht als das dünn-
wandige Parenchym, — mit anderen Worten: eine Rinde
von grösserem spec. Gewichte muss mehr Masse an Bast-
zellenwänden und daher mehr Alkaloid enthalten, und
indem wir dies in der Wirklichkeit bestätigt finden, dient
diese Thatsache zur Bestätigung jener Annahme. Hier-
bei ist noch Folgendes zu bemerken. a) Aus den mit-
getheilten Zahlen ergiebt sich, dass zwischen verschiede-
nen Rinden der Alkaloidgehalt in einem viel stärkeren
Verhältniss steigt und fällt als das spec. Gewicht. Es
weist dieser Umstand darauf hin, dass ein Factor vor-
handen sein muss, welcher das specifische Gewicht mit-
bestimnit, für den Alkaloidgehalt dagegen nicht in Rech-
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 235
nung kommt, d.h. dass das Parenchym frei von Alkaloid
sein muss. Mit diöser Erklärungsweise stimmt auch
überein, dass das Verhältniss der specifischen Gewichte
sich dem der Alkaloidgehalte in demselben Grade nähert,
ie annähernder die eine Rindenmasse nur aus Bast, die
andere nur aus Parenchym besteht. Während zwischen
der Calisaya la. und lla. das Verhältniss der specifischen
Gewichte ca. 1,06, das der Alkaloidgehalte 1,25 ist, oder
zwischen der Calisaya 1. und Carthagena das Verhältniss
der spec. Gewichte 1,15, das der Alkaloide ca. 2 ist,
ergiebt sich dagegen zwischen „Bast“ und „Parenchym‘*
der China Calisaya das Verhältniss der spec. Gewichte
als 1,3, das der Alkaloide als 1,5; und für die gerollte
China regia das Verhältniss der spec. Gewichte ca. 1,5,
für das der Alkaloidgehalte 1,45. Db) Die oben nachge-
wiesene Beziehung zwischen dem Alkaloidgehalte und
dem specifischen Gewichte bedarf jedochnnoch einer weiteren
Beschränkung. Dieselbe setzt nämlich, so wie sie oben
aufgefasst wurde, voraus, dass alle Chinabastzellen in
Hinsicht auf ihre Alkaloidproduction sich qualitativ gleich
verhalten, d.h. bei gleicher Stärke und Zahl gleich viel
Alkaloid erzeugen; nur unter dieser Voraussetzung kann
die Masse der Bastzellen einen directen Maassstab für
den Gehalt einer Rinde an Basen abgeben. Nun ergiebt
sich aber aus unserer Tabelle, dass die Alkaloidgehalte
nicht durchweg in dem Verhältniss steigen und fallen
wie die specifischen Gewichte, vielmehr nimmt der Alka-
‚loidgehalt z. B. der Carthagena-China gegen die Calisaya la.
im Vergleich zu den specifischen Gewichten in einem
viel stärkeren Verhältnisse ab, als die Calisaya Ila. zu
Calisaya la.; und umgekehrt ist die Rinde der Oinchona
scrobiculata, obgleich leichter als die übrigen Rinden, an
' Alkaloid reicher. Es weist dies darauf hin, dass jene
‚Regel streng genommen nur unter verschiedenen Rinden-.
sorten gleicher Abstammung gilt, dass aber von Rinden
verschiedener Abstammung jede ihren besonderen Maass-
stab, d.h. einen in ihrer Natur begründeten specifischen
7236: 2: | Wigand,
Grad von Alkaloiderzeugung besitzt. Ja selbst verschiedene
Rinden gleicher Abstammung schreiten in Beziehung auf
ihren Alkaloidgehalt nicht ebenmässig nach der Skala
der specifischen Gewichte fort, denn wir sehen, dass. der
Alkaloidgehalt der Zweigrinde von Calisaya viel geringer
ist, als man nach deren spec. Gewicht im Vergleich mit
der Stammrinde erwarten sollte. Es scheint hieraus zu
folgen, dass der Alkaloidgehalt einer jeden einzelnen
Bastzelle nicht während der ganzen Entwickelung gleich
‘ist, sondern, wie es auch ganz natürlich ist, mit dem
Alter des betreffenden Zweiges oder Stammes (wenigstens
bis zu einem gewissen Puncte) zunimmt, — d.h. da in
der einzelnen Bastzelle die Erzeugung von Alkaloid bis
zu einem gewissen Stadium fortdauert und das gebildete
Alkaloid in der Zellenwand abgelagert wird, der absolute
Gehalt sich also mit dem Alter steigert, so ist es daraus
erklärlich, dass die Rinde eines jungen Stammes selbst
bei gleicher Zahl und Grösse, d.h. Masse der Bastzellen,
doch nicht so viel Alkaloid liefert, als die eines älteren
Stammes derselben Art. -— Kurz für den Alkaleidgehalt
verschiedener Rinden bestehen nicht bloss quantitative,
sondern auch qualitative Unterschiede, und deshalb hat
die Beziehung zwischen Werth und Gewicht einer China-
rinde nur ganz im Allgemeinen Gültigkeit *).
4. Für den relativen Alkaloidgehalt von Rinden
gleichen Alters, aber verschiedener Abstammung, hat Wed-
dell ein empirisches Gesetz aufgestellt, welches in prak-
tischer Beziehung unstreitig ungleich wichtiger ist, als
alle ohnehin vergeblichen Versuche, die verschiedenen
Handelssorten zu charakterisiren, welches aber auch für
das theoretische Interesse unsere Beachtung verdient, in-
dem danach der Gehalt an Alkaloiden (besonders Chinin)
in nahem Zusammenhange mit dem anatomischen Bau
der Chinarinde, namentlich mit der Grösse und Verthei-.
*) Nach Karsten (Berliner Monatsberichte, 1858. p. 260) übt
der Standort, besonders das Klima, einen wichtigen Einfluss
auf die Alkaloiderzeugung in den Chinabäumen.
= über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 231
lungsweise der Bastzellen erscheint. Das Gesetz lautet
nämlich so: je mehr sich eine Chinarinde in ihrer Struc-
tur derjenigen, wie wir sie bei der China Calisaya finden,
die Bastzellen durch die ganze Dicke der Rinde mög-
lichst gleichmässig vertheilt, und unter einander sowohl
in horizontaler als verticaler Richtung möglichst isolirt,
die einzelne Bastzelle dick im Verhältniss zur Länge
(etwa 4/19), — daher der Bruch durch die ganze Rinde
gleichmässig, und kurz-, fein- und steiflaserig, nähert,
— desto reicher ist sie, ceteris paribus, an Alkaloid; je
mehr sie sich von jener Normalstructur entfernt, je mehr
sich also nach aussen eine bastlose Schicht sondert, je
mehr die Bastzellen strahlenförmig oder in einzelnen
Gruppen verbunden sind, je mehr sich Länge und Dicke
der einzelnen Fasern von dem obigen Verhältniss ent-
fernen, je mehr also der Bruch nur nach innen zu faserig,
je mehr er lang- und weichfaserig, oder kurz-, grob -
und stumpffaserig ist, -— desto ärmer ist, ceteris paribus,
die Rinde an Chinin. |
Wenn es nun wahr i®t, wovon ich mich durch ver-
schiedene Schätzungen und Messungen überzeugt zu haben
glaube, dass bei der Calisaya-Rinde die Gesammt-
masse der Bastzellen grösser ist als bei anderen
Chinarinden von abweichender Grösse und Anordnung
der Bastzellen, so weist diese Erscheinung wiederum dar-
auf hin, dass die Bastzellen den Sitz der Alkaloide dar-
stellen, und durch die letztere Annahme würde jene auf
den ersten Blick auffallende Abhängigkeit der chemischen
Beschaffenheit einer Chinarinde von ihrer Structur grossen-
theils ihre Erklärung finden und das Weddell’sche empiri-
sche Gesetz eine physiologische Begründung erfahren.
5. In Betreff der beiden wichtigsten China - Alkaloide,
Chinin und Cinchonin, ergiebt sich aus fast allen vor-
handenen chemischen Untersuchungen, dass beide in der
Regel in derselben Rinde neben einander vorkommen,
jedoch so, dass in den Zweigrinden fast ausnahmslos das
Cinchonin über das Chinin, in den Stammrinden dagegen
238 | Wigand,
im Allgemeinen das Chinin überwiegt. Namentlich zeigt
sich dies bei der Vergleichung von Stamm- und Zweig-
rinde gleicher Abstammung, z.B. bei der Calisaya in
unserer Tabelle. Ferner beweisen die dortigen Angaben,
dass das Cinchonin mit dem Lebensalter der Rinde nicht
nur relativ (im Verhältniss zum Chinin), sondern auch
absolut (d.h. zu Gunsten des Chinins) abnimmt. Dieser
letztere Umstand macht es, da ohnehin kein Grund ist .
anzunehmen, dass zwei so nahe verwandte Stoffe in ver-
schiedenen Bastzellen entstehen sollten, sehr wahrschein-
lich, dass das Cinchonin sich durch den Lebensprocess*)
allmälig in Chinin umwandelt, — eine Annahme, welche
auch durch die chemische Aehnlichkeit unterstüzt wird,
daher auch bereits von den Chemikern **) als wahrscheinlich
ausgesprochen worden ist. |
Hierbei ist jedoch noch Folgendes zu bemerken. Nach
den verschiedenen Analysen ähnlicher Rinden variirt das
Verhältniss des Cinchonins zum Übinin in bedeutendem
Grade; während in vielen Fällen in den Stammrinden
das Chinin und in den Zweigrihiden das Cinchonin stark
überwiegt, nähern sich in anderen, sowohl Stamm- als
Zweigrinden, die beiden Stoffe in ihren Mengen, ja es giebt
Zweigrinden, wo da$ Chinin überwiegt (z. B. Ch. regia convo-
luta s. oben 2.), und es giebt Stammrinden, welche reicher
an Cinchonin als an Chinin sind, z.B. Ü. serobiculata
mit 0,42 Proc. Chinin und 3,09 Proc. Cinchonin (nach
Weddell 0,3—0,4 Chin. sulph., 0,7— 0,8 Cinch. sulph.;
Delondre 0,6 — 0,8 Chin. sulph., 1,2 Cinch. sulph.);
China flava Maracaibo nach Delondre mit 0,3 — 0,4 Proc.
Chin. sulph. und 1,0 Proc. Cinch. sulph. Ueberhaupt
sind die Columbischen Rinden im Allgemeinen reicher
*) Vielleicht auch erst in der abgeschälten Rinde bei der an
den Stammrinden natürlich langsameren Austrocknung. |
**) Zuerst von Stoltze und Mitscherlich. Neuerdings ist es
Strecker gelungen, das Cinchonin in eine mit dem Chinin
zwar nicht identische, aber doch isomere Base überzuführen.
Ann. der Ch. u. Ph. Bd.123. p. 379.
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 239
an Cinchonin als die Peruanischen und Bolivia-Rinden,
und selbst die Stammrinden oft eben so reich oder reicher
an Cinchonin als an Chinin. Cinchona pubescens soll nach
Guibourt gar kein Chinin, sondern nur Cinchonin ent-
halten. Es geht hieraus hervor, dass das relative Alter
der Rinde das Verhältniss der beiden Alkaloide nicht
allein bestimmt, sondern dass dabei noch andere Um-
stände in Betracht kommen, dass namentlich, wie Cinch.
scrobiculata und pubescens beweisen, für gewisse Species
ein für allemal die Cinchoninbildung eigenthümlich ist,
d.h. die Umwandlung in Chinin hier nur langsam und
unvollständig fortschreitet.
Jedenfalls ist die von Weddell*) aufgestellte An-
‚sicht, dass das Cinchonin seinen Sitz nicht wie das Chi-
nin in der Bastschicht, sondern in der äusseren zelligen
Rindenschicht habe, zu verwerfen. Als einziger Grund
dafür wird angeführt, dass manche alte Rinden mit er-
haltener zelliger Schicht verhältnissmässig reicher an Cin-
chonin waren, — was aber doch in Betracht, wie sehr
auch bei unbedeckten Stammrinden das Cinchonin oft
vorwiegt, nicht in Anschlag kommen kann, zumal da
auch bei den ältesten Rinden die zellige Schicht, gesetzt
sie enthielte das Cinchonin, niemals in solcher Ausdeh-
nung vorkommt, dass dadurch das Ueberwiegen dieses
Alkaloids bedingt werden könnte, indem mit dem Alter
der Rinde gerade die Bastschicht immer überwiegender
wird.
IV. Das Ergebniss aus dem Vorstehenden ist der
Hauptsache nach der Nachweis, dass das Chinin und
Cinchonin in den Bastzellen erzeugt und in der Folge
in der Substanz der verdickten Membran der letzteren
abgelagert werden; und zwar sind die Bastzellen höchst
wahrscheinlich der ausschliessliche Sitz der Alkaloide.
Denn dass das Rindenparenchym kein Alkaloid ent-
hält, wird deshalb sehr wahrscheinlich, weil Rinden, welche
*) Les quinquinas p. 25.
240. | Wigand,
kaum einzelne Bastzellen enthalten, auch annähernd ohne
Alkaloid sind, weil ferner das dem Rindenparenchym so
analoge Blattgewebe nachweislich kein Alkaloid enthält,
und weil es endlich physiologisch nicht wohl denkbar ist,
dass eine so eigenthümliche Stoffbildung dem Baste und
den so verschiedenen Parenchymzellen gemeinsam sein
sollte. Die Korkschicht ist, wie die directe chemische
Prüfung lehrt, vollkommen alkaloidfrei, und ae gilt
vom Holze der Chinabäume.
Was die physiologische Bedeutung obiger That-
sache betrifft, so bietet sie einen neuen Fall für das
bereits für die Milchsaft-Familien, namentlich für die
Euphorbiaceen, Papaveraceen erkannte Gesetz, dass die.
besondere Function der Bastzellen in der Erzeugung
eigenthümlicher Stoffe, insbesondere der Alkaloide, be-
stehe*). Durch Analogie, welche durch das oben ange-
führte Färbungsvermögen der Bastzellen unterstüzt wird,
dürfen wir jenes Gesetz ohne Bedenken auch auf die
übrigen Alkaloide, welche bei den echten und sogenann-
ten falschen Chinarinden, d.h. in der Familie der Cincho-
naceae vorkommen, und sogar auf andere eigenthümliche
Stoffe, wie das Daphniu in Daphne Mezereum, das
Salicin in der Weidenrinde und den bitteren Stoff in
der Ulmenrinde ausdehnen. Die Bastzellen der letzten
beiden Rinden besitzen, wie oben erwähnt, ein sehr ent-
schiedenes Vermögen, Pigment zu sammeln, und verdanken
dasselbe gewissen ausziehbaren Stoffen, von welchen oben
auf indirecte Weise gezeigt wurde, dass sie nicht wohl
etwas Anderes als Gerbstoff oder die diesen Rinden eigen-
thümlichen Bitterstoffe sein können. Abgesehen davon,
dass der Gerbstoff aber bei beiden Rinden in der Mem-
bran der Bastzelle nicht nachweisbar ist, sprechen bei
der Weidenrinde gegen den Gerbstoff als Ursache der
Farbsammlung folgende Versuche. 1) Die Bastzellen
*) Vergleiche Schacht, Lehrb. der Anat. u. Physiol. I. p. 400,
wo derselbe auch bereits die im Vorstehenden nachgewiesene
Bedeutung der Chinabastzellen vermuthungsweise ausspricht.
= j = über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 241
; einer mit Wasser ausgezogenen Weidenrinde haben die
Fähigkeit, sich mit Cochenillelösung zu färben, verloren,
dagegen wird diese Fähigkeit durch Tränkung von Quer-
schnitten von Zinum mit jenem Auszuge auf die Bast-
zellen der letzteren übertragen. 2) Wird aus diesem
Auszuge der Gerbstoffl, sei es durch Hausenblase oder
durch Eisenchlorid, gefällt, so behält derselbe gleichwohl
die Eigenschaft, in den Linum-Bastzellen die Pigment-
sammlung zu verursachen. 3) Auch wenn man Weiden-
rinde so lange auszieht, dass sich kaum mehr eine Spur
von Gerbstoff in dem letzten Auszuge nachweisen lässt,
bleibt in dem letzteren die Eigenschaft, auf Linum -Bast
übertragen, demselben die Fähigkeit mitzutheilen, sich
mit Cochenille zu färben. Es ist wohl kaum zu be-
zweifeln, dass das Salicin dieser Stoff ist, welcher dem-
nach ebenfalls seinen Sitz und Ursprung in den Bast-
zellen hat*).
° Auch von praktischem Interesse ist die Nachwei-
sung, dass die China-Alkaloide ihren Sitz in den Bast-
zellen haben, indem dadurch gewisse allgemeine, bisher
nur auf Erfahrung beruhende Kriterien für den relativen
Werth verschiedener Chinarinden, namentlich dass der
Werth einer Rinde ceteris paribus zunimmt mit der Stärke,
d.h. mit dem Alter, und dass unbedeckte Rinden werth-
voller sind als bedeckte, ihre theoretische Erklärung und
eben dadurch ihre um so festere Begründung finden. Es
ist namentlich zu erwarten, dass hiernach gewisse gang-
bare Verkehrtheiten in der Beurtheilung des Werthes
der Chinasorten mehr und mehr verschwinden werden.
Dass es nicht an solchen fehlt, geht schon aus den Han-
delspreisen hervor, welche auch-immer im stärksten Miss-
verhältniss zu dem wahren Werthe stehen, ähnlich wie
*) womit jedoch die bekannte Erscheinung, dass der Bast der
Weidenrinde durch Schwefelsäure roth gefärbt wird, nicht,
wie man gewöhnlich annimmt, zusammenhängt, indem die
letztere Reaction von dem oben erwähnten Cyanogen herrührt
und bei salieinlosen Rinden eben so gut statt findet.
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 3. Hft. 16
”
848. 5,4: Wigand,
dies bei der moskowitischen und sibirischen Rhabarber
und bei dem sibirischen und canadischen Castoreum der
Fall ist, was aber bei den Chinarinden deshalb besonders
auffallend ist, weil hier der den Werth bestimmende Factor,
‚der Gehalt an Alkaloid, besonders an Chinin, so evident
ist. Zwar ist man in neuerer Zeit von dem früheren
Vorurtheil, wonach man die feinröhrigen Rinden, besonders
die Loxa, für die besten hielt, nach und nach abge-
kommen; gleichwohl entspricht der Preis noch durchaus
jenem Vorurtheil; denn obgleich die Loxa-China höchstens
(bei den dieksten Röhren) 0,7 Proc. Chinin und 1 Proc.
Cinchonin enthält, so ist doch der Preis höher als der der
stets alkaloidreicheren Huanuco, und sogar fast eben so
"hoch als der der unbedeckten Calisaya, deren Chiningehalt
den der Loxa wenigstens um das Vierfache, meist aber
noch viel mehr übertrifft, indem derselbe bei der letzteren
oft ganz verschwindend und auch der Cinchoningehalt
bei jener meist grösser als bei der Loxa ist. Die platte
unbedeckte Calisaya enthält nach Dronke’s Analyse
fast doppelt so viel Alkaloid und darunter fast 3mal so
viel Chinin, als die gerollte (wobei noch. überdies die
17,6 Proc. betragende Korkschicht abgezogen ist), nach
Reichardt 3mal so viel Alkaloid und 4—5mal so viel
Chinin, nach Delondre 2mal so viel schwefelsaures
Alkaloid und 3mal so viel schwefelsaures Chinin als die
gerollte, und darnach stehen beide Sorten ungefähr in
gleichem Preis. Calisaya I. enthält doppelt so viel Alkaloid
und etwas mehr als doppelt so viel Chinin als die Car-
thagena, während sich der Preise wie 7:1 verhält. Car-
thagena enthält 18), mal so viel Alkaloid, doppelt so viel-
Chinin als die beste Loxa, die je untersucht worden ist
(für die meisten Loxa-Rinden ist das Verhältniss noch
viel ungünstiger, da sie meist so gut als kein Chinin
und nicht viel mehr Cinchonin enthalten), und dennoch
ist die Loxa circa 5mal so theuer als die Carthagena *).
Marburg, im Juni 1862. |
*) Die Preiswürdigkeit einer Waare steht im Verhältniss
ee Re
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 243 E
Nachtrag. Es bleiben mir nun noch einige Bemer-
kungen über die Gründe übrig, womit von Howard in
seinen /llustrations of the nueva Quinologia of Pavon die
der meinigen entgegengesetzte Ansicht, wonach die
China-Alkaloide nur im Parenchym enthalten seien, ver-
theidigt wird, und zwar muss ich mich, da mir das Werk
. selbst bis jetzt nicht zu Gebote steht, auf den ohnehin fast
ausschliesslich diesen Punkt hervorhebenden Bericht von
H. Karsten in diesem Archiv pag. 232 beziehen.
Die Gründe, welche in diesem Bericht für die Ansicht
Howard’s angeführt werden, sind folgende:
1) Die Entdeckung krystallisirter Alkaloide inner-
halb der Parenchymzellen von Cinchona succeirubra. Dies
würde allerdings ein unwidersprechlicher Beweis sein,
vorausgesetzt, dass die Alkaloidnatur der „concentrisch
gruppirten Krystalle“ wirklich nachgewiesen ist; bei
Karsten wird nur angegeben, dass sie sich in Alkohol
und Aether lösen. Die bei gewissen Chinarinden in Menge
in den Parenchymzellen vorkommenden unlöslichen Kry-
stalldrusen werden gewöhnlich für oxalsauren Kalk ge-
halten. | |
2) Nach mehreren Beobachtungen von Spruce und
Cordover, in Uebereinstimmung mit Karsten’s eigener
Erfahrung, ist die China rubra aus tiefer gelegenen, wär-
'meren Gegenden ärmer an Alkaloiden, als von höher ge-
legenen Orten, und dem entsprechend fand Spruce die
Rinden der ©. Calisaya in tiefer gelegenen Gegenden hol-
zum Werthe und im umgekehrten Verhältniss zum Preise.
Nehmen wir als Maassstab für den Werth der Chinarinde
den Chiningehalt, und als Preis den Durchschnitt von 5 Jahren
an, so ergeben sich für die oben angeführten Sorten folgende
Beziehungen:
Die unbedeckte Königschina ist 3mal preiswürdiger als die
gerollte und auch 3mal preiswürdiger als die beste Loxa.
Die Carthagena-Rinde ist, verglichen mit der unbedeckten
Königschina, 3!/3mal, mit der bedeckten 1imal, mit der Loxa
13 mal preiswürdiger.
16 *
El Er Er
a Te
244 Wigand,
‘zig, in höheren dagegen reicher an Parenchym. Abge-
sehen davon, dass diese Beobachtungen wenigstens nach
dem Bericht nur sehr unbestimmt erscheinen, glaube ich
auf dieses Argument kein grosses Gewicht legen zu kön-
nen, theils weil die China rubra ein zu unbestimmter Be-
griff ist, theils weil sich der zweite Theil des Beweises
auf eine andere Art bezieht als der erste.
3) Wichtiger ist die Angabe, dass Howard in der
parenchymatösen Aussenrinde von C. lancifolia Mut. mit
wenig Bastgewebe mehr Alkaloid fand, als in dernur aus
Bastgewebe bestehenden Innenrinde, und ebenso in dem
äusseren Theile der Stammrinde von C. succeirubra "Pav.
mit wenig Bast grösseren Alkaloidgehalt als in dem inne-
ren nur aus Bast bestehenden Theile. Da diese Ergeb-
nisse in auffallendem Widerspruch mit den von mir
oben pag. 139 und 140 mitgetheilten Analysen der nach
Bast und Parenchym möglichst gesonderten Königschina,
an deren Genauigkeit ich keinen Grund habe zu zweifeln,
stehen *), so muss die Frage nach dieser Seite hin einst-
weilen dahin gestellt bleiben, bis weitere Untersuchungen
_ die eine oder die andere Beobachtung bestätigen. Vor der
Handspricht dieallgemeine Ansicht und namentlich sprechen
die Analysen von Pelletier, Reichardtund Delondre,
wonach die unbedeckte Königschina reicher an Alkaloiden
ist als die bedeckte, sowie die Analyse von Delondre,'
wonach die platte Ch. rubra de (usco sine epid. alkaloid-
haltiger ist als die gerollte, zu meinen Gunsten.
4) Derselbe Widerspruch zeigt sich zwischen Howard’s
und meinen vergleichenden Analysen von jüngeren und
älteren Rinden gleicher Art. Howard fand in dünnen
grossentheils aus Zellgeweben bestehenden Röhren von
*) Das Resultat der Analyse der zweiten Rinde ist um so auffal-
lender, als der die beiden Schiehten, wie angegeben wird,
trennende „Harzring“ nichts anderes sein kann als das Peri-
derma, und folglich die äussere an Parenchym reichere Schicht
die Borke ist, welche man bisber weit entfernt war für den
Hauptsitz der Alkaloide anzusehen.
% über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 245
C. laneifolia mehr Alkaloid als in mittleren und noch we-
niger in fast platten 1/“ dicken Rinden, welche vorwie-
gend aus Bastgewebe bestanden, während ich für die
Calisaya das entgegengesetzte Resultat gewonnen habe.
Dass Zweigrinden ärmer an Alkaloid sind als Stammrin-
den ist übrigens von jeher, wie von Howard und Kar-
sten selbst anerkannt wird, (p. 233) eine so ausgemachte
Sache *), dass es wohl kaum noch einer Entscheidung in
diesem Differenzpunct bedarf. Doch kann ich nicht um-
hin zwei Gewährsmänner für mich anzuführen: Howard,
welcher (p. 233) durch Analysen von dünneren und dicke-
ren Astrinden und Stammrinden von C. Calisaya (also an
derselben Pflanzenart wie ich) zu dem Resultat kam, dass
der Alkaloidgehalt mit dem Alter zunehme, und Kar-
sten, welcher **) dasselbe an (. lancifolia Mut. (also an
derselben Pflanzenart, für welchees von Howard bestrit-
ten wurde) dadurch .nachwies, dass er in der Stammrinde
1!/g. Procent schwefelsaure Alkaloide, in jungen Zweig-
rinden dagegen gar keine organische Basen sind.
Den Widerspruch zwischen den Resultaten von
Howard’s Analyse der C. lancifolia und der C. Calisaya
sucht Karsten (p. 237) daraus zu erklären, dass von den
älteren Handelsrinden (nur auf ©. Calisaya kann sich dies
beziehen) die parenchymatöse Aussenschicht wie gewöhn-
‚lich durch die Sammler abgekratzt gewesen sei, während
doch unmittelbar darauf angegeben wird, dass jene Rin-
den von Ü. Calisaya speciell für Howard’s Untersuchun-
gen, wie es scheine vonHerrn Spruce gesammelt seien.
Abgesehen aber davon würde ja das Abkratzen der Aussen-
schicht nach Howard’s Ansicht umgekehrt einen gerin-
gen Alkaloidgehalt für die Stammrinde von C. Calisaya
*) Doch ist als Ausnahme dieser Regel zu erwähnen, dass
Reichel (vergl. Schleiden’s Pharmakognosie p. 285) zwar
in mittleren Rinden von C. lancifolia mehr Alkaloid fand als
in jungen, dagegen in alten weniger. |
**) Monatsberichte der Berliner Akademie 1858, p. 261.
246 un | Wigand,
zur.Folge haben, also, da das Resultat der Analyse das
entgegengesetzte ist, das Gegentheil beweisen.
Das Abnorme von Howard’s Analyse der Rinden von
C. laucifolia zeigt sich übrigens weniger in Beziehung
- auf'den Gesammtgehalt an Alkaloiden, indem dieser bei
jungen und alten Rinden fast constant erscheint, (so dass
daraus fast ebensowenig ein Argument für Howard’s An-
sicht als für die meinige entnommen werden kann), als
in Beziehung auf die einzelne Alkaloide, von denen das
Chinin mit dem Alter der Rinde abnehmen, das Cinchonin
aber zunehmen soll, während doch nach allen sonstigen
Erfahrungen entweder beide Alkaloide mit dem Alter zu-
nehmen oder nur das Chinin zu- dagegen das Cinchonin
abnimmt.
Karsten macht (p. 938). gegen die vergleichenden
Analysen, auf welche ich meine Ansicht stütze, den Ein-
wurf, dass dabei die Zusammengehörigkeit der Rinden
hinsichts des Standortes und der Individualität ausser
Acht gelassen sei. Ich räume ein, dass, wenn es mir
vergönnt gewesen wäre, verschiedene Rinden eines und
desselben Baumes von Ü. Calisaya zu untersuchen, die
Analysen vielleicht etwas andere Zahlen ergeben hätten.
Indess wird doch Karsten der Verschiedenheit vom Stand-
ort und Individuum gewiss nicht eine solche Bedeutung
zuschreiben wollen, dass dadurch sich Zweig- und Stamm-
rinden in Beziehung auf den Alkaloidgehalt geradezu um-
kehren sollten, und vollends undenkbar ist es, dass dieser
ungünstige Zufall bei allen Analysen, welche je von un-
gleich starken Rinden einer Art angestellt worden sind,
sich hätte wiederholen sollen. Was aber wegen jener
Mangelhaftigkeit des Materials meinem Beweis.an Exact-
heit gebricht, das bin ich so glücklich mit Hilfe meiner
wichtigen Gewährsmänner Howard und Karsten zu
ergänzen, denn p. 233 wird ausdrücklich hervorgehoben,
' dass die verschiedenen Rindenstücke des C. Calisaya,
welche zu Howard’s Analysen dienten, von dem gleichen
Standorte gesammelt waren, und Karstens oben ange-
über den Sitz der Alkaloide in der Chinarinde. 247
führte Analyse von C. laneifolia bezieht sich nach sei-
ner eigenen Angabe auf einen und denselben Baum. Es
stimmen also geradezu diejenigen Untersuchungen jener
Beiden, welche in Beziehung auf das Material allen An-
forderungen genügen, ‘mit dem Resultat meiner Analyse
von C. Calisaya überein; — wogegen gerade von derjeni-
gen vergleichenden Analyse Howard’s, welche von Kar-
sten meiner Ansicht entgegengestellt wird, nämlich der-
jenigen von C. lancifolia nicht angeführt wird (wenigstens
in Karstens Bericht), dass das Material mit Berücksich-
tigung der genannten Umstände gesammelt worden sei.
So erscheint also der Einwurf, womit Karsten meine
- Ansicht zu widerlegen versuchte, in Wahrheit als eine Be-
kräftigung meiner Ansicht, während sich derselbe gegen
Howard’s Ansicht umgewendet hat.
Auf den anderen Theil meiner vergleichenden Ana-
lysen, die Vergleichung des Alkaloidgehalts vom Rinden-
gewebe mit vorwiegendem Parenchym und vorwiegendem
Bast, findet natürlich Karstens Einwurf gar keine An-
wendung; gleichwohl wird dieser Beweis, obwohl in direc-
tem Widerspruch mit den betreffenden von Karsten
stark betonten Analysen Howard’s, von Ersterem nicht
berücksichtigt... Auch meine anderen Beweise finden we-
der bei Howard noch Karsten Widerlegung.
Zum Schluss muss ich noch einige andere in dem
Bericht Karstens vorkommende Puncte berühren.
Zunächst soll nach Howard mit der gesteigerten
Bildung oder Anhäufung von Alkaloiden die Grenze zwi-
schen Bast und Zellgewebe mehr und mehr verschwin-
den (p. 231). Abgesehen davon, dass bei den Chinarinden
bekanntlich überhaupt keine scharfe Grenze zwischen Bast-
und Parenchym-Schicht existirt, ist nicht einzusehen, wie
eine solche Grenze verschwinden könnte und namentlich
wie dies mit einer Anhäufung von Alkaloiden zusammen-
hängen könnte, die Erklärung wenigstens, welche Kar-
sten von dieser Erscheinung giebt, nämlich eine allmäh-
liche Umänderung der Bastschicht in parenchymatisches
248 Wigand, Sitz der Alkaloide in der Chinarinde.
Gewebe und schliesslich in Kork- und Bastgewebe dadurch,
dass alle Elementarorgane ihre Function und Structur
ändern (d.h. also, dass die Bastzellen sich in Parenchym-
zellen verwandeln), ist auch von vorn herein schwer ein-
zusehen, weil alsdann die Verdickungsschichten der Bast-
zellen aufgelöst werden und neue Zellen innerhalb der
letzteren durch Quertheilung entstehen müssten, was mei-
nes Wissens nach in der Pflanzenanatomie unerhört ist.
Deshalb verstehe ich auch nicht, was Karsten mit der
„Mittelrinde“ meint, welche nach seiner Ansicht höchst
wahrscheinlich der Hauptsitz der Alkaloide sein soll. Alle
Chinarinden bestehen nur aus der primären Parenchym-
schicht und der secundären oder Bastschicht, welche beide
ohne scharfe Grenze in einander übergehen; eine Mittel-
rinde als eine von der ersteren verschiedene Schicht
existirt bei keiner Chinarinde.
Zur Bestätigung des Zusammenhangs des Bruchs mit
dem Alkaloidgehalt wird p. 235 eine Stelle von Weddell
(p. 25) angeführt, wonach diejenigen Rinden, deren Bruch
sich dem korkigen näheren mehr Chinin, diejenigen, deren
Bruch kurzfaserig sei, mehr Cinchonin enthielten. Diese
Stelle lautet jedoch bei Weddell gerade umgekehrt,
nämlich: „Ainsi, plus la surface de la fracture transverse
d’un quinguma s’approchera de laforme subereuse, plus
on pourra presumer, qu’il renferme einchonine; plus, aucon-
traire, elle sapprochera dela forme courtement fibreuse,
plus on deyra &tre porte & croire quil eontient de quin-
quine.*“ Ohnehin steht aber diese Stelle in gar keiner
Beziehung zu der angeführten Ansicht von Howard, in-
dem hier von Alkaloidgehalt überhaupt, bei Weddell
dagegen vom Verhältniss des Chinin- zum Cinchoninge-
halt die Rede ist.
Endlich muss ich die Behauptung, dass auch Kork
und Borke Alkaloid enthalten, bestreiten; Karsten hätte
in der directen chemischen Analyse, auf welche ich mich
(p. 142) berufe, einen besseren Grund anerkennen müssen
als in den „carminrothen Dämpfen der Zersetzungspro-
Chiningehalt ostindischer China-Rinden u. Blätter. 249
ducte;“ aber auch diese Angaben kann ich nicht bestäti-
gen, weder Kork noch Borke zeigen mir beim Verkohlen
in der Glasröhre rothe Dämpfe, auch die Parenchymschicht
nicht, während dies bei dem Bast sehr deutlich statt fin-
det. Auch schmecken weder Kork noch Borke bitter,
die Parenchymschicht nur schwach, der Bast dagegen
stark bitter. —
Sonach sind die einzigen Puncte, welche aus Howard’s
Untersuchung meiner Ansicht gegenüber in Betracht kom-
men können: die angebliche Entdeckung von krystallisirten
Alkaloiden in den Parenchymzellen in der rothen China-
“ rinde, und die Angabe, dass er in der äusseren parenchyme-
tischen Schicht derselben Rinde mehr Alkaloid gefunden
habe als in dem Bastgewebe. Möchten die Chemiker
durch Nachprüfung dieser Puncte die bestehende Differenz
über die im Vorstehenden behandelte wichtige Frage zur
Entscheidung bringen. |
Marburg, im Juni 1863.
—@e——
Chiningehalt ostindischer China-Rinden und Blätter.
Die von den Engländern in Ostindien im Neilgherry-
Gebirge seit dem Jahre 1861 angepflanzten Cinchonen
lieferten schon jetzt, nach den chemischen Analysen
Howard'’s das interessante Ergebniss, dass sie hinsichts
ihres Gehaltes an organischen Basen den guten südame-
rikanischen Rinden gleichkommen. Vorzugsweise wurde
in Ostindien die €. succirubra Pav. angepflanzt. Von dem
Ende 1862 vorhandenen 25,000 Cinchonen-Bäumchen ge-
hörten die Hälfte dieser Art an. Howard erhielt aus
15 Monate alter Rinde dieser Species 3,30— 3,40 Proe.
organische Basen, wovon durch Aether 2,40 Proc. Chinin
mit etwas Cinchonidin vermischt ausgezogen wurde und
0,60 Cinchonin zurückblieb. (Verlust 0,30 — 0,40 Proc.)
Eine andere Analyse einjähriger Rinde lieferte
2,59 Proc. organische Basen, wovon 2,55 Proc. in Aether
‚250 | x Kemper,
löslich, mithin Chinin und Cinchonidin zu sein schienen. Der
Cinchoningehalt war merklich geringer, nämlich 0,04 Proc.
Diese Resultate sprechen nicht zu Gunsten der
Hypothese Mitscherlich’s, dass Chinin aus dem Cincho-
nin durch Aufnahme von Sauerstoff entstehe.
. Eine sehr schätzbare Eigenschaft der Rinden ist die
Leichtigkeit der Reindarstellung ihrer organischen Basen,
im Vergleich mit den aus südamerikanischen Rinden ge-
wonnenen, die an Chinasäure, Chinaroth, Harz ete. reicher
zu sein scheinen, welche Stoffe ihnen hartnäckig anhängen.
Von ganz besonderem Interesse ist es, dassesHoward
gelang, auch aus getrockneten Cinchonen-Blättern, von
denen er einige Unzen aus Östindien erhielt, organische
Basen darzustellen und zwar in verschiedenen Analysen
0,11 Proc. und 0,19 Proc., welche reines schwefelsaures
und oxalsaures Chinin. gaben, ein Resultat, das wegen
Nichterscheinens der rothen Dämpfe beim Erhitzen kaum
vermuthet worden war. H.K.
Reduction der Kupferlösung durch Dextrin;
von
Dr. R. Kemper.
Die Frage, ob durch Dextrin aus kalischer Kupfer-
lösung beim Erhitzen Oxydul abgeschieden, oderob
diese Reaction, wenn sie statt findet, durch dem Dextrin
beigemengten Zucker hervorgerufen werde, ist noch nicht
endgültig entschieden. Trommer*) vertritt die erstere
Ansicht, während Fürstenberg**) annimmt, dass bei
Anwendung reinen Dextrins keine Reduction eintrete.
Limpricht in seinem Lehrbuche der organischen Che-
mie, hält für wahrscheinlich, dass die Reduction durch
beigemengten Zucker bewirkt werde. |
*) Annalen 39. 360.
*#) Journ. für prakt. Chem. 31. 195.
_ Reduction der Kupferlösung durch Dextrin. 251
uhr: Darstellung eines zuckerfreien Dextrins wurde
‚das käufliche in Wasser gelöst, mit Alkohol gefällt und
die Flüssigkeit entfernt; diese Operation wurde so lange
_(inehr als zwanzig Mal) wiederholt, bis das getrocknete
und dann in Lösung gebrachte Dextrin, mit Hefe hinge-
"stellt, keinen Gewichtsverlust mehr erlitt. Beim letzten.
Auflösen wurde das zehnfache Gewicht Wasser genommen
und dann mit Alkohol gefällt. Es wurden folgende Versuche
angestellt:
| 1) 5CC. der Fehling’schen Lösung wurden mit*
25 CC. Wasser zum Kochen erhitzt und dann mit einer
Flüssigkeit versetzt, welche 1 Proc. Dextrin enthielt. Es
fand nicht die geringste Reduction statt, selbst nicht als
10 CC. der Dextrinlösung hinzugefügt waren.
2) Die Fehling’sche Lösung wurde ohne Wasser-
"zusatz erhitzt und dann von der Iprocentigen Dextrinlö-
ir; bis zum doppelten Volum der Kupferlösung hinzu-
gegeben; auch jetzt fand bei längerem Kochen keine
Abscheidung von Oxydul statt.
- 3) Wurde unter denselben Verhältnissen wie -beim
vorigen Versuche eine 2 Proc. Dextrin haltende Lösung
ut so fand erst dann eine geringe Ge
dung statt, als ein gleiches Volum, eine deutliche aber,
als mehr als das doppelte Volum der Kupferflüssigkeit
an Dextrinlösung zugesetzt war.
4) Wurde eine concentrirte Auflösung von Dextrin
verwendet, so fand sofort beim Kochen eine Reduction
‘des Kupferoxyds statt.
A 5) Eine 3procentige Dextrinlösung, die mit etwas
Kali und so viel Kupfervitriol versetzt war, dass das
anfangs niederfallende Kupferoxydhydrat wieder aufgelöst
‚ wurde, schied beim Erhitzen Oxydul ab; eine 1procentige
“wurde nicht reducirt. |
6) Wurde eine 1procentige Dextrinlösung einige Zeit
mit Kali gekocht und dann Kupfervitriol zugefügt, so fand
ebenfalls keine Reduction statt.
BE. Kemper,
N
Pen Pe
Die wässerige Lösung dieses Dextrins wurde auf
geringen Zusatz von wässerigem Jod weinroth, bei ver-
mehrtem allmälig veilchenblau gefärbt; nach einiger Zeit
hatte sich die Flüssigkeit abgesetzt, die Lösung war wein-
roth und am Boden lag eine dünne, veilchenblaue Schicht,
welche, unter dem Mikroskope betrachtet, Stärkmehl-
körnchen enthielt.
Durch Auflösung in vielem Weib, Absetzenlassen |
und Filtriren wurde versucht, das Dextrin vom Stärkmehl
-zu befreien; nach dem Eindampfen, Fällen mit Alkohol
u.8.w. zeigte es sich in seinem Verhalten gegen Kupfer-
oxydkali nicht verändert. — Ausserdem überzeugte ich
mich, dass durch Kochen Fehling’scher Lösung mit
etwas Weizen- und auch Kartoffelstärke keine Verbin-
dungen entstehen, welche die Kupferlösung reduciren, dass
also auch ein etwaiger Gehalt des Dextrins an Stärkmehl
nicht die Ausscheidung von Kupferoxydul bestärken kann.
Aus diesen Versuchen scheint hervorzugehen:
1) dass verdünnte Lösungen des Dextrins die Kupfer-
lösung nicht reduciren, wohl aber concentrirtere,
2) dass das Dextrin durch Kochen mit verdünnter
Kalilösung nicht in Zucker übergeführt wird.
Notiz über Entfärbung des Jodamylums;
von
Demselben.
Die blaue Farbe des Jodamylums verschwindet be-
kanntlich auf Zusatz mancher reducirenden Substanzen;
es wurden von mir Versuche angestellt, ob Traubenzucker
eine gleiche Wirkung ausübe.
‘Zu einer mit Stärkekleister und etwas Chlorwasser
versetzten Jodkaliumlösung wurde eine wässerige Trauben-
zuckerlösung gefügt. Esfand allerdings Entfärbung statt,
vollständig aber nur nach längerem Stehen verdünnter
Lösungen mit einer grossen Menge Traubenzucker; stets
. Notiz über Entfärbung des Jodamylums. 253
aber wird durch den Traubenzucker die Farbe heller,
als die einer mit dem entsprechenden Volum Wasser
verdünnten Probe. — Vollständige Entfärbung der Jod-
stärke durch Traubenzucker tritt jedoch bei gewöhnlicher
Temperatur nach 1—2 Minuten ein, wenn man zu der
Auflösung eine kleine Menge kohlensauren Natrons giebt.
Durch einen mit denselben Quantitäten angestellten ver-
gleichenden Versuch wurde die Ueberzeugung gewonnen,
dass durch kohlensaures Natron allein die Farbe der Jod-
stärke nicht verändert wird, die Entfärbung mithin durch
den Traubenzucker bewirkt wird, dessen reducirende
Wirkungen auch hier (wie ja auch beim Indigo und dem
Kupferoxyd) vorzugsweise in alkalischer _ Lösung sich
äussere.
Der zu den Versuchen benutzte Traubenzucker war
aus der Fabrik des Herrn Berthog in Magdeburg be-
zogen, doch lieferte auch der aus Honig dargestellte die-
selben Resultate.
Was die Entfärbung der wässerigen Jodstärke durch
Erhitzen anlangt, so ist die Ansicht Baudrimont’s,
dass die verflüchtigten, über der Flüssigkeit stagniren-
den Joddänple beim Erkalten wieder verschluckt würden
und so die Wiederbläuung des Stärkmehls bewirkten,
bereits von Kraut*, Pohl**, Schönbein ***),
Personnef) und Fresenius +f) ausführlicher be-
sprochen und widerlegt.
Von meinen Versuchen wäre vielleicht noch anzufüh-.
ren, dass die Entfärbung in einem offenen Glasrohre bei
80°C. eintrat, und dass beim Erkalten an der Luft zuerst
‚wieder eine schwach blaue Farbe wahrgenommen wurde,
als die Temperatur .der Flüssigkeit 700C betrug; ver-
*) Gmelin, Organ. Chem. IV, 554.
**) Journ. für prakt. Chem. 83, 38.
*#*) Ebendaselbst 84, 402.
7) Pharm. Vierteljahrsschrift 11, 84.
- rr) Analyt. Zeitschr. 1, 85.
254 Kemper, Notiz über Entfärbung des Jodamylums. 1
muthlich werden ‘jedoch diese Grade differiren, wenn.
Stärkekleister und Jodwasser in verschiedenen Verhält-
nissen zusammengebracht werden. | |
Wird, wie schon Fresenius anführt, die in einem |
Probecylinder befindliche, nur bis zur Entfärbung erhitzte,
Jodamylumlösung in kaltes Wasser getaucht, so tritt die
blaue Färbung zuerst wieder am Boden des Gefässes
auf, wo die stärkste Abkühlung statt gefunden hat. Fre-
senius hält demnach die Ansicht Pohls über die Ur-
sache der Entfärbung, dass nämlich beim Erhitzen die
Adhäsions- und Absorptionskraft der Stärke zum Jod
abnehme, die Löslichkeit des letzteren in Wasser hinge-
. gen zunehme, für "die allein richtige, und glaube auch ich, ‘
dass diese Erklärung mit allen bis jetzt bekannten That-.
sachen im Einklange steht.
ug,
255
IH. WMonatsbericht.
Mehratomige Harnstofle,
Durch Vereinigung der Cyansäure oder der cyansau-
ren Aether mit Ammoniak oder den Monaminen entsteht
bekanntlich der Harnstoff und die Gruppe der Harnstoffe,
welche Alkoholradicale enthalten. In ganz gleicher Weise
vereinigen sich die zweiatomigen Ammoniake mit Cyan-
säure zu Körpern, deren Verhalten im Allgemeinen dem
der Harnstoffe sehr ähnlich ist. Zu dieser Classe von
Körpern gehört der von J. Volhard entdeckte Aethylen-
harnstoff, eine Verbindung, welche durch Vereinigung von
Cyansäure mit dem Aethylendiamin, (CH) H4N?, der
zweisäurigen Amidbase des ölbildenden Gases, entsteht.
Der Aethylenharnstofl, C8SH10N404, lässt sich betrach- »
ten als Zusammenlagerung von zwei Atomen gewöhnlichen
Harnstoffs, bewirkt durch die bindende Kraft des zwei-
atomigen Aethylens, welches in jedem Harnstoffatom ein
Atom Wasserstoff vertritt:
H3 (020%) N?
(C4 2). H3 (02 0%. N2
Er bildet sternförmig gruppirte farblose Nadeln, ist
leicht löslich in kochendem Wasser, besitzt weder Geruch
noch Geschmack, schmilzt bei 1920 und zeigt eine grosse
Beständigkeit gegenüber den selbst concentrirten Mine-
ralsäuren. Mit Platin- und Goldchlorid giebt er kıystal-
lisirbare Verbindungen, durch Kalihydrat wird er in Koh-
lensäure, Ammoniak und Aethylendiamin zerlegt.
Aethylenharnstoffe, in welchen Wasserstoff durch
Aethyl ersetzt ist, erhält man in zweierlei Weise, einmal
durch Verbindung von Aethylendiäthyldiamin mit Cyan-
säure, sodann durch Vereinigung von Cyansäure- Aether
mit Aethylendiamin. Die Producte dieser beiden Reac-
tionen sind aber nicht identisch, sondern isomer. Der
nach der ersten Methode entstandene Diäthylenharnstoff
zerfällt durch Kalihydrat in Kohlensäure, Ammoniak und
Aethylendiäthyldiamin, während der andere isomere unter
Te u ne
u en Fi dan
te
£*
256 Harnsaures Natron. — Darstellung des Murexids. |
denselben Umständen in Kohlensäure, Aethylamin und
Aethylendiamin zerlegt wird. (Ann. der Chem. und Pharın.
CXIX. 348 — 361.) Ertl.
Harnsaures Natron.
Baumgarten hat die Beobaebir gemacht, dass
harnsaures Natron, aus seiner Lösung durch eine kalt
gesä wässerige Lösung von phosphorsaurem oder
doppelt kohlensaurem, essigsaurem, salpetersaurem, schwe-
felsaurem Natron oder Chlornatrium gefällt, in durchsich-
tige Kugeln erscheint, die aber, sobald die letzten Salz-
theilchen durch Auswaschen entfernt sind, krystallinische
Form annehmen. Diese Umwandlung aus dem amorphen
in den krystallinischen Zustand ist jedoch mit keiner
Veränderung in der Zusammensetzung verbunden; das
barnsaure Natron besteht in beiden Modificationen im luft-
trockenen Zustande aus NaO, HO, CWH?N?404 1 3 HO
und verliert bis 1300 erhitzt 1 At. HO. (Ann. der Chem.
und Pharm. CXVII. 106 — 110.) G.
Darstellung des Murexids.
Eine neue Bereitungsweise des Murexids besteht nach
Braun in der Verwerthung der Harnsäure des Guanos,
nach folgendem Verfahren.
Guano wird nach Broomann zuerst mit Salzsäure
ausgezogen, dann der Rückstand von je 1,12 Kilogr. Guano,
gut ausgewaschen, mit 340 Liter Wasser und 4,48 Kilogr.
Aetznatron in einem geräümigen Kessel gekocht. Nach
1 Stunde setzt man eine aus 1,12 — 1,68 Kilogr. bereitete
Kalkmilch hinzu, wodurch die Extractivstoffe grösstentheils
niedergeschlagen werden, kocht noch eine !/, Stunde und
lässt dann klären. Die heisse überstehende abgezogene
Flüssigkeit wird sofort mit Salzsäure übersättigt, wobei
sich die Harnsäure, ein wenig gefärbt, als dichtes Pulver
abscheidet. Um Verlust an Harnsäure zu vermeiden,
darf nach Bensch’s Angabe der Kalk nicht gleichzeitig
mit dem Aetznatron zugesetzt werden. 5
Obige Operation wiederholt man mit geringen Por-
tionen Äetznatron und Kaikmilch noch zweiMal, umalle
Harnsäure zu extrahiren. Der unlösliche Rückstand dient
als Dünger. Aus der nicht weiter als durch Auswaschen
gereinigten Harnsäure wird das Murexid so bereitet: auf
f 2 2 ‚Oxydation durch Alloxan. — Hydantoin. 257
je 0,98 Kilogr. Säure nimmt man 1,187 Kilogr. Salpetersäure
von 360 B., welche letztere in einem irdenen Gefässe sich
_ befindet, während dieses wiederum in dem kalten Wasser
‚eines anderen Gefässes schwimmt. In die Salpetersäure
trägt man allmälig in Portionen von je 35 Grm. die
Harnsäure ein, sie auf die Oberfläche weit ausstreuend
und darnach einrührend.
| Das nach dem Erkalten ausgeschiedene Alloxan, ge-
mengt mit unzersetzter Harnsäure und Salpetersäure, wird
in einem emaillirten Gusseisengefäss zuerst vorsichtig im
Sandbade erwärmt, bis neue Einwirkung beginnt, dann
vom Feuer genommen, damit sich die Masse senke, und
dies so oft wiederholt, bis nach neuem Erhitzen kein
Steigen mehr eintritt. Dann steigert man die Tempe-
ratur bis 1100 C. und trägt in das Product der Einwir-
kung von 2,38 Kilogr. Salpetersäure auf 1,96 Kilogr. Harn-
säure 200 Grm. Ammoniakflüssigkeit von 240 B..und ent-
fernt nach kurzer Zeit vom Feuer. Der Inhalt des Ge-
-fässes bildet schliesslich einen rothbraunen weichen Teig,
ein Gemisch aus salpetersaurem Ammoniak, Murexid und
Extractivmaterien, bekannt im Handel als Murexid en päte.
Wird derselbe mit Wasser und verdünntem Ammoniak
‚ausgewaschen, so erhält man daraus das trockene Murexid
‚des Handels. (Journ. für prakt. Chem. Bd.83. Hft. 1— 2.)
B.
Oxydation durch Alloxan.
Versetzt man nach A. Strecker eine Alloxanlösung
mit einer Lösung von Alanin, so färbt sie sich dunkel-
roth; bei gelindem Erwärmen entwickelt sich Kohlensäure
und Aldehyd und beim Erkalten scheidet sich Murexid
aus. In ähnlicher Weise verhält sich Leucin, nur dass
bier statt des Aldehyds sich Valeraldehyd entwickelt.
Es geht nämlich das Alloxan durch Aufnahme von Was-
serstoff in Alloxantin über, welches mit dem Ammoniak
Murexid bildet, und das Alanin und Leucin werden zu
Aldehyd (Acetaldehyd oder Valeraldehyd), Kohlensäure
und Ammoniak oxydirt. (Ann. der Chem. u. Pharm. UXXII.
363 — 365.) @.
. Hydantein,
R Das Hydantoin hat A: Bäyer durch Reduction
des Allantoins mittelst Jodwasserstofisäure dargestellt; es
Arch.d. Pharm. CLXV. Bds.3. Hft. 17
258 ii Alkapton.
wird jodfrei und das Allantoin spaltet sich in Harnstoff
und Hydantoin:
C5H6N4+06 + 2HJ = O2H4N202 4 C6H4N204 Be J2
Allantoin Harnstoff Hydantoin.
Die Substanz krystallisirt in farblosen Krystallen,
kracht etwas zwischen den Zähnen, schmeckt schwach
süss und ist leicht in Wasser löslich. (Ann. der Chem.
u. Pharm. CXVII. 178 — 180.)
—
Ueber den Gehalt des Harns an Hippur- und Harnsäure,
Bence Jones bestimmte die Hippursäure und Harn-
säure aus Harn gleichzeitig, erstere nach der Methode
von Liebig, welche er für die vorzüglichste hält. Nach
diesen Untersuchungen enthielt der 24stündige Harn eines
Mannes im Mittel 4,9 Grm. Hippursäure und 7,7 Grm.
Harnsäure, der eines anderen Mannes 6,5 Grm. Hippursäure
und 12,6 Grm. Harnsäure. Die Harnmengen betrugen
1,25 und 2,37 Pinten. Beide Personen erhielten gemischte °
Kost: die erste wog 10 Stein 12 Pfund, die zweite 14 Stein
6 Pfund. Ferner enthielten 10000 CC. vor dem Essen ent-
leerten Harns der zwei Personen im Mittel 4,51 Grm.
Hippursäure und 6,05 Grm. Harnsäure, nach dem Essen
entleerten Harns 5,94 Grm. Hippursäure und 9,48 Harn-
säure. (Journ. of the Chem. Soc. 15. — Chem. Oentrbl.
1862. 55.) | EB:
Alkapton.
Alkapton nennt Bödeker einen Stoff, den er aus
dem Harn eines Kranken durch Fällen mit basisch-essig-
saurem Bleioxyd, Zersetzen des Niederschlags mit Schwe-
felwasserstoff, Eindampfen des Filtrats und Ausziehen des
Rückstandes mit Aether erhielt. Es stellt eine goldgelbe
firnissartige Masse dar ohne Geruch und besonderen Ge-
schmack, durchsichtig, glänzend, spröde, an feuchter Luft
klebrig werdend, doch nicht zerfliesslich und beim Erhitzen
auf Platinblech schmelzend, wobei sich dann ein äusserst
widerlicher, penetranter, urinös-brenzlicher Geruch ent-
wickelt. Beim Erhitzen mit Natronkalk entwickelt es am-
moniakalische Dämpfe, löst sich in Wasser und Alkohol
fast in jedem Verhältnisse, in Aether fast gar nicht auf
und röthet Lackmus. Der Stoff zeichnet sich Besonders
dadurch aus, dass er in alkalischer Lösung begierig
Sauerstoff anzieht und sich dadurch braun färbt (daher
EN Flüssigkeiten Ammoniaknitrat in thierischen. 259
Alkapton benannt von dem arabischen al und dem griechi:
schen Worte xarteıy, begierig verschlucken), und dass er
wie der Traubenzucker die alkalische Kupferlösung reducirt.
(Ann. der Chem. und Pharm. CXVII. 98 — 106.) @.
Ueber das Vorkommen des Ammoniaknitrats in thie-
rischen Flüssigkeiten,
Die Leichtigkeit, mit der sich Ammoniaknitrat aus
Wasser und atmosphärischer Luft bildet, liess Schön-
bein vermuthen, dass dasselbe auch in thierischen Flüssig-
keiten vorhanden sei. Er untersuchte daher Speichel,
Nasenschleim und Harn auf diese Substanz. Mit einigen
Tropfen verdünnter chemisch reiner Schwefelsäure versetz-
ter Speichel bläuet Jodkaliumkleister rasch bis zur Undurch-
sichtigkeit; doch giebt der Speichel von verschiedenen
Personen und der zu verschiedenen Zeiten gesammelte
nicht immer eine gleiche Reaction. Der Speichel, den
Schönbein Morgens von sich sammelte, reagirte am stärk-
sten, der am Abend secernirte am schwächsten ; im Speichel
anderer Personen blieb die Reaction auch aus. Es braucht
- indess der Speichel dann durchaus nicht frei von salpetri-
$
a ee en al a un et
_ ger Säure zu sein, denn Schönbein fand, dass Rhodan-
kalium, dass bekanntlich manchmal im Speichel vorkommt,
Jodstärke entbläuet, und dass mit Rhodankalium versetz-
ter Speichel nicht mehr auf Jodkaliumkleister reagirt, wenn
dies vorher der Fall war. AufZusatz von Kali entwickelt
solcher Speichel Ammoniak, wie sich aus der vorüber-
gehenden Färbung feuchten Curcumapapiers und aus der
Bildung von Salmiaknebeln erkennen lässt. Aehnlich dem
Speichel verhält sich auch der Nasenschleim. — Der Harn,
der, wie Pettenkofer zuerst beobachtete, wässerige
Auch u 0
Jodstärke entfärbt, könnte demnach Nitrit enthalten, da mit
wenig Kali versetzter Harn einen Rückstand giebt, der bei
Zusatz von Schwefelsäure Dämpfe entwickelt, welche Jod-
kaliumkleister noch tief bläuen und Indigopapier blei-
chen. Möglicher Weise könnte diese Reaction auch durch
die Gegenwart von Nitraten bedingt sein, welche unter
Vermittelung der Chloride des Harms und der zuge-
‚setzten Schwefelsäure zur Bildung von Chlor und Unter-
salpetersäure Anlass geben würden; wahrscheinlich findet
sich auch Ammoniaknitrit im Schweisse. — Die Quelle
dieses Ammoniaknitrits ist noch unbekannt. (Journ. für
B:
prakt. Chem. Bd. 86.)
EN be
ar) ar
“
er
260 Sogenannte Haarballen a. d. Gedärmen d. Widerkä ver. je.
Krystallisirter phosphorsaurer Kalk,
2Ca0,HO,PO>, tritt im Harn auf, wenn nach H. Bence
Jones die Bedingungen zum Bestehen des Salzes gege-
‘ben sind, also durch Zusatz von Chlorcaleium zum Harne,
bei vorsichtigem Abdampfen und . durch beide Mittel
zugleich. Durch die Diät oder durch Arzneien (Kalk-
wasser, kohlensaures Kali etc.) kann bewirkt werden, dass
der frische Harn statt des sauren gleich das neutrale Phos-
phat enthält. (Chem. Soc. Quart. Journ. 15. — Chem.
Centrbl. 1862. 43.) RB
Ueber die scharfe Flüssigkeit in den Drüsen
der Kröte.
Die in den Hautdrüsen der Kröte (Dufo vulgaris)
enthaltene Flüssigkeit hat man lange für giftig gehalten.
Schon Cuvier berichtigte diesen Irrthum und 1826 wies
Davy nach, dass diese Flüssigkeit zwar scharf, aber
nicht giftig und dass sie neutral sei. Cloez und Gra-
tiolet haben später wieder behauptet, dass jenes Secret
stark giftig sei. Dem wurde nachher wieder von Gre-
gor Rainey widersprochen, und Davy theiltnun noch-
mals die Resultate neuer Versuche mit, denen zufolge
jenes Secret nicht alkalisch reagirt und auch nicht giftig ist.
(Edinb. n. phil. Journ. — Chem. Üentrbl.)
Ueber die sogenannten Haarballen aus den Gedärmen
der Wiederkäuer.
Der Dünndarm von Schafen, die einer epidemieähn-
lichen Krankheit unterlegen waren, fand sich immer durch
eine grössere oder kleinere Kugel, einen sogenannten
Haarballen, verstopft. Ein von R. Hoffmann untersuch-
ter Ballen hatte !/, Zoll im Durchmesser, wog 1,32 Grm.
rei
DK ANI g
. ..
und zeigte eine Dichtigkeit von 0,9913. Derselbe war
dunkelocherbraun, an der Oberfläche vollkommen glatt
und homogen und bestand aus einer verfilzten feinhaari-
gen lichtbraunen Masse, in welcher Ozermak langge-
streckte Bastfasern, sogenannte Gefässe, erkannte; Woll-
haare waren nur ganz sporadisch vorhanden. Die chemi-
sche Untersuchung ergab in 100 Theilen:
Wasser 1.2.20 EIER 4,145
Pflanzenfaser 2.2772 2.0.2. Ss er 38,078
In Wasser lösliche organ. stickstoffhalt. Substanzen „12,078
Gehalt an Leimsubstanz in d. Leimsorten v. Risler-Beunat. 261
In Wasser lösliche Salze .....ı.. 2... .cne.un 3,742
In Wasser unlösliche Salze und Sand ............ 10,803
ET EEE Eh Eds 8,823
Andere organische Stofle .........cresrorenennene 22,831.
Die im Wasser lösliche organische stickstoffhaltige Sub-
stanz entwickelte beim Erhitzen den Geruch nach verbren-
nendem Horne; die Lösung war braun und reagirte alka-
lisch. Die im Wasser löslichen Salze enthielten Chlor,
Phosphorsäure, Schwefelsäure, viel Kalk und Alkalien
und Spuren von Magnesia und Eisen. (Journ. für prakt.
BEE
Chemie. Bd. 86.)
Ueber die Bestimmung des Gehaltes an Leimsubstanz
in den Leimsorten von Risler-Beunat.
Risler bedient sich zur Bestimmung der Leimsub-
stanz a) einer Lösung von 10 Grm. reiner Gerbsäure in
1 Liter Wasser, b) einer Auflösung von 10 Grm. Hausen-
blase und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser, und corrigirt
dann das Verhältniss der beiden Flüssigkeiten durch Zu-
satz von Wasser zur Gerbsäurelösung, was umgangen wer-
den kann, wenn man einfach den Titer der Gerbsäurelö-
sungim Verhältniss und zu reiner Leimsubstanz, als welche
Hausenblase zu betrachten, prüft. Man löst dann 10 Grm.
Leim und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser und erhitzt
die Mischung, wenn es nöthig, zum Kochen. Dann mischt
man 10 Cubikcentim. der Gerbsäurelösung und 10 Cu-
bikcentim. der Leimlösung hinzu, schüttelt die Mischung
stark, fügt, wenn der Niederschlag sich gesetzt, wieder 1 Cu-
bikcentim. Leimlösung zu und filtrirt durch ein kleines nass-
gemachtes Kattunfilter. Bringt nun 1 Tropfen Leimlösung
noch eine Trübung hervor, so setzt man abermals 1 Cu-
bikcentim. Leimlösung zu, filtrirt und probirt abermals, und
wiederholt dies so lange, als die Gerbsäurelösung noch
durch Leimlösungzusatz getrübt wird.
Schneider prüfte nun den Titer der Gerbsäurelö-
sung zur Hausenblaselösung und fand, dass 100 Cubik-
eentimter Gerbsäurelösung durch 118 Cubikcentim. Hausen-
blaselösung vollständig gefällt wurden. Er löste nun
10 Grm. Leim und 20 Grm. Alaun in 1 Liter Wasser
auf, und von dieser erforderten 20 Grm. der Gerb-
säurelösung 27, 26, 26 und 25,8 Cubikcentim, also im
Mittel 26,2 Cubikcentim. der Leimlösung. Demnach wür-
den zu 100 Cubikcentim. der Gerbsäurelösung 131 Cubik-
centim. der Leimlösung nöthig gewesen sein, und folglich
BT
u u =
ci
262 _Kaliumplatincyanürs zum thierischen Organismus) 2%
enthielt der Leim 90 Proc. Leimsubstanz. ‚Fortgesetzte
Versuche gaben gleiche Resultate, und so empfiehlt Schnei-
der das Verfahren wenigstens da, wo eine Annäherung
bis auf 2 bis 3 Proc. genügt. Da sich die Gerbsäure
leicht in Gallussäure verwandelt, so ist es nöthig, dieselbe
oft zu erneuern. (Polyt. Centralh.) Bkb.
Verhalten des Kaliumplatineyanürs zum thierischen
Organismus.
Schwarzenbach hatte es sich zur Aufgabe gestellt,
zu erforschen, ob das Platincyanür dasselbe Vermögen be-
sitze, den deletären Charakter des Oyankaliums aufzu-
heben, wie das Eisencyanür. Nach den Resultaten, welche
der innerliche Gebrauch des Kaliumplatineyanürs an Hun-
den, Kaninchen und jungen Hühnern ergeben hatte, lässt
Schwarzenbach als festgestellt annehmen, dass das
Kaliumplatineyanür nicht giftig ist, indem nach 1/, Stunde,
wo den Thieren dasselbe in einer Gabe von 6 Granen bei- .
gebracht worden war, auch nicht das geringste Zeichen
einer Vergiftung eintrat, während 2 Gran Cyankalium in
Wasser gelöst und den Thieren beigebracht, den augen-
blicklichen Tod herbeiführten. ( Wittstein’s Vierteljahrsschr.
Bd. 11. Heft 1.) B.
Veber die in Nordamerika gebräuchlichen Heilmittel
| gegen den Schlangenbiss.
J. M. Maisch macht darüber folgende Mittheilungen:
Die Wurzeln von Eupatorium aromaticum und agera-
toides Linn. sind unter dem Namen white snakeroot, weisse
Schlangenwurz, in einigen Landestheilen in Gebrauch;
grössere Wichtigkeit haben aber in den südlichen Staaten
Euphorbia hyssopifolia L. und Euph. leucolepsis Gray erlangt,
welche beide unter dem Namen Justices weed bekannt -
sind. Neuerdings hat Dr. J. D. Irwin auf die in sehr
grosser Menge in Arizona an der mexicanischen Grenze
wachsenden Euphorbia prostata Aiton als Antidot gegen
Schlangenbiss aufmerksam gemacht. Der Saft wird mit
vielem Wasser verdünnt, innerlich gereicht und die Wunde
damit ausgewaschen. Die dortigen spanischen Bewohner
nennen die Pflanze „Gollindrinera“, Schwalbenwurz. Dr.
Irwin hält diese Zuphorbia für ein ebenso zuverlässiges
Gegengengift gegen Schlangenbiss als Brom.
Heilmittel gegen den Schlangenbiss in Nordamerika. 263
Liastris spicata Willd., bekannt unter dem Namen
Button snakeroot, knöpfige Schlangenwurz, und Liastris
scariosa und squarrosa Willd. werden in einigen südlichen
Staaten Rattlesnake’smaster,Klapperschlangen-Meister
genannt; ausser ihnen werden noch andere Liatris- Arten
mit knolligen Wurzeln zu gleichen Zwecken benutzt, so
auch ZL. odoratissima Willd., welche auf dem Stengel eine
grosse Menge Krystalle von Cumarin ausscheidet.
Auch Aster aesticus At. s. A. latifolius Nees ab E.,
Sampson snakeroot genannt, wird gegen Schlangenbiss
und gleichfalls gegen Entzündungen angewandt, welche
durch Berührung mit Arhus Toxicodendron L. und ande-
ren giftigen Pflanzen hervorgerufen werden. Einen bedeu-
tenden Ruf bei derartigen Zufällen geniesst eine Varietät
von Nabalus albus Koch, var. Serpentaria, s. Prenanthus
Serpentaria Pursh., welche sich der Trivialnamen Zions-
fort und Rattle snakeroot, d.h. Löwenfuss, Klapperschlan-
genwurz, erfreut. Innerlich wird in Südcarolina der Milch-
saft angewandt, und äusserlich die Blätter als Umschläge
auf die Bisswunde gelegt.
Von Anemone cylindrica Gray kauen die Indianer,
wenn sie von einer Schlange gebissen worden sind, die
oberen zarten Theile, verschlucken einen Theil des mit
dem Saft imprägnirten Speichels und legen die breiige
Masse auf die Bisswunde.
Die sogenannte amerikanische Aloe, Agave Virginica
Linn., heisst in Südcarolina auch häufig Rattlesnake’s master,
und soll der sehr bittere Saft, innerlich genommen, ein
ziemlich zuverlässiges Heilmittel gegen den Biss der Klap-
perschlange sein.
| In medicinischer Hinsicht soll in dieser Beziehung das
von Bibron empfohlene Brom die besten Dienste leisten,
welches er in folgender Mischung giebt: Recp. Brom 357 ß,
Kali jodati gr. jj5 Hydrarg. chlor. corros. gr.j, Spirit. vini
rectificat. 3xxx. Die Dosis ist ein Theelöffel, verdünnt
mit einem Esslöffel voll Wein oder Franzbranntwein.
Was nun die Anwendung der oben angeführten Heil-
mittel für den angegebenen Zweck anbetrifft, so ist die-
selbe bei allen die gleiche oder doch sehr ähnlich. Man
gibt entweder den ausgepressten Saft, oder ein starkes
Decoct in Wasser oder Milch, und applicirt dasselbe zu-
gleich äusserlich auf die Wunde, auf die man auch wohl
die zerquetschte Wurzel oder die zerstossenen Blätter als
Cataplasma legt. (Buchner’s n. Repert. Bd. 11. 8 iR
nd
264 Auffindung des Strychnins bei Vergiftungen N a
Ueber einen Vergiftungsfall mit den Beeren des
Solanum pseudo-capsicum.
Montane berichtet im Journ. de Chim. med. 1862. 38. 24.
über einen Vergiftungsfall mit den Beeren des Solanum
psendo-capsicum bei einem Kinde von 5 Jahren. 3 bis 4
Beeren waren hinreichend, die bedenklichstenSymptomeher-
vorzurufen. Die Pflanze wird wegen ihrer korallenrothen
Früchte sehr häufig als Zierpflanze in den Gärten eultivirt.
Die Beeren des Solanum pseudo-capsicum sehen den Juden-
kirschen sehr ähnlich, und sind, wenn der Kelch fehlt,
leicht damit zu verwechseln; sie schmecken fade und
schwach süss; ihre Kerne sind 3—4 Millimeter gross, unregel-
mässig eiförmig, ausgeschweift oder fast nierenförmig,
gerandet, dunkelgelb. Die Judenkirschen schmecken säuer-
lich süss und schwach bitter; ihre Kerne sind etwa
2 Millimeter gross, oval, linsenförmig, kaum ausgeschweift,
nicht gerandet, citronengelb. Bei einer vorgekommenen
Vergiftung mit dergleichen Früchten wäre also, behufs
der Ermittelung der Abstammung des Giftes, besonders
das Augenmerk auf die Samenkerne zu richten. ( Wittstein’s
Vierteljahrsschr. Bd. 11. 4.)
Veber die Auffindung des Strychnins bei Vergiftungen
und den Einfluss des Morphiums in Verdeckung
der Farbenreaction.
Veranlasst durch eine gerichtlich-chemische Leichen-
untersuchung, bei der es ihm unmöglich war, Strychnin
zu entdecken, während er moralisch überzeugt war, dass
es angewandt worden sei, unternahm J. Reese eine
Reihe von Versuchen, um die Angabe Wormley’s zu
prüfen, dass bei Gegenwart einer das Strychnin überwie-
genden Menge Morphium die Möglichkeit abnehme, das
erstere durch die gewöhnliche Farbenreaction zu erken-
nen. Er fand dieselbe vollständig bestätigt. Nachdem
er sich durch diese wiederholten Untersuchungen künst-
licher, dem Mageninhalte ähnlicher Mischungen, die ge-
ringe Mengen Strychnin enthielten, überzeugt hatte, dass
nach der Methode von Stas weniger als I/oo000 Gran
Strychnin noch mit Sicherheit durch die -Farbenreaction
nachzuweisen sei, während in solchem Falle der Zusatz
der dreifachen und selbst der doppelten Menge die
Reaction gänzlich verhinderte, eine gleiche Menge sie
schon aufs äusserste schwächte, so suchte er durch Ver-
”
Ps Je
Zur Erkennung des Strychnins. 265
suche mit reinen Lösungen, frei von organischen Bei-
.mischungen, das Verhältniss festzustellen, in dem dieser
Einfluss statt findet. Er erhielt so die folgenden Resultate.
Er konnte nachweissen bei ,
1 Strychnin auf 1 Morphium I/;o0000 Gran.
1 „ „2 h Uzo0oo00 »
1 n „9 » 150000 »
1 N ar ; 00000 »
1 n En) n sooo
1 „ „. 10 » 110000 n
1 - 20°, 1/5000 »
Mit der Zunahme der Morphiummenge nahm dem-
nach die Nachweisbarkeit des Strychnins in hohem Grade
ab. Dasselbe bestätigten auch Vergiftungsversuche an
Katzen. (Chemic. News. 1862. 35.) Bir
Zur Erkennung des Strychnins.
J. J. Reese will die Bemerkung gemacht haben,
. dass die bekannte Reaction auf Strychnin (mit Schwefel-
säure und chromsaurem Kali oder Kaliumeisencyanid) bei
Gegenwart von Morphin mehr oder weniger verdeckt
werde.
R. P. Thomas fand dies jedoch nicht bestätigt; als
das Morphin dreimal mehr betrug wie das Strychnin,
liess sich das letztere noch in den kleinsten Mengen un-
- zweideutig nachweisen. ( Wittst. Vierteljahrsschr. Bd. 11.4.)
| B.
Ueber Einrichtung von Behältern, welche durch die
meisten sauren und alkalischen Flüssigkeiten
nicht angegriffen werden,
Wendete man nicht gerade Guss- oder Schmiedeeisen
an (welche übrigens die unangenehme Eigenschaft haben,
leicht von sauren Flüssigkeiten angegriffen zu werden),
so war es bisher sehr schwierig, derartige Bassins con-
struiren zu können. Die meisten Materialien oder Kitte,
welche man vorgeschlagen, werden entweder zu leicht ange-
griffen, oder sind zu theuer, um in allen Fällen angewen-
det werden zu können.
H. Kalisch schlägt vor, steinerne Wände mit
Schwerspathplatten zu bedecken und die Fugen mit einem
auf folgende Art bereiteten Kitt auszudichten.
%
266 Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz etc.
Man digerirt 1 Theil Kautschuk, fein zerschnitten,
mit 2 Theilen frisch rectifieirtem Terpentinöl so lange,
bis die Mischung gleichförmig ist, worauf man 4 Theile
pulverisirten Schwerspath zusetzt.
Behälter, welche auf diese Art construirt sind, wider-
stehen nach Kalisch nicht allein der ätzenden Eigen-
schaft kochender Alkalien, sondern auch den meisten
organischen und anorganischen Salzen, z. B. dem schwefel-,
salz- und salpetersauren Zink-, Eisen- und Kupferoxyd, dem
Weinstein etc., ferner der kochenden Salz-, Phosphor-,
Bor-, Oxal- und Weinsäure, sowie der etwas verdünnten
kalten Schwefelsäure. (Zep. chim. appl. III. 474.)
| B.
-
Verfahren der Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz,
chemisch reinem Weinstein, Weinsäure, schwefel-
saurem Kali und Natron in Einer Folge;
von Guido Schnitzer.
Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, ein Ver-
fahren zu ermitteln, einerseits bei einmaliger Krystallisa-
tion einen reinen, verkäuflichen Salpeter aus Chilisalpeter
zu gewinnen, und andererseits dem Nebenproducte, wel-
ches die Mutterlauge des Salpeters nach gehöriger Aus-
nutzung auf Kalisalpeter liefert, die vortheilhafteste Ver-
werthung zu geben. Er verbindet deshalb die Fabrika-
tion von Salpeter mit der Darstellung einer Reihe ande-
rer Producte, welche, an sich von hohem Werthe, nach
dieser neuen Methode zugleich in grösserer Reinheit, als
nach den seither üblichen Verfahrungsweisen, erzielt
werden.
1) Fabrikation des Salpeters. Rohe Pottasche
und Chilisalpeter, dem Gewichte nach im Verhältniss der
Aequivalente ihrer wirksamen Bestandtheile, werden im
eisernen Kessel mit so viel Wasser behandelt, als zur
Auflösung der Salze nöthig scheint, und unter Umrühren
erhitzt. Um nun dem Uebelstande zu begegnen, zwei
unter ähnlichen Verhältnissen krystallisirbare und des-
halb schwer zu scheidende Salze in Lösung zu haben,
setzt er der kochenden Lösung unter beständigem Rühren
so viel gelöschten -Kalk zu, als zur Bindung der
Kohlensäure der Soda nöthig ist. So fällt kohlensaurer
Kalk zu Boden und die Lösung enthält Kalisalpeter
und Natronlauge. Nach Entfernung des Feuers lässt
Fabrikation von Salpeter, Seignettesalz etc. 267
man absetzen oder filtrirt und dampft die klare Flüssig-
keit in einem andern Kessel auf 400B. ein. Das Wasch-
wasser des kohlensauren Kalkes wird zu neuen Ansätzen
verwandt, und der ausgewaschene Kalk zur Entwicke-
lung von Kohlensäure mittelst Salzsäure verwendet,
wozu er sich des feinpulverigen Zustandes wegen gut
eignet. Die Krystallisation des Salpeters nach hinläng-
licher Concentration der Lauge darf nach dem Erkalten
derselben auf die Lufttemperatur der Umgebung als vollen-
det angenommen werden. Die Lauge wird dann nochmals
concentrirt und es werden durch Krystallisation die letzten
Salpetertheile gesondert, die Krystallenach dem Abtropfen
mit kaltem, schwach mit Salzsäure angesäuertem Was-
ser ausgewaschen, wodurch etwa noch anhängende Natron-
theile entfernt werden, und bilden sie getrocknet die fer-
‘tige Waare. Die Lauge wird dann verwandt
2) zur Fabrikation des Seignettesalzes. In
diese Lauge trägt man unter Erhitzen gepulverten rohen
Weinstein, bis die Lösung neutral reagirt, und zwar
geschieht dies am besten in einem kupfernen. Kessel.
Dabei bleibt der im rohen Weinstein stets vorhandene
weinsaure Kalk im Rückstande, welcher durch sorgfälti-
ges Waschen gereinigt und wie in Nr. 4. angegeben, auf
Weinsäure verarbeitet wird. Die über dem Rückstande
befindliche Seignettesalzlösung wird filtrirt und zur Kry-
stallisation eingedampft. Die Krystalle scheiden sich in
einem kühlen Raume nach längerem Stehen ab.
3) Fabrikation von chemisch reinem Wein-
stein. Der raffinirte Weinstein des Handels enthält ent-
‚weder Kalk oder Eisen. Um denselben nun rein zu
erhalten, bringt der Verfasser den rohen Weinstein, wie
bei Nr. 2. beschrieben, in alkalische Lösung, scheidet
dadurch sowohl Eisenoxyd als Kalk unlöslich aus, ver-
setzt die klare Lösung genau mit so viel reiner Salz-
säure, um das Natron zu binden. Dadurch scheidet sich
die unlösliche Verbindung von saurem weinsauren
Kali oder Weinstein ab, während Chlornatrium
und sonstige in kleinen Spuren beigemengte Salze in Lö-
sung bleiben. -
Der so erhaltene Weinstein ist feinkörnig, krystallisirt
und zeigt sich nach dem Waschen mit kaltem Wasser ge-
trocknet als reine untadelhafte Waare.
4) Fabrikation von Weinsäure. Um diese
eisenfrei zu erhalten, wird sie meistentheils mehrmals
umkrystallisirt. Dies istnichtnöthig, wenn ein eisenfreier
268 Darstellung des Natrum carbonic. pur.
‚weinsaurer Kalk aus dem rohen Weinstein hergestellt
wird, und man erreicht solches mit Leichtigkeit, wenn man
die nach Nr.2. bereitete Seignettesalzlösung mit
der äquivalenten Menge feingepulverten eisenfreien
Gypses zusammenbringt und mit Wasser gut durch-
rührt, den weinsauren Kalk absetzen lässt und die
schwefelsaures Kali und schwefelsaures Na-
tron enthaltende Flüssigkeit abzieht. Wird der weinsaure
Kalk mit kaltem Wasser genügend abgewaschen, so ist
er vollkommen rein und liefert mit Schwefelsäure versetzt
| Gyps, der stets aufs neue zu verwenden ist, und
eine Weinsäure, die aus erster Krystallisation schon als
yeine und verkäufliche Waare hervorgeht.
5) Zur Gewinnung von schwefelsaurem Kali
und schwefelsauren Natron wird die vom weinsau- _
ren Kalk abgezogene Flüssigkeit eingedampft und durch
successive Krystallisation zuerst das schwefelsaure Kali
und dann das schwefelsaure Natron erhalten. ( Wür-
temberg. Gewerbebl. — Dingl. Journ. Bd. 162. Heft 2.)
Bkb.
Bereitung von RR aus Chilisalpeter,
Wöhler hat beobachtet, dass beim Glühen von Braun-
stein mit salpetersaurem Natron ohne Luftzutritt keine
Spur mangansauren Natrons entsteht; er findet den Grund
darin, dass das salpetersaure Natron zu leicht zersetzt wird‘
und schon zersetzt ist, bevor der zur Bildung der Man-
sansäure erforderliche Temperaturgrad erreicht ist. Die
Zersetzung soll so vollständig sein, dass man dieses Ver-
halten zur Bereitung von reinem Natronhydrat anwenden
könne. (Annal. der Chem. und Pharm. Bd. 119. p. 375. —
Polyt. Centralbl. 1862. Hft.2. p. 150.) Bkb.
Darstellung des Natrum carbonie. pur. aus
käuflicher Soda.
Die gewöhnlichen Verunreinigungen der rohen Soda sind
nach W. Linau schwefelsaures, unterschwefligsaures und
schwefligsaures Natron, Chlornatrium, bisweilen Schwefelna-
trium und Eisen, auch ist dem Verfasser häufig Blei als solche
vorgekommen. Bei der Reinigung durch Umkrystallisiren
und Zersetzung des Schwefelnatriums durch Zusatz
von kohlensaurem Bleisalz geht stets eine ge-
| Gewinnung von reinem Kochsalz u. von Chlorkalium 269
ringe Menge Blei in die Lauge deskohlensauren
Natronsüber, welche allerdings meistentheils in der Mut-
terlauge bleibt, zuweilen aber auch in den ausgeschie-
denen Krystallen nachgewiesen werden kann. Um nun
vollkommen reines kohlensaures Natron aus dem käuflichen
Salze zu gewinnen, löse man dasselbe in destillirtem Was-
ser auf, verdünne die klare Lösung mit der 6- bis Sfachen
Menge Wassers und leite einen Strom Schwefelwasserstoff
3 bis 5 Minuten hindurch. Dadurch werden Eisen und Blei
gänzlich niedergeschlagen, aber zugleich wird wieder etwas
Schwefelnatrium gebildet. Um dies zu zersetzen, fügt man
nach Entfernung des schwarzen Niederschlags durch Ab-
setzen und Filtriren dem Filtrat Ferrum o@ydatum fuseum
mit Wasser zum Brei angerührt zu. Es bildet sich sofort
Schwefeleisen, man filtrirt, dampft das klare Filtrat ein
und lässt krystallisiren. Die erhaltenen Krystalle sind
vollkommen rein und die Lauge giebt durch nochmaliges.
Abdampfen abermals reine Krystalle, während die letzte
Mutterlauge sich zu Fällungen verwenden lässt. Das beim
Zersetzen des Schwefelnatriums stets entstehende Aetz-
natron beseitigt man leicht durch Zusatz einer kleinen
Menge doppelt-kohlensauren Natrons beim Eindampfen.
Sehr zu beachten ist dabei, dass die Lösung der
rohen Soda möglichst verdünnt werde, bevor Schwefel-
wasserstoff durchgeleitet wird, weil sich sonst mehr
Schwefelnatrium bildet und die Lauge dann leicht bei
der Zersetzung desselben durch Eisen etwas Eisen auf-
nimmt, was bei gehöriger Verdünnung nicht der Fall ist.
(Polyt. Centralh.) Bkb.
w
Verfahren der Gewinnung von reinem Kochsalz und
von Chlorkalium aus den Salzmutterlaugen.
Das auf den Salinen zur Anwendung kommende Ver-
fahren, die Talkerde durch Kalkmilch niederzuschlagen
und das entstehende Chlorcaleium durch Glaubersalz in
Chlornatrium ° und schwefelsauren Kalk umzuwandeln,
hat Sillo auf das hier zu beschreibende Verfahren
geführt.
Der mit gesättigter Salzlösung bereiteten Mutterlauge
wird Kalkmilch zugesetzt, um die Talkerdesalze und
besonders die schwefelsaure Talkerde (Chlormagnesium
schadet bei dieser Operation nicht) zu zersetzen. Man
270 Salpeterprobe.
erhitzt dann bis zum Kochen, damit die Zersetzung voll-
ständig stattfinde, lässt die Mischung in ein Bassin zum Ab-
setzen des Niederschlages fliessen, wobei darauf zu achten
ist, dass die Mutterlauge vor dem Vermischen. mit Kalk
nicht mehr als 26 bis 270 zeigt. Aus der abgegossenen
Lauge erhält man durch Abdampfen in der Art der ge-
wöhnlichen Salzsoolen Kochsalz, dessen Reinigung in der
Art erfolgt, dass, sobald das Chlorkalium beim Erkalten
anfängt zu krystallisiren, das Versieden beendigt wird.
Die kochend heisse Flüssigkeit kommt nun in Kry-
. stallisirgefässe in welchen sich zunächst das suspendirte
Kochsalz niederschlägt. In Folge des stärkeren Erkal-
tens entstehen nachher kleine Krystalle von Kochsalz und
Chlorkalium. Ist die Temperatur der Flüssigkeit auf
60 bis 700C. gesunken, so lässt man die nun ganz klare
Lauge in andere Gefässe fliessen, in denen das Chlorkalium
‚beim Erkalten krystallisirt.
Die letzte Mutterlauge wird mit einer neuen Portion
gereinigter Salzmutterlauge und den in den ersten Kry-
stallisirgefässen gebildeten unreinen Krystallen wieder in
die Pfanne gegeben, versiedet, krystallisirt, und so fort, bis
‘endlich die letzte Mutterlauge zu viel Chlormagnesium
enthält, um wieder mit versiedet werden zu können.
Die Chlorkaliumkrystalle reinigt man durch Abtropfen
möglichst von dem anhängenden Chlormagnesium. Das
Kochsalz dagegen - bringt man in konische Fässer, die
unten eine durch einen Stöpsel verschlossene Oeffnung
haben, giesst warme Mutterlauge darauf, welche beim
Eindringen in die Masse das Chlormagnesium mit fort-
Wi und nach Entfernung des Stöpsels abfliesst. Zwei
oder drei Mischungen genügen zur Reinigung des Salzes.
(Brevets d’invent. T. 37. — FPolyt. Centralbl. 1862. Lief. 2.
©. 150.) Bkb.
Salpeterprobe von F. Reich.
Der Salpeter wird in einem bedeckten Platintiegel
bei möglichst niedriger Temperatur eingeschmolzen. Der
Gewichtsverlust giebt den Feuchtigkeitsgehalt. Nach
wiederholtem Einschmelzen giesst man in ein erwärmtes
Porcellanschälchen aus und pulvert die geschmolzene .
Masse nach dem Erkalten.
In den gereinigten Platintiegel bringt man nun
2— 3 Grm. feines Quarzpulver, glüht und bestimmt das
Gewicht desselben. Dazu bringt man etwa 0,5Grm. des _
Neuer Cement. Be.
geschmolzen gewesenen Salpeterpulvers und glüht das Ge-
menge eine halbe Stunde lang bei schwacher Rothglüh-
hitze. Der Gewichtsverlust ist die gesuchte Menge Sal-
petersäure. Ist dieser —= d, so hatte man
1,874. d salpetersaures Kali, oder
1,574 .d salpetersaures Natron;
hat man aber n Gewichtstheile von dem Salpeter abge-
wogen, so entspricht derselbe
d
187,4 —_ Froe. salpetersaurem Kali, oder
d
157,4 ur Proc. salpetersaurem Natron.
Schwefelsaure Salze und Chlorverbindungen werden
bei schwacher Rothglühhitze nicht zersetzt; erhitzt man
aber stärker, so kann sich Chlornatrium verflüchtigen.
(Berg- u. Hüttenm. Ztg. — Polyt. Centralbl.)
Neuer Cement.
In England wird von einem Cement viel Gebrauch
gemacht, den Herr P. Spence von Manchester aus dem
Gaskalk und den Rückständen der Fabrikation von schwe-
felsaurer Thonerde anfertigt. Beide werden gepulvert
und im Verhältniss von 2:1 genau gemischt, dann mit
einer Lösung von Zinkvitriol (1 Theil Zinkvitriol und
41/, Theile Wasser) angemacht, und mit der Hand in
Ziegeln geformt, die man trocknet und in einen Kalkofen
bei gelinder Hitze brennt. Man zerschlägt sie alsdann in
‘- Stücke, die man in gut schliessenden Tonnen aufbewahrt.
Indem man sie fein mahlt, erhält man ein graugelbes Pulver,
das einen ausgezeichneten Cement abgiebt. Es scheint,
als ob die feinvertheilte Kieselsäure, die beim Behandeln
des Thons mit concentrirter Schwefelsäure zurückbleibt,
das gebildete Schwefelcalcium und den kohlensauren Kalk
des Gaskalks zersetze und so den Cement bilde. Die
Beimischung von Zinkoxyd verhindert die Flechtenbil-
dung auf dem Cement. (Cosmos. Polyt. Journ. Gemeinn.
Wochenschrift. Nr. 1.) |
———
272
III. Literatur und Kritik.
Anleitung zum Bestimmen der vorzüglichsten essbaren
Schwämme Deutschlands für Haus und Schule, von
August Sollmann. Mit mehr als 150 Abbildun-
gen. Hildburghausen, Kesselring’sche Hofbuchhand-
lung. 1862. In 8vo. VIII u. 84 S. 48 Tafeln.
Im Gegensatz zu dem von uns in d. Bl. besprochenen Ebbing-
haus’schen Pilzwerke, dessen nun erschienene weitere Lieferungen
. (I--VI.) nur Abbildungen enthaltend, in unserm ungünstigen Ur-
theile über dasselbe nichts zu ändern vermögen, können wir vor-
liegendes kleine Buch den Herren Pharmaceuten, welche sich mit
Mykologie zu beschäftigen gesonnen sind, bestens empfehlen. Wir
können zwar die Nachsicht, welehe Verf. für die lithographirten
Abbildungen in Anspruch nimmt, weil er, um das Werkchen wohl-
feiler zu machen, die Uebertragung auf Stein selbst besorgt habe,
ihm nicht zu Theil werden lassen, und müssen die Tafeln, welche
zum Theil Original-Abbildungen, zum Theil Copien nach Büch-
ner, Ficinus, Krombholz, Lenz‘, Nees v. Esenbeck, Oken,
Rabenhorst, Schäffer und Staude enthalten, als keineswegs
untadelhaft bezeichnen. Aber dem, gegenüber erscheint dasjenige,
was Verf. als die Hauptaufgabe seines Buches hinstellt, dem An-
fänger eine sicher leitende Anweisung zur Bestimmung nach ana-
lytischer Methode in die Hand zu liefern, erreicht. Es entspricht
durchaus unsern Ansichten, dass Verf. in den Tabellen zur Bestim-
ınung der Arten nur die essbaren Species namhaft macht,
‘ohne sich bei den übrigen darum zu kümmern, ob sie von irgend
gr Autor als verdächtig oder giftig figuriren, oder überhaupt
r wegen ihrer Consistenz u. s. w. ungeniessbar sind. Bei der
Auswahl der aufzunehmenden Schwämme ist sehr richtig nicht
bloss der Wohlgeschmack der einzelnen Species, sondern ihr mas-
senhaftes Auftreten und die Anwesenheit untrüglicher Kriterien
insbesondere maassgebend gewesen. Der Erleichterung halber sind
die Pilze in möglichst wenigen Gattungen vertheilt, und z. B. die
Polypori, Fistulina dem Genus Boletus eingeordnet. Die Gattung
Agaricus ist nicht nach den Farbenunterschieden und mikroskopi-
schen Merkmalen der Sporen, welche übrigens angeführt werden,
eingetheilt: Cantharellus ist‘ davon getrennt. Sehr zweckmässig fin-
det sich in dem Buche ein Abschnitt über die Zubereitung und
Aufbewahrung der Speiseschwämme, in welchem die Recepte der
Hausfrau sehr willkommen sein werden. Bei den einzelnen Pil-
zen ist auf die für ihre Zubereitung besonders passenden Koch-
formeln verwiesen. In dem bemerkten Abschnitte ist auch die
Bereitung von Soja aus Pilzen hervorgehoben, welche bei uns
noch sehr vernachlässigt wird. Die Volksnamen der verschiedenen
‘Schwämme sind bei diesen ziemlich regelmässig aufgeführt. Die
Literatur. 273
Erklärung der Kunstausdrücke ist in den Text eingeschaltet, nicht
in einem besonderen Abschnitte behandeit. |
Göttingen. Dr. Th. Husemann.
Flora von Nord- und Mitteldeutschland. Zum Gebrauche
auf Excursionen, in Schulen und zum Selbstunter-
"richt; bearbeitet von Dr. August Garke, Custos
am Königl. Herbarium in Berlin und Mitglied vieler
gelehrten Gesellschaften. Sechste verbesserte Auflage.
Berlin, im Verlage von Wiegandt u. Hampel. 1863.
- Wenn ein systematisch-botanisches Buch, wie die Flora von
Nord- und Mitteldeutschland, bereits die sechste Auflage erlebt hat,
so sind seine wissenschaftlichen und praktischen Eigenschaften an-
erkannt; das Werkchen hat, wie man zu sagen pflegt, die Feuer-
und Wasserprobe ausgehalten, und das botanische Publicum hat
somit seine Anerkennung in eclatanter Weise constatirt. Diese
grossartige Betheiligung ist zugleich ein erfreulicher Beweis, dass
in unserem Vaterlande die Liebe zu dieser Wissenschaft, welche
Geist und Körper stärkt, nicht abgenommen, sondern im Gegen-
theil immer mehr Freunde angezogen hat, und dem Verf. gebührt
der Dank, die Bearbeitung eines Werkchens übernommen zu haben,
welches allgemein befriedigte und nicht zu grosse Kosten ver-
ursachte.
Im Jahre 1858 veröffentlichte ich in diesem Archiv meine Be-
richtigungen und Bemerkungen zu der 4ten Auflage dieser Flora,
mit besonderer Berücksichtigung der darin besprochenen botani-
schen Verhältnisse der preussischen Rheinprovinz, und sah nun in
der 6ten Auflage (da mir die öte Auflage nicht zu Handen gekom-
men ist) zu meiner Befriedigung, dass der Verf. mit diesen meinen
Ansichten meistens einverstanden war und solche in der 6ten Auflage
adoptirt hatte. Im Interesse der Sache erlaube ich mir auch für
die 6te Auflage des Buches in der früher begonnenen Art mit
einigen Berichtigungen und Bemerkungen fortzusetzen, um das
Werkechen auch für unsere Gegend noch brauchbarer zu machen.
Die 6te Auflage hat in Anordnung und Beschreibung gegen
die 4te Auflage im Wesentlichen keine bedeutenden Veränderun-
gen erfahren, obwohl viele Familiennamen eine andere Schreibart
erhalten, z.B. Berberideen Vent. nennt der Verf. jetzt Berberida-
ceen Vent., Cistineen Dunal jetzt Cistaceen Dunal, Sileneen De C.
jetzt Silenaceen DÜC., Hypericineen DC. jetzt Hypericaceen DC.,
Celastrineen R.Br. jetzt Celastraceen R.Br., Pomaceen Lindl. jetzt
Pomarien Lindl., Potameen Juss. jetzt Potamien Juss., Aroideen
Juss. jetzt Araceen Juss. etc. ’
Manche Namen von Gattungen und Arten sind ebenfalls in
der 6ten Auflage umgeändert worden, wie u. a. Rhamnus Fran-
gula L. in Frangula Alnus Mill. Helianthemum vulgare Gärtn. in
H. Chamaeecistus Mill. u.s.w. Obschon in der 6ten Auflage meh-
rere im Gebiete später aufgefundene Pflanzen beschrieben sind,
welche in der 4ten Auflage nicht vorhanden waren, so haben auch
manche andere wieder das Bürgerrecht verloren und die Zahl der
Gattungen und Arten in den beiden Auflagen hat sich dadurch
nur unbedeutend verändert; viele neue Fundorte sind hinzugekom-
men, aber auch mancher unsichere Standort ist wieder mit Recht
gestrichen worden.
Arch. d. Pharm. CLXV. Bds. 3.Hft. 18
274 | ' Literatur.
Nachstehende Bemerkungen scheinen mir der ferneren Berück-
sichtigung nicht unwerth. ale a |
Aruncus L. (Spiraea L.) ist aus der XII. Cl. in die XXII.
Classe übergegangen.
13. Scabiosa L. Es lässt sich nicht einsehen, aus welchem
Grunde der Verf. von der Diagnose der 4ten Auflage abgewichen,
den Blumenboden von Scabiosa deckblätterig (bracteatus), statt
wie es überall in der botanischen Kunstsprache üblich, spreublät-
terig (paleaceus) zu nennen, da doch in der Definition eines
Deckblattes ein wesentlicher Unterschied besteht von der eines
Spreublattes, und halte es deswegen auch nicht für richtig, die
' Spreublättehen auf dem Blüthenboden als Deckblätter zu bezeichnen.
Pag. 8. Batrachium confusum Grke. Ranunculus tripartitus
Nolte. R. Petiveri ec. minor Koch syn. muss als rheinische Pflanze
aufgenommen werden, indem dieselbe von Hrn. Collegen Herrn-
kohl in der Gegend von Cleve aufgefunden ist.
Pag. 18. Nuphar intermedium Ledeb. ist für die deutsche Flor
neu und wächst in Ostpreussen in dem Gehlweider See bei Goldapp
und im Samlande. DE >
. Pag. 21. Corydalis intermedia Mer. (C. fabacea' Pers.) hat Dr.
rd für die Rheinprovinz in der Eifel bei der Nyrburg ent-
deckt. ;
Pag. 22. Fumaria parviflora Lamk. Diese Pflanze wächst auch
im Moselthale oberhalb Igel bei Trier.
Pag. 32. Sisymbrium Loeselii L. Es wäre bezeichnender für
die Standorte in der Rheinprovinz: Burg Rheinstein am Rhein
unterhalb Bingen und Burg Cobern an der Mosel oberhalb Cob-
lenz zu nennen.
Pag. 33. Sisymbrium strietissimum L. Diese Pflanze findet sich
nicht allein bei Hanau, sondern auch zerstreut im Rheinthale bis
unterhalb Bingen.
Pag. 34. Erysimum hieracifolium L. (E. strietum Fl. Wett.)
wächst nicht allein bis Mainz und am Niederrhein, sondern durch
das ganze Rheinthal bis Coblenz, Cöln ete., dann zerstreut im
Nahe- und Moselthale. |
Pag. 39. Diplotaxis viminea DC. habe ich schon 1824 am
Main, gegen Hanau über, aufgenommen. |
Pag. 41. Alyssum campestre L. soll nach Tinant Fl. Luxemb.
auch bei Perl an der Obermosel vorkommen.
Pag. 48. Calepina Corvini Desv. findet sich auch am Maarhof
bei Müngersdorf in der Flora von Cöln.
Pag. 52. Viola seiaphila Koch. am Rabenfelsen in Schlesien,
ist eine neue Zugabe für die 6te Auflage.
Pag. 61. Dianthus Caesius Sm. kommt nicht allein am Nie-
_ derrhein, sondern auch am Mittelrhein bei St. Goar und im Mosel-
thale bei Trier vor.
Pag. 66. Melandryum dubium Hampe, bei Blankenburg am
Harze, ist neu.
Pag. 68. Spergula pentandra L. wächst auch in der Gegend
von Saarbrücken.
Pag. 69. Spergularia marina Grke. kommt in der Rheinpro-
vinz an den Salinen von Kreuznach, Münster am Stein und auf
den sumpfigen salzhaltigen Wiesen von Emmersweiler bei Saar-
brücken vor.
Pag. 82. Hypericum Elodes L. findet sich auch am Nieder-
rhein bei Wesel und Goch.
Literatur. 275
..Pag. 115. Spiraea Aruncus L. ist jetzt Arumeus sylvester Koste-
detzki und Spiraea ulmaria L. Ulmaria pentapetala Gilib. .
Pag. 128. Fragaria elatior Ehrh. ist Frag. moschata Duchesne
und F. collina Ehr), Fr, viridis Duchesne. |
Pag. 134. Agrimonia pilosa Ledeb., bei Rastenburg in Ost-
“ preussen, ist neu für die deutsche Flor,
Pag. 137. Rosa pomifera Herrm. findet sich auch zerstreut
im Saar- und Moselthale, wie auch in der Gegend von Eupen.
Pag. 152. Herniaria incana Lamk., eine südliche und südöst-
liche Pflanze; dass diese auf der Mainspitze wachsen soll, ist mir
nicht bekannt und mir auch nicht wahrscheinlich. Da auch weder
Dr. Wirtgen in seiner rheinischen Reiseflora, noch Fuckel in
seiner Flora von Nassau etwas davon erwähnen, so scheint mir die
Sache wohl auf einer Verwechselung der Herniaria hirsuta zu
beruhen.
Pag. 159. Saxifraga elatior M. et Koch. ist nach der 6. Auf-
lage am Kessel des Gesenkes im Riesengebirge aufgefunden wor-
den; dagegen ist die $. umbrosa L., welche an dem in der 4. Auf-
lage angegebenen Standorte nicht wächst, gestrichen worden.
Pag. 164. Heloseiadium repens Koch wurde in jüngster Zeit
vom Collegen Herrnkohl in der Umgegend von Cleve aufgefunden.
Pag. 181. Chaerophyllum aureum L. kommt auch hin und
wieder im Nahethale vor.
Pag. 191. Valeriana Phu L. Der Standort dieser Pflanze auf
dem Hundsrücken ist sehr fraglich, und wenn dieselbe bei Caste-
laun auch gefunden worden ist, so kann sie wohl nur als verwil-
dert angesehen und ein Gartenflüchtling gewesen sein.
Pag. 196. Petasitis alba Gärtn. Herr Eigenbrodt in Trier
fand nach dem Zeugniss von Dr. Wirtgen diese im ganzen west-
lichen Deutschland nock unbekannte Pflanze bei Olsheim im Reg.-
Bezirk Trier.
Pag. 198. Aster salicifolius Scholler kommt auch stellenweise,
wenn auch zerstreut und selten, im Rhein- und Moselthale vor.
. Pag. 225. Cirsium oleraceo-arvense Nägeli (C. Reichenbachia-
num Löhr Enumeratio p. 364) wurde von Dr. Wirtgen für die
Rheinprovinz in der Eifel bei Müllenborn im Oosthale aufgefunden.
Pag. 250. Hieracium Caesium Fr. wurde auch bei Nieder-
mendig unweit Andernach im Rheinthale entdeckt.
Pag. 266. Ramischia secunda Grke. Wenn man den Namen
nach Opitz verändern wollte, so konnte auch die ursprüngliche
DEHERBUNG Ramischia secundiflora Opitz unbedenklich beibehalten
werden.
Pag. 269. Gentiana lutea L. Dass diese Hochgebirgspflanze
in der Rheinprovinz bei Calcar wachsen soll, beruht ganz gewiss
auf einem Irrthum; denn ausser dem hohen Schwarzwalde und den
Vogesen wächst sie rheinabwärts nicht: auch wird sie weder von
.dem eifrigen Forscher Freund Herrnkohl in Cleve, noch von
Dr. Wirtgen erwähnt.
Pag. 275. Lappula deflexa Wahlndb. Der Fundort bei Birken-
feld kann nur durch ein Versehen in meine Enumeratio gekommen
sein, da auch die Pflanze noch nirgends in der Rheingegend be-
obachtet worden ist.
Pag. 288. Scrophularia Neesii Wirtgen hat der Verf. in der
6ten Auflage als Var. ß Nesii Wirtg. bei Sc. Ehrharti Steven un-
tergebracht.
Pag. 330. Littorella lacustris L. Bei dieser Pflanze sind die
276 Literatur.
Fundorte in der Rheinprovinz nicht angegeben; sie kommt sowohl
im Pulvermaar in der Eifel, wie auch am Unterrhein im Schwarz-
wasser bei Wesel vor. ER
Pag. 332. Amaranthus retroflexus L. habe ich auch bei Cöln
aufgefunden, wie aus meiner Flora von Cöln zu ersehen ist.
Pag. 363. Betula alba L. ist als Art wieder vorgezogen und
B. verrucosa Ehrh. als Synonym beigegeben. — B. pubescens Ehrh.
haben als Syponym erhalten B. odorata Bechst., B. dubia Wender.,
B. ambigqua Hampe, B. davurica Pallas und als Var. ß. B. carpa-
tica Wild.
Pag. 364. Alnus autumnalis Hartig ist als Art wieder einge-
zogen und bei A. incana DC. als Var. ß. autumnalis Hartig unter-
gebracht.
Pag. 368. Potamogeton pölygonifolius Pourr. wächst für die
Rheinprovinz auch bei Cleve.
Pag. 388. Cypripedium Calceolus L. Die Fundorte in der
Rheinpprovinz sind nicht angegeben, man findet sie u. a. bei Cob-
lenz, Linz, Remagen oft in Menge und in der Eifel bei Birres-
born u.s. w.
Pag. 417. Juncus Gerardi Loisl. Diese Pflanze gaben schon
Ziz, Döll und Fr. Schultz im Nahethale an den Salinen von
Kreuznach und Münster am Stein an, und ich habe dieselbe im
Jahre 1844 in meiner Flora von Trier als dort vorkommend be-
schrieben.
Pag. 388. Crocus vernus L. Nach meiner Ansicht wächst diese
Pflanze in der Rheinprovinz nicht wild, und wenn dieselbe auch
bei Mörs gefunden worden ist, so kann sie nur als Gartenflücht-
ling und verwildert angesehen werden.
Pag. 425. Carex Buxbaumii Wahlnb. muss unbedingt für Bens-
berg gestrichen werden, da sie dort nicht mehr gefunden worden ist.
Pag. 430. Carex Michelii Host. bei Lobositz in Böhmen; ist
für die Flora von Nord- und Mitteldeutschland neu.
Pag. 431. Carex laevigata Sm. habe ich auch in der Gegend
von Mühlheim am Öhlichsweiher bei Schildgen, wie meine Flora
von Cöln ausweiset, aufgefunden.
Pag. 434. Tragus racemosa Desf. ist immer noch für die Rhein-
provinz eine sehr fragliche Pflanze und scheint wohl auf einer
Verwechselung zu beruhen, da auch kein rheinischer Botaniker
ihrer erwähnt.
Pag. 437. Alopecurus arundinacea Poir. A. ruthenica Weinm.
A. nigricans Hornem. ist nach der 6ten Auflage bei Dresden und
Greifswalde aufgefunden worden, und der in der 4ten Ausgabe
angeführte Standort bei Reichenbach in Schlesien und am Greifs-
walder Wallgraben wird auf A. pratensis-geniculatus Wichura (A.
hybrida Wimmer) übertragen.
| Pag. 440. Leersia oryzoides Sw. führt jetzt den Namen Oryza
clandestina Al. Br.
Pag. 443. Ammophila arenaria Link wächst auf der Afferder
Haide bei Cleve, von Herrnkohl mitgetheilt.
Pag. 445. Aira uliginosa Weihe, jetzt A. discolor Thuill., ist
auch bei Cleve und Goch aufgefunden worden. |
Schliesslich enthält auch diese neue Auflage (die gefässfüh-
renden Acotylen) kryptogamische Gefässpflanzen und ein vollstän-
dig ausgeführtes Register. ER
| Dr. M. J. Löhr.
277
Bibliographischer Anzeiger für Pharmaceuten,
1863. No. 3.
Aichhorn, Prof. Dr. Sigm., Einleitung in das Studium der Natur-
geschichte. Für Anfänger bearb. 3. unveränd. Aufl. gr. 16.
(56 8.) Gratz 1862, Damian u. Sorge. geh. n. 1/3 „$.
Beer, J.G., Beiträge zur Morphologie u. Biologie der Familie der
Orchideen. Fol. (VIII u. 44 S. mit eingedr. Holzschn. u. 12
Steintafeln) Wien, Gerold’s Sohn. cart. n. 10 ‚.
Bibliotheca historico-naturalis, physico-chemica et mathematica.
Herausg. v. Ernst A. Zuchold. 12. Jahrg. 1862. 2. Heft. Juli
bis December. gr. 8. (S.75—1%.) Ebd. n. !/z »£.
Bronn, Prof. Dr. H. G., die Classen und Ordnungen des Thier-
° reichs. 3.Bd. Weichthiere (Malacozoa). 24—25. Lief. Lex.-8.
(S. 785— 832 mit 7 Steintaf., 8 Bl. Erklärungen und eingedr.
Holzschn.) Leipzig, C. F. Winter. geh. & n. 1% »$. (I—UL
25. n. 20 „PB 24 sgr.)
Bursy, Hugo, über den Einfluss einiger Salze auf die Kıystalli-
sation des Blutes. Inaugur.-Dissert. gr. 8. (68 S.) Dorpat,
Glässer’s Verl.) geh. baar n. 12 sgr.
Christern, Wilh., systematischer Grundriss der Naturwissenschaft.
2. Abth. Die organische Natur. br. 8. (IV u.2288.) Altona,
Verlagsbüreau. geh. a 3/4 $.
Dietrich, Dr. Dav., Deutschlands kryptogam. Gewächse in Abbild.
2. Aufl. 1. Bd. gr. 4. 4—8. Heft. (50 col. Kupftaf.) Jena,
Suckow. än. 18 sgr. :
Ebbinghaus, Dr. Jul., die Pilze u. Schwämme Deufschlands. Tte
u. 8. (Schluss-) Lief. gr. 4. (8 Kupftaf.) Leipzig, Baensch’s
Verl. & Ag BP.
Fischer, Prof. Dr. L., Taschenbuch der Flora von Bern. System.
Uebersicht der in der Gegend von Bern wildwachs. u. allgem.
cultivirten Phanerogamen u. Gefässkryptogamen. 2. Aufl. mit
1 nn 8 (XXVIN u. 2438.) Bern, Huber & Comp. geh.
n. 11/3 2.
— hin der Phanerogamen u. Gefässkryptogamen des Ber-
ner Oberlandes und der Umgebungen von Thun. 8. (128 S.)
Bern 1862, Dolp. geh. n. 12 sgr.
Flora von Deutschland. Herausg. v. Dir. Prof. Dr. F. L. v. Schlech-
tendal, Prof. Dr. L. E. Langethal u. Dr. E. Schenk. XIX. Bd.
9.u.10. Lief. Mit 20 col. Kupftaf. 8. (40 S.) Jena, Mauke.
geh. an. l/z PD.
— dieselbe. 3. Aufl. XVII. Bd. 13—16. Lief. Mit 32 col. Kpftf.
8. (72 8.) Ebd. geh. 3 n. 1/3 ,£.
— dieselbe. 4. Aufl. XIII. Bd. 5—8. Heft. Mit 32 col. Kpftf. 8.
(64 8.) Ebd. geh. & n. 1/z 2. ®
Garke, Dr. Aug., Flora von Nord- u. Mitteldeutschland. 6. verb.
(VII u. 516 S.) Berlin, Wiegandt u. Hempel. geh.
n. 1».
978 Bibliographischer Anzeiger.
Gerding, Dr. Th., Taschenlexikon der Chemie und der damit
verbundenen Operationen. 4. Lief. br. 8. (8-337—448.) Leip-
zig, Baumgärtner. geh. & 1a $.
Glasl, Prof. Carl, Excursionsbuch od. Anleitung, alle Körper der
drei Naturreiche zu sammeln, zuzubereiten, in Sammlungen
aufzustellen u. zu erhalten. gr. 8. (VIII u.142S. mit eingedr.
Holzschn.) Wien, Braumüller. geh. n. 43 $. u...
Hagen, Dr. Rich., die seit 1830 in die Therapie eingeführten Arz-
neistoffe und deren Bereitungsweisen. Auf Grundlage d. gekr.
Preisschrift des Dr. V. Guibert.- 11. Lieferung. Lex.-3. (XIX.
S. 785— 860.) Leipzig, Kollmann. geh. n. 1/3.$. (compl.. Sub-
seript.-Preis n. 5l/; 38; Ladenpr. n. 6 ‚$.
Hager, Dr. Herm., Commentar zu der 7. Ausg. der Pharmacopoea
borussica, mit besond. Berücksichtig. der neuesten Pharmako-
pöen des Königr. Hannover u. des Kurfürstenth. Hessen. 2. Heft.
gr. 8. (S. 113—224 mit eingedr. Holzschn.) Lissa, Günther’s
Verlag. & I $.
Handwörterbuch der reinen u. angewandten Chemie. Bearb.
in Verbindung mit mehr. Gelehrten u. red. von Dr. H. v. Feh-
ling und Dr. H. Kolbe, Prof. Mit zahlr. in den Text gedr:
Holzschn. 8. Bd. 5. u. 6. Lief. (In der Reihe die 51. u. 52.
Lief.) gr. 8. (S. 465 — 768.) Braunschweig; Vieweg u. Sohn.
geh. ä Lief. n. 2/3 .$.
Hedwigia. Ein Notizblatt für kryptogamische Studien. Redact.:
L. Rabenhorst. No. 8—11. gr. 8. (S.41—76.) Dresden 1860
— 62, am Ende. baar An. 1/3 „2.
— dasselbe. No. 12. gr.8. (S. 77—92.) Dresden, Burdach. 1/4 »$.
Hirsch, B., vergleichende Uebersicht zwischen der 6. u. 7. Ausg.
der Preuss. Pharmakopöe. Lex.-8. (VIII u. 223 8.) Berlin,
Decker. geh. 11/, .$.
Horaninow, Prof. Paul, Prodromus monographiae Seitaminearum
additis nonnullis de Phytographia de Monoeotyleis et Orchi-
deis. Cum tabul. IV. lith. gr. Fol. (45 8.) Petropoli 1862.
Leipzig, Voss. geh. ä&n.3 ,$.
Hullmann, Lehr. Carl, das Grundgesetz der Materie. Ein Bei-
trag zur Erweiterung der rationellen Physik. 8 (IV u. 91 8.
mit eingedr. Holzschn.) Oldenburg, Stalling’s Verl. geh. n. 1/3 .$.
Jacobsen, Dr. Emil, chemisch-technisches Repertorium. Jahrg.
1862. 2. Halbjahr. gr. 8 (XII u. 112 8.) Berlin, Gärtner.
geh. n. 1/, .$. (compl. 27 sgr.) Re
Irmisch, Thilo, Beiträge zur vergleich. Morphologie der Pflanzen.
' 2.—4. Abth. mit 10 lith. Taf. Abbild. Imp.-4. (137 S.) Halle
1856 — 63, Schmidt’s Verl. geh. n. 5l/g 2.
Kabsch, W., über die Löslichkeit des Stärkemehls und sein Ver-
halten zum polarisirten Lichte. gr. 8. (71 8.) Züsich 1862.
geh. 18 sgr. |
Karolyi, Ludw. v., die Verbrennungsproducte der Schiessbaum-
wolle u. des Schiesspulvers, erzeugt unter Umständen, welche
analog jenen der Praxis sind. Mit 1 lith. Taf. -Lex.-8. (188.)
Wien, Gerold’s Sohn. geh. n. 6 sgr.
Kekule&, Prof. Dr. Aug., Lehrbuch der organ. Chemie oder der
Chemie der Kohlenstoffverbindungen. 2. Bd, 1. Lief. Lex.-8.
ie S.) Erlangen, Enke’s Verl. geh. n. 11,.$. (I-IL.
. e
_ Bibliographischer Anzeiger. | 279
Kenngott, Prof. Dr. A., über die Meteoriten od. die meteorischen
- - -Stein- oder Eisenmassen. Ein Vortrag. Lex.-8. (26 S.) Leip-
zig, Engelmann. geh. 6 sgr.
Kerner, A., das Pflanzenleben der Donauländer. gr.8. (XII u.
- 868 $S.) Innsbruck, Wagner. geh.n. 2 ,$.
Kolbenheyer, Carl, - Vorarbeiten zu einer Flora von Teschen u.
Bielitz. ‘gr. 8 (36 8.) Wien 1862. (Teschen, Prochaska.)
geh. n. n. 7 sgr. .
Kützing, Prof. Dr. Frdr. Traug., Tabulae phycologicae od. Abbild.
der Tange. 13. Bd. 1—5. Lief. (od. 121—125. Lief. des ganz.
Werkes.) gr. 8. (50 Steintaf. mit 16 S. Text.) Nordhausen,
Förstemann’s Verl. In Mappe & Lief. baar 1,$; col. & n. 2,8.
Leonhardt, Prof. Dr. Gust., Grundzüge der Geognosie und Geo-
logie. 2. verm. Aufl. Mit 130 eingedr. Holzschn. gr. 8. (XII
u. 478 S.) Leipzig, C. F. Winter. geh. n. 2 ,$.
Maly, Dr. Jos. Carl, systematische Beschreibung der in Oesterreich
wildwachs. u. cultiv. Medicinalpflanzen. gr. 8. (XIIIu. 190 $.)
Wien, Braumüller. geh. n. 24 sgr. x
Mulder, Prof. Dr. G.J., die Chemie der Ackerkrume. Nach der
holländ. Orig.-Ausg. deutsch bearb. von Dr. Joh. Müller. 15.
(Schluss-) Heft. Lex.-8. (3. Bd. S.289— 394.) Berlin, akad.
Buchhandl. An. !/g ‚$.
Müller, Hofr. Prof. Dr. Joh., Lehrbuch der Physik u. Meteorologie.
Theilweise nach. Pouillet's Lehrbuch der Physik selbstständig
bearb. 6. Aufl. 1. Bd. 6—10. Lief. gr. 8. (XXL S. 513 —
934. Schluss.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn. geh. & n. 15 ,$.
Müller, Walther Otto, Flora der Reussischen Länder und deren
nächster Umgebungen. (Phanerogamen.) 8. (XV u. 264 S$.)
Gera, Kanitz. geh. n. 2/3 ‚$.
Nägeli, Prof. Carl, Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik. 3. Heft.
Mit 11 lith. Taf. Lex.-8. (IV u. 1988.) Leipzig, Engelmann.
2. 3%3 ,$. (1-3. n. 9 $.)
Notizen aus dem Gebiete der praktischen Pharmacie und deren
Hülfswissenschaften. Herausg. v. H. Kühtze. Jahrg. 1863. 12
Nummern. (B.) gr. 12. Crefeld, Schüller. n. 11/g »$
Peters, Dir. Prof. Wilh. C. H., Prof. Jul. Viet. Carus und Doe.
. C,E. Ad. Gerstäcker, Handbuch der Zoologie. 2.Bd. Lex.-8.
Leipzig, Engelmann. geh. n. 31/, $.
Rammelsberg, Prof. Dr. C. F., Leitfaden für die quantitative
chemische Analyse, besond. der Mineralien u. Hüttenproducte,
durch Beispiele erläut. 2. verm. Aufl. gr. 8. (VII u. 323 S$.)
Berlin, Lüderitz’s Verl. geh. 2 .$.
Redslob, Dr. Jul., die Moose u. Flechten Deutschlands. 7. u. 8.
(Schluss-) Lief. hoch 4. (8 Kupftaf. u. Text S.73—96.) Leip-
zig, Baensch’s Verl. & I/5 £.
Reichenbach, Hofr. Dir. Dr. H. G. L. u. Prof. Dr. Gust. Rei-
chenbach, Deutschlands Flora mit höchst naturgetr. Abbild.
No. 250— 253. gr.4. (40 Kupftaf. u. 16 S. Text in Lex.-8.) Leip-
zig, Abel. & n. 5/5 „$; col. A n.. 11 $.
— — dasselbe. Wohlf. Ausg.; halbcol. I. Ser. Heft 182 — 185.
Lex..8. (40 Kupftaf. u. 168. Text.) Ebd. & n. 16 sgr.
— — lIconographia botanica. Icones fiorae germanicae et helveti-
cae simul terrarum adjacentium ergo mediae Europae. Tom.
XXI. Dec. 1—4. gr. 4. (40 Kpftaf. mit 16 S. Text.) Ebd. A.
nD. Ss $; col. & n. 1!/g S.
. 280 Bibliographische Anzeiger...
Reuss, Prof. Dr. Aug. Em., die Foraminiferen-Familie der Lapini-
deen. Monographisch dargestellt. Mit 7 lith. Taf. Lex.-8.
(36 S.) Wien, Gerold’s Sohn. geh. n. 2/3 $. u:
Rivot, Prof. L. F, Handbuch der analytischen Mineralchemie. "
Ins Deutsche übertr. u. mit Anmerk. versehen v. Ad. Remele.
(In 4 Bdn.) 1. Bd. 1. Lief. Mit 1 Fig.-Taf. Lex.-8. (XVI
u. 320 8.) Leipzig, Gieseke u. Devrient. geh.n.2 $.
Schildknecht, Lehr. J., Führer durch die Flora von Freiburg.
Mit einem Vorwort v. Prof. Dr. A. de Bary. 8. (XVIu. 206 8.)
Freiburg im Br., Wagner. geh. n. 24 sgr.
Sendner, Dr. H., die Normaldosen der Arzneimittel nach Unzen-
und Grammen-Gewicht. gr. 16. (VII u. 230 8.) Lissa, Gün-
ther’s Verl. geh. Ya 2.
Stöckhardt, Hofr. Prof. Dr. Jul. Ad., die Schule der Chemie od.
erster Unterricht in der Chemie, versinnlicht durch einfache
Experimente. 13. verb. Aufl. Mit 268 in den Text gedr. Holz-
schnitten u. 1 Farbentaf. 8. (XIV u. 715 S.) Braunschweig,
Vieweg u. Sohn. geh. n. 2 „$.
Walpers, Dr. Guil. Gerh., Annales botanices systematicae. Tom. VI.
Auctore Dr. Car. Müller. Fasc. 4. gr. 8. (S.481—640.) Leip-
zig, Abel. geh. n. 1 ,$ 6 gr.
Werther, Prof. Dr. G., die unorganische Chemie, ein Grundriss
für seine Vorlesungen. 2. umgearb. Aufl. gr.8. (XX u. 4998.
mit eingedr. Holzschn.) Berlin, G. Reimer. geh. 21/; .$.
Wiener, Dr. J., Compendium der Chemie für Mediciner u. Phar-
maceuten, vorzüglich zur Repetition für die strengen Prüfun-
gen. gr.8. (XVI u. 164 S.) Wien, Braumüller. geh.:n.1.$.
Wigand, Dir. Prof. Dr.J. W.Alb., Lehrbuch der Pharmakognosie.
Mit. 141 eingedr. Holzschn. gr. 8 (X u. 310 8.) Berlin, A.
Hirschwald. geh, n. 12/3 $.
Wüllner, Dir. Dr. Ad., Lehrbuch der Experimentalphysik, mit
theilweiser Benutzung von Jomin’s Cours de physique de l’Ecole
polytechnique. 1. Bd. 2. Abth. Optik. Lex.-8. (XIV. 8.600
—1069 mit eingedr. Holzschn. u.2 Chromolith.) Leipzig, Teub-
ner. geh. n. 2 „$ 12 sgr. (1.Bd. compl. n. 4 ‚B 28 gr.)
Zeitschrift für analyt. Chemie. Herausg. v. Geh. Hofr. Prof. Dr.
C. Remig. Fresenius. 2. Jahrg. 1863. 4. Heft. gr. 8. (1. Heft
115 S. mit eingedr. Holzschn.) Wiesbaden, Kreidel’s Verlag.
n.3 2.
Mr.
Berichtigung.
Auf 8.170 des Augustheftes muss es statt Bebeerin heissen
Berberin, und zwar Zeile 1-13 —14 und 25 von oben.
DE Hofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke zu Hannover.
ARCHIV
PIHARMACHE
Eine Zeitschrift
des
; allgemeinen deutschen Apotheker-Vereins.
Abtheilung Hurddentschland.
Herausgegeben
von
L. Bley und H. Ludwig.
XIII. Jahrgang. RR
ee een — ?
HANNOVER. /
Im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung.
1863.
*
ARCHIV.
HARMACI
Zweite Reihe. OXVI. Band.
Der ganzen Folge OLXVI. Band.
Unter Mitwirkung der Herren
Berg, Dümmer, Erlenmeyer, Feldhaus, Geiseler, Geuther, Harms,
Hoyermann, Kemper, Kraut, Landerer, Löhr, Meurer, Rammelsberg,
Schlienkamp, Stein, Wanklyn
herausgegeben
von
IL. Bley ud H. Ludwig.
Wailz’sches Vereinsjahr.
HANNOVER.
Im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung.
1863.
| Inhaltsanzeige.
Erstes Heft.
ST. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite
Analysen von Fluss- und Quellwässern Thüringens; mitgetheilt
von Prof. Dr. H. Ludwig in Jena (Fortsetzung) ........
Ueber die Einwirkung von salpetrigsaurem Kali auf salzsau-
res Diäthylamin; von A. Geuther, Professor in Jena...
Ueber das Verhalten des Kobaltsesquioxyds zu neutralem schwef-
ligsauren Ammoniak, Kali und Natron; von Demselben....
Aus dem Laboratorium der polytechnischen Schule in Hanno-
von BKarl Kraut. .....00000..000 a
Ueber Bittermandelwasser; von Sigismund Feldhanus......
Weitere Notizen über das Melin und seine Umwandlung in
Be VOR SW SEO Sn. 2 Da a RER
Notiz über das natürliche Vorkommen des Paracarthamins....
II. Monatsbericht.
Unterschied von Portland-Cement und gewöhnlichem hydrauli-
schen Kalk S.69. — Verkieselung der Cemente 69. — Ein-
kitten der Porcellanschalen 70. — Kitt für Serpentingefässe
-70.— Weisse Glasur für Ofenkacheln 71. — Amalgamiren
galvanischer Zinkelemente 71. — Metalle mit Aluminium
oder dessen Legirungen zu überziehen 72. — Chemische.
Hülfsmittel bei Bohrungen in Stahl 73. — Ueber den in-
dischen Gussstahl (Wootz) 73. — Kobaltgelb 74. — Ver-
fahren, Kupfer auf nassem Wege aus Erzen auszuziehen 74.
— Darstellung des grünen Zinnobers 74. — Anwendung
neutraler schwefligsaurer Salze bei der Zuckerfabrikation 75.
— Anwendung. der schwefligen Säure bei der Zuckerfabri-
kation 76. — Methode zur Klärung zuckerhaltiger Flüssig-
keiten und Säfte und zur Wiederbelebung der in der Zucker-
fabrikation benutzten Thierkohle 76. — Die Hoff’schen Malz-
präparate 77. — Chemisches Verfahren, Getreidekörner zu
enthülsen 78. — Ueber den umgeschlagenen Wein 78. —
Gallussäure im Bündner Rothweine; Löslichkeit des Trau-
benfarbstoffs 79. — Darstellung eines haltbaren Lackmus
54
68
mi e |
‚Präparates 80. — Chlorgehalt des schwehibchen Filtir Bi
papiers 81. — Ueber Bereitung des Wachspapiers 8.
Mittel zur Unterscheidung von Copal und Bernstein re
' Bleichen des Schellacks 82. — Dammarharzbaum 82. —
Siecatif zum Zinkanstrich 83. — Firniss für Eisen- und
Stahlwaaren gegen Rost 83. — Ueber die Zufälle, welche k
bei Anwendung. von Mennigkitt in Bleichereien ete. statt
finden können 84. — Anstrich hölzerner Fussböden mitLein-
ölfirniss 84. — Nachweisung von Mohnöl und andern trock-
nenden Oelen in Mandelöl oder Olivenöl 86. — Verfahren,
um Bienenwachs von Pflanzenwachs zu unterscheiden 86. —
Einige Anwendungen des Paraffins 87. — Wiedergewin-
nung der Alkalien und Säuren, welche in Mineralölfabriken
zum Reinigen der Oele benutzt worden sind 88. — Baum-
wollensamenöl 89. — Chinesische Mottentinetur 91. — Che-.
mische Untersuchung der Lopezwurzel 91. — Chemische
Untersuchung der Rinde von Atherosperma moschatum 9.
— Saft der Frucht des Solanum Lycopersicum 92. — Che-
mische Untersuchung der Rinde von Cedrela febrifuga 9.
— Ueber die Gährung 94. — Ueber die Natur der Gase 3.
— Ueber die Vorkeime der Charen %.
—
Zweites Heft.
1. Physik, Chemie und praktische ‚Pharmacie.
Untersuchungen über die einbasischen Säuren; von A. Geu-
ther, Professor in Jena ......-.-.ssrnssssessnennunnnnsn 97
Ueber Hexylverbindungen; von Erlenmeyer u. Wanklyn.. BZehkg
Milchprüfung....4.-.. -- - sinne aian nn ale ehe ee ee Alle 125
‚Ueber ein einfaches Verfahren. die Kuhmilch auf ihren Han-
delswerth zu prüfen; von G. Hoyermann, Apotheker in
Hoheneggelsen . i .. =... 2: nuuleonge nen. dampl see ne 127:
Versuch einer Erklärung des Verhaltens der N beim :
Verdünnen mit Wasser; von H. Drümmer, Stud. BRaHB.
in Berlin... 2 RT FREE RE 137;
Thallium als Begleiter von Cäsium und Rubidium in Mineral-
WAREN... ee RR ee HN 138.
Ueber das Marrubiin; von Ed. Harms in Stollhamm im Olden-
burgischen.. ........leeeecseaen ne sn ae 141
Seemuschel-Dünger der Granatguano-Fabrik in Varel; von
Demselben: = 1.i:.4.s0. 00 u dh ba A Hays nennen 143
Inhaltsanzeige. | ER vu
X o ; Seite
\nalyse der Asche von Artemisia maritima L.; von Dem-
Belben........#e.s ernennen einen HAN E NET er
\ufbewahrung des Chloroforms ..........sersssscnnessnenenn 145
Jeber die Farben der Banknoten ....... ee Sara 145
II. Monatsbericht.
Jntersuchungen über den Luftgehalt der Wässer und Beobach-
tungen über die Bedeutung der Kohlensäure, des Stick-
stofs und Sauerstoffs in den süssen trinkbaren Wässern.
_ Physikalische und chemische Eigenschaften derselben 8.148.
— Ueber die trinkbaren Wässer 163. — Ueber die organi-
schen Bestandtheile des Brunnenwassers 165. — Ueber die
gegen Kesselstein anwendbaren Mittel 166. — Mittel zur
Verhütung des Kesselsteinabsatzes 168. — Pouillet’s Pulver
zur schnellen Bereitung von Schwefelwasser zum Getränk
168. — Chemische Untersuchung der neuen Natronquelle
zu Weilbach im Herzogthum Nassau 169. — Chemische
Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen 171. —
Soolquelle zu Egestorffshall 176. — Die Stahlquelle in Do-
beran 176. — Chemische Untersuchung des Mineralwassers
St. Achaz bei Wasserburg am Inn 177. — Das Mineral-
wasser von Üzigelka in Ungarn 178. — Verhalten der
schwefligen Säure 178. — Mittel, künstliche Färbungen
des Johannisbeersyrups zu erkennen, und die Natur des
unter diesem Namen verkauften Productes 178. — Fort-
pflanzung der Infusionsthierchen 182.
Be keraturöund- Kritik... 1.27 > EN EEE 184
este
Drittes Heft.
I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Ueber die dem Rose’schen Verfahren bei Nachweisung von
Blutspuren vindieirte Bedeutung; von Dr. R. Kemper zu
Bissendors ber Osnabrück... .......:.. adden ae Sisreitee 193
Ueber Salicin im Harne; von Dr. X. Landerer............ 197
Vorkommen von Saligenin im Biere; von Dr. H. Ludwig... 198
ge 7
wm | | Inhaltsanzeige.
I. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Ueber die Stammpflanze des Euphorbium.................. =
Botanische Aphorismen von Dr. L. ....:....2cccae een case. 24
III. Monatsbericht.
heibische Analyse der Heilquelle und der Amazonenquelle
des Kaiserbades zu Ofen in Ungarn 8.228. — Was Che-
mikern begegnen kann 233. — Verfahren zur Bereitung
des wässerigen Ammoniaks 233. — Zersetzung des Salmiaks
beim Erhitzen 235. — Bildung von salpetrigsaurem Am-
moniak 236. — Vorkommen von Salpetersäure im Braun-
stein 236. — Gewinnung von Salpetersäure 238. — Erzeu-
- gung von Chlor 238. — Bleichen der Wäsche mit Chlor-
kalk 239. — Maassanalytische Bestimmung der Schwefel-
säure zu technischen Zwecken 239. — Darstellung des
Phosphorsulfochlorids 240. — Quantitative Analyse eines
gemengten Kali- und Ammoniakalauns 240. — Kalium-
und Natriumhyperoxyd 241. — Zur Kenntniss der Stass-
furter Abraumsalze 244. — Ueber die Fabrikation der
kaustischen Soda 247. — Bereitung reiner kaustischer Soda
r Seite.
Ueber die chemische Natur des Roheisens au die Beier
phie der Metalle in ihren isomorphen Mischungen; von
‚Rammelsberg:.....:....00 002.220 AUS
im Grossen 248. — Ueber die chemischen Processe bei der
Sodabereitung 248. — Zersetzungsweise des Steinsalzes 249. —
Schnell ausführbare Bestimmung der löslichen Schwefell-
metalie in der rohen Soda 250. — Schnelle Bestimmung der
in rohber Soda eingeschlossenen löslichen Sulfüre 250. —
Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen 251. —
Thallium 253. — Verbindungen des Thallions mit. organi-
schen Säuren 256. — Thallium im Tellur 258.— Vorkom-
men von Rubidium in gewissen, Pflanzen 259. — Bildung
des Nilschlammes 260. — Kieselsäure 262. — Meteorit von
Alessandria 263. — Physiologische Wirkung der Thallium-
salze 263.
IV. Literatur und Kritik... 222.2 EEE U OR
Bibliographischer Anzeiger ...........rsrr.02.. N
Besichtigung‘... 2... 2 AN
General-Rechnung des Apotheker- "Verein in Ma,
dentachland:i:: :.... masse }
Register über Band 113, 114, 115 dad 116 der zwei-.
ten Reihe des Archive ee A
et
29
- ARCHN DER. PHARHACR.
CLXV]. Bandes erstes Heft.
E Physik, Chemie und praktische
Pharmaeie.
en von Fluss- und Quellwässern Thüringens;
mitgetheilt von
Prof. Dr. H. Ludwig in Jena.
(Fortsetzung und Schluss aus Bd. CLXV. Hft.3. pag. 213.)
6, Analyse zweier Quellwässer vom Frauenberge
bei Sondershausen, |
Auf Veranlassung des Herrn Geheimen Medicinalrath
Dr. vonBloedau und des Herrn Rath Hirschberg in
Sondershausen wurden diese Wässer von mir einer Analyse
unterworfen. Der letztere theilte mir über diese Quellen Fol-
gendes mit: „Am nördlichen Abhange des Frauenbergs, am
Fusse eines dort befindlichen Bergsturzes, entspringt aus
einem aus Muschelkalk und Gyps hauptsächlich beste-
henden Untergrunde eine von Saalweiden und halbmannsho-
hem Equisetum umgebene Quelle, deren Gehalt kürzlich (der
Brief ist vom 4. December 1855) von Herrn Hof-Apotheker
Richardt hier, meinem Geschäftsnachfolger, analysirt, wie
folgt ermittelt wurde. Nach Herrn Richardt enthält
1 Pfund des Quellwassers vom Frauenberge:
Kieselerde ...... RT: 8,430 Gran
Schwefelsauren Kalk ...... 2,108 4%
Belarcaletum ....... uns 1,007 ,
Kieselsaures Kali ......... 1,082 „
Kohlensauren Kalk ....... BE 1 ©: SR
16,035 Gran
Herr von Bloedau, über den grossen Kieselerdegehalt
ebenso erstaunt als erfreut, wünscht nun dieses Wasser,
Arch.d.Pharm. CLXVI. Bds. 1. Hft. 1
N ER; e Br Er Re Zug
lobik als Heilmittel bei Knochenserophulose he Mich |
wirken würde, auch von Ihnen analysirt 2 zu ‚sehen. “ Was
ich denn auch gern zusagte.
Herr Geh. Medicinalrath Dr. von Biscden as
unterm 14. Juni 1856 die Güte, mir Nachstehendes über
die Quellen des Frauenbergs mitzutheilen: „Sie haben
. sich bereit erklärt die Analyse eines Quells zu überneh-
men, dessen Gehalt noch zweifelhaft, dessen Werth, im
Falle jener wirklich begründet wird, erst NN wer-
den müsste.
Bekamntlich ist die Kieselerde, obgleich inere
Mengen in verschiedenen Mineralwässern, am stärksten
wohl in den Töplitzer Thermen aufgeführt wurden, von
der medicinischen Welt hinsichtlich ihrer pharmakodyna-
mischen Seite wenig berücksichtigt worden. Sie ging ge-
wissermassen unterals Corrigens, war aber bisher nicht
' als Constituens der Haupttheil eines Quells. In unserer
Quelle scheint nach Richardts Analyse, die Silicea
der vorherrschende Bestandtheil des Wassers zu sein.
Apotheker Herr Richardt hat im vorigen Jahre das
Wasser zur Analyse einem Sumpfe entnommen (in
welchem das Equisetum üppig und prächtig in die Höhe
schoss), weil damals der lebende Quell noch nicht aufge-
funden war. Es ist deshalb schon wahrscheinlich, dass
die damalige Analyse von der jetzigen abweichen werde.
Gegenwärtig ist die Quelle aufgesucht worden, welche
den Sumpf versorgt, und entspringt dieselbe ungefähr
10 Fuss über dem Sumpfe. Dieses Wasser hatte bei
einer atmosphärischen Temperatur von 220 Reaumur Nach-
mittags 4 Uhr eine Temperatur von 80,75 Reaumur.
Herr Hirschberg und ich füllten von diesem Wasser
10 Flaschen unvermischt und zwei Flaschen vermischten
wir nach Vorschrift mit Baryt und Lig. ammon. caust.
und verkorkten auf der Stelle die Flaschen. (Diese
12 Flaschen des Wassers dienten mir zur Analyse.
' Ludwig). Die Quelle entquillt einem grauweissen
Boden. | | BE:
Be
Quellwässer vom Frauenberge bei Sonderehauaen 2 &
Eine zweite Quelle, reichhaltiger und mächtiger,
' entspringt 50 Fuss höher, so stark, dass sie plätschernd
den Berg hinabrieselt. Diese hatte bei 220 Reaumur
atmosphärischer Temperatur nur 50,75 Reaumur und kömmt
aus Kalkgerölle. In ihrer Nähe wächst kein Eyuisetum.
Von diesem Quellwasser erhalten Sie nur 2 Flaschen, um
eben nur den Kieselerdegehalt zu bestimmen. Nachträg-
lich füge ich noch hinzu, dass beide Quellen zum Vor-
schein gekommen sind, seitdem eine mächtige Steinwand
. der nördlichen Abdachung des Frauenbergs einige Obst-
berge verschüttet und ihre Bäume begraben hat. Der
. Felsspalt, nicht weit entfernt vom Gipfel des Berges,
‚existirte vor dem Einsturze schon längst. Die eigenthüm-
liche Gestaltung des schiefrigen Kalksteins, seine Brüchig-
keit und Spaltbarkeit machte das Ablösen des wohl 250 Fuss
breiten Felsenrisses auf dieser Stelle leicht. Die Quellen
liegen in der Mitte des Bergbauches, also in einer nicht
unbeträchtlichen Höhe.“
In einer späteren Zuschrift (vom 10. Juli 1856),
nachdem ich Herrn von Bloedau das Resultat meiner
Analyse mitgetheilt, bemerkt derselbe: „Die obere Quelle
scheint mehr Kohlensäure zu entwickeln als die untere.“
Im Thal unter dem Frauenberge finden sich milde Salz-
quellen, welche benutzt werden, um ganz hübsche Re-
sultate an den Trinkern hervorzubringen.
Analyse der unteren Quelle.
Das Wasser war farblos, klar, perlte beim Ausgiessen
wenig, schmeckte fade, etwas hart. Ein hineingehängtes
Lackmuspapier wurde auch nach längerer Zeit nicht ge-
röthet. Zu 700 CC. Wasser wurden 20 Tropfen Aetz-
ammoniakflüssigkeit gesetzt. Nach 5 Minuten Ruhe trübte
sich innerhalb der verschlossenen Flaschen das Wasser
sehr stark (Anwesenheit doppelt-kohlensaurer Erdalkalien).
Kohlensäurebestimmung: 678 Grm. Wasser, an
Ort und Stelle mit einem Gemisch von Chlorbaryum und
Aetzammoniak gefällt, so dass überschüssiges Chlorbaryum
1*
BE landen blieb, lieferten 0,775 Grm. luftrocknen Baryt
niederschlag;;
728 Grm. Wasser, in ker Weise bekandelk, gaben
0,965 Grm. lufttrocknen Niederschlag.
Also 1406 Grm. Wasser 1,740 ee huftrocknen
Niederschlag.
Der an den Wänden beider Flaschen festsitzen ge-
bliebene Niederschlag wurde mit Salzsäure losgelöst;
seine Analyse folgt später. Von jenen 1,740 Grm. luft-
trocknen Barytniederschlag wurden 1,365 Grm. im Platin-
tiegel schwach geglüht und hinkerhensen 1,308 Grm.
Glührückstand (wasserfrei), hauptsächlich aus kohlensan-
remBaryt undkohlensauremKalk bestehend. Der-
selbe wurde mit Salzsäure gelöst, dann mit hinreichender
Menge verdünnter Schwefelsäure versetzt, die Mischung
eingedunstet und der Rückstand geglüht. Es blieb im
'Rückstande von BaO, SO3-+ Ca0,SO3 an Gewicht 1,555
Grm. -Differenz zwischen schwefelsauren Salzen. und koh-
lensauren Salzen — 1,555 — 1,308 —= 0,247 Grm.
.. Da nun SO3 — CO? — 40,— 22 = 18, so hat man
die Proportion (S0O3 — CO2) :CO2 — 0,247 :x oder
22.0,22 Ey
18:22 —= 0,247:x, woraus x = Y-=- 0,3019
Grm. CO2 in den angewendeten 1,308 Grm. geglühten
Niederschlag von kohlensaurem Baryt ete., welcher aus
1,365 Grm. lufttrocknem Niederschlag erhalten wurde.
Auf 1,740 Grm. lufttrocknen Niederschlag kommen also
0,3848 Grm. Kohlensäure 1,365 : 0,3019 = 1,740: x;
0,301 740 |
= oe — 0,3848. Der mit A vermengte |
schwefelsaure Baryt (1,555 Grin. ) wurde durch Behandlung |
mit Kochsalz-haltigem Wasser vom Gyps befreit und
lieferte 1,393 Grm. reinen Ba0,S03, dieden obigen
0,3019 Grm. Kohlensäure entsprechen.
Die salzsaure Lösung des an den Wänden der beiden
Flaschen hängen gebliebenen Barytniederschlags a nun BE
a BETEN RER SE ae war mer, Bi Pia: v2 E a age ER RR N Zi SR br um. 04%
z 3% EaGehe ‚ 5 ERBE .. % = a En w N
Quellwisser vom x Frauenbenge Br Wedrskinsen. =
N erdiinnter Schwefelsäure gefällt 0,172 Grm. geglüh-
ten Ba0,S03,
Aus der Proportion 1,393 : 0,3019 —= 0,172 :x folgt
0,3019. 0,172
1,393
zu der übrigen addirt giebt 0,3848 -+ 0,0373 = 0,4221
Grm. Kohlensäure in 1406 Grm. Wasser, mithin in
1000 Grm. Wasser 0,3002 Grm. Kohlensäure.
Kieselerdebestimmung, gleichzeitige Prüfung
auf organische Substanzen und Bestimmung der
Gesammtmenge der gelösten Salze etc.
—=0,0373Grm. Kohlensäure. Diese
a) 741 Grm. Wasser wurden abgedampft, dann die
concentrirte Flüssigkeit in 2 Theile getheilt. Der eine
Theil völlig bis zur Trockne verdampft, liess einen Rück-
stand, der sich bei stärkerem Erhitzen schwärzte (Ver-
kohlung der vorhandenen organischen Substanzen).
Der zweite Theil des concentrirten Wassers schied bei
weiterem Abdunsten viel kohlensaure Salze ab,
wie sich beim Uebergiessen derselben mit Salzsäure an
dem starken Aufbrausen ergab. Die dabei entwickelte
Kohlensäure roch bituminös. Beide Abdampfrück-
stände vermengt, mit Salzsäure gelöst, mit Wasser ver-
dünnt, stehen gelassen, setzten einzelne graue leichte
Flöckchen ab, die man für mit angekohlter organischer
Substanz verunreinigte Kieselerde halten konnte. Im
Platintiegel geglüht, brannten die gesammelten Flöck-
chen sich weiss. Dieser Glührückstand, mit Natron-
lauge gekocht, löste sich nur zum grösseren Theil auf.
Die filtrirte Lösung gab mit Salmiak versetzt nach einigem
Stehen Kieselerdeflöckchen. |
b) 725 Grm. Wasser wurden völlig vor Staub ge-
schützt emgedampft; sie lieferten 0,195 Grm. schwach-
gelblich gefärbte Trockensubstanz — 0,269 Promille.
728 Grm. Wasser in gleicher Weise eingedampft
gaben 0,225 Grm. Trockenrückstand = 0,309 Promille.
"Also im Mittel beider Versuche a
| 0,289 Promille Trockensubstanz. EEE .
| Die gewonnenen 0,195 + 0,225 — 0,420 in.
Trockenrückstand aus 725 4 728 — 1453 Grm. Wasser
wurden mit Salzsäure angesäuert, zur Trockne abgedampft.
Auch hier entwickelte sich wieder eine Kohlensäure von
bituminösem Geruch beim Lösen des Trockenrück-
standes in Salzsäure; gleichzeitig beobachtete man die
Abscheidung weniger grauer Flöckchen von Thon
und organischer Substanz.
Die gelblich gefärbte Lösung (die Farbe rührte von dem
Eisengehalt der im Wasser höchst fein suspendirten, durch
Abzetzenlassen nicht trennbaren Thontheilchen her) wurde
zur Trockene verdampft, der Rückstand nach dem Erkal-
ten mit Salzsäure unter Zusatz von etwas Salpetersäure
erwärmt, mit Wasser verdünnt und absetzen gelassen.
Es hatte sich eine ansehnliche Schicht von Thon- und
Kieselerdeflocken abgelagert. Gesammelt-und ge-
glüht betrug die Menge beider zusammen 0,015 Grm.
Bis auf einen kaum wägbaren Thonrückstand löste sich die-
ser Glührückstand in kochendem wässerigen koh-
lensauren Natron. Der ungelöste thonige Theil war
'gelblichgrau und liess Eisenoxydgehalt erkennen.
1453 :.0,015 = 1000: x; x= 2° 0,0103 Promille.
Kieselerde, mit Einschluss einer unwägbaren Menge
eisenoxydhaltigen Thons.
Phosphorsäurebestimmung. Die von der Kiesel-
erde und der Spur eisenoxydhaltigen Thons abfiltrirte
salpeter- und salzsaure Lösung wurde mit Ammoniak
alkalisch gemacht. Sie färbte sich dabei gelblich, und - |
gab nach 24stündigem Stehen im bedeckten Glaseylinder
einen gelblichen, ins Bräunliche ziehenden Nie-
derschlag, der getrocknet 0,013 Grm. betrug. Mit
Salpetersäure übergossen, löste er sich leicht darin auf.
Die Lösung wurde in 2 Theile getheilt: der eine Theil,
mit: ee rcuren Ammoniak N gab beim
Umrühren sogleich den charakteristischen Niederschlag
des phosphorsäurehaltigen Molybdänsäure-Am-
moniaks von schön gelber Färbung; der andere Theil
mitSchwefelammonium alkalisch gemacht, färbte sich
durch Grün ins Schwärzliche. Auf dem Filter blieb ein °
grauschwarzer Rückstand, der in Salzsäure gelöst und.mit
Kaliumeiseneyanid geprüft, die Reaction auf Eisen gab.
Das Filtrat trübte sich mit salmiakhaltiger Bittersalzlösung.
Also Phosphorsäure und Eisenoxyd waren nachge-
wiesen. Dass dieser Niederschlag auch Kalk enthalten
musste, liegt klar vor, da viel Kalk in der Lösung war,
woraus er erhalten wurde. Die Propertion
1453 :0,013 = 1000:x giebt = 0,0089 Promille Ei-
senoxyd, phosphorsaures Eisenoxyd und phos-
phorsaurenKalk und wohl auch etwas phosphorsaure
Talkerde. Es wurde wegen der kleinen Mengen des
Gemisches von einer weiteren Trennung abgesehen.
Später, bei Ermittelung der Alkalien (aus 1000 Grm.
Wasser) wird noch ein Versuch erwähnt werden, welcher
abermals die Gegenwart der Phosphorsäure in dem Wasser
darthut.
Eine dritte directe Probe mit 741 Grm. Wasser
in der Weise angestellt, dass dasselbe mit Ammoniak
alkalisch gemacht und längere Zeit stehen gelassen wurde,
zeigte in dem entstandenen nicht unbedeutenden Nieder-
schlage von kohlensaurem Kalk bei der Probe mit salpe-
tersaurem Silberoxyd keine Phosphorsäure-Reaction.
Auch eine directe Fällung der Phosphorsäure aus
dem mit Essigsäure angesäuerten Wasser durch Blei-
zuckerlösung gab ein ungenügendes Resultat.
Schwefelsäurebestimmung: 700 Grm. Wasser
wurden mit Chlorbaryum vermischt selbst nach einigen
Minuten noch nicht getrübt. Erst nachdem es mit Salz-
säure angesäuert und einige Zeit ruhig stehen gelassen
worden war, trübte sich die Flüssigkeit und schied etwas
Ba0,SO3 ab, dessen Menge 0,012 Grm. betrug. In die-
4 er ann ; dig,
gem Gewicht ist die kleine Menge Fein s sasphiitee Thon
mit inbegriffen, der auch durch Filtration nieht von dem
‚Wasser zu’ trennen ist, sondern sich erst den Niederschlä- ER
gen anhängt. Der erhaltene schwefelsaure Baryt war
gelblichgrau gefärbt. Berechnet man dennoch die
‚Schwefelsäure, so beträgt sie in 0,0172 Ba0,S03 aus
1000 Th. Wasser: 0,005% Promille SO3 als höchster
Gehalt. (Das Frauenberger Quellwasser trifft sonach das
. Gypslager jenes Berges: nicht.)
Salpetersäure ist nicht vorhanden.
Chlorbestimmung: 680 Grm. Wasser wurden
durch salpetersaures Silberoxyd nur sehr schwach getrübt;
die Trübung verschwand nicht auf Ansäuerung mit Sal-
petersäure. Gesammelt und getrocknet betrug der etwas
geröthete Niederschlag 0,010 Grm. AgÜCl, entsprechend
0,0025 Grm. Chlor oder in 1000 Grm. Wasser 0,0086Grm.
Chlor. Auch muss dieser Gehalt, wegen des den Agll
beigemengten Thonspuren etwas zu hoch ausgefallen sein.
Bestimmung der Alkalien: 1000 Grm. Wasser
wurden eingedampft. Sie hinterliessen 0,245 Grm. gelb-
liehgrauen pulverigen unschmelzbaren Rück-
stand. Dieser wurde mit wenig kaltem Wasser
ausgelaugt und der hellgelbgefärbte wässerige Auszug
im Platintiegel eingedampft. Er blieb beim Abdampfenklar,
' gab einengelben beim Glühen sich schwärzenden Rück-
stand, der sich schwierig weiss brennen liess. Der Glührück-
stand, mit wenigen Tropfen Wasser aufgenommen, liess
eine Spur kohlehaltiger Kieselerde zurück und gab
eine Lösung, welche gelbes Cureumapapier stark
bräunte, durch Weinsäurelösung stark krystal-
linisch gefällt und durch salpetersaures Silberoxyd
nebst Salpetersäure käsig niedergeschlagen wurde.
Die im Wasser leicht löslichen Salze des Trockenrück-
' standes bestanden hauptsächlich aus organischsa RN
und salzsauremKali. Ihre Menge betrug 0,011 Grm.
— 0,011 Promille, die organischen Salze Batirkch in
Köhlehss „re verwandelt. |
”
. FE u. A en . bean ee 9
cr 2 Ser ie A: e . h we KH
ee EL ; Re
_ Quellen vom Frauenberge va rakansen. $:
- Der in wenig Wasser unlösliche Theil des ockens
En eiickstandes brauste stark mit Salpetersäure und gab mit
molybdänsaurem Ammoniak - deutlichste Phosphor-
säure-Reaction.
Binden wir das Chlor an Kalium, so erhalten wir
0,0075 Promille Chlorkalium. Es bleiben also
0,0110 — 0,0075 —= 0,0035 Promille andere Kalisalze übrig
(KO,CO2, den organisch sauren 'Alkalien entsprechend).
Kalk- und Walker dabei |
a) 698 Grm. Wasser wurden mit Ammoniak und
oxalsaurem Kali vermischt; die Mischung trübte sich so-
gleich ziemlich stark. Nach 12stündigem Stehen wurde
die Flüssigkeit mit Essigsäure schwach angesäuert
und der abgeschiedene oxalsaure Kalk gesammelt. Er
betrug getrocknet 0,272 Grm. Davon gaben 0,175 Grm.
schwach geglüht 0,106 Grm. kohlensauren Kalk. 0,272Grm.
oxalsaurer Kalk würden also 0,16475 Grm. Ca0,CO?2 ge-
liefert haben — 0,0923 Grm. CaO — 0,1322 Promille
CaO = 0,2360 Promille Ca0,002.
Die vom oxalsauren Kalk abfiltrirte Flüssigkeit, mit phos-
phorsaurem Natron und Ammoniak vermischt, nach 24 Stun-
den filtrirt, lieferte 0,205 Grm. getrocknete phosphorsaure
Ammoniak-Talkerde. 0,113 Grm. derselben gaben 0,051
Grm. geglühten 2MgO,PO5. Folglich würden 0,205 Grm.
jenes Niederschlages 0,0925 Grm. 2MgO,PO5 gegeben
haben, worin 0,03516 Grm. Talkerde (da die phosphor-
saureTalkerdenach Wäckenroders Bestimmung 38 Proe.
MgO enthält). Hieraus berechnet man 0,0503 Promi se le
MgO = 0,1057 Promille MgO,CO2
b) Aus 1453 Grm. Wasser, aus denen wie oben mit-
getheilt, T hon, Kieselerde, phosphorsaurer Kalk, phosphor-
saure Talkerde, phosphorsaures Eisenoxyd und Eisenoxyd
entfernt worden waren, wurden in ähnlicher Weise wieange-
- geben Kalk und Talkerde nach einander bestimmt und gefun-
den 0,1701 Grm. Kalk = 0,1170 Promille ea.
Promille Ca0,C02, sodann
0,0453 Promille Talkerde — 0,0312 Promille Talkerde
— 0,0655 Promille MgO, CO2.
: Ba, RTL TEEN
E5
u te
Das Mittel beider Bestimmungen PR ER
% = en Promille CaO = 0,2225 Promille air co2 ed #
Versuche =
ie 0,0403 Promille MgO — 0,0856 Promille Mg0, ‚co2%
Andere Basen und Säuren als die aufgeführten
wurden nicht gefunden, namentlich wurde vergeblich nach
Arsensäure gesucht.
Bestimmung der Gesammtmenge des Ab-
dampfrückstandes: 2 Versuche, bei der Kieselerde-
bestimmung mitgetheilt, lieferten der erste Versuch 0,269
Promille Abdampfrückstand, der zweite Versuch 0,309 Pro-
' mille; ein dritter Versuch bei Bestimmung der Alkalien,
‚ergab nur 0,245 Grm. Rückstand. Das Mittel der drei
u name = E99 _ 0,9743 Promille
en ubstanz.
Zusammenstellung:
1000 Grm. Wasser der unteren Quelle vom Frauenberge
bei Sondershausen enthalten
0,3002 Grm. Kohlensäure CO2,
0,0108 „ Kieselerde SiO2, mit Einschluss einer Spur aufge-
| schlämmten durch die Filter gehenden ee
haltigen Thons, |
0,0089. „ Eisenoxyd, phosphorsaures Re: uhoanheseae er
Kalk und phosphorsaure Talkerde,
0,0059 „ Schwefelsäure SO3,
0,0056 ,„. Chlor Cl (in Form von KCl),
0,0110 „ Kali (an Salzsäure und Kohlensäure gebunden,
letztere bei der Analyse erst durch Verbrennung
einer an das Kali gebunden gewesenen organischen
| bräunlichgelb gefärbten Säure entstanden),
0,0405 „ Talkerde, MgO,
0,1246 „ Kalk, CaO.
0,5058 „ im Wasser gelöste Stoffe,
- 999,4952 „ Wasser,
1000,0000.
Der aus 1000 Grm. Wasser erhaltene Abdampfrück-
and betrug 0,2743 Promille.
Vera FAR ER N Ari ah ie
KR Re a ER X
EN | 1 EL
5 $ v f
n Y IH rd m
Auf Salze Eee so , weit a ua, entha-
en 1000 Grm. Wasser der unteren Quelle am Frauen-
berge bei Sondershausen:
0,2152 Grm. kohlensauren Kalk —= CaO, c02, 1
0,0856 „ kohlensaure Talkerde = MgO, co2,
0,0100 „ schwefelsauren Kalk = CaO, 03,
0,0075 „ Chlorkalium = KCl,
0,0085 „ _ kohlensaures Kali (dem ursprünglich
im Wasser 'enthaltenen gefärbten orga-
nischsauren (quellsauren ?) Kalisalze
entsprechend) *).
0,0089 „ _ Eisenoxyd, phosphors. Eisenoxyd, phos-
phors. Talkerde und phosphorsauren Kalk,
0,0103 „ Kieselerde, eine kleine Menge (eine Spur)
| aufgeschlämmten, durchs Filter gehenden
eisenoxydhaltigen Thons enthaltend.
Summe — 0,3410 Grm. in einzelne bestimmte Bestandtheile;
hingegen nur 0,2743 „ ins Gesammt als Trockensubstanz be-
stimmte Bestandtheile,
mithin 0,0667 Grm. Ueberschuss.
Dieser etwas starke Ueberschuss erklärt sich aus
dergeringenMenge festenRückstandes überhaupt,
welchen dieses Wasser lieferte und aus den Schwankungen.
dieses Rückstandes selbst, der bei der sorgfältigsten Be-
stimmung doch zwischen 0,245 bis 0,309 Grm. schwankte,
mithin um 0,064 Grm., d.h. um nahe zu ebenso viel, als
die Summe der PRBERRESENNE und das Mittel der
Trockensubstanz.
Die Gesammtmenge der Kohlensäure (0,3002
Grm. in 1000 Grm. Wasser) vertheilt sich wie folgt:
0,0947 Grm. an Kalk zu Ca0, CO? (0,2152 Grm.) gebunden,
0,0453 „ an Talkerde zu Mg0, CO2 (0,0856 Grm.) gebunden,
0,1400 „ mit Kalk und Talkerde zu einfach Kohlen
Salzen vereint,
0,1400 „ mit den genannten einfach kohlensauren Salzen zu
doppelt kohlensauren Salzen verbunden,
0,0202 ,„ freie Kohlensäure; dem Vol. nach 10, 2 Vol. CO2
in ‘1000 Vol. Wasser oder nahezu 1Vol. in 100 Vol.
Ba u bei 0°C. und 76 Centim. Druck.
0,3002. |
. *) Solche gelbgefärbten organischen Stoffe eleetronegativer Natur
finden sich auchim Guano und im vermoderten Blut; soz.B.
fand ich sie in blutbefleckter Leinwand, die von dem Hemde
einer mehrere Jahre verscharrt gewesenen Leiche eines Ermor-
deten stammte. Also umgewandelte Blut- und Gallenfarbstoffe
in den Wässern, neben den Knochenbestandtheilen.
Das Wasser der unteren Quelle am Traerhikee bei 3%
e Sondershausen ist sonach ein kohlensä urearmer
Kalk-Talkerdesäuerling, mit anderen Worten. in:
durch Kalkreichthum hartes gewöhnliches Quell- ar
wasser...
Der Kieselerdegehalt äasselben ist REUTNE |
mässig noch weit geringer wie derjenige anderer gewöhn-
lichen Quellwässer. So fand Deville in 1000 Grm.
Quellwasser aus der Nähe von Paris, Besaneon und Dijon,
so wie einiger Brunnenwässer von Besangon 0,015 —
0,025: — 0,030 — 0,040 — 0,055 Grm. Kieselerde.
Ein interessanter Bestandtheil des Frauenberger
Quells ist der phosphorsaure Kalk. In keinem der
neun, von Deville mit so grosser Sorgfalt untersuchten
Quell- und Brunnenwässer ist er vorhanden, auch kein
anderes phosphorsaures Salz. Sollte Deville unterlassen
haben, darnach zu suchen’? ‘
Da die Frauenberger Quelle dem Mus chelkalk
entspringt, so erklärt sich dieser Gehalt an phosphorsaurem
‘Kalk aus den Ueberresten der darin begrabenen Meeres-
bewohner; ebenso der bituminöse Geruch derKohlen-
säure,aus ren Abdampfrückstande entwickelt, diebräun-
lich gelbe Humussäure oder Quellsäure dieses
Rückstandes; endlich auch der Kaligehalt. Er stammt
‚aus den T Kine n der schiefrigen Kalke des Frauen-
berges.
Was die Gesammtmenge des Abdampfrückstandes
betrifft (0,24 bis 0,34 Promille), so harmonirt sie mit dem
Ergebniss der citirten Deville’schen Quellwasseranalysen,
indem Deville 0,26 — 0,28 — 0,31 — 0,33 bis 0,54 Pro-
mille Abdampfrückstand bei jenen Quellwässern erhielt.
Auch die organischen EArD EN, Substanzen
hat Deville ignorirt. |
Endlich ist der höhere Talkerdegehalt unserer
Quelle noch: zu bemerken (0,086 Promille), während alle
neun Devilleschen Analysen nur 0,004 — 0, 005 5 008
— 0, 021 kohlensaure Talkerde Sa }
RER
Resultat: das Quellwasser des Frauenbergs ist eine
| ienerdeinlüge Dolomit-Quelle, einKnochen-
wasser.
Die obere Quelle am Frauenberge bei Sondershausen.
BEL
Quellwässer vom Frauenberge bei Sondershausen. 13.
‚Sie zeigte im Juni bei einer Temperatur der Atmo-
:sphäre von 220R. eine Temperatur von 50,75 R.
1000 Grm. Wasser enthalten nach der von mir vor-
genommenen Analyse
0,1071 Grm. im Wasser sehr schwerlösliche Salze,
welche bestehen: aus viel kohlensaurem
Kalk, viel kohlensaurer Talkerde, Spuren
von Gyps, deutlich nachweisbaren Mengen
von Kieselerde (aus 1400 Grm. Wasser
nur 0,003 Grm. Kieselerde, also nur
TE des Wassers), deutlich nachweis-
baren Mengen von phosphorsaurem Kalk
und Eisenoxyd und gelbgefärbter bitumi-
nöser organischer Substanz;
0,0214 Grm. im Wasser leicht auflösliche Salze,
welche beim Glühen 0,0179 Grm. weissen
alkalischen Rückstand "gaben, worin deut-
lich die Gegenwart des Chlors erkannt
wurde. Der Glühverlust bestand aus gel-
ber organischer Substanz (wohl einer Quell-
säure oder Quellsatzsäure)
Summe 0,1285 Grm. aufgelöste Stoffe.
Diese &esammtmenge der li Salze etc. in der
oberen Quelle istalsokaum }/; bis 1, der Menge der in Be
dem Wasser der unteren Quelle een Salze etc. Allein :
die gelösten Substanzen selbst sind dieselben und auch
in einem ähnlichen Verhältniss mit einander gemischt.
Wenn nun auch die Analysen der beiden Quellwässer
dahin führten, den Frauenbergquellen den Platz unter
den Mineralwässern zu verweigern, so hat sie doch den schon
'hundertmal nachgewiesenen Satz: dienatürlichen Wäs-
ser sind dasAbbild derGesteine,über und durch
die sie fliessen, zum 101sten Male bestätigt und das
istschon werth, ein wenig Zeit darauf verwendet zu haben.
alien, =
Die untere . Frau enber nn |
die Kieselsäure an Kali und Tatkerde. bindet
und dafür so viel Kohlensäure austreten lässt, Solgende
Zusammensetzung.
| 1000 Gewth. des Wasddrs enthalten: a“
m 0, 1 0 9 0 0,2152 Promille = 0,3058 Promille Ca0, 2002
Dun U 0 EV I RE 0,0732... = 0,161 5 Mg0,2002°
M20,8102 ......... 0,0147... , RE
Boe..... 0,0089 ,
BRRROH GER. 0,005 ,
EIN ES BA 0,010
ee Fe? 03, CaO, MgO
O3 ) ee 0,0089
ae Substanz unbestimmte Krailfe Mengen
Summe 0,3334 Promille
direct bestimmter a
Abdampfrückstand |: 92743
0,0591 Promille Ueberschuss
Kohlensäure in Mg0, 2C02 ....... 0,0767 Promille’
N 020, 2002 0,1812 -
Summe 0,2579 4
Street bestimmt #0... Dee nn 0530092: 2. 502:
überschüssige CO2 0,0423 Promille.
Diese Kohlensäure hat zur Lösung des Eisens und phos-
phorsauren Kalks mit beigetragen. |
u
—H—
Ueber die Einwirkung von salpetrigsaurem Kali
auf salzsaures Diäthylamin; ;
von
A. Geuther *)
Professor in Jena.
(Der K. S. vorgelegt durch den Herrn Secretair am 17. Juni 1868) |
Hofmann hat gezeigt, dass wenn man eine schwach
angesäuerte Lösung von salzsaurem Aethylamin zu einer.
Lösung von salpetrigsaurem Kali fügt, eine Zersetzung in.
der Art statt findet, dass sich Stickgas, Wasser und Sal-
*) Vom Hrn. Verfasser als Separatabdruck eingesandt. | Ludwig.
“nr ’
En rer
Er
So petfigsänre- -Aether bildet; nebenbei entsteht sehr wenig
eines aromatisch Hechöhden Oels von süssem, beissen-
‘den Geschmack, leichter als Wasser, dessen Zusam-
mensetzung aber unbekannt geblieben ist. Die Frage,
wie sich das salzsaure Di- oder Triäthylamin gegen sal-
petrigsaures Kali verhalten würde, war in zweierlei Hin-
sicht interessant: wenn die Einwirkung analog wie oben
verlief, so konnte man entweder die Bildung von 2 resp.
3 Mgt. Salpetrigsäure-Aether neben Stickgas und Wasser
erwarten, oder aber die Bildung eines Salpetrigsäure-
Aethers von einem auf 2 Mgt. Wasser 2, resp. 3 Mgt.
Bimeirkung von ER Kalk 27 En . Dithylamin 15 ie u
Aethylen enthaltenden Alkohol, nach Kae; Gleichung: a
4H4 4ıH4
Gans | HIN + 2NO>=( Gay) nos +20 + 2HO.
In dem ersten Falle würde man ein Mittel kennen gelernt
haben aus den secundären und tertiären Aminbasen den
Alkohol zu regeneriren, im zweiten Falle aber würde man
zu einer ganz neuen (lasse alkoholartiger Substanzen
gelangt sein, zu solchen: nämlich, welche 2 Kohlenwasser-
. stoffe enthalten und deren ersten Friedel aus dem Aceton
dargestellt hat. >
Die Reaction verläuft nun aber weder in der einen
noch andern Art, sondern in einer für die der Fettsäure-
Reihe angehörigen Glieder sehr auffallenden Weise: es
entsteht nämlich eine flüchtige Verbindung von der Zu-
sammensetzung: CSH1!0N2O2, ein Körper, derzum Diäthy-
amin in der nämlichen Beziehung steht, wie das Nitro-
sophenylin zum Anilin, wie das Nitrosonaphtylin zum
Naphtylamin und dem ich deshalb den Namen Nitroso-
diäthylin beilege.
Die Darstellung und das Studium Kresen Verbindung
habe ich in Gemeinschaft mit Herrn Stud. Kreutzhage
ausgeführt. Die Verbindung entsteht unter reichlicher
Stickgasentwicklung, wenn man eine vollkommen neutrale
ziemlich concentrirte Lösung von salzsaurem Diäthylamin
mit einer concentrirten neutralen Lösung von salpetrig-
saurem Kali in einem gain mit einem Kühlapparat
a El De ee
: even Kolben erwärmt. Va Destillat Seht. die
Verbindung zum Theil in Wasser gelöst, zum Theil ölig
darauf schwimmend; es entsteht zugleich eime gewisse
Menge von freiem Diäthzlamin, welche man durch Neu- |
tralisation des Destillats mit ‘verdünnter Schwefelsäure
und abermaliges Destilliren entfernt, aber keine Spur von
Salpetrigsäure- Aether. Die Hauptmenge des Wassers
beseitigt man auf die Weise, dass man im Destillat Ohlor-
caleium auflöst und abermals .destillirt und dies so oft
wiederholt bis nur wenig wässerige Lösung noch mit über-
‘geht. Letztere wurde entfernt, die Verbindung über Chlor-.
caleium entwässert und da sie durch den Einfluss der
Luft allmälig eine dunklere Farbe angenommen hatte,
in einer Kohlensäure - Atmosphäre destillirt. H
Unter 100% ging nur ganz wenig einer scharf riechen-
den, leicht beweglichen farblosen Flüssigkeit über, vielleicht
Acetylalkohol, dann stieg das Thermometer rasch auf 1700.
Fast die ganze übrige Menge destillirte nun in Form
einer schwach gelblich gefärbten Flüssigkeit bei 1730 über.
Das nochmals rectificirte Destillat lieferte bei der Analyse
Zahlen, die zu der Formel C8H!0N?2O2 führen.
Das Nitrosodiäthylin ist unter gewöhnlichem Luft-
drucke, selbst bei Ausschluss der Luft destillirt, ein
schwach gelblich gefärbtes Oel, das in Berührung mit
der Luft allmälig eine dunklere Farbe annimmt. Es
besitzt den corrigirten Siedepunct 176,09 und da& spec.
Gewicht 0,951 bei 17,05. Es hat einen eigenthümlichen
aromatischen Geruch und brennenden Geschmack. —
‚Man kann die Vermuthung hegen, dass das vonHofmann
bei der Zersetzung des salzsauren Aethylamins in gerin-
ger Menge erhaltene oben erwähnte Oel eben diese Ver-
bindung war, die ihren Ursprung einer im Aethylamin-
salz enthaltenen kleinen Menge Diäthylaminsalzes ver-
dankte.
Interessant ist das Verhalten des Nitrosodiäthylins
gegen concentrirte wässerige Salzsäure. Es löst sich darin
vollkommen und leicht auf, die Lösung entwickelt beim
Ei Fmirbung von m salpetrige, Kuli IR alas. Diäthylamin. 17
Erhitzen viel Stiokoxyak »as und hinterlässt beim Eindampfen
ein an der Luft zerfliessliches grossblättrig krystallisiren-
des Salz, aus welchem Natronlauge eine ölförmige, leichte,
sehr flüchtige, wie Diäthylamin riechende Base frei macht
und dessen wässerige Lösung mit Platinchlorid versetzt
beim Eindampfen grosse antrat Krystalle eines Dop-
pelsalzes liefert.
| Die Analyse der im luftleeren Raume über Schwefel-
säure getrockneten salzsauren Verbindung sowohl, als die
Analyse des Platindoppelsalzes zeigen nun in der That,
dass die darin enthaltene Base Diäthylamin ist. Auch
die Winkel des Platindoppelsalzes stimmen nach den
Messungen des Herrn Stud. Strüver mit denen überein,
welche Schabus für das Diäthylamindoppelsalz gefun-
den hat.
Beides, die Entstehung des Nitrosodiäthylins in neu-
traler Lösung aus dem Diäthylamin sowohl, als die Rück-
bildung des Letzteren aus Ersterem durch Bee ist in
der einen Gleichung gegeben:
CEHM!N + NO3 —= CSHWN?O? 4 HO.
Die bei der Bildung des Diäthylamins frei werdende
salpetrige Säure zersetzt sich sogleich in Stickoxyd und
Salpetersäure.
Da zu der Rückbildung des Diäthylamins aus dem
Nitrosodiäthylin nothwendig Wasser gehört, so wird ferner
zu untersuchen sein, welche Producte bei der Einwirkung
des trocknen Chlorwasserstoffgases entstehen. Dasselbe
wird vollständig von der reinen Verbindung absorbirt,
indem sie sich in eine dicke Flüssigkeit von etwas dunk-
lerer Farbe verwandelt. Entfernt man den Ueberschuss
des absorbirten Gases durch einen Strom trocknen Koh-
säuregases, so entstehen ebenfalls grössere Mengen blättri-
ger, farbloser, in Wasser leicht löslicher Krystalle. Auch
troeknes Chlorgas bewirkt die Verwandlung der Verbin-
dung in krystallinische Producte.
Die Existenz des Nitrosodiäthylins bekundet nicht
bloss eine auffallende Verschiedenheit, welche zwischen
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds.1.Hfi. 2
18 Geuther, “über das 5 Verkälien der Kobaltsquionyde
' primären und secundären Äinimbakeh in der fetten Säure- |
reihe besteht, sie lehrt auch einen neuen Zusammenhang
zwischen den wasserstoffreichen Verbindungen eben die-
ser Reihe und den wasserstoffärmeren anderen mn
kennen.
a
Ueber das Verhalten des Kobaltsesquioxyds zu | |
neutralem schwefligsauren Ammoniak, Kali
und Natron;
von
Demselben.
Das Ammoniak steht zu den basischen Metalloxyden
in demselben Verhältniss, wie die Wasserstoffsäuren zu
‚den Sauerstoffsäuren, und mit dem nämlichen Rechte, mit
dem man erstere von letzteren unterscheidet als zwei
neben einander herlaufende Reihen, ‘ihren chemischen
Eigenschaften nach ähnlicher, aber ihrer Constitution nach
verschiedener Körper, mit dem. nämlichen Rechte muss
man das Ammoniak, gewisse Kohlenwasserstoffe ete. den
basischen Metalloxyden gegenüberstellen und sieals Was-
serstoffbasen von den letzteren, als den Sauerstoffba-
sen, unterscheiden. Thut man. dies, so lässt sich folgende
Regel aufstellen: Basen und Säuren gleichen Namens.
können sich direct zu Salzen vereinigen (Sauerstoff-
'salze: BaO,S03; Wasserstoffsalze: H3N,HCI), Basen
und Säuren verschiedenen Namens dagegen nicht; nur
wenn, entweder eine Umsetzung und Abscheidung von
Wasser (Haloidsalze: PbO + HCl = PbCl 4 HO),
oder aber eine Aufnahme von Wasser stattfindet Hydeon-
salze *): Cr?03,H303, H3C13 .d. i. grünes Chromchlorid ; }
‚H3N,HO,S03), kann dies geschehen.
Für die Wasserstoffbasen lässt sich ferner die Idee
der mehrsäurigen Basen so gut vermuthen, wie für die
———
*) Von üöwp, Wasser, und Bu bedürfen,
y
.
RR zu ı neutralem schwefligsauren A Wasiak etc. 19
estoffhasen; es giebt einsäurige (H3N; C4HA4 etc.),
zweisäurige (CH? im Glycolalkohol), dr eisäurige (C6H?,
im Glycerin) und vielleicht noch mehrsäurige. Jede die-
ser Basen giebt zu so viel Reihen durch die Natur der
nr:
Base bedingten Salzen Veranlassung, als wie viele Basici-
täten sie enthält, da eine nach der andern he durch
Säuren neutralisirt sein kann.
Als Verbindungen dreisäuriger Wasserstoff-
basen lassen sich die Roseo- (Purpureo-), Xantho- und
Luteokobaltsalze auffassen. In den Roseo-Purpureo- und R
Xanthosalzen ist eine und. die nämliche Basis enthalten:
Co? N5 Hl2 — (Co?N, H3N) 3H3N.
Die Roseosalze sind die dreisäurigen oder neutralen Salze,
die Purpureosalze die zweisäurigen und die Xanthosalze
ebenfalls dreisäurige, in denen aber eine Basicität stets
durch salpetrige Säure (NO3) neutralisirt ist. Von der
einsäurigen Reihe ist bis jetzt kein Salz bekannt.- Die Luteo-
kobaltsalze dagegen enthalten eine um 1 Mgt. Ammoniak
reichere Basis:
rm
- rm
Tr De U u
Co2N6 H15 — (Co2N, 2H3N) 3H3N.
1 ey ehyanz
(Co2 N, N) 3H3 N ]H3 03
(H303
Einsäurige Reihe: (unbekannt)
m
——
2) (Cor N, H3N)3H3 N )H2 O2
IE
b) = 02HO
H202 S-
'S — Einer Säurebasicität einer wasserfreien Sauerstof-
säure.
9%
A 20° author, über das Verhalten n des Kobalt ; 8 uio: PR En,
Zwei ae Reihe: (Purpureosalze)
a) I N, HaN) 3H3N)HO, 12 01
no
b) JHOHOHO
Ho 88
Drei gig Reihe: (Roseosalze)
L——_
a) (Co2N, Re 3H3N YH3 C13
by" 76. HOHOHO
= Ss
Ist von den drei 5 die eine gleich NO3) ‚so hat man
‚die Xanthosalze.
LU. Luteokobaltozydhydrat:
H3 O3’
Salze, den vorigen entsprechend.
nn —
(Con, 2H3N) oe 03
Wenn man nun so die Mannigfaltigkeit is Roseo., .
Pupureo-, Xantho- und Luteokobaltverbindungen auf Salze
zweier dreisäuriger Wasserstoffbasen zurückführen kann,
so bleiben- doch noch einige Verbindungen übrig, welche
mit jenen in naher Beziehung stehen und die scheinbar
eine solche Zurückführung auf die beiden Basen nicht _
erlauben; es sind die von Künzel*) durch die Einwir-
kung von schwefliger Säure und Ammoniak auf Pur-
_ pureochlorid erhaltenen Verbindungen. Bei näherer Prü-
fung zeigt sich indess eine Möglichkeit, dann nämlich, wenn
sie schwefligsaure resp. unterschwefelsaure Doppalksies
von Roseo- oder Luteobasis mit Kobaltoxyd sind:
*) Chem. Ceutralbl. für 1858. 5.19.
BRRNN Eh Ge
zu neutralem schwefligsauren Ammoniak ete. 237:
| 1. Schwefligsaures Triaminkobaltsesquioxyd:
ERDE. 2 (Co? 03, 3H3N, 3S0? + HO) =
age N —
\o2 3 3 303
(Co2 N, 2H3N) 3H ee 1 00203,3802 -L Dad.
(Luteodoppelsalz).
2. Schwefligsaures Biaminkobaltsesquioxyd:
3(C02 03, 2H3N, 3502 — 5HO) —
GAR HN FHaN 80: Dich, ae
138027 Ar 03,3502] + ER,
a spokäle).
3. Schwefligsaures Pentaminkobaltsesquioxyd:
.2C0o203, 5H3N, 650? + 9HO =
(Co2N, H3N) 3 H3N )H303
13802 — (00203, 350? + 9Yag.
(Roseodoppelsalz).
4. Unterschwefelsaures Tetraminkobaltsesquioxyd:
- 3(00203, 4H3N, 28205) [+ 2H0]*) —
2UCSN, 2 H3N) 3 13N) 3H3N)HO H?O2
| \HO,2S205
(Zweisäuriges Luteodoppelsalz).
| 1 00203, 2 8205
‚Aber, entsteht die Frage, wenn eine solche Auffas-
sung auch möglich ist, ist sie denn auch wahrscheinlich?
*) Künzel giebt dem Salz die Formel ohne 2 Wasser, das kann
aber nicht sein, da es sich sonst gar nicht den andern Sal-
zen analog zusammengesetzt zeigen würde. Die Aufnahme der
2HO in die Formel verändert die Uebereinstimmung der ge-
fundenen, mit den berechneten Werthen nicht: .
berechnet gefunden (Künzel)
06 = 19,6 19,8
12 HN — 9,6 22,9
su — 913 21,5
09 — 345 &
2HO = 20 be
100,0
vw
v
_ leicht zersetzbare Basis ist, dass es in Berührung. mit
Säuren leicht unter Sauerstoffentwickelung in Oxydul
übergeht, dass vor Allem die schweflige Säure diese Ver-
änderung bewirkt: kann man ännehmen, dass wenn die
Möglichkeit einer Doppelsalzbildung vorliegt, diese leichte
Zersetzbarkeit des Kobaltoxydes in eine grosse Be-
ständigkeit, selbst reducirenden Säuren, wie der
3s schwefligen Säure, gegenüber, verwandelt werde? Die -
Existenz eines analogen Salzes, des salpetrigsauren
Kobaltoxyd-Kali’s spricht freilich entschieden dafür. Auch
‚die folgenden Untersuchungen, welche Herr Stud. Birn-
baum auf meine Veranlassung ausgeführt hat, zeigen die
Existenz von schwefligsauren Kobaltoxyd-Doppelsalzen
und machen ausserdem die oben ausgeführte Deutung der
Künzel’schen Salze äusserst wahrscheinlich. |
- Zunächst wurde die Darstellung von schwefligsauren
Ammoniak-Kobaltoxydsalzen versucht. Auf die gewöhn-
liche Weise bereitetes Kobaltoxydhydrat wurde noch
feucht in eine concentrirte Lösung: von schwefligsaurem
Ammoniak, die weder nach schwefliger Säure, noch nach
Ammoniak roch, und eben alkalische Reaction zeigte, ein-
Beuth, ip das Verhalten der Kohatguinyds ;® EG
Man weiss, dass das Kobaltoxyd eine äusserst: ae
getragen. Das Kobaltoxyd beginnt alsbald, in der Kälte
langsam, beim Erwärmen rasch, sich mit dunkelbrauner _
. Farbe zu lösen und Ammoniak zu entbinden. Der
Geruch des letzteren tritt immer deutlicher auf, die alka-
lische Reaction wird sehr stark. Je nach der Con-
centration der Lösung und der Menge des angewandten -
schwefligsauren Ammoniaks entstehen verschiedene Ver-
bindungen. Ist die Lösung sehr gesättigt, so findet nach
einiger Zeit die Abscheidung eines röthlichgelben Pul-
vers (A) aus der dunkelrothbraunen Tösmd (B) Statt.
Das Pulver A ist nicht unverändert in Wasser löslich;
wenn es abfiltrirt und dann mit Wasser ausgewaschen
wird, so löst es sich auf und aus dieser Lösung scheiden
sich kleine gelbbraune Krystalle neben einem helleren
gelben krystallinischen Pulver ab. Die Analyse hat er- u
PPEaE ar De ee eu ee 'y EHUEE POE.S Fan
EA ER ER han . R & EP .
hin E a es ee ;
w F
RE | EN
au neutralem . eehwefigeuuren Ammoniak 3. Br: B
le cs beide gleich ae se sie mit
dem schwefligsauren en he
oxyd Künzel's identisch sind.
Fi ‚Aus der braunen Mutterlauge B schieden sich bei
Stehen einmal dunkel-olivenbraune blättrige Krystalle ab,
die sich aber beim Aufbewahren sowohl, als bei der Be-
handlung mit Wasser zersetzten in eine braune Lösung
und ein gelbes Pulver, das von Natronlauge in der Kälte
nicht verändert wurde, dessen Zusammensetzung jedoch
den Resultaten der Analyse zufolge keiner einfachen For-
mel entsprach; andere Male wurden aus der Mutterlauge
B Krystalle, von den früheren durch dunklere Farbe und
andere Form unterschieden, erhalten, die sich ebenfalls
beim Aufbewahren veränderten und mit Wasser gekocht
gleichfalls ein gelbes, sehr deutlich krystallinisches Pul-
ver lieferten, das auch erst beim Kochen mit Natron-
lauge schwarzes Kobaltoxyd abschied. Eigenschaften und
analytische Resultate zeigten, dass es identisch - ist mit der
von Künzel als schwefligsaures Triaminko-
baltsesquioxyd bezeichneten Verbindung.
Diese Versuche zeigen, dass das Kobaltoxydhydrat aus
dem schwefligsauren Ammoniak das Ammoniak aus-
zutreiben im Stande ist, dass bei dieser Einwirkung
aber, wenigstens die beständigeren und analysirbaren
Endproducte nicht einfache Kobaltoxyd-Ammoniak-Doppel-
salze sind, sondern dass sie Kobaltaminbasen enthalten.
Diese directe Entstehung der Künzels’chen Salze aus
Kobaltoxydhydrat ist von grosser Bedeutung für die Frage
‘ob sie Kobaltoxyd-Doppelsalze sind oder nicht, sie wird
entschieden zu Gunsten dieser Ansicht sprechen, wenn die
Existenz wirklicher schwefligsaurer Kobaltoxyd- -Doppei-
salze dargethan wird.
Dasselbe geschieht nun leicht, wenn man sich des
schwefligsauren Kali’s oder Natron’s anstatt des Ammo-
niaks bedient. Fügt man zu völlig neutral reagirendem
. schwefligsauren Kali oder Natron, Kobaltoxydhydrat, so
tritt, in der Kälte langsam, rasch beim Erwärmen, eine
Dt
e“ gr Ya ‚Kraut und Serlun,
SaR* ES. a ua N = I} a Ba a RER
\ KR MR N EREN Da le ja Ü
Veränderung des Oxyds ein. Dieselbe dei ‚sich, Bo
indem die Flüssigkeit immer stärkere alkalische
Reaction annimmt, in einen gelbröthlichen, in w. asser
unlöslichen, in der Kälte von Natronlauge unverändert
bleibenden, beim Kochen damit aber sogleich schwarzes
Oxyd bildenden Körper, der mit stärkeren Säuren
schweflige Säure entwickelt und Kali resp. Natron enthält,
also ein wahres schwefligsaures Kobaltoxyd-Rali
(Natron) ist. Gewiss höchst überraschend ist hierbei
die Thatsache, dass das Kobaltoxydhydrat dasKali
und Natronaus ihrer Verbindungmit schwefliger
Säure frei zu machen im Stande ist. i
Die Zusammensetzung dieser Doppelsalze soll in einer
späteren Mittheilung folgen. Dieselben entstehen also auf
ganz analoge Weise und unter den Erscheinungen, wie
es von den Künzel’schen Salzen oben gezeigt ist. Der
alkalischer Reaction) nicht zu verändern im Stande ist, f
Möglichkeit und Richtigkeit der für letztere a
Bus steht also nichts mehr im Wege. Ä |
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass das Kobaliowyd. ”
hydrat das ganz neutrale salpetrigsaure Kali (von schwach
dass, so wie aber durch nur einen Tropfen einer Säure
eine geringe Menge salpetrige Säure in Freiheit ge-
setzt wird, augenblicklich die Bildung des gelben Donpel-
salzes beginnt.
Aus dem Laboratorium der plytechnsche Schule
in Hannover; |
Karl Kraut.
-—
14, Ueber Anethol und isomere Verbindungen,
von K. Kraut und Fr. Schlun. et
Als Anethol hat einer von uns den nach der Formel
C20 H12 O2 zusammengesetzten Bestandtheil des Anis-,
Fenchelöls und ähnlicher Oele bezeichnet, welcher wie
Be
6
ö Anehol Br isomere. rbladungen | 1
"bekannt ‘in zwei verschiedenen Moditektiomen auftritt.
Es erschien als möglich, dass in dem festen und flüssigen
Anethol *) Körper mit abweichenden optischen Eigen-
schaften etwa der Weinstein- und Traubensäure ent-
sprechend vorlagen, zumal Luboldt und später Buignet
gefunden hatten, dass Anisöl inactiv, Fenchelöl rechts-
drehend ist. Diese Erwartung hat sich als unrichtig er-
wiesen, es sind beide Arten des Anethols optisch unwirk-
sam. In Bezug auf die übrigen Eigenschaften der
genannten Körper haben unsere Versuche Folgendes erge-
ben. Sie wurden mit Oelen zweifelloser Reinheit ange-
stellt, welche Herr Berg-Commissair Apotheker Retschy
in Ilten für uns zu destilliren die Güte hatte.
1. Anısöl. Dasselbe besitzt kein Molecularrotations-
vermögen. Beim Schmelzen und Erkälten zeigte es bei
1304 einzelne Krystallblättchen, die sich beim Sinken der
Temperatur auf 1008 rasch vermehrten. Ohne dass das
Oel aus der Kältemischung entfernt wurde, stieg die
Temperatur auf 1203 und.blieb hier während der ganzen |
Zeit des Erstarrens constant. — Die erstarrte Masse wurde
gepresst und aus Weingeist umkrystallisirt, so lange der
Schmelzpunct noch dadurch erhöht werden konnte. Das
so erhaltene Productist das feste Anethol. Es schmilzt
bei 2101, siedet (corrigirt) bei 2320 und zeigt bei 280
0,989 spec. Gewicht. Aus Fenchelöl kann es in gleicher
Weise von demselben Schmelzpunct, ebenfalls ohne Rota-
tionsvermögen erhalten werden.
2. Fenchelöl. Aus dem Samen destillirtes : Oel
zeigte ein Molecularrotationsvermögen nach rechts von
| [a]j = 17%;
käufliches Oel zeigte kleineres [a 1; ir =,1108 Buignet
(Anal. Zeitschr. 1,233) fand eszu 8013, Luboldt zu 1602,
Es wurde durch gebrochene Destillation in verschiedene
Producte zerlegt, von denen das
*) Gmelin VII, 183.
N meh y -
a. DA re
RR? er ”
a a EV TE Dt wach ri .
,71 er 3 h RR
UN TEL An
26 Be ; e Kraut und Sehlun, (ao BR
1) unter 2000 Uebergehende ... a = a 3106.
2) bei 200 bis 2240 Uebergehende . sasat "iso
'3) bei 224 bis 2340 Uebergehende ..... 408.
Rotation für 100 Millimeter zeigte. Durch 'wiederholtes
Rectifieiren und alleiniges Auffangen der zuerst überge-
henden Antheile gelang es den leicht flüchtigen Antheil
des Fenchelöls von 9304 Drehungsvermögen und ziem-
lich constantem Siedpunct (ein Mal 1750, ein zweites
"Mal 1820) zu gewinnen. In dem Maasse wie dieser Antheil,
der nach Gerhardt’s Untersuchungen bekanntlich ein
dem Terpenthinöl isomerer Kohlenwasserstoff ist, ausge-
sondert wurde, sank das Rotationsvermögen der später
- übergehenden Antheile. Allerdings ist es uns nicht ge-
lungen, aus dem Fenchelöl ein Product zu isoliren, wel-
‚ches weder Rotationsvermögen zeigte, noch in der Kälte
erstarrte, also weder den Kohlenwasserstoff noch das feste
Anethol des Fenchelöls enthielt, aber aus dem Vorkom-
men des flüchtigen Anethols in dem inactiven Anisöl
‚einerseits, so wie andererseits aus dem Umstaude, dass
‚die reinsten Antheile des flüssigen Anethols, welches wir
aus dem Fenchelöl zu isoliren ‚vermochten, nur 1 bis 29
Drehungsvermögen zeigten, müssen wir den Schluss zie-
hen, dass auch das flüssige Anethol optisch inactiv ist. —
Fenchelöl und Anisöl sind demnach beide Gemenge von
flüssigem und festem Anethol, zu welchen Bestandtheilen
beim Fenchelöl noch ein reckiie dee Koblenwanset-
stoff C20H16 in wechselnder Menge kommt. |
3. Anisoin. Es lässt sich bequemer aus Anisöl
wie aus Fenchelöl darstellen. Wendet man dabei Zwei-
fach- Jodkalium an, wie dieses früher (Gm. VII, 189)
beschrieben wurde, so muss die Jodkaliumlösung durch-
aus gesättigt sein. Die Anwendung des Vitriolöls ist vor-
zuziehen. Ein besonderer Versuch hat uns gezeigt, dass
auch das flüssige Anethol in Anisoin überzugehen vermag.
Bei der trocknen Destillation des Anisoins haben wir
niemals Krystalle des von Gerhardt beschriebenen Met-
anetholcamphers (Gm. VII, 29 auftreten ER auch
"Real ua isomere & Verbindungen. SR |
Re nicht, wenn ganz reines Anisoin angewandt wurde.
Dasselbe lieferte in allen Fällen, mochte es aus flüssigem
oder festem Anethol dargestellt sein, zwei Producte, näm-
lich das (nach Gerhardt) bei 2060 siedende Metanethol
und einen braun gefärbten Rückstand, der auch bei 3600
nicht überging und etwa die Hälfte des angewandten
Anisoins betrug. Derselbe stellt eine neue isomere Mo-
dification des Anethols dar, welche wir als Isanethol be-
zeichnen.
4. Metanethol. Wir haben den Siedpunct des
durch trockne Destillation von Anisoin erhaltenen zu 23205,
das spec. Gewicht zu 0,9706 bei 180 gefunden und fest-
gestellt, dass es auf gewöhnlichem Wege in Anisoin über-
geführt werden kann. Wird es im zugeschmolzenen Rohre
mehrere Stunden auf 3200 erhitzt, so geht. es theilweis in
Isanethol über, welches beim Destilliren zurückbleibt.
5. Isanethol. Es bildet eine dickflüssige, zähe,
dem venetianischen Terpenthin ähnliche Masse, die nach
wiederholtem Schütteln ihrer ätherischen Lösung mit Thier-
kohle hellgelb gefärbt erscheint und bis auf 3800 erhitzt
werden kann ohne Veränderungen zu erleiden. Es scheint
bei dieser Temperatur noch kleine Reste von Metanethol
zurückzuhalten, wenigstens erhärtete eine Probe des so
stark erhitzten Products bei mehrmonatlichem Stehen
neben Vitriolöl zuletzt so, dass sie kaum den Eindruck
des Fingers wahrnehmen liess, wobei sich das Vitriolöl r
(durch Aufnahme von Metanethol?) roth et Die
‚Analysen ergaben:
a b
20 ©, 120°. 481,08: 81,21, 8002.
12H 12 8,11 23,5, 8,42 8,24
20 16 10,81
02 712 02 148 100,00
a) durch Erhitzen von Anisoin, b) durch Erhitzen von
Metanethol erhalten. |
Isanethol wird durch gesättigtes weingeistiges Kali
‚auch bei mehrstündigem Kochen nicht zersetzt. Schmel-
; 28 aut und Seklun, Anethol au: isomere Verbindungen. ®
_ zendes Kali wirkt anfangs nicht ein, später werkabit esdas
“ Isanethol theilweis, wobei kleine Mengen Metanethol
regenerirt zu werden scheinen. Vitriolöl bildet aufs Neue
Anisoin, dasselbe Product wird auch durch Jodwasserstoff-
säure in kleiner Menge erzeugt. — Das Isanethol löst
sich leicht in Aether, schwieriger in Weingeist. |
Mit Hinzurechnung des Metanetholcamphers, an des-
sen Existenz wir nicht zweifeln können, wenngleich uns
seine Darstellung nicht gelang, sind demnach 6 isomere
Verbindungen bekannt, die aus Anisöl erhalten werden
können. Aber wir halten es für möglich, dass flüssiges
Anethol und Metanethol ein und derselbe Körper ist, und
dass die abweichenden Angaben bei eingehender Ünter-
suchung beider Substanzen sich als unrichtig erweisen
werden.
6. Monochloranethol. Wird Fünffach- Chlorphos-
phor mit der äquivalenten Menge festen Anethols zusam-
mengebracht, so findet in der Kälte anfangs keine Ein-
wirkung statt, nach einigem Stehen erhitzt sich das Ge-
menge und erstarrt darauf zur körnigen Masse. Das
Product wurde mit Wasser versetzt, durch anhaltendes
Waschen von aller anhängenden Säure befreit und, da
sich zeigte, dass es nicht ohne Zersetzung destillirbar ist,
neben Vitriolöl getrocknet. Es bildet ein dickflüssiges
schwach gefärbtes Oel, welches nach der Gleichung:
C20 H202 4 PCI = C®2HUCIO?2 + PCI3 4 HCl
gebildet ist. Die gleichzeitige Bildung von Dreifach-Chlor-
phosphor wurde nachgewiesen. Die Analysen, bei denen
wegen Uebergehens von Kupferchlorür der Wasserstoff zu
hoch gefunden wurde, lassen gleichwohl an der Formel
der Verbindung keinen Zweifel.
20C 120 65,755 65,66 65,48
Cl 355 1945 1953 - 18,45
aa ..41. 6,02 7,60 7,04
20 16 8,78
C%»CIH1O?2 182,5 100,00.
fie Sr er ee
TE SA RER u, I * N a RR
Be}
eo
"Röders, über den Bienenhonig. et: Pr
15. Ueber den Bienenhonig,
_ von E. Röders aus Soltau.
Wenn Bienen ausschliesslich mit käuflichem Trauben-
zucker gefüttert werden, so erzeugen sie einen harten
gelbweissen Honig, welcher weniger süss schmeckt als
der gewöhnliche. Herr Apotheker Dr. Kemper in Bis-
sendorf hatte die Güte, einen solchen Fütterungsversuch
auf meine Veranlassung anzustellen und mir den gewon-
nenen Honig zur Untersuchung zu übersenden. Die Unter-
suchung ist unter meiner Leitung von Herrn Röders
mit grosser Ausdauer und Sorgfalt ausgeführt worden.
Menge und Natur des Zuckers wurden in dem er-
wähnten, so wie in zwei anderen Honigsorten nach folgen-
den Methoden bestimmt: | '
1. Durch Reduction mit Fehling’scher Kupferlö-
sung. Zur Controle wurde reiner Rohrzucker mit !/|, Salz-
säure bei 60 bis 700 invertirt*). Im Mittel zahlreicher
Versuche waren 27,6 CC. einer Lösung, welche 0,002 Grm.
Rohrzucker im Cubikcentimeter enthielt, nöthig um 10 CC.
Kupferlösung zu reduciren.
Berechnet Gefunden
0,05774 0,05776 Grm. Invertzucker.
2. Durch die Drehung der Polarisationsebene, welche
die Lösung bewirkten. — Der angewandte Apparat kann
ein Rohr von 251 Mm. Länge aufnehmen. Es wurde die
specifische Drehkraft (das Molecularrotationsvermögen) bei |
150 angenommen für:
*) Beim Hinstöllen oder Erwärmen mit verdünnten Säuren ver-
liert Rohrzucker sein Rotationsvermögen nach rechts und erlangt
ein Rotationsvermögen nach links, welches, wenn die Umwand-
lung (Inversion) vollständig erfolgt ist, für je 100 Grad des
urspünglichen nach rechts 335 Grad nach links bei 140 beträgt.
Biot. Diese Veränderung beruht darauf, dass der Rohrzucker
unter Aufnahme von 5 Proc. Wasser in Invertzucker, das ist
in ein Gemenge von Linksfruchtzucker und Rechtstrauben-
zucker zerfällt. Dubrunfaut. C#H202 +2H0 = CRHROL
+ Cl2H12O12 (Gmelin VII, 689).
[eli + 7308
Be 3. Rohrzucker un 23% IE:
» Rechtstraubenzucker . n. 4576
Linksfruchtzucker ..... 1060
Invertzucker .......... BR
ul 1 % >
War die Beobachtung (bei den Er linksdrehenden
Zuckerarten) bei anderen Temperaturen ausgeführt, so
wurde [nach Buignet (Gmelin VII, 769)] für jeden Grad
unter 150 ein Steigen, für jeden Grad über 150 ein Sin-
ken von 0,740 für Linksfruchtzucker, von 0,370 für Invert- -
zucker angenommen. — Die Rechnung erfolgte nach
‚Berthelot’'s Formel: e |
Ip
vV
a = [a]
- worin [u] die specifische Drehkraft, | die Länge des Roh-
res in Decimetern, p das Gewicht des Zuckers in Gram-
men im v — Cubikcentimeter der Lösung bedeutet.
A. Traubenzuckerhonig. 10 Grm. des von den
Zellenhäuten möglichst befreiten Honigs wurden in wenig
Wasser gelöst und nach dem Entfärben der Lösung mit
feuchter Thierkohle auf 100 CC. aufgefüllt. Das Rota-
tionsvermögen der Lösung im 251 Mm. langem Rohre
betrug N
| —- 12,380 im Mittel von 12 Versuchen. |
Es wurden 3CC. der Lösung zu 100 CC. aufgefüllt
und hiervon zur vollständigen Reduction von 10 A
Kupferlösung gebraucht |
26,0 CC. im Mittel von 8 Versuiehäig es
Hieraus berechnet sich die Menge des in Lösung .
befindlichen Traubenzuckers (Linksfruchtzuckers, Invert-
zuckers) zu 7,4 Grm. und unter der Voraussetzung, der
. vorhandene Zanker sei Rechtstraubenzucker,. das Rotations-
vermögen der Lösung zu
— 10,690. (Gefunden + 12,38).
Um zuerst nachzuweisen, ob der Honig überhaupt
Rechtstraubenzucker enthielt, wurde derselbe mit kochen-
dem Weingeist ausgezogen und die filtrirte Lösung neben
Kalk eingeengt. Es erschienen bald Krystallkrusten, die
über den ale | 81:
| bei 840 etwas zusammensinterten, bei 1440 schmolzen und
deren Lösung im Wasser
frisch bereitet + 10, 00
nach dem Constantwerden des Rotationsvermögens + 5, g0 =
Ablenkung bewirkte. Der erhaltene Zucker zeigte Klo 2
die Birotation, so wie alle anderen Eigenschaften des
Rechtstraubenzuckers. Dagegen zeigt obiger Reductions-
versuch, verglichen mit der Ablenkung der Lösung, dass
ausser dem Rechtstraubenzucker eine rechtsdrehende,
Kupferlösung nicht reducirende, Substanz zugegen war.
a) Die drehende Substanz konnte Rohrzucker sein. —
Ein Theil der Lösung wurde mit !Yıy Salzsäure in der
oben angegebenen Weise auf 60 bis 700 erwärmt. Das
Rotationsvermögen betrug (bei gleicher Concentration der
Lösung),
‚nach dem Behandeln mit Säure —- 12,400 (Mittel von 10
Versuchen),
- vorher -+ 12,380,
Zur Reduction von 10 CC. Kupferlösung wurden (bei
gleicher Concentration) wie vor dem Behandeln mit Säu-.
ren 26,0 CO. gebraucht. — Die rechtsdrehende Substanz
ist demnach kein Rohrzucker, sie erlangt, wenn man sie
unter den Umständen, unter welchen Rohrzucker inver-
tirt wird, mit Säuren behandelt, weder ein Rotationsver-
mögen nach links, noch ein Reductionsvermögen für Kupfer-
lösung. |
b) Die rechtsdrehende Substanz konnte Dextrin sein.—
Zur Entscheidung wurde eine Lösung, deren Drehungs-
vermögen zu + 24,980 (Mittel aus 10 Versuchen) gefun-.
den, zu + 21,02 aus dem Kupferreductionsvermögen
(8 Versuche) berechnet war, mit verdünnter Schwefelsäure
gekocht, indess ohne dass die Lösung jetzt mehr Kupfer
zu reduciren vermochte. Bestimmter noch als dieser Ver-
such beweisen die folgenden, dass der unbekannte rechts-
drehende Bestandtheil des vorliegenden Honigs vom ua:
_ trin verschieden war.
f; wiki» : , ar F < nn ‚ )
33° 4 Röders, PO a: IE ee % UNS,
.
a Eine Lösung, welche 24, 040 Rechisretatioh‘(12 Wer-
= siehe) und ein Reductionsvermögen zeigte, welches einer
Rechtstraubenzuckerlösung bei Abwesenheit anderer acti-
ven Substanzen 19,960 Rotation ertheilt haben würde,
wurde wiederum mit !/,, Maass rauchender Salzsäure auf
60 bis 700 erwärmt, ohne dass Veränderungen eintraten.
Das saure Gemisch wurde hierauf im zugeschmolzenen
Rohre eine Stunde auf 105° erhitzt. Die gelbe Lösung
zeigte nunmehr
17, 490 Rechtsrotation (8 Versuche, auf die ursprüng- _
liche Concentration berechnet),
dagegen war das Reductionsvermögen gestiegen, so dass,
wäre es allein durch vorhandenen Rechtstraubengudker |
veranlasst worden, die Lösung |
21,450 Rechtsrotation
hätte zeigen müssen. — Der Versuch wurde mit gleichem
Resultate wiederholt, wie folgende Uebersicht darlegt.
I. Rechtsrotation der Lösung —= + 18,360 (8 Versuche),
nach dem Erwärmen (60 — 700) mit Salzsäure —
—- 18,230 (8 Versuche).
Die Reductionskraft der Lösung, vorausgesetzt, dass
sie von Rechtstraubenzucker herrühre, würde bei Abwe- x
_ senheit anderer activen Substanzen einem Rotationsvermö-
gen von
4 15,720 vor dem Behandeln mit Säuren
—- 15,710 nach „ ns 3 .
entsprechen.
II. Rechtsrotation der Lösung nach dem Erhitzen mit Säu-
ren auf 1040 (auf die ursprüngliche Verdünnung berechnet)
| ; — 13,310
Aus dem Reductionsyermögen — 15,9".
Die erörterten und einige andere Versuche sind in
nachstehender Tabelle zusammengestellt. ' 4
a) Gehalt der Lösung an Rechtstraubenzucker, a
Grammen in 100 CC., aus dem Reductionsvermögen Ber |
gen Kupferlösung RN
N: 4
über den Biemenhonig.
NE b) Berkehnabe Drehung dar Polarisationsebene, welche
eine Rechtstraubenzuckerlösung mit dem in a gefundenen
Gehalt im 251 Mm. langen Rohre bewirken würde,
e) Beobachtetes Rechtsdrehungsvermögen der Lösung Ä
(Uebergangsfarbe).
dd) Verhältniss von b zu c.
et b. | 6. d.
Vor.und nach Vor und nach
ARTE dem Erhitzen mit dem Erhitzen mit
Nr. Säure auf 60— 70", Säure auf60—70°,
a ——N zz — N Don _
ee ee SEE
74 + 10,690 + 10,690 12,380 12,40 10:11,6
14,54 -F 21,020 -£ 21,090 BE — 10:119 °°
13,81 + 19,960 -+ 19,960 24.04 23,88 10:13,0
10,87 _° + 15,710 + 15,720 1836 18238 10:11,7
9,50 + 13,750 a 16,34. 10: 11,85
ER 6 We 150% — 10:10
e) Reductionsfähigkeit der Lösung nach dem Erhitzen
mit Säure auf 1050, in derselben Weise wie bei b aus-
gedrückt. ER
f) Nach dem Erhitzen mit Säuren auf 1050 beobach-
tete Drehung.
8) Verhältniss von e zu f.
e& x g-
3. + 21,450 17,490 10: 8,15
4. + 15,9 13,310 10 : 8,36
Der Honig, welchen die mit käuflichem Traubenzucker
gefütterten Bienen bereiteten, hält demnach vorwiegend
‚Rechtstraubenzucker. In kleinerer Menge findet sich
‚eine ebenfalls rechtsdrehende Substanz, welche alkalische
Kupferlösung nicht reducirt, aan, welche durch Ran
Arch.d. Pharm. CLXVLI, Bds. 1. Hkt, 2
mit Säuren weder ein Reductionsvermögen erlangt, noch
ihr Rotationsvermögen verändert. Wird diese Substanz
| _ mit Säuren auf 1050 erhitzt, so wind. sie redueirend und
linksdrehend. Dass letzteres wirklich der Fall ist, geht
auf das Bestimmteste aus dem Vergleich zwischen bund f
hervor. Das Rotationsvermögen hatte in beiden Ver-
suchen über dasjenige hinaus abgenommen, welches der
vorhandene Rechtstraubenzucker allein bewirken musste.
‘Im Uebrigen ist diese Substanz nicht eährungsfähig® und
‚nicht durch Dialyse vom Rechtstraubenzucker zu trennen I
Der untersuchte Traubenzuckerhonig verlor neben
Vitriolöl 10 Proc. Wasser, der Gehalt an Rechtstrauben-
zucker wurde, (nach Aussonderung der Zellen) Een
- durch Reduction zu 74,0
& a PEL; | im Mittel zu EN Proc.
dureh Gährung ,„ 71,1
B. Amerikanischer A Cuba- Honig. — Der-
selbe war halbflüssig, von schwach weinigem Geruch und
schon über ein Jahr alt.
‘ Die optische Probe ergab zunächst, dass dieser Be
ein n Linksdrehungsvermögen besitzt, welches wie das des
Invertzuckers oder Linköfneltenak en mit der Tempe-
ratur der Lösung veränderlich ist. Die Reductionsprobe
zeigte, dass das Drehungsvermögen nicht ausschliesslich
durch Invertzucker bewirkt sein konnte. Wiederholungen
beider Proben nach dem Behandeln mit Säuren legten
die Abwesenheit des Rohrzuckers dar. — Durch Reduction
wurden in diesem Honig 76,4, durch Gährung 72,1 Proc.
Zucker gefunden. Die uhren Resultate sind in nach-
stehender Tabelle zusammengestellt.
a) Zuckergehalt in Grammen in 100 CC. Lösung
aus den Reductionsversuchen berechnet. de
Re. 2
*) Rechtstraubenzucker und Linksfruchtzucker diffundiren mit
gleicher Leichtigkeit durch Pergamentpapier und können daher
durch Dialyse nicht getrennt werden. Hiermit verschwindet
auch die Aussicht, die Dialyse für die Gewinnung von BES
zucker aus der Melasse nutzbar zu machen. BR ag Krt.
a
* ER 'b) Harsknets Drehung der Polarisationsebene, welche |
. eine Invertzuckerlösung von dem in a) gefundenen Gehalt
im 251 Mm. langen Rohre bei 220 bewirken würde.
a
c) Beobachtetes Drehungsvermögen der Lösung.
pr I 0 über end Bieanhonig. ö 359.8
" d) Hieraus berechneter Gehalt an Invertzucker und er
‚an Rechtstraubenzucker.
a c. Ed, Iu 100 Theilen
’= | N —_ .
2, Invertz. Rechtstr. Invertz. Rechtstr.
UT — 440 — 2020 6481 1216 98,35 1,65
17,60 —10,3360 —4,540 1475 285 9838 1,8
Der Cubahonig enthält also nach einjährigem Auf-
bewähren etwas freien Rechtstraubenzucker. Der Grund
dieser Erscheinung kann in einer partiellen Gährung lie-
gen, die zuerst den Linksfruchtszucker ergreift.
C. Heller Heidhonig. 6 bis 7 Monate alt und
durch Aufbewahren der Waben in Papier vollständig er- 5
halten. Der zum Versuch 1 war flüssig geblieben, der
zu 2 und 3 krystallisch erstarrt. — Der Honig hielt
75 Proc. Invertzucker, weder Rohrzucker noch freien
Rechtstraubenzucker. BE
2. | b.
94 Aus a berechnete Drehung Beobachtete Drehung
Zuckergehalt Be a Le bei 190
Lö I d :
re dem Behandeln mit Säuren dem Rs
a mE nn 1
2ISoL Proc, ; ':— ‚8,30 — 860 _—_ 8660 — 8,710
16,66 , —_ 10,410 2 10,940
984, — 6,050 F — 6,010
Es vermag demnach die Biene die Beschaffenheit
des Zuckers, welchen sie zu Honig verarbeitet, nicht zu
verändern, essei denn, dass von den Bienen gesammelter
Rohrzucker eine Inversion, d.h. eine Spaltung in Recht--
traubenzucker und Linksfruchtzucker erlitte. Im Uebri-
‚gen häuft sie gesammelten Traubenzucker sowohl, wie
gesammelten Invertzucker als solchen in den Zellen an.
3%
u =
a |
a
ah y ‘ A den
* E > . ! - >y PB eg e
xl - + :
ER 4 - B
tr ar \ y
* DH N
16. Notizen. Re ee, \
a) Ueber eine Verbindung des Eisenoxyds mit ante.
Vermischt man Lösungen von Bittersalz und Eisen-
chlorid in dem Verhältniss, dass auf 6 At. MgO 1 At.
Fe203 vorhanden ist, giesst dieses Gemenge in über-
schüssige kalte Kalilauge von 1,1 spec. Gewicht und kocht
mehrere Stunden, so wird der anfangs braune Niederschlag
völlig weiss und verräth seinen Gehalt an Eisenöxyd nicht
mehr durch seine Farbe. Bei sehr concentrirter Kalilauge
tritt die Farbenveränderung nicht ein, auch bei verdünn-
ter Lauge nicht, wenn weniger als 6 At. MgO auf 1 At.
Fe203 vorhanden sind. — Der Niederschlag zeigte sich
nach dem Auswaschen frei von Alkali, Chlor und Schwe-
felsäure. Er färbt sich, wenn er im feuchten Zustande
mit Schwefelammonium übergossen wird, anfangs gar nicht
und erst nach 24 Stunden grün, während Magnesiahydrat,
welches mit viel kleineren Mengen Eisenoxydhydrat ge-
mengt ist, sofort schwarz wird. Kaltes und kochendes.
wässriges Ammoniak sind ohne Einfluss, Salmiak löst
bei gelindem Erwärmen die Magnesia und lässt Eisen-
oxydhydrat zurück, Schwefelwasserstoffwasser färbt sogleich
schwarz. Der Niederschlag kann getrocknet werden,
ohne seine Farbe zu verändern, selbst bei 1200 erscheint
“er noch weiss. Er zieht mit gleicher oder vielleicht noch.
grösserer Begierde wie Magnesiahydrat Kohlensäure aus
der Luft an, so dass es nicht gelungen ist ihn kohlen-
säurefrei zu erhalten. Die feuchte, nicht die trockne
Verbindung bräunt sich beim Ueberleiten von Kohlen-
säure. Sein Wassergehalt entsprach bei 1200 etwa der
Formel Fe?03, 6MgO + 9HO; bei 2100 ist erst die
Hälfte des Wassers zugleich mit einem Theil der Kohlen-
säure entwichen. Es ist möglich, dass diese Verbindung
auf die Formel VFe#06,6Mg0O 4 6MsO,HO zu be-
- ziehen ist, doch hat es uns nicht gelingen wollen, das
nach dieser Formel als überschüssig anzusehende Wasser
zu entfernen, bevor die Verbindung braun geworden war. —
Kohlensaures Natron verhält sich dem Aetznatron ähnlich
gegen Eisenoxyd-Magnesialösungen, doch färben nn die
Niederschläge auch bei grösserem Gehalt an Magnesia
(12 At. auf 1 At. Fe?O3) mit Schwefelammonium sogleich
schwarz. Die Thatsache, dass es nicht gelingt, Magnesia
und Thonerde durch Kochen mit Kalilauge von einander
zu trennen, könnte die Existenz einer ähnlichen Thonerde-
. Magnesiaverbindung vermuthen lassen *).
b) Bestimmung der Phosphorsäure als phosphorsaures
Wismuthoxyd. |
G. Obanzel hat vor einigen Jahren zur Bestimmung
der Phosphorsäure empfohlen, dieselbe mit saurem salpe-
tersauren Wismuthoxyd aus schwefelsäure- und salzsäure-
freien Lösungen auszufällen. Nach Versuchen, welche
Herr Holzberger im hiesigen Laboratorium ausführte, ist
diese Methode durchaus nicht geeignet genaue Resultate
zu liefern. Verfährt man genaunach Chancel, so mengt
basisch-salpetersaures Salz bei, welches auch nach voll-
ständigem Auswaschen im Niederschlage nachgewiesen
' wurde. Diese Beimengung findet sogar dann noch statt,
wenn mit Wasser, welches 1,5 Proc. Salpetersäureanhy-
drid hält, ausgewaschen wird. Dieses Wasser, oder solches,
‚welches mehr Salpetersäure hält, löst aber schon etwas
phosphorsaures Wismuthoxyd, so dass dasselbe nach Ent-
fernung des überschüssigen Wismuths im Filtrat mit
Magnesia nachgewiesen werden konnte. Bei 7 Versuchen
wurden aus Lösungen, welchen 0,328 Grm. BiO3, PO5
hätten liefern müssen, zwischen 0,324 und 0,345 Grm.
schwankende Mengen erhalten, nur 1 Mal zeigte der Nie-
derschlag das richtige Gewicht. Es war zum Auswaschen
ri
. BF} ne
e 1 ee Notizen. ; 37 “
. sich dem Niederschlage von phosphorsaurem Wie |
*) Diese Beobachtungen gewähren ein besonderes Interesse auch .
dadurch, dass bei dem Antidotum Arsenici der Hannover-
schen Pharmakopöe und der Pharmae. boruss. ed. VII. ebenfalls
Eisenoxydhydrat und Talkerde zusammentreffen und möglicher-
weise eine Verbindung eingehen, die gegen vorhandene arsenige
Säure indifferent bleibt. H. Ludwig.
& stets Bnrahoh mit 115 Procent: u benutzt.
"Bei dieser Gelegenheit möge bemerkt werden, dass das
basisch- salpetersaure Wismuthoxyd des Handels. wieder-
holt eisenhaltig gefunden wurde. Se ee
c) Stassfurther Abi
Beim Auflösen dieses Salzes in Wasser bleibt ein
geringfügiger krystallischer Rückstand, welcher durch
Abschlämmen in Krystalle und Pulver gesondert werden
kann. Die ersteren wurden als Anhydrit (nicht als Gyps)
erkannt. Das Pulver war oder enthielt Stassfurthit, des-
sen Menge nach der von mir früher angegebenen Methode
zu 0,013 Proc. vom Abraumsalz bestimmt wurde. Die
‘ wässrige Lösung zeigte sich frei von Borsäure, Jod und
Lithion; Rubidium ist bereits von ©. L. Erdmann im
RE nachgewiesen. Die Menge des Broms wurde
zu 0,064 Proc. bestimmt.
d) Essigsaures Ammontak.
Das neutrale Salz, durch Einleiten von Ammoniak 'i iu:
Eisessig von 1,066 spec. Gew. dargestellt, schmilzt bei 890,
Es hält 18,29 Pa Stickstoff, der Formel C4H3(NH%) O4
entsprechend (Rechnung 18,18 Proc. N). Neben Vitriolöl
scheint es sich in das saure Salz zu verwandeln, wenig-
'stens nahm es in 9 Tagen um 9,1 Proc. an Gewicht ab,
wobei Ammoniak fortging. — Das saure Salz wird auch,
wie neuerdings Kündig (Ann. Pharm. 105, 277) wiederum
"bemerkte, beim Erhitzen des neutralen Salzes erhalten,
es entweicht anfangs viel Ammoniak, dann geht zwischen
140 und 1500 eine farblose Flüssigkeit über, die durch
Einlegen eines Krystalls vom neutralen oder sauren RR
sofort erstarrt.
0,352 Grm. dieser unter 500 schmelzenden Krystall-
masse, mit kohlensaurem Natron zerlegt, lieferten Ammo-
niak, das 5,04 CC. Säure (Hagoo At. im Liter) sättigte.
0,525 Grm. lieferten. Ammoniak, a 8,03 Sc. Br:
sättigte.
.cıH3 (NH#) O4, caHı O4 — 10,22 Proc. Stickstoff.
Geltından 10, 03; 10,71 Proc.
Diese Bestimmungen sind von Her D. Ue Ism a nn
Rasstühr
.e) Hippursäure.
Die trockne Destillation der Hippursäure mit wasser--
freien Basen (Kalk) verläuft in ähnlicher Weise, wie die
Destillation der Hippursäure für sich, es werden Benzo-
nitril und Ammoniak erhalten, wobei der Rückstand ver-
kohlt. — Dagegen wird beim Destilliren von Hippursäure
mit 3 Th. Barythydrat keine Kohle ausgeschieden, das
Destillat hält Benzol, Ammoniak und viel Methylamin.
- Es wurde nach dem Neutralisiren mit Salzsäure vom Benzol
befreit, mit Kalilauge destillirt und das wieder in Salz-
säure aufgefangene Destillat in Platindoppelsalz verwan-
‘delt. 20 Grm. Hippursäure lieferten etwa 1 Grm. salz-
saures Methylamin-Platinchlorid.
0,5209 Grm. Platindoppels. lieferten 0,2173 Grm. —41 7 Proc. Platin.
r n n N ’ 5) B2] el ’ ” ”
0,2083 0.0847 „ Mb ,;, ,
Rechnung für C2NHS, Hcı, PtCl?2 = 41,68 Proc. Pt.
Es istschwer, sich von dem Vorgange, der zum Auf-
treten von Benzonitril bei der trocknen Destillation der
an ee
2 ER OR { Lt BE
TEE N Lk 4 = Ba
ur Een ne f > . ae
. ur - or i
Er Br =& u Nat Mar EIN
Hippursäure Veranlassung giebt, eine klare Vorstellung zu R
machen. Die bis auf 240 — 2500 erhitzte Hippursäure
hat kaum 7 Proc. an Gewicht verloren, der Verlust be-
steht in Benzoesäure und Kohlensäure, Ammoniak wird
erst gleichzeitig mit dem Benzonitril entwickelt. Unter-
bricht man den Versuch zu diesem Zeitpuncte, so hält
der Rückstand nur noch wenig Hippursäure und Benzoe-
säure, aus der Lösung in kohlensaurem Natron fällt Salz-
säure ein braunes amorpbes Pulver. — Ich vermuthete,
das Benzonitril der Hippursäure könne in Wahrheit
CI6NH” sein, oder von. dieser Verbindung enthalten, mit
welcher Formel es durch Austritt von 2 At. Wasser und Er
2 At. Kohlensäure aus der Hippursäure entstanden wäre.
Da ich aber beim Zerlegen des so erhaltenen Benzonitrils
mit weingeistigem Kali nur Ammoniak und durchaus kein
F
Keak Noten.
| Methylamin. ke. habe ich diese Ankiel, Gunigebe müs-
sen. -— Durch ähnliche Beziehungen geleitet hat Weltzien
für das Hipparaffin von Schwarz die Formel C16 NH9 O2,
(die sich von derjenigen der Hippursäure durch minus
2 At. Kohlensäure unterscheidet, aufgestellt. Aber Lim-
pricht (Lehrb., Braunschw. 1861, 894) fand die Formel
von Schwarz bestätigt und entdeckte auch einen leicht
schmelzbaren, in heissem Wasser löslichen Körper, der
sich beim Einwirken von Schwefelsäure und Bleisuper-
oxyd auf Hippursäure bei mässiger Wärme bildet, und
seiner Formel C16H9NO4 gemäss als Ausgangspunct des
Hipparaffins (C16H7NO?2) betrachtet werden kann. Somit
bleibt das eigentliche Benzoylmethylamin noch aufzufinden.
f) Sebaminsäure. (G@melin VII, 454.)
Sie wird auch durch trockne Destillation des halb-
sebacylsauren (neutralen) Ammoniaks erhalten. Man löst
das anfangs farblos, später gelblich übergehende Destillat
in wässrigem Ammoniak, filtrirt, fällt mit Salzsäure und
krystallisirt aus kochendem Wasser um. — Krystallische,
weisse Masse, die erst nach längerem Kochen mit concen-
trirter Kalilauge Ammoniak entwickelt, aus kohlensaurem
Kalk Kohlensäure austreibt und ein in Wasser wenig lösliches
Kalksalz bildet. — Erhitzt man sebaminsaures Natron mit
Chlorbenzoyl, so wird ausser Kochsalz ein durch Aether
ausziehbares Oel erhalten, das nicht erstarrt, mit Kalihy-
drat geschmolzen Ammoniak entwickelt, sich nicht in Was-
ser, wässrigem Ammoniak und kohlensaurem Natron löst,
sondern beim Waschen damit nur etwas freie Säure abgiebt.
0,268 Grm. der über Vitriolöl getrockneten Sebamin-
säure gaben 0,5895 Grm. Kohlensäure und 0,2365 Grm.
Wasser. — 0,146 Grm. gaben Ammoniak, das eine 0,01036
Grm. Stickstoff entsprechende Menge Säure sättigte. ie
Gefunden.
20 C 120 59,70 }
N 14 6,97 4,09
99H = 9,45 9,81
60 4 23,88 |
CANH1WO6 201 100,00.
L TRATEN er 2 U nz Dre ER A
En Are Der, wrrr wen, N OA "RZ
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{} = a N et -
Bi
Se Feldhaus, über Bittermandelwasser. De
N 1 RER g) Brenzliches Oel des Camphers. |
| Unter diesem Namen ist von Bouillon-Lagrange
‚ein Oel beschrieben, das er durch Destillation eines
Gemenges von Thon mit Campher erhielt. Aus einem
so bereiteten Product, das sich in der Sammlung des
hiesigen Laboratoriums fand, liess sich durch fractionirte
Destillation, durch Erkälten des Destillates und Aussondern
des erstarrten Theils einerseits viel Campher und anderer-
seits Oymen isoliren. Das letztere wurde im Siedpunct,
Verhalten gegen Salpetersäure und gegen Vitriolöl mit
dem gewöhnlichen Uymen übereinstimmend gefunden.
Das Oel ist demnach ein Gemenge von Cymen und un-
zersetztiem Campher. |
: Veber Bittermandelwasser;
von
Sigismund Feldhaus.
Zu den Studien über das Bittermandelwasser, die in
dem Aprilhefte des Archivs Aufnahme gefunden, trage
ich Einiges nach, betreffend den Nachweis des Uyanam-
moniums in dem Bittermandelwasser, die Bestimmung
des Cyangehaltes in demselben und den Amygdalinge-
halt verschiedener im Handel vorkommender bittern Man-
deln. | |
Scheidet man mit Kali oder Natron und Silber alles
Cyan aus dem Bittermandelwasser ab, so darf man mit
Sicherheit annehmen, dass hierdurch keine Ammoniakver-
bindung gebildet worden ist. War eine Ammoniakverbin-
dung zugegen, so ist das Ammonium an die verwendete
Säure gebunden, in der vom Cyansilber abfiltrirten Flüssig- .
keit enthalten, aus welcher es durch Kochen mit Kali
oder Natronlösung frei gemacht werden kann. Da aus.
' Nitraten durch Kochen mit überschüssiger Alkalilösung
kein Ammoniak gebildet wird, so ist die Verwendung .
von Silbersalpeter und Salpetersäure gestattet. Verfährt
ze
u
AR. = | VE üs a Ka
VEN EITHER a ll Kran, u dr
i 4
a N area
r x H . F 2
z ‚man nun in dieser Weise, fällt durch Natronhydrat, Silber-
nitrat und Salpetersäure alles Cyan aus dem Bittermandel-
wasser vollständig aus, concentrirt das Filtrat, wobei ‚alles
Benzaldehyd zu Benzoesäure oxydirt wird, und kocht mit
überschüssigem Aetznatron, so erhält man starke Reactionen
auf Ammoniak. —. Durch Einleiten der Dämpfe in salz-
säurehaltiges Wasser, Concentriren dieses chlorammonium-
haltigen Wassers und Vermischen mit Platinchlorid unter
Zusatz von Weingeist, wurde eine quantitative Bestim-
mung vorgenommen. 100 Grm. ganz frisches Bittermandel-
_ wasser gaben in dieser Weise 0,0522 Grm. H?N Ol, PtCl?2
welches nach dem Glühen reines Platin zurückliess. Es
ist hierdurch die Gegenwart von 0,0135 Grm. Cyan-
ammonium in den 100 Grm. Bittermandelwasser bestimmt
nachgewiesen.
Nach der früher mitgetheilten Ausführung enthält dasBit-
termandelwasser wesentlich cyanwasserstoffsaures Benzalde-
hyd, ausserdem freie Blausäure und freien Benzaldehyd, zu
denen nun auch noch Cyanammonium kommt. Diese Be-
standtheile finden sich nicht in constantem Verhältnisse,
sondern da die letztern Zersetzungsproducte der ersten Ver-
bindung durch die Wärme sind, so müssen schon hierdurch,
abgesehen von der mehr oder minder vollständigen Ver-
dichtung, je nach der Dauer und der Höhe dieses Einflusses
quantitative Verschiedenheiten auftreten, die indess gewisse
Grenzen nicht überschreiten können. :
Man darf annehmen, dass die Verbindung von Oyan-. _
‚ wasserstoff mit Benzaldehyd aus gleichen Aequivalenten
besteht, und dass durch die Wärme auf ein Aequivalent
Cyanwasserstoff auch ein Aequivalent Benzaldehyd frei
wird. Dieser freie Benzaldehyd wird sich in dem Bitter-
mandelwasser unverändert vorfinden bis auf einen kleinen
Theil, der während der Destillation zu Benzoesäure oxydirt
werden konnte. Der frei gewordene Uyanwasserstoff findet
sich zum Theil in dem Destillate, ein Theil entweicht
unverdichtet und ein Theil wird in Oyanammonium um-
geändert.
über Bittermandelwasser. 43
RR "Nach genauen Cyanbestimmungen und unter Zu-
grundelegung dieser Reactionen berechnen sich beispiels-
weise für 100 Theile des Bittermandelwassers, welches
zu der obigen Cyanammoniumbestimmung diente, ne:
‘Zahlen:
Byaswähserktoffsnuder Benzaldehyd... 0,6848
Freier Cyanwasserstoff.......... NOTEN
Oyanammönium RER 0,0135
Freier Benzaldehyd..........2..%.7.. 0,1186.
Obgleich aus den angeführten Gründen diese Zahlen
nicht auf jedes Bittermandelwasser Anwendung finden,
so sind sie doch geeignet, ein Bild von der chemischen _
Natur.dieses Präparates zu geben. FR
Eine Reihe von Thatsachen, deren Aufzählung hier
zu weit führen würde, sprechen dafür, dass das Uyan-
ammonium oder wenn man will, das freie Ammoniak
im Bittermandelwasser die Verbindung des Benzaldehyd
mit dem Cyanwasserstoff unter ae von in Wasser
unlöslichen Substanzen zersetzt. Indifferent gegen den
cyanwasserstoffsauren Benzaldehyd verhalten sich die neu-
tralen Salze des Ammoniums mit Säuren, die stärker
sind als die Cyanwasserstoffsäure. Man kann also nach
der quantitativen Ermittelung des Ammoniums im Bitter-
mandelwasser die Mengen Säure berechnen, welche das-
selbe neutralisiren und damit die Quelle der spontanen
milchigen Trübung wegnehmen müssen. a
0,0135 Cyanammonium werden zerlegt durch 0,0123
SO3; 0,0162NO5; 0,0110H Cl ete.. — Für 1000 Bitter
ara Eule Bedarf man hiernach etwa 1 Acid. sulf.
dilut., 2}3 Acid. nitrie., Y, Acid. hydrochlorat. oder:
1 Tropfen verdünnte Schwefelsäure für 2 Unz. Mandelwasser _
1. „. officinelle Salpetersäure für3 „ $
1 2 i Salzsäure fin, 5
Diese kleinen Mengen Säuren, gleich nach der Destilla-
tion dem Bittermandelwasser zugesetzt, reichen in der
That aus, dasselbe vollkommen klar und unzersetzt zu
a gro BEN 5} nr RRE Bleznggg Br : „Evan ELRTTEEE EV
ze Fe y B, 3 5 u y e y Wr. $ e g Ss 3 ” - R x \
5 wa PER RR vn 2 N x Br 22
A DR geld + er TR Ze ’
jr erhalten, sogar in der starken Verdünnung ale An cerasor.
amygdalata. — ni
Da der oyanwlinserstoffenure Beninldue von Silber:
nitrat bei gewöhnlicher Temperatur nicht verändert wird,
so muss derselbe, um das Cyan an Silber zu binden, vor-
ab durch Kali oder Ammoniak zersetzt werden. Aus
der. schwachen Basicität des Benzaldehyds scheint der
Schluss gerechtfertigt, dass ein Aequivalent Kali oder
Ammoniak zur vollständigen Zersetzung ausreichend wäre.
r Dies ist jedoch nicht der Fall und da durch dies Ver-
halten bei der Prüfung des Bittermandelwassers leicht
Irrungen entstehen können, so erscheint ein näheres Ein-
gehen hierauf nicht überflüssig.
Für 0,150 Grm. HCy, die in 100 Grm. Bitterimindel
wasser Er inchniätlizh vorausgesetzt werden dürfen, er-
zugegen, welches durch Silberlösung nicht ausgefällt wurde.
Genau wie das Kali verhält sich das Ammoniak. — Da Se
giebt sich aus den Aequivalentgewichten 0,0945 Grm.
H3N, 0,2622 Grm. KO und 0,9444 Grm. AgO,NO3, in
runden Zahlen demnach:
100 Grm. Bittere
1. ,„. Sılbernitrat
1 CC. 10procentige Ammoniaklösung
2,5 CC. 10procentige Kalilösung.
Versetzt man Bittermandelwasser mit einem Aequi-
valent Kali, so entsteht Uyankalium und freier Benzalde-
hyd. Nach dem Ansäuern mit Salpetersäure erhält ‚man
eine starke Ausscheidung von Cyansilber, aber es ist bei
weitem noch nicht alles im Bittermandelwasser enthaltene
Cyan durch Silber fällbar geworden. Da Cyanwasser-
stoff und Benzaldehyd sich auf directem Wege nicht ver-
einigen, so geht hieraus bestimmt hervor, dass durch
ein Aequivalent Kali ein Aequivalent eyanwasserstoff-
saurer Benzaldehyd nicht zerlegt wird. Sogar nach dem
Vermischen mit 10 bis 15 Aequivalenten Kali ist nach
Ansäuern mit Salpetersäure noch eine kleine, aber nicht
ganz unbedeutende Menge Cyan in dem Bittermandelwasser
“
%
k Bl ER ze,“ - En j ah 8
| über Binterbiesdlälwanser 5 45
“eine längere Einwirkung von überschüssigem Kali und
besonders von Ammoniak Zersetzungen im Bittermandel-
wasser hervorruft, so darf man die vollständige Zerlegung
des cyanwasserstoffsauren Benzaldehyds durch eine längere
Einwirkung von Kali oder Ammoniak nicht versuchen.
Es kann mithin der Cyangehalt des Bittermandel-
wassers nicht in der Weise ermittelt werden, dass man
erst Kali oder Ammoniak im Ueberschuss, dann OREBPUNR:
säure und darauf Silberlösung zusetzt.
Anders gestaltet sich dieser Vorgang, wenn man
Silbernitrat zu der alkalischen Flüssigkeit hinzufügt und
darnach erst mit Salpetersäure ansäuert. Es tritt jetzt
die Unlöslichkeit des Silbereyanids, so wie dessen grosse
Neigung, mit Cyanalkalimetallen leicht lösliche Doppelver-
bindungen einzugehen, mit ins Spiel, so dass durch eine
' viel geringere Menge Alkali als eben angeführt, eine
vollständige Zersetzung des ee Benz-
‚aldehyds erreicht wird. kr
Rose sagt über diese Prüfungsweise, Handbuch der
analyt. Chemie, Bd.1. Seite 679: um die ganze Menge i
Blausäure im Bittermandelwasser in Cyansilber zu ver-
wandeln, muss man dem zu prüfenden Wasser, nachdem
man salpetersaure Silberoxydlösung hinzugefügt. hat, etwas
Ammoniak zusetzen, wodurch die unbedeutende Trübung
des sich ausscheidenden Oyansilbers verschwindet. Nach
dem Uebersättigen mit Salpetersäure erhält man alle
Cyanwasserstoffsäure als Cyansilber ausgeschieden. —
Die Ermittelung der Menge Ammoniaklösung, welche
‚zur vollständigen Abtrennung des Cyans erforderlich ist,
‚schien mir nicht unwichtig zu. sein, ebenso die Unter-
suchung, ob ein so grosser Ueberschuss von Ammoniak,
welcher erforderlich ist, um das im Anfang ausscheidende
Cyansilber wieder in Lösung zu bringen, auf die Menge
des zu wägenden Niederschlags ohne Einfluss bleibt.
Das Kalı ist zum Ausfällen des Cyans mittelst Silber ;
nicht so gut geeignet, weil es aus Silbersalzen Silberoxyd
ausfällt, welches von dem Cyansilber nur durch längere
u AR + Feldhaus, u
gelinde Digestion mit verdünnter Salpetersäure vollständig
getrennt werden kann. — Setzt‘ man zu Bittermandel-
wasser, worin man Silbernitrat aufgelöst hat, allmälig. sehr
verdünnte Kalilösung, so entsteht erst dann eine braune
Färbung von Silberoxyd, wenn ein Aequivalent Kali zu-
gesetzt ist. Dieser Punct ist so deutlich, dass sich dar-
auf eine maassanalytische Methode gründen liesse, wenn
dieselbe nicht durch die vorzügliche Liebig’sche durchaus
überflüssig wäre. — Eine vollständige Ausfällung des.
Cyans durch Silber und Kali ist nach meiner Erfahrung
ohne gleichzeitige Ausscheidung von Silberoxyd nicht
thunlich, und aus diesem Grunde ist es viel zweckmässiger
sich des Ammoniaks dabei zu bedienen.
Vermischt man Bittermandelwasser, dem man ein
Aequivalent Silbernitrat zugesetzt hat, mit einem Aequi-
valent Ammoniaklösung, so scheidet sofort viel Cyansilber
aus und die Flüssigkeit reagirt deutlich alkalischh en
Beweis, dass noch freies Ammoniak zugegen ist. Setzt
man jetzt Salpetersäure zu, so hat man im Filtrat noch
_ eyanwasserstoffsauren Benzaldehyd neben salpetersaurem
Silberoxyd. Die Menge des nicht ausgefällten Cyans ist in
diesem Falle jedoch viel geringer, als wenn man bei
gleichen Mengen das Silber nach der Ansäuerung mit
Salpetersäure zugesetzt hat. — Es wurde nun durch
Versuche .ermittelt, dass zwei Aequivalente Ammoniak-
lösung zu der vollständigen Ausscheidung des Cyans aus-
reichen. Die Zersetzung ist augenblicklich, und der Ver-
such erfordert nicht so viel Zeit, dass man eine Neben-
‘wirkung des Ammoniaks zu befürchten hätte. Das Cyan-
silber scheidet sich fast vollständig aus, noch ehe man einen
Tropfen Säure zusetzt.. Um das ausgeschiedene Uyan-
silber durch Ammoniak in Lösung zu bringen, bedarf
man eines sehr grossen Ueberschusses und es gelingt
auch, durch eine grosse Menge Ammoniaklösung nicht
einmal eine ganz klare Lösung zu erhalten. Eine Re
klare Flüssigkeit bekommt man, wenn man zu dem Bitter-
mandelwasser zuerst eine grosse Menge Ammoniaklösung _
BR ber Pittmailisdkleniser. Ä 47
und dann ein Aequivalent Silbernitrat zusetzt, jedoch
auch hierin zeigt sich sehr bald eine Trübung rar
kleine flimmernde Körper. |
In dem so eben erörterten Verhaklei des Bitter- a
mandelwassers und des Cyansilbers gegen Ammoniak-
lösung ist der Grund zu der unter den Pharmaceuten viel
verbreiteten Meinung zu suchen, dass die Fällungsmethode
keine genauen und übereinstimmenden Resultate gebe.
Ehe ich Zahlen mittheile, die aus Fällungen unter
verschiedenen Verhältnissen erhalten wurden, erlaube ich
mir zwei Bemerkungen vorauszuschicken. Um sicher zu
gehen, dass man alles Cyan als Cyansilber zur Wägung
bringt, prüfe man einige Tropfen der abfiltrirten Flüssig-
keit mit Salzsäure, ob ein geringer Ueberschuss von
Silbernitrat zugegen ist. Eine etwas grössere Menge,
die Silbernitrat enthält, macht man mit Ammoniak stark
alkalisch und dann mit Salpetersäure wieder sauer, es
darf keine Trübung entstehen, sonst war nicht alles cyan-
wasserstoffsaure Benzaldehyd zersetzt. Beide Proben
sollte man nie unterlassen. — Die Wägung des Cyan-
silbers kann nur auf vorher trocken gewogenen Filtern
geschehen, da eine anscheinend vollständige Trennung ze
niemals ein genaues Resultat giebt. Dass man grossen
Fehlern ausgesetzt ist, wenn man zwei gleich grosse Filter
ohne Weiteres für gleich schwer nimmt, bedarf wohl
kaum der Erwägung. Der Bequemlichkeit halber sucht
man häufig die Menge Blausäure aus dem: Cyansilber.
durch Division mit 5 zu berechnen, indess ist dies nicht
genau, da AgCy134 und HCy27 ist.
Bei den nachfolgenden Versuchen waren die Filtra
aus schwedischem Papier trocken gewogen, die Nieder-
schläge mit den Filtern bei 100— 1100. völlig ausge-,
trocknet und nach dem Erkalten neben Schwefelsäure
zwischen Uhrgläsern gewogen. Das Silbernitrat wurde
in filtrirter Think zugesetzt, die auf 10 CC. 1 Grm.
Silbersalpeter enthielt. Die Ammoniaklösung war chlor-
frei, spec. Gewicht 0,960. Salpetersäure wurde bis zur
TE Re "AL % ; Br | BF ye | EUER BR re
len, Feldhaus, Re
| dedtich sauren Reaction zugesetzt, geile iabeibichuss: n
vermieden. Das Auswascher der Niederschläge ‘wurde
so lange fortgesetzt, als im Waschwasser noch eine Spur
Silber aufzufinden war. Das Bittermandelwasser, welches
zu diesen Versuchen diente, war so klar und hell wie
chemisch reines Wasser. ERS
1) 100 Grm. Bittermandelwasser,
1,3 Grm. Silbernitrat, dann
2 CC. Ammoniaklösung, |
alte Salpetersäure im geringen Dibee wie bei
allen Versuchen. 1
2) 100 Grm. Bittermandelwasser,
2 CC. Ammoniaklösung, dann
. 1,3 Grm. Silbernitrat.
3) 100 Grm. Bittermandelwasser,
10 CC. Ammoniaklösung, dann
1,3 Grm. Silbernitrat.
4) 100 Grm. Bittermandelwasser,
1,3 Grm. Silbernitrat, dann
20 CC. Ammmoniaklösnng.
5) 100 Grm. Bittermandelwasser,
2 CC. Ammoniaklösung, dann
5 Grm. Silbernitrat. |
Das Filtrat aus dem letzten Versuch gab nach‘ den
Verdünnen mit Wasser und Zusatz von Ammoniak, bei
der Ansäuerung mit Salpetersäure eine deutliche Trübung.
Ich stelle die Resultate der Wägungen zusammen und
füge die Berechnung auf Cyanwasserstoff hinzu, wobei
vorausgesetzt worden, dass’ die Niederschläge AgCy waren.
1. a) 0,8103 AgCy = 0,1633 HCy
b) 08095 „ = 01631,
c) 0,8082 °„ = 016238 „,
2, 0,805 „= 0164 ,„
3. a) 08190 „ = 01650 ,
d).: 0,8152. ee GR
4. a) 0,8215.%, = 0,1665
0) 084530 „= 01698 ,
5. OFTEN 0,1297 eaH
N ben Bittermanı elwasser. PERL A
Die Versuche 1 und 2 stimmen. so gut herein, dass
ae gleichgültig ist, ob zuerst Silbernitrat oder Ammoniak
% Rune wird, ich halte diese Resultate für die richtigen. |
: Aus den Versuchen 3.und 4 geht hervor, dass ein
Biostar Ueberschuss von Ammoniak die Menge des Nieder-
schlags vermehrt, entweder durch hartnäckig vom Cyan-
DA A ARE pr Bi
N AN R
v BR u.
3 Fe
silber zurückgehaltenes Ammoniak, oder durch die un-
löslichen Verbindungen die aus Ausouiak und Benzalde-
hyd leicht entstehen. Im Versuch 5 wäre der Ausfall
an Silbercyanid wohl nicht so gross gewesen, wenn die
Ammoniaklösung im Verhältniss zum Silbernitrat vermehrt
worden wäre, der Versuch zeigt aber, dass man auch nicht
beliebig viel Silbernitrat zusetzen darf, ‚obgleich ein ge-
ringer nothwendiger Ueberschuss nicht schadet. Aus
diesen und vielen andern Versuchen habe ich die Ueber-
zeugung gewonnen, dass die quantitative Bestimmung
des Cyans im Bittermandelwasser durch Fällung mit
Silber sicher und genau ausgeführt werden kann, wenn
man von den in den Versuchen 1 und 2 angewendeten
Mengen nicht zu weit abweicht. Indess beanspruchen
genaue Bestimmungen wegen des Trocknens der Filter
und der Niederschläge, welche hartnäckig die letzten
Spuren Wasser festhalten, viel Zeit und Mühe. Da in
der leichten und raschen Ausfü"rbarkeit die Titrirbe-
stimmungen grosse Vorzüge besitzen, so war eine Ver-
gleichung der: beiden Methoden bei dem Bittermandel-
wasser von Interesse.
Die Liebig’sche Titrirmethode beruht bekanntlich dar-
auf, dass in Cyankaliumlösung durch Silbersalz zunächst
nur das leicht lösliche Cyansilberkalium entsteht und
dass diese Verbindung durch weitern Zusatz von Silber-
salz unter Abscheidung von Cyansilber zersetzt wird.
Aelteres Bittermandelwasser, dessen Cyanammonium
nicht durch Säure zersetzt worden, ist fast ohne Aus-
nahme so milchig, dass die erste geringe Ausscheidung
von Silbereyanid darin nicht gut bemerkt werden kann.
Dieser Uebelstand. tritt bei dem gleich nach der Berei-
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds.1. Hft. MEN
, BEN NER Berge Ahr ne N
u ee ag A ASS A
Re u Be ö ER Faden, SB . Be Be Br
tung mit, etwas Säure. versetzten Ba nie
“ein, da es völlig frei von dem milchigen Aussehen bleibt.
Die erste Ausscheidung des Cyansilbers, welche die Been-
digung des maassanalytischen Versuches anzeigt, beob-
achtet man am besten in einer verdünnten ganz klaren
und wasserhellen Lösung des krystallisirten KCy, AgCy,
durch 1 oder 2 Tropfen I, Normal-Silberlösung. Es
ist nur eine Opalisirung der Flüssigkeit, die aber nicht
‘wieder verschwindet, weder durch längeres Stehen noch
durch Erwärmen. In dem mit Kali versetzten Bitter-
mandelwasser entsteht diese Opalisirung und verschwindet
nach mehren Stunden wieder, rascher beim Erwärmen.
Es ist klar, dass in einer Flüssigkeit die nur noch ein
Minimum von KCy enthält, dieses nicht momentan das
an andern Stellen ausgeschiedene AgCy auflösen kann.
Man compensirt diesen Umstand dadurch, dass man bei
diesen Prüfungen so viel Silbernitrat zusetzt, dass eine
deutliche Ausscheidung von Cyansilber eintritt. Ueber
die Menge Kali, welches dem Bittermandelwasser zuzu-
setzen ist, finde ich keine Angabe. Mit einem Aequi-
valent Kali ist der Versuch nicht zu Ende zu führen,
aber zwei Aequivalente reichen vollständig aus, auch
schadet ein ziemlich grosser Ueberschuss von Kali bei
stark verdünnter Lösung nichts. Stark alkalische fertig-
titrirte Flüssigkeiten bräunen oder schwärzen sich durch
den reducirenden Einfluss des freien Benzaldehyds nach
einiger Zeit.
Auf 54 Grm. Bittermandelwasser nimmt man dee |
etwa 2— 3 C.C. 10procentige Kalilösung oder etwa
1, Grm. geschmolzenes Kalihydrat. Eine Verdünnung,
mit ungefähr 200 C.C. Wasser ist durchaus zu empfeh-
len. Auf dunklem Grunde kann man dann das erste.
Auftreten des Opalisirens ausgezeichnet scharf beobach-
ten und die Uebereinstimmung verschiedener Versuche
hängt nur von dem aufmerksamen Experimentiren ah. .Ich,
führe ein paar Titrirungen an, die mit. demselben Bitter-
mandelwasser, dessen Cyangehalt in den oben mitgetheilten
über Bittermandelwasser. 2 3
Wäpunen zu 0,163 Proc. Cyanwasserstoff gefünden wor-
den, angestellt sind.
54 Gramm Bittermandelwasser,
0,35 Gramm geschmolzenes Kalihydrat,
200 CC. Wasser,
16,4 CC. U, N -Silberlösung = 0,164 Proc. HCy
"54 Gramm Bittermandelwasser,
0,5 Gramm Kalihydrat,
200 CC. Wasser,
16,3 CC. Y,, N-Silberlösung —= 0,163 Proc. HOy.
54 Gramm Bittermandelwasser,
1 Gramm Kalihydrat,
200 CC. Wasser,
16,4 CC. I, N -Silberlösung — 0,164 Be HCy.
Ich empfehle es, die fertigtitriten Flüssigkeiten einige
Stunden stehen zu lassen, ob etwa die geringe Menge
des ausgeschiedenen Cyansilbers noch wieder klar auf
gelöst wird. Es handelt sich hierbei allerdings nur um
wenige Cubikmillimeter der Probeflüssigkeit. — Man sieht,
‚dass durch die Maassanalyse ebenso wie bei der freien
Blausäure, so auch beim Bittermandelwasser der Cyan-
gehalt sicher und sehr genau gefunden werden kann.
Ich nehme die Aeusserung, dass die Titrirungen mit sorg-
fältig ausgeführten Wägungen nicht übereinstimmten, zu-
rück, sie hatte ihren Grund in einem kleinen Irrthum,
der mit der Probeflüssigkeit. begangen worden, und der
‚erst später entdeckt wurde.
Im Handel kommen verschiedene Sorten bittere Man-
‘deln vor, die sich äusserlich besonders durch ihre Grösse
‚unterscheiden. Die kleinen sind als Amygd. amar. bar-
barie., die grossen als sicilian. oder provincial. bekannt.
Ausserdem wird jetzt eine Teneriffa-Sorte angeboten,
die aus ganz ungleich grossen Samen besteht.‘ Ueber den
Amygdalingehalt dieser verschiedenen Sorten fehlt es an
genauen Angaben und einen grossen Werth haben darauf
gerichtete Untersuchungen allerdings nicht. Es geht mit
dieser Ehuene wie mit den Chieririlen und anderen,
4*
ar EN Tree "As Alan Ga EM ir ET TEN IE MIET TE
ER El Be ae el WTA HN NE
2 a RAR AR EUR et
“. 4 £
N
ee. =°, Feldes): Wen
sie sind keine chemische Präparate, sondern ‚ihre Be
schaffenheit unterliegt wechselnden Einflüssen. Doch
wird eine gewisse Beständigkeit Ver werden
können. — |
Der directen Bestimmung des Auygdhlihi steht die |
Schwierigkeit, wo nicht die Unausführbarkeit der Rein-
darstellung ohne Verlust entgegen. Leichter und jeden-
falls von ausreichend praktischem Nutzen sind Cyanbestim-
mungen, die ich in folgender Weise ausgeführt habe.
500 Grin. bittere Mandeln wurden möglichst vom Oel befreit,
und der fünfte Theil des feingepulverten Rückstandes
‚mit 400 CC. Wasser 24 Stunden: macerirt und dann aus
Glasgefässen durch hineingeleiteten Dampf destillirt, mit
der Vorkehrung, dass der unverdichtet entweichende Oyan-
wasserstoff in ammoniakhaltig. Wasser aufgenommen wurde.
Unter den oben angegebenen Cautelen wurde dann alles
Cyan an Silber gebunden, und aus dem gewogenen Cyan-
silber der Amygdalingehalt berechnet, unter der Annahme,
dass ein Aequivalent Amygdalin ein Be nn Oyan 2
gebe. |
1. Amygdal. amar. sicil. 100 Stück, etwa 50 Grm.
schwer, fast kein Bruch; 100 Grm. gaben 0,8745 Grm.
AgCy = 3,307 Grm. Armssslailie
2. Amygdal. amar. Teneriffa. 100 Stück, etwa 38 big
40 Grm. schwer, sehr ungleich gross und viel Bruch.
100 Grm. gaben 0,7740 Grm. AgCy — 2,773 Grm.
Amysgdalin. |
3. Amygdel. amar. barbaric. 100 Stück, etwa 25 Grm.
wiegend, gleichmässig gross, ohne Bruch. 100 Grm.
gaben 0,8165 Grm. AgCy — 3,004 Grm. Amygdalin
Nach Liebig geben bittere Mandeln 1,5 Proc., nach
Bette 2,8 Procent Amygdalin, die obigen Ergebnisse
‚stimmen mit der letzten Angabe sehr gut überein. |
Ein Versuch zur directen Amygdalinbestimmung
wurde in folgender Weise ausgeführt. Die von Oel
befreiten fein gepulverten Mandeln wurden in siedendes
Wasser eingetragen und etwa 10 Minuten gekocht. Diese
über Bittermandewasser. 5.
Lösung wurde der Dialyse unterworfen, nach den An- |
gaben von Graham, Fresenius’ Zeitschrift, Seite 269.
' Nach 24 Stunden wurde die klare amygdalinhaltige Flüs-
- sigkeit zur Trockne abgedampft, mit 8Oprocentigem Wein-
geist ausgekocht, dieser verdunstet und der Rückstand
neben Schwefelsäure ausgetrocknet. 13 Grm. sicilianische
‚Mandeln gaben 0,4585 Grm. Amygdalin — 3,44 Proe.,
' welches Spuren von Krystallisation zeigte, aber wohl
noch nicht ganz rein war. Da ich nur diesen einen
Versuch mit einem kleinen improvisirten Dialysator an-
gestellt habe, so kann ich nicht sagen, ob die Ueberein-
stimmung mit der Cyanbestimmung nur eine zufällige ist.
Jedenfalls ist dieses Resultat sehr ermunternd für weitere
in grösserem Maassstabe auszuführende Versuche.
| Hinsichtlich der Ag. amygd. amar. bin ich der Pharm.
bor. VII. gegenüber, die bekanntlich in 720 Theilen
einen Theil Cyanwasserstoff verlangt, der Ansicht, dass
man stärkere Destillate mit Wasser, welches !/, Alko-
hol enthält, bis zu diesem Punct verdünnen, dann aber
durch Zerlegung des Cyanammoniums mittelst entsprechend
' wenig Mineralsäure die freiwillige Zersetzung des Präpa-
- rats verhindern muss. Ich nenne es eine Absurdität, wenn
eingeworfen wird, der Zusatz dieser Säure sei aus dem.
Grunde unstatthaft, weil ihn die Pharmakopöe nicht vor-
schreibt. Wenn es der Mühe lohnte, wäre es leicht,
dieser sonderbaren Scrupulosität die Unwesentlichkeit
nachzuweisen *). |
*) Der Zusatz von Spuren verdünnter Schwefelsäure in den weiter
oben angegebenen Verhältnissen (1 Tropfen verdünnte Schwefel-
säure auf 2 Unzen Bittermandelwasser) hat durchaus nichts Be-
denkliches, sobald er mit Zustimmung der das Bittermandel-
wasser verordnenden Aerzte geschieht. H. Ludwig.
uk - SR:
> Weiter Notizen über das Melin. wi: seine
Umwandlung in Meletin;
von -
W. Stein*).
In meiner letzten Arbeit**) über das Melin habe ich
nachgewiesen, dass dasselbe nicht identisch mit Querci-
melin ist, wie Hlasiwetz behauptet hatte, sondern sich
im vollkommen trocknen Zustande von letzterem: durch
ein Mehr von Wasserelementen unterscheidet. Ich sprach
zugleich die Vermuthung aus, dass die Beziehungen zwi-
schen der Zusammensetzung des Meletins und der beiden
genannten Körper, sobald die Analysen des ersteren un-
zweifelhaft festgestellt seien, sich durch ein Hinzutreten
der Elemente der Ameisensäure zu den Elementen .des
Melins und Quercimelins unter Austritt von den Elementen
des Wassers veranschaulichen lassen.
Auf die Bemerkungen, zu welchen meine Anbei
Herrn Prof. Hlasiwetz veranlasst hat, näher einzugehen,
glaube ich unterlassen zu dürfen. Ich spreche nur das
Bedauern aus, dass er meine gewiss schonende Wider-
legung seiner Ansichten nicht richtiger zu würdigen wusste.
Wichtiger ist es, dass unabhängig, aber mit mir zu
gleicher Zeit, die Herren Zwenger und Dronke über
denselben Gegenstand gearbeitet haben, und, was das.
' Thatsächliche betrifft, zu denselben Rede gelangt
sind wie ich ***). Nur unsere Interpretationen der. gewon-
nenen Resultate weichen von einander ab.
Sie haben sogar, was mir zu meinem Bedauern
früher entgangen ist, schon vorher einen werthvollen
Beleg für den von mir aufgestellten Satz geliefert, dass
es eine Gruppe von natürlich vorkommenden gelben Farb-
.stoffen gebe, welche unter einander in ähnlichen Be-
*) Vom Herrn Verfasser als Separatabdruck eingesandt. Ludwig.
*%) Journ. für prakt. Chemie. LXXXV, 351 und Programm der
polyt.Schule zu Dresden 1862. Vgl.d. Arch.d.Ph. Bd. CLXU, 97.
##*=) Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXIIU, 148,
2 en 2. see Nu
2 Seren IT, Er .
„2
RS “
das Melin und seine Umwandlung in Meletin. 55
7
»
(5
FA;
x ziehungen ‚stehen wie die verschiedenen ‚Zuckerarten. Das
' von ihnen entdeckte Robinin *) steht ‚nämlich zwischen
Melin und Quercimelin, indem es mehr Wasserelemente
als letzteres und weniger als ersteres enthält, mitten inne.
Nach ihnen hat:
Melin die Formel C50H32034
Robinin....... 0... C50H30 032
Quercimelin...... C50H23 030,
Ich erlaube mir daher, ihnen vorzuschlagen, dass sie
demselben den Namen Robinimelin oder, weil es aus den
Blüthen gewonnen wird, Anthomelin geben möchten.
Der Körper, den ich in den Blüthen von Cormus
mascula beobachtet und seinen Reactionen nach für Melin
gehalten habe, ist möglicher Weise nichts anderes als
| - Robinin.
Leicht möglich, dass eine weitere Verschiedenheit
dieser Verbindungen in der verschiedenen Gruppirung
der Atome liegt, und die eine mehr, die andere weniger
Saccharid enthält, worauf Zwenger und Dronke in
ihrer Arbeit Rücksicht nehmen. Ich glaube jedoch, dass
dies vorläufig noch nicht bewiesen ist, da ich bei gleicher
‘Arbeit mit demselben Material sehr verschiedene Mengen
von Meletin erhalten habe. Indessen giebt doch die hier-
über von Rochleder, der auf diesem Gebiete der For-
‚schung Meister ist, abgegebene Meinung der Erscheinung
‚ein grösseres Gewicht. Ge
Vergleicht:man die Formeln, welche Zwenger und
Dronke dem Melin und Quercimelin gegeben haben,
mit der von ihnen für das Meletin angenommenen, so ergiebt
sich, dass zwischen beiden die von mir hervorgehobene
Beziehung vorhanden- ist. Denn fügt man zu:
C50H32034 — Melin .
dieElemente v. Ameisensäure 2 13
ii — (52433037
_ und zieht hiervon ab | ı3 ı3 —13At. Wasser,
- so bleiben C52H2002%4,
*) Ann. d. Chem. ü. Pharm. Suppl. I. 257.
; a zwei Atome Meletin nach ir Tanke rsgmon,
die es von den genannten Herren erhalten hat.
'»Was man auch gegen die von mir zur ai
lichung der Beziehungen zwischen Meletin und einigen
anderen Körpern angenommene Ansicht einzuwenden haben
möchte, man wird ihr die aus den Resultaten der Ana-
lyse ungezwungen hervorgehende Berechtigung und die
Uebersichtlichkeit nicht bestreiten können, auch wenn
man nicht zugeben will, dass zugleich die Entstehungs-
: weise des Meletins durch sie angedeutet werde. Diese
Beziehungen sind sogar hervorgetreten, ungeachtet die
Herren Zwenger und Dronke den fraglichen Verbin-
dungen ganz andere Formeln beilegen als ich. In den
verschiedenen Formeln liegt überhaupt der einzige Difie-
renzpunct, der noch zu entscheiden übrig bleibt, und
zwar fragt es sich, ob im Melin und Quereimelin Sauer-
stoff und Wasserstoff zu gleichen Atomen, und wie viel
Kohlenstoffatome in diesem und dem Meletin angenom-
men werden müssen. Die erste Frage lässt sich aus den
Elementaranalysen beantworten, und ihre Beantwortung
ist, wie mich dünkt, nicht schwer. Die zweite muss aus
den relativen Mengen der Spaltungsproducte beantwortet
werden und ist schwieriger.
Die Beantwortung der ersten Frage erscheint mir
leicht, weil es nur eilt, das Verhältniss zwischen Wasser-
stoff und Sauerstoff zu prüfen, wie es die vielen vorhande-
nen Analysen nachweisen. Man kann und muss dies
vor allen Dingen ohne Rücksicht darauf thun, dass aus
dem Melin das sauerstoffreichere Meletin durch Spaltung .
„entsteht. Wollte man dies nicht thun, so würde man
der Speculation ein grösseres Recht einräumen als den
Thatsachen, was doch offenbar unstatthaft wäre.
Aus den Mittelzahlen der vorhandenen Analysen er-
geben sich nun die folgenden Verhältnisszahlen:
*“ Bornträger. Rochleder und Hlasiwetz.
H 5,54: 0 44,16 H 5,70 :0 44,15.
aid: 7,971. Hl 7,145. . a
N a Di FE En N Fr Ba Fe In a a Re RE 2
DE NEE 3 a Are a ee a >
NE / a Ran U FR Ham . i WAT et A
4 ri a N ER s a SAFE I
“ : e . j As
er über das Melin u seine ng: in Meletin. DIE
Astern 853. Stein (1862).
H 5,545 : O: 43,608 | H 5,65 : © 44,39
see ln 7,864 a 2 BE 7,856.
Zwenger und Dronke Zwenger und Dronke
(aus Raute). (aus Cappern).
H. 5,52 .::O 45,04 H 5,425 :.O. 45,005 »
a 8,158. = 4: 8,295.
Man könnte glauben, die früher analysirten Producte
von grünlicher Farbe seien sauerstoffärmer gewesen in
Folge einer Beimengung von Phytochlor. ‘Wäre dies
aber die wahre Ursache des Sauerstoffverhältnisses, dann
müssten sie nothwendig auch einen höheren Wasserstoff:
gehalt zeigen, und es müsste das im Jahre 1862 von mir
_ analysirte Product, was auf das vollkommenste gereinigt
war, doch eine markirte Verschiedenheit zeigen.
_ Um indessen hierüber alle Zweifel zu beseitigen,
stellte ich nochmals nicht weniger als !, Pfund Melin
aus chinesischen Gelbbeeren dar, löste das rohe Product
in Weingeist und fällte es mit Bleiessig in fünf Portionen
aus, Den dritten Bleiniederschlag zersetzte ich mit
Schwefelwasserstoff und analysirte das durch Ausziehen
des Schwefelbleis mit Alkohol erhaltene und durch Wasser
ausgefällte, rein gelbe Product.
0,218 hinterliessen keine Asche und lieferten 0,400
Kohlensäure —= 0,109090 C, 0,111 Wasser —= 0, 012333 RA;
'in.100 Theilen:
C 50,041
H 5,657
O 44,302.
Hi 3.04 483%,
Da diese Analyse mit dem Mittel meiner Auabyacht
von 1862 vollkommen übereinstimmt, so ist dadurch der
Beweis geliefert, dass ich in beiden Fällen reines Material
unter den Händen hatte, und ich glaubte von weiteren
Analysen absehen zu dürfen. Zugleich beweisen die
Resultate aber auch, dass die Zahl der Sauerstoffatome
| e% 2 ‚5% Ar % =; ER nr
SR Stein, rn. u ER
3 j im \ Melin nicht grösser sein kann ale die ab w asser-
. stoffatome. | | iD A Hosen
Te
Die von mir wiederholt ebfandende Verhältnisse
- stehen in Uebereinstimmung mit allen übrigen, nur die
von Zwenger und Dronke weichen davon ab, indem
- sie ein grösseres Sauerstoffverhältniss nachweisen. Ich
glaube indessen für die Abweichung die Erklärung ‚geben |
. zu können.
Um zu ermitteln, ob es vielleicht möglich sei, die
Elemente der Ameisensäure dem Melin direct einzuver-
leiben und es dadurch in Meletin überzuführen, stellte
ich eine grosse Zahl verschieden abgeänderter Versuche -
an, ohne indessen mit Sicherheit zu dem erwarteten
Resultate zu gelangen. Ich machte dabei die Beobach-
tung, dass die Ameisensäure bei sehr kurzdauernder
Berührung schon das Melin spaltet. Zum Beweise dessen
führe ich die Resultate eines Versuches an, wo ich in
concentrirter wässeriger Ameisensäure Melin kochend löste,
das beim Erkalten wieder Abgeschiedene nach vollstän-
digem Auswaschen der Säure in Alkohol löste und diese
Lösung in verschiedenen Portionen mit Wasser fällte.
Die Analysen der verschiedenen Producte führe ich unter
1, 2 und 3 an, ohne damit die Reihenfolge ihrer Aus-
Scheiding zu bezeichnen, auf die ich nicht geachtet habe.
1) 0,250. — Asche 0,00025.
Kohlensäure 0,4495 — 0,1225908 0.
Wasser 0,107 = 0,01188 H.
2) 0,273. — Asche 0,0005.
Kohlensäure 0,520 — 0,141818 C.
Wasser 0,117 — 0,01300 H.
3) 0,101. — Asche 0,00075.
Kohlensäure 0,2175 — 0, 059316 CH
Wasser 0,037 — 0,004111 H.
In 100 Phäilen:
1. 2. BE
C .49,085 52,043° 59,168
H: 4,760 =.4,770 4,100
O 46,155: 43,187- 36,739.
Hz
; an Pa A vr
. ' en S > Ä a
ae, Fu a r ,
N u
über das Melin und seine > Umwandlung i in Melein 59. =
e Wereleicht man das Verhältniss des Wisnerstoßi zum
' nerstoff i in diesen Analysen mit dem wie es das Meletin
| zeigt, so stellt es sich wie 1:9, also mit letzterem
gleich dar, und man könnte wohl annehmen, es seien
alle drei Producte Meletin, 1 und 2 aber mit einem
grösseren Wassergehalt, der bei 1100 nicht entfernbar ist.
'Indessen erfordert dies doch noch weitere a von
_ denen ich vorläufig absehen muss.
„Bei höherer Temperatur in geschlossenen Röhren,
wie später angeführt werden wird, wirkt die Ameisen-
säure wie Schwefelsäure. 1 Grm. Melin mit 60 Tropfen
wässeriger Ameisensäure auf 1100 erhitzt, lieferte nach
"Abzug des Ulmins 0,462 Meletin.
Die Ameisensäure besitzt überdies in herein
Weise das Vermögen, die Löslichkeit des Melins in Wasser
zu vermehren und es in eine in Wasser lösliche, im Ver-
halten dem Farbstoffe des Strohes und der gelben Blätter
ähnelnde Substanz zu verwandeln. Es erinnert dies an
die Umwandlung des krystallisirbaren Zuckers in Schleim-
zucker, und man könnte das so veränderte Product
„Schleimmelin“ nennen. |
Analog der Ameisensäure, nur ewige wirkt die |
- Essigsäure, wie die folgenden Analysen 1 und 2 beweisen.
Das Material zu denselben ist dadurch erhalten worden,
dass ich in Essigsäure von circa 60 Proc. Hydratgehalt
Melin kochend löste, das nach dem Erkalten anskrystalli-
sirte in Alkohol löste und die alkoholische Lösung durch
Wasser fällte.
1) 0,265. — Asche 0,0005.
Kohlensäure 0,505 — 0,137724 U.
Wasser 0,121 = 0,013444 H.
2) 0,226. — Asche 0,0005. |
- Kohlensäure 0,4285 — 0,116863 C.
Wasser 0,1015 —= 0,011277 H.
Beide Proben waren bei 1200 im trocknen Luft-
strome getrocknet und zeigten daneben das Eigenthüm-
liche, dass ihre etwas grünliche Farbe in eine rein gelbe _
2 Mieiking, Ihre eek redueirten die alkalische Kupfer 4
- lösung. a
BE ion 100 Theilen:
1. 2.
C ' 52,069 51,823
H 5,082 5,000
O 42,847 43,177 |
Verhältnis vonH:O = 1:84 — 1:86.
Die Essigsäure lässt also das Melin nicht unver-
ändert auskrystallisiren, wie man früher annahm, sondern
"erhöht unverkennbar den Sauerstoff- und Kohlenstoffgehalt,
d.h. sie bringt eine partielle Spaltung desselben hervor.
Daraus erklärt sich das Resultat der von mir 1852
mitgetheilten Analyse, welche Herrn Prof. Hlasiwetz,
obgleich sie nur vereinzelt dastand, von einem
‚meinerSchüler ausgeführt war, und von allen andern
bis dahin bekannten abwich, zur Aufstellung seiner irr-
thümlichen. Ansicht verleitete. |
| Die Herren Zwenger und Dronke haben nun
ihr sonst wohl gereinigtes Material mit einer Flüssigkeit,
welche Essigsäure enthielt, erhitzt, bis die Säure ver-
_ dunstet war, und dies genügt, wie ich glaube, um das
grössere Sauerstoffverhältniss, was sie gefunden haben,
‚zu erklären.
| Uebrigens ist ausserdem noch zu berücksichtigen,
. dass das Melin, namentlich, wie es scheint, im aufgelösten
Zustande, gar nicht unveränderlich ist. Wenn man die.
I olchachen Lösungen verdunstet, so bildet sich nach
meinen Beobachtungen an den Stellen, wo ein Theil’ ver-
trocknet, eine bräunliche Substanz, auch wenn das ge-
löste Material sehr rein war. Wenn man andererseits
_ die alkoholischen Lösungen mit Wasser fällt, so erhält
man eine Mutterlauge, die bräunlich gefärbt ist, kein
| krystallinisches Melin mehr liefert, und nach dem Ver-.
dunsten einen braunen amorphen Rückstand (Schleim-
melin) hinterlässt. Von verschiedenen Darstellungen zeigte
derselbe die nämlichen Eigenschaften. Er war in Wasser
RE Toicht löslich, wurde. durch Schwefelsäure nicht ER in
Meletin verwandelt, redueirte Kupferoxydlösung schwach,
‘ wurde von Leimlösung gefällt, verhielt sich aber im
%
. über das Melin und seine Umwandlung in Meletin. Grin
Uebrigen wie unreines Melin. — Die folgenden Proben
1 und 2 sind von verschiedenen Darstellungen und bei
1000 getrocknet.
1) 0,224. — Asche 0,030. |
Kohlensäure 0,344 — 0,09381818 C.
Wasser 0,093 = 0,010333 H.
2) 0,2515. — Asche 0,007.
Kohlensäure 0,4505 — 0,12286365 C.
Wasser 0,122 — 0,012444 H.
In 100 Theilen:
1. 2.
C 48,366 50,250
H 5,326 5,089
16) 46, 308 44, 661
Die Beantwortung der zweiten Frage verlangt die
Bestimmung der Menge und Zusammensetzung der Spal-
tungsproducte des Melins, die jedoch vorläufig, was die
Menge betrifft, noch mit einiger Unsicherheit behaftet ist.
Die folgenden Versuche, welche ich zur Beantwor-
tung dieser Frage unternommen habe, sind in zuge-
schmolzenen Röhren ausgeführt worden, um die Bedin-
gungen, unter denen die Ausführung erfolgte, nicht bloss
für die verschiedenen Versuche jeder Reihe gleichförmig
' zu haben, sondern sie überhaupt genauer bestimmen 2 zu
können. '
8.
2 Röhren mit je 2 Grm. lufttrocknem 'Melin von
'4,4 Proc. Wassergehalt bei 1000, 20 CC. Wasser und
15 Tropfen rectificirter Schwefelsäure bei 1000 5 Stunden |
lang erhitzt.
Gewicht des Meletins bei 1000 bittodlEnst
0,995 0,975...
Von 100 Theilen wasserfreien Melins:
0,520 0,510.
2 at EN. Be” Ö Ra TUN er EEE TR, a
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| ‚Drei Röhren, a, 2,83) enthichtä je: en ie uft-
f% ee Melin mit einem Wassergehalt von 6,4 Proc.,
20.0C. destillirtes Wasser und 1 und 2 je 5; 3 10 Tropfen
rectificirte Schwefelsäure. Der Versuch dauerte 5 Stunden
und die Temperatur wurde auf 1000 C. erhalten. Beim
Oeffnen der Röhren nach dem Erkalten war eine Luft-
verminderung zu beobachten, die, wenigstens der Haupt-
sache nach, auf Rechnung der Luftverdünnung beim
Zuschmelzen der Röhren zu setzen ist. Das gebildete
Meletin wurde auf einem gewogenen und bei 1000 getrock-
neten Filtrum gesammelt, ausgewaschen, bis das Wasch-
wasser nicht mehr sauer reagirte, bei 1100 getrocknet
und gewogen, hierauf in 90proc. Weingeiste gelöst und
das Filter, auf welchem ein brauner Körper (Ulmin) zu-
rückblieb, nochmals gewogen.
Das Filtrat, welches neben dem Saccharid noch un-
verkennbar Meletin enthielt, wurde mit kohlensaurem
' Bleioxyd neutralisirt, das schwefelsaure Bleioxyd abfiltrirt,
. die Flüssigkeit durch Schwefelwasserstoff von aufgelöstem
' Bleioxyd befreit und schliesslich theils im Vacuum, theils
. bei 1000 abgedampft, wobei es im einen wie im anderen
Falle als brauner amorpher ‚Körper zurückblieb. Nach
Abzug des TRPEHNOBRIARNER wog das a
v ”
nA . . h ? z
ne r di nn nd ae Nie,
m. N ne 2" are Zr Sl Zn Zu a A , cs
Meletin 0, 19 0,488 0, 149.
| Bei 3 beobachtete ich zu spät erst, dass ein Glas-
splitter auf das Filtrum gekommen war; es ist also an-
zunehmen, . dass die Menge des Meletins auch in diesem
Versuche mit den beiden anderen übereinstimmt.
| 1. 2:
Gewicht des Saccharids 0,443 0,375.
Von 3 verunglückte der Versuch. |
Auf wasserfreiee Melin berechnet sind die erhaltenen ®
‚Mengen:
von; Melin. ;,,1..*; 0,169 0,467
von Saccharid ... 0,473 0,400
0,942 0,867. -
über Bu Melin und seine Givendlung 5 in Meletin. 6
ES Re Hy MIBENN, Hess DE N A A:
Di SE ra a
Pr MR ‘y “
a u PL aAE We, ur . Fa Au
Emie: Bestimmung des Saeskäride von 2 kann, wie ar
a man. sieht, unmöglich richtig sein, obgleich ich nicht
weiss, wo und wie ein Fehler dabei untergelaufen abi;
. II. ; ua
Vier Röhren enthielten je 1 Grm. lufttrocknes Melin
mit 5,6 Proc. Wassergehalt, eine fünfte 2 Grm. desselben. |
und je 10 Tropfen Schwefelsäure. Der Versuch dauerte
24 Stunden, die Temperatur war 1100C. Im Uebrigen
war Alles wie bei Il. Gewicht des Meletins nach ARIE |
des Ulmins: R
} Au. 3. 4. 5.
0,470 0,439 0,451 0,454 0,930
Für 5 beträgt also das Owicht pr. 1 Grm. 0,465
Gewicht des Saccharids: | \
| 0,441 0,442 0,446 0,656 1,002
bei 5 kommen auf 1 Grm. 0,501
Auf "wasserfreie Substanz berechnet: :
Meletin..... 0,497 0,466 0,477 0,480 0,492
‘Saccharid.. 0,467 0,468 0,472 0,694 0,530
0,964 . 0,934. 0,949 1,174 1,022.
IV; |
Fünf Röhren mit je 1 Grm. wasserfreien Melins,
im. Uebrigen wie II. Die Lösung des Saccharids wurde
mit’ essigsaurem Baryt vorsichtig ausgefällt und bei 80 — 900
abgedampft und ausgetrocknet.
1. RR 4. B:
Meletin..... 0,473 0,467 0,473 0,468 0,540
Saccharid .. 0,448 0474 — — 0,469
0,921 0,941 1,009.
Nimmt man aus meinen Versuchen das Mittel mit
Ausschluss der Zahlen, welche unter 0,40 und über 0,49
‚liegen, so erhält man für: :
Meletin aus 11 Versuchen die Zahl 0,475
Saccharıdaus8 _, 5 „.:0,459
| | 0,934.
engen, nad Bi habe 39,24 Bis 43,25 BE
| Meletin. gefunden, , die Menge. des. Snecharide, ah von
ihnen nicht bestimmt worden. |
„Es würde leicht sein, die Abweichungen. der. an
Versuche unter einander mit dem Hinweis darauf zu er-
klären, dass ein Theil Meletin stets in die Lösung des.
Saccharids übergeht. Es folgt aber auch ein Theil U-
min dem Meletin, wenn man, wie ich bei meinen Bestim-
mungen gethan, es mit Alkohol löst. Diese beiden ent-
gegengesetzt wirkenden Fehlerquellen dürfen aber sich
nahezu compensiren. Man könnte ferner denken, dass
in den Fällen, wo auffallend mehr Meletin erhalten wor-
den ist, die Spaltung nicht vollständig stattgefunden habe.
‚Ich habe deshalb das Meletin vom Versuche 5, III., ohne
es weiter zu reinigen, analysirt:
0,244; Asche unwägbar.
0,533 Kohlensäure — 59,575 Proc. 0.
0,0975 Wasser =. AAN Proc. H.
Ein durch Bleiessig gereinigtes, ungewöhnlich schön
krystallisirtes Meletin hat mir folgende Zahlen BER: H.
0,2285; Asche unwägbar.
0,4985 Kohlensäure — C 59,498 Proc.
0,0760 Wasser = H.. 3,201 Pxoe:
Der Wasserstoffüberschuss von 5. lIlI. hat seinen Grund -
offenbar in dem schon aus dem braunen Ansehen des
Präparates erkenntlichen Gehalt an Ulmin. Die Zersetz-
barkeit des Meletins selbst durch Säuren reicht endlich
ebenfalls nicht hin, um die grösseren Abweichungen zu...
_ erklären. Denn 0,899 Grm. trockenes Meletin lieferten, mit
20 CC. Wasser und 10 Tropfen Schwefelsäure 12 Stunden.
lang erhitzt u. s. w., 0,885 bei gleicher Temperatur ge-
trockneten Rückstand; Ir Verlust war also sehr unbe-
‚deutend. e
Hiernach heit es mir nicht wahrscheinlich, ER
die Mehrausbeute an Meletin ihren Grund in einer un-
vollkommenen Spaltung oder einer theilweisen Zersetzung -
7 des Meletins habe. Ich bin vielmehr der Ansicht, dass. |
rg
aber ar Hl ı und seine Umiwondtung in "Melstin. 65
Sa das Meletin noch ein Zucker im Melin vorgebildet
existirt, so wenig als Kohlensäure und Alkohol im Zucker,
aus dem sie sich bei der Gährung abscheiden, und dass
deshalb bei der Zersetzung des letzteren durch vielleicht
rein zufällige Umstände bald etwas mehr, bald etwas, |
weniger davon erzeugt werden kann.
2
Allerdings wird unter im Wesentlichen gleichen Um-
ständen das gestörte Gleichgewicht zwischen den Mole-
külen der Verbindung in gleicher. Weise sich wieder her-
zustellen suchen, und deshalb werden der Regel nach die
Mengen der einzelnen Zersetzungsproducte bei verschiedenen
Versuchen nicht sehr bedeutend von einander abweichen,
allein auch bedeutendere Abweichungen wird man nicht
eher als in der innern Constitution der Substanz begründet
ansehen können, als bis ihr Auftreten als constant für
eine solche erwiesen ist.
Liefert nun aber das Melin durchschnittlich 47,5 Proc.
Meletin und dieses 59,627 Proc. Kohlenstoff, so repräsen-
tiren erstere 28,322 dieses Elementes, welche bei der
Spaltung aus dem Melin austreten. Setzt man diese Kohlen-
stoffmenge gleich 20 Atomen, so sind die 50,041 Proc.
Kohlenstoff des Melins = 36 Atomen und danach er-
geben sich folgende Formeln:
zur Melm... 200%: 036 H2+024
SAMEISHE Herin C20H7 093
„ das Saccharid.. C16H17O1I5
Die hier angenommenen Formeln empfehlen sich
durch ihre Einfachheit und stehen im Einklang mit den
analytischen Bestimmungen, man wird sie also wohl so
lange annehmen können, bis weitere Untersuchungen die
Nothwendigkeit complieirter Formeln ergeben.
In Procenten ausgedrückt würde das „Saccharid‘“
genannte Product enthalten müssen:
C=41,2, H=17,3 und O = 51,5 Proc.
und der Wasserstoff verhielte sich zum Sauerstoff wie
1:7. Die Analysen, welche ich mit demselben ange-
stellt habe, zeigen ein solches Verhältniss, und zwar
"Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 1. Hit. 5
die im vorigen Jahre von mir Bei! gemachten üben
1.65 1: 5, und 1:92 Dee une er hatte
‚sogar nahe die obigen Zahlen ae nämlich:
. Kohlenstoff. ... 42,9
Wasserstoff..... 7,0
Sauerstoff..... 50,1.
_ Die neuerdings wieder angestellten Analysen zeigen |
etwas Aehnliches, nämlich
1) 0,263 (nach Abzug der 6,2 Proc. betragenden Asche)
| Kohlensäure 0,398. Wasser 0,172.
2) 0,1643.
Kohlensäure 0,258. Wasser 0,114.
3) 0,144. |
| Kohlensäure 0,221. Wasser 0,103.
4) 0,222.
Kohlensäure 0,377. Wasser 0,142.
5) 0,2925. Asche 0,002. ne
Kohlensäure 0,4605. Wasser 0,1825.
! 4 4 3. N ee
ae ‚41,27 42,77 41,85 46,31 3
Ser > BA RRNN 7,26 7,70 7,94 7,10 6,93
EL, 51,47 49,53 50,21 46,58 49,84
H:0=1:708 1:64 1:632 1:652 1:719
Die Abweichungen erklären sich theils durch die
Schwierigkeit der Austrocknung, theils durch die Ver-
änderlichkeit der Substanz schon bei 1000 C. Im Wasser
und Alkohol war das von mir dargestellte Product nicht
mehr vollständig löslich, es blieb ein brauner ulminartiger
Rückstand. Ich habe gefunden, dass beim Sättigen der
Schwefelsäure mit kohlensaurem Bleioxyd sowohl als mit *
kohlensaurem Baryt etwas von den Basen in Lösung
überging, was durch Kohlensäure nicht ausgefällt werden
konnte. Das Spaltungsproduct ist demnach ein Gemenge
*
« 2
*) Diese Probe war nach Auflösung zweier Portionen durch Aether, ©
wovon die mittlere Portion 42,185 C, 6,419 H und 51,396 O
enthielt, also ein Kohlenhydrat war, durch Verdampfen der
ätherischen Mutterlauge erhalten und bei 80— 900 getrocknet Kr
worden.
N
' r das Melin ed seine Umwandlung in Meletin. 67 ER
e “ von ehneren Stoffen, worunter einer den Charakter einer
Säure besitzt. Dass darunter ein den Kohlenhydraten
gleich zusammengesetzter Körper, von zuerst süssem,
hintennach kitterem Geschmack sich befindet, davon habe
ich bei meinen neuesten Versuchen mich überzeugt, n-
dem ich die Schwefelsäure durch essigsauren Baryt ent-
fernte und die alkoholische Lösung der getrockneten.
Masse in verschiedenen Portionen durch Aether fällte.
Man könnte Zweifel gegen die Beweiskraft der an-
geführten Analysen erheben, indem man auf die Ver-
änderlichkeit der Substanz hinweist. Diesem gegenüber
muss aber bemerkt werden, dass die Zusammensetzung
des zweiten Theiles der Spaltungsproducte im Allgemeinen
schon durch die Analysen des Melins und Meletins fest-
gestellt ist, welche nicht mehr zweifelhaft erscheinen.
Die angeführten Analysen haben also im vorliegenden
Falle nur den Werth eines Beweismittels zweiter Ord-
nung. ‘Dessen ungeachtet konnte ich ihre Anführung
nicht für’ überflüssig halten, weil sie einen Wasserstoff-
überschuss geliefert haben, die Substanz mochte im Vacuum
oder bei Zutritt der Luft aus der es abgeschieden
worden sein.
Zum Schlusse gestatte ich mir einer Beobachtung
Erwähnung zu thun, welche mir von einem Freunde,
Herrn Tempsky in Prag, den ich auf die Beziehungen
der gelben und grünen Farben aufmerksam gemacht
hatte, mitgetheilt wurde. Herr Tempsky besitzt näm-
lich ein Herbarium, in welchem 70 Jahre alte Pflanzen
‚sich befinden, und es zeigen sich daran die Blüthen der
Primulaceen blau und blaugrün geworden, während die
der Ranunculaceen nur abgeblasst sind. Auch auf das
Blauwerden der Mercurialis in den Herbarien machte
mich derselbe äufmerksam und offenbar sind diese Er-
scheinungen wohl geeignet zum Ausgangspuncte für weitere
Forschungen zu dienen.
Ich habe mich im Vorstehenden auf die Besprechung
des Melins beschränkt und behalte mir vor, in einer
5*
aateren Abhandlung auf das _Quereimelin. zurück.
kommen.
Nachtrag.
Notiz über das natürliche Vorkommen es
Paracarthamins,
Der Stoff, den ich in meiner letzten Arbeit als Para-
"earthamin bezeichnete, ist vorzugsweise durch sein Ver-
halten gegen Säuren und Alkalien charakterisirt. Während
er nämlich im neutralen Zustande grüngelb oder bräun- -
lich gefärbt erscheint, nimmt er durch Säuren eine rothe
und durch Aetzkali (auch Bleiessig) eine grüne Farbe an.
Zieht man mit Alkohol, der mit salzsaurem Gase
gesättigt ist, gewöhnlichen Kork aus, so erhält man eine
schön rothe Lösung, welche sich ebenso verhält, wie die
Lösung von Paracarthamin. Auch die rothe Rinde von
Cornus sanguinea wird mit alkoholischer Kalilösung bis-
"weilen über und über, bisweilen nur an einzelnen Stellen
' grün, und dass das beschriebene Verhalten mit dem des.
Dahlienfarbstoffs übereinstimmt, fällt sofort in die Augen.
Das aus dem Pflanzengelb künstlich herstellbare Roth
scheint demnach mehrfach in dem Pflanzenreiche fertig
2 gebildet vorhanden zu sein.
+
- Glasdecke, im gewöhnlichen hydraulischen Kalk liegt der
Kalk frei. Daher zieht dieser mehr Wasser und Koh-
1E. Monatsbericht.
Unterschied von Portland-Cement und genöhnlichen
hydraulischen Kalk.
Im Portland-Cement ist der thonige Bestandtheil ge
schmolzen und schützt den Kalkbestandtheil mit einer
lensäure aus der Luft an als jener und verdirbt leichter.
Die Engländer finden den Unterschied durch Kosten;
den ätzend schmeckenden verwerfen sie, den von mildem
Geschmack (der Aetzkalk ist dann von der glasigen Decke
umbhüllt) erkennen sie für gut. Zum Trocknen, Brennen
und Mahlen von einer Tonne Portland-Cement wird etwa
eine Tonne Steinkohlen verbraucht. Eine Dampfmaschine
von 12 Pferdekräften kann täglich 50 Tonnen mahlen.
Die Kosten einer Tonne belaufen sich noch nicht auf
‚2 Thlr., in Berlin wird dieselbe für 41), Thlr. verkauft:
also über 100 Proc. Gewinn. (Zeitschr. für Bauhandwerker
— rad Wochenschrift Nr. 5.)
Veber Verkieselung der Cemente,
Alle Cemente, von welcher Beschaffenheit sie auch
sein mögen, haben noch grosse Uebelstände bei ihrer
Verwendung. Allen diesen Uebelständen soll durch die
Verkieselung abgeholfen werden, die man mittelst einer
- Auflösung von kieselsaurem Kali oder ‚Natron (Wasser-
elaslösung) durch oberflächliche Anwendung einer 22- bis
23 grädigen Lösung bewirkt.
Durch dieses neue und wohlfeile Verfahren — pro
Quadrameter nicht mehr als 25 bis 30 Centimes kostend
— erhält der Cement eine sehr grosse Härte und kann
in diesem Zustande von der Luft und der Feuchtigkeit
‚ nicht angegriffen werden; auch widersteht er den härte-
i
. sten Frösten, der Wirkung des Meerwassers und der Sal-
E _ peterbildung: er kann ferner mit allen Farben angestrichen
erden une man kann durch den kieseligen Anstrich den
69
re
a Kit für Serpentingefäune. | ie Re Ya
Er > er E
von Cement hersteller künstlichen SR: alle Nüancen
der gewöhnlichen Malerei geben, wobei man jedoch die An-
wendung des Kremmserweisses (Bleiweiss) ausschliessen
muss, das man sehr gut durch sogenanntes Blanc fixe
(künstlichen feinzertheilten schwefelsauren Baryt) oder
durch Zinkweiss ersetzt. ( Försters Bauztg. 1861. 8. 136.)
| | 8°),
Veber das Einkitten der Porcellanschlen. -
Zur Verwendung eines Kittes, welcher der Wärme
und dem Wasserdampfe widerstehen muss oder um pas-
sende Abdampfschalen von Porcellan in den Schlussring
zu befestigen, empfiehlt Ricker den Portland-Cement.
Nach demselben verfährt man am besten auf folgende
"Weise: man stülpt die Schale umgekehrt auf einen Trä-
ger, so dass die Handhaben des aufgelegten Messingrin-
ges frei herabhängen, verschmiert die Fuge zwischen
dem untern Rand des Ringes und der Schale mit Thon
und giesst alsdann von oben einen Brei ein, den man
sich aus Portland-Cement und Wasser unter Zusatz von
etwas Wasserglas bereitet hat, bis der Raum zwischen
Ring und Schale vollständig ausgefüllt ist; alsdann streut
man so lange trockenen Cement darauf, als noch aufge-
genommen wird, streicht beständig mit dem Finger glatt
und stellt, nachdem man mit einem -feuchten Schwamme
alles Ueberflüssige weggenommen, die Schale einige Tage
‚bei Seite, worauf man sie dann zur Benutzung verwenden
kann. (N. Jahrb. der Pharın. Bd. 18. 3.) Be:
Kitt für Serpentingefässe.
Eine Serpentinschale, deren Boden in einem
‚Stück weggebrochen war, kittete Hanstein auffol-
gende Weise. Er schmolz in einem eisernen Löffel mit
Ausguss 1 Th. Piz burgund. und 3 Th. Flor._ sulfur.
Nachdem die Schale und das Bodenstück so heiss gemacht
worden, dass der Kitt, auf die Bruchfläche gegossen, voll-
ständig im Fluss bleiben, konnte, goss er solchen auf und
drückte schnell Schale und Boden fest an einander, um-
band den Mörser mit starker Schnur und nach vollstän-
digem Erkalten und Abkratzen des überflüssigen Kittes,
hatte die Reibschale einen ganz reinen Klang und konnte
wieder wie neu verwendet werden. (Pharm. Wochenbl.)
her /
v
h # ER Amalgamiren galvanischer Zinkelemente. u &
0 Weisse Glasur für Ofenkacheln |
fertigt man in folgender Weise an: 100 Theile reinstes
spanisches Blei und 50 Theile englisches Zinn werden in
einer eisernen Pfanne unter Umrühren caleinirt; das Pro-
duct wird gesiebt und dann gemahlen. Zu 100 Theilen :
der calceinirten Masse werden beigemischt 100 Theile Sand,
etwa 16 Theile calcinirte Soda (caleinirtes reines kohlen-
a Lagern Di u A > Bu 4 er et > Ale a A Da z
1 a ARE RR br Re Sa el eu EEE ei BR
FW 5 Ber; ) Be: "STR An a TE a i al; Re
. 2 3 BEA 3 N N A Ze 1 Bir ; Ka E
; 7 . ae DH ET Yale =,
saures Natron), 6 Theile Kochsalz, 15 Theile Mennige,
worauf das Gemisch in flachen mit Kreide ausgestrichenen
verglühten Thonnäpfen geschmolzen und so eine grünlich-
weisse Masse gewonnen wird, welche gekocht und auf
das Feinste nass gemahlen zum Glasiren der verglühten
Kacheln verwendet wird. — Um eine reine weisse Gla-
sur zu erhalten, ist es durchaus nothwendig, ganz reine
eisenfreie Materialien anzuwenden; eben so ist der Zusatz
von Mennige erforderlich, denn ohne denselben wird zu-.
weilen eine schwärzliche, statt einer weissen Glasur, er-
- halten, weil möglicherweise Zinnoxydul vorhanden sein
"kann, welches durch den Sauerstoff der Mennige in Zinn-
oxyd übergeführt und so unschädlich gemacht wird.
(Monatsbl. des Oberländ. Kunst- u. Gewerbever. — Gemeinn.
Wochenschrift Nr. 5.) Bi;
-
Das Amalgamiren galvanischer Zinkelemente;
von Dr. Schwarz.
Bei dieser überaus lästigen Arbeit erscheint jede kleine
Erleichterung derselben wünschenswerth. Bei der gewöhn-
lichen Methode das Quecksilber mit dem Finger oder
einem Wergbäuschehen auf der mit verdünnter Schwefel-
säure angebeizten Zinkfläche zu vertheilen, ist es schwie-
rig die Quecksilberkügelchen aufzufassen und aufzutragen,
weil sie an dem Werge nicht haften. Ausserdem greift
‚die Säure die Haut an und somit dürfte die länger
dauernde Berührung mit dem Quecksilber nachtheilig
wirken.
Die Amalgamation von 70 grossen ringförmigen
Elementen zur Bereitung des elektrischen Lichtes gelang
überraschend schnell und vollständig, indem man diesel-
ben erst in einer Zelle mit sehr verdünnter Schwefelsäure
so lange stehen liess, bis ein kräftiges Aufbrausen eintrat,
und alsdann mit einer gewöhnlichen Metall-Kratzbürste,
die vorher in Säure getaucht war, das in einer Schale
enthaltene Quecksilber aufnahm und einrieb. Die sich
rasch amalgamirenden Messingdrähte boten dem Quecksil-
* = + - Y ir 0, « 7 4 vr
A ES Dt Ra Be Hi ee
wu BR
ber vollständige Adhäsion und entfernten gleichzeitig durch
ihre Reibung die fester sitzenden Oxydtheilchen. In
wenig Stunden und mit einem sehr kleinen Aufwande
von Quecksilber war die Arbeit vollendet. (Breslauer
'Gewerbebl. 1862. Nr. 2.) | Bkb.
Metalle mit Aluminium oder dessen Legirungen zu über-
ziehen; von Thomas Bell in 6ateshead.
- Der Verfasser verwendet zu diesem Zweck ein Bad
bestehend aus dem Doppelchlorid von Aluminium und Na-
trium im wasserfreien Zustande an und erhält dies bei
‚der Temperatur von 1820 C. im geschmolzenen Zustande.
' Die negative Elektrode bildet das Stück von Kupfer oder
sonstigem Metall, welches mit Aluminium überzogen werden
soll. Als auflösliche positive Elektrode kann man Alumi-
nium anwenden, doch ist es vortheilhafter, eine Composi-
tion von Kohle und wasserfreier Thonerde zu benutzen.
Aus dieser Composition presst man Cylinder und caleinirt
dieselben vor ihrer Anwendung in einem geschlossenen
Behälter. Bei diesem Process wird das Chloraluminium
_ mit dem Chlor erzeugt, welches sich durch die Wirkung
j WHRLT A BER ER 2% i j Be j x BE PS ba Er HE u N
RR ER Metalle mit Aluminium zu überziehen.
B
des elektrischen Stromes entbindet. Sehr gut kann man
_ ein Gemisch von Thonerde und Steinkohlentheer, geformt
und caleinirt, oder aus Gas-Kokes angefertigte positive
Elektroden benutzen. |
Bei Anwendung einer aus Kohlenstoff mit oder ohne
Zusatz von Thonerde bestehenden positiven Elektrode lösen
sich während der Operation kleine Kohlenstückchen ab;
- um dieser Verunreinigung vorzubeugen kann man die
Elektrode in ein poröses thönernes Gefäss einschliessen
und dieses in das, das Doppelchlorid enthaltende Bad
stellen. Auch kann man Kryolith statt. des. Doppelchorids:
verwenden, doch erfordert dies eine höhere Temperatur
zum Schmelzen.
Ist eine Ablagerung des Aluminiums auf Kupfer be-
wirkt, so entsteht bei Anwendung 'einer geeigneten Tem-
peratur, wobei sich beide Metalle verbinden, eine Verän-
derung der Oberfläche des Kupfers in Aluminium-
bronze. (London Journ. of arts. Januar 1862. 8. 28. —
Dingler's Journ. Bd. 164. Hft.4. 8. 285.) Bkb.
4
0.0. Ueber den indischen Gussstahl ( Wootz). 73
Chemische Hülfsmittel bei Bohrungen in Stahl;
BEN | von Adolph Scheden _ 112%
Bekanntlich wendet man schon seit längerer Zeit beim
"Bohren von Glas Terpentinöl und noch mit mehr Erfolg
Terpentinöl mit Kampfer an. Dieses Mittels hatte sich
- Herr Scheden beim Bohren von Stahl und Gusseisen
bedient, und der Erfolg war ein sehr. günstiger.
Nach demselben soll jedes andere harzfreie Kohlenwas-
serstofföl z.B. Photogen dasselbe leisten, nur muss auch
hier gehörige Rücksicht darauf genommen werden,. dass
nicht zu viel Del auf ein Mal genommen wird. Die Theorie
der Wirkung scheint in der Hauptsache die zu sein, dass
die flüchtigen Kohlenwasserstofföle die Fähigkeit besitzen,
sich mit Hülfe der durch die Reibung hervorgebrachten
Wärme zwischen die zunächst liegenden einzelnen Kry-
stallpartikelchen des Eisens oder der kieselsauren Verbin-
dungen zu drängen, und so die Cohäsion des betreffenden
Körpers zu lockern. |
‚Ausserdem haben Bohrversuche in Stein und Fels
_ unter Anwendung der mehrgedachten Stoffe schon die
günstigsten Resultate geliefert. (Deutsche Industiezeitung. —
Dingler's Journ. Bd. 164. Hft. 5. 8.393.) BD
Veber den indischen Gussstahl (Wootz).
Die Fabrikation des Wootz besteht darin, dass Stab-
eisen in kleine Stücke zerschroten und diese mit trocke-
nen Holzspänen von Cassia auriculata und einigen grünen
Blättern von Asclepias gigantea oder von Convolvulus lau-
rifolia in kleinen Tiegeln einer entsprechenden Hitze
ausgesetzt werden. Fr&my erblickt in dieser Methode
der Darstellung eine Bestätigung seiner Ansicht, dass
der Kohlenstoff nicht das einzige stahlerzeugende Element
sei, sondern dass dazu noch Stickstoff oder ein Körper
gehöre, welcher den Stickstoff chemisch vertreten könne,
z.B. Phosphor. Er hat nämlich gefunden, dass die Pflan-
zenstoffe, welche zur Erzeugung des Wootzstahls benutzt
werden, viel Phosphor und Stickstoff enthalten. Die Blät-
ter der Asclepias, welche reich an milchigem Safte sind,
liefern den Stickstoff, das Holz der Cassia, dessen Asche
fast ausschliesslich fast nur aus phosphorsauren Salzen
besteht, den Phosphor. Auch die Natur des Stabeisens,
aus welchem der Wootz bereitet wird, kann auf dessen
#
= i e Güte einen Einfluss babat. Dasselbe. ri nämlich stets bei
sehr niedriger Temperatur erzeugt undFr&m Ay weiss aus
‚seinen Untersuchungen über Stahlbildung, dass solches
‚Eisen stets sehr leicht in Stahl übergeht, weil es viel
weniger mit Silicium, Schwefel und Arsenik verunreinigt
ist, als Stabeisen, welches aus einem bei heissem Winde
erblasenen Roheisen gemacht wird. (Compt rend. T. 54. —
Chem. Centralbl. 1862. Nr. 57.) 8 > ke
Kobaltgelb. |
Nach Hayes lässt sich Kobaltgelb leicht RR
wenn man Dämpfe von Untersalpetersäure in eine Lösung
von salpetersaurem Kobaltoxydul, welche etwas Kalı ent-
hält, leitet. Setzt man von Zeit zu Zeit etwas neues
Kali hinzu, so wird alles Kobalt in Kobaltgelb übergeführt.
(Wagners techn. Jahresber. 1861. — FPolytechn. Centralbl.
E.
1862. S. 1307.)
—
Verfahren, Kupfer auf nassem Wege aus Erzen
auszuziehen.
Das Erz wird nach P. Spence zunächst behufs.
der Austreibung des Schwefels und der Oxydation gerö-
stet und dann möglichst fein zertheilt. Man bringt darauf
je 5 Tonnen desselben mit einer Mischung von 5 Centner
‚Salzsäure und dem doppelten Volum Wasser, worin
1 Centner salpetersaures Natron gelöst ist, in Berührung
und lässt die Mischung in einem hölzernen ‚Behälter
24 Stunden lang stehen. Nachher wird die Flüssigkeit. |
abgezapft und das Kupfer durch Eisen daraus niederge-
schlagen. Der Rückstand wird, nachdem er zuvor wie-
der caleinirt ist, noch ein Mal derselben Behandlung un-
terworfen. Vermöge des Gehalts der Flüssigkeit an
Salpetersäure wird das Kupfer leichter und rascher als
. durch blosse Salzsäure ausgezogen, wogegen das Fisen
nur in geringer Menge in Lösung geht. (Kep. FRA ind.
u |
leber Darstellung des grünen Zinnobers,
Vogel hat eine Vorschrift zur Bereitung des grünen
Zinnobers gegeben, wobei direct die Lösung des Berliner-
blaus mit Umgehung eines essigsauren Eisensalzes ange-
‚wendet wird. Man bereitet sich eine Lösung von Ber-.
RAN. ‚ RE BEL HEN MR N ET
, DEI Mr a Be Fr w 1743 19
N ER Yir N id kn p
EM 4 Busch R? SCH ‘ . KR
4 e . 13
Dial Reiner Balke bei der Zuchorfabrikation (2° =
3 ie Blau mittelst etwas Oxalsäure in Wepdbr nd EIER
| ' mischt dieselbe mit einer wässerigen Lösung von chrom-
saurem Kali. Es färbt sich die Flüssigkeit tiefdunkel-
Bi grün und auf Zusatz einer Bleizuckerlösung entsteht ein
grüner Niederschlag, welcher sich bald absetzt und mit
kaltem Wasser ausgewaschen wird. Nach dem Trocknen
auf dem Filtrum wird er fein gepulvert und stellt nun
ein gleichmässiges Pulver von schönem Grün dar. Nach
dem relativen Mengenverhältnisse der 3 Lösungen, des
Berlinerblaus, chromsauren Kalis und des Bleizuckers,
erhält man den grünen Zinnober in den verschiedensten
Nüancen, von tiefem Blaugrün bis zum hellsten Saftgrün.
Um den grünen Zinnober nicht nur eisenfrei, sondern
auch bleifrei herzustellen, wendet Vogel statt des Blei-
zuckers Barytsalze an. ‘Man verfährt dabei wie oben
angegeben, und erhält dadurch nach dem Trocknen und
Pulvern einen Farbstoff in den verschiedensten Nüancen
des Grüns je nach den angewandten Quantitäten der
aumaen. (N. Jahrb. f. Pharm. Bd. 18. 3.) B.
Anwendung neutraler schwefligsaurer Salze bei der
| Zuckerfabrikation;
- aus einem Briefe von Alvaro Reynoso an Dumas.
‚Der zweifach -schwefligsaure Kalk wird auf der Insel
Cuba in grossem Maasstabe angewendet, seies als soleher,
wie er aus New-Orleans bezogen wird, sei esindem man
einen Strom schwefliger Säure in den kalkhaltigen
Zuckersaft leitet. Jedermann ist mit Reynosos Methode
zufrieden und die Resultate sind ausgezeichnet. Anfangs
verstand man dieses Salz nicht anzuwenden, man befolgte
das Verfahren von Melsens, welcher darin fehlte, dass
er zuviel saures schwefligsaures Salz und zuwenig
Kalk verlangte, während nach Reynos’o immer in
alkalisch bleibender Flüssigkeit zu operiren ist.
Darin liegt die ganze Schwierigkeit und das ganze Ge-
heimniss, " um zum Ziele zu gelangen.
Der zweifach - schwefligsaure Kalk widersetzt sich.
1) den Gährungen, 2) entfernt er gewisse Substanzen,
3) entfärbt er die Säfte, 4) verwandelt er gewisse Sub-
' stanzen, die sonst nicht ausscheidbar sind durch Kalk,
Wärme oder Kohle in leicht abscheidbare Substanzen. x
(4. EIER )
76 Methode zur Klärung re Allg etc. u ee :
"Payen erinnert daran, dass Peter und Possoz
| ebenfalls die neutralen schwefligsauren Salze in
_ die Fabrikation des Rohrzuckers eingeführt haben. Auf
‚den Rübenzucker angewendet, seien .die Resultate nicht
Inbie zufriedenstellend. Sie wenden schon seit 1861
x bis 1 Promille des schwach alkalischen schweflig-
sauren Natrons an. . (Compt. rend. 6. Octbr. 1862.)
H. Ludwig.
Anwendung der schwefligen Säure bei der
Zuckerfabrikation.
Calvert theilt mit, dass er bereits vor 10 Jahren
Versuche über die. Anwendung der schwefligen Säure zu
dem erwähnten Zwecke gemacht und sich von der
Nützlichkeit des Verfahrens überzeugt habe. Er fügte
zu 100 Litern Syrup, wie derselbe aus dem Kohlen-
filter läuft, 2 Liter wässerige schweflige Säure, welche
Menge genügt, um den Saft bis zu dem Augen-
blicke, wo er in die Siedepfanne kommt, vor Gährung
zu bewahren. Die Färbung des Syrups während der
Concentration wird unter dem Einflusse der schwefligen
Säure sehr vermindert. Nach Beendigung der Concen-
tration ist auch die Säure vollständig entwichen. Zur
Darstellung der Letzteren wird Schwefel verbrannt und
das Gas durch hohe und weite, mit Bimssteinstücken ge-
füllte hölzerne Gefässe geleitet, während Wasser von oben
herabfliesst und sich sättigt. (Compt. rend. 55. -— Chem.
Uentralbl. 1863. 6.) „087,
Methode zur Klärung zuckerhaltiger Plüssigkeiteh und
| Säfte und zur Wiederbelebung der in der Zucker-
fabrikation benutzten Thierkohle. :
Nach H. Leplay und J. Cubinier lassen sich
‘die absorbirenden Eigenschaften der Kohle für die ver-
schiedenartigen Stoffe in drei Classen theilen, deren Wirk-
samkeit von sehr verschiedener Dauer ist. Die erste
Classe von Eigenschaften wirkt auf die schleimigen,
stickstoffhaltigen, ammoniakalischen, übel-
schmeckenden und riechenden Stoffe. Die Absorp-
tionsfähigkeit für diese Körper ist durchschnittlich in
4 Stunden erschöpft, kann aber völlig wieder hergestellt
werden, indem man einen Dampfstrom durch das Filter
streichen lässt. Das Vermögen, Alkalien, Kalk, Kalk-
'salze und andere Salze aufzunehmen, soll, je nach
+
„r
-
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D.g*
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der Alkalität der gereinigten Säfte und Syrupe, 6—8 Mal
j
K167
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so lange dauern; es wird durch Uebergiessen mit ver-
dünnter Salzsäure und Waschen mit Wasser wieder er-
- neuert. Die dritte Classe begreift das Entfärbungs-
vermögen der Kohle; es soll 30 — 40 Mal so lange
währen, wie die Eigenschaften der ersten Classe, und
dann durch Kochen mit verdünnter Aetzlauge wieder her-
gestellt werden. — Durch diese Wiederbelebungsprocesse,
die entweder in den Filtern selbst oder in diesen ähnlichen,
besonderen Apparaten vorgenommen werden, soll die
Absorptionsfähigkeit der Kohle stets wieder auf den
ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden können,
ohne dass sich jedoch dieselbe über diesen hinaus da-
durch steigern liesse. Letzteres wollen Leplay und
Cubinier durch Uebergiessen der Kohle mit verdünnter
Lösung von saurem phosphorsauren Kalke erreichen;
wodurch die Fähigkeit der Kohle, fremde Stoffe aufzu-
nehmen, sehr erhöht werde und welches Verfahren sich
beliebig vornehmen lasse. (Chem. News. 1862. 5.) B.
— _[...0
Die Hofl’schen Malzpräparate.
Wittstein macht im Nachstehenden seine Erfah-
vr
N Ce a 7 DES Zn Be ABER u" NE SE TE DE KU ee ac
1 EST TERRA
ee N HT NE N n ee
= ‘ ee ° RT HL . .*
Die Hofschen Malspräparate. m
rungen zum Besten resp. zur Warnung des Publicums i
über die Hoff’schen Malzpräparate, diesen neuesten gross-
artigen medicinisch-diätetischen Schwindel, bekannt.
Das Malzextract (Gesundheitsbier) ist nichts weiter
als ein extractreiches Bier, stark mit Kohlensäure impräg-
nirt. Wittstein prüfte es hallymetrisch und fand in
1000 Gewichtstheilen: _ . Tal
0,5 Kohlensäure
33,5 Alkohol
94,5 Extract
871,5 Wasser‘
1000,0. |
Diese Zusammensetzung entspricht annähernd derje-
nigen der stärkeren Münchener Biere. (Bockbier und
Salvatorbier).
Das aromatische Bädermalz erwies sich lediglich ls
grob zerquetschtes Gerstenmalz. Das Kraftbrustmalz ist
etwas feiner gepulvertes und mit Anisöl aromatisirtes
Gerstenmalz. ( Wittstein’s Vierteljahrschrift. Bd. 11.4.)
a
Kal Sing; Tr u SE
j FE HER P, “Tr Be REt Be
EA Umigeiihlagenen Weine Eh
Ohemisches Verfahren, Getreidekörner zu enthälsen; “
von Lemoine ER:
Es besteht in der Behandlung des Weizens, Hafers,
‚der Gerste, der Sonnenrosensamen, der Madiasamen, der
Bohnen, Linsen, Wicken, Haselnüsse, süssen Mandeln ete.
in der Kälte mit concentrirter Schwefelsäure
(z. B. 100 Kilogr. Weizen mit 15 Kilogr. HO, SO?)
15—20 Minuten lang dauerndem Schütteln, Zusatz von Was-
ser, Auswaschen und Trocknen der ungelösten Körner. .
Die Hülsen sind aufgelöst. (Compt. rend. 13. Octbr. 1862.)
H. Ludwig.
Ueber den umgeschlagenen Wein.
Die rothen Weine aus dem Herault- -Departement
enthalten nach Bechamp im Liter selten weniger als
21 Grm. organische Substanz, meistens 22 — 25 Grm.
Die Weine der geringeren Lager oder der jungen Stöcke
enthalten nur noch 18— 19 Grm. Durch das Umschlagen
wird der Kaligehalt erhöht, der Extractgehalt aber nicht
vermindert. Um die Veränderungen zu bestimmen, welche
die näheren Bestandtheile des Weines beim Umschlagen
desselben erleiden, muss man die Zusammensetzung der
Extracte der gesunden Weine kennen. Pasteur hat
‚darin Glycerin und Bernsteinsäure nachgewiesen. Bekannt-
lich enthalten sie ursprünglich Weinstein und vielleicht
auch freie Weinsäure.. Der Zucker ist ebenfalls ein
eonstanter Bestandtheil der Weine. Endlich bleibt nach
Erschöpfung des Extracts mit alkoholhaltigem Aether und
hiernach mit Alkohol ein schleimiges dextrinartiges Pro-
duct zurück, welches rechtsdrehend ist und durch ver-
dünnte Schwefelsäure in Zucker übergeführt werden kann.
Das chemische Kennzeichen eines umgeschlagenen Wei-
nes ist, dass er keinen Zucker mehr enthält und bei gänz-
licher Verderbniss weder Glycerin noch eine in Zucker
zu verwandelnde Substanz. Diese Stoffe, das Glycerin
ausgenommen, finden sich als Milchsäure vor, woraus sich
der Umstand erklärt, dass der Extractgehalt sich nicht
ändert. Seitdem Bechamp diese Thatsachen und die
Zunahme des Kalis in den umgeschlagenen Weinen con-
statirt hatte, erfuhr er, dass man stets das Verschwinden
des Weinsteins aus den Fässern bei längerer Berührung
derselben mit umgeschlagenen Weinen wahrnimmt. Das
Destillationsproduct aller Weine ist sauer, aber das vom
umgeschlagenen Weine ist es in einem noch höheren
ER, >70
Bu }
Gallusäure im Bündner Rothweine.
Grade. Balard hat das Milchsäureferment in den um-
geschlagenen Weinen gefunden. Dem Erscheinen dessel-
ben gehen ähnliche Kügelchen wie bei der Hefe vorher
und wenn der ganz umgeschlagene Wein in ein weiteres
Stadium der Verderbniss (die Fäulniss) übergeht, so findet
man ausser dem Milchsäurefermente eine Masse Vibrio-
nen darin.
J. Nickles führt die Erhöhung des Kaligehaltes
und die Entstehung der Propionsäure nach Bechamp
im umgeschlagenen Weine auf ein und dieselbe Ursache
zurück. Der in den Weinfässern sich absetzende rothe
Weinstein oder das doppelt-weinsaure Kali enthält
nämlich alle erforderlichen Elemente zur Erzeugung sowohl
des Kalıs, als einer Säure von der Formel C6H60%, der
Propionsäure oder der ihr isomeren Butteressigsäure.
Die Annahme von Bechamp, dass die fragliche Säure
vom. Glycerin herstamme, ist eine Hypothese, welche den
Ursprung des im umgeschlagenen Weine enthaltenen über-
schüssigen Kalis nicht erklärt, auch giebt sie keinen Auf-
schluss, was aus der Weinsäure wird, wenn der Wein-
stein in Berührung mit dem so veränderten Weine ver-
schwindet. (Compt. rend. T. 54. — Dinglers polyt. Journ.
Bd. 166). SB:
Gallussäure im Bündner Rothweine; Löslichkeit des
Traubenfarbstofis.
Gallussäure ist bis jetzt in keinem Weine aufgefun-
den worden; Mulder hält es indess für sehr wahrschein-
lich, dass sie darin vorkomme. Es ist nicht schwer,
Gallussäure in den Bündner Rothweine sehr deutlich nach-
zuweisen. Aus 100 CC. Wein wurde die Gerbsäure mit
Fischleim entfernt, dann das Filtrat mit Wasser ver-
dünnt, bis die Farbe hell genug war, um eine Verän-
derung zu erkennen, jetzt Eisenchlorid zugesetzt. Es ent-
stand eine grünbraune Färbung, die bei stärkerer Verdün-
nung, an der Luft stehend, allmälig violett wurde und
‚schliesslich schwarzblaue Flocken fallen liess. Bei der
Weinbereitungsmethode jener Gegend, nach welcher der
junge Wein Wochen, ja Monate lang auf den Trestern
offen stehen bleibt, wäre die Abwesenheit der Gerbsäure
schwer zu begreifen. Scheidet man aus Wein nach
Mulders Methode den blauen Traubenfarbstoff ab, was
R. Th. Simler oft gethan hat, so findet man, dass dieses
Traubenblau, welches in dünnen Schichten auf einem
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II8.N
Lackmus-Präparaten.
Uhrglase schön irisirt, wie in der Traube'selbst, auch
in den sogenannten Fruchtäthern (wenigstens in essigsau-
rem und buttersaurem Aethyloxyd) etwas mit violetter,
fast rein blauer Farbe löslich ist und durch Verdunsten
‚derselben wieder im ursprünglichen Zustande‘ erhalten
werden kann. Ammoniak macht es erst grün und zer-
stört es dann zu einer braunen Substanz. (Poggend. Ann.
Bd. 115). ol
80° Darstellung eines haltbaren
Ueber die Darstellung eines haltbaren Lackmus-
Präparates.
Das Verfahren zur Herstellung des Präparates ist
nach Vogel Folgendes: .
16 Grm. käufliches fein gepulvertes Lackmus werden
in einem Cylinderglase mit 120 CC. kalten destillirten
Wassers übergossen und 24 Stunden lang öfters umge-
‚rührt stehen gelassen. Dieser erste Auszug wird wegge-
gossen und der Rückstand im Cylinderglase mit einer
neuen Menge destillirten Wassers (120 CC.) während 24
Stunden wie angegeben behandelt. Den nun zum zweiten
Male abgegossenen Auszug theilt man in zwei gleiche
Theile und rührt den einen Theil mit einem in verdünnte
Salpetersäure getauchten Glasstabe um, bis dass die Farbe
eben roth erscheint und setzt nun die andere blaue Flüs-
sigkeit hinzu, wodurch eine röthlichblaue Flüssigkeit
entsteht. Durch dieses Verfahren erhält man eine mög-
lichst neutrale Lackmustinctur. Dieselbe lässt man hier-
auf in einer bedeckten Porcellanschale im Wasserbade
ohne zu kochen verdampfen. Es bleibt eine amorphe
‚körnige Masse zurück, welche man in einem gut verschlos-
senen Glase aufbewahrt. Sie löst sich im Wasser voll-
kommen ohne Rückstand auf und giebt je nach der Ver-
dünnung eine hellblaue oder tiefblau gefärbte Lösung.
Sooft man Lackmustinetur namentlich zu Titrirversuchen
gebraucht, hat man nur nöthig, ungefähr ein Stecknadel-
knopf grosses Stück von der abgerauchten Masse in einem
Becherglase mit Wasser zu übergiessen, wodurch sogleich
eine sehr brauchbare Lackmustinctur erhalten wird. Der
abgerauchte Farbstoff des Lackmus erhält sich Jahre lang
unverändert. (N. Jahresb. f. Pharm. Bd. 18.3.) 2 =}
—-
3
‚das fragliche Papier vor dem Gebrauche auf Chlorgehalt
..
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5% ?
I 4
”
"Chlorgehalt des schwedischen Filtrirpapiers.
Wittstein hat sich durch verschiedene Versuche
überzeugt, dass das jetzige schwedische Filtrirpapier fast
immer chlorhaltig ist; die Quelle dieser Verunreinigung
sei ohne Zweifel in der Behandlung der zur Darstellung
dieses Papiers verwendeten Lumpenmasse mit Chlor oder
Chlorkalk zu suchen. Noch vor ein Paar Jahren war
der Chlorgehalt desselben ziemlich gleich Null, demn
v. Wich fand bei der Untersuchung einer bedeutenden
Menge Asche dieses Papiers nur Spuren von Chlor.
Der Aschengehalt jener chlorhaltigen Papiere betrug
nach Wittstein 0,468 Procent. Derselbe empfiehlt daher,
zu prüfen. (Wittsteins Vierteljahrschr. Bd.11.4) _ B.
Ueber Bereitung des Wachspapiers.
Nach A. Ricker erzielt man auf eine billige und
schnelle Weise mittelst Anwendung des Bügeleisens ein
gleichförmiges und schönes Wachspapier.
Als Papier wählt man am besten ein grosses F'ormat
von Druckpapier, man öffnet ein Buch desselben, legt
es flach auf den Tisch, und führt, nachdem man den
heissen Stahl ins Bügeleisen (Plätte) geschoben, schnell
mit demselben auf dem Papier herum, während man mit :
der linken Hand ein Stück japanisches Wachs die Fähr-
ten des Bügeleisens begleiten lässt, indem .man dasselbe
dicht daran hält; ein wenig Uebung reicht hin, um die
Menge des abzufliessenden Wachses zu ermessen; dasselbe
dringt schnell ein und ein etwaiger Ueberfluss imprägirt
sich schon dem unterliegenden Bogen, der dadurch halb
zu Wachspapier wird; sobald die Ausbreitung des Wachses
und das Abfliessen desselben nicht mehr schnell genug
vor sich geht, wird der Stahl durch einen heisseren ersetzt
und man kann sich so in einigen Stunden seinen Vorrath
an Wachspapier für's ganze Jahr anfertigen. (N.Jahrb.
für Pharm. Bd. 18. 3.) BEN
Mittel zur Unterscheidung von Copal und. Bernstein.
Napier-Draper hat gefunden, dass Cajeputöl
den Copal schon bei gewöhnlicher Temperatur vollstän-
dig auflöst. Die Lösung liefert, wenn man eine Fläche
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damit überzieht, einen sehr glänzenden Firniss.
Arch. d. Pharm. CLXVT. Bds. 1.Hft. 6
5 Mittel zur Unterscheidung von Copal und Bernstein. 81 |
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Re: : a. N.
BEN,
| £ Be NE ai Leber: den Dammarharebaum.
00. Der Bernstein ist dagegen in ae an bar
ö Siedepunct, vollkommen unlöslich. Dieser Unterschied der
beiden Harze hat um so mehr Nutzen, als manche Copal-
sorten durch ihre äussern Eigenschaften kaum vom Bern- _
stein zu unterscheiden sind. (Le Technologiste, Aoüt 1862. —
Polyt. Centralbl. 1862 8. 4312.) RR 2%
Das Bleichen des Schellacks.
Mit Chlor gebleichter Schellack eignet sich nichtzur
Politur auf Holzarbeiten, welche Metalleinlegungen ent-
halten, da letztere durch die kleinsten Mengen Chlor,
welche stets am Schellack zurückbleiben, blind und unan-
sehnlich werden.
| Ein in dieser Beziehung fehlerfreies Produet erhält
man durch Behandeln einer weingeistigen Schellacklösung
mit Thierkohle, was am zweekmässigsten folgendermaassen
ausgeführt wird:
Der rohe Schellack wird in 90 procentigem Weingeist
aufgelöst und so viel gekörnte Knochenkohle zugesetzt,
dass ein dünner Brei entsteht: dann setzt man die Mischung _
mehrere Tage den directen "Sonnenstrahlen aus, schüttelt
öfters um, und filtrirt nach völliger Bleichung durch Papier.
(Deutsche Jndustrieztg. 1862. Nr. 18. — Dingler's Journ.
Bd. 164 Heft5. 8.397.) . Bkb.
Ueber den Dam
Einer der werthvollsten Bäume des neuseeländischen
Urwaldes ist die Kauri-Fichte (Dammara australis).
. Dieser prächtige, 80 bis 120 Fuss hohe Baum liefert dem
englischen Schiffsbau jährlich eine grosse Anzahl von
Rundhölzern von 74— 84 Fuss Länge, welche alleandern
Fichtenhölzern vorzuziehen sind. Er liefert zugleich das
unter dem Namen Dammar bekannte Harz, an welchem
dieser nützliche Waldbaum so überaus reich ist, dass
dasselbe sogar an Orten, wo die Kauribäume ausgerodet
wurden, in ungeheuren Massen in der Erde in völlig
trockenem Zustande vorgefunden wird. Das Kauri-Harz,
wie es im Handel vorkommt, wird daher nicht, wie das
unserer Tannen, von dem Baume selbst durch Einschnitte
gewonnen, sondern muss förmlich aus. der Erde gegraben ’
erden. Die Dammar-Fichte kommt nur auf der nörd-
lichen Insel, im nördlichen Theile demnelhan vor.
AT ed REEL a, PT I ed eu Ah A A u Ha “
2 A an RT ne BES RE AR En
he N, a ‘ 543 la Sr iR £ Bude De N N
ur 7 4
für Eisen- und Stahlwaaren gegen Rost. 83
In Auckland wurden einzelne Stücke Kauri-Harzes
gesehen, welche bis zu 100 Pfund wogen. Im Jahre 1857
_ wurden 2521 Tonnen (ä& 2000 Pfund) dieses werthvollen
' Harzes im Betrage von 35250 Pfund Sterling ausgeführt.
(Wittstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 11. Heft 4.) Bath
Sieeatif zu Zinkanstrich.
Nach Girardin besteht das Siecatif, welches die
SocieteE de la Vieille-Montagne in den Handel bringt, aus
6,66 wasserfreiem schwefelsauren Manganoxyd
6,66 essigsaurem Manganoxydul Be
6,68 Zinkvitriol |
980,00 Zinkweiss. De
Von diesem Gemenge werden 2 bis 3 Procent de
Zinkweiss zugesetzt, wodurch dasselbe leicht trocken wird.
(Wagner’s Jahresb. d. chem. Technologie, 1861. — Polytechn.
Centralbl. 1862. 8. 1246.) E.
Firniss für Eisen- und Stahlwaaren gegen Rost. |
Das von Conte angegebene Verfahren besteht darin,
dass man die Stücke, welche gefirnisst werden sollen,
mit einer stark alkalischen Lauge rein putzt, sie sodann
mit reinem Wasser abwäscht und mit reinem Leinenzeug
abtrockne. Man nimmt hierauf sogenannten dicken
Oelfirniss, dessen Hauptbestandtheil Copal ist, und zwar.
den weissesten, den man haben kann und mischt zur
' Hälfte bis %/, ein gut rectificirtes Terpenthinöl hinzu, je
nachdem man den Metallglanz der Stücke mehr oder
weniger bewahren will. Die Mischung erhält sich ohne
Veränderung, wenn sie gut verschlossen ist. Bei der
Anwendung dieses Firnisses nimmt man ein kleines Stück
feinen ausgewaschenen Schwamm, taucht es, um das Was-
. ser zu entfernen, in Terpentinöl, giebt darauf ein wenig
Firniss in ein Gefäss, legt den Schwamm hinein bis er
_ vollgesogen ist, und drückt ihn zwischen den Fingern,
so dass nur eine ganz kleine Menge Firniss darin bleibt.
- In diesem Zustande fährt man damit leicht über das Stück,
mit der Vorsicht, dass man nicht wieder zurückfährt,
. wenn die Essenz einmal verflogen ist, weil dadurch der
Anstrich rauh und ungleich wird. Man lässt ihn dann.
an.einem vor Staub geschützten Orte treoknen. |
Die Erfahrung hat gelehrt, dass Eisen- und Stahl-
ET Da
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-. TE h a 4 = , wa, NER 2 w
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84 Zufälle bei Anwendung von Mennigkitt in Bleichereien.
“ waaren auf diese Weise behandelt, ihren Metallglanz be-
halten, auch wenn sie mit den Händen gerieben worden
und zum täglichen Gebrauch dienen. Dieser Firniss lässt
sich auch auf Kupfer anwenden, wenn man dieselbe Rück-
sicht beobachtet wie bei Eisen und Stahl. Man muss
nur dafür sorgen, dass die Stücke nicht in dem Augen-
blicke gebraucht werden, ‚wo das Kupfer eben erst ge-
schliffen wurde. Man reinigt es und lässt es an der Luft .
liegen, wobei es eine dem Golde ähnliche Farbe annimmt,
und kann man sie dann nach dem angegebenen Verfahren
firnissen. Hierdurch ist es vor aller oxydirenden Ein-
wirkung geschützt und behält Politur und Farbe. Physi-
kalische Instrumente können auf diese Art überzogen,
‘. bei Experimenten, bei welchen man sich des Wassers
bedient, gebraucht werden, ohne die geringste Verände-
rung zu erleiden. (Recueil de la soc. polytechn.) -
Bkb.
Ueber die Zufälle, welche bei Anwendung von Mennig-
kitt in Bleichereien ete. statt finden können.
Bekanntlich tritt in den gebleichten, gefärbten, ge-
druckten Geweben zuweilen .ein Fleckigwerden während
des Processes selbst ein und dieser Zufall scheint zuwei-
‘len unerklärlich. Persoz sucht nun den Grund darin,
dass das Wasser oder der Wasserdampf, welcher zu obigen
Industriezweigen verwandt wird, häufig durch Metallröh-
ren geleitet werde, deren Verbindungsstücke mit Mennig-
‘ kitt verbunden sind. Gewöhnlich bilden sich am Kitte
solcher Verbindungsstücke Auftreibungen und es werden
davon Theile fortgerissen. Gelangen diese nun in die
Farbeflotte etc., so sind sie die sehr unangenehme Ver-
anlassung zur Entstehung gedachter Flecken, wie sich
Persoz durch Untersuchung solcher fleckig gewordenen
Stoffe überzeugt hat. Derselbe wies Blei darin nach ohne.
dass dieselben mit Bleipräparaten gefärbt oder bedruckt
waren. Esist daher wünschenswerth, statt des Kittes aus
Mennige einen nicht bleihaltigen Kitt zu verwenden.
(Elsner’s chem. - techn. Mittheilungen d. Jahres 1860 — 1861.)
| | Bkb.;: 2%
Anstrich hölzerner Fussböden mit Leinölfirniss.
Nach der hier folgenden Vorschrift sind nach Am-
mermüller seit einer längeren Reihe von Jahren viele
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EN TS ES RO RER
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ER rich hölzerner Fussböden mit Leinölfirniss. "85
Fussböden angestrichen worden, . die schön ausgefallen und
dauerhaft geblieben sind.
Den dazu verwendeten Leinölfirniss bereitet” man,
indem man Leinöl in einem eisernen Geschirr mit fein
gepulvertem Braunstein über einem Kohlenfeuer ‚unter
beständigem Umrühren bis zum schwachen Rauchen. des
Oels erhitzt. Sobald das Oel sich dabei zu bräunen an-
. fängt, wird es vom Feuer genommen. Auf je 6 Pfund
Leinöl reicht 1 Loth Braunstein aus. Der Fussboden muss
gehörig gereinigt und von allem Sand befreit und vor
dem Anstriche vollkommen getrocknet werden.
Während des Anstreichens muss nun der Firniss so
heiss wie möglich gehalten werden, damit er recht dünn-
flüssig ist, in das Holz gut eindringt und gut verrieben
werden kann. Der Firniss muss daher, so lange ange-
strichen wird, immer auf dem Dampfapparate stehen und
häufig umgerührt werden.
Man giebt dem Boden gewöhnlich drei Anstriche,
welche so gleichmässig als möglich aufzutragen sind.
Sobald der erste Anstrich trocken ist, ungefähr nach
24 Stunden, kann der zweite gemacht werden und eben
so der dritte. Der erste Anstrich zieht sich schnell ns
Holz ein, eben so der zweite, wenigstens in den weichen
Holztheilen, während der harte Theil der Jahresringe
früher glänzend wird. Sollten einzelne Stellen nach dem
dritten Anstriche noch matt aussehen, so kann man diese
noch mit einem vierten Anstrich versehen. Man kann den
Anstrich mit einem wollenen Lappen oder mit einem
dicken steifen Anstrichpinsel vornehmen. Letzterer hat
den Vorzug der Bequemlichkeit und dass man das Oel
dabei heisser halten kann.
Bei tannenen Böden sieht der Oelanstrich ohne allen
Zusatz von Farbe, wenigstens von Anfang an, weniger
gut aus, denn er hat das Ansehen eines eben frisch auf-
gewaschenen Holzbodens, was sich erst mit der Zeit durch
Eintreten von Staub verliert. Es ist daher zu rathen, .
beim zweiten Anstriche dem Firniss so viel braune Farbe
— Umbraun oder Kasseler Braun — zuzusetzen, dass der
Boden eine helle Färbung wie helle Nussbaummöbel er-
hält. Nach dem dritten Anstriche ist es für die Haltbar-
keit des Firnisses zweckmässig, den Boden ungefähr noch
8 Tage unbenutzt zu lassen, so langenämlich, bis er nicht
mehr klebt.
| Hauptbedingungen für das Gelingen de Anstriches
4 sind: 1) heisses Oel während dess Antreichens, 2) gleiches
86 a von Pränläbrundingäh nen.
Be Auftragen des Firnisses und 3) dünnes Verreiben, nament-
lich des dritten Anstrichs.
Man kann tannene und eichene, neue und he ae
' 'böden so behandeln. Bei alten Böden zeigen sich aber
meistens schon beim ersten Anstriche alte Flecke als dunk-
lere Platten. Dann muss man bei dem zweiten Aufstrich
etwas mehr Farbe zusetzen, so viel, dass die Flecke mög-
lichst verdeckt werden, wodurch freilich die Färbe' des
Bodens überhaupt dunkler und unfreundlicher wird. ( Würz-
burg. Gemeinn. Wochenschr. 1862. 25).
Nachweisung von Mohnöl und andern trocknenden
Oelen in Mandelöl oder Olivenöl.
Das Elain der nicht troeknenden Oele verwandelt
sich bekanntlich durch Einwirkung von salpetriger Säure
in festes Elaidin, nicht aber das Elain der trocknenden
Oele. Auf dieses Verhalten hat man nun eine Prüfung
der ersteren, um eine Verfälschung mit letzteren zu erken-
nen, gegründet, z. B. um Mohnöl in Mandelöl oder Olivenöl
nachzuweisen.
Diese Prüfung wird am besten auf die Weise ange-
stellt, dass man die aus Salpetersäure und Eisenfeilspänen
entwickelte salpetrige Säure mittelst einer Glasröhre in
Wasser leitet, auf welchem eine Portion des fraglichen
Oels schwimmt. Ist dasselbe rein, so verwandelt es sich
vollständig i in eine feste Masse; andernfälls bleibt es schmie-
rig oder ganz flüssig. (Journ. de Med. de Br. 1862. —
Wittstein’s Vierteljahrschr. Bd. 11.4) B.
Verfahren um EN von Pflanzenwachs zu
unterscheiden. |
Robineaud gründet sein Verfahren zu diesem Zweck
auf den Grad der Löslichkeit beider Wachssorten in
rectifieirtem Aether. Er verwendet dazu 1 Theil
Bienenwachs. und 50 Theile Aether, befördert die Lösung
durch Schütteln und giebt den Inhalt nach Veränderung
sämmtlicher Wachsstücken in einen voluminösen Absatz
auf ein gewogenes Filter, wäscht mit kaltem Aether gründ-
lich aus, lässt das Filter ohne Trichter zur Verdunstung
des Acthers mehrere Stunden an der Luft en, und
' wiegt es dann.
Der vom Aether nicht gelöste Theil betrug zuweilen
x \ Einige Anwendungen des Paraffins. iR: - 87
50 Proc. Bienenwachs; Pflanzenwachs so behandelt liess
nur 5 Proc. Rückstand und Robineaud betrachtete diese
3 kleine Menge bei Mischungen als nicht zu beachten. Derselbe
‚schlägt deshalb. vor, den vom Aether nicht gelösten Theil
des fraglichen Wachses einfach auf Rechnung des Bienen-
wachses zu setzen. Unterwirft man nun 1 Grm. Wachs
der Untersuchung und bleiben 0,35 Grm. ungelöst, so ent-
sprechen diese 70 Proc. Bienenwachs und die Beimischung
yon Pflanzenwachs betrug 30 Proc. (Zeitschr. f. analytische
Chem. 1862. 8. 115. — Dingl. Journ. Bd. 165, Hft. 1. 8. 80.)
Bkb,
Einige Anwendungen des Paraffins.
Nach A. Vogel lässt sich das Paraffin statt des Oels
für Oelbäder anwenden. Abgesehen von der grössern Rein-
lichkeit verträgt dasselbe eine mehrmalige und lange
dauernde Erhitzung bis zu 3000 C., ohne wie das Oel Zer-
setzung zu erleiden; über 30000. wird es unzersetzt verflüch-
. tigt. Während das Oel nach öfterem Erhitzen schwarz und
dickflüssig wird, bleibt das Paraffın constant dünnflüssig
und wasserhell, so dass die im Bade befindlichen Trocken-
apparate immer deutlich gesehen werden können. Der
niedere Schmelzpunct (450 C.) gestattet das gefahrlose Ein-
EN WERE:
setzen der Glasgefässe. Die Reinigung der Apparate vom
Paraffin geschieht durch Benzol.
Durch schmelzendes Paraffın gezogenes Filtrirpapier
wird von concentrirter Schwefelsäure, selbst nach wochen-
langer Berührung, nicht angegriffen und kann demnach
das Paraffin sehr zweckmässig zur Deckung von Etiketten
‚auf Standgefässen für Säuren und Alkalien verwendet wer-
den. Um das Eindringen des Paraffins in das Papier zu
verhindern, wodurch letzteres durchscheinend würde, ist
‘ein Ueberzug von arabischem Gummi auf den Etiketten
zu empfehlen. Nachdem dieser getrocknet ist, überstreicht
man dieselben mit schmelzendem Paraffın, das bis 1000C.
erhitzt werden muss, um die Schicht nicht zu dick zu
erhalten.
Auch der Einwirkung der Flusssäure widersteht
das Paraffin und man kann diese daher in Flaschen auf-
bewahren, welche an den inneren Wandungen mit einer
dünnen Schicht Paraffın überzogen sind. Um dies zu be-
werkstelligen, bringt man geschmolzenes Paraffın in die.
‚erwärmte Glasflasche, vertheilt es durch Schütteln gleich-
ET 3 ha he = 3 0 TR I LT N 5A 2 7 WE ee
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2:88 5 er der. Alkalien 2 Bären. ne & |
= mässig an den Wandungen, giesst ‚das Ueberschüssige : aus
- und taucht nun die Flasche in kaltes Wasser. Ä
.. Schwämme und Papier mit Paraffın getränkt sind
' den bekännten Wachspräparaten hinsichtlich der Stabilität
noch vorzuziehen. E
.... Zur Conservirung der Früchte nabean das
Paraffin auch anwendbar zu sein, so wie zur Brlinltung
_ der Eier etc.
| Professor Kobell machte den Verfasser darauf auf-
merksam, das Paraffin als Schutzmitel gegen Oxydation
anzuwenden. Statt daher Auflösungen eisenoxydulhaltiger
Mineralien, sowie Reductionen von Eisenerzen zur Titrirung
" mit Chamäleon in einer Kohlensäure- Atmosphäre vorzuneh- R
men, könnte man nun diese Operationen in offener Schale
ausführen, indem man zugleich einige Stücken Paraffıns
schmilzt und die ganze Oberfläche bedecken lässt. (Chem.
Centrbl. Nr. 9. 1862). B.
_Wiedergewinnung der Alkalien und Säuren, werke; in
Mineralölfabriken zum Reinigen der Oele benutzt
worden sind; von H. Perutz. |
1. Wiedergewinnung der Alkalien. Die beim Reinigen
der Mineralöle angewandten Alkalien bleiben in der Blase
zurück. Man verbrennt resp. glüht sie dann in einem
gut ziehenden Ofen bis aller Kohlenstoff verbrannt ist
und behandelt sie mit der .durch den Rost gefallenen
Asche wieder. Da die Alkalien nur imätzenden Zustande
anwendbar sind, beim Verbrennen aber Kohlensäure ge-
bildet wird, welche sich mit den Alkalien verbindet, so
"muss die Kohlensäure auf gewöhnlichem Wege durch Kalk
entfernt werden. Der Unreinheit des Kalkes wegen nimmt
der Verfasser auf 53 Th. wasserfreie Soda 33 Th. Kalk.
und auf 1 Ctr. Soda 300 Liter Wasser und kocht dieses
Gemisch unter fortwährendem Umrühren 11, Stunde lang.
Um sicher zu sein, dass die Kohlensäure der Soda völlig
entzogen wird, darf man auf 1 Ctr. nicht weniger als
250 Titer Wasser nehmen. Nach dem Kochen wird das
Gemisch in ein passendes Gefäss gegeben und 1 Tag lang
alle 3 Stunden gut umgerührt. Während der Nacht hat
sich dann der Kalk gehörig abgesetzt und man zieht nun
die klare Aetznatronlauge mittelst eines Hebers ab, kocht _
sie ein bis sie bei 120 R. 360 Baume& zeigt und füllt sie. R
‚in gut verschliessbare, gegen den Einfluss der Luft ge-
sicherte Gefässe. Nur Laugen von dieser Stärke eignen
1 Sn
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Desioöliline N 89
sich nach Perutz zum erwähnten Zwecke, wogegen
Laugen von 250 B. nicht im Stande sind die Phenyl-
säure, das Kreosot und Brandharz vollständig dem Oele
zu entziehen. Man kann sich hiervon leicht überzeugen,
wenn man Mineralöl zuerst mit verdünnter, dann mit con-
centrirter Natronlauge behandelt. Wenn auch im ersten
Falle etwas Phenylsäure gelöst wird, so bleibt doch immer
ein grosser Theil zurück, welcher nur durch concentrirte
Lauge entfernt werden kann.
Noch. unvortheilhafter ist der Gehalt der Laugen an
Kohlensäure, weshalb man grössere Mengen der Lauge
wie oben angegeben hermetisch verschliessen muss. Auch
ist es gut, beim Reinigen der Oele 8 Proc. frisch bereitete
Kalkmilch mit anzuwenden, da die Phenylsäure mit über-
schüssiger Kalkmilch ein im Wasser lösliches basisches
Kalksalz bildet und man gleichzeitig den Vortheil hat, dass
die Laugen von einem etwaigen Kohlensäuregehalte befreit
werden. Die Brandharze lösen sich gleichfalls vollkommen
‚in kohlensäurefreien concentrirten alkalischen Laugen.
2. Benutzung der beim Reinigen der Mineralöle erhal-
tenen schwefelsauren Flüssigkeiten. Diese geschieht durch
Verwendung zur Eisenvitriolfabrikation. Man
bringt sie in eine mit Blei gefütterte schmiedeeiserne
Pfanne, welche durch Dampf, den man bei irgend einer
Operation in der Fabrik kostenlos gewinnt, erhitzt,
setzt sodann nach Berechnung die nöthige Quantität alten
Eisenblechs zu, wozu sich am besten eine Lösung von
1,1410 (= 180 B.) welche 20 Proc. Schwefelsäurehydrat
enthält, eignet. Die äquivalente Menge Eisen wird nach
der Formel FeO, SO3 berechnet, doch setzt man bekannt-
lich etwas mehr Eisen zu, um fremde Metalle zu fällen
und die Bildung von Oxyd zu vermindern. Die sich auf
der Oberfläche sammelnden Oeltheile müssen entfernt wer-
den. Wird kein Wasserstoffgas mehr entwickelt, so filtrirt
‚man heiss durch ein Sandfilter, wobei auch alle | Unreinig-
keiten, Oeltheile und schwefelsaures Eisenoxyd zurück-
bleiben. Durch Verdampfung des klaren Filtrats zur Kry-
stallisation gewinnt man den grössten Theil der angewende-
ten Schwefelsäure in Form von Eisenvitriol wieder. (Dingl.
B 21
Journ. Bd. 163. Heft 1. 8. 65).
Baumwollensamenöl.
Die verschiedenen Meinungen über den Werth des
Baumwollensamenöls, welches seit Kurzem der Oentner zu
k
EL N Baumwollensamanöl.
h 9 Thlr. vielfach in den Handel gebracht ‚worden ist, veran-
lassten Lipowitz, dasselbe näher zu prüfen und er hat
gefunden, dass dasselbe wegen seiner guten Eigenschaften
im gereinigten Zustande und wegen seiner Billigkeit sehr
bald gesucht werden wird.
Das in Handel gelangende Oel hat eine tiefbraune,
. nur in dünnen Lagen durchscheinende Farbe. Es ist fast
ganz geruchlos und der Geschmack ist milde und ange-
nehm. Das Eigengewicht des Oels ist 0,928 bei + 150C.
und erstarrt das rohe Oel weit schwerer als das gereinigte,
es wird erst unter 00 dickflüssig und bei etwa — 2 bis 30 fest.
Nach Lipowitz’s Versuchen ist das Oel zu den trock-
nenden Oelen zu zählen. Den Flüssigkeitsgrad des rohen
Oels fand Lipowitz 29 bis 30 Mal geringer als den des
"Wassers. May Pi
Das Oel kann durch Behandlung mit den alkalischen
Laugen sehr leicht von seinem färbenden Prineip getrennt
werden. Dieses färbende Oel verbindet sich beim Schüt-
teln schon in der Kälte mit den Laugen, ein klares
Oel von gelber Farbe scheidet sich oberhalb der braun-
rothen Seife ab und kann leicht getrennt werden. Je
nach der vollständigen Abscheidung gewinnt man 80 bis
85 Proc. eines hellgelben, fast ganz geruchlosen und im
Geschmack an feinstes Provenceröl und Mohnöl erinnern-
den Oeles, welches bei 4 30 bis 00C. erstarrt. Es zeigt
ein specifisches Gewicht von 0,9206 und ist 17 Mal schwer-
flüssiger als Wasser. Diese Eigenschaften werden nicht
verfehlen, dieses Oel sehr bald seiner Billigkeit wegen
zu einem gesuchten Handelsartikel zu machen.
Der leicht verseifbare, 15 bis 20 Proc. des Baum-
wollensamenöls betragende und daraus leicht mit Säu-
ren abscheidbare Fettantheil stellt ein braunes oder grü-
nes Fett dar, von schwach butterartiger, dem Gänseschmalz
ähnlicher Consistenz. Dasselbe wird sich eben so gut
zur Maschinen- und Wagenschmiere eignen, da es selbst
in der Wärme lange fliessend bleibt ohne zu verharzen,
als es sich auch zur Bereitung. geruchloser Natron- oder
weicher Kaliseifen eignet. Dieser verseifbare Stoff ist nach
Lipowitz ein Fett und kein Harz.
Lipowitz ist gern bereit, nähere Auskunft über
zweckmässige Bearbeitung des Oels zu geben. (Polyt.
Int.- Bl.) | B.
14%
Lumen
a Chemische Untersuchung der Lopezwurzel. 9:
2 Chinesische Mottentintur. 9...
In eine Quantität besten Spiritus thut man ungefähr 3
den achten Theil Kampfer und eben so viel’von der ge-
stossenen Schale des Spanischen Pfeffers, macerirt bis der
Kampfer aufgelöst ist, presst die Flüssigkeit durch Leinwand
und besprengt mit derselben das aufzubewahrende ‚Pelz-
werk oder die Kleider gleichmässig, wickelt sie zusam-
men und schlägt sie in starke Leinwand ein. Statt des
Pfeffers kann man auch gestossene Coloquinthen nehmen.
(Kühtze’s Notizen. 1862. Nr.&.)
Chemische Untersuchung der Lopezwurzel.
Die wesentlichen Bestandtheile der Rinde der Lopez-
wurzel sind nach Fr. Schnitzers chemischen Unter-
suchung folgende:
Ein in Aether und in Alkohol leicht lösliches Harz,
in „ Jeicht und m Alkohol schwer lös-
liches Harz,
ofta „ nicht, aber in Alkohol Jeicht lös-
liches Harz,
Aetherisches Oel,
Bitterstoff,
Gerbestoff,
Gummi,
Zucker, |
Pektin, ii
Stärkmehl,
Oxalsäure,
Citronensäure. 2
6 Unzen des lufttrockenen Holzes lieferten beim Ver-
brennen 18,32875 Gr. = 0,636 Procent Asche; diese fand
sich in 100 zusammengesetzt aus:
32,215 Alkalien
25, 275 Kalk
7, 982 Magnesia
0, 829 'Thonerde
0,881 Eisenoxyd
3,308 Manganoxyduloxyd
0, 152 Chlor
3, ‚059 Schwefelsäure
6, 277 Phosphorsäure
3,556 Kieselsäure
16,879 Kohlensäure
99,943.
(Wittst. Vierteljahrsschr, Bd. 11. Heft 1.) B.
Le Di a u
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Be . ER x 2 EHE . ei > Hi pe = EEE. Ew RENTE {6 Ha DEREN VRR,
Re 92 N Safe der Bricht des Se en.
= | Chemische Untersuchung: der Rinde von Atherosperma
j | moschatum.
one N.J. Zeyer theilt darüber Folgendes nach 0. Bergs
_ Nachrichten über diese südaustralische Drogue mit. Die
Rinde bildet harte, schwere, ein wenig rinnenförmige oder
gerollte, 1!/, bis 3 Linien dicke Stücke von verschiedener
Länge und Breite. Auf der Aussenfläche erscheint sie
schmutzig. graubraun, theilweise mit weisslichem Flechten-
anfluge bestreut und mit vorwaltenden derben, geschlän-
- gelten, in der Mittellinie gespaltenen Längsleisten versehen.
Die Bruchfläche ist uneben körnig, von blassbrauner Farbe.
Die Unterfäche zeigt sich dem unbewaffneten Auge eben,
dunkler braun, zart gestreift. . Geschmack und Geruch
der Rinde sind nach Berg deutlich und ziemlich stark
muscatartig; Zeyer findet jedoch, dass beide nicht rein
muscatartig sind, sondern auch etwas an Sassafras erinnern.
Die Gattung Atherosperma, von der bis jetzt nur zwei
in Neuholland einheimische Arten bekannt sind, gehört
zu der Familie der Monimiaceen; die Monimiaceen sind
meist aromatische, immergrüne Sträucher und Bäume.
Zeyers Untersuchung hat nun festgestellt, dass das
von ihm aufgefundene Alkaloid der Rinde von Atherosperma
moschatum als eigenthümlich betrachtet werden muss und
den Namen —- Atherospernim —- verdient, ausser-
' dem enthält die Rinde noch ätherisches Oel, ee Oel,
Farbstoff, Wachs, Albumin, Gummi, Zucker, Stärkmehl,
Harz, eisengrünende Gerbsäure, Buttersäure und Oxalsäure.
| (Wittstein’s Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft 4.) ”»:
Ueber den Saft der Frucht des Solanum Lycopersieum.
J.B. Enz’s Untersuchung zufolge enthält der Saft der
Frucht des Solanum Lycopersicum folgende Bestandtheile:
Kali, Kalk und etwas Magnesia, verbunden mit
Aepfelsäure, Weinsäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure,
Chlor, dextrinartiges Gummi, Eiweiss, Stärkmehl, Cellulose,
fettige und harzige Materie, rothen Farbstoff, Zucker.
Solanin konnte in dem Safte nicht aufgefunden wer-
‚den, denn dieses hsi ättech durch ‚einen bittern, ekelhaf-
ten, im Schlunde kratzenden Geschmack verrathen müssen.
Die Fruchtkerne dagegen gaben ein geistiges Extract von
bitterem und scharfem Geschmack, und 'enthalten daher
‚ vielleicht Solanin, worüber Enz später berichten wird.
- (Wittstein’s Vierteljahrsschr. Dd.11.3y a
te
IE BEN nr ae a wu TEERRR 5 re
ES Chemische Untersuchung der Rinde von Cedrela Ve Barca, 03
Chemische Untersuchung der Rinde von Cedrela
febrifuga.
Zu den vielen seltenen Droguen, welche heutzutage
als nützliche medicinische Heilmittel aus den südöstlichen
Ländern und Inseln Asiens zu uns gelangen, gehört auch
die Rinde von Cedrela febrifuga, welche bei uns eine
ziemlich unbekannte Rinde ist.
Rumph gedenkt der Rinde zuerst als eines ade
Fiebermittels; später empfahlen sie Bexton und
Blume gegen intermittirende und selbst typhöse
Fieber; Kennedy und auch Bexton innerlich und
äusserlich bei Geschwüren und Brand. : Waitz nennt sie
eine göttliche Rinde, durch die er mehreren Menschen
- das Leben gerettet habe, und wendet sie an in Form von
Decoet, Tincetur und Extract.
Cedrela febrifuga Blume (Swietenia Sureni Bl., Cedrela_
Toona Roxburgh) gehört zur Familie der Meliaceen, zur
V. Classe I. Ordnung des Linn&@schen Systems, und ist
ein 50—60 Fuss hoher und 14—15 Fuss im Umfange
haltender Baum, welcher auf Java und andern sundischen
Inseln vorkommt.
Das Holz des Stammes ist dem Mahagoniholze an
Farbe äusserlich ähnlich, jedoch weicher.
Die Rinde, malayisch Suren genannt, wird von den
jüngeren Aesten gesammelt und kommt in halb oder ganz
geraliten, auch eingerollten, bis 2 Fuss und darüber lan-
gen, 3, bis 11/, Zoll im Durchmesser haltenden, 1—2
Linien dicken Stücken zu uns. |
Es liegt bis jetzt nur eine einzige Untersuchung der
Rinde von Neesv. Esenbeck vor, weshalb W.Lindau
sich veranlasst sah, eine neue Untersuchung der Rinde vor-
zunehmen. Die Untersuchung hat folgende Bestandtheile
ergeben: Stärkmehl, Wachs, Oxalsäure, Citronensäure,
phlobaphenartigen Körper, Bitterstoff und eisengrünende
Gerbsäure. Die letztere ist vom medieinischen Stand-
puncte aus der wichtigste Bestandtheil. Sie nähert sich
- unter;den bereits bekannten, eisengrünenden Gerbsäuren
am meisten der Chinagerbsäure, welche zwar ein weit
kleineres Aequivalent, aber (im freien Zustande) fast
dieselbe procentische Zusammensetzung hat, wie nach-
stehende Uebersicht zeigt: |
Eu RE De 1 a bs FR A ER leer a YA
“ A Me ‚
DEM 2% Pr “ ” üur
a ü ! 2 ;
% 9 BR, hen die kirange).
rörelgerheige | Chi ee
Kohlenstoff 51,00 Bd,22
' Wasserstoff 5 ‚00 IRRE. 4,87
Sauerstoff 44,00 43,91
ah 100,00. 109,00...
ip Aaalyse der Asche zeigte folgende procentrische
| Zusammensetzung: |
Rain, iv era ‚0,072
NAHONSLIESE 2, 0 2,776:
Chlornatrium....... 2,045} 1236 er
Kalk aa aa 56,820
Magnesiant, u 3,114
Einenoxyd . iron, 0,369
Schwefelsäure ...... 0,922
Phosphorsäure ...... 1,263
Kieselsäure ........ 1,150
'Kohlensäure........ 31,250
99, 193..: 1:
| Witte Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft. a) B.
Veber die Gährung.
| Bringt man nach Pasteur Hefe in eine zucker- und :
eiweisshaltige Flüssigkeit, welche gänzlich von Luft befreit
worden ist, so vermehren sich die Hefenzellen und die Gäh-
rung geht vor sich; der deutlichste Beweis, dass die Hefe
unter diesem Umstande leben und die Gährung in Flüssig-
keiten hervorrufen kann, die vom freien Sauerstoff abge-
schlossen sind. Pasteur fand ferner, dass bei Gegenwart
von Luft in oder über einer mit Hefe versetzten Flüssig-
keit die Bildung neuer Hefenzellen bedeutend schneller
vor sich geht, als im erstgenannten Falle. Diese Hefe
zeigt jedoch während ihrer Entwickelung eine sehr
schwache gährungserregende Wirkung auf die zuckerhal-
tige Flüssigkeit, welche aber nicht energisch eintritt,
wenn man dieselbe mit der letzteren unter Abschluss von
Sauerstoff‘ zusammenbringt. _
Es ist Pasteur gelungen, der Hefe den Charakter
als Ferment grösstentheils zu benehmen, wobei trotz-.
‚dem die Hefenzellen den Sauerstoff der Luft aufnehmen
und Kohlensäure abgeben, somit in gleicher Weise wie
alle niedern Pflanzen yegetiren. — Diese Thatsachen be-
- kunden, dass die Hefe mit Hülfe freien Sauerstoffs leben
kann and dass durch dessen ns. sie sich bedeutend
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Ueber die Natur der Gase lebender Pflanzen. 8 x
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entwickelt, sie also in dieser Beziehung als Analogon der
andern Pflanzen zu betrachten ist. Ihre Wirkung als
'Ferment tritt hingegen unter diesen Umständen zurück,
um dem einzigen Phänomen der Ernährung der Pflanze
Platz zu machen. Es ist diesen Erscheinungen zufolge
- nieht unwahrscheinlich, dass die Lebensart der Pflanze
sowohl bei Gegenwart als auch bei Abwesenheit freien
Sauerstoffs dieselbe ist, während im letzteren Falle der
zur Vegetation nöthige Sauerstoff von der gährenden .
Substanz geliefert wird. Pasteurs Beobachtungen
zufolge würde man also in einem physiologischen Act den
Ursprung der Gährung zu suchen haben. (Journ. de
Pharm. et de Chim. Tom. XL. Aoüt 1861) H.Schrene.
Ueber die Natur der Gase,
welche von den lebenden Pflanzen während
derZersetzung der Kohlensäure durch die Blät-
ter im Sonnenlichte ausgehaucht werden, sind
von Boussingault Versuche angestellt worden, welche
zu dem interessanten Resultate geführt haben, dass die
Pflanze für 1 Volumen .absorbirtes Kohlensäuregas nicht
ganz 1 Volumen Sauerstoffgas aushauchen und mit
diesem ein Gas, welches nicht Stickgas, sondern ein
Gemenge von Kohlenoxydgas und Sumpfgas ist.
Das Licht ist zur Einleitung dieser Zersetzung nothwendig.
Fasst man die Geschichte der schönen Beobachtun-
gen über die Beziehungen der Pflanze zur Atmosphäre
zusammen, so findet man, dass Bonnet die Aushauchung
von Gas durch die Blätter beobachtete, Priestley dieses
Gas als Sauerstoffgas erkannte, Ingenhouss die
Nothwendigkeit einer Mitwirkung des Sonnenlichts zur
Einleitung dieser Sauerstoffentwickelung darthat und
Sennebier zeigte, dass das unter diesen Umständen
entwickelte Sauerstoffgas das Resultat einer Zersetzung
des kohlensauren Gases sei. We
Was uns zuerst frappirt, ist das Bestreben dieser
Gelehrten, die Aufmerksamkeit bei dieser Untersuchung
mehr auf den Gesichtspunct der Salubrität, als auf den
der Pflanzenphysiologie zu lenken. Priestley verkündete
seine glänzende Entdeckung mit den Worten: die Pflanzen
besitzen die Fähigkeit, die Luft zu reinigen, welche
durch den Athmungsprocess der Thiere verdorben worden ist.
Erscheint es nun nicht sonderbar, dass beinahe 100 Jahre
“ 5 gr Ueber die Vorkeime, don. Charen.
später man feststellt, dieselben Blätter, rer Sauerstof-
' gas aushauchen, das die Atmosphäre verbessert, auch eins
der schädlichsten Gase entwickeln, das man kennt, das
Kohlenoxydgas? Ist es nicht erlaubt, anzunehmen, ‚dass
die Emanation dieses Gases eine der Ursachen der Insalu-
brität der morastigen Gegenden ist, weil gerade die Blät-
ter der Wasserpflanzen jenes. Kohlenoxyd- und Sumpfgas-
. haltige Sauerstoffigas entwickeln? (Boussingault, Compt.
- rend. 18. Novbr. 1862.) H. Ludwig.
Ueber die Vorkeime der Charen.
Von den zahlreichen Beobachtern der Keimung. der
° Charen wird allgemein angenommen, dass ihre Sporen
bei der Keimung unmittelbar die Pflanze hervorbringen.
Dennoch ist diese Auffassung falsch und Pringsheim
hat sicher nachgewiesen, dass die keimende Spore die
junge Pflanze nicht unmittelbar hervorruft, sondern dass
auch bei den Charen, wie bei den höheren Kryptogamen,
bei der Keimung zuerst ein Vorkeim gebildet wird,
aus welchem erst später die ersten Zweige der Pflanze
durch eine normale Knospung hervorsprossen.
Dieser Nachweis des Vorkeimes bei den Charen
füllt eine fühlbare Lücke in der Entwickelungsgeschichte
dieser Pflanzen aus.
Die Existenz blattloser Vorgebilde, aus welchen die
Zweige hervorsprossen, unterstützt die von der Bildungs-
geschichte der Theile entlehnte Auffassung der Charen-
Zweige als beblätterter Spross, und stellt die nahe Ver-
wandtschaft der Charen mit den Moosen in das hellste
Licht.
Ferner lässt das unerwartete Auftreten der Vorkeime
bei den Charen es als ein allgemeines Gesetz erscheinen,
welchem neben Farrnkräutern -und Moosen der früheren
Ansicht entgegen auch die Charen sich unterordnen, dass
bei allen Blattpflanzen die Spore niemals unmittelbar zur
Vegetationsspitze der ersten beblätterten Achse werden kann.
(Monatsb. der Akad. der Wissensch. zu Berlin. April 1862.)
| 4.0.
Er har Tr AT, ss >29 La 1 ne u -"F EEE ae en a a 3 Fe En ni 2 a en m Es
Fa > rc Dt ET) LTE a pe Ger Be A pe} R EN Pe DEREN:
2.8 ea e " PEST Faden [= . - a8 -
Pen eh 5 nn ot SWFEE, “ f a.
\ e i ’ . “ Er
Preisaufgabe der Hagen - Bucholz’schen Stiftung |
pro 1864 und 1865.
ER: Für das Jahr 1864 und 1865 wird die frühere Preisfrage wieder-
R holt: „über die vergleichende Prüfung einheimischer Giftpflanzen auf
die aroin Besfandtheile von eultivirten wie natürlichen Stand-
orten“. ;
Die darüber sprechenden Arbeiten sind vor dem 1. August 1865
an den Oberdireetor Medicinalrath Dr. Bley in Bernburg franco
einzusenden und müssen mit versiegeltem Curriculum Vitae, Lehr-
zeugniss, Zeugniss des Principals oder Professors der Universität, so
wie mit Motto und Devisenzettel versehen sein.
Für 1864 ist die neue Preisfrage gestellt:
„Wie wird am sichersten der Aconitgehalt in den Aconit-
wurzeln, so wie der Pflanze überhaupt ausgemittelt?*
Die darüber sprechenden Arbeiten sind mit Proben des Präpa-
rats versehen, unter denselben Bestimmungen wie oben an den Ober-
director Dr. Bley einzusenden vor 1. August 1864.
Preisaufgabe für die Lehrlinge.
„Ausmittelung der chemischen Bestandtheile der im Handel
vorkommenden Sorten von einfachem wie doppelt -kohlen-
' saurem Natron, so wie deren Verunreinigungen“.
Die Arbeiten müssen mit Zeugniss des Prineipals, Curriculum
Vitae, Motto und Devisenzettel versehen und nebst Proben des Prä-
parats an den Oberdirector Medieinalrath Dr. Bley vor 1, Aue
1864 franco eingesandt werden.
Das Directorium.
ARCHIV DER. PHARIACHE.
CLXVI. Bandes zweites Heft.
E. Physik, Chemie und praktische |
Pharmacie.
Untersuchungen über die einbasischen Säuren;
von
A. Geuther*),
Professor in Jena.
J. Essigsäure.
1. Abhandlung.
Wenn man die Formel der Essigsäure schreibt:
C2H2, 0202 | 5 so hat man eine Gruppirung der Elemente,
durch welche die verschiedenartigsten chemischen Beziehun-
gen dieser Säure auf einfache, der Natur der Bestandtheile
entsprechende Weise veranschaulicht werden können, eine
Gruppirungsweise, welche frei ist von jedem seiner Natur
nach undarstellbaren (hypothetischen) Bestandtheil. Die
- Formeln für die nächsten mit ihr Te
Körper sind dann:
Neutrale Sauerstoffsalze..... C2H?2, C202 Er
5 Wasserstofisalze IE C2H2, 0202 Ho, H3N
Essigäther 2... cen..een. C2H2, 0202|) care
2 ET C2H2, C2O2\ HC]
TE RT TEEN C2H?, C20?}H3N.
z
RE
gelehrten Anzeigen dem Unterzeichneten gütigst mitgetheilt.
H. Ludwig.
" Arch.d.Pharm. CLXVI. Bds.2.Hft. 7
\ *) Vom Herrn Verfasser als Separatabdruck aus den Göttinger |
Be Ad
ER
wo
u BL #7 > 2 Wagr > ER et
a: Geuther,
Die Essigsäure erscheint, mit des Kökliheinserstoff
verglichen, aus dem sie durch Oxydation hervorgeht, mit
dem Aethylen (im Alkohol) nämlich, als ein „Oxyäthylen‘“.
Vom Aethylen trennt sich ein Theil Kohlenstoff und Was-
u
rg
£
fr
;
4
3
'
Ä
nn )
serstoff im Verhältniss von C2H?2; derselbe wird oxydirt
zu C2O2 und H?O?2: Beide Orr bleiben
in Verbindung mit dem Rest des Kohlenwasserstoffs
(C2H2) — ein Verhalten, das bei der Bildung der „Öxy-
säuren“ immer vorkommt und geeignet ist die Eigenthüm-
lichkeiten derselben zu erklären, ein Verhalten, von dem
ich in einer späteren Mittheilung ausführlicher zu reden
gedenke.
Wenn nun auch die Essigsäure als „Oxyäthylen“ auf-
geführt werden kann, so unterscheidet sie sieh doch von
den „Oxysäuren“ dadurch, dass die in ihr, durch Oxyda-
tion entstandenen, denkbaren 2 Mgt. Wasser nur zur
Hälfte durch Metalloxyde bis jetzt haben ersetzt werden
können (essigsaure Salze), während dagegen in den Oxy-
säuren häufig sämmtliches durch Oxydation entstandene
denkbare Wasser durch Metalloxyde vertreten werden
kann, wie die bei ihnen mögliche dritte Reihe von Salzen,
die sogen. basischen, zeigen.
Es entsteht nur die Frage, ist dieser Unterschied ein
fundamentaler, gelingt es wirklich auf keine Weise jenes
bis jetzt nicht ersetzte Wasser der essigsauren Salze durch
andere Oxyde zu ersetzen? Um sie zu beantworten, wur-
den 2 essigsaure Salze der Einwirkung des Natriums
unterworfen, das wasserfreie essigsaure Natron im geschmol-
zenen Zustande und der Essigäther. Bei der Einwirkung.
von Natrium auf die erstere Verbindung, die nur wenig
über ihren Schmelzpunct erhitzt worden ist, findet in
der That Wasserstoffentwickelung statt, allein es entstehen
bei dieser Einwirkung gleich so viele secundäre Producte,
dass keine Hoffnung vorhanden ist, mit Hülfe dieses Sal-
zes zu einem Resultat zu gelangen. Es wurde deshalb das
bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Aethylensalz der
TEE
5: eine, der n Breuer Be Deraelbe war auf
die gewöhnliche Weise dargestellt und wiederholten Recti-
fieationen unterworfen worden, so dass er genau den für
ihn angegebenen Siedepunct (740) zeigte. Es wurde nun
"in einer tubulirten Retorte, deren Hals aufrecht gestellt
und mit einem Kühlapparat verbunden war, auf denselben
Natriumstückchen geworfen und ein Strom trocknen Was-
serstoffgases dauernd darüber geleitet. Dieselben überzo-
$. gen sich sogleich unter Wasserstoffentwickelung mit einem
- weissen voluminösen Salze, welches sich in dem Maasse,
als sie sich auflösten, vermehrte und allmälig den Essig-
äther in einen dichten Brei verwandelte. Nach und nach
war eine geringe bräunliche Färbung des Aethers einge-
treten. Ueberall, wo das Natrium darin sichtbar wurde,
erschien seine Oberfläche nicht blank sondern immer mit
dem im Essigäther unlöslichen Salz überzogen. Nach-
dem eine beträchtliche Menge des festen Productes ent-
- standen und das Natrium verschwunden war, wurde zur
_ Untersuchung des ersteren der Essigäther aus dem Was-
serbade fast völlig abdestillirt, der bräunliche Retorten-
rückstand mit wasserfreiem Aether, worin der Farbstoff
allein löslich war, gewaschen, abfiltrirt, das weisse Salz
rasch ausgepresst und über Schwefelsäure im leeren Raum
getrocknet. Die Analyse zeigte, dass es wasserfreies
essigsauresNatron war. Das braun gefärbte ätherische
Filtrat wurde nun im Wasserbade vom Aether und Essig-
äther befreit. Es blieb wenig eines braun gefärbten Oels
zurück. Um davon mehr zu erhalten, wurde der vom
essigsauren Natron abdestillirte Essigäther zum zweiten
Male auf die nämliche Weise der Einwirkung des Natriums
unterworfen. Anfangs fand wiederum über die ganze
Oberfläche des Natriums die Bildung des weissen unlös-
lichen Salzes (unter allmäliger Bräunung der Flüssigkeit)
- statt, später jedoch hörte dieselbe auf, das Metall wurde
blank, es löste sich jetzt unter Wasserstoffentwickelung
vollkommen in Essigäther. Als dieser Zeitpunct einge-
treten war, wurde der Essigäther wiederum abdestillirt und
7%
A A
| Geuther,
von Neuem der Einwirkung des Natekne Bierwforfen.
Jetzt löste sich dasselbe sogleich vollkommen ‘auf, ohne
Abscheidung irgend welchen Salzes und wie früher unter
allmäliger Bräunung der Flüssigkeit.
Aus diesen Versuchen geht zweierlei hervor: 1) dass
die anfängliche Bildung des essigsauren Natrons einer
Verunreinigung des angewandten Essigäthers, trotz häu-
figer Rectificationen und trotz des constanten Siedepunc-
tes von 740, an Essigsäure und vielleicht auch an Alkohol,
zuzuschreiben ist, dass reiner Essigäther ein ganz anderes
Verhalten zeigt; 2) dass der letztere chemisch rein durch
die bis jetzt angegebenen Weisen nicht erhalten werden
"kann. Der mit Natrium gereinigte Essigäther besitzt den
niedrigen Siedepunct 729,78 (corr.) —
In dem Maasse, als das Natrium verschwindet, verdickt
sich die Flüssigkeit unter Bräunung und verlangsamt sich die
Einwirkung so, dass man durch gelindes Erwärmen dieselbe
zu befördern hat. Wenn die verbrauchte Menge des Na-
triums 12 Proc. vom Gewicht des angewandten Essigäthers
‚ beträgt, istsie so langsam geworden, dass man gutthutmit
dem Zusatz von Natrium aufzuhören. Man lässt nun im
Wasserstrome erkalten. Der ganze Retorteninhalt erstarrt
zu einer festen Krystallmasse. Durch gelindes Erwär-
men, zuerst im Wasserbade, macht man sie wieder flüssig,
wobei gewöhnlich wenige Krusten von essigsaurem Natron
ungelöst bleiben und giesst von diesen ab durch den
Tubulus die warme dick fliessende Masse in ein oder
mehrere wohl getrocknete und mit guten Stöpseln ver-
schliessbare Kochflaschen. Beim Erkalten erstarrt Alles
wieder zu einer strahlig krystallinischen Masse, welche
durch wiederholtes Auskochen mit wasserfreiem Aether
allmälig fast völlig vom Farbstoff, der in Lösung geht,
befreit werden kann. Es wird abfiltrirt, die weisse Kry-
stallmasse rasch ausgepresst und über Schwefelsäure ge-
trocknet. Aus dem ätherischen Filtrat, das gut verschlos-
sen aufbewahrt werden muss, scheidet sich nach längerem
Te SI en ee FF x u DET
en ZUG an e u For
Es mchingen über die einbasischen Säuren. 101
Ahen noch mehr von der Verbindung ab, mit’ der ebenso -
Eeketen wird. Da dies entstandene Salz durch Wasser
äusserst leicht verändert wird, so muss bei dieser Waschung
und Reinigung möglichst rasch operirt werden, um die
Feuchtigkeit der Luft abzuhalten. Da dieses, vollkommen
zu erreichen, nicht möglich ist, so ist auch das so erhal-
tene Product stets mit den durch das Wasser entstehenden
Zersetzungsproducten, hauptsächlich mitessigsaurem Natron,
in geringer Menge verunreinigt, welche Verunreinigung
durch die Wirkung des, während des Zerschneidens von
Natrium an der Luft auf seiner Oberfläche gebildeten,
Natronhydrats auf den Essigäther sich noch vermehrt.
Die durch die Analyse der Natriumverbindung erhaltenen
_ Werthe müssen also nothwendig im Sinne einer Verunrei-
nigung durch essigsaures Natron gedeutet werden. Die
Analyse des über Schwefelsäure im luftleeren Raum ge-
trockneten, noch durch etwas Farbstoff gelblich gefärbten
Salzes ergab 26,4 Proc. Natron im Mittel, 41,8 Proc. Koh-
- lenstoff und 5,5 Proc... Wassckn
I
von einer zweiten Darstellung: 24,2 Proc. Natron, 40,0 Proc.
- Kohlenstoff und 5,5. Proc. Wasserstoff. Die reine Verbin-
_ dung würde demnach, da das hier verunreinigende essig-
‚ saure Natron mehr Kakren (37,8 Proc.) und weniger Koh-
lenstoff (29,3 Proc.) und Wasserstoff (3,7) Proc.) enthält,
einen noch höheren Kohlenstoff und Wasserstoffgehalt und
Ir:
fi
®
einen niedrigeren Natrongehalt ergeben haben.
Die oben erwähnte Eigenschaft der Verbindung in
‚Aether etwas löslich, und die Eigenschaft des essigsauren
- Natrons darin unlöslich zu sein, wurde nun benutzt, beide
zu trennen. Das durch Auskochen mit Aether nach dem
- Erkalten im Filtrat in Form weisser verfilzter Nadeln
_ abgeschiedene Product wurde rasch abfıiltrirt, ausgepresst
2 und im leeren Raum über Schwefelsäure getrocknet. Sein
Natrongehalt betrug 19,3 Proc., während der von Aether
ungelöst gebliebenen Bickstanden sich auf 32,6 Proc.
' erhöht hatte. Die geringe Löslichkeit der Verbindung
‚in reinem Aether aber gestattet in kurzer Zeit. und bei
Ein weisseres Salz
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ee möglichstem Luftabschluss nicht wohl eine grössere Menge
der Verbindung zu reinigen, was leichter auf folgende
Weise erreicht wird. Man kocht das Salz längere Zeit
mit einem Gemisch von etwa 6 Th. Aether und 1 Th.
wasserfreiem Alkohol, so dass nur wenig Aether dabei ver-
dunstet, filtrirt in einen wohl getrockneten Stöpseleylinder
- durch vorher getrocknete Trichter und Filter und fügt
nun etwa ein gleiches Volum wasserfreien Aethers zu.
Die Flüssigkeit trübt sich schwach, nach einiger Zeit
sammelt sich das Trübende in Form von Flocken, die man
durch rasche Filtration in einen zweiten Stöpseleylinder
beseitigt. Nach und nach beginnt nun die Bildung schö-
ner langer federartiger, von einzelnen Puncten ausgehen-
_ der Nadeln der reinen Verbindung. Dieselbe wird rasch
abfiltrirt, mit reinem Aether mehrmals gewaschen, rasch
ausgepresst und über Schwefelsäure im leeren Raum ge-
trocknet. Ihre Analyse ergab folgende Zahlen: 46,2 Proc.
Kohlenstoff, 6,2 Proc. Wasserstoff und 21,9 Proc. Natron.
Die Formel: Na0,C12H905 verlangt: 47,4 Proc. Kohlen-
stoff, 5,9 Proc. Wasserstoff und 20,4 Proc. Natron. Er-
wägt man nun, dass durch den Einfluss der Feuchtigkeit
der Luft während des Auspressens, während des Wägens
u.s.w. eine geringe Zersetzung unter Bildung von essig-
saurem Natron nothwendig statt haben musste, so unter-
liegt es damach schon keinem Zweifel mehr, dass der
Verbindung die erwähnte Zusammensetzung wirklich zu-
kommt. Vollkommen wird dies aber durch die Zusam-
mensetzung der mit Jodäthyl und Jodmethyl sich bilden-
den Umsetzungsproducte, bestätigt.
Bei der Einwirkung von Natrium auf Essigäther
treten also 2 Mgt. des letzteren in Wechselwirkung, es
trennt sich davon 1 Mgt. Alkohol, welcher zur Bildung
von Aether-Natron, das durch den Aether weggewaschen
wird, Veranlassung giebtund in den zusammenbleibenden
Rest tritt für ein Mgt. Wasserstoff 1 Mgt. Natrium ein.
2(c2H3, 202 140 cıH:) (E 2 Na — ee
Bi... C2H2,C202\Na0
(NaO, C+H4, HO) 1 ( C2H? 0202) HO, 04 Ha) + 2H.
Daraus folgt somit, dass die Ersetzung jenes Wassers in
den essigsauren Salzen durch Basen allerdings möglich
ist, dass dabei aber Verbindungen entstehen, die von
zwei Mgt. Säure sich ableiten.
Die, von der nachträglich im Waschäther entstande-
nen Krystallisation der Natronverbindung, durch Filtration
getrennte ätherische Lösung wurde nun durch Destillation
im Wasserbade vom Aether und unverändert gebliebenen
Essigäther befreit, der braune feste Rückstand, der offen-
bar noch viel von der Natronverbindung enthielt neben
dem gebildeten Aether-Natron hierauf mit Wasser zer-
setzt und der Destillation unterworfen. Das Destillat be-
stand, ausser aus Wasser, aus viel Alkohol und wenig
Aceton, welch letzteres durch häufige fractionirte De-
stillation vom Alkohol getrennt, durch seinen Geruch,
Siedepunct und die Analyse erkannt wurde.
Der Alkohol tritt bier als Zersetzungsproduct des
" Aether-Natrons sowohl, als der anderen Natronverbindung
auf, das Aceton kann allein der letzteren angehören. Die
braune wässerige Lösung reagirt stark alkalisch, enthält
ausser freiem Natron kohlensaures und essigsaures Salz,
' nebenbei noch wenig eines durch Schütteln der alkalischen
Flüssigkeit mit Aether ausziehbaren Oels und wenig einer
Natronverbindung, die auf Zusatz von überschüssiger Säure
unter Trübung zersetzt wird. Letztere entsteht durch einen
mittelst Aether ebenfalls ausziehbaren ölförmigen Körper.
Ehe ich die Umsetzungsproducte unserer neuen Natron-
verbindung beschreibe, ist es der Einfachheit und des
Verständnisses halber nothwendig, einen Namen dafür
zu schaffen. Es versteht sich, dass, da ich kein Anhän-
ger der Radicallehre bin, ich die von jener gebrauchten
' Namen nur soweit annehmen kann und um Verwirrung
zu vermeiden, annehmen darf, als sie frei von Radical-
begriffen gedacht werden können. Ich glaube am besten
' zu verfahren, wenn ich in der systematisch - wissenschaft-
Be: > Untersuchungen über die einbasischen Säuren. 103
Geuther, 5 28 A nr A er
Te lichen Sprache das kr) (C? 02 Ca ar ne on nenne, |
die Kohlensäure: Carboxysäure, die 'Ameisensäure:
Carbonsäure, die Essigsäure: Methylencarbon-
'säure, die Propionsäure: Aethylencarbonsäure etec.,
den Methylalkohol: Methylenalkohol ete. Darnach
bezeichne ich unsere Natronverbindung:
a 0202} 10,011 als Were
)
lenäthernatron. x
I. Einwirkung von Jodwasserstoff - Aethylen (Jodäthyl) und.
Jodwasser stoff - Methylen (Jodmethyl) auf DENE:
äthernatron.
Zu diesen Versuchen, sowie zu allen folgenden, wurde
die ursprüngliche durch blosses Waschen mit Aether ge-
reinigte und dann über Schwefelsäure getrocknete Natron-
verbindung verwandt. 1 Mgt. derselben (10 Th.) mit
etwas mehr als 1 Mgt. von Jodäthyl (16 Th) wurden in
verschlossenen Röhren im Oelbade allmälig bis auf 1800
erhitzt und damit circa 2 Tage fortgefahren. Die erst
lockere Natronverbindung zergeht allmälig, es bildet sich
viel Flüssigkeit, während das feste Salz pulverförmiger
wird. Der Röhreninbalt wird nun mit Wasser geschüttelt,
das feste Salz, Jodnatrium, löst sich auf, das ölige Product,
welches den Farbstoff des angewandten Salzes, das über-
schüssig zugefügte Jodäthyl und die durch Umsetzung
entstandene Verbindung enthält, wird nun durch Destilla-
tion aus dem Wasserbade vom Jodäthyl befreit und dann.
mit Wasser wiederholt destillirt. Der Farbstoff bleibt
dabei als eine harzartige braune Masse in der Retorte,
während die neue Verbindung fast farblos mit den Was-
serdämpfen überdestillirt. Sie wird mit Chlorcaleium ent-
wässert und von Neuem destillirt. Ihr Siedepunct liegt:
bei 195 — 1960 (1980 corr.) ihre Zusammensetzung wird
durch die empirische Formel: C8H703 ausgedrückt, wo-
nach sie also die Elemente von 1 Mgt. Essigäther minus
1 Mgt. Wasser enthält. Ihre rationelle Formel wird, ihrer
= 3 Untersuchungen über die Mnbasiächen Säuren. 108.
e Bildung aus der Natronverbindung zu Folge, sein
müssen:
-@2H2,0202 HO, C#H? Tenn ( lo: 10,0 )
TEN
„'iair’ .
-C2H2, C202
HO, C+H4 C2H2, C20O2 | HO, C+H4
| C2H2, C202\ HO, C#H4
a GrBeH = Na] 7 oz 202) HO CaHa
Die farblose reine Verbindung besitzt einen dumpfen
eigenthümlichen ätherischen Geruch und ein spec. Gew.
von 0,998 bei 120. Sie ist etwas in, Wasser löslich, in I
kaltem mehr, als in warmem, sie reagirt nicht auf Pflan-
zenfarben und kann mit alkalihaltigem Wasser ohne Zer-
setzung gekocht werden. Ich nenne diese Verbindung:
Dimethylencarbonäthylenäther.
Wendet man anstatt des Jodwasserstoff- Aethylens,
das Jodwasserstoff-Methylen an und verfährt sonst gleich,
so erhält man eine ganz ähnliche Verbindung, die bei
1830 (186,08 corr.) siedet, farblos und leichter als Was-
ser ist, einen etwas mehr ätherischen Geruch als die vor-
hergehende besitzt, in ihren sonstigen Eigenschaften aber |
mit jener übereinstimmt. Ihre Zusammensetzung wird
durch die Formel: C14 H1206 ausgedrückt. Da ihre Bil-
dung aus der Natronverbindung der Bildung der vorigen
analog verläuft, soistsieals Dimethylencarbonmethy-
lenäther zu bezeichnen und ihre rationelle Formel:
er Ho,ccHe zu schreiben.
C2H3, 0202 | HO, C#H4
Bei der Bifduns dieser beiden Verbindungen aus Er
Natronverbindung tritt ausser sehr geringen Mengen von
Essigsäureäthyl — resp. Methyläther und Jodnatrium kein
anderes Product auf. Dies, so wie ihre Zusammensetzung,
beweist indirect die Richtigkeit der für die Natronverbin-
dung aufgestellten Formel.
II. ng des Ammoniaks auf Dimethylencarbon-
äthylenäther.
Uebergiesst man Dimethylencarbonäthylenäther in
einem mit Glasstöpsel verschliessbaren Cylinder mit dem
6fachen Volum mässig concentrirten Ammoniaks und
ai. ö Gehen, ye
schüttelt häufig durch, so geht dance allmälig (ak
_ Verlauf von einigen Tagen) zur Hälfte in Lösung, wäh- |
rend die andere Hälfte sich- in eine schön krystallisirte, f
in Wasser unlösliche Verbindung verwandelt. 5 Grm.
des Aethers gaben 21, Grm. in Wasser unlösliche Kry-
stalle. In dem überschüssigen wässerigen Ammoniak ist
ausser Alkohol nur eine Substanz gelöst, welche nach dem
allmäligen Verdunsten über Schwefelsäure als prachtvoll
langstrahlig kıystallisirende weisse Masse zurückbleibt.
Sie ist sehr leicht in Wasser löslich.
1. Die in Wasser unlöslichen Krystalle be-
sitzen einen süsslich angenehm an Pfeffermünzöl erinnern-
den Geruch. Sie lösen sich leicht in Alkohol und Aether,
schmelzen bei 590,5 zu einem farblosen Oel, das bei etwa
530 (manchmal aber auch bei niedriger Temperatur erst)
erstarrt. Sie sind klinorbombische Tafeln, enthalten Stick-
stoff und besitzen die Zusammensetzung: a
Sie können dreierlei sein: |
1) 0242 0202, 0322
C2H2, C20? | C2H4
C2H2, 0202 |
oder 2) C2H2, C202 \C#H?, H3N
223
C2H2, C20? |
C2H2, 0202 |
CaH4 | BE
CH? |
d.h. erden 1) Dim ne carbondiäthy ES
moniak; oder 2) Aethylendimethylencarbonäthy-
lenammoniak; oder 3) Diäthylendimethylencar-
bonammoniak, oder im gewöhnlichen Sprachgebrauch
ausgedrückt: entweder das Diäthylamid einer Diacetsäure,
oder das Aethylamid einer Aethyldiacetsäure oder das
H3N
oder 3)
Amid einer Diäthyldiacetsäure. Welche von den 3 mög-
lichen rationellen Formeln und Auffassungsweisen die rich-
tige ist, das müssen weitere Versuche entscheiden.
Bine s: x
ER TER NE ER
NEE ar ie ER N Dr a ae ai
r ev L we > or
a * N.
Untersuchungen über die nahen Raıre 107
2. Die in Wasser lösliche kryställinische
ä dass ist in reinem Zustande geruchlos, manch-
mal zeigt sie einen eigenthümlichen an gebrannte Cichorien
erinnernden Geruch, der wahrscheinlich einem in geringer
Menge, vielleicht durch die Einwirkung von Sauerstoff,
aus ihr entstehenden braunen Körper zuzuschreiben ist.
Sie löst sich leicht in Alkohol und Aether und krystalli-
sirt daraus unverändert, sie schmilzt bei 900 und sublimirt
langsam schon bei 1000 in langen verfilzten Nadeln. Die
Analyse führt zur Formel: C12H11NO4; sie kann demnach
angesehen werden:
1) als Dimethylencarbonäthylenammoniak
C2H2, C20O2
= gap 0202 | ER H3N
2) als Aethylendimethylencarbonammoniak
C2H?, CO?
— C?H2, C?20?\H3N; d.h.
CH?
1) als das Aethylamid einer Diacetsäure oder
2) als das Amid einer Aethyldiacetsäure.
Welche von beiden Auffassungsweisen die richtige
ist, auch darüber können erst weitere Untersuchungen
entscheiden.
Die beiden vorhergehenden Verbindungen bilden sich
je zu 1 Mgt. neben 1 Mgt. Alkohol und 2 Mgt. Wasser
bei der Wechselwirkung von 2 Mgt. Dimethylencarbon-
äthylenäther und 2 Mgt. Ammoniak nach folgendem
Schema: |
C?H2, C202 | HO, C4H3
(212.020: } no.) + 2ER =
C2H2, 0202 C+H4 212, C202)
C2H2, C202 | CıH%, en) + (c2me’ C202]
+ (C*8sH0) 4 2u0.
CAH4, HSN) i
ae; . 2 zeukher,
"ITE. Verhalten des Dimethylencarbonäthernatrons ? in. der
Wärme im Kohlensäurestrom. f
In einem gewogenen Rohr mit ausgezogener, abwärts
'gerichteter Spitze, das sich in einem Luftbade befand,
wurde über 8,45 Grm. der Natronverbindung unter all-
mäliger Erhitzung von 1000 — 2009 trocknes Kohlensäure-
gas geleitet. Es destillirten circa 2,01 Grm. einer fast ganz
farblosen Flüssigkeit ab. Die im Rohr zurückgebliebene
Salzmasse hatte dabei einen Verlust von 2,13 Grm. erlitten,
es hatte also einfache Abdestillation statt gefunden.
1) Das Destillat.
Das ölförmige Product wurde der Rectification unter-
worfen, bei 70 — 800 ging nur ein geringer Theil vom
Geruche des Essigäthers über, das Thermometer stieg
rasch auf 1700, zwischen 1750 — 1770 (1800,8 corr.)
_ destillirte der Rest bis auf wenige Tropfen farblos. Die
Verbindung ist ein farbloses, im concentrirten Zustande
dumpf obstartig riechendes, im verdünnten den Geruch
der Erdbeeren besitzendes Oel, das auf blaues Lackmus
fast ohne Wirkung ist und davon unverändert abdunstet,
das in Wasser untersinkt, indem sich ein Theil davon
auflöst und ersterem stark saure Reaction verleiht. Diese
Verbindung hat die Zusammensetzung: CI2N1006 und
es kommt ihr, da sie den obigen Eigenschaften nach sich
wie eine Aetherart und nicht wie eine Säure verhält, die
rationelle Formel:
C2H2, C20?) HO
| C?H?2, C2O?2 | HO, C4H%
d.h. sie ist Dimethylencarbonsäureäthylenäther,
der Aether einer Diacetsäure.
Bei der Auflösung derselben in Wasser scheint sich
ein Theil in die Dimethylencarbonsäure und Alkohol zu
zersetzen, wenigstens deutet darauf hin einmal die saure
Reaction des Wassers, dann aber die charakteristische
Reaction, welches diese Lösung mit neutralem Eisenchlorid
giebt und wodurch sie zugleich sich von einer Essigsäure-
.*
e% RR Umsersuchungen über die een Rn. 109
eking tintersohieden zeigt. Es entsteht: damit’ nämlich
eine prächtig dunkelviolette Färbung. Dieselbe
Reaction tritt selbst dann noch auf, wenn das saure Was-
ser mit Natron im Ueberschuss gekocht und dann mit
Salzsäure wieder neutralisirt worden ist, was auf eine
. grosse Beständigkeit der Salze schliessen lässt. Versuche
in dieser Richtung werden erst eine nähere Kenntniss der-
selben bringen können.
2) Der Rückstand. Ä N
Der bräunlich aussehende Rückstand im Rohr löst
sich volkommen in Wasser, er enthält kohlensaures Na-
tron, den vom angewandten Salz herrührenden Farbstoff
und das Natronsalz einer neuen Säure. Durch Schüt-
teln der alkalischen Lösung mit Aether kann man einen
Theil des Farbstoffs STERNEN Versetzt man nun die
Lösung mit Salzsäure im Ueberschuss, so scheidet sich
eine krystallinische Substanz ab, die durch Schütteln mit
Aether von demselben gelöst wird und nach dem -Abdam-
pfen desselben in noch braun gefärbten schönen nadel-
förmigen Krystallen, die ausserordentlich leicht in Aether
löslich sind, zurückbleibt. Diese Säure habe ich ihrer
Zusammensetzung nach noch nicht untersucht; weiss von
ihr aber, dass sie leicht schmelzbar ist, schon bei gewöhn-
- licher Temperatur in farblosen Nadeln sublimirt, aber erst
über 1900 siedet.
IV. Einwirkung von trocknem Chlorwasserstoffgas auf Di-
methylencarbonäthernatron.
Leitet man trocknes Chlorwasserstoffgas über die in
einer, mit abwärts gebogener Spitze versehenen, Röhre be-
- findliche- Natronverbindung, so erwärmt sich dieselbe unter
A aa Te
vom gebildeten Kochsalz abdestillirt wurde. Dieselbe
hat Chlorwasserstoff absorbirt und raucht wohl deshalb
an der Luft, vielleicht auch weil sie geringe Mengen
vollständiger Absorption des Gases und es entsteht eine Flüs-
sigkeit, welche durch gelinde Wärme im Salzsäurestrom.
De aestyl enthält. Sie fängt, der Deren ra
fen, unter Ausgabe von viel Chlorwasserstoff früh an zu
sieden, gegen 800 bleibt das Thermometer etwas constant,
' dann steigt es wieder rascher bis gegen 1700. Bei 2000
ist alles bis auf eine braune Masse überdestillirt. Durch
Waschen des Gesammtdestillats mit Wasser wurde die
Salzsäure entfernt, dasselbe hierauf mit Chlorcalcium ent-
wässert und wiederholten Fractionen unterworfen. Dabei
zeigte sich, dass es aus drei Producten, den nämlichen,
die bei der Erhitzung des Dimethylencarbonäthernatrons
im Kohlensäurestrom aufgetreten sind, nämlich aus Essig-
äther (der hier in reichlicherer Menge auftritt), aus Di-
methylencarbonsäureäther und, soviel sich ohne
Analyse Bestimmtes aus dem ganz gleichen Verhalten
‚schliessen lässt, aus der festen, flüchtigen über 1900 destil-
lirenden Säure. Die beiden ersten Producte wurden
nicht bloss an ihren Siedepuncten und ihren anderen
‚Eigenschaften, sondern auch durch die Anal als solche
erkannt.
Der im Rohr bleibende Rückstand ist etwas grau ge-
färbtes, sonst reines Chlornatrium, so dass, wie. quanti-
tative Versuche gezeigt haben, diese Behandlungsweise
der Natronverbindung zur Bestimmpnp ihres Natriumge-
halts benutzt werden kann.
Auf analoge Weise, wie der Essigäther, soll nun auch
der Ameisensäureäther behandelt werden.
Schliesslich kann ich nicht umhin, der Hülfe kand
zu erwähnen, die Herr Stud. Alsberg mir bei diesen
Versuchen geleistet hat. |
f Pe n EN BERTAN SRZ AN re DR a ht % 3 Bi We
Blenmeyer in Wanklyn, Br leeren. 111:.2%%
Ueber Hexylverbindungen:
von
Erlenmeyer und Wanklyn.
Als wir gerade mit der ausführlichen Untersuchung
Mau Bag ch F}
ve WELT Tale
‚des aus Mannit gewonnenen Hexyljodürs und seiner Der-
' vate beschäftigt waren, kam uns eine Abhandlung, 8. 287,
von A. Wurtz „Ueber die Hydrate der Kohlenwasser-
stoffe“ zu Gesicht, welche es uns als zweckmässig er-
scheinen lässt, unsere bis hierher erhaltenen Resultate
schon jetzt vor Beendigung unserer Arbeit zu veröffent-
lichen.
1. Hesxyljodür.
Das unmittelbare Product*) der Einwirkung des
Jodwasserstoffs auf Mannit stellt nach der Reinigung von
Jod eine olivengrüne Flüssigkeit dar, aus welcher sich
bei längerem Stehen feste Krusten von brauner Farbe
absetzen, die nur wenig an Alkohol abgeben. Die ab-
gegossene Flüssigkeit hat ihre Farbe fast nicht geändert.
Die Analyse dieses rohen mit geschmolzenem Chlorcal-
"cium getrockneten Jodürs ergab 35,01 Kohlenstoff statt
33,96 und 58,50 Jod statt 59,91.
Dasselbe wurde dann zu destilliren versucht. Es
zeigte sich aber sogleich beim Erwärmen, ehe Sieden
eintrat, Zersetzung unter Entwickelung von Jod und Jod-
wasserstof. Es wurde deshalb Wasser zugesetzt und in
*) Die genauere Darstellungsweise des Hexyljodürs wurde am
7. März 1862 dem naturbhist.-med. Verein zu Heidelberg mit-
getheilt: „Es zeigte sich, dass man fast die theoretische
Menge von Hexyljodür erhält, wenn man 24 Grm. Mannit
(es ist nicht gut mehr anzuwenden, weil sonst theilweise
Verkohlung eintritt) mit 300 C.C. Jodwasserstoffsäure von
1260 Siedepunet in einem raschen Kohlensäurestrom der
Destillation unterwirft. Das Destillat, welches in etwa einer
Stunde übergegangen ist, bildet zwei dunkle Schichten, von
denen die untere, aus rohem, fast schwarz erscheinendem
Hexyljodür besteht.“ ‘
ey
rahmen und‘ Win in
Ric“ Ba a
; SR ‘einem Salzbade von 1100, während ein Kollendänrestrom
hindurchgeleitet wurde, erhitzt. Das Destillat bestand |
"aus Wasser und vollkommen farblosem Jodür. Bei einer
zweiten Operation wurde die Reinigung in der Weise
| vorgenommen, dass durch das rohe Jodür in einer Retorte
ein Strom von Wasserdampf hindurchgeleitet wurde. Die
Destillation verlief so weit rascher und mit geringerem
Verlust. Das erhaltene Jodür wurde mit Chlorcalctumn
getrocknet und analysirt. Een
Angewandte Substanz. 0,4102 0,3878
Kohlenstoff Wasserstoff *) Jod **)
gefunden......, 34,03 6,19: 59,87
berechnet.. ... 33,96 6,13 59,91
für die Formel CRH13J. |
"Aus diesen Resultaten geht wohl unzweifelhaft hervor,
dass das directe Product der Einwirkung von Jodwasserstoff
auf Mannit die Zusammensetzung C12H13J besitzt und ein
homogener Körper ist, d.h. nicht ein Gemenge verschiede-
ner Jodüre mit geringerem Kohlenstoffgehalt als C}? darstellt.
Das specifische Gewicht dieses reinen Jodürs
wurde bei 00 bezogen auf Wasser bei 40 — 1,4447, bei
500 — 1,3812 gefunden. Dies entspricht einem Aus-
A EWBeoeffidienten für 500 von 0,0460 (ungefähr .!, der
Gase). Unsere früheren Angaben über das spec. Gewicht
in den Verhandlungen des naturh. - med. Vereins zu Hei-
‘delberg sind die folgenden:
Das spec. Gewicht dieser stark lichtbrechenden Flüssig-
keit wurde bei 00 — 1,4396 und bei 790 — 1,3348 gefunden.
*) Die Kohlenstoff- und Wägserstoffie a are mit chrom-
saurem Bleioxyd und doppeltehromsaurem Kali mit vorge-
legtem Kupfer ausgeführt.
=*) Die Jodbestimmung wurde in der Weise vorgenommen, dass.
das Jodür mit einer Lösung von Natriumalkoholat einen
Tag lang im zugeschmolzenen Rohre bei 1000 erhitzt, und
dass, nachdem Alkohol und die kohlenstoffhaltigen Zer-
setzungsproducte abdetillirt waren, aus dem Rückstande das
Jod mit Silber auf gewöhnliche Weise gefällt und bestimmit f ‘
wurde.
; WR: A über Empire 19 1138.20
"Der Siedepunect wurde bei 753 Mm. Druck zu
3 167, 5 corrigirt gefunden. Während der Destillation trat
Sr schwache Färbung in Folge von geringer Zer-
setzung ein. | .
| Um eine ungefähre osstelln: von der Zerseiahars
keit des Jodürs in höherer Temperatur zu haben, wurden
16,5 Grm. bei 1650 im Oelbade in einem langsamen
Strom von Kohlensäure erhitzt, bis noch 9,2 Grm. zurück-
geblieben waren. Dieser Rückstand war von freiem Jod
gefärbt, zeigte einen corrigirten Siedepunct von 1670 und
ein spec. Gewicht von 1,4639 bei 0°.
Ferner wurde eine kleine Menge von Hexyljodür in
einem zugeschmolzenen Rohre längere Zeit auf 2300 er-
hitzt. Es wurde etwas Jod in Freiheit gesetzt, aber kein
Gas gebildet und der mit saurem schwefligsauren Natron
gereinigte Röhreninhalt schien fast unverändertes Jodür
zu sein.
Unsere früheren den Siedepunct betreffende Angaben
sind die folgenden:
„Die Flüssigkeit begann bei 1580 zu destilliren, das
enömeter stieg auf 1670, und als das Destillations-
gefäss trocken war, zeigte Jas Thermometer 1700.“
Bezüglich der Löslichkeit des Jodürs machten
wir vorläufig folgende Erfahrungen: In Aether löst es
sich in allen Verhältnissen, von absolutem Alkohol ver-
langt es mehr als sein gleiches Volum. Wenig Wasser
verringert das Lösungsvermögen des Alkohols sehr be-
deutend, so dass das Jodür in sehr verdünntem Alkohol %
fast unlöslich ist.
«Chemisches Verhalten des Hexyljodürs. |
Weingeistige Kalilösung. Die am meisten in
die Augen springende Zersetzung des Jodürs, welche,
wie wir schon bei unserer ersten Mittheilung über das-
selbe angaben, mit der grössten Leichtigkeit statt findet,
ist die, welche es beim Behandeln mit weingeistiger
Kalihydratlösung erleidet. Wenn man Hexyljodür mit
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 2, Hit. 8
, Pe ee RE FREE,
a a
Erz äh "tn en Wan k
B a solchen Lösung nur kurze Zeit * 1000 in Fe
rührung lässt, so wird es, wenn man eine zur ‚Lösung
- hinreichende Menge von Alkohol angewendet hat, unter
Abscheidung von Jodkalium in Hexylen zersetzt. Es
scheinen hierbei noch verschiedene Nebenproducte aufzu-
treten, und wir sind im Augenblick mit der Bestimmung
derselben bei Auwendung einer grösseren :Menge von
' Jodür beschäftigt. Die Resultate, welche dabei erhalten
werden, sollen später mitgetheilt werden. ee.
holat wirkt ebenso.)
Bei einem Versuch wurden von 29 Grm. Jodür
5,5 Grm. trocknes Hexylen erhalten. Wenn bei: der
Zersetzung das Hexylen einziges Product wäre, so hätten
11,49 Grm. erhalten werden müssen.
Wasser. Ungefähr gleiche Volumen Wasser und
Hexyljodür wurden im zugeschmolzenen Rohr längere
Zeit auf 1900 bis 2000 erhitzt. Die wässerige Flüssigkeit
lieferte mit essigsaurem Bleioxyd einen bedeutenden Nieder-
schlag von Jodblei und die ölige Flüssigkeit zeigte sich
bestehend aus Hexylen und noch unzersetztem Jodür.
Essigsäure. Fast absoluter Eisessig (4 Vol.) löste
Hexyljodür (1 Vol.) zu einer vollständig homogenen Flüs-
sigkeit auf; diese Lösung im zugeschmolzenen Rohr längere
Zeit auf 1600 erhitzt, erlitt keine DONE Berann
rung.
Essigsaur es Bleioxyd. Zu einer Lösung des Hewi
jodürs in Essigsäure wurde Bleizucker hinzugesetzt und
in einer Retorte erhitzt. Es schied sich viel Jodblei aus,
aber es bildet. sich kein Essigäther. Das einzige bis
jetzt bestimmt erkannte Product war Hexylen.
Quecksilber wirkte in einem zugeschmolzenen Rohr
im Sonnenlicht sogleich auf Hexyljodür ein, es bildete
sich viel Jodquecksilber und eine Flüssigkeit, welche
bei ungefähr 700 siedete. Gas wurde nicht erzeugt.
Die Reaction verlief ee nach folgender Glei-
chung:
2(C12H13J) 4 2Hg — 2HgJ + ce + Qua 3
B
A nn ae) £
N an, schien schon bei gewöhnlicher Temperatur
Ba ‚das Hexyljodür zu wirken, es bildete sich um das
"Metall eine blaue Kruste. Im Wasserbade im zugeschmolze-
nen Rohr .erhitzt ging die Reaction weiter. Beim Oeffnen
der Röhre entwich ein brennbares Gas (wahrscheinlich
Wasserstoff). Die vorhandene Flüssigkeit enthielt einen
‚bei ungefähr 700 siedenden Theil und unzersetztes Jodür.
Ein anderes Product wurde nicht nachgewiesen. Wahr-
scheinlich verliefen zwei Reactionen neben einander her:
1) (CH13J)2 4 Na2 — Cl2Hl2 1 Cl2yla 1 (NaJ)2
2) (CRH13J)2 + Na? —= (C?H12)2 4 H? —- (NaJ)2.
/ Denn die Fraction 700 wurde nur zum Theil von
"Schwefelsäure aufgenommen und der unlösliche Theil
zeigte unzweifelhaft den Geruch des Hexylhydrürs.
| Oxalsaures Silberoxyd in lufttrockenem Zustande
(1) ohne Zusatz: 7,5 Grm. und 9,2 Grm. reines Hexyljodür
wurden im Wasserbade im zugeschmolzenen Rohr längere
Zeit erhitzt. Es bildete sich Jodsilber. Die Flüssigkeit
im. Wasserbade destillirt, lieferte 1,1 Grm. Product vom
'Siedepunct und Geruch des Hexylens, welches heftig auf
‚Brom wirkte und von Schwefelsäure aufgenommen wurde,
indem es Hexylalkohol lieferte. (Siehe unten bei Hexylen.)
Der Rückstand in der Röhre wurde mit Wasser gemischt
‚und über freier Flamme destillirt. Es ging anfangs mit
den Wasserdämpfen noch etwas Hexylen über und zuletzt.
liess sich deutlich der Geruch des Hexylalkohols erkennen.
Es scheint sonach etwas oxalsaurer Hexyläther gebildet
worden zu sein. Es ist noch zu bemerken, dass die
wässerige Flüssigkeit vor der Destillation eine stark saure
Reaction zeigte und mit Chlorcaleium einen bedeutenden
Niederschlag lieferte. 2) Unter Zusatz von Wasser.
20 Grm. rohes Jodür wurden mit 15 Grm. oxalsaurem
'Silberoxyd und etwas Wasser bei 1000 erhitzt, es bildete
‚sich Jodsilber und aus dem Destillat wurden 5 Grm. reines
Hexylen und ein höher als dieses siedender Theil von
‚dem Geruch des Hexylalkohols gewonnen, aus dem Rück-
‚stande krystallisirte Oxalsäure. 3) Unter Zusatz von
8*
Se
ber Her WEN 3. LUD OR
a
; A ether. 19,5 A rohes Jodir warden mit 10 u, u
oxalsaurem Silberoxyd und 25 Grm. Aether im "Wasserbade
m
mit aufsteigendem Kühlrohr erhitzt. Es bildete sich sehr
langsam Jodsilber und blieb sehr viel Hexyljodür unzer-
setzt. Im Destillat konnte mit Sicherheit nur Hexylen
nachgewiesen werden. Es muss bemerkt werden, dass
die beiden letzten Versuche früher angestellt wurden als
der unter 1 angegebene.
Zink und Wasser. 28 Grm. reines Hexyljodür
wurden mit vorher durch Schwefelsäure corrodirtem Zink
und mit Wasser im zugeschmolzenen Rohr im Oelbade
bei 1600 bis 1700 erhitzt. Das erhaltene Destillat roch
stark nach Hexylen, es wurde mit Brom und hierauf
mit saurem schwefligsauren Natron behandelt, gewaschen,
über geschmolzenem Chlorcaleium getrocknet und im Was-
serbade destillirt. Die übergehende Flüssigkeit zeigte den
_ Siedepunct 690 und betrug 4,5 C.C. Ihr spec. Gewicht
betrug bei 160 0,6671.
Zink und Kikahel In 2 znBehchigaie I Röhren x
wurden je 28 Grm. reines Hexyljodür mit Alkohol und
corrodirtem Zink mehrere Stunden im Wasserbade erhitzt,
das durch Wasser abgeschiedene Product aus beiden
Röhren betrug 20,7 Grm. Es wurde aus einer Retorte
mit aufsteigendem Hals und absteigender Kühlröhre bei
in die Flüssigkeit eintauchendem There) fractionirt j
und in 3 Portionen getrennt.
.1) Unter 1000 wurden 10 Grm. aufgefangen. Diese 2
Fraction roch stark nach Hexylen.
2) Zwischen 1000 und 1700.
3) Ueber 1700 blieb in der Retorte zurück.
Von 2 wurde bei einer 2ten Destillation noch ein
grosser Theil unter 1000 gewonnen. Ein geringer Theil
ging zwischen 100 und 1300 über und es blieb ein ge-
ringer Rückstand. Die Fraction 100; 11300 wurde zu 2 = ;
geben.
Die Fractionen unter 1000 wurden mit Sohnarilhuues
behandelt, es blieben davon im Ganzen 8,7 Grm. unver-
NEE EN.
über Hexylverbindungen. - 117
leiden. Diese wurden mit Kali getrocknet und destillirt.
Etwa 6,7 Grm. zeigten den Siedepunct 68,5 bis 700 bei
754,3 M.M. Druck. Die Analyse mit Kupfarbx rl und
_ überchlorsaurem Kali am Ende des Rohrs lieferte von
0,2736 Grm. Substanz:
8 Kohlenstoff Wasserstoff
gefunden..... 82,21 16,12
3 berechnet.... 83,72 16,28
E: für äi: Formel Cı2 H14,
Die spec. Gewichtsbestimmung ergab 0,6645 bei 160,5.
Nach der Analyse zu urtheilen, war das Hexylhy-
_ drür nicht ganz rein (es enthielt wahrscheinlich noch
etwas Jodür), aber trotzdem fanden wir das spec. Gewicht
desselben geringer als Pelouze und Cahours, 0,669,
"und Schorlemmer 0,678 bei 150,5 das spec. Gewicht
des aus Petroleum durch Fractionirung erhaltenen Hexyl-
hydrürs angeben. Es ist in unserem Falle kein Grund
- zu der Annahme vorhanden, dass das Hexylhydrür Amyl-
hydrür beigemischt enthielt und dadurch das spec. Gewicht
erniedrigt worden sei.
b Wir brachten dieses noch nicht ganz reine Product
mit Chlor zusammen, indem wir es zu einem Gemisch
"von doppelt- chromsaurem Kali und Salzsäure hinzufügten.
‚Nach längerer Berührung destillirte es unverändert über.
Ein gleiches Resultat wurde erhalten, als Jod in dem
Hydrür aufgelöst und Chlor eingeleitet wurde. Nach
dem Reinigen der in Wasser unlöslichen Flüssigkeit mit
saurem schwefligsauren Natron una Kalihydrat, Waschen
_ und Trocknen über Chlorcaleium zeigte sie das spec. Ge-
_ wicht des Hydrürs.
| Brom wirkte auf das Hydrür nur sehr langsam ein.
Die braune Flüssigkeit veränderte ihre Farbe während
; mehrerer Tage im directen Sonnenlicht nicht bemerkbar,
"ebenso nicht beim Erhitzen auf 1600, als sie aber nach
dem Erhitzen wieder dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde,
"sich unter siedenähnlichem Aufwallen Ströme von Brom-
EB
. entfärbte sie sich. Beim Oeffnen des Rohrs entwickelten
Pe-72 5,
118 Gange 2 Wa dm,
wasserstoff, die den grössten Theil des Products ie fort-
rissen. 3
Silberoxyd und Wasser. 195 Grm. rohes Hexyl-
jodür wurden im Wasserbade mit der stöchiometrischen
Menge in Wasser vertheiltem Silberoxyd längere Zeit
erhitzt. Es hatte sich viel Jodsilber gebildet, aber das
mit Wasser destillirte Product wurde von Neuem mit
feuchtem Silberoxyd digerirt, wieder mit Wasser destil-
lirt und dann mit kohlensaurem Kali getrocknet und
- fractionirt.
Bei 700 trat Sieden ein, das Thermometer ie all.
mälig über 170°. |
Das Destillat wurde in 3 Fractionen getrennt.
1) Ein Drittel des Ganzen bestand aus Hexylen.
2) Eine weitere Fraction ging zwischen 1370 und
1700 über. 4
3) 13 Grm. destillirten über 1700 und nahmen eine |
gelbe Färbung an. ® 1
Die zweite Fraction wurde über Nacht mit entwäs- | |
sertem Kupfervitriol zusammengestellt und fractionirt..
Zwischen 13801500 ging die grösste Menge über, ein
kleiner Theil zeigte höheren Siedepunet. Die Fraction f
1380/11500 wurde wieder mit Kupfervitriol zusammenge- f
stellt und nochmals destillirt. Ehe das Thermometer f
1380 erreicht hatte, gingen einige Tropfen über, welche f
getrennt aufgefangen wurden. Der Rest siedete beinahe |
constant bei 1380 bis 1420. Nochmals fractionirt: der- |
selbe Siedepunct. Bei einer weiteren Destillation wurde #
der über 1400 siedende Theil besonders gesammelt und I
der unter 1400 destillirte Theil verwendet. |
Das erhaltene Product wurde auf Jod. geprüft, E
enthielt eine deutlich nachweisbare Menge und die Ana- k
lyse ergab 63,5 Proc. Kohlenstoff. Ss
Um das Jod zu entfernen, wurde mit Kaliyara |
digerirt und getrocknet. a
Bei der Destillation ging zuerst Hobel aba; De
Rest zeigte einen Siedepunct von 13501370.
ur,
% digerirt, dann erhitzt, um das Hexylen wegzudampfen
_ und nun mit Wasser destillirt, durch eine Glashahnburette
getrennt und über Kupfervitriol getrocknet. Bei der
gewechselt.
Der Rest zeigte einen constanten Siedepunct von
1360 bei 758 Mm. Druck und 600 Qnecksilberfaden über
1% dem Kork.
a: Die Analyse ergab nun:
Angewandte Substanz Kohlenstoff Wasserstoff
I. 0,1476 gefunden: 70,21 13,84
II. 0,2453 gefunden: 70,00 13,88
berechnet: 70,59 13.73.
Diese Resultate sprechen dafür, dass das erhaltene
Product die Zusammensetzung von Hexylalkohol hat.
Specifische Gewichtsbestimmungen:
bei 00 — 0,8327
bei 160 — 0,8209
> bei990 — 0,7482 *),
(100 Vol. von 0° dehnen sich also auf 111,3 Vol. bei
1000 aus.)
Die dritte Fraction, welche über 1700 siedete, wurde
von Neuem destillirt und in 2 Portionen aufgefangen,
die erste zwischen 1780 und 1880, die zweite lu
1880 und 2000. |
j Bei einer Verbrennung der zweiten Portion wurden
60,82 Proc. Kohlenstoff und 11,22 Wasserstoff erhalten;
die Flüssigkeit zeigte sich jodhaltig, es war also noch
unzersetztes Hexyljodür darin. Sie wurde in einem Oel-
‚bade über 1000 erhitzt nnd in einem Strom Kohlensäure
' *). Bei dieser letzten Bestimmung ist für die Glasausdehnung
keine Correcetur vorgenommen.
u; MA Fe RT a En Em Pe RA DE ne WE re
f ee: n. a ER er nz >; 2 Sl N I, N en 8
BAETAREES, © R r LT iR,
über PR Di 119
2 Die ‚Analyse desselben ergab 67,28 Page; PERRRRE,
ke Das Product war noch jodhaltig. Es wurde des-
- halb nochmals mit feuchtem Silberoxyd längere Zeit
# Destillation ging zuerst etwas Hexylen über. Es wurde
- dann bis über 1300 erhitzt und jetzt erst die Vorlage
A, a A a EN DT A 1 EG wi nn MW u EN ER ne BET A ee
RE N DRESEE TR
HAENEEr ei 2 h) ? 0% r IR Er BR be 2%
e - 1? j A “ P
a0 | " Bilenmeyer undk; a Warp
ungefähr die Hälfte weggedampft. Der Bekkiktand: be: :
Be gann bei 1950 zu sieden. Eine Analyse desselben er-
gab 67,9 Proc. Kohlenstoff und 11,90 Proc. Wasserstoff.
Auch diesmal konnte noch Jod darin nachgewi iesen werden.
. Die Flüssigkeit wurde von neuem in einem Strom
Kohlensäure erhitzt, bis in den übergehenden Tropfen
‚kein Jod mehr nachgewiesen werden konnte. Die rück-
ständige Flüssigkeit siedete jetzt zwischen 2000 und 205°
bei 752 Mm. Druck und 1200 en ausser-
halb des Korks.
Die Analyse dieser Fraction, welche mit chrom-
saurem Bleioxyd und doppeltchromsaurem Kali ausgeführt
wurde, lieferte folgende Resultate:
Angewandte Substanz. Kohlenstoff. Wasserstoff.
I. 0,1248 gefunden..... 0708 14,07
II. 0,2455 DE SHE 75,99 13,42
N berechnet ....... 77,42 13,98
für die Formel C24 H26 0? — (CRHISO, CZHBEOD:F 33
Wenn auch die Resultate der beiden Analysen ick =
vollkommen mit der Berechnung stimmen (wahrscheinlich
war noch eine geringe Menge Jodür zugegen), so ist doch
kein Zweifel, dass der Körper, welchen wir unter den
Händen hatten, die Zusammensetzung von Hexyläther
hat. (Der corrigirte Siedepunct liegt zwischen 2030,5
bis 2080,5 bei 752 Mm. Druck.) |
Um zu entscheiden, ob dieser Körper in ir That
der Aether (C12H130, C12H130) oder vielleicht ein Alkohol
C24H260?2 (Lethal oder dessen .lsomeres) ist, soll er
mit Jod, Phosphor und Wasser in Jodür en
werden. |
Von besonderer Wichtigkeit schien uns rg das
Verhalten des Hexyljodürs zu Brom zu sein. |
| Wir brachten zu 10,6 Grm. reinem empleo. alle
mälig. 6 Grm. Brom (für 1 Aeq. Jod 11, Aeq. Brom).
Es trat sofort ein schr heftiges Zischen und Spritzen ein
‚und es schied sich eine beträchtliche Menge festes Jod ab.
. Das erhaltene Product wurde mit saurem schweflig-
m LEITERN RN RA. FE EDER Te ern
a AR Ba ee
ke a! RT ’ 1: 8, > wo
e) ee v
8 eo 2 older Eenybocndi RR = 0
sauren ‚Natron von Jod und Brom gereinigt, mit Wasser
ten ‚über geschmolzenem Chlorcaleium getrocknet
‚und sein spec. Gemicht ermittelt. Dieses ergab sich bei
110 auf Wasser von 40 als Einheit bezogen zu 1,375.
. Aus dem Verlauf der Reaction und. diesem spec.
Gewicht ersieht man, dass das erhaltene Product nicht
GlRH12Br?2 gewesen ist. Am wahrscheinlichsten war es
C12H13Br oder ein Gemenge dieses Bromürs mit C12H12Br2,
oder mit noch unzersetztem CPHT3J.
Es wurde mit Wasser gemischt und in einem Kohlen-
säurestrom der grössere Theil davon abdestillirt. Das
NET ge
WELT Ta
EFT
ee
getrocknete Destillat ergab dann ein spec. Gewicht von
1,3010.
. Die meisten in Vorstehendem mitgetheilten Versuche
wurden vorläufig angestellt, um den besten Weg für die
ausführliche Untersuchung ausfindig zu machen. Man
sieht leicht, dass fast keine von den angestellten Reac-
tionen glatt verläuft, sondern gewöhnlich dabei mehrere
Processe nach verschiedenen Richtungen neben einander
hergehen. |
2. Hexylen.
Die Darstellungsweise des Hexylens wurde oben mit-
getheilt. Es ist eine leicht bewegliche Flüssigkeit, leichter
‘als Wasser, von ähnlichem Geruch wie Amylen und
einem Siedepunct, der zwischen 680 und 700 liegt. Die
Dampfdichte wurde zu 2,88 und 2,97 statt 2,9022 ge-
funden. Mit Brom verbindet es sich unter starkem Zischen
und bildet eine schwere in Wasser untersinkende ölige
Flüssigkeit von der Zusammensetzung C1?H12Br2,
Für jetzt wollen wir von dem Hexylen nur einige
Reactionen mittheilen, die uns von ganz En Wich-
‚tigkeit zu sein scheinen.
Hexylen und Schwefelsäure. 1) Wenn man
’Hexylen mit Schwefelsäure von 99,3 Proc. HO,SO3 Ge- :
halt mischt, ‚so tritt eine ziemlich heftige Reaction ein.
Das Gemisch erwärmt sich und ein Theil des Hexylens
geräth ins Sieden. Die Mischung färbt sich rothbraun
Br 3 | entwickelt schweflige Säure. Beim Verdünnen’ 2
Wasser wird eine dicke ölige Flüssigkeit abgeschieden,
i die wahrscheinlich Parahexylen ist.
2) Vermischt man 3 Vol. der Schwefelillare von der
genannten Stärke mit 1 Vol. Wasser und lässt erkalten,
bringt dann zu 1. Vol. dieser Säure 1 Vol. Hexylen, so
- findet beim Schütteln allmälige Verbindung statt. Es ist
gut, die geringe Erwärmung, welche besonders eintritt,
wenn man während der Reaction noch einige Tropfen
Schwefelsäure hinzusetzt, durch Eintauchen des Gefässes
inkaltes Wasser zu unterdrücken. Schweflige Säure wird
nicht entwickelt und es tritt kaum eine gelbliche Färbung
ein. Wenn man, sogleich nach der Vereinigung der
beiden Substanzen, mit Wasser verdünnt, so scheidet
sich auf der Oberfläche eine ölige Flüssigkeit ab, welche
nach dem Waschen und Trocknen über Kupfervitriol alle
Eigenschaften des früher von uns aus dem Hexyljodür
erhaltenen Alkohols zeigt*).
Sie siedet bei 1370 unter 756 Mm. Druck. Die
Analyse mit Kupferoxyd und überchlorsaurem Kali ergab
folgende Resultate: ’
Kohlenstoff Wasserstoff
0,2513 Substanz gaben..... 69,63 13,67
berechnet .... 70,59 13,73
für die Formel CH14O2.
Wenn man die wässerige Flüssigkeit, welche von dem
Alkohol getrennt wurde, der Destillation unterwirft, so_
geht mit den Wasserdämpfen noch eine gewisse Menge
Alkohol über. Sättigt man sie statt zu destilliren ımit
kohlensaurem Baryt, so erhält man eine Lösung, die viel
‘ Baryt enthält und beim Abdampfen auf dem Wasserbade
neben etwas kohlensaurem und schwefelsaurem Baryt ein
Salz et welches in Weingeist von 95 Proc. be-
» Man De sich nach dieser Methode mit der allergrörsten. ;
Leichtigkeit beliebige Mengen von Alkohol aus dem so leicht
zu gewinnenden Hexylen darstellen. re
rn
Ba
7 Fer u DEE ET yo te EN > face
EO Kar ah PR REEL EN 0 LA EL Sache
b Di art
‘ a2 E .
’ übe HexyWerbindungen. |
sonders beim Erwärmen löslich ist und: beim Glühen ie
45,4 Proc. schwefelsauren Baryt ergiebt.
Jodwasserstoff mit Hexylen. Wenn man über: I
schüssige Jodwasserstöfflösung von 1260 Siedepunct mit
Hexylen in ein Rohr einschmilzt und im Oelbade längere
Zeit bei 1650 bis 1700 erhitzt, so bildet sich eine Flüssig-
keit schwerer als Wasser. Sie begann bei 1600 zu
sieden, bei 1650 ging die grösste Menge über, bei 1690
war das Gefäss trocken (Barometerstand 753 Mm.). Dieses
Verhalten stimmt vollständig überein mit dem des Hexy-
jodürs, welches durch Jodwasserstoff aus Mannit erzeugt
wird, so dass man wohl mit ziemlicher Sicherheit darauf
rechnen kann, dass sich die Identität der beiden Jodüre
durch vollständige Uebereinstimmung in ihrem sonstigen
Verhalten ergeben wird.
Bromwasserstoffsäure von 1,37 spec. Gewicht a
scheint sich sehr langsam mit Hexylen zu verbinden, wenig-
stens erhielten wir nur eine sehr geringe Menge einer
Bromverbindung neben sehr viel unverändertem Hexylen. h
3. Hesylalkohol.
Wie angegeben, haben wir Hexylalkohol auf zwei
verschiedenen Wegen erhalten, einmal, indem wir auf
das Jodür wässeriges Silberoxyd einwirken liessen,
dann aber in einfacherer Weise, indem wir Hexylen mit 2
einer nicht ganz concentrirten Schwefelsäure mischten “
und dann mit Wasser verdünnten, beziehungsweise da- Ei
'. mit destillirten.. Früher wurde von Faget aus dem u
Weinfuselöl durch Fractionirung zwischen 1480 und 1540
eine Flüssigkeit erhalten, welche als Hexyl- oder Caproyl- 3a
‚alkohol bezeichnet wurde, und in neuerer Zeit haben
Pelouze' und Cahours aus Hexylhydrür, das sie aus
dem amerikanischen Steinöl aufgefunden haben, einen we
Alkohol dargestellt, welcher nach der Beschreibung einen
ganz andern Siedepunct (1500) wie unser Alkohol (137%)
besitzt und im Geruch dem Amylalkohol sehr ähnlich
N
+ ne vr ET
Ye ? u ar
| m Erenmeyer nz , Wanklyn, aber Henleköindengm. | -
an Pa
= sein Bell; während unser Alkohol nieht entfernt - wie. Amyl-
> alkohol *), sondern angenehm obstartig riecht.
Unser Alkohol zeigte folgendes Verhalten: Mit Na-
trium,' welches sich in dem Alkohol unter Wasserstoff-
entwiekelung löste, entstand eine bei 1000 butterartig
weiche, bei gewöhnlicher Temperatur feste Masse. Brom
reagirte sehr heftig auf den Alkohol.
Schwefelsäure. 1) 0,600 Grm. des Alkohols wurden
mit dem doppelten Volum Schwefelsäurehydrat gemischt.
“Beide Flüssigkeiten waren vorher auf 00 abgekühlt, und.
die Mischung selbst wurde in Eiswasser eingesetzt. Es
‚entstand eine dicke ölige, vollkommen homogene Flüssig-
keit von kaum gelblicher Farbe. Nach und nach trübte
sich dieselbe. Ueber Nacht hatte sich über der Schwefel-
säure eine klare dickliche Flüssigkeit abgeschieden. Die
ganze Masse wurde mit 10 Theilen Wasser verdünnt
und das ölige Liquidum mit Wasser gewaschen und mit
Kupfervitriol getrocknet. Die Analyse ergab die Zu-
sammensetzung eines Olefins. Brom wirkte heftig dar-
auf ein. Es war wahrscheinlich Parahexylen entstanden.
‚ Die wässerige Flüssigkeit wurde mit kohlensaurem Baryt
. gesättigt, und filtrirt; abgedampft hinterliess sie einen
Rückstand von 0,016 Grm., der vollkommen in Salzsäure
_ unter Entwickelung von Kohlensäure löslich war. —
2) Wenn man die Reactionen in der Weise abändert,
dass man statt der concentrirtesten Schwefelsäure wie
bei dem Hexylen eine verdünntere, aus 3 Vol. 99,3pro- _
centiger Säure und 1 Vol. Wasser bestehende anwendet
und gleich, nachdem sich der Alkohol zu einer vollkom-
men klaren Flüssigkeit gemischt hat, mit Wasser ver-
dünnt, so erhält man unter Ausscheidung einer gewissen
Menge des Alkohols eine wässerige Flüssigkeit, aus der
sich ein Barytsalz darstellen lässt, das identisch zu sein
scheint mit dem, welches bei der Einwirkung yon Hexylen ja
auf Schwefelsäure entsteht.
*) Vergl. Proceed. roy. soc. Edinb.1861 62, IV, 567 und Zeitschr. ri
für Chemie und Pharmaeie V, 419, Anm
wi
Sehlienkamp, iichpräfung. S ö a
_ Doppeltchromsaures Kali und Schwafelskurg
, Birket auf den Alkohol in der Weise ein, dass sich eine
| angenehm obstartig, aber zugleich N scharf
_ riechende Flüssigkeit bildet.
Wir bemerken noch im Allgemeinen, dass das Hey
jodür sich ganz besonders dadurch auszeichnet, dass bei
allen oder fast allen von uns angestellten Versuchen zweier-
lei Reactionen neben einander herlaufen, die einen liefern
als Resultat immer Hexylen, die andern verlaufen in a
analoger Weise wie bei den bis jetzt bekannten Alkohol-
Fitreh. Ausserdem scheint sich ein Theil des Jodürs
regelmässig der Reaction zu entziehen. Es kann deshalb
keine Verwunderung erregen, dass die Reindarstellung
und Ausbeutebestimmung der verschiedenen Producte,
welche wir untersuchten, mit der grössten Schwierigkeit
verbunden ist. Trotz sehr häufig wiederholter Fraetioni-
rung und vielfach in Anwendung gebrachter besonderer
Methoden ist es uns nur sehr selten absolut i
reine Producte zu erhalten.
Heidelberg, den 1. Mai 1863.
— a
Milchprüfung.
Im December-Hefte des Archivs von 1859 wird
Seite 257 gesagt: „Es ist recht sehr zu bedauern, wenn
wohlthätige Maassregeln der Behörden, die durch das
- Eindringen der Wissenschaft in’s praktische Leben her- Er
vorgerufen sind, dadurch wieder in Frage gestellt werden,
dass Männer der Wissenschaft die Behörden stutzig machen,
indem sie die Richtigkeit des Verfahrens angreifen, nur
— weil sie wissenschaftliche Schärfe nicht mit der Praxis ä =
des Lebens zu vereinbaren wissen.“
Vorstehend ausgesprochene Ansicht theile ich und
sie allein veranlasst mich, nach der Arbeit des Herm :
Dr. Wittstein, Juni- and Juli-Heft des re zu
Nachfolgendem.
en achten Mit- er
Auf die Biden über Milchprüfung ge
eilngen. kann und will ich nicht. specieller zurück- |
kommen; empfehle denen, die sich noch damit ‚vertraut
5 machen RR
1) Klencke’s Verfälschung der Nahrungsmittel u. S. W.
Leipzig 1858 bei J. J. Weber;
2) Archiv der Pharmacie vom Talipd 1859, ihre
und December - Heft;
3) Archiv der Pliynazia vom Jahre 1860, Januar-Heft.
Die hier eingeführte Milchwage wirkt in der Hand
unsers eingeübten und mit gesunden Augen ausgerüsteten
Marktmeisters sehr wohlthätig: man hängt die grossen
Diebe und lässt die kleinen laufen.
Erst die Milch wird als gefälscht angesehen, die
neh der Milchwage einen Zusatz von über 5 Procent
Wasser hat.
Die Marktpolizei kann sich auf mikroskopische und
chemische Untersuchungen nicht einlassen; kommen be-
sondere Erscheinungen vor, so muss die Milch einem
Chemiker übergeben werden. |
Im Januar-Hefte von 1860 findet sich eine Beschrei-
bung der hier gebräuchlichen Milchwage, sie stimmt mit
der überein, die Dr. Wittstein zu seinen Prüfungen hat
anfertigen lassen.
Bei der hiesigen Milchwage ist, das Volum. des
Schwimmers zur Scala wie 150 zu 14
bei Wittstein’s Milchwage wie....... 148 zu 1.
Die Verfälschungen der Nahrungsmittel kommen so
häufig, in so grober und auch so feiner Weise vor, dass
jedes Mittel, denselben abzuhelfen resp. dieselben zu ver-
mindern, freudig aufgenommen werden muss und daher
‚möchte ich mit diesen Zeilen einer Massregel das Wort
reden, die wohlthätig wirkt.
Düsseldorf, August 1863. Dr. Schlienkamp.
——
an
P> ESLERNE
4 en s Pen die Wahre: zu prüfen. | 1
5 Ueber ein einfaches Verfahren, die 'Kuhmilch auf
N Ihren Handelswerth zu prü afen,,
von
G. Hoyermann,
Apotheker in Hoheneggelsen.
EL ENSSEREN SC N ARE N ED Tri A:
Im Juni- und Julihefte des Archivs hat Wittstein
„Versuche zur Auffindung eines leichten, sichern und
schnellen Verfahrens, die thierische Milch auf ihren Han-
delswerth zu prüfen“, mitgetheilt, und obgleich der Ver-
fasser seine Abhandlung mit dem Geständnisse schliessen
_ muss, dass diese Versuche nicht zu dem gewünschten
Resultate führten, so haben dieselben doch ihren grossen
Werth durch die Feststellung der Thatsache, dass das.
spec. Gewicht der Milch ‚keine Beurtheilung ihrer Güte
gestattet, und deshalb die in neuerer Zeit vielfach in
Gebrauch gezogenen Aräometer ihrem Zwecke nicht ent-
sprechen. Wittstein geht daher auf das einfachste
und bekannteste Verfahren zurück, durch mehrstündiges
Stehenlassen der Milch die Menge des dann abgeschie-
denen Rahms zu messen. Der grosse Zeitaufwand, dn
dieses Verfahren bedingt, macht dasselbe jedoch in den
meisten Fällen völlig unbrauchbar, und es schien mir
daher nicht ohne Werth zu sein, die Versuche Witt-
stein’s: in anderer Richtung fortzusetzen. _
Bekanntlich lässt man zur Gewinnung der Butter
die frische Milch bis zur Abscheidung des Rahms in
flachen Gefässen stehen, nimmt dann den Rahm ab und
bewirkt in Butterfässern oder Buttermaschinen durch starke
schlagende Bewegung die Ausscheidung der darin ent-
haltenen Butter. Wenn es richtig ist — und es zweifelt
wohl jetzt Niemand mehr daran — dass die Wirkung
des Butterns in der Zerschlagung der die Butterkügel-
chen umgebenden und von einander trennenden Käse-
hüllchen besteht, so sieht man nicht ein, weshalb nicht
auch in der frischen Milch durch heftige Bewegungen
dieselbe Wirkung sollte hervorgebracht werden. Der
b
ji
a
3
=
u
a
= ac bewies die Bücherei lich gerung voll
# _ kommen. Füllt man ein Glas zur He m Mh und
© schüttelt ‚dasselbe 5-10 Minuten arg EriuE} durch, so
‘ äindet man, dass sich Klümpchen von Butter abgeschie-
den haben.
\ Ich stellte diese Versuche an, um zu beätinhien: ob
auf diese Weise die in der Milch enthaltene Butter voll-
ständig abgeschieden werden könne, und gelangte da-
durch zu einem eben so leichten als sichern Verfahren,
den Werth der Milch zu prüfen. ;
= Die nachstehend mitgetheilten Versuche dürften zur
‚Bestätigung dieser rap genügen. Dieselben wurden
mit einer frisch BEE TREE: schwach sauer reagirenden
Milch angestellt, die ein spec. Gew. von 1,030 hatte und
- die im graduirten Cylinder 12 Stunden lang der Ruhe
überlassen, 8 Proc. Rahm absetzte. Da sich bei den frü-
heren Versuchen die Erfahrung bestätigt hatte, dass bei
einer Temperatur der Milch von 12—150R. die Butter
am schnellsten abgeschieden wird, so wurde die Milch
. vor dem Schütteln stets auf diese Temperatur abgekühlt. _
- Es wurde in einem Arzneiglase, das ungefähr zur Hälfte
- von der zum Versuche genommenen Quantität angefült
wurde, die Milch abgewogen, nachdem das Vorrathsgefäss
jedesmal vorher durchgeschüttelt war, um die schon in
kurzer Zeit fettreicheren oberen Schichten mit den un-
teren zu vermischen. _Es wurde dann die Milch in dem
Glase die bei jedem Versuche angegebene Zeit hindurch
‚kräftig geschüttelt, die nach jeder Schüttelung abgeschie-
dene Butter auf einem Stückchen Gaze gesammelt, ab- 2
_ gewaschen, gewogen und die durchgelaufene Milch von
"Neuem geschüttelt. Er
ei L 3000 Gran Milch von 140R.
iste Schüttelung (5 Minuten) gab 32 Gran Buiter nt “
2te - 5 =: Jon 28 a
Ste e (3 u ) „20 z r 37 €
Summa... 75 Gran Butter e
— 250 Procent.
227 BE
TER. -
ar Fe
eng Re
® EN einfaches Verfahren die Kuhmilch zu erifen. 129 En
Fr. Eine sleiche: Menge Milch an 2000 an RER €
vermischt und geschüttelt. Das Resultat war von
dem vorigen nicht wesentlich abweichend.
III. 3000 Gran Milch wurden mit 500 Gran ee
saurem Natron versetzt und dann geschüttelt.
"Die Gesammtmenge der in drei eben so lange dau-
ernden Schüttelungen abgeschiedenen Butter war 81 Gran,
Die von diesen drei Versuchen zurückbleibende Milch
schied während 12stündiger Ruhe noch bedeutende Quan-
titäten Rahm ab; die Abscheidung der Butter war also
unvollkommen.
IV. 3000 Gran Milch wurden zum Sieden ehitel S0-
fort in ein Glas gebracht, darin auf 130 R. abge-
kühlt und geschüttelt.
istes Schütteln: 5 Minuten, gab 70 Gran Butter
2tes 7 5 2 er; s =
3tes de 5 Tagen EI RT :
Summa. ..101 Gran Butter
— 3,37 Procent.
V. 3000 a Milch den zum Stade erhitzt, mit 72
2000 Gran Wasser versetzt, abgekühlt und ge- Te
schüttelt.
'istes Schütteln: 5 Minuten, gab 61 Gran Butter
2tes * 5 N 3. DNA,
Stes L 5 2 e a Ba
Summa...102 Gran Butter
— 3,40 Procent.
vr. 3000 ran aufgekochte Milch N, abgekühlt,
mit 500 Gran schwefelsaurem Natron versetzt und
| geschüttelt.
istes Schütteln: 5 Minuten, 72 Gran Butter
2tes e 5 ” 24 „ #
| Stes N) 5 ” 6 ” ”
Summa...102 Gran Butter — 3,40 Proc.
Dass bei diesen drei Versuchen die Butter vollstän-
dig ausgeschieden war, ging daraus hervor, dass die
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hft. 9
EISEN,
4 ’
ERRREl Be EN a GE
ER El r Be 2 6%
2 Y «x Y F
re Milch nach 15 stündigap, Ruhe x nur 2 jchst
unbedeutende Flöckchen Rahm abschied. Ausser schwe-
felsaurem Natron wurden Proben auch mit andern Salzen
versetzt, jedoch eine schnellere Abscheidung der Butter
dadurch nicht bewirkt. Es hat der Zusatz dieser Salze
nur den Vortheil, dass durch die, bei der Auflösung der-
selben eintretende Temperaturerniedrigung die Milch schnel-
ler auf die angeführte Temperatur abgekühlt wird.
Auf Grund dieser Versuche schlage ich nun das fol-
gende Verfahren zur Prüfung der Milch vor.
Eine gewogene oder gemessene Quantität Milch (ca.
6—8 Unzen) wird eben zum Sieden erhitzt, noch heiss
in ein Arzneiglas von doppeltem Rauminhalte gegossen
und durch Einstellen in kaltes Wasser oder besser durch
Bewegen in einem Wasserstrahle auf 12—150R abge-
kühlt. Darauf schüttelt man heftig so lange, bis sich
zusammenhängende Klümpchen Butter abgeschieden ha-
ben, was meistens in 5 Minuten der Fall sein wird. Auf
einem Trichter, in den man ein Stückchen feuchter Gaze
gelegt hat und der auf einem andern Arzneiglase glei-
cher Grösse steht, sammelt man nun die ausgeschiedene
Butter und wiederholt die Operation noch zwei Mal. Die
gesammelte Butter spült man auf dem Zeuge mit recht
kaltem Wasser zusammen, drückt sie sanft aus und wägt
dieselbe. Die Manipulationen sind so einfach, dass jeder
Polizeidiener eine derartige Untersuchung ausführen kann;
ausserdem wird es in allen Fällen nicht nöthig sein, dass
die Schüttelung drei Mal wiederholt werde, da das bei
der ersten erhaltene Butterguantum schon einen Schluss
auf den Gesammtgehalt zu ziehen gestattet.
Wichtig ist die Frage, wie viel Butter die Milch
entbalten muss, um als unverfälscht gelten zu können,
‚da die Fütterungsweise und besonders die Race der Kühe
auf diesen Punct den grössten Einfluss hat. Wittstein
nimmt an, dass alle Milch als verfälscht zu betrachten
sei, die weniger als 5 Proc. Rahm absondere. Nimmt
man den Buttergehalt des Rahms zu 40 Procent u so
Bi |
ee |
Verhalten der Essigsäure beim Verdünnen n mit Waner. 13.
Ye 5 RT
. würde das genannte Quantum einem „Buttergehalte von
2 Proc. entsprechen, und damit stimmen auch meine
Erfahrungen überein. Meistens enthält gute zwi-
Pe schen 3 und 4 Proc. Butter.
Ich darf schliesslich nicht unerwähnt lassen, Ber N
eine mit Ziegenmilch in obiger Weise angestellte Unter-
‘suchung nicht zu einem brauchbaren Resultate führte.
Einen Grund hierfür weiss ich vorläufig nicht anzugeben.
Hoheneggelsen, den 18. August 1863.
— IT
Versuch einer Erklärung des Verhaltens der Essig-
säure beim Verdünnen mit Wasser ;
von
H. Drümmer,
Stud. pharmac. in Berlin.
Wenn von der Legirung zweier Metalle A und B
das Gewicht a und der Gewichtsverlust im Wasser b
. gegeben sind, und wenn man ferner weiss, dass r Ge-
wichtstheile von A im Wasser p Gewichtstheile, und s Ge-
wichtstheile von B im Wasser t Gewichtstheile verlieren,
so lassen sich nach diesen Angaben bekanntlich die Men-
‚gen, welche von Aund Bin der Legirung enthalten sind,
in folgender Weise berechnen. Bezeichnet man das von
A in der Legirung enthaltene Quantum mit x, so ist der
Gewichtsverlust dieses Theils der Legirung im Wasser
ET: ae und.-wenn man die von Binder Legirung ent-
haltene Menge mit y bezeichnet, so ist der Gewichtsver-
ty
s
Da nun der Gewichtsverlust der beiden Theile gleich dem
Gewichtsverlust der ganzen Legirung sein muss, und da
ferner x 4 y = a gegeben ist, so hat man zur Bestim-
mung von x und y die beiden Gleichungen: BR
lust dieses Theils der Legirung im Wasser _
3r*
re 2) x x
r RE 3
Die ar; (1) 2 sich auch so sehreiben:
we 5 ’
oder wenn man der Kürze wegen für Eu für —
t‘ und für E b‘ setzt:
® ER a
ke. ale — —
3) p‘ I t‘ wy% b’
Da man das spec. Gewicht eines Körpers erhält, wenn
man mit seinem Gewichtsverlust im Wasser in sein abso-
Jutes Gewicht dividirt, so sind die Werthe p‘, t‘ und b‘
die spec. Gewichte der betreffenden Körper, und werden
x, y und a durch die Aequivalentzahlen derselben darge-
stellt, so wird die Gleichung durch Worte ausgedrückt
heissen: „Die Summe der Aequivalentvolumina zweier-
Stoffe ist ik dem Aequivalentvolum ihrer Verbin- N |
dung.“
SEE in der Gleichung (3) alle Werthe mit Aus-
mahme von p‘ bekannt sind, und man löst sie daher nach.
p’ auf, so ist der gefundene Ausdruck dasjenige speci-
fische Gewicht, welches x Theile von A haben müssen,
um sich mit y Theilen von B, welche das spee. Gewicht x
t‘ besitzen, zua Theilen eines Körpers vom spec. Gewicht
-b’ zu verbinden. |
Nimmt man nun an, dass in den Schwefelmetallen er
die Metalle dieselbe Dichtigkeit haben, welche sie im
unverbundenen Zustande besitzen und berechnet aus
_ den spec. Gewichten derselben die Dichtigkeit des Schwe-
fels, so bekommt man aus
HgS 2296 Cu2S 2,5877
Sb 83 2,7124 Ag S 2,0536
PbS 2,3272 Zn S 2,0435 *).
*)Die zu den Rechnungen benutzten spec. Gewichte und Aequi-
valentzahlen sind aus Dr. E. Rei chardt's chemischen Verbin-
‘ Die vier ersten dieser Werthe sind unter sich sehr
verschieden und stehen zu dem durch den Versuch gefun-
denen spec. Gewicht des krystallisirten Schwefels —= 2,0454
in keinem durch einfache Zahlen ausdrückbaren Verhält-
'niss; die aus Schwefelzink und Schwefelsilber erhaltenen
Zahlen zeigen indessen nur eine kleine Differenz, sowohl
unter sich, als auch von dem oben angeführten spec. Ge-
wichte des freien Schwefels, und man kann daher wohl
annehmen, dass sich die Dichtigkeit, sowohl des Schwefels
als auch der Metalle, bei der Bildung dieser beiden Schwe-
felmetalle nicht geändert hat, dass also die Verbindung
. gerade wie bei den Gasen in einfachen Volumverhältnissen
vor sich gegangen ist. Es muss aber auffällig erscheinen,
. dass die übrigen Schwefelmetalle, welche siäh sonst in so
mancher Hinsicht den beiden zuletzt genannten analog.
verhalten, gerade in diesem Puncte ganz wesentlich von
denselben abweichen, so dass, während bei diesen das
einfachste Verhältniss statt zu haben scheint, bei jenen.
sich die Volumina in scheinbar ganz willkürlichen und
unregelmässigen Verhältnissen mit einander verbinden.
Nimmt man daher zum Versuch einmal an, dass sich die
übrigen Schwefelmetalle in Bezug auf Volumverhältnisse
gerade so wie Schwefelzink und Schwefelsilber verhalten,
' und nimmt man weiter an, dass der Schwefel in ihnen
auch dasselbe spec. Gewicht von 2,045 besitze, so muss
das spec. Gewicht der Metalle in ihren Verbindungen ein
anderes sein, als im freien Zustande, und die spec. Ge-
wichte, welche die Metalle in ihren Verbindungen besitzen,
. wären diejenigen, welche aus den resp. Schwefelmetallen
berechnet werden, indem man das spec. Gewicht des Schwe-
fels = 2,045 setzt. Man erhält auf diese Weise fürZinik
7,19, für Silber 10,53, für Blei 12,736, für Kupfer 11,671,
für Platin 41,366 (2.20,683). Betrachtet man nun weiter
dungen der anorganischen Chemie, Erlangen 1858“ entnommen.
Wenn zwei Werthe angegeben sind, ist das Mittel aus beiden
angewendet worden. i
ot tr PIE
133
4 e et
I j Pt
De u De re «
“u u A ee re er
en
7. 592
ia +
spec. Gewicht vom Complex NO®, so findet man für die-
sen 2,1550; und nimmit man an, dass NO6 in Ko, NO5
und Ag0, NO3 gleichen Raum einnehme, so erhält man
aus KO,NO5 für das spec. ‚Gewicht des Kaliums den
Werth 1,6616 (= 2.0,83083).
nl man, wie oben aus den Schwefelmetallen
das spec. Gewicht des Schwefels, so aus den Chlormetal-
len das spec. Gewicht des Chlors mit Anwendung der
durch den Versuch. gefundenen spec. Gewichte der Me-
aus HgCl 2,0093, aus Hg?Cl 1,9499, aus KCl, wenn man
annimmt, dass in den Verbindansen das Kalium sein
a a shrire Silberoayd. AgO, vos Ar 1,
setzt aus Ag und NO® und berechnet aus ‚demselben das
tale, so ergiebt sich aus: PbC1 2,3381, aus AgOl 2,2248, |
spec. Gewicht verdoppele, 2,2542, aus Na0l unter gleichen
Bedingungen 2,3100.
Wird auf eich Weise das spec. Gewicht des Jods ;
en den Jodmetallen berechnet, so findet man aus: AgJ
3,7439, aus HgJ 6,9586 (— 2.3,4793) und bei Anwendung,
- des doppelten spec. Gewichts von Kalium aus KJ 3,3822.
Aus diesen Resultaten scheint hervorzugehen, dass _
das Kalium bei der Verbindung sein spec. Gewicht ver-
doppelt, und berechnet man nun weiter aus KO, SO3 das
spec. Gew. vom Complex SO#, indem man ftir K 1,6616
setzt, so erhält man für SO# 3,8812. Betrachtet man .
ZnO, SO3-+-7HO als bestehend aus SO (Zn + 7HO)
und berechnet zuerst, indem man das für 504 gefundene
spec. Gewicht als bekannt einsetzt, das spec. Gewicht von
Zn + 7HO, so findet man 1,6429 und hieraus findet man
weiter das spec. Gewicht des chemisch gebundenen Was-
sers zu 1,1748. Berechnet man auf gleiche Weise das
- spec. Gewicht desselben aus CuO, SO3 + 5HO, jedoch.
unter Anwendung des aus Cu?S berechneten spec. Ge- ;
wichts des ou — 11,671, so bekommt man 1,1321;
das Mittel aus diesen Haken Werken, ist 1,1534.
Das durch Wägung gefundene spec. Gewicht der :
wasserfreien schwefelsauren Magnesia ist 2,6066, das der
PN
u Ira K * ah Pr En Ur Bar Da de 2, „ur.“ 2
Ba
A Verkiten 25 naar. beim Perdlinnen mit Wasser. 135
zit 7HO krystallisirten MET ea Magnesia 1,674;
berechnet man hieraus die Dichtigkeit des eat ge
"bundenen Wassers, so findet man 1,2464, einen Werth,
der nur um 0,0930 von dem Mittel ddr beiden oben be-
_rechneten Werthe abweicht. Berechnet man das spec. 2
_ Gewicht des Natriums aus NaCl, NaO, NOS und Na0, C02
— 10HO, nachdem man zu der Gleichung für das koh-
lensaure Natron das spec. Gewicht vom Complex CO3 aus
AgO, CO? berechnet hat, und indem man die Dichtigkeit
von HO zu’ 1,1534 annimmt, so bekommt man aus: NaCl
2,4941, aus Na0,NO5 2,3305 (= 2. 1,1652) und aus
NaO, co? —- 10 HO 2,2298.
Das spec. Gewicht des Chlors, aus Chlorkalium be-
rechnet, ist 1,9722; in seinen flüssigen Verbindungen
scheint dagegen das Chlor ein niedrigeres spec. Gewicht
zu haben, denn man bekommt aus: S?Cl —= 1,4561, aus
SCI 1,4806, aus Sn Cl? 1,4519. |
Für das spec. Gewicht des Ammoniums bekommt man
aus H?N Cl (mit Anwendung des mittleren Werthes aus 1,45
und 1,53 — 1,49) 1,0057, aus H4NO, NO5 0,99485. —
Bekanntlich hat das Essigsäurehydrat die Eigenschaft,
beim Verdünnen mit Wasser an spec. Gewicht zuzuneh-
‚men, und zwar steigt dasselbe nach einigen Angaben bis
zu 1,079, nach Mohr aber nur bis zu 1,0735, und eben
so verschieden sind auch die Angaben über das spec.
Gewicht des Essigsäurehydrats.. Gewöhnlich findet man
in den Lehrbüchern der organischen Chemie 1,063, Mohr
(Commentar zur 6. Auflage der preuss. Pharmakopöe) glaubt
aber, das spec. Gewicht sei nur 1,0575. — Auffällig ist
die Erscheinung, dass die Zunahme des spec. Gewichts
beim Verdünnen mit Wasser nur ungefähr so lange statt
findet, bis das dritte Hydrat der Essigsäure gebildet ist.
Die Schwefelsäure zeigt bekanntlich ein ähnliches Ver-
‚halten, indem die Summe der Volumina des mit einander
gemischten Wassers und der Schwefelsäure grösser ist,
als das Volum der erhaltenen Mischung. Nimmt man an,
dass ein Theil des zugesetzten Wassers chemisch gebun-
ee Aeıtı ahekaiah ehuidenenh Weist eigen zu sein
‚scheint, und es entsteht bei der Essigsäure eine Zunahme
des spec. Gewichts, weil das Wasser schwerer‘ als: das
Essigsäurehydrat wird. | |
Berechnet man das spec. Gewicht, welches eine Flüs- |
sigkeit haben muss, die aus 78 Theilen einer Flüssigkeit
1,063 und aus 22 Theilen einer Flüssigkeit von 1,1534
Dicht, so bekommt man 1,0821. Dieser Werth weicht
. von dem gewöhnlich in den Lehrbüchern enthaltenen
1,079 nicht sehr bedeutend ab; dagegen ziemlich stark
von dem höchsten der Mohr’schen Tabelle 1,0753. Nimmt
u man das von Mohr angegebene spec. Gewicht für Essig-
‚säurehydrat 1,0575 an und berechnet, welches spec. Ge-
wicht eine Flüssigkeit haben muss, die aus 76,91 Theilen
einer Flüssigkeit von 1,0575 und 23,09 Theilen emer Flüs-
sigkeit von 1,1534 besteht, d. h. genau aus den Mengen,
die zur Bildung des dritten Hydrats der Essigsäure er-
forderlich sind, so erhält man 1,0757, und wenn man das
aus CuO,S0O3 + 5HO berechnete spec. Gewicht des
Wässers — 1,1321 anwendet, 1,0738; diese beiden Werthe
weichen von dem höchsten Werth der Mohr’schen Tabelle
nur ganz unbedeutend ab.
Die Gewichtsabnahme beim weitern Verdünnen mit -
Wasser muss aus dem Grunde erfolgen, weil die Essig-
säure, nachdem das dritte Hydrat gebildet ist, kein Was-
ser mehr chemisch bindet, sondern sich nur noch mit dem-
selben mischt, wobei es das spec. Gewicht 1,0 behältund
es darf daher, wenn diese Erklärung richtig ist, beim
Mischen von Essigsäure, welche schon mehr Wasser ent-
hält, als zur Bildung des dritten Hydrats nöthig ist, mit
noch mehr Wasser in graduirten Gefässen keine Contrac-
tion sichtbar werden. Vergleicht man eine nach diesen
Angaben berechnete Tabelle mit der von Mohr durch
Versuche gefundenen, so darf man, da die grösste Dichtig-
keit der Mohr’schen Tabelle bei 80 Proc. liegt, während sie
‚speeifische Gewicht ER =
Gehalt an
-. Essigsäure-
hydrat
in 100 Theil.
100
Berechnete Tabelle.
Spee. Gew. des Essig-
säurehydrats = 1,063,
des Wassers = 1,1534.
1,0635
1,0647
1,0677
1,0719
1,0804
1,0821
Mohr’sche
Tabelle.
1,0635.
1,067
1,070
1,073
1,0735
1,0732
1.070
1,067
1,063
1.060
1.0513
1,040
1,027
1,015
Ve ist nn deren Prücemtgähalt um 3 ur 807° 7
kleiner ist; — denn wenn das spec. Gewicht des Essig
ER zu 1,0575 angenommen wird,
erste Glied der Mohr’ schen Tabelle vom spec. Gewicht
1,0635 schon mehr Wasser enthalten, als zur Bildung. des
‚ersten Hydrats nothwendig ist, und zwar 3 Proe., wenn
"man annimmt, dass gerade das dritte Hydrat r höchste
Gehalt an
. Essigsäure-
hydrat
in 100 Theil.
100
‚so muss das \
Berechnete Tabelle, ? =
Spee. Gew. desEssig-
säurehydrats—1,0575, a
des Wassers 1,1534. 2
1,0578...
1,0602...
1,0619 +:.5%
‚1,0646
1,0691. 3 2
1,0757.
1,0715 - Pa
1,064
1,0584:
1,0491 ER
1,0485 #6 5
1,0340
1,0246
1,0154
1,0090
1,0063
18 = > Thallium als Begleiter von (
Bnbentzehali an Spe & G buichtr
" Diehtigkeit des
Essigsäurehydrat. Bisigeäurehydrate.. BEER
100 -; .1,0655 9: = 0635
98 1,067 1,0685 Eh
"95 1,070 ET VRR 5 ri
9% 1,073 4 1.0818 H
so {ef 1.0735 1,0936
78 1,0732 1,0958
70 1,070 1,1031
360, 1,067 1,1169
54 1,063 1,1235
50 1.060 1,1253
40 1,0513 1,1389.
30 1,049 LAUT
20 1,027 1,1514
10 221.0 | 1,1738 -
Wenn diese letztere Annahme die richtige ist, so muss
beim Vermischen von Essigsäure, welche mehr als 23 Proc.
‘Wasser enthält, mit Wasser immer noch Contraction statt
finden, da das spec. Gewicht des Essigsäurehydrats ja
höher wird. Es wäre nun in diesem Falle äuch noch
möglich, dass sich Essigsäurehydrat und Wasser zu glei-
eher Zeit und entweder nach demselben oder nach ver-
schiedenen Verhältnissen verdichten, die auf diese Wei eise
natürlich nicht gefunden werden können.
Morstähende Entwickelung enthält zwar verschiedene
Hypothesen, da aber die bei den Rechnungen erhaltenen
Zahlen ziemlich gut übereinstimmen, so kann man die-
selbe wohl als einen Versuch zur Erklärung des eigen-
x thümlichen Verhaltens der Essigsäure gelten lassen.
u
Thallium als Begleiter von Cäsium und Rubidium
'in Mineralwässern.
Herr Prof. Böttger in Frankfurt, der ünermüdliche |
Forscher der Quellen des Thalliums hat so eben eine neue
ergiebige Quelle entdeckt. Nach einer Mittheilung in der
ö j
j DE
yi>
RR a
A EP
R Fe als ER Bo , Cäsium: a Rubidium. 139%.%
en Frankfurter Zeitung und daraus im Hag: für prakt.
‚Chemie, Bd. 89, Heft 5 und 6. istes Böttger gelungen,
‚das Thallium als einen fast steten Begleiter des Cäsiums
und Rubidiums in verschiedenen salinischen Mineralwässern
unzweifelhaft nachzuweisen. In dem Nauheimer Mutter-
laugensalze, welches besonders in der Winterkälte leicht
aus dem Wasser sich abscheidet, aus welchem das Koch-
salz schon gewonnen ist und welches meist aus Chlorka-
lium und Chlormagnesium mit etwas Chlornatrium besteht
und sehr dem Carnallit des Stassfurther Steinsalzwerkes
gleicht, hat uns Böttger das wohlfeilste, ergiebigste und
geeignetste Material zur Gewinnung von Cäsium und Rubi-
dium nachgewiesen. Beide Metalle sind nebst dem Thal-
lium als Chlorverbindungen darin enthalten. Spuren aller
drei Metalle hat Böttger auch im Badesalze der Orber
Quelle gefunden.
Das Thalliumplatinchlorid ist im Wasser sehr schwer
löslich und so eignet sich das Platinchlorid vorzugsweise
zur Abscheidung des Thalliums aus den Soolen. Profes-
sor Böttger wird darüber eine weitere Mittheilung bal-
digst geben. Da das Oxyd des Thalliums leicht löslich Bi
und ätzend, das kohlensaure Thallion gleichfalls löslich
ist und alkalisch reagirt, das phosphorsaure Thallion
im Wasser löslich, der Thallionalaun octa&drisch krystalli-
sirt, das Thallıum als. Begleiter des Kaliums, Nätriums,
Cäsiums und Rubidiums auftritt, so scheint die Behaup-
tung, dasselbe gehöre zu der Classe der Alkalimetalle, Se
gerechtfertigt.
Nach einer schriftlichen Mitiheilung. an Prof. Erd-
mann.ist es Böttger gelungen, das Thallium von dem
ee
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RT Bl "ara 1a De BE Er A a EEE
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Cäsium und Rubidium, mit welchen es in verschiedenen
salinischen Wässern gleichzeitig. vorkommt, auf einfache
Weise zu scheiden. Wenn mannämlich eine in der Kälte
bereitete wässerige Lösung verschiedener Mutterlaugensalze
salinischer Wässer, darin der Hauptbestandtheil Chlorka-
lium ist, z.B. Nauheim, Orb mit einer unzureichenden
Menge Platinchloridlösung versetzt, so entsteht zunächst
= a ein n ganz ae NR, an el wenigen, ieh
gelten schon nach 4— 6 maligen Auskochungen mit etwa
dem 3fachen Volum destillirten Wassers, im ‚Spectral- 3
apparate, neben der noch nicht ganz entfernten Kaliumlinie,
ganz scharf die schöne smaragdgrüne Thalliumlinie, fer- |
ner die Cäsium- und Rubidiumlinien (besonders schön bei N
Anwendung einer Wasserstofigasllamme statt der Leucht-
gasflamme) auf das Brillanteste zeigt. H9%
Wenn man diesen gelben Niederschlag, also die Ver-
bindung von Chlerkalium, Cäsium, Rubidium und Thallium-
' Platinchlorid mit schwacher Kalilauge kocht, der man
beim Kochen einige Partikel unterschwefligsaures Natron
beigefügt hat, so erfolgt schnell eine klare Auflösung;
wird dazu etwas Cyankalium gefügt und von neuem einige
Minuten lang gekocht, dann durch die Flüssigkeit ein
Strom gewaschenen Schwefelwasserstoffgases geleitet, so
scheidetsich alles Thallium (besonders leicht nach minu-
tenlangem Erhitzen) in Gestalt von flockigem sich am
Boden des Gefässes schnell zusammenballenden Schwe-
felthallium ab, nach dessen Ueberführung in das Sulfat
und Einlegen einer Stange Zink das reine Metall abge-
schieden wird.
Sonach ist Professor Böttger der Erste gewesen,
weicher das Thallium als einen fast steten Begleiter des
Cäsiums und Rubidiums in Salzsoolen erkannt hat. |
Dieser interessanten Notiz hat Professor Erdmann
noch einige Bemerkungen, bezüglich der Stellung des Thal-
liuns zu den übrigen Metallen, beigefügt. #3
Die Felsche Natur des Thalliumoxyds und seine
Uebereinstimmung mit Kali und Natron ist überraschend,
nur das kohlensaure Thalliumoxyd stimmt insofern mit
' den kohlensauren Salzen nicht überein, als es durchaus
nicht alkalisch reagirt. Schreibt man z. B. mit einem
Stück Thallium auf rauhes Papier, so laufen die metallisch
glänzenden Züge bald gelb an und äussern ‚alkalische
Reaction. Legt man ein feines genässtes Curcumapapier
darauf, so erscheinen die Züge gelbbraun auf dem gelben
ns
Papier. Dasselbe. geschieht, sobald man auf. Curcuma-
papier schreibt und dann mit Wasser befeuchtet. In dem
Maasse aber, als das Thalliumoxyd Kohlensäure anzieht,
FI Dr RR
DER
Harms, über a SS EA
verblassen die gerötheten Schriftzüge und nach kurzer }
Zeit sind sie vollständig verschwunden. Schwefelwasser-
stoff auf das befeuchtete Papier geleitet, lässt sie wieder
mit dunkelbrauner Farbe hervortreten. Bald aber ver-
schwinden auch die Züge des Schwefelthalliums an der
Luft, wenn man nur Sorge trägt, das Papier feucht zu
erhalten, indem das Schwefelthallium sich an der Luft zu
schwefelsaurem Thallion oxydirt.
(Nach einem Vortrage des Prof. Böttger in der
chemischen Section der Versammlung der Naturforscher
‚und Aerzte in Stettin. — Mittheilungen im Journale für
‚prakt. Chemie 1863. 13 und 14.) B.
— art
Ueber das Marrubiin;
von
Ed. Harms,
in Stollhlamm im Oldenburgischen.
Im Archiv der Pharm., 2. R., Bd. 83. August 1855.
S. 144 veröffentlichte ich eine kurze Notiz über das vom
Apotheker Mein in Neustadtgödens entdeckte Marrubiin.
Seitdem hat Dr. Kromayer sich mit demselben Ge-
genstande beschäftigt und Resultate erhalten, welche
im Decemberheft .des Archivs 1861 $. 257 mitgetheilt
‚sind.
Dr. Kromayer bediente sich zur Isolirung des
Marrubiins der Knochenkohle. Ich habe einen anderen
Weg eingeschlagen, der freilich kostspielig ist, aber doch
zum gewünschten Ziele führt. Es wurden nämlich 25 Pfd.
trocknen Krautes dreimal nach einander mit heissem Was-
‚ser extrahirt, die vereinigten Auszüge zur Syrupsconsistenz
Bent und sodann wiederholt mit Alkohol behandelt.
B
E
FEB Die spirituose, Atolshern gefärbte Les wurde nun.
"unter Zusatz einer reichlichen Menge Kochsalz. ‚mit etwa
' dem Drittel ihres Volumens Aether vermischt und mit
demselben häufig durchgeschüttelt. Die oben schwimmende,
. nur schwach gefärbte, ätherische Flüssigkeit enthielt allen
Bitterstoff; durch freiwilliges Verdunsten derselben wur-
' den grosse tafelförmige Krystalle des Marrubiins erhalten,
welche mittelst einer Pincette ausgehoben wurden und
sich nach zweimaligem Umkrystallisiren aus Weingeist
als rein erwiesen. Die in Arbeit genommenen 25 Pfund
Herb. Marrubii lieferten circa 2 Grm. Bitterstoft.
Die Mutterlauge von der Darstellung des Marrubiins
schmeckt noch sehr bitter, sie löst sich leicht in Alkohol
und aus dieser Lösung schiesst beim langsamen Verdun-
sten salpetersaures Kali an. Krystallisirter Bitterstoff
konnte nicht daraus gewonnen werden.
Im Allgemeinen habe ich die von Dr. Koma
angegebenen Reactionen bestätigt gefunden. Bei der
Elementaranalyse, welche mit dem von Mein erhaltenen
Marrubiin angestellt wurde, lieferten 0,313 Grm. (bei
90 — 100% getrocknet) — 0,240 Grm. HO = 8,52 Proc. H.
Die Kohlenstoffbestimmung ging leider verloren; es zeigte
sich aber, dass das Marrubiin mehr als 69 Proc. C.
enthält. |
Beim Umkrystallisiren des Marrubiins aus heissen
‚Lösungen nimmt ein Theil desselben stets den amor-
phen Zustand an. Löst man diesen amorphen Bitterstoff
in Weingeist und lässt die Lösung bei gewöhnlicher Tem-
peratur an der Luft stehen, so geht er wieder in die
ursprüngliche Form-über und scheidet sich in krystalli-
nischen warzenförmigen Massen ab. Das Marrubiin kry-
stallisirt leicht, am besten, wenn man eine siedende alko-
holische Lösung bis zur beginnenden Trübung mit sieden-
dem Wasser vermischt und dann langsam erkalten lässt.
Stollhamm im Oldenburg., den 13. September 1863.
Ed. Harms. Ep
BB: e%
2 ABen Rest des von ihm dargestellten ‚sehr schönen
Ay Masrubin hat Herr Ed. Harms dem Unterzeichneten
gütigst übersandt, wofür Demselben hiermit bestens dankt
Er | Ei En
———r——
. Seemuschel - Dinge der Granatguano- Fabrik
® in Varel;
von
'Demselben.
Die an der Küste des Jahdebusens angehäuften See-
muscheln werden seit kurzer Zeit von der Granatguano-
Fabrik in Varel zu einem Düngungsmittel verarbeitet und
- als solches in den Handel gebracht. Man verfährt bei
der Fabrikation in der Weise, dass die frischen Weich-
- thiere möglichst rasch getrocknet und hierauf unter Mühl-
steinen zu einem gröblichen Pulver zermahlen werden.
TEEN, ET,
2 Eine Probe dieses Düngungsmittels lieferte bei der
“ chemischen Analyse die nachstehenden Resultate:
Br Kohlensauren Kalk .....ccscccaceeecnen 56,33
E Schwefelsauren Kalk (Ca0, S03-++2H0).. 3,59
E Phosphorsaures Eisenoxyd.....22.2:.2.., 0,48
i Chlornsbrin u... ar Er 1,06
Br Phlorlnlian en ca 0,17
£ ERSIERTT Ne RR 0,27
3 Lösliche Kieselsäure . ...c........0300% 0,60
jr \ Anorganische, in verdünnter Salzsäure un-
E55} lösliche ‘Substanz. u. un... ar 28,03
i Stickstoffhaltige organische Substanz..... Ir 3
2.2" Hygroskopisches Wasser ses cecceenee 2,14
(Ueberschuss 0,87).
2 — 00
i
Demnach besitzt das Muschelmehl von ı Varel nur
u
einen geringen Handelswerth.
la Mnche wird das aus Seemuscheln erzeugte Dünge- w
E
#
F
E:
2
ai Im Departement Finisterre und im Departement de
3 mittel mit gepulverten Seesternen, Polypen, Fischen et
. luche, Durch die te Me Haha ähnliche.
'stickstoffreiche Zusätze würde auch das Vareler Fabrikat
3
leicht ı zu a verbessern sein. ide Bi
— rm
Analyse der Asche von Artemisia maritima L;
Demselben.
Die der Analyse unterworfene Artemisia maritimaL.
stammt von einem dem Meere zugänglichen Boden; sie
wurde um die Mitte des Monats Juni, 10 Wochen !
vor dem Blühen, gesammelt.
Die grünen Th. Die Wöürzel,
Wassergehalt in: 100 Theilen i:...:41,.:421 86,8 55.3
Aschenprocente der frischen Pflanzentheile 2,6 177.
Aschenprocente der trocknen Pflanzentheile 19,4 3,9
Kalıı...assW NEE TER 16,04 13,77
Mitron.. was nie eine a 1,32. - 19,91
le... 2,02 0, 0 a a 8,31 1089
En = ARTNET 224° 3,32
Phosphorsaures Eisenoxyd ....... 2,66 10,73
Phosphorsaure Thonerde ........ 3,49 3,07
Schwefelsäure ...........un...% 4,19 :# 15,41
Phösphorsäure .».... „un. unern 20 2,45
Kieselsäure ...... EN er > 5,06 7,67
KKobleneaure ...:.. ......... 0 ee 7,69 9,98
Dlormatnjum a... ee 40,57 2,80
100,00 - 100,00.
Kohle und Sand... „43.022022 4,71 31% 51
(Wera en 2 le 0,79 093)
Die Aschen enthalten ausserdem Spuren von Mangan-
oxydoxydul.
Die Zusammensetzung des Bodens, auf welchem der
Seewermuth gewachsen ist, wurde Bd. 88, Heft2, S, 186
_ dieser Zeitschrift ausführlich mitgetheilt. Kali und Natron _
betreffend, so zeigte sich, dass 100 Theile des ange-
RR ein ande (bei 1000 getrocknet) gntbalten..
kn
\
x
m
7
y Pa.
Ba aha
2} EN
Natron
41 0,098
in verdünnter Salzsäure löslich ....... 0, 132 0,283
- durch eonc. Schwefelsäure aufschliessbar 1,053 0,449
1,194 0,830..
An Chlornatrium fanden sich..... 1,19 Procent.
7 —
Aufbewahrung des Chloroforms.
Es ist schon öfters beobachtet, dass das Chloroform
mit der Zeit zuweilen eine stark saure Reaction von Salz-.
säure annimmt. Eine solche Veränderung ist besonders
bei Anwendung desselben zu Inhalationen sehr unange-
nehm, ja gefährlich. Sie wird durch das Licht bewirkt.
Im directen Sonnenlichte tritt sie schon nach wenigen Ta-
gen, im zerstreuten Tageslichte zwar später, aber doch
ganz entschieden ein, dagegen im Dunkeln aufbewahrt
t hielt sich das Chloroform vollkommen neutral.
Wp.
—
Ueber die Farben der Banknoten.
Vor mehreren Jahren ereignete es sich, dass die
griechischen Banknoten, die je nach ihrem Geldwerthe
verschiedene Farben hatten, welche jedoch unglücklicher
Weise organischen Ursprungs waren, einer sehr strafbaren
Verfälschung unterlagen. Diese Banknoten- Verfälscher
wussten die Farbe der 10 Drachmen Werthhabenden mit-
telst verdünnter.Salpetersäure in eine röthliche umzuwan-
-deln, eine Farbe, welche die 25er hatten, mittelst Benzin
‚oder Terpentinöl die lithographische Tinte auszulöschen
und statt 10 — 25 einzuschreiben. Die Staatsbank verlor
damals ungefähr gegen 100,000 Drachmen. Es handelte
sich damals darum, neue Banknoten zu machen, und diese
ieuen wurden einer amerikanischen Gesellschaft übertra-
_ Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds.2.Ht. 10
u a De
rer % } ne
N RR
we | 146 DTeber die ‚Farben der B |
ir | gen. Als Mitglied der Commission in Betreff Mar Dektim- i
mung der Farben, die diese nun haben sollten, der Em-
bleme, der Kreise und der Zahlen ete., schlug ich die
Chromfarben vor und so geschah es auch, dass theils
Chromgrün und Chromzinnober dazu gewählt wurden,
welche Farben tief in die Masse des Papiers eingedruckt
sind; so blieben die neuen Banknoten seit vielen Jah-
ren vor jeder Art von Verfälschung gesichert und die
‚griechischen Banknoten sind zu den schönsten zu zählen.
Ein sonderbarer Zufall, in jeder Beziehung interessant,
giebt mir Anlass, diesen Gegenstand zur Sprache zu brin-
gen und die Aufmerksamkeit der Bank-Direction auf
diesen Gegenstand zu lenken. In den Tagen der Furcht
und Angst, den 19., 20. und 21. Juni, wo man in Sorge |
stand, durch eine allgemeine Plünderung Alles zu verlie-
ren, versteckten die Leute alle ihre Kleinode, Geld und
Banknoten an die nächst besten Plätze. So traf es sich,
dass eine Familie mehr als 30 Stück 100 Banknoten in
einen alten Wasserkrug steckte und diesen in einen
Korb, der mit Pferdemist gefüllt in einen Stall ge-
stellt wurde. Da während eines ganzen Monates Furcht
obwaltete, als möchten sich diese traurigen Scenen von
Neuem wiederholen, so blieb der Korb mit seinen darin
versteckten Banknoten an seiner Stelle. Nach ungefähr
einem Monate wurde der Korb entleert, die Banknoten
herausgenommen, jedoch alle rothen. Embleme und
Verzierungen zeigten sich tiefbraunschwarz und auch
vollkommen ch nur die durch das Chromgrün ge-
zeichneten Stellen behielten ihre grüne Farbe. Da ich
von Seite der Staatsbank-Direction zu Rathe gezogen
wurde, so gab ich die einfache Erklärung, dass in Folge
des sich entwickelten Schwefelwasserstoffgases und Schwe-
felammoniums auf das chromsaure Bleioxyd — Bleizinnober,
schwarzbraunes und schwarzesBleisulfuretsich'gebildethabe,
und durch Gegenversuche auf andere Staats - Papiere mit
diesen Reagentien liess sich die Richtigkeit dieser Erklä-
rung bestätigen. Die Bank löste diese Panee ein. |
Een
Re,
Fälle vielleicht
kr ® AL EA
hielt ich es der Rüc ckspra
omikern nicht unwerth zu a. welche Farb
3% BE je
3 Nachdem es M athie eu 2 lessy ( Ren. de Chimie Re
ER en ist, Arch ER von 1 Kilo rm. BEN RR
g g
Aikfmnirem Kali in 10 ltene. kochenden Ma Bi
te Walsch um 3% Reaction zu mässigen, u *
Absetzen ein schönes Grün zu erzeugen, das am
F Lichte unveränderlich, durch Schweielwasserataitn n
zerstören, so urde Th Anwendung desselben en a
2 rer ’s Wunsch erreicht werden. FE
IE. Wonatshbericht.
y Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer und
4 Beobachtungen über die Bedeutung der Koh-
lensäure, des Stickstofls und Sauerstofls in den
süssen trinkbaren Wässern. Physikalische und
chemische Eigenschaften derselben;
- von Lefort. — Bericht von Poggiale.
"Wohl kein Gegenstand ist des Studiums würdiger
als das trinkbare Wasser. Dieses ist so nothwendig für
unsere häuslichen Bedürfnisse, spielt eine so bedeutende
Rolle in der Industrie, in der Ernährung der Menschen
und Thiere, seine hygienischen Eigenschaften sind von so
grossem Einflusse auf die Gesundheit der Bevölkerung,
‚dass diese Frage stets die bedeutensten Hygienisten und
auch die Civilverwaltungen in Anspruch genommen hat.
Von Hippokrates bis auf unsere Tage hat man die der
Gesundheit zuträglichsten Wässer untefsucht. Die zahl-
reichen Wasserleitungen in Rom, welche jedem Einwoh-
ner täglich 1000 Liter Wasser geliefert haben sollen; die,
welche die Römer in allen ihrer Herrschaft tBenfenen 54
Ländern anlegten; die Sorge der Municipalverwaltung von
Paris,- stets gutes Wasser den Bewohnern zu liefern; die
Arbeiten zu Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse ete.;
die zahlreichen Untersuchungen von Chemikern, Aerzten,
hygienischen Commissionen beweisen, dass Nichts die
Wissenschaft und die Verwaltung mehr interessiren kann,
als die Wahl und die Menge des Trinkwassers.
Die Arbeit Leforts beschäftigt sich in grossem Um-
ö fange mit den Erfordernissen eines guten Wassers.
Physikalische Charaktere der Tr iokiaegi
Das Wasser muss klar, farblos, geruchlos, lufthaltig,
von frischem und durchdringendem Geschmack sein.
Heute wie vor 2000 Jahren weisen: selbst die ärmsten
Leute trübes und warmes Wasser zurück, es gilt hierder
von Arago citirte Ausspruch eines englischen Ingenieurs:
Klarheit der Trinkwässer.
Die Klarheit ist ein wesentlicher Charakter des Trink-
wassers, ist aber zur Erkennung der guten Qualität un-
zulänglich: destillirtes Wasser, Eis- und Schneewasser,
gypshaltiges Brunnenwasser sind als Trinkwässerunbrauch-
bar, trotz dem sie farblos und transparent sind.
Nach Dupasquier können trübe, erdige Theile
enthaltende Wässer die Functionen der Verdauung stören;
esist sicher, dass der Gebrauch trüber Wässer Ekel erregt,
und dass man sie durch Filtration klären muss.
Quellwasser und Wässer, welche aus Felsen sprudeln,
sind meistens zu allen Zeiten klar; Flusswässer namentlich
beim Anschwellen trübe, so der Nil, die Seine, Marne,
Rhone, Saone, Loire. Das Nilwasser enthält im Liter
bis 8 Gramm erdige Theile suspendirt, die Seine ist jährlich
während 179 Tagen trübe, '17 von Poggiale angestellte
Analysen ihres Wassers zu verschiedenen Jahreszeiten
aus vollem Strome am Pont d’Ivry (also beim Eintritt des
Flusses in die Stadt) geschöpft ergaben: |
1) das Maximum der suspendirten Stoffe ist im Liter
0,118, das Minimum 0,007 Grm. ;
2) die Quantität dieser Stoffe ist dem Wasserstande ER
proportional ;
3) die grössten Zahlen wurden während des Winters
nach reichlichem Regen gefunden..
Boutron und Boudet finden als Maximum in der
Marne (Pont: de Charenton) 0,180 Grm., in der Seine
(Pont d’Ivry bis Chaillot bis zum Austritt des Flusses {
aus der Stadt) 0,120 Grm. suspendirte Stoffe im Liter.
Der Schlamm der Seine besteht aus organischer Sub- Be
' stanz 3,39; ÜCarbonaten von Kalk und Magnesia 60,31;
Kieselsäure 35,60. Die organische Substanz vermehrt
sich beträchtlich während langer Trockenheit und wäh-
rend der warmen Jahreszeit, daher im Sommer die Noth-
. wendigkeit, das Wasser völlig zu klären und die Reser-
voirs sorgfältig zu reinigen. In geringer Quantität und
' nicht verändert sind die organischen Substanzen nicht
schädlich, in grössere Menge und in Gährung machen
' sie das Wasser ungesund und gefährlich. Bei 10— 200C.
- erleiden sie noch keine Veränderung, steigt aber die Tem-
. peratur von 20— 250, und ist das Wasser in Reservoirs
e 10 Untersuchungen über u. Luftg
Da eingeschlossen, so enkstäht Kekse und hs (8 =
entwickelung, wie es einige Male bei den Reservoirs von
'Passy bemerkt wurde, die einen ekelhaften Geruch aus-
strömten. Das Wasser darf nicht gebraucht werden, ohne
dass es vorher filtrirt ist; . das Klären durch Absetzen-
lassen ist unzureichend, wie viele Versuche zeigten:
10 Tage lang ruhig hingestelltes Wasser war noch nicht
klar. Die bedeutend erhöhte Temperatur lässt in dem
"Wasser Infusorien entstehen, die das Wasser infieiren.
Man hat zur Filtration des Wassers eine grosse Menge
Methoden angegeben; es sind, sagt Arago, in England
Millionen dafür verausgabt, und diese Versuche sind der
Ruin vieler bedeutender Compagnien geworden. Die
ingeniösesten Apparate sind die zu Chelsea in England,
die von Fonvielle, Souchon, Nadault de Buffon. Eine
Hauptsache ist die schnelle und billige Reinigung der
‘Filter, indem der auf der filtrirenden Sandschicht sich
bald anhäufende Absatz ein grosses Hinderniss der Filtra-
tion ist Sandiges Erdreich kann man als natürliche Fil--
ter benutzen, wie es bei dem Wasser von Toulouse der
Fall ist, welches durch eine an den Ufern der Garonne °
sich hinziehende Bank von Sand und Kiesel fliesst; man
muss jedoch auch hier seine Zuflucht oft zu künstlichen
Filtern nehmen.
Die lern: zu Toulouse liefern schon seit
mehreren Jahren eine nicht wenig beträchtliche Menge
Wasser. Dasselbe hat man bei Glasgow beobachtet, wo
man am Ufer des Clyde ebenfalls Galerien in einer Sand-
bank ausgegraben hat, indessen vermindert sich allmälig
die Wassermenge, so dass man neue Galerien anlegen
muss. Es ist jedoch zu erwähnen, dass das Wasser nach
und nach Substanzen .aufnimmt: so hatte das durch das
zweite Filter von Toulouse erhaltene Wasser einen leichten
Schlammgeschmack; ebenso fand Terme, dass aus der
Rhone filtrirtes Wasser in einem reinen Behälter eine von
dem Flusswasser differirende chemische Zusammensetzung
hatte. Die mit dem Wasser der Seine in gleicher Weise
angestellte Filtration ergab gypshaltiges und dem Pariser
Brunnenwasser ähnliches Wasser. Lefort fand einige
Male, dass Wasser, welches reichlich über den Platz des
neuen Opernhauses floss, einen Rückstand von 2,04 Grm.
‘pro Liter gab und 99 hydrotimetrische Grade zeigte,
Die gebräuchlichen Filter aus Sand, Kies, Wolle etc.
entfernen nur mechanisch die im Wasser suspendirten Stoffe,
absorbiren jedoch nicht faulige organige DabBkanzEN und .
ra ET rien ee” ..
/ ehungen über den Laftgehalt der Wässer etc. 15 u:
lie ’ar aus ihrer Zersetzung sntatehöhden: Ude: es existirt
‚aber wegen des hohen Preises kein ächtes Kohlenfilter.
Lefort erwähnt die Bedeutung der freien oder ge-
bundenen Kohlensäure in den Wässern und giebt die
Ursache der Elimination derselben in süssen Wässern an,
! die filtrirt sind und im Haushalte aufbewahrt werden.
Man filtrirt in den Haushaltungen das Wasser dürck '
‘dünne und poröse Kalksteine. Das süsse Wasser, welches
immer einen leichten Ueberschuss von Kohlensäure ent-
hält, giebt diese an den Kalk ab. Bewiesen wird dieses,
wenn man gewöhnliches Wasser bis zur sauern Reaction
mit Kohlensäure sättigt: nach dem Filtriren durch Kalk-
stein ist das Wasser völlig neutral, während es vorher
Lackmuspapier lebhaft röthet. Aus demselben Grunde
schmeckt Quellwasser-aus Granitboden angenehm, filtrir-
tes Flusswasser fade. Um zu untersuchen, ob die Elimi-
' nation der Kohlensäure eine chemische oder eine physi-
kalische Ursache habe, behandelten Lefort und Lam-
bert feinen Sand mit Salzsäure, um die Carbonate zu
entfernen, und wuschen mit destillirtem Wasser, bis dieses
Lackmuspapier nicht mehr röthete.e Es wurde mit dem
natürlichen Mineralwasser von Condillac operirt, das gas-
haltig ist, und sauer reagirt. Es wurde mit destillirtem
Wasser verdünnt, durch den präparirten Sand filtrirt und
verlor seine Kohlensäure.
Die Versuche, ob ebenso durch Sand filtrirtes Was-
ser Elemente der Luft verliere, ergab Folgendes:
Nicht filtrirtes Wasser.
T> EN, 3. Mittel.
Stickstoff 14,92 14,92 14,53 14,79 C.C.
Sauerstoff : 7,18... 7,18. 6,577 6007 703
SummedesLuftgehaltes 22,10 22,10 21,10 21,76 GE
Filtrirtes Wasser. | Bee
Stickstoff 13,06 13,06 12,23 12,78 C.C.
Sauerstoff 5,91 : 5,91 5,77 5,86. „
Summe desLuftgehaltes 18,97 18,97 18,00 18,64 0.C.
Das filtrirte Wasser hat demnach 3,12 C.C. Luft vom
Liter verloren in Folge einer einfachen physikalischen
Action, indem es poröse Stoffe passirte. Man weiss javon
der Kohle schon lange, dass sie sehr bedeutende Mengen ve
u, RE REN F
H x gemacht. |
aha: Temperatur. IR:
Schon Hippokrates sagt: „die besten Wässer seien
im Winter temperirt, im Sommer frisch.“ Frisches Wasser
löscht schnell und anhaltend den Durst und befördert die
Verdauung, dagegen Wasser, welches fast die Temperatur
der Atmosphäre annimmt, erregt Ekel und stört die Ver-
dauungsfunctionen. Kaltes Wasser im Winter ist unange-
nehm und hat schlimme Folgen. Bei einer Temperatur von
0°C. oder etwas darüber oder darunter sind die Schleim-
häute der Luftwege zu Entzündungen geneigt, so dass.
kaltes Wasser Lungenkrankheiten erzeugen kann. Gu6-
rard hat in den Annales d’hygiene et de medecine legale eine
{ ‘Arbeit über die Gefahr des kalten Wassers veröffentlicht.
Die Temperatur des Wassers ist eine wesentliche
Gesundheitsbedingung, und man kann sagen, ein Wasser
sei .gut, das 10 bis 1400. zeigt, es erscheint frisch, wenn
die Atmosphäre 20 bis 250C., temperirt, wenn diese 00 C.
oder darunter zeigt. Quellwasser hat gewöhnlich 12 bis
140 C., Flusswasser variirt mit der Luftwärme. Dupas-
quier fand das Wasser der Rhone im Winter 00 C., im.
Sommer bis 250 C. warm; Grellois eonstatirte die Schwan-
kungen der Temperatur der Mosel 1857 von 00, 10 bis
24,30C.- Im August 1856 zeigte die Seine 24,500 0., 1857.
25,500C., im Juni 1858 270 C., im Juli 1859 270 0. Es
schwankte die Temperatur dieses Flusses in zwei Jahren |
zwischen 00 und 26,80C. Deshalb versorgen sich viele Städte
unter grossen Ausgaben mit Quellwasser, so Rom, Brüssel,
Glasgow, Edinburgh, Metz, Strasburg, Besancgon, Dijon,
Grenoble, Montpellier, Bordeaux, Narbonne, Havre etec.,
denn ein Mittel, um beträchtliche Wassermengen frisch
zu erhalten, besitzen wir noch nicht. Der Vorschlag
Ki E; X
Terme’s: Wasser durch langes Zurückhalten in den Re- !
' servoirs abzukühlen, würde beinahe ein Jahr dazu erfor-
dern: die im Frühling gefüllten Reservoirs würden im
Herbste endlich eine Temperatur von 120 C.haben. Die
Bewohner der Städte, welche nur Flusswasser haben, trin-
ken im Sommer lauwarmes, im Winter eisigkaltes Wasser.
Rougier und Glenard fanden in Lyon die Temperatur
der Rhone im Sommer zwischen 20 und 250 C., im Winter
zwischen 2 und 30 C., am 21. und 22. Juni 1861 wares 17 bis -
200 C. warn trotz eines langen Laufes durch ein Kieslager.
$ Unterehingen De det Tuftgehalt Go was; etc. we 1 .
SE Die Temperaturuntersuchungen des Seinewasser gaben
Bene Resultate:
‘In den Reservoirs An ae Fontäine
Im Flusse. von Chaillot mit von Boule rouge
bedeckten Bassins. 5Kilom. Reservoirs.
August 1856 24,500 0. 24,700 0. 23.600 C.
1857 25,50 , 25,00 „ 24,00 „
_ Juni 1858 27,00 „ 27,20 „ 25,20 „
Juli 1859 27,00 „ 26,20 „ 25,00 „
Es ergiebt sich hieraus, dass durch die der heutigen
- Industrie zu Gebote stehenden Mittel, eine Erfrischung
des Wassers, das eine grosse Stadt versorgen soll, un-
- möglich ist.
In gut eingerichteten Wasserleitungen von gehöriger
Tiefe bleibt die Anfangstemperatur des Quellwassers die-
selbe. Die Keller des Pariser Observatoriums haben seit
1783 ihre Temperatur von 11,820 0. behalten. Die Phy-
siker geben an, dass die Temperatur in einer Tiefe von
8— 10 Meter inyariabel sei. Que&telet hat bewiesen,
dass die täglichen Maxima und Minima nicht einmal. zu
1 Meter Tiefe einen Einfluss äussern; dass die Maxima
und Minima eines Monats sich in der Tiefe allmälig ab-
schwächen bis zu einem constanten Puncte, dass sie erst
nach 6 Monaten in der Tiefe von 10 Meter anlangen, und
dass in den strengsten Wintern der Frost nur 50 — 60 Cen-
timeter in den Boden eindringe. Man kann also folgern,
dass die Sonne in der Tiefe von 1,50 — 2 Meter nur
schwach wirkt. Die Quelle von Rosoir versorgt durch
eine 16 Kilometer lange Leitung Dijon, das Wasser hat
' die Temperatur der Quelle von 1000. Der Aquäduct ist
durch ein Gewölbe abgeschlossen, welche das Eindringen
der äussern Luft hindert, ebenso ist es mit dem Wasser
von ÄArcueil. Commaille und Lambert, zwei Militär-
Apotheker, haben gefunden, dass die Quellwässer, welche
Rom versorgen, das ganze Jahr frisch sind; so Aqua Felice,
das seine Quelle etwa 20 Kilometer von Rom hat und
zum Gipfel des Quirinal geleitet wird. Seine Temperatur
- ist 1600, während im Schatten 2800. sind, und ist fast
stets dieselbe trotz des langen Laufes in einem über dem
Boden befindlichen Aquäduct. Aqua Vergine ineiner
_ unterirdischen etwa 14 Miglien (31, deutsche Meile) lan-
gen Leitung durch die Villa Borghese nach Rom schmeckt
sehr angenehm, ist völlig klar und zeigt 140 C.; eauargen-
tine, eau de soleil sind klar, im Sommer frisch, angenehm,
mit 150C. ; Aqua Paulina hingegen, das grösstentheils aus
den Seen Bracciano und Martignano kommt und nach dem:
i Am Schlachthause
I, :
L l BVL
r Ber er, A Ku
Janiculus geführt wird, hat eine variable Temperatur,
warm im Sommer, kalt im Winter; es zeigteim Juli 28 C.,
die Luftwärme stieg bis 350 C., war aber in dem Augen-
blicke des Versuches auf dem Janiculus 22,50 U. Am
25. September 1861 zeigte die Quelle des Wassers von
Narbonne 150 C., am Ausfluss der Leitung am Hötel
de Ville 200C.; dies lag an der mangelhaften Leitung,
die gegen atmosphärische Einflüsse nicht abgeschlossen war.
Luftgehalt der Wässer.
Schon im frühesten Alterthume hat man Gewicht ge-
legt auf die Anwesenheit von Luft in den zum Trinken
bestimmten süssen Wässern. Diese enthalten variable
Mengen von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlensäure. Letztere
‚giebt dem Wasser einen angenehmen Geschmack und
wirkt auf die Verdauungsorgane nützlich, eben so die
atmosphärische Luft. Man weiss, dass dieser Gase be-
raubte Wässer, wie das destillirte Wasser, fade und un-
verdaulich sind. BT
Sauerstoff und Stickstoff stammen aus der Atmosphäre,
die Kohlensäure aus dem Boden, durch welchen das Was-
ser fliesst. Boussingault und Levy haben gezeigt, dass
die Luft aus einem Boden, der ein Jahr nicht gedüngt wurde,
22 — 23 mal so viel Kohlensäure als die Atmosphäre
enthält, und dass man in einem seit 8 Tagen gedüngten
Boden 245 mal so viel davon findet. Jedoch nimmt das
Wasser aus der Atmosphäre eine bedeutende Menge Koh-
lensäure auf, die durch die Pflanzen nicht absorbirt wird,
und trägt so zur Reinigung der Luft bei. |
Ueber das Volumen des Sauerstofis, Stickstofls und
der Kohlensäure in gutem süssem Wasser angestellte Ver-
suche ergaben Folgendes: 5 Br
” Stickstoff Sauerstoff Kohlensäure |
I. Quellwässer. Beobachter. im Liter. im Liter. im Liter.
in Rheims, gebohr-
ter Brunnen ..... Maumene 0,016 0,005 0,017
Quelle Bregille in Rh
- Besancon ?) ...... Deville 0014 0007 0,092
Quelle -Arcier bei 0
Besancon **)..... Deville 0,015 0,005 0,020 h
*) Von einem Stadtbrunnen genommen. ee
**) An der Quelle geschöpft. a
Stickstoff Sauerstoff Kohlensäure
IR nnelläer. Beobachter.
BL im Liter. im Liter. im Liter.
Quelle la Moulliere
bei Besancon*)... Deville 0,015 0,006 ‚0,039
Quelle Roye bei
RR Boussingault 0,015 0,006 0,031
Quelle Ronzier bei
onen. Dupasquier 0,015 0,006 0,033
Quell Fontaine bei
a mer Dupasquier 0,015 0,006 0,031
rnäfn Neuville bei
RR Dupasquier 0,015 _ ..0,005 0,039
“Quelle von Sablon
2 meta... 222... Langlois 0,013 0,006 0,017
Quelle von Dijon***) Deville 0,016 0,007 0,023
II. Flusswässer.
Wasser der Vesle.. Maumend 0,018 0,008 0,004
1% 5 Garonne Deville 0,015 0,008 0,017
des Doubs... n 0,018 0,009 0,017
. Wasser der Rhone
bei Genf ........ > 0,018 0,008 ‚0,008
Wasser der Rhone u:
Ber Lyon :»-..;... Bineau 0,016 0,008 0,012
Wasser der Saone.. " 0,013 0,006 0,012
» ,„ Loire .. Janicot - 0017 0,008 0,012
„ des Rheins. Deville 0,015 0,007 0,007
13 während zweier Jahre angestellte Versuche Pobs
giale’s mit Seinewasser von der Ivrybrücke, unter Diffe-
renzen von Temperatur, Barometerstand, Wasserhöhe und
Trockenheit geschöpft, ergaben:
1) es enthält das Seinewasser im Mittel in 1000 Grm.
0,023 Liter Kohlensäure, 0,009 Sauerstoff, 0,020 Stickstoff;
2) die Verhältnisse der Gase und "speciell der Luft
varliren sehr;
3) der Gehalt an Luft und Kohlensäure ist beträcht-
licher im Winter als im Sommer; :
4) es enthält weniger Sauerstoff im Sommer als im
Winter;
5) der Gehalt an Sauerstoff ist im Mittel 31,03 in.
100 Theilen Luft;
6) es absorbirt eine grosse Menge Sauerstoff, wenn
man es mit diesem in Üontact bringt.
Gutes Quellwasser enthält also auf 1000: 5—7 C.C.
Sauerstoff, 13 — 16C.C. Stickstoff, 17 — 39 C.C. Kohlen-
säure; laswarnier 69.0.0. Sauerstoff, 13-220: C.
An der Mündung eines unterirdischen Kanals geschöpft.
Aus einem Stadtreservoir genommen.
Bu Aus einem a rigeitn
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a 2 2
a 106 meshingei über de ı Tuftgehalt der Wässer ete. a
| Stickstoff, 7-23 0.0. Kohlensäure: ersteren dt: dem- :
nach weniger Sauerstoff und mehr Kohlensäure als letzteres.
Der atmosphärische Druck übt auf das in den Wäs-
' sern enthaltene Volumen Luft und Kohlensäure einen
grossen Einfluss aus. Boussingault fand in dem Strom
von Basa in den Cordilleren 3000 Meter über dem Mee-.
resspiegel nur 3 C.C. Kohlensäure und 11 0.C. atmo-
sphärische Luft, bei 3600 Meter enthielt das Wasser nicht
mehr genug Luft, um Fischen das Leben zu erhalten.
Endemische Knkheiten in diesen Bergen, wie der Kropf,
"sind durch den Gebrauch dieses Wassers verursacht. 5
Alle trinkbaren Wässer von guter Qualität enthalten
Kohlensäure; Peligot fand im Seinewasser 22,6 C.C.
dieses Gases, in den Monaten December, Januar, Februar
und März steigt nach Lefort der Gehalt auf 24 oder
25 C.C. Man hat den Quellen aus krystallinischem Boden
den Vorzug geben wollen vor solchen aus sedimentären
Schichten, weil diese viel Kiesel und wenig kohlensauren
Kalk enthalten. Lefort hält gerade die letzteren für die.
besseren, weil sie durch den langen Contact mit der Luft
. eine grosse Menge Kohlensäure, Sauerstoff und Stickstofl
‘haben und Seife lösen, ohne sie zu coaguliren, so dass
sie sowohl zum Trinken als zum häuslichen Gebrauch
nichts zu wünschen übrig lassen. Wenn man von der
Natur und Quantität der Mineralbestandtheile, von der
Temperatur und Klarheit der süssen. Wässer absieht, so
müssen sie, um trinkbar zu sein, im Mittel 17 C.C. Stick-
stoff und 8 C.C. Sauerstoff enthalten. Das sicherste Mit-
tel, Wasser mit Luft zu versehen, ist die Circulation in
der freien Luft oder Erneuerung der Oberfläche durch
Fall und Abfluss. Lefort beschäftigt sich mit Beantwor-
tung der Fragen: wie langer Zeit bedarf es, um Quell-
wasser mit den Tetelernemil zu sättigen von dem Augen-
blicke an, wo es zu Tage tritt, bis zu seiner Verwendung?
welches sind die günstigsten Bedingungen, unter welchen
diese Wässer in Bezug auf Luftgehalt den fliessenden
Wässern ähnlich sein Konunne
Leicht mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser wurde |
durch Kochen von aller Luft befreit, noch kochend in
ein Sandsteingefäss gebracht und sorgfältig verschlossen.
. Dieses luftfreie Wasser wurde dann eine bestimmte Zeit
einer fortgesetzen Filtration unterworfen, damit es wieder
Luft absorbirte.
‚An der Concordiabrücke geschöpftes Seinewasser ent-
hielt im Aaremspr im Liter 60 C. C. Kohlensäure frei und “
$ indem. 14, 61.0.0. Stickstoff, 7, 69 C.C. Sauerstofk
. Dasselbe Wasser durch Kochen luftfrei ‚gemacht enthielt
3 ‚nach dem Contact mit der Luft:
| ‘Nach as Nach 181. Nach2St. Nach6St. _
c.6 C.c Co. OR
‚Freie und gebun-
dene Kohlensäure 24,75 24,20 25,05 25,41
Stickstoff ......... 12,36 12,74 12,94 Kr 20
Sauerstoff......... 4,90 5,32 6,07 6, ‚57
Summe des Luftgehalts 42,01 42,26 44,06 47,18
| Es war also fast der ganze durch das Kochen ent
standene Luftverlust gedeckt.
Eine zweite von Poggiale und Lambert in der-
j selben Weise unternommene Versuchsreihe ergab:
R Nach I) St. Nach 11/, St. Nach 2a St.
{ EC. CO. E.
EsStickstofl ...... 13,44 12,40 ’ 12,79
Sauerstoff,..... 5,68 6,51 6,87
| Summe . 19,07 18,81 19,66
Die Temperatur des Wassers war im Aussablike
des Versuches 170 C. Wasser absorbirt im Sommer we-
niger Gase als im Winter; im Juli und August 1853 bei
- einer Temperatur zwischen 19 und 26,30 C. enthielt Seine-
wasser 5—7 0.C. Sauerstoff, dagegen im Winter 10,11
selbst 12 C.C.
4 Ein schon altes Experiment Bineau'’s mit einer -
_ Quelle vom Gipfel des Pilatus bestätigt diese Resultate.
Er fand bei einer Temperatur von 80 ©. und 0,657 M.M.
Druck:
Near von der Wasser von mehreren
Gier- Quelle Fällen
| ©. GU
Kohlensäure... 5,9 6 Hr
FSäuerstoff...... 4,9 Go
Stickstoff ...... et, 16,1
E Summe 14,8 25,2.
3 Die verlorene Kohlensäure wird durch Sauerstoff und
Stickstoff ersetzt, zugleich bildet sich kohlensaurer Kalk.
3 » Lefort ermittelte das Volumen Luft, welches.
' das Wasser des artesischen Brunnens von Paris in einer
‚bestimmten Zeit absorbirt. Dieses hat einen etwas nn u
187.259
oh Geruch, 270 C. Temperatur, ist. Pen RE alka.
'Jisch und enthält nach Poggiale und Lambert mn
‚1000 C©.C. 7 C.C. freie oder an Bicarbonate gebundene Koh-
"lensäure und 17,10 0.0. Stickstoff. Lefort findet 33,84 0.0.
Kohlensäure gebunden und frei. Es muss also das Was-
ser von Passy, ehe es zum Trinken tauglich ist, lufthal-_
tig gemacht werden. Der Luft ausgesetzt und eine
bestimmte Zeit in Bewegung erhalten enthielt es:
| Nach 1%St. Nach1St. Nach2St. Nach5St. Nach 10St.
Kohlensäure 33,89 33,92 33,98 34,05 34,55
Stickstoff... 19,90 19,08 18,38 17,30 15,55
Sauerstoff... 5,70 1.30... 8,61 8,90 917:
Summe 59,49 60,30 60,97 60,22 59,27.
.. Die erste Veränderung, welche Quellwasser an der
. Luft erleidet, ist Verlust an gebundener Kohlensäure und
Substitution durch Stickstoff und Sauerstoff; mit Ver-
grösserung der Oberfläche nimmt es aus der Atmosphäre
Kohlensäure auf, die dann eine entsprechende Menge
Stickstoff und Sauerstoff eliminirt; je‘ mehr Kohlensäure
ein süsses Wasser enthält, desto weniger von den andern
Gasen. Dasselbe Phänomen der Deplacirung zeigt sich
auch zwischen Sauerstoff und Stickstoff. Die in dieser
Hinsicht angestellten Versuche von Poggiale und Lam-
bert ergaben:
Stickstoff Sauerstoff Summe
| CC. CC. CC.
Wasser in einer Röhre, letztere central f h co
in mit Kohlensäure gefüllter Flasche 17 0 SIEH
"Wasser in einem Hahne (22. Februar 7 Me
ne 14 2 21 Ip
Wasser am 26. December 1861
der Luft ausgesetzt ............. 12 5 17:
Lefort und Jutier haben diese Deplacirung eines
Gases durch ein anderes schon in ihrer Arbeit über die
Mineralwässer von Plombi£res beobachtet. Daraus ein
Beispiel:
Gasvolninen Sauerstoff Stickstoff
: im Liter in100 Th. in100Th.
Quelle Nr. 5 der Leitung des Thal-
weg, Temperatur 65,210 C....... 12,6 15,9 84,1
Quelle Nr. 5, Wasser während 21
Stunden im Bassin der Quellen-
temperatur ausgesetzt. .......... 13,5 | 27,7 3 72,3
Quelle Nr. 5 der Seifengalerie bei
a EIN RE E 164: 25,1 74,9
Quelle Nr. 5, im Bassin der Quellen- PARSHFLRRLN.
temperatur 21 Stunden ausgesetzt 16,3 »’ 76 FE WaRaRe | 1,9, Made
-
_ Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer ee. 159°
Man sieht hieraus, dass der Luft ausgesetztes Mineral-
- wasser schnell Sauerstoff absorbirt und Stickstoff verliert,
bis beide Gase sich wie 28:70 verhalten.
In welcher Weise die Ingenieure den Luftgehalt der
Wässer reguliren, gehört nicht hierher; sie besitzen sehr
_ wirksame Mittel, die bei bestimmten Leitungen angewen-
_ det werden. Dugue&, Oberingenieur des Marne-Departe-
ments, giebt an, dass die Kohlensäure über dem Wasser
keineswegs eine beständige Decke bilde, die allen Con-
tact des Wassers mit der atmosphärischen Luft@hindere.
Aus den Untersuchungen von Lefort, Bineau und
Herv&-Mangon geht hervor, dass die Quellwässer mit
_ gut construirten Leitungen leicht die ihnen fehlende Luft-
menge absorbiren. Ze
| Commaille und Lambert haben gezeigt, dass das
Wasser von Rom hinlänglich lufthaltig sei. Es enthält
im Liter: |
Kohlensäure Stickstoff Sauerstoff
le ER GC,
Aqua Felice 24,70 23,55 6,90
„ Vergine 24,44 15,75 189,7
„ Pauline 7,78 16,06 05% 8,92
Tiber 16,00 - 20,00 8,00
Das Wasser der Tiber ist jedoch stets trübe, ent-
hält 0,456 Grm. feste Stoffe, zeigt 290 am Hydrotimeter
und variirt in seiner Temperatur; ist also nicht trinkbar.
Feste Substanzen und organische Stoffe in den Wässern.
Man hat behauptet, dass die reinsten Wässer die besten
seien, so das Wasser des See’s von Gerardmer in den
Vogesen, bei welchem weder Chlorbaryum, noch oxalsau-
res Ammoniak oder salpetersaures Silberoxyd eine Reac-
tion zeigt und das nur Spuren alkalischer Salicate ent-
hält; die Wässer von Chalet de Compas bei Allevard,
die aus Protogynfelsen entspringen und im Liter nur einige
Milligramme fester Substanz haben; das Wasser der Loire
an der Quelle, das nur geringe Quantitäten Salze ein-
schliesst. — Es ist diese Änsicht eine irrthümliche.
Nach Jolly sind die salzigen Stoffe zur Erhaltung 5
des Lebens nothwendig, sie werden wie die Nahrungsmit-
tel absorbirt, bilden die Knochen und spielen eine bedeu-
tende Rolle im Organismus. Dasselbe giebt Dupasquier i
an. Boussigault sagt: „wir tranken auf dem Pie von
Tolima Schneewasser, das uns und unsern Begleitern
unangenehm erschien trotz seiner völligen Reinheit.“
160 Untersuchungen über den Luftgehalt de
Nahrungsmittels, das nicht genug Kalk enthielt; die Resul-
'‚tate werden durch Boussingault bestätigt durch die
Beobachtung der Knochenbildung des Schweines. Er
zeigte, dass die assimilirte Menge Kalk 268 Grm. betrug,
obgleich die consumirten Nahrungsmittelnur 98 Grm. Kalk
- enthielten, das inzwischen genossene Wasser enthielt 179
Grm. Kalk, Summe 277 Grm. i
Dupasquier theilt die in den Wässern enthaltenen
Salztheile in nützliche und schädliche. Chlornatrium, dop-
pelt-kohlensaurer Kalk sind sehr nützlich, sogar unersetz-
lich, die nützlichen Salze sind die, welche man auch im
Organismus findet; schädlich sind, wenigstens bei Ueber-
maass, Gyps, Chlorcalcium, Kalksalpeter, die sich in klei-
nen Mengen im Wasser finden. |
In Wässern von guter Qualität findet man 1 bis 3
Decigramme feste Bestandtheile, darunter 5 bis 15 Centi-
gramme kohlensauren Kalk; bei einem Gehalte unter
1 Decigramm nähern sie sich dem destillirten Wasser,
über 3 Deeigramme sind sienach Belgrand incrustirend,
kochen schlecht Hülsenfrüchte und zersetzen Seife; steigt:
‚die Menge der Salztheile über 5 Decigramme, so bedient
man sich dieses Wassers nur im Nothfalle. |
Nach Lefort muss ein trinkbares Wasser 10 — 240
am Hydrotimeter zeigen, (nach BoutronundBoudet),
genug Mineralsalze enthalten, um an der Knochenbildung
Theil nehmen zu können, muss viel reicher sein an alka-
lischen und erdigen Bicarbonaten als an Gyps und zu
allen Jahreszeiten gleiche Zusammensetzung zeigen. Er
theilt die s.g. trinkbaren süssen Wässer in zwei unter-
' schiedene Gruppen: |
1) Bach- und Flusswasser, |
2) Quellwasser,
a. Quellwasser aus sedimentärem Boden,
R „ krystallinischem Boden.
Bach- und Flusswasser zeigt variirende physikalische
und chemische Charaktere, es ändert seine Temperatur
mit der Atmosphäre, ist oft trübe und ändert seine gasi-
gen und mineralischen Bestandtheile bei verschiedenen u
Einflüssen, wie Schmelzen des Schnee’s und Regen. Durch
eine grosse Anzahl Analysen fand Poggiale im Seine-
wasser:
1) dass das Maximum der festen Bestandtheile im
Liter 0,277 Grm., das Minimum 0,190 Grm. sei, im letzten
Falle war durch Schneeschmelze der Fluss gestiegen;
=:
F3,
2 .,2
FL a im
AR At EN
N 5
r Wässer etc.
3 > «
TE " z c. S
£ %
Chossat stellte Versuche an über die Wirkung eines
re iR
5 Int 2 dermchugen Aller den Tepe der. Wässer etc. 161 $
Bi; he 2) dass es im Allgemeinen im Sommeks ‚en. 'löslichen
9 Theilen reicher sei als im Winter. — Bei der Rlione ist
es umgekehrt. —
- greift Silicatgesteine leicht an, löst durch die Kohlehisäure
verschiedene Salze, namentlich Kalk und Magnesia; in
dem Maasse aber, als der Fluss von der Quelle sich ent-
fernt, nimmt er Sauerstoff und Stickstoff auf, verliert
Kohlensäure, Kieselerde, Kalk- und Magnesiacarbonate.
' So enthält die Seine viel weniger feste Theile bei Rouen
- als bei Paris.
3 Die Menge der organischen Substanzen ändert sich:
im Flusswasser durch Regengüsse, Pflanzen, Abflüsse, in
- welchen der Fäulniss unterworfene Stoffe enthalten sind,
durch die Abgänge und Unrath grosser Städte; sie erthei-
len dem Wasser einen unangenehmen Geruch und Ge-
schmack und influiren ungünstig auf den Gesundheits-
zustand der Bevölkerung.
| Die Analyse des Flusswassers auf Ammoniak führt.
' man am besten nach der Methode von Boussingault
- aus (Compt. rend. 86, 814. — Pharm. Centralbl. 1853. 369.
— Fresenius, quant. Anal. 4. Aufl. 589), nach welcher
man ‘noch 1—2 Hundertel Milligrm. Ammoniak im
' Liter bestimmen kann. Nach Poggiale (1853 und 1854)
a Eu 2
ken Ufer mehr Ammoniak, wegen des Zuflusses der
'‚Bievre, als am rechten Ufer: das Mittel aus drei Analy-
sen war für das linke Ufer 135, für das rechte 20 Hun-
dertel Milligrm. Ammoniak. Boudet fand 1859 in dem ne
bei der Leitung von Asnieres geschöpften Wasser 513,
dagegen mitten im Flusse nur 28; Bussy am Port An
glais 17, bei Passy 43 Hundertel Milligrm. Ammoniak.
X Nach Dumas ist die genaue chemische Analyse der
£ Wässer in Bezug auf organische Stoffe unnöthig. Man stellt
in einem Krug das zu untersuchende Wasser einen Monat
_ an einen warmen Ort; verändert .es weder Geruch noch
Materien.
inkon wie zu Industriezwecken brauchbar; es ist sehr
euliche Quantitäten Mineralsubstanz: die Seine 0,241;
- Arch,d.Pharm. CLXVI. Bas. 2. Hft. 11T. -
Von der Quelle bis zur Mündung eines Flusses Beobscht
tete man folgende Unterschiede: an der Quelle hell, klar,
- frisch, enthält es mehr Kohlensäure und eine geringe Menge
| Salztheile, wird im Sommer trübe und weniger frisch,
enthält das Seinewasser an der Austerlitzbrücke am lin-
lufthaltig, leicht zu verdauen und enthält im Ganzen un-
; Geschmack, so enthält es höchstens nur Spuren UrgatikoheR E
|
Weit von Städten entferntes Flusswasser ist zum
a a einreichen a ii Tufigehalt der Wässer etc. 3a
Be 0,134; Garonne (0, 136; Rhone 0, 182; ; Saone 0, 171; Ki
Isere 0, 187: Rhein 0, 231: Mosel 0, 116. | |
Die süssen Wässer aus krystallinischem Be die
aus den Tiefen primitiver, Uebergangs- und vulkanischer
Gesteine kommen, haben eine mehr gleichmässige Tempe-
ratur als die oberflächlichen Quellen. Sie sind weniger
lufthaltig als die laufenden Wässer. und die aus sedimen-
tärem Gestein, sind sehr klar und haben frischen, ange-
nehmen Geschmack das ganze Jahr hindurch, zeigen oft _
unter 200 Hydrotimeter, enthalten viel Kohlensäure und
Stickstoff, wenig Sauerstoff. Der geringe Salzgehalt ver-
ursacht schlechte Ernährung und endemische Krankhei-
ten; die Analysen ergaben, dass die reinsten Wässer aus
krystallinischem Boden kommen. Die Quellen aus sedi-
mentären Schichten schliessen erdige Substanzen ein, des-
‚halb ist ihre Zusammensetzung variabel, schmecken weni-
ger angenehm, zeigen oft über 200 und“ enthalten wenig
Sauerstoff und Stickstoff. Man hat für Besangon gefunden:
Quelle Bregille 0,279 Grm. feste Bestandtheile, Moulliere
0,308 Grm., Billecul 0,330 Grm., Arcier 0,283 Grm.;
für Lyon: Quelle Roye o, 264 Grm., Ronzier 0, 263 Grm., %
Fontaine 0,265 Grm., Neuville 0,230 Grm.;. für Paris: I
Quelle Arcueil 0,527 "Grm, Dhuis 0,293 Grm.: in dem
Wasser der Quelle von Dijon 0,260 Grm. Nach Langlois E-
enthält die Quelle des Thales von Monveaux bei Metz
0,170 — 0,211 Salztheile. Fleury findet den hydrotime-
tischen Grad des Brunnenwassers auf dem Camp de
Chälons 8— 22. Commaille und Lambert finden
in Rom im Aqua Felice 0,270 Grm., Aqua Vergine oder
de Frevi 0,263 Grm., ersteres zeigt 21,50, letzteres 18,250
Hydrotimeter. ‘Die Menge der festen "Bestandtheile über- }
‚steigt bisweilen 0,50 Grm. Es giebt also gutes und schlech-
tes Quellwasser ebenso wie gutes und schlechtes Fluss-
wasser. Welchem von beiden, ob Quelle, ob Fluss, man
zur Versorgung einer grossen Stadt den Vorzug geben
soll, darüber lässtsichnach Michel Levyund Tardieu
apriori kein Urtheil fällen, die chemische Analyse und
die ärztliche Erfahrung können allein entscheiden.
Man kann beide Arten Wässer zum Hanse nnehe N
verwenden, wenn sie klar sind, im Sommer frisch, im
Winter temperirt, einen angenehmen Geschmack haben,
10, 18 oder 250 am Hydrotimeter zeigen, lufthaltig sind
| und so viel Mineralbestandtheile enthalten, dass sie an
der Knochenbildung Theil nehmen können und keine
h 'endemische. Krankheiten erzeugen. (Journ. de Pharm.
etde Chim. Janvr., Feur., Mars 18653). Dr. Reich.
Ueber die trinkbaren Wässer.
Bei einer Discussion der Academie de medeeine über
die trinkbaren Wässer standen sich mehrere Ansichten
gegenüber:
a a a -;
1) nach Robinet und Bouchardat schadet die
Gegenwart (bis zu einer gewissen Grenze) der verschie-
denen Kalk-, Magnesia- und anderer Salze in den trink-
baren Wässern nicht der Gesundheit; |
2) nach Jolly üben diese Salze und besonders die
Kalksalze einen gefährlichen Einfluss auf die Gesundheit
der Bevölkerung aus;
3) nach Bouchardat veranlassen gleichzeitig in den
| Wässern vorhandene vegetabilische Stoffe und Salze aus
- löste Kalkbicarbonat beim Kochen Kalkcarbonat fallen
nismus.
‚dolomitischem Boden die Kropfbildung und den Creti-
Versuche haben ergeben: dass das im Wasser ge-
' lässt, das sich den Nahrungsmitteln beimengen kann, aber
dass Gyps bei 1000 ©. mit Casein, einem der Hauptbe- Er
standtheile der Milch, mit Legumin eine unlöslich Verbin-
auf dieselben weder physisch noch chemisch einwirkt;
dung eingeht und diese Stoffe der Ernährung entzieht,
wenr®er das Verhältniss von 50 — 60 Centigrm. im Liter
' Wasser übersteigt; dass in grossen Flüssen das Kalk-
biearbonat nicht in einem grössern Verhältniss sein kann
' als 18 Centigrm. im Liter — 18 hydrotimetrischen . Gra-
den; dass diese Grade in den Flüssen und grossen Bächen
Frankreichs im Mittel 12 — 15 betragen, nie über 250
hinausgehn; dass demnach die Bicarbonate und Sulfate
des Kalks und der Magnesia die Bereitung der Nahrungs-
mittel nicht beeinträchtigen können, was die hundert-
' jährige Erfahrung der Bevölkerung bestätigt.
ERPTTERT ET
Aus zahlreichen Analysen von Poggiale geht her-
vor, dass das Seinewasser im Mittel im Liter, in runder
Zahl bei 00°C. und 0,76 M.M. Druck enthält:
Bonlensuurepas s...2.. nunens 23 C.C.
Stickgas ...... ER a BL a0
Sauerstoffgas........... rare 0:
II
Burn re u an a er J Ne REN 5
I ET ee
Pb 2 BE re IE Re) Pr RT Un‘
2 e PAR a r
Ueber die trinkbaren Wässer. sc 163.2.99
_ Kohlensauren Kalk. ; : 4; .. 0,18 Grm.
Be SB: me ee. is, BR.
Were. Röhnefeisadten Kalk etwa...... OO
Lösliche Kalk-, Magnesia- ndNa- ?
droOBBalae 4” A eene On
Stickstoffhaltige Verbindungen... 0,01 #
BaRmlak u... RER, 0,00015 „
also noch nicht 24 Centigrm. im Liter. Zahlreiche hydro-
timetrische Yr2uche ergaben im Mittel 180.
Das Dhuis- -Wasser enthält im Liter:
Koblensäuregas..........:.... 9,005.
BacReane. 3 . 14.734.:%
Bauerstoflgas..2.0.0. 100048 ia DO
Kohlensäuren Kalk ............ 0,2100 Grm.
: Magnesia :,........ 0,0240 „
Natron; ..,%, en AA
Schwefelsauren Kalk. u 2.2. 020 SO DOIIE
Pomornatrlum: uns. 2oes RR Ei
Stickstoffhaltige Verbindungen... 0,0130 ,
Amimbniak,. 0. 2.222020 a OD F
Es befinden sich also in Lösung 293 Milligrm. oder
29 Centigrm., das Wasser zeigt 240 am Hydrotimeter,
enthält nur Spuren organischer Stoffe und kein Ammoniak.
Schlüsse.
1) Gutes Trinkwasser muss drei Bedingungen erfül-
len: angenehm schmecken, geeignet sein zur Darstellung
der Nahrungsmittel und zur Wäsche.
| 2) Die Qualität der Trinkwässer, woher sie auch stam-
.men, ob aus Fluss, Quelle oder Bach, hängt wesentlich
ab von ihren chemischen und physischen Verhältnissen.
3) Die Charaktere guter Trinkwässer sind: sie müs-
sen hell und klar sein, ohne Geruch und besondern Ge-
schmack, dürfen weder köhrleitungen noch Gefässe ın- s
erustiren. Am Hydrotimeter dürfen sie nicht mehr als
250 zeigen, müssen gehörig lufthaltig sein d.h. im Liter
in Lösung haben 20 — 22 0.C. Stickstof, 9— 10 C.0.
Sauerstofl, 20 — 25 C.C. Kohlensäure, dürfen nur Spuren
organischer Materien und kaum 1 Centigrm. Nitrate,
° 10 — 15 Hundertel Milligrm. Ammoniak enthalten. Alles
Wasser, .das zersetzte oder im Zersetzen begriffene orga-
nische Be enthält, ist zum Hausgebrauche, zu verwerfen.
Organische Bestandtheile v7 Brunnenwassers 2 165
2
ne ni
4) Das Seinewasser an der Ivrybrücke (beim Eintritt
- der Seine in die Stadt) ist als der Typus eines vorzüg-
Me a AL
lichen Trinkwassers zu betrachten. (Felix Boudet; Journ.
de Pharm. et de Chim. Avril 1863.) Dr. Reich.
Ueber die organischen Bestandtheile des Brunnen-
wassers; von Aug. Vogel.
Die Wichtigkeit, reines Wasser zum häuslichen Ge-
brauche in genügender Menge verwenden zu können,
die Schwierigkeit, dies in grossen Städten zu bewerkstel-
ligen und dass die Verunreinigungen sich meistentheils
' auf organische Verunreinigungen beschränken, setzen wir
Ce
als genügend bekannt voraus und wenden uns sofort zu
den Proben, die Aug. Vogel in München angestellt hat,
wobei derselbe bemerkt, dass das Wasser aus verschie-
denen Pumpbrunnen in quantitativer Hinsicht nur geringe
Verschiedenheit zeigte.
Die Probe mit Uebermangansäure (Polytechn. Journ.-
Bd. CLX. S. 55) ergab, dass das Wasser eine 10 Milli-
' gramm Uebermangansäure zersetzende Menge organischer
Substanzen per Liter enthielt, wogegen gutes Brunnen-
wasser nur 1 bis 2 Milligramm Uebermangansäure zer-
setzen darf.
Das untersuchte Wasser hinterliess beim Abdampfen
einen Rückstand (zwischen 0,4 und 0,5 Grm. per Liter)
u
von gelber Farbe und eigenthümlichem unangenehmen
Geruch, welcher beim Erhitzen im Platintiegel mit stark
ender Flamme brennt und den charakteristischen Ge-
ruch brennender stickstoffhaltiger Substanzen zeigt. Die
- zurückbleibenden mineralischen Bestandtheile wurden als
unwichtig nicht weiter untersucht.
Beim Erhitzen des bei 1200 C. getrockneten Rück-
'standes in einem Glasrohre entwickeln sich erst saure
Dämpfe. Diese rühren von Buttersäure, Propionsäure,
Essigsäure und Ameisensäure in sehr geringer Menge her.
‚ Später entwickelt sich Ammoniak, welches beim Erhitzen
- des mit Natronkalk vermengten Rückstandes sogleich von
.
.
- Anfang an sehr deutlich auftritt und zwar enthält erwähnter
_ Rückstand durchschnittlich 33,4 Proc. organischer Bestand-
theile. Der Stickstoffgehalt des Rückstandes wurde durch
Verbrennung mit Natronkalk und Auffangen der Producte
in titrirter Schwefelsäure bestimmt und ergab sich als
ee» derselben der Stickstoffgehalt zu 0,657 Proc., was
.
re u Et
TIER a Li 4 7 Fr, ug,
De 0 An © Be 0 3 x Aalıng
En »R) v
v2 ‚ .
; z auf. die Dichten! Bestandtheile allein Da 1, 9 Po
Stickstoff beträgt. Dies entspricht 12,2 Proc. albuminar-
tiger Substanzen und die organischen Bestandtheile des
Wasserrückstandes enthalten daher über ein Drittheil
derartiger Beimengungen.
Der Verfasser stellt in Frage, ob die De konen
der in der Nähe der Brunnen befindlichen Bierbrauereien
ein mitwirkendes Moment zur Erklärung dieses Wasser-
verderbens bilden, so wie derselbe auch bemerkt, dass die
organischen Beimengungen des Wassers in einer bestän-
digen en begriffen sind. (Dingler’s Journ. Bd.
CEXVIL. Heft 2.8. 134). 0 Bikb.
‚Ueber die gegen. Kesselstein anwendbaren Mittel.
Dr. Bischof hat sich der Mühe unterzogen, Unter-
suchungen der Kesseispeisewasser und der aus denselben
abgesetzten Kesselsteine anzustellen und die Resultate in
‘einer Abhandlung niedergelegt, worin so ziemlich alle bis
jetzt gegen den Kesselstein angewandten oder vorgeschlage-
nen Mittel angeführt und dieselben in drei Klassen Be
sind, nämlich:
1) in chemische,
2) in mehr mechanische, welche die Bildung einer
festen Masse an den Kesselwänden verhindern, und
3) in solche mechanische Mittel, welche das Fest-
setzen oder Festbrennen des gebildeten Kesselsteins an
den Kesselwänden verhindern.
Von den Mitteln der ersten Klasse kommen nur Soda
und Salmiak in Betracht. Beide Salze zersetzen die aus
schwefelsaurer Bittererde und schwefelsaurem Kalk beste-
henden festen Bestandtheile des Kesselwassers in der
Weise, dass sich im Kessel entweder nur ein zarter
Schlamm (kohlensaurer Kalk und Talkerde) niederschlägt,
oder dass sich lauter leichtlösliche Salze bilden. |
Unter den Substanzen der zweiten Klasse (gerbstoff-
haltige, schleimige und zuckerhaltige Substanzen, Harz,
Pech, Thon ete.), bei deren Anwendung sich im Kessel
statt eines festen Steines nur ein zarter Schlamm bildet,
empfiehlt sich besonders Catechu wegen seiner Billigkeit,
seiner energischen Wirkung und wegen seiner Eigen-
schaft, sich vollständig im Wasser aufzulösen, ohne letz
teres zu verunreinigen. _
Die Mittel der dritten Klasse (Kohlenpulver, Graphit:
und Talg), erscheinen deshalb weniger empfehlenswerth
als die bisher betrachteten, weil sie die K.Onnelaoch Dil ung
FM
A
ik lern u eine neue Schicht zwischen dem
Kesselstein und der Kesselwand bilden, den Durchgang
der Wärme aus dem Feuerkanale in den Kessel nothwen-
diger Weise erschweren und den Heizeffect des letzteren |
_ verringern müssen.
Demnach bleibt unter den probaten Mitteln nur die |
Wahl zwischen Soda, Salmiak und Catechu.
Dr. Bischof rechnet auf 20 Kubikfuss Speisewasser
im Durchschnitt 1 Pfd., also auf 100 Kubikfuss Speise-
wasser etwa 5 Pfd. der erwähnten Salze. Ein Pfund Soda
kostet im Ganzen 2 Sgr. 10 Pf. und 1 Pfund Salmiak
6Sgr. Der Zusatz von Soda oder Salmiak zu 100 Kubik-
fuss Speisewasser kostete also 14 Sgr. 2 Pf., resp. 1 Thlr.
ET Me a a
an Keselstein anendbare Mittel. | 167 “ B‘
Auf dasselbe Quantum Speisewasser wird dagegen nach
den bereits gemachten Versuchen höchstens 1, Pfund a
Catechu verbraucht, welches 1 Sgr. 0,6 Pf. kostet. Wegen
der bedeutend höheren ‚Kosten, welche die Anwendung
von Soda oder Salmiak im Vergleiche zu der an Catechu
_ verursacht, hat Bischof noch von den Versuchen mit den
beiden ersteren Abstand genommen, dagegen mit Catechu
auf verschiedenen Gruben unter Aufsicht der Werkmei-
meister sorgfältige Versuche anstellen lassen. Folgende
Tabelle enthält die Resultate dieser Versuche, nämlich
diejenigen Quantitäten Catechu, welche zur Verhinderung
der Kesselsteinbildung auf je 100 Kubikfuss Kesselspeise-
wasser kommen.
Auf 100 Kubikfuss
Namen der Gruben. Speisewasser
| Pfund Catechu.
amullaiay also nee eh 0,5
Duttweiler, Skalleyschacht Nr. 1 und 2 0, 55
; Gegenortschacht ........... 0,29
£ Mellinschächte .;:.- . ....4 1, 0,16
A RER ER ENRORBRER WERT: 0,26
Fonsder Heydı sit is ae ge 0,25
Die für je 100 Kubikfuss Speisewasser erforderlichen
Mengen von Catechu schwanken also zwischen 0,16 und
0,55 Pfd., eine Erscheinung, welche nicht befremden darf,
‘wenn man berücksichtigt, dass nicht nur die Qualität,
sondern auch die Quantität der festen Bestandtheile der |
Kesselspeisewasser die Bildung von Kesselstein beeinflusst.
Welche Vortheile die Anwendung von Catechu den
Maschinenanlagen mit schlechten Speisewassern, abgese-
hen von der längeren Conservirung der Kessel und grösse-
ren Sicherheit vor Explosionen gewährt, kann aus folgen-
P N
- per \
= Pulver : zur 7 Bereitung. von
x FE acie erkellen. In einem: Damp, ae: den Rn
Skalleyschächten der Grube Duttweiler verdampften in
3 Wochen 4524 Kubikfuss Wasser mit einem and
von 25 Pfund Catechu. Dies beträgt:
Catechu & 2 Sgr........ 1 Thlr. 221, Ser.
Das Reinigen des Kessels
kostete 4 Tage Zeit, rund 2 —
n ; v2:
Summe 3 Thlr. 221, Ser.
Ohne Anwendung von Catechu erfordert eine Kessel-
5 reinigung 8 Tage Zeit und kostet 4 Thlr. Im ersteren
Falle wurden demnach 71), Sgr. an Geld und 4 Tage an
Zeit erspart.
Diesen Erfahrungen zufolge hält Bis chof das Catechu
- für ein ganz vorzügliches und billiges Mittel gegen die
Kesselsteinbildung und lässt dasselbe in grossen Quanti-
täten beschaffen und auf allen Maschinenanlagen mit
schlechten Kesselspeisewassern verwenden. (Zeitschr. f.d.
Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem Preuss. Sie
\ Bad.8. u. a. 0.)
Mittel zur Verhütung des Kesselsteinabsatzes ;
von Dr. Sauerwein.
Das von dem Verf. untersuchte Mittel besteht aus
88 Proc. Chlorbaryum und 14 Proc. Kohle, und zwar
Knochenkohle wie sie in den Zuckerfabriken beseitigt
wird. Das Chlorbaryum setzt sich mit vorhandenem Gyps
in Chlorcaleium und schwefelsauren Baryt um und der
_ Niederschlag desselben soll nicht zusammenhängend sein,
sich daher am Kesselblech nicht steinartig festbrennen.
Am besten dürfte es sein, schon dem Speisewasser vor
dem Eintritt in den Kessel Chlorbaryum zuzusetzen um
die gebildeten Niederschläge gehörig absetzen zu lassen,
bevor das Wasser in den Kessel kommt. Neu ist das
Mittel nicht. (Monatsbl. des hannov. Gewerbevereins. Decbr.
‚1862. ©. 92.) Bikb.
| Pouillet's Pulver zur schnellen Bereitung von Se E
felwasser zum Getränk.
ERBE Vorschrift ist von der eanntschen R
Akademie der Medicin approbirt, und wird in die nächste u |
"Ausgabe des Codex aufgenommen werden.
Fir: BERN ee Se a"
TE ne u
% Te ns“ x er
Natronquele zu Weihach.. | 169 5
> 3 EB ir Rec. Caleii sulfurati, | % ; x | Ye -
Fe p* AR er Natrii bicarboniei, aha e.V we
.Natrii sulphurati, hl, x
Kalii sulfurati,
Gummi arabici,
Acid. tartaric. ana.
Die Bestandtheile werden einzeln gut getrocknet,
gepulvert und gemengt. Br
‚50 Centigrm. dieses Pulvers in einem Liter kalten
_ Wassers gelöst geben, nachdem man die Lösung eine
Viertelstunde lang der Ruhe überlassen hat, ein von den
i natürlichen Schwefelwässern nicht zu unterscheidendes ER
Wasser. ya
Die Vorschrift hat therapeutischen Werth, namentlich
für die Armen-Praxis. (Bullet. de Therap. und Joum. de
; EAnarm. RAnBOR, Mars 1861. 8. Be Hendess.
Chemische Untersuchung der neuen Natronquelle zu
Weilbach im Herzogthum Nassau.
Fresenius hat eine erst vor Kurzem gefasste, übri-
gens schon lange bekannte Quelle in der Nähe des Bades
Weilbach untersucht. Dieselbe ist eine Natronquelle.
Das Wasser erscheint vollkommen klar, riecht schwach
- nach Schwefelwasserstoff, schmeckt weich, gar nicht un-
_ angenehm. Freie Kohlensäure enthält es sehr wenig. FR
Das spec. Gewicht des Wassers bei 14, 5° bestimmt,
: ergab sich — 1,00259.
® Der Analyse zufolge enthält die Quelle:
4 a) Die kohlensauren Salze als einfache Carbonate
- berechnet: re
F 1. In wägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
i Im Pfunde
: In’ 1000 Thu —7680Grm.
E Schwefelsaures Kali...........:...... 0,05512 0,42332
# au Makro 2a lc toeankeilt,.: 0,22360 a AT D
Blormatrium . 2... 1,25882 9,66774
N ORTE 0,00073 - 0,00560
RE A REDE ER - 0,0000118 0.000097
Kohlensaures Natron ................. 0,96026 737480. °
j RETTET TERSRIFNERER 0,00588 0,04516
& Eisenoxydul ............ 0,00251 -0,01928
a Manganoxydul .......... 0,00050 0,00384
£ EEE TR 0,09771 0,75041 .
& FalBerde u a tele 0,07243 0,55626
ee RE N 0.01228 -0.09431°
"Summe der nicht flüchtigen Bestandtheile 2,6898518 20,65806 5
| Natronquelle zu W
Transport Pr 0
Kohlensaures Ammoniak ...cuuccece 0,0134 .0,08709
Kohlensäure, welche mit den einischen
Carbonaten zu Bicarbonaten verbun >»
Ber N ED a {71 9420836
Kohlensäure, völlig freie.............. 0,28607 2,19702
Schwefelwasserstoff ....:....uysnouneun 0,0004 - 0,00261
Summe aller Bestandtheile 3,4769718 26,70314
2. In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
Phosphorsaure Thonerde,
Borsaures Natron,
Salpetersaures Natron,
Kohlensaurer Baryt,
h Strontian,
- Fluorcaleium.
. b) Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet:
1. In wägbarer Menge vorhandene Bestandtneile:
In 1Pfd.=
FO EN Gran 4
Schwefelsaur ee Kal 2 VEAIDE ERE 0,05512 0,42332
ei Natron... „..2,.uR8sua 0,22360 1,71725
OFEN; 554 20 0 une nat a ee 1,25882 9,66774
Brommnalıiuml'.... 342. een 0,00073 0,00560
aa ee en 0,0000118 0,00009 :
Doppelt-kohlensaures Natron ......... .. 1,35886 10,43604
£ Z Tathion:3i.2208.7 0,00938 0,07204
he a Eisenoxydul..... 0,00346 0,02657
£ " Manganoxydul .. 0,00069 0,00530
E - Kalk. 25 0,14070 ° .1,08058
n * Talkerde........ 0,11037 0, ‚34764
Baesesaure a ET 0,01228 0.09431
Summe 3,1740218 24,37648.
Doppelt-kohlensaures Ammoniak ....... 0,01654 0,12703
Kohlensäure, völlig freie........ EN 0,28607 2,19702
Schwefelwasserstoff ........... use 0,00034 0,00261
3,4769718 ;
Auf Volumina berechnet, beträgt bei ae
ratur und Normal - Parma
a) die völlig freie Kohlensäure
in 1000 C.C. / 151,7. 20,
im Pfunde = 32 C.-Z2. 1,85 Ö.-Z.
b) die sogenannte freie (freie und halbgebundene)
Kohlensäure:
in 1000 0.C. 413,3 C.C.
im Pfunde —= 32 C.-Z. 13,16 C.-Z.
(Jahvesb. für Naturk. im Horaogih, Nassau.) Re a
a u a a en ra Ze rn.
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FE Ar
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I Chemische Untersuchung der Mineralquellen zu Wil-
dungen; von R. Fresenius.
Die fünf Quellen von Wildungen, nämlich die
1) Georg-Victor-Quelle, Stadt- oder Sauerbrunnen, *
2) Badequelle, |
3) Helenenquelle oder Salzbrunnen,
4) Stahlquelle (früher Brückenbrunnen),
5) Thalbrunnen, |
wurden von Fresenius chemisch untersucht.
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2) RENNEN» KR ge 01.8 0 RL RAR SEN NER Eee A RR NUNG
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i ‚Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. 171 je
Die Georg-Victor- und die Badequelle entspringen
in der Nähe des Kurhauses, 10 Minuten .von den Städten
Niederwildungen und Altwildungen entfernt. Die Hele-
nenquelle ist östlich eine halbe Stunde von dem Kur-
hause gelegen, die Stahlquelle und der Thalbrunnen aber
| südlich eine Stunde vom Kurhause entfernt.
Diese Quellen entspringen am Fusse oder in den
‘ Thälern des Waldeckschen Rothlagergebirges aus Thon-
schiefer, neben welchem sich Grünstein und hier und da
Eisenerz findet.
Phrysikalische Verhältnisse der Quellen.
1) Die Georg-Victor-Quelle entspringt aus einem 9 Fuss
tiefen Schachte. In der Minute liefert die Quelle 6,6 Li-
ter Wasser. In grösserer Menge erscheint das Wasser
schwach opalisirend. Es ist von angenehmem Geschmack;
da es viel Kohlensäure enthält. Auch kommen geringe
Mengen von Schwefelwasserstoff darin vor. Die Tempe-
ratur der Quelle war am 8. October 1859 bei 1990.
Luftwärme 10,40C. Spec. Gew. — 1,00143 bei 190C.
2) Badequelle, aus einem 5 Fuss tiefen Schachte
entspringend, ‘giebt in der Minute 13,2 Liter Wasser,
welches dem der vorhergehenden in den physikalischen
Eigenschaften sehr ähnlich ist. Bei 140C. Luftwärme |
war die Temperatur des Wassers 10,200. Spec. Gew.
bei 190C. — 1,00176. |
3) Helenenquelle mit einem 11 Fuss tiefen Schachte,
lieferte 5,3 Liter Wasser pr. Minute. Klares, sehr gas- _
haltiges Wasser von angenehmem Geschmack. VielKoh-
lensäure, wenig Schwefelwasserstof. Bei 1400. Luft-
temperatur betrug die Wärme des Wassers 11,500. Spec.
Gew. bei 190C. —= 1,00401.
4) Stahlquelle. Das Wasser sammt einer bedeuten-
den Menge freien Gases quillt aus einer Felsspalte und
sammelt sich in einer viereckigen Höhlung von 2 Fuss
BR,
IR RN
WSV
EZ FE TE
# 1 2
Fr. N 3 eg 45
RG er 172 "Chem. interne der Mineralquelen zu Wildungen.
‚ hält wenig Schwefelwasserstofl. Bei 1200. Luftwärme
9,900. Quellentemperatur. Spec. Gew. bei 1900. —
1,00051. : .. |
5) Thalbrunnen. Die Quelle ist sehr mangelhaft in
EEE Tiefe. Die Quelle gab 2,2 Liter Wasser: in der. ERREN e
dasselbe ist gasreich, von angenehmem Geschmack, ent-
einem hölzernen Fasse von 23/, Fuss Tiefe gefasst. Die-
selbe lieferte etwa 1,5 Liter Wasser in der Minute. Viel
frei austretendes Gas (Kohlensäure). Schwach opalisirend.
Temperatur bei 140 BUURARRE 9,4°C. Spec. Gew. bei
1990, —=.1 E08. |
Chemische Verhältnisse.
Die Quellen zerfallen in chemischer Hinsicht in drei
die Badequelle, zur zweiten die Stahlquelle und der Thal-
.brunnen, und zur dritten die Helenenquelle gehören.
Die qualitative Analyse des Wassers der ersten
Gruppen, zu deren erster die Georg-Vietor-Quelle und
Quellengruppe ergab die Anwesenheit folgender Bestand-
theile:
Basen. Natron, Kali, Ammoniak, Kalk, Magnesia,
Baryt, (Strontian), (Thonerde), Eisenoxydul, Mangan-
oxydul. |
. Säuren. Schwefelsäure, Kohlensäure, (Phosphor-
säure), Kieselsäure, (Salpetersäure), (Borsäure), Chlor,
(Brom), (Schwefelwasserstoff).
Sehr wenig Stickstoff und organische Materie. Von
den eingeklammerten Bestandtheilen sind nur Spuren
vorhanden.
Auch die Analyse des im Abzugscanal abgesetzten
rothen Ockers ergab keine weiteren Beständitheie,
Zur quantitativen Analyse wurde eine bestimmte
Menge Wasser eingeengt, filtrirt, der zurückgebliebene
Ocker gut ausgewaschen, im Filtrate das Chlor durch
- Silber bestimmt. Der Ockerabsatz wurde in Salzsäure
gelöst und diese Lösung sammt der vom Silber befreiten
Flüssigkeit, die bei der Chlorbestimmung erhalten, zur
Trockne eingedampft. Nach Entfernung der Kieselsäure
_ wurde die Flüssigkeit mit Ammoniak neutralisirt, in einem
Kölbchen mit Schwefelammonium versetzt, der Kolben mit
Wasser gefüllt, 24 Stunden stehen gelassen. Der so er-
haltene Niederschlag wurde in Salzsäure gelöst, die Lö-
sung mit Salpetersäure gekocht und das Eisen nach Zu-
satz von kohlensaurem Natron mit essigsaurem Natron
in der Siedhitze gefällt. Aus dem ‚Filtrate wurde das
e
ea; ‘wieder durch Shmeteae gefällt und
' die davon abfiltrirte Flüssigkeit zu dem die Hauptmenge
Fe Rülk und Bittererde enthaltenden Filtrate, das vom ersten
Schwefelammoniumniederschlage abfiltrirt war, zugefügt. iR
Der erhaltene Eisenoxydniederschlag wurde in 'Salz- iR
säure gelöst, durch Ammoniak gefällt, der Niederschlag
geglüht und gewogen. Zur Controle wurde das Eisen-
oxyd nochmals in rauchender Salzsäure gelöst und durch
Titriren bestimmt. Diese Resultate fielen stets um ein
Weniges geringer aus, als die durch Wägung erhaltenen,
da das Eisenoxyd noch Spuren von Thonerde, die theils
a 4 Ze u
s
ED»
.
E.
aus den Porcellanschalen stammten, enthielt. Ausser die-
‘sen Eisenbestimmungen wurde der Eisengehalt noch un-
mittelbar an der Quelle durch Titriren bestimmt. Der
Schwefelmanganniederschlag wurde wieder in Salzsäure
gelöst, mit kohlensaurem Natron gefällt, das kohlensaure
Manganoydul zur Verwandlung in reines Oxydoxydul
geglüht und gewogen. Diese Bestimmung wurde nur dann
als zuverlässig betrachtet, wenn sich dasselbe in Salzsäure
klar löste, wenn aus der Lösung durch Ammoniak und
Schwefelammonium reines Schwefelmangan mit seiner
eigenthümlichen Farbe gefällt wurde und wenn die da-
von abfiltrirte Flüssigkeit beim Verdunsten keinen Rück-
stand hinterliess.
Die Kalk und Magnesia enthaltenden vereinigten
Filtrate wurden mit Salzsäure. angesäuert, eingedampft,
der Schwefel abältrirt und das Filtrat mit Ammoniak
und überschüssigem oxalsaurem Ammoniak gefällt. Da
viel Magnesia zugegen war, so musste der oxalsaure
Kalk etwas oxalsaure Magnesia enthalten; man goss da-.
her die überstehende Flüssigkeit durch ein Filter ab,
wusch den Niederschlag durch Decantation aus, löste in
Salzsäure, fällte ihn wieder mit Aetz-Ammoniak und
-. oxalsaurem Ammoniak und bestimmte ihn schliesslich als
kohlensauren Kalk. Die die Magnesia enthaltenden Fil-
trate wurden erst eingedampft, die Ammoniaksalze durch
- Glühen entfernt, der Rückstand mit Salzsäure und Was-
ser aufgenommen und die Magnesia als PhoephorranenE u
Ammoniak-Magnesia gefällt.
Die Bestimmung der Kieselsäure, Schwefelsäure und
der Alkalien wurde ganz nach Fresenius, Quantitative
‚ Analyse, 4. Aut 8.3 211. 2. ausgeführt.
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174 Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen.
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N ne FE Laer ER m ara ER a
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. Zur Gewichtsbestimmung der kleinen Menge vor-
_ handenen Baryts wurde der in Wasser unlösliche Theil
. des Abdampfrückstandes einer grossen Wassermenge be-
nutzt. Derselbe wurde mit Salzsäure behandelt und mit
ein wenig Schwefelsäure stark eingedampft. Nach lan-
gem Stehen filtrirte man den Niederschlag ab, entfernte
die meiste Kieselsäure durch Auskochen mit reiner Kali-
lauge, schmolz den Rückstand mit kohlensaurem Natron-
kali, kochte die Schmelze mit Wasser und löste den
Rückstand in Salzsäure. Diese Lösung gab mit schwe-
felsaurem Kali einen weissen feinpulverigen Niederschlag,
der abfiltrirt, gewogen und als schwefelsaurer Baryt be-
stimmt wurde. Bei genauerer Prüfung zeigte es sich,
dass derselbe noch eine Spur Strontian enthielt. |
Das Ammoniak wurde genau nach Fresenius’ Quant.
Analyse, 4. Aufl. $.209. 8. bestimmt. -
Zur Bestimmung der Gesammtkohlensäure wurden
bestimmte Mengen des frisch der Quelle entnommenen
Wassers in Flaschen gebracht, die eine gekochte klare
Mischung von Chlorbaryum und Ammoniak enthielten.
Nach längerem Erhitzen wurden die Niederschläge abfil-
trirt, ausgewaschen und die niedergeschlagenen kohlen-
sauren Alkalien nach oben erwähntem Werke 8. 209. 6.
maassanalytisch bestimmt.
Zur Feststellung des Gehaltes an kohlensaurem Na-
tron wurden directe Bestimmungen vorgenommen. Hier-
bei erhält man nur richtige Bestimmungen, wenn man
eine gewogene Wassermenge in der Platinschale ganz
zur Trockne verdampft, den Rückstand mässig glüht, mit
Wasser auskocht und aus dem Filtrate den Gehalt an
kohlensaurem Natron maassanalytisch bestimmt. |
Controlebestimmungen der Gesammtmengen der Be-
standtheile, die befriedigend waren, wurden erhalten durch
Glühen des Abdampfrückstandes des Mineralwassers bis
zur Austreibung der Kohlensäure und Vergleichung der
so erhaltenen Zahlen mit der Summe der einzelnen Be-
standtheile, wobei der Kalk als kohlensaurer, die Magne-
sia als reine Magnesia in Rechnung kam.
Bestandtheile der fünf untersuchten Wil-
dunger Mineralquellen. Gehalt an Granen im Pfund
— 7680 Gran. “, |
F b a ELF OR Ja ” RE
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a De A = ’ EN, @ 5 > n Mt > : up \ F . et.
Chem. Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. 175
FR is Gruppe l. GruppelI. Gruppelll.
Georg- ° Bade- Thal- . Stahl- Helenen-
EN Viet.-Q. quelle brunnen quelle quelle
- Schwefels. Kali.. 0,083620 0,125599 0,059366 0,054559 0,213788.
9 Natron 0,527962 0,492389 0,122673 0,043784 0,107259
Chlornatrium.... 0,059635 0,056847 0,058998 0,054021 8,016308
Doppelt- kohlens. |
Natron ....... 0,494054 1,029734 _ -- 6,494200
Doppelt - kohlens.
Eisenoxydul... 0,161449 0,214349 0,304297 0,585270 0,143777
Doppelt - kohlens.
Manganoxydul 0,019753 0,017341 0,114847 0,069426 0,009953
Schwefels. Kalk.. — = 0,067515 0,077460 ER
Doppelt - kohlens.
I RR 5,471539 6,971243 4,336389 0,984753 9,753446
Doppelt - kohlens.
Magnesia ..... 4,113285 5,054054 _ 3,124838 1,383698 10,474061
Kieselsäure...... 0,150374 0,164198 0,073882 0,084618 0,238541
Doppelt - kohlens.
Ammoniak.... 0,011635 0,011635 0,057039
Doppelt - kohlens.
BeBäryt.üri.un 0,002373 0,0023351 0,005361
Doppelt - kohlens. höchst höchst
Strontian...... geringeSp. desgl. ger.Spur
Phosphors. Natron Spur pur vor- vor- Spur
Borsaures Natron Spur Spur läufig läufig deutliche
a noch . noch Spur
Bromnatrium.... sehrge- sehr ge- » nicht nicht deutliche
ringeSp. ringeSp. be- be- Spur
Salpeters. Natron Spur Spur | stimmt stimmt denen |
2 pur
Doppelt - kohlens. deutliche
Lithion ....... — — Spur
Thonerde....... höchst höchst
ger. Sp. ger. Sp. - Spur
Organ. Materie.. Spur Spur deutl. Sp.
2
Summe... 11,095679 14,139724 8,262805 3,337589 35,513733
FreieKohlensäure19,267492 18,719816 15,431270 18,069873 19,555507
Schwefelwasser- geringe
2) A EE Spur
Stickstoff...... pur
Summe .aller
geringe
Spur
Spur
Spur
geringe
Spur
Spur
geringe
Spur
Spur
Bestandtheile... 30,703171 32,859540 23,694075 21,907462 55,069240
Die Versendung des Wildunger Mineralwassers fin-
det in grossem, stets wachsenden Maassstabe statt.
Nach
meinen Erfahrungen hat dieses Wasser sehr geringe Nei-
gung, durch Schwefelwasserstoffbildung zu verderben.
Das Eisenoxydul in den von mir geöffneten Flaschen
' hatte sich meistens niedergeschlagen.
Diesem Uebel-
' stande, der darauf beruht, dass beim Füllen der Flaschen
die Einwirkung der atmosphärischen Luft nicht hinrei-
durch, dass man die Flaschen vor dem Füllen mit Koh-
aa anfüllt und Auffüllen des leeren Raumes ‚mit
Kohlensäure, und zweitens dadurch, dass man die Fla-
schen unter dem Wasserspiegel der Quelle füllt und eine
3 end RER wurde, kann vor en da |
mit einer kleinen Pumpe verbundene Röhre einsenkt und
so lange pumpt, bis ein dem Inhalt der Flasche ungefähr
gleiches Volumen Wasser ausgeflossen ist. Die nun mit
luftfreiem Wasser gefüllte Flasche wird jetzt _heraus-
genommen, der obere Theil von Wasser entleert, mit
Kohlensäure gefüllt und verstöpselt. Man wird durch
Versuche feststellen, welche dieser beiden Methoden für
die Wildunger Wässer die geeignetste ist. (Journ. für
B.
prakt. Chemie. 79. Bd. 7. Heft.)
41
Soolquelle zu Egestorfishall.
Die Soolquelle Egestorfishall bei Badenstedt i im Amte
Linden (Königreich Hannover) ist von Ernst Lenssen
aus der Triasformation Hannovers entspringen, zu den
kochsalzhaltigsten. In 1000 Theilen Wasser sind ent-
halten: |
Schwefelsaurer Kalk...........u...n. 2,87620
Schwefelsaure Magnesia...........».. 4,26385
Brommagnesium. .....--uresaenennee 0.01847
Chlormagnesium...........orwec000u . .1,48022
Chlerkslium:.. ....2.. 22 Au Fa 3.62800
Chlornatrium. : ... -.- 22 Seren. RE 253,24226
Doppelt-kohlensaures Eisenoxydul..... 0,01172
265.52072.
Spuren organischer Materie, Phosphorsäure, Borsäure,
- Salpetersäure, doppelt-kohlensaurer Kalk. Das spec. Ge-
wicht der Soolquelle ist bei 160C. 1,2083. (Journ. für
B.
prakt. Chemie. 80. Bd. 7. Heft.)
Die Stahlquelle in Doberan, |
welche eine Temperatur von 46,560 R. besitzt, ent-
untersucht worden. Diese Quelle gehört von allen, die
hält nach Dr. F. Schulze’s in Rostock Untersuchung
Doppelt-koblensaures Natron ee RE re GE 0,3620 „
in 1 Pfund — 8250 Gran Wasser bei einem EBeSS Gew.
von 1,0007 bei 130R.: ge
Kohlensaures Eisenoxydul.......222222a0e0ecn 0,5370 as er
Kohlensauren Kalk“... 3. 2.3... 2 as . 2,0359 u.
Kohlensaure Talkerde und Manganozxydul. 2... 0,2145.
tn
Chemische erehug des Minkralndasirs St. Aha.
Y Kiesaladuıras Natron .
' Doppelt-kohlens. Kali mit Spur von Lithion .
KEROrnatNüm.. re EEE RE
rare Kieselerde..i na: ae el
* Thonerde mit etwas Phosphorsäure
| ‚Organische Substanz nebst Spur von Hehmeieh
BWULO, Salpetersäure und Ammoniak..
Freie Rue DEE PERLE E EEE
oder
N En
Ip ” % + An #
TEEN, ?
W ‚6822
03
. 0,3373
OEL OU
”n
n
en
177
de v, 1542 Gran
n
nn
”
4,7222 Gran
B.
46,7 Cub.-Cent.
2,6 Cub.-Zoll.
(Archiv der Balneolog. v. Spengler. I. 1862. 8. 96.)
‚Chemische Untersuchung des Mineralwassers St. Achaz
bei Wasserburg am Inn.
Eine kleine Viertelstunde von dem freundlichen
‚Städtchen Wasserburg entfernt, liegt in südlicher Rich-
tung dicht an der nach Salzburg führenden Strasse, welche
sich an dem das rechte Ufer des Inn bekränzenden Berg-
zuge hinaufschlängelt,
das Mineralwasser St. Achaz, so
genannt nach einer früher dort gestandenen, dem heiligen
Achaz (Achatius) geweihten: Kapelle.
| Die Mächtigkeit der Quelle ist sehr bedeutend, nach
Wittsteins vorgenommener Messung liefert nämlich die
Quelle in 24 Stunden 2160 Kubikfuss
——
——
851 Eimer
— 95712 Pfund — 21048 Maass — 53592 Liter Wasser.
Nach Wittstein’s chemischer Untersuchung zeigt
‚das Wasser folgende Constitution:
In 16 Unzen.
Schwefelsaures Kali ............. 0,027989 Grm.
Natran.. sl. 0, 067905 „
Phosphorsaures DNaIrOn.. u anne 0.010665 ”
BBESEBLER: Natron: 2... ce nennen Spuren
Phlorselrium..., uecscsasessnee 0,019986 „
- Doppelt-kohlens. Natron ......... 0,072146 „
# ® Ammoniumoxyd . 0,034289 „
R 5 Kalk? „se. he 3,188 (20: 5
& 4.3, Magnesiai .. ..... 0,76097 „
5 Eisenoydul...... 0,008224 „
Freie Kohlensäure .... 202.0... 1,378222.7",
u + Kieselsäuresc sn 2 zen 0,095312 ,
Stickstoffhaltige organ. Substanz . 0,625000 5
RR RE
i (Witsttein's Vierteljahrsschr. Bd. 10. Heft 4.)
‚ Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 2. Hft.
In 1000 Th.
0,003644 Th.
0,008842
0.001388
Spuren
0,002602
0,009394
0,004465
0,414811
0,099081
0,001071
0,179065
0,012412
0,081380
n
BJ
SS S3333 33%
B.
12
Summe 6,281435 Grm. 0,817895 Th.
Een N ST re RE ar, ER E a KE IE
M 4 = EEE Ye er #
2 2 Er ToR R
178 ER. Verhalten der Be Säure.
Das Mineralwasser von Czigelka i in Ungarn.
Die jodhaltige muriatisch - alkalische Ludwigsquelle |
zu Czigelka bei Eperies in Ungarn enthält nach einer
vom Professor Dr. E.v. Koväcs unternommenen Analyse
des versendeten Wassers folgende Bestandtheile in einem
Pfunde zu 32 Loth in Wiener Granen:
Schwefelsaures Natron ......z.se2sr00.. 0,0967
Ehloynatrium .....2... 020 Eee 30,3521
dodnättlum N re 0,1989
Borsaures :Natron: . 4... 0.00 „new unslen 3,1334
Doppelt-kohlensaures Natron ........... 83,0254
> & Kalkerde ......... 1,3240
cc L, Magnesia ......... 1,8731
Eisenoxydul ...... 0,3855
Basisch phosphorsaure Thonerde ....... 0,0238
Kieselsaure - 1....n 20 HR 0,3525
WIUOr 22422. Br Eee Spuren
Summe... 120,7654
Freie Kohlensäure im versendeten Wasser 28,7000
Dieser Nachweis von der Reichhaltigkeit an heil-
kräftigen Bestandtheilen in qualitativer und quantitativer.
Beziehung zeigt zur Genüge, dass diese jodhaltige Lud-
wigsquelle grosse Beachtung verdient. ( Wittstein’s Vier-
teljahrsschr. 1863. 3.) \
Verhalten der schwefligen Säure.
Wird nach Wöhler’s Beobachtungen mit schwefli-
ger Säure gesättigtes Wasser in einem zugeschmolzenen
Glasrohr längere Zeit bis zu 2000 erhitzt, so zerfällt die
Säure in Schwefelsäure und in Schwefel, der sich in ge-
schmolzenen Tropfen abscheidet. Ist zugleich ein Metall
gegenwärtig, so entsteht Schwefelmetall.e. Unterschwefel-
säure bildet sich nicht. (Annalen der Chem. nei Pharm.
CXXIV. 128.) G.
Mittel künstliche Färbungen des Johannisbeersyrups
zu erkennen, und die Natur des unter diesen
Namen verkauften Productes ; ;
von Gaultier de Claubry. |
Die Syrupfabrikation hat seit einigen Jahren eine
enorme Ausdehnung gewonnen, und täglich kommen in
diesem Fache Verfälschungen vor. Man hat nicht nur.
durch verschiedene Mittel die Farbe erhöht, sondern | es
Rip
a
Künstliche Färbungen des Johannisbeersyrups etc. 179
TE u er rn er a
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- 7 4 4 N : ‚ [zZ
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ER EEE { a eh“ x
N - Fu
sind Syrupe vorgekommen, die nur so viel des eigentlichen
Fruchtsaftes enthielten, dass der ihm eigenthümliche Ge-
ruch bewahrt blieb, sogar einige, die nur aus Weinstein-
säure und verschiedenen F'arbenmaterialien bestanden.
Besonders bediente man sich zur Prüfung der Syrupe
bei Visitationen der Fabrikanten und Krämer des Kalis
#der des Ammoniaks, und, obgleich die Farbe schon Re
Mischungen argwöhren lässt, wofern nicht die Reagentien
durch Farbenveränderung in Violet Orseille anzeigen, so
entgingen doch die Kunstproducte der Beschlagnahme.
Um den Verfälschungen auf die Spur zu kommen,
hat Gaultier de Claubry mehrere reine Johannis-
beersyrupe, die nur mehr oder weniger in der Lebhaf-
tigkeit der Farbe varıirten, als Norm genommen, fügte
diesen verschiedene färbende Stoffe zu und präpa-
rirte sich auch den im Handel vorkommenden Syrupen
analoge aus Weinsteinsäure und eben denselben Farben-
materialien. Mit allen stellte er vergleichende Versuche
‚an und überzeugte sich, dass die natürliche Farbe des
Johannisbeersyrupes die Reactionen nicht hindert, so dass
man immer dem Syrup zugesetzte färbende Stoffe entdecken
kann. Er wählte zu seinen Reactionen: Provinzrosen,
blasse und schwarze Stockrosen, mit welchen sich die
Syrupsfabrikanten in grossen Mengen versehen, Klatsch-
rosen, Päonien, Blätter von rothem Weine, Granatblüthen,
Hollunderbeerensaft, Kirschsaft, Orseilleextraet und ein
unter dem Namen „Üolorant“ bekanntes Product, von der
Kräuterfrau Soupe angefertigt.
Es könnten sich die Fabrikanten auch versucht füh-
len, dieim Handel häufig vorkommenden Farbstoffe Indisin
und Fuchsin anzuwenden, möchten sich jedoch dadurch
einer bedeutenden Gefahr aussetzen.
Die Resultate der Untersuchungen sind in der auf
Seite 180 — 181 folgenden Tabelle enthalten.
Man kann auch den Johannisbeersyrup mit dem Safte & E
der Kermesbeeren färben, dieser wird nach Braconnot
leicht durch die schön gelben Farben erkannt, welche
durch Alkalien entstehen.
12*.
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_ Künstliche Fürdnngen es honig ete.. I 2 “
© r Johannis-| Provinz- Er: R Sahrarse Kla ts ch- Bu: 4
BRagennon, beersyrup.| rosen. ‚rosen. Päonie "
sen, sen. Be
_ Ammoniak grauviolet | schön grün, dann|graugrün-| grauro- | hellholz-
| grüngelb gelb lich : | senroth | farben
werdend
Kali grau- |grau, dann|grün, dann] blaugrün | grau- |hellholz-
|rosenroth | gelb gelb grünlich farben
Alaun nichts nichts | schwach | purpur- | nichts | nichts
orange- violet RR
roth
Schwefelsaures nichts |graugrün-; nichts violet nichts holz-
Eisenoxydul ‚ lich farben
Schwefelsaures | nichts |braungelb| dunkel- | röthlich- |schmutz. | gelblich-
Eisenoxyd holzfarben holzfarben | orange- | grün
| roth |
Eisenchlorid nichts |braungelb| dunkel- | rothholz- | orange- | grauro-
holzfarben) farben roth | senroth
Zinnchlorür nichts nichts nichts |kirschroth| nichts nichts :
Zinnchlorid Johannis- | orange- nichts |Johannis- |) nichts | nichts
beerroth roth beerroth | | 2
Schwefelsaures | die Farbe | orange- nichts violet nichts | nichts
Kupferoxyd: | ver- gelb | |
schwindet | |
. Schwefelsaures | dieFarbe | schön hellgrau viol&t | grauro- | grau-
Kupferoxyd- ver- |grau, dann senroth | grünlich
Ammoniak schwindet gelb
Kupferchlorid grau- violet nichts nichts nichts | nichts
We rosenroth R:
Kupferchlorid-. | blaugrau |grau, dann) Myrthen- | violet |blaugrau| schmutz
Ammoniak gelb grün grün
Chromsaures orange orauge- | orange- |olivenfar- nichts holz-
Kali roth gelb big farben
BSaures chrom- | orange orange- | orange- | orange- | nichts holz-
saures Kali roth gelb roth : farben
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von Granat- ERROR rain, Fuchsin. [Hollunder- Beh
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miss- | violet | violet | röth- Entfär- grünlich- lolivenfar-| holzfar-
% farbig lich- | bung gelb big big
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holz- röthlich | nichts | nichts | nichts |nichts | nichts nichts nichts
farben holz-
3 ‚| farben
dunkel- | grün- |nichts nichts | nichts |nichts | dunkel- | nichts Farbe
"holz- | gelblich 'holzfarben der Wein-
‚farben hefe -
nichts | oliven- | nichts | nichts | nichts nichts | dunkel- | nichts | holz-
@ farbig holzfarben farben
nichts nichts | nichts | nichts | gelb |nichts | dunkel- nichts |: violet
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4 » ” | * . *
| nichts nichts | nichts nichts | nichts nichts | orange- | nichts | violet
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‚chmutz.-| grau- | nichts | nichts | nichts | nichts | dunkel- graugrün nichts
grün |rosenroth holzfarben
‚nichts nichts | violet | violet | nichts | nichts | nichts nichts grau
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holz- | orange- | nichts | nichts | oran- | nichts schmutzig-| nichts | gelbroth %
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v2 ; SEE DR FR RER ENT = W
182 N Fortpflanzung der Infusionsthierchen.
en Ueber die Methode der Untersuchung wird angege- |
ben: man verdünnt den zu untersuchenden Saft mit dem
3 — 4fachen Volumen Wasser und beschränkt sich zunächst
auf die Reagentien Ammoniak, Kali, Eisenchlorür oder
schwefels. Eisenoxyd, Kupferchloridammoniak. Die Farben-
- veränderungen lassen nach derTabelle die Verfälschungen er-
mitteln. Handelt es sich darum, als Experte einen Ausspruch
zuthun, so muss man sich über Alles vergewissern, was die
Tabelle bietet. Im letzten Falle fällt man den verdünn-
ten Syrup mit einem geringen Ueberschuss von Bleizucker,
' fAiltrirt, wäscht aus und zersetzt den im Wasser vertheil-
ten Niederschlag durch Schwefelwasserstoffgas. Das zur
Austreibung des Gases erhitzte, dann concentrirte Filtrat
wird auf Citronensäure geprüft, wenn nur die Farbe des
Johannisbeersyrups durch Zusätze erhöht war; auf Citro-
nensäure und Weinsteinsäure, wenn letztere dem Syrup
zugesetzt war; auf Weinsteinsäure allein, wenn der ganze
Syrup als Kunstproduct sich erwiesen hatte.
‚Das Gesagte bezieht sich auch auf den Kirschsyrup,
auf Confitüren aus Johannisbeeren und Kirschen, so wie auf
alle künstlich gefärbten Syrupe. (L’union pharmaceutigque).
| keich.
Fortpflanzung der Infusionsthierchen.
Nach den Untersuchungen von Balbiani, welche-
mit dem Preise für 1862 gekrönt wurden, pflanzen sich
die Infusorien durch sexuelle Generation (geschlecht-
liche Zeugung) fort und macken in dieser Beziehung keine
- Ausnahme von dem allgemeinen Gesetze, welches die
Reproduction der übrigen Reihen der organisirten Wesen
regelt.
Als Beispiel diene Paramecium bursaria ( Loxodes
bursaria Ehrenberg).. Nimmt man diese Paramecien aus
den Pfützen, in denen sie leben, und bringt sie mit Pflan- °
zentheilen, von denen sie sich nähren, in Gefässe, so zer-
theilen. sich diese Fflanzentheile bald und bilden eine
Infusion, welche zur Nahrung der Paramecien tauglich ist.
Unter dem Einfluss dieser reichlichen Nahrung vermehren
sich die Paramecien durch Spaltung (Theilung, scission)
mit wunderbarer Raschheit. Jedes Thierchen theilt sich
in zwei, darauf jede Hälfte abermals in zwei Theile und
so fort bis ins Unzählbare.
Während dieser Fortpflanzung durch Theilung
(generation par division) functioniren die Geschlechtsorgane
Kart
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Fortpflanzung der Infusionsthierchen. 183
des Iufusoriums, Kern oder Kernchen (noyeau et nucleole,
nucleus und nucleolus) nicht, siesind im Ruhezustande.
Im Augenblicke der Spaltung des Infusoriums theilen sich
jedoch der Kern und dasKernchen, welche den Eier-
‚stock (ovarium) und Hoden (testicule) darstellen, in der
Weise, dass jedes neue Thierchen die Hälfte davon erhält.
Diese Vermehrung durch Spaltgeburt (scissiparit£)
kann verschieden lange dauern; aber sei es nun, dass
man diese Vermehrung durch Seissiparität als einfaches
Wachsthum ansieht, was an seiner Grenze angelangt ist,
sei es dass man eine Analogie mit dem Generations-
wechsel annimmt, immer kommt ein Zeitpunct, bei
welchem die Scissiparität erschöpft ist. (Vielleicht in
Folge des Mangels an passender Nahrung. Ludwig).
Alsdann erscheinen die Paramecien der letzten Thei-
lung wie verschmachtend (languissantes), kleiner im Um-
fang und suchen sich alle innerhalb eines oder zweier Tage
zu verkuppeln. Die Verkuppelung (accouplement) ge-
schieht so, dass die Mundöffnungen an einander gela-
gert sind. -
Nur in diesem Augenblicke beginnt die Brunst (le rut)
oder der Zustand, in welchem die Zeugungorgane in Thä-
tigkeit gerathen (letat de function des organes genitaux). _
Von Anfang der Verkuppelung an beobachtet man
nach wıd nach in dem Kerne Aenderungen im Ansehen
und Volumen; er theilt sich, zerfällt in Bruchstücke und
man bemerkt vollständig ausgebildete Eier, die dieselbe
Fundamentalzusammensetzung zeigen wie die der andern
Thiere. Nach 2 bis 6 Tagen ist der Kern des Infusoriums
unter den Augen des Beobachters zu einem wahren
Eierstock geworden. Diesen parallel erleidet auch das
Kernchen, der Nucleolus, Veränderungen; es vergrössert
sein Volumen und aufKosten der körnigen Masse, welche
es enthält, bildet sich das charakterische Product der
Testikel, Samenthierchen (Spermatozoides).. Die Eier
werden alsdann durch einen Austausch der Samenflüssig-
keit befruchtet.
Diese Infusionsthierchen sind also vollständige Zwitter
(hermaphrodites), dessen ungeachtet sind immer zwei
Individuen zur Befruchtung nöthig und dienen sich gegen-
seitig sowohl als Männchen und Weibchen. Nach der Ver-
kuppelung werden die Eier in die Flüssigkeit gelegt und
der Zeugungsact ist beendigt. (Compt. rend. 29. Decbr.
1862. p. 965.) H. Ludwig.
u sr —
| 184°
III. Literatur und Kritik.
Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und ver-
wandter Theile anderer Wissenschaften, von Her-
mann Kopp und Heinrich Wille Für 1861.
Zweite Hälfte. Giessen, J. Ricker'sche Buchhand-
lung. 1862.
Indem wir uns auf die Anzeige im Archiv, CXIV. pag. 85 be-
ziehen, in welcher wir das Erscheinen der ersten Hälfte des Jah-
resberichts pro 1861 meldeten, bemerken wir, dass durch längere
Krankheit des Dr. Hallwachs, der die Redaction übernommen
hat, die Ausgabe der jetzt vorliegenden zweiten Hälfte des Berichts
verzögert ist. Durch diese Verzögerung hat der Bericht indessen
keineswegs an Umfang und Bedeutung verloren, und wir müssen
mit besonderer Befriedigung auf den die organische Chemie betref-
fenden Abschnitt blicken. Nicht minder erfreulich ist ein Blick
auf die Leistungen in der technischen Chemie, und sind hier be-
sonders die die Anilinfarben betreffenden Mittheilungen höchst be-
friedigend zusammengenstellt, wie denn überhaupt nirgends in dem
Berichte der ordnende Geist vermisst wird, der die neuen Ent-
deekungen und Forschungen der Wissenschaft und dem Leben
gewinnbringend macht. Mit Sorgfalt sind auch die von Professor
Knop herrührenden Berichte über Mineralogie und chemische
Geologie verfasst und dem Ganzen Autoren- und Sachregister bei-
gefügt, die nichts zu wünschen übrig lassen und den Werth, wie
der früheren Jahrgänge, so auch dieses Jahrgangs bedeutend er-
höhen, der fast 80 Bogen umfasst.
Wenn es zu bedauern ist, dass der Jahresbericht über die.
Fortschritte der Chemie für das Jahr 1861 so spät erst hat erschei-
nen können, so erfordern doch die hindernden Umstände eine bil-
-lige Rücksicht und entschuldigen es hinlänglich, dass die zweite
Hälfte des Jahresberichts erst am 8. Mai 1863 hat ausgegeben wer-
den können. Das Erscheinen des Jahresberichts für das Jahr 1862
in seiner ganzen Vollständigkeit wird für das laufende Jahr (1863)
mit Bestimmtheit verheissen und so die Fortsetzung der Berichte
garantirt, die einen unschätzbaren Werth haben und deren An-
schaffung wir, wie allen Chemikern, so vor Allen den Pharmaceu-
ten dringend empfehlen.
Dr. Geiseler.
ee
Anweisung zur Prüfung chemischer Arzneimittel, als Leit-
faden bei Visitationen der Apotheken, wie bei Prü-
fung chemisch-pharmaceutischer Präparate überhaupt
von Adolf Duflos, Dr. der Philosophie und Medi-
-
I
Be
Dieratw = “ 185
- ein, ordentlichem öffentlichem Lehrer an der Univer-
sität zu Breslau. Zweite umgearbeitete und ver-
mehrte Auflage. Breslau, Verlag von Ferdinand Hirt,
Königl. Universitäts-Buchhändler. 1862.
Der Werth der Duflos’schen pharmaceutischen Schriften ist
bereits so allgemein anerkannt, dass eine Anpreisung derselben
überflüssig erscheint. Indessen verdient das vorstehend bezeich-
nete Buch wegen seiner grossen Brauchbarkeit eine ganz beson-
ders warme Empfehlung, denn es giebt nicht nur die zweckmäs-
sigsten Prüfungsmethoden chemischer Arzneimittel an, sondern
nimmt auch auf Umstände Rücksicht, die in der Praxis nament-
lich bei Apothekenvisitationen leider oft unbeachtet bleiben. In
vielen Fällen üben die Mengen der der Prüfung zu unterwerfen-
den Stoffe, die Grade der Verdünnung, die Zeiträume der Beob-
achtung u.s.w. einen bedeutenden Einfluss auf die Resultate aus,
Bestimmungen dieser Art fehlen aber in dem vorliegenden Buche
. nirgends und machen dasselbe brauchbar auch für alle Diejenigen,
die in chemischen Arbeiten weniger geübt sind. So kann es sich,
wie auch in der Vorrede angeführt ist, z.B. ereignen, dass eine
Phosphorsäure als untauglich gerügt wird, wovon etwa 1 Drachme
mit einigen Tropfen verdünnter Chlorbaryumlösung versetzt, nach
einiger Zeit eine schwache Opalisirung wahrnehmen lässt, also
möglicher Weise eine unbedeutende Spur Schwefelsäure enthält,
während eine andere Phosphorsäure, welche diese Reaction. nicht
zeigt und wovon auch 1 Drachme beim unmittelbaren Vermischen
mit Schwefelwasserstoffwasser keine gelbliche Färbung annimmt,
als tauglich gilt, obwohl, wenn 1 Unze der letzten Säure mit dem
doppelten Volum Schwefelwasserstoffwasser versetzt und lose be-
deckt längere Zeit hingesteilt worden wäre, dieselbe einen deut-
lichen ÄArsengehalt zu erkennen gegeben haben würde. Man er-
kennt hieraus die Wichtigkeit näherer und genauerer Bestimmun-
gen. bei der Prüfung der Arzneistoffe. Aber der Verf. hat auch
nur solche Erkennungs- und Prüfungsmethoden aufgenommen, welche
den geringsten Aufwand an Zeit und Mitteln erfordern und doch
den Zwecken, um deren willen sie unternommen werden, vollkom-
men entsprechen. In dieser Beziehung will ich hier nur die be-
kannte Feststellung des Cyangehalts in der Agua Amygdal. amarar.
durch den Verbrauch an Silbernitrat und die Ermittelung von Sal-
peter in Kali carbonicum durch Indigolösung anführen.
Die chemischen Arzneimittel, deren Prüfungsweisen das Buch
enthält, sind alphabetisch nach ihren lateinischen Namen geordnet
und zwar entsprechend der Nomenclatur der sechsten Ausgabe der
Preussischen Pharmakopöe mit ihren chemischen Formeln, bei de-
nen H —=1 gesetzt ist. Die aufgeführten charakteristischen Kenn-
zeichen der Präparate folgen in besonderen Abtheilungen, die ver-
schiedenen Reactionen bei den bestimmt angegebenen Verunreini-
gungen oder Verfälschungen, und häufig sind da, wo dies über-
haupt nöthig ist, Anmerkungen beigegeben, theils zur Erläuterung
der Reactionen, theils zur Anleitung, die Mittel zu reinigen oder
rein und leicht darzustellen. Beispielsweise sei hier auf die Prü-
fungsweise des Chlorwassers auf seinen Chlorgehalt mittelst Jod-
kaliums und unterschwefligsauren Natrons, so wie auf die Reini-
gung des concentrirten Essigs hingewiesen.
Man könnte es bedauern, dass das Buch vor der Herausgabe
186 Er Literatur.
der siebenten Auflage der Preussischen Pharmakopöe erschienen
ist, es wird dadurch aber keine Mangelhaftigkeit bedingt, indem
die Verschiedenheit der Nomenclatur für Pharmaceuten bedeu-
tungslos ist, und indem kein chemisch -pharmaceutisches Arznei-
mittel der siebenten Auflage der Preussischen Pharmakopöe fehlt,
ja sogar eine grosse und lange Reihe solcher abgehandelt ist, die
in a siebenten Auflage der Preuss. Pharmakopöe nicht enthalten
sind.
—- Ausser sämmtlichen in der 7ten Auflage der Preuss. Phar-
makopöe aufgeführten chemisch - pharmaceutischen Arzneimitteln
enthält das Buch noch folgende: Acidum borieum, Acid. hydro-
ceyanatum, Acid. eitricum, Acid. formieum, Acid. lacticum, Acid.
stibicum, Acid. valerianicum, Aconitin, Aether anaestheticus Ara-
niil, Alloxan, Alumina, Amygdalin, Amylen, Aqua Magnesiae car-
bonicae, Atropinum, Atrop. valerianicum, Baryum chloratum, Bis-
muthum valerianicum, Brucinum, Cadmium, Cadmium sulfuricum,
Calcaria hypophosphorica, Calec. sulfurica, Cale. stibiato -sulfurata,
Caleium chloratum, Caleium sulfuratum, Chinium, Chinium hydro- :
chloratum, Chiniurm valerianieum, Cinchonium, Cinch. hydrochlo-
ratum, Codeinum, Colchieinum, Coniinum, Digitalin, Ferro-Kalium
ceyanatum flavum, Ferrum jodatum saccharatum, Ferrum oxydato-
oxydulatum, Ferrum oxydato oxydulatum arseniecicum, Ferrum phos-
phoricum, Ferrum reductum, Hydrargyrum cyanatum, Hpydrarg.
oxydulatum aceticum, Hydrarg. oxydulatum nigrum, Hydrarg. et
Stibium sulfurata, Indicum, Kali pieronitrieum, Kali stibicum, Ka-
lium bromatum, Kalium cyanatum, Lapis calaminaris, Liquor Am-
monii benzoici, Lig. Ammon. carbonici, Lig. Ammon. pyro-oleosi,
Lig. Ferri oxydati sulfuriei, Lig. Ferro-Natri phosphorici, Lig. hol-
landieus, Lig. Stibii chlorati, Magnesia eitrica, Magn. tartarica,
Morphium, Morph. aceticum, Natrium chloratum, Natrum chlora-
tum, Natrum chloricum, Natrum choleimiecum, Natrum hypophos-
phorosum, Natrum nitricum, Natrum pyrophosphoricum, Natrum
santonicum, Natrum subsulfurosum, Nicotinum, Nihilum album,
Oxalium, Spiritus Aetheris acetiei, Spir. Aeth. chlorati, Spir. Aeth.
I
nitrosi, Spir. Ammoniaei eaustiei Dzondii, Spir. pyro-aceticus (Ace-
ton), Stibio-Caleium sulfuratum, Stibio-Natrium sulfuratum, Stibium
sulfuratum rubeum, Strychnium, Urea, Zincum eyanatum, Zineum
ferro-eyanatum.
Diese Reichhaltigkeit des Inhalts lässt die Brauchbarkeit des
Buches für alle deutschen Pharmaceuten, welehe Landes-Pharma-
kopöe auch ihr Gesetzbuch sei, leicht erkennen, namentlich aber
dürfen die Preussischen Pharmaceuten die Anschaffung des Buches
nicht etwa deshalb scheuen, weil es vor dem Erscheinen der sie-
benten Auflage ihrer Landes-Pharmakopöe geschrieben ist; es ge-
nügt nicht nur ihren Ansprüchen, sondern gewährt noch viel mehr.
Das Buch entspricht dem Zwecke, zu dem es geschrieben ist, so
vollständig, nach allen Seiten hin, dass wir dasselbe zur Anschaf-
fung allen Pharmaceuten empfehlen zu müssen glaubeu.
Dr. Geiseler.
Führer in das Reich der deutschen Pflanzen. Eine leicht
verständliche Anleitung, die in Deutschland wild-
wachsenden und häufig angebauten Gefässpflanzen
schnell und sicher zu bestimmen, von Dr. Moritz
N RB Tr N Dre lH RT Br Nee RER SE eng > 627° ,77 Men DRG SZ Bari Bee RZ Soc
ne a ER ARTE I ar BF A FE BIT A Ba RER be ' hr
RT N ul Talk al 2 Pal AUT , ur
Literatur. R 187
R
I
”
— Willkomm, Professor der Naturgeschichte an der
Y Königl. Akademie für Forst- und Landwirthe zu Tha-
% rand. Mit 7 lith. Tafeln und 645 in den Text ein-
; gedruckten Holzschnitten und Zeichnungen des Ver-
fassers. Leipzig, Hermann Mendelson. 1863.
Die vorliegende Schrift ist eine Bearbeitung der deutschen
Flora, wie wir bis jetzt noch keine besitzen, und im Interesse der
Wissenschaft war es von Wichtigkeit, dass der berühmte Rei-
sende der pyrenäischen Halbinsel und Bearbeiter der ınediter-
ranen Flora sich dieser Aufgabe unterzogen und nach meistens
‚sebstständigen Anschauungen, wie wohl Wenige, durchgeführt hat.
Der bescheidene Verfasser nennt das Buch einfach „Führer in das
Reich der deutschen Pflanzen“; nach Durchsicht desselben sind wir
‚der Ansicht, dass das Werk in kurzen, aber scharf wissenschaftlich
begrenzten Umrissen ein dem Zweck entsprechendes Handbuch der
‚Botanik und eine vollständige Flora von Deutschland enthält.
h In dem Vorworte bespricht der Verf. die Begrenzung seines
‚Florengebiets, indem er bemerkt, dass die Begrenzung eines sol-
chen, im Innern eines Continents gelegenen Ländercomplexes immer
‚sehr schwierig sei, wenn man sich nicht streng an politische Grenzen
"binden will; aber bei einer umfassenden Flora müssten doch noth-
wendig möglichst natürliche Grenzen gesucht und gezogen werden.
Der Verf. hat nun diese Grenzen für seine Flora gegen Norden
in den Küsten der Ost- und Nordsee und gegen Süden in dem
$Südabhange der deutschen Alpen gefunden und diesen in. dem
Buche Rechnung getragen. Der Führer bewegt sich demnach in
den Grenzen eines fast rein deutschen Gebiets, obwohl der Verf.
das ganze Elsass (da die Vogesen im Westen die natürlichen Gren-
zen zwischen der deutschen und der französischen Flor bilden),
die ganze Provinz Preussen, einen Theil von Posen, dann ferner
ausser Holstein auch noch ganz Schleswig und einen Theil von
"Belgien in dieses Florengebiet gezogen hat. Ausgeschlossen wur- -
den die ganze Schweiz, das ganze Österreichische Littorale des
adriatischen Meeres und alle übrigen nichtdeutschen Kronländer
des Österreichischen Kaiserstaats, für welche Abrundung der Verf.
seine Gründe entwickelt.
Bei Bearbeitung des Führers hat der Verf. vorzugsweise die
elassischen Werke von Koch und Reichenbach, dann Garke’s
Flora von Nord- und Mitteldeutschland, 2. Aufl. Berlin 1851, Gre-.
nier und Godron, Flore de France, Paris 1848—1855, und Maly,
Flora von Deutschland, Wien 1860 etc. benutzt.
Um einen Ueberblick der in dem Buche abgehandelten Ge-
genstände zu erhalten, folgt hier die Einleitung. |
I. Die Pflanze und ihre Theile. 1) Wurzel. 2) Achse. 3) Knospe.
4) Blätter. 5) Blüthe. 6) Frucht und 7) Samen.
II. Alphabetische Aufzählung der erklärungsbedürftigen Kunst-
ausdrücke. -
_ 1. Systemkunde und Pflanzenbeschreibung. Uebersicht der
Ben des Linne’schen Systems und Uebersicht des natürlichen
Systems.
- IV. Kurze Anleitung zum Gebrauche des Buches‘oder zum Be-
stimmen der Pflanzen. Erklärung der in den folgenden Tabellen
gebrauchten Abkürzungen und Zeichen, wie auch eine Anleitung
zur Anlegung eines Herbariums.
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A. Tabellen zum Bestimmen der Gattungen. 1) Sporenpflan-
zen. 2) Samenpflanzen. | RE BEL
B. Tabellen zum Bestimmen der Arten. 1.Abth. Sporenpflan-
zen (Kryptogamen). 2. Abth. Samenpflanzen (Phanerogamen).
Die Einleitung giebt nun eine populäre, doch wissenschaftlich
' gehaltene Beschreibung der Pflanze im Allgemeinen in allen ihren
Theilen und Vorgängen, von dem Keimen des Samens bis zur
Frucht (Samenreife). Pag. 19 sind die botanischen Kunstausdrücke
kurz, aber vollständig und in jeder Beziehung fasslich erklärt.
Pag. 45 handelt der Verf. die Systemkunde ab und giebt eine
Uebersicht der Hauptabtheilungen des in dem Buche benutzten
Systems.
I. Sporenpflanzen (Sporophyta), von welchen nur die Ge-
fäss-Kryptogamen beschrieben. II. Samenpflanzen (Spermato-
phyta). Diese zerfallen a) in nacktsamige Gewächse (Gymnosper-
mae), b) in bedecktsamige Gewächse (Angiospermae), und sind in
3 Classen getheilt,, nämlich Gymnospermae, Monocotyledonae und
Dicotyledonae und bei jeder Classe sind Unterelassen und die Fa-
milien untergebracht.
Pag. 50 sind praktische Anleitungen zum Bestimmen der Pflan-
zen und zur Anlegung eines Herbars gegeben; mit Recht sagt der
Verf. u.A.: um eine Pflanze sicher bestimmen zu können, ist es‘
nothwendig, dass man vollständige Exemplare hat, Gräser und Kräu-
ter sind mit der Wurzel auszuheben, bei den Holzgewächsen sind
die Blätter und blüthentragenden Zweige einzulegen, denn abge-_
rissene Exemplare seien zum Bestimmen nichts werth. Nun folgen
Anleitungen zum Sammeln und Trocknen der Pflanzen. Nach den
Erfahrungen des Verf. soll sich geleimtes Papier zum Einlegen
und Trocknen meistens besser eignen, als ungeleimtes Druck-
papier; sie sollen in ersterem leichter trocknen und ihre natürliche
Farbe erhalten, als in dem letzteren, und nur bei saftigen Pflan-
zen, Orchideen, Crassulaceen, müsste man ungeleimtes Papier zum
Trocknen anwenden.
. Dieses stimmt nicht ganz mit den Erfahrungen des Referenten
überein, indem ihm das Trocknen fast aller phanerogamischen
Pflanzen in ungeleimtem Druckpapier immer besser gelang, als in
Schreibpapier, man muss aber, wenn man die Pflanzen schön haben
will, das Papier besonders im Anfange öfters wechseln und zuletzt
mit etwas erwärmtem Papier operiren. Saftige Pflanzen werden am
schönsten und haltbarsten, wenn man sie bei wechselnden Papier-
lagen mit einem heissen Glätteisen trocken macht. Referent hat
auf diese Weise getrocknete Orchideen und Crassulaceen, welche
sich über 30 Jahre im Herbarium gut erhalten haben. i
Es soll aber hierdurch nicht behauptet werden, dass geleimtes
Papier zum Trocknen der Pflanzen ganz zu verwerfen ist, indem‘
dasselbe in vielen Fällen, besonders bei grasartigen und mehr trock-
nen Pflanzen, wohl eben so zweckmässig ist; nur wollte Referent
bemerken, dass bei den vielen Tausenden Pflanzen, die er getrock-
net, ihm das ungeleimte Papier meistens günstigere Resultate ge-
liefert hat. Bi
Will man ein schönes und haltbares Herbar haben, was deı
Anforderungen der Wissenschaft entsprechen soll, so lege man voll-
ständige und gut.getrocknete Exemplare hinein und sorge für ein
ziemlich grosses Papierformat; Referent hat die Erfahrung gemacht,
dass starkes ungeleimtes Papier auch zur Aufbewahrung im Her-
bar zweckmässiger ist, als geleimtes Schreibpapier, man mache nur
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die Päcke nicht zu diek und umschliesse dieselbe 2mal kreuzweise
_ mit Bindfaden, so dass die Ränder möglichst aneinander schliessen
und stelle sie dann in Mappen in einem verschlossenen Schranke
- an einem etwas luftigen Orte auf. Referent gebraucht aber noch
- die Vorsicht, alle eingetauchte oder angekaufte Pflanzen für's Her-
- bar einer sogenannten Quarantaine zu unterwerfen, um sich zu ver-
gewissern, ob darin schon Insekten vorhanden sind; denn ohne
_ diese Vorsicht kann ein ganzes Herbar zu Grunde gehen und ist
auch schon manches unbrauchbar geworden.
Y Der Verf. schlägt als ein gutes Präservativmittel vor, in jedes
Packet ein getrocknetes Exemplar von Melilotus coerulea zu legen,
deren Geruch die Insekten abhalten soll; dann fleissiger Gebrauch
des Herbars und bei schon inficirten Pflanzenpacketen Backofen-
wärme oder in einem Blechkasten Schwefelalkohol auf sie einwir-
ken zu lassen etc.
Pag. 57. A. Tabellen zur Bestimmung der Pflanzengattungen.
‚Von den 813 aufgeführten Gattungen gehören 24 den Sporenptlan-.
zen und die übrigen 789 den Samenpflanzen an. Diese Gattungen
hat der Verf. nach eigener Ansicht geordnet und nach einer leicht
"fasslichen analytischen Methode in jeder Beziehung ausreichend
"beschrieben und die wichtigsten Charaktere mit 115 in den Text
eingedruckten Figuren versinnlicht.
Pag. 145. B. Tabellen zur Bestimmung der Arten, welche den
grössten Theil des Werkes bis pag. 672. einnehmen. Es sind hier
3406 deutsche Pflanzenarten aufgenommen, von welchen 63 zu den
Gefäss-Kryptogamen und die übrigen zu den Phanerogamen gehö-
‚ren. Die systematische Anordnung dieses Theiles des Führers ist
mit Versetzungen von Familien und sonstigen Abweichungen in
der Hauptsache nach dem De Candolle Systeme in Abtheilungen,
Classen, Unterclassen und 145 Familien eingetheilt, mit dem Unter-
‚schiede, dass der Verf. mit den niedrigsten Pflanzengebilden, den
"Polypodiaceen R. Br., Osmundaceen R.Br. ete. anfängt und mit
den Ranunculaceen Juss. und Magnoliaceen DC. endet.
' Die Arten sind mit kurzen, aber vollständigen, oft von dem
"Verf. nach der Natur entworfenen Diagnosen versehen und um-
schrieben; die Hauptcharaktere sind wie bei den Gattungen mit
529 in den Text des Buches eingedruckten Zeichnungen und Figu-
ren bildlich dargestellt, welche dem Werke nicht allein einen wis-
senschaftlichen, sondern auch einen sehr praktischen Werth geben.
Die Beschreibungen enthalten ferner nur die allerwichtigsten Va-
rietäten, welche, wie die nur sehr sparsam angegebenen Synonyme,
‚nach unserer Ansicht bei einem solchen Werke etwas mehr Berück-
‚sichtigung verdient hätten, da der Verf. dieselbe doch etwas zu
‚stiefmütterlich behandelt hat; dann folgen Ausdauer, Blüthezeit,
gewöhnliche Fundorte und eine allgemeine Verbreitungssphäre, näm-
lich: Süd-, Mittel-, West- und Norddeutschland, Rheingegend und
die verschiedenen Berg- und Alpenländer von Deutschland.
In weitere Einzelnheiten des Führers einzugehen, halte ich für
‚eine Recension nicht geeignet, indem die mehr oder minder genaue
Bearbeitung des Ganzen sich erst am ersichtlichsten bei dem mehr-
fachen Gebrauche herausstellen wird. Referent erlaubt sich des-
wegen nur noch einige Bemerkungen und Berichtigungen hinzu-
zufügen, welche ihm bei Durchsicht des Buches hin und wieder,
besonders in Bezug der Rheingegend, aufgefallen sind.
Pag.151. Equisetum variegatum Schleich. Wächst nicht allein
7 in Süddeutschland und in den Teig sondern auch am
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Harze, in Schlesien und in Preussen.
| Pag. 168. Elymus arenarius L. Findet sich nicht Elle in
der Rheinpfalz, sondern auch am Niederrhein bei Cleve.
Pag. 172. Festuca arenaria Osb. Flugsand an der Ostsee. Ist
nach Garke s Flora von Nord- und Mitteldeutschland, 1863, nur
Festuca rubra ß arenaria Osb. _
Pag.176. Scleropoa rigida Griesb. Sclerochloa rigida Lk. Fin-
det sich auch in der Rheingegend bei Aachen und Eupen.
Pag. 184. Aira uliginosa Weihe. Wächst auch am Niederrhein.
Pag. 192. Alepecurus utriculatus L. Ist auch an der West-
grenze von Deutschland im Mosel- und Saarthale zu finden.
Kar 197. Carex pauciflora Lightf. Wächst auch in der Rhein-
gegen
Pag. 209. Carex laevigata Sm. Ist auch am Niederrhein in
der Flora von Cöln aufgefunden worden.
Pag. 211. Carex Marssoni Auerswald. Waldsümpfe bei Wol-
gast. Soll nach Garke’s Flora von Nord- und Mitteldeutschland,
1863, nur Synonym sein von Carex flava L.
Pag. 212. Heleocharis multicaulis Koch. Findet sich auch in
der Gegend von Mühlheim. Flora von Cöln.
Pag. 213.. Scirpus caespitosus L. Wächst nicht allein in Nord-
_ deutschland, sondern auch in Mittel- und Westdeutschland.
| Pag. 216. Er iophorum gracile Koch. Findet sich auch in West-
deutschland und am Niederrhein.
Pag. 222. Stratiotes aloides L. Auch am Niederrein bei Cleve:
Pag. 224. Orchis sambucine L. Auch im südwestlichen Deutsch-
land in den Nahegegenden. ;
| Pag. 226. Ophrys aranifera Huds. Findet sich auch in West-
deutschland in den Rhein- und Moselgegenden.
Pag. 227. Aceras anthropophora R. Br. Findet sich nicht am
Niederrhein, sondern am Mittelrhein und an der Westgrenze der
Obermosel bei Trier.
Pag. 290. Petasites albus Gaertn. Ist auch in Westdeutsch-
land Ba Olsdorf, Flora von Trier, aufgefunden worden.
Pag. 300. Filago negleeta DC. Namur liegt nicht am Nie-
derrhein, sondern in Belgien an der Maas.
Pag. 304. Artemisia borealis Polin. Ist für Tyrol neu. Ge-f
röll an Alpenbächen, Grossglockner ete.
Pag. 345. Hieracium Hausmanni Rchb. Alpentriften in Tyrol, |
ist nach Neilreich eine hybride Form von H. Prlosella auran-}
tiacum Hegetsch u. Heer. |
Es sind hier an 64 Hieracium-Arten beschrieben, von welchen
10 für Bastarde erklärt werden. t
Pag. 365. Campanula patula L. Ist nicht überall in Deutsch-f
land eine gemeine Pflanze, dieselbe ist u.a. auf der linken Rhein-f
seite sehr selten. |
Pag. 370. Galium Wirtgeni Fr. Schltz. Wiesen im Rhein- und |
Nahethale. Ist als Art aufgenommen.
Pag. 379. Ledum palustre L. Das Vorkommen dieser Pflanze
auf Torfmooren der Ebenen und Gebirge als häufig wachsend an-
zugeben, ist nicht correct und kann wohl nur theilweise für Nord-.
deutschland maassgebend sein; denn in Süd-, West- und Mittel-
deutschland ist die Pflanze sehr selten und oft in ganzen Provin-
zen und Ländern nicht zu finden.
a a re, Sn a DR: red DE SE Dee Zu ER Lat 0 Er SE Br
RD N u ST PIE RT RL ERFN n
N win > itoibr N N
‚Literatur. 11.08
5 Pag. 381. Armeria Pürpurea, Koch. Ist als Var. ß purpurea
"M. et K. zu Armeria elongata gezogen.
Pag. 399. Pulmonaria saccharata Mill. Die Pflanze in der
Provinz Preussen ist nach Garke’s Flora von Nord- und Mittel-
deutschland nicht die echte Pflanze, sondern P. officinalis folüis
maculatis.
Pag. 404. Echinospermum deflexum Lehm. Ist für das südwest-
liche Deutschland sehr zweifelhaft und der Fundort Birkenfeld
beruht auf einer Verwechselung.
Pag. 415. Anarrhinum bellidifolium Desf. In der Flora von
Trier sind genau die Grenzen angegeben, wo und wie weit diese
seltene Pflanze wächst, nämlich vorzugsweise an den Abhängen des
bunten Sandstein- und Thonschiefer-Gebirges der oberen Mosel und
der unteren Saar bei Trier und in der Gegend von T'rier, Mosel
abwärts bis zum Ruwerthal, aber nicht bei Berncastel, welches
eirca 10 Stunden tiefer liegt. Die Exemplare, welche der Apothe-
ker Brewer von Berncastel seiner Zeit an Koch sendete, waren
nieht dort, sondern bei Trier gesammelt.
Pag: 426. Euphrasia lutea L. Findet sich auch zerstreut durch
die Rheingegenden.
Pag. 432. Anagallis tenella L. Ist auch am Niederrhein auf-
gefunden worden.
Pag. 435. Primula acaulis Jacg. Ebenso.
Pag. 458. Meum athamanticum Jacqg. Wächst auch in der
Rheingegend, Westeifel und auf dem hohen Venn häufig.
Pag. 479. Tillaea muscosa L. Kommt auch am Niederrhein _
bei Cleve vor.
Pag. 481. Sedum trevirense Rosbach (nicht Roxb.). Ist von dem
Verf. als 8. reflexum 8 intermedium Willd. aufgenommen.
Pag. 509. Rubus. Diese sind nur mit einigen Arten vertre-
ten, obwohl ausser den wirklichen hybriden Formen doch noe
manche gute Art beschrieben worden ist.
Pag. 510. Potentilla splendens Ramond. Im Steiger bei Erfurt
und bei Nordhausen. Soll nach Garke’s Flora 1863 nicht die
erse Pflanze Ramond’s, sondern P. splendens der Autoren, P. hy-
brida Wallr. ein Bastard von P. alba sterilis Garke sein.
Pag. 578. Althaea hirsuta L. Findet sich auch auf dem Kalk-
gebirge der Obermosel bei Trier. BI
Pag. 585. Illicebrum vertieillatum L. Ist auch am Nieder-
rhein von Cöln abwärts verbreitet.
Pag. 615. Helianthemum guttatum Mill. Ist als Tuberaria va-
riabilis Willk. beschrieben.
Pag. 626. Sisymbrium austriacum Jacqg. S. multisiligquosum
| Hoffm. Findet sich auch an mehreren Stellen in der Pr. Rhein-
provinz an Abhängen im Rhein- und Moselthale.
Pag. 627. Sisymbrium acutangulum DC. Auch vom Verf. als
selbstständige Art aufgenommen; kommt auch in der Gegend von
Aachen und, Eupen vor. °
Pag. 650. Polygala Lejeunii Boireau. Blüthen rosenroth, Blü-
thentraube abgerundet, armblüthig, locker. KRosettenblätter sehr
klein, meist kürzer als die lineal-lanzettlichen Stengelblätter. 2.
6. Auf Galmeiboden bei Aachen. — Nach der Diagnose ist die
Pflanze, welche ich früher auf Galmeiboden an kahlen Bergstellen
bei Aachen gesammelt habe, wohl nur Varietät der P. vulgaris,
und zwar C. procumbens Kaltenbach in seiner Flora des Aachener
Beckens, 1844.
‘ des berühmten Verfassers ganz besonders durch seine Klarheit für
ee Literatur... m
> . Va
2 Pag. 652. Nymphaca Kosteletzki Palliardi.. ‚Ist m Verf. als
selbstständige Art aufgenommen, mit der Diagnose: „Fruchtknoten
dicht, zottig“. 4.6—8. Böhmen. ai
Obige Bemerkungen, die bei einer späteren Auflage, welche
wir ohne Zweifel von einem solchen Werke erwarten können,
sind leicht zu berichtigen, sie haben auch im Allgemeinen auf den
Werth des Buches keinen erheblichen Einfluss, und man kann
demnach mit vollem Rechte dasselbe dem Botaniker, wie jedem
Freunde dieser Wissenschaft besonders für den Bereich unserer
vaterländischen Flora nur empfehlen. Nun folgt noch ein vollstän-
diges Register der lateinischen und deutschen Gattungsnamen und
das Ganze schliesst würdig mit 7 Tafeln Abbildungen, welche zur
Erläuterung der botanischen Kunstsprache dienen.
Dr. Löhr.
' Professor Kerl’s Anleitung zum Löthrohrprobiren.
Welchen hervorragenden Theil der Analyse die Löthrohr-
probirkunst einnimmt, wissen die Mineralogen und Metallurgen
wohl zu schätzen; doch wäre es wüuschenswerth, wenn sie auch
von den Pharmaceuten mehr, als es bisher geschieht, geübt wird,
da dieselben durch ihre Stellung gerade so häufig um Untersuchun-
gen angegangen werden. Der in Clausthal in zweiter sehr ver-
mehrter Autlage erschienene Leitfaden bei qualitativen und quan-
titativen Löthrohr-Untersuchungen vom Professor Bruno Kerl,
Lehrer an der Bergschule daselbst, giebt ihnen Gelegenheit, sich
selbstständig in dieser Kunst weiter zu bilden, giebt ihnen ein
Schema, zusammengesetztere Körper in kurzer Zeit qualitativ
zu untersuchen; ferner genaue Vorschriften, den Gehalt der wich-
tigeren Metallverbindungen mittelst des Löthrohrs schnell quan-
«
titativ zu bestimmen, eine Kunst, die vielen Pharmaceuten noch
durchaus unbekannt ist. Trotz seiner ausserordentlichen Reich-
haltigkeit ist es bei weitem nicht so voluminös und deshalb über-
sichtlicher, als Plattner’s bekanntes Werk. Die Ausstattung des
Büchleins ist vortrefflich. Haben wir auch keinen Mangel an An-
leitungen zum Löthrohrprobiren, so empfiehlt sich doch dies Werk
solche, welche auf das Selbststudium angewiesen sind.
H;-H,
———
Bofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke zu Hannover.
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ARCHIV DER. PIHARMACIE
CLXVI. Bandes drittes Heft.
I. Physik, Chemie und praktische
Pharmaeie.
Ueber die dem Rose’schen Verfahren bei Nachwei-
sung von Blutspuren vindicirte Bedeutung;
von
Dr. R. Kemper
zu Bissendorf bei Osnabrück *).
Der Herr Land-Physicus Dr. Erpenbeck zu Mep-
pen hat Ansichten über Nachweisung von Blutspuren mit-
getheilt, welche sich auf Versuche stützen, deren Resultate
mit allbekannten und als richtig anerkannten Thatsachen im
Widerspruch stehen. Durch zahlreiche Prüfungen glaubt
Herr Erpenbeck z.B. dargethan zu haben, dass bei
Anwendung des von Rose empfohlenen Verfahrens viele
stickstoffhaltige Substanzen kein Berlinerblau bilden; die
Mehrzahl dieser Substanzen lieferten Herrn Erpenbeck
gelbe oder braune Niederschläge, die bei längerem Stehen
der sauren Flüssigkeit wohl dunkler, aber nie blau wurden.
Wenngleich es auch für diejenigen Leser, welche‘
‚sich nur oberflächlich mit Chemie beschäftigt haben, kaum
eines Hinweises auf die Lehrbücher der organischen Che-
mie**) bedarf, um erkennen zu lassen, dass die Versuche
Herrn Erpenbeck’s ein Resultat gegeben haben, welches
bei richtiger Ausführung derselben nicht hätte erhalten
werden können, so möchten doch vielleicht Einige der.
"Ansicht sein, dass Versuche nur durch Versuche wider-
legt werden können; ich werde mir daher erlauben, spä-
*) Vom Hrn. Verfasser im Separatabdruck eingesandt.
#=#) Gmelin’s Handbuch IV, 128. Gorup-Besanez, Zoochem.
Analyse (1854) 8. 53.
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hit. 13
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ter einige der von mir vorgenommenen Prüfun
führen, welche den Ausspruch unseres. verehrten Rose,
dass durch das von ihm empfohlene Verfahren nur die
Gegenwart einer stickstoffhaltigen organischen. Substanz
angezeigt werde, vollständig bestätigen.
Nach Herrn Erpenbeck soll es nicht zu be-
zweifeln sein, wie wichtig und förderlich. zur Erzie-.
lung eines blauen Niederschlages die Anwesenheit des
Eisens, und zwar eines qualificirten Eisenantheils, während
des Verbrennens der verdächtigen Flecke im Glasrohr
sei. — Dieser Ansicht kann ich nicht beistimmen, da
beim Rose’schen Verfahren durch Schmelzen im Glas-
rohr nicht Blutlaugensalz oder die ihm analoge Natrium-
verbindung, sondern einfach COyannatrium sich bilden
soll; wird die Lösung der Schmelze darauf mit Eisen-
oxyduloxydlösung versetzt, so werden diese Oxyde durch
das gleichfalls vorhandene Aetznatron gefällt, und erst.
jetzt bildet sich aus dem Cyannatrium und dem Eisen-
oxydul die dem Blutlaugensalz entsprechende Natriumver-
bindung, welche, nach dem Uebersättigen mit Säure, mit
dem zugesetzten Eisenoxydsalze Berlinerblau erzeugt.
Wie man, wenn richtig gearbeitet wurde, nach hin-
reichendem Säurezusatz einen gelben oder braunen Nieder-
schlag erhalten kann, der nach öfterm Uebergiessen mit
-frischem Wasser dunkler werden soll, ist mir ein Räth- |
sel; man kann nur einen blauen Niederschlag oder, bei
Abwesenheit von Stickstoff, eine klare Flüssigkeit erhal- |
ten, welche nur dann weissliche Flocken absetzt, wenn |
durch heftiges Schmelzen Kieselerde aus dem Glase oder |
‚den Aschenbestandtheilen der organischen Substanzen auf- |
genommen wurde. Ei
Ist eine Reaction auf Entstehung eines Kindersehlun |
gegründet, so richtet sich die Schärfe derselben nach}
der Auflöslichkeit des Niederschlages in dem angewand- |
- ten Menstruum; absolut unlöslich möchten wohl wenige |
- Stoffe sein. Wenn nun aüch bei vorsichtiger Ausführung.
des Schmelzens stickstoffhaltiger organischer Substanzen
mit Natrium stets eine entapreohärife Menge ‚Cyanna-
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i trium sich bildet, so kann dieselbe doch unter Umständen
80 gering sein, dass nach dem Eisenzusatze und Ueber-
‚sättigen mit Säure weder ein Niederschlag von Berliner-
blau, noch eine grünliche Färbung entsteht. In diesem
' Falle ist jedoch der Stickstoffgehalt so unbedeutend, dass
-er für die Praxis keine Wichtigkeit hat, wie ich aus
dem weiter unten aufzuführenden Versuche mit Urin
' schliessen zu dürfen glaube. Zu beachten ist aber, dass
auch stickstoffreichere Substanzen bei Anwendung dieses
Verfahrens kein ‚Berlinerblau erzeugen, wenn
1) durch Benutzung eines: zu weiten Glasrohrs und
bei zu anhaltendem Glühen das Uyannatrium in
cyansaures Natron verwandelt ist, und
2) man nicht Sorge trägt, dass das schmelzende Natrium
mit der organischen Substanz oder, richtiger, der
stickstoffhaltigen Kohle in innige Berührung kommt.
Herr Erpenbeck nennt eine Anzahl der von ihm
‚untersuchten Substanzen, welche nach der angeführten
Behandlung keinen blauen Niederschlag lieferten; ich
' wählte von diesen verschiedene und prüfte dieselben nach
dem Rose’schen Verfahren, nachdem ich mich zuvor
überzeugt hatte, dass das Leinen, auf welchem die Stoffe
eingetrocknet wurden, keinen Stickstoff enthielt. Blut,
Nasenschleim, Trachealschleim, Käse, Rahm, Urin gaben
theils sofort, theils nach etwa halbstündigem Stehen einen
deutlichen, rein.berlinerblauen Niederschlag; Speichel er-
' zeugte erst nach einiger Concentration durch Verdampfen
‚einen geringen, Milchkaffee und Cochenilledinte keinen
"Niederschlag. Wollenzeug (Tuch), mochte dasselbe nun
grün oder schwarz gefärbt sein, lieferte bei Behandlung
nach Rose’scher Weise augenblicklich einen Niederschlag
von Berlinerblau. |
Diese Versuche beweisen vollständig, dass Herrn
- Erpenbeck’s Angaben irrig sind, und bin ich über-
zeugt, dass der geehrte Herr aus den meisten der von
; ihm mit negativem Resultate untersuchten Substanzen
einen rein berlinerblauen -Niederschlag erzielen wird,
$ wenn derselbe auf folgende ee verfährt. Stückchen
13* a
% “a fer Be”,
1. Re er ÄERPeT |
- Leinen werden durch einmaliges Eintauchen oder Be-
streichen mit den zu prüfenden Stoffen versehen und von
' dem so präparirten Leinen ein 3 Millim. breites und 4 Millim.
langes Stückchen zu einem Versuche benutzt. Die unten
zu einer kurzen Spitze ausgezogenen Glasröhrchen, in
welchen ich das Schmelzen vornahm, waren 7—8 ÜCentim.
lang und hatten 3 Millim. innere Weite; es wurde zunächst
ein Stückchen Natrium in das Rohr gegeben, dann das
zu untersuchende Leinen und dieses wieder mit einem
oder zwei Stückchen Natrium bedeckt. Nachdem anfangs
über der einfachen Weingeistlampe geglüht war, wurde
später die Hitze durch Anwendung eines Löthrohrs ver-
stärkt, um das überschüssige Natrium zu verflüchtigen..
0,300 Grm. Natrium reichen für 15 Versuche aus.
Um die Schärfe der Reaction darzuthun, wurde ein
65 Millim. breites und 70 Millim. langes Stück Leinen
gewogen, dann in Urin getaucht und wieder gewogen;
es hatte 1,250 Grm. an Gewicht zugenommen. Nach
dem Trocknen wurde ein 3 Millim. breites und 4 Millim.
langes Stückchen, also etwa !gg9, abgeschnitten und aus
ee. ein deutlicher Niederschlag von Berlinerblau erhal- E*
Nimmt man an, 1000 Th. Urin enthalten 20 Th. °
so würden in dem zum Versuche benutzten
Stückchen 25/389 Milligrm. Harnstoff oder 16/,., (etwa 1/5.)
Milligramm Stickstoff vorhanden gewesen und letzterer
nachgewiesen sein... Da nun aber Harnstoff nicht der
. alleinige stickstoffhaltige Bestandtheil des Harns ist, und
man einwenden könnte, dass durch ungleichmässiges Ein-
trocknen des Urins gerade der zum Versuche benutzte
' Theil des Leinens reicher an Stickstoff xewesen, so erhellt, f
dass freilich obige Zahlen keine absolute Richtigkeit in
Anspruch nehmen können, aber dennoch einigermaassen
die Schärfe der Reaction erkennen lassen.
Es ist demnach der von Hrn. Erpenbeck aufgestellte 3
Satz: 9°
„Wo das Rose’sche Verfahren des Glühens des 4
verdächtigen Fleckes mit Natrium in der Glasröhre sofort N
‚oder doch bald ohne Weiteres einen berlinerblauen
Br TE nn A AN PANAA L ee Eu AT var [ae 4 Pure,‘ u ALIEN a a Ze
I NE EEE vl Ir ah BR TI RS LGA N ne
mr ah, EBEN Bat RER 3 ? Ä RE EA re . f 5 4
em Ir vr a N a" 8 5 .
Niederschlag giebt, während die unbefleckte Substanz
selbst es nicht thut, da rührt der Fleck sicher von
Blut her. Es ist vorzüglich dort anzuwenden, wo die
- Flecke klein und im Wasser schwer löslich sind“,
durchaus unhaltbar; es muss heissen: so kann derselbe
von Blut herrühren. Dass Fettflecken bei der Rose’schen
Probe kein Berlinerblau geben, ergiebt sich aus ihrem
Mangel an Stickstoff.
Ueber Saliein im Harne;
von
Dr. X. Landerer.
Ein mir sehr befreundeter junger Mann, der jedes
Jahr am Wechselfieber litt und dagegen viele Unzen
Chinin und China-Präparate genommen, hatte eine solche
- Abneigung gegen dasselbe erhalten, dass er sich nicht
mehr entschliessen konnte, solches zu nehmen... Man
rieth, diesem Patienten Salicin zu geben, und sei es nun
der Glaube, dass dieses ihm nützen würde, er nahm es
und das Fieber blieb aus. Der Patient nahm später
noch mit Vergnügen jeden Morgen einige Gran Salicin,
um sich vor dem Fieber zu schützen. Da ich in frühe-
ren Jahren Gelegenheit hatte, die Gegenwart von Chinin
im Harne der Fieberkranken aufzufinden, so untersuchte
ich auch diesen Harn auf einen Salicingehalt. Der Pa-
tient hatte ungefähr 2 Quentchen Salicin in Pulverform
zu sich genommen. Zur Auffindung desselben hatte ich
3 Pfund dieses Harns, der einen sehr bittern Geschmack
besass, im Wasserbade mit der grössten Vorsicht zur
Honigeonsistenz abgedampft, diese dicke syrupähnliche
Harnflüssigkeit in Weingeist geschüttet und mit demsel-
ben auf Zusatz von sehr verdünnter Schwefelsäure meh-
'rere Stunden in Digestion gesetzt. Die erhaltene wein-
geistige Lösung, welche jedoch noch sehr gelb gefärbt
_ war, wurde von Neuem mit Thierkohle digerirt und nach
einer mehr oder weniger bewirkten Entfärbung zur Trockne
verdampft. Dieser Rückstand gab mit concentrirter Schwe-
GR En Landerer, über Salicin im Harne. 197
4 ar
im. Biere,
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108 Ludwig, Vorkommen von Saligenin
ER
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Be
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felsäure eine Höthliche: Färbung, die jedoch‘ akt: so in- 2
tensiv hervortritt als bei dem reinen Saliein, was den
mit aufgelösten Extractivstoffen zuzuschreiben ist. Ein
anderer Theil dieses Rückstandes mit Salzsäure längere
Zeit gekocht, verursachte eine bedeutende Trübung und
nach dem völligen Erkalten bildete sich ein feinkörniger
krystallinischer Niederschlag, den ich für das Saliretin
hielt, so dass ich aus diesen Erscheinungen, wie aus dem
bittern Geschmack an der Existenz des Salicins in dem
untersuchten Harne nicht den geringsten Zweifel hege.
Vorkommen von Saligenin im Biere;
von
‘Dr. H. Ludwie.
Von einem befreundeten Apotheker wurde mir eine
kleine Menge von Flüssigkeit, welche aus 1 Seidel ver-
dächtigen Bieres durch Fällen desselben mit Bleizucker,
_ Behandeln des Filtrats mit HS, Eindampfen, Ausziehen
des Rückstandes mit Weingeist und Verdampfen des Wein-
' geistes gewonnen war, zur Prüfung auf einen etwaigen
Gehalt an Strychnin oder Pikrotoxin zugesendet. Mit
Natronlauge alkalisch gemacht, dreimal hintereinander mit
Aether geschüttelt, die abgehobenen Aetherauszüge ver-
dunstet, blieb eine geringe Menge farblosen Rückständes,
der empfindliches geröthetes Lackmuspapier nicht bläute,
mit concentrirter Schwefelsäure zusammengerieben sich
deutlich röthete, welche Röthung aber nach Zusatz eini-
ger Körnchen chromsauren Kalis sich nicht in Violett
ändert, aber nicht von Strychnin herrührte. Die mit
Aether geschüttelte Flüssigkeit wurde mit verdünnter
Schwefelsäure angesäuert, aber noch mit Aether ge-
schüttelt, der abgehobene Aether verdunstet, der farblose,
sauer reagirende Rückstand mit Kupfervitriollösung, dann
mit überschüssiger Natronlauge vermischt und gekocht.
Es trat keine Reaction zu Kupferoxydul ein, womit die
Abwesenheit des Pikrotoxins dargethan war. Die ur-
sprüngliche Flüssigkeit schmeckte anfangs kaum ee
$ a
Mu
vr ve rn
a a
a“
BR RE
a .,
. Verunreinigungen des metallischen Wismuths. ‚199.
2 erst nach einiger Zeit trat ein bitter kratzender Nach-
3 geschmack auf. Ich vermuthete deshalb in dem frag-
liehen Biere Salicin und Saligenin; letzteres löst sich
in Aether und wird von concentrirter Schwefelsäure ge
_ röthet. Das fragliche Bier ist anstatt mit Hopfen mit
Weidenrinde gekocht worden, um ihm bitteren Geschmack
zu geben.
Verunreinigungen des metallischen Wismuths;
Dr. X. Landerer.
—
Da ich viel Gelegenheit hatte, mich mit der Berei-
tung des Wismuth-Subnitrats zu beschäftigen und mir bei
‚der Lösung des Metalls Erscheinungen vorkamen, die
ich mir nicht zu erklären im Stande war, so überzeugte
ich mich, dass ich es oftmals mit Wismuth zu thun hatte,
das vielleicht entweder absichtlich oder auch zufällig Bei-
mengungen hatte. Beimengungen von Silber oder Kupfer,
die mir vorgekommen, sind gewiss keine absichtlichen
und lassen sich leicht erklären, da die meisten Wismuth-
erze, aus denen das metallische Wismuth theils durch
einen Saigerungs-, theils durch einen Schmelzprocess ge-
wonnen wird, silberhaltig sind. Vor allem glaube ich
nun der folgenden wahrscheinlich absichtlichen und straf-
baren Beimengungen zu gedenken. Ich löste das Wis-
muth, das mir schon von Anfang an wegen der mehr
grauen Farbe, des matten Glanzes, der weniger blätteri- “
gen Structur, des starken Rauches vor dem Löthrohre
u.s. w. als verdächtig vorkam, in Salpetersäure, es bil-
dete sich unter dem ungelösten Metalle ein starker Ab-
satz eines weissen Pulvers, dessen Menge zunahm, je
mehr Salpetersäure ich zur Lösung anwendete, so dass
ich mir diese Erscheinung gar nicht erklären konnte.
Diesen unlöslichen Rückstand, den ich auf ungefähr 25
bis 30 Proc. schätzte, legte ich bei Seite, um ihn genauer
zu untersuchen. Derselbe bestand theils aus ungelöstem
-_ Wismuth und wurde mit dem in Rede stehenden weissen
Pulver vermengt, durch Kochen in Salzsäure aufgelöst,
= : . {
532 200 Landere ben, Phosphoraagd. > & re Wi i
i a Side asus gab durch alle au on: gege- £
benen Reagentien die Gegenwart dieses Metalles zu er- .
kennen. Auf Zusatz von Schwefelammonium. zu der mit ;
Ammoniak genau gesättigten Flüssigkeit zeigte sich der
für dieses Metall charakteristische pomeranzengelbe Nie-
derschlag, und auch durch die Marsh’sche Methode wur-
den die Antimonflecken erhalten. Dem. zu Folge war
‚dieses Bismuthum metallicum antimonhaltig und die dem
Wismuth beigeschmolzene Menge auf ungefähr 20. bis
30 Proc. anzunehmen.
Dass aus einer solchen strafbaren Verfälschung mit-
telst Antimonium bei den von Tag zu Tag sich steigern-
den Preisen des Wismuths dem Verfälscher ein bedeuten-
- der Gewinn zukommt, ist leicht einzusehen. Da ich nicht
weiss, ob diese Art der Beimengung des Antimons zum
Wismuth auch anderen Collegen schon vorgekommen
und ob solche zur Sprache gekommen ist, so hielt ich es
für nützlich, die vorstehende Mittheilung zur allgemeinen
Kunde zu bringen. Bemerken will ich dabei noch, dass -
nach dem Oriente nicht die reinsten Producte des Aus-
landes kommen, theils des Gewinnstes wegen, theils in
der Ueberzeugung, dass der Besteller, der sein Augen-
merk besonders anf die Wohlfeilheit richtet, diese Pro-
ducte, mögen sie nun Kunst- oder Naturproducte sein,
nicht genau kennt und nicht zu untersuchen versteht.
Ueber Phosphorokyi®
von
Demselb en.
Ich wollte mir nach der allbekannten Methode phos- 3
phorige Säure darstellen, legte mehrere Phosphorstangen
in eine sehr weithalsige Flasche und stellte sie an einen
feuchten Ort., Ein unglücklicher Zufall wollte es, dass die
heissen Strahlen der Mittagssonne auf das Glas fielen,
der Phosphor begann nun zu brennen und statt phospho-
riger Säure erhielt ich phosphorsaures Phosphoroxyd.
Diese Entzündung ereignete sich in meiner Abwesenheit; |
anders Where Natur 2 Hökkieine etc. 201
de ich am andern Tage das Glas aufsuchte, sah ich zu
"meinem Schrecken die innern Wände des Glases mit
den verschiedensten und prächtigsten Schattirungen von
Roth und Gelb und mit den vielfältigsten warzenförmigen
baumähnlichen Formen aus diesem Oxyd bedeckt; was
"mich aber am meisten interessirte, waren Wölnen: die
den kryptogamischen Pflanzen ganz ähnlich sahen, und
ein grosser Theil des Glases war einem Moir& ähnlich,
wie ich dieses einmal bei brennendem Schwefel beob-
achtet hatte. Die durch die Sonnenstrahlen entwickelte
Hitze dürfte ungefähr 36—400R. gewesen sein.
Ueber die chemische Hi is Roheisens und die
Heteromorphie der Metalle in ihren isomorphen
Mischungen;
von
Rammelsberg”).
Durch die Untersuchungen Karsten’s ist es ausser
Zweifel gesetzt, dass der Kohlenstoff im Roheisen theils
in chemischer Verbindung, theils als Graphit beigemengt
vorkommt. Jener, der chemisch gebundene, nimmt beim
Auflösen des Roheisens in Säuren (Chlorwasserstoffsäure)
an der Zersetzung Theil, der letztere ist indifferent. Der
| gebundene Kohlenstoff verhält sich ähnlich dem Schwefel,
Phosphor und vielleicht auch dem Silicium, von welchem
sich beim Auflösen ihrer im Roheisen enthaltenen Ver-
bindungen mit Eisen flüchtige Verbindungen mit Wasser-
stoff bilden, so zwar, dass der Schwefel dadurch voll-
ständig, der Phosphor theilweise entfernt wird, und selbst
der Kiesel beim Auflösen von Kieseleisen nach Calvert
- eine, jedoch jedenfalls nur kleine Menge Siciliumwasser-
stoff bilden soll. Wenn die zum Auflösen des Kohlen-
stoffeisens dienende Säure concentrirt ist, wird von dem
chemisch gebundenen Kohlenstoff nichts im freien festen.
amorphen Zustande abgeschieden, sondern derselbe ver-
*) Vom Verfasser im Separatabdruck eingesandt. D. R.
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AN Tr ne An m EIN: Bi Eat
I E 2 ET,
| 202 ee Rammalsberg, = Keep.
| delt eh vollständig in jene stark risk Rüchtige |
e ölartige Verbindung, die grossentheils in dem freien Wasser-
- stoff verdunstet, und nur in kleiner Menge in’ der sauren
Flüssigkeit sich auflöst. |
‘Karsten hatte aus vielfachen Versuchen den Böhlues
gezogen: die beiden in ihren physikalischen Eigenschaf-
ten verschiedene Arten des Roheisens, das graue und
das weisse, seien hauptsächlich chemische Verbindungen
von Kohlenstoff und Eisen, aber das graue ist mit aus-
geschiedenem Kohlenstoff (Graphit) gemengt. Daher hinter-
lasse weisses Roheisen beim Auflösen :in Säuren keinen
kohligen Rückstand.
Als der leider so früh verstorbene C. Bromeis die
Eisenhüttenproducte der Werke von Mägdesprung (Anhalt-
Bernburg) untersuchte*), fand: er nichts desto weniger
in allen dortigen Arten weissen Roheisens eine nicht unbe-
deutende Menge Graphit, und zwar in der ausgeprägte-
sten Art, dem Spiegeleisen, sogar etwas mehr als in.den
übrigen. Nach C. Bromeis ist nämlich der Gehalt an
Kohlenstoff im Mägdesprunger | |
gebunden Graphit in Summa
grellen weissen Roheisen 3,518 Pre. 0,500 Pre. 4,018 Pre.
gaaren 2 2 2,9087. D.5502 0 ae.
Spiegeleisen 3,10. 72:2, DET,
so dass etwa N, des Kohlenstoffs in diesen Eisenarten
als Graphit vorhanden ist.
Aber das Spiegeleisen von Mägdesprung steht i in dieser
Beziehung nicht allein da. Ich habe neuerlich dasjenige
von der Lohhütte bei Müsen (Siegen), welches nach
Karsten 5,8 Proc. gebundenen Kohlenstoff enthält, näher °
geprüft, und darin ebenfalls Graphit gefunden, den man
in der That schon durch eine Loupe hie und da in den
Höhlungen der silberweissen Blätter erkennen kann**).
Als 108,266 Grm. in concentrirter Chlorwasserstoffsäure
*) Ann. der Chömis und Pharm. Bd. 43. 8. 241. |
**) In meiner vor 13 Jahren erschienenen Metallurgie habe ich
schon bemerkt, dass beim Erkalten grösserer Massen von
Spiegeleisen die Graphitbildung wohl nie ganz zu verhindern ist.
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13 U 1 2 u 4 4 ar Du ee De RE Nr Me €
Su Ga N 2 e* „ er
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Be Kafsbichlüse aufgelöst wurden, blieb ein dunkler
Rückstand, der, nach wiederholtem Kochen mit frischer
Säure und Auswaschen, in einer Platinschale mit mässig
starker Kalilauge übergossen, eine heftige Entwickelung
von Wasserstoffgas zeigte, indem sich das Siceiliumoxyd,
welches mit dem Graphit gemengt war, als Kieselsäure‘
auflöste, (und der vorher schwache Geruch der flüchtigen
Kohlenstoffverbindung stark hervortrat). Nach dem Digeri-
ren wurde die alkalische Flüssigkeit abfiltrirt, die Wasch-
wässer gingen trübe hindurch, und als die Ursache dieser
Trübung ergab sich Titansäure, welche allerdings nur
bei Anwendung so grosser Mengen Material im Roheisen
selbst nachzuweisen ist*). Der rückständige Graphit färbte
Aether und Alkohol beim Kochen schwach gelblich; er
wurde schliesslich noch mit Säure und Wasser ausge-
waschen und scharf getrocknet. Er hatte nun ein ganz
reines Ansehen und wog 1,848 Grm., d. h. er betrug
1,707 Proc. des Roheisens.- Beim Verbrennen in Sauer-
stoff hinterliess er 5,56 und 5,85 — im Mittel 5,7 Proc.,
so dass seine wahre Menge, wenigstens annähernd, 1,742
Gramm = 1,61 Proc. des Roheisens ist.
Nimmt man nun den gesammten Kohlenstoffgehalt:
dieses Roheisens mit Karsten zu 5,8 Proc. an, so macht
der chemisch gebundene Kohlenstoff nur 4,2 Proc. aus.
Ungeachtet, wie hiernach erwiesen ist, zwischen den
blättrigen Massen des Spiegeleisens sich Ausscheidungen
von Kohlenstoff finden können, wird doch Niemand be-
zweifeln, dass das Spiegeleisen selbst ein homogener und
physikalisch wohl charakterisirter Körper ist. Aber höchst
l
selten gelingt es, wirkliche Krystalle zu finden, denn die
- Masse stellt nur ein Aggregat blättriger polyedrischer
Theile. dar (gleich dem Zink), deren Neigungen nichts
Constantes haben. Nur einmal habe ich in Höhlungen
*) Die aufgelöste Kieselsäure wurde — 1,345 — 0,628115 Kiesel
— 0,58 Proe. gefunden, wobei die in der sauren Auflösung
des Eisens enthaltene nicht in Anschlag gebracht ist. Kar-
. sten giebt im Ganzen nur 0,524 Proc. Kiesel an.
2
x
chemische Natur des; Hoheisene etc. : 203
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204 Br Rammelsberg, Re, EN & 3 ;
kleine Krystalle eefunden, vechäie vierseitige "Tafeln, E
die an zwei gegenüberstehenden Seiten eine Zuschärfung
von 1120 24' zeigten (Winkel der Zuschärfungsfläche
| gegen die Tafelfläche — — 12339. Die unvollkommene
Ausbildung lässt nicht entscheiden, ob diese Krystalle
zweigliederig sind, wie es den Anschein hat.
.. Es ist also gewiss gerechtfertigt, das Spiegeleisen als
eine chemische: Verbindung von Kohlenstoff und Eisen.
zu betrachten (die freilich etwas Kieseleisen und Phos-
phoreisen gleich wie die entsprechenden Manganverbin-
dungen einschliesst), und Karsten hat es in der That
für das Roheisen mit dem Maximum des Kohlenstoffge-
halts angesehen, der nach ihm stets 5—6 Proc. beträgt.
, Allein diese Ansicht ist ganz unbegründet; das Spie-
geleisen kann sehr ungleiche, grössere oder kleinere
Mengen Kohlenstoff enthalten, ohne in seinen äusseren
Eigenschaften verändert zu werden. Will man nicht die
älteren Versuche Berthiers anführen, der im Spiegel-
eisen höchstens 3,6 Proc. Kohlenstoff fand, so muss doch
das singen Spiegeleisen, welches nach ©. Brom-
eis gar nur 3,1 Proc. gebundenen Kohlenstoff enthält,
Karsten’s Ansicht mindestens zweifelhaft erscheinen
lassen. Um aber Gewissheit über diesen Punct zu erlangen,
habe ich selbst das Spiegeleisen von Mägdesprung zu
verschiedenen Zeiten auf seinen Kohlenstoffgehalt unter-
sucht.
Methode von Weyl..............2.2. =erB90:
Zerlegung durch Kupferchlorid ........ — 3,16 „,
‚ Bromeis hatte gefunden ............ —=:4,82 2
Es wäre denkbar, dass im Spiegeleisen ein anderer
electronegativer Körper gleichsam als Vertreter des Kohlen-
stoffs vorhanden wäre. Dies könnte wohl nur der Kiesel
sein. Allein die Analysen zeigen gerade das Umgekehrte:
die kohlenreichen Spiegeleisen (Müsen, Sayn) sind auch
die kieselreichen, und umgekehrt. In jenen ist mehr als
Verbrennung mit chromsaurem Bleioxyd — 3,823 Pre.
!, Procent Kiesel enthalten, in dem Mägdesprunger. ä
zu br Aa ee “ ie Far 5 a Er > £ f Kr,
FE ER a7: 2 Far “ n
ee ee TE 2 ORT 7 uv ur k
rer, r zit ee . A ; r
chemische Natur des Roheisens etc. 205
nur 0,17 Proc., und in den steirischen, die nach Buch-
ner auch nur 3,75—4,14 Proc. Kohlenstoff enthalten,
soll gar nur 0,01—- 0,27 Proc. Kiesel sich finden.
Vor längerer Zeit suchte Gurlt zu beweisen *), dass
‘es zwei bestimmte Carburete des Eisens gebe, Viertel-
und Achtel-Carburet, Fe?C und Fe8C, und das Spiegel-
eisen das erstere, das octaödrisch krystallisirte graue
Roheisen das letztere sei. Die Berechnungen aber, wor-
auf diese Annahmen sich stützen sollen, sind ganz hypo-
thetisch, selbst wenn die Zusammensetzung des Spiegel-
eisens constant wäre, was sie nicht ist. Man kann aller-
dings die Hypothese aufstellen, dass die Verbindungen
des Kohlenstoffs mit Eisen im Roheisen analog zusam-
mengesetzt seien dem Kieseleisen, Phosphoreisen und
Schwefeleisen, die darin vorkommen, und dass das Mangan
isomorph dem Eisen sei. Berechnet man aber das Atom-
verhältniss jener electronegativen Körper zu dem dieser
‚electropositiven, so erhält man für das Spiegeleisen von
Müsen‘; .2. 1:45
Mägdesprung.... 1:5,3
mithin keineswegs das Verhältniss von 1 At.:4 Atomen.
Aber eben so wenig existirt das angebliche Achtel-
Carburet, Fe8C, von dem Gurlt behauptet, es erscheine
als krystallisirtes graues Roheisen. Nicht selten tritt
bekanntlich der Fall ein, dass graues Roheisen deutliche
RA
Octa&der bildet, die zwar nicht messbar, höchst wahr- |
' scheinlich jedoch regulär sind. Ich stelle hier vier Ana-
lysen solchen krystallisirten Roheisens zusammen: |
1. Vom Harz (wahrscheinlich von Rothehütte). Von
mir untersucht.
2. Von Lauchhammer; spec. Gew. — 6,39 — 6,43. Eben
falls von mir uch (Aus Wiesenerzen erblasen) :
3. Von Gleiwitz. Von Gurlt analysirt.
4. Von der Lölling in Kärnthen. Von R. Richter
analysirt.
*) Bergwerksfreund Bd. 18.
206 3 Rammelsberg, | |
ee Be BE
Graphit. .... 2,604 2,5194179, 820-2122:
Kohlenstoff 0,201 0,373 2,46 0,967
Kiesel..... 1,896 1,148: 026 - 0,972
Phosphor .. 0,065 0,406 e 0,021
Schwefel... 0,069 0,043 ? 0,008
Arsenik.... — an: -35:15'30005
Das Atomverhältniss dieser electronegativen Körper
und des Eisens (Mangans) ist
a a Zr
DEZERTRIEN
a
4—1:135
also nur in der von Gurlt selbst untersuchten Probe so,
wie allgemein von ihm vorausgesetzt. Auch die Berech-
nung anderweitiger guter Analysen grauen Roheisens lehrt,
dass stets auf 1 At. Kohlenstoff (Kiesel, Phosphor) weit
mehr als 8 At. Eisen kommen.
Wir sehen also: weisses und graues Roheisen Br
unter günstigen Umständen fähig, in bestimmten Formen
zu krystallisiren; eine Einlagerung frei ausgeschiedenen
Kohlenstoffs verhindert die Bildung der Krystalle oder
die krystallinische Ausbildung der Masse nicht. Beide
bestehen aus Kohleneisen, Kieseleisen und Phosphoreisen,
deren Zusammensetzung nicht immer dieselbe, überhaupt
im Einzelnen nicht zu ermitteln ist. Wenn aber die
Zusammensetzung d. h. das Verhältniss der Bestandtheile
in krystallisirten Körpern schwankend ist, ohne dass die
‚Form sich ändert, so darf man den Grund sicherlich nur
in der Isomorphie der Körper suchen, und eine solche
dürfte beim Roheisen als einzig möglicke Erklärung seiner
Constitution gelten. |
Das Eisen, im reinen metallischen Zustande, kennt.
*) Gurlt’s Angabe von 2,46 Proc. gebundenem Kohlenstoff er- -
scheint nicht weniger problematisch, als die, dass nur raten
von Phosphor vorhanden seien.
3
"man zwar nicht krystallisirt, allein Stabeisen und Meteor-
eisen haben die Structur regulär krystallisirter: Körper.
Der Kohlenstoff krystallisirt als Diamant regulär.
Der Kiesel oder das Silicium krystallisirt EG
‘Der Phosphor krystallisirt regulär.
Die wesentlichen Bestandtheile des Roheisens treten
also für sich in denselben Krystallformen auf, und wenn |
diese auch regulär sind, so hat es doch nichts Unwahr-
scheinliches, dass alle diese Elementarstoffe isomorph sind,
so dass ich glaube, man könne das Roheisen als eine
isomorphe Mischung seiner Bestandtheile ansehen, woraus.
dann die Wechsel in seiner Zusammensetzung sich erklären.
Der Kohlenstoff ist, meiner Ansicht nach, als chemisch
gebundener, in einem regulär krystallisirten Roheisen in
der Diamantmodification enthalten.
Ueberhaupt giebt es ja eine Anzahl regulär krystal-
lisirter isomorpher Mischungen von Metallen, theils solcher,
welche aus zwei regulären Metallen bestehen, wie die
Legirungen von Gold und Silber, von Blei und Silber
(Werkblei) und Silber und Quecksilber (die natürlichen
Amalgame AgHg? und AgHg?), theils solcher, deren
eines Metall für sich gewöhnlich nicht regulär auftritt.
Aber offenbar ist die Heteromorphie eine durchgreifende
Eigenschaft elementarer Körper, und eben so gut bei den
Metallen wie beim Schwefel und Kohlenstoff vorhanden.
. Die sechsgliedrigen (Antimon, Arsenik, Tellur, Wismuth,
Zink, Palladium, Iridium, Osmium, und das viergliedrige
dem Bor isomorphe Zinn sind sicherlich unter Umständen
‘ fähig, in den Formen des regulären Systems aufzutreten*),
gleichwie Gold, Silber, Kupfer, Blei u.s. w., oder auch
das Zinn sechsgliedrig sein können.
Schon vor längerer Zeit**) führte ich (regulär) kry-
stallisirtes Messing aus je 1 At. Kupfer und Zink bestehend,
an, und dasselbe ist später auch von Herrn G. Rose
*) Ueber regulär krystallisirtes Arsenik s. Elsner im J. f. pr.
Ch. Bd.22. S.344 und Cooke ebend. Bd. 84. S. 479.
**) S, mein Lehrbuch der Metallurgie 8.20.
chemische Natur des ‚Roheisens etc. 207
PR, RT w
y BE ee. a er
RE EN 0 tr 2
w
>
208 REIN ER, Rammelsberg, a
h bestätigt worden *).. Besonders Intbrennerih. Pi Bi Ai
“ regulär krystallisirten isomorphen Mischungen von ge-
e: ' wöhnlich regulären und sechsgliedrigen Metallen, ‘welche
die ‚Mineralogen mit den Namen Speiskobalt, Tesseral-
kies ‚und Weisnickelkies bezeichnen. In ihnen ist das
| Arsenik als regulär krystallisirtes enthalten. Ihre che-
RR, mische Zusammensetzung ist dermaassen variabel, dass
sie ganz allgemein nur als R” As” zu. bezeichnen sind,
eine Folge jener zweifachen Isomorphie, einerseits der
'eleetropositiven Metalle (Nickel, Kobalt, Eisen), anderer-
seits dieser und des Arseniks. Kommen auch Mischungen
RAs unter den Speiskobalten und als Weissnickelkies
vor, so überwiegen doch eben so oft die electropositiven
Metalle (R? As?) gleich wie das Arsenik (R3 As?, R2 As3).
Ferner giebt es sechsgliedrig krystallisirte iso-
morphe Mischungen von Metallen, und zwar nicht bloss
solche, deren beide Bestandtheile gewöhnlich sechsglie-
' derig sind, wie das Tellurwismuth, vielleicht auch das
\ em, sondern auch solche, deren eines Metall für
gewöhnlich eine andere Form zeigt. Hierher muss man
ur ER
N
Kir
Rothnickelkies (Ni?As) und Antimonnickel (Ni2Sb) rech-
nen, und gewiss krystallisiren manche Legirungen eben-
‚falls sechsgliedrig, wiewohl es selten gelingt, ihre Form
näher zu bestimmen.
Unter den Hüttenproducten von Schlackenwalde in
.. Böhmen habe ich eine solche Legirung gefunden, die äusser-
lich von schöner Goldfarbe, innen aber weiss ist. Die
langprismatischen Krystalle sind nur insofern messbar,
als man sich überzeugen kann, dass sie sechs Flächen
haben, deren Neigung sammt und sonders — 1200 ist
(die Winkel waren oft sehr nahe 1200, im Ganzen zwischen
1180 und 121%). Das spec. Gew. ist — 6,994 und die
Zusammensetzung |
Zinn 80,83
Kupfer... 18,91
99,74
Se} Poggend. Ann. Bd. 107. 8.448.
er Eintr re ER | gr Br ” De EEE RER a“
- %G \
en che: Natur des Roheisens ete. 209
Ru
was am Ba enaucnlen der Mischung ‚Cu3Sn? entspricht,
sich aber auch nicht weit von CuSn? entfernt®). |
Diese Thatsachen finden ihre Bestätigung in anderen
schon länger bekannten. Eine krystallisirte gelblichweisse
Kupfer-Zinnlegirung, deren spec. Gew. — 7,53 und welche
aus 77,63 Proc. Zinn und 21,88 Proc. Kupfer besteht,
d. h. Cu Sn? ist, krystallisirt nach Miller in regelmässig
sechsseitigen Prismen, die senkrecht zur Axe ae
sind **).
Diese Legirungen sind isomorphe Mikchtinch von
sechsgliedriger Form, entstanden aus dem gewöhnlich x
regulären Kupfer und dem gewöhnlich viergliedrigen Zinn.
Von viergliedrigen Legirungen sind mehrere be-
kannt. Schmilzt man Zinn mit Gold zusammen, so ent-
stehen gut messbare Krystalle, deren Goldgehalt von
27,5 bis 43 Procent schwankt, d. h. welche — Au Sn9
bis AuSn5 sind. Sie sind von Miller gemessen wor-
den***), und stellten nach ihm durch Vorherrschen der
Endfläche tafelartige Combinationen von Quadratoctaödern
beiderlei Ordnung dar, die nach der Endfläche vollkom-
men spaltbar sind. Unter den Octaödern kommen mehrere
den beim Zinn beobachteten so nahe, dass diese Legirun-
gen offenbar mit dem Zinn isomorph sind, und das Gold
darin ebenfalls viergliedrig krystallisirt ist.
Unter den Hüttenproducten von Schlackenwalde habe
ich eine Legirung von Zinn und Eisen in feinen Nadeln
von hellgrauer Farbe gefunden, die zum Theil bunt ange-
laufen sind. Nach meinen Messungen sind es quadratische
Prismen mit gerader Abstumpfung der Kanten, so dass
Winkel von 900 und 1350 immer wiederkehren. Das
spec. Gew. ist = 7,534. Die Analyse gab
u 92,01
Eisen.. 8,05
700, 06
*) Kocht man eine solche Legirung mit Chlor wasserntoilli
so entsteht eine farblose Auflösung, welche Kupferchlorür
und Zinnchlorür enthält.
. #®) Poggend. Ann. Bd.36. 3.478.
ar ra pr. Chem. Bd.84. S. 319.
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hit. 14
u 12 y ig ik $ AXTE > PL et
N, S-4 9 Bar CENTRE Un
ve
a Rammelsberg 9 oben Natur des I
entsprechend FeSn3 oder FeSn$, weiche Formeln 9, 3
92,64 Proc. Zinn verlangen.
Schon früher hat Lassaigne die Misehine! Fe3 Sn,
von spec. Gew. — 8,733 als quadratische Nadeln beschrie-
ben, und kürzlich theikte Nöllner mit*), dass beim Auf-
lösen von Bankazinn mikroskopische Krystalle = FeSn?
zurückbleiben, deren spec. Gew. — 7,446 ist.
Die einzige bis jetzt bekannte zinnfreie Legirung,
welche hierher gehören dürfte, ist das Goldamalgam
von Mariposa in- Californien, welches nach Son nen-
schein**) = AuHg? ist, ein spec. Gew. — 15,47 hat,
und mikroskopische quadratische Prismen bildet. Gewiss
würde es sehr interessant sein, wenn sich die viergliedrige
Form des Goldes und Quecksilbers an dieser isomorphen
Mischung beider constatiren liesse,
Wir kommen endlich zu den zweigliedrigen Legi-
rungen, welche aus der isomorphen Mischung von Metal-
len hervorgehen. Hierher gehört zuvörderst das Anti-
monsilber, dessen ältere Analysen auf verschiedene
- Mischungen, Ag+Sb und Ag6Sb, hindeuten. Durch Zusam-
menschmelzen von Antimon und Zink erhält man in
krystallisirter Form theils Zn2Sb, theils Zn3Sb, welche
offenbar dem Antimonsilber isomorph sind ***).
Eine Wismuthlegirung, nahe= CuNi3Bi5, deren
spec. Gew. — 9,46 zeigt, wie Miller fand), dieselben
Rhombenoctaöder wie Zn?Sb. Vielleicht stimmt auch |
- die Form des Arsenikeisens damit überein.
Hier finden wir also einerseits Antimon (Arsenik).
und Wismuth, andererseits Silber, Zink, Nickel und Kupfer |
(Eisen) in zweigliedriger Form. |
Ist das Spiegeleisen zweigliedrig, so gehört es zu
diesen isomorphen Mischungen, und die Formverschieden-
heit des weissen und grauen Roheisens ist Folge der
Heteromorphie ihrer isomorphen Constituenten.
#) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 115. 8.233.
**) Zeitschrift d. d. geol. Gesellsch. Bd. 6. 8.243.
###) 8. Cooke in Poggend. Ann. B.%. 5.584.
7 Phil. Mag. 1856. Juli.
— a — |
II. Naturgeschichte und Pharma-
kognosie.
Ueber die Stammpflanze des Euphorbium.
Das Euphorbium war schon gegen den Anfang unse-
rer Zeitrechnung den Naturforchern und Aerzten bekannt.
Nach Dioskorides stammt es von einem in Libyen
einheimischen Baume, von der Tracht einer Ferula, der
auf dem Berge Tmolus in Mauritanien gefunden werde
und dessen Entdeckung zur Zeit des Königs Juba von
Numidien gemacht sei. Plinius nennt die Stammpflanze
ein Kraut, welches jenseit der Säulen des Herkules auf
dem-Atlasgebirge zu Hause sei, dem Acanthus ähnliche
Blätter habe und den Namen von dem Puphorhaen Arzt
des Königs Juba, trage.
Leo Africanus beschrieb in der Mitte des 16ten
‚Jahrhunderts die Stammpflanze ziemlich kenntlich als
eine Euphorbia, die Dodoens später zuerst‘ abbildete,
sie ist Linne’s Erphorbia offieinarum. Dodoens berich-
tigte zugleich auch einen Fehler in den Ausgaben des
Dioeskorides, denn da weder in Libyen noch in Mau-
ritanien von den Geographen ein Berg Tmolus genannt
‚werde, dieser vielmehr in Lydien, also in Kleinasien, vor-
komme, so sei in den Exemplaren des Dioskorides
fürAtlas irrthümlich Tinolus untergeschoben. Auch Ruysch
und Kiggelaer geben in Commelin’s Hort. Amst. an,
dass sie mehr als einmal an dieser aus den Wüsten
Afrika's übersendeten Pflanze Gummistücke gefunden
hätten, undLinn& nahm in seiner Materia medica (1749)
diese als Stammpflanze an.
14.*
REAL
212% "Deber die Sammpflange der) uphorbium.
ken (1762) änderte: Linne seine acht und 1
schrieb der in Östindien einheimischen Euphorbia anti-
. gquorum und ihrer Var. £. (Euphorbia trigona Haworth)
nach dem ARHSINGER der beiden Commelyne die Dro- |
gue zu.
Einige Jahre später (1768) kam nach einer Angabe
in der 8ten Auflage von Miller’s Gardiners Diction.,
wonach das Euphorbium von den Kanarischen Inseln
nach England eingeführt werde, noch Euphorbia Canari-
ensis L. als Stammpflanze in Betracht. Zuletzt führte
noch Pereira in seiner Materia medica Euphorbia tetra-
gona Haw. als muthmassliche Stammpflanze auf.
Dies sind also die Quellen für die bisher angenom-
mene Abstammung des Euphorbium, die nun zunächst
zu prüfen sein werden. Wie wir oben gesehen haben,
so wurde schon zu den Zeiten des Dioskorides und
Plinius das Euphorbium eben dort gesammelt, woher wir
es auch heute noch erhalten, nämlich in den Bergen des
Atlas. Es fallen daher ohne Weiteres die in ÖOstindien
einheimischen Euph. antiquorum L. und E. trigona Haw.
als Stammpflanzen, die überdem kein anderes Zeugniss
für sich haben als die Angaben des Commelyne, dass
ihre Blüthen und Früchte denen der Drogue ähnlich sind,
was gar nichts sagen will.
Euphorbia tetragona, welche am Cap RN
ist, woher kein Euphorbium kommt, möchte wohl nach
. der Beschreibung verglichen mit den in der Drogue vorkom-
menden Fragmenten der. Stammpflanze ziemlich nahe
stehen, ist dennoch aber, wie weiter unten gezeigt wird,
speciell verschieden.
Mehr für sich hat die Annahme der Euphorcia offi-
cinarum L. als Stammpflanze, da sie in der nördlichen
Hälfte des tropischen Afrikas einheimisch ist und viel-
leicht auch noch 7 — 80 nördlicher bis Marokko geht;
dazu kommt, dass sie von Ruysch, Kiggelaer, Do-
doens, Linn, Murray u. a. m. für die Stammpflanze
erkärt wurde. Allein nie findet man in der Drogue die
A
en
en N
»
nu?
Höhe dieser Art, die sich durch ihre grössere An
von Kanten leicht erkennen liesse; so dass ihre Annahme
unstatthaft ist.
Was die Euphorbia Canariensis L. anbelangt, so
lässt sich nicht leugnen, dass die in der naturellen Dro-
gue vorkommenden Aeste, Blüthenstände und Früchte die
grösste Aehnlichkeit mit den entsprechenden Theilen der
Euph. Canariensis zeigen und es wäre sehr wohl möglich,
dass, wenn auch von ihr auf den Kanarischen Inseln
kein Euphorbium gesammelt werde, sie auf dem benach-
barten gebirgigen Festlande vorkomme und somit den-
noch die Drogue liefern könne. Hier konnte natürlich
nur eine subtile Vergleichung beider Pflanzen die Ent-
scheidung geben. Der freundlichen Mittheilung des
Herrn Prof. H. Schacht in Bonn verdanke ich seine
auf den Kanarien von Euph. Canariensis aufgenommenen
Abbildungen und habe mich durch diese überzeugt, dass
beide Pflanzen sich zwar sehr nahe stehen, dennoch aber
verschieden sind. Da die eigentliche Stammpflanze noch
nicht beschrieben ist, die in der Drogue vorkommenden
Fragmente hinreichen, um sie zu charakterisiren, so habe
ich sie in meiner Darstellung der off. Gew. als Euphor-
bia resinifera aufgestellt und abbilden lassen. Sie ge-
hört zu den strauchigen, blattlosen, mit kurz-stachlichten
Blattpolstern versehenen Arten, hat schlanke, 4seitige
Aeste; ziemlich ebene Flächen; ziemlich langgestielte,
gabeltheilige, 3-, seltener 6 — 7-köpfige Trugdolden;
becherförmige Kelehkätzchen mit abstehenden, breit keil-
förmigen, gelben äusseren Zipfeln oder Drüsen; lang. ge-
stielte, von einem kleinen, 3eckigen Perigon unterstützte,
niedergedrückte, tief dreiknöpfige Kapseln und rundliche,
mit äusserst kleinen Schüppchen besezte Samen, ohne
Schwiele..e Es unterscheiden sich Euph. Canariensis:
durch fast 3mal dickere blühbare Aeste; mehr erhabene
Blattpolster; sitzende oder kurzgestielte, zu 1 — 3 vor-
handene Kelchkätzchen; quer- oder schmallängliche, rothe
äussere Zipfel oder Drüsen; Euph. tetragona: durch fast 5
Re r = Ueber die Stamnpanz des Euphorbium. 213
ie
-
,#
2314 Botanische Aphorismen. #
sitzende, 3köpfige, zahlreiche, mit viel kleineren Kehl-
' 'kätzchen versehene Trugdolden und kleinere Kapseln;
Euph. antiquorum und trigona: durch 3seitige, mit aus-
geschweift-gezähnten, flach zusammengedrückten Kanten
versehene Aeste; Euph. officinarum: "durch 9 — 13kan-
tige, mit stumpfen Furchen versehene Aeste.
- Berlin, den 1. August 1863. OÖ. Berg.
Botanische Aphorismen von Dr. L.
Die früheren (vorweltlichen) Entstehungs - Perioden
der Erde liefern uns nach den, noch vorhandenen und
' erforschten Ueberresten, aus den verschiedenen Tiefen
der Gesteinformationen der Erdrinde den Beweis, dass
. die vorweltlichen Pflanzengebilde in Familien und Klassen,
den jetzt noch auf der Erde wachsenden Pflänzenformen
ähnlich waren oder doch diesen Formen entsprochen
haben; aber die Sippen und Arten der früheren Perioden
(mit Ausnahme der Neuesten), scheinen in der Jetztzeit
nicht mehr vorhanden zu sein. Die Erklärung dafür
liegt wohl darin, dass in den früheren Epochen der Erd-
bildung, auch grosse Einförmigkeit in der Vegetation
statt gefunden hat und da die Erhebungen nur nach und
nach erfolgten, so konnten die damaligen Pflanzengebilde
auch nur auf sehr beschränktem Raume, inselartig auf-
treten und wir sehen auch heute noch, dass die Vege-
tation der Inseln meistens einförmiger ist, als die au
ausgedehnten Continenten. |
Es ist mit den Pflanzen, wie mit den weltlinhen]
Thierorganismen, je älter die Perioden ihrer Entstehung,
desto mehr entfernen sich auch die Pflanzengebilde von
den noch jetzt vorhandenen Pflanzen-Typen und je näher
diese der Jetztzeit rückt, desto ähnlicher werden sie den.
jetzigen Arten und Pflanzenformen. Bekanntlich gehören
die Gewächse der älteren Zeitperioden zum grössten
Theile den baumartigen Gefäss- -Kryptogemuen, den Br
Be ek Ar. r 7 ET Ed ee er Den EBENE TA
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Br re ar ’ Ber # x A N Cor .
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Botanische Aphorismen. | 215
“podiaceen, Schachtelhalmen, Laubfarnen etc. an und dann
waren. es Palmen- und Nadelholzwälder. Diese Urwal-
dungen sind in unsern Steinkohlenlagern, als unter sehr
hohem Drucke allmälig verkohlten Resten erkannt worden
und die zarteren Gewächsformen dieser Perioden sind
in Abdrücken der die Steinkohlenflötze begleitenden Koh-
len- oder Thonschieferschichten etc. nachgewiesen worden.
Diese vegetabilischen Petrefacten haben die meiste
Aehnlichkeit mit den noch vorhandenen Pflanzenformen
der südlichen Erdzonen und man hat daraus geschlossen,
dass die Temperatur zu jener Zeit eine höhere und auf
dem ganzen Universum eine gleichförmigere gewesen
sein müsse.
Die Braunkohlen, welche einer späteren Zeit ange-
hören als die Steinkohlen, scheinen wie diese, aber unter
vermindertem Drucke in die verkohlte Masse, (besonders
in den älteren Braunkohlenlagen) übergegangen zu sein,
aber die Wälder dieser Perioden bestanden aus anderen
Nadelholzarten und in den jüngeren Schichten der Braun-
kohlenformation, besonders in den Lettenablagerungen
finden sich auch schon Reste von Laubholzstämmen, die
_ Verwandten dieser Baum- und Pflanzenreste gehören
näher sie unserer Zeit angehört, artenreicher und man-
dem wärmeren wie auch unserem Klima an.
Die Vegetation der früheren Zeitperioden ist, je
nigfaltiger geworden und haben dann auch immer mehr
Aehnlichkeit mit den jetzt noch vorhandenen Pflanzen-
gebilden.
Die Beobachtung, dass die Vegetation in den heissen
Zonen von dem Fusse der hohen Gebirge bis zu dem
Gipfel, auf dieselbe Weise abändert, wie vom Aequator
gegen die Pole hin, beweiset, dass das Pflanzenwachsthum
und Leben im Wesentlichen von der Temperatur abhängig
ist und die Erfahrung lehrt uns, dass, je minder die
E
®
Temperatur, desto niederer und einförmiger erscheint die
Vegetation und je höher sich diese steigert, desto gross-
artiger und formenreicher Bun iehel sich das Pflanzenleben.
Kerne
Pe
> 216 | Botanische Aphorismen. ER ya
ah hat gefunden, wenn auch die Wärme in Tagen h
‘und Jahreszeiten ungleich vertheilt ist, dass der Ort
_ durchschnittlich jedes Jahr doch die gleiche Mitteltempe-
ratur hat und dass diese, von mehreren Jahren zusammen-
gestellt, immer nur unbedeutend differire.. Die Abnahme
der Wärme von dem Aequator gegen die Pole findet
mit «zunehmendem Breitegrade nicht immer gleichmässig
statt, denn dieses hängt von den mitbestimmenden Fac-
toren des Klimas ab; z. B. die Mehresnähe, die Beschaf-
fenheit der Oberfläche bewirken, dass oft Orte unter
gleichem Breitegrade doch verschiedene Bas ge
haben können.
Alex. v. Humboldt verband die Orte von a
Mitteltemperatur rings um die Erde durch Linien; man
erhält für diese Temperaturen krumme Linien, welche
die Breitegrade schneidend, bald nördlich und bald süd-
lich abweichen und nannte sie Isothermen. Die Linien,
welche Orte mit gleicher Sommerwärme verbinden,
heissen Isotheren und die Linien, welche die Orte
gleicher Wintertemperatur verbinden, Isochimenen.
Jede Pflanze hat demnach ihre Verbreitungssphäre
auf der Erde, welche hauptsächlich "durch ihre Nord-
und Südgrenze, dann aber auch durch ihre Ost- und
Westgrenze bestimmt wird, mit Ausnahme nur weniger
Gewächse, die auf der ganzen Erde vorkommen und sich
auch meistens mit und durch den Menschen verbreiten!
Analog; hiermit hat man die Oberfläche der Erde auch
in botanischer Hinsicht von den Polen gegen den Aequa-
. tor nach mit bestimmendem Breitegrade und Temperatur
in einander allmälig übergehende Zonen (Pflanzen-
regionen, Pflanzengürtel) eingetheilt; da aber das Klima
eines speciellen Landes durch örtliche Ursachen manchen
Schwankungen unterworfen ist, so haben auch diese
Pflanzenregionen nicht immer scharf begrenzt werden
können; indem sie vielfach variirend dem Beobachter
oft nur undeutliche Anhaltepuncte ihres ‚wirklichen. u“ e
Besen geben. |
# ; i% Botanische Aphorismen. 217
1. Polarzone unter dem 90sten bis 72sten Breitegrade,
nur einige Puncte im höchsten Norden mit einem Som-
mer von wenigen Wochen und einer jährlichen Mittel-
temperatur von circa — 15,00 R. Das vegetabilische
Leben ist, wo oft nur die Schneealge wächst, sehr arm;
indem die Hauptvegetation aus Flechten und Moosen besteht,
denen sich einige niedere Hochalpengewächse und’ zwerg-
artige Weidenstämmechen anschliessen.
2. Arktische Zone unter 720 bis 66 0 nördlicher
_ Breite, vorzugsweise Lappland und Nord-Sibirien ‘mit
einer jährlichen Mitteltemperatur von circa 4 1,40 R.
In dieser Region gedeihet noch kein hochstämmiger
Baum, mit Flechten und Moosen wachsen hier schon meh-
rere Alpenpflanzen, niederes Gesträuche mit zwergartigen
Weiden und Birken etc.
3. Subarktische Zone unter 66 0 bis 58 0 nörd-
licher Breite mit einer Mitteltemperatur von 4 4,00 R.;
sie erstreckt sich von Scandinavien bis zur Nordgrenze
des Weizenbaues in Russland und Asien. Dieses ist die
eigentliche Region der Nadelholzbäume; indem die Niede-
rungen von Kiefer-, Fichten- und Lärchen- Waldungen
weithin eingenommen sind, zwischen denen an feuchten
‚Stellen niederes Laubholz, Weidenarten, Birken, Erlen ete.
gemischt vorkommen. Weiden und Torfmoore meist mit
Binsen und Rietgräsern, dann mit beerentragendem Ge-.
sträuche Wachholder, Brombeere, Heidelbeere, Stachel-
beer- Arten bewachsen, ziehen sich weite Strecken hin,
indem sattgrüne Wiesen noch selten sind. Diese Region
wird auch schon von einer mannigfaltigen Flor von
vielen bunten Blumen geschmückt. i
4. Kältere — gemässigte Zone, unter dem
580 bis 45 0 Breitegrade mit einer jährlichen Mitteltem-
peratur von circa + 50 bis + 10° R. Hauptsächlich
die Länder der Nord- und Ostsee bis zum adriatischen
Meere, die Schweiz, Norditalien, Ungarn etc. Diese Re-
$- gion zeichnet sich besonders durch hochstämmige Laub-
holzwaldungen, theilweise unterbrochen von Nadelholz-
ve
218 Eu REN Aphorismen. se
wäldern aubct Weit Kinzibhende BES Wesssneppiche
sind mit einer sehr reichen Blumenflor, aus fast den
meisten Familien des Gewächsreiches geschmückt; Hei-
den und Moore sind mit Heidekraut, Ginster, Wach-
holder und vielem anderen Gesträuche bedeckt und mit
der Waldrebe, dem Epheu etc. treten die ersten strauch-
artigen Schlingpflanzen auf. Mehr von der nördlichen
Grenze zieht die deutsche Eiche und die schöne Buche
gesellig wachsend in grossen Waldungen mit Nadelholz-
beständen hin; mehr im Osten der Region tragen Linden,
Ulmen, Birken mit Pappeln, Erlen ete. zur Waldbildung bei,
und im Süden erscheint schon He zahme Kastanie als
Waldbaum.
5. Wärmere —gemässigteZone, unter da lselen
bis 34sten Breitegrade mit einer Mitteltemperatur von
circa — 9,70 R. bis + 13,70 R. In Europa sind es
die Länder des Mittelmeeres, besonders die Länder
des adriatischen Meeres. Die Region charakterisirt sich.
auffallend, dass die sommergrünen Laubholzbäume durch
immergrüne (wintergrüne) Laubhölzer meistens ersetzt
werden, um welche sich die Weinrebe schlingt, ‚die im
Osten dieser Zone heimisch ist. Zusammenhängende
Hochwälder, gesellig wachende Baumarten, wie in voriger.
Zone fehlen hier ganz, indem sich meistens nur 4 bis 8°
hohe, .baumartige Sträucher waldähnlich ausdehnen,
Heiden und Moore sind mehr mit Moosen verschiedener
Arten, und krautartigen Pflanzen, als mit er
bewachsen.
Es finden sich hier Bestände von immergrünen A
- Eichenarten und Lorbeerbäumen, dann erscheinen Laurus
Tinus, Götterbäume (Arbutus Unedo), Granaten, Myrthen, -
Pistacien, Cistrosenarten, lippenblüthige, nelkenblütige
und schmetterlingsblütige Pflanzen oft strauchartig. Cul-
tivirt werden der Oelbaum, die Feige, die Orange, die
Citrone, der Reis; im Freien angepflanzt sieht man die
Agave und hin und wieder die Zwergpalme und die
u
Dattelpalme und die ganze Vegetation tritt schon im |
VE Re A RT nd a
3 IA N Zus j a:
4 She Zu ee
Botanische Aphorismen. | 219
= ersten Frühlinge mit fremdartigen Formen, mit Nar-
eissen, Hyacinthen etc. auf.
6. Subtropische Zone, sie erstreckt sich vom 34sten
bis zum 23sten Breitegrade, oder bis zum Wendekreise
mit einer jährlichen Mitteltemperatur von circa + 13,40 R.
bis — 18,40 R. Der Hauptcharakter dieser Zone ist die
immmergrüne Vegetation der Myrthen- und Lorbeerarten,
welche sich baumartig erheben; dann das erste wilde
Auftreten der Palmen, besonders der Dattelpalme und
das Erscheinen der Drachenbäume und vieler anderen
baumartigen Liliengewächse. In Arabien und Persien
sind unter andern vorzugsweise vertreten die Familie
der Mimosen (Sinnpflanzen), in China: Camelien und
Theesträucher, auf dem Austral- Continente: baumartige.
Myrthen, Casuarinen. und Mimosen etc. Die eigenthüm-
lichste Vegetation dieser Zone erzeugt das Capland auf
der Südpitze von Afrika in den verschiedenartigsten
Pflanzenformen aus der Familie der Ericaceen (Heidenge-
wächse), der parasitischen Orchideen und der Proteaceen etc.
7. Tropische Zone, sie geht von den Wende-
kreisen unter dem 23sten bis zu dem löten Bireite- “
grade, innerhalb der beiden Wendekreise und hat
'eine mittlere Temperatur von circa 4 18,4% R. bis +
22 R. Diese Zone zeichnet sich von der folgenden durch
geringere Wärmegrade und grössere Mannigfaltigkeit der De:
Pflanzenarten und Vegetationsformen aus. Sie charakteri-
sirt sich sehr auffallend durch zahlreiche Palmenarten,
baumartige, Farne, Brodfruchtbäume, Cactusarten, ver-
‚schiedenartige Feigengewächse und besonders durch die
Mangle- oder Leuchterbäume-Wälder (Rhizophora-Arten)
an den Küsten und auf den Alluvionen der Fluss-Delta’s. R
8. Heisse Zone, (Asquatorial-Zone) vom l1öten
Breitegrade bis zu 00%; mit einer jährlichen Mitteltempe-
ratur von eirca 4 21,80 R. bis + 24,50 R. Es ist
dieses die Region der Bananen-Arten (Musa), der Palmen-,
der Bambus- und Mangle- Wälder mit baumartigen Nessel-
gewächsen und Malvaceen etc. Der Aequatorialeone
er, Botanische Apkorienen TEE
Eu: Schören noch viele andere kleinere Pflähzenfänälien wie
die Sapotaceen, Melastomeen, Sapindaceen, Büttngriaceen =
und een Orchideen etc. an. |
Wachsthum und Leben der Pflanze.
Das Wachsthum und lebensfrische Gedeihen der
Pflanze ist nach ihrem allgemeinen Charakter abhängig
von der Gestalt der Oberfläche, worauf sie wächst und
von den klimatischen Verhältnissen, die sie umgeben.
Uebersieht man aber die verschiedenartigen Einflüsse
auf das vegetabilische Leben von dem Standpuncte unse-
rer physiologischen Kenntnisse, so nimmt man bald wahr,
dass wir bis jetzt nur erst einen geringen Theil derje-
nigen physikalischen Kräfte erkannt haben, welche un-
streitig dabei thätig sind;. vorzugsweise Elektricität,
Licht und Luftdruck. Die beiden ersteren wirken be-
kanntlich bei jedem chemischen Processe ein und der
Luftdruck ist von entschiedener Bedeutung in allen Vor-
gängen zwischen Gasarten und Dünsten; da nun das
Pflanzenwachsthum und Leben von der Keimung des
Samens in seinen verschiedenen Vegetations- Stadien in
einem fortwährenden Kreislaufe von chemischen Verbin-
dungen und Trennungen, in Aufnahme und Ausschei-
dungen von Gasen und Dünsten besteht, so muss dasselbe
‚folgerichtig von obigen Einflüssen sehr affhieirt werden;
aber über das Wie und in welcher Ausdehnung diese
Agentien auf das Leben der Pflanzen einwirken, wie
über die, uns noch bis jetzt nicht erklärlichen Verhält-
‚nisse in Verbreitung und Vertheilung der Pflanzen, wer-
den wir vielleicht später, wenn die Wissenschaft tiefer-
gehende Erfahrungen in Erkenntniss dieser Naturkräfte ge-
macht haben wird, eine weitere Erklärung finden können.
Die Nahrung der Pflanze besteht theils aus Wasser
und der darin gelösten Bestandtheile, theils aus den -
Dünsten und Gasarten der atmosphärischen Umgebung,
demnach ist das erklärliche Leben der Pflanzeim Wesent-
' lichen Bildung des organischen Stoffes aus unorganischen
2 ne = Ar BITTER PEREER > er va t FE Ein“ TE A
. Da > 5 . a x 5 = . wi De er
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Hokanirche ER | 221
Verbindungen, indem dieselbe durch ihre Wurzel die
Stoffe, welche sie zu ihrem Wachsthume braucht, aus
dem Boden zieht und dieselben in dem sie umgebenden
atmosphärischen Dunstkreise findet und nachdem die Zer-
‚sersetzung (Stoffwechsel) der aufgenommenen Stoffe statt
gefunden hat, das, was sie nicht zum Wachsthume noth-
wendig in umgesetzter Form durch die dazu geeigneten
Organe wieder abgiebt. Die Pflanze wird dadurch im
weiteren Sinne auch abhängig von der geognostischen
Beschaffenheit des Bodens, von einer gewissen Tempe-
ratüar und von Wasser, ohne welches überhaupt keine
Vegetation denkbar ist. So wachsen z. B. die Alpen-.
pflanzen unter physikalischen Eigenthümlichkeiten, die
in den Niederungen nicht vorhanden sind, nämlich unter
vermindertem Luftdrucke, bedingt durch eine gewisse
Höhe über dem Meere und geringere Regenmenge, weil
die schweren Regenwolken sich in den dünneren Luft-
schichten nicht halten können und immer tiefer herab-
sinken müssen. Durch den verminderten Luftdruck
ist auf den Hochalpen mehr Trockenheit herrschend;
es entsteht dadurch eine bedeutendere Verdunstung
der Pflanzengewebe, wodurch eine vermehrte Ver-
dichtung der Säfte und macht so die Pflanzen gegen
das Sonnenlicht und Wärme empfänglicher und wirkt in
dessen Folgen so eigenthümlich auf das Wachsthum.
der Alpenflanzen ein, dass sie in Gestalt und Form
meistens sehr verändert erscheinen von den Pflanzen der
Niederungen und des Flachlandes.
Die Alpengewächse sind nämlich zum grösseren
_ Theile niedere oder niedergestreckte, fast durchgehends
mit unterirdischem Stengel perennirende Pflanzen mit
verhältnissmässig grösseren Blumen, welche sich meistens
durch intensivere Farben auszeichnen, sie überziehen
u a
meist polsterartig ganze Felsenstrecken wie z. B. die
Saxifraga-, Silene-Arten, Moehringia, Cherleria, Azalea etc.
‚oder kriechen oft an dem Gesteine hin.
Durch diese eigenthümlichen klimatischen Verhält-
RR,
w
22°
nisse a Alpen und die verkadartn n Kine, elche:
dort auf die Vegetation influiren, erscheint es auch
‚ naturgemäss, dass Pflanzen, welche unter ganz entgegen-
gesetzten Verhältnissen gewachsen sind, sich nicht dauernd
in‘ niederen Gegenden wohlbefinden können, obschon
auch Pflanzen der Alpen, welche zufällig mit Flüssen in
die Thäler herabkommen unter ihnen günstigen Local-
verhältnissen vegetiren oder durch Kunst erhalten werden,
aber auch oft an dem ungewohnten Standorte nach und
nach ihre -Alpennatur abstreifen.
Feuchtigkeit und Wärme, die wesentlichsten Vege- 4
tations-Bedingungen sind aber nicht in gleichem Maasse
auf der Oberfläche der Erde verbreitet, indem mit Ab-
nahme oder Zunahme der Breitegrade die Temperatur
‚gesteigert oder vermindert wird, welches in einem Üonti-
nentalklima, mit Ausschluss der Alpen, weniger hervor-
tritt, als in einem Seeklima. In Gegenden mit abweichen-
dem Breitegrade, welche mehr nach Süden oder mehr
nach Norden rücken, müssen demnach auch andere Vege-
tationsverhältnisse statt finden, verschiedenartigere Pfan-
zen auftreten, weil wohl fast jede Pflanze ein anderes
' Maass an Wärme von bestimmter Stärke und Dauer er-
fordert, um entstehen und leben zu können; aber die
jährliche Mitteltemperatur ist dazu nicht allein maass-
gebend, sondern vorzugsweise die Extreme der Wärme
he a ne
der einzelnen Monate und Jahreszeiten. Jede Pflanze
hat auch deswegen auf der Erde eine bestimmte Grenze,
. wo sie ursprünglich wild wächst und diese bestimmt den
Bezirk ihrer geographischen Verbreitung mit Ausnahme
derjenigen Pflanzen, welche fast überall wachsen, wie
Alsine media, Senecio vulgaris etc. und in allen a |
zu finden sind.
Das Erscheinen von Pflanzenarten ist nicht aus-
schliesslich von klimatischen Beziehungen abhängig, son-
dern auch von der Beschaffenheit der Oberfläche und
von manchen besondern Oertlichkeitsverhältnissen, welche
‚unstreitig mehr oder minder Einfluss darauf haben;
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"Botanische, TERN © “ 223.
ih oft ganze Pflanzengruppen fast ausschliesslich “
auf gewisse Landstrecken beschränkt sind und in anderen
Landstrichen mit gleichen klimatischen Verhältnissen
diese Pflanzen nicht vorkommen. Wir sehen auch oft
Pflanzen im Bereiche ihres Verbreitungsbezirkes unter
allen Umständen häufig auftreten, wie besonders die
Gräser, während andere wieder auf beschränktem oft
sehr beschränktem Raume wachsen und dieses hängt
auch von der Individualität der Pflanze ab, ob sie nur
vereinzelt oder in Masse vorkommen.
Wander ung und Verbreitung der Pflanzen.
Die Pflanzen sind belebte Wesen ohne wirkliche
Empfindung und freie, selbstständige Bewegung, denn
jede Pflanze ist an den Boden gebunden, worin sie ihre
Wurzel schlägt und schon in .den ältesten Sprachen, wie
der Sanskritsprache wird der Baum „Aga“ im Gegensatze
zu den Fortbewegungen der Thiere der „Ungehende*
‚genannt. Fassen wir aber die Pflanze und ihr Leben $
im Ganzen nach Gattungen und Arten auf, so findet
man, dass die Pflanzennatur auch noch eine andere Seite
hat, nämlich das Streben nach Por FE be i
Ortsveränderung.
Das Gesetz der Pflanzenwanderung ist in der Natur
derselben begründet und durch die pflanzengeographischen
Forschungen auch auf das Bestimmteste nachgewiesen;
nur muss man die, von der Natur bedingte (abhängige)
Wanderung von der unbedingten (zufälligen) unterschei-
den. Alle Pflanzen, welche an ihrem Entstehungsorte
keimfähigen Samen hervorbringen, sind meistens schon
von der Natur angewiesen, den reifen Samen in ihre
nächsten Umgebungen auszustreuen, hierdurch wird sich
der Keimling von der Stammpflanze entfernen und die
später folgenden Sprösslinge können mit der Zeit dem
Raume nach eine weite Sirecke von der ursprünglichen
Pflanze entfernt werden. Eine andere Art der Orts-
_ veränderung, nicht so auffallend wie bei dem Ausstreuen
’
& ara IE sr ah
ER Se cr
. e WE ei
24 x a = Bolmiischeh Aphorismen. Re. SE
des Samens, hat die Natur bei den Pa in meistens
keine Selbstvermehrung durch die Samen statt findet, |
z.B. bei den Zwiebeln- und Knollengewächsen, durch die
Zwiebel- und Knollenbildung gesorgt; bekanntlich tragen
diese Pflanzenarten zwei Zwiebel- oder Wurzelknollen,
von welchen jedes Jahr die eine Zwiebel oder der eine
2
Knollen abstirbt und es ist nun naturgemäss, dass es
von der Lage des keimfähigen Knollen abhängig bleibt,
wo im folgenden Jahre die neue Pflanze ihren Aufgehe-
punct hat. Durch diese sich jährlich erneuernde Zwiebel-
und Knollenbildung muss mit der Zeit die Pflanze immer
mehr von dem früheren Standorte der Urpflanze entfernt
werden, was man leicht bei unseren Culturpflanzen in
den Gärten z. B. Crocus, Tulipa, Seilla, Galanthus ete.
beobachten kann.
Da aber dieses Fortschreiten der Pflanzen immer
nur noch langsam erfolgt, so bietet die Natur, ohne dass
der Mensch dabei thätig wäre, noch mancherlei Mittel zu
grossartigeren und rascheren Verbreitungsarten; in der Be-
wegung der Luft, welche der immerwährende Träger
der dazu geeigneten Samen, besonders Compositen, Vale-
rianeen etc. ist, wodurch diesen Gewächsen ein unbe-
grenztes Gebiet offen steht. Dann die Strömungen und.
Bewegungen des Wassers in Bächen, Flüssen und Meeren
bringen nicht allein Samen und Früchte, sondern auch
oft ganze Pflanzen von ihrem Entstehungsorte nach gan
fremden Gegenden.
Dem aufmerksamen Beobachter wird es nicht ent-
gehen, wenn er an dem Ufer eines Flusses hinwandert,
dass er oft eine und dieselbe oder auch wohl einige
‘ Pflanzen, wenn auch zuletzt nur sporadisch von der
Quelle bis zur Mündung verfolgen kann. Alpen und
"Gebirgswasser bringen die Pflanzen der Höhen oft weit
in die Niederungen und tief in das Flachland herab,
und die Strömungen der Meere vermitteln das Erscheinen
mancher Gewächse von Insel zu Insel und von Continent 3
-zu Üontinent.
N N NER Ri.
Botanische Arleiiunah. nee 223.“
2, ER noeh. grössörem Maassstabe wird die Pflanzenver-
‚ breitung durch das Thierleben befördert, besonders Vögel
und Säugethiere verschleppen auf die verschiedenartigste
Weise Samen, theils instinetmässig als Nahrungsmittel,
theils zufällig Samen in ihrem. Gefieder ‚oder 'hackige
Früchte wi Samen in ihrer Wolle und tragen dadurch
einzelne Pflanzen in die entlegendsten Gegenden.
Wenn solche verschiedene Verbreitungsarten der
Gewächse in vielen Jahren eine merkliche Umgestaltung
in dem Vegetationscharakter einer Gegend hervorbringen
können; so wird im Allgemeinen doch der ursprüngliche
Vegetationstypus immer noch ein bleibender sein —
denn die fremden Eindringlinge, welche meistens nur
sporadisch auftreten, wohl zuweilen auch massenhaft
erscheinen können, werden doch nur so lange ihr Da-
sein fristen, als die Lebensbedingungen für sie aus-
reichen; denn bei ungünstigen Verhältnissen, seien es
Bodenveränderungen, Meereshöhe, Temperaturwechsel oder
verminderte Feuchtigkeit, welche störend in das Wachs-
thum der eingewanderten Pflanzen eingreifen, werden
diese entweder nach und nach, oder auch ebenso plötz-
lich wie sie oft erscheinen, wieder verschwinden. Der
Hauptfactor der Pflanzenverbreitung (besonders jähriger
Pflanzen) wird immer der Mensch bleiben; da er durch
seine Culturen und Culturversuche wohl den bedeutend-
sten Einfluss auf den Vegetationscharakter einer Gegend
ausüben wird und die Pflanzen, welche bekanntlich den
Menschen und seinen Ansiedelungen folgen, werden von
‚ihm in die entferntesten Welttheile getragen. |
‘Wenn nun die Aus- und Einwanderungen der Gos
wächse aus den frühesten Zeiten in so bedeutender und
umgestaltender Weise, seit den ersten Culturversuchen
des Menschengeschlechtes statt gefunden haben, was wir
doch annehmen müssen, so ist es begreiflich, dass die
frühere Vegetation einen veränderten Charakter ange-
nommen hat, viele früher vorhandene Pflanzenarten: ver-
schwunden sind, ohne dass wir dieselben gekannt haben,
Arch.d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 15 2
226 | en Botanische Arber
rn x: "A Al, Falle Al RE SRH
Sa wodurch es auch unmöglich wird, die umsfrönliche Flor ö
eines Landes nach den jetzigen uns anschaulichen Vege-
—
tationsverhältnissen auch nur annähernd zu bestimmen
und können uns deswegen nur darauf beschränken, die
in einem zusammenhängenden Florengebiet, nach ihren
gewöhnlichen Wohnorten, allgemein verbreiteten oder
auch zerstreut durch die ganze Gegend vorkommenden
Pflanzenarten (besonders ausdauernde), als die schon
früher heimische Vegetation anzusehen, ohne Rüksicht dar-
' auf, ob diese eingewandert sind oder nicht, wenn ihre
Einwanderung nicht so bestimmt ermittelt ist, wie die |
von Oenothera biennis, Erigeron canadense und vieler
Aster-Arten etc. E
Am auffallendsten treten diese RR Kiniander
rungen in den näheren Umgebungen grösserer Städte
hervor, wo diese Eindringlinge zuweilen die ursprüng-
liche Physiognomie der Flora verwischen können; indem
fremde Pflanzen durch Einschleppung von Culturen oder
aus Gärten etc. die Gegend bevölkern und dadurch oft
viele früher einheimischen Pflanzen verdrängen.
Ein überraschendes Beispiel von Einschleppungen
fremder Pflanzen hat in neuerer Zeit Dr. A. Godron,
Rector der Akademie zu Montpellier, durch die Ver-
öffentlichung seiner Florula Juvenalis in campestribus
Portus Juvenalis prope Montpellium ete. 1853 geliefert.
In dem Letzflusse bei Montpellier wird bekanntlich die |
aus den entlegendsten Ländern dort eingeführte Schaf-
wolle gewaschen und an dem Ufer dieses Flusses ge-
trocknet; wodurch wohl schon seit vielen Jahren fremde
Samem jener Länder in der Schafwolle verschleppt und
auf dem Brachfelde, welches dem ‚Botaniker als Port
Juvenal bekannt ist, abgesetzt dort gedeihlich vege-
tiren und sich klaren. |
An dem Port Juvenal hat nun Dr. Godron an
380 fremde Einwanderer nachgewiesen und unter diesen _
54 neue Pflanzen entdeckt, von welchen das Vaterland
' moch nicht ermittelt war. Beiträge zu diesen einge- @
I ra I BEE NE I ET,
a Ki RT REN IR Be ER N or A
VRR SUP,
Bea Apkorimen. RR 297 2
Bleunten lansen lieferten vorzugsweise die Inseln ds
t "Mittelmeeres, Italien, Sicilien, Spanien, Syrien, Aegypten,
Kaukasus, Kleinasien, Algerien, Marokko etc. Diese
Zusammenstellung hat ein wesentliches Interesse für die
‚geographische Botanik, und giebt uns einen Beweis für
die Accomodationsfähigkeit gewisser Pflanzen entfernter
Himmelsstriche mit. ganz verschiedenen klimatischen Ver-
hältnissen.
Das Nichtvorhandensein einer Pflanze in einer be-
stimmten Gegend ist demnach noch kein vollgültiger
Beweis, dass sie dort nicht wachsen und vegetiren könne,
und selbst der Norden hat in dieser Hinsicht keine
„sgharfbegrenzte Linien. Die Hauptsache des Vorkommens R
einer Pflanze, welchain einer Gegend nicht einheimisch
ist, wird wohl immer davon abhängen, ob die Verhält-
nisse von der Art sind, dass die Pflanze dorthin gelangen
konnte; ob das Klima dafür geeignet, hauptsächlich nicht
zu kalt ist; ob die orographisch-geognostischen Bodenbe-
schaffenheiten, wie die physikalischen Einwirkungen für
die Pflanze in richtigem Zusammenhange stehen und ob
das geeignete Maass von Feuchtigkeit und Beleuchtung“
zum Wachsthume vorhanden ist.
15,*
HE. Monatsbericht.
Chemische Analyse der Heilquelle und der Amazonen-
quelle des Kaiserbades zu Ofen in Ungarn.
‚Prof. Dr. J. Pohl hat ım Sitzungsberichte der Aka-
demie der Wissenschaften zu Wien, Bd. 38. S. 497— 542,
Folgendes darüber veröffentlicht.
Die sämmtlichen Quellen des Kaiserbades entsprin-
gen am Fusse des als Ausläufer des Gaisberges anzu-
sehenden Josephsberges, dessen Gipfel 244,58 Meter über
' dem Meeresniveau und 148,15 Meter über dem alten Ofe-
ner Donau-Pegel (Seehöhe 96,431 Meter) liegt. Eben-
daselbst befindet sich auch das Kaiserbad. RR 4
I Die Heilquelle Das Wasser dieser Quelle
erscheint sowohl im Bassin, als in einem weiten Glas-
gefässe vollkommen klar und farblos; es ist scheinbar in
‚beständigem Kochen begriffen, das aber bloss von dem
ungleichförmigen und stossweisen Wasserzuflusse herrührt.
Von der Oberfläche des Wassers entweichen zahlreiche.
. ziemlich grosse Glasblasen, welche aus einem Gemenge
von Kohlensäure mit sehr wenig Stickstoff und etwas
. Schwefelwasserstoff bestehen. Das Wasser riecht ent-
schieden nach Schwefelwasserstoff, dessen Geruch auch
in der ganzen Halle verbreitet ist, an deren Boden sich
‚das Quellenbassin befindet, und beim Schütteln in halb-
gefüllten Flaschen tritt geringe Gasentwickelung ein. 20
EEE TER TERN
Minuten lang in einem Glaskolben von 850 C.C. Inhalt,
der mit einem Quetschhahn verschlossen war, gekocht,
verschwindet der Schwefelwasserstoffgeruch des Wassers
gänzlich. Das Wasser reagirt alkalisch und besitzt einen
etwas hepatischen, faden, erdigen Geschmack. Die Tem-
peratur der Quelle betrug am 29. August 1856 bei 230,93
Lufttemperatur im Schatten, im Mittel aus vier Ablesun-
gen 590,87 für Wasser vom Boden des Bassins, hingegen
nur 590,35 an der Wasseroberfläche. - Offenbar ist die
erstere Temperatur die richtigere. Diese Temperatur
bestimmungen geschahen in der Weise, dass das Queck-
silberthermometer, dessen Gefäss .ein hohler Metalleylin-
der als Wasserreservoir umgab, auf den Boden.des Bas-
sins zunächst der Stelle, an welcher die Hauptquelle em-
porbrodeln soll, gebracht, dort 5 Minuten belassen, dann
a > RE
a warn Ka)
ECT rec) Kate, 127
N
Heilquelle u. Amazonenquelle des Kaiserbades zu Ofen. 229
möglichst rasch emporgezogen und an der Wasserober-
fläche abgelesen wurde. | $
Nach eben so sorgfältigen Beobachtungen, die Pohl
am 22. September 1859 vornahm, war die Temperatur
der Atmosphäre 10°, die der Quelle hingegen am Boden
570,83. Da frühere, ja selbst spätere Temperaturbeob-
achtungen, als diese, nicht mit vollkommen. berichtigten
Thbermometern und mit theilweiser Ausserachtlassung der
eben erwähnten Vorsichten angestellt sind, so lässt sich
leider bis jetzt kein sicheres Urtheil über die etwaige
Unveränderlichkeit der Quellentemperatur im Laufe vor.
Jahren abgeben. Eine Abhängigkeit der Quellentempe-
ratur von der Atmosphäre deuten aber Pohl’s Beobach-
tungen auf das Bestimmteste an, und die folgenden Daten
Schmidl’s mögen zur weiteren Erhärtung dieser That-
sachen dienen.
Schmidl fand nämlich die Temperatur der Heil-
quelle: |
Zn Novenber:.... ... „2 ale de re zu 560,88
1858, 22. März, nach Ablassen des Fischteiches, zu 580,12
wer April... ...:..: Eau Te zu 570,75
Am Boden des Quellenbassins bildet sich ein gerin-
ger etwas schmutzig-weisser, grobkörniger Absatz, dessen
Zusammensetzung später angeführt wird. |
Nach wenig Tagen Aufbewahrung in wohlverstopften
Flaschen verschwindet der Schwefelwasserstoffgeruch voll-
ständig und das Wasser wird geruchlos. Das spec. Ge-
wicht dieses Wassers (bei 150) wurde gefunden zu 1,001202
und 1,001185. |
Zur Analyse, die hiernach folgt, wurde das Wasser
am 29. August 1856 der Quelle entnommen. Die Ana-
lyse gab: |
1. Die kohlensauren Salze als einfach-kohlensaure
' Verbindungen berechnet. — a) In wägbarer Menge vor-
handene Bestandtheile:
In 1000 Gewth. Im Pfunde
zu 7680 Gran
Schwefelsaures Natron......... 0,27344 Theile 2.10002 Gran
BAT 0,2572 „ 1,99465 „
Kohlensaures Natron ........... 0,13528 „ 1,03895 „
a Lithioh :......%.. 0,013884 „ 0,10629 „
Kohlensaurer Kalk............ 0,2854 „ 2,21598 „
Kohlensaure Talkerde........- 0,03360 „ 0,25805 „
Phosphorsaure Thonerde....... 0,00131 , 0,01006 „
Kieselsaure Thonerde.......... 0,00340 ° „ 0,02611 „
ee 0,03155 „- .. 0,24230 „
Organische Substanzen......... 0,00402 „ 0,030897 „
Summe der festen Bestandtheile 1,04470 Theile 8,02328 Gran.
| 230 Heilqule u. ER des Kaiserbades 2 zu ‚Ofen. S
In 1000 Geh: Ian Piäde -
zu 7680 Gran
Kohlensäure, welche mit den koh-
lensauren Salzen zu Bicarbo- | |
naten verbunden ist....... ... 0,20893 Theile 1,60485 Gran
| Wirklich freie Kohlensäure.... 0,06156 „ 0,47270 ,„
Schwefelwasserstoff.......... +.:.9,00028 4.2, 0,00177 „
Re 0,00019 „ 0,00146 „
Summe aller wägbaren Bestand- | x
theile... 1,33561 Theile 10,10406 Gran.
b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
Schwefelnatrium ............... deutliche-Spur
Unterschwefligsaures Natron.... Spur .
Schwefelsaures Kali............ deutliche Spur
Borsaures Natron ........:.2... deutliche Spur
Kohlensaurer Baryt............ Spur
‚Kohlensaures Manganoxydul.... Spur
= Eisenoxydul ...... deutliche So.
2) Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet,
und zwar in wasserfreiem Zustande. — a) In wägbarer
Menge vorhandene Substanzen:
In 1000 Gewth. Im Pfunde
zu 7680 Gran °
‚= Schwefelsaures Natron..........- 0,27344 Theile 2,10002 Gran
BERIDERALIUM: 0402-40 eanee 0,2572, 1,9945 „ |
Zweifach-kohlensaures Natron.. 0,19156. 2) 3, WARE
Lithion.. 0,02208 , 06997...
Zweifach-kohlensaurer Kalk...... 0,41550 „ 3,19104 „
Zweifach-kohlensaure Talkerde... 0,05120 „ 0,5932 „ |
* Phosphorsaure Thonerde......... 0,00131 „ 0,01006 „
Kieselsaure Thonerde............ 0,00340 -„ :0.02b14 :;- u
SE SR ee Re RER 0,08155 ° "-„. 70,24230°°* „ 3
Organische Substanzen.......... 0,00402 „ 0,03087 „ ö
:Summe der nicht-füchtigen |
Bestandtheile... 1,25358 Theile 9,62902 Gran.
Wirklich freie Kohlensäure...... 0,06156 „ 047370 „
Schwefelwasserstoff.............- 0,00023 ,„ 0,00177 „
RE 0,00019 „ 0,00146 „
Summe aller wägbaren Bestand-
there, Mrs 1,31561 Theile 10,10506 Gran.
b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
Die in 1. b) angeführten Verbindungen.
Auf Volumina berechnet, beträgt die Menge der im
Wasser enthaltenen Gase für den Normal- Barometerstand
von 760 Millimeter:
Die wirklich freie Kohlensäure: 27 Jar“
Bei der Quellen- Bei 00
ei
temperatur 59,870
In 1000 Grm. Wasser...... 38,122 C.C. 31,262 C.C.
Tr n
FERN
u 4 7 - 3 m
De DE de a nn muy
1 Pfund = 7680 Gran..... 2,031 C.Z. 4 710 c. a I
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aan ar, Y x . ’ 2 - A
EN ' Kaas !! F u
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#
; Heilquelle u. Amazonenguelle des Kaiserbades zu Ofen. 231
Die sogenannte freie Kohlensäure:
Bei der Quellen- Bei 00 ,
temperatur 59,870
In 1000 Grm. Wasser...... 167,905 C.C. 137,725 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran..... 9,185 C.Z. 7,536 C.Z.
Der Schwefelwasserstoff: |
In 1000 Grm. Wasser....... 0,182 C.C. 0,150 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran...... 0,010 ©. Z. 0,008 C.Z.
Der Stickstoff:
In 1000 Grm. Wasser ...... 0,185 C.C. 0,151 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran ..... 0,009 C.Z. 0,008 C.Z.
H. Die Amazonenguelle. Das Wasser dieser
durch den Zusammenfluss der sogenannten Gang- und
Bogenquelle entspringenden Quelle zeigt sich sowohl flies-
send als in einem grossen Glasgefässe vollkommen klar und
farblos, nach einstündigem Stehen erscheinen an den Glas-
wänden Gasblasen. Es riecht äusserst unbedeutend nach
Schwefelwasserstoff, und dieser Geruch tritt noch am deut-
lichsten hervor, wenn man das Wasser in einer verschlosse-
nen Flasche einige Male stark schüttelt. Nach längerem
Schütteln in einer halbgefüllten Flasche verschwindet 2
jedoch der Schwefelwasserstoffgeruch gänzlich.
Das Wasser der Amazonenquelle reagirt sehr schwach
alkalisch und besitzt einen faden, kaum merklich hepa-
tischen Geschmack. Die in gleicher Weise wie von
der Heilquelle am 29. August 1856 bestimmte Tempera-
tur der Quelle betrug im Mittel aus fünf fast überein-
stimmenden Versuchen 280,20 bei 240,14 Lufttemperatur.
Am 22. September 1859 fand Pohl hingegen dieselbe bei
160 Lufttemperatur —= 300,60.
Alle früher schon bei dieser Quelle angestellten Tem-
peraturbeobachtungen sprechen dafür, dass die Tempera-
tur dieser Quelle von der Jahreszeit sehr abhängig ist.
Das spec. Gewicht fand Pohl für Wasser von 200 —
1,000798 und 1,000800. Das zur Analyse bestimmte
Wasser war am 29. August 1856 gesammelt. Zufolge
der Analyse enthält die Amazonenquelle: |
‘1. Die kohlensauren Salze als einfach-kohlensaure
Verbindungen berechnet. — .a) In wägbarer Menge vor-
handene Bestandtheile: |
DEE
Fa
232 Heiqule u. Amasonenguelle des + Kuiserbade = ‚zu On.
Salpetersaures Kali .....
Kohlensaures Manganoxydul..
In 1000 Gewth., la Pfunde
Wasser zu 7680 Gran
Schwefelsaures Rali........ »» 0,00884 Theile '0,06789 Gran
Schwefelsaures Natron........ 0,12558 4 0,96445 Bee
Lithion N 0,02568 : z 0.19WT. 7,
Chlorammonium...eeseecencee 0,0013 ,„ 0, 0108 „
Behloritigum..:... 2.0040 0ne ‚0,0384 „ 0, DODBDN. 'y
Chlormagnium ........eec.r 0. : 0,02204 „ 0, 10921...
Phosphorsaure Thonerde...... 0,00202 „ 0,01551 5
Kohlensaures Eisenoxydul.. 0,00037 „ 0,00284 „
- Kohlensaure Talkerde........ 0,11401 „ 0,87560
- Kohlensaurer Kalk.......::.. 024893 „ 1,911,78
Kieselsäure.......... Er hr 0,01608 „ 0,12349 „
Organische Substanzen ........ 0,06238 „ DET308 5
Summe der festen Bestandtheile 0,66578 Theile 5,11318 Gran
‘Kohlensäure mit den kohlensau-
ren Salzen zu Bicarbonaten |
BEFBUNdEN...-.... 00. ahs 0,16939 1,30092 +. ',
- Wirklich freie Kohlensäure... 0,17718 „ 136134 „
EEE SE an sinne ee 0,01439 . „ 0,11051*, ;\,
Summe aller wägbaren Bestand-
kberla tar 1,02674 Theile 7,88595 Gran
b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandtheile:
Borsaures Natron....... a: d a Spur
SE ‚Spur
Kohlensaurer Baryt............ deutliche Spur
Schwefelwasserstoff............. Spur.
2. Die kohlensauren Salze als Bicarbonate berechnet
und zwar im wasserfreien Zustande. — a) In wägbarer
. Menge vorhandene Substanzen:
In 1000 Gewth. Im Pfunde
Wasser zu 7680 Gran
Schwefelsaures Kali ........... 0,00884 Theile 0,06789 Gran
& Natron su... 0,12558 „ 0,96445 „
" Lithion...- .. ....20,02586 72, III: u |
Chlorammonium.....cceneee oo. 0,00143 „ V.OL0SB:. 5.5.,2..229
Kalorlithium +. ...22. Sessanen ae 0,03544 ,„ 0,29922
PROTBSHTEn. NE HR 0,02204 3 0189271,
Phosphorsaure Thonerde....... 0.00202 rt 0,05151 „
Zweifach - kohlensaures Eisen-
BEydul, „where 0, 00051 u 0,00592 ,„
Zweifach-kohlensaure Talkerde . 0, 14918: 5 1,33425 „
Zweifach-kohlensaurer Kalk.... 0, ‚35846 2 210291, ,,
BRREBBISRGFEL NE area 0,01608 5; 0,12349 ,„
Organische Substanzen......... 0,062338 ,„ 0,47908 „
Summe der gelösten festen Be-
standtheile....... 0,83517 Theile 6 ‚41410 Gran
Freie Kohlensäure......... N RUN
DCHBROR NEE UEEN TELER «. 0,01439 9° 5%. 0,11051 AS
Summe aller wägbaren Bestand-
ale. 20 ER
1,02674 Theile 7,88595 Gran. |
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Was Chemikern begegnen kann. 233
b) In unwägbarer Menge vorhandene Bestandiheile:
Dieselben wie in 1. 5)
Auf Volumina berechnet beträgt die Menge der im
Wasser enthaltenen Gase für den Normalbarometerstand
von 760 Millimeter:
Die wirklich freie Kohlensäure:
Bei der Quellen- Bei 00
temperatur 280,2.
In 1000 Grm. Wasser...... 99,772 CC. 90,381 C.C,
1 Pfund = 7680 Gran..... 5,458 C.Z. 4,944 C.Z.
Die sogenannte freie Kohlensäure: \
In 1000 Grm. Wasser...... 193,964 C.C. 175,794 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran..... 10,611 C.Z. 9,617 C.Z.
Der Stickstoff:
In 1000 Grm. Wasser...... 12,651 C.C. 11,469 C.C.
1 Pfund = 7680 Gran..... 0,693 C.2. 0,626 C.Z.
(Sitzungsber. der Akad. dei Wiss zu Wien. Math.-naturwiss.
Classe. Bd. 38. 8. 497 — 542.) B.
Was Chemikern begegnen kann.
Steward, Professor in Edinburgh, liess bei einem
Experimente ein Gefäss mit Salpetersäure fallen, wel-
ches zerbrach und die Säure über den Boden ergoss.
Steward und der herbeigerufene Famulus suchten
etwas derselben wiederzugewinnen und waren dabei den
Dämpfen ausgesetzt, welche den Kaum erfüllten, ohne
dabei ein ernstes Unwohlsein zu verspüren. Nach 1
bis 2 Stunden empfand Steward Hemmungen in der
Respiration und starb nach 10 Stunden trotz ärztlicher.
Hülfe. Der Famulus starb am folgenden Tage. (Journ.
de Pharm. d’Anvers. Juin 1863.) Dr. Reich.
Verfahren zur Bereitung des wässerigen Ammoniaks,
Von R. Fresenius.
Die Zeitschrift für analytische Chemie bringt 8. 186
des Jahrgangs 1862 einen Aufsatz, auf den ich im Wesent-
lichen verweise, weil eine Abkürzung nicht wünschens-
werth, Dagegen erlaube ich mir das Interesse durch
einige Daten aus demselben rege zu machen.
tl
“er
a
%; - FTen
EEE a a EIER
1%
jE S Eis | _ Bereitung des wässerigen Ammoniak.
| Fresenius 'beschickt seinen Apparat zit 13 Pfund
‚krystallisirtem Salmiak, 7 Pfund rohem schwefelsauren
Ammoniak, beides in Stücken von höchstens Linsengrösse _
gemischt, und mit 20 Pfd. Kalk, der mit 8 Pfd. Wässer
zu pulverförmigem Hydrat gelöscht ist, trägt diese Ge-
genstände in abwechselnden. Schichten ein, mischt das
Ganze trocken gut und übergiesst es dann mit 16 Pfd.
Wasser, wo dann nach abermaliger Mischung der Appa-
rat verschlossen wird. Die gleichzeitige Verwendung des
Salmiaks und schwefelsauren Ammoniaks erzeugt nun
den Vortheil, dass der Rückstand sich ohne alle Schwie-
rigkeiten herausnehmen lässt, indem der neben dem basi-
schen Chlorcaleium entstehende schwefelsaure Kalk das
starke Zusammenbacken des ersteren verhindert und die
Masse locker erhält, während andererseits eine so grosse
Menge Wasser vermieden wird, wie sie bei schwefelsau-
rem Ammoniak allein nöthig ist. Die Gleichmässigkeit
der Operation soll nichts zu wünschen übrig lassen. Das
Feuer braucht in den ersten Stunden nicht stark zu sein,
in 5—6 Stunden ist der grösste Theil des Ammoniaks
übergegangen und das dann noch übergehende Ammo-
'niak ist in Folge der bedeutenderen Erhitzung so stark
mit Wasserdampf gemischt, dass dadurch alles Ammo- -
_ niak nach seiner Verdichtung im Kühlrohr- absorbirt wird.
Es entweichen dann keine Gasblasen mehr, es entstehen
dann wegen des mehr trocken werdenden Inhalts weiss-
liche Nebel in dem Mischgefässe und man wechselt nun
rasch die Vorlage und ersetzt sie durch eine kleinere,
wenig Wasser enthaltende.
Den Schluss des Aufsatzes macht die Mittheilung
eines Versuches, bei welchem der Ammoniakgehalt der
in den Apparat gebrachten Materialien und der daraus
gewonnenen Producte durch Analyse genau bestimmt ist,
wobei sich ein Verlust von nur 5 Proc. des ganzen vor-
handenen Ammoniaks herausstellt.
Ammoniak -
A. Genommen. jir Erni,
| 1. 13 Pfd. Salmiak enth. 31,6 Proc. Ammoniak... 2054
2. 7 „ . schwefelsaures Ammoniak enth. 19,4
Procent Ammoniak... ....... Zu 670
3. Trübes Ammoniak und Waschwasser von einer
früheren Destillation 24 Pfd. von 5,17 Proc. . 620 =
3a.
N
u.
eh a nn A RERSE EN. = RATTE
Fee RE
7 7 i i e j 2 3
Zersetzung des Salmiaks beim Erhitzen. 235 5%
B. Erhalten. '» Ammoniak
| in Grm.
1. Im reinen Ammoniak (25300 Gramm von
Y I PEDS rk 2 Ta io ee 2808.
2. Im letzten trüben Destillate. (2717 Grm. von
| ERROR. EEE IOB8
3. Im Waschwasser (108035 Grm. von 1,56 Proc.) 169
Pfund ‚von: 0,25 Broe.)ın3......3...%. 43
Verlust beim Mischen und bei der Absorption 162
3344.
(Polyt. Centrbl. 1862. No. 18. $. 1225.) Bkb.
Zersetzung des Salmiaks beim Erhitzen, nach Pebal.
Ein überraschendes Beispiel der Zersetzbarkeit bie-
tet der Salmiak dar, indem derselbe im dampfförmigen
Zustande nicht aus der Verbindung von Salzsäure und
Ammoniak besteht, sondern die beiden Gase als getrennt
im Dampfe des Salmiaks anzunehmen sind. |
Den Beweis für diese Annahme giebt Pebal durch
die Benutzung der verschiedenen Diffusionsvermögen von
Salzsäure und Ammoniak gegen Wasserstoff. Die Aus-
führung des Versuches geschah auf folgende Art. In
ein etwa !/, Zoll weites, an einem Ende zu einer Spitze
ausgezogenes Glasrohr wurde ein Asbestpfropf lose ein-
gesetzt und auf denselben etwas Salmiak gebracht. Dies
‚Rohr wurde luftdicht durch einen Kork in ein etwa 11,
Zoll weites, am oberen Ende abgeschmolzenes Glasrohr
geführt, nun in den unter dem Asbestpfropf befindlichen .
Raum sowohl, als in das weitere Rohr Wasserstoffgas ge-
leitet und der Apparat in verticaler Stellung vermittelst
eines Kohlenfeuers so stark erhitzt, dass der Salmiak
verdampfte. Alsbald trat aus dem Raume, in dem- sich
die Salmiakdämpfe befanden, durch den Asbestpfropf =
Ammoniak zu dem Wasserstoff und bläute ein in dem
Gase aufgehängtes Lackmuspapier, während die Salzsäure, 1
. in den Salmiakdämpfen verbreitet, die saure Reaction
schnell zeigte, und demnach beim Verdampfen des Sa-
miaks eine Zersetzung in Säure und Base statt gefunden
hatte. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 123. 8.199.) Bkb.
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236 Vorkommen von Salpetersäure im Braunstein.
_ Bildung von salpetrigsaurem Ammoniak,
Das in der Luft fortwährend vorkommende salpetrig-
saure Ammoniak rührt nicht bloss von dem bei der Fäul-
niss stickstoffhaltiger organischer Materien sich bildenden
Ammoniak und der unter elektrischem Einfluss aus atmo-
sphärischem Stick- und Sauerstoff entstehenden salpetri-
gen Säure her, sondern dieses Salz wird auch erzeugt,
wie ©. F. Schönbein experimentell nachweist, wenn
Wasser mit dem Stickstoff der atmospärischen Luft unter
Einfluss von Wärme zusammenkommt. Nach dieser Be-
obachtung von Schönbein versteht es sich von selbst,
dass bei jeder Verbrennung der Körper an der Luft das
Ammoniaknitrat gebildet wird, weil bei derselben alle
dazu erforderlichen Bedingungen, als Vorhandensein von
Wasser, atmosphärischer Luft und Wärme, erfüllt sind.
So liess sich salpetrigsaures Ammoniak nachweisen bei
der Verbrennung der Fette, des Leuchtgases, des Hol-
zes u.8s.w. Kann der Brennstoff sich mit dem Sauer-
stoff der Luft zu einer kräftigen Säure verbinden, so wird
diese an das Ammoniak des Nitrits treten und die sal-
petrige Säure austreiben. Dieser Fall findet z.B. bei der
Verbrennung von Phosphor, Schwefel und Arsen statt;
man erhält hier statt der salpetrigen Säure Phosphor-
säure, schweflige Säure und arsenige Säure an Ammo-
niak gebunden. (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXIV. 1— 13.)
Bi 79. | er
Se u
Vorkommen von Salpetersäure im Braunstein,
Von H. Deville und H. Debray.
Die complicirte Zusammensetzung des aus dem Braun-
stein durch Glühen erhaltenen Gases und die darüber.
zu verschiedenen Zeiten aufgestellten Hypothesen gaben
den. Verfassern Veranlassung zu einer Reihe von Ver-
suchen. Dabei stellte sich als Bestandtheil sämmtlicher
untersuchter Braunsteinsorten Wasser (60 Kilogr. von Gies-
sen gaben 5 Kilogr. Wasser) von merklich saurer Reaction
heraus. Aus diesem Wasser erhielten sie durch Sätti-
gen mit reinem Kali 15 Grm. salpetersaures Kali
und ungefähr 5 Grm. Chlorkalium und liess bei Ab-
wesenheit von salpetrigsaurem Alkali in den krystallisir-
ten Salzen vermuthen, dass Chlor und Untersalpeter-
säure die gasförmigen sich condensirenden Producte
seien. ' ; | R
Es scheint daher ziemlich wahrscheinlich, dass der
re Bi HN a nn. Ak "res are Rn PETE
a u: ki: ‚ N RE e-} TR
Vorkommen von Salpetersäure im Braunstein. 237 +
Braunstein wenn nicht Salpetersäure, doch Ammoniak |
enthält, welcher in Berührung mit Sauerstoff und Braun-
stein eine ähnliche totale Verbrennung erleiden würde,
wie bei dem bekannten Kuhlmann’schen Versuche statt
findet. Beim Waschen von 250 Grm. Braunstein mit
verdünnter Schwefelsäure fanden die Verf. nur 4 Milligr.
Ammoniak, welches leicht aus den verwandten 2 Litern
destillirtem Wasser herrühren konnte.
500 Grm. Braunstein von Giessen mit 1—2 Liter
Wasser und 10 Grm. kohlensaurem Kali gekocht, die
Flüssigkeit mit Essigsäure schwach gesäuert, giebt zur
Trockne verdampft einen Rückstand, der an siedenden
Alkohol von 900 Salpeter abgiebt, welcher beim Erkal-
ten krystallisirt. s
500 Grm. desselben Braunsteins mit reinem Wasser
gewaschen, gaben im verdampften Filtrat einen Rück-
stand von
RR
Milligrm
Schwefelsaurem Kalı...... 103
Chlorealeium....... BR 205
Chlormagnesium...:...... 84
Chlörmatrium. vH 174
Salpetersaurem Natron.... 353
$ TE a 629
1548.
Jedes Kilogramm dieses Braunsteins giebt also an
Wasser 3,096 Grm. lösliche neutrale Salze ab. (Da
‘der Braunstein ausserordentlich dicht und schwer auszu-
waschen ist, so giebt die Analyse der Verf. den Gehalt
desselben an Salpetersäure nicht genau an. Aus der
Menge des Stickstoffs, der dem aus dem Braunstein. er-
haltenen Sauerstoff beigemengt ist, berechnet, ergiebt sich
ein Gehalt von wenigstens 1,2 Proc. Salpetersäure.) Die
Gegenwart von Nitraten in diesem Rückstande zeigt sich,
wenn man das zugesetzte essigsaure und oxalsaure Am-
moniak durch Glühen verjagen will durch ein gegen das
‚Ende der Operation sehr lebhaft eintretendes Abbrennen.
| Nach .dieser Analyse möchte man glauben, dass der
Braunstein vorzugsweise aus Nitrat entstanden sei, nd
dies um so mehr, als neutrales und saures salpetersaures
Mangan in Wasser gelöst und im verschlossenen Gefässe
auf etwa 15800. erhitzt, schwarzes Superoxyd absetzt,
welches spiegelnd, warzenförmig, wie gewisse Braunstein-
sorten, aber nicht krystallinisch ist. Da dem Braunstein
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238 Gewinnung von Salpetersäure. — Erzeu
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oft organische Substanzen beigemengt sind und deshalb
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gung von Chlor.
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bei Verbrennungsversuchen mit dem Sauerstoff im Ent-
, wickelungsmomente oft heftige Explosionen entstehen, so
ist es gut, das Gasgemenge erst in einem kleinen Glase
zu probiren. (Compt. rend. T.50. pag. 868.) Bkb
Gewinnung von Salpetersäure nach F. Kuhlmann,
Wenn man Chilisalpeter und Manganchlorür (den
Rückstand von der Chlorbereitung) im trocknen Zustande
erhitzt und die Dämpfe, welche vorzüglich aus Sauerstoff
und Untersalpetersäure bestehen, in einem passenden Ap-
' parate mit Wasser in Berührung bringt, so erhält man
Salpetersäure, indem sich die durch Erhitzung des Ge-
ER
menges entbundene Untersalpetersäure in Berührung
mit Luft und Wasser in Salpetersäure umsetzt. Der
Glührückstand der Salze, die höheren Oxydationsstufen
des Mangans enthaltend, ist zur Chlorbereitung mit Vor-
theil zu verwenden und die Ausbeute an Säure eine
günstige. | ;
Auf ähnliche Weise soll durch trocknes Erhitzen von
Salpeter mit schwefeisaurem Manganoxydul, Zinkoxyd,
Magnesia und durch Zersetzung der abgeschiedenen Unter-
salpetersäure mit Wasser Salpetersäure im Grossen er-
zeugt werden können. (Compt. rend. T.55. p. 246.) Bkb.
Ueber Erzeugung von Chlor nach Schloesing.
Schloesing beschreibt ein Verfahren, wonach man
aus der bei der Sodafabrikation erhaltenen Salzsäure ohne
Aufwand von Braunstein Chlorgas erzeugen kann. Nach
ln m
diesem wird ein Gemenge von Salzsäure und Salpeter-
säure mit Braunstein erhitzt.‘ Dabei erhält man Chlor
ohne weitere Zersetzungsproducte der Salpetersäure, in-
dem der Braunstein unter Abgabe von Sauerstoff an diese
Producte in salpetersaures Manganoxydul verwandelt wird.
Da sich dieses Salz durch gelindes Erhitzen in Ueber-
oxyd und Untersalpetersäure verwandelt, letztere aber
WE NEN
durch Berührung mit Wasser zersetzt und wieder in Sal-
petersäure verwandelt wird, so kann man die zur Chlor-
entwickelung verbrauchte Salpetersäure wieder gewinnen,
wenn man die Lösung des salpetersauren Mangansalzes
eindampft, den Rückstand erhitzt und die Dämpfe der
Untersalpetersäure mit Wasser in Berührung bringt. Der
Glührückstand des Mangansalzes ist Braunstein, den man
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ER © Bestimmung der Schwef elsäure ‚zu techn. Zwecken. 239
a telber wieder mit dem Gemenge yon . Salzsäure
und Salpetersäure erhitzt.
4;
Der Verfasser schlägt vor, Gefässe mit dem rege- |
.nerirten Braunstein zu füllen und constant einen Strom des
. Säuregemenges darüber zu leiten, welches dann als gesät-
tigte Lösung des salpetersauren Manganoxyduls abfliesst.
(Compt. rend. T. 55. p- 284.) Bkb.
Bleichen der Wäsche mit Chlorkalk.
Eine allgemein bekannte Erfahrung ist es, dass ver-
gilbte Wäsche durch Bleichen mit Chlorkalk völlig weiss
wird, allein über die mögliche Zerstörbarkeit der Wäsche
bei Anwendung des Chlorkalks herrschen noch Unsicher-
heiten. Sauerwein hat nun durch Versuche ermit-
telt, dass vergilbte Wäsche 24 Stunden lang in einer
Chlorkalklösung, welche 1, bis Yn Proc. Chlorkalk ent-
hielt, eingeweicht, hierauf herausgenommen und in wei-
chem Wasser rein gespült, vollkommen weiss gebleicht
war und an Haltbarkeit nichts eingebüsst hatte. "Bei An-
wendung im Grossen würde auf einen Eimer Wasser
etwa Y, bis !/, Loth Chlorkalk anzuwenden sein. (Mo-
natsblatt des hannov. Gewbe.-Ver.)
Wanssanalytische Bestimmung der Schwefelsäure zu
technischen Zwecken,
Nach Wildenstein löst man das zu ee
schwefelsaure Salz in einem 200 ©.C. haltenden Kolben
mit langem Halse in 45 bis 55 C.C. Wasser, erhitzt bis
zum Sieden und lässt so lange titrirte Chlorbaryumlösung,
.zulaufen, bis alle Schwefelsäure bestimmt gefällt und kein
grosser Ueberfluss von Chlorbaryum vorhanden ist: Nach- :
dem !/, bis 1 Minute gekocht und die saure Lösung vor-
her init kohlensäurefreiem Ammoniak in schwachem Ueber-
schuss erhitzt worden, fügt man titrirte Lösung von neu-
tralem chromsauren Kali in Quantitäten von 1), C.C. zur
Fällung der überschüssigen Baryterde so lange hinzu, bis
die Flüssigkeit deutlich gelb gefärbt ist, was man leicht
erkennt, wenn man nach jedesmaligem Zusatze die Flüs-
sigkeit umschwenkt und sich wenige Secunden klären
lässt. Ist die gelbe Färbung eingetreten, so tröpfelt man
zu der geklärten Flüssigkeit einige Tropfen Chlorbaryum-
lösung bis zur Entfärbung, wobei man dem entstehenden
IHR
Ka
240. Quantitative Analyse eines Kali- u. Ammoniakalauns.
ir!
Darstellung des Phosphorsulfochlorids.
Dieselbe gelingt leicht, wenn. man Phosphorpenta-
chlorid auf Schwefelantimon einwirken lässt: |
3PCl> + 25bS3 = 3PS2Cl13 4 2ShC12.
Man wandelt in einem Ballon von 2—3 Liter Inhalt
etwa 30 Gmr trocknen Phosphor, nach vorgängiger Ver-
treibung der Luft durch Kohlensäure, durch Einleiten
von trocknem Ühlorgas in Phosphorpentachlorid um. Dar-
auf wird das überschüssige Chlorgas mittelst eines Blase-
balgs vertrieben und dann 115 Grm. gepulvertes Schwe-
felantimon in kleinen Portionen allmälig zugesetzt, wobei
man Sorge trägt, das an den Wänden haftende PCI>
durch Umschütteln der sich bildenden Flüssigkeit abzu-
lösen. Ist die Reaction vollendet, so wird die Flüssigkeit
noch warm in eine trockne Retorte gegossen, destillirt, das
Destillat, welches zwischen 125 bis 1300 übergeht, auf-
Be
P
en
gefangen, zur Beseitigung von etwas Chlorantimon, Phos-
phoroxychlorid und Chlorarsen, welche von Verunreini-
gungen des Schwefelantimons herrühren, abgekühlt und.
mit einer verdünnten Lösung von Schwefelnatrium ver-
setzt. Das Phosphorsulfochlorid wird dann von dem ge-
bildeten Niederschlage und der wässerigen Schicht ge-
trennt, durch Schütteln mit Chlorcalcium entwässert, durch
. Asbest filtrirt und rectificirt. Man erhält auf diese Weise-
etwa 120 Grm. des Präparats, dessen Dämpfe die Augen
und die Respirationsorgane heftig reizen. Der Siede-
punet ist bei 124,250 und das spec. Gewicht ist bei 220
— 1,631. '(Compt. rend. T.53. — Chem. Centrbl. 1862.
1 2 SPRRB
No. 34.)
Quantitative Analyse eines gemengten Kali- und
Ammoniakalauns; nach Duflos. |
5 Grm. der Misehung übergiesse man mit dem vier-
fachen Gewichte reinen Wassers, bewirkt durch gelinde
Erwärmung die Auflösung und fügt dann ein dem Alaun
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gleiches Gewicht von kohlensaurem Baryt hinzu, ver-
bindet mittelst durchbohrten Stöpsels und Ableitungsrohrs
den Kolben mit einer Vorlage, welche etwas verdünnte
Salzsäure enthält, erhitzt den ‘Inhalt des Kolbens bis
zum Kochen und fährt damit fort, bis Alles trocken ist.
Der Inhait der Vorlage liefert, auf einem Wasserbade
verdunset, Salmiak. Man kann auch diesen Rückstand
mit Weingeist aufnehmen und mit Platinchlorid fällen.
Der Rückstand im Kolben wird mit Wasser und Salz-
säure aufgenommen; das Unlösliche ist schwefelsaurer
Baryt, aus dessen Gewicht der gesammte Schwefelsäure-
gehalt des Alauns berechnet wird. Aus dem sauren Fil-
trat wird mittelst kohlensauren Ammoniaks zugleich mit
dem überschüssigen Baryt die Thonerde gefällt. Nach
längerem Erwärmen’ wird der Niederschlag abfiltrirt, die
Flüssigkeit abgedampft und die Salzmasse bis zur Ver-
flüchtigung des Salmiaks erhitzt. Der schwach geglühte
Rückstand ist Chlorkalium, dessen Gewicht mit 6,35 mul-
tiplicirt, die entsprechende Menge Kalialaun ergiebt.
(Polyt. Centralh. für chem. Techn. 1862. 8.1386.) Bkb.
Ueber Kalium- und Natriumhyperoxyd.
Gay-Lussac und Thenard haben aus ihren Ver-
suchen über das Kalium- und Natriumhyperoxyd den
Schluss gezogen, dass in dem ersteren dieser beiden
Oxyde das Kalium mit zwei- und selbst dreimal so viel
Sauerstoff verbunden sei, als in dem Kali. Indem
sie durch Versuche das Gewicht des durch Verbren-
nung von Kalium in Sauerstoff gebildeten Oxyds be-
stimmten, fanden sie, dass letzteres ein Trioxyd sei.
In Betreff des Natriums stellte sich die Ansicht fest,
dass im Hyperoxyd desselben 1!/„mal so viel Sauer-
stoff enthalten sei, als im Natron. Diese Ansicht ist
‚im Allgemeinen von H. Davy bestätigt worden; aber
alle die genannten Forscher scheinen selbst jene That-
sachen nicht für absolut feststehend gehalten zu haben,
obwohl dieselben unter der Autorität so bedeutender Na-
men in die Lehrbücher der Wissenschaft übergegangen
sind. |
Die von Vernon Harcourt gefundenen Thatsachen
stehen im Widerspruche mit den Resultaten der Unter-
suchungen von Gay-Lussac, Thenard und Davy.
Nach denselben ist das durch Verbrennung von Kalium
Arch, d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 16
5
% N rer Kalkin: und‘ Natriumhypero@yd. N > 241 1 { Bee
Fe ao Mi u Ve Bi nad # ee a FIRE
} BE . op . ; areeT an ERRRER
22 Kalium- und Natriumhyperowyd. Be CL
im Sauerstoffgas entstehende Oxyd ein Tetroxyd und
das des Natriums ein Dioxyd. BERN. 1 Ve
Die Untersuchungsmethode ist folgende. Die Metalle
werden kurze Zeit vor den Versuchen so gereinigt,
dass man sie durch Leinwand presst. Die dazu ange- '
wendete Vorrichtung besteht aus zwei Glasröhren, einer
weiten und einer engen. Jene ist 15 Centim. lang und
an dem einen Einde geschlossen; diese ist um 1, enger
und mit Hülfe eines Korkes so in der weiteren befestigt,
dass ihr unterstes Ende, welches mit Leinwand überbun-
den ist, um 4 Centim. von dem Boden der äusseren
Röhre absteht. Dieser Apparat wird zur Hälfte mit Stein-
öl gefüllt, darauf in die innere Röhre des Metalles ge-
bracht, dasselbe durch Erwärmen geschmolzen und mit-
telst eines an einem Glasstabe befestigten Korkes durch
die Leinwand gedrückt. Das Metall fällt in Form eines
feinen Regens auf den Boden der äusseren Röhre. Mit-
telst eines Glasstäbchens vereinigt man die kleinen Kü-
‚gelchen zu grösseren und endlich werden kleine Cylin-
der daraus gebildet, in welcher Form das Metall in den
zur Oxydation bestimmten Ballon von hartem Glase ge-
bracht wird. Letzterer ist einerseits mit einer Reihe von
Wasch-, Reinigungs- und Trockengefässen für das Sauer-
stoffgas und andererseits mit einer Kugelröhre verbunden,
welche Schwefelsäure enthält und dazu dient, sowohl den
Gang des Processes anzugeben, als auch die Luft zu
‚trocknen, welche etwa in Folge zu heftiger Sauerstoff-
Absorption eindringen könnte. Der Ballon wird nun zu-
vörderst durch Erwärmung und Hindurchleitung eines
Stromes trockner Luft getrocknet. Nach der Abkühlung
wägt und fällt man ihn mit trocknem Stickgase und wägt
von Neuem. Um nun eine gewogene Menge Kalium ein-
zuführen, nimmt man einen der erwähnten Metalleylinder
schnell aus dem Röhrchen, in welchem er gebildet wurde,
taucht ihn einen Augenblick in reines Steinöl, bringt ihn
schnell in eine Röhre, durch welche man einen Strom
trocknen Stickgases leitet, verschliesst das offene Ende
derselben mit einem Korke, durch den eine ausgezogene
Glasröhre geht, erwärmt gelinde, und sobald das Metall
trocken ist, lässt man es schnell in den mit Stickstoff
gefüllten Ballon gleiten und wägt diesen nach Verschluss.
Hierauf wird der Ballon in ein Luftbad gesetzt und mit
den Trockenapparaten verbunden. Man erwärmt und
leitet nach der Schmelzung des Metalles einen Strom
troekner Luft hinein. | ;
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ji "Die Erscheinungen, welche das Kalium während sei-
ner Oxydation darbietet, sind bemerkenswerth. Zuerst,
„wenn die Luft sich mit dem Stickgase zu mischen be-
ginnt, sieht man das graue Häutchen, welches das ge-
schmolzene Metall bedeckt, eine dunkelblaue Färbung
annehmen, die Oberfläche wird uneben und bald darauf
erscheint an irgend einem Puncte ein einzelner Funken
und eine weisse Wolke von Oxyd steigt auf. In diesem
Momente beginnt die Absorption des Sauerstoffs, und lässt
man die Luft langsam hinzutreten, so geht die Verbren-
nung ruhig von Statten. In dem Momente, wo der Fun-
ken aufblitzt, wird die blaue Decke des Metalls weiss;
aber unmittelbar darauf verschwindet sie unter dem ge-
- schmolzenen Metalle, dessen Oberfläche sich mit zahlrei-
chen Warzen und Auswüchsen bedeckt, die sich erheben
und verästeln und das Aussehen von mattem Silber ha-
ben. Gleichzeitig breitet sich das Kalium auf der Fläche
des Glases aus. Nach 2 bis 3 Stunden ist das Ganze
fest, die Volumenzunahme hat aufgehört und der Spie-
gel, welchen das geschmolzene Metall auf der innern
Oberfläche des Kolbens bildet, hat einem amerphen Pul-
‚ver Platz gemacht.
Beobachtet man den Oi der Oxydation sehr auf
merksam, so scheint es, als wenn dieselbe in zwei Pha-
sen von Statten geht. Erst bildet sich ein weisses Oxyd,
welches ein Dioxyd zu sein scheint; nach Vollendung
der Operation dagegen ist die. ganze Masse gelb, wie
chromsaures Bleioxyd, welche Farbe dem höheren
Oxyde angehört. Um die Oxydation zu vollenden, lei-
tet man einen Strom Sauerstoffgas durch den Kolben;
aber es ist rathsam, den Process bis an das Ende hin
langsam zu leiten. Nach ziemlich langer Zeit ist die
Oxydation erst als vollendet zu betrachten. Bei 2800
schmilzt das Oxydationsproduct zusammen; der.Luft aus-
. gesetzt, zieht es: begierig Feuchtigkeit an und entwickelt
Sauerstoff; mit Wasser braust es lebhaft auf. Es ent-
hält nach Harcourt’s genauer Analyse 4 At. Sauerstoff
und seine Zusammensetzung entspricht der Formel KO%.
Die Erscheinungen bei der Oxydation des Natriums
ähneln in gewisser Beziehung den oben beschriebenen,
aber sie sind weniger auffallend. Das gebildete Natrium-
‚hyperoxyd ist rein weiss; wie Zinkoxyd und Zinnoxyd
- wird es beim Erhitzen gelb und beim Abkühlen wie-
‚der weiss. An der Luft zerfliesst es langsam und .erhär-
tet nach einiger Zeit wieder UnER Bildung von Carbonat.
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Rheine und Aahaskypmienk. er 243 . a
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spricht der Formel Na02. Die Lösung des Dioxyds
. erlangt eine grössere Beständigkeit, wenn sie angesäuert
"244 ___ Kalium- und Nutriumhyproad..
Die Zusammensetzung des Natriumhyperoxyds ent-
wird. Wenn man sie genau durch Säuren neutralisirt
und abdampft, erhält man gewöhnliche Natronsalze.
Das Kaliumtetroxyd nimmt in gelinder Wärme zuerst
eine dunkle Orangefarbe an und schmilzt alsdann zu einer
schwarzen Flüssigkeit... Beim Abkühlen erstarrt die
Schmelze krystallinisch und wird wieder gelb. In höherer
Temperatur tritt allmälig unter .‚Sauerstoffentwickelung
Zersetzung ein. Erhitzt man das Kaliumtetroxyd mit
‚Schwefel, so findet eine lebhafte Verbrennung statt. Es
‚bildet sich hierbei schweflige Säure und Schwefelkalium.
Natriumdioxyd erleidet durch Schwefel eine ähnliche Zer-
setzung. Kohlenoxyd wird in der Wärme unter Bildung
von kohlensaurem Natron absorbirt.
Von Kohlenoxyd wird das Kaliumtetroxyd bei einer
Temperatur von etwas über 1000 in kohlensaures Kali
und Sauerstoffgas zerlegt. Stickoxydul greift das Natrium-
dioxyd bei Schmelzhitze an; es bildet sich salpetrigsaures
Natron und Stickgas. |
- Stiekoxyd wird über 150 0 vom Natriumdioxyd voll-
ständig absorbirt, es bildet sich eine farblose Flüssigkeit, i
welche geschmolzenes salpetrigsaures Natron ist.
Auf das Kaliumtetroxyd ist die Einwirkung des-
selben Gases nicht so einfach; ‚es entsteht Untersalpeter-
säure und ein Gemenge von salpetrigsaurem und salpeter-
saurem Kali. (Uhem. Soc. Q. Journ.. 14. — Rep. de Chim.
BiHn
pur. 1862. -— Chem. Centralbl. 1863. 5.)
Zur Kenntniss der Stassfurter Abraumsalze.
Die kalihaltigen Abraumsalze (unreiner Carnallit)
. der Stassfurter Werke gewinnen in der neuesten Zeit
eine, grosse technische Wichtigkeit und gaben deshalb
‘dem Dr. C. Schrader Veranlassung zu einer Unter-
suchung derselben. Dieselbe wurde in der Art ausgeführt,
dass aus einer grösseren Quantität Abraumsalzes eine
Durchschnittsprobe von 5000 Grm. in siedendem Wasser
' bis zu einer Öoncentration gelöst wurde, bei der sich der
in Wasser unlösliche Rückstand, grösstentheils Eisenoxyd,
noch gut absetzte und sich durch Decantiren trennen liess...
Beim Erkalten der so dargestellten Lauge schied sich
ein Salz ab, welches gesammelt, während die Mutterlauge
bis zu dem Puncte eingedampft wurde, bei dem sich |
Stassfurter Abraumsalze. , Sur. 248
von Neuem Salz. abzuscheiden begann. Diese Lauge
liess man abermals erkalten und 12 Stunden der Krystal.
lisation anheimstellen. Nach Entfernung dieses zweiten
Aufschlages wurde in ähnlicher Weise mit Verarbeitung
der Mutterlaugen fortgefahren, bis dieselben gänzlich auf-
gearbeitet waren. Die Untersuchung ergab folgende
Resultate. 5000 Grm. Abraumsalz, wie oben angegeben
gelöst, lieferten 6000 C. C. einer klaren Lauge von
280 B.; beim Erkalten derselben hatte sich ein in Wür-
feln krystallisirendes Salz abgeschieden. Dasselbe wog
in trockenem Zustande 120 Grm. Es bestand der Analyse
zufolge aus: Berk
berechnet Atome
Chlorkalium . ... 59,74 56,1 1
Chlornatrium .... 40,26 43,9 1
| 100,00 100,0. |
Die Mutterlauge dieser Abscheidung wurde so weit
verdampft, bis sie sich mit einer Salzhaut zu bedecken
begann. Nach 12stündigem Erkalten. war ein Salz in
grossen Würfeln herauskrystallisirt, dessen Menge in
trockenem Zustande 720 Grm. betrug. Nach dem Her-
ausnehmen dieses Salzes betrug die zurückbleibende Mutter-
lauge 3900 C.C. und hatte eine Stärke von 310 B. In
100 Th. enthielt dieses Salz:
Chlörkalhne 7% 2 55,79
Chlornatrium .......... 29,80
Chlormagnesium ....... 14,41
100,00.
Die nach dieser Abscheidung resultirende Mutter-
lauge wurde von Neuem bis zur eintretenden Salzab-
scheidung verdampft. Nach dem Erkalten hatten sich
472,5 Grm. eines schlammigen, hygroskopischen Salzes
. abgeschieden. Die Menge der Mutterlauge betrug 2125
C.C. von 330 B. Das Salz bestand aus:
Chlorkalium............ 15,46
Chlornatium........... 52,52
Chlormagnesium ....... 32,02
100,00.
Die erhaltene Mutterlauge wurde weiter verdampft, |
. bis. sich wesentlich Salz abschied. Nach 12stündigem
Erkalten hatten sich 390 Grm. eines schlammigen sehr
zerfliessenden Salzes abgeschieden. Die Menge der Mutter-
' lauge betrug 1050 0. C. und hatte eine Stärke von 340 B.
Das Salz enthielt: |
\ EN Pe BE ER neh A BE a a N a EFT
= Fi Er ee u En
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« u Tag Pa x u Pu Me u a
a rn 5 \ ß nr » A er
| 2 A & wi Be
2 246. SR Stassfurter Abrakmaai A
Chlorkalium ........... 6,38
Ghlorastrium. an. 51,28
Chlormagnesium ....... 72,34
100,00.
Das nach dem Verdampfen von der vierten Ab-
scheidung der resultirenden Mutterlauge erhaltene Salz
war kalifrei. Es bestand aus:
| berechnet Atome
Chlormagnesium .. 64,2 61,87 2
Chlornatrium ..... BB. Baar
100,0 100,00.
Nach dieser Untersuchung‘ enthalten 100 Theile Ab-
raumsalz:
Ghlorkalım ..... 2.0000 11,14
Chlomatrium ea 200 12,82
Chlormagnesium ....... 20,29
Was die weitere Verarbeitung der nach oben ange-
“ gebener Methode gewonnenen Salze anbelangt, so können
die beiden ersten Aufschläge entweder sofort zur Zer-
setzung von Natronsalpeter, Darstellung von Pottasche
'u.s. w. verwendet werden, oder können auch von Neuem
gelöst und durch Krystallisation chlorkaliumreichere Salze
aus ihnen gewonnen werden. Um das Chlorkalium des
dritten und vierten Aufschlags zu gewinnen, könnten
diese Salze in Lösung gebracht und die Magnesia mittelst
Soda gefällt und die durch diese Operation erhaltenen
chlorkaliumhaltigen Kochsalzlösungen wie oben verwerihet -
werden.
Was den‘ fünften: kalifreien Aufschlag betrifft, so
kann derselbe entweder auf kohlensaure Magnesia ver-
arbeitet werden, -oder er liesse sich auch in schwefel--
saures Salz überführen. Die in Lösung gehaltenen Salze
von schwefelsaurem Natron und schwefelsaurer Magnesia
können leicht bis auf einen für die Technik hinreichen-
den Grad von Reinheit durch Krystallisation getrennt .
werden. In ähnlicher Weise kann auch der dritte und
. vierte Aufschlag verarbeitet werden.
Die drei letzten Aufschläge sind auch vielleicht der
Art zu zersetzen, dass aus ihren Lösungen mittelst
Kalkmilch die Magnesia abgeschieden wird und die
Chlorkalium, Chlornatrium und Chlorcaleium nebst einem -
Ueberschusse von Kalk enthaltenden Flüssigkeiten mit
Schwefelsäure der Art versetzt werden, dass sämmt-
liche. Salze in Sulphate umgewandelt werden. Durch
Fabrikation der kaustischen ‚Soda. 247
Krystallisation lassen sich dann leicht Gyps, schwefel-
saures Kali und -Natron trennen. (Zeitschr. f. deutsche
Ingenieurs. 1862. — Chem. Centralbl. 1863.11.) DB.
Ueber die Fabrikation der kaustischen Soda;
nach Friedrich Kuhlmann.
Da das Verfahren, die Soda vermittelst Kalk ätzend
zu machen, kostspielig und nur bei verdünnter Lauge
anwendbar ist, diese aber beim Eindampfen wieder Koh-
lensäure anzieht, so wendet man in England ein an-
deres an.
Man setzt der rohen Soda bei der Fabrikation mehr
‘ Steinkohle zu und statt dieselbe einige Zeit der Luft
auszusetzen, laugt man sie im frischen Zustande mit
Wasser von etwa 50° O. aus, lässt über Nacht klären,
concentrirt sie rasch, und nimmt dabei das sich ab-
scheidende kohlensaure Natron fort. Während dieser
Concentration wird die Lauge immer dunkler, sie nimmt
eine ziegelrothe Farbe an und es scheidet sich beim Er-
kalten fast alles kohlensaure Natron aus, so dass eine
möglichst gehaltreiche kaustische Soda erhalten wird.
. Dieser setzt man, wenn sie erhitzt in gusseisernen
Kesseln eine hohe Temperatur erlangt hat, auf je 100 Th.
zu erlangender kaustischer Soda 3 bis 10 Th. salpeter-
saures Natron zu, dadurch bewirkt man die Umwandlung
des Schwefelnatriums, des schwefligsauren und unter-
schwefligsauren Natrons. Die kaustische Lauge wird
dann nach einiger Zeit in eisenblecherne Oylinder ge-
gossen und darin in den Handel gebracht.
Der grössere Gehalt der rohen Soda an schwefel-
saurem Natron oder unzerseztem Chlornatrium, auch
wenn die Lauge nicht lange genug bei hoher Temperatur
. erhalten wurde, oder wenn man sie nicht hinreichend klärte,
kann sehr nachtheilig. auf den Werth der kaustischen
Soda wirken, so dass diese weniger guten Sorten, welche
sich durch eine von Eisenoxyd herrührende schwach
bräunlichgelbe Farbe auszeichnen, oft nur 88 bis 900 am
Alkalimeter zeigen, noch 10 bis 12 Proc. kohlensaures
Natron enthalten, wogegen bei Bearbeitung gut fabricirter
roher Soda und unter den angegebenen Vorsichtsmaass-
regeln die Stärke des Präparates 1130 betragen kann,
Bkb.
für gewöhnlich aber 100 0 erreicht. (Kep. de chim. appl.
Juin 1862. p. 205.)
248 Chemische Processe bei der > Sodabereitung
Ueber die Bereitung reiner kaustischer Soda i im Grossen; ;
von Dr. Ph. Pauli.
Der Verfasser schmilzt die stark verunreinigte kau-
stische Soda des Handels in eisernen Kesseln, wobei sich
nahezu alles kohlensaure Natron und der bei weitem
‚grösste Theil der übrigen Salze als Schaum an die Ober-
- Häche begiebt, wo deıselbe leicht entfernt wird. Die
flüssige Masse wird dann eine Nacht hindurch in der
Dunkelrothglühhitze erhalten und erscheint am Morgen
vollkommen durchsichtig, während die Wände und der
Boden des Kessels mit blumenkohlartigen Massen bedeckt
sind, welche aus kieselsaurer. Thonerde mit Chlornatrium,
schwefelsaurem Natron und wenig Kalk bestehen.
Die so erhaltene kaustische Soda ist vollkommen
frei von Thonerde, auch scheidet sich beim Schmelzen
derselben etwa vorhandenes Eisenoxyd vollständig ab.
- Die so dargestellte kaustische Soda enthält nur eine
Spur kohlensaures Natron und wird ohne Zweifel für
chemische Laboratorien wichtig werden. (The chem.
News. 28. Juni 1862.) .Bkb.
e _ Veber die chemischen Processe bei der Sodabereitung.
Entgegen der jetzt allgemein angenommenen Ansicht
über den Vorgang bei der Darstellung der Soda nach
dem Leblanc’schen Verfahren bezweifelt W. Gossage
die Existenz des Calciumoxysulfurets (2CaS + CaO)
und hält das Einfach - Schwefelcalcium -(CaS) für unlös-
lich in Wasser, da es demselben nicht gelungen ist,
das Caleiumoxysulfuret in den Auslaugungsrückständen -
der rohen Soda nachzuweisen, derselbe vielmehr. diese
"Rückstände zumeist als Gemenge von Schwefelcaleium
und kohlensaurem Kalk erkannt hat. In der bei der‘
‘ Auslaugung der rohen Soda mit vielem Wasser entstan-
denen verdünnten Lösung von. kohlensaurem Natron findet
sich der gesammte Aetzkalk in kohlensauren Kalk um-
gewandelt, dieser entsteht durch Umsetzung aus dem vor-
handenen Aetzkalk und kohlensaurem Natron, denn, dass
das hierbei auftretende Aetznatron nicht fertig gebildet
in der Rohsoda enthalten ist, ergiebt sich nach dem Ver-
fasser daraus, dass man dasselbe aus der rohen Soda mit
Alkohol nicht ausziehen kann. Bei dieser Umwandlung
des Aetzkalkes in kohlensauren Kalk müsste a ze =
Zersetzungsweise des Steinsalzes. 2.7919
das Schwefelealeium in Freiheit gesetzt werden, sich so-
dann lösen und mit dem kohlensauren Natron sich in
kohlensauren Kalk und Schwefelnatrium umsetzen, was
‚jedoch nicht geschieht und zwar nach dem Verfasser der
Unlöslichkeit des Einfach - Schwefelcaleiums wegen. Beim
Glühen von Gyps mit Kohle erhielt derselbe, wenn die
Luft möglichst ausgeschlossen, unlösliches Schwefelcaleium,
wogegen sich bei Einwirkung der Luft daneben höhere
Schwefelungsstufen bildeten, die sich mit Wasser aus-
ziehen liessen. Mit einer Lösung von kohlensaurem Natron
zusammengebracht, setzte sich das Einfach-Schwefelcal-
cium nicht in Schwefelnatrium und kohlensauren Kalk
um. Hiernach wäre auf 1 Aeq. schwefelsauren Natrons
zur Zersetzung nur 1 Aeq. kohlensaurer Kalk nothwen-
dig; doch entstehen durch einen Ueberschuss desselben
- verschiedene Vortheile, auch wird der Nachtheil möglichst
verhütet, welcher aus der Bildung der die Entstehung
von Schwefelnatrium bedingenden löslichen a
rete des Calciums hervorgeht.
Als Schema für den Vorgang bei der Bereitung. von:
Rohsoda giebt der Verfasser an:
2 Aeq. NaO, SO3 | et u
32.5, Ca0,002 =i4 ; CaO
9.0 TO, 2 HEN |
(Chem. News. Novbr. 1862. p. 269.) | Bkb.
' Veber eine Zersetzungsweise des Steinsalzes; ;
von J. Nickle&s.
Steinsalz und schwefelsaurer Kalk kommen im Mine-
ralreich fast immer neben einander vor. Die Schwefel-
säure, der Kalk, das Chlor und das Natrium ordnen sich
so an, dass sie schwefelsauren Kalk und Chlornatrium
bilden, und man muss deshalb annehmen, dass in dieser
Gruppirung, nicht aber als schwefelsaures Natron und
Chlorcalecium, diese Substanzen ihre grösste Stabilität
darbieten. Vergebens hat man auch versucht die umge-
kehrte Anordnung zu realisiren. Weun man jedoch dem
Gemenge dieser beiden Salze eine gewisse Menge Man-
ganhyperoyd zusetzt und sie dann glüht, sö erhält man
ein anderes Resultat, und zwar entsteht in diesem Falle
- immer schwefelsaures Natron. Nickl&s rechnete bei
f dieser Operation auf die Möglichkeit, das Chlor aus
dem Chlornatrium durch den Sauerstoff des Hyperoxydes.
Wa: a “
N Te
De
250 Bestimmung der lösl. Schwefelmetalle in voher Soda.
zu verdrängen, um das zur Bildung des schwefelsauren
"Natrons erforderliche Natriumoxyd zu erhalten. Dieser
Process findet auch wirklich statt, das verdrängte Chlor
entbindet sich und im Tiegel bleibt schwefelsaures Natron,
Kalk und der Ueberschuss des angewandten Man-
ganhyperoxydes mit schwefelsaurem Kalk; Nickles
' konnte jedoch nie mehr als 15 Proc. schwefelsaures Natron
erhalten. Diese Ziffer dürfte sich auch schwerlich über-
schreiten lassen, weil die Verflüchtigung des Kochsalzes
genau in der Nähe derjenigen Temperatur erfolgt, bei
welcher die oben erwähnte Zersetzung statt findet.
(Rep. de Chim. appl. Decbr. 1862. 8. 464.) Bkb.
Schnell ausführbare Bestimmung der löslichen Schwefel-
metalle in der rohen Soda; von Scheurer - Kestner.
Nach dem Verfasser wird die mit vielem Wasser
verdünnte und mit etwas Schwefelsäure angesäuerte Lö-
sung der zu prüfenden Soda mit einer schwachen Lösung
von übermangansaurem Kalı titrirt. | |
Verdünnt man die Lauge immer mit der gleichen
Menge Wasser, als welche Verdünnung der Verfasser ein
spec. Gewicht von 1,070 oder 100 B. anwendet und
wäscht dann 10 Cubikcentim. mit 500 Cubikcentim..
_ destillirtem Wasser, so erhält man constante Angaben.
Zwar werden durch diese Methode nicht allein die Schwefel-
metalle, sondern auch zugleich die niedrigen Oxydations--
stufen desSchwefels oxydirt und bestimmt, jedoch istdieselbe
einfach, schnell ausführbar und liefert Resultate, welche
für die Zwecke der Praxis hinreichend genau sind.
(Rep. de Chim. appl.-— Polyt. Centralbl. 1863.8.553.) Bkb.
Ueber eine schnelle Bestimmung der in roher Soda
eingeschlossenen löslichen Sulfüre; von H. Lestelle.
Die bei der Sodafabrikation nicht zu verhindernde
Bildung löslicher Sulfüre ist in Bezug auf den Handels-
werth der Soda von grosser Wichtigkeit. Ebenso wichtig
ist es in dem Gange der Fabrikation die relativen Men-
gen der in der rohen Soda eingeschlossenen Sulfüre zu
bestimmen. Die folgende Methode verspricht Genauheit
‚und Schnelligkeit der Ausführung. Sie gründet sich auf
die Unlöslichkeit des Schwefelsilbers und die Löslichkeit
aller andern Salze bei Gegenwart von Ammoniak.
Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen. 251
Es wird eine ammoniakalische Silbernitrat- Normal-
flüssigkeit bereitet, indem man 27,690 Gramm feines
Silber in reiner Salpetersäure löst, 250 Cubikcentimeter
- Ammoniak zusetzt und so viel Wasser, dass das Ganze
1 Liter beträgt. Jedes Cubikcentimeter dieser Lösung
entspricht 0,010 Gramm einfachem Schwefelnatrium.
Die zu analysirende Substanz wird in Wasser gelöst,
Ammoniak zugefügt, zum Sieden erhitzt und tropfen-
weise, vermittelst einer in I}, Cubikcentimeter graduirten
' Bürette, die ammoniakalische Silberlösung zugesetzt, die
einen schwarzen Niederschlag von Schwefelsilber bildet.
Ist aller Schwefel gefällt, so wird filtrirt, zu dem Filtrate
von neuem Silberlösung gesetzt, bis in dem frischen Fil-
trate die Probeflüssigkeit nur noch eine leichte Trübung
hervorbringt. Der Versuch ist beendigt, und es genügt,
die Theilstriche der Bürette abzulesen und diese Zahl
mit der des Gewichtes zu vergleichen.
Handelt es sich um schwache Spuren von Schwefel,
so muss man eine sehr verdünnte Silberflüssigkeit an-
wenden, von welcher jedes Cubikcentimeter 0,005 Gramm
Schwefel entspricht.
Vermittelst dieser Methode hat Lestelle sehr schnell,
in 5 Minuten, den Gehalt an Sulfüren in Sodalauge und
auch in künstlicher Soda bestimmt. Er fand, dass gut
dargestellte Soda immer noch 0,10 bis 0,15 Proc. Sulfüre
enthielt, während schlecht fabrieirte Soda, die man lange
dem Feuer aussetzte und mit dem Namen calcinirte be-
zeichnet, 4,5 bis 6 Proc. Sulfüre aufweist. (Annal. de
Chim. et de Phys. Octbr. 1862. p. 172.) Dr. Reich.
Chemische Constitution der ägyptischen Natronseen.
Die von Meh&din an Dumas geschickten Proben
analysirte Ed. Willms. 41%;
Wasser der Natronseen.
Das Wasser ist, besonders nach längerem Kochen,
stark alkalischh durch organische Stoffe sehr lebhaft
gefärbt, die durch das kohlensaure Natron gelöst sind.
Es fällt nicht Magnesiasalze, woraus hervorgeht, dass die
Soda als doppelt-kohlensaures Salz darin enthalten ist;
fällt reichlich Kalk- und Barytwasser, ebenso oxalsaures
Ammoniak, weniger nachdem man es zum Sieden brachte,
; weil dabei der Kalk sich präcipitirt. Chlorbaryum gab
Ben RN
Pe I RE
252 (Chemische Constitution der ägyptischen Natronsen.
. keinen Niederschlag nach Zusatz von etwas Salpetersäure.
- Salpetersaures Silberoxyd gab einen bedeutenden Nieder-
schlag von Chlorsilber. Man constatirte ausserdem die Ab-
wesenheit von Brom, Jod und salpetriger Säure, jedoch
können diese Bestimmungen zweifelhaft gelassen werden,
da man nur mit etwa 1/, Liter arbeiten konnte. Die
Spectralanalyse zeigte keines der neuen Alkalimetalle
an; es zeigte sich die Natriumlinie mit grosser Inten-
sität, ebenso flüchtige Spuren von Kalium.
Im Wasserbade wurden 300 C. C. Wasser einge-
dampft, der Rückstand betrug 1,322 Gramm, dieser wurde
aus Furcht vor Verlust an Soda und Chlornatrium nicht
eingeäschert; bei der Üalcination schwärzte er sich.
Die Analyse ergab:
Kohlensauren Kalk.............. 0,375 als doppelt-
® Magnesia.......... 0,531. kohlensaure
5 Natron... uk 38 1,373 Salze
Chlornatrium .- 2.2.5 u ee
Kieselsäure .:. 2. u.us cr ee BR: ri
Thonerde und Eisenoxyd........ 0,063
Organische Materie und Verlust.. 0,210
Rückstand in 1 Liter = 4,407.
Erdiger Bodensatz der Natronseen.
Dieser Bodensatz, im feuchten Zustande schwarz,
nimmt durch Trocknen eine hellere Farbe an. Zur
Analyse wurde ein Theil bei etwa 1200 C. im Oelbade
getrocknet; er verlor hierbei und bei der Calecination
6,8 Proc. Die Analyse ergab: !
Flüchtige Stoffe (Kohlensäure, organische
Materie, wenig Stickstoff) ........ Rd 8: ]R
Stickstoff... 2... 14 32 20 40 ae a er 0,11
Kieselsäure (Quarz, Glimmer) ........... - 77,20
Thonerde und Eisenoxvd............... 11,15
SEhesphörsäure 2, 21.0 255 TEST 0,65
BR ee a a 190
MapneBis u... a 0,20
NAIrOR 0. 2:00 ee 0,30
Salzsäure und andere nicht bestimmte
Stoffe (der in Wasser lösliche Theil).. 1,80
100,00.
Die den Natronseen benachbarte unfruchtbare Erde.
Die Erde ist gelb, kieselig, alkalisch, enthält Wur-
zelfragmente. Der Einächerung unterworfen, liess sie
leicht Quarzkrystalle und Glimmerflitterchen erkennen,
die darin eingestreut waren, wie in vielen Sediment-
ax . na iv
EER NIERSU NR
I Se, "Tabir a‘ Thalium. | Ur: 253 -
Fi
schichten. Die Flitterchen warn A Salzsäure nicht
angegriffen, sie wurden der Kieselsäure der Analyse bei-
gerechnet. Die Erde wurde bei 1209 O. getrocknet, der
Caleination unterworfen, wobei sie 16,30 Proc. verlor.
Die Analyse ergab auf 100 Theile der bei 1200 C, Be:
trockneten Erde berechnet: f
| Organische Materie, wenig Stickstoff... 14,75
Kohlensäure, allein an Natron gebunden. 1,29
BEITORBEIENT, 2 u dr nF BE N an 2% 0,26
Kieselsäure (Quarz, Glimmer).......... 51,35
Thonerde und Eisenoxyd............... 9,62
Bhosphkorsäure ya Pr 0,58
Kalk, gebunden an Kieselsäure ....... : 1,40
EN EL an an EEE N ae 3,91
Chlornatrium .......: ee le
Chlormagnesium ............. ER 1,36
Bilorealtiun: a. ae 0,42
Kohlensaures Natröiic. So ee RE
Case de Chim. et de Phys. Octbr. 1862). ne Reich.
Ueber das Thallium, nach Lamy.
Die Zähigkeit des Thalliums ist ebenso gering als
seine Hämmerbarkeit. Seine Dichtigkeit — 11,862, seine
spec. Wärme — 0,0325, sein Aeq. — 204. Thallium und.
seine Verbindungen sind diamagnetisch. Schlechter Wärme-
und Elektrieitätsleiter. Die Thalliumoxydsalze (les |
sels au minimum) sind sehr charakteristisch.
Die wässerigen Lösungen dieser Salze werden weder
durch die reinen, noch durch. die kohlensauren Alkalien
gefällt; eben so wenig durch gelbes oder rothes Blut-
laugensalz bei hinreichender Verdünung und saurer Natur
der Flüssigkeit. Salzsäure bewirkt einen weissen sehr
wenig löslichen . Niederschlag von Thalliumchlorür
Jodkalium, Platinchlorür geben ein gelbes Jodür und
ein Doppelchlorür, noch schwerer löslich; chromsaures
Kali ein gelbes chromsaures Salz, das sich kaum in |
einem Ueberschuss von Alkali auflöst.
Der Schwefelwasserstoff ist ohne sichthara Ein-
wirkung auf dieselben Lösungen, wenn sie sauer sind;
aus neutralen Lösungen der Thalliumoxydsalze fällt HS #
einen Theil des Metalles als grauschwarzes Sulfür, ver- _ es
änderlich an der Luft. Aus alkalischenLösungen wird durch
HS oder H?NS alles Thallium in Form von schwarzem.
| Schwefelthallium el, ‘das sich leicht zu Boden setzt
be
2 SR TR RZ ER NN RE RE
AT Bi ke A e; .
a in einem a von Schwefelammenium unlös-
En lich ist. 2 ee
Zink fällt das Thallium aus seinen versohäfdenen: 3
. Lösungen, namentlich aus der schwefelsauren, in glänzen-
den Blättchen, die zuweilen sehr verlängert und verzweigt
sind. Zinn und Eisen fällen es nicht. |
Das Thallium kann sich mit Sauerstoff in wenigstens
zwei Verhältnissen vereinigen, um Oxyde zu bilden, unter
denen das Protoxyd das wichtigste ist.
. Thalliumoxyd (protowyde de thallium). Löslich
im Wasser, welches es alkalisch und ätzend macht. Bil-
‚det mit Kohlensäure ein im Alkohol unlösliches Salz; das
.‚Oxyd entzieht der Luft die Kohlensäure. Im festen Zu-
'stande ist das Thalliumoxyd gelb oder schwarz, je
nachdem es hydratisch oder wasserfrei ist. Seine farb-
‚lose Lösung im Vacuum eingedampft, setzt lange Bündel
‚gelblicher prismatischer Nadeln ab, welche ‚während des
Abdamptens sich schwärzen, so dass man bei einem ge-
wissen Grade der Trockenheit eine sonderbare Probe von
' schwarz und gelb gescheckten Krystallen. erhält.
Das Thalliumoxyd schmilzt unterhalb 30000. zu
einer braunen flüchtigen Flüssigkeit, welche beim Abküh-
len sich zu einem gelben, dem Glase oder Porcellan sehr
anhaftenden Ueberzuge gestaltet, der Kieselerde in chemi-
scher Verbindung enthält. |
Alkohol thallique, Thalliumoxyd -Aethyloxyd. Erhitzt
man troeknes Thalliumoxyd mit absolutem Alkohol, so
löst es sich und bildet eine sonderbare Verbindung in
öliger Form von sehr kaustischem Geschmack, grosser
Dichtigkeit und starkem Lichtbrechungsvermögen, den
Thallıumalkohol, analog dem Kaliumalkohol oder
Aethyloxydkali. Die Dichtigkeit. desselben — 3,50,
sein Lichtbrechungsvermögen kaum geringer als das des‘
Schwefelkohlenstoffes. |
Wenig löslich in kaltem Alkohol. Mit Wasser zer-
‚setzt er sich unter Bildung von sehr voluminösem schön
gelben Thalliumoxydhydrat. |
Schwarzes Thalliumhyperoxyd. : Wird Thal-
hum im Sauerstoffgase vollständig verbrannt, so liefert
es ein schwarzes Oxyd — TIlO3. Dieses Trioxyd ist
unlöslich und ohne Wirkung auf die Pflanzenfarben.
Es schmilzt bei Hellrothgluth und entwickelt dabei E
. Bauerstoffgas. 2
Mit HCl, SO3 und NO5 bildet es wenig. beständige h
Salze, die sich mit Wasser in Berührung gebracht
zersetzen und Chlor oder Sauerstoffgas in der Wärme
. entwickeln. | RR |
Braunes Thalliumhyperoxydhydrat. Giesst
man eine alkalische Lauge in eine Lösung von Thallium-
sesquichlorid, so erhält man einen braunen Niederschlag
and Thalliumprotoxyd bleibt gelöst, sobald die Flüssig-
keit gehörig verdünnt ist. Dieses Oxyd ist unlöslich,
wie das vorige und kann sich mit Salzsäure und Schwefel-
säure vereinigen. Es unterscheidet sich vom vorigen nur
durch 1 Aeg. Wasser, welches beim Erhitzen entweicht
ohne dass die braune Farbe der Verbindung sich wesent-
lich ändert.
Kohlensaures Thalliumoxyd — TIO, CO? ist
löslich im Wasser, in dem Verhältniss von 5,23 Gramm
des wasserfreien Salzes in 100 Gramm Wasser von
180 ©. und von 22,4 Gramm Salz bei 10008 C. Es
krystallisirt in langen abgeplatteten prismatischen Nadeln,
ist sehr zerreiblich, gelblich, leicht schmelzbar zu einer
grauen Masse, deren Dichtigkeit — 7,06.
Schwefelsaures Thalliumoxyd — TIO,SO3,
‚krystallisirt in schönen schiefrhombischen Prismen, welche
beim Erhitzen decrepetiren und unzersetzt bei Tempe-
raturen nahe der Rothgluth schmelzen. Wieder erkaltet
‚erscheint die Masse durchsichtig glasartig und zeigt
6,77 spec. Gewicht. Die Löslichkeit ist etwas geringer
als die des kohlensauren Salzes und wie bei diesem pro-
portional der Temperatur. -
Salpetersaures Thalliumoxyd = TIO,NO3,
ist das löslichste unter den bis jetzt analysirten Thallium-
salzen. 100 Gramm Wasser von 1800. lösen 9,75 Gramm
salpetersaures Thalliumoxyd und bei 1070C. 580 Gramm.
Es krystallisirt in schön mattweissen Prismen und kann zu
einer glasigen Masse schmelzen, die völlig durchsichtig
ist. Spec. Gewicht — 5,8.
Thalliumchlorür — TICI. Das Chlor kann mit
dem Thallium wenigstens 3 Verbindungen bilden, deren
beständigste das Protochlorür TICl ist. Es bildet eine
weisse, dem Chlorsilber ähnliche Masse, trennt sich
leicht von den Flüssigkeiten, in welchen es sich bildet
und gleicht in Ansehen, Biegsamkeit und Durchscheinenheit.
im geschmolzenen Zustande dem Hornsilber. Allein es
ist ein weniglöslich im Wasser, vornehmlich in siedendem,
in der Weise, dass man es leicht im krystallini-
schen Zustande erhalten kann. Geschmolzen zeigt es
die Dichtigkeit 7,02.
Ueber das Thalium.. 5
Thalli umses dürchigrtr ehe mI2cIB, en in
schönen gelben hexagonalen Tafeln und ist ohne Zersetzung
‘löslich in leicht angesäuertem Wasser in dem Verhältniss
ne on. 4 bis 5 Proc. bei 1000C. Es schmilzt bei etwas
unterhalb 4000C. zu brauner flüchtiger Flüssigkeit und
erstarrt zu einer gelbbraunen Masse von 5,90 spec.
' Gewicht. Seine wässerige Lösung wird durch reine und
kohlensaure Alkalien braun gefällt.
Die genannten Chlorüre können noch 1 bis 1,5 Aeg.
Chlor absorbiren und wenig beständige Hyper chloride
bilden, welche schon beim Erwärmen sich zersetzen.
(Lamy, Compt. rend. 8. Decbr. 1862.) H. Ludwig.
Veber einige Verbinddngei des Thallions mit
| organischen Säuren.
F. Kuhlmann Sohn ging zur De dieser
Verbindungen meistens vom kohlensauren Thalliumoxyd
‚aus. Dieses bereitete er sich, indem er eine wenig concen-
trirte Lösung des schwefelsauren Salzes mit Barytwasser
im Ueberschuss versetzte und dann Kohlensäure durch
die Flüssigkeit leitete. Nach Verjagung des Ueber-
schusses der Kohlensäure durch Kochen, liess sich das
kohlensaure Thalliumoxyd durch gan ein a
in langen dünnen Blättchen gewinnen. |
Die organischen Salze des Thalliums abe in ihren
' Eigenschaften viele Aehnlichkeit mit denen des Kalis
und Natrons; sie sind farblos, mit Ausnahme der Ferro-
cyan- und Ferrideyanverbindung und des pikrinsauren
Salzes; die meisten sind sehr löslich in Wasser und
krystallisiren leicht.
Bei der Analyse hat Kuhlmann Sohn drei ver-
schiedene Methoden betolgt:
1) Die Uyanverbindungen wurden analyaiit; ride
der Stickstoff und Wasserstoff und ausserdem in den
Sulfocyanverbindungen der Schwefel bestimmf wurde.
2) Die sehr leicht löslichen Salze, wie das neutrale
weinsaure, das paraweinsaure, das essigsaure und
das ameisensaure Thallion wurden durch Zusatz eines
Ueberschusses von Salzsäure zu ihrer concentrirten Lö-
sung in Thalliumchlorür übergeführt. Dieses wurde mit
Alkohol von 0,800 spec. Gewicht gewaschen und bei
1009 getrocknet. A ae
er « pdengende Be Thallions mis le Säuren, 257 |
3) Die Unlöslichkeit des Thalliumplatinchlorids wurde
weiter noch zur Analyse der Salze benutzt.
Zur Bestätigung der Analysen wurden häufig der
Kohlenstoff und Wasserstoff bestimmt; die Salze waren
alle bei 100 0 getrocknet und das Aequivalent des Thal- Br
liums zu 204 nach Lamy angenommen worden.
Oxalsaure Salze. Das neutrale Salz ist ziemlich
löslich im Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether.
Durch langsames Verdunsten der Lösung erhält man sehr
regelmässige Krystalle in der Gestalt von kleinen, dünnen
. quadratischen Blättchen. Zusammensetzung 2TIO, C406.
Durch Erhitzen einer Lösung von neutralem oxalsau-
ren Salz mit Oxalsäure erhält man ein wenig lösliches,
in glimmerartigen Blättchen krystallisirendes und in der
Wärme. leicht verwitterndes Salz, das das saure oxal-
saure Thalliumoxyd darstellt und die Formel TIO, HO,
C4 06 besitzt.
Weinsaure Salze. Das weinsaure Salz ist zer-
fliesslich und. schwer krystallisirbar, es ist in Wasser
‚und Alkohol wenig löslich. Schon durch die Einwirkung
der Luft scheint das Salz verändert zu werden, da es
sich nach und nach schwärzt.
‚ Ein Ueberschuss der Weinsäure schlägt aus der
Lösung des neutralen Salzes saures weinsaures Salz kry-
stallinisch nieder. Zusammensetzung TIO, HO, C8 H? O1.
Durch Erhitzen von Antimonoxyd mit einer Lösung. von
saurem weinsauren Thalliumoxyd erhält man eine Art
Thalliumbrechweinstein, der in Nadeln krystallisirt.
Paraweinsaures Salz Sehr löslich in Wasser;
es bildet zu Gruppen vereinigte prismatische Krystalle.
Aepfelsaures Salz. Zerfliesslich, schmilzt unter
1000; es krysallisirt leicht.
“ -Citronensaures Salz. Sehr zerfliesslich, N: |
sirt schwer in seideglänzenden Büscheln. Zusammensetzung
3TIO, C12HSON.
Ameisensaures Salz. Sehr löslich in Wasser,
schmilzt unter 1000 ohne Zersetzung. Zusammensetzung
TIO, ©? HO3. |
"Essigsaures Salz. Zerfliesslich, durch langsames
Abdampfen bei 100 0 nur schwer krystallisirt zu erhalten,
riecht stets schwach nach Essigsäure, sehr löslich in
erwärmtem Alkohol, woraus es beim Erkalten in seide-
glänzenden Warzen ein:
. Benzoösaures Salz. rystallisirt in perlmutter-
glänzenden Schuppen und ist nicht flüchtig.
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds. 3. Hft. 1?
a} ee RE Te r.
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38° Thallum im Tell
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° ..Harnsaures Salz. Zeichnet sich durch seine
grosse Unlöslichkeit aus. a
‘ Pikrinsaures Salz. Krystallisirt in seideglänzen-
AR b den Blättchen, ähnlich denen des pikrinsauren Kalis.
Cyanverbindungen. Das Cyanthallium erhält
man als krystallinischen Niederschlag, wenn man nach und
_ nach’eine concentrirte Lösung von Cyankalium einer ge-
sättigten Lösung von kohlensaurem Thalliumoxyd zusetzt.
Es ist in Wasser unlöslich. ER
Setzt man eine concentrirte Lösung von Ferrocyan-
. kalium zu einer gesättigten Lösung von kohlensaurem Thal-
. liumoxyd, so erhält man kleine Krystalle von Ferroceyan-
‚thallium, welche in einem Ueberschuss des Ferrocyan-
kaliums löslich sind. ge
| Die Schwefeleyanverbindung wird erhalten,
wenn man statt des Ferrocyankaliums Schwefeleyanka-
lium anwendet. Sie hat die Zusammensetzung TIC2NS>,
auf Eisensalze übt sie dieselbe Reaction aus wie Schwe-
feleyankalium.
Cyansaures Salz. Es kann leicht in kleinen
glänzenden Schuppen erhalten werden, indem man einer
alkoholischen Lösung von cyansaurem Kali eine Lösung
von essigsaurem Thalliumoxyd zusetzt. Löslich in Wasser,
fast unlöslich in Alkohol. Zusammensetzung TIO, C2NO.
(Compt. rend.55.— Ztschr.f. Chem. u. Pharm.5.Jahrg.22.) B.
Thallium im Tellur.
‚Werther fand bei der Untersuchung eines von
Dr. Marquart in Bonn bezogenen Tellurs, dessen Spec-
tralreaction er kennen lernen wollte, dass die charakte-
ristische grüne Thalliumlinie auf 117 — 1180 der Scala
(die Natriumlinie auf 100 gestellt) in ausgezeichnetem-
Glanz, aber schnell vorübergehend, auftrat. Dabei waren
das blaue und grüne Feld des Spectrums sehr hell er-
leuchtet und mit einer grossen Anzahl Linien erfüllt, die
' Werther dem Selen zuschreiben zu müssen glaubte,
dessen Anwesenheit durch den Geruch vor dem Löthrohr
sich: verrieth. |
Durch starkes Erhitzen des fraglichen Tellurs in
einer Retorte wurde so viel eines Sublimats erhalten,
dass es zu mehreren spectroskopischen Prüfungen dienen
konnte. Dasselbe bestand aus einer bleigrauen glänzen-
‘den Masse, die sich im Spectroskop ebenso verhielt wie
. das ursprüngliche Tellur, nur entfaltete sich die grüne
Zweifel an der Selenreaction. Bei näherer Untersuchung
‚ergab sich, dass diese verwaschenen Linien dem Blei
zukamen, wie die Probe des Tellurs auf nassem Wege
‘den Bleigehalt auch unzweifelhaft nachwies.
Durch. diesen Umstand zu directem Vergleich der
Spectra reinen Selens und reinen Bleies veranlasst, fand
sich auch die grosse Aehnlichkeit beider bestätigt. Sie
unterscheiden sich jedoch von einander darin, dass die
zahlreichen Lichtlinien des Selens im Blau und Grün in
fast völlig gleichem Abstand von einem sehr hell bis
1900 erleuchteten Untergrund sich abheben, während die
grünen Linien des Bleies zwischen 1100 und 1230 enge
neben einander, von da in weiteren Abständen liegen
und sich aus einem bis 1650 wenig erleuchteten Unter-
grund abheben.
Das von allen fremden Beimengungen befreite Telur
erleuchtete das grüne und blaue Spectralfeld bis etwa
1750 sehr hell, ohne deutliche Linien zu geben. Von
letzteren sind nur schwache Andeutungen zu sehen,
man darf aber vielleicht in viel höheren Temperaturen,
als sie der Bunsensche Brenner liefert, deutliche Linien .
erwarten. Ob das der Fall, wird Werther später prüfen.
(Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 88. 3.)
Ueber das Vorkommen von Rubidium in gewissen
Pflanzen; von L. Grandeau. N
Die grosse Menge von Rubidium, welche der Ver-
fasser in der Rübenpotasche fand, veranlasste ihn aueh
andere Pflanzen, welche dem Boden viel Kali entziehen,
auf einen Gehalt von Rubidium zu untersuchen, und es
stellte sich dabei heraus, dass |
1) Taback bei der Untersuchung im Spectralapparat
‚die charakteristischen Linien des Kalkes, des Lithions,
des Kalis und des Rubidiums zeigte, und zwar letzteres e
ziemlich bedeutend; | | |
2) Kaffee und Thee erhebliche Mengen von Rubi-
dium, aber keine Spur von Lithion enthielten, auch dass gr b
der Kaffee reicher an Rubidium ist als der Thee; |
3) Weintrauben nur eine sehr geringe Menge Rubi-
dium enthalten. RR
So darf man denn wohl das Rubidium als ein in
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1,20 % Bildung des Nüschlammes.
- . h ’ X E ’ , . A Kr HAeT 1
‘ ie
j MN
Wella
ENT.
_ der Natur sehr verbreitetes Element betrachten. ‚Dage-
gen gaben dem Verfasser die Aschen von Raps, Cacao,
Zuckerrohr und gewisse Arten von Seetang kein Rubi-
dium, obgleich diese Pflanzen doch reich an Kali sind.
(Compt. rend. T.54. p. 1057.) | Bkb.
Die Bildung des Nilschlammes.
(Auszug aus einem Briefe Mehedin’s an Dumas.)
Schon 50 Tage, im April und Mai, wehte der Kamsin
oder der Wind der Wüste über Aegypten. Der Sand,
den er mit sich führte, verdunkelte den Himmel und be-
deckte die Erde mit einer leichten Decke,. während der
Sand, der auf den Nil fiel, durch seine Schwere zu Bo-
den sank. Im der Mitte des Juni trat Windstille ein:
der Nordwind begann sich mit täglich wachsender Stärke
zu erheben. Er weht fast während des ganzen Sommers,
. und es wäre schwierig, ohne ihn in dieser Jahreszeit in
Aegypten zu leben. Sollte dieser Wind Ursache der
Regenströme sein, die dann im Süden und darüber hin-
aus fallen? Ich glaube es nicht. Immer aber ist es der
Fall, dass vom 1. Juli ab der Nil steigt und seine Farbe,
die bisher graugrün war, in erdig-fahl bis ockergelb än-
dert. Das Steigen ist unregelmässig, er wächst mehr
oder weniger schnell und sinkt dann augenblicklich
wieder. ’
Im Gegensatz zu allen Reisenden, ‚welche den Winter
zu einer Stromauffahrt benutzten, schiffte ich mich am
5. Juli 1860 in Boulac ein, den zweiten Üataract er-
reichte ich am 5. August und kam am 10. ‘September
nach Theben, wo ich mich für einige Monate niederliess.
Ich hatte dort Gelegenheit, die Anschwellung des Flusses
sehr gut zu beobachten und die bedeutende landwirthschaft-
liche Wichtigkeit derselben schätzen zu lernen. Dorthabe
ich auch einige Proben des Schlammes gesammelt.
Gegen den 30. September ist die Fluth in ihrer
grössten Höhe, und das Thal zwischen dem lybischen und
arabischen Bergzuge bietet den Anblick einer mit zahl-
reichen Inseln besäeten unendlichen Meerenge.
Im October zieht das Wasser sich gewöhnlich zu-
rück und hinterlässt eine Lage Schlamm auf dem Erdboden.
Der Schlamm bildet eine mehr oder weniger dicke Kruste,
je nach den Unregelmässigkeiten des Terrains; von der
Sonne getrocknet blättert er sich ab und verhärtet an
Bildung des Nilschlammes. 261
der oberen Seite. Die im letzten Mai von dem Kam-
sin über die Erde zgebreitete Sanddecke verhinderte
das Anheften der Schlammdecke an den Boden des
vergangenen Jahres. Ich zählte mehr als 500 Schlamm-
ie Kae
lagen in ihrer chronologischen Ordnung, denn ich be-
merkte, als der Fluss wuchs, wüste Einstürze seiner
Ufer, welche blossgelegt einen merkwürdigen Durch-
schnitt deutlich erkennbarer Alluvionsschichten zeigten,
' Dank dem Wehen des Kamsins! wo ein jedes Jahr durch
so klare Charaktere verzeichnet ist, wie wir das Alter
einer Eiche an ihren Jahresringen erkennen.
Nachdem ich den in Form einer Kruste über den
Boden ausgebreiteten Schlamm gesammelt hatte, vervoll-
ständigte ich ohne viel Schwierigkeit die Sammlung mit
den von dem Flusse während der Ueberschwemmung
' dahin gerollten Substanzen, indem ich in den stärksten
Strom einen Eimer warf, der Sand aus einer Tiefe von
10 bis 15 Meter brachte, der mir nach verschiedenen
Versuchen den Boden des Flusses zu bilden scheint und
derselbe ist, welchen der Kamsin herbeiführt.
Auf meiner Barke, wo ich kein anderes Getränk
hatte als das schmutzige Wasser, das der Fluss mir bot,
filtrirte ich dasselbe, um es trinkbarer zu machen; es
blieb der leichtere Theil des Schlammes zurück, den
. man auf der Oberfläche des Nils findet.
In der Meinung, dass eine Analyse des Wassers und
der den Boden der Natronseen bildenden Erde Ihnen
angenehm sein würde, schicke ich eine Flasche mit bei-
den. Das Wasser ist am 15. November 1860 von The-
ben aus geschöpft; es zeigt in dieser Zeit noch nicht
die Farbe der Rothweinhefe, welche es während des
grössten Theiles des Jahres hat. Ich habe auch etwas
von dem dicken und fettigen Schaum gesammelt, wel-
cher in dieser Jahreszeit die Seen bedeckt. Ich filtrirte |
ihn durch Papier, wobei er seine Farben roth, blau, weiss,
violett, die ihn auf seiner ganzen Oberfläche marmoriren,
verlor und ein gleichmässiges Aussehen annahm, etwa das
Grün der Eichenblätter. Er enthält ein merkwürdiges
Insekt. 7
fruchtbaren und warmen Lande. Ich habe gesagt unfrucht-
bar, was jedoch nicht ganz trifft; die Oasen tragen eine
stachlichte Futterpflanze, welche überall um die Natron-
Die Probe, welche das poröse Gefäss enthielt, ist. a
eine unfruchtbare Erde, welche hie und da immer feuchte
Oasen bildet, unbebaut und wüste mitten in einem
ee 262 3 | & Ueber Kinselsture. Rat
' seen wächst. Von den Seen ist mir. a u sie
manchmal nur wie eine weisse Decke daliegen, indem
das umliegende Land ihnen das Wasser entzieht. (Annd 1.
de Chim. et de Phys. Octbr. 1862.) Dr.- Reich.
Ueber Kieselsäure.
‘Nach Arthur H. Church erhält man die Kiesel-
säure am leichtesten und im reinsten Zustande durch
Dialyse. Auf diese Weise dargestellte Säure löst sich
viel leichter (bis 14 Proc.) und die Lösung bleibt länger
flüssig. Eine solche Lösung von 0,47 Proc. war nach .
3 Monaten noch ganz klar und flüssig: eine Lösung frisch
bereiteter Kieselsäure, die 3 Proc. wasserfreie Säure ent-
hielt, ward beim Aufbewahren in einer verschlossenen
Flasche erst nach 6 Tagen dick und schied gelatinöse
Masse ab. Mit Salzsäure dialysirte Kieselsäure bleibt
länger flüssig als mit Schwefelsäure dargestellte; je reiner
die Lösung ist, desto länger hält sie sich. — Die Chlo-
ride von Baryum, Strontium und Calcium und viele an-
. dere Salze geben mit solcher Kieselsäurelösung nicht unmit-
telbar einen Niederschlag; wässerige Lösungen der alkali-
schen Erden schlagen dagegen die ganze Substanz auf ein-
mal nieder oder bewirken, wenn sie in ungenügender Menge
zugesetzt werden, Abscheidung der übrigen Kieselsäure
in gelatinöser Form. Noch rascher findet die Reaction
‚statt, wenn man auf eine solche Lösung die Oarbo-
nate von Kalk, Baryt und Strontian einwirken lässt..
Ein Milligramm reines pulverförmiges Kalkearbonat hatte
100 C©.C. einer einprocentigen Lösung binnen 10 Minu-
ten in eine feste Gallerte verwandelte Diese Eigen- _
‚schaft der gelösten Kieselsäure erklärt das Entstehen
der in der Form von Korallen, Muscheln u.s.w. vor-
kommenden, grösstentheils aus Kieselerde bestehenden
Mineralien der Triasgruppe. Church liess auf eine
Koralle eine atmosphärische Luft und Kohlensäure ent-
haltende Lösung von Kieselsäure tröpfeln; die abfliessende
Flüssigkeit enthielt viel Kalkcarbonat, aber keine Kiesel- |
säure, die Koralle zuletzt wenig Kalkcarbonat. Die natürli-
chen Bildungen enthalten oft nicht weniger als 92 Proc. Kie-
selsäure und haben öfter ein Korn von kohlensaurem Kalk.
In ähnlicher Weise erklärt sich das Vorkommen des
schönen Quarzsinters in den an Kieselsäure, weniger an
Silicaten, reichen Quellen, wie auf Island, zu Luzon Bas SR
Meteorit von | Alessandria. | 263
den Philippinen, in New Zeeland ete.; er enthält oft nicht
mehr Alkalien als der gewöhnliche Kiesel. (Journ. of
the chem. Soc. 15. — Chem. Centrbl. 1863. Nr. 5.) BE}
Ueber den Meteorit von Alessandria, von A. Schrauf.
In der Nähe von San Giuliano vecchio fand am
3. Februar 1860 Mittags ein Meteorsteinfall statt, welchem
eine starke Detonation vorherging. Eine Minute nach
der Explosion hörte man in der Luft ein Geräusch, wel- \
ches man mit dem Getöse eines nahen Hagelwetters ver-
gleichen konnte. Nach vielleicht zwei Minuten sah ein
gewisser F. Milaneri zwei Steine aus der Luft fallen,
die auf dem Felde gegen 30 Centimeter tief in die Erde
eindrangen. Ein Stück davon wurde vom Prof. Mis-
saghi untersucht. Dasselbe hatte eine unregelmässige
Form mit rundlichen Erhöhungen, die Oberfläche war
glatt, von fast schwarzer Farbe, der Bruch unregelmäs-
sig, rauh. Der Stein ritzte leicht das Glas und affı-
‚eirte die Magnetnadel. Spec. Gew. 3,815. Die Analyse n
ergab in Procenten:
Kısseletde said, 37,403
Gediegen Eisen ...........». 19,370
BISEROXYA. „nun erden ae: 12,831
aREeRder ee akute nahe 11,876
ThoBerde Zur ENTE 8,650
Behwelaly:-1,..-4 et 3,831
BE 3,144
BECKBL HEN ee 1,077
RT ve 0,845
Mangan
RETTET EN ERERRE Spuren
98,327. Be
(Poggendorff’s Annal. 1863. 8. 361 — 363.) E.
Physiologische Wirkung der Thalliumsalze.
Paulet fand, dass man das Thallium zu den giftig-
sten Metallen zählen müsse; es äussert weit heftigere Wir-
kungen auf den thierischen Organismus, als das Blei.
Das kohlensaure Thallion, in sehr kleinen Dosen ange-
wendet, kann ertragen werden und seine Wirkung ähnelt
dänn sehr derjenigen der Quecksilbersalze. (Compt. rend.
7. Sept. 1863. p. 494.) RU 37 Bi BEER
a
IV. Literatur und Kritik.
© anstatt’s Jahresbericht über die Fortschritte in der
Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen
Ländern im Jahre 1862. Redigirt von Professor
Dr. Scherer, Prof. Dr. Virchow und Dr. Eisen-
mann. Verfasst von Prof. Dr. Clarus in Leipzig,
Dr. Eisenmann in Würzburg, Dr. Eulenburg in
Berlin, Prof. Dr. Fick in Zürich, Prof. Dr. Lösch-
ner in Prag, Prof. Dr. Scherer in Würzburg und
Prof. Dr. Wiggers in Göttingen. Neue Folge. Zwölt-
ter Jahrgang. 1. Abtheilung. Würzburg, Verlag der
Stahel’schen Buch- und Kunsthandlung 1863.
Das Werk zerfällt in 2 Theile. Der erste Theil umfasst den
Bericht über die Leistimgen in der Pharmakognosie und Pharmacie
von Prof. Dr. Wiggers in Göttingen.
Unter Literatur für Pharmakognosie und Pharmaeie führt der
Verf. 73 Werke an, welche im Jahre 1862 darüber erschienen sind.
Vorzüglich lobend spricht sich der Verf. über Duflos’ Werk
aus: Anweisung und Prüfung chemischer Arzneimittel als Leitfaden
bei Visitation der Apotheken etc. Berlin 1862. Bei Springer..
Er sagt darüber: Das Werk von Duflos hat in seiner jetzigen
zweiten Ausgabe noch so viele Verbesserungen und Erweiterungen
erfahren, dass es um noch viel mehr Ansprüche auf Anerkennung
“ und allgemeine Verbreitung macht, als es schon in der ersten Auf-
lage gefunden hatte. Vor vielen ähnlichen Werken hat es den
Vorzug, dass es vollständiger und für die chemischen Präparate -
aller Pharmakopöen berechnet ist, und dass es selbst jüngeren
Pharmaceuten einen Leitfaden bei der Uebung in quantitativen
analytischen Untersuchungen der als Arzneimittel angewandten
chemischen Producte gewährt.
Nicht minder günstig beurtheilend, sagt der Verf. über die
unter der Redaction von Dragendorff am 1. Mai 1862 begonnene
Pharmaceutische Zeitschrift für Russland, dass dieselbe eine ganz
besonders erfreuliche und für die Fortschritte in der Pharmako-
gnosie und Pharmacie sehr hoffnungsvolle Erscheinung, indem in
dem so grossartigen und theilweise so schwer von Reisenden zu
- erferschenden Russland bisher gewiss gar viele Kräfte ruheten, die
durch die mun gebotene Gelegenheit ohne Zweifel sowohl zu Arbeiten
als auch zu Mittheilungen von erzielten Resultaten und von Nach-
-riehten in Anregung gebracht und belebt werden. In diese rüh-
mende Anerkennung vorgenannter Werke stimmen wir vollkom-
. men ein.
I. Pharmakognosie.
A. Pharmakognosie des Pflanzenreichs. v
y Studien allgemein verbreiteter Bestandtheile der Pflanzen.
2) Arzneischatz des Pflanzenreichs nach natürlichen Familien
geordnet.
Der Verf. führt in diesem Abschnitte, wie in den nachfolgen-
den, die Arbeiten und Abhandlungen des Jahres 1862 in der wie in
den vorhergehenden Jahrgängen beobachteten Ordnung auf, mit
seinen erläuternden und kenntnissreichen Bemerkungen versehen, Et.
von welchen hier noch einige Aufnahme finden, um so die Mit-
theilungen des Archivs noch zu vervollständigen.
Fungi. Lichenes. Algae. Lycopodiaceae. Gramineae. Irideae.
Asphodeleae. Colchicaceae. Smilaceae. Palmae. Najadeae. Pipera-
ceae.
Abietineae. Picea vulgaris Link. Aus dem Colophonium Hiosen
Fichte hat Maly den krystallisirbaren Bestandtheil dargestellt,
Abietinsäure genannt, beschrieben und analysirt. Dieselbe scheint
nicht das von Caillot in dem Terpentin dieser Fichte gefundene
Abietin zu betreffen, weil dieses ein indifferentes Harz ist, aber
dagegen möglicherweise die Abietinsäure, welche Baup aus dem
Harze dieses Baumes in Tafeln krystallisirt erhielt, worüber sich
jedoch, da Baup seine Abietinsäure nicht analysirte, nicht bestimmt
entscheiden lässt. Maly nennt ferner das angewandte Harz Colo-
phonium, worunter wir bekanntlich eine durch Schmelzen mehr
oder weniger veränderte Harzmasse von Coniferen verstehen; ob
es nun ein solches war, ist nicht sicher angegeben, was aber doch
für die Beurtheilung der Resultate von wesentlicher Bedeutung ist.
Das krystallisirbare Harz stellte Lamy auf folgende Weise “dar.
Das gröblich zerkleinerte Colophonium wurde einige Zeit mit 70- bis
SOprocentigem Weingeist digerirt, die gebildete Lösung entfernt,
die rückständige Harzmasse in 90 —%2procentigem Weingeist heiss
aufgelöst, heiss filtrirt und dann das Filtrat noch heiss mit Wasser
vollständig ausgefällt. Nach 8 Tagen hatte sich der ausgeschiedene
braune Harzkuchen in eine weiche, braune und reichlich mit Kry-
stallen erfüllte Masse verwandelt, woraus kalter 80 procenthaltiger
Weingeist die braune Masse so auszog, dass die Krystalle dann
durch Pressen zwischen Papier rein erhalten werden konnten.
Die Abietinsäure bildete unregelmässige und glashelle Bruch-
stücke von Krystallen, welche durch Umkrystallisiren mit heissem
Alkohol etwas grössere Krystalle gaben, die meist spitze ovale
Blättchen darstellen. Die Säure reagirt sauer, löst sich in Alko-
hol, Aether, Benzol, Chloroform ete., und bildet mit. Ammoniak
eine Gallerte.
Auf Grund fernerer Thatsachen erklärt Maly die Äbieitin-
säure = C#4H3205 als die primitive Harzsäure des Fichtenharzes,
und die bisher angenommene und ebenfalls krystallisirbare Syl-- TR
vinsäure — (C#0H300# für ein Verwandlungsproduct davon. Der
Referent theilt aber nicht ganz Maly’s Ansicht und spricht
sieh dahin aus: Will man die bisher für die Entstehung des Harzes
daraus durch 3 At. Sauerstoff zu HO und C20HI1502 sehr einfach
aufgestellte Erklärung nicht mehr gelten lassen, sondern aus dem
C20H16 oder C40H32 das Entstehen einer Säure = C#H3205 dureh
Sauerstoff erklären, so dürfte man sicher auf besondere Schwierig-
keiten stossen.
Moreae. Morus tinctoria. Delffs erklärt jetzt den von Wag- &
ner in dem Gelbholze entdeckten eigenthümlichen Körper, die
266 3 BT Literatur. | 3
Moringerbsäure, für nichts anderes als ein mit Farbstoff verunreinig-
tes Morin, welches in dem Gelbholze die krystallinischen Ablage-
. i ‘ rungen bilde und welches er nach der Formel C14H1408 zusam-
mengesetzt fand, während Wagner dafür der Formel C#3 HI 0%
entsprechende Resultate bekam und dasselbe Morinsäure zu nennen
vorschlug, weil er daran Eigenschaften einer schwachen Säure
. gefunden hatte. Ne R
Gegen diese Erklärung glaubt Wagner sich durch folgende
. vorläufige Bemerkungen vertheidigen zu können: :
Das Morin ist sehr schwer und die Moringerbsäure ist sehr
leicht löslich in Wasser, die farblose Lösung des Morins wird durch
Eisenchlorid granatroth, durch Alkalien gelb gefärbt und löst sich
in Schwefelsäurehydrat mit gelber Farbe auf; die Moringerbsäure
wird durch Leim gefällt, durch Eisenoxyd schwarz gefärbt und.
durch Schwefelsäurehydrat in Rufimorsäure verwandelt.
Die Ablagerungen in dem Gelbholze bestehen grösstentheils
- aus dieser Moringerbsäure, aber auch aus Morin, Oxydationspro-
ducten von jener Gerbsäure und einem rothen harzartigen Körper.
: Polygoneae. Rheum. Die zuerst von Rochleder und Heldt
in der Parmelia parietina und darauf von Schlossberger und
Döpping in der Rhabarber entdeckte Chrysophansäure ist unter
Rochleder’s Leitung von Pilz auf ihre elementare Zusammen-
setzung und auf ihr Atomgewicht einer Prüfung unterworfen worden,
um dadurch die grosse Differenz in der Formel, welche Roch-
leder und Heldt dafür = C20H806 oder = HO + C20H705'
aufgestellt hatten, und welche dann nach den analytischen Resul-
taten derselben von Gerhardt in seinem Lehrbuche der organi-
schen Chemie zu C28H1003 berechnet worden war, zu beseitigen.
Die angewandte Chrysophansäure war von C. Marguart aus
der Rhabarber dargestellt worden und wurde darauf von Pilz voll-
kommen gereinigt. Die drei damit ausgeführten Elementar- Ana-
lysen ergaben dann für Kohlenstoff und Wasserstoff Procentzablen,
welehe nicht allein unter sich und mit denen von Rochleder und .
Heldt, so wie von Schlossberger und Döpping vollkommen
übereinstimmen, sondern welche auch so vollständig der Formel
C20H806 entsprechen, dass die von Gerhardt berechnete Formel
unmöglich als richtig angesehen werden kann.
Um diese Formel noch weiter zu controliren, behandelte er die
Chrysophansäure mit Chloracetyl = C?H3C102 und erbielt unter
reichlicher Entwickelung von Salzsäuregas eine Acetyl-Chıyso- -
phansäure = HO + C20H> (2C1H3 02) 05, d. h. eine Chryso-
phansäure, worin 2H gegen 2 C4H302 ausgewechselt worden sind.
Diese Säure bildet nur hellgelbe, kleine Prismen, die sich in
Alkohol und Aether auflösen, und in der Lösung in Alkohol leicht
in Essigsäure und Chrysophansäure verwandeln, wobei sie 2 At.
Wasser gebrauchen, dessen Wasserstoff die Chrysophansäure rege-
nerirt und dessen Sauerstoff mit den 2 At. Acetyl 2 At. Essig-
säure darstellt. |
Thymeleae. Laurineae. Synanthereae. Erieineae. Styraceae.
Dabiatae. Convolvulaceae. Solaneae. Cordiaceae. Gentianeae.
Menyantheae. Menyanthes trifoliata. Im Bitterklee hat Den-
zel eine nicht unbedeutende Menge von Jod gefunden, wenig-
re Eh u
Se f
RN x
stens so, dass sich dasselbe schon mit 1/, Grm. Asche aus der
Pflanze in wohlbekannter Weise bestimmt nachweisen lässt. Hierin
liegt jedoch nur eine Bestätigung früherer Angaben von Chatin.
Strychneae. Rubiaceae. lien,
Cinchoneae. Cinchona. Die Quinologie fährt in gewünschter
Weise fort, in ihren verschiedenen Theilen immer weiter aufge-
klärt, berichtigt und vervollkommnet zu werden. Karsten hat
zunächst sein Werk: Florae Columbiae terramque adjacentium etc.
fortgesetzt und folgende drei hierher gehörige Bäume: Cinchona
bogotensis Karsten, ©. undata Karsten und C. Moritziana Karsten
abgebildet und botanisch charakterisirt.
| Diese von Karsten der Gattung Cinchona unterstellten drei
Bäume gehören jedoch sämmtlich der Gattung Ladenbergia an.
Für die Abstammung der Chinarinden liefert das schon früher
angedeutete Prachtwerkvon Howard (Illustrat. of the Nueva Qnino-
‚logia of Pavon. London 1859 — 1862.) eben so zahlreiche als
. begründet erscheinende Beiträge,- neue und schöne Beweise, wie
in der älteren Literatur grosse Schätze ruhen können. Howard
hat nun das Verdienst, ein solches Werk in der „Nueva Quinolo-
Literatum. ae:
gia* von Pavon als Handschrift bei einem spanischen Botaniker
aufgefunden, angekauft und mit Benutzung der ebenfalls von
Pavon gesammelten Chinarinden und dessen Herbarium im Madri-
der Museum in einem der Jetztzeit entsprechendem Gewände her-
ausgegeben zu haben. Die illuminirten Abbildungen und der
Druck des Textes in theils lateinischer und theils englischer Sprache
sind ausgezeichnet, so dass es eine wahre Freude gewährt, diese
so schönen Cinchoneen zu betrachten. Unter den 30 bearbeiteten
Cinchona-Arten vermochte er nur von der „Cinchona pubescens
: Vahl“ noch keine getreue Abbildung zu geben.
Wie grossartig die Cultur der Chinabäume nach Prof. de Vry
auf Java fortschreitet, nachdem man die Fortpflanzung durch
Samen erzielt hat, davon liefern die dem Verf. mitgetheilten Be-
richte neue Beweise. Während im December 1859 die Anzahl der
Chinabäume auf allen Stufen ihrer Entwickelung bis zu 24 Fuss
hohen Stämmen bereits schon 100,133 betrug, war sie im December
1860 auf 959,191 und im December 1861 auf 1,160,971 gestiegen,
. und umfassten sie zu der letzten Zeit ;
11,504 Cinchona Calisaya
53 7 succeirubra
113 > laneifolia
1,149,301 N Pahudiana. er
Die Berichterstatter schmeicheln sich mit der Hoffnung, das
die Cinchona Pahudiana, deren Rinde bis jetzt sehr ungünstige
und schwankende Resultate in Betreff der Chinabasen lieferte,
in-analoger Art, wie alle Cinchona-Arten in der natürlichen Hei-
math, fortfahren werde, immer mehr Chinin zu entwickeln und in
der Stammrinde niederzulegen, wiewohl Howard solches nicht
für wahrscheinlich hält, betrachtet es aber, selbst wenn sie auch
nicht damit, sondern nur mit der Erzeugung und Vermehrung der
Chinabasen in der Wurzelrinde fortfahren sollte, für einen grossen
Gewinn, indem man dann die Stämme einander viel näher, als es
sonst wegen einer gehörigen Entwickelung derselben geschehen
dürfe, pflanzen nnd das Chinin etc. aus der Wurzelrinde darstellen
könnte. Fa =
In Britisch-Indien scheint sich nach zwei neuen Mittheilungen
in der Medical Times and Gazette 1861 und 1862 die Cultur f
riehten vermuthet werden konnte, zu gestalten, und sich sowohl
auf den Neilherry - Gebirgen, als auf Ceylon und den östlichen
Zügen des Himalaya im hoffnungsvollen Betriebe zu befinden. Es
ist geglückt, alle werthvollen Cinchona-Arten in die Plantagen
einzuführen, fast sämmtlich aus Samen erzogen, welche Pritchett
in Peru und Spruce in der natürlichen Chinazone gesammelt
und dazu eingesandt hatten.
Nach Scherzer hat ein Pfarrer in Tarija erst kürzlich wie-
‘- der in den Wäldern zwischen Tarija Cochabemba und La Paz
in Bolivia eine neue Cinchona-Art entdeckt, deren Rinde ganz
dieselbe Beschaffenheit, wie die von Cinchona Calisaya besitzen
soll. Die Indianer nennen diese kostbare Rinde Sucupira.
Dem Verf. ist aber über den sie liefernden Baum und die
Rinde selbst, als in unseren Handel gekommen,- noch weiter nichts
bekannt geworden.
Oleinae. Araliaceae. Umbelliferae. Berberideae. Menisper-
meae. Magnoliaceae. Paeoniaceae.
Papaveraceae. Papaver somniferum. Opium gallicum. Von
' diesem an verschiedenen Stellen in Frankreich erzielten Opium
hat Guibourt 11 Arten auf den Gehalt an Morphin geprüft.
Im Durchschnitt haben dieselben einen offenbar durch den.
Umstand bedingten grossen Gehalt an Morphin herausgestellt, dass
man hier nur wahres und kein verfälschtes Opium zu erzielen
bemüht war, wie einst schon Biltz in Erfurt, und die Prüfung
von einem zu Eyres im Depart. Landes gebauten Opium hat er-
geben, wie früher schon Pelletier einmal fand, dass daneben
gar kein Narcotin enthalten war.
Aus den Prüfungen des in Frankreich erzielten Opiunix auf
den Gehalt geht nun hervor, dass das französische Opium nicht
a Ehinabälme doch ganz "anders: wie naeh dc eh, Bike
allein wenigstens eben so reich an Morphin ist, wie das beste tür-
kische, sondern auch dass es dieses darin noch übertrifft, und man
kann daher nur wünschen, dass die Erzielung von Opium in fran-.
zösischen Ländern nicht "bloss, wie es fast scheinen will, eine
pharmakognostische Liebhaberei bleibe, sondern eine solche Ausdeh-
nung erreichen möge, um allerwärts den medicinischen Bedarf
damit decken zu können.
Garantirtes Opium. In Folge einer Aufforderung von
Mitscherlich, Schacht ete. hat J. D.. Riedel in Berlin ange-
- fangen, gutes Opium im Grossen aufzukaufen, -zu trocknen, zu
pulvern und an Apotheker abzusetzen, aber so, dass er die Güte
und den Gehalt an Morphin darin garantirt. Nachdem er nun
bereits 100 Pfund eines Opiumpulvers hergestellt hat, worin er den
Gehalt von 10 Proc. Morphin garantirt, offerirt er dasselbe in
Blechbüchsen zu !/,, Io und 1 Pfund, inel. der Blechbüchse das
Pfund zu 10 Thlr. — Nach Wiggers Ansicht hat Riedel damit
einen höchst glücklichen Gedanken gefasst und ausgeführt, der
gewiss eine so allgemeine Anerkennung finden wird, dass Riedel
kaum im Stande sein dürfte, allen ‚Anforderungen zu genügen, einer-
seits weil nun jeder Apotheker im Stande ist, den Anforderungen
der neueren Pharmakopöen (die neue Preussische fordert nämlich
gerade 10 Proc. Morphin) aus einer sachverständigen und recht-.
schaffenen Quelle genau nachzukommen, da wohl selten ein Opium
. des Handels gerade die 10 Proc. Morphin enthalten dürfte, und
andererseits weil es dadurch möglich wird, die daran reicheren
und ärmeren Sorten genau so zu vermischen, dass die Mischung
An k
fr
ar
gerade die 10 Proc. enthält, und dadurch also sie alle zu verwer-
then, in so weit sie sonst als zulässig dazu befunden werden.
Orueiferae. Chenepodieae. Canellaceae. Erythroxyleae.
Hypocastaneae. Aesculus Hypocastanum. Rochleder’s Resul-
-tate neuer Untersuchungen der reifen Früchte des Rosskastanien-
baumes haben Folgendes ergeben. Er hat darin gefunden:
1) Argyräsein — C108H860%. Ist der schon von Fremy
darin erkannte und als ein krystallisirbarer Bitterstoff beschrie-
bene Körper im reinen Zustande. Dasselbe ist ein Glucosid und
verwandelt sich durch Säuren in Traubenzucker oder eine Modifi-
eation davon und in
Argyräscetin = C#H620%#. Durch Alkalien spaltet sich das
Argyräsein in Propionsäure — C6H60% und in Aeseinsäure.
2) Aphrodäscin —= C1MH%064 Der.von Fremy für Saponin
gehaltene Bestandtheil. Spaltet und verwandelt sich sowohl durch
Säuren als auch durch Alkalien in Aescinsäure, und daneben durch
Alkalien in Buttersäure = C8H80% und durch Säuren in Trau-
benzucker oder eine Modification derselben.
3) Aeseinsäure = C96H8004, - Diese im Vorhergehenden als
Spaltungsproduct vom Argyräsciu und von Aphrodäscin angeführte
Säure findet sich in den reifen Samen auch schon gebildet vor.
Durch Säuren wird dieselbe wiederum gespalten in Traubenzucker
oder eine Modification desselben und in
Teläscin = C72?H620%, einen Körper, der. durch den Einfluss
von Säuren noch weiter gespalten werden kann, nämlich in
Ascigenin = C18H3909, als Endproduct aller Spaltungen, aber
bei dieser zugleich in Traubenzucker und in Mannitan = CRH12010
oder in Modificationen von beiden Zuckerarten.
' 4). Gelben Farbstoff, welchen Rochleder als ein Glucosid
erkannte; bei der Spaltung durch Säuren liefert er ausser Zucker
auch Quercetin.
‚Aquifoliaceae. Euphorbiaceae. Xanthoxyleae. Rutaceae. Zygo-
phylleae. Amyrideae.
Caesalpineae. Tamarindus indica. Von Tamarinden unter-
scheidet Righini 4 Sorten, nämlich: 1) in Kuchen, 2) hellbraune,
3) schwarze Massen, 4) in Trauben (ganze Früchte von den
Antillen).
Die in Kuchen sind bekanntlich die ägyptischen, welche in
Griechenland zu schwarzen Massen umgearbeitet werden sollen,
Die schwarzen, Samen -etc. einschliessenden Massen sind die ge-
wöhnlichen unseres Handels, und die von den Antillen sind bei
‚uns noch sehr selten, aber Righini erklärt sie für die werth-
vollsten.
Jenen vier Sorten fügt Righini noch eine fünfte hinzu, welche
in Frankreich sehr verbreitet sein und durch Vermischung ächter
Tamarinden mit einer grossen Menge von dem Mark der Früchte
von Prunus spinosa bereitet werden soll, also einen groben Betrug
einschliesst. Man hat auch angefangen, den antillischen Tama-
rinden ein gewissenlos hergestelltes Artefact aus Rohrzucker, so
‘ wie den Samen und Fasern aus ächten Tamarindenfrüchten zusam-
. men gearbeitetes Mark von levantischen Pflaumen bestehend, zu
-substituiren.
Dasselbe lässt sich aber dadurch schon von dem wahren Mark
_ aus den antillischen Früchten unterscheiden, dass es wie eine Con-
serve aussieht und sehr süss schmeckt, während das ächte Tamarinden--
Bee
ie Sihlichbjann; homogen und ER körnig 8 wenig Samen
“ einschliesst und angenehm süss -säuerlieh schmeckt.
Papilionaceae. Sarothamnus Scoparius. Das in dieser Pflanze ;
von Stenhouse entdeckte Spartein ist aufs Neue von Mills
chemisch studirt worden.. Zunächst suchte er die Zusammensetzung
desselben festzustellen, welche Stenhouse = C30H3N?2 gefunden
hatte, aber nachher aus den analytischen Resultaten desselben von 3
Ger hardt zu C32H26 N? in seinem Lehrbuche berechnet worden
war. Mills ist bei seinen Analysen jedoch zu Resultaten gekom-
men, welche völlig der Formel Stenhouse’s entsprechen. Ferner
hat Mills verschiedene Salze, einige eigenthümliche Verbindungen
und Substitutionsproducte von Spartein dargestellt.
Mimoseae Dryadeue. Spiraceae.
Pomaceae. Pyrus Malus. Landerer erkennt den bei Aepfeln,
Birnen und anderen süssen Früchten durch die Fäulniss entstehen-
- den höchst widrigen bitteren Geschmack als einen Bitterstoff, Car-
popikrin (Fruchtbitter), und er hat mit faulen Aepfeln einige Ver-
eine organische Base betrachtet, indem er dabei von einem essig-
sauren Carpopikrin redet, welche aber noch zu keinem A
Resultate geführt haben.
B. Pharmakognosie des Thierreichs.
Cl. Insecta. Ordo Coleoptera. Ordo Hemiptera. Cl. Piniosoii
Ordo Sponginae. Achilleum laneinulatum. Schwammzucht. Nach
dem „Pharm. Journ. and Transact. 4. 184.“ ist man auf den
interessanten Gedanken gekommen, die lebenden Schwämme von
Syrien nach dem Meerbusen von Toulon zu transportiren und an
den sogenannten Goldinseln (Hyeres) einen Versuch zu ihrer
Acclimation zu machen. Lamiral war dazu im Anfang Mai d. J.
eigens nach Syrien gereist und nachdem die acquirirten lebenden
Schwämme bereits am 17. Juni d, J. in Marseille angekommen,
erstattete er darüber der „Societe d’acclimation* einen Bericht,
woraus Folgendes ersichtlich ist.
An der syrischen Küste von Skanderum (Alexandretta) bis Saida,
giebt es drei Arten von Schwämmen, nämlich feine und weiche, feine
und harte und gewöhnliche. Die in der See lebenden Schwänime
sind mit einer schwarzen, durchsichtigen und gelatinösen Substanz
überzogen, die vegetabilischen Granulationen ähnlich erscheint und
worin ein Mikroskop weisse und eiförmige Körperchen bemerken
lässt. Diese Körperchen sind die Larven der Schwämme für ihre
. suche zur Isolirung daraus angestellt, in Folge welcher er ihn als
Fortpflanzung, welche, wenn sie reif geworden (Ende Juni bis
Anfangs Juli), von dem unaufhörlich durch die Schwämme dringen-
den Seewasser daraus abgesondert werden, und dann mit Hülfe der
daran befindlichen vibrirenden Fäden darin umherschwimmen, bis
sie geeignete Felsen treffen, an die sie sich für ihre Entwickelung
zu neuen Schwämmen befestigen können. Zur Zeit der Reife der
Larven liess nun Lamiral die verschiedenen Arten von Schwäm-
men durch Taucher aus der See heraufholen, aber so, dass sie
nach der möglichst unverletzenden Ablösung vom Boden sogleich
in mit Seewasser gefüllte Büchsen gebracht und darin dann nach den
erwähnten Inseln transportirt wurden, an deren Küsten man sie
nun in steinernen Trögen, die feinen Schwämme bis zu einer Tiefe
von 15 Fathoms (90 Fuss), die gewöhnlichen bis zur Tiefe von
20 bis 30 Fathoms versenkt hat, und die Zukunft muss nun lehren, | |
wie ihnen die neue Heimath zusagen wird.
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3 ce. Pharmakognosie des Mineralreichs. — D. Pharmakognostische
Fe Miscellen. | PEITS RACHEN
Silphium der alten Griechen. Mit Gründlichkeit hat Schroff
nachgewiesen, dass die unter diesem Namen früher so berühmt
gewesene Drogue die Wurzelrinde von der in der ehemaligen
'Kyrene, Nordafrika, einheimischen Thapsia Silphium Viviani ist.
Sie gehört gleichwie die in Nordamerika von Thapsia garganica
gebräuchliche Wurzelrinde zu den drastischen Purgirmitten.
I. Pharmacie.
A) Apparate, Instrumente. B) Operationen. Ü. Phar-
macie der unorganischen Körper.
Hydrogenium. Wasserstoff. Aqua. Das Eis scheint, den
Angaben von Meister entgegen, nach den Beobachtungen von
Dufour allerdings leichter als flüssiges Wasser zu sein. Nach-
dem derselbe das spec. Gewicht des Eises schon früher nach einer.
Mittelzahl von 22 Versuchen = 0,9175 gefunden hatte, bekam er
jetzt bei 16 neuen Versuchen als Mittelzahl 0,9178, die also mit
der früheren sehr nahe übereinstimmt.
Nitrogenium. Phosphorus. Arsenicum. Stibium. Chlorum. Jo-
dum. Carbonicum.
Electropositive Grundstoffe (Metalle).
Kalium. Natrium. Natrium carbonicum crudum. Aus Gos-
sage’s geschichtlichen Mittheilungen “über die Fabrikation der
Soda in England nach Leblanc’s Methode erfahren wir, dass
gegenwärtig 50 derartige Fabriken in England betrieben werden,
dieselben produciren in 1 Woche: M
Rohe Soda......... 3000 Tonnen
Krystallisirte Soda... 2000
Natronbicarbonat... 250
Chlorkalk.......... 400
”
»
Jede Tonne beträgt etwa 2240 Pfund. Alle diese Produete
entsprechen für 1 Jahr einem Werthe von wenigstens 2 Mill. Pfd.
Sterling. Jede Tonne mit roher Soda kostet 4, mit krystallisirter
Soda 4l/,, mit Natronbicarbonat 9 und mit Chlorkalk 10 Pfd.
Sterling. - |
8. Ammonium. Liquor ammonii ceaustici. Zur Bereitung eines
reinen Ammoniakliquors hat Fresenius in dem bisherigen Verfah-
ren sehr zweckmässige Veränderungen angegeben. Zur Entwicke-
lung dient ein einer Destillirblase ähnlich gearbeitetes Gefäss von °
Gusseisen, welches seitwärts von der zur Einbringung der Masse
dienenden und luftdicht verschliessbaren Halsmündung einen Tubus
für das das Gas ableitende Rohr hat. Der durch Schrauben auf die
Halsmündung zu befestigende Deckel hat in der Mitte auch einen
durch Kork zu verschliessenden Tubus, um am Ende durch Abziehen
desselben die vollendete Entwickelung des Ammoniakgases und
bei etwaigen Verstopfungen als Sicherheitsventil geöffnet werden
zu können. Zur Ableitung des Gases wird in den dazu bestimm-
ten Tubus ein starkes Bleirohr ein für alle Mal mit einer Mischung
von Leinölfirniss und Mennige eingekittet, welches bis auf den
Boden einer etwas. Wasser enthaltenden, 2halsigen Waschflasche
von Gusseisen hinabreicht und in den dafür bestimmten Tubus
ebenfalls für immer mit dem erwähnten Kitte befestigt wird. An
dieser Waschflasche sind aussen seitlich 2 Tubus angebracht und
in einem derselben ein 2schenkliges Glasrohr eingekittet, um den
"Wasserstand erkennen zu können. In den zweiten Tubus desselben
Literatur.
N % 5 « . R R Du RE Krch
ist der Hals einer tubulirten Vorlage eingekittet,
in deren seit-
lichen. Tubus mittelst eines Korks ein Gasrohr gesteckt ist, welches
"mit einem Liebig’schen Kühler in Verbindung gesetzt wird, und.
‚das Gas in diesen führt. An der den Wasserstand zeigenden Glas-
röhre entgegengesetzten Seite ist nahe über dem Boden der eiser-
nen Wasserflasche ein Tubus angebracht, in welehem ein einschenk-
liges Rohr angebracht, welches sich in ein Kautschukrohr mit
Quetschhahn endigt, um das unreine ammoniakbhaltige Wasser aus
der Flasche dadurch abfliessen lassen zu können. Das entwickelte
Gas gelangt also in den Liebig’schen Kühler, welcher oft mit
kaltem Wasser gespeist werden muss, um dadurch das am Ende
der Operation mit dem Gas kommende heisse Wasser abzukühlen
und auch das durch Absorption des Ammoniakgases sich erhitzende
"Wasser von vornherein gut abgekühlt zu erhalten. Das aus dem
Rohre des Liebig’schen Kühlers kommende Gas führt man durch
eine an jenes mittelst -eines Kautschukrohrs befestigte Röhre in
das zur Aufnahme bestimmte reine Wasser. Als Vorlage zu letz-
terem wendet Fresenius ‘einen grossen Vitriolölballon an, für
kleinere Mengen jede dazu passende und zum Abkühlen geeignete
- Vorlage. ee
Um den Rückstand sehr leicht aus dem Entwickelungsgefässe
herausbringen zu können, empfiehlt Fresenius einen Theil des
Salmiaks durch schwefelsaures Ammoniak zu ersetzen, indem der
entstehende Gyps das Zusammenbacken und Erhärten des basischen
Chlorealeiums verhindert. Fresenius vermischt daher einerseits
13 Th. krystallisirten Salmiak mit 7 Th. schwefelsaurem Ammoniak
in linsengrosse Stückchen zerkleinert. Andererseits löscht man
20 Th. Kalk mit 8 Th. Wasser, bringt das entstandene ‚pulverige
Hydrat und jene Ammoniaksalzmischung in abwechselnden Schich-
ten über einander in das eiserne Entwickelungsgefäss, giesst noch
16 Th. Wasser darüber, setzt das Gefäss mit der vorhin beschrie-
benen Auffangungs-Vorrichtung in Verbindung und beginnt die
Entwickelung. Zur Aufnahme des Gases giesst man in die letzte
‘Vorlage 42 Th. reines Wasser. We i
- - In den ersten Stunden ist nur wenig Feuer nöthig, und nach
5—6 Stunden ist der grösste Theil des Ammoniaks übergegangen.
Von nun an folgt wegen der nöthigen stärkeren Erhitzung mit dem
‘Ammoniakgas so viel Wasser, dass aus dem Liebig’schen Kühler
kein Gas, sondern nur ammoniakhaltiges Wasser hervorkommt, und
wenn dann in der auf dem Tubus der eisernen Waschflasche ange- \
brachten tubulirten Vorlage weisse Nebel bemerkt werden, muss
die Vorlage abgenommen und durch eine andere ersetzt werden,
um von da an noch nachfolgendes trübes und wenig Ammoniak
enthaltendes Wasser für andere Zwecke aufzufangen.
. Caleium. Magnesium. Ferrum. Spir. sulphur.-aether. martiatus.
In dem „Berigten van de Nederlandsche Maatschappij ter be-
vordering der Pharmacie, Mai 1862. No.12. p.159* wird eine
ärztliche Verordnung abgehandelt, nach welcher eine Mischung
von 3 Drachmen Spirit. sulphüur. aeth. mart. und 4 Drachmen
Spirit. nitrico- aethereus als Tropfen verabreicht werden soll. Die
Anfertigung dieser Mischung hat zu einer Beobachtung geführt,
welche von Aerzten und Pharmaceuten sehr zu ‚beachten ist. Gleich
nach der Mischung jener farblosen Flüssigkeiten bekam die Mischung
eine dunklere und sehr bald fast ganz schwarze Färbung, und
in der Meinung eines Irrthums wurde die Mischung wiederholt,
aber stets mit demselben Resultat. Da nun kein Irrthum mehr
|
Literatuw. 273
vorliegen konnte, so musste die Ursache der Färbung in einer
Reaction der Bestandtheile jener Materialien auf einander liegen,
und als man sich dann vorstellte, dass das salpetrigsaure Aethyl-
oxyd im Spirit. nitrico-aeth. zersetzt und unter anderen Produc-
ten auch Stickoxyd geliefert haben müsse, was dann auf das Eisen-
chlorür in dem Spir. sulph. aeth. mart. einwirke, entwickelte man
auf die bekarinte Weise Stickoxydgas, leitete dasselbe sowohl in
dieses Arzneimittel, als auch in eine wässerige Eisenchlorürlösung,
und beide Flüssigkeiten bekamen dadurch dieselbe Färbung, wo-
durch die Ursache derselben als erklärt angesehen wurde.
| Ferro-Natron pyro-phosphoricum oxydatum liquidum. Die-
ses von dem Erfinder Leras fabrieirte und unter dem Namen
„Phosphate de fer soluble“ marktschreierisch für einen enormen
Preis allerwärts und so auch nach Russland in den Handel ge-
brachte Geheimmittel wird nach Schuppe nach folgender von
ihm gegebener Vorschrift bereitet. Man. reibt 2 Gr. pyrophosphor-
saures Eisenoxyd, 4!/g Gr. pyrophosphors. Natron und 7 Gr. kry-
stallisirtes schwefelsaures Natron in einem Mörser mit der nöthigen
Menge Wasser bis zur Lösung zusammen und verdünnt dieselbe
so, dass sie genau 2 Unzen beträgt. Wiggers bemerkt hierzu, dass
man bei dieser Art der Bereitung das Glaubersalz auch ganz weg-
lassen könne.
Manganum. Cuprum. Plumbum. Bismuthum. Hydrargyrum.
Argentum. i |
D. Pharmacie der:organischen Körper. ;
. I) Pflanzensäuren. 2) Organische Basen. 3) KEigenthümliche
neutrale organische Stoffe. 2) Alkohole. Allyl- Alkohol.
Die Bereitung des für die künstliche Erzeugung von Senföl
wichtig gewordenen Allyljodürs ist von Drageudorff mit amorphem
Phosphor versucht und auf folgende Weise sehr zweckmässig erkannt
worden. Man suspendirt 1 Th. amorphen Phosphor durch Reiben
in 3 Th. Glycerin, welches vorher möglichst entwässert worden
war, bringt die Mischung in eine tubulirte Retorte, und trägt
8l/, Th. zerriebenes Jod in kleinen Portionen nach einander hin-
ein. Die Retorte ist vorher mit einem Liebig’schen Kühlapparate
in Verbindung gesetzt. Wird in den ersten Stunden die Retorte gut
abgekühlt erhalten, so findet weder eine stürmische Reaction in der
Masse noch deswegen ein Verlust an Jod statt, und es destillirt
von selbst viele Jodwasserstoffsäure ab, deren rückständiger Rest
dann, wenn die Wirkung in der Masse nachlässt, durch Erhitzen
aus dieser noch ausgetrieben wird und die man mittelst der Aus-
flussspitze des Liebig’schen Kühlers in destillirtes Wasser führt
und von diesem absorbiren lässt, um sie anderweitig verwerthen
zu können.
Nach Austreibung der Jodwasserstoffsäure aus der Masse erhitzt
man dieselbe stärker und fängt auf, was von + 1000 übergeht.
Das destillirte Allyljodür wird mit etwas kalihaltigem und dann
mit reinem Wasser geschüttelt, durch Chlorcaleium entwässert und
bei 1019 rectificirtt. Allyljodür auf diese Weise dargestellt hält
Dragendorff für die Bereitung 'von Senföl vollkommen geeignet,
über dessen Herstellung er weitere Versuche anstellen will.
5) Olea volatilia. Kreosotum condensatum. ’ ;.
nter dem Namen verdicktes Kreosot empfiehlt Martin eine
gallertartige Mischung von 3 Th. Kreosot und 2 Th. Collodium,
um sie anstatt des reinen Kreosots zum Stillen von Zahnweh anzu-
wenden. Man kann diese Mischung gut an den Zähnen appliciren,
Arch. d. Pharm. CLXVI.Bds. 3. Hit. ee
974 | S = Literatur.
E. Pharmacie gemischter Arsneikorber.
nehnp dass Be Kreosot an umdöre Theile der E Mondhöhle gelangt
‘und an derselben Schmerzen verursacht.
Candelae. Emulsiones. Extracta. Linimenta. Linimentum sapo-
nato - camphoratum.
Nach Frederking wird ein ganz vorzüglicher durchsichtig .
bleibender Opodeldoc auf folgende Weise erhalten. Man dige-
rirt 6 Unzen Stearinsäure (Stearin) und 3 Unzen krystallisirtes
kohlensaures Natron mit 64 Unzen Spiritus Vini rectificatissimus,
bis sie sich unter Brausen aufgelöst haben, filtrirt noch heiss, löst
121/, Drachmen Campher, 5 Drachmen Rosmarinöl und 2 Drachmen
Thymianöl darin auf, mischt noch 4 Unzen Alkohol und 4 Unzen
Liquor Ammonii caustiei spirituosus Dzondi hinzu und lässt erkal-
ten. In diesem Opodeldoc finden durchaus keine krystallinischen
Ausscheidungen statt.
Morsuli. Da die gewöhnliche Kochung des Zuckers zur Tafel-
consistenz eine zeitraubende Arbeit ist und dennoch steinharte,
saft- und kraftlose Morsellen zur Folge hat, so wird in No. 21.
‘ der Pharmaceutischen Zeitung angerathen, gleich von Anfang an
nicht mehr Wasser anzuwenden, als zur Consistenz erforderlich ist,
und demnach z.B.
Morsuli Zingiberis vortrefflich beschaffen und schmeckend auf
folgende Weise zu bereiten:
Rec. Caryophyll. arom. Jj
Cinnamomi acut. Jjj
Rad. Zingiberis 13/4 -Unzen
Sacchari albi 32 Unzen
Ag. Rosar. 5 Unzen.
Der Zucker wird mit dem Rosenwasser übergossen, damit ohne
Rühren und rasch bis gerade zum Auflösen zum Kochen erhitzt,
-dann setzt man die beiden ersten Gewürze als Pulver und den
Ingwer in kleine Stückchen zerschnitten hinzu und giesst umge-
. rührt sogleich in die bekannten Formen aus.
Olea cocta. Pastae. Pastilles. Pilulae. Pulveres. Syrupi.
Trochisci. Tincturae.
F. Geheimmittel.
- Le Roi hat seinem Kräuterthee nun auch ein hygeistisches
Kräutergepulver angereiht. Nach Hager’s Ansicht bekommt man
dureh Vermischen von
30 Th. Bittersalz
12 „ Farinzucker
12 „ Hordeum praeparatum
6 „ Bittersüssstengel
40 „ Sennesbhlätter
in feinen Pulvern ein wohl ganz gleich zu acht än äh Product, i
aber natürlich viel wohlfeiler als 15 Sgr. für 2 Unzen, wofür es der
Geheimmittelfabrikant Ober-Sanitätsrath und Hofmedieus Dr. Le Roi
in Schachteln durch Ohme und Müller in Braunschweig feilbietet. “
Daubitz's Hämorrhoidal- Kräuterligueur hatnach Hager solche
Bestandtheile, dass man ihn nach folgendem Recept Baz ent-
sprechend selbst würde darstellen können:
4
„
=
»2 y%
a
BR Dean 00. BOB
00.00 Rec. Bolet. Larieis nn E
Rad. Rhei ana pt. 2
„ Zedoariae
„ „Angelicae
»„ Gentianae
„ Galangae
Elect. Thergac.
Croci ana pt. 1
Sacch. alb. pt. 50
Spir. frument. pt. 4000.
Macera per biduum. Colaturae admisce Liquorem filtratam,
paratum macerando ex
Aloes
Myrrhae ana pt. 1
Ag. frigid. pt. 15.
Per biduum sepone et filtra.
Cruse's Patent- Kropfpulver. Ist nach Hager ein Gemisch von R
Sal. eulinar. pt. 25.
Sulph. sublimat. pt. 10
Sem. foenigraeci pt. 25
Bacc. Juniperi pt. 25
Rad. Gentianae
Sem. foeniculi ana pt. 3—5
in Gestalt von groben Pulvern, wovon 26 Loth zu a Sgr., zum
Ankauf offerirt werden.
Solbrig’s Mittel gegen Sommersprossen. Nach einer genaueren |
Untersuchung dieses Mittels scheint dasselbe nicht eine einfache
Tinctur der weissen Niesswurzel, wie Hollandt behauptet, zu sein.
Durch Geruch, Geschmack, Reactionen und anderweitige Darstel-
lungs- Versuche bekam er endlich nach folgendem Recept:
Rec. Rad. Hellebor. alb.
„ Arnicae
„ Pyrethri ana 1 Unze
Styrac. calam 2 Drachmen
Alkoh. Vini 15 Unzen
Digere et post filtrat. adde
Ol. bergambott.
Citri q. s. ad Od. grat.
ein Product, was von dem Sollbrig’schen Mittel nicht zu unter-
scheiden ist,
Der zweite Theil enthält den Bericht über die Leistungen in
; der Pharmakodynamik und Toxikologie von Prof. Dr. Julius Ola- 5
rus in Leipzig.
Da dieser Theil nur Bedeutung für den Medieiner hat, so
können wir denselben nur hier anzeigend berühren und die Aerzte
darauf aufmerksam machen.
Was nun den ersten Theil des”Werkes betrifft, so entspricht
” er vollkommen den bisherigen Berichten und verdient allseitige
- Aufmerksamkeit. Dr. Bley.
Bibliographischer Anzeiger für. Pharmaceuten, |
1863. No, 4.
Arzneitaxe, Königl. ER, für 1863. gr. 8. (64 3) Ber-
‚lin, Gärtner. geh. baar n. 5
— — dieselbe für die Hiohenzollergnchen Lande für 1863. ‚(64 S.)
gr. 8. Ebd. geh. baar n. 1; 2.
Bädeker, F. W. J., die Eier der europäischen Vögel nach der
Natur gemalt. 10. (Schluss-) Lief. gr. Fol. (VIII u.368.m.
8 Chromolith.) Iserlohn, Bädeker. & n. 4 $.
Berg, Dr.-0. C. u. C. F. Schmidt, Darstellung u. Beschreibung
sämmtl. in der Pharm. boruss. aufgeführten offieinellen Ge-
wächse. 31. u. 32. Heft. gr. 4 (24 S. u. 12 color. Steintaf.)
Leipzig, Förstner. A n.1 .$. (1-32. n. 312/3 $.)
Bertolonii, Prof. Dr. Ant., Flora Italica eryptogama. Pars II.
Fasc. 1. gr. 8. (128 S.) Bononiae 1862. (Wien, Sallmeyer u.
Comp.) geh. n. 12. (I—H. 1. n. 61/5
Brefeld, Geh. Med.- u. Reg.-Rath Dr. Frz., die Apotheke. Schutz
od. Freiheit? Br 8. (178 8.) Breslau, L. Trewent. geh. 1 .£.
Bronn, Prof. Dr. H. G., die Classen und Ordnungen des Thier-
{
reichs. Fortges. v. Prof. Dr. Wilh. Käfferstein. 3. Bd. Weich-
' thiere (Malacozoa). 26. u.27. Lief. Lex.-8. (S. 883—912 mit
5 Steintaf., 5. Bl. Erklärung. und eingedr. Holzschn.) Leipzig,
C. F. Winter. geh. a n. 1y 8. (I—II. 27. n. 21 ,.B 24 sgr.)
Colnet d’Huart, Prof. Dr. de, Determination de la relation qui
existe entre la chaleur rayonnante, la chaleur de conductibilite
‚et la chaleur latente. gr. 8. (64 S. mit 1 Steintaf.) Luxem-
burg, Bück. geh. n. 2/3 £.
Cramer, Prof. Dr. C., physiologisch - systematische Untersuchung 3
. über die Ceramiaceen. .1. Heft. gr. 4. v u. 130 S. mit 13
Steintaf.) Zürich, Schulthess in Commiss. n. 3 ‚$ 6 syr.
Dachauer, Dr. Gust.. chem. Taschenwörterbuch. br. 8. (IV u.
102 S.) München, Gummi. geh. n. ]
Dietrich, Dr. Dav., Deutschlands kryptogam. "Göwiehde in Abbild.
2. Ausg. 1. Bd. 9. u. 10. Heft. (a 10 color. Kupftaf.) gr.
Jena, Suckow. ä.n. 18 sgr.
Dove, H. W., die Stürme der gemässigten Zone, mit besond. Be-
rücksichtig. der Stürme des Winters 1862 —63. gr.8. (120 8.
mit 1 chromolith. Karte.) Berlin, D. Reimer. geh, 3a SP.
. Encyklopädie, allgem., der Physik. Bearb. von P. W. Brix, G. 3
Decher, F.C.O.v. Feilitzsch, F. Grashoff, F. Harms ete. Herausg.
v. Gust. Karsten. 13, Lief. Lex.-8. Leipzig, Voss. geh. n. 22/2.,$.
Flora von Deutschland. Herausg. v. Dir. Prof. Dr. F.L. v. Schlech-
tendal, Prof. Dr. L. E. Langethal u. Dr. E. Schenk. XIX. Bd,
-11.u.12. Lief. Mit 20 col. Kpftaf. 8. (40 S.) Jena, Mauke.
geh. an. Na
. BP. R
— dieselbe. 3. Äufl.. XVII. Bd. 1.u.2. Lief. Mit 16 eol. Kpftf.
8. (32 S.) Ebd. geh. & n. 1/z
— dieselbe. 4. Aufl. XII. Bd. 9. u. 10. Heft. Mit 16 col. ‚Bakt
8. (32 S.) Ebd. geh. a n..1/3 . -
- nens und des Ludwig-Brunnens zu Homburg v.d. Höhe. gr. 8.
(38 S.) Wiesbaden, Kreidel’s Verl. geh. n. 1/3 ,$.
Frey, Prof. Dr. Heinr., das Mikroskop u. die mikroskopische Tech-
nik. Ein Handbuch für Aerzte u. Studirende. Mit 228 Fig.
in eingedr. Holzschn. und Preisverzeichnissen ‘mikroskopischer
Firmen. Lex.-8. (IV u. 472 S.) Leipzig, Engelmann. geh.
n. 22/3 e
Fuhlrott, Prof. Dr. Carl, das Quellwasser oder Grundzüge der
Quellenkunde. gr. 8. (26 S.) Elberfeld, Mebus & Comp. in
'Commiss. geh. baar n. !/;
Gerding, Dr. "Th. Taschenlexikon der Chemie und der damit
verbundenen Operationen. 5. Lief. br. 8. (S. 449—560.) Leip-
zig, Baumgärtner. geh. & 1,
2 |
Göppert, Geh. Med.-Rath Dr. Prof. H. R, die offieinellen Ge-
wächse europäischer botanischer Gärten, insbesond. die des k.
botan. Gartens der Universität Breslau. gr. 8. (39 8.) Han-
- nover, Hahn. geh. n. Y/; $. %
Graham. Otto’s ausführliches Lehrbuch der Chemie. 4. umgearb.
Aufl. Mit in den Text eingedr. Holzschn. 1. Bd.: Lehrbuch
der physikal. u. theoret. Chemie v. H. Buff, H. Kopp u. F. Zam-
miner, Proff. 2.Abth. 2. Aufl. gr. 8. Braunschweig, Vieweg
u. Sohn. geh. n. 5
a2 Er
— dasselbe. P3 Bd. Ausführliches Lehrbuch der anorgan. Chemie
v. Med.-Rath Prof. Dr. Fr. Jul. Otto. 4. umgearb. Aufl. Iste
Abth. 1. u. ae Lief. 2. Abth. 1. u. 2. Lief. und 3. Abth. 1.
u. 2. Lief. .8. (& Abth. 192 S.) Ebd. geh. & Lief. n. 19.8.
Grassmann, Rob., die Weltwissenschaft oder Physik. 1. Theil.
gr. 8. Stettin 1862, Grassmann. geh. 12 sgr.
Hager, Dr. Herm.,, Commentar zu der 7. Ausg. der Pharmacopoea
borussica. 3. Heft. gr. 8. (S.225—336 mit eingedr. Holzschn.)
Lissa, Günther’s Verlag. & 1, $.
Hallier, Ernst, die Vegetation auf Helgoland. Mit 4 lith. Taf.
Abbild. 2te mit einer vollständ. Flora verm. Ausg. 8. (Hu.
56 S.) Hamburg, O. Meissner’s Verl. 4 „$: geb. 9 ser.
Handwörterbuch der reinen u. angewandten Chemie. Bearb.
in Verbindung mit mehr. Gelehrten u. red. von Dr. H. v. Feh-
ling und Dr. H. Kolbe, Prof. Mit zahlr. in den Text gedr.
Holzschn. 8. Bd. 7—9. Lief. (In der Reihe die 53—55.
Lief.) gr. 8. (S. 769—1085. Schluss.) Braunschweig, Vieweg Kr
u.Sohn. geb. an. 2/z
Henkel, Prof. Dr. J. R,, Atlas zur medieinisch- pharmaceutischen 5
. Botanik, die Analysen der wichtigsten Pflanzenfamilien enth.,
Disiogeapäih ash er 277
enins, Geh. Hofr. Prof. Dr. R., Analyse des Kaiser- Brun-
Lex.-8. (54 Steintaf. mit 21 S. Text.) Tübingen, Laupp. nm
Mappe n. 4 .$.
Heyer, Prof. Dr. Carl, Phanerogamen-Flora der Grossh. Provinz
Ober-Hessen u. insbesond. der Umgegend von Giessen. Nach
dem Tode des Verf. bearb. und herausg. v. Prof. Dr. Jul.
Rossmann. gr. 8. (VIII u. 482 5.) Giessen, Ferber. geh. n.
1.86
a Prof. Herm., Icones analyticae fungorum. Abbild.
u. Beschreib. v. Pilzen, mit besond. Rücksicht auf Anatomie
und Entwickelungsgeschichte. 3.Heft. Fol. (S.57— 79 mit 6
col. Kupftaf.) Giessen, Ricker. In Mappe & n. 22/5 .$.
— Doe. Dr. Rob., Theoretisch - praktische Ackerbau- Chemie nach ru
dem heutigen Standpuncte der Wissenschaft u. Erfahrung für
Bibliographischer Anze S
die Praxis fasslich dargestelit. Mit Abbild. in eingedr. Holz-
0 schnitten u. Tab. In 5 Lief. 1. Lief. gr. 8 (111 8.) Prag,
0. Andre. geh. n. !/o .$. x A RN Re
Jessen, Doc. Dr. Carl F. W., Deutschlands Gräser und Getreide-
arten zu leichter Erkenntniss nach dem Wuchse, den Blättern,
Blüthen und Früchten zusammengestellt u. für die Land- und
Forstwirthschaft nach Vorkommen und Nutzen ausführlich be-
sehrieben. Mit 208 eingedr. Holzschn. Lex.-8. (XII u. 300 S.)
- Leipzig, T. O. Weigel. geh. n.3..$.
Karsten, Prof. Dr. H., Entwickelungs-Erscheinungen der organi-
schen Zelle. gr. 8. (23 S. mit 1 Steintaf.). Berlin. (Leipzig,
- Barth.) geh. 6 sgr. ER AU SAL
' Kirchhoff, G., Untersuchungen über das Sonnenspectrum u. die
‚Speetren der chemischen Elemente. 2. Th. Mit 2 chromolith.
Taf. gr.4. (16 S.) Berlin, Dümmler’s Verl. in Commiss. cart.
n. 5/6 P. (1. Bm, 21/; =). ag }
Kolbe, Prof. Dr. Herm., ausführl. Lehrbuch der organ. Chemie.
Mit in den Text gedr. Holzschn. (A:u.d.T.: Graham-Otto’s |
ausführl. Lehrbuch der Chemie. 3. umgearb. Aufl. 3.u.4.Bd)
gr. Fr Ge 593 — 864.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn. geh
4 D. '/3 . 2
Kühn, Prof. Dr. Otto Bernh., das Cyan und seine anorganischen
Verbindungen nebst dem Mellon. gr. 8. (VIIIu.3208.) Leip-
zig, Abel. geh. n. 22/3 £.
Landolt, Prof.. Analyse der neuen Soolquelle zu Salzkotten. gr.8.
| (16 S.) Salzkotten, Grasso. geh. 2 sgr. 4
Larssen, Frdr., das Verhältniss des spec. Gewichts der Kartoffeln
zu ihrem Gehalt an Trockensubstanz und Stärkemehl. Eine
agriculturchemische Untersuchung. Mit 1 lith. Taf. in Farben-
‘druck. gr. 8. (53 S.) Dorpat, Gläser’s Verl. geh. n. Ya ‚£.
Liebig, Just. v., über Francis Bacon v. Verulam u. die Methode
der Naturforschung.. gr. 8. (VII u. 64 S.) München, literar.-
artist. Anstalt. geh. n. 12 sgr. , Er
— Rede in der öffentlichen Sitzung der K. Akad. der Wissensch. am
28. März 1863, zur Feier ihres 104. Stiftungstages. gr.4. (46 8.)
- München, Franz. geh. baar n. 21 sgr. Dit, 38
Martius, Dr. Car. Frid. Phil. de, Flora Brasiliensis sive enumeratio
| plant. in Brasilia haetenus deteetarum. Fasc. XXXHI—XXXV.
‚gr. Fol. (392 S. mit 59 Steintaf.) Leipzig, Fr. Fleischer in
| Commiss. geh.n. 22.8 26 sgr. (I-XXXV.n.n. 336,P 11 sgr.)
Mohr, Med.-Rath Dr. Fr., Coınmentar zur preuss. Pharmakopöe
nebst Uebersetzung des Textes. 3. umgearb. Aufl. Nach der
7. Auflage der Pharm. boruss. bearb. Mit in den Text gedr.
Holzschn. 1. Lief. gr. 8. (XI u. % 8.) Braunschweig, Vie-
weg & Sohn. geh. n. Ya »$.
Muspratt’s theoret., prakt. und analyt. Chemie, in Anwendung
auf Künste und Gewerbe. Frei bearb. von Dr. F. Stohmann.
Mit über 1500 in den Text eingedr. Holzschn. 2.verb. u. verm.
Aufl. (In ea.80Lief.) 1.Bd. 1—3. Lief. gr. 4. (Sp.1-—19.)
- Braunschweig, Schwetzschke u. Sohn. geh. & Lief. n. 12 sgr.
Rabenhorst, Dr. L., die Algen Europas. (Fortsetz. der Algen
Sachsens, resp. Mittel-Europas.) Decade 41—56. (resp. 141—156.)
gr. 8. (& circa 10 Blatt mit aufgekl. Pflanzen.) Dresden, am
- Ende. cart. baar & n. n. 5/6 »P. ER Ta)
Ramann, G., die Erdbildung oder die Entstehung und Zusam-
mensetzung der Erdrinde. 3. Aufl. gr.8 (82.8.) Erfurt,
Körner’s Verl. geh. 3 ngr. TREE,
HN
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Bibliographischer Anzeiger.
Regnault-Strecker’s kurzes Lehrbuch der Chemie. 2.Bd. A.u.
d.T.: Kurzes Lehrbuch der organ. Chemie. Von Prof.Dr. A
Strecker. Mit in den Text gedr. Holzschn. 4te verb. Aufl. 8.
(XXV u. 726 8.) Braunschweig, Vieweg u. Sohn. geh. n, 2 $.
Reichenbach fil., Prof. Dr. Heinr. Gust., Xenia Orchidacea. Bei-
träge zur Kenntniss der Orchideen. 2. Bd. 3. Heft. gr. 4
(8. 49— 72 mit 5 schw. u. 5 col. Kpftaf.) Leipzig, Brockhaus.
An: 22/3 P.
Ruchte, S., Repetitorium der Chemie. 71 Fragen aus der Chemie %
für Chemiker, Mediciner und Pharmaceuten. br. 8 (VIHu
388 S. mit eingedr. Holzschn.) München, Gummi. geh. n. 11, ‚2.
Salm-Reifferscheid-Dyk, Jos. Princeps de, Monographia gene-
rum Aloes et Mesembryanthemi. Fasc. VII. Imp. 4 (17
zum Theil col. Steintaf.) Bonn, Cohen & Sohn. In Mappe n.
3 .$. (compl. n. 43 „$.)
Schacht, Dr. J. E. u. F. W. Laux, Preise von Arzneimitteln,
welche in der 7. Aufl. der preuss. Landes-Pharmakopöe nicht ent-
halten sind. Anhang zur K. preuss. Arzneitaxe für 1863, gr.8.
(64 S.) Berlin, Gärtner. geh. baar n. !/; .$.
Schleiden, Dr. M. J., über den Materialismus der neueren deut-
schen Naturwissenschaft, sein Wesen und seine Geschichte.
gr. 8. (57 8.) Leipzig, Engelmann. geh. 12
sgr,
Schlikum, O., der chemische Analytiker. gr. 2. (VI u. 179 S.
mit 11 Tab.) Neuwied 1864, Heuser. geh. 1 .f.
Schnitzlein, Prof. Dr. Adalb., Analysen zu den natürlichen Ord-
nungen der Gewächse und deren sämmtlichen Familien inEu--
. ropa. Phanerogamen auf 70 Taf. mit 2500 Fig. Neue Titel-
Ausgabe. (In 10 Lieferungen) 1. Lief. gr. Fol. (7 Steintaf.
taf. mit‘ 60 S. Text in gr. 4) Erlangen 1858, Palm u. Enke.
n. 12 2.
Schultze, Dir. Prof. Max., das Protoplasma der Rhizopoden und
der Pflanzenzellen. Ein Beitrag zur Theorie derZelle. Lex.
(IV u. 68 8.) Leipzig, Engelmann. geh. 16 sgr.
Seemann, Dr. Berth., die Palmen. Populäre Naturgeschichte
derselben. Deutsch bearb. v. Dr. Bolle. 2. Aufl. Mit 8 Illu-
strat. gr. 8 (XI u. 368 $.) Leipzig, Engelmann. geh. 2 „2.
Seubert, Hofr. Prof. Dr. Mor., Excursionsflora für das Grossher-
zogthum Baden. 8. (LIV u. 244 8.) Stuttgart, Engelhorn.
eart. 1,2.
Stein, Prof. Dr..Frdr., über die Hauptergebnisse der neuern In- 2
fusorienforschungen. 8. (29 8.) Wien, Gerold’s Sohn. geh.
n.n. Ye »S.
Sturm, Dr. J. W., Enumeratio plantarum vascularium .eryptoga-
micarum Chilensium. Ein Beitrag zur Farn-Flora Chile’s. gr. 8.
(52 S.) Nürnberg 1858. (Leipzig, Hinrich’s Verl.) geh. baar
n. n. 16 sgr.
:.
Vogel, Prof. Dr. Aug., praktische Uebungsbeispiele in der quan-
. titativ chemischen Analyse, mit besond. Rücksicht auf die
Werthbestimmung landwirthschaftlicher u. technischer Produete. .
3. Aufl. Mit 1 lith. Taf. gr.8. (688.) Erfurt, Kerner’s Buch-
handl. geh. n. 13 2.
Wagner, Herm., Arznei- u. Giftgewächse. 3. u. 4. Lief. No. 54.
—100. Fol. (26 Bl. mit aufgekl. Pflanzen.) Bielefeld, Helmich.
In Mappe ä n. I $.
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Wagner, Herm,, a Beben" 8. FERRR: 2 Gräser Er Halb-
rt Fol. (15 Bl. mit ‚aufgekl. Pflanzen.) ‚Ebd, in. ‚Mappe
n. 1
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Willkom ER Dr. Mor., Führer ins Reich de deutschen Pfan-
zen, eine leicht verständliche Anweisung, die in Deutschland
"wildwachsenden und häufig angebauten Gefässflanzen schnell
und sicher zu bestimmen. Mit 7 lith. Taf. u. 645 eingedr.
Holzschn. nach Zeichnungen des Verf. 2. Halbbd. gr. 8. Rı
"u. 8.287 — 687.) Leipzig, Mendelssohn. geh. n. 12/3 ‚$.
'Wöhler, F., Grundriss der Chemie. 2 Theile. er 8. Berlin,
Duncker u. Humblot. n. 2 “PB 3 sgr
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(Inhalt: I. Grundriss der unorgan. Chemie. 13. umgearb.-
Auflage. (VII u. 287 $.) n. 27 sgr. N
I. Grundriss der organischen Chemie. 6. umgearb. Aufl.
Bearb. vom Privatdoc. Dr. Rud. Fillig. (XVI u. 396.8.) n.
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Berichtigung.
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In einer Notiz über Milchprüfung von Herrn Dr. Schlien-
kamp im Archiv der Pharmacie (Bd. CXVI. S. “ heisst es u.a.:
„Bei der hiesigen (in Düsseldorf gebräuchlichen) Milchwage ist
das Volum des Schwimmers zur Skala wie.. 150 zul,
„bei Wittstein’s Wilchwage wie............u...: 148 zu 1°
um damit anzudeuten, dass beide Milchwagen miteinander überein-
stimmen.
Hier waltet aber ein Missverständniss ob, denn ich habe a.a.0.
(Archiv der Pharm. Bd. CXV. 8.33) ausdrücklich gesagt, dass der-
jenige Aräometer, welchen ich zur Prüfung des specifischen Ge-
ı
wichtes der Mineralwässer aus Glas habe anfertigen lassen und
dessen Skalen-Volum sich zu dem Schwimmer-Volum wie 1: 148
verhält, für Milchprüfungen unbrauchbar sei, denn er rage in
der Milch stets noch mit einem Theile seines Schwimmers hervor.
Das höchste spec. Gewicht, was mit einem solchen Aräometer er-
mittelt werden könne, sei 1 ‚005580, mithin so klein, wie es bei der
Milch niemals vorkomme.
Der zu meinen vielen Milchproben gebrauchte REN war
gröberer Art, und zwar so beschaffen, dass das Volum der Skala
zu dem Volum ‚des Schwimmers sich wie 1 zu 17 verhielt (a.a.0.
Seite 34).
Ich Fermütke nun, dass in die Angabe des Herrn Dr. Behlieh. %
. kamp über die. Düsseldorfer Milchwage ein Druckfehler eingeschli-
chen ist, dass nämlich das Verhältniss des Volums des Schwim-
mers zur Skala dieser Wage nicht wie 150 zu 1, sondern wie 15
zu 1 heissen soll. Damit stände dann diese Milchwage nicht mei-
nem von Herrn Dr. Schlienkamp präsumirten Milch - Aräometer
(der in der That nur ein Mineralwasser- Aräometer ist), sondern
meinem wirklichen Milch-Aräometer nahe. Wittstein.
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General-Rechnung
des Apotheker - Vereins in Norddeutschland. *)i
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I. Vicedirectorium am Rhein.
Kr. Cöln. Viced. Löhr das., für 18 Mitgl. .
„ Aachen. Kreisd. Baumeister in Inden,
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Bonn. Kreisd. Wrede das., 20 Mitgl....
Crefeld. Kreisd. Richter das., 11 Mitgl.
Duisburg. Kreisd. Biegmann das., 9Mtgl.
Düsseldorf. Kreisd. Bausch das., 15 Mtgl.
Elberfeld. Kreisd: Neunert in Mettmann,
LI Mitele N. 20 an
Emmerich. Kreisd. Herrenkohl in Cleve,
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Schwelm. Kreisd.Demminghoff das.,10M.
“ Trier. Kreisd. Wurringen das., 9 Mitgl.
„ St.Wendel. Kreisd.Dr. Riegel das., 14M.
II. Vicedirectorium Westphalen.
Kr. Arnsberg. Kreisd. Müller das., 41 Mitgl.
„ Herford. Dir. Dr. Aschoff das., 10 Mitgl.
„. Lippe. Kreisd. Dr. Overbeck in Lemgo,
16. Mitt: . 2... Dee Dee
Minden. Dir. Faber das., 18 Mitgl.....
"Münster. Kreisd. Wilms das. .„ 47 Mitgl.
Paderborn. Kreisd. Giese das., 10 Mitgl.
Ruhr. Kreisd. Bädecker in Witten, 10M.
Siegen. Kreisd. Crevecoeur das., 10 Mtgl.
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III. Vicedirectorium Hannover.
Kr. Hannover. Kreisd. Stackmann in Lehrte,
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„ Harburg. Kreisd. Schale > in Jork, 8M.
- „ Hildesheim. Kreisd. Horn in Gronau,
34. Mitel! 222 Po ee
„ Hoya-Diepholz. Kreisd. Meyer in Syke,
15 MIN EFT
„ Lüneburg.Kreisd. Dr. Krautin Hananna,
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„ Oldenburg. Kreisd. Münster in Berne,
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„ Osnabrück. Kreisd. Niemann in Neuen-
/ Kirchen; 20’Mit21!. en
„ Ostfriesland. Kreisd. v. Se den in Em-
den, 24 Mitgl...............
„ Stade. Kreisd. Penz in Lesum, 19 Mitgl.
IV. Vicedirectorium Braunschweig.
Kr. Braunschweig. Kreisd. Tiemann das.,22M.
„ Blankenburg. Kreisd. Henking in Jerx-
heim,'12 :Mitel. 2.2.2: 57%
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V. Vicedirectorium Mecklenburg.
Kr. Stavenhagen. Kreisd. Dr. Siemerling in
Neubrandenburg, 13 Mitgl...
„ Güstrow. Kreisd. Holland das., 16 Mitgl.
„ Rostock. Kreisd. Dr. Witte das,, 14 Mitgl.
„ Schwerin. Kreisd. Sarnow das., 16 Mitgl.
VI. Vicedir. Bernburg-Eisleben.
Kr. Bernburg. Viced. Brodkorb in Halle, 16M.
„ Bobersberg. Kreisd. Knorr in Sommer-
feld, 10.Miteh .n 02 red
Dessau. Kreisd. Reissner das., 9 Mitgl.
Eilenburg. Kreisd. Jonas das., 16 Mitgl.
Eisleben. Kreisd. Dr. Giesecke das., 15M.
Halle. Kreisd. Colberg das., 10 Mitg]....
Luckau. Kreisd. Schumann in Golssen
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„ Naumburg. Kreisd.Dr. Tuchen das., 13M.
VII. Vicedirectorium Kar
Kr. Cassel. Kreisd. Dr. Wild das., 19 Mitgl.
„ Corbach. Kreisd. Kümmel das., 11 Mitgl.
„ Eschwege. Kreisd. Gumpert das., en
„ Hanau. Kreisd. Beyer das., 18 Mitgl....
„ Hersfeld. Kreisd. Müller das., 15 Mitgl.
VIII. Vicedirectorium Thüringen.
Kr. Erfurt. Kreisd. Lucas das., 20 ‚Mitgl..
„ Altenburg. Kreisd. Schröter in Kahla,
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Coburg. Kreisd. Löhlein das., 23 Mitgl.
Gotha. Kreisd. Hederich das,, : 21 Mitgl.
Jena. Kreisd. Dreykorn in Bürgel, 15 M.
Saalfeld. Kreisd. Gerste das., 14 Mitgl.
Sondershausen. Kreisd. Hirschberg das. *
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Weimar. Kreisd. Krappe das., 15 Mitgl.
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IX. Vicedirectorium Sachsen.
Kr. Neust.-Dresden. Viced. Vogel das., 16M.
Altst.-Dresden. Kreisd. Eder das., 16M.
Freiberg. Kreisd. Krause das., 12 Mitgl.
Lausitz. Kreisd. Brückner in Löbau, 13M.
Leipzig. Kreisd. John das., 31 Mitgl....
‘ Leipzig-Erzgebirge. Kreisd. Fischer in
Colditz, 19 Mitgl............
„ Voigtland. Kreisd.Jessen in Plauen, 11M.
X. Vicedirectorium der Marken.
Kr. Königsberg. Kreisd. Mylius in Soldin,
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„ Angermünde. Ehrendir. Bolle das., 10M.
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Berlin. Kreisd. Stresemann das., 44 Mtgl.
Charlottenburg. Kreisd. Holz das. 8-0
Erxleben. Kreisd. Jachmann das., 12 M.
Frankfurt. Kreisd. Strauch das., 11 Mtgl.
Perleberg. Kreisd. Schulze das., 7 Mitgl.
Neu-Ruppin. Kreisd. Wilke das. 6 Ne
' Stendal. Kreisd. Treu das., 13 Mitgl...
XI. Vicedirectorium Pommern.
". Wolgast. Viced. Dr. Marsson das., 14M.
Stettin. Kreisd. Marquardt das,., 22 Mtgl.
“ XII Vicedirectorium Preussen.
Kr.
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. Königsberg. Kreisd. Lottermoser das,.,
28. Mittel.‘ 24; 223.0. ee
Angerburg. Kreisd. Buchholz das., 8M.
Danzig. Kreisd. Schuster das., 18 Mitgl.
Elbing. Kreisd. Hildebrand das., 15 Mtgl.
- XIH. Vicedirectorium Posen.
Posen. Kreisd. Reimann das., 14 Mitgl.
Bromberg. Kreisd. Knoth in Inowraclaw,
6 NDIOL, 2... 0.0 ee
Lissa. Kreisd. Blüher das., 13 Mitgl].....
XIV. Vicedirectorium Schlesien.
"Kr.
Ei
96. Kr:
Oels. Kreisd. Wilde in Namslau, 13M.
Breslau. Kreisd. Birkholz das., 13 Mitgl.
Görlitz. Kreisd. Struve das., 18 Mitgl..
Grünberg. Kreisd. Hirsch das., 19 Mitgl.
Kreuzburg. Kreisd. Finke in Krappitz,
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Neisse. Kreisd. Beckmann das., 10 Mitgl.
Reichenbach. Kreisd. Drenkmann in
Glatz 36: MEERE RER
Rybnik. Kreisd. Fritze das., 14 Mitgl]. .
XV. Vicedirectorium Holstein.
Altona. Kreisd. Pollitz in Kellinghusen,
11, Miel. 04, ee a
Heide. Kreisd. Runge das., 13 Mitgl..
ER Reinfeld. Viced. Claussen in Oldenburg,
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3 Mile.
XVI. Kreis Lübeck.
Lübeck. Kreisd. Dr. Geffeken das., 11 M.
XVI. Kreis Schleswig.
Schleswig. Kreisd. Lehmann in Rends-
burg, 7 Mitgl..... PET ARRIER,
Ausserordentliche Einnahme .....
Summa der Einnahme...
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Weniger Einnahme an Inseraten .... 2.222222:
_ Für Mehrdruck und in grösserem Umfang gelie-
ferte Zeitungs- Exemplare. .............
Porto für Versendung des Archivs...
Für den Druck von Vereinspapieren. ............
® Verwaltungskosten. des. Directoriums incl. Gehalt
für- Archivar. Schwarz. Un. en
Verwaltung der Getial Oase! in
Verwaltung der Vicedirectorien und Kreise.. a
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Weniger Einnahme...
‚Diese Mehr-Ausgabe ist durch die Vereins-
Capital-Casse gedeckt und dort in Ausgabe gestellt
worden. |
Dr. Fr. Meurer,
WA Merwalter der General-Casse.
Revidirt und richtig befunden im August 1863.
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BE BR, General- Rechnung. ER 29
5 Verzeichnis der im Jahre 1862 in den Apotheker- | “
Verein nen eingetretenen Mitglieder. |
Vicedireetorium am Rhein. Kreis Cöln: Hr. Apoth. von Gal. °
Kreis Bonn: HH. Ap. Klützsch in Bonn, Ap. Dr. Bender in
Coblenz. Kreis Emmerich: Hr. Ap. Maxein in Cleve. RK
Vicedirectorium Westphalen. Kreis Arnsberg: Hr. Ap. Schmitz
in Lelmahle. Kreis Lippe: Hr. Ap. Prüsen in Steinheim. Kreis
Münster: HH. Ap. Kölling in Münster, Ap. Ohm in Drensteinfuit.
Kreis Paderborn: Hr. Brandt in Paderborn. Be.
Vicedirectorium Hannover. Kreis Hannover: Hr. Ap.Dr. Ser--
- türner in Hameln. Kreis Hildesheim: HH. Berg-Comm. Weppen en
in Mark-Oldendorf, Ap, Löhr in Bockenem. Kreis Lüneburg: Hr.
Ap. Bergmann in Hannover. Kreis Osnabrück: Hr. Ap. Koke in
Dissen. Kreis Ostfriesland: Hr. Ap. Kohl in Emden. Kreis Stade:
Hr. Ap. Sarrazin in Bederkesa. + ;
Vicedirectorium Braunschweig. Kreis Braunschweig: Hr. Apr
Nehring in Lehre. Kreis Blankenburg: Hr. Ap. Haase in Königs-
lutter.
Vicedirectorium Mecklenburg. Kreis Rostock: HH. Ap. Grimm
in Rostock, Ap. Trauen in Doberan. Kreis Stavenhagen: Hr. Ap,
. Rieck in Stavenhagen.
Vicedirectorium Kurhessen. Kreis Cassel: HH. Ap. Leister n
Wolfhagen, Hasselbach in Fritzlar. Kreis Hanau: Hr. Ap. Wilh.
Wiskemann in Meerholz. Kreis Hersfeld: Hr. Ap. J. Brill in
Eilerfeld. - | ; u
Vieedirectorium Thüringen. Kreis Gotha: HH. Ap. Merkel in
Friedrichroda, Brendeke in Nazza. Kreis Sondershausen: Hr. Ap.
Funke in Sondershausen. |
. Vicedirectorium Sachsen. Kreis Altstadt-Dresden: HH. Ap.
Huth in Radeberg, Lange in Dohna, Leonhardi in Wilsdruff. Kreis
Lausitz: Hr. Ap. Scheidhauer in Zittau.
Vicedireetorium der Marken. Kreis Angermünde: Hr. Ap. Bin-
demann in Oderberg. Kreis Arnswalde: HH. Ap. M . in
Friedeberg, Görcke in Landsberg. Kreis Berlin: HH. Ap. Heisse
und Ap. Dr. Lehmann in Berlin. ; ER
Vieedirectorium Preussen. Kreis Königsberg: Hr. Ap. Dr.
Schulz in Königsberg in Pr. Kreis Elbing: HH. Ap. Lohmeier in
Elbing, H. Fischer in Rheden.
Vieedirectorium Pommern. Kreis Bromberg: HH. Ap. Frey- >
mark in Labischen, Zinnemann in Exen, Berndt in Labischen.
Kreis Lissa: HH. Ap. Rauchfuss in Lissa, Medinger in Kröben,
Scholz in Jatroschin. Kreis Posen: HH. Ap. Elsner in Posen, Mi-
‚lieski in Czempir, Winter in Buck, Merkel in Schroda, Mankiewiez
in Posen, Pollnow in Obornick, Seybold in Rogasen. N:
_ Vicedirectorium Schlesien. Kreis Creutzburg: Hr. Ap. Selten
in Cosel. R a
Kreis Lübeck. Hr. Ap. Wagner, Bürgermeister in Mölln. ,
EN # ” a
Din Corpus bonorum betrug bei dem er
Abschluss pro 1861................. HF;
- Hiervon ab an zurückgezahlten Capitalien:......
Bleiben...
Einnahme,
& Baarbestand der vorjährigen Rechnung..........
— Zurückgezahlt auf das dem Phäimasiie Knoll
dargeliehene Capital. ................%
An Zinsen von den Staatspapieren und See
henen Capitalien‘:: . 22.2... 7827,
An ausserordentlichen Beiträgen von Mitgliedern
und Nichtmitgliedern *)................
ar Sg Beiträge der Mitglieder pro 1861
= une 1862 22..2.2227 2
Ausgaben.
s An Unterstützungen laut des auf Seite 291 fol-
- genden Verzeichnisses.......z2........
Ehrengeschenk für Herrn Pharmaceuten Knoll in
Größen 22.2. u Pak
Verwaltungs-Spesen........--.-zuurucccee aan
Summa
Absehluss.
Der Baarbestand des Jahres 1862 betrug ........
Demnach bleibt baar in Casse...
und als Corpus bonorum 21,444 $ 12 sgr 6 5.
- Lemgo, den 10. Mai 1863.
OÖverbeck.
Revidirt und riehtig befunden.
Minden, den 21. August 1863.
Faber, Cassen-Director.
*) Die specielle Angabe findet sich in No. 36.
Sg Vereinszeitung d. J. 1863.
sw
|
21464| 12
20) — |
21444 12
6
%
stützung hülfsbedürftiger Pharmaceuten
Summa..
a ar a u hr Ph TR 7
Mr, 2 Er.
General ee 29
"Im Jahre 1862 warden folgende Unterstützungen
bewilligt:
No. B sh
; i I
1 Christ. Albanus in Angerburg................ 60 _
2 Le Brun in Hlambure 3; une 2 2027205775 Drau 31—|—
3 Buchholz in Schroda (Reg.-Bez. Posen) ....... 30 ——
4 Breckenfelder in Dargun ....reneeruenneneenn 51 —
5 Eräunert:in Michowit2’.. 2... 000002 0a one | 31 —|—
-6-|- Bahl in Lage in Mecklenburg. ............... | 6011
7 Beck uBesia a RE DE | |
8 Croweke In -Schlawe ...... 2 PAUL. 801 —|—
9 Diederichs in Kellinghusen................... | 60 Br
10 Dieks in Westerstede, jetzt in der Frenheilen
anstalt zu Weener bei Oldenburg .. 501 — |—
11 Drees' in. Tecklenburg... „un. cs ana ae 60 — _
Para AWloner in: PoBen 4... 2 20 ee hate este ee 50 —|—
13 Görnemann in Jerichow bei Genthin.....:.... 50|—|—
14 Ehrenfried Hientzmann in Teterow........... 501 —|—
15 Jensen, d.Z. im Krankenhause zu Posen...... 25, — _
16 Alner-an: Hüuben ic ua. in au ee re ee 35: —|—
17 Bewer u Bresiau Han I N ren 60—|—
18 | Albert Köller aus Prenzlau, 2. Z. Gehülfe in |
Straussberg, Provinz Brandenburg ...| 25’ —!'—
19 Keller in Haynau in Schlesien................ 2731283
20 Kleinmann in Butowa, Prov. Pommern ........ 60 1
21 Leiner in Elbing...........-zscccnseeen enden 1 231 —:—
22 Er. Mertin in: Driburg... .. Ss 00002. 200 den | 801 —i—
23 Friedr. Meinhardt in Hohenstein bei Chemnitz | 23 — —
24 Aug. Müller in Krappitz ........... sa 130 —|—
25 Mieat ın Reichenbach: 21... 60 — 1 —
26 E. Otto in Sagan..... ER ET SESPURSBSRSSN 601 — | —
27 Aug. Pohlmann in Hamburg ................. 0 — —
28 Rehfelg. nu Worlit2.. 2. ee 501 —i—
29 Schwarz in Bernburg .......... It 100 zu 5
30 Schiffer in Essen ............urcuessueneneun | 851 ——i—
31 GEW. Schmidt- in Megtino .. #2 44. Jene en 801—|—
32 Schellhorn in Frauenstein ...........2.222220.. 351 —|1—
‚33 Friedr. Seyffert in Vorsfelde ................- 25 —!—
34 Sturm: an! Prechlan:., ) Zune - 601 —|—
35 Vogt 14 :Nenndorb. as ar ee 351 —|—
36 Fr. Wolf in Schwalenberg...............2..... 60 1 —
37 Wallewsky in Eempitz} 23. 2.2, ee ' 40/26) 6
An die Herren Apotheker in Berlin zur meer]
601 — ı—
%
. 2225 26, 6
t
Est
pro 1862. N
Soll
leeren. e rg
*5 Einnahme.
4 1: Bestand aus der Rechnung pro 1861 | — |—
- 2. Rückprämien der Feuerversicherungs-
FE Gesellschaften:
> Br A. der Aachen - Münchener ......! 679/14
PR .1) Preussen, Sachsen u.s. w..| — |i—
Fre: 2) Hannover. ............. Sur an
Cr 3) Braunschweig............ —_— |—
EIER + | B. der Colonia...... ER RR 1 110
ee, Zinsen von 2325.$ Königl. Preussischer | | .
Sr © Staats-Schuldscheine & 31/, Proe.. 81111
Pe ‚4 Bass der Vereinsmitglieder*) .. Fe
Be Summa. ee
{08 Ausgabe.
01. An Unterstützungen nach Anlage .....| 975|—
R 2. An Porto und Schreibmaterial....... 3/10
Ko - Bleibt Bestand... —_ lo
= Be: _ Minden, im August 1863.
RE | Faber,
er - - Reehnungsführer der Allgem.
« 58" Sa ae gang Casse.
; = Die speciellere Angabe erfolgt in der
0... Vereinszeitung.
der Allgemeinen Unterstäkeni | Ü
" Gminals
. Gezahlte ern im Jahre 1862.
Summa... | 975 Be
NO...‘ Be) =
1 Bere WWwer Ts DEIDN. eos rede Fa a EN.
2 Schwarz, Wwe., in-Nemegk.. er ale AAN: 50° 2%
3 | Brandt, Apoth. in Witkowo .cunennenenenenesnnnnen ab
4 | Siebert, Frau, in Benin... 2. EINER 20... 008
5| Hornung, Apoth. in Aschersleben ........u.urrsu0n- 20 >
Bere verkmeister, !WW6., in PINNe....uonere dee denk 25 Be
7 Knichala, Wwe., in Münsterberg (Schlesien) ........ 20 ar
8 Börnet,. Wwe.,: in Berlin... Sr PP 20 2
92. Bath, ‚Wwe., in’ Fürstenwalde:. .„ursuce ns sa anareae 60 TR
3071: Heimbach, Amalie, in) Berlin ........... 0. 2022008 40 a
11 Seith,. Anoth. daselhat“ ..... 2... weinen ten ee 30 IR
12 op Wwe;-daselbat= .. Hure are 20 De
13 Oehmigke’sche Kinder in Potsdam .........»..220.> 25 ve
14 | Suppius, Wwe. in Markneuenkirchen........ TER 25 <
15 Stölze, -Wwe.,: in "Treuen... cu... 304 0 danach san 20 .“
16 Iorenz,."Wwe., iu. Dresden... 21.324 0 Becdenielsitt PR Ya, R
17 | Schmidt, Apoth. in Frauenstein .........222ccr2200> 25 ir
18 Kröhne’sche Kinder in Dresden.................... I 20 Er
20 2 Hendel, Wwe;; in Reudnitz:.. .......2 20.0. 20. %
20 S6hol2;: W we. in: Breslat.: 2.2.22... N ae 25. 5,
Bar Bleisch, Wwe,, daselbst... u... 0 Seen 25.
2a. Helwich,: Wwe., ‚daselbst .. ........2.. 2 2 a 20 Sn
23 |. Bleisch, Wwe., Sdaselbab. nn. ER 20 ir
24 Marenski, Wwe., daselbst... REN ER, 20 Ne
25 | Bachmann, Wwe,, in Neubrandenburg. ............- RR
220.1: Waärnecke, Wwe., in Rehna :.....Jesuos cn der eek 20 4.09
27 Schröder, 'Wwe., daselbei nn een ea ee ie Te 20
28°) Werner, Wwe,, in Gerdauen.......ucsesseencecnnns 25 5
29 | Sänger’s Familie in"Neidenburg.... HE 25,"
30 Schütte, Wwe., in Rotenburg ........2r22200ccce nn 25 h
31 Wirth’sche Kinder in Corbach ..cceeeneeeneeenenenn 25 &
32 Leonhardt, Wwe., in Oeselse ...........ecures 000er: 30 Er
33 Koppel, Wwe. „in Bederkesa .....u.uucounen er ansens 25 3. 3000
Sie Hoacker, Wwe.; in Cöln,..2 inc Fu 20: 0008
35 Hartmann, Wwe,,.in: Stralsund FT 2617.00
36 | Kirsten, Wwe., in Erfort 2... en U a 25 aa
3%:1° Güterbock; Wwe., in Bibra . na 40 tg
338 Bernstein, Wwe., in Trier (pro 1861 u. 1862)........ 30 "RE
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297
Register über Band 113, 114, 115 und 116. der
zweiten Reihe des Archivs der Pharmaeie.
Jahrgang 1863.
(Die erste Zahl zeigt den Band, die zweite die Seite an.)
I. Sachregister.
A.
Abietinsäure von Maly 116,
265.
Abraumsalz, Stassfurter, nach
Schrader 116, 244.
Acetylen, nach Miasnikow
113, 177.
— Bildung dess. vermittelst des
Kohlenstoffealeiums, nach Wöh-
ler ER
A chatz, St., Mineralwasser, Ana-
lyse von Witistein _ 116, 177.
Acrylsäure, gebildet aus Gly-
cerinsäure, nach F\. Beilstein
| 115, 67.
Aegyptische Natronseen, nach
Mehedin 116, 251.
Aepfel, faule, Bitterstoff ders.
(Carpopikrin), nach Landerer
116, 270.
Aepfelsaure Magnesia im
Extract. cardui benedict., nach
Frickhinger 115, 165.
Aequivalente der Alkalime-
talle, nach Dumas 113, 154.
A&rolith ven Dhurmsalla, nach
Jackson 113, 136.
Aescinsäure, Argyräsein, Ar-
gyräscetin, Aphrodäscin, Te-
läsein, Aeseigenin, nach Roch-
leder . 116, 269.
Aesculus Hippocastanum, Be-
standtheile, nach Zochleder
| 116, 269.
‘ Aetherische Oele, Verfäl-
schungen ders, nach Bolley
115, 71.
Aetznatron, Bereitung aus Chi-
lisalpeter, nach Wöhler 115,268.
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bas. 3. Hft.
Aetznatron, Darstellung dess.
nach Kuhlmann 114, 176.
— Fabrikation, nach F. Kuhl-
mann 116, 247; nach Pauli
116, 248.
Ahornholz, v. @öppert 113, 41.
Alaun, quantitative Analyse
dess., nach Duflos 116, 240.
Alizarin, künstliches, nach
Rousin Fi: ®
Alkalimetalle, Aequivalente
ders., nach K.Diehl u. Dumas
113, 154.
Alkaloide 115, 91.
— der Chinarinden, Sitz ders.,
nach A. Wigand
— Nachweisung ders., nach Erd-
mann u. v. Uslar 113, 258.
— mittelst Stearinsäure darzu-
stellen, nach Clark 113, 258.
Alkaloimetrie, nach R.Wag-
115, 225.
ner 113, 260.
Alkapton, nach Bödeker 115,
. 258.
Alkohol im Chloroform nach-
-
zuweisen, nach ZLepage 113, 176.
Alkoholdämpfe, v
ihrer Entzündung durch Draht-
gewebe, nach Surmay 113, 77.
Alkoholische Gährung, nach
Lange 113, 91.
Alkoholometrie 113.77:
Alkoholradicale, Doppelsul-
fide ders., nach (arius 115, 62.
Allophansäure, nach Baeyer,
115, 56.
Alloxan, ein Oxydationsmittel,
nach 4. Strecker 115, 257.
Allyljodür, nach Dragendorf
Bar:
20...
erhütung
A
| 298 :
4 awiajain. Ueberzüge,nach
Thomas Bell 116, 72.
Amalgamiren galvan. Zink-
„elemente, nach Schwarz 116,71.
Amaranth- Cayenneholz, v.
Göppert 113, 43.
Ameisen, Sehutzmittel gegen
dies, nach Landerer 114, 69.
Am eisensäure, directe "Bil-
dung aus Kohlensäure durch
Wasser und Natrium,
Kolbe u. Schmitt 113, 175.
Aminbasen der Alkohole ent-
stehen aus den Nitrilen der
entsprechenden organ. Säuren,
nach O. Mendius 114, 268.
Ammoniak u. atmosph. Luft,
gleichzeitig auf Kupfer wir-
kend erzeugen salpetrige Säure,
nach Peligot .. 114, 166.
Ammoniak, Bereitung des wäs-
‚serigen, nach Fresenius 116, 233.
Ammoniakbildung aus Sal-
petersäure durch Zink, nach
Franz Schulze 113, 64.
‚Ammoniakerzeugung durch
Schimmelbildung, nach Jodin
114, 166.
Ammoniakgewinnung mit-
'telst des Stickgases der atmo-
. spär. Luft, nach Marguerite u.
Sourdeval 113, 174.
"Ammoniak, salpetrigsaures,
Bildung dess., nach Schönbein
7.446.238.
Ammoniumeisen, von H.Mei-
dinger 114, 254.
-Amygdalin in bittern Mandeln
116,52.
Anacahuiteholz, Abstam-
mung desselb., nach Bartling
113, 87.
Anderthalbfach-Chlorkoh-
lenstoff, aus Buttersäure ge-
bildet, nach Naumann 114,.269.
A nethol und isomere. Verbin-
‚dungen, nach Kraut u. Schlun
116, 24.
Anilin, Ueberführung ‚dess. in
Benzoösäurg, nach A.W. Hof-
2 mann 115, 74.
Anisöl, nach Kraut u. Schlun
116, 25.
Anisöl- Chinin, nach O. Hesse
115, 169.
Bi isich für Fussböden 114, 70.
ON: vs a N a
"Regie
nach
Aukimen Ya 115 Sn 89.
Antim N - de en
Wismuths, nach Landerer 116,
199.
Am timton aaa und Antimon-
oxyjodür, nach van der Corput
114, 255.
Antimonmetall, analysirt von
Müller 113, 221.
Antimonsäure, Verbindungen
mit Zinnoxydul, nach A. Schiff
113, 72.
Aphorismen, botanische, von
Dr. L. | 116, 214.
Aqua oxygenata, nach #. Du-
prey u. Chevreul 114, 81.
Aribin, nach Wöhler 115, 85.
Arrow-Root, Prüfung desselb.
auf Stärkmehl des Weizens u.
der Kartoffeln, von Albers 113,
210.
Arsen, Nachweis durch Eleetro-
lyse, nach Bloxam 114, 260.
Arsenige Säure, iachkeite
verminderung ders. durch fette
Stoffe, nach Blondlot 113, 84..
nach
Arsenigsaure Salze,
Bloxam 1313,..957%
Arsenik 115, 88.
Ar Kenichate v2 Quellwasser, >
nach @uyon 113, 139.
Arsensäuren, Verhalten der-
selb. zu Glycerin, von 4. Schiff’
114, 261.
Artemisia maritima, "Ana-
lyse ihrer Asche, v. #d. Harms
116, 144.
Asa foetida, Verhüllung des
Geruchs u. Geschmacks ders. -
durch Tabacksrauch, Bitter-
mandelwasser und durch Chlo-
roform 113, 179.
Atherosperma moschatum,
Rinde derselb., analysirt von
Zeyer 116, 92.
Atlasholz, von @#öppert 113, 41.
Atmosph. Luft zur Gewinnung
von Ammoniak und. Cyanver-
bindungen benutzt, von Mar-
querite u. Sourdeval 113, 174.
Kohlensäurebestimmung &
ders., nach Pettenkofer 113,55.
normale Veränderungen %
in den Eigenschaften derselb.
nach Houzeau
ER
- x
BE ul » 1 in an ae ng a Emm En
R 3 x
a a Ve re a ae en
114, 81.
RL,
u ee
b PER TR ” R KEN Kea 7 va
BR, \ ET A
BER ER Register. 299
Atmosphärische Luft, Ozon- | Bernsteinsäurebildung,nach
gehalt ders., von C. Begemann Phipson 115, 70.
118, 1. | Bienenhonig, nach E.Röders
_— Stickstoffverbindungen 116, 29.
darin, nach Clo&z 113, 60.
Atomvolum der Elemente, von
Weikart 113, 47.
Ausländische Hölzer, von
Göppert 113, 35.
Axungia Porei 115, 95.
Bachmut, Meteoriten daher, v.
Wöhler analysirt 114, 252.
Baden-Baden, Thermalwasser
daselbst reich an Chlorlithium,
nach Bunsen 113,155;
Bagottholz, v. Göppert 113,43.
Banknotenfärbung, Erken-
nung nach X. Landerer 116, 145.
Baryt und Strontian in Kalk-
stein nachgewiesen, von En-
‚ gelbach 114, 249.
Barytgehalt der Mineralwäs-
ser 113, 138.
Batterie, Daniell’sche, Verbes-
serung derselben, von Strache
113, 51.
Baumwolle, präparirte (Coton
antinicofique), von Fer rier 113,
183.
Baumwollensamenöl, nach
Lipowitz -- 116, 89.
Behälter für saure und alka-
lische Flüssigkeiten, nach Ka-
Tisch 115, 265.
Benzo& enthält neben Benzo&-
'säure zuweilen auch Zimmt-
säure 178, 178.
Benzo@säure, aus Anilin er-
seuet, nach A. W. Hofmann
2 115, 74.
Benzo@säureäther, Zerlegung
desselb. durch Alkalien, nach
Berthelot u. Fleurieu 11 5, 61.
Benzo&saures Jod, Zersetzung
in der Hitze, nach Schützen-
berger 113, 78.
Benzolmagnesia zur Entfer-
nung der Fettflecken, nach
Hirzel 114, 71.
Berberin, nach Perrins 115,
170.
Bernstein von Copal zu unter-
scheiden, nach Napier-Draper
116, 81.
Bier, Nachweisung von‘ Saliein
nach 7. Ludwig 116, 198.
Bilifulvin identisch mit Hä-
matoidin, nach Max Jaffe 115,
189.
Bittermandelwasser, Stu-
dien über dass., von 8. Feld-
haus 114, 33. — 116, 41.
Blauholz, von Göppert 113, 42.
Blauholzextraet zum Desin-
fieiren brandiger fauliger Wun-
den, nach Desmatis 114, 63.
Blausäure, Zersetzung ders.,
nach E. Millon 115, 57.
Bleichen der Wäsche durch
Chlorkalk, nach Sauerwein
116, 239.
Bleichereien, Mennigekitt ist
in denselben zu vermeiden,
nach Persoz - 116, 84.
Bleigehalt der Zinnfolie, nach
Baldock
— der Zinngeschirre,nach Pleischl
114, 67.
Bleikammerkrystalle, nach
‚A. Rose
Erdmann ‚114, 262.
Bleiröhren werden von Was-
ser angegriffen, nach Calvert
113, 141.
Blut, menschliches, mikroskop.
Erkennung dess. bei gerichtl.
115, 178.
Blutfarbstoff, Verhalten dess.
im Spectrum des Sonnenlichts,
H. Rose
Bocoholz, von Göppert. 113,42.
Bol des Tuffsteins des Broh!-
thals, nach R. Bender 113,213.
Borax 115, 90.
Dr. L 116, 214.
lau, von @öppert
‚114, 126.
20*
und Saligenin in demselben,
114, 68.
113, 68.
Bleioxyd, Hygroskopie. nach
Untersuchungen, nach Witistein
nach F. Hoppe 115, 179.
Blutkrystalle, nach Boja-
nowski 113, 96. — 115, 183.
Blutspuren nachzuweisen, nach.
116, 193.
Botanische Aphorismen von
Botanischer Garten zu Bres-
300 2,
- - Bourra-bourra-Holz aus Su-
rinam, von Göppert 113, 43.
52 endige, faulige Wunden
dureh Blauholzextract zu des-
infieiren, nach Desmatis 114,63.
Branntwein zu entfuseln, nach
Reyher 114, 70.
Brei iihilbche Industrie-
Ausstellung, nach Peckolt
115, 145.
von Göppert
- 113, 42.
Brasillet, von Göppert 113, 42.
BrauneDinte, von /hlo 113, 34.
Braunstein, enthält salpeters.
Salze, Chlormetalle und schwe-
- felsaure Alkalien, nach Deville
und Debray 116, 236.
halten zu salpetersaurem
Natron, nach Wöhler 113, 163.
..— sogen. Wiederbelebung 'dess.,
Brasilienholz,
113, 97.
Brechweinstein, Zersetzung
durch Säuren, nach W.J. Zey-
her .114, 256.
-Breslauer botan. Garten, nach
Göppert 114, 126.
Brom, Einwirkung desselb. auf
Stickoxyd, nach ZH. Landolt
113, 143.
— Nachweisung;, nach Fresenius
113, 150.
Bromnatrium-jodsaures Na-
tron, analysirt von Rammels-
berg 113, 14.
Bromsilber, Löslichkeitsver-
. hältnisse, nach Field 114, 266.
Buchsbaumbholz, von Göppert
113, 40.
Buchstabenholz, von Göppert
113, 43.
Butter, Analyse einer verfälsch-
‚ten, nach B. van Bauwel 115,
176.
Buttersäure kann Änderthalb-
Chlorkohlenstoff liefern, nach
Naumann 114, 269.
. — durch übermangansaures Kali
- zu Bernsteinsäure oxydirt, nach
© Phipson 115, 70.
! Butters aurer und essigsaurer
Kalk sind Gährungsproducte
‘des eitronensauren Kalks,nach
Personne 113. 242.
Buttstädter Quellwasser,
analysirtvon Ruickoldt 115, 205.
| Butylehlorür, nach hand: a
nn nn nn nn nn mn nen mn
Register. ie
Ran: 67.
Butyljodür aus Erythrit, von ®
V. de Lugnes 113,32.
©. h ö er
Cacaostärke, nach Berard u.
Girardin 113, 244.
Cadmiumoxyd, schwefelsaur es,
Darstellung, nach Gibertini
114, 262.
Cäsium und Rubidium, "nach
Bunsen -2195:190.,2
— — Vorkommen 113, 158.
— — im Carnallit, nach Erd-
mann 114, 179.
Caffein, Zersetzung dess., "nach
A. Strecker FREIE.
Chlor als Reagens darauf,
nach Schwarzenbach 114, 61.
Caliaturholz, von @öppert
113, 42.
Campher, brenzliches Oel dess.
116, 41. %
Camwood, von @öppert 113, 42.8
Caramelan, nach @elis u. Pohl er
115, 164.
Carbolsäure als Desinfeetions-
mittel, nach Lemaire 113, 182.
Carnallit, Gehalt dess. an Cä-
sium u. Rubidium, nach Erd-
mann 114, 179.
Carpopikrin in faulen Aepfeln,
nach Landerer 116, 270.
Cayenneholz, von Göppert
113, 43.
Cedernholz, von Göppert 113,
36.
Cedrela febrifuga, Rinde, u
analysirt von Lindau 116, 93. f
Cement .116, 69.
— neuer, von P. Spence 115, ar. 4
Ceratophyllin in - Parmelia 5
erg ee nach O. Hesse
75210, 472 Se
Charen, Vorkeime ders., nach
Pringsheim 116, 96.
Chenopodium vulvaria, Aus- E
scheidung von Trimethylamin
aus demselben, nach Wicke 4
114, 62.
Chılisatfeik? 115, 89. 2
Chinabäume, Cultur ders. in
Java, nach de Vry 116, 267; @
in aan Indien 116, 2
BR
Register.
Chinarinden, von Elliot Ho-
ward 113, 132. — 116, 267.
— ostindische, Gehalt an Chinin,
nach Howard u. Karsten 115,
249.
Chinarinden-Alkaloide, Sitz
ders., nach Wigand 115, 225.
Chinarindenprüfung, nach
Schacht 114, 112.
| Chi nasäure, Ueberführung der-
selben in Benzo@säure, nach
Lautemann 113, 246.
Chinimetrie, nach Glenard u.
Guillermond 113, 80.
Chinin-Anisöl, nach ©. Hesse
115, 169.
Chinindarstellung mittelst
Stearinsäure, nach Clark 113,
258. — 114, 60.
Chiningehalt ostindischer Chi-
narinden u. Chinablätter, nach
H. Karsten 115, 249.
Chinin, Nachweisung, nach Flü-
ckiger 113, 262.
— quantitativ zu bestimmen,
nach. Glenard u. Guillermont
113, 80.
Chininsulphat, neutrales, nach
Jobst und Hesse 114, 60.
Chinin, unterphosphorigsaur es,
nach Law. Smith 114, 61.
Chinovasäure findet sich in
allen Organen des Chinabau-
mes, nach de Vry 113, 246.
Chlor, ein Reagens auf Caffein,
nach Schwarzenbach 114, 61.
Chlordarstellung nach Schlö-
sing 116, 238.
— vermittelst Kupferchlorid, nach
Laurens 113, 70.
Chlorentwickelung 113, 97.
Chorgehalt des schwedischen
Filtrirpapiers, nach Wiitstein
116, 81.
Chlorkalium, Gewinnung aus
Salzmutterlaugen, nach Sillo
115, 269.
Chlorkalk. zum Bleichen der
Wäsche, nach Sauerwein 116,
239.
— ein Mittel zur Vertilgung der |
Fliegen, Erdflöhe, Raupen,
Mäuse, Ratten
— Verhalten. dess.
zu - Wasser,
nach Fresenius
113, 158.
114, 69. |
Chlork ir Zersetzung dess.,
nach Kunheim‘ „113, 159.
Chlorkohlenst off, "Andert-
halb-, aus Buttersäure,. ‚nach
Naumann ‚114, 269.
Chlorlithium im Thermalwas-
ser von Baden- Baden. nach
Bunsen
155. Fi
Chlormetalle(KCl, NaCl eo Ä
durch Salzsäuregas fällbar, nach
Schrader 114, 176.
Chloroform, Aufbewahrung
dess., nach Weppen 116 145.
— Prüfung dess. auf Alkohol-
gehalt, nach Zepage 113, 176.
— Zersetzung dess. durch alkoh.
Kalilauge, nach Geuther 113,
175.
Chlorsilber, Iöslichkeitäyer.
hältnisse, nach Field 114, 266.
Chorzink, Einwirkung desselb,
auf die Seide, nach J. Persoz
Sohn "7110, 2200
Cholesterin, in den Erbsen
vorkommend, nach Benecke
. 115, 175.
Cholin, nach A. Strecker 115,
174.
Chrom 115, 89.
Chromsäure, Guajaktinetur ein
Reagens darauf, nach A. Schiff
113,72.
Chromsaures Kali, Ursache
einer Vergiftung, nach Neese
113, 218.
Chrysophansäure, von Pilz
116, 266.
Cimicinsäure, nach Z. Core ;
115, 69.
Cinehonin, Ueberführung dess.
I Se;
sr“
Ver
Tas N Fark
301 |
in eine dem Chinin isomere
Base, nach Strecker 115, 169.
Citronen hodas von: Göppert
113, 40.
Citronensäure in den Runkel-
rüben, nach Schrader 113, 246.
_ Umwandlungsproducte ders.
durch Gährung, nach Phipson
115, 20.
Citronensaurer Kalk kefert
bei der Gährung buttersauren
und essigsauren Kalk, nach
Personne 1 13, 242.
Cocoholz, von Göppert 113, 42.
Cocosholz, v. Göppert 113, 42.
02
Ei Golumbit, Analyse ERtT Zeich.
.H. Rose 113, 135.
_ Condoriholz, von Göppert
113, 42.
Foniih, von L. F. bley 114, 92.
— Darstellung dess., von O. Barth
113, 15.
Copal, über die warzige Ober-
fläche desselben, nach Göppert
115, 53.
N antinicotigue, von
‚Ferrier | 113, 182
Cu beben, Verfälschung derselb.
115, 83.
"Eyanquecksilber- Acetoni-
tril,.nach OÖ. Hesse 114, 271.
Cyansulfid, nach F. Limne-
mann 114, 270.
aa sesbindungen, Darstel-
lung ders. mittelst des Stick-
..gases der atmosph. Luft, nach
Marguerite und de Sourdeval
113, 174.
von Göppert
113, 36.
act Mineralwasser, ana-
‚Iysirt von E. von Kovacs 116,
178.
Cypressenholz,
Dammarharzbaum 116, 82.
Dampfkessel, Fett eine Ur-
sache ihrer Zerstörung, nach
_ Bolle 114, 66.
Danie lsche Batterie, Ver-
_ besserung ders., von Strache
113, 51.
Desisheiyen brandiger, fauli-
ger Wunden durch Blauholz-
extract, nach Desmatis 114, 63.
Desinfectionsmittel, über-
mangans. Alkalien, nach Condy
114, 251.
Dextrin reducirt die Kupfer-
- lösung, nach Kemper 115, 250.
Dhur :msalla, Aörolith von, Ana-
lyse von Jackson 113, 136.
Diäthyla min, salzsaures, Ein-
wirkung von salpetrigs. Kali
auf dasselbe, nach Geuther
116, 14.
Diamante n künstlich darzu-
stellen (?), nach Gannal 114,
174.
Dieyandiamid, nach J. Haag
115, 55.
|
Dieiyeitgisdenerine Pr
giycolamidsäure, ‚mach Heintz
115, 66.
DimsihyienensBh Aethy- 2
lenäthernatron, nach Geu-
. ther 116, 104.
Dinitronaphthalin-Farben,
nach Troost. 115, 78.
Dinten der Alten, von Lande-
rer, 7408, 125.
Dinte, braune, von Ihlo 113, 34.
Doberaner Stahlquelle, analy-
sirt von Fr. Schulze 116, 176.
Drahtgewebe zur Verhütung }
der Entzündung von Alkohol-
dämpfen, nach Surmay 113, 77.
Duleit,
pyrin,. nach L. Gilmer 115, 165.
— Löslichkeit dess., nach Gülmer,
Erlenmeyer u. Wanklyn 113, 28.
Dünger aus Seemuscheln, ana-
Iysirt von E. Harms 116, 143.
Düngung mit Granit 114, 14.
DürkheimerSoole,nach Bun-
sen’s Analysen 114, 275.
E.
Ebenholz, von Göppert 113, -
38. 39. 43.0
Egestorffshaller Soolqueile,
analys. v. E. Lenssen 116, 176.
Eichenholz, nordamerik., von
Göppert „113, 37.
Eis, spec. Gew. dess., nach Du-
four = 430,211.
Eisen, Cementation dess., nach
Caron 113, 165.
— Schwefelungsstufen dess, nach
Rammelsberg 115,11. %
— Verhalten dess. zu kohlens.
„Wasser, nach von Hauer 113,
139. -
— zerlegt das Wasser bei Gegen-
wart von Kohlensäure, nach
139. .
H,
Sarzeau 113,
Eisenammonium, naeh Br -
Meidinger 114, 254.
Eisengehalt der Asche von
Trapa: natans, nach G@orup-Be-
sanez
Eisenholz, von Göppert 113,
41. 42. 44. IB
Eisenoxyd, pyrophosphorsau-
res Natron-, nach Leras F-
s Y 173 273, Da,
identisch mit ‘Melam- BE
113, 95. °
116,
N
egister.
Eisenoxyd, Verbindung mit
Magnesia, nach K. Kraut 116,36.
Eisenwaaren, Firniss gegen
Rost, nach Conte 116, 83.
Eisenwasserstoff, nach Wank-
Iyn u. Carius 113, 72.
Elayljodür mit Einfach-Chlor-
‚Jod, nach @euther i14, 269.
Elemente, Atomvolum u. spec.
Wärme derselb., von Weikart
113, 47.
Entfuselung des Branntweins,
nach Reyher 114, 70.
Erythrit, Constitution dess.,
von V. de Luynes 113, 31.
Eschenholz, ungarisches, von
Göppert 113, 38.
Essigätker, Zersetzung durch
Alkalien, nach Berthelot und
Fleurieu 115, 61.
Essigsäure, Erklärung ihres
Verhaltens beim Verdünnen
mit Wasser, von H. Drümmer
| 116, 131.
— ein Gährungsproduct des
schleimsauren Kalks, nach Ri-
gault 113, 241.
— Prüfung ders. aufEmpyreuma,
nach Lightfoot 113, 177.
— Untersuchungen über dies,.,
von A. Geuther 116, 97.
EssigsauresAmmoniak, nach
Kraut 116, 38.
Euphorbium, Stammpflanze d.
ofücinellen ist Euphorbia resi-
nifera Berg 116, 211.
Exotische Hölzer, von Göp-
..pert 113, 35.
Explosion von Dampfkesseln
dureh Fett verursacht, nach
Bolley 114, 66.
Extracte, Vorkommen von Sal-
zen u. kryst. Stoffen in dens.,
nach H. Ludwig 115, 166.
F.
Fabrikation von Salpeter, Sei-
gnettesalz, chem. reinem Wein-
stein, Weinsäure, schwefels.
-Kali u. Natron in Einer Folge,
nach Guido Schnitzer 115,266.
. Färbung der Banknoten, nach
Landerer 116, 145.
Farbe zum Bezeichnen von Fäs-
sern, Kisten 114, 73.
— des Wassers 114, 76.
| 303°
Faulige,brandigeWundendurch.
- Blauholzextract zu desinficiren,
nach Desmatis . 114, 63.
Fenchelöl, nach Kraut und
Schlun 116, 25.
Fernambukholz, von Göppert
113, 22.
Ferrum lactieum, vortheil-
hafte Darstellung dess., - von
Gerves
Fette vermindern die Löslich-
keit der arsenigen Säure, nach
Blondlot 113, 84.
Fettflecken zu entfernen durch
Benzolmagnesia, nach Hirzel
114, 71.
Fette Oele, mit Rüböl ver-
fälscht, Entdeckung, nach F.
Schneider 114, 64.
— Stoffe im Dampikessei die
Ursache von Explosionen, nach
Bolley 114, 66.
Ficatinholz, von Göppert
: : 113, ME
Filtrirpapier, schwed., Chlor-
gehalt desselb., nach Witistein
116, 81.
Firniss für Eisen- und Stahl-
waaren gegen Rost, nach Conte
116, 33.
Fleisch, phosphor. Leuchten des-
selb., nach W. Hankel 114, 65.
Fliegenvertilgung 114, 69.
Fluor in der Asche von Lyeo-
podium clavatum, nach Fürst
Salm-Horstmar 114. .63.
Fluorescenz von Pflanzen-Aus-
zügen, nach Greiss 113, 257.
Fluorescirende Stoffe der
Rosskastanienrinde, nach Sio-
kes 113, 257.
Fluorzirkonium-Verbindui«-
gen, nach Marignac 113,159. - =
Frankenhausener Soolquele,
analysirtt von A. Kromayer
i14, 219.
Franzosenholz, von Göppert
113, 40.
Frauenberg, Quellwasser (bei
Sondershausen), analysirt von
H. Ludwig | |
Fürstenbrunnen, Wasser, ana-
lysirt von H. Ludwig 115, 200.
Fussböden-Anstrich 114, 0.
Fussböden, Leinölanstrich der-
selb., nach Ammermüller 116,84 |
113, 103.
116.1.
’ ko uills
!
Ei Gähr, ung, En Ba | 116,94.
f gar
alkoholische, nach
Lange
113, 91.
en analys. von Mös-
@etreidekörner chemisch
mer” 113, 179.
Gase, Aus lebenden Pflanzen
ausgehaucht, enthalten auch
- "Kohlenoxydgas, nach Boussin-
. gault 116, 95.
— Wirkung der Gefässwandun-
gen auf dieselb., nach Develle
113, 53.
Gefri eren des Wassers reinigt
‚das letztere, nach Robinet 113,
137.
@elnHols: von Göppert 113, 37.
zu
'enthülsen, nach Lemoine 116,78.
Gewäch se, offieinelle, des bot.
' Gartens zu Breslau, nach Göp-
pert 114, 126.
erchtknoten, analys. von W.
[2
Enans, ‚peruanischer
Pfeffer 113, 120.
Giftige Schlangen im Orient,
von Landerer 113, 45.
Glasur für Ofenkacheln 116, t1.
Glonoin, Darstellung dess., von
O: Barth 113, 18.
Glycerin, Verhalten dess. na
‚der Arsensäure, nach A. Schiff
114, 261.
Glycerinsalbe, nach Wagner
| 113, 242.
.— nach Debout 113, 243.
insäure, Umwandlung
ders.
Beilstein 115, 67.
‚Glycolamid, nach Heintz 115,
66.
Granadillholz, von Göppert
113, 42.
Granit als Dünger 114, 74.
Graphitartige Verbindung i im
Roheisen, nach Calvert 113, 70.
Griesholz, von Göppert 1 13, 42.
Guajakharz, Bestandtheile des-
selben, nach Hadelich 115, 107.
Guajakharzsäure und Pyro-
.‚guajaein, nach Hlasiwetz 113,
180.
"@uajaktinetur, ein Reagens
‚auf Chromsäure, nach H. Schiff
113, 72.
114, 25.
in Acrylsäure, nach F\
Gu mmi ai ee Tusammensetr.
-ders., nach Fr
Gibreichai u. Sta
113, 243.
tahl, chem.. "Zu-
sammensetzung derselb, nach
Caron, Fremy, Despretz, Mar-
chand. ete.
Guss st ahl, indischer (Wootz)
116, 73.
Haarballen aus den Gedär-
men der Wiederkäuer, nach
H. Hoffmann 115, 260.
Hämatoidin, identisch mit Bi-
lifulvin, nach Max Jaffe 115,
189.
Harn, Entdeekung von Zucker
in demselb. nach Bence Jones
113, 184.
— Gehalt an Hippursäure ‚und °.8
Harnsäure, nach Bence Jones
115, 258.
= Nachweihing von Saliein in
demselb., nach X. Landerer.
116,197. 2
Harnsäure, nach Bence Jones
115, 258.
Harnsaures Natron, nach
Baumgarten 115, 256.
Harnstoffe, mehratomige, nach
Volhard 115, 255.
Heldrunger Soolquelle, ana-
lysirt von L. F\. Bley u. Gust.
. Bley 115, 1.
Heringslake, analys. von Gi-
rardin u. Marchand 113, 132.
Herzbeutel- Wassersucht,
Flüssigkeit von einer solchen, 2
analys. von Landerer 113, 123.
Heteromörphie der Metalle,
nach Rammelsberg 116, 201.
Heuschreckenbaumholz. von
‚Göppert 113, 42.
Hexylen aus Melampyrin, von
Erlenmeyer u. Wanklyn 113, 30.
116, 121.
Hexylenverbindungen, von
Erlenmeyer u.Wanklyn 116,111.
Hippursäure, nach K. Kraut
116,39.
HoffschesMalzextract, Ana- M
lyse von Flücki 113, 87. 4
Hoffsche Ma nah iR
: nach Wütstein 110,22.
Holzkitt 114, 70.
113, 166.
RS >
“
pi er »
RE BE RE T
TE
RR ö
TEN
Holzkohle, neue Eigenschaf-
"ten ders., nach Millon 113, 153.
Hölzer, ausländische, von @öp-
ert ‚113, 35.
Hippursäure, nach Bence Jones
"115, 258.
Hydantoin, nach A. Baeyer
| 115, 257.
E und 8.
Jacarandenholz, von Göp-
pert 113, 38.
Jalappenknollen auf Harz-
gehalt zu prüfen, nach Schacht
114, 124.
Jenaer Quellwasser, analysirt
von Kromayer 115, 193.
Indianischer Wasserkrug,
Sarracenia purpurea, nach ©.
Berg 114, 245.
ie Industrie-Ausstellung, bra-
silian., nach Peckoli 115, 145.
Infusionsthierchen, Fortpflan-
zung derselben, nach Balbiani
116, 182.
Infusum sennae compos., Auf-
bewahrung dess. in filtrirter
Luft, nach Dusch u. Schröder
113,83.
Jod 115, 89.
— im Menyanthes trifol., nach
Denzel 116, 266.
— Auflösung dess., nach O. Hesse
114, 169. |
— benzo@saures, Zersetzung des-
selben, nach Schützenberger
j13,:28,
— Verhalten dess. gegen Zwei-
fach - Schwefelzinn, nach AR.
‚Schneider 113, 169.
— und weisser Präeipitat, nach.
Schwarzenbach 113, 172.
— Zubereitung des Stärkemehls
als Reagens darauf, nach Be-
. chump i
Jodäthyl u. Einfach-Chlorjod,
nach Geuther 114, 269.
Jodamylum, Entfärbung dess.,
nach Kemper 115, 252.
Jodantimon u. dessen Isomor-
phie mit Jodwismuth, nach A.
Schneider 113, 168.
Jodgewinnung, nach Schwarz
113, 151.
— nach Luchs 113, 151.
114, 169.
. Register. DEIBEER,
W. ee DEN 7 PT BT Mr Ps te a
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ME ar a AED .
P PH Eye fü ” per, vr 2 N,
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#
305
Jodkalium, Darstellung mit-
telst ‘Jodphosphors u. schwe-
felsauren Kalıs, nach Petten-
kofer a 5: TC
Jodkaliumkleister, empfind-
liches Reagens auf Salpeter-
säure u. salpetrige Säure, nach
Schönbein
Jodlithium, Darstellung, nach
J. v. Liebig
Jodpropionsäure, nach Beil-
stein 115, 62.
Jodsaur. Natron - Bromnatrium,
analysirt von ARammelsberg
113,14,
Jodsilber, Löslichkeitsverhält.
nisse, nach F\ Field 114, 266.
Jodwasserstoffsäure, Dar-
stellung, nach Riekher 114, 168.
Jodwismuth, Doppelsalze des-
selb., nach Zinau 113, 167.
Johannisbader Sprudel, Ana-
lyse von Redtenbacher 114, 274.
Johannisbeersyrup, Färbung‘
dess., nach Gaultier de Claubry
116, 178.
Ipecacuanha, Untersuchung
ders., von H, Reich 113, 193.
Iri-bia-branca-Holz aus Bra-
silien, von Göppert 113, 43.
Iridium, nach H. St. Cl. De-
ville u. Debray 114, 13.
Isodiglycol-Aethylensäure,
nach Darth u. Hlasiwetz 113,
185.
K.
Kaliumeisenkupfereyanür,
nach Müller u.Wonfor 115, 58.
Kaliumhyperoxyd, nach V.
Harcourt 116, 241.
Kaliumplatineyanür, Wir-
kung auf den thierischen Or-
ganismus, nach Schwarzenbach
115,,262..
Kalk, kohlens., im Trinkwasser
der Gesundheit nicht zuträg- N
de Caux
lich, nach Grimaud
114, 250.
Kamala, analysirt von J. Erd-
mann 114, 239.
Kawawurzel, analys. von Ou-
. zent
Kesselstein, Mittel zur Ver-
hütung desselb., nach Bischof
116, 166: n. Sauerwein 116,168.
: 113,61, 63.
119100000
115,893
306
_
ikefrhurg Band Dialyse,
«mach Church
— Entfernung derselb. aus der
116, 262.
' Pottasche, nach Rieckher 113,
154.
Kitt für Holz etc. 114, 70.
— für Stubenöfen, nach ‘Creuz-
9 114, 72.
Kleider, unverbrennliche, nach
L. C. Marquardt 113, 90.
Kleister für Tapeten u. ihre
„‚ Papierunterlage, nach Loefz
114, 69.
Kohaltgelb, n. Hayes 116, 74.
Kobellit,
Kobaltnickelki es,nach Kam-
melsberg 114 254.
Kobaltsesquioxyd, Verhalten
dess. gegen neutrales schwef-
ligsaures Natron, Kali u. Am-
. moniak, nach Geuther 11 6, 18.
114, 255.
elsseninnung aus Salz-
' mutterlaugen, nach Silo
115, 269.
Königschinarinde auf Alka-
loidgehalt zu prüfen, nach
Schacht 114, 122.
Königsholz, v. Göppert 113, 43.
Kornährenholz, von Göppert
113, 43.
Kohlenkalk - Petrefaeten
Öberschlesiens, nach €. v. Al-
bert 115, 46.
Kohlensäure, Bestimmung der-
-selb. iu der atmosphär. Luft,
113,.55.
— Eigenschaften der flüssigen,
nach @. Gore 114, 174.
- — direete Umwandlung ders. in
Ameisensäure, nach Kolbe u.
"Schmitt 113, 175.
Kohlensäurebestimmung,
mach Strolba 114, 175.
Koblensaures Kali, reines,
won Bohlig und Roth in Eise-
‘mach 115, 96.
Kohl enwasserstoffeausStein-
koblentheer, nach Schorlemmer
E% 115, 23.
eslenhols, von Göppert
| 113, 42.
Kräuterliqueur von Daubitz
116, 274.
Kräuterpulver des Geheim-
. mittel-Fabrikanten Ober-Sani-
nach Rammelsberg
Letternholz,
tätsraths und. Hofmedieus Dr.
Le Roi .1:::2749916116, 274.
Kreatinin, nach ©. Neubauer
- 115, 173.
Kreosot, Farbstoff daraus, nach
Kolbe u. Schmitt 115, 76.
— verdicktes, nach Martin 113,
| 28.
Kreosotum condensatum,
nach Martin 116, 273.
Kreuzbeerenpigment, nach
Bolley 113, 9.
Kröte, die scharfe Flüssigkeit
in den Drüsen derselb., nach
Davy | 115, 260.
Kropfpulver, v. Cruse 116,275.
Krystallinische Ausscheidun-
gen aus Extracten, nach A.
Ludwig 115, 166.
Kupfer auf nassem Wege aus
den Erzen zu ziehen, nach ?.
Spence 116, 74.
. Kupferchlorid zur Chlorberei-
tung, nach Laurens 113, 0.
Kupferlösung wird durch Dex-
trin reducirt, nach Kemper
115, 250.
Kupferoxyd-Ammoniak löst
Seide, nach Ozanam 115, 177.
Kupferoxydul, nach A. Schiff
Bi
113, 171.
Kupfervitriol vom Eisen zu
reinigen, nach Bucco 113, 75.
He
Lackmuspräparat, haltbares,
nach Vogel
Lait antephelique, Analyse
von Wiitstein 113, 116.
Leberthran, Desinfection und.
Parfümirung dess., nach Jea-
nel 113, 84.
— seinen üblen Geschmack zu
benehmen, nach Martin 114,65.
— mit Magnesia usta gegeben,
wird besser assimilirt 114, 65.
Ledum palustre, äther. Oel,
nach Fröhde 115, 85.
116, 80.
Leichtflüssiges Metall, von
Wood 114, 263.
Leimsorten, nach Risler-Beu-
nat 115, 261.
von Göppert
“ 113, 43.
Leuchten des Fleisches, nach
W. Hankel
114,65.
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. : “ 5
Leuchtgas, Gehalt dee an
Schwefelkohlenstoff 113, 96.
Leuchtstoffe, Darstellung 'der-
‚selben, nach Dullo 113, 88.
Lignum nephriticum, von
Göppert 113, 42.
— sanetum,v. Göppert 113, 40.
Ligustrum vulgare, die Rinde
. desselb. enthält Syringin, von
Kromayer 113,
Liquor ammoniü caustici, Dar-
stellung nach Fresenius 116,
233, 271.
Lithion im Meteorstein von
an uvenasu. Parnellee, nach Bun-
113, 155.
Lithiumehlorid im Thermal-
wasser von Baden-Baden, nach
Bunsen 113, 155.
Lithiumjodid, Darstellung,
nach J. v. Liebig 113, 155.
Locustholz, v. @öppert 113,42.
Lopezwurzel, analysirt von
Schnitzer 116, 91.
Luftgehalt der Wässer, nach
‚Lefort 116, 148.
Luftholz, von Göppert 113,
Lycopodium clavatum "ent-
‚hält Fluor in seiner Asche,
nach Fürst Salm - Horstmar
114, 63.
mM.
Mahagoniholz, von Göppert
113, 40, 41.
"Malzextract, Hoffisches, anal.
von Flückiger 113, 87.
Malzpräparate, Hoffsche, anal.
von Wiitstein 116, 77.
Magnesia, äpfelsaure, im Extr.
cardui bened., nach Frickhin-
ger 115, 165.
— und Benzol .zur Entfernung
von Fettflecken, nach Hirzel
114, 71.
— usta befördert die Assimi-
latiop des Leberthrans, nach
Dannecy 114, 65.
— verbindet sich mit Eisenoxyd,
nach Kraut 116, 36.
Magnesiasalze, Wirkung von
doppelt-kohlens. Ammoniak auf
dies., nach Divers 114, 250.
Magnesit 115, 91.
ERaR., ER RT A BEE DE? ER i; A TER r'
nn nn nn een ne
ST
Man gan in der Asche von Trapa
natans, „ach - Besanez
adaziirls, 95.
Mangrov eh dbes von @öppert
113, 39.
Manna vom Sinai u. von Kur-
distan, nach Berthelot 115, 81.
307 Fr &
Mannit, Umwandlung dess. in Fr
Traubensäure, nach Carlet
Mannitsäure, nach Gorup-Be-
sanez 113, 242.
Marantastärke, Prüfung ders.
auf Kartoffel- u. Weizenstärke,
von J.F. Albers 113, 210.
Marrubiin, Darstellung "nach
Ed. Harms 116. 141.
Mäusevertilgung 114, 69.
Meerschwämme, Zucht ders.,
nach ZLamiral 116, 270.
Melampyrin, Constitution des-
selb., n. Erlenmeyer u. Wanklyn
113, 246.
118,.95:752
— identisch mit Duleit, nach L.
Gilmer 115, 165.
Melin u.Meletin, nach W. "Stein
116, 54.
Mennigekitt ist in Bleiche-
reien zu meiden, nach Persoz
116, 84.
! Menthacampbhor, nach Oppen-
heim 113, 180.
Mentha-Oel, sog. festes, nach
113, 180.
Gorup-Besanez
Menyanthes trifoliata, Jod-
gehalt, nach Denzel
Metall,
von Rogue River (Oregon). nach
Chandler
— leichtflüssiges, von Wood 114,
263.
116, 266.
Metalle, Heteromorphie ders., BAR
nach Rammelsberg 116, 201.
Metastyrol, nach Kowalewsky 5
113, 182.
Meteorit von Alessandria, nach
Schrauf 116, 263.
Meteorstein von Bachmut, v.
Wöhler analys. 114, 252.
Meteorsteinfall im Kaukasus. \
ein neues im Platin
114,267.
114,252.
Methionsäure, nach A. Stre- "
115,58
Milch, Prüfung auf ihren Han-
delswerth, nach G. Hoyermann
116, 127.
cker
mutan prüfung, aa Bahlten: |
| 116, 126.
- nach C: 6. Wittstein 114, 227.
Bi — 115, 2%.
| Mineralien, Stickstoff u. orga-
" mische Substanzen in denselb.,
nach Delese 113, 68.
Mineralölfabrikation, Wie-
dergewinnung der Säuren und
Alkalien, die dabei zur Berei-
„tung dienten, nach Perutz
116, 88.
Mineralwasser von St. Achaz
bei Wasserburg am Inn, anal.
von Wittstein 116, 177.
— von Czigelka in Ungarn, anal.
von E. v. Kovaecs 116, 178.
— von Tissen, analys. von "Kem-
a 113, 9.
— zu Wildungen, analys. von R.
Fresenius 116, 121.
Mohnöl im Mandelöl u. Oliven-
- öl nachzuweisen 116, 86.
Morin, von Wagner 116, "266.
—_ıu Moringerbsäure, ae Delffs
u Wagner 15, 80.
Ag Quercetin, nach Hlastivets
113, 255.
Morphium in toxikolog. Bezie-
"hung, nach Lefort 113, 84.
2 verdeckt die Strychninreac-
"tion, nach J. Reese 115, 264.
‚Morsuli Zingiberis 116, 274.
Moschus, neue Sorte dess., nach
Ber: 114, 242.
Mettentinetur, chinesische -
f 116. 91.
Mur Et nach Braun u. Broo.
mann 119, 256.
-Musenarinde, Abstammung,
- nach ,Schimper u. Buchner, Ana-
‚Iyse von Thiel 114, 63.
— von Albizzia anthelmintiea
er 115, 87.
rdrkörn), Chemisches über
"dass., von H. Ludwig 114, 193.
— mikroskop. Untersuchung dess. ”
‘von Gonnermann 114, 106.
Mutterlauge der Frankenhau-
sener Soolquelle, analys. von
a epomayer 419 219.
N.
| Naphtylamin, violetter Farb-
‚stoff daraus, nach Du Wildes,
115, 29.
Ba Er,
Nitrobenzol,
‚Oele,
Nacken, ER, dh
ött- 3
Wasser, nach Wiltstein u.
gr 114, 176.
Natriumhyperoxyd, ae 2
Harcourt 116, 241.
Natron, phosphors., Löslichkeit
dess,, nach N. Neese in Kiew
113,212,
Natronlauge, Darstellung nach
Kuhlmann 114, 176.
Natronquelle von “Weilbach,
analys. v. R. Fresenius 116, 169.
Natronseen Aegyptens, nach
Willms .. 116, 251.
Natrum carbonic. purum,
aus käuflicher Soda, nach
W. Linau 115, 268.
Natrum hypophosphoro-
sum, nach Hager _ 115, 91.
Nilschlamm, Bildung dess,,
nach Mehedin 116, 260.
Nitrile organ. Säuren lassen
sich in die Aminbasen der ent-
sprechenden Alkohole umwan-
deln, nach O. Mendius 114, 268.
Umwandlung
desselben in Benzol und Am-
moniak, nach Scheurer - Kest-
ner SDR
Nitronaphthalin, Naphtyla-
min und gefärbte Derivate
ders., nach Roussin 115, 76.
Nussbaumholz, von Göppert
113, 4.
Nymfbeuhols aus Afrika,
von Göppert 113, 43.
®.
Oelbaumholz, von Gynbört: =
. 118,38.
ätherische, Verfälschun-
gen ders., nach Bolley 115, 71.
Oele, fette, Verfälschung ders.
mit Rüböl, Entdeckung ders.
nach Fr. Schneider 114, 64.
Oenanthsäure istnach Fischer
ein Gemisch von Caprinsäure
und Caprylsäure 113,217
Ofen, Kaiserbad, Analyse der
Amazonenquelle” und der Heil-
quelle, von Pohl 116, 228.
Ofenkacheln-Glasur 116, 71.
Ofenkitt, nach Creuzburg
Offieinelle Gewächse, nach
Göppert 114, 133.
414,70: 9
01 Jecoris Aselli, Desinfec-
tion dess., nach Teanel 113, 84.
en Register.
_ Rieini, Parfümirung dess. a
nach Jeanel 113, 84.
Opium, französisches, nach Gui-
bourt 116, 264.
— garantirtes (10 Proc. Morphin
enth.), von Riedel 116, 268.
— persisches, nach Keveil 113, 81.
Opiumprüfung, nach Schacht
114, 119.
Opodeldoc, nach Frederking
116, 274.
Orangenblüthwasser, Auf-
bewahrung, nach Guzllermont
113, 79.
von Göppert
113, 40.
Organische Substanzen in den
Brunnenwäsern, von A. Vogel
Orangenholz,
| 116, 165.
— — in Mineralien, nach De-
lesse . 113, 68.
Ösmiridium, nach Deville u.
Debray 114, 26.
Osmiu 5 nach Deville u. Debr ay
114, 23.
Oxalsäure, Zersetzung durch
Sonnenlicht, nach W. Seekamp
115, 65.
Ox aminsäure, nach Toussaint |
115, 69.
Oxygenirtes Wasser, Dar-
stellung dess, von Duprey
. 116, 233.
Ozongehalt der atmosph. Luft,
von ©. Begemann 113, 1.
P.
Palladium, nach Deville und
Debray - 114, 21.
Palmenholz, von Göppert
113, 36.
Palmiraholz,v. Göppert 113, 43.
Panacocoholz, von Göppert
113, 42.
Paracarthamin, nach Stein
116, 68.
Paraguay-Thee, nach Stahl.
schmidt 115, 86.
— Gehalt dess. an Thein, nach
Stahlschmidt 115, 170.
Paraffin, Anwendung, "nach
A. Vogel 116, 87.
Bessätstsuh, analys. v. Ehren.
berg 114, 251.
we ut. er RE Zu Brian % Wo ET ee En
N Dt RE DRIN ‘ a ger
%, w [7% , v
Im
Pergamentpap ier, mittelst
Chlorzink, nach Zaylor 113,89.
Peru- Guano, nach Liebig
114, 75.
. — nach Malaguti 114, 25.
Petrefacten im Kohlenkalk
Oberschlesiens, nach (€. v. Al-
bert } 115, 46.
Pferdefleischholz, von Göp-
113, 39.
ee nach
Reinsch 115, 57.
Pflanzenbasen 115, 9.
Pflanzenfarben, Reactionen
ders., nach Gaultier de Claubry
116, 178.
Pflanzengelb, Bemerkungen
darüber, v. H. Eudwig 113,256.
Pflanzenwachsthum u. Wan-
derung der Pflanzen 116, 220.
Pflanzenzonen, nach A. von
Humboldt _ 116, 216.
Pharmacopoea germanica,
über die Abfassung einer sol-
chen, Ansichten von E. #. Bley
und Th. Geiseler
Phenyl, nach Fiitig 113, 178.
Phosphorchlorid, nach ZH.
Müller 114, 83:
Phosphorisches Leuchten des
Fleisches, n. W.Hankel. 114,65.
Phosphoroxychlorid, seine
Wirkung aufdie trocknen Salze
einbasischer organischer. ‚Bäu-
ren, nach @euther 115,
4
Ehosphoroxyd, nach Landen
116,, a
Phosphorsäure, quantit. I
stimmung ders., nach Gira‘
‚114, 1%
Phosphors. Kalk, krystalli-
nischer,
115, 260. -
— Natron, Löslichkeit dess. 2
nach N. Neese in Kiew 113,212. Ex
nach Wiitstein 115,43.
— Wismuthoxyd, nach Kraut
116, 37.
Phosphorsulfochlorid, Dar-
stellung dess.
Phosphorverbindungen in
der Luft, nach Barral 113, 148.
Pikrinsäure, nach Carey Lea
115, ‚182 ati
nach AR. Pittig
115, 64.
Pinacolin,
115, 97.
a“ ;
pr
nach Benee Jones °
>
116, 240.
REN und seine Begleiter, von
B. St. Cl. Deville und Debray,
0 Auszug ihrer Abhandl. von #.
. Zud 114, 1.
BR Rogue River ( (Oregon)
enthält; ein neues Metall, nach
Ohandler 114, 267.
x Platinmetalle, von Claus
aber RD 113, 135.
- Platinrückstände, Analyse
nach Deville u. Debray 114,30.
Platinüberzug von Porcellan-
'gefässen, nach Elsner 114, 62.
‚Pockholz, von Göppert 113, 40.
Pomeranzenblüthen wasser,
nach Guillermont 113, 79.
Porcellangefässe mit Platin-
- „ überzug, nach Elsner 114, 67.
Porcellanschalen zu kitten
116, 70.
Portland- Cement 116, 69.
Preisfrage der Hagen- Bucholz-
schen Stiftung für 1862, Bericht
über dieselbe, von L. Bley u.
H. Ludwig 113, 193.
Protoeatechusäure, nach
Strecker 113, 247.
Pyrophosphorsaures Eisen-
| ‚oxydnatron, nach ZLeras 116,273.
Quecksilber, volumetr. Bestim-
mung dess., nach C. W. Hem-
pe 114, 262.
Quecksilbernachweis, "nach
„an den broek 114, 265.
'ercetin, kommt auch in den
Mi Kreutzbeeren vor, nach Bolley
113, 95.
;u@eh Hlasiwetz, Pfaundler u.
Gilm 112, 256.
2 in. nach Zwenger u.
\ Dronke ‘113, 247.
| R.
Raupenvertilgung 114, 69.
Rebhuhnbolz, von Göppert
113, 42.
5 ekarker 115, 84.
Rhodium, nach Deville und
Debray 114, 19.
Radio nat, Darstellung dess.,
“nach Bonneville 113, 82.
Ricinusöl, Parfümirung dess.,
nach Jeanel. 113, 84.
Robinin, Rutin und Quereitrin,
Ragiten.
E
nach . Zuger n. F. ae
113,247.
R oheisen, ee ‚Skieketor-
‚gehalt dess,., nach. Rammelsber g
115, 23.
_ dheikiäche Natur dess., nach u
Kammelsberg 116, 201.
— enthält ehhkitunkign 'Verbin-
dungen, nach Calvert 113, @.
Rohrzucker, Umwandlung dess.
durch die Gährung, nach Ber-
thelot 113, 241.
— Unterscheidung dess. vom
Traubenzucker durch ammo- Be .
IS 2415:
niak. Bleiessig
Rosenhoiz, brasilianisches, v.
Göppert 113, 4%.
— von Martinique 113, 43.
— der Antillen 113, 43.
Rosskastanie, Bestandtheile
ders., nach Rochleder 116, 269.
Rosskastanienrinde, fluo-
rescirende Stoffe derselb., nach
Stokes 113, 257.
Rothholz von Java (Japan),
Bimas, von Göppert 113, 42.
Rothweine, Bündtener, Gal-
lussäuregehalt derselben, nach
Simmler 116, 79.
Rubidium, nach Bunsen. 114,
84. 177.
— Gewinnung aus Pottasche,
nach Erdmann 114, 178.
— Vorkommen in Feldspath, nach
Erdmann 114, 179.
— in Vegetabilien, nach Gran-
deau 113, 158.
— Vorkommen in Pflanzen, nach:
Grandeau 116, 259.
— und Caesium, nach Bunsen
113, 156; Vorkommen 113, 158.
— und Caesium im Carnallit,.
nach Erdmann
Rubidiumoxyd, überchlorsau-
‚res, nach Zonguinine 113, 157.
Rüböl in anderen fetten Oelen
zu entdecken, nach F\ Schnei-
der 114, 64.
Ruthenium, nach Deville u.
Debray 114, 16.
Rutin, nach RUE He Dronke
Br 243.
8
Saalwasser,
Kromayer
analysirt von
115, 193
114°979..:0
172 g x
Saliein, im Biere nachzuweisen,
nach H. Ludwig 116, 198.
— im. Harne, nach Landerer
116, 197.
Salmiaksublimation, nach
Calvert 113, 142.
‚Salmiak, Zersetzung dess. durch
die Hitze, nach Pebal 116, 235.
Salmiakgeistbereitung,
nach Fresenius 116, 233. 271.
Salpeterbildung, Theorie
ders., nach Millon
Salpeterfabrikation, nach
Guido Schnitzer 115, 266.
Salpeterprobe, von F. Reich
‘ 115, 270.
Salpetersäure, empfindlichste
Reagentien auf dieselbe, nach
Schönbein 113, 61.
— Umwandlung in Ammoniak
durch Zink, nach Franz Schulze
113, 64.
— Vergiftung durch die Dämpfe
ders. 116, 233.
Vorkommen ihrer Salze im
Brauustein, nach Deville und
Debray . 116, 236.
— rauchende, Darstellung ders.,
nach Brunner 113, 67.
Salpetersäureäther, nach
J. Persoz 115, 59.
Salpetersäurebestimmung
nach H. Rose 114, 163.
— nach Franz Schulze 113, 65.
Salpetersäuregehalt der
‚atmosph. Luft, nach Cloez
ie 113, 60.
Salpetersäuregewinnung,
nach F. Kuhlmann 116, 238.
Salpetersaures Ammoniak
in thierischen Flüssigkeiten,
nach Schönbein 115, 259.
SalpetersauresNatron, Ver-
halten gegen Braunstein, nach
- Wöhler i 113, 163.
Salpetrige Säure, bildet sich
bei Einwirkung von Kupfer
auf Ammoniak bei Anwesen-
heit von atmosph. Luft, nach
Peligot 114, 166.
— — empfindl. Reagentien auf
dies., nach Schönbein 113, 61.
Salpetrigsäureäther, nach
C. Lea 115. 58.
Salpetrigsaures Ammoniak
113, 145.
| Schimmelbildung,
derselben auf die Erzeugung
bildet sich bei Verbrennungs-
provessen, nach Döttger 113, 148.
Salpetrigs. Ammoniak, Bil-
dung dess., nach Schönbein
116, 236.
Salze und krystall.. Stoffe in
Extracten, nach H. Ludwi
115, 166.
31.
Santelholz, v.Göppert 113,42.
Santonin, statt dess. Strychnin
abgegeben, eine Folge davon
die Vergiftung eines Knaben,
nach Neese 113, 217.
Sarkosin, gleich Methylamido-
Essigsäure, n.Volhard 115,124.
Sarracenia purpurea,indian.
Wasserkrug, nach ©. Berg
114, 245.
Sauerstoffgas, Bereitung
dess., von De Luca 113, 52.
Säuren, Apparatzum Auffinden
derselben, von Pisani 113, 133.
— einbasische, nach A. Geuther
116, 97.
Säuregehalt der Weine, Be-
stimmung dess, nach Pohl
Schiesspulver, weisses, nach
Hudson 114, 66.
Einfluss
von Ammoniak, nach Jodin
114, 166.
ı Schlamm des Nils, Bildung
dess. 116, 260.
Schlangen, giftige, im Orient,
von Landerer 113, 45.
: Sehlangenbiss, nordamerika-
nische Heilmittel gegen dens.,
nach Maisch
Schlangenholz. von Göppert
113, 43.
Schleimsaurer Kalk liefert
bei der Gährung hauptsächlich
Essigsäure, nach. Rigault 113,
241.
Schmelztiegel von Speckstein
114, 67.
Schwämme, gebleichte, nach
Artus 115, 87.
— Meerschwämme, Zucht ders.,
nach Lamiral 116, 270.
Schwefel, Bestimmungdess.in
den Schwefelkiesen, nach Pe-
1 14, 1 3%
louze
193, 93.
Schellack zu bleichen 116, 82.
115, 262.
ER ,
”
Eh
er
Schwefel,
Seide,
> neue FREE,
desselben, nach Dietzenbacher
? ‚114, 121.
RN, ee namen,
nach Millon - 114, 84.
'Schwefelgewinnunga. Schwe-
fel-Eisen, -Kupfer, -Zink und
Schwefelealeium, nach J. Brun-
Faut 113, 75.
Schwefeleisen der Meteoriten,
nach Rammelsberg 115, 11.
Schwefelkohlenstoff im
Steinkohlenleuchtgase, nach
Vogel u.A.W. Hofmann 113,96.
Schwefelm.etalle in der Soda
zu bestimmen, nach Scheurer-.
Kestner 116, 250.
— — — nach Lestelle 116, 250.
| Schwefelsäure,
maassanaly-
tische Bestimmung ders., nach
-Wildenstein 116, 239.
— Reduction ders. zu Schwefel-
wasserstoff, nach Kolbe 113, 153.
- Schwefelsäurefabrikation,
Krystallbildung dabei, von A.
Rose 113, 68.
SchwefelsauresChinip, nach
Jobst u. Hesse 1 14, 60.
Schwefelwasser, Pulver zur
schnellen Bereitung dess., nach
Powusllet 1 16, 168.
2 Ssefelsinn, Verhalten dess.
gegen Jod 113, 169.
Schweflige Säure zerfällt bei
‚Gegenwart von Wasser bei
- 200°C. in Schwefelsäure und
Schwefel, nach Wöhler 116, 178.
Schwefligsaur. Natron, nach
Polli 114, 172.
Schwefligsaure Salze (neu-
trale) in der Zuckerfabrikation
benutzt, nach A. Reynoso 116,75.
Sebaminsäure, nach Kraut
116, 40.
Seemuscheldünger der Gra-
natguano-Fabrik zu Varel, ana-
lysirt von E. Harms 116, 143.
Einwirkung des Chlor-
zinks auf dies., nach J. Persoz
Sohn 115, 177.
— löst sich in Kupferoxyd-Am-
moniak, nach Ozanam 115, 117.
Seignettesalzfabrikation,
nach @. Schnitzer 115, 266.
Selenverbindungen, nach H.
‚ Uelsmann 114, 172.
& nach H, Wil u. W. Körner 115,
Sen af öl, heise, Bildungs au :
den Samen des schwarzen Senfs,
. 132, 214.
Serpentingefässe zu kitten, j
nach Hanstein 116, 70. \
Sesamöl, Anwendung in der |
Pharmacie, nach M.Roth 114,64. |
Siecatif zu Zinkanstrich, nach
Girardin 116, 83.
Siegellack, nach Pottinger
4,
Silber, Chlor-, Brom- u. Jod-
silber, Löslichkeit in gewissen
Salzlaugen, nach Field 114, 266.
Silphium der alten Griechen,
nach Schrof 116,275
Sinapismus glycerinatus,
115, 9.
Si-to-oh-balli- Holz, v. Göp-
ert. - 113, 43.
Soda, Fabrikation kaustischer,
nach Fr. Kuhlmann 116, 247.
— — — nach Pauli 116, 248.
BOÄnRErSF NE, nach W. Gos-
sage . 116, 248.
Sodafabrikation in England,
nach (Gossage 116, 271.-
Solanicin, nach A. Kind und
C. Zwenger 115, 171.
Solanin, von Kromayer 114, 113.
Solanum Lycopersicum, ana-
lysirt von Enz 116, 92.
Solanum pseudocapsicum,
Vergiftung durch die Beeren.
dess., nach Montani 115, 264.
REN Mittel von
Solbrig 116, 275.
— ein Pariser Mittel gegen dies.,
analys. von Wiitstein 113, 116.
Sondershausener Quellwas-
SET, analysirt von H. Ludwig
116, 1.
Soolquelle von Egestorffshall, |
analys. von £. Lenssen 116, 176.
— von Frankenhausen, Analyse
von 4. Kromayer 114, 219.
— zu Heldrungen, analys. von.
L. F. Bley und Gustav Bley
119,
Spartein, nach Mels 116, 270.
Specif. Wärme der Elemente,
von Weickardt 113, 47.
SpekntninT Schmelztiegel
114, 67.
Spiritus zu entfuseln 114, 70.
nitrico aethereus zersetzt sich
mit Spir. sulph. aeth. martiat.
116, 272.
— sulph. aeth. mart., zersetzt sich
‚mit Spir. nitrico aeth. 116, 272.
Stärke, quantitat. Bestimmung
derselben, nach Dragendor ff
115, 159.
— in unreifen Früchten, nach
- Payen 115, 160.
Stärkemehl, Kieisterbildungs-
Temperaturen desselben, nach
' Liepmann 113, 245.
— Zubereitung dess., als Rea-
. gens auf Jod, nach Bechamp
114, 169.
Stahl, Bohren dess., nach A.
Scheden 116, 73.
— und Gusseisen, Zusammen-
setzung ders, nach Caron,
Fremy, Despretz, Marchand
113, 166.
Stahlquelle zu Doberan, ana-
lys. von Fr. Schulize 116, 176.
Stahlwaaren, Firniss gegen
. Rost, nach Conte 116, 83.
asfnertar Abs suneale
nach K. Kraut 116 38.
— — nach Schrader 116, 244.
6% eekienteriiiras.
Schwefelkohlenstoff in dems.,
nach Vogel und Hofmann
r 113, 96.
Steinkohlentheer, Kohlen-
‚wasserstoff aus dems.,, nach
Schorlemmer 115233.
Steinöl, Derivate dess., nach
Uelsmann 113, 182.
Steinsalz, Zersetzung durch
Gyps und Braunstein, nach
Nickles 116, 249.
Stiekgas der atmosph. Luft, zur
Gewinnung von Cyanverbin-
dungen u. Ammoniak benutzt,
nach Marguerite und Sourdeval
113, 174.
Stickoxyd, auf Brom einwir-
kend, nach 4. Landolt 113, 143.
"Stickstoff, Affinität zu den
Metallen, nach Geuther und
Briegleb 113, 163,
— in dem Ackerboden, nach J.
Pierre 113, 129.
Arch. d. Pharm. CLXVI. Bds.3. Hit.
Bir.
Stickstoff u u. organ. Stoffe in.
den Mineralien, nach Delesse
113, 68.
— vermag Wasserstoff in organ.
313
Verbindung zu substituiren,
nach Peter Griess
nach Delesse
114, 82.
ralsubstanzen,
114, 267.
Stickstoffgehalt der Me
— angeblicher, des Be EE.>
nach ARammelsberg
Stickstoffmagnesium nat;
Affinität des freien Stickstoffs .:
zu den Metallen, nach Geuther
u. Briegleb 113, 163.
Strontian u. Baryt in Kalk-
steinen nachzuweisen,
Engelbach 114, 249.
Strychnin-Reactionen,nach -
Reese 115, 264, 265.
Strychnin - Versi in
Folge Verwechselung des San-.
nach _
nach
tonins mit Strychnin,
Neese 113, 217.
Strychninum arsenieicum, von
Chiappero 115, 94.
Stubenofenkitt, nach Kreuz-
berg 7 EZ
Sublimation des Salmiaks,
nach Calvert 11, 10.
Substitution des Wasserstoffs
organ. Verbindungen durch
Stickstoff, n. P. Griess 114,267.
Sulfhydrate des
nach Carius 115, 62.
Sulfide der Alkoholradicale,
nach Carius
diden ders., nach C. Linnemann
115, 62.
Sulfokohlensäure- Aethy Tr:
äther und Sulfokohlensähure
Aethylglycoläther, nach A. Au-
semann 115, 60.
Sulfuride des Eisens, Kupfers, RE
Zinks und Calcium zu ent-
schwefeln und den Schwefel
zu gewinnen, En
faut 113, 9.7.28
Syringin, in der Rinde von
Ligustrum vulgare, von A. Kro-
mayer
21
Glycerins,
115. 62.
— der Alkoholradieale mit Jo-
nach J. Brun-
113, 19.
N Be, ı8 0.
Tamarinden, a Righind
£ Sr Er 116, 269.
Ay Erin; nach H.Kolbe 115, 174.
Teak-, Tik- oder Tekabaum-
Be holz, indische Eiche, von Göp-
er 113, 38.
T allium,n.Crookes 114, 180.
2x nach Dumas und Lamy 114,
182. — 116, 253.
2 - Vorkommen, nach Kuhlmann
u, 114, 238.
ein Begleiter ‚des Cäsiums u.
Rubidiums in Mineralwassern,
. nach Döttger 116, 138.
— ein Begleiter des Tellurs,
nach Werther 116, 258.
T halliumsalze, organisch-
saure, nach F. Kuhlmann Sohn
116, 256.
_ En hyaiolog: Wirkung ders., nach
- Paulet 116, 263.
Theingehalt ‚des Paraguay-
'thees, nach _ Stahlschmidt.
\ 115, 170.
Thierkobhle, Wiederbelebung,
‚nach Leplay "und (ubinier
116, 76.
a Thüringer Fluss- und Quell-
' wässer, analysirt von A. Kro-
mayer, H. Ludwig und Rut-
ckoldt 115, 193. 116, 1.
- Tinte, Entfernung vom Papier,
. nach "Dullo 114, 73.
Titaneisen, nach St. Hunt
114, 253.
T oluol, Oxydationsproducte
.dess., nach Fittig 113, 181.
Tr ap anatan s, Analyse "ihrer
(sche, von Gorup- Besanez
113, 95.
ibensäure aus Mannit,
nach AH. Carlet 113, 247.
a Traubenzucker, Unter-
‚scheidung von Rohrzucker
‘ durch ammoniak. Bleiessig,
‘ Föpdch O. Schmidt 113, 241.
Triäthylphosphinoxyd,
nach Pebal 115, 63.
AsiangEperma ficifolia,
- Untersuchung der Wurzel, von
Th. Peckolt 113, 104.
Triglyeolamidsäure, nach
Heintz 115, 66.
Trimethylamin in dhenhpa-
dium Vulvaria, nach Dessaignes,
r a =
a A , r \ Er Say
Priukwausdes Runstenbeit
von kohlens. Kalk in dems.
der Gesundheit nicht zuträg-
lich, nach Grimaud de Caux
114, 250.
— von Lefort 116, 148.
— von Felix Boudet 116, 163.
— organ. Bestandth. dess., nach
A. Vogel 116, 165.
Tuffsteinbol des Brohlthals,
nach Bender 113;:213.
Tulpenholz, von Göppert
RT
Tugquiholz aus Guyana, von
Göppert 113, 43.
U.
Ueberchlorsäure, nach Ros-
coe 113, 149. _
Ueberchlorsäureäther,
nach Roscoe 115, 60.
Ueberchlorsaures Rubidion
113, 157.”
Uebermangansaure Alka-
lien als Desinfeetionsmittel
114, 251.
Unterphosphorigsaur.
Chinin 114, 61.
— Kalk hr 115, 91.
Untersalpetersäure, nach.
Müller 113, 144.
Unverbrennliche Zeuge,
nach Versmann u. Oppenheim
113, 90.
Usatinsaı u. Uvitonsäure,
nach Finck 1 18. 21.
V.
Valeral, Verbindungen dess.
mit Säuren, nach Fr. Guthrie
u. H. Kolbe 115, 68.
Valeriansäure, in Bernstein-
säure überführbar, nach Phip-
son 115, 70..
Vegetation, Versuche von
Stohmann, über dies. 114, 62.
Verbrennungsprocesse ge-
ben Veranlassung zur Bildung
von salpetersaurem Ammoniak ;
nach Döttger 113, 1 48.
Verfälschung ätherischer Oele,
nach Bolley EB 1.
— fetter Oele mit Rüböl zu
entdecken, nach Fr. Schneider
.. 114, 64.
Mi Ver dent dach chromsaur.
R erg 113, 218.
vo a ‚Strychnin (wegen Ver-
wechselung mitSantonin), nach
. Neese 113, 217.
Vesuv, letzter Ausbruch dess,.
am 8. Decbr. 1861, nach Guis-
‘eardi, Palmieri u. Ch. St. Cl. De-
ville, von ©. Rammelsberg
113, 223.
Vierzehn heiligen- Brunnen-
' wasser, analys. von H. Lud-
wig 115, 202.
Vivianit, nach Rammelsberg
114, 253.
. Vogelaugenholz, von Göp-
pert 113, 41.
Volksheilmittel,. oriental.,
von Landerer 113, 123.
w.
Wachs, Unterschied des Bienen-
wachses vom PHanzenwachse,
nach Robineaud 116, 86.
‚ Wachspapier, Bereitung Ha
nach A. Ricker 116, 81.
Wärme, specif., der Elemente,
von Weikardt 113, 47.
'Wärmestrahlen, Durchgang
ders. durch Gase, von Magnus
113, 50.
Wäsche, "Bleichen ders. durch
Chlorkalk, nach Sauerwein
116, 239.
Wässer, arsenikhaltige, "nach
Guyon 113, 139.
— Gehalt ders. an Kohlensäure,
Sauerstoff, Sickgas ete., nach
Lefort ; 116, 148.
Wasser der Quellen vom Frau-
enberge bei Sondershausen,
analys. von H. Ludwig 116, 1.
— wirkt lösend auf Blei, nach
Calwert 113, 141.
'— Reinigung dess. durch das
Gefrieren, von Robinet 113, 137.
— Ursache seiner Farbe, nach
Wittstein 114, 26.
— Veränderung dess. bei Auf-
bewahrung in grossen Behäl-
tern, nach Üoste 113, 137.
Wasserkrug, indianischer,
Sarracenia purpurea, nach ©.
rs 114, 245.
Wassorstoffeisen, nach Ca ® i |
rius u. Wanklyn 113, 22.
Wasserstoffgasentwicke-
lung durch Natrium gefähr- r
lich, nach Böttger : 113, 53.
Wasserstoffhyperoxyd,
Darstellung, nach Duprey
116, Ba
Weilbacher Natronquellen,
analys. von
114, 275.
Weilbach, Natronquelle, ana-
lys. von R. Fresenius ‚116, 169.
R. Fresenius
Wein ‚ umgeschlagener, nach Be- ee
champ
regehalts, nach Pohl 113, 93.
W einsäure-
115, 266.
Weisser Präeipitat und. ‘Jod,
nach Schwarzenbach 113, 172.
Weizenmehl, aufRoggenmehl-
gehalt zu prüfen 115, 95.
Wildungen, Mineralwasser, |
analysirt von ‘AR. Fresenius‘
116,171.
Wismuth, höhere Oxydations-
stufen dess.,
113,24.
— . Verunreinigungen und Ver-
fälschung dess., nach Landerer
116, 199.
Wismuthjodid, Doppelsalze
dess., nach Linau 113, 167.
Wismuthoxyde, nach Schiff
113, 166.
Wismuthsäure, nach. er
deker 114, 261.
Wolframsaure Salze in Kry-
stallen, nach Geuther u. Fors-
ber 1ER
g
Wood’s leichtflüssiges Metall = B
114, 263.
Wunden, Desinfieiren fauliger,.
durch Blauholz-
brandiger,
nach C. Schrader
BB.
Weine, Bestimmung ihres Säu-
und Weinstein- 5 n
fabrikation, nach @. Schnitzer _ RER
‚ Bi
‚extract, nach Desmatis 114, 63. a
gr‘
x.
Xanthinsäureverbindun-
gen, nach Hlasiwetz HASSH a
6% an
. #
Z« RN: x Er j
Zebraholz, v. Gipgel. 1 20. le
Zeuge, unverbrennlich
er A
Ri ’
x
wa r
& Ya
“
Hr ‚machen, neh RER, und
- Oppenheim = 113, 90.
n%
”- vorhanden, nach Kolbe und
. Lautemann. 113, 178.
Be Zineum eyanatum, Dar-
stellung dess., nach Oppermann
113, 124.
Zinkanstri ch, Reese, nach
"Girardin : 16, 83.
Zi nnfolie, bleihaltige, nach
Baldck 114, 68.
Zi nngeschirre, Beigehalt 'der-
selben, nach Pleischl 114, 68.
Zi nno be r, grüner, nach Vogel
116, 74.
asberboreitu ng mittelst
Schwefelkaliums, nach Firme-
nich 113, 173.
Ex: Zinnoxydul, Verbindung dess.
5% die Fortschritte der
"mit Zinnsäure und Antimon-
säure, nach H. Schiff 113, 72.
'Zinnoxydulsalze, nach E.
Lenssen 113, 170.
Zinnsäure, Verbindung ders.
mit it Zinnoxydul, nach H. Schiff
113, 73.
Zinnenifid, 2
Zimmteäure ist ‚zuweilen ne-
gegen Jod u Dez. VB |
Zirkoniu m Rare Wer
bindungen, nach Marignac
113, 159.
Zucker, Entdeckung dess. im
Harn, nach : Bence Jones
113, 184.
Zuckerin sauren Früchten, äich
H. Buignet 115, 162.
— Umwandlung desselben durch
die Gährung, nach Berthelot
113, 241.
_— —- —-ın Mannit, nach Ed.
Linnemann 115, 165.
Zuckerfabrikation, An-
wendung neutraler schweflig-
saurer Salze bei ders., nach
Alvaro Reynoso 116, 75; nach
Calvert, Perier und Possoz °
116, 76.
Zu ckerhalti ge Flüssigkeiten
zu klären, nach Leplay und
Qubinier 116, 76.
Zweifach -Schwefelzinn, ar
halten gegen Jod 113, 169.
II. Literatur und Kritik.
"Arzneimittel, Anleitung zur Prü-
fung chemischer, von A. Duflos ;
‚ Kritik von Geiseler 116,
184. 264.
a aounz 115, 280.
Berichtigungen zur Literatur und
Kritik, Archiv 1863, Märzheft
114, 192.
Bibliographischer Anzeiger für
- Pharmaceuten, 1863 Nr. I, von
Mr. 113, 276. Nr.1l. 114, 277.
Nr HI: 115. 27%. Nr. IV:
116, 276.
Canstatt’s Jahresbericht über
Phar-
macie etc, im Jahre 1861;
Kritik von Bley 114, 274. —
ST 115, 82.
Derselbe für das Jahr 1862;
Kritik von Bley 116, 264.
Deutsche Pflanzen, Führer in
das Reich deutscher Pflanzen,
von M. Willkomm; Kritik von
Löhr. 116, 186.
Erklärung der Redaction des
Archivs der Pharmacie, hin-
sichtlich einer Abhandlung des
Hrn. Neese in Kiew 113, 280.
Flora Columbiae, von Karsten
| 116, 267.
Flora von Nord- und Mittel-
deutschland von Dr. August
Garke. 6. Aufl., Berlin, bei
Wiegand und Hampe, 1863;
Kritik von Dr. M.J. Löhr
115, 273.
Giftbuch, deutches, von Dr. E.F.
R. Schneider.
H. Kölling. 1861,
Kritik von Dr. L. 114, 91.
Jahresbericht über die Fort-
schritie der Chemie etc., von
H. Kopp und AH. will, für
2. Aufl.;
1861, Giessen, F. Ricker 1862;
angezeigt von Dr. F. Geiseler
— 116, 184.
Kryptogamenflora von. Sachsen, i
Thüringen und
114, 85.
„Oberlausitz,
Wittenberg,
"Nordböhmen. "I. Abth. Algen,
+
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Kritik von Dr. 7%. Hüsemann
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Quinologia, nueva, of Pavon,
A.
Alers..J.-E....;.... 113, 210.
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. Baeyer, A....... 115, 56. 257.
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vorzüglichsten
essbaren Schwämme Deutsch- Br
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van Hasselt’s Handleiding, be-
arbeitet von Dr. med. 7%. Hu-
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Kritik von Dr. Marme 113, 189.
Zeitschrift, pharmac., für Russ-
land, von Dragendorff 116, 264.
Zelle, Entwickelungserscheinun-
gen der organischen, von H.
Karsten. Berlin, 1863; Kritik
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Kritik von Dr. Th. Husemann
Nutz- und Gift-Plan-
von. Dr.
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Pouillet.. 113, 77. — 116, 108. ET 114,
Pringsheim RR 116, 96. | — G. 114, 274. — 115, |
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