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Full text of "Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.."

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Bound 1938 


HARVARD UNIVERSITY. 


LIBRARY 


OF THE 


MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY 


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Archiv 
des 


Vereins der Freunde der Naturgeſchichte 


Meklenburg. 


2. Heft. 


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von 


Ernſt Boll. 


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Neubrandenburg, 
in Commiſſion bei C Brünslow. 
1848. | 


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Brack der Hefbuchdruckerei von E. He 


Inhalt. 


U. Bericht über die Verſammlung des Vereins am 14 Juni 
1848 in Sternberg, von E. Boll 
2. Die Säugethiere der deutſchen Oſtſeeländer Holſtein, Me⸗ 
klenburg, Pommern und Rügen, von E. Boll 
3. Verzeichniß der bis jetzt in Meklenburg beobachteten 
Vögel, von A. v. Maltzan 
4. Beiträge zur Naturgeſchichte der Sperbergrasmücke, Sp 
via nisoria, von Dr. 9. Schend 2 
5. Aus der meklenburgiſchen Inſectenwelt, von Dr A. 
Ebeling. 5 
6. Die Seeſtrands⸗ 5 S 155 6 00 Ste 
länder, von E. Bol. : 
7. Beiträge zur Geognoſie der 61150 Oſtſerländer, von 
E. Boll. 5 e 
1. Die Muſchelkalkgerolle B ; 
2. Die tertiären Petrefacten des beuge bet Neu- 
brandenburg 5 
3. Das tertiäre Lager bei Reinbeck in Solftein N 
4. Wiefenbildung . NE ONE 
5. Titaneiſen 
8. Nachtrag zu der im kasten Heſte wehen Soi 
rung der Oſtſee, von E. Boll 
9. Miscellen ; 
1. Das Berfbäten er Vo 0 5 1115 Brißtinge und 
Herbſtzuge, von Dr. H. Schenck. 
2. Die Lewitz in . . von Dr. 
H. Schenck 
3. Heren- oder Feeninge, von Dr. 8. Schenck 
4. Rügens Klima, von E. Bol. 8 
5. Merkwürdiger Nebel auf Rügen, von E. Boll 
6. Luftſpiegelung, von E. Boll . 
7. Meteorologiſches aus den J. 1847 105 48, von 
E. Boll . | 
. Peloria anectaria, von Dr. A. W 
Anzeige für Meklenburgs „ von Dr. 
H. Schenck. . e 
10. Literariſche Anzeigen, von 6. Boll 


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1. Bericht 
über die Verſammlung des Vereins 
am 14. Juni 1848 in Sternberg. 


Da ſich gegen den Beſchluß der vorigjährigen Verſammlung, 
in dem Falle, daß der Verein im weſtlichen Meklenburg hin- 
reichende Theilnahme fände, die diesjährige Zuſammenkunft in 
Schwerin zu veranſtalten, ſpäter manche Bedenken erhoben 
hatten, ſo wurde vom Vorſtande die Stadt Sternberg 
als Verſammlungsort gewählt. Es ſtand von vorne herein 
zu erwarten, daß in dieſer ſo gewaltſam erſchütterten Zeit, 
in welcher das politiſche Intereſſe das wiſſenſchaftliche einft- 
weilen gänzlich unterdrückt hat, der Beſuch der Verſammlung 
nicht ſehr zahlreich ausfallen würde. Dies war nun auch in 
der That der Fall, indem von den älteren Mitgliedern des 
Vereins nur die Hrn. Huth, Madauß, v. Maltzan, Schenck, 
F. Timm und der Unterzeichnete ſich eingefunden hatten, 
welchen ſich noch die Hrn. Brockmüller und Rötger als neue 
Mitglieder anſchloſſen. \ 
Die Verſammlung ward damit eröffnet, daß der Unter 
zeichnete einen Bericht darüber abſtattete, wie ſich die An⸗ 
gelegenheiten des Vereins in dem verfloſſenen erſten Jahre 
ſeines Beſtehens geſtaltet haben. Die Anzahl der Mitglieder 
hat ſich im Laufe dieſes Jahres um 22 vermehrt, ſo daß der 
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Verein gegenwärtig 50 ordentliche Mitglieder zählt. 
Ihre Namen ſind folgende: 
1. Benecke, Inſpector in Gr. Latzkow. 
2. Berend, Apotheker in Schwerin. 
3. v. Berg, Gutsbeſitzer auf Neuenkirchen. 
4. Betcke, Dr. med. in Pentzlin. 
5. Beuthe, Bauſchreiber in Neuſtrelitz. 
6. Boll, E. in Neubrandenburg. 
7. Brockmüller, Lehrer in Grabow. 
8. Brückner, A. Dr. med. in Schwerin. 
9. Brückner, G. Obermedicinalrath in Ludwigsluſt. 
10. Brückner, L. Dr. med. in Neubrandenburg. 
11. Brückner, W. Präpoſitus in Gr. Giewitz. 
12. Daniel, Bürgermeiſter in Rehna. 
13. Ebeling, Dr. Lehrer a. d. Realſchule in Schönberg. 
14. Füldner, Lehrer am Gymnaſium zu Neuſtrelitz. 
15. Gentzen, Bibliothekar in Neuſtrelitz. 
16. Gerdeß, Rector der Schule in Ludwigsluſt. 
17. Görner, Theaterdirector in Neuſtrelitz. 
18. Griewank, Prediger in Daſſow. 
19. Griſchow, Dy. Apotheker in Stavenhagen. 
Heinroth, Schornſteinfegermeiſter in Stavenhagen. 
Huth, Rector der Stadtſchule in Krakow. 
Karſten, Gerichtsrath in Schönberg. 
„Kirchſtein, Dr. Lehrer a. d. Kadettenſchule in Schwerin. 
Knebuſch, Advokat in Schwerin. 
Koch, A. Geh. Amtsrath in Sülz. 
Koch, F. Gradiraufſeher in Sülz. 
Langbein, Caonrector in Schönberg. 
Langmann, Lehrer a. d. Realſchule in Neuſtrelitz. 


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29. Liſch, Archivar in Schwerin. 

30. Lorenz, Dr. med. in Krakow. 

31. Madauß, Goldarbeiter in Grabow. 

32. v. Maltzan, A. Gutsbeſitzer auf Peutſch, in Rothenmoor. 
33. v. Möller-Lilienſtern, Gutsbeſitzer, auf Rothſpalk. 
34. v. Müller, Forſtmeiſter in Sternberg. 

35. Ritter, Prediger in Vietlübbe. 

36. Rötger, Apotheker in Sternberg. 

37. Sarnow, Apotheker in Schwerin. 

38. Schenck, Dr. Präpoſitus in Pinnow. 

39. Scheven, Dr. med in Malchin. 

40. Schmidt, Plantagendirector in Ludwigsluſt. 

41. Segnitz, Cand. d. Theol. in Schwerin. 

42. Siemerling, Dr. Apotheker in Neubrandenburg. 
43. Timm, sen. Apotheker in Malchin. 

44. Timm, F. jun. Apotheker in Malchin. 

45. Virck, Landbaumeiſter in Sülz. 

46. Vortiſch, Prediger in Satow.ñ— 

47. Willebrandt, Cand. d. Theol. in Granzin. 

48. Wittmütz, Dr. Lehrer in Schönberg. 

49. Wundemann, Conrector in Goldberg. 

50. Zander, Prediger in Barkow bei Plau. 


Nach den verſchiedenen Ortſchaften vertheilen ſich die 
Mitglieder folgendermaßen: 


Schwerin 7 Ludwigsluſt 
Neuſtrelitz 5 Malchin 
Schönberg 4 Neubrandenburg 
r Silz 


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Grabow Barkow 


Krakow Giewitz, Gr. 
Stavenhagen - Gramin 
Sternberg Latzkow, Gr. 
Neuenkirchen N 
Daſſow Pinnow 
Goldberg Rothenmoor 
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Pentzlin Rothſpalk f 
Rehna Satow 
Vietlübbe 


Die Einnahme des Vereins betrug vom 26. Mai 


1847 bis zum 14. Juni 1848: 


a) an Jahresbeiträgen von 43 Mitgliedern 43 . — 9. 


5) für 38 verkaufte Ex, des Iften Heftes 
des Archivs, a 8 e 8 12 = 16 ⸗ 
c) Geſchenk des Hrn. Baron A. v. Maltzan 2 1 = 
S. 57 . 17 On 


Die Ausgabe betrug: 
a) Druckkoſten für das erſte Heft des Arche 46 . 6 9: 
b) für das Heften von 300 Ex des Archivs 6 


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c) diverſe Verlagsunkoſte n 3 ũ⸗„ 3 
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Verbindungen mit auswärtigen Vereinen ähnlicher Ten⸗ 
denz ſind bisher nur erſt mit der oberheſſiſchen Ge— 
ſellſchaft für Natur- und Heilkunde angeknüpft worden, 
welche bei Ueberſendung ihres erſten Jahresberichtes durch 
ihren Secretair Hrn. Prof. Dy. Phöbus in Gießen den 


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Wunſch dba mit unſerem Vereine in elne 
Druckſchriften-Tauſch zu treten. 

An dieſen letzten Punkt anknüpfend ging man zu wei⸗ 
teren Verhandlungen über, und beſchloß Verbindungen 
mit anderen deutſchen naturwiſſenſchaftlichen 
Vereinen einzuleiten, und bevollmächtigte den Unter: 
zeichneten, dieſelben im Namen unſeres Vereins anzuknüpfen. 

Da ſich bei den im erſten Vereinsjahre hinſichtlich 
unſerer Statuten gemachten Erfahrungen einige Unzulänglich⸗ 
keiten derſelben herausgeſtellt hatten, ſo wurden ſie an den 
betreffenden Punkten auf Beſchluß der Verſammlung (nach 
8. 12) abgeändert und ergänzt. Dies ift mit §. 5, 7 und 
10 geſchehen, in welchen die in dem nachſtehenden Abdruck 
der Statuten mit geſperrter Schrift gedruckten Stellen die 
beſchloſſene Abänderung enthalten. 

§. 1. Zweck des Vereins ift, die Naturgeſchichte Me⸗ 
klenburgs und der angränzenden Länder nach allen Bezie— 
hungen hin zu erforſchen, und eine engere Verbindung zivifchen - 
den Freunden derſelben zu vermitteln. 

§. 2. Die Mitglieder des Vereins verpflichten ſich ent— 
weder ſelbſt einzelne Theile der vaterländiſchen Naturgeſchichte 
zu bearbeiten, oder andere Mitglieder, welche ſolchen Arbeiten 
ſich unterziehen, nach Kräften dabei zu unterſtützen. 

§. 3. Jährlich wird in der Woche nach Pfingſten eine 
allgemeine Verſammlung der Mitglieder in derjenigen Stadt 
des Landes veranſtaltet, welche dazu auf der letzt vorher— 
gehenden Verſammlung beſtimmt worden iſt. 

8.4. Auf dieſen Verſammlungen wird das Intereſſe 
des Vereins verhandelt, und werden diejenigen Abhandlungen 
vorgetragen oder vorgelegt, welche von Mitgliedern im Laufe 


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des Jahres über Gegenſtände der vaterländiſchen Natur- 
geſchichte gearbeitet worden ſind. Die Themata der vor— 
zutragenden Abhandlungen werden 14 Tage vorher dem Vor⸗ 
ſtande angezeigt. 

§. 5. Sind dieſer Abhandlungen fo viele, daß fie ge— 
druckt ein Heft von 6 bis 8 Bogen füllen, ſo werden ſie 
von Zeit zu Zeit durch den Druck veröffentlicht Hinſichtlich 
der den Abhandlungen zu Grunde gelegten Themata kann die 
Geſellſchaft eine Kritik üben, und ſie entſcheidet durch ein Bal— 
lotement über die Zuläſſigkeit derſelben. Sollte dem Vorſtande 
die Ausführung einer Arbeit bei näherer Erwägung nicht zum 
Druck geeignet erſcheinen, ſo bringt er die Entſcheidung dar— 
über an die nächſte Verſammlung. — Jedes Mitglied erhält 
gratis und unfrankirt ein Exemplar der Vereinsſchrift. 
Die Verfaſſer der einzelnen Abhandlungen erhalten auf ihren 
Wunſch 12 Separatabdrücke derſelben. Drei Exemplare der 
Vereinsſchrift werden als Eigenthum der Geſellſchaft auf— 
bewahrt. — Die ſpäter dem Verein ſich an— 
ſchließenden Mitglieder erhalten auf Verlan— 
gen die früheren Jahreshefte zu / des Laden— 
preiſes. 

§. 6. Da die Verhältniſſe es noch nicht geſtatten, ein 
allgemeines vaterländiſches Muſeum anzulegen, ſo werden die 
Mitglieder es ſich zunächſt angelegen fein laſſen, ihre Privat⸗ 
ſammlungen durch gegenſeitigen Doubletten-Austauſch möglichſt 
zu vervollſtändigen. 

§. 7. Die Geſchäftsführung übernimmt ein Vorſtand 
von 3 Mitgliedern, von denen 2 auf 5 Jahre, ein 
drittes aber von dieſen beiden Vorſtandsmit— 
gliedern jährlich aus dem Orte, oder aus der Nachbar- 


7 


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ſchaft des Ortes gewählt wird, in welchem die nächſtfolgende 
Verſammlung ſtattfindet. 

§. 8. Ein Mitglied des Vorſtandes übernimmt ins— 
beſondere die Kaſſe, beſorgt die Druckangelegenheiten der Ver— 
einsſchrift und die Zeitungsinferate. f 

8. 9. Zur Beſtreitung der Druckkoſten, Zeitungsinſerate 
und des Portos für die Geſchäftscorrespondenz des Vorſtandes 
zahlt jedes ordentliche Mitglied jährlich einen Beitrag von 
1 Rtl. pr. Cour., entweder am Tage der allgemeinen Ber 
ſammlung, oder fendet denfelben innerhalb der nächſten 
14 Tage nach der Verſammlung portofrei an den Kaſſen⸗ 
führer ein. Iſt die Einzahlung bei dem Erſchei— 
nen des Jahresheftes noch nicht erfolgt, ſo 
wird der Beitrag bei Ueberſendung des Jahres— 
heftes durch Poſtvorſchuß wahrgenommen. 

§. 10. Wer als Mitglied in die Geſellſchaft aufge— 
nommen zu werden wünſcht, oder wer aus dem Verein aus— 
ſcheiden will, hat dies dem Vorſtande anzuzeigen. 

Ss. 11. Die Geſellſchaft behält ſich vor Ehrenmitglieder 
und correspondirende Mitglieder zu ernennen. 

§. 12. Nöthig erſcheinende Abänderungen der Statuten 
bleiben jeder Jahresverſammlung vorbehalten. 

§. 13. Abweſende Mitglieder find an die Beſchlüſſe 
der Verſammlung gebunden. 

Nach §. 7 wurden nun F. Timm und der Unter— 
zeichnete zu Vorſtands mitgliedern auf 5 Jahre: 
erwählt, und letzterem die Redaction der Jahreshefte und die 
Kaſſenführung übertragen. Beide beſchloſſen darauf den leider 
nicht anweſenden Hrn. Dr. Grif cho w zu erſuchen, auch 
noch für das nächſte Jahr im Vorſtande zu verbleiben, wozu 


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derſelbe ſich auch ſpäter bereit erklärt hat. — Als Ort für 
die in der Pfingſtwoche des Jahrs 1849 ſtattfindende Ver⸗ 
ſammlung ward Güſtrow beſtimmt, und beſchloſſen, da die 
Einladungen zu dieſen Jahresverſammlungen durch die öffent⸗ 
lichen Blätter nicht immer allen Vereinsmitgliedern bekannt 
würden, jedem einzelnen Mitgliede einige Zeit vor der Zus 
ſammenkunft eine gedruckte Einladung zu derſelben zu 
überſchicken. 

Sodann machte die Verſammlung von dem ihr nach 
§. 11 zuſtehenden Rechte Gebrauch, und ernannte zu Ehren= 
mitgliedern 

Hrn. Prof. Dr. Beyrich in Berlin, und 
Hrn. Dr. v. Hagenow in Greifswald. 

In Bezug auf den in 8. 6 angeregten Doubletten⸗ 
Austauſch erbot ſich Hr. Madauß einen Pflanzen— 
austauſch zwiſchen den Vereinsmitgliedern zu vermitteln, 
und forderte dieſelben auf, ihm zu dieſem Zwecke Doubletten⸗ 
und Deſideratenverzeichniſſe frankirt nach Grabow einzuſenden. 
Die Geſellſchaft ſprach den Wunſch aus, daß ſich auch für 
Zoologie, Mineralogie und Petrefactologie ähnliche Tauſch⸗ 
vereine in ihr bilden möchten. 

Darauf wurden der Verſammlung die in dieſem zweiten 
Jahreshefte enthaltenen Abhandlungen vorgelegt, und deren 
Abdruck genehmigt; leider ift Hr. Dr. Betcke verhindert geweſen 
die im vor. Jahre verheißene Monographie der meklenburgiſchen 
Rubus-Arten zu vollenden, weßhalb dieſelbe erſt im nächſten 
| Hefte mitgetheilt werden kann. Der Unterzeichnete zeigte an, 
daß er für das nächſte Heft eine Abhandlung über die Con- 
chylien Meklenburgs, fo wie ein Verzeichniß der me— 
klenburgiſchen Lepidopteren zu liefern beabſichtige, 


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und legte Materialien zu letzterem vor, welche ihm vom Hrn. 
Paſtor Sponholtz in Rülow und Hrn. Geh. Amtsrath Koch 
in Sülz mitgetheilt waren; auch Hr. Rector Huth und Hr. 
Präpoſitus Schenck erklärten ſich bereit, dieſe Arbeit zu unter- 
ſtützen . Hr. Huth berichtete, daß Hr. Dr. Lorenz in 
Krakow die meklenburgiſchen Fiſche zu bearbeiten 
wünſche, nur fehle es ihm dazu an den nöthigen literariſchen 
Hülfsmitteln; die anweſenden Mitglieder erboten ſich, den— 
ſelben, ſo weit es in ihren Kräften ſtände, damit zu unter⸗ 
ſtützen. 

Nach einem e Mittagsmahle trennte ſich 
die Geſellſchaft. 

Mit der dringenden Bitte an alle Mitglieder des Ver⸗ 
eins, demſelben bei den jetzigen allen wiſſenſchaftlichen Beftre- 
bungen ſo ungünſtigen Zeitverhältniſſen eine recht thätige a 
nahme zu bewahren, ſchließt dieſen Bericht 

E. Boll. 


) Um möglichſte Vollſtändigkeit bei dieſem Verzeichniſſe zu er⸗ 
reichen, richte ich an alle Lepidopteren⸗Sammler Meflenburgs- 
die Bitte, zu dieſer Arbeit mitzuwirken, und ſich zu dieſem 
Zwecke mit mir in Correspondenz zu ſetzen. 

f E. Boll. 


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2. Die Säugethiere 


der 1 N 
deutſchen Oſtſeeländer Holſtein, Meklen⸗ 
burg, Pommern und Rügen, 


von 


Ernst Soll. 


Das Studium der Zoologie hat bis jetzt überall in Bezug 
auf die Anzahl ſeiner Verehrer hinter dem der Botanik zu— 
rückgeſtanden. Auch in Meklenburg und den Nachbarländern 
haben wir den zahlreichen Botanikern nur ein ſehr kleines 
Häuflein von Zoologen gegenüber zu ſtellen. Der Grund 
dieſer Erſcheinung iſt leicht aufzufinden. Erſtlich ſind die an 
ihren Standort gefeſſelten Pflanzen leichter zu erlangen als 
die frei umherſchweifenden Thiere, in deren Beſitz der Zoologe 
nur durch vielfache Liſt und ausdauernde Nachſtellungen ge— 
langt; ſodann aber kann auch der Luft Sammlungen anzu— 
legen, welche jeden Freund naturhiſtoriſcher Forſchung beſeelt, 
bei dem Studium der Botanik leichter genügt werden, als bei 
dem der Zoologie. Wir ſehen daher auch bei dieſem letzteren 
diejenigen Thierklaſſen auffallend von den Naturfreunden be— 
vorzugt, welche durch ihre Eigenthümlichkeit für einen Privat— 
mann zur Aufbewahrung vorzugsweiſe ſich eignen, nämlich 
Lepidopteren, Käfer und Conchhlien. 

Aber auch in anderer Weiſe hat unſere Fauna der 
Flora nachſtehen müſſen, indem die Kultur unſerer Länder, 
welche beiden ſehr feindſelig ſich erzeigt hat, der Fauna am 
nachtheiligſten geweſen iſt. Die dichtgedrängten Schaaren der 
Kulturpflanzen haben freilich den größten Theil des Landes 


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in Beſitz genommen, und zahlreiche in ihrem Gefolge befind— 
liche Unkräuter haben ſich unter unſeren einheimiſchen Pflanzen 
eingebürgert; gänzlich verdrängt iſt aber von dieſen letzteren 
kaum eine einzige, wenn auch die Anzahl ihrer Individuen 
ungemein vermindert worden iſt. Von den größeren einhei— 
miſchen; mehr in die Augen fallenden Pflanzen werden in 
unſeren älteſten Urkunden und Geſchichtswerken viele genannt, 
z. B. die Erle, die Haſelſtaude, die Fichte, die Weide, die 
Linde, die Eſche, die Hainbuche, die Rothbuche; alle dieſe 
Arten ſind noch jetzt Bürger unſerer Flora. Es wird in den 
Urkunden keine Pflanze erwähnt, welche wir jetzt als verloren 
betrachten müßten, und auch in den Torfmooren finden wir 
nur Stämme jetzt einheimiſcher Baumarten; nur in Holſtein 
iſt die Fichte ſchon vor Jahrhunderten ausgerottet, a erſt 
in neuerer Zeit wieder eingeführt worden. 

Anders geſtaltet ſich dies Verhältniß für unſere Fauna, 
und zwar am meiſten für diejenige Klaſſe von Thieren, mit 
welcher wir uns hier näher beſchäftigen wollen. Wir werden 
unſere Betrachtungen daher auch auf dieſe Klaſſe allein be— 
ſchränken. Wenn wir mit Hülfe hiſtoriſcher Forſchungen 
unſere Säugethier-Fauna in der Geſtalt wieder herzuſtellen ver— 
ſuchen, welche fie beſaß, als der Menſch feinen gewaltſamen Ein- 
fluß auf ſie noch nicht ausgeübt hatte, ſo ſcheint dieſelbe ur— 
ſprünglich aus ungefähr 45 Arten beſtanden zu haben. Von 
dieſen ſind 7 der größten und ſtärkſten Arten gämlich aus— 
gersttet worden, und zwar 3 Raubthiere, 3 Wiederkäuer und 
1 Nagethier, alfo etwas mehr als / des ganzen Beſtandes. 
Alle übrigen, mit Ausnahme der kleineren Arten, ſind der An— 
zahl nach ſehr vermindert worden, und zwar einige ſo ſtark, 
daß auch ſie bald gänzlich vertilgt ſein werden; zunächſt wird 


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* 


dies wohl mit der wilden Katze und der Sumpfotter der Fall 
ſein. — Die ausgerotteten Arten ſind von dem Menſchen 
durch 8 Hausthiere erſetzt worden, welche er als feine dienſt— 
baren Gefährten faſt über die ganze bewohnte Erde mit ſich 
geführt, und überall eingebürgert hat, und deren erſter Aus- 
gangspunkt eben ſo zweifelhaft iſt, als der der Cerealien, und 


der des Menſchen ſelbſt. Außerdem iſt noch eine Hirſch-Art 


bei uns eingeführt, und 4 Nagethiere ſind eingewandert. Dieſe 
letzteren ſehr läſtigen Gäſte ſcheinen ſämmtlich aus Aſien ge— 
kommen zu ſein, dem Erdtheile, aus welchem uns in dem 
Zuge von Oſt nach Weſt ſchon ſo viel Gutes und Böſes ge— 
bracht worden iſt. Vielleicht haben ſich auch einige Fleder— 
mäuſe in Begleitung des Menſchen bei uns angeſiedelt. — 
Unſere jetzige Fauna beſteht demnach aus 50 Arten, von denen 


wenigſtens 13 (alſo faſt Ya) derſelben ihr urſprünglich fremd 


waren. 


In der Anordnung des nachfolgenden Verzeichniſſes bin 


ich Voigts deutſcher Bearbeitung von Cüviers Thierreich 
Bd. 1. (Leipzig 1831) gefolgt. Ueber Holſtein benutzte ich 
ein handſchriftliches Verzeichniß meines geehrten Freundes des 
Hrn. Pohlmann in Lübeck. Ueber Meklenburgs Säugethiere fin⸗ 
den ſich manche gute Notizen in Siemſſens Magazin, ſo wie 
über die pommerſchen von Creplin in Bartholds Geſchichte 
von Pommern und Rügen Bd. 1. S. 69 ff. Ein Ver⸗ 
zeichniß der pommerſchen Säugethiere hat Hr. v. Homeher im 
erſten Hefte der Beiträge zur Kunde Pommerns (Stettin 
1847) S. 13 ff. mitgetheilt; auch ein Beſuch des Greifs⸗ 


walder Muſeums hat mir manche Aufſchlüſſe über dieſelben 


gewährt. Ueber die Mark Brandenburg benutzte ich die 
Fauna Marchica von Schulz (Berlin 1845), und über 


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Preußen Bujads treffliche Naturgeſchichte der höheren Thiere 
mit beſonderer Berückſichtigung der Fauna Prussica (Kö⸗ 
nigsberg 1837). ö 
Die ausgerotteten Arten find mit einem 1, die einge⸗ 
führten mit einem ' und die eingewanderten mit“ bezeichnet. 


I. Ordo. Volitantia. 


1. Plecotus auritus L. Das gemeine Langohr, die 
langöhrige Fledermaus. In allen drei Ländern häufig. 
2. Vesperugo serotinus Schreb. Der ſpäte Abend⸗ 
flatterer. In Pommern (Greifsw. M.). — In der Mark 
ſoll er nicht ſelten fein, in Meklb. und Holft. iſt er wahr: 
ſcheinlich nur überſehen worden. 

3. Vesperugo discolor Natt. Der weißſcheckige 


Abendflatterer. In Pommern (Greifsw. M.). — Er ſoll 


auch in der Mark vorkommen, aber ſelten. 

4. Vesperugo Noctula Schieb. Die große Speck⸗ 
maus. In allen drei Ländern ſehr häufig. 

5. Vesperugo Pipistrellus Daub. Die Zwerg⸗ 
fledermaus. In Meklenburg (Siemf.) und Pommern. 


(Greifsw. M) 


6. Vespertilio murinus Schieb. Die gemeine 
Fledermaus. In allen drei Ländern häufig. . 

7. Vespertilio Daubentonii Leisl. In Holſtein 
(Boie in der Iſis 1830 S. 256) und Pommern (Greifsw. M.) 

8. Synotus Barbastellus Daub. In Pommern 
(Greifsw. M.) 9 5 
Anm. In der Mark fehlen No. 5. 7 und 8, und es 
finden ſich dort Ves perugo Nathusü K. et B. und Ves- 
pertilio Bechsteinii Leis. welche in den deutſchen Dftfee- 


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ländern noch nicht beobachtet worden ſind. — In der Fauna 
prussica fehlen No. 6 und 8, und es findet ſich dort noch 
Vespertilio Naitereri Kuhl, welche in unſerer Fauna 
nicht vorhanden zu ſein ſcheint. — Vielleicht gehören einige 
unſerer Fledermäuſe zu dem Gefolge, welches den Menſchen, 
theils mit, theils wider ſeinen Willen, bei ſeinen Wanderungen 
und Anſiedelungen auf der Erde begleitet hat. Die Vorliebe 
mancher Arten für altes Gemäuer und menſchliche Wohnungen, 
welche ſie zu ihrem Aufenthaltsorte wählen, ſcheint für meine 
Vermuthung zu ſprechen. 


2. Ordo. Insectivora. 


9. Erinaceus europaeus L. Der gemeine Igel, 


Schwein-Igel. Da dies Thier keinen Schaden anrichtet, 


ſondern den Mäuſen eifrig nachſtellt, ſo verdiente es mehr 


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gegen die Verfolgungen, welche es noch immer zu erleiden hat, 
in Schutz genommen zu werden. — Mein Bruder war einſt 


Augenzeuge von der Liſt, mit welcher ein Hund ſich eines 


Igels zu bemächtigen wußte. Der Hund entdeckte ihn in | 
einem kleinen Gehölze unweit eines Grabens; fein fofortiger 


Angriff auf denſelben war aber vergebens, weil der Igel ſich 


ſogleich zuſammenkugelte und der Hund fi) an den ihm über⸗ | 


all entgegenſtarrenden Stacheln die Schnauze verwundete. 
Sehr bald aber änderte er ſeinen Angriffsplan; er rollte den 
Igel, indem er ihn mit der Schnauze anſtieß, vor ſich her, 
gerade auf den Graben zu. Als der Igel in das Waſſer 
fiel, ſtreckte er, um nicht zu verſinken, Kopf und Pfoten aus, 


und dieſen Augenblick benutzte der Hund, ihn an ſeinen 


ſtachelloſen Theilen zu erfaſſen und zu tödten. 


— 1 — 


10. Sorex araneus Schreb. Die gemeine Spitz— 
maus. In allen drei Ländern häufig, auch in N Mark, 
aber für Preußen zweifelhaft. 

11. Sorex fodiens Pall. Die Waſſerſptzmaus 
Ebenfalls nicht ſelten. 

12. Sorex pygmaeus Pall. Die Zwergſpitzmaus. 
Selten: in Meklenburg (nach Gradenhorſt in Voigts Bear⸗ 
beitung von Cüviers Thierreich Bd. 1. S. 128), in Pom⸗ 


mern (Greifsw. Muf. und Homeyer); in der Mark und in 


Preußen fehlt ſie. Dies iſt das kleinſte aller bekannten 
Säugethiere, ohne Schwanz nur 2 Zoll lang. 
1 Anm. Hr. v. Homeyer führt als pommerſche Spitz- 
mäuſe auch noch Sorex leucodon Herrm. und teira- 
gonurus Herrin. an. Cüpier a. a. O. S. 129. Anm. 1. 
rechnet die erſtere als Varietät zu S. araneus, und letztere 
hält er nur für eine Altersverſchiedenheit von S. fodiens — 
ob mit Recht, müſſen wir dahingeſtellt ſein laſſen. 


13. Talpa europaea L. Der gemeine Maulwurf. 
Sehr häufig; nur auf der rügenſchen Halbinſel Wittow ſoll 
er fehlen, was ich indeſſen bezweifele. Wie der heilige Pa- 
tricius alle Reptilien aus Irland verbannt haben ſoll, ſo ſoll 
auch, wie das Landvolk auf Rügen glaubt, ein weiſer Mann 
die Maulwürfe von Wittow hinweggewieſen haben! Auch 
Albinos kommen unter ihnen vor; in Holſtein ward, nach 
Hrn. Pohlmanns Angabe, ſchon ein weißer Maulwurf er⸗ 
legt. — Durch Vertilgung der Inſecten, Larven und Regen— 
würmer macht ſich der Maulwurf ſehr nützlich; den Pflanzen 
ſchadet er nur durch Aufwühlen des Bodens, nicht aber durch 
Verzehren der en wie man früher glaubte. 


BR ir 
3. Ordo. Carnivora. 


14. Ursus Arctos L. Der braune Bär. In 


unſerer Fauna, wo die Bären nach der Lebensbeſchreibung 


des Apoſtels von Pommern, des Biſchofs Otto von Bam⸗ 
berg, zu Anfange des 12ten Jahrhunderts noch häufig waren, 
ſind ſie ſchon ſeit längerer Zeit ausgerottet. In Pommern 
ward noch im J. 1625 ein Bär in der Gollnower Haide 
erlegt, welcher ſich wahrſcheinlich aus Polen oder Preußen da⸗ 
hin verirrt hatte. ) Auch in den benachbarten Faunen ſind 
ſie verſchwunden; in Preußen waren ſie noch zu Anfange des 
vorigen Jahrhunderts häufig, und noch im J. 1770 traf 
man ſie hin und wieder dort an. 

15. Meles Tuæus Cub. Der Dachs. Im Ganzen 
ſchon ſelten; auf Rügen ward er erſt im Anfange dieſes Jahr⸗ 
hunderts ausgeſetzt, hat ſich aber dort nur wenig vermehrt. 

16. Mustela Martes L. Der Baummarder. Nicht 
ſelten. Ä 

17. Mustela foina L. Der Steinmarder. Diefe Art 
wird in neueſter Zeit in manchen Gegenden, z. B. bei Neu⸗ 
brandenburg, merklich ſeltner. 


18. Mustela Putorius L. Der Iltis. Häufig. 

19. Musceln Erminea L. Das Hermelin. In 
Pommern (Crep. Hom.); in Meklenburg noch nicht fo ſelten 
als man in der Regel glaubt; ich ſah Exemplare, welche bei 
Ludwigsluſt und bei Neubrandenburg gefangen waren. 


20. Mustela vulgaris Briss. Das gemeine Wieſel. 
Nur auf Rügen ſelten, ſonſt ziemlich häufig. 


) Micrälius vom alten Pommerlande. Lib. IV. cp. 3. 


— on re 


i 


21. Zutra Lutreola Erz. Sumpfotter (in Meklen— 
burg: Nörz, Nörks oder Mänk). Für Pommern zweifelhaft 
(Hom.) und in Meklenburg ſelten: in der Lewitz, bei Schwerin, 
bei Plau auf der Elde, bei Korleputt im Amte Roſſewitz 
(Freimüth. Abendbl. J. 1818). Das Wort Nörks, mit 
welchem man in Meklenburg auch unreinliche Kinder zu be— 
zeichnen pflegt, gehört zu den wenigen Ueberbleibſeln der 

ſlaviſchen Sprache, welche ſich bei uns noch erhalten haben. 
Im ſüdlichen Rußland heißt dies Thier, wie Pallas berichtet, 
norka. — In der Mark und in Preußen fehlt die 

Sumpfotter. | { 
22. Luta vulgaris Err. Die gemeine Fiſchotter. 

Ziemlich häufig. f 
23. Canis Vulpes L. Der gemeine Fuchs. Häufig. 
24. Canis Lupus L. Der gemeine Wolf. In 
allen drei Ländern ausgerottet. Im 17ten Jahrhundert war 
er in Meklenburg noch ſo häufig, daß der Herzog Guſtav 
Adolf im J. 1695 eine Verordnung über die Wolfsjagden 
erließ; auch im J. 1720 ſollen ſie in der Umgegend von 
Güſtrow noch häufig geweſen fein. ı) Auf Rügen wurde 
die letzte öffentliche Wolfsjagd im J. 1695 angeſtellt. ) Der 
meklenburgiſche Geſchichtsſchreiber David Franck, welcher von 
1705 bis 7 Hauslehrer zu Streſow in Pommern war, hatte 
das Unglück daſelbſt in eine Wolfsgrube zu fallen, in welcher 
ſich ein lebendiger Wolf befand. Er hatte aber beim Falle 
ſo viel von der Bedeckung der Grube mit ſich hinabgeriſſen, 
daß dadurch zwiſchen ihm und dem darunter liegenden Wolf 

) Siemſſen Magazin Bd. 1. S. 54 ff. 
) Grümbke, die Inſel Rügen Bd. 1. S. 122. 


2 
4 


l 


eine trennende Decke entſtand, und dieſer ihm alſo nichts au— 
haben konnte; fo ward er glücklich gerettet 9. — Vor 40 
Jahren kam der Wolf noch häufig über die gefrorne Oder 
aus Hinterpommern nach Vorpommern, namentlich in die 
großen Wälder der Ueckermünder Gegend; mitunter verlief 
er ſich ſelbſt noch bis in Meklenburg und Holſtein hinein; 
im J. 1806 ſoll in letzterem Lande im Amte Neumünſter ein 
Wolf erlegt ſein. Jetzt iſt er aber auch in Hinterpommern 
fo weit ausgerottet, daß ſich nur ſelten ein einzelner, wahr⸗ 
ſcheinlich aus Polen oder Preußen eingewanderter, zur Winters⸗ 
zeit dort blicken läßt (Hom.). In Preußen ift er noch häufig. 
In die Mark verirren ſich bisweilen noch einzelne aus den 
angränzenden Ländern. 

25. Canis familiaris L. Der Haushund — in 
vielen Varietäten. 


26 Felis Catus ferus L. Die wilde Katze. Früher 
häufig, in Pommern ſeit 80 Jahren ausgerottet. In Me⸗ 


klenburg iſt nach Ausſage des Hrn. Baron A. v. Maltzan 
vor etwa 2 Jahren bei Rothſpalk unweit Teterow ein Exem⸗ 
plar erlegt worden, welches an das Muſeum in Kiel gelangt 
fein fol. Für Preußen iſt fie zweifelhaft — 

27. Felis Catus domesticus L. Die Hauskatze. 


Ihre Abſtammung von der vorigen Art iſt noch zweifelhaft. | 


7 28. Felis Lynæ L. Der gemeine Luchs. Noch zu 


Anfange des 18ten Jahrhunderts war er in Meklenburg nicht 


ſelten; als aber die Forſtordnung vom J. 1706 einen Preis 
von 2 . auf feinen Kopf ſetzte, ward er bald ſehr ver⸗ 
mindert. Der letzte Luchs ſoll im J. 1758 bei Gotthun an 


) Siehe die Lebensbeſchreibung Francks im letzten Bande feines 
alten und neuen Meklenburg S. 20. 


„ 


der Minitz erlegt worden ſein.) In Pommern ſoll der 
letzte im Forſtrevier Aalbude, etwa um das J. 1778, vor: 
gekommen ſein. (Hom.) Auch in Holſtein und der Mark iſt 
er ausgerottet; in Preußen zeigt er ſich mitunter noch als 
Ueberläufer aus Polen und Rußland. 


4. Ordo. Rosores. 


| 29. Sciurus vulgaris L. Das gemeine Eich⸗ 
hörnchen. Häufig, fehlt aber auf Rügen. 

30. Myozus Glis Gm. Der Siebenſchläfer. In 
Holſtein und Pommern iſt er noch nicht geſehen, in Meklen⸗ 
burg nur ſehr ſelten: im J. 1825 ward er bei Madſow 
und Poppendorf in den Dohnen gefangen e), und in Neu⸗ 
brandenburg ſoll vor mehreren Jahren Jemand ein einhei⸗ 
miſches gezähmtes Individuum beſeſſen haben. Auch bei Pu⸗ 
ſtohl (Schenck) und Teterow (F. Timm) iſt er gefangen. — 
In der Mark und Preußen ſelten. 

31. Myozus Nitela Schreb. Der Eichelſchläfer. 
In Holſtein (Pohlm.) und Meklenburg (Siemf.) ſehr felten, 
in Pommern noch nicht gefunden. In der Mark gleichfalls 
ſelten, für Preußen zweifelhaft. 

32. Myozus avellanarius L. Der Haſelſchläfer. 
Sehr ſelten: in Holſtein (Rohlm.) und auf Rügen (Horn⸗ 
ſchuch ). — In Preußen und der Mark ebenfalls ſehr 
ſelten. 4 Re 

233. Mus Rattus L. Die gemeine Ratte. Sie ift . 


) Siemſſen Magazin Bd. 2. S. 24 ff. 
2) Freimüth. Abendbl. No. 357. 389. 


3) Archiv ſkandinav. Beiträge zur Naturgeſch. Bd. 2. H. 1. 
S. 178 Anm. 


De 


- 


un 


erſt im Mittelalter in Europa eingewandert, und war früher 
in unſeren Ländern ungemein häufig. Jetzt iſt ſie aber in 
manchen Gegenden durch die ihr feindliche folgende weit grö— 
ßere Art faſt gänzlich verdrängt worden. 

234. Mus decumanus all. Die braune Ratte, 
Wanderratte. Sie ſtammt aus Aſien, überſchritt im J. 1727 
die Wolga, und erſchien 1760 zuerſt in Deutſchland. Bei 
uns iſt ſie jetzt viel häufiger als die vorige. 

35. Mus Musculus L Die Hausmaus. Sie hat 
ſich mit dem Menſchen über die ganze Erde verbreitet; ihr 
urſprüngliches Vaterland iſt unbekannt. 

36. Mus sylvaticus L. Die Waldmaus. Häufig. 

37. Mus agrarius L. Die Ackermaus. Häufig, 
aber wahrſcheinlich aus Aſien eingewandert. | 

238. Mus minutus Pall. Die Zwergmaus. In 
Holſtein häufig (Schleep )), in Neu-Vorpommern (Greifsw. 
Muſ.). — In Meklenburg und der Mark iſt fie noch nicht 
gefunden, in Preußen aber kommt ſie vor. — Nach Ho⸗ 
meyer's Angabe ſoll auch dieſe Art eingewandert ſein. 

39. Cricetus vulgaris L. Der gemeine Hamſter. 
In Holſtein iſt er noch nicht geſehen. Sein Vorkommen in 
Meklenburg iſt zweifelhaft; er ſoll, wie mir Herr Paſtor 
Präfke in Weitin (bei Neubrandenburg) erzählte, einigemal 
bei Weitin erlegt worden fein. Für Pommern läugnet 
Creplin ſein Vorkommen, Homeyer führt ihn aber unter den 


pommerſchen Säugethieren auf. — Jedenfalls iſt er nur ſehr 


ſelten, ebenſo wie in der Mark; für Preußen iſt er zweifelhaft. 
40. Hypudaeus terrestris Civ. Die Schärrmaus. 


) Iſis 1824. S. 892. 


In Holſtein (Pohlm.), in Pommern (Greifsw. Muf.). Für 
die Mark iſt ſie zweifelhaft, in Meklenburg und Preußen iſt 
ſie noch nicht bemerkt. 
ö 41. Hypudaeus amphibius L. Die Waſſerratte. 
Häufig. 5 

42. Hypudaeus arvalis Pull. Die kleine Feld— 
maus. Häufig. 

43. Hypudaeus hercynicus Mehilis. Die rothe 
Wühlmaus. In Pommern (nach Hom.); fie fol aus Aſien 
ſtammen, und erſt in neuerer Zeit eingewandert ſein. 

r 44. Castor Fiber J. Der Biber. Dies Thier war 
früher nicht ſelten in den Ländern, und da ſeine Jagd zu den 
Regalien gehörte, fo wird der Biber hin und wieder in Ur⸗ 
kunden erwähnt, wie z. B. in einer Urkunde vom J. 1198 
(bei Dreger No. 32) nach welcher die Biber in der Ferſe 
und Weichſel den Johannitern zu Stargard in Pomerellen 
geſchenkt werden, und vom J. 1209, in welcher dem Kloſter 
Stolpe in Hinterpommern vier Dörfer zwiſchen der Radaune 
und Stolpe cum castoribus zugewieſen werden (codex 
Pomer. dipl. no. 90). Zu ſeiner Ausrottung haben ohne 
Zweifel die katholiſchen Geiſtlichen ſehr viel beigetragen, welche 
ihn als Faſtenſpeiſe benutzten, da ſie ihn und die Fiſchotter 
unter die Amphibien rechneten; nach derſelben Claſſification 
zählten ſie den Seehund zu den Fiſchen, wie auch noch jetzt 
die katholiſchen Geiſtlichen am Orenoko die Seekuh (Manati) 
in eben dieſe Thierklaſſe verſetzen 9. — Zu Thomas 
Kantzotos Zeit, im Anfange des 16ten Jahrhunderts, waren 
die Biber in Pommern noch nicht ausgerottet ). In Me⸗ 


9) A. v. Humbeldt Reife Bd. 3. S. 387. 
) Pemerama Bd. 2. S. 423. 


klenburg ward der letzte im J. 1770 bei Wasdow unweit 
Gnoien auf der Trebel erlegt. ) In der Mark, wo fie 
früher ſehr häufig geweſen fein ſollen, find fie jetzt fehr ſelten; 
im J. 1725 wurde daſelbſt ihre Erlegung bei 200 . 
Strafe verboten ). In Preußen find ſie erſt ſeit Anfange 
dieſes Jahrhunderts ausgerottet, ſie kommen aber mitunter 
noch als Ueberläufer aus Polen herüber. 

45. Lepus timidus L. Der gemeine Haſe. Häufig. 
Thomas Kantzow erzählt (2, 435.) „Auff Wittow haben 
die fürſten ein haſengehege, da ſeynt überaus viel haſen, und 
muß kein pawer daſelbſt einen hund haben, er habe denn 
nhur drey bein, oder ſei funft gelehmet! * 

Anm. Sollte fih in Hinterpommern nicht vielleicht 
auch L. variabilis Pall. (L. borealis Nils.), der 
Wechſelhaſe, finden, welcher auf der kuriſchen Nehrung, bei 
Memel und Heidekrug in Oſtpreußen vorkommt? Er unter⸗ 
ſcheidet ſich von dem gemeinen durch ſeine Ohren, welche ne 
ald der Kopf find. 

46. Lepus Cuniculus L. Das Kaninchen. Man 
hat in Meklenburg Verſuche gemacht Kaninchen in den Oſt⸗ 
ſeedünen anzuſiedeln, aber mit ſchlechtem Erfolge. 


— 


5. Ordo. Pachydermata. 


47. Sus Scropha L. Das wilde Schwein. Früher 
ſehr häufig, jetzt aber vermindert es ſich ſtark; in Holſtein 
kommt es ſehr ſelten, vom Sachſenwalde im Lauenburgiſchen 
herunterſtreifend, vor, auf Rügen fehlt es gänzich. — Das 


9 Stenifen Magazin Bd. 2. S. 315. 


2) Klöden diplom. Geſch. des Mata fe Woldemar. Bd. 1. 
S. 32. | 


Be 


zahme Schwein, welches in mehreren Varietäten vorkommt, ſoll 
von dem wilden abſtammen. Schweinezucht wurde bei der 
geringen Sorge, welche ſie erfordert, früher ungemein ſtark in 
unſeren Ländern betrieben, ſpäter aber, als die Waldungen, 
welche die Maſt lieferten, ſo ſehr gelichtet wurden, ward ſie 
zu ſehr vernachläſſigt. Erſt ſeit einigen Jahrzehnten wird ihr 
wieder eine größere Aufmerkſamkeit gewidmet. 


48 Equus Caballus L. Das Pferd. Die in Me: 

klenburg gezogenen Pferde werden mehr geſchätzt als die hol— 
ſteinſchen, und dieſe mehr als die pommerſchen. Erſtere ſollen 
namentlich hinſichtlich ihres Gangwerkes vor den holſteinſchen 
Vorzüge beſitzen, was man dem feſteren Wieſenboden in Me⸗ 
klenburg zuzuſchreiben geneigt iſt. Pommern würde ebenſo 
gute Pferde liefern können als Meklenburg, wenn man dort 
auf die Zucht dieſelbe Aufmerkſamkeit verwendete. 


Die wilden Pferde, von denen Thomas Kantzow be— 
richtet, ſind nur verwilderte. Er erzählt (2, 422) „In der 
Ukermündiſchen heyde hats wilde pferde, die gehen bey gantzen 
hoden, dieſelbigen haben allerley farbe wie andere pferde, al— 
leine das ſie einen gelben ſtriemen über den rüggen haben, 
ſeint nicht übrig groß, aber ſehr feſte und arbeitſam. Man 
fenget fie im hagen, und fleget jnen ein ſtrick über den hals, 
und zewcht das zu, bis das fie ſchyr würgen. Darnach ver⸗ 
hembt man fie mit ſtricken, das man fie handeln und vort- 
bringen khan, und ſpent ſie etzliche tage nach einander für 
den pflugk, und treibet ſie ſo lange bis das jnen die wildheit 
und krafft gar gebrochen wirt. So lernt man ſie dan den 
zawm leiden, und werden darnach ſehr gute pferde daraus, 
die viele arbeitens und böſes erſtehen mügen.“ Auch in Me⸗ 


klenburg wurden zu Anfange des I7ten Jahrhunderts in der 
Lewitz wilde Pferde gehegt. ) 

49. Equus Asinus L. Der Eſel. Er wird hin 
und wieder gezogen, iſt aber im Allgemeinen nur ſelten. 


6. Ordo. Ruminantia. 


T 50. Cervas Alces L. Das Elen, Elch, Elendthier. 
Geweihe dieſer jetzt in ganz Deutſchland ausgeſtorbenen Hirſch— 
art findet man nicht ſelten bei uns in Modergruben und Torf— 
lagern; auch manche alte Ortsnamen ſcheinen auf die frühere 
Verbreitung derſelben in unſeren Gegenden hinzuweiſen, wie 
z. B. der Name des Dorfes Looſen im ſüdweſtlichen Theile 
von Meklenburg⸗Schwerin vielleicht von dem ſlaviſchen Worte 
los — Elen abſtammt. — Zu Th. Kantzows Zeit hat 
wahrſcheinlich das Elen noch in den pommerſchen Waldungen 
gelebt ). In Oſtpreußen iſt es noch jetzt nicht gänzlich aus- 
gerottet ) 

Anm. Das Wort Elen iſt, wie Bujack bemerkt, ſla⸗ 
viſchen Urſprungs; es iſt aus dem Worte jelen = Hirſch 
entſtanden, und alſo eigentlich nur ein Gattungsname. Das 
Wort Elch dagegen gehört dem indo-germaniſchen Sprad)- 
ſtamme an, und iſt dem griechiſchen 47%, Stärke, verwandt. 

7 51. Cervus Tarandus L. Das Rennthier. Ich 
habe mich lange geſträubt die frühere Exiſtenz des Rennthiers 
in Mecklenburg anzuerkennen, und habe noch in meiner 
kleinen geographiſchen Schilderung von Meklenburg (S. 35 
Anm.) Zweifel gegen dieſelbe ausgeſprochen. Kurz vor dem 


) Rudloff meklb. Geſch. 3, 165. 
2) Pomerania 2, 423. 
) Bujack a. a. O. S. 83. 


„ 


Druck dieſes zweiten Heftes erhielt ich aber vom Hrn Baron 
A. v. Maltzan eine von ihm gefertigte Zeichnung eines in 
dieſem Jahre im Moder bei Kölpin unweit Neubrandenburg 
gefundenen Geweihes, welche unzweifelhaft ein Rennthier-Ge⸗ 
weih darſtellt. Die größte Länge deſſelben beträgt 2 Li“, 
die größte Breite (von der Spitze des unterſten Zackens bis 
zu der des dritten) 2 5“ 64; die Länge des unterſten Zackens 
beträgt 152, die des dritten 151“ die der übrigen reſpective 
3" und 5“. Hr. v. Dewitz auf Miltzow, welcher dies Ge— 
weih geſehen hatte, behauptete gleichfalls, ein ähnliches bei 
Miltzow gefunden zu haben. Als dritter Fundort wurde 
ſchon früher in den Jahrbüchern für meklenburgiſche Geſchichte 
und Alterthumskunde (Bd. XI. S. 496) Gerdshagen bei 
Güſtrow von Liſch angeführt. - 
52. Cervus Elaphus L. Der Edelhirſch. 

53 Cervus Dama L. Der Damhirſch. Er ſoll 
nach Cüvier aus der Berberei nach Europa verpflanzt fein. 
An manchen Orten bei uns iſt er häufiger als der Edelhirſch. 

54. Cervus Capreolus. L. Das Reh. Es fehlt 
auf Rügen. Ne 

55. Capra Aegagrus Gm. Die Hausziege. Früher 
gab es viele Ziegenheerden in unſeren Ländern, jetzt kommen 
die Ziegen faſt nur noch vereinzelt vor. f 

56. Ovis Tragelaphus Cüv. Das gemeine Schaaf. 
Dies zahlreichſte aller unſerer Hausthiere, kommt in vielen 
Varietäten vor. 

57. Bos Urus L. Der Auerochs, Auer. Schädel 
und Hörner dieſes jetzt in Deutſchland ausgeſtorbenen Thieres 
finden ſich häufig in den meklenburgiſchen und pommerſchen 
Alluvial-Lagern; in Holſtein, Schleswig und Dänemark ſoll 


es, nach Forchhammers Ausſage, nicht vorhanden geweſen 
ſein ), was ich indeſſen bezweifeln möchte. Der lebende 
Auer iſt jetzt in Europa auf den Forſt Bialoweſcha im ruf 
ſiſchen Gouvernement Grodno beſchränkt. In Pommern ſoll 
der letzte in der zweiten Hälfte des 14ten Jahrhunderts in 
den tiefen Brüchen von Ratzebuhr vom Herzog Wratislaw V. 
erlegt ſein. Die Hörner deſſelben wurden in Silber gefaßt 
und eins davon ſchenkte er kurz vor ſeinem Tode dem Dome 
zu Kamin, das andere erbten ſeine Vettern. Erſteres iſt 
wahrſcheinlich daſſelbe Trinkhorn, welches noch jetzt in der 
Kaminer Amtswiek beim Schulzen aufbewahrt wird 2). — 
Sein flaviſcher Name iſt tur, von welchem ſehr viele unferer 
Ortsnamen abzuleiten ſind, z. B. Turow, Thürkow u. a. m. 
Wahrſcheinlich führte auch das alte Land Tyne, der ſuͤd⸗ 
weſtliche Theil von Meklenburg-Strelitz, ſeinen Namen von 
dieſem Thiere, welches dort vorzugsweiſe häufig ſein mochte. 
Der alte deutſche Name des Auer iſt Weſand, Weſeme, und 
auch dieſen finden wir in dem Namen der von deutſchen Anz 
ſiedlern im Lande Turne erbaucten Stadt Weſemberg wieder. 
Dieſe unwirthliche, mit zahlloſen Seen und Teichen befäcte 
Gegend konnte ſich ganz beſonders zu einem Aufenthaltsorte 
dieſer Thiere eignen. — Sollte der Auer nicht auch den 
Urſprung zu dem meklenburgiſchen Wappen gegeben haben? 
58. Bos Taurus L. Das gemeine Rind. Von ihm 
werden ſehr viele Varietäten gezogen. 
Anm. Die Säugethiere der Oſtſee habe ich ſchon im 
erſten Hefte dieſes Archivs S. 70 ff. aufgezählt. | 
5) Amtl. Ber. über die XI. Verſammlung 800 Land⸗ und 
Forſtwirthe in Kiel. Altona 1848. S. 


=) =: Kantzow J, 397. Micrälius B. 3. Gb. > Creplin a. a. 
S. 74. Balt. Studien I. Heft und Bd. III. H. 1. S. 243. 


| 
| 
| 


Der leichteren Ueberſicht wegen folgt nachſtehend ein 


Verzeichniß, in welchem die gegenwärtig in Holſtein, Me 


klenburg, Pommern, der Mark Brandenburg und Preußen 


lebenden Säugethiere neben einander geſtellt ſind. 


Name. 


Plecotus auritus 
Vesperugo Nathusii 


1. 
2. 
3. serotinus 11 
4. discoor .|.. 
5. —— Noctula .| — 
6. - Pipistrellus| . . 
7. Vespertilio murinus .| — 
8.———— Daubentoni — 
9.— Hechsteinii 
10 Nattereri . 
it. Synotus Barbustellus . 
12. Erinaceus europaeus ., — 
15.Sorex araneus.....| — 
14 fodiens = 
15. — pygmaeus....|.. 
16 Talpa europẽ,“Px . — 
17 Meles Taxus ..... — 
18-Mustela Martes. — 
19.— foina..... — 


20 v1 Putorius .| — 
21 ——— Erxr minen — 
22 ———— vulgaris. — 
23 Lutra Lutreola .. 


24. zovulganis. „2. — 
, 2... .| — 
26. — Lupus „oa: 

97. familiaris.. ...| — 


28 Felis Catus dom. — 
29 ferus 
30. Sciurus vulgaris — 
31 Myozus Glis 
32. —%iᷓNit elles — 
33... avellanarius :| — 


* 
oo. 
— 
— 


I: 


| 


45 | N. P. B. ber 


5 


2 2 


„ 


Name. 


3A. Mus Rallus 
35. decumanus 
36. Musculus 


37. Sylvaticus 
38. agrariuus 
39. M 
40. Cricetus vulgaris 


41. Hypudaeus terrestris . 
42. ———— amphibius .| 
43.— ——- arvalis . . 
44. — —— hercynicus 
45.Castor Fiber 
46. Lepus timidus 
47. variabilis. ... 
48. Cuniculus. . . . 
49. Sus Scropha...... 
50. Equus Caballus 
51. e 
52. Cervus Aces 
53. 


ö Capreolus 
36. Capra Aegagrus 

57. Ovis Tragelaphus 
58. Bos Taurus... ... 


3. Verzeichniß 


der 
bis jetzt in Meklenburg beobachteten Vögel, 
5 von £ 


A. v. Klaltzan. 


Bo weit ich aus gedruckten und ungedruckten Quellen Kunde 
von den bei uns beobachteten Vögeln erhalten, habe ich ſie 
in nachſtehendem Verzeichniſſe aufgeführt. Gedruckte Quellen 
ſind Siemſſens Handbuch der meklenburgiſchen Vögel (Roſtock 
1794), und Zanders Naturgeſchichte der Vögel Meklenburgs 
(1838 ff., bis jetzt 6 Hefte). Ungedruckte Quellen find außer 
eigener Beobachtung, Collectaneen, welche von Hrn. E. Boll 
in Neubrandenburg geſammelt wurden, ſo wie Mittheilungen, 
welche ich Hrn. Forſtmeiſter v. Müller in Sternberg und 
Hrn. Lehrer Wüſtenei in Schwerin verdanke. Um weitere 
Forſchungen zu veranlaſſen, habe ich als Anhang die Vögel 
zuſammengeſtellt, welche bei uns bisher fehlen, aber in den 
Nachbarländern ſchon wahrgenommen ſind. N 

In dem Verzeichniſſe bin ich der Anordnung und Nomen- 
clatur Naumanns gefolgt, deſſen Werk mehrere meiner Lands⸗ 
leute beſitzen. Die Arten, welche die ausgezeichnet ſchöne 
Sammlung des Hrn. v. Grävenitz in Doberan enthält, habe 
ich mit v. G. bezeichnet, da deſſen mir gütigſt mitgetheiltes 
Verzeichniß bei mehreren Arten meine einzige Gewähr if. 
Der Stern vor dem Namen bezeichnet die Arten, deren Eier 
meiner Sammlung noch fehlen, und ich werde es ſehr dankbar 
erkennen, wenn mir Jemand zur Vervollſtändigung derſelben 
behülflich ſein wollte, wobei es mir aber lieb ſein würde 


— 30 — 


Neſt und Eier zu erhalten, wenigſtens fo weit jene trans⸗ 
portabel ſind. 

Bei dem Anhange wurde benutzt: für Pommern, v. 
Homeyers Verzeichniß der pommerſchen Vögel; für die Mark, 
die Fauna Marchica von Schulz; für Holſtein, die Iſis 


von Oken und ein Manuſcript des Hrn. Pohlmann in Lübeck. 


1. Falco fulous. Stein-Adler. Jasnitz. Dürfte 
auch bei uns niſten, da nach Wüſteney ſchon junge Vögel im 
Sommer erlegt find. (v. G.) 

2. F. naevius. Kleiner Schrei - Adler. Doberan, 
Bützow. Niſtend zu Marxhagen, in Zechow bei Strelitz 
beobachtet. (v. G.) 

3. F. albicilla. See-Adler, niſtend in der Roſtocker 
und Dobbertiner Haide, am Cölpin See, 1845 und 47 im 
Ponſtorfer Holze bei Malchin. (v. G.) 

4. F. brachydactylus. Schlangen-Adler, nach Zander 
an der Elbe erlegt. Ich beſitze ein Ei, welches dieſem Vogel 


gehören möchte. Es hatte im Peutſcher Holze lange Jahre 


ein Adler gehorſtet mitten im Kiefern-Forſte, von dem nächſten 
größeren Waſſer wohl / Meile entfernt, auf dem Aſte eines 
ſtarken Baumes 7 bis 8 Fuß vom Stamme und 28 bis 30 
Fuß von der Erde in der unteren Hälfte der Krone. Von 
dieſem Horſte waren im Laufe der Jahre öfter ein alter oder 


junger Vogel erlegt, ohne daß der Jäger auf die Art geachtet, 


da er mit dergleichen nicht bekannt war. Er behauptet jedoch 
in der ihm gezeigten Abbildung des F. brachydactylus 
von Naumann den Vogel zu erkennen, will auch öfter bemerkt 
haben, daß der Vogel Blindſchleichen zum Horſte getragen 
habe. Das eine Junge, welches immer nur groß geworden, 
ſei vor Ende Juli nie flügge geweſen. Als ich im J. 1843 


= a 


dem Vogel nachſtellen ließ, hatte er ſich nahe bei dem alten 
Horſte einen neuen in derſelben Art erbauet. Der Vogel 
ward beim Horſte verwundet, entkam aber und kehrte nicht 
wieder. Es lag ein Ei darin; weiß mit matten gelblichen 
Flecken, welche jetzt faſt ganz erloſchen ſind. Es iſt verglichen 
mit den Eiern des F. alhioilln, welche ich beſitze, von grö— 
berem Korn, etwas kürzer und hat eine mehr bauchige Geſtalt. 

5. F. haliaötos. Fluß-Adler, im Gelbenſander und 
Steinförder Forſte niſtend. Bei Speck an der Müritz ſonſt 
ſo häufig, daß Herr von Haugwitz verſichert, an einem Nach⸗ 
mittage mit ſeinem Jäger dreizehn junge Vögel erlegt zu 
haben. (b. G.) | 

6 F. palumbarius. Habicht, hie und dort niſtend. 
(b. G.) b f 
7. F. nisus. Sperber, zahlreich niſtend. Ich ließ 
aus einem Horſte 4 Eier nehmen und nach 14 Tagen lagen 
in demſelben Horſt wieder 4 Eier. (b. G.) 

8. F. peregrinus. Tauben ⸗ Falke. Im Winter 
öfter vorkommend, bei Malchin und Stavenhagen erlegt. (v. G.) 

9 F. subbuteo. Lerchen-Falke, nach Wüſteney bei 
Schwerin niſtend. (v. ©.) 15 

10. F. aesalon. Merlin = Falke, nach v. Müller 
in jedem Herbſte hier beobachtet. Nach Wüſteney im Herbſte 
auf Pöl. 

11. F. rufipes. Rothfuß⸗Falke, nach Zander einmal 
bei Lambrechtshagen erlegt. Auch in der Sammlung des Rektors 
Gerdeß in Ludwigsluſt befindet ſich ein hieſiges Exemplar. 

12. F. cenchris. Röthel- Falke, nach v. Homeyer 
bei Roſtock erlegt. Auch bei Ludwigsluſt und vom Rektor 
Gerdeß aufbewahrt. 


ur I 


Lu 2 


13. F. tinnunculus. Thurm-Falke, niftend. (b. G.) 
14 F. milvus. Weihe, Gabelſchwanz. Häufig 
niſtend. (v. G.) 

15. F. ater. Schwarzbrauner Milan, nach Wü— 
ſteney bei Schwerin häufiger als F. milous. Niſtend; 
1847 wurden zwei Horſte daſelbſt im Haſelholze ausgenommen. 
Füttert feine Jungen faft Tach ich mit Fiſchen (Plötzen 
und Brachſen). 


16. F. buteo. Mäufe-Buffard, Brüch⸗ Weihe. Häufig 


niſtend. (v. G.) 
17. F. lagopus. Rauhfüßiger Buſſard. Im Winter 
häufig. (v. G.) 

18. F. apivorus. Wespen-Buſſard. Im Sommer 
hie und da vorkommend und bei Lübz, Doberan, Gelbenſande 
Cammin, Rothenmoor beobachtet und erlegt. Nach Wüſteney 
1845 und 47 bei Schwerin niſtend. (v. G.) 


19. F. rufus. Rohr⸗Weihe, in größeren Rohrplaggen 
nicht ſelten niſtend. (v. G.) | 


20. F. pygargus. Kor: Weihe, kommt hier 


niſtend vor. (v. G.) 

21. F. cineraceus. Wieſen-Weihe. Ein Exem⸗ 
plar in Meklenburg erlegt beſitzt Paſtor Zander. Nach v. 
Müller zu Striggow bei Güſtrow, auch zu Cammin bei u 
öfter beobachtet, auch erlegt. 


22. Strix nyctea. Schnee-Eule. Auf dem Lichten⸗ 
häger Felde bei Doberan erlegt; 1835 wurden drei Ex, bei Ro⸗ 
ſtock erlegt. Kommt nur im Winter und dann ſelten vor. (v. G.) 

25. St. nisoria. Habichts⸗Eule, in der Roſſower 
Haide und bei Sülz erlegt. (v. G.) 


— 33 


24. St. bubo. Uhu. Horſtet in Teftorf, Rehna, Baſe— 
dow, Jabel, Mirow und Zölkower Forſt und der Lewitz. (v. G.) 
25. St. otus. Wald⸗Ohreule, niſtet hier. (b. G.) 

26. St. brachyotus. Sumpf-Ohreule, niſtet in den 
Wieſen von Brunn bei Friedland. Nach v. Müller auch in 
den Torfmooren am Teſchower See im Sommer beobachtet. 
(v. G.) / 

27. St. aluco. Wald⸗Kauz, im Walde und in Ge⸗ 
bäuden niſtend. Nach v. Müllers Beobachtung ift Syrmium 
aedium Zander das Weibchen von St. aluco. Er ſchoß 
3 Junge von demſelben Aſte, von denen eins, ein Weibchen, 
das Kleid von § ged., zwei Männchen die Kleider von 
‚St. aluco trugen. (v. G.) 

28. St. flammea. Schleier-Eule, niſtet hier. (v. G.) 

29. St. noctun. Stein-Kauz, niſtet hier. (v. G.) 

30. St. Tengmalmi. Tengmalms⸗Kauz. Doberaner 
und Ränkendorfer Forſt. Nach Zander auch bei Dobbertin 
vorgekommen. (v. G.) 8 

31. St. carniolica. Sehr ſelten. (Zander S. 141.) 

* 32. Lanius excubitor. Großer Neuntödter, nach 
Wüſteney 1847 bei Schwerin niſtend. (v. G.) 

33. L. minor. Schwarzſtirniger N. niftet hier. (v. G.) 

34. L. ruficeps. Rothköpfiger N., zu Rothenmoor 
ein Neſt mit Eiern gefunden. (v. G) 

35. L. collurio. Rothrückiger N., häufig niſtend. 
(b. G.) i 

36. Corvus corax. Rabe, niftet hier. (v. G.) 
37. C. corone Raben⸗Krähe. (b. G.) 
38. C. cot Nebel⸗K., häufig niſtend. (b. G.) 


39. C. Frugilegus. Saat- K., an manchen Orten 
3 


— 


gar nicht, an andern in Schaaren vorkommend. Niſtet hier. 
(v. G.) 

40. C. monedula Dohle, niſtend. (v. G.) 

41. C. pica. Elſter, niſtend. (v. G.) 

42. C. glandarius. Eichel-Häher, niſtend. (v. G.) 

43. C. caryocatactes. Tannen-Häher. In manchen 
Jahren, wie 1844, im Herbſte und Winter ſehr zahlreich, in 
anderen Jahren gar nicht vorkommend. (v. G.) 

44. Bomb yeilla garrula. Seidenſchwanz, kommt 
faſt jeden Winter einzeln vor. (v. G.) 

45. Coracias garrula Mandel -Krähe, Blau- 
racke, niſtend. (v. G.) 

46. Oriolus galbula. Pirol, Vogel Bülow, niſtend. 
(b. G.) 

47. Sturnus vulgaris. Staar, Spree, niſtend. (v. G.) 

48. Gracula rosea. Staar-Amſel, nach v. Ho⸗ 
meyer im Herbſt 1836 bei Wismar a und im Roſtocker 
Muſeum befindlich. 

49 Muscicapa luctuosa. Trauer-Fliegenfänger, 
niſtend. (v. G.) 5 

50. M. grisola Gefleckter F. niſtend. (v. G.) 

51. Tur dus viscivorus Miſtel-⸗ oder Schnarr⸗ 
Droſſel, in manchen Gegenden häufig niftend. (v. G.) | 

52. T. musicus. Sing= oder graue Droſſel, häufig 
niftend. (v. G.) 

53. T. iliacus Wein⸗Droſſel. (b. G.) 

54. T. pilaris. Schacker. Nach v. Haugwitz niſtet 
der Vogel jährlich einzeln in Speck. Junge, die im Garten 
ausgebrütet waren, beraubten die Kirſchbäume ihrer Früchte. 
(v. G.) f 


55. T. Bechsteini. Schwarzkehlige D. Es ift dies 
Exemplar in Wismar zu Markte gebracht und durch den 
Wundarzt Schmidt daſelbſt gekauft. (v. G.) 

56. T. torquatus. Schild⸗Droſſel. Soll in Zechow 
bei Strelitz wiederholt geniſtet haben und auch dabei erlegt 
ſein. (v. G.) b 

57. T. merula. Schwarz⸗Droſſel, niſtend. (b. G.) 
58. Sylvia luscinia. Nachtigall, niſtend. (v. G.) 

59. S. philomela. Der Sproſſer. Nach Siemſſen 
und Zander hier vorkommend. 

60. S. rubecula. Rothkehlchen, niſtend. (v. G.) 
61. S. cyanecula. Blaukehlchen, nach Zander bei 
Grabow. Durch v. Müller an der Nebel beobachtet. (v. G) 

62. S. nisoria. Sperber-Grasmücke, niſtend. Iſt 
nicht ſo ſelten bei uns. Kommt in der Nähe großer Wieſen— 
flächen und Dornhecken nach v. Müller häufig vor. Wü⸗ 
ſteney hat 1847 an zwei Dutzend Eier geſehen, die friſch 
ausgenommen waren. Bei Rothenmoor und Friedland iſt 
ſie auch niſtend beobachtet. (v. G.) Vergl. S. 49 ff. 
63. S. curruca. Zaun-Grasmücke, niſtend. (v. G.) 

8 


64. S. cinerea Dorn-Grasmücke, niſtend. (v. G.) 
65. S. hortensis. Garten-⸗G., niſtend. (v. G.) 
66. S. atricapilla Mönch-G., niſtend. (vd G.) 


67. S. phoenicurus. Garten-Röthling, niſtend. (v. G.) 
68. S. tytis. Haus ⸗R., niſtend. Nach Wüſteney 
niſten in Schwerin wohl an 20 Paare, und halten ſich lange 
dort auf. (v. G.) 
69. S. Aypolais. Garten⸗Laubvogel, niſtend. (b. G.) 
70. S. sibilatrix. Wald⸗Laubvogel, niſtend. (v. G.) 
71. S. trochilus. Fitis-Laubvogel, niſtend. (v. G.) 
9 


— 86 
72. S. rufa. Weiden⸗Laubdogel, niſtend. (d. G. 
73. S. turdoides. Droſſel⸗Rohrſänger, niſtend. (v. G.) 
74. S. arundinacea. Teich-R., niſtend. (v. G.) 


75. S. palustris. Sumpf. niſtend. (v. G.) 
76. S. pinetorum. Kiefern⸗R., vom Paſtor Zander bei | 
uns zuerſt entdeckt und beobachtet bei Lübz. (Archiv H. 1. S8 ff.) 
77. S. phragmitis. Schilf-⸗R., niſtend. (v. G.) | 
78 S cariceti Seggen-R, nach Zander hier be— 
obachtet. 
79. S. aquaticu. Binſen-Rohrſänger. (v. G.) | 
80. S. locusiella Heuſchrecken-R. zu Cammin bei | 
Lage und Rothenmoor in der Brutzeit beobachtet, obſchon 
das Neſt nicht ſicher gefunden. (v. G.) | 
81. S. Auviatilis. Fluß-R., nach v. Homeyer ein⸗ 
mal bei Doberan erlegt. | | 
82. Troglodytes parvulus. Zaunſchlüpfer, | 
niſtend. (v. G.) i 
83. Anthus campestris. Brach-Piper, niftend. | 
(v. G.) 
84. A. arboreus. Baum-Piper, niſtend. (v. G.) 
85. A. pratensis. Wieſen-Piper, niſtend. (v. G.) 
86. A. aquaticus. Waſſer-⸗P., nach Zander bei | 
Ribnitz beobachtet. 0 | 
87. Motacilla alba. Grüne Bachſtelze, niftend. | 
(v. G.) = 
88. N. Hava Gelbe Bachſtelze, niftend. (v. G.) 
89. Sazicola oenanthe Grauer Steinſchmätzer, 
niſtend. (v. G.) | 
90. S. rubetra. Braunkehliger Wiefen - S, niftend. | 
(o. G.) 


— — 


a 


91. S. rubicola. Schwarzkehliger W. S., durch b. 
Müller im Sommer 1847 bei Doberan beobachtet. 

92. Cin clus aquaticus. Waſſerſchmätzer, nach 
Wüſteney im weſtlichen Meklenburg im Winter nicht felten. 
Ich habe ihn im Winter bei Sternberg beobachtet. Von 
Müller ſah ihn an der Nebel bei Striggow, am Wallbach 
bei Gelbenſande, bei Ludwigsluſt an der Cascade. (b. G.) 
93. C. septentrionalis. Nordiſcher W. hat Paſtor 

Zander aus Ratzeburg erhalten. 

94. Accentor modularis. Heckenbraunelle, niſtend. 
(b. G.) 

95. Regulus flavicapillus. Gelbköpfiges Gold- 
hähnchen. Wüſteney fand 1847 ein Neſt mit Eiern bei 
Schwerin. (v. S.) 

96. R. pyrocephalus. Feuerköpfiges Goldh., kommt 
nach Zander vor. 

97. Parus major. Kohl⸗Meiſe, niftend. (v. G.) 


98. P. alter. Tannen-Meiſe, niſtend. (v. G.) 

99. P. cristatus. Hauben-Meiſe, niſtend. (v. G.) 
100. P palustris. Sumpf⸗Meiſe, niſtend. (v. G.) 
101. P. coeruleus. Blau-Meiſe. (v. G.) 

102. P. caudatus. Schſwanz⸗M., niſtend. (v. G.) 

103. P. biarmicus Bart. M., zu Rethwiſch bei Do- 


beran beobachtet. Auch bei Warnemünde erlegt. (v. G.) 
104. Alauda cristata. Hauben-Lerche, niſtend. 
(vb. G.) ce 
105. A. arvensis. Feld⸗Lerche, niſtend. (v. G.) 
106. A. arborea. Haide⸗Lerche, niſtend. (v. G.) 
107. Emberiza miliaria. Grau- Ammer, niſtend. 
(b. G.) 


Be 7 


108. E. eitrinella. Gold-Ammer, niſtend. (v. G.) 

109. E. hortulana. Garten-A. Soll nach Zander 
hier brüten. Nach v. Müller kommt ſie bei uns überall im 
Sommer vor, wo einzelne Waldbäume in der Nähe von 
Büſchen im Acker ſtehen, bei deren Mangel ſie ſich an Wald— 
Ränder zurückzieht. Da ſie ſehr verborgen lebt, wird ſie von 
dem mit ihrem Geſange nicht Bekannten leicht überſehen. 
Auch Wüſteney beobachtete fie wiederholt bei uns, an man- 
chen Orten ſogar häufig. (v. G.) 

110 E schoeniclus. Rohr-A., niſtend. (v. G.) 

111. E. nivalis. Schnee-Sporn-A., bei Jasnitz er⸗ 


legt. Faſt jährlich zu Anfang des Winters bei uns, ſo bei 


Sternberg nach v. Müller auf den kahlen Anhöhen, nach 
Wüſteney bei Wismar. (v. G.) 

112 E. lapponica. Lappländiſche Sch.-A. Einzelne 
von Wüſteney bei Malchin früher beobachtet. 

113. Lozia pytiopsittacus. Kiefern-Kreuzſchnabel. 
(v. G.) ö 


F 


114. L. curvirostra. Fichten-Kreuzſchnabel. (v. G.) 


115. Pyrrhula vulgaris. Dompfaffe. (v. G.) 

116. P. enucleator. Fichten-Gimpel, in einzelnen 

Jahren, ſo 1832 oder 33 hier beobachtet in großer Menge. 
(b. G.) 


117. Fringilla coccothraustes. Kirſch⸗Kern⸗ 


beißer, niſtend. (v. G.) 8 


118. F. domestica. Haus⸗Sperling, niftend. (v. G.) 


119. F. montana. Feld⸗Sperling, niſtend. (v. G.) 
120. F. nivalis. Schnee⸗Finke. v. Müller beobachtete 

ihn wiederholt in der Nähe von Schwerin. 
121. F. coelebs. Buch-Finke, niſtend. (v. G.) 


| 
| 


a 


22 AN! montifringilla. Berg⸗Finke. (v. G.) 
123. F. chloris. Grüner Hänfling, niſtend. (v. G.) 
124. F. cannabina. Grauer H., niftend. (v. G.) 

125. F. montium. Berg⸗H., im Winter bei Schwerin 

häufig. So hatte nach Wüſteney 1846 ein Vogelhändler zu 
gleicher Zeit über 60 Stück dort gefangene im Zimmer. (v. G.) 
126. F. carduelis. Stiegelitz, niſtend. (v. G.) 
127. F. serinus. Girlitz-Hänfling, nach v. Homeyer 
im Roſtocker Muſeum angeblich aus Meklenburg. 

128. F. spinus. Erlen-Zeiſig. (v. G.) 

129. F. linaric. Birken-Zeiſig. (v. G.) a 
130. Cuculus canorus. Kufuf, legt Eier. (v. G.) 

131. C. glandarius. Heher-Kukuk, hat nach v. Ho⸗ 

meyer zu Levetzow bei Teterow, wo er geſchoſſen, wahr— 
ſcheinlich geniftet. N 
132 Picus martius. Schwarz⸗Specht, uiſtend. (v. G.) 
133. P. viridis Grün⸗Specht, niſtend. (v. G.) 
134. P. canus. Grau- Sp., im Januar 1848 im 
Haſelholz bei Schwerin erlegt, befindet ſich in der Sammlung 
des Herrn Wüſteney. 
135. P. leuconotus. ? Weißrückiger Sp. Boll meint, 
ihn im Jan. 1848 bei Neubrandenburg geſehn zu haben. 
136. P. major. Großer Bunt⸗Sp., niftend. (v. G.) 
* 137. P. medius. Mittel⸗Specht, niſtend. (v. G.) 
* 138. P. minor. Kl. Sp., nach Wüſteney in dem Stein⸗ 
felder Holze bei Schwerin jeden Sommer vorkommend. (v. G) 
139. Yunz torquilla. Wendehals, niftend. (v. G.) 
140. Sitta europaea. Blau-Specht, niſtend. (v. G.) 
Al. Cerihia familiaris. Baumläufer, niſtend. 
6) | 


i 


142. Upupa epops. Wiedehopf, niſtend. (v. G.) 
143. Alcedu ispida. Eisvogel. Wüſteney befitzt 
ein Ei, welches in Meklenburg gefunden. v. Müller beob- 
achtete ihn wiederholt im Sommer an der Nebel, wo er ver— 

muthlich niſtete. (v. G.) 

144. Hirundo rustica. Rauch⸗Schwalbe, fend 

(v. G.) 

145. H. urbica Haus-Schwalbe, niſtend. (v. G.) 
146. H. riparia. Ufer⸗Schwalbe, niſtend. (v. ©.) 
— 147. Cypselus apus. Mauerſegler, niſtend. (v. G.) 
148. C. melba Alpenſegler. Nach v. Homeyer bes 
findet ſich ein in n erlegtes Exemplar im Roſtocker 

Muſeum. 

149. Caprimulgus europaeus. Tagfchläfer, 

niftend. (b. G.) 5 
150. Columba palumbus. Ringel-Taube, niſtend. 

(v. G.) 

151. C. oenas. Holz⸗Taube, niftend. (v. G.) 
152. C. turtur. Turtel⸗Taube, niſtend. (v. G.) 
"7153. Teirao urogallus. Auerhahn, lebte in der Mitte 
des vorigen Jahrhunderts noch in Meklenburg, und ſollen die 

Letzten ſich auf den großen Friedländer Wieſen und daran⸗ 

toßenden Waldungen aufgehalten haben. 

154. T. teirie. Birkhahn, niſtend. Wenig zahlreich, 
kommt noch vor bei Jasnitz in der Haideebene, bei Friedland, 
Fürſtenberg. (v. G.) 

; 155. Perdiz cinerea. Rebhuhn, niftend. (v. G.) 
156. P. coturniæ. Wachtel, niftend. (v. G.) 
157. Otis tarda. Große Trappe, niſtet bei Lübz 

Stavenhagen, Friedland, Fürſtenberg. (v. G.) 


a 


158. O. tetrax Zwerg-T. nach v. Müller bei Ni⸗ 
krentz erlegt; auch bei Ludwigsluſt. | 

159. Oedicnemus crepitans. Dickfuß, bei Lübz 
und Ludwigsluſt, niſtend. (v. G.) 

160. Charadrius auratus. Gold-Regenpfeifer. 
Wüſteney beſitzt ein Ei, bei Ludwigsluſt gefunden. (v. G.) 

161. Ch. morinellus. Mornell-R., durch v. Müller 
im Herbſt 1847 bei Sternberg in 3 Exemplaren erlegt. (v. G.) 

162. Ch. hiaticula. Sand⸗R., niſtend. (v. G.) 

163. Ch. minor. Fluß-⸗Regenpfeifer, niftend. (v. G.) 

164. Ch. squatarola. Nordiſcher Kibitz, erfcheint 
nach Wüſteney im September und Oktober oft in Schaaren 
auf Pöl. 

165. Vanellus cristatus. Kibitz, niſtend. (v. G.) 

166. Haematopus ostralegus. Auſternfiſcher, 
nach Wüſteney jeden Herbſt einzeln, auch in kleinen Flügen 
‚auf Pöl. Durch v. Grävenitz bei Doberan am Strande er— 
legt. (v. G.) b 

167. Cali dr is arenaria. Grauer Sanderling. (v. G.) 

168. Tinga minuta. Kleiner Strandläufer, bei 
Rethwiſch und Doberan. Wüſteney ſchoß ihn öfter auf Pöl 
und Fiſchland. (v. G.) 

169. T. alpina. Alpen St., nach Wüſteney auf Pöl 
ziemlich häufig brütend. Ein Gleiches fand v. Müller auf 
Fiſchland. (b. G.) 

170. T. subarqueta. Bogenſchnäbeliger St. Wü⸗ 
ſteney erlegte ihn am 14. Septbr. 1835 auf Fiſchland und 
6 Dftbr. 1836 auf der Lieps bei Pöl. 5 

171. T. Schinzii. Schinzs St. Wüſteney erlegte 
1834 auf Fiſchland 3 Stück. 


172. T. Temminckii. Temminks St. Derſelbe er⸗ 
hielt ein Exemplar auf Pöl. 

173. T. islandica. Isländiſcher St., im Oktbr. in 
großen Flügen anf Pöl, nach Wüſteney. 

174. Mach etes pugnaæ. Kampfläufer, niſtend (v. G.) 

175. Totanus ochr opus. Punktirter Waſſerläufer, 
Wüſteney beobachtete ihn öfter ſchon im Auguſt auf dem 
Zuge. (v. G.) 

176. 7. glariola. Bruch-W., Wüſteney beobachtete 
ihn niſtend bei Malchin und 1846 auf Pöl. 


177. T. calidris. Tüt⸗Schnepfe, niſtend. (v. G.) 
178. T. fuscus. Dunkelfarbiger W. (v. G) 


179 T. glottis. Hellfarbiger W., v. Müller erlegte 
ihn bei Doberan, Wüſteney erhielt ihn aus Wismar und 
beobachtete ihn bei Schwerin. 

180. Hypsibates himantopus. Grauſchiwänziger 
Stelzen Löufer, ward bei Doberan am Strande erlegt. (v. G.) 

181. Recurvirostra acocella. Acoſett⸗Säbler 
nach Siemſſen. 

182. Limicola pygmaea. Kleiner Sumpfläufer, 
Wüſteney erlegte am 24. Auguſt 1834 ein Exemplar zu 
Müritz an der Oſtſee. 


183. Scolopaz major. Große Sumpf⸗Schnepfe, 


nach Wüſteney bei l öfter niſtend, und auch bei 
Malchin. ev. G.) 
184. Sc. gallinago. Beckaſſine. niſtend. (v. G.) 
185. Sc. gallinula. Kleine Sumpf⸗Schnepfe. (vb. G.) 
186. Sc. rusticola. Wald⸗Schnepfe, nach Wüſteney 
im Buchholz bei Schwerin niſtend. (v. G.) 


a 

187. Limosa rufa und Meyeri. Roſtrothe Ufer- 
Schnepfe, Pöl. (v. G.) 

188. Numenius argquata. Großer Brachvogel, 
Kron⸗Schnepfe, niſtet in den großen Wieſen bei Malchin, 
Friedland, Prilwitz. Nach Wüſteney auf Pöl „Auſtvogel“ 
genannt, weil er ſchon in der Erndtezeit am Strande erſcheint. 
(v. G.) b 

189. N. phaeopus. Regen- B., nach Wüſteney im 
Frühling und Herbſte auf dem Zuge. (v. G.) 

190. Aden cinerea. Grauer Reiher. Es giebt 
bei uns anſehnliche Horſte. (v. G.) 

191. 4. comata. Schopf⸗R., im Mühlteich bei Do⸗ 
beran erlegt. (v. G.) 

192. A. nyclicorax. Nacht-R., bei Malchin im 
Sommer 1846 erlegt, befindet ſich in der Sammlung des 
Herrn Paſtor Zander zu Barkow. 

193. A. Stellar is. Große Rohrdommel, niftend. (v. G.) 

194. 4. minuta. Kleine R., beobachtet an der Warnow. 
dem Pinnower und Schweriner See, niſtend. (v. G.) 

195. Ciconia alba. Weißer Storch, niſtet häufig. 
In einigen Dörfern (z. B. in Schönbeck in M. Strelitz) 
kommen 30 bis 40 Neſter vor. Im J. 1821 ward im 
nordweſtlichen Theile Meklenburgs ein Storch erlegt, dem ein 
Pfeil im Halſe ſaß, ohne ihn beim Fliegen zu behindern; 
wahrſcheinlich hatte er dieſen aus feinem ſüdlichen Winter— 
quartiere mit herüber gebracht. Er befindet ſich im Roſtocker 
Muſeum. (Freimüth. Abendbl. No. 196. 231. 409). (v. G.) 
196. C. nigra. Schwarzer St,, niſtend. (v. G.) 
197. Grus cinerea. Grauer Kranich, niftend. (v. G.) 
198. RAU us aquaticus. Waſſer⸗Ralle, niſtend. (v. G.) 


es hr a 


199. Crex pratensis. Wachtelkönig, niſtend. (v. ©.) 
200. Gallinula porzana. Schnartendart, niſtend. 
(v. ©.) 
201. G. chloropus: Rothe Bleßnörks, niſtend. (v. G.) 
202. Fulica atra. Zoppe, Bleßnörks, niſtend. (v. G.) 
203. Podiceps cristatus. Großer Sen 
Seehahn. (b. G.) 

"204. P. rubricollis Rothhalſiger L., niſtend, kommt 
beim Zuge an der Küſte vor. Iſt nach Wüſteney bei Schwerin, 
wo er auch brütet, nicht ſelten. (v. ©.) 

205. P. cornutus. Gehörnter L., Oſtſee. (v. G.) 

206. P. auritus. Geöhrter L., Pöl. (b. G.) 

207. P. minor. Kleiner L., niſtend. (v. G.) 

208. Sterna canliaca. Brand-Meerſchwalbe, ein 
Exemplar bei Neuſtadt erlegt beſitzt Paſtor Zander. 

209. St. hirundo. Fluß-Meerſchwalbe, zahlreich niſtend 
auf den Juſeln des Krakower Sees. (v. G.) 8 

210. St. macrura. Küſten-M., zahlreich auf Pöl 
brütend, nach Wüſteney. (v. G.) 

211. St. minuta. Zwerg⸗M., niſtet bei Pöl. (v. G.) 


212. St. nigra. Schwarze M., niſtet auf Pöl, dem 


Ziegelſee bei Schwerin und dem Moore bei Kreien, auch auf 
der Müritz bei Speck. (v. G.) 

213. Laus ridibundus. Lach-Meve, niſtet zahlreich 
auf den Infeln des Krakower Sees. (v. G.) 


214. L. canus. Sturm- M., hat 1841 nach Wü⸗ 


ſteney auf Pöl gebrütet. (v. G.) 
215. L. tridactylus. Dreizehige M. Wüſteney hat 
ſie im Winter öfter auf dem Eiſe beobachtet. 
216. L argeniatus. Silber-Meve. (v. G.) 


u 


217. L. fuscus. Heringd-M., erſcheint nach Wüſteney 
jährlich in Menge im September auf Pöl, wo fie „Kulay“, 
auch „Hafmöve“ heißt. Auch bei Doberan zur Strichzeit am 
Strande häufig, nach v. Müller, der ſie dort öfter erlegte. 

218. L. marinus. Mantel⸗M. v. Müller erlegte 
ein Stück im Winter bei Warnemünde, da ſie in der Jahrs⸗ 
zeit an der Küſte nicht ſelten iſt. Scheint aber nicht auf 
Landſeen zu kommen. a 

219. Lestris parasitica. Schmarotzer-Raubmeve. 
Das Exemplar ward zu Matgendorf bei Lage erlegt. Nach 
Wüſteney bei Schwerin alljährlich. Zeigt ſich oft auf dem 
Pfaffenteich daſelbſt und iſt dort auch ſchon mehrere Male 
erlegt. (v. G.) 

220. Thalassidroma pelagica. Kleiner 
Schwalben-Sturmvogel. Nach Boll's Mittheilung befindet 
ſich ein meklenburgiſches bei Krentzlin erlegtes Exemplar in 
der Sammlung des Uhrmacher Martens in Ludwigsluſt. 

221. Halieus cormoranus. Fiſch-Rabe. Vor 
einigen Jahren niſtete er an der Müritz und Tollenſe. Die 
Horſte ſind aber ausgerottet. Kommt nach Wüſteney im 
Sommer öfter auf Fiſchland vor. (v. G.) 

222. Dysporus bassanus Nach G. Brückners 
Angabe auf dem Neuſtädter See erlegt; auch im Roſtocker 
Muſeum ſollen ſich Exemplare aus Meklenburg befinden. 

223. Anser cinereus. Graugans, niftend. (v. G.) 

224. A. segetum. Saat⸗Gans. (v. G.) 

225. 4. albifrrons. Bleß-G., auf den Doberaner 
Wieſen. Wüſteney erhielt am 24. Auguſt 1834 drei Stück 
auf Fiſchland. (v. G.) | - 

226. A torquatus. Ringel⸗Gans, Pöl. (v. G.) 


ee 


227. Cygnus olor. Höcker⸗Schwan, niftend. (v. G.) 

228. C. zantorrhinchus. Sing⸗Schwan. (v. G.) 

229. Anas tadorna Brand⸗Ente, niſtet an fteilen 
Ufern der Oſtſee. (v. G.) 

230. A. boschas. März-E., niſtet häufig. (v. G.) 

231. 4. acuta, Spitz⸗E., niſtete wiederholt zu Ro⸗ 
thenmoor. (v. G.) 

232. A. strepera. Mittel-E., niftet auf dem Ahrens⸗ 
berger und Krakower See. (v. G.) 

233. A. querquedula. Knäck-⸗E., niſtend. (v. G.) 
234. A. crecca. Krick⸗E., niſtet auf dem Pinnower 
See. (vb. G.) 

235. A. penelope Pftifen-Ente. (v. G.) 

236. A. clypeata. Löffel⸗E., niftet anf dem Kra⸗ 
kower See. Nach Wüſteney auch auf dem Schweriner See. 
(v. G.) 

237. A. rufina. Kolben⸗E., niſtend. Der Güte des 
Hrn. Hofrath Voß zu Krakow, welcher die Jagd auf dem 
See gepachtet hat, dankte ich die Erlaubniß dort beobachten 
zu können. Es zeigten ſich am 16. und 29. Mai 1847 da⸗ 
ſelbſt mehrere Paare und ward auch ein Neſt am letzten 
Tage entdeckt, auf einer Inſel, mehrere Ruthen vom Waſſer 
entfernt unter einem Weidenſtrauch, der mit hohem Graſe 
durchwachſen. Es war verſteckt darunter gebaut aus Rohr⸗ 
ſtoppeln und trocknen Halmen mit Daunen ausgelegt, enthielt 
9 Eier von grünlich gelblicher Farbe. In der Mitte zwiſchen 
den Eiern lag ein kleiner Stein. (v. G) 8 

238. A, ferina. Tafel-E, (Brand-E.) niſtend. (v. G.) 

239. A. fuligula. Reiher⸗E. H. v. Müller entdeckte 
ihren Neſtplatz auf den Inſeln des Krakower Sees, wo ſie 


Na 


jährlich niſten. Ich fand 1846 in den erſten Tagen des July 

daſelbſt ein Neft, wo die Jungen eben erſt auskrochen. (v. G.) 

240. A. marila. Berg-E., im Winter häufiger an 
der Küſte. (v. G.) 

241. A. nigra. Trauer⸗Ente, im Winter. (v G.) 

242. A. fusca. Sammet⸗Ente, im Winter. (v. G.) 

243. A. clangula. Schall- E., nach Wüſteney bei 
Schwerin einzeln niſtend. (v. G.) 

244. A. nyroca. Moor-⸗E., nach Wüſteney im Winter 
am Schweriner See zuweilen häufig, ſoll daſelbſt auch ſchon zu— 
weilen gebrütet haben, wie ihm glaubwürdige Jäger verſicherten. 

245. A. glacialis. Eis⸗Ente, im Winter. (v. ©) 

246. A. mollissima. Eider- E., fommt im Winter 

bei Warnemünde vor. (v. G.) 

247. Mergus albellus. Kleiner Säger, im Winter. 
(v. G.) 

248. M. serrator. Mittlerer S., niſtet bei Schwerin 
nach Wüſteney häufig auf Bäumen, auf der Juſel Goldburg 
auch auf der Erde. (v. G.) 

249. M. merganser. Großer S., niſtend. (v. G.) 

250. Eu dit es arclicus. Polar- Seetaucher, nach 
Siemſſen. 

251. E septentrionalis. Nordſee⸗T., (v. G.) 
252. Oephus grylle. Gryll-Lumme. (v. G.) 
253. Mergulus alle. Kleiner Krabbentaucher. 

(v. G.) 

254. Alca torda. Tord- Alk, nordiſcher Papagei⸗ 
taucher. (v. G.) 


. 


Verzeichniß 
der 5 
bisher nur in den Nachbarländern Meklenburgs beobachteten 
Vögel. 
= [2 
3 8 = 
alas & 
Parus cyaneus . Phalaropus hyper- 
. pendulinus . horeus — 
Musicapa parva. — |—?| ||- - - platyrrhynchus — 
„== - collaris. — — —Ardea egretta . — | 
Merops apiaster. . —? Platalea leucorodia 
Strix uralensis . . — Gatlinula pusilla . 
-- - acadica ... — 2? Sterna leucoptera . 
Falco candieans. . — - - . - argentata a 
- - - - Janarius . .. |—? -- - risoria 
Turdus atrocyaneus — - caspia — 
- sibiricus. — - axrclieaa — 
Motacilla sulphurea — — [ Larus capistratus. 
—— — melano- -- -- glaucus 
cephala |— - - - minutus — 
Fringilla petronia.— Lestris pomarina . ? 
1 sr erythrina.— -- - ecrxepidata 
Tetrao urogallus . — — - - - - catharractes 
ler. medius. . — Anser leucopsis, . 2 
- -. - bonasia „. — -- -- rufcollis . . 
„ albus -- -- niveus .. 
Chardarius albi- | | Anas leucophthal- 
frons — — 2— mus — 
— — — minor — — — = - histrionica . — 
Strepsilas collaris. — — 
Tringa platyrrhyn- 
cha — | Carbo graculus .. — 
- - - - einerea. — — (lColymbus glacialis — 
--- - mariima.. | | |------ balticus 
Totanus stagnatilis — |—?!| [Uria Troile .... 
— hypoleucos — = Alca impennis 
Jbis falcinellus .. ee 1 


1 


N 
4. Beiträge 


h zur 
Naturgeſchichte der Sperbergrasmücke, 
Sylvia nisoria, 


von 


Dr. H. Schenck. 


Micfer intereſſante Vogel, mit Mönch und Gartengrasmücke, 
nach der Nachtigal unſer lieblichſter, melodienreichſter Sänger, 
der auch unſre meklenburgiſchen Wälder, wenigſtens in ein⸗ 
zelnen Gegenden, mit ſeinen vollen, rollenden, ansdrucksvollen 
Tönen erfüllt, iſt lange und bis in die neueſte Zeit hinein 
in ſeinem Leben und Weben, ſeinen Sitten und Gewohn⸗ 
heiten ziemlich unbekannt geblieben und der genaueren Beob⸗ 
achtung ſelbſt manches Forſchers der Natur entgangen, ſo 
daß ſeine Geſchichte im Grunde noch immer mangelhaft ge 
nannt werden kann und in vielen Stücken der Aufklärung 
und der Vervollſtändigung bedarf. Selbſt der verdienſtvolle 
Verfaſſer der Naturgeſchichte der Vögel Meklenburgs, Herr 
Paſtor Zander in Barkow, hat verhältnißmäßig ihm nur 
wenige Seiten gewidmet und dies beſonders hat mich veran— 
laßt, mich ſeit längerer Zeit in müßigen Stunden, die ich der 
Betrachtung der erhabenen Werke Gottes weihen kann, mit 
ſeiner Beobachtung in der Natur zu beſchäftigen, wozu ich 
an meinem Wohnorte, Pinnow bei Schwerin, hinreichende 
Gelegenheit gehabt habe, indem ich dieſe Sylvienart in aller⸗ 
nächſter Umgebung alljährlich in ſo bedeutender Menge an⸗ 
getroffen habe, daß man an günſtigen Orten immer 4 Paar 
der Sylvia nisoria auf ein Paar der Sylvia hortensis 
4 


En 


rechnen kann. Um meine Beobachtungen übrigens möglichſt 
vollſtändig zu machen, halte ich ein altes Männchen bereits 
ſeit einem Jahre im Bauer und habe erſt neuerdings wieder 
ein anderes gefangen, welches, indem ich dies ſchreibe, ſein 
einziges Junges, was ihm von vieren geblieben, fleißig vor 
meinen Augen futtert und dabei alle Eigenthümlichkeiten feiner 
Art entwickelt. 


Es möge mir erlaubt fein, meine Bemerkungen dem hin⸗ 


zuzufügen, was Hr. Paſtor Zander Seite 321 bis 324 über 
dieſen Vogel ſagt, indem ich, um Raum zu ſparen, das über— 
gehe, was daſelbſt weitläuftig und treffend genug angeführt 
iſt. Hr. Paſtor Zander möge dies nicht als Arroganz aus⸗ 
legen, ſondern nur als ein Streben, da aufzuklären, wo mir 
vielleicht eine beſſere Gelegenheit zu Beobachtungen gegeben 
war. ; 

Die Zahlenverhältniſſe hinſichtlich der Größe, und die 
Farbeneintheilung des Gefieders im verſchiedenen Alter habe 
ich allenthalben zutreffend gefunden, und iſt in dieſer Bezie— 
hung das Weſentliche und Unterſcheidende durchaus genügend 
hervorgehoben. Nach mehreren ornithologiſchen Werken möchte 
man auf den Glauben kommen, als wenn Männchen und 
Weibchen ſchwer zu unterſcheiden wären, dies iſt aber keines⸗ 
wegs der Fall, namentlich nicht im Hochzeitskleide, wo erſteres 
ſcharf begränzte Mondflecke und grelle Wellenlinien hat, wäh⸗ 
rend letzteres bei vorherrſchend ſchmutzigem Weiß nur an 
den Seiten der Bruſt und am Flügel, ſo wie an den 
Seiten der Kehle verwiſchte Zeichnungen obiger Art zeigt. 
Anders freilich iſt es im Herbſtkleide, nach der Sommer⸗ 
mauſer, wo auch das Männchen nicht ſo reine Farben trägt, 
aber doch immer bedeutend mehr Mondflecke an Bruſt, Seiten 


Br 


und Kehle hat als das Weibchen, fo daß kaum eine Ver⸗ 
wechslung möglich ſein möchte. Die meiſten tropfenartigen 
Federränder an den Deckfedern der Flügel, ähnlich der gelb— 
lichen Binde beim Rothkehlchenmännchen, geben auch hier ein 
characteriſtiſches Merkmal. So viel iſt gewiß, der Kenner 
wird zu keiner Zeit einen Augenblick im Zweifel ſein, ob er 
ein Männchen oder Weibchen vor ſich hat. 

Die Sylvia nisoria bewohnt nach meinen Beobach⸗ 
tungen am liebſten kleinere Feldhölzer mit Unterholz, wenn 
auch nicht gerade Dornen, in der Nähe von größeren oder 


kleineren Gewäſſern und Wieſen, niſtet aber nicht bloß am 


Rande derſelben, ſondern auch in deren Mitte. Hier iſt ihr 
Standort das Ufer des Pinnower Sees, zwiſchen dem Dorfe 
Godern und dem Hofe Steinfeld, was auch mit Weißdorn, 
Haſeln und anderem Geſträuch beſetzt iſt, und ein Pfarrholz 
von etwa 500 R. Flächeninhalt, mitten in einer großen 
Wieſe, wo einzelne Buchen und Eichen ſtehen, unter denen 
ſich ein dichtes Haſelgeſträuch von verſchiedener Größe befindet. 

Es möchte ein Irrthum ſein, wenn man behaupten 
wollte, dieſer Vogel gehöre in Meklenburg zu den ſeltenen, 
ich bin vielmehr der Meinung, daß er ſich im nördlichen 
Deutſchland, namentlich bei uns, häufiger einfindet, als im 
mittleren und ſüdlichen, wenigſtens habe ich ihn allenthalben 
gefunden, wo die obigen Bedingungen gegeben ſind, wenn ſich 
auch nicht leugnen läßt, daß er einzelne Gegenden vorzugs⸗ 
weiſe liebt. Man würde ihn gewiß auch öfter da finden, 
wo man ihn jetzt vermißt, wenn man ihn nicht ſo häufig 
überſähe, weil er an ſich ſehr das Verſteck liebt, und wenn 
man feinen Geſang nicht fo leicht mit dem der Sylvia hor- 
tensis verwechſelte, mit dem er unzweifelhaft fo große Aehn— 

45 


u, ED 


lichkeit hat, daß nur das geübte Ohr, das auf den Unter 
ſchied der Stärke und die Folge der Töne genau achtet, beide 
hinlänglich unterſcheiden kann. Der Naturkenner, namentlich 
der Ornithologe, wird ihn, wenn er Gelegenheit dazu hat, 
ſicher auch da finden, wo ihn der Laie gar nicht ahnt. 
Wenn Hr. Paſtor Zander dieſe Sylvia lebhaft und 
vorſichtig nennt, fo kann ich nur hinſichtlich des letzteren Epi— 
theton beiſtimmen, denn ich habe den Vogel in Vergleich mit 
andern Sylvien, namentlich mit der Gartengrasmücke, keines— 
wegs ſehr lebendig gefunden. Die Sperbergrasmücke ſitzt oft 
ziemlich lange ſtille auf einer Stelle in ſchräger Richtung, den 
Kopf nach unten, den Schwanz unter einem Winkel von etwa 
45 Grad nach oben gekehrt, ſteif und ſtarr, während ihre 
Gattungsverwandte faſt beſtändig von Zweig zu Zweig hüpfen. 
Sie iſt in ihren Bewegungen ſchwerfällig, ihr Sprung iſt 
plump, und es fehlt ihr durchaus das Graciöfe der Sylvia 
hortensis. Ihr Flug iſt zwar geſchickt, aber immer mehr 
oder weniger flatternd und hörbar, über kleine freie Räume 
fliegt fie oft und ohne Widerſtreben. Wenn ſie auch aller⸗ 
dings etwas zänkiſch ſein mag, ſo duldet ſie doch in nächſter 
Nähe andere Vögel, auch Gattungsverwandte, mit denen ſie 
ſich oft, wohl mehr ſpielend als in feindlicher Abſicht, jagt. 
Wenn Eier und Jungen in Gefahr ſind, wird ſie tollkühn 
und im höchſten Grade aufgeregt, umflattert ganz nahe 
Menſchen und Hunde, indem ſie dabei faſt ununterbrochen 
ihr tiefes, knarrendes, ſchmetterndes Terrrrrrr tet tet tet 
hören läßt, wirft ſich auf die Erde, und umkreiſet den Ver— 
folger halb laufend mit niederhangenden Flügeln, halb flie⸗ 
gend, ähnlich dem Feldhuhne, was bei ſeiner Brut geſtört 
iſt. Beide Eltern lieben ihre Jungen ungemein zärtlich, vor⸗ 


a 


zugsweiſe ſcheint dies aber der Vater zu thun, wenigſteus 
habe ich immer dieſen zuerſt gefangen, weil er die Gefahr 
nicht ſcheute, was bemerkenswerth ſein möchte, da bei andern 
Vögeln gewöhnlich das umgekehrte Verhältniß ftattfindet. Im 
Bauer futtert der vor mir Stehende fleißig, und wird ſehr 
ängſtlich, wenn einmal das Futter ausgegangen iſt und das 
Junge noch fordert. Die Eier ſcheinen mir conſtanter von 
Farbe und Zeichnung zu fein als die der übrigen Syldvien. 
Das Neſt habe ich oft acht bis zehn Fuß hoch in der Spitze 
einer Haſelſtaude gefunden und ſelten nur 2 bis 4 Fuß über 
dem Boden, ſo daß dies die Ausnahme und jenes die Regel 
zu ſein ſcheint. Es iſt von dürren Pflanzenſtengeln und 
zarten Graswürzelchen, noch loſer, durchſichtiger und lockerer 
gebaut, als das der Gartengrasmücke, ſo daß man oft kaum 
begreift, wie es die Eier oder gar die Inngen halten kann. 
Dieſe verlaſſen aber auch lange vorher, ehe ſie flügge ſind, 
ihre gebrechliche ſchutzloſe Wohnung und man muß in der 
That einige Geſchicklichkeit anwenden, wenn man fie in der⸗ 
ſelben greifen will, ſie ſtürzen ſich wie der Blitz hinaus auf 
die Erde und verkriechen ſich in das Gras, wo ſie dann ihrer 
Farbe wegen ſchwer gefunden werden möchten, wenn nicht die 
fleißig futternden Alten ſie hin und wieder verriethen. Ihre 
Aufzucht iſt ſchwer und gelingt wohl ſelten ohne die Eltern, 
die im Bauer bald kirre werden und ſich der verlaſſenen 
Kleinen wieder annehmen; aber ſelbſt dann bekommen ſie 
leicht die Lähme und ſterben, was faſt immer geſchieht, wenn 
ſie aus der Hand gefüttert werden. Ihr herrlicher Geſang 
auch in der Stube iſt jedoch fo lockend, daß gewiß der Lieb⸗ 
haber keine Mühe ſcheuet, dieſen Genuß ſich zu verſchaffen 
und nicht abgeſchreckt wird durch mißlungene Verſuche. Die 


„ 


Eingefangenen gewöhnen ſich bald an das Futter und laſſen 


nach kurzer Zeit das ungeſtüme Umherflattern, bis die Zug⸗ 


zeit ihren Wandertrieb weckt und ſie auf längere Zeit unruhig 
macht. Bei der ſorgfältigſten Pflege und bei dem ange 
meſſenſten Nachtigallenfutter, iſt es außerordentlich ſchwer, fie 
durch die erſte Hauptmauſer, die in die Wintermonate Ja- 
nuar oder Februar fällt, zu bringen. Man empfiehlt Wärme, 
Ausraufen der Schwung- und Schwanzfedern und erfriſchendes 
Futter, aber bei allen dieſen Vorſichtsmaßregeln ſtarb mir 
das im Herbſte 1847 gefangene Männchen im Frühling 1848 
während der unnatürlich verſpäteten Mauſer, die von Weih— 
nachten her dauerte. Der Reiz zum Federn war ſo groß, 
daß ſie ſich die Flügel wund biß, aber dennoch wollte es ihr 
nicht gelingen, dies wichtige Geſchäft zu vollbringen. Wann 
ſie eine Hauptmauſer überſtanden haben, ſollen ſie ziemlich 
hart ſein. Als Merkwürdigkeit möchte auch noch anzuführen 
ſein, daß die Sperbergrasmücke gar nicht ſo begierig auf 
Mehlwürmer zu ſein ſcheint als andere Vögel der Gattung, 
daß ſie in ihrem Geſchmacke ſehr veränderlich iſt und den 


Wechſel liebt; wenigſtens habe ich dieſe Beobachtung an 


Stubenvögeln gemacht. 

Der Geſang iſt bei den Individuen ſehr verſchieden, 
von der Meiſterſchaft zur Stümperei übergehend, immer aber 
lieblich und angenehm. 


5. Aus 
der meklenburgiſehen Inſektenwelt 


von 


Dr. A. Ebeling. 


Das Jahr 1847 war, wie in ſonſtiger Beziehung, ſo auch 
in inſektologiſcher für den Naturfreund beſonders merkwürdig. 
Es dürfte von hohem Intereſſe ſein, verſchiedene Beobach⸗ 
tungen aus verſchiedenen Gegenden unſeres Vaterlandes zu— 
ſammenzuſtellen und aus ihnen ein allgemeines Reſultat zu 
ziehen; man würde dann gewiß die erfreuliche Bemerkung 
machen, daß Meklenburg auf dieſem Gebiete überaus reich, 
aber auch noch lange nicht hinreichend unterſucht iſt. 

Unſer Verein nun bietet dem gemeinſamen Zuſammen⸗ 
wirken die beſte Gelegenheit; es ſei mir deshalb erlaubt, hier 
einiges von Dem mitzutheilen, was ich im Laufe des vorigen 
Sommers und Herbſtes über die Käfer in der Um— 
gegend von Schönberg im Fürſtenthume Ratzeburg be— 
obachtet habe. Mögen dann Kundigere und Erfahrenere ihre 
Beobachtungen den meinigen vergleichen, ſie ergänzen und be— 
richtigen: dann iſt nach meinem Dafürhalten einer der Haupt⸗ 
zwecke unſeres Vereins genügend erfüllt. 

Der Frühling kam 1847 eher ſpät als früh, aber un⸗ 
gewöhnlich ſchnell. In kaum acht Tagen war das Ver⸗ 
ſäumniß gut gemacht, Blütenpracht überall, das Leben und 
Treiben in der Inſektenwelt begann. Die erſten Beobach⸗ 
tungen in derſelben wurden aber alle bald in den Hinter⸗ 
grund gedrängt, als ſich plötzlich die Nelolontha vulgaris 
einftellte und zwar in einer Anzahl, wie es ſeit Menſchen— 


a, ha 


gedenken nicht der Fall geweſen Alle Hecken und Geſträuche, 
namentlich auch die Eichen und Buchen, faſt mehr aber noch 
die Obſtbäume waren wie überſäet mit den ſchlimmen Gäſten, 
die ſtets, ſo viel man auch über Tag ihrer vertilgte, über 
Nacht durch doppelte Maſſen erſetzt waren. Tauſende wurden 
täglich in jedem Garten getödtet, aber eine Abnahme war 
kaum zu ſpüren. Sie blieben bis gegen Johannis nnd einzeln 
fand man ſie noch im Spätſommer. Dies gab Veranlaſſung 
zu vielfachen Beobachtungen, die, wenn ſie auch eben nicht 
viel Neues brachten, doch von Intereſſe ſind. Vorzüglich 
ſcheint mir die geringe Anzahl der Weibchen erwähnenswerth, 
ſo daß man nicht ſelten 6 bis 8 Männchen um ein Weibchen 
herum ſitzen fand. Schon dadurch hat die Natur übergroßer 
Vermehrung eine weiſe Schranke gezogen, anderer Vertilgungs— 
mittel nicht zu gedenken. ) Die Larve lebt bekanntlich 3 
bis 5 Jahre unter der Erde, und in ſolche Zwiſchenräume f 
hat auch die Erfahrung das Erſcheinen des Käfers geſetzt. 
Folgendes wäre nun etwa aus der Beobachtung verſchiedener 
Exemplare verſchiedener Gegenden zu bemerken: Kopf ſtets 
ſchwarz; ora und scutellum vom Tiefſchwarzen bis zum 
Braunrothen, bei erſterer Färbung ſtets ſchwache, bei letzterer 
ſtets ſtarke Behaarung. Der Kopf ebenfalls mit mehr oder 
weniger röthlichen Haaren bedeckt. Je ſchwärzer ferner Zho- 
raxz und scutellum, deſto heller Beine und Zehenglieder 
und umgekehrt: dieſe dunkler, je heller Bruſtſtück und Rücken⸗ 
ſchild. Elytra vom Hellbraunen bis zum Dunkelgrauen 


) Fabricius, Entomol. I. 155: devoratur a suibus, 
corvis, cornicibus, pieis. gallinis, meleagribus, carabis 
majoribus. Per diem arboribus concussis facillime 
colligitur a pueris. 


Sn 


varürend; ) letztere in der Volksſprache „Schornſteinfeger! 
genannt; proto- und mesothoraæ unten ſtets ſtark und 
in gleicher Farbenverſchiedenheit behaart. Größe ſehr ſchwan— 
kend zwiſchen 9 und 14“. Jeder Käfer ohne Unterſchied 
hat auf der Unterſeite des abdomen eine 2 bis 4“ lange 
und 1 bis 2“ breite, ſchwach oder nicht behaarte glänzende 
Stelle: ein Merkmal faſt aller Melolonthen, das ſich bei 
andern Coleoptern ſelten findet. 
| Am Strand der Trave, in der Nähe von Travemünde, 
ſah ich ſelbſt das Ufer ſtundenweit von todten Maikäfern 
bedeckt, die von den Wellen an das Land getrieben waren. 
Glaubwürdige Zeugen haben mir ferner erzählt, daß ſie 
plötzlich auf dem Felde in der Nähe von Gehölzen dichte 
Schwärme dieſer Thiere unter- ſtarkem Geräuſch hätten heran- 
ziehen ſehen, die über Alles herfielen, ſogar Gras nicht ver— 
ſchmähten. ) ö 
Andere Melolonthen, mit Ausnahme der M. horticola, 
die häufig vorkam, fand man 1847 ſelten. ) M. julii 
und M. brunnea nur in einzelnen Exemplaren, NM. hippo- 


) Derſelbe a. a. O.: variat thorace rufo et nigro. 


) Nach dem amtl. Bericht über die XI. Verſammlung deutſcher 
Land⸗ und Forſtwirthe zu Kiel (Altona 1848) S. 355 waren 
die Maikäfer auch im Eutinſchen und auf Seeland ſo ſehr 
zahlreich. Im öſtlichen Meklenburg, z. B. bei Neubranden⸗ 
burg, waren fie, fo viel ich mich erinnere, im vorigen Früh⸗ 
jahre gar nicht auffallend häufig, ſogar weniger zahlreich als 
in dieſem letzten Frühlinge. E. B. 

3) In dieſem Jahre iſt es anders: M. vulgaris nur ganz ein⸗ 
zeln, M. horticola auch nur ſpärlich; dagegen M solstiti— 
alis hie und da in großer Menge. Sie hielt ſich aber nur 
wenig Wochen und verſchwand bald, ohne Schaden angerichtet 
zu haben. II. fullo gar nicht. 


Be 


castani und N. fullo gar nicht. Dann wurde mir noch 

ein Exemplar von M. frischii gebracht, die für unſere 

Gegend zu den Seltenheiten gehört. ) 

Will ich jetzt überhaupt auf die Ausbeute des Jahres 

einen kurz andeutenden, keineswegs auf Vollſtändigkeit An⸗ 

ſpruch machenden Blick werfen, ſo iſt es wohl am geeignetſten, 
wenn ich die Bergefche Eintheilung (nach Oken) feſthalte, 
um die Ueberſicht zu erleichtern. Oken theilt nämlich die 

Coleopteren folgendermaßen in 3 Horden, jede von 3 

Zünften: 

J. Horde: Pflanzenfreſſer; Iſte Zunft: Frucht- 
oder Rüſſelkäfer; 2te Zunft: Blattkäfer; 3te 
Zunft: Holzkäfer. ae 

1. Horde: Thierfreſſer; Ifte Zunft: Mordkäfer; 
He Zunft: Schmarotzkäfer; Zte Zunft: Aaskäfer. 

III. Horde: Moderfreſſer; Iſte Zunft: Pilzkäfer, 
De Zunft: Mulmkäfer; 3te Zunft: Erdkäfer. 


) Fabrieius Entomol. I, 167: Caput et thorax obscure 
aenea, glabra, nitida; scutellum aeneum; variat elytris 
testaceis, aeneis, cyaneis. — Ungefähr 5 bis 6“ lang. 
Berge, Käferbuch, nennt ſie nicht. 

Intereſſant iſt hier, nebenbei bemerkt, der Vergleich unſerer 
M. vulgaris mit derjenigen des Tropenlandes. Wie die 
Sonne der heißen Zone Alles ſtärker entwickelt, ſehen wir 


hier ſehr deutlich. Der Habitus unſeres Maikäfers iſt zierlich 


zu nennen gegen jenen. Seine Länge beträgt beinahe 1½“ 
feine Breite 1“. Elythra hellbraun, thorax, scutellum und 


caput dunkelbraun; oberſeits Alles grau geſäumt und ohne 


die geringſte Behaarung; Kopf ſehr plump; Beine, Füße und 
Zehenglieder ſchwarz; unterſeits grau und behaart; die oben⸗ 
bemerkte glänzende Stelle ſehr groß, glatt und ſchwarz. Me- 
tathorax nach vorn (unterſeits) mit einem ſcharfen Horn ver⸗ 
ſehen, was man allerdings auch bei unſerer M. vulgaris, bei 
genauer Unterſuchung, wenn auch nur ſchwach angedeutet findet. 


— — — 


— 90 


Aus der erſten Zunft der erſten Horde, mit 
Ausnahme der ſehr bedeutenden Anzahl Curculionen, (nach 
Berge: Rhynchaenus, Cleonus u. ſ. w.) die aber eine 
ganz beſondere Beſprechung verlangen, wenig Bemerkens⸗ 
werthes. Calandra granaria und Apoderus coryli 
in Menge; nicht minder unter den Rhynchites - Arten: N. 
beiuleti und R. betulae; desgleichen verſchiedene Apion- 
Anthribus- und Bruchus - Gattungen. 

Die zweite Zunft brachte ſchon Bedeutenderes: die 
gewöhnlichen Haltica- und Galeruca - Arten; unter den 
letzteren G. tanaceti auf Tanacetum vulgare hie und 
da gefunden. Von Chrysomela ungefähr 14 bis 20 ver⸗ 
ſchiedene Species. Sie verlangen ein eignes Studium; unſer 
Vaterland iſt reich daran, die Varietäten ſind oft außeror⸗ 
dentlich ſchön. Außer den gewöhnlichen will ich nur anführen: 
C. lamina, C. speciosa, C cerealis, C. gemellata, 
C. goettingensis. Ferner die bekannten Cryptocephalus- 
Arten; Cassida viridis und C. vibex; Crioceris duo- 
decimpunctata; verſchiedene Donacia- und Cistela- 
Arten. 5 
Aaus der dritten Zunft, die vielleicht die ſchönſten 
Käfer überhaupt in ſich faßt, nenne ich nur, nach Ueber— 
gehung der bekannten Bostrichus- , Ptinus-, Anobium- 
und Zlater-Arten (die letzteren ſehr reichhaltig!) Buprestis 
mariana, als den einzigen Prachtkäfer, den ich hier gefunden. 
Schöne Exemplare ferner von Zeptura, Rhagium, Ciylus, 
Callidium und Saperda. Von der häufigen Lamin 
aedilis hübſche Varietäten; Cerambyz moschatus in 
läſtiger Anzahl, dann-die niedlichen C. hispidus nnd gri- 
seus und C heros Dann die einzige europäiſche Spon— 


dylis buprestoides nicht felten und a) freilich nur eine 
Prionus - Art: coriarius. 

Aus der erſten Zunft der zweiten Horde will 
ich die weniger bedeutenden Geſchlechter übergehen und (mit 
Ausnahme der Waſſerkäfer) nur auf drei große und wichtige 
hinweiſen: Staphylinus, Carabus und Cieindela. Die 
verſchiedenen Arten des erſten Geſchlechtes genau zu unter— 
ſcheiden, (die ganz bekannten, leicht zu erkennenden, natürlich 
nicht gerechnet) iſt ſehr ſchwer, wegen der vielen Varietäten, 
die kaum der Kundigſte zu ſondern vermag; ich komme weiter 
unten noch wieder auf dies Geſchlecht zurück. Von Caraben 
nenne ich nur, außer den gemeinen, C. sycopkanta (bei 
uns ſelten, aber ſchön) C. inguisitor häufiger und C. co- 
riaceus nicht häufig, aber in überaus ſchönen, oft gegen 2“ 
langen Exemplaren. Als Seltenheit (für unſere Gegend we— 
nigſtens) fand ich noch ein Exemplar von C. erux major und 


C. cruæ minor :) und den noch ſeltneren C. melanurus. 2) 


) Fabricius, Entomol. I. 160: C. erux major: alatus 
thorace orbiculato, elytrisque nigris: maculis duabus 
rufis. 

C. erux minor: alatus thorace orbiculato rufo, 
coleoptris truncatis rubris: cruce nigra. Berge, Käfer: 
buch, führt nur den letzteren (aus Frankreich) an. 


2) Nach Illig er: Verzeichniß der Käfer Preuſſens, pag. 209: 
C. melanurus, cyaneus, antennarum basi pedibus 
elytrisgue luteis; apice cyaneo Nach Fabricius, 
Entomol. 1, 169: Cicindela angustata: thorace cy- 
lindrico cyaneo, elytris testaceis apice nigris. Berge, 
Käferbuch, führt ihn unter dieſem Namen weder bei den Ca⸗ 
raben noch Cieindelen an. 

Er iſt gut 3 lang, ſehr zierlich gebaut, der lange ſchmale 
thorax ſchön goldgrün; ich fand ihn im Auguſt an einer 
Gartenmauer. 


ag 


Cicindela campestris ftellte ſich vel der ſtarken Hitze, 
die bekanntlich faſt ununterbrochen von Anfang Juli bis Mitte 
Auguſt dauerte, in großer Menge ein, und in hübſchen Va⸗ 
vietäten in Bezug auf die weißen Zeichnungen der Flügel⸗ 
decken. C. Aybrida ſchon weit ſeltner und wegen ihres 
ſchnellen Fluges ſchwer zu fangen. Von den Waſſerkäfern 
zwei Gyrinus- und zwei Elophiorus- Arten: G. villosus 
und nalator und E. elongatus und grandis. Dann 
die gewöhnlichen Gattungen von Dytiscus; D. margi- 
nalis in hübſchen Variationen, ſehr gemein; ) D. latis- 
simus in unſerer Gegend ſelten; nur ein Exemplar, an den 
gefurchten elytris als Weibchen kenntlich. Von Hydro- 
philus piceus ſchöne, an 2“ lange Exemplare. 

Die zweite Zunft weniger reichhaltig. _ Lampyris 
mocticula, in manchen Jahren unzählig, in dieſem ſehr ein⸗ 
zeln; einige Malachius-Arten unter Clerus: C. mutilla- 
rius und C. formicarius; dann die gewöhnlichen No- 
tozus-, Anthicus- und Cantharis - Arten; von Lytta 
vesicatoria, die oft fo häufig, im Ganzen aber wohl mehr 
im ſüdlichen Deutſchland vorkommt, ein einziges Exemplar. 
Melo proscabeus gemein, und ein Exemplar von M. 
autumnalis. (2) 

Aus der dritten Zunft will ich, mit Uebergehung von 
Byrrhus und Dermestes nur über die letzteren Geſchlechter 
ein Wort ſagen. Der ganze Sommer brachte eine reiche 
und ſchöne Ausbeute vor Coccinellen; namentlich intereſſante 


) Nach Oken, Naturgeſchichte, V, 1731, legte ich todte Fiſche 
in die Nähe des Teichs. Sie kamen gegen Abend zu Dutzen⸗ 
den zum Vorſchein, flogen ſchwerfällig dem Aaſe nach an, 
ließen ſich leicht fangen. 


Bu ee 


Varietäten der Punctirten und Guttirten. Ich will nicht 
auf die Beſchreibung der einzelnen Arten eingehen, zumal ich 
mir vorgenommen habe, die hieſigen Coccinellen einem beſon— 
deren Studium zu unterwerfen; für das geringe Reſultat 
meiner Beobachtungen fände ſich dann vielleicht im nächſten 
Vereinshefte ein Platz. Bei dieſer Bearbeitung werde ich 
jedenfalls den vortrefflichen Illiger zu Grunde legen. Unter | 
Nitidula, Silpha und Necrophorus die gewöhnlichen 
Arten. | 

Die nun folgende erſte und zweite Zunft der 
dritten Horde iſt arm zu nennen gegen die dritte. Ich 
will deshalb, da ich, wie ſchon bemerkt, nur andeutend und 
nichts weniger als erſchöpfend verfahre, beide überſchlagen und 
noch Einiges über die Erdkäfer, als dritte Zunft der letzten 
Horde bemerken. 

Trichius nobilis häufig und in ſchönen Varietäten; 
T. eremita feine Schönheit wegen viel geſucht, aber nie 
gefunden. Cetonia aurata überall in ſehr verſchiedener 
Größe von 6“ bis beinahe 1 C. aenea und C. mar- 
morala nicht häufig. 

Ueber die Melolonthen ſagte ich ſchon oben das Nöthige. 

Sechs bis acht Sphaeridium- und ebenſoviel Hister- 

Arten, desgleichen unter Scarabaeus nichts Beſonderes. 
Ferner Copris capra, (C. lunaris und C. emargi- 
natus ??). Dann ungefähr acht Aphodius-Aıten; Trox 
sabulosus und T. arenarius, Geotrupes stercorarius 
und G. vernalis, letzterer in ſchönen Varietäten vom dun— 
kelſten Blau zum glänzendſten Grün. 

Lucanus cervus in dieſem Jahr ſehr ſelten, und 
wenn er vorkam, klein und unbedeutend. L parallelopi- 


[4 


pedes auch felten, nur in einem Exemplar gefunden. Des⸗ 
gleichen Sinodendron eylindricum; den einzigen hieſigen 
Oryctes, nämlich nasicornis, habe ich nur einmal gefunden. 

Somit hätte ich denn dieſe Ueberſicht beendet, von der 
ich wiederholt bemerkt habe, wie ich fie angeſehen wiſſen will. ) 

Hoffen wir von jedem Freunde dieſer herrlichen Thiere, 
daß er uns ſeine Beiträge nicht vorenthalten werde, um durch 
gemeinſame Förderung auf dieſem reichen, belohnenden Felde 
immer mehr einheimiſch zu werden. 

Ich möchte hiezu vorzüglich die Gch beitung ein⸗ 
zelner großer Gattungen in Vorſchlag bringen und 
zwar die wichtigſten aus jeder Zunft. Folgendermaaßen etwa: 

1. 1,: Curculionen und Rhynchiten; 


1. 2,: Chryſomelen. 
1. 3,: Elateren und die eigentlichen Holzkäfer. 
II. 1,: die Staphylinen, Caraben und Cicindelen und 


x etwa noch die Waſſerkäfer. 
II. 2,: die letzteren Geſchlechter. 


) Was die Fauna der Lepidopteren betrifft, fo bot auch fie 
des Schönen viel, wie denn überhaupt Meklenburg reich an 
Schmetterlingen iſt. Ich kann diesmal auf dieſen Gegenſtand 
nicht weiter eingehen, will nur nebenbei auf die große Anzahl 
der Sphinre und Spanner aufmerkfan machen. Die erſteren 
ſind gewiß genügend bekannt, aber unter den letzteren dürfte 
ſich noch manche Seltenheit finden. Auch hier würde eine 
beſondere Bearbeitung ſehr verdienſtlich ſein. Als Seltenheit 
will ich nur anführen: Bomb. pavonia major, bei Güſtrow 
gefangen. Pavonia minor und Ph. noctua fraxini. Be⸗ 
merkenswerth ſcheint mir ferner, daß Sph. Atropos ſehr ge⸗ 
wöhnlich war, die Puppen und Raupen nämlich, aus denen 
ich mir ſchöne Falter mit vielem Erfolg gezogen; den Schmet⸗ 
terling ſelbſt habe ich nie gefunden. (Auch bei Neubrandenburg 
waren Puppen und Raupen des Todtenkopfes häufig. E. B.) 


— 1 ee 


II. 3,: die Coceinellen. 

III. 1, und III. 2, bieten wenig, dafür aber 

III. 3,: Melolonthen, Scarabäen, Copren. 
Würden dieſe Bearbeitungen von Mehreren angefertigt und 
dann zu einem Ganzen verbunden, ſo würde der Geſammt— 


nutzen kein geringer ſein. Möchte man dieſen beſcheidenen 1 


Wink nicht unbeachtet laſſen. 

Schließlich möchte ich noch auf eine ſeltſame Eos 
ſcheinung im Naturreiche aufmerkſam machen, die im Herbſt 
1847 Statt fand. Bis zu Ende Septembers war es mehr 
oder weniger milde Normalwitterung geweſen, hie und da 
freilich einige rauhe Tage. Da ſtellte ſich plötzlich in einer 
der erſten Oktobernächte ein ſtarker Nachtfroſt ein mit den 
gewöhnlichen verheerenden Folgen. Die meiſten Georginen 
namentlich, die noch manche Nitidula beherbergt, waren er⸗ 
froren, die überwinternden Käfer, die ſich noch kurz zuvor aller 
Orten gezeigt, waren alle wie auf einen Zauberſchlag ver— 
ſchwunden. Man ſprach ſchon von einem ſtrengen und frühen 
Winter, als ſich auf einmal das Wetter wieder änderte. Es 


ſchien, als wolle der Sommer nochmals zurückkehren mit ſeinen 


ſonnigen Tagen, die Wärme nahm täglich zu und 12 bis 


14° nach Mittag im Schatten war um die Mitte des Ok- 


tobers nichts Seltenes. Der Barometerſtand war durch⸗ 


ſchnittlich in jener Zeit zwiſchen 27,10 und 28,3. Der acht⸗ 


zehnte Oktober brachte uns fogar gegen Abend, wo wohl 
Hunderte von patriotiſchen Freudenfeuern leuchteten, ein ſtarkes 
Gewitter, und ſogar einen Mondregenbogen will man ge⸗ 
ſehen haben. | 

Die Käfer verließen ſämmtlich ihre Quartiere und ein 
ſeltſames Schauſpiel begann. In der Nähe meiner Wohnung 


zieht fi) als Garteneinfaſſung eine 60 bis 80° lange Mauer 
hin und an dieſer ſtellte ich meine Beobachtungen an und 
ſammelte ein. Die Staphylinen und Curculionen ſind zuerſt 
zu nennen, aber auch Caraben, Coccinellen und Aphodien 
fanden ſich in Menge. Staphylinus murinus, St. ery- 
ihropterus, St. chalcocephalus und unzählige kleinerer 
Art, wie St. sanguineus und St. angustatus, ſchwärmten 
umher. Seltſamer Weiſe verträgt ſich der Fundort keines⸗ 
wegs mit ihren ſonſtigen Aufenthaltsplätzen. Selbſt einige 
Donacia- Arten, die doch meiſtens nur an Sümpfen und 
ſtehenden Waſſern leben, fand ich hier. Auch unter den Cur— 
culionen, von denen ich ungefähr zwölf verſchiedene Species 
unterſchied, war manches Schöne, das ſich im Sommer ſelten 
oder nie gezeigt. Ferner die niedlichen ſchon oben genannten 
Cerambyces. Von Coccinellen mehr als zwanzig verſchie⸗ 
dene Arten und Varietäten, die bei näherer Unterſuchung und 
Beſtimmung gewiß viel Erfreuliches bringen werden. Ich 
habe die Ausbeute jener Tage in einen beſonderen Kaſten ge⸗ 
bracht, um ſpäter genau darüber zu referiren; hier wollte ich 
nur das Factum an ſich anzeigen; vielleicht daß Einer oder 
der Andere gleiche Beobachtungen gemacht. Im Ganzen ſind 
es wohl 60 bis 80 verſchiedene Käfer, von denen ich manche 
im Sommer vergebens geſucht. Man brachte mir auch da⸗ 
mals die für unſere Gegend ſeltene Chrysomela carnifex. ') 
Auch dieſe iſt an der erwähnten Mauer gefunden. Von der 


) Fabricius, Entomol. I. 325: ovata nigra elytris lae- 
vissimis; margine exteriori sanguineo. Mein Exemplar 
hat die Größe von beinahe 3° und kann deshalb nach Berge 
Käferbuch vielleicht Ch. analis, ja ſogar die höchſt ſeltne Ch. 
schach ſein. 

0 


hohen Wichtigkeit dieſes Ereigniſſes nun lebhaft durchdrungen, 
wollte ich am nächſten freien Tage eine größere Wanderung 
unternehmen, um weitere Nachforſchungen anzuſtellen, da zer- 
ſtörte leider eine kalte Nacht meinen Plan, indem ſie alle 
Coleoptern in ihre Schlupfwinkel zurücktrieb. ) 

So endete denn dieſes Jahr eigenthümlich, wie es be— 


gonnen; und wer als Naturfreund Herz und Geiſt gewöhnt 


hat, im Kleinen das Ewiggroße zu ſehen und zu verehren, 
der wird auch auf dieſe Erſcheinungen mit jenem heitern Ernſt, 
mit jener ſinnigen Freude hinblicken, was Beides die Beſchäf⸗ 
tigung mit den Wiſſenſchaften, mit der Natur zumal, ſtets 
dem denkenden Menſchen gewährt. 


) Natürlich iſt mir jetzt die Gartenmauer von hohem Intereſſe; 
da ich täglich mehrere Male an ihr entlang gehe, muſtere ich 
ſie ſtets ſehr ſcharf, fand aber nichts Beſonderes. Einige Aph⸗ 
odien und Elateren treffe ich freilich ſtets, die auf der oberen 
Mauerkante ſich ſonnen. 


a Me 


6. Die Seeſtrands und Salinenflora 


der 
deutſchen Oſtſeeländer 
von 


Ernst Holl. 


G. Brückners pflanzengeographiſche Eintheilung der Flora 
Meklenburgs ı) in die Geeſtlandsflora, Sandflora, Haide— 
flora, Seeſtrands⸗ und Salinenflora, und Elbflora paßt auch 
auf die beiden benachbarten deutſchen Oſtſeeländer, auf Hol⸗ 
ſtein und Pommern, nur daß in erſterem zu dieſen 5 Floren— 
gebieten noch die Marſchflora hinzutritt, und in Pommern 
die Elbſtrandsflora durch die Oderflora erſetzt wird, welche 
mit jener zwar nahe verwandt iſt, aber doch manche Eigen- 
thümlichkeiten darbietet. Ob die Flora des hinterpommerſchen 
und weſtpreußiſchen Hochlandes der Art ſei, daß auch ſie viel— 
leicht als eigenes Florengebiet zu betrachten wäre, müſſen wir 
zur Zeit noch unentſchieden laſſen. 

Wenn ich es in dem Nachſtehenden unternehme, dem 
von Brückner vorgezeichneten Wege folgend, eine genauere 
Characteriſtik einer dieſer Floren, nämlich der des deutſchen 
Oſtſeeſtrandes und unſerer binnenländiſchen Salinen, zu ent⸗ 
werfen, ſo hat dies darin ſeinen Grund, daß dies gerade der 
eigenthümlichſte Theil unſerer Flora iſt, deſſen ſorgfältige 
Durchforſchung uns als deutſchen Botanikern ganz befon- 
ders obliegt. Denn wir ſollen bei unſeren botaniſchen Be- 
ſtrebungen nicht allein darnach trachten, unſere Provinzialfloren 


) Im Anhange zu Langmanns Flora von Meklenburg. 
5* 


er 


möglichft zu vervollſtändigen, ſondern wir follen uns auch als 
Mitarbeiter an der allgemeinen Flora unſeres deutſchen Vater⸗ 
landes betrachten, und als ſolche find wir Anwohner des bal- 
tiſchen Meeres verpflichtet, die Flora des Seeſtrandes zu er 
forſchen. Die Pflanzen unſerer übrigen Florengebiete kommen 
auch vielfach in anderen Gegenden Deutſchlands vor, und 


können dort eben ſo gut beobachtet und beſchrieben werden 


als hier, die Flora des deutſchen Oſtſeeſtrandes, welche von 
der der Nordſee und des adriatiſchen Meeres, welche theilweiſe 
auch zur deutſchen Flora gehören, weſentlich verſchieden iſt, 
gehört nur uns allein an, und ihr müſſen wir unſere Kräfte 
widmen. Es hat mich gewundert, daß dieſe unſere Aufgabe 
jo lange nicht erkannt worden iſt. Mit der ſicheren Erivar- 
tung eine Löſung derſelben zu finden, nahm ich Dr. Baum⸗ 
gardts Abhandlung über die Flora der Inſel Rügen zur Hand, 
welche in dem Programme des Pädagogiums zu Putbus vom 
3. 1845 enthalten iſt. Denn gerade Rügen iſt ganz vor— 
züglich dazu geeignet, die Seeſtrandsflora zu ſtudiren, da es 
bei feinem kleinen Areal durch die Zerriſſenheit feiner Küſten 
einen ſo ſehr ausgedehnten Strand darbietet, welcher überall 
dem Botaniker leicht zugänglich iſt. Aber ich ward bald ent— 
täuſcht, indem Baumgardt auf die Seeſtrandsflora auch nicht 
die geringſte Rückſicht genommen hat. N 

Die Geeſtlandsflora, Haideflora und Sandflora reichen 
in weiter Erſtreckung an die Oſtſee heran. Jede derſelben 
iſt an einen Boden von beſtimmter geognoſtiſcher Beſchaffen— 
heit gebunden. ) Die Geeſtlandsflora nimmt die aus Lehm⸗ 


) Ich würde es für überflüſſig gehalten haben, hier auf die Ver⸗ 


bindung der geognoſtiſchen Bodenbeſchaffenheit und der drei 


ar mo Ye 
boden beſtehende Küſtenſtrecke zwiſchen dem Kieler Fiord und 
dem Breitling ein; zwiſchen dieſem und Stralſund folgt Sand— 
und Haideflora, von Stralſund bis zur Peenemündung Geeft- 
landsflora, von hier bis zur Mündung der Dievenow Sand⸗ 
flora, von dort bis Leba wieder Geeſtlandsflora und von 
Leba bis Putzig endlich Sandflora; dann folgt wieder Geeft- 
landsflora, wie weit ſie ſich aber nach Oſten hin erſtreckt 
kann ich nicht nachweiſen. Vor dieſen verſchiedenen Floren 
zieht ſich nun als ein ſchmaler, ununterbrochener Saum die 
Seeſtrandsflora hin. Sie wird durch folgende Pflanzen-Species 
und Varietäten characteriſirt, von welchen im Binnenlande ſehr 
viele, außer an ſalzhaltigen Orten, gar nicht vorkommen. 
1. Papaveraceae: Glaucium luteum (2) ) 
2. Cruciferae: * Cochlearia officinalis 
— — .— danica 
„ nalen 
Cakile maritima 
| Crambe maritima 
3. Violarieae: Viola tricolor var. syrtica 
4. Alsineae: Sagina stricta _ 
Lepigonum marinum 
Halianthus peploides 


bezeichneten Floren hinzudeuten, welche jedem Botaniker der 
deutſchen Oſtſeeländer hinreichend bekannt iſt, wenn ich nicht 
in den Hamburger literariſchen und eritiſchen Blättern (J. 
1848 No. 9) die merkwürdige Behauptung des Hrn. O. Belitz 
geleſen hätte, daß die Fruchtbarkeit des deutſchen Oſtſee-Küſten⸗ 
ſtriches von dem an der Küſte abgelagerten und dort verwe— 
ſenden Seetange herrühre. Was man doch alles zu be— 
haupten wagt! i 
) Am Seeſtrande bei Danzig (Weiß), für Meklenburg und Hol⸗ 
ſtein aber wohl ſehr zweifelhaft; die pommerſchen Floren führen 
dieſe Pflanze gar nicht auf. . 


3 


5 Malvacene: Althaca officinalis 


6. Papilionacene: Anthyllis Vulneraria var. pub- 


escens 
Pisum maritimum 
* Melilotus dentata 

7. Rosacene: (Rosa lueida) 


S. Hippurideae : Hippuris vulgaris var. maritima 


9 Umbeltiferae: Eryngium maritimum 
* Apium graveolens 
Bupleurum tenuissimum 
Oenanthe Lachenalii 
10. Compositae: Aster tripolium 
Artemisia maritima 
(Cotula coronopifolia) 
Chrysanthemum maritimum 


Senecio vulgaris var. denti- 


culatus 


Taraxacum officinale var.salinum 
Chondrilla juncea var. robusta 


(Carduus pycnocephalus) 
(— — — tenniflorus) 
(Helminthia echioides) 
(Centaurea calcitrapa) 
11. Gentianeae: Erythraea linariaefolia 
12. Antirrhineae: Linaria Loeselii 
13. Prünuiaceae: Samolus Valeraudi 
Glaux maritima 
14. Plumbagineae : Armeria pubescens 
Statice Limonium 
15. Plantagineae: * Plantago maritima 
=. = coronopus 
16. Chenopodene : .Schoberia maritima 
* Salsola Kali 
— -— — Tragus (bei Danzig) 


Salicornia herbacea 


Corispermum intermedium (bon 


Danzig bis Königsberg) 


17. 


Te 


* Kochia arenaria (bei Danzig) 


Polygoneae : 


Eleagneae : 
. Salicineae : 
. Juncagineae: * 


. Potameae : 


Asparngeane: * 


Juncaceae : 


* 


Cyperaceae : 


Gramineae: * 


— — hirsuta 
Blitum erassifolium 
Beta maritima 
Halimus portulacoides 
— — pedunculatus 
Atriplex Sackii 

— — littoralis 

— — — Jaciniata 


Polygonum amphibium var. ma- 


ritimum 


— — aviculare var. salinum 


Rumex märitimus f 
Hippopha& rhamnoides 


Salix repens var. argentea 


Triglochin maritimum 
Ruppia maritima 

— — rostellata 
Asparagus officinalis 
Juncus maritimus 
——— balticus 

— — — Gerardi 
Heleocharis uniglumis 
Scirpus rufus 


— — — Tabernaemontani 


salinus 
— — — maritimus 
Carex arenaria 
— — Salina 
— — extensa 
Phleum arenarium 


* Calamagrostis Epigeios 
# Ammophila arenaria 


* 


— — — baltica 
Glyceria distans 

— — — maritima 
Triticum junceum 
— — — strietum 
— — — rigidum 

— — — pungens 
— — — glaucum 
Elymus arenarius 


var. 


= Mg 


* Hordeum secalinum 
— — maritimum ? 


Die Haupturſachen, welche dieſe Pflanzen, mit Ausnahme der 
eingeklammerten, zuſammen gruppirt haben, find: der Salz 
gehalt des Waſſers, die große Feuchtigkeit der Luft, und der 
Duarz- Sand des Strandes. Die eingeklammerten Pflanzen 
ſind durch anderweitige Urſachen, zumeiſt wohl durch Schiff— 
fahrt, hierher verſchleppt worden. 

Außer den eigentlichen Salzpflanzen ( Halophila, 
Halophyta) bilden Sandpflanzen (Ammophila) einen 
Grundbeſtandtheil dieſer Flora. Das Gedeihen dieſer letzteren 
wird hier durch den großen Feuchtigkeitsgehalt der Luft ganz 
beſonders befördert, und aus dieſem Umſtande erklärt es ſich, 
daß wir viele derſelben auf unſeren großen binnenländiſchen 
Sandflächen entweder gar nicht oder doch nur ſelten finden, 
während wir ſie aber an den ſandigen Ufern der großen 
Flüſſe zum Theil wieder antreffen.) Manche Sandpflanzen 
des Seeſtrandes, welche wir jetzt im Binnenlande antreffen, ſind 
dort zur Befeſtigung des flüchtigen Sandes angeſäet worden, 
wie z. B. Elymus arenarius in der Mark Brandenburg. 
. Als dritten Hauptbeſtandtheil der Seeſtrandsflora konnen 

wir endlich die durch Einfluß des Salzwaſſers erzeugten 
Pflanzenvarietäten betrachten. Einige binnenländiſche 
Pflanzen werden am Seeſtrande kräftiger und äſtiger; andere 


) Recht auffallend macht ſich der Einfluß der Luftfeuchtigkeit 
z. B. an Jlex Aguifolium bemerklich. Während man auf 
Jasmund am Eingange der ſchmalen Haide, unfern des Strandes 
prachtvolle Hülsdornbüſche von 12 bis 16“ Höhe antrifft, er⸗ 
reichen dieſelben in unſeren binnenländiſchen Sand- und Haide⸗ 
gegenden nur eine Höhe von wenigen Fußen. Auch in den Vor⸗ 
bergen der dürren Eifel habe ich nur niedrige, verkrüppelte 
Exemplare geſehen. 


erhalten dickere, fleifchigere Blätter, wie z. B. Linaria vul- 
garis, Viola tricolor, Polygonum aviculare; noch ans 
dere endlich ändern in der Art ihrer Bedeckung ab: fo werden 
z. B. Anthyllis Vulneraria und Galeopsis Tetrahit 
weit ftärfer behaart, Sonchus oleraceus und asper, deren 
Blüthenſtiele fonft glatt find, erhalten an denſelben dicke, braun- 
rothe Drüſenhaare. — Leider ſind die Gränzen des um— 
wandelnden Einfluſſes, welchen der Salzgehalt des Bodens 
und des Waſſers auf die Pflanzen ausübt, noch ſehr wenig 
bekannt, und wir ſind in vielen Fällen noch ſehr in Zweifel, 
was hier als Art oder als Varietät zu betrachten ſei. Es iſt 
freilich ſchon einmal in Meklenburg zur Löſung dieſer Frage 
aufgefordert worden, allein vergebens! Im J. 1840 machte 
die Roſtocker Univerſität auf Prof. Röpers Vorſchlag dieſe 
Frage zum Gegenſtand einer Preisaufgabe, welche aber leider 
keinen Bearbeiter fand. Es wurde in derſelben vorzugsweiſe 
auf das Verhältniß zwiſchen Erythraea linariaefolia und 
Centaurium, Armeria pubescens und vulgaris, Jun- 
cus Gerardi und compressus, Heleocharis uniglumis 
und palustris, Scirpus rufus und compressus, Ta- 
bernaemontani und lacustris hingewieſen. ) Für die 
ſpecifiſche Verſchiedenheit von Er. linariaefolia und Cen- 
taurium ſpricht, daß letztere ebenfalls unverändert auf Wieſen 
am Seeſtrande gefunden wird. ) Auch die beiden -oben- 
genannten Armerien kommen am Seeſtrande vor; ) Scirpus 


) Röper zur Flora Meklenburgs I, 25 Anm. 
) Fraas Synopsis plantarum florae classicae (München 
1845) p. 160. Baumgardt a. a. O. S. 13. 


3) Link in den Verhandlungen der Gefell. naturf. Freunde in 
Berlin J. 181. 


2 


rufus und Tabernaemortani (am Strande und an Ea- 
linen häufig) finden ſich nicht ſelten auch an Orten, welche 
durchaus nicht ſalzhaltig ſind, was dafür zu ſprechen ſcheint, 
daß auch fie ſpecifiſch von S. compressus und lacustris 
zu trennen ſind. 

Wir behalten nach Abzug der eingeklammerten, einge⸗ 
wanderten Arten, der Varietäten, und der mit einem Stern 
bezeichneten Pflanzen, welche auch im Binnenlande an nicht⸗ 
ſalzhaltigen Orten hie und da vorkommen ), etwa 40 
Arten übrig, welche dem Seeſtrande, den Salinen und den 
ſalzhaltigen Wieſen durchaus eigenthümlich ſind. Faſt alle 
dieſe haben kleine und unanſehnliche Blüthen, und die See⸗ 
ſtrandsflora bildet ſomit einen Gegenſatz zur Alpenflora, deren 
Pflanzen ſich durch große, ſchöngefärbte Blumen auszeichnet. 
Der Mehrzahl nach gehören unſere Salzpflanzen den Fa⸗ 
milien der Chenopodeen, Alſineen, Umbelliferen, Primulaceen, 
Plantagineen, Juncagineen, Juncaceen und Gramineen an; 


) Ich glaube kaum, daß alle dieſe mit einem Stern bezeichneten 
Pflanzen im Binnenlande an nicht = ſalzhaltigen Orten fich 
finden: jedoch bin ich hierin den Angaben der Floriſten gefolgt, 
um auf eine genaue Reviſton der Standorte aufmerkſam zu 
machen. Manche dieſer Angaben beruhen gewiß auf Irrthum; 
manche Orte haben aber auch wohl einen ſalzhaltigen Boden, 
ehne daß man bis jetzt darauf geachtet hätte. So wird z. B. 
Melilotus dentata und ‘-iyceria distans von mehreren 
Floren im Binnenlande angegeben, ohne daß auf ihren ſalz⸗ 
haltigen Standpunkt aufmerfſam gemacht wäre; allein die jo 
genaue ſchleſiſche Flora von Wimmer ſetzt bei beiden Pflan⸗ 
zen hinzu: »in der Nähe von Dunghaufen und Abzugsgräben 
der Ställe, wahrſcheinlich nur an Stellen wo der Boden ſalz⸗ 
haltig iſts. — Das Vorkommen von Plantago maritima in 
Schleſten deutet wohl gewiß auf eine ſalzhaltige Wieſe bin, 
was jedoch son Wimmer nicht beachtet worden if.» 


N 


theils der Artenzahl nach, theils aber nach der Anzahl der 
Individuen bilden dieſe Familien den Hauptcharacter unſerer 
Strandflora. 

Die Gruppen, in welche dieſe Pflanzen zuſammen ge: 
ordnet ſind, ſind nach dem Salzgehalte und der geognoſtiſchen 
Beſchaffenheit ihres Standortes verſchieden. Die Stärke 
des Salzgehalts bedingt den Unterſchied der Vegetation, 
welchen wir am Seeſtrande, um die Salinen und auf den 
binnenländiſchen Salzwieſen bemerken. Der geringe Salz— 
gehalt der letzteren, und der ſtarke des Salinenwaſſers beein— 
trächtigt auf gleiche Weiſe den Reichthum der Flora, welcher 
am Seeſtrande ſich zeigt, wo überall ein gleichmäßiger, tem— 
perirter Salzgehalt vorhanden iſt. 

Auf den Salzwieſen des Binnenlandes bei Timcken⸗ 
berg in der Teldau, bei Karenz in dem meklenburgiſchen Amte 
Eldena, am Rühner See unweit Bützow, bei Koblenz un— 
weit Paſewalk, und bei Strohsdorf in der Nachbarſchaft von 
Pyritz, kommen nur Triglochin maritimum, Glaux ma- 
ritima, Samolus Valerandi, und hin und wieder auch 
Althaea officinalis, Asten Tripolium und Erythraea 
linariaefolia vor. 

Bei den Salinen und ſalzhaltigen Quellen 
zeigt der ſtarke Salzgehalt des Waſſers und des mit ihm 
befeuchteten Bodens ſeinen nachtheiligen Einfluß dadurch, daß 
hier viele Seeſtrandspflanzen gänzlich fehlen, andere aber ſehr 
verkümmern. So wird z. B. Aster Tripolium hier kaum 
6 Zoll hoch, während es am Seeſtrande die Höhe von 3 Fuß 
erreicht und dort oft mit 40 bis 50 Blumen prangt. — In 
der Nähe der verſchiedenen Salzquellen find folgende Salz— 
pflanzen beobachtet worden: 


u. ii 


1. Zwiſchen Oldesloe und Segeberg, nach Nolte 
und Steffens: a | 
Scirpus Tabernaemontani 
Triglochin maritimum 
Lepigonum marinum. 
2. An der Salzlache bei Soltow in der Teldau, nach 
Brückner: f 
Lepigonum marinum 
Atriplex Sackii. 
3. An der Salzquelle bei Sülz im Amte Eldena, 
nach Brückner: 
Lepigonum marinum 
Atriplex Sackii 
Juncus Gerardi _ - 
Pastinaca sativa 
Glyceria distans 
Triticum glaucum 
Triglochin maritimum. 
4. Bei der Salzquelle zu Sülten unweit Brüel, 
nach Virck: 
Salicornia herbacea 
Aster Tripolium 
Atriplex Sackii 
Triglochin maritimum | 
5. Zu Sülz an der Recknitz, nach Bird und 
Brückner: | 
Salicornia herbacea 
Aster Tripolium 
Lepigonum marinum 
Glaux maritima 
Glyceria distans 
Juncus Gerardi 


ee 


Triglochin maritimum 
Rumex maritimus. 

6. An der Greifswalder Saline fand ich: 
Aster Tripolium 
Plantago maritima 
Triglochin maritimum 
Pastinaca sativa 
Glaux maritima 
Lepigonum marinum 
Salicornia herbacea 
-Schoberia maritima 
Atriplex Sackii 
Glyceria distans. 

Nach Homanns Angabe foll auch Hordeum mari- 
timum hier vorkommen, welches ich aber nicht gefunden habe; 
das Waſſer der Salzlachen war mit Ulva intestinalis an⸗ 
gefüllt. Die zahlreichen Cryptogamen an den Balken 
des Gradirhauſes ſcheinen bis jetzt die Aufmerkſamkeit 
der Botaniker noch nicht auf ſich gezogen zu haben; wahr- 
ſcheinlich ſind ſie den Salinen ebenſo eigenthümlich, als die 
oben genannten phanerogamiſchen Pflanzen. Da meine Kenntniß 
dieſer Pflanzen⸗Klaſſe nur geringe iſt, ſo habe auch ich mich 
auf eine ſorgfältigere Unterſuchung derſelben leider nicht ein- 
laſſen können; ich hege aber die Hoffnung, daß uns, da nun 
dieſer Gegenſtand in Anregung gebracht iſt, einer der thätigen 
Botaniker in Greifswald oder Eldena recht bald Aufſchluß 
über dieſelben geben werde. — Ueber die Colberger Sa 
linenflora iſt mir nichts Näheres bekannt. 

Die reiche Seeſtrandsflora zerfällt in mehrere 
Gruppen, auf deren Bildung nicht ein verſchiedener Salz⸗ 
gehalt, ſondern die verſchiedene geognoſtiſche Beſchaffenheit des 
Strandes einwirkt. Je nachdem derſelbe aus Sanddünen, 


a ER 


grobem Sande und Steinen, aus Lehm, Kreide oder Wieſen— 
grund beſteht, treten auch andere Gruppen von Strandpflanzen 


auf. Dieſe Mannigfaltigkeit wird noch erhöhet theils durch 


Ueberläufer aus den benachbarten binnenländiſchen Floren, 


theils durch Einwanderer, welche von der Seeſeite her 
ihren Weg hierher gefunden haben, indem ihr Saame durch 


den Ballaſt der Schiffe hierher verſchleppt worden iſt. So 
haben ſich von den Küſten der Nordſee her am baltiſchen 


Strande Kolonien von Uarduus lenuiflorus, Helmin- 


thia echioides. Cotula coronopifolia und Lepiurus 
incurvatus angeſiedelt; Carduus pyenvcephalus und 
Glaucium luteum find vielleicht von der Küſte des Mittel— 
meeres gekommen, und Rosa lucida aus Nord-Amerika. 
Reseda lutea und Senebiera coronopus find ebenfalls 


Einwanderer; auch Centaurem culcitrapa ſcheint unſeren 


Küſten urſprünglich fremd zu fein, und Diplotaxis tenwi- 
Folia, im norddeutſchen Binnenlande fehlend, macht fein Heimaths⸗ 
recht durch fein Vorkommen im Küſtenbezirke verdächtig. 
Beſteht der Strand aus Dünenſande, ſo treten dort 

vorzüglich Ried- und Sandgräſer auf, namentlich 

Carex arenaria 

Phleum arenarium 

Ammophila arenarla 

— — — baltica 

Calamagrostis Epigeios 

Elymus arenarius 

Triticum junceum 

„„ 

— — — strietum 

= nisidum. 
Dieſe Gräfer wachſen jedoch außer dem Bereiche des Wellen— 
ſchlages, denn nach Röpers Beobachtung ſchlägt ihr Same 


i 


fehl, wenn die Aehre während der Blüthezeit mit Seewaſſer 
benetzt wird. ) Außer dieſen Gräſern finden ſich dort noch 
häufig: 

Ervngium maritimum 

Armeria pubescens 

Lepigonum medium 

Cakile maritima 

Salsola Kali 

Artemisia maritima 

Chondrilla juncea var. 

Salix repens var. argentea 
ſeltner aber Cochlearia danica 

Pisum maritimum 

Linaria Loeselii 

Asparagus officmalis 

Kochia arenaria a 

Salsola Tragus — die beiden letzteren nur am 
Seeſtrande in Preußen. — Als Befeſtigungsmittel des Dünen⸗ 
ſandes werden vorzüglich Carex arenaria, Ammophila 
arenaria und baltica, Elymus arenarius, Triticum 
junceum, Salix repens var. argentea und Hippo- 
pha& rhamnoides zur Anpflanzung empfohlen. 

Auf dem grob - ſandigen und mit Stein- 
geröllen bedeckten Strande walten eigentliche Salz— 
Pflanzen mit dicken, ſaftigen oder ſtachlichten Blättern vor. 
Es finden ſich hier 

Cakile maritima 
Crambe maritima 
Lepidium ruderale 
Eryngium maritimum 


Salsola Kali 


) Zur Flora Meklenburgs II, 279. 


5 


Salicornia herbecea 
Schoberia maritima 
Atriplex littoralis 
— — — laciniata 
— — — 8ackii 
Plantage coronopus 
— — — maritima 
Glaux maritima 
Halianthus peploides 
Pyrethrum maritimum 
Linaria vulgaris 
Rubus caesius 
Galium verum 
Glyceria distans 

— — — maritima. 


Wo indeffen die Gerölle fo vorherrſchen, wie am 
Außenſtrande auf Jasmund, wird die Vegetation faſt ganz 
unterdrückt; nur Atriplex Sackii, Cakile maritima, 


Linaria 


lustris, 


vulgaris, Galeopsis Tetrahit, Stachys pa- 
Convolvulus arvensis, Sonchus oleraceus 


und asper, Rubus caesius, Rumex crispus und Equi- 
setum arvense fiedeln ſich hin und wieder zwiſchen den 


Steinen an. 
Auf lehmhaltigeren Stellen des Strandes finden ſich 


7 


Statice Limonium 

Lepturus incurvatus (nur am Priwal) 

Anthyllis Vulneraria var. 

Tussilago farfara 

Medicago falcata 

— — — Lupulina 

Euphorbia exigua 

Hippophaë rhamnoides 

Equisetum Telmateja (am Außenſtrande von 
Jasmund in fehr großer Menge). 


a > 


Am reichſten ift, wie Brückner ſchon gefagt hat, du 
Flora der am Strande liegenden und der Ueberſchwemmung 
durch das Seewaſſer ausgeſetzten Wieſen; jedoch entbehren 
ſie des prachtvollen unſere binnenländiſchen Wieſen zierenden 
Blüthenſchmuckes, da ihnen die Familien der Orchideen, Pa⸗ 
pilionaceen, Labiaten und Campanulaceen faſt gänzlich fehlen. — 
In den Lachen, die bei dem Rücktritt des Seewaſſers noch 
einige Zeit gefüllt bleiben, wachſen mehrere Charen, unter 
anderen Chara exigua Flörke, ferner Naas marina, 
Ruppia rostellata, Zannichellia palustris und pedi- 
cellata, und an den Rändern dieſer Lachen Scirpus ma- 
* imus, Juncus maritimus, balticus und lampro- 
carpus und wahrſcheinlich auch Littorellu lacustris. 
Sumpfige Stellen lieben Beta maritima und Apium gra- 
veolens. Auf den Wieſen ſelbſt finden ſich 

Scirpus Tabernaemontani, rufus und com- 
pressus 
Heleocharis uniglumis 
Hordeum secalinum 
Triglochin maritimum 
Juncus filiformis und Gerardi 
Samolus Valerandi 
Glaux maritima 
Sagina strieta 
Lepigonum marinum 
Erythraea linariaefolia und pulchella 
Pastinaca sativa 
Bupleurum tenuissimum 
Cochlearia danica 
Althaea officinalis 
Euphorbia palustris 
Melilotus dentata 


2: Map: 


Allium Scorodoprasum 

Hippuris vulgaris var. maritima 

Aster Tripolium 

Artemisia maritima 

Sonchus arvensis var. 

Taraxacun officinale var. 

Leontodon autumnalis var. 

Atriplex hastata ? 

Halimus pedunculatus und portulacoides 

Kochia hirsuta. 
Wo dieſe Wieſen an Gebüſch und Wälder gränzen, kommen 
vor: 

Sonchus palustris 

Oenanthe Lachenalii 

Statice Limonium. 5 

Nachdem ich in dem Vorſtehenden die Flora des deut— 

ſchen Oſtſeeſtrandes, ſo weit es in meinen Kräften ſtand, 
ffizzirt habe, möge es mir nun noch erlaubt fein, einen Blick 
auf die Strandflora der Nordſee und des Mittelmeeres zu 
werfen. Beide ausführlicher mit der Flora der Oſtſee zu 
vergleichen, bin ich leider nicht im Stande, da mir ausrei⸗ 
chende Materialien hierzu fehlen; ich war zwar ſelbſt am 
belgiſchen Nordſeeſtrande, aber zu einer Zeit, als die Vege- 
tation noch in ihrem winterlichen Schlummer lag. 

Dem Nordſee-Strande fehlen mur zwei Pflanzen 
unſerer baltiſchen Strandflora gänzlich, nämlich Corisper- 
mum intermedium und Linaria Loeselii. Viele Pflanzen 
aber, welche an der Oſtſeeküſte nur ſelten vorkommen, finden 
ſich am Strande der Nordſee weit häufiger. Dies find: 
Cochlearia anglica 
Melilotus dentata 
Pisum maritimum 
Carduns tenuiflorus 


Helminthia echioides 

Cotula coronopifolia 

Statice Limonium 

Beta maritima 

Halimus portulacoides 

Lepturus incurvatus und 

Hordeum maritimum, welches nach Röper über: 
haupt noch als ein zweifelhafter Bürger der baltiſchen Flora 

zu betrachten iſt. 

Ueberdies hat die Küſtenflora der Nordſee folgende Arten, 
1 an der Oſtſee bis jetzt noch nicht beobachtet ſind: 
Salicornia radicans an den Auffendeichen in 

Ditmarſen. 
Inula crithmoides Belgien. 
Crithmum maritimum Niederland. 
Dancus littoralis bei Kattwyk 
Torilis nodosa. 
Raphanus maritimus Scheveningen. 
Convolvulus Soldanella auf Wangeroog, Nieder⸗ 
lande. 
Sagina subulata. 
Lithospermum maritimum ? 
Cerastium tetrandrum Manöe, Lyſt bis zur 
franz. Küſte hinunter. 
Rosa pimpinellifolia var. spinosissima Rom⸗ 
de, Loft, Sylt, Amrom. 
Statice maritima Mill. Curhafen. 
Tetragonolobus siliquosus var. Arröe. 
Helianthemum guttatum Norderney. 
Juncus pygmaeus Dünen bei Lyſt, auf Sylt, 
bei Eiderſtädt. | 
Heleocharis multicaulis 
Chamagrostis minima 
Lepturus filiformis Norderney, Belgien, 
6 


Spartina strieta Holland. 

Milium confertum Holland und Belgien. 
Alopecurus bulbosus Amſterdam. 
Polypogon littoralis Norderney. 
Sclerochloa procumbens Belgien. 

— — — maritima Belgien. 

— — — dichotoma Belgien. 


Elymus geniculatus auf Dünen an der nieder⸗ 
länd. Küſſte 


Der Reichthum der Strandflora iſt alſo an der Nord⸗ 
ſee ſchon weit beträchtlicher als an der Oſtſee. 

Von der Strandflora des Mittelmeeres iſt mir 
nur ein kleiner Bezirk, das Königreich Griechenland, aus 
Fraas Synopsis plantarumflorae classicae etwas genauer 
bekannt. Ständige ammophile Pflanzen find daſelbſt: 

Schoenus mucronatus 
Triticum junceum 
Hordeum maritimum 
Elymus arenarius 
Ammophila arenaria 
Pancratium maritimum 
Eryngium maritimum 
Convolvulus Soldanella 
Euphorbia Peplis 
Hypecoum littorale. 
Grobſandigen, ſteinigen Boden ſuchen Glyceria maritima 
und Cressa cretica. Die ſandliebende Centaurea Spi- 
nosa geht mitunter doch auch in die feuchten Meeresniede⸗ 
rungen hinein, und verſchmähet ſelbſt felſigen Grund nicht 
ganz. Auch Elaeagnus angustifolia, Anagyris foe- 
tida, Hedysarum Pseudalhagi, Thymus incanus und 
Cichorium spinosum kommen häufig, und letzteres nur im 
Meeresſande vor, aber ſie bilden doch ſchon den Uebergang 


. ! ee 


a a 


zu den eigentlichen Meeresſümpfen oder feuchten, meer- 
ſalzſauren Niederungen, wo als häufigſte Bewohner gefunden 
werden: ' 

Statice Limonium 

Althaea officinalis 

Tamarix africana 

Aster Amellus 

Apium graveolens und palustre ? 

Oenanthe incrassata 

Orchis palustris 

Halimus portulacoides 

Beta maritima N 

Salicornia herbacea und fruticosa 

Schoberia maritima 

Lysimachia atropurpurea 

Typha latifolia 

Arundo Donax 

Juncus maritimus und acutus 
Scirpus Holoschoenus und andere Simſen, Ried⸗ 
gräſer u. ſ. w. — Trocknere Stellen der Meeresniederungen 
liebt Amygdalus amara, fetten Thonboden Lepturus 
incurvalus. 

Ganz verſchieden ift wieder die Vegetation auf den öden 
und trockenen Klippen am Strande, und vorzugsweiſe 
repräſentirt durch | 

Crithmum maritimum 

Capparis rupestris 

Convolvulus Dorycnium 

Cressa cretica 

Euphorbia dendroides 

Atriplex Halimus 

Ephedra distachya 

Osyris alba — auch Pinus halepensis Lam. 


N ae 


(P. brutia Ten. und maritima Mill.) tritt bis hierher 
vom trocknen Felſengebirge herab. 

Den Uebergang von dieſer Strandflora zur Vegetation 
der an die Küſten ſtoßenden Ebenen vermitteln die ſich an 
die Meeresſumpfpflanzen anſchließenden, ſich weiter von der 
Küſte entfernenden Halophilen. Hierher gehören zuerſt die 
zwiſchen eigentlichen Sumpfpflanzen und Oliven- oder Ge— 
treidefeldern den Uebergang bildenden Abarten mitteleuropäiſcher 
Wieſen, welche zu Weideplätzen benutzt werden. Tamariæ 
africana, Anagyris foelida, Atriplex graeca, Elae- 
agnus angustifolia, Lycium europaeum und Hedy- 
sarum Pseudalhagi bilden die vorzüglichſten Geſträuche 
auf ihnen. Die Weidepflanzen aber find vornehmlich 

Trifolium fragiferum 
Melilotus arvensis 
Lotus corniculatus, ornithopodioides und 
argolicus 
Bonjeania reeta 
Plantago altissima 
Erythraea Centaurium 
Oenanthe pimpinellifolia 
Anethum foeniculum 
Festuca littoralis 
Lagurus ovatus 
Helminthia echioides. 


7. Beiträge 


zur 
Geognoſie der deutschen Oſtſeeländer 
von ; 
Ernst Holl. 


1. Die Muſchelkalkgerölle. — In meiner Geognoſie 
der deutſchen Oſtſeeländer S. 130 habe ich ſchon auf die 
große Seltenheit der Muſchelkalkgerölle in den deutſchen bal— 
tiſchen Küſtenländern aufmerkſam gemacht, und meine Beob— 
achtungen in den letzten Jahren haben dies nur noch be— 
ſtätigt. Aus dem Großherzogthum M. Schwerin habe ich 
bis jetzt noch kein einziges Gerölle dieſer Formation geſehen, 
obgleich ich Gelegenheit gehabt habe viele ziemlich beträchtliche 
Petrefacten-Sammlungen daſelbſt in Augenſchein zu nehmen. 
In M. Strelitz find dagegen in neuefter Zeit mehrere 
Muſchelkalkgerölle aufgefunden worden; Dr. L. Brückner fand 
ein Gerölle dieſer Art bei Brunn unweit Neubrandenburg, 
am glücklichſten im Auffinden derſelben iſt aber Hr. Theater- 
director Görner geweſen, deſſen ausgezeichnet ſchöne Petre— 
facten⸗Sammlung mehrere in der Umgegend von Neuſtrelitz 
gefundene Muſchelkalkgerölle enthält. Eine genauere Betrach— 
tung dieſer Gerölle zeigt ſogleich, daß ſie nicht etwa von dem 
vielfach bei uns eingeführten, anſtehenden Rüdersdorfer Muſchel⸗ 
kalk herſtammen können; letzterer hat eine gelblich graue Farbe, 
und iſt etwas grobkörnig, während der unſrige durchweg 
dunkel⸗aſchgrau und ſehr feinkörnig iſt. An Petrefacten 
enthalten die meklenburgiſchen Gerölle: — 

Encrinites liliiformis v. Schl. (einzelne Säulen⸗ 
glieder) gefunden bei Drevin und Glambeck (Görner). 


u ER 


Ammonites nodosus v. Schl, frei ohne anhän⸗ 
gendes Geſtein, in mehreren Er. in Görners und Dr. L. 
Brückners Sammlung. 

Nautilus bidorsatus v. Schl. Mirow (Görn.) 

Terebratula communis v. Schl. (Görn.) 

Turritella detrita v. Schl. Brunn (Dr. Br.) 

Avicula socialis Br. Brunn (mit der vorigen und Pla- 
giostoma striatum, Dr. Br.), Blumenholz (Görn.) 

Avieula Bronnii Alb Drevin (Görn.) 

Plagiostoma striatum Brong. Brunn (Dr. Br.), 
Drevin, Hohenzieritz, Düſterfurth (Görn.) 

Spondylus comtus Gold. Glambeck (Görn.) 

Pecten vestitus Gold. Stargard, Drevin (Görn.) 

Ostrea spondyloides v. Schl. Drevin (Görn.) 

Lyrodon pes anseris Gold. Neuſtrelitz (Görn.) 

Lyrodon vulgare Gold. Drevin (Görn.) 

Mytilus vetustus Gold. Neuſtrelitz (Görn) 

Myacites mactroides v. Schl. Drevin (Görn.) 

Aus Vorpommern iſt mir bisjetzt nur erſt ein an⸗ 
geblich bei Treptow gefundener A. nodosus (in der Gör⸗ 
nerſchen Sammlung befindlich) aus dieſer Formation zu Ge⸗ 
ſichte gekommen; auf Rügen habe ich keine Spur von 
Muſchelkalkgeröllen gefunden. Hr. Dr. v Hagenow, welcher 
dieſe beiden Landestheile ſo genau durchforſcht hat, verſicherte 
mir, daß auch ihm dort keine Gerölle dieſer Formation auf 
geſtoßen ſeien. Daß ſie in Holſtein, namentlich in der 
Umgegend von Segeberg häufiger vorkämen, wie Volger be⸗ 
hauptet ), wird von Meyn gänzlich in Abrede geſtellt ) 


) Volger über die geogn. Verhaͤlt. v. Helgoland u. ſ. w. S. 76. 
) Meyn im amtl. Bericht u. |. w. S. 538. 581. 


— 89 — 


Nach ſeiner Ausſage iſt in Holſtein nur erſt ein einziges 
Stück dieſes Geſteins von Zimmermann bei Hamburg ge⸗ 
funden worden, von welchem es überdies noch zweifelhaft wäre, 
ob es als Gerölle anzuſehen ſei. Nach v. Melle de lapid. 
fig. t. III. F. 8 ſcheint jedoch im Anfange des vorigen Jahr: 
hunderts Turritella detrita bei Lübeck gefunden zu fein. 


2. Die tertiären Petrefacten des Thonlagers 
bei Neubrandenburg. — Hr. Prof. Behrich, welcher 
das am Gerichtsberge bei Neubrandenburg aufgeſchloſſene Lager 
blauen Thons im vorigen Herbſte in Augenſchein nahm, 
ſtimmt mir ) völlig darin bei, daß ſich die tertiären Petre— 
facten deſſelben nur auf ſecundärer Lagerſtätte befinden, und 
das Lager alſo als eine Diluvialbildung anzuſehen ſei. Außer 
den tertiären Reſten ſchließt der Thon auch zahlreiche größere 
und kleinere endogene Gerölle ein, fo wie auch Kreidepetre— 
facten (vorzüglich häufig Asterias quinqueloba, Penta- 
crinites Bronnii, Serpula hepiagona und ſehr große 
kopfförmige Cidaritenſtacheln), juraſſiſche und palüozoifche 
Verſteinerungen. 1 5 

Die tertiären Petrefacten ſind größtentheils ſehr wohl 
erhalten, und zeigen keine Spur von Abreibung, wie dies bei 
den anderen älteren organiſchen Einſchlüſſen dieſes Lagers der 
Fall iſt. Die mit Schwefelkies gefüllten Bivalven find alle 
vollſtändig vorhanden. Folgende tertiäre Conchylien ſind bis— 
jetzt gefunden, und theils von Beyrich, theils von Dr. L. 
Brückner und mir beſtimmt worden: 

I.. Cypraea inflata Lam. 
2. Cassidaria depressa L. v. B. 


) Geognoſie der deut. Oſtſeeländer S. 160 f. 


„ 


3. Turritella imbricataria Lam. 

4. Fusus multisulcatus Nyst häufig. | 

5. Pleurotoma subdenticulata v. M. häufig; 
früher von mir mit Pl. cataphracta Brocc. verwechſelt. 

6. Pleurotoma trochiformis Beyr. 

7. Pleurotoma flexuosa v. M. 

8. Pleurotoma Waterkeynii N. 


9. Natica glaueinoides N. (?) Ich bin in Zweifel, 
ob ich diefer Art den rechten Namen beilege. Es iſt dieſelbe, 
welche im Sternberger Kuchen ſo häufig vorkommt, und mit 
der in der Nordſee lebenden N. castanea Lam, ſehr viele 
Aehnlichkeit hat. Behrich hält die Natica des Sternberger 
Kuchens für glaucinoides N. und auf feine Autorität habe 
ich ihr den obigen Namen hier gleichfalls beigelegt. Die 
foſſilen Natica- Arten ſind überhaupt ſehr ſchwer zu unter— 
ſcheiden, weil fie in ihrer Form zum Theil ſich ungemein 
ähnlich ſind, und Farbe und Zeichnung, durch welche ſie lebend 
von einander abweichen, gänzlich verſchwunden ſind. 

10. Nucula Deshayesiana Duch. häufig. 

II. Nucula Chastelii N. häufig. — Die früher 
von mir namhaft gemachte N. deltoidea iſt zu ſtreichen. 

12. Lucina unicarinata N. 

13. 14. 15. Dentalium, drei Arten, deren Beſtim⸗ 
mung mir noch nicht gelungen iſt. 

Bis auf No. 1 und 3 ſind alle dieſe Arten auch ſchon 
in dem Septarien-Thone der Mark gefunden worden, und 
wir dürfen daher nicht anſtehen, dies Thonlager für ein bei 
der Diluvialkataſtrophe aufgewühltes, und mit fremdartigem 
Materiale gemengtes Septarien-Thonlager zu halten. 


Derſelbe gehört nach Beyrichs Unterſuchungen ) der alt- 
tertiären (eocänen) Formation an, ohne jedoch ein Aequiva⸗ 
lent des Londonthons zu ſein; er iſt jünger als der tertiäre 
Magdeburger Sand, welcher der Braunkohlenformation auf 
liegt. Der Septarien-Thon ſcheint in Norddeutſchland und 
Belgien ſehr weit verbreitet zu ſein. 


3. Das tertiäre Lager bei Reinbeck in Hol- 
ſtein. — Schon im Auguſt des vorigen Jahres erhielt ich 
durch Hrn. Geh. Amtsrath Koch in Sülz Nachricht von 
einem tertiären Lager, welches ſein Sohn, als Bauconducteur 
bei dem Bau der Berlin-Hamburger Eiſenbahn angeſtellt, 
bei Reinbeck unweit Bergedorf aufgefunden hatte. Obgleich 
dies Lager von Geognoſten, welche daſſelbe in Augenſchein 
genommen haben, ſchon mehrfach beſchrieben worden iſt ), 
ſo bin ich, obgleich ich es nicht geſehen, doch durch die Güte 
des Hrn. Amtsrath Koch in den Stand geſetzt, noch einen 
kleinen Beitrag zur Kenntniß deſſelben zu liefern. Koch hat 
durch ſeinen Sohn eine Anzahl ſehr ſchöner Petrefacten von 
dieſem Fundorte erhalten, und er hat die Güte gehabt, mir 
dieſelben zur Anſicht mitzutheilen. Dieſelben waren theils loſe, 
aus dem von Zimmermann und Mehn beſchriebenen Lager 

ſchwarzen Thons, theils befanden ſie ſich als wohl erhaltene 


) Karſtens Archiv J. 1817. Bd. XXII. S. 3 — 102. 


) Dr. Zimmermann im Jahrb. für Mineral. u. ſ. w. von Le⸗ 
onhard und Bronn J. 1847 S. 38 ff. — Derſelbe im amtl. 
Bericht über die 24ſte Verſammlung deutſcher Naturforſcher 
in Kiel. Kiel 1847 S. 232 ff. — Derſelbe in Dunker und 
Meyer Paläontographica Bd. 1. S. 186 f. 

Dr. Meyn im amtl. Bericht über die XI. Verſammlung 
deut. Land- und Forſtwirthe in Kiel. Altona 1848 ©. 562 f. 


— 


Einſchlüſſe in einem ziemlich feſten Sandſteine. Mehrere dieſer 
Verſteinerungen find in den bisjetzt mitgetheilten Verzeichniſſen 
der Reinbecker Petrefacten noch nicht namhaft gemacht worden. 
Es ſind dies folgende: N 

a) Aus dem ſchwarzen Thone: 

Pleurotoma subdenticulata v. M. (Leunisii 
Phil. 2), nebſt einer anderen PI., deren Beſtimmung mir 
noch nicht gelungen iſt. 

Conus — ob der von Zimmermann erwähnte apen- 
ninicus Desh. — vermag ich nicht anzugeben, da mir 
letzterer nicht bekannt iſt; das Exemplar iſt übrigens ſehr 
ſchön erhalten. 

Dentalium — 2½ Zoll lang, ſchwach gebogen, rund, 
dickſchalig, glatt, am dickeren Ende (deſſen Durchmeſſer faſt 
5% beträgt) mit 4 ringförmigen Wulſten. — Zimmermann 
führt ein D. floreatum Phil. von Reinbeck an, welches 
mir aber nicht bekannt iſt; vielleicht iſt es mit dem unſrigen 
identiſch. 

b) Aus dem Sandftein (faſt alle in einem einzigen 
großen Block deſſelben, zuſammen mit Jsocardia Harpa 
und Cor, Pectunculus pulvinatus, Natica u. ſ. w.): 

Lunulites urceolata Goldf. 

Bulla cylindrica Brüg. 2 

Ringicula buccinea Brocchi. 

Pyrula — wahrſcheinlich reticulata Lam.; beim 
Zerſchlagen des Geſteins ift leider die Schale faſt gänzlich 
zerſtört, und nur der Steinkern übrig geblieben. 5 

Pleurotoma laticlavia Beyrich. 

Rostellaria. — Leider habe ich das Petrefact nicht 
mehr zur Hand um zu entſcheiden, ob es R. pes pelecani, 


N 


welche Zimmermann in feinem neueſten Verzeichniſſe von 
Reinbeck anführt, oder R. speciosa v. Schlot. iſt, welche 
jener zwar ähnlich, aber, wie Beyrich kürzlich nachgewieſen 
hat, gewiß ſpecifiſch verſchieden iſt. Wenn ich nicht ſehr 
irre, war es die letztere, welche ich von Koch zur Anſicht 
gehabt habe. 
Panopaea intermedia Sow 76, 1. ſehr ſchön! 

ö Cardium Hausmanni Philip. Palaeont. vol. I. 
. 7% 5 

Gehoörknöchelchen von Fiſchen, welche ich in meiner 
Geognoſie der deut. Oſtſeeländer als problematiſche Körper 
unter dem Namen Brückneria plicata abgebildet habe. — 
Ich bin deßhalb getadelt worden, daß ich ein Petrefact, deſſen 
Weſen mir unbekannt war, mit einem Namen belegt habe. 
Zu meiner Rechtfertigung bemerke ich, daß ich mich dazu 
| durch einen Ausſpruch Ehrenbergs (im Bericht über die zur 
Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Akademie der 
Wiſſenſchaften in Berlin, J. 1844. S. 97) habe verleiten 
laſſen, worin er es für nützlich erklärt „daß auch dergleichen 
i problematiſche Körper ihre beſonderen Namen empfingen, denn 
nur auf dieſe Weiſe könnten dieſelben genau verglichen, und 
wiſſenſchaftlich zu Combinationen benutzt werden, wenn auch 
vielleicht Menſchenalter hindurch der Urſprung derſelben noch 
im Dunkel bliebe.“ Da ich nun dieſen Körper im Stern⸗ 
berger Kuchen ſehr häufig fand, und ich ihn auch im 
Wiener Tegel entdeckte, mich meine literariſchen Hülfsmittel 
aber bei ſeiner Beſtimmung gänzlich im Stiche ließen, 
ich überdies auch mit keinem Petrefactologen in Ver— 
bindung ſtand, welcher mir Aufſchluß über denſelben hätte 
geben können, ſo taufte ich ihn mit obigem Namen, weil ich 


ihn für etwas Neues hielt, und es mir in geognoftifcher Be— 
ziehung für wichtig ſchien ihn mit einem beſtimmten Namen 
bezeichnen zu können. — Wie ich ſpäter erfahren habe, iſt 
dieſes Petrefact aber kein problematiſcher Körper mehr. Zu⸗ 


fällig erhielt ich aus einer Apotheke eine Schachtel voller 
veralteter officineller Scharteken, und unter dieſen befanden 
ſich zu meinem großen Erſtaunen mehrere hundert Exemplare | 
meiner Brückneria in nicht-foſſilem Zuſtande. Ein Bhar- | 


maceut, den ich um Auskunft über dieſelben erfuchte, erklärte 
ſie für die früher officinellen Lapides Percarum, Gehör— 
knöchelchen vom Kaulbarſch, Acerina cernna. Sie gleichen 
an Größe und Geſtalt den Reinbeckern und denen des Stern— 
berger Kuchens ganz vollkommen. 

Von der in dem Reinbecker Sandſtein vorkommenden 
Natica gilt daſſelbe, was Seite 90 über die N. des Sep⸗ 
tarien-Thons geſagt iſt. Zimmermann und Philippi halten 
fie für castanea Lam. 

Zimmermann meint (Paläontogr. S. 186), daß der 


ſchwarze Reinbecker Thon „ ſicher zu der mächtigen Braun⸗ 


fohlenformation gehöre, die am nördlichen Elbufer von Glück— 
ſtadt bis Hamburg an vielen Punkten erbohrt wurde, und 
die ſich auch bei Lüneburg und in Meklenburg findet.“ Seit 


Beyrichs Abhandlung über den nord⸗deutſchen Septarien⸗Thon 


erſchienen iſt, welche Hrn. Dr. Zimmermann leider nicht be⸗ 
kannt geworden zu ſein ſcheint, dürfen wir uns mit einer ſo 
allgemeinen Angabe nicht mehr begnügen. Der ſchwarze Rein⸗ 


becker Thon weicht von dem blauen Septarien-Thon ſowohl 
mineralogiſch als auch petrefactologiſch durchaus ab. Daſſelbe 
iſt mit dem Reinbecker Sandſtein und dem Sternberger Kuchen, 


welcher dem Septarien-Thon parallel ſteht, der Fall. Da 


— 95 — 


der Thon wie der Sandſtein ſowohl einzelne ſubapennine als 
auch lebende Arten, welche beide dem Septarien-Thone gänzlich 
fehlen, einſchließen, ſo ſcheinen ſie ihren Petrefacten nach einer 
neueren tertiären Bildung als der Septarien-Thon 


anzugehören; in Meklenburg iſt noch kein ähnliches Lager 


aufgefunden worden. 

In nachſtehendem Verzeichniſſe, welches aus dem 
letzten von Zimmermann in Dunkers und Meyers Pal. mit 
getheiltem Cataloge und den von mir geſehenen Arten zu— 
ſammengeſtellt iſt, habe ich ſämmtliche von Reinbeck bekannt 
gewordene Petrefacten aufgeführt, und zugleich angezeigt, welche 
derſelben auch im Septarien-Thone und im Sternberger 
Kuchen vorkommen. 


2 
2 


Reinbeck. 
Thon 
Thon 


Septarien 


1. Wirbel und Knochen eines Cetaceums? . |: 
2.Lamna cuspidata Ag. Zähne le 
3. Gehörknöchelchen von Fiſchen ....— — 
4. Lunulites urceolata Gold.. — — | 
5. Bulla lignaria L.. —— 
6. — — cylindrica Brügg. 2 — 

7. Turbo simplex Phil. ...... — 
8 Natica castanea Lam 9. — — — 
9.Ringieula buceinea Br.. — | 

10. Conus apenninicus Des | 
11.Cassidaria depressa L. v. B. — 
12.— — — — bicatenata Sow 

13.— — — — echinophora Lam. ? 

14. Pleurotoma concava Des. | 


Es 


15 — — — — Morreni de Kon. 
16.— — — — monilifera Phil 
17. — — — — subdenticulatav.M. — 


1) Dieſe Art iſt zwar noch nicht im norddentſchen, wohl aber im 
belgiſchen Septarien⸗Thon gefunden. 


rn 


19. — — — — spec) 
20. Fusus corneus Forch. ..... 
21.— — Lüneburgensis Phil. 
22. — — glabriculus Phil. 
23.— — villanus P hill. 
24. Pyrula reticulata Lam. 
25. Rostellaria pes pelecani Lam. 
26.— — — — speciosa v. Schl. — — 
27.— — — — Sowerbyi So Ww. . 

28. Murex capito PDhilllll. 

29. Dentalium floreatum Phil. . 

30 Panopaea intermedia Sow. . . — 

31. Astarte vetula Phil. 

32.— — dilatata Phil 

33 Cyprina islandicoides Lam. . . — 
34. Venus sublaevigata Nyst ? .. 

35. Cardita Dunkeri Phil. ?... 8 


18.— — — — laticlavia Beyr. . . |— 725 | 


> 


36. Cardium Hausmanni Phil... 5 
37. Isocardia Cor Lam — 
38.— — — Harpa Gold. E | 
39 Pectunculus pulvinatus Lam. . — | 
40. Nucula margaritacea L. | 
AI Mya rusties , er | 
42. Pecten pee Sl — 
16 [IA 33 7 17 
Außerdem finden ſich noch in dieſem Thone, wie Zimmer⸗ 
mann angiebt, verſteinertes Holz, Bruchſtücke von Braunkohle 


und Bernſtein. 


| 


u a ee ee 


mn 


4. Wieſenbildung. — Die von mir in meiner Ge⸗ 
ognoſie der deutſchen Oſtſeeländer S. 71 f. ausgeſprochene 
Anſicht, daß unſere Wieſen durch allmähliches Zuwachſen 
von Gewäſſern entſtanden ſeien, und daß der anſcheinend 
feſte Wieſenboden häufig nur eine mehr oder weniger ſtarke 
Decke eines unter demſelben verborgenen Waſſerbeckens ſei, 
iſt neuerdings wieder durch ein recht auffallendes Beiſpiel 


beftätigt worden, welches im XII. Jahrgange der Jahrbücher 
für meklenb. Geſchichte S. 451 mitgetheilt worden iſt. Bei 
der Anlage der Wismar-Schweriner Eiſenbahn hatte man 
dieſelbe im Herbſt des Jahres 1846 bei dem Dorfe Meklen⸗ 
burg durch die Wieſe geführt, in welcher der Wall der alten 
Feſte Meklenburg liegt, welche unſerem Lande den Namen 
gegeben hat. Man war dabei beſchäftigt einen Erddamm 
durch dieſelbe aufzuführen; als eines Morgens die Arbeit 
fortgeſetzt werden ſollte, war das Planum verſchwunden, und 
ſtatt deſſen ein Teich ſichtbar, in deſſen Nähe durch den 
unterirdiſchen Seitendruck ſich einige Hügel in der Wieſe er— 
hoben hatten. Der verſunkene Erddamm war nicht wieder 
zu finden; die Tiefe des Sumpfes betrug nicht weit von 
ſeinem Rande 30 bis 40 Fuß. 


5. Titaneiſen. — Nicht bloß am Strande der Oft- 
fee, ſondern auch an den Ufern mehrerer norddeutſcher Flüſſe 
und Landſcen, z. B. der Elbe und Eider, des Schweriner 
und Goldberger Sees, der Müritz und der Tollenſe, findet 
man im Sande Titaneiſenkörner, oft in ſehr bedeutender 
Menge. Am öſtlichen Ufer des Goldberger Sees ſammelte 
man im J. 1817, wie Siemſſen berichtet ) 7000 Pfund 
geſchlemmten Eiſenſandes, welcher als techniſcher Schmirgel 
an die Schweriner Schleifmühle abgeliefert wurde. Er muß 
jedoch zum Stein⸗Schleifen mit gewöhnlichem Schmirgel ver⸗ 
miſcht werden, aber auch dann geht die Arbeit viel langſamer 
als wenn man den Schmirgel allein verwendet; pecuniärer 
Vortheil findet daher bei dieſer Art der Benutzung nicht 
ſtatt. Dagegen iſt dieſer Sand als Streuſand beim Schreiben 


) Freimüth. Abendblatt No. 25. 


* 


a 


fehr beliebt. — In der Mark Brandenburg ſoll er fehr felten 


fein. ) Vor hundert Jahren war er überhaupt noch eine 
geſuchte Seltenheit; man kannte, nach einem in den philo- 
soph. Transact. vom J. 1734 abgedruckten Briefe Mus⸗ 
ſchenbröks, als Fundorte nur das rothe Meer, Perſien, 
Virginien, Livorno, Raguſa und die Elbe in Sachſen. — 
Die eiſenſchwarzen, metallglänzenden Körper ſind abgerundet, 


ohne Cryſtallform, mit weißen Quarz- und rothen Granat⸗ 


körnern gemengt. A. du Mesnils Analyſe von Titaneiſen, 
welches am Ufer der Elbe bei Dömitz geſammelt war, gab 
86,0 Eiſenoxydul 
12,0 Titanoryd 
1,0 Manganorypdul 


Titaneiſen vom Oſtſeeſtrande bei Warnemünde hat Mähl 


analyſirt, und das Reſultat im Roſtocker Weihnachtsprogramm 


vom J. 1828 bekannt gemacht. Da mir daſſelbe noch nicht 
zu Geſichte gekommen iſt, fo kann ich die Analyfe nicht 


mittheilen. 


) Klöden Beitr. z. miner. und geogn. Kenntn. der M. B. V. 
S. 26. 


e 
S. Nachtrag 


zu der im erſten Hefte des Archivs mitgetheilten 
Schilderung der Ditiee 


von 


Ernst Boll. 


Un meine im erſten Hefte abgedruckte Abhandlung über die 
Oſtſee, fo viel es in meinen Kräften ſteht, zu vervollſtändigen, 
gebe ich ſchon jetzt einen Nachtrag zu derſelben, und erſuche 
alle diejenigen Forſcher, welchen dieſer Gegeuſtand von Inter— 
eſſe iſt, mir Beobachtungen und Materialien mitzutheilen, 
welche zur Ergänzung oder Berichtigung meiner Schilderung 
der Oſtſee dienen können. 

Einer meiner geehrten Freunde hat gegen mich die An⸗ 
ſicht ausgeſprochen, daß ich auf die Angabe römiſcher und 
griechiſcher Schriftſteller, namentlich des Plinius und Strabo, 
über die frühere Geſtaltung der nordeuropäifchen Meere und 
Länder hätte Rückſicht nehmen müſſen. Nach ihnen ſei die 
Vertheilung zwiſchen Meer und Land damals eine ganz andere 
geweſen, und auch die Oſtſee habe noch vor 2000 Jahren 
eine von der jetzigen ſehr abweichende Geſtalt gehabt. Es 
ſeien alſo hier innerhalb der hiſtoriſchen Zeit großartige Ver— 
änderungen vorgegangen. — Ich habe aber abſichtlich dieſen 
Gegenſtand mit Stillſchweigen übergangen, da er von neueren 
Geſchichtsforſchern ſchon hinreichend erörtert worden ift, und 
ein genaues Eingehen in die Einzelheiten mich zu weit geführt 
haben würde. Es iſt ſchon von anderer Seite genügend ge— 
zeigt worden, daß auf die vereinzelten und dunklen Angaben 
der älteſten Seefahrer, welche die Oſtſee beſucht haben, kein 


N 


1 


— 100 — 


großes Gewicht zu legen ift, indem die Kenntniß, welche fie 
von derſelben und der Geſtaltung ihrer Küſten erlangten, höchſt 
mangelhaft war, und ſpäterhin noch mamigfach entſtellt worden 
iſt. So weit ſichere Kunde zurückreicht, hat die Geſtalt 
unſeres Meeres keine weſentliche Veränderung erfahren. Daß 
die Küſtenländer, namentlich die deutſchen, nach und nach 
kleine Einbußen erlitten haben, indem ſie fortwährend von 
den Oſtſeewogen benagt werden, habe ich ſchon an einem 
anderen Orte gezeigt. Einen bedeutenderen Verluſt würden 
nur allein die oſtpreußiſchen Küſten erfahren haben, wenn es 
mit dem von Prof. Voigt in ſeiner Geſchichte von Preußen 
behaupteten Untergange des Landes Witland ſeine Richtigkeit 
hätte; daß aber die von ihm dafür aus Urkunden angeführten 
Beweiſe nicht ſtichhaltig ſind, werde ich vielleicht bei einer 
anderen Gelegenheit zeigen. 

Ueberhaupt werden nur die aus Diluviallagern 
beſtehenden preußiſchen, deutſchen, däniſchen und ſüd-ſchwediſchen 
Ufer von den Wellen ſtärker angegriffen; dieſe Ufer ſind flach 
oder ſanft hügelig, und feſte, anſtehende Geſteine fehlen ihnen 
gänzlich; an einzelnen Punkten treten zwar Glieder der 
Kreide formation ſchroff an der Küſte hervor, und an 


der pommerſchen Küſte zwiſchen der Dievenow und Rega ſind 


ſogar Jura-Lager gefunden worden, aber die Lager durch 
welche dieſe beiden Formationen hier vertreten werden, ſind 


ſo locker, daß auch ſie den Wellen keinen kräftigen Widerſtand 


leiſten. Anders iſt es mit der ſchwediſchen Küſte vom nörd⸗ 
lichen Schonen an bis nach Tornea hinauf, und mit der 
finniſchen bis Wiborg hinab, welche aus plutoniſchen und 


metamorphiſchen Geſteinen beſteht, ſo wie auch mit der | 


Südſeite des finniſchen Buſens, und den ruſſiſchen Ufern bis 


— 101 — 


nach Windau hin, welche aus ſiluriſchen und devoni— 
ſchen Lagern gebildet find. Dieſe feſten Geſteine bilden hier. 


faſt überall ſchroffe, abgeſchnittene Ufer, erheben ſich aber nir⸗ 


gends zu einer bedeutenden Höhe. Auf einer großen Strecke 
ſind ſie überdies noch vor dem Andrange der Wellen durch 
die Scheeren geſchützt, Felsklippen, mit denen das Meer 
ſtellenweiſe wie beſäet erſcheint. Sie nehmen ihren Anfang 
etwas ſüdlich von Stockholm, ziehen ſich unter dem Namen 
der alandſchen Inſeln über den ſüdlichen Eingang des. bot⸗ 
niſchen Meerbuſens nach Finnland hinüber, und laufen dann 


am nördlichen Ufer des finniſchen Buſens fort. 


Was ich in §. 8. über das Fehlen der Ebbe und 
Fluth in der Oſtſee geſagt habe, iſt nach Michaelis ) da— 
hin zu berichtigen, daß im weſtlichen Theile dieſes Meeres 
allerdings noch ſehr ſchwache Spuren derſelben zu bemerken 
find. Im Belt beträgt die Höhe der Fluthwelle noch 15 


und an den Küſten von Laland hat man in neueſter Zeit! 


durch ſehr künſtliche Vorrichtungen noch ein geringes Schwanken 
des Waſſerſpiegels bemerkt, welches mit den Fluthen der 


Nordſee in Einklang ſteht. — Auch bei Travemünde wird, 


nach brieflicher Mittheilung des Herrn Pohlmann, täglich 
wahrgenommen,; daß der Lauf des Waſſers der Trave ab— 
wechſelnd landeinwärts und ſeewärts geht. Ueber die Dauer 
und Tageszeit dieſes Ein- und Ausgehens des Stroms fehlen 
aber genügende Beobachtungen. Von der Richtung des Windes 
iſt dieſe Bewegung des Waſſers unabhängig; entgegenſtehender 
Wind hält die Richtung wohl etwas auf, ohne ſie jedoch 


) Michaelis Rede über die Oſtſee, gehalten bei der Verſammlung 
deutſcher Naturforfcher und Aerzte zu Kiel im J. 1846, (ge: 
druckt Kiel 1847) S. 18. 


= iD = 


gänzlich zu verhindern. Möglich wäre es, daß wir auch in | 


dieſer Erſcheinung eine Spur der Ebbe und Fluth hätten. 
Die Anzahl der in & 10. zuſammengeſtellten Ana- 


lyſen des Oſtſeewaſſers kann ich jetzt noch um eine 
vermehren, welche ebenfalls zu Gunſten der aus denſelben 
gefolgerten Abnahme des Salzgehaltes nach Oſten hin ſpricht. 
Das Oſtſeewaſſer bei Dievenow iſt von dem Apotheker Beyer | 


analyſirt worden ); es enthält: 


Chlornatrim ..... 95,0 Gran 
Chlormagneſiumnnn .. 86 
Ehlorkelium 51 * 
Schwefelſaure Magneſia ... 72 = 
Schwefelſaure Kalkerde . .. 43 „ 


120,2 Gran. 
Dies Waſſer enthält alſo weniger Salz als das weit 
lichere bei Doberan, aber mehr als das öſtlichere bei Zoppot. 
Als phosphoriſirende Infuſorien (§. 12) 
nennt Michaelis 2) noch Poly nos fulgurans, Synchaete 
baltica, 5 Arten von Peridinium, 1 Art von Proro- 
centrum und eine Bero£. N 
Was die übrigen Bewohner der Oſtſee betrifft, ſo ſind 
mir aus der Klaſſe der Säugethiere, der Fiſche, der Mol— 


lusken und der Meduſen einige neue Arten bekannt geworden. 


Nach mündlicher Mittheilung des Hrn. Prof. Hornſchuch 
ſind von den Greifswalder Zoologen 2 neue Arten von 
Phoca (8. 17) und 9 neue Oyprinus Arten (8. 19) 
in der Oſtſee entdeckt worden. Eine Beſchreibung derſelben iſt 
noch nicht gegeben worden. 


) Beiträge zur Kunde Pommerns, erſter Jahrgang, Heft 2. S. 42. 
a ar DSH 23% 2 


e — 


— 103 — 


Während der Verſammlung der deutſchen Naturforscher 
in Kiel im J. 1846 ward daſelbſt im Hafen eine neue 
Mollusken⸗Species (8. 20) herausgefiſcht, und Risso a 
Kiliensis getauft. ) Näheres iſt mir über dieſe Con⸗ 
chylie nicht bekannt. — Auf einer Reiſe, welche ich während 
des Druckes dieſes zweiten Heftes des Archivs nach Rügen 
unternahm, fand ich am Strande bei der Stahlbroder Fähre 2) 
unter Neritina fluviatilis, Cardium, Tellina, Mya 
 arenaria, Limnaeus vulgaris und Paludina murinlica 
auch ein Exemplar von Paludina impura, welche 
mir bis jetzt als Bewohnerin der Oſtſee noch nicht vor— 
gekommen war. 

In den nördlichen Gegenden der Oſtſee ſoll auch Me- 
dusa denticulata, mit 32 zähnchenartigen Anhängen 
am Rande, vorkommen 3) (§. 21). — In Bezug auf Medusa 
aurita ſchließe ich hier noch eine kleine Beobachtung an, 
welche ich am 8 Auguſt dieſes Jahres zu machen Gelegenheit 
hatte. Am Nachmittage des genannten Tages unternahm ich 
von Krampas auf Jasmund aus eine kleine Küſtenfahrt nach 
der Mündung des Brismitzer Baches. Der S. W., welcher 
am Vormittage ziemlich heftig gewehet hatte, und welchem 
am folgenden Tage ein Sturm aus S. folgte, hatte ſich 
gelegt, und die Meeresfläche war in der Nähe der Küſte 
faſt ſpiegelglatt. Mit kräftigem Ruderſchlage durchſchnitten 
wir ſchnell die Fluthen, obgleich unſer Vordringen etwas durch 
eine von N. her entgegenkommende locale Meeresſtrömung 


1) Bericht über dieſe Verſammlung S. 218. 

2) Dieſer Name iſt wohl offenbar aus dem ſlaviſchen Star-Broda 
d. h. alte Fähre corrumpirt. 

3) Schubert Lehrbuch der Naturgeſchichte 1846. S. 275. 


— 104 — 


gehemmt ward. Dieſer am Ufer der Prorer Wiek hinglei⸗ 
tende Strom führte eine Unzahl von Medusa aurita mit 
ſich, welche theils flach ausgebreitet, theils glockenförmig zu— 
ſammengebogen und mit dem Scheitel der Glocke vorwärts 
gekehrt, in faſt ununterbrochenem, gedrängten Zuge der Rich⸗ | 
tung des Stromes folgte. Die Größe der Individuen war 
verſchieden; ſie ſtieg von der eines Thalers, bis zu der eines 
flachen Tellers Auch in der Färbung zeigten ſich bedeutende 
Unterſchiede. Die meiſten waren durchſichtig wie farbloſer 
Gallert; andere hell-violett, als wären ſie mit Jod gefärbt; 
noch andere endlich, und zwar zumeiſt die größeren Exemplare, 
hatten die Farbe des Milchglaſes. Die Kiemenwülſte und 
Verdauungsorgane waren violett, oft etwas ins Bräunliche 
ſpielend. Indem wir ſtromaufwärts fuhren, durchſchnitten 
wir den Zug in einer Länge von etwa / Meilen ohne daß 
wir ſein Ende erreicht hätten; die Breite kann ich nicht 
angeben, ſie ſchien indeß gleichfalls beträchtlich zu ſein. Die 
Meduſen ſchwammen theils dicht unter dem Waſſerſpiegel, 
theils in größerer Tiefe; fo weit ich in das Waſſer hinab ſehen 
konnte, waren alle Schichten deſſelben von ihnen erfüllt und 
zwar in ſolcher Menge, daß an den Stellen, wo der Zug 
am dichteſten war, auf etwa je 2 Kubikfuß Waſſer eine 
Meduſe zu rechnen war. In dieſer ungeheuren Menge von 
M. aurita bemerkte ich aber auch nicht ein einziges Exem⸗ 
plar einer anderen Meduſenart, und auch von jener hatte 
ich in den voraufgehenden 14 Tagen, obgleich ich täglich 
mehrere Male am Strande geweſen war, nur 2 Exemplare 
geſehen. 


9. Miscellen. 


1. Das Verſpäten der Vögel beim Früh— 
lings- und Herbſtzuge. — Man hat ſchon oft die 
Bemerkung gemacht, daß die Vögel auf ihrem Wiederzuge 
im Frühling durchaus, was Tage und oft Wochen anbetrifft, 
keine Regelmäßigkeit zeigen, indem ſie in dieſem Jahre früher, 
in jenem ſpäter kommen, ) und man hat wohl mit Recht 
dieſe Erſcheinung durch die Zufälligkeiten zu deuten geſucht, 
denen ſie auf ihrer Reiſe ausgeſetzt ſind. Wir können uns 
oft nicht erklären, warum, wenn das Wetter ſchön und milde 
bei uns iſt, die erſten Verkünder der beſſeren Jahreszeit, die 
Kibitze, Staare, Bachſtelzen ꝛc. noch immer nicht kommen 
wollen, aber wir bedenken nicht, daß dieſelben günſtigen Ver⸗ 
hältniſſe für die erſehnten Sommergenoſſen nicht allenthalben 
obwalten. Während hier die Sonne freundlich lächelt, liegt 
vielleicht nur wenige Meilen ſüdlicher noch eine dichte kalte 
Schneemauer, vor der die furchtſamen Kinder milderer Lüfte 
ängſtlich zurückweichen, weil ſie nicht wiſſen können wie es 
in der Heimath, die dahinter liegt, ausſieht, ob ſie da ſchon 
ihren Tiſch gedeckt und ihre Wohnung bereitet finden. Man 
darf wohl annehmen, daß alle Wandervögel im Allgemeinen 
immer ziemlich genau zu derſelben Zeit, ihre Winterwohnun⸗ 
gen verlaſſen, denn dieſe Priodicität zeigt ſich deutlich im 
rege werdenden Wandertriebe der Stubenvögel, daß aber 
Umſtände, herfließend aus Wind und Wetter, ihre Reiſe be— 


) So erſchien z. B. der erſte Storch bei Neubrandenburg im 
J. 1842 am 14 April, 1846 am 22 März, 1847 am 18 
März, 1848 ſogar ſchon am 13 März. 

E. B. 


— 106 — 


ſchleunigen oder verzögern. Schwieriger aber iſt jedenfalls 
die Frage zu löſen: warum verſpäten ſich zuweilen einzelne 
Individuen bei uns und bleiben in gelinden Wintern oft 
ganz hier, da ſie dadurch doch offenbar ihrer Natur Zwang 


anthun müſſen? wie nähren fie ſich? wie ertragen fie die 


ihnen jo empfindliche Kälte? So ſah ich am 24 Novbr. 


1846 von meinem Fenſter aus einen der zarteren Wurm— 


freffer, wahrſcheinlich, wenn mein Geſicht mich nicht täuſchte, 


eine Silvia hortensis, am 15 und 18 Decbr. deſſelben 
Jahres eine Heckenbraunelle, am 11 Januar 1848, nach 


den vielen kalten Tagen dieſes Winters, eine Beccaſſine 


(Scolopaz gallinago). Alle drei waren glatt und munter 
und ſchienen wenig gelitten zu haben und zu leiden. Auch 
hier, das iſt meine Ueberzeugung, rufen immer mit Noth- 
wendigkeit zwingende Gründe, etwa Krankheit oder Lähmung 
der Flugwerkzeuge oder Verirrung dieſe merkwürdige Er— 
ſcheinung hervor, denn die Natur verläßt nie ohne Noth und 
ohne durch mächtige Impulſe getrieben zu ſein, die einmal 
bezeichnete Bahn. a 


Wie nähren ſich aber die Unglücklichen, die alſo un— | 


freiwillig im kalten Norden feſtgehalten werden, und wie 
ſchützen ſie ſich gegen die ungewohnte Kälte? warum reiſen 


ſie nicht noch dann, wenn die Urſachen ihrer unnatürlichen 


Gefangenſchaft weggeräumt ſind, wie dies bei den Obenge⸗ 
nannten offenbar der Fall war, die da munter und gewandt 
zu fliegen vermochten? b 


Die Scolopacidae finden ihre Nahrung an den warmen 
Quellen, die den ganzen Winter offen ſind und wo ſich immer 


Inſecten und oft in Menge finden, weil ſie ſich an dieſen 


einzelnen günſtigen Stellen concentriren, aber die anderen 


— 107 — 


Wurmfreſſer können nur exiſtiren, indem ſie Puppen aus den 
Ritzen der Bäume ſammeln, nachgebliebene Beeren aufſuchen 
Rund wenn dies alles, wie es oft kommen wird, nicht aus— 
reicht, zu den ihnen von Natur widerſtrebenden Nahrungs⸗ 
mitteln ihre Zuflucht nehmen, wie wir dies auch wirklich am 
Rothkehlchen, das bei Kloaken und Goſſen ſeinen Schmaus 
hält, ſehen. Immer iſt gewiß, wenigſtens zuletzt, das Leben 
ein ſehr kümmerliches und die wenigſten dieſer armen Hunger⸗ 
leider erreichen ſicher den Frühling, nur ſelten wohl begrüßt 
einer die heimkehrenden Genoſſen, die in beſſeren Zonen mit 
angebornem Leichtſinn die Tage verjubelten. 


Was nun die Ausdauer unter Kälte und Regen bei 
Thieren anbetrifft, die uns als ſehr zart und empfindlich be⸗ 
kannt ſind, ſo meine ich, daß die Natur ſich auch hier, wie 
immer, ihrer verlaſſenen Kinder annimmt und dieſen Vögeln 
nach und nach im Spätherbfte eine dichtere Bekleidung wie 
gewöhnlich giebt, auch ſie lehrt in Ecken und Winkeln, Schilf 
und Rohr, Dächer und Mieten eine gemächliche Zuflucht zu 
ſuchen. Das Meiſte in dieſer Beziehung aber thut wohl die 
allmählige Gewöhnung, die ja auch den Nordländer in der 
glühenden Hitze des Aequators erhält, wenn gleich nicht zu 
leugnen iſt, daß der Menſch vorzugsweiſe die Eigenſchaft 
beſitzt allenthalben auszudauern und ſich wohl zu fühlen. 


Wandern und flüchten in die gewohnten beſſeren Ge— 
genden mögen die Vögel, wenn es alte ſind, darum nicht, 
weil ihre natürliche Furchtſamkeit ſie abhält, das aufzugeben, 
was ſie haben, ſo wenig es auch ſein mag, und bekannte 
Gegenden unter ſolchen Umſtänden mit unbekannten zu ver- 
tauſchen, wenn wir nicht annnehmen wollen, daß in alten 


6 


— 5 — 


Vögeln, wenn die Zeit der Wanderſchaft vorüber ift, auch 
die Luſt und der Trieb dazu gänzlich erſterben. 
Dr. H. Schenck. 


2. Die Lewitz in naturhiſtoriſcher Rückſicht. 
Manche Gegenden unſeres Heimathlandes ſind für die 
Wiſſenſchaft noch wenig oder gar nicht ausgebeutet, ſei es 
nun weil zufällig kein Freund und Kenner der Natur ſie zu 
durchwandern Gelegenheit hatte, oder weil die Unterſuchung 
derſelben mit Schwierigkeiten uud Beſchwerden verbunden 
war, die den wenigen Forſchern, die Meklenburg bis dahin 
hatte, ſie ſchon aus Geſundheitsrückſichten unthunlich machte. 
Zur letzteren Kategorie gehört vielleicht die Lewitz, dieſe be— 
deutende Bruch- und Wieſenfläche, mit Hartungen, Horſten 
und Liezen abwechſelnd, die an einzelnen Stellen eine faſt 
tropiſche Vegetation zeigt. Welch reiche Fundgrube für den 
Ornithologen, Entomologen und beſonders Botaniker iſt ſie 
wohl, wie viel bis dahin Unbekanntes enthält ſie gewiß in 
ihren meilenweit ſich hinſtreckenden Weichholzwaldungen? Ich 
bin ein Anwohner dieſer intereſſanten Gegend und habe 
ſchon lange die Idee einer eigenen Fauna Lewitziana 
gefaßt, traue jedoch meinen Kräften, namentlich in botaniſcher 
Hinſicht zu wenig. Gerne jedoch würde ich helfen und für 
dern, wenn Jemand Luft und Kraft hätte, mit mir zu ver— 
ſchiedenen Zeiten des Jahres die Brücher zu durchwaten und 
die Wieſen zu durchforſchen. Die Wiſſenſchaft würde dadurch 
ſicher gewinnen, wenn auch nicht an Umfang doch an Ver: 


ſtändniß. 
Dr. H. Schenck. 


— 109 — 


3. Hexen⸗ oder Feenringe. — Manche Er 
ſcheinung in der Natur hat den einfachſten Grund und gränzt 
doch an das Wunderbare, und das größte Wunder dabei iſt, 
daß Jahrhunderte verfloſſen ſind, ohne jenen Grund zu finden, 
ſo leicht dies auch an ſich ſein mochte. Entweder ſind ſolche 
Dinge zufällig dem prüfenden Blick des Forſchers entgangen, 
oder man hat, wie dies oft geſchieht, künſtliche, zuſammen⸗ 
geſetzte Hypotheſen aufgeſtellt, und dabei die einfache, nahe 
liegende Wahrheit überſehen, eben weil ſie zu einfach war. 
Dies möchte ſich im vollen Maaße auch anwenden laſſen auf 
jenes merkwürdige Phänomen, welches das Volk allenthalben 
in Deutſchland Hexen⸗ oder Feenringe nennt, nach feiner Ge— 
wohnheit, alles einer übernatürlichen Wirkung zuzuſchreiben, 
wenn die Urſache nicht gleich zu finden iſt. Ich meine jene 
merkwürdigen Kreiſe, die ſich auf Wieſen, Grasplätzen und 
bloßen Stellen in Nadel- und Laubwäldern nicht eben ſelten 
finden, und die auch dem ſonſt gegen ſolche Erſcheinungen 
Gleichgültigen nicht leicht entgehen können, da ſie durch ihre 
außerordentliche Regelmäßigkeit, durch lebendige Farbe und 
ſcharfe Begränzung ſogleich in die Augen fallen. Es ſind 
nämlich Kreiſe von verſchiedenem, bald größerem, bald gerin- 
gerem Durchmeſſer von 4, 8, 12 Fuß, die mit dem ſchärfſten, 
genaueſten Inſtrument geſchlagen zu ſein ſcheinen, in deren 
Innern die Vegetation ganz erſtorben iſt und wie verbrannt 
ausſieht, während die Peripherie ſie in der üppigſten Fülle 
und im dunkelſten, ſaftigſten Grün zeigt. Ich fand jene 
Kreiſe zuerſt auf dem Gute Steinhagen bei Neubuckow in 
einem Tannenwäldchen, und dachte und forſchte viel über ihre 
Entſtehung, konnte mir dieſelbe aber nicht erklären. Die 
Sache ſchien mir ſo intereſſant, daß ich ſie der diesjährigen 


— 110 — 


Verſammlung unſeres Vereins in Sternberg vortrug, um viel— 
leicht durch ſie eine Aufklärung in der Sache zu veranlaſſen. 
Allein keiner der anweſenden Herren hatte Gelegenheit gehabt, 
dieſe Kreiſe zu beobachten, uud ich hatte ſchon den Vorſatz 
gefaßt, öffentlich in dieſem Blatte eine Frage darüber zu ftellen, 
als mein Freund, der Herr Apotheker Timm zu Malchin mir 
in einer freundlichen Zuſchrift die Anzeige machte, daß er den— 
ſelben Gegenſtand im Archiv der Pharmacie Band LIV. 
H. 2. S. 236 Mai 1848 verhandelt gefunden habe, und 
mir zugleich die bezügliche Stelle in ee mittheilte, die 
ich hier folgen laſſe: 

»Botaniſche Geſellſchaft von Edinburg den 14. Jari: 
Vorgeleſen wurde eine Abhandlung vom Dr. G. Wilſon 
über die Herenringe, in welcher derſelbe zeigte, daß die chemiſche 
Theorie über den Urſprung dieſer merkwürdigen Kreiſe, welche 
vom Prof. Way bei der Sitzung der Brit. Association zu 
Southampton im Septbr. 1846 vorgetragen war, identiſch 
ſei mit der von Wollaſton in den Philos. Transact. ſchon 
1807 aufgeftellten. Dr Wilſon zeigte an, daß eine Analyſe 
verſchiedener Pilze von Schloßberger und Döpping ſchon lange 
vor Mr. Way' Bekanntmachung der ſeinigen ausgeführt ſei 
und daß ihnen daher auch die Anerkennung werden müſſe, 
daß fie Beſtätiger der Wollaſton'ſchen Anſichten und Vor⸗ 
gänger von Prof. Way's Nachweis für die Wahrſcheinlichkeit 
der chemiſchen Theorie bei den Hexenringen ſeien. Prof. Way 
bleibe das doppelte Verdienſt, einmal Agariei, von ſolchen 
Hexenringen entnommen, analyſirt zu haben, und andern 
Theils, eine qualitative und quantitative Analyſe der Aſche 
dieſer Pilze gegeben zu haben. Dr Balfour macht über die 
Anſichten der Botaniker über centrifugale Entwicklung auf⸗ 


— 111 — 


merkſam und verſucht zu zeigen, daß die Vereinigung bota⸗ 
niſcher und chemiſcher Theorien nothwendig ſei, um das Phä— 
nomen der Hexenringe zu erläutern. Dr. Flemming zeigte, 
daß eine der Theorien genüge, die Erſcheinung in allen Fällen 
zu erklären, und deutete auf ſolche Kreiſe von Agaricus 
orendes hin, bei welchen keine Veränderung im Graſe ſtatt— 
gefunden habe. Sir W. Jardine ſtimmte mit Dr. Flem⸗ 
ming überein und bemerkte, daß das Wachſen der Pilze auf 
freien Plätzen öfter nicht in kreisartigen, ſondern in verſchie— 
denartigen Formen ſtattfinde, und ohne das Anſehen des 
Graſes zu verändern. Er ſetzte dann noch kurz die Punkte 
aus einander, welche noch genauere Beſtimmung erforderten, 
und legte den Botanikern die Wichtigkeit der Beobachtung 
ans Herz.“ | 

Später nun und zwar erſt jüngſthin, fiel mir die all- 
gemeine deutſche naturhiſtoriſche Zeitung in die Hände und 
ich fand dort im erſten Jahrgange 1846 im 3 H. S. 294 
von J. Müller über denſelben Gegenſtand eine Notiz, welche 
das Voraufgehende deuten und die ganze Erſcheinung hin- 
reichend erklären möchte, weshalb ich dieſe Stelle, wörtlich 
wie ſie ſich dort findet, hier folgen laſſe, da mancher Leſer 
unſeres Archivs vielleicht keinen Zugang zu jener Zeitung 
haben köunte: 

»Die Annalen für Chemie und Pharmazie von Wöhler 
und Liebig (April 1846 S. 91) enthalten einen Aufſatz von 
Prof. Dr. Schloßberger: „Ueber die düngende Kraft der 
Schwämme, nach einem Experiment, das die Natur geliefert“. 
Dem Verfaſſer dieſes Aufſatzes war während ſeines Aufent— 
halts in Edinburgh eine 40 Jahr alte Abhandlung des ver— 
dienſtvollen Forſchers Wollaſton in die Hände gekommen, 


— 112 — 


welche die betreffende Erſcheinung behandelt. Wollaſton fand 
nämlich an der äußern Umgränzung ſolcher Ringe, wenn ſie 
zur paſſenden Jahreszeit beobachtet werden, ſtets gewiſſe Pilze 
wuchern. Hieraus und aus der ferneren Beobachtung, daß 
dieſe Ringe ſich nach der Peripherie hin, je nach der Art der 
Pilze, von 8 Zoll bis 2 Fuß vergrößern, ſchloß er, daß die 
Entſtehung der Ringe von einer Gruppe von Pilzen als 
einem Centralpunkte ausgehe, die zu ihrem Gedeihen den | 
Boden, auf dem fie wachſen, im hohen Grade erſchöpfen. 
Im folgenden Jahre ſind die Pilze daher genöthigt, ſich nach 
außen hin auszubreiten, um neuen kräftigen Boden zu erlangen, 
und ſo vergrößert ſich der Kreis mehr und mehr. Die am 
Rande jährlich abſterbenden Pilze geben dem Boden hier das 
im reichen Maaße wieder, was als Nahrung aus dem Centrum 
entnommen war, und daraus erklärt ſich der üppige Wachs⸗ 
thum des den Ring unmittelbar umſchließenden Graſes. Stick- 
ſtoff, wie er z. B. im Ammoniak enthalten iſt, und Phosphor⸗ 
ſäure, beſonders an Alkalien und Erden gebunden, müſſen im 
Boden vorhanden ſein, wenn Pflanzen auf ihm gedeihen 
ſollen. Hr. Dr. Döpping hat in den Schwämmen einen 
beſonders großen Reichthum an Stickſtoff und phosphorſauren 
Salzen aufgefunden und ſomit nachgewieſen, daß ihr Gedeihen 
die Erſchöpfung des ſie tragenden Bodens nach ſich ziehen | 
muß, als auch zugleich die hohe Dungkraft diefer verweſenden 
Kryptogamen ans Licht geſtellt. So ſahen wir den Caufal- 
zuſammenhang zwiſchen den Hexenringen und der Pilzvegetation 
mit aller Beſtimmtheit und Klarheit ſo nachgewieſen, da 
damit gleichzeitig die nicht ſelten hörbare Aeußerung außer 
Kraft geſetzt wird: „die Natur arbeitet nach ganz andern Ge- 
fetzen, als die find, welche der Chemiker in feinem Laboratorium 


— 113 — 


— 


erkannt zu haben meint.“ Schloßberger hat vollkommen Recht, 
wenn er in der Aufſchrift feiner Abhandlung ſagt: „die Natur 
liefert das Experiment, mit welcher ſie den Schlüſſen des 
Naturforſchers das Siegel der Wahrheit aufdrückt.“ Dieſe 
Bemerkung iſt jetzt beſonders von den Landwirthen zu beher— 
zigen, in deren Betrieb die Chemie von Tag zu Tag an 
Einfluß gewinnt. 

Die bei Entſtehung der Hexenringe vorzugsweiſe als 
thätig beobachteten Schwämme find folgende: Agaricus 
campestiris, der Champignon; Ag procerus, Ag tur- 
reus, Ag. oreades, Lycoperdon bovista.« 

Dr. H. Schenck. 


4. Rügens Klima. — Obgleich Rügen dem Feſt— 
lande ſo nahe liegt, hat es vermöge der großen Waſſerflächen, 
welche ſich überall als Meerbuſen in die Inſel hineinſchieben 
und derſelben eine ſo zerriſſene Geſtalt geben, ein vollkommen 
ausgebildetes Inſelklima. Weder ſind die Sommer ſo 
warm, noch die Winter fo kalt als die des benachbarten, 
ſüdlicher gelegenen Feſtlandes. Bei meinen häufigen Reiſen 
nach Rügen von Neubrandenburg aus, iſt es mir jedesmal 
aufgefallen, wie weit die Vegetation namentlich auf der Halb— 
inſel Jasmund gegen die meiner nur um einen Breitengrad 
ſüdlicher gelegenen Heimath, in ihrer Entwicklung zurückſtand. 
Auf dem Continent rechnet man für einen höheren Breiten⸗ 
grad eine Verzögerung der Vegetation von durchſchnittlich 4 
Tägen (das Maximum, welches ich beobachtet habe, betrug 
etwa 8 Tage); Rügens Vegetation iſt aber gegen die Neu— 
brandenburger immer wenigſtens um 14 Tage in Rückſtand. 


Am meiſten fällt dies auf, wenn man den Zuſtand der Reife 
8 8 


— 114 — 


der verſchiedenen Strauch- und Baumfrüchte, und den Ent- 

wicklungszuſtand der Gemüſepflanzen ins Auge faßt. Die 
fühlere Sommertemperatur erhellt daraus, daß edlere Obſt— 
arten, namentlich Weintrauben, auf Rügen ſelten oder gar 
nicht mehr zur Reife gelangen, während ſie auf dem benach— | 
barten Feſtlande noch recht gut gedeihen. Daß aber auch auf 
Rügen die Winter im Durchſchnitt gemäßigter ſind, möchte ö 
ich aus dem Umſtande ſchließen, daß die Wallnußbäume, | 


deren Cultur auf Rügen ſchon über 300 Jahre lang betrieben 
wird, dort ſo ſehr zahlreich in den Dörfern vorkommen und 
ein ſo fröhliches Gedeihen haben, während ſie bei Neu— 
brandenburg im Winter nicht ſelten erfrieren. Daſſelbe findet 
bei dem Epheu ſtatt. Dieſer, welcher ſich ſchon in dem 
wärmeren Mittel-Deutſchland in der üppigſten Pracht ent 
faltet, und faſt alle Burgruinen mit ſeinem dunklen Laube 
und ſeinen kugelförmigen Blüthendolden ſchmückt, kommt in 
den kälteren deutſchen Oſtſeeländern in Gärten und von Ge— 
bäuden geſchützt, freilich noch ziemlich häufig zur Blüthe, im 
wilden Zuſtande, in Wäldern aber nur ſelten. In Pommern 
iſt er nach Angabe der Floriſten wild nie blühend geſehen 
worden; in Meklenburg habe ich ihn an einem einzigen Orte 
(bei Neubrandenburg) in Blüthe gefunden; aus Holſtein ſind 
mir zwei Fundorte bekannt, und Dietrich führt aus dem 
Gebiete der Flora Marchica deren drei an. Bei meinem 
diesjährigen Aufenthalte in Krampas auf Jasmund wurden 
mir von Kindern Epheuzweige aus der Stubnitz gebracht, 
welche durch die Form ihrer Blätter zeigten, daß ſie von 
blühenden Stämmen gepflückt ſeien Schlechtes Wetter und 
Unwohlſein verhinderten mich leider dieſe Stämme ſelbſt auf 
zuſuchen. — Im Predigergarten zu Sagard auf Jasmund 


— 115 — 


befindet ſich übrigens ein cultivirtes, blühendes, fo rieſenhaftes 
Exemplar, wie ich es in anderen norddeutſchen Gärten nie 
geſehen habe; der Stamm hält 1“ im Durchmeſſer. 

E. Boll. 


5. Merkwürdiger Nebel auf Rügen. — Im 
Sommer des J. 1845 hielt ich mich, um das Seebad zu 
gebrauchen, in dem Dorfe Krampas auf Jasmund auf. Kein 
deutſches Oſtſeebad bietet dem Freunde der Natur einen ſo 
angenehmen Aufenthaltsort dar, als die beiden benachbarten 
Fiſcherdörfer Krampas und Saſſnitz, welche jährlich von 
etwa 70 bis 80 Badegäſten heimgeſucht werden. Sie liegen 
an der großen Prorer-Wiek hart am Strande, dicht am 
Rande der Stubnitz, welche dem Meere ſich hier bis auf 
wenige hundert Schritte nähert, und überdies an dem Anfange 
der großartigen, ſchroffen Kreideufer, welche von Saſſnitz an 
ſich eine Meile nach N. hin fortziehen, und dort in dem 
berühmten Stubenkamer ihre größte Höhe, aber auch zugleich 
ihr Ende erreichen. Wenn der Badegaſt auch in dieſen ein⸗ 
fachen Fiſcherdörfern auf alles Comfort verzichten muß, ſo 
findet er doch in der hier unter den Fremden herrſchenden 
Geſelligkeit, in dem Verkehr mit den einfachen, unverdorbenen 
Dorfbewohnern, vor allem aber in der ihn umgebenden 
herrlichen Natur einen ſo reichlichen Erſatz, daß er gewiß 
noch lange der hier verlebten Tage mit Vergnügen ſich 
erinnern wird. 

Am 30ſten Auguſt unternahm ich des Nachmittags einen 
Spaziergang nach dem nahe bei Krampas belegenen Farren- 
berge. Die Luft war ſehr warm und klar, und nachdem ich 
mich an der herrlichen Ausſicht über die ganze Prorer Wick, 

8 


I 


die Granitz und das Jagdſchloß erfreuet hatte, beſchäftigte 
ich mich mit dem Aufſuchen von Conchylien und Petrefacten, 
wobei ich dem Meere den Rücken zukehrte. Während meiner 
Nachforſchungen erhob ſich ein ſehr kalter Wind, und als 
ich mich nach Beendigung derſelben wieder dem Meere zu— 
wendete, entfaltete ſich vor meinen Blicken ein merkwürdiges 
Schauſpiel. Etwa eine Meile vom Strande entfernt, rollte 
in der ganzen Breite der Wiek ein ſehr niedriges aber dicht— 
geballtes Nebelgewölk mit ſehr großer Schnelligkeit in der 
Richtung von N. O. nach S.W. gerade auf die Küſte zu. 
Es glitt fo unmittelbar über dem Waſſerſpiegel hin, wie der 
Pulverdampf von Schiffskanonen, wenn ſie bei ruhigem Wetter 
abgefeuert werden. Die meilenlange vordere Linie des Nebels 
war ganz ſcharf abgeſchnitten, und während vor derſelben 
alle Gegenſtände in ihrer vorigen Klarheit ſichtbar waren, 
wurde die hinter ihm liegende Gegend vollkommen verhüllt. 
Durch ſein raſches Vorſchreiten ward mein Geſichtskreis ſehr 
ſchnell verengt; bald hatte er das Ufer erreicht, und bedeckte 
nun auch das unmittelbar zu meinen Füßen liegende Krampas 
faſt vollkommen. Als darauf ſeine weißen Streifen auch die 
Buchen des Farrenberges zu durchziehen begannen, trat ich 
den Rückweg nach meiner Wohnung an. — Die Temperatur 
des Meerwaſſers war etwa eine Stunde vor Eintritt des 
Nebels 197 c, die der Luft noch weit höher. Die Luft⸗ 
ſchicht über dem Meeresſpiegel war alſo im Stande geweſen 
eine ſehr bedeutende Menge von Waſſerdünſten in ſich aufzu⸗ 
nehmen. Als nun der kalte nordöſtliche Wind dicht über 
dem Waſſerſpiegel durch die unterften Luftſchichten hinwehete, 
wurden die Dünſte plötzlich condenſirt, und bildeten das 
niedere, in der Richtung des Windes fortſchreitende Nebel- 


a 


gewölk. — Leider habe ich nicht in Erfahrung bringen 
können, ob der Nebel in dieſer Geſtalt agg an der 
rügenſchen Küſte bemerkt wird. 

E. Boll. 


6. Luftſpiegelung. — An der deutſchen Oſtſee— 
küſte zeigt ſich die Fata Morgana nicht eben ſehr häufig, 
doch iſt ſie auch hier ſchon in ſehr vollkommener Ausbildung 
geſehen worden. Im J. 1829 erblickte man von mehreren 
Gegenden der Halbinſel Jasmund das Luftbild einer großen 
Stadt, vielleicht Kopenhagens. (S. Sundine 1829. St. 33. 
S. 262 f.). — Ein anderes Beiſpiel berichtet Dr. C. in 
der Voſſiſchen Zeitung vom J. 1846. „Am 30 Juli um 
3½ Uhr des Morgens, meldet derſelbe, wurde ich eine 
Viertelmeile vor Stralfund, von der merkwürdigen Erſcheinung 
einer Fata Morgana überraſcht. Die Stadt Stralſund 
zeigte ſich am jenſeitigen Ufer der Inſel Rügen als ein 
prachtvolles Luftbild in dunkelblauer Farbe ſo klar, daß jedes 
Gebäude deutlich zu unterſcheiden war. Namentlich war der 
Anblick der Marienkirche von überraſchender Schönheit, indem 
die architektoniſchen Verhältniſſe dieſes Prachtbaues ſo ſcharf 
in allen Linien ausgeſprochen waren, daß man ſie für ein 
gelungenes Daquerreotypbild halten konnte. Der opalfarbene 
Hintergrund des öſtlichen Himmels umgoß das Zauberbild 
mit einem magiſchen Glanze, bis daſſelbe vor der Sonne, 
welche wie eine geſchmolzene Goldſtufe dem Meere entſtieg, 
allmählig verſchwand.“ 

Ein drittes Beiſpiel theilte mir Hr. Baron A. v. Maltzan 
mit. Im Auguſt des J. 1846 ſah derſelbe zu Warnemünde 
ſehr deutlich das Kirchdorf auf Fiſchland, welches gewöhnlich 


— 115 — 


nicht zu ſehen iſt; auch die gegenüber liegenden däniſchen 
Inſeln waren ſichtbar mit Hügeln, Wald und Kirchdörfern. 
Es war ſehr klares Wetter, und die Erſcheinung ſoll ſich 
an mehreren Tagen wiederholt haben. 

E. Boll. 


7. Meteorologiſches aus den Jahren 1847 und 


1848. — Der Winter von 1847 — 48 hat ſich vor denen 
der voraufgehenden Jahre durch die große Anzahl ſeiner 
Nordlichter ausgezeichnet. In Neubrandenburg ſind deren 
6 beobachtet worden: am 23 und 24 Oct., am 17, 19 
und 20 Dec. und am 21 Febr. Das am 17 Dec. wahr⸗ 
genommene Nordlicht war ungeachtet des hellen Mondſcheins 
ſehr prachtvoll. — Eine ähnliche Störung, wie ſie ſich in 
dem vergangenen Winter durch dieſe vielen Nordlichter in 
dem telluriſchen Magnetismus kund gab, hat ſich in dem 
Frühlinge und Sommer dieſes Jahres durch die häufigen 
Gewitter auch in der atmosphäriſchen Electricität gezeigt. 
Im J. 1842 entluden ſich über Neubrandenburg 9 Gewitter, 
1843 deren 14, in dieſem Jahre haben wir in den erſten 
8 Monaten ſchon 18 gehabt. Welche erbaulichen Betrachtungen 
würde man nicht vor hundert Jahren über dieſe beiden Er⸗ 
ſcheinungen, und ihre Beziehungen zu den politiſchen Gewittern, 
welche Europa jetzt durchziehen, angeſtellt haben! — Es 
möge mir erlaubt ſein, hier noch eine kleine Bemerkung über 
die Gewitter im Allgemeinen anzuknüpfen. Jedem Bewohner 
des norddeutſchen Flachlandes, welcher dieſer Naturerſcheinung 


nur einige Aufmerkſamkeit gewidmet hat, wird es bekannt ſein, 


wie großen Einfluß Waſſer- und Wieſenflächen 
auf den Zug der Gewitter ausüben. Wiſſenſchaft— 


— 119 — 


liche Forſcher ſcheinen dies Factum gar nicht beachtet zu haben, 
wenigſtens finde ich in Aragos umfangreicher Abhandlung 
über dieſe Naturerſcheinung ) auch nicht ein einziges Wort 
über dieſen Gegenſtand geſagt. Es mag dies darin ſeinen 
Grund haben, daß dieſer Einfluß in wenig anderen Län⸗ 
dern ſo deutlich hervortritt, als in dem überall von Wieſen⸗ 
und Waſſerflächen durchſchnittenen Norddeutſchland, wo Ge— 
birge, welche anderswo dem Zuge der Gewitter eine mechaniſche 
Schranke entgegenſetzen, gänzlich fehlen. Ungehindert könnten 
die Gewitter in gerader Richtung unſer Land durchziehen, 
wenn ſie nicht eben durch jene Flächen von derſelben abgelenkt 
würden, welche ihnen für jede Oertlichkeit beſtimmte, von den 
geraden oft ſehr abweichende Bahnen vorzeichnen. Bei Neu— 
brandenburg z. B. ziehen ſie in der Regel von S. W. 
herbei. Am ſüdlichen Ende der Lieps angclangt, der Fortſetzung 
der Tollenſe, welche ſich von der Stadt aus nach S. W. hin 
erſtreckt, theilen ſie ſich; ein Zweig zieht nach O. hinter 
Stargard hinweg, ein anderer aber folgt in nördlicher Richtung 
dem Weſtufer der Tollenſe und des Wieſenthals, welches 
den Tollenſe-Fluß einfaßt, und nimmt ſeinen Zug auf die 
Stadt Treptow zu. Neubrandenburg ſelbſt, auf der öſtlichen 
Seite des Flußthales gelegen, bleibt in der Regel von den 
Gewittern verſchont. Iſt dieſer letztere Zweig aber ſehr ſtark, 
ſo pflegt er ſich, wenn er bis zu dem Dorfe Broda, am 
nördlichen Ende des Tollenſe-Sees gelegen, gekommen iſt, zu 
theilen. Ein Aſt deſſelben bleibt dann in der gewöhnlichen 
Bahn, ein anderer aber wendet ſich nordöſtlich, zieht queer 
über das Thal des Tollenſe-Fluſſes an einer Stelle hinweg, 


) Arago Unterhaltungen aus dem Gebiete der Naturkunde, überf. 
v. Grieb. ee bei Hoffmann. Bd. IV. S. 145 — 428. 


— 120 — 


wo dieſes ſehr ſchmal wird, ſtreift den Nordrand der Stadt 
Neubrandenburg, und folgt dann dem Datze-Thale aufwärts. 
Dieſer Aſt richtet in und nahe bei der Stadt den meiſten 
Schaden an; derſelbe trifft jedoch faſt nur den nördlichen 
Stadttheil, und die außerhalb der Ringmauern belegene nächte 
Umgebung deſſelben, nämlich den langen Wall und die vor 
dem Friedländer Thore belegenen Scheunen. Auffallend iſt 
es dabei, daß das Einſchlagen des Blitzes gewöhnlich erſt 
beim Abzuge des Gewitters erfolgt. — Nur ausnahmsweiſe 
kommen ſie aus anderer Himmelsgegend, und pflegen dann 
ſehr heftig zu ſein. Zu den merkwürdigen meteorologiſchen 
Erſcheinungen des gegenwärtigen Jahres gehört auch noch 
eine am 29 März beobachtete Feuerkugel. Die Voſſiſche 
Zeitung berichtet in der erſten Beilage zu No. 80 aus 
Oderberg vom 30 März über dieſelbe Folgendes: „Referent 
beobachtete am geſtrigen Abend bald nach 10 Uhr am nord⸗ 
öſtlichen Himmel ein Meteor, wie er ſolches noch nie von 
ſolcher Schönheit geſehen hat: eine Feuerkugel, an ſcheinbarer 
Größe faſt dem Vollmonde gleich, mit weißlich-blauem Lichte, 
welche die ganze Gegend auf einige Sekunden hell erleuchtete, 
und ihr ein zauberiſches Anſehen verlieh. Sie kam zum Vor⸗ 
ſchein in der Gegend der „nördlichen Krone“, etwas unter⸗ 
halb und ſüdlich von derſelben, bewegte ſich mit mäßiger 
Schnelligkeit, faſt horizontal, in der Richtung auf den Stern 
Deneb (% im „Schwan“, während des Laufes immer größer 
werdend, und in einer flernenlofen Gegend oberhalb der Wega 
in der „Leyer“ ohne hörbares Geräuſch zerplatzend und in 
kleine Sternchen ſich auflöſend, welche ſofort verſchwanden. 
Der hinterlaſſene ſtarke gelbe Streifen ſtand nach dem Ver— 
ſchwinden des Meteors noch in ſeiner ganzen Länge, und 


— 121 — 


verſchwand nur ſehr langſam von beiden Enden aus nach 
der Mitte zu, hier ſich förmlich concentrirend, konnte ich mit 
unbewaffnetem Auge denſelben noch ziemlich eine halbe 
Stunde beobachten zwiſchen einigen kleinen Sternen im Fuße 
des „Herkules.“ Dieſe letzte Erſcheinung war mir die merk— 
würdigſte und unerklärlichſte, und wünſchte ich wohl nähere 
Aufklärung darüber.“ 
Ceen dieſe Feuerkugel ward auch in Neubrandenburg 
beobachtet, und ich verdanke den Herrn Stuhlmacher Buchholz 
und Secretär Gäth nähere Angaben über dieſelbe, welche im 
Weſentlichen mit denen des Oderberger Referenten überein 
ſtimmen. Die Höhe der am nordöſtlichen Himmel in faſt 
wagerechter Richtung ſich fortbewegenden Feuerkugel ſchätzte 
Hr. B. auf etwa 45° über dem Horizonte; fie ward alfo 
in Neubrandenburg faſt eben fo hoch als in dem 6% M. 
öſtlicher gelegenen Oderberg geſehen, was auf eiue ſehr be— 
trächtliche Entfernung derſelben von der Erde ſchließen läßt. 
Der Lichtſtreif, welchen die zerplatzende Kugel hinterlaſſen 
hatte, blieb an derſelben Stelle des Himmels ſtehen, wo er 
zuerſt geſehen war. Er zog ſich langſam zuſammen, nach 
der Oderberger Beobachtung nach ſeiner Mitte zu, nach der 
Neubrandenburger aber nach ſeinem nördlichen Ende zu; erſtere 
Angabe, von einem geübteren Beobachter herrührend, iſt wohl 
die zuverläſſigere Beide Berichte ſtimmen aber darin über— 
ein, daß die Lichtmaſſe an der Stelle, wohin ſich der Streif 
zuſammenzog, fi, ſtark concentrirte und „eine größere un— 
förmliche, dunkelröthliche Maſſe bildete“ (B.). Der Lichtſtreif 
ſtand ſehr lange am Himmel, und die ganze Erſcheinung ver— 
ſchwand ohne Geräuſch, wie fie auch ohne ein ſolches entftanden 
war. — Auch mir iſt kein anderes Beiſpiel von einem fo 


langſamen Verſchwinden des von einer Feuerkugel hinter— 
laſſenen Lichtſtreifens bekannt. Derſelbe kann nicht eine bloße 


optiſche Täuſchung geweſen fein, wie man von den ſchnell 


verſchwindenden Lichtſtreifen der Feuerkugeln und Stern— 
ſchnuppen annimmt, welche dadurch hervorgebracht wird, daß 
der Eindruck, den ein ſich ſehr ſchnell bewegender leuchtender 
Punkt auf die Netzhaut des Auges hervorbringt, von dieſer 


auch noch einige Zeit nach ſeinem Verſchwinden feſtgehalten 


wird: es muß vielmehr wirklich von der Feuerkugel während 
ihres Laufes eine beträchtliche Menge leuchtender Materie 
ausgeſtrömt ſein. 

Schließlich erwähne ich noch den heftigen Süd-Sturm, 
welcher am 9. Aug. dieſes Jahres unſere Länder heimgeſucht 
hat. Ich befand mich an jenem Tage auf Jasmund in 


Krampas und hatte daher Gelegenheit ſeine Wirkungen auf 


dem Lande und dem Meere zugleich in Augenſchein zu nehmen. 
Sogleich bei ſeinem Beginne gegen 9 Uhr Morgens be— 
mächtigte er ſich der auf dem Swath liegenden Erbſen, 
kugelte ſie zu großen Ballen zuſammen, und rollte dieſe vor 
ſich her durch Gerſten- und Weizenfelder; um nur einiges 
von ihnen zu retten, war ſogleich die ganze Dorfſchaft auf 
den Beinen und beſchwerte dieſe Ballen mit Brettern, Stangen 
und Eggen. Noch größeren Schaden richtete er in dem noch 
auf den Halmen ſtehenden Weizen, Hafer und Gerſte an: 
die Aehren wurden ſo ſehr vom Winde zerſchlagen, daß ſie 
durchſchnittlich wohl kaum die Hälfte ihrer Körner behalten 
haben, ja einige Felder habe ich geſehen, wo die Aehren ſo 


gänzlich vernichtet waren, daß es ausſah als wären ſie mit 


der Scheere von den Halmen hinweggeſchnitten. Das einzige 
Schutzmittel, welches den Landleuten gegen dieſe Zerſtörung 


— 123 — 


übrig blieb und auch fleißig ungesoenbetöknniehe, war, während 
des Sturmes das Getreide mähen zu laſſen. Das Laub der 
Gebüſche und Bäume wurde an der Windſeite ſo zerſchlagen, 
daß es am folgenden Tage ſo braun war, als hätte es vom 
Froſte gelitten. Bäume wurden in meiner Nähe nicht ent⸗ 
wurzelt; dies iſt aber, wie ich einige Tage ſpäter ſah, in 
anderen Theilen Rügens ſo wie in Vorpommern, ſehr vielfach 
geſchehen. Auch Strohdächer wurden zerſtört und Windmühlen— 
flügel abgebrochen. — Prachtvoll ſah die vom Sturme be⸗ 
wegte Oſtſee aus! Der Schaum der Wellen ward vom Winde 
in die Luft getrieben und hüllte den ganzen Meereshorizont 
in einen dichten Nebelſchleier. Die Wogen, welche etwa 10° 
weiter wie gewöhnlich auf den ſanftanſteigenden Strand herauf: 
rollten, erhoben fi) an der Küſte, fo weit ich ihre Höhe 
genauer beurtheilen konnte, nicht über 4 bis 5. Gegen Abend 
legte ſich der Sturm. a 
E. Boll. 


8. Peloria anectaria. — Im Herbft des J. 1816 
fand ich bei Schwerin an der Wismarſchen Landſtraße die 
unter dem Namen Peloria anectaria bekannte Monftro- 
ſität der Linaria vulgaris. Sie wuchs am öſtlichen Ab— 
hange der Straße, wo dieſe aufgeſchüttet war, und zwar auf 
einem Flächenraume von 2 bis 3 Ruthen. Auf dieſem 
Raume war auch nicht eine einzige normal ausgebildete L- 
naria vulgaris zu finden, ſondern alle hatten die Pelorien— 
Bildung, während rund umher auf dem Acker die normale 
Linaria häufig ſtand. Die Krone der Peloria ift beinahe 
regelmäßig und pentandriſch. Ich beſuchte den Fundort häufiger 
um zu ſehn, wie ſie ſich beim Abblühen verhielte; ſie ver— 


— 124 — 


trocknete, ohne daß ich Samen finden konnte. — Im Herbſt 
1847 ſuchte ich dieſelbe Stelle wieder auf und fand wirk— 
lich reife Samenkörner, obgleich überall, wo ich über 
dieſen Gegenſtand nachgeleſen habe, die Möglichktit bega 
geleugnet wird. 

Dr. A. Brückner. 


9. Anzeige für Meklenburgs Entomologen 
Auf meine Veranſtaltung ſind jetzt in Schwerin in der Par— 
fümeriehandlung der Gebrüder Cohen die ſo berühmten In— 
fectennadeln des Hrn. Klüger in Berlin in allen Größen 
vorräthig, und ich bin gerne erbötig Beſtell ange derſelben 
für Entomologen zu vermitteln. 
Dr. H. Schenck. 


= 185 = 


10. Literariſche Anzeigen 
5 von 


Ernst Boll. 


Unter dieſer Rubrik werde ich in den Jahresheften unſeres — 
Vereins die auf die Naturgeſchichte der deutſchen Oſtſeeländer 
Bezug habenden ſelbſtſtändigen Schriften und Journalaufſätze 
zur Anzeige bringen, welche im Laufe unſeres Vereinsjahres 
erſchienen ſind. Da mir aber in dem beſchränkten Kreiſe 
meiner Lectüre manche journaliſtiſche Abhandlung, welche hier 
mit aufgezählt werden müßte, leicht unbekannt bleiben könnte, 
eine vollſtändige Ueberſicht unſerer naturhiſtoriſchen Literatur 
aber ſehr wünſchenswerth iſt, ſo erſuche ich im Intereſſe der 
Wiſſenſchaft die Verfaſſer ſolcher Abhandlungen mich gefälligſt 
von denſelben in Kenntniß zu fetzen. 

Durch beſondere Umſtände begünſtigt, iſt die Literatur 
des erſten Vereinsjahres ſehr reich ausgefallen; es erſchienen 
im Laufe deſſelben: 

1. Amtlicher Bericht über die 24. Verſammlung 
deutſcher Naturforſcher und Aerzte in Kiel, im J. 1846. 
Kiel akadem. Buchhandlung 1847. 4to. 2 Rthlr. — Für 
uns ſind in dieſem Berichte folgende Abhandlungen von 
Wichtigkeit: 

1. Ueber die Oſtſee, eine Rede gehalten von G. A. 

Michaelis. S 11 bis 24. 

2. Reſultate eines Bohrverſuches bei Glückſtadt, von Lucht. 

S, DR, \ 

3. Ueber die Schichtenfolge der Glückſtädter Gegend, von 

O. Volger. S. 226. 


— 16 — 


4. Ueber das Asphalt-Vorkommen in holſteinſchen Granit- 

geröllen, von Dr Meyn. S. 228. 

5. Ueber die Schichtenfolge der Reinbecker Tertiär-Formation, 

bon Dr. Zimmermann. S. 232. 

6. Ueber die Geſchiebe und Petrefacten Holſteins, von 

Roſt. S. 234. 

7. Ueber Tertiär-Petrefacten aus dem Sachſenwalde, von 

Dr. Zimmermann. S. 242. 

8. Geognoſtiſche Mittheilungen über Wagrien und Fehmaren, 
von Bruhns. S. 251. 

9. Ueber die geognoſtiſchen Verhältniſſe des ſüdweſtlichen 
Holſteins, von Kabell. S. 273. 

10. Ueber ein vermeintliches Kalkflöz im Hülshorſter Hügel, 
im Sachſenwalde, von Kabell. S. 276. 

Die Abhandlungen 2 bis 10, ſind nebſt einigen anderen 
geognoſtiſchen und mineralogiſchen auch beſonders abgedruckt 
unter dem Titel „Specialbericht über die Verhandlungen in 
der Section für Mineralogie, Geognoſie und Geographie bei 

der 24. Verſammlung u. |. w.“ (18 Nar). 
N 2. Die Bodenbildung der Herzogthümer Schleswig, 
Holſtein und Lauenburg, von G. Forchhammer (nebft 
geognoſtiſcher Charte) — in der Feſtgabe für die Mitglieder 
der 11. Verſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe in Kiel. 
Altona 1848 (Kiel, Schröder: 5 Rthlr). S. 317 ff. — 
Ein beſonderer Abdruck dieſer intereſſanten Abhandlung ward 
nebſt der dazu gehörigen Charte auf jener Verſammlung an 
die Mitglieder vertheilt, ift aber leider im Buchhandel nicht 
zu haben. | 

3. Bericht über die bei der 11. Verſammlung deutſcher 

Land- und Forſtwirthe in Kiel ausgeſtellte geognoſtiſche 


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Sammlung der Herzogthümer Schleswig und Holſtein, von 
Dr. Meyn — im amtlichen Bericht über dieſe Verſammlung. 
(Altona 1848, Kiel: Schröder, 5 Rthlr.) S. 531 ff. (Für 
die Geognoſie der deutſchen Oſtſeeländer von großem Intereſſe.) 
4. Karſten und v. Dechen: Archiv für Mine⸗ 
ralogie u. ſ. w. 1848. XXII. I. S. 3 bis 102 enthält: 
Zur Kenntniß des tertiären Bodens der Mark Bran⸗ 
denburg, von E. Beyrich. (Auch in Bezug auf Meklen— 
burgs tertiäre Petrefacten ſehr wichtig). 
5. Leonhard und Bronn: Neues Jahrbuch 
für Mineralogie u. ſ. w. 1847: 
1. Zimmermann, über die tertiären Petrefacten bei 
Reinbeck unweit Hamburg. S. 43. 
2. Girard, über Vorkommen und Verbreitung des London- 
clays in der norddeutſchen Ebene. S. 563. 
6. Dunker und v. Meyer: n e 
phica, Bd. Z: 
1. E. Boll, Beitrag zur Kenntniß der nei) 
Trilobiten. H. 3. S. 126. 
2. C. Zimmermann, Trochus Struveanus (nebſt 
Verzeichniß der Reinbecker tertiären Petrefacten). H. 4. 
S Dh 
7. Zeitſchrift des Vereins für deutſche 
Statiſtik: 
E. Boll, Beſchreibung von Meklenburg⸗Schwerin, mit 
vorzüglicher Berückſichtigung ſeiner natürlichen Beſchaffenheit 
und feiner landwirthſchaftlichen Verhältniſſe. Erſter Artikel: 
Jahrg. J. S. 1091 — 1098. (1847). Jahrg. II. S. 
124 — 130. (1848). Zweiter Artikel: unter der Preſſe. 
8. Beiträge zur Kunde Pommerns. Heraus— 
gegeben von dem Verein für pommerſche Statiſtik. Das 


— 128 — 


erfte Heft (in Commiſſion in der Morinſchen Buchhandlung 
in Stettin, 1847: 12 Ngr.) enthält an hierher gehörigen 
Abhandlungen: 
1. Die warmblütigen Thiere e von v. Homeyer.“ 
S. 13. 
2. Ueberſicht der Production des Bergwerks-, Hütten- und 
Salinenbetriebes in der Provinz Pommern, für die J. 
1844 und 1845. S. 22. 
3. Die Soolquellen Pommerns. S. 24. 8 
4. Charakteriſtik der Oberflächengeſtalt des ſüdlichen Theiles 
des vorpommerſchen Plateaus, von Dr. Gribel. 
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5. Aufforderung zu Unterſuchungen über das Klima Pom⸗ 
merns, von Graßmann und Heß. S. 35. 
Das zweite Heft (in Commiſſion bei Schneider in Berlin, 
1847: 12 Ngr.) enthält: 
1. Statiftit der Oſtſee-Bäder Pommerns, von Dr, 
Sponholtz. S. 1. 
2. Die Heilquellen Pommerns, von Dr. Waff erfuhr. 
S. 43. 
3. Statiſtiſche Beſchreibung des Fahrwaſſers von Stettin 
bis Swinemünde und des Swinemünder Hafens, von 
Müller. S. 61. 
4. Ueber die Hemmung der Schifffahrt zwiſchen Stettin 
und Swinemünde während des Winters, von Dy. G. 
S. 66. | 
9. Zander, Naturgeſchichte der Vögel Meklenburgs, 
Gte Lief. Parchim bei Hinſtorff 1847. ö 
10. Drewes, Nachtrag zu Prahls Index planta- 
rum quae circa Guestrobiam sponte nascunlur 


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Phanerogamarum. Programm der Güſtrower Realſchule 
1847. N 

11. Fiedler, Beiträge zur meklenburgiſchen Pilzflorg. 
Erſtes Heft (Uredenei). Schwerin, Kürſchnerſche Bud): 
handlung 1848, 2 Rthlr. — Das Heft enthält 51 ge⸗ 
trocknete Uredo-Arten, ohne Text. 


12. E. Boll, Meklenburg, eine naturgeſchichtliche und 
geographiſche Schilderung. Neubrandenburg bei Brünslow 
1847, 15 Ngr. 

13. v. Uslar, über einige Mineral-Reichthümer der 
eimbriſchen Halbinſel zwiſchen der Elbe und dem Limfiord. 
Hamburg bei Neſtler und Melle, 1848, 12 Ngr. (Dies iſt 
die einzige von den hier aufgeführten Schriften, welche mir 
noch nicht zu Geſicht gekommen ift). 


14. Phyſiophilus, wir leben in der Natur und 
müffen fie kennen. Freie Unterhaltungen über vaterländiſche 
Natur und deren Diener. Berlin, Nicolaiſche Buchhand— 
lung, 2 Bändchen, 1847. — Der Zweck des Ver⸗ 
faſſers dieſer Schrift iſt, wie er in der Vorrede ſagt, die 
Jugend durch Naturbilder in das Studium der vaterlän⸗ 
diſchen Natur einzuführen und ſie dafür zu gewinnen. Im 
erſten Hefte giebt er ein Bild einer mitteldeutſchen Gebirgs— 
gegend, im zweiten das einer deutſchen Inſel. Obgleich er 
nun die Gegenden, denen er dieſe Schilderungen entnommen 
hat nicht nennt, weil ſie eben nur allgemeine Repräſen⸗ 
tanten ähnlicher Oertlichkeiten fein ſollen, ſo erkennt- man 
doch leicht in der erſten Schilderung den Inſelsberg im 
Thüringer Walde, und in der zweiten die Inſel Rügen. 

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Man erſieht aus der ganzen Situation in dieſem zweiten 
Hefte, daß der Verfaſſer (welcher mir perſönlich nicht be— 
kannt iſt) ſich längere Zeit in Krampas als Badegaſt auf- 
gehalten hat, und deßhalb iſt es auch eben die Halbinſel 
Jasmund, von welcher er ein ſehr getreues und lebensfriſches 
Bild entwirft. 


— 131 — 
Nachträge und Berichtigungen. 


S. 3. Z. 19 v. oben lies Willebrandt Conrector in Crivitz. 
Zu S. 16. No. 14. Der letzte Bär, welcher in Pommern 
erlegt worden iſt, ward zur Zeit des ſiebenjährigen Krieges in der 
Gollnower Haide geſchoſſen; einen ausführlichen Bericht über dieſes 
Ereigniß geben Hafens pommerſche Provinzialblätter Bd. VI. ©. 245 
ff. (1824). 5 
5 Zu S. 22. No. 45. Was ich aus Kantzow über das frü⸗ 
here Schickſal der Hunde auf Wittow berichtet habe, wird von 
ſeinem Zeitgenoſſen Matthäus von Normann, welcher um die Mitte 
des 16ten Jahrhunderts fürſtlicher Landvogt auf Rügen war, voll 
kommen beſtätigt. In dem von ihm verfaßten „wendiſch-rügianiſchen 
Landgebrauch“ (ed. Gadebuſch 1777) heißt es tit. XVI: „Item dar 
möten up Wittow by Poene LX Mark beyde Adell undt Buhren 
undt jedermenniglich ſinen Hunden (den dar iß neen Wulff) den vor⸗ 
derſten Both afhowenn mit Klaven undt Blade, dy Hundt ſy klein 
edder groth.“ In noch älterer Zeit mußte auch auf Jasmund ebenſo 
mit den Hunden verfahren werden (tit. XVII). — Die in dieſem 
Geſetze liegende Barbarei wird noch auffälliger, wenn man bedenkt, 
daß damals auf Rügen bei Erbtheilungen das Pferd geſetzlich nur 
zu 8, die Kuh zu 5, und das Schaaf nur zu 1 Mark gerechnet ward 
(tit. CX XII, und daß für einen erſchlagenen Bauern nur 80 Mark 
Strafgeld gezahlt wurden (tit. XXIV): für einen vierbeinigen Hund 
auf Wittow aber, welcher den hochfürſtlichen Haſen daſelbſt hätte Ge⸗ 
fahr bringen können, mußten 60 Mark erlegt werden! Man ſollte kaum 
glauben, daß die Zeit, in welcher ſolche Geſetze in einem Lande 
gültig waren, welches damals doch ſchon zu den civiliſirten gerechnet 
ward, nur ſo wenige Menſchenalter hinter uns liegt! Wer an dieſem 
Pröbchen aus dem goldenen Mittelalter Gefallen findet, kann in der 
angeführten Schrift noch eine ſehr reiche Leſe derſelben halten. 

Zu S. 48. In dem Verzeichniſſe der Vögel ſind zu tilgen: 
Chardarius minor, Sterna arctica und Anas leucophthalmus, 
da fie auch in Meklenburg vorkommen, und fie auf den vorhergehenden 
Seiten auch ſchon unter anderen ſynonymen Benennungen mit aufs 
geführt ſind. 5 

S. 61 Z. 15 v. oben iſt zu leſen: noctiluca. 

S. 74 3. 14 v. oben iſt zu leſen: auszeichnen. 


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