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Full text of "Archiv für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen"

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WHITNEY   LIBRARY, 


HARVARD   UNIYERSITY 


THE  GIFT  OF 

J.    D.    WHITNEY, 

Stwyis  Hooper  Professor 

IN    THE 


MUSEUM  Or  COMPAKATIVE  ZOOLOGY 


ARCHIV 


für  die  naturwissenschaftliche 


LANDESDURCHFORSCHÜNG 


von 


BÖHMEN 

herausgegeben  von  den 

BEIDEN  COMITES  FÜR  DIE  LANDESDURCHFORSCHUNG, 

unter  der  Redaction 
von 

PROF.  Dr.  C.  KORISTKA  und  PROF.  J.  KREJCI. 


Fünfter  Band. 


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PRAG. 

Commissi ons-Ver lag  von   Franz   Rivnäc. 

1.887. 


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Inhalt  des  fünften  Bandes  des  Archives. 


Nro.  1.    Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  des  Eisengebirges  (Zelezne  hory)  und 

der  angrenzenden  Gegenden  im  östlichen  Böhmen   von  J.  K  r  ej  c  1   imd  R. 

He  Im  hack  er.*) 
Nro.  2.    Studien  im  Gebiete  der  höhmischen  Kreideformation.  III.  Die  Iserschich- 

ten.    Von  Dr.  Anton  Fr ic. 
Nro,  3.    Die  mittelböhm.  Steinkohletiablagerung  von  Karl  Feistmautel. 
Nro.  4.    Die  Lebermoose  (Musci  Hepatici)  Böhmens  von  Prof.  Jos.  Dedecek. 
Nro.  5.    Orographisch-geotektonische   Übersicht  des  silurischen  Gebietes  im  mittleren 

Böhmen.    Von  Johann  Krejcl  und  Karl  Feistmantel. 
Nro.  6.    Prodromus  der  Algenflora  von  Böhmen.    I.  Theil.  Von  Dr.  A.  Hansgirg. 

*)  Die  hiezii  gehörende  Karte  befindet  sich  im  VU.  Band. 


Druck  von  Dj-.  Kdv.  Oregr  in  Prag.  —  Selbstverlag. 


Die  zu  diesem  Bande  gehörige  Karte  erscheint  im  Laufe  des  Jahres  1 


883. 


ERLÄUTERUNGEN 


ZUR 


GEOLOGISCHEN  KARTE  DES  EISENGEBIRGES 


(ZELEZNE  HORY) 


UND  DER  ANGRENZENDEN  GEGENDEN  IM  ÖSTLICHEN  BÖHMEN 


VON 


J.  KREJci  UND  R.  HELMHACKER 


1881. 


(ARCHIV   DER  NATURWISSENSCHAFTLICHEN  LANDESDURGHFORSCHUNG  VON   BÖHMEN.) 
(V.  BAND.  NRO  1.  GEOLOGISCHE  ABTHEILUNG.) 


PRAG. 

DRUCK  VON  Dr.  EDUARD  GREGR.  -  IM  COM>USSIONS-VERLAG  BEI  FRANZ  RIVNÄC. 

1S8S. 


VORWORT. 


Nach  Vollendung  unserer  gemeinschaftlichen  Aufnahrasarbeiten  in  der 
Mitte  von  Böhmen,  deren  Resultat  in  der  geologischen  Karte  der  Um- 
gebungen von  Prag  und  den  sie  begleitenden  Erläuterungen  niedergelegt 
sindj  begannen  wir  im  Jahre  1875  die  detailirten  Untersuchungen  des 
böhmisch-mährischen  Plateau's,  u.  z.  vor  allem  des  nördlichen  Randes  der- 
selben, des  sogenannten  Eisengebirges,  nachdem  wir  schon  in  den  Jahren 
1873  und  1874  in  einzelnen  Parthieen  desselben  uns  orientirt  hatten. 

Die  Aufgabe,  die  uns  hiebei  vor  Augen  schwebt,  ist  das  Studium 
und  die  möglichst  genaue  geologische  Aufnahme  jenes  grossen  Urgebirgs- 
massivs,  zu  dem  das  böhmisch-mährische  Plateau  und  der  Böhmerwald 
gehört,  wobei  allerdings  auch  die  stratigraphischen  und  tektonischen  Ver- 
hältnisse der  sich  an  das  Urgebirge  anschliessenden  anderen  Formationen, 
namentlich  des  Silurs  und  Carbons,  der  permischen  und  der  Kreide- 
formation berücksichtigt  werden  sollen. 

Leider  blieb  der  Fortschritt  unserer  Arbeit  weit  hinter  unserem 
Wunsche  zurück,  hauptsächlich  wegen  der  zu  kurzen  Zeit  und  wegen  den 
zu  geringen  materiellen  Hilfsmitteln,  die  uns  jährlich  zu  Gebote  standen, 
dann  auch  wegen  der  ungemeinen  Mannigfaltigkeit  und  Abwechslung  des 
geologischen  Details.  Wie  die  beiliegende  geologische  Karte  zeigt,  stellen 
wir  aber  dafür  ein  ganz  neues  und  gegen  die  früheren,  raschen,  cur- 
sorischen Aufnahmen  ein  überraschend  mannigfaltiges,  geologisches  Bild 
des  untersuchten  Terrains  auf. 

Die  bis  jetzt  (October  1881)  vollendete  Arbeit  umfasst  schon  einen 
grossen  Theil  des  östlichen  Böhmens,  nämlich  von  Lysa,  Neu-Bydzov  und 
Königgrätz  im  Norden  bis  Sedlcan  und  Humpolec  im  Süden,    und  von  der 


Moldau  bei  Königsaal  und  Vermefic  im  Westen  bis  an  die  mähriache  Gränze 
im  Osten.  Die  vorliegende  Arbeit  enthält  blos  die  nördliche  Zone  dieses 
ausgedehnten  Terrains  (nämlich  die  Blätter  Caslau-Chrudim,  Königgrätz- 
Elbe-Teinic-Pardubic,  Hohenmauth-Leitomysl  der  neuen  Generalstabskarten 
im  Maasstabe  von  1  :  75000)  und  es  wird  sich,  wie  wir  nun  hoffen,  an 
dieselbe  die  Veröffentlichung  der  anderen  nördlicheren  Zonen  in  möglichst 
rascher  Folge  anschliesseu. 

Im  November  1881. 

J.  K.  und  R.  H. 


Orographische  Einleitung. 


Das  Eisengebirge  umfasst  jenen,  weniger  durch  seine  Höhe  und  Aus- 
dehnung, als  durch  seine  orographische  Individualität  ausgezeichneten  Gebirgswall 
am  nördlichen  Saume  des  böhmisch-mährischen  Plateaus,  welcher  sich  aus  der 
Thalebene  des  Elbeflusses  und  aus  dem  Flachlande  des  östlichen  Böhmen,  zwischen 
Elbe-Teinic  in  SO  Richtung  gegen  Vojnomestec  erstreckt  und  ohne  allmählige 
Vermittlung  östlich  an  der  mährisch-böhmischen  Gränze  mit  dem  Gränzgebirge 
sich  vereinigt.  Die  Länge  desselben  von  NW  nach  SO  beträgt,  u.  z.  von  Elbe- 
Teinic  aus  bis  gegen  Vojnomestec,  bis  wohin  nämlich  die  Individualität  des  Ge- 
birges noch  ausgeprägt  ist,  etwa  65  Kmt.  (16  Wegst).  Die  durchschnittliche 
Breite  des  Gebirgszuges  beträgt  etwa  15  Kmt.  (S^/^  Wegst.),  obwohl  dieselbe  von 
NW  gegen  SO  allmählich  zunimmt. 

Das  Eisengebirge  bildet  die  Gränze  zwischen  dem  Chrudimer  Kreise  im 
NO  und  dem  Caslauer  Kreise  im  SW.  Die  Endpunkte  desselben  liegen  zwischen 
49**  40'  nördlicher  geographischer  Breite,  wenn  von  Kreuzberg  bei  Vojnomestec 
aus,  wo  es  in  das  böhmisch-mährische  Gränzgebirge  übergeht,  zu  zählen  angefan- 
gen wird,  bis  etwa  50''  5'  n.  B. ;  dann  zwischen  33°  bis  33"  30'  östlicher  Länge 
von  Ferro. 

Der  bedeutendste  Theil  des  Eisengebirges  fällt  auf  das  Blatt  Zone  6, 
Colonne  XIII,  der  neuen  Gradkarte  von  Böhmen  im  Maasstabe  von  1 :  75000  n.  Gr. 
Dieses  Blatt  enthält  die  beiden  Städte  Caslau  und  Chrudim,  zwischen  denen  das 
Eisengebirge  sich  erstreckt.  Im  Blatte  Zone  7,  Colonne  XIV  [Policka-Saar  (Zdar)] 
endet  das  Gebirge,  indem  es  in  das  böhmisch-mährische  Gränzgebirge  übergeht. 
Ein  ansehnlicher  Theil  desselben  fällt  noch  in  die  SW  Ecke  des  Blattes  Zone  6, 
Colonne  XIV  (Leitomysl-Hohenmauth)  und  ein  geringer  Theil  in  das  iVO-Eck  des 
Blattes  Zone  7,  Col.  XIII   (Deiitsch-Brod).     Das  NW  Ende   des   Gebirges    nimmt 


im  Blatte  Zone  5  Colonne  XIII  (Elbe-Teinic,  Neu-Bydzov-Königgrätz)  blos  einen 
beschränkten  Kaum  ein. 

Hier  sind  nur  die  drei  Blätter  Caslau-Clirudim,  Elbe-Teinic-Königgrätz 
und  Hohenmauth-Leitomysl  dem  Texte  beigegeben. 

Der  vom  Eisengebirge  selbst  eingenommene  Raum  dürfte,  abgesehen  von 
dem  nicht  genau  bestimmten  Abschluss  desselben  gegen  die  böhmisch-mährische 
Gränze  zu,  in  runder  Ziffer  etwa  800— OOOQKmt.  (15  Q  Meilen)  umfassen. 

Der  Name  des  Gebirges,  nämlich  Eisengehirge  (Montes  ferrei,  Zelezne 
Hory)  kömmt  schon  in  alten  Urkunden  vor  und  rührt  offenbar  von  den  ehedem 
in  dieser  Gegend  betriebenen  Eisensteinbergbau  her,  dessen  Reste  noch  jetzt 
südlich  von  Hefmanmestec  und  am  Fusse  der  Bergrücken  bei  Vratkov  und  Zlebskä 
Lhota  angetroffen  werden. 

Dieser  Name  gerieth  allmählich  in  Vergessenheit,  so  dass  in  neuerer  Zeit 
für  dieses  doch  so  deutlich  individualisirte  Gebirge  kein  Collectivname  gebraucht 
wird.  Die  Erneuerung  der  alten  Benennung  dieses  Gebirges,  die  wir  hier  ein- 
führen, ist  aber  gewiss  sowohl  durch  die  Eigenthümlichkeit  des  Gebirges  selbst, 
als  auch  durch  den  historischen  Werth  des  Namens  gerechtfertigt. 

Das  Eisengebirge  tritt  aus  der  flachen  Gegend  am  rechten  Ufer  der  Elbe 
bei  Belusic  unweit  Elbe-Teinic  zuerst  nur  in  flachen  Hügeln  von  250 — 260  m. 
Meereshöhe  auf,  und  indem  es  erst  in  der  Richtung  von  NW  gegen  SO  allmählich 
an  Höhe  zunimmt,  schliesst  es  sich  endlich  an  der  böhmisch-mährischen  Gränze 
an  die  bis  725—800"-  hohen  Gränzkuppen  durch  unmerklichen  Übergang  an. 

Der  Doubravkabach,  der  bei  Ransko  entspringt,  folgt  der  Richtung  des 
Gebirgswalles,  indem  dieser  Bach  den  steilereu  SW  Abhang  desselben  begleitet 
und  sich  von  diesem  Abhänge  nur  wenig  u.  z.  höchstens  bis  auf  öVj  Kmt.  ent- 
fernt. Bei  der  Mündung  der  Doubravka  in  die  Elbe  durchbricht  dieser  Fluss 
das  nordwestliche  Ende  des  Gebirgswalles. 

An  dem  NO  Gehänge  des  Eisengebirges  entspringen  die  Ohebka  (oder 
Chrudimka),  so  wie  ihre  Zuflüsse,  nämlich  der  Zejbrobach  bei  Chrast,  der  Holetinka- 
bach  bei  Zumberg  und  der  Krouna-  (oder  Neuschlosser)  Bach. 

Wie  schon  erwähnt,  nimmt  mit  zunehmender  Höhe  in  der  Richtung  von 
NW  nach  SO  auch  die  Breite  des  Gebirgswalles  zu.  Bei  Elbe-Teinic  durchbricht 
die  Elbe  den  Hügelwall  in  der  Breite  von  kaum  o  Km. ;  zwischen  Kasparüv  Doiik 
und  Chvaletic  beträgt  die  Breite  mehr  als  3  Km. ;  in  der  Richtung  Semtes-Choltic 
oder  Licomeric-Hermanüv  Mestec  beträgt  die  Breite  aber  schon  8  Klmt.  und 
erweitert  sich  dann  weiter  zwischen  Zävratec-Chrudim  schnell  zu  17  Km.,  welche 
Breite  auch  der  Gebirgsmasse  zwischen  Libic,   Nassaberg  und  Chrast  zukömmt. 

V 

Zwischen  Zdirec,  Hlinsko  und  Skuc  wächst  die  Breite  sogar  bis  zu  22  Km.  an. 


Das  allmählige  Ansteigen  des  Gebirgskammes  von  NW  nach  SO  ergiebt 
sich  aus  folgenden  Höhenpuukten : 

Bei  Bernardov  265'"-,  Vedralka  SOO«"-,  Bi'lä  Skala  bei  Licomefic  492""-, 
Strän  oder  Zelezne  liory  bei  Zbislavec  566°'-,  Bucina  bei  Kraskov  602°^-,  Kankove 
hory  560°^-,  Spälava  bei  Malec  660'»-,  Vestec  666"^-,  die  Höhe  bei  Kladnö  670""-; 
die  folgenden  Höhen  von  725 — 800™-  bei  Svratka  und  Öikhaj  gehören  aber  schon 
dem  böhmisch-mährischen  Gräuzgebirge  an.  Der  Anfang  des  Gebirges  besitzt  dem- 
nach an  der  Elbe  nur  Htigelform,  während  in  SO  Verlauf  desselben  sich  ansehnliche 
Bergrücken  und  Hochflächen  entwickeln. 

Der  Abfall  des  Gebirgswalles  gegen  SW^  das  ist  gegen  den  Doubravka- 
bach  und  das  Öaslauer  Flachland  ist  vom  höchsten  Kamme  an  unvermittelt 
plötzlich  und  steil,  während  gegen  das  NO  Flachland  von  Pfelouc  und  Chrudim 
sanftere  Abstufungen  einen  allmähligen  Übergang  vermitteln.  Doch  ist  aber  auch 
an  dieser  Seite  die  Individualität  des  Gebirges  gegenüber  dem  flacheren  wellen- 
förmigen oder  terrassenartigen  Terrain  deutlich  ausgeprägt. 

Der  von  dem  Doubravkabache  begleitete  steile  SW  Abhang  des  Gebirges 
wird  nur  von  kurzen  und  wasserarmen  Schluchten  durchsetzt,  so  bei  Semtes, 
dann  unterhalb  der  die  Öaslauer  Gegend  beherrschenden  Burg  Lichnice  (Lichten- 
burg),  wo  zwei  Schluchten,  nämlich  die  Lovßtiner  und  die  vom  Goldbache  (zlaty 
potok)  bewässerte  Tremosnicer  Schlucht  ausmünden  und  sich  beide  durch  steile 
Felsengi'uppen  auszeichnen.  Erst  nach  einem  beinahe  schluchtlosen  Verlaufe  des 
Gebirgsabfalles  von  mehreren  Wegstunden  kommen  kurze,  steil  sich  absenkende 
Thälchen  bei  Hojesiu,  Spälava,  Kladrub  wieder  zum  Vorschein.  Länger  und  mit 
mehr  ausgesprochenem  Thalcharakter  sind  die  vom  Gebirgsrücken  herablaufenden 
Thalfurchen  des  NO  Gebirgsabfalles.  Solche  zwei  nicht  tiefen,  aber  doch  den 
verwickelten  Bau  des  Gebirges  theilweise  entblössenden  Thälchen,  sind  das  bei 
Stojic-Chrtnik,  welches  bei  Choltic  ausmündet,  dann  das  schöne  waldige  Thal  von 
Väpeny  Podol  und  Prachovic,  welches  unterhalb  Kostelec  bei  Herman-mestec  aus- 
mündet ;  weiter  das  mit  schrofferen  Waldlelmen  auftretende  Thal  von  Citkov  gegen 
Morasic ;  das  felsige  Thälchen  von  Deblov  gegen  die  Kuine  Rabstejnek  und  weiter 
noch  das  Thal  von  Siskovic  und  Kuchänovic  um  die  waldige  Hura  herum,  das  bei 
Lhota  mündet.  Das  bedeutendste  Thal  ist  aber  die  von  dem  Ohebka-  (oder  Chru- 
dimka)  Flüsschen  bewässerte  Terrainrinue,  die  in  mannigfachen  und  vielfachen 
Krümmungen  auf  mehrere  Wegstunden  das  Gebirge  in  der  Mitte  durchsetzt  und 
malerisch  abwechselnde  felsige  und  waldige  Thalbecken  bildend  endlich  bei  Sla- 
tihan  in  das  Chrudimer  flache  Land  eintritt ;  besonders  zeichnet  sich  dessen  Ende 
bei  der  Mühle  „Peklo",  dann  unterhalb  derselben  bis  Präcov  durch  malerische 
mit  schönem  Wald  gezierte  felsige  Parthieeu  aus. 


V 

Weiter  östlich  folgt  die  Zumberger  Hauptschlucht  mit  ihren  drei  oder 
vier  Kebeuschluchteu,  durch  deren  Vereinigung  sie  entsteht  und  unter  Bitovau 
in's  flachere  Hügelland  übergeht.  Die  Schlucht  von  Prasetin  gegen  Chacholic,  sowie 
die  sich  mit  derselben  verbindende  Schlucht  von  Rannä-Lestinka  nimmt  in  der 
Verengung  und  den  rechtsseitigen  senkrechten  Uferwänden  bei  Podskali  bis  Cha- 
cholic einen  eigenthümlich  reizenden  Gebirgscharakter  an.  Die  kürzere  Thal- 
schlucht von  St.  Anna  bei  Skuc  gehört  nicht  mehr  dem  eigentlichen  Eisengebirge 
an;  das  lange  Thal  des  Krounabaches  (Neuschlosserbach)  zwischen  Krouna  bis 
unter  Richeuburg  gehört  aber  noch  dem  Eiseugebirge  an,  tiefer  jedoch  schon 
dem  ostböhmischen  Plateau.  Die  Thalschluchteu  bei  Prosec  liegen  in  ihren  An- 
fängen schon  im  Systeme  des  böhmisch-mährischen  Gränzgebirges, 

Das  Eisengebirge  erscheint  in  doppelter  Hinsicht  deutlich  individualisirt, 
und  zwar  namentlich  im  westlichen  Theile,  wo  es  aus  dem  Flachlande  seines  SW 
und  NO  Fusses  rasch  emporsteigt,  und  dann  besonders  an  seinem  SW  Gehänge 
durch  einen  steilen  Abfall  sich  auszeichnet;  dann  auch  in  anderer  Hinsicht,  da 
nämlich  auch  der  Gesteinscharakter  desselben  von  den  Gesteinen  des  Flachlandes 
sich  wesentlich  unterscheidet.  Nur  in  der  Nähe  des  böhmisch-mährischen  Gränz- 
gebirges verlieren  sich  diese  beiden  Merkmale  um  so  mehr,  je  näher  das  Gebirge 
an  die  Gränze  vorrückt,  wo  endlich  das  Eisengebirge  und  das  Gränzgebirge  in 
einander  übergehen. 

Das  Flachland  am  NO  Fusse  des  Eisengebirges  steigt  gerade  so  wie  der 
Gebirgskamm  allmählich  in  der  Richtung  von  NW  nach  SO,  also  mit  zunehmender 
Entfernung  von  der  Elbeniederung  gegen  die  Landesgränze  an,  trotzdem  bleibt  aber 
der  Unterschied  zwischen  dem  Eisengebirge  und  dem  sanft  welligen  oder  terassen- 
förmigeu  Flachlande  unverändert  bestehen,  wenn  auch  die  Höhe  von  200°'  an  der 
Elbe  bis  274'"-  bei  Herman-mestec,  und  SOO""-  bei  Luze,  ja  sogar  bis  400""-  in  der 
Terrainstufe  bei  Skuc  ansteigt. 

Der  ÄPFFuss  des  Gebirges  wird  durch  eine  2  bis  über  lO'"'"-  breite,  flache 
Terrain-Depression  begleitet,  längs  deren  tiefsten  Stellen  der  Doubravkabach  fliesst. 
Diese  Depression  hat  theils  die  Gestalt  einer  Ebene,  wie  in  NW,  oder  eines  flachen 
Terrains  mit  unbedeutenden  Hügeln  oder  mit  Hügelstufen,  wie  es  im  SO  dieser 
Depression  der  Fall  ist.  Rechterseits  wird  diese  Depression  durch  den  steilen  Rand 
des  Eisengebirges  begränzt,  der  sich  ohne  Vorstufen  plötzlich  erhebt,  linkerseits 
aber  geht  sie  durch  allmählige  Hügel  erheb  ungen  in  die  welligen  Hochflächen  des 
südböhmischen  Gneusgebietes  über.  Von  Zabof  an  der  Elbe  bis  Libic  ist  diese 
Depression,  abgesehen  von  einer  Verengung  zwischen  Tremosnic  und  Jerisno,  ganz 
deutlich  ausgeprägt;  von  Libic  an  steigt  sie  stufenweise  bis  Zdirec  an,  und  lässt 
sich  dann  nieder  über  Kreuzberg  und  Vojnomestec  bis  Polnicka  (Pelles)  erkennen, 


so  dass  in  dieser  Richtimg  das  Eisengebirge  von  der  südböhmisclieu  Gneus- 
Hoclifläche  scharf  abgesondert  ist.  Das  Terrain  steigt  auch  in  dieser  Depression 
alhnählich  von  NW  von  der  Elbe  gegen  SO  an,  wie  der  Gebirgskamm ;  denn  bei 
Bernardov  besitzt  es  die  Höhe  von  rund  210'"-,  bie  Caslau  240'"-;  die  höheren  dem 
Fusse  des  Eisengebirges  sich  anschmiegenden  Stufen  derselben  erheben  sich  bei 
Ronov  und  Zavratec  zu  280""-,  steigen  dann  bei  Bestvin  zu  SOO""-;  bei  Malec 
erreicht  die  Depression  schon  die  Höhe  von  400'"-;  in  der  Zdirecer  Thalfläche 
aber  die  Höhe  von  ÖOO"^— öSO""-. 

Indem  das  Eisengebirge  in  derselben  Richtung  ebenfalls  allmählich  ansteigt, 
bleibt  die  relative  Höhe  des  Gebirges  über  dem  Doubravkabache  im  ganzen 
unverändert,  nur  bei  Malec  wird  sie  merklich  grösser,  nimmt  aber  gegen  die  Grenze 
des  Landes  wieder  ab. 

Der  relative  Höhenunterschied  des  Kammes  des  Eisengebirges  über  der 
Öaslau-Zdirecer  Terraindepression  beträgt  bei  Bernardov  in  runden  Zahlen  70™-, 
bei  Ronov  (Caslau)  140""-,  bei  Bestvin  löO""-,  bei  Malec  260'"',  bei  Stepänov  wieder 
löO""-  und  bei  Kreuzberg  nur  SO""-. 

Da  in  der  Depression  des  Doubravkabaches,  sowie  auch  im  Chrudimer 
Flachland  Alluvialbilduugen  vorherrschen,  weit^ir  aber  in  den  flachen  Hügeln  oder 
in  den  ebenen  Terrainstufen  die  Kreideformation  auftritt,  und  das  orographisch 
so  deutlich  hervortretende  Eisengebirge  aber  aus  silurischen  Schiefern  und  aus 
ebenso  alten  grauitischen  Gesteinen,  theilweise  aber  auch  aus  laurentinischen 
Gneusen  besteht,  so  ist  auch  in  geologischer  Hinsicht  die  Individualität  des 
Eisengebirges  scharf  ausgeprägt.  Die  Gneuse  des  Eisengebirges,  welche  in  SO 
desselben  vorherrschen,  vermitteln  den  Übergang  in  das  Gneus  -  Gränzgebirge 
zwischen  Böhmen  und  Mähren,  nämlich  in  das  Saarer  Gebirge  (Zdärske  hory). 

Im  folgenden  Berichte  sind  die  Resultate  der  Untersuchungen  im  Eisen- 
gebirge so  eingetheilt ,  dass  der  erste  allgemeinere  Theil  die  gemeinschaftliche 
geologische  Beschreibung  dieses  Gebirges ;  der  zweite  Theil  aber  die  speciell  von 
R.  Helmhacker  abgefassten  Abschnitte  über  die  petrographische  Beschaflenheit 
einiger  Gesteine,  dann  über  das  Vorkommen  von  beachtenswertheren  Mineralien  im 
Eisengebirge,  welche  nicht  als  Gesteinsgemeugtheile  vorkommen,  und  endlich  als 
Anhang,  die  Beschreibung  einiger  Lagerstätten  nutzbarer  Mineralien  umfasst. 


ERSTER  THEIL 


BESCHREIBUNG  DER  ALLGEMEINEN  GEOLOGISCHEN  VERHÄLTNISSE 


DES  EISENGEBIRGES. 


Die  geologischen  Verliältnisse  des  Eisengebirges. 


Der  Steilrand  des  Eiseugebirges  gegen  die  Caslauer  Thalfläche,  von  der 
an  gegen  SW  das  südböhmische  Gueusplateau  beginnt,  bildet  eine  scharfe  Gränze 
des  Gebirges,  Auf  dem  Fusse  des  Steilraudes  liegen  in  der  Richtung  von  NW 
nach  SO  die  Ortschaften  Zabor,  Podhoran,  Tremosnic,  Podhofic,  Studenec,  Kreuz- 
berg  (Krucenburk)  und  Skrlovic.  Am  letzteren  Orte  ist  aber  der  Übergang  des 
eigentlichen  Eisengebirges  in  das  böhmisch-mährische  Gräuzgebirge  (Saarer  Gebirge, 
Zd'ärske  hory)  im  geologischen  Sinne  schon  entschieden,  obwohl  das  orographische 
Merkmal  des  Eisengebirges,  nämlich  sein  Steilrand,  sich  bis  hieher  fortsetzt.  Der 
angränzende  Theil  des  südböhmischen  Gueusplateaus,  SW  vom  Steilabfalle  des 
Eisengebirges,  bildet  die  Basis  oder  den  Liegendtheil  des  Eisengebirges  und  besteht 
aus  laurentischen  Gesteinen,  die  in  der  Thaldepression  von  Öaslau,  Bestvin,  Libic, 
Kreuzberg  bis  nahe  an  Felles  (Polnicka),  also  längs  des  Laufes  des  Doubravka- 
baches  bis  zum  Teiche  Zdarsko  bei  Pelles  (dem  Quellbasin  der  Säzava)  von  flach 
liegenden  terassenartigen  Terrainstufen  der  Kreideformation,  sowie  von  alluvialen 
Gebilden  bedeckt  werden. 

Das  eigentliche  Eisengebirge  enthält  im  Liegenden,  das  unter  dem  eben 
angedeuteten  Steilabfalle  zu  Tage  tritt,  gleichfalls  laurentinische  Gesteine,  Dieselben 
lassen  sich  zwischen  Elbe-Teinic  bis  Bestvin  nur  als  ein  enger  Streifen  verfolgen, 
von  hier  aus  aber  erweitern  sie  sich  bedeutend,  namentlich  am  Flüsschen  Ohebka, 
welches  dieselben  durchfurcht.  Das  östliche  Ende  dieses  Liegendzuges  von  lauren- 
tinischen  Gneusen  des  Eisengebirges  übergeht  in  der  Richtung  der  Verbindungs- 
linie Vojnomestec-Prosec  unmerklich  in  das  böhmisch-mährische  Gräuzgebirge,  so 
dass  sich  hier  eine  scharfe  Gränzlinie  zwischen  beiden  Gebirgen  nicht  ziehen  lässt, 
so  deutlich  auch  das  Eisengebirge  in  seinem  NW  Verlaufe  individualisirt  erscheint. 

Entweder  unmittelbar  auf  dem  laurentinischen  Steilabfalle  des  Eisengebir- 
ges oder  durch  dazwischen  eingeschaltete  Granitstöcke  oder  Granitmassive  getrennt, 
folgen  die  untersilurischen  (huronischen  oder  cambrischen)  Gesteine,  die  gegen  NO 
sich  allmählich  verflachen  und  weiter  nördlich  unter  dem  flach  gelegenen  Plänerterrain 
des  Kreidesy Sternes  im  Chrudimer  Kreise  verschwinden.  Besonders  bemerkenswerth 
erscheint  das  zwischen  dem  Laurentin  und  dem  Silur  eingezwängte  Granitmassiv 
von  See,  Kamenic,  Nassaberg,  Zumberg,  Skuc,  da  durch  dasselbe  der  Zug  des 
unteren  Silursystemes  in  zwei  grosse  Theile  gespalten  wird.  Der  Hauptzug  des 
Untersilurs   zieht   sich   nämlich   von    Elbe-Teinic    bis  Slatiiian,    der  davon  durch 


12 

dieses  Granitmassiv  abgetreüute  Theil  aber  bildet  die  grosse  uutersilurische  (cam- 
brische)  Schieferiusel  zwischen  Kreuzberg,  Hlinsko,  Skuc,  Richeuburg,  die  zwischen 
den  Laurentiugneus  und  zwischen  das  oberwähnte  Granitmassiv,  sowie  zwischen 
eine  zweite  aber  nicht  mehr  zum  eigentlichen  Eisengebirge  gehörende  Granitmasse, 
nämlich  jene  von  Prosec,  eingezwängt  ist. 

Die  Silurgebilde  treten  demnach  im  Eisengebirge  in  zwei  getrennten 
Parthieen  auf,  und  zwar  als  Hauptzug  von  Elbe-Teinic  bis  Slatiiian  und  dann  als 
die  Schieferinsel  von  Hlinsko-Skuc ;  beide  werden  durch  das  Nassaberger  Granit- 
massiv von  einander  getrennt.  Das  Flachland  des  Kreidesystems  zwischen  Elbe- 
Teinic,  Herman-mestec,  Chrudim,  Zumberg,  Skuc,  Richenburg,  Prosec,  schmiegt 
sich  an  die  gegen  NO  flach  abfallenden  Lehnen  des  Eisengebirges  an. 

Es  enthält  demnach  die  geologische  Beschreibung  des  Eisengebirges  folgende 
Parthieen :  1.  Das  anliegende  Gneusgebiet  des  böhmisch-mährischen  Plateaus  in  der 
Richtung  der  Thaldepression  des  Doubravkabaches.  2.  Das  eigentliche  Eisengebirge. 
3.  Das  Flachland  des  Kreidesystems  NO  vom  Eisengebirge  und  4.  als  Anhang 
die  kurze  Beschreibung  der  auf  den  Karten  Elbe-Tejnic-Königgrätz  und  Hohen- 
mauth-Leitomysl  noch  befindlichen  Gesteine,  welche  zwar  nicht  mehr  an  der 
Zusammensetzung  des  Eiseugebirges  theilnehmen,  aber  in  den  Rahmen  des  Karten- 
gebietes fallen. 


1.   Das  SW  aiilie§:ende  Gneusgebiet  in  der  Richtung  der  Tlial- 

depression  des  Doubravkabaches. 

In  der  Thaldepression  des  Doubravkabaches  von  Zabor  an  bis  gegen  Pelles 
(Polnicka)  tritt  vorherrschend  Gneus  auf  und  zwar  verschiedene  Varietäten  dieses 
Gesteines,  nebstdem  von  untergeordneten  Felsarten  Amphibolitschiefer  in  con- 
cordanten  Einlagerungen,  dann  Granite,  Serpentine,  Troktolite,  Eklogite,  Corsite, 
und  auch  Diorite  als  gang-  oder  stockförmige  Massen  in  abnormen  Lagerungs- 
verhältnissen. 

Das  Verflachen  der  geschichteten  Gesteine  des  Doubravkathales  also  der 
Gneuse  und  der  untergeordneten  Amphibolitschiefer,  ist  das  nämliche  wie  das 
der  Schichten  im  Eisengebirge,  indem  das  Streichen  derselben  parallel  zur  Rich- 
tung des  Steilabfalles  des  Gebirges  verläuft.  Die  Doubravka-Terrainfurche  wäre 
demnach  ein  Längenthal  mit  einem  SW  zum  südböhmischen  Gneusplateau  sich 
allmählig,  und  einem  zum  Eisengebirge  sich  steil  erhebenden  NO  Gehänge.  Ob 
das  breite  Thal  der  Doubravka  ein  Erosious-  oder  ein  Dislocationsthal  ist,  kann 
vorläufig  bei  dem  Maugel  jeder,  eine  genauere  Ermittelung  der  Bildungsart  der 
Depression  ermöglichenden  Entblössung  nicht  nachgewiesen  werden,  da  gerade 
die  Thalsohle  theils  von  Alluvien,  theils  von  Schichten  des  Kreidesystems  zum 
grössten  Theile  bedeckt  ist.  Es  sind  übrigens  beide  Entstellungsarten  möglich,  da 
die  etwas  leichter  erodirbaren  Gesteine  des  Thaies  sowohl  für  die  Möglichkeit 
einer  Erosion  als  auch  einer  Dislocation  sprechen,  für  welchen  letzteren  Fall  die 
tiefere  Auswaschung  durch  die  etwa  in  Folge  eines  Bruches  erfolgte  Lockerung 
des  Gesteines  hätte  veranlasst  werden  können. 


13 

Durchschnittlich  geht  das  Streichen  der  Gueusschichten  nach  10'/4'',  das 
Verflachen  nach  4^/4''  mit  4772°  (.^^^^  20  Beobachtungen);  in  einzelnen  Gebieten 
aber  weicht  die  Richtung  des  Verflächens,  sowie  auch  der  Neigungswinkel  der 
Schichten  von  dieser  Mittelzahl  bedeutend  ab.  Nur  in  der  Nähe  der  böhmisch- 
mährischen Gränze  bildet  der  sonst  im  Doubravkathale  unverändert  nach  NO  ver- 
flächende Gueus  auch  antiklinale  Biegungen,  indem  er  dort  nach  der  Gegenstunde 
verflächt.  Das  Verflachen  der  laurentinischen  Schichten  in  der  flachen  Kuppe 
Kamajka  zwischen  Neuhof  (Nove  dvory)  und  Chotusic  beträgt  26"  nach  2W  (Mus- 
covitgneus);  die  Klippen  im  Dorfo  Zbislav  bei  Bily  Podol  (NO  von  Caslau)  ver- 
flachen nach  2V4''  mit  25^ — 68° ;  bei  Starkoc  nach  2^/^^  mit  55°  (Almandin  führender 
Biotitgneus) ;  bei  Mladotic  (zwischen  Mladotic  und  der  St.  Martinkirche,  mit  44° 
nach  4^  (Amphibolgneus) ;  W  von  Ronov  am  linken  Doubravkaufer  mit  30°  nach 
4V4''  (granatführender  Muscovitglimmerschiefer) ;  0  von  Mladotic  mit  40"  nach 
574^,  und  näher  gegen  Mladotic  zu  mit  68°  nach  2^4'^  (glimmerreicher  Biotit- 
gneus); zwischen  Ronov  und  Zvestovic  mit  32°  nach  2''  (Amphibol schiefer) ;  SO 
von  Mladotic  an  der  Wasserwehre  nach  474''  mit  42°  (Granitgneus  mit  dicken 
Bänken);  zwischen  Libic  und  Lhotka  mit  35°  nach  ö^'^'';  von  Lhotka  N  bei 
Malochliu  mit  32°  nach  672''  (lichter  Biotitgneus,  im  Liegenden  jedoch  auch  mit 
entgegengesetztem  Einfallen);  zwischen  Vojnomestec  und  Karlov  (Libinsdorf)  mit 
62°,  entgegengesetzt  zur  allgemein  herrschenden  Richtung  des  Verflächens,  also 
nach  1774''  (schuppiger  Gneus);  am  Bräuhaus  bei  Borovä  mit  75°  bis  80°  nach 
5V4''  bis  674'',  in  Borova  mit  58°  nach  6'/4*'  (Biotitgneus);  bei  der  Kirche  von 
Borovä  mit  58°  nach  674''  (Amphibolgneus),  bei  dem  Dorfe  Velke  Losenice  ober 
dem  Friedhof  mit  28°  nach  574'',  häufiger  aber  wie  unter  dem  Friedhofe  nach 
374''  mit  43°  (Biotitamphibolgneusgranit) ;  bei  dem  Kalkofeu  NON  von  Neudeck 
(in  Mähren)  mit  20°  nach  2074'',  also  auch  entgegengesetzt  (Kalklager  im  körnigen 
lichten  Gneus). 

Der  Gneus  tritt  als  das  herrschende  Gestein  der  laurentinischen  Formation 
in  der  Doubravka-Thalniederiing  erst  von  dem  Hügel  Kamajka  an,  zwischen  Cho- 
tusic und  Neuhof  in  einzelnen  flachen  Kuppen  auf,  die  aus  dem  Alluvium  oder 
aus  den  flach  gelagerten  Schichten  des  Kreidesystems  etwas  hervorragen.  Nördlich 
von  Kamajka  werden  nur  diese  jüngeren  Gesteine,  die  hier  das  Gneusgebiet 
bedecken,  augetroff"en,  während  südlich  vom  Kamajka -Hügel  die  Kuppen  des 
Gneuses  und  von  anderen  laurentinischen  im  Gneuse  untergeordnet  eingela- 
gerten Gesteinen  um  so  häufiger  und  in  desto  grosseren  Parthieen,  besonders  in 
den  Bachthälern  vorkommen,  je  weiter  man  sich  gegen  SO  entfernt.  Ebenso  ist 
das  linke  Ufer  das  Öaslavkabaches,  welches  aber  nicht  mehr  in  das  Gebiet  der 
Karte  fällt,  da  wo  es  sauft  ansteigt,  aus  Gneus  gebildet.  Von  Moravan  an  in  der 
Richtung  gegen  S  bildet  der  Gneus  schon  zusammenhängende  Flächen,  da  die 
überlagernden  Gebilde  des  Kreidesystems  hier  abgewaschen  sind. 

Die  Varietäten  des  in  der  Doubravkathal-Depression  auftretenden  Gneuses 
sind  die  folgenden: 

Muscomtgneus ;  derselbe  ist  schuppig  schiefrig  und  tritt  nur  im  Kamajka- 
hügel  und  am  Hügel  Rambousek,  N  und  SO  von  Caslau  auf;  in  ganz  unterge- 
ordneter Menge  mit  dem  schuppig  schiefrigen  Biotitgneuse  und  mit  ebenso   unter- 


14 

geordneten   Turmaliu   führenden   Gneus   wechsellagernd   in   den   klippigen   Hügeln 
von  Zbislav. 

Biotitgneus;  derselbe  ist  hier  das  gewöhnlichste  Gestein,  Bei  Zbislav,  wo 
er  klippige  Hügel  bildet,  ist  er  kleinschuppig  schiefrig,  mit  der  Schieferung  nach 
parallel  laufenden  biotitarmeu  mittelkörnigen  Gneusschlieren.  Hier  fülirt  derselbe 
Alraandiu  in  grosser  Menge  in  bis  faustgrossen  Stücken;  nebstdem  ist  gemeiner 
Granat  auch  an  zahlreichen  anderen  Orten  in  diesem  Gneuse  häufig  eingewachsen. 
Schuppig  schiefrige  dünnplattige  Gneuse  sind,  auch  bei  Lhotka  unweit  Malochliu 
zu  finden,  wo  selbst  auch  lichte  biotitarme  Varietäten  vorkommen. 

Sehr  häufig  ist  der  flasrige  Biotitgneus,  welcher  durch  Übergänge  mit 
der  vorigen  plattigen  Varietät  verbunden  ist.  Aus  demselben  bestehen  die  schroffen 
malerischen  Schluchten  an  der  Doubravka  bei  Chotebor;  die  Karte  zeigt  übrigens 
die  grosse  Verbreitung  dieser  Gneusart.  Der  flasrige  Biotitgneus  wird  stellen- 
weise sehr  glimmerreich  und  ist  dann  immer  granatführend,  so  dass  er  dadurch 
ein  Mittelglied  zwischen  Gneus  und  Glimmerschiefer  darstellt.  Diese  Varietät 
findet  sich  namentlich  in  der  Umgebung  von  Vilimov,  wo  sie  stellenweise  Quarz- 
linsen einschliesst,  und  SW  von  Borovä  ausserhalb  des  Kartengebietes,  das  ist  am 
Gradkartenblatte  Deutsch -Brod  (Nemecky  Brod).  In  der  Richtung  S  von  MIadotic 
und  Tfemosnic  bis  gegen  Malejov  etwa  wird  der  Biotitgneus  sehr  grobbänkig,  mit 
undeutlicher  Schichtung  und  halb  granitisch ;  er  ist  als  Granitgneus  auf  der  Karte 
ausgeschieden  und  bildet  einige  Klippen  von  granitartigem  Habitus,  die  am  W 
Fusse  der  Kahkovä  hora  aus  den  Schichten  des  Kreidesystems  hervorragen.  Ganz 
untergeordnet  und  zwar  nur  S  von  Ronov  im  linken  Doubravkaufer  findet  sich  ein 
Muscovitglimmerschiefer-Gneus,  also  ein  Mittelding  zwischen  Gneus  und  Glimmer- 
schiefer. 

In  der  Nähe  des  böhmisch-mährischen  Gränzgebirges  scheint  der  gemeine 
flasrige  Biotitgneus  in  einen  schuppigen  oder  schuppig  flasrigen  licht  gefärbten 
Gneusgranit,  der  das  vorherrschende  Gestein  des  Saarer  Gebirges  (Zd'ärske  hory) 
(Gränzgneusgranit)  bildet,  zu  übergehen.  Sämmtliche  Höhen  des  Gränzgebirges  W 
und  0  von  Skrlovic  und  Cikhaj  (Mähren),  so  die  Tisüvka,  Zc4kovä  hora  etc.  bestehen 
aus  diesem  lichtgrauen  ziemlich  plattigeu  Gneusgranit,  welcher  sowohl  Biotit 
als  Muscovit,  jedoch  beide  in  ziemlich  untergeordneter  und  wechselnder  Menge 
enthält,  wodurch  dann  schuppige  oder  schuppig  flasrige  Varietäten  entstehen.  — 
Sämmtliche  Gneusvarietäten  des  eigentlichen  Eisengebirges  ändern  sich  gegen  die 
Landesgränze  zu  auch  in  diesen  schuppigen  oder  schuppig  flasrigen  lichtgrauen 
Gneusgranit  (Gränzgneusgranit)  um. 

Dieser  schuppige  Muscovit-Biotitgneus,  in  welchem  bald  die  eine  oder  die 
andere,  immer  untergeordnet  auftretende  Glimmerart  etwas  mehr  in  den  Vorder- 
grund tritt,  bildet  auch  mächtige  Lagerstöcke  in  gewöhnlichem  Biotitgneus,  mit 
dem  jedoch  dann  eine  allmählige  Verknüpfung  stattfindet.  Dieser  Gneus  bildet 
\Aq  an  der  böhmisch-mährischen  Gräuze  so  auch  in  Böhmen  selbst  granitähnliche 
Kuppen  oder  au  Granit  erinnernde  Mauern,  welche  aus  aufeinander  gehäuften 
Blöcken  bestehen.  Wegen  dieser  Eigenschaft  in  platte  Blöcke,  deren  Plattuug 
mit  der  Schieferung  des  Gneuses  in  keinem  Zusaiimienhange  steht,  zu  zerfallen, 
haben  diese   Gneuskuppen   eine  Ähnlichkeit    mit   Granitbildungen.     Zu   Mauern, 


15 


und  Klippen  angehäufte  Blöcke  sind  auch  an  dem  Berge  Blani'k  bei  Lounovic 
ausserhalb  unseres  Karteugebietes  anstehend,  sonst  aber  auch  an  der  Tisi  skala 
zwischen  Golcüv  Jenikov  und  Öaslau,  dann  aber  auch  S  von  Uhelnä  Pfibram,  wo 
der  schuppige  Gneus  jedoch  ein  Biotitgneus  ist,  häufig.  Die  stark  Muscovit- 
hältigen  schuppigen  Gueuse  dieser  letzteren  Kuppen  enthalten  durchwegs  Tur- 
malin  selbst  in  fingerdicken  Krystallen. 

In  der  Umgebung  von  Gross-Losenic  hart  an  der  Gränze  unseres  Karten- 
gebietes ist  der  Biotitgueusgranit  auch  amphibolhältig,  desshalb  auf  der  Karte  als 
Biotit-Amphibolgneusgranit  ausgeschieden. 

Amphibolgneiis  von  körnig  schiefriger  Textur  und  deutlicher  Schichtung 
mit  stellenweise  zahlreichen  bis  walluussgrossen  Granatkörnern  findet  sich  gut 
entblösst  in  dem  Thaleinschnitt  der  Doubravka  S  von  Ronov.  Eine  kleinere  Parthie 
ist  bei  Hermah  a  d.  Doubravka  zu  finden.  Derselbe  enthält  wie  die  mikroscopische 
Analyse  zeigt,  ansehnliche  Mengen  von  Plagioklas.  Durch  Hinzutreten  von  Biotit 
übergeht  er  in  Biotitgneus,  welcher  indessen  in  demselben  auch  zwischengelagerte 
Schichten  bildet.  Der  sehr  deutlich  geschichtete  Amphibolgneus  zeigt  innerhalb 
gewisser,  aus  abwechselnden  Lagen  von  weissen  Gemengtheilen  (Orthjoklas,  Plagio- 
klas, Quarz)  bestehenden  Streifen  die  mit  dunklen  Amphibolstreifeu  wechsellagern, 
plötzlich  Biegungen  und  Knickungen,  die  auf  locale  Ver-  Fig.  i. 

Schiebungen  innerhalb  einer  Lage  in  einer  Schicht  hin- 
deuten, wie  es  die  fig.  1.  zeigt.  Schiefriger  Amphibol- 
gneus, ebenfalls  etwas  weniges  Biotit  enthaltend,  ist 
in  Borovä  verbreitet  und  stellenweise  sehr  grobstänglig, 
also  gestreckt.  Unter  der  Kirche  von  Borova  sind  Pyrrho- 
tineinsprengungen  an  diesem  Gesteine  zu  bemerken. 

Amphiholschiefer  tritt  im  Gneuse  als  untergeordnetes  geschichtetes  Gestein 
in  der  Richtung  Zehusic-Zleb-Hostacov  auf;  ob  in  einem  zusammenhängenden 
Zuge,  oder  in  einzelneu,  langgezogenen  lenticularen  Schichtenzügen,  wie  es  wahr- 
scheinlicher ist,  lässt  sich  nach  dem  Augenscheine  nicht  näher  bestimmen,  weil  der 
Zusammenhang  des  Zehusicer  und  Zleber  Vorkommens,  wegen  den  überlagernden 
Alluvionen  nicht  nachgewiesen  ist.  Der  Amphiholschiefer  besteht  nicht  immer  blos 
aus  vorherrschendem  Amphibol  und  untergeordnetem  Quarz  in  deutlich  eben- 
schiefriger  Textur,  sondern  er  zeigt  auch  kleine  nesterförmige  Ausscheidungen  von 
Quarz  oder  von  weissem  Orthoklas  wie  bei  Markovic  (unweit  Zieh),  wodurch  er 
den  Übergang  in  Amphibolgneus  vermittelt,  welche  beiden  Gesteine  von  einander 
überhaupt  durch  keine  schärferen  Gränzen  geschieden  sind. 

In  dem  Amphibolgneuse,  der  im  glimmerreichen  Biotitgneus  zwischen 
Kuezic  und  Zvestovic  auftritt,  sind  einzelne  Schichten  von  Amphiholschiefer  so 
zahlreich  eingelagert,  dass  hier  die  Entscheidung  schwer  zu  treffen  ist,  ob  das 
Gestein  als  Amphibolgneus  oder  als  Amphiholschiefer  zu  bestimmen  sei.  Bei 
Markovic  und  an  dem  eben  angeführten  Orte  finden  sich  im  Amphiholschiefer 
parallel  zur  Schieferung  so  zahlreiche  Epidotschnüre,  bis  beinahe  von  der  Dicke 
eines  Fingers,  dass  derartige  Amphibolite  auch  als  Epidot-Amphibolitschiefer 
bezeichnet  werden  könnten. 


16 

Bei  Horka  zwischen  Caslau  und  Golcüv  Jenikov  ist  der  deutlich  ge- 
schichtete Amphibolit  gestreckt.  Bei  Neudorf  (NoVt4  ves)  SO  von  Vih'mov  wird  aber 
der  steil  einfallende  Amphibolit  oder  Amphibolgneus,  in  welchem  Quarz  nur  in 
parallelen  Lagerschnüren  vorkömmt,  durch  bis  l""-  mächtige  Gänge  von  Biotit- 
und  Turmalinpegmatit  durchsetzt. 

In  recht  bedeutender  Menge  findet  sich  Amphibolit  und  Amphibolitgneus 
im  Thale  des  Zaverovkabaches ;  er  erscheint  auf  der  Karte  des  Eisengebirges 
Zone  6  Col.  XIII  nur  mit  einem  kleineu  Theile  bei  Hrabesiu  SSW  von  Krchleb, 
wo  das  Einfallen  der  Schichten,  die  Epidotlagen  enthalten,  im  Mittel  nach  19^1^^ 
30»  beträgt. 

Auch  Lager  von  krystallinischem  Kalk  findet  man  in  dem  Gneuse,  jedoch 
ziemlich  selten;  so  bei  Hostacov,  nämlich  vom  Dorfe  am  rechten  Bachufer,  und 
zwischen  Pelles  (Polnicka)  und  Kalkofen  bei  Neudeck  (in  Mähreu);  das  letztere 
Vorkommen  ist  eigentlich  schon  dem  böhmisch-mährischen  Gränzgebirge  angehörig. 
Bei  Hostacov  dürfte  das  Lager  eine  nicht  bedeutende  Mächtigkeit  haben,  da  die 
Steinbrüche  in  demselben  schon  etliche  Jahre  gänzlich  aufgelassen  sind.  ^)  Bei 
Neudeck  aber,  wo  der  Kalkbruch  eine  grössere  Tiefe  hat,  wechsellagern  im  Han- 
genden körniger,  lichtgrauer  Gueus  mit  Kalkbänken,  in  denen  bläulichgraue 
Streifen  zum  Vorschein  kommen.  Stellenweise  ist  das  Lager  als  Cipollin  ent- 
wickelt, da  es  Muscovitschuppen  eingewachsen  enthält.  Die  aufgeschlossene  Mächtig- 
keit von  S""-  entspricht  keineswegs  der  eigentlichen  Mächtigkeit  des  Lagers,  da 
dessen   Liegendes  nicht  entblösst  erscheint. 

Eruptivgesteine,  wie  Granit,  Diorit,  Corsit  durchsetzen  gang-  oder  stock- 
förmig  die  laurentinischen  Gneusschichten,  jedoch  trotz  dem  häufigen  Vorkom- 
men doch  nur  in  untergeordneter  Weise. 

Lichtgrauer  Gneusgranit  findet  sich  nur  im  Gebiete  des  Gränzgneuses  bei 
Pelles  (Polnicka) ;  Granitpegmatit  aus  weissem  Orthoklas,  lichtrauchgrauem  Quarz 
und  Bioiitblättern  bestehend,  nur  bei  Konov  unter  der  Korecnik-Mühle. 

Grauer  Granit,  ein  Biotitgrauit  mit  weissem  Orthoklas,  bildet  im  Bereiche 
des  böhmisch-mährischen  Gebirges  bei  Racin  einen  ansehnlichen  Stock  im  Gränz- 
gneuse;  weniger  bedeutende  Gaugstöcke  oder  mächtigere  Gänge  werden  S  von 
Borovä  und  W  von  Persikov,  bei  Vesteckä  Lhota  angetroffen.  Das  bedeutendere 
Massiv  von  grauem  Granite  von  Hute  {W  von  Ransko)  dürfte  zum  Rand  des 
grösseren  Granitmassives  von  Benätek  gehören,  das  von  Kohoutov  an  unter  der 
Zdirecer  Kreideniederung  bis  hieher  sich  fortsetzt.  Die  Granitmasse,  die  auf 
der  Karte  als  grauer  Granit  ausgeschieden  ist,  ist  eigentlich  ein  Netzwerk 
von  verschiedenen  Gesteinen;  so  vou  grauem  Gneusgranit,  dessen  unvollkommen 
schiefrige  Varietäten  häufig  an  der  Gränze  der  Eruptivgesteine  auftreten;  dann 
von  grauem  Granit,  von  Biotitamphibolgranit,  von  Amphibolgranit  und  Syenit, 
welche  Granitvarietäten  sich  in  mannigfacher  Weise  gegenseitig  durchsetzen. 
Ausserdem  treten  hier  aber  auch  Diorite  als  Gangdurchsetzungeu  auf,  ja  mau 
trifft  auch  schwache  Gänge  von  Corsit  an,  so  dass  bei  dem  so  vielfachen  Gesteins- 
wechscl  sämmtliche  Varietäten  auf  die  Karte  gesondert  nicht  aufgetragen  werden 
konnten. 


17 

Rother  Granit,  das  ist  ein  mittelkörniger  Biotitgrauit,  in  dem  der  fleiscli- 
rotlie  Orthoklas  die  Färbnng  bedingt,  setzt  in  schwächeren  Gangstöcken  (oder 
mächtigeren  Gängen)  den  Gneus  durch,  so  zwischen  Mladotic  und  Pafizov, 
zwischen  Malejov  und  Spacic,  und  es  sind  nur  die  mächtigeren  dieser  Vorkömm- 
nisse auf  der  Karte  verzeichnet.  Ein  weniger  mächtiges  Massiv  trifft  man  zwischen 
Bilek  und  Strizov  (SO  Chotebof)  an. 

Der  rothe  Granit  bildet  dann  aucli  einen  Contactstock  zwischen  Diorit 
und  Amphibolgranit  einerseits  und  zwischen  tlasrigem  Biotitgneus  andererseits, 
und  zwar  0  von  Slavetin  und  Persikov  (bei  Ransko).  Zahlreiche  Apophysen  des 
rothen  Granites  durchsetzen  den  äussersten,  später  noch  zu  beschreibenden  King, 
der  die  ebenfalls  weiter  unten  erwähnten  Troktolit-  und  Corsitkränze  um  die 
Serpentiumasse  der  Waldkuppe  von  Ransko  umhüllt.  Nur  erlaubt  die  Bewaldung 
nicht  immer  die  richtige  Erkennuug  und  Deutung  der  Granitgänge  in  dem  äusseren 
Diorit-  und  Amphibolgranitkrauze. 

Merkwürdig  ist  der  porphyrartige  rothe  Gneusgranit,  der  hier  gleichfalls 
als  Contactstock  auftritt  {0  Slavetin,  0  Persikov)  und  den  regellos  körnigen, 
mittelkörnigen  rothen  Granit  zu  vertreten  scheint.  Der  ziemlich  körnige  rothe 
Granit  hat,  weil  er  als  Gränzbilduug  auftritt,  eine  gneusgranitartige  Textur, 
nebstdem  aber  enthält  er  daumeugrosse  Orthoklase  von  weisser  oder  röthlicher 
Farbe  porphyrartig  ausgeschieden. 

Überhaupt  sind  in  der  Gegend  von  Borovä,  nahe  an  dem  Serpentinmassiv 
von  Ransko  die  Gneuse  von  zahlreichen,  wenig  mächtigen  Lager-  und  echten 
Gängen  oder  von  blossen  Gangklüften  und  Gangtrümmern  durchschwärmt,  wobei 
aber  doch  der  Gneus  so  vorherrscht,  dass  diese  Gänge  ganz  untergeordnet  bleiben. 
Am  Wege  von  Borovä  nach  Vepi'ove  sieht  man  an  zahlreichen  Stellen  lagergang- 
artige  Trümmer  des  Granites. 

Gneusgranite.  Dieselben  sind  schon  in  der  Gruppe  der  Gneuse  augeführt 
worden,  doch  gehören  sie  hierher.  Das  als  Gränzgneusgranit  benannte  schuppige, 
undeutlich  schiefrige  Gestein  des  Saarer  Gebirges  (Zdarske  hory)  dürfte  eruptiver 
Entstehung  sein,  demnach  trotz  der  Lagerung  in  zum  Gneuse  parallelen  Bänken, 
doch  zum  Granit  gehören.  Diese  Gränzgneusgranite  greifen  nur  wenig  in  das 
eigentliche  Eisengebirge  ein  und  werden  daher  erst  später  in  unseren  nächstfolgen- 
den Publicationen,  bei  der  Beschreibung  des  böhmisch-mährischen  Gränzgebirges 
erörtert  werden.  Ebenso  sind  die  Biotitgneusgranite  und  Amphibolbiotitgneus- 
granite,  die  ebenfalls  schon  früher  bei  den  Gneusen  aus  der  Ursache  angeführt 
wurden,  weil  ihre  Plattung  und  Schieferung  parallel  zur  Schichtung  jenes  Gneuses 
streicht,  mit  dem  sie  in  Contact  treten,  eruptiver  Entstehung.  Auch  diese,  namentlich 
bei  Losenic  verbreiteten  Gesteine,  berühren  den  Rahmen  des  Eisengebirges  nur 
wenig  und  werden  daher  erst  bei  der  Beschreibung  des  Blattes  Deutschbrod  ein- 
gehender geschildert  werden.  Es  konnte  hier  jedoch  nicht  unerwähnt  bleiben, 
dass  diese  gneusartigen  Gesteine  trotz  der  an  Schichten  erinnernden  bankweisen 
Absonderung  dennoch  eruptive  Lager  oder  Decken  sind  und  demnach  der  Granit- 
gruppe zugezählt  werden  müssen,  trotz  der  parallel  ausgeschiedeneu  Glimmer- 
schuppen oder  Amphibolprismen. 

2 


18 

Diorite  gehören  in  der  Terrainclepression  des  Doubravkabaches  im  mitt- 
leren Theile  derselben  zu  den  selteneren  Erscheinungen,  indem  man  nur  W  von 
Biskupic  in  der  Bachschlucht  einen  Dioritgang  entblösst  findet.  Dafür  treten  sie 
aber  in  dem  Massiv  der  Ranskokuppe  als  äusserster  Kranz  um  den  Corsitriug 
auf.  Hier  sind  dieselben  von  zahlreichen  Gängen  von  Amphibolgi'anit,  wohl  auch 
von  rothem  Granit  durchsetzt ;  aber  wegen  der  Bewaldung,  die  eine  nähere  Erken- 
nung der  Gesteinsgränzen  nicht  zulässt,  konnte  hier  eine  gesonderte  Ausscheidung 
beider  Gesteine  in  der  Karte  nicht  vorgenommen  worden,  weshalb  alles  als  Diorit 
verzeichnet  erscheint.  Einzelne  stockförmige  Gänge  dioritischer  Gesteine  begleiten 
das  Stockmassiv  von  Ransko,  und  eine  solche  Masse  ist  auch  zwischen  Borovä 
und  Persikov  eingezeichnet. 

Eines  der  merkwürdigsten  Gesteine  im  Gebiete  des  Eisengebirges  ist  der 
Corsit.  Derselbe  tritt  im  Doubravkathale  in  bedeutenden  Massen  auf.  Ein  bedeuten- 
der Gang  des  Corsits  streicht  von  der  heil.  Kreuzkirche  {S  von  Ronov)  am  rechten 
pj    2.  Doubravkaufer   von  NNW  nach  SSO^  indem  er  unter- 

No       1:10000     Doubravka    sw  halb  vou  Mladotlc  dlc  Doubravka  durchsctzt  uud  Muter 
,  dem  bestandenen   Mladoticer   Maierhofe   sich  auskeilt. 

g^|vi^^^|7>>^;  ^.^^^-^     (Fig.  2.)  Nördlich  tritt  in  der  Richtung  des  Gangstrei- 
Gnens        Corsit  Amph.-On.   chcus  ciue  kleinere  Masse  S  von  Ronov  in  den  Schichten 

des  Kreidesystems  und  südlich  im  angeschwemmten  Lehm  auf,  nämlich  NO  nahe  bei 
Moravan  zum  Vorschein.  Der  Corsit  ist  körnig,  im  südlichen  Theile  grosskörnig, 
so  dass  stellenweise  bis  beinahe  handgrosse  Stücke  von  ziemlich  reinem  körnigen 
Anorthit  aus  demselben  herausgeschlagen  werden  können.  Bei  der  heil.  Kreuz- 
kirche aber  {S)  ist  derselbe  schiefrig  körnig,  wohl  wegen  der  nahen  Gränze 
mit  Gneus. 

In  sehr  bedeutender  Menge  findet  sich  der  Corsit  in  der  Gestalt  eines 
bis  800—900  Schritt  breiten  Kranzes  um  die  ganze  Waldkuppe  bei  Ransko,  in- 
dem dessen  äusserer  Kranztheil  sich  an  dioritische  Gesteine,  der  innere  aber  an 
olivinhältige  Gesteine  (Troktolite)  anlehnt.  Gegen  innen  zu  nimmt  der  Corsit 
Oliviu  auf  und  vermittelt  so  den  Übergang  in  Troktolit.  OS  von  Ransko,  da  wo 
derselbe  in  der  Nähe  des  unteren  Theiles  des  Rekateiches  verwittert  und  halb 
aufgelöst  erscheint,  wird  er  deckeuartig  von  erdigem  Limonit  bedeckt.  Dieser 
Limonit  ist  offenbar  durch  die  Zersetzung  desselben  entstanden,  da  er  durch 
Adern  und  allmählige  Veränderung  des  Gesteines  in  denselben  übergeht.  Die 
näheren,  den  Corsit  betreffenden  Bemerkungen,  werden  in  der  petrografischen 
Abtheiluug  erläutert;  die  das  Erz  betreffenden  Angaben  aber  sind  im  Anhange 
enthalten. 

Innerhalb  des  Corsitkranzes  liegt  noch  ein  Kranz  von  Troktolit,  eines  Olivin- 
gesteines (mit  Anorthit,  Bronzit  und  Diallag)  von  ziemlich  wechselnder  Zusammen- 
setzung, das  gegen  den  Corsit  zu  in  denselben  übergeht,  gegen  den  Serpentin 
aber,  der  den  Kern  der  Kuppe  bildet,  beinahe  ganz  in  diesen  sich  umbildet. 
Auch  auf  dem  Troktolite,  u.  z.  auf  einer  schon  in  den  Serpentin  übergehenden 
Varietät  desselben,  findet  sich  erdiger  oder  oolithischer  Limonit  in  Deckenform, 
mit  einzelnen  schartigen  Boden-Unebenheiten,  die  aus  einem  noch  nicht  zu  Limonit 
umgewandelten  Gesteine   bestehen.     Dies  bezieht  sich   namentlich  auf  den  S  und 


19 

0  Abhang  der  Ranskokuppe,  wo  auch  Pyrrhotin-   und  Pyrit-hältige  Diorite  in  Gang- 
form auftreten. 

Ein  ganz  ähnliches  Troktolitgestein  hndet  sich  in  dem  Mladoticer  Corsit- 
gange  gegenüber  der  St.  Martiukirche. 

Serpentin  bildet  den  Kern  der  Waldkuppe  bei  Ransko  und  wird  daselbst 
durch  Troktolit  umfasst,  aus  dessen  Zersetzung  er  entstanden  ist.  Scharfe  Gränzen 
zwischen  Serpentin  und  Troktolit  bestehen  demnach  nicht.  Der  mittlere  Durch- 
messer des  etwas  ovalen  Serpentinkernes  der  Kuppe  dürfte  2  Km.  betragen.  Auch 
am  Serpentin  finden  sich  an  gewissen  Stellen  Decken  von  erdigem  Limonit,  dessen 
Entstehung  offenbar  aus  Serpentin  herzuleiten  ist.  Der  Anhang  wird  darüber  das 
Nähere  enthalten. 

Auch  im  Gneuse,  also  ausserhalb  der  Kuppe  von  Ransko,  findet  sich 
Serpentin  in  Form  von  schwachen  Gängen,  so  am  rechten  Bachufer  beim  Bräu- 
hause in  Borovä,  dann  in  Lagerstöcken  in  Zelezne  Horky  und  bei  Belä;  jedoch 
liegen  letztere  Vorkömmnisse  schon  zu  weit  ausserhalb  des  Rahmens  der  Karte, 
und  fallen  auf  das  Kartengebiet  von  Deutschbrod.  Ebenso  ist  auch  der  Corsitgang 
von  Mladotic  im  Dorfe  selbst  u.  z.  knapp  unterhalb  der  Mühle  im  rechten  Ufer 
von  einem  kleinen,  kaum  200  Schritte  breiten  Massiv  von  Serpentin  begleitet. 

Ein  echter  Lagerstock  von  Serpentin  im  Biotitgueuse  zwischen  Eklogit 
im  Liegenden  und  Amphibolschiefer  im  Hangenden  eingebettet,  findet  sich  zwischen 
Borek  und  Kraborovic,  SO  von  Vilimov.  Der  zur  Schichtung  des  Gneuses  parallel 
plattenförmig  abgesonderte  Serpentin,  in  der  Mächtigkeit  von  120 — 130™-  und 
einer  bedeutend  grösseren  Länge  dem  Streichen  nach,  bildet  ein  sehr  instructives 
Beispiel  von  der  concordanteu  Einlagerung  dieses  Gesteines  im  Gneuse. 

Der  Eklogit  tritt  hier  nur  als  ein  ganz  untergeordnetes  Gestein  auf, 
indem  es  im  Liegenden  des  eben  erwähnten  Serpentines  zwischen  Borek  und  Kra- 
borovic (oder  Zdanic)  ein  etwa  100  Schritte  mächtiges  Lager  bildet.  Dieses  Eklo- 
gitlager  hat  eine  ziemlich  deutliche  Schichtung  und  besteht  aus  bis  wickeu- 
grossen  Granatkörnern  und  meist  sehr  feinkörnigem  bis  dichtem  licht  grasgrünen 
Amphibol,  stellenweise  auch  aus  grasgrünem  kleinstengligem  Amphibol.  Das 
Gestein  ist  von  bedeutender  Festigkeit  und  wird  an  seinem  klippigen  Ausbisse 
von  losen  Blöcken  mit  narbig  abgewitterter  Oberfläche  begleitet.  Das  Liegende 
des  Eklogites  bildet  flasriger  Biotitgneus,  während  das  Hangende  aus  Serpentin 
besteht.  Das  Verflachen  sowohl  des  Gneuses  als  des  Eklogites  beträgt  80°  nach  274^. 

Die  Thalniederung  des  Doubravkabaches  ist  von  horizontalgeschichteteu 
Gesteinen  des  Kreidesystems  ganz  oder  zum  Theil  ausgefüllt,  indem  spätere  Aus- 
waschungen die  in  diesem  Terrain  abgelagerten  Schichten  zerstörten.  Im  Gebiete 
der  Elbeniederung  finden  sich  nur  AUuvien,  welche  theils  das  Kreidesystem,  theils 
den  von  derselben  durch  spätere  Abwaschung  entblössten  laureutinischeu  Unter- 
grund bedecken. 

Am  rechten  Elbeufer  in  der  Fortsetzung  des  Doubravkathales  bilden 
Kreidegebilde  die  niedrige  Terasse,  welche  von  Lzovic  gegen  Jeleu  sich  hinziehend 
am  letzteren  Orte  den  terassenartigen  Charakter  verliert.  In  dem  eigentlichen 
Doubravkathale  begleiten  die  Schichten  dieser  Formation  den  Steilabfall  des  Eisen- 
gebirges von  Zabor  (Station  Elbe-Teinic)  über  Bernardov  bis  Horusic  als  ein  nicht 

2* 


20 

breiter  Streifen.  Von  hier  an  erweitert  sich  dieser  Streifen  bedeutend,  und  es 
treten  auch  einzelne  flache  Inseln  der  Kreidegesteine  aus  den  jüngeren  Anschwem- 

V 

mungen  hervor,  oder  kommen  an  den  flachen  Ufern  des  Cäslavka-  und  Klenärka- 
baches  zwischen  Gneus  und  Lehm  zu  Tage,  so  namentlich  in  der  Richtung  der 
Bachthälcheu  von  Cirkvic  über  Tfebesic,  Caslau  gegen  Drobovic.  Hauptsächlich 
aber  sind  diese  Gebilde  am  rechten  Doubravkaufer  verbreitet,  wo  sie  in  immer 
höheren,  ganz  flachen  Stufen  ansteigen,  je  mehr  sie  sich  dem  Steilabfalle  des 
Eisengebirges  nähern.  Am  breitesten  ist  der  Zug  bei  Zleb,  denn  da  reicht  er  der 
Breite  nach  von  Licomefic  bis  Zleb,  also  auf  6  Km.  ohne  alle  jüngere  Bedeckung, 
setzt  sich  aber  noch  linkerseits  der  Doubravka  unter  der  Lehmbedeckung  fort. 
Von  Zleb-Ronov  tritt  in  der  weiteren  SO  Fortsetzung  des  Streifens  des  Kreide- 
systems abermals  eine  bedeutende  Verengung  seiner  tafelartigen  Flächen  ein,  u.  z. 
erreicht  dieselbe  am  Fusse  der  Kaukove  Hory  zwischen  Bestvin  und  Tremosnic 
ihr  Minimum  von  '^  km.  Mit  nur  geringer  Breite  setzen  die  flachen  Stufen  am 
Steilabfalle  des  Eisengebirges  von  Bestvin  über  Rostein,  Chuchle,  Ceckovic,  Lhota, 
Malec,  Läny,  Lhüta,  Kladrub  fort,  doch  so,  dass  zwischen  Malec  und  Libic,  wo 
der  Hradistberg  einen  weit  erkennbaren  Tafelberg  bildet,  abermals  eine  Aus- 
breitung stattfindet,  die  nach  den  tafelartigeu  Flächen  weithin  sichtbar  ist. 
Nach  einer  abermaligen  Verengung  bei  Stepänov  tritt  eine  tafelartige  Erweiterung 
bis  Bi'lek  und  Malochlm  auf,  von  wo  der  Zug  über  Studenec,  Kohoutov,  Kreuz- 
berg, Vojnomestec,  Karlov  und  noch  etwas  darüber  sich  ausdehnt  und  das  Steil- 
gehäuge  des  Eisengebirges  noch  einigermassen  andeutet,  so  dass  er  bei  den  Teichen, 
durch  welche  die  in  dieser  Gegend  entspringende  Doubravka  hindurchfliesst,  sein 
Ende  erreicht. 

Wie  überall  in  Böhmen,  besteht  das  Kreidesystem  auch  hier  aus  cenoraanen 
und  turonen  Schichten,  das  ist  aus  Quadersandsteinen  und  Plänern.  Die  tiefereu 
Sandsteine  (Quader)  sind  theils  von  den  Plänern  bedeckt,  und  treten  nicht  immer 
ganz  deutlich  zu  Tage,  besonders  da,  wo  ihre  Mächtigkeit  gering  ist ;  theils  treten 
sie  auch,  wo  nämlich  die  jüngeren  turonen  Glieder  weggeschwemmt  sind,  als 
zerbröckelte  Sandsteine,  das  heisst  als  lockere  Sande  oder  Schotter  auf,  und 
können  von  flüchtigen  Beobachtern  leicht  mit  Alluvial-  oder  Diluvialgebilden  ver- 
wechselt werden. 

Die  tiefere  Quaderstufe  oder  die  Perucer  Schichten,  nämlich  das  untere 
Cenomaoi,  eine  limnische  Bildung,  trifft  man  als  zerbröckelten  Saudstein,  also 
als  Sand  und  Schotter  in  den  tiefsten  Lagen  der  Kreideschichten  an,  so  bei  Vrdy, 
Vinar,  bei  dem  Ronover  Teiche  und  in  den  Gehängen  des  Hostacovkathales  und 
seiner  Nebenthälchen  von  Zleb  angefangen  über  Biskupic,  Kamenny  Most  gegen 
die  Eisenbahn-Station  Golcüv  Jenikov,  bis  in  die  Nähe  der  Stadt  selbst,  dann  bei 
Hostacov  und  Zvestovic.  Hier  bedecken  Lehme  die  letzten  Reste  der  zerfallenen 
Schichten,  die  sich  noch  auf  ziemlichen  Höhen  ausbreiten.  Solche  zerbröckelte 
und  vor  späterer  Abschwemmung  geschützte  Reste  finden  sich  noch  westlich  von 
Golcüv  Jenikov  zwischen  Podmok  und  Nova  ves,  bei  Ostruzno,  dann  bei  Malec, 
am  W  Fusse  des  Berges  Hradiste  bei  Libic,  wo  namentlich  der  Zusammenhang 
dieser  losen  Sande  mit  den  wenig  festen,  den  Fuss  des  Hradiste  bildenden  Sand- 
steinen  gut   erkennbar    ist.     Zwischen   Podmok,  Vlkanec   und   Nova   ves    (IFvon 


21 

Golcüv  Jenikov)  bestehen  die  allertiefsten ,  auf  Gueus  aufruheuden  Lagen  aus 
einem  lichtgrauen,  sandigen  oder  sandig  glimmerigen  Thone,  der  vordem  gewiss  die 
Beschaffenheit  eines  sandigen  Schieferthones  hatte,  und  auf  ihm  liegen  lose  zer- 
bröckelte Gebilde,  die  offenbar  nichts  anderes  sind,  als  zu  Schotter  zerfallene 
Conglomerate  und  Sandsteine.  Die  Gerolle  des  Schotters  bestehen  aus  bis  apfel- 
grossen,  halbdurchsichtigen  oder  weissen  Quarzstücken.  Die  bedeutendste  Mächtigkeit 
dieser  theilweise  später  abgeschwemmten  weissen  Schottermassen  beträgt  an  den 
Bahneinschnitten  bei  Kozohled  bis  4""- 

Solche  zerfallenen  Reste  der  tiefsten  cenomanen  Schichten  sind  hier  überall 
von  Lehm  begleitet,  so  dass  derselbe  vielleicht  als  Vertreter  der  allertiefsten 
thonigen  Lagen  zu  betrachten  ist.  Der  Lehm  ist  von  gelbbräunlicher  Farbe  und 
lässt  stellenweise  seinen  Ursprung  noch  erkennen,  da  er  kleine  lichte  Quarz- 
gerölle  enthält. 

Es  gibt  noch  mancherlei  solcher  Lehme  mit  Quarzgeröllen  auf  den  Gneuseu 
zwischen  Caslau  und  Roth-Janovic,  und  zwischen  Golcüv  Jenikov  und  Habern, 
allein  dieselben  sind  wegen  ihrer  verhältnissmässig  geringen  Mächtigkeit  auf  die 
Karte  nicht  aufgetragen  worden.  Dieselben  dürften  die  allerletzten  noch  nach- 
weisbaren untersten  Schichten  der  limnischeu  Stufe  des  Kreidesystemes  darstellen. 

Dort,  wo  auf  den  Schottern  der  Perucer  Stufe  Lehmlagen  ausgebreitet 
sind,  verdanken  dieselben  ihren  Ursprung  den  zerfallenen,  mergelig  sandigen 
Schichten  der  obercenomauen  oder  Korycaner  Stufe. 

Bei  Malec  führen  die  liegendsten  Schichten,  nämlich  die  zu  Thon  und 
Letten  zerfallenden  Schieferthone,  sowie  die  losen  Saude  auch  Brocken  von  Limonit 
und  versteinerte  Strünke,  welche  als  Palmacites  varians  Göpp.  bekannt  sind. 

Die  Fortsetzung  der  Sandsteine  und  ihres  zu  weissem  Sand  oder  Schotter 
zerfallenen,  abgeschwemmten  Randes  lässt  sich  über  Libic,  Bezdekov,  Lhotka 
Hoi'ilovä  verfolgen ;  bei  Podmoklau  sind  dieselben  von  Rasen  und  Ackererde  beinahe 
ganz  verdeckt,  sie  werden  aber  durch  die  reichlich  aus  denselben  entspringenden 
Quellen  angedeutet.  Erst  wieder  auf  der  Kuppe  von  Ransko  finden  sich  ein- 
zelne schw^ache  Lagen  von  lichtgrauem  lettigem  Thone,  die  als  zufällig  nicht 
weggeschwemmte  letzte  Reste  der  tiefsten  zerfalleneu  Schieferthouschichteu  zu 
deuten  sind. 

Das  linke  Ufer  des  Teiches  Reka,  das  ist  der  östliche  Fuss  der  Ransko- 
Kuppe  besteht  aus  losen  Sauden ;  der  Rand  der  tafelartigen  Kuppen,  unter  welchen 
der  Zufluss  des  Rekateiches  (Doubravka)  sich  windet,  wird  aber  von  Sandsteinen 
gebildet,  die  in  den  liegenden  Schieferthonen  W  von  Hlubokä,  Nester  von  zu 
schwarzer  Braunkohle  umgewandelten  Strünken  führen.  Auch  SO  von  Vojnomestec 
breiten  sich  derartige  Sandsteine  aus,  uud  es  wurde  in  denselben  an  der  Strasse 
zwischen  Vojnomestec  und  Karlov,  auf  Nester  von  schwarzer  Braunkohle  geschürft. 
Diese  Sandsteine  folgen  nun  dem  Laufe  der  Strasse,  von  welcher  sie  W  liegen,  bis 
an  die  Ufer  des  Teiches  Velke  Zdärsko,  nur  sind  dieselben  um  so  mehr  zer- 
bröckelt und  zerfallen,  je  südlicher  man  sie  antrifft.  Die  liegenden  lettigen  Schiefer- 
thone bilden  überhaupt  eine  schwache  Lage  in  der  ganzen  Teichniederung  des 
Velke  Zdarsko,  und  da  sie  kein  Wasser  durchlassen,  so  sind  sie  die  Ursache 
der  hier  mächtig  entwickelten  Torfbildunü'. 


22 

Südlich  vom  Teiche  Velke  Zdarsko  treten  noch  einzelne  letzten  Re.^te  von 
Letten  (weissen  Thonen)  oder  weissen  Sanden  auf,  und  sind  oifenbar  die  letzten 
Ausläufer  der  tiefsten  cenomanen  Schichten,  die  also  beinahe  bis  Pelles  (Polnicka) 
sich  erstrecken. 

Die  nächst  höheren  marinen  oh  er  cenomanen  Sandsteine  oder  Korj'caner 
Schichten,  bilden  die  Terasse  von  Lzovic,  westlich  am  rechten  Elbeufer;  längs 
des  Doubravkathales  aber  ziehen  sie  sich  als  ein  enger  Streifen  von  Zabof 
(Station  Elbe-Teinic)  bis  Kasparüv  Dolik,  indem  sie  sich  an  den  Steilabfall  des 
Eisengebirges  anschmiegen,  dann  aber  von  turonen  Schichten  bedeckt,  nur  in  ein- 
zelnen kleinen  inselartigen  Streifen  zwischen  dem  laurentinischen  Steilabfalle  und 
der  Plänerdecke,  insofern  sie  bis  zu  demselben  reicht,  zum  Vorschein  kommen; 
so  etwa  NW  von  Semtes,  in  Podhoran,  zwischen  Podhofan  und  Licomeric.  Hier 
überall  sind  die  Sandsteine  leicht  zerbröckelich,  etwas  grünlich  gefärbt,  mit  Aus- 
nahme des  rechten  Elbeufers,  wo  dieselben  ein  kalkiges  Bindemittel  und  ziemlich 
zahlreiche  Versteinerungen  besitzen.  Auch  bei  Zehusic  finden  sich  diese  Sandsteine 
am  Fusse  einer  unbedeutenden  Plänererhöhung. 

Ebenso  treten  diese  Sandsteine  in  dem  rechten  Ufer  des  Caslavkabaches 
zwischen  Drobovic  und  Öaslau,  sowie  in  der  geringen  Bodendepression  von  Filopov 
(bei  Öaslau)  auf.  In  der  Nähe  von  Gneuskuppen,  wie  bei  der  Kamajka  (N  von 
Öaslau)  oder  bei  Zbislav  sind  die  Korycaner  Schichten  theils  als  kalkige  Sand- 
steine oder  Kalksteine,  theils  als  mergelige  Thone  entwickelt,  auf  denen  Reste  von 
abgeschewmmten  Pläner  vorkommen ;  sie  enthalten  in  den  Spalten  und  sackartigen 
Vertiefungen  des  Gneusgrundes  zahlreiche  Versteinerungen,  meist  Ostreen. 

Von  Vinice  über  Vinar  bis  Zleb  und  von  da,  nach  theilweiser  Be- 
deckung von  Lehm,  erscheinen  diese  Schichten  wieder  bei  Biskupic  und  Ronov, 
von  wo  sie  sich  unter  die  heil.  Kreuzkirche  bis  Tfemosnic  fortsetzen  und  den 
Fuss  der  Pläner  Terrainstufe  bilden.  Bei  Ronov  (heil.  Kreuzkirche),  sind  die  Sand- 
steine wieder  sehr  kalkig  und  enthalten  zahlreiche  Versteinerungen  von  Exogyra 
columba,  Cidaris  vesicularis,  Ostreen  und  andere. 

In  der  Hostacovkaschlucht,  dann  na  Pi'sku  (Sand)  NNO  von  Golcuv  Jenikov 
sind  über  den  zu  Sand  zerfallenen  Perucer  Schichten  stellenweise  auch  noch  Reste 
von  grünlichen  wenig  Zusammenhang  besitzenden  Korycaner  Sandsteinen  bei  Zehub 
und  Biskupic  zu  sehen. 

Einzelne  abgerissene  Fetzen  von  obercenomanen  Schichten  finden  sich 
auch  zwischen  Sirakovic  und  Golcuv  Jenikov,  dann  zwischen  dem  Dorf  Nasavrky 
und  Kläster  (bei  Vilimov),  Doch  bestehen  hier  diese  Schichten  aus  dünnplattigen 
sandigen  glaukonitischen  Plänermergeln,  welche  theils  an  die  Malnicer  Sandsteine 
(Glaukonitsandstein),  theils  an  echte  Planer  erinnern.  Die  echten  Pläner  enthalten 
nie  Sandkörner  bis  zur  Erbsengrösse,  wie  solche  wenn  auch  nicht  vorherrschend, 
in  diesen  glaukonitischen  Mergelplatten  vorkommen. 

Von  Tfemosnic  bis  Heimän  finden  sich  diese  Sandsteine  am  Fusse  der 
Plänertafelflächen  entweder  gar  nicht  vor  oder  sind  sie  so  wenig  mächtig,  dass 
sie  sich  der  Beobachtung  entziehen.  Von  Hefmah  an  aber  begleiten  sie  den  Fuss 
des  Plänerplateaus  über  Malec,  Hranice,  Libic,  Ötepanov,  Odranec,  Podmoklan, 
Branisov,  Bilek  und  längs  der  Eisenbahn  von  Bilek  nach  Nova  Ves,  hinter  welcher 


23 

sie  unter  dem  Alluvium  verschwinden.  Weiter  erscheinen  diese  Sandsteine  noch  SO 
von  Vojnomestec  und  umfassen  die  Plänerkuppe  vom  Teiche  Reka  an  bis  gegen 
Radostin.  ^) 

Die  zweite  Stufe  des  Kreidesystems  oder  das  unterste  Turon,  durch gehends 
aus  Plänern  bestehend,  ist  am  meisten  entblösst.  Diese  Stufe  überlagert  von  Sulovic 
an  die  Korycaner  Sandsteine,  stösst  aber  bis  auf  die  wenigen  oben  schon  erwähnten 
Ausnahmen  unmittelbar  an  den  laurentinischen  Steilabfall  des  Eisengebirges  au, 
indem  die  Schichten  des  Pläners  gegen  denselben  zu  staffeiförmig  sich  erheben. 
Über  das  linke  Doubravkaufer  setzen  die  Plänerschichten  nur  an  wenigen  Orten 
über,  so  bei  Zehusic  und  Bezdekov  (bei  Stepänov),  und  zwar  an  beiden  Orten  nur 
als  dünne  Plattenüberreste.  Auch  am  Rouzeuiberge  bei  Nove  Dvory  (Neuhof,  S 
von  Hermaü)  bildet  der  Pläner  von  der  Hauptmasse  derselben  abgesondert,  eine 
kleine  Insel.  Über  Radostin  setzen  die  Plänerschichten  nicht  weiter  fort,  obzwar 
die  Reste  des  Untercenomans  noch  auf  eine  weitere  SO  Entfernung  von  5  Kilom. 
sich  erstrecken. 

Sämmtliche  Plänerbänke  sind  horizontal  gelagert,  und  wenn  auch  in  der 
Terasse  bei  Kubikove  Duby  ein  Verflachen  der  Bänke  gegen  das  Eisengebirge, 
also  nach  NO,  bei  Kreuzberg  aber  vom  Eisengebirge  weg,  also  nach  aST^  bemerkt 
wird,  so  ist  diese  Erscheinung  doch  sehr  beschränkt  und  blos  lokal  und  es  kann 
daraus  keineswegs  ein  Schluss  auf  eine  nach  der  Kreidezeit  erfolgte  Hebung  des 
Eisengebirges  gezogen  werden.  Im  ersten  Falle  ist  es  nämlich  eine  blos  lokale 
unbedeutende  Abrutschung  der  Schichten;  im  zweiten  Falle  wiederholt  sich  das 
so  oft  nachgewiesene  und  durch  Unterwaschuugen  veranlasste  Einfallen  von  sonst 
horizontalen  Schichten  an  steilen  Gehängen. 

Die  tiefereu  gelblichen,  höchst  feinsaudigen  Mergel,  welche  als  Pläner 
bezeichnet  werden  und  stellenweise,  so  allenfalls  in  der  Umgebung  des  Hradiste- 
Berges  bei  Libic  Versteinerungen  enthalten,  bilden  die  Hauptmasse  der  turonen 
Gesteine.  Nur  die  obersten  Lagen,  wie  dieselben  von  Pfedhor  bis  Kladruby,  dann 
von  Malochlin  bis  nahe  gegen  Zdirec  sich  ausbreiten,  sind  etwas  fester  und 
haben  einen  mehr  sandigen  Habitus.  Sie  enthalten  wenn  auch  winzig  kleine,  so 
doch  zahlreiche  punktförmige  Körnchen  von  Glaukonit.  Diese  oberturonen  glau- 
konitisch sandigen  Pläner  werden  hier  wegen  ihrer  etwas  bedeutenderen  Festig- 
keit als  Baustein  verwendet.  Der  bedeutendste  Steinbruch  ist  bei  Horni  Studeuec 
und  bei  Zdirec  in  denselben  eröffnet.  Diese  oberen  Plänerbänke  von  sandig  glau- 
konitischem Charakter  sind  etwa  Vertreter  der  nur  local  auftretenden  sogenannten 
Malnicer  Schichten  oder  des  unteren  Mittelturon.  Da  die  tieferen  Plänerbänke^ 
wenn  sie  etwas  aufgelöst  sind,  ebenfalls  wenig  AVasser  durchlassen,  so  finden  sich 
auf  denselben  an  entsprechenden  Stellen,  so  bei  Kreuzberg  oder  zwischen  Zbislav 
und  Dolni  Bucice ")  auch  Anfänge  einer  Torfdecke,  die  aber  auf  den  unterceno- 
manen  Letten  bei  Radostin  viel  besser  gedeiht. 

Die  jungen  Bildungen  werden  als  Alluvionen,  Lehm  und  Torf  unterschieden. 

Ältere  Alluvionen  sind  Scliotter  u.  z.  weisse  Quarzschotter  von  nicht  be- 
deutend grossem  Korne.  Dieselben  finden  sich  auf  dem  Gehänge  von  Lzovic  an 
der  Elbe,  das  die  Fortsetzung  des  Steilabfalles  des  Eiseugebirges  bildet.  Dieselben 
stammen  jedenfalls    aus  der  Elbe,    und  es   ist  gar  nicht  nöthig  spätere  Hebungen 


24 

derselben  auzuuebmen,  da  bei  Elbe  Teinic  durch  die  hervorragendeu  festeren 
schiefrigen  Gesteine  eine  bedeutende  Elbestauung  stattgefunden  haben  musste,  in 
Folge  deren  der  ehemals  höhere  Flusslauf  in  recenter  Zeit  solche  Alluvial- 
schotter auch  auf  solchen  höheren  Stellen  abgesetzt  hat.  Das  Material  dieser 
Schotter  stammt  meistens  von  jenen  unter-  oder  obercenomanen  Schichten  her,  in 
deren  Nähe  sie  sich  noch  vorfinden. 

Ähnliche  Schotterablagerungeu  trifft  man  auch  im  Haine  Libuse  bei  Nove 
Dvory  (Neuhof),  dann  bei  St.  Katharina  und  St.  Nikolaus  an  u.  z.  auf  turoner 
Unterlage;  dann  0  von  Trebesic  und  bei  Kalabasek,  sowie  am  Brslenkabache  bei 
Caslau;  an  beiden  letzteren  Orten  theilweise  von  Lehm  bedeckt  und  den  Pläner 
überlagernd.  Etwas  ähnliches  ist  auch  bei  Starkoc  W  und  Loucic  zu  beobachten. 
Auch  hier  gehören  diese  Schotter  zu  Alluvialbildungen,  da  sie  noch  beinahe  im 
luundationsgebiete  der  Bäche  liegeu  und  als  von  SO  angeschwemmte  Schichten 
sich  erkennen  lassen,  deren  ursprüngliche  Lagerstätten  die  ceuomauen  Sandsteine 
waren.  Der  Lehm  ist  später  erst  darauf  geschw^emmt  worden.  Die  Mächtigkeit 
der  Schotterbänke  ist  nicht  bedeutend  und  beträgt  nur  Bruchtheile  eines  Meters 
oder  nur  wenige  Meter. 

Die  feinen  w^eissen  alluvialen  Saude  sind  nichts  anderes,  als  zerbröckelte 
und  abgeschwemmte  cenomane  Saudsteine,  in  deren  Nähe  oder  auf  welchen  sie 
sich  noch  vorfinden.  Sie  sind  im  Gebiete  des  obercenomanen  Streifens  von  Zabof 
bis  Zafican,  dann  von  St.  Katharina  bis  Chotusic,  verbreitet  also  so  zu  sagen 
noch  innerhalb  des  Inundationsgebietes  der  aufgestauten  Elbe. 

Lii  Zehusicer  Parke  findet  sich  auch  Kalktuff  als  junge  Bildung  und  ver- 
breitet sich  von  Dammerde  überlagert  bis  Zafican;  er  enthält  zahlreiche  Gehäuse 
von  Sumpfschnecken.  Gegen  Vycap  zu  werden  diese  Kalktuffe  ganz  locker  und 
mergelig. 

So  w^ie  die  fruchtbaren  Alluvionen,  dann  die  Sande  und  auch  Schotter 
nahe  au  der  Elbe  vorherrschen,  so  ist  wieder  etwas  entfernter  von  der  einstigen 
Mündung  des  Doubravkabaches  in  die  Elbe  der  Lehm  sehr  verbreitet,  u.  z.  bildet 
er  von  Cirkvic  an  bis  Golcüv  Jcnikov  eine  ununterbrochene  Decke,  die  meist  am 
linken  Doubravkaufer  abgelagert  ist,  sich  selten  auch  in  einzelnen  Parthien  am 
rechten  Ufer  vorfindet,  und  aus  der  nur  wenige  Kuppen  älterer  Gesteine  ein 
wenig  hervorragen.  Dieser  Lehm  findet  sich  auch  noch  südlicher,  jedoch  nur 
in  weniger  ausgedehnten  Decken,  so  bei  Nova  Ves  (Neues  Dorf),  Bezdekov  und 
in  unbedeutenden  Mengen  auch  an  anderen  Orten. 

Der  Lehm  ist  eigentlich  nur  dort  zu  findeu,  wo  jetzt  noch  Gebilde  des 
Kreidesystems  vorkommen,  die  er,  u.  z.  sowohl  den  Planer  als  auch  die  ceuo- 
mauen, oft  schon  zu  Gries  zerfallenen  Sandsteine  bedeckt,  oder  wo  einst  Schichten 
des  Kreidesystems  abgelagert  waren.  Dieser  Lehm  dürfte  demnach  nicht  als  ein 
eigentliches  Anschwemmuugs-,  sondern  als  ein  Eluvialgebilde  aufgefasst  werden, 
dessen  Bildung  durch  die  Auflösung  von  thonigcn  Gebilden  des  Kreidesystems 
veranlasst  wurde.  Nur  au  tieferen  Stellen  ist  der  Lehm  als  ein  wirklich  ab- 
geschwemmtes und  wieder  abgesetztes  alluviales  Material,  u.  z.  entweder  auf 
geneigten  Flächen  (Gehängelehm)  oder  in  Ebenen  auf  secundärer  Lagerstätte  zu 
finden.     Derjenige  Lehm,   der   Schotter,   u.   z.   auf  Planern   aufruheuden   Schotter 


25 

bedeckt,  ist  wirklich  secimdäres  sedimentäres  Gebilde,  während  andere  Lehme 
wirkliche  Eluvien  darstellen,  die  aber  wohl  auch  etwas  ihre  Lage  verändert  haben 
konnten.  — 

Das  Gebiet  der  Teiche,  wo  der  Doubravkabach  und  die  Säzavaquellen  sich 
ansammeln,  also  von  Ransko  bis  Pelles  (Polnicka)  enthält  Torfdecken.  Dieselben 
setzen  einen  nicht  wasserdurchlässigen  Grund  voraus,  u.  z.  entweder  einen  schon 
etwas  aufgelösten  Pläner,  wie  es  bei  Zdirec,  Kreuzberg  und  Zbislav  der  Fall  ist; 
oder  das  Vorhandensein  der  tiefsten  lettigen  Schieferthonlage  der  untercenomaneu 
Sandsteine,  wie  dies  im  Gebiete  der  Niederung  des  Teiches  Velke  Zdarsko  (*SYojno- 
mestec)  zu  beobachten  ist. 

Unter  dem  Städtchen  Kreuzberg,  auf  den  Wiesen,  hat  der  Torf  nur  eine 
ganz  unbedeutende  Mächtigkeit,  indem  daselbst  unter  73"'  Wiesenalluvialerde 
nur  ^'5"-  Torf,  dann  ^g""-  lettiger  Schotter  folgen,  in  welchem  letzteren  das  Bach- 
bett ausgewaschen  ist.    Dieser  Torf  ist  demnach  auf  der  Karte  nicht  aufgetragen. 

Wohl  aber  ist  die  Puidostiner  Torfdecke  au  den  Ufern  des  Teiches  Velke 
Zdarsko  von  Bedeutung,  da  sie  daselbst  in  den  oberen  Ausläufern  bei  Panskä 
Bi'da  und  Doubravnik  die  Mächtigkeit  von  mehreren  Metern  besitzt  und  gestochen 
wird.  In  dem  Torfe  finden  sich  nebst  geringeren  Kräuterstengeln  auch  Baum- 
strünke der  noch  jetzt  an  moorigen  Stelleu  wachsenden  Sumpfkiefer  (Pinus  uligi- 
nosa)  mit  zu  Fichtelit  umgewandeltem  Harz.  Die  seitlichen  Ausläufer  der  Torf- 
decke gehen  unter  den  Wiesengrüuden  ziemlich  hoch.  Unter  dem  Zdärskoteiche 
zieht  sich  die  Torfdecke  bis  gegen  Polnicka  (Pelles)  hin. 

Auch  an  einigen  flachen  Stellen  des  Gueusterrains  finden  sich  schwache 
Torfdeckeu,  so  etwa  bei  Raciu,  Vepfik,  Skfivänek  {ISO  von  Borovä). 


2.  Das  eigentliche  Eisengebirge. 

Der  steile  Raud  des  Eiseugebirges  ist  aus  denselben  laurentinischen  Ge- 
steinen zusammengesetzt,  wie  die  dasselbe  begleitende  Doubravkathalniederung. 
Da  die  Gesteine  des  Steilrandes  nach  NO  verflachen,  so  bilden  sie  das  Liegende 
des  ganzen  Gebirges,  in  dessen  Hangendem  dann  die  untersilurischen  Gesteine 
folgen.  Von  Elbe-Teinic  an  bis  zur  Ruine  Lichuic,  bildet  das  Laurentin  des 
Steilrandes  einen  verhältnissmässig  nicht  breiten  Streifen,  der  von  iV^TF  nach  SO 
streicht  und  abgesehen  von  den  jüngeren  granitischeu  Eruptivgesteinen,  die  sich 
eng  an  denselben  anschliessen,  nur  die  unbeträchtliche  Breite  von  V2 — 1  K^^^- 
besitzt;  mit  Hinzufüguug  der  Eruptivgesteine  aber  beträgt  die  Breite  2^j^ — 3 
Km.  Sänimtliche,  auf  diesem  laurentinischen  liegenden  Streifen  aufgelagerten 
untersilurischen  (oder  cambrischen)  Gesteine  verflachen  auf  der  Strecke  von  Elbe- 
Teinic  bis  Lichnice  gleichfalls  nach  NO  und  sind  daher  scheinbar  concordant  dem 
Laurentin  aufgelagert. 

Anders  verhält  es  sich  jedoch  in  jenem  SO  Theile  des  Eiseugebirges, 
dessen  Steilrand  von  Lichnice  (Kahkove  Hory)  bis  Kreuzberg  sich  erstreckt.  Hier 
nehmen  die  laurentinischen  Gesteine  eine  bedeutendere  Breite  ein,  indem  sie 
sammt  den  in  denselben  eingelagerten  Eruptivgesteinen  jüngeren  als  laurentinischen 


26 

Ursprungs,  sich  gegen  0  sehr  schnell  ausbreiten,  und  die  Umrisse  eines  Dreieckes 
annehmen,  dessen  Spitzen  durch  die  Orte:  Ruine  Lichnice,  Kreuzberg  und  Chrast 
angedeutet  sind.  Während  die  Breite  dieser  Gneus-Granitmasse  des  Steilrandes 
der  SO  Fortsetzung  des  Eisengebirges  von  Lichnice  bis  zur  Laudesgrcänze  bei 
Lichnice  nur  3-3  Km.  misst,  nimmt  sie  zwischen  Kreuzberg  und  Chrast  bis  auf 
etwa  25  Km.  zu. 

Die  Gränze  zwischen  Laurentin  und  Cambrieu  (Untersilur)  läuft  von  Elbe- 
Teinic  bis  Lichnice  (Zbislavec)  von  NW  nach  SO^  von  da  an  aber  wendet  sie 
sich  in  östlicher  Richtung  über  Skoranov,  Rtejn,  bis  gegen  Skroväd,  wo  sie  unter 
Gebilden  des  Kreidesystems  sich  verbirgt. 

In  dieser  Parthie  des  Silurs,  die  eine  östlich  verlaufende  südliche  Gränze 
besitzt,  ist  die  Lagerung  gegenüber  dem  allerdings  nicht  in  direktem  Contact  mit 
demselben  auftretenden  Laurentin  eine  discordante,  was  auf  bedeutende  Disloca- 
tionen  hindeutet. 

Erst  in  der  weiteren  -SO-Fortsetzung  des  Eiseugebirges  treten  uuter- 
silurische  Gesteine  in  der  Schieferiusel  Kreuzberg,  Hlinsko,  Skuc,  Richenburg 
wieder  auf;  sie  werden  beinahe  durchwegs  von  Granit  umschlossen,  während  nur 
das  mehr  gegen  O  anstehende  Laurentiu  die  östliche  Begränzung  bildet,  und 
theils  noch  zum  Eisengebirge,  theils  aber  schon  zum  böhmisch-mährischen  Gränz- 
gebirge  gehört. 

Diese  bedeutende  Richtungsveränderung  der  Silurgränze  von  Lichnice 
(Zbislavec)  nach  Ost,  sowie  das  Auftreten  der  Schieferinsel  bei  Hlinsko,  die 
jedenfalls  einmal  mit  der  Silurmasse  des  iVI'FTheiles  des  Eisengebirges  zu  einem 
Ganzen  vereinigt  war,  wurde  von  dem  Granitmassiv  bewirkt,  das  jetzt  zwischen 
beiden  Silurgebieten  (nämlich  dem  des  NW  Eisengebirges  und  der  Siluriusel) 
eingezwängt  ist  und  dessen  Mitte  etwa  das  Städtchen  Nassaberg  (Nasavrky)  ein- 
nimmt. Die  einst  zusammenhängenden  Schichten  des  Silurs  wurdeu  durch  das 
Hervortreten  der  Nassaberger  Granitmasse  auseinander  getrieben  und  dabei  in 
ihre  gegenwärtige  dislocirte  Lagerung  gebracht,  und  zwar  in  der  Silurinsel  bei 
Hlinsko  mit  steil  stehenden  Schichten,  in  der  anderen  grösseren  Silurparthie  mit 
antiklinaleu  und  Synklinalen  Schichtenstellungen. 

Da  nun  zwischen  Elbe-Teinic  bis  Lichnice  das  Untersilur  SO  mit  einem 
NO  Verflachen  streicht  und  scheinbar  concordant  auf  dem  Laurentin  aufruht, 
zwischen  Lichnice  bis  Skroväd  aber  die  Silurschichten  bei  meist  östlichem  Streichen 
vorwiegend  nach  S  verflachen  und  durch  die  Nassaberger  Granitmasse  stark 
dislocirt  sind,  so  muss  zwischen  dem  normal  gelagerten  NO  streichenden  Silur 
und  dem  nach  0  streichenden  eine  Linie  des  Bruches  oder  wenigstens  der  Biegung 
vorhanden  sein,  von  welcher  au  die  dislocirende  Kraft  des  emporgetriebenen 
Nassaberger  Grauitmassives  seine  Wirkung  ausübte. 

NW  von  dieser  gewaltigen  Bruch-  oder  Biegungslinie  sind  die  Schichten 
des  Silurs  normal  gelagert,  das  ist  von  NW  nach  SO  streichend,  östlich  davon 
aber  haben  sie  das  Streichen  von  W  nach  0. 

Diese  Bruchlinie,  so  sicher  deren  Vorhandensein  auch  behauptet  werden 
kann,  lässt  sich  aber  doch  nicht  mit  der  wünschenswerthen  Schärfe  in  der  Natur 
nachweisen,   und  zwar  theils  desshalb,   weil  im  Silur  des  Eisengebirges  tiefe  und 


ganz  deutliche  Entblössungeu  nur  stellenweise  auftreten  und  demnach  die  Beo- 
bachtung erschwert  ist,  und  dann  auch  desswegen,  weil  zu  diesem  Übelstande  noch 
der  Umstand  hinzutritt,  dass  dieser  Bruch  eigentlich  keine  scharfe  Bruch-  oder  Ver- 
werfungsspalte bildet,  sondern  einen  Parallelzug  von  kleineren  Dislocationen,  durch 
welche  der  Übergang  der  normalen  in  die  stark  dislocirte  Lagerung  vermittelt 
wird.  Jedenfalls  war  die  durch  die  Terrainverhältnisse  erschwerte  Beobachtung  das 
gTösste  Hinderniss  bei  dem  Studium  dieses  Terrains.  Nichtsdestoweniger  kann  als 
vermuthliche  Eichtung  dieses  Bruches,  zu  dessen  beiden  Seiten  die  Lagerungs- 
verhältnisse so  bedeutend  verschieden  sind,  die  Linie  oder  besser  ein  System  von 
Verschiebungslinien  in  der  Richtung  Licomefic-Zbislavec  gegen  Chotenic  angegeben 
werden.  Bis  zu  dem  Zuge  dieser  Bruch-  oder  Verschiebungslinien  hat  sich  also 
die  verschiebende  Wirkung  des  Nassaberger  Granitmassivs  geäussert. 

In  Folge  davon  hat  auch  das  Laurentin  NW  von  dieser  Linie  eine  geringe 
Breite  (Elbe-Teinic-Lichnice),  während  es  0  von  dieser  Linie  eine  bedeutende 
Breite  und  die  Dreieckforra  (Lichnice,  Kreuzberg,  Chrast)  erhält. 

Ausser  dem  Silur  kommen  im  Eisengebirge  nur  ganz  unbedeutende  isolirte 
Reste  jüngerer  Formationen  vor.  — 

Die  nachfolgende  Beschreibung  des  Eisengebirges  enthält  folgende  Abschnitte : 
a)  Das  Laurentin  des  Steilgehäuges  des  Eisengebirges  von  Elbe-Teinic  bis  Lichnice 
und  die  Eruptivgesteine  in  demselben,  h)  Das  Laurentin  zwischen  den  beiden  Silur- 
gebieten des  Eisengebirges,  nämlich  zwischen  Zbislavec-Skrovad  und  der  Silurinsel 
von  Hlinsko,  saramt  den  in  demselben  eingelagerten  Eruptivgesteinen,  c)  Das 
Laurentin  0  von  der  Hlinsko-Silurinsel ,  das  theilweise  schon  dem  böhmisch- 
mährischen Gränzgebirge  angehört,  d)  Das  Silur  von  Elbe-Teinic  bis  zum  Haupt- 
bruch (Zbislavec-Chotenic).  e)  Das  Silur  vom  Hauptbruch  bis  Slatihan.  /)  Die 
Silurinsel  bei  Hlinsko.  g)  Jüngere  Formationen  auf  dem  Laurentin  und  Silur  des 
Eisengebirges.  Die  Eruptivgesteine  sind  trotz  ihrer  im  Vergleich  mit  dem  Laurentin 
Jüngern  Bildungszeit  doch  so  innig  mit  den  geschichteten  ältesten  Gesteinen 
verknüpft,  dass  es  am  zweckmässigsten  erscheint,  dieselben  in  Verbindung  mit 
dem  Laurentin  zu  beschreiben. 


a)  Das  Laurentin  des  Steilgehänges  des  Eisengebirges  von  Elbe-Teinic 
bis  zur  Bruchlinie  und  die  in  demselben  auftretenden  Eruptivgesteine. 

Das  Steilgehänge  des  Eisengebirges  gegen  das  Doubravkathal  nimmt  nur 
einen  verhältnissmässig  engen  Streifen  des  Laurentins  ein  und  hat  von  Elbe- 
Teinic  bis  Lichnice  die  Länge  von  etwa  30  Kilometer. 

Es  enthält  hier  Glimmerschiefer  von  mittlerem  bis  kleinem  Korne  und 
Amphibol schiefer,  aber  auch  Gneus  und  obwohl  untergeordnete,  doch  stellenweise 
ziemlich  mächtige  Massen  von  Eruptivgesteinen,  namentlich  Granit. 

Das  Verflachen  der  Schichten,  wiewohl  vorherrschend  nach  NO  ist  doch 
an  verschiedenen  Stellen  etwas  wechselnd.  Am  linken  Elbeufer  zwischen  Zabof  bis 
Kojic  beträgt  es  in  den  verschieden  geschichteten  Gesteinen  40*^  nach  P  im  Mittel 
(schwankend  von  ^3^' bis  P/^''-  mit  ,^>5— 45**);  an  der  Vedralka  geht  das  Verflachen 


28 

nach  l'/a*'-  mit  55;  in  Semtes  nach  2'^/3^- ;  ober  Podhoran  nach  4'/5''-  mit  55*^ 
(zwischen  273 — öVa^*  mit  45— 64*^  schwankend);  unter  Bily  Kämen  2^/4*"-  mit  55°; 
in  der  Tfemosnicer  Schlucht  bei  Hedwigsthal  endlich  geht  das  Verflachen  nach 
37/-  mit  45«. 

Als  der  NW  Anfang  des  Eisengebirges  kann  jene  unbedeutende  Kuppe  S 
von  Belusic  angesehen  werden,  welche  sich  von  da  gegen  Lzovic  und  Elbe-Teinic 
bis  zum  rechten  Elbeufer  fortsetzt.  Das  Gestein  derselben  ist  Biotitglimmerschiefer 
von  ziemlich  ebenflächig  schiefriger  Textur  mit  Nestern  von  Quarz  (blassem  Rauch- 
quarz) und  feinkörnigem  Chlorit.  Dieses  Gestein  wird  jedoch  von  jüngeren  Schichten 
vielfach  verdeckt  und  nur  nahe  am  Elbeufer  zeigt  sich  deutlich,  dass  es  von 
Amphibolschiefer  unterteuft  wird.  In  den  schroffen  Uferwänden  unterhalb  Elbe- 
Tejnic  sieht  man  gangförmige  Durchbrüche  von  Gabbro,  rothem  Granit  und  W 
bei  Elbe-Teinic  auch  von  grauem  Biotitgueusgranit.  Der  Glimmerschiefer  erscheint 
stellenweise  ganz  ähnlich  dem  von  Semtes;  er  ist  ebenflächig  und  enthält  lenti- 
culare  Quarznester.  In  Klüften  kömmt  sehr  feinkörniger  Chlorit  vor.  Das  Ver- 
flachen geht  nach  etwa  2V4''-  mit  52". 

Am  linken  Elbeufer  sind  durch  den  Eisenbahneinschnitt  die  anstehenden 
Felsen  sehr  deutlich  eutblösst  und  es  zeigen  sich  hier  die  Gesteinsschichten  mit 
dem  schon  oben  angegebenen  Verflachen  in  einer  übersichtlichen  Reihenfolge. 
Vorherrschend  ist  wieder  der  kleinkörnige  Biotitglimmerschiefer  als  der  oberste 
Abschluss  der  unter  den  alluvialen  Sauden  bei  Zabor  verdeckten  laurentinischen 
Gneusgruppe.  Die  Glimmerschiefer  herrschen  von  Zabof  bis  Vinafic  vor,  indem 
sie  nur  unbedeutende  Einlagerungen  von  Amphibolitschiefer  und  plattigen  Biotit- 
Gneus  enthalten.  Knapp  ober  Vinaric  sieht  man  eine  Verwerfung,  an  der  cam- 
brische  schwarze  Phyllite  der  Etage  A,  discordant  über  und  unter  Glimmer- 
schiefern u.  z.  von  denselben  durch  Verwerfungsspalten  getrennt,  zu  Tage  treten. 
Dann  sieht  man  wieder  blos  Glimmerschiefer  oder  Phyllitglimmerschiefer  von 
dunkler  Farbe  bis  gegen  Kojic.  Erwähnenswerth  ist  es,  dass  gewisse  Schichten 
dünne  zahlreiche  lenticalare  Quarzlinsen  enthalten,  ^Yelclle  sich  besonders  dort 
häuflg  zeigen,  wo  nahe  durchsetzende  Verwerfungen  eine  Lockerung  veranlasst 
haben;  an  solchen  Orten  kommen  dann  auch  stellenweise  Quarzschnüre  zum 
Vorschein. 

Im  hangenden  Theile  der  Sclüefer  zwischen  Kojic  und  Vinaric  veranlassen 
häufige  Verwerfungen  einen  eigenthümlichen  Wechsel  von  Glimmerschiefern  und 
schwarzen  Phylliten  der  cambrischeu  Etage  A,  was  aber  wegen  der  nicht  frischen 
Beschaffenheit  der  augewitterten  Gesteine  nicht  immer  leicht  zu  erkennen  ist. 
Diese. Verwerfungen   sind  eben   nur   an  den   steilen  Felsenufern   wahrnehmbar. 

Im  weiteren  SO  Verlaufe  des  Glimmerschiefers  schaltet  sich  demselben 
OSO  von  Zabor  auf  kurze  Entfernung  dünnplattiger  Amphibolgneus  ein,  dann  dünn- 
plattiger  biotitarmer  schiefriger  Gneus  und  dünnschiefriger  Amphibolitschiefer  mit 
deutlicher  Streckung  und  in  Glimmerschiefer  übergehend.  Beide  letztgenannten 
Gesteine  streichen  über  Beruardov,  Kasparüv  Dolik,  Vedralka  bis  Väpeuice  unweit 
Semtes  weiter,  wo  der  Gneus  endet,  der  Amithibolschiefer  aber  noch  nach  mehr- 
fachen Unterbrechungen  bis  Zävratec  sich  fortsetzt  und  sich  endlich  auskeilt. 


29 

Eine  Eigenthümlichkeit  des  Laureutius,  die  auch  hier  ihre  Bestätigimg 
findet,  sind  überhaupt  die  so  häufigen  lenticuLär  sich  ausbreitenden  Schichten, 
so  dass  dieselben  beinahe  als  charakteristisch  für  diese  älteste  der  Formationen 
angesehen  werden  können.  Man  bemerkt  diese  Eigenthümlichkeit  namentlich  an 
dem  ebenflächigen  und  dünnschiefrigen  Amphibolit,  der  vielfach  sich  auskeilend 
von  neuem  wieder  ansetzt. 

Der  zwischen  Viuaric  und  Kasparüv  Dolik  düunplattige  schiefrige  Biotit- 
gneus  geht  zwischen  Kasparüv  Dolik  und  Vedralka,  wo  er  sich  erweitert,  in 
flasrigen  Biotit-Muscovitgneus  über,  dann  weiter  SO  in  flasrigem  Biotitgneus,  wird 
endlich  aber  NW  von  Väpenice  wieder  so  grobschiefrig,  dass  eine  Verwechslung 
mit  Gnensgi'anit  stattfinden  könnte.  Nur  die  Richtung  des  Gneuszuges  war  Ursache, 
dass  dieses  Gestein  nicht  als  Gneusgranit  auf  der  Karte  bezeichnet  wurde. 

Die  bedeutendste  Mächtigkeit  des  Amphibolschiefers  beträgt  bei  Vedralka 
etwa  400"-,  die  des  Biotit-Muscovitgneuses  NW  von  Vedralka  kaum  1  Km.,  während 
der  Glimmerschiefer  bei  Semtes  mit  '/^  Km.  seine  grösste  Mächtigkeit  erreicht. 
Der  Glimmerschiefer  keilt  sich  über  Licomefic  gänzlich  aus. 

Der  stellenweise  auch  etwas  gestreckte  dünnplattige  Biotitglimmerschiefer 
enthält  meistentheils  auch  kleine  Granatkörnchen,  und  Nester  von  halbdurch- 
sichtigem Quarz.  Zwischen  Semtes  und  Podhoran  ist  er  düunplattig,  ebenschiefrig 
und  etwas  gestreckt ;  in  den  Brüchen  daselbst  lassen  sich  bis  1  Q  i^i-  grosse  Platten 
desselben  entblössen,  so  das  manche  Stücke  als  dicker  (grober)  Dachschiefer  ver- 
wendbar wären. 

Im  Amphibolschiefer  und  Glimmerschiefer  ist  NW  von  Kasparüv  Dolik 
ein  stockförmiges  Nest  eines  schiefrigeu  Epidotgesteines  eingelagert.  Die  granulit- 
artige  Gesteinsschichte  nahe  von  Husi  Hovno  und  Podhoran  wird  bei  der  speziellen 
Gesteinbeschreibung  angeführt  werden. 

SW  von  Licomeric  besteht  der  Steilrand  des  Eisengel)irges  aus  dünn- 
plattigem  Amphibolgneus,  noch  weiter  S  von  Zbislavec  aus  flasrigem  Biotitgneus, 
in  dem  bei  Podhrad  (Lichnice)  und  in  der  Tremosnicer  Schlucht  (Hedwigsthal) 
Flaserporphyroide  (siehe  Gesteinsbeschreibung)  zum  Vorschein  kommen.  Dieser 
südlichste  Theil  gehört  schon  in  das  Gebiet  des  grossen  Verschiebungsbruches. 
Am  Gipfel  der  Zelezue  Hory,  S  von  Zbislavec,  (in  dem  Waldriede  Krkanka)  W  von 
Rudov  streicht  ein  nicht  mächtiges  Lager  von  krystallinischem  Kalke  aus,  das 
jedoch  von  zahlreichen  obwohl  nicht  mächtigen  Gängen  von  Granit,  Ampliibol- 
granit,  Syenit  und  Diorit  durchsetzt  und  zugleich  verworfen  wird.  ^)  — 

In  dem  Zuge  der  Glimmerschiefer,  Amphibolschiefer  und  der  Gneuse  des 
Steili'andes  treten  Eruptivgesteine  auf,  unter  denen  namentlich  der  Granit  vorherrscht. 

Eine  bedeutende  Masse  von  rothem  Granit  von  10  Kilom.  grösster  Länge, 
zwischen  Bernardov  und  Väpenice  unweit  Semtes,  und  von  bis  2  Km.  grösster 
Breite  zwischen  Kasparüv  Dolik  und  Zbranoves,  ist  zwischen  dem  Laurentingneus 
(der  bei  Kasparüv  Dolik  als  Augengneus  entwickelt  ist)  und  der  cambrischen  Etage 
A  eingezwängt.  Der  Granit  ist  offenbar  jünger  als  das  Cambrien,  da  er  theils 
Apophysen  in  dasselbe  aussendet,  theils  aber  auch,  wie  am  Puncte  „na  Oklikäch" 
(A306"),  eine  Scholle  der  cambrischen  Schiefer  einhüllt.  Auch  andere  Zeichen 
deuten  auf  die  jüngere  Entstehung  des  Granites ;  so  die  Umwandlung  der  regellos- 


30 


?,— M 


•2   11 


m 


V 


körnigen  Textur  in  eine  gneusgranitische,  aller- 
dings durch  Vermittelung  eines  Übergangsstreifens 
von  grauem  Granit  an  der  Gränze  mit  cambri- 
sclien  Schichten,  >S^  von  Zdechovic.  Die  Anlagerung 
der  Biotitschuppen  in  paralleler  Lage  ist  bedingt 
durch  das  Vorhandensein  einer  Gränze,  an  der 
sich  der  Granit  mit  verzögerter  Geschwindigkeit 
unter  Keibung  (oder  Druck)  hinauf  wälzte,  so  dass 
die  parallele  Anordnung  der  Biotitschuppen  dar- 
aus erfolgte.  Der  rothe  Granit  wird  an  seiner 
Gränze  mit  den  cambrischen  Schiefern  von  Quarz- 
porphyreu  begleitet,  welche  sich  vom  Puncte  „na 
Üklikäch"  über  Chvaletic,  Zbrahoves  bis  gegen 
Väpenice  verfolgen  lassen.  Es  ist  dies  entweder 
eine  untergeordnete  Gränzbildung,  oder  eine  andere 
Ausbildungsweise  des  Granitmagmas  selbst.  Nur 
zwischen  Litosic  und  Vinice  ist  ein  porphyrartiges 
etwas  wenig  roth  geflecktes  Gestein  entblösst,  von 
dem  keine  frischen  Proben  vorlagen  und  das  nur 
der  Analogie  nach  den  Quarzporphyren  zugezählt 
wird.  (Siehe  Gesteiusbeschreibung.)  In  diesem 
rothen  Granit  linden  sich  auch  Stöcke  von  Gabbro 
und  Uralitdiorit,  die  demnach  jünger  als  der  rothe 
Granit  wären. 

Syenit  und  rother  Granit  sowie  Diorit  durch- 
setzten in  zahlreichen  stockförmigeu  Gängen  den 
Theil  des  Steilabfalles  bei  Zävratec,  welcher  auf  der 
Karte  den  speciellen  Namen  „Zelezne  hory"  führt. 
Es  gehören  diese  Gänge  schon  dem  Gebiete  des 
dislocirten  Theiles  des  Eisengebirges  an;  sie  ver- 

V 

werfen  das  Kalklager  am  Gipfel  der  Zelezne  hory 
(Krkänka)  bedeutend  und  au  zahlreichen  Stellen. 
Von  Zbislavec  bis  Rudov  bildet  Diorit,  noch 
mehr  Syenit  und  in  bedeutenderer  Menge  grauer 
Granit  die  Gränze  zwischen  dem  Laurentin  und 
dem  Cambrien.  Es  scheint  dieser  Theil  schon  dem 
hinter  der  Bruchlinie  gelegeneu  Theile  des  Eiseu- 
gebirges  anzugehören. 

Merkwürdig  ist  das  Vorkommen  von  Gabbro 
in  kurzen  Stöcken  im  laureutinischen  Glimmer- 
schiefer bei  Vinaric  an  der  Elbe,  sowie  im  rotheu 
Granit  bei  Bernardov  i^^O,  Chvaletic  W,  Kasparüv 
Dolik  NO.  Weniger  mächtige  echte  Gänge  oder 
Lagergänge  durchsetzen  den  Glimmerschiefer  des 
linken  Elbeufers  an  zahlreichen  Stellen.    (Fig.  3.) 


31 

Dieselben  bestehen  aber  nicht  mehr  aus  Gabbro,  sondern  aus  Uralit-  oder  Labradorit 
diorit,  da  der  Diallag  (Pyroxen)  desselben  eine  Pseudomorphose  in  Amphibol  (Uralit) 
erlitten  hat.  Auf  der  Karte  sind  diese  Gänge  als  Diorit  verzeichnet.  Glimmer- 
schiefer, so  wie  auch  der  Gabbro  des  linken  Elbeufers  sind  von  Lagergängen 
und  echten  Gängen  eines  Biotitgneusgranites  von  grauer  Farbe  durchsetzt.  Der 
Gneusgranit  hat  eine  um  so  kleinkörnigere  Textur,  je  weniger  mächtig  er  auftritt. 

An  der  Gränze  mit  den  sedimentären  Gesteinen  werden  auch  die  Gabbros 
häufig  schiefrig,  so  dass  Verwechselungen  mit  Amphibolschiefer  leicht  möglich 
sind.  Au  einem  Orte  OSO  von  Vinafic,  wo  Entblössungen  durch  Steinbrüche  vor- 
kommen, sieht  man  in  dem  etwas  schiefrigen  Gabbro  ganz  geradlinige  bis  Be- 
mächtige Gneusgranitgänge  mit  bis  handdicken,  gerade  verlaufenden  Trümmern, 
deren  Biotitschüppchen  parallel  den  Gränzflächeu  gelagert  sind. 

Das  Gabbrogestein  von  regelloser  Zerklüftung  ist  in  der  Stockmitte  grob- 
körniger als  am  Rande,  sonst  aber  in  Klüften  mit  Amphibol,  kleinen  Plagioklas- 
krystallen  oder  mit  feinkörnigem  Chlorit  ausgefüllt. 

b)  Das  Laurentin  zwischen  den  beiden  Silurgebieten  des  Eisengebirges. 

In  dieser  Parthie  des  Eisengebirges  besteht  der  Steilraud  ebenfalls  aus 
laurentinischen  Gesteinen,  aber  nicht  mehr  aus  den  oberen  Glimmerschiefern  oder 
Amphibolitschiefern,  sondern  aus  Gneusen.  Zwischen  das  Silur  und  den  Gneus 
schiebt  sich  überdies  das  mächtige  Nassaberger  Granitmassiv  ein,  so  dass  in  dem 
laurentinischen  Dreieck  Lichnice,  Kreuzberg  (Krucburg),  Chrast  die  Gneuse  und 
Granite,  letztere  von  etwas  jüngerer  Entstehung  als  das  Untersilur,  in  gleich 
grosser  Menge  verbreitet  vorkommen. 

Die  Gneuse  bilden  von  Lichnice  an  den  Steilrand  des  Eisengebirges  bis 
nahe  gegen  Kreuzberg. 

Von  Lichnice  aus  setzt  der  Gneuszug  durch  die  Kahkove  Hory  in  der 
Breite  von  kaum  1  V2  Km.  gegen  SO  fort,  wo  er  sich  bis  an  die  Ohebka  (Chru- 
dimka)  erweitert,  indem  dessen  Breite  hier  etwa  7  Km.  beträgt. 

Von  Lichnice  setzt  der  graue  oder  röthliche  Gneus  mit  Biotit  oder  mit 
beiden  Glimmern  auch  mit  gestreckten  Orthoklasaugen,  und  der  Flaserporphyr 
durch  die  Tfemosnicer  Schlucht  gegen  die  Kahkove  Hory  fort,  wo  der  biotitreiche 
Gneus  fleischrothen  Orthoklas  enthält,  trotzdem  aber  wegen  Überwiegens  des 
Biotites  vornehmlich  in  dem  Gehänge  gegen  Tfemosnic  zu,  eine  dunkle  Farbe 
annimmt.  Stellenweise  ist  dieser  dickbankige  Biotitgneus  dem  Granitgneuse  ähnlich, 
der  an  dem  Fusse  des  Rückens  sich  befindet.  Er  zieht  sich  bis  gegen  Javorka 
und  wird  stellenweise  theils  quarzreich,  theils  biotitarm,  ist  aber  immer  röthlich 
gefärbt.  In  dem  flasrigen  Gneuse  findet  sich  daselbst  ein  gegen  S""-  mächtiges 
Lager  von  krystallinischen  Kalkstein,  der  im  Hangenden  grau,  im  Liegenden  weiss 
ist,  und  schwache  eingelagerte  Schichten  von  glimmerarmen  quarzreichen  Gneus 
enthält.  Das  NO  verflächende,  oft  verworfene  Lager  wird  von  biotitreichem  plattigem 
Gneuse  (Glimmerschiefergneus)  bedeckt. 


32 

Von  Javorka  an  bis  zur  Linie  Unter-Studenec-Kamenic  erweitert  sich  die 
Breite  des  Gneuszuges  bedeutend  und  es  lierrsclit  in  demselben  überall  die  fleisch- 
rothe  Farbe  vor ;  die  sich  durch  diesen  Gneus  durchwindende  Ohebka  bildet 
anmuthige  Thalschluchten.  Der  rothe  Gneus  dieses  Terrains  ist  eigentlich  ein 
schuppig  flasriger  Biotit-Muscovitgneus  mit  wechselnder  Qualität  der  Glimmer. 
Stellenweise  sind  beide  Glimmer  im  Gleichgewichte  entwickelt,  stellenweise,  wie 
zwischen  Vrsov  und  Premilov  ist  der  Muscovit  in  überwiegender  Menge  vorhanden ; 
stellenweise  hat  er  langgestreckte  Flasern  und  es  zeigt  sich  dann  im  Querbruche 
eine  für  Schieferung  parallel  laufende  unvollkommene  Bänderung.  Das  Verflachen 
dieses  rothen  gebäuderten  Gueuses  geht  zwischen  Premilov  und  Rusinov  nach 
2^-  mit  40";  nahe  bei  der  Ruine  Oheb  nach  2V3'^-  mit  30".  Gegen  SO,  im  Ge- 
hänge von  Hostetinky  gegen  Malec  nach  2^1^^'-  mit  38",  und  der  Gneus  ist  hier 
dem  rothen  Gneus  von  Lichnice  ähnlich.  In  der  Richtung  gegen  Slavikov  schalten 
sich  dem  rothen  tiasrigschuppigen  Gneuse  plattige  lichtgraue  schiefrige  Biotit- 
gneuse  ein,  oder  auch  quarzarme  Gneuse  mit  weissem  Orthoklas  und  Biotit- 
schuppen, wie  S  von  Kamenic.  Bei  Mozdenic  und  Drevikov  aber  werden  die 
Biotitgneuse  schuppig  flasrig,  dünnplattig,  au  letzterem  Orte  auch  röthlich  grob- 
körnig und  nach  2^1^^-  verflächend. 

Bei  Rvacov,  wo  im  Gneuse  schon  Granitstöcke  auftreten,  ist  der  Biotit- 
gneus  eigenthüralich  entwickelt.  Derselbe  ist  nämlich  mittelschuppig;  die  Biotit- 
schuppen erscheinen  blass  lauchgrün,  die  Quarzkörner  aber  milchig  bläulich  getrübt 
und  einem  Cordierit  ähnlich.  ^) 

In  der  NNO  und  SSW  Umgebung  von  Stau  stösst  der  Biotitgneus  an 
cambrische  Gesteine  der  Hlinsko-Silurinsel  an,  wobei  an  der  Gränze  selbst  Amphi- 
bolitschiefer  oder  nahe  an  der  Gränze  auch  Biotitglimmerschiefer  mit  lenticularen 
Quarznestern  auftreten.  Doch  ist  wegen  der  bei  Stau  und  Milesimov  nicht  immer 
deutlichen  Entblössung  das  Richtige  schwer  zu  bestimmen,  da  ähnliche  Glimmer- 
schiefer auch  silurisch  sein  könnten.  Namentlich  ist  der  Glimmerschiefer  zwischen 
Vitanov  bis  Chlum  entwickelt  und  gut  entblösst;  derselbe  verbindet  die  Kreuz- 
berger Schieferinsel  mit  der  von  Hlinsko-Skuc,  und  er  mag  dem  laurentinischen 
Alter  angehören,  da  er  grosse  Ähnlichkeit  mit  manchen  Glimmerschiefern  von  Elbe- 
Teinic  hat,   ein  allerdings  nicht  absolut  fester  Grund  zu  seiner  Altersbestimmung. 

Im  Hangenden  des  Gneuszuges  folgt  das  Nassaberger  Granitmassiv,  dessen 
Gränzen  etwa  folgende  sind:  Von  Zbislavec  über  Rudov,  Podhrad  (Lichnice),  Horni 
Pocatky,  Oheb  (Ruine),  Wichstein,  Prosec,  Prosicka,  Vrsov,  Bradlo,  Chloumek, 
Kremenic,  Polom,  Kamenice  Trhovä,  Svobodne  Hamry,  Rvacov,  Jancour,  Rovne, 
Unter  -  Studeuec ,  längs  welcher  Linie  überall  der  Granit  mit  dem  Gneus  in 
Contact  tritt. 

Mit  dem  Silur  hat  das  Granitmassiv  folgende  Gränzlinie  gemeinschaftlich : 
von  Zbislavec  über  Rudov,  Skoranov,  Kraskov,  nahe  S  bei  Nutic,  Rteju,  Lipina, 
Kuchänovice,  Skrovädy;  von  wo  an  bis  Skuc,  wo  die  östliche  Silurinsel  auftritt, 
die  Gränzlinie  unter  der  Decke  der  Kreideformation  sich  verbirgt. 

Von  Skuc  an  geht  die  Gränze  des  Granitmassives  mit  der  Skuc-Hlinsko- 
Kreuzberger  Silurinsel  über  Zdarec,  Ober-Prasetin,  Mräkotin,  Unter-  und  Ober- 
Babakov   gegen   Stan,   wo   die   nicht   vollkommene   Entblössung   die   Contact-Ver- 


33 

hältnisse  zwischen  Gneiis,   Granit  und  Scliiefer   weniger  scharf  hervortreten  lässt, 
dann  aber  von  Jasne  Pole  (Schönfeld)  über  Benätky  nach  Kreuzberg. 

Das  Granitmassiv  umschliesst  nebstdem  in  sich  selbst  grosse  Inseln  und 
Schollen  von  Biotitgueus,  wie  auch  von  Biotitmuscovitgneus ;  so  zwischen  Rvacov, 
Srny,  Stany,  Milesimov  und  Jasne  Pole,  Komärov  (W  von  Hlinsko),  wo  aber  die 
Entblössungen  vieles  zu  wünschen  lassen.  Hier  sind  auch  Irrungen  mit  Gneus- 
granit,  der  hier  ebenfalls  zum  Vorschein  kommt,  möglich,  namentlich  dort,  wo  der 
Gueus  in  groben  Bänken  und  mit  unvollkommener  Schieferung  erscheint.  Eine 
kleine  Gneusscholle  ist  auch  bei  der  Opletalmühle  umweit  Skuc  an  der  Gränze 
zwischen  Granit  und  Schiefer  eingeschlossen.  Der  Gneus  zieht  sich  auch  in 
Zungen  in  den  Granit  hinein,  wie  JS/NO  von  Rvacov.  SO  von  Kräsny  ist  auch  eine 
Gneusscholle  im  Granit  vorhanden. 

Bemerkenswerth  ist  die  bedeutende  an  der  Ohebka  von  rothem  Granit, 
südlich  aber  von  Gneusgrauit  umschlossene  grosse  Scholle  von  Gneus  0  bei  Bojanov. 
Dieses  Gestein  könnte  als  Gneusgranit  gelten,  wenn  in  demselben  nicht  Kalklager 
auftreten  würden,  die  von  Chlum  an  (Wald  Ochoz)  in  stufenförmig  gebrochenen 
Lagertheilen  bis  gegen  Vrsov  vertheilt  sind,  und  ein  östliches  Verflachen  besitzen. 
Bei  der  Aufzählung  der  Mineralien  wird  dieses  Kalklager  wegen  seinen  interessanten 
Mineralien,  besonders  erwähnt  werden.  Auch  in  der  Dehetnikschlucht  bei  Bojanov 
ist  noch  etwas  von  den  Lagerungsverhältnissen  des  Kalklagers  zu  beobachten. 
Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  aber  auch  mit  dem  Kalklager  von  der  Peklomühle 
bei  Kraskov  (W),  wo  ein  ganz  ähnlicher  Granitgneus  noch  mit  dem  Gneuse  der 
Kaiikovä  Hora  im  Zusammenhange  steht.  Sämmtliche  Kalklager  in  diesen  Granit- 
gneusen  führen  Skapolit. 

Die  einzelnen  Varietäten  des  Granites,  in  welchen  derselbe  in  dem  Nassa- 
berger  Massiv  erscheint,  sind  Gneusgranit,  rother  mittelkörniger,  rother  grob- 
körniger, grauer  gemeiner  Granit  und  noch  andere  Varietäten,  die  am  betreffenden 
Orte  angeführt  werden. 

Der  sehr  verbreitete  Gneusgranit  ist  zwischen  mittel-  bis  grobkörnig  und 
mehr  oder  weniger  unvollkommen  schiefrig.  An  gewissen  Orten  könnte  derselbe 
mit  Granitgneus  verwechselt  werden.  Der  Orthoklas  und  Quarz  sind  weiss  oder 
graulichweiss,  der  Biotit  veranlasst  eine  unvollkommen  schiefrige  Textur  und 
bedingt  die  mehr  oder  weniger  graulichweisse  bis  graue  Farbe,  sowie  die  etwas 
wechselnde  Textur  desselben,  wenn  er  in  geringerer  oder  grösserer  Menge  ein- 
gewachsen vorkömmt.  Das  Gestein  bildet  wie  der  Granit  bei  anfangender  Ver- 
witterung grosse,  sackähnliche  Blöcke,  die  das  Grauitterrain  bedecken.  Die 
Erkennung  des  Gesteines  als  Gneusgranit  ergiebt  sich  blos  nach  der  Lagerung; 
sonst  kann  es  an  manchen  Orten  mit  Granitgneus  verwechselt  werden. 

Ebenso  zusammengesetzt  ist  der  graue  Granit.  Derselbe  besteht  aus  den- 
selben Gemengtheileu  wie  der  Gneusgranit,  allein  dieselben  haben  ein  echt  grani- 
tisches Gefüge ;  er  ist  also  regellos  körnig,  die  Farbe  ändert  sich  vom  weissgrauen 
bis  zum  grauen,  je  nach  der  Menge  des  Biotites.  Zwischen  Gneusgranit  und 
grauem  Granit  gibt  es  Übergänge,  da  beide  nur  unter  verschiedenen  Verhältnissen 
erstarrte  Granitmassen  darstellen.  Ein  sicheres  Erkennungsmerkmal  des  Grauit- 
charakters  des  grauen  Gneusgranites  aber  sind  dessen  Gränzverhältnisse  mit  Gneus 

3 


34 

oder  mit  rotliem  Granit.  Besonders  an  den  Gränzen  mit  rothem  Granite  entlialten 
die  grauen  Granite  und  Gneusgranite  mit  zunehmender  Nähe  zur  Gränze,  um  so 
zahlreichere,  lileine  scharfkantige  oder  nur  wenig  rundliche  Brocken  von  Diorit. 
Diese  Erscheinung  bemerkt  man  in  dem  gesammten  Gebiete  des  Granitmassivs; 
beim  Granitgneus  aber  fehlt  sie  gänzlich. 

Der  rothe  Granit  ist  mittelkörnig,  und  der  vorherrschende  fleischrothe 
Orthoklas  bedingt  dessen  Färbung,  da  der  rauchgraue  Quarz,  sowie  der  unter- 
geordnete Biotit  (selten  auch  neben  demselben  etwas  Muscovit)  auf  den  Farbentou 
von  keinem  Einflüsse  sind.  Im  rotlien  Granit  sind  Epidotklüfte,  besonders  an 
den  Gränzen  desselben  mit  Diorit  und  anderen  Gesteinen,  wo  derselbe  häufig  auch 
aplitisch  erscheint,  sehr  häufige  Erscheinungen.  Der  grohkörnige  rothe  Granit  ist 
nur  an  gewissen  Orten  in  beschränkterer  Menge  anzutreffen;  derselbe  besteht  aus 
bis  haselnussgrossen  fteischrothen  Orthoklaskörnern,  aus  etwas  kleineren  licht  rauch- 
grauen  Quarzkörnern,  die  als  Krystalle  mit  rauhen  Flächen  aufzufassen  sind  und 
nur  aus  ganz  wenig  Biotitblättchen. 

Der  rothe  Granit  erleidet  häufig  an  den  Gränzen  mit  andern  Gesteinen 
eine  Umänderung,  er  wird  nämlich  aplitisch  oder  kleiner  körnig,  was  als  Contact- 
erscheinung  zu  deuten  ist.  Auch  zeigt  er  sich  an  den  Gränzen  mit  andern  Ge- 
steinen bankförmig  abgesondert.  Das  Altersverhältniss  zwischen  rothem,  mittel- 
körnigem und  grobkörnigem,  sowie  zwischen  grauem,  gemeinem  und  Gneus-Grauit 
lässt  sich  nicht  immer  sicher  bestimmen;  doch  zeigt  sich  an  gewissen  günstig 
entblössten  Stellen,  dass  der  rothe  Granit  im  grauen  Gänge  bildet,  so  zwischen 
Dachov  und  Vceläkov,  wonach  der  graue  Granit  und  Gneusgranit  älter  wären, 
als  die  rothen  Granite.  Auch  im  Diorit  bildet  der  rothe  Granit  Gänge,  er  sollte 
demnach  auch  jünger  sein  als  dieser.  Indessen  findet  man  auch  im  rothen  Granit 
grauen  Granit  in  Gangform,  was  das  Gegentheil  in  Betreff  des  Alters  andeuten 
würde,  wenn  nicht  solche  scheinbar  gangförmigen  grauen  Granite  nur  als  Schollen 
im  rothen  Granite  zu  deuten  wären.  Es  wäre  also  ein  deutlicherer  Aufschluss 
wünschenswerth,   um   die  Altersverhältnisse   dieser   Gesteine  sicher   zu    erkennen. 

Bei  der  Einschiebt  „Na  kopcich"  bei  Studenec  findet  sich  ein  Gang  (oder 
eine  Scholle?)  von  grauem  Granit  im  rothen.  Es  wäre  auch  möglich,  dass  bald 
die  eine  bald  die  andere  Granitvarietät  die  ältere  oder  jüngere  ist,  da  beide  zu 
verhältnissmässig  gleicher  Zeit  zum  Vorschein  kommen  konnten.  Es  ist  also  nur 
eine  subjective  Ansicht,  wenn  man  in  solchen  Fällen  den  rothen  Granit  nach 
manchen  dies  bestätigenden  Beobachtungen  für  den  verhältnissmässig  jüngeren  hält, 
da  in  dieser  Hinsicht  nur  ganz  deutliche  und  unzweideutige  Entblössungen  das 
sich  darbietende  Problem  lösen  können.  —  Andere  weniger  häufig  vorkommenden 
Granitvarietäten  werden  später  noch  hinzugefügt. 

Der  Gneusgranit  in  der  Umgebung  von  Vceläkov  bildet  die  bedeutendste 
Masse  in  der  Mitte  des  Nassaberger  Granitmassivs.  Seine  Gränze  geht  von  Skuc 
über  Ober-Prasetin,  Gber-Babäkov,  Sruy,  Svobodne  Hamry,  Kamenice  Trhovä, 
Vranov,  Hodonin,  Ceskä  Lhotice,  Ochoz,  Drahotice,  Podlejstan,  Krupin,  Cekov, 
Miretin,  Kvasin,  Unter-Prasetin,  Skuc.  Das  Gneusgranitmassiv,  an  der  Oberfläche 
mit  grossen  Granitblöcken  besäet,  enthält  stellenweise  Gänge  von  rothem  Granit 
von  untergeordneter  Bedeutung,   so  bei  Ober-Prasetin   an  der  Gränze  mit   Silur- 


35 

schiefer,  bei  Tisovec,  Prikrakov,  NO  von  Vceläkov,  SW  von  Unter-Babäkov,  NO 
bei  Babakov  imd  bei  Svobodue  Hamry.  Es  scheint,  class  dieser  Granit  bei  Ober- 
Prasetiu  auch  eine  Scholle  von  Silurschiefer  einhüllt,  was  jedoch  wegen  mangel- 
hafter Entblössung  nicht  sicher  constatirt  werden  kann.  Die  Gränzen  gegen 
gemeinen,  grauen  Gneus  sind  nicht  genau  wahrnehmbar;  an  gewissen  Orten  zeigt 
der  Granit  eine  bankförmige  Absonderung,  so  Wvon  Skuc  im  Berge  „V  borkc4ch", 
wo  die  etwa  !""•  mächtigen  Bänke  nach  2P/4*'-  mit  64"  verflachen,  ähnlich  wie 
an  der  Gränze  mit  dem  Silurphyllit. 

Bei  Kamenicky  (NW  von  Trhova  Kamenice)  bildet  der  Gneusgranit  nur 
eine  Scholle  im  grauen  Granit.  Ebensolche  grossere  Inseln  oder  Schollen  im 
grauen  Granit  oder  zwischen  grauem  und  rothem  Granit  oder  im  rotheu  Granit 
selbst  findet  man  bei  See  und  Horelec,  wo  die  grobe  Schieferuug  nach  ^Z^''  mit 
40°  einfällt,  oder  SW  von  Kovärov,  dann  auch  bei  Krizanovic,  an  der  Ohebka, 
bei  Milesimov  und  Vseradov  {W  von  Hlinsko). 

Der  graue  Granit^  der  ebenfalls  eine  sehr  bedeutende  Fläche  einnimmt 
und  in  den  Gneusgranit  übergeht,  tritt  theils  selbstständig  auf,  theils  aber  ist  er 
mit  dem  Gneusgranit  vergesellschaftet,  und  enthält  wie  dieser  an  der  Gränze  mit 
rothem  Granit,  Bruchstücke  von  Diorit. 

Die  bedeutendste  Masse  des  grauen  Granites  sieht  man  zwischen  Trhova 
Kamenice,  Vranov,  Hodonin,  Ceska  Lhotice,  Drahotice,  Peklomühlc,  Lipkov,  Po- 
lanka,  Vrsov,  Unter-Bradlo,  Chloumek  (wo  sie  über  Kfemenic  und  Polom  eine 
Zunge  im  Gneus  bildet)  bis  gegen  Kamenice  zu.  Diese  und  die  Vceläkover  Granit- 
parthie  bilden  500 — ßCO""-  hohe,  flache,  in  der  Gegend  weithin  sichtbare  Kuppen. 
Zwischen  Neudorf  und  Rohoznä  enthält  dieser  graue,  dort  auch  etwas  biotitreichere 
Granit,  zahlreiche  bis  haselnussgrosse  Granatkörner,  wesshalb  er  auf  der  Karte 
als  grauer  Granatgranit  ausgeschieden  ist. 

Eine  bedeutende  Masse  bildet  auch  der  Struzinecer  Granitstock,  der  sich 
von  Jasne  Pole  (Schönfeld)  über  Benätky,  Kohoutov  längs  der  Eisenbahn  hinzieht 
und  dadurch  bemerkenswerth  ist,  dass  er  stellenweise  kleine  zu  Amphibolschiefer 
metamorphosirte  Fetzen  der  Kreuzberger  Silurschiefer  umschliesst.  Ansehnliche 
Stöcke  grauen  Granites  stehen  W  von  Skuc  bei  Lestinka,  Cejrov,  Kvasin,  Mo- 
krejsov  au;  dann  zwischen  See  und  Dolni  Pocätky  bei  Horelec,  und  endlich  zwischen 
Podhrad,  Rudov  und  Zbislavic.  Kleine  gangstockartige  Massen  treten  überdies 
recht  zahlreich  auf. 

Der  rothe  Granit  bildet  einen  20  Kilom.  langen  und  bis  zu  5  Kilom. 
breiten  Stock,  der  von  0  nach  W  streicht  und  dessen  südliche  Gränze  Gneus- 
granit, grauer  Granit  und  Gneus  begleitet,  während  seine  Nordgränze  sich  an 
schiefrigen  Felsitporhyr  anschliesst.     Die   Südgränze   dieses   Stockes   von   rothem 

V 

Granit  geht  von  Lestinka  über  Kvasin,  Dubovä,  Cekov,  Krupin,  Podlejstau,  Dra- 
hotic  an  der  Ohebka  aufwärts  bis  Prosicka,  Prosec,  Oheb,  Horni  Pocätky,  Kraskov, 
Althof  (Stare  dvory)  l)is  gegen  Eudov;  die  nördliche  Gränze  geht  von  da  (Rudov; 
anfangs  etwas  verdeckt  über  Skoranov,  Nutic,  Hrbokov,  Rtein,  Petfikov,  Liciboric, 
Präcov  bis  Vejsonin,  von  wo  an  bis  Smrcek  der  mittelkörnige  Granit  zu  rothem, 
grobkörnigem  sich  umwandelt.  Diese  Masse  von  rothem  Granit  ist  der  Sitz  zahl- 
reicher Diorit-Gaugstöcke. 

3* 


36 

Es  ist  dieser  Granit  ein  echtes  Gränzgebilde,  da  er  durch  Vermittelimg 
des  schiefrigen  Felsitporphyres  oder  auch  unmittelbar  an  das  Silur  zwischen  Kudov 
bis  Skrovädy  sich  anschliesst.  An  den  Gränzen  mit  dem  schiefrigen  Felsit  oder 
mit  dem  Silur  ist  er  bankförmig  abgelagert;  die  Bänke  laufen  parallel  zur  Coutact- 
gränze  und  verflachen  sich  von  derselben  weg.  Je  weiter  von  der  Gränze,  desto 
massiger  wird  der  rothe  Granit,  bis  er  die  bankförmige  Absonderung  gänzlich  ein- 
büsst.  Am  deutlichsten  ist  dieses  Verhältniss  in  der  Schlucht  unter  Pracov  ent- 
blösst,  wo  die  etwas  oft  weniger  als  ein  Meter  mächtigen  Bänke,  nach  10%^-  mit 
35*^  verflachen,  also  scheinbar  als  dem  Silur  (oder  der  Silurgränze)  aufgelagert 
erscheinen. 

Weniger  bedeutende  Massen  von  rothem  Granit  erstrecken  sich  von  Rvacov 
über  Milesimov,  Dlouhy,  Rovne  und  Oudav  gegen  Ober-  und  Unter-Studeuec.  Auch 
hier  sind  mächtige  Dioritstöcke  entwickelt. 

N  von  Kreuzberg  kömmt  auch  rother  Granit  vor. 

Erwähnen swerth  ist  auch  noch,  dass  rother  Granit  in  einzelnen  Gängen 
oder  Gangzügen  vom  S  Ende  der  Kankovä  Hora  über  Zbohov,  Hojesin,  Podhofic 
im  Steilgehänge  des  Eisengebirges  bis  über  Rusinov,  also  auf  10  Kilom.  Länge 
und  in  verhältnissmässig  geringer  Breite  im  Gneuse  auftritt.  Angewitterte  Flächen 
desselben  sind  roth  gefärbt  durch  kleine  in  Adern  ausgeschiedene  Haematit- 
Imprägnationen.  Ebenso  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  auch  bei  Kfemenic  (SW  von 
Trhovä  Kamenice)  der  rothe  Granit  die  Gränze  zwischen  grauem  Granit  und 
Gneus  zu  bilden  scheint. 

Der  rothe  grobkörnige  Granit  bildet  das  östliche  Ende  des  zuerst  erwähnten 

V 

rothen  mittelkörnigen  Granit-Gangstockes  in  der  Umgebung  von  Zumberg.  Zwischen 
Studenä  Voda  und  Smrcek  wird  seine  östliche  Fortsetzung  von  Quadersandsteinen 
des  Kreidesystems  bedeckt.  Gänge  von  Quarzporphyren  durchsetzen  diesen  Granit. 
Auch  zwischen  Havlovic  und  Kostelec  SO  vom  Zumberger  Massiv  bildet  er  einen 
Gangstock. 

An  andern  Orten  ist  grobkörniger  rother  Granit  selten ;  er  tritt  in  kleineren 
Stöcken  auf  zwischen  Krizanovic  und  Vedralka,  S  bei  Samärov,  S  von  Bezdekov, 
Überali  an  den  Gränzen  zwischen  Granit  und  Gneus,  dann  auch  bei  Rusinov  (S) 
im  Gneus.  Merkwürdig  ist  ein  rother  grobkörniger  Gueusgranit,  der  nur  zwischen 
Cekov  und  Krupin  die  Gränze  zwischen  rothem  mittelköi  nigem  Granit  und  grauem 
Gneusgranit  andeutet.  Ohne  Kenutniss  der  Lagerungsverhältnisse  müsste  man 
dieses  Gestein  als  einen  groben  rothen  Gneus  betrachten;  indessen  übergeht  es 
in  rothen  mittelköruigen  Granit  und  bildet  dem  Granit  ähnliche  Blöcke;  mithin 
ist  es  nur  ein  schiefrig  ausgebildetes  Contactgestein,  das  eine  jüngere  Bildungs- 
zeit des  rothen  Granites  gegenüber  dem  grauen  Granite  anzudeuten  scheint. 

Als  seltenere  Grauitvarietäten  kommen  Pegmatite  vor,  die  aber  nur  in 
verhältnissmässig  wenig  mächtigen  Gängen  erscheinen;  so  die  Pegmatitgänge  im 
Abfalle  der  Kankovä  Hora  gegen  Tremosnic,  die  als  Biotitpegmatite  den  Pegma- 
titen  der  Koirecnikmühle  bei  Ronov  ganz  ähnlich  sind;  dann  die  Amphibol-Biotit- 
Pegmatite  von  etwas  kleinerem  Korne  am  Berge  Kräsny  bei  Chlum  und  in  der 
Dehetm'ker  Schlucht,  die  an  allen  diesen  Orten  reichlich  Titanitkryställchen  führen, 


37 

und  das  an  den  beiden  letztgenannten  Orten  auftretende  Kalklager  vielfach 
durchsetzen. 

Es  ist  vielleicht  noch  erwähneuswerth  der  kleinkörnige  graue  Granit  an 
der  Gränze  mit  den  Silurschiefern  bei  Ober-Babäkov  und  bei  Jasne  Pole  (Schön- 
feld). Auch  die  Gänge  von  kleinkörnigem  Gneusgranit  im  Elbeufer  bei  Vinaric 
könnte  man  hierher  rechnen. 

Auch  Porphyre  finden  sich  an  den  Gränzen  des  Granites  mit  den  Silur- 
schiefern ;  so  Granitporphyr  S  von  Babäkov,  der  mit  Dioriten  und  metamorphischen 
Schiefern  vergesellschaftet,  auftritt. 

Von  bedeutender  Ausdehnung  ist  der  Stock  von  schiefrigem  Felsitporphyr^ 
Felsit  und  Felsitschiefer.  Er  enthält  theilweise  Pyritkryställchen  eingewachsen  und 
ist  desshalb  au  manchen  Stellen  durch  Pyritzersetzungeu  bräunlich  gefärbt.  Seine 
Hauptmasse  ist  zwischen  das  Silur  und  den  rothen  Granit,  nämlich  zwischen 
Lukavic  und  Rtein,  eingezwängt.  Die  Bänke  des  Porphyres,  dessen  0  Fortsetzung 
unter  Quadersandsteinen  des  Kreidesystems  sich  verbirgt,  verflachen  wie  die  Granit- 
bäuke  nach  S  oder  SO.  In  der  Sviduicer  Thalschlucht  fällt  die  Schieferung  unter 
50"  nach  9''-  ein.  In  dem  Porphyrstocke  treten  verschiedene  Porphyrvarietäten 
auf  und  auch  rother  Granit,  da  wo  derselbe,  wenn  auch  selten,  mit  dem  Silur  im 
directeu  Contact  ist.  Durch  Verwitterung  bleichen  die  Gesteine  entweder  aus 
und  sind  dann  von  Tuifen  nicht  gut  zu  trennen,  umsomehr  als  die  bankförmige 
Absonderung  oft  schwer  von  Schichtung  unterschieden  werden  kann;  oder  sie 
färben  sich  braun  durch  zersetzte  Pyrite,  welche  sie  überall  fein  eingesprengt 
führen ;  manchmal  sind  sie  spärlich  roth  gefleckt  durch  Haematitimpraegnationen, 
wie  bei  Petfikovic.  Aufgelöste  Felsitschiefer,  wie  solche  bei  Pracov  und  Svidnic, 
dann  an  zahlreichen  andern  Stellen  in  dem  Porphyrstocke  und  auch  als  Scholle 
bei  Kfizanovice  vorkommen,  sind  mit  aufgelösten  Silurschiefern  leicht  zu  ver- 
wechseln. In  solchen  aufgelösten  Felsitporphyrschiefern  kommt  jeuer  reichliche 
Pyrit  vor,  der  in  Lukavic  bergmännisch  abgebaut  wird,  und  über  den  im  Anhange 
das  Nähere  mitgetheilt  wird. 

Auch  der  Diorit  tritt  in  grossen  Massen  auf.  Derselbe  kommt  nur  selten 
im  Gneuse  vor,  wie  bei  Dolni  Vestec  und  Stikovä  (0  von  Chotebof)  oder  bei 
Komärov  {SW  von  Jasne  Pole  bei  Hlinsko).  Die  Hauptablagerang  der  Dioritgäuge 
oder  Gangstöcke  findet  mau  an  den  Gränzen  von  Granit  mit  Gneus  oder  da,  wo 
verschiedene  Granitvarietäten  mit  einander  in  Contact  treten.  Seltener  bildet  er 
wohl  auch  Gänge  in  einer  und  derselben  Granitvarietät.  Die  hier  angedeuteten 
Gränzen  von  verschiedenen  Gesteinen,  nämlich  von  Gneus  und  Granit,  oder  von 
verschiedenen  Graniten  müssen  demnach  als  Dislocationsspalten  von  bedeutender 
Tiefe  angesehen  werden,  aus  denen  die  Eruptionen  von  Dioriten  stattfanden.  Es 
wären  demnach  die  Diorite  in  vielen  Fällen  jünger  als  die  beiden  Gräuzgesteiue, 
obwohl  dies  nicht  eine  allgemeine  Geltung  hat,  da  die  Bildung  der  verschiedenen 
Eruptivgesteine  nicht  zu  gleichen  Zeiten  stattfand,  und  sich  wohl  auch  einigemale 
wiederholte.  Ein  Dioritmassiv  an  der  Gränze  zwischen  Gneus  und  rothem  Granit, 
u.  zw.  einige  Ausläufer  aussendend,  ist  zwischen  Stikovä,  Hut,  Odranec  (0  Cho- 
tebor)  eingelagert.     Es  ist  möglich,  dass  dasselbe  unter  dem  Terrain  des  Kreide- 


38 

Systems  von  Sobiuov-Zdirec  gegen  Nove  Ransko  sich  fortsetzt.  Rother  Granit 
durchsetzt  den  Dioritstock  N  von  Odranec. 

In  der  Richtung  des  Laufes  der  Ohebka  von  See  bis  Hradist  sieht  man 
zahh'eiche  Dioritgänge  theils  im  rotheu  Granit,  theils  an  den  Gränzeu  von  ver- 
schiedenen Grauitvarietäten.  Der  Diorit  von  Krizanovic  wird  bei  der  Gesteins- 
beschreibung näher  beschrieben.  Die  meisten  Diorite  sind  hier  ganz  deutlich 
mittelkörnig. 

Ein  bedeutender  Gangstock  von  Diorit  erstreckt  sich  von  Nassaberg  nach 
Krupin,  ein  anderer  über  Bozov  und  den  Horickahügel  unter  dem  Kreideterrain 
der  Podskaler  Thalschlucht  bis  gegen  Chacholic,  wo  der  Diorit  von  rothem  Granit 
durchsetzt  wird.  Diese  langen  Gangstöcke  sind  deutlich  mittelkörnig,  quarz- 
führend, in  Klüften  mit  Epidot  überzogen  und  an  gewissen  Stellen  auch  schiefrig, 
so  dass  sie  in  Handstücken  mit  Amphibolschiefer,  der  auch  Epidotschnüre  enthält, 
verwechselt  werden  können.  Das  Gestein  von  Horicka  und  Skala  wird  im  zweiten 
Theile  speciell  augeführt.  Bemerkenswerth  ist  es,  dass  sich  an  den  Gränzen  mit 
Granit  Übergänge  des  Diorites  in  Granit,  u.  z.  durch  Syenit  oder  Amphibolgranit 
einstellen,  wobei  scharfe  Gränzen  nicht  nachweisbar  sind,  da  vielleicht  durch 
Erweichung  der  Granitmasse  das  Dioritmagma  an  der  Gränze  mit  derselben  sich 
vermengt  hat. 

In  der  Gegend  von  Stau,  Rväcov  sind  Diorite  an  den  nicht  gut  entblössteu 
Gesteiusgränzen  ebenfalls  zu  beobachten;  ebenso  auch  S  von  Unter-Babakov,  wo 
die  Diorite  häufig  schiefrig  sind. 

Im  grauen  Granite  oder  Gneusgranite  sind  die  Diorite  selten;  so  bei 
Rohozna,  Bemitky,  Srny,  in  Vceläkov,  an  welchem  letzteren  Orte  der  Diorit  viel 
Pyrrhotiu  enthält. 

Merkwürdig  sind  die  Dioritstöcke  N  von  See  und  in  Zbislavec ;  an  beiden 
Orten  werden  dieselben  von  Syenit  umfasst;  am  Zhity  Potok  SO  von  Kraskov 
enthält  dieser  Syenit  Epidotfels  und  Granatfels  mit  Magnetitnestern. 

An  dem  ersteren  Orte  wird  das  Vorkommen  noch  dadurch  interessant, 
dass  der  Diorit  daselbst  die  Contacthülle  eines  Corsitstockes  bildet. 

Feinkörnige  bis  aphanitische  Diorite  mit  Epidot  oder  mit  zahlreichen 
Pyritkörnern,  durchsetzen  den  schiefrigen  Felsitporphyr  zwischen  Petfikov,  Siskovic, 
Trpisov,  Vejsom'n,  bis  0  hinter  Klein-Lukavic.  Bei  Trpisov  ist  der  Diorit  als 
Epidotdiorit,  bei  Vejsonm,  O  von  Klein-Lukavic  als  Pyritdiorit  entwickelt.  Da  die 
zersetzten  Diorite,  welche  auch  stellenweise  Neigung  zur  schiefrigen  Textur  zeigen, 
von  den  faulen  schiefrigen  Felsitporphyren  nicht  immer  leicht  zu  unterscheiden 
sind,  so  ist  die  Ausscheidung  beider  Gesteine  auf  der  Karte  nicht  ganz  scharf 
und  genau. 

Das  merkwürdigste  Gestein  des  ganzen  Gebietes  ist  der  Corsü;  derselbe 
ist  theils  mittel-theils  grobkörnig,  und  meist  nur  in  kurzen  Gangstöcken,  vor- 
nehmlich an  Gesteiusgränzen  entwickelt.  Merkwürdig  ist  jener  aus  fünf  Stöcken 
bestehende  Zug  von  Corsit,  von  denen  der  erste  beim  Jägerhaus  OiV  von  Kraskov, 
der  zweite  von  Diorit  und  Syenit  begleitete,  N  von  See,  der  dritte  und  längste 
in  der  Richtung  von  Vrsov-Bradlo,  der  vierte  TT  von  Mozdenic,  der  fünfte  endlich 
bei  Kocourov  auftritt.     In  der  Richtung  dieses  Corsitzuges  liegt  die  Ranskokuppe 


39 

mit  dem  Serpentiu-Oliviu-  und  Corsitgestein ;  es  dürfte  demuach  ein  genetischer 
Zusammenhang  zwischen  diesem  Corsitzuge  und  der  Ranskokuppe  bestehen.  Der 
längste  Corsitstock  zwischen  Vrsov  und  Polom  ist  im  südlichen  Theile  von  rothem 
Granit  durchsetzt;  er  bildet  die  Gränze  zwischen  Granit  und  Gneus. 

Andere  Corsitstöcke  treten  noch  bei  Petrkov  und  Srny  zwischen  Gneus- 
granit  und  Gneus,  dann  bei  Jancour  zwischen  Gneus  und  rothem  Granit,  so  wie 
0  von  Trhova  Kamenice  zwischen  grauem  Granit  und  Gneusgranit  auf;  doch 
könnte  ein  Theil  dieser  Stöcke  auch  aus  Diorit  bestehen,  da  der  Aufschluss  hier 
zu  undeutlich  ist.  Das  grobkörnigste  Corsitgestein  und  gewiss  auch  das  am  meisten 
typische  ist  das  im  Stocke  von  Cästkov  (o  Zumberg)  auftretende;  es  kömmt  daselbst 
nahe  an  der  Gränze  zwischen  mittelkörnigem  rothem  Granit  und  grobkörnigem 
rothem  Granit  vor. 


c)  Das  Laurentin  östlich  von  der  Skuc-Hlinsko-Kreuzberger  Silurinsel. 

Dasselbe  gehört  zum  Theil  schon  dem  böhmisch-mährischen  Gränzgebirge 
au,  das  geologisch  betrachtet  mit  seinen  Vorbergeu  bis  an  die  Linie  Prosec- 
Vojnomestec  reicht. 

Die  Schichtenmassen  des  Gneuses  haben  nicht  mehr  das  anhaltend  gleich- 
massige  Verflachen  gegen  iVO,  wie  es  im  Eisengebirge  der  Fall  ist,  und  schon 
dadurch  wird  die  Zugehörigkeit  zu  einem  andern  Gebirgssysteme  angedeutet. 
Nichts  desto  weniger  muss  auch  dieses  Gränzgneusgebiet  hier  in  Betracht  gezogen 
werden,  weil  es  die  Unterlage  der  silurischen  Schieferinsel  bildet,  die  jedenfalls 
noch  dem  System  des  Eisengebirges  angehört.  Nur  in  dem  nördlichen  Theile,  da 
wo  sich  das  Kreidesystem  anschliesst,  ist  in  der  Umgebung  von  Prosec  rother 
Granit  entwickelt,  der  jedenfalls  jünger  ist  als  der  Gneus.  Die  Hauptmasse  des 
Terrains  bildet  aber  Gneus.  Die  Gränzen  gegen  TF,  wo  Gneus  oder  Granit  die 
Schieferinsel  begränzen,  gehen  von  der  überdeckenden  Kreideformation,  etwa  von 
Heralec  über  Kutnn,  Mifetic,  Oträdov,  Krouna,  Dedovä,  Plaüan,  Hlinsko,  Vitanov, 
Chlum  bis  Vojnomestec,  wo  die  Schieferinsel  sich  auskeilt.  Das  Verflachen  der 
Gneusschichten  ist  in  sofern  ein  wechselndes,  als  es  in  der  Nähe  dieser  oben 
augeführten  Silurgränze  ein  meist  westliches  ist,  im  Gränzgebiete  aber  bei  mannig- 
fachen Abwechslungen,  jedoch  meist  nach  NO  geht. 

Im  Bereiche  oder  in  der  Nähe  der  Silurgränze  verflachen  die  Gneusschichten 
in  Krouna  unter  der  kat.  Kirche  ganz  nahe  an  der  Silurgränze  nach  21^3'''  iiiit 
27°,  etwas  östlicher  im  Kalkbruch  von  Rychnov  nach  17'/4^-  mit  45°,  in  Blatne 
bei  Hlinsko  nicht  weit  von  der  Gränze  im  Mittel  mit  20 -/j''*  nach  24°  (19^/4''-  bis 
21%''),  bei  Vitanov  nahe  an  der  Gränze  nach  23^-  mit  43".  Bei  Kutriu  (aSO  von 
Richenburg)  bildet  der  Gneus  hier  als  Augengneus  entwickelt  eine  Scholle  in 
rothem  Granit  und  streicht  nach  lOVs"""  mit  50°.  Auf  den  beiden  Kuppen  des  Berges 
Hradiste  S  von  Hlinsko  ist  der  Gneus  ganz  deutlich  antiklinal  gefaltet  und  er 
verflächt  als  Gewölbe  auf  einer  Seite  nach  5'/4''-  mit  18°,  auf  der  andern  entgegen- 
gesetzt nach   W"-  mit  22°;  an   den  andern  Seiten  aber  in  andern  Richtungen. 


40 

Endlicli  ist  O  von  Vojnomestec  nahe  an  der  Silurgränze  das  Verflachen  mit  ITVa^" 
mit  26*'.     Das  Verflachen  geht  also  durchwegs  unter  das  Silur. 

In  der  Klippe  „Häpovä  skc41a"  SO  von  Rychnov  an  der  Strasse,  beträgt 
das  Verflachen  34°  nach  2^^-  (im  Mittel  aus  vier  Beobachtungen),  und  doch  ist 
diese  Klippe  nur  etwa  4  Km.  von  der  Silurgränze  im  Liegenden  entfernt. 

In  dem  Gebiete  der  grössten  Erhöhung  des  Gränzgebirges  an  der  böhm.- 
mähr.  Gränze  ändert  sich  die  Richtung  des  Verflächens ;  u.  zw.  bei  Svratka  allen- 
falls mit  40"  nach  2V3''',  obwohl  an  andern  Orten  ein  entgegengesetztes  Einfallen 
der  Schichten  nach  15''-  mit  30°  beobachtet  wird.  Ebenso  ist  es  auch  bei  Svi-a- 
touch,  wo  ein  Verflachen  mit  26°  nach  24''-  bemerkt  wird.  Unter  der  Kirche  von 
Heralec  verflächt  der  Gneus  nach  11^ j^^-  mit  40°. 

Es  ist  demnach  der  Gneus  oder  Gneusgranit  im  Gebiete  des  Saarer  oder 
böhmisch-mährischen  Gebirges  vielfach  gefaltet.  Auf  den  höchsten  flachen  Kuppen 
0  von  Heralec  und  Cikhaj,  oder  bei  Kuchyh  und  Krejcar  ist  der  echte  Gneus 
aber  flach,  oder  nur  ganz  wenig  geneigt  gelagert. 

Die  verbreitetste  Gneusvarietät,  welche  in  diesem  Theile  des  böhmisch- 
mährischen Gränzgebirges  vorkömmt,  ist  die  schuppige,  lichtgraue,  also  der  früher 
schon  erwähnte  Gränzgneus  (Gneusgranit).  Dieser  Gneus  führt  die  beiden  Glimmer, 
u.  zw.  entweder  in  rein  ausgeschiedenen  Schuppen  oder  in  schuppigen  Flaseru, 
jedoch  immer  bedeutend  gegen  den  Orthoklas  zurücktretend;  er  bildet  das  ganze 
Gebiet  von  Skrlovic  (auch  noch  südlich  davon),  Öikhaj,  Heralec,  Milovä  und  die 
höchsten  Kuppen  desselben,  so  namentlich  die  Tisüvka,  Zäkovä  hora,  die  Berge 
W  von  Heralec,  dann  die  Gegend  NO  von  Öachnov,  0  von  Svratka.  Stellenweise, 
wenn  die  Lagerung  eine  flache  ist,  bildet  der  Gneusgranit  ähnliche,  aus  Bänken 
aufgebaute  mauerförmige  Klippen,  wie  der  echte  Granit.  Besonders  malerisch  tritt 
diese  Felsbildung  bei  Kfizanek  an  der  Svarcava  (Svratka)  und  an  den  Felsen 
„Devet  skal"  (Pernicky)  in  Mähren  auf,  indem  daselbst  aus  bewaldeten  Kuppen 
mauerähnliche  Klippen  hervorragen.  Kleinere  solche  mauerähnliche  Klippen  finden 

V 

sich  auch  O  von  Svratka  an  der  Zäkovä  hora  und  überhaupt  in  diesem  Gränz- 
gebiete.  — 

Ein  ganz  eigenthümlicher  Gneus  ist  der  grobflasrig  gestreckte  Gneus,  der 
in  der  Umgebung  von  Chlumetin,  Cachnov,  Karlstein,  Svratka  und  Svratouch  auf- 
tritt. Derselbe  enthält  breite,  langgezogene  flasrige  Flächen,  die  aus  Schüppchen 
von  Muscovit  und  Biotit  und  aus  vorwiegenden  kleinkörnig  aggregirteu  lang 
verzogenen  Orthoklasparthien  mit  dattelkornähulichen  rauchgrauen  Quarzkörnern 
bestehen.  In  diesem  grobflasrig  gestreckten  Gestein  sind  stellenweise  bis  daumen- 
grosse  Orthoklaskrystalle  ausgeschieden.  Es  stellt  demnach  den  Typus  eines  grob- 
flasrigen  und  stellenweise  porphyrischen  Gneuses  vor.  Der  Bruch  des  lichten 
Gesteines  zeigt  nur  unvollkommene  schiefrige  Textur;  auch  die  Schichtung  ist 
eine  grobe.  Dieser  Gneus  wird  bei  Svratouch  von  Nestern  oder  Adern  eines  durch- 
sichtigen Rauchquarzes  durchsetzt  und  enthält  auch  dort  porphyrartig  ausgeschie- 
dene Orthoklase;  er  übergeht  dann  durch  Wechsellagerung  aber  auch  allmählig 
in  kurzflasrigen  Gränzgneus. 

In  der  Umgegend  von  Set,  Katharina  und  O  von  Rychnov  kommt  ein 
fleischrother,  flasriger,  gestreckter  Gneus  vor,  dessen  Flasern  aus  beiden  Glimmern 


41 

bestehen.  Am  deutlichsten  zeigt  ihn  die  isolirte  Klippe  „Häpovä  skala"  ge- 
nannt an  der  Strasse  von  Krouna  nach  St.  Katharina  SO  von  Kychnov.  Dieser 
rothe  Biotit-Muscovitgneus  ist  von  demjenigen,  der  in  den  Ohebkaschluchteu 
zwischen  Oheb  und  Bradlo  vorkömmt,  nicht  zu  unterscheiden;  auch  er  zeigt  zur 
Schieferung  parallel  laufende  Orthoklasstreifen. 

In  der  Richtung  Heralec,  Kuchyn,  Hamry  (S  von  Hlinsko)  kömmt  glimmer- 
reicher Biotitgneus  vor;  zwischen  Kuchyn  und  Krejcar  erscheint  er  beinahe  hori- 
zontal gelagert.  Bei  Rychnov  aber  kommt  kleinkörniger  Augengueus  zum  Vor- 
schein;  nämlich  ein  schuppig  flasriger  Biotitgneus  mit  ausgeschiedenen  nicht 
grossen  Orthoklaskrystallen.  Die  Menge  des  Biotites  ist  eine  veränderliche.  In 
diesem  Gneuse  treten  mehrere  linsenförmige  Kalklager  auf,  die  durch  weissen 
pegraatitartigen  Granit  in  nicht  mächtigen  Gängen  vielfach  verworfen  werden. 

Im  Bereiche  der  Silurgränze,  also  auf  der  Linie  Ceskä  Rybnä,  Krouna, 
Hlinsko,  Vojnomestec  findet  sich  vorwiegend  Biotitgneus,  meist  mit  flasriger  Structur, 
aber  doch  in  verschiedenen  Varietäten.  Nahe  an  der  Silurgränze,  allenfalls  unter 
der  kat.  Kirche  von  Krouna,  kömmt  ein  Biotitgneus  vor  mit  ziemlichem  Glimmer- 
halte und  mit  sparsamener  Augen  von  Orthoklas;  er  wechsellagert  mit  uneben 
schiefrigem  glimmerreichem  Gneus,  der  einzelne  Muscovitschuppen  führt.  Am 
südlichen  Ende  von  Krouna,  also  weiter  von  der  Silurgränze  ist  der  Gneus  dem- 
jenigen von  Rychnov  ähnlich,  demnach  ein  Augengueus,  und  es  sind  in  demselben 
glimmerschieferartige  Gneuse  mit  Biotit,  Muscovit  (Fuchsit)  und  mit  etwas  Tur- 
maliu,  in  einzelnen  Schichten  eingelagert. 

Bei  Blatne  und  Hlinsko  sind  die  oft  wellig  gebogenen  schiefrig-flasrigen 
Gneuse  nur  biotithaltig.  Seltener  erscheinen  auch  glimmerarme  Muscovitgneuse, 
so  bei  dem  Jägerhause  von  Plähov  (ON  Hlinsko),    die  in  Biotitgneuse  übergehen. 

In  diesem  Gneusgebiete  tritt  eine  bedeutendere  Masse  von  rothem  Granit 
auf;  dieselbe  wird  zwischen  Kutrin,  Peralec  und  Prosec  von  Schichten  der  Kreide- 
formation bedeckt,  zwischen  Kutrin  und  Mifetin  schliesst  sie  sich  aber  unmittelbar 
an  die  Silurinsel  an  und  setzt  sich  von  Ceskä  Rybnä  über  Koncevina  weiter  gegen 
Borovä  (SO  St.  Katharina)  fort.  Im  Norden  gränzt  der  rothe  Granit  an  die  Quader- 
sandsteine des  unteren  Ceuomans,  unter  welchen  er  sich  weiter  erstreckt,  worauf 
die  nur  einige  Schritte  breite  Entblössung  in  der  Thalsohle  S  von  Vranic  (S  Nove 
Hrady,  Neuschloss)  und  die  ebenfalls  aus  diesem  Granit  bestehende  Schlucht  S  von 
Jarosov  hindeuten.  Im  Westen  gxänzt  der  in  einer  langen  breiten  Zunge  bis  gegen 
Borovä  (zwischen  St.  Katharina  und  Polnicka)  reichende  rothe  Granit  bei  Konce- 
vina an  rothen  flasrigen  Gneus,  0  von  St.  Katharina  an  Gneusgranit,  im  Osten 
aber  an  den  grauen  Granit.  Der  Gneusgranit  von  Katharina,  welcher  au  der 
Skalka  (^694"")  besser  eutblösst  ist,  könnte  zu  Irrungen  Anlass  geben  und  mit 
Gneus  verwechselt  werden  können.  Es  ist  dies  aber  ein  biotitreicher  mehr  als 
deutlich  mittelkörniger  Granit,  welcher  als  Gräuzgebilde  unvollkommen  schiefrig 
entwickelt  ist.  Ebenso  ist  der  graue  Granit  östlich  von  der  Zunge  des  rotheu 
Granites,  dessen  Masse  bei  der  Glashütte  Marienwald  und  Stein-Sedlist,  Budislav 
im  Norden,  dann  bei  Poric,  0  Lubua  im  Osten  unter  uuterceuomanen  Quadern 
verschwindet,  ebenfalls,  aber  ganz  unbedeutend  schiefrig.  Die  Biotitschuppen, 
welche   das  untergeordnete  Gemenge   mit   weissem  Orthoklas   und  lichtem  Quarz 


42 

bilden,  sind  nämlich  nur  ganz  wenig  parallel  gelagert.  Nur  an  einem  Orte  ent- 
hält der  Granit  etwas  Amphibol  neben  Biotit.  Auf  diesem  grauen  Granit  kommen 
in  Vertiefungen  Torflager,  in  demselben  aber  auch  Gänge  von  rothem  Granit  vor. 
Dieses  Granitvorkommen  im  S  des  Gradkartenblattes  Zone  6  Colonne  XIV  steht 
mit  dem  eigentlichen  Eisengebirge  schon  beinahe  in  keinem  Zusammenhange.  Hier 
bei  Borovä,  was  jedoch  schon  ausserhalb  der  Karte  liegt,  ist  der  rothe  mittel-  bis 
kleinkörnige  Granit  stellenweise  einem  glimmerarmen  Muscovit  und  Biotit  führenden 
Gneusgranit  ähnlich. 

Von  Mifetin  an  zeigt  sich  von  dem  Prosecer  Granitmassiv  eine  kaum 
^/j  Kilom.  breite  mehr  als  IV2  Myr.  lange  Abzweigung,  welche  sich  zwischen  dem 
Silur  und  dem  Gneus  als  ein  enger  Gränzstreifen  von  Miretin  über  Krouna, 
Hlinsko  bis  gegen  Vitanov  verfolgen  lässt.  Erst  von  Vitanov  bis  Vojnomestec 
kommt  Gneus  unmittelbar  mit  dem  Silur,  jedoch  in  discordanter  Lagerung,  in 
Berührung. 

Der  rothe  Granit  in  diesem  Streifen  ist  an  den  Gränzen  mit  dem  Silur- 
schiefer oder  dem  Gneus  stellenweise  als  Aplit-Grauit  entwickelt,  welche  Granit- 
varietät überhaupt  häufig  an  den  Gränzen  sich  aus  dem  gewöhnlichen  Granite 
herausbildet.  Ebenso  ist  auch  grauer  Granit  zwischen  Dedovä  und  Krouna  und 
bei  Planan  als  Stellvertreter  des  rothen  Granites  entwickelt.  Die  Gränze  des 
Gneuses  mit  dem  Silur  erscheint  demnach  als  eine  tiefe  Bruchspalte,  aus  der 
Granit  als  ein  langer  eingeschobener  Gangstock  hervortrat,  indem  er  die  beiden 
geschichteten  Gesteine  von  einander  trennte. 

Zwischen  Hlinsko  und  Vitanov  zersplittert  sich  die  Granitmasse  in  ein- 
zelne Gangzüge  und  in  der  unmittelbaren  Gränze  mit  den  Silurschiefern  geht  sie 
in  einen  schiefrigeu  Felsitporphyr  über.  Das  Vorkommen  von  diesem  Porphyr 
unmittelbar  an  der  Silurgräuze  wäre  demnach  ein  neuer  Beleg  für  die  Umwandlung 
eines  deutlich  krystallinischen  Eruptiv-Gesteines  in  ein  weniger  deutlich  krystalli- 
nisches  Gestein  an  den  Gränzen  mit  älteren  Schiefergesteinen.  Es  kann  aber  hier 
das  Gestein  auch  mit  gewissen  Gneuseu  verwechselt  werden,  da  es  wenig  Muscovit 
(Pyrophyllit  ?)  enthält  und  Streckung  zeigt. 

Ähnliche  Quarz-  und  Felsitporphyre  findet  man  auch  an  der  Gränze 
zwischen  Silur  und  Gneus  NO  von  Vojnomestec,  0  von  Kreuzberg. 

An  den  Contactstellen  zwischen  Hlinsko  und  Vitanov  sind  Amphibol- 
schiefcr  von  kleinkörniger  Textur  ebenso  häufig  zu  finden  wie  die  gneusähulichen 
Porphyre. 

Amphibolschiefer  kömmt  im  Gebiete  dieses  böhmisch-mährischen  Gränz- 
gneuses  selten  vor;  denn  nur  zwischen  Krouna  und  Svratouch  ist  er  nach  den 
herumliegenden  Brocken  nachweisbar. 

In  dem  Gränzzuge  des  Granites  trifft  man  auch  Diorite,  so  besonders 
zwischen  Planan  und  Hlinsko  an ;  manche  derselben  sind  recht  grobkörnig.  Ebenso 
ist  in  eben  derselben  Gränze  ein  kleiner  Stock  eines  dem  Corsit  ganz  ähnlichen 
Gesteines  (SW  von  Kladne)  eingelagert. 


43 


d)  Das  Silur  von  Elbe-Teinic  bis  zum  Hauptbruch. 

(Zbislavec-Choteuic.) 

Auf  den  laurentiuischen  Phyllit-Glimmerschiefern  und  den  gewöhnliclieu 
Glimmerschiefern  des  Steilabhanges  zwischen  Elbe-Teinic  und  der  Burgruine 
Lichnice  ruhen,  so  weit  eben  an  den  wenigen  besser  entblössten  Stellen  zu 
sehen  ist,  die  Silurschichten  in  concordanter  Lagerung.  Das  tiefste  Silur  im 
inneren  Böhmen  bildet  die  cambrische  Stufe,  so  auch  hier.  ^)  In  dem  Gebiete, 
von  welchem  dieser  Abschnitt  handelt,  sind  nur  cambrische  Gesteine  vorhanden. 
Sie  sind  ganz  analog  den  Gesteinen  der  Etagen  A  und  B  im  Hauptsilurbeckeu 
Böhmens,  ja  sie  hängen  Avahrscheinlich  mit  denselben  zusammen,  und  zwar  in 
der  Elbeniederung  unter  den  Schichten  der  Perm-  und  Kreideformation,  in  der 
etwa  40  Kilom.  betragenden  Strecke  zwischen  Elbe-Teinic,  Koliu,  Kaunic.  Unent- 
schieden ist  das  Vorkommen  der  Etage  C,  die  Barrande  hinsichtlich  der  Fauna 
als  die  silurische  Primordialzone  bezeichnet,  während  ältere  englische  Geologen 
sie  zum  oberen  Cambrien  zählen. 

Die  Etage  A. 

Dieselbe  besteht  wie  im  centralböhmischen  Becken  aus  schwarzen  (graphi- 
tischen) Phylliten  von  ziemlich  ebenschiefriger  Textur;  stellenweise  sind  dieselben 
mit  Pyrit  imprägnirt,  besonders  im  Liegenden,  so  an  der  Elbe  bei  Vinai-ic  an  der 
Eisenbahn;  fig.  3.  pag.  30.  (Telegraphenstange  225  oder  Bahnkilonieter  335-0), 
dann  zwischen  Väpenice  und  Semtes,  sowie  auch  in  der  Schlucht  von  Licomefic 
im  Liegenden  des  Kalklagers.  An  den  ersteren  zwei  Orten  zeigen  sich  citronengelb 
angeflogene  Klüfte,  was  offenbar  von  Pyritzersetzungen  herrührt.  Der  Zug  der 
Schichtenzone  A  erweitert  sich  bis  bei  Chvaletic  über  1  Kilom.  und  verengt  sich 
dann  wieder  bis  auf  200'"-  bei  Bumbalka.  Das  Liegende  desselben  ist  entweder 
laureutinischer  Glimmerschiefer,  oder  Granit,  wo  derselbe  eingeschaltet  ist,  unmittel- 
bar an  der  Gränze  theilweise  auch  Quarzporphyr. 

In  den  vorherrschenden  schwarzen  Phylliten  kommen  untergeordnet  lenti- 
culare  Schichten  von  schwarzem  Lydit  vor,  so  namentlich  zwischen  Chvaletic  und 
Zdechovic,  bei  Litosic,  NW  von  Bumbalka,  endlich  au  der  Skala  (Divadlo)  SO 
von  Licomefic,  da  wo  die  Etage  A  an  den  Licomefic-  (Zbislavec-)Chotenicer  Ver- 
schiebuugsbruch  anlangt.  Hier  hat  der  bräunliche  oder  nur  graue  Lydit  ein  steiles 
Einfallen  nach  4''-  und  ist  von  einem  zahlreichen  Quarzgeäder  ganz  durchsetzt,  so 
wie  mit  Linearparallelismus  zugleich  gestreckt.  Aber  auch  lenticulare,  wenig 
mächtige  Schichten  (oder  Lager)  von  weissem  Quarz  zeigen  sich  in  dem  Phyllite; 
dieselben  sind  meist  nur  nach  losen  Blöcken  erkennbar,  so  SW  von  Litosic,  N 
von  Bumbalka;  doch  trifft  man  sie  auch  als  echte  lenticulare  Lager  im  Schiefer 
eingelagert,  so  0  von  Licomefic. 

Ein  drittes  Gestein,  das  noch  mehr  untergeordnet  auftritt,  ist  hrystallini- 
scher  Kalk.  Derselbe  bildet  kurze  aber  mächtige  Schichtencomplexc  in  Gestalt  von 
Linsen;    so  bei  Väpenka   {NO  von  Semtes)   und  zwar  hier  in  so  stark   mit  Pyrit 


44 

impraegnirteu  Schichten,  dass  sie  auch  als  Alauuschiefer  gelten  können.  Dieselben 
enthalten  Limonitnester  und  Rinden,  so  wie  auch  Schichten  eines  weissen  oder 
grauen  krystallinischen  Kalksteines,  der  gleichfalls  etwas  Pyrit  in  Körnchenform 
einschliesst.  Das  Kalklager  selbst,  von  5—6  Metern  Mächtigkeit,  ist  vielfach 
verworfen.  In  demselben  ist  ein  alter  nun  aufgelassener  Steinbruch  eröffnet,  aber 
von  Steingeschütt  ganz  bedeckt  ^),  so  dass  die  Lagerungsverhältnisse  des  Gesteines 
nur  undeutlich  wahrgenommen  werden  könne.  Mehrere  hundert  Schritt  davon 
NNO  von  der  Barackengruppe  (Husi  Hovno)  liegen  Kalkbrocken  am  Waldsaume 
zerstreut,  und  es  dürfte  auch  hier  also  ein  Kalklager  angedeutet  sein. 

Ein  mächtigeres,  doch  ebenso  kurzes  Lager  ist  in  der  Licomeficer  Wald- 
schlucht (v  dolech)  durch  einen  verlasseneu,  nun  mit  Wasser  angefüllten  Stein- 
bruch aufgeschlossen.  Er  verflächt  sich  gleichfalls  gegen  NO,  obwohl  wegen  der 
Zerklüftung  des  Gesteines  die  Lagerung  nicht  ganz  deutlich  zu  erkennen  ist. 
Zwischen  dem  gewiss  mehr  als  10"-  mächtigen  Kalklager  und  dem  Liegenden  ist 
der  Phyllit  mit  Pyrit  impraegnirt  und  enthält  so  wie  der  liegende  Glimmerschiefer 
Quarzausscheidungen;  das  Verflachen  der  Schichten  ist  hier  2^/4''-  mit  45";  an 
anderen  Stellen  daselbst  aber  ist  der  Phyllit  so  stark  transversal  geschiefert,  dass 
dessen  wahre  Schichtung,  die  nach  l'^^-  mit  74*^  verflächt,  nur  nach  den  lichteren 
Streifen  in  demselben  kenntlich  ist,  während  das  Verflachen  der  Schieferung  meist 
nach  6'^-  mit  40°  gerichtet  ist.  Diese  Erscheinung  der  transversalen  Schieferung 
dürfte  hier  schon  durch  die  Nähe  des  Verschiebungsbruches  bedingt  sein. 

Bemerkenswerth  ist  das  Vorkommen  von  Diorit  und  Gabbrogängen  in 
der  Schichtenzone  der  Phyllite  W  von  Chvaletic  und  Telöic.  SW  von  Telcic  aber 
tritt  zwischen  den  Phylliten  der  Etage  A  und  dem  Granit  ein  Stock  von  Diorit- 
aphanit  auf,  an  welchen  sich  in  dem  Gehänge  gegen  Telcic  ein  ganz  eigenthümliches 
Gebilde  anschliesst.  Es  ist  dies  nämlich  eine  Contactbreccie,  deren  Bruchstücke  bis 
zur  Faustgrösse  aus  Glimmerschiefer,  Quarz,  Dioritaphanit  bestehen,  während  das 
Bindemittel  ein  grauer  Felsit  ist.  Mau  könnte  bei  der  rundlichen  Form  der  Bruch- 
stücke, die  erst  an  der  angewitterten  Oberfläche  gut  zum  Vorschein  kommen,  diese 
Contactbreccie  für  ein  Conglomerat  halten,  indessen  ist  bei  näherer  Betrachtung 
eine  Verwechslung  nicht  möglich.  Gewisse  Brocken  der  Breccie  mögen  auch  durch 
Dioritaphanit  verkittet  sein. 

Bei  Chvaletic  (W)  durchsetzt  ein  Limonifgang  (Gangbreccie)  die  Schiefer; 
derselbe  enthält  hier  auch  Psilomelan. 

Wiewohl  NWyon  Elbe-Teinic  auf  der  Karte  nur  laurentinische  Glimmer- 
schiefer verzeichnet  sind,  so  kömmt  doch  S  von  Belusic  (etwas  über  1  Kilom.) 
Lydit  und  graphitischer  Phyllit  der  Etage  A  in  Bruchstücken  vor,  also  im  Liegenden 
des  Glimmerschiefers ;  es  dürfte  dies  eine  Dislocation,  die  aber  von  Schichten  der 
Kreideformation  verdeckt  ist,  andeuten.  Der  Fund  von  graphitischem  Phyllit  und 
Lydit  hier,  sowie  eines  dem  Glimmerschieferphyllit  ähnlichen  Gesteines  unterhalb 
Elbe-Teinic  am  rechten  Elbeufer,  weist  übrigens  mit  Sicherheit  darauf  hin,  dass 
die  Silur-  (cambrische)  Zone  mit  dem  Glimmerschiefer  bis  an  das  rechte  Elbeufer 
reicht.  Am  linken  Elbeufer  liegen  die  Phyllite  der  Etage  A  gleichfalls  unter 
Glimmerschiefern,  und  sind  also  auch  hier  l)edeutend  dislocirt.  Erst  von  Kojic  an 
geht  der   Zug   der   cambrischeu   Phyllite    regelmässig    weiter.     N  von   Zdechovic 


45 

kommen  dann  Phyllite,  die  einigermassen  an  Glimmerschieferphyllit  erinnern,  zum 
Vorscliein,  und  es  ist  allerdings  nicht  sicher,  ob  sie  der  Etage  A  oder  B  zu- 
zuzählen seien. 

Auch  N  von  Zbislavec  ist  das  Ende  der  Schiefer-Etage  A  an  dem  Ver- 
schiebungsbruch schwierig  zu  bestimmen,  weil  daselbst  die  zerbröckelten  Schiefer 
dieser  Etage  von  denen  der  Schichtenzone  Dd^,  die  hier  an  dieselben  anstösst, 
schwer  auseinander  zu  halten  sind. 

Die  Etage  B  und  C. 

Dieselbe  besteht  aus  Grauwacken  und  quarzigen  Grauwackencouglome- 
raten,  dann  aus  Grauwackenschiefern,  die  stellenweise  zu  phyllitähnlichen  Gesteinen 
umgewandelt  sind.  Zu  diesen  Gesteinen  treten  noch  Chloritdioritaphanite,  grobe 
Aphanitconglomerate,  tuffähnliche  Grauwacken  und  Grauwackenschiefer  hinzu.  Der 
Wechsel  der  grauwackenartigen  Gesteine  ist  ein  so  mannigfaltiger,  dass  bestimmte 
typische  Formen  derselben  nicht  leicht  ausgewählt  werden  können. 

Es  ist  auch  schwierig,  beide  Etagen  B  und  C  auseinander  zu  halten,  da 
sie  nur  nach  dem  Gesteiushabitus  unterschieden  werden  können.  Die  Lagerungs- 
verliältnisse,  die  sonst  in  solchen  Fällen  die  Entscheidung  ermöglichen,  sind  hier 
aus  dreierlei  Ursachen  nicht  hinreichend  deutlich  zu  erkennen ;  u.  zw.  erstlich 
wegen  dem  Chloritdioritaphanit,  der  zur  Zeit  der  Bildung  einer  dieser  Etagen 
B  oder  C,  also  am  Meeresgrunde  hervordrang  und  die  deutliche  Aufeinanderfolge 
der  Schichten  verwischte;  dann  zweitens,  weil  die  Dislocationen  im  Eisengebirge 
sehr  bedeutend  sind,  und  bei  saigeren  oder  steilstehenden  Schichten  es  schwierig 
wird  die  älteren  von  den  jüngeren  Schichten  zu  unterscheiden,  wenn  dieselben 
nicht  durch  besondere  schon  im  Voraus  bekannte  Merkmale  characterisirt  werden ; 
endlich  aber  auch  darum,  weil  die  Entblössung  der  Lagerungsverhältnisse  so  häufig 
zu  mangelhaft  ist,  als  dass  sie  gestattete,  mit  völliger  Klarheit  die  geologischen 
Verhältnisse  zu  enträthseln. 

Die  Gesteine  der  Etage  B  und  C  scheinen  eine  sehr  steil  geschichtete 
Mulde  zwischen  der  Etage  A  und  der  horizontalen  Schichtenlagerung  der  Kreide- 
formatiou  im  Pfeloucer  Flachlande  zu  bilden;  die  Schichten,  welche  sich  an  die 
Etage  A  anschliesseu,  verflachen  nämlich  nach  NO;  in  der  Richtung  Spitovic, 
Jankovic,  Senik,  Pelechov,  Lipoltic,  Ledec,  Stojic  stehen  sie  aber  saiger  oder 
fallen  steil,  bald  nach  NO  bald  nach  SW  ein,  und  zwischen  Spitovic,  Kozasic, 
Brhloh,  Tupes,  Chrtnik,  Raskovic,  Chotenic  fallen  sie  wieder  allermeist  nach  NO 
ein,  nur  stellenweise  wie  bei  Tupes  steil  nach  /SO  oder  stehen  saiger,  wie  bei 
Lipoltic.  — 

Es  ist  demnach  sehr  schwer  die  genauere  Altersfolge  dieser  Schichten 
anzugeben,  und  nur  die  Ähnlichkeit  des  petrographischen  Charakters  gewisser 
Schichten  mit  den  Gesteinen  der  Etage  B  bei  Pribram  oder  mit  denen  der  Etage 
C  bei  Jinec  und  Skrej,  lässt  darauf  schliessen,  dass  auch  die  hiesigen  Gesteine 
den  oberwähnten  Etagen  angehören  könnten;  es  wird  übrigens  diese  Wahr- 
scheinlichkeit noch  dadurch  bekräftigt,  dass  im  östlichen  Theile  des  Eiseugebirges 
die  Etage  Dd,  im  Hangenden  der  cambrischen  Zone  mit  ziemlich  bestimmter 
Sicherheit  nachgewiesen  werden  kann. 


46 

Zwischen  Krakovan  am  rechten  Elbeiifer  bis  Chvaletic  am  linken  Ufer 
zeigt  sich  keine  Spur  von  Gesteinen  dieser  beiden  Etagen,  da  dieselben  hier  unter 
dem  Elbealluvium  und  unter  den  Schichten  der  Kreideformation  verborgen  liegen. 
Erst  zwischen  Chvaletic  und  Zdechovic  zeigt  sich,  so  viel  die  stellenweise  ab- 
geschwemmten Schichten  des  Kreidesystems  zu  sehen  erlauben,  über  den  schwarzen 
phyllitähnlichen  Thonschiefern  der  Etage  A  dunkelgiiiner  Chloritdioritaphanit  an- 
stehend. Derselbe  lässt  sich  dann  über  Zdechovic,  Morasic,  Krasnic,  Litosic, 
Lhotka,  Sobolusk,  Urbanic,  Turkovic,  Novy  dvür,  Bukovina,  Bfezinka,  Holotin, 
Hostalovic  bis   gegen   Sloukovic  und  von  Licomelic  bis  über  Vlastejov  verfolgen. 

Dieser  Chloritdioritaphanit  hat  die  Gestalt  eines  sehr  mächtigen  Stockes, 
der  auch  echt  sedimentäre  Einlagerungen  umschliesst ;  er  zeigt  eine  gewisse,  obwohl 
ganz  undeutliche  Schieferung  oder  Plattung,  die  aber  doch  so  entwickelt  ist,  dass 
man  erkennt,  wie  er  hauptsächlich  gegen  NO  verflächt,  oder  auch  steil  einfällt. 
Bei  Licomelic  ONO,  wo  dies  Verhältniss  deutlicher  ist,  verflachen  die  Bänke  nach 
2^3 **•  mit  75",  au  einem  andern  Orte  W  von  Licomelic  stehen  sie  saiger  an  und 
streichen  nach  S^''-  Ebenso  ist  das  NO  Verflachen  auch  bei  Zdechovic  überall 
gut  erkennbar. 

Trotz  der  Benennung  des  Gesteines  als  Aphanit  ist  seine  Textur  eigentlich 
eine  porphyrartige,  da  mehr  als  millimeterlange  Kryställchen  von  Plagioklas  in 
dem  Gesteine  ausgeschieden  sind,  wodurch  die  Textur  demnach  eine  nicht  aphani- 
tische,  sondern  eine  andesitähnliche  ist. 

Stellenweise  sind  Epidotkörner  oder  Epidotamygdaloide ,  dann  Chlorit, 
Quarz  und  Calcitamygdaloide  oder  Nester  ausgeschieden,  wodurch  das  Gestein 
sich  von  dem  gewöhnlichen  Aphanit  unterscheidet  und  als  Epidot-Chlorit-Diorit- 
Aphanit  auf  der  geologischen  Karte  ausgeschieden  ist. 

Indessen  darf  hier  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden,  dass  in  platte 
Scherben  zerfallende  Aphanite,  die  auch  gestreckte  grobe  Brocken  geben,  gewissen 
Aphanittuffeu  oder  tuffigen  Grauwackenschiefern  ähnlich  sehen,  namentlich  wenn 
diese  Gesteine  nicht  ganz  gut  entblösst  oder  schon  etwas  angegriffen  sind.  Die 
Gränzbestimmungen  zwischen  diesen  Gesteinen  ist  desshalb  an  weniger  entblössten 
Stellen,  wie  iusbesonders  in  der  Umgebung  von  Hostalovic  und  Licomelic  nur 
beiläufig  richtig. 

Der  Aphanit  mit  seinen  Varietäten,  deren  nähere  Beschreibung  später 
folgen  wird,  ruht  bei  Zdechovic,  dann  bei  Morasic  und  zwischen  Sobolusk  bis 
Bfezinka  unmittelbar  auf  den  Phylliten  der  Etage  A,  u.  zw.  höchstwahrscheinlich 
in  concordauter  Auflagerung,  obwohl  dies  durch  keine  unmittelbare  Anschauung 
nachgewiesen  werden  kann.  Zwischen  Zdechovic  und  Morasic  und  von  da  bis 
Sobolusk  aber  bildet  tuffige  Grauwacke  das  Hangende  der  Phyllite  der  Etage  A. 
Als  tuffige  Grauwacke  sind  auf  der  Karte  verschiedenartige  undeutlich  bis  deutlich 
schiefrige  oder  körnige  Gesteine  ausgeschieden,  deren  Farben  dunkelgrüne  oder 
grünliche  sind,  und  die  ausser  wenig  Quarz,  Feldspath  und  dergl.  auch  Brocken 
oder  verhärteten  Schlamm  von  Aphanit  enthalten,  von  dem  eben  die  grüne  Färbung 
des  Gesteines  herrührt.  Statt  Feldspath  führen  die  Grauwacken  auch  nur  Kaolin 
in  der  Form  von  Orthoklasbrocken.  Diese  Grauwacken  sind  stellenweise  auch  als 
Cougioraerate  entwickelt,  so  zwischen  Stojic  und  Rasovic,  wo  sie  weisse  bis  nuss- 


47 

grosse  Quarzgerölle  enthalten,  stellenweise  aber  auch  als  schiefrig  sandsteinartige 
hie  und  da  von  Quarzadern  durchtrümmerte,  oder  als  grünliche  kleinkörnige  oder 
als  schiefrige  Grauwackeu.  Bei  Turkovic  ist  die  Grauwacke  wieder  lichtgrau, 
aus  Quarzgeröllen,  Schieferbrocken,  aufgelösten  weissen  oder  noch  farbigen  Aphauit- 
tgeschieben  bestehend  und  hat  trotz  des  groben  Kornes  eine  ziemlich  deutliche 
schiefrige  Structur.  An  anderen  Orten  aber  wird  der  Gehalt  an  Aphanitbrocken 
oder  eruptivem  Schlamm  so  bedeutend,  dass  sich  aus  denselben  ein  Übergang  in 
Diorit(aphanit)tuff  entwickelt,  wie  man  dies  bei  Litosic,  Sobolusk,  Sloukovic 
u.  a.  a.  0.  beobachten  kann.  Das  Verflachen  der  Schichten  ist  daselbst  unter  45° 
nach  4V3^'  gerichtet. 

Die  Gränzen  sind  demnach  nur  gegen  den  Aphanit  zu  etwas  schärfer, 
gegen  die  anderen  sedimentären  Gesteine  aber  sind  sie  weniger  deutlich. 

Die  unter  einer  Farbe  auf  der  Karte  als  grünliche  tuffige  Grauwacken 
ausgeschiedenen  Gesteinen  haben  aber  an  verschiedenen  Stellen  ein  verschiedenes 
Alter;  jedenfalls  sind  dieselben  jünger  als  der  Aphanit  oder  mindestens  gleich- 
zeitige Bildungen  mit  demselben.  Sie  kommen  sowohl  im  Liegenden  des  Aphanites 
als  auch  in  dessen  Hangendem  und  im  Aphanite  selbst  vor.  Oft  sind  dieselben  so 
beschaffen,  dass  sie  den  Übergang  in  die  grosskörnigen  Diorittuffconglomerate 
vermitteln. 

Das  grossköruige  Diorittuftconglomerat  besteht  aus  einer  gi-ünen  tuft'igen, 
verschieden  fein-  bis  mittelkörnigen,  etwas  wenig  schiefrigen  Grundmasse  mit  sehr 
grossen,  meist  faustgrossen  Gerollen  von  Aphanitvarietäten  und  auch  von  quarzigen 
Grauwacken  sowie  von  Lydit.  Die  Schichtung  ist  eine  grobe,  und  nach  der  Lage 
der  Gerolle  immer  wahrnehmbar;  das  Verflachen  geht  meist  gegen  NO  und  ist 
recht  steil.  Dieses  sehr  charakteristische  Gestein  bildet  theils  einzelne  Bänke  ohne 
scharfe  Gränzen  in  der  tuffigen  Grauwacke,  häufiger  aber  Schichtenbänke  unter 
dem  Chloritdioritaphanit  oder  über  demselben,  oder  in  diesem  Aphanite  selbst. 
Hierdurch  wird  offenbar  die  theilweise  gleichzeitige  Entstehung  dieser  Conglomerate 
mit  dem  Aphanit  angedeutet,  und  zugleich  die  Annahme  wahrscheinlich  gemacht, 
dass  alle  diese  Gesteine  eigentlich  nur  einer  Bildungsperiode  angehören. 

Eine  mächtige  Lagerstockmasse  des  Couglomerates  ist  von  Krasnic  über 
Litosic  bis  gegen  Rasovic  unter  den  Aphanit  und  auch  in  demselben  abgelagert; 
bei  Lhotka  liegt  sie  aber  im  Hangenden  des  Aphauitlagerstockes.  Endlich  tritt 
eine  solche  Masse  auch  N  von  Kostelec  als  Insel  in  den  Schichten  der  Kreide- 
formation auf,  und  zwar  mit  Schichten,  die  sich  nach  13^-  mit  33°  auch  nach  11^/^ 
mit  63°  verflachen.  Die  näheren  Verbandverhältnisse  sind  hier  nicht  wahrnehmbar. 
In  dem  Conglomerate  von  düster  grauen  oder  grünen  Farben  ist  das  Bindemittel 
der  Gerolle  trotz  seiner  sedimentären  Entstehung  und  Zusammeuschwemmung  von 
Schlamm  oder  von  zerbröckeltem  Aphanit  so  eigenthümlich,  dass  es  unter  dem 
Mikroscope  von  Avirklich  eruptiven  Gesteinen  kaum  zu  unterscheiden  ist.  Hier 
entscheiden  alles  die  Lagerungsverhältnisse.  Auch  feinkörnige  bis  körnige  Tuffe, 
die  mit  plattigem  Aphanit  oder  mit  gewissen  dunkel  grünen  Grauwackenschiefern 
um  so  leichter  verwechselt  werden  können,  je  mehr  angewittert  sie  sind,  kommen 
mit  den  Aphaniten  bei  Host'alovic  vor. 


48 

Das  Altersverhältniss  dieser  Aphauite,  Tuffe,  Tuffconglomerate  und  tuffigen 
Grauwacken  zu  den  quarzigen  grünlichen  oder  grauen  Grauwacken  und  Grau- 
wackenschiefern,  konnte  hier  nicht  näher  bestimmt  werden. 

Sehr  charakteristisch  ist  die  lichtgelbiichgraue  oder  blass  röthlichgraue 
quarzige  Grauwacke,  welche  theils  als  quarziges  Grauwackenconglomerat,  theils 
als  gTo1)körnige  bis  mittelkörnige  quarzige  GrauAvacke  zu  Tage  tritt  und  auffallend 
an  die  ähnlichen  Grauwacken  der  Barrande'schen  Etage  B  bei  Pribram  erinnert, 
wesshalb  sie  hier  auch  mit  dem  dieser  Ähnlichkeit  entsprechenden  Wahrschein- 
lichkeitsgrund als  analog  dem  mittelböhmischen  B  Conglomerate  und  der  Grauwacke 
angeführt  wird,  trotzdem  die  Lagerungsverhältnisse  derselben  gegen  die  Schiefer- 
etage  A  hier  nirgends  deutlich  aufgeschlossen  sind. 

Unter  sehr  dislocirten  und  trotz  aufmerksam  vorgenommener  Mappirung 
nicht  näher  deutbaren  Verhältnissen,  treten  quarzige  Grauwacken  und  Grauwacken- 
conglomerate  an  der  Cernä  Skala,  N  von  Hostalovic,  dann  zwischen  Bf  ezinka  und 
Sloukovic  und  Vlastejov,  in  dem  Aphanite  oder  nahe  an  demselben  auf.  Die 
Cernä  Skala  besteht  aus  einer  lichtgrauen  bis  lichtbraunen  mittelkörniger-quar- 
zigen,  festen  Grauwacke  (ohne  Lyditgerölle),  die  von  den  Pfibramer  Grauwacken 
B  kaum  zu  unterscheiden  ist.  Die  Schichtenbildung  dieser  Felsenkuppe  ist  ganz 
deutlich,  da  zwischen  den  aus  weissen  Quarzgeröllen  bestehenden  Schichten 
fingerdicke,  quarzige,  feinkörnige,  undeutlich  schiefrige  Grauwackenlagen  ein- 
geschaltet sind.  Hiebei  sind  aber  die  ^j^ — Vs"*'  niächtigen  Schichten  verworren 
wellig  gebogen  und  vielfach  von  l^"-  mächtigen  milchweissen  Quarzgängen  sowie 
von  Gangtrümmern  durchsetzt.  Auf  einem  kleinem  Kaume  wechselt  das  Verflachen 

nach   24*'-,  ll'^- ,  9^-,  V^''- ,  5  V  ,   und   s.  w. 

^'S-  4.  unter  verschiedenen  Winkeln.  Fig.  4.  zeigt  die 

Cernä  suia.  1:1000, 1mm  z:im.  W  Seitcuansicht  dcs  höchsten  Theiles  der  Cernä 

'^         Skala.  Da  der  Felsgrat  aus  Aphaniten  hervorragt, 


so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  hier 
beobachteten  Dislocationen  durch  das  Eruptiv- 
gestein hervorgebracht  wurden  und  dass  dem- 
nach die  Grauwacke  (der  Etage  B)  älter  sei  als  der  Aphanit,  und  entweder  in  der 
Tiefe  mit  den  andern  quarzigen  Grauwacken  zusammenhänge  oder  als  Scholle  in 
der  Decke  des  Aphanites  stecke. 

Die  andern  quarzigen  Grauwacken  und  Conglomerate  von  Bfezinka  bis 
Vlastejov  sind  theils  nur  nach  grossen  Blöcken,  die  zerstreut  herumliegen,  bestimm- 
bar, theils  sieht  man  sie  auch  in  einzelnen  Steinbrüchen  anstehen,  doch  mit  schwer 
wahrnehmbarer  Schichtung;  nur  bei  Hostalovic  bemerkt  man  ein  deutliches  Ver- 
flachen nach  N. 

Ein  klares  Bild  der  Lagerungsverhältnisse  kann  man  also  aus  den  ge- 
machten Beobachtungen  nicht  zusammenstellen,  wohl  hauptsächlich  desswegen, 
weil  hier  bei  Vlastejov  und  in  der  Umgegend  der  Einfluss  des  grossen  Schichten- 
bruches  noch  ein  zu  bedeutender  ist,  als  dass  er  eine  grössere  Parthie  von  un- 
gestörtem Felsenbau  zur  Beobachtung  übrig  gelassen  hätte.  Ganz  anders  ist  es 
zwischen  Spitovic,  Jankovic,  Tupes,  Lipoltic,  Chrtnik,  Raskovic  und  Chotenic,  wo 
quarzige  Grauwackenconglomerate  von  bedeutender  Festigkeit  einen  zwar  niedrigen 


49 

aber  im  Terrain  scharf  markirteu  Felseugrat  bilden.  Das  Gestein  dieses  Grates 
besteht  hauptsächlich  aus  bis  nussgrossen  reinen  halbdurchsichtigen  Quarzgeröllen, 
so  wie  aus  spärlicheren,  schwarzen  Lyditgeröllen,  die  durch  ein  quarziges  Ceraent 
verbunden  werden.  Dieser  Cement  ist  stellenweise  rosenroth  gefärbt,  stellenweise 
kommen  auch  röthlich  angeflogene  Klüfte  oder  Schichtflächen  vor;  die  Schichtung 
des  Gesteines  ist,  wenn  auch  undeutlich,  doch  wahrnehmbar.  Die  NO  Fläche 
der  Schichten  fällt  unter  die  Schichten  der  Kreideformation,  so  dass  deren  Mächtig- 
keit nicht  bestimmt  werden  kann.  Diese  quarzigen  Grauwacken  des  Grates  lassen 
sich  auf  die  Länge  von  17  bis  18  Kilom.  verfolgen;  ihre  horizontale  Breite  beträgt 
im  Mittel  nur  Va — Vs  Kilom.,  weil  der  grössere  Theil  derselben  unter  der  Kreide- 
formation liegt.  Zur  Zeit  des  Kreidemeeres  ragten  dieselben,  als  ein  mauerartiges 
Kiff,  oder  als  eine  Klippenreihe  über  das  Niveau  des  Meeres.  Es  hat  beinahe 
den  Anschein,  als  ob  diese  Grauwacken  in  dem  steilen  aber  niedrigen  Hügelzuge 
Spitovic-Chotenic  nur  den  etwas  steiler  geneigten  Rand  eines  Schichtenzuges  dar- 
stellten, der  sich  unter  der  Fläche  der  Kreideformation,  aus  dem  er  bei  Spitovic 
kuppenartig  hervorragt,  sanfter  wellenförmig  ausbreitet.  Das  Verflachen  an  der 
letzt  erwähnten  Kuppe  geht  nach  2^4 — 4:^-  mit  50".  Einzelne  isolirte  Klippen 
treten  auch  weiter  in  der  Ebene  des  Kreidesystems  auf,  so  die  Certovä  skäla 
(NW  von  Spitovic),  dann  bei  Svincan,  und  sind  selbst  bis  1^2  Kilom.  von  dem 
zusammenhängenden  Grauwackenzuge  gegen  NO  entfernt,  was  offenbar  auf  die 
weitere  Verbreitung  der  Grauwacken  unter  der  Kreideformation  hinweist. 

Das  Verflachen  der  Grauwacken  ist  ein  vorherrschend  nordöstliches : 
zwischen  Kozasic  und  Zdechovic  fallen  die  Schichten  nach  2V3*'"  mit  50*'  bis  4''- 
mit  37°  ein;  eine  hier  häufiger  roth  gefärbte  Zerklüftung  verflächt  nach  lO*"-  mit 
46°;  bei  Tupes  aber  steil  nach  SW;  in  der  Lipoltickc4  skc41a  gleich  daneben,  da 
wo  feinkörnige  Quarzite  eingelagert  sind,  theils  mit  86°  nach  IS^''-,  theils  nach 
2''/3''mit  76°;  stellenweise  stehen  die  in  den  Schichtungsfugen  stark  roth  gefärbten 
Schichten  auch  ganz  saiger.  Zwischen  Lipoltic  und  Chrtnik  im  Harvanik-Rücken 
ist  das  Verflachen  NO  mit  60°;  auch  in  der  Chrtniker  Schlucht  ist  trotz  der 
Dislocation  das  Verflachen  ein  NO^  W  von  Svincan  nach  SVs''-  mit  48°.  Bei  Horui 
Raskovice,  wo  die  in  Klippen  anstehenden  Grauwacken  durch  bedeutende  Stein- 
brüche aufgeschlossen  sind,  geht  das  Einfallen  nach  2^1^^-  mit  53°  (Mittel  aus 
4  Beobachtungen  IV3  ^■— SVs''- ,  40°— 62").  Auch  die  kleine  Grauwackenscholle, 
welche  im  Herraanmestecer  Parke  aus  den  Korycaner  (obercenomanen)  Schichten 
der  Kreideformation  zum  Vorschein  kommt,  scheint  nach  NO  zu  verflachen.  Ebenso 
ist  bei  Nove  Dvory  (0  von  Hefmanmestec)  das  Verflachen  im  Mittel  nach  3V4'' — 4'^- 
mit  50°— 56° ;  in  dieser  Richtung  liegen  auch  die  platten  Flächen  der  Gerolle.  Nur 
in  Chocenic,  wo  Quarzgänge  die  Grauwacke  vielfach  durchsetzen,  auch  die  durch 
den  nahen  grossen  Schichtenbruch  veranlasste  Zerklüftung  eine  so  bedeutende  ist, 
dass  sie  die  Schichtung  ganz  verdeckt,  konnte  die  Richtung  des  Verflächens  nicht 
bestimmt  werden.  Hinter  Chotenic  treten  in  der  Fortsetzung  der  Streichungslinie 
der  Grauwacke  schon  Schichten  der  Etage  D  zu  Tage. 

In  Betreff  der  allgemeinen  Lagerung  kann  in  dem  Zuge  der  quarzigen 
Grauwackenconglomerate  von  Tupes  über  Lipoltic  im  Kozi  vrch  zwischen  Ledec 
und  Chrtnik  und  noch  etwas  weiter  in  der  Richtung  gegen  Raskovic  entweder  eine 

4 


50 


steile  antikliuale  Schichteiistellimg  augenommen  werden,  da  das  Verflachen  in  der 
Lipoltickä  skäla  saiger  und  steil  nach  NO  und  SW  gerichtet  ist;  oder  aber  eine 
beinahe  in  der  Richtung  des  Streichens  gehende  Verwerfung,  was  der  wahrschein- 
lichere Fall  ist.  Für  diese  letztere  Annahme  sprechen  folgende  zwei  Beobachtungen. 
In  dem  Thalrisse  von  Tupes  gegen  den  westlichen  Lipolticer  Teich   Fig.   5,  ist 

nämlich   eine   solche  Ver- 
Fig.  5.  werfung  in   den   Grau- 

1:10000,  imm.rziom.  NO      wachenschicliten   B    ange- 

deutet,  obwohl   sie  wegen 
nicht  hinreichend   deut- 
licher   Entblössung    nicht 
ganz   sicher  bestimmt  werden   kann   und   desswegen   auf  dem  Durchschnitt  nicht 
dargestellt  ist.     Die  zweite  Beobachtung  bezieht   sich  auf  die  Chrtniker  Schlucht, 

wo  die  Grauwacken 
Fig.  6.  durch   den   Diabas- 


N 


1 :  5000,  1mm  —  5m. 


Bächlein 


B  C  d    B 


stock  durchsetzt 
werden  (Figur  6), 
Bächiein  ausserdem  aber  in 
ihrer  Lagerung  noch 
durch  Nebenverwer- 
fungen gestört  sind.  Der  Diabas  ist  mit  Pyrit  impraegnirt  und  von  Adern  eines 
späthigen  Calcites  durchsetzt;  er  steht  in  den  schroffen  Wänden  bei  der  Chrtniker 
Säge  deutlich  entblösst  an,  und  ist  offenbar  jünger  als  die  quarzige  Grauwacke; 
wahrscheinlich  liegt  er  in  der  Richtung  der  erwähnten  Verwerfungskluft. 

Die  quarzigen  grob-  bis  grosskörnigen  Grauwacken  an  den  Klippen  „Skäly" 
bei  Raskovic  lieferten  einen,  wenn  auch  ganz  undeutlichen  organischen  Rest  in 
der  Form  eines  federkieldicken  etwas  plattgedrückten  Stengels,  als  Steiukern ; 
die  Deutung  desselben  ist  unmöglich,  da  die  Erhaltung  gar  zu  roh  ist ;  mau  könnte 
hiebei  etwa  nur  an  Fucoidenreste  erinnert  werden, 

&W  von  dem  Grauwackenzuge,  d.  h.  im  Liegenden  des  quarzigen  Grau- 
wackenconglomerates  folgt  constant  ein  verhältuissmassig  enger  Zug  von  grauen, 
oder  graugrünen,  oder  dunkelgraugrünen,  oder  graulichblauen  Grauwackenschiefern, 
welche  stellenweise  petrographisch  den  Grauwackenschiefern  der  silurischen  Pri- 
mordialzone  C  von  Jinec  und  Skrej  zum  Verwechseln  ähnlich  sind.  Ob  dieselben 
hier  wirklich  als  Vertreter  der  Etage  C  angesehen  werden  können,  ist  eine  Frage, 
deren  Lösung  noch  nicht  gelang.  Würden  dieselben  der  Etage  C  entsprechen,  so 
müsste  angenommen  werden,  dass  der  eben  beschriebene  Grauwackenzug  B,  unter 
dem  diese  Schichten  liegen,  überkippt  gelagert  ist,  so  dass  die  jüngeren,  den  C- 
Schichten  ähnlichen  Schiefer,  unter  die  älteren  Grauwacken  der  Etage  B  ver- 
schoben wären.  Bei  Lipoltic,  wo  das  Einfallen  der  Schichten  saiger  ist,  kann  aber 
die   Lagerung  die  beiden  oben  augeführten  Deutungen  zulassen. 

Aus  der  Schichtenlagerung  ergiebt  sich  also  keine  Aufklärung  des  eigent- 
lichen Schichtenbaues.  Nur  eines  ist  völlig  sicher,  nämlich  dass  diese  den  Schie- 
fern der  silurischen  Etage  C  so  ähnlichen  Grauwackenschiefer  mit  den  quarzigen 
Grauwackenconglomeraten,  die  hier  als  Analogon  der  Etage  B  angenommen  werden 


51 

der  Bildimgszeit  nach  aufs  engste  verbunden  sind,  indem  sie  mit  denselben  weclisel- 
lagern,  wie  dies  in  Fig.  5  im  Durchschnitt  durch  das  Tupeser  Thälchen  dargestellt 
ist.  Man  erkennt  ^  daselbst,  dass  diese  Schiefer  ebenso  durch  Wechsellagerung, 
als  auch  durch  allmählichen  Übergang  aufs  engste  mit  den  graulichgrünen  oder 
dunkelgraugrüneu  körnigen  Grauwacken  verbunden  sind.  Sämmtliche  drei  Gesteins- 
gruppen, die  Zone  der  quarzigen  Grauwackenconglomerate  B,  die  den  Schiefern 
C  sehr  ähnlichen  Grauwackenschiefer,  und  die  körnigen  meist  graugrünen  Grau- 
wacken, sind  also  miteinander  aufs  engste  verbunden,  und  gerade  aus  dieser 
Ursache  lässt  sich  die  Frage,  ob  die  zwei  letzteren  Gesteine  der  Etage  B  oder 
C  angehören,  vorläufig  nicht  lösen.  Würde  der  Grauwackenzug  B  mit  dem  NO 
Verflachen  in  natürlicher  Lage  sich  befinden,  so  müssten  diese  Gesteine,  da  sie 
das  Liegende  desselben  bilden,  gleichfalls  der  Etage  B  angehören. 

Der  den  Schiefern  der  Etage  C  ähnliche  Grauwackenschiefer  vom  Liegenden 
des  Grauwackenzuges  B,  zeigt  von  Spitovic  bis  gegen  Benesovic  keine  Eigenthümlich- 
keit,  nur  dass  er  etwas  phyllitartig  wird  und  nach  2V3'''  mit  35"  einfällt  und  stark 
transversal  zerklüftet  ist.  Bei  Benesovic  und  Senik  aber,  wo  sich  dieser  Zug  bis 
auf  ^/j  Kilom.  erweitert,  während  sonst  seine  Breite  kaum  V4  Kilom.  beträgt,  ist 
der  Grauwackenschiefer  beinahe  in  echten  grauen  Phyllit  von  schwach  seiden- 
artigem Glänze  an  den  ebenen  Schieferungsflächen  metamorphosirt.  Die  phyllit- 
ähnlichen  Schiefer  verflachen  nach  l^l^"-  mit  74"  und  brechen  in  bis  2  meterlange 
und  l""-  breite  recht  dünne  Platten.  Innerhalb  der  Schiefer  kommen  IVz"'  mächtige 
Bänke  einer  klein-  bis  feinkörnigem  Grauwacke  (Grauwackensandstein)  vor,  während 
im  Liegenden  körnige  Grauwacke  vorherrscht.  In  den  Phylliten,  deren  Schieferung 
durch  die  transversalen  Klüfte  nicht  stark  beeinträchtigt  wird,  kommen  stellenweise 
häufige  lichtgraue  Streifchen  von  feinkörniger  Grauwacke  vor.  Auch  bei  Pelechov 
zeigen  sich  ähnliche  Grauwackenschiefer  von  grünlich  grauer  Farbe,  jedoch  in  den 
körnigen  Grauwacken  eingelagert  und  nach  V/^^-  mit  84"  verflächend.  Die  Schichtung 
ist  ganz  undeutlich,  dafür  aber  die  transversale  Schieferung  stark  hervortretend. 
0  von  Lipoltic  etwa  1000  Schritte  davon,  ist  der  Grauwackenschiefer  schwarzgrau, 
und  durch  transversale  Schieferung  dickgriff'elförmig  zerbröckelnd;  die  Schichtung 
und  wahre  Schieferung  ist  gänzlich  verwischt;  die  transversale  Schieferung  zeigt 
das  südliche  Verflachen  nach  12^/4 ^'-  mit  81". 

Sehr  instructiv  sind  auch  die  Verhältnisse  in  der  Chrtniker  Schlucht, 
genau  N  von  Svojsic  1^4  Kilom.  Hier  sind  die  stellenweise  bis  zum  Verwechseln 
den  Schiefern  der  Etage  C  von  Skrej  ähnlichen  Grauwackenschiefer  im  Liegenden 
des  quarzigen  Grauwackenzuges  (fig.  6.)  so  stark  transversal  geschiefert,  dass  in 
denselben  die  wahre  Richtung  des  Verflächens  der  Schichten,  die  nach  4^3 *"■  mit 
33"  einfallen,  verwischt  ist.  Die  wahre  Schichtung  ist  nur  noch  an  den  Bänken 
von  körniger  Grauwacke,  die  mit  den  Schiefern  wechsellagern,  zu  erkennen;  aber 
auch  diese  Grauwacken  -  Bänke  zeigen  eine  wiewohl  nur  undeutliche,  falsche 
Schieferuug.  Das  Verflachen  der  transversalen  Schieferung  beträgt  im  Mittel  76" 
nach  13^3^'  (64"  bis  85").  Gegen  das  Liegende  herrschen  dann  Grauwacken  vor. 
Im  Liegenden  des  quarzigen  Grauwackenzuges  von  Chotenic  sind  die  Grauwacken- 
schiefer wieder  manchen  Schiefern  der  Etage  C  von  Jinec  ähnlich. 

4* 


52 

Eine  ganz  ähnliche  Farbe  haben  auch  die  Grauwackeuschiefer  von  Morasic 
(OS  von  Hermaumestec) ;  es  ist  aber  bei  dem  Umstände,  als  hier  irgendwo  die 
grosse  Verschiebungsspalte  durchgeht,  nicht  möglich,  die  Identität  der  Schiefer 
von  beiden  Localitäten  zu  constatiren,  da  auch  andere  metamorphische  Schiefer 
ähnlich  aussehen. 

Im  Liegenden  dieses  den  Schiefern  der  silurischen  Etage  C  ähnlichen 
Zuges  finden  sich  die  in  der  Zeichenerklärung  als  graugrüne  körnige  Grauwacken 
bezeichneten  Gesteine. 

Was  die  Verbreitung  anbelangt,  so  sieht  man  die  Grauwacke  zum  ersten 
male  S  von  Trnavka  aus  den  Schichten  der  Kreideformation  hervorragen;  dann 
aber  nach  einer  Unterbrechung  durch  die  Phyllitzunge  deren  Deutung  als  A  oder 
B  ungewiss  ist,  zieht  sich  der  Grauwackenzug  in  der  Breite  zwischen  Spitovic 
und  Zdechovic  über  Krasnic,  Senik,  Pelechov,  Lipoltic,  Urbanic,  Ledec,  Svojsic, 
Stojic  und  ist  noch  nach  einer  Unterbrechung  durch  überlagernde  Schichten  der 
Kreideformation  in  Kostelec  und  am  Paläcberg  (SO  von  Hermaumestec)  nach- 
weisbar. Gegen  NO  wird  der  Grauwackenzug  von  den  C  ähnlichen  Grauwacken- 
schiefern  begränzt,  und  ist  an  der  Gränze  mit  denselben  durch  Wechsellagerung 
verbunden.  SW  aber  begränzeu  ihn  Chlorit-Dioritaphauit  und  tuffige  Grauwacken- 
gesteine. Die  Breite  beträgt  1 — P/s  Kilom.,  was  auch  seiner  Mächtigkeit  entsprechen 
dürfte,  da  das  Verflachen  der  Schichten  ein  sehr  steiles  ist. 

Was  den  Gesteinshabitus  anbelangt,  so  herrschen  verschiedenartige  licht 
oder  dunkel  graugrüne  körnige  Grauwacken  vor,  die  mitsammen  und  mit  Grau- 
wackenschiefern  wechsellagern,  und  auch  bedeutendere  Einlagerungen  von  dunklen 
Grauwackenschiefern  enthalten.  Diese  Grauwacken  sind  bei  Urbanic  (Vrtcickovä 
Skala,  na  siroke  ceste)  mittelkörnig,  blass  graulichgrün,  mit  theilweise  kaolinisirten 
Feldspäthen  und  bis  fingerdicken  Quarzaderu  reichlich  durchsetzt.  An  andern 
Orten  sind  wieder  grössere  Quarzbrocken  in  die  körnige  Grauwacke  eingestreut. 
Bei  Ledec  ist  die  Grauwacke  graugrün,  kleinkörnig,  quarzig,  durch  Quarzklüfte 
durchsetzt,  auch  von  Chloritklüften  durchsetzt,  oder  sie  wird  sehr  kleinkörnig, 
bis  schiefrig  kleinkörnig  und  einer  Quarzitgrauwacke  oder  einem  Quarzitsandstein 
ähnlich.  Bei  Svojsic-Stojic  sind  in  der  klein-  bis  mittelkörnigen  dunkel  graugrünen 
Grauw^acke  erbsen-  bis  nussgrosse  weisse  Quarzgerölle  häufig.  Die  Schichtung  ist 
theils  deutlich  dünn,  theils  grob.  Die  grüne  Farbe  verdankt  ihren  Ursprung  den 
nahen  Aphaniten,  die  das  Material  zur  Bildung  dieser  Grauwacken  theilweise 
abgaben ;  darnach  würden  die  Grauwacken  jünger  sein  als  die  Aphanite,  die  jeden- 
falls cambrisch  sind. 

Wenn  Grauwackeuschieferschichten  in  die  Grauwacke  eingelagert  sind,  so 
erscheinen  dieselben  meist  transversal  geschiefert. 

Das  Verflachen  der  Grauwacken  und  der  eingelagerten  Grauwackeuschiefer 
ist  durchwegs  ein  sehr  steiles,  ja  oft  stehen  sie  ganz  saiger,  sowohl  nach  NO 
als  auch  nach  SW.  SW  von  Kozasic  etwa  2000  Schritte  unter  dem  B-Zuge  sind 
die  grünen,  weissen,  Quarzbrockeu  enthaltenden  Grauwacken  transversal  zerklüftet; 
die  Zerklüftung  verflächt  nach  19''-  mit  46°;  daselbst  haben  aber  andere  klein- 
körnige Grauwacken,  die  etwas  schiefrig  erscheinen,  das  Verflachen  von  62°  nach 


53 

l^/V'' .  Bei  Zdechovic  0  koimueu  auch  rötliliche  oder  grauröthlicbe  lialbscliiefrige 
körnige  Graiiwackeu  vor. 

Bedeutend  steiler  ist  das  Verflachen  bei  Lipoltic,  wo  die  Schichten  in  der 
Vrtäckovä  skäla  nach  2^1^^-  mit  74°  sich  neigen.  Zwischen  Lhotka  und  Urbanic 
ist  die  quarzige  gröbere  oder  sehr  feinkörnige  schiefrige  Grauwacke  mit  83°  nach 
l^^""-  geneigt.  In  und  bei  Ledec  aber  verflachen  die  Schichten,  wenn  sie  nicht 
saiger  stehen,  bald  nach  IV3 — 2^3'''  mit  86 — 88°,  bald  unter  demselben  steilen 
Winkel  nach  SW.  Die  transversale  Zerklüftung  in  den  körnigen  Grauwacken 
(Grauwackensandsteinen),  oft  blos  durch  dünne  Quarzklüftchen  angedeutet,  verflächt 
nach  lO''-  mit  70°. 

Bei  Svojsic  und  Stojic  ist  das  Verflachen  der  gleichfalls  grünen  quarzigen 
oder  schiefrigen,  mitsammen  wechsellagernden  Grauwacken  ebenfalls  steil,  nach 
1  — SVa*"'  iiiit  70—89°;  stellenweise,  •  wie  unter  der  Svojsicer  Ruine,  stehen  die 
wechsellagernden  körnigen  Grauwacken  und  schiefrigen  Grauwacken  saiger  (Strei- 
chen 8V2''")  oder  fallen  steil  verkehrt  ein,  das  ist  nach  15^/4^-  mit  89°.  Die  trans- 
versale Zerklüftung  oder  Schieferung  verflächt  hier  nach  24'^-  mit  74°. 

Schliesslich  sind  hier  nur  noch  diejenigen  Gesteine  zu  erwähnen,  deren 
Lagerungsverhältnisse  in  der  Richtung  der  Zbislavec-Choteuicer  Bruchlinie  derartig 
verworren  und  beinahe  unentwirrbar  sind,  dass  eine  nähere  Erklärung  derselben 
wegen  der  vielfachen  Störungen  gar  nicht  zulässig  ist. 

Das  steile  oder  steil  gefaltete  Verflachen  der  Schichten  ändert  sich  hier 
stellenweise  in  ein  südliches  um,  obzwar  diese  Verhältnisse  nur  local  zu  beobachten 
sind,  indem  hier  die  Schichtung  und  transversale  Schieferung  von  einander  kaum 
unterschieden  werden  können.  Es  kommen  hier  sowohl  tuffige  als  auch  grüne 
Grauwacken  und  dunkle  Grauwackenschiefer  vor.  Nur  im  Thale  bei  Kostelec  ist 
das  Verflachen  gut  entblösst.  Die  grünlichgrauen,  lichtgrau  gebänderten,  fein- 
körnigen Grauwacken  und  die  festeren  körnigen  quarzigen  Grauwacken,  welche 
hier  durch  Steinbrüche  unter  der  Kirche  entblösst  sind,  verflachen  nach  Süd, 
nämlich  nach  12^-  mit  12 — 13°.  Die  Mächtigkeit  der  einzelnen  gebänderten 
Schichten  ist  tiefer  unter  dem  Ausbiss  zu  bemerken,  sie  beträgt  bis  1^2"'  Unter 
dem  Rasen  aber  sind  die  Schichten  in  holzscheitähnliche  grobe  Stücke  zerklüftet, 
und  werden  quer  von  einer  den  Schichten  parallel  gehenden  Streifung  durchsetzt. 
Diese  transversale  Zerklüftung  verflächt  nach  20^-  mit  70° ;  eine  andere  Zerklüftung 
aber  verflächt  saiger  nach  16^'- 

Südlich  von  diesen  klein-  bis  feinkörnigen  Grauwacken  folgen  tuffige  und 
andere  grüne  Grauwacken  und  schiefrige  Grauwacken,  welche  sich  über  die  Paläc- 
kuppe  bis  Radliu  verfolgen  lassen,  wo  dieselben  au  der  Bruchlinie,  die  dort  irgendwo 
durchgeht,  absetzen.  Noch  eine  eigenthümliche  graue  quarzige  feste  Grauwacke 
mit  erbsengrossen  Geröllstückeu  von  vorherrschendem  Quarze,  findet  sich  hier 
vor,  jedoch  nur  im  Bereiche  der  Zbislavec-Choteuicer  Bruchlinie,  u.  zw.  unter 
solchen  Verhältnissen,  dass  es  nicht  sicher  nachweisbar  ist,  ob  dieselbe  noch  der 
cambrischen,  oder  der  primordialen  Zone  oder  schon  den  Schichten  der  zweiten 
Silurfauna  angehört.  An  gewissen  Orten,  wie  in  dem  Kostelec-Podoler  Thal  scheint 
es,  als  würde  sie  zur  Zone  dj  angehören;  an  andern  Orten  ist  aber  irgend  eine 
Deutung  der  Lagerung    gar   nicht  möglich.     Diese    dunkelgraue,   feste,    quarzige 


54 

Grauwacke  zeigt  zwischen  Jetonic  und  N  von  Susic  und  Zdecliovic,  nur  im 
Kostelecer  Tliale  eine  deutliche  Lagerung,  mit  dem  Verflcächen  von50°  nach  12''- 
Ein-  bis  zweifingerdicke  weisse  Quarzklüfte  durchsetzen  hier  die  Grauwacke 
häufig.  Westlich  davon  lässt  sich  die  Lagerung  nicht  nachweisen,  da  sie  wahr- 
scheinlich sehr  gestört  ist. 

Überhaupt  sind  die  Lagerungsverhältnisse  zwischen  Zbislavec-Chotenic 
wegen  dem  sich  hieher  ziehenden  Hauptbruche  des  Schichtenbaues  und  wegen 
der  mangelhaften  Entblössung  schwer  oder  gar  nicht  zu  deuten.  So  findet  man 
zwischen  Licomeric  und  Zbislavec  schwarze  Phyllite,  diegestört  gelagert  sind, 
und  gi-aue  feinkörnige  Quarzite  darin,  welche  der  Etage  d,  und  d^  angehören 
dürften,  anstossend  an  Phyllite  der  Etage  A,  und  graue,  feste,  quarzige  Grau- 
wacken,  die  eben  früher  erwähnt  wurden  und  die  gleichfalls  gestört  gelagert 
sind,  so  dass  es  bei  der  hohen  Umwandlun'g  der  Gesteine  der  Zonen  A  und  d^^ 
sehr  schwierig  ist,  dieselben  auseinander  zu  halten,  und  der  willkürlichen  Deutung 
derselben  um  so  mehr  freier  Raum  gegeben  ist,  als  in  solchen  Gesteinen  die 
Bruchlinien  keine  scharfe  und   deutliche  Begränzung  zeigen. 

Im  Bereiche  der  Bruchlinie  bleibt  also  noch  manches  unaufgeklärt  und 
wird  es  noch  so  lange  bleiben,  bis  nicht  andere  günstigere  Beobachtungen  oder 
zufällige  Entblössungen  die  klare  Darlegung  der  Lagerungsverhältnisse  ermöglicht 
haben   werden. 

Um  wenigstens  ein  ideales  Bild  der  Lagerungsverhältnisse  dieses  Theiles 
des  Eisengebirges  zu  geben,  sei  hier  die  Fig.  7  eingeschaltet.    Bei  Semtes  liegen 

Fig.  7. 

Idealer  Durchschnitt  durch  das  Elaengehirge  von  Semtöä  gegen    LIpoltlo. 

ÖW  1  :  60000  NO 

Semtei  Väpenice  Lhotka  Skdla     Podvrd 


s^t 


auf  laurentinischen  Glimmerschiefern  schwarze  Schiefer  der  Etage  A,  darüber  in 
wenig  entblösster  Lagerung  Grauwackentuffe,  Aphanite,  Aphanitconglomerate,  end- 
lich steil  stehende  Grauwacken  mit  Grauwackenschiefern,  die  der  Etage  C  so 
ähnlich  sind.  Den  Schluss  bildet  der  Wall  von  Grauwacken  B  bei  Lipoltic,  deren 
Hangendes  ganz  von  der  Ebene  der  Kreideformatiou  verdeckt  wird. 


e)  Das  Silur  vom  Hauptbruch  bis  Slatiiian. 

Südlich  und  östlich  von  der  Bruchlinie,  welche  zwischen  Zbislavec-Lico- 
meric  nach  Chotenic  sich  zieht  und  längs  deren  Richtung  die  cambrische  Schichten- 
zone mit  der  silurischen  der  Etage  D  unter  verworrenen  Lagerungsverhältuissen 
an  einander  stossen,  kommen  nur  Gesteine  dieser  letzteren  Etage  u.  zw.  ihrer 
Unterabtheilungeu  d,,  dj,  dg  vor.  Dieselben  werden  im  Norden  von  Gebilden  des 
Kreidesystems  bedeckt,  das  in  einzelnen  Buchten  in  das  silurische  Gebiete  ein- 
dringt ;  im  Süden  aber,  zwischen  Zbislavec,  Rudov,  Kraskov  bis  Rteju,  stossen  sie 


55 

au  jüngeren  Granit  an,  von  da  aber  bis  Skroväd  werden  sie  von  schiefrigem 
Felsitporphyr  abnorm  begrcänzt. 

Die  Lageruugsverhältnisse  sind  hier  schon  eiuigermasseu  deutlicher  als 
im  Gebiete  der  vordem  beschriebenen  cambrischen  Zone,  so  dass  hier  eine  Unter- 
scheidung von  verschiedenen  Etagen  auf  Grund  von  gewichtigen  Analogien  mit 
dem  centralböhmischen  Silur  versucht  werden  kann. 

Im  kurzen  können  die  Lagerungsverhältnisse  folgenderweise  angedeutet 
werden.  Südlich  von  der  Linie  Micov,  N  Prachovic,  N  Boukalka,  N  Väpenny 
Podol,  N  Citkov,  N  Mladoiiovice,  Deblov,  Teiuic,  Podhüra,  Slatinany  verflachen 
die  von  uns  als  Analogie  der  silurischeu  Etage  D  angesprochenen  Schichten  vor- 
herrschend nach  Süden.  Nördlich  von  dieser  Linie  ist  das  Verflachen  derselben 
ein  steil  wellenförmiges,  bald  nach  Süd  bald  nach  N  einfallend ;  unter  der  Decke 
der  Kreideformation  aber  scheint  der  Schichtenbau  weniger  steil  zu  sein  und 
bildet  antiklinale  und  Synklinale  Faltungen,  die  überhaupt  die  geologischen  Ver- 
hältnisse dieses  Theiles  des  Eisengebirges  charakterisiren.  Die  hier  vorherrschen- 
den Gesteine  sind:  schwarze  Thonschiefer,  stellenweise  ebenschiefrig,  stellen- 
weise aber  ziemlich  parallel  zart  gefältelt  und  wahrscheinlich  der  Etage  d^ 
angehörend.  Diese  Schiefer  enthalten  an  sehr  vielen  Orten  etwas  verdrückte  und 
bräunlich  angelaufene  Hohlabdrücke  von  Pyritwürfeln;  Pyrit  aber  selbst  in  Würfeln, 
wird  nur  an  wenigen  Orten,  so  bei  Morasic,  angetroffen.  Ausser  den  antiklinalen 
und  Synklinalen  Hauptfalten  des  Schichtenbaues  kommen  noch  secundäre  gewunden 
wellenförmige  Faltungen  vor,  wodurch  es  in  manchen  Fällen  schwierig  wird,  die 
Hauptrichtung  des  Verflächens  festzuhalten.  In  diesen  Thouschiefern  nun  ist  kry- 
stallinischer  weisser,  stellenweise  ein  wenig  bläulicher  oder  graulich  gefleckter 
Kalkstein  eingelagert.  Ln  Liegenden  ist  derselbe  etwas  schiefrig  und  blaulich- 
schwarzgrau,  und  graphitisch.  In  Klüften  werden  an  solchen  Stellen  kleine  höckerige 
Quetschflächen  mit  glänzendem  Graphit-  (Anthracit?)  Überzügen  beobachtet. 

Dieser  krystallinische  Kalkstein  (Podoler  Kalk)  enthält  stellenweise  Cri- 
noidenstielglieder;  dieselben  lassen  sich  aber  nur  in  den  graulichen  Stellen,  wenn 
dieselben  angeschliffen  sind,  deutlich  erkennen.  Besser  zeigen  sich  diese  Crinoiden- 
reste  in  den  liegenden  schwarzen  halbschiefrigen  Kalksteinen  knapp  ober  den 
schwarzen  Thouschiefern  in  der  Schlucht  von  Citkov,  wo  gewisse  Handstücke  viele 
solche  aus  weissem  späthigen  Calcit  bestehende  Crinoiden-Bruch stücke   enthalten. 

Das  Vorkommen  dieser  Crinoidenreste  und  dann  der  Gesteinshabitus  der 
nahen  Grauwackeu  weisen  offenbar  darauf  hin,  dass  das  Kalksteinlager  von  Podol 
palaeozoisch  ist.  Im  Cambrischen  und  in  den  Primordial  schichten  kommen  zwar 
Crinoiden  nicht  vor,  aber  im  Untersilur  treten  sie  auf,  obwohl  seltener  als  im 
Obersilur.  Auf  der  Grundlage  dieses  palaeontologischen  Merkmales,  so  wie  noch 
anderer  Merkzeichen  ist  die  Annahme  die  plausibelste,  dass  die  Podoler  Kalksteine 
und  die  sie  begleitenden  Schiefer  dem  Untersilur  angehören.  An  Devon  kann 
schon  desshalb  nicht  gedacht  werden,  weil  der  Zusammenhang  des  Gebirgszuges 
mit  dem  centralböhmischen  Silurbecken  bis  beinahe  zur  Sicherheit  wahrscheinlich 
ist.  Die  Crinoideustielglieder  und  auch  verschiedene  schlecht  erhaltene  Basal- 
theile  von  Crinoidenkelchen  lassen  allerdings  keine  nähere  Bestimmung  zu ;  es  ist 
selbst  der  Nahrungskanal   in   denselben   nicht   immer  ersichtlich.     Die  besser  er- 


56 

halteueu,  durchwegs  cyliudrischeu  Stielgliederreste,  zeigen  entweder  einen  kreis- 
runden oder  einen  peutagonal  sternförmigen  Nahrungslianal,  so  dass  liier  vielleicht 
zwei  Arten  vorkommen.  Ausser  Crinoidenstielgliedern  sind  noch  dünne  Mollusken- 
Schalen  von  undeutbarem  Charakter  und  selir  spärlichem  Vorkommen  hier  auf- 
gefunden worden. 

Bemerkeuswerth  ist  es,  dass  die  Thonschiefer  im  Liegenden  des  Kalklagers 
(nördlich)  die  schon  erwähnten  negativen  Pyriteindrücke  zeigen,  im  Hangenden 
aber  (südlich)  dieselben  ganz  fehlen. 

Sehr  verbreitet  ist  feinkörniger  Quarzit  von  gelblicher,  graulicher  bis 
dunkelgrauer  Farbe,  der  an  die  schwarzen  Thonschiefer  gebunden  ist.  Schon  der 
petrographische  Charakter  des  Gesteines  lässt  darin  die  Zone  Ddo  vermuthen.  Zur 
beinahe  völligen  Sicherheit  wird  diese  Annahme  aber  noch  dadurch,  dass  sich 
normal  zur  Schichtung,  sowohl  in  den  lichten  als  auch  in  den  grauen  Quarziten 
jene  langen  Röhrchen  zeigen,  welche  unter  dem  Namen  Scolithus  (Tigilites)  trotz 
ihres  problematischen  Wesens  doch  für  die  Erkennung  der  Quarzitzone  dj  im 
centralböhmischen  Becken  so  bezeichnend  sind.  ^Es  sind  diese  Scolithusröhren  an 
zahlreichen  Stellen  vorgefunden;  so  namentlich  reichlich  zwischen  Deblov  und 
Lipina,  N  von  Podhüra,  W  von  Mladonovic  bei  Susic,  kurz  beinahe  durchwegs  in 
dem  Quarzitzuge,  wenn  auch  nicht  überall  sehr  häufig.  Durch  dieses  Vorkommen 
wird  für  den  Quarzit  des  Eisengebirges  die  Einreihung  in  die  Zone  d^  mit  beinahe 
völliger  Sicherheit  bestimmt,  woraus  nun  folgt,  dass  die  schwarzen  Thonschiefer, 
welche  das  Kalklager  von  Podol  einschliessen  und  unter  den  Quarziten  liegen, 
der  Zone  Dd^  angehören  müssen,  trotzdem  dass  ausser  den  wenig  charakteristischen 
Crinoidenresten  kein  palaeontologisches  Merkmal  vorliegt.  Es  könnten  zwar  diese 
schwarzen  Thonschiefer  auch  als  dj  gedeutet  werden,  doch  dem  widersprechen  die 
Lagerungsverhältnisse,  da  diese  Thonschiefer  unter  den  Quarziten  ruhen. 

Die  Quarzite  sind  dort,  wo  sie  in  den  Sätteln  der  antiklinaleu  Faltungen 
vorkommen,  meist  lose  zerfallen  und  zeigen  demnach  keine  Schichtung,  oder  sie 
sind  von  einem  Trümmerwerk  von  Quarzadern  durchsetzt  und  wieder  verkittet,  so 
dass  die  Erkennung  ihrer  Schichtung  ungemein  schwierig  wird.  Da  die  Quarzite 
wegen  ihrer  Sprödigkeit  allen  Biegungen  nicht  so  folgen  wie  die  liegenden  Thon- 
schiefer, so  treten  sie  in  losen,  angehäuften  Blöcken  auf,  namentlich  an  den  Stellen 
der  stärksten  Schichtenfaltungen.  Diejenigen  schwarzen  Thonschiefer,  welche  auf 
den  Quarziten  d«  aufruhen,  scheinen,  trotzdem  sie  von  den  Thonschiefern  der  Etage 
Ddj  petrographisch  nicht  zu  unterscheiden   sind,   Vertreter  der  Zone  d3   zu  sein. 

An  der  Granitgränze  sind  sowohl  die  Thonschiefer  der  Zone  d^  als  auch 
jene  der  Zone  dj  gänzlich  in  Ottrelitschiefer  umgewandelt,  indem  sich  derselbe 
durch  allmähligen  Übergang  aus  den  schwarzen  Thonschiefern  entwickelt. 

Für  den  Fall,  als  die  im  vorhergehenden  Capitel  erwähnte  dunkelgraue, 
körnig-quarzige  Grauwacke  in  der  Richtung  der  Zbislavec-Chotenicer  Bruchlinie, 
schon  diesen  Silurgebilden  der  Etage  D  angehören  möchte,  würde  sie  die  Liegend- 
scliichten  der  Zone  dj  bilden. 


57 


Die  Etage  Ddi. 

Dieselbe  besteht  aus  schwarzen,  auf  den  Schichtungsflächen  oft  schwach 
parallel  gefältelten  Thouschiefern  und  zeigt  an  vielen  Orten  verdrückte  Hohldrücke 
von  verschwundenen  Pyritwürfeln.  Sie  verflächt  nach  beiden  Seiten,  das  ist  nach 
N  und  S,  wie  dies  in  dem  unteren  Theile  der  Querthäler  von  Prachovic  und  Podol 
gegen  Kostelec,  dann  in  den  beiden  Schluchten  von  Citkov  gegen  Morasic  zu 
beobachten  ist.  Ein  ideales  Bild  des  Schichtenbaues  dieser  vorherrschenden 
Gesteine  gibt  die  Fig.  8.,  welche  die  Verhältnisse  der  Citkover  Schlucht  darstellt. 

Fig.  8. 

Linkes  Thalgehänge  der  Schlucht  von  Dolan-Cltkov.  1:50000 

NNO  Thalweg  nach  Nerozhodov  SSW 

Dolany  |      Eozpakov 


ko  d  ds 


Da  die  Schichten  Synklinale  und  antiklinale  Wellen  bilden,  so  muss  es  auch  Stellen 
geben,  wo  dieselben  beinahe  horizontal  liegen.  Die  Lagerungsverhältuisse  sind  aber 
oft  durch  die  stark  hervortretende  transversale  Schieferung  oder  Zerklüftung  ver- 
deckt. So  zeigen  die  Schichten  SW  von  Morasic,  nahe  an  der  Bruchlinie,  die 
wahrscheinlich  der  Zone  d^  angehören,  ausser  einer  horizontalen  Plattung  noch 
folgende  Pachtungen,  nach  denen  sie  sich  spalten:  eine  Spaltungsrichtung  nämlich 
nach  8''-  mit  44°,  eine  andere  nach  1473^'  mit  30°  und  eine  weitere  nach  2V3'''  mit 
56°.  Welche  von  den  vier  Richtungen  als  Schichtung  anzunehmen  Wäre,  lässt  sich 
nicht  entscheiden.  Hier  enthalten  die  Schiefer  bis  l*""-  breite  Pyritwürfel.  An  der 
Mündung  des  Prachovicer  Thälchens  in  das  Podoler  Thal  enthalten  die  schwarzen 
Thonschiefer  im  0  Gehänge  ein  N  verflachendes  graues  Quarzitlager  eingeschaltet, 
und  zeigen  nahe  bei  diesem  Quarzitlager  Schieferungsrichtungen  mit  den  Ver- 
flächungsrichtungen  nach  13''-  mit  55°,  so  wie  nach  24'^-  mit  70°.  Auch  hier  lässt 
es  sich  nicht  entscheiden,  was  die  eigentliche  Schichtung  und  was  transversale 
Schieferung  ist,  obwohl  weiter  südlich  davon  die  Schichten  schon  nach  N  verflachen. 
In  demselben  Thale,  aber  am  W  Gehänge  desselben,  geht  das  Verflachen  der 
Schichten  deutlich  nach  Süden.  N  von  Susic  zeigen  dieselben  Schiefer  zwei  Rich- 
tungen des  Einfallens;  die  eine  neigt  sich  nach  10 Va*"' — 1174'''  ^^i^  30°,  die 
andere  mit  90°  nach  5^^- ;  die  liegenden  (also  etwas  N  davon  streichenden)  grauen 
quarzigen  Grauwacken,  deren  Zugehörigkeit  zu  B  oder  dj  zweifelhaft  ist,  besitzen 
zwei  Kluftrichtuugen,  die  eine  fällt  nach  872^" — HVs''"  ^^^^^  82 — 88°,  die  andere 
nach  21''-  mit  30°  ein.  Was  hier  in  diesen  beiden  Fällen  Schichtung  und  Schieferung 
oder  transversale  Zerklüftung  ist,  bleibt  allerdings  unentschieden.  Auch  unter  dem 
Mfcover  Glockenthurme  ist  der  Thonschiefer  so  stark  gefaltet  und  durch  eine  so 
grosse  Zahl  von  Spaltungsrichtungen  durchsetzt,  dass  keine  davon  hervorgehoben 
werden  kann,  und  man  über  die  Schichtung  völlig  im  Unklaren  bleibt.  Die 
Spalteurichtungen  zeigen  das  Einfallen  nach  16''- ,  nach  14''- ,  dann  nach  lO''-  mit 
68°  und  18V2'''  mit  90°.  Die  letzten  Fälle  aus  der  Nähe  des  Bruches  entnommen, 
zeigen  den  wechselvollen  Charakter  der  Zerklüftung  und  Schichtung. 


58 

In  Folge  dieser  Zerklüftimgen  zerfallen  die  Thonschiefer  an  vielen  Orten 
in  Holzscheit-  oder  Griffel-ähnliche  Bruchstücke,  besonders  dort,  wo  sie  unmittelbar 
zu  Tage  ausgehen. 

Es  besteht  allerdings  eine  Ähnlichkeit  derselben  mit  den  schwarzen 
Phylliten  der  Zone  A,  doch  unterscheiden  sie  sich  von  denselben  durch  die 
Abwesenheit  von  Kieselschieferschichten,  indem  nur  bei  Susic  unbedeutende 
Andeutungen  davon  vorkommen,  dann  auch  durch  die  schon  früher  erwähnten 
verdrückten  würfelförmigen  Hohlräume.  Nichtsdestoweniger  konnte  in  der  Nähe 
des  Schichtenbruches  zwischen  Zbislavec  und  Licomeiic  die  Scheidung  der  Gesteine 
nur  so  durchgeführt  werden,  dass  die  Gesteine  mit  Quarziten  d^  als  Thonschiefer  dj, 
die  anderen  schwarzen  Phyllite  mit  Lyditen  aber  als  Etage  A  ausgeschieden  wurden. 

In  der  Nähe  der  Granitgränze  und  zwar  im  Gebiete  des  Bucina-Berges  bei 
Podol,  sowie  W  und  0  von  demselben  übergeht  der  Thonschiefer  in  Ottrelitschiefer. 

Schwache  unbedeutende  Gänge  von  Minette  durchsetzen  die  Schiefer  dj 
nahe  ONO  von  Tasovic  und  N  von  Citkov  in  den  Waldgehängen  des  Kocici  Ocas. 
Die  schwachen  Minettegäuge  sind  nur  nach  den  losen  Bruchstücken  erkennbar. 

W  von  Mladonovic  finden  sich  in  der  Zone  der  Schiefer  eigenthümliche 
undeutlich  schiefrige,  grünlich  graue  Gesteine,  die  Diorittuffen  nicht  unähnlich  sind, 
aber  wegen  der  geringen  Frische  keine  weitere  Bestimmung  zulassen.  Auf  der 
Karte  sind  sie  als  schiefriger  Felsitporhyr  ausgeschieden.  ONO  von  Deblov  etwas 
über  ^/^  Kilom.  scheint  eine  Verwerfung  die  Schichten  d^  von  den  mauerartig 
aufragenden  Quarziten  dj  zu  trennen.  In  dem  Thälcheu,  das  sich  von  hier  quer 
durch  die  Quarzite  zieht,  findet  man  Grauwacke  in  Bruchstücken,  welche  an  die 
im  Tiefsten  der  Zone  d^  vorkommenden  Gesteine  erinnert,  die  das  Liegende  der 
Haematitlager  der  Zone  dj  im  centralböhmischen  Silurbeckeu  bilden.  Wirklich 
trifft  man  hier  auch  Andeutungen  solcher  rothen  Färbungen  und  von  erzigen  Ge- 
steinen an,  doch  alles  nur  in  einzelnen  Brocken  und  nirgends  anstehend. 

Eine  der  interessantesten  Erscheinungen  des  ganzen  Eisengebirges  ist 
jedenfalls  das  sehr  mächtige  lenticulare  Lager  oder  der  Lagerstock  des  Kalksteines 
bei  Podol,  der  in  einer  Länge  von  3^/4  Kilom.  zwischen  Prachovic  und  Citkov 
sich  erstreckt  und  seine  grösste  Mächtigkeit  zwischen  Prachovic  und  Boukalka 
mit  mehr  als  2/3  Kilom.  entwickelt.  Dieses  Kalksteinlager  keilt  sich  schnell  an 
beiden  Enden  aus  und  verflächt  durchwegs  nach  S,  ebenso  die  dasselbe  begleitenden 
Schiefer  im  Liegenden  sowie  im  Hangenden,  wobei  sich  erst  weiter  im  Liegenden 
die  bedeutenden  Faltungen  dieser  Schiefer  zeigen. 

In  Prachovic  verflachen  die  Bänke  des  weissen  mittelkrystalliuischen,  stellen- 
weise graulich  gestreiften  Kalksteines  im  Mittel  nach  12^1^^-  mit  48°;  die  parallele 
Zerklüftung  stellenweise  nach  ISVo''"  mit  47".  Bei  Boukalka  beträgt  das  Einfallen 
nach  12  Va^-  60^  bei  Vc4penny  Podol  nach  14^-  mit  57^ 

Am  östlichen  Ende  gegen  Citkov  wird  das  Kalksteiulager  bedeutend  ver- 
worfen, und  es  erscheinen  in  der  Verwerfungskluft  zermalmte  graphitische  Schiefer 
mit  einer  schwachen  eingelagerten  Quarzitschicht.  ")  Verwerfungen,  und  zwar  oft 
recht  bedeutende,  sind  überhaupt  in  diesem  Kalksteinlager  häufig.  In  den  Ver- 
werfungsklüften treten  Calcitkrystalle  —  V2  R-  co  R.,  auch  —  2  R  oder  grob- 
späthige  Kalksinter  auf.     In  der  Stockmitte  ist  der  Kalkstein   grobbänkig,   gegen 


59 


das  Hangende  und  Liegende  zu  aber  mehr  grau,  kleinkörnig  und 
unvollkommen  scliiefrig,  so  wie  besonders  bei  Citkov  etwas  reicher 
an  Crinoidstielgliedern,  die  an  dieser  Stelle  obwohl  nur  äusserst 
selten,  auch  im  Thonschiefer  vorkommen. 

In  Podol  selbst  enthält  der  Kalkstock  eine,  aber  wegen 
des  verschütteten  Einganges  unzugängliche,  ziemlich  grosse  Höhle. 
Ein  Durchschnitt  durch  die  mächtige  Anschwellung  des  Lager- 
stockes bei  Boukalka  stellt  die  Fig.  9.  dar.  Im  Liegenden  ver- 
flachen die  Thonschiefer  nur  bis  zu  eines  gewissen  Entfernung 
nach  Süden,  dann  aber  sind  sie  vielfach  gefaltet;  im  Hangenden 
des  Lagers  verflachen  die  Schichten  bis  zum  Granitgränze  gleich- 
massig  nach  Ä,  stellenweise  nur  wenig  steil. 

Im  Hangenden  Theile  das  Kalksteiu- 
lagers  sind  auch  einige  Minettegänge  zu  be- 
merken, deren  Mächtigkeit  unter  1™-  bleibt. 
In  einem  Steinbruche  S  von  Boukalka  zeigen 
sich  ihrer  vier,  wie  in  der  Ansicht  Fig.  10. 
dargestellt  ist.  Diese  vier  vom  Kalksteine 
scharf  getrennten  Minettegänge  verflachen 
nach  22Vo''-  mit  80"— 84'\  Die  Textur  des 
Ganggesteines  ist  eine  ziemlich  deutlich  körnig 
schuppige;  die  broncefärbigeu  nicht  mehr  frischen,  ziemlich  deut- 
lichen Schuppen  des  Biotites  sind  ziemlich  parallel  zu  den  Gang- 
ulmen. Einige  Gänge  an  der  Gränze  mit  dem  Kalksteine  enthalten 
scharfkantige  Bruchstücke  von  krystallinischem  Kalkstein.  Es  ist 
dies  die  einzige  Entblössung  von  Minettegängen  in  diesem  Gebiete. 
Da  im  mittel-böhmischen  Silur  die  Minette  das  Alter  der 
Zone  da  besitzt,  so  muss  sie  allerdings  auch  ältere  Schichten 
gangförmig  durchsetzen,  was  auf  die  hiesigen  Verhältnisse  an- 
gewendet dafür  spricht,  dass  das  Podoler  Kalksteinlager  mit  den 
Thonschiefern  älter  sein  kann,  als  die  Zone  dj,  und  dass  mithin 
dieser  Kalkstein  der  Zone  d,   angehören  kann. 

Au  manchen  Orten,  wie  besonders  am  rechten  Thalgehänge 
bei  der  Vereinigung  des  Podoler  Thaies  mit  der  Prachovicer 
Schlucht  kommt  in  Schiefern  grauer  feinkörniger  Quarzit  vor,  der 
also  hier  nur  untergeordnet  auftritt. 


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X 


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3 


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Die  Etage  Ddo. 


I 


0      B 


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Dieselbe  besteht  aus  grauen,   dunkelgrauen  bis   gelblich- 
grauen, feinkörnigen  Quarziten,  oft  von  weissen  Quarzadern  durch- 
schwärmt, besonders   an   den   Stellen,    wo    der    Schichtenbau    gewölbeartig    sich 
erhebt. 

Die  früher   erwähnten  Scolithusröhrcheu,  senkrecht  gegen  die  Schichtung 
eingewachsen,  begleiten  als  ein  sehr  bezeichnendes  Merkmal  das  Vorkommen  dieser 


60 

Qiuarzite.  Im  westlichen  Theile  des  bescliriebeuen  Terraius  kömmt  der  Quarzit 
in  zwei  getrennten  Zügen  vor,  im  östlichen  Theile  aber  vereinigen  sich  diese  beiden 
Züge  zu  einer  wellenförmig  gebogeneu  Decke. 

Zwischen  Zbislavec  und  Jetonic  finden  sich  nur  losgerissene,  nach  den 
herumliegenden  Blöcken  kenntliche  Theile  der  Zone  vor;  die  Lagerungsverhältnisse 
konnten  daselbst  aber  wegen  Mangel  an  tieferen  Einschnitten  nicht  näher  bestimmt 
werden.  Von  Susic  über  Tasovic  bis  Ouhercic  zieht  sich  die  Zone  in  der  Gestalt 
eines  bald  breiten,  bald  verengten  Streifens,  was  von  der  Neigung  der  Schichten 
abhängt,  von  W  nach  0.  Meist  ist  das  Verflachen  nicht  gut  kenntlich;  nur  in 
der  Kostelecer  Schlucht  verflachen  die  Quarzitschichten  verschieden  stark  nach 
Süden.  Bei  Ouhercic  und  Dolan  enthalten  die  Quarzite  zahlreiche  stecknadel- 
grossc  Abdrücke  von  Pyritwürfeln. 

Von  Ouhercic  an  lagern  sich  die  Quarzite  wellenförmig  flach  in  Form 
einer  Decke  bis  gegen  Dubina  und  Morasic,  und  verflachen  weiter  unter  die 
Schichten  des  Kreidesystems.  Das  Verflachen  geht  hier  sowohl  nach  5 V2^— 6 *"■•)  ^^s 
auch  nach  15V2'''  i^it  40  —  60";  au  den  Stellen  der  stärksten  Schichteubiegungen 
sieht  man  häufig  weisse  Quarzaderu,  Durch  einen  Luftsattel  oder  unter  der 
Decke  der  Kreideformation  stehen  die  Quarzite  von  Zbliznovic  (A459'"-  Smrt)  mit 
der  vorigen  Quarzitdecke  in  Verbindung  und  sind  gleichfalls  wellenförmig,  oft 
aber  ziemlich  steil  gelagert.  Eine  Schicht  iV  von  Zbliznovic  fällt  sogar  nach  19^-  mit 
80**,  nicht  weit  davon  nach  7^-  mit  80°  ein.  Der  zweite  Zug  der  Quarziten  scheint, 
obwohl  keine  gute  Eutblössuug  denselben  aufschliesst,  sondern  nur  herumliegende 
Blöcke  ihn  andeuten,  doch  gegen  den  Granit,  also  nach  SW  zu  verflachen.  Dieser 
Zug  zieht  sich  im  S  Gehänge  des  Bucinaberges  bei  Skoranov  an  dem  Bucina- 
Jägerhause  vorbei,  und  setzt  hinter  demselben  SO  an  dem  Granit  ab.  Das  Gestein, 
in  welches  dieser  Quarzitzug  eingelagert  ist,  besteht  beinahe  durchgeheuds  aus 
Ottrelitschiefern,  die  aus  den  Thonschiefern  der  Zonen  d^  und  d3  entstanden  sind. 

Diese  Metamorphose  liess  den  Quarzit  unverändert,  obwohl  derselbe  doch 
etwas  mehr  krystallinisch  erscheint,  als  die  andern  Quarzite  der  Zoue  d.^. 

Durch  einen  Luftsattel  dürfte  die  Zbliznovicer  Decke  mit  dem  Zuge  von 
Deblov-Rabstynek  zusammenhängen,  der  sich  0  von  Deblov  in  der  Gestalt  einer 
Felsenmauer,  wahrscheinlich  längs  einer  Verwerfungskluft  hinzieht  und  meist 
ziemlich  steil  nach  SOS  (Deblov  N,  U^-  76°— 80°),  bei  Rabstynek  aber  weniger 
steil  einfällt. 

Ein  eigenes  Quarzitlager,  welches  von  dem  bei  Deblov-Rabstynek  anstehen- 
den durch  schwarze  Thonschiefer  getrennt  ist,  u,  zw.  entweder  mittels  einer  Ver- 
werfung oder  eines  Luftsattels  tritt  als  eine  niedrige  Felsenmauer  bei  Mladoüovic- 
Li'pa  auf,  mit  dem  Verflachen  gegen  Lipina  nach  12''-  mit  30" — 50",  und  bildet, 
indem  es  eine  ganz  deutliche  Wölbung  zeigt,  einen  Theil  einer  antiklinalen  Schi- 
chtung. Sehr  deutlich  sind  in  der  Quarzitraauer  gewisse  Klüfte  entwickelt;  eine 
scharf  markirte  Kluftrichtung  verflächt  nach  5V4''"  mit  90°,  eine  weniger  deutliche 
nach  ^/4''-  mit  25".  Die  Zerklüftung  verdankt  ihre  Entstehung  wahrscheinlich  einer 
Verwerfung,  an  der  die  Schichten  weiter  östlich  absetzen.  Auch  bei  Teinic-Tiroler- 
Haus  tritt  ein  Quarzitstreifen  auf,  doch  ist  es  unentschieden,  ob  derselbe  ein 
eigenes  Lager  bildet,  oder  ob  er  mit  dem  Rabsteiner  zusammenhängt.  Gegen  0  zu 


61 

aber  vereiiiigeu  sich  beide  Qiiarzitzüge  vou  Deblov-Rabstyuek  und  Teinic  in  der 
Waldkuppe  Hüra  bei  Slatinan.  Der  Quarzit  weclisellagert  im  N  Gehäuge  dieses 
Berges  mit  Thonschiefern  uud  hat  ein  Verflachen  nach  SO  und  S,  bis  er  unter 
Schichten  der  Kreideformation  längs  der  Bogenlinie  von  Lhota,  Slatiüan,  Skrovädy, 
Kuchauovice  verschwindet.  Bei  Slavkovä  hüra  geht  das  Verflachen  nach  S^-  mit 
65**,  bei  St.  Anna  ober  Slatinan  nach  9''-  mit  60°.  Auf  den  Kuppen  Hüra  und 
Podhüra  wechselt  das  Verflachen;  die  Quarzitschichten  sind  da  stellenweise  .aber 
auch  horizontal  gelagert  und  stark  mit  Quarzadern  durchnetzt,  sie  nehmen  einen 
grossen  Theil  der  Kuppen  ein,  indem  sie  die  Decke  der  Schiefer  d^  bilden. 

Die  westlichen  durch  antiklinale  Schichtenstellungen  vou  einander  getrennten, 
stellenweise  auch  wellenförmige  Decken  bildenden  Quarzitzüge  nähern  sich  einander 
gegen  0  so,  dass  sie  sich  endlich  in  der  Hüra  vereinigen,  nachher  aber  bald  unter 
den  Schichten  der  Kreideformation  verschwinden,  wobei  sie  schwach  von  TF  gegen 
0  einfallen. 

Die  in  den  Quarziten  häufig  undeutliche  Schichtung  ist  einer  blossen 
Zerklüftung  ähnlich;  in  den  liegenden  Schiefern  der  Zone  dg  aber  wird  durch  die 
hier  herrschende  Faltung  der  Schichten  der  Unterschied  zwischen  Schichtung  und 
Zerklüftung  verwischt,  so  dass  aus  diesen  beiden  Ursachen  die  hier  zahlreich  auf- 
tretenden Verwerfuugsklüfte  schwer  erkennbar  sind. 


Die  Zone  Ddj. 

Dieselbe  tritt  meist  nur  als  Ottrelitschiefer  (Chloritoidschiefer)  auf,  und 
zwar  im  Hangenden  des  Quarzitzuges  dg  von  Bucina,  zwischen  diesem  und  dem 
rothen  Granit.  Bios  in  Folge  dieser  Lagerungsverhältnisse,  also  blos  wegen  der 
Auflagerung  auf  Quarzit  wird  der  Zug  dieser  Schiefer  als  das  Analogon  der  Zone 
dg  betrachtet.  Die  Gesteine  desselben  lassen  sich  übrigens  von  den  metamorphi- 
schen  Gesteinen  der  Zone  d^  nicht  unterscheiden. 

Bei  dem  Kraskover  Jägerhaus  (NO  von  Kraskov)  kommt  mit  diesen  Schie- 
fern auch  ein  Corsitstock  in  Berührung.  An  dieser  Stelle  ist  auch  die  Umwandlung 
derselben  in  Ottrelitschiefer  am  deutlichsten. 

Um  auch  die  Lage- 
rungsverhältnisse des  öst-  ^^^-  ^^■ 

liehen  TheileS    des    Eisen-  UleaUr  Dui-elisclmitt  durch  das  Eiseugebirge  von  NNW  nach  SSO  über  Deblov. 

gebirges  anzudeuten,   ist       nnw  i:5oooo  sso 

,  Mejtky  Deblov  Pohofalka 

ein  Durchschnitt  senk- 
recht zum  Streichen  über 
Deblov  (Fig.  11)  dar- 
gestellt, in  welchem  nur  die  schwarzen  Schiefer  d^  und  die  Quarzite  dj  vorkommen. 

In  den  schiefrigen  Felsitporhyren,  an  welchen  in  der  JS  Gränze  die  Schichten 
der  Etage  D  absetzen,  finden  sich  auch  Schollen  dieser  Schiefer.  Es  ist  aber 
der  Nachweis  dieser  Schollennatur  nicht  immer  leicht,  da  auch  die  Felsitschiefer, 
wenn  sie   faul   erscheinen,   den   zersetzten   sedimentären  Schiefera   ähnlich  sehen. 


f    a    g   fjj  a   fp     g 


62 

Solche  Schollen  wären  etwa,  allerdings  in  einem  verwitterten  Zustande,  wo  also 
eine  Irrung"  möglich  ist,  bei  Pracov  und  bei  Liciboric  nachweisbar.  Das  Verflachen 
an  derselben  ist  S;  die  Klüfte  sind  von  Limoniten  gefärbt. 


f)  Die  Silurinsel  von  Hlinsko. 

Dieselbe  zieht  sich  auf  die  Länge  von  25  Kilom.  zwischen  Kreuzberg, 
Hlinsko,  Skuc  über  Eichenburg;  die  grösste  Breite  derselben  beträgt  zwischen 
Mräkotiu  und  Ranuä  etwas  über  5  Km. 

Die  Schiefer  sind  hier  zwischen  dem  Gneus  des  böhmisch-mährischen 
Gränzgebirges  und  zwischen  grauem,  theilweise  auch  rothem  Granit  des  Nassa- 
berger  Massivs  eingeschlossen  und  werden  nördlich  von  Schichten  des  Kreide- 
systems überlagert,  während  sie  sich  südlich  bei  Vojnomestec  auskeilen. 

In  der  Richtung  Vojnomestec,  Chlum,  Vitanov,  Kouty  liegen  die  Schichten 
discordant  auf  Gneus ;  weiter  über  Hlinsko,  Planau,  Dedovä,  Krouna,  Oträdov, 
Älifetin,  Kuti'in  schiebt  sich  zwischen  Gneus  und  Silurschiefer  ein  enger  Streifen 
von  rothem  Granit  ein.  Dieser  liegende  Gneus  gehört  schon  dem  Gränzgebirge 
an.     Um   dieses   Verhältuiss   der   discordanten   Lagerung   der   Silurschiefer  gegen 

Gneus  zu  verdeutlichen,  sei  hier  die 
Fig.  12.  Fig.  12  beigefügt,  welche  das  Contact- 

s^v  1:10000  NO        verhältniss   der  nach  4'/3^-  mit  30° 

'^"''^^  verflächenden,    vielfach    durch  Ver- 

werfungen gebrochenen  Silurschiefer 
gegen  den  nach  ITVa^'  mit  26*^  ver- 
flächenden Gneus  zeigt,  wie  es  0 
von  Vojnomestec  sich  darbietet. 
Von  Vojnomestec  bis  Kreuzberg  bilden  die  überlagernden  Schichten  der 
Kreideformation  die  Gränze  der  Schiefer;  von  Kreuzberg  über  Kohoutov,  Stan, 
Unter  Holetiu,  Mräkotiu,  Skuc  aber  grauer  Granit  und  grauer  Gneusgranit  und 
zwar  als  ein  Eruptivgestein  von  späterer  Entstehung.  Von  Skuc  über  Richenburg, 
Hnevetic,  Peralec  bildet  die  im  östlichen  Böhmen  weithin  sichtbare  Terrainstufe 
des  mittleren  böhmischen  Kreidesysteras,  die  Decke  über  den  Silurgesteinen,  die 
dann  nur  im  Thalgrunde  unterhalb  Richenburg  bis  gegen  Doly  noch  entblösst  sind. 
Die  Gesteine  dieser  Schieferinsel  sind  theils  graue,  theils  grünliche  echte 
Phyllite,  mit  oder  ohne  ausgeschiedene  Quarznester,  so  namentlich  zwischen  Chlum 
und  Vojnomestec  oder  zwischen  Mräkotin-Hliusko-Kladne.  An  gewissen  Orten  zeigen 
diese  Phyllite  einen  allmählichen  Übergang  in  Grauwacken schiefer,  aus  denen  sie 
entstanden  sind,  so  dass  zwischen  beiden  keine  scharfe  Gränze  besteht.  Diese 
Mittelgesteine  sind  auf  der  Karte  aber  als  Phyllit  ausgeschieden.  Sie  wechsel- 
lagern mit  dem  Phyllit  und  bilden  im  rothen  Granit  zwischen  Podmesti  (Prosec) 
und  Peralec  eine  Scholle  mit  gestörter  Lagerung;  sie  verflachen  hier  stellenweise 
nach  4''-  mit  72".  Diese  von  rothem  Granit  umfasste  Phyllitscholle  setzt  unter 
Quadersandsteinen  also  unterhalb  Bor  in  der  Richtung  gegen  Jarosov  weiter 
fort,   denn  sonst  könnten   in  den  zwei   nur  etliche  Schritte  langen  Entblössungen 


63 

im  tiefsten  der  Thalschluchten  S  von  Vranic  oder  NW  Jarosov  nicht  ebenfalls 
zerbröckelte  Phyllite  zum  Vorschein  kommen.  In  der  nordöstlicheren  Entblössuug 
im  Thalwege  (S  Vranic)  stösst  der  Phyllit  sogar  an  rothen  Granit  noch  au. 

In  Prosec  selbst  ist  ebenfalls  eine  Scholle  schiefriger  Gesteine  im  rothen 
Granit  eingeschlossen.  Diese  Gesteine,  welche  SO  von  Prosec  am  Farsky  kopec 
besser  zu  Tage  treten,  sind  wohl  keine  Phyllite,  sondern  sehr  feinkörnige  den 
Phylliten  ähnliche  Amphib Ölschiefer  von  dunkler  Farbe,  die  hie  und  da  einen 
Epidotstreifeu  einschliessen.  Sie  fallen  vorherrschend  sehr  steil  beinahe  nach  O  ein 
(jedoch  auch  stellenweise  nach  WSW  oder  N).  Vielleicht  wäre  der  Name  Amphi- 
bolphyllit  für  dieselben  passender.  Auf  der  Karte  sind  dieselben  als  schiefrige 
Amphibolite  ausgeschieden. 

In  diesen  grauen  bis  schwarzen  Phylliten  und  phyllitähnlichen  Thonschiefern 
oder  umgewandelten  Grauwackenschiefern  kommen  Grauwackenschiefer  von  grauer 
oder  grünlich  schwarzer  Farbe  vor,  ganz  ähnlich  den  Schiefern  C  von  Skrej  und 
Jinec,  des  centralböhmischeu  Silurbeckens.  Doch  ist  diese  Ähnlichkeit  für  die 
Bestimmung  des  Alters  derselben  sehr  ungenügend,  da  neben  denselben  auch 
solche  schwarze  Schiefer  vorkommen,  die  an  die  Etage  A  oder  auch  an  Dd^ 
erinnern.  Es  sind  überhaupt  sämmtliche  Schiefer  hier  so  bedeutend  umgeändert, 
dass  nach  ihrer  petrographischen  Beschaffenheit  auf  die  Silur-Etage,  der  sie  etwa 
augehören,  nicht  geschlossen  werden  kann.  Dieser  Umstand  ist  in  der  Farben- 
erklärung berücksichtigt  worden  und  es  erhielten  demnach  die  Schiefern  kein 
Etagen-Zeichen, 

Das  zweite  vorherrschende  Gestein  ist  graue  Grauwacke.  Sie  nimmt  den 
NO  Theil  der  Silurinsel  ein,  während  die  schwarzen  Schiefer  die  SW  Hälfte 
zusammensetzen.  Die  graue  mittelkörnige  quarzige  Grauwacke  entspricht  beiläufig 
derjenigen  Varietät,  die  als  grau-grüne  Grauwacke  im  Eisengebirge  bezeichnet 
wurde.  Sie  geht  durch  Verfeinerung  des  Kornes  in  gebänderte  licht-  und  dunkel- 
graue feinförmige  Grauwacken  über,  wie  man  dies  unter  der  Kirche  von  Kostelec 
{S  Hefmanüv  Mestec)  sieht;  auch  bei  Richenburg  finden  sich  solche  Grauwacken 
unter  den  grauen  körnigen  Gesteinen. 

Die  grauen  Grauwacken  enthalten  ausser  Quarz  und  wenig  zersetzten 
Orthoklas  nur  spurenweise  Glimmerschüppchen;  sie  sind  wahrscheinlich  von  gleichem 
Alter  mit  den  graugrünen  Grauwacken  des  Eisengebirges,  nur  sind  sie  hier  lokale 
Bildungen,  zu  denen  nicht  der  Dioritaphanit,  wie  im  Eisengebirge,  sondern  schwarz- 
grauer Quarzporphyr  das  Materiale  lieferte.  Es  treten  nämlich  in  der  Umgebung 
von  Richenburg  bei  Skuc,  Lesan,  mit  der  grauen  Grauwacke  auch  schw^arzgraue 
Quarzporphyre  als  gleichzeitige  Bildungen  auf  und  an  diese  lehnt  sich  die  Grau- 
wacke theils  an,  theils  wird  sie  aber  auch  von  den  Porphyren  durchsetzt.  Diese 
Grauwacken  könnten  demnach  auch  als  schwarze  Quarzporphyrtuffe  bezeichnet 
werden.  Die  Trennung  derselben  von  den  Eruptivgesteinen,  denen  sie  stellenweise 
zum  Verwechseln  ähnlich  sind,  gelingt  mit  Sicherheit  nur  dort,  wo  die  Lagerungs- 
verhältnisse ganz  deutlich  sind,  wo  nämlich  die  Schichtung  den  sedimentären  und 
die  Gangbilduug  den  eruptiven  Charakter  der  Gesteine  unzweifelhaft  bezeichnet. 
Bei  Lagergängen  ist  dann  die  Entscheidung  schwer  zu  treffen.  Gewöhnlich  ist 
aber  die  Grauwacke   (oder  Porphyrtuff)   etwas  weniger  frisch  und  enthält  Spuren 


64 

von  Glimmerblättchen.  Zwischen  Richeuburg  und  Volclris  aber  wird  diese  Grau- 
wacke  tlieilweise  schiefrig  und  graulichgrün,  so  dass  auch  hier  eine  Ähnlichkeit 
mit  der  vorhin  erwähnten  Grauwacke  des  Eisengebirges  bemerkbar  wird. 

Auch  die  quarzige  Grauwacke  (oder  Porphyrtuff)  tritt  in  verschiedenen 
Varietäten  auf;  namentlich  sind  sehr  häufig  phyllitähnliche  Grauwackenschiefer, 
die  durch  allmählige  Übergänge  mit  der  Grauwacke  verbunden  sind,  in  denselben 
eingelagert.  Diese  Grauwackenschiefer  sehen  den  Grauwackenschiefern  der  Etage 
B  oder  C  der  Umgebungen  von  Prag  ähnlich. 

Zwischen  den  Schiefern  und  Grauwacken  besteht  keine  scharfe  Gränze, 
wie  dies  auf  der  Karte  zwischen  Zdärec  und  Voldris  angegeben  ist,  sondern  der 
Übergang  ist  ein  so  unmerklicher,  dass  diese  Gränze  nur  als  eine  durchschnitt- 
lich mittlere  anzusehen  ist.  Untergeordnet  kommen  in  den  Gesteinen  der  Schiefer- 
parthie  im  SW  Theile  der  Insel  an  den  Gränzen  mit  Granit  und  Gneus  verschiedene 
Contactmetamorphosen  vor.  So  sind  gewisse  Schichten  ganz  einem  kleinkörnigen 
recht  festen  Biotitglimmerschiefer  ähnlich,  wie  zwischen  Mrakotin  und  Babäkov; 
ähnliche  Glimmerschiefer  sind  auch  bei  Stan  und  zwischen  Vitanov  und  Chlum  zu 
sehen,  wo  sie  die  Phyllite  von  Hlinsko  mit  denjenigen  von  Kreuzberg  verbinden. 
Doch  lässt  sich,  wie  schon  früher  angeführt  wurde,  das  Alter  dieser  mit  lenticu- 
laren  Quarznestern  versehenen  Glimmerschiefer  keineswegs  sicher  nachweisen,  so 
das  auch  ihre  Zugehörigkeit  zum  Laurentin  nicht  ausgeschlossen  ist. 

Am  Contacte  mit  Granit  werden  auch  Amphibolschiefer  angetroffen,  so 
bei  Vitanov,  Stan,  Unter-Babäkov ;  doch  bleibt  es  hier  wegen  mangelhafter  Ent- 
blössung  unentschieden,  ob  diese  Amphibolschiefer  zum  obersten  Laurentin  gehören, 
oder  ob  sie  umgewandelte  cambrische  Schiefer  sind.  Nahe  an  diesen  Amphibolit- 
schiefern  finden  sich  recht  häufig  in  den  Gränzschiefern  auch  bis  1™-  mächtige 
Lagergänge  von  schiefrigem  Felsitporphyr,  wie  derselbe  bei  Lukavic  vorkommt, 
und  auch  von  rothem  Granit;  deutlich  sieht  man  dies  aber  nur  am  Eisenbahn- 
einschnitt. 

Diorite  und  Quarzporphyre  sind  ebenfalls  häufige  Gränzbildungen,  so  bei 
Planan,  bei  Babäkov,  Vojnomestec  und  an  andern  Orten,  doch  sind  die  Ent- 
blössungen  überall  mangelhaft. 

Längs  der  Gränze  mit  dem  Granit  sind  die  Phyllite  oder  stark  gefältelte 
schwarze  Thonschiefer  als  sogenannter  Fruchtschiefer  entwickelt,  so  von  Mrakotin 
an  bis  gegen  Stan;  aber  auch  etwas  entlegener  von  der  Gränze  findet  sich  diese 
Gesteinsvarietät  in  Phylliten  eingelagert,  so  namentlich  bei  Vojtechov. 

Bei  Kladne  zeigen  die  Phyllite  eine  feine  Fältelung  und  ebenflächige 
Schieferung  und  enthalten  keine  Quarzausscheidungen,  dafür  aber  führen  sie  Stau- 
rolith,  so  dass  sie  als  Staurolithphyllite  angeführt  werden  können.  Die  schwarzen 
Thonschiefer  bei  Hlinsko  aber  sind  Andalusit(Chiastolit)-Schiefer.  Übergänge  werden 
überall  häufig  angetroffen. 

Gewisse  Schichten,  besonders  an  den  Gränzen,  sind  durch  dichten  schwarz- 
grauen, mit  kleineren  weissen  Quarzadern  durch  schwärmten  Lydit,  ersetzt.  Solche 
Lydite  bilden  Icnticulare  Schichten  in  ganzen  Zügen,  wie  nahe  der  Gränze  bei 
Dedovä,  wo  ausser  schwarzen  Lyditen  auch  blaufleischrothe,  manchem  Felsit 
ähnliche  Lydite  vorkommen,    die  etwas  gestreckte  Glimmermembranen  führen,    so 


65 

namentlich  bei  Öertovina  am  Metkovy  kopec,  bei  Oflenda  und  bei  Mräkotin.  Die  Lydite 
bilden  in  Folge  ihrer  grösseren  Festigkeit  in  dem  Schieferterrain  flache  Kuppen.  Auch 
weiter  von  den  Gränzen  finden  sich  einzelne  Schichten  von  Lydit  vor,  so  bei  Kladne, 
Vojtechov,  SO  von  Holetm,  jedoch  in  nur  ganz  untergeordneter  Lagerung. 

S  von  Chlum  (N  von  Kreuzberg)  sind  die  Thonschiefer  in  Ottrelitschiefer 

umgewandelt. 

Wenn  Schollen  von  Schiefern  im  Granit  eingeschlossen  erscheinen,  so  sind 
dieselben,  insofern  sie  weit  von  der  Silurgränze  auftreten,  wie  bei  Struzinec,  wo  solche 
grossen  Schieferbrocken  von  grauem  Granite  umhüllt  werden,  in  Amphibolit  umge- 
wandelt; nahe  an  der  Silurgränze  aber,  wie  im  rothen  Granite  W  von  Kreuzberg, 
sind  die  zahlreichen  Schieferschollen  in  dem  Granite  stark  metamorphosirt  und 
grünlich  gefärbt. 

Bemerkenswerth  ist  es,  dass  in  den  Schiefern  auch  graue  kleinkörnige  Grau- 
wacken  (vielleicht  Porphyrtuffe)  vorkommen,  die  jedoch  keine  scharfe  Scheidung 
zulassen,  so  bei  Ober-Holetin. 

Bei  Kladne,  W  im  Strassenbuge  kommt  in  etwas  gefalteten  grauem  Stau- 
rolithphyllit  eine  '/o""'  mächtige  Schicht  von  feinkörnigem  Quarzit  vor.  Ein  ähnlicher 
Quarzit,  als  graue  feste  quarzige  Grauwacke  auf  der  Karte  bezeichnet,  findet  sich 
in  grösseren  Massen  zwischen  Kreuzberg  und  Vojuomestec,  stellenweise  auch  mit 
grünlichen  Phylliten  wechsellagernd.  Diese  feste  quarzige  Grauwacke  ist  in  den 
Klüften  von  Haematit  roth  gefärbt,  der  in  derselben  oft  gangförmige  Nester  bildet, 
und  in  denselben  Anflüge  von  Malachit  und  Lunit  enthält.  Das  Vorkommen  dieser 
feinkörnigen,  festen,  quarzigen  Grauwacken  (oder  Quarzit)  deutet  das  Alter  der 
Kreuzberger  Schieferzone  an.  Da  nämlich  in  der  Etage  A  solche  Quarzite  oder 
Grauwacken  nicht  vorkommen,  so  können  die  Schiefer- Gesteine  trotz  der  bedeu- 
tenden Ähnlichkeit  mit  gewissen  Schichten  der  cambrischen  Etage  A  und  trotz 
des  auch  bekannten  Vorkommens  von  Lyditen  in  denselben,  doch  nur  der  Etage 
B  zugetheilt  werden,  weil  solche  quarzitische  Gesteine  im  centralböhmischen  Becken 
nur  in  dieser  Etage  auftreten. 

In  dem  Gebiete  der  grauen  quarzigen  Grauwacken  kommen  ausser  den 
schon  vorerwähnten  Phyllit-Thonschieferu  auch  solche  Grauwacken  von  feinem 
Korne  vor,  die  an  die  Kostelecer  Schichten  (S  von  Hermanmestec)  erinnern, 
folglich  auch  möglicher  Weise  der  cambrischen  Etage  B  angehören.  Nebstdem 
sind  auch  feste  graue  quarzige  Grauwacken  namentlich  bei  Richenburg  und  im 
Thale  des  Krouuabaches,  N  von  Richenburg  neben  grauen  tuffigen  Grauwacken 
häufig  eingelagert. 

Lydit  tritt  hier  nur  selten  auf;  nur  bei  Kutfi'n  findet  er  sich  im  Contact 
zwischen  Grauwacke  und  Granit. 

In  der  Peralecer  kleinen  Schieferinsel  ist  auch  ein  Zug  von  grünlichen 
körnigen  Grauwacken  mit  den  Schiefern  verbunden. 

Diese  Merkmale  deuten  darauf  hin,  dass  die  Grauwackenschiefer,  Thon- 
schiefer und  Grauwacken,  sowie  die  Phyllite  höchst  wahrscheinlich  den  cambrischen 
Schichtenzonen  angehören,  indem  sie  eine  so  grosse  Ähnlichkeit  mit  den  Gesteinen 
der  mittelböhmischen  Etage  B  haben,  wobei  jedoch  keineswegs  das  Vorhandensein 
der  Etage  A  und  der  Primordialzone  C  ausgeschlossen  ist. 

5 


66 

Die  sämmtlicheu  Schichteu  der  grossen  Schieferscholk.  -teiieo  bei  dem 
Streichen  von  N  nach  S  beinahe  am  Kopfe,  desshalb  die  Entsche-dung,  vcih  das 
Liegende  oder  Hangende  darstellt,  schwer  zutreffen  ist.  E-  r.  ireili'-fü  alF-  liegel 
dass  gewöhnlich  in  einer  Schichtenzone  die  gröberen  Scl.icßf'  "  ■  älteren, 
weniger  groben,  also  die  schiefrigen,  die  jüngeren  sind.  Dem  zu  i.  -.'ige  warei;  cu . 
Graiiwacken  von  Skiic  das  vermuthliche  Liegende,  und  d-  "  '"tcr  von  liüü  '  , 
das  Hangende  der  hiesigen  Schieferbilduug.     Allein  da  j  vficlimigeTi   v.!. 

dieser  Regel  bekannt  sind,  indem  allenfalls  die  mittelböf üü.. ■.-^..  Etagen  A  «mi 
B  im  Zusammenhange  in  den  tiefereu  Schichten  A  aus  Schiefin  ■  >  aus  feineren 
Gesteinen,  in  den  höheren  Schichten  B  aus  Grauwacken  »ind  ,  .i;i  bestehen, 
und  da  es  weiter  nicht  entschieden  ist,  ob  in  dieser  Sctieferinsel  nur  eine  odei 
mehrere  cambrische  Etagen  entwickelt  sind,  so  ist  auch  dtr  Hinweis  auf  die  obige 
Regel  nicht  maassgebend,  und  es  bleibt  also  das  Liegende  und  Hangende  unsicher. 

Die  Schichteu  streichen,  wie  erwähnt,  meist  vor  N  nach  S  und  steheii 
am  Kopfe;  nur  gegen  die  Gneusgränze  nehmen  sie  ein  sanfteres  Verliäclien  an 
und  streichen  an  dieser  Gränze  selbst  längs  der  Contactlinie,  so  dass  nur  spatere 
Verschiebungen  in  den  gehobenen  Schichten  die  Richtung  des  Streichens  geändert 
haben  konnten. 

Wenn  man  das  Verflachen  der  mit  Grauwacken  schiefern  und  Thonschiefern 
wechsellagernden  Grauwacken  von  Skuc  über  Zdarec,  Racic,  Voldfetic  verfolgt,  so 
ergiebt  sich  im  Mittel  das  Verflachen  nach  TVo''"  »lit  80''— 90°,  und  ebensohäufig 
auch  das  entgegensetzte  Einfallen  nach  19''-  mit  80° — 90°.  Südlicher  von  Rannä 
neigen  sich  die  Schichten  im  Mittel  schon  nach  o*"-  mit  35°  (2^3 ''• — 4''" )  und  sind 
vielfach  gebogen  oder  antiklinal  gewölbt,  wie  bei  Vojtechov  an  der  Eisenbahn. 
Nebstdem  stellt  sich  eine  Zerklüftung  ein,  deren  Verflachen  nach  1^-  mit  80°  geht. 

Au  solchen  Orten  enthalten  die  Schiefer  zahlreiche  Nester  von  halbdurch- 
sichtigem Quarz,  so  wie  armdicke  Lagergänge  von  Quarz  mit  scharfkantigen 
Schieferbruchstücken. 

Bei  Kladne,  also  noch  näher  au  der  Gneusgränze,  von  derselben  nur  IV2 
km.  entfernt,  wurde  ein  Verflachen  der  Staurollitphylite  nach  4''- — 5''-  mit  20° — 32° 
beobachtet.  Ähnliche  Verhältnisse  bemerkt  man  auch  an  den  festen,  grauen,  quar- 
zigen Grauwacken  am  Krounabache  N  von  Richenburg,  wo  dieselben  mit  schwarzen, 
schiefrigen  Grauwacken  wechsellagern,  und  dadurch  ihren  Schichtenbau  ganz  deut- 
lich zeigen.  Bei  Dol  und  Lhota  fallen  die  Schichteu  am  linken  Bachufer  meist 
nach  öVs'^— 9''-  mit  65°— 90°,  am  rechten  Ufer  meist  nach  16''— 18^-  mit  75°.  Bei 
Richenburg,  westlich  von  der  Kirche  in  der  Schlucht  haben  die  Schichteu  nahe 
am  Ausbiss,  also  höher  im  Schluchtgehäuge,  das  Verflachen  nach  21^'-  mit  36° 
bis  38°,  während  an  der  Sohle  der  Schlucht  ihr  Einfallen  sich  nach  0  wendet, 
und  die  Schichten  also  eine  isokline  Mulde  bilden.  Bei  der  Mühle  NW  von 
Kutfiü  in  der  Richenburger  Schlucht,  nur  etwa  V2  km.  vou  der  durch  Granit- 
gänge zahlreich  durchsetzten  Gränze,  geht  das  Verflachen  nach  20^1^^-  mit  17°, 
also  der  Richtung  der  Gesteinsgränze  augepasst,  obwohl  noch  bei  Hnevetic  die 
Schichten  ganz  saiger  stehen. 

Bei  Mrakotin  ist  das  Einfallen  des  Glimmerschiefers  nahe  an  der  Granit- 
gränze  noch  nach  S^-  mit  80°— 90°  gerichtet;   bei  Dolui  Holetin  wechselt  es  aber 


67 

nach  9''  mit  88"  bis  90°  oder  entgegengesetzt  nach  19^—20^  mit  eben  demselben 
steilen  Winkel.  Bei  Stan,  2V2  Km.  /S>F  von  Hlinsko,  ist  ganz  nahe  an  der  Gneus- 
gränze  die  Lagerung  wieder  so  geändert,  dass  sich  Schichtenueigungen  nach  15  ••• 
mit  85°  zeigen.  An  solchen  gestörten  Stellen  kommen  auch  amphibolhältige  umge- 
wandelte Schiefer  vor.  Bei  Vitauov  an  der  Eisenbahn  wurde  stellenweise  das  Ver- 
flachen nach  23^-  mit  43"  beobachtet. 

NW  von  Kreuzberg  haben  die  graulichgrünen,  phyllitähnlichen  Thonschiefer, 
in  denen  in  gewissen  Schichten  auch  Amphibolnadeln  im  Gemenge  erscheinen, 
das  wechselnde  Verflachen  nach  10^ — 14''-  mit  20—50",  weil  überhaupt  diese  Silur- 
schieferscholle durch  bedeutende  Zerklüftung  im  Grossen  ganz  zerstückt  ist.  In 
Kreuzberg  selbst  (N)  verflachen  die  Schiefer,  die  hier  durch  72™'  mächtige  aplit- 
ähnliche  Granitgänge  durchsetzt  werden,  nach  S^-  mit  45";  sie  befinden  sich  hier 
schon  ganz  nahe  an  der  Granitgränze.  Dass  auch  in  der  kleinen  Scholle  im  Granit 
zwischen  Peralec  und  Podmesti  das  Verflachen  und  die  Richtung  desselben  sich 
sehr  ändert,  ist  wahrscheinlich  eine  Folge  der  Quetschung  derselben.  Eine  Be- 
stimmung der  Richtung  des  Einfallens  ergab  hier  4^-  mit  72". 

In  der  Nähe  der  Granitgränze  bemerkt  man  an  manchen  Orten,  wo  die 
Entblössungen  günstig  sind,  wie  bei  Maliny  (SW  Skuc),  Kreuzberg  und  Stan, 
dass  die  Schiefer  von  Granitgängen  durchsetzt  werden.  Diese  wenig  mächtigen 
Granitgänge  haben  aber  nicht  die  typische  Zusammensetzung  der  bedeutenderen 
Granitmassen,  sondern  sie  sind  theils  aplitisch,  theils  etwas  porphyrartig. 


)  Jüngere  Gesteine  auf  dem  Laurentin  und  Silur  des  Eisengebirges. 


Die  jüngeren  auf  dem  alten  laurentinischen  oder  silurischen  Terrain  des 
Eisengebirges  abgelagerten  Formationen  nehmen  nur  einen  ;?ehr  beschränkten  Raum 
ein.  Sie  sind  blos  die  noch  übrig  gebliebenen,  nicht  weggeschwemmten  Reste 
von  Schichten,  die  nicht  nur  das  Eisengebirge,  sondern  einen  grossen  Theil  vou 
Böhmen  bedeckt  haben  und  wegen  der  schon  fertig  dastehenden  Gestalt  des  Eiseu- 
gebirges,  besonders  zur  Zeit  des  Kreidesystems  von  den  geneigten  Flächen  des 
Gebirges  leichter  wieder  weggeschwemmt  werden  konnten,  als  es  in  dem  mehr 
ebenen  Flachlande  der  Fall  war. 

Von  jüngeren  Bildungen,  die  sich  an  geschützteren  Stellen  als  Über- 
deckung der  älteren  Gesteine  erhalten  haben,  treten  hier  nur  Reste  des  Perm-  und 
Kreidesystems,  so  wie  auch  einige  Alluvialbildungen  auf. 

Das  Permsystem. 

Dasselbe  ist  hier  nur  mit  den  allertiefsten  Schichten  des  unteren  Perm- 
systemes,  u.  zw.  in  seiner  limnischen  Ausbildung,  als  sogenanntes  Rothliegeudes, 
in  der  beckenartigeu  Vertiefung  zwischen  See  und  Rudov  vertreten.  Diese  durch 
ihre  ganz  günstige  und  geschützte  Lage  vor  gänzlicher  Abschwemmuug  verschont 
gebliebenen  Permschichten,  die  von  dem  nächsten  Vorkommen  gleichalteriger  Ge- 
steine bei  Böhmisch-Brod,  Pecka,  Rokytnic  gleich  weit,   etwa  50—60  km   entfernt 

5* 


68 

sind,  geben  Anhaltspunkte  zu  der  Ansicht,  die  übrigens  auch  durch  andere  Be- 
obachtungen bestätigt  wird,  dass  das  Permsystem  einst  beinahe  ganz  Ostböhmen 
bedeckt  haben  mochte. 

Die  hier  beobachteten  Reste  der  Permformation  nur  sind  ganz  unbeträchtlich 
und  auch  meist  von  Ackererde  bedeckt ;  doch  verräth  sich  ihre  Anwessenheit  schon 
vom  weiten  durch  die  röthliche  Färbung  des  Bodens.  Sie  bestehen  aus  ziemlich 
consistenten,  rothbraunen  Arkosen,  Sandsteinen  und  Conglomeraten,  in  wenig  nach 
N  geneigten  Schichten;  man  trifft  sie  N  von  See  (0  von  Zdarec)  unterhalb  der 
AVälder  von  Kraskov  an,  wo  sie  in  einem  kleineu  Steinbruch  gut  entblösst  sind. 
Diese  Conglomerate  sind  in  Betreff  ihres  Gesteinscharakters  ganz  ähnlich  den 
bekannten  Gesteinen  dieser  Formation  am  Fusse  des  Riesengebirges.  Dieser  per- 
mische Rest  bildet  nur  eine  kleine  Parthie  von  1  km  Länge  und  Breite;  ein 
zweiter  grössere  Rest  unweit  davon  bei  Pocätek  hat  die  Ausdehnung  von  5  km 
und  eine  Breite  von  2  km;  der  Granit  und  Syenit,  der  hier  die  Unterlage  des 
Perms  bildet,  trennt  zugleich  beide  Parthien  von  einander. 

Zwischen  Pocätky,  Kraskov,  Skoranov,  Stare  Dvory  bis  Rudov  liegen  die 
ganz  flach  gelagerten  Permschichten  theils  auf  rothem  Granit,  theils  auf  Gneus. 
Die  Schichten  sind  hier  bröckelig  und  weniger  fest,  und  bestehen  aus  einem 
groben  Quarzsandstein  mit  rothem  thonig-glimmerigen  Bindemittel,  obwohl  auch 
festere  Conglomerate  und  sogar  graue  sandige  wenig  feste  Schieferthone  wie  in 
Kraskov,  wo  sie  mitten  im  Dorfe  gegen  S  mit  15°  verflachen  zum  Vorschein 
kommen.  Längs  des  NO  Fusses  der  Kafikovä  Hora,  an  die  sich  die  Permschichten 
anlehnen,  findet  man  oberflächlich  zerstreut  auch  röthliche  Hornstein-  und  Jaspis- 
knollen, die  gewiss  aus  den  zerbröckelten  Permschichten  herrühren.  Schon  wegen 
dieser  Knollen  allein  können  diese  rotheu  Schichten  nicht  als  Vertreter  des  unteren 
Cenomanes,  das  manchmal  auch  röthlich  gefärbt  erscheint,  indem  es  stellenweise 
durch  Zusammenschwemmung  von  permischen  Schichten  entstand,  angesehen  werden ; 
übrigens  würden  dieser  Annahme  auch  die  Conglomerate  widersprechen,  da  sie  in 
der  hier  vorkommenden  Weise  nirgends  in  unserem  Kreideterrain  bekannt  sind. 

Die  hier  vorkommenden  Schichten  gehören  offenbar  zu  der  allertiefsteu 
Schichteugruppe  der  böhmischen  Permformation;  ihre  Mächtigkeit  ist  hier  so  gering, 
dass  das  an  den  tiefsten  Stellen  des  Systems  an  sehr  zahlreichen  Orten  ent- 
wickelte schwache  Steinkohlenlager,  oder  statt  dessen  die  bituminösen  Schiefer 
(Brandschiefer),  hier  durchgehend  fehlen. 

Das  Kreidesystem. 

Abgesehen  von  dem  östlichen  niedrigen  Ausläufer  des  Eisengebirges  am 
rechten  Elbeufer  zwischen  Lzovic  und  Jelen,  ayo  die  Schiefer  desselben  von  ober- 
cenomanen  und  unterturonen  Schichten  des  Kreidesystems  bedeckt  werden,  kom- 
men Schichten  der  rings  um  das  Gebirge  verbreiteten  Kreideformation  nur  in 
geschützten  Lagen  des  Gebirges  selbst  vor,  dessen  höhere  Parthieen  zur  Kreide- 
zeit vielleicht  inselförmig  aus  dem  Meere  hervorragten. 

Ein  solcher  Rest  von  obercenomanen  Schichten  (Korycaner  Seh.),  aus 
einem  Kalksandstein  mit  vorherrschendem  Kalkgehalte  bestehend,  nimmt  die  tiefe- 


69 

ren  Lagen  0  von  Vinaric  an  rechtem  Ufer  der  Elbe  ein,  und  zieht  sich  von  da 
als  ein  nicht  breiter  Streifen  auf  die  Länge  von  2  km.  Die  sandigen  Kalksteine 
enthalten  stellenweise  die  für  die  oberceuomane  Stufe  charakteristischen  Versteine- 
rungen, treten  aber  selten  zu  Tage,  da  sie  meist  unter  Moorerde  in  Bodendepres- 
siou  verdeckt  sind.  Die  Mächtigkeit  derselben  ist  nur  gering;  die  Lagerung  der 
Schichteuplatten  ist  horizontal.  Nahe  NO  von  Bernardov  ist  ein  einziger  Rest 
von  oberceuomanen  meist  zerfallenen  Sandsteinen  erhalten. 

In  der  Semteser  Schlucht  zwischen  Semtes  und  Väpenka  trifft  man  einen 
kleinen  Rest  von  Sandstein  mit  eisenschüssigem  Bindemittel  an;  es  ist  möglich, 
dass  derselbe  einen  Rest  von  uutercenomanen  Schichten  darstellt;  aber  auch  das 
ist  möglich,  dass  er  zu  den  losen  Sauden  gehört,  wie  sie  auf  dem  Eisengebirge 
hier  häufig  vorkommen  und  dass  er  erst  später  durch  den  aus  der  Zersetzung  des 
Alaunschiefers  der  Etage  A  entstehenden  Limonit  verkittet  wurde.  Es  ist  jedoch 
das  Vorkommen  gar  zu  geringfügig. 

Erst  ziemlich  weit  gegen  Osten  u.  zw.  zwischen  Libäh  und  Radochlin 
sowie  S  von  Male  Lukavice  W  von  Zumberg  (im  Walde  v  Dubiuäch,  pod  Vis- 
kama  bei  der  Libäher  Säge  gut  eutblösst)  trifft  man  schwache  Decken  von  losen 
feineren  bis  groben  Sauden  an,  u.  zw.  auf  einem  mit  Teichen  bedeckten  Plateau. 
Diese  weissen  und  gelben  Sande  werden  von  graulichweisseu  thonartigcn  Schichten, 
die  unmittelbar  auf  Granit  ruhen,  unterlagert.  Sowohl  die  Thone  als  auch  die 
Sande,  deren  Gesammtmächtigkeit  eine  ganz  unbedeutende  ist,  stellen  einen  Rest 
der  tiefsten  Lagen  von  untercenomanen  Schichten  (Perucer  Seh.)  vor,  die  mit  den 
nur  2 — 3  km  entlegenen  analogen  Schichten  von  Lukavic  und  Smrcek  einst  im 
Zusammenhange  waren. 

Ebensolche  weisse  Sand-  und  Schottermassen,  meist  aus  Quarzgeröllen 
bestehend,  im  Liegenden  aber  aus  weissen  thonigen  Schichten  (das  ist  aus  auf- 
gelösten sandigen  Schieferthonen)  zusammengesetzt,  breiten  sich  flach  auf  den  stark 
umgewandelten  Grauwackeuschiefern  und  schiefrigen  Grauwacken  der  Schieferinsel 
von  Hlinsko  u.  zw.  am  flachen  Westgehänge  bei  Voldfetic  aus.  Sie  sind  gleich- 
falls zerfallene  Reste  des  unteren  Cenomanes,  von  dessen  intactem  Complexe  bei 
Skuticko  sie  nur  3  Kilom.  entfernt  sind.  Die  durch  die  Eisenbahn  eutblössten 
Schichten,  aus  vorherrschenden  weissen  Gerollen  von  Quarz  und  auch  aus  dunklem 
Lydit,  sowie  aus  weissen,  groben  Sandlagen  bestehend,  die  in  einem  weissen  tho- 
nigen Bindemittel  stecken,  stellen  eher  Schotter  und  Saudbänke  als  Schichten 
von  Sandstein  und  Congloraerat  vor,  sind  aber  durch  Lockerung  aus  denselben 
entstanden.  Die  Mächtigkeit  dieser  Schichten  beträgt  mehr  als  3 — 4"- ,  auch  dürfte 
im  Liegenden  weisser  Thon  verborgen  sein. 

Eine  sehr  bedeutende  Länge  von  6  km  bei  der  Breite  von  nur  1  km 
besitzt  der  Rest  der  allertiefsten  zerbröckelten  uutercenomanen  Schichten,  an  der 
böhmisch-mährischen  Gränze,  wo  sie  eine  flache  Vertiefung  ausfüllen.  W  von 
Svratka  sind  die  allertiefsten  Schieferthone  der  untercenomanen  Schichten  zu 
graulich  weissem  sandigen  Thon  zerfallen,  und  werden  von  einer  ganz  unbedeuten- 
den Decke  von  w^eissem  Quarzsand  bedeckt,  auf  der  sich  dann  Torf  von  Vs"' 
Mächtigkeit  ausbreitet. 


70 

lu  der  Niederuug  am  Svratkabache  werden  die  Thoue  als  guter  Modellir- 
uud  Töpferthon  beuützt;  die  Mächtigkeit  dürfte  nach  der  Tiefe  der  Gruben  zu 
schliesseu  etwa  ß™-  betragen.  Gegen  Krejcar  und  Kamenicliy  zu  steigt  die  Terrain- 
Depression  etwas  au  und  man  findet  daselbst  nur  lose  Quarzschottermassen  mit 
untergelagerten,  weissen  thonigen  Schichten,  die  aber  nirgends  deutlich  entblösst 
sind.  Dieser  Rest  von  ganz  gelockerten  und  zerfalleneu  untercenomanen  Schichten 
zwischen  Kamenicek  und  Svratka  ist  von  den  nächst  gelegenen  zusammenhängen- 
den Gebilden  der  Kreideformation  bei  Vojuomestec  7  km  entfernt. 

Ganz  kleine  Reste  von  untercenomanen  Sandsteinen  und  mit  Limonit  ver- 
kitteten Conglomeraten  finden  sich  bei  Certovina  unweit  Hliusko;  Limonite  aus 
ebendenselben  tiefsten  Schichten  bei  Voldns  (NW  von  Krouna).  Diese  gering- 
fügigen Reste  sind  auf  der  Karte  nicht  dargestellt. 

Diluvium  und  Alluvium. 

Auf  dem  Ausläufer  des  Eisengebirges  am  rechten  Elbeufer,  sowie  N  von 
Elbeteinic,  sind  auf  den  Höhenflächen  Quarzkiese  und  Schotter  verbreitet,  die 
offenbar  aus  zerfallenen,  zusammengeschwemmteu  cenomanen  Sandsteinen,  sowie 
aus  Sanden  bestehen,  welche  die  Elbe  aus  den  zerbröckelten  Schichten  des  Perms 
des  Riesengebirges  zugeschwemmt  hat.  Diese  Sande  und  Schotter  sind  eine  alluviale 
Bildung,  und  gelangten  in  ihre  jetzige  Lage  durch  die  ehedem  bei  Elbe-Teinic 
aufgestaute  Elbe,  bevor  dieselbe  ihr  jetziges  tieferes  Flussbett  in  den  Schiefern 
ausgewaschen  hat.  Mau  könnte  diese  Alluvionen  allenfalls  auch  als  älteres  Al- 
luvium bezeichnen,  zum  Unterschiede  von  dem  im  jetzigen  Inundationsgebiete 
verbreiteten  jüngeren  Alluvium,  das  nach  Durchwaschung  der  Felsenwehr  von 
Elbe-Teinic  sich  in  einer  tiefereu  Lage  absetzt.  Dass  ältere,  auf  der  Plateau- 
terasse  verbreitete  Alluvien  nicht  an  Ort  und  Stelle  liegen  gebliebene  zerfallene 
cenomane  Schichten,  sondern  angeschwemmte  Sande  und  Schotter  sind,  wird  da- 
durch bewiesen,  dass  sie  auf  turonen  Planem  liegen  und  dass  sie  Bruchstücke 
von  eben  denselben  Plänern  enthalten. 

Im  Elbe-Alluvium  finden  sich  auch  Bruchstücke  von  Psarouien;  ein  Hin- 
weis auf  die  Entstehung  des  Flusssandes  und  Schotters  aus  permischen  Schichten. 
Auf  dem  Plateau  des  Eisengebirges  zwischen  Morasic,  Krasnic  und  bei  Litosic, 
dann  bei  Vedralka  und  NW  von  Väpenka  finden  sich  lose  weisse  oder  bräunliche 
Anhäufungen  von  sehr  feinem  Quarzsand.  Stellenweise,  besonders  gut  sichtbar 
NW  von  Väpenka,  bilden  diese  Sande  langgezogene  Wälle  von  meist  4  Metern 
Höhe.  Es  sind  das  ebenfalls  Alluvien,  nur  ist  deren  Abstammung  nicht  immer 
sicher.  Dort,  wo  sie  sich  in  flachen  Niederungen  in  der  Nähe  von  Teichen  finden, 
dürften  sie  den  Boden  von  Wasseransammlungen  darstellen,  in  welche  sie  als 
Abschwemmung  der  letzten  Reste  der  Kreideschichten  vom  Plateau  des  Eisen- 
gebirges gelangten.  Es  ist  jedoch  auch  möglich,  dass  diese  feinen  Sande  als  Flug- 
sand durch  Wind  vielleicht  aus  der  Elbeniederung,  wo  cenomane  zu  Sand  zerfallene 
Schichten  vorkommen,  heraufgeweht  worden  sind. 

Andere  Alluvialbildungen  im  Eisengebirge  finden  sich  im  Gebiete  von  noch 
bestehenden  Teichen. 


71 

Leiim  ist  im  Eisengebirge  selten.  Er  kommt  theils  au  Stellen  vor,  wo  noch 
Reste  von  Kreidescliicliteu  nachweisbar  sind,  als  deren  letztes  Product  der  Auflösung 
er  hinterblieb,  wie  bei  Voldf etic  (SW  vou  Skuc),  bei  Dolivka  und  NO  von  Hlinsko, 
wo  bei  Certoviua  noch  ganz  unbedeutende  Spuren  von  untercenomanen  Saudsteinen 
vorkommen,  oder  er  findet  sich  als  Gehänglehm  an  aus  Granit  oder  Gneus  be- 
stehenden Bergen. 

Einen  solchen  aus  der  Verwitterung  dieser  Gesteine  entstandenen  und 
abgeschwemmten  Lehm  sieht  man  allenfalls  bei  Rudov,  am  rechten  Ohebkaufer 
bei  Bojanov,  bei  Ober-Bradlo,  Trhovä  Kamenice  und  Krouna ;  im  Ganzen  aber 
ist  der  Lehm  im  Eisengebirge  recht  selten,  weil  eben  Schichten  des  Kreidesy- 
stems fehlen. 

In  feuchten  Thaluiederungen  trifft  man  auch  Torf  an,  so  W  \on  Elbe-Teinic, 
bei  Brezinka  (SO  von  Podhofan),  S  von  Dolan  (SOS  von  Hefmanmestec),  0  vou 
Citkov,  W  von  Mladonovic,  zwischen  Hrbokov  und  Deutsch-Lhotic,  bei  der  Zlatnik- 
mühle,  zwischen  Slatinan  und  Chrudim. 

Ebenso  sind  die  feuchten  Thalschluchten  im  Gebiete  der  Thonschiefer  dj, 
welche  mit  Pyrit  impraegnirt  sind,  so  in  den  Schluchten  des  Geheges  „Kocici 
Ocas"  oder  „pod  kockou",  SSO  von  Hefmanmestec  durch  Limonitfärbuugen  auf- 
fällig und  es  tritt  hie  und  da  auch  Rasenerz  auf,  namentlich  im  vermoorten  Boden. 

Sehr  bedeutend  sind  die  Alluviouen,  die  aus  durch  Lehm  verbundeneu 
Blöcken  bestehen,  im  Gebiete  zwischen  Chlum  und  Stau  (/S'aS'TF  Hlinsko)  verbreitet. 
Erwähuenswerth  sind  noch  die  Geröllmassen  des  Bächleins,  welches  den  linksseitigen 
Zufluss  des  Okrouhlicer  Baches  bildet  und  der  bei  Svidnip  in  die  Ohebka  mündet. 
Unter  Petfikov  bei  Pohofalka  sind  diese  Schottermassen  durch  alte  Seifen  auf- 
gewühlt; der  Zweck  der  Seifen  ist  unbekannt. 


3.  Das  Kreideflaclilaiid  NO  vom  Eisengebirge. 

Den  NO  allmählich  sich  verflachenden  Fuss  des  Eisengebirges  begi'änzt 
das  Kreideflachland  des  Chrudimer  und  Königgrätzer  Kreises,  welches  nur  ganz 
sanfte  Wellenhügel  oder  auch  ebene  Stufen  bildet,  wie  dies  der  horizontalen 
Schichtung  entspricht. 

Von  Krakovan  angefangen  bis  Trnavka  lehnen  sich  an  das  alte  Eisen- 
gebirge meist  nur  die  Alluvionen  der  Elbe  an,  so  dass  aus  ihnen  nur  an  erhöhten 
Stellen  der  turoue  Pläner  in  flachen  Erhöhungen  hervorragt,  wie  dies  bei  Krakovan 
der  Fall  ist.  Am  linken  Elbeufer  aber  umsäumt  von  Kojic  an  bis  Jaukovic  ober- 
cenomaner  Quadersandstein  (Korycaner  Stufe)  den  Fuss  des  Gebirges;  zuerst  bei 
Kojic  als  enger  Streifen,  dann  zwischen  Jaukovic  bei  Lhota  Pfeloucskä  als  ziemlich 
breite  Fläche.  N  von  den  flach  liegenden  Quaderschichteu,  die  leicht  zerbröckeln 
und  demnach  mit  losem  feinen  Sande  bedeckt  sind,  breiten  sich  nur  Elbe- 
alluvien  aus. 

Solche  oberceuomane  Quadersaudsteiue  dringen  theils  als  wirkliche  Schichten 
theils  schon  zu  feinem  Sand  zerfallen,  in  die  Thalbuchten  des  Eisengebirges  ein,  so 
bei  Zdechovic  und  Morasic.     Innerhalb  der  Quader   kommen  auch  kalkig  sandige 


72 

Scbichteu,  meist  als  Uferbildiingeu,  mit  zalilreiclieu  Yersteiuerungeu  zum  Vor- 
schein. Solche  üfergebilde  des  Korycaner  Kalkes  dringen  in  Form  von  Zungen  in 
das  Terrain  der  älteren  Gesteine  ein,  wie  bei  Telcic,  wo  sie  schwach  gegen  N 
geneigt  sind. 

In  der  meist  mit  feinem  Sand  bedeckten  Ebene,  unter  der  die  Korycaner 
Quader  liegen,  zeigen  sich  zwischen  Zdechovic  und  Lhota  Preloucskä  flache,  aus 
älteren  Gesteinen  des  Eisengebirges  bestehende  Hügel,  und  in  deren  Nähe  Reste 
von  turonen  Plänern,  wie  zwischen  Chvaletic  und  Zdechovic,    so  wie  bei  Spitovic. 

Von  Jankovic  bis  Tupes  bilden  nur  turone  Pläner  die  Begränzung  des 
Eisengebirges,  indem  der  obercenomane  Quader  unter  denselben  sich  verbirgt. 
Nur  bei  Podvrd  zeigt  sich  derselbe  zwischen  den  Schichten  der  Zone  B  und  dem 
Pläner.  — 

Von  Tupes  bis  Raskovic  sind  zwar  ebenfalls  turone  Pläner  überall  an  der 
Gränze  vorhanden,  sie  treten  aber  nur  in  den  erhöhten  Terrainstufen  frei  zu 
Tage,  sonst  sind  sie  aber  mit  mächtigen  Lehmdecken  bedeckt.  Auch  in  den 
Buchten  findet  man  noch  Reste  von  Plänerschichteu,  wie  in  der  Thalschlucht 
zwischen  Chrtnik  und  Svojsic. 

Von  Raskovic  au  dringt  die  Kreideformalion  tiefer  in  das  Eisengebirge 
ein,  indem  sie  über  Stojic,  Vlastejov,  Vyzic,  Kostelec,  Nove  dvory  bei  Herman- 
mestec  einer  weite  Thalbucht  einnimmt,  aus  der  nur  in  Thalschluchten,  wie  bei 
Vlastejov  und  Kostelec  oder  an  den  Gipfeln  der  Erhöhungen  ältere  Gesteine  ent- 
blösst  erscheinen. 

Hier  sind  auch  zwischen  den  Korycaner  Quadern  und  den  Schiefern  des 
Eisengebirges  die  unterceuomanen  Perucer  Schichten  eingeschaltet.  Nahe  der 
Gränze  mit  den  Korycaner  Sandsteinen  zwischen  Vlastejov  und  Kostelec  sind  die 
Perucer  Schichten  in  ihrem  Hangenden  sandsteinartig,  im  Liegenden  aber  durch 
Zerfallen  der  graulichen  Schieferthone  thonig  lettig,  und  von  losen  Sauden,  Kies 
oder  Schotter  als  dem  Rest  von  aufgelösten  Sandsteinbänken  bedeckt.  Diese  lie- 
gendste Parthie  zwischen  Vyzic  und  Kostelec  (S  Hermanmestec)  enthält  Knollen, 
Nester  und  platte  dünne  Lagen  von  Limonit  oder  mit  Limonit  verbundene  Sande, 
und  aus  derselben  wird  durch  Graben  bis  6""-  tiefer  grubenartigen  Vertiefungen 
das  Erz  für  den  Hedwigsthaler  Hochofen  zeitweilig  noch  gewonnen,  namentlich 
auf  dem  Riede  „na  jezerkach". 

Überhaupt  ist  bei  Kostelec  der  Ausbiss  der  tiefsten  Lage  der  Perucer 
Schichten,  welche  oft  auch  röthlich  gefärbt  sind,  durch  herumliegende  kleine  Fund- 
stücke von  Limonit  angedeutet. 

Die  flach  gelagerten  obercenomanen  Sandsteine  von  nicht  bedeutender 
Haltbarkeit  enthalten  als  gleichzeitige  Bildungen  kalkige  Saudsteinschi cliten  (Ko- 
rycaner Kalk)  mit  zahlreichen  Versteinerungen.  Die  Lagerung  der  Schichten  ist 
eine  beinahe  ganz  flache,  nur  wenig  nach  N  geneigte,  und  bei  Hermanmestec  in 
einer  bedeutenden  Breite  entwickelt.  Erst  N  davon  beginnen  die  turonen  Pläner- 
schichteu und   bilden   eine   zusammenhangende  Decke  der  ceuomanen  Sandsteine. 

Merkwürdig  ist  bei  Nove  dvory  {0  von  Hermanmestec)  eine  Stelle,  welche 
das  gewesene  Ufer  des  Kreidemeeres  genau  andeutet.  Man  sieht  hier  nämlich  Klippen 
einer  festen  quarzigen  Grauwacke,  um  welche  herum  weisse,  kalkige,  etwas  porös 


73 


luckige,  mit  fingerdicken  Lagen  weissen  erdigen  Kalkes  durchsetzte  Sandsteine  der 
Korycaner  Stufe  horizontal  abgelagert  sind.  Die  Klippen,  sowie  einzelne,  zerstreute 
grosse  Grauwackenblücke  sind  an  den  Kauten  abgerundet  und  die  Blöcke  ellyp- 
soidal  abgeschliffen,  gerade  so  wie  an  sandigen  Küsten,  wo  kleine  Klippen  von 
der  Brandung  der  Wellen  benagt  und  abgerundet  werden.  Ähnliche,  jedoch  nicht 
so  deutliche  Uferbildungen  finden  sich  auch  bei  Tupes  uud  Spitovic. 

Von  Chotenic  bis  zur  Dolaumühle  und  bei  Holicky  herum  bis  Janovic 
nehmen  die  Korycaner  sandigen  Kalksteine  eine  ziemlich  grosse  Bucht  ein,  haben 
aber  entweder  keine  oder  nur  eine  uubedeutelide  Unterlage  von  Perucer  Schichten. 
In  den  krystalliuischen,  weissen  sandigen  Kalken  kommen  hier  häufig  Cidarisstacheln 
vor.  An  der  Gränze  mit  den  altsilurischen  Gesteinen  sind  die  Korycaner  Kalk- 
steinschichten  ziemliche  geneigt  gelagert,  so  bei  der  Bacala-Mühle  nach  8''-  mit 
26",  nehmen  aber  in  der  Tiefe  bald  eine  flache  Lagerung  an. 

Zwischen  Janovic  bis  Sobetuchy  bildet  der  Korycaner  Quader  eine  breite 
Zone  im  Eisengebirge;  bei  Skupic  wird  er  durch  sandigen  Kalkstein  ersetzt;  meist 
tritt  er  aber  als  zerfallener  Sand  (wie  bei  Lhotka)  auf  und  trägt  theilweise  auch 
Pläner  im  Hangenden. 

Um  die  Hüra  herum  bis  Slatihan  und  bei  Skroväd  sind  nur  Lehme  als 
Beckung  der  Kreideformation  angetroffen.  In  dem  Thale  der  Ohebka  bei  Skroväd 
aber  sind  an  der  Basis  der  Formation  wieder  Perucer  Quadersandsteine  entblösst 
und  durch  grosse  Steinbrüche  aufgeschlossen.  Darüber  bilden  wieder  Korycaner 
Quader  die  Decke,  und  breiten  sich  von  Kuchanovic  bis  Gross-Lukavic  aus;  NO 
von  Kuchanovic  treten  dazwischen  auch  sandige  Kalksteine  auf,  die  hier  wegen 
Mangel  an  anderen  Kalken  zeitweilig  gebrannt  werden. 

Weiter  östlich  von  Lukavic  angefangen  lassen  sich  an  der  Gränze  der 
zum  Eisengebirge  gehörigen  alten  Gesteine  in  einem  ununterbrochenen  Zuge  bis 
Prosec,  bis  zu  den  Gränzen  unserer  Karte  die  untercenomanen  Schichten  ver- 
folgen. Dieselben  bilden  einen  Zug  von  Lukavic  über  Bitovänky,  Studenä  Voda, 
W  Smrcek,  W  Elina,  Kostelec,  Skuticko,  N  Skuc  ist  das  Thal  von  Eichenburg- 
Luze,  wo  dieselben  im  linken  Ufer  bis  Doly  gehen,  dann  aber  im  rechten  Ufer 
über  Zhof,  Huevetic,  Kutfin,  Peralec,  Zderaz,  Bor  bei  Prosec  0  sich  weiter 
fortsetzen. 

Bei  Bitovänky  und  Studenä  Voda  bestehen  diese  Schichten  nur  aus  zu 
Schotter  zerfallenen  Bänken,  zwischen  Smrcek  (W)  und  Elina  (S)  aber  lagern  sie 
flach  und  sind  nur  als  die  tiefsten  thonigen  Schichten  in  der  mit  Teichen  bedeckten 
Ebene  vorhanden. 

0  von  Elina  angefangen  am  Fusse  der  hier  deutlich  als  eine  Terrainterasse 
auftretenden  Schichten  der  Kreideformation  kommen  am  Fusse  derselben  u.  zw.  zu 
allertiefst  rothbraune  thonige  Sandsteine  (oder  mergelige  sandige  Schiefer),  so  wie 
rotlie  (eisenschüssige)  Sandsteine  zum  Vorschein.  Diese  tiefsten  rothen  Schichten 
ziehen  sich,  indem  sie  auf  Granit  aufruheu,  am  Fusse  der  erwähnten  Terasse  über 
Kostelec  bis  gegen  Skuticko.  Die  tiefsten  rothen  untercenomanen  Schichten  stellen 
sich  wegen  den  reichlichen  Lupraegnationen  und  auch  wegen  den  ausgeschiedenen 
Nestern  von  Limouit  als  eine  eisenerzführeude  Schichte  dar.  Es  ist  nicht  unmöglich, 
dass   abgeschwemmte   permische   Schichten,   welche    einst  vor  der  Bedeckung  des 


74 

Laudes  durch  das  Kreidemeer  so  sehr  verbreitet  waren,  wenigstens  theilweise  diese 
rotheu  Färbungen  der  Schichten  bedingt  haben. 

Erst  oberhalb  dieser  rotheu  Schichten  folgen  sandige  graulichweisse  Schie- 
ferthone  mit  eingelagerten  dunkelgrauen  Schieferthonen,  die  schwarze  Braunkohlen- 
schmitze  und  Kohlennester  führen,  worauf  erst  die  lichten,  festereu,  sogenannten 
Perucer  (uutercenomanen)  Quadersaudsteine  folgen.  Die  Mächtigkeit  der  einzelnen 
Abtheiluugeu  ist  wechselnd;  meist  fehlen  die  tiefsten  rothen  Schichten.  Hier  bei 
Kostelec  wurde  10—20™  als  Mächtigkeit  der  Zone  bestimmt. 

Der  äusserste  Rand  der  Kreideformation  besteht  aus  zerfallenen  Sandsteinen 
oder  zu  Thou  aufgelösten  Schieferthonen ;  weshalb  dieselben  am  Fusse  der  Terasse 
von  Kostelec  bis  Richenburg  die  bedeutende  Breite  von  1  Kilom.  und  darüber  ein- 
nehmen. Bei  Skuticko,  wo  die  Perucer  Schichten  zu  Tage  ausgehen,  dann  bei  St. 
Anna  in  dem  Roubovicer  Thälchen  (hier  jedoch  unter  Plänerüberlageruug),  wurde 
allerdings  ohne  Erfolg  auf  Kohle  geschürft,  die  hier  in  Nestern  als  eine  schöne 
schwarze  Braunkohle  vorkommt  und  von  bräunlich  hyacinthrothem  Succinit  in 
bis  kindskopfgrossen  Knollen  begleitet  wird. 

In  der  Schlucht  von  Richenburg-Luze  sind  am  Krouuabache  bei  Doly,  die 
bis  6°-  mächtigen  Perucer  Schichten  sehr  gut  entblösst.  Sie  ruhen  hier  auf  Grau- 
watken, verflachen  sauft  gegen  iV  und  bestehen  aus  sandigen,  lichtgrauen  Schiefer- 
thonen und  aus  nur  wenigen  Sandsteinen  mit  dunkelgefärbten  Schieferthonschichteu, 
welche  die  Vertreter  der  kohlenführenden  Schicht  sind. 

Erst  bei  Peralec  werden  die  Perucer  Schichten  mächtiger,  indem  die 
hangenden  Quadersandsteine  ansehnlich  anwachsen.  Auch  hier  sind  die  aller- 
tiefslen  Schichten  röthlich  gefärbt  wie  bei  Kostelec,  jedoch  nicht  so  verbreitet. 
Die  liegenden  sandigen  Schieferthone  enthalten  auch  hier  bis  fingerdicke  Plättcheu 
von  Limonit  sowie  Nester  von  schwarzer  Braunkohle,  in  gewissen  Lagen  auch 
Krystallgruppen  von  Markasit. 

Im  weiteren  Verlaufe  des  Streichens  gegen  0  erweitern  sich  die  mächtigeren 
untercenomaneu  Quader  bei  Bor  bedeutend  und  erlangen  daselbst  ihre  mächtigste 
Entwickelung  im  Gebiete  des  ganzen  Eisengebirges. 

Die  höheren  obercenomanen  (Korycaner),  über  der  Perucer  Zone  gelagerten 
Schichten,  treten  in  dem  seichten  Thälchen  von  Bitovau  deutlich  zu  Tage.  Sie  sind 
hier  theils  merglig,  sandig,  theils  rein  merglig  oder  sandsteiuartig,  durchgeheuds 
aber  reich  an  Glaukonitköruern.  Der  Zug  der  grünlichgrauen  feinkörnigen  Sand- 
steine folgt  der  schwachen  Neigung  bei  Studenä  Voda  über  Smrcek,  Hlina  in  das 
Kostelecer  Thal.  Bei  Smrcek  und  Hliua  sind  reichliche  Versteinerungen  zu  finden 
so  namentlich:  Ostrea  carinata,  Cardium  Hillanum,  Exogyra  columba,  Ammonites 
ceuomanensis,  Cidarisstacheln  u.  s.  w.  Von  Kostelec  an  über  Skuticko,  Stepänov, 
Zboznov,  Lhota,  Doly,  Brda,  Zhof,  Hnevetic,  Peralec,  Zderaz  ist  der  Korycaner 
Quader  nur  in  dem  Gehänge  der  Terrainterasse  anstehend  zu  finden.  Bis  Zhor  ist 
seine  Mächtigkeit  entweder  eine  grössere,  oder  mindestens  eine  gleiche  mit  dem 
darunter  liegenden  Perucer  Quadern;  zwischen  Peralec  und  Bor  werden  die  unteren 
Quader  aber  bedeutend  mächtiger.  Zwischen  Lukavic  bis  Hlina,  von  wo  sich  ein 
allmähliges  Ansteigen  der  turonen  Pläner  über  den  cenomanen  Sandsteinen  zeigt, 
bildet  das  Kreideplateau  den  Fuss  des  Eisengebirges   oder  bleibt  doch  annähernd 


75 

iu  gleicher  Höhe  mit  demselben.  Von  Kostelec  au  bis  Bor  aber  bilden  die  Pläner 
eine  hohe  Terrainterasse,  die  über  die  Granite  und  die  silurische  Schieferinsel 
bei  Skuc  bedeutend  sich  erhebt  und  weithin  sichtbar  ist.  Diese  Plänerhochfläche 
wird  von  der  malerischen  Thalsclilucht  von  Kostelec  bis  Chacholic,  in  deren  Sohle 
Diorite  erscheinen,  dann  von  dem  Thälchen  von  Roubovic  und  von  der  Schlucht 
des  Krouuabaches  N  von  Richeuburg  durchschniten,  in  welcher  letzteren  an  der 
Bachsohle  Grauwacken  zu  Tage  treten. 

Au  tiefer  gelegenen  Orten  entspringen  aus  den  Perucer  Schichten  zahlreiche 
Quellen ;  allein  auch  gewisse  Schichten  des  Pläners,  namentlich  die  tieferen  sammeln 
das  Wasser  an,  wie  bei  Podlazic  und  bei  dem  Bade  St.  Anna  N  von  Skuc. 

Am  rechten  Ufer  des  Krouuabaches  zwischen  Luze  und  Kosumberk  wird 
der  Pläner  von  Basalt  durchbrochen,  und  zwar  in  zwei  Hügeln,  auf  deren  einem 
die  Kirche  von  Chloumek  und  auf  dem  anderen  die  Burgruine  Kosumberg  steht. 
Der  an  Olivin  reiche  Basalt  ist  stellenweise  iu  Wacke  umgeändert,  und  im  frischen 
Zustande  ein  Nephelinbasalt.  '") 

Im  Gebiete  der  Kreideebene  finden  sich  häufig  auf  kalkigen  Korycaner 
Schichten,  wo  dieselben  niedrig  liegen,  schwarze  Moorerden,  als  Andeutung  von 
früheren  Versumpfungen,  wie  zwischen  Jankovic  und  Mokosfu  (SW  von  Prelouc). 
Dieselbe  torfige  Moorerde  breitet  sich  bei  Lodenic  (S  von  Prelouc)  auch  auf  die 
tieferen  Pläuerschichten  aus,  die  immer  weicher  und  bedeutend  mergliger  aus- 
gebildet  sind,    als   die   oberen   Pläuerschichten. 

Sonst  sind  als  oberflächliche  Ablagerungen  besonderes  Lehme  häufig,  die 
meist  aus  der  Zersetzung  von  Pläner  entstanden  sind  (Elluvium).  Dieselben  ver- 
decken den  Pläner  oft  gänzlich,  so  dass  er  nur  an  den  Rändern  oder  iu  höheren 
Stufen  der  Terrainterassen  sichtbar  wird.  Einzelne  Lehmlager  zeigen  sich  bei 
Brloh;  eine  grosse  Fläche  nehmen  sie  aber  zwischen  Pobezovic  bis  Jenikovic  iu 
der  Umgebung  von  Choltic  ein,  wo  aus  denselben  nur  flachere  Plänerhügel  sich 
erheben. 

Diese  Lehmdecke  dringt  auch  bei  Stojic  und  Ledec  iu  die  flache  Bucht 
des  Eisengebirges  ein,  da  wo  die  Schichten  der  Kreideformation  abgelagert  sind, 
oder  es  früher  waren,  so  dass  der  Lehm  hier  die  letzten  Spuren  derselben  an- 
deuten möchte. 

Eine  bedeutende  Lehmfläche  dehnt  sich  zwischen  Nove  Dvory  (0  von 
Hefmanmestec)  bis  zum  linken  Ohebkaufer  (Chrudimka)  bei  Chrudim  aus,  aus  der 
nur  die  ganz  flachen  Terrainwellen  des  Pläners  bei  Rozhovic,  Markovic  frei  von 
Lehmbedeckung  sich  erheben.  Die  Plänerterasse  des  rechten  Ohebkaufers,  an  der 
ein  Theil  der  Stadt  Chrudim  liegt,  ist  im  Gegensatze  zu  dem  tieferen  linken  Ufer 
lehmlos.  Nur  einzelne  oder  bedeutende  Lehminseln  bedecken  die  ausgedehnte  Pläuer- 
fläche  bei  Zajecic,  Chrast,  Podlazic.  ^^) 

Gegen  die  Elbe  zu  werden  die  Pläner  der  turonen  Stufe  zuerst  von  dilu- 
vialem Kieslager  von  wenigen  Metern  Mächtigkeit  oder  vom  Lehm  bedeckt.  Wo 
beide  Überlagerungen  zum  Vorschein  kommen,  bildet  der  Kies  oder  Schotter  die 
tiefere  Bank. 


76 


4.  Das  ausserhalb  des  Eiseiigebirges  lieg^eiide  Terrain  des  Kreide- 
systems, auf  den  Blättern  Elbe-Teinic-Königg^rätz  und  Hohenmauth- 

Leitomysl. 

Die  turoueD  Flauer  siud  nur  in  der  Nähe  des  Eiseugebirges  u.  zw.  als 
unterste  Turoustufe  entwickelt;  sie  entsprechen  etwa  dem  festen  Baupläner  vom 
Weissen  Berge  bei  Prag.  Diese  unterste  Stufe  des  Turons  reicht  jedoch  nur  an 
wenigen  Stellen  über  das  rechte  Elbeufer  hinüber,  wo  sie  übrigens  von  Alluvien 
bedeckt  wird.  Am  weitesten  gegen  Norden  gerückt  sind  auf  den  bezeichneten 
Generalstabskarten  diese  unteren  Planer  bei  Elbe-Teinic  und  bei  Pfelouc. 

Die  mittleren  turonen  Pläner,  die  sonst  als  sogenannte  Isersandsteine  oder 
als  festere  kalkigere  Pläner  entwickelt  erscheinen,  treten  hier,  nämlich  am  Grad- 
kartenblatte Zone  5,  Colonne  XIII  durchwegs  nur  als  Pläner,  jedoch  von  etwas 
mehr  bröckliger  und  desshalb  leichter  erweichender  Beschaffenheit  auf.  Aus  dieser 
Ursache  ist  die  Gränze  sowohl  gegen  die  untere  Abtheilung  des  Turons  (Baupläner 
vom  Weissen  Berge)  als  auch  gegen  das  Oberturon  weniger  deutlich.  Die  Gränze 
der  einzelnen  Turonstufen  gegen  einander  wird  nebstdem  auch  noch  durch  die 
ausgebreiteten  Alluvialbildungen  der  Elbeniederung  verwischt. 

Annähernd  geht  die  Gränze  zwischen  dem  Mittelturon  und  dem  Uuterturou 
etwa  über  Bozec  (N  Elbe-Teinic)  in  gerader  Eichtung  unter  dem  Elbealluvium  N 
bei  Pi-elouc  vorbei,  über  Popkovic,  Drazkovic  (S  bei  Pardubic)  in  der  Richtung 
gegen  Chrudim,  wo  die  tieferen  Lagen  des  Pläners  am  linken  Ohebka  (Chrudimka)- 
Ufer  dem  unteren,  die  höheren  Lagen  des  Plateaus  des  rechten  Ohebkaufers  dem 
mittleren  Turon  angehören. 

Auch  das  obere  Turoai  (oder  die  Teplicer  Schichten)  lässt  sich  hier  petro- 
graphisch  von  dem  mittleren  Turon  nicht  unterscheiden;  es  nimmt  den  nördlichen 
Theil  des  Blattes  Königgrätz-Elbe-Teinic-Pardubic  ein. 

Der  Verlauf  der  Gränze  zwischen  dem  Oberturon  und  dem  Mitteltu]-on 
geht  etwa  vom  Zehuner  Teiche  angefangen  entlang  des  Cidlinabaches  über  Zizelic, 
Chlumec,  Nove  Mesto,  Klamos,  Väpno,  Belä,  Präv,  Dobfenic,  Vosic  und  von  da 
in  gerader  Pachtung  etwa  unter  dem  Elbealluvium  gegen  Vysokä  {S  von  König- 
gi'ätz).  Alles  nördlich  von  dieser  Linie  gelegene  Plänergebiet  wäre  als  oberturonisch, 
alles  südwärts  davon  aber  als  mittelturonisch  anzunehmen,  wenn  auch  die  Gränz- 
angabe  hier  nur  einen  approximativen  Werth  hat. 

Die  von  Alluvialsand  SO  von  Pardubic  bedeckte,  niedrige  Plänerfläche 
des  Mittelturous,  welche  am  Chrudimkaufer  bei  Pardubicek  und  Drozic  au  einer 
wallartigen  Terasse  entblösst  ist,  mi'd  von  einem  mehre  Meter  mächtigen  Gang 
von  Nephelinbasalt  durchsetzt. 

Der  Basaltgang  streicht  SSO  u.  zw.  von  Hürka  bei  Spojil  vorbei  in  der 
Richtung  gegen  Cernä,  wo  derselbe  aber  dann  plötzlich  nach  W  sich  wendet. 
Offenbar  ist  dieser  Gang  ein  Ausläufer  von  der  Basaltmasse  des  Kuneticer  Berges. 

Der  Kuneticer  Berg,  der  in  der  N  Fortsetzung  dieses  eben  erwähnten  Ba- 
saltganges am  rechten  Elbeufer  sich  erhebt,  und  unregelmässige  Schollen  des  mitt- 
leren Pläners  in  sich  einschliesst,  wird  nur  von  einem  engen  Ring  des  mittelturonen 


77 

Pläners  umgeben,  in  so  weit  sich  derselbe  immittelbar  am  Fusse  des  Berges  über 
die  Alluvial  oder  Diluvialsande  der  Elbeniederung  erhebt. 

Die  grob-pfeilerförmig  abgesonderte  Basaltmasse  der  Kunetickä  Hora  führt 
in  den  Blasenräumen  Drusen  von  deutlichen  Natrolithkrystallen  und  von  Calcit, 
stellenweise  ist  sie  auch  etwas  amygdaloidisch.  Sowohl  der  anliegende  Pläner,  als 
auch  derjenige,  den  der  Basalt  in  Schollen  einschliesst,  ist  in  eine  harte,  klingende, 
graue,  wie  verkieselt  aussehende  Masse  von  ziemlich  scharfkantigem  Bruche  um- 
gewandelt, — 

Beinahe  das  gesammte  flache  Terrain  des  Blattes  Zone  5  Colonne  XIII, 
welche  das  rechte  Elbeufer  umfasst,  besteht  aus  ebenen  hügeligen  Terasseu  von 
mittel-  und  oberturonem  mergligem  Pläner,  deren  Scheitelflächen  meist  von  Dillu- 
vium  (Schotter)  oder  Lehm  bedeckt  sind,  während  au  den  ausgewaschenen  Gehängen 
der  Terassen  sich  die  Alluvien  der  Elbe,  sowie  ihrer  Zuflüsse,  oder  der  durch  Ver- 
witterung des  Pläners  entstandene  und  abgeschwemmte  Lehm,  anlagern. 

Bedeutendere  Entblössungen  des  Pläners  kommen  S  von  Königgrätz  in 
der  Umgebung  von  Roudnicka,  0  und  S  von  Nechanic  bei  Prim  und  Bohärna,  in 
der  Umgebung  von  Neu-Bydzov  bei  Mlikosrb  (S  von  Neu-Bydzov),  NO  von  Chlumec 
und  bei  Zizelic,  N  bei  Elbe-Teinic,  dann  in  der  Umgebung  von  Väpno  (SO  Chlumec) 
vor.     Kleinere  Plänerterassen  sind  an  ihren  Gehängen  etwas  häufiger  entblösst. 

Die  mittel-  und  oberturonen  Pläner  sind  an  den  Plateaus  meist  von  einer 
bis  mehrere  Meter  mächtigen  Lage  von  Quarzkies  oder  Schotter  bedeckt,  die  als 
älteres  Alluvium  oder  Diluvium  aufzufassen  ist. 

Das  Material  des  Quarzschotters,  welches  die  Oberfläche  des  Pläners  be- 
deckt, stammt  vom  Kiesengebirge  her,  und  zwar  grösstentheils  aus  den  zer- 
bröckelten, quarzreichen  Schichten  des  unteren  Permsystems,  worauf  die  hie  und 
da  vorkommenden  Araucaritesstrünke  (wie  bei  Lhota  Uhlirskä  NNO  von  Elbe- 
Teinic)  hindeuten. 

Es  finden  sich  zwar  ebensolche  Schotter  auch  in  der  alluvialen  Ebene, 
allein  dieselben  sind  dann  von  der  ursprünglichen  Lagerstätte  herabgeschwemmte 
Schotter-Parthieen.  Nicht  selten  sind  solche  Schotterlager  durch  die  jetzt  flies- 
senden Gewässer  in  groben  Kies  und  feineren  Saud  gesondert,  so  dass  sich  ein 
grobes  und  feineres  Alluvium  unterscheiden  lässt. 

Über  den  Schottern  folgt  auf  dem  Kreideplateau,  aber  auch  manchmal 
unmittelbar  auf  dem  Pläner,  der  Lehm.  Doch  finden  sich  Lehme  eben  so  in  tieferen 
Lagen  als  auch  am  Plänerplateau,  wie  dies  bei  den  ziemlich  bedeutenden  Lehm- 
lagen des  rechten  Elbeufers  zwischen  Königgrätz  und  Bohdanec  der  Fall  ist; 
solche  Lehmablagerangen  sind  tiefer  herabgeschwemmte  Lehmbänke,  welche  einst 
das  Plateau  bedeckten. 

Auch  hier  sind,  wie  am  rechten  Elbeufer  zwischen  Königgrätz  und  Boh- 
danec, dann  am  linken  Ufer  der  Cidlina,  die  Lehme  die  Grundbedingung  der 
Fruchtbarkeit  dieser  Gegend,  in  der  namentlich  der  Anbau  der  Zuckerrübe  schwung- 
haft betrieben  wird. 

Die  jüngsten  Alluvien  der  Elbe  sind  theils  grobe,  theils  feine  Sande,  die 
ihren  Ursprung  den  älteren  Alluvien  des  Plänerplateaus  verdanken,  aber  in  Bezug 


78 

auf  Fruchtbarkeit  weit  zurückstehen.  Dürftige  Kieferbestäude  bezeichnen  häufig 
den  etwas  sterilen  Character  dieser  Flächen. 

In  versumpften  Gebieten  der  Elbe  werden  auch  Torflager  angetroli'en,  wie 
zwischen  Brezhrad  und  Libisan,  an  welchem  letzteren  Orte  der  Torf  gestochen  wird. 

Das  Gebiet  des  Gradkartenblattes  Zone  6  Colonne  XIV  Hohenmauth  und 
Leitomysl  wird  nur  in  seinem  SW  Viertel  mit  silurischen  Gebilden  ausgefüllt, 
indem  die  nördliche  Hälfte  und  das  SO  Viertel  desselben  dem  Gebiete  des  Kreide- 
systems angehört.  Die  auf  diesem  Blattgebiete  verhältnissmässig  weit  ausgebrei- 
teten Schichten  des  Kreidesystems  stehen  aber  mit  dem  Eisengebirge  in  gar 
keinem  Zusammenhange,  und  nur  die  Vollständigkeit  der  Beschreibung  des  bei- 
gelegten Kartengebietes  erfordert  es,  dass  die  geologische  Beschaöenheit  dieses 
Gebietes  hier  im  Kurzen  dargestellt  werde. 

Die  Gränze  der  Kreideformation,  welche  vordem  schon  bis  Peralec  und 
Zderaz  angegeben  wurde,  lässt  sich  von  da  S  von  Bor,  0  von  Prosec  nahe  an  der 
Glashütte  Marienthal  über  Budislav,  Pofic,  W  von  Zrnetin  über  das  W  Ende 
des  lauggezogenen  Dorfes  Lubna  gegen  Siroky  Dül  (Breiteuthal)  verfolgen;  doch 
liegt  das  letztere  Dorf  schon  ausserhalb   des  Rahmens  der  Karte.     Von  Poric  bis 

V 

gegen  Siroky  Dül  ist  die  (iränze  zwischen  grauem  Granit  und  dem  Kreidesystem 
orographisch  durch  eine  enge  Thalschlucht  scharf  augedeutet,  indem  ein  Gehänge 
derselben,  nämlich  das  östliche  aus  Quadersandstein,  und  das  andere,  nämlich  das 
westliche,  aus  Granit  besteht. 

Längs  der  hier  angegebenen  Gränze  treten  untercenomanen  Quadersand- 
steine auf,  und  zwar  in  ihrer  grössten  Entblössuug  zwischen  Zderaz  und  Budislav. 
Die  durchwegs  mit  Föhreuwald  bewachsenen  lichten  Quadersandsteine  erscheinen 
hier  stellenweise  als  ruinenartige  Gesteinsanhäufungen;  sie  ziehen  sich  dann  in 
dem  Thale  des  Neuschlosser  Baches  über  Vranic  und  Roudnä  bachabwärts  bis 
gegen  Doubravic  in  das  Richenburger  Thal  als  ein  breiter  Streifen  mit  stellenweise 
steilen  und  mauerartigen  an  den  Thalgehängen  anstehenden  Felsen  weiter  fort. 
Nur  S  von  Vranic  im  Riede  „v  mastali"  und  W  von  Budislav  bei  dem  Weiler 
„na  Borkäch"  sieht  mau  ober  dem  Quader  eine  schwache  Plänerdecke,  die  zu 
Unterst  au  der  Gränze  mit  dem  Quader  wohl  noch  den  obercenomanen,  sonst  aber 
schon  den  unterturonen  Schichten  angehört.  Im  Riede  „v  pecene  huse"  N  von 
der  Glashütte  Marienthal  lässt  der  Quader  zwei  kleine  Granitparthieen  von  rothem 
und  gi'auem  Granit  zum  Vorschein  kommen;  ebenso  besteht  die  tief  eingerissene 
Thalschlucht  unter  dem  Weiler  „na  Borkäch"  aus  einem  unter  dem  Quader  sicht- 
baren langgezogenen  Granitstreifen. 

Von  Budislav  gegen  Siroky  Dül  erscheint  der  untercenomane  Quader  nur 
als  ein  engerer  Streifen,  der  sich  nur  bei  dem  Jägerhause  SSW  von  Zrnetin  an 
der  Gabelung  der  Strasse  von  St.  Katei'ina  gegen  Lubna  und  Zrnetin  etwas  erweitert. 
An  dieser  Erweiterung  nehmen  jedoch  nur  die  allertiefsten  lettig  schieferthonartigen 
Schichten  der  untercenomanen  Stufe  Theil,  die  sonst  an  andern  Orten  Spuren  von 
schwarzen  Kreide-Braunkohlen  führen.  Hier  trifft  mau  auch  zerstreute  Blöcke  eines 
festen  quarzig  groben  Sandsteines  mit  kieseligem  Bindemittel  an,  der  in  diesen 
tiefen  cenomanen  Schichten  so  häufig  kurze  linsenförmige  oder  blockförmige  Ein- 
lagerungen bildet. 


79 

Der  uuterceuomaue  Quader  bildet  iu  seinen  oberen  Zonen  nur  grobe 
Schichtenbänke;  sonst  besteht  er  aus  mittelkörnigem,  oberflächlich  etwas  wenig 
bröckligem,  graulichem  bis  weissem  Sandstein,  an  dessen  von  der  Luft  und  vom 
Regen  angegriffener  Oberfläche  überall  grübchenförmige  Vertiefungen  ausgewaschen 
sind.  Die  tieferen  Sandsteinschichten  zeigen  an  den  zahlreichen  Entblössungen  W  von 
Budislav,  kurze  röthlichbraungefärbte,  den  Schichten  parallel  eingelagerte  Streifen 
oder  Nester  eines  Eisensandsteins.  Es  ist  dies  nur  die  Wiederholung  des  in  dieser 
untercenomanen  Stufe  so  häufig  auftretenden  nesterförmigen  Vorkommens  von  Li- 
monit  oder  von  mit  Liraonit  impraegnirten  Sandsteines.  Man  sieht  aber  auch  Ver- 
werfungsklüfte in  dem  Quadersandstein,  die  mit  Limonit  impraegnirt  sind  und  aus 
ebensolchem  Eiseusaudsteine  bestehen ;  ein  deutlicher  Fingerzeig,  dass  sämmtliche 
solche  erzige  Nester,  Streifen  und  Impraegnationen  einer  späteren  Bildung  an- 
gehören, die  wohl  in  den  Sandsteinen,  aber  keineswegs  in  einem  bestimmten  Niveau 
desselben  auftreten,  wenn  sie  auch  in  den  tiefsten  Schichten  am  häufigsten  zum 
Vorschein  kommen. 

Die  obercenomane  (Korycaner)  Stufe  ist  zwischen  den  untercenomanen 
Quadern  und  den  turonen  Plänern  als  ein  wenig  fester,  meist  blass  grünlicher, 
gegen  oben  zu  aber  allmählig  mergeliger  Sandstein,  nur  noch  im  Gebiete  des 
Thaies,  in  welchem  der  Neuschlosser  Bach  läuft,  dann  aber  bei  Zderaz  bis  Bor 
kenntlich.  In  dem  Gebiete  der  mächtigsten  Entwickelung  des  untercenomanen 
Quaders  zwischen  Budislav  bis  Bor  und  bis  Nove  Hrady  (Neuschloss),  dann  aber 
in  dem  Quadergehänge  von  Budislav  bis  Siroky  dül  ist  das  Ober-Cenoman  ent- 
weder nur  iu  einer  äusserst  unbedeutenden  Mächtigkeit  entwickelt  oder  aber  ist 
diese  Stufe  gänzlich  als  Pläner  ausgebildet  und  demnach  von  der  turonen  Ab- 
theilung des  Kreidesystems  nicht  zu  unterscheiden,  und  wo  Versteinerungen  fehlen, 
auch  nicht  leicht  zu  trennen. 

Nur  im  äussersteu  NO  Eck  des  Gradkartenblattes  Zone  6  Colonne  XIV 
erscheinen  abermals  an  der  Sohle  des  tiefen  Thaies,  welches  von  der  stillen  Adler 
bewässert  wird,  obercenomane  Sandsteine.  Am  Ufer  der  stillen  Adler  treten  hier 
nämlich  im  Fusse  des  steilen  linken  Gehänges  an  etlichen  unbedeutenden  Stelleu 
röthlichgraue  Granite  als  kleine  Inseln  im  Gebiete  der  vorherrschenden  Pläner- 
schichten  zu  Tage,  und  auf  diesen  Graniten  liegt  ohne  Vermittelung  des  unter- 
cenomanen Quaders  sogleich  der  glaukonitische  obercenomane  Sandstein.  Seine 
Mächtigkeit  ist  unbedeutend ;  sie  misst  nur  wenige  Meter ;  im  Hangenden  übergeht 
der  Sandstein  in  die  Mergel  der  Turoustufe.  Sowohl  das  linke  Ufer  der  stillen 
Adler,  wie  auch  das  rechte  zeigen  unterhalb  Hrädek,  zwischen  Luhy  und  Perua 
an  den  eutblössten  tiefsten  Stellen  der  steilen  Gehänge  diese  obercenomaneu  Saud- 
steine an  einigen  Punkten. 

Sämmtliche  Schichten,  welche  auf  dem  Quader  aufruhen,  gehören  dem 
Turon  an,  das  hier  durchwegs  als  Pläner  entwickelt  erscheint.  Das  ganze  Plateau 
von  Chrudim  über  Hrochovä  Tejnice,  Chrast,  Hohenmauth,  Leitomysl  bis  Policka 
(letztere  Stadt  schon  ausserhalb  der  Karte)  besteht  aus  Plänern  der  Turoustufe. 
Im  Westen,  also  etwa  in  der  Gegend  zwischen  Chrudim  und  Luze  hat  das 
Plateau  des  Kreidesystemes  eine  flach  wellige  Oberfläche;  von  Luze  gegen  Ost  und 
Südost,   also   in  dem  Gebiete   der  Städte  Hohenmauth,   Leitomysl,   Policka  bilden 


80 

die  turoneu  Schichten,  nachdem  sie  durch  zwei  stufenförmige  Terassen  aus  dem 
niedrigeren  Flachlande  sich  höher  gehoben  haben  ein  weithin  sichtbares  Plateau 
von  450  bis  etwa  480""  mittlerer  Höhe,  das  einen  eigenthümlichen  individuell 
orographischen  Charakter  besitzt.  Bedeutendere  wellenförmig  ausgebildete  Hügel 
werden  vermisst,  dafür  aber  ist  die  Hochfläche  durch  tief  eingewaschene  meilen- 
lange enge  Thäler  mit  steilen  Gehängen  und  ziemlich  wenig  gekrümmten  Lauf 
durchschnitten.  Sämmtliche  lange  Thalfurchen  laufen  zu  der  tiefsten  Terrain- 
depression des  Loucnäbaches,  der  in  der  Richtung  von  Leitomysl  gegen  Hohen- 
raauth  und  Zämrsk  breite  Wiesengründe  bewässert.  Auf  dem  Plänerplateau  zwischen 
Vraclav  und  Policka  sieht  man  nur  Felder  und  keine  Dörfer;  letztere  sind  mit 
wenigen  Ausnahmen  in  den  langen  engen  Thäleru  zerstreut  und  zwar  so,  dass 
besonders  im  Süden,  also  zwischen  Leitomysl  und  Policka  manche  Dörfer  in  stunden- 
laugen Häuserreihen  in  den  Thalschluchten  sich  ausdehnen.  Das  Turonplateau 
hat  eine  sanfte  kaum  merkbare  Neigung  gegen  die  Loucuädepression ;  dieselbe 
zieht  sich  zwischen  Leitomysl  (Hohenmauth)  und  Zämrsk  gegen  NW  und  hat  im 
Mittel  eine  Höhenlage  von  300""  Von  dieser  Terraindepression  der  Loucnä  steigt 
die  Fläche  sanft  an,  u.  zw.  einestheils  nach  NO  bis  zu  den  steil  und  parallel 
abfallenden  Uferterassen  des  Thaies  der  stillen  Adler;  anderntheils  gegen /S PF",  wo 
die  Hochfläche  durch  zwei  orographisch  interessante  sich  weithin  ziehende  steile 
Stufen  in  das  angränzende  niedrigere  Flachland  absenkt.  Das  höchste  Austeigen 
der  ebenen  Hochfläche  des  Pläners  an  den  Steilgehängeu  der  stillen  Adler  und  an 
den  zwei  steilen  vorgenannten  Terrainstufen  zwischen  Luze  (Vraclav)  und  Policka 
beträgt  an  der  Adler  400™-,  bei  Vraclav  360"  ,  bei  Policka  aber  gegen  ßOO""-.  Es 
steigt  die  Fläche  also  gegen  Policka  bedeutender  in  die  Höhe  als  in  der  Eichtuug 
gegen  Luze  oder  Vraclav.  Sämmtliche  Plänerschichteu  des  Zuges  der  zwei  steilen 
Terrainstufeu  der  Richtung  Luze-Policka  verflachen  sanft  gegen  NO  also  gegen 
die  Loucnäniederuug,  während  von  der  entgegengesetzten  Seite,  nämlich  von  der 
stillen  Adler  eine  ganz  flache  Neigung  der  Schichten  gegen  /S'IF,  demnach  ebenfalls 
in  der  Richtung  gegen  die  Loucnä  zu  beobachten  ist.  Vergleicht  man  die  Höhen- 
unterschiede zwischen  der  Loucnäuiederung  und  den  beiden  entgegengesetzten 
Rändern  der  Hochflächen  an  der  stillen  Adler  und  in  den  Terrainstufen  zwischen 
Luze-Policka  miteinander,  so  ergibt  sich,  dass  sich  die  turonen  Schichten  muldenartig 
beiderseits  gegen  die  Loucnäniederung  unter  der  sanften  Neigung  von  im  Mittel 
etwas  mehr  als  IV4*' — IV2"  verflachen.  Die  Richtung  der  Loucnä  deutet  also  die 
Richtung  des  Muldensohle  an,  und  die  beiden  Steilränder,  nämlich  das  Adlerthal- 
gehänge und  der  Hochflächenrand  ^von  Luze-Policka  bilden  die  beiden,  NO  und 
/SW  Muldenflügel  einer  flachen  Plänermulde.  (Fig.  13.) 

Die  turonen  Pläner  sondern  sich  in  diesem  Terrain  ganz  deutlich  in  vier 
orographische  Stufen,  u.  zw.  von  unten  nach  oben  in  der  Weise,  dass  zu  uuterst 
das  Unterturon  auftritt,  das  etwa  den  Plänern  vom  weissen  Berge  bei  Prag  ent- 
spricht; dann  folgt  das  untere  Mittelturon  (etwa  den  Malnicer  Schichten  analog), 
welches  sonst  selten  selbstständig  individualisirt  erscheint,  in  dieser  Gegend  aber 
durch  eine  Terraiustufe  auffallend  deutlich  orographisch  ausgeprägt  ist;  darüber 
folgt  das  Mittelturon  (vergleichbar  mit  den  Iserschichten),  und  endlich  das  Ober- 
turon  (mit  den  Teplicer  Schichten  vergleichbar). 


81 


Den  Raum  des  niedrigeren  Flach- 
landes zwischen  Chriidini  und  Luze  nimmt  nur 
das  Unterhiron  und  theilweise  das  untere 
Mittelturon  ein;  das  Mittelturon  und  zum 
Theil  auch  das  Oberturon  bildet  aber  die 
Hochfläche  von  Hohenmauth,  Leitomysl,  die 
durch  ihre  steilen  Ränder  so  deutlich  und 
weithin  sichtbar  sich  über  das  angränzende 
Flachland  hervorhebt. 

Das  Unterturon,  eine  Analogie  der 
Pläner  vom  Weissen  Berge  bei  Prag,  nimmt 
in  der  Richtung  von  Vorel,  Chrast  über  Luze 
bis  Nove  Ilrady  (Neuschloss)  und  Bor  einen 
bedeutenden  Raum  ein.  Die  in  den  Umge- 
bungen von  Frag  beobachtete  Thatsache,  dass 
die  tieferen  Schichten  aus  einem  weicheren, 
leichter  zerbröckelndem  Mergel  bestehen,  der 
als  Baustein  ungeeignet  ist,  während  die 
oberen  Schichten  den  eigentlichen  Baupläner 
liefern,  bestätigt  sich  auch  hier.  Die  tieferen 
Aveicheren  Schichten  sind  allenfalls  bei  Lu- 
kavic  entblösst  und  sonst  vom  Ackenboden 
verdeckt,  während  die  Baupläuer,  die  hier 
etwas  kalkiger  erscheinen  als  die  gleich- 
alterigeu  Gesteine  bei  Prag,  durch  zahlreiche 
Steinbrüche  aufgeschlossen  sind.  Von  Nove 
Hrady  an  folgt  das  untere  Turou  mit  den 
zu  Bausteinen  verwendbaren  Planern  der  Rich- 
tung der  markanten  tieferen  Terrainterasse, 
welche  sich  von  Luze  angefangen  bis  gegen 
Policka  verfolgen  lässt.  Der  ^/o  bis  l^u  km 
breite  Saum  zwischen  den  untercenomanen 
Quadern  und  der  eben  genannten  tiefereu 
Terrainterasse,  auf  welcliam  die  Ortschaften; 
Mokrä  Lhota,  Nove  Hrady,  Nova  Ves,  Ja- 
rosov,  0  Budislav,  W  Poiic,  W  Lubnä  liegen, 
gehört  diesem  Unterturon  an. 

Auch  im  steilen  Gehänge  der  stillen 
Adler  zwischen  Hrädek  und  Sudislav  bilden 
die  festeren  Baupläner  des  Unterturous  sen- 
krecht stehende  klüftige  Wände. 

Das  untere  Mittelturon  ist  ein  Schich- 
ten/Aig,  welcher  nur  desshalb  hier  erwähnt 
wird,  weil  er  orographisch  so  deutlich  zu 
Tage  tritt.    Es  enthält  durchwegs  dünnplat- 


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82 

tige,  grauliche,  als  Bausteine  unverwendbare  Pläner,  die  stellenweise  weichere, 
stellenweise  etwas  festere  der  Verwitterung  mehr  widerstehende  Lagen  führen. 
Namentlich  die  obersten  Bänke,  welche  die  Fläche  der  ersten  Terrainterasse  bilden, 
sind  etwas  kalkreicher  und  fester  und  gewiss  auch  die  Ursache,  welche  die  Bildung 
dieser  Terasse  veranlasste.  Im  westlichen  Theile  des  Gradkartenblattes  bildet  diese 
Schichtenzone  (die  indessen  kaum  eine  geologische  Berechtigung  hat),  das  Plateau 
des  rechten  Chrudimka-ufers  von  Chrudim  au  über  Tunechod,  Koci,  Hrochovä 
Tejnice,  Chroustovic,  Mestec,  Uhersko. 

Doch  erst  bei  Rosic  und  Podlazic  beginnen  sich  diese  weicheren  Planer 
orographisch  deutlich  anzuzeigen,  indem  sie  eine  35  bis  40™-  hohe  Terrainstufe 
bilden,  welche  unvermittelt  unter  ziemlich  bedeutendem  Böschungswinkel  über  der 
Fläche  des  Uuterturons  sich  erhebt.  Der  Verlauf  der  Böschung  oder  des  Abfalles 
dieser  ersten  oder  tieferen,  auffallend  deutlichen  Terrainterasse  zieht  sich  zwischen 
Bor  und  Zaluzan  (S  Chroustovic)  und  geht  über  Podhürka,  Eoubovic,  Belä,  Radim, 
Losic,  Jensovic  abermals  nach  Losic  (0)  über  Voletic,  bildet  die  Terrainterasse 
Klapatka,  setzt  O  von  Bily  Konicek  (Weissrössel)  über  Doubravic,  Lestina  (TF"), 
Rybnicek  (0  von  Mokrä  Lhota),  dann  0  von  Nove  Hrady  über  Volsan,  gegen 
Lubnicek,  Poric,  Zrnetm  und  W  von  Lubnä  fort,  bis  ausserhalb  des  Kartengebietes 
gegen  Policka,  wo  die  stufenförmige  Erhöhung  des  Plänerplateaus  noch  ganz 
deutlich  ist. 

Am  Steilgehänge  des  Thaies  der  stillen  Adler  zwischen  Hrädek  und  Sudislav 
sind  diese  Schichten  orographisch  nicht  ausgeprägt,  wohl  aber  erkennt  man  sie 
nach  ihrer  Auflagerung  über  den  festeren  Bauplänern.  Die  grauen  dünnplattigen 
Pläner  sind  aber  nur  in  den  oberen  Lagen  kalkig,  in  den  tieferen  Schichten  aber 
so  weich  und  so  merglig,  dass  sie  im  Gehänge  zerbröckeln  und  frisch  gebrochen 
an  der  Luft  in  kurzer  Zeit  in  ganz  kleinen  Gruss  zerfallen,  welcher  nachher  durch 
Frost,  Sonnenschein  und  Regen  so  gelockert  wird,  dass  er  befeuchtet  sich  als 
eine  lettig  erdige  Masse  darstellt.  Im  Thalgehänge  der  stillen  Adler  werden  diese 
Mergel  seit  vielen  Jahren  gegraben  und  in  der  Umgebung  als  mineralisches  Dung- 
mittel auf  sandigerem  Boden  mit  Vortheil  verwendet. 

Die  Schichten  des  Mittelturons  sind  den  im  Flussgebiete  der  Iser  so  gut 
charackterisirten  sogenannten  Iserschichten  (Isersandsteinen)  äquivalent.  Dieselben 
bilden  eine  zweite  oder  obere  Terasse,  deren  relative  Höhe  im  Mittel  40'"-  beträgt. 
Diese  zweite  oder  höhere  Pläuerterasse  besteht  in  ihrem  tieferen  Theile  aus  grauen 
dünnplattigen,  wohl  auch  mergligen  und  dann  bröckeligen  Plänern  mit  kugeligen 
Concretionen  oder  linsenförmigen  Schichtenlagen  oder  mit  einzelnen  ziemlich  aus- 
gedehnten Lagen  von  kalkigem  Pläner.  Diese  Einlagerungen  erscheinen  um  so 
häufiger,  je  höher  man  in  der  Terassenstufe  hinaufgelangt.  Der  obere  Terassenrand, 
sowie  das  ebene  Plateau  besteht  dann  fast  durchgehends  nur  aus  dem  erwähnten 
kalkigen  Pläner,  der  in  den  Steinbrüchen  oder  an  andern  entblössten  Stellen  ziemlich 
dickplattig  und  durch  senkrechte  Klüfte  abgesondert  erscheint.  Da  der  ziemlich 
steile  Abfall  der  Stufe  unbewachsen  ist,  kann  man  in  demselben  den  Übergang 
der  tieferen  dünnplattigen  und  mergligen  Schichten  durch  Wechsellageruug  in  die 
oberen  kalkigen  Schichten  verfolgen. 


83 

Gerade  so  wie  die  tiefere  Terassen stufe  ilnou  Charakter  dem  Umstände 
verdankt,  dass  etliche  festere  kalkige  Pläuerschichten  die  ebene  Fläche  der  Stufe 
bilden,  eben  so  ist  die  Plateaubildung  der  zweiten  Terassenstufe  auch  nur  eine 
Folge  der  grösseren  Beständigkeit  der  oberen  Plänerkalkschichten. 

In  den  eingelagerten  Plänerkalkkugeln,  sowie  in  den  kalkigen  festeren 
Plänern  überhaupt  finden  sich,  wenn  auch  nicht  in  solcher  Häufigkeit  wie  bei  Lei- 
tomysl,  Krebsscheeren  der  Gattung  Callianassa. 

Das  häufigere  Vorkommen  dieser  Krebsart  ist  für  die  kalkigen  Iserpläner 
und  für  die  sandig  kalkigen  Pläner  (Isersandsteine)  charakteristisch.  Aus  dem 
festen  Calliauassen-Plänerkalk  sind  alle  Gebäude  der  darauf  zerstreuten  Ortschaften 
aufgebaut.  Der  frische  Pläncrkalk  ist  grau,  der  durch  Atmosphaerilien  aus- 
gelaugte aber  gelblichgrau,  in  kleine  Quader  brechend,  sowie  ziemlich  fest  und 
haltbar,  entgegen  den  zum  Bau  untauglichen  tieferen,  dünnplattigen  Plänern.  Diese 
Plänerkalke  führen  stellenweise  auch  Markasitconcretionen. 

Im  Gebiete  der  steilen  etwa  110— 120"'-  über  der  stillen  Adler  erhöhten 
Thalgehänge  sind  die  Pläuerschichten  dieser  Stufe  unten  dünnplattig  und  grau, 
gegen  oben  mehr  kalkig  und  fest,  als  Bausteine  verwendbar.  Wenn  auch  diese 
höheren,  im  frischen  Zustande  lichtgrauen  Plänerkalke,  welche  das  Gebiet  des 
Plateaurandes  einnehmen,  ein  hohes  Niveau  in  der  Stufe  des  Mittelturons  bilden, 
so  schliessen  sie  diese  Abtheiluug  gegen  oben  doch  nicht  ab.  In  dem  Gebiete 
des  Loucnäbaches  zwischen  Zämrsk,  Hoheumauth  und  Leitomysl  folgen  über  diesen 
lichtgrauen  Plänerkalken  ebenso  dickbänkige,  weissgraue  äusserst  feinsandige  Pläner- 
kalke, welche  einen  ausserordentlichen  Reichthum  an  Callianassa-Resten  bergen. 
Es  sind  das  die  echten  sogenannten  Isersandsteine,  die  den  Gebilden  bei  Turnau 
in  allem,  selbst  in  der  Bildung  von  steilen  Kluftformen  ganz  ähnlich  sind.  Je 
höher  nun  diese  Schichten  liegen,  desto  zahlreicher  sind  in  denselben  die  Callia- 
nassen,  so  dass  in  dem  Gebiete  der  Stadt  Leitomysl  selbst,  wo  die  höchsten 
Schichten  dieser  Stufe  entblöst  sind,  diese  Plänerbildungen  als  sandiger  Callia- 
nassenkalksteiu  bezeichnet  werden  könnten.  Nirgends  findet  mau  eine  bessere 
Gelegenheit  zur  Beobachtung  der  Thatsache,  dass  die  Callianassenreste  um  so 
häufiger  im  Mittelturon  auftreten,  je  höher  die  Schichten  sind,  als  eben  hier.  Der 
steile  Rand  der  Terrainterasse,  welcher  bei  Neudorf  (Zämrsk)  und  Jauovicky  die 
Alluvionen  der  Loucnä  untersetzt,  und  wo  die  Schichten  neben  der  Neigung  nach 
NO  auch  schwach  gegen  N  einfallen,  zieht  sich  als  ein  deutliches  von  Weitem 
sichtbares  und  erkennbares  Terrainmerkmal  mit  seinem  Rande  über  Vraclav  (Ka- 
menecplatte),  Vinary,  Stenec  (0),  Srbec  (0),  Domanic,  Stremosnic,  Doubravic  (0), 
Dvofisf,  Libejcina,  den  oberen  Theil  von  Lestiua,  Podhofany,  Priluka,  Chotovic, 
Makov,  den  unteren  Theil  von  See,  Chotenov,  Mladocov,  den  unteren  Theil  von 
Desnä,  den  mittleren  Theil  von  Lubnä  bis  Siroky  Dül.  Selbst  N  von  Policka  und 
S  von  Lesnik  etwa  bei  Hanov  ist  diese  Terrainstufe  bemerkbar. 

Wie  schon  mehrfach  erwähnt,  bilden  beide  Stufen,  nämlich  das  Unter-  und 
das  Mittelturon  im  Thalgebiete  der  stillen  Adler  eine  steile  Uferwand.  Eine  Eigen- 
thümlichkeit  der  oberen  kalkigen  Planer  besteht  hier  noch  darin,  dass  sie  stellen- 
weise mehr  kalkig,  stelleuweisse  wieder  mehr  mergelig  und  mit  Fucoiden  ähnlichen 
gegabelten  Formen  besprenkelt  erscheinen.  Hie  und  da  aber  schliessen  sie  Concre- 


84 

tioneu  eiues  festeren  klemkrystalliuisclieu  grauen  kaum  mergeligen  Kalkes  ein. 
Die  sonst  flachen  Schicliteu  haben  nur  N  bei  Sv.  Mikulas  (unweit  Yraclav)  also 
nahe  an  den  Orten,  wo  sie  unter  dem  Loucua- Alluvium  verschwinden,  eine  Neigung 
von  10—15"  nach  ONO. 

Die  oberturoneu  Schichten,  die  ein  Acquivalent  der  Teplicer  Pläner  dar- 
stellen, nehmen  orographisch  die  tiefste  Lage  der  Plänermulde  ein,  geologisch  aber 
bilden  sie  die  höchste  Schichtenlage  derselben.  Sie  sind  nur  in  dem  Gebiete  der 
Loucna-Niederung,  welche  die  Muldensohle  einnimmt,  verbreitet.  Bei  Leitomysl 
nehmen  diese  oberturoneu  Schichten  nur  eben  die  Niederung  der  beiden  Ufer  der 
Loucna  ein ;  gegen  Hohenmauth  erweitert  sich  aber  der  von  diesen  Schichten  ein- 
genommene Raum  so,  dass  dieselben  Avestlich  bis  an  die  Strasse  von  Leitomysl 
über  Hohenmauth  nach  Zamrsk  reichen,  östlich  aber  über  Bohiiovic,  Netreby, 
Hermanic  in  gerader  Richtung  gegen  Choceh  sich  ausdehnen.  Li  der  IMuldensohle 
zwischen  Hohenmauth  und  Choceii  sind  sie  durch  AUuvien  verdeckt;  bei  Hohen- 
mauth aber  bilden  sie  wallartige  oder  kuppige  Hügel  bis  zur  relativen  Höhe 
von  ÖO""- 

Diese  oberturoneu  PLäner  lassen  sich  schon  durch  ihre  bläulichgraue  Farbe 
und  mergelige  Beschaffenheit  von  den  oberen  Schichten  des  Mittelturons,  die  mehr 
kalkig,  ziemlich  fest  und  durch  Callianassenreste  ausgezeichnet  sind,  unterscheiden. 
Nur  die  tiefsten  Lagen  des  oberturoneu  Pläners,  sind  dicht,  fest  und  klingend, 
nicht  leicht  bröcklig,  als  Bausteine  aber  nur  desshalb  weniger  benützt,  weil  die 
Schichtenbänke  nicht  die  Mächtigkeit  der  unmittelbar  darunter  liegenden  fein- 
körnigen sandig-kalkigen  Callianassenpläner  besitzen.  Diese  tiefsten  festen  bläulich- 
grauen Bänke,  deren  Auflagerung  auf  dem  Mittelturon  SOS  von  Hohenmauth,  bei 
Cerekvic,  Läny  unweit  Leitomysl  deutlich  zu  sehen  ist,  enthalten  keine  Spur  mehr 
von  Callianassen,  dafür  aber  häufige  Reste  des  grossen  Inoceramus  Brougniarti. 
So  fest  die  tiefsten  Bänke  auch  erscheinen,  so  gehen  sie  doch  allmählig  gegen 
oben  zu  in  ganz  dünuplattige  mergelige  Pläner  über,  welche  leicht  zerbröckeln 
und  in  den  obersten  Lagen  durch  Feuchtigkeit  lettig  mergelig  werden. 

Diese  mergeligen,  oberen  Plänerschichten  nehmen  W  von  Choceh  und  NO 
von  Zamrsk  das  Terrain  am  Rande  der  Karte  ein  und  bilden  die  kuppigen  Hügel ; 
in  ihrem  äusseren  Aussehen  sind  sie  ganz  denjenigen  mergligen  Planern  ähnlich, 
die  sich  zwischen  dem  Unterturon  (Baupläner  vom  Weissen  Berge)  und  dem  Mittel- 
turon (Iserkalkpläner  oder  Isersandsteiu)  in  dem  Gebiete  des  Gradkartenblattes 
Hohenmauth-Leitomysl  an  zahlreichen  Stellen  entblösst  vorfinden.  Allein  in  den 
genannten  Hügelkuppen  scheinen  dunkelgraue  Anflüge  von  manganhaltigem  Limonit 
in  den  Klüften  dieses  oberturoneu  Pläners  ein  gutes  Unterscheidungsmerkmal 
gegen  den  tieferen  Horizont  des  ganz  ähnlichen  Gesteines  anzudeuten. 

Höhere  Stufen  des  Kreidesystems  kommen   in  diesem  Gebiete  nicht  vor. 

Die  höheren  Flächen  des  Plänerterrains  sind  häufig  mit  Schotter  oder  Kies 
bedeckt.  Die  Schotterbänke  wechseln  bedeutend  in  ihrer  Zusammensetzung,  wesshalb 
auf  diese  lokalen  Ausbildungen  hier  Rücksicht  genommen  wird. 

Zwischen  Hohenmauth  und  Leitomysl  ruhen  die  Schotter  auf  Oberturon- 
Dieselben   sind  NO   von   Cerekvic   sowohl   aus   Quarz-   als  auch  aus  Plänerkalk- 


85 

geschiebeii  der  mittelturoueu  Stufe  (Iserkalk,  Isersaiidsteiu)  zusammengesetzt;  die 
oberen  Lager  aber  bestehen  aus  feinkörnigem  weissem  Sand,  in  welchem  nur  selten 
Streifen  von  weissem  Quarzkiese  eingelagert  sind.  N  von  Srub,  knapp  ausserhalb 
des  Rahmens  der  Karte  liegen  über  den  weichen  oberturonen  Plänern,  Schotter- 
bänke, die  aus  weissen  Quarzgeröllen  so  wie  aus  Cxeschieben  von  blassgelblich- 
grauem  Iserkalkstein  (Iserkalkpläner)  bestehen,  zu  denen  sich  noch  Gerolle  von 
Gneus  beimengen. 

Bei  Nova  Ves  unweit  Zämrsk  und  an  allen  Orten  auf  dem  niedrigen 
Terrainwalle  zwischen  dem  Loucnä  und  Neuschlosser  Bache  in  der  Richtung  Vostrov- 
Moravany  bestehen  die  Schotter  aus  feinem  weissen  Sande  mit  grösseren  Geschieben 
von  Iserkalkpläner  nebst  etwas  Quarzgeröllen.  An  ersterem  Orte  tritt  auch  noch 
Kieselschiefergeschiebe  hinzu.  An  allen  diesen  Orten  jedoch  kommen  Bänke  vor, 
die  nur  aus  Geschieben  des  festen  kalkigen  Pläners  des  Mittelturons  bestehen 
und  in  Lehm  oder  sandigen  Lehm  eingebettet  sind. 

Je  weiter  gegen  Westen,  desto  mehr  nimmt  der  Lehm  besonders  in  den 
oberen  Schotterbänken  ül)erliaud ;  auch  die  Bänke  des  feinen  Sandes  werden  lehmig, 
so  dass  die  bei  Zämrsk  noch  deutlich  schotterige  Decke  ihren  sandig  schotterigen 
Charakter  einbüsst  und  in  einen  Lehm  übergeht,  in  welchem  Kies-  und  Pläner- 
kalkgeschiebe  bald  häufiger,  bald  blos  untergeordnet  auftreten.  Derartige  lehmige 
Schotter,  wie  namentlich  bei  Dvakacovic  sind  dann  schwierig  auszuscheiden,  weil 
es  schwer  zu  entscheiden  ist,  ob  dieselben  mit  der  Schotter-  oder  mit  der  Lehm- 
farbe anzudeuten  wären. 

Bei  Topol,  Koci,  Tribubny  ''^)  sind  die  Lehmmassen  gegenüber  den  darin 
nur  zerstreut  eingebetteten  Kies-  und  Plänerkalkgeschiebcn  so  vorherrschend,  dass 
die  Decke  auf  der  geologischen  Karte  als  Lehm  ausgeschieden  ist. 

Nur  dort,  wo  solche  mit  Schotterbrocken  gemengten  Lehme  auf  einen 
tieferen  Horizont  herabgeschwemmt  worden  sind,  erscheinen  sie  rein  und  ungemischt. 
Dieses  Verhältniss  zeigt  sich  bei  Tribubny  (0  bei  Chrudim)  deutlich.  Auf  der 
Plateaufläche  kommen  also  die  mit  Geschieben  gemengten  Lehmen,  an  den  Lehmen 
aber,  nämlich  in  den  tieferen  Lagen,  wie  bei  Koci  und  Vorel  die  reineren,  abge- 
schwemmten Lehmlager  vor. 

Die  lehmige  Beschaffenheit  der  Schotter  erklärt  sich  einfach  aus  ihrer 
Entstehung.  Im  östlichen  Theile,  also  bei  Hohenmauth,  wo  die  festen  mittelturo- 
uischen  Kalkpläner  theilweise  zur  Bildung  der  Schotterbänke  beigetragen  haben, 
ist  die  Beschaffenheit  derselben  verhältnissmässig  wenig  lehmig.  Im  Westen  aber 
(0  von  Chrudim),  wo  nebstdem  auch  die  dort  ausgebreiteten  weichen  Pläner- 
schichten  in  Geschiebeform  zusammeugeschwemmt  erscheinen,  erhielten  sich  nur 
die  Quarz-  und  Iserkalkgerölle  in  ihrer  Form,  die  weichen  Pläner  zerfielen  aber 
mit  der  Zeit  zu  Lehm,  der  dort  demnach  vorwiegt. 

Nördlich  vom  Loucnäbache,  hart  an  der  nördlichen  Gräuze  des  Grad- 
kartenblattes enthalten  die  Geschiebeanhäufungen  deutliche  Sand-  und  Schotter- 
bäuke,  und  ganz  sparsame  Geschiebe  des  Iserkalkes. 

Die  kalkigen  Callianassenpläner  des  Mittelturons  verwittern  in  ihren  Schichten 
am  Ausbisse  gelbbraun,  mit  der  Farbe  der  lehmigen  Ackererde.  Es  kommt  daselbst 
jedoch   zu  keinen   Lehmblagerungen,   ausser  iu   der  Nähe  der  Loucuädepression. 


86 

Die  meisten  Lehme  der  Niederung  des  Loucuabaches  sind  aus  aufgelösten 
weichen  Plänern  des  Oberturons  entstanden.  Sie  bedecken  entweder  das  Oberturon 
oder  die  Schotterbänke  auf  den  Hügelkuppen  in  dieser  Niederung.  Nur  in  einem 
Gebiete  findet  man  auch  am  festen  mittelturonen  Plänerkalk  eine  mächtige  Lehm- 
decke, und  zwar  an  der  sanften  Abdachung  zwischen  Vraclav  und  Cerekvic.  Hier 
sind  die  Lehme  die  Reste  der  ausgelaugten  kalkigen  Pläner  und  sind  offenbar 
au  dieser  sanft  geneigten  Fläche  herabgeschwemmt  worden.  Es  ist  überhaupt  keine 
seltene  Erscheinung  in  Böhmen,  Lehme  auf  den  gegen  0  geneigten  Gehängen 
abgelagert  zu  finden,  wenn  die  zur  Lehmbildung  günstigen  Verhältnisse,  so  wie 
hier,  zusammenwirken. 


ZWEITER  THEIL. 


SPECIELLE  PETROGRAPHISCH-MINERALOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 


VON 


RUD.  HELMHACKER. 


I. 


Die  petrographische  Beschaffenlieit  einiger  Gesteine  des 

Eisengebirges. 

lu  diesem  Absclmitte  werden  einige  für  eine  nähere  Untersuclmng  wichti- 
geren Gesteine,  namentlich  Gesteine  eruptiven  Ursprungs,  ihrer  petrographischen 
Beschaffenheit  nach,  beschrieben,  nachdem  die  anderen  gewöhnlicheren  Gesteine 
schon  bei  der  geologischen  Beschreibung  des  Gebirges,  mit  ihren  entsprechenden, 
kurz  angedeuteten  Merkmalen  berücksichtigt  werden. 

Es  zerfällt  dieser  Abschnitt  in  die  Beschreibung  der  krystalliniseh  schief- 
rigen,  dann  der  krystalliniseh  massigen  Gesteine,  uebstdem  ist  auch  ein  klastisches 
Gestein  aufgenommen  worden. 

Namentlich  ist  es  die  Gruppe  der  Porphyre,  Diorite  und  Corsite,  welche 
hier  ausführlicher  behandelt  wird. 


Krystalliiiisch  schiefrig^e  Gesteine. 


Amphibolgneus. 

Dieses  Gestein  findet  sich  besonders  gut  entblösst  in  der  Doubravlvathal- 
schluclit  zwischen  Eonov  (S)  und  Mladotic.  Die  ganz  deutlichen  Schichten,  welche 
nach  4V4''  mit  42^*  verflachen,  also  parallel  mit  dem  Eisengebirge  streichen,  sind 
entweder  ganz  typischer  Syenitgneus  oder  sie  enthalten  Biotit  in  accesorischer 
oder  so  zunehmender  Menge,  dass  sie  dadurch  in  Biotitgneus  übergehen,  mit 
welchem  sie  dort  auch  wechsellagern.  Doch  ist  der  Amphibolgneus  vorherrschend. 
Sowohl  der  Amphibolgneus,  als  auch  der  an  weissen  Orthoklas  und  Quarz  reiche 
schiefrige  Biotitgneus  enthalten  accesorisch  Granat  in  grosser  Menge.  Die  Granat- 
körner sind  recht  gross,  meist  mehr  als  nussgross. 

Der  Syenitgneus  zeigt  ein  kleines  bis  mittleres  Korn  und  schiefrige  Textur, 
wenn  er  keinen  Biotit  enthält;  durch  theilweise  Vertretung  des  Amphiboles  durch 
Biotit  erscheinen  die  Gemengtheile  deutlich  mittelkörnig,  aber  wie  flasrig,  was 
beim  schiefrigeu  Biotitgneus  oft  der  Fall  ist,  indem  die  schiefrige  Textur  als 
schiefrig  flaseriggestreckte  ausgebildet  ist. 

Der  Quarz  und  Orthoklas  ist  immer  weiss,  in  kleinen  Stückchen  durch- 
sichtig, zuweilen  ist  auch  gestreifter  Plagioklas  in  dem  weissen  Gemenge  sichtbar. 
Der  Amphibol  ist  dunkelgrün  oder  schwarzgrün. 

Um  zu  bestimmen,  ob  in  den  weissen  Körnern  zwischen  dem  Amphibol, 
Orthoklas  oder  Plagioklas  (Oligoklas)  der  vorherrschende  Gemengtheil  neben  Quarz 
ist,  wurden  die  weissen  Körnchen  (die  aber  trotzdem  durch  Spuren  noch  anhän- 
genden Amphibols  verunreinigt  waren)  auf  den  SiOg-Gehalt  untersucht.  Es  gaben 
•3  g.  davon  einen  Glühverlust  von  "6470  und  66"91°/o  SiOa-  Es  ist  also  die  Menge 
des  Orthoklases  und  Quarzes  doch  eine  ziemlich  ansehnliche,  wenn  auch  der  Pla- 
gioklas in  nicht  ganz  unbedeutenden  Quantitäten   mit  auftritt. 

Ein  Dünnschliff  des  Syenitgneuses ,  dessen  längste  Amphibolaggregate 
jy^mm.  Bi-eite  hatten,  zeigte  u.  d.  M.  etwas  kleiner  geformte  Aggregate  der 
weissen  durchsichtigen  Mineralien.  Lappig  zertheilte  Prismen  von  dunkel  bouteil- 
leugrüneu  Amphibol,  nur  Spaltbarkeit  und  keine  Faserung  zeigend,  halten  das 
Gleichgewicht  mit  kleineren  Aggregaten,  die  aus  Körnern  bis  l"'""  Grösse  bestehen. 
Im  polarisirten  Lichte  zeigen  die  durchsichtigen  Körner  durchaus  gleiche  intensive 
Farben,  wodurch  der  sonst  satter  farbige  Quarz  von  dem  weniger  satt  gefärbten 
Orthoklas  nicht  zu  unterscheiden  ist.  Nur  nach  der  Form  der  Körner  können  die 


92 

melir  abgeruudct  polygonalen  auf  Quarz,  die  länglichen  auf  Orthoklas  bezogen 
werden.  Ganz  untergeordnet  tritt  hie  und  da  auch  ein  grosses  Plagioklaskoru  mit 
Zwillingsstreifung  und  eben  so  satter  Färbung  zum  Vorschein.  Auch  etliche  Biotit- 
querschnitte von  grünlichbrauner  Farbe  erscheinen  in  dem  Gemenge. 

Der  Amphibol  zeigt  bedeutenden  Pleochroismus.  —  Ein  anderes  Praeparat 
des  Syenitgneuses  mit  zahlreichen  parallelen  Biotitschuppen  zwischen  den  Amphi- 
bolsäulen  und  mit  Granat,  nur  wenig  schief  zur  Fläche  der  Schieferuug  geschnitten» 
zeigte  u.  d.  M.  bis  3"""'   breite  Gemengtheile. 

Der  grasgrüne,  etwas  ins  bouteillengrüne  geneigte  Amphibol  bildet  lappig 
zertheilte  Prismen  ohne  Faserung;  der  Biotit  bouteillengrüne  Lappen,  wenn  der 
Schnitt  ziemlich  parallel  zur  Spaltungsfläche  geht,  sonst  aber  wenn  derselbe  im 
Schliff  als  langes  Rechteck  erscheint,  zeigt  er  blassbraune  Farbe.  Beide  Mineralien 
sind  stark  pleochroitisch. 

Das  polarisirte  Licht  lässt  in  den  weissen  körnigen  Aggregaten  mit  bis  2  °"° 
grossen  Körnern  den  Quarz  vom  Orthoklas  der  Färbung  nach  nicht  unterscheiden, 
weil  dieselbe  bei  beiden  Mineralien  gleich  stark  ist.  Ein  bedeutender  Theil  der 
Feldspäthe,  gewiss  V3  der  Menge  des  Quarzes  und  Orthoklases  zusammen,  zeigt 
ausgezeichnete  Streifung,  ist  also  Plagioklas;  gewise  Querschnitte  zeigen  flecken- 
weise in  der  Streifung  noch  eine  senkrecht  durchgehende  zweite  Farbenbänderuug 
wodurch  sie  gegittert  erscheinen.  *^) 

Die  Zwillingsstreifung  des  Plagioklases  ist  so  deutlich,  dass  sie  schon 
ohne  Zuhilfenahme  des  polarisirten  Lichtes  hervortritt.  Flüssigkeitseiuschlüsse 
sind  häufig  in  den  Feldspäthen  und  im  Quarz. 

Ganz  selten  ist  nur  hie  und  da  ein  Magnetitkörnchen  im  Amphibol  ein- 
gewachsen. Von  Granat  fiel  nichts  in  den  Dünnschuitt. 

Eine  andere  Varietät  des  Syenitgneuses  zeigt  bis  mittelkörniger  Textur, 
schwarze,  gut  spaltbare  bis  2™"  lange  Amphibolprismen  und  weisse  Aggregate  von 
Quarz  und  Feldspath.  Dazwischen  sind  winzig  kleine  hyacinthrothe,  diamantglän- 
zende Prismen,  von  denen  die  kleinsten  bei  der  Länge  von  |"™  die  Breite  von 
-3^°'"'    haben,    welche  der  Form  nach  wahrscheinlich  auf  Rutil  zu  beziehen  wären. 

Das  Mikroskop  zeigt  lappig  vertheilte  Prismen  des  Amphibols  von  bouteil- 
lengrüuer  Farbe,  seltene  Biotitflitter  und  im  Amphibole  Körner  von  Magnetit  als 
Aggregate  von  quadratischen  Querschnitten  dieses  Minerales.  Die  Quarz-  und  Feld- 
spathaggregate  bestehen  aus  Körnern  von  der  mittleren  Breite  von  7a"""i  <^^i^ 
Quarze  und  Orthoklase  sind  im  polarisirten  Lichte  beide  gleich  lebhaft  gefärbt, 
so  das  nur  die  Form  derselben  massgebend  ist  für  das  Auseinanderhalten  beider 
Mineralien.  Gestreifter,  gleichfalls  lebhaft  gefärbter  Oligoklas  ist  als  unwesent- 
licher Gemengtheil  sehr  häufig  im  Gesteins-Gemenge  sichtbar.  Die  zu  Rutil  ver- 
muthungsweise  gestellten  länglichen  Körnchen  sind  nur  ganz  selten. 

Sowohl  Quarz  als  auch  beide  Feldspäthe  zeigen  Flüssigkeitseiuschlüsse, 
was  sonst  als  selbstverständlich  nicht  augeführt  wird. 


93 


Gneusgranulit. 


V 

In  dem  terasseuförmigeu  Abhauge  des  Eisengebirges  gegen  die  Cäslauer 
Ebene  ist  zwischen  Podhoran  und  Semtes  verberrschend  mittellvörniger  Glimmer- 
schiefer mit  untergeordnetem,  tbeilweise  gestrecktem  Amphibolit  nach  374^  bis 
5^4''  mit  55"— 60"  verflachend  abgelagert.  In  dem  Glimmerschiefer  ist  zwischen 
Podhoran  und  Semtes  ein  Lager  von  Gneusgranulit  in  der  Mächtigkeit  von  1"^ 
eingelagert.  Dasselbe  tritt  inmitten  der  Schlucht  die  von  Bumbalka  zur  Ebene  herab- 
geht, dann  etwas  höher  nahe  bei  der  Häusergruppe  Husi  Hovno  (0  von  Semtes) 
zum  Vorschein,  wo  einige  Gruben  das  Streichen  dieser  festereu  Schichte  andeuten. 

Der  Gneusgranulit  besitzt  eine  blassfleischrothe  Farbe;  im  Querbruche, 
also  senkrecht  gegen  dessen  Schichtung,  zeigt  er  ein  feines  Korn  von  röthlichem 
Orthoklas  in  welchem  thcils  kleine  Körnchen,  oder  kurze  platte  parallel  gezogene 
Qiiarzlamellen,  die  an  der  Gränze  des  mit  dem  freien  Auge  noch  Sichtbaren  stehen, 
eingewachsen  sind.  Der  Quarz  in  untergeordneter  Menge  auftretend,  hat  rauch- 
graue Farbe.  Lange  papierdünne  Lagen  von  Quarz  durchziehen  das  Gestein 
ausserdem  in  spärlicher  Menge  parallel  zur  schiefrigen  Textur.  Sonst  weiset  der 
Querbruch  nichts  mehr  auf.  Der  schiefrige  Bruch  parallel  der  Schichtung  des 
Lagers  zeigt  einen  durch  ganz  kleine  Muscovitschüppchen,  die  sich  jedoch  nicht 
ganz  berühren  und  zwischen  sich  noch  die  blassfleischrothe  Farbe  des  Orthoklases 
hervortreten  lassen,  bedingten  schimmernden  Glanz.  Diese  Schieferungs-Brüche 
zeigen  auch  eine  Anlage  zur  Streckung  der  Gemengtheile.  Der  Muscovit  muss 
deumach  nur  als  accesorischer  Gemeugtheil  betrachtet  Averden ;  das  in  die  Gruppe 
des  Gneuses  gehörige  Gestein  enthält  keinen  Granat,  obwohl  andere  deutlicher 
körnige  Varietäten  eines  ähnlichen  Gneuses,  welche  untei-geordnet  schlierenartige 
Schichten  im  Biotitgneus  von  Starkoc  bilden,  Granatkörner  enthalten.  Das  Auf- 
treten von  Muscovit  muss  für  ein  Gestein,  welches  mit  Granulit  verglichen  wird, 
als  ein  ungewohntes  bezeichnet  werden. 

Ein  Dünnschliff  quer  zur  Schieferung  des  Gesteines,  oder  normal  zur 
Richtung  der  Schichtung  angefertigt,  zeigte  bei  Vergrösserung  u.  d.  M.  im  Mittel 
72°""  breite  polygonale  Querschttitte  von  Orthoklas,  die  nach  einer  Richtung 
unvollkommen  gelagert  waren.  Durch  langgezogene  Quarzlagen  oder  flache  Quarz- 
köruer  von  der  Dicke  etwa  von  J""",  die  entweder  aus  einem  Individuum  bestehen, 
da  sie  im  polarisirten  Lichte  nur  einerlei  Farbe  zeigen,  oder  auch  ein  Aggregat 
vorstellen,  ist  die  plane  Paralleltextur  angedeutet.  Der  Orthoklas  herrscht  bedeutend 
über  den  Quarz  vor.  Zwischen  den  Orthoklaskörnern  erscheinen  noch  blassgrünlich- 
graue, Stäbchen  von  INluscovit  von  s'ö'"'"-  Dicke  (Schnitte  parallel  zur  krystallo- 
graphischen  Achse)  sowie  ganz  dünne,  ebenso  unvollkommen  parallel  zerstreute 
Haematitquerschnitte  wie  auch  ganz  seltene  Erzkörnchen,  vielleicht  dem  Magnetit 
angehörig  bis  -V"'"'  breit. 

Ein  Dünnschliff  parallel  zur  Schieferuug  zeigt  beinahe  durchgängig  regellos 
aggregirte  Orthoklaskörner  der  eben  angeführten  mittleren  Grösse  von  y'2""", 
dazwischen  hie  und  da  etwas  Quarz  und  Muscovitläppchcn  bis  zur  Breite  von 
i""".  Auch  kommen  hyaciuthroth  durchscheinende  Hämatitschuppen  vor  meist  ein- 
zeln verthleilt   und  stellenweise  Andeutungen  hexagonaler  Umrisse   zeigend,   dann 


94 

findet  sich  auch  in  gewissen,  zur  Streckung  des  Gesteines  parallelen  Lagen  Erz- 
(Magnetit) staub  vertheilt.  Die  ganz  kleineu,  jedoch  nicht  die  kleinsten  Erzstaub- 
körnchen haben  die  Breite  von  ^^,„"""-  Z^Yillinge  von  Orthoklas,  sowie  gestreifte 
Plagioklase  Hessen  sich  nicht  nachweisen. 

Porphyroid. 

Unter  diesem  Namen  werden  den  Quarz-  und  Felsitporphyren  ähnliche, 
jedoch  schielrige  Gesteine  bezeichnet,  die  demnach  eine  felsitische  Grundmasse 
mit  ausgeschiedenen  parallel  gelagerten  Krystallen  besitzen.  Nur  dasjenige  Gestein, 
welches  mit  Gneus  im  Zusammenhange  vorkommt,  wird  hierher  gestellt,  während 
andere  ganz  an  Porphyroide  erinnernde  Gesteine  bei  Lukavic  (S  von  Chrudim) 
zu  den  echten  Quarz  und  Felsitporphyren  gestellt  werden,  mit  denen  sie  genetisch 
verbunden  sind. 

Das  Porphyroidgestein  unter  der  Burgruine  Lichnice  und  Podhrad  (Ruine 
Lichtenburg,  0  Ronov)  bildet  im  Gneuse  untergeordnete  Schichten  und  übergeht 
in  echte  Gneuse.  Solche  Übergangsgesteine  sind  von  Zbislavec  (Sträne)  angefangen 
bis  über  Hostetinky  im  Zuge  des  steilen  Abfalles  des  Eisengebirges  gegen  die 
Ebene  von  Cäslau  sehr  verbreitet.  Auf  der  Karte  erscheint  jedoch  der  Porphyroid  bei 
Lichnice  wegen  dem  zu  kleinen  Maasstab  der  Karte  nicht  ausgeschieden,  sondern 
als  Gneus  bezeichnet. 

Das  deutlich  schiefrige  compacte  Gestein  hat  eine  dunkelgraue  Farbe  mit 
stellenweise  hervortretenden  gestreckten  kleinen  Flasern  von  röthlich  oder  weisslich 
gefärbtem  Orthoklas,  oder  röthlich  weissen  Lagen.  Die  eingewachsenen  Krystalle 
von  rauchgrauem  Quarz  und  blass  fleischrothem  Orthoklas  sind  meist  klein,  bis 
2°""  lang;  nur  selten  sind  centimeter  lange  Orthoklaskrystalle  von  weisslicher 
Farbe  ausgeschieden.  An  dem  ziemlich  ebenen  Bruche  schimmern  Biotitschüppchen, 
welche  gleichfalls  eine  Streckung  des  Gesteines  andeuten.  Die  Grundmasse  ist 
sehr  feinkörnig,  demnach  nicht  völlig  felsitisch,  im  Bruche  splittrig. 

Ein  ziemlich  nahe  parallel  zur  Schieferungsrichtung  hergestellter  Dünn- 
schliif  zeigt  eine  körnig  aggregirte  Orthoklasgfundmasse,  deren  Individuen  von 
polygonaler  Form  im  Mittel  g'x,"'"'  Grösse  erreichen.  In  der  Grundmasse  ziehen 
sich  schlierenartige,  ziemlich  parallele,  jedoch  lappig  vertheilte  Züge  von  Biotit- 
aggregaten.  Diese  Biotitaggregate  bestehen  aus  im  Mittel  Jy""""  breiten  Biotit- 
schuppen von  bräunlich  bouteillengrünem  Biotit;  die  Schuppen  sind  einander 
stellenweise  mehr  genähert,  während  sie  sich  wieder  anderweitig  von  einander  so 
entfernen,  dass  sie  beinahe  ohne  Zusammenhang  erscheinen.  In  dem  kleinkörnigen 
Gemenge  mit  recht  deutlich  angezeigter  planer  Paralletextur  sind  häufig  deutlich 
oder  undeutlich  hexagonal  begränzte,  im  Mittel  -^""^  breite  Quarzkörner  aber  auch 
längliche  solche  Quarze  anzutrefien.  Nachher  erscheinen  Orthoklaskörner,  manche 
auch  als  Zwillinge  entwickelt,  einige  auch  mit  rissig  paralleler  Streif ung  ^*)  versehen. 
Plagioklase  kommen  in  ausgeschiedenen  Körnern  auch,  jedoch  vcrhältuissmässig 
selten  vor.  Stellenweise  erscheint  im  Biotit  auch  ein  schwarzes  Erzkorn  vereinzeint 
eingewachsen.  Flüssigkeitseinschlüsse  sind  in  den  eingewachsenen  Krystallkörnern 
sehr  häutig. 


95 

Glimmerschiefer. 

Dieses  Gestein  ist  sehr  verbreitet ;  insbesondere  ist  der  kleinkörnige  Glim- 
merschiefer mit  vollkommen  eben-  und  dünnschiefriger  Textur  im  dem  Steilabfalle 
des  Eisengebirges  gegen  die  Caslauer  Ebene  entwickelt,  wo  demselben  Amphibolite 
eingelagert  sind.  Der  Biotit-Glimmerschiefer  bricht  stellenweise  in  bis  Quadrat- 
meter grosse  Platten ;  die  dünnsten  kleineren  Scherben  würden  selbst  einen  dicken 
Dachschiefer  abgeben,  da  selbst  ö""""-  dicke  Spaltungsstücke  7ai  erlangen  sind.  An 
den  Schieferungen,  welche  die  Fläche  der  Biotitschuppeu  zeigen,  ist  eine  undeut- 
liche Streckung  bemerkbar;  im  Querbruche  zeigt  sich  das  sehr  feinkörnige  Quarz- 
gemenge mit  den  parallel  gelagerten  Biotitschüppchen.  Das  Gestein  übergeht  stellen- 
weise in  Amphibolitschiefer  mit  deutlicher  Streckung. 

Ein  parallel  zur  vollkommen  ebenen  Schieferung  hergestellter  Dünnschliff 
von  Bumbalka  bei  Serates  zeigte  u.  d.  M.  ein  körniges  Aggregat  von  | — 1"°»  breiten 
Quarzkörnern  und  fetzenartigeu,  ebenso  grossen  Biotitschuppen  von  brauner  Farbe, 
welche  die  Tendenz  zeigten,  nach  einer  Richtung  sich  häufiger  an  einander  zu 
schliessen,  als  dies  normal  auf  diese  Richtung  der  Streckung  der  Fall  wäre.  Zwischen 
der  Gemenge-Masse,  sowohl  im  Quarz,  als  auch  im  Biotit  sind  strichweise  entweder 
staubartige  oder  zu  winzigen  Aggregaten  vereinigte  Erzkörnchen  reichlich  ein- 
gestreut. Die  quadratischen  Querschnitte  derselben  deuten  auf  Magnetit.  Bei  der 
gänzlichen  Durchsichtigkeit  des  nicht  getrübten  reinen  Gemengtheiles  nämlich  des 
Quarzes  und  der  starken  Färbung  im  polarisirten  Lichte  ist  auf  die  Abwesenheit 
des  Orthoklases  als  accesorischen  Gemengtheiles  zu  schliessen.  Die  Erkennung  von 
Orthoklas  neben  Quarz  hätte  im  polarisirten  Lichte  seine  Schwierigkeiten,  da 
Orthoklas,  wenn  derselbe  ganz  frisch  ist,  völlig  gleich  lebhaft  sich  färbt  wie  der 
Quarz.     Oligoklas  wurde  natürlicher  Weise  auch  nicht  angetroffen. 

So  leicht  sich  diese  Dünnschliffe  parallel  zur  Schieferung  auch  anfertigen 
lassen,  so  misslingen  diejenigen,  welche  man  normal  zur  Schieferung  anzufertigen 
bestrebt  ist,  so  dass  die  Dicke  der  Biotitschuppen  unbekannt  bleibt. 

Phyllit. 

Die  näher  untersuchten  Phyllite  (Glimmerschieferphyllite)  stammen  von 
der  Hlinsko-Skucer  Schieferinsel  und  zwar  von  deren  südlichem  Theile  her,  w^elcher 
dem  Gneuse  und  Granite  genähert  ist.  Diese  Phyllite  verflachen  hier  {ONO  Hlinsko, 
S  Skuc)  vorherrschend  nach  NNO  und  enthalten  stellenweise  verkieselte  Schichten, 
die  demnach  zu  Lydit  umgewandelt  sind. 

Die  reinen  Phyllite  von  lichtgrauer  Farbe  sind  an  der  Südgränze  der 
Schieferinsel  etwas  weniger  häufig  als  die  Staurolith  führenden  Schiefer. 

S  t  a  u  r  0 1  i  t  h  p  h  y  1 1  i  t. 

Die  meisten  Abarten  davon  finden  sich  bei  Kladne  (von  Hlinsko  an  der 
Hlinsko-Krounaer  Reichsstrasse  5-8  Kilom.  ONO  entfernt).  Der  Phyllit  in  der 
Schlucht,  die  von   Vojtechov  südlich  heraufgehend  die   Strasse,    welche  daselbst 


96 

eiueu  Bug  macht,  ^'4  km  NW  von  Kladue,  übersetzt,  ist  ganz  deutlich  eben- 
flächig geschichtet,   mit  wecliselndem   aber  doch   vorherrschend  NNO  Verflachen. 

Der  lichtgraue  beinahe  sehr  vollkommen  spaltende  I'hyllit  hat  auf  der 
Schieferungsfläche  entweder  eine  gedrängt  stehende  parallele  Linierung,  oder  eine 
deutliche  nach  einer  Linie  gerichtete  schwache  Runzelung.  Hie  und  da  bemerkt 
mau  schwach  bräunliche  Färbungen,  welche  von  dünnen  Häuten  von  Biotitschuppen 
herrühren. 

Die  ganz  ebenflächigen,  linirten  Phyllite  zeigen  sehr  zahlreich  ganz  kleine 
schon  dem  blossen  Auge  oder  erst  bei  Yergrösserimg  sichtbare  schwarze  Punkte, 
welche  meist  höckerig  hervorragen  und  die  Grösse  von  Vs"""  ^i^  ^'ö™""  besitzen. 
Die  grösseren  sind  Staurolith,  die  kleineren  ]\Iagnetit.  Auch  Granatkörnchen  finden 
sich,  jedoch  nur  ganz  spärlich  vor.  Die  runzlig  geradlinig  gefalteten  Phyllite,  oder 
ilie  nur  ebenschiefrigen,  insbesondere  V2  ^^^^  ^^  oder  NW  von  der  obenerwähnten 
Strassenbieguug  in  der  Vojtechover  Schluchtdepression  zeigen,  abgesehen  von  den 
winzigen  Magnetitpünktchen  entweder  vereinzeinte  Staurolithkryställchen  4—5  auf 
der  Fläche  von  1  □  cm  oder  selbst  stellenweise  in  grösseren  Flecken  so  an  einander 
gehäufte  Kryställchen,  dass  an  gewissen  Stellen  deren  bis  80—120  auf  die  Fläche 
1  n  cm.  entfallen.  Doch  sind  solche  Stellen  immerhin  nicht  häufig  anzutreffen. 

Die  Staurolithprismen  aus  dem  Bruche  W  von  der  Strassenbieguug  bei 
Kladnc,  dann  auch  N  und  S  von  der  Strasse  zeigen  bei  einer  Länge  von  bis 
2mm.  j^e  Breite  von  ^j^'^'^  Die  Farbe  ist  bräuulichschwarz.  Die  herausgekratzteu 
undurchsichtigen  Kryställchen  haben  Glasglanz  und  zeigen  die  Form 

GoP.  PcO.      OOPOO.OP. 

Einige  zeigen  trotz  ihrer  Kleinheit  eine  wenn  auch  nicht  sehr  deutliche  Spalt- 
barkeit nach  00  P  CO ,  natürlich  erst  unter  dem  Mikroskope.  Die  Kryställchen  ritzen 
Quarz,  haben  demnach  die  Härte  von  l^j^. 

Wenn  nicht  alle,  so  erweisen  sich  doch  die  meisten  Kryställchen  als  Zwil- 
linge der  eben  angeführten  einfachen  Form  nach  %P%.  Die  wenig  glänzenden 
Flächen  sind  nicht  gänzlich  eben.  Unter  dem  Mikroskop  gemessene  Kantenwinkel 
gaben:  ooPiooPoo  vorne:  113M5'  (statt  115M7')  ooP:  ooP  00  hinten  113M2'; 
dann  ccP:  coP  vorne:  132«  59'  (statt  129°  26'),  (xP:  ooP  hinten  132°  30'.  Die 
Abweichung  der  gemessenen  Werthe  von  den  richtigen  ist  im  Vergleich  zur  Un- 
ebenheit und  Kleinheit  der  Flächen  eine  nur  unbedeutende  zu  nennen. 

Vor  dem  Löthrohr  bleibt  das  Mineral  unverändert. 

Die  Phyllite  und  Staurolithphyllite  enthalten  keine  Quarznester,  auch  nicht 
sichtbare  dünne  Quarzlagen  im  Querbiuchc,  so  dass  irgend  ein  Glimmer  der  Haupt- 
gemengtheil  derselben  ist.*') 

Dünnschliffe  lassen  sich  nur  nach  der  Bichtung  der  Schieferung  anfertigen. 

Da  zeigen  nun  Dünnschliffe  bei  Vergrösserung  auscrordentlich  zahlreiche 
sich  deckende  Schuppen  von  Muscovit  (Sericit),  zwischen  welchen  einzelne  Biotit- 
schuppen,  oder  ganze  aus  Schuppen  bestehende  Aggregate  die  lichte,  schuppige 
Masse  verdunkeln.  Zwischen  die  parallelschuppige  Masse,  in  welcher  Quarz  oder 
ein  anderer  Gemengtheil  entweder  ganz  fehlt  oder  in  so  untergeordneter  Menge 
vorkömmt,  dass  derselbe  durch  die  Schuppen  verdeckt  wird,  findet  sich  ganz 
regellos  Magnetitstaub  eingestreut.  Die  Magnetitkörnchen  von  ganz  unscheinbaren 


07 

Punkten  augefangen,  bis  zur  Grösse  von  g'^™-  und  noch  darüber,  zeigen  meist 
quadratische  Querschnitte.  Man  kann  deren  an  Orten,  die  keinesfalls  zu  den 
reichsten  au  Magnetitstaub  gehören,  250 — 300  auf  der  Fläche  von  1  □  mm  zählen. 
Nur  verhältnissmässig  vereinzeint  finden  sich  braune  durchsichtige  Staurolithprismen 
in  dem  schuppigen  Gemenge.  Allein  auch  die  Staurolithe  sind  nie  rein,  auch 
dieselben  enthalten  Magnetitstaub  in  Körnchen  bis  zu  -eV""""-  Breite  eingewachsen. 

Andere  Gemengtheile,  ausser  stellenweise  aber  recht  selten,  nur  in  gewissen 
Dünnschliffen  eingewachsenen  rundlichen  kleinen  Körnchen  von  Granat  von  kaum 
merkbarer,  blass  rosenrother  Farbe  können  in  dem  Gemenge  nicht  nachgewiesen 
werden.  — 

Im  polarisirten  Lichte  zeigen  die  einzelnen  Muscovitschuppen,  deren  nicht 
vertikalen  Achseurichtungeu  nicht  orientirt  sind,  verschiedene  Farben ,  wodurch 
ihre  mittlere  Grösse  von  ,l — t'o""''  bestimmt  werden  kann.  Der  Staurolith  zeigt 
Aggregatpolarisation;  dieses  Verhalten  würde  nicht  so  sehr  Eigenschaft  des  Stau- 
rolithes,   als  vielmehr  der  darin  zerstreut  eingewachsenen  Muscovitschuppen  sein. 

Als  Belege  dafür,  dass  zur  Zusammensetzung  des  Phyllites  vornehmlich 
der  Muscovit  beiträgt,  dient  das  Verhalten  vor  dem  Löthrohr.  Der  Phyllit  blättert 
sich  nämlich  ganz  unbedeutend  auf,  ist  beinahe  unschmelzbar  und  wird  nach 
Verlust  der  grauen  Farbe  silberweiss. 

Andalusitphyllit. 

An  anderen  Orten  nahe  der  Granit-  und  Gneusgränze  finden  sich  die  unter- 
silurischen  Grauwackenschiefer  in  Andalusitschiefer  ungewandelt.  Vornehmlich  sind 
diese  Gesteine  in  den  Eisenbahneinschnitten  0  und  W  von  Hlinsko  entblösst.  Eine 
Probe  des  Gesteines  in  der  Nähe  des  Bahnhofes  von  Hlinsko,  nahe  der  Granit- 
gränze  stellt  einen  dunkelgrauen  unvollkommen  schiefrigen  Phyllit  (Thonschiefer- 
Phyllit)  vor,  dessen  Schieferungsfiächen  kurze  wellig  gebogene  Runzeln  zeigen. 
Der  Glanz  ist  an  solchen  Flächen  ein  matt  seidenartiger.  In  der  scheinbar 
dichten  Phyllitmasse,  ohne  alle  noch  so  kleinen  Quarzeinschlüsse,  welche  ziemliche 
Festigkeit  besitzt,  finden  sich  kleine  Wülstchen  oder  Höckerchen,  dann  aber  por- 
phyrartig eingewachsene  Andalusitkrystalle,  welche  in  Bruchflächen  auftreten.  Die 
Wülstchen  und  Höckerchen  sind  auch  Andalusitkrystalle,  deren  Krystallflächen 
jedoch  mit  der  Phyllitmasse,  eigentlich  sehr  zarten  parallelgehäuften  Biotit- 
schüppchen  bedeckt  zum  Vorschein  kommen.  Die  stark  glasglänzenden  Andalusit- 
bruchflächen  oder  wenn  eine  Spaltung  nach  oo  P  erfolgte,  also  Spaltungsflächen 
erweisen  sich  als  ganz  durchsichtig  und  blass  rosenroth  gefärbt,  demnach  nicht  so 
umgewandelt,  wie  es  die  meisten  weissen  undurchsichtigen  Chiastolithe  schon  sind. 

Die  Spaltung  nach  co  P  ist  mehr  als  vollkommen,  zufolge  der  ebenen 
Beschaffenheit  der  Flächen  und  auch  vermöge  der  irisirenden  Farbentöne  im 
Inneren  der  Krystalle  parallel  den  Spaltungsflächen,  welche  letztere  Eigenschaft 
immer  einen  bedeutend  vollkommenen  Grad  von  Spaltbarkeit  andeutet.  Dann  und 
wann  aber  tritt  ein  Andalusitquerbruch  zum  Vorschein;  dann  ist  in  dem  quadra- 
tischen Bruche  das  schwarze  Schieferkreuz  zu  sehen,  wesshalb  diese  Andalusite 
zur  Varietät  Chiastolith  gehören.    Trotz  der  frischen  Beschaffenheit  der  Krystalle 

7 


98 

erreichen  sie  doch  nicht  die  Härte  des  Andalusites  (7— TVa)  sondern  zeigen  den 
geringeren  Härtegrad  des  Chiastolithes. 

Die  Länge  der  ausgeschiedenen  Andahisitkrystalle  beträgt  selbst  mehr  als 
1<="'- ,  die  Breite  bis  zu  Vs*""'  '■>  f^ie  meisten  Krystalle  sind  jedoch  kleiner.  Spaltuugs- 
fiächen  zeigen  unter  dem  Mikroskop  gemessen  einen  an  90"  sehr  genäherten 
Neigungswinkel,  der  sich  mit  mehr  Genauigkeit  nicht  bestimmen  liess,  da  eben 
die  Spaltbarkeit  keine  sehr  vollkommene  ist. 

Der  Fhyllit  selbst  schmilzt  stellenweise  an  den  Kanten  etwas  an,  was  auf 
den  Biotitgehalt  desselben  zurückzuführen  ist. 

Dünnschliife  zeigen  eine  deutlich  körnige  (schiefrige)  Grundmasse  mit  aus- 
geschiedenen Krystallen  von  Andalusit.  Dickere  Andalusitdünn schliffe  zeigen  noch 
die  blassrosenrothe  Farbe,  dünnere  Plättchen  sind  durchsichtig.  Meist  ist  die 
Gränze  zwischen  Andalusit  und  Schiefergrundmasse  eine  scharfe,  was  um  so 
deutlicher  ist,  als  die  opaken  oder  stärker  färbigen  Gemengtheile  derselben  an 
den  Gränzen  mit  den  durchsichtigen  Krystallen  zusammengedrängt  zu  sein  scheinen. 
Nur  ganz  selten  zeigt  sich  ein  Übergang  der  durchsichtigen  Krystalle  in  die  Grund- 
masse dadurch,  dass  nahe  dem  Bande  graue  Nebelflecke,  mit  opakem  Staub 
darinnen,  den  Übergang  in  die  Grundmasse  bedingen.  Manchesmal  zeigen  die 
Andalusitkry stalle  nahe  den  Räudern  vereinzeinte  opake  schwarze  Körnchen  ein- 
gewachsen; oder  legt  sich  an  den  Rand  der  Krystalle  etwas  Pyrit  an. 

Die  Spaltbarkeit  zeigt  sich  deutlich  im  Andalusite ;  wenn  gewisse  Krystalle 
durch  Druck  der  Schiefermasse  etwas  verschoben  sind,  so  zeigen  sie  viele  parallele 
Spaltklüften  parallel  oo  P,  welche  durch  wenige  Querspältchen  (vielleicht  nach 
einem  Piuakoide)  netzförmig  verbunden  sind.  Dann  zeigen  sich  von  den  Spalten- 
räumeu  aus  die  Krystalle  weiss  getrübt,  also  wahrscheinlich  durch  Wasserauf- 
nahme umgewandelt.  Im  polarisirten  Lichte  erscheinen  nur  die  Kerne  zwischen 
dem  weissen  schwachdurchscheinenden  groben  Netzwerk  gefärbt,  während  eine 
chromatische  Wirkung  auf  die  umgewandelten  Netzleisten  nicht  zu  erkennen  ist. 

Senkrecht  auf  die  Achse  geschnittene  Andalusite  zeigen  das  dunkle  Kreuz 
mit  der  quadratisch  prismatischen  Mitte,  welches  aus  einer  blassgrauen  feinkörnigen 
Masse  mit  nur  eingestreutem  Erzstaub  besteht,  die  nicht  ganz  scharf  von  der 
durchsichtigen  Krystallmasse  getrennt  ist,  während  gegen  die  Schiefermasse  die 
Trennung  eine  scharfe  ist.  Die  Kanten  der  Andalusitprismen  zeigen  keine  Margi- 
nalausfüllung,  welche  mit  der  mittleren  durch  die  dünnen  Kreuzarme  verbunden 
wäre;  vielmehr  verlieren  sich  diese  Arme,  welche  von  den  Ecken  des  mittleren 
quadratischen  Prisma  ausgehen,  ehe  sie  den  Kantenrand  en-eichen,  in  der  Andalusit- 
masse.  Das  sonst  dunkle  Kreuz,  welches  aus  Schiefermasse  bestehend  gedacht  wird' 
demnach  auch  die  Bezeichnung  des  Schieferkreuzes  führt,  besitzt  jedoch  nicht  die 
Zusammensetzung  derselben.  Es  besteht  nur  aus  einer  kleinkörnigen,  durch  diese 
Aggi-egation  graulich  erscheinenden  Masse,  in  welcher  man  Andalusit  zu  vermuthen 
Giimd  hat,  mit  eingestreutem  Erzstaub,  welcher  wegen  an  gewissen  Körnchen  sicht- 
baren quadratischen  Querschnitten  auch  Magnetit  (wenigstens  zum  Theil)  sein 
könnte.  Gegen  die  Randbegränzung  des  Kreuzes  wird  der  Erzstaub,  in  dem  die 
Körnchen  etwa  4-5^™"*-  Breite  haben,  spärlicher,  wodurch  der  nicht  scharfe  Übergang 
in  die  Andalusitmasse  vermittelt  wird.  Die  vier  Sectoren  zwischen  den  Kreuznrmen 


99 

sind  parallel  orieDtirt,  da  sie  im  polarisirten  Lichte  zugleich  die  nämlichen  Farben 
zeigen  und  sich  in  verschiedeneu  Stellungen  zu  der  Polarisationsebene  gleichmässig 
verhalten. 

Die  Grundmasse,  also  der  Phyllit  ist  durchaus  krystallinisch.  Sie  besteht 
aus  in  einer  Richtung  oder  wellenförmig  orientirten  durchsichtigen  Körnchen, 
welche  sich  so  wie  Audalusitmasse  verhalten ;  dann  Biotitschuppen ,  beide  von 
ziemlich  gleicher  Grösse  bis  zur  Breite  von  ^™™-  und  eingestreutem  Staub  eines 
opaken  Körpers,  in  welchem  wenigstens  theilweise  Magnetit  vermuthet  werden 
kann.  Es  ist  möglich,  dass  auch  Muscovit  oder  Amphibol  in  zarten  Stäbchen  in 
der  Gruudmasse,  jedoch  nur  in  ganz  geringer  Menge  vorkommen,  weil  ein  im 
Andalusit  aufgefundener  Querschnitt  die  Vermuthung  auf  eines  dieser  beiden 
Mineralien  lenkte. 

In  der  Nähe  der  Andalusite  ist  die  Biotitmasse  etwas  reichlicher  in  der 
Schiefermasse  angehäuft,  auch  nicht  parallel  der  Schieferung  gelagert,  sondern 
scheinbar  den  Andalusit  parallel  zu  seinen  Begräuzungsflächen  umhüllend,  als 
wenn  durch  die  sich  ausdehnenden  Andalusitkrystalle  die  Schiefermasse  an  die- 
selben angepresst  worden  wäre.  Die  in  der  Schiefermasse  so  häufigen  braunen 
Biotitplättchen  fehlen  in  dem  Achsenkreuz  der  Andalusitkrystalle  beinahe  ganz, 
denn  nur  höchst  spärlich  findet  sich  ein  ganz  kleines  Biotitplättchen  in  denselben. 
Eine  Analyse  und  zwar  eine  mechanische  würde  nun  den  sicheren  Auf- 
schluss  geben,  ob  die  opaken  schwarzen  Körnchen,  Magnetit  oder  Anthracit  oder 
beides,  nämlich  im  Gemenge  sind;  ebenso  könnte  dadurch  die  muthmassliche 
Andalusit-Natur  des  durchsichtigen  u.  d.  M.  körnigen,  sonst  aber  dichten  Schiefer- 
gemengtheiles  nachgewiesen  werden,  welches  letztere  aber  auch  eine  chemische 
Analyse  hinreichend  klar  zu  legen  im  Staude  wäre. 

Es  finden  sich  aber  in  der  schwarzen  Schiefermasse  noch  bemerkenswerthe 
Eigeuthümlichkeiten,  die  erwähnt  werden  müssen.  Eine  Eigenthümlichkeit  ist  die, 
dass  sich  deutlich  körnige  Aggregate  von  Andalusit  mit  noch  eingeschlossenen 
Biotitschuppen  und  schwarzem  Staub,  jedoch  ohne  sonderlich  scharfe  Scheidung 
von  der  Grundmasse  vorfinden,  welche  Tendenz  zeigen,  quadratische  Figuren  (wenn 
der  Querschnitt  senkrecht  zur  Achse  geht)  nachzuahmen  und  die  sich  auch  so 
ausnehmen,  als  wären  sie  die  Grundmasse  selbst,  in  welcher  jedoch  die  färbigen 
Gemeugtheile  (Biotit,  opaker  Staub)  von  den  grösseren  durchsichtigen  (Andalusit) 
Gemengtheilen  zurückgedrängt  worden  wären.  Es  scheinen  das  in  Bildung  begriffene 
Andalusitkrystalle  zu  sein. 

Dann  finden  sich  kleine,  höchstens  getreidekorngrosse  ellypsoidale  Quer- 
schnitte, welche  im  Dünuschliff'e  bedeutend  mehr  durchscheinend  sind  als  die 
Schiefermasse  selbst.  Dieselben  bestehen  aus  einer  Hülle  von  etwas  mehr  ange- 
häuften Biotitschüppchen,  werden  also  von  einem  dunkleren  Hof  umsäumt,  innerhalb 
welchem  ein  ellypsoidaler  enger  Kranz  von  Andalusitkörnern  mit  wenig  Biotit  und 
wenig  schwarzem  Staub  folgt,  welcher  dann  den  grossen  ellypsoidalen  inneren 
Kern,  der  die  Zusammensetzung  des  Audalusitachsenkreuzes  hat  (demnach  aus 
kleinkörnigen,  licht  graulich  erscheinenden  Aggregaten,  mit  zartem  schwarzem 
Staub  und  höchst  spärlich  winzigen  Biotitschüppchen)  einschliesst.  Die  etwas 
biotitreichere  Hülle,  der  durchsichtigere  enge  Kranz  sowie  die  graue  Kernmasse 


100 

siud  jedoch  nicht  scharf,  sowohl  von  der  Schiefergrimdmasse  als  auch  unter  sich, 
getrennt. 

Wenn  eine  Deutung  hier  zulässig  ist,  welche  nur  mit  einigem  Grade  von 
Wahrscheinlichkeit  durchführbar  ist,  so  wäre  der  graue  Kern  die  Analogie  des 
noch  nicht  fertigen  Achsenkreuzes,  die  durchsichtigere  Hülle  aber  möchte  dem  noch 
nicht  völlige  Individualisirung,  das  ist  Spaltbarkeit  und  Krystallformbegränzuug 
besitzenden  Andalusit  selbst  angehören. 

Fruchtschiefer. 

Etwas  weiter  von  der  Granitgränze  im  Bogen  zwischen  Rannä  und  Vojtechov, 
Horni  Holetin,  N  Hlinsko,  Vitanov,  0  Horni  Babäkov,  Dolui  Holetin,  also  zwischen 
zu  Phyllit  umgewandelten  Grauwackenschiefern  und  den  oben  angeführten  Staurolith- 
und  Andalusitphylliten,  welche  näher  der  Granit-  und  Gneusgränze  liegen,  folgen 
diese  metamorphischen  Schiefer.  Die  typischesten  Phyllite  (Fruchtschiefer)  siud  in 
der  Schiefermasse  ganz  ähnlich  dicht,  dunkelgrau,  gebogen  parallel  welligruuzlig, 
wie  die  Andalusitschiefer  von  Hlinsko,  jedoch  erscheinen  in  denselben  quer  gegen 
die  Runzelung  gestellt  duukelgraue  dichte  getreidekorngrosse  Einschlüsse  ein- 
gewachsen, an  denen  sich  die  Runzelung  etwas  bogig  einengt.  In  Querbrüchen 
sieht  man,  wie  die  durch  scharfe  Knickung  hervorgebrachte,  im  Schieferbruche 
wellig  parallele  runzelige  Fältelung  sich  an  die  Körner  anschmiegt. 

Die  dichten  Körner  sind  keineswegs  homogen,  da  sie  bei  starker  Vergrösse- 
rung  glitzernde  Flächen  von  Glimmern  zeigen.  V.  d.  L.  sintert  oder  frittet  die  Masse 
nur  etwas,  indem  sie  sich  lichtgrau  gestaltet.  Nur  die  anhaftenden  höchst  zarten 
Biotitschüppchen  schmelzen.  Das  Mineral  ritzt  Calcit,  geglüht  aber  erhöht  sich  seine 
Härte.  Abgeschalter  Staub  der  Körner,  welche  an  den  allerdünnsten  Kanten  schwach 
durchscheinend  sind,  zeigt  sich  zusammengesetzt  aus  durchsichtigen  Theilchen  von 
undeutbarer  Natur  und  aus  Biotitschüppchen  von  brauner  Farbe.  Sehr  zarter 
schwarzer  Staub  durchdringt  das  Gemenge.  Dadurch,  dass  nach  dem  Glühen  das 
Mineral  lichter  geworden  ist,  scheint  mit  dem  schwarzen  Staube  eine  Veränderung 
vor  sich  gegangen  zu  sein;  indessen  finden  sich  aber  auch  noch  in  den  geglühten 
Splittern  schwarze  Körnchen,  die  durch  Glühen  desshalb  nicht  gelitten  haben,  weil 
sie  entw^eder  aus  Magnetit  bestehen  oder  weil  sie  gut  und  vor  Veränderung  geschützt 
umhüllt  waren. 

Es  ist  jedenfalls  hier  der  Ort,  darauf  hinzuweisen,  dass  auch  in  dem  An- 
dalusitschiefer ähnliche  Körnchen  sich  finden,  wie  sie  zuletzt  (bei  dem  Andalusit- 
schiefer) beschrieben  wurden,  es  muss  aber  jede  nähere  Erklärung,  als  wären  die 
Körner  etwa  noch  nicht  ausgebildete  oder  in  der  Bildung  gehemmte  Andalusit-  oder 
Staurolithindividuen  noch  dahingestellt  werden,  "'j 

Lydit. 

An  den  Gränzen  zwischen  den  zu  Phyllit  umgewandelten  untersten  Silur- 
grauwackenschiefern  mit  dem  Granit,  wie  zwischen  Krouna  und  Dedovä  oder  nahe 
den  Gränzen  am  Medkovy  kopec  (Certovina)  und  bei  Mrakotm  (alles  0  oder  NO 
von  Hlinsko)  finden  sich  zu  Lydit  verkieselte  Phyllitschichten  in  Zügen,  das  ist 
in  Wechsellagerung  mit  schwarzem  Phyllit,     Auch  einzelne  Lyditschichteu  finden 


101 

sich  zerstreut  vor.  Aus  einer  «chicht-  oder  lagerartigen  Phyllitverkieselung  in 
Lydit,  ohne  scharfe  Gränzen,  in  dem  schon  oben  augeführten  Strasseubuge,  W 
Kladne,  wurde  eine  Probe  entnommen. 

Gewisse  sehr  deutlich  eben  schiefrige  Lydite  von  schwarzgrauer  Farbe 
zeigen  an  den  Schieferungsflächen  noch  den  etwas  seidenartigen  Glanz  des  Phyl- 
lites,  obwohl  sie  aus  dichtem  Quarz  bestehen.  Andere  zeigen  auch  Quarzklüftchen 
von  weisser  Farbe,  welche  dieselben  durchsetzen,  während  der  Quarz  im  eigent- 
lichen Phyllit  in  derartigen,  sogenannten  gleichzeitigen  Bildungen  (Schnürchen, 
Nesterchen)  nicht  nachweisbar  ist. 

Vor  dem  Löthrohr  stark  geglüht  werden  dünne  Splitter  lichtgrau,  bis  bei- 
nahe weiss  und  an  den  Kanten  durchscheinend. 

Dünnschliffe,  welche  sich  bei  der  Härte  des  Gesteines  in  ausserordentlicher 
Dünne  herstellen  lassen,  lösen  sich  u.  d.  M.  ganz  deutlich  in  die  Gemengtheile  auf. 
Schwache  Vergrösserungen  zeigen  den  ganz  durchsichtigen  Quarz  von  weisser  Farbe, 
in  welchem  ausserordentlich  viel  schwarze  Staubkörnchen  in  kaum  zählbarer  Menge 
eingestreut  sind.  Stelleuweise,  und  zwar  in  unvollkommen  parallelen  Strichen  finden 
sich  Parthieen  vor,  welche  weniger  Staubtheilchen  enthalten,  demnach  lichter  er- 
scheinen; theilweise  ist  der  Staub  wieder  so  gedrängt,  dass  sich  die  schwarzen 
Pünktchen  beinahe  zu  berühren  scheinen.  Starke  Vergrösserungen  aber  zeigen 
zwischen  den  Staubkörnchen  doch  noch  Quarzmasse.  Die  Staubkörnchen  können 
nur  Anthracit  sein;  ihre  Form  ist  eine  rundlich  unregelmässige  und  bei  starken 
Vergrösserungen  nicht  scharf  begräuzte,  so  dass  der  Kern  der  grösseren  An- 
thracitkörnchen  von  ^^^ — tV"™  ^^  Durchmesser  schwara  opak,  der  Rand  aber 
grauschwarz  gefärbt  erscheint. 

Winzige  Quarzklüftchen  von  ganz  reinem  Quarz  durchsetzen  die  Lydit- 
masse  in  verschiedenen  Pachtungen,  es  herrscht  aber  ein  Richtungssystem  solcher 
Schnürchen  vor,  welche  scharf  begränzt  sind.  Nur  zuweilen  ist  ein  abgerissenes 
Bröckelchen  von  Lydit  in  solchen  Klüftchen  eingeschlossen ;  dann  und  wann  erscheint 
eine  vereinzeinte  Haematitschuppe  nahe  am  Rande  der  Quarzklüftchen;  es  ist 
das  vor  der  Ausfüllung  der  Klüftchen  durch  Quarz  an  den  Wänden  abgesetzter 
Haematit.  Manche  Gränzflächen  zwischen  Quarzklüftchen  und  Lydit  tragen  einen 
schwarzen  opaken  dünnen  Überzug,  nämlich  die  vor  der  Bildung  der  Quarzklüftchen 
ausgeschiedenen  Anthracitanflüge.  Die  dünnsten  Quarzklüftchen  besitzen  die  Breite 
von  2^0°''"  5  die  breiteren  im  Praeparate  bis  ]°"°,  obwohl  in  Handstücken  die  Quarz- 
klüfte oft  mehrere  Millimeter  breit  sind. 

Ausser  Quarz  und  Anthracitstaub  enthält  die  Lyditmasse  ausserordentlich 
selten  auch  tief  braune  Körner,  deren  Deutung  eine  unsichere  ist;  dieselben  werden 
für  Staurolith  gehalten  wegen  der  Ähnlichkeit  des  Vorkommens  dieses  Minerales 
in  den  Phylliten,  in  denen  der  Lydit  auch  eingelagert  ist.  Doch  sind  diese  Stauro- 
lith-ähnlichen  Körner  gänzlich  einschlussfrei.  Die  Verdrängung  der  Phyllitmasse 
durch  Lydit  wäre  demnach  eine  vollständige.  Auch  scheint  das  Vorkommen  des 
Lydites  den  Umstand,  dass  die  metamorphosirten  Grauwackenschiefer,  jetzt  also 
Phyllite  keinen  Quarz  und  auch  keine  Quarznester  von  Bedeutung  einschliessen,  zu 
erklären,  weil  sich  eben  aller  Quarz  als  Lydit  gesondert  abgeschieden  haben  dürfte. 


102 

Sehr  bedeutende  Vergrösserungeii  zeigen  im  Quarze  eine  ausserordentliche 
Menge  von  Flüssigkeitseinschlüssen.  Im  polarisirten  Lichte  erweisen  sich  die  mit 
Staub  reich  angefüllten  Stelleu  aus  ganz  ideinen  Quarzkörnchen  zusammengesetzt; 
die  an  Staub  weniger  reichen  dichten  Quarzparthieen  bestehen  aus  bis  |°"°  grossen 
Quarzkörnchen,  die  das  Aggregat  bilden.  Ebenso  verhält  es  sich  mit  den  Quarz- 
klüftcheu,  die  breiteren  bestehen  aus  grösseren  Quarzkörnchen  (bis  i'^""  Bi'eite), 
die  feineren  aus  ganz  zarten  Quarzindividuen. 

Ebenso  zeigt  die  Beleuchtung  mit  polarisirtem  Lichte,  dass  nicht  alle  Quarz- 
klüftcheu  von  gleichem  Alter  sind,  da  etliche  davon  andere  durchsetzen;  es  ist 
der  Lydit  demnach  nicht  gleichzeitig  rissig  geworden. 

Ottrelitphyllit. 

Dieses  Gestein  findet  sich  im  Liegenden  und  Hangenden  des  Quarzitzuges, 
der  wahrscheinlich  zur  Untersilurzone  Ddj  gehört  und  durch  den  ^SO-Abfall  der 
Bucina  von  NW  nach  SO  streicht.  Diese  Schiefer  lassen  sich  durch  die  Bucina 
und  nach  einer  Unterbrechung  an  der  Strasse  von  Väpenny  Podol  gegen  Hrbokov 
bis  Rtein  verfolgen.  Die  südliche  Begränzung  derselben  geht  über  Skoranov  und 
Kraskov  (NW  See).  Die  liegenden  Ottrelitphyllite,  also  die  NO  vom  Quarzitzuge 
gelegenen  dürften  der  Zone  Ddi ;  die  SW  vom  Quarzitzuge  bis  zur  Granitgränze 
streichenden  aber  der  Zone  Ddj  angehören.  Da  beide  Zonen  Dd^  und  DA^  ur- 
sprünglich aus  petrographisch  nicht  unterscheidbaren  glimmerigen  schwarzen  Thon- 
schiefern  (Grauwackenschiefern)  bestanden,  so  ist  die  Metamorphose  derselben  in 
ein  gleiches  Ottrelitphyllitgestein  erklärlich.  Die  Ottrelitschiefer  sind  Contact- 
metamorphosen  der  schw^arzen  Thonschiefer  mit  Granit;  die  Metamorphose  reicht 
bis  1  km  weit,  in  horizontaler  Richtung  gemessen,  von  der  Granitgränze  in  die 
Thonschieferschichten  hinein ;  der  dazwischen  eingelagerte  feinkörnige  Quarzit  aber 
ist  unverändert  erhalten,  w^eun  von  dessen  Zerklüftung  abgesehen  wird. 

Der  Ottrelitphyllit  übergeht  in  der  Entfernung  von  mehr  als  1  km  von 
der  Granitgränze  allmählig  in  den  schwarzgrauen  Thonschiefer.  Besonders  auffällig 
ist  die  Metamorphose  dort,  wo  neben  Granit  noch  andere  Eruptivgesteine  den 
Contact  bilden,  so  etwa  NO  von  Kraskov,  wo  der  Corsitstock  (von  Kraskov)  mit 
den  geschichteten  Gesteinen  in  Contact  tritt;  hier  ist  nun  die  Metamorphose  eine 
ganz  vollständige. 

Eine  weniger  ausgedehnte  Ottrelitphyllitparthie,  oder  wenigstens  eines 
metamorphischen,  diesem  Phyllit  ähnlichen  Gesteines  findet  sich  in  der  grossen 
Schieferscholle  bei  Kreutzberg  (Krucenburk),  nämlich  S  vom  0  Theile  des  Dorfes 
Chlum  (N  Kreuzberg),  wo  alte,  wahrscheinlich  cambrische  Gesteine  von  ursprüng- 
licher Thonschieferausbildung  eine  ähnliche  Metamorphore  erlitten  haben. 

Der  Ottrelitphyllit  zeigt  noch  ziemlich  deutliche  Schieferung,  die  durch 
eine  schmutzig  lichtgraue  unvollkommen  schiefrige  phyllitische  Grundmasse  bedingt 
wird,  in  welcher  auch  noch  ebenfalls  vorherrschend  annähernd  parallel  gelagert 
dunkelgrüne  bis  IV4 — l""""  breite  dünne  Plättchen  von  Chloritoid  (Ottrelit)  ein- 
gewachsen sind.  Meist  entfallen  auf  IQ*""  der  Gesteinsschieferfläche  40 — 50  solcher 
Chloritoidschuppen,  obwohl  in  gewissen  Varietäten  die  Zahl  um  ein  mehrfaches 
steigt.    Die  schuppig  schiefrige  Gruudmasse  lässt  sich   etwas  schaben  und  zeigt 


103 

scliwaclien  matten  Perlmuterglaüz ;  die  oP  Flächen  des  Chloritoides  (Ottrelites) 
glänzen  stärker. 

Diese  Chloritoidplättclien  (Ottrelit)  stecken  in  einer  sehr  feinkörnigen 
Grundmasse,  welche  unter  der  Loupe  stellenweise  ausgezeichnete  Spaltungsflächeu 
zeigt  und  den  Eindruck  eines  sehr  feinkörnigen  Muscovites  hervorbringt,  was 
insofern  einen  Unterschied  von  dem  Ottrelitschiefer  von  Belgien  bedingt,  als  in 
diesem  letzteren  Gesteine  die  Grundmasse  von  licht  grauer  Farbe,  völlig  dicht  ist.  ^') 

Gewisse  Ottrelitschiefer  zeigen  noch  bis  fingerdicke  und  lineal  gestreckte, 
auch  bogige  schliereuähnliche  der  Schieferung  etwas  parallel  gelagerte  Einschlüsse 
von  dem  ursprünglichen,  nur  schwach  gebleichten  Thonschiefer,  aus  welchem  die 
Metamorphose  hervorgegangen  ist.  Es  setzt  der  Ottrelitschiefer  von  lichterer  Farbe 
im  Vergleich  zur  Farbe  der  eingeschlossenen  noch  nicht  metamorphosirten  Thon- 
schieferschlieren,  von  denselben  ganz  scharf  ab,  ein  Fingerzeig,  dass  die  Unwandlung 
nicht  gieichmässig  in  der  ganzen  Schiefermasse  vor  sich  ging,  sondern  von  Aussen 
nach  Innen  nach  Art  einer  Verdrängungspseudomorphose  stattfand,  indem  durch 
Vorrücken  der  krystallinischen  Ottrelitschiefermasse,  die  sich  aus  den  Elementen 
des  Thonschiefers  raitgebildet  haben  mochte,  der  Thonschiefer  aufgezehrt  wurde. 
Die  Schlieren  von  Thonschiefermasse  wären  also  nur  noch  übrig  gebliebene  Kerne 
(Reste)  der  sedimentären  Schiefer,  Wenn  den  Thonschieferrest  zufällig  ein  Klüft- 
chen durchsetzt,  so  besteht  dasselbe  aus  Ottrelitschiefergrundmasse  (sehr  fein- 
körnigem Muscovit)  mit  Ottrelitschuppen.  In  dieser  Art  modificirt  ist  demnach 
der  oben  angeführte  allmählige  Übergang  von  Thonschiefer  in  Ottrelitschiefer  zu 
verstehen  und  nicht  etwa  so  zu  deuten,  als  wenn  die  Thonschiefermasse  selbst 
immer  mehr  und  mehr  metamorphosirt  wäre,  bis  sie  im  höchsten  Grade  der  Meta- 
morphose zu  echtem  Ottrelitschiefer  umgewandelt  wäre. 

Von  der  durch  Verwitterung  angegriffenen  Oberfläche  aus  färben  sich  die 
Ottrelitschiefer  blass  rostbraun.  Dünne  Splitter  der  Grundmasse  bleiben  vor  dem 
Lothröhr  beinahe  unverändert,  ausser  dass  sie  etwas  blasser  werden  und  dadurch 
ihre  Muscovitnatur  noch  besser  hervortreten  lassen,  welche  Eigenschaften  das  bel- 
gische Gestein  ebenfalls  zeigt. 

Unter  dem  Mikroskope  besteht  die  schuppig  feinkörnige  Grundmasse  aus 
nicht  völlig  parallel,  sondern  sich  stellenw^eise  regellos  körnig  anreihenden  durch- 
sichtigen Aggregaten,  welche  au  Muscovit  erinnern.  Einzelne,  besser  umrandete 
Individuen  des  muscovitähnlicheu  Miuerales  besitzen  die  Breite  von  jö°"°-  Ganz 
vereiuzelut  jedoch  finden  sich  auch  blass  bräunliche  Schuppen,  welche  vermuthuugs- 
weise  dem  Biotit  nahe  gestellt  werden  könnten. 

Die  unregelmässig  polygonalen  Chloritoidplättchen  zeigen  blass  graulich- 
grüne Farben  und  deutlichen  Dichroismus.  Nur  die  Schnitte  senkrecht  oder  quer 
zur  Fläche  oP  zeigen  sich  durch  die  oPflächen  eben  und  parallel  begränzt; 
solche  Stäbe  erscheinen  dann  j°''°  dick,  was  also  der  Dicke  der  Chloritoidschuppen 
entsprechen  würde. 

Im  polarisirten  Lichte  färben  sich  die  vermuthlichen  Muscovitschuppen 
ziemlich  satt,  etwas  intensiver  aber  noch  gewisse  Cliloritoidquersclmitte.  Die 
senkrecht  oder  beinahe  senkrecht  zu  oP  geschnittenen  Ottrelitblätter,  die  als  dicke 


104 

Stäbe  erscheinen,  zeigen  deutliche  Zwillingsbildung  der  Zwilliugsebene  oP  ent- 
sprechend, woruach  also  die  eine  Stabhälfte  eine  andere  Farbe  zeigt  als  die  andere. 

Sowohl  die  Glimmergrundmässe  als  auch  die  Chloritoide  enthalten  in  sich 
ganz  spärlich  schwarze  Magnetitstaubkörnchen.  Sonstige  Einschlüsse  sind  aber 
nicht  zu  erkennen. 

Nur  zufällig,  weil  nämlich  die  Probe  doch  nicht  aus  dem  völlig  frischen 
Schiefer  geschliffen  wurde,  finden  sich  feine  Klüftchen  nach  infiltrirtem  Limonit; 
manchesmal  auch  noch  daneben  ein  schwarzes  Infiltrat  einen  Erze  angehörig 
dessen  Deutung  unentschieden  erscheint. 

Der  Ottrelit  zeigt  keine  Zerklüftung,  und  erscheint  auch  ziemlich  homogen 
und  bis  auf  die  spärlichen  Magnetitstaubkörnchen  frei  von  Einschlüssen. 


Krystalliniscli  massige  Gesteine. 

Rother  Granit. 

Der  Granit  mit  fleischrothem  Orthoklas,  welcher  mit  dem  grauen  Granit 
im  Eisengebirge  so  häufig  zum  Vorschein  kommt,  zeigt  sich  au  den  Gränze  mit 
den  Silurgesteinen  immer  etwas  abw^eichend  zusammengesetzt,  als  dies  entfernter 
von  der  Gränze  der  Fall  ist. 

Der  Granit  von  Pradov  (S  Chrudim),  welcher  durch  die  Ohebkaschlucht 
durchschnitten  wird,  bildet  das  Hangende  über  den  umgewandelten  Schieferschollen 
und  den  schiefrigen  Felsiten;  seine  Bänke,  in  welche  er  abgesondert  ist,  fallen 
nach  S  ein.  Ganz  nahe  der  Gränze  erscheint  der  Granit  etwas  aplitisch,  indem 
der  dritte  nämlich  glimmerige  Gemengtheil  desselben  sehr  zurücktritt. 

Eine  Probe  dieses  aplitischen  rothen  Granites  von  kleinem  Korne,  in  dem 
im  Mittel  die  Gemengtheile  die  Grösse  von  l""""-  erreichen  besteht  aus  durch- 
sichtigem Quarz  und  fleischrothem  Orthoklas,  w^elche  beiden  Gemengtheile  sich 
das  Gleichgewicht  halten,  und  nur  accesorisch  zerstreuten  ganz  kleinen  Schuppen 
von  Biotit,  sowie  noch  kleineren  Körnchen  von  Turmalin. 

Unter  dem  Mikroskope  ist  der  Quarz  von  Körnerform  ganz  durchsichtig, 
wasserhell,  lebhaft  chromatisch  im  polarisirten  Lichte;  der  fleischrothe  Orthoklas, 
dessen  Gestalten  prismatisch  verlängert  sind,  zeigt  sich  nicht  durchsichtig,  was 
einen  grellen  Unterschied  neben  demQuarze  hervorbringt.  Ausser  den  grösseren 
bis  über  1°""-  breiten  Körnern  des  Quarzes  im  Granitgemenge  erscheinen  im  Ortho- 
klas auch  kleinere  Quarzkörner  von  etwa  Jl™™-  Breite  eingewachsen.  Einzelne 
schmutziggrüne  Biotitquerschnitte  und  längliche  opake  Turmalinaggregate  sowie 
Magnetitkörnchen  von  schwarzer  Farbe  sind  nur  ganz  vereinzeint  eingewachsen. 

Eine  zweite  Probe  zeigt  etwas  reichlichere  kleinere  Biotitaggi'egate,  welche 
manchen  Turmalinkörnchen  nicht  unähnlich  sehen,  in  dem  fleischrothen  Orthoklas- 
Quarzgemenge.  Unter  dem  Mikroskope  erscheinen  neben  nur  durchscheinendem 
Orthoklas  zahlreiche  Quarzkörner  unter  1°"^-  Breite  und  unförmliche  ebenfalls  kleine 
(unter  !"""•  Grösse)  Aggregate  von  dunkel  bouteillengrünem  Biotit ;  dann  und  wann 


ia5 

auch  kurze  schwarze  Körner  von  Magnetit.  Gewisse  Feldspäthe  sind  weiss  getrübt 
und  zeigen  Aggregatpolarisation;  ob  dieselben  dem  Oligoklas  angehören,  kann 
nicht  entschieden  werden. 

Der  rothe  Granit  von  Rudov  (0  Ronov)  bildet  im  grauen  Granit  einen 
kleinen  Stock  mit  nicht  bestimmten  Gränzen,  weil  dieselben  durch  Wald  bedeckt 
sind.  Von  der  Rudover  Mühle  WS  finden  sich  im  Walde  Blöcke  dieses  eigen- 
thümlichen  rothen  Gränzgranites. 

Dieser  Granit  macht  den  Eindruck  eines  biotitreichen  Felsitporphyres  oder 
mindestens  kleinkörnigen  Granitporphyres ;  denn  in  einer  graulichfleischrothen, 
beinahe  wie  dicht  aussehenden,  sehr  feinkörnigen  Grundmasse  sind  zahlreiche  bis 
j^mm.  lange  grünlichschwarze  Biotitschuppen  regellos  eingewachsen,  neben  welchen 
auch  weisse  kleine  Orthoklas-  und  Oligoklaskrystalle,  die  jedoch  erst  unter  der 
Loupe  deutlich  hervortreten,  dann  ganz  selten  Quarzkörner  zum  Vorschein  kommen. 
Gewisse  Biotitschuppen  wachsen  bis  zu  l""^  breiten  Lamellen  an;  auch  kleine 
Amphibolaggregate  sowie  winzige  Pyritkörnchen,  an  einigen  ist  die  Form  0,  co  0  co 
sichtbar,  erscheinen  in  dem  Gemenge  eingewachsen. 

In  Dünnschliffen  erscheint  die  Granitmasse  als  eine  weisse,  durchsichtige 
nur  blass  kleinfleckige,  mit  Biotitquerschuitteu  darin.  Das  polarisirte  Licht  aber 
löst  alles  ganz  gut  auf.  Die  früher  als  scheinbar  dichte  Grundmasse  angeführten 
Gemengtheile  stellen  eine  kleinkörnige  vorherrschend  aus  Orthoklas  bestehende 
Masse  vor,  in  welcher  kleine  Quarzkörnchen  nur  nach  den  lebhaften  Farben,  welche 
sie  im  polarisirten  Lichte  annehmen,  erkennbar,  in  geringerer  Menge  eingewachsen 
erscheinen.  Die  Grösse  der  kleinen  Körner  von  Orthoklas  und  Quarz  in  dem 
Aggregate  wechselt  von  ^'5 — 1™"  Die  häufigen  schmutzig  gelblichgrünen  oder 
braunen  Biotite  sind  -^^^ — j'^,-™™   dick  und  meist  nur  ] — i"""  breit. 

Kleine,  bis  höchstens  l™""  lange  Feldspathquerschnitte  erscheinen  nicht 
zahlreich  porphyrartig  ausgeschieden;  dieselben  gehören  theils  dem  Orthoklas, 
theils  dem  Oligoklas  an,  letztere  zeigen  manchesmal  auch  unter  beinahe  rechten 
Winkeln  sich  kreuzende  Zwillingslamellen.  Grössere  Quarzköruchen  fielen  in  den 
Dünnschliff  nicht-.  Einzelne  grasgrün  gefärbte  lappig  zertheilte  Prismen  von  fas- 
riger  Zusammensetzung  dürften  Amphibol  sein.  Die  wenigen  Pyritkörnchen  erreichen 
selbst  die  Grösse  von  -}™". 

Dieser  rothe  Granit  könnte  demnach  ebenso  gut  auch  Granitporphyr  ge- 
nannt werden,  da  er  ein  Mittelding  zwischen  kleinkörnigem  Granit  und  Grauit- 
porphyr  vorstellt.  Wegen  seiner  genetischen  Beziehungen  zum  rothen  Granit  sei 
derselbe  hier  dem  kleinkörnigen  Granite  zugezählt. 

Grauer  Granit. 

Graue  Granite  des  Eisengebirges  besitzen  einen  weiss  gefärbten  Orthoklas 
und  Biotit  im  Gemenge;  wegen  der  dadurch  bedingten  Farbe  sind  sie  als  graue 
ausgeschieden.  Von  diesem  gemeinen  Gesteine  wurden  nur  zwei  Proben  näher 
untersucht. 


106 

Der  graue  Granit  V2  km  W  von  Hute  (IF  Ransko),  welcher  da  von 
Dioritgängen  auch  spärlich  von  schwachen  Corsitgäugeu  durchsetzt  wird,  erinnert 
an  den  Gneusgranit  (von  See);  er  scheint  aber  doch  dem  regellos  körnigen  Gra- 
nite näher  zu  stehen.  Die  Textur  ist  eine  zwischen  klein-  und  mittelkörnige; 
Quarz  und  Orthoklas  von  gleich  rein  weisser  Farbe  und  bedeutender  Durchsichtig- 
keit lassen  sich  im  Bruche  nicht  sogleich  von  einander  unterscheiden;  der  Biotit 
ist  schwarz  nur  in  dünnsten  Plättchen  tiefbraun  durchscheinend.  Accesorisch 
kommt  schwarzer  Amphibol,  vom  Biotit  schwierig  auseinander  zu  halten,  dann 
honiggelber  Titanit  bis  l"*-"-  lang,  in  den  gemeinen  Krystallformen,  wie  er  sich 
auch  in  Syeniten  vorfindet,  eingewachsen  vor.  Die  Quarze  oder  Orthoklase  sind 
bis  über  2"°^  breit,  die  Biotite  in  Aggregaten  kleiner. 

Unter  dem  Mikroskope  herrschen  die  durchsichtigen  Quarze  und  die  eben- 
falls durchsichtigen  oder  nur  ganz  wenig  matten  Feldspäthe  vor;  sie  bilden  bis 
2— 2V„""'°  lange  und  breite  Anhäufungen,  während  der  Biotit  meist  lappig  zertheilte 
Aggregate,  die  aus  kurzen  Kry Stallquerschnitten  derselben  zusammengefügt  erschei- 
nen, bildet.  Im  gewöhnlichen  Lichte  sind  nur  die  ganz  schwach  matten  oder  durch 
Spaltungsflächen  rissigen  Feldspäthe  vom  Quarze  zu  unterscheiden.  Im  polarisirteu 
Lichte  aber  zeigen  die  wasserhellen  Orthoklase  eben  so  lebhafte  Farben  wie  der 
Quarz,  so  dass  beide  Mineralien  nur  nach  der  Form  auseinander  gehalten  werden 
können.  Einzelne  bis  1— P/2"'"  l^is  2'"'"  lange  Quarz-  oder  Orthoklasindividuen 
finden  sich  häufig,  andere  im  gewöhnlichen  Lichte  durchsichtige  Aggregatanhäu- 
fungen bis  zur  Länge  von  3'""'  bestehen  im  polarisirteu  Lichte  gesehen  aber  aus 
Quarz  und  Orthoklaskörnchen  von  etwa  |°''°  Breite.  Oligoklas  ist  wohl  nur  ver- 
einzeint in  kleineren  Körnern  aber  doch  in  ziemlicher  Zahl  anzutreffen;  diese 
gestreiften  Plagioklase  zeigen  im  polarisirten  Lichte  ebenso  satte  Farben  wie  der 
Quarz,  ein  Hinweis  auf  ihre  Frische.  Die  zu  lappig  zertheilten  Aggregaten  grup- 
pirten  Biotite  zeigen  bouteillengrüne  Farben  und  den  starken  Dichroismus.  Eben 
solche  lappig  zertheilte  dunkelgrasgrüne  Amphibole  finden  sich  in  spärlicherer 
Menge  eingewachsen. 

Die  bis  1°"^  breiten,  scheinbar  quadratischen  Magnetitquerschnitte  lieben 
es  in  den  Biotit-  oder  Amphibolaggregaten  eingewachsen  vorzukommen. 

Titanit  erscheint  blass  braun  in  dem  Dünnschlifi'e ;  im  pol.  Lichte  zeigt 
er  keine  grellen  Farben.   Einzelne  Pyritkörnchen,  bis  l""""  gross  sind  ganz  selten. 

In  derselben  grauen  Granitparthie,  welche  in  der  Nähe  des  Diorites  des 
Bansko-er  Waldes  als  Amphibolgranit  entwickelt  ist,  finden  sich  1  km  SW  von 
Nove  Ransko  mittel-  bis  kleinkörnige  Biotit-  und  Amphibolgranitabarten  vor,  welche 
durch  Dioritrümmer  durchsetzt  werden.  Eine  ganz  frische  kleinkörnige  Biotit- 
gi-anitvarietät  von  dunkelgrauer  Farbe  und  nur  unter  der  Loupe  sichtbaren  winzigen 
Pyritkörnchen  zeigte  im  Dünnschliffe  ein  scheinbar  vorherrschendes  Quarz-Feld- 
spathgemenge  und  Biotit,  sowie  Amphibol;  beide  letzteren  Mineralien  etwa  in 
gleicher  Menge. 

Der  Quarz  und  der  Feldspath  sind  durchsichtig  im  gewöhnlichen  Lichte 
nicht  gut  von  einander  unterscheidbar.  Die  Biotitquerschnitte  finden  sich  zerstreut, 
die  Amphibole  aber  zu  Aggregaten  mit  lappig  zertheilten  Rändern  gehäuft  vor, 
erstere  haben  gelblichbouteillengrüne  bis  braune,  letztere  dunkel  grasgrüne  Farbe. 


107 

Meist  an  die  Amphibolaggregate  gebunden,  wenn  auch  zeitweilig  in  den  durch- 
sichtigen weissen  Gemengtheilen  auch  vorkommend,  finden  sich  einzelne,  bis  j'^ '"" 
breite  quadratische  Querschnitte  von  Magnetit  vor. 

Das  polarisirte  Licht  löst  die  durchsichtigen  Mineralaggregate  völlig  auf; 
bei  der  bedeutenden  Frische  derselben  zeigen  sowohl  Orthoklas  als  auch  Quarz 
satte  Farben ;  neben  diesen  beiden  Mineralien  kommt  aber  auch  in  ziemlich  bedeu- 
tender Menge  Plagioklas  vor.  Die  Menge  des  Plagioklas  scheint  mit  dem  Amphibol 
zuzunehmen,  so  dass  beide  Mineralien  einander  im  Gemenge  bedingen.  Die  grössten 
Quarz-,  oder  Orthoklas-,  oder  Plagioklas-Individuen  erreichen  kaumVa™'"^  die  son- 
stigen Körner  in  dem  Aggregate  sind  bedeutend  kleiner.  Die  Biotitstäbe  erlangen  bei 
einer  Dicke  von  ..j^,'"'"   bis  lOfache  Länge,  auch  noch  mehr. 

Wegen  des  Übergewichtes,  welches  der  sonst  nur  zu  den  accesorischen 
Gemengtheilen  hinzugerechnete  Amphibol  hier  besitzt,  bildet  dieser  kleinkörnige 
Granit  das  Bindeglied  zwischen  Biotit-  und  Amphibolgranit,  es  passen  also  beide 
Namen  für  denselben,  oder  auch  der  Name  Biotitamphybolgranit  allein. 


Gneusgranit. 

In  beiden  Elbeuferu,  bei  Elbe-Teinic  und  dem  gegenüberliegenden  Vinaric 
werden  sowohl  kleinkörnige  Glimmerschiefer  als  auch  der  Gabbro  durch  echte  sowie 
auch  Lagergänge  von  Granit  durchsetzt,  welcher  in  verhältnissmässig  nicht  bedeuten- 
der Mächtigkeit  bis  20 — SO""""  wie  dies  im  linken  Ufer  in  den  entblössten  Eiseubahn- 
einschnitten  z;u  sehen  ist,  hier  mehrmals  zu  Tage  tritt.  Die  Fig.  3  versinnlicht  das 
Vorkommen  der  Grauitgänge.  Es  sind  jedoch  die  Biotitschuppen  des  Granites  ziemlich 
nahe  den  Gangbegränzungsflächen  parallel,  so  dass  die  Textur  des  Granites  eine 
unvollkommen  schiefrige  wird,  wesshalb  der  Name  Gneusgranit  gerechtfertigt  er- 
scheint. Würden  die  Lagerungsverhältnisse  des  Gueusgranites  nicht  so  deutliche 
sein,  so  wäre  das  Gestein  gewiss  als  Gneus  bezeichnet  worden,  allein  als  eruptives 
Gestein,  welches  bei  bedeutenderer  Mächtigkeit  die  Gneustextur  etwas  weniger 
deutlich  zeigt,  kann  es  nur  als  Granit  bezeichnet  werden,  ausser  man  würde  auch 
eruptive,  das  ist  gangförmige  Gneuse  annehmen.  ^*) 

Im  linken  Elbeufer  zeigen  sich  derartige  Gneusgranitgänge  zwischen  Zäbof 
und  Vinaric  knapp  TF  vom  Wächterhaus  Nr.  281,  dann  in  Vinaric  0  vom  Viaducte 
der  Eisenbahn,  dann  nahe  0  und  TFvom  Wächterhäuschen  280  zwischen  Vinaric 
und  Kojic.  Ebenso  verhält  es  sich  auch  unter  Elbe-Teinic,  im  rechten  Elbeufer, 
wo  jedoch  die  Zahl  der  Gneusgranitgänge  nicht  genau  festzustellen  ist.  Das 
Streichen  der  Gänge,  die  meist  Lagergänge  vorstellen,  ist  von  SO  nach  NW. 
Bemerkeuswerth  ist  noch,  dass  mit  der  Zunahme  der  Mächtigkeit  der  Gänge  die 
Korngrösse  gleichfalls  zunimmt,  indem  die  Textur  zugleich  zu  einer  unvollkom- 
menen plan  parallelen  wird. 

Der  Gneusgranit  ^[^  km  0  von  Elbe-Teinic^  als  kurzer  Gangstock  den 
Amphibolschiefer  durchbrechend  und  niedrige  Kuppen  bildend,  ist  unter  allen  hier 
beobachteten  Gneusgraniten  das  körnigste  Gestein.  Die  Textur  ist  mittelkörnig, 
der  Orthoklas  und  Quarz  weiss,  die  kleinschuppigen  schwarzen  Biotitaggregate 


108 


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sind  imvollkomnien  flasrig  vertlieilt,  kurz  das  Ge- 
stein sieht  einem  unvollkommen  scliiefrigen  kurz- 
flasrigen  Gneus  ziemlich  ähnlich.  Die  Länge  der 
weissen  Gemengtheile,  die  unvollkommen  parallel 
gelagert  sind,  beträgt  bis  6°^°^. 

Unter  dem  Mikroskop  zeigen  sich  in  weis- 
sen durchsichtigen  Aggregaten  schuppige  Anhäu- 
fungen von  braunem  bis  grünem  Biotit,  dazwischen 
selten  kleine  Körner  von  Ilmenit  mit  einer  dünnen 
Leukoxen-(Titanomorphit)rinde  umhüllt.  Die  Biotit- 
schuppen erlangen  Breiten  bis  i""".  Das  durch- 
sichtige Aggregat  besteht  aus  kleineren,  im  Mittel 
jy^mm  bi'eiten  Quarzaggi-egaten,  in  welchen  kleinere 
bis  über  1"™  lange  Orthoklaskrystalle  eingewachsen 
sind.  Auch  ein  parallel  gestricheltes  Orthoklaskorn 
(wie  man  es  sonst  Mikroklin  nennt)  wurde  sicht- 
bar. Nur  ganz  vereinzeint  finden  sich  Plagioklas- 
krystalle;  einerdavon  zeigte  sich  als  Zwilling  nach 
dem  Karlsbader  Gesetz,  dessen  eine  Hälfte  im 
polarisirteu  Lichte  einfarbig,  die  andere  gebändert 
erschien.  Auch  solche  Plagioklase,  die  nur  flecken- 
weise Zwilliugsbäuder  zeigen,  finden  sich ;  dieselben 
lassen  aber  die  Deutung,  als  wären  sie  von  Ortho- 
klas umwachsen,  desshalb  nicht  zu,  weil  der  nicht 
zwillingsartig  gebänderte  Theil  nicht  scharf  von 
dem  geh  änderten  getrennt  ist,  ausserdem  aber 
auch  dieselbe  Grundfarbe  zeigt  wie  die  gebän- 
derte Parthie. 

Bei  stärkeren  Vergrösserungen  werden  auch 
Apatitnadeln  in  den  Feldspäthen  sichtbar.  Stellen- 
weise zeigen  sich  graulich  grasgrüne  Flecken  oder 
Umrandungen  des  Biotites,  welche  aus  spiessigen 
Nadeln  bestehen  und  auf  Amphibol  hinweisen. 

Der  Gneusgranit  zwischen  Zabof  (Eisen- 
bahnstation Elbe-Teinic)  und  Vinafic,  der  in  zwei 
Gängen  im  Glimmerschiefer  an  der  Gränze  mit 
dem  Gabbro  vorkommt  (siehe  Wächterhaus  Nr.  281 
auf  Fig.  3  pag.  110),  wurde  in  zwei  Proben  unter- 
sucht. Die  eine  Probe  (etwa  100  Schritte)  T-Tvom 
Wächterhause  Nr.  281  an  der  Bahn,  war  zwischen 
mittel-  bis  kleinkörnig,  die  andere  kleinkörnig  und 
aus  dem  etwa  20'"  mächtigen  Gange  entnommen. 
Bis  auf  die  weniger  grobe  Textur  ist  dieser  Gneus- 
granit  dem   früher    beschriebenen    Gesteine   von 


J 


109 

Elbe-Teinic  äbnlicli.  Die  erste  Probe  wurde  normal  auf  die  plane  Paralleltextur, 
die  zweite  parallel  derselben  zu  Dünnschliffen  verwendet. 

Erstere  zeigten  aus  grösseren  Biotitplättchen  zusammengesetzte,  in  einer 
Eicbtung  orientirte  Flasern  in  der  aus  Quarz-  und  Ortboklas-Krystallkörnern  be- 
stehenden weissen  Masse.  Accesorisch  werden  die  flasrigen  Biotit-Aggregate  von 
wechselnder  Breite  von  Amphibolnadeln,  meist  an  den  Piändern,  begleitet.  Die 
Amphibolnadeln  von  j\  """^  Breite  und  lOfacher  Länge  sind  entweder  einzeln  oder 
in  Gruppen  gehäuft  zu  finden.  Ganz  spärlich  sind  auch  Magnetitkörnchen  ein- 
gewachsen ;  bedeutendere  Vergrösserungen  lassen  u.  d.  M.  Apatitnadeln  erkennen. 

Die  der  Schiefertextur  parallel  geschnittene  Dünnschliffprobe  in  dem  klein- 
körnigen Gesteine  zeigt  vorherrschend  die  weissen  durchsichtigen  Aggregate  von 
Quarz  mit  den  ganz  wenig  getrübten  Orthoklasen,  in  welchen  die  Biotite  unregel- 
mässige, lappig  zertheilte  Häufchen  und  auch  einzeln  zerstreute  Krystallquer- 
schnitte  darstellen.  Amphibol  ist  in  grasgrüner  Farbe  in  kleinen  Häufchen  ganz 
selten,  dessgleichen  auch  feiner  Magnetitstaub  nur  ganz  sporadisch  eingew^achsen. 
Im  polarisirten  Lichte  erweisen  sich  die  ganz  durchsichtigen  Quarze  als  Aggregate 
von  bis  über  ^/j"™-  grossen  Körnern  von  lebhaften  Farben.  Die  Orthoklase  in  der 
Form  von  langen  rechteckigen  Querschnitten  auftretend,  zeigen  die  Eigenthümlich- 
keit,  dass  ihr  Kern  matt,  schwach  färbig,  die  äussere  Schale  von  ziemlicher  Dünne 
aber  wasserhell,  lebhaft  färbig  im  polarisirten  Lichte,  erscheint.  Diese  Erscheinung 
kann  als  Schalenbildung  gedeutet  werden.  Gewisse  gestreifte  Feldspäthe  könnten 
entweder  als  Plagioklas  gedeutet  werden,  wenn  sie  nicht  vielleicht  parallel  an- 
gelagerte Orthoklase  der  eben  erwähnten  Ausbildung  vorstellen. 

Genau  0  von  Vinafic  etwa  ^j^ — 1  km  sind  in  einigen  Gruben  die  Fort- 
setzungen der  Gneusgranitgänge,  welche  in  Vinaric  und  0  von  Vinaiic  im  Elbe- 
ufergehänge ausbeissen,  aufgedeckt.  Von  einem  Gange  von  3°"  Mächtigkeit,  welcher 
unvollkommen  schiefrigen  Gabbro  (Uralitdiorit)  durchsetzt,  sowde  von  einem  arm- 
dicken, ganz  geradlienig  streichenden  Gangtrumm  wurden  Proben  entnommen. 
Beide  Gesteine  sind  kleinkörnig  schuppig;  wenn  die  Lagerungsverhältnisse  nicht 
so  deutlich  vorliegen  würden,  könnte  an  unvollkommen  schiefrigen  Gneus  gedacht 
werden.  Das  vorherrschende  Quarz-Orthoklasgemenge  ist  blass  graulichgelb;  die 
einzigen  Biotitschüppchen  bilden  ganz  kurze  Flasern. 

Ein  Dünnschliff  des  Gneusgranites  aus  dem  3""  mächtigen  Gange  zeigt 
ganz  ähnliche  Texturverhältnisse,  wie  die  übrigen  oben  beschriebenen  Gneus- 
grauite,  nur  dass  die  Textur  eine  zartere  ist.  In  der  weissen  Quarz-Orthoklas- 
Grundmasse  ist  schon  in  gewöhnlichem  Lichte  der  Quarz  durch  seine  Durchsichtig- 
keit von  dem  getrübten  Orthoklas  zu  unterscheiden.  Der  getrübte  Orthoklas 
verleiht  auch  der  Masse  die  gelbliche  Farbe.  Der  Biotit  bildet,  weil  der  Schnitt  zu 
keiner  Texturrichtung  parallel  läuft,  entweder  bis  IVs""^  lange,  74°'°'  breite  fla- 
serige  Anhäufungen,  oder  stark  lappig  zerschlitzte  und  lappig  getrennte  Häufchen, 
oder  einzeln  eingewachsene  Krystallschuppen.  Die  kleinsten  hexagonalen  Schuppen 
des  Biotites  messen  bei  der  Breite  von  äV""""  i^  ^^^  Dicke  2Tfö°''°-  Ebenso  breite 
Magnetitstaubkörnchen  sind  ganz  selten.  Im  polarisirten  Lichte  bestehen  die  durch- 
sichtigen Quarze  aus  Aggregaten  bis  zu  |™'°  im  Durchmesser ;  der  fleckig  getrübte 
Orthoklas,  von  etwas   grösserer  Breite   als   der  Quarz,   zeigt   nur  in  den  weniger 


110 

trüben  Theileu  noch  Farben.  Mauehe  Orthoklasprismen  besitzen  noch  einen  ganz 
engen  Saum,  also  eine  Schale  von  bedeutenderer  Durchsichtigkeit.  Bei  der  getrübten 
Beschaffenheit  der  Feldspäthe  ist  die  Anwesenheit  von  Plagioklas  nicht  zu  erfassen. 
Bei  lOOfacher  Vergrösserung  kamen  Apatituadelu  u.  d.  M.  nicht  zum  Vorschein. 
Der  Gneusgrauit  aus  dem  armdicken  geraden  Trumm  in  der  Nähe  des 
vorerwähnten  Ganges  ist  demselben  ganz  ähnlich,  nur  dass  stellenweise  der  Biotit 
etwas  zurücktritt.  Ein  Schnitt  in  unbestimmter  Richtung  zeigte  unter  dem  Mikro- 
skope eine  ganz  ähnliche  Beschaffenheit,  nur  dass  die  entfernter  stehenden  Biotit- 
Aggregate  etwas  kleiner,  die  Feldspäthe  bedeutend  frischer  und  nur  stellenweise 
weiss  getrübt  erschienen.  Die  Quarze  bis  zum  Durchmesser  von  1°"°^  herrscheu 
vor;  der  in  geringerer  Menge  auftretende  Orthoklas  ist  nur  stellenweise,  manches- 
mal im  Kerne  getrübt.  Spärlich  sind  auch  kurz  rechteckige  Oligoklase  mit  höchst 
zarter  Strichelung  im  polarisirten  Lichte  und  dann  und  wann  mit  scharf  begränztem 
trübem  Kerne  sichtbar.  Apatit  bei  lOOfacher  Vergrösserung  noch  nicht  nachweisbar. 

Syenit. 

Die  neueren  Untersuchungen  des  Syenites  lehren,  dass  Gesteine  dieses 
Namens  nur  wenig  bestimmte  Gränzen  haben,  indem  sie  theilweise  zu  Amphibol- 
Granit,  theilweise  zu  Diorit  Verwandtschaften  zeigen.  Immer  aber  enthält  der  Syenit 
Oligoklas,  manchesmal  in  solchen  Mengen,  dass  eine  Umdeutung  des  Syenitbegriffes 
angezeigt  wäre.  Wenn  auch  die  mikroskopische  Untersuchung  die  geringere  Sta- 
bilität der  Gemengtheile  darthut,  so  ist  doch  nach  älterer  Anschauungsart  der 
Syenit  durch  sein  deutlich  körniges  Gefüge,  den  schwarzen  Amphibol,  den  oft 
röthlichen  Orthoklas  und  den  charakteristischen  Titanit  wohl  erkennbar. 

Auf  der  Karte  sind  nur  wenige  Syenitvorkommnisse  ausgeschieden;  ein 
Theil  dürfte  unter  der  Farbe  des  Diorites  insbesondere  an  den  Gränzen  mit  Granit 
verdeckt  sein,  weil  sich  solche  Gräuzbildungen  wegen  des  allmähligen  Verlaufes  in 
Amphibolgranit  und  Diorit  nicht  scharf  scheiden  lassen.  Insbesondere  gilt  dies 
Gesagte  von  der  Umgebung  von  Nassaberg. 

Eine  bedeutendere  Syenitparthie,  ohne  scharfe  Begränzung,  befindet  sich 
zwischen  See  und  Kraskov,  an  der  Gränze  zwischen  Diorit  und  rothem  Granit. 
Der  Syenit  von  mittelkörniger  Textur  enthält  2— 3°^'"  und  stellenweise  noch 
grössere  Gemengtheile;  einen  weissen  (Plagioklas),  stellenweise  aber  wieder  vor- 
herrschend röthlichen  Feldspath  (Orthoklas),  dies  besonders  am  Kopanina -Hügel 
(NJS/W  See,  SOS  Zd'ärec),  und  schwarzen  Amphibol.  Quarz  ist  nicht  bemerkbar. 
Stellenweise,  wo  grössere  Feldspathanhäufungeu  sich  vorfinden,  hat  der  Amphibol 
die  Tendenz  lange  Stengel  zu  bilden.  Kleine  (millimetergrosse)  Titanitkrystalle  von 
honiggelber  Farbe  sind  stellenweise  reichlich  anzutreffen.  Die  regellos  körnige 
Textur  zeigt  an  gewissen  Orten,  vornehmlich  an  der  Granitgränze,  eine  Tendenz 
zur  unvollkommen  schiefrigen. 

SO  von  Kraskov  1  km,  ist  im  rechten  Ufer  des  seichten  Zlaty  potok 
ein  Syenit  entblösst,  in  welchem  nicht  nur  Magnetitkörner  sondern  sogar  höchst 
grobkörnige  Ausscheidungen  von  Quarz,  Epidot,  Granat  mit  Magnetituestern  vor- 
kommen. Die  Zerklüflung  des  Syenites  trägt  dann  auch  Epidot  an  sich,  nebstdem 
Pyritkörnchen,  welche  auch  in  dem  körnigen  Gemenge  vorkommen.  Der  Magnetit 


111 

Dünne  Scliliife  von  einer  unvollkommen  schiefrigen  Probe  (also  einem 
Gränzgestein),  zeigen  frische  Orthoklase  vorherrschend  in  Krystallen  bis  zu  5™™ 
Länge  und  2'"'"  Breite,  sehr  lappig  zertheilte  Amphibole,  in  welchen  kleine  Körnchen 
ist  immer  vorhanden,  jedoch  nicht  gleich  erkennbar.  Es  kommen  hier  mittelkörnige, 
und  duukelgraue  kleinkörnige  Varietäten  vor,  welche  schlierenartig  mitsammen  ver- 
bunden sind,   Titanit  ist  häufig. 

Ein  Dünnschliff,  jedoch  nur  von  geringer  Grösse,  zeigt  Amphibol  in  etwas 
lappig  zertheilteu  bis  2^2 — 3'"™  langen  und  ziemlich  breiten  Parthien,  je  nach  der 
Orientirung,  von  bräunlichbouteillengrüner  bis  grasgrüner  Farbe  und  starkem  Dich- 
roismus ;  etwa  in  gleich  bedeutender  Menge  auch  Feldspäthe  in  kleineren,  aber 
deutlich  begräuzten  rechteckigen  Formen.  Es  ist  schwierig  zu  entscheiden,  ob  auch 
Quarz  in  dem  Gemenge  vorhanden  ist,  einestheils  wegen  der  nicht  bedeutenden 
Grösse  des  Präparates,  dann  aber  wegen  der  vollständigen  Durchsichtigkeit  der 
Feldspäthe,  welche  auch  im  polarisirten  Lichte  ebenso  lebhaft  sich  färben,  wie  es 
sonst  für  den  Quarz  charakteristisch  ist.  Im  gewöhnliclien  Lichte  zeigen  gewisse 
Feldspathrechtecke  ganz  deutlich  die  Zwillingsstreifung,  um  so  mehr  tritt  die  zarte 
gedrängt  stehende  Bänderung  im  polarisirten  Lichte  zum  Vorschein,  wo  erst  recht 
deutlich  bemerkbar  ist,  dass  sich  Orthoklas  und  Plagioklas  in  ziemlich  gleichen 
Mengen  im  Gemenge  vorfinden.  Grosse,  ebeuflächig  contourirte  Magnetitkörner 
enthält  der  Amphibol  häufig,  die  Breite  der  grösseren  Magnetite  misst  bis  1^2°"". 
Blassröthlichb rauner  Titanit  zeigt  unregelmässige  Formen  und  wenn  auch  wenig 
bedeutenden,  so  doch  ganz  deutlichen  Dichroismus. 

Die  nicht  constatirbare  Gegenwart  von  Quarz,  welcher  in  Syeniten  selten 
fehlt,  dürfte  sich  in  Proben  mit  nicht  mehr  ganz  frischen  Feldspäthen,  wo  der 
Quarz  in  Dünnschliffen  dann  ganz  deutlich  zum  Vorschein  kommen  würde,  sicherer 
nachweisen  lassen.  Wegen  der  bedeutenden  Oligoklasbeimengung  nähert  sich  der 
Syenit  dem  Diorite;  und  wenn  für  denselben  der  Name  eines  orthoklasführenden 
Diorites  gewählt  werden  würde,  könnte  nichts  eingewendet  werden.  Doch  sind  alle 
andern  Eigeuthümlichkeiten  des  Gesteines  derartige,  dass  sie  noch  nicht  eine 
Trennung  von  Syenit  rechtfertigen. 

Unter  Zbyslavec  (0  Ronov),  dann  in  der  iVund  S  Umgebung  des  Dorfes 
befinden  sich  körnige  Diorite,  sowie  auch  an  der  Gränze  mit  dem  rothen  Granit 
Syenite  und  Syenitgranite.  Sämmtliche  drei  Gesteine  sind  durch  Übergänge  ver- 
knüpft und  schwer  auseinander  zu  halten.  In  kurzen  Gaugstöckeu  durchsetzen 
die  Syenite  auch  die  Gneuse  in  der  steilen  Lehne  (Zelezne  hory)   W  von  Zbyslavec. 

Die  Textur  ist  mittelkörnig,  zuweilen  mit  grobkörnigen  Ausscheidungen 
und  bis  federkieldicken,  beinahe  fingerlangen  schwarzen  oder  grünlichschwarzen 
Amphibolsäulen  im  licht  aschgrauen  Orthoklas,  in  welchem  auch  grosse  Quarz- 
körner von  weisser  Farbe  ausgeschieden  sind.  Gewisse  quarzarme  Syenite  an 
Gesteinsgränzen  zeigen  unvollkommen  schiefrige  Textur.  Pyrit  in  Körnchen  ist 
stellenweise  häufig,  ebenso  auch  Epidotanflüge  in  dünnen  Klüftchen.  In  manchen 
Handstücken  zeigen  sich  kleine  rothe  Punkte,  welche  unter  dem  Mikroskop  undurch- 
sichtig erscheinen,  etwas  stärkeren  Glanz  besitzen  und  deren  Deutung  nicht  gelang.  ^^) 

Diese  dioritisch-syenitischen  Gesteine  sind  auf  der  Karte  mit  der  Farbe 
des  Diorites,  der  eigentlich  nur  die  Mitte  einnimmt,  gekennzeichnet. 


112 

von  Magnetit  nicht  gar  zu  spärlich  eingewachsen  sind,  dann  untergeordnet  Plagioklas 
und  bis  '/a™"'  breite,  für  Quarz  beanspruchte  Körnchen.  Wegen  des  vorherrschenden 
Orthoklases  entfernt  sich  das  Gestein  vom  Diorit  bedeutend,  was  auch  aus  der  unvoll- 
kommen schiefrigen  Textur  ersichtlich  ist,  welche  die  Nähe  der  Granitgränze  anzeigt. 
Der  ganz  geringe  Quarzgehalt  nähert  vielmehr  das  Gestein  dem  Amphibolgranit. 

Granitporphyr. 

Diese  Gesteine  sind  nicht  häufig,  es  sind  das  ebenfalls  Gränzgesteine,  wie 
die  Quarz-  und  Felsitporphyre  und  werden  bei  den  Quarzporphyreu  angeführt 
werden.  Hier  sei  nur  derjenige  Granitporphyr  W  von  Dolni  Holetin  angeführt, 
welcher  zwischen  zu  Glimm  er  schieferphyllit  umgewandelten  Unter  silur-Grauwacken- 
schiefern  au  der  Gränze  von  Granit  auftritt  und  dem  unbedeutenden  8N  gerichteten 
Thälchen  1^2  km  W  von  Dolni  Holetin  (N  Hlinsko)  entnommen  ist.  Die  Lagerungs- 
verhältnisse zeigt  die  Fig.  14. 

Fig.  14. 


Diese  Granitporphyre  sehen  theils  feinkörnigen  Glimmerschiefern,  theils 
Minetten  ähnlich,  wenn  nämlich  in  denselben  die  grösseren  Krystalle  stellenweise 
verschwinden  und  die  Textur  mehr  schiefrig  wird,  oder  dem  körnigen  sich  nähert ; 
solche  Gesteine  durchsetzen  in  Gängen  die  Gränzschiefer  in  Holetin  zahlreich, 
sind  aber  auf  der  Karte  wegen  der  geringen  Mächtigkeit  derselben  nicht  verzeichnet. 

Das  Gestein  W  von  Holetin  von  dem  in  dem  Schnitte  augeführten  Orte 
ist  auf  den  ersten  Blick  schwierig  zu  deuten.  Es  ist  ein  unvollkommen  schief- 
riges  Gestein.  Die  anscheinend  dichte  Grundmasse  von  graulicher  Farbe,  splittrigem 
Bruch  ist  eigentlich  höchst  feinkörnig;  darin  sind  ganz  kurze,  gestreckte,  aus 
zarten  Biotitschuppen  bestehende  Flasern  (in  Querschichten  bis  1'=°'  lang  und 
wenig  breit),  welche  die  unvollkommene  zu  den  Gränzschiefern  parallele  Textur 
bedingen.  Bis  ^l^"^"^  grosse  Quarzkrystalle  und  3°""  lange  Orthoklaskrystalle  be- 
dingen die  porphyrartige  Textur.  Ein  eigentlicher  Granitporphyr  ist  das  Gestein 
nicht,  da  es  unvollkommen  schiefrig  ist,  ein  schiefriger  Porphyr  gleichfalls  nicht, 
weil  die  schiefrige  Textur  wieder  zu  unvollkommen  erscheint.  Eher  ist  es  ein 
Übergangsgestein  zu  schiefrigen  Felsitporphyren  (Quarzporphyren),  nämlich  zu 
denjenigen  Gesteinen,  die  tiefer  unter  diesem  Namen  augeführt  werden.  In  der 
Grundmasse  ist  der  Quarz  gänzlich  durchsichtig,  der  Orthoklas  trübe. 

Dünnschliffe  ziemlich  parallel  zur  unvollkommen  schiefrig  flasiigen  Textur 
zeigen  in  der  Grundmasse  ausser  grossen  Quarz-  uud  Orthoklaskrystallen  (Körnern) 
noch  kleine  zahlreiche  Quarzkörner  von  Vs—Vz"""'  Breite  und  ebensolche  Ortho- 
klaskörner.   Erstere  sind  vorherrschend  wasserhell,   letztere  untergeordnet,  trüb. 

Die  Grundmasse  erscheint  im  polarisirten  Lichte  völlig  körnig;  wegen  der 
lebhaften  Farben  scheint  der  vorherrschende  Gemengtheil  Quarz  zu  sein.  Die 
Grösse   der  Körner  beträgt  im  Mittel    ,'ö-~4'o°"°'i  obwohl   es  auch  grössere  und 


113 

kleinere  darunter  gibt.  Biotitschuppen  von  brauner  Farbe  und  der  Breite  von 
-j'j, — ^'g"""  sind  zahlreich,  entweder  einzeln,  oder  zu  haufenähnlichen  Aggregaten 
(Flasern)  verbunden.     Staubkörnchen  von  Magnetit  sind  ganz  selten. 

Die  Grundmasse  wäre  demnach  eigentlich  ein  quarzreicher  Biotitgranit 
von  unvollkommen  schiefrig  flasrigem  Gefüge  und  bis  auf  den  Biotit  von  höchst 
feinkörniger  Textur. 

Quarzporphyr. 

Die  Quarzporphyre  treten  im  Eisengebirge  in  nicht  gerade  beschränkter 
Menge  zum  Vorschein,  erscheinen  aber  doch  im  Vergleich  zu  andern  Gesteinen 
untergeordnet.  Es  werden  unter  Quarzporphyren  hier  diejenigen  Felsitporphyre 
verstanden,  in  denen  Quarz  neben  Orthoklas  entweder  in  überwiegender,  oder  doch 
in  beträchtlicher  Menge  vorkömmt,  während  als  Felsitporphyre  Gesteine  mit  vor- 
wiegenden Orthoklas-  und  nur  ganz  untergeordnet  ausgeschiedenen  Quarzkrystallen 
bezeichnet  werden;  zwischen  beiden  Porphyren  würde  es  demnach  keine  auch  nur 
annähernd  bestimmte  Gränze  geben. 

Die  Quarzporphyre  erscheinen  mit  Vorzug  jeder  andern  Lagerung  an  der 
Gränze  zwischen  rothem  Granit  mit  anderen  Gesteinen  in  verhältnissmässig  nicht 
breiter  Zone,  meist  als  Gänge,  wo  nämlich  die  Lagerungsverhältnisse  durch  Ent- 
blössungen  beobachtet  werden  können. 

Solcher  Art  ist  das  Vorkommen  von  Quarzporphyren  in  einem  engen  Zuge 
zwischen  rothem  Granit  und  schwarzen  Untersilurphylliten  W  und  SO  von  Chvaletic 
(TF  Pfelouc,  TT/STF  Elbe-Teinic)  auf  die  Länge  von  gegen  4  km  zu  beobachten; 
dann  nach  einer  Unterbrechung  zwischen  Zdechovic  und  Morasic,  noch  weiter  SO 
bis  beinahe  gegen  Väpenka,  auf  die  Länge  von  3  km  im  Verlaufe  derselben 
Gränze.  Zwischen  rothem  Granit  und  zu  Ottrelitschiefer  umgewandelten  Schichten 
der  Silurzone  Dd^,  W  von  Kteiu  {NO  See).  Endlich  in  etwas  weniges  zum  schief- 
rigen  geneigter  Textur  zwischen  gi-auem  Gneusgranit  und  zu  Phyllit  umgewandelten 
untersilurischen  Grauwackenschiefern  S  von  Dolni  Babäkov  und  längs  der  Gränze 
in  einzelnen  Gängen  durch  Dolni  Holetin,  was  aber  wegen  der  Geringfügigkeit 
des  Vorkommens  auf  der  Karte  nicht  verzeichnet  erscheint  und  auch  schon  bei 
dem  Granitporhyr  erwähnt  wurde.  Sämmtliche  hier  aufgezählte  Vorkommnisse 
gehören  dem  licht  (oder  höchstens  graulichbraun)  gefärbtem  Quarzporphyr  an. 

Grauschwarze,  sehr  feste,  quarzreiche  Quarzporphyre  treten  reichlich, 
jedoch  in  nicht  sehr  mächtigen  Gängen  unter  Richenburg  und  den  Richenburger 
Schluchten,  nahe  der  von  Kreideschichten  bedeckten  Gränze  von  Silurgrauwacken 
mit  rothem  Granit  auf,  ebenso  auch  S  von  Skuc  gleichfalls  nahe  der  Gränze  mit 
grauem  Gneusgranit;  nur  ganz  vereinzeint  auch  bei  Lesan  {SO  Skuc).  Es  sind 
aber  diese  grauschwarzen  Quarzporphyre,  welche  in  ebensolchen  Grauwacken,  die 
theilweise  auch  als  Quarzporphyrtuffe  aufzufassen  wären,  vorkommen,  nur  dann 
deutlich  erkennbar,  wenn  die  abnorme  Lagerung  derselben  oder  die  durchgi-eifeude 
Lagerung  etwas  jüngerer  Porphyrgänge  —  welche  die  aus  zertrümmerten  Porphy- 
ren, demnach  petrographisch  gleich  zusammengesetzten  jedoch  geschichteten  Grau- 
wacken durchsetzen   —  eine  solche  Trennung  beider  Gesteine  gestattet.    Denn 

8 


114 

nicht  mehr  ganz  frische  Quarzporphyre  sind  in  Handstücken  oder  bei  nicht  deut- 
lichen Lagerungsverhältnissen  von  der  körnigen  Grauwacke  (gTauwackeuartigem 
Quarz-Porphyrtuff)  nicht  zu  unterscheiden.  '*°) 

Die  Quarzporhyre  sind  demnach  auf  der  Karte  nicht  nach  den  unmöglich 
verfolgbaren  Lagerungsverhältnissen  eingezeichnet,  sondern  nur  nach  einzelnen 
Anzeichen. 

Die  Quarzporphyre  von  Rtein  sind  durch  allmählige  Übergänge  auch  durch 
Felsit  mit  dem  Felsitporphyr  verbunden,  welcher  gleich  nachher  beschrieben 
werden  wird. 

Der  Quarzporphyr  bei  Chvaletic  stellt  meist  blass  weisse  oder  ver- 
bleichte Gesteine  vor,  wie  sie  sich  am  Ausbisse  insbesondere  W  von  Chvaletic 
finden  und  bei  ganz  flüchtiger  Besichtigung  manchen  zersetzten  Granulit  nach- 
zuahmen scheinen.  Im  südlichen  Ende  von  Chvaletic  selbst  aber  tritt  als  Gräuz- 
gangbildung  zwischen  rothem  Granit  und  schwarzem  Silurphyllit  ein  Gestein  auf, 
welches  fest  und  deutlich  entwickelt  ist.  Die  eingewachsenen  Krystalle,  welche 
ziemlich  entfernt  stehen,  somit  deutlich  in  der  Grundmasse  eingebettet  erscheinen, 
sind  vornehmlich  Orthoklaskrystalle  mit  abgerundeten  Ecken  bis  über  1'=°'  Länge 
und  Breite  besitzend,  blass  röthlichgrau  und  schwach  durchscheinend;  dann  bis 
^/a"""  grosse  Quarzkrystalle  von  lichtrauchgrauer  Farbe  und  der  bekannten  Krystall- 
form  -f-  R.  —  R  mit  mattrauher  Oberfläche  aber  völliger  Durchsichtigkeit.  Die 
Zahl  der  kleineren  Quarzkrystalle  ist  bedeutender  als  die  Zahl  der  Orthoklase, 
allein  die  Masse  des  Orthoklases  dürfte  überwiegen. 

Die  Gruudmasse  ist  grau,  nicht  felsitisch,  sondern  sehr  feinkörnig  splittrig, 
mit  schwarzen,  bis  iVs"^"^  grossen  nicht  zahlreichen  Flecken,  welche  feinkörnige 
Biotitaggregate  vorstellen.  Dadurch  ist  dieser  Quarzporphyr,  weil  derselbe  keine 
rein  felsitische  Gruudmasse  besitzt,  etwas  dem  Granitporphyr  näher  gerückt;  es 
ist  aber  die  Verknüpfung  mit  Quarzporphyr  eine  ausgeprägtere,  so  dass  der  letztere 
Name  hier  beibehalten  ist.  Das  zähe  feste  ziemlich  frische  Gestein  zeigt  im  Dünn- 
schliffe in  der  Grundmasse  gänzlich  durchsichtige,  aber  trotz  deutlicher  Krystall- 
form  (freilich  mit  abgerundeten  Kauten)  doch  nur  ovale  oder  sackförmig  ovale 
Quarzquerschnitte,  welche  bei  bedeutenderer  Vergrösserung  —  was  meist  immer 
selbstverständig  ist  —  zahlreiche  Flüssigkeitseinschlüsse  zeigen.  Die  Quarze  sind 
meist  zersprungen,  die  wenigen  Sprünge  in  denselben  nicht  durch  Erschütterung 
bei  der  Formatisirung  hervorgebracht,  weil  nach  gewissen  Spruugklüften  Limouit 
in  die  Krystallmasse  infiltrirt  wurde.  Meist  sind  die  durch  Klüfte  durchsetzten 
Quarzindividuen  nicht  von  einander  verrückt,  da  sie  im  polarisirten  Lichte  gänz- 
lich einfarbig  erscheinen;  dann  und  wann  aber  lässt  sich  auf  diese  Art  eine  un- 
bedeutende Verschiebung  derselben  gegen  einander  nachweisen.  Wo  die  Möglichkeit 
vorhanden  war,  gewisse  orientirte  Querschnitte  auf  die  Ablenkung  des  polarisirten 
Lichtes  zu  prüfen,  erwiesen  sie  sich  als  linke  Krystalle.  Der  Orthoklas  ist  beinahe 
ganz  weiss,  wolkig  getrübt,  die  weniger  trüben  Stellen  zeigen  Aggregatpolarisation ; 
dadurch,  dass  die  Feldspäthe  so  getrübt  sind,  ist  der  Nachweis  von  Plagioklas 
neben  Orthoklas  nicht  möglich. 

Die  Grundmasse  enthält  entweder  ganz  zerstreute,  oder  zu  Gruppen  oder 
selbst  ganzen  Haufen  aggregirtc,  winzige  Schüppchen  von  schwarzem  Biotit,  der 


115 

wenig  durchsichtig  ist,  da  nur  die  dünnsten  Plättchen  desselben  schmutzig  grüne 
Farbe  sowie  auch  Dichroismus  zeigen.  Durch  dieselben  erhält  die  Gruudmasse 
stellenweise  einen  graulichgrünen  Ton.  Es  scheinen  die  ßiotitschuppen  durch 
dieses  Verhalten  dem  Lepidomelan  nahe  zu  stehen.  Die  ganz  vereinzeinten  Biotit- 
schuppen erreichen  Längen  im  Mittel  von  g^^"""  ^ei  einer  Dicke  von  tstt"""-  I" 
der  Grundmasse  zeigen  sich  auch  ganz  vereiuzelnt  quadratische  Querschnitte  von 
_u.mm  Bi-eite,  Avelche  als  Magnetit  zu  deuten  versucht  werden. 

Im  polarisirten  Lichte  zeigt  die  ziemlich  durchsichtige  Grundmasse  eine 
so  deutliche  Aggregatpolarisation,  dass  derselben  eigentlich  der  Name  des  deutlich 
kleinkörnigen  zukömmt,  wodurch  die  Anlehnung  dieses  Quarzporphyres  an  Granit- 
porphyr gleichfalls  eine  Stütze  findet.  Die  Körner  von  Quarz  sind  in  der  Gruud- 
masse durch  ihre  satten  Farben  von  den  etwas  blasseren,  aber  vorwiegenden  Ortho- 
klaskörnchen zu  unterscheiden ;  ^V — aV"'"  breite  Körner  in  dem  Gemenge  gehören 
keinesfalls  zu  den  grössten.  Die  Grundmasse  dieses  quarzporphyrähnlichen  Granit- 
porphyres  wäre  demnach  eigentlich  ein  sehr  feinkörniger  Granit,  welcher  scheinbar 
dicht,  die  Felsitgrundmasse  nachahmt.  Wegen  der  mit  der  Loupe  jedoch  nicht 
zerlegbaren  Gruudmasse  und  der  Nachahmung  von  Quarzporphyr  in  dem  Gesteine 
sowie  wegen  der  Übergänge  in  echte  Quarzporphyre  wurde  das  Vorkommen  hierher 
gestellt,  obwohl  die  Anreihung  zum  Granitporphyr  vielleicht  eben  so  entsprechend 
gewesen  wäre. 

Der  Quarzporphyr  SOS  von  Morasic  (etwas  über  1  km)  zeigt  Ähnlich- 
keit zu  demjenigen  W  von  Chvaletic.  An  der  Oberfläche  erscheinen  1 — 2'"'^  dicke 
Krusten  von  kreideweisser  umgewandelter  Felsitgrundmasse,  während  das  Innere 
licht  bräunlich  weiss  erscheint.  Die  vorherrschenden  Quarzkrystalle  von  2 — S""™ 
Breite  neben  ganz  untergeordnetem  Orthoklas  bilden  die  ausgeschiedenen  Krystalle 
in  der  dichten  Grundmasse. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  aus  einem  nur  ganz  kleinen  Brocken, 
dass  die  ausgeschiedenen  Quarze  wasserhall  erscheinen  und  die  felsitische  Grund- 
masse aus  weissem  kaum  durchscheinendem,  wegen  der  vorgeschrittenen  Um- 
wandlung kaum  Aggregatpolarisation  zeigendem  Orthoklas  besteht,  von  welchem 
die  ^L™""  bis  Vo""^  breiten  Quarzkörnchen  gut  abstechen.  Die  Auflösung  der  Felsit- 
grundmasse unter  dem  Mikroskope  gelingt  also  vollkommen. 

Der  Quarzporphyr  ist  noch  weiter  südlich  und  zwar  an  der  halbkreis- 
förmigen Biegung  der  Strasse  von  Litosic  nach  Horka  im  Walde  ganz  eigeu- 
thümlich  entwickelt.  Entweder  zeigt  er  sich  gestreckt,  beinahe  wie  Gneus  (aber 
ohne  Glimmer),  die  Quarze  sind  licht,  die  Orthoklase  aber  und  die  Grundmasse 
von  theilweise  zersetztem  Aussehen  blass  fleischroth.  Alle  Klüften  selbst  kurze 
Adern  sind  mit  rothem  erdigem  oder  höchst  feinkörnigem  Haematit  erfüllt,  der 
also  als  Impraegnationsmineral  zu  betrachten  ist.  Oder  sind  andere  Proben  massig, 
blass  fleischroth  mit  splittriger  Felsitgrundmasse,  halberdigen  Orthoklasen  und  kaum 
sichtbarem  Quarz,  der  in  der  Farbe  der  Grundmasse  nicht  gut  absticht.  Zudem 
scheint  nicht  alles  die  wünscheuswerthe  Frische  zu  haben. 

Dünnschliffe   zeigen  wohl   eine   Grundmasse,   welche  Aggregatpolarisation 
zeigt,  Körnchen  von  Haematit  enthält  und  auch  zersetzte  Orthoklase  gleichfalls 


116 

mit  Aggrega.tpolarisation  aufweiset,  jedoch  in  so  fern  ein  befremdendes  Aussehen 
besitzt,  als  der  Quarz  keine  regelmcässigen  Körner  sondern  deutlich  körnige  Aggre- 
gate bildet.  Es  ist  dieses  nicht  ganz  frische  Gestein  demnach  der  Textur  nach 
noch  unentwirrbar  und  würde  auch  an  nicht  mehr  frischen  Aplit  deuten.  Es  ist 
demnach  nur  vorläufig  zum  Quarzporphyr  gestellt,  da  diese  Einreihung  nicht  auf 
Grund  ganz  frischer  Proben  geschehen  konnte. 

In  den  Schluchten  von  Riehen  bürg  ist  der  schwarzgi'aue  Quarzporphyr 
bedeutend  quarzreich;  die  Quarzkörner  von  rundlichen  Querschnitten  verdrängen 
die  dunkle  Grundmasse  bedeutend.  Eine  Irrung  mit  den  schwarzgrauen  Grauwacken 
hierselbst  ist  um  so  leichter  möglich,  als  dieselben  nur  aus  wiederverkittetem  Quarz- 
porphyrmateriale  bestehen,  so  dass  nur  die  schwieriger  constatirbaren  Lagerungs- 
verhältuisse  und  die  bedeutende  Frische  und  Festigkeit  des  Gesteines,  wenn  es 
in  Blöcken  zufällig  zu  beobachten  ist,  die  Erkennung  ermöglicht.  Unter  dem 
Mikroskope  wäre  die  Unterscheidung  von  der  Grauwacke  (Quarzporphyrtuff-Grau- 
wacke)  nicht  möglich,  ausser  vielleicht  in  gewissen  Proben  mit  schon  zersetztem 
Feldspath.  Die  Quarzporphyre  enthalten  jedoch  nie  Muscovitschüppchen  wie  die 
Grauwacken.  Ähnliche  schwarzgraue  Quarzporphyre  finden  sich  auch  in  der  Um- 
gebung von  Prag  und  zwar  N  an  beiden  Moldauufern  bei  Klecan  und  pod  Moräni.  ^^) 
Doch  sind  dieselben  hier  vermöge  der  winzig  kleinen  ausgeschiedenen  Quarz- 
örnchen  (Krystallen)  mehr  einem  Felsit  ähnlich,  während  bei  Richenburg  die 
gedrängt  eingewachsenen  Quarzkörner  bis  4™'"  Durchmesser  besitzen,  gewöhnlich 
aber  viel  kleiner  sind. 

In  der  dunkelgrauen  Grundmasse  stecken  zahlreiche  kleinwinzige  Quarz- 
körner, die  wohl  wasserhell  sind,  aber  in  der  dunklen  Grundmasse  dunkel  gefärbt 
erscheinen ;  manche  zeigen  ziemlich  ebene  Spaltungsflächen ;  daneben  nun  sind 
stellenweise  grössere  Quarzkörner  (Krystalle),  die  nur  selten  einen  bläulichmilchigen 
Schein  besitzen.  Orthoklaskrystalle  von  länglicher  Form  sind  nur  spärlich  ein- 
gewachsen, weiss,  nicht  durchsichtig,  sonst  noch  ganz  selten  Pyritkörnchen.  Der 
Quarzporphyr  ist  fest,  recht  gut  der  Verwitterung  trotzend. 

Unter  dem  Mikroskope  zeigen  sich  nur  die  rundlicheckigen  oder  scharf- 
eckigen Quarzkörner  so  gedrängt  nahe,  dass  sich  dieselben  stellenweise  berühren 
die  Grundmasse  nimmt  den  dazwischen  befindlichen  Raum  ein.  Die  Quarzköruer, 
völlig  w^asserhell,  im  polarisirten  Lichte  lebhaft  gefärbt,  ohne  Sprünge,  dominiren 
wie  schon  erwähnt.  Die  Orthoklase  sind  recht  untergeordnet,  jedoch  frisch ;  der 
Plagioklas  nur  in  ganz  wenigen,  ebenfalls  lebhaft  gefärbten  Körnern  zu  bemerken, 
welche  ohne  Zwillingsstreifung  von  Quarz  nicht  zu  unterscheiden  wären.  Höchst 
selten  ist  Amphibol  von  dem  sich  nur  ein  1°""  langes  Prisma  fand;  Pyrit  in  ^'ö""" 
grossen  und  auch   noch  etwas  grösseren  Körnern  ist  nur  vereinzeint  anzutreffen. 

In  der  Grundmasse  tritt  der  Biotit  in  vorwiegender  Menge  entweder  in 
Haufen  oder  einzelnen  braunen  Krystallschuppen  auf.  Die  grössten  Krystallplättchen 
sind  J-™"' ,  die  vorwiegend  mittleren  Vo"™  ^^^  allerkleinsteu,  einem  Biotitschuppen- 
staub  ähnlichen  aber,  die  alles  nur  nicht  den  Quarz  durchdringen,  sind  enger 
als  2^0°""-  Dem  Biotitstaub  und  den  Biotitschüppchen  verdankt  die  Grundmasse 
die  Farbe.     Die  eigentliche  Felsitgrundmasse  zeigt  ganz  deutliche  Aggregatpolari- 


117 

sation,  wo  nicht  viel  Biotitstaiib  die  dnrchsicbtigen  Gemengtheile  derselben  verdeckt. 
Spärlich  ist  in  der  Grundmasse  vereinzelter  Magnetitstaub  nachweisbar.  Auch  hier 
löst  sich  die  Felsitgrundmasse  völlig  in  winzige  Körnchen  auf. 

Felsitporphyr. 

Nach  dem  beim  Quarzporphyr  im  Allgemeinen  schon  gesagten  sind  hier 
als  Felsitporphyre  Gesteine  mit  vorherrschenden  (demnach  nicht  ausschliesslichen) 
Orthoklaskry stall- Ausscheidungen  verstanden,  was  eigentlich  gegen  den  Sinn  der 
neueren  Deutung  des  Felsitporphyres  ist,  welcher  keinen  ausgeschiedenen  Quarz 
enthalten  soll.  Die  eigenthümlichen  Verhältnisse  des  Vorkommens  und  auch  der 
Textur  unterscheiden  diese  Gesteine  jedoch  von  den  Gränz-Quarzporphyren  hin- 
reichend. Das  Vorkommen  derselben  ist  an  den  mehr  als  1  Myriameter  langen 
und  bis  2  km  breiten  Gräuzstock  zwischen  rothem  Granit  im  Süden  und  schwarzen 
Thonschiefern  der  Silur-Etagen  Dd^  und  Ddj  im  Norden  gebunden,  welcher  von 
Rtein  über  Siskovic,  Trpisov,  Svidnic,  Präcov,  Vejsonin,  bis  über  Male  Lukavice 
streicht.  In  diesem  Stocke  sind  die  Felsitporphyre  nicht  nur  porphyrartig,  sondern 
auch  felsitisch  und  felsitisch  schiefrig  entwickelt ;  nebstdem  treten  aber  auch  Diorite 
und  Dioritaphanite  zum  Vorschein,  die  wegen  des  ähnlichen  Aussehens  der  ober- 
flächlichen Verwitterungszoue  sich  auf  der  Karte  schwierig  trennen  lassen.  Ganz 
vereiuzelnt  trifft  man  diese  Porphyrgesteine  auch  in  einem  schmalen  Zuge  an  der 
Gränze  zwischen  unterstem  Untersilur  und  Gneus  SW  Hlinsko  und  gewiss  auch 
an  andern  Orten;  wo  dieselben  des  untergeordneten  Auftretens  wegen  mit  andern 
Gesteinen  zusammengefasst  sind. 

Allein  streng  genommen  würde  der  Name  Felsitporphyr  auf  die  porphyr- 
artig ausgebildete  Gesteinsmasse  des  oben  erwähnten  bedeutenden  Gesteinsstockes 
auch  nicht  passen,  weil  dieselben  eine  schiefrige  Textur  besitzen,  die  wenn  auch 
unvollkommen,  doch  so  deutlich  ist,  dass  der  Name  des  Flaserporphyres  oder  des 
Porphyroides  der  passendste  für  diese  Gesteine  wäre,  wenn  nicht  ihr  Eruptiv- 
charakter bestünde.  Da  nur  geschichtete,  also  gneusartige  Gesteine  als  Porphyroid 
bezeichnet  werden,  so  passt  diese  Bezeichnung  auf  die  Eruptivgesteine  nicht,  in 
denen  die  schiefrige  Textur  lediglich  die  Folge  der  Bildung  von  Bänken  oder 
Schlieren  im  grossartigen  Maassstabe  ist,  demnach  als  Bewegungs-  und  Erstar- 
rungserscheinung auftritt  Demnach  wäre  Eruptivporphyroid  oder  schiefriger  Felsit- 
porphyr die  passendste  Bezeichnung;  die  letztere  wird  hier  beibehalten. 

Die  schiefrigeu  Felsitporphyre,  welche  auffallend  an  Porphyrtuffe 
erinnern,  sind  durch  allmählige  Übergänge  mit  Felsiten  und  diese  wiederum  mit 
Felsitschiefern,  ausserdem  aber  mit  zersetztem  Porphyr  verbunden. 

Am  besten  entblösst  sind  die  schiefrigen  Felsitporphyre  in  der  Schlucht 
von  Svidnic  gegen  Skroväd  {S  Chrudim),  wo  das  südliche  Verflachen  ihrer  schichten- 
ähnlichen Bänke  deutlich  entblösst  ist. 

Eine  Probe  wurde  NW  \on  Velke  Lukavice  entnommen.  Ganz  nahe 
NW  von  der  Schwefelsäurefabrik,  knapp  an  den  überlagernden  turonen  Kreide- 
schichten ist  ein  unbedeutender  Bruch  in  diesen,  scheinbar  nicht  bedeutend  ange- 
griffenen schiefrigen  Felsitporphyren  eröffnet. 


118 

Das  unvollkommen  scliiefrige  Gestein  zeigt  in  der  blass  gelblichgrauen 
felsitisclien  Grundmasse  ziemlich  parallel  gelagerte,  bis  V4*""  lange  und  weniger 
breite  sehr  gut  spaltbare,  jedoch  nur  an  den  Kanten  durchscheinende,  blass  graulich- 
weisse  deutliche  Orthoklaskrystalle,  deren  Menge  der  Quantität  der  Felsitgrundmasse 
entsprechen  würde.  Zwillingsbildungen  nach  dem  Karlsbader  Gesetze  sind  deutlich. 
Für  spärlich  (auf  5—10  Orthoklase  erst  ein  Korn)  kommen  mehrere  Millimeter 
breite  Quarzkrystalle  auch  eingewachsen  vor.  Unter  der  Loupe  erweiset  sich  die 
Felsitgrundmasse  als  splittrig  und  höchst  feinkörnig  bis  dicht. 

Eine  theilweise  Analyse  dieses  Gesteins  zur  völligeji  Bestimmung  desselben, 
trotzdem  dass  an  dessen  (schiefriger)  Porphyrnatur  kein  Zweifel  obwaltete,  ergab 
mit  •72g  Substanz: 

Glühverlust    1*39 
SiOj  75-98 

Weil  Quarz  nur  ganz  untergeordnet  ausgeschieden  erscheint,  so  muss  die 
felsitische  Grundmasse  wegen  des  bedeutenden  Kieselsäure-Gehaltes,  den  die  Ana- 
lyse nachgewiesen  hat,  bedeutend  quarzreich  sein,  womit  auch  die  höchst  fein- 
körnige Textur,  welche  sie  unter  der  Loupe  zeigt  und  die  von  der  dichten  der 
gewöhnlichen  Felsitporphyre  abweicht,  gut  übereinstimmt. 

Unter  dem  Mikroskope  zeigt  sich,  dass  die  Gründmasse  mehr  als  die 
Hälfte  von  den  ausgeschiedenen  Krystallen  ausmachen  dürfte.  Die  ausgeschiedenen 
Orthoklase  sind  beinahe  gänzlich  weiss,  undurchsichtig,  nur  an  noch  durchscheinen- 
den Stellen  schwache  Aggregatpolarisation  zeigend.  Die  Quarzkörner  (Krystalle) 
sind  theils  ganz  wasserhell,  einige  aber  enthalten  wenige,  jedoch  sehr  grosse, 
schlauchförmige  Einschlüsse  bis  l*"""  und  noch  mehr  Länge,  und  9ö°""  ^^^^  darüber, 
an  Breite.  Ob  diese  Einschlüsse  aus  Glas,  also  isotroper  Masse,  oder  aus  schon  ent- 
glaster  Masse  bestehen,  kann  nicht  entschieden  werden,  da  im  polarisirten  Lichte 
die  darunter  oder  darüber  befindliche  Quarzschicht  den  Indifferentismus  gegen 
polarisirtes  Licht  nicht  erkennen  lässt.  Indessen  zeigen  stärkere  Vergrösserungen 
winzige  Punkte  in  der  Masse,  die  wohl  den  Eindruck  einer  Glasmasse  hervorbringt, 
deren  isotroper  Charakter  sich  aber  im  polarisirten  Lichte  nicht  bestätigen  lässt. 
Stellenweise  enthält  die  Einschlussmasse  in  den  Schläuchen  zarte  Staubkörnchen 
von  Magnetit,  die  trotz  der  Kleinheit  von  jI^ — 4^°'°'  doch  quadratische  Quer- 
schnitte zeigen. 

Die  Grundmasse  ist  stellenweise  hell,  stellenweise  getrübt,  wenn  der  Dünn- 
schliff nicht  äusserst  dünn  erscheint.  In  diesem  Zustande  zeigt  dieselbe  Mikro- 
fluctuations-Textur  in  vollkommenem  Grade.  Die  trüberen  Parthieen  behaupten  eine 
Richtung  und  nur  an  den  eingewachsenen  Krystallen  beugen  sie  plötzlich  von 
derselben  ab.  Das  polarisirte  Licht  lässt  stärker  gefärbte,  als  Quarz  deutbare 
Körnchen  darin  erkennen,  welche  übrigens  auch  keine  Trübung  zeigen.  Erzkörnchen 
von  der  Grösse  von  ^'5- — 3^0°""  herab  sind  einzeln  recht  zahlreich  eingewachsen, 
jedoch  sind  ihre  immer  ganz  deutlich  quadratischen  Querschnitte  ebenfalls  in  einer 
Richtung,  nämlich  die  Fluctuation  andeutend,  eingestreut.  Gewisse  quadratische  Quer- 
schnitte sind  schwarz,  opak,  demnach  Pyrit,  seltener  auch  Magnetit,  andere  grössere 
Körnchen   erscheinen  im   auffallenden  Lichte  röthlich  im   durchgehenden   Lichte, 


119 

bei  Abhaltung  des  auffallenden  aber  schwarz;  die  allermeisten  von  den  kleinsten 
Quadraten  sind  aber  auch  im  durchgehenden  Lichte  bräunlichroth.  Gewisse  grössere 
Pyrite  zeigen  röthliche  Flecken.  Die  rothen  quadratischen  Körnchen  können  nur 
als  Haematit  u.  zw.  als  Pseudomorphose  nach  Pyrit  gedeutet  werden.  Es  lassen 
sich  wohl  auch  sehr  selten  hexagonale  Schüppchen  von  Haematit  beobachten ;  wenn 
dieselben  nicht  zufällig,  was  bei  der  grossen  Zahl  von  rothen  Würfeln  in  der 
Grundmasse  möglich  ist,  centrale  Schnitte  im  Würfel  parallel  zur  Octaederfläche 
vorstellen,  so  würden  sie  als  ursprünglicher  Haematit  zu  deuten  sein.  Die  erstere 
Möglichkeit  hat  aber  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Wo  Pyritquadrate  gehäuft 
erscheinen,  oder  wo  kaum  merkliche  Klüftchen  das  Gestein  durchsetzen,  zeigen 
sich  graubraune  Trübungen  von  Limonit,  welche  jedoch  in  Orthoklase  nicht  häufig 
eindringen  und  nur  dem  nicht  ganz  frischen  Gestein  eigenthümlich  sind.  Stellen- 
weise ist  auch  der  Richtung  der  Fluctuationsflaseruug  nach  ein  hell  ölgrünes  Mi- 
neral eingeschaltet;  dasselbe  scheint  auch  gewissen  Klüftchen  nachzufolgen.  Obwohl 
die  Deutung  des  Minerales  als  Epidot  manches  für  sich  hätte,  wird  dieselbe  hier 
doch  unterlassen,  da  es  auch  auf  Pyrophyllitschuppen  hinweisen  könnte. 

Wenn  die  Grundmasse  aber  ausserordentlich  dünn  geschliffen  wird,  dann 
zeigt  sie  völlig  deutliche  kleinkörnige  Textur  unter  dem  Mikroskope;  polarisirtes 
Licht  färbt  dann  die  Quarzmikrolithe  lebhafter  als  den  noch  ziemlich  frischen 
Orthoklas. 

Die  Pyritkryställchen  und  die  Haematitpseudomorphosen  (Staub)  sind  in 
den  Krystallen  des  Orthoklases  und  Quarzes  weniger  häufig  als  in  der  Gruudmasse. 

Eine  andere  Probe  von  demselben  Orte  bei  Lukavic,  welche  noch  sehr  gut 
spaltbaren,  wenn  auch  nicht  durchsichtigen  Orthoklas  neben  wenig  Quarz  ein- 
gewachsen enthielt,  zeigte  sich  doch  schon  etwas  weniger  frisch  als  die  vorher- 
gegangene. Auch  Plagioklas,  mit  deutlicher  tiefer  Zwillingsfurchung  ist  erkennbar. 
Wenn  die  unter  der  Loupe  höchst  feinkörnig  sandsteinartig  splittrige  Grundmasse 
in  der  Richtung  der  unvollkommenen  Schieferung  bei  schwacher  Vergrösserung, 
und  seitlicher  Beleuchtung  besehen  wird,  so  zeigt  sie  durch  glimmerähnliche, 
parallel  gelagerte  Schüppchen  eine  an  höchst  feinkörnigen  glimmerarmen  Phyllit 
erinnernde  Textur.  Das  glimmerähnliche  Mineral  in  zarten  Schüppchen  bildet  nur 
flaserartige  kleine  Plättchen  in  der  Grundmasse.  Stelleuweise  zeigen  sich  auch 
dunkelgrüne  aus  zarten  Schüppchen  bestehende  Fleckchen  als  Zeichen  einer  vor 
sich  gehenden  Umwandlung. 

Die  glimmerähnlichen  Schüppchen  sind  Pyrophyllit. 

Der  Dünnschliff  zeigt  aber  entgegengesetzt  dem  eben  erwähnten  Anscheine 
die  Orthoklase  theilweise  durchsichtig,  also  frischer  (Plagioklas  fiel  keiner  in  den 
Schliff)  und  eine  ganz  deutlich  körnige  Aggregatpolarisation  zeigende  Gruudmasse, 
deren  Körner  sich  stellenweise  lebhaft  färben;  darin  derselbe  Haematitstaub  und 
weniger  zahlreich  auch  Pyritstaub,  beides  nur  in  quadratischen  Querschnitten. 
Jedoch  zeigen  sich,  und  darin  besteht  der  nicht  mehr  frische  Zustand,  breite 
wolkig  schlierige  Färbungen  von  gelbbräunlichem  durchscheinenden  Limonit  der 
also  in  ganz  schwacher  Impraegnatiou  vielleicht  zwischen  den  Pyrophyllitschüppchen, 
die  dadurch  verdeckt  werden,  auftritt;  nur  stellenweise  sind  weniger  pellucide 
bräunlichgi-aue  Anhäufungen  zu  finden.   Auch  zeigen  sich  ganz  vereinzeint  kleine 


120 

rundlich  polygonale  Körner  von  grünlicher  Farbe,  die  einem  an  Chlorit  erinnernden 
Minerale  zugehören  dürften.  Gewisse  in  Querschnitten  stabförmige  Formen,  welche 
das  Aussehen  von  Muscovitquerschnitten  haben,  dürften  dem  Pyrophyllit  angehören. 

In  den  Gehängen  der  Ohebka  zwischen  Svidnic  und  Skroväd,  also  in 
der  westlichen  Fortsetzung  des  Gesteines  von  Lukavic  zeigen  sich  schichtenartige, 
gegen  Süd  verflächende  Bänke  eines  blass  fleischroth  und  auch  in  andern  Tönen 
gefärbten  unebenschiefrigen  Gesteines,  welches  auf  den  ersten  Blick  den  Namen 
irgend  eines  talkschieferähulicheu  Gesteines  erhalten  müsste.  Allein  das  Gestein 
ist  schiefriger  Felsitporphyr. 

Der  schiefrige  Felsitporphyr  von  Skrovad  zeigt  im  Bruche,  parallel  zur  Rich- 
tung der  Schiefrigkeit  noch  das  Aussehen  eines  unvollkommen  schiefrigen  feinen  tal- 
kigen Glimmerschiefers,  was  durch  äusserst  zarte  Pyrophyllitschüppchen  in  dünn 
flasriger  Anhäufung  hervor  gebracht  wird.  Unter  der  Loupe  erscheinen  noch  ein- 
zelne Quarzkörnchen  und  würfelförmige  Hohlräume  von  brauner  Färbung  nach 
verschwundenen  Pyritwürfeln  von  Vs— aV"""  Kantenlänge.  Im  Querbruche  zeigen 
sich  die  gebogenen  Flasern  der  äusserst  dünnen  Pyrophyllitlagen,  dann  aber  eine 
blassfleischrothe  Felsitgrundmasse  mit  nicht  mehr  wahrnehmbaren  Orthoklaskry- 
stallen,  welche  als  nicht  mehr  ganz  frisch,  die  Spaltbarkeit  eingebüsst  haben  dürften. 
Quarzkörner  sind  frisch,  ebenso  noch  spärlich  Pyritwürf eichen,  diese  jedoch  nur 
unter  der  Loupe  sichtbar.  Au  dem  angeschliffenen  Querbruch  lassen  sich  aber  noch 
Spuren  von  wenig  kenntlichen  Orthoklaskrystallen  wahrnehmen,  sowie  auch  die 
sehr  dünnen,  röthlich  gefärbten  Pyrophyllitflasern,  welche  nur  als  äusserst  zarte 
Linien  zum  Vorschein  kommen. 

Der  in  einem  Umwandlungsstadium  befindliche  schiefrige  Felsitporphyr  vom 
linken  Ohebkaufer,  S  Skrovad,  (N  Svidnice)  mit  vorherrschend  felsitischer  Gruud- 
masse,  besteht  aus: 

SiOj    70-53 

AI2  O3  -f  Fe2  O3     17.59 

CaO    Spur 

MgO        -82 

Glühverlust      3*22 

Alkalien  wurden  unbestimmt  gelassen. 

Ein  ganz  kleiner  Dünnschliff  senkrecht  zur  Richtung  der  Schieferung  zeigte 
in  der  Grundmasse  ein  sehr  feinkörniges  Gefüge  aus  durchsichtigen  oder  nur 
durchscheinenden  Körnchen  von  Quarz  und  Orthoklas,  welche  im  polarisirten 
Lichte  Aggregatpolarisation  zeigten.  Eine  Tendenz,  wenn  auch  nur  eine  unbedeu- 
tende, zur  Orientierung  der  kurzen  Orthoklasmikrolithen  parallel  zur  Ebene  der 
unvollkommenen  Schieferung  zeigt  sich  auch  hier.  Die  wahrnehmbaren  Quarz- 
körnchen besitzen  die  Breite  von  ji^ — iV"""-  1^  ^^^^r  Richtung  der  Schieferung 
zeigen  sich  röthliche  Schnüre  von  mit  Haematit  gefärbtem  Pyrophyllit,  sowie  auch 
blasse  flaserige  Färbungen  von  Haematit,  die  keine  scharfen  Gränzen  zeigen.  Die 
Breite  der  durch  Haematitimpraegnation  roth  gefärbten  Pyrophyllitschnüre,  wie  sie 
sich  im  Querschnitte  darstellen,  variirt  von  \'5o— '/so"'"'-  lu  der  Grundmasse  zeigen 
sich  auch  grössere  Quarzkörner  von  völliger  Durchsichtigkeit  auch  schon  in 
dickeren  Dünnschliffen,    sowie   trübe   Orthoklaskörner.    Frische   Pyritkörner   von 


121 

schwarzer  Farbe,  sowie  rothe,  in  Haematit  ungewaudelte  Würfelclieu  des  Pyrites 
sind  gleichfalls  bemerkbar. 

In  dem  Gebiete  dieses  schiefrigen  Felsitporphyres  zwischen  Rtein  und 
Lukavic  finden  sich  mannigfaltige  Varietäten  desselben,  manche  enthalten  auch  ein 
grünes  glimmerähnliches  Mineral,  so  dass  auch  Anklänge  an  Porphyrtuffe  zum 
Vorschein  kommen.  Es  ist  hier  jedoch  das  Richtige  der  Bezeichnung  mancher 
Gesteine  um  so  weniger  zu  treffen,  als  Entblössungen  von  frischen  Gesteinen  nicht 
häufig  sind  und  die  zersetzten  Felsarten  der  Oberfläche  der  Porphyre,  Porphyr- 
schiefer und  Diorite,  welche  hier  vorkommen,  nicht  immer  von  einander  zu 
trennen  sind. 

Ähnliche  porphyrartige  Felsitporphyre  von  lichter  Farbe  mit  sehr  zarten 
Muscovit-  und  auch  Biotitflasern  finden  sich  an  der  Gränze  zwischen  Gneus  und 
Phylliten  zwischen  Hliusko  und  Stany,  sowie  an  andern  Orten.  Dieselben  könnten 
jedoch  sowohl  mit  Gneus  als  auch  mit  feinkörnigem  Gneusgranit  verwechselt  werden« 

Neben  porphyrartigen  Gesteinen  findet  sich  in  dem  Gebiete  zwischen  Rtein 
und  Lukavic  auch  Felsit;  derselbe  hat  entweder  blass  gelblich  fleischrothe,  oder 
gelblichgraue  oder  graue  Farben,  massige  oder  schiefrige  Textur,  wodurch  dann 
scheinbar  phyllitartige  Gesteine  mit  wirklichen  Porphyren  im  Zusammenhange  stehen. 

Ein  Felsit  vom  Podjahodnicer  Berge,  OA^O  nahe  von  Male  Luka vice,  von 
blassgrauer  Farbe  in  Klüftchen  gelblichbraun  gefärbt  auch  mit  zarten  Pyrophyllit- 
schüppchen  stellenweise  überzogen,  zeigt  sich  im  Bruche  ausserordentlich  splittrig 
und  erscheint  unter  der  Loupe  höchst  feinkörnig  beinahe  wie  sandsteinartig.  Eine 
theilweise  Analyse  des  Feisites,  welcher,  wie  der  bedeutende  Glühverlust  zeigt, 
nicht  gänzlich  frisch  sein  dürfte,  ergab: 


Si02 

78-61 

AI2O3 

18-61 

Fe^Oj 

Spur 

CaO 

Spur 

MgO 

Spur 

Glühverlust 

2-45 

Die  Analyse  deutet  auf  einen  sehr  bedeutenden  Quarzgehalt  und  auf  wenig 
Alkalien,  da  sich  die  Summe  dieser  nachgewiesenen  Bestandtheile  ohne  Alkalien 
schon  ziemlich  zu  100  nähert. 

In  den  Ufern  des  Ohebkabaches  in  Svidnic  (S  Chrudim)  treten  neben 
schiefrigen  Felsitporphyren  Gänge  von  grauem  klüftigen  Felsit  auf,  die  an  gewissen 
Orten  zerklüftet,  mit  weissen  Äderchen  von  Calcit  impraegnirt  erscheinen  und  an 
andern  Fundstellen  wieder  Tendenz  zur  schiefrigen  Textur  zeigen. 

Das  dichte  Gestein  von  felsitischer  Textur  von  Svidnice  zeigte  unter 
der  Loupe  spärliche,  winzige  grüne  Fleckchen  ohne  scharfe  Begränzung,  auch  leere 
mit  Liraonit  überkleidete  und  dann  mit  Calcit  erfüllte  Sprünge.  Eine  theilweise 
Analyse  mit  •52g.    Substanz  gab: 

SiO^     65.90 
AI2O3     23.71 


Fe2  O3      2-53 
CaO       1.18 
MgO     Spur 
Glühverlust      2' 62 

Wiewohl  der  SiOj-Gehalt  des  Gesteines  ein  nicht  bedeutender  ist,  kann 
das  Gestein  weder  als  Diorit  noch  als  quarzfreier  Orthoklasporphyr  gedeutet  werden. 
Der  nur  ganz  geringe  Gehalt  an  CaO,  welcher  möglicher  Weise  auch  theilweise 
einer  Calcitimpraegnation  zukommen  kann,  spricht  gegen  die  Anwesenheit  von  viel 
Plagioklas.  Da  nebst  Orthoklas  noch  Gemengtheile  in  geringerer  Menge  hinzukom- 
men, welche  den  SiO^-Gehalt  des  Gesteines  herabdrücken,  so  kann  trotzdem  etwas 
Quarz  in  diesem  Gesteine  vorhanden  sein,  dessen  Einreihung  zum  Felsit  demnach 
begTündet  erscheint.  --) 

Dünnschliffe  zeigen  unter  dem  Mikroskope  die  kleinkörnige  Grundmasse, 
welche  in  ausserordentlich  dünnem  Schliffe  vornehmlich  aus  Stäbchen  von  Ortho- 
klas besteht,  die  bei  der  Breite  von  Jo""*  eine  vielfache  Länge  besitzen.  Ob  auch 
Quarz  in  etwas  auffallender  gefärbten  Körnchen  bei  Anwendung  von  polarisirtem 
Lichte  in  der  Grundmasse  vorkommt,  kann  nicht  mit  Bestimmtheit,  sondern  nur 
mit  Wahrscheinlichkeit  behauptet  werden.  Diese  Grundmasse  enthält  Magnetit- 
staub in  quadratischen  Körnchen  von  im  Mittel  g'^"""  Grösse  in  nicht  besonderer 
Menge  eingestreut,  ausserdem  aber  noch  winzige  grüne  Fleckchen,  welche  ein  nicht 
ursprüngliches  Mineral  zu  sein  scheinen,  da  sie  sich  auch,  und  zwar  in  grösserer 
Menge  als  in  der  Grundmasse,  in  der  Nähe  zahlreicher  winziger  Risse,  welche  das 
Gestein  durchsetzen,  angehäuft  finden.  Man  bezeichnet  solche  Mineralien  sonst 
als  Chlorit,  auch  hier  spricht  manches  dafür,  dass  diese  Färbungen  demselben 
angehören  könnten;  ganz  bestimmte  Kennzeichen  pder  Belege  dafür  können  jedoch 
nicht  gegeben  werden.  Bis  ^™'"  breite  Schnüre  von  Calcit,  aus  Körnern  mit  deut- 
licher Zwillingstextur  bestehend,  und  mit  Limonitflecken  an  gewissen  Stellen,  ent- 
sprechen iufiltrirten  Mineralien. 

Trotz  der  Bezeichnung  des  Gesteines  als  Felsit  zeigt  das  Mikroskop  doch 
wenige  ausgeschiedene,  laug  rechteckige  Krystalle  von  bis  ^1^'^'^  Breite  in  der 
dichten  (unter  dem  Mikroskop  deutlich  körnigen)  Grundmasse.  Diese  Krystalle 
sind  Orthoklas,  welche  zuweilen  auch  zwillingsartige  Verwachsungen  zeigen. 

In  Folge  der  Einmengung  von  Mineralien  im  Feisite,  welche  keine  oder 
wenig  SiOo  enthalten,  wie  Magnetit,  Calcit,  das  grüne  chloritähnliche  Mineral, 
wird  der  Gesammtgehalt  der  SiOj  im  Gesteine  bis  zu  etwa  66°/o  wie  die  Analyse 
zeigt,  herabgedrückt.  Da  nun  Orthoklas  selbst  etwa  6472%  SiOj  enthält,  so  muss 
Quarz  doch  in  geringer  Menge  in  der  Grundmasse  vorhanden  sein,  worauf  manche 
im  polarisirteu  Lichte  in  derselben  lebhafter  gefärbten  Körnchen  hinweisen  dürften. 


Diorit. 

Unter  diesem  Namen  werden  alle  deutlich  körnigen  Abarten  dieses  so 
gemeinen  und  recht  typisch  im  Eisengebirge  auftretenden  Gesteines  bezeichnet, 
welche  tlieils  quarzführeud  oder  quarzfrei  oder  auch  epidothältig  sind.  Die  dichten 


123 

aphanitischen  Varietcäten  sind  sowohl  der  Textur,  als  auch,  was  noch  mehr  ins 
Gewicht  fällt,  genetisch  von  dem  körnigen  Gesteine  getrennt,  wesshalb  sie  auch 
eigens  angeführt  erscheinen.  Es  ist  recht  merkwürdig,  dass  sobald  ein  Dioritmagma 
in  silurischen  Gesteinen  auftritt,  dasselbe  im  Eisengebirge  meist  dicht  oder  bei- 
nahe dicht,  in  krystallinischen  anderen  Gesteinen  meist  Eruptivgesteinen  von  etwas 
geringerem  Alter  (als  das  Untersilur)  aber  deutlich  krystallinisch  körnig  sich 
ausbildet.  Der  Grund  dafür  liegt  nahe.  Die  Diorite  des  Silures  sind  meist  gleich- 
zeitige Bildungen  mit  den  tiefsten  Schichten  desselben  (meist  B  auch  C),  desshalb 
das  Dioritmagma,  weil  die  Schichten  B  und  C  sedimentären  Ursprunges  sind  unter 
Wasser  schnell  erstarrte  und  sich  zu  Dioritaphanit  ausbildete ;  während  die  Gang- 
oder Gangstockmassen  in  anderen  krystallinischen  Gesteinen  (meist  Graniten)  ohne 
schnelle  Abkühlung,  die  deutlichst  körnige  Textur  annehmen  konnten.  Übrigens 
treten  auch  deutlich  körnige  dioritische  Gesteine  im  Silure  dort  zum  Vorschein, 
wo  sie  gangförmig  gelagert  erscheinen,  was  mit  dem  Auftreten  in  Graniten  den 
Bildungs-  und  Erstarrungsumständen  nach  zusammenfällt. 

Die  Hauptmasse  der  körnigen  Diorite  ist  an  das  Nebengestein  des  rotheu 
Granites  gebunden.  Diorite  und  rothe  Granite  scheinen  mitsammen  in  einem  nahen 
genetischen  Verhältnisse  zu  stehen,  weil  sie  so  häufig  vergesellschaftet  angetroffen 
werden.  Diorit  bildet  Gänge  oder  Gangstöcke  im  rothen  Granit;  rother  Granit 
durchsetzt  auch  den  Diorit  in  Gangform.  Leider  kann  etwas  Bestimmtes  über  das 
Verhältniss  beider  Gesteine  zueinander  zur  Zeit  desshalb  noch  nicht  gegeben 
werden,  weil  es  noch  an  hinreichenden  und  bestimmten  Beobachtungen  fehlt;  die 
Angabe  von  gewissen  Verhältnissen  sich  demnach  theilweise  nur  als  Vermuthung 
herausstellt,  welcher  oft  die  beobachteten  Thatsachen  als  sichere  Basis  noch 
abgehen.  Ausser  in  rothen  Graniten  sind  Diorite  in  andern  theils  laurentinischen 
theils  silurischen  Gesteinen  ebenfalls,  jedoch  nicht  so  häufig  anzutreffen. 

Beachtenswerth,  aber  keineswegs  als  Regel  aufzustellen  sind  die  Beobach- 
tungen betreffs  der  Textur  der  Diorite.  Wenig  mächtige  Dioritgänge  sind  in  der 
Regel  kleinkörniger  ausgebildete  als  mächtigere  Stöcke.  Gangförmige  Dioritlager- 
stätten  sind  in  gewissen  Fällen  nur  in  der  Gang(Stock)-Mitte  regellos  körnig,  in  der 
Nähe  des  Nebengesteines  parallel  zur  Begränzungsfläche  schiefrig,  mit  oft  angerei- 
chertem Amphibol,  so  dass  bei  flüchtigen  Beobachtungen  oder  mangelnden  Auf- 
schlüssen, insbesondere  in  der  Nähe  von  wirklich  geschichteten  Gesteinen  das 
Verkennen  solcher  schiefrigen  Diorite  der  Gangstockulmen  mit  Amphiboliten 
(Amphibolschiefern)  möglich  wäre.  Es  bestehen  zwischen  den  schiefrigen  Aus- 
bildungen der  Diorite  an  den  Gangulmen  und  den  granitisch  körnigen  in  der 
Gangstockmitte  unmerkliche  Übergänge.  Tiefer  unten,  bei  den  Uralit-Dioriten  wird 
dieses  besonders  auffällige  Verhältniss  noch  erwähnt  werden. 

Eine  andere  Erscheinung  bei  mächtigen  Dioritstöcken  ist  die,  dass  in 
gewissen  derselben  in  der  Mitte  Corsit  erscheint,  dass  sie  demnach  eine  Hülle  um 
das  Anorthit-Amphibolgestein  bilden,  obwohl  es  auch  Corsite  gibt,  die  nicht  immer 
eine  solche  Diorithülle  besitzen.  Es  wäre  nun  recht  erwünscht  das  Verhältniss 
zwischen  der  Diorithülle  und  den  Corsitstockmitten  zu  kennen:  ob  nämlich  beide 
Gesteine  dadurch  allmählig  in  einander  übergehen,  dass  entweder  neben  Plagioklas 
auch  Anorthit  in  zunehmender  Menge  hinzutritt,   oder  dass   sich  die  Plagioklas- 


124 

masse  (als  Molekül-Gemenge  von  Albit  mit  Auorthit  betrachtet)  durch  allmähligen 
Rücktritt  der  Albit-Moleküle  iu  Anorthit  umändert,  oder  dass  im  zweiten  Falle 
Corsit  und  Diorit  scharf  getrennt  sind  und  allenfalls  nur  durch  Apophysen  mit 
einander  verbunden  erscheinen.  So  erwünscht  es  nun  wäre,  dieses  Verhältniss  klar- 
gestellt zu  wissen,  so  sind  die  thatsächlich  beobachteten  Verhältnisse  doch  so 
unzureichend  und  bald  der  einen  allmähligen,  bald  der  andern  scharfen  Gränze 
zuneigend,  dass  sie  derzeit  noch  keine  bestimm  lere  Ansicht  aufkommen  lassen, 
die  auf  Grund  beobachteter  Thatsachen  viel  Wahrscheinlichkeit  in  sich  hätte. 
Vielleicht  sind  beide  Fälle  möglich,  weil  mau  sich  unter  verschiedenen  Ver- 
hältnissen versucht  fühlt  bald  der  einen  oder  der  andern  Erklärungsweise  das 
Übergewicht  einzuräumen.  Die  neueren  Gesichtspunkte  in  der  Geologie  werfen 
immer  solche  Fragen  auf,  deren  Lösung  oft  nur  später  gelingt,  und  die  vorläufig 
nicht  praeciser  zu  beantworten  sind. 

So  wie  gewisse  Diorite  sich  als  Hülle  von  Corsiten  ergeben,  so  werden  die- 
selben wiederum  in  gewissen  Fällen  von  Syeniten  umhüllt,  welche  letzteren,  den 
Mantel  mancher  Dioritstöcke  bildend,  dieselben  wiederum  mit  den  Graniten  ver- 
binden. Die  Syenite  scheinen  nun  durch  Übergang  aus  dem  Diorite  sich  dadurch 
herauszubilden,  dass  blass  fleischrother  oder  anderer  Orthoklas  in  ziemlicher  und 
gegen  die  Nebengeoteinsgränzen  in  zunehmender  Menge  zum  Dioritgemenge  hin- 
zutritt. Auch  hier  zeigen  dann  die  Syenite  (die  oligoklashältig  sind)  theilweise  eine 
Tendenz  zu  planer  Paralleltextur.  Dieses  Verhältniss  zwischen  Diorit  und  Gränz- 
Syenit  scheint  auch  die  Möglichkeit  des  Überganges  von  Corsit  in  Gränzdiorit 
begreiflich  zu  machen,  es  fehlt  jedoch  für  die  Annahme  des  letzteren  Falles  noch  eine 
uuumstössliche  Beobachtung.  Es  ist  dieses  hier  desshalb  vorausgeschickt  worden,  weil 
auf  der  geologischen  Karte  diese  Gränzverhältnisse  nicht  immer  darstellbar  sind  und 
dass  demnach  manche  Fälle,  wo  die  Karte  Dioritfarben  zeigt,  das  Ende  oder  die 
Gränze  solcher  Ausscheidungenais  Syenit  zu  deuten  wären;  ebenso  wären  theil- 
weise als  Syenite  verzeichnete  Gesteine  stellenweise  mehr  dem  Diorit  ähnlich,  da 
eben  eine  scharfe  Trennung  unmöglich  ist. 

Im  Allgemeinen  sind  die  Diorite  dort  häufiger,  wo  auch  rothe  Granite  zum 
Vorschein  kommen,  demnach  in  WS  Fortsetzung  des  Eisengebirges,  besonders  im 
Parallelkreise  von  Nassaberg.  Hier  treten  deutlich  mittelköruige  Diorite  in  Gängen 
und  Gangstöcken  von  Kraskov  au  gezählt  in  der  Richtung  von  West  nach  Ost  bis 
über  Podskali  (WN  Skuc)  zum  Vorschein,  wo  nur  die  Bedeckung  durch  Kreide- 
gebilde die  weitere  nordöstliche  Verfolgung  derselben  unmöglich  macht.  Eine  Auf- 
zählung der  einzelnen  Lagerstätten  kann  desshalb  schon  nicht  gegeben  werden, 
weil  gewiss  nicht  alle  erkannt  sind. 

Deutlich  mittelköruige  Diorite  finden  sich  bei  Kraskov,  Zd'arec,  N  See  hier 
mit  Corsit  verbunden,  an  der  Ohebka  in  Bojanov  und  W  Bojanov,  bei  Deutsch- 
Lhotic  und  Samärov,  W  Kfizanovic,  Slavic,  Hradist  und  Böhraisch-Lhotic,  W 
Nassaberg.  Ein  langer  Gangstock  zieht  sich  von  Nassaberg  über  Bratränov  nach 
Krupin  in  der  Länge  von  über  3  km  und  in  der  Mächtigkeit  von  bis  ^1^  km.  Der 
bedeutendste  Gangstock  setzt  aber  S  Podlejstau  über  N  Bozkov,  N  Podbozovsky 
mlyn  über  den  Hofickaberg  (S  Smrcek),  N  Louka  in  die  Schlucht,  welche  von 
Chächolic  gegen  Kostelec  (WNW Sknc)  sich  hinzieht.  Hier  wird  jedoch  der  Gang- 


125 

stock  durch  überlagerte  cretaceische  Schichten  bis  auf  die  Thalsohle  ganz  verdeckt. 
Die  Länge  des  Stockes  dem  Streichen  nach  von  S  Podlejstan  bis  ^S'  Chlacholic 
beträgt  beinahe  1  Myriameter;  gewiss  setzt  sich  aber  der  Stock  noch  unter  Kreide- 
gebilden weiter  fort. 

Mehr  vereinzeint  finden  sich  körnige  Diorite  theilweise  auch  an  Gesteins- 
gränzen  0  und  W  von  Hlinsko,  so  bei  Planan,  Srny,  Rväcov,  Stany,  Schönfeld 
(Jasne  pole). 

Eine  andere  beträchtliche  Masse  mittelkörnigen  Diorites  bildet  eine  kranz- 
förmige Hülle  um  den  Corsitkranz,  der  wiederum  Serpentin  umhüllt  bei  Ransko, 
Der  Durchmesser  des  umfassenden  Dioritringes  beträgt  etwa  5  km.  Seine  innere 
Fläche  berührt  Corsit,  sein  äusserer  Rand  geht  in  Amphibolgranit  über  und  berührt 
theils  rothen,  theils  grauen  Granit,  theils  schiefrig  flasrigeu  Biotitgueus.  Ein  Theil 
des  Dioritkranzes  liegt  unter  jüngeren  Gebilden  verdeckt.  Seine  südlichen  Depen- 
denzen  bilden  die  einzelnen  Gangstöcke  S  Persikov  NW  und  SO  Hute  (bei  Ransko 
W).  Eine  sehr  bedeutende  Gangstockmasse,  von  rothem  Granit  und  rothem  Gneus 
eingefasst  ist  N  Studeuec  (0  Chotebof),  von  Dolni  Vestec  über  Stikovä,  Hut, 
Zalost  bis  gegen  Rovne  ausgebreitet.  Vielleicht  hängt  diese  Masse  unter  Kreide- 
schichten mit  dem  Ranskoer  Dioritmassiv  zusammen  oder  steht  mit  demselben 
wenigstens  in  ursächlichem  Zusammenhange.    Die  Länge   des   Stockes   dürfte  bis 

4  km,  seine  sichtbare  Mächtigkeit  der  Anschwellung  nach  etwa  2  km  betragen. 
Erwähnenswei'th  ist  noch  der  Stock  mittelkörnigen  Diorites  bei  Zbyslavec  {WNW 
Ronov),  der  mit  Syenit  vergesellschaftet  ist.  Sämmtliche  diese  mittelkörnigen 
Diorite  sind  theilweise  auch  quarzführend. 

Kleinkörnige  Diorite  enthalten  bei  Vejsonin  (S  Svidnice,  S  Chrudim)  und 

5  Male  Lukavice  {N  Zumberg)  bedeutende  Mengen  von  Pyritkörnern  ausgeschieden, 
so  dass  sie  als  Pyritdiorite  angeführt  werden  könnten.  Auf  der  Karte  sind  sie  als 
gewöhnliche  Diorite  eingetragen. 

Epidotdiorite  bilden  Gänge  SW  Trpisov,  0  Präcov,  (S  Chrudim)  in  Felsit- 
porphyren  und  rothem  Granit.  Theilweise  sind  sie  so  kleinkörnig,  dass  sie  den 
Übergang  zu  Epidotdioritaphanit  bedingen,  mit  welchem  sie  gleichzeitiger  Ent- 
stehung sein  dürften. 

An  den  Elbeufern  bei  Elbe-Teinic,  vornehmlich  aber  linkerseits  der  Elbe 
werden  oberlaurentinische  oder  tief  cambrische  Gesteine  durch  Gänge  durchsetzt, 
welche  nur  als  Diorit  zu  deuten  sind.  In  denselben  ist  aber  der  Amphibol  meist 
dunkelgrün,  während  er  in  den  vorerwähnten  Massen  grünlich  schwarz  gefärbt 
erscheint.  Am  Contacte  mit  andern  Gesteinen  zeigen  diese  Diorite,  welche  auch 
Biotit  in  sich  aufnehmen,  vornehmlich  aber  bei  und  in  Vinairic  plane  Parallel- 
textur. Nur  in  Handstücken  betrachtet  könnten  dieselben  auch  mit  unvollkommen 
schiefrigen  Amphiboliten  verwechselt  werden.  Trotz  der  Dioritnatur  dieser  Gesteine, 
sie  bestehen  nämlich  aus  Plagioklas  und  Amphibol,  werden  dieselben  aber  erst 
bei  dem  Gabbro  später  angeführt  werden,  da  sie  mit  demselben  in  ursächlichem 
Zusammenhange  stehen,  indem  sie  eigentlich  zu  Diorit  umgewandelte  Gabbro- 
masse vorstellen.  Der  Amphibol  derselben  ist  nämlich  Uralit  und  sie  werden  als 
Uralit-  oder  Labrador-Diorit  dem  Gabbro  angefügt,  getrennt  von  den  eigentlichen 
Dioriten  beschrieben  werden. 


126 

Im  Allgemeinen  sind  die  Diorite  den  Corsiten  recht  ähnlich,  denn  es 
besteht  ja  doch  nur  ein  feiner  Unterschied,  die  Natur  des  Plagioklases  betreffend, 
welcher  beide  Gesteine  von  einander  trennt.  Die  etwas  gröber  niittelkörnig  zusammen- 
gesetzten Diorite  besitzen  wie  der  Corsit  eine  weisse  erdige  Verwitterungskruste 
an  Stelle  des  Plagioklases;  dennoch  sind  narbige  und  grubig-luckige  Oberflächen 
von  Dioritblöcken  mit  vertieften  Plagioklasauswaschungen  und  erhöhten  Amphibol- 
narben  verhältnissmässig  selten  gegenüber  dieser  Ausbildung  der  Verwitterungs- 
kruste beim  Corsit,  so  dass  in  diesem  mehr  negativen  Verhalten  ein  Erkennungs- 
zeichen für  Diorit  vorhanden  wäre.  Während  bei  Corsit  die  Amphibole  mindestens 
oberflächlich  immer  grasgrün,  zuweilen  auch  im  frischen  Bruche  ebenso,  sonst 
aber  meist  dunkel  grasgrün  gefärbt  erscheinen,  was  theilweise  Folge  der  Lockerung 
durch  Zerfaserung  ist,  sind  bei  Diorit  die  Amphibole  im  frischen  Bruche  nur 
grünlichschwarz,  so  dass  sie  hier  immer  nur  als  schwarz  bezeichnet  werden,  an 
der  angewitterten  Oberfläche  aber  bedeutender  dunkelgrün  als  dies  beim  Corsit 
der  Fall  ist.  Die  schwarze  Farbe  des  Amphiboles,  herrührend  von  einer  an  FeO 
reicheren  Varietät  desselben  ist  für  Diorit  charakteristisch.  Ebenso  verschieden 
ist  das  Verhalten  des  Diorit-Plagioklases  gegenüber  dem  Anorthite  des  Corsites. 
Frische  Bruchflächen  zeigen  beim  Dioritplagioklase  die  sehr  gute  Spaltbarkeit, 
einen  vom  Anorthite  unterschiedlichen  Glanz  und  falls  die  oPfläche  überhaupt 
wahrnehmbare  Zwillingsriefung  zeigt,  so  ist  dieselbe  immer  ganz  deutlich,  scharf 
und  ununterbrochen,  was  dem  Anorthite  nicht  zukommt. 

Der  Diorit  des  langen  Gangstockes  von  Bozov-Chächolic  zeigt  meist  grob 
bis  mittelkörnige  Varietäten,  zuweilen  auch  kleinkörnige;  der  Diorit  ist  demnach  ein 
quarzführender.  Eine  Probe  des  Gesteines  vom  Berge  Hof  ick  a  (bei  Hlina  TF, 
Smrcek  S)  zeigt  die  mittelkörnige  bis  grob-körnige  Textur  deutlich,  die  Gemengthleile 
erreichen  in  der  mittelkörnigen  Varietät  bis  3—4°'°'  Breite;  der  Plagioklas  herrscht 
etwas  vor.  Nur  ganz  spärlich  und  vereinzeint  sind  in  dem  körnigen  Gemenge  viel 
grössere  Quarzkörner  von  weisser  etwas  ins  bläuliche  spielenden  Farbe  und  milchig 
schielendem  Glänze  eingewachsen.  Die  Plagioklasspaltungsflächen  zeigen  beinahe 
keine  Zwillings-Streifung  unter  der  Loupe,  wesshalb  das  Gestein  mit  Syenit  zu  ver- 
wechseln wäre.  Die  Klüfte  und  Ablösungen  welche  den  Diorit  durchsetzen,  sind  mit 
Epidotdrusen,  sogar  mit  langen,  bis  dünn  fingerdicken  Epidotsäulen  bedeckt,  welche 
stellenweise  Krystallflächen  zeigen.  Eine  andere  Gesteinsprobe  W  vom  Hoficka- 
hügei,  zwischen  demselben  und  der  Podbozover  Mühle  stammend,  in  fingerdicken 
Klüften  und  Ablösungen  ebenfalls  mit  Epidot  stellenweise  überdrust,  oder  nur 
einzelne  Krystallgruppen  tragend,  besitzt  etwas  vorwiegenden  schwarzen  Amphibol 
und  nebst  Plagioklas  etwas  reichlichere  aber  doch  nur  accesorisch  auftretende 
Quarzkörner.  Die  Grösse  der  Gemengtheile  beträgt  im  Mittel  2 — 3°"°.  Hie  und 
da  ist  ein  Epidotkörnchen  oder  ein  ganz  unbedeutend  kleines  Pyritkörnchen,  letzteres 
meist  im  Amphibol  eingewachsen,  zu  beobachten.  Die  Plagioklase  zeigen  unter  der 
Loupe  keine  warnehmbare  Streifung. 

Aus  dieser  zweitgenannten  Probe  wurden  nach  Zertrümmerung  derselben 
zu  einem  röschen  Korne  die  reinsten  Plagioklaskörnchen  ausgesucht.  Trotz  der 
Mühe  des  Auslesens  derselben  zeigten  sie  doch  bei  stärkerer  Vergrösserung  Spuren 
von  Amphibolnädelchen  und  Epidotkörnchen,   die  nicht  zu   entfernen  waren,   auf 


127 

die  Analyse  aber  nur  ganz  verschwindend  einwirken  konnten.  Die  theilweise  Unter- 
suchung des  Dioritplagioklases  mit  •2gr  Substanz   und  des  Diorites   selbst  mit 

l'16g  gab 

für  den  Plagioklas  für  den  Diorit 

SiOa     57-09  47'99 

CaO      9.76  12-07 

MgO    Spur  unbestimmt 

Glühverlust      2-15  2-43 

ausserdem  im  Plagioklas  noch  einen  Alg  Oj-gehalt  von  mehr  denn  25%.  Da  der 
in  Spuren  dem  Plagioklase  anhaftende  Amphibol  weniger  SiOj  und  mehr  CaO, 
als  der  Plagioklas,  der  Epidot  aber  SiOj  =  38,  CaO  —  257o  enthält,  so  trachten 
die  Spuren  beider  Mineralien  den  SiOa-Gehalt  der  Analyse  herabzudrücken  und 
den  CaO-Gehalt  zu  erhöhen.  Die  ganz  reine  Plagioklassubstauz  hätte  demnach 
um  etwas  unbedeutendes  mehr  SiOg  und  weniger  CaO  als  die  Analyse  angibt. '^^j 
Dieser  Diorit  bestünde  demnach  aus  einem  Gemenge  von  56^0  Plagioklas, 
43%  Amphibol  und  etwa  1%  Magnetit,  Epidot. 

Unter  dem  Mikroskop  zeigt  die  Varietät  vom  Horickahügel  theilweise 
wolkig  getrübte  und  fleckenweise  ganz  durchsichtige  Plagioklase,  welche  Aggregate 
zu  je  einigen  Individuen,  deren  Grösse  IV2'""'  bis  ^"""^  beträgt,  bilden,  und  die 
dann  die  oben  angeführten,  mit  freiem  Auge  sichtbaren  weissen  Körner  zusammen- 
setzen. Die  etwas  weniger  bedeutenden  Amphibolaggregate  —  den  Raum  zwischen 
den  Plagioklasen  einnehmend  —  bestehen  trotz  des  Dünnschliffes,  aus  so  bedeutend 
stark  gefärbter,  weil  sehr  viel  Ferromonoxyd  enthaltender  Mineralvarietät  dass  sie 
beinahe  gänzlich  undurchsichtig,  dunkelgrasgrün  bis  tiefduukel  bouteillengrün  gefärbt 
erscheinen.  In  diesem  Verhalten,  der  geringeren  Pellucidität  liegt  der  Unterschied 
der  Dioritamphibole  von  den  grasgrün  durchsichtigen  Corsitamphibolen.  Nur  die 
allerdünnsten  Splitter  sind  entweder  grasgrün  oder  bräunlich  bouteillengrün,  je 
nach  dem  Schnitte  derselben.  Der  Pleochroismus  ist  sehr  bedeutend,  die  Spalt- 
barkeit gut  sichtbar,  das  längste  beobachtete  Amphibolprisma  misst  3\/2'^°^;  kleinere 
Amphibolsäulen  sind  in  den  Plagioklasaggregaten  nicht  so  häufig  eingewachsen, 
als  dies  beim  Corsit  der  Fall  ist.  Magnetit  in  ganz  geringer  Menge  ist  in  dem 
Amphibol  in  Körnchen  eingewachsen  zu  finden.  Der  Plagioklas  zeigt  im  polari- 
sirten  Lichte  nur  unvollkommene  Zwillingsfärbung  in  Bändern  und  das  nur  in  den 
gänzlich  durchsichtigen  Flecken  desselben.  Nach  dem  Auftreten  von  vielen  blass 
einfarbigen  Querschnitten  könnte  der  Vermuthung  Raum  gegeben  werden,  dass 
ein  ziemlicher  Antheil  des  Feldspathes  monoklin  sei,  das  Gestein  demnach  zu 
Syenit  zu  stellen  wäre.  Dem  widerspricht  aber  die  oben  angeführte  Analyse  des 
Plagioklases  selbst.  Es  ist  demnach  bei  Deutung  von  einfarbigen  Feldspäthen 
neben  gebänderten  Vorsicht  zu  gebrauchen,  da  nicht  alles  was  keine  Zwilling- 
streifung  im  polarisirten  Lichte  zeigt,  desshalb  schon  Orthoklas  ist.  Von  Quarz 
fiel  kein  Korn  in  den  Schliff,  weil  dieses  Mineral  obwohl  in  grossen  Körnern  ohne 
fremde  Einschlüsse,  doch  nicht  häufig,  sondern  nur  untergeordnet  auftritt. 

Einige  Amphibolkörner  sind  stellenweise  mit  ölgelbem  bis  zeisiggelbem 
Epidot  eingefasst,  auch  im  Plagioklas  finden  sich  bis  höchstens  Vs""  grosse  Körner 
dieses  Minerales  als  unwesentlicher  Gemengtheil,  Vornehmlich  liebt  es  der  Epidot 


128 

sich  in  gewissen  Klüften  im  Plagioklas  anzusiedeln,  in  deren  Nähe,  wiewohl  sehr 
selten,  auch  aus  Schüppchen  von  Haematit  bestehende  Kerne  anzutreffen  sind.  Wenn 
schon  das  Vorkommen  der  Epidotkrystallgruppen  in  den  Klüften  und  Ablösungen 
dieses  Diorites  die  spätere  Bildung  dieses  Minerales  aus  den  zersetzten  Gemeng 
theilen  des  Diorites  klar  darthut,  so  bestätigt  auch  die  Art  des  miki  oskopischeu 
Vorkommens  die  spätere  Entstehung  dieses  so  häufigen  Minerales. 

Die  etwas  weniges  kleinkörnigere  frischere  Varietät  von  Podbozov  zeigt 
u.  d.  M.  das  gleiche  Verhalten.  Die  Plagioklase  sind  frischer,  im  polarisirten 
Lichte,  obwohl  nicht  durchgehends  deutlicher  gebändert;  der  Amphibol  beinahe 
undurchsichtig,  tief  dunkelgrasgrün  bis  schmutzig  bouteillengrün.  Im  Amphibol 
sind  kleine,  im  Mittel  s^""™  messende  Maguetitkörner  eingewachsen.  Epidot  bildet 
entweder  den  Saum  gewisser  Amphibole,  oder  ist  er  in  Klüftchen  im  Plagioklas 
angesiedelt,  oder  aber  impraegnirt  er,  den  Spaltungsflächen  nach  eindringend, 
gewisse  Parthieen  des  Feldspathes.  Im  Ganzen  aber  ist  die  Epidotmenge  ganz 
gering.     Quarz,  der  am  Bruche  sichtbar  ist,  fiel  nicht  in  den  Dünnschliff. 

Südwestlich  von  Skala,  NO  von  Kostelec,  ONO  von  Hlina,  ist  in  der 
Schlucht  daselbst  an  der  Bahn  ein  frischer  Diorit  des  obbenannten  langen  Gang- 
stockes entblösst,  in  welchem,  neben  mittel-  und  grobkörnigen  Abarten  eine  beinahe 
feinkörnige  ganz  tadellos  frische  Varietät  von  dunkelgrauer  Farbe  gangförmige 
Ausscheidungen  bildet.  Die  Ablösungen  dieses  Diorites  sind  nur  schwach  kreide- 
weiss  gefärbt  und  tragen  keine  Epidotkrusten  an  sich.  Im  Bruche  zeigt  das  stark 
glitzernde  frische  Gemenge  keine  unterscheidbaren  Gemengtheile,  ausser  unter  der 
Loupe  durchsichtige  und  schwarze  Spaltungsflächen  von  starker  Spiegelung. 

Eine  theilweise  Untersuchung  mit  l-2g  dieses  Gesteins  ergab: 


SiOs 

43-54 

A1203 

21-53 

Fe^Oa 

10-55 

CaO 

12-29 

MgO 

6-40 

Fe3  0, 

4-00 

Glühverlust 

•85 

Die  Analyse  bestimmte  das  FeO  des  Amphiboles  nur  als  FejOj  da  eine 
Trennung  nicht  vorgenommen  wurde ;  Alkalien,  auf  welche  keine  Rücksicht  genom- 
men wurde,   dürften  nur  in  ganz  geringer  Menge  etwas  über  l^/^  vorhanden  sein. 

Der  Gehalt  an  Magnetit  Fcj  O4  wurde  derartig  ermittelt,  dass  das  gepulverte 
Mineral  in  der  Kälte  mit  Chlorwasserstoffsäure  behandelt  wurde,  welche  Fe^  O4  löst. 

Auffallend  ist  der  niedrige  Gehalt  an  SiOj,  welcher  für  Corsit  sprechen 
würde;  doch  wenn  die  SiO,menge  auf  magnetitfreie  Substanz  berechnet  wird, 
ergibt  sich  SiOg  =  45V3*'/o,  allein  auch  das  ist  für  Diorit  niedrig  genug  zum 
Beweise,  dass  der  Amphibol  ein  sehr  eisenreicher  und  silieiumdioxydarmer  ist, 
worauf  seine  bedeutend  geringe  Durchsichtigkeit  im  Dünnschliffe  hindeutet.  2*) 

Wenn  mit  Benützung  der  theilweisen  Analyse  des  Plagioklases  unter  der 
Voraussetzung,  dass  derselbe  auch  in  dieser  Dioritvarietät  dieselbe  Zusammen- 


SiO, 

44V2^ 

AUO3 

20 

FeO 

10% 

CaO 

14V3 

MgO 

8% 

129 

Setzung   habe,   die  MeDgenverhältuisse   der  Dioritgemeugtheile   und   die  genäherte 
Zusammensetzung  des  Amphiboles  selbst,  berechnet  werden,  ergibt  sich  folgendes: 

Das  Gemenge  von  Amphibol  und  Plagioklas  steht  im  Verhältnisse  von  H ; 
da  aber  auch  Magnetit  hinzutritt,  so  kommen  Amphibol,  Plagioklas  und  Magnetit 
im  Verhältnisse  von  74 :  22 : 4  im  Gemenge  zum  Ausdrucke. 

Der  Amphibol  hätte  dann  etwa  folgende  Zusammensetzung,  wenn  von 
dessen  geringer  Alkalimenge,  die  derselbe  enthalten  dürfte,  abgesehen  wird: 


FegOg  11-8  oder  auf  FeO  umgerechnet 


Der  Amphibol  wäre  demnach  ein  bedeutend  thonerdehaltiger,  eisenreicher. -^) 

Wenn  der  Diorit  fein  zerrieben  wird,  so  zeigen  die  staubförmig  zertheilten 
Gemengtheile  unter  dem  Mikroskope  gänzlich  durchsichtige  Plagioklassplitter  und 
graulich-  bis  rein  bouteillengTüue  Amphibolspaltungsstückchen.  Die  satte  Farbe 
der  höchst  zarten,  zu  Staub  zerriebenen  Amphibole  deutet  schon  die  bedeutend 
geringe  Pellucidität  der  Kiystallaggregate  an. 

In  concertrirter  HCl  gekocht  gibt  das  feine  Pulver  des  Gesteines  nur  Eisen- 
verbindungen (Fe  CI3 ,  Fe  GL)  aber  keine  Zersetzungssalze  des  Plagioklases.  Der 
Plagioklas  ist  demnach  trotz  der  geringen  SiO, -Menge  des  Diorites  kein  Anorthit. 
Im  Dünnschliffe  zeigen  sich  Leisten  von  Plagioklas  von  ziemlich  gleichbleibender 
Grösse,  der  Länge  bis  zu  %'""',  der  Breite  von  i-\— tV'"'^  in  untergeordneter  Menge, 
neben  ebenfalls  stabartigen  meist  gleich  grossen,  72—73°""  langen,  «V" äV""" 
breiten  vorherrschenden  Amphibolen  derartig  untermischt,  dass  die  Krj^stallprismen, 
wenn  auch  nicht  ganz,  so  doch  annähernd  parallel  vertheilt  vorkommen,  demnach 
eine  Orientirung  zeigen.  Magnetitkörner  meist  von  ziemlich  gleicher  Grösse  von 
xV'"""  etwa,  sind  in  grosser  Zahl  dazwischen  vertheilt  und  meist  an  den  Amphibol 
gebunden,  selten  auch  im  Plagioklas  eingewachsen.  Die  kleinsten  Magnetitkörner 
von  ^'5 — gL*"""  Grösse  zeigen  quadratische  Formen. 

Nur  stellenweise  und  ganz  untergeordnet  kommen  porphyrartig  ausgeschie- 
den bis  ^s"""  grosse  Plagioklas-  oder  Amphibolkrystalle  vor. 

Sehr  selten  sind  t^ö"""  ^i'^ite  Nadeln  im  Plagioklas,  die  wahrscheinlich 
zum  Apatit  zu  stellen  wären.  Auch  hier  sind  die  Amphibolstäbchen  wenig  durch- 
sichtig, bei  dünneren  Schichten  pleochroitisch,  ebenso  gefärbt  wie  schon  oben  ange- 
führt wurde.  Die  meisten  der  Plagioklasleisten  sind  im  polarisirten  Lichte  einfarbig, 
die  zwillingsartigen  Farbenbänder  der  Hemitropien  sind  oft  bis  4fach  wiederholt 
sichtbar.  Nur  die  spärlich  eingewachsenen  porphyrartig  ausgeschiedenen  Plagio- 
klase  zeigen  ganz  deutliche  Farbenbänder.  Epidot  und  Quarz  ist  im  Gemenge 
nicht  beobachtet. 

Eine  andere  untersuchte  Dioritprobe  stammt  %  km  westlich  vonKfiza- 
novic  (TFiVIFNassaberg)  wo  ein  ziemlich  mächtiger  Gangstock  (über  100 ■")  neben 

9 


130 

andern  Gängen  im  rotlieu  Granit  zum  Vorschein  kommt.  Der  mittelkornige  Diorit 
mit  3 — 4°"°"  groben  Gemengtheilen  ist  ganz  frisch  und  dem  Diorit  vom  Horicka- 
hügel  ähnlich.  Der  Plagioklas  hat  einen  Stich  ins  graulichviolette.  Gewisse 
Spaltuugsflächen  desselben  zeigen  deutlich  eine  zarte  Streifung.  Durch  concentrirte 
Chlorwasserstoffsäure  wird  der  Plagioklas  nur  ganz  unbedeutend  augegriffen. 

Eine  theilweise  Analyse  des  Gesteines  mit  l'ög  ergab: 


Das  FeO  des  Gesteines  gewogen  als 


SiOj 

48-45 

A1203 

18-66 

als    Fe2  O3 

5-68 

CaO 

12-22 

MgO 

7-58 

Glühverlust 

•02 

FeaO, 

2-62 

Der  Magnetit  wurde  auf  die  Art  bestimmt,  dass  das  zerriebene  Gestein 
mit  HCl  in  der  Kälte  behandelt  wurde.  Ohne  Anwesenheit  des  Magnetites  würde 
der  Gehalt  an  SiOo  zu  ^9'^U^Io  steigen.  Der  bedeutende  Kest  von  57o,  welcher 
zur  Summe  100  fehlt,  entfällt  au  die  nicht  bestimmten  Alkalien.  In  dem  Gemenge 
lässt  sich  herausrechnen:  ein  Gehalt  von  Plagioklas  50\'3*'/o,  Amphibol  47%,  Ma- 
gnetit 2%\. 

Unter  dem  Mikroskop  erscheint  der  schwarze  Amphibol  im  Dünnschliff 
unrein  grasgrün,  zu  lappigen  Fetzen  zertheilt,  au  denen  eine  unvollkommene  Zer- 
faserung sichtbar  ist.  Winzige  Magnetite  sind  eingestreut  in  der  Amphibolmasse ; 
aber  auch  bis  1°""  grosse  Körner  dieses  Minerales  durch  Anhäufung  der  kleineren 
entstanden,  sind  häufig  anzutreffen.  Nur  stellenweise  lehnen  sich  an  den  Rand 
der  Magnetite  kleine  Haematitplättchen  an,  als  Zeichen  einer  anfangenden  Zer- 
setzung. Der  Plagioklas  mit  nur  wenig  kleineu,  eingewachsenen  Amphibolkörnern 
ist  ziemlich  frisch,  nur  ganz  gering  trübe  gefleckt.  Zwillingsstreifuug  zeigt  er  im 
polarisirten  Lichte  viel  auffälliger  als  die  Proben  vom  Hofickahügel  oder  von  Pod- 
bozovsky  mlyn.  Sonst  erinnert  das  Verhalten  ganz  an  das  schon  oben  beschriebene. 
Epidot  und  Quarz  ist  nicht  nachweisbar. 

Bei  Stan  und  Jasne  pole  (Schönfeld)  durchsetzen  dunkle  kleinkörnige 
Diorite  Glimmerschiefer,  Gneuse  und  Granite  in  nicht  bedeutend  mächtigen  Gängen. 
Eine  Probe  von  Jasne  pole  (Schöufeld)  von  kleinkörnigem  Gefüge  und  schmutzig 
dunkelgrüner  Farbe  zeigte  nur  an  der  etwas  angewitterten  Oberfläche,  wo  die  Plagio- 
klase  kreideweiss  gefärbt  erschienen,  kurze,  2 — 3°"°  lauge,  ^2 — 1""°  breite  Säulchen 
von  schwarzgi-ünem  Amphibol. 

Unter  d.  M.  erscheinen  die  Amphibole  verschieden  grasgrün  gefärbt,  unregel- 
mässig lappig  und  an  den  Rändern  moosartig  zertheilt,  aus  Fasern  bestehend.  Im 
durchsichtigen  Plagioklas  treten  entweder  kleine  t^ö~T5ö°""  breite,  bis  J"*""  lange 
Stäbchen  von  etwas  blässer  grasgrünem  Amphibol  in  grosser  Anzahl  zum  Vorschein, 
welche  stellenweise  moosartige  Aggregate  bilden.  Magnetitkörucheu  oder  Häufchen 
oder  zusammenhängende  Aggregate  sind  vornehmlich  im  Amphibol  eingewachsen. 
Pyritkörner  bis  i^""™  gi'oss  sind  selten.  Der  Plagioklas  aus  Krystallkörnern  bestehend 


131 

zeigt  nur  theilweise  die  chromatische  Zwillingsstreifung  ganz  deutlich,  nämlich  ins- 
besondere dort,  wo  die  Krystallaggregate  nicht  bedeutend  klein  sind,  denn  durch 
minimale  Dimensionen  wird  bei  Plagioklasen  die  Zwillingsstreifung  sehr  häufig 
verdeckt.  Ganz  dünne  Nadeln  von  g^^ö""  Durchmesser,  die  im  Plagioklase  ein- 
gewachsen sind,  könnten  als  Apatit  gedeutet  werden.  Einige  ganz  seltene  schwarze 
Stäbchen  von  eben  solcher  Breite  wie  der  Apatit  könnten  vielleicht  Ilmenit  sein. 

Auch  sehr  pyritreiche  Diorite  sind  verbreitet  im  Eiseugebirge.  Dieselben 
stellen  jedoch  meist  sehr  kleinkörnige  Varietäten  vor.  An  der  Gränze  zwischen 
rothem  Granit  und  Quarzporphyr  oder  Felsit  oder  schiefrigem  Felsitporphyr 
kommen  Gänge  und  Gangstöcke  dieses  Gesteines  in  dem  Felsitporphyrzuge  Rtein- 
Male  Lukavice  vor.  Zwei  Proben  sind  entnommen  von  einem  Gange  zwischen 
Bitovan  und  Zumberg  (etwas  näher  an  Bitovan),  dann  von  Vejsonm  SW  an  der 
Reichstrasse  von  Chrudim  nach  Nassaberg. 

Die  Pyritdiorite  zeigen  sich  stellenweise  unter  Tage  gänzlich  zersetzt  und 
faul,  etwas  ausgebleicht,  in  Klüften  aber  mit  braunen  Limonitüberzügen  oder  An- 
flügen überzogen.  Beide  Proben  sind  ganz  frisch. 

Das  Gestein  von  Bitovan  S  (Zumberg  N)  ist  grünlichgrau,  sehr  klein- 
körnig, beinahe  feinkörnig,  jedoch  nicht  aphanitisch;  die  Zusammensetzung  der 
Grundmasse  ist  nicht  ersichtlich,  ausser  kleinen,  etwa  1—2°""  grossen  porphyr- 
artig ausgeschiedenen  Plagioklaskrystallen.  Kleine,  jedoch  auch  erbsengrosse  Pyrit- 
köruer  sind  sehr  zahlreich,  miudestens  fleckenweise  eingewachsen;  gewisse  davon 
besitzen  erkennbare  Würfelform. 

Das  Mikroskop  löst  die  Masse  des  Dünnschliff'es  vollkommen  auf.  In  dem 
weissen  durchsichtigen  Plagioklas  erscheinen  ohne  alle  Ptegel  zerstreut  Amphibol- 
stäbchen  von  ziemlich  gleichbleibender  Grösse  von  eV"*"  Breite  und  Vs™™  Länge; 
selten  sind  die  blass  grasgrünen  Stäbchen  sehr  breit.  Stellenweise  liegen  einige 
Amphibolstäbchen  gehäuft,  meist  aber  sind  sie  einzeln,  ohne  jede  Orientierung 
zerstreut.  Ebenso  ungleichförmig  zerstreut  und  etwa  in  gleicher  Menge  vorkommend 
wie  der  Amphibol  findet  sich  Magnetit,  von  zarten  Punkten  au,  also  staubförmig 
bis  zu  Aggregaten  von  ^"""  Breite;  meist  aber  herrschen  die  mittleren  Grössen 
von  aV"""  Breite  vor.  Sämmtliche  Magnetitkörner  zeigen  deutliche  quadratische 
Formen.  Im  polarisirten  Lichte  zeigt  auch  der  Plagioklas  eine  kleinkörnige,  aus 
ziemlich  gleich  grossen  Prismen  von  ^\ — y-L""""  Breite  und  bis  ^L"""  Länge  bestehende 
regellos  körnige  Zusammensetzung.  Der  Plagioklas  herrscht  bedeutend  vor,  Am- 
phibol und  Magnetit  in  untergeordneter  Menge  halten  sich  das  Gleichgewicht.  Nur 
einzeln  kommen  grössere  Pyritkörner  bis  72°""  Breite  zum  Vorschein. 

Der  Plagioklas  zeigt  im  polarisirten  Lichte  nur  einerlei  Farben,  bei  auf- 
merksamer Beobachtung  sieht  man  jedoch  in  den  breiteren  Stäbchen  desselben 
vereinzeinte  Zwillingsstriche.  Er  hat  ganz  das  Aussehen  von  Orthoklas,  was  wahr- 
scheinlich in  der  Kleinheit  der  Individuen  desselben  seinen  Grund  hat. 

Die  Varietät  WSW you  Vejsonin,  in  einem  Steinbruche  in  ganz  frischem 
Zustande  entblösst,  gleicht  ganz  der  Vorigen.  Nur  ist  die  Farbe  im  Bruche  etwas 
weniges  lichter  grau,  weil  mehr  kleinere  Kryställchen  von  Plagioklas,  die  sich  von 

9* 


132 

der  Griindmasse  aber  sclileclit  ablieben,  eiugewacliseu  erscheiuen.  Das  Mikroskop 
zeigt  ausser  grösseren  und  etwas  htäufigeren  Pyritkörnern,  was  nur  zufällig  ist,  ganz 
die  gleiche  Textur  und  Zusammensetzung,  wie  sie  vordem  angeführt  wurde.  In  der 
durchsichtigen  Plagioklasgrundmasse  lassen  sich  die  porphyrartig  eingewachsenen 
grösseren  Plagioklase  wohl,  aber  doch  nur  bei  einiger  Aufmerksamkeit  erkennen, 
weil  in  denselben  weniger  Amphibole  eingewachsen  vorkommen.  Die  kleinkörnige 
Plagioklas-Grundmasse  zeigt  ganz  das  Verhalten  von  Orthoklas  ausser  in  einigen 
Querschnitten,  welche  bei  aufmerksamerer  Beobachtung  Andeutungen  von  Zwillings- 
bilduug  wahrnehmen  lassen.  Allein  die  im  polarisirten  Lichte  deutlich  hervor- 
tretenden Plagioklasrechtecke  der  porphyrartig  eingewachsenen  Krystalle  von  ^/^  ™™ 
Breite  und  bis  1V2°""  Länge  zeigen  durchwegs,  wenn  auch  nur  wenige,  so  doch 
deutliche,  nie  fehlende  Zwillingsbänder  von  verschiedenen  Farben. 

Es  ist  nun  nöthig  den  Grund  anzugeben,  warum  die  kleinkörnige  Grund- 
masse vom  Verhalten  des  Orthoklases  im  polarisirten  Lichte  als  Plagioklas  gedeutet 
wird.  Es  ist  eine  durch  Analysen  vielfach  erhärtete  Thatsache,  dass  beinahe  dichte 
oder  sehr  kleinkörnige  Plagioklase  keine  Zwillingsstreifung  im  polarisirten  Lichte 
zeigen,  sich  also  ähnlich  wie  Orthoklas  verhalten,  trotz  dieses  Verhaltens  aber 
doch  die  Plagioklasnatur  besitzen,  da  chromatische  Bänder  in  winzig  ausgebildeten 
Kryställchen  meist  verschwinden.  Indessen  zeigen  in  diesem  Falle  doch  einige 
Körnchen  Andeutungen  von  Zwillingsriefen.  Es  wäre  eine  Anomalie,  dass  die  in 
einer  sehr  feinkörnigen  Grundmasse  ausgeschiedenen  Feldspathkrystalle  eine  andere 
Zusammensetzung  hätten,  wie  die  Grundmasse  selbst,  da  sie  ja  doch  nur  unter 
günstigeren  Bedingungen  aufgewachsene  einzelne  Krystalle  der  Grundmasse  sind. 
Es  kann  demnach  die  u.  d.  M.  kleinkörnig  zusammengesetzte  Grundmasse  nicht 
Orthoklas  sein,  während  die  ausgeschiedeneu  Krystalle,  die  durch  herabsinkende 
Grössenverhältnisse  mit  den  kleinen  Gemengtheilen  der  Grundraasse,  also  durch 
Übergang  in  dieselbe  verbunden  sind,  aus  Plagioklas  bestehen.  Endlich  bestehen 
Übergänge  des  Gesteines  in  wirklich  deutlichen  körnigen  Diorit.  Ausserdem  aber 
spricht  das  Vorkommen  von  zahlreichen  Magnetitkörnern  neben  Amphibol  gegen 
Orthoklas. 

Eine  Analyse  zur  Constatirung  der  Plagioklasnatur  durchzuführen  ist  bei 
dem  Gewichte  der  Gründe,  die  allein  überzeugend  genug  sind,  nicht  nöthig.  Übrigens 
würde  die  variirende  Pyritmenge,  theilweise  auch  der  Magnetit  bei  der  Inter- 
pretation derselben  irrend  hinderlich  sein. 

Mau  bezeichnet  wohl  derartige  Gesteine  auch  als  Porphyrite,  es  ist  aber 
in  diesem  Falle  kein  Grund  vorhanden,  dieselben  nicht  als  Diorit  zu  bezeichnen, 
da  sie  ja  in  körnige  Varietäten  desselben  übergehen. 

Bei  starken  Vergrösseruugen  zeigen  die  Plagioklase,  gerade  so  wie  bei  den 
andern  oberwähnteu  Dioriten  Flüssigkeitseinsclilüsse,  obwohl  dies  nicht  besonders 
hervorgehoben  wurde.  — 

Epidotdiorite  führen  in  ziemlich  bedeutenden  Mengen  Epidot,  nicht 
in  Form  eines  unwesentlichen  Gemengtheiles,  wie  dieses  Mineral  in  den  körnigen 
Dioriten  vom  Horcickahügel  etc.  erkannt  wurde,  sondern  in  einer  solchen  Menge,  die 
neben  Plagioklas  und  Amphil)ol  an  der  Gesteinszusammensetzung  Theil  nimmt.  Epidot- 


133 

diorite  eischeiuen  häufig   iu  der  Umgebung  von  Tipisov,   Präcov,    (S  Chrudim)  in 
Felsitporphyren,  aucli  im  Granit. 

Im  Ohebkaufer  N  Pracov  durchsetzen  Gänge  dieses  Gesteines  faule, 
scheinbar  schiefrige  Gesteine  in  der  Nähe  der  Grauitgränze.  Die  faulen  Gesteine 
sind  entweder  ausgelaugte  Diorittuffe  oder  Feisite  von  schiefriger  Textur.  Ein 
beiläufig  lO""  mächtiger  Gang  von  Epidotdiorit  durchsetzt  dieselben  etwa  inmitten 
zwischen  der  Präcover  Kirche  und  der  Papiermühle  bei  Svidnic.  Der  Gang  tritt 
am  Contacte  zwischen  faulen  schiefrigen  Gesteinen  und  zersetztem  Felsitporphyr 
auf  und  erscheint  ziemlich  frisch. 

Den  Dioritgang  bildet  ein  kleinkörniges  und  ein  feinkörniges  Gemenge. 
In  dem  kleinkörnigen  Diorit,  dessen  Gemengtheile  weisser  Plagioklas,  Amphibol, 
Epidot  schon  mit  der  Loupe  deutlich,  wegen  ihrer  Grösse  von  1 — 1^4°"°  sichtbar 
sind,  erscheinen  ganz  spärlich  Pyritkörnchen  eingestreut.  Durch  Calcit  ist  das 
Gestein  nicht  oder  nur  in  ganz  unscheinbaren  Mengen  durchdrungen. 

Unter  dem  Mikroskope  werden  aber  vier  Gemengtheile  im  körnigen  Durch- 
einander erkannt.  Lauge  Rechtecke  zu  Aggregaten  verbunden  aus  Plagioklas 
bestehend,  welcher  nur  stellenweise  weisse  wenig  durchsichtige  Flecken  zeigt; 
dann  regellose  Körner  oder  Säulen,  auch  lappig  zertheilte  Aggregate  meist  von 
sichtbar  fasriger  Zusammensetzung  dem  Amphibol  angehörend;  unförmliche  Körner 
von  Epidot  inuwendig  rissig,  stellenweise  aber  sich  andern  Gemengtheilen  etwas 
anschmeigend  und  endlich  regellos  dazwischen  zerstreute  vorwiegend  quadra- 
tische Magnetitköruer,  meist  in  der  Nähe  des  Amphiboles  oder  in  demselben, 
bilden  die  Gemengtheile.  Die  Magnetitkörner  sind  im  Mittel  ,!"■"  gross.  Pyrit- 
körner sind  verhältnissmässig  wenig  häufig;  ebenso  untergeordnet  erscheinen 
schwarze  undurchsichtige  Stäbchen,  welche  wegen  ihrer  Ausdehnung  in  einer 
Richtung  als  Ilmenit  zu  deuten  wären.  Sie  besitzen  die  Breite  von  etwa  h'„""°. 
Ganz  vereinzeint  sind  toö"""  breite  Nadeln,  die  für  Apatit  zu  halten  wären. 

Der  Plagioklas  zeigt  meist  deutliche,  wenn  auch  nicht  zahlreiche  ZAvillings- 
lamellen  im  polarisirten  Lichte.  Nur  die  etwas  fleckigen  zeigen  diese  Erscheinung 
nicht;  obwohl  es  auch  ganz  reine  Querschnitte  gibt,  die  einerlei  Farben  im  pola- 
risirten Lichte  besitzen,  was  bei  der  Breite  der  Zwilliugslamellen  erklärbar  ist.  — 

Der  feinkörnige  Epidotdiorit  aus  demselben  Gange  von  graulichgi'üner  Farbe 
zeigt  unter  der  Loupe  ausser  spärlich  ausgeschiedenen  Leistchen  von  Plagioklas  nur 
bis  ^2™™  lange  Stäbchen  von  Feldspath;  alles  andere  ist  unerkennbar. 

U.  d.  M.  aber  stellt  sich  dieser  Diorit  als  regelloses  Gewirre  von  bis  l  °"^ 
breiten  Plagioklasstäbcheu  mit  Amphibolaggregaten  dar,  in  welchen  besonders 
häufig  die  im  Mittel  etwa  ^  — ,'(,'"°'  grossen  quadratischen  Magnetitkörner  einge- 
wachsen sind.  Im  polarisirten  Lichte  zeigen  die  meisten,  auch  stellenweise  trüben 
Stäbchen  des  Plagioklases  Zwillingsstreifung,  oder  doch  Andeutungen  derselben. 
Einige  ganz  durchsichtige  bis  {'"'"  breite,  scheinbar  hexagonale  Körner  mit  starker 
Färbung  im  polarisirten  Lichte,  scheinen  auf  Quarz  hinzudeuten.  Der  Epidot  tritt 
nur  untergeordnet  in  ganz  kleinen  Körnchen  zum  Vorschein.  In  Säuren  entwickelt 
das  Gestein  ganz  wenig  Bläschen.  Wahrscheinlich  hat  der  Calcit  den  Sitz  in  den 
wenigen  grösseren  etwas  getrübten  Plagioklaseu. 


134 

Apatituadelu  siud  wie  vordem  spärlich,  meist  im  Plagioklas  beobachtet 
worden.  — 

Beide  Varietäten  des  Diorites  zeigen  als  anfangende  Zersetzung  in  der 
Nähe  gewisser  Magnetite  Gruppen  von  hyaciuthrothen  hexagonaleu  Schuppen  von 
Haeraatit.  —  Andere  Dioritgesteine  und  zwar  derjenige  Diorit,  dessen  Plagioklas 
zum  Theil  aus  Labradorit  besteht  und  dessen  xlmphibol  auch  als  Uralit  bezeichnet 
werden  könnte,  sind  unter  den  Gabbrogesteinen  eingereicht. 


Dioritaphanit. 

Unter  diesem  Namen  „Aphanit  des  Diorites"  sind  verschiedene  entweder 
dichte  oder  sehr  feinkörnige,  auch  klein  porphyrartige  Gesteine,  deren  Textur  auch 
ebenso  gut  „andesitisch"  heissen  könnte,  bezeichnet,  welche  trotz  der  Verschieden- 
artigkeit der  Textur  doch  nur  Ausbildungsweisen  einer  Gesteinsmasse  sind.  Auch 
amygdaloidische  Texturen  finden  sich  bei  dem  Gesteine.  Die  porphyrartigen  (andesi- 
tischen)  Gesteine  gehören  streng  genommen  gar  nicht  zu  den  Aphaniten,  sie  sind  aber 
desshalb  von  denselben  nicht  zu  trennen,  weil  sie  durch  Übergänge  aufs  engste 
mit  denselben  verknüpft  sind.  Die  Dioritaphanite  sind  gleichzeitige  Bildungen  mit 
den  tiefsten  silurischen  (cambrischen)  Etagen.  Wahrscheinlich  verdanken  sie  ihre 
feinkörnige  Textur  der  Erstarrung  unter  dem  Wasser  des  Silurmeeres. 

Das  Vorkommen  derselben  fällt  in  den  Zug  altsilurischer  Gesteine  zusammen. 
Gang-  und  noch  häufiger  Lagerstöcke  ziehen  sich  von  S  Telcic  (SO  Elbe-Teinic) 
angefangen  über  Zdechovic,  Morasic,  Krasuic,  Lhota,  Sobolusk,  Turkovic,  Bukovina, 
Licomelic  bis  Vlastejov,  wo  sie  durch  Kreideschichten  bedeckt  werden,  also  auf 
die  Streichungslänge  von  2  Myriameter.  Die  grösste  Breite  des  Lagerstockmassives, 
in  horizontaler  Richtung  gemessen,  ist  bei  Holetin-Brezinka,  und  beträgt  dieselbe 
etwa  3  km.  In  diesem  Hauptzuge  treten  diese  kurz  als  Dioritaphanite  bezeichneten 
Gesteine  unter  verschiedenen  Structurverhältnissen  auf,  indem  sie  durch  Über- 
gänge mitsammen  verbunden  erscheinen.  Diorittuffe  und  grosskörnige  Diorittuff- 
conglomerate  begleiten  den  Zug,  Auch  innerhalb  des  Porphyrmassives  zwischen 
Bitovau  (SO  Chrudimj  und  Ktein  (NO  See)  kommen  derartige  aphanitische  Aus- 
bildungen des  Diorites  in  Form  von  Gangstöcken  zum  Vorschein. 

Bei  Licomelic  (W  Hermanmestec)  finden  sich  Diorite,  welche  trotz  ihren 
theilweise  sichtbaren  Gemengtheilen  dennoch  zu  den  Aphaniten  gerechnet  werden, 
weil  sie  durch  Übergänge  mit  denselben  verbunden  sind.  Kleine  Kryställchen 
von  Plagioklas  in  einer  sehr  feinkörnigen  Grundmasse  ausgeschieden,  machen  das 
Gestein  porphyrartig  (andesitisch).  Gewisse  solche  Gesteine  zeigen  durch  parallele 
Anordnung  der  ausgeschiedenen  Plagioklaskryställchen  unvollkommen  schiefrige 
Textur,  sowie  auch  eine  an  Schichtung  erinnernde  bankförmige  Absonderung. 

Dieses  Gestein  mit  porphyrartiger  Textur,  das  also  strenge  genommen  nicht 
als  Aphanit  zu  benennen  wäre,  wenn  es  nicht  aphanitische  Übergänge  aufweisen 
würde,  wurde  von  secundärer  Lagerstätte  untersucht. 

iV  von  Koste! ec  (aS  Hermanmestec)  streicht  in  der  flachen  Bachufer- 
terasse  ein  grobschichtiger,  grosskörniger  Diorittuff  aus.  In  dem  Diorittuffe  sind  bis 


mm 

4 


135 

faustgrosse   Gerolle   des   Dioritaphanites   von  klein    porphyrartiger  Textur    einge- 
wachsen.    Die  Gerolle  erscheinen  stellenweise  ganz  frisch. 

Das  Gestein  besitzt  schmutzig  lichtgraue  Farbe  im  frischen  Zustande,  im 
angewitterten  aber  ist  es  licht  grünlichgrau  mit  bräunlicher  Geröllrinde  oder 
Klüftchen  von  Limonitfärbungen  durchsetzt.  —  Bis  auf  kleinere  ausgeschiedene 
Körnchen  erscheint  das  graue  Gestein  beinahe  dicht. 

Allein  unter  der  Loupe  oder  bei  aufmerksamer  Betrachtung  erkennt  man 
in   der   dichten  Grundmasse   zahlreiche,   bis  4°""  lange,   2  —  3"'"  breite   und  ^ 
bis  l""""  dicke  Krystalle  von  Plagioklas  der  Form 

OO  P  CO.    CO  'P  .     CO  P'  OP  .     P    OD, 

welche  aber  durchwegs  als  nach  dem  Karlsbader  Zwillingsgesetze  verwachsene 
Hemitropien  sich  darstellen.  Ein  Krystallindividuum  hätte  dann  nur  die  halbe 
Dicke  von  etwa  72™™-  I"  ^^^n  angewitterten  Geröllstücken  sind  die  Kryställchen, 
die  immer  ganz  gut  ausgebildet  erscheinen,  recht  gut  erkennbar,  lassen  sich  auch 
durch  Zufall  oft  herauslösen.  In  Querbrücheu  zeigen  die  Flächen  der  sehr  guten 
Spaltbarkeit  oP,  wenn  dieselbe  zum  Vorschein  kommt,  starken  Glasglanz  und  trotz 
der  geringen  Breite  doch  starke  Zwillingsriefung,  die  mit  der  Loupe  gut  wahr- 
nehmbar ist.  Mit  der  Loupe  sieht  man  auch,  dass  die  Flächen  der  Kryställchen- 
oberfiächlich  matt,  rauh  und  mit  höchst  zarten  Chloritschüppchen  bedeckt  sind 
Ein  herausgelöster  Zwilling,  dessen  Flächen  oP  und  od  P  co  durch  Spaltung  rein 
entblösst  waren,  gab  unter  dem  Mikroskop  gemessen  oP/\ooPod  85°  54'  aus  5 
Messungen.     Die  sanidinähnlichen  Kryställchen  sind  demnach  Plagioklase. 

In  der  dichten  gi'auen  Grundmasse  mit  den  zahlreichen  Plagioklaszwillingen 
ist  ausser  undeutlich  wahrnehmbaren  spärlichen  Körnchen  von  Magnetit  und  klein- 
winzigen, ebenso  spärlichen  schwarzbraun  ausgekleideten  zerfressenen  Poren  und 
seltenen  giiinen  Körnchen  nichts  weiter  zu  bemerken. 

Manche  Aphanitgerölle  sind  blassgrünlich  ganz  dicht;  es  bestehen  eben 
die  Gerolle  aus  verschiedenen  Aphanitvarietäten. 

Das  frische  graue,  kleiuporphyrartige  Gestein  gab,  nachdem  es  filiher  mit 
entwickelte  Wasser  ausgekocht  wurde,  mit  Salzsäure  keine  Bläschen  von  COo ;  es 
enthält  demnach  in  dem  sogenannten  frischen  Zustande  keinen  Calcit. 

Das  sp.  Gewicht  (mit  2*4g  bestimmt)  ist  2*7012.  Ein  L3g  schweres  Stück- 
chen, welches  mit  Wasser  ausgekocht  war,  um  die  Menge  der  Luftblasen  aus  den 
Poren  bestimmen  zu  können,  ergab  l^/o  (lern  Volumen  nach  an  Poren;  es  ist 
dies  zu  wenig;  wahrscheinlich  war  das  Stückchen  zu  gross,  um  ganz  vom  Wasser 
durchdrungen  werden  zu  können.  Kleinere  Stückchen  gaben  27o  (dem  Volumen 
nach)  an  Poren,  Zwei  theilweise  Untersuchungen  verschiedener  Bruchstücke  des 
frischen  Gesteines  gaben: 


SiO^ 

62-43 

6306 

A120, 

19-60 

19-57 

Fe,  O3 

5-35 

5-31 

CaO 

6-40 

MgO 

211 

Glühverlust 

1-61 

1-55 

136 

Die  Alkalien  wurdeu  nicht  bestimmt;  alles  Fe  als  FejOa  gewogen.  In 
H  Cl  in  der  Kälte  behandelt,  löst  sich  ans  dem  Gesteine  so  viel  Fe  auf,  dass  es 
als  FeoOj  berechnet  4-077o  ergibt.  Ein  bedeutender  Theil  davon  stammt  aus  dem 
Magnetit  und  Limonit,  ein  anderer  Eisenautheil  aus  anderen  zersetzbaren  Mineralien  ^ 

Im  Dünnschliffe  des  Gesteines  bemerkt  man  gleichfalls  die  Poren,  trotz 
welchen  aber  die  Dünnschliffe  doch  haltbar  sind. 

Drei  Dünnschliffe  aus  diesem  Gesteine  zeigten  selbst  bei  schwacher  Ver- 
grösseruug  vorherrschend  die  schon  oben  beschriebenen  Plagioklase  in  stabartigen 
Durchschnitten,  von  denen  die  grössten  etwa  bis  4'"'"  Länge,  die  kleinsten  nur  ^V  bis 
_i_mm  Bi-eite  und  eine  vielfache  Länge  hätten.  Diese  Stäbchen  und  Rechtecke  kommen 
regellos  eingewachsen,  ziemlich  gehäuft  vor,  so  dass  die  Grundmasse  nur  wenig, 
nämlich  den  übrig  bleibenden  Raum  zwischen  denselben  ausfüllt.  Die  Plagioklase 
sind  beinahe  ganz  frei  von  Einschlüssen,  selten  ist  in  denselben  ein  Magnetitkörnchen 
oder  spärlicher  Chloritstaub  zu  bemerken ;  von  der  Grundmasse  sind  sie  scharf  ge- 
trennt. Ein  weiteres  Praeparat  zeigte  gewisse  Rechtecke  des  Plagioklases  mit  einer 
bis  3'^°""  dicken  Rinde  von  Chlorit  umhüllt,  welcher  auch  eine  getrennte  Spaltungs- 
fläche ganz  ausfüllt,  sich  aber  mit  Vorliebe  in  der  Nähe  der  Plagioklase,  besonders 
in  Rissen  ansiedelt.  Im  polarisirteu  Lichte  zeigen  die  Rechtecke  meist,  wenn  auch 
nur  wenige  breite,  so  doch  deutliche  Zwillingslamellen;  nur  diejenigen  Schnitte, 
welche  nicht  die  Form  von  Rechtecken,  sondern  die  Form  der  Fläche  co  P  00  zeigen, 
demnach  zu  derselben  parallel  geschnitten  erscheinen,  zeigen  keine  Farbenbänder 
sondern  nur  einfache  Farben.  Es  sind  das,  weil  die  Krystalle  nach  coPoo  tafel- 
artig gestaltet   sind,   eben  die  grössten  Querschnitte,   welche  einfarbig  erscheinen. 

Die  Gruudmasse,  der  Menge  nach  untergeordnet  ist  ein  regelloses  Durch- 
einander von  Plagioklasleistchen  von  der  Breite  von  Ti,,"^""  mit  Magnetitstaub, 
bis  zur  Breite  von  -,- Jo""" ,  welcher  quadratische  Querschnitte  zeigt.  Das  polarisirte 
Licht  löst  das  Gewirre  recht  schön  auf;  gewisse  Leistchen  zeigen  sogar  trotz  ihrer 
Kleinheit  doch  zarte  Zwilliugsstreifung.  Diese  Grundmasse  ist  der  eigentliche  Aphanit. 

Manchesmal  legt  sich  der  Magnetitstaub  um  gewisse  grössere  Plagioklas- 
körner  an,  die  er  dann  in  Form  eines  schwarzen  Ringes  umhüllt.  Nur  ganz  ver- 
einzeint finden  sich  grössere  Magnetitkörner;  die  mittlere  Breite  derselben  beträgt 
'.'°™.  Stellenweise  besteht  die  Grundmasse  nur  aus  Plagioklas  und  Magnetit,  viel 
häufiger  sind  aber  in  derselben  Chloritschüppchen  entweder  spärlich  oder  so  häufig 
eingewachsen,  dass  sie  ziemlich  an  Durchsichtigkeit  einbüsst.  Diesem  Chloritstaub 
verdankt  der  Aphanit  auch  die  graue  Farbe. 

Der  Dioritaphanit  mit  kleinporphyrartiger  Textur  besteht  demnach  vor- 
nehmlich aus  Plagioklas,  wenig  Magnetit,  wie  die  Analyse  zeigt  viel  weniger  als 
4^/0,  und  Chlorit,  ebenfalls  nur  in  ganz  geringer  Menge.  Orthoklas  ist  keiner 
vorhanden,  trotz  des  ziemlich  bedeutenden  SiOj-gehaltes  von  bis  637o-  Der  Plagio- 
klas dürfte  ein  ziemlich  saurer  Oligoklas,  oder  wenn  auf  die  Molekularmischung  des- 
selben zurückgegangen  wird,  ein  solcher  sein,  dessen  Albitgemenge  (687o  SiO.J 
einen  grossen  Überschüss  gegenüber  der  Anorthitmenge  aus  macht. 

Eigentlich  enthält  dieses  zu  den  Dioriteu  gezogene  Gestein  keinen  nach- 
weisbaren Amphibol,  sondern  nur  Chlorit  und  doch  wird  es  hier  als  Chlorit-Diorit 
bezeichnet,  weil  es  statt  des  Amphiboles  das  Zersetzungsproduct  desselben,   den 


137 

Chlorit  enthält.  Gänzlich  frische  Gesteine  würden  Amphibol  enthalten,  worauf  der 
ziemlich  saure  Plagioklas  hinweiset,  welcher  häufig  mit  Amphibol  vergesellschaftet 
sich  findet,  während  der  Lnbradorit  die  Gegenwart  des  Augites  in  vielen  Fällen 
bedingt.  Bei  den  Gerollen,  die  also  auf  secundäre  Lagerstätte  durch  Wasser  erst 
verführt  wurden,  porös  sind  und  Einwirkungen  des  Wassers  ausgesetzt  waren,  ist 
der  Ersatz  des  Amphiboles  durch  Chlorit  erklärbar.  MerkAvürdig  ist  es  aber 
jedenfalls,  den  Plagioklas  noch  so  frisch  zu  finden. 

Betreff  der  Benennung  des  Gesteines  als  Porphyrit  wurde  schon  früher 
erwähnt,  wie  ungerechtfertigt  eine  solche  Bezeichnung  wäre. 

Bei  Bukovina  an  der  Reichsstrasse  von  Cäslav  nach  Hefmanmestec, 
sowie  in  der  gesammten  Umgebung  findet  sich  ein  dichter,  düster  graugrüner 
Aphanit,  in  welchem  nur  Punkte  von  Epidot  bis  höchstens  Hanfkörngrösse  unter- 
scheidbar sind.  Das  Gestein  ist  regellos  zerklüftet,  au  gewissen  Orten  aber  unvoll- 
kommen scliiefrig.  Die  Probe  knapp  südlich  von  Bukovina  ist  Epidotchlorit- 
diorit aphanit  und  zeigt  u.  d.  Mikroskope  in  zwei  verschiedenen  Dünnschliffen 
folgende  Zusammensetzung : 

Ein  fleckig  regelloses  Gemenge  von  weissem  noch  ziemlich  durchsichtigem 
Plagioklas  mit  kurzen  Stäbchen  von  faserigem  Amphibol  und  mit  zahlreichen 
Chloritschuppen,  Avelche  die  dunkelgrüne  Farbe  bedingen.  In  dieser  Masse  finden 
sich  so  zu  sagen  porphyrartig  ausgeschiedene  Körner  und  selbst  polygonal  begränzte 
Formen  von  ganz  reinem,  innen  rissigem  Epidot,  welcher  keinerlei  Einschlüsse 
enthält  und  beinahe  schwefelgelb  ins  zeisiggrüne  geneigt  gefärbt,  sowie  durch- 
sichtig ist.  Die  kleinsten  Epidotkörnchen  besitzen  die  Breite  von  ä'o"™-  Dazwischen 
finden  sich  Magnetitkörnchen  in  Form  von  grobem  Staub  vertheilt  u.  zw.  scheint 
derselbe  eine,  wenn  auch  etwas  wellig  gebogene  Richtung  beizubehalten,  was  also 
eine  Tendenz  zur  Mikrofluctuationsstruktur  andeuten  würde.  Die  meist  quadra- 
tischen Magnetitkörnchen,  welche  vornehmlich  an  die  grünen  Amphibol-  und  Chlorit- 
parthieen  gebunden  sind,  haben  die  mittlere  Grösse  von  >;V"""  • 

Im  polarisirten  Lichte  löst  sich  die  weisse  Masse  in  ein  regelloses  Gemenge 
von  im  Mittel  J^ — A"""  breiten  Stäbchen  von  Plagioklas  auf,  welche  Zwillings- 
bildungen nicht  hervortreten  lassen.  Ganz  spärlich  sichtbare  grössere  Rechtecke 
aber  zeigen  wenn  auch  blasse,  so  doch  deutlich  wahrnehmbare  Farbenbänder. 

In  dem  Gemenge  erscheinen  ausserdem  einzelne,  grosse,  weisse,  kaum 
durchscheinende  Aggregate,  auf  die  das  polarisirte  Licht  geringe  Wirkung  ausübt ; 
dieselben  sind  ausgeschiedener  Calcit. 

Wenn  ein  Dünnschliff  mit  concentrirter  Chlorwasserstoflfsäure  einen  halben 
Tag  in  der  Kälte  behandelt  wird,  so  erscheint  er  stark  unzusammenhängend  mit 
grossen  Hohlräumen  von  verschwundenem  Calcit;  ausserdem  aber  bleicht  er  etwas 
weniges  aus,  indem  die  Säure  einen  Theil  des  Chlorites  auflöst  und  nur  die  Stäb- 
chen des  Amphiboles  zurücklässt,  wodurch  eben  der  Nachweis  der  sonst  schwierig 
in  der  Chloritmasse  erkennbaren  Amphibolsäulchen  gegeben  ist. 

Von  Sobolusk  {W  HermanüvMestec  1  Myrm)  WN  entfernt  ist  eine 
Kuppe,  welche  aus  amygdaloidiscbem  Chloritdioritaphanit  besteht.  Das  Gestein 
ist  licht  graugrün,  unvollkommen  schiefrig,  in  der  Fläche  der  undeutlichen  Schiefe- 
rung unter  der  Loupe  zart  runzelige  Chloritlagen  zeigend  mit  erbsen-  bis  hasel- 


138 

nussgrosseu  Amygdaloiden  aus  Quarz,  oder  Calcit  bestehend.  Die  Amygdaloide  von 
meist  gestreckter  Form  sind  zuweilen  in  der  Mitte  zerfressen,  zersprungen;  die 
Sprünge  mit  Limouit  bedeckt.  Gewisse  Mandeln  bestehen  aus  einer  dicken  äusseren 
Quarzlage,  die  unmittelbar  den  Aphanit  berührt  und  aus  einem  Calcitkerne,  der 
zuweilen  zerfressen  ist.  Nicht  selten  lässt  sich  in  den  Quarzmandeln  auch  Chlorit 
in  Schuppen  nachweisen  zum  Belege  dafür,  dass  der  Chlorit  ein  später  im  Gesteine 
gebildetes  Mineral  ist. 

Das  Mikroskop  zeigt  eine  vorherrschende  weisse  kleinkörnige  Gruudmasse, 
mit  wenig  Chloritlappen.  Eine  feine  ziemlich  parallel  laufende  Zerklüftung  im 
Aphanite  ist  mit  Limonit  ausgefüllt,  welcher  bis  auf  unbestimmte  nicht  bedeutende 
Entfernungen  die  Grundmasse  impraegnirt.  Ebenso  ist  Chlorit  in  bedeutenderen 
Mengen  solchen  Klüftchen  nach  in  der  Grundmasse  angesiedelt.  Es  hat  den  An- 
schein, als  wenn  hie  und  da  noch  ein  Amphibolsäulchen  in  den  Chloritlappen 
anzutreffen  wäre,  allein  bei  der  gleichen  Farbe  der  beiden  Mineralien  bedarf  diese 
Möglichkeit  doch  noch  einer  Bestättigung.  Der  Magnetit  ist  gänzlich  verschwunden, 
denn  die  sehr  seltenen  kleinwinzigen  Staubkörnchen  (,  A^ — s'ö™"")  desselben,  die  ganz 
vereiuzelnt  noch  zum  Vorschein  kommen,  sind  kaum  erwähnenswerth. 

Im  polarisirten  Lichte  zeigen  die  Stäbchen  des  Plagioklases  bis  zu  3',^ """ 
Breite,  aus  denen  die  Grundmasse  besteht,  noch  schwache  Farben ;  sogar  Zwillings- 
streifung  lässt  sich  bei  manchen  noch  ganz  deutlich  unterscheiden. 

Von  Sobohisk  1-/3  km  nördlich  liegt  Lhotka;  ganz  nahe  von  Lhotka, 
und  zwar  südlich,  findet  sich  ein  ebensolcher  licht  graugrünlicher  Chloritaphanit, 
in  welchem  zahlreiche,  ziemlich  nahe  stehende  bis  haselnussgrosse  Amygdaloide  von 
Epidot,  ausserdem  aber  auch  winzige  Plagioklaskry ställchen  (eigentlich  Zwillinge 
nach  dem  Karlsbader  Gesetze)  porphyrartig,  jedoch  scheinbar  weniger  häufig,  ein- 
gewachsen sind.  Das  Gestein  hätte  also  eine  kleinporphyrische  und  zugleich 
amygdaloidische  Textur. 

Eine  angeschliffene  Fläche  zeigt  dieses  Verhältniss  ganz  deutlich,  da  in  der 
dichten  dunkelgrauen  (an  einem  andern  Handstücke)  Aphanitgrundmasse  sowohl 
weniger  häufige  Plagioklaskrystallquerschnitte,  als  auch  zahlreichere  rundliche  oder 
etwas  verzogene  Epidotmandeln  zum  Vorschein  kommen. 

Da  der  Epidot  in  diesen  Aphanitgesteinen  so  häufig  schon  genannt  wurde, 
so  folgt  hier  der  Nachweis  darüber.  Aus  mehr  als  erbsengi'ossen  Amygdaloiden 
wurde  der  Epidot  möglichst  rein  ausgesucht  und  mit  '42  g  eine  Analyse  angestellt, 
welche  ergab: 


SiO^ 

40-73 

AI2O3 

31-64 

Fe^Os 

4-46 

FeO 

•90 

CaO 

21-41 

MgO 

Spur 

Glühverlust 

•19 

99-33 
Trotzdem,  dass  die  Mandeln  des  Epidotes,  wie  die  mikroskopische  Unter- 
suchung gleich  nachAveisen  wird,  nicht  ganz  homogen  sind,  stimmt  die  Analyse 


139 

doch  ziemlich  gut  mit  der  Zusammeusetzimg  des  reinen  Epidotes,  wesshalb  die 
Gegenwart  dieses  Miuerales  dadurch  sicher  nachgewiesen  erscheint. 

Unter  dem  Mikroskope  löst  sich  das  ganze  Gemenge  sehr  deutlich  auf. 
Die  Grundmasse  von  aphanitischer  Textur  besteht  aus  einem  Gewirre  von  Plagio- 
klasstäbchen,  die  im  Mittel  die  Breite  von  5\,°"°  besitzen  und  zwischen  welchen 
entweder  nur  Magnetitstaub  reichlich,  oder  in  solcher  Menge  eingew'achsen  ist, 
dass  die  Stäbchen  in  einer  undurchsichtigen  homogenen  Magnetitmasse  stecken. 
Gewisse  Stelleu  zeigen  ausserdem  noch  Chloritläppchen  und  Schuppen  in  der 
Grundmasse. 

Scharf  begränzt  erscheinen  in  der  Grundmasse  lange  einzelne  Rechtecke 
und  Rechteckgruppen  von  der  Breite  1™"" — }'"'"  und  vielfacher  Länge.  Diese  Pla- 
gioklasrechtecke  sind  meist  durchsichtig,  weil  frisch,  nur  zuweilen  mit  weissen, 
wenig  durchscheinenden  Flecken,  welche  den  Anfang  von  Umwandlungen  andeuten, 
durchzogen. 

Alles  dieses  jetzt  erwähnte  stimmt,  bis  auf  das  weniger  häufige  Vorkommen 
der  grösseren  ausgeschiedenen  Krystalle  ganz  mit  dem  porphyrartigem  Chloritdiorit- 
aphanit  der  Gerolle  im  Diorittuffcouglomerat  von  Kostelec  überein. 

In  dem  eben  erwähnten  Gesteine  sind  nun  die  grossen  Epidotmandelu  ein- 
gewachsen und  scharf  von  der  Gesteinsmasse  getrennt.  Ausser  einigen  vereinzeinten 
Calcitkörnchen  oder  Plagioklaskörnern  oder  einem  Chloritlappen,  letzteres  jedoch 
nicht  häufig,  findet  sich  in  dem  Epidot  von  kleinkörniger  Textur,  der  also  Aggregat- 
polarisation zeigt  oder  ganz  rein  durchsichtig,  innen  zerrissen  erscheint,  kein 
anderes  Mineral  eingewachseo.  Meist  sind  aber  die  kleineren  Ämygdaloide  ganz 
rein.  Epidot  in  Körnchen  oder  Schnürchen  durchzieht  ausserdem  noch  gewisse 
Plagioklase,  oder  kommt  in  Punkten  auch  in  der  Grundmasse  vor. 

Im  polarisirten  Lichte  zeigen  selbst  gewisse  Plagioklasleistchen  der  Aphanit- 
grundmasse  Andeutungen  von  Zwillingsstreifen,  die  grösseren,  ausgeschiedenen  Kry- 
stalle aber  satte  Farben  und  bis  auf  die  trüben  weissen  Flecke  ganz  deutliche 
Zwillingsbänder  oft  in  ziemlicher  Zahl. 

Hie  und  da  sich  in  der  Grundmasse  zeigende  Schüppchen  von  Haematit, 
die  hyacinthroth  durchscheinen,  gehören  zu  Seltenheiten. 

Das  Gestein  wäre  also  ebenfalls  amygdaloidischer  Chloritdioritaphanit. 

Bei  Zdechovic  {WS  Yvelouc}  sind  ähnliche  Epidotchloritdioritaphanite 
vorhanden.     Die  Probe  stammt  vom  westlichen  Teichufer  1  km  N  von  Zdechovic. 

Das  licht  graulichgrüue  Gestein  zeigt  in  einer  Richtung  einen  etwas  deut- 
licheren Bruch,  auf  welchem  unzusammenhäugende  Chloritschüppchen  schimmern; 
kleine  Epidotkörnchen  finden  sich  eingesprengt  im  Gesteine. 

Ganz  frisch  ist  der  Aphanit  nicht  mehr,  weil  er  lichtere  Farben  zeigt; 
allein  die  Textur  ist  doch  noch  deutlich  unter  dem  Mikroskope.  Das  Gestein  ist 
bis  auf  das  beinahe  gänzliche  Zurücktreten  des  Magnetites,  der  nur  in  ganz  selten 
sichtbaren  Körnchen  auftritt,  etwas  ähnlich  dem  Gestein  von  Bukovina.  Die  weissen 
Plagioklase  von  ganz  kleiner  Form,  welche  jedoch  wegen  der  nicht  mehr  gänzlichen 
Frische  im  polarisirten  Lichte  nicht  so  deutlich  auftreten,  sind  mit  Chloritlappen 
stellenweise  bedeutend  verdeckt;  nur  wo  der  Chlorit  zurücktritt,  lassen  sie  sich  noch 
gut  bemerken.    Es  scheint,  dass  auch  noch  spärliche  Amphibole  auftreten,   allein 


140 

es  ist  nicht  näher  nachweisbar.  Hie  und  da  treten  grössere  Plagioklas-Rechtecke 
bis  Vs""™  ^^^^  ^*^cl^  mehr  breit  auf.  Diese  grösseren  Plagioklasstäbe  färben  sich 
im  polarisirten  Lichte  nur  ganz  blass,  zeigen  auch  nur  stellenweise  wohl  blass 
gefärbte  aber  doch  deutliche  Zwillingsbänder.  Gewisse  Krystalle  sind  quer  zer- 
brochen, etwas  voneinander  verschoben  und  durch  Chloritschuppen  verkittet.  — 
P^pidotkörner  und  Aggregate  kommen  in  Menge  in  dem  Gesteinsgemenge  vor;  es 
enthalten  die  Plagioklase  dieses  Mineral  wie  auch  den  Chlorit,  sowohl  in  Körnchen 
als  auch  gewissen  Fugen  nach,  also  als  Infiltration  in  sich  eingeschlossen. 


Diabas. 

Dieses  Gestein  findet  sich  als  Gangstock,  welcher  quarzige  Grauwacken- 
conglomerate  durchbricht  nur  an  einem  Orte,  nämlich  mitten  zwischen  Chrtnik 
und  Ledec  (WN  Hefmanmestec  7  km).  Der  Gangstock  von  der  Länge  1^2  km 
und  der  grössten  Mächtigkeit  von  über  100"  ist  in  der  Chrtnikschlucht  entblösst 
fig.  6.  Sämmtliche  Diabasvarietäten  sind  etwas  porös,  w^eil  sie  im  heissen  Wasser 
Luftbläschen  entwickeln;  allein  auch  mit  Calcit  sind  sie  ziemlich  impraegnirt, 
weil  Brocken  davon,  die  vorher  im  Wasser  ausgekocht  wurden,  um  alle  Luft- 
bläschen auszutreiben,  in  Säuren  stellenweise  recht  lebhaft  brausen.  Die  Textur 
ist  durchwegs  mittelkörnig. 

Fig.  6. 

1;  5000,  1mm  —5m. 


Bächlefn        js^^g-,^^-',  ,     -;  Vo^'-  :  ffs-  '''  •'  'UiWmr-^ß^y:''''''^^''-i^mi   Bächleln 


Eine  ganz  reine  Varietät  zeigt  in  weissem  vorherrschendem  Plagioklas, 
welcher  nur  durchscheinend  ist,  bis  2*3'"°'  breite  kurze  Säulen  von  graulichbraunem 
Augit,  ausserdem  aber  neben  wenigen  kleinen  Pyritpunkten  auch  stellenweise 
schwarze  Körnchen. 

Unter  dem  Mikroskope  herrschen  auch  die  langen  (bis  6""°)  Rechtecke 
des  Plagioklases  vor,  welcher  ziemlich  rein  und  trotz  stellenweise  zum  Vorschein 
kommender  Trübung  im  polarisirten  Lichte  doch  deutliche  Zwillingsstreifung  zeigt. 
Die  kurzen  Säulen  des  Augites  sind  blassbraun  durchsichtig,  rissig  frei  von  Ein- 
schlüssen und  mit  einem  sehr  dünnen  blassgrünen  Saum,  ^l — gL"",  von  Chlorit 
umgeben.  Seltener  dringt  der  Chlorit  Klüftchen  nach  in  die  Augitmasse.  Bedeuten- 
dere Anhäufungen  von  Chloritschuppen,  meist  scharf  vom  Plagioklas  getrennt, 
finden  sich  auch  im  Düunschlifte,  jedoch  nur  in  ganz  geringer  Zahl;  ebenso  selten 
sind  einzelne  Chloritläppchen  im  Plagioklas.  Aggregate  von  schwarzen  Körnern,  bis 
jmm  jji-eit,  deuten  auf  titanhältigeu  Magnetit,  weil  sie  mit  dem  weissen,  Leukoxen 
genannten  Titanat  (Titanomorphit)  umhüllt  werden. 

Blassbräunliche  dichte  Aggregate  durchsetzen  die  Ablösungen  in  dem 
Diabas.    Unter  d.  M.  bestehen  sie  aus  einem  Gewirre  von  Stäbchen,   welche  der 


141 

Länge  nach  in  der  Mitte  clurcli  eine  Linie  getheilt  sich  als  „V)""""  breite  Zwillings- 
stäbclien  darstellen,  die  der  starken  Färbimg  nach,  die  sie  im  polarisirten  Lichte 
zeigen,  als  Augit  gedeutet  werden  könnten,  wofür  aber  der  Beweis  noch  zu  er- 
bringen wäre. 

Die  Augitquerschnitte  zeigen  starke  Farben  im  polarisirten  Lichte.  Einzelne, 
dann  und  wann  quadratische  Pyritküruchen  und  spärliche  Nadeln  von  -j.\, — 7^V°"" 
Breite  den  Plagioklas  nur  stellenweise  vereinzeint  durchsetzend,  deuten  auf  Apatit. 
Das  Gestein  ist  demnach  ziemlich  frisch  und  wohlerhalten.  Eine  andere  Variettä 
von  ebenfalls  mittelkörniger  Textur  zeigt  in  etwas  vorherrschendem,  blass  lauch- 
grünem durchscheinenden  Plagioklas  2 — 2^/2 """^  breite  Prismen  von  blass  schmutzig 
graulichbraunem  spaltbaren  Augit,  nebst  spärlichen  schwarzen  Körnchen. 

Unter  dem  Mikroskop  zeigt  der  Dünnschliff  Piechtecke  von  Plagioklas, 
die  schwachen  Passen  nach  blass  grünlich  oder  sattgrün  wenn  die  Klüftchen  bis 
■^L — -3'^"""  breit  erscheinen,  durch  infiltrirten  Chlorit  gefärbt  sind,  innen  reine  zer- 
klüftete Körner  von  Augit  von  blass  röthlich  brauner  Farbe  mit  einer  dünnen  blassen 
Chloritlage  umhüllt,  die  nur  selten  irgend  welchen  Klüftchen  nach  ins  Innere 
eindringt.  Häufig  sind  scharf  begränzte,  aus  Chlorit  bestehende  Aggregate  zwischen 
dem  Gemenge  scheinbar  wie  eingeklemmt.  Kleine  Aggregate  von  dünnen  Stäbchen 
von  Ilmenit,  die  einander  genähert  erscheinen  sind  durch  umhüllenden  Leukoxen 
verbunden.  Lange  Stäbe  von  Ilmenit  bis  J°""  dick  und  4™""  lang  sind  gebrochen 
und  mit  Leukoxen,  der  eine  schwache  Hülle  bildet,  verkittet. 

Pyritkörnchen  erscheinen  spärlich. 

In  den  Chloritausscheidungen  ist  manchesmal  körniger  Magnetit  und 
Pyritstaub  zu  treffen. 

Eine  dritte  Varietät  ist  schmutzig  grün  gefärbt ;  nur  lange  (bis  1'='"),  dünne 
Plagioklasleisteu  erscheinen  deutlich  sichtbar,  sonst  ist  nur  dichter  Chlorit  in 
Körnchenform  noch  dazwischen  bemerkbar. 

Das  Mikroskop  zeigt  eine  weiter  gehende  Umwandlung.  Es  gibt  frische 
Plagioklasleisteu  und  solche,  die  durch  Chlorit  durchzogen  oder  gefleckt  sind,  in 
der  Masse.  Die  Augite  sind  den  Klüften  nach  durch  Chlorit  erfüllt,  so  dass  dieser 
ein  Netzwerk  bildet,  innerhalb  welchem  noch  frische  Augite  stecken ;  oder  umhüllt 
der  Chlorit  Augite  so  bedeutend,  dass  die  Hülle  gegenüber  dem  frischen  Augit- 
kerne  sehr  vorherrscht.  Nebstdem  kommen  auch  selbststäudige  scharf  begränzte 
Chloritaggregate  von  satt  grasgrüner  Farbe,  vielleicht  schon  gänzlich  umgewandelte 
Augite,  zum  Vorschein.  Mit  dem  Chlorit,  oder  unabhängig  von  demselben  erscheinen 
gelblichbraune  Flecken  von  Limonit,  sowohl  im  Plagioklas  als  auch  im  Augit;  in 
ersterem  Falle  zeigt  sich  der  schön  grasgrüne  Chlorit  bräunlich  gefleckt.  Nadeln 
oder  Stäbe  von  Ilmenit  erscheinen  durchwegs  von  Leukoxen  eingefasst.  Stellen- 
weise gruppireu  sich  die  Ilmeuitstäbchen  derartig,  dass  sie  ähnliche  winkelig  ge- 
brochene und  dreieckige  Formen  bilden,  wie  es  an  den  dünnen  Sylvauitüberzügen 
von  Oftenbanya  in  Siebenbürgen  bekannt  ist. 

Calcitkörner  oder  kurze  dicke  Klüfte  dieses  Minerales  sowie  Nadeln  von 
Apatit  lassen  sich  gleichfalls  nachweisen.  Trotz  der  bedeutenden  Veränderung, 
welche  Wasser  durch  Absatz  von  Chlorit  in  dem  Gesteine  hervorbrachte,   ist  der 


142 


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Plagioklas  doch  DOch  so  frisch  geblieben,  dass 
mancher  davon  im  polarisirten  Lichte  lebhafte 
Farbenbänder  zeigt. 


Gabbro. 

Dieses  Gestein  reiht  sich  unmittelbar  an 
den  Diabas  au,  weil  es  aus  denselben  Gemeng- 
theilen  nämlich  aus  Plagioklas  (Labradorit)  und 
Augit  (Diallag)  besteht.  Es  verhält  sich  aber  in 
gewisser  Hinsicht  etwas  verschieden,  was  ein 
Grund  zur  Trennung  von  dem  Diabase  ist. 

Der  Gabbro  ist  häufiger  im  Eisengebirge 
als  der  Diabas  selbst,  er  ist  überhaupt  viel  häu- 
figer, als  dies  sonst  von  diesem  nur  zerstreut 
auftretenden  Gesteine  angenommen  wird.  Nirgends 
aber  sind  die  Gangstöcke  des  Gabbros  bedeutend 
ausgedehnt.  Die  Hauptverbreitung  des  Gesteines 
fällt  mit  dem  Grauitstocke  zusammen,  welcher 
sich  von  Bernardov  (SO  Elbe-Teiuic)  bis  über 
Morasic  hinzieht.  In  dem  Granitstocke  und  bis  zu 
einer  gewissen  Entfernung  von  demselben  finden 
sich  die  Gangstöcke  des  Gabbros  eingelagert, 
welche  mit  ihrer  Streichungsrichtung  der  nach 
SO  gerichteten  Achse  des  kleinen  Granitmassivs 
parallel  laufen. 

Es  seien  hier  nur  drei  der  kurzen  Gang- 
stöcke angeführt,  welche  sämmtlich  in  einer  Linie 
von  A^TFnach  SO  getrennt  von  einander  auftreten. 

Der  mächtigste  Gangstock  ist  unter  Vi- 
naiic,  am  linken  Elbeufer  gegenüber  Elbe-Teinic, 
in  der  Länge  von  1^2  km  und  der  Mächtigkeit 
von  etwa  3^4  hundert  Meter  abgelagert.  Derselbe 
reicht  mit  seinen  NW  Ausläufern  bis  unter  Elbe- 
Teinic  ins  rechte  Elbeufer  hinein.  Gneusgranit 
durchbricht  den  Stock  in  weniger  mächtigen  Gän- 
gen. Wegen  der  Eigenthümlichkeit  der  Lagerung 
sei  das  Profil  des  linken  Elbeufers  vom  Zahofer 
Bahnhofe  (Station  Elbe-Teinic)  bis  Nähe  gegen 
Kojic  hier  noch  eingefügt  Fig.  3  um  das  Ver- 
hältniss  des  unter  Yinaric  zum  Vorschein  kom- 
menden Gabbrostückes  zu  den  Nebengesteinen 
ersichtlich  zu  macheu.  An  der  G ranze  gegen  Neben- 
gesteine   ist   der    Stock   klein-   bis    mittelkörnig, 


143 

sowie  imvollkommeu  schiefrig  und  mit  manchem  Ampliibolitscliiefer  dann  ver- 
wechselbar; in  der  Mitte  der  grobkörnigen  Stockmasse  aber  zeigt  er  die  regellose 
grossblöckige  Zerklüftung.  Der  zweite  Gangstock  SW  von  der  Kuppe  v  Oklikäch 
(SOG""  A)  ist  im  Walde  genau  0  vom  Bernardover  Jägerhause,  in  dessen  Nähe  er 
einem  Amphibolit  gleicht,  wie  dies  auf  der  Karte  auch  beibehalten  ist.  Seine 
Begränzung  ist  unvollkommenen  Aufschlusses  wegen  nicht  genau  anzugeben ;  er  ist 
jedoch  sicher  2/3  km  lang. 

Der  dritte  bedeutende  Stock,  welcher  durch  einen  Gang  rothen  Granites 
durchsetzt  wird,  befindet  sich  im  Walde  inmitten  zwischen  Kasparüv  dolik  und 
Zbraiioves.  Der  grobkörnige  Stock  gestattet  keineswegs,  wegen  nicht  überall  nach- 
weisbarer Begränzung  desselben  seine  Mächtigkeit  und  Streichungserstreckung 
sicher  anzugeben ;  er  besitzt  aber  eine  ziemlich  bedeutende  Ausdehnung  von  gewiss 
über  1  km  und  eine  Mächtigkeit  von  über  200"". 

Der  Vinaf icer  Stock  durchbricht  Glimmerschiefer ;  die  beiden  letztgenannten 
sind  im  rothen  Granit  eingelagert. 

Zahlreiche  andere  Gänge,  welche  mit  dem  Gabbro  in  genetischem  Zusam- 
menhange stehen,  werden  gleich  nach  der  Beschreibung  dieses  Gesteines  als  Uralit- 
oder  Labradordiorite  beschrieben  werden. 

In  Vinaric  lassen  sich  vornehmlich  drei  Varietäten  des  Gabbro  unter- 
scheiden, welche  gegeneinander  keine  scharfen  Gräuzen  bilden.  In  Mitten  des 
Stockes  eine  grobkörnige,  in  grossen  polyedrischen  Blöcken  regellos  zerklüftete, 
eine  mittelkörnige  recht  deutlich  gemengte,  und  eine  kleinmittelkörnige  dunkle,  mit 
vorwaltendem  Diallag,  der  den  andern  feldspäthigen  Gemeugtheil  verdeckt;  diese 
letztere  Varietät  ist  ganz  unvollkommen  schiefrig,  insbesondere  nahe  an  den  Gränzen 
des  Stockes  mit  dem  Nebengesteine.  Die  grobkörnige  Gabbrovarietät  zeigt  Gemeng- 
theile,  die  bis  über  l"""  Länge  erreichen. 

Der  Plagloklas  besitzt  auf  der  oPfläche  sehr  deutliche,  wenn  auch  nicht 
zahlreiche  Zwillingsstriche,  seine  Farbe  ist  licht,  mit  einem  Stich  ins  graulich 
violette;  sonst  ist  derselbe  durchsichtig.  Ausgesuchte  Stückchen  des  Plagioklases 
zeigten  bei  der  Analyse,  mit  Vernachlässigung  des  Alkaligehaltes  die  Zusammen- 
setzung des  Labradorites.  Labradorit  aus  grobkörnigem  Gabbro  ganz  nahe  dem 
Wächterhäuschen  Nro  281  an  der  Eisenbahn  gegenüber  der  nach  Elbe-Teinic 
führenden  Holzbrücke  gab  (aus  1  gr.  verwendeter  Substanz) : 

SiO^  52-73 

Alo  O3  30-51 

CaO  11-66 

MgO  -68 

Glühverlust  '92 

unbestimmte  Alkalien  3-50 

'100-00 

Trotz  der  scheinbaren  Reinheit  hatte  der  Plagioklas  doch  etwas  Augit 
(Diallag)  eingeschlossen,   sonst  würde  sein  MgO-halt  kein  so  bedeutender  sein. '') 

Der  Diallag  zeigt  düster  graugrüne  Farbe,  an  der  angewitterteu  Oberfläche 
ist  er  aber  dunkelgrün,    während  der  Plagioklas  weiss,   undurchsichtig    erscheint- 


144 

Im  Querbruche  ist  er  matt  glänzend,  au  der  sehr  guten  Spaltungsfläche  aber  stark 
perlmutterartig  glänzend  und  dunkelgrün.  Ganz  dünne  Splitter  sind  beinahe  ölgrün, 
etwas  ins  lauchgrüne  geneigt.  Grosse  Flächen  der  Theilbarkeit  zeigt  der  Diallag 
nicht,  aber  dafür  glänzen  ausgedehnte,  aber  vielfach  durch  andere  eingewachsene 
Gemengtheile  unterbrochene  Flächen  zu  gleicher  Zeit. 

Zuweilen  finden  sich  in  dem  Gabbro  bis  nussgTOSse  Aggregate  von  Diallag- 
prismen  und  regellos  dickfasrige  Säulchen,  welche  Amphibol  sind,  der  mit  dem 
Namen  Uralit  hier  angeführt  werden  wird.  An  den  Gränzflächen  solcher  Aggre- 
gate finden  sich  auch  kleine  Biotitschuppen  iu  ganz  geringer  Menge,  obzwar  dieses 
Mineral  zuweilen  auch,  ohne  an  diese  Aggregate  von  Uralit  gebunden  zu  sein 
sich  vereinzeint  oder  in  Aggregaten  vorfindet.  Der  Diallag  bestimmt  die  im  Grossen 
düstere  Farbe  des  Gesteins,  obwohl  er  keineswegs  im  Übergewichte  auftritt. 

Nebst  diesen  beiden  Gemengtheilen  finden  sich  accesorisch  noch  bis  2'"'" 
breite  Körner,  wahrscheinlich  von  Magnetit  und  ebenso  spärlich  bis  V2'"'"  dicke 
Platten  von  Ilmenit.    Pyrit  ist  kaum  wahrzunehmen;  Olivin  nirgends  bemerkbar. 

Das  ganze  Gabbrogesteiu  gab  nach  Vernachlässigung  der  Alkalien  und 
Wägung  des  Fe  als  Fe^  O3  statt  als  FeO,  aus  l-2g  zur  Analyse  genommenen  Sub- 
stanz folgende  Zusammensetzung: 


SiO^ 

51-87 

AI.  O3  -f-  Fe^  O3 

27-27 

CaO 

12-67 

MgO 

6-36 

Glühverlust 

1-04 

Hält  man  dem  gegenüber  die  Zusammensetzung  des  Plagioklases,  so  ergibt 
sich  für  den  Diallag  unter  Nichtberücksichtigung  der  Alkalien  und  des  Wasser- 
gehaltes die  Zusammensetzung  von  etwa: 

SiOo  49-9 

AI2  O3  +  Fe2  O3  22-4 

CaO  13-5 

MgO  13-0 

Befremdend  erscheint  hier  der  hohe  Gehalt  für  die  Summe  von 

andere  Diallage  enthalten  nur  10— 197o  von  diesen  Gemengtheilen  (wenn  FeO  als 
Fco  O3  umgerechnet  wird).  Die  Erklärung  muss  dahingestellt  bleiben.  Eine  Analyse 
konnte  nicht  durchgeführt  werden,  weil  sich  der  Diallag  rein  nicht  auslesen  Hess. 

Demnach  würde  der  Gabbro  bestehen  aus  weniger  denn  52°/(,  Plagioklas, 
weniger  als  48°/o  Diallag  und  einem  geringen  nicht  näher  augebbarem  Reste  von 
Ilmenit  und  Magnetit. 

In  Säuren  entwickelt  das  im  Wasser  vorher  ausgekochte  Gestein  stellen- 
weise lebhaft  Blasen  von  CO,. 

Unter  dem  Mikroskope  ist  der  Plagioklas  durchsichtig,  der  Diallag  aber 
lauchgi'ün  bis  ins  bräunliche  oder  blass  grasgrüne  geneigt;  oft  ziemlich  durch- 
sichtig nicht  zersprungen,  oder  wie  Augit  nicht  rissig  erscheinend.  Manche  etwas 
rissigen   augitähnlicheu   Körner  zeigen   oft   schwarze   Inpraegnatioueu   den   Rissen 


145 

nach,  die  vielleicht  aus  Psilomelan  bestehen.  Auch  ganz  durchsichtige,  blass 
röthlich  bräunliche  Flächen  dem  Biotit,  und  zwar  im  Schnitte  ziemlich  parallel 
zur  Fläche  oP  angehörig,  zeigen  sich  neben  Diallag.  Spärlich  sind  Magnetitkörner 
eingewachsen  so  wie  auch  kleine  vereinzelnte  Pyritkörnchen.  Ein  Ilmenitquerschnitt 
fiel  nicht  in  den  Dünnschliff.  Im  Plagioklas  bemerkt  man  nur  selten  kurze  Nadeln 
von  Apatit  in  der  Breite  von  so™""-  ^^^  Gestein  ist  ganz  frisch  bis  auf  die  in  Plagio- 
klasen  so  häufig  sich  vorfindenden  getrübten  Häufchen,  welche  auch  hier,  jedoch 
nur  spärlich,  zum  Vorschein  kommen  und  theilweise  vielleicht  auf  Calcit  bezogen 
werden  können.  Trotz  der  Frische  des  Gesteines  finden  sich  gewisse  Diallage  mit 
Fleckchen  von  Limonit  schwach  umrandet,  welcher  auch  in  Klüftchen  in  dieselben 
eindringt.  Solche  Diallage  zeigen  aber  eine  grasgrüne  Farbe  u.  d.  M.  und  stellen 
ein  Aggregat  von  regellos  zerstreuten  Amphibolstäbchen,  von  der  mittleren  Breite 
von  s'ö — .j'o'"'"  vor,  es  ist  das  also  Uralit.  Ob  die  Uralitbildung  aus  dem  Diallag 
eben  durch  das  Eindringen  des  Limouites  bedingt  war,  oder  ob  umgekehrt  der 
Limonit  erst  nach  erfolgter  Umwandlung  des  Diallages  in  ein  Amphibolaggregat 
eindringen  konnte,  bleibt  dahingestellt.  Man  sieht  auch  ziemlich  scharf  getrennt 
vom  Diallag  solche  deutlicher  grünen  Uralitaggregate ;  manchesmal  zeigen  gewisse 
Randlinieu  des  Diallages  einen  dünnen  grasgrünen  Saum  von  Uralit.  Im  Ganzen 
ist  aber  der  Uralit  nicht  häufig. 

Der  Plagioklas  zeigt  ganz  reine  Farben  und  deutliche  Zwillingsstreifung, 
zuweilen  auch  Zwilliugsgitterung  im  polarisirten  Lichte. 

Die  für  den  Labradorit  des  Gabbro  angegebenen  Nädelchen  von  schwarzer 
Farbe,  oder  Täfelchen  von  brauner  Farbe,  auf  welche  sonst  der  violette  Stich 
desselben  bezogen  wird,  konnten  nicht  nachgewiesen  werden.  Wohl  findet  sich 
ganz  vereiuzelnt  hie  und  da  ein  schwarzes  Nädelchen  oder  ein  blassgrünlicher 
Mikrolith  (vielleicht  Diallag)  im  Plagioklase,  allein  es  ist  dieses  Vorkommen  wegen 
der  Seltenheit  nicht  zu  beachten. 

Die  raittelkörnige  Varietät  des  Gabbro  besteht  aus  bis  über  ^o*""  langen 
und  entsprechend  weniger  breiten  Gemengtheilen.  Einzelne,  grob  nadeiförmige 
Plagioklase  von  der  Breite  von  iVo"""  erreichen  selbst  die  Länge  von  über  ^j^'^"^. 
Die  Farbe  des  Plagioklases  ist  weiss  mit  einem  Stich  Ids  Violette,  die  Durchsich- 
tigkeit bedeutend,  die  Streifung  ganz  deutlich.  In  dieser  Varietät  kommen  entweder 
graulichschwarzgrüne  oder  an  den  vollkommensten  Spaltungsflächen  dunkelbräunliche 
Diallage  vor,  welche  letztere  aber  im  Querbruche  dunkelölgrün  gefärbt  sind.  Die 
erst  genannte  Abart  bildet  ziemlich  feste  zähe  knollenartige  Ausscheidungen  in 
andern  Gabbroarten,  die  zweite  Varietät  aber  kommt  als  Gestein,  in  dem  Vinaficer 
Stocke  allmählig  aus  der  grobkörnigen  sich  entwickelnd  vor.  In  Wasser  ausgekochte 
Stückchen  brausen  stellenweise  ziemlich  lebhaft  in  Säuren. 

Von  accesorischen  Gemengtheilen  kommen  nur  kleine  Punkte  eines  schwarzen 
Erzes  (Magnetit,  Ilmenit),  dann  kleine  Körnchen  von  Pyrit  und  Pyrrhotiu  sehr  unter- 
geordnet zum  Vorschein. 

Eigenthümlich  ist  für  den  mittelkörnigen  Gabbro  die  Erscheinung,  dass 
auf  ziemlich  bedeutenden  Bruchflächen  gewisse  Diallagspaltungsflächen  trotz  ihrer 
UnZusammengehörigkeit  zugleich  glänzen.     Auf  der  äuge  witterten  Oberfläche  tritt 

10 


146 


aber  der  Diallag  als  dunkelgrüner  Amphibol,   der  Plagioklas  als  weissliche  matte 
undurchsichtige  Masse  auf. 

Die  Proben  stammen  von  der  Eisenbahn  in  Viuaric  gegenüber  dem  Eisen- 
bahnviaducte  (etwas  weniges  0  von  dem  Fundorte  der  grobkörnigen  Varietät). 

Eine  davon  zeigt  genau  das  Verhalten  des  grobkörnigen  Gesteines,  jedoch 
sind  manche  der  zersprungenen  Diallage  von  blass  röthlichbrauner  Farbe  durch 
ein  infiltrirtes  schwarzes  Mineral,  wahrscheinlich  Psilomelan  wie  mit  einem  Netz 
durchzogen  und  mit  einem  grünlichgrauem  wolkigen  Hof  von  ,l — imm  Breite 
umgeben.  Die  Deutung  des  Hofes  gelang  nicht.  Sonst  sind  gewisse  Diallage  auch 
in  das  Amphibolaggregat,  nämlich  den  üralit  umgewandelt.  Eine  weitere  Probe 
zeigt  wohl  noch  schmutzig  grüne  Diallage,  sowie  blass  röthlichbranne  Biotite, 
allein  erstere  nur  mehr  in  Form  von  scharf  begränzten  Kernen ;  denn  alles  andere, 
was  als  Diallag  zu  deuten  wäre,  ist  eigentlich  schon  Uralit.  An  den  Gränzen  mit 
dem  Plagioklas  zeigt  sich  der  Uralit  besonders  stark  zerfasert  und  theilweise 
moosartig  zertheilt.  Im  Plagioklas  finden  sich  nicht  parallel  gelagerte  lange  hexa- 
gonalc  Täfelchen,  die  vielleicht  als  Diallag  zu  deuten  wären,  auch  ganz  spärlich 
auftretende  Nädelchen  von  schwarzer  Farbe  kommen  vor;  von  den  Nädelchen  wird 
bei  dem  Corsit  von  Ransko  das  Nähere  noch  erwähnt  werden.  Die  blassen  Täfelchen 
sind  kaum  ^J^^"""  lang.  Ebenso  beherberget  der  Plagioklas  entweder  Einschlüsse, 
oder  Einschlüssen  ähnliche  Pooren.  Einzelne  Nadeln  von  Uralit  g'^"""  und  mehr 
breit  und  bis  ,';"""  lang  und  liegen  zerstreut  herum.  Tief  braune  zersprungene 
Querschnitte  in  diesem  Gabbro  sind  entweder  als  Augit  oder  Olivin  zu  deuten,  was 
nicht  zu  entscheiden  war. 

Die  Probe  mit  den  dunkelölgrünen  Spaltungsflächen  des  Diallages  besteht 
nur  zum  geringsten  Theil  aus  Diallag ;  der  bedeutendste  Theil  ist  regellos  fasriger 
Uralit,  dessen  Stäbchen  bis  -gV"'"'  Breite  erreichen.  Ob  die  kleinen  quadratischen 
Magnetitkörnchen  in  solchen  Uraliten  ursprünglich  oder  später  gebildet  worden  sind, 
bleibt  unentschieden.  Diese  Varietät  stellt  also  nur  mehr  den  Übergang  zu  dem 
Uralit  oder  Labradordiorit  vor,  weil  der  Uralit  vorherrscht. 

Es  darf  nicht  unerwähnt  gelassen  werden,  dass  trotz  der  Umwandlung  des 
Diallages  in  Uralit  der  Plagioklas  gar  keine  Einbusse  an  seiner  Frische  erlitten 
hat;  Plagioklase  des  Gabbros  und  dieses  Übergangsgesteines  zeigen  ein  unver- 
ändertes Verhalten  u.  d.  M. 

Die  dritte  Varietät  des  Gabbro  im  Vinaricer  Stocke  mit  vorherrschendem 
Diallag,  grob  schiefriger  Textur,  besitzt  Gemengtheile  in  der  Grösse  von  2—3™°'. 
Nur  der  dunkelgrüne  Gemengtheil  herrscht  vor,  das  Strichpulver  des  Gesteines 
ist  lichtgrünlich.  Zuweilen,  wie  0  knapp  bei  Vinairic  enthält  das  Gestein  auch 
Biotitschuppen.  Ausser  Diallag  bemerkt  man  unter  der  Loupe  in  dem  Gesteine 
kleine  Punkte  von  Magnetit  (Hmenit)  in  bedeutender  Häufigkeit,  etwas  weniger 
zahlreich  kommen  noch  kleinere  Pyritkörnchen  zum  Vorschein. 

Im  Dünnschliffe  zeigt  sich  der  Plagioklas  recht  untergeordnet,  er  nimmt 
nur  den  zwischen  dem  grünen  Minerale  übrig  gelassenen  Raum  ein  und  zeigt 
nur  in  etwas  bedeutenderen  Stückchen  Zwilliugsstreifung.  Der  Biotit  ist  in  der 
blass  röthlichbraunen  Varietät  gänzlich  durchsichtig,  im  polarisirten  Lichte  satt 
färbig;  die  schmutzig  lauchgrüne  Varietät  des  Diallages  ist  wenig  durchscheinend. 


147 

wahrscheinlich  schon  etwas  umgewandelt.  Einen  bedeutenden  Antheil  an  der  Zu- 
sammensetzung des  Gesteines  nimmt  aber  der  fasrige,  an  den  Begränzungsflächen 
zerfaserte  Uralit  ein,  dessen  Fasern  im  Ganzen  ziemlich  die  Richtung  der  ganz 
unvollkommenen  planen  Parallelstructur  besitzen. 

Er  umhüllt  die  dunklen  Parthieen  des  vermeintlichen  Diallages,  welcher 
aber  bei  näherer  Betrachtung  in  radialfasrige  Uralitaggregate  umgewandelt  erscheint. 
Zahlreiche  Erzpunkte  und  Körnchen  durchsetzen  in  reichlicher  Menge  die  Minera- 
lien des  Dünnschliffes. 

Eigentlich  wäre  dieses  Gestein  schon  näher  dem  Uralitdiorit  als  dem 
Gabbro  zu  stellen,  dessen  Reste  von  Diallag  nur  mehr  geringe  sind. 

Der  Gabbro  0  vom  Jägerhaus  von  Bernardov  ist  grobkörnig,  die  nicht 
breiten  Plagioklasrechtecke  des  Gesteinsbruches  so  wie  das  diallagähnliche  Mineral 
erreichen  Längen  von  74*""  ^^^  darüber. 

Dünnschliffe  zeigen  Plagioklase  von  frischer  Beschaffenheit  von  lang  recht- 
eckigen Schnitten,  neben  dem  grünen  Mineral,  im  Gleichgewichte  entwickelt.  Der 
Diallag  kommt  häufig  noch  im  Gesteine  u.  zw.  in  Form  scharfbegränzter  polygo- 
naler Körner,  welche  wenig  durchscheinend,  schmutzig  lauchgrün  gefärbt  sind  und 
die  feinen  Risse  des  Diallages  parallel  zu  einer  Richtung  durchsetzen,  dabei  aber 
ganz  unbedeutenden  Dichroismus,  zeigen.'^')  Vielleicht  ist  der  Diallag  nicht  mehr 
ganz  frisch.  Nur  in  um  etwas  weniger  bedeutender  Menge  findet  sich  verworren 
fasriger  gras-  grüner  Amphibol  in  Aggregaten,  welche  moosartig  zerschlitzte  Be- 
gränzungsflächen besitzen.  Körner  von  Ilmenit  und  Magnetit  sind  in  ziemlicher 
Menge  eingewachsen. 

Nebensächlich  ist  das  Vorkommen  von  Limonit  in  gewissen  Rissen,  die 
das  Gestein  durchsetzen. 

In  dem  Gabbrostocke  von  Vinafic  finden  sich  aber  gewisse  mittelkörnige 
Gesteinsvarietäten,  in  welchen  das  diallagähnliche  Mineral  eine  dunkelgrüne  Farbe 
besitzt  und  unter  der  Loupe  nebst  höchst  zart  faseriger  Zusammensetzung  aber 
noch  die  Spaltbarkeit  des  Amphiboles  zeigt.  Die  Plagioklase  sind  ganz  frisch, 
ins  Viollete  spielend.  Hie  und  da  sind  Körner  von  Pyrrhotin  sichtbar.  Selten  auch 
kleine  Schuppen  von  Biotit.  Dieses  Gestein  ist  demnach  nicht  mehr  Gabbro,  son- 
dern aus  der  Umwandlung  desselben  hervorgegangener  Uralit-  oder  Labradoi'-Diorit. 

Uralit-Diorit. 

Uralit-  oder  Labradorit-Diorit  ist  demnach  ursprünglich  Gabbro  gewesen, 
aus  dem  er  durch  Umwandlung  des  Diallages  in  Uralit  hervorgegangen  ist,  wobei 
der  Plagioklas  von  der  Umwandlung  nichts  an  seiner  Frische  eingebüsst  hat.  Es 
gibt  keine  scharfe  Gränze  zwischen  Gabbro  und  diesem  Uralit-Diorit,  weil  sich 
das  ursprüngliche  Mineral,  der  Diallag  in  solch'  bedeutender  Menge  vorfinden  kann, 
dass  die  Zuweisung  des  Gesteines  zum  Gabbro  oder  zu  dem  Diorit  unausführbar 
erscheint.  Insgesammt  sind  aber  die  Uralit-Diorite  doch  etwas  weniges  deutlicher 
grünlich,  also  dem  mittelkörnigen  Corsit  ähnlich,  weil  der  dunkelbraune  oder 
dunkelbraungrüne  Ton  des  Gabbrodiallages  sich  in  einen  dunkelgraugrünen  um- 
wandelt, wenn  nämlich  die  Umwandlung  des  Diallages  in  ein  Uralit  vollzogen  ist. 

10* 


148 

Von  Bernardov  {SO  Elbe-Teinic)  uacli  NO^  ^i\  km  ist  an  der  Gränze 
von  rothem  Granit  und  Chloritdioritapliauit  ein  Stock  von  Uralitdiorit  von  mitt- 
lerem Korne  in  der  Erstreckuug  von  etwa  200°"  eingelagert.  Weiter  NW  treten 
in  tiefsten  untersilurisclieu  Phylliten  noch  etliche  Avenig  mächtige  NW  streichende 
Gänge  dieses,  jedoch  nur  kleinkörnigen  Gesteines  auf. 

Das  mittelkörnige  Gestein  von  düster  grüner  Farbe  hat  Gemengtheile, 
deren  Grösse  gegen  2"""  beträgt;  nur  die  grössten  Uralitsäulen  und  die  längsten 
Plagioklasrechtecke  erreichen  Längen  von  2V2  ^^nd  4'"'^.  Im  frischen  Bruch  ist 
beim  Labradorit  auch  der  Stich  ins  Viollete  bemerkbar,  während  sich  der  dunkel- 
grüne Amphibol  nicht  deutlich  begräuzt  zeigt. 

Die  Zusammensetzung  des  Gesteines  ist  sehr  ähnlich  derjenigen  des  Gab- 
bros  von  Vinaiic,  denn  1  gr  Substanz  gab: 

SiOa     49-60 

AI2  O3     18-32 

FeO,  und  etwas  Fe^,  O3  bestimmt  und  gewogen  als    Fe^  O3      8*72 

CaO     11-28 
MgO      7-69 
Glüh  Verlust      1-62     1-52 
Alkalien  unbestiiumt     .    .    . 
Wird  für  die  Zusammensetzung  des  Plagioklases  diejenige  des  Labradorites 
von  Vinafic  pag.  143  angenommen,  so  würde  das  Gestein  bestehen  aus  etwa  50"/o 
Uralit  (und  Diallag),    48^/^   Labradorit  und  etwa  2"/o  Biotit,   Magnetit,   Ilmeuit, 
Pyrit,  Calcit. 

Darnach  würde  sich   auch  die  Zusammensetzung  des  Uralites,   wenn  der 
Glühverlust,  dann   die  Alkalien   unberücksichtigt  werden  und  das  FeO  als  Fcj  O3 
in  Rechnung  gesetzt  wird,  wie  folgt,  berechnen: 
SiO^     47-3 
AI2  O3       6-6 

FcoOa     17*1  28j    (statt  FeO,  est  ist  aber  der  FeaOj-Halt  zu  gross) 
CaO     10-9 
MgO     15-1 
Im    Dünnschliffe    zeigen    sich    frische    Plagioklasrechtecke    mit    lebhaften 
Farben  im  polarisirten  Lichte;   dann   scharf  begränzte   oder  noch  häufiger  an  den 
Bändern  zerfranste  Uralite  von  fasriger  Textur  meist  ohne,   wohl  aber  auch  noch 
hie   und   da  mit   Diallagkernen ,    welche   nur    die   zarte   Spaltungs-Faserung    und 
lebhaftere  Farben  im  polarisirten  Lichte  zeigen.  Hie  und  da  zeigt  sich  accessorisch 
ein  Kechteck   oder  ein  Lappen  röthllchbräunlicheu  Biotites,    dann  Magnetitköruer 
und  Ilmenitstäbe,    sowie  auch  Pyritkörnchen.    Das  Aussehen   des  Uralit-Diorites 
erinnert  ganz  an  den  umgewandelten  mittelkörnigen  Gabbro  von  Vinaric. 

Zwischen  Vinaric  und  Kojic  durchsetzen  (etliche  10  an  der  Zahl)  echte 
und  Lager-Gänge  die  Glimmerschiefer  und  silurischen  Phyllite  des  linken  Elbeufers. 
Der  am  weitesten  NO  von  Vinaric  entfernte  Gang  im  Glimmerschiefer  (am  nächsten 
Kojic  zwischen  dem  Bahnwächterhäuschen  Nr.  279  und  280,  von  279  flussabwärts 
über  200°'  entfernt),  etwa  3'"  mächtig,  besteht  aus  einem  ganz  ähnlichen  Uralit- 
Diorit,  dessen  Gemengtheile  bis  2'/o"""  und  darüber,  an  Grösse  erreichen. 


149 

Das  ganz  frische  Gestein  zeigt  sf ellenweise  Diallagspaltuugsfläclien,  sonst 
aber  sehr  zartfasrigen  Uralit  und  ins  blassviollete  spielenden  Labrador, 

Die  Zusammensetzung   ist   unter  Nichtbeachtung   der  Alkalien  mit  1*3  gr 
Substanz  folgende: 

SiO,     47-38 

AloOj+Fe^O.,     32-23 

CaO      9-76 

MgO       6-73 

Glühverlust       1-70 

Es  überwiegt  demnach  der  grüne  Diallag-  und  Uralitgemengtheil. 

Zwei  Dünnschliffe  zeigten  stellenweise  wolkig  weiss  getrübten,  sonst  aber 
frischen  Labradorit  in  langen  rechteckigen  Formen,  auf  welche  polarisirtes  Licht 
stark  einwirkte.  Die  Zwillingslamelleu  sind  sehr  deutlich;  hie  und  da  eine  Apatit- 
nadel von  7;L"°*  Breite  eingewachsen  enthaltend.  Der  eine  Dünnschliff  zeigt  nur 
faserigen  Uralit,  der  zum  Theil  au  den  Begränzungsflächen  zerfranst  und  mit  lose 
zerstreuten  Uralitstäbchen  begleitet  ist,  und  keinen  Diallag  sowie  auch  keinen 
Biotit;  der  andere  Dünnschliff  zeigt  noch  unbedeutende  Reste  von  gelblich  gras- 
grünem Diallag,  der  aber  durch  eine  ganz  dünne  Lage  von  Uralit  von  grasgi'üner 
Farbe  umhüllt  wird;  nebstdem  zahlreiche  faserige  Uralite  mit  Lappen  und  Recht- 
ecken von  blassröthlichbräunlichera  Biotit.  Bei  der  Drehung  des  Objectes  um  90" 
über  dem  Polarisator  (ohne  Analysator)  ändert  die  Uralithülle  um  den  Diallag  den 
Farbenton  bedeutend,  während  sich  der  Diallag  nur  ganz  unbedeutend  in  der 
Farbennuance  ändert. 

Gewisse  Magnetit-  und  Ilmenitkörner  und  Stäbe  stecken  in  einer  Leukoxen- 
kruste.  Pyritkörnchen  kommen  auch  zum  Vorschein. 

Ähnliche  Uralitdioritgänge  finden  sicli  auch  S  und  SO  von  Telcic  und 
^4  km  0  von  Chvaletic  {SO  Elbe-Teinic)  in  tiefen  untersilurischen  Phylliten. 
Ebenso  an  der  Strasse  von  Bernardov  nach  Zbranoves,  möglich  dass  auch  N  von 
Vedralka  (Franciscahain), 

Ein  kleinkörniger,  grob  bankförmiger  Uralit-Diorit  mit  wenig  zelligen  Quarz- 
klüften durchsetzt  und  allseitig  vom  Planer  umgeben,  wesshalb  seine  Lagerungs- 
verhältnisse  unbekannt  sind,  befindet  sich  an  dem  Wege  von  Hefmaumestec  nach 
Näkle,  ^/4  km  S  von  Näkle,  Im  Bruche  ist  nur  der  dunkelgrüne  Uralit  sichtbar, 
welcher  stellenweise  zartfaserige  Textur  unter  der  Loupe  zeigt. 

In  Säuren  entwickelt  das  Gestein  Bläschen  von  COj.  Eine  theilweise 
Analyse  unter  Vernachlässigung  der  Alkalien  mit  r05  und  1-11  g  Substanz  ergab 

Trockenverlust  bei  100"  C '30 

In  Essigsäure  lösliches  FeCOg 1*25 

CaC03 1-49 

MgC03 -25 

Glühverlust  nach  Abzug  der  COo   der  eben  auge- 
führten drei  Carbonate 4'40 

SiO. 45-81 

AlaOs-f  FeoOj 37*14 


150 

CaO 3-27 

MgO 5-49 

Das  grüssten  Theils  als  FeO  in  der  Verbindung  enthaltene  Eisen  ist  hier 
als  FeOg  in  Summe  mit  AI2O3  angeführt. 

Der  Dünnschliff  zeigt  in  grünen  Aggregaten  von  mehreren  mm  Länge 
höchstens  1""  lange  Plagioklasrechtecke  oder  ungestaltete  Formen,  die  dann  und 
wann  auch  Zwillingsstreichuug  im  polarisirten  Lichte  zeigen.  In  den  grünen  Aggre- 
gaten kommen  auch  unbedeutende  Körnchen  von  Plagioklas  eingewachsen  vor. 

Das  grüne  Aggregat  mit  lappig  oder  moosartig  verzweigten  Rändern  besteht 
theils  aus  fasrigen  Anhäufungen  von  Uralit,  theils  aus  lappigen  Schuppen,  welche 
wegen  des  bedeutenden  Glühverlustes,  der  demnach  meist  Wasser  im  Gesteine 
nachweiset,  auf  Chlorit  hinweisen.  Das  grüne  Aggregat  wäre  demnach  ein  Gemenge 
von  Uralit  mit  Chlorit. 

In  dem  Gemenge  finden  sich  grössere  Körner  von  Magnetit  und  körnige 
Anhäufungen  von  Ilmenit  in  LeukoxeuhüUen  eingeschlossen. 


Corsit. 

Dieses  Gestein,  welches  zu  den  sonst  seltenen  gehört,  ist  im  Gebiete  der 
Karte  des  Eisengebirges  sowie  in  der  an  das  Eisengebirge  anliegenden  Gegend 
ziemlich  verbreitet.  ^^)  Es  bildet  der  Corsit  daselbst  meist  Gangstöcke  insbesondere 
an  den  Gränzen  des  roth  gefärbten  Granites  mit  anderen,  entweder  laurentinischen 
oder  silurischen  Gesteinen.  Die  Gangstöcke  sind  zumeist  von  keiner  bedeu- 
tenden Längenerstreckung,  obwohl  einige  recht  ansehnliche  solche  Stöcke  erkannt 
worden  sind. 

Das  schönst  entwickelte  grobkörnigste  Gestein,  in  welchem  die  Geraeng- 
theile  ausserordentlich  deutlich  zum  Vorschein  kommen  ist  in  dem  kurzen  Gang- 
stocke V3  km  NO  von  Cästkov,  ebensoviel  N  von  Prostejov,  etwas  mehr  als  1  km 

V 

S  von  Zumberg  in  grobkörnigem  rothem  Granit  eingelagert.  Der  Corsit  an  seinen 
Rändern  von  körnigem  Diorittrümmern  eingefasst,  bildet  hier  die  kleine  Kuppe 
(Höhe  380").  Diesem  Gesteine  schliesst  sich,  was  den  guten  Erhaltungszustand 
der  Gemengtheile  und  die  deutlich  körnige  Textur  anbelangt,  die  Gesteinsmasse 
des  Corsites  an,  welche,  soviel  eben  in  dem  bewachsenen  Terrain  zu  entnehmen 
ist,  einen  recht  langen  Gangstock  bildet,  indem  sie  sich  im  Contacte  von  rothem 
Gneus  und  grauem  Granit  oder  rothem  Granit  mit  grauem  südlich  von  Polom 
über  Unter-Brädlo  (0)  an  der  Ohebka  (Chrudimka),  0  Vrsov  bis  SW  gegen 
Polanka  hinzieht.  Wenn  die  nachgewiesenen  anstehenden  Corsitmassen  wirklich 
nur  einen  zusammenhängenden  Gangstock  bilden,  so  käme  demselben  dem  NNW 
Streichen  nach  die  Länge  von  7  km  zu;  die  grösste  Mächtigkeit  würde  V2  km 
betragen.  Das  südliche  Gangstockende  am  rechten  Ohebkabachgehänge,  wo  es 
durch  rothen  Granit  durchsetzt  wird,  zeigt  die  oben  angerühmte  grobkörnige  und 
theilweise  frische  Zusammensetzung. 

Andere  Gangstöcke  zeigen  wohl  noch  ein  ziemlich  grobes  Korn,  sind  jedoch 
im  Vergleich   zu   den   oberwähnten    nicht  mehr    so   auffallend.     Die   Umrandung 


151 

derselben  mit  deutlich  körnigem  Diorit  ist  eine  allgemein  giltige  Eigenthümlichkeit 
derselben.  Diese  anderen,  wohl  auch  noch  grobkörnigen  Corsitvarietäteu  sind  au  fol- 
genden Orten  zu  finden :  Ein  ringförmiges  Stockmassiv  inmitten  aus  Serpentin-  und 
Olivingesteiu  (Troktolit)  bestehend  mit  einem  lichten  Durchmesser  von  3  km  und 
einer  Ringbreite  von  V4 — 1  km,  von  einem  noch  breiteren  Dioritring  eingefasst,  bildet 
den  Fuss  des  665"' — 675™  hohen  bewaldeten  Kuppenhügels,  an  dessen  iV-Fusse 
Ransko  liegt. 

Ein  nur  wenig  mächtiger  Gang  an  dem  Contacte  von  rothem  Granit  mit 
Phyllit  des  Untersilurs  streicht  1^3  km  SW  von  Kladne  (0  Hlinsko).  Zwei,  4  bis 
2  km  lange,  bis  V2  km  mächtige  Stöcke  streichen  NS  der  eine  unter  Srny,  der 
andere  '/s  km  0  von  Petrkov  an  der  Gränze  zwischen  Gneus  und  Gneusgranit 
oder  rothem  Granit  (NW  Hlinsko).  Zwei  unbedeutendere  Gänge  streichen  1^3  km 
WNW  von  Trhovä  Kamenice  an  der  Gränze  zwischen  zwei  Granitvarietäten.  Knapp 
S  bei  Jancour  und  V2  km  W  von  Mozdenic  (SSO  und  SW  Trhovä  Kamenice) 
sind  gleichfalls  mächtigere  Gänge  bekannt;  an  ersterem  Orte  ein  Contactgang 
zwischen  rothem  Granit  und  grauem  Gneus,  an  letzterem  ist  die  Entblössung 
unzureichend  zur  Bestimmung  der  Lagerung.  Je  ein  Gang-Stock  ist  '/^  km  O 
bei  Drahotic  (NO  Nassaberg)  und  1  km  NW  Vrsov  (SO  See),  au  ersterem  Orte 
am  Contact  zwischen  rothem  Granit  und  Gneusgranit,  an  letzterem  zwischen 
rothem  Granit  und  rothem  Gneus.  S  ^/^  km  von  Kovärov  ist  ein  schwacher  Gang 
an  der  Gränze  von  rothem  Granit  mit  einer  Scholle  von  Gneusgranit  in  rothem 
Granit;  1  km  SW  von  Hrbokov  oder  1  km  NW  von  Kovärov  (See  NW)  ist  ein 
bedeutender  Gangstock  von  2  km  Länge  und  '/s  km  Mächtigkeit  im  rothen  Granit 
an  der  Gränze  mit  Gneusgranit.  Bei  Kraskov  NO  1  km  (See  NW)  ist  ein  unbedeu- 
tenderer Stock  zwischen  rothem  Granit  und  zu  Ottrelitschiefer  umgewandelten 
untersilurischen  Thonschiefern,  gleichfalls  in  Begleitung  mit  Dioriten,  wie  bei 
Hrbokov  eingelagert.  Bei  Mladotic  schief  quer  über  die  Doubravaschlucht  streichend, 
ist  ein  etwa  nur  100°"  — 200""  und  noch  weniger  mächtiger  Gang  auf  2  km  Länge 
an  der  Gränze  zwischen  Biotit-Gneus  und  Amphibolgneus  gut  entblösst  (SSO 
Ronov  an  der  Doubrava).  In  der  südlichen  Fortsetzung  dieses  Gangstockes  Vi  km 
NO  Moravan  (NNO  Vilimov)  ist  ein  Corsithügel  entblösst,  die  Gränze  nicht  wahr- 
nehmbar. Möglich  dass  auch  NW  Zbyslavec  (Ronov  a.  d.  Doubrava  NO)  ein  Corsit- 
gang  streicht. 

Es  ist  möglich,  dass  manche  dieser  Corsitstöcke,  in  welchen  die  minera- 
logische Natur  des  Plagioklases  als  Anorthit  nicht  näher  untersucht  wurde,  welche 
also  nur  nach  ihrer  Ähnlichkeit  mit  andern  Varietäten  dem  blossen  Ansehen  uacli 
bestimmt  wurden,  dem  Diorite  näher  stehen  könnten,  wie  etwa  der  Gang  Vs  km 
ONO  von  See  oder  der  unbedeutende  Gang  1  km  SWS  Bistfic  bei  Vceläkov  und 
andere,  die  demnach  als  Corsit  ähnlich  zu  bezeichnen  wären.  Dafür  aber  könnten 
wieder  gewisse  als  Diorit  ausgeschiedene  Gesteine  wie  NO  Blatno  (bei  Hlinsko) 
und  andere  bei  näherer  Untersuchung  dem  Corsite  anheimfallen.  ^°) 

Es  wurden  nur  die  Corsite  von  vier  Fundörtern  nämlich  von  Mladotic 
(S  Ronov),  von  Hrbokov  (NO  See),  vom  Kraskover  Jägerhaus  (NO  Kraskov,  NW 
See),  sowie  von  Ransko  und  1—1 V2  km  W  Ransko,  näher  untersucht.  Da  der 
Charakter  dieser  Gesteine  doch  nur  wenig  veränderlich  ist,  wurden  desshalb  nur 
diese  vier  Fundortern  eingehender  studiert. 


152 

Der  Gaug  von  Mladotic,  welcher  nach  22''^/4  also  parallel  der  Richtung 
des  Eisengebirges  streicht,  setzt  SSO  vom  abgetragenen  Mladoticer  Meierhofe  an, 
erlangt  im  TF-Theile  von  Mladotic  (und  bei  dem  gewesenen  Hofe),  wo  er  über  die 
Doubravathalschhicht  ins  rechte  Ufer  übersetzt,  die  grösste  Mächtigkeit  von  etwa 

Fig.  2. 

NO  1:10000        Douhravka      SW 


Gneus  Corsit  Amph.-Un. 

200'"  bei  sehr  steilem  Einfallen  nach  O  (Fig.  2).  Im  rechten  Gehänge  der  Bach- 
schlucht verengt  er  sich  bedeutend,  indem  er  bei  der  heil.  Kreuzkirche  nur  50"' 
bis  60'°  Mächtigkeit  hat,  Nyoh  der  Kreuzkirche,  die  auf  obercenomanen  Schichten 
steht,  wird  der  Gaug  von  diesen  Kreidegebilden  bedeckt  und  kommt  in  der  Ver- 
längerung seines  Streichens  an  dem  S  Ende  von  Ronov  (N  Korecnicky  mlyn)  noch 
eine  entblösste  Corsitmasse  von  geringem  Umfange  zum  Vorschein.  Der  südliche 
mächtigere  Gaugstocktheil  ist  regellos  körnig,  der  nördliche  verengte  Theil  aber, 
besonders  nahe  der  Kreuzkirche  (S)  zeigt  eine  grobe  plane  Paralleltextur,  durch 
unvollkommen  parallele  Lagerung  der  Gemengtheile,  zu  den  einander  ziemlich 
genäherten,  nicht  mehr  so  steilen  Gangbegränzungsflächen.  Mit  diesem  Gange  in 
irgend  einem  genetischen  Zusammenhange  stehen  ein  ganz  kleines  Serpentinmassiv 
knapp  NW  an  der  Mladoticer  Mühle  und  ein  Troktolitgestein,  gleichfalls  als  kleines 
Massiv,  gegenüber  der  St.  Martinkirche  (am  linken  Ufer) ;  beide  diese  Gesteine  sind 
am  rechten  Ufer  des  Doubravkabaches.  Das  Hangende  des  Ganges  bildet  gi'auer 
BiotitgTieus,  das  Liegende  granatführender  Amphibolgneus.  Der  Durchschnitt  ganz 
wenig  N  vom  Serpentiustock  in  der  doppelten  Doubravkabiegung  von  NNW  nach 
SSQ  und  wieder  nach  NW  (Fig.  2)  versinnlicht  die  Lagerung.  Diorit-ähnliche 
Gesteine  finden  sich  an  den  Gangberührungsflächen  mit  dem  Nebengestein  nur  in 
dem  mächtigeren  südlichen  Theile  in  nicht  bedeutender  Menge,  so  dass  beinahe 
der  ganze  Gang,  mit  Ausnahme  der  wenig  ausgebreiteten  Gränzlage  von  Diorit, 
aus  Corsit  besteht. 

In  dem  grobkörnigen  Corsitgesteiue  herrscht  Anorthit,  nur  aS'  von  der  Kreuz- 
kirche, nämlich  in  dem  Gangetheile  mit  unvollkommener  planen  Paralleltextur  und 
zwischen  dem  TF  Theil  von  Mladotic  und  dem  gewesenen  Mladoticer  Meierhof,  also 
S  von  Mladotic,  über  den  Amphibol  vor ;  sonst  scheinen  beide  Gemengtheile,  Amphibol 
und  Anorthit,  sich  das  Gleichgewicht  zu  halten,  wenn  auch  der  dunkle  Amphibol 
die  Farbe  des  Gesteines  bedingt. 

Die  Beschaffenheit  des  Corsits  an  der  Oberfläche,  das  ist  in  der  Masse 
der  am  Gangstockausbiss  liegenden  wenig  veränderten  Blöcke,  wird  bei  Gelegen- 
heit der  Beschreibung  des  Gesteines  bei  Hrbokov  erwähnt  werden,  so  dass  hier 
gleich  die  Beschaffenheit  des  frischen  Gesteines  angeführt  werden  kann. 

Das  ziemlich  grobkörnige  Gestein  enthält  S  von  Mladotic  stellenweise  an 
Anorthit  reichere  Ausscheidungen,  wodurch  seine  dunkelgraugrüne  Farbe  zu  einer 
lichten  wird.  Selbst  sehr  grosskörnig  ausgebildete  Ausscheidungen  finden  sich  hier 
vor,  welche  aus  grobkörnigen  zusammenhängenden  Aggregaten  von  ziemlich  frischem 


153 

Auorthit,  ans  denen  man  beinahe  faustgrosse,  fast  amphibolfreie  Handstücke  schlagen 
kann,  nnd  aus  kleinereu  bis  kindsfaustgvossen  Amphibolaggregaten,  welche  entweder 
aus  ganz  reinem,  oder  nur  untergeorduet  mit  Anorthitkörnern  gemengtem  Amphibol 
bestehen. 

Nahe  am  Ausbisse  oder  in  den  Klüftchen,  welche  unter  dem  Rasen  das 
Gestein  durchsetzen,  findet  sich  auf  demselben  stellenweise  ein  weisser  undurch- 
sichtiger kreideähnlicher,  dünner  erdiger,  jedoch  nicht  abfärbender  Überzug  von 
Kaolin  als  Zersetzungsprodukt  des  Anorthites,  welcher  an  derartigen  Stellen  auch 
schwach  weiss  getrübt  ist.  Der  erdig  kreideartige  Überzug  besteht  aus  Schüppchen 
von  krystallinischer  Form  wie  der  Kaolin  und  erscheint  nur  in  ganz  unbedeuten- 
dem Grade  mit  Calcit  impraegnirt,  da  er  in  Säuren  sehr  wenig  COj- Bläschen 
entwickelt. 

Die  grobkörnigen  Anorthitaggregate  sind  durchscheinend,  kleinere  Bruch- 
stücke durchsichtig,  blasswciss,  bis  höchstens  beinahe  1  □  cm.  grosse,  meist  aber 
etwas  kleinere  Spaltungsflächen  zeigend.  An  den  nur  ziemlich  ebenen  Spaltungs- 
flächen von  etwas  ins  Perlmutterartige  geneigtem  Glasglanz  zeigt  sich  wohl  auch 
die  Zwilliugsstreifung  auf  oP,  jedoch  nicht  so  häufig  und  so  gut  ausgeprägt,  wie 
dies  bei  den  andern  Plagioklasen  der  Fall  ist.  Dünne  durchsichtige  Splitter  schmel- 
zen an  den  Kanten  schwer  an  und  werden  dadurch  weisslich  trübe.  Das  sp.  G. 
beträgt  2*7202  (mit  '985  g.  Substanz).  Gewisse  Körner  und  Spaltungsformen 
zeigen  schalige  Zusammensetzung  nach  oP.  An  Spaltungsgestalten  wurde  unter 
dem  Mikroskope  gemessen  die  Neigung  von  oP  zu  cc  P  oo  mit  85°  26'  (aus  5  Mes- 
sungen, statt  85°  50'  was  innerhalb  der  Fehlergräuzen  liegt). 

Eine  Analyse  des  nicht  bei  100°  C  getrockneten  Anorthites,  dessen  Glüh- 
verlust und  Alkalien  nicht  bestimmt  wurden  ergab,  nach  Rob.  Uhlig: 

SiOs  —  42-34 

AloOj       35-50 

c'aO       18-70 

Hygroskopische  Feuchtigkeit,  Glühverlust,  unbestimmter  Rest:      3-46 

100-00 

Ganz  reine  durchsichtige  Anorthitbrocken  bedecken  sich  in  Säuren  mit 
kaum  irgend  nennenswerthen  Bläschen  von  CO2. 

Der  Amphibol  solcher  grosskörnigen  Ausscheidungen  zeigt  sich  in  zweierlei 
Varietäten :  selten  in  späthigen  Individuen ;  häufig  in  feinstenglig  schuppig  körnigen 
Aggregaten. 

Die  seltenen  späthigen  Amphibole  bilden  bis  2''"  lauge  und  etwas  weniger 
breite  Individuen  ohne  Terminationsflächen  mit  stark  vertikal  gerieften  oscillatorisch 
unebenen  cc  P-Flächen.  Die  sehr  ebenen  Spaltungsflächen,  die  den  für  das  Am- 
phibolprisma  co  P  charakteristischen  Winkel  mitsammen  bilden,  zeigen  nur  Spuren 
von  vertikalen  Strichen,  nebstdem  aber  einen  so  starken  Glanz,  dass  man  bei  dem 
Vorhandensein  von  nur  einer  solchen  Spaltungsrichtung  die  Spiegelung  beinahe 
als  dem  Diallag  ähnlich  bezeichnen  könnte.  Die  Oberflächenfarbe  ist  schwarzgrün 
mit  einem  Stich  ins  Bräunliche;  dünne  Splitter  sind  schmutzig  graugrün  durch- 
scheinend, leicht  zu  einer  Kugel  von  ebensolcher  Farbe  v.  d.  L.  schmelzbar.  Man- 
chesmal dringen  ganz  dünne  Überzüge  von  Kaolin  zwischen  die  Spaltungsrisse  ein, 


154 

was  jedoch  uuweseutlich  ist.  Gewisse  Ampliibolprismen  zeigen  auf  den  Spaltungs- 
flächen bedeutende  vertikale  Risse  und  Unterbrechungen,  weil  dieselben  aus  parallel 
verwachsenen  kleineren  Individuen  in  Form  von  zarten  Stengeln  aufgebaut  sind; 
solche  Amphibole  sind  schwärzlich  lauchgrün.  Noch  andere  bestehen  nur  aus 
beinahe  parallel  verwachsenen  dicken  kurzen  Fasern  und  dann  ist  die  Spaltbarkeit 
bedeutend  unterbrochen;  die  Farbe  ist  die  gleiche.  Diese  Gruppenkrystalle  ver- 
mitteln den  Übergang  zu  den  immer  im  frischen  Zustande  schwärzlichgrün  gefärbten 
schuppig  körnigen  Aggregaten. 

Diese  Aggregate,  deren  Körner  ziemlich  parallel  oder  ganz  regellos  körnig 
gehäuft  sind,  zeigen  ebene  höchstens  1  Qn»'"  grosse,  sonst  immer  kleinere  Spaltungs- 
flächen. Durch  ziemlich  parallele  Anordnung  der  winzigen  kurzen  schuppigen 
Stengel  entstehen  grobfasrige  Individuen,  Es  kommen  die  körnigen  Aggregate 
auch  scharf  abgesetzt  au  den  Krystallindividuen  von  etwas  anderer  Farbe  und 
ebenen  Spaltuugsflächen  vor.  Die  kleineren  Anhäufungen  von  schuppig  körnigen 
Aggregaten,  welche  Krystallkörner  nachahmen,  sind  etwa  hanfsaraengross. 

Die  nicht  mehr  gänzlich  frischen  Amphibole,  also  in  Gesteinssplittern  nahe 
der  Tagesoberfläche  entnommen,  werden  deutlicher  grün,  alleufallsdunkel  grasgrün. 
Der  Anorthit  aber  wird  weiss,  trübe. 

Die  Farbe  des  Corsites  ist  bedingt  von  der  Aggregirung  der  Anorthit-  und 
Amphibol-Gemengtheile.  Sind  beide  in  groben  Körnern  im  Gleichgewichte  ent- 
wickelt, so  verdeckt  der  dunkle  Amphibol  die  halb  durchsichtigen  Anorthitkörner. 
Bei  vorherrschendem  Anorthit  bilden  die  kleineren  körnigschuppigen  Amphibol- 
Aggregate  nur  Flecken  in  dem  Anorthitaggregate.  Es  können  aber  auch  in  körnig- 
schuppig-aggregirtem  Amphiboleu  weisse  scheinbar  untergeordnete  Anorthitkörner 
zum  Vorschein  kommen,  dann  hat  das  Gestein  das  Aussehen  eines  kleinkörnigen 
Gemenges. 

Unter  dem  Mikroskope  zeigen  die  grobkörnigen  Anorthitausscheidungen 
bei  geringen  Vergrösserungen  (von  60mal)  ausser  den  Spaltungsfugeu  und  der 
schaligen  Zusammensetzung  nach  oP,  und  auch  nach  andern  Flächen  noch  Sprünge 
in  anderen  Richtungen,  die  zufällig  sein  können.  Dann  aber  nach  gewissen  Stri- 
chen grauliche  Häufchen  als  Einschlüsse,  die  von  einander  mehr  oder  weniger 
weit  entfernt  sind  und  im  Mittel  5V ""^  messen,  jedoch  auch  um  das  Vielfache 
grösser  erscheinen.  Die  Durchsichtigkeit  der  Krystallaggregate  im  Dünnschliffe 
ist  eine  vollkommene.  Die  kleineren  Krystallindividuen,  die  zum  Durchschnitte 
kommen,  besitzen  Breiten  von  mehr  als  ^2™""?  während  die  grossen  Individuen 
Dimensionen  von  3 — 5™""  aufweisen. 

Im  polarisirteu  Lichte  zeigen  sehr  viele  Durchschnitte  eine  bedeutende  Zahl 
von  Farbenstreifen,  gewisse  aber  nur  hie  und  da  einen  Streifen,  was  von  der 
Orientirung  der  Durchschnittes  derselben  abhängt.  Bei  manchen  Individuen  ist 
die  Streifenzahl  so  bedeutend,  dass  man  auf  die  Breite  von  iV™™  sieben  verschie- 
dene Farbeulamellen,  bei  220facher  Vergrösserung  aber  sogar  24färbige  Zwllliugs- 
lamellen  in  derselben  Breite  von  -jV"""'  abzählen  kann.  In  der  Mehrzahl  der  Indi- 
viduen kommen  die  Zwillingslamelleu  nicht  in  so  grosser  Zahl  zum  Vorschein. 
Viele  Individuen  vielleicht  l — l  aller  beobachteten  zeigen  nur  einfache,  und 
wegen  der  bedeutenden  Frische  des  Anorthites  demnach  lebhafte  Farben  im  polari- 


155 

sirten  Lichte.  Es  sind  nicht  gerade  die  kleinsten ;  es  zeigte  sogar  ein  ö"""*  grosser 
Krystallschnitt  nur  einen  Farbentou.  Diese  Erscheinung  rührt  davon  her,  dass 
entweder  wirklich  Individuen  ohne  hemitrope  Ausbildung  zum  Vorschein  kommen, 
oder  dass  der  zufällige  Durchschnitt  durch  eine  einzige  dickere  Zwillingslamelle 
hindurchgeht,  ohne  eine  anliegende  zu  treffen,  oder  dass  beide  Ursachen  mitwirken. 
Jedenfalls  ist  die  ziemlich  bedeutende  Zahl  der  nur  einen  Farbenton  zeigenden 
Querschnitte  bemerkenswerth ;  es  zeigt  dies  deutlich,  dass  es  nicht  die  Zwillings- 
verwachsung allein  ist,  welche  für  Plagioklase  charakteristisch  ist,  da  es  eben  auch 
Durchschnitte  ohne  Farbenbäuder  gibt  (die  nicht  Orthoklas  sind).  Am  seltensten 
finden  sich  aber  Querschnitte  mit  gitterartig  (senkrecht,  eigentlich  nur  nahezu 
senkrecht,  je  nach  der  Schnittrichtung)  sich  kreuzenden  Farbenlamellen,  welche  von 
einer  doppelten  Zwillingsverwachsung  nach  oo  P  oo  und  oP  herrühren.  ^^)  Im  pola- 
risirten  Lichte  zeigt  sich  die  schalige  Zusammensetzung  vieler  Individuen  ganz 
deutlich,  ausser  durch  eine  schwache  oder  bedeutende  Änderung  des  Farbentones 
auch  oftmals  durch  den  Absatz  der  Zwillingslamellen  an  den  Berührungsflächen 
der  Schalen. 

Ein  Dünnschliff  aus  einem  mittelkörnigen  Gemenge  von  Körnern  bis  über 
Millimeter  Grösse,  die  aus  körnig  schuppigem  Amphibol  und  aus  Individuen  von 
Anorthit  bestehen,  zeigte  unter  dem  Mikroskope  Anhäufungen  von  vorwiegenden 
Amphibolkörnern  neben  Auorthitaggregateu.  Selten  ist  in  den  gehäuften  Amphibol- 
Aggregaten  ein  Anorthitkorn  zu  finden,  während  iu  den  Anorthitaggregaten  Am- 
phibolkörner  etwas  häufiger  sind.  Die  Amphibole  mit  deutlichem  Pleochroismus 
zeigen  meist  grasgrüne  (gelblich-,  gelblichbräunlich-  bis  dunkelgrasgrüne)  Farben, 
sind  nicht  oder  nur  wenig  zerfasert;  die  kleineren  Individuen  von  den  Dimen- 
sionen Vio  ^^^  A""'  di^  grösseren  Prismen  i"""  breit  und  ^°""  lang.  Die  Anor- 
thite  mit  ziemlich  bedeutender  Durchsichtigkeit  und  deutlicher  Spaltbarkeit  sind 
etwas  grösser  wie  die  Amphibolindividuen.  Mit  den  Amphiboleu,  aber  nie  im 
Anorthit,  kommen  im  Mittel  äV"""  grosse  schw^arze  Magnetitkörnchen  (nicht  Py- 
rite, da  die  grell  beleuchteten  Bruchflächen  unter  der  Loupe  dieses  Mineral  nicht 
zeigen)  spärlich,    meist  vereinzeint,   seltener   einige   beisammen  eingewachsen  vor. 

Im  polarisirten  Lichte  zeigt  der  Anorthit  neben  deutlich  mit  Farbenbändern 
gezeichneten  Individuen  auch  einfarbige,  letztere  aber  nicht  vorherrschend.  Der 
Amphibol  zeigt  sich  etwas  zersprungen  nur  aus  einfachen  Krystallindividuen  be- 
stehend, die  dann  und  wann  auch  geradlinig  begränzt  sind.  —  Zur  deutlichen 
Erkennung  des  Gemenges  im  Corsite  reicht  schon  die  Vergrösserung  von  60mal  hin. 

Der  Corsit,  welcher  nicht  mehr  völlig  frisch  ist,  allein  im  polarisirten 
Lichte  noch  keine  Farbeuabschwächung  seiner  Gemengtheile  zum  Vorschein  kommen 
lässt,  zeigt  gewissen  Klüftchen  nach  und  in  Sprüngen  des  Amphiboles,  sowie  au 
den  Begränzungsflächen  von  Amphibolkrystallen  gegen  einander  oder  gegen  den 
Anorthit,  wohl  auch  im  Anorthit  selbst,  kleine  Aggregate  von  Epidot,  welcher 
im  gewöhnlichen  Lichte  zeisiggrün  und  pleochroistisch,  ziemlich  stark  chromatisch 
aber  im  polarisirten  Lichte  erscheint.  Er  dürfte  ein  Zersetzungsprodukt  eines, 
oder  beider  Gemengtheile  des  Corsites  sein.  — 

Der  Gangstock  SW  Hrbokov,  welcher  auf  mehr  als  2  km.  Länge  dem 
OTF  Streichen  nach,  in  der  Mächtigkeit  bis  300 — 350°"  bekannt  ist,  wird  nördlich 


156 

von  rotliem  Granit,  südlich  aber  in  der  Richtung  von  0  nach  W  gleichfalls  von 
rothem  Granit,  von  einer  Scholle  von  grauem  Gneusgranit,  und  dann  vorherr- 
schend von  grohkörnigem  Diorit  bcgränzt.  Es  ist  jedoch  die  Eutblössung  keine 
derartige,  um  das  Verhältuiss  des  Contactes  des  Corsites  mit  Diorit  angeben 
zu  können,  ob  nämlich  der  Diorit  durch  Übergang  mit  dem  Corsit  vereint  oder 
von  demselben  scharf  geschieden  sei.  Es  ist  nur  eine,  noch  durch  keine  Thatsache 
begründete  Vermuthung  das  Erstere  anzunehmen. 

Der  Ausbiss  des  Stockes  ist  durch  grosse  Blöcke  gekennzeichnet,  welche 
zahlreich  im  Walde  und  auf  den  Hutweiden  herumliegen.  Die  grossen,  theilweise 
bemoosten  Blöcke  von  dunkeler  Farbe  sind  stark  narbig,  Erhöhungen  von  dunkel 
grasgrünem,  stellenweise  rostig  geflecktem  Amphibol,  sowie  viele  Millimeter  tiefe 
Grübchen,  bis  zu  Erbsengrösse  bedingen  das  grobnarbige  Aussehen  der  Oberfläche. 
Die  Grübchen  rühren  von  ganz  zersetztem  und  durch  Wasser  und  Wind  weg- 
geführtem Anorthit  her,  der  gegenüber  den  hervorstehenden  Narbenhöckeru  des 
wetterbeständigeren  Amphiboles  ein  leicht  zersetzbares  Mineral  ist.  In  einer  Tiefe 
von  2—3™°'  unter  der  Narbenkruste  von  Amphibol  ist  der  Anorthit  kreideweiss 
erdig,  aus  Kaolin  bestehend  und  nur  mit  Calcitspureu  impraeguirt,  während  in 
kaum  '/a  cm  Tiefe  unter  der  narbigen  Oberfläche  schon  frischer  späthiger  Anor- 
thit das  Gemenge,  mit  dem  nur  etwas  weniges  dunkler  grasgrünem  Amphibol,  bildet. 

Klüfte  im  Gestein  zeigen,  wenn  sie  nahe  unter  der  Gesteinsoberfläche 
entblösst  sind,  neben  etwas  kreideweiss  gefärbtem  Anorthit  zuweilen  ganz  schwache 
flechtenartige  Überzüge  von  halberdigem  Calcit,  wohl  auch  Epidotkörner. 

In  der  grobkörnigsten  Varietät  des  Corsites  besitzen  die  Anorthitkrystalle 
Längen  bis  zu  P™  und  Breiten  bis  zu  Va""?  zuweilen  kommen  nur  Körner  ohne 
deutliche  Krystallform  zum  Vorschein.  In  den  kleinkörnigsten  Gesteinen  haben 
die  Anorthitaggregate  nur  wenige  Millimeter  im  Durchmesser.  Der  Amphibol 
zeigt  seltener  prismatische,  meist  regellos  körnige  Gestalten,  die  aus  zahlreichen 
Fasern  aufgebaut  sind,  desshalb  ihre  Spaltuugsflächeu  nie  eben  erscheinen.  In  den 
grob  zusammengesetzten  Corsiteu  sind  Amphibole  dunkel  grasgrün,  in  den  mittel- 
körnigeu  etwas  lichter  graulich  grasgrün,  jedoch  körnig  aggregirt,  desshalb  nicht 
immer  mit  sichtbar  guter  Spaltbarkeit. 

Die  Anorthitspaltungsflächen  lassen  trotz  ihrer  deutlichen  Grösse  unter 
der  Loupe  nicht  immer  sogleich  die  Zwilliugsstreifung  erkennen,  obwohl  gewisse 
Flächen  dieselben  recht  gut  zeigen.  Es  dürfte  diese  Erscheinung  theilweise  auf 
die  nur  gute  Spaltbarkeit  (und  nicht  sehr  gute,  wie  bei  den  andern  Plagioklasen) 
zurückzuführen  sein.  Obwohl  die  durchsichtigen  bis  halbdurchsichtigen  Auorthite 
weissliche  Farben  haben,  zeigen  sie  doch  in  gewissen  Gesteinen  einen  schwachen 
Stich  ins  Graulichviolette.  In  den  mittelkörnigen  Corsiten  sind  die  Anorthitaggre- 
gate weiss,  nur  durchscheinend,  weil  sie  kleinkörnig  zusammengesetzt  sind. 

Gewisse  Gesteine  zeigen  Pyritkörnchen  in  spärlicher  Zahl,  schon  ohne 
Zuhilfenahme  der  Loupe.  Dem  blossen  Anblick  nach  kann  die  Zusammensetzung 
zu  gleichen  Theilen  aus  Anorthit  und  Amphibol  geschätzt  werden,  wenn  auch  der 
Amphibol  den  Farbenton  im  Grossen  bedingt. 

Der  rein  ausgesuchte  Anorthit,  dessen  spec.  G.  nicht  bestimmt  wurde, 
sowie   das  ganze  Corsitgestein  in  der  grobkörnigen  Ausbildung,   gleichfalls  ohne 


157 


Bestimmung   des  spec.  G.  wiir 

den 

erster 

es   mit  1*0  gr,  letzteres  mit  1'42  gr  luft 

trockener  Substanz  aualysirt. 

Auorthit 

Corsit. 

SiOo     42-84 

SiOo     46-59 

AI2O3     35.21 

AloOs-fFooOj     28-12 

CaO     17-07 

CaO     14-10 

MgO     Spur 

MgO      7-99 

Glüliverlust,         | 

Glühverlust,        -94 

unbestimmte  Alkalien  J 

unbestimmte  Alkalien      2"26 

100-00  100-00 

Die  Menge  der  unbestimmten  Alkalien  im  Corsite  dürfte  etwas  weniges 
bedeutender  sein  als  2-26,  weil  statt  FeO  in  der  Analyse  das  wirklich  gewogene 
FejOj,  das  im  Amphibol  nur  in  geringerer  Menge  vorbanden  ist,  eingesetzt  wurde. 
Der  Anortbit  entbält  auch  Alkalien,  denn  das  Verbal tniss  des  0  in  SiO..,,  AI2O3, 
CaO  ist  4*19 : 3  :  -89  statt  4:3:1,  demnach  bei  CaO  zu  wenig. 

Wird  aus  den  beiden  angeführten  Analysen  des  Anorthites  und  des  Corsites 
das  Mengenverhältniss  des  Anorthites  und  Amphiboles  in  dem  Gesteine  berechnet, 
so  ergibt  sich  für  die  analysirte  Felsart  ein  Gemenge  von  65V2°/o  Anortbit  und 
34-5"/u  Amphibol ;  der  Magnetit  bildet  nur  ganz  geringe  Bruchtheile  eines  Prozentes. 
Auch  für  den  Amphibol  kann  man  die  beiläufige  Zusammensetzung  berechnen,  er 
dürfte  aus  SiOo     53^/4 

AL03(Fe203)     14% 
CaO      8V0 
MgO    23'/, 
bestehen. '-)     Doch   ist   diese   herausgerechnete    Zusammensetzung    desshalb    ver- 
besserungsfähig, Aveil  für  die  Ableitung  derselben  der  Gehalt  an  Alkalien  vernach- 
lässigt worden  ist;   und  auch  die  als  FeO   in  der  Verbindung   vorhandene  Mouo- 
Oxydstufe   des  Eisens  unbekannt   und   nur  als  Sesquioxyd   mit  AI2O3  summarisch 
angeführt   ist.    Auch   auf  den    Glühverlust    wurde    keine    Rücksicht    genommen; 
desshalb   diese  herausgerechneten   Ziffern   nur  relativen  Werth   besitzen   und   mit 
Vorsicht  zu  gebrauchen  sind. 

Im  Dünnschliff  zeigen  die  Anorthite  des  grobkörnigen  (aber  nicht  des 
grobkörnigsten)  Corsites,  dessen  Anortbit  analysirt  wurde,  deutliche  Anorthitkry- 
stalle,  deren  kleinsten  bei  der  Breite  von  1"""  die  Länge  von  3™"",  die  grössteu 
bei  der  Breite  von  4'"°'  die  Länge  von  8'"'^  besitzen.  Dieselben  sind  rissig,  meist 
nach  den  Spaltungsrichtungen;  durchsichtig,  nur  stellenweise  scharf  begränzt, 
weiss  getrübt  und  ganz  rein,  ausser  ganz  seltenen  unbedeutend  kleinen  Körnchen 
von  Amphibol,  denen  die  Spur  MgO  der  Analyse  des  Anorthites  zuzuschreiben 
ist.  Auch  Schalenbilduug  zeigt  sich.  Ein  beobachteter  Krystall  zeigte  zu  sechs 
Flächen  (wahrscheinlich  co  'P,  00  P'  <»  P  co)  eine  Krystallschale,  die  dadurch  deutlich 
war,  dass  eine  schwach  grünlich  grauliche  Trübung  mit  recht  spärlich  eingewachsenen 
Körnchen  von  Amphibol,  deren  bedeutendsten  Jy™"'  lang  und  g^"""  breit  sind,  die 
Gränzfläche  der  Schale  gegen  den  Kernkrystall  herstellt.  Auch  Zwillinge  nach 
dem  Karlsbader  Gesetze  gebildet,  (Zwilliugsebeue  go  P  co),  also  mit  einer  Zwillings- 
naht in  der  Mitte,  sind  nachweisbar.  Merkwürdiger  Weise  zeigt  ein  grosser  solcher 


158 

Zwillingskrystall  mit  der  vorerwähnten  Schale  von  l""^  Dicke  umhüllt  nur  in  Kern- 
krystall  und  der  Schale  der  zugehörigen  Hälfte  und  zwar  nur  in  der  einen  Zwillings- 
hälfte Farhenbänder  triklinischer  Feldspäthe,  während  die  andere  Zwillingshälfte 
bis  auf  drei  kurze,  gemeinsam  verbundene,  kaum  ein  Viertel  der  Krystalllänge  ein- 
nehmende Leistchen  ganz  einfarbig  erscheint.  Die  mittlere  Hauptzwillingslamelle 
löst  sich  aber  im  polarisirten  Lichte  in  drei  Farbenbänder  auf.  Dieses  Verhalten 
ist  ein  deutlicher  Fingerzeig,  dass  die  andere  Zwillingshälfte  die  mit  Ausnahme 
des  kurzen  interponirten  Bandstreifens  parallel  zu  cc  P  co  ganz  einfarbig  erscheint 
wegen  dem  erwähnten  Baudstreifen  kein  Orthoklas  ist,  und  dass  wirklicher  Anorthit 
auch  in  beinahe  nicht  zwillingsartig  gestreiften,  demnach  nicht  polysynthetischen, 
also  einfachen  Krystallen  vorkommen  kann.  Übrigens  wäre  die  Verwachsung  von 
Anorthit  mit  Orthoklas  in  zwillingsartiger  Form  auch  gar  nicht  möglich,  ohne 
genetische  Verhältnisse  zu  verletzen. 

Der  Amphibol  in  unförmlichen  Krystallen  oder  körnigen  Aggregaten  nimmt 
den  Raum  zwischen  den  Anorthitkry stallen  ein.  Die  krystallinischen  Aggregate 
scheinen  etwas  gegen  den  Anorthit  zurückzutreten.  Eine  grobe  Zerfaserung  ist 
auch  hier  für  Amphibol  charakteristisch,  welcher  verschiedene  Nuancen  der  gras- 
grünen Farbe  aufweiset.  Im  Amphibol  sind  sehr  spärlich  bis  .\  •""  grosse  Magnetit- 
körner vereinzelut  und  noch  spärlicher  etliche,  etwa  eben  so  grosse  Pyritkörnchen 
eingewachsen. 

Ein  anderer  Dünnschliff  stammt  von  einem  Gestein,  dessen  Anorthitkörner 
von  bis  V3  D  cm  Grösse  auf  der  Bruchfläche  sehr  kleinkörnig  aggregirt,  die  da- 
zwischen liegenden  ausgedehnteren  Amphibolaggregate  schuppigkörnig  und  graulich- 
grasgrün gefärbt  erscheinen. 

Unter  dem  Mikroskope  bildet  Anorthit  und  Amphibol  landkartenartig  be- 
gränzte  Fetzen,  welche  aus  krystallinischen  Aggregaten  von  Anorthit  und  Amphibol 
bestehen.  In  den  Anorthitaggregaten  finden  sich  lappige  Formen  von  Amphibol 
oder  auch  kurze  Stäbchen  regellos,  jedoch  nicht  in  bedeutender  Menge  eingewachsen; 
die  kleinsten  Amphibolstäbchen  im  Anorthit  sind  gV"""  ^^^o  ^^^  halb  so  breit. 
Dessgleichen  erscheinen  in  den  Amphibolaggregaten  Anorthitkörner,  ebenfalls  in 
ansehnlicher  Zahl  eingestreut.  Manche  Amphibole  sind  fasrig,  manche  nicht,  sie 
sind  beinahe  wie  lappig  zertheilt,  jedoch  deutliche  Spaltungsfugen  zeigend.  Ganze 
Lappenparthien  des  Amphiboles  enthalten  ausser  Anorthit  keinen  anderen  Einschluss, 
während  wieder  an  gewissen  Stellen-Häufchen  von  entfernt  stehenden  Magnetit- 
körnchen mit  quadratischen  Querschnitten,  von  denen  die  mittleren  j'^"""  breit 
sind,  zu  beobachten  sind.  Färbungen  von  Haematit  begleiten  die  Magnetitkörncheu 
als  Zeichen  der  aufangenden  Zersetzung. 

Im  polarisirten  Lichte  zerfallen  die  fetzenförmig  gruppirten  Anorthit- 
aggregate  deutlich  in  meist  färbig  gestreifte,  jedoch  auch  einfarbige  Körner,  deren 
Mittelgi'össe  |™™  beträgt.  Die  Krystallkörner  des  Amphiboles  dürften  im  Mittel 
dieselbe  Grösse  haben.  — 

Der  Corsit  oberhalb  (NNO)  des  Kraskov-er  Jägerhauses,  an  welchem 
die  an  dieser  Stelle,  nämlich  am  nördlichen  Gangulm  besonders  deutlich  zu 
Ottrelitschiefer  metamorphosirten  untersilurischen  Grauwackenthonschiefer  absetzen, 
bildet  einen  Gangstock,   dessen  südliche  Begränzung  vermuthunsweise  Diorit  oder 


159 

Syenit  im  Granite  ist.  Die  südliche  Entblössung  ist  nicht  deutlich.  Die  nicht 
bedeutende  Mächtigkeit,  jedenfalls  aber  zwischen  50 — 100™  ist  nicht  genauer 
bestimmbar. 

Das  Gestein  ist  ganz  ähnlich  dem  grobkörnigen  Corsit  von  Hrbokov,  die 
Blöcke  oberflächlich  luckig  narbig,  die  Anorthite  kreideweiss,  jedoch  trotzdem  schon 
wenige  Millimeter  unter  der  grubigen  Rinde  frisch.  Im  Dünnschliff  sind  Anorthit- 
körner  und  Amphibolsäulen  theilweise  ebenflächig  begräuzt  zu  bemerken,  der  Anor- 
thit  scheinbar  vorwiegend  mit  bis  ]  □'=™  grossen  Flächen,  der  Amphibol  mit  etwas 
kleineren  Flächen  zum  Vorschein  kommend.  Die  Anorthite  und  Amphibole  verhalten 
sich  sonst  genau  so,  wie  vordem  erwähnt  wurde,  jedoch  mit  dem  Unterschiede, 
dass  hier  im  polarisirten  Lichte  auch  gitterförmige  Farben  bemerkt  wurden,  was 
nur  zufällig  ist  und  gewiss  auch  bei  den  Schliffen  von  Hrbokov  zum  Vorschein 
gekommen  wäre,  wenn  deren  noch  mehr  vorgelegen  hätten.  Ausserdem  ist  hier 
im  Auorthit  auch  Magnetit  in  Häufchen  zu  etlichen  nicht  sehr  genäherten  Körnchen, 
der  mittleren  Grösse  von  Jö™""  ^  beobachtet  worden.  Die  Magnetitmenge  in  diesem 
Corsit  dürfte  aber  eine  so  unbedeutende  sein,  dass  sie  sich  erst  durch  hundertstel 
Prozente  fühlbar  machen  würde.  Der  nicht  beobachtete  Pyrit  dürfte  auch  hier 
kaum  fehlen.  — 

In  bedeutendster  Menge  kommt  der  Corsit  als  kranzförmige  Umhüllung 
des  Serpentinmassivs  im  Ransker  Walde  (S  Ransko)  zum  Vorschein.  Die  innere 
Fläche  des  Corsitkranzes  bildet  theils  Serpentin  theils  Troktolit,  mit  welchen 
Gesteinen  der  Corsit  durch  Übergänge,  welche  dadurch  vermittelt  werden,  dass 
Olivin  zum  Corsite  bis  zur  Verdrängung  der  andern  Gemengtheile  desselben, 
hinzutritt,  verbunden  ist.  Die  äussere  Umhüllung  des  Corsitkranzes  bildet  ein 
Dioritring,  dessen  Verhältniss,  wegen  mangelnden  deutlichen  Aufschlüssen  in  dem 
durchaus  bewaldeten  Gebiete  nicht  näher  klarzulegen  ist.  Wenn  ein  allmähliger 
Übergang  in  Diorit  verrauthet  wird  so  hat  diese  Anschauung  eben  den  Werth  einer 
durch  anderweitige  Erfahrungen  möglichen  Wahrscheinlichkeit,  die  jedoch  noch 
der  Sicherstellung  entbehrt.  Der  Corsit  durchsetzt  aber  wie  der  Diorit  die  Granite 
und  Syenitgranite  der  äusseren  Riugfläche  des  Diorites  in  schwachen  Gängen,  wie 
dies  vereinzeint  und  zwar  bei  Hute  (W  Ransko)  angetroffen  wurde. 

Dieses  Gestein  des  den  Serpentin  umhüllenden  Ringes  wird  hier  kurz  nur 
Corsit  von  Ransko  genannt  werden.  Blöcke  von  kleinnarbig  luckiger,  mit  Moos 
bewachsener  Oberfläche,  genau  den  Blöcken  von  Hrbokov  ähnlich  deuten  die  An- 
wesenheit des  Corsites  an.  Das  Gefüge  des  Gesteins  ist  ein  deutlich  mittelkörniges, 
desshalb  die  Narben  und  luckigen  Vertiefungen  etwas  kleiner  als  bei  der  Hrbokover 
Varietät  ausgeprägt  sind.  Bei  etwas  pyritreicheren  Varietäten  ist  die  narbige  Rinde 
mehr  rostig  gefärbt ;  auch  Klüftchen  zeigen  den  rostfarbigen  Beschlag  des  Limonites. 
Merkwürdiger  Weise  findet  man  gerade  an  gewissen  Blöcken  des  an  Anorthit  rei- 
cheren Corsites  unter  einer  bemoosten  Verwitterungsrinde  von  nur  1™™  schon  den 
ganz  frischen  Bruch  des  Anorthites  und  dunkel  grasgrünen  Amphiboles.  Gewisse 
Gesteine ,  insbesondere  diejenigen  mit  überwiegendem  Amphibol  zeigen  Pyrit- 
körnchen bis  zur  Breite  von  Va"""!  j^  sogar  jL">"^  dicke,  unterbrochene  Klüftchen 
dieses  Minerales.  In  den  deutlich  mittelkörnigen,  bis  beinahe  grobkörnigen  Gesteins- 


160 

abarten  zeigt  der  Anorthit  auch  einen  Stich  ins  Graulichviolette.    Sonst  stimmt 
alles  mit  dem  schon  bei  dem  Hrbokover  Gesteine  erwähnten  überein. 

Zur  Untersuchung  wurden  Proben  knapp  S  von  dem  Hüttendorfe  Ransko 
und  1  km  W  von  Ransko,  wo  der  Corsit  mit  Diorit  zugleich  zum  Vorschein 
kommt,  gesammelt. 

Aus  einem  beinahe  grobkörnigen  Gemenge  dieses  Gesteines  mit  vorwie- 
gendem Anorthit  wurde  das  sp.  G.  des  schwach  ins  Graulichviolette  stechenden, 
sonst  halbdurchsichtigen  Anorthites  mit  2-7443  (aus  -87  g)  bestimmt.  Die  Analyse 
mit  -85  g  lufttrockener  Substanz  unternommen,  ergab: 

SiOo     44-21 

AI,  O3     35-90 

CaO     18-33 

MgO    Spur 

Glühverlust        -95 

Unbestimmt        -61 

100-00 

Unter  dem  Unbestimmten  sind  entweder  ganz  geringe  Mengen  von  Alka- 
lien, oder  der  analytische  Fehler  zu  verstehen.  Dieser  Anorthit  wäre  demnach  im 
Vergleich  zu  denjenigen,  welche  früher  mit  ihrer  Zusammensetzung  angegeben 
worden  sind,  der  reinste,  da  er  auch  sehr  gut  dem  Verhältnisse  4:3:1,  welches 
die  Sauerstoffmengeu  der  SiO,,  AI2O3,  CaO  geben,  entspricht,  indem  sich  dafür 
4: 2-85: '89  herausrechnen  lässt. 

Die  zu  Dünnschliffen  verwendeten  Proben  zeigten  unter  dem  Mikroskope 
meist  vorherrschenden  Anorthit  und  untergeordneten  Araphibol,  trotzdem  dass  sie 
dunkel  gefärbt  erscheinen,  denn  nur  an  einer  Probe  sieht  man  schon  mit  freiem 
Auge  das  Vorherrschen  des  Anorthites.  Die  weissen  Auorthitparthieen  von  bis 
5_6mm  Durchmesser,  sowie  die  bis  über  2°"^  grossen  Amphibole  lösen  sich  u.  d. 
M.  im  polarisirten  Lichte  in  körnige  Aggregate  auf;  bei  den  Anorthiten  messen 
die  einzelnen  Körner  der  Länge  nach,  die  kleinsten  bis  unter  '/j'^'"  die  grössten 
überlas""".  Beim  Anorthit  ist  die  Schalenbildung  weniger  häufig,  dafür  aber  tritt 
die  zwillingsartige  Zusammensetzung  an  gewissen  Dünnschliffen  auch  schon  ohne 
Zuhilfenahme  der  Polarisation  gut  zum  Vorschein,  indem  gewisse  Zwillingslamellen 
bei  schwacher  Vergrösserung  (etwa  60fach)  in  der  Richtung  od  P  co  scharf  begränzte 
Nebelflecke  zeigen,  in  welchen  bei  aufmerksamer  Beobachtung  höchst  zarte  schwarze 
Stäbchen  eingewachsen  zum  Vorschein  kommen. 

Kleine  fetzenartige  Parthieen,  sowie  auch  im  Mittel  Vso"""  breite  und  Ve  """^ 
lange  Amphibolstäbe  von  lichtgrasgrüner  Farbe  finden  sich  im  Anorthit  ganz  spär- 
lich vertheilt  und  sind  die  Ursache,  warum  die  Anorthitanalyse  Spuren  von  MgO 
nachweiset.  Seltene  Magnetite  im  Amphibol  von  geradlienig  begränzter  lappiger 
Form  oder  fasrig  an  den  Endflächen  zertheilten  Körner,  sowie  noch  seltenere 
Körnchen  dieses  Minerales  im  Anorthit  sind  beinahe  ganz  belanglos  zu  nennen, 
trotzdem  dass  sie  sich  stellenweise  zu  Häufchen  gruppiren.  Die  Mittelgrösse  der 
Magnetitkörner  ist  Vso™™-  Manche  Amphibole  zeigen  vielleicht  Schalenbildung, 
denn  gewisse  Dünnschlift'e  besitzen  im  polarisirten  Lichte  um  bräunlichgrüne  Am- 
phibplprismen  grasgrüne  Säume. 


161 

Im  polarisirten  Lichte  sind  die  allermeisten  Anorthite  stark  chromatisch 
gebändert,  etliche  wenige  auch  gegittert  und  nur  eine  ganz  unansehnliche  Menge 
zeigt  einfache  Farben  ohne  Zwillingsbänder. 

Die  schon  erwähnten  zarten  Stäbchen,  welche  die  Nebelflecken  bilden, 
kommen  auch  in  winzig  kleinen  Gruppen  zerstreut  vor,  aber  nicht  in  allen  Dünn- 
schliffen. Dann  schneiden  sie  sich  unter  beinahe  rechten  Winkeln  oder  unter 
spitzen  Winkeln  von  30 — 40"  etwa,  indem  gewisse  Stäbchen  immer  zu  diesen  Rich- 
tungen parallel  sind.  Die  Nebelflecke  zeigen  bei  schwacher  Vergrösserung  (60mal) 
kaum  wahrnehmbare  schwarze  Pünktchen  zwischen  den  Stäbchen;  die  Quer- 
schnitte solcher  Stäbchen  stehen  schief  oder  normal  zur  Ebene  des  Schliffes, 
indem  nur  die  nahezu  zur  Schliffebene  parallel  laufenden  stabartig  erscheinen. 
Die  höchst  zarten  Stäbchen  zeigen  auch  bei  bedeutenden  Vergrösserungen  von 
220mal,  sowie  die  punktförmigen  Querschnitte  der  im  Räume  des  Auorthites 
zerstreuten  Nadeln,  doch  nur  schwarze  Farbe  ohne  Durchsichtigkeit.  Erst  bei 
550facher  Vergrösserung  nehmen  die  Punkte  polygonale  nicht  deutbare  Umrisse 
an  und  sowohl  Punkte  als  auch  Nadeln  scheinen  mit  tief  brauner  Farbe  durch. 
Die  Breite  der  Nadeln  beträgt  dann  im  Mittel  etwa  ,  o'öo^TsVö"™^  die  Länge  ist 
variabel  bis  |"™.  Dieses  Vorkommen  der  schwarzen  (eigentlich  braunen  Nadeln 
oder  Stäbchen  erinnert  an  das  Vorhandensein  gleichartiger  Gebilde  von  noch 
nicht  sicher  gestellter  mineralogischen  Stellung  im  Labradorit,  nur  dass  in  diesem 
die  Nadeln  weniger  zart  erscheinen.  Erwähnt  muss  noch  werden,  dass  sich  die 
Corsite  von  Ransko  beim  Schleifen  zu  Dünnschliffen  nur  ausnahmsweise  bröckeln 
und  sonst  wie  sämmtliche  andern  Vorkommnisse  dieser  Gesteinsgruppe  in  aus- 
gedehnten angeschlittenen  Flächen  haltbar  erscheinen. 

In  gewissen  Corsiten  und  zwar  vornehmlich  in  denjenigen,  welche  aus 
der  Nähe  der  inneren  Peripherie  des  Corsitringes  im  Ranskoer  Walde  stammen, 
werden  gelbbraune  bröckelnde  mit  Limonit  theilweise  (unter  der  Verwitterungs- 
rinde) gefärbte  Körnchen  bis  2'"°'  Ausdehnung  bemerkt,  welche  im  frischen  Bruche 
düstere  graubraune  Farbe  besitzen  und  aus  Olivin  bestehen.  Der  Amphibol  tritt 
bei  Zunahme  dieses  Miuerales  zurück,  so  dass  Olivin  als  Stellvertreter  desselben 
anzunehmen  ist.  Auch  hier  zeigt  sich  unter  der  Verwitterungskruste  neben  gelb- 
braun gefärbtem  zersetztem  Olivin  ganz  unveränderter  Anorthit.  Dieser  Olivin- 
Corsit  bildet  das  erste  Übergangsglied  in  den  Troktolit,  welcher  den  Zwischenring 
bildet,  der  zwischen  der  Serpentinkuppe  als  Massiv  der  Ransker  Waldkuppe  und 
dem  Corsitkranz  eingeschaltet  ist.  Leider  gestattet  die  mangelhafte  Entblössung 
nicht  diesen  allmähligen  Übergang  von  Corsit  in  Troktolit,  durch  Austritt  des 
Amphiboles  und  endliche  Verdrängung  des  Anorthites,  deutlicher  verfolgen  zu 
können.  Unter  dem  Mikroskope  zeigen  kleinwinzige  Brocken  des  Olivins  (aus 
einem  anderen  Handstück),  der  täuschend  an  Serpentin  erinnert,  ölgrüne  Farbe 
bei  völliger  Durchsichtigkeit  und  Frische. 

In  dem  Troktolite  sind  die  Olivine  nicht  immer  ganz  frisch. 


11 


162 


Troktolit. 

Unter  diesem  Namen  können  olivinreiche  Gesteine,  die  neben  dem  oft 
überwuchernden  Olivin  noch  Anorthit,  Bronzit,  Diallag  oder  nur  eines  dieser  Mine- 
ralien enthalten,  bezeichnet  werden.  Die  Uragränzung  dieses  Gesteinsbegriffes  ist 
demnach  keine  genaue  und  wenn  demselben  allenfalls  auch  ein  anderer  Name 
gegeben  werden  sollte,  so  wird  dies  von  keinem  Belange  sein.  Um  dem  Gestein 
einen  kurzen  und  möglichst  passenden  Namen  zu  geben,  ist  die  Bezeichnung 
desselben  als  Troktolit  zutreffend. 

Dieses  Gestein  bildet  den  zwischen  dem  Corsitringe  und  der  Kuppe  von 
Serpentin  bei  Ransko  eingeschalteten  Kranz ,  welcher  beiderseits  ohne  scharfe 
Gränzen,  nach  aussen  also  in  Corsit,  nach  innen  in  Serpentin  sich  allmählig 
umwandelt.  Leider  gestattet  die  nur  unvollkommene  Entblössung  der  Gesteins- 
ausbisse in  der  Waldkuppe  von  Ransko  nicht  diese  allmählige  Umwandlung  des 
Corsites  in  Troktolit  durch  Hinzutreten  des  Olivines,  dann  in  Olivinfels,  durch 
allmähliges  Zurücktreten  des  Anorthites  und  Amphiboles  und  endlich  in  Serpentin, 
Schritt  für  Schritt  zu  verfolgen. 

Zwei  Varietäten  des  Troktolites,  der  in  mit  Moos  bewachsenen  Blöcken 
im  Walde  vorkommt,  welche  hier  untersucht  wurden,  stammen  vom  alten  Wald- 
wege her,  der  vom  Opocnohammer  nach  Persikov  führt,  vom  Ransko-er  Hochofen 
genau  2  km  SW  entfernt. 

Der  Name  Troktolit  (Forellenstein)  ist  ganz  passend  für  das  Gestein, 
welches  düstere,  tief  schmutzig  rothbraune  fleckige  Farben  besitzt;  in  der  Tiefe, 
wo  das  Gestein  gänzlich  frisch  anzutreffen  wäre,  dürfte  die  Farbe  mehr  ins  Grün- 
liche sich  ändern. 

Die  erste  Varietät  stammt  aus  jenem  Theile  des  Troktolitkranzes,  welcher 
etwas  näher  der  Corsitgränze  gerückt  ist.  Das  schmutzig  braun  gefärbte  Gestein 
enthält  röthliche  Flecke  und  weisse  schriftähnliche  Einsprengungen.  Eine  geschlif- 
fene Fläche  zeigt  das  fleckige  Aussehen  deutlich. 

Im  Dünnschliffe  herrscht  das  Olivinmineral,  eigentlich  dessen  Umwandlung 
bedeutend  über  die  andern  Gemengtheile  vor. 

Der  Olivin  ist  jedoch  nur  mehr  in  kleinen  Körnchen  von  l — j'^™"  Breite 
als  Rest  in  einem  netzförmig  sich  verschlingenden  Maschenwerk  vorhanden,  welches 
aus  Serpentin,  zu  Schnüren  und  Netzen  angehäuften  Körnchen  eines  schwarzen 
Erzes,  vielleicht  Magnetit,  dann  kleinen  ausgeschiedenen  Nestern  von  nicht  schup- 
pigem, sondern  erdigem  Haematit,  aus  Flecken  und  Schnüren  von  Limonit  besteht. 

In  dem  zersetzten  Olivin  sind  eingewachsen  Erzkörner  von  quadratischem 
Querschnitt  bis  ] '"°'  gross,  vielleicht  Magnetit  oder  Chromit,  dann  auch  zerstreut 
auftretende  Chloritschuppen  bis  zur  Breite  von  j\  ™'°. 

Grössere  Körner  im  Serpentin  zeigen  Spaltungsrisse  in  einer  Richtung, 
sie  dürften  entweder  dem  Diallag  oder  Bronzit  angehören,  was  nicht  sicher  zu 
bestimmen  ist.  Die  schriftartig  verzogenen  eingewachsenen  Körner  von  weisser 
Farbe  sind  zum  grössten  Theil  undurchsichtig  getrübt,   demnach  nicht  mehr  ganz 


163 

frisch;  dieselben  werden  aus  dem  Grunde  für  Anorthit  gehalten,  weil  dieses  Gestein 
durch  Übergang  mit  Corsit  verbunden  ist. 

Eine  zweite  Probe  dieses  Gesteines  näher  dem  Serpentine  entnommen, 
zeigt  bei  ebensolcher  fleckiger  Beschaffenheit  der  Oberfläche  wieder  vorherrschend 
zersetzten  Olivin  und  das  dem  Diallag  oder  Bronzit  ähnliche  Mineral.  Die  frischen 
Olivinkörner  als  Rest  des  Minerales  sind  zersprungen,  die  Sprünge  durch  infiltrirten 
Limonit  braun  gefärbt,  sonst  aber  stecken  sie  in  dem  Serpentinnetzwerk,  in  welchem 
die  schwarzen  Erzschnüre,  die  rothen  und  braunen  Haematit-  und  Limonitauhäu- 
fungen,  dann  die  bis  l\'a°""  langen  Säulen  des  augitähnlichen,  nicht  näher  deut- 
baren, wahrscheinlich  auch  nicht  mehr  frischen  Minerales  eingewachsen  vorkommen. 
Chloritschuppen  und  quadratische  schwarze  Erzkörnchen  kommen  ausserdem  noch 
in  geringerer  Menge  zum  Vorschein. 

In  beiden  Fällen  hat  man  es  hier  also  nur  mit  einem  schon  hochgradig 
umgewandelten  Olivingestein  zu  thun. 


Klastische  Gesteine. 

Von  diesen  wird  nur  eines  derselben,  nämlich  das  als 

Diorittuff  -  Gonglomerat 

auf  der  Karte  ausgeschiedene  hier  erwähnt.  Das  Gestein  ist  ein  Tuffgestein  des 
Chloritdioritaphanites,  welcher  kurz  immer  nur  als  Dioritaphauit  bezeichnet  wird. 
Es  begleitet  in  mächtigen  Schichteugliedern  die  kurzweg  als  Dioritaphanite  bezeich- 
neten Gesteine  und  lässt  sich  parallel  zur  Richtung  des  Eisengebirges  streichend  von 
Krasnic,  über  Litosic,  Lhotka  bis  über  Urbanic,  also  in  einem  etwa  ^/^  Myrm.  langem 
Zuge  verfolgen.  Es  findet  sich  aber  noch  unter  überlagernden  jüngeren  (Kreide- 
schichten) an  andern  Orten  wie  zwischen  Pribylov  bei  Hefmanmestec  und  Kostelec, 
wo  die  Entblössung  das  Gestein  zu  Tage  kommen  liess.  Auch  blosse  Dioritaphanit- 
tuffe  finden  sich  vor;  dieselben  sind  aber  leicht,  sowohl  mit  echten  Aphaniten, 
welche  nicht  mehr  ganz  frisch  sind,  als  auch  mit  aphanitischen  Grauwackenschie- 
fern  zu  verwechseln. 

Das  tuffartige  Bindemittel  enthält  mehr  oder  weniger  bis  faustgrosse  Aphanit- 
gerölle,  auch  Quarzitgrauwacke,  Lydit,  die  sich  theils  berühren,  theils  aber  in 
spärlicherer  Menge  zum  Vorschein  kommen.  Das  Bindemittel,  also  der  Aphanittuff 
hat  je  nach  dessen  Frische  entweder  eine  graue  Farbe  und  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  frischem  Aphanit,  oder  fleckig  grüngraue  oder  selbst  blassgrüue  Farbe,  letztere 
im  Zustande  von  schon  weiter  vorgeschrittener  Zersetzung.  Mehr  zersetzte  Grund- 
massen sind  etwas  porös  oder  kleiuluckig,  in  den  Hohlräumen  bräunlich  gefärbt. 
Die  bräunlichen  und  stellenweise  fleckenartig  auftretenden  anderen,  meist  graulichen 

11* 


164 


oder  grünlichen  Farben  rüliren  wahrscheinlich  von  zersetzten  Mineralgemengtheilen 
her.    Die  etwas  faulen  Grimdmassen  sind  matt,  manchesmal  mit  erdigem  Bruche. 

Dieses  Trümmergestein  vom  rechten  ßachufer  unter  Kostelec,  dessen  Ge- 
rolle schon  früher  (pag.  134)  in  der  Gruppe  der  Chloritdioritaphanite  eingereiht 
wurden,  ist  auch  in  der  Grundmasse  untersucht.  Es  wurde  nur  die  anscheinend 
frischeste,  graue  sehr  feinkörnige  Masse,  welche  nur  stellenweise  kleine  schmutzig 
grünen  Fleckchen  zeigte,  zu  einem  Dünnschliff  hergerichtet. 

Die  grünlichen  Stellen  bestehen  aus  einer  Anhäufung  von  scharf  begränzten 
Plagioklasrechtecken,  deren  grössten  die  Breite  von  y""^  besitzen.  Gewisse  kleineren 
Rechtecke  legen  sich  mit  ihren  Längenseiteu  aneinander,  jedoch  so,  dass  sie  an 
den  Enden  überragen,  wodurch  gewisse  davon  stufenförmig  vertieft  sind.  Die 
meisten  Plagioklase  zeigen  im  polarisirten  Lichte  wenig  Zwillingsbänder;  Schnitte, 
die  angenähert  zu  oo  P  co  parallel  gehen,  also  von  breiter  und  von  lang  hexago- 
naler  Form  erscheinen,  sind  nur  einfarbig.  Die  ziemlich  lebhaften  Farben  im  pola- 
risirten Lichte  deuten  auf  wenig  zersetzte  Feldspathmasse  hin,  was  auch  die 
Durchsichtigkeit  des  Miuerales  bestätigt. 

Zwischen  den  Plagioklasrechtecken,  welche  wohl  ein  Gewirre  bilden,  in  dem 
aber  doch  die  Tendenz  zu  paralleler  Anlagerung  vieler  Leisten  ersichtlich  ist, 
befindet  sich  das  grüne  Mineral,  welches  nach  seiner  Farbe  und  dem  Dichroismus 
sowohl  für  Amphibol  als  auch  für.Chlorit  gehalten  werden  könnte.  Es  sprechen 
manche  Gründe  von  Gewicht  dafür,  es  zu  dem  letzteren  Minerale  beizuzählen,  wie 
dies  auch   bei  der  Deutung  des  Aphanites  von  Kostelec  pag.  136  schon  geschah. 

Die  graue  Masse  im  Tuffe  besteht  aus  ebensolchen  Plagioklasrechtecken, 
zwischen  welche  sich  aber  schwarzes  Erz  statt  des  Chlorites  eindrängt,  stellenweise 
auch  in  Form  von  sehr  zartem  Staub  in  die  Plagioklase  eindringt.  Im  ersteren 
Falle  sind  die  Gränzeu  zwischen  Erz  und  Plagioklas  ganz  scharf,  wodurch  der 
Unterschied  der  Farbe  beider  ein  greller  wird,  Avas  im  letzteren  Falle  weniger 
auffallend  ist.  Nach  der  quadratischen  Form  der  Staubkörnchen  zu  urtheilen 
könnten  dieselben  auf  Magnetit  bezogen  werden.  Zwischen  den  grün  und  grau 
gefärbten  Parthieen  des  Tuffes  gibt  es  keine  scharfen  Gränzeu,  da  in  den  mit 
Chloritstaub  verbundenen  Plagioklasen  fieckenweise  Gruppen  von  mit  Magnetit 
getrennten  Querschnitten  vorkommen.  Flecken  von  Haematit  sowie  winzige  Häufchen 
finden  sich  spärlich  in  der  Grundmasse. 

Unter  dem  Mikroskope  wäre  der  Tuff  von  dem  frischen  Aphanit  auf  keine 
Art  zu  unterscheiden;  die  Sicherstellung  der  Tuftuatur  konnte  nur  nach  den 
makroskopischen  Verhältnissen  stattfinden;  ein  neuerlicher  Beleg,  dass  die  Art 
der  Bildung  eines  Gesteines  unter  dem  Mikroskope  nicht  in  allen  Fällen  zu 
ergründen  ist. 


IL 


Das  Vorkommen  von  Mineralien  im  Eisengebirge. 


An  Mineralien  ist  das  eigentliche  Eisengebirge,  sowie  die  südbölimische 
Gneushochfläche,  welche  sich  SW  von  dem  Gebirge  weiter  ansteigend  ausdehnt, 
nicht  reich.  Nichtsdestoweniger  sind  manche  Vorkommnisse,  sowohl  im  Eisen- 
gebirge, als  in  der  südböhmischen  Gneushochfläche,  insoweit  sie  auf  der  geolo- 
gischen Karte  neben  dem  ersteren  zur  Darstellung  gelangen  konnte,  erwähnenswerth. 
Natürlicher  Weise  sind  die  Gemengtheile  von  Gesteinen  nicht  als  Mineralien  hier 
aufgezählt,  wenn  sie  nicht  etwa  unwesentlich  in  den  Felsarten  auftreten. 

Die  Mineralvorkommnisse  könnten  je  nach  dem  Vorkommen  gruppirt 
werden  in  Mineralien  aus  der  geschichteten  Gesteinen  der  Laurentin-  und  Silur- 
formation, aus  Eruptivgesteinen  und  aus  jüngeren  an's  Eisengebirge  sich  anlehnenden 
Schichten. 


Mineralien  der  laurentinischen  Gruppe  des  Eisengebirges. 

Es  ist  vornehmlich  der  Gneus,  welcher  wegen  seiner  Mineralien  ein- 
schliessenden  Lagerstätten  in  erster  Reihe  Beachtung  verdient.  Am  reichsten  sind 
noch  im  Verhältniss  zu  andern  Vorkommnissen  solche  Lagerstätten,  die  an  die 
Nähe  des  krystallinischen  Kalkes  im  Gneuse  gebunden  sind.  In  erster  Reihe  steht 
das  Mineralvorkommen  bei  Bojanov  (See  0,  Nassaberg  W),  welches  an  die  im 
Gneuse  vorkommenden  Kalklagerstätten  gebunden  erscheint. 

Der  Gneus  des  rechten  Ohebka(Chrudimka)-Ufers  zwischen  Bojanov  und 
Kfizanovic  ist  zwischen  rothem  und  grauem  Granit  als  mächtige  Scholle  ein- 
gezwängt; seinen  Textur  ist  eine  derartige,  dass  er  sowohl  als  Gneusgranit  als 
auch  als  Granitgneus  aufgefasst  werden  könnte.  Wegen  des  Vorkommens  von 
Kalklagerstätten  wurde  hier  die  Benennung  Granitgneus  für  den  undeutlich  schie- 
frigen  Biotitgneus,  der  nur  dicke  Bänke  mit  einem  iVO,  jedoch  auch  SW  oder  W 
Verflachen  bildet,  angenommen.  Würden  die  Kalklagerstätten  fehlen,  so  wäre  die 
Entscheidung  ob  das  Gestein  Gneusgranit  oder  Granitgneus  sei,  schwierig  zu  treffen. 


166 

Von  Chlum  (0  Bojauov)  angefaiigeu  finden  sich  in  dem  Granitgneuse 
Kalklagerstcätten  von  kurzer  Ausdehnung  dem  Streichen  nach,  in  der  Richtung 
von  NO  gegen  SW  auf  die  Länge  von  2  km.  Sämmtliche  kurze  Kalklager  stellen 
sich  als  stufenförmig  abgerissene  in  dieser  Richtung  hinter  einander  folgende  oft 
weit  entfernte  Reste  einer  ursprünglichen  Lagerstätte  dar ;  das  Streichen  derselben 
geht  vorwiegend  von  NNW  nach  SSO.  Solcher  einzelner  Kalk-Lagerüberreste 
kennt  man  viel  mehr  als  6,  die  meisten  sind  aber  nicht  mehr  erkennbar,  da  die 
darauf  bestandenen  Gruben  schon  seit  Dezennien  verlassen  und  mit  Wald  bewachsen 
sind.  Nur  ein  einziger  Bruch  gestattet  noch,  sich  über  das  Vorkommen  des  Kalkes 
nur  eine  theil weise  Vorstellung  zu  macheu.  W  von  Polanka,  wo  der  Granitgneus 
nach  etwa  lO*"  mit  60°  verflächt,  folgt  die  Dehetnikschlucht  mit  dem  entgegen- 
gesetzten Einfallen  der  Granitgneusbäuke.  Hier  ist  im  rechten  Gehänge  im  oberen 
Theile  der  Schlucht,  nicht  weit  vom  rechten  Ufer  des  Bächleins  ein  Bruch  auf 
krystalliuischen  Kalk  noch  theilweise  offen,  obwohl  er  schon  lange  verlassen  dasteht. 
Diese  Stelle  in  der  Dehetniker  Schlucht  ist  750  Schritt  W  von  Polanka,  oder 
genau  1*6  km  SSO  von  Bojauov  oder  ^1^  km  vom  bewaldeten  Ende  der  Schlucht, 
bachaufwärts  situirt.  Im  Dehetnik  bei  Polanka  also  verflachen  die  Granit- 
gneusbäuke etwa  nach  2^/^^  mit  60*^  und  dazwischen  ist  ein  mehrere  Deciraeter 
mächtiges  (kaum  1™)  Lager  von  mittelkrystallinischem  Kalke  aufgeschlossen.  Der 
Lagercharakter  wird  hier  nur  desshalb  angenommen,  um  die  parallele  Lagerung 
desselben  mit  den  Granitgneusbänken  anzudeuten;  die  Entblössung  ist  keine  der- 
artige, um  mit  völliger  Sicherheit  diese  Behauptung  aufrecht  erhalten  zu  können.  ^^) 
Das  sogenannte  Lager  ist  nur  auf  kurze  Entfernung  dem  Streichen  nach  bekannt, 
(rund  10""),  inzwischen  verworfen,  durch  weisse,  zertrümmerte  bis  '1^"^  mächtige 
Grauitgänge  durchsetzt;  es  setzt  gegen  /S  plötzlich  an  einem  weissen  nicht  mächtigen 
Granitgauge  ab  und  erscheint  erst  wieder  in  bedeutender  Entfernng  vorwerfen  in 
der  linken  Lehne.  Der  krystalliuische  weisse,  in  dünnen  Scherben  durchscheinende 
Kalk  hat  bis  erbsengrosse  Körner  und  ist  ziemlich  rein,  die  Spaltungsflächen 
zeigen  oft  zahlreiche  Zwillingsstreifung  nach  — ^2  R- 

Das  Dehetniker  Lager  ist  wegen  der  Verwerfungen,  an  denen  der  weisse 
Granit,  der  den  Granitgneus  in  bis  meter-  und  noch  bedeutend  mächtigeren  Gängen 
und  Trümmern  durchsetzt,  so  hervorragend  Theil  nimmt,  eine  reiche  Lagerstätte 
von  sogenannten  Contactmineralien,  deren  ursprünglicher  Sitz,  weil  dieselben  theil- 
weise nur  von  der  Halde  stammen  nicht  immer  mit  der  wünschenswertheu  Sicher- 
heit bekannt  ist. 

Im  körnigen  Kalke  sind  Klüfte,  die  in  der  Mitte  offen  erscheinen,  bis  zu 
3 — 4  cm  auf  beiden  Seiten  von  dem  Kluftrisse  von  kleinkörnigstahligem  Amphibol 
(Actiuolit)  eingefasst,  welcher  vom  körnigen  Kalk  nicht  ganz  scharf  getrennt  ist. 
Der  verworren  kurzfasrige,  stellenweise  blass  lauchgrün  gefärbte  Actiuolit  ist  an 
den  Kanten  stark  durchscheinend  und  würde,  falls  er  etwas  weniges  kleinkörniger 
zusammengesetzt  wäre,  ein  Mittelding  zwischen  körnigstengligem  Amphibol  und 
zwischen  dichtem  Nephrit  vorstellen.  Nur  ist  er  nicht  so  zähe.  Wo  die  Kluft 
frei  ausgebildet  ist,  erscheinen  kurze  dünne  Stengel  von  Amphibol  in  liegender 
Stellung  auf  derselben.  Solche  Klüfte  sind  aber  meist  mit  jüngeren  Mineralien 
bedeckt,  so  allenfalls  mit 


167 

Alb  it.  Derselbe  ist  beinahe  durchsichtig,  nur  schwach  graulich  gefärbt 
und  nahezu  mit  den  Flächen  go  P  oo  angewachsen,  indem  er  Drusen  bildet,  deren 
Krystalle  parallel  orientirt  sind.  Die  grössten  Krystalle,  aus  wenigen  kleineren 
aufgebaut,  haben  ganz  das  Aussehen  von  Adulareu  und  erreichen  Längen  bis  zu 
IVa"""  bei  einer  Breite  von  mehr  als  P"".     Die  Flächencombinationeu  sind: 

co'P.  OD?'.  oP.  ooPoo    oder    ooT.    ooP'.  oP.  oo  Poo  .  2P  oo'.  ,P  oo  .     ooP3'. 
Parallel  zu  oP  zeigt  sich  Schalenbildung    bei  gewissen  kleineren  Krystallen.     Die 
Flächen   oo  'P .  oo  P'  zeigen  schwache  verticale  Streifung,  oP  aber  entweder  flache 
Zwillingsrinnen  oder  Zwilliugsstreifung.  Ohne  diese  Streifung  könnten  die  Gruppen 
oder  einfachen  Krystalle  leicht  mit  Adular  verwechselt  werden. 

Auf  dem  kleinkrystallinischen ,  grobfasrigen ,  blassgrünlichen  Amphibol 
(Actinolit),  welcher  die  Albitkrystalle  trägt,  sind  kleine,  höchstens  174°""  dicke 
kurze  Säulen  von  Apatit  der  Form  oo  P ,  oP,  als  Gruppenkrystalle  entwickelt, 
blass  berggrün  gefärbt,  beobachtet  worden. 

Auf  ebensolchen  finger-  bis  zweifingerdicken  Unterlagen  von  körnig  fein- 
stengligem  Amphibol  oder  einem  Gemenge  der  kurzen  Actinolitnadeln  mit  Calcit 
findet  sich  auch  Pyroxen  (Diopsid). 

Der  Diopsid  bildet  lichtgrünliche  oder  graulichweisse,  an  den  Kanten  durch- 
scheinende grosskrystallinische  Parthieen  zugleich  mit  verworren  bis  radial  dünn- 
stengligem  Amphibol  (Actinolit),  der  den  Raum  zwischen  den  Pyroxenindividuen 
einnimmt.  Dazwischen  stecken  auch  grössere  späthige  Calcite  mit  zarter  Zwillings- 
riefung  nach  — ^j^U  und  halber  Durchsichtigkeit.  Der  Actinolit  hat  einen  etwas 
bedeutenderen  Glanz  wie  die  grossspäthigen,  weniger  glänzenden  Diopsidflächeu. 
Selbst  lange  Stengel  bis  über  Deciraeterlange  und  mehr  als  Fingerbreite,  welche 
deutliche  Individualisirung  zeigen,  finden  sich  vor. 

Diese  individualisirten  Diopsidaggregate  lassen,  wenn  sie  deutlich  zum 
Vorschein  kommen,  eine  recht  gute  Spaltungsrichtung  nach  ooPoo,  die  einen 
schwachen  Perlrautterglanz  zeigt,  erkennen.  Doch  ergibt  sich  bei  näherer  Be- 
obachtung dieser  Flächen,  dass  sie  weniger  als  Spaltungsrichtungen,  vielmehr  als 
weniger  vollkommene  Schalenbildung  nach  oo  P  oo ,  theilweise  aber  auch  als 
Zwillingszusammensetzungsfläche  (co  P  oo  }  zu  deuten  ist.  Diese  Fläche  zeigt  sich 
nebstdem  stark  horizontal  gestrichelt  und  zwar  in  Abständen  von  etwa  Vs"""  i^^ 
Mittel.  Dieser  Strichelung  nach  ist  das  Mineral  ebenfalls  theilbar  und  erweiset 
sich  diese  Theilbarkeit  als  Folge  der  Schalenbildung  nach  oP.  Weil  ein  jeder 
die  Schalen,  von  der  durchschnittlichen  Dicke  von  V»  bis  etwas  über  l"""",  trennende 
Strich  eine,  wiewohl  geringe  aber  doch  bemerkbare  Dicke  besitzt,  so  liegt  die 
Vermuthung  nahe,  ob  nicht  die  Schalentextur  nach  oP  etwa  durch  verwendete 
äusserst  dünne  Pyroxenlamellen  bedingt  ist.  Übrigens  ist  die  Schalenbildung  nach 
oP  beim  Diopsid  schon  bekannt,   demnach   hier  nicht  zum  erstenmale  erwähnt.  ^■*) 

Der  Winkel  oP  und  oo  P  oo  beträgt  105*^  30'  was  dem  Winkel  C  im  mono- 
symetrischen  Systeme  von  74°  30'  (bei  Pyroxen  ist  C  zz  74°  11')  entspricht.  Da 
die  Flächen  oP  und  coPoo  nur  ganz  wenig  spiegeln,  demnach  nur  unter  dem 
Mikroskope  gemessen  werden  konnten,  so  ergibt  sich  die  durch  die  Messmethode 
bedingte  geringe  Difi'erenz  der  Winkelangaben. 


168 

All  einem  Iiidivirluum,  welches  nach  der  Fläche  qoPgo,  die  hier  die  Juxta- 
positioiisfläche  eines  Zwillinges  vorstellt,  gespalten  ist,  von  der  die  schaligen  Lam- 
inellen  oP  beiderseits  abfallen,  indem  sie  in  dieser  Fläche  sich  treffen,  lässt  sich  der 
Winkel,  den  sie  mitsammen  einschliessen,  mit  149*^  bestimmen.  Um  nun  über  die 
Diopsidnatur  des  Minerales  die  völlige  Überzeugung  zu  gewinnen,  wurde  es  vor 
dem  Löthrohr  versucht;  dann  dessen  spec.  Gew.  mit  3-1992  (aus  Ml  G)  bestimmt 
und  endlich  die  unvollständige  Analyse   desselben   ermittelt,  welche  ergab: 

SiO.     51-73 
CaÖ     26-24 
MgO     18-15 
Der   zu  100  fehlende  Rest  von   etwa  i^^U^lo  dürfte  den  nicht  bestimmten 
Glühverlust,  Fe-  und  vielleicht  auch  Spuren  von  Alverbindungen  vorstellen. 

Der  Diopsid  zeigt  vermöge  seiner  lammellar-schaligen  Zusammensetzung 
nach  oP  und  auch,  wiewohl  etwas  weniger  deutlich,  nach  coPco  die  vollkommene 
Spaltbarkeit  nach  oo  P  nur  in  solchen  Individuen,  welche  weniger  deutlich  schalig 
sind.  Es  verhindert  demnach  die  lammellar  schalige  Zusammensetzung  die  Hervor- 
bringung von  Spaltungsflächen  nach  coP  bedeutend. 

Einige  Diopsidindividuen  bestehen  in  gewissen  Theilen  ihrer  Masse,  meist 

am  Kande  aus  grünlichen  oder  auch  weissen,  feinen  parallelen  dicken  Fasern  von 
etwas  anderem,  nämlich  stärkerem  Glänze.  Es  ist  dies  eine  anfangende  Pseudo- 
niorphose  das  Diopsides  in  Tremolit,  die  vom  Rande  gegen  den  Kern  fortschreitet ; 
die  Tremolituadeln  behaupten  die  Richtung  der  Hauptachse  des  Diopsides. 

Es  scheint  der  Diopsid  in  ähnlichen  Klüften  vorzukommen,  wie  der  Albit, 
oder  mindestens  in  aderförmigen  Nestern,  nämlich  auf  der  körnigfaserigeu  Actiuolit 
oder  Tremolitunterlage. 

Mit  dem  Diopsid,  häufiger  noch  in  Nestern  im  körnigen  Kalke,  welcher 
an  solchen  Stellen  auch  mit  dem  Tremolit  (Actinolitnädelchen)  durchdrungen  ist, 
oder  auch  knapp  au  der  Gränze  mit  dem  weissen  Granit  finden  sich  Nester  von 
grob  späthigem 

Skapolith.  Derselbe  tritt  demnach  meist  in  Contactnestern  in  derben 
bis  kopfgrossen  Stücken  auf,  welche  von  schwach  gelblichgraugi'ün  gefärbtem  kör- 
nigem Kalke  bis  in  fingerdicken  Lagen  begleitet  werden.  Die  grobkrystallinischen 
bis  lauggezogenen  undeutlichen  Säulen  des  Skapolithes  sind  an  den  Spaltungsflächen 
schwach  rissig,  der  Durchscheinheit,  dem  Glänze  nach,  ganz  dem  Skapolit  ähnlich 
und  nicht  mit  körnigem  Orthoklas,  welcher  ebenfalls  Nester  bildet  zu  verwechsein. 
Die  angewitterte  Oberfläche  des  Skapolithes,  ist  in  Bruchstücken,  welche  lange  an 
Luft  lagen,  etwas  getrübt,  undurchsichtig. 

Der  Skapolith  ist  hier  keineswegs  selten,  trotzdem  dass  er  in  Böhmen  zum 
erstenmale  nachgewiesen  w^orden  ist.  Vor  dem  Löthrohr  schmelzen  kleine  Splitter 
unter  Aufschäumen  zu  einer  durchsichtigen  Perle.  Die  Härte  ist  ö'/o ;  das  specif. 
Gew.  2-6945  (mit  •96g  bestimmt).  Ln  Wasser  entwickelt  das  Mineral  eine  bedeu- 
tende Menge  von  Luftbläschen. 

Dieses  Vorkommen  des  Skapolithes  im  körnigen  Kalke  als  Contactmineral 
stimmt  mit  dem  Auftreten  dieses  Minerales  an  andern  Orten  überein. 


1 
I 


169 

Orthoklas  bildet  Nester  von  krystallinischem  Gefüge  mit  oder  olme 
Skapolitli  als  Gräuzmineral.  lu  denselben  ist  manchesmal  auch  lauchgrüner  Talk 
in  Krystallen  zu  finden,  wie  derselbe  später  beschrieben  werden  wird.  Ein  Theil 
der  körnigen  Aggregate  dürfte  auch  Albit  sein. 

Quarz  findet  sich  als  Gräuzmineral  zwischen  den  durchsetzenden  weissen 
Granitgängen  und  dem  körnigen  Kalk,  oder  zwischen  Kalk  und  Grauitgneus.  Er 
ist  derb,  weiss  und  durchscheinend  ;  enthält  auch  Tafeln  von  blasslauchgrünem  Talk. 

Rhodonit.  In  den  krystallinischen  weissen  Orthoklasnestern  wurden 
als  Seltenheit  kleine  mehr  als  mohngrosse  Körner  dieses  Minerales  eingewachsen 
gefunden. 

Granat  (Grossular).  Als  Seltenheit  auf  dem  verworren  kurzfaserigen 
Amphibol  (Actinolit)  in  Begleitung  mit  den  vorerwähnten  Mineralien,  in  dessen 
Klüften  er  in  kleinen  gelblichbraungrünen  Krystallen   oo  0  aufgewachsen  ist. 

Epidot  in  grossspäthigem  zwillingsartig  gestreiftem  Calcit,  am  Contacte 
mit  dem  weissen  Granit  und  dem  kih-nigen  Kalk  oder  im  Orthoklas  oder  Ska- 
polith,  wie  wohl  seltener  eingewachsen,  ist  nur  in  quergebrochenen  Krystallen  von 
1—2™™  Breite  bekannt.  Im  Bruche  muschlig,  diamantartig  giasglänzend,  die  Be- 
gränzuugen  nur  den  Flächen  oP,  —  P  oo ,  oo  P  oo  entsprechend.  Die  dunkelpista- 
cieugrüne  Farbe,  der  Glanz  und  das  Verhalten  vor  dem  Löthrohr  lassen  dieses 
hier  so  seltene  Mineral  erkennen. 

Im  Skapolith  findet  sich  Titanit  in  kleinen  bis  1«™  langen  und  7^«='° 
breiten  Krystallen  eingewachsen,  doch  sind  die  kleinen  Krystalle  viel  häufiger  als 
die  grossen,  welche  ihrer  Grösse  nach  an  die  Krystalle  von  Areudal  erinnern.  Die 
braunen  glänzenden  Krystalle  zeigen  die  Flächen  73P2 .   oP.  Pco. 

Im  körnigen  Kalke  fand  sich,  jedoch  nur  ein  einziges  Mal,  demnach  als 
Seltenheit,  ein  eingewachsenes  zerbrochenes  Individuum  von  Columbit  von  den 
Flächen  00  P  00  deutlich,  aber  vielleicht  auch  von  co  P  begränzt,  vor.  Im  Quer- 
bruche ist  der  beinahe  eisenschwarze,  ganz  schwach  bräunliche,  halb  metallisch 
glänzende  undurchsichtige  Columbit  von  kirschrothem  Strich  und  von  der  Härte  6. 
Vor  dem  Löthrohr  wird  das  Mineral  nicht  magnetisch,  ist  unschmelzbar  und  gibt 
eine  sehr  deutliche  Mauganreactiou.  Mehr  Proben  konnten  nicht  angestellt  werden. 
Das  als  Columbit  erkannte  Mineral  ist  das  erste  Vorkommen  in  Böhmen.  ^^)  Wegen 
des  verhältnissmässig  reichlichen  Mitvorkommens  von  Titanit  ist  dessen  Vorhanden- 
sein nicht  aussergewöhnlich.  Ausser  diesen  Mineralien  kommen  in  der  Dehetuiker 
Schlucht  noch  andere  vor,   welche  sich  der  genauen  Bestimmung  entziehen. 

So  werden  manche  Skapolithe  von  Adern  eines  dem  edlen  Serpentin 
ähnlichen  durchscheinenden  schwefelgelben  Minerales  durchzogen.  Körnige  Amphi- 
bole  und  Kalke  durchziehen  au  den  Kanten  stark  durchscheinende  Trümmer, 
welche  blass  schmutziggrünlich  ebenfalls  an  edlen  Serpentin  erinnern,  die  sich 
aber  fettig  anfühlen  und  durch  den  Fingernagel  ritzen  lassen,  vielleicht  deuten 
sie  auf  dichten  Talk  (Steatit)  oder  Kaolin  (Steinmark),  wiewohl  sie  auch  an  manche 
Pseudophyte  (von  Markircben  in  den  Vogesen)  erinnern.  Ohne  genaue  Unter- 
suchungen, zu  welchen  es  an  reinem  Materiale  gebricht,  lassen  sich  derartige 
Mineralien   nicht   immer  bestimmen.     Das  Mineral   ist   vor  dem  Löthrohr  schwer 


170 


schmelzbar,  demnacli  vielleicht  auch  ein  nicht  homogenes  Mineral,  etwa  Talk  mit 
irgend  einer  andern  Beimengung. 

In  weissem  körnigen  Kalke  erscheinen  Adern  eines  dichten  gelb  lieh  grauen, 
gewiss  aus  dem  Kalkstein  durch  Impraegnation  entstandenen  Minerales,  von  Kalk 
nicht  ganz  scharf  getrennt,  in  welchem  kleine  Körner  von  blass  honiggelber  Farbe, 
mattem  Glänze  im  dichten  Bruche  und  geringer  Härte,  eingewachsen  erscheinen. 
Diese  Körner  entziehen  sich,  ihrer  geringen  Menge  wegen,  der  näheren  Unter- 
suchung, macheu  aber  den  Eindruck,  als  wären  sie  bei  ihrer  ganz  geringen  Härte 
Pseudomorphosen  vielleicht  von  Talk  oder  einem  Thou  nach  Chondrodit  oder  Augit. 
Die  Begründung  wird  später  bei  der  Erwähnung  der  Mineralien  des  Kalklagers 
von  Rychnov  bei  Krouna  folgen. 

Die  alten  bewachsenen  Gruben  auf  Theile  des  Kalklagers  im  Walde  Ochoz, 
500  Schritte  W  von  Chlum,  im  Gehänge  am  rechten  Ohebkaufer,  dürften  ähnliche 
Verhältnisse  wie  der  Dehetniker  Bruch  gezeigt  haben.  Auch  hier  sind  die  Gänge 
des  weissen  Granites  häufig,  an  denen  die  Lagertheile  plötzlich  absetzen. 

Quarz  als  Contactbildung  führt  hier  eingewachsen  dünne  unrein  licht 
grünlichgrau  gefärbte  hexagouale  Tafeln  von  Talk,  wie  derselbe  schon  vordem, 
jedoch  in  kleineren  dickeren  Tafeln  erwähnt  worden  ist.  Die  bis  2"°'  Durchmesser 
besitzenden  Tafeln  sind  eben  oder  etwas  gebogen,  auf  der  oP  Fläche  auch  un- 
bedeutend runzlig.  Der  Talk  ist  wenig,  aber  deutlich  optisch  zweiachsig. 

Nester  von  Skapolith,  umgeben  von  dem  mit  Tremolit  durchzogenen  gelblich- 
grünen Kalke   und   mit  serpentinähulichen  Körnchen  finden  sich  auch  hier  häufig. 

In  eben  einer  solchen  Scholle  von  Granitgneus  der  Tfemosnicer  Schlucht 
(in  welcher  das  J^isenwerk  Hedwigsthal  liegt),  deren  linksseitige  obere  Nebenschlucht 
Peklo  heisst,  ^^)  ist  nahe  unter  der  Peklomühle,  etwa  500  Schritt  darunter  {W 
Kraskov)  im  rechten  Gehänge  ein  körniger  Kalk  bekannt,  dessen  Fortsetzung  gegen 
NW  am  einen  nicht  bedeutend  mächtigen  Gang  von  rothem  Granit  plötzlich  absetzt. 
Auch  durch  weniger  bedeutende  Granitgänge  ist  der  in  seiner  Lagerung  gestörte 
körnige  Kalk  durchsetzt.  Die  Lagerstätte  scheint  ein  Lager  zu  sein,  wiewohl  die 
Aufschlüsse  noch  geringen  Zweifeln  Raum  lassen.  In  den  Granitgängen  sind  auch 
mit  Biotit  umhüllte  Kalk-  und  Skapolithnester  anzutreffen.  Das  Verflachen  des  Lagers, 
dessen  Mächtigkeit  bis  zu  1^2'"  ja  sogar  zu  3°"  anschwillt,  wechselt  von  22''  bis 
24 V4''  mit  20—40'*.  Es  ist  nur  in  der  Mitte  rein  weiss,  nur  mit  grünlichen 
Streifen ;  ^4™  vom  Hangenden  und  Liegenden  aber  grünlich  gefärbt  durch  Serpentin 
oder  Actinolitimpraegnationen.  Der  körnige  Kalk  wird  durch  fingerdicke  Adern  von 
verworren  körnig-kurzfaserigem  Actinolit  von  graulich-grüner  Farbe  oder  mit 
Tremolit  von  lichterer  Farbe  durchsetzt.  Sowohl  in  diesen  Adern  als  auch  am 
Contacte  mit  dem  Nebengestein  finden  sich  Skapolith ;  die  Klüftchen  erscheinen 
mit  schwachen  Überzügen  eines  serpentinartigen  Minerales  überzogen.  Im  derben 
Skapolith  sind  auch  kleine  Titanitkrystalle  eingewachsen. 

Das  Vorkommen  von  Skapolith  erinnert  an  die  Mineralfundörter  bei  Bojanov. 

Im  dünnplattigen  G 1  i  m  m  e  r  s  ch  i  e  f  e  r  und  seinen  Übergängen  in  Amphibol- 
schiefer  finden  sich  nur  kleine  Granatkörnchen  in  der  Umgebung  von  Podhoran.  In 
den  Gneusglimmerschiefern  W  von  Mräkotin  (zwischen  Skuc  und  Hliusko  auf  der 
Karte  als  Glimmerschiefer  aufgetragen)  kommen  gleichfalls  kleine  Granatkörner  vor. 


171 

V 

Im  OS  Fusse  der  Zelezne  hory  sind  meist  zahlreiche  Baue  auf  Gänge  und 
Trümmer  von  Limonit  zwischen  Licomeric  bis  Chvalovic  (Zlebsk6  Chv.  NO 
Ronov)  im  Betrieb  gewesen.  Bei  Licomeric  entweder  in  faulem  Glimmerschiefer 
oder  Phyllit-Glimmerschiefer  oder  Amphibolitschiefer,  was  nicht  immer  nach  alten 
Pingen  genau  zu  entnehmen  ist;  bei  Chvalovic  in  einem  faulen  Gesteine,  welches 
nicht  mehr  deutbar  ist  und  das  zersetzter  Amphibolit  oder  Diorit  sein  könnte, 
in  Amphibolschiefer.  Die  Limonite  dürften  Gangtrümmer  oder  Gangnester  als 
Rasenläufer  vorgestellt  haben ;  ob  dieselben  vielleicht  der  Ausbiss  von  Magnetit- 
trümmern bilden,  kann,  weil  der  Bergbau  zum  Erliegen  kam,  nicht  behauptet  werden, 
wo  nur  Vermuthungen  nach  den  an  den  Halden  vorfindlicheu  Gesteinen  gestattet 
sind.  Die  am  spätesten  zum  Erliegen  gekommenen  Stollenbaue  sind  knapp  bei 
Chvalovic  nahe  über  der  Gränze  des  schiefrigen  Amphibolgneuses  und  Amphibol- 
schiefers  über  der  Kreidestufe,  die  sich  an  den  Fuss  des  steilen  Abhanges  anlehnt. 

Bei  Licomeric  finden  sich  auch  Quarznester  von  kleinkrystallinischer  Textur 
mit  dem  dichten  Limonit,  der  hier  uesterförmig  vorzukommen  scheint.  ^') 

In  den  laurentinischen  Gesteinen,  welche  das  Eiseugebirge  in  der  Nähe  des 
böhmisch-mährischen  Gebirges  zusammensetzen,  finden  sich  nur  wenige  beachtens- 
werthe  Mineralien;  so  allenfalls  im  S  Theile  des  Dorfes  Krouna  (Hlinsko  O),  wo 
nicht  weit  von  den  südlichsten  Hütten  des  Dorfes  in  einem  Biotitgneuse  mit  aus- 
geschiedenen weissen  Orthoklasaugen  Biotitglimmerschiefer  wechsellagert,  in  dessen 
biotitärmeren  granulitähnlichen  Varietäten  grüne  Schuppen  von  M  u  s  c  o  v  i  t  (Fuchsit) 
und  braunschwarze  T  u  r  m  a  1  i  nsäulchen  vorkommen.  Das  Verflachen  dieser  Schichten 
hier  ist  gegen  22''  mit  30"  gerichtet. 

Zwischen  Krouna  und  Rychnov,  jedoch  näher  zu  Rychnov  kommen  im 
kleinkörnigen  Biotitgneus  mit  weissen  Körnern  von  Orthoklas  (Augengneus),  der 
nach  17^/4''  mit  45°  verflächt,  viele  schw^ache,  höchstens  etwa  1™  mächtige  Lager 
und  lenticuläre  Nester  von  körnigem  weissem  Kalke  vor,  welcher  vielfach  verworfen 
ist  und  durch  zahlreiche  weisse  aplitische  oder  kleinkörnige,  echte,  wenig  mächtige 
Granitgänge  durchsetzt  und  ebenfalls  verworfen  wird.  Nur  wenig  mächtige  Gneus- 
schichten  trennen  stellenweise  die  Kalklager. 

In  dem  körnigen  Kalke  kommt  stellenweise  ein  schuppiges  oder  grünliches 
dichtes  durchscheinendes  Mineral  vor,  welches  als  Talk  zu  deuten  wäre  theils  in 
Nestern,  theils  in  Klüftchen.  Ebenso  sind  auch  Klüfte  im  Gneus  durch  grünliche 
Steatitüberzüge  gefärbt,  wie  auch  in  den  Graniten  manche  Orthoklase  grünlich 
gefärbt  sind,  als  wenn  eine  anfangende  Pseudomorphose  in  Steatit  vorliegen  würde.  ^*) 

Ausserdem  finden  sich  bis  beinahe  erbensgrosse  Körner  von  blass  honig- 
gelber und  grauschwarzer  Farbe,  dichter  Textur  und  der  Härte  von  1 — 1^2  im 
körnigen  Kalke,  welche  als  irgend  eine  Pseudomorphose  nach  Augit  oder  Chondrodit 
zu  deuten  wären.  Dieselben  verlieren  im  Kölbchen  Wasser,  werden  dabei  schwarz, 
brennen  sich  unter  Leuchten  weiss  ohne  zu  schmelzen  und  enthalten  kein  AI0O3. 
Winzige  Psilomelandendrite  sind  im  Kalke  häufig. 

In  dem  körnigen  Kalklager,  von  8""  Mächtigkeit  und  iVOVerflächen,  von 
Javorka  im  Eisengebirge  (OBestvin),  dessen  Liegendes  weiss,  das  Hangende  aber 
graphitisch,  dunkel  gefärbt  ist,  erscheinen  im  Liegenden  gleichfalls  Serpentiunester- 


172 

lu  dem  unter  Rychuov  liegeudeu  Biotit-Muscovitgiieuszuge  kommen  in 
Ruda  bei  Pustä  Kameuice  (bei  Cachuov  NNO  Svratka)  in  ganz  untergeordneten 
Amphibolitschiefern  M  a  g  n  e  t  i  t  anhäufungen  und  Nester  vor.  ^'') 

Ebenso  wird  Magnetit  in  Einsprengungen  im  Amphibolitschiefer  bei  Stru- 
zinec  {SW  Hlinsko)  augeführt,  wo  bei  dem  Hegerhause  vor  20  Jahren  noch  Schür- 
fungen bestanden.  Es  heisst  auch  das  Hegerhaus  „u  Rudy". 

In  der  Hodom'nerschlucht,  die  oberhalb  der  Peklomühle  in  die  Ohebka- 
schlucht  mündet,  finden  sich  W  von  Nassaberg  in  der  Nähe  des  Weges  nach 
Böhmisch-Lhotic  in  der  Thalschlucht  in  einer  kleinen  Gneusscholle,  welche  im 
grauen  Granit  oder  Diorit  eingeschlossen  ist,  kurze  Gangtrümmer  von  Limonit 
von  kaum  bauwürdiger  Mächtigkeit.  Die  kurzen  Nesterchen  und  Gangtrümchen 
von  dichtem  Limonit  in  dem  ganz  faulen  Gneuse  scheinen  auch  nur  Rasenläufer 
zu  sein  und  möglicher  Weise  ebenfalls  an  der  Gräuze  von  schiefrigem  Diorit  oder 
Nestern  von  Amphibolit  mit  Granit  vorzukommen.  Sie  dürften  den  in  Dioriten 
eigenthümlichen  Pyriten,  die  sich  gänzlich  zersetzt  haben,  den  Ursprung  verdanken. 
Eine  deutliche  Entblössung  in  dem  vielfachen  Wechsel  von  Gesteinen  fehlt,  desshalb 
nähere  Angaben  über  die  Lagerungsverhältnisse  unzulässig  erscheinen  um  so  mehr 
als  der  Stollen  des  Versuchsbaues  verbrochen  ist. 

In  den  Gesteinen  im  Liegenden  des  Eisengebirges  also  SW  von  demselben 
ist  vornehmlich  Granat  ein  sehr  gemeiner  accesorischer  Gemengtheil  in  manchen 
Gesteinen, 

In  den  schiefrigen  Biotitgneusen,  welche  sich  als  niedrige  Klippen  aus  der 
Kreideniederung  von  Zbislav  SO  gegen  Loucic  {ONO  Caslau)  hinziehen,  erscheinen 
ganz  untergeordnet  biotitarme  Parthieen,  oder  Schichten  von  Muscovitgneus,  oder 
Turmalingneus  ganz  untergeordnet  eingelagert.  Die  schiefrigen  Biotitgneuse  mit 
oder  ohne  kurze  Quarz-  oder  weissen  Orthoklasflasern  führen  in  grosser  Zahl  bis 
eigrosse  colombin-  bis  colombinrosenroth  gefärbte  Granatkörner  (Almandine).  Zu- 
weilen sind  die  Almandine  schalig  oder  auch  Ivörnig  zusammengesetzt  mit  etwas 
Orthoklas  durchwachsen,  häufig  aber  mit  einer  dünnen  Orthoklasriude  umhüllt. 

In  dem  ganzen  Zuge  Zbislav-Choteboi*  sind  Granate  in  Gneusen  liäufig, 
so  dass  eine  Aufzählung  der  einzelnen  Fundstätten  zu  weitläufig  wäre. 

Reichlich  sind  bis  nussgrosse  colombiurothe  Granate  in  dem  Biotitgneus 
und  dem  schiefrigen  Muscovitgneus  Ä  und /STF  von  Ronov;  noch  zahlreicher  treten 
bis  mehr  als  wallnussgrosse  Grauatkörner  aber  im  Ampliibolgneus  zwischen  Ronov 
und  Mladotic  zum  Vorschein. 

Ebenso  finden  sie  sich  auch  im  Granitgneus  von  Stare  dvory  bei  Lichnice. 

Im  Amphibolschiefer  von  Markovic  {NW  Zieh),  sowie  auch  im  Zuge  dieses 
Schiefers  (auch  Amphibolgneus)  von  Knezic  gegen  Moravan,  dann  bei  Zvestovic 
sind  E  p  i  d  0  t-Ausscheidungen  in  Körnern  und  kurzen  Säulen  so  häufig,  dass  die 
Bezeichnung  dieser  Schiefer  als  Epidotamphibol  schiefer  gerechtfertigt  wäre.  Bei 
Markovic  finden  sich  in  denselben  ausserdem  noch  grössere  nesterförmige  bis  mehr 
als  fingerdicke  Ausscheidungen  von  weissem  Orthoklas. 

In  dem  Biotit-Amphibolgneus  von  grobstengliger  Textur,  der  nach  674^ 
mit  58°  verflächt,  in  der  Umgebung  von  Borovä  sind  winzige  Pyrrhotinkörnchen 
bis   zu   erbsengrossen  Aggregaten    angehäuft;   mit   denselben   treten  ganz  spärlich 


173 

auch  Chalkopyritkörnchen,  die  jedoch  erst  unter  der  Loupe  sichtbar  sind,  auf. 
Vornehmlich  in  dem  Hügel  S  von  Borovä,  auf  dem  die  Kirche  steht,  zeigt  das 
Gestein  die  vorerwähnten  Impraegnationen. 

Südlicher  bis  zur  Säzava  (bei  Pfibyslav)  zeigen  biotitreichere  Gneuse 
wiederum  zahlreiche  Granatkörner. 

In  dem  Biotitgneus  von  grobflasriger  Textur  bei  Svratka  und  Svratouch 
finden  sich  kurze  Gangnester  von  durchsichtigem  Kauchquarze. 

In  der  Umgebung  von  Golcüv  Jenikov  vornehmlich  gegen  Süden  bis  Le- 
stinka  und  Nove  dvory  finden  sich  oberflächlich  viele  Brocken  von  wasserhellem 
Quarz  (Bergkrystall)  oder  von  blass  rauchgrauem  durchsichtigem  Quarze,  an  denen 
noch  theilweise  blass  fleischrothe  Orthoklasbruchstücke  oder  spärliche  grössere 
Schuppen  von  Biotit  haften.  Diese  durchsichtigen  Quarze  stammen  sämmtlich  aus 
schwachen  Gängen  von  Pegmatit,  die  den  biotitreichen  Gneus  durchsetzen  oder  in 
Nesterform  auch  ausgebildet  sind. 

Ähnliche  Rauchquarze  finden  sich  aber  auch  an  andern  Orten  wie  nahe 
der  Säzava,  allenfalls  bei  Käcov  recht  häufig,  was  jedoch  schon  weit  aus  unserem 
Gebiete  fällt. 

Quarze  in  lenticulären  Nestern  sind  in  dem  flasrigeu  Biotitgneuse  oder 
in  dem  Glimmerschiefergneuse  SW  vom  Eisengebirge  in  dem  SO  böhmischen 
Gneusplateau  häufig.  Die  scharfkantigen  Brocken  gemeinen  Quarzes,  welche  stellen- 
weise in  den  Feldern  auf  dem  Gneusgrunde  so  häufig  sind,  stammen  aus  diesen 
Nestern. 

Auch  Turmalin  in  recht  ansehnlichen  bis  fingerdicken  Krystallen  bildet 
einen  häufigen  Gemengtheil  des  Gneuses  vornehmlich,  wenn  er  etwas  Muscovit 
enthält.  Auftällig  ist  die  Menge  des  Turmalines  in  jenen  festen  schuppigen  Mus- 
covitgneuseu,  welche  grössere  Kuppen  von  granitähnlichem  Aussehen  bilden,  wie 
die  Blänikkuppen  bei  Louhovic  u.  s.  w.  Eine  solche  Kuppe  aus  schuppigem  Mus- 
covitgneus,  der  ähnlich  wie  Granit  in  dicke  Bänke  zerfällt,  ist  die  Tisi  skäla 
zwischen  Caslau  und  Golcüv  Jenikov,  in  welcher  der  Turmalin  recht  häufig  ist. 

Indessen  durchsetzen  den  Gneus  SW  vom  Eisengebirge  häufig  auch  Tur- 
malinpegmatite,  deren  Bruchstücke  sich  an  allen  Feldwegen  finden. 

In  dem  Biotitgneus  n.  zw.  in  der  flasrigen  und  biotitreichen  Varietät  des- 
selben findet  sich  zwischen  Borek  und  Kraborovic  SO  Vilimov,  nahe  südlich  von 
der  Hauptstrasse  ein  Lagerstock  von  Serpentin,  der  über  lOO""  Mächtigkeit  besitzt, 
steil  nach  2^/4''  wie  der  Gneus  beinahe  saiger  verflacht  und  deutlich  bankförmig 
abgesondert  ist.    Die  Bänke   gehen   parallel  zur  Schichtung  des  Gneuses. 

Das  Liegende  des  Serpentinlagerstockes  ist  Eklogit,  das  Hangende  bildet 
Amphibolschiefer.  Accessorisch  finden  sich  im  Serpentin  Körner  von  zu  Phaestin 
umgewandeltem  Bronzit;  die  Klüfte  desselben  sind  durch  weisse  Maguetitanflüge 
ausgefüllt. 

In  den  Biotitgneusen,  die  nach  6^4— 6V4  niit  80— 75*^  verflachen,  finden 
sich  auch  kleinere  gangförmige  Nester  von  Serpentin:  so  bei  der  Brücke  (Bräu- 
haus) iVTFvon  Borovä  im  rechten  Bachufer,  wo  dieses  Gestein  mit  eingewachsenen 
Körnern  von  Bronzit  und  Pyrop  auf  viele  Schritte  Länge  zum  Vorschein 
kommt,  dann  irgendwo  im  N  Gehänge  der  Zäkovä  hora  (A  809™  schon  in  Mähren) 


174 

S  von  Heralec  in  Form  eines  Stockes  in  den  Wiesen  des  flacheren  Gehänges, 
Dieser  Serpentin  von  schmutzig  graugrüner  Farbe  und  sehr  feinkörniger  Textur 
ist  schon  ausserhalb  des  geologisch  colorirten  Bereiches  der  Karte.  ^°} 

Bei  der  Mühle  von  Stany  (SW  Hlinsko)  kommen  in  Gneusen  und  schief- 
rigen  Felsitporphyren  bis  armdicke  Quarznester  mit  kleinstengligen  und  verworren 
dickfasrigen  Aggi-egaten  von  schwarzem  Turm al in  vor. 


Mineralien  der  geschichteten  Gesteine  der  silurischen  Gesteine  des 

Eisengebirges. 

In  den  Silurschichten  des  eigentlichen  Eisengebirges,  in  welchem  diese 
Gesteine  bis  gegen  Slatinan  zu  im  Zusammenhange  auftreten,  finden  sich  ins- 
besondere zwischen  Bumbalka  und  W  Litosic  in  den  schwarzen  phyllitähulichen 
Thonschiefern  der  cambrischen  Etage  A  lenticuläre  Lager  von  weissem  dichtem 
oder  feinkörnigem  Quarz  von  solcher  Ausdehnung,  dass  sie  selbst  auf  der  Karte 
aufgetragen  werden  können.  Lenticuläre  Quarznester  von  geringerer  Grösse  sind 
aber,  ebenso  wie  Trümmer  und  Schnüre,  sowohl  in  Grauwacken  als  auch  Grau- 
wacken schiefern,  Thonschiefern  Quarziten,  so  häufig,  dass  dieselben  nicht  besonders 
erwähnt  werden  können.  In  einem  bedeutenden  solchen  nesterförmigen  Quarzlager 
genau  W,  etwa  100 — 200  Schritte  von  Väpenka  (bei  Semtes),  welches  wahrscheinlich 
in  schwarzem  cambrischen  Thonschiefer  A  oder  am  Contact  desselben  mit  Granit 
eingelagert  ist,  finden  sich  Adern  und  kurze  bis  fingerdicke  Nester  von  klein- 
körnigem derbem  Arsenopyrit,  welche  unter  dem  Rasen  etwas  graulich  an- 
gelaufen sind  und  in  Klüftchen  mit  Anflügen  von  blassgrünlich  gefärbtem  A  r  s  e  n  i  t 
überzogen  erscheinen. 

In  denselben  Thonschiefern  der  Etage  A  sind  Pyritimpraegnationen  recht 
häufig;  durch  theilweise  Zersetzung  der  Pyrite  werden  die  schwarzen  Phyllite 
bröcklig,  zu  Alaunschiefer  verwandelt,  sind  mit  brauneu  oder  citrouengelben  schwa- 
chen Krusten  überzogen  wie  0  von  Vinailc  (Fig.  3,  0  von  Vinaric  bei  Stange  225). 
Anhäufungen  von  Pyritkörnern  oder  Krystallen  in  Form  von  kurzen  Nestern  oder 
den  Schichten  nach  gehenden  Impraeguationsschnürchen  wurden  in  diesen  Gesteinen 
vielfach  beschürft  und  auch  theilweise  versuchsweise  abgebaut :  so  in  der  Schlucht, 
welche  N  von  Licomeric  ausmündet,  zwischen  der  Mündung  derselben  und  den 
verlassenen  Kalkgruben  daselbst  etwas  tiefer  unter  denselben,  im  linken  Gehänge 
genau  NNO  von  Licomeric  etwa  550 — GOO""  entfernt.  Die  schwarzen  Thonschiefer 
zeigen  am  Ausbisse  braune  Limonitfärbungen.  Im  Walde  Sträcek  NW  von  dem 
Jägerhause  bei  Zbislavec  ist  in  der  Bachsohle  Pyrit  in  Quarznestern  ebendesselben 
Thonschiefers  A  in  Körnern  eingewachsen.  Sonst  sind  andere  Fundörter  nicht 
erwähnen  swerth. 

Aber  auch  in  den  phyllitähulichen  schwarzen  Thonschiefern  der  Etage  Dd^, 
welche  durch  die  Citkover,  Podol-Prachovic-Kostelecer,  und  andere  Schluchten 
entblösst  sind,  zeigen  sich  Spuren  von  einstiger  reichlicher  Anwesenheit  von  ein- 
gewachsenen Pyritkrystallen  der  Form  od  0  od.  Es  finden  sich  hier  nämlich  in 
den  Phylliten  überall  zahlreiche  einzelne  oder  gehäufte  Hohlräume  nach  verschwun- 


175 

denen  Pyriten,  aus  denen  trotz  der  eingedrückten  und  deformirten  Formen  der- 
selben doch  auf  die  Würfelgestalt  der  einst  da  eingewachsen  gewesenen  Pyrite 
geschlossen  werden  kann.  Die  negativen  verdrückten  Hohldrücke  sind  bräunlich 
angeflogen.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  unter  dem  Ausbisse  dieser  Thonschiefer 
die  Pyrite  wirklich  noch  eingewachsen  anzutreffen  wären. 

In  dem  körnigen  Kalke,  welcher  einen  Lagerstock  in  den  Phylliten  Dd^ 
bei  Väpenny  Podol-Prachovic  bildet,  erscheinen  Klüfte  durch  späthigen  Calcit 
ausgefüllt  oder  auch  mit  Drusen  der  Form  —  ^k^  •  ^^  überkleidet.  Im  östlichen 
Lagerende  ist  der  Kalk  durch  eine  mit  zerriebenem  graphitischen  Phyllit  ausgefüllte 
Verwerfungskluft  dislocirt,  in  deren  Nähe  im  körnigen  Kalke  Calcitdrusen  der 
Form  —  2R  und  auch  S  e  1  e  n  i  tkryställchen  vorkommen. 

Im  körnigen  Kalke  der  Etage  A  in  der  Schlucht  von  Licomefic  sind  in 
Limonit  umgewandelte  Pyritkörnchen,  oder  oberflächlich  bräunliche  Pyrite  der  Form 

-] ^ —  bis  1'"°'  Grosse,  eingewachsen. 

Aber  auch  echte  Gänge  von  Mineralien  durchsetzen  die  cambrischen 
Gesteine. 

Durch  Chvaletic  {OS  Elbe-Teinic)  streicht  ein  mächtiger  Limonitgang 
in  Schichten  der  Etage  A,  von  dem  sich  lose  Brocken  von  dichtem  reinen  Limonit 
am  Wege  vom  oberen  Theile  des  Dorfes  gegen  Zdechovic  reichlich  zerstreut  vor- 
finden. Aber  550™  WBW  von  der  Mitte  des  Dorfes  aus  gemessen,  kommt  der 
40 — 50  Schritte  mächtige  Gaugausbiss  im  Wege  gut  entblösst  zum  Vorschein,  in 
dessen  Streichungsrichtung  Erzfuudstufen  gesammelt  werden  können.  Der  Gang 
besteht  aus  einer  faulen  gebleichten  Phyllitbreccie,  welche  durch  Limonitschnüre 
durchsetzt  und  mit  Limonit  verbunden  ist;  im  Gange  findet  sich  auch  ein  gänzlich 
aufgelöster,  vielleicht  granitischer  Gang,  der  durch  ein  Limouitnetzwerk  durchsetzt 
wird.  Das  Erz  ist  stellenweise  geodenartig,  auch  aus  verschieden  färbigen  in 
einander  geschachtelten  Schalen  zusammengesetzt.  Das  Nebengestein,  ein  ebenfalls 
fauler,  am  Ausbiss  gebleichter  und  aufgelöster  Thonschiefer  mit  steilem  'N'NO  Ver- 
flachen zeigt  Limonitimpraegnationen,  sowie  auch  citronengelbe  Anflüge,  die  auf 
zersetzte  Pyritimpraegnationen  hindeuten.  Im  Ausbisse  sind  kleine  Nester  von 
Psilomelan,  sowie  auch  Psilomelankrusten  auf  halb  zu  Lydit  umgeänderten 
Thonschiefern  häufig.  Ebenso  finden  sich  im  lettig  aufgelösten  Thonschiefer  des 
Gangausbisses  unter  dem  Rasen  kleine  Knollen  von  Diadochit  mit  traubiger 
Oberfläche.  Das  ganze  Erzvorkommen  erinnert  ungemein  an  den  Erzgang  im  IF 
Abfall  des  Chlumberges  bei  Mezihofi.  ^^) 

In  den  licht  grünlichgrauen  cambrischen  Grauwacken  oder  schiefrigen 
Grauwacken  sind  kurze  Quarzgänge  oder  Klüfte  häufig. 

Ganz  nahe  bei  Ledec  (iV)  {ßW  Choltic)  verflachen  die  Grauwacken  mit 
OO**  nach  1 — 1^4^^  sind  aber  transversal  zerklüftet;  das  Verflachen  der  transversalen 
Zerklüftung,  welche  in  schiefrigen  Einlagerungen  eine  falsche  Schieferung  hervor- 
bringt, ist  aber  nach  8^/4^  mit  64°  gerichtet.  Klüftcheu  oder  arm  dicke  Gang- 
trümmer von  weissem  Quarz  von  krystallinisch  zerfressenem  Aussehen  in  den 
drusigen  Hohlräumen,  stellenweise  nach  verschwundenem  Pyrit  braun  gefärbt  mit 
bis  handgrossen   Nestertrümmern    von   feinkörnigem    Chlorit,    durchsetzen   die 


176 


Schichten  in  Menge,  weil  die  bedeutende  Dislocation  hier  die  Bildung  von 
Spaltenräumeu  begünstigte.  Quarz  und  Chlorit  sind  gleichzeitige  Bildungen.  Selten 
fand  sich  hier  auch  ein  derbes  beinahe  nussgrosses  Korn  von  Chalkopyrit, 
dessen  Vorkommen  so  häufig  an  Quarz-Chlorit-Gäuge  gebunden  ist.  Dass  das 
schmutzig  grüne  sehr  feinkörnige  Mineral  wirklich  Chlorit  ist,  zeigt  dessen  spec. 
Gew.  von  2-9815  (mit  2-84g  Substanz  bei  29°  C).  Der  lufttrockene  Chlorit  hat 
beinahe  kein  hygroskopisches  Wasser  enthalten,  denn  über  Schwefelsäure  verlor 
derselbe  höchst  unmerklich  an  Gewicht;  das  spec.  Gew.  bezieht  sich  auf  das 
getrocknete  Mineral.  Die  Schuppen  des  Chlorites  von  hexagonaler  Form  haben 
die  Breite  von  ^\ — äV"""- 

Übrigens  ist  in  körnigen  Grauwackeu  sehr  feinkörniger  (sogenannter  dichter) 
Chlorit  in  Quarztrümmern  und  ebenso  mit  Limonitimpraegnationeu  von  zersetztem 
Pyrit  herrührend  an  unterschiedlichen  Orten  des  Eisengebirges  anzutreffen. 

Abgesehen  von  den  in  Schiefern  eingewachsenen  Mineralien,  wie  dem 
Ottrelit  im  S  Abhänge  der  Bucina  der  zusammenhängenden  Silurgebilde  im  Eisen- 
gebirge, dem  Staurolith,  Andalusit,  Granat  in  der  Hlinsko-Skucer,  im  Granit 
eingehüllten  Schieferiusel,  und  bei  Nichtberücksichtigung  der  zahlreich  in  Schiefern 
auftretenden  Quarzuester  sind  in  der  Schieferinsel  bei  Kreuzberg  (Krucburg)  noch 
Mineralien  bekannt. 

In  den  grauen,  grünlichgrauen  cambrischen  Phylliteu  oder  Glimmerschiefer- 
phylliten,  also  metamorphosirten  ehemaligen  Grauwackeuschiefern,  die  nach  10*" — 14'' 
mit  20*^ — 50°  verflachen,  sind  bei  Kreuzberg  kleinkörnige  quarzige  Grauwacken  ein- 
gelagert. Dieselben  erscheinen  zwischen  Stadt  Kreuzberg  und  dem  Kreuzberge 
(A659™)  durch  zahlreiche  seichte  Gruben  entblösst,  in  welchen  auf  kurze  Gänge 
und  Gangnetze  oder  Gang-Nester  von  kleinkörnigem  (Eisenglanz)  oder  dichtem 
Haematit  Tag-Baue  geführt  Avorden  sind.  Alle  Klüftchen  der  graulichen  fein- 
körnigen Quarzit-Grauwacke  sind  mit  dichtem  Haematit  oder  wenigstens  schwachen 
Überzügen  dieses  Minerales  braun  roth  gefärbt.  In  den  Hohlräumen  des  Haematites 
sind  Malachite  in  tafelartigen  Aggregaten  als  Pseudomorphosen  nach  irgend 
einem  Mineral  anzutreffen,  ^"^j  Ausserdem  finden  sich  auch  schwache  Überzüge, 
dünne  Rinden  oder  Auflüge  oder  auch  haufsamengrosse  halbkuglige,  sehr  dünn 
coQcentrisch  schalige  Aggregate  einzeln  oder  vereinigt.  Die  Farbe  des  Malachites 
ist  zwischen  span-  und  smaragdgrün.  Mit  dem  Haematit  findet  sich  auch  Chalko- 
pyrit ^^).  Nebstdem  zeigen  die  Klüfte  der  quarzigen  Grauwacke  einzelne  kugel- 
förmige, oder  aus  Halbkügelchen  bestehenden  dünnen  Krusten  von  schwärzlich 
smaragdgrünem  Lunnit.  Die  Krusten  haben  bis  mehr  als  Millimeterdicke,  die 
Kügelchen  sind  grösser  als  eine  kleine  Erbse.  Selbst  die  reinst  ausgesuchten 
Lunnitkügelchen  von  höchst  zart  radialfasriger  Textur,  oder  die  klein  traubig- 
nierenförmigen  Krusten  erscheinen  mit  wenig  Malachit  verunreinigt. 

Die  Härte  =  572,  das  specif.  Gewicht  konnte,  da  sich  selbst  das  allerreinst 
ausgesuchte  Mineral  als  mit  Malachit  verunreiugt  ergab,  nicht  bestimmt  werden 
In  Essigsäure  und  auch  theilweise  im  Ammoniak  ist  er  löslich.  Manche  Krusten  sind 
mit  einem  schwachen  Überzuge  von  Haematit  (mit  Limonit  gemengt)  oberflächlich 
braunroth  gefärbt,  ein  Hinweis  auf  die  jüngere  Bildung  mancher  rothen  Überzüge, 
welche  in  der  Regel  älter  sind  als  der  Malachit  und  Lunnit. 


177 


Eine  Analyse  mit  1'14  g.  Substanz  ergab: 

Umgerechnet   auf   die  bei   100"C 
H2O  bei  100"  C        -74  getrocknete  Substanz 

Glüliverlust     10-91  10-97 

CuO     68-46  68-93 

FejOa,  P2O5       3-74  3.77 

P^Os     14-66  14-81 

AS2O5     Spur  Spur 

Unlöslich  (Gangart)      2-90  •      291 

101-41  101-39 

Diese  Analyse  gibt  auch  folgendes: 

Glühverlust     10-97 

CuO     68-93 

-       Fe2  O3       200 

Po  O5     16-58 

As,  O5     Spur 

Gangart      2-91 

oder  da  das  Eiseusesquioxyd  als  Limonit  vorhanden  war,  ergibt  sich: 

Glühverlust  des  grünen  Minerales     10-63 

CuO     68-93 
P2  O5     16-58 
AS2  O5     Spur 
Limonit      2-34 
unlösliche  Gaugart      2-91 
Der  Glühverlust  von  10'63  besteht  aus  E^  0  des  Lunnites  und  Malachites 
sowie  HoO,  CO2  des  Malachites,  welcher  als  untrennbare  Verunreinigung  mit  dem 
Lunnit  zum  Vorschein  kommt.  Da  wegen  Mangel  an  reinerem  Material  die  Menge 
der  CO2  nicht  direkt  bestimmt  werden  konnte,  um  daraus  das  Meugenverhältniss 
des   Malachites   bestimmen   zu   können,   musste   bei  der  Berechnung   der  Analyse 
das  Verhältniss   des  H2O   und  CO2,   welche   der  Malachitbeimengung   entsprechen 
würden,  etwa  so  gewählt  werden,  dass  auf  die  Po  O5  Menge  ein  durch  eine  ganze 
Zahl  ausdrückbares  aequivalentes  Multiplum  von  aq=rH20  entfalle."**)    Es  ergibt 
sich   dann   als   Verhältniss   des  0  im   H2  0,    (des   Glühverlustes   nach   Abzug   des 
H,0,  CO2   des  Malachites)  CuO  und  PjO^  wie  6-10 :  11-21 :  934  oder  3-27:6:5, 
was  der  Lunnitformel  entspricht. 

Das  zur  Analyse  verwendete  Lunnitmateriale  würde  darnach  bestehen  aus : 
Lunnit  81-5,  Malachit  13-22,  Limonit  2-30,    unlöslicher  Gaugart  2-87,  zu- 
sammen 100-00°/o. 


Mineralien  aus  den  Eruptivgesteinen  des  Eisengebirges. 

Es  sind  wiederum  nur  die  accesorischen  Gesteins-Gemengtheile  gemeint, 
demnach  keineswegs  diejenigen,  welche  wesentlich  zur  Zusammensetzung  der  Fels- 
arten beitragen   und   welche   theils  körnig  oder  porphyrartig   ausgeschieden   sind, 

12 


II 


178 

wenn  auch  manche  davon,  wie  die  bis  fingergrossen  blassfleischrothen  Orthoklas- 
krystalle  des  Gneusgranites  0  von  Slavetin  Erwähnung  verdienen. 

In  dem  grauen  Gneusgranite  der  Umgebung  von  Horni  Babäkov  (NiVN 
Hlinsko)  vornehmlich  an  der  Gränze  mit  den  krystallinischen  Schiefern  der  Hlinsko- 
Skucer  silurischeu  Schieferinsel  finden  sich  zentnerschwere  weisse  Quarzblöcke,  als 
Trümmer  von  Gangnestern,  auf  der  Oberfläche.  In  denselben  sind  grobkörnig 
blättrige  Aggregate  von  Muscovit  eingewachsen,  welche  entweder  ältere,  oder 
mit  dem  Quarze  gleichzeitige  Bildungen  vorstellen,  da  sich  unvollkommene  Krystall- 
aggregate  im  Quarze,  wenn  dieselben  entfernt  erscheinen,  als  Hohldrücke  abformen. 
Selbst  kopfgrosse,  körnig  schuppige,  nur  aus  Muscovit  bestehende  Aggregate  finden 
sich  hier  häufig  lose  herumliegen. 

Im  SW  Abfalle  der  Kankovä  hora,  oberhalb  Kubikove  Duby  und  Tremos- 
nice,  werden  schwache  Pegmatitgänge  in  dem'  groben  Granitgneuse  bemerkt,  in 
welchen  oft  ziemlich  bedeutende  Muscovittafelu,  wenn  der  Orthoklas  blassfleisch- 
roth;  noch  häufiger  aber,  wenn  die  Gänge  weissen -Biotitpegmatit  vorstellen,  grössere 
Biotittafeln  eingewachsen  erscheinen. 

Im  Amphibol-  und  Biotit-Amphibolgneas,  der  nach  4'/,''  mit  26°  verflächt, 
erscheint  S  von  Ronov,  ganz  nahe  (etwa  nur  200  Schritte  SW,  von  der  Mühle 
„na  korecnikäch"  ein  etliche  Meter  mächtiger  zertrümmerter  Pegmatitgang,  aus 
weissem  grosskörnigem  Orthoklas,  blass  rauchgrauera,  sehr  grobkörnigem  Quarz 
und  wenig  Biotitplatteu  zusammengesetzt.  Am  Wege  von  Ronov  zur  heiligen 
Kreuz-Kirche,  knapp  SO  hinter  der  erwähnten  Mühle,  dürfte  der  Gang  wieder  aus- 
beissen,  aber  er  scheint  hier  ein  Trumm,  das  beinahe  nur  aus  Biotittafeln  besteht 
zu  bilden,  denn  der  Orthoklas  ist  zu  röthlichgrauem  Kaolin  verändert,  der  Quarz 
unversehrt.  Der  Biotit  (Meroxen)  bildet  bis  thalergrosse  und  noch  grössere  bis 
fingerdicke,  unvollkommen  hexagonale,  ebene  oder  schwach  gebogene  Platten,  die 
durchaus  leicht  unter  der  Strasse  auszugraben  sind.  Die  schwarzgrünen  Tafeln 
sind  oberflächlich  und  in  feinen  Klüftchen  bräunlich  roth,  durch  Thon  gefärbt. 

In  einem  weissen  grobkörnigen,  beinahe  an  Pegmatit  erinnernden  Granite, 
welcher  zahlreiche,  wenn  auch  wenig  mächtige  Gänge  und  Trümmer  am  Berge 
Kräsny,  im  Ochozwalde  bei  Chlum,  in  der  Dehetnikschlucht  bei  Polanka  bildet 
und  die  Ursache  von  Verwerfungen  in  den  Kalklagern  hierselbst  vorstellt,  sind 
kleine  bis  beinahe  linsengrosse  graubraune  Krystalle  von  T  i  t  a  n  i  t  der  Form 
'^^  P2  .  oP  .  4-  P  CO  häufig  eingewachsen. 

Der  Granit  erinnert  an  Aplit  und  Pegmatit  zugleich,  da  er  arm  an  deut- 
lichen grösseren  Biotitschuppen  ist,  statt  welchen  oft  nur  kurze  lichtgrüne  Am- 
phibolsäulchen  den  dritten  Granitgemengtheil  bilden.  Der  rein  weisse  Orthoklas 
herrscht  bedeutend  vor,  der  Quarz  ist  nur  ganz  untergeordnet,  blassgraulich,  durch- 
sichtig. Ob  der  Amphibol  ursprünglich,  oder  vielleicht  eine  Pseudomorphose  von 
fasrigem  Actinolit  nach  irgend  einem  Minerale  vorstellt,  bleibt  fraglich,  obwohl 
das  erstere,  bei  der  Frische  des  Gesteines  eine  hohe  Wahrscheinlichkeit  besitzt. 
Stellenweise  zeigen  die  Granitgemengtheile  eine  Tendenz  zur  Bildung  von  schrift- 
granitartigen  Verwachsungen,   was  das  Gestein  wieder  dem  Pegmatit   näher  rückt. 

In  diesem  Granite  mit  fleckenweise  blassgraulichem  Orthoklase  und  seltenen 
grösseren  Biotittafeln   ist   im  Kalkbruche   der  Dehetniker  Schlucht  auch  Apatit 


I 


179 

von  schön  blassgrüuer  Farbe,  täuschend  ähnlich  dem  Beryll  in  der  Form  co  P, 
ohne  Endflache,  von  ßabenfederkieldicke  eingewachsen  vorgefunden  worden.  Das 
sehr  seltene  Mineral  von  der  Härte  5,  ist  in  Säuren  löslich. 

Auch  im  Biotitgueus,  welcher  glimmerreich  erscheint  (Glimmerschiefer- 
gneus)  und  zwischen  Moravan  und  Spitic  {N  Vilimov)  langgezogen  lenticuläre 
Quarznester  eingeschaltet  enthält,  erscheinen  in  den  Schluchten  bei  Bucovic  ganz 
schwache  Gänge  von  Pegmatit,  die  wenig  Turm  alinsäulen,  aber  dafür  nette  bis 
mehr  als  l"""  breite  rhombische  Prismen  von  M  u  s  c  o  v  i  tkrystallen  eingewachsen 
enthalten. 

Eines  von  den  gemeinsten  Mineralien  auf  Klüften  im  rothen  Granit,  welches 
vornehmlich  dort  zu  finden  ist,  wo  dioritische  Gesteine  den  rothen  Granit  durch- 
setzen, ist  dichter  Epidot.  Krusten  bis  zu  Fingerdicke  oder  dünne  Anflüge  sind 
vornehmlich  in  der  Umgebung  von  Nassaberg,  der  Umgebung  von  See  (Kraskov, 
Zd'ärec,  Ptudov,  Koväfov)  häufig.  An  die  Aufzählung  sämmtlicher  Orte,  wo  der 
Epidot  in  rothem  Granit  vorkommt,  kann  hier  nicht  eingegangen  werden. 

In  Graniten  finden  sich  auch  Impraegnationeu  und  ader-  sowie  nesterartige 
Ausscheidungen  von  dichtem  Haematit,  so  allenfalls  im  Dorfe  Vceläkov  selbst, 
wo  jedoch  über  das  Verhältniss  der  Impraegnirung  wegen  unvollständiger  Ent- 
blösung  keine  nähere  Angabe  möglich  ist;  dann  auch  in  dem  Steilabfalle  des 
Eisengebirges  zwischen  Bestvin  und  Piousinov,  wo  vornehmlich  der  rothe  Granit 
unter  Hojesin,  wenn  derselbe  etwas  zersetzt  erscheint,  durch  Impraegnationeu  oder 
Haematittrümmer  und  Schnüre  durchsetzt  wird. 

Der  Quarz-  und  Felsitporphyr  führen  kein  nennensw^erthes  unwesentliches 
Mineral.  Nur  in  den  schiefrigen  Felsitpo  rphyren  des  mächtigen  Ktein- 
Lukavicer  Gangmassivs  finden  sich  etliche  Mineralien  von  Belang.  Die  grauen 
Feisite  und  Felsitschiefer  des  Svidnicer  Thaies  enthalten  stellenweise  zahlreiche 
Impraegnationeu  von  Pyrit,  sowie  bis  2°''"  breite  Pyritwürfel  eingewachsen.  Der 
oberflächlich  nicht  mehr  ganz  frische  Porphyr  des  rechten  Thälchen-Ufers  zwischen 
Petrikovic  und  Pohofalka  {SW  Slatinan)  ist  am  Wege,  welcher  von  da,  nämlich 
•75 — '76  km  ONO  von  Petrikovic,  nach  Libomeric  führt,  stellenweise  rothbraun 
gefärbt  und  wird  durch  einen  deutlichen,  etliche  wenige  dm  mächtigen,  aus  reinem 
dichten  Haematit  bestehenden  Gang  durchsetzt,  dessen  Ausbiss  in  den  Weg  fällt. 

Fingerdicke  Haematitschnüre  und  Impraegnationeu  durchsetzen  auch  den 
schiefrigen  Felsitporphyr  von  Bitovan. 

Der  '56  km  ONO  von  Male  Lukavice  entfernte  Hügel,  genannt  Podjahod- 
nicky  vrch  (A-^Sl™),  der  aus  höchst  feinkörnigem  Felsit  besteht,  führt  in  Klüften, 
die  durch  Limonit  bräunlich  angeflogen  sind  ausser  Schüppchen  von  Pyrophyllit 
auch,  wiewohl  seltener  bis  über  Centimeter  breite,  radial-stengligschuppige  Aggre- 
gate dieses  Minerales.  Die  stengligen  Blättchen  sind  perlmutterglänzend  und  blass 
gelblichbräuulich. 

In  Velke  Lukavice  (Gross  L.)  selbst  kommt  kein  schiefriger  Felsitporphyr 
zum  Vorschein,  weil  derselbe  zur  Gänze  verfault,  und  in  ein  schiefriges,  dem 
ersten  Anblicke  nach  an  Talkschiefer  erinnerndes,  nicht  bedeutend  festes  Gestein 
umgewandelt  ist,  welches  aus  zarten,  blass  gelblichgrauen  Schüppchen  von  Pyro- 
phyllit und   Quarzlagen   oder  gedehnten  Quarzkörnern  besteht.     Dass   die  höchst 

12* 


180 

zarten  Schüppchen  nicht  Talk,  sondern  Pyrophyllit  (ein  Zersetzungsprodukt  des 
verfaulten  Orthoklases)  sind,  ergibt  die  Untersuchung,  indem  dieselben  AI2O3 
enthalten  und  nach  dem  Verluste  von  '417,,  HjO  bei  100"  C,  bezogen  auf  das 
lufttrockene  Mineral,  einen  Glühverlust  von  5"197o  (aus  V2  S)  erleiden.  Das  Wasser 
entweicht  schnell  aus  dem  Minerale,  wenn  sich  dasselbe  auch  nicht  aufbläht,  wie 
die  blättrigen  Varietäten  desselben  (bei  Talk  wird  das  HoO  erst  bei  lange  anhal- 
tendem Glühen  verjagt).  Stellenweise  zeigt  der  Pyrophyllitschiefer  keine  Quarz- 
körner, stellenweise  tritt  das  umgekehrte  Verhältniss  statt.  In  dem  Pyrophyllit- 
schiefer selbst,  oder  in  der  Nähe  der  Quarznester,  die  darin  oft  zum  Vorschein 
kommen,  oder  auch  in  den  Quarznestern  findet  sich  Pyrit  in  Krystallkörnern,  oft 
bis  zur  gänzlichen  Verdrängung  der  Schiefermasse  gedrängt  vor,  meist  aber  in 
einzelnen  Körnchen  zerstreut.  Die  Form  gewisser,   deutlich  krystallisirter  Pyrite  ist 

entweder  co  0  00  oder  auch  -\ — ,  deren  grössteu  bis  l"""'  im  Durchmesser  breit 

sind.  Sonst  erscheinen  auch  Einsprengungen  dieses  Minerales.  Alles  Nähere  darüber 
wird  im  III.  Abschnitte  folgen,  der  dem  Bergbaue  zu  Lukavic  gewidmet  sein  wird. 

Übergänge  von  frischen  schiefrigen  Felsitporphyren  in  diese  Pyrophyllit- 
schiefer finden  sich  bie  Skroväd,  indem  sich  in  der  Porphyrmasse  dünne,  parallel 
gelagerte  Membranen  von  schuppiger  Zusammensetzung  zeigen. 

In  schiefrigen  ganz  faulen  graulich  gebleichten  Gesteinen,  von  denen  es 
nicht  sicher  ist,  ob  sie  eine  Phyllitscholle  oder  schiefrige  Feisite  waren,  'NO  bei 
Liciboric  sind  nahe  der  Granitgränze  auch  Baue  auf  Haematitimpraeguationen 
durch  Pingen   angedeutet.     Eine  Bedeutung   dürfte   das  Vorkommen  nicht   haben. 

Im  Syenit  von  Kraskov  (äO,  von  Zdärec  AWO,  von  beiden  Orten  beinahe 
gleich  weit  etwa  1  km  entfernt)  finden  sich  im  rechten  Ufer  des  Zlaty  potok  in 
dessen  nicht  flachen  Ufern  bedeutende  Nester  eines  Epidotgesteines,  welches  aus 
Quarz,  dichtem  Epidot,  braunem  Granat  in  bis  faustgrosseu  Gemengtheilen 
besteht.  In  dem  Epidotgesteine  erscheinen  schwache  weisse  Calcitadern  von  faseriger 
Textur.  Klüfte  des  Syenites  überzieht  Epidot  in  ähnlicher  Weise  wie  im  rothen 
Granit;  auch  Pyritkryställchen  führen  dieselben.  In  den  Epidot-  oder  Epidot- 
quarznestern  sind  nun  Impraegnatiouen  von  Magnetit  häufig,  stellenweise  sind 
die  Magnetitkörner  so  gedrängt,  dass  sie  derbe  nesterartige  oder  gangartige  Aus- 
scheidungen bilden ;  theils  sind  sie  an  Epidot,  theils  au  Granat  gebunden.  Zahlreiche 
kleine  Pingen  von  da  gewesenem  Bergbaue  *^)  deuten  die  Richtung  des  Streichens 
dieses  magnetitführenden  Epidot-Granatgesteines  im  Syenit  an,  welche  sich  stellen- 
weise von  0  nach  W  gehend,  erkennen  lässt. 

Der  Titanit  in  diesem  Syenit,  w^elcher  winzige  Kryställcheu  bildet,  der 
aber  auch  in  Biotit-Amphibolgranit  von  Hute  (b.  Rausko)  und  an  zahlreichen 
andern  Orten  in  Syenit  und  Diorit  vorkömmt,  ist  schon  bei  den  betreffenden 
Gesteinen  im  Abschnitte  I.  genannt  worden. 

Die  im  Diorit e  und  zwar  in  der  körnigen  Varietät  desselben,  gleich- 
giltig,  ob  er  echter  Diorit  oder  Uralit-Diorit  sei,  vorkommenden  accessorischen 
Mineralien  wie  Magnetit,  Pyrit,  Pyrrhotin,  Quarz,  werden  hier  nur  dann  erwähnt, 
wenn  sie  in  aufi'älligerer  Menge  vorkommen,  denn  das  Vorkommen  derselben  ist 
in  gewissen  Fällen  selbstverständlich. 


181 

Im  Diorite  des  Zuges  Bozov-Hoficka  (Hügel)  finden  sicli  ausser  beinahe 
durchsichtigeu  eingewachsenen  Quarzkörnern  bis  mehr  als  Erbsengrösse  von  blass- 
bläulichmilchweisser  Farbe,  welche  dadurch  an  Cordierit  erinnern,  noch  Quarze 
in  Krystalldrusen  als  Ausfüllung  von  Klüften.  Ebendaselbst  und  zwar  in  den 
Hügeln  von  der  Podbozover  Mühle  bis  zum  Hofickahügel  sind  in  Klüften  federkiel- 
bis  beinahe  fingerdicke  E  p  i  d  o  t  krystalle,  meist  nur  mit  völlig  entwickelten  hori- 
zontalen Prismenflächen,  oder  krystallinische  Überzüge  sehr  häufig.  Der  Epidot 
gehört  überhaupt  zu  den  häufigen  Mineralien  im  oder  auf  körnigem  Diorit,  so 
findet  er  sich  in  Körnchen  im  Epidot  von  Trpisov;  im  schwarzen,  aus  Blöcken 
angehäuften  kleine,  niedrige  Kuppen  bildenden  Diorit  S  von  der  gewesenen  Kies- 
Pochmühle  bei  Male  Lukavice  aber  finden  sich  AmygdaloTde  von  Erbsengrösse, 
welche  aus  radialfasrigem  Epidot  bestehen.  Der  ziemlich  kleinkörnige  Diorit  führt 
noch  ausgeschiedene  Amphibole  auch  Pyrit,  selbst  bis  in  nussgrossen  Aggregaten, 
etwas  seltener  Pyrrhotinkörner.  Weitere  Epidotfundörter  im  Diorit  werden  nicht 
aufgezählt. 

Ebenso  häufig  findet  sich  in  eingesprengten  Körnern  Pyrit.  Besonders 
reich  an  solchen  Einsprengungen,  welche  selbst  in  den  kleinsten  Brocken  des  Ge- 
steines nicht  fehlen  und  bis  nussgrosse  Anhäufungen  bilden,  ist  der  feinkörnige 
Diorit,  welcher  zwischen  Vejsonin,  S  Male  Lukavice,  dann  ONO  Male  Lukavice 
im  Zumberger  Thale,  einen  oder  mehrere  Gaugstöcke  bildet.  Bei  der  Mühle  in 
Svidnic  finden  sich  in  Dioritaphanit  und  Felsit  bis  2"""  Kantenlänge  messende  Pyrit- 
würfel häufig.  Es  braucht  nicht  eigens  erwähnt  zu  werden,  dass  der  Ausbiss  des 
Dioritgangstockes  braun  gefärbt  ist. 

Der  Pyrrhotin,  so  häufig  derselbe  in  Dioriten  in  kleineu  Körnchen 
auftritt,  bildet  in  demselben  doch  nicht  häufig  körnige  Anhäufungen.  Erwähnens- 
werth  ist  ein  Gang  von  schwarzgrünem  mittelkörnigem  Diorit  mit  etwas  Olivin, 
welcher  im  Ptansker  Walde,  in  der  Nikolaizeche  nahe  der  Mündung  des  Stollens 
auftritt,  in  Klüften  stark  braun  gefärbt  ist  und  in  welchem  P  y  r  r  h  o  t  i  nkörnchen, 
Pyrit,  seltener  Chalkopyrit  ja  sogar  Arsen opyritkörnchen  bis  höchstens 
hanfkorngrösse  so  reichlich  eingewachsen  sind,  dass  sie  einen  bedeutenden  Bruch- 
theil  der  Gesteinsmasse  ausmachen. 

Durch  den  westlichen  Theil  des  Dorfes  Vceläkov  streicht  ein  viele  Meter 
mächtiger,  kleinkörniger,  mit  Pyrit  impraegnirter  Dioritgang  etwa  von  N  nach  S. 
Derselbe  zeigt  sich  in  einen  mit  Wasser  ertränkten  Tagbau  und  Schachteinbaue  im 
Dorfe  selbst,  in  der  Nähe  des  durch  Haematit  gefärbten  Granites.  Aus  dem  Diorite 
wurden  einst  Pyrrhotin,  dann  andere  Erze,  Chalkopyrit*'^)  und  Galenit  ge- 
wonnen. Es  kann  über  die  Art  des  Vorkommens,  nachdem  keine  Anhaltspunkte  mehr 
vorliegen,  kein  Urtheil  abgegeben  werden,  wahrscheinlich  waren  es  Nester  und 
Impraegnationeu.  Der  Pyrrhotin  kam  in  bis  faustgrossen,  derben,  etwas  schalig  aus- 
gebildeten Massen  vor,  welche  als  uuverwendbar  galten,  da  aus  den  Haldenstücken 
Gartenmauern  aufgeführt  wurden.  Dass  auch  Galenit  hier  gewonnen  und  daselbst 
verschmolzen  wurde  und  wahrscheinlich  das  eigentlich  werthvolle  Mineral  dieses 
Bergbaues  vorstellte,  von  dem  die  Daten  so  dürftig  sind,  folgt  daraus,  dass  im 
Wege  nach  starken  Regen  noch  Bleitropfen  als  Reste  der  gewesenen  Schmelzwerke 
aufzufinden  waren. 


182 


Au  der  Oliebka  u.  zw.  im  linken  Ufer  finden  sich  in  kleinkörnigen  Dioriten, 
die  mit  Syeniten  und  Syenitgraniten  die  rothen  auch  grauen  Granite  hier  durch- 
setzen, besonders  zwischen  Reka  und  Mezisveti  S  unter  Kr izanovic  (NW  Nassaherg) 
im  Ufer  selbst  Pik  rolit Überzüge  (Serpentin)  in  dünnen  Klüften.  Da  Pikrolit  nur 
in  Serpentinen  zu  treffen  ist,  so  ist  dieses  Vorkommen  bemerkenswerth.  Bei  Reka 
findet  sich  in  körnigen  Dioriten  kleinkörniger  Chlorit  in  kleinen  Höhlungen 
und  Klüftchen. 

In  Zersetzung  begriffene  Diorite  bei  Ransko,  sowie  Diabas  bei  Chrtnik 
führen  in  Klüften  späthigen  Calcit  häufig. 

Die  aphanitische  Ausbildung  des  Diorites  der  Chlorit-Epidot-Diorit  führt 
in  Mandeln  bis  zu  Nussgrösse  dichten  Epidot,  wie  S  bei  Lhota  (W  Choltic). 

Im  Corsite  sind  nur  die  grösseren  Ausscheidungen  vonAnorthit  erwäh- 
nenswerth,  wie  sich  solche  neben  grösseren  Amphibolnestern  bei  Mladotic  finden. 
Es  lassen  sich  sogar  Formatstücke  schlagen,  welche  beinahe  durchwegs  aus  reinem 
weissen,  durchscheinendem,  grobkörnigem  Anorthit  bestehen.  In  allem  anderen 
wird  auf  den  Corsit  pag.  150  verwiesen. 

Im  Gabbro  von  Vinafic  sind  nebst  dem  schon  erwähnten  Pyrrhotin  auch 
kleinkörnige  Chlorite  und  Plagioklaskrystalle  in  Gangklüftchen  häufig. 

Der  Serpentin,  welcher  in  einer  unbedeutenden  stockförmigen  Masse 
in  Mladotic  (einige  Schritte  NW  der  Mühle)  licht-  bis  düstergraugrün  gefärbt, 
grobbankförmig  abgesondert,  unter  dem  Rasen  ziemlich  zersetzt  vorkömmt,  enthält 
noch  kleine  Olivinkörnchen.  Nebstem  aber  Brouzit  in  krystallinischen  kleinen 
Körnern  und  Chromit  in  winzigen  Körnchen  eingewachsen.  Der  etwas  zersetzte 
Serpentin  unter  dem  Rasen  führt  weisse  Magnesitknoten  und  Überzüge;  frischere 
Gesteinsbänke  sind  durch  fingerdicke  Schnüre  von  späthigem  Calcit  durchzogen, 
andere  wieder  durch  Gymnit  von  schmutzig  gelblichgrüner  Farbe  ausgefüllt. 
Der  an  den  Kanten  schwach  durchscheinende,  schimmernde,  fettglänzende,  ziemlich 
leicht  zerbröckelnde  und  unvollkommen  muschlig  brechende,  mit  zahlreichen 
schwarzen  Psilomelanklüftchen  durchtrümmerte  Gymnit  hat,  rein  ausgesucht 
das  sp.  G.  von  2-4400  (aus  r23  g).  Er  ist  mit  zahlreichen  mikroskopischen 
Poren  durchzogen,  da  er  im  Wasser  bedeutende  Mengen  von  Luftbläschen  ent- 
wickelt. Das  hier  gefundene  spec.  Gew.  ist  gegenüber  den  sonst  für  Gymnit 
angegebenen  Zahlen  von  r94 — 2"31  zu  gross,  was  vielleicht  auf  den  oberwähnten 
Umstand,  der  nicht  bei  allen  Gymniten  sich  einstellt,  zurückzuführen  sein  dürfte ; 
möglich  dass  dies  auch  auf  andere  Verunreinigungen,  welche  in  amorphen  Zer- 
setzungs-Mincralien  so  häufig  vorkommen,  bezogen  werden  kann.  Manche  der 
erwähnten  Calcitaderu  in  etwas  frischerem  Serpentin  enthalten  in  der  Mitte  eine, 
wenige  mm  dicke  Lage  von  grünlichgrauem  Gymnit,  der  demnach  erst  nach  erfolgter 
Calcitbildung  die  Adern  ausfüllte. 

Unter  dem  Rasen  ist  stellenweise  der  Serpentin  ganz  in  einen  gymnitischen 
zersetzten  Serpentin  umgewandelt,  in  welchem  kleine  Nester  von  weissem  Quarz, 
eines  im  zersetzten  Serpentin  so  seltenen  Minerales  aufgefunden  worden  sind  An 
den  Berührungsstellen  mit  den  Quarznestern  finden  sich  in  dem  zersetzten  Serpentin 
grüne  Schuppen,  die  man  sonst  als  Chlorit  zu  bezeichnen  pflegt,  welche  aber  auch 
Pennin  oder  Talk  sein  könnten. 


183 

Die  aus  schmutzig  graubrauuem,  oberflächlich  etwas  luckigem  Serpentin 
bestehende  bewaldete  Kuppe  von  Ransko,  um  welche  ein  Troktolit-,  dann  ein 
Corsitring  die  Serpentinbegränzuug  bilden,  enthält  trotz  der  Entstehung  des  Serpen- 
tines  aus  Oliviu  doch  wenig  für  den  Serpentin  charakteristische  Mineralien.  Viel- 
leicht ist  die  Umwandlung  des  Serpentins  schon  eine  zu  bedeutende.  Nur  Klüftchen 
mit  dichtem  Magnesit  und  mit  Pikrolit  sowie  Marmolit  zeigen  sich  in  demselben, 
wie  an  der  Mala  louka  auf  der  Kuppe.  Auch  langfaseriger  Chrysotil  soll  im  fri- 
scheren Serpentin  unter  der  Erzdecke  in  der  Nikolaizeche  vorgekommen  sein. 

Besonders  bemerkenswerth  für  den  Serpentin  ist  dessen  Überlagerung 
durch  Decken  von  erdigem  oder  oolithischem  L  i  m  o  n  i  t,  dessen  Mächtigkeit  etliche 
Meter  beträgt.  Es  sind  diese  ausgedehnten  Limonitdecken  ein  Gegenstand  sehr 
regen  Bergbaues  gewesen  und  wird  das  Nähere  darüber  im  III.  Abschnitte  folgen. 


Mineralien  der  jüngeren  an  das  Eisengebirge  sich  anlehnenden 

Schichten. 

In  der  Insel  von  permischen  Sandsteinen  und  Conglomeraten  von  theil- 
weise  lockerem  Zusammenhange  sind  bei  Nouzov  am  NO  Fusse  der  Kaiikovä  hora 
(iVir  See)  Nester  von  dichtem  Quarz,  Hornsteiue  nämlich,  von  röthlichen  oder 
bräunlichen  Farben  zu  finden.  Dieselben  liegen  zerstreut  im  Walde  und  stammen 
aus  aufgelösten  Schichten. 

In  den  Schichten  des  Kreidesystems,  welche  das  Eisengebirge  umfassen, 
finden  sich  Mineralien  vornehmlich  in  den  tiefstem  liranischen  Schichten  der  unter- 
ceuomaneu  Stufe  (Perucer  Schieferthone).  Wo  diese  tiefsten  Schieferthonschichten, 
die  zu  Thon  zergehen,  allein  oder  mit  zu  Sand  oder  Kies  zerfallenen  Resten  der 
über  ihnen  lagernden  Quadersaudsteine  (Perucer  Quader)  zu  Tage  treten,  dort  finden 
sich  oberflächlich  kleine  Nester  von  thonigem  Limonit  zerstreut.  Diese  Limonite 
bilden  Kuauer,  dann  Impraegnationen  in  dem  Thon  oder  in  eingelagerten  Sand- 
steinlagen und  dürften  früher  Sphaerosiderit  gewesen  sein.  In  dem  Rande  der 
tiefsten  Schichten  des  Kreidesystems,  welche  im  Bogen  von  Nacesic,  Vlastejov  etwa 
über  Vyzic  nach  Kostelec  (ASIFHeirmanmestec)  sich  schleppen,  sind  derartige  Erz- 
anhäufungeu  durch  bis  ß""  tiefe  Schächtchen  (Duckein)  zahlreich  aufgeschlossen 
und  unter  der  nicht  mächtigen  weissgrauen  Thonlage  gegraben  worden*'). 

In  dem  Gehänge  zwischen  Kostelec  und  Skuticko  (bei  Skuc)  sind  diese 
tiefsten  unterceuomaneu  sandigen  Schieferthone  und  durch  Erze  irapraegnirte  Sand- 
steinlagen, mit  Haematit  und  Limonitkuaueru  röthlich  gefärbt,  darüber  folgen 
erst  die  weissen  oder  graulichen  Schieferthone  und  Sandsteine,  in  welchen  sich 
Schmitze,  Lagen  und  Nester  von  schwarzem  Lignit  finden.  Meist  stellen  die 
Lignituester  die  Form  von  verdrückten  Baumstrünken  manchmal  als  Protopteris 
erkennbar  vor,  sind  sehr  rein,  muschlig  brechend,  glänzend,  demnach  dem  Gagat  etwas 
ähnlich.  Leider  ist  das  Vorkommen  dieser  Nester  von  Braunkohle  ohne  jeden  prak- 
tischen Werth.  Zahlreiche  Schürfungen  auf  diese  schwachen  Nester  haben  dieselben 
bei  Skuticko,  Peralec,  (OSO  Richenburg)  in  der  südwestlichen  Terasse  des  Okrou- 
hlikberges  bei  Hlubokov  (ä  Kreuzberg),  l'/a  km  SO  von  Vojnomestec  nachgewiesen. 


184 

Wo  die  Schichteu  des  Kreidesystems  jetzt  gänzlich  vorschwuudeii  sind,  finden  sich  in 
geschützten  Lagen  in  Vertiefungen  oder  in  Gesteinsklüften  noch  Reste  der  Limonite 
als  Bindemittel  von  Sand-  oder  Geschiebkörnern,  von  Quarz  oder  Phyllit,  wie  dies 
den  allertiefsten  untercenomanen  Schichten  entspricht,  vor.  Solche  Erznester  und 
Knauer  sind  in  der  Certovina  {NO  Hlinsko)  auf  Lyditen,  und  Phylliten  zu  finden, 
indem  daselbst  jede  andere  Spur  der  gewesenen  Überlagerung  durch  Kreideschichten 
verschwunden  ist. 

In  der  Nähe  der  aus  Baumstrünken  bestehenden  Kohlenschmitze  fanden 
sich  in  den  dunkel  gefärbten  Schieferthoneu  in  Skuticko,  als  daselbst  vor  Decennien 
noch  geschürft  worden  ist,  halbdurchsichtige,  dunkel  honiggelbe  bis  bräunlich 
hyacinthrothe,  ziemlich  feste,  muschlig  brechende  bis  kindskopfgrosse  Knollen  von 
Succinit  vor,  welche  nur  oberflächlich  unter  der  sandigen  Thonhülle  etwas 
matter  gefärbt  erscheinen. 

In  den  weissen  Schieferthoneu  und  Thouen  —  die  ebenfalls  fingerdicke 
Limouitplättchen  eiuschliessen  —  in  welchen  die  Kohlennester  in  Peralec  eingelagert 
sind,  erscheinen  bis  uussgrosse  Markasitkrystallgruppen.  Einzelne  Flächen  der  bis 
erbsengrosse  Krystalle  von  der  Form  Poo.PcooP  erscheinen  durch  kleinere  Pyrit- 
krystalldrusen  aus  einzelnen  parallel  verwachsenen  Krystallen  der  Form  0  über- 
kleidet. — 

In  dem  tertiaereu  Basalt  und  der  Basaltwacke  von  Kosumberg,  welche  noch 
auf  die  Karte  des  Eisengebirges  fallen,  finden  sich  bis  haselnussgrosse  0 1  i  v  i  ukörner. 

Die  allerjüngsteu  tertiaeren,  das  ist  die  alluvialen  Bildungen  sind  der 
Calcit  als  Kalktuff  in  Decken  gelagert  unter  der  Daramerde  im  Zehusicer  Parke 
{NON  Cäslau)  und  der  F  i  ch  t  e  1  i  t  zu  erwähnen.  Letzteres  Mineral  findet  sich  in  den 
Klüften  der  Wurzelstöcke  des  nur  wenig  nachgedunkelten  Holzes  der  Pinus  uligi- 
nosa  Neum.  (Pinus  obliqua  Suter)  in  dem  Radostiner  Torflager  (S  Vojnomestec). 
Die  erwähnte  Pinusart  wächst  jetzt  noch  an  diesen  Stellen.  Die  meist  den  Jahres- 
ringen nachgehenden  Klüfte  des  Wurzelstockes  enthalten  die  dünnen  lamellenartig 
krystallinischen  Krusten  des  weissen  bis  graulichweissen  Fichtelites. 

Die  Sandanschwemmungeu  des  Zlaty  potok  führen  unter  Kraskov  Geschiebe 
von  Rutil,  Tu  r  mal  in,  Granat,  Pyrop,  deren  ursprüngliche  Lagerstätte  nicht 
bekannt  ist,  obwohl  sie  nur  aus  der  Thalweituug  N  von  See  stammen  können. 


ANHANG. 


kl 


III. 


Das  Vorkommen  von  einigen  Lagerstätten  nutzbarer  Mineralien 

im  Eisengebirge. 


Bergbau  wird  im  Eiseiigebirge,  nämlich  in  dessen  ÄO-Fortsetzung  nur  in 
Lukavic,  dann  aber  auch  bei  Ransko  —  hier  orographisch  schon  in  der  Gneus- 
hochebeue  des  östlichen  Böhmen,  jedoch  sehr  nahe  dem  Eisengebirge  —  geführt. 
An  ersterem  Orte  ist  es  Pyrit,  an  letzterem  Limonit,  welche  den  Gegenstand  des 
Bergbaues  bilden  und  schon  desshalb  eine  nähere  Beschreibung  verdienen,  weil 
die  Kenntnisse  über  beide  Lagerstätten  bisher  mangelhaft  waren. 


Der  Pyrit  (Kies)-  Bergbau  zu  Lukavic. 

In  der  Umgebung  von  Lukavic  herrschen  schiefrige  Felsitporphyre  vor. 
Dieselben  treten  in  Eutblössungen  oder  im  Bachläufen  vornehmlich  an  der  Ohebka 
zu  Tage,  werden  N  von  Velke  Lukavice  durch  Schichten  des  Kreidesystems 
verdeckt  und  schliessen  selbst  Stöcke  von  pyritführendem  Diorit  ein.  Stellenweise 
sind  die  schiefrigen  Felsitporphyre,  deren  petrographische  Beschreibung  schon  im 
IL  Abschnitte  pag.  117.  gegeben  wurde,  als  Feisite,  theils  als  schiefrige  Feisite 
entwickelt.  Im  Ohebkabacheinrisse  zwischen  Svidnic  und  Skroväd  sind  dieselben 
dadurch  in  halber  Metamorphose  begriffen,  dass  in  denselben  zarte  schuppige  Flaseru 
von  Pyrophyllit  auftreten,  wodurch  die  Schichten  und  Bänke  daselbst  noch  mehr 
deutlich  schiefrig  werden.  Das  Verflachen  der  Schichten  und  Bänke  des  Felsit- 
porphyres,  sowohl  des  ganz  frischen,  wie  er  sich  knapp  N  hinter  der  Lukavicer 
Fabrik  zeigt,  als  auch  des  in  anfangender  Umwandlung  durch  Hinzutreten  von 
zarten  Pyrophyllitschüppchen  befindlichen,  wie  er  sich  gut  entblösst  in  der  Bach- 
schlucht der  Ohebka  (SW  von  Velke  Lukavice)  zeigt,  ist  ein  vorherrschend 
östliches  nach  6^/4'' — 8V4''  gerichtet  zwischen  35° — 50°  schwankendes.  Stellen- 
weise ist  das  Verflachen  ein  ziemlich  steiles,  von  50 — 75°  und  das  meist  an  den 
Gesteiusgränzen,  sonst  aber  ein  mittleres. 


188 


Sämmtliche  hier  vorkommende  Gesteine  sowohl  Porphyre  als  auch  Diorite, 
ebenso  die  an  den  Gränzen  mit  dem  Granit  allenfalls  in  den  Eruptivgesteinen 
eingehüllten  Schollen  von  geschichteten  Schiefergesteinen  sind  mit  Pyrit  in  unter- 
schiedlicher, aber  nirgends  (bis  auf  gewisse  Diorite),  in  bauwürdiger  Menge  im- 
praegnirt  und  an  den  Gesteinsgränzen  und  in  Klüften,  sowie  an  Stellen,  wo  sie 
etwas  angegriffen  erscheinen,  vornehmlich  am  Ausbisse  rostbraun  gefärbt  oder  braun 
impraegnirt.  Die  Gesteine  mit  dem  zersetzten  Pyrit  werden  faul,  kurzklüftig,  brüchig 
und  bröckelig;  die  durch  Zersetzung  des  Pyrites  gebildeten  Eisensulphate  aber, 
welche  der  Regen  abspült,  setzen  an  den  grossen  Geröllsteinen  des  Ohebkabaches 
von  Präcov  an  abwärts  Limonithäute  ab,  wesshalb  das  Bachbett  aus  oberflächlich 
braun  gefärbten  Geröllsteinen  besteht. 

Im  Dorfe  Gross-Lukavic  ist  kein  schiefriger  Felsitporphyr  entblösst,  weil 
derselbe  hier  in  ein  gänzlich  umgewandeltes  Gestein  verändert  ist.  Es  kommt 
hier  nämlich  Pyrophyllitschiefer  als  Stock  ohne  scharfe  Gränzen  im  Felsitporphyr 
zum  Vorschein,  welcher  durch  allmählige  Übergänge  in  denselben  übergeht.  Der 
pyrophyllithältige  Felsitporphyr  des  Svidnicthales  stellt  ein  solches  Übergangsglied 
in  schiefrigen  Felsitporphyr  vor.  Unter  Lukavic  waren  also  die  Verhältnisse,  welche 
die  gänzliche  Metamorphose  des  schiefrigen  Felsitporphyres  in  Pyrophyllitschiefer 
durch  Zuhülfenahme  von  Wasser  bedingten,  die  günstigsten.  Der  Umfang  dieses 
zu  Pyrophyllitschiefer  verfaulten  Porphyres,  welcher  als  Stock  keine  scharfen 
Gränzen  zeigt,  ist  kein  bedeutender,  seine  Mitte  dürfte  im  Dorfe  selbst  liegen. 
An  den  Pyrophyllitschiefer  ist  der  Bergbau  auf  Pyrit  gebunden;  je  mehr  man  sich 
von  dem  Pyrophyllitschiefer  gegen  den  Felsitporphyr  nähert,  was  nur  in  dem 
Übergangsgesteine,  in  welchem  Feldspäthe  zunehmen  geschieht,  desto  uuregelmäs- 
siger  vertheilt  sich  der  Pyritgehalt  im  Gesteine,  bis  er  endlich  bloss  als  Impraeg- 
nation  erscheint. 

In  den  Schiefern  von  Lukavic  ist  nun  die  Pyritlagerstätte.  Dieselbe  streicht 
genau  so  wie  die  Schiefer,  verflächt  mit  den  Schiefern  nach  6'/4  bis  7V4  unter  65* 
bis  höchstens  75°,  im  Mittel  unter  etwa  70". 

Die  Schiefer  von  Lukavic  kann  man  durch  Bergbau  aus  der  Tiefe  frischer 
und  unveränderter  erhalten,  als  von  der  Tagesoberfläche.  Dieselben  sind  ziemlich 
quarzig,  jedoch  nicht  bedeutend  fest,  da  der  Quarz  in  denselben  keine  zusammen- 
hängenden Plättchen  oder  Lagen,  sondern  nur  kleinere  oder  grössere  Nester  in 
der  Pachtung  der  Schichtung  und  Schieferung  bildet.  Der  Quarz  ist  licht  weiss 
und  höchst  feinkörnig. 

Dem  Anschein  nach  würde  man  die  Schiefer  sogleich  als  Talkschiefer 
bezeichnen;  sie  glänzen  so  perlmutterartig  wie  Talkschiefer,  färben  ab,  haben  ein 
fettiges  Anfühlen  und  sind  schwach  gelblichgrau  oder  schmutzig  weiss  bis  rein 
weiss  wie  Talkschiefer.  Trotzdem  sind  sie  nicht  Talkschiefer,  sondern  ein  zersetztes 
umgewandeltes  Porphyr- Gestein,  in  welchem  der  Quarz  unverändert,  die  andern 
Gemengtheile  aber  in  Pyrophyllit  zersetzt  oder  auch  pseudomorphosirt  worden 
sind,  wesshalb  das  Gestein  nicht  so  bedeutend  fest  erscheint. 

Die  weissen  Schüppchen,  oder  die  schmutzig  weissen,  dünnen,  an  den 
Kanten  kaum  durchscheinenden,   kurzen,   gewundenen   weichen  Lagen,    welche  die 


189 

gedehnten  Quarzkörner  von  einander  trennen,  sind  Pyrophyllit,  der  Schiefer  dem- 
nach ein  Pyrophyllitschiefer. 

Der  Nachweis  der  Pyrophyllitnatur  des  talkähnlichen  Minerales  wurde 
schon  bei  der  Aufzählung  der  Mineralien  des  Eisengebirges  im  Abschnitte  IL 
pag.  179.  gegeben. 

Weil  das  Pyrophyllitgestein  im  Vergleich  zum  Felsitporphyr  oder  zum 
pyrophyllithältigen  schiefrigen  Porphyr  verhältuissmässig  weniger  fest  ist,  so 
beisst  es  nirgends  zu  Tage  aus,  und  kommt  nur  in  der  schwachen  Depression  von 
Gross-Lukavic  vor. 

In  diesem  metamorphischen ,  quarzhältigen  Schiefer  (Pyrophyllitschiefer) 
kommen  lenticuläre  Nester  von  weissem  Quarz  und  zwar  in  gewissen  Schichten 
häufiger  als  in  anderen  vor  und  liegen  dieselben  demnach  zur  Schichtung  parallel. 

Im  Pyroph3'llitschiefer  selbst  oder  in  der  Nähe  der  Quarznester,  oder  auch 
in  den  Quarznestern  findet  sich  überall  Pyrit,  entweder  in  kleinen  Körnchen  ein- 
gesprengt oder  in  kleinen  Krystallen  der  Form  od  Oco  eingewachsen.  Man  wird  selten 
ein  ganz  pyritfreies  Schieferstück,  das  aus  der  Grube  stammt,  finden.  Es  sind  also 
nur  einige  Schichten  reicher  mit  Pyrit  durchwachsen.  In  diesen  mit  Pyrit  reich- 
licher durchwachsenen  Schichten  finden  sich  parallel  zur  Schichtung  und  Schie- 
ferung reichere  lenticuläre  oder  echte  Lager  von  Pyrit,  welche  den  Schiefer  nicht 
selten  ganz  verdrängen  und  dann  viele  kurze  Lager  von  unbedeutender,  bis  zu 
einer  Mächtigkeit  von  selbst  %  Meter  ja  beinahe  selbst  ein  Meter  bilden.  Zumeist 
sind  die  kurzen  Lager  von  geringerer  Mächtigkeit  häufiger,  als  die  bedeutend 
mächtigen.  Diese  kurzen  Lager  bestehen  entweder  vorherrschend  aus  Pyrit  mit  nur 
ganz  wenig  eingeschlossener  Schiefermasse,  demnach  aus  reicher  Impraegnation 
oder  bei  gänzlicher  Verdrängung  des  Pyrophyllitschiefers  durch  derbes  Erz  in  der 
Kichtung  der  Schieferung  (Schichtung)  aus  reinem  grosskörnigen  Pyrit,  der  unter 
günstigeren  Verhältnissen  eingewachsene,  dann  und  wann  selbst  1  cm  grosse  und 

noch  grössere  Krystalformen  -] ^ —  annimmt. 

Die  kurzen  leuticulären  Lager  von  Pyrit  im  pyritischen  weissen  Pyro- 
phyllitschiefer wiederholen  sich  übereinander,  demnach  sowohl  in  der  Richtung 
der  Mächtigkeit  der  Schichten,  als  auch  dem  Streichen  und  Verflachen  nach.  Dem 
Streichen  nach  ist  die  erzführende  Zone  auf  etwa  200  Meter  bauwürdig  und  reich- 
hältig  bekannt;  dem  Verflachen  nach  noch  unbekannt,  weil  selbst  die  gTösste  jetzt 
erreichte  saigere  Tiefe  von  über  160  Meter  erzhaltig  ist.  Fig.  15,  16,  17,  18  ver- 
sinnlicht  das  Erzvorkommen  der  Schiefer;  die  drei  ersten  Streckenörter  fig.  15, 
16,  17  mit  der  Erzfüllung  der  Lagerstätte  sind  aus  tieferen  Horizonten  der  Grube 
(7,,  6.,  5.  Lauf);  die  Fig.  18.  stellt  ein  Abbauort  aus  einem  höheren  Horizonte 
(1.  Lauf)  vor. 

Es  handelt  sich  um  die  Bezeichnung  der  Lagerstätte:  Die  Erze  treten 
wohl  als  unbauwürdige  Imprägnation  in  Schichten  von  Schiefer  auf,  zwischen 
denen  und  in  denen  kürzere  oder  längere  Lager  von  reichen  Imprägnationen  oder 
selbst  derbem  Erz  zum  Vorschein  kommen.  Demnach  ist  die  ganze  Lagerstätte 
sowohl  den  Lagerungsverhältnissen  als  auch  der  Bildung  nach  ein  Lager  oder 
mehrere  Lager. 


190 


Fig.  15. 


Fig.  16. 


^v 


'100 


1  m. 


1  cm  =z  1  m. 


Fig.  17. 


O 


w 


V,on  1  cmrz  Im. 


Derber   Pyrit 


ti'uarz 


PyrophjUlt-Sclilefei- 


Die  Lagerstätte,  welche  aus  eiu- 
zelneu  kurzen  also  leuticulären  Lagern  oder 
Nestern  von  Finger-  bis  Meterclicke  besteht, 
könnte  folglich  entweder  als  ein  Lager, 
welches  aus  vielen  Lenticulär-Bänken  mit 
tauben  (durch  Pyrit  nur  imprägnirten)  Zwi- 
schenmitteln besteht,  oder  falls  man  auf  die 
bedeutendere  Mächtigkeit  der  ganzen,  solche 
Lagerbänke  führenden  Zone  Rücksicht  nimmt 
auch  als  Lagerstock  gedeutet  werden.  Die 
Bildung  der  Erzlagerstätte  ist  diejenige  eines 
Lagers,  denn  die  derben,  oder  als  reiche  Im- 
praegnation  zwischen  den  Pyrophyllitschiefern 
eingelagerten  Erzbänke  sind  mit  dem  Pyro- 
phyllitschiefer  zu  gleicher  Zeit  entstanden. 
Freilich  ist  der  Pyrophyllitschiefer  selbst 
kein  ursprüngliches,  sondern  ein  aus  dem 
ursprünglichen  schiefrigen  Felsitporphyr  ent- 
standenes Gestein,  in  welchem  sowohl  die 
Pyrophyllitschuppen  wie  die  Quarzkörner  als 
die  leuticulären  Quarznester  Reste  oder  Zer- 
setzungsproducte  der  Gemengtheile  des  Por- 
phyres  entstanden  sind.  Die  Pyritanhäufungen 

Fig.  18. 


1  Centimeter  :=  1  Meter 


verdanken  die  Entstehung  den  ursprünglich  in  den  Porphyren  in  geringer  Menge 
als  eingewachsen  vorhanden  gewesenen  Erzpartikelchen,  welche  also  als  regene- 
rirter  Pyrit  den  Ort  gewechselt  und  sich  lagerartig  neu,  und  in  mehr  augehäuften 
Parthieeu  wieder  gebildet  haben. 

In  den  oberen  Horizonten  des  Bergbaues,  so  zwischen  dem  1.  und  2.  Laufe 
(bis  40""  Tiefe)  ist  das  Verflachen  der  Schichten  und  Lagerbänke  nur  65°,  während 
es  zwischen  dem  6  —  8.  Laufe  (110—165"  Tiefe)  75^  beträgt.  In  den  oberen 
Horizonten  sind  die  Lagerbänke  einander  ziemlich  genähert  wie  es  die  Fig.  18 
einer  Abbaustrasse  versinnlicht.  Dieselben  werden  mit  der  ganzen  Breite  der  Abbau- 
strasse, also  in  der  ganzen  Mächtigkeit  von  bedeutend  über  6""  abgebaut.  Es  könnte 
hier  die  Lagerstätte  von  mehr  als  6'"  und  noch  bedeutend  darüber  als  Lager- 
stock  bezeichnet    werden.    —  In   den    tieferen   Läufen    aber   wird   das    gesammte 


191 

Berg-Mittel,  welches  die  Erzbäuke  führt,  mächtiger,  ober  die  einzelnen  bau- 
würdigen Bänke  (Lagerbäuke)  entfernen  sich  mehr  von  einander;  in  Folge  dessen 
werden  die  Zwischenmittel  bedeutender  und  es  können  demnach  die  einzelnen 
Lagerbänke  nur  für  sich  abgebaut  werden,  wie  solche  einzelnen  Lagerbänke  die 
Figuren  15,  16,  17  zeigen.  Die  Verengung  des  bauwürdigen  Theiles  des  Stockes 
beträgt  vom  7—8.  Lauf  174°",  es  ist  also  ein  echtes  Lager.  Freilich  treten  dann 
mehrere,  durch  etwas  mächtigere  mit  spärlicheren  Pyritlinsen  durchsetzte  oder 
durch  Pyrit  impraegnirte,  jedoch  unbauwürdige  Zwischenmittel  getrennte  Lager  zum 
Vorschein.  Quarznester  mit  oder  ohne  Pyritimpraegnation  begleiten  die  leuticu- 
lären  Lagerbänke  oder  Lageruester  des  Pyrites  durchwegs. 

Die  Erzlagen  (Lagernester)  keilen  sich  meist  bald  aus,  nehmen  auch  oft 
plötzlich  an  Mächtigkeit  zu  oder  zerstreuen  sich  in  Impraegnationen.  Häufig  sind 
dieselben  gewunden,  oft  stark  gewunden,  gerade  so  wie  die  schlüpfrigen  nachgie- 
bigen Pyrophyllitschieferschichten. 

Kurze  Verwerfungen  findet  man  nicht  häufig,  weil  der  sehr  nachgiebige 
schlüpfrige  Schiefer  sich  leichter  unter  dem  Drucke  windet,  als  dass  er  reisst; 
längere,  und  zugleich  bedeutende  Verwerfungsklüfte  sind  wohlbekannt  und  mit 
gar  leicht  schlüpfrigem,  rutschendem,  zermalmtem  weissem  Schiefer  ausgefüllt. 
Dieselben  haben  auf  die  Erzlagerstätte  keinen  sonderlichen  Einfluss. 


Die  Bergbauverhältnisse. 

Das  Lager  ist  durch  eine  Fläche  von  6  einfachen  Grubenmassen  belehnt ; 
durch  einen  von  der  Chrudimka  aus  dem  Liegenden  ins  Hangende  getriebenen 
Stollen  von  1593  Meter  Länge,  welcher  22^4  Meter  Saigerteufe  einbringt,  und 
dann  durch  drei  Schächte  aufgeschlossen.  Alle  drei  Schächte  sind  Saigerschächte 
und  im  Hangenden  des  Lagers  angelegt. 

Der  Hauptrichtschacht  ist  als  Bartholomei-Förderschacht  mitten  im  Dorfe 
Grosb-Lukavic  knapp  nördlich  an  der  nach  Bytovan  führenden  Strasse  in  geringen 
lichten  Dimensionen  angelegt,  durch  8  Läufe  mit  dem  Lager  verbunden  und  163 
Meter  tief.  Am  Schachte  steht  ein  zweipferdiger  Pferdegöppel  für  Tonnenförde- 
rung eingerichtet. 

Ueber  100  Meter  südlich  vom  Förderschacht  ist  der  mit  einem  oberschläch- 
tigen  Wasserrad  versehene  Kunstschacht,  der  auf  den  dritten  Lauf,  66 V3  Meter 
tief,  herabgeht.  Noch  etwas  weniges  südlicher  ist  der  auf  den  Stollenhorizont, 
22^/4  Meter,  abgeteufte  Wetterschacht. 

Der  Stollen,  welcher  die  Grube  von  Wässern  löst,  ist  nicht  befahrbar,  da 
derselbe  so  eng  gewölbt  ist,  dass  nur  hagere  Burschen  durchschlüpfen  können. 

Die  8  Läufe,  welche  in  Saigerabständen  von  20  Meter  unter  einander 
folgen,  sind  mit  dem  Förderschachte  durch  Querschläge  verbunden,  der  erste  Lauf 
oder  der  Stolleuhorizont  ist  unter  dem  Schachttagkranz  22'/^  Meter,  der  dritte 
66V3  Meter,  der  fünfte  IO4V3  Meter,  der  siebente  tiefst  zugängliche  138-4  Meter. 
Der  achte  Lauf  163  Meter  tief,  ist  ertränkt. 


192 

Im  Lager  sind,  je  tiefer  desto  unregelmässigere  Strecken  getrieben,  was 
das  Vorkommen  der  Lagerstätte  charakterisirt,  indem  die  einzelnen  bauwürdigen 
Lagerbänke  von  einander  entfernter  stehen,  die  Aiifscblussstrecken  auch  von  einer 
vertaubten  Lagerbauk  querschlägig  oder  schief  auf  eine  andere  ansetzende  Bank 
übergehen,  wodurch  die  Uuregehnässigkeit  bedingt  wird.  Durch  Gesenke,  in  welchen 
Haspelförderung  stattfindet,  werden  die  Läufe  unter  einander  verbunden.  Der 
Aufschluss  und  die  Ausrichtung  des  Lagers  ist  besonders  in  der  Tiefe  unvoll- 
kommen. 

Der  Abbau  ist  ein  Firstenstrassenbau ;  die  Firstenstrassen  hatten  in  den 
oberen  Bauen,  wo  das  Lager  mächtiger  war,  bedeutende  Breite  und  sind  die- 
selben sogleich  nach  dem  Abbau  versetzt  worden,  so  dass  keine  Kasteuzimmerung 
nöthig  war. 

Die  Strecken  stehen  trotz  der  Milde  des  Gesteins  ausserordentlich  gut, 
meist  ganz  ohne  Zimmerung,  ebenso  die  Firstenstrassen,  was  dem  Mangel  an 
eigenthchen  zusitzenden  Wässern  zuzuschreiben  sein  dürfte ;  denn  die  Kunst  besorgt 
nur  die  Hebung  der  in  den  oberen  Horizonten  sickernden  Tagwässer. 

Auch  bedeutende  ältere  verhaute  Zechen  stehen  ganz  gut  ohne  Verbruch- 
Bei  einer  bedeutenderen  Wasserlässigkeit  dürfte  das  Gestein  aber,  insbesondere 
an  den  schlüpfrigen  Verwerfuugsklüften  ziemlich  druckhaft  erscheinen. 

Die  Wasserhaltung  besorgt  ein  enges  oberschlächtiges  Wasserrad  von 
7*6  Meter  Durchmesser,  auf  welches  das  Aufschlagwasser  durch  eine  geneigte 
Holzröhre  aus  einer  für  die  Fabrik  bestimmten  Wasserleitung  von  Radochlin 
(Libäh)  zugeleitet  wird.  Der  Kraftaufwand  ist  3  Pferdekräfte.  Die  wenigen  Wässer 
heben  zwei  Plungerpumpen,  eine  am  dritten  und  die  andere  am  zweiten  Lauf  bis 
auf  die  Stollensohle.  Das  Gestänge  ist  ein  Drahtseil,  mit  einem  Gewicht  von  280  Kg 
belastet.  Die  Plunger  sind  ganz  von  Hartblei  11  "85  cm  im  Durchmesser  und  von 
31"6  cm  Hub.  Die  Steigröhren  sind  von  Blei.  Die  Grubenwässer  (Tagwässer)  sind 
ziemlich  sauer  und  würden  Eisenbestandtheile  bald  unbenutzbar  machen. 

Der  Stand  der  Arbeiter  ist  im  Jahre  1874  gewesen:  etwa  43  Häuer  und 
30  Förderer.  Die  Häuer  haben  ein  Geding  von  32  fl.  ö.  W.  für  40  Tonnen 
(=:  4"4  Kubikmeter)  erziges  Hauwerk;  die  Förderer,  welche  selbst  die  Haspel- 
förderuug  besorgen,  per  40  t.  15  fl.  Die  Häuer  verdienen  sich  in  der  Sstündigeu 
Schicht  41  bis  45  kr.  ö.  W.  Die  Förderer  36  bis  37  kr.  ö.  W. 

Die  Schachtförderung  geschieht  in  Tonnen  von  '11  Kubikmeter  (o'/j  Kubik- 
Fuss)  Inhalt. 

Die  jährliche  Förderung  an  Erzhauwerk  betrug: 
1861      ....      860  Kubikmeter 


1862 

.   790 

1863 

.   685 

1864 

.   880 

1865 

.  1010 

1866 

.   935 

1867 

.  1215 

1868 

.   740 

1869   .... 

555  Kubikmeter 

1870   .... 

505 

» 

1871   .... 

785 

n 

1872   .... 

915 

)) 

1873   .... 

995 

» 

1874   .... 

1075 

n 

1875  (halb.  Jahr) 

600 

n 

Ein  Kubikmeter  gefördertes  Erzhauwerk  gibt  etwa  2*3  t.  Erz. 


193 


Das  geförderte  Haiiwerk  wird  gewaschen,  indem  es  im  fliessenden  Wasser 
mit  Schaufeln  durchgearbeitet  wird;  kleineres  Erz  wird  auf  die  allereinfachste 
Art  geschlemmt. 

Da  das  Erz  nur  in  etwa  hanfkorngrosser  Zerkleinerung,  die  durch  horizontal 
sich  bewegende  Mühlsteine  erzielt  wird,  zum  Verbrennen  zu  schwefliger  Säure 
bestimmt  ist,  welche  in  Schwefelsäurekammern  geleitet  wird,  so  ist  dasselbe  nicht 
rein  von  der  Bergart  zu  scheiden  oder  aufzubereiten;  es  ist  dies  aber  dem  Ver- 
brennungsprozesse nicht  hinderlich. 

Es  kann  auf  die  Bergart  und  den  Waschverlust  ^1^  abgerechnet  werden. 

Geschichtliches.  Die  Erzlagerstätte  wurde  zu  Anfang  des  18.  Jahr- 
hundertes  durch  Zufall  (beim  Bruuuengraben)  erschürft  und  von  Prager  Geschäfts- 
leuten bebaut.  Doch  scheint  der  aus  dem  Bergbau  gezogene  Nutzen  kein  sonder- 
licher gewesen  zu  sein,  da  dieselben  um  einen  kleinen  Abfindungsbetrag  den  Bergbau 
im  Jahre  1732  an  den  Erben  sämmtlicher  Graf  Schönfeld'schen  Güter,  Fürsten 
Johann  Adam  Auersperg  überliessen,  dessen  Nachkommenschaft  jetzt  noch  den 
Bau  besitzt. 

Seitdem  der  Bergbau  im  fürstlichen  Besitze  ist,  wurde  aus  dem  Pyrit 
Schwefel  u.  z.  bis  zum  Jahre  1868  gewonnen;  aus  den  Bränden  aber  durch  Ab- 
wittern derselben  Eisenvitriol,  dann  rauchende  (böhmische)  Schwefelsäure  *^)  und 
Caput  mortuum  (Engelroth)  erzeugt.  Um  das  Holz  der  Wälder  zu  verwenden, 
wurden  möglichst  viele  Holz  verzehrende  neue  Industrien  an  die  neu  entstandene 
Fabrik  angereiht,  so  eine  Salpetersiederei  und  Salpetersäurefabrik.  Lukavic  war 
neben  Altsattel  die  einzige  Fabrik  in  Böhmen,  welche  Schwefelsäure  und  Salpeter- 
säure erzeugte  und  in  Handel  brachte.  Kremnitz  und  Felsöbänya  in  Ungarn  erzeugten 
wohl  auch  diese  Säuren,  jedoch  nur  zum  Verbrauch  der  eigenen  Münzämter. 

Die  Kiese,  sowie  auch  die  Röstrückstände  wurden  theilweise  auch  an  die 
Silberhütten  Jung-Vozic  und  Eatibofic  im  Täborer  Kreise  abgegeben. 

Die  Förderung  geschah  bis  1760  durch  den  jetzigen  Wetterschacht  mittelst 
Haspeln,  in  welchem  Jahre  der  jetzige  Bartholomei-Schacht  abgeteuft  und  auf 
Pferdeförderung  eingerichtet  wurde.  Derselbe  wurde  im  Jahre  1809  auf  seine  gegen- 
wärtige Tiefe  163  Meter  niedergebracht  und  später  noch  der  Stollen  angelegt.  In 
der  ersten  Zeit  muss  aber  der  Bergbau,  insbesondere  etwas  nach  der  Mitte  des 
vorigen  Jahrhuudertes  Mangel  an  Arbeitern  gehabt  haben,  da  die  fürstlichen  Patri- 
monialgerichte  Diebe  und  Frevler  zur  Grubenarbeit,  die  ihnen  mit  4  kr.  Wiener 
Währung  per  Schicht  vergütet  wurde,  verurtheilten. 

Seit  dem  jetzigen  Jahrhundert  ist  der  Bergbau  mehr  in  den  Hintergrund 
getreten  und  war  derselbe  nur  als  Mittel,  um  die  chemische  Fabrik  zu  erhalten, 
angesehen  worden.  In  der  That  vermehrte  sich  die  Erzeugung  der  chemischen 
Producte  und  die  Verschiedenartigkeit  derselben  (ausser  den  schon  angeführten 
wurden  noch  Adler- Vitriol,  Kupfervitriol,  Salzsäure,  Superphosphat  und  andere 
Producte  gewonnen). 

Seit  1868  wird  kein  Schwefel  mehr  erzeugt,  sondern  das  Erzkleiu  im 
Gerstenhöferischen  Schüttofen  gänzlich  todt  gebrannt  und  auf  englische  Schwefel- 
säure verarbeitet. 

13 


194 

Auch  jetzt  noch  ist  der  Fabriksbetrieb  die  Hauptsache,  obwohl  er  nicht 
mehr  als  Mittel  der  Holzverwerthung  angesehen  werden  kann,  und  der  Bergbau 
auch  nur  ein  Mittel  zum  Zwecke  ^^)  der  Erzeugung  von  chemischen  Producten  ist. 


Die  Limonit-Tagbaue  von  Ransko. 


Wie  schon  früher  oft  bemerkt  wurde,  besteht  die  bewaldete  Kuppe,  an 
deren  NW  Fusse  das  Hüttendorf  Ransko  liegt,  aus  einem  runden  Serpentinmassiv, 
welches  von  Innen  nach  Aussen  durch  einen  Ring  von  Troktolit,  dieser  durch 
Corsit  umhüllt  wird,  der  mit  Diorit  und  Amphibolgranit  oder  Gneus  in  Berührung 
tritt.  Das  kreisförmige  Serpentinmassiv  besitzt  den  mittleren  Durchmesser  vou 
etwa  2^4  km.  Vom  Troktolit  derselbe  nicht  scharf  getrennt,  ebenso  übergeht 
der  Troktolit  durch  das  Zwischengestein  des  oliviuhältigen  Corsites  in  echten 
olivinfreieu  Corsit,  obwohl  wegen  der  Bewaldung  die  Gränzen  nicht  überall  mit 
der  wünschenswerthen  Schärfe  kenntlich  sind.  Den  östlichen  Fuss  der  Ransko- 
Kuppe  bedecken  untercenomane  Sandsteine.  Der  Corsit-  und  Troktolitkranz  sind 
durch  zahlreiche  Blöcke  im  Walde  angedeutet. 

An  vielen  Orten  sowohl  am  Corsit,  Troktolit,  als  auch  am  Serpentin,  der 
dessen  Mitte  einnimmt,  findet  man  entweder  horizontale  oder  sehr  schwach  geneigte 
Lagerstätten,  das  ist  Decken  von  Limonit,  der  aus  der  Zersetzung  des  Corsites 
oder  Serpentins  hervorgegangen  ist  und  im  Liegenden  durch  Übergänge  mit  beiden 
Gesteinen  verbunden  ist,  in  Ausläufern  und  Klüften  in  dieselben  eingreift,  sowie 
auch  noch  unzersetzte  Kerne  derselben  einhüllt. 

Weil  sich  die  Umwandlung  des  Diorites  oder  Serpentins  in  Limonit  gerade 
nur  an  Stellen  zeigt,  die  eine  sanfte  Neigung  besitzen,  oder  aber  ebene  Räume 
mit  schwacher  Vertiefung  auf  der  Höhe  der  Serpentinkuppe  bilden,  so  liegt  die 
Vermuthung  nahe,  dass  blos  Gewässer  die  Zersetzung  der  Gesteine  bewirkt  oder 
doch  unterstützt  haben  mögen. 

Es  findet  diese  Vermuthung  nicht  nur  darin  eine  besondere  Stütze,  dass 
sich  in  der  Nähe  solcher  Limonitdecken  auf  der  Serpentiukuppe  noch  schwache 
Reste  von  zu  sandigen  Letten  umgewandelten  untercenomanen  Schieferthonen 
(Perucer  Schichten)  vorfinden,  sondern  sie  ist  auch  durch  die  Art  der  möglichen 
Umbildung  des  Serpentines  in  Limonit,  wobei  Wasser  jedenfalls  zur  Wegführung 
der  Magnesia-  und  Siliciumverbindungen,  die  durch  Zersetzung  frei  wurden,  noth- 
wendiger  Weise  mitwirken,  leicht  begreiflich. 

SSO  und  SO  von  Ransko  vom  Hochofen  aus  gemessen  in  den  Entfernungen 
von  550—600°^,  dann  850— SSO«^ ,  1100—1200'"  befinden  sich  am  zersetzten, 
ursprünglich  wahrscheinlich  olivinhältigen  Corsite  drei  Tagbaue  von  Limonit;  die 
zwei  ersteren  sind  die  sogenannten  Ransko-Zechen.  Dieselben  liegen,  und  zwar  die 
ersten  zwei  (Ransko  und  Pelles-Zeche)  zwischen  dem  Damme  des  Rekateiches  und 
dem  Dorfe  Ransko,  die  letzte  oder  dritte  (Gabrielagrube)  am  Ende  des  Reka- 
teiches an  dessen  linkem  Ufer.  Die  zwei  ersten  Tagbaue  auf  der  Limonitdecke 
sind  beinahe  erschöpft,  die  zweite  Zeche  ist  jetzt  als  Grubenbau  im  Betriebe. 


195 

Die  Neigung  oles  Lagers  iu  dieser  sogenannten  Rausko-Grube  ist  sanft 
gegen  den  Teich,  also  gegen  NO.  Das  Erzlager  hat  eine  Mächtigkeit  von  2  bis  3  m, 
welche  aber  bis  zu  9  m  sich  ermächtigt.  Das  Hangende  von  2  bis  9  m  Tiefe 
besteht  aus  Letten,  in  welchem  grosse  Knauer  von  mehr  oder  weniger  frischem 
Corsit,  augenscheinlich  die  letzten  Reste  von  zerstörten  und  vom  sanften  Gehänge 
herabgelangten  Corsitmassen  liegen. 

Der  Limonit  ist  entweder  ochrig  oder  halbfest,  auch  ziemlich  fest  mit  Rinden 
von  dichtem,  festerem  Erze,  wohl  auch  mit  Geoden  durchsetzt.  Gegen  das  Liegende 
zu  wird  das  erdige  Erz  schwach  grünlich  (etwa  wie  Seladonit),  mit  schwachen 
Adern  von  Calcit  durchzogen,  was  den  Übergang  in  festeren  oder  bröckligen  auf- 
gelösten Corsit  vermittelt.  Solche,  den  Übergang  bildende  faule  Gesteine  sind  mit 
Erzadern  durchflochten,  durch  ein  grünes  chloritähnliches  Mineral  grün  gefärbt, 
einem  Diorittuff  nicht  unähnlich,  zugleich  bröcklig  und  kalkreich,  schmutzig 
dunkelgrün,  rothbraun  angelaufen,  mit  erdigen  Kernen. 

Süd-östlich  350 — 380"  weit  von  der  Ransko'er  Grube  ist  am  linken  Teich- 
ufer die  dritte  Zeche,  Gabrielagrube,  mit  einem  unter  ähnlichen  Verhältnissen  auf 
zersetztem  Corsit  auftretenden  Limonitlager,  welches  durch  stellenweise  O""  mächtigen 
Lehm  mit  grossen  frischen  oder  faulen  Corsitblöcken  überlagert  wird. 

Die  Erze  sind  am  flachen  Fusse,  also  näher  gegen  das  Teichufer  mächtiger, 
während  sie  dem  sanften  Gehänge  aufwärts  schwächer  werden,  bis  sie  sich  auskeilen. 

Auf  der  Höhe  der  Kuppe,  die  aus  Serpentin  besteht  und  Ebenheiten  zeigt, 
befinden  sich  zwei  Gruben,  die  Josefigrubc  und  die  Nikolaigrube,  beide  nahe  an 
der  Strasse,  welche  von  Rausko  nach  Borovä  führt.  Erstere  SSO  von  Hochofen 
Ransko  2150°' ,  wenige  Schritte  S  vom  der  Biegung  der  Strasse  von  S  nach  WSW, 
letztere  S  vom  Hochofen  2450'"  oder  genau  T^  von  iV  Ende  von  Hlubokov  1330"". 
Beide  besitzen  gegen  3  m  ochrige  Limonite,  die  von  gelben  bis  gelbbraunen 
thonigen  Sauden  von  2  m  und  darüber  Mächtigkeit  bedeckt  werden.  Im  Hangenden 
sind  Brocken  und  lose  eingebettete  Stücke  von  wenig  zersetztem  Serpentin.  Ln 
Liegenden  des  Ockers  halbzersetzter  Serpentin.  In  der  Nikolaigrube  zeigt  sich  im 
Liegenden  ein  Gestein,  welches  noch  nicht  gänzlich  ausgeprägter  Serpentin  ist, 
demnach  ein  weit  iu  Umwandlung  begriffener  Troktolit,  weil  die  Nikolaigrube 
gerade  so  wie  die  vorerwähnten  nahe  am  Rande  liegt  und  zwar  schon  im  Bereiche 
des  Troktolitkranzes,  während  die  hier  vorher  erwähnten  Gruben  noch  randlicher, 
auf  dem  Olivin-Corsit  sich  befinden. 

Nur  die  Josefizeche  befindet  sich  im  wirklichen  Serpentin  mit  Marmolit- 
und  Pikrolitklüftchen  und  Maguesitschnürchen. 

Die  sandig  lettige  Decke  des  Erzlagers  stellt  die  letzten  Reste  von  unter- 
cenomanen  zerfallenen  Schieferthonen  vor,  welche  durch  Erz  ochriggelb  gefärbt  sind. 

Die  5  hier  angeführten  Decken  von  ochrigem  Limonit,  welcher  nur  unter 
einer  restlichen  untercenomanen  Decke  mit  oder  ohne  grössere  Gesteinsknauer  als 
wirkliche  lagerartige  (Contactlagerstätten)  Bildungen  auftreten,  besitzen  bei  einer 
Breite  von  50—150"^  eine  2  bis  2V2  fache  Länge;  sie  bilden  demnach  Ellipsoide. 

Die  bedeutendste  Limonitablagerung  als  Decke  auf  faulem  Troktolit  (bei- 
nahe durchwegs  aus  Olivin  zusammengesetzt)  und  nicht  auf  echtem  Serpentin,  weil 
sie  sich  auch  am  Rande  der  Serpentinparthie  befindet,  liegt  mitten  zwischen  Ransko 

13* 


196 


uud  Borovä,  vom  Ranskoer  Hochofen  gegen  SW  2-/5  km  entfernt.  Die  Hauptrichtung 
dieser  0  von  der  Ransko-Borovä-er  Strasse  sich  ausbreitenden  Limonitdecke  ist 
IF/SIF;  die  Länge  des  Tagabraumes  beträgt  genau  ^j^  km,  die  grösste  Breite 
bedeutend  mehr  als  löO"" . 

Der  Bau,  welcher  sich  an  der  Gränze  des  Ransko'er  und  des  Borovä'er 
Waldes  befindet,  führt  den  Namen  der  Borovä-Grube. 

Die  Mächtigkeit  des  braunen  meist  ochrigen  Erzes  beträgt  bis  12°^ ,  also 
weniger  als  dessen  nicht  festes  lettig  sandiges  Hangende  mit  den  Brocken  von 
zersetztem  Serpentin,  Im  Liegenden  übergeht  das  Erz  in  Serpentin  oder  auf- 
gelösten Troktolit.  Das  Lager  wird  durch  einen  beinahe  1  km  langen  Stollen,  der 
aber  nur  LSV2  m,  unterteuft,  vom  Wasser  gelöst.  Der  Stollen  ist  mit  dem  Mundloch 
in  serpentinähulichem  Troktolit  angelegt  uud  im  mächtigsten  Lagertheile  ist  der- 
selbe in  Erz  getrieben,  so  dass  in  dessen  Sohle  noch  3  bis  4  m  Erz  ansteht. 

Früher  wurde  in  dem  Lager  Grubenbau  getrieben,  desshalb  die  Fläche 
Finge  an  Finge  uud  darin  auch  Wassertümpel  zeigt.  Jetzt  werden  die  Erzlagerreste 
mittelst  Tagbau  gewonnen. 

x\usnahmsweise  zeigt  sich  an  einigen  Orten  im  Lager  ein  oolitischer 
thoniger  Limonit  mit  bis  hanfkorn-  und  erbsengrosseu,  entfernt  von  einander 
stehenden  kugelrunden  Ooliten. 

In  dem  Lager  ragten  aus  dessen  Liegendem  taube,  das  ist  nicht  ganz  in 
Erz  umgewandelte  Farthien  von  Serpentin  oder  zersetztem  Troktolit  in  das  Erz 
hinein;  dieselben  stehen  jetzt  als  Klippen  in  dem  beinahe  ganz  erschöpften  Tagbaue, 
dessen  Sohle  uneben  erscheint,  da  die  Umwandlung  des  Serpentiues  oder  faulen 
Troktolites  unterschiedlich  tief  stattfand.  Eine  scharfe  Gränze  zwischen  ochrigem 
Erze  und  dem  Liegeud-Serpentiu  gibt  es  nicht,  weil  sowohl  allmählige  Übergänge 
als  auch  Durchtrümmerungen,  die  erzig  sind,  stattfinden.  ^^) 

In  dem  Serpentin  bemerkt  man  stellenweise  noch  Übergänge  von  Diorit 
oder  Corsit  oder  Troktolit  in  Serpentin.  Ein  solches  Übergangsgestein  enthält  in 
geringer  Menge  Arsenopyrit  accessorisch  eingesprengt.  Im  nicht  ganz  frischen 
Diorit  oder  olivinhältigen  Corsit  in  der  Nähe  des  Stollenmundloches  streicht  ein 
festerer  mittelkörniger  Dioritgang  mit  zahlreichen  kleinen  eingewachsenen  Körnchen 
von  Fyrrhotin,  spärlichem  Fyrit  und  noch  spärlicheren  Chalkopyritkörnchen. 


Anmerkungen. 


^)  Auch  bei  Biskupic  unweit  Eonov  wird  ein  Kalklager  angegeben.  Ohne  Autopsie. 

^)  Es  muss  auf  die  eingehenden  Arbeiten  und  zwar:  Krejci,  Studien  im  Gebiete 
der  böhmischen  Kreideformation ;  Fric,  Palaeontologische  Untersuchungen  der  einzelnen 
Schichten  der  böhmischen  Kreideformation  (Archiv  d.  naturw.  Landesdurchforschung  v. 
Böhmen  1869  Bd.  1.  1878  Band  4  Nr.  1)  verwiesen  werden. 

■*)  Auf  der  Karte  nicht  besonders  dargestellt,  wegen  der  nicht  bedeutenden 
Mächtigkeit. 

^)  Die  Brüche  auf  den  stellenweise  serpentinisirten  Kalk,  der  am  Contacte  mit 
den  durchsetzenden  Eruptivgängen  gemengt,  demnach  unrein  ist,  sind  seit  1840  nicht 
mehr  im  Betriebe.  Die  Lagerungsverhältnisse  sind  desshalb  nicht  mehr  deutlich. 

^)  Sowohl  Biotit,  als  auch  der  cordieritähnliche  Quarz  wurden  untersucht. 

')  In  England  schiebt  man  zwischen  das  Laurentin  und  die  cambrische  Gruppe 
noch  eigenthümliche  Stufen  ein,  welche  den  Namen  der  Etagen,  von  unten  nach  oben 
gerechnet:  Dimetian,  Arvonian,  Pebidian  kurz  Pre-Cambrian  erhielten.  (Hicks,  on  a  new 
Group  of  Pre-Cambrian  Rocks  in  Pembrockshire  p.  285 — 295;  Hicks,  on  the  Pre-Cam- 
brian Rocks  in  Caernarvonshire  and  Anglesea  p.  295 — 309  etc.  Quarterly  Journal  of 
the  Geological  Society  London  1879  Vol.  35  Part  2,  H.  Hicks,  on  the  Metamorphic  and 
Overlying  Rocks  in  the  Neighbourhood  of  Loch  Maree,  Ross-shire,  Ib.  1878  Vol.  34  Part. 
4,  p.  811—819). 

Wollte  man  diese  Gebilde  auch  bei  uns  in  Böhmen  nachgewiesen  haben,  so 
müssten  manche  unter  der  Etage  A  liegenden  Amphibolschiefer,  Glimmerschiefer  dazu 
gerechnet  werden,  deren  Verknüpfung  mit  dem  Laurentin  aber  eine  engere  ist.  Es  dürfen 
überhaupt  geologische  Verhältnisse  eines  Landes  nicht  sogleich  auch  in  ein  anderes  über- 
tragen werden,  weil  die  Bildung  von  Schichten  und  Formationsstufen  nicht  nach  unseren 
theoretischen  Eintheilungen,  sondern  nach  andern  Gesetzen,  deren  Auffindung  Zweck  des 
Studiums  ist,  vor  sich  gingen. 

*)  Im  Jahre  1831  wurde  der  Bruch  verlassen. 

^)  Zwischen  Nutic  und  Citkov  wurden  in  den  Klüften,  welche  das  östliche  Kalk- 
steinlagerende verwerfen  und  die  durch  den  zermalmten  schwarzen  Thonschiefer  ausgefüllt 
werden,  von  unternehmungslustigen  aber  wenig  unterrichteten  Leuten  auf  Graphit  geschürft. 

^"j  Boficky,  Petrographische  Studien  an  den  Basaltgesteiuen  Böhmens  p.  92 ; 
Archiv  d.  naturw.  Laudesdurchforschung  Böhmens  1874  Bd.  II,  Abth.  IL,  Theil  IL 

^')  Über  das  Eiseugebirge  findet  sich  schon  eine  ältere  Beschreibung  unter  dem 
Titel :  Ferd.  Andrian,  Geologische  Studien  aus  dem  Chrudimer  und  Cäslauer  Kreise  im 
Jahrbuch    der   geologischen   Reichsanstalt   Wien   1863    Band  13    p  183 — 208.     Dieselbe 


^)  Diese  Nummer  wurde  bei  der  Redaction   des  Textes   übersehen   und   kann   daher   hier 


1    nicht  berücksichtiget  werden. 


198 

konnte  aber  nicht  benutzt  werden.  Noch  cältere,  wenn  auch  ganz  kurze,  dabei  aber  richtige 
Andeutungen  über  das  Eisengebirge  finden  sich  von  Zippe  in  Sommers  Topographie 
Böhmens  1847  Band  5  u.  11  (Chrudimer  und  Cdslauer  Kreis)  und  Reuss,  Kurze  Über- 
sicht der  geognostischen  Verhältnisse  Böhmens  Prag  1854.  Zippe  hat  eine  besondere 
Gabe  gehabt,  in  kurzen  Worten  die  Verhältnisse  klar  zu  legen.  Wenn  sich  auch  manches 
während  der  Zeit  in  der  Terminologie  geändert  hat,  so  bleibt  die  meist  richtig  auf- 
gefasste  Thatsache  doch  bestehen. 

^^)  In  der  nächsten  Nähe  der  Kirche  von  Ti-ibuben  befinden  sich  auf  dem  wenig 
ausgedehnten  Lehmplateau  drei  bedeutende  Wälle  aus  uralter  Zeit  ganz  nahe  neben 
einander. 

'^)  Diese  Eigenthümlichkeit  der  Gitteruug  ist  nicht  als  Mikroklin  zu  deuten, 
welcher  Feldspath  keineswegs  eine  ganz  gut  fixirte  Mineralspecies  ist,  da  er  noch  ver- 
schieden gedeutet  wird;  sondern  sie  gehört  zwei  Zwillingsgesetzen  des  Plagioklases, 
nämlich  dem  häufigen  nach  oo  P  go  und  dem  weniger  gemeinen,  nach  oP  an.  Wenn  die 
Gitteruug,  abgesehen  von  der  kritischen  Berechtigung  der  Mikroklin- Species,  als  Mikroklin 
gedeutet  werden  wollte,  so  müsste  sie  den  ganzen  Querschnitt  umfassen  und  nicht  in 
einem  gebänderten  Plagioklase  fleckeuweise  auftreten.  Ein  Fingerzeig,  mit  der  Deutung 
solcher  Gittererscheinungen  als  Mikroklin  vorsichtig  zu  sein. 

^^)  Diese  Formentwickelung  des  Orthoklases  wird  als  Mikroklin  bezeichnet.  Ob 
diese  Bezeichnung  auch  zukünftig  beibehalten  werden  wird,  muss,  da  die  Berechtigung 
der  Aufstellung  der  Feldspathart  Mikroklin  noch  in  Discussion  begriffen  ist,  dahingestellt 
bleiben.  Gegen  die  Miki'oklinnatur  des  gestreiften  Feldspathes  erklärt  sich  Michel-Levy, 
welcher  denselben  für  Orthoklas  hält  (Identite  probable  du  microcline  et  de  l'orthose; 
Bulletin  de  la  societö  mineralogique  de  France  1879  Nr.  5  p.  135—139). 

'^)  Ähnliche  Staurolith-Phyllite  finden  sich  auch  in  den  Pyi-enäen  bei  Bagneres, 
wo  dieselben  gleichfalls  wie  bei  Hlinsko  in  Andalusitschiefer  übergehen,  wenn  der  glimmer- 
reichere Phyllit  sich  zu  einem  dunklen  Thonschiefer-Phyllit  umwandelt. 

)  Wenn  man  die  kurze  Mittheilung  Eosenbusch's  über  die  Phaeuomene,  welche 
den  Contact  des  Granites  mit  Thonschiefern  zu  begleiten  pflegen,  insbesondere  bei  Barr- 
Andlau  in  den  Vogesen  im  Neuen  Jahrbuch  f.  Miner.,  Geologie  u.  Paläontologie  Stuttgart 
1875  p.  849—851  durchliest,  findet  man  in  derselben  eine  solche  Ähnlichkeit  mit  den 
Verhältnissen  in  der  uutersilurischen  Schieferinsel  von  Hlinsko-Skuc,  dass  sich  die  Ver- 
muthung  aufdrängt,  als  wenn  diese  Phaenomene  überall  die  gleichen  wären. 

^^)  Ottrelit  ist  nur  ein  Varietätsname  für  Chloritoid;  derselbe  enthält  bedeutende 
Antheile  von  Mn,  gibt  demnach  diese  leicht  kenntliche  Reaktion  vor  dem  Löthrohr.  Unser 
Ottrelit  enthält  aber  kein  Mn  oder  nur  ganz  unbedeutende  Spuren,  so  dass  derselbe  mit 
der  Varietät  Venasquit,  welche  manganfrei  ist,  zusammenfällt.  (Note  sur  la  Venasquite; 
Damour  Bulletin  de  la  Sociöte  miner.  de  France  1879,  II  T,  6,  p  167).  Es  wird  jedoch 
hier  im  Texte  meist  nur  der  Name  Ottrelit  neben  Chloritoid  gebraucht,  obwohl,  wenn 
schon  Varietätsnamen  gebraucht  werden  sollen,  die  Bezeichnung  Venasquit  (wegen  der 
Abwesenheit  von  Mn)  passender  wäre. 

Etwas  verschieden  wie  der  böhmische  Ottrelitschiefer  verhält  sich  das  Gestein 
des  Berges  Elias  bei  Vavdhos,  Chalcidice.  (F.  Becke,  Gesteine  der  Halbinsel  Chalcidice, 
Tschermak,  Mineral,  u.  petrograph.  Mittheilungen  1878  Wien,  Bd  I.  p.  269  etc.) 

)  Manche  solche  Gneusgranite  wurden  auch  für  wirklichen  Gneus  gehalten,  dem 
also  eine  eruptive  Entstehung  nicht  abgesprochen  werden  kann.  Allein  die  Bezeichnung 
als  Gneus  geht  doch  etwas  zu  weit  für  ein  Eruptivgestein,  in  welchem  Biotit  als  Ge- 
mengtheil sich  parallel  zu  den  Contactflächen  mit  dem  durchbrochenen  Gesteine  gelagert 
hat.  Die  Granitnatur  solcher  eruptiven  schiefrigen  Gesteine  muss  betont  werden.  Zutreffend 
ist  der  Autsatz  von  Herrn.  Creduer:  Der  rothe  Gneus  des  sächsischen  Erzgebirges,  seine 


199 

Verbandverhältuisse  und  genetischen  Beziehungen  zu  der  archäischen  Schichtenreihe  in 
Zeitschrift  d.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  Berlin  1877  Bd.  29  p.  757—793.  Es  erscheint  hier 
nachgewiesen,  dess  der  Begriff  Gneus  zu  weit  gefasst  wird  und  auf  granitische  Gesteine 
mit  durchgreifender  Lagerung  ausgedehnt  wird,  während  der  echte  Gneus  geschichtet  ist. 

^^)  Es  lag  zu  wenig  üntersuchungsmaterial  vor,  so  dass  über  das  rothe  Mineral, 
das  dem  Rutil,  oder  auch  dem  Haematit,  vielleicht  auch  Haematitpseudomorphosen  nach 
Pyrit  ähnlich  sieht,  keine  nähere  bestimmtere  Angabe  gemacht  werden  konnte. 

'")  Zippe,  welcher  ein  feines  Gefühl  für  Erkennung  von  Gesteinen  hatte,  nannte 
diese  Quarzporphyre,  zur  Zeit,  wo  die  besten  Hilfsmittel  nur  in  der  besten  Übung  bestanden 
(also  vor  etwa  40 — 50  Jahren),  mit  dem  Namen  „schwarzer  Granit."  Ohne  die  besseren 
Hilfsmittel  der  neuen  Mineralogie  würde  es  mancher  Petrograph,  dem  die  geologischen 
Verhältnisse  ebenso  unklar  wären,  wie  vor  einem  halben  Jahrhunderte,  kaum  besser 
bestimmen  können.  Wenn  das  Gestein,  das  Zippe  damals  meinte,  jetzt  Quarzporphyr  heisst, 
so  ändert  dies  nichts  an  den  bedeutenden  Verdiensten  Zippes,  der  das  Richtige  zu  treffen 
wusste. 

"^)  J.  Krejci  und  R.  Helmhacker  Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  der  Um- 
gebung von  Prag.  Archiv  für  naturw.  Durchforsch,  v.  Böhmen  Bd.  IV.  Nr.  2  geol.  Abthl. 
p.  7G  und  pag.  187. 

'^^)  In  Justus  Roth  Beiträge  zur  Petrographie  der  plutonischen  Gesteine  Berlin 
1869,  1879  (Abhandl.  d.  k.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  1869,  1879)  finden 
sich  Felsitporphyranalysen  angeführt,  deren  SiO.^ -Gehalt  selbst  bis  65 — 59^2%  herabsinkt, 
also  noch  geringer  ist  als  in  dem  Feisite  von  Svldnice.  Unter  Felsitporphyr  fasst  Roth 
aber  quarzhältige  Gesteine  nach  dem  älteren  Eintheilungsprincip  zusammen. 

'^)  Dieser  Plagioklas  stünde  zwischen  Oligoklas  und  Labradorit  in  der  Mitte. 
Mineralogen,  welche  den  Audesin  nicht  anerkennen,  sondern  zu  dem  Oligoklas  ziehen, 
würden  den  Plagioklas  zu  Oligoklas  stellen.  Wenn  aber  die  Andesinvarietät  anerkannt 
wird,  so  wäre  der  Plagioklas  wirklicher  Andesiu.  Das  ändert  aber  nichts  am  Charakter 
des  Diorites,  welcher  nur  aus  irgend  einem  Plagioklas  und  Amphibol  besteht.  Freilich 
nennt  man  den  Plagioklas  am  häufigsten  Oligoklas.  Es  liegt  aber  an  der  Trennung  der 
Plagioklasvarietäten,  die  keine  scharfen  Gränzen  besitzen,  wenig.  Später,  beim  Gabbro 
werden  sogar  Diorite  (Uralit-Diorite)  angeführt  werden,  deren  Plagioklas  ein  Labradorit  ist. 

-*)  Indessen  führt  auch  Roth  1.  c.  Anmerkung  ^^)  in  seinen  beiden  Zusammen- 
stellungen von  Dioritanalysen  (nicht  Corsiten)  Kieselsäuregehalte  von  44*'/q — 41"/o,  also 
noch  weniger  als  im  Diorite  von  Skala  an. 

-^)  Solchen  Berechnungen  ist  indessen  umsoweniger  Vertrauen  zu  schenken,  je 
veränderter  das  Gestein  und  je  zahlreicher  die  Gemengtheile  desselben  sind  und  je  weniger 
factische  Unterlagen  eine  solche  Berechnung  besitzt.  Bei  zwei  Gemengtheilen  ist  eine 
solche  Berechnung  noch  halbwegs  wahrscheinlich,  da  zwei  Gleichungen  mit  zwei  Unbe- 
kannten aufzulösen  sind  (der  3te  Gemengtheil,  nämlich  der  Magnetit,  wurde  eigens  bestimmt) ; 
bei  mehr  Gemengtheilen  aber  ist  dem  Einbildungsvermögen  freier  Raum  gegeben,  denn  es 
erscheinen  mehr  Unbekannte  als  gegebene  Gleichungen.  Die  Methode  befolgt  demnach  nicht 
mehr  den  für  wissenschaftliche  Forschungen  nöthigen  Gang. 

Es  werden  in  den  folgenden  Zeilen  p.  132  die  Gründe,  wesshalb  eine  klein- 
körnige, keine  Zwillingsstreifung  im  polarisirten  Lichte  zeigende,  sich  also  ähnlich  dem 
Orthoklas  verhaltende  Aggregatmasse,  doch  Plagioklas  ist,  desshalb  angeführt,  weil  durch 
die  Nichtbeachtung  anderer  Verhältnisse  leicht  Fehler  entstehen.  Da  bei  der  Volum- 
verminderung von  Plagioklasen  die  Zwillingslamellen  sich  nicht  in  gleichem  Massstabe  ver- 
jüngen, demnach  viel  weniger  schnell  in  der  Breite  abnehmen,  als  es  den  kleinen  Indi- 
viduen der  Plagioklase  entsprechen  würde,  so  müssen  dieselben  ganz  verschwinden,  wenn 
die  Grösse  der  Plagioklase  bis  zur  Breite  der  Zwillingslamelleu  sich  verkleinert  hat.   Die 


200 

Streifung  ist  für  Plagioklase  sehr  charakteristisch,  kommt  aber  nicht  ausnahmslos  vor; 
Avesshalb  das  Fehlen  derselben  noch  nicht  die  Plagioklasnatur  der  Feldspäthe  ausschliesst. 
Eigentlich  ist  also  nicht  die  Streifung  ohne  Ausnahme,  das  Charakteristische  für  Plagioklas 
oder  das  Fehlen  derselben  ein  Erkennungszeichen  für  Orthoklas,  sondern  nur  die  chemische 
Zusammensetzung,  wo  die  Kiystallform  nicht  nachweisbar  ist.  Ein  Plagioklas  von  der  che- 
mischen Zusammensetzung  und  den  anderen  damit  verbundenen  Eigenthümlichkeiten  bleibt 
Plagioklas,  mag  er  eine  Streifung  oder  keine  Streifung  zeigen.  Die  ZwiUingsstreifuug  ist  für 
winzige  und  auch  grössere  Plagioklaskrystalle  ein  sehr  bequemes  und  schnelles,  aber  nicht 
ausschliesslich  an  Plagioklasen  vorkommendes  Merkzeichen,  welches  öfters  fehlt,  als  man 
anzunehmen  geneigt  war.  Bei  Beschi-eibung  des  Corsites  wird  mehrfach  erwähnt  werden, 
dass  der  Plagioklas  (Anorthit)  keine  Streifung  besitzt. 

^^)  Eine  ganz  ähnliche  Zusammensetzung  zeigt  der  Labradorit  des  Gabbros  von 
Iron  Mountain,  Laramie  Hill  U  .  S,  nach  Wiedemann ;  nur  enthält  er  etwas  FeO,  wahr- 
scheinlich als  mechanische  Verunreinigung.  Die  Alkalien  sind  hier  K2O  und  NaoO  im 
Verhältniss  von  l"/,, :  3°/o-  (Zirkel  Microscopical  Petrography  pag.  109  in  Report  of  the 
Geol.  Exploration  of  the  Forthieth  Parallel  Yol.  VI.) 

- ')  Für  den  Diallag  wird  als  charakteristisch  der  geringe  Grad  von  Dichroismus 
angegeben.  Es  ist  dies  richtig,  allein  nicht  von  allgemeiner  Geltung;  die  allermeisten 
Diallage  verhalten  sich  so.  Es  kam  mir  ein  Diallag  von  Salzburg  unter  die  Hand,  welcher 
in  dünner  Platte  gespalten,  in  der  dichroscopischen  Loupe  ebenso  starke  Farbendifferenzen 
zeigte,  wie  manche  Amphibole.  Ein  neuer  Beleg  dafür,  dass  bei  Bestimmung  von  Mine- 
ralien in  Dünnschliffen  Vorsicht  geboten  ist. 

^^)  Die  herausgerechnete  theilweise  Analyse  des  Amphiboles  (Uralites)  hat  wie 
alle  berechneten  Analysen  nur  geringen  Werth,  weil  die  accessorischen  Gemengtheile  weder 
der  Menge  noch  der  Zusammensetzung  nach  bekannt  sind.  So  ist  der  herausgerechnete 
Gehalt  von  Fe2  03,  abgesehen  davon,  dass  ein  bedeutender  Theil  als  FeO  in  der  Ver- 
bindung vorhanden  ist,  desshalb  zu  gross,  weil  der  auf  den  Fe- Gehalt  der  Analyse  Einfluss 
besitzende  Magnetit  im  Gemenge  des  Gesteines  der  Menge  nach  nicht  bekannt  ist.  Solche 
Analysen,  welche  die  Rechnung  ergibt,  sind  desshalb  nur  mit  Vorsicht  aufzunehmen  und 
darf  mau  dieselben  nur  als  genäherte  Werthe  betrachten. 

-^)  Der  Corsit  auf  Corsica,  wo  derselbe  zuerst  in  der  merkwürdigen  sphaeroidaleu 
Textur  schon  vor  mehr  als  50  Jahren  bekannt  geworden  ist,  bildet  im  Amphibolgranit,  der 
aus  Orthoklas,  Oligoklas,  Sphen,  Amphibol,  welcher  letztere  theilweise  in  Chlorit  umgewandelt 
ist,  besteht  (wohl  auch  Quarz?)  drei  Stöcke  in  der  geogr.  Breite  von  41*' 4372'  und  der 
östlichen  Länge  von  Paris  6*^  45^4'.  Die  kurzen,  nahe  an  einander  liegenden  Stöcke,  von 
denen  der  nördliche  und  südliche  bis  4'/2  km.  lang  und  2^^  km.  breit  sind,  der  mittlere 
aber  unbedeutend  ist,  liegen  NO  von  Sarthene  l^o  MjTiam.,  innerhalb  eines  Dreieckes, 
welches  durch  die  drei  Ortschaften  Serre,  Levie  und  St.  Lucia  di  Tallano  (Campo  longo) 
gebildet  wii-d.  Das  Neueste  über  dieses  Vorkommen  jedoch  in  der  grössten  Kürze  ab- 
gefasst  ist  in  Hollande,  Geologie  de  la  Corse  (Annales  des  Sciences  geologiques  par  M. 
Hebert  &  A.  IVIilne  Edwards  Paris  1877,  Tome  0)  zu  finden.  Das  Vorkommen  des  Cor- 
sites in  amphibolhaltigen  körnigen  Gesteinen  würde  auffallend  an  das  Vorkommen  in 
Böhmen  erinnern,  wo  bei  Ransko,  Hrbokov  etc.  auch  Syenit  und  Amphibolgranitgesteine 
vorkommen. 

Es  dürften  Corsite  aber  nicht  so  selten  sein,  als  nach  den  wenigen  Daten,  welche 
über  dieselben  vorliegen,  zu  urtheilen  wäre;  die  meisten  dürften  noch  unter  dem  Namen 
Diorit  versteckt  sein,  worüber  nur  die  wirkliche  Analyse  des  Plagioklases  Aufschluss 
geben  kann.  Bekannt  sind  Corsite  vom  Konzavoskoi  kamen  im  Nord-Ural,  Poudiere  in 
Frankreich,  Yamaska  mountain  in  Canada.  Böhmen  ist  recht  reich  an  diesen  sonst  so 
seltenen  Gesteinen,  Ein  Corsit  in  der  Umgebung  von  Prag  bei  Klokocnd  (bei  Mnicliovic) 
wurde  schon  früher  beschrieben.  (Archiv  der  naturw.  Landesdurchforschung  v.  Böhmen 
IV.  Bd.  No.  2.  Geol.  Abtheil  pag.  22Ü.) 


201 

'**)  Es  ist  auf  Reisen  bei  Inangriffnabme  der  Körperkräfte,  dann  bei  der  Zer- 
streuung der  Gedanken  nicht  immer  möglich  den  Anorthit  von  anderen  Plagioklasen 
sogleich  zu  erkennen,  da  das  nur  mit  der  Erfassung  von  Thatsachen  im  grössten  Mass- 
stabe angewöhnte  Auge  nicht  mehr  an  das  Winzige  der  Gesteinsuntersuchung  accomodirt 
ist.  Störend  wirkt  auch  die  ungewohnte  Beleuchtung  oder  die  zu  weit  gehende  Zersetzung. 
Nichtsdestoweniger  lässt  sich  der  Anorthit  von  anderen  Plagioklasen  dem  blossen  Ansehen 
nach,  als  auch  nach  der  Art  der  Verwitterung  im  Arbeitszimmer  bei  gewohnter  Accomo- 
dation  des  Auges  an  nahe  liegende  Gegenstände  und  weniger  Zerstreuung  durch  geo- 
logische Verhältnisse  im  Grossen,  erkennen. 

^^)  Wie  dies  auch  bei  Labradorit  schon  häufig  nachgewiesen  worden  ist.  Bei 
Diorit  wurde  das  Vorhandensein  von  gegittertem  Plagioklas  (Andesin)  auch  nachgewiesen. 
Es  ist  demnach  bei  der  bekannten  Zusammensetzung  solcher  gitterförmig  doppelt  hemi- 
tropen  Feldspäthe  nicht  an  Mikroklin  zu  denken,  zu  dem  man  solche  Feldspäthe  manchmal 
voreilig  ohne  die  Zusammensetzung  derselben  zu  kennen,  stellt.  Es  ist  richtig,  dass  die 
optischen  Eigenschaften  recht  charakteristisch  sind  für  die  Bestimmung  der  Mineralien 
unter  dem  Mikroskope,  sie  sind  aber  doch  nur  ein  Tb  eil  der  Mineral-Kennzeichen,  denn 
zur  Erkennung  eines  Minerales  gehören  alle  seine  Merkmale ;  in  allererster  Reihe  ist  es 
die  chemische  Zusammensetzung,  welche  in  den  schwierigsten  Fällen  das  einzige  und  auch 
sicherste  Kennzeichen  bleibt. 

^'^)  Wie  schon  vorher  angeführt,  ist  die  herausgerechnete  Analyse  immer  mit 
Vorsicht  aufzunehmen.  Weil  hier  aus  zwei  Gleichungen  je  eine  Unbekannte  aufzusuchen 
war,  so  ist  die  herausgerechnete  Analyse  des  Amphiboles  ziemlich  nahe  seiner  wirklichen 
Zusammensetzung. 

'^)  Die  Aufschlüsse  müssten  zahlreicher  sein,  um  sich  mit  Sicherheit  für  den 
lager-  oder  gangartigen  Charakter  der  Lagerstätte  aussprechen  zu  können.  Die  Bezeichnung 
als  Lager  scheint  den  Verhältnissen,  wie  sie  sich  darstellten,  angemessener  zu  sein, 
wesshalb  sie  gewählt  würde.  Leider  gestatten  die  anderen  verfallenen  zahlreichen  Gruben 
keine  Untersuchung  der  Lagerungsverhältnisse. 

^*)  (Tschermak,  Über  Pyroxen  uud  Amphibol,  Tsch.  Mineralogische  Mittheiluugen 
1871  p.  22  Ite  Folge). 

^^)  Später  wurde  auch  im  Granit  des  Isergebirges  dieses  Mineral  (Niobit)  von 
Janovsky  aufgefunden  (Berichte  der  deutschen  ehem.  Gesellsch.  1880,  XIII,  p  139  etc.) 
und  da  das  Vorkommen  etwas  reichlicher  ist,  auch  analysirt. 

"^)  Die  Tfemosuicer  Schlucht  entsteht  durch  Vereinigung  der  linksseitigen  Peklo- 
schlucht  und  der  rechtsseitigen  Starodvorskä  rokle  (Althofer  Schlucht). 

^')  Verschmolzen  wurden  die  Erze  im  Hochofen  von  Hedwigsthal  in  der  Tre- 
mosuicer  Schlucht. 

^®)  Auf  Talk  ist  nur  dem  Ansehen  nach  geschlossen  worden,  eine  eingehendere 
Untersuchung  liegt  nicht  vor.  Keinesfalls  ist  aber  das  Mineral  Serpentin,  schon  wegen 
der  geringen  Härte  von  2. 

^^)  Ohne  Autopsie. 

"")  Ebenso  findet  sich  noch  ausserhalb  des  Bereiches  der  Karte  am  rechten 
Sdzavaufer  zwischen  Ronov  und  Poric  (näher  an  Pofic)  oberhalb  Pfibislav  im  Gneuse, 
dessen  Verflachen  nach  3V4  aiit  52°  gerichtet  ist,  uud  der  durch  Muscovitgranitgänge 
durchsetzt  wird,  ein  mehrere  (10—15)  Schritt  mächtiges  Lager  von  Olivin,  mit  stengligem 
Talk,  viel  kleinen  Bronzitkörnern  und  Pikrolit.  Zwischen  dem  Schloss  Pfibislav  und  der 
Spiritusbrennerei  (also  0  von  Pfibislav)  ist  an  der  Strasse  im  flasrigeu  glimmerreichen 
Biotitgueus  mit  lenticulären  Schichten  von  lichtem  grobkörnigem  Gneus  alles  nach  4^/^'' 
mit  65°  verflachend,  in  welcheni  ein  l'/o™  mächtiges  Lager  von  dichtem  Orthoklas 
(Haelleflint)  von  licht  grauer  Farbe  eingeschaltet  ist. 


202 


41^ 


^)  Welcher  auch  iu  ganz  ähnlichen  Gesteinen  mit  ebenso  bedeutender  Mächtigkeit 
zum  Vorschein  kommt.  Helmhacker,  Geognostische  Beschreibung  eines  Theils  der  Gegend 
zwischen  Benesov  und  Säzava  1874  (Archiv  d.  naturw.  Landesdurchforschung  v.  Böhmen 
IL  Bd  IL  Abth.  I.  Theil). 

**)  Den  Nachweis  ob  Baryt?,  erlauben  diese  Pseudomorphosen  wegen  ihres 
spärlichen  Vorkommens  nicht  zu  führen. 

^^)  Der  Chalkopyrit  (dessen  Vorkommen  sich  aber  nicht  auf  Autopsie  gründet) 
ist  hier  gewiss  das  ursprüngliche  Mineral,  aus  dessen  Zersetzung  die  andern  sauren 
Kupfermineralien  als  wie  Malachit  und  Lunuit  hervorgegangen  sind. 

^^)  Dieses  ist  eine  willkührliche  Deutung,  weil  eben  die  COj -Menge  nicht 
bestimmt  werden  konnte;  wird  aber  die  Rechnung  durchgeführt,  so  stimmt  der  Rest  des 
Kupferphosphates  ganz  mit  Lunnit  und  nicht  mit  Ehlit,  für  welchen  sonst  dieses  Mineral 
gehalten  wird,  überein.  Ehlit  hat  übrigens  auch  eine  geringere,  schwankende  Härte  von 
1^/2,  2,  7;  der  Ehlit  (früher  Prasim  =r:  Lunnit  von  Libethen  genannt)  hat  nur  die  Härte  von 
5  ergeben. 

Da  nun  diese  etwas  willkührliche  Deutung  des  Glühverlustes,  die  aber  allein  in 
diesem  Falle  zu  der  Formel  des  Lunnites  führt,  —  auf  andere  Art  gedeutet  kommt 
die  Ehlitformel  nicht  zum  Vorschein,  —  doch  nicht  einwurfsfrei  ist,  indem  derselben 
wohl  Wahrscheinlichkeit,  aber  nicht  durch  einen  Beleg  bewiesene  völlige  Sicherheit  zu 
Grunde  liegt,  so  wäre  eine  erneuerte  Analyse  mit  direkter  Bestimmung  der  COg  erwünscht, 
zu  der  aber  als  Hauptbedingung  hinreichendes  Material  vorhanden  sein  müsste,  da  durch 
das  Ergebniss  derselben  entweder  diese  hier  aufgestellte,  mit  nicht  völlig  hinreichendem 
Materiale  angestellte  Deutung  des  Minerales  als  Lunnit  zu  bestätigen  oder  zu  wider- 
legen wäre. 

Nebenbei  sei  hier  erwähnt,  dass  die  meisten  älteren  Analysen  der  Kupfer- 
phosphate nicht  völliges  Vertrauen  verdienen,  da  nirgends  die  Angabe  vorhanden  ist,  dass 
sie  rein  und  nicht  mit  Malachit  verunreinigt  waren.  Der  Glühverlust  wurde  einfach  als 
HoO  gedeutet  und  dann  die  Formeln  berechnet.  Das  dürfte  neben  der  Möglichkeit  der 
Mengung  vorschiedener  Kupferphosphate  mit  einander  auch  mit  ein  Grund  sein,  warum 
die  Analysen  solcher  Mineralien  von  einander  abweichen. 

Schrauf,  über  Phosphorkupfererze  (Zeitschrift  f.  Krystallographie  und  Mineralogie 
V.  Groth  IV.  Bd.  1879  p.  1  etc.)  erwähnt  auf  pag.  2,  dass  Exemplare  von  Kreuzberg  dem- 
selben zur  Untersuchung  vorlagen;  in  dem  Aufsatze  ist  aber  von  dem  Kreuzberger 
Minerale  keine  nähere  Angabe  mehr  vorhanden,  so  dass  auch  hier  die  zu  einer  Analyse 
benöthigte  Menge  unzureichend  gewesen  sein  dürfte. 

*^)  Für  den  Hochofen  von  Hedwigsthal  bei  Tfemosnic.  Schlackenreste  finden 
sich  hier  im  Walde  häufig,  desshalb  das  Erzvorkommen  ein  altbekanntes  sein  muss. 

^^)  Das  Vorkommen  des  Chalkopyrites  wird  hier  ohne  Autopsie  angeführt. 

'*')  Über  das  Erzvorkommen  gilt  alles  das,  was  schon  im  Archiv  der  naturw. 
Landesdurchforschung  von  Böhmen  II  Bd.,  IL  Abth.  I.  Theil,  Väla  u.  Helmhacker,  Das 
Eisensteinvorkommen  in  der  Gegend  von  Prag  und  Beraun  auf  pag.  353 — 357.  (Die  Erze 
der  Kreideformation)  angeführt  erscheint. 

^*)  Da  der  Pyrit  selenhaltig  ist,  enthält  die  böhmische  Schwefelsäure  Selen 
gelöst,  welches  durch  Verdünnung  derselben  als  rother  Schlamm  ausgeschieden  wird. 

*^)  Sucht  man  für  dieses  Vorkommen  ein  anderes  ähnliches,  so  wird  man  an 
Walchern  bei  Öblarn  im  Ennsthale  Obersteiermarks  erinnert,  wo  Pyrite  auf  eine  ähnliche 
Art,  jedoch  in  festen  krystallinischen  Gesteinen  im  Quarzschiefer  und  Glimmerschiefer 
vorkommen.  Es  ist  diese  Lagerstätte  noch  zu  wenig  bekannt,  um  bessere  Vergleichungen 
anstellen  zu  können ;  dieselbe  sollte  nur  erwähnt  werden,  damit  sie  sich  der  Aufmerk- 
samkeit nicht  entziehe.  Vielleicht  wäre  auch  das  Vorkommen  von  Kiesen  (Pyrit,  Pyrrhotiu) 


203 

in  Norwegen    zu   vergleichen.     Foreliomster    af  Kise  i  Visse  Skifere  in  Norge    af  Amuud 
Heiland,  Christiania  1873  (Universitestsprogram  for  Iste  Semester  1873).  — 

Die  geschichtlichen  Daten  stammen  von  Herrn  Fabriksdirektor  zugleich  Gruben- 
betriebsleiter Th.  Woat. 

^°)  Analogien  dieses  Limonitvorkommens  in  Form  von  lagerartigen  Decken  auf 
Serpentinen  finden  sich  an  andern  Orten  auch.  So  im  Böhmerwalde  bei  Chmelnä  am 
Fusse  des  Blänsker  Waldes,  im  Wäldchen  und  bei  der  Einschiebt  Simecek,  sowie  in  den 
Nebengräben  und  dem  Plateau  zwischen  dem  Tanzmeister-  und  Sommergrabeu  bei  St. 
Stephan  im  Murthale,  Obersteiermark.  (Helmhacker  Über  einige  Lagerstätten  von  Limonit 
im  Serpentin,  Zeitschrift  des  berg-  und  hüttenmännischen  Yereins  für  Steiermark  und 
Kärnthen  187G.) 


ii 


Erklärung  der  Figuren  im  Texte. 


Fig.  1  pag.  15.  Amphibolgneus  iu  der  Scliluclit  zwischen  Ronov  und  Mladotic 
an  der  Doubravka  iu  einer  etwa  ^/g™  mächtigen  Lage  innerhalb  einer  Schichtenbank 
schiefrig  geknickt,  obwohl  die  Hangend-  und  Liegendbank  ganz  ebenschiefrig  ist.  Die 
schwarzen  Linien  bezeichnen  den  Amphibol  des  Gneusgemenges,  das  weiss  gelassene  den 
Orthoklas,  Oligoklas  und  Quarz. 

Fig.  2  pag.  18,  152.  Ein  Schnitt  durch  den  mächtigen  Corsitgang  in  der  Rich- 
tung von  NO  nach  SW  unweit  NW  von  Mladotic  bei  dem  bedeutenden  Buge  des 
Doubravkabaches.  Das  Liegende  des  Corsitganges  bildet  Amphibolgneus;  das  Hangende 
ist  Biotitgneus  (im  Holzschnitte  bloss  als  Gneus  bezeichnet). 

Fig.  3  pag.  30,  108,  142.  Die  Ansicht  des  linken  Elbeufers  gegenüber  Elbe- 
Tejnic,  wie  dasselbe  von  dem  Eisenbahneinschnitte  entblösst  ist,  vom  Zabofer  Bahnhofe 
aus  (Station  Elbe-Tejnic)  bis  nahezu  gegen  Kojic  dem  Laufe  der  Elbe  folgend.  Der 
Schnitt  geht  demnach  nicht  völlig  senkrecht  gegen  die  Richtung  der  Schichten.  Die  von 
5  zu  5  fortlaufenden  Zahlen  unter  dem  Schnitte  sind  die  Nummern  der  Telegrapheu- 
stangen;  ebenso  sind  die  Kilometerzahlen  angegeben.  Unter  dem  Bahnhofe  sind  Elbe- 
aluvionen ;  darunter  deutlich  dünuschiefriger  Amphibolit  a,  welcher  durch  Glimmerschiefer- 
phyllit  ph  überlagert  wird  und  nahe  vom  Wächterhaus  Nr.  282  mit  33°  nach  24''  einfällt. 
Darauf  folgt  wieder  Amphibolschiefer  a  und  wieder  Glimmerschiefer  und  Glimmerschiefer- 
phyilit;:>Ä;  bei  dem  Wächterhaus  Nr.  281  aber  zwei  Lagergänge  von  Gneusgranit  z,  welche 
durch  Glimmerschiefer  ^Ä  getrennt  werden.  Eine  Scholle  von  dem  Schiefer  jpÄ  im  Liegend- 
gange bei  Telegraphenstau ge  239  beweiset  die  eruptive  Natur  des  Gneusgranites.  In  der- 
selben kommen  gegen  das  Hangende  zu  schwache  Quarzgänge  vor,  welche  immer  spätere 
Verschiebungen  andeuten  und  die  auch  als  lenticulare  Quarznester,  weiter  oben  bei  Kilo- 
meter 334,  so  häufig  sind  und  an  die  Nähe  von  Dioritgängen  gebunden  erscheinen.  Vom 
Gabbrostocke  g,  welcher  vom  Häuschen  281  bis  zum  Bahnviaducte  unter  Vinafic  ent- 
blösst ist,  trennt  den  Gneusgranit  eine  schwache  Glimmerschieferlage  ph.  Vom  Viaducte 
aufwärts  folgen  Glimmerschiefer,  die  durch  schwächere  Gneusgranit-  sowie  Gabbro  wie 
Uralitdioritgänge  (g)  durchbrochen  werden.  In  dieser  Parthie,  Stange  229  bis  zum  Bahn- 
viaduct,  wo  der  tiefere  Theil  von  Vinafic  steht,  ist  die  Lagerung  deutlich,  zwischen 
Stange  226  und  229  aber  bedeckt,  so  dass  auf  der  Figur  3  das  Zeichen  ph  als  Glim- 
merschiefer nur  mit  Wahrscheinlichkeit  aufgetragen  ist.  Bei  der  Telegraphenstange  225 
nahe  des  Hohlweges  ist  aber  eine  recht  bedeutende  Verwerfung,  da  auf  Glimmerschiefern 
ph,  Thonschiefer  der  tiefsten  Siluretage  A  (cambrisch)  aufruheu,  in  welchen  ein  sehr 
feinkörniger  (üralit)  Dioritgang  d  bemerkbar  ist.  Die  grauschwarzen  Thonschiefer  A,  die 
nach  1^/4''  verflachen,  sind  im  Liegenden  gestört  gelagert  und  mit  citronengelbeu  Anflügen 
bedeckt.  Im  Hangenden  über  A  folgen  dünnschiefrige  Glimmerschiefer  ph  wahrscheinlich 
in  etwas  discordanter  (überschobener)  Lagerung  und  in  denselben  bei  Wächterhaus  280 
echte  Gänge    von  Gneusgranit  i    und  von  Uralitdiorit  d.     Der  Hangendgang    des  Uralit- 


205 

diorites  wird  durch  Chloritschiefer  c  getlieilt.  Weiter  flussaufwärts  folgen  dann  wieder 
Glimmerschiefer  ph,  Amphibolit-Glimmerschiefer  a  und  zwei  durch  Glimmerschieferphyllit 
p  getrennte  Lagergänge  von  Uralitdiorit  d  1^2°"  — ^^W^  mächtig,  in  deren  Nähe,  und  zwar 
im  Liegenden,  im  Glimmerschiefer  lenticulare  Quarznester  folgen.  Das  Hangende  bildet  wieder 
Glimmerschiefer  pÄ,  der  nach  174'' mit  40*^  verflächt,  mit  lenticularen  Quarznestern ;  dann 
bei  196  ein  3""  mächtiger  Uralitdioritgang.  Im  weiteren  Hangenden  ein  sehr  dünnschie- 
friger  Glimmerschieferphyllit  ph  mit  einem  echten  Dioritgange  d  von  1"^  Mächtigkeit  bei 
192,  in  dessen  Hangendem  wieder  lauggezogene  Quarzlinseu  erscheinen.  Beim  Wächterhaus 
279  wendet  sich  die  Glimmerschiefer-Uferterasse  in  der  Richtung  des  Streichens  gegen 
Kojic,  wesshalb  sie  hier  nicht  weiter  ausgeführt  erscheint.  —  Massstab  1  :  10000. 

Fig.  4  pag.  48  stellt  die  westliche  Stirnansicht  der  Cernä  skäla  WNW  von 
Hostalovic  vor;  dieselbe  ragt  aus  Chloritdioritaphaniten  hervor,  ist  ganz  deutlich  ge- 
schichtet, vielfach  gefaltet  und  durch  Quarzklüfte  durchsetzt. 

Fig.  5  pag.  50  das  Thälchen  von  Tupes  gegen  den  WNW  Lipolticer-Teich.  Bei 
Tupes  tritt  die  aus  groben  lichten  quarzigen  Grauwacken  der  Etage  B  bestehende  Mauer 
aus  der  turonen  Kreideüberlagerung  t  hervor  und  wird  durch  eine  nicht  ganz  deutlich 
entblösste  Verwerfung,  die  parallel  zum  Streichen  geht,  durchsetzt.  Am  Ausbisse  zeigen  sich 
grosse,  von  der  Brandung  des  Kreidemeeres  abgerundete  Knauer  der  Grauwacke.  Gegen 
SW  folgen  Wechsellagerungen  von  Grauwackenschiefern,  die  denjenigen  der  Etage  C 
ähnlich  sind,  mit  den  quarzigen  Grauwacken  B;  dann  ebensolche  Wechsellagenangen,  jedoch 
mit  dunklen  körnigen  Grauwacken  C,  bis  dieselben  unter  Lipoltic  vorherrschend  werden. 
Die  Zeichen  B,  C  bedeuten  nicht  das  Zeichen  der  betreffenden  Etage,  sondern  beziehen 
sich  nur  auf  das  Gestein. 

Fig.  6  pag.  50,  140.  Der  Gangstock  des  Diabases  in  dem  zu  einer  Schlucht 
verengten  Thälchen  bei  Chrtnik  {S  Choltic).  Bei  der  Säge  durchbricht  Diabas  d  das 
quarzige  feste  Grauwackenconglomerat  B  und  schliesst  auch  eine  Scholle  von  Conglomerat 
B  und  Grauwackenschiefer  C  ein.  Das  Liegende  C,  südlich  von  der  Mühle  besteht  aus 
transversal  schiefrigen  Grauwackenschiefern,  in  denen  gewisse,  in  der  Zeichnung  punctirte 
Grauwackenschichten  den  Verlauf  der  Schichtung  andeuten,  welche  sonst  durch  die  falsche 
Schieferuug  ganz  verdeckt  werden  würden. 

Fig.  7  pag.  54.  Idealer  Durchschnitt  durch  das  Eisengebirge  zwischen  Semtes 
und  der  Skäla  bei  Lipoltic.  Aus  der  Kreideebene  der  Doubravkadepression  bei  Semtes 
erhebt  sich  über  turonen  Schichten  t,  der  Steilrand  des  Eisengebirges,  welcher  aus  Glim- 
merschiefern p,  p  und  Amphibolschiefern  am  gebildet  ist.  Deutlich  aufgelagert  sind  die 
cambrischen  Schichten  A  mit  der  lagerartigen  Kalklinse  bei  der  Väpenice.  Des  über  der 
Etage  A  folgende,  bis  gegen  Lhotka  ist  nicht  so  gut  entblösst,  als  es  wünschenswerth 
wäre.  Es  sind  dies  zuerst  tuffige  dunkelgrüne  Grauwacken  und  Grauwackenschiefer  d  l, 
dann  Chlorit-Dioritaphanite  a  mit  eingeschalteten  Stöcken  von  Aphanitconglomerat  s, 
welches  bei  Lhotka  steil  nach  NO  einfällt.  Die  nun  darüber  folgenden  graugrünen  Grau- 
wacken d  und  dunklen  Grauwackenschiefer  b  mit  transversaler  Zerklüftung,  welche  immer 
die  Mauer  der  festen  quarzigen  Grauwacke  der  Etage  B  begleiten,  sind  ziemlich  deutlich 
entblösst,  steil  verflächend.  Was  das  Liegende  und  was  das  Hangende  hier  wäre,  bleibt 
unbestimmt.  Bei  Podvrd  verlieren  sich  die  Schichten  B  abermals  unter  obercenomanen 
und  turonen  Schichten  ko,  t. 

Fig.  8  pag.  57.  Ein  Durchschnitt  durch  das  Thal  von  der  Bacala-Mühle  gegen 
Citkov.  Bei  Dolan  bilden  korycaner  sandige  Kalke  ko  den  Fuss  der  Eisengebirges.  Die 
graugrünen  Grauwacken  d  und  die  festeren  grauschwarzen  quarzigen  Grauwacken  ds  sind 
der  Lagerung  nach  zu  den  Quarziten  d2  nur  ideal  dargestellt,  da  hier  irgendwo  die 
Zbislavec-Chotenicer  Bruchlinie  durchgehen  dürfte,  welche  nicht  gut  entblösst  ist.  Weiter 
folgen   vielfach    gefaltete    antiklinal,    synklinal    und   isoklinal    verbogene    schwarze    Thon- 


206 

schiefer  der  Zone  d, ,  deren  Lagerungsverhältniss  gegen  do  gleichfalls  nicht  zweifellos 
blossgelegt  ist.  Die  Lagerung  wird  erst  im  Liegenden  des  Kalklagers  eine  deutliche, 
weniger  gestörte;  nur  das  Podoler  Kalklager  v  ist  in  der  Citkover  Schlucht  lokal  ver- 
worfen. Die  Hangendschiefer  dj  verflachen  wenig  gestört,  bis  sie  an  aplitische  Granite  ap 
und  rothe  Granite  g  anstossen,  in  welchen  Quarzporphyrgänge  p  eingelagert  sind. 

Fig.  9  pag.  59.  Der  mächtigste  Theil  des  Kalkstockes  bei  Boukalka.  Sowohl 
im  Hangenden  wie  im  Liegenden  verflachen  die  schwarzen  Thonschiefer  d^  nach  S  ganz 
deutlich,  trotz  ihrer  transversalen  Schieferung.  Erst  im  linken  Gehänge  der  Prachovicer 
Schlucht  stellen  sich  die  vielfachen  Schieferknickungen  ein.  Bei  m  treten  im  Kalkstocke 
die  Miuettegänge  auf,  welche  auf 

Fig.  10  pag.  59  vergrössert  dargestellt  sind.  Die  Figur  stellt  die  entblösste  Wand 
eines  Kalkbruches  oberhalb  (S)  Boubalka  vor:  in  sind  die  Miuettegänge  im  körnigen, 
wohl  geschichteten  Kalke. 

Fig.  11  pag.  61.  Ein  Durchschnitt,  ideal  gehalten,  durch  den  östlichen  Theil 
des  Eisengebii-ges  über  Deblov.  g  sind  rothe  Granite  mit  Felsiten  /,  schiefrigen  Felsit- 
porphyren  fp,  und  Dioritaphaniten  a,  an  welchen  die  Schiefergesteine  des  Eisengebirges 
absetzen.  NNW  von  Pohofalka  ragt  die  deutlich  geschichtete  geneigte  Mauer  von  dj 
mit  Scolithus-Resten  hervor;  diese  Schichten  sind  gewölbartig  gebogen;  unter  denselben 
erscheinen  schwarze  Thonschiefer  bis  zur  Mauer  von  dj  bei  Deblov.  Hier  bleibt  das 
Verhältniss  von  dj  und  dg  insofern  unldar,  als  es  nicht  sicher  erwiesen  ist,  ob  unter 
Deblov  eine  Verwerfungskluft  durchgeht,  trotzdem  dasz  viel  Wahrscheinlichkeitsgründe 
für  den  Bestand  einer  Bruchlinie  vorliegen.  Unter  Mejtky  sind  wieder  schwarze  Thon- 
schiefer dl  abgelagert,  die  sich  unter  korycaner  Schichten  ko  verlieren.  Unbestimmt 
bleibt  es,  ob  ein  oder  zwei  Züge  von  Quarziten  hier  bestehen. 

Fig.  12  pag.  62.  Contactstelle  zwischen  silurischen  Thonschiefern  p  und  lauren- 
tinischem  Gneuse  r  in  der  Schlucht,  welche  von  der  östlichen  Mühle  bei  Vojnüvmestee 
gegen  ONO  aufsteigt.  Die  Stelle  des  Durchschnittes  ist  beinahe  genau  "9  km  0  von 
Vojnüvmestee.  Die  Thonschiefer  liegen  auf  dem  Gneuse  discordant  und  werden  SW  von 
obercenomanen  ce  und  turonen  Schichten  t  überlagert. 


-"o^ 


Fig.  13  pag.  81.  Ein  Durchschnitt  durch  das  Kreideplateau  von  Leitomysl- 
Hohenmauth.  Der  Schnitt  geht  über  Prosec  und  Sudislav  in  gerader  Richtung.  Bei 
Prosec  herrschen  rothe  Granite  G  vor,  welche  eine  Scholle  von  zu  Amphibolphyllit  um- 
gewandelten tiefsten  Silurgesteinen  P  einschliessen.  Auf  dem  Granit  ruhen  mächtige 
Quaderschichten  U.  C.  des  Unteren  Ceuomans  (Perucer  Schichten),  darauf  die  Unterturonen 
Plan  er  U.  T.,  welche  in  der  tieferen  Stufe  aus  dem  Baupläner  in  der  oberen  parallel 
schraffirten  Stufe  aus  merglig  dünnplattigen  Schichten  bestehen,  welche  die  erste  tiefere 
Terrain-Stufe  unter  Chotovice  bilden.  Die  zweite  Terrain-Stufe  bilden  mittelturone  unten 
plattige,  oben  festere  Kalkpläner  (Iserschichten)  M.  T.,  welche  in  den  obersten  Lagen 
sandig  kalkig  und  reich  an  Callianassa-Resten  sind.  In  der  Loucnä-Niederung  bedecken 
diese  Mittelturonpläner  bläulich  graue  dünnplattigc  Pläner  und  Mergel  des  Oberturons 
(Teplicer  Schichten)  0.  T,  welche  der  Schnitt  zwischen  Cerekvice  und  Hefmauic  zeigt. 
In  dem  Horizonte  der  Stillen  Adler  zeigen  sich  keine  Untercenomaneu  Quader,  sondern 
bloss  glaukonitische  Sandsteine  des  Obercenomans  0.  C.  (Korycaner  Schichten)  Avclche 
stellenweise  auf  inselartig  zum  Vorschein  kommenden  Graniten  G  aufruhen.  Diese  ober- 
cenomanen Sandsteine  dürften  im  SW  Theilc  des  Durchschnittes  z'nischen  Bor  und 
Chotovic  in  der  tiefsten  Lage  des  Untcrturous  U.  T.  vorhanden  sein,  da  sie  hier  schwach 
und  mergelig  entwickelt  sind.  Im  Steilrande  der  Ufergehänge  der  stillen  Adler  bei 
Sudislav  wiederholt  sich  die  Auflagerung  der  Plänerschichten  U.  T.  (Unterturon)  M.  T, 
(Mittclturon)  wie  schon  erwähnt.  Der  dargestellte  Durchschnitt  zeigt  den  flach  mulden- 
förmigen Charakter  der  ganzen  Ablagerung  des  Kreidesystems. 


207 

Fig.  14  pag.  112.  Ein  Durchschnitt  in  der  unbedeutenden  Thalschlucht  mitten 
zwischen  Ünter-Holetln  und  Ober-Babäkov,  oder  genau  «SIV2  ^^  ^OQ  Stfitei-  (iV  Hliusko), 
die  Gränze  zwischen  Granit  und  Phyllit  p  (umgewandelten  Grauwackenschiefer  der  Hlinsko- 
Skucer  Schieferinsel)  darstellend. 

Der  jüngere  Biotitgranit,  grauer  Granit  z  von  etwas  gneusähnlicher  Textur  gränzt 
an  Phyllit,  welcher  zu  kleinkörnigem  gestrecktem  Amphibolschiefer  a  metamorphosirt  ist, 
der  in  Phyllit  p  übergeht.  Gänge  von  Diorit  d  und  ganz  unvollkommen  schiefrigem  Granit- 
porphyr (oder  Quarzporphyr)  po  durchsetzen  nahe  der  Gränze  die  Phyllite,  welche  in  der 
Nähe  der  Gänge  in  der  Lagerung  gestört  sind.  Der  Schnitt,  welcher  genau  von  N  nach 
S  geht,  durchsetzt  die  Schichten  etwas  schief,  da  deren  Verflachen  (falls  es  nicht  die 
transversale  Textur  ist)  nach  8^/4^  mit  78  bis  9^4*"  mit  80"  gerichtet  ist.  Die  unvoll- 
kommene Schiefei'uug  des  Granitporphyres  geht  parallel  der  schiefrigen,  wahrscheinlich 
aber  transversalen  Textur  des  Phyllites. 

Fig.  15,  16,  17  pag.  190.  Streckenörter  auf  Pyritlagern  im  Pyrophyllitschiefer 
am  7,  6  und  5  Laufe  des  Bartholomeischachtes  in  Gross-Lukavic.  Die  derben  lager- 
artigen Pyritbänke  und  Schnüre,  welche  schwarz  gehalten  sind,  begleitet  Quarz  in  lenti- 
culären  Nestern.  Die  Mächtigkeit  ist  sehr  wechselnd. 

Fig.  18  pag.  190.  Ein  Abbauort  auf  einzelne  lenticulärc  Pyritbänke  (Lager)  und 
lagerartige  Schnürchen  am  1  Laufe.  Die  Pyrophyllitschiefer  sind  stellenweise,  da  sie  nicht 
tief  unter  Tage  liegen  durch  in  Zersetzung  begriffenen  Pyrit  bräunlich  gefleckt.  Sämmtliche 
Knickungen  der  Schichten  machen  die  Bänke  des  Pyrites  mit,  welche  in  ihrer  Ge- 
sammtheit  als  Lagerstock  aufzufassen  wären. 


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DAS  ARCHIV 

für  die 

naturwissenschaftliche  Landesdurchforschuug  von  Böhmen 

unter  Redaktion  von 

Prof.   Dr.   K.   Koristka   und  Prof.   J.   Krejci 

enlMlt  folgende  Arbeiten : 

I.  Die  Arbeiten  der  toijograplii sehen  Abtheiluug  (Terrain  und  Höhenverhältnisse) 

Dieselbe  enthält: 

a)  Das  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  Mittelgebirges  und  des 
Sandsteingebirges  im  nördlichen  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Karl  Koristka. 
139  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansichten,  1  Profiltafel  und  11  Holzschnitte. 

b)  Erste  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  H.)  von  Prof. 
Dr.   Koristka.     128  Seiten  Text. 

c)  H  ö  h  e  n  s  c  h  i  ch  t  e  n  k  a  r  t  e,  S  e  c  t  i  o  n  H.,  v  o  n  P  r  o  f.  D  r.  K  o  i-  i  s  t  k  a.  Diese  Karte  enthält 
die  in  dem  Text  a)  beschriebene  Situation.  Sie  ist  58  Centimeter  lang,  41  Centimeter  hoch, 
im  Massstabe  von  1  :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen  Höhenverhältnisse 
durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben  ausgedrückt. 
Preis  fl.  4* —    Preis  der  Karte  app ü-  1'60 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

«j  Vorbemerkungen  oder  allgemeine  geologische  Verhältnisse  des  nörd- 
lichen Böhmen  von  Prof.   Johann  Krejci.    .37  Seiten  Text,  7  Holzschnitte. 

b)  Studien  im  Gebiete  der  böhm.  Kreideformation  von  Prof.  J.  Krejci. 
142  Seiten  Text,  1  chromolith.  Ansicht,  39  Holzschnitte. 

cj  Paläontologische  Untersuchungen  der  einzelnen  Schichten  der  böhm. 
Kreideformation  sowie  einiger  Fundorte  in  anderen  Formationen  von 
Dr.   Anton  Fric.     103  Seiten  Text,  4  chromolith.  Tafeln,  9  Holzschnitte. 

d)  Die  Steinkohlen becken  von  Radnic,  vom  Hüttenmeister  KarlFeistmantel. 
120  Seiten  Text,  40  Holzschnitte,  2  Karten  der  Steinkohlenbecken  von  Radnic  und  Bfas. 
Preis fi.  4-50 

III.  Die  Arbeiten  der  botanischen  Abtheiiung.    Dieselbe  enthält : 

Prodromus   der  Flora  von  Böhmen  von  Dr.  Ladislav  Celakovsky.    (I.  Theil.) 
104  Seiten  Text.    Preis fl-  1'— 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Verzeichniss  der  Käfer  Böhmens  vom  Conservator  p]m.  Lokaj.  78  Seiten  Text. 
6j  Monographie    der   Land-    und  Süsswassermollusken   Böhmens   vom    Assi- 
stenten Alfred  Slavik.     54  Seiten  Text  und  5  chromolith.  Tafeln. 

cjVerzeichniss  der  Spinnen  des  nördlichen  Böhmen  vom  Real-Lehrer 
E  m  a  n  u  e  1   B  a  r  t  a.     10  Seiten  Text.    Preis fl.  2* — 

V.  Chemische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Analytische  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  Hoffmanu.  16  S.  Text.  Preis    25   kr. 
Preis  des  ganzen  I.  Bandes  (Abth.  I.  bis  V.)  geh fl-  9" — 

Z  W  EITEFt    ]BA1VI>. 

Erster  Theil.    (Hälfte.) 

I.  Die  Arbeiten  der  topographischen  Abtheilung  (Terrain-  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

ojDas  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  I  s  e  r-  und  des  Riesen- 
gebirges und  seiner  südlichen  und  östlichen  Vorlagen  von  Prof.  Dr.  Karl 
Koristka.  128  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansicht.,  1  Profiltafel  und  10  Holzschnitte. 

b)  ZvFeite  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  HI.)  von  Prof. 
Dr.  Koi-istka.     84  Seiten  Text. 

c)  Höhenschichtenkarte,  Section  IH.,  von  Prof.  Dr.  Koi'istka.  (Diese  Karte 
enthält  die  in  dem  vorstehenden  Text  angegebene  Situation,  sie  ist  58  Centimeter  lang, 
41  Centimeter  hoch,  im  Massstabe  von  1  :"200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen 
Höhenverhältnisse  durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben 
ausgedrückt.    Preis  dieser  Abtheilung fl.  4-50 


II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheiluug.    I.  Theil  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:  Fauna  der  Steinkohlenformation  Böhmens  mit  4  Tafeln. 

b)  Karl  Feistmantel:  Die  Steinkohlenbecken  beiKlein-Pfilep,  Lisek,  Stilec, 
Holoubkow,  Mireschau  und  Letkow  mit  9  Holzschnitten. 

c)  Jos.  Väla   und   R.  Helmhacker:    Das  Eisensteinvorkommen   in   der   Gegend 
von   Prag  und  Beraun  mit  6  Tafeln,  9  Holzschnitten  und  1  Karte. 

d)  R.  Helmhacker:    Geognostische  Beschreibung   eines  Theiles   der  Gegend 
zwischen   Beneschau   und   der  Säzava,   mit  1  Tafel  und  1  Karte. 

Dieser  Theil  enthält  448  Seiten  Text,   11  Tafeln,  18  Holzscbnitte   und  2  geol.  Karten. 

Preis fl.  4-— 

n.  Theil  enthält: 
Dr.  Em.   Boficky:  Pe trogr aphische  Studien  an   den  Basaltgesteinen  Böhmens 

mit  294  Seiten  Text  und  8  Tafeln.    Preis fl.  3-50 

Preis  der  ganzen  ersten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (I.  und  H.  Abtheilung  zusammen)  geb.  fl.  10" — 

Zweiter  Theil.    (Hälfte.) 

III.  Botanische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky  (H.  Theil) 
288  Seiten  Text  und  1  Tafel.    Preis fl.  2-6Ö 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:     Die  Wirbelthiere  Böhmens. 

b)  „         „        „  „         DieFlussfischereiinBöhmen. 

c)  „         „         r,  n         Die  Krustenthiere  Böhmens. 

Mit  1  Tafel,  100  Holzschnitten,  272  Seiten  Text.    Preis fl.  3  — 

V.  Chemische  Abtheilung. 

Prof.  Dr.  Em.  Boficky:  Über  die  Verbreitung  des  Kali  und  der  Phosphorsäure 
in  den  Gesteinen  Böhmens.     58  Seiten  Text.    Preis 60  kr. 

Preis  der  ganzen  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (HL,  IV.  u.  V.  Abth.  zusammen)  geb.  fl.  5'— 
Es  kann  der  zweite  Band  sowohl  im  Ganzen,  wie  auch  in  den  fünf  angeführten  Haupt- 
abtheilungen, deren  jede  ein  für  sich  abgeschlossenes  Ganzes  bildet,  bezogen  werden. 

D  n  I  ^r  T  E  Pt     B  A  N  D. 

Davon  ist  bisher  erschienen: 

II.  Geologische  Abtheilung: 

I.Heft.  Petrographische  Studien  an  den  Ph onolithges teinen  Böhmens  von 
Prof.  Dr.  Em.  Boficky  mit  2  chromolith.  Tafeln,  96  Seiten  Text.  Preis  .   .    fl.  !•— 

n.  Heft.  Petrographische  Studien  an  den  Melaphyrgesteinen  Böhmens  von 
Prof.   Dr.  Em.  Boficky   mit   2  chromolith.  Tafeln.     88  Seiten  Text.    Preis  fl.  l'— 

ni.  Heft.  Die  Geologie  des  böhmischen  Erzgebirges  (I.  Theil)  von  Prof.  Dr. 
Gustav  Laube  mit  mehreren  Holzschnitten  und  einer  Profiltafel.  216  Seiten  Text 
Preis     fl.  2-— 

III.  Botanische  Abtheilung: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky.  (III.  Theil. 
Schluss.)    320  Seiten  Text.    Preis fl.  2-40 

IV.  Zoologische  Abtheilung: 

I.  Heft.    Die  Myriopoden  Böhmens  von  F.  V.  Rosicky  mit  24  Holzschnitten.  44  Seiten 

Text.    Preis 60  kr. 

II.  Heft.  Die  Cladoceren  Böhmens  von  Bohuslav  Hellich  mit  70  Holzschnitten. 
132  Seiten  Text. 

V.  Chemisch-peti'ologische  Abtheilung: 

Elemente  einer  neuen  chemisch-mikroskopischen  Mineral-  und  Gesteinsanalyse 
von  Prof.   Dr.  Boficky  mit  3  Holzschnitten  und  2  lith.  Tafeln.  80  Seiten  Text.  fl.  1*40 

VIERTER,    BAND. 

No.  1.    Studien    im    Gebiete    der    böhmischen    Kreideformation.    Die   Weissen- 

berger  und   Malnitzer   Schichten   von  Dr.  Anton  Fric   mit   155  Holzschnitten. 

154  Seiten  Text.    Preis fl.  3*— 

No.  2.  Erläuterungen   zur   geologischen   Karte   der   Umgebungen   von  Prag  von 

J.  Krejci  und  R.  Helmhacker  mit  1  Karte,  mehreren  Profilen  und  Holzschnitten  fl.  4*50 
No.  3.  Prodromus   der   Flora   von   Böhmen   von   Prof.  Dr.   Ladislav   Celakovsky. 

(IV.  Theil.)    Nachträge  bis  1880.    Verzeichniss  und  Register. 
No.  4.   Petrologische    Studien    an  den  Porphyrgesteinen  Böhmens  von  Prof.   Dr- 

Em.  Boficky  (noch  nicht  erschienen). 
No.  5.   Flora  des  Flussgebietes  der  Cidlina  und  Mrdlina  von  Prof.  Ed.  Pospicha  1 
No.  6.   Der  Hangendflötzzug  im  Schlan-Rakonitzer  Steinkohlenbecken  von  Carl 

Feistmantel. 


Drnck  >on  Dr.  Ed.  Gr^gr  In  Prag  1882.  —  SelbslTerlag. 


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STUDIEN 


im  Gebiete  der 


BÖHMISCHEN  KREIDEFORMATIOR, 


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iii. 


Die  Isersehiehten. 


VON 


3Dr.    .^äu  3Sr  T-    I^  US  I  C. 


Mit  132  Textfiguren. 


(ARCHIV  DER  NATURW.  LANDESDURCHFORSCHUNG  VON  BÖHMEN.) 
V.  Band.    Nro.  2.    (Geologische  Abtheilung.) 


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PRAG. 

In    Commission    bei    FR.    RIVNÄC. 
1883. 


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STUDIEN 


im  Gebiete  der 


BÖHMISCHEN  KREIDEFORMATION 


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III. 


Die  Iserschichten. 


Von 


r)r.  ..^nsr'X'.  P'ieio. 


Mit  132  Textfiffuren. 


(Archiv  der  naturw,  Landesdurchforschung  von  Böhmen.) 
V.  Band  Nr.  2.  (Geolog.  Abtheilung.) 


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Commissions-Verlag  von  Fr.  Rivnäc.  —  Druck  von  Dr.  Ed.  Gregr. 

1883. 


VORAVORT. 


Die  vorliegende  Arbeit  ist  die  Fortsetzung  der  Detailstudien  in  den 
einzelnen  Schichten  der  böhm.  Kreideformation,  wie  ich  mir  dieselbe  zur 
Aufgabe  gestellt  habe.  Die  cenomanen  Perutzer  und  Korycaner  Schichten 
wurden  im  ersten,  die  turonen  Weissenberger  und  Malnitzer  Schichten  im 
zweiten  Bande  des  Archives  für  die  Landesdurchforschung  behandelt.  Es 
folgen  nun  die  zunächst  jüngeren  senonen  Iserschichten,  deren  Studium 
mit  ganz  besonders  grossen  Schwierigkeiten  verbunden  war. 

Es  zeigte  sich  aber  auch  hier,  dass  aus  dem  Labyrinthe  der  älteren 
verschiedenen  Quader-  und  Plänerbezeichnungen  nur  durch  Festhalten  an 
paläontologischen  Horizonten  der  Ausweg  zu  finden  ist  und  dass  die  meist 
locale  petrographische  Beschaffenheit  der  Ablagerungen  von  untergeordneter 
Bedeutung  ist. 

Das  Einsammeln  der  Petrefacten  und  die  Untersuchung  der  Profile 
begann  im  Jahre  1864  und  dauerte  mit  kleinen  Unterbrechungen  bis  zum 
Jahre  1881  und  zwar  immer  in  den  Ferienmonaten,  w^ährend  in  den  Winter- 
monaten an  der  Sichtung  und  Bestimmung  der  Petrefacten  gearbeitet  wurde. 

Trotz  der  vielen  verwendeten  Mühe  kann  man  nachfolgende  Arbeit 
nicht  als  eine  den  Gegenstand  erschöpfende  Monographie  betrachten,  son- 
dern nur  als  einen  Führer,  welcher  weiteren  Studien  zur  Basis  dienen  soll. 

Bezüglich  der  einschlägigen  Literatur  erlaube  ich  mir  darauf  hinzu- 
weisen, dass  bereits  im  ersten  Bande  des  Archives  pag.  171  ein  Yer- 
zeichniss  der  einschlägigen  Werke  sowie  deren  Würdigung  von  Prof.  Krejci 
gegeben  wurde. 

Es  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  in  Nachfolgendem  alle  veralteten 
hie   und   da   gemachten  Aeusserungen  über  die  Iserschichten  zu  kritisiren, 


denn  es  sind  dieselben  meist  ganz  ohne  paläontologische  Basis  oder  stützen 
sich  auf  spärliches  Material.  Bei  dem  den  Publicationen  des  Archives  knapp 
zugemessenen  Umfange  würde  es  eine  undankbare  Aufgabe  sein,  Behaup- 
tungen zu  bekämpfen,  an  deren  Vertheidigung  wohl  heutzutage  Niemand 
denken  wird. 

Auch  die  älteren  Versuche  der  Parallelisirung  der  Iserschichten  mit 
Ablagerungen  in  anderen  Ländern  waren  vor  der  Verarbeitung  des  reichen 
Materials  an  Petrefacten  werthlos  und  man  wird  nach  der  Erkenntniss  des 
in  Nachfolgendem  geschilderten  Detail  die  analogen  auswärtigen  Localitäten 
von  Neuem  genau  untersuchen  müssen  und  vielfach  neue  Einsammlungen 
von  Petrefacten  mit  genauer  Präcisirung  der  Fundschichte  vorzunehmen 
gezwungen  sein,  bevor  man  zur  Vergleichung  mit  unseren  Iserschichten 
wird  schreiten  können. 

Ich  theilte  auch  diese  Arbeit  in  drei  Abschnitte,  von  denen  der  erste 
die  allgemeine  Charakteristik  der  untersuchten  Schichten,  der  zweite  die 
specielle  Beschreibung  der  einzelnen  Localitäten  enthält,  während  der  dritte 
illustrirte  Belege  für  die  vorgefundenen  Arten  nebst  kurzen  Anmerkungen 
liefert  und  vor  Allem  zur  Orientirung  unserer  einheimischen  der  grossen 
paläontologischen  Literatur  entbehrenden  Freunde  der  Paläontologie  dienen 
soll  und  keineswegs  auf  eine  erschöpfende  Bearbeitung  des  vorliegenden 
Materiales  Anspruch  machen  will. 


PRAG  im  Jänner  1883. 


Dr.  A.  Fric. 


I.  Charakteristik  und  Gliederung  der  Iserschicliten. 

Charakteristik  der  Iserschichten. 

Die  Iserschichten  wurden  unter  diesem  Namen  zuerst  von  Prof.  Krejci*)  als 
ein  selbstständiges  Glied  der  böhmischen  Kreideformation  angeführt.  Es  geschah 
diess  vor  Allem  wegen  ihrer  orographischen  Bedeutung,  da  sie  in  einer  Mächtigkeit 
bis  zu  100  Meter  auf  weite  Strecken  die  gleiche  Beschaffenheit  behalten  und  als 
ein  orographisch  individualisirtes  Plateau  den  ganzen  Eaum  zwischen  dem  basal- 
tischen Mittelgebirge,  der  Elbe  und  der  Iser  bis  zur  Laudesgrenze  und  darüber 
hinaus  in  das  Bereich  der  sogenannten  sächsischen  Schweiz  einnehmen.  Die 
paläontologische  Begründung  blieb  späteren  Detailarbeiten  vorbehalten. 

In  den  älteren  Schriften  des  Prof.  Reuss  finden  wir  aus  dem  Grunde  nichts 
Näheres  darüber,  weil  diese  Schichten  in  dem  von  ihm  untersuchten  westlichen 
Theile  von  Böhmen  nur  schwach  angedeutet  und  nicht  in  ihrer  charakteristischen 
Form  entwickelt  sind.  Bloss  bei  einigen  Petrefacteu  führt  er**)  an,  dass  sie  in 
dem  kalkigen  Sandsteine  des  östl.  Böhmens  vorkommen. 

Es  sind  diess  z.  B.  Mytilus  Ligeriensis  (jetzt  Modiola  typica),  Cyprina  oblonga 
von  Auscha  und  Callianassa  von  Triebitz. 

In  einer  späteren  Schrift***)  erwähnt  er  der  Schichten,  mit  denen  wir  uns 
befassen  und  reiht  die  sandsteinartigen  Gebilde  im  östlichen  Böhmen  bei  Trübau, 
Triebitz  etc.  (p.  76)  in  die  „mittlere  Abtheilung  der  böhm.  Kreide",  fügt  aber 
hinzu,  dass  ihre  Stellung  noch  keineswegs  sichergestellt  ist. 

Die  Quadersandsteine  dieser  Schichten  machten  den  Geologen  viel  Schwierig- 
keiten und  man  quälte  sich  ab  mit  der  Sicherstellung,  ob  es  ein  Unterquader, 
Mittelquader  oder  Oberquader  sei. 

In  Böhmen  ist  es  aber  nicht  rathsam,  die  petrographische  Erscheinung  des 
Quadersandes  als  Hilfsmittel  zur  Bezeichnung  von  einzelnen  Schichten  verschie- 
deneu Alters  zu  benützen,  denn  wir  haben  nicht  weniger  als  8  Quadersande  ver- 
schiedenen Alters: 

1.  Quadersandstein.  Cenomaue  Süsswasserablagerung  mit  Pflanzenabdrücken. 
(Perucer  Schichten.) 

2.  Quadersandstein.   Cenomaue   Meeresablagerungen.     (Korycaner  Schichten.) 


•    *)  Zweiter  Jahresbericht  der  Durchforschung  von   Böhmen  1867   und  Archiv  für  Landes- 
durchforschung, erster  Band  Sect.  II  pag.  48. 

**)  Versteinerungen  der  böhm.  Kreideformation  IL,  pag.  4  und  16. 

***)  Kurze  Uebersicht  der  geognostischeu  Verhältnisse  Böhmens,  Prag,  Calve'sche  Buchhand- 
lung 1854,  pag.  76. 

1 


3.  Quadersandstein.  Sandige  Facies  der  turouen  Schichten  mit  Inoceramus 
labiatus  in  der  sächsischen  Schweiz.    (Weissenberger  Schichten.) 

4.  Quadersandstein.  Rhynchonellenquader  der  Drinover  Knollen  (bei  Melnik). 
(Weissenberger  Schichten.) 

5.  Quadersandstein.  Rhynchonellenquader  der  Bysicer  Uebergangsschichten. 
(Iserschichteu.) 

6.  Quadersandstein.   Erster  Kokofiner  Quader.    (Iserschichteu.) 

7.  Quadersandstein.    Zweiter  Kokofiner   Quader.    (Iserschichten.) 

8.  Quadersandstein.  Die  Quader  von  Grossskal  und  Tannenberg.  (Chlomeker 
Schichten.) 

Da  die  Quadersandsteine  petrographisch  meist  vollkommen  gleich  sind  und  nur 
selten  (mit  Ausnahme  der  Korycaner  Schichten)  hinreichend  bezeichnende  Petre- 
facten  enthalten,  so  ist  mau  darauf  hingewiesen,  ihr  relatives  Alter  nach  den 
paläontologischen  Einschlüssen  der  plänerigen  und  kalkigen  Lagen,  welche  unter 
und  über  ihnen  liegen,  zu  beurtheilen.  In  das  Bereich  der  Iserschichten  fallen 
von  den  angeführten  Quadern  drei:  Nr.  5,  6  und  7  der  oben  angeführten  Reihe. 

Auf  den  älteren  Karten  der  geologischen  Reichsanstalt  waren  die  Iserschichten 
nicht  ausgeschieden,  sondern  mehr  vom  petrographischen  Standpunkte  aus  ihre 
Quader  und  Quadermergel  mit  denselben  Farben  wie  die  älteren  Pläner  und  Quader 
bezeichnet.  Erst  Dr.  U.  Schlönbach,  welcher  unsere  Petrefactensammlungen  durch- 
zusehen Gelegenheit  hatte  und  welchen  ich  zu  den  von  uns  eruirten  instructiven 
Aufschlüssen  begleitete,  erkannte  die  Richtigkeit  der  Ausscheidung  der  Iserschichten 
als  selbstständiges  Glied  unserer  Kreideformation  und  führt  die  Weissenberger, 
Malnitzer  und  Iserschichten  in  seinem  Mittel-Quader  und  Mittelpläner  an  *),  in 
welcher  Auffassung  sie  seither  auf  den  Karten  der  geol.  R. -Anstalt  aufgetragen 
erscheinen. 

Die  paläontologische  Begründung  der  Selbstständigkeit  der  Iserschichteu 
blieb  mir  vorbehalten  und  ich  wurde  in  der  Lösung  der  Aufgabe  sehr  ausgiebig 
durch  die  Bearbeitung  der  Echinodermen  von  Dr.  Otom.  Noväk  unterstützt,  deren 
Ergebnisse  die  Selbstständigkeit  der  Iserschichten  glänzend  bestätigten. 

Der  stratigraphische  und  paläontologische  Charakter  der  Iserschichteu  lässt 
sich  in  kurzen  Worten  folgendermasseu  ausdrücken : 

Die  Iserschichten  sind  kalkige  und  sandige  Ablagerungen, 
welche  den  Malnitzer  Schichten  mit  Ammonites  Woolgari  auf- 
gelagert sind  und  in  ihren  oberen  Lagen  durch  Ammonites  con- 
ciliatus,  Trigonia  limbata,  Pholadomya  nodulifera,  Modiola  typica, 
Micraster  Mich  ellin  i,  Hemiaster  plebeius  und  Caratomus  Laubei 
ch  a  r  a  k  t  e  r  i  s  i  r  t  sind. 

Ihnen  fehlt  Ammonites  Woolgari  und  sie  besitzen  noch  nicht 
den  Amm.  D'Orbignianus  und  Cardium  Ottonis,  welche  später  zu- 
gleich mit  der  sich  wiederholenden  Trigonia  limbata  in  den 
Chlomeker  Schichten   auftreten. 


*)  Sitzungsber.  der  geol.  Reichsanstalt  1869,  pag.  143. 


Die  Iserschichten  werden  von  den  Teplitzer  Schichten  mit  Terebratula  sub- 
rotunda  und  Micraster  breviporus  (M.  coranguinum  früherer  Autoren)  überlagert. 
(Leitomischel,  Abtsdorf,  Chlomek  bei  Meluik.) 

Da  die  Teplitzer  Schichten  nicht  überall  gut  entwickelt  anzutreffen  sind  und 
wo  sie  gut  entwickelt  sind,  wieder  die  Iserschichten  nicht  typisch  auftreten,  so 
kamen  wir  auf  den  Gedanken,  dass  sich  beide  vertreten  und  nur  verschiedene 
Facies  einer  Ablagerung  repräsentireu,  zu  welcher  Auffassung  man  auch  von  an- 
deren Seiten  zeitweise  geneigt  war. 

Diese  Gedanken  mussten  aber  fallen,  sobald  das  grosse  Material  au  Petre- 
facten  gesichtet  war  und  genaue  Profile  an  neuen  günstigen  Aufschlüssen  auf- 
genommen wurden. 

Zu  den  Eigenthümlichkeiten  der  Iserschichten  gehört  auch  das  Fehlen  der 
Exogira  columba,  welche  wir  früher  vielfach  als  in  denselben  vorkommend  ange- 
führt haben.  Bei  sorgfältiger  Untersuchung  der  betreffenden  Exemplare,  welche 
durch  ihre  Gesammterscheinung  und  ihr  massenhaftes  Auftreten  ganz  an  Ex.  columba 
erinnern,  zeigte  es  sich,  dass  sie  sämmtlich  Anwachsflächen  haben,  die  aber  oft 
sehr  klein  sind  und  leicht  übersehen  werden.  Nach  wohlerhaltenen  Exem- 
plaren wurde  festgestellt,  dass  alle  in  den  Iserschichten  vor- 
kommenden Exogiren,  die  früher  für  Ex.  columba  gehalten  wurden, 
der  E.  conica  Sow.  angehören. 

Oefters  wurden  früher  von  Geinitz  und  von  uns  die  Iserschichten  denjenigen 
von  Kieslingswalde  parallelisirt,  da  sie  mit  denselben  die  Trigonia  limbata  gemein- 
schaftlich haben ;  aber  es  zeigte  sich  nach  der  Entdeckung  der  Chlomeker  Schichten, 
dass  diese  den  Priesener  Bakulitenthoneu  aufgelagerten,  durch  Cardium  Ottouis 
gekennzeichneten  viel  jüngeren  Sandsteine  das  wahre  Aequivalent  der  Kieslings- 
walder  Schichten  sind. 

Man  darf  sich  nicht  durch  die  Trigonia  limbata  täuschen  lassen,  denn  sie 
tritt  bei  uns  zweimal  auf:  erstens  in  den  Iserschichten,  ohne  Card.  Ottonis 
(dann  änderten  sich  die  Verhältnisse  und  es  lagerten  sich  die  Priesener  Baku- 
litenthone  ab)  und  zweitens  in  den  Chlomeker  Schichten,  welche  eine  modificirte 
Wiederholung  der  Iserschichten  sind,  und  da  in  Gesellschaft  von  Card.  Ottonis. 

Zur  Orientirung  über  das  Lagerungsverhältniss  der  Iserschichten  gebe  ich 
in  Fig.  1  ein  schematisches  stark  verkürztes  Profil  der  ganzen  böhm.  Kreideforma- 
tion und  zwar  in  der  Richtung  von  Raudnitz  gegen  Jung-Bunzlau,  wobei  die  Gegend 
durchschnitten  wird,  in  welcher  die  Iserschichten  am  besten  entwickelt  sind  und 
in  Fig  2  ein  Schema  der  Schichtenfolge  mit  Andeutung  und  Charakterisirung  der 
einzelnen  Lagen. 

Diese  Schichtenfolge,  wie  wir  sie,  Prof.  Krejci  und  ich,  im  ersten  Bande  des 
Archives  (Sect.  II  p.  46)  aufgestellt  haben,  wurde  seither  durch  die  weiteren 
Arbeiten  als  die  richtige  bestätigt  und  durch  paläontologische  sowie  auch  strati- 
graphische  Thatsachen  der  Beweis  geliefert,  dass  diess  eine  feste  Basis  für  weitere 
Studien  bildet.  (Kleine  Modificatiou  z.  B.  bezüglich  der  Zugehörigkeit  des  Exogiren- 
sandsteins  von  Malnitz,  den  wir  früher  zu  den  Iserschichten  rechneten,  der  aber  in 
die  Weissenberger  Schichten  gehört,  ändern  am  Ganzen  nichts.) 

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Es  sei  erlaubt,  hier  eine  kurze 
Charakteristik  der  einzelnen  Schichten 
folgen  zu  lassen: 

1.  Perucer  Schichten.  Süss- 
wasserablagerungen  cenomauen  Alters. 
Quader  mit  Einschlüssen  von  Schiefer- 
thonen,  die  eine  reiche  Flora,  welche 
soeben  neu  bearbeitet  wird  *)  und  spär- 
liche Thierreste,  Mollusken  und  Insekten 
führen,  **) 

2.  Korycaner  Schichten.***) 
Meeresablagerungen  von  cenomanem 
Alter  mit  Trigonia  sulcataria,  Pecten 
asper  und  Ostrea  diluviana.  Sandsteine, 
Kalksteine,  Conglomerate,  weissliche  od. 
grüne  Letten. 

3.  Weissenberger  Schich- 
ten, t)  Meeresablageruugen  turonen 
Alters  mit  Inoceramus  labiatus,  Ammo- 
nites  Woolgari  und  zahlreichen  Fisch- 
resten, Mergel,  gelbe  Baupläner  und 
Knollenpläner  oder  Quadersande  mit 
In,  lab,  (meist  die  Basis  der  Saud- 
steinwände der  sächsischen  Schweiz 
bildend). 

4.  Malnitzer  Schichten. 
Meeresablagerungen  turonen  Alters,  in 
denen  noch  Am.  Woolgari  häufig  ist, 
Area  subglabra  in  grossen  flachge- 
drückten Exemplaren  auftritt  und  von 
Gastropoden,  Fusus  Renauxianus,  Turbo 
cogniacensis  und  Rapa  cancellata.  Die 
übrige  Fauna  stimmt  mit  den  Weissen- 
berger Schichten  überein.  Glauconitische 
und  Knollen  führende  Pläner. 


*)  Velenovsky:  Tie  Flora  der  böhm. 
Kreideform.  (Beiträge  zur  Pal.  Oesterr.-Ung. 
V.  Mojsisovies  uad  Neumeyer.  Wieu  1882.) 

**)  Dr.  Fric:  Perucer  Schichten.  Archiv 
für  Landesdurchforsch.  Band  I.  Sect.  II.  p.  185. 

***)  Archiv  1.  c.  p.  189. 

t)  Archiv.  IV.  Band  Nr.  1.  Geol.  Abth. 
Studien  im  Gebiete  der  böhm.  Kreideformation. 
Die  Weissenberger  u.  Malnitzer  Schichten.  1878. 


5 


Chlomeker  Schiebten 


Priesener  Schichten 


Teplitzer  Schichten 


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Malnitzer  Schichten 


Weissenberger  Seh.    " 


Korycaner  Schiebten 


Perucer  Schichten 


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Quadersand  mit  Cardium  Otto- 
nis  (Ueberquader)  im  Kies- 
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Gelbe    und   graue   Bakuliten- 
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subrotunda  oder  bläuliche 
Mergel 

Briozoenschichten 


Trigoniaschicbten 

Zweiter  Kokofiner  Quader 

Zwisehenpläner 

Erster  Kokofiner  Quader 


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Launer  Knollen 
Malnitzer  Grünsand 

Wehlowitzer  Pläner 


Dfinover  Knollen 


Semitzer  Mergel 


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Meeresthieren  cenomanen 
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Schieferthon   mit  Kohlen- 
schmitzen 

Silur-  oder  Kohlenformation 


Fig.  2.    Schiclitenfolge  der  bohm.  Kreideforraation. 


5.  Is  er  schichten.  MeeresaWagerimgen  imtercenoneii  Alters  mit  Ammo- 
nites  couciliatus,  Trigonia  limbata,  Pholadomya  uodiilifera,  Micraster  Michelliui, 
Hemiaster  plebeius  und  Ceratomus  Laubei.  Haben  keinen  Amm.  Woolgari  mehr 
und  noch  kein  Cardium  Ottonis.  Kalkige,  sandige  Pläner  ohne  oder  mit  einge- 
lagerten Quadersauden,  oder  bloss  als  petrefactenleere  Quader  auftretend.  Bilden 
die  obere  Partie  der  Sandsteinwände  der  sächsischen  Schweiz  und  den  hohen 
Schueeberg. 

6.  Die  Teplitzer  Schichten.  Meeresablagerungen  cenonen  Alters  mit 
Terebratula  subrotunda  und  Micraster  breviporus  (M.  coranguinum  früherer  Autoreu). 
Mächtige  Plänerkalke  oder  blaue  feuchte  Letten. 

7.  Die  Priesen  er  Schichten.  Meeresablagerungen  cenonen  Alters  mit 
zahlreichen   Scaphytes   Geinitzii  und  Baculites  Faujassi,  mit  Ammonites  D'Orbi- 


gnianus. 


Feuchte  bläuliche  oder  bräunliche  Thone,  oft  mit  verkiesten  Petrefacten ;  bei 
hoher  trockener  Lage  weisse  dünnschichtige  Plattenpläner. 

8.  Chlomeker  Schichten.  Meeresablagerungen  cenonen  Alters  mit  Car- 
dium Ottonis,  Amm.  D'Orbignianus,  Trigonia  limbata. 

Quadersande  von  Chlomek,  Grossskal,  Tannenberg  (die  Schichten  von  Kieslings- 
walde als  Litoralbildung). 

Diese  jüngsten  Schichten  unserer  Kreideformation  sind  noch  älter  als  die  mit 
Belemnitella  quadrata. 


Gliederung  der  Iserschichten. 

Der  Schlüssel  zum  Verständniss  der  Iserschichten  ist  in  der  Meluiker  Gegend 
zu  suchen,  wo  man  beim  Studium  von  Profilen,  die  vom  Rande  der  von  den  Iser- 
schichten gebildeten  Mulde  gegen  deren  Centrum  bei  Mseno-Dauba  hin  sich  ver- 
folgen lassen,  nach  und  nach  einen  klaren,  wenn  auch  mühsam  erworbenen  Einblick 
in  die  complicirte  Gliederung  bekommt. 

Namentlich  sind  es  zwei  Linien,  welche  die  Zusammenstellung  des  idealen 
Profiles  (Fig.  2)  ermöglicht  haben.  Die  eine  ist  von  Liboch  über  Schellesn,  Zimof, 
Kokofin  nach  Kanina,  die  zweite  von  Vsetat,  Bysic,  Repin,  Chorouska,  Kanina. 
Beide  Profile  werden  weiter  unten  detailirt  beschrieben  werden. 

Der  ganze  Complex  lässt  sich  in  4  Horizonte  theilen:  Profil  Fig.  3. 

1.  BysicerUebergangsschichten Nro.  3,4. 

2.  Kokofiner  Quaderschichten „     5 — 7. 

3.  Chor ousk er  Trigonien schichten „    8 — 15. 

4.  Kaniner  Bryozoenschichteu „  16 — 18. 

Die  Quaderschichten  sind  nicht  überall  entwickelt  und  stellenweise  nur  durch 

petrefactenleere  Pläner  vertreten.  Dort  ist  es  oft  sehr  schwer  die  Grenze  zu  ziehen, 
wo  die  eigentlichen  Iserschichten  beginnen,  denn  sie  sind  nur  in  ihren  oberen  Lagen 
reich  an  bezeichnenden  Petrefacten. 


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1.  Bysicer  Uebergaiigsscliichteu. 

Die  Feststellung  der  unteren  Grenze  der  Iserschichten  gegen  die  sie  unter- 
lagerndeu  Maluitzer  Schichten  hin  ist  mit  grossen  Schwierigkeiten  verbunden,  denn 
petrographisch  zeigt  sich  an  den  aufgeschlossenen  Contactstellen  kein  auffallender 
Unterschied  und  in  Bezug  auf  die  Fauna  ist  auch  der  Uebergang  ein  allmähliger. 

Es  wäre  bequem  die  Iserschichten  erst  mit  dem  Kokofiuer  Quader  beginnen 
zu  lassen  und  alles  darunter  Liegende  bis  auf  die  Wehlowitzer  Pläner  herab  den 
Maluitzer  Schichten  zuzurechnen,  w^enn  dieser  Auffassung  nicht  mehrere  Umstände 
entgegenstehen  würden.  Erstens  sind  die  Kokoriner  Quader  nicht  überall  ent- 
wickelt und  dann  entfiele  der  Vortheil  dieser  gewaltsamen  Abtheilung,  und  zweitens 
finden  wir  zwischen  diesen  Quadern  und  den  als  Aequivalent  der  Maluitzer  Schichten 
erkannten  Lagen  eine  Reihe  von  eigenthümlichen  Knollenplänern  mit  zahlreichen 
Fischspuren,  die  wir  als  selbstständiges  Glied  in  der  Schichtenfolge  unserer  Kreide- 
formation anerkennen  müssen.  Ich  will  diese  den  Maluitzer  Schichten  aufgelagerten 
tiefsten  Iserschichten  als  Bysicer  Uebergangsschichten  bezeichnen. 

Als  Bysicer  Uebergangsschichten  fasse  ich  die  sämmtlichen 
sandigen  knollenführenden,  stellenweise  quaderartigen  oder 
plänrigen  Ablagerungen  zusammen,  welche  zwischen  den  Mal- 
uitzer Schichten  und  dem   ersten  Kokoriner   Quader  liegen. 

Während  die  Maluitzer  Schichten  durch  häufiges  Auftreten  von  grossen  flach- 
gedrückten Area  subglabra  ausgezeichnet  sind  und  in  ihren  Knollenlagen  be- 
zeichnende Gastropoden  (Turbo  cogniacensis,  Fusus  Renauxianus,  Rost.  Buchi) 
enthalten,  treffen  wir  in  den  Bysicer  Uebergangsschichten  auffallend  häufig  grosse 
Knollen  von  Fischschuppen,  grosse  Exemplare  von  Pholadomya  aequivalvis  und 
das  räthselhafte  Petrefact,  das  früher  als  Hamites  strangulatus  angeführt  wurde, 
traf  ich  hier  ebenfalls  an.  Den  Knollenlagen  der  Bysicer  Schichten  entstammt 
auch  der  schöne  Beryx  ornatus  Ag.  von  Benatek. 

In  der  Umgebung  von  Bysic,  namentlich  in  Hled'seb,  kann  man  in  den  Bysicer 
Schichten  folgende  Lagen  unterscheiden: 

1.  Plänrige  Lage  mit  festen,  an  Fischschuppen  reichen  Knollen,  etwa  3  m. 

2.  Losen  Sand „     Im. 

3.  Rhynchonellenquader      „    1'5  m. 

4.  Kalkige  Fucoidenbank „  0-15  m. 

auf  welche  unmittelbar  der  erste  Kokoriner  Quader  folgt. 

Am  reichsten  an  Petrefacten  ist  der  Rhynchonellenquader,  aber  diess  nur  in 
Beziehung  auf  Individuen,  denn  ausser  der  R.  plicatilis  (und  zwar  der  Form,  die 
früher  als  R.  alata  angeführt  wurde)  kommt  höchstens  noch  Vola  quinquecostata, 
Pecten  laevis  und  Spongites  saxonicus  darin  vor. 

Die  besten  Localitäteu  zum  Studium  dieser  Schichte  sind  Schellesn,  Zimor, 
Hledseb,  Bysic  und  Kosätek.  An  anderen  ist  sie  nur  schwach  angedeutet  und 
bloss  nach  einer  rostigen  Verfärbung  der  Schichten  kenntlich  (z.  B.  zwischen 
Öecelic  und  Bysic). 

Dem  äusseren  Aussehen  nach  gleicht  dieser  Rhynchonellenquader  auffallend 
demjenigen,    welchen    wir   in    den    Diinover  Knollen   z.   B.    in   der   Schlucht   bei 


9 

Liboch  *)  kennen  gelernt  haben ;  doch  ist  seine  Lcagenmg  über  den  Weissenberger 
und  Malnitzer  Schichten  unzweifelhaft,  wie  aus  mehreren  weiter  unten  folgenden 
Profilen  ersichtlich  ist. 


Fig.  4.    Khynchonellenquader  mit  R.  plicatilis  und  Vola  quinquecostata  von  Hled'seb   bei  Bysic. 

Nat.  Grösse. 


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Fig.  5.  Partie  aus  der  Nähe  von  Zimor.  l.  Rhynchonellenquader  der  Bysicer  Schichten. 
2.  Loser  Sand,  welcher  die  untersten  Lagen  des  ersten  Kokofiner  Quaders  deckt.  3.  Mittlerer 
Theil  des  ersten  Kokofiner  Quaders  mit  zahlreichen  Höhlungen.  4.  Oberer  Theil  des  ersten  Ko- 
kofiner Quaders   mit   deutlicher  Schichtung.    5.   Zwischen-Pläner,   den   Humus    des  Waldbodens 

liefernd. 


")  Weissenberger  Schichten  p.  84. 


10 

Die  kalkige  Fucoidenbank  verdient  aus  dem  Grunde  Beachtung,  weil  sie  das 
durch  die  Quadersande  durchsickernde  Wasser  aufhält  und  an  vielen  Stellen  zur 
Entstehung  von  Quellen  Veranlassung  gibt. 

2.  Die  Kokoriiier  Quader. 

Die  Kokofiuer  Quader,  wie  wir  sie  in  den  tiefen  Thälern  in  der  Mitte  des 
Bereiches  der  Iserschichten  finden,  sind  zwei  15 — 20  m.  mächtige,  in  grosse 
Quader  zerklüftete  Sandsteine,  die  von  einander  durch  eine  plänrige  Zwischen- 
schichte getrennt  sind. 

An  den  Rändern  der  Mulde,  bei  Bysic,  Benatek,  Jung-Bunzlau  etc.  sieht 
mau  sich  nach  denselben  vergebens  um,  bald  gewahrt  man  aber  ihre  Spuren, 
wenn  man  sich  längs  der  Thäler  dem  Centrum  der  Mulde  nähert  und  kann  ihre 
rasche  Zunahme  an  Mächtigkeit  gut  beobachten.  Oft  sind  sie  an  der  Thallehne, 
die  dem  Muldenraude  näher  ist,  viel  schwächer,  als  an  der  entgegengesetzten 
dem  Centrum  der  Mulde  näheren  Lehne. 

Specielle  Beispiele  davon  werden  bei  der  Schilderung  der  einzelnen  Locali- 
täten  gegeben  werden  und  vorderhand  mag  die  Einweisung  auf  das  schematische 
Profil  Fig.  3  genügen,  wo  die  allmälige  Zunahme  der  Quader  anschaulich  dar- 
gestellt ist. 

Wir  unterscheiden  dort: 

a)  den  ersten,  unteren  Kokofiner  Quader Nro.  5, 

6)  die  Zwischenpläner „      6, 

c)  den  zweiten,  oberen  Kokoiiner  Quader „      7. 

(Im  Adlergebiet  sind  die  Quader  gar  nicht  entwickelt  und  wahrscheinlich 
durch  plänrige  Lagen  vertreten.) 

a)  Der  untere  Kokoriner  Quader  zeichnet  sich  im  Allgemeinen  durch 
die  mehr  graue,  auf  frischem  Bruche  weisse  Farbe  aus.  Die  tieferen  Bänke  sind 
compacter  und  werden  meist  von  dem  Verwitterungsproduct  dem  losen  weissen 
Sande  verdeckt  (Fig.  5  Nro.  2).  Die  mittleren  Bänke  zeigen  oft  grosse  Höhlungen  an 
den  verwitterten  Wänden  (Nro.  3)  und  die  höchsten,  etwa  das  oberste  Fünftel  ein- 
nehmenden Bänke  zeigen  deutliche  Schichtung  (Nro.  4).  Die  Vegetation-Schichte, 
welche  man  am  Gipfel  des  unteren  Quaders  antrifft,  hat  ihren  Humus  der  plän- 
rigen  Zwischenschichte  zu  verdanken  (Nro.  5).  Von  Petrefacten  ist  hier  bloss 
Spongites  saxonicus  und  Fucoiden  ähnliche  Gebilde  anzutreffen. 

Bezüglich  der  mineralogischen  Beschaffenheit  beschränke  ich  mich  darauf, 
dass  die  Mehrzahl  der  Quarzköruer,  welche  den  Sandstein  zusammensetzen,  aus 
rein  weissem  Quarz  besteht  und  dass  nur  spärliche  rosenrothe  und  dunkle  Quarz- 
körner vorkommen. 

Das  Bindemittel  hält  die  Körner  sehr  ungenügend  zusammen  und  es  ist  fast 
unmöglich,  ein  Haudstück  für  die  Sammlung  davon  zu  machen.  Deshalb  ist  auch 
der  technische  Werth  dieses  Sandsteines  ein  sehr  beschränkter.  Die  zu  localen 
Bauzwecken  gebrochenen  Blöcke  verwittern,  wenn  sie  nicht  gleich  verwendet 
werden  und  bekommen  bald  abgerundete  Kanten  oder  zerfallen  gänzlich,  wenn 
sie  ein   oder  zwei  Jahre  den  Einflüssen  der  Witterung  ausgesetzt  bleiben.    Nur 


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11 

selten  werden  härtere  Partien  augetroffen,  die  dann  zu  Grenzsteinen  oder  Stein- 
metzarbeiten verwendet  werden. 

In  diesem  Quader  sind  die  Figuren  bei  Libocli  geliauen,  welche  aus  den 
Lehrjahren  des  berühmten  Bildhauers  Levy  stammen  (siehe  weiter  unten). 

Der  erste  Kokof.  Quader  reicht  mehr  bis  zum  Rande  der  Mulde  und  man  trifft 
ihn  bei  Schellesn  zuerst  allein  ohne  den  zweiten  an  den  Thallehnen,  dann  senkt  er  sich 
immer  tiefer  und  tiefer,  bis  er  die  Thalsohle  erreicht  und  zuletzt  ganz  verschwindet. 

Wo  er  in  den  Thälern  des  Kokoriner  Gebietes  etwa  zur  halben  Höhe  der 
Thallehne  reicht,  dort  gewahrt  man  auf  ihm  den  zweiten  Quader  entwickelt,  wie 
er  sich  aus  den  die  Zwischenpläner  deckenden  Wäldchen  erhebt. 

h)  Der  Zwischenpläner  von  Hledseb  ist  ein  die  beiden  Quader  tren- 
nendes Glied,  welches  leicht  übersehen  wird,  denn  die  mürben  sandigen  Pläner 
sind  in  der  Regel  von  Vegetation  verdeckt.  So  werden  z.  B.  die  malerisch  schönen 
Felsenwände  des  Kokoriner  Thaies  iu  ihrer  halben  Höhe  von  einem  Bande  Fähren- 
wäldchen horizontal  in  zwei  Hälften  getheilt  und  dieser  schöne  grüne  Saum  steht 
eben  auf  diesen  Zwischenplänern. 

Un verdeckt  sieht  man  sie  oberhalb  Hledseb  am  Vruticer  Bache,  zwischen 
Melnik  und  Repin  längs  des  Weges  nach  der  auf  der  Anhöhe  stehenden  Häuser- 
gruppe,  welche  dort  Vystrkov  genannt  wird.    Dann  sehr  deutlich  bei  Kovänec. 

Von  Petrefacten  sind  bisher  nur  wenige  vorgefunden  worden  und  diess  nur 
solche,  welche  fast  in  allen  Schichten  unserer  Kreideformation  vorkommen. 

Der  Zwischenpläner  scheint  gegen  Dauba  und  Auscha  hin  sowie  in  der 
sächsischen  Schweiz  so  sandig  zu  werden,  dass  man  ihn  nicht  mehr  von  den 
Quadern  unterscheiden  kann,  worauf  die  beiden  Kokoriner  Quader  als  eine  com- 
pacte zusammenhängende  Quaderbildung  erscheinen. 

Verzeichniss  der  in  den  Zwischenplänern  aufgefundenen  Arten. 

(Nach  der  Sammhing  des  Herrn  Jos.  Prazäk  in  Chorousek.j 


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Fischreste     

Coprolith 

Nautilus  sublaevigatus,  d'Orb. 
Aramonites  peramplus,  Mant. 
Natica  Römeri,  Gein.      .    .    . 

Rostellaria  sp 

Eriphyla  lenticularis,  Stol.  . 
Area  subglabra,  d'Orb.  (?)  . 
Pinna  decussata,  Goldf.  .  . 
Lithodomus  spatulatus,  Reuss. 


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Pholadomia  aequivalvis,   cVOrb. 
Pauopaea  gurgitis,  Bronga.    .    . 

Avicula  anomala,  Sow 

Inoceramus  BroDgniarti,  Sow.  . 
Gastrochaeua  amphisbaeua,  Gein. 

Lima  (iserica?) 

Lima  multicostata,  Goldf.  .    .    . 

Lima  sp 

Lima  Sowerbyi,  Geinitz     ... 

Pecteu  laevis,  Nilss 

Pecten  curvatus,  Gein 

Pecten  Reussii,  d'Orb 

Pecten  Dujardinii,  A.  Rom.  .  . 
Vola  quinquecostata,  Stol.     .    . 

Exogyra  conica,  Sow 

Exogyra  matheroniaua  .... 
Ostrea  Hippopodium,  Nilss.  .    . 

Ostrea  semiplana,  Sow 

Anomia  subtnmcata 

Rhynchonella  plicatilis,  Sow.  . 
Magas  Geinitzii,  Sclilöubach     . 

Spondylus  (?) 

Hippothoa  labiata,  Nov.  .  .  . 
Berenicea  folium,  Nov.  .  .  .  . 
Diastopora  acupimctata,  Nov.  . 
Catopygus  fastigatus,  Nov.  (?)  . 
Cardiaster  Ananchytis,  Leske    . 

Serpula  gordialis,  Scb 

Serpula  socialis,  Goldf 

Spongites  saxouicus,  Gein.  .  . 
Flabellina  cordata,  Reuss  .  .  . 
Cristellaria?  (rotulata)  .... 
Fucoides  columnaris,  Fr.  .  .  . 
Fucoides  funiformis,  Fr.    .    .    . 


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c)  Der  zweite  Kokofiner  Quader  nimmt  den  oberen  Theil  der  Fels- 
wände des  Kokoriner  Thaies  ein.  Seine  Mächtigkeit  ist  in  der  Regel  eine  etwas 
geringere  als  die  des  ersten.  In  der  petrographischen  Zusammensetzung  sowie  in 
seiner  ganzen  Erscheinung  ist  er  dem  ersten  Kokofiner  Quader  sehr  ähnlich,  aber 
auf  der  verwitterten  Oberfläche  erscheint  er  schon  von  weitem  rostroth.  Auf 
frischem  Bruche  ist  er  auch  mehr  gelblich  und  nur  da,  wo  in  einem  grossen 
Bruche   tief  in   unverwitterten  Partien   gearbeitet   wird,   erscheint   er   auch  weiss. 


I 


13 

In  seinen  höchsten  Lagen  fülirt  er  Lagen  von  mehr  oder  weniger  grobem  Gerolle, 
deren  weisse  und  rothe  Kieselsteine  schon  von  weitem  sichtbar  sind. 

Der  zweite  Kokoriner  Quader  ist  eben  so  arm  an  Petrefacten  wie  der  erste, 
und  es  treten  nur  selten  in  ihm  schwache  kalkigere  Lagen  mit  Rhynchouellen  auf. 
Hie  und  da  trifft  man  Steinkerue  von  Lima  multicostata  darin.  Spongites  saxo- 
nicus  ist  eine  häufige  Erscheinung.  Sein  technischer  Werth  scheint  noch  geringer 
zu  sein  als  der  des  ersten. 


Fig.  6.    Partie  aus  der  Gegeud   von  Truskavna,   wo  beide  Quader   eutwickelt   siud. 

1.  Loser  Sand,  der  die  Basis  der  ersten  Kokoriner  Quader  verdeckt.     2.  Erster  Kokoriner  Quader. 
3.  Plänrige  Zwischenscliichte  bewaldet.    4.  Zweiter  Kok.  Quader. 


3.  Choroiisker  Triffoniaschichten. 


Die  meist  kalkig  pläurigen  Trigoniaschichten,  welche  man  auch  als  eigen- 
tliche Iserschichten  im  engeren  Sinne  des  Wortes  bezeichnen  könnte,  bestehen 
aus  einer  ganzen  Reihe  von  festereu  und  mürberen  Lagen,  die  bald  mehr  kalkig, 
fest,  bald  mehr  plänerig,  mürbe,  stellenweise  wieder  mehr  saudig  sind  und  ganz 
den  Habitus  des  Quadersandes  annehmen.  Jede  der  Lagen  hat  ihre  gewisse  petro- 
graphische  Eigenheit,  jede  einen  etwas  abweichenden  Charakter  in  Bezug  auf  Petre- 
factengruppirung,  wie  man  sich  an  ihren  verwitterten  Rändern  an  den  Thallehnen 
oder  an  alten  Hohlwegen  und  Wasserrissen  überzeugen  kann.  Wo  die  Felswand 
durch  Steinbrecherarbeit  bis  auf  ganz  gesunde  Schichten  entblösst  ist,  dort  wird 
die  Entzifferung  der  einzelnen  Glieder  zur  Unmöglichkeit. 

Die  petrographische  Beschaffenheit  der  Trigoniaschichten  wechselt  bedeutend, 
was  hauptsächlich  vou  dem  verschiedenen  Grade  der  Verwitterung  und  der  theil- 
weisen  Entkalkung  abhängig  ist.  Grösstentheils  siud  es  kalkige,  sandige  Pläner, 
welche  feste  graue  Knollen  führen  uud  in  diesen  sind  daun  die  meisten  Petrefacten. 


14 

Stellenweise  nehmen  die  verwitterten  Lagen,  wo  sie  gleichmässig  feinkörnig 
sind,  das  Aussehen  des  gewöhnlichen  Plänersandsteins  der  Weissenberger  Schichten 
an,  während  dieselbe  Schichte  einige  Meter  weiter  einen  festen  grauen  compacten 
Kalkstein  darstellt,  wie  er  kaum  von  manchen  Varietäten  des  silurischen  Kalkes 
der  Etage  E  oder  G  zu  unterscheiden  ist.  (Brandeis  an  der  Adler.)  In  der 
sächsischen  Schweiz  und  in  den  Weckelsdorf-Adersbacher  Felsen  ist  die  höchste 


Fig.  7.    Trigonia  limbata.    D'Orb. 


Lage  des  Quadersandes  als  Aequivaleut  der  Trigoniaschichten  anzusehen.  Die 
Bildung  von  Erscheinungen,  wie  es  z.  B.  das  Praebischthor  in  der  sächsischen 
Schweiz  ist,  glaube  ich  folgendermassen  erklären  zu  können:  Die  feste  Decke  des 
Thores  entspricht  den  Trigoniaschichten,  während  die  Stützen  dem  zweiten  Koko- 
fiuer  Quader  angehören  dürften,  worüber  weiter  unten  ausführlicher  gehandelt 
werden  wird. 

Wir  finden  in  den  Chorousker  Schichten  eine  reiche  Fauna,  welche  zwar 
noch  im  Ganzen  den  Charakter  der  tieferen  Weissenberger  und  Malnitzer  Schichten 
trägt,  aber  eine  Menge  neuer  Formen  aufweist,  von  denen  früher  keine  Spur  vor- 
handen war. 

Die  auffallendste  Erscheinung  ist  die  Trigonia  limbata,  dann  Perna  sub- 
spathulata,  Pholadomya  nodulifera,  Exogira  laciniata,  E.  matheroniana.  Bezeich- 
nend ist  auch  die  grosse  Häufigkeit  der  Lima  multicostata  var.  canalifera  und  der 
verschiedenen  Arten  von  Echinodermen. 

Den  jahrelang  fortgesetzten  Beobachtungen  und  dem  fleissigen  Sammeln 
meines  Freundes  Herrn  Jos.  Prazäk  in  Chorousek  ist  es  gelungen,  in  seiner  Um- 
gebung 8  Hauptlager  im  Bereiche  der  Trigoniaschichten  zu  unterscheiden,  mit 
denen  sich  meine  anderweitig  gesammelten  Erfahrungen  oft  sehr  gut  in  Einklang 
bringen  lassen. 

Die  in  Nachfolgendem  gebotene  Gliederung  bietet  Anhaltspunkte  für  die 
Unterbringung  der  petrefactenreichen  Schichten  gleichen  Alters,  die  wir  in  weiter 
östlich  gelegenen  Theilen,  bei  Jungbunzlau,  Turuau  und  Leitomischl  vorfinden. 


15 


Gliederung  der  Trigoniaschichten  bei  Chorousek  nach  Beobachtungen 

des  Herrn  Jos.  Prazäk. 


1.  Mürbe  zerfallende  Pläner  mit  Nautilus  rugatus.  Pholadomya 
nodulifera,  riesigen  luoceramus  Brongniarti,  Micraster  Mi- 
clielliui,  Hemiaster  plebejus  Nov.  Catopygiis  albensis,  Serpula 
socialis  etc 

2.  Feste  sandig  kalkige  Schichte,  die  als  erste  vorspringende 
Stufe  an  den  Thallehnen  wahrzunehmen  ist  und  oberhalb 
welcher  Quellen  entspringen.  Dieselbe  enthält  riesige  Am- 
monites  peramplus  und  Inoceramus  Brongniarti 

3.  Mürbe  gelbliche  Plänerschichte  mit  Trigonia  limbata,  Pinna 
decussata  und  sehr  zahlreichen  Petrefacten 

4.  Feste  sandige,  oben  und  unten  von  einer  sehr  harten  quarzigen 
Lage  begrenzte  Schichte,  welche  an  den  Thallehnen  die  zweite 
vorspringende  Stufe  bildet 

5.  Aus  6  Lagen  bestehende  Partie,  reich  an  Petrefacten,  nach 
oben  hin  durch  eine  Bank  mit  Exogira  conica  begrenzt   .    . 

6.  Rostrother  Quader  mit  Reihen  kalkiger,  an  Petrefacten  (na- 
mentlich Rhynchonellen)  reichen  Knollen.  Hauptlager  der 
Pseudomya  anomioides 

7.  Bröcklige  grobsaudige  Pläner  mit  zahlreichen  Spongites  sa- 
xonicus    

S.  Rostrother  Quader  mit  unregelmässigen  Fucoidenconcretiouen 


Profil  Fig. 
auf  Seite 
Nro.  8 


o 
O 


10 


11 


12  a—f. 


13 

14 
15 


Verzeichniss  der  für  die  Trigoniaschichten  bezeichnenden  Arten. 


Elbe-Iser- 
Gebiet 


Adler- 
Gebiet 


Cretornis  Hlaväci,  Fr 

Halec  Sternbergii,  Ag 

Nautilus  galea,  Fr.  et  Schi.    . 
Ammonites  conciliatus,  Stol.    . 

Turritella  iserica,  Fr 

Turbo  Goupilianus,  d'Orb.  .    . 

Opis  chocenensis.  Fr 

Crassatella  cf.  austriaca,  Zitt. 
Crassatella  cf.  macrodonta,  Zitt. 
Trigonia  limbata,  d'Orb.  .    .    . 
Area  Schwabenaui,  Zitt.  .    .    . 
Area  pholadiformis,  d'Orb.  .    . 
Modiola  typica,  Forbes     .    .    . 
Pseudomia  anomyoides,  Fr. 
Pholadomya  nodulifera,  Münst. 
Cytherea  cf.  polymorpha,  Zitt. 


+ 

+ 
-f 

+ 
+ 

+ 

+ 


+ 
+ 


+ 
+ 

+ 
+ 
+ 


+ 

+ 


16 


Perna  subspatulat.i,  Reuss  . 
Lima  DupiuiaDa,  cVOrb.   .    . 

Lima  iserica,  Fr 

Lima  dichotoma,  Reuss     .    . 
Exogyra  laciuiata,  d'Orb. 
Exogyi'a  Matherouiaua,  d'Orb, 

Krabbe  a) 

Krabbe  h) 

Caliauassa  autiqua,  Otto  .  . 
Serpula  socialis,  Goldf.  .  . 
Biflustra  Prazäki,  Nov.  .  . 
Eutalophora  Geiuitzii,  Reuss. 
Petalopora  seriata,  Nov.  .  . 
Cidaris  cf.  Viudociueusis,  Ag. 

Cyphosoma  sp 

Holaster  elougatus,  Nov.  .    . 
Micraster  Michelliui,  Ag. 
Hemiaster  plebejus,  Nov. 
Catopygus  fastigatus,  Nov.  . 
Nucleolites  bohemicus  .    .    . 


4- 


+ 


-- 

Aus  diesem  Verzeichniss  geht  hervor,  dass  die  Trigoniaschichten  sich  nicht 
bloss  von  den  älteren  Weisseuberger  und  Malnitzer  Schichten,  sondern  auch  von 
den  jüngeren  Teplitzer  Schichten  unterscheiden,  denn  es  gehen  nur  wenige  Arten 
in  dieselben  hinauf.  Einige  der  Iserarten  intermittiren  und  erscheinen  dann  wieder 
erst  in  den  viel  jüngeren  Chlomeker  Schichten. 


4.  Bryozoenschichten  von  Kaniua. 

Die  Bryozoenschichten  bilden  den  Schluss  der  Iserschichten  und  stellen 
gleichsam  den  bloss  local  entwickelten  Rahm  des  üppigen  Thierlebens  der  voran- 
gehenden Perioden  dar. 

Die  gi-össte  Entwickelung  erreichen  diese  fast  aus  lauter  Bryozoen  bestehenden 
Schichten  beim  Dorfe  Kaniua,  wo  sie  als  fester  Kalkstein  von  6  m.  Mächtigkeit 
entblösst  sind.  Verwitterte  Stellen  der  Kalkbänke  sind  ganz  mit  den  kleinen 
Aestchen  der  Bryozoen  bedeckt  und  andere  Petrefacten  sind  hier  sehr  selten  und 
schlecht  erhalten. 

Schwächer  entwickelt  finden  wir  die  Bryozoenschichten  bei  Gross-Üjezd,  bei  Cho- 
rousek,  noch  weniger  scharf  abgegrenzt  bei  Cejtic  und  Libichov  (bei  Jungbunzlau), 
Lindenau  bei  Böhm.-Leipa.  Im  Adlergebiet  sind  sie  bei  Brandeis  a.  d.  Adler,  bei 
Desnä  und  Chotzen  angedeutet,  und  zwar  durch  Vorkommen  von  bezeichnenden 
Bryozoenarten  in  den  höchsten  Lagen  der  plattenfürmigen  Kalksteine,  mit  denen 
hier  die  Iserschichten  abschliessen. 


17 


Bei  Leitoinischl  dürften  die  als  „Sadrali"  bezeichneten  Lagen  den  Bryozoen- 
Schichteu  entsprechen. 

Localsammler  werden  bei  detailirter  Untersuchung  ihrer  Umgebung  geAviss 
Gelegenheit  finden,  neue  Fundorte  der  Bryozoen-Schichten  sicherzustellen. 


■,'  j.,   \ 


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■tt^.. 


Fig.  8 


.    Fragment   der   Kauiuer  Bryozoeu-Schichteii,    an    dessen    verwitterter    Ober- 
fläche zahlreiche  Arten  von  Bryozoen  sichtbar  sind.    Nat.  Grösse. 


Verzeichniss   der   in   den  Bryozoen-Schichten   der   Umgebung   von 
Kanina  und  Ghorouäek  aufgefundenen  Arten. 


Oxyrhiua  angustidens. 
Belemnites  sp. 
Nautilus  sublaevigatus. 
Nautilus  galea. 
Ammouites    peramplus    i 

plare). 
Belemnites  sp. 
Tunitella  iserica. 
Turritella  Fittoniana. 
Nerita  dichotoma. 
Turbo  Goupilianus. 
Avellana  sp. 
Isocardia  gracilis. 
Protocardia  Hillana. 
Crassatella  austriaca. 
Crassatella  macrodonta. 
Trigonia  limbata. 
Mutiella  ringmereusis. 
Eriphyla  lenticularis. 
Cytherea  polymorpha, 
Area  e Chi n ata. 
Pinna  decussata. 
Area  subglabra. 
Modiola  typica. 
Pholadomya  aequivalvis. 


kleine   Exem- 


Panopaea  gurgitis. 
Pseudomya  anomioides. 
Teilina  sp. 
Venus  sp. 
Avicula  anomala. 
Inoceramus  Brongniarti. 
Lima  semisulcata. 
Lima  iserica. 
Lima  pseudocardium. 
Lima  canalifera. 
Lima  Dupiniana. 
Pecten  laevis. 
Pecten  curvatus. 
Pecten  Dujardinii. 
Vola  quinquecostata. 
Exogyra  conica. 
Exogyra  lateralis. 
Exogyra  laciniata. 
Exogyra  Matherouiana. 
Ostrea  hippopodium. 
Ostrea  semiplaua. 
Ostrea  sp. 
Ostrea  frons. 
Anomia  subtruncata. 
Anomia  subradiata. 


18 

Rhynchouella  plicatilis. 
Khyuchonella  Cuvieri. 
Rhynchonella  Mautelli. 
Magas  Geinitzii. 
Serpula  socialis. 
Serpiila  gordialis. 
Serpula  ampulacea, 
Serpula  macropus. 
Hippothoa  labiata. 
BiÜustra  Prazaki. 
Diastopora  acupuuctata. 
P  r  0  b  0  s  c  i  u  a  b  o  h  e  m  i  c  a. 
Proboscina  Suessi. 
Eutalophora  Geinitzii. 
Entalophora  raripora. 
Spiropora  verticillata. 
Truncatula  tenuis. 
Petalophora  seriata. 
Autedon  (Glenotremites  sp.) 


Cldaris  subvesiculosa. 
Glyphocyplius  sp. 
Cyphosoma  radiatum. 
Cyphosoma  sp. 

Holectypus  Turoneusis. 
C  a  r  d  i  a  s  t  e  r  A  n  a  n  ch  y  t  i  s. 
Holaster  elongatus. 
Micraster  Miclielliui. 
Hemiaster  plebeius. 
Catopygus  Prazaki. 
Catopygus  albensis. 
Catopygus  fastigatus. 
Nucleolites  bobemicus. 
Caratomus  Laube i. 
Mlcrabatia  coronula. 
Flabelliua  elliptica. 
Spongites  saxonicus. 
Vioa. 
Ventriculites  sp. 


Die  mit  durcbschossenen  Lettern  gedruckten  Arten  sind  bisher  nicht  in  den 
Trigouiaschichteu  aufgefunden  worden  und  es  haben  daher  die  Bryozoenschichten 
um  17  Arten  mehr  als  diese. 


Das  Hangende  der  Iserschichten. 

Der  Schichtenfolge  gemäss  sollen  auf  die  Iserschichten  nun  die  Teplitzer 
Schichten  mit  Terebr.  subrotunda  und  Micraster  breviporus  folgen,  wie  wir  sie 
in  der  Gegend  von  Teplitz,  Laun  und  Leitmeritz  entwickelt  finden.  Und  in  der 
That  gelang  es  endlich,  auf  den  typischen  Iserschichten  die  Schichten  mit  Terebr. 
subrotunda  aufgelagert  zu  finden  und  zwar  bei  Leitomischl  und  bei  Abtsdorf,  wie 
es  weiter  unten  näher  beschrieben  werden  wird. 

Auf  diesen  Mergeln  liegen  unmittelbar  die  tiefsten  Lagen  der  Priesener 
Schichten  in  Form  von  grauen  oder  weissen  Platten. 

Wo  die  Teplitzer  Schichten  gut  entwickelt  sind,  dort  sind  gewöhnlich  wieder 
die  Iserschichten  schwer  nachzuweisen. 

Diess  fülirte  natürlich  auf  den  Gedanken,  ob  die  Iserschichten  nicht  ein 
Aequivalent  der  Teplitzer  Schichten  sind  und  nur  als  locale  Facies  von  Ablage- 
rungen einer  Periode  aufzufassen  seien. 

Solche  Vermuthungen  konnten  aber  nur  damals  aufgestellt  werden,  wo  man 
vom  paläontologischen  Charakter  der  Iserschichten  noch  nichts  wusste.  Gegen- 
wärtig hat  man  hinreichende  Gründe,  aus  der  Fauna  auf  die  Selbstständigkeit  der 
Iserschichten  zu  schliessen. 

Aus  dem  Erscheinen  mancher  Brachiopoden  und  Bryozoen  Rh.  Cuvieri,  R. 
Mantelli  in  den  höchsten  Lagen  der  Iserschichten   erkennt  man   zwar  eine  An- 


19 

uäherimg  au  die  Fauna  der  Teplitzer  Schichten,  aber  an  eine  Parallelisirung  der- 
selben ist  gegenwärtig  nicht  zu  denken. 

Die  Teplitzer  Schichten  mit  Micraster  breviporus  und  Terebratula  sub- 
rotunda  haben  in  ihrer  Fauna  (mit  Ausnahme  der  Echiuodermen  und  Brachiopoden) 
eine  sehr  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Wehlowitzer  Plänern  der  Weissenberger 
Schichten  und  haben  sich  gewiss  unter  sehr  ähnlichen  Verhältnissen  abgelagert. 
Sie  gehen  ganz  allmählig  in  die  Priesener  Bakuliten-Thoue  über,  in  denen  die 
entschieden  jüngeren  senoneu  Arten  auch  erst  in  deren  höheren  Lagen  auftreten. 


II.  Beschreibung  der  im  Bereiche  der  Iserschichten  unter- 
suchten Localitäten. 

Meine  Untersuchungen  der  Iserschichten  fallen  in  zwei  Perioden:  Die  erste 
fällt  in  die  allgemeinen  Begehungen  der  Kreideformation  in  den  Jahren  1864 — 67, 
wo  hauptsächlich  an  Petrefacten  reiche  Localitäten  ausgebeutet  wurden  und  nur 
eine  allgemeine  Uebersicht  der  gesammten  Schichten  angestrebt  wurde  und  die 
zweite,  wo  ich  in  den  Jahren  1878 — 81  den  Iserschichten  eine  specielle  Auf- 
merksamkeit widmete. 

Chronologisch  mag  dies  folgendermassen  dargestellt  werden. 

Allgemeine  Untersuchungen: 

1864.  Die  sächsische  Schweiz  und  die  Umgebung  von  Böhm.-Leipa. 

1865.  Die  Strecke  der  Kralup-Turnauer  Bahn. 

1866.  Umgebung  von  Jung-Bunzlau  und  Turnau. 

1867.  Böhmisch-Trübau  —  Leitomischl,  Jicin,  Kieslingswalde. 

Detailuntersuchungen. 

1878.  Vsetat,  Bysic,  Chorousek,  Kanina,  Hlavno,  Benatek. 

1879.  Chotzen,  Leitomischl,  Policka,  Böhm.-Trübau,  Landskron. 

1880.  Chotzen. 

1881.  Weckelsdorf  —  Braunau. 

Im  Ganzen  wurden  an  60  Localitäten  untersucht  und  von  denselben  circa 
180  Arten  in  mehreren  Hunderten  von  Exemplaren  den  Sammlungen  des  Museums 
eingereiht.  Dieselben  befinden  sich  gegenwärtig  in  dem  geol.  Pavillon  und  sind 
zum  grössten  Theile  hinter  Glas  ausgestellt.  Grosse  Formatstücke,  welche  den 
Charakter  der  Gebirgsarten  besser  als  kleine  Handstücke  zur  Darstellung  bringen, 
zieren  die  Schränke  als  Aufsatzstücke. 

Die  lange  Reihe  von  Jahren,  in  denen  ich  mit  grossen  Unterbrechungen 
meist  nur  in  den  Ferienmonaten  diese  Untersuchungen  fortsetzen  und  die  zur 
Bestimmung  und  Ordnung  nöthige  Zeit  mit  Mühe  meinen  übrigen  Berufsgeschäften 
abgewinnen  konnte,  mögen  manche  Mängel  entschuldigen,  welche  Fachmänner  an 
nachfolgenden  Schilderungen  wahrnehmen  dürften. 


20 

Während  der  Excursionen  wurde  ich  vielfach,  namentlich  durch  Verabreichung 
von  Petrefacten,  von  nachstehenden  Herren  gefördert: 

Herr  Em.  Barta,  Prof.  in  Leitomischl, 

„  Erxleben,  Apotheker  in  Landskrou. 

„  Fr.  Hlaväc,  Apotheker  in  Chotzeu. 

„  Musika,  Ingenieur. 

„  J.  Prazak,  Grundbesitzer  in  Chorousek. 

„  Ig.  Prach,  Bienenzüchter  in  Roveusko. 

„  Constantin  Schuster,  Ingenieur  in  Turnau. 

„  Prinz  Alexander  Taxis  in  Laucin. 

„  Dr.  C.  Watzel  in  Böhm.-Leipa. 

In  Bezug  auf  die  Reihenfolge,  in  der  ich  die  Localitäten  beschreiben  soll, 
stosse  ich  hier  auf  grössere  Schwierigkeiten,  als  es  bei  den  Korycaner  und  Weissen- 
berger  Schichten  der  Fall  war.  Dort  konnte  ich  annäherungsweise  den  ehemaligen 
Ufern  des  Kreide-Meeres  folgen,  was  hier  bei  der  Zerklüftung  des  Terrains  nicht 
recht  thunlich  ist  und  ich  bin  daher  genöthigt,  theils  instructive  Profile  vom 
Rande  zum  Centrum  der  einzelnen  Mulden  hin  zu  schildern,  theils  den  durch  die 
Iser  und  Stille  Adler  gefurchten  Thälern  zu  folgen. 

Es  erwies  sich  als  zweckmässig,  die  zu  beschreibenden  Partien  je  nach  dem 
Stromgebiete,  in  dem  sie  liegen,  zu  gruppiren  und  ich  theilte  daher  den  ganzen 
Complex  der  Iserschichten  in  das  Elbe-  und  Iser  gebiet  und  in  das  Adler- 
gebiet. 

Jedes  dieser  Gebiete  hat  seine  petrographischen  sowie  auch  paläontologischen 
Eigenthümlichkeiten  und  obzwar  sie  mit  einander  nicht  zusammenhängen,  so  haben 
sie  doch  die  bezeichnendsten  Arten  gemeinschaftlich,  wie  weiter  unten  hinreichend 
klar  dargelegt  werden  wird. 


Das  Elbe-Isergebiet. 

Das  Elbe-Isergebiet  nimmt  den  nordöstlichen  Theil  des  mittleren  Böhmens 
ein,  lässt  sich  von  Turnau  ab  längs  der  Iser  bis  Benatek  verfolgen.  Sodann  ist 
der  Rand  über  Kosätek,  Bysic  nach  Schellesn  und  Sowice  (gegenüber  von  Raudnitz) 
wahrzunehmen  und  mit  Unterbrechung  des  basaltischen  Mittelgebirges  dann  in  den 
malerischen  Sandsteinwäuden  der  sächsischen  Schweiz  wieder  zu  finden  und  bis  nach 
Sachsen  hin  nachweisbar.  Der  nordöstliche  Rand  lässt  sich  aus  der  Jici'ner  Gegend 
über  Libun,  Turnau,  Sichrov,  Liebenau,  Lindenau  in  die  Gegend  von  Böhm.-Leipa 
verfolgen. 

Die  Sandsteinpartien  der  Iserschichten  reichen  in  der  sächsischen  Schweiz 
westlich  bis  inclusive  dem  hohen  Schneeberg  östlich  bis  zu  Böhm.-Kamnitz,  von 
wo  ab  sie  dann  von  den  Priesener  Bakuliten-Schichten  und  den  Chlomeker  Quader- 
schichteu  verdeckt  werden. 

Die  Felsenpartien  von  Adersbach-Weckelsdorf  sind  eine  Wiederholung  der 
sächsischen  Schweiz  und  können  als  zu  derselben  gehörig  betrachtet  werden.  Die 
orographische  Beschreibung  findet  mau  bereits  im  ersten  Bande  des  Archives  von 


21 

Prof.  Krejci,  weshalb  ich  mich  auf  die  Schilderung  des  Terrains  nicht  weiter  ein- 
zulassen brauche. 

Den  petrographischen  Charakter  anlangend  lässt  sich  derselbe  dahin  be- 
zeichnen, dass  die  südlichen  Känder  der  Iserschichten  kalkig  plänrige  petrefacten- 
reiche  Ablagerungen  sind,  die  nach  Norden  hin  immer  mehr  von  den  sich  zwischen 
dieselben  einschiebenden  Quadern  verdrängt  werden,  so  dass  endlich  bloss  petre- 
factenleere  Sandsteine  anstehen,  die  aber  eine  bedeutendere  Mächtigkeit  haben 
als  die  kalkigen  Ufergebilde  gleichen  Alters. 

Die  Fauna  weist  nur  spärliche  Differenzen  auf,  welche  sich  im  Fehlen  einiger 
Arten  kundgeben.  Auffallend  ist  der  Mangel  an  Callianassa  im  westlichen  Theile 
des  Elbegebiets,  in  dem  man  in  der  Umgebung  von  Mseno  vergeblich  darnach 
sucht  und  erst  im  Iserthal  von  Zamost  bis  Turnau  zahlreiche  Scheeren  derselben 
trifft.    Dagegen  ist  Trigonia  limbata  hier  häufiger  als  im  Adlergebiet. 

Von  den  Echinodermen  sind  Catopygus  fastigatus,  Echinobrissus  bohemicus 
und  Ceratomus  Laubei  bisher  nur  im  Elbegebiet  nachgewiesen  worden. 

Auch  die  Entwickelung  der  Bryozoenschichten  ist  hier  viel  namhafter  als 
weiter  in  Osten. 

1.  Die  Gegend  von  Wehlowitz,  Schellesn,  Kokorin  bis  Kanina. 

Für  das  Studium  der  Iserschichten  in  der  Melniker  Gegend  ist  es  rathsam, 
mit  dem  Profile  zu  beginnen,  das  sich  bei  Liboch  vom  Flussbette  der  Elbe  bis 
zur  oberen  Libocher  Kirche  verfolgen  lässt  und  das  ich  in  meiner  letzten  Arbeit  *) 
eingehend  geschildert  habe. 

Als  Vorstudie  wäre  auch  das  Profil  von  Wehlowitz  zu  empfehlen,  weil  dort 
seit  der  Zeit  meiner  Schilderung  die  Brüche  grossartig  geöffnet  wurden  und  weil 
man  hier  Gelegenheit  hat,  von  den  Arbeitern  eine  gute  Suite  von  charakteristischen 
Arten,  namentlich  Fische  und  Crustaceen,  zu  erhalten.  Da  ich  in  meiner  Arbeit 
keine  Zeichnung  des  Wehlowitzer  Profils  gegeben  habe,  so  will  ich  es  hier  nach- 
tragen (Fig.  9). 

Ist  man  nach  dieser  orientirenden  Vorbereitung  endlich  an  der  oberen  Libocher 
Kirche  angelangt,  so  kann  man  die  Pläner  längs  der  Berglehne  des  nach  Schellesn 
sich  hinziehenden  Thaies  in  ihrem  Einfallen  unter  die  ersten  Quadersaudsteine 
der  Iserschichten  beobachten. 

Gegenüber  dem  „  Geweih tenbrunn",  etwa  am  halben  Wege  nach  Schellesn, 
bergen  die  bewaldeten  Hügel  die  riesigen  Quaderblöcke  des  ersten  Kokoriner 
Quaders,  welche  unserem  genialen  Landsmanne,  dem  Bildhauer  Levy,  Gelegenheit 
gaben,  durch  Ausführung  einer  Reihe  von  geschichtlichen  und  humoristischen 
Genrebildern  eine  Erinnerung  an  seine  Lehrjahre  als  Dilletant  **)  zu  hinterlassen. 

In  Schellesn  selbst,  wo  sich  das  Thal  gegen  Tupadl  und  Zimof  theilt,  bilden 
die  Quadersande  schon  nahezu  das  obere  Drittel  der  Thallehne  und  werden  in 
ihnen  Höhlungen  gehauen,  die  als  Wohnungen  benützt  werden. 


*)  Die  Weissenberger  und  Malnitzer  Schichten  pag.  84. 
**)  Den  Zutritt  zu  den  Bildhauerarbeiten  erhält  man  nach  Anmeldung  beim  Forstamte. 


22 

Hier  fand  ich  Gelegenheit,  das  uumittelbare  Liegende  des  ersten  Kokoriuer 
Quaders  genau  zu  untersuchen.  Es  sind  kalkig  saudige  Knollen  mit  Rhynchonella 
plicatilis,  Pholadomya  aequivalvis  und  Fucoides  (früher  Hamites)  strangulatus. 
Auch  sind  diese  Schichten  am  Wege  nach  Tupadl  zugänglich,  wo  sie  vor  Jahren 
einen  riesigen  Ammonites  peramplus  lieferten. 


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Fig.  9.    Profil   der  Weissenberger   und   Maluitzer   Schichten   bei  Wehlowitz   unweit 

Melnik.  E.  Die  Elbe.  1.  Pläner  vom  Alter  der  Dfinover  Knollen.  2.  Rhynclionelleuquader  der 
Dfinover  Knollen.  .3.  Obere  Partie  der  Dfinover  Knollen.  4.  Feste,  durcb  Fncoiden  verfilzte 
Scbichte  „Vecnost"  genannt.  5.  Wehlowitzer  Fiscbpläner.  6.  Knollenlage  der  Fischplüner. 
7.  Plattenpläner  (=:  Grünsand  d.  Malnitzer  Schichten).    8.  Launer  Knollen  d.  Malnitzer  Schichten. 

Blickt  man  von  der  Anhöhe  bei  Schellesn  in  das  Thal  gegen  Zimof,  so  be- 
merkt man,  wie  sich  der  Quadersand  immer  mehr  zur  Thalsohle  senkt.  (Nun  ist 
es  an  der  Zeit,  sich  einen  Führer  zu  suchen,  der  den  weiteren  Weg  durch  das 
Labyrinth  der  kreuz  und  quer  zerklüfteten  Quaderschluchten  zu  den  in  Folgendem 
genannten  Ortschaften  weisen  würde,  denn  stundenlang  kann  man  hier  herumirren, 
ohne  einem  Menschen  zu  begegnen,  der  Auskunft  über  den  richtigen  Weg  zu  geben 
im  Stande  wäre.) 

Die  plänrigen  Bysicer  Uebergangsschichten  nehmen  immer  weniger  und  weniger 
an  der  Bildung  der  Thallehne  Antheil  und  im  Orte  Zimof  selbst  findet  man  den 
ersten  Kokofiner  Quader  in  seiner  vollen  selbstständigen  Entwickekmg  und 
nur  am  Fusse  desselben  steht  eine  au  grossen  Rhynchonellen  reiche  Quaderschichte 
der  Bysicer  Uebergangsschichten  (Fig.  5). 

Ausser  den  Rhynchonellen  finden  wir  noch  folgende  Arten: 

Vola  quinquecostata,        Pecten  laevis,        Spongites  Saxouicus. 

Die  Basis  der  Quader  ist  in  der  Regel  von  losem,  durch  Verwitterung  von 
den  Wänden  herabgeschwemmten  Saud  verdeckt,  welcher  hie  und  da  eine  spär- 
liche Vegetation  trägt.  Ihre  mittlere  Partie  ist  von  grauer  Farbe,  zeigt  horizontale 
Schichtung  und  Reihen  von  ausgewitterten  H()hlungen. 


23 


Die  oberste  graue  geschichtete  Partie  ist  von  der 
mittleren  mehr  quadrigeu  durch  eine  eisenschüssige 
rostrothe  Schichte  getrennt  und  trägt  am  Gipfel  einen 
Fährenbestand. 

Setzt  man  seine  Wanderung  in  dem  stillen  Thale 
fort,  so  gewahrt  man,  unterhalb  Truskavna  auge- 
langt, schon  den  zweiten  Kokofiner  Quader,  wie  er  von 
dem  ersten  durch  eine  Schichte  mürben,  plänrig  san- 
digen Gesteins  (Hled'seber  Zwischenpläner)  getrennt  ist. 
Diese  mürbe  Lage  trägt  in  der  Regel  einen  üppigen 
Wald,  dessen  lebhaftes  Grün  die  beiden  grauen  und 
rostrothen  Quaderpartien  von  einander  trennt. 

Zur  Ausbeutung  dieser  Zwischenschichte  findet 
sich  hier  keine  Gelegenheit,  denn  kein  Steinbruch 
öffnet  in  ausgiebigerer  Weise  diese  an  Petrefacten 
armen  Schichten. 

Bei  „Novy  mlyn"  soll  nach  Herrn  Prazäk  im 
Zwischenpläner  auch  eine  schwache  Quaderschichte  auf- 
treten,  an   deren   Basis  Rhynchouellen   zahlreich  sind. 

Der  Quader  selbst  besteht  aus  2  Bänken,  von 
denen  jede  etwa  10  m.  Höhe  hat. 

Die  Oberfläche  erscheint  mehr  rostfarbig  als  beim 
ersten  Quader  und  die  höchsten  der  Verwitterung  trotzen- 
den Ränder  sind  ein  Conglomerat,  dessen  bis  faustgrosse, 
meist  aus  weissem  Quarz  bestehende  GeröUe  von  Weitem 
bemerkbar  sind. 

Die  malerische  Schönheit  beider  Quader  wird  noch 
durch  den  Umstand  erhöht,  dass  an  den  Gränzlinien 
zwischen  den  horizontalen  Abschnitten  derselben  eine 
üppige  Erica- Vegetation  im  Herbste  als  mild  rosenrothe 
Linien  erscheint. 

Von  Truskavna  gegenüber  muss  man  die 
Schlucht  verfolgen,  welche  allmählig  aufsteigend  uns 
auf  das  Plateau  des  Dorfes  Kokofin  führt,  das 
schon  auf  den  Trigouia-  und  Bryozoenschichten  steht. 
Hat  man  seine  Körperkräfte  in  dem  bescheidenen 
Gasthause  des  Dorfes  gesammelt,  so  steigt  man  durch 
Einschnitte  im  zweiten  Quader  zur  Burgruine 
Kokofin,  welche  auf  dem  Gipfel  des  ersten  Quaders 
steht. 

Das  Auge  an  den  Schönheiten  des  Thaies  wei- 
dend, schreitet  man  nun  in  der  Thalsohle  an  der  Basis 
des  ersten  Quaders  bis  unterhalb  des  Dorfes  Kanina, 
wo  man  gezwungen  ist,  die  steile  Lehne  hinauf  die 
beiden   Quader    zu    erklimmen,    um    uuter    dem   Dorfe 


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selbst  die  kalkigen  Choroiisker   Schichten   mit  ihrer  Exogyrenbank   zu   erreichen 
und  die  Bryozoenschichten  aufzusuchen. 

Die  Chorousker  Trigoniaschichten  unterhalb  Kauina  sind  nicht  so  schön  auf- 
geschlossen wie  bei  Chorousek  selbst;  doch  sieht  man  nach  dem  Auftreten  der 
Exogirenbauk,  dass  hier  nach  längerem  emsigen  Sammeln  dieselben  Lagen  nach- 
gewiesen werden  können,  wie  im  nahen  Orte  Chorousek,  welche  wir  im  nächsten 


Fig.  11.     Profil  bei  Kokorin.    1.  Bysicer  Uebergangsschichten   mit  Rhynchonellenquader,   meist 

von  Schuttsaud  verdeckt.     2.  Erster  Kokofiner  Quader  mit  der  Burg  Kokorin.    3.  Zwischenpläner. 

4.  Zweiter  Kokofiner  Quader  mit  dem  üorfe  Kokorin.    5.  Trigoniaschichten.    6.  Bryozoenschichten 

auf  der  Anhöhe,  welche  das  Kokofiner  Thal  von  dem  Zimof-Truskavnathal  trennt. 


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Fig.  12.  Profil  uuterhalb  Kanina.    1.  Erster  Kokofiner  Quader.    2.  Zwischenpläner.  3.  Zweiter 

Kokofiner  Quader,     e,  e  Ericastreifen.     4.   Conglomcratschichte   des    zweiten  Kokofiner   Quaders. 

5.  Trigoniaschichten.     6.  Rostrother  Sand.     7.  Bryozoenschichten.     8.  Diluvium. 


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25 


Abschnitt    werden    kennen    lernen.     Deshalb   lassen   wir  uns  deren  Detailstudium 
dorthin. 

Um  so  wichtiger  ist  hier  die  Aufgabe,  die  Kalkbrüche  ausfindig  zu  machen, 
in  denen  die  Bryozoenschichten  so  schön  entwickelt  sind. 

Der  Steinbruch,  in  welchem  die  Bryozoenschichten  gewonnen  werden, 
ist  nahe  am  Dorfe,  aber  sehr  versteckt,  so  dass  mau  ihn  ohne  Erkundigung  nicht 
selbst  aufzufinden  im  Staude  ist.  Man  nennt  den  Ort  „Nad  Kaninskou  studnici" 
oder  auch  „u  drazneho  kalu". 

Daselbst  angelaugt,   findet  man  die  Bryozoenschichten  in  einer  Mächtigkeit 
von   6  m.    entblösst   und   der   sänimt- 
liche  Kalkstein,  aus  dem  die  Schichten 
bestehen,  ist  fast  aus  lauter  Bryozoen 
zusammengesetzt. 

Das  Liegende  bildet  die  höchste 
sandige  Lage  der  Trigonienschichten, 
welcher  ein  bläulich  grauer  zerfallender 
Pläner  in  der  Mächtigkeit  von  5 — 6  cm. 
aufliegt.  Aus  diesem  kaun  man  die 
kleinen  Aestchen  der  Bryozoen  durch 
Schlemmen  gewinnen.  (Fig.  13  Nro.  2.) 

Darauf  folgen  3  Bänke  festen  Ge- 
steins. 

Die  erste  Bank,  2  m.  mächtig, 
wird  zu  Kalkbrennen  verwendet  und 
die  verwitterte  Oberfläche  wimmelt  von 
Bryozoen. 

Die  zweite  Bank,  3  m.,  wird  als 
Baustein  verwendet. 

Die  dritte  Bank,  1  m.,  wird  zu 
Schotter  geschlagen. 

Ueber  der  dritten  Bank  liegen 
30  cm.  losen  Sandes,  dann  75  cm. 
grobsandigen  Pläners  und  50  cm.  rost- 
rotheu Sandsteins. 

(Den  Schluss  der  Schichtenfolge 
auf  dem  ganzen  Plateau  dieser  Gegend 
bilden  Diluvialablagerungen,  an  denen 


Fig.  13.  Profil  der  Bryozoeuscliichten 
vou  Kauiua  im  Steinbruche  „nad  Ka- 
ninskou studänkou".  l.  Rostrother 
Sandstein,  höchste  Lage  der  Trigoniaschichtea. 
2.  Blaugraue  bröcklige,  aus  lauter  Bryozoen 
bestehende  Lage.  3.  Fester  Kalkstein  (zum 
Brennen,  2  m.).  4.  Fester  Kalkstein  (Bau- 
stein, 3—4  m.).  5.  Kalkstein  (zum  Schotter, 
1  m.).  6.  Loser  Sand  (30  cm.).  7.  Geschich- 
teter grobsandiger  Kalkstein  (75  cm.).  8.  Rost- 
rother Sand  (50  cm.).  9.  Diluviallehm  mit  Löss- 
kindeln.  10.  Gelblicher  Diluvialiehm  „Belka". 
11.  Rostrother  Diluviallehm  „Cervenka". 


man   drei  Lagen   unterscheiden   kann: 

L  Lage  von  Lösskindeln,   2.  gelben  Diluviallehm   und  3.  rothen  Diluvialiehm,   in 

hiesiger  Gegend  „Cervenka"  genannt.) 

Ausser  den  Bryozoeu  findet  mau  hier  sehr  wenig  andere  Versteinerungen  und 
wir  werden  erst  an  einem  der  folgenden  Profile  Gelegenheit  haben,  uns  zu  über- 
zeugen, dass  man  in  den  Bryozoenschichten  noch  etwa  3  paläontologische  Hori- 
zonte unterscheiden  kann. 

Bei  Kauina   sind  wir   am  Ende  der  ersten  Linie  angelangt,  welche  uus  vom 


26 

westlichen  Rande  der  Isergebilde  über  die  Bysicer  Uebergangsschichten,  die  beiden 
Kolioriuer  Quader,  die  Trigonia schichten  bis  zu  den  Bryozoenschichten  geführt  hat. 
Wir  werden  nun  zu  demselben  Punkte  Kanina  im  nächsten  Abschnitt  vom  süd- 
lichen Rande  der  Ablagerungen  zu  gelangen  suchen. 

2.  Die  Gegend  von  Vsetat,  Cecelic,  Bysic,  Repin,  Choroiisek  und 

Kanina. 

Die  ersten  Andeutungen  der  Iserschichten  treffen  wir  auf  dem  Gipfel  des 
langen  Hügels,  welcher  sich  von  Vsetat*)  nach  Dris  hinzieht  und  auffällig  aus 
der  Ebene  des  Elbealluviums  hervorsteht.  An  der  Basis  des  Hügels  im  Dorfe 
Vsetat  selbst  stehen  Semitzer  Mergel  mit  zahlreichen  Versteinerungen  an.  Ammo- 
nites  Woolgari  und  A.  Bravaisianus  sind  hier  häufig,  Reihen  von  festeren  kalkigen 
Knollen,  welche  über  den  Mergeln  sich  hinziehen,  entsprechen  den  „Dfinover 
Knollen",  die  Wehlowitzer  Pläner,  die  Malnitzer  und  Bysicer  Schichten  müssen 
hier  alle  eine  sehr  geringe  Mächtigkeit  haben. 

Die  Berglehne,  welche  aus  plänrigeu  und  knolligen  Lagen  besteht,  ist  wenig 
aufgeschlossen  und  von  den  Quadersanden  der  Iserschichten  ist  hier  keine  Spur. 
Am  Gipfel  des  Hügels  trifft  man  in  kleinen  Gruben  und  an  den  Feldrainen  Platten 
von  sandigem  Kalke  mit  Inoceramus  Brongniarti  und  ich  halte  dieselben  nach 
Analogie  mit  anderen  Localitäten  für  die  tiefsten  Lagen  der  Trigoniaschichten. 

Wenn  wir  auch  an  dem  gleich  folgenden  Profile  bessere  Einsicht  in  die 
Schichtenfolge  erlangen  werden,  so  ist  doch  der  Besuch  von  Vsetat  beim  Beginne 
der  Excursion  sehr  anzurathen,  weil  man  an  anderen  Localitäten  die  petrefacten- 


Fig.  14.  Profil  zwischen  Bysic  und  Cecelic.  B.  Bahn  bei  Bysic.  Ö.  Cecelic.  S.  Schüttboden. 
1.  Semitzer  Mergel  mit  zahlreichen  Petrefacten  beim  nahen  Orte  Vsetat.  2.  Dfinover  Knollen  mit 
Lima  elongata.  3.  Wehlowitzer  Pläner  in  einem  Steinbruclie  gut  entblösst.  4.  Malnitzer  Schichten. 
5.  Grosse  Knollen  mit  Fischschuppen.  Bysicer  Uebergangsschichten.  6.  Rostrothe  Sande  (Aequi- 
valente  der  beiden  Kokofiner  Quader).     7.  Die  tiefsten  Lagen  der  Trigoniaschichten   (mit  grossen 

Inoceramus  Brongniarti). 

reichen  Semitzer  Mergel  nicht  zugänglich  findet  und  nur  als  feuchte  Letten  oder 
als  quellenführenden  Horizont  wahrnimmt  und  doch  die  Kenntniss  dieses  guten 
Repräsentanten  der  Weissenberger  Schichten  für  das  Verständniss  der  ganzen 
Gegend  sehr  wichtig  ist. 


*)  Eisenbahnstation  Vsetat-Pfivor  der  österr.  Nordwestbahn, 


27 


Ein  analoger  Hügel  trennt  die  nahen  Ortschaften 
Cecelic  und  Bysic  und  ein  Feldweg,  der  an  einem 
Steinbruche  vorbeiführt,  gewährt  einen  Einblick,  wie 
ihn  das  Profil  Fig.  14  gibt. 

Von  Vsetat  kommend  trifft  man  die  Semitzer 
Mergel  am  Fusse  des  Hügels  in  den  Gärten  von 
Öecelic  (1).  Beim  Schüttboden  kann  man  etwa  5 
Reihen  von  Drinover  Knollen  mit  Lima  elongata 
zählen  (2).  Den  Wehlowitzer  Fischpläner  sehen  wir 
in  dem  Steinbruche  (3)  entblösst,  dessen  höchsten 
Lagen  den  Malnitzer  (4)  Schichten  entsprechen.  Die 
Bysicer  Uebergangsschichten  (5)  verrathen  sich  durch 
grosse,  an  Fischschuppen  reiche  Knollen. 

Die  Kokoriner  Quader  sind  durch  Streifen  von 
rostrothen  Sandsteinen  angedeutet  (6),  welche  hie 
und  da,  namentlich  an  der  Basis,  Rhynchonellen 
führen. 

Den  Gipfel  des  Berges  nehmen  graue,  an  der 
Oberfläche  weiss  verwitterte  Plattenkalke  mit  Inoce- 
ramus  Brongniarti,  wie  bei  Vsetat,  ein  und  dürften 
auch  hier  den  tiefsten  Lagen  der  Chorousker  Tri- 
goniaschichteu  entsprechen. 

Ganz  analoge  Profile  constatirte  ich  bei  Ko- 
netop  und  Hlavno  sudovo.  (Der  Ausdruck  „Ko- 
netop"  deutet  darauf  hin,  dass  die  Pferde  in  den 
feuchten  Lagen  der  Semitzer  Mergel,  die  am  Fusse 
des  Berges  anstehen,  einsinken.) 

Die  Berglehne  nördlich  von  Bysic  ist  eine 
Wiederholung  des  eben  geschilderten  Profils.  Die 
Semitzer  Mergel  sind  durch  die  Häuser  von  Bysic 
maskirt  und  dürften  in  den  Brunnen  des  Ortes  nach- 
zuweisen sein.  Am  Wege  zum  Steinbruche  begleiten 
uns  die  Drinover  Knollen,  in  welchen  Herr  Prazäk 
Ammonites  Woolgari  vorfand  und  im  Steinbruche 
selbst  finden  wir  den  fast  ganz  petrefactenleeren 
Baupläner,  in  dessen  höchsten  Lagen  die  rost- 
rothen Spuren  des  Rhynchonellen-Quaders  sich  be- 
merkbar machen,  der  die  Basis  der  hier  noch  nicht 
entwickelten  Kokoriner  Quader  andeutet.  Weiter 
gegen  Hostin  bei  H  a  r  b  a  s  k  o  findet  man  an 
Feldrainen  Stücke  der  Trigoniaschichten,  die  hier 
nirgends  gut  entblösst  sind  und  bei  Hostiu  selbst 
von  Teplitzer  und  Priesener  Schichten  bedeckt 
werden. 


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Etwas  östlich  beim  Orte  Kosätek  sind  die  Iserschichten  mächtiger  entwickelt. 
Ein  Eisenbahneinschnitt  entblösste  daselbst  die  Bysicer  Uebergangsschichten  mit 
einem  verwitterten  Rhynchonellenquader  und  die  in  der  Umgebung  darüber  liegen- 
den sandigen  Kalke  lieferten  folgende  Versteinerungen: 


Verzeichniss   der  in  den  Chorouäker  Schichten  bei  Koäätek  auf- 
gefundenen Petrefacten. 

(Meist  Geschenk  des  Herrn  Constantin  Schuster.) 


Trigonia  limbata. 
Area  subglabra. 
Pinna  decussata, 
Pholadomya  aequivalvis. 
Pholadomya  nodulifera. 
Pholadomya  perlonga. 
Pauapaea  gurgitis. 
Inoceramus  Brongniarti. 
Lima  seuiisulcata. 


Lima  iserica. 

Pecten  laevis. 

Pecten  curvatus. 

Pecten  Dujardinii. 

Vola  quinquecostata. 

Ostrea  sp. 

Exogyra  conica. 

Rhynchonella  plicatilis  (depressa  Schi.). 

Biflustra  Prazaki. 


Diese  Arten  wurden  während  des  Eisenbahnbaues  gesammelt  und  es  ist  bei 
solchen  Gelegenheiten  die  Provenienz  der  Stücke  immer  mit  Vorsicht  aufzunehmen. 
Doch  deutet  die  Trigonia  limbata  und  Pholadomya  nodulifera  darauf  hin,  dass  in 
der  Nähe  von  Kosätek  die  wahren  Trigoniaschichten  anstehen. 

Will  man  einen  guten  Einblick  in  das  Liegende  der  Kokofiner  Quader 
erlangen,  so  muss  man  das  Hochplateau  auf  dem  Wege  über  Hostim  passiren,  um 
zu  dem  kleinen  Orte  Hled'seb  zu  gelangen.  (Die  mit  Wald  und  Feldern  bedeckte 
Hochebene  zeigt  bei  Hostim  die  Priesener  Schichten  in  Form  eines  weisslichen, 
dünnschichtigen  Pläners  mit  Inoceramus  Cuvieri.) 

Im  Dorfe  Hled'seb   trifft   man  an  der  Basis  der  Anhöhe  „Vystrkov"  einen 


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Fig.  16.    Profil  von  Hledseb  (zwischen  Melnik  und  Repin).    Hledseb  E,  Vystrkov  V. 

1.  Bysicer  Uebergangsschichten  (3  m.).    2.  Mürber  Sand  (1  m.).    3.  Rhynchonellenquader  (1-50  m.). 

•1.  Feste  Fucoidenbank.     5.  Erster  Kokofiner  Quader.     6.  Hled'seber  Zwischenpläner. 


29 

kleinen  Steinbruch,  in  welchem  die  Bysicer  Uebergangsschichten  mit  mehreren 
Keihen  von  grossen  grauen  Knollen  entblösst  sind.  (Fig.  16).  1.  Darüber  folgt 
etwas  mürber  Sand  (2)  und  dann  eine  Bank  des  Rhynchouellenquaders  (3),  welche 
als  Decke  eine  harte  dunkelgefärbte  Fucoidenbank  trägt  (4).  Es  folgt  sodann  der 
erste  Kokofiner  Quader  (5)  und  darüber  der  mürbe  Zwischenpläner,  mit  welchem 
die  Reihenfolge  hier  endet  und  auf  welchem  die  „Vystrkov"  benannte  Häuser- 
gruppe steht.  Verfolgt  man  nun  das  östlich  sich  unterhalb  Repin  hinziehende 
Thal,  so  gewahrt  man  bald  den  zweiten  Kokofiner  Quader,  über  welchem  die 
Trigouiaschichten  immer  mehr  entwickelt  auftreten,  je  mehr  man  sich  gegen 
Chorusic  nähert. 

Vor  Chorusic  zweigt  links  ein  Thal  ab,  das  an  der  neuen  Generalstabskarte 
als  Husovodol  bezeichnet  ist.  Hier  trifft  man  den  zweiten  Kokofiner  Quader 
schon  in  der  Thalsohle  anstehend  an  und  längs  eines  Waldweges  kann  man  die 
sämmtlichen  Lagen  der  Trigoniaschichten  sowie  die  der  Bryozoenschichten,  wie 
sie  bei  Chorousek  und  Kanina  präcisirt  sind,  wiederfinden. 

Zwischen  Chorusic  und  Chorousek  ist  ein  tiefes  Thal,  dessen  Lehnen  ganz 
allein  von  den  verschiedenen  Lagen  der  Trigoniaschichten  gebildet  werden.  Der 
von  der  Thalsohle  gegen  Chorousek  hinführende  Weg  ist  es,  an  welchem  Herr 
Prazäk  die  Vertheilung  der  Arten  so  präcise  studirt  hat,  dass  sie  als  Anhalts- 
punkt für  die  Gliederung  der  Trigoniaschichten  in  anderen  Gegenden  dienen  kann. 
Die  petrographische  Beschaffenheit  wurde  bereits  auf  Seite  15  geschildert. 

Das  Liegende  der  Trigoniaschichten,  den  zweiten  Kokofiner  Quader,  hat  man 
etwas  weiter  südöstlich  im  Thale  zu  suchen. 

Auch  die  erste  Lage  (Fig.  17  Nro.  1)  der  Trigouiaschichten  ist  gerade  unter- 
halb Chorousek  vom  Thalalluvium  verdeckt  und  wird  erst  bei  der  als  „Sion"  be- 
zeichneten Thalpartie  sichtbar.  Dieselbe  ist  durch  mehr  als  50  Arten  Petrefacten 
gekennzeichnet. 

Der  Weg  berührt  beim  Aufsteigen  gegen  Chorousek  zuerst  die  feste,  sandig 
kalkige  Schichte  (2),  welche  riesige  Inoceramen  und  Ammoniten  führt,  dann  eine 
mürbe  thonige  Lage  (3)  mit  Trigonia  limbata,  Pinna  decussata  etc.  Die  weitere 
Lage  (4)  ist  mehr  durch  die  dieselbe  oben  und  unten  begränzende,  sehr  feste 
Schichte  als  durch  Petrefacten  gekennzeichnet. 

Der  Steinbruch  zur  rechten  Seite  des  Weges  ist  in  plänrigen  kalkigen  Lagen 
geöffnet  (5),  deren  man  sechs  (a—f)  unterscheiden  kann.  Jede  dieser  Lagen  weist 
eine  gewisse  Eigenthümlichkeit  in  Bezug  auf  Gruppirung  der  für  die  Trigonia- 
schichten bezeichnenden  Arten  auf.  So  hat  z.  B.  b  viele  Pinna  decussata  und 
Lima  dichotoma,  senkrechte  und  verdrückte  Fucoiden,  c  ist  reich  an  Catopygus, 
/  ist  eine  Bank  von  Exogyra  conica. 

Nähere  Details  sind  in  einer  Specialarbeit  über  Chorousek  und  Umgebung 
anzuhoffen. 

Weiter  nach  oben  macht  sich  ein  rostrother  Sandstein  (6)  mit  petrefacten- 
reichen  Knollen  bemerkbar.  Darauf  folgen  bröcklige,  grobkörnig  saudige  Pläner  (7) 
und  den  Schluss  der  Reihe  bildet  ein  rostrother  Sand  (8),  in  welchem  unregel- 
mässige   Concretioneu   liegen.     Die    Bryozoenschichten    sind    au    der    Chorousker 


30 

Thallühue  selbst   nicht   anzutreffen,    sondern    in   nächster  Umgebung  bei  Oujezd, 
Zivouin,  Vtelno,  Nemeslovic,  Kanina,  Nebuzel  und  vielen  anderen  Localitäten. 

Beim  Anlegen  der  neuen  Strasse  wurde  die  geschilderte  Schichtenfolge  noch 
deutlicher  aufgeschlossen. 


Fig.  17.  Profil  der  Thallehne  unterhalb  Chorousek.  1—8  Lagen  der  Trigoniaschichten. 
1.  Tiefste  Lage  in  der  Thalsohle  verdeckt,  etwas  weiter  östlich  im  Thale  gegen  Kadlin  zu  Tage 
tretend.  2.  Sandig  kalkige  Lage.  3.  Mürbe  thonige  Lage,  an  der  Basis  ein  wichtiger  Horizont 
für  Quellen.  4.  Sandige,  oben  und  unten  mit  festem  Gestein  begränzte  Lage.  5.  Plänrige,  aus 
6  Bänken  zusammengesetzte  Lage,  /  Bank  mit  Exogira  conica.  6.  Rostrother  Sandstein  mit  Pe- 
trefacten-Knollen.  7.  Bröcklige,  grobkörnig  sandige  Pläner.  8.  Rostrother  Sand  mit  unregel- 
mässigen Concretionen. 


Das  nun  folgende  Verzeichniss  basirt  sicli  theils  auf  die  von  mir  und 
Dr.  0.  Noväk  gesammelten  Arten,  hauptsächlich  aber  auf  die  durch  jahrelangen 
Fleiss  zusammengebrachte  Sammlung  des  Herrn  Landtagsabgeordneten  Jos.  Prazäk 
in  Chorousek.  Die  den  Fundorten  beigefügten  Ziffern  bedeuten  die  Lage  der  Fund- 
schichte nach  dem  Profile  Nro.  17. 


31 


Verzeichuiss 

der  in  der  Umgebung  von  Ohorouöek  in  den  Trigonia-  und  Bryozoen- 

schichten  aufgefundenen  Petrefacten. 


Choroasker  Trigonia- 
Schichten 


Kaniner  Bryozoen- 
Schichten 


1.  Oxyrhina  angustidens 

2.  Belemuites  sp.   .    .    . 

3.  Nautilus  sublaevigatus 

4.  Nautilus  galea    .    .    . 

5.  Nautilus  rugatus   .    . 

6.  i^mmouites  peramplus 

7.  Turritella  Fittoniana 

8.  Turritella  iserica   . 

9.  Natica  Gentii     ,    . 

10.  Natica  lamellosa    . 

11.  Nerita  clichotoma  . 

12.  Turbo  Goupiliauus 

13.  Avellana  sp.   .    .    . 
14  Cardium  productum 

15.  Protocardium  Hillauum 

16.  Isocardia  gracilis  . 

17.  Crassatella  cf.  austriaca 

18.  Crassatella  cf.  macrodouta 

19.  Cyprina  quadrata  .    .    . 

20.  Mutiella  Ringmerensis 

21.  Eriphyla  lenticularis     . 

22.  Cytherea  polymorpha    . 

23.  Trigonia  limbata   .    .    . 

24.  Area  subglabra  .... 

25.  Area  echinata    .    .    . 

26.  Pinna  decussata     .    .    . 

27.  Solen  Gueraugeri  .    .    . 

28.  Gastrocbaena  sp.   .    .    . 

29.  Pseudomya  anomioides 

30.  Lithodomus  spatulatus 

31.  Modiola  typica  .... 

32.  Mytilus  radiatus    .    ,    . 

33.  Plioladomya  aequivalvis 

34.  Pholadomya  nodulifera 

35.  Pholadomya  perlonga   . 

36.  Panopaea  gurgitis     .    . 

37.  Panopaea  mandibula     . 

38.  Panopaea  Ewaldi  .    .    . 

39.  Avicula  anomala    .    .    . 

40.  Inoceramus  sp.  (striatus?) 

41.  Inoceramus  Brongniarti? 

42.  Lima  ovata    .    .    . 

43.  Lima  Dupiniana    . 

44.  Lima  semisulcata  . 

45.  Lima  multicostata 


Chorousek  1,  5 
Ghorousek  1,  5 
Chorousek  1 
Chorousek  1,  5,  6 

Chorousek  6 
Chorousek  1 
Chorusice  8 

Chorousek  5 

Chorousek  3,  5 
Chorousek  3,  5 

Chorousek  1,  3 
Chorousek  1 
Chorousek  1,  5 

Chorousek  1 

Chorousek  1 

Chorousek  1,  3 

Chorousek  1,  3 

Chorousek  ] 
Hus.,  Chor.  1,  3,  5 
Chorousek 

Chorousek  6! 
Chorousek   1 
Chorousek  1 


Chorousek  1,  2,  5 
Chorousek  1,  5 
Chorousek  1,  5 
Chorousek  1 
Chorousek  2 
Chorousek  1 

Chorousek  1!  5? 


Chorousek  7,  8 
Chorousek  1 — 8 


Zivonm 

Vtelno 

Ziv.,  Vtelno 

Vtelno 

Zivonin,  Vtelno 
Vtelno 

V 

Zivonm,  Vtelno 


Gr.-Üjezd 
Zivonm 
Zivonin 


Kanina 

Gr.-Üjezd 

Vtelno,  Ziv. 

Husodol,  Gr.-Üjezd 
Bezno 

V 

Zivonin 

Vtelno,  Ziv. 

Zivonin 

Kauiua,  Ujezd 

Nemeslovic 

? 

Vtelno 
Praminek 

Zivonin 

Zivonm 
Zainachy 

Vtelno,  Z.,  Z. 


Zivonin,  Vtelno 

Vtelno 

Kanina 

Kanina 

Zivonin,  Gr.-Ujezd 

Üjezd,  Zivonin 


32 


Chorousker  Trigonia-       Kaniner  Bryozoen- 
Schichten  Schichten 


46.  Lima  dichotoma     .    . 

47.  Lima  Sowerbyi  .    . 

48.  Lima  iserica  .... 

49.  Lima  pseudocardiiim 

50.  Pecteu  laevis      .    .    . 
.5L  Pecteu  curvatus     .    . 

52.  Pecteu  Dujardinii 

53.  Vola  quiuquecostata 

54.  Exogyra  conica      .    . 

55.  Exogyra  lateralis  .    . 

56.  Exogyra  laciuiata  .    . 

57.  Exogyra  Matheroniaua 

58.  Ostrea  semiplana  .    . 

59.  Ostrea  frons.  .    . 

60.  Ostrea  hippopodium 
6L  Ostrea  diluviana    .    . 

62.  Auomia  subtruucata,  d'Orb. 

63.  Auomia  subradiata,  Reuss. 

64.  Auomia  semiglobosa 

65.  Auomia  sp 

66.  Rhyuchouella  plicatilis 

67.  Rhyuchouella  Cuvieri 

68.  Rhyuchouella  Mautelli 

69.  Magas  Geiuitzii     .    . 

70.  Hippothoa  labiata     . 
7L  Biflustra  Prazäki  .    . 

72.  Diastopora  acupuuctata 

73.  Probosciua  Bohemica 

74.  Probosciua  Suessii    . 

75.  Entalophora  Geiuitzii 

76.  Eutalophora  raripora 

77.  Spiropora  verticillata 

78.  Truucatula  tenuis 

79.  Petalophora  seriata  . 

80.  Osculipora  plebeia    . 
8L  Autedou  (Gleuotremitesj  sp 

82.  Cidaris  subvesiculosa 

83.  Glyphocyphus  sp.  .    . 

84.  Cyphosoma  radiatum 

85.  Cyphosoma  sp.  .    .    . 

86.  Holectypus  Turoueusis 

87.  Cardiaster  Auauchytis 

88.  Holaster  elongatus    . 

89.  Micrastcr  Michelliui 

90.  Ilemiaster  plebeius   . 

91.  Catopygus  Prazäki    . 

92.  Catopygus  albeusis 

93.  Catopygus  fastigatus 

94.  Nucleolites  bohemicus 

95.  Caratomus  Laubei     . 


Chorousek  6 

Chorousek  1,  5,  7 

Chorousek  1,  5,  6,  8 
Chorousek 

Chorousek  1,  8 

Chorousek  1 — 8 

Chorousek  5 

Chorousek  1 — 8 

Chorousek  1 — 8,  5 ! 

Chorousek  1 

Chorousek  6,  7 

Chorousek  1,  6,  8 

Chorousek  3,  5 
Chorousek  .5 — 8 

Chorousek  I — 8 

Chorousek  1 
Chorousek  1,  8 
Chorousek  5 
Chorousek  6,  8 
Chorousek  6!  8 


Chorousek  1 

Chorousek  1,  3,  5 

Chorousek  1,  7 

Chorousek  1 


Chorousek  1,  7 


Chorousek  1 

Chorousek  1,  5,  7 

Chorousek  1 

Chorousek  1 

Chorousek  1 
Chorousek 

Zamachy  1 

Chorousek  1 

Chorousek  1 

Chorousek  1,  5 

Chorousek  1,  5 

Chorousek  1,  5,  8 


Vteluo,  Ziv. 
Kauiua 

Üjezd 

Zivouiu 

Zivouiu,  Vteluo 

Zivouiu  etc. 

Zivouiu  etc. 

Zivouiu  etc. 

Zivouiu 

Zivouiu 

Zivouiu,  Vteluo 

Zivouiu,  Vteluo 


Zivouiu,  Vteluo 

Ziv.,  Üjezd,  Vteluo 

Üjezd? 

HL,  Ziv.,  Vteluo 
Üj.,  Vt.,  Z.,  Neb. 
Ziv.,  Vteluo 
Ziv.,  Vteluo 

Ziv.,  Vteluo 

Zivouiu 

Üjezd 

Üjezd 

Hl.,  Ziv.,  Vteluo 

Hl,  Ziv.,  Vteluo 

Hl.,  Ziv.,  Vteluo 

Hl.,  Ziv.,  Vteluo 

Hl,  Ziv.,  Vteluo 

Zivouiu 

Vteluo,  Ziv. 

Vteluo,  Ziv. 

Üj.,  Vt.,  Ziv. 

Vt.,  Z.,  Kau. 

Üjezd,  Ziv. 

Zivouiu 

Hus.,  Vteluo 

Vteluo 

Hus.,  ^iv.,  Vteluo 

Hus.,  Ziv.,  Vteluo 

Vteluo 

Ziv.,  Vteluo 

Hus.,  Ziv. 

Lecl,  Ziv.,  Mseuo 

Ziv.,  Vteluo 


i. 


33 


Chorousker  Trigonia- 
Schichten 


96.  Holaster  elongatus 

97.  Cardiaster  ananchytis     .    .    . 

98.  Serpula  socialis 

99.  Serpula  ampulacea      .... 

100.  Serpula  macropus 

101.  Serpula  gordialis 

102.  (Fungia)  Micrabatia  coronula  ? 

103.  Spougites  saxonicus    .... 

104.  Vioa  sp 

105.  Vioa  Exogyrarum 

106.  Vioa  miliaris        

107.  Ventriculites  sp 

108.  Flabellina  elliptica 

109.  Fucoides  funiformis    .... 

110.  Fucoides  columnaris   .... 

111.  Fucoides  cauliformis  .... 

112.  Fucoides  straugulatus     .    .    . 


Zamach  1 
Chorousek  1,  2 
Chorousek  1,  5 
Chorousek  1 
Chorousek  1,  .5 
Chorousek  2,  5,  6 
Chorousek  1 — 8 
Chorousek 
Chorousek  5 
Chorousek  7 

Chorousek  1 
Chorousek  5 
Chorousek  1,  2 
Chorousek  5 
Chorousek  1 


Kaniner  Bryozoen- 
Schichten 


Vtelno 

Vteluo,  Ziv. 

tJjezd? 

Zivonin 

Ziv.,  Vtelno 

Vtelno,  HL,  Ziv. 

Zivonin,  Vtelno 

Vtelno 


Zivonin 
Zivonin 


3.  Die  Gegend  von  Vrutie,  Siisno,  Nemeslovic,  Zamach  und  Chorousek. 

Ein  ähnliches  Profil  wie  das  eben  geschilderte  kann  man  in  einem  mehr 
östlich  gelegenen  Thale  verfolgen,  das  uns  von  der  Eisenbahnstation  Vrutie  über 
Susno,  längs  des  Hlubokabaches  unterhalb  Nemeslovic  und  Zamach,  wieder  bis  zu 
Chorousek  hinführt. 

Mit  dem  Studium  des  Liegenden  der  Iserschichten  beginnt  man  unmittelbar 
hinter  der  Vruticer  Zuckerfabrik  und  verfolgt  die  Schichten  längs  des  Feldweges 
nach  Vtelno,  au  der  Lehne  gegenüber  dem  Meyerhofe.  (Profil  Fig.  18.) 

Die  Semitzer  Mergel  der  Weissenberger  Schichten  sind  in  der  Thaltiefe  ver- 
deckt und  sind  gewiss  in  enger  Beziehung  mit  den  mächtigen  Quellen,  welche  hier 
zu  Tage  treten  und  in  neuerer  Zeit  bei  der  Trinkwasserfrage  der  Stadt  Prag  zur 
Hiscussion  kamen. 

Im  Steinbruch  hinter  der  Zuckerfabrik  stehen  graue  Baupläner  an,  welche 
trotz  ihres  abweichenden  Aussehens  dennoch  als  die  Wehlowitzer  Fischpläuer  auf- 
zufassen sein  werden.  Die  mächtigen  Bänke  werden  von  senkrechten  runden  Stäugeln 
durchzogen,  welche  vielleicht  als  Röhien  von  Arenicola  zu  betrachten  sind. 

Der  Feldweg  nach  Vtelno  führt  uns  bei  den  Bysicer  Uebergangsschichten  (2) 
vorbei,  in  welchen  wir  grosse  Knollen  mit  Fischschuppenauhäufungen  antreffen. 
Es  sind  dies  sehr  merkwürdige,  in  dieser  ganzen  Gegend  einen  bestimmten  Hori- 
zont bezeichnende  Erscheinungen.  Die  Knollen  sind  an  50  cm.  lang,  haben  30  bis 
40  cm.  im  Durchmesser,  stehen  senkrecht  in  den  Schichten  und  enthalten  zwei 
neben  einander  liegende,  aus  lauter  Fischschuppen  bestehende  Wülste  von  4—5  cm. 
Durchmesser.  (Ich  fand  sie  in  dem  nahen  Repiner  Thale  ganz  im  selben  Niveau.) 
Darüber  gewahrt  man  eine  schwache,  aus  lauter  Fucoiden  bestehende  Schichte  (3), 

3 


34 


die  wohl  mit  der  von  Hled'seb  (Profil  Fig.  16  auf  Seite  28)  verglichen  werden  niuss. 
Nun  folgen  sandige  Pläner  mit  glasirten,  von  senkrechten  Fucoiden  durchsetzten 
grossen  Concretionen,  welche  als  die  Ausbisse  der  mehr  nördlich  entwickelten 
Kokoriner  Quader  aufzufassen  sind   (4,  5).     Die 


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weiter  nach  oben  anstehenden 
grauen,  grobsandigen  Kalke 
führen  graue  rundliche  Knollen 
(6),  weiter  unregelmässige  Con- 
cretionen (7),  dann  rostrothe 
Reste  nach  Spongien  (8). 

Die  Reihe  schliesst  hier 
mit  flachen  Kalkplatten,  ähn- 
lich wie  auf  den  Hügeln  bei 
Vsetat  und  Bysic  (9,  10). 

Die  sämmtlichen  Lagen 
6 — 10  gehören  ohne  Zweifel  den 
tieferen  Trigonia-Schichten  an, 
doch  wird  ein  längeres  Sam- 
meln eines  den  Ort  öfter  besu- 
chenden Paläontologen  nöthig 
sein,  um  dies  genau  zu  prä- 
cisiren. 

Nach  dieser  Vorstudie 
muss  man  Susno  zu  erreichen 
suchen,  wo  ein  ähnliches  Profil 
ansteht,  und  sodann  das  unter- 
halb Nemeslovic  sich  hinzie- 
hende, vom  Hlubokabache  be- 
gleitete Thal  aufsuchen. 

Hier  stösst  man,  das  Thal 
verfolgend,  am  Fusssteige  nach 
Susno  zuerst  auf  den  zweiten 
Kokoriner  Quader,  welcher  sich 
nach  Norden  hin  immer  mehr 
der  Thalsohle  nähert  und  end- 
lich darin  ganz  verschwindet, 
so  dass  die  ganze  Thallehne 
von  den  ChorOusker  Trigonia- 
schichten  und  den  Bryozoen- 
schichten  gebildet  wird. 

Gegenüber    Kadlin ,     wo 
noch     der    zweite    Kokoriner 
Quader  in  der  Thalsohle  ansteht,   lassen   sich   die   einzelnen  Lagen  der  Trigonia- 
schichten  an  den  Coutonren  der  Thallehne  nach  den  verschiedenen  Verwitterungs- 
graden  unterscheiden,   wie   das  aus  beifolgender  Skizze  (Fig.  19)   zu   ersehen  ist. 
Man   gelangt   (mit  Führer!)  unterhalb  Chorusic  an  eine  Stelle,  wo   sich   das 


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35 

Thal  spaltet:  links  führt  es  zu  dem  uns  bekannten  Profile  unterhalb  Chorousek, 
rechts  zieht  es  sich  mehr  als  eine  Stunde  weit  bis  hinter  Gross-Oujezd,  wo  die 
Schichtenfolge  mit  reichen  Bryozoenschichten  endet.  Von  den  zahlreichen  Locali- 
täten,  an  denen  die  Bryozoenschichten  in  dieser  Gegend  zugänglich  sind,  ist 
Zivonin  die  ausgiebigste  und  belehrendste,  denn  hier  werden  sie  von  Resten  der 
Teplitzer  und  Priesener  Schichten  überlagert. 


3. 


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Fig.  19.  Profil  der  Thallehne  gegenüber  Kadliii.    Kl.  Erster  Kokofiner  Quader  in  der  Thal- 
sohle verdeckt.    0.  Zwischenplänei-.    K2.  Zweiter  Kokofiner  Quader.     1. — 8.  Lagen  der  Trigouia- 
schichten,  mit  denen  von  Chorousek  (p.  30)  übereinstimmend. 

Herr  Prazäk  war  hier  im  Staude,  drei  paläontologische  Niveaus  wahrzunehmen : 
Im  unteren  Drittel  sind  die  Gatopygus-  und  Micraster- Arten,  dann  Glypho- 
cyphus  anzutreffen  und  die  Schlemmungen  weisen  eine  Unzahl  von  mikroskopischen 
Foraminiferen  auf.  Das  mittlere  Drittel  ist  das  Hauptlager  für  die  Bryozoen; 
es  enthält  die  kleine  Varietät  der  Ostrea  hippopodium.  Das  oberste  Drittel 
liefert  den  Holectypus  turoneusis,  sowie  die  kleinen  Exemplare  von  Rhynchonella 
Cuvieri  und  Mantelli. 

Hier  sind  wir  abermals  auf  dem  Hochplateau  bei  Kanina  angelangt. 


Das  Iserthal  von  Benatek  bis  Turnau. 

Um  die  Berglehnen  des  Iserthales  verstehen  zu  lernen,  muss  man  mit  den 
orientireuden  Excursionen  in  der  Gegend  von  Lisa  beginnen  (Fig.  20  L).  Hier  über- 
zeugt man  sich,  dass  die  Stadt  auf  dem  Horizont  der  Dfinover  Knollen  (1) 
(Weissenberger    Schichten)    steht.  *)     Die    Steinbrüche    oberhalb    der    Stadt    sind 


*)  Die  Semitzer  Mergel  sind  von   dem  Elbeschutte   verdeckt  und   dürften  in  den  Brunnen 
von  Lissa  nachzuweisen  sein. 

3* 


36 

typische  Welilowitzer  Fischpläner  (2),  welche  Enoploclythia  Leachii  und  in  neuester 
Zeit  auch  Macropoma  speciosum  geliefert  haben.  Mehr  nach  Norden  vor  dem  Orte 
Vrutic  liegen  Pläner  mit  Lima  multicostata  und  dürften  dem  Horizont  der  Mal- 
nitzer  Schichten  (3)  entsprechen. 

Längs  der  Strasse  gegen  Benatek  hin  trifft  man  beim  Orte  Jiric  die  Bysicer 
Uebergangsschichten  (4)  an,  wo  bei  einem  flüchtigen  Besuche  folgende  Arten  ge- 
sammelt wurden. 

Verzeichniss  der  in  den  Bischitzer  Uebergangsschichten  bei  Jiric 
(zwischen  Lisa  und  Benatek)  aufgefundenen  Petrefacten. 

Scaphites  Geinitzii.  Lima  pseudocardium. 

Isocardia  sp.  Pecten  Nilssoni. 

Nuculla  sp.  Pecten  Dujardinii. 

Area  sp.  Ostrea  sp. 

Lithodomus  spatulatus.  Rhynchonella. 

Teilina  sp.  Micraster? 
Inoceramus  Brongniarti. 

Der  hier  im  Terrain  bemerkliche  Rücken  der  Bischitzer  Schichten  zieht  sich 
westlich  bis  nach  dem  Orte  Hieronimberg  (Cihadla),  wo  ich  in  einem  Hohlwege 
ganz  dieselben  Petrefacten  antraf,  wie  bei  Jiric. 

An  allen  den  erwähnten  Schichten  ist  ein  Einfallen  gegen  das  Iserthal,  nach 
Norden  wahrnehmbar,  und  von  dem  Vorhandensein  von  Quadersanden  keine  An- 
deutung vorhanden. 

Im  Thale  des  Iserflusses  angelangt  findet  man  wenig  Anhaltspunkte,  um  sich 
zu  Orientiren  und  es  wäre  sehr  nützlich,  wenn  ein  Localsammler  zur  Charakteristik 
der  hier  anstehenden  Schichten  mehr  paläontologische  Belege  aufsammeln  möchte. 

Am  linken  Ufer  der  Iser  beim  Schüttboden  in  Alt-Benatek  ist  in  einem 
kleinen  Steinbruche  ein  petrefactenleerer  Pläner  aufgeschlossen,  dessen  mächtige 
Bänke  von  senkrechten  meterlangen  (Fucoides?  columnaris)  Säulchen  durchsetzt  sind. 

Am  rechten  Ufer  ist  hinter  der  Häuserreihe,  welche  „Obodf"  genannt  wird, 
der  Fundort  des  Beryx  ornatus  (Fr.  Rept.  und  Fische,  Tai.  5  Fig.  2 — 3). 

Beim  Häuschen  Nr.  48  zieht  sich  in  der  Höhe  von  7  Metern  an  der  steilen 
Felswand  eine  Reihe  grosser  grauer  Knollen  und  in  einem  derselben  fand  sich 
der  erwähnte  schöne  Fischrest.  Ich  nahm  mir  grosse  Mühe,  in  diesem  Niveau 
eine  Reihe  von  Petrefacten  ausfindig  zu  machen,  erhielt  aber  nur  wenig  bezeich- 
nende Arten. 

Inoceramus  Brongniarti.  Exogyra  lateralis. 

Pecten  curvatus.  Ostrea  hippopodium. 

Pecten  Dujardinii. 

Die  übrige  Thallehne  von  Neu-Benatek  besteht  aus  mürben,  sandigen,  bräun- 
lichen Plänern,  in  denen  etwa  von  Meter  zu  Meter  festere  kalkigere  Knollenlagen 


37 

auftreten.  Grosse  Ammonites  peramplus  und  Inoceramus  Brongniarti  kommen 
sowohl  in  den  tieferen  als  auch  in  den  höheren  Lagen  vor. 

Es  ist  bisher  sehr  schwer,  diese  Schichten  zu  deuten  und  im  Nachfolgenden 
sollen  nur  Vermuthungen  ausgesprochen  werden. 

Manche  der  tiefen  petrefactenleereu  Pläner  mögen  den  Kokofiner  Quadern 
entsprechen.  Die 'Fischknollen  und  die  Schichten  mit  Ammonites  peramplus  und 
Inoceramus  Brongniarti  dürften  dem  unteren  Drittel  der  Trigoniaschichten  ange- 
hören. Zu  dieser  Ansicht  gelangte  ich  bei  der  weiteren  Verfolgung  des  Iserthales 
gegen  Jungbunzlau  hin,  wo  ähnliche  Planer  wie  bei  Benatek  von  den  höheren  Lagen 
der  Trigoniaschichten  bedeckt  werden. 


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Fig.  20.    Profil  von  Lisa  (L)  uach  Benatek  {B). 

1.    Dfinover  Knollenschichte.     2.  Wehlowitzer  Fischpläner.     3.   Malnitzer  Schichten.     4.   Bysicer 
Uebergangsschichten   bei   Jific  (J).     5.,  5.'   Trigoniaschichten.     a  Tiefere   Lage   mit  Fischknollen 
(Fundort  des  Beryx  ornatus).     b  Höhere  Lage  (etwa  Nro.  3  des  Profiles  von  Chorousek)  mit  Ino- 
ceramus Brongniarti  und  Ammonites  peramplus. 


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Verfolgt  man  die  Iserschichten  am  rechten  Iserufer  stromaufwärts,  so  gewahrt 
man,  dass  sie  ganz  allmählig  gegen  Nordwest  einfallen,  so  dass  die  höchsten  Lagen 
der  Trigoniaschichten,  welche  bei  Zamost  und  Jungbunzlau  hoch  auf  der  Thallehne 
anstehen,  bei  Bakov  sich  der  Thalsohle  nähern  und  in  einem  Steinbruche  nächst 
dem  Bahnhofe,  also  nicht  gar  hoch  über  dem  Wasserspiegel,  zugänglich  sind. 

Viel  günstiger  als  die  Profile  von  Bysic,  Chorousek,  Kanina,  ist  für  die  rasche 
Orientation  in  den  Iserschichten  das  Thal,  das  sich  von  der  Eisenbahnstation  Zamost- 
Krusko  (Prag-Turnauer  Bahn)  unterhalb  Stranov  über  Cetno  und  Kovänec  nach 
Skalsko  hinzieht. 

Die  Mächtigkeit  der  einzelnen  Lagen  der  Trigoniaschichten  ist  hier  eine  viel 
bedeutendere,  als  bei  Chorousek  und  Kadlin.  Namentlich  macht  sich  eine  der 
tieferen  Lagen  als  ungewöhnlich  mächtiger  braungelblicher,  feinsandiger  Pläner 
bemerkbar.  Dieses  vorzügliche,  auch  zu  Steinmetzarbeiten  taugliche  Gestein  wurde 
zur  Zeit  des  Bahnbaues,  namentlich  bei  „Podvinec",  gebrochen.  Es  ist  arm  an 
Petrefacten  und  ich  erhielt  daraus  nur  'wenige  Arten,  welche  weiter  unten  auf- 
geführt werden  (Seite  40).    Senkrechte  Fucoides  columnaris  sind  darin  häufig. 

Für  diese  Gegend  und  namentlich  für  das  Profil  Zämost-Skalsko  ist  es  zweck- 
mässig, diese  Schichte  als  Podvinecer  Baustein  zu  bezeichnen. 

Ich  muss  hier  bemerken,  dass  man  nicht  erwarten  kann,  an  den  Thallehnen 
der  Iser  alle  Lagen  der  Trigoniaschichten  in  gleicher  Mächtigkeit  und  mit  voll- 
kommen übereinstimmender  petrographischer  Beschafi^euheit  wiederzufinden  wie  bei 
Chorousek,  und  man  muss  daher  mit  der  Parallelisirung  der  hier  entblössten  Lagen 
mit  denen  auf  dem  Profil  Fig.  17  angedeuteten  vorsichtig  sein. 


38 


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Gar  manche  Erscheinungen  sind  geeignet,  den 
Beobachter  zu  vexiren.  Vor  Allem  ist  es  die  Bildung 
der  Bänke  der  grossen  Exogyra  conica,  welche  nicht 
bloss  an  das  im  Schema  angedeutete  Niveau  gebunden 
sind,  sondern  auch  in  den  tieferen  Lagen  stellenweise 
auftreten  können. 

Ein  grosser  Steinbruch,  welcher  westlich  vom 
Viaducte  zur  Zeit  des  Bahnbaues  geöffnet  wurde,  ent- 
blösst  uns  die  Chorousker  Trigouiaschichten  in  ausge- 
zeichneter Weise.  Dieselben  werden  gegen  Skalsko  hin 
immer  weniger  mächtig  und  nehmen  immer  geringeren 
Antheil  au  der  Bildung  der  Thallehne  und  unter  ihnen 
tritt  zuerst  der  höhere,  zweite  Kokofiner  Quader,  dann 
die  Zwischenpläner  und  endlich  der  erste,  tiefere  Ko- 
koriner  Quader  zu  Tage  (Fig.  21). 

Am  Fusse  des  genannten  Steinbruches  gewahrt 
man  eine  Quelle,  nach  der  man  schliessen  kann,  dass 
hier  das  Niveau  der  ersten  Lage  der  Chorousker 
Schichten  in  der  Thalsohle  verdeckt  ist.  (Fig.  22.) 

Die  tiefsten  zugänglichen  Schichten  enthalten  eine 
Unzahl  von  Spongites  funiformis  nebst  kleinen  Lima- 
und  Pecten-Arten.  Die  unterste  der  abgebauten  Lagen 
ist  etwa  4  m.  mächtig,  enthält  viele  Fucoidcs  colum- 
naris  und  zahlreiche  grosse  Exemplare  der  Exogyra 
conica.  Nun  folgen  etwa  7  m.  feinkörnigen  sandigen 
Pläners,  der  sich  in  4  Bänken  darbietet  und  den  wir 
als  Podvinecer  Baustein  bezeichnet  haben.  Er  lässt 
sich  dann  längs  des  ganzen  Thaies  gegen  Kovän  hin 
und  zwar  an  der  östlichen  Thallehne  verfolgen.  Am 
Gipfel  dieser  Bänke  gewahrt  man  zahlreiche  Lagen 
vom  Kuollenpläner,  welche  aber  hier  nicht  ohne  Ge- 
fahr zugänglich  sind.  Ich  konnte  dieselben  auf  der 
nördlichen  Seite  der  zum  Viaduct  führenden  Böschung 
näher  untersuchen. 

Ich  fand,  dass  die  ersten  den  mächtigen  Pläner- 
bänken  auflagernden  Knolleureihen  sehr  reich  an  Serpula 
socialis  sind  (Fig.  21,  4)  und  von  einer  etwa  1  Meter 
mächtigen  Schichte  Quaders  bedeckt  werden. 

Auf  einige  Bänke  mürben  Pläners  folgt  noch  eine 
quaderähnliche  feste  Bank  mit  grossen  kalkigen  Knollen 
und  diese  trifft  man  im  Niveau  des  Bahngeleises  im 
Einschnitte  gegen  Kuttenthal  zu  an.  Auf  diese  folgen 
nun  abwechselnd  festere  und  mürbere  Lagen  mit  oder 
ohne  Knollen,  welche  die  Vertreter  der  oberen  Hälfte 
der  Chorousker  Trigoniascliichten  darstellen  und  reich 


39 

an  Petrefacteu  sind.  Die  höchsten  Bänke,  welche  an  der  Umbiegungsstelle  der  Bahn 
(wo  diese  das  Iserthal  verlässt,  um  nordwestlich  gegen  Kuttenthal  zu  führen)  im  Ein- 
schnitte entblösst  sind,  halte  ich  schon  für  die  Repräsentanten  der  Bryozoenschichten. 
Wo  die  Bahn  das  Hochplateau  erreicht,  da  liegt  auf  den  kalkigen  Iserschichten 
ein  grauer  Letten,  in  welchem  zahlreiche  Steinkerne  verschiedener,  die  Trigonia- 


Fig.  22.  Profil  der  Lehne  des  Iserthales  beim  Viaducte  in  Zamost  (Station  Krnsko-Stranov). 
(J.)  Iserfluss.  1.  Tiefste  Lagen  der  Trigoniaschichten.  2.  Bank  mit  grossen  Exogyra  conica. 
3.  Podvinecer  Baustein.  4.  Sandige  Knollenpläner  mit  zahlreichen  Serpula  socialis.  5.  Zwei  schwache 
Quaderbänke  durch  Plänerlagen  getrennt.    6.  Die  höchsten  Lagen  der  Trigoniaschichten  (vielleicht 

schon  Bryozoenschichten). 

schichten  charakterisirendeu  Arten  vorkommen,  deren  eine  Suite  auch  in  der  Samm- 
lung des  Herrn  Prazäk  zu  finden  ist.  Dieselbe  Schichte  tritt  auch  bei  Bezno  auf, 
wo  Herr  V.  Vanek,  Lehrer  daselbst,  nachfolgende  Arten  gesammelt  und  dem  Museum 
zugesandt  hat. 


Verzeichniss  der  vom  Herrn  Lehrer  Vanek  auf  einem  Ackerfelde  bei 
Bezno  gesammelten  Arten.  (Steinkerne.) 


Nautilus  sp, 

Scaphites  Geinitzii. 

Natica  Roemeri. 

Natica  sp. 

Pleurotomaria  sp. 

Turbo  sp. 

Rostellaria  Schlottheimi. 

Rostellaria  (calcarata?). 

Fusus  sp. 

Voluta  suturalis. 

Rapa  sp. 

Avellana? 

Cardium  productum. 


Crassatella  ? 

Cyprina  ? 

Nucula  sp.  (grössere  Art). 

Nucula  sp.  (kleinere  Art). 

Trigonia  limbata. 

Area  subglabra. 

Area  (echinata?) 

Vola  quinquecostata. 

Serpula  ampullacea. 

Nucleolites  Bohemicus. 

Ventriculites. 

Plocoscyphia. 

Vioa  sp. 


40 

Um  das  Liegende  der  Chorousker  Trigoniaschichteu  zu  constatiren,  muss  man 
der  Strasse  entlang  das  Thal  von  Krusko  gegen  Skalsko  hin  verfolgen;  man  gewahrt 
bei  Strenic  (Fig.  21  S)  an  der  rechten  Berglehne  hinter  den  letzten  Häusern  des  Ortes 
kleine  Steinbrüche,  in  welchen  der  zweite  Kokoriner  Quader  gebrochen  wird.  Der 
sehr  mürbe  Sandstein  enthält  stellenweise  grosse  linsenförmige  Quarzconcretionen 
(Fig.  21,  3). 

Dieser  Quader  kommt  nun  immer  höher  und  höher  au  der  Berglehne  zu 
liegen,  so  dass  er  vor  Cetno  schon  fast  in  halber  Höhe  der  Lehne  als  deutliche 
Stufe  wahrzunehmen  ist.  Unter  demselben  liegen  hier  mächtig  entwickelte  Zwischen- 
pläner  mit  harten  Knollen  (Fig.  21,  2)  und  hart  am  Wege  macht  sich  schon  der 
erste  Kokoriner  Quader  bemerkbar,  welcher  von  hier  an  immer  mehr  hervortretend 
die  Thalsohle  von  beiden  Seiten  bis  unterhalb  Skalsko  einnimmt  (Fig.  21,  1). 

Der  Weg,  welcher  von  der  Thalsohle  gegen  Kovänec  hinführt,  bietet  vor- 
treffliche Gelegenheit,   alle  erwähnten  Schichten  zu  studiren. 

Von  unten  nach  oben  folgen  hier: 

a)  Erster  Kokoriner  Quader, 

b)  Zwischenpläner, 

c)  Zweiter  Kokoriner  Quader, 

d)  Chorousker  Trigoniaschichteu  mit  dem  Podvinecer  Baustein  in  den  tieferen 
Lagen. 

Diese  letzteren  nehmen  hier  schon  kaum  das  obere  Fünftel  der  Lehne  ein 
und  werden  gegen  Kovaii  hin  noch  schwächer.  Auf  der  Anhöhe  Hradek  zwischen 
Skalsko  und  Katusic  fehlen  sie  ganz  und  der  zweite  Kokoriner  Quader  bildet  den 
Gipfel  dieser  malerischen  Partie. 

Das  geschilderte  Profil  würde  eine  günstige  Gelegenheit  zu  einer  genauen 
Messung  der  einzelnen  Schichten  und  deren  ab-  und  zunehmenden  Mächtigkeit, 
sowie  deren  Einfallswinkel  bieten,  was  natürlich  nicht  alles  von  einem  Paläontologen 
verlangt  werden  kann. 

Für  die  Umgebung  von  Jungb unzlau  war  für  mich  am  meisten  das  Profil 
belehrend,  das  ich  im  Jahre  1866  unweit  dem  Bahnhofe  bei  Cejtic  auf- 
genommen habe.  Ein  daselbst  damals  geöffneter  Steinbruch  liess  keine  günstige 
Untersuchung  zu,  aber  ein  knapp  daran  liegender,  an  der  ganzen  Berglehne  sich 
hinziehender  Wasserriss  mit  hervorstehenden  festeren  Bänken,  machte  es  möglich, 
die  einzelnen  Schichten  genau  nach  ihren  Petrefacten  zu  untersuchen. 

Die  tiefsten  Lagen,  ein  grauer  fester  Kalkstein  (Fig.  23,  1),  erwiesen  sich 
während  des  Eisenbahnbaues  auf  der  ganzen  Linie  Zämost-Jungbunzlau  als  der 
Sitz  riesiger  Exemplare  von  Ammonites  peramplus,  Nautilus  galea  und  Inoceramus 
Brongniarti.  Sie  entsprechen  den  Nr.  1  und  2  der  Trigoniaschichteu  des  Chorousker 
Profiles  (Seite  30). 

Das  nach  oben  nächstfolgende  Glied  ist  ein  an  10  m.  mächtiger,  feinkörniger 
gelblicher,  kalkiger  Sandstein  (2),  welcher  nicht  weit  von  hier  bei  Podvinec  zu  Stein- 
metzarbeiten ausgebeutet  wird.  Ich  erhielt  aus  diesem  Sandstein :  Lima  multicostata 
mit  gespaltenen  Kippen,  Pecten  Dujardinii,  Ostrea  semiplana  und  Serpula  macropus. 

Dann  folgt  eine  60  cm.  mächtige  Sandsteinbank  (3)  und  darauf  kalkige  Schichten 
mit  Magas  Geinitzii  (4)  und  nachstehenden  Petrefacten : 


41 


Fischfragmente. 
Scaphites  sp. 
Trigonia  limbata. 
Pinna  decussata. 
Modiola  capitata. 
Modiola   typica. 
Lima  Sowerbyi. 
Lima  semisulcata. 
Lima  sp. 

Lima  multicostata. 
Lima  iserica. 
Pecten  curvatiis. 


Pecteu  Dujardinii. 
Vola  quinquecostata. 
Exogyra  laciniata. 
Ostrea  bippopodium 

(vesicularis). 
Ostrea  frons. 
Anomia  subtruucata. 
Anomia  subradiata. 
Rhynchouella. 
Magas  Geinitzii. 
Serpula  socialis. 
Flabellina  elliptica. 


Eine     zweite    Sandsteinbank    von    3   m. 

(5)  trennt  die  letzterwähnte  petrefactenreiche 
Schichte  von  rostigen  kalkigen  Platteulagen, 
welche  nachstehende  Arten  enthielten: 

Verzeichniss  der  in  den  obersten  Lagen 

(6)  bei  Gejtic  (Eisenbahnstation  Jung- 
bunzlau)  aufgefundenen  Petrefacten. 


Corax  heterodon. 
Pycuodus  scrobicu- 

latus. 
Scheere  einer  Krabbe. 
Turritella  iserica. 
Eryphila  sp. 
Pectunculiis  sp. 
Trigonia  limbata. 
Area  subglabra. 
Solen?  cf.  Guerangeri. 
Teilina. 
Perna  subspatulata. 


Spoudylus? 

Lima  pseudocardium. 

Lima  multicostata. 

Lima  semisulcata. 

Pecten  laevis. 

Pecten  curvatus. 

Vola  quinquecostata. 

Exogyra. 

Exogyra. 

Anomia  subtruncata. 

Rhynchouella. 

Biflustra  Prazäki. 


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Fig.  2.3.    Profil    der  Thallehne   bei 

Cejtic  (Bahnhof  Jungbunzlau). 
1.  Tiefste  Lagen  der  Trigoniaschichteu 
mit  riesigen  Ammonites  peramplus  und 
Inoceramus  Brongniarti.  2.  Mächtiger, 
feinkörniger,  kalkiger  Baustein  (10  m). 
3.  Sandstein.  4.  Kalkige  Schichte  mit 
Magas  Geinitzii.  5.  Sandstein.  6.  Pe- 
trefactenreiche   Schichte,    den   höheren 

Trigoniaschichten  entsprechend. 


Aus    diesen   zwei   Verzeichnissen   ersieht 
man  zur  Genüge,  dass  die  betreffenden  Lagen 

den   oberen  Trigoniaschichteu  wahrscheinlich   Nro.   5 — 8   des   Chorousker   Profils 
entsprechen. 

Die  zwei  Sandsteinbänke  sind  die  Fortsetzung  derjenigen  des  Profiles  bei 
Zämost. 

Bei  längerem  Sammeln  durch  einen  Localgeologen  dürfte  es  möglich  werden, 
eine  präcisere  Uebereinstimmung  mit  Chorousek  nachzuweisen. 

Obzwar  die  Petrefacten,    die   nicht  mit  genauer  Angabe   der  Fundschichte 
versehen  sind,  einen  beschränkten  Werth  für  gegenwärtige  Arbeit  haben,  so  muss 


42 

ich  hier  doch  ein  Verzeichuiss  derjenigen  Arten  beifügen,  welche  ich  in  der 
Gegend  zwischen  Zamost,  Juugbunzlau,  Bakov  und  Münchengrätz  während  des 
Bahnbaues  theils  selbst  gesammelt  theils  von  Gönnern  unseres  Museums  geschenkt 
erhalten  habe. 

Verzeichniss  der  in  den  Chorou§ker  Schichten  in  der  Gegend  zwischen 
Zamost,  Jungbunzlau,  Bakov  und  Münchengrätz  während  des  Bahn- 
baues aufgefundenen  Petrefacten. 


Oxyrhina  Mantelli. 
Osmeroides-Schuppen. 
Pycnodus  scrobiculatus. 
Ammonites  peramplus  (Riesen-Exem- 
plare). 
Nautilus  sublaevigatus. 
Turritella  Fittoniana. 
Rostellaria  sp. 
Cardium  productum. 
Protocardia  Hillana, 
Crassatella  austriaca. 
Mutiella  sp. 
Cyprina  quadrata. 
Eriphyla  lenticularis. 
Trigonia  limbata. 
Pectunculus  sp. 
Area  subglabra. 
Pinna  decussata. 
Modiola  capitata. 
Modiola  typica. 
Lithodomus  spatulatus. 
Pholadomya  nodulifera. 
Pholadomya  aequivalvis. 
Panopaea  mandibula. 
Gervillia  solenoides. 
Perna  subspatulata. 


Teilina  semicostata. 
Inoceramus  Brongniarti  (Riesen-Exem- 
plare). 
Lima  Sowerbyi. 
Lima  iserica. 
Lima  semisulcata. 
Lima  elongata. 
Lima  multicostata. 
Pecten  Nilssoni. 
Pecten  curvatus. 
Pecten  acuminatus. 
Vola  quinquecostata. 
Exogyra  Matheroniana. 
Exogyra  laciniata. 
Exogyra  lateralis. 
Exogyra  conica. 
Ostrea  semiplana. 
Ostrea  diluviana. 
Ostrea  frons. 
Anomia  n.  sp, 
Anomia  subradiata, 
Anomia  subtruncata. 
Rhynchonella  plicatilis. 
Eine  Krabbe. 
Callianassa  antiqua. 


Die  höchsten  Lagen  der  Trigoniaschichten  fand  ich  bei  Jungbunzlau  in  einem 
kleineu  Steinbruche  unterhalb  Libichov  und  sammelte  daselbst  viele  Arten. 


Verzeichniss  der  in  den  Trigoniaschichten  in  Libichov  bei  Jung- 
bunzlau aufgefundenen  Petrefacten. 


Fischschuppen. 
Ammonites  peramplus. 
Nautilus, 


Turritella  multistriata, 
Cardium  productum, 
Mutiella  sp. 


43 

Crassatella  austriaca.  Ostrea  hippopodium. 

Cypriua  quadrata.  Kleine  „vesicularis",  Varietät  in  grosser 
Modiola  capitata.  Meuge  mit  Exogyra  Matheroniaua  zu- 

Lima multicostata.  sammeu. 

Pecten  curvatus.  Anomia  subtruncata. 

Exogyra  conica.  Hemiaster  plebeius. 

Exogyra  Matheroniaua.  Micraster  Miclielliui. 

Die  Gegend   von  ßakov   (Station),   Weisswasser,   Böhm.-Leipa,    Pisnik 
nnd  Lindenan  nebst  den  Bergen  Bösig  und  Roll. 

Hat  man  sich  beim  Bahnhofe  Baliov  durch  Auffinden  von  Callianassa-Scheeren 
und  Bryozoen  von  dem  Reichthum  an  Petrefacten  überzeugt  und  die  Kalkhältigkeit 
des  Gesteines  nicht  übersehen,  so  wird  man  beim  Verfolgen  des  Thaies  gegen  Weiss- 
wasser hin  von  dem  allmähligen  Verschwinden  dieser  Schichten  und  dem  Zunehmen 
der  Quadersande  überrascht  sein,  welche  hier  ähnlich  wie  im  Thale  bei  Krnsko 
einer  nach  dem  anderen  auftritt. 

Bald  verliert  man  alle  paläontologischen  Anhaltspunkte  und  nackter  eisen- 
schüssiger Quader  steht  an,  welcher  am  Habichtstein  bloss  Kerne  von  Lima  multi- 
costata aufweist. 

Verlässt  man  die  Niederung  und  steigt  durch  den  Quadersand  gegen  die 
Büsigberge  hinauf,  so  trifft  mau  unterhalb  dem  Dorfe  Bösig  kalkige  Trigonia- 
schichten  mit  einer  Bank  von  unzähligen  kleinen  Ostrea  hippopodium  und  Serpula 
socialis  an,  auf  welche  dann  Priesener  Bakulitenschichten  folgen. 

Einen  ähnlichen  Saum  der  kalkigen  Iserschichten  fand  ich  am  Südabhange 
des  Ptollberges  bei  Raabendorf. 

Von  hier  aus  fallen  die  Trigoniaschichten  allmählig  gegen  Norden  ein;  man 
gewahrt  sie  noch  am  Eisenbahneinschnitt  bei  Aschendorf  und  in  Pisnik  bei  Böhm.- 
Leipa  sind  sie  schon  in  der  Thal  sohle  verdeckt.  Nur  dem  günstigen  Umstände  einer 
Brunnengrabung  verdanken  wir,  dass  wir  in  dieser  Gegend  eine  ansehnliche  Reihe 
von  für  die  Trigoniaschichten  bezeichnenden  Arten  vorfinden  konnten. 

Verzeichniss  der  in  Pisnik  aufgefundenen  Petrefacten. 

Natica  lamellosa.  Lima  multicostata. 

Protocardium  Hillanura.  Pecten  Nilssoni. 

Cyprina  sp.  (ligerieusis?)  Pecten  laminosus? 

Trigonia  limbata.  Pecten  curvatus. 

Pholadomya  aequivalvis.  Vola  quinquecostata. 

Modiola  typica.  Exogyra  laciniata. 

Avicula  anomala.  Ostrea  Hippopodium  (var.  vesicularis). 

Lima  Sowerbyi.  Ostrea  frons. 

Lima  semisulcata.  Anomia  (imitans). 

Lima  pseudocardium,  Callianassa  antiqua. 

Lima  iserica.  Serpula  ampulacea. 


44 

Weiter  nordöstlich  in  dem  Thale  bei  Linden  au  treten  die  Trigoniascbichten 
mit  Callianassa-Scheeren  zu  Tage,  um  dann  unter  den  mächtig  entwickelten  Chlo- 
meker  Sandsteinen  zu  verschwinden.     Ich  fand  daselbst: 

Callianassa  antiqua.  Vola  quinquecostata. 

Cyprina  quadrata.  Pecten  laevis. 

Lima  semisulcata.  Fungia  coronula. 
Lima  multicostata. 

Die  Gegend  von  Jicin,  Rovensko,  Turnau,  Liebeuau. 

Um  den  nordöstlichen  Rand  der  Iserschichten,  wie  er  sich  aus  der  Turnauer 
Gegend  gegen  Liebenau  und  dann  am  Fusse  des  Jeschkengebirges  hinzieht,  im 
Zusammenhange  betrachten  zu  können,  ist  es  nöthig,  weiter  südlich  in  der  Jiciner 
Gegend  zu  beginnen. 

Man  überzeugt  sich  bald,  dass  hier  die  Quader  der  Iserschichten  nicht  auf- 
treten und  deshalb  auch  die  untere  Gränze  der  Iserschichten  unsicher  bleibt,  dafür 
aber  die  Trigoniascbichten  zur  vortrefflichen  Entwickelung  gelangt  sind. 

Zwischen  Jicin  und  Turnau  ist  der  Rand  der  Kreideschichten  an  den  Melaphyr- 
zug  des  Kozakov  angelagert  und  während  die  cenomanen  Korycaner  Quader  meist 
steil  gehoben  anstehen,  die  turonen  Plänerablagerungen  zum  grössten  Theile  w^eg- 
geschwemmt  sind,  findet  sich  von  den  Iserschichten  ein  schmaler  Streifen,  der  nur 
an  wenigen  Punkten  dem  Studium  in  Bezug  auf  Lagerung  und  Petrefacten  zu- 
gänglich ist. 

Zuerst  trifft  man  einen  Aufschluss  in  den  Trigoniascbichten  an  der  Strasse 
bei  Kniznice  vor  Libun.  Dieser  Fundort  liefert  manche  Arten,  welche  wir  gewohnt 
sind  in  den  Malnitzer  Schichten  anzutreffen,  aber  das  Vorhandensein  der  Trigonia 
limbata  und  Lima  iserica  beweisen  hinlänglich,  dass  wir  uns  hier  im  Bereiche 
der  Trigoniascbichten  befinden. 

Verzeichniss  der  bei  Kniznice  unweit  Libun  aufgefundenen  Petrefacten. 

Osmeroides  levesiensis  Schuppen.  Modiola  capitata. 

Ammouites  sp.    (Bruchstück   einer  ge-  (Siliqua  Petersi?) 

knoteten  Art).  Pholadomya  aequivalvis. 

Ammouites  peramplus.  Panopaea  gurgitis. 

Scaphites  Geinitzii  (sehr  häufig).  Panopaea  mandibula. 

Baculites  undulatus.  Tellina  sp. 

Fusus  (Nereidis?)  Avicula  anomala. 

Voluta  Römeri.  Gervillia  solenoides. 

Natica  lamellosa.  Inoceramus  Bronguiarti. 

Cyprina  quadrata.  Lima  elongata. 

Trigonia  limbata.  Lima  iserica. 

Pinna  decussata.  Pecten  curvatus. 

Lithodomus  spatulatus  (häufig).  Vola  quinquecostata. 


45 


Exogyra  Matheroniana. 
Exogyra  laciniata. 
Ostrea  hippopodium. 
Ostrea  semiplana. 


Scaphites  Geinitzii  (häufig). 

Baculites  undulatus. 

TuiTitella  Fittoniaua. 

Cypi'iua  quadrata. 

Area. 

Panopaea. 


Ostrea  frons. 
Anomia  subtruncata. 
(Amorphospongia  rugosa). 


L  i  b  u  ii. 


Tellina. 

Gervillia  solenoides. 
Lima  elongata. 
Pecteu  curvatiis. 
Exogyra  laciniata. 
Micraster. 


Bei  Rovensko  ist  es  die  Anhöhe  bei  Blatec,  welche  die  Iserschichten  mit 
ihrer  typischen  Fauna  erkennen  lässt.  Am  östlichen  Abhänge  der  Anhöhe  daselbst 
liefern  die  kalkigen  Schichten  folgende  Arten: 


Blatec  bei  Rovensko. 


Otodus  appendiculatus. 
Turritella  Fittoniana. 
Eriphyla  lenticularis. 
Crassatella  sp. 
Cyprina  quadrata. 
Panopaea  gurgitis. 
Panopaea  mandibula. 
Perna  subspatulata. 


Lima  multicostata. 
Vola  quinquecostata. 
Exogyra  laciniata. 
Exogyra  Matheroniana. 
Ostrea  hippopodium. 
Ostrea  semiplana. 
Anomia  subtruncata. 


Eine  andere  Stelle,  wo  die  Iserschichten  sich  erkennen  lassen,  ist  die  An- 
höhe zwischen  Kotva  und  Rovensko. 

Deutlich  kann  man  die  Iserschichten  bei  Loch  tu  s  beobachten,  wo  sie  den 
Schichten  mit  Lima  elongata  aufgelagert  sind  und  von  einem  Sandsteine  der  Chlo- 
meker  Schichten  überlagert  werden.  (Dieser  Sandstein  enthält  bei  Volavec  Massen 
von  Inoceramen.) 

Ich  sammelte  daselbst,  ausser  anderen  Arten,  Perna  subspatulata,  Modiola  typica 
und  Pholadomya  nodulifera,  alles  für  die  Trigoniaschichten  bezeichnende  Arten. 


Fig.  24.    Profil  bei  Lochtus  (L).     1.  Malnitzer  Schichten   mit  Lima  elongata.     2.  Iserschichten 
mit  Pholadomya  nodulifera.    3.  Quadersand  der  Chlomeker  Schichten. 


46 

Mächtig  entwickelt  und  vom  Iserthale  tief  eingeschnitten  finden  wir  die  Iser- 
schichten  bei  Turnau  und  Rohosec.  Die  ganze  Höhe  der  Thallehnen  wird  von  den 
Chorousker  Trigoniaschichteu  eingenommen.  Die  riesigen  Ammoniten  von  75  cm. 
Durchmesser,  welche  die  Durchfahrt  unseres  Museums  zieren,  rühren  aus  den 
tiefsten  hier  zugänglichen  Schichten  im  Kottierischen  Garten  und  charakte- 
risiren  die  erste  Stufe  der  Chorousker  Schichten  (Ideal-Profil  Fig.  3  Nro.  8). 
Fig.  25  a  bei  Dolanek  gegenüber  Rohosec  findet  man  unweit  des  Wehres  am 
Fusssteige  graue  Pläner  mit  faustgrossen  Knollen,  welche  ganz  von  Heteropora 
magnifica  Nov.  durchsetzt  sind  (Fig.  b). 

Die  gelblichen,  graue  Knollen  enthaltenden  Pläner,  die  in  einem  Steinbruche 
gewonnen  werden,  lieferten  in  den  tieferen  Lagen: 


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6. 

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■x  (^>  C>  <E* 


Fig.  2.5.    Profil   der   Lehne   bei   Dolanek 
gegenüber  von  Rohosec  bei  Turnau. 

J  Iserfluss.  P  Fusssteig.  a  Tiefste  Lage  der 
Trigoniaschicbten  mit  riesigen  Ammoniten 
(weiter  flussabwärts  im  Kottierischen  Garten 
anstehend),  h  Knollen  mit  Heteropora  ma- 
gnifica. 1.  p  Lage  mit  Perna  subspatulata, 
p'  mit  Pholadomya  nodulifera.  2.  Lage  mit 
Pecten  acuminatus.  3.  Lage  mit  zahlreichen 
Pectunculus.  4.  Lage  mit  Callianassa.  5.  Exo- 
gyrenbank.  6.  Priesener  Bakulitenthone  (die 
Lagen  darunter  unzugänglich). 


Verzeichniss    der    in    den  Cho- 
rousker   Schichten    bei    Dola- 
nek   unweit   Turnau   aufgefun- 
denen Petrefacten. 

(Profil  Nro.  1.) 

Turritella  Fittoniana. 
Natica  Roemeri. 
Turbo  Goupilianus. 
Rostellaria  Buchi. 
Cardium  productum. 
Protocardium  Hillanum. 
Crassatella  austriaca. 
Crassatella  macrodonta. 
Mutiella  ringmerensis. 
Cyprina  quadrata. 
Cyprina  sp. 
Trigonia  limbata. 
Area  Schwabenaui. 
Area  subglabra. 
Modiola  typica. 
Pinna  decussata. 
Pholadomya  aequivalvis. 
Panopaea  gurgitis. 
Teilina  semicostata. 
Teilina  sp. 
Gervillia  solenoides. 
Perna  subspatulata. 
Pecten  acuminatus. 
Pecten  curvatus. 
Spondylus  sp. 
Exogyra  columba. 


11 


47 

Exogyra.  Rhyuchouella. 

üstrea  vesicularis.  Clodocora? 

Anomia  subtruncata. 

Die  etwas  höheren  Lagen  enthielten: 

(Profil  Nro.  2.) 

Fischschuppenknolleu.  Avicula  anomala. 

Turritella  Fittoniaua.  Perna  subspatulata. 

Scala  decorata.  Inoceramus. 

Natica.  Lima  pseudocardium. 

Turbo  Goupilianus.  Lima  aspera. 

Protocardia  Hillana.  Lima  ovata. 

Crassatella  macrodonta.  Lima  elongata. 

Eriphyla  lenticularis.  Lima  dichotoma. 

Pectunculus  sp.  Lima  multicostata. 

Area  subglabra.  Pecten  curvatus. 

Area  pholadiforrais.  Pecten  acuminatus. 

Area  Schwabenaui.  Vola  quinquecostata. 

Pinna  decussata.  Exogyra  lateralis. 

Modiola  capitata.  Ostrea  hippopodium  (var.  vesicul.). 

Modiola  typica.  Terebratula. 

Mytilus  radiatus.  Rhynchonella. 

Pholadomya  aequivalvis.  Callianassa  antiqua. 

Pholadomya  nodulifera.  Serpula  socialis. 

Noch  höhere,  wenig  aufgeschlossene  Lagen,  lieferten  auffallend  viele  Exem- 
plare eines  Pectunculus  (Fig.  25,  3)  und  dann  folgt  eine  Bank  mit  Callianasseu  (4) 
und  eine  mit  Exogiren  sp.?    In  der  Callianassabank  fanden  sich: 

(Profil  Nro.  4.) 

Crassatela  sp.  Pecten  curvatus. 

Pinna  decussata.  Ostrea  frons. 

Mytilus  sp.  Anomia  subtruncata. 

Lima  pseudocardium.  Callianassa  antiqua  (sehr  häufig). 

Lima  multicostata. 

Nicht  weit  von  da  lieferten  noch  zwei  Localitäten  typische  Iserversteinerungen, 
Louckov  und  Ohrazenic. 

Verzeichniss  der  in  den  Chorouäker  Schichten  bei  Louckov  (Turnau) 

gefundenen  Arten. 

Turritella  Fittoniana.  Modiola  capitata. 

Turbo  Goupilianus.  Panopaea. 

Protocardium  Hillanum.  Perna  subspatulata  (sehr  häufig). 


48 

Lima  iserica.  Ostrea. 

Pecten  laevis.  Anomia  subtruncata. 

Pecten  curvatus. 

Verzeichniss  der  bei  Ohrazenic  unweit  Turnau  gefundenen  Arten. 

Pleurotomaria  (Steinkern  einer  grossen  Exogyra  Matheroniana. 

Art).  Anomia  subtruncata. 

Modiola  typica.  Callianassa  antiqua. 

Avicula  anomala.  Spongites  saxonicus.  (Exemplar  mit 
Pecten  curvatus.  Kieselnadeln.) 

Lima  pseudocardium. 

Gegenüber  am  rechten  Ufer  der  Iser  unterhalb  Rohosec,  sammelte  ich  fol- 
gende Arten: 

Rohosec. 

Otodus  appendiculatus.  Inoceramus  sp. 

Crassatella  austriaca.  Lima  pseudocardium. 

Cyprina  quadrata.  Pecten  curvatus. 

Circe?  Exogyra  conica. 

Trigonia  limbata.  Exogyra  Matheroniana. 

Modiola  typica.  Anomia  subtruncata. 
Perna  subspatulata. 

Die  an  Perna  subspatulata  reiche  Schichte  des  Profiles  von  Dolanek  trifft 
man  auch  am  entgegengesetzten  Ufer  und  die  etwa  30  cm.  mächtige  Schichte  be- 
steht aus  lauter  Perna  spatulata,  eine  wahre  Pernabank. 

Die  Vergleichung  des  Profiles  von  Dolanek  mit  dem  von  Chorousek  wird 
mit  der  Zeit  eine  grosse  Uebereiustimmung  zeigen,  denn  die  Exogyrenbank  wird 
gewiss  demselben  Horizonte  entsprechen,  wie  diejenige  unterhalb  Chorousek. 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  bei  letzterem  Orte  es  noch  nicht  gelungen  ist,  die 
Callianassa  aufzufinden. 

Die  Lagen,  welche  bei  Dolanek  die  Trigonia  limbata  und  Pholadomya  nodu- 
lifera  führen,  entsprechen  dem  Nro.  3  und  5  des  Profiles  von  Chorousek. 

Sobald  bei  Dolanek  mit  solchem  Eifer  und  mit  solcher  Ausdauer  gesammelt 
und  beobachtet  werden  wird,  wie  es  in  der  Gegend  von  Chorousek  durch  Herrn 
Prazäk  geschehen  ist,  dann  wird  meiner  Ueberzeuguug  nach  die  Uebereiustimmung 
beider  Profile  immer  deutlicher  hervortreten. 

Das  Adlergebiet. 

Das  Adlergebiet  liegt  im  östlichen  Theile  von  Böhmen  und  wird  von  der 
mährischen  Gränze  an  von  der  Stillen  Adler  und  von  dem  Luznabache  durch- 
schnitten. Nördlich  reicht  es  bis  Koldiu,  westlich  ist  es  durch  die  Linie  Vraclav, 
Neuschloss,  Desna  begräuzt,  südlich  reicht  es  über  Leitomischel  bis  Lesnik  und 
östlich  bei  Triebitz  nach  Mähren  hin. 


49 

Die  petrographische  Charakteristik  besteht  in  dem  Mangel  von  Quadersanden, 
denn  man  findet  hier  nur  unreine  kalkige  Pläner  von  grauer,  okergelber  oder  auch 
röthlicher  Farbe,  welche  schwer  von  den  dieselben  unterteufenden  Malnitzer  Schichten 
zu  unterscheiden  sind.  Wegen  Abgang  der  Quader  ist  auch  ihre  Mächtigkeit  eine 
viel  geringere,  aber  trotzdem  bilden  sie  zwischen  Chotzen  und  Wildenschwert 
malerisch  schöne  Gruppen,  welche  in  ihren  Contouren  au  die  analogen  Formen 
des  Quadersandes  der  sächsischen  Schweiz  und  der  Weckelsdorfer  Felsen  erinnern. 

Die  Fauna  zeichnet  sich  durch  grösseren  Reichthum  und  bessere  Erhaltung 
der  Petrefacten  aus.  Abgesehen  von  dem  Auftreten  der  äusserst  seltenen  Vogel's 
Cretornis  Hlaväci  und  des  prachtvollen  Fisches  Halec  Sternbergii  ist  das  massen- 
hafte Vorkommen  der  Callianassa  antiqua  bezeichnend.  Von  Cephalopoden  ist 
Ammouites  conciliatus  Stol.  interessant.  Bei  den  Echinodermen  ist  das  häufige 
Vorkommen  des  Hemiaster  plebeius  und  Micraster  Michellini  eine  Erscheinung, 
die  sich  im  Elbe-Iser-Gebiet  nicht  wiederfindet. 

Rhynchonellen   bilden   nicht  mehr  Bänke   und  sind  überhaupt  sehr  sparsam. 

Unter  den  räthselhaften  Gebilden,  bei  denen  mau  schwankt,  ob  man  sie  zu 
den  Fucoiden  oder  zu  den  Schwämmen  stellen  soll,  ist  der  mit  einem  bis  faust- 
grossen  Knollen  beginnende  Fucoides  funiformis  für  das  ganze  Adlergebiet  sehr 
bezeichnend. 


Umgebimg  von  Chotzen,  Brandeis  a.  d.  Adler  und  Wildenschwert. 

Nähert  man  sich  der  Bahn  entlang  von  Westen  der  freundlichen  Umgegend 
von  Chotzen,  so  gewahrt  man  in  den  Gräben,  zu  beiden  Seiten  der  Bahnstrecke, 
mit  Wasser  gefüllte  verlassene  Steinbrüche  und  hie  und  da  noch  aufgeschlichtetes, 
plattenförmiges  Gestein  mit  zahlreichen  Fucoiden  und  Spongiten,  sowie  mit  Ab- 
drücken einer  Lima  oder  einer  Auster.  Dies  sind  die  ersten  Anzeichen,  dass  wir 
uns  dem  Gebiete  der  Iserschichten  nähern,  welche  hier  noch  ganz  unten  unter 
dem  Niveau  der  Bahn  gelagert  sind,  und  wie  man  an  Einschnitten  und  an  den 
nördlich  gelegenen  bewaldeten  Hügeln  bemerken  kann,  von  mächtigen  Lagen  der 
Priesener  Bakulitenthone  überlagert  werden. 

Von  der  Brücke  in  Chotzen  überraschen  uns  am  rechten  Ufer  der  Stillen 
Adler  die  malerisch  prachtvollen  steilen  Wände,  zu  denen  sich  hier  die  Iser- 
schichten erheben  und  die  „Peliny"  genannte  Partie,  von  der  wir  beifolgend 
eine  Skizze  bringen,  macht  gewiss  auf  jeden  Freund  der  Natur  einen  tiefen 
Eindruck  (Fig.  26). 

Die  Basis  der  Wände  nehmen  Pläner  mit  Lima  elongata  ein  und  durch  die- 
selben wurde  auch  der  Tunnel  geführt  (Fig.  29,  1). 

Ich  sammelte  sowohl  an  der  Basis  der  „Peliny"  als  auch  in  dem  Gestein, 
welches  aus  dem  Tunnel  gehoben  gegenwärtig  auf  der  Anhöhe  ober  dem  Tunnel 
auf  grossen  Halden  liegt. 


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51 

Verzeichniss  der  in  den  Tunnelschichten  bei  Chotzen  aufgefundenen 

Petrefacten. 

Osraeroides  levesiensis.  Pecten  curvatus. 

Aptychus  sp.  Ostrea  lüppopodium. 

Panopaea  mandibula.  Anomia  siibtruncata. 

Lima  elongata.  Enoploclythia  Leachii. 

Pecten  subpulchellus.  Plocoscypliia  sp. 
Pecten  Nilssoni. 

Das  Gestein  ist  plänerig;  feste  Bänke  wechseln  mit  mürberen  zerfallenden 
Lagen  und  es  ist  kein  Zweifel,  dass  dies  die  höheren  Weissenberger  Schichten 
sind.  (Die  an  Inoceramus  labiabus  reichen  tieferen  Weissenberger  Schichten  sind 
erst  bei  Brandeis  a.  d.  Adler  zugänglich.) 

Weiter  nach  oben  sind  die  Schichten  mit  Ostrea  semiplana  zu  bemerken  und 
vertreten  hier  den  Malnitzer  Horizont  (Fig.  29,  2,  3). 

Dann  folgen  Knollenpläner,  welche  den  Bysicer  Uebergangsschichten  und  dem 
Horizonte  des  Halec  Sternbergii  entsprechen  (4). 

Dieselben  sind  oberhalb  dem  Schiesshause  in  einem  kleinen  verlassenen  Stein- 
bruche entblösst,  wo  ich  selbst  Spuren  von  Fischresten  auffand. 

Nun  kommen  die  an  Lima-Arten  und  Echinodermen  reichen  Trigoniaschichten 
(5,  6),  welche  am  besten  in  dem  Steinbruche  „Bäcüv  lom"  (unweit  dem  Bahnhofe 
an  der  Strasse  nach  Leitomischel)  entblösst  sind,  wo  sie  zu  Schotter  geschlagen 
werden.  Diesem  Umstände  hat  man  es  zu  verdanken,  dass  es  mir  mit  Hilfe  des 
eifrigen  Sammlers  Herrn  Fr.  Hlaväc,  Apothekers  in  Chotzen,  gelungen  ist,  eine 
so  reiche  Suite  an  Arten  hier  anführen  zu  können. 


Verzeichniss  der  in  den  Trigoniaschichten  bei  Chotzen  aufgefundenen 

Arten. 

Cretornis  Hlaväci,  Fr Zäreckä  Lhota. 

Oxyrhina  Mantelli     ...       .       .       .    .  Friedhof. 

Oxyrhina  angustidens Friedhof. 

Otodus  semiplicatus Bäc.  Steinbruch. 

Otodus  appendiculatus      Friedhof. 

Corax  heterodon Friedhof. 

Lamna  acuminata Bäc.  Steinbruch. 

Lamna  raphiodon Friedhof. 

Osmeroides  sp ...  Vrchoviny. 

Halec  Sternbergii Jung-Koldin. 

Lepidenteron .  Chotzen. 

Ammonites  peramplus  ........  Bäc.  Steinbruch. 

Ammonites  conciliatus Bäc.  Steinbruch. 

Nautilus  sublaevigatus Friedhof. 

Nautilus  galea   ......  ...  Vrchoviny. 


52 


Baculites  sp Friedhof. 

Turritella  Fittoniaua Friedhof. 

Turritella  multistriata  . Friedhof. 

Natica  lamellosa Friedhof. 

Natica  Koemeri Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Pleurotomaria  linearis Bäc.  Steinbruch. 

Turbo  Goupiliauus Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Rostellaria  Schlottheimi Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Mitra  Roemeri Friedhof. 

Voluta  suturalis Friedhof. 

Voluta  sp Friedhof. 

Cerythium?  sp Friedhof. 

Rapa  sp .  Friedhof. 

Avellana  sp Friedhof. 

Opis  chocenensis Bäc.  Steinbruch. 

Isocardia  gracilis Bäc.  Steinbruch. 

Cardium  productum      Friedhof. 

Crassatella  macrodonta Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Mutiella  ringmerensis Bäc.  Steinbruch.  l 

Cyprina  quadrata Bäc.  Steinbruch. 

Cyprina  cf.  crassidentata,  Zittel     ....  Bäc.  Steinbruch. 

Eriphyla  lenticularis Friedhof. 

Trigonia  limbata Bäc.  Steinbruch. 

Area  subglabra Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Pinna  decussata Bäc.  Steinbruch. 

Mytilus  radiatus Bäc.  Steinbruch. 

Lithodomus  spatulatus     .......  Bäc.  Steinbruch. 

Modiola  capitata .  Bäc.  Steinbruch. 

Pholadomya  perlonga Bäc.  Steinbruch. 

Panopaea  mandibula Strizek's  Steinbruch. 

Teilina  sp Friedhof. 

Venus  sp Friedhof. 

Cytherea  cf.  polymorpha Bäc.  Steinbruch. 

Avicula  anomala Bäc.  Steinbruch. 

Gervillia  solenoides Bäc.  Steinbruch. 

Perna  subspatulata Bäc.  Steinbruch. 

Inoceramus  Brongniarti Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Lima  Dupiniana Bäc.  Steinbruch. 

Lima  Sowerbyi Bäc.  Steinbruch. 

Lima  dichotoma Bäc.  Steinbruch. 

Lima  multicostata Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Lima  aspera Bäc.  Steinbruch. 

Lima  iserica Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Pecten  laevis      Bäc.  Steinbruch. 

Pecten  curvatus Bäc.  Steinbruch. 


53 

Pecteu  acumiucatus Bac.  Steinbruch. 

Pecten  Diijarcliuii Bäc.  Steiubruch. 

Vola  quiuquecostata Bäc.  Steinbruch. 

Spondyhis  histrix Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Exogyra  conica Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Exogyra  laciniata Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Exogyra  matheroniana      Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Exogyra  lateralis Bäc.  Steinbruch. 

Ostrea  semiplana Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Ostrea  frons Bäc.  Steinbruch. 

Ostrea  diluviana Bäc.  Steinbruch. 

Ostrea  Hippopodium Bäc.  Steinbruch. 

Anomia  semiglobosa Bäc.  Steinbruch. 

Anomia  subradiata .  Bäc.  Steinbruch. 

Anomia  subtruncata Bäc.  Steinbruch. 

Anomia  sp Bäc.  Steinbruch. 

Rhynchonella  plicatilis Bäc.  Steinbruch. 

Magas  Geinitzii     Friedhof. 

Calliauassa  antiqua Bäc.  Steinbruch. 

Pollicipes  sp Friedhof. 

Biflustra  Prazäki Friedhof. 

Membranipora  sp Bäc.  Steiubruch,  Friedhof. 

Serpula  socialis      Bäc.  Steinbruch. 

Serpula  macropus Bäc.  Steinbruch. 

Serpula  ampulacea Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Cidaris  sp.  (cf.  Reussi) Bäc.  Steinbruch. 

Cyphosoma  sp Bäc.  Steinbruch. 

Cardiaster  ananchytis Bäc.  Steinbruch. 

Hemiaster  plebeius       Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Micraster  Michellini Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Micrabatia  (coronula?) Friedhof. 

Plocoscyphia  labyriuthica Steinbruch  am  Tunnel. 

Isoraphinia  sp Friedhof. 

Ventriculites  sp Bäc.  Steinbruch. 

Spongites  saxonicus      Bäc.  Steinbruch. 

Flabellina  elliptica Bäc.  Steinbruch. 

Cristellaria  rotulata Bäc.  Steiubruch. 

Fucoides  funiformis Bäc.  Steinbruch,  Friedhof. 

Fucoides  columnaris      Bäc.  Steiubruch. 

Die  tieferen  Lagen  der  Trigoniaschichten  zeigen  stellenweise  ganze  Reihen 
von  faust-  bis  kopfgrossen  Höhlungen,  in  welchen  man  eine  mürbe  poröse  Masse 
wahrnimmt,  die  nach  sorgfältig  vorgenommenem  Schlämmen  unter  dem  Mikro- 
skope Kieselnadeln  der  Gattung  Plocoscyphia  aufweist  (Fig.  27,  28).  In  anderen 
der  Höhlungen  sind  Reste  vou  walzenförmigen,   zu  den  Hexactinelliden  gehörigen 


54 

Schwämmen,  welche  nicht  näher  bestimmt  werden  konnten.  Das  diese  Schwamm- 
reste umgebende  Gestein  bildet  eine  feste  Hülle,  an  der  man  concentrische  Ringe 
von  verwittertem  Brauneisenstein  beobachtet,  so  dass  der  Querschnitt  demjenigen 
eines  Astes  nicht  unähnlich  ist. 

Ein  interessanter  Fundort  wurde  jüngst  bei  der  Verlegung  der  Strasse  behufs 
Vergrösserung  des  Friedhofes  in  Chotzen  entdeckt.  Die  obersten  Lagen  der  unteren 
Trigoniaschichten  zeigen  die  Oberfläche  zu  einem  sandigen  mürben  gelben  Planer 
umgewandelt,  in  welchem  man  die  Petrefacten  mit  dem  Messer  herausarbeiten 
kann,  was  besonders  bei  den  Schalen  von  Ostrea  laciniata  gelingt.  Sonst  findet 
mau  darin  nur  sehr  schön  erhaltene  Negative,  ähnlich  wie  wir  sie  bald  auch  bei 


Fig.  27.   Plocoscypbia  labyrinthica.   Die  Höhlung  in 
den  imtereu  Trigoniaschichten  veranlassend. 


Fig.  28.    Nadeln  in  dieser 
Höhlung  gefunden. 


Brandeis  an  der  Adler  werden  kennen  lernen.  Eine  der  höchsten  Lagen  dieses 
Gesteines  zeigt  zahlreiche,  3  cm.  breite  flache  Gänge,  welche  mit  feinem  grauen 
Letten  erfüllt  sind  und  ursprünglich  entweder  Wurmgänge  oder  Fucoidenstängel 
waren.  Die  darauf  folgenden  zerfallenden  stark  glauconitischen  Pläner  enthalten 
zahlreiche  grüne  walzenförmige  Spongien  und  grüne  glatte  Steinkerne  der 
meisten  in  den  Trigoniaschichten  bei  Chotzen  nachgewiesenen  Arten. 

Die  Beschaffenheit  der  Steinkerne  ist  eine  ganz  eigenthümliche ;  denn  man 
findet  in  der  Regel  keine  Spur  von  Schale  daran,  aber  die  Bohrschwämme  und 
die  Gänge  von  Würmern,  welche  die  einstige  Schale  durchbohrt  haben,  die  decken 
die  Oberfläche  der  Steinkerne. 

Auch  Haifischzähne  gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten. 

Die  Aequivalente  der  Bryozoenschichten  findet  man  sowohl  in  Bäc's  Stein- 
bruch, als  auch  oberhalb  des  Friedhofes  nur  schwach  entwickelt,  aber  doch  deutlich 
und  zwar  in  Form  von  dünnen,  mit  Kalkinkrustationen  bedeckten  Platten,  in  denen 
man  Serpula  socialis  und  Flabellina  cordata  vorfindet.  Bryozoen  sind  auch  in  diesen 
Platten  nicht  selten,  aber  beim  Spalten  des  Gesteines  bekommt  man  bloss  ihre 
Spaltflächen,  sehr  selten  etwas  von  der  Oberfläche  zu  Gesicht.  Biflustra  Prazäki 
ist  die  häufigste  Erscheinung.  Das  Gestein  hat  ganz  das  Aussehen  wie  der  „Sa- 
dräk"  bei  Leitomischel,  in  dem  wir  weiter  unten  auch  den  Repräsentanten  der 
Bryozoenschichten  erkennen  werden. 


55 

Trachtet  man  über  Ausbreitung  der  Iserschichteu  in  der  Umgebung  von 
Chotzen  sich  zu  orientiren,  so  findet  man,  dass  nach  Norden  hin  wenig  Auf- 
schlüsse vorhanden  sind,  dass  die  petrefactenreichen  Trigoniaschichten  sich  bald 
ganz  verlieren  und  meist  nur  noch  die  Bysicer  Fischknollen  in  Steinbrüchen  ent- 
blösst  sind. 

Gewöhnlich  sind  nur  bei  Meierhöfen  und  einzelnen  Dörfern  kleine  Stein- 
brüche zu  finden,  in  denen  gelegentlich  eines  zufällig  vorkommenden  Baues  ge- 
brochen oder  im  Winter  etwas  Schotter  geschlagen  wird. 

So  ist  beim  Meierhofe  „Vrchoviny"  ein  kleiner  Steinbruch,  wo  im  ver- 
gangenen Winter  die  vordere  Hälfte  des  interessanten  Fisches  Osmeroides  sp. 
gefunden  wurde.  Die  Schichten  gehören  den  Bysicer  Fischknollen  an  und  ich  fand 
von  anderen  Petrefacten  bloss  Lima  cenoraanensis,  Ostrea  semiplana  und  den  eigen- 
thümlichen  Fucoides  funiformis,  welcher  hier  eine  gewöhnliche  Erscheinung  ist. 


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Fig.  29.  Profil  durch  die  „Peliny"  bei  Chotzen  und  die  Anhöhe,  durch  welche  der  Tunnel  führt. 
H.  Chotzener  Friedhof.  0.  Stille  Adler.  P.  Parkwiese  „Peliny".  T.  Tunnel.  1.  Weissenberger 
Schichten.  2.,  3.  Vertreter  der  Malnitzer  Schichten.  4.  Knollcnlage  mit  Fischresten  (:zi?  Bysicer 
Uebergangsschichten.  5.  Kalkige  plänerige  Lagen  der  Trigoniaschichten,  welche  nach  oben  hin 
viele  Höhlungen  nach  Spongien  führen  und  schon  die  reiche  Fauna  mit  Lima  multicostata  etc. 
besitzen.  6.  Dünne  kalkige  Platten,  deren  höchste  Lagen  den  Kaniner  Bryozoenschichten  ent- 
sprechen.   7.  Fette  Letten  (Teplitzer  Schichten?).    8.  Diluvial-Gerölle. 

Beim  Meierhofe  Jung-Koldin  wurde  schon  zu  Steruberg's  Zeiten,  zur  Zeit, 
als  der  Meierhof  gebaut  wurde,  der  prachtvolle  Fisch  Halec  Sternbergii  ge- 
funden. Jetzt  ist  der  Steinbruch  fast  ganz  verlassen  und  nur  mit  grösster  Mühe 
gelang  es  mir,  die  zur  Feststellung  des  Alters  nöthigen  Petrefacten  aufzufinden, 
welche  darauf  hinweisen,  dass  ausser  den  Bysicer  Fischknollen  in  den  höchsten 
Lagen  des  Steinbruches  auch  ein  kleiner  Rest  von  den  Trigoniaschichten  hier  vor- 
handen ist. 


Verzeichniss  der  bei  Jung-Koldin  aufgefundenen  Petrefacten. 


Halec  Sternbergii,  Ag. 
Fischschuppen. 
Ammonites  ? 
Bulla? 


Isocardia  gracilis. 
Inoceramus  sp. 
Lima  multicostata. 
Lima  elongata. 


56 

Lima  iserica. 
Lima  d  i  ch  o  t  o  m  a. 
Lima  Sowerbyi. 
Pecteu  Nilssoui. 
Pecten  acumiuatus. 
Pecten  curvatiis. 
Vola  quiuquecostata. 
Ostrea  Mathe roniana. 


Ostrea  semiplana. 
Ostrea  Hippopodium. 
Rhynchouella  ? 
Calliaiiassa  autiqua. 
Pollicipes  sp. 
Cyphosoma. 
Hemiaster  plebeius. 
Micraster  Micbelliui. 


Meine  Ansicht,  dass  die  Fundstelle  des  Halec  den  Iserschichten  augehört, 
fand  ich  später  auch  bei  Vinar  bestätigt,  wo  auch  dieser  Fisch  kürzlich  gefunden 
•wurde  und  wo  man  das  Liegende  und  Hangende  genau  sicherzustellen  im  Stande 
ist.   Auch  dort  liegt  er  in  Knollen  vom  Alter  der  Bysicer  Uebergangsschichten. 

Beim  Orte  „Cuclava"  fand  Herr  Havlicek,  Baumeister  in  Chotzen,  einen 
interessanten  Ammoniten,  welcher  wahrscheinlich  ein  sehr  altes  Exemplar  des 
Ammonites  conciliatus  Stol.  ist  und  vom  Herrn  Fr,  Hlaväc,  Apotheker  in  Chotzen, 
unserem  Museum  geschenkt  wurde. 


Brandeis  an  der  Adler. 

Ueber  das  Liegende  der  Iserschichten  in  dieser  Gegend  wird  man  besser  bei 
Brandeis  an  der  Adler  belehrt. 

Das  tiefste  Glied  ist  hier  ein  grauer  Pläner  mit  Inoceramus  labiatus,  welchen 
man  am  linken  Ufer  der  Stillen  Adler  in  der  idyllischen  Waldpartie  „Klopoty"  in 
der  Umgebung  des  Amos  Comenius  Denkmals  anstehend  findet.  Am  rechten  Ufer, 
hinter  der  Mühle,  sind  etwas  jüngere  graue  Pläner  mit  Pecten  pulchellus 
entblösst  und  diese  haben  in  dieser  Gegend  als  Dungmittel  eine  hochwichtige 
Bedeutung. 


Fig.  30.  Profil  bei  Brandeis  au  der  Adler.  A.  Monument  von  Amos  Comenius  am  Fusse  der 
Anhöhe  Klopoty.  0.  Stille  Adler.  B.  Brandeis.  Z.  Ruine.  K.'  Kaliste.  1.  Weissenberger  Schichten 
mit  Inoceramus  labiatus  und  Pecten  pulchellus.  2.  Semitzer  Mergel.  3.  Wehlowitzer  Fisch- 
pläuer.     4.   Petrefactenarme   (Malnitzer?)   Planer.     5.  Trigoniaschichten   mit   grossen   Ammonites 

peramplus.    G.  Andeutungen  von  Bryozoenschichten. 


57 

Unterhalb  der  Ruine  trifft  man  am  Fahrwege  nach  „Kaliste"  gelbgraue 
Mergel,  welche,  nach  den  Petrefacten  zu  urtheilen,  den  Semitzer  Mergeln  ent- 
sprechen dürften.  Ich  fand  hier  nur  wenige  Arten,  aber  in  der  Fortsetzung  der- 
selben Schichte  am  Fusse  der  Thallehne  „Brandysske  paseky"  gelang  es  mir 
(am  Fusssteige)  folgende  Arten  sicherzustellen: 

Verzeichniss  der  beim  Fusssteige  unterhalb  der  „Brandysske  paseky" 
in  den  Semitzer  Mergeln  gesammelten  Arten. 

Schuppen  von  Beryx.  Pinna  decussata  (sehr  klein). 

Schuppen  von  Osmeroides.  Lima  Sowerbyi. 

Aptychus.  Pecten  Nilssoni. 

Natica  lamellosa.  Pecten  curvatus. 

Rostellaria.  Pollicipes. 

Dentalium  cidaris.  (Hemiaster?) 

Inoceramus.  Ventriculites. 

Nucula. 

Es  folgen  nun  petrefactenarme  Pläner,  die  man  als  die  Vertreter  der  Wehlo- 
witzer  Fischpläner  (3)  betrachten  kann  und  auf  welchen  die  Ruine  der  Burg  steht. 
Etwas  weiter  oben  in  einem  Steinbruche  entblösste  Schichten  dürften  den  Malnitzer 
entsprechen  (4). 

Beim  Aufsteigen  längs  des  Fahrweges  lassen  sich  bald  die  grauen  Fischknollen 
der  Bysicer  Schichten  erkennen  und  ich  fand  darin  ein  Fragment  des  Macropoma. 

Nun  kommt  man  zum  Horizont  der  Lima  multicostata,  den  riesigen  Ammo- 
niten  A.  peramplus  und  Callianassa  antiqua  (5). 

Ganz  oben  am  Plateau  liegen  dann  plattenförmige  kalkige  Pläner,  welche 
Serpula  filif.  führen  und  schon  das  Aussehen  der  Bryozoenschichten  annehmen, 
indem  die  Oberfläche  der  Platten  mit  kalkigen  Inkrustationen  überzogen  ist. 

Die  petrefactenreichen  Schichten  sind  auch  an  der  Strasse  nach  Chotzen  in 
Steinbrüchen  zugänglich,  in  denen  man  stellenweise  eine  merkwürdige  Verände- 
rung des  Gesteins  wahrnimmt. 

Während  der  unverwitterte  feste  Kalkstein  äusserst  hart,  schwer  und  von 
mohngrauer  Farbe  ist,  sind  dessen  Schichten  stellenweise,  offenbar  durch  Einfluss 
des  Wassers  ganz  ausgelaugt  und  in  ein  leichtes,  rostgelbes  Plänergestein  ver- 
wandelt, das  man  mit  dem  Messer  schneiden  kann.  Dasselbe  enthält  bloss  die 
Abdrücke  der  Petrefacten,  die  Schalen  sind  meist  vollständig  verschwunden,  dafür 
zeigen  die  Negative  prachtvoll  das  Detail  der  Schaleuoberfläche,  wie  man  sie  bei 
Exemplaren  aus  dem  festen  Kalkstein  nie  zu  Gesicht  bekommt.  In  den  höchsten 
Lagen  kamen  viele  Bryozoen  vor,  doch  kann  man  hier  die  bryozoenführende 
Schichte  nicht  so  genau  absondern  wie  bei  Kanina. 


58 

Verzeichniss  der  in  den  Trigoniaschichten  bei  Brandeis  an  der  Adler 

gefundenen  Arten. 


Ammonites  peramplus. 
Pleurotomaria.  linearis. 
Lithodomus  spatulatus. 
Mocliola  capitata. 
Modiola  typica. 
Avicula  auomala. 
luoceramus  Brongiiiarti. 
Lima  elongata. 
Lima  multicostata. 
Lima  iserica. 
Pecteu  curvatus. 
Pecten  serratus. 
Pecten  Dujardinii. 
Vola  quinquecostata. 


Exogyra  laciuiata. 
Exogyra  lateralis. 

Ostrea  Hippopodium  (var.  vesicularis). 
Ostrea  semiplana. 
Ostrea  frons. 
Anomia  n.  sp. 
Hemiaster. 
Serpula  macropus. 
Callianassa  antiqua. 
Biflustra  Prazäki. 
Heteropora  magnifica. 
(Mehrere  nur  im  Negativ  erhaltene 
kleine  Arten  von  Bryozoeu.) 


An  der  gegenüberliegenden,  am  linken  Adlerufer  sich  erhebenden  Berglehne 
(Klopoty)  kann  man  wegen  dichter  Bewaldung  die  einzelnen  Schichten  nicht  ver- 
folgen und  muss  sich  damit  begnügen,  am  Fusse  die  tiefsten  Weissenberger 
Schichten  mit  Inoceramus  labiatus  und  oben  bei  der  Ruine  Orlik  die  petrefacten- 
reicheu  Trigoniaschichten  zu  constatiren. 


Neuer  Bahnhof  (Kerhartitz)  bei  Wildenschwert. 

Einen  noch  tieferen  Einblick  in  die  Schichtenfolge  der  die  Iserschichten 
untei  teufenden  Glieder  unserer  Kreideformatiou  gewährt  das  beim  Balmbau  ent- 
blüsste  Profil  im  neuen  Bahnhofe  in  Wildenschwert.  Beim  Wächterhause  in  Ker- 
hartitz tritt  Gueiss  zu  Tage,  an  welchen  sich  unmittelbar  rothe  glimmerreiche 
Schichten  des  Rothliegeuden  anlagern.  Am  westlichen  Ende  des  Bahnhofes  liegen 
auf  dem  Rothliegenden  glauconitische  Quader  der  Korycauer  Schichten,  von  denen 
wir  nach  den  Aufschlüssen  bei  Huatnitz  wissen,  dass  sie  Pecten  asper  und  Ostrea 
carinata  führen  (Fig.  31,  1). 

Nun  sehen  wir  hier  die  Weissenberger  Schichten  in  einer  überraschend  mauig- 
faltiger  Eutwickelung,  wie  sie  für  die  ganze  Umgebung  charakteristisch  ist. 

Die  erste  Pläuerschichte,  welche  dem  glauconitischen  Quader  aufgelagert  ist, 
enthält  den  Inoceramus  labiatus  in  Unzahl,  dabei  Exemplare  von  mehr  als 
25  cm.  Länge  (2).  In  dem  weiter  folgenden  rostgelben  Planer  (3)  ist  er  schon 
seltener.  Derselbe  enthält  in  seineu  mittleren  Lagen  eigeuthümliche  Knolleu- 
fucoiden,  wie  ich  dieselben  schon  früher  *j  aus  der  Gegend  von  Luze  und  Brünlitz 
beschrieben  habe  (4). 


")  Weissenberger  Schichten,  pag.  40. 


59 


Nach  oben  hin  (5)  enthält 
dieser  leichte  sandige  Pläner  einen 
Seeigel  (Epiaster  sp.),  welcher  in 
dem  ganzen  Adlergebiete  von 
Adlerkosteletz  angefangen  über 
Wamberg  bei  Senftenberg,  Zohsee 
bei  Landskron,  Policka,  Neiischoss 
überall  in  demselben  Gestein  in 
gleichem  Horizonte,  welcher  den 
tiefsten  Lagen  der  Semitzer  Mer- 
gel entspricht,  vorkommt. 

Der  Erhaltungszustand  ist 
ein  derartiger,  dass  bloss  der 
Steinkern  des  stets  verdrückten 
Seeigels,  sowie  das  Negativ  der 
Schalenoberfläche  erhalten  ist; 
die  Schale  selbst  ist  gänzlich 
verschwunden. 

Nun  folgen  ziemlich  scharf 
abgegrenzte  graue,  dünnschichtige, 
zerfallende  Pläner  mit  Inoceramus 
labiatus,  Pecten  pulchellus  und 
zahlreichen  Fischschuppen  (7),  In 
der  sattelförmigen  Vertiefung  be- 
merkt man  gelbe  Mergel  (8). 

Auf  die  nassen  gelben  Mer- 
gel folgen  schwarzgraue  bröcklige 
Pläner  mit  Schuppen  von  Cyclo- 
lepis  (9)  und  eine  auffallend  fe- 
stere Bank  (10)  trennt  dieselben 
von  Bauplänern,  welche  auffal- 
lend rostig  gefärbte  Spaltflächen 
haben  (11). 

Unter  den  nun  folgenden 
Schichten  erinnert  eine  durch 
massenhaftes  Auftreten  von  Glau- 
conitkörnern  an  den  Grünsand  der 
Maluitzer  Schichten  der  Launer 
Umgegend  [Ceucic,  Malnitz  (12)]. 
Sie  enthält: 

Oxyrhina  angustidens. 
Schuppen  von  Beryx. 
Schuppen  von  Osmeroides. 
Aptychus. 


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60 

Inoceramus  Brougniarti  (Trümmer 

sehr  grosser  Exemplare). 
Pecteu  Nilssoni. 
Pecten  pulchellus. 


Exogyra  lateralis. 
Ostrea  hippopodium. 
Magas  Geinitzii. 
Flabelliua  cordata. 


Etwas  höher  folgen  schwarze  blättrige  Mergel  mit  Fischschuppeu  und  dann 
blaue  Planer  mit  Lima  elougata  (13)  und  dürften  die  Basis  der  Iserschichten  dar- 
stellen, denn  es  folgen  darauf  die  durch  Höhlungen  nach  Spongien  bezeichneten 
tieferen  Iserschichten  und  gleich  darauf  die  durch  Lima  multicostata  kenntlichen 
Trigoniaschichten. 

Das  in  Fig.  31  gegebene  Profil  ist  stark  verkürzt  und  soll  nur  einigermassen 
das  Verständniss  der  Schichtenfolge  erleichtern.  Es  wurde  nach  3  Photographien 
gezeichnet,  welche  ich  mit  einem  leicht  tragbaren  Apparate  von  Dreiroll  in  Paris 
aufgenommen  habe. 


Umgebung  von  Böhm.-Trübau. 

Für  das  Verständniss  der  Lagerung  der  Iserschichten  bei  Böhm.-Trübau  wird 
es  förderlich  sein,  wenn  man  früher  das  eben  geschilderte  Profil  am  neuen  Bahnhof 
in  Wildenschwert,  sowie  die  Umgebung  von  Chotzen  studirt.  Dann  wird  man  sich 
leichter  zurecht  finden  und  die  Schichten  wiedererkennen,  deren  Lagerung  dort  klar, 
hier  aber  schwer  zu  verstehen  ist. 

Auch  ist  es  zweckmässig,  bis  zu  den  Randgebilden  in  Zohsee  hinter 
Landskron  einen  Ausflug  zu  machen,  wo  die  an  Inoceramus  labiatus  reichen 
tiefsten  Weissenberger  Schichten  in  Steinbrüchen  geöffnet  sind. 

Ich  wurde  auf  diese  interessante  Localität  durch  Herrn  Em.  Erxleben  in 
Landskron,  den  Besitzer  einer  recht  netten  geologischen  Sammlung  aufmerksam 
gemacht  und  aquirirte  von  dort  theilweise  als  Geschenk  des  genannten  eifrigen 
Paläontologen  folgende  Arten: 


Mytilus  Neptuni. 
Inoceramus  labiatus. 
Lima  elongata. 
Pecten  curvatus. 
Pecten  Dujardinii. 
Exogyra  lateralis. 


Exogyra  conica. 
Ostrea  hippopodium. 
Epiaster  sp. 
Spongites  saxonicus. 
Fucoides  columnaris. 


Hat  man  in  Zohsee  die  Eigenthümlichkeiten  des  Gesteines,  welches  in  dieser 
Gegend  die  Weissenberger  Schichten  aufweisen,  kennen  gelernt,  so  erkennt  man 
es  leichter  bei  dem  Profile  von  Triebitz,  zu  dessen  Schilderung  wir  nun  übergehen. 

Das  eine  belehrende  Profil  ist  in  der  Richtung  von  Triebitz  nach  Rybnik  zu 
verfolgen  und  wird  wohl  Niemandem  grosse  Schwierigkeiten  macheu. 

Am  nördlichen  Ende  von  Triebitz  findet  man  am  rechten  Ufer  des  Baches 
oberhalb  der  letzten  Häuser  den  gelben  Pläner  mit  Epiaster  sp.  (Nro.  5  des  Wilden- 
schwerter Profils)  cutblösst.   (Fig.  32,  1.) 


61 


Am  linken  Ufer  steht  glaucouitisches  festes  Gestein  an  (Wild.  Profil  Nro.  13) 
und   die    darauf   lagernden   Pläuerschicliten    enthalten    zahlreiche   Lima 
(Fig.  32,  2). 


elougata 


=Ä^Sr-_ 


Fig.  32.    Profil  zwischen  Triebitz  {T)  und  Rybnik  {R). 

1.  Weissenberger  Schichten  mit  Epiaster.    2.  Glauconitische  Lage  mit  Lima  elongata.    3.  Lage 

mit  Spongites  gigas  und  4.   mit  senki-echten  Concretionen.    5.  Trigouiaschichten  mit  Höhlungen 

nach  Spongien.     6.  Einlagerungen  von  Hornstein.     7.  Callianassaschichten. 

Dem  Wege  nach  Ptybnik  entlaug  sieht  man  gewöhnlichen  Pläner  mit  Spongites 
gigas  (3)  und  mit  senkrechten  baumstrunkähnlicheu  Concretionen  (Fig.  32,  4). 
Nach  und  nach  gehen  diese  Pläner  in  die  durch  Fucoides  funiformis  charakteri- 
sirten  Schichten  über.  Es  treten  hier  auch  Knolleufucoiden  auf,  welche  hier  in 
dieser  Gegend  nicht  auf  das  Vorkommen  in  den  tiefsten  Weissenberger  Schichten 
beschränkt  sind. 

Am  höchsten  Punkte,  au  welchem  die  Strasse  über  den  zwischen  Triebitz 
und  Rybnik  sich  erhebenden  Bergrücken  führt,  stehen  die  durch  Höhlungen  nach 
Spongien  kenntlichen  tiefereu  Lagen  der  Trigouiaschichten  an  (5). 

Beim  Herabsteigen  gegen  Rybnik  hin  trifft  man  in  denselben  eine  Exogyren- 
bank  sowie  eine  Schichte  von  Hornstein  eingelagert  (6). 

Dann  folgen  erst  die  an  Callianassa  und  Serpula  socialis  reichen  platten- 
förraigen  Kalke  (7). 

Während  die  Schichten  an  dem  geschilderten  Profil  von  Triebitz  gegen  Rybnik 
hin  einfallen,  liegen  vom  letzteren  Orte  die  an  Callianassen  reichen  Schichteu  an 
den  Lehnen  des  seichten  Thaies  bis  Böhm.-Trübau  hin  horizontal.  In  zahlreichen 
kleinen  Steinbrüchen,  die  hier  aufgeschlossen  sind,  arbeitete  ich  mit  meinem  Petre- 
factensammler  durch  längere  Zeit  im  Jahre  1877,  wodurch  der  paläontologische 
Charakter  der  früher  als  „Callianassen-Sandsteine  Reuss"  bezeichneten 
Schichten  erst  klar  wurde  und  seine  Uebereinstimmung  mit  den  Trigoniaschichten 
des  Isergebietes  ausser  Zweifel  gesetzt  wurde. 

Das  Gestein  ist  ein  röthlicher  plattiger  Kalkstein,  der  sehr  fest  mit  den 
Petrefacten  zusammenhängt  und  dieselben  meist  nur  als  Steinkerne  loslässt. 

Verzeichniss  der  in  den  an  Callianassen  reichen  Trigonia-Schichten 
bei  Böhm.-Trübau  aufgefundenen  Arten. 


Turritella  Fittoniana. 
Natica  Roemeri. 
Pleurotomaria  sp. 
Rostellaria  sp. 


Isocardia  gracilis. 
Protocardium  Hillanum. 
Mutiella  ringmerensis  (var.  crassi- 
testa). 


62 


Crassatella  macrodouta, 
Cypriua  quadrata. 
Ti'igonia  limbata. 
Area  subglabra. 
Pinna  decussata. 
Modiola  capitata. 
Pholadomya  aequivalvis. 
Panopaea  Ewaldi? 
Pauopaea  gurgitis. 
Tellina  semicostata. 
Cytlierea  polymorpha. 
Avicula  anomala. 
Perna  subspatulata. 
Inoceramus  (cf.  striatusj. 
Lima  Sowerbyi. 
Lima  dichotoma. 
Lima  ovata. 
Lima  iserica. 
Lima  semisulcata. 
Lima  multicostata. 

Ammonites  couciliatus  und  Stelaster 
Umgebung  von  B.-Trübau  gefunden. 


Pecten  laevis. 

Pecten  curvatus. 

Pecten  acuminatus. 

Pecten  Dujardinii. 

Vola  quinquecostata. 

Exogyra  conica. 

Exogyra  lateralis. 

Exogyra  laciniata. 

Ostrea  hippopodium  (var.  vesicularis). 

Ostrea  semiplana. 

Ostrea  frons. 

Anomia  subtruncata. 

Anomia  semiglobosa. 

Anomia  subradiata. 

Magas  Geinitzii. 

Krabbe. 

Callianassa  antiqua. 

Serpula  ampulacea. 

Cardiaster  anancliitis. 

tuberculifera  wurden  vor  Jahren  in  der 


Viel  schwieriger  und  complicirter  ist  das  Profil  von  Schirmdorf  gegen  die 
Anhöhe,  über  welche  die  Strasse  nach  Leitomischel  führt,  dieses  hat  aber  eine 
mehr  stratigraphische  als  paläontologische  Bedeutung, 

Unmittelbar  bei  Schirmdorf  (Semanin)  stehen  die  Trigoniaschichten  mit  zahl- 
reichen Callianassen  an  und  lehnen  sich  an  die  steil  aufsteigende  Berglehne,  welche 
aus  viel  älteren  Schichten  besteht  (Fig.  33). 

In  der  Schlucht  unterhalb  der  „Alten  Angerflur"  sind  noch  Spuren  eines 
Versuchsbaues  nach  Kohle  in  den  Perutzer  Schichten  (1).  Die  Korycaner  cenomanen 
Schichten  sind  hier  durch  einen  etwa  1  Meter  mächtigen  glauconitischen  Quader 


Fig.  33.  Profil  von  Schirmdorf  (S)  auf  die  Anhöhe  bei  Pozucha  in  der  Richtung  gegen  Leitomischel. 
1.  Perucer  Schichten  mit  verlassenem  Kohlenbau.  2.  Glauconitschichten  der  Korycaner  Schichten 
mit  Pect,  asper.  3.,  4.  Weisscnberger  Schichten.  5.  Grane  Letten  mit  Terebratulina  rigida  und 
zahlreichen  Foraminiferen  („u  Kaplicky").  6.  Bysicer  Uebergangsschichten  mit  grossen  grauen 
Knollen.    7.  Trigoniaschichten  mit  Callianassen.    7'  Trigoniaschichten  am  Fusse  des  Kozlovberges 

bei  Semanin  (S). 


63 

angedeutet  (2),  worauf  gleich  gi-aue  Pläner  mit  Inoceramus  labiatus  folgen  (3), 
Die  nun  folgenden  Schichten  findet  man  längs  der  Strasse  entblösst,  aber  die 
grosse  Armuth  an  Petrefacten  lässt  Einen  lange  in  Unsicherheit  über  das  genaue 
Alter  und  das  Aussehen  des  Gesteines  und  lässt  nur  vermuthen,  dass  es  Pläner 
der  Weissenberger  Schichten  sind  (3,  4).  Erst  bei  der  Semanmer  Kapelle  ist  eine 
Lettengrube  geöffnet,  welche  zahlreiche  Terebratulina  gracilis  liefert  (5). 

Weiter  treffen  wir  einen  Steinbruch 
in  festem  Plänergestein  geöffnet,  in  dessen 
oberster  Lage  ich  Ostrea  semiplana  (die 
kurze  breite  Varietät)  vorfand,  welche  in 
dieser  Gegend  den  tieferen  Horizont  der 
Trigoniaschichten  andeutet. 

Die  petrefactenreichen  Trigoniaschich- 
ten treffen  wir  erst  auf  der  Anhöhe  bei 
Pozucha,  wo  sie  gegen  das  Leitomischler 
Thal  einfallen. 

Bezüglich  des  Hangenden  der  Iser- 
schichten  in  dieser  Gegend  finden  wir  den 
nöthigen  Aufschluss  bei  Abtsdorf.  Auf  den 
in  zwei  mächtigen  Bänken  (Fig.  34,  1,  2)  auf- 
tretenden Trigoniaschichten  lagern  die  düuu- 
plattigen  Bryozoenkalke  (3),  welche  von  einer 
etwa  1  m.  mächtigen  Schichte  dunkelblauen 
Lettens,  welcher  sich  durch  die  daselbst  auf- 
gefundene Terebratula  subrotunda 
als  Repräsentant  der  Teplitzer  Schichten 
erkennen  lässt.  Derselbe  wird  von  typischen 
Priesener  Baculitenschichten  überlagert,  wie 
man  sie  bei  Leitomischel  und  Chotzen  wieder- 
findet. Diese  Auffassung  der  Schichtenfolge 
fand  neuestens  bei  einem  Strassenbau  in  Leitomischel  ihre  Bestätigung. 


Fig.  34.    Schema  der  Schichtenfolge  bei 
Abtsdorf. 

1.,  2.  Trigoniascbichten  I  igerschichten. 

3.  Bryozoenschichten       ( 

4.  Teplitzer  ScbicMen  mit  Terebratula 
subrotunda. 

5.  Priesener  Baculitenschichten. 


Die  Gegend  von  Sichrov,  Liebenau,  Böhm.-Eicha  und  Svetlä. 

Die  Untersuchung  dieser  Partie  fällt  in  die  früheren  Jahre  meiner  Arbeiten, 
wo  ich  noch  nicht  die  Gliederung  der  Iserschichten  kennen  gelernt  habe  und  da 
es  mir  nicht  möglich  war,  seitdem  wieder  längere  Zeit  in  der  Gegend  zuzubringen, 
so  muss  ich  mich  bloss  darauf  beschränken,  das  Vorkommen  der  Trigoniaschichten 
im  Allgemeinen  zu  erwähnen.  Ein  flüchtiger  Besuch  der  Gegend  würde  da  wenig 
geholfen  haben,  denn  um  die  einzelnen  Lagen  der  Trigoniaschichten  constatiren 
zu  können,  ist  ein  längeres  intensives  Sammeln  durch  einen  in  der  Gegend  woh- 
nenden Paläontologen  nöthig.  Im  Ganzen  scheint  das  Profil  von  Dolanek  bei  Turnau 
auch  für  diesen  Zug  der  Iserschichten  massgebend  zu  sein.  Die  tieferen  Lagen 
sind  selten  zugänglich  und  die  Anhöhen  bei  Sichrov,  sowie  der  gegen  Liebenau 
hinziehende  Semmelberg  liefern  zahlreiche  Calliauassascheeren.  Aus  der  Umgebung 


64 

von  Böhm.-Eiclia  erhielt  ich  von  dem  Oekouoraeu  Jos.  Skoda  aus  Radvauic  zahl- 
reiche Arten  aus  den  Trigoniaschichten,  aber  dieselben  waren  bloss  im  Thalgerölle, 
nicht  in  der  Schichte  selbst  gesammelt.  Ich  erwähne  davon  bloss:  Exogyra  laci- 
niata,  E.  conica,  Heteropora  magnifica,  Callianassa  antiqua  etc.  (Ein  Fragment 
von  Macropoma  speciosum  deutet  darauf  hin,  dass  in  dieser  Gegend  ein  guter 
Fundort  von  Fischen  in  den  Wehlowitzer  Plänern  besteht.)  Die  Rhynchonellen- 
bank  von  Wlachai  dem  Alter  nach  näher  bezeichnen  zu  wollen,  ist  bis  jetzt 
schwierig,  denn  es  lässt  sich  nur  vermuthen,  dass  es  entweder  die  Rhynchonellen- 
schichte  der  Bysicer  Uebergangsschichten  ist  (Zimof)  oder  dass  sie  dem  Zwischen- 
pläner  angehört.  Eine  auifallende  Erscheinung  ist,  dass  sich  die  petrefactenführendeu 
Trigoniaschichten  so  hoch  gegen  das  Jeschkengebirge  hinaufziehen,  denn  sie  lassen 
sich  selbst  unterhalb  des  Ortes  Svetlä  beobachten. 

Die  sächsische  Schweiz  ist  für  den  Paläontologen  ein  trostloses  Gebiet  und 
ich  muss  mich  hier  darauf  beschränken,  die  Gründe  anzugeben,  weshalb  wir  einen 
Theil   der  mächtigen  Quaderwände   als   zu   den  Iserschichten  gehörig  betrachten. 

Den  ersten  Anhaltspunkt  fand  ich  am  Fusse  des  hohen  Schneeberges,  wo 
über  den  Quadersanden  mit  Inoceramus  labiatus  glauconitische  und  graue  Pläner 
mit  Ammonites  Woolgari  (Malnitzer  Schichten)  den  Quader  des  eigentlichen  Schnee- 
berges unterteufen.  *)  Nach  den  in  der  Melniker  Gegend  gemachten  Erfahrungen 
können  also  die  Quader  des  hohen  Schneeberges  nur  den  beiden  Kokoriner  Quadern 
entsprechen.  Die  hier  aufgefundeneu  Petrefacten  Lima  multicostata  und  Rhyncho- 
nella  (Steinkerne)  sprechen  nicht  dagegen.  Höchstens  wäre  hier  darüber  noch  die 
Quaderfacies  der  Trigoniaschichten  zu  suchen,  was  bei  dem  Mangel  an  gut  erhal- 
tenen Petrefacten  eine  undankbare  Arbeit  ist. 

Vom  hohen  Schneeberge  aus  neigen  sich  die  Quaderschichteu  dem  Elbethale 
zu  und  bei  Herrnskretschen  nehmen  sie  etv/a  die  obere  Hälfte  der  Felswände  ein. 
Die  oberste  Lage  der  Quader  ist  bedeutend  fester  als  die  tieferen  und  kann  gut 
als  Quaderfacies  der  Trigoniaschichten  aufgefasst  werden. 

Diese  feste  Schichte  ermöglichte  die  Bildung  des  Präbischthores. 

Bei  Dittersbach  fand  ich  in  den  höchsten  Lagen  dort,  wo  das  Gloriett  am 
Rudolf  stein  steht,  eine  16rippige  Lima  multicostata,  ganz  wie  sie  in  den  typischen 
Trigoniaschichten  vorkommt. 

Vom  Elbethal  liegen  die  Quader  der  Iserschichten  fast  horizontal,  ostwärts 
bis  in  die  Gegend  von  Böhm.-Kamnitz ;  hier  liegen  darüber  die  Priesener  Bacu- 
litenschichten  und  darauf  die  Chlomeker  Saudsteine,  die  dann  auch  fast  horizontal 
bei  Tannberg  und  Schönlinde  sich  direct  an  das  Urgebirge  anlagern.  **) 


Die  Gegend  zwischen  Weckelsdorf  und  Braunau. 

Zur  Orientirung  bezüglich  des  Alters  der  berühmten  Adersbach -Weckelsdorfer 
Felsen  habe  ich  zwei  Profile  aufgenommen  und  zwar  das   eine  vom  Rande  der 


*)  Weissenberger  Schichten,  p.  48. 
**)  Vergleiche  Prof.  Krejci:  Archiv  I.,  II.  p.  130. 


65 

Kreidegebilde  im  Braunauer  Tliale,  nach  dem  Weckelsdorfer  Thale  gegeu  Mohren, 
das  andere  von  Weckelsdorf  gegen  die  Felsenpartie  hin. 

Das  erste  beginnt  mit  einem  interessanten  Contactprofile  am  Eiseubahn- 
einschnitt  bei  der  Station  Bodisch. 

Wenige  Schritte  in  der  Richtung  gegeu  Brauuau  hin  gelangt  man  an  einem 
Punkte  an,  wo  die  Kreideformation  sich  an  die  Permformation  au  einer  Rutschungs- 
spalte anlegt. 

Die  tiefsten  Schichten,  die  Perutzer,  sind  hier  verdeckt  und  die  Sandstein- 
Felsen,  welche  sich  an  das  Rothliegende  (Fig.  38,  1)  anlagern,  gehören  den  Kory- 
caner  (2)  und  den  tiefsten  Lagen  der  Weissenberger  Schichten  an  und  haben  das 
Aussehen  wie  die  Inoceramenschichteu  von  Zohsee  bei  Landskron  (3). 

Leider  gibt  es  hier  keine  Petrefacten  und  man  kann  bei  Schilderung  des 
Profiles  gegen  Weckelsdorf  hin  nur  anucäherungsweise  die  Absätze  im  Terrain  nach 
ihrem  petrographischen  Charakter  und  durch  Vergleichung  mit  ähnlichen  anderwärts 
petrefactenführeuden  Schichten  deuten. 

Bei  der  Station  Bodisch  (3,  4)  finden  wir  schwarzgraue,  an  Fucoideu  reiche 
Pläner  mit  härteren  glauconitischeu  Partien,  welche  sehr  au  das  Gestein  von  Zohsee 
bei  Landskron  erinnern.  In  der  nun  folgenden  sattelförmigen  Niederung  gewahrt 
man  nasse  gelbe  Mergel  (Semitzer),  welche  aber  nirgends  aufgeschlossen  sind  (5). 
Die  nächste  Anhöhe  besteht  aus  festen  grauen  (rostroth  verwitterten)  Bauplänern, 
in  welchen  es  mir  gelang,  Inoceramus  Brougniarti  und  Lima  Sowerbyi  nachzuweisen. 

Wir  befinden  uns  hier  ohne  Zweifel  im  Niveau  der  Wehlowitzer  Pläner  (6). 
Den  Kamm  dieser  Anhöhe  bildet  ein  an  Spougiten  reicher,  sehr  fester  Sand- 
stein (7),  den  wir  später  am  Weckelsdorfer  Profile  an  der  Basis  der  Iserschichten 
autreft'eu  werden  und  welcher  dem  Rhynchonellenquader  der  Bysicer  Schichten 
entspricht  (8). 

Die  bewaldete  Niederung,  welche  sich  gegen  den  Vostasberg  hinzieht,  birgt 
wohl  ausser  etwas  Uebergangsschichten  hauptsächlich  den  unteren  Kokofiner 
Quader,  der  genannte  Berg  aber,  welcher  nur  ein  Fragment  der  Weckelsdorfer 
Felsen  darstellt,  wird  vom  zweiten  Kokofiner  Quader  gebildet  (9). 

Die  beigelegte  Skizze  entwarf  ich  von  einer  Anhöhe  zwischen  Ober -Weckels- 
dorf und  der  Station  Bodisch  am  Wege  nach  Deutsch -Wernersdorf,  passirte  dann 
das  Thal,  um  mich  von  der  Beschaffenheit  der  einzelnen  Schichten  zu  überzeugen. 

Die  Basis  für  das  zweite  Profil  findet  man  im  Steinbruche  an  der  Marien- 
kirche in  Weckelsdorf  und  in  einem  anderen  an  der  gegenüberliegenden  Lehne.  Es 
sind  hier  graue  feste  Baupläner  aufgeschlossen,  in  denen  ich  nach  langem  Suchen 
nachstehende  Petrefacten  vorfand: 

Fischstachel,  10  cm.  lang,  an  der  Basis  Pecten  curvatus. 

2  cm.  breit,   mit  rauher  Oberfläche.          Vola  quinquecostata. 

Ammonites  peramplus.  Exogyra  conica. 

Baculites.  Cidaris  (subvesiculosa?).  Stacheln. 

Inoceramus  Brougniarti.  Micraster? 

Lima  multicostata.  Stelaster  sp. 
Lima  sp. 


nn 


Von  dem  Steinbruche  gegenüber  der  Marienkirche  verfolgte  ich  die  Schichten 
an  dem  Waldwege,  der  gegen  den  Holsterberg  hinführt. 

Ich  fand  bloss  fucoidenreiche,  graue,  knollige  Pläner  mit  sehr  harten  kleinen 
Knollen  und  erst  hinter  einem  Holzschlage  führte  der  Weg  an  einer  Bank  festen 
grauen  Spongitensandsteins  vorbei,  der  einen  Vergleich  mit  dem  Rhynchonellen- 
quader  der  Bysicer  Uebergangsschichteu  zulässt. 

Es  liegen  darauf  noch  etwas  graue  Pläner  und  dann  gleich  die  mächtigen 
Quadermassen,  welche  ich  für  die  beiden  Kokofiner  Quader  unseres  Ideal-Profiles 
halte  (Fig.  35,  3,  4). 

Die  höchste  Lage  der  Quader  ist  merklich  fester  als  die  tieferen  Partien 
und  zeichnet  sich  durch  zahlreiche  nuss-  bis  kopfgrosse  Höhlungen  an  den  ver- 
witterten Wänden  aus  (Fig.  39). 

Diese  Höhlungen  betrachtete  ich  früher  als  durch  Auswaschung  der  mürberen 
Stellen  entstanden,  war  aber  nicht  wenig  überrascht,  diese  Höhlungen  an  frisch 
gesprengten  Blöcken  in  ganz  gesundem  Gestein  wiederzufinden  (Fig.  36). 

Da  in  kalkigen  Schichten  gleichen  Alters  in  der  Gegend  von  Chotzen  zahl- 
reiche Höhlungen  vorkommen,  von  denen  ich  nachgewiesen  habe,  dass  sie  von 
dem  Meeresschwamme  Plocoscyphia  labyrinthica  herrühren,  so  ist  es  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  auch  diese  Höhlungen  ähnlichen  Meeresschwämmen  ihren  Ursprung 
verdanken. 

Es  gewinnt  dadurch  auch  meine  Ansicht,  dass  diese  festen  höchsten  Sandstein- 
lagen der  Weckclsdorfer  Felsen  dem  unteren  Theile  der  Chorousker  Trigoniaschichten 
in  der  Facies  von  Quadern  entsprechen,  eine  Bestätigung. 

Eine  Wiederholung  des  geschilderten  Profiles  finden  wir  am  Wege,  den  die 
Touristen  von  Springer's  Restauration  zu  dem  Felseneingange  einschlagen.  Man 
geht  zuerst  an  grauen  Plänern  der  Weissenberger  Schichten  mit  Lima  elongata 
vorbei,  trifft  dann  unterhalb  der  Echobaude  kalkige  Lagen  mit  ziemlich  viel  Petre- 
facten  an,  welche  den  Bysicer  Uebergangsschichteu  angehören. 

Scaphites  Geinitzii.  Inoceramus  Brongniarti. 

Hamites?  Lima  elongata. 

Mutiella  sp.  Ostrea  semiplana. 

Cyprina  quadrata.  Exogyra  couica. 
Tellina? 

Am  Eingange  in  die  Felsenstadt  haben  die  Quadersande  65  m.  Höhe  und 
ist  darin  wohl  hauptsächlich  der  zweite  Kokoriner  Quader  vertreten,  während  die 
Spitzen  der  Quadersäulen,  welche  durch  ihre  bizarren  Formen  an  Kronen  (Fig.  37), 
Vögel,  Menscheuköpfe  u.  s.  w.  erinnern,  wieder  die  Trigoniaschichten  vertreten, 
wie  wir  es  am  früheren  Profile  gesehen  haben. 

Die  durch  fortschreitende  Verwitterung  theilweise  oder  ganz  geöffneten 
Spongienhöhlungen  unterstützten  die  Bildung  der  zackigen  Formen,  wie  wir  sie 
z.  B.  an  der  sogenannten  Krone  wahrnehmen.  Da  das  Gestein  selbst  aber  sehr 
fest  ist,  so  widersteht  es  den  Witterungseinflüssen  sehr  lange  und  dürfte  bis  7:ur 
Bildung  der  jetzigen  Gestalt  viel  Zeit  verstrichen  sein.  (Der  schwefelgelbe  Auflug 


67 

an  den  Qiicaderwänden  sind  Soridieu  von  Lebermosen.  Hie  und  da  triift  man  an 
den  herumliegenden  Blöcken  den  kleinen  Pilz  Sphyridium  bissoides  in  Unzahl.) 
Auch  bei  Adersbach  habe  ich  schon  früher  *)  nachgewiesen,  dass  die  grauen 
Pläner,  welche  unter  die  Quaderfelsen  einfallen,  vom  Alter  der  Weissenberger 
Schichten  sind;  denn  sie  lieferten: 

Inoceraraus  labiatus,    Lima  elongata,     Lima  multicostata. 


Fig.  35.    Profil  der  Weckelsdorfer  Felsen.    A.  Weg  nach  Adersbach.     S.  Springer's  Restauration. 

E.  Echohaude.     T.  Eingang   zu    den  Felsen.     1.   Blaue   Pläner   mit   Lima   elongata.    2.   Bysicer 

Uebergangsschichten.    3.,  4.  Kokofiner  Quader.     5.   Lage  mit   Schwammhöhlungen,  verschiedene 

Figuren  bildend,  wahrscheinlich  ein  Aequivalent  der  Trigoniaschichten. 


nm^^.->f^ 


Fig.   36.     Frisch    gesprengter    Sandsteinblock    der 
höchsten  Lagen  d.  Weckelsdorfer  Felsen  mit  Höh- 
lungen nach  Spongien.     Vio  nat.  Grösse. 


Fig.  37.  Die  sogenannte  „Krone".  Ver- 
witterungsrest der  an  Spongienhöhlungen 
reichen  höchsten  Lage  der  Weckelsdorfer 
Felsen.  (Trigoniaschichte?)  etwa  Vsn  "at. 
Grösse. 


*)  Weissenberger  Schichten,  p.  44. 


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Zur  Aufnahme  vou  Profilen  sind  hier  aber  die  Verhältnisse  nicht  so  günstig 
wie  bei  Weckelsdorf. 


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Fig.  39.    Block  des  Quadersandes  aus  den  höchsten  Lagen 

der  Weckelsdorfer  Felsen  mit  angewitterteu  Höhlungen  nach 

Spongien.  (Von  dem  Rücken,  der  sich  von  Weckelsdorf  gegen 

den  Holsterberg  hinzieht.)    V20  oat.  Gr. 


Die  Gegend  von  Hohenmanth   und   Leito- 

mischel. 

Bei  Zamrsk  beginnt  das  muldenförmige  Thal, 
das  sich  über  Hohenmauth  bis  hinter  Leitomischel 
hinzieht  und  dessen  Lehnen  von  den  zur  Achse  des 
Thaies  einfallenden  Iserschichten  gebildet  werden. 

Auch  hier  empfiehlt  es  sich,  behufs  des  ein- 
gehenden Studiums,  Profile  vom  Rande  des  Com= 
plexes  gegen  dessen  Centrum  zu  verfolgen,  wozu 
wir  hier  namentlich  von  dem  Luze-NeuschlosS' 
Budislaver  Thale  aus  gute  Gelegenheit  haben. 

Als  erste  Tour  wollen  wir  die  Linie  Vinar* 
Vraclav-Zämrsk  betrachten. 

Vinar  erreicht  man  etwa  in  einer  Stunde 
von  der  Station  Uhersko  oder  Zämrsk-Hohenmauth 
und  findet  daselbst  südlich  vom  Dorfe  in  einer 
Schlucht  „u  Pazderny"  am  Fusse  des  sich  nach 
südöstlicher  Richtung  hin  erhebenden  Pläner- 
zuges  Semitzer  Mergel  und  graue  Pläner  vom 
Alter  der  Dfinover  Knollen  (1,  2),  welche  letztere 
sehr  reich  an  Scaphiten,  Baculiten  und  anderen 
Petrefacten  sind. 


69 

(Dieselben  Schichten  sind  auch  an  der  Strasse  nach  Vraclav  entblösst,  am 
Fusse  der  Anhöhe  „Na  varte",  wo  meine  Schüler,  die  Gebrüder  Hanns,  sehr 
fleissig  sammelten.  Das  häufige  Vorkommen  der  Terebratulina  rigida  ist  sehr  be- 
zeichnend und  könnte  nebst  anderen  noch  näher  zu  untersuchenden  Vorkommnissen 
den  Anfänger  zu  der  Idee  verleiten,  es  seien  dies  Teplitzer  Schichten.) 

Vr. 


Fig.  40.  Profil  von  Vinar  nach  Vraclav  (unweit  Hohenmauth).  Vi.  Vinar.  P.  Pazderua.  Vr.  Vraclav. 
M.  St.  Niclas.  1.  Semitzer  Mergel.  2.  Dfinover  Knollen.  3.  Wehlowitzer  Fischpläner  und  Mal- 
nitzer  Schichten.  4.  Bysicer  Uebergangs-Schichten  mit  Halec  Sternbergii.  5.  Tiefere  Lagen  der 
Trigoniaschichten.    6.  Höhere  Lagen  der  Trigoniaschichten  mit  Callianassa  und  Hemiaster  plebeius. 

Verzeichniss  der  bei  Stadouii  („Na  varte")  in  den  Semitzer  Mergeln 
der  Weissenb  erger  Schichten  aufgefundenen  Arten. 

(Gesammelt  von  Herrn  Hanus.) 


Ammonites  peramplus. 
Hamites  sp. 
Scaphites  Geinitzii. 
Aptychus  sp. 
Baculites  sp. 
Scalaria  Clemeutiua. 
Natica  lamellosa. 
Rostellaria  megaloptera. 
Rostellaria  subulata. 
Rostellaria  calcarata. 
Voluta  Roemeri. 
Voluta  suturalis. 
Rapa  cancellata. 
Deutalium  cidaris. 
Nucula  pectinata. 
Nucula  sp. 
Leda. 
Area  sp. 

Modiola  capitata. 
Lithodomus  cf.  rostratus. 
Tellina  sp. 
Venus. 


luoceramus. 
Gervillia  solenoides. 
Avicula  auomala. 
Lima  Sowerbyi. 
Lima  semisulcata. 
Lima  multicostata. 
Lima  elongata. 
Pecten  Nilssoni. 
Pecteu  curvatus. 
Pecten  subpulchellus. 
Pecten  (serratus). 
Spondylus  spinosus. 
Ostrea  hippopodium. 
Ostrea  semiplana. 
Ostrea  frons. 
Exogyra  lateralis. 
Anomia  subradiata. 
Anomia  subtruncata. 
Terebratulina  rigida. 
Terebratulina  chrysalis. 
Rhynchonella  (Cuvieri?). 
Magas  Geinitzii. 


70 

Pollicipes. 
Tragos  globulare. 
Froudicularia  augusta. 


Crystellaria  rotulata. 
Micraster  sp. 
Cypliosoma  radiatum. 


Auf  der  Aubölie  bei  Viuar  siud  grosse  Steinbrüche  im  Pläuergesteiu  geöffnet 
und  obzwar  Petrefacten  hier  keine  Seltenheit  sind,  so  macht  hingegen  die  präcise 
Eruirung  der  Schichte,  aus  der  sie  stammen,  doch  grosse  Scliwierigkeiten.  Ein 
Theil  der  aufgefundenen  Arten  gehört  unzweifelhaft  dem  AVehlowitzer  Pläner  an, 
welcher  hier  eine  der  tiefsten  der  abgebauten  Bänke  bildet  (3) ;  es  sind  dies  z.  B. : 


Dercetis  Reussi. 
Euoploclythia  Leachii. 


Glyphitheutis  oruata. 
Perna  cretacea. 


Die   Malnitzer  Schichten   konnte   ich   bisher  nicht  genau   ausscheiden. 


Verzeichnlss  der  in  den  Steinbrüchen  bei  Vinar  gesammelten 

Petrefacten. 


Otodus  appendiculatus. 

Lamna  raphiodon. 

Corax  heterodon  (bis  22  mm.  breit). 

Saurocephalus  marginatus. 

Spinax  sp. 

Ptychodus  sp. 

Picuodus  scrobiculatus. 

Dercetis  Reussi. 

Halec  Sternbergii. 

Osmeroides  sp. 

Beryx  (Schuppen). 

Lepidenteron. 

Scaphites  Geiuitzii. 

Aptychus  sp. 

Ammonites  peramplus. 

Ammonites  Austeni. 

Glyphitheutis  ornata. 

Turritella  Fittoniana. 

Scala  decorata. 

Pleurotomaria  seriatogranulata. 

Turbo  (Goupilianus). 

Rostellaria  Requieniana. 

Voluta  Roemeri. 

Cardium  productum. 

Isocardia  gracilis. 

Erii)hyla  lenticularis. 

Nucula  sp. 


Leda  sp. 

Area  subdinensis. 

Area  echinata. 

Pinna  decussata. 

Pholas  sclerotites. 

Modiola  capitata. 

Pholadomya  aequivalvis. 

Panopaea  mandibula. 

Panopaea  Gurgitis. 

Venus  sp. 

Avicula  anomala. 

Gervillia  soleuoides  (Riesenexemplare). 

Perna  cretacea. 

luoceramus  Brongniarti. 

Inoceramus  sp. 

Lima  dichotoma. 

Lima  multicostata. 

Lima  iserica. 

Lima  Sowerbyi. 

Pecten  Nilssoni. 

Pecteu  Dujardiuii. 

Ostrea  semiplaua  (breite  Varietät). 

Ostrea  frous. 

Exogyra  lateralis. 

Anomia  subtruncata. 

Anomia  semiglobosa. 

Rhynchouella  plicatilis. 


71 

Euoploclythia  Leachii.  Stellaster. 

Pollicipes.  Flabellina  cordata. 

Cidaris  sp.  Serpula  adhaereus. 

Micraster  sp.  Sequoia  Reichenbacbi. 
Cyphosoma  (Stacheln). 

Etwa  6  Meter  unter  der  Ackerkrume  kommen  Knollenlagen  vor,  welche  die 
Lagerstätte  des  Halec  Sternbergii  sind  und  wahrscheinlich  dem  Alter  nach  den 
Bysicer  Uebergangsschichten  entsprechen  (4).  Auch  wurde  in  diesen  Knollen  ein 
Prachtexemplar  eines  68  cm.  langen  Osmeroides  aufgefunden,  der  wahrscheinlich 
einer  neuen  Art  angehört. 

Die  höchsten,  im  Steinbruche  bei  Vinar  entblössten  Schichten  entsprechen 
dem  tieferen  an  Petrefacten  armen  Theile  der  Trigoniaschichten  (5);  der  obere 
Theil  ist  hier  nicht  vorhanden. 

In  der  Richtung  gegen  Vraclav  hin  treten  auf  diesen  Planern  der  Vinarer 
Brüche  immer  jüngere  Lagen  hinzu. 

In  einem  kleinen  Steinbruche  bei  Vraclav  traf  ich  schon  die  Trigoniaschichten 
mit  Exog.  laciniata  an,  im  Orte  selbst  stehen  schon  Lagen  von  Platteukalkeu  mit 
Callianassa  antiqua,  Hemiaster  plebejus  und  Serpula  socialis  an  (6). 

In  Vraclav  selbst  lässt  sich  das  Profil  von  der  Thalsohle  bei  der  Kirche 
St.  Nikolai  längs  des  Weges  bis  zur  oberen  Kirche  verfolgen. 

Die  Quellen  bei  der  Nikolaikirche  stehen  unzweifelhaft  mit  den  in  der  Thal- 
sohle verdeckten  Semitzer  Mergeln  in  Zusammenhang. 

In  einem  Steinbruche  neben  der  Nikolaikirche  sammelte  mein  Schüler  Herr 
Hanns  viele,  die  Drinover  Knollen  charakterisirenden  Arten. 

Etwa  in  der  halben  Lehne  fand  ich  einen  Zweig  von  Sequoia  Reichenbacbi, 
welche  den  Wehlowitzer  Horizont  hier  andeutet  und  ganz  oben  hinter  dem  Fried- 
hofe stehen  die  Trigoniaschichten  an. 

Von  Vinar  über  Vraclav  bis  auf  den  Vrchovitzer  Berg  hin  lagern  die  unä 
beschäftigenden  Schichten  fast  horizontal  mit  einer  ganz  schwachen  Neigung  gegen 
die  Achse  der  Mulde,  aber  der  äusserste  Rand  ist  dann  plötzlich  umgebrochen  und 
fällt  in  einem  Winkel  von  45°  gegen  dieselbe  ein,  wie  man  das  beim  Meierhofe 
Mladejov  und  bei  Zämrsk  beobachten  kann. 

Ein  vollkommenes  Profil  finden  wir  in  Neuschloss  beim  Aufsteigen  gegen 
die  Anhöhe  bei  Chotovis.  Am  Bache  stehen  in  der  Richtung  zur  Habersky-Mühle 
die  glauconitischen  Quadersande  der  Korycaner  Schichten  an  (1),  auf  welche  ganz 
ähnlich  wie  bei  Wildenschwert  die  mit  Inoceramus  labiatus  angefüllten  Pläner 
liegen  (2).  Die  nun  folgenden  Schichten  sind  am  Fahrwege  nach  Chotovis  en^:;. 
blösst;  zuerst  knollige  graue  Planer  (3),  dann  vor  dem  ersten  Kreuze  die  Kuollen- 
fucoiden  und  die  gelben  Pläner  mit  Epiaster  (4),  auf  welche  gewöhnliche  Semitzer 
Mergel  folgen  (5). 

Beim  zweiten  Kreuze  stehen  festere  Pläuerschichten  au,  die  den  Drinover 
Knollen  und  Wehlowitzer  Plänern  entsprechen  (6).  Im  Dorfe  Chotovis  sind  nasse 
Mergel  mit  zahlreichen  Fischschuppenfolgeu  zugänglich  (7)  und  dürften  ebenso  wie 


T2 

die   darauf  liegendeu  blauen  Pläner  mit  Lima  elougata   vom  Alter   der  Malnitzer 
Sdüchteu  sein  (8). 

Beim  Aufsteigen  gegen  die  auf  der  Anhöhe  gelegene  Kirche  trifft  man  über 
den  Plänern  mit  Lima  elougata  die  Kuollenschichteu  der  Bysicer  Uebergangs- 
schichten  an,  welche  wahrscheinlich  dem  Horizont  des  Halec  Sternbergii  in  den 
Steinbrüchen  von  Viuar  entsprechen  (9).  Die  darauf  folgenden  Baupläner  könnte 
man  als  ein  Aequivalent  der  Kokofiner  Quader  ansehen  (10),  denn  die  darauf 
liegenden  petrefactenarmen  Pläner  erweisen  sich  durch  die  Scyphienhöhluugen, 
sowie  durch  die  stammförmigen  Concretioneu  als  die  tieferen  Glieder  der  Trigonia- 
schichten  (11),  welche  hier  den  Schluss  der  Schichteufolge  bilden. 


Fig.  41.    Profil  von  Neuscbloss  (N)  auf  die  Anhöhe  von  Chotovis  (ch). 

1.  Glauconitische  Korycaner  Schichten.  2. — 6.  Weissenberger  Schichten.  2.  Lage  mit  zahh'eichen 
grossen  Inoceramus  labiatus.  3.  Knollige  graue  Pläner.  4.  Gelbe  Pläner  mit  Epiaster  sp.  5.  Se- 
mitzer  Mergel.  6.  Drinover  Knollen,  nach  oben  in  harten  (Wehlowitzer?)  Baupläner  übergehend. 
7.  Bläuliche  Letten  mit  Fischschuppen.  8.  Blaue  Baupläner  mit  Lima  elougata  (Malnitzer).  Dorf 
Chotovis.  9.  Bysicer  Uebergangsschichten  mit  Fischknollen.  10.  Baupläner  (vielleicht  Aequivalent 
der  Kokoi'iner  Quader).  11.  Pläner  mit  senkrechten  Concretioneu  und  kleinen  Höhlungen  nach 
Spongien.  Kirche  Chotovis.    (NB.  Die  Trigoniaschichteu  beginnen   erst  weiter  gegen  Leitomischel 

beim  Wirthshause  „u  3  kocouru",) 


Die  petrefacteureicheu  Trigoniaschichteu  der  Iserschichten  treffen  wir  erst 
weiter  gegen  Leitomischel  hin,  wo  sich  bei  dem  isolirt  stehenden  Wirthshause 
„bei  3  Katern"  eine  gute  Gelegenheit  zum  Einsammeln  von  Petrefacten  findet. 
Ich  führe  hier  die  vorkommenden  Arten  nicht  an,  weil  wir  diese  Fauna  beim 
nächsten  Profil  „Desua",  das  die  Fortsetzung  derselben  Schichte  liefert,  Gelegen- 
heit haben  werden,  besser  kenneu  zu  lernen. 

Ein  ähnliches  Profil  treffen  wir  etwas  weiter  südlich  bei  Budislav,  Desna 
und  Lubnä  an. 


Die  an  das  Urgebirge  angelagerten  Korycauer  Schichten  treffen  wir  bei  Bn- 
dislav  in  Steinbrüchen  geöffnet.  Dort  fand  ich  auf  Platten,  welche  mit  einer  Thon- 
lage  in  Berührung  standen,  positive  Abdrücke  irgend  eines  Organismus,  welche 
beim  ersten  Anblick  an  die  Erscheinung  des  Cheirotherium  aus  dem  bunten  Sand- 
stein lebhaft  erinnern.  Bei  genauerer  Beobachtung  zeigte  es  sich,  dass  nicht  bloss 
4  oder  5  fingerartige  Wülste,  sondern  oft  6 — 7  vorhanden  sind.  Geinitz  bildet 
etwas  sehr  Aehuliches  unter  dem  Namen  Epitheles  furcata  Goldfuss  ab.  (Elbe- 
thalgeb.  I.  Taf.  8  Fig.  8.) 

Die  w^eitere  Schichtenfolge  der  tieferen  Weissenberger  Schichten  ist  hier 
nicht  so  zugänglich  wie  bei  Neuschloss  und  man  muss  sich  in  den  verschiedenen 
Thälern  hier  die  Glieder  des  Profils  zusammensuchen. 

In  L  u  b  n  a  findet  man  die  scaphitenreicheu  Df iuover  Knollen,  wie  wir  sie  in 
Vinar  bei  der  „Pazderna"  kennen  gelernt  haben  und  die  jüngeren  Lagen  sind 
dann  gut  bei  Desna  zugänglich.    (Fig.  42.) 

Hier  stehen  in  der  Thalsohle  bei  der  Mühle  Pläner  mit  Lima  elongata  und 
Ostrea  lateralis  an  (1)  (Wehlowitzer?). 

In  der  Linie  oberhalb  der  Mühle  auf  der  alten  Strasse  (S)  findet  man  Bau- 
pläner ohne  Petrefacten  (2)  von  Alter  der  Maluitzer  Schichten  (?) ;  au  der  neuen 
Strasse  (N)  blaue  Baupläuer  mit  senkrechten  Concretionen  (3).  Dann  folgen  die 
tieferen  Lagen  der  Trigouiaschichten,  welche  nach  oben  hin  zahlreiche  Höhlungen 
nach  Spongieu  aufweisen  (4). 

Unterhalb  der  ersten  Häuser  von  Desna  stehen  schon  die  Trigouiaschichten 
mit  zahlreichen  Lima  multicostata  an  (5),  worauf  dann  erst  im  Dorfe  selbst  in 
einem  zwischen  den  Häusern  befindlichen  Steinbruche  die  sehr  reichen  Lagen  mit 
Serpula  socialis,  Callianassa,  Lima  iserica  und  Bryozoen  folgen  und  in  ihren 
höchsten  Partien  den  Bryozoeuschichten  entsprechen  dürften  (6). 


^A^ 


S)^jm.^ 


vi?,  S. 


P'ig.  42.  Profil  bei  Desua.  M.  Mühle.  S.  Alte  Strasse.  N.  Neue  Strasse.  D.  links:  die  tieferen 
Häuser  von  Desna.  D.  rechts:  die  höchsten  Häuser  von  Desna.  1. — 3.  Weissenberger  Schichten. 
1.  Graue  Pläner  mit  Lima  elongata.  2.  Baupläuer.  3.  Blaue  Baupläner  mit  senkrechten  Concre- 
tionen.   4.  Tiefere  Trigouiaschichten,   nach   oben   mit  kleinen  Höhlungen  uach  Spongien.     5.  Tri- 

goniaschichten.     6.  Bryozoenschichten  (?). 


74 


Verzeichniss  der  in  den  Trigoniaschichten  in  Desna  aufgefundenen 

Arten. 


Baculites  (uiidulatus). 
Turritella  iserica. 
Turritella  Fittouiana. 
Pleurotomaria  linearis. 
Turbo  Goupiliauus. 
Piostellaria. 

Crassatella  macrodouta. 
Miitiella  riuginerensis. 
Trigouia  limbata. 
Area  subglabra. 
Mytilus  radiatus. 
Modiola  capitata. 
Modiola  typica. 
Pholadomya  aequivalvis. 
Pauopaea  gurgitis. 
Paiiopaea  Ewaldi. 


Avicula  auomala. 
Telliua  semicostata. 
Lima  Doupiuiaua. 
Lima  iserica. 
Lima  dicliotoma. 
Pecteu  curvatus. 
Pecten  acumiuatus. 
Vola  qiiiuquecostata. 
Exogyra  conica. 
Exogyra  Matherouiaua. 
Ostrea  semiplana. 
Aüomia  subradiata. 
Serpula  socialis. 
Vioa  cateuata. 
Flabelliua  elliptica. 


Von  Desna  aus  kann  man  dann  die  Trigoniaschichten  auf  der  ganzen  Hoch- 
ebene bis  gegen  Leitomischel  verfolgen,  wo  sie  dann  unter  die  Teplitzer  und 
Priesener  Schichten  einfallen. 

Im  Süden  von  Leitomischel  erreicht  man  die  Grenze  der  Kreidegebilde  unter- 
halb Policka,  wo  ein  verlassener  Kohlenbau  „v  Letkovnäch"  die  Perutzer  Schichten, 
sowie  die  glauconitischen  Quader  der  Korycaner  Schichten  eutblösste. 

Auf  diesem  ruhen  nasse  Mergel  (Semitzer)  und  dann  Lioceramenpläner,  die 
bis  nach  Policka  hin,  wo  denselben  an  der  Stadt  selbst  der  rostgelbe  Planer  mit 
Epiaster  (Nro.  5  des  Kerhartitzer  Profils)  aufgelagert  ist. 


F    T    B.C.  E. 


Fig.  43.    Profil  bei  Leitomischel  (L)  in  der  Richtung  von  Osten  nach  Westen. 
E.  Trigoniaschichten   mit   grossen  Exogyra  conica.     C.  Desgleichen   mit  zahlreichen  Scheeren  von 
Callianassa  antiqua.    B.  Bryozoenschichteu  (Sadräk).     T.  Blaue  Thone  mit  Terebratula  subrotunda 

(Teplitzer  Schichten).    P.  Priesener  Schichten. 


Wo  die  Strasse  gegen  den  „Velky  kopec"  nach  Haua  aufsteigt,  gewahrt  man 
graue  Knollenpläner  (Dfinover  Knollen),  aus  denen  ich  in  der  Schulsammlung  von 
Policka  unter  anderen  Petrefacten  Baculites  undulatus  vorfand. 

In  Lesnik  ist  das  Thal  bis  auf  die  nassen  Semitzer  Mergel  eingeschnitten. 


75 


Die   Dfiuover   Kuolleupläuer   in    der    halben    Höhe    der   Thalsohle    lieferten 
zahlreiche  Scaphiten  und  Baculiteu,  sowie  das  Fragment  eines  grossen  Hamiten. 

Die  höchsten  hier  anstehen- 
den Pläner  scheinen  noch  in  das 
Bereich  der  Malnitzer  Schichten 
zu  gehören,  denn  ich  erhielt 
daraus  ein  typisches  Exemplar 
der  Pleurotomaria  seriatogranu- 
lata,  wie  wir  sie  gewohnt  sind 
im  Cencicer  Grünsande  zu  finden. 

Die  typischen  Iserschichten 
treffen  wir  erst  weiter  nördlich, 
wo  die  Strasse  „am  Nadel- 
w  a  1  d"  das  Sebranitzer  Thal 
kreuzt.  Diese  Gegend  heisst  „Na 
Doleckäch".  An  dem  gegen 
Leitomischel  aufsteigenden  Theile 
der  Strasse  ist  ein  Steinbruch 
geöffnet,  in  welchem  die  grauen 
Fischknollen  der  Bysicer  Schich- 
ten eutblösst  sind  und  ich  fand 
in  einem  derselben  Beste  eines 
Picnodus.  Darüber  liegen  die  Tri- 
goniaschichteu,  die  sich  von  hier 
aus  bis  nach  Leitomischel  ver- 
folgen lassen. 

In  der  unmittelbaren  Nähe  von  Leitomischel,  namentlich  bei  Cerekvic, 
treten  die  Trigoniaschichten  au  vielen  Stellen  zu  Tage  und  das  von  Calliauassen- 
scheeren  wimmelnde  Gestein  liefert  den  Baustein  für  die  genannte  Stadt. 

In  einem  Steinbruche  „Na  Libänkäch"  überzeugte  ich  mich,  dass  auf  eine 
sandige  Lage  (1)  eine  Exogyrenbank  folgt  (2),  welche  von  dem  an  Callianasseu 
reichen  Kalkstein  überlagert  wird.  Die  nun  folgenden  Lagen  von  Bausteinen, 
welche  hier  „Pecina"  genannt  werden  (4,  5),  entsprechen  den  höheren  Trigonia- 
schichten und  das  oberste  zerstörte  Gestein  Rumavka,  das  hier  „Sadräk"  genannt 
wird,  stimmt  mit  den  Bryozoenschichteu  überein  und  ist  namentlich  an  der  Kalk- 
iucrustirung  kenntlich. 

An  der  Strasse  nach  Policka  wurde  in  der  am  rechten  Ufer  der  Luzna  ge- 
legenen Partie  von  Leitomischel  das  Hangende  der  Iserschichten  vom  Herrn  Prof. 
Barta  gut  constatirt,  indem  er  in  den  auf  den  „Sadräk"  sich  anlagernden  dunklen 
Letten  die  Terebratula  subrotuuda  (semiglobosa  Aut.)  sammelte,  welche  bei  uns 
für  den  Teplitzer  Horizont  so  bezeichnend  ist. 

Es  ist  somit  kein  Zweifel,  dass  auch  im  Adlergebiete  die  Iserschichten  von 
einem  Vertreter  der  Teplitzer  Schichten  überlagert  werden,  auf  welchen  dann  erst 
die  Priesener  Baculiteuschichten  in  mächtiger  Entwickclung  zu  liegen  kommen. 


Fig.  44.  Profil  im  Steinbruche  „Na  Libänkäch"  bei 
Leitomischel  (aufgeuomnieu  im  Jahre  1867.)  1.  Sau- 
dige Lage.  2.  Lage  mit  Exogyra.  3.  „Ha vi e"- Kalk- 
stein ohne  regelmässige  Lagerung  mit  Calliauassa. 
4.  „Hlavni  Pecina",  guter  Baustein  mit  zahlreichen 
senkrechten  Fucoideustängeln.  5.  „Pecina" -Baustein, 
zweite  Categorie.  6.  Rumovka  oder  Sadräk  (Brj  ozoeu- 
schichten). 


76 


Naclitrao;. 

Zum  Schlüsse  muss  ich  noch  einiger  unsicheren  Randgebilde  erwähnen, 
welche  bei  Raudnitz  und  Leitmeritz  zu  Tage  treten  und  der  Lagerung  nach  den 
Iserschichten  angehören  dürften. 

Die  eine  Localität  ist  Tfeboutic  bei  Leitmeritz,  wo  ich  graue  Knollenpläner 
antraf,  welche  auf  blaugrauen  (?  Malnitzer)  Plänern  liegen  und  von  Teplitzer 
Kalken  überlagert  werden.  Die  aufgefundenen  Petrefacten  deuten  auf  die  Bysicer 
Uebergangsschichten  hin. 


Verzeichniss   der  in   Treboutic   bei   Leitmeritz   aufgefundenen 

Petrefacten. 


Nautilus  sublaevigatus. 

Turritella  Fittoniana. 

Natica  Eoemeri. 

Rostellaria  ovata,  Goldfuss. 

Avellana  sp. 

Area  Geinitzii? 

Area  subglabra. 

Pectunculus  ? 

Pinna  decussata. 

Leguminaria  Petersi. 

Modiola  capitata. 

Pholadomya  aequivalvis. 

Teilina  concentrica. 


Viele  nicht  näher  bestimmbare  Stein- 
kerne aus  der  Gruppe:  Venus,  Area, 
Teilina  etc. 

Avicula  anomala. 

Gervillia  solenoides. 

luoceramus  Brongniarti. 

Lima  Sowerbyi. 

Pecten  Nilssoni. 

Pecten  Dujardinii. 

Vola  quinquecostata. 

Ostrea  hippopodium. 

Micraster  sp. 


Die  zweite  Localität  ist  am  Fusse  des  Sowice-Berges  unweit  Raudnitz.  Dort 
trifft  man  längs  des  Weges  nach  Wettel  im  Dorfe  Brozäuek  oberhalb  der  Pläner, 
welche  sich  von  dem  Gastorf-Wegstädtler  Plateau  hier  immer  tiefer  herabsenken, 
graue  Knollenpläner,  welche  nach  oben  hin  immer  mehr  und  mehr  grobsaudig 
werden.    Dieselben   sind  sehr  reich  an  Turritella  Fittouiaua ;  ausserdem  fand  ich : 


Natica  lamellosa. 
Avicula  glabra. 
Isocardia  gracilis. 
Pholadomya  aequivalvis. 
Area  subglabra. 


luoceramus  sp. 
Lima  pseudocardium. 
Ostrea  semiplana. 
Rhynchouella  plicatilis. 


Es  sind  Vorkehrungen  getroffen  worden,  dass  hier  gründlich  gesammelt 
wird,  damit  man  den  Charakter  dieser  zweifelhaften  Schichten  besser  consta- 
tiren  kann. 

Die  höchste  Lage  dieser  Planer  ist  sehr  mürbe,  ohne  Knollen,  und  verspricht 
viel  Petrefacten  zu  liefern. 

Die  Felder  oberhalb  dieser  Schichten  sind  sandig  und  stellenweise  entstammt 
der  Sand  augenscheinlich  einem  Quadersand  (wahrscheinlich  dem  ersten  Kokoriner 


77 

Quader).  Dies  würde  die  Vermuthung  bestärken,  dass  die  Knollenpläuer  von  Brozäuek 
den  Bysicer  Uebergangsschichten  entsprechen. 

Am  linken  Ufer  der  Elbe  habe  ich  bloss  bei  Podlusk,  westlich  von  Eaudnitz, 
ähnliche  Knollen  bemerkt,  doch  wird  es  wohl  dem  eifrigen  Geologen  Herrn  Prof. 
Zahalka  in  Raudnitz,  den  ich  auf  diese  Frage  aufmerksam  gemacht  habe,  bald 
gelingen,  diesen  Horizont  an  mehreren  Stellen  der  neu  angelegten  Wege  und 
Strassen  nachzuweisen. 

Bei  Auscha  waren  meine  Bemühungen  bisher  fruchtlos,  denn  hier  scheinen 
die  Trigoniaschichten  schon  den  petrographischen  Habitus  des  Quaders  angenommen 
zu  haben  und  die  gesammelten  Petrefacten  sind  sehr  mangelhaft  erhalten.  Die  Um- 
gebung von  Auscha  lieferte  mir:    ■ 

Ammonites  sp.  Lima  pseudocardium. 

Callianassa.  •  Vola  quinquecostata. 

Eriphyla  lenticularis.  Ostrea  hippopodium   (var.  vesicu- 

Panopaea  Ewaldi.  laris). 

Avicula  anomala.  Anomia  n.  sp. 

Inoceramus  Brongniarti.  Anomia  subtruucata. 

Lima  multicostata.  Rhyuchouella  plicatilis. 

Dies  reicht  natürlich  nicht  hin,  nähere  Einsticht  in  die  Gliederung  der  Iser- 
schichten  dieser  Gegend  zu  gewähren. 

Hiemit  schliesse  ich  die  Schilderung  der  untersuchten  Localitäten  und  hoffe, 
dass  eine  Reihe  von  •  strebsamen  Paläontologen  daran  gehen  wird,  das  von  mir 
Gebotene  zu  vervollständigen. 


78 


Tabellarische  Uebersicht 

der  in  den  Iserscliichten  aufgefundenen  Petrefticten. 


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Aves. 
Cretornis  Hlavtici.  m-. 


Pisces. 

Oxyrhina  Mantelli.   Ag.    .     . 
Oxyrhiua  angustidens.   Reuss. 
Otocius  scraiplicatiis.  v.  Munst. 
Otodiis  appendiculatus.  Ag.  . 
Corax  heterodon.  Retiss.    .     . 
Lamna  raplüodou.  Ag.     .     . 
Lanma  sulnilata.  Ag.  .     .     . 
Pycuodiis  scrobiculatus.  Re?m 
Osmeroides  Lewesiensis.  Ag 
Osmeroides  VioareDsis.  Fr. 

Cyclolepis    AgaSSizi,    Reuss. 

Halec  Sternbergii.  Ag.  . 
Beryx  ornatus.  Ag.  .  . 
Lepidenteroii.  Fr.    .     .     . 


+ 


+ 

j- 


Cephalopoda. 

Belemiiites  sp 

Nautilus  subla3vigatus.  D'Orb. 
Nautilus  rugatus.  th.  et  Schi. 
Nautilus  galea.  Fr.  et  Schi.    . 
Ammouites  couciliatus.  stoi. 
Aiumonites  peramplus.  Mant. 
Scaphitcs  Geinitzii.  vorh.   . 
Helicoceras  Reussianum.  Gein. 

Hamites  sp 

Baculites  undulatus.  D'Orb.  . 

Gastropoda. 

Turritella  multistriata.  Reuss. 
Turritella  iserica.  Fr.  .     .     . 


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TuiTitella  Fittoniana.   Goidf. 
Scala  decorata.  Oein.  .     . 
Natica  Roemeri.  Qein. 
Natica  lamellosa.   Böm.    . 
Natica  Gentii.   Sow.     .     . 
Nerita  dichotoma.  Gein.   . 
rieurotomaria  linearis     . 
Turbo  Goupilianus      .     . 
Rostellaria  Requieniana.  n'Orb 
Rostellaria  megaloptera  ? 
Rostellaria  Sclilottheinii.  Böm 
Rostellaria  ovata.  Goldf.   . 
Fusus  Renauxianus.  D'Orb. 
Voluta  Roemeri.   Gein.     . 
Vohita  suturalis.  Goldf.    . 
Mitra  Roemeri.  D'Orb. 
Avellana  sp 

Pelecypoda. 


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Opis   Choceneusis.   Fr. 
Pro tocard ium  Hill aniim . 
Cardium  productum.  Soiv.    . 
Isocardia  gracilis.  Fr.      .     . 
Crassatella  cf.  austriaca,  zitt. 
Crassatella  cf.  macrodonta.  zitt. 
Mutiella  ringmerensis.  Gein. 
Cyprina  quadrata.  D'Orb. 
Cyprina  cf.  crassideutata.  zitt. 
Eriphyla  lenticularis,  stoi.    . 
Trigonia  limbata.  D'Orb.  .     . 

Pectunculus  sp 

Area  subglabra.  D'Orb.  .  . 
Area  echinata.  D'Orb.  .  .  . 
Area  Schwabenaui.  Zitt.  .  . 
Area  pholadiformis.  D'Orb.  . 
Pinna  decussata.  Goldf.  .  . 
Mytilus  radiatus.  Goldf. 
Solen?  cf.  Guerangeri. 
Lithodomus  spatulatus. 
Lithodomus  cf.  rostratus. 
Pholas  sp 


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C.  C. 

C.  C. 

C.  C. 


*)  Craie  chlorite  des  gros  inferieur  turonien  in  Frankreiclj. 


80 


Gastrochaeua  amphisbaena  Geiu 
Leguminaria  Petersi?  Eensi 
Modiola  capitata,  zitt. 
Modiola  typica.  Forb. 
Pseudomya  auomioides.  F) 
Pholadomya  aequivalvis.  jyorh 
Plioladomya  uodulifera.  Müh. 
Pholadomya  perlonga.  Fr. 
Pauopaea  gurgitis.  Brongn. 
Panopaea  mandibiila.  Sow.  sp 
Panopaea  Ewaldi?  Eeuss. 
Tellina  semicostata.  Geln. 
Telliua  conceutrica.  Reuss. 

Venus  sp 

Cytherea  cf.  polymorpha.  zitt. 
Avicula  auomala.  Sow. 
Gervillia  solenoides.  Befr. 
Perna  subspatulata.  Reuss. 
luoceramus  Brougniarti  . 

Inoceramus  sp 

Lima  cf.  Dupiuiana,  B'Orh. 
Lima  semisulcata.  mis.    . 
Lima  elougata.  Sow.    .    . 
Lima  multicostata.   Geln. 
Lima  pseudocardium.  r&uss 
Lima  iserica.  Fr.     •     .     . 
Lima  aspera.  Mant.      .     . 
Lima  ovata.  rövi.    .     .     . 
Lima  dicliotoma.  Reuss.    . 
Lima  Sowerbyi.  Gein. 
Pecten  Nilssoiii.  Goidf.     . 
Pecten  laevis.   mis.     .    . 
Pecten  curvatus.  Gein. 
Pecten  Dujardinii.  Rom.   . 
Pecten  serratus.  mis. 
Pecten  acuminatus.  Gein. 
Vola  quinquecostata.  Sow.  sp. 
Spondylus  hystrix.   Goldf. 
Exogyra  conica.  Sow.   .     . 
Exogyra  lateralis.   ^7».    . 
Exogyra  laciniata.  D'Orh.  sp 
Exogyra  Matherouiana.  D'Or 
Ostrea  diluviana.  Lin7i4    . 
Ostrea  frons.  Park.       .     . 


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Ostrea  semiplana.  Somj.     . 
Ostrea  hippopodiura.   mis. 
Auomia  subtruucata.  D'Orh. 
Auomia  semiglobosa.  Oem. 
Anomia  subradiata.  Eeuss. 

Anomia  sp 

Auomia  imitaus      .     .     . 


Brachiopoda. 

Magas  Geinitzii 

Rhynchonella  plicatilis.  Sow.  . 
Rhynchouella  Cuvieri  .  .  . 
Rhynchonella  Mautelliaua.  Sow. 
Terebratula  sp 

Bryozoa. 

Hippothoa  labiata.  Nov.  .  . 
Biflustra  Prazäki.  Nov.  .  . 
Diastopora  acupimctata.  Nov. 
Proboscina  Bohemica.  Nov.  . 
Probosciua  Suessi.  Nov.  .  . 
Entalophora  Geinitzii.  jieuss. 
Entalophora  raripora.  D'Orb. 
Spiripora  verticillata.  GoMf. 
Triincatula  tenuis.  Nov.  •  • 
Heteropora  magnifica.  Nov.  . 
Petalophora  seriata.  Nov. 
Osculipora  plebeia.  Nov. 

Crustacea. 

Krabbe 

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Callianassa  antiqua     .     .     . 
Pollicipes  sp 

Vermes. 

Serpula  socialis.  Goidf.     •     • 
Serpula  ampulacea.   Soio. 


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Serpula  macropus.  Sow.    .     . 
Serpula  gordialis.  Goidf.  .     . 

Echinodermata. 

Antedon  sp.  (Glenotremites) 
Cidaris   cf.  Vendocineusis.  Ag 
Cidaris  subvesiculosa.  D'Orb. 
Cyphosoma  radiatum.  Sorignet. 

Cyphosoma  sp 

Glyphocyphus  sp 

Holectypus  Turonensis.  Desor. 
Cardiaster  ananchytis.  D'Orb. 
Holaster  elongatus.  Nov. 
Micraster  Michelini.  Ag. 
Hemiaster  plebeius.   Nov. 
Catopygus  Prazäki.  Nov. 
Catopygus  albensis.  Gein. 
Catopygus  fastigatus.  Nov.   . 
Nucleolites  bohemicus.  Nov. 
Caratomus  Laubei.  Nov. 
Stellaster  (Asterias)   tuberculi 

fera.   Dresche?- 


Coelenterata. 

Micrabatia  cf.  coronula  .  .  • 
Plocoscyphia  labyriuthica.  Reuss 
(Hexactinellida)  .... 
Ventriculites  angustatus.  JSö?» 
Ventriculites  radiatus.  Munt. 
Vioa  Exogyrarum.  Fr.  •  • 
Vioa  cateuata.  Fr.  •  •  • 
Vioa  miliaris.  Fr.  .  •  •  - 
Spongites  saxonicus.  (?em.    . 


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Foraminifera, 

Flabellina  elliptica.  Niiss. 
Frondicularia  sp.  .  .  . 
Cristellaria  rotulata.  J^am. 


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Plantae  ? 

Fiicoides  fuuiformis.  Fr. 
Fucoides  columnaris.  Fr. 
Fucoides  cauliformis.  Fr. 
Fucoides  strangulatus.  f-. 


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175  Arten    33    57    61    17  1  34  150  81    37 


Von  den  175  Arten,  welche  bisher  in  den  Iserschichten  vorgefunden  wurden, 
kommen  bloss  33  in  den  cenomanen  Korycaner  Schichten  vor  und  dies  sind  meist 
solche,  welche  in  allen  Lagen  unserer  Kreideformation  auftreten.  Aus  den  Weisseu- 
berger  und  Malnitzer  Schichten  geht  nur  etwa  ein  Drittel  der  Arten  in  die  Iser- 
schichten über. 

Die  jüngeren  Teplitzer  Schichten  weisen,  so  weit  man  es  vor  der  eingehenden 
Bearbeitung  derselben  bestimmen  kann,  bloss  37  Arten  auf,  die  in  den  Iserschichten 
vorkommen. 

Daraus  geht  zur  Genüge  hervor,  dass  die  Iserschichten  einen  selbstständigen 
palaeontologischen  Charakter  haben  und  es  verdienen,  als  ein  besonderes  Glied 
in  unserer  Schichtenfolge  hervorgehoben  zu  werden. 


84 


III.  Kritisches  Yerzeichniss  der  in  den  Iserschichten  vor- 
kommenden Versteinerungen. 

In  Beziehung  auf  die  Regeln,  nach  welchen  ich  dieses  Yerzeichniss  zusammen- 
gestellt habe,  verweise  ich  auf  das,  was  ich  in  der  Einleitung  zu  einem  ähnlichen 
Verzeichnisse  der  Versteinerungen  der  Weissenberger  und  Malnitzer  Schichten 
(pag.  95)  gesagt  habe. 

Auch  hier  ist  die  Bestimmung  zum  Theil  noch  von  provisorischem  Charakter, 
denn  die  definitive  Schichtung  des  Materiales  kann  nur  in  Monographien  durch- 
geführt werden,  welche  die  einzelnen  Petrefactengruppeu  durch  alle  Schichten 
unserer  Kreideformation  verfolgen. 

Ausser  den  bereits  bestehenden  Monographien  über  Reptilien,  Fische,  Cephalo- 
poden  und  Bryozoen  sind  mehrere  weitere  in  Vorbereitung.  Dr.  Ot.  Noväk  voll- 
endete soeben  eine  Arbeit  über  die  irregulären  Echinodermen,  auf  welche  ich  mich 
in  Nachstehendem  berufen  werde,  da  ihr  Erscheinen  binnen  Kurzem  zu  erwarten  ist.  *) 
Zu  einer  Monographie  der  Crustaceen,  die  ich  vorbereite,  sind  die  meisten  Tafeln 
bereits  lithographirt.  Ausserdem  arbeiten  in  den  Laboratorien  des  Museums  mehrere 
jüngere  Kräfte  an  den  Gastropoden,  Bivalven  und  Spongien. 

Wenn  auch  ähnliche  Arbeiten  vielleicht  in  der  Zukunft  manchen  von  mir 
jetzt  gebrauchten  Namen  ändern  werden,  so  konnte  ich  mit  der  Veröffentlichung 
nachstehender  Uebersicht  nicht  länger  zögern. 

Manche  Bestimmungen  erweisen  sich  auch  aus  dem  Grunde  unsicher,  weil 
der  Erhaltungszustand  der  Exemplare  ein  sehr  mangelhafter  ist.  Dies  ist  nament- 
lich bei  den  Pelecypoden  (Bivalven)  der  Fall,  wo  nur  in  seltenen  Fällen  die  Schalen- 
oberfläche und  das  Schloss  wahrzunehmen  ist.  Sehr  oft  blieb  nur  der  Steinkern 
das  einzige  Substrat  der  Bestimmung.  Es  ist  dies  am  meisten  bei  den  Arten  zu 
bedauern,  welche  in  ihrer  Gesammterscheinung  sehr  an  Gosauarten  erinnern,  aber 
aus  dem  Grunde,  weil  wir  nur  Steinkerne  haben,  keine  sichere  Bestimmung  zu- 
lassen. 

Es  möge  daher  das  Gebotene  nicht  zu  streng  beurtheilt  und  wohlwollend 
aufgenommen  werden. 

Bei  Arten,  welche  auch  in  den  Weissenberger  oder  Malnitzer  Schichten  vor- 
kommen, werde  ich  bloss  die  in  meiner  letzten  Arbeit**)  gegebenen  Abbildungen 
citiren  und  zwar  mit  „AV.  Seh."  Nur  in  Fällen,  wo  die  Exemplare  aus  den  Iser- 
schichten stark  abweichen,  gebe  ich  neue  Abbildung  derselben.  Die  Abbildungen 
sind  diesmal  nicht  in  Holzschnitt,  sondern  mittelst  der  Chemigraphie,  welche  sich 


*)  Sitzungsbericht  der  k.  böhm.  Ges.  der  Wissenschaften,  10.  Nov.  1882. 

**)  Die  Weissenberger  und    Malnitzer    Schichten   1878.     Archiv    für   Landesdurchforschung, 
IV.  Band  Nro.  1. 


85 

zur  Darstellung  der  Petrefacten  viel  besser  eignet,  durchgeführt  *),  denn  sie 
gleichen  in  Kreidemanier  verfertigten  Lithographien,  die  man  bisher  nicht  im 
Buchdruck  zu  verwenden  im  Stande  war. 


Cretornis  Hlavaci  Fr.    (Vesmir,    X.   Jahrgang,    Seite  233.    Sitzungsberichte   der 

k.  böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  26.  Nov.  1880.)  —  Fig.  45  a—f. 

Bei  Zäfecka  Lhota  unweit  Chotzen   öffnete   man   im  Herbste  1880 

unterhalb  des  Teiches,   in  der  Schlucht  gegen  die  Korab-Mühle  hin,   einen 


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Fig.  45.    Cretornis  HIaväci,  Fr. 

Steinbruch,  um  Materiale  zu  einem  Strasseubau  zu  gewinnen.  Da  ging  zufällig 
Frau  Tomek  aus  Chotzen  vorbei  und  sah,  dass  die  Arbeiter  etwas  im  Ge- 
steine besehen  und  bewundern.  Als  sie  wahrnahm,  dass  es  eine  Versteine- 
rung ist,  so  erbat  sie  sich  ein  Stückchen,  um  es  Herrn  Apotheker  Hlaväc 
zu  überbringen,  da  derselbe  ähnliche  Sachen  sammelt.  Derselbe  erkannte 
die  Wichtigkeit  des  Fundes,  begab  sich  sogleich  au  den  Fundort  und  sam- 
melte alles,  was  noch  aufzufinden  war. 


*)  Die  Zeichnungen  wurden  auf  englischem  Kornpapier  (Maclure  et  Macdonald)  von  den 
Herren  L.  Lukas  und  Langhans  ausgeführt  und  von  der  Firma  Angerer  &  Goeschel  in  Wien, 
Ottakringstrasse  3.3  die  Cliches  angefertigt. 


86 


Die  mir  eingesandten  Exemplare  sind  röthlich  weisse  im  festen  grauen 
Kalksteine  der  Iserschichten  eingebettete  Knochen,  deren  Splitter  unter 
dem  Mikroskope  die  Kuoclieustructur  sehr  gut  erhalten  zeigen.  Alle  haben 
sehr  dünne  Wände  und  demnach  geräumige  Lufthöhlen. 


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Fig.  45.    Cretornis  HIaväci,  Fr. 


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Der  eine  Knochen  ist  ein  ganzes  Exemplar  eines  Coracoideum  von 
75  mm.  Länge,  im  Gesammthabitus  etwa  demjenigen  einer  Gans  ähnlich 
(Fig.  45  «,  b). 

Dann  ist  ein  Fragment  des  Oberarmes  (Fig.  45  c),  eine  Ulna  (d,  e),  ein 
Handwurzelknochen  und  zwei  Finger  (Fig.  45  g,  f)  vorhanden.  Eine  ein- 
gehende Bearbeitung  dieser  Vogelreste  wird  vorbereitet. 


87 


Fisces. 


Oxyrhina  Mantelli  Ag.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  7,  Fig.  12). 

Die  Haifische  sind  in  den  Iserschichten  überhaupt  äusserst  selten  und 
ich  erhielt  bloss  ein  Exemplar  von  bedeutender  Grösse  aus  der  Gegend 
von  Jungbunzlau  und  ein  etwas  kleineres  Exemplar  befindet  sich  in  der 
Schulsammlung  in  Chotzen  aus  dem  grauen  Kalke  der  „Bäcova  skäla" 
daselbst. 
Oxyrhina  angiistidens  Reuss.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  8,  Fig.  13). 

In  den  glauconitischen  mürben  Lagen  der  Trigoniaschichten  am  Fried- 
hofe bei  Chotzen.    Sehr  selten  in  den  Bryozoenschichten  von  Zivonin. 


Fig.  46.    Otodus  semiplicatus,  Münst.    Nat.  Grösse. 

Otodus  semiplicatus  Münster  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  7,  Fig.  10).  —  Figur 
Nro.  46. 

Das  prachtvolle  abgebildete  Exemplar  erhielt  unser  Museum  vom  Herrn 
Pfarrer  Plachta  aus  Svijan  bei  Münchengrätz. 

Es  scheint  aus  dem  rostigen  Quader  der  Iserschichten  zu  stammen, 
doch  ist  der  Horizont,  aus  dem  es  stammt,  nicht  ganz  sichergestellt. 

Dass  diese  Art  sicher  den  Iserschichten  angehört,   beweist  ein  zweites 
Exemplar,  welches  in  den  kalkigen  Trigoniaschichten  im  Steinbruche  „Bäcüv 
lom"  bei  Chotzen  gefunden  wurde.  Dasselbe  befindet  sich  in  der  Sammlung 
des  Herrn  Fr.  Hlaväc,  Apothekers  in  Chotzen. 
Otodus  appendiculatus  Ag.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  5,  Fig.  5). 

Kleine  Exemplare  dieser  in  unserer  Kreideformation  sehr  verbreiteten 
Art  fanden  sich  in  den  Iserschichten  bei  Zamost,  Rohosec  und  Blatec  (Ro- 
vensko)  in  der  gewöhnlichen  Grösse  von  10 — 12  mm.  vor. 
Lainna  raphiodon  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  10,  Fig.  17). 
Sehr  selten  in  den  Trigoniaschichten  bei  Chotzen. 
Lamna  subulata  Ag.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  Seite  9,  Fig.  15). 

Selten  in   den   glauconitischen   Schichten   beim  Friedhofe   in  Chotzen. 
Corax  heterodon  Reuss.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  11,  Fig.  23,  24). 

Ein  kleiner,  glänzend  schwarzer  Zahn  der  normalen  Form,  ohne  den 
Seitenlappen,  wurde  im  Steinbruche  bei  Cejtic  (Bahnhof  Jung-Bunzlau)  in 
den  höchsten  Lagen  der  Iserschichten,  welche  wahrscheinlich  den  Bryozoen- 


88 

schichten    von    Kaniua    entsprechen,    gefunden.     Einige    grosse   Exemplare 
stammen    aus   den   glauconitischen   mürben   Plänern   der   Trigoniaschichten 
beim  Friedhofe  in  Chotzen. 
Pyciiodiis  scrobiculatus  Reuss.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  22,  Taf.  2  Fig.  7). 

Das  grösste  aller  bisher  in  der  böhm.  Kreideformation  aufgefundenen 
Exemplare  stammt  aus  einem  in  den  Iserschichten  geöffneten  Steinbruche 
bei  Münchengrätz  a.  d.  Iser. 

Es  ist  von  schwarzer  Farbe,  12  mm.  breit  und  die  charakteristischen 
Punkte  an  der  Oberfläche  sind  gut  wahrzunehmen. 

Ein  Schneidezahn  von  6  mm.  Länge,  hellbraun,  rührt  aus  den  Trigonia- 
schichten von  Öejtic  bei  Jungbunzlau  her.  Wahrscheinlich  gehören  zu  der- 
selben Art  die  Skelettreste  sowie  die  Schuppen,  welche  ich  in  den  Fisch- 
knollen „V  Doleckäch"   bei  Leitomischel  gefunden  habe. 


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Fig.  47.    Halec  Sternbergii,  Ag.  von  Jung-Koldin,  etwa  Vs  oat.  Grösse. 


Osmeroides  Lewesiensis  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  32,  Fig.  55). 

Normale  Schuppen  dieser  Art  wurden  bei  Jungbunzlau,  Chorousek  und 
Kuiznic  gefunden.  Auch  trifft  man  sie  massenhaft  auf  den  Fischschuppen- 
knollen, welche  in  den  Bysicer  Uebergangsschichten  auftreten,  Vrutic, 
Repin  etc. 

Osmeroides  Viiiarensis  u.  sp. 

Von  der  Gattung  Osmeroides  wurden  in  der  jüngsten  Zeit  mehrere 
ganze  Exemplare  in  der  Gegend  von  Chotzen  und  Vinar  bei  Hohenmauth 
gefunden,  es  wird  aber  erst  eine  sorgsame  Untersuchung  derselben  voran- 
gehen müssen,  bevor  man  wird  entscheiden  können,  ob  es  andere  Arten 
als  Lewesiensis  sind.  Nach  den  Schuppen  zu  urtheilen  ist  es  eine  neue  Art 
und  ich  will  sie  vorderhand  als  0.  Vinarensis  bezeichnen. 

Cyclolepis  Agassizi  Gein.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  34,  Fig.  59). 

Die  zarten,  glänzenden,  meist  goldbraunen  Scluippen  trifft  man  als  Be- 
standtheile  der  Fischschuppenknollen   der  Bysicer  Uebergangsschichten  bei 


89 

Vi'utic,  Susuo  etc.  au;  auch  in  den  tiefsteu  Tiigüulasclücliten  von  Dolauek 
bei  Turnau  habe  ich  sie  gefunden. 

Halec  Sternbergii  Ag.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  37,  Taf.  9).  —  Fig.  47. 

Das  von  Agassiz  Reuss  und  mir  abgebildete  Exemplar,  dessen  photo- 
graphisch verkleinerte  Figur  ich  hier  beifüge,  wurde  in  den  Iserschichten 
bei  Jung-Koldin,  nördlich  von  Chotzen,  gefunden.  In  neuerer  Zeit  erhielt 
ich  ähnliche  Reste  aus  den  Steinbrüchen  bei  Vinar  unweit  Hohenmauth. 
Auch  hier  stammen  sie  aus  den  tieferen  Lagen  der  Iserschichten. 

Beryx  oruatus  Ag.  (Fr.  Rept.  und  Fische,  pag.  43,  Taf.  5,  Fig.  2,  3).  —  Text- 
figur  Nro.  48. 

Rührt  aus  den  grauen  Knollen  der  Bysicer  Uebergangsschichten  in 
Benatek  au  der  Iser  her  und  zwar  aus  der  Berglehne  hinter  der  „Obodr" 
genannten  Häusergruppe. 


Fig.  48.    Beryx  ornatus,  Ag.    Fast  ganzes  Exemplar  aus  den  Fischknollen  in  Benatek. 

V3  nat.  Grösse. 

Lepidenteron  sp. 

Unter  diesem  Namen  führe  ich  hier  längliche  Wülste  an,  die  au  der 
Oberfläche  ähnlich  wie  das  L.  longissimum  mit  zahlreichen  Fischschuppen 
verschiedener  Gattungen  bedeckt  sind  (Osmeroides  Cyclolepis  etc.).  Man 
findet  sie  meist  horizontal  liegen.  Aehnliche  Anhäufungen  von  Fischschuppen 
fand  ich  auch  in  senkrecht  stehenden  grossen  Knollen  und  zwar  senkrecht 
zwei  nebeneinander  aufgestellt,  wodurch  die  Fraglichkeit  ihrer  Natur  noch 
grösser  wird.  Diese  Fischschuppenwülste  halten  einen  gewissen  Horizont 
in  den  Bysicer  Uebergangsschichten,  kommen  aber  einzeln  auch  anderwärts 
in  den  höheren  Iserschichten  vor. 


Ceplialoj>ocia. 

Belemnites  sp.  —  Fig.  49. 

Das  kleine  Fragment  aus  den  Bryozoenschichten  von  Vtelno  wurde  von 
Herrn  J.  Prazäk  gefunden  und  ist  der  einzige  Rest,  den  wir  von  dieser 
wichtigen  Gattung  aus  den  Iserschichten  besitzen.    Die  mangelhafte  Erhal- 


90 

tung  erlaubt  keine,  auch  nicht  eine  annäherungsweise  Bestimmung  und  ich 
beschränke  mich  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  die  Oberfläche  ganz 
ähnlich  wie  bei  Belemnitella  quadrata  gekörnt  ist  und  dass  die  Achse  etwas 
aus  dem  Centrum  gerückt  ist.  Von  der  Furchung  und  den  Aderungen,  welche 
für  die  genannte  Art  charakteristich  sind,  sind  keine  Andeutungen  vorhanden, 
Nautilus  sublaevigatus  d'Orb.  (Fr.  et  Seh.  Cephalop.  pag.  21,  Taf.  12,  Fig.  1). 
Exemplare  dieser  Art  kommen  in  Gesellschaft  des  Amraonites  peram- 
plus  in  den  tiefsten  Lagen  der  Iserschichten  in  der  Umgebung  von  Jung- 
bunzlau  vor,  sind  aber  sehr  schwer  von  den  jungen  des  Nautilus  Galea  zu 
unterscheiden,  welcher  in  denselben  Schichten  vorkommt.  Wir  besitzen 
auch  Exemplare  aus  den  höheren  Lagen  von  Libichov  bei  Jungbunzlau, 
Chorousek,  Zivonin,  Vtelno  und  Chotzen. 


Fig.  49.  Belemnites  sp.  Aus  den 

Bryozoen-Schichten   von    Vtelno. 

a  Nat.  Grösse,    h  Ein  Stückchen 

der  Oberfläche  vergrössert. 


Fig.  50.  Nautilus  rugatus,  Fr.  et  Schi. 

Aus  den  tieferen  Trigoniaschichten  von 

Chorousek.    Va  iiat.  Grösse. 


Nautilus  rugatus  Fr.  et  Schi.  (Cephalop.  der  b.  Kreideform.  pag.  23,  Taf.  12,  15). 
Figur  Nro.  50. 

Diesen  durch  grobe  wulstige  Radialrippen  ausgezeichneten  Nautilus  lie- 
ferten die  Iserschichten  von  Jungbunzlau,  Chorousek,  Repiu,  Leitomischel 
und  Chotzen. 

Bei  Chorousek  tritt  er  bloss  in  den  tieferen  Lagen  (Profil  Nro.  17,  1)  auf. 
Nautilus  galea  Fr.  et  Schi.  (Cephal.  der  b.  Kreideform.  pag.  23,  Taf.  12,  15). 
Fig.  51. 

Dieser  riesige  Nautilus  wurde  in  2  Exemplaren  in  den  tiefsten  Lagen  der 
eigentlichen  Iserschichten  (Profil  Fig.  22,  1)  beim  Bau  der  Kralup-Turnauer 
Eisenbahn  unweit  Zamost  gefunden.  Später  erhielt  unser  Museum  ein  drittes 
Exemplar  vom  Prinzen  Alexander  Taxis,  das  in  Bezdecin  bei  Jungbunzlau  ge- 
funden wurde.  Auch  aus  der  Gegend  von  Chotzen  besitzt  ihn  Herr  F.  Hlaväc. 
Ammonites  conciliatus  Stol.  (Fr.  et  Schi.  Cephalop.  pag.  35,  Taf.  7,  Fig.  1,  2). 
Fig.  52. 

Das  abgebildete  Exemplar  stammt  aus  den  Iserschichten  zwischen  Böhm.- 
Trübau  und  Wildenschwert.   Neuester  Zeit  wurde  auch  ein  doppelt  so  grosser 


91 


Ammonit  bei  Cuclau,  uördlich  von  Braudeis  an  der  Adler,  gefunden  und 
von  Herrn  Fr.  Hlaväc  unserem  Museum  geschenkt. 

Es  ist   etwas   weniger   als   die  linke  Hälfte   des  in  der  Siphonalfläche 
gespaltenen  Exemplares  vorhanden  und  da  die  Anfangswindungen,  an  denen 


a 


Fig.  51.    Nautilus  galea,  Fr.  et  Schi.    Aus  den  tieferen  Trigoniaschichten  bei  Jungbunzlau. 

nat.  Gr.     h  Quersclinitt  der  Wohnkammer. 


a  Seitenansicht  '/g 


die  Knotenreihen  deutlich  erhalten  zu  sein  pflegen,  verdeckt  sind,  so  ist 
die  Bestimmung  noch  nicht  ganz  sicher.  Diese  Art  scheint  den  Amm. 
Woolgari  der  Weissenberger  und  Malnitzer  Schichten  zu  vertreten. 
Ammonites  peramplus  Mant.  (Fr.  et  Schi.  Cephal.  pag.  38,  Taf.  8,  Fig.  1 — 4). 
Kommt  in  riesigen  Exemplaren  in  den  tieferen  Lagen  der  Trigonia- 
schichten vor,  wie  z.  B.  im  Kottierischen  Garten  bei  Turnau,  von  wo  das 
90  cm.  messende  Exemplar  herrührt,  das  am  Eingange  in  unser  Museum  auf- 
gestellt ist.  Aber  auch  die  höheren  Lagen  (etwa  der  Horizont  des  Micraster 
Michellini)  lieferten  riesige  Exemplare  bei  Libichov  unweit  Jungbunzlau. 
Kleine  Exemplare  fand  Herr  Prazäk  in  den  Bryozoenschichten  von  Zivonm 
und  Vtelno. 


a 


Fig.  52.    Ammonites  conciiiatus,  Stol.    Aus  den  Iserschichten  von  Böhm.-Trübau.    V3  nat.  Grösse. 

a  von  der  Seite,     h  von  Vorne. 


92 

Helicoceras  Reussiauuiu  Geinitz   (Helicoceras  armatus  d'Orb.  Fr.  et  Schi.  Ce- 
phalop.  d.  b.  Kreideforra.  pag.  48,  Taf.  13,  Fig.  16). 

Ein  grosses  Wiudimgsfragment  aus  den  Trigouiasdüchten  von  Dolanek 
bei  Turnau,  dessen  Abbildung  ich  oben  citire,  kann  als  zu  dieser  Art  ge- 
hörig betrachtet  werden,  denn  trotz  des  mangelhaften  Erhaltungszustandes 
lassen  sich  zwischen  den  erhabenen  mit  4  Kuotenreihen  versehenen  Rippen 
noch  schwache  wellige  Rippen  an  den  Seiten  wahrnehmen. 

Scaphites  Geiuitzii  d'Orb.   (Fr.  et  Seh.  Cephal.  pag.  42,  Taf.  13,  14).  —  Figur 
Nro.  53  a,  b. 

In  den  Bysicer  Uebergangsschichten  bei  Jiric  (nördlich  von  Lisa)  fand 
ich  kleine  gestreckte,  deutlich  geknotete  Exemplare,  die  aber  wohl  auch 
von  Sc.  Geinitzii  nicht  zu  trennen  sein  werden  (Fig.  53,  b). 


a 


Fig.  53.    Scaphites  Geinitzii,  d'Orb. 
a  Von  Jizerni  Vtelno.   Nat.  Gr.    b  Von  Jific.   Nat.  Gr. 


Auffallend  häufig  traf  ich  diese  Art  in  den  tieferen  Lagen  der  Trigonia- 
sehichten  au  der  Strasse  bei  Kniznic  nördlich  von  Jicin  und  in  den  tieferen 
Trigoniaschichten  von  Vinar  bei  Hohenmauth  vor. 

Aus  den  echten  Iserschichten  sind  nur  wenige  Exemplare  bekannt  und 
zwar  von  Cejtic  aus  den  mittleren  Lagen  der  Trigoniaschichten. 

Ein  sehr  grosses  stark  iuvolutes  Exemplar,  dessen  Abbildung  ich  bei- 
füge, fand  ich  in  einer  Mauer  in  „Jizerni  Vtelno"  und  dem  Gestein  nach 
zu  urtheilen  stammt  es  aus  den  Trigoniaschichten,  welche  die  höchste  Lage 
des  Cejticer  Profils  (pag.  41)  bilden. 

Dieses  Exemplar   gleicht  in   Form   und   Grösse   auffallend   denjenigen, 
welche   ich    in   den   Riesenexemplaren   des  Ammonites  peramplus   aus   den 
Teplitzer  Schichten  bei  Kostic  gefunden  habe. 
Baciilites  undulatus  d'Orb.  (W.  Seh.  pag.  103). 

Diese  unsichere  Art  trifft  man  in  mangelhaften  Exemplaren  auch  in 
den  Trigoniaschichten,  z.  B.  bei  Kniznic  und  Desna. 

Eine  Wohnkammer  von  Desna  besitzt  die  Breite  von  13  mm.  Alles 
vorliegende  Material  reicht  bloss  dazu  aus,  das  Vorkommen  der  Gattung 
Baculites  in  den  Iserschichten  sicherzustellen. 


93 


Grastropoda  . 


Tiirritella  miiltistriata  Reiiss.  (W.  Seh.  pag.  103,  Fig.  38). 
Kommt  sehr  sparsam  in  den  höhereu  Lagen  der 
Libichov  (JuDg-Biiuzlau)  und  als  Steinkern  beim  Fried- 
hofe in  Chotzen  vor.  Diese  Steinkerue  zeigen  eine 
deutliche  Furche  der  Mitte  der  Umgänge  entlang  und 
ich  würde  Anstand  genommen  haben,  sie  als  zu  Turr. 
multistriata  gehörig  zu  betrachten,  wenn  nicht  ein 
Fragment  die  wohlerhaltene  Schale  dieser  Art  be- 
sitzen würde.  Ein  kleines  Fragment  besitzen  wir  auch 
aus  den  Bryozoenschichten  von  Zivom'n. 

Tiirritella  iserica  Fr.  n.  sp.  —  Fig.  55  a — d. 

Diese  herrliche  neue  Art  erreicht  die  Länge  von 
10  cm.,  der  Winkel  beträgt  23*^.  Der  Steinkern  zeigt 
rundlich  gewölbte  Windungen,  aber  an  der  sehr  dicken 
Schale  sind  die  Windungen  flach  mit  drei  scharfen, 
vorspringenden  Querlinien.  Die  Räume  zwischen  diesen 
Linien  sind  mit  sehr  feinen  zahlreichen  Querlinien 
besetzt. 


—  Fig.  54. 
Trigoniaschichten  bei 


Fig.  54.  Turritella  mul- 
tistriata, Reuss. 
Steinkern  aus  den  glau- 
conitischen  Lagen  der 
Trigoniaschichten  beim 
Friedhofe  in  Chotzen. 
Nat.  Grösse. 


-~&^ 


Fig.  55.  Turritella  iserica,  Fr.  (von  Cejtic  hei  Jungbunzlan).  a  Ein  fast  ganzes  Exemplar  in  nat. 
Grösse,  h  Eine  der  oberen  Windungen  3mal  vergrössert.  c  Fragment  der  letzten  Windung  stark 
vergrössert.    d  Drei  Windungen  eines  zweiten  Exemplares  von  demselben  Fundorte,    e  Eine  dieser 

3  Windungen  vergrössert. 


94 

Die  letzte  Windung  zeigt  auf  der  Schale  eine  zierliche  Sculptur.  Die 
Anwachsstreifen  sind  oberhalb  der  Mitte  der  Windung  schön  nach  hinten 
ausgeschweift  und  mit  äusserst  feinen  Querlinien  geziert  (Fig.  55  c). 

Ein  zweites  Exemplar,  das  im  Ganzen  mit  dem  beschriebenen  überein- 
stimmt, zeigt  eine  bedeutende  Anschwellung  im  obersten  Viertel  einer  jeden 
Windung  (c?,  e). 

Diese  zwei  Exemplare  fand  ich  in   den  höheren  Lagen  der  Trigonia- 
schichten  in  Öejtic  bei  Juugbunzlau,  ein  anderes  in  Desna  bei  Leitomischel. 
Ausserdem  gehören  hierher  wahrscheinlich  auch  grosse  Steinkerne  von  Cho- 
rousek,  Zivonin  und  Vtelno. 
Turritella  Fittoniana  Münst.  (W.  Seh.  pag,  103,  Fig.  39).  —  Fig.  56. 

Normale  Exemplare  fanden  sich  bei  Treboutic,  Brozänka,  Dolanek,  Blatec 
bei  Rovensko  und  bei  Kniznic.  Durch  stärker  gewölbte  Windungen  und 
gröbere  Granulation  sind  Exemplare  von  Louckov  bei  Turnau  ausgezeichnet, 
weshalb  ich  davon  eine  Abbildung  gebe. 


a 


Fig.  56.    Turritella  Fittoniana  von  Louckov.    a  Nat.  Grösse,    b  Eine  Windung  stark 

vergrössert. 

Scala  decorata  Gein.  (W.  Seh.  pag.  104,  Fig.  41). 

Es  wurde   bloss   ein  kleines  Exemplar  mit  3  Windungen  in  den  Tri- 
goniaschichten  von  Dolanek  bei  Turnau  gefunden. 
Natica  Römeri  Gein.  (W.  Seh.  pag.  105,  Fig.  44). 

Selten  in  den  Uebergangsschichteu  von  Treboutic  und  in  den  Trigonia- 
schichten  von  Dolanek,  Chotzen  und  Böhm.-Trübau. 
Natica  lamellosa  A.  Rom.  (W.  Seh.  pag.  105,  Fig.  43). 

Selten   und   schlecht   erhalten  in  den  Trigoniaschichten  von  Brozänek, 
Kniznic  und  Chotzen,   sowie  in  den  Bryozoenschichten   von   Zivonin  und 
Vtelno. 
Natica  Gentii  Sow.  (W.  Seh.  pag  105,  Fig.  45). 

Ein   einzigesmal   in   der  tiefsten  Lage  der  Trigoniaschichten  von  Cho- 
rousek  vorgekommen. 
Nerita  dichotoma  Fr.  (Natica  dichotoma  Geinitz,  Elbth.  pag.  245,  Taf.  54,  Fig.  18). 
Von  dieser  Art,  die  nach  Exemplaren  von  Korycan  zur  Gattung  Nerita 


95 

gehört  (und  vou  mir  bereits  1869  als  solche  augeführt  wurde  *),  faud  sich 
eiu  kleines  Exemplar  mit  Schale  in  den  Bryozoenschichten  vou  Gross-Oujezd 
bei  Chorousek.  Es  mag  das  umsoweniger  überraschen,  als  Geinitz  diese  Art 
sowohl  aus  dem  Plänerkalke  von  Strehlen,  als  auch  vou  Kieslingswalde  (Chlo- 
meker  Schichten)  anführt. 
Pleurotomaria  linearis?  Mant.  (Geinitz  Elbthalgeb.  IL  Taf.  29,  Fig.  10).  — 
Fig.  57  a,  h. 

Steinkerue  kommen  in  den  Trigoniaschichten  des  Adlergebietes  nicht 
selten  bei  Brandeis  an  der  Adler,  Böhm.-Trübau  und  Chotzen  im  Iser- 
gebiete  bei  Ohrazeuic  vor;  eiu  Exemplar  von  Desua  bei  Leitomischel,  das 
ich  abgebildet  habe,  zeigt  am  letzten  Umgange  eiu  Stückchen  obzwar  be- 
schädigter Schale,  von  der  ich  in  Fig.  57  h  eine  vergrösserte  Skizze  gebe. 
Die  Windungen  der  Steinkerue  sind  höher  und  gewölbter  als  bei  der  PI. 
linearis  aus  den  Teplitzer  Schichten. 


-iat 


Fig.  57.    Pleurotomaria  linearis,  Mant.    Von  Desna  bei  Leitomischel.    a  Nat.  Grösse,   h  Fragment 

der  Schale  vergrössert. 

Die  Verzierung  der  Schale  stimmt  ziemlich  mit  P.  linearis  überein 
und  zeigt  bei  einer  gewissen  Stellung  zum  Lichte  auch  die  schwache  Kör- 
nung, welche  durch  die  Kreuzung  der  Längslinieu  mit  den  Querliuien  ent- 
steht. (Dies  ist  auf  der  Zeichnung  nicht  hinreichend  dargestellt.) 

Jedenfalls  ist  die  Art  aus  den  Iserschichten  eine  sehr  nahe  verwandte 
zu  PI.  linearis  und  erst  die  Auffindung  von  Exemplaren  mit  wohlerhaltener 
Schale  dürfte  Sicherheit  bringen,  ob  wir  es  mit  einer  neuen  Art  zu  thun  haben. 

Die  Grösse  anlangend  so  messen  die  grössten  Exemplare  von  Brandeis 
an  der  Adler  an  der  Basis  10  cm. 
Turbo  Goupiliamis  d'Orb.?  (D'Orb.  PL  185,  Fig.  7—10).  —  Fig.  58. 

Mangelhaft  erhaltene  Exemplare  eines  Turbo  liegen  aus  den  Trigonia- 
schichten von  Chorousek,  Libichov,  Dolänek,  Louckov,  Desna  und  Chotzen 


'')  Archiv  für  Landesdurchforsch.  von  Böhmen  I.  Band,  Sect.  II  pag.  232. 


96 

vor.    Die  Schale  ist   uur   tlieilweise   an   dem   abgebildeten   Exemplare   von 
Doläuek  wahrnehmbar. 

In  der  Gesammterscheiuung  und  namentlich  durch  die  stark  gewölbten 
Windungen  nähert  sich  diese  Art  dem  Turbo  Goupilianus  d'Orb.,  welchen 
sie  aber  in  Beziehung  auf  Grösse  übertrifft,  denn  D'Orbigny's-Exemplare 
waren  bloss  7  mm.  hoch,  unsere  sind  23  mm.  hoch  und  eben  so  viel  breit. 

Bis  man  Exemplare  mit  erhaltener  Schale  finden  wird,  muss  man  darauf 
achten,  ob  die  glatten  Längsstreifeu  zwischen  die  gekörnten  eingeschoben 
sind,   welche  Art  von  Verzierung  für  T.  Goup.  charakteristisch  ist. 

Der  ähnlich  grauulirtc  Trochus  amatus  d'Orb.  (Geiuitz  Eibthal.  IL  29, 
Fig.  7)  ist  viel  höher  und  seine  Windungen  sind  flacher. 
Rostellaria  Requieiiiaiia?  d'Orb.   (W.  Seh.   pag.   107,  Fig.  51). 

Ein  fast  ganzes  Exemplar  besitzen  wir  aus  den  Trigoniaschichten  von 
Dolänek  bei  Turnau.  Die  Flügelfortsätze  lassen  sich  nicht  mit  Sicherheit 
erkennen  und  es  wäre  möglich,  dass  das  Exemplar  zu  der  nahe  verwandten 
Rost,  ornata  d'Orb.  gehören  könnte,  denn  es  sind  Spuren  eines  längs  des 
Gewindes  aufsteigenden  Fortsatzes  vorhanden. 

Ein  Fragment  ohne  Flügel  rührt  aus  denselben  Schichten  von  Vinar  her. 


Fig.  58.    Turbo  Goupilianus,  d'Orb. 
Von  Desuä.   Nat.  Gr. 


Fig.  59.    Rostellaria  ovata,  Münst. 
Von  Tfeboutic. 


Rostellaria  ovata  Münst.  (Goldfuss  III.  pag.  17,  Taf.  170,  Fig.  3)  (=  ?  Strombus 
bicarinatus  d'Orb.  Geiuitz  Quadersandstein-Gebirge  Taf.  IX,  Fig.  4).  — 
Fig.  59. 

Aus  den  Bysicer  Uebergangsschichten  von  Tfeboutic  bei  Leitmeritz, 
sowie  aus  den  Bryozoenschichten  von  Zivonin  besitzen  wir  diese  Schnecke, 
welche  an  der  letzten  Windung  zwei  vorspringende  divergirende  Leisten 
trägt.  Das  Gewinde  ist  bei  unseren  Exemplaren  noch  niedriger  als  bei  den 
von  Goldfuss  aus  der  grünlichen  Kreide  von  Haldem  abgebildeten  und  ähnelt 
mehr  dem  von  Geinitz  als  Strombus  bicarinatus  angeführten  Exemplare  aus 
Nagofany. 

Da  die  Ausläufer  der  Lippe  nicht  bekannt  sind,  so  bleibt  die  Bestimmung 
unserer  Exemplare  unsicher. 
RosteUaria  Schlottheimi  (Geinitz  Elbthalgeb.  pag.  168,  Taf.  30,  Fig.  7,  8).  — 
Fig.  60. 

Schalenlose  Exemplare  ohne  Flügel  kommen  in  den  Trigoniaschichten 
von  Desna,  Böhm.-Trübau,  Bezno  und  Chotzen  vor.  Ein  Exemplar  aus  der 
„Bäcovä  Skala"    bei    Chotzen   zeigt   einen  Theil   des  Flügels,   von   welchem 


97 

ein  Fortsatz  sich  au  die  Windungen  des  Gehäuses  anlehnt.  Mein  Assistent, 
Herr  Weinzettl,  welcher  soebeu  die  Rostellarien  der  böhm.  Kreideformation 
bearbeitet  hat,  stellt  diese  Art  zu  der  R.  Schlottheinii  Römer,  welcher  sie 
durch   das   kurze  Gewinde   und  die  bauchige  letzte  Windung  nahe  kommt. 


Fig.  60.    Rostellaria  SchlottheimI  von  Chotzen.    Nat.  Gr. 

Fiisus  Nereidis  Goldf.  (W.  Seh.  pag.  109,  Fig.  53). 

Von  Kniznic  bei  Libun  besitze  ich  zwei  aus  den  an  Scaphiten  reichen 
Trigoniaschichten  Exemplare  dieses  Fusus,  den  ich  früher  nur  nach  einem 
Fragmente  kannte.  Er  stimmt  im  Wesentlichen  mit  der  Goldfussischen  Ab- 
bildung, ist  aber  durch  die  stark  vorspringende  Längsrippe  ausgezeichnet, 
die  sich  über  den  am  meisten  winklig  vorspringenden  Theil  der  letzten 
Windung  hinzieht.  Der  nach  unten  ausgezogene  Theil  der  Schale  ist  nicht 
erhalten. 

Voluta  Roemeri  (Geinitz  Elbthalgeb.  pag.  172,  Taf.  30,  Fig.  15). 

Ein  ganzes  30  mm.  langes  Exemplar  besitzen  wir  aus  den  Trigonia- 
schichten von  Kniznic  bei  Jicin,  wo  es  in  Gesellschaft  von  Turritella  Fitto- 
niana und  Scaphites  Geinitzii  vorgefunden  wurde. 

Voluta  siituralis  Goldf.  (W.  Seh.  pag.  110,  Fig.  55). 

Steinkerne,  welche  am  meisten  dieser  Art  verglichen  werden  können, 
fanden  sich  in  dem  giauconitischen  mürben  Planer  der  höchsten  Lagen  der 
Trigoniaschichten  beim  Friedhofe  in  Chotzen  und  auf  einem  Felde  bei  Bezno, 
wo  sie  Herr  V.  Vanek,  Lehrer  daselbst,  sammelte.  Exemplare  von  beiden 
Fundorten   zeigen   ein   zerfressenes  Aussehen   und   keine  Spur   von  Schale. 

Mitra  sp.  Zweifelhafte  Steinkerne  besitzen  wir  vom  Friedhofe  bei  Chotzen  und 
von  Bezno  bei  Jungbunzlau. 

Avellana  sp.  Nicht  näher  bestimmbare  Exemplare  fanden  sich  in  den  Ueber- 
gangsschichten  von  Hradek  bei  Cernosek  und  Tfeboutic  bei  Leitmeritz,  in 
den  Trigoniaschichten  bei  Chotzen. 


•^r>^ 


I*elec3^po<ia. 

Opis  Chocenensis  Fr.  —  Fig.  61. 

Es  wurde  bisher  ein  einziges  Exemplar   dieser   neuen  Art  in  den  Tri- 
goniaschichten bei  Chotzen  vorgefunden.    Die  Muschel   ist   auä'alleud  kurz, 

7 


08 


fast  doppelt  so  hoch  als  laug,  ihre  Dicke  ist  um  weniges  geringer  als  die 
Lauge.  Vom  Wirtel  aus  zieht  sich  ein  gewölbter  Rücken  zur  Ecke,  welche 
der  vordere  Rand  mit  dem  unteren  bildet,  uud  ein  zweiter  zur  hinteren 
Ecke.  Die  Wirbel  sind  deutlich  über  den  Schlossrand  erhaben,  der  Vorder- 
rand schwach  eingebuchtet,  der  hintere  massig  gewölbt. 

Die  Bestimmung  der  Gattung  ist  bisher  unsicher,  denn  nur  Opis  neoco- 
miensis  d'Orb.  zeigt  eine  entfernte  Aehnlichkeit  in  der  Gesammterscheinung. 
Auch  könnte  man  an  eine  sehr  verkürzte  Crassatella  denken,  doch  muss 
die  Entscheidung  bis  zur  Auffindung  von  Exemplaren  mit  erhaltenem  Schloss 
verschoben  werden. 

Die  Verzierung  der  Schale  besteht  in  mehr  als  40  wulstigen  Anwachs- 
streifen, welche  an  der  Fläche  zwischen  den  2  Wülsten  deutlich  sind,  an 
der  vorderen  und  hinteren  Fläche  aber  sehr  schwach  angedeutet  sind. 


Fig.  61.    Opis  Chocenensis  Fr.  von  Chotzen.    Nat.  Gr. 
a  Von  der  Seite,    b  von  oben. 


Protocardium  Hillauuin  Sow.  (W.  Seh.  pag.  112,  Fig.  64). 

Nur   einzeln   in   schlechterhaltenen   Steinkernen   bei  Chorousek,   Jung- 
bunzlau,   Dalovic,   Dolänek   und  Louckov  bei  Turnau,   in  Böhmisch-Trübau 
und  Pisuik  bei  Böhm.  Leipa. 
Cardium  productiim  Sow.  (C.  intermedium  Reuss.  B.  Kr.  II.  1.  T.  35,  Fig.  15,  16). 
Schlechte  Steinkerne  von  Chorousek,  Libichov  bei  Jungbunzlau  und  Do- 
länek bei  Turnau;  schön  erhaltene,  aber  kleine  Steinkerne  aus  den  glauco- 
nitischen  Lagen  der  Trigoniaschichten  vom  Friedhofe  bei  Chotzen  und  vou 
Bezno. 
iHocardia  gracilis  Fr.  (W.  Seh.  pag.  114,  Fig.  67). 

Kommt  ganz  in  derselben  Form  und  Grösse  vor,  wie  in  den  Weissen- 
berger  und  Malnitzer  Schichten  uud  zwar  in  den  Bysicer  Uebergangsschichten 
bei  Jific  und  Brozänka,  in  den  Trigoniaschichten  von  Chotzen,  Böhmisch- 
Trübau,  Libuh  und  Jung-Koldin,  in  den  Bryozoenschichten  von  Zivonin. 
Crassatella  cf.  Austriaca  Zittel  (Bivalven  der  Gosau,  pag.  151,  Taf.  VIIL,  Fig.  1. 
Erklärung  dieser  Tafel  hat  dort  aus  Versehen  Nro.  X).  —  Fig.  62  a,  b. 

Unter   den   zahlreichen   meist   als   Steinkern   vorliegendeu  Exemplaren 
der  Gattung  Crassatella  können  wir  zwei  Typen,  eine  lange  uud  eine  kurze. 


99 

unterscheiden.  Wenn  es  auch  an  manchen  Stücken  schwer  fällt  zu  bestimmen, 
zu  welcher  Form  sie  gehören,  so  hat  man  doch  extreme  gute  Stücke,  von 
denen  sich  die  langen  der  Cr.  Austriaca  am  nächsten  stellen,  während  die 
kurzen  hohen  wahrscheinlich  mit  Cr.  macrodonta  identisch  sind. 

Die  lange  Form  erreicht  bei  Dolänek  4  cm.  Höhe  und  7  cm.  Länge. 
Die  Schale  ist  in  krystallinischen  Kalkspath  verwandelt  und  bleibt  in  der 
Regel  fest  am  negativen  Abdrucke  hängen.  Auch  am  Steinkern  bleibt  eine 
Kruste  von  Kalkspath,  welche  wir  durch  Erhitzung  mittelst  des  Löthrohres 
absprengten  und  so  die  schönen  abgebildeten  Steinkerne  erhielten.  Die 
kleinen  Fragmente  der  wohlerhaltenen  Schale  zeigen,  dass  dieselbe  bedeu- 
tende Stärke  besass  und  mit  regelmässigen  Anwachsfurchen  geziert  war. 
Die  Steinkerne  zeigen  sehr  kräftige  Muskelansätze,  dann  den  Abdruck  des 
gefalteten  und  am  Rande  fein  gekerbten  Mantelrandes. 


a 


Fig.  62.    Crassatella  cf.  Austriaca  Zittel,  von  Jungbuuzlau  in  natürlicher  Grösse. 


Das  Hauptkennzeichen  der  längeren  Form  ist  das,  dass  die  Wirbel  weit 
nach  vorn  oberhalb  dem  ersten  Viertel  der  Schalenlänge  zu  stehen  kommen, 
während,  sie  bei  der  folgenden  Art  oberhalb  der  Mitte  stehen. 

Diese  Art  gehört  zu  den  gewöhnlichen  Erscheinungen  in  den  Trigonia- 
schichten  von  Chorousek,  Dolänek,  Libichov,  Jungbunzlau,  Rohosec  etc.  Die 
Bryozoenschichten  lieferten  sie  von  Gross-Üjezd.  Sie  kommt  zusammen  mit 
der  Cr.  macrodonta  vor. 

Als  Vorgänger  dieser  Art  ist  die  Crassatella  protracta  Reuss  aus  den 
Launer  Knollen  zu  betrachten  (W.  Seh.  pag.  115,  Fig.  70). 


100 

Crassatella   cf.   macrodonta    Sow.   sp.    (Zittel  Bivalven   der   Gosau  pag.   150, 
Taf.  VIII  Fig.  2,  3,  Astarte  macrodouta  Sow.).  —  Fig.  68. 

Diese  kürzere  und  höhere  Art  hat  den  Wirtel  fast  in  der  halben 
Schalenlänge.  Das  grösste  Exemplar  eines  Steinkernes  von  Dolanek  ist 
5  cm.  hoch,  6-5  cm.  lang.  Die  Eindrücke  der  Mantelfaltung  und  die  feine 
Randkerbung  sind  deutlich.  Die  Oberfläche  der  Schale  war  mit  viel  deut- 
licheren und  tieferen  concentrischen  Furchen  geziert  als  die  vorige  Art. 


Fig.  63.    Crassatella  macrodonta  Sow.    Steinkern  von  Dolanek  bei  Turnau.    Nat.  Gr. 


Kommt  häufig  in  den  Trigoniaschichten  von  Böhm.-Trübau,  Chotzen, 
Desna,  Dolanek,  Rohosec,  Chorousek  und  Vteluo  vor.  Exemplare  mit  Schale 
haben  wir  nur  von  Desna,   sonst  sind  es  immer  nur  Steinkerne. 

Diese  Form  ist  in  den  älteren  Schichten  durch  Cr.  arcacea  und  regu- 

laris  vertreten,  welche  aber  in  Grösse  sehr  zurückbleiben  (W.  Seh.  pag.  115). 

Mutiella  Ringmereiisis   Mant.   sp.    (Geinitz  Elbthalgeb.  IL,    pag.  61,    Taf.  16, 

Fig.  11 — 13.    Corbis   rotuudata,   Rom.     Fimbria   coarctata   Zittel.    W.  Seh. 

pag.  116,  Fig.  75).  —  Fig.  64. 

Steinkerne,  welche  Reste  von  einer  bis  2  mm.  dicken  Schale  an  sich 
tragen,  finden  sich  häufig  in  den  Trigoniaschichten  bei  Chotzen,  Böhm.- 
Trübau,  Desna,  Dolänka,  Libichov  bei  Jungbunzlau,  Husovodol  bei  Cho- 
rousek u.  s.  w.  Auch  aus  den  Bryozoenschichten  von  Gross-Ujezd  liegt 
diese  Art  vor. 

Die  Oberfläche  der  Schale  sowie  deren  Sculptur  sind  sehr  selten  erhalten, 
ebenso  haben  wir  nirgend  ein  gut  erhaltenes  Schloss,  weshalb  die  Artbestim- 
mung eine  provisorische  bleibt. 
Cypriiia  quadrata  d'Orb.  (W.  Seh.  pag.  116,  Fig.  76).  —  Fig.  65. 

Steinkerne  von  8  cm.  Länge  triift  man  häufig  in  den  Trigonia- 
schichten von  Chotzen,  Böhm.-Trübau,  Dolauka  bei  Turnau,  Chorousek, 
Lindenau,  Libuh,  Kniznice,  Blatec  etc.  fast  überall,  wo  mau  in  den  ge- 
nannten Schichten  intensiver  sammelt. 


101 

Cypriua  cf.  crassideutata  Zittel. 

Nebeu  der  C.  quadrata  kommen  noch  Steinkerne  vor,  welche  einer 
nach  hinten  mehr  ausgezogenen  Art  augehören.  Dieselben  nähern  sich  in 
Form  der  C.  crassideutata,  Zittel  namentlich  der  Figur  2  a.  Ein  schönes 
Exemplar  besitzen  wir  von  Pisnik,  dann  andere  von  Chotzen  und  Dolänek, 
überall  aus  den  Trigoniaschichten. 


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Fig.  64.    Mutiella  Ringmerensis,  Mant.  sp.    Steinkern  von  Chotzen.    Nat.  Grösse. 


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Fig.  65.    Cyprina  quadrata,  d'Orb.    Steinkern  von  Chotzen.    ".^  nat.  Grösse. 


Eriphyla  lenticularis  (W.  Seh.  pag.  116,  Fig.  78). 

Steinkerne  von  mittlerer  Grösse  kommen  in  den  Bysicer  Uebergangs- 
schichteu  von  Tfeboutic,  dann  in  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek, 
Cejtic,  Jungbunzlau,  Dolanek,  Blatec  und  Chotzen  vor.  Am  letzgenannten 
Orte  in  letzterer  Zeit  besonders  in  den  glauconitischen  Schichten  beim 
Friedhofe. 

Trig;oiiia  liinbata  d'Orb.   (Pal.  franc.  Cret.  III.   pag.  156,  298.  Zittel  Bivalven 
der  Gosau  pag.  160,  Taf.  IX,  Fig.  la—c).  —  Fig.  66  a,  h. 

Steiukerne  mit  anhängenden  Resten  der  krystallisirten  Schale  sind  in 
den  Trigoniaschichteu   des  Elbe-Isergebietes  häufig;   bei  Chorousek   (schon 


102 

in  den  tiefsten  Lagen  des  anf  Seite  30  dargestellten  Profils),  Koväii,  Ko- 
sätek,  Cejtice,  Jungbunzlau,  Dolänek,  Rohosec  und  Pisuik.  Glatte,  sehr  gut 
erhaltene  Steinkerne  erhielt  ich  vor  Kurzem  von  Bezno  durch  den  Lehrer 
Herrn  Vanek. 

Viel  seltener  ist  die  Art  im  Adlergebiete,  wo  sie  z.  B.  bei  Chotzen 
bisher  nur  in  einem  Exemplar,  welches  sich  in  der  Sammlung  des  Herrn 
Hlaväc  befindet,  vorgefunden  wurde.  Ausserdem  ganz  einzeln  in  Desna  und 
Böhm.-Trübau. 

In  den  Bryozoenschichten  kommt  sie  nicht  vor. 

Durch  die  massige  Ausbildung  der  Körnung  der  Rippen,  so  wie  durch 
die  gedrungene  Gestalt  nähert  sich  unsere  Art  entschieden  mehr  der 
T.  limbata  als  der  T.  scabra,  deren  specifische  Selbstständigkeit  gewiss 
eine  zweifelhafte  ist  und  bei  der  neueren  Anschauungsweise  wenig  Be- 
deutung hat.  T,  aläformis,  limbata  und  scabra  sind  gewiss  nur  Glieder 
einer  Reihe. 
Pectiinciiliis  sp.  Ganz  jämmerlich  erhaltene  Exemplare,  an  denen  man  selbst 
die  Gattung  mit   Schwierigkeit  feststellen   kann,   kommen   selten   bei   Tre- 

V 

boutic,  Chorousek,  Jungbunzlau,  Cejtic  und  Dolänek  vor. 


Fig.  66.    Trigonia  limbata  d'Orb.    Nach   einem  Gypsabgusse   in   das   Negativ  ans   der  Gegend  von 
Böhm.-Trübau.    Nat.  Grösse,     a  von  der  Seite,    b  von  Oben. 


Area  siibglabra  d'Orb.  (W.  Seh.  pag.  119,  Fig.  85).  —  Fig.  67. 

Diese  in  unserer  Kreideformation  sehr  verbreitete  Art  ist  auch  in  den 
Iserschichten  häufig  als  Steinkern  anzutreffen.  In  den  Bysicer  Uebergangs- 
schichten  fand  ich  sie  bei  Treboutic,  Brozanek  und  Kosatek,  in  dem  Zwischen- 
pläner  in  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek,  Cejtic,  Jungbunzlau,  Mün- 
chengrätz,  Bösig,  Dolänek,  Rohosec,  Chotzen,  Böhm.-Trübau  und  Desna. 

Die  Steinkernc  sind  in  verschiedener  Richtung  und  in  verschiedenem 
Grade  zerdrückt,  so  dass  die  Art  in  sehr  verschiedener  Form  in  die  Hände 
des  Sammlers  kommt  und  daher  für  den  Anfänger  schwer  zu  bestimmen  ist. 
Die  zu  Seiten  des  Schlossrandes  nach  hinten  sich  hinziehende  Furche  hilft 
jedenfalls  bei  der  Sicherstellung  der  Gattung. 


103 

Der  abgebildete,   sehr   wobl  eilialteue  Steiukeni  zeigt  bei  der  Ansicht 
von    imteu    (Fig.  67  c),    dass    die    Schale    etwas    klaffend   war    wegen    der 
Bissusplatte. 
Area  cchiiiata  d'Orb.  (W.  Seh.  pag.  119,  Fig.  84). 

Ein  Exemplar   mit   wohl  erhaltener  Schale    fand   Herr  Prazäk   in   den 

V 

Brvozoen schichten  bei  Zivouin. 


i^ 


Fig.  67.    Area  subglabra  d'Orb.    Steinkern  aus  den  glauconitischen  Lagen  der  Trigoniaschichten 
vom  Friedhofe  bei  Chotzen.    Nat.  Grösse,    a  Von  der  Seite,  b  von  Oben,  c  von  Unten. 

Area  cf.  Geinitzii  Reuss  (Elbthalgeb.  II.  Taf.  16,  Fig.  7  a). 

Von  den  zahlreichen  der  Gattung  Area  angehörigen  Steinkerneu  sind 
diejenigen  von  Treboutic,  Dolänek  und  Kniznice  bei  Libun  der  Area  Gei- 
nitzii Reuss  am  ähnlichsten,  namentlich  der  Abbildung  bei  Geinitz.  Der 
mangelhafte  Erhaltungszustand  lässt  keine  sichere  Bestimmung  zu. 


Fig.  C)8.    Area  Schwabenaui,  Zittel.    Von  Dolänek  bei  Turnan.    «  Nat.  Grösse,    h  Sculptur 

vergrössert. 


Area   Sehwabeiiaiii  Zittel  (Bivalven   der  Gosau  Taf.  X,  Fig.  7  a).  —  Fig.  68. 

Ich  fand  bloss  zwei  mangelhaft  erhaltene  Exemplare,  die  stellenweise 
die  Sculptur  doch  erhalten  haben,  in  den  tieferen  Lagen  der  Trigonia- 
schichten in  Dolänek  bei  Turnau. 

In  der  schmalen  Form,  dem  seitlichen  Eindruck  und  der  klaffenden 
Schale  stimmen  unsere  Exemplare  genau  mit  der  Abbildung  von  Zittel. 

In  der  Gosau  kommt  diese  Art  am  Wegscheid  und  Tauerngraben 
selten  vor. 


104 

Area  cf.  pholadiformis  cVOrb.  (Pal.  Fr.  PI.  315,  Fig.  1—5).  —  Fig.  69. 

Es  liegt  bloss  eine  rechte  Schale  vor,  welche  in  den  Contouren  nnd 
der  Sculptur  mit  der  französischen  Art  ziemlich  übereinstimmt,  nur  ist  sie 
nach  hinten  etwas  schmäler. 

Von  den  Reussischen  Arten  wäre  Area  angulata  in  Beziehung  der  Form 
zu  vergleichen,  doch  zeigt  die  Reussische  Abbildung  keine  radiale  Sculptur, 
welche  an  unserem  Exemplare  viel  deutlicher  erhalten  ist,  als  sie  an  der 
Zeichnung  dargestellt  ist. 

Die  französische  Art  kommt  in  der  chloritischen  Kreide  des  unteren 
Turon  bei  Maus  vor. 


Fig.  69.    Area  cf.  pholadi-  Fig.  70.    Mytilus  radiatus,  Goldt. 

formis,  d'Orb.    Von  Dola-  Von  Desna.   Nat.  Grösse, 

nek  bei  Turnau.    Nat.  Gr. 


Pinna  decussata  Goldf.  (W.  Seh.  pag.  120,  Fig.  86). 

Kommt  in  allen  Lagen  der  Iserschichten  vor;  besonders  häufig  in  den 
mittleren  Trigouiaschichten.  Die  normale  Länge  beträgt  20  cm.  Bei  Böhm.- 
Trübau  bildet  diese  Art  stellenweise  fast  Bänke.  Bei  Abtsdorf  fand  ich  auf 
einem  Steiukern  den  Abdruck  einer  Perle. 

Die  Museumssammlung  besitzt  Exemplare  von  Chotzen,  Böhm.-Trübau, 
Chorousek,  Kanina,  Gross-Üjezd,  Kosätek,  Cejtic,  Jung-Buuzlau,  Dolanek, 
Lochtus,  Blatec,  Pisnik,  Bösig,  Auscha  u.  s.  w. 

Mytilus  radiatus  Goldf.  (W.  Seh.  pag.  120).  —  Fig.  70. 

Schön  erhaltene  Exemplare  mit  Schale  liefern  die  Trigouiaschichten 
von  Chotzen,  Desna  und  Dolanek. 

Solen  cf.  Guerangeri  d'Orb.  (Pal.  Franc.  Ter.  Cret.  pag.  321,  pl.  351,  Fig.  1,  2). 
Fig.  71  a,  h. 

Zwei  Steinkerne  von  Chorousek  und  Cejtic  stimmen  in  der  Gesammt- 
form  mit  der  französischen  Art  aus  dem  gres  inferieur  des  Turon  von  Maus, 
nur  stehen  die  Wirbel  etwas  mehr  in  der  Mitte  der  Schalenlänge.  Die 
Fragmente  der  Schale  zeigen  die  Sculptur  nicht. 


105 

Litliodomiis  spatulatus  Reuss.  (W.  Scli.  pag.  122,  Fig.  92). 

Kommt  einzeln  sowohl  in  den  Bysicer  Uebergaugsschicliten  bei  Jiric, 
als  auch  in  den  Trigoniaschichteu  von  Chotzen,  Kuiznic,  Brandeis  a.  d.  Adler 
und  Dalovic  bei  Juugbunzlau  vor.  Das  sehr  schön  erhaltene  Exemplar  von 
Kniznic  hat  66  mm.  Länge,  15  mm.  Breite. 
Lithodomus  cf.  rostratus  d'Orb.  (Pal.  Franc,  pag.  292,  Taf.  344,  Fig.  16,  17). 
Fig.  72  a,  6,  c,  d. 

Kleine  Exemplare  eines  rauhen  Lithodomus  aus  den  Bysicer  Ueber- 
gaugsschichten  von  Jiric  bei  Lissa  nähern  sich  etwas  dem  L.  rostratus 
d'Orb.,  aber  sie  sind  etwas  schmäler  und  nach  vorne  hin  mehr  zugespitzt. 
Die  Oberfläche  zeigt  bei  genauer  Betrachtung  mit  der  Lupe  rauhe  Quer- 
runzeln, welche  von  Längsfurchen  in  schmale  Felder  gesondert  werden. 

Auch  nähert  sich  diese  Art  etwas  der  Myoconcha  angustata  Fr.  (W.  Seh. 
pag.  120,  Fig.  91). 
Pholas  sp.    Ein  ziemlich  gut  erhaltener  10  mm.  langer  Steinkern  kam  mir  (wäh- 
rend des  Druckes   dieser  Arbeit)   aus   den   glauconitischeu  Lagen  der  Tri- 
goniaschichten  vom  Friedhofe  in  Chotzen  zu. 

Auch  kommen  Ausfüllungen  von  Bohrlöchern,  welche  zu  Pholas  oder 
Gastrochaena  gehören,  an  mehreren  Stellen  in  den  Iserschichten  vor. 


Fig.  71.  Solen  cf.  Guerangeri,  d'Orb. 
aus  den  Trigoniaschichteu  vou  Cejtic. 
a  vou  der  Seite,  6  von  oben.  Nat.  Gr. 


Fig.  72.  Lithodomus  cf.  rostratus,  d'Orb.  von  Jiric  bei 
Lissa  vergrössert.  a  von  oben,  h  von  der  Seite,  c  von 
vorne,    d  Ein  Fragment  der  Schale  stark  vergrössert. 


Gastrochaena  amphisbaena  Gein.  (W.  Seh.  pag.  122,  Fig.  93). 

Ist  in  den  Iserschichten  eine  seltene  Erscheinung  und  nur  im  Zwischen- 
pläner  wurden  mangelhafte  Fragmente  vorgefunden. 
Siliqua  Petersi  Reuss.  (W.  Seh.  pag.  123,  Fig.  96). 

Selten   in   den  Uebergangsschichten  vou  Treboutic  bei  Leitmeritz  und 
in  den  Trigoniaschichteu  von  Kniznic  bei  Libuü. 
Modiola  capitata  Zittel  (W.  Seh.  pag.  123,  Fig.  97). 

Ziemlich    vereinzeint   aber   weit   verbreitet   kommt   diese   Art   in   den 
Uebergangsschichten   von  Treboutic,    sowie    in    den   Trigoniaschichteu   von 


106 

Chorousek,  Cejtic,  Libichov  bei  Juugbimzlau,  Dalovic,  Dolanek,  Louckov, 
Knizuic,  Chotzeu,  Brandeis  a.  d.  Adler,  Desna  und  Böhm.-Trübaii  vor. 
Modiola  typica  Forbes  sp.  (Mytilus  typicus,  Forbes.  Mytilus  ligeriensis,  Reuss. 
Verst.  d.  b.  Kreideform.  IL  pag.  16,  Taf.  XXXIII.  Mytilus  Reussi  d'Orb. 
Prodr.  22  Nro.  740.  Fig.  3.  Modiola  typica  Zittel  Bivalven  der  Gosau 
pag.  78,  Taf.  XL  Fig.  5  a,  6,  c).  —  Fig.  73  a,  6,  c. 

Diese  Art  ist  eine  der  bezeichnendsten  für  die  Iserschicbten,  denn  sie 
tritt  hier  zum  erstenmale  auf.  Schon  Reuss  führt  sie  als  M.  ligeriensis  aus 
dem  „kalkigen  Sandstein  von  Wilden schwert"  also  aus  den  Iserschicbten  au. 
D'Orbigni  erkannte  bereits,  dass  dies  nicht  der  echte  M.  Ligeriensis  ist  und 
führt  die  Art  im  Prodrom  (22.  740)  als  Mytilus  Reussi  d'Orb.  an. 


'''"c_J^0iä 


Fig.  73.    Modiola  typica  Forbes   vou  Jungbunzlau.    Nat.  Grösse,    a  von   der  Seite,    h  von   oben, 

c  Fragment  der  Schale  vergrössert. 


Die  genaue  Vergleichung  zahlreicher  Exemplare  zeigte  aber,  dass  es 
völlig  überflüssig  ist,  die  böhmische  Art  von  der  aus  der  Gosau  als  Mo- 
diola typica  von  Zittel  beschriebenen  Art  zu  trennen. 

Zuerst  fand  ich  die  Art  in  den  Uebergangsschichten  von  Tfeboutic, 
dann  in  den  Trigouiaschichten  von  Chorousek,  Öejtic,  Jungbunzlau,  Dolanek, 
Ohrazenic,  Rohosec,  Pi'suik  und  Desna  bei  Leitomischel. 

An   dem   abgebildeten  Exemplar   von   Jungbunzlau,   welches   seinerzeit 
vou  Herrn  Stecker  gesammelt  wurde,   bemerkt  man  die  wahrscheinlich  von 
einer  Natica  gebohrte  Oeffnung. 
Pseiidomya  anomioides  Fr.  n.  gen.  et  sp.  —  Fig.  74  a—e. 

Diese  interessante  Muschel  wurde  vom  Herrn  J.  Prazäk  in  der  6.  Lage 
der  Trigoniascliichten  von  Chorousek  entdeckt.  Zuerst  hielt  ich  dieselbe  für 
eine  Anomia,  aber  bald  überzeugte  ich  mich,  dass  alle  Exemplare  durch  den 
beschädigten  Wirbel  ein  zahnartiges,  kräftiges,  gefurchtes  Gebilde  wahr- 
nehmen  lassen,    welches   auf  den   Schlosszahn   der  Gattung  Mya   erinnert. 


107 

Alle  vorhaiuleneD  Schalen  gehören  der  rechten  Seite  an  und  deuten  darauf 
hin,  dass  die  Muschel  vorne  und  hinten  klaffend  war.  Zwischen  dein  Wirbel 
und  dem  Vorderrande  zieht  sich  eine  Furche  nach  unten  hin. 

Zusammen  mit  der  rechten  gewölbten  Schale  kommen  flache  runde 
Austern  ähnliche  Schalen  vor,  welche  vielleicht  als  linke  Schale  aufzufassen 
sind  und  zu  der  grösseren  rechten  in  einem  cähnlichen  Verhältniss  stehen 
würden,  wie  die  bei  Corbula,  Pandora  etc.  So  lange  man  nicht  beide  Schalen 
beisammen  findet,  muss  die  Frage  offen  bleiben. 


a  b  c  d  e 

Fig.  74.    Pseudomya  anomioides  Fr.  an  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek.    a — d  in  nat.  Grösse. 

a  Von  der  Seite,   b  von  oben;  durch  den  beschädigten  Theil  des  Wirbels  ist  der  starke  Zahn  zu 

sehen,   c  von  unten,    d  von  vorne,    e  der  Schlosszahn  vei'grössert. 


Pholadomya  aequivalvis  d'Orb.  (W.  Seh.  pag.  124,  Fig.  98). 

Grosse  Exemplare  kommen  in  den  Bysicer  Uebergangsschichten  vor. 
Ich  fand  sie  in  Tfeboutic,  BroZ(4nek  und  in  Schellesu.  Auf  letzterem  Orte 
in  dem  unmittelbaren  Liegenden  des  ersten  Kokofiner  Quaders.  Auch 
unterhalb  Vraclav  traf  ich  grosse  Exemplare  etwa  im  Niveau  der  Bysicer 
Schichten. 

Aus  den  Trigoniaschichten  besitzen  wir  Exemplare  von  Chotzen,  Desna, 
Böhm.-Trübau,  Pisnik,  Jungbunzlau,  Dolänek,  Lochtus  und  Kniznic.  Die 
Bryozoenschichten  lieferten  sie  von  Zivonin. 

Pholadomya  nodulifera  Münster  (Goldfuss  Petref.  Germ.  pag.  273,  pl.  158, 
Fig.  2.  —  Reuss  Verst.  IL  pag.  18.  —  Ph.  umbouata,  Rom.  pag.  76  n.  3, 
pl.  10,  Fig.  6.  —  Ph.  nodulifera  M.  in  Geinitz  Eibthal.  IL  pag.  70,  Taf.  19, 
Fig.  5).  —  Fig.  75  a—c,   Fig.  76. 

Die  geknotete  Pholadomya  kommt  in  den  Trigoniaschichten  des  Elbe- 
gebietes bei  Kosätek,  Jungbunzlau,  Lochtus  und  Dolänek  vor. 

Sie  kommt  in  der  normalen  unverdrückten  Form  vor  und  gleicht  dann 
auffallend  der  recenten  Ph.  Candida  (Chenu  Manuel  II.  pag.  42).  Die  von 
vorne  nach  hinten  verdrückten  Exemplare  stimmen  mit  der  Ph.  umbonata 
Rom.  überein.  Doch  kommen  Uebergäuge  vor,  welche  es  nicht  zulassen, 
diese  zwei  Arten  zu  unterscheiden. 

Reuss  führt  die  Ph.  nodulifera  aus  dem  unteren  Quader  von  Tetschen 
an,  doch  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Exemplare  aus  den  höchsten 
den  Trigoniaschichten  entsprechenden  Lagen  der  Quadersande  stammten, 
aus  denen  sie  auch  Geinitz  anführt. 


108 

Ganz  älmliche  Pholadomyeu   koinmeu   dauu   auch   häufig  iu  deu  Chlo- 
meker  Schichten  {—  Kiesliugswalde)  vor. 
Pholadomya  perloiiga  Fr.  (W.  Seh.  pag.  124,  Fig.  99). 

Selten  iu  den  Trigoniaschichteu  von  Chorousek,  Kosätek  und  Chotzen. 
Panopaea  giirgitis  Brougn.  (W.  Seh.  pag.  125,  Fig.  100). 

Kommt  selten  iu  den  unteren  Partien  der  Trigoniaschichteu  vor.  Wir 
besitzen  sie  von  Chorousek,  Kosätek,  Zämost,  Dolänek,  Blatec,  Kniznic, 
Desna  und  Böhm.-Trübau. 


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Fig.  75.    Pholadomya  nodulifera  M.  var.  umbonata  Rom.  von  Dolänek.    V2  iiat.  Grösse. 

a  Von  oben,  b  von  der  Seite,  c  von  unten. 


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Fig.  7G.    Pholadomya  nodulifera  M.  von  Jungbunzlau.    Nat.  Grösse. 


Panopaea  maiidibula  Sow.  (Geinitz  Eibthal.  IL  pag.  70,  Taf.  18,  Fig.  20,  21). 
Diese  sehr  kurze  Art  ist  selten  in  den  tieferen  Lagen  der  Trigonia- 
schichten  von  Chotzen,  Jungbunzlau,  Blatec  und  Kniznic.  Ein  Exemplar 
stammt  auch  aus  den  Bryozoenschichten  von  Vtelno.  Uebrigens  ist  es 
schwer  zu  entscheiden,  ob  unsere  Exemplare  nicht  bloss  verkümmerten 
Individuen  der  Panopaea  gurgitis  angehören. 
Pauopaea  Ewaldi  Reuss?  (Reuss  Verst.  IL  pag.  17,  Taf.  37,  Fig.  1). 

Es  kommen  an  mehreren  Orten   mangelhaft   erhaltene  Steinkerne   vor, 
welche  in   ihrer  Erscheinung   an   eine  Unio  erinnern   und   wären  sie  nicht 


109 

unter  marinen  Arten  gefunden  und  würde  man  nicht  Bryozoen-  und  Serpula- 
arten  daran  bemerken,  so  würde  man  sehr  geneigt  sein,  dieser  Ansicht  bei- 
zutreten. Von  den  aus  unserer  Kreideformation  bekannten  Arten  steht  diesen 
Muscheln  die  Panopaea  Ewaldi  am  nächsten. 

Wir  besitzen  Exemplare  von  Chorousek,  Chotzen,  Auscha,  Desna,  Böhm.- 
Trübau  und  vor  Kurzem  fand  Prof.  Zahälka  aus  Raudnitz  ein  Exemplar  in 
Markwartic  bei  Turnau. 

Teilina  semicostata  Reuss  (W,  Seh.  pag.  126,  Fig.  102). 

Sehr  schlecht  erhaltene  Exemplare  besitzen  wir  aus  den  Trigonia- 
schichten  von  Chotzen,  Öejtic  und  Kuiznic  und  eines  aus  den  Bryozoen- 
schichten  von  Zivonin. 

Tellina  conceiitrica  Gein.?  (W.  Seh.  pag.  126,  Fig.  103). 

Steinkerne,  welche  wahrscheinlich  dieser  Art  angehören,  aber  nur 
schwache  Spuren  der  concentrischeu  Streifung  zeigen,  besitzen  wir  aus  den 
Uebergangsschichten  von  Treboutic,  aus  den  Trigoniaschichten  von  Öejtic, 
Dalovic,  Dolänek,  Kniznic,  Desna  und  Böhm.-Trübau. 


Fig.  77.    Venus  cf.  parva  Sow.    Steinkern  aus   deu  glauconitischen  Schichten  vom  Friedhofe   bei 

Chotzen.    a  Von  der  Seite,   h  von  oben.    Nat.  Grösse, 

Venus  cf.  parva  Sow.  (Eeuss  Verst.  II.  pag.  20,  Taf.  XLI.  Fig.  17).  —  Fig.  77. 
Steinkerne  mit  wohlerhaltenen  Muskelabdrücken  und  der  Siphonallinie 
fand  ich  in  den  glauconitischen  Trigoniaschichten  beim  Friedhofe  in  Chotzen. 
In  der  Gestalt  nähern  sie  sich  am  meisten  der  V.  parva  Sow.,  zu  der  ich  sie 
vorderhand  stelle. 
Cytherea  polymorpha  Zittel?  (Bivalven  der  Gosau  pag.  126,  Taf.  III.  Fig.  6  a — d). 
Fig.  78. 

Steinkerne  mit  spärlichen  Spuren  der  Schale  finden  sich  in  den  Trigonia- 
schichten von  Chorousek,  Jungbunzlau,  Rohosec,  Böhm.-Trübau  und  Pisnik. 
Avicula  anomala  Sow.  (W.  Seh.  pag.  128,  Fig.  108). 

Kommt  einzeln  meist  in  kleinen  Exemplaren  in  den  Uebergangsschichten 
in  Treboutic,   in    deu  Trigoniaschichten   in  Chorousek,  Dolanek,  Ohrazenic, 
Kniznic,  Brandeis  a.  d.  Adler,  Desna,  Böhm.-Trübau  und  in  Pisnik,  in  den 
Bryozoenschichten  von  Vteluo  und  Zivonin  vor. 
Gervillia  solenoides  Defr.  (W.  Seh.  pag.  128,  Fig.  129). 

Diese  fast  in  allen  Schichten  unserer  Kreideformation  vorkommende 
Art  ist  auch  sowohl  in  den  Uebergangs-  als  auch  in  den  Trigoniaschichten 
zu  finden.    Besonders  grosse  Exemplare   bis  20  cm.  Länge   finden   sich   in 


110 

den  Steinbrüchen  bei  Vinar.   Wir  besitzen  sie  von  Treboutic,  Jungbimzlaii, 
Dolanek,  Libuii,  Kniznic  und  Chotzen. 
Porna  subspatulata  Reuss  (Reuss  Verst.  d.  b.  Kreideformation  II.  pag.  24.    Im 
Register  ausgelassen.    Taf.  XXXII  Fig.  16,  17).  —  Fig.  79  a—c. 

Diese  in  den  Iserschichteu  stellenweise  liäufige  Perna  hielt  ich  zuerst 
für  P.  laceolata  Gein.,  bis  mich  reicheres  und  besseres  Material  überzeugte, 
dass  sie  mehr  mit  P.  subspatulata  Reuss  übereinstimmt,  da  ihre  Form  nicht 


"^ 


Fig.  78.    Cytherea  polymorpha  Zittel.    Steinkeru  aus  den  Trigoniaschichten  von  Pi'snik.    Nat,-Gr. 

a  Seitenansicht,  h  von  oben. 


SO  schief  verzogen,  sondern  mehr  viereckig  ist.  Wenn  auch  P.  subspatulata 
von  der  in  den  Korycaner  Schichten  vorkommenden  P.  lanceolata  abstammen 
mag,  so  müssen  doch  beide  gegenwcärtig  als  selbstständige  Arten  angeführt 
werden,  da  die  Uebergänge  noch  nicht  vorliegen. 

Einzeln  kommt  diese  Art  in  den  Trigoniaschichten  sowohl  des  Elbe- 
als  des  Adlergebietes  vor,  aber  eine  förmliche  Bank  von  20 — 30  cm.  Höhe 
bildet  sie  bloss  bei  Rohosec  unweit  Turnau  (vergl.  Profil  Fig.  25  pag.  46). 
Exemplare  von  Blatec  bei  Rovensko  sind  95  cm.  hoch  75  cm.  lang,  werden 
aber  von  denen  bei  Chotzen  gefundenen  noch  au  Grösse  übertroffen. 

Wir  besitzen  auch  Exemplare  von  Jungbunzlau,  Dolanek  und  Böhm.- 
Trübau. 

Die  Reussischen  Exemplare  stammten  aus  dem  Exogyrensandstein  von 
Malnitz. 
Inoceramus  Brongniarti  Sow.  (W.  Seh.  pag.  130,  Fig.  111).  —  Fig.  80. 

Riesige  Exemplare  bis  zu  einem  halben  Meter  Höhe  fanden  sich  wäh- 
rend des  Bahnbaues  bei  Jungbunzlau.  Bruchstücke  der  Schale,  die  fast 
überall  in  den  Iserschichteu  vorkommen,  deuten  auf  eine  weite  Verbrei- 
tung dieser  grossen  Inoceramen  hin.  Kleinere  Exemplare  besitzen  wir  von 
Chorousek.  Kosätek,  Jiric,  Dolanek,  Kniznic,  Brandeis  a.  d.  Adler  und 
Pisnik. 


111 

Inoceramiis  sp.  Ausser  dem  In.  Bronguiarti  kommeu  noch  in  den  Trigonia- 
schichten  von  Böhra.-Trübau  und  Vinar  kleine  Inoceramen  vor,  welche  dem 
Inocer.  striatus  Mant.  ähnlich  sind,  doch  wird  ihre  sichere  Bestimmung 
erst  in  einer  Monographie  aller  böhm.  Inoceramen  möglich  sein. 


Fig.  79.    Perna  subspatulata  Reuss.    «  Ganzes  Exemplar  von  der  Seite.    Nat.  Grösse  von  Dolänek 
bei  Tiiruau,   6  von  hinten,   c  das  Scbloss  eines  anderen  Exemplares. 


a 


Fig.  80.    Inoceramus  Brongniarti.    Stein- 
kern   aus    den    tieferen    Lagen    der    Tri- 
goniaschichten  bei  Jungbunzlau.    '/lo  nat. 
Grösse. 


Fig.  81.   Lima  Dupiniana  d'Orb.  aus  den  Trigonia- 

schichteu  von  Cbotzen.    a  Vergrössert,  h  Fragment 

der  Schale  stark  vergrössert. 


112 

Lima  Dupiniana  d'Orb.  (Pal.  Fr.  Terr.  cret.  III.  pag.  535,  PI.  415,  Fig.  18—22). 
Fig.  81. 

Diese  kleine  Art,  welche  ich  in  den  Trigoniaschichten  von  Cejtic,  Chotzen 
und  Desna  vorfand,  macht  bei  oberflächlicher  Betrachtung  den  Eindruck  der 
Lima  septemcostata.  Reuss  (W.  Seh.  132,  Fig.  1 14)  unterscheidet  sich  aber 
von  derselben  durch  zahlreichere  10—12  radiale  Rippen  und  sehr  deutliche 
Radialstreifung  derselben.  Sie  stimmt  ziemlich  mit  der  Lima  Dupiniana 
d'Orb.,  von  der  sie  bloss  durch  etwas  schmälere  Form  abweicht.  Unsere 
Exemplare  haben  die  Länge  von  9  mm. 


d 


Fig.  82.    Lima  multioostata  Gein.   aus   den  Trigoniaschichten  von  Chotzen.    a  Steinkern   von   nor- 
maler Form    in    nat.    Grösse,     b   Ansicht   eines  Exemi)lars    mit    Schale    von    vorne,    nat.    Grösse, 
c  Fragment  der  Schale  vergrössert.    d  Fragment  mit  Dreitheiluug  der  Rippen  vergrössert. 


Lima  semisiilcata  Miss.  (W.  Seh.  pag.  132,  Fig.  115). 

Häufig  und  meist  mit  wohlerhaltener  Schale  in  den  Trigoniaschichten 
von  Kosätek,  Chorousek,  Jungbunzlau,  Böhm.-Trübau,  Cerekvic,  Pisnik, 
Lindenau  etc. 

Lima  elongata  Sow.  (W.  Seh.  pag.  132,  Fig.  116). 

Diese  in  den  Weissenberger  und  Maluitzer  Schichten  häufige  und  weit 
verbreitete  Art  kommt  nur  einzeln  in  den  Iserschichten  und  nur  an  wenigen 
Localitäten  bei  Dolauek,  Jungbunzlau,  Libuii,  Kniznic,  Brandeis  a.  d.  Adler, 
Koldin  und  Chotzen  vor.  Bei  manchen  Exemplaren  unserer  Sammlung  war 
es  nicht  sicher,  ob  sie  nicht  aus  tiefereu  Lagen  stammen. 


113 

Lima  miilticostata  Geiu.  (L.  caualifera  Goldf.  W.  Seh.  pag.  132).  —  Fig.  82  a — d, 
Fig.  83  var. 

Die  uormaleu  Exemplare  (a),  welche  in  der  Regel  nur  ohne  Schale  aus 
dem  Gestein  gewonnen  werden  können,  zeigen  16—20  Rippen.  Wo  die  Schale 
erhalten  ist,  zeigen  sich  die  ziemlich  scharf  auftretenden  Rippen  durch  doppelt 
so  breite  Zwischenräume  getrennt  und  von  stärkereu  und  schwächeren  con- 
centrischen  Linien  geziert  (c).  Bei  manchen  Exemplaren  zeigen  die  Rippen 
eine  Theilung  in  zwei  oder  drei,  was  namentlich  nach  einem  stärkeren 
Wachsthumsabsatz  der  Fall  zu  sein  pflegt  und  ziemlich  unregelmässig  auf- 
tritt (d  und  Fig.  83).  Die  grössteu  Exemplare  erreichen  eine  Länge  von 
70  mm. 

Diese  Art  ist  in  den  Trigoniaschichten  eine  der  häufigsten  Erschei- 
nungen und  ich  besitze  namentlich  aus  der  Gegend  von  Chotzen  Hunderte 
von  Exemplaren,  welche  dort  mit  Lima  dichotoma  Reuss  und  Hemiaster 
plebeius  Nov.  in  dem  zum  Schotterschlagen  verwendeten  Gestein  vor- 
kommen. 

In  den  Quadersanden  des  Hohen  Schneeberges,  sowie  in  den  höheren 
Lagen  der  sächsischen  Schweiz  deutet  diese  Art  den  Horizont  der  Trigonia- 
schichten an. 

Auch  in  den  Bryozoenschichten  von  Gross-Üjezd  und  Zivonin  tritt  diese 
Art  auf. 


Fig.  83.    Lima  multicostata  Gein.   Varietät 
mit  dichotomirenden   Rippen,   nat.  Grösse, 
von  Podvinec  bei  Juugbunzlau. 


Fig.  84.    Lima  Iserica  Fr.  u.  sp.   Aus  den  Tri- 

gouia-Schichteu    von   Brandeis   an    der  Adler. 

a   2mal   vergrössert,    b   Fragment   der   Schale 

stark  vergrössert. 


Lima  pseiidocardiiim  Reuss  (W.  Seh.  pag.  133,  Fig.  119). 

Steinkerne,  welche  dieser  Art  nahe  stehen,  besitzen  wir  aus  vielen 
Loealitäten,  aber  die  Bestimmung  bleibt  unsicher,  so  lange  man  die  Ober- 
fläche der  Schale  nicht  vergleichen  kann.  In  vielen  Fällen  erwiesen  sich 
ähnliche  Steinkerne  bei  genauer  Untersuchung  des  Negativs  als  zu  der 
L.  iserica  gehörig. 
Lima  iserica  Fr.  u.  sp.  —  Fig.  84  a,  b. 

Diese  neue  Art,  welche  für  die  Trigoniaschichten  sehr  bezeichnend  ist, 
ähnelt  in   Beziehung   auf  den   Steinkern   sehr   der   L.  pseudocardium,   hat 

8 


114 

aber  statt  40—50  bloss  20  Rippeu,  welche  scharfkantig  uicht  abgerundet 
sind.  Die  Verzierung  der  Rippen  besteht  in  drei  Läugsreiheu  von  deut- 
lichen Knoten,  von  denen  die  eine  die  Kante,  die  beiden  anderen  die 
Flanken  einnehmen,  während  der  Mitte  des  Zwischenraumes  entlang  auch 
eine  solche  Knotenreihe  verläuft.  Eben  durch  die  letztere  unterscheidet 
sich  unsere  Art  von  der  L.  cenomanensis  d'Orb.,  welcher  sie  übrigens  sehr 
nahe  steht.  Die  französische  Art  ist  viel  rundlicher,  breiter  und  besitzt  an 
40  Rippen. 

Lima  aspera  Mant.  (W.  Seh.  pag.  132,  Fig.  118). 

Selten  in  den  Trigoniaschichten  von  Chotzen  und  Dolänek  bei  Turnau. 

Lima  ovata  Römer  bei  D'Orb.   (D'Orb.   Pal.  Fr.  Terr.   cret.   pag.  553,  PI.  421, 
Fig.  16—20).  —  Fig.  85. 

Bei  der  Bestimmung  unserer  Exemplare,  welche  aus  den  Trigonia- 
schichten von  Dolänek,  Chorousek  und  Böhm.-Trübau  stammen,  schwankt 
man  zwischen  L.  intermedia  d'Orb.  (PI.  421,  Fig.  1 — 5)  und  zwischen  der 
Art,  welche  D'Orbygni  als  L.  ovata  Roemer  anführt  (P.  421,  Fig.  16,  17). 
In  Beziehung  auf  Form  und  Verzierung  halten  unsere  Exemplare  ziemlich 
die  Mitte  zwischen  beiden  Arten.  Eine  Vergleichung  mit  der  von  Nilsson 
als  Plagiostoma  ovatum  abgebildeten  Form,  auf  welche  Römer  und  D'Orbygni 
sich  als  auf  Lima  ovata  beziehen,  ist  nicht  recht  möglich,  w^eil  dort  die 
Sculptur  der  Schale  nicht  abgebildet  ist. 

Unsere  Exemplare  zeigen  etwa  30  feine  geknotete  Rippen  und  die 
Verzierung  der  breiten  Zwischenräume  gleicht  dem  Abdruck  einer  groben 
Leinwand. 


a 


b 


Fig.  85.    Lima  ovata  Römer?  von  Böhm.-Trübau.    a  Nat.  Grösse,    b  Schale  vergrössert. 

Lima  dichotoma  Reuss.  (Verst.'  d.  böhm.  Kreide!  IL  pag.  35,  Taf.  38,  Fig.  10). 
Fig.  86  a — d. 

Diese  in  die  nahe  Verwandtschaft  mit  Lima  Hoperi  gehörige  Muschel 
wurde  von  Reuss  wegen  dem  Dichotomireu  der  Rippen  nach  einem  Exem- 
plare von  Huudorf  als  eine  neue  Art  augeführt.  Aehnliche  Formen  von 
sehr  wandelbarer  Vertheilung  der  Rippen  finden  sich  häufig  in  den  Tri- 
goniaschichten von  Chorousek,  Dolänek,  bei  Turnau  in  Chotzen,  Böhm.- 
Trübau,  Koldi'n,  Desna  und  Cerekvic,  stets  mit  Lima  multicostata  zusammen. 
Die   vertieften   puuktirten   radialen  Linien   verlaufen   stellenweise,  ohne  zu 


115 


dichotomircu,  bis  zum  Rande;  dichotomireude  treteu  einzeln  oder  in  Grui)peu 
auf.  Bei  grossen  Exemplaren  erreichen  mehr  als  80  Streifen  den  Schalenrand. 
Oft  fehlt  die  radiale  Streifung  in  der  Mitte  der  Schale  oder  ist  sogar 
bloss  auf  den  vorderen  und  hinteren  Rand  beschränkt,  was  aber  durchaus 
nicht  von  dem  zunehmenden  Alter  abhängt,  indem  es  bei  kleinen  Exem- 
plaren vorkommt,  während  grosse  dicht  gestreift  sind. 


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Fig.  86.    Lima  dichotoma  Reuss.    a  Grosses  Exemplar  in   nat.   Grösse   von   Chotzen.     h  Fragment 
der  Schale  desselben  Exemplars  vergrössert.    c  Kleines  Exemplar  mit  spärlicher  Streifung  in  nat. 

Grösse  von  Chotzen.    d  Dasselbe  von  vorne. 


Lima  Sowerbyi  Geinitz  (W.  Seh.  pag.  133,  Fig.  120).  —  Fig.  87. 

Normale  kleine  Exemplare  kommen  in  den  Trigoniaschichten  von  Chotzen, 
Jungbunzlau,  Böhm.-Trübau,  Koldin,  Pisuik  etc.  vor.  Ein  grosses,  vielleicht 
zu  dieser  Art  gehöriges  Exemplar  fand  ich  in  den  glauconitischen  Schichten 
am  Friedhofe  in  Chotzen.  Es  zeigt  eine  dichte  Streifung  am  vorderen  und 
hinteren  Rande  und  zwar  stärker,  als  es  bei  den  kleinen  Exemplaren  der 
Fall  zu  sein  pflegt. 
Pecteu  Nilssoni  Goldf.  (W.  Seh.  pag.  133,  Fig.  124).  —  Fig.  88. 

Kommt  in  breiten  echt  typischen  Exemplaren  besonders  schön  in  den 
Trigonia-Schichten  von  Böhm.-Trübau  vor. 

Sonst  besitzen  wir  die  Art  aus  den  Uebergangsschichten  von  Treboutic 
und   Jiric,    sowie    aus    den   Trigonia-Schichten    von    Jungbunzlau,    Koldin 
und  Pisnik. 
Pecten  laevis  Nilssou.  (W.  Seh.  pag.  133,  Fig.  125). 

Häufig    in    den   Trigonia-Schichten    von    Chorousek,    Kosätek,    Cejtic, 
Louckov,  Pisnik,  Lindenau,  Chotzen,  Böhm.-Trübau  etc. 


116 

Pecteu  curvatus  (W.  Scli.  pag.  136,  Fig.  127). 

Normale  kleine  Exemplare  überall  häufig,  wo  die  kalkigen  Trigonia- 
schichteu  aufgeschlossen  sind.  Auch  in  den  Uebergangsschichten  von  Jiric 
und  im  Zwischeupläner  von  Kovc4nec  und  Repi'n. 

Pecten  Duiardinii  Römer.  (W.  Seh.  pag.  136,  Fig.  129). 

Kommt  in  den  Uebergangsschichten  von  Jific  und  Tfeboutic,  in  den 
Trigoniaschichten  von  Chorousek,  Kosatek,  Cejtic,  Brandeis  a.  d.  Adler  und 
Böhm.-Trübau,  in  den  Bryozoeuschichten  von  Zivonin  etc.  überall  sparsam  vor. 


Fig.  88.     Pecten    Nilssonl 

Gein.    aus    den    Trigonia- 
schicliten  von  Böhm.-Trü- 
bau.   Nat.  Grösse. 


Fig.  87.    Lima  Sowerbyi  Gein.    Grosse  Varietät  aus  den 
glauconitischen  Trigoniaschichten  in  Chotzen.    Nat.  Gr. 


Pecten  serratus  Nilss.  (Reuss  II.  pag.  30,  Taf.  39,  Fig.  19). 

Kleine,  33  mm.  lange  Exemplare  haben  prachtvolle  Negative  in  den 
verwitterten  Trigoniaschichten  von  Brandeis  a.  d.  Adler  hinterlassen,  ich 
glaube  aber,  dass  überhaupt  diese  Art  bloss  den  Jugendzustand  des  P.  acu- 
minatus  darstellt. 

Pecten  acuminatus  Geinitz  (Reuss  Verst.  IL  pag.  29,  Taf.  39,  Fig.  20,  21).  — 
Fig.  89  a — d. 

Bis  80  mm.  lange  Exemplare  von  Desna  zeigen  die  Form  und  die 
Grösse  des  P.  acuminatus,  aber  die  wohlerhaltene  rechte  Schale  weist 
schuppige  Verzierungen  wie  bei  P.  asper  auf  (c).  Ein  kleineres  Exemplar 
von  Louckov  zeigt,  dass  die  linke  Schale  flach,  die  rechte  gewölbt  ist. 
Minder  gute  Exemplare  besitzen  wir  von  Zvifetic,  Dolänek,  Chotzen,  Koldin, 
Böhm.-Trübau  etc. 

Vola  quinquecostata  Stol.  (W.  Seh.  pag.  137).  —  Fig.  90  a,  h. 

Häufig  In  allen  Lagen  der  Iserschichten.  In  den  Uebergangsschichten 
von  Treboutic,  begleitet  meist  die  Rhynchonella  plicatilis,  wo  diese  Bänke 
im  Quader  bildet.    Häufig  in  den  Trigonia-  sowie  in  den  Bryozoenschichten. 

Spondylus  hystrix  Goldf.?  —  Fig.  91. 

In  den  au  Echinodermeu  reichen  Schichten  bei  Chotzen  kommen  Steiu- 
kerne  vor,  welche  deutlich   erkennen  lassen,   dass  die  Rippen  nicht  gleich 


117 

waren,  sondern  dass  5 — 6  viel  stärker  waren  als  die  anderen,  wodurch  die 
Verwandtschaft  zu  Sp.  hystrix  deutlich  angedeutet  ist/ 

Diese  Art  erreichte  hier  eine  bedeutende  Grösse,  denn  die  Steinkerue 
sind  7  cm.  hoch. 


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Fig.  89.    Pecten  acuminatus  Gein.    a  Grosses  Exemplar  von  Dolänek,  ^3  nat.  Grösse,    h  Fragment 
der  rechten  Schale  desselben  Exemplars,    c  Ein  Exemplar  mit  beiden  Schalen  von  Louckov,  nat. 

Grösse,    d  Verzierung  der  linken  flachen  Schale. 


a 


Fig.  90.    Vola  quinquecostata  Stol.    a  Die  gewölbte  Schale,   b  die  flache  Schale,  nat.  Grösse,  aus 

den  Trigoniaschichten  von  Chotzen. 

Exogyra  conica  Sow.  (W,  Seh.  pag.  139,  Fig.  134).  —  Fig.  92  a,  6,  c. 

Diese  Art   wurde   früher   von   mir,   wo   sie  Bcäuke  bildend  auftritt,  als 
E.   columba  angeführt.    Eine    genaue   Untersuchung  vieler  wohlerhaltener 


118 


Exemplare  zeigte,  dass  alle  eiue  kleinere  oder  grössere  Anwachsfläche  be- 
sitzen und  daher  nicht  zu  der  stets  freien  E.  cohiraba  gezcählt  werden 
können.  Auch  die  mehr  viereckige  Gestalt  und  das  stark  entwickelte 
Schloss  weisen  auf  die  Identität  mit  E.  conica. 

In  den  Trigoniaschichten  bildet  diese  Exogyra  Bänke  meist  in  der 
Lage  5/  des  Profiles  von  Chorousek  (Seite  30),  doch  scheint  ihr  massen- 
haftes Auftreten  in  den  Trigoniaschichten  nicht  an  diese  Regel  gebunden 
zu  sein. 

Auch  im  Adlergebiet  kommt  sie  südlich  von  Chotzen  häufig  und  in 
grossen  Exemplaren  vor.  Einzeln  bei  Desna,  Böhm.-Trübau  etc.  Aus  den 
Bryozoenschichten  besitzen  wir  kleine  Exemplare  von  Zivonin. 


Fig.  91.    Spondylus  hystrix  Goklf.    Steiukern  aus  den  Trigoniaschichten  von  Chotzen. 

Nat.  Grösse. 


Exogyra  lateralis  Reuss.  (W.  Seh.  pag.  140,  Fig.  136). 

Kommt  vereinzeint  in  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek,  Juug- 
bunzlau,  Dolänek,  Libuh,  Chotzen,  Brandeis  a.  d.  Adler  und  Böhm.-Trübau 
vor;  in  den  Bryozoenschichten  von  Zivonin  etc. 


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Fig.  92.    Exogyra  conica  Sow.    Aus  den  Trigoniaschichten  von   Chorousek.    a  Von  oben,   l  von 
unten,  c  das  Schloss  eines  grossen  Exemplars.    Nat.  Grösse. 


119 

Exogyra  (Ostrea)  laciniata  d'Orb.  (D'Orb.  III.  pag.  739,  Taf.  486,  Fig.  1— 3j. 
Fig.  93  a,  6,  c. 

Diese  für  die  Iserschichteu  sehr  bezeichnende  Art  kommt  in  etwas  klei- 
neren Exemplaren  vor,  als  das  von  D'Orbygni  abgebildete  ist,  doch  lässt 
die  Gesammtform,  die  wellige  Verzierung  sowie  die  der  Ex.  haliotidea  ähn- 
liche Deckelschale  keinen  Zweifel  darüber,  dass  unsere  Art  mit  der  fran- 
zösischen identisch  ist.  Die  Steinkerne  sind  nach  der  bedeutenden  Höhe 
kenntlich.  Diese  Art  ist  in  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek,  Cejtic, 
Blatec,  Libun,  Kniznic,  Pisuik,  Chotzen,  Brandeis  a,  d.  Adler  und  Böhm.- 
Trübau  häufig.  In  den  Bryozoeuschichten  von  Zivonin  kommt  sie  auch  vor. 
In  Frankreich  kommt  die  Art  selten  im  unteren  Senon  von  Saintes  (Cha- 
rante-Inferieure)  vor.  In  Deutschland  auch  in  ähnlichem  Niveau  bei  Achen, 
Caesfeld,  Quedlinburg  etc. 


Fig.  93.    Exogyra  laciniata  d'Orb.   aus  den  Trigonia-Schichten  von  Chorousek.    a  Unterschale  von 
oben,   b  dieselbe  von  unten,   c  Oberschale  eines  anderen  Exeraplares.    Nat.  Grösse. 


Exogyra  (Ostrea)  Matherouiaua  d'Orb.  (Pal.  Franc.  Terr.  Cret.  III.  pag.  737, 
PI.  485,  Fig.  6,  7,  8).  —  Fig.  94  a,  h,  c. 

Ausser  der  E.  laciniata  ist  diese  Art  eine  der  bezeichnendsten  für  die 
Trigoniaschichten.  Sie  ist  an  der  tiefen  Furche  kenntlich,  welche  sich  unter- 
halb des  Kieles  der  Unterschale  hinzieht  und  auch  am  Steinkern  deutlich 
wahrzunehmen  ist. 

Ausserdem  ist  der  feingekerbte  Manteleindruck  (c)  auch  ein  Kennzeichen, 
nach  dem  man  selbst  Fragmente  der  Schale  erkennen  kann. 

Unsere  Exemplare  stimmen  mit  der  kleinereu  unverzierten  Form  über- 
ein, welche  D'Orbygni  in  Fig.  6,  7,  8  darstellt  und  welche  er  in  Saintes 
gesammelt  hat.  In  Frankreich  ist  diese  Art  für  das  Senon  des  Südens  und 
Westens  bezeichnend. 

Bei  uns  kommt  sie  ziemlich  häufig  in  den  Trigoniaschichten  von  Cho- 
rousek, Jungbunzlau,  Ohrazenic,  Rohosec,  am  Fusse  des  Bösig,  in  Kniznic, 
Chotzen,  Koldin  und  Desna,  in  den  Bryozoeuschichten  von  Zivonin  etc.  vor. 
Bei  Libichov  unweit  Jungbunzlau,  sowie  am  Fusse  des  Bösig  und  Roll  ist 
sie  untermischt  zwischen  die  kleine  massenhaft  auftretende  Varietät  der 
0.  hippopodium. 


120 

Ostrea  dihiviana   Liune   (Reuss  IL   pag.  38,    Taf.  30,    Fig.  16,  17.   —   Geiuitz 
Elbthalgeb.  pag.  176,  Taf.  39,  Fig.  1—3).  —  Fig.  95  a,  &,  c. 

Da  0.  diluviaua  bei  ims  in  Böhmen  als  ein  Leitpetrefact  für  die  ceno- 
mauen  Korycaner  Schichten  betrachtet  wurde,  so  waren  wir  früher  geneigt. 


Fig.  94.   Exogyra  (Ostrea)  Matheroniana  d'Orb.    a  Unter8chale  von  Chorousek,  nat.  Grösse,   b  Des- 
gleichen,   c  Fragment  der  Unterschale  von  innen  mit  dem  gekerbten  Manteleindruck. 


a 


Fig.  95.    Ostrea   diluviana  Linne,   aus   den    Trigoniaschichten    in    der   Nähe    von   Münchengrätz. 
Va    nat.    Grösse,     a    Oberschale    von    oben,    b    ein    ganzes   Exemplar    von    vorne,    c    Unterschale 


von  innen. 


121 

die  ähnlichen  in  den  aus  den  Trigouiaschichten  stammenden  Exemplaren  die 
Ostrea  santonensis  d'Orb.,  welche  aus  den  Senonen-Schichten  Frankreichs 
als  eigene  Art  angeführt  wurde,  wiederzuerkennen.  Zahlreiche  schön  erhal- 
tene Exemplare,  welche  wir  aus  der  Gegend  von  Münchengrätz  erhielten, 
zeigten  aber  nicht  den  für  0.  santonensis  als  bezeichnend  angeführten 
schmalen  Schlossraud.  Da  überdiess  die  Abtrennung  der  Arten  (die  mehr 
nach  der  Verschiedenheit  des  Alters  der  Fundorte  aufgestellt  wurden)  keine 
Anerkennung  findet  und  von  Geinitz  auch  0.  santonensis  wieder  zu  0.  dilu- 
viana  gezogen  wird,  so  müssen  wir  uns  auch  der  Thatsache  fügen,  dass 
diese  cenomaue  Art  plötzlich  wieder  in  den  viel  jüngeren  Iserschichten 
auftritt, 

Fragmente  besitzen  wir  auch  aus  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek, 
Jungbunzlau  und  Chotzen.   Die  Exemplare  von  Münchengrätz  lagen  in  einer 
Masse,  die  aus  lauter  Coprolithen  von  Seeigeln  besteht. 
Ostrea  froiis.  Park.  (Geinitz  Elbthalgeb.  IL  pag.  30,  Taf.  8,  Fig.  12).  —  Fig.  96  a,  h. 

Sehr  verschieden  geformte  kleine  Austern  aus  der  Verwandtschaft  der 
0.  carinata  kommen  bei  uns  sowohl  in  den  Trigonia-  als  auch  in  den  Bryozoen- 


Fig.  96.  Ostrea  frons  Park,  aus  den  Bryo- 
zoenschichten  v.  Zivonin.  2mal  vergrössert. 
a  Oberschale  von  oben,  h  dieselbe  von  innen. 


Fig.  97.    Ostrea  semiplana  var.    Kurze  Va- 
rietät aus  den  unteren  Trigonia-Schichten 
bei  Schirmdorf.    Nat.  Grösse. 


schichten  vor.  Mau  führt  solche  Formen  meist  unter  dem  Namen  0.  frons 
an,  welche  nach  Geinitz  auch  durch  Uebergänge  mit  0.  carinata  verbunden 
sein  soll.  Manche  Exemplare  ähneln  auch  Jugendzuständen  von  0.  semiplana. 
Wir  besitzen  Exemplare  von  Chorousek,  Cejtic,  Jungbunzlau,  Pisnik,  Kniznic, 
Chotzen,  Böhm.-Trübau,  Brandeis  a.  d.  Adler  etc.;  aus  den  Biyozoenschichten 

V 

von  Zivonin  etc. 
Ostrea  semiplana  Sow.  (W.  Seh.  pag.  141,  Fig.  138).  —  Fig.  97  var. 

Normale  Exemplare  kommen  an  vielen  Orten  in  den  Trigoniaschichten 
vor.  Oft  zeigt  sich,  dass  sie  gruppenweise  an  den  Stängeln  irgend  eines 
Spongiten  oder  Fucoiden  angewachsen  waren  (Chotzen). 

Eine  fast  gleich  breite  als  lange  Varietät  (Fig.  97)  kommt  ziemlich 
constant  in  den  tieferen  Lagen  der  Trigoniaschichten  vor  und  scheint  einen 
gewissen  Horizont  anzudeuten. 


122 

Ostrea  Hippopodiiim  Nilss.  fW.  Seh.  pag.   140,  Fig.  137).  —  Fig.  98. 

Eine  kleine  Varietät  kommt  stellenweise  in  grosser  Menge  als  kleine 
Austernbank  vor,  z.  B.  am  Fusse  des  Bösigberges  und  bei  Libichov  (unweit 
Jungbunzlau)  und  zwar  in  dem  Gestein,  wo  auch  Serpula  socialis  so  häufig 
ist.  Grössere  gewöhnliche  Exemplare,  sowie  die  vesicularis-Form  kommen 
in  den  Trigoniaschichten  in  Chorousek,  Dolauek,  Kuiznic,  Pisnik,  Chotzen, 
Küldin,  Brandeis  a.  d.  Adler  und  Böhm.-Trübau  vor. 


Fig.  98.    Ostrea  Hippopodium  Nilss. 


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Fig.  99.    Anomia?  sp.  aus 

dem  Sandstein   v.  Auscha. 

2mal  vergrössert. 


Anomia  subtruncata  d'Orb.  (W.  Seh.  pag.  141,  Fig.  139). 

Ziemlich  häufig  in  den  Trigouia-  und  Bryozoenschichten  fast  au  allen 
gründlicher  untersuchten  Locali täten. 
Auomia  semiglobosa  Gein.  (W.  Seh.  pag.  142,  Fig.  141). 

Einzeln  in  den  Trigoniaschichten  von  Chotzen  und  Böhm.-Trübau. 
Anomia  subradiata  Reuss  (W.  Seh.  pag.  143,  Fig.  143). 

Sehr  schöne  grosse  Exemplare,  welche  bei  einer  monographischen  Be- 
arbeitung eine  besondere  Beachtung  verdienen  werden,  lieferten  die  Trigonia- 
schichten von  Chotzen  und  die  Sammlung  des  Herrn  Apothekers  Hlaväc 
enthält  eine  Prachtgruppe  an  einer  Limaschale  aufgewachsen.  Einzeln  kommt 
die  Art  in  Chorousek,  Öejtic,  Desna  und  Böhm.-Trübau  vor, 
Anomia?  sp.  —  Fig.  99. 

Eine  flach  gewölbte  radial  gerippte  Anomia,  von  der  man  schwer  ent- 
scheiden kann,  ob  die  Form  nicht  von  der  Muschel  abhängig  ist,  auf  welcher 
die  Art  befestigt  war,  fand  sich  im  Quadersaud  bei  Auscha  und  ein  anderes 
Exemplar,  wahrscheinlich  die  Unterschale,  in  Brandeis  a.  d.  Adler. 

Etwas  Aehnliches  führt  Stolicka  als  Anomia  variata  aus  der  Arioloor- 
Gruppe  an. 
Auomia  imitans  Fr.  (W.  Seh.  pag.  142,  Fig.  140). 

Einige  Exemplare  kamen  in  den  tieferen  Lagen  der  Trigoniaschichten 
bei  Chotzen  vor. 


Br*a,eliiopocla. 

3Iagas  Geinitzii  Schi.  (W.  Seh.  pag.  145,  Fig.  148). 

Kommt   einzeln  an  wenigen  Localitäten  der  Trigoniaschichten  in  Cho- 
rousek, Kosatek,  Chotzen  und  Böhm.-Trübau  vor.    Etwas  häufiger  in  einer 


123 

Schichte  des  Öejticer  Profils  (Seite  41,  Flg.  23).    In  den  Bryozoeiischichten 
von  Zivonm,  Vteluo  etc.  auch  nur  sehr  sparsam. 

Rliyiichouella  plicatilis  Sow.  (W.  Seh.  pag.  144,  Fig.  147). 

Bildet  eine  mächtige  Bank  zuerst  in  den  Bysicer  Uebergangsschichten 
an  der  Basis  des  ersten  Kokoriner  Quaders,  z.  B.  bei  Zimof  (Seite  9). 
Stellenweise  kommen  auch  an  Rhynchonellen  reiche  Schichten  auch  höher 
im  Zwischenpläner,  sowie  in  den  höheren  Lagen  der  Trigoniaschichten 
(Chorousker  Profil  pag.  30,  Fig.  17,  Lage  6,  8)  vor.  Die  Exemplare  aus 
den  Bysicer  Schichten  sind  die  grössten,  nach  oben  hin  werden  sie  immer 
schwächlicher. 

Rhyiichouella  Ciivieri  Schi.  (Geiuitz  Elbthalgeb.  IL  pag.  27,  Taf.  7,  Fig.  12,  13). 
Fig.  100. 

Kleine  Exemplare  dieser  Art  kommen  als  Seltenheit  in  den  Bryozoen- 
schichten  von  Vteluo  in  Gesellschaft  mit  R.  Mantelliana  vor,  ganz  ähnlich 
wie  in  den  Teplitzer  Schichten  bei  Kostic.  Dadurch,  dass  diese  von  Geinitz 
bloss  als  Varietät  der  R.  plicatilis  betrachteten  Formen  bei  uns  in  Böhmen 
einen  gewissen  Horizont  bezeichnen,  verdienen  sie  eine  besondere  Beachtung. 


Fig.  100.    Rhynchoneüa  Cuvieri  Schi. 

aus  den  Bryozoenschichten  v.  Vtelno, 

4mal  vergrössert. 


Fig.   101.    Rhynchonella  Mantelliana 

aus  den  Bryozoenschichten  v.  Vtelno, 
vergrössert. 


Rhynchonella  Mantelliana  Gein.  (Reuss  Verst.  II.  pag.  48,  Taf.  25,  Fig.  21,  22, 
Geinitz  Elbthalgeb.  IL  pag.  27,  Taf.  7,  Fig.  11).  —  Fig.  101. 

Sehr  selten  mit  der  vorigen  Art  in  den  Bryozoenschichten  von  Vtelno. 

Terebratula  sp.  Ein  Bruchstück  einer  grossen  Terebratula  aus  der  Verwandt- 
schaft der  T.  nerviensis  d'Arch.  wurde  in  den  Trigoniaschichten  von  Do- 
länek  (Seite  46,  Fig.  25,  2)  gefunden. 


124 


Bezüglich  der  Bryozoen  verweise  ich  auf  das  Nähere  an  die  Arbeit  des 
Dr.  Ot.  Noväk:  „Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bryozoen  der  böhra.  Kreideforma- 
tiou."  Denlischriften  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien  1877.  (Auch  als 
Separatabdruck  zu  haben.) 

Die  Abbildungen,  die  ich  hier  benützte,  sind  dem  Werke  des  Hrn.  Dr.  Noväk 
entnommen. 

Ausser  den  hier  angeführten  Arten  entdeckte  Herr  Prazäk  seit  der  Publica- 
tion  des  Hrn.  Dr.  Noväk  noch  eine  Reihe  von  Bryozoenarteu,  welche  erst  gründlich 
untersucht  werden  müssen. 

Hippothoa  labiata  Nov.  (Taf.  HL  Fig.  1—5,  pag.  10).  —  Fig.  102. 

Kommt  in  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek  in  den  Lagen  2,  3  und  5 
und  schon  im  Zwischenpläner  vor. 
Bifliistra  Prazäki  Nov.  (Noväk  Beiträge  pag.  18,  Taf.  HI.  Fig.  20—25).  —  Fig.  103. 
Eine  der  häufigsten  Arten  sowohl  in  den  Trigonia-  als  auch  in  den 
Bryozoeuschichteu.  Aus  den  ersteren  besitzen  wir  sie  von  Chorousek,  Cejtic, 
Jungbunzlau,  Chotzen,  Brandeis  a.  d.  Adler  etc.,  aus  den  letzteren  von 
Zivoniu,  Vtelno,  Gross-Ujezd  etc. 


Fig.  102.   Hippothoa  labiata  Nov.   Ä  in  nat. 
Grösse.    B  Vergrössert  von  oben.    C  Seit- 
liche Ansicht  einer  vergrüsserten  Zelle. 


Fig.  103.  BifJustra  PrazakI  Nov.  von  Cho- 
rousek.    A   Nat.   Grösse.     B  Vergrössert. 
C  Querschnitt.    D  Eine  Zelle  stark  ver- 
grössert. 


Diastopora  acupiinctata  Nov.  (Taf.  VI.  Fig.  1—14,  pag.  23).  —  Fig.  104. 

Kommt   schon   in   den  Korycaner  Schichten   von  Kamaik   vor.    In  den 
Trigoniaschichten    von   Chorousek  (1)   und  in  den  Bryozoenschichten  von 
Gross-Üjezd,  Zivonin  etc. 
Proboscina  Bohemica  Nov.   (Noväk  Beiträge  pag.  25,  Taf.  V.  Fig.  24,  25).  — 
Fig.  105. 

Kam    auf  einer  Austeruschale   in   den   Bryozoen-Schichten   von  Gross- 
Ujezd  vor. 
Proboscina  Siiessi  Nov.  (Noväk  Beiträge  pag.  27,  Taf.  V.  Fig.  14—19). 

Tritt  schon  in  Kamaik  auf  und  kam  nun  auch  in  den  Bryozoenschichten 
von  Gross-Üjezd  vor. 


125 

Entalophora  Geinitzii  Reuss.  (Nov.  Beiträge  pag.  31,  Taf.  VII.  Fig.  1—1  Oj.  — 
Fig.  106. 

Häufig  in  den  Trigoniaschichteu  von  Chorousek  und  in  den  Bryozoen- 
schichten  von  Vteluo  und  Gross-Ujezd. 


P^ig.  104.    Diastopora  acupunctata  Nov.    a  Nat.  Grösse,   h  eine  Gruppe  Zellen  vergrössert,    c  drei 

Zellen  stark  vergrössert. 


Fig.  105.    Proboscina  Bohemica  Nov.  aus  den  Bryozoenschichten  von  Gross-Ujezd.    a  iu  uat.  Gr. 


h  Vergrössert. 


Fig.  106.    Entalophora  Geinitzii  Reuss.    a  Aus  den  Bryozoenschichten  von  Vtelno,  in  nat.  Grösse. 

h  Vergrössert. 


Entalophora  raripora  d'Orb.  (Nov.  Beiträge  pag.  32,  Taf.  VIII.  Fig.  1—5,  Taf.  X. 
Fig.  1—2).  —  Fig.  107. 

Gehört  zu  den  Arten,  welche  bisher  bloss  in  den  Bryozoenschichten  bei 
uns  vorkamen. 


126 

Spiropora  verticillata  Goldf.  sp.  (Nov.  Beiträge  pag.  34,  Taf.  VIIL  Fig.  7 — 12). 
Fig.  108. 

Diese  Art  fand  schou  Prof.  Reuss  in  den  cenomauen  Schichten  vou  Weiss- 
Idrchlitz  und  den  Schillingen  bei  Bili'n.  Wir  besitzen  sie  bloss  aus  den  Bryo- 
zoenschichten  von  Hlavno,  Gross-Ujezd,  Zivonin  und  Vtelno. 


,  fm 


Fig.  107.    Entalophora  raripora  d'Orb.  aus  den  Bryozoenschichten  vou  Gross-Üjezd. 


^coö'o^ 


V\g.  108.    Spiropora  verticillata 

Goldf.    Aus   den    Bryozoen-ycb. 
von  Gross-Ujezd. 


Fig.  109.    Truncatula  tenuis  Nov.  aus  den  Bryozoen- 
Scliichtou  von  Gross-Ujezd. 


Fig.  110.    Heteropora  magnifica  Nov. 

aus  den  Trigoniaschichten  vun  Braii- 

deis  a.  d.  Adler. 


Fig.  111.    Petalophora  seriata  Nov.  von 
Choronsek.   a  Nat.  Grösse,  6  vergrössert. 


Triiiicatiila  teniiis  Nov.  (Nov.  Beiträge  pag.  37,  Taf.  X.  Fig.  9—14).  —  Flg.  109. 
Kommt  schon  in  den  tiefsten  Lagen  der  Trigoniaschichteu  (1)  vor  und 
dann  in  den  Bryozoenschichten  von  Hlavno,  Zivonin  und  Vtelno. 
Heteropora  magnifica  Nov.  (pag.  39,  Taf.  IX.  Fig.  1,  2).  —  Fig.  110. 

Bildet  in   den   tiefen  Lagen   der  Trigoniaschichten  bei  Dolanek  (Profil 
Fig.  29)  faustgrosse  Knollen  und  kommt  auch  sonst  in  grossen  Exemplaren 
in  Brandeis  a.  d.  Adler  und  in  Rovensko  vor. 
Petalophora  seriata  Nov.  (Novak  Beiträge  pag.  41,  Taf.  IX.  Fig.  21—28,  Taf.  X. 
Fig.  3—4).  —  Fig.  111. 

Sehr  verbreitet  in  den  Iserschichten  sowohl  in  den  Trigonia-Schichten 
(1,  5,  7)   als  auch  in  den  Bryozoen-Schichteu  von  Hlavno,  Zivonin,  Gross- 
Üjezd,  sowie  in  Lindenau  bei  Böhm.-Leipa. 
Osculipora  plebeia  Nov.  (pag.  36,  Taf.  X.  Fig.  16—34). 

Wurde  unlängst  von  Herrn  J.  Prazäk  auch  in  den  Bryozoen-Schichten 
von  Zivonin  entdeckt. 

Criistacea. 

Ich  besitze  drei  Krabbenschilder  aus  den  Trigoniaschichten  von  Jungbunzlau, 
Böhm.-Trübau  und  Landskron  (von  H.  Em.  Erxleben),  welche  bereits  auf  einer 
Tafel  des  von  mir  vorbereiteten  Werkes  über  Crustaceen  der  böhm.  Kreideforma- 
tion abgebildet  sind,  die  ich  aber  jetzt  noch  nicht  mit  Namen  zu  bezeichnen  im 
Stande  bin. 

Callianassa  autiqua  Otto  (Geiuitz  Quadersandsteingeb.  Taf.  II.  Fig.  2 — 5.  — 
Fr.  über  die  Callianassen  der  böhm.  Kreideform.  Abhandl.  der  k.  b.  Gesell- 
schaft der  Wissensch.  Band  XV.  1867  pag.  7,  Taf.  H.  Fig.  1—6).  —  Fig.  112. 
Diese  Crustacee,  welche  uns  stellenweise  Massen  von  Scheereu  in  den 
Ablagerungen  der  Iserschichten  hinterlassen  hat,  wurde  bisher  in  der  Gegend 
von  Chorousek  nicht  nachgewiesen  und  es  ist  daher  noch  ungewiss,  in  welcher 
Lage  des  Profiles  sie  hauptsächlich  auftritt. 


Fig.  11-2.    Callianassa   antiqua   Otto.     Ein  fast  ganzes  Exemplar  aus  den  Trigoniaschichten   von 

Böhm.-Trübau.    Nat.  Grosse. 


128 

Man  trifft  sie  zuerst  in  einem  Steinbruche  sücllicli  von  Kuttenthal  und 
dann  überall  im  Iserthale  von  Zämost  bis  Turnau.  Bei  Dolänek  (Protil 
Fig.  25)  überzeugte  ich  mich,  dass  ihr  häufigstes  Auftreten  in  den  höheren 
Lagen  der  Trigoniaschichteu  unterhalb  der  Exogyrenbauk  zu  suchen  ist,  also 
etwa  Nro.  5  des  Chorousker  Profils.  Bei  Chotzen  liegen  im  Bäc's  Steinbruch 
die  Callianassen  meist  unterhalb  der  an  Lima  multicostata  und  Hemiaster 
plebeius  reichen  Schichten,  in  Leitomischel,  oberhalb  der  Exogyrenbauk. 
Ganze  Exemplare  fand  ich  bloss  bei  Böhm.-Trübau  gegen   Abtsdorf  hin. 

Ausser  den  schon  genannten  Localitcäten  fand  ich  diese  Art  bei  Cejtic, 
Jungbunzlau,  Bakov,  Sichrov,  Ohrazenic,  Rohosec,  Koldin,  Brandeis  au  der 
Adler,  Pisnik  bei  Böhm.-Leipa,  Lindenau  etc. 

A^ermes. 

Serpula  socialis  Goldf.  (S.  filiformis  Sow.)  (Reuss  Verst.  L  pag.  20,  Taf.  5,  Fig.  26. 
Geinitz  Elbthalgeb.  IL  pag.  200,  Taf.  37,  Fig.  2).  —  Fig.  113. 

Diese  sehr  verbreitete  Art  tritt  in  den  Trigoniaschichteu  schon  in  der 
\.  und  2.  Lage  bei  Chorousek  auf,  erscheint  aber  in  Menge  erst  in  den 
jüngeren  Lagen;  so  z.  B.  bei  Zämost  oberhalb  des  Podvinecer  Bausteins 
Profil  Fig.  22)  bei  Chotzen  in  den  höchsten  Partien  des  Bäc's  Steinbruches, 
dann  bei  Böhm.-Trübau  und  Desna. 


Fig.  113.    Serpula  socialis  Goldf.  aus  den  Trigoniaschichten  von  Jungbunzlau.    Nat.  Grösse. 

Serpula  ampulacea  Sow.  (Reuss  L  pag.  20,  Taf.  5,  Fig.  22,  Taf.  24,  Fig.  6,  7. 
Geinitz  Elbthalgeb.  L  pag.  284,  Taf.  63,  Fig.  10—12.  IL  Taf.  37,  Fig.  6—9). 
Fig.  114. 

Kommt  einzeln  in  Chorousek,  Jungbunzlau,  Chotzen  und  Böhm.-Trübau 
vor.  Die  äusserste  Schale  bleibt  meist  am  Gestein  hängen,  so  dass  man 
bloss  die  tiefere  Schichte  oder  den  Steiukern  herausbekommt. 

Serpula  macropus  Sow.  (S.  triangularis  Goldf.  PL  70,  Fig.  4.  Geinitz  Elb- 
thalgeb. IL  pag.  201,  Taf.  37,  Fig.  10—12).  —  Fig.  115. 

Diese  am  Durchschnitt  dreieckige  Art  findet  sich  meist  an  der  Innenfläche 
der  Schale  grosser  Ammoniten,  Nautilen,  Inoceramen  u.  s.  w.  angewachsen, 


129 


so  dass  die  Steiukenie  derselben  die  breite  Basis  der  Serpularöhre  au  ihrer 
Ubertläche  zeigen.  Exemplare  mit  Schale  sind  selten  in  Chorousek,  Dalovic, 
Chotzen  und  Pisnik. 


a 


Fig.  114.  Serpula  ampulacea  Sow.  von 
Chorousek.  a  Nat.  Grösse,  h  Fragment 
cl.  Schale  vergrössert,  die  Mittelschichte 


zeigend. 


f*^*-^.,»'«») 


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a 


Fig.  115.  Serpula  macropus  Sow.  aus  den  Tri- 

goniaschichten  von  Chorousek.    a  Nat.  Grösse, 

b  ein  Fragment  der  Schale  vergrössert. 


Serpula  gordialis  Schiott.   (Goldfuss  T.  71,   Fig.  4,  Reuss  I.  pag.  19,  Taf.  22, 
Fig.  11,  Geiuitz  Elbthalgeb.  IL  pag.  200,  Taf.  37,  Fig.  3,  4). 
Selten  in  Chorousek  und  Brandeis  a.  d.  Adler. 


JEchinoclerraata. 

Die  hier  angeführten  Arten  wurden  von  Dr.  0.  Noväk  bestimmt  und  nach 
Tafeln,  welche  derselbe  für  ein  grosses  Werk  über  die  Echinodermen  der  böhm. 
Kreideformation  angefertigt  hat,  gezeichnet.  Einen  vorläufigen  Bericht  veröffent- 
lichte Dr.  Novak  über  die  Echinodermen  der  Iserschichten  in  den  Sitzungsberichten 
der  k.  böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  10.  November  1882.  Das  Material 
verdanken  wir  grösstentheils  dem  Herrn  Landtagsabgeordneten  J.  Prazäk. 

Antedon  sp.  Sowohl  Stielglieder  als  auch  die  als  Glenotremites  bekannte  Basis 
des  Kelches  wurden,  obzwar  sehr  selten,  in  den  Trigouia-  und  Bryozoeu- 
schichten  der  Umgebung  von  Chorousek  gefunden. 

Cidaris  cf.  Vendociiiensis  Ag.  —  Fig.  116. 

Ein  ganzes  wohlerhaltenes  Exemplar  wurde  vor  Jahren  in  den  tieferen 
mergligen  Lagen  der  Iserschichten  in  Sedlovic  bei  Sichrov  gefunden. 


Fig.  116.    Cidaris  cf.  Vendocinensis  Ag.  von  Sedlovic  bei  Sichrov.   Eine  Tafel  in  nat.  Grösse. 


Cidaris  siibvesiculosa  d'Orb.    Stacheln  fanden  sich  bei  Chorousek  und  Chotzen. 
Cyphosoma  radiatiiin  Sorig.  (Geiuitz  Elbthalgeb.  II.  pag.  8,  Taf.  2,  Fig.  7—10). 
Ganze  Exemplare  in   den  Trigonia-Schichten   von  Chorousek   und   den 
Bryozoenschichten  von  Zivonin  etc. 


130 

Cyphosüiiia  sp.    Eine  älmliclie,   aber   iu  der  Form  der  Porenreilien  abweiclieude 
Art.    Kommt  mit  der  vorigen,  ausserdem  auch  bei  Böhm.-Trübau  vor. 

Glyphocyplms  sp.    Kleine  Exemplare  dieser  Gattung  fand  Herr  Prazäk  bei  Cho- 
rusic,  Zivouin,  Vtelno  und  Gross-Ujezd. 


Fig.  117.    Holectypus   Turonensis   Desor.   aus  den   Bryozoenschichteu  von   Zivonin.    Nat.   Grösse. 

a  Von  obcu,   6  von  unten. 

Holectypus  Turonensis  Desor.  —  Flg.  117. 

Mehrere  Exemplare  liegen  aus  den  Bryozoenschichten  von  Zivonin  vor. 
Cardiaster  ananchytis   d'Orb.   (Geinitz  Elbthalgeb.  IL  pag.  10,   Taf.  3,   Fig.  4, 
Taf.  4,  Fig.  7).  —  Fig.  118. 

Einzeln    in    den  Trigoniaschichten   von   Husovodol    bei   Chorousek,   in 

Chotzen   und  Böhm.-Trübau,   sowie   in   den  Bryozoenschichten   von  Vtelno. 

Holaster  elongatus  Nov.    Eine  neue  Art  aus  den  Bryozoenschichten  von  Vtelno. 


%, 


a 


Fig.  118.    Cardiaster  ananchytis  d'Orb.  aus  den  Trigoniaschichten  von  Chotzen.    Nat.  Grösse. 

a  Von  oben,  b  von  vorne. 


Itticraster  Michelini  Ag.  —  Fig.  119. 

Eine  für  die  Iserschichten  sehr  bezeichnende  Art.  Findet  sich  sowohl 
in  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek,  Öejtic,  bei  Jungbunzlau  und  in 
Kniznic.  Massenhaft  mit  Hemiaster  plebeius  bei  Chotzen,  aber  stets  ohne 
Schale.    Auch  in  den  Bryozoenschichteu  von  Zivonin  und  Vteluo. 

Hemiaster  plebeius  Nov.  —  Fig.  120. 

Eine  sehr  verbreitete  und  häutige  Art ;  kommt  mit  der  vorigen  Art  an 
denselben  Localitäten  vor.  Während  des  Schotterschiagens  kann  mau  bei 
Chotzen  Hunderte  von  Steiukernen  von  den  Arbeitern  erhalten. 


131 

€atoi)ygiis  Prazäki  Nov.    Eiue  ueiie  Art  aus  eleu  Bryozoeuscbicliten  vou  Vteluo. 

Catopygus  Albeiisis   Geiu.   (Geiuitz  Elbthalgeb.  IL  pag.  9,  Taf.  3,  Fig.  1).  — 
Fig.  121. 

In  den  Trigouiascbichteu  von  Chorousek,  Zämost,  Böbm.-Trübau  und 
Desna;  in  den  Bryozoen-Schicbteu  von  Vtelno  und  Zivouin.  Diese  Art 
kommt  bei  uns  bereits  in  den  Korycaner  und  Malnitzer  Schiebten  vor. 


a 


11 


P'ig.  119.    Micraster  Michelini  Ag.    Steiukern  aus  den  Tri- 
gouiaschichten  von  Chotzen.    Nat.  Gr.    a  Von  oben,  h  von 

der  Seite. 


Fig.  120.    Hemiaster  plebeius 

Nov.    Steinkern  aus  den  Tri- 

goniaschicbten    von    Chotzen. 

Nat.  Grösse. 


Catopygus  fastigatus  Nov.  —  Fig.  122. 

Eine  neue  Art,  welche  schon  in  den  Malnitzer  Schichten  auftritt, 
im  Zwischenpläner  sich  wiederholt,  dann  in  den  Trigouiaschichten  von  Cbo- 
rousek  und  Husovodol,  in  den  Bryozoenscbichten  von  Zivouin  und  Vteluo 
vorkommt. 


1% 


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a 


Fig.  121.    Catopygus  Albensis  Gein.  von  Chorousek.    a  Von  oben     h  von  der  Seite.    Nat.  Gr. 


Fig.  122.    Catopygus  fastigatus  Nov.  von  Chorousek.    Nat.  Grösse,    a  Von  oben,   6  von  der  Seite. 


Nucleolites  boliemicus  Nov.  —  Fig.  123. 

Diese  Art,  welche  wir  früher  bei  flüchtiger  Betrachtung  für  den  Cassi- 
dulus  lapis  cancri  hielten,  verleitete  uns  seinerzeit  die  Iserschichten  mit 
dem  Exogyrensaudstein  von  Maluitz  parallelisiren  zu  wollen.    Sie  kommt  in 


9* 


ir,2 

den  Trigoniaschichten  von  Chorousek  und  ziemlich  häufig  in  den  Bryozoen- 
schichten  von  Zivoniu,  Vteluo,  Kanina,  Gross-Ujezd  und  Sedlec  vor. 
Caratomus  Laiibei  Nov.  —  Fig.  124. 

Kommt  schon  in  den  Trigoniaschichten  von  Chorousek,  häufiger  in  den 

V 

Bryozoenschichten  von  Zivonin,  Gross-Ujezd,  Kanina,  Sedlec  und  Vtelno  vor. 


Jo"c.°oe./?^i.;^.c-:p;..c_"„  ..  'j^ 


Fig.  123.  Nucleolites  bohemicus  Nov.  aus 

den  Bryozoenschichten  von  Zivonin,  5mal 

vergrössert. 


Fig.  124.    Caratomus   Laubei   Nov.    aus    den 

Bryozoen-Schichten  v.  Vtelno.    a  Von  unten, 

b  von  oben  2mal  vergrössert. 


Stellaster  (Asterias)  tiiberculifera  Drescher.  (Ueber  die  Kreidebilduugen  der 
Gegend  von  Löwenberg,  Zeitschr.  der  deutsch,  geol.  Ges.  Band  XV.  pag.  360, 
Taf.  VIII.  Fig.  5).  —  Fig.  125. 

Ein  fast  ganzes  Exemplar  erhielten  wir  vom  Herrn  Ober-Ingenieur 
Swoboda,  welcher  es  bei  Böhm.-Trübau  gesammelt  hat.  Dem  Gestein  nach 
stammt  das  Exemplar  aus  den  tieferen  Trigoniaschichten  aus  einem  Ein- 
schnitte zwischen  Böhm.-Trübau  und  Wildenschwert. 


Fig.  1-25.    Stellaster  (Asterlas)  tuberculifera  Drescher.    Von  Böhm.-Trübau.    Nat.  Grösse. 


133 


Ooelenterata. 


Micrabatia  corouula  Goklf.  sp.     Einzeln  in  den  Trigouiaschichten  v.  Chorousek, 
Chotzen  und  Lindeuau. 

Plocoscyphia  labyriiithica  Reuss.   (Verst.   der  bölim.  Kreideform.  IL  pag.  77, 
Taf.  18,   Fig.  10).  —  Fig.  126. 

Tritt  häufig  in  den  tieferen  Lagen  der  Trigoniaschichten  bei  Chotzen 
auf,  wo  aber  ihre  Masse  meist  ganz  zerstört  ist  und  man  nur  nach  der 
Höhlung  in  dem  pLäurigen  Gestein  auf  die  ehemalige  Form  des  Schwammes 
schliessen  kann.  Bei  Untersuchung  des  geschlemmten  und  mit  Salzsäure 
präparirten  Inhaltes  dieser  Höhlungen  erhält  man  die  für  diese  zu  den 
Hexactinelliden  gehörige  Gattung  charakteristischen  Kieselgebilde. 


Fig.  126.    Plocoscyphia  labyrinthica  Reuss.    a  Höhlung  nach  derselben,  Vs  na^t-  Grösse,    h  Kiesel- 


gebilde aus  der  Höhlung  stark  vergrössert. 


Hexactinellidae  gen.  indet.  Zusammen  mit  der  Plocoscyphia  kommen  auch 
walzenförmige  bis  10  cm.  lange  Spongien  vor,  welche  stark  durch  Braun- 
eisenstein zerstört  sind  und  nur  schwache  Spuren  von  Kieselgebilden 
lieferten,  welche  auf  ihre  Stellung  bei  den  Hexactinelliden  hinweisen. 

Andere  uuregelmässig  walzenförmige  Spongien  kommen  häufig  in  den 
glauconitischen  Trigoniaschichten  beim  Friedhofe  in  Chotzen  vor,  wo  sie 
alle  horizontal  liegen  und  bis  20  cm.  Länge  erreichen.  Herr  Ph.  Pocta, 
welcher  sich  nun  eingehend  mit  dem  Studium  dieser  Schwämme  beschäftigt, 
vermuthet,  dass  sie  zur  Gattung  Isoraphinia  gehören. 

Veiitriculites  angustatus  Rom.  sp.  (Scyphia  angustata  Rom.,  Reuss  Verst.  IL 
pag.  74,  Taf.  17,  Fig.  11). 

Häufig  in  den  zur  Ackerkrume  verwitterten  Bryozoenschichten  bei 
Bezuo  (Juugbunzlau). 


134 

Ventriculites  radiatus  Maut.  (Cribrospougia  racUata,  Geiuitz  Elbthalgeb.  IL 
pag.  3,  Taf.  1,  Fig.  7,  8.  —  Scypliia  radiata  Reuss  Verst.  IL  pag.  74, 
Taf.  17,  Fig.  14). 

lu   eleu   glaucouitischen  Trigoniaschicliteu  beim  Friedhofe  in  Chotzen, 
Sowie  in  den  Bryozoenschichten  von  Nemeslovic  und  Bezuo. 

Vioa  Exogyranim  Fr.  Die  Schalen  der  Exogyren,  welche  vou  diesem  Bohr- 
schwamm augegriffeu  sind,  zeigen  auf  der  Oberfläche  runde  Oeffuuugen 
von  3 — 4  mm.  Durchmesser  iu  ziemlich  regelmässigen  Abständen  von  ein- 
ander, so  dass  es  das  Aussehen  hat,  als  wären  sie  mit  Schrott  angeschossen. 


V>^^^^wti -^-1 


Fig.  127.  Vioa  catenata  Fr.    In  einer  Limaschale  bohrend.    Von  Desna.    Nat.  Grösse. 

Vioa  catenata  Fr.  —  Fig.  127. 

In  den  Schalen  der  Lima  canalifera  bei  Desna,  Böhm.-Trübau  und  Da- 
lovic  fand  ich  netzförmig  verästelte  Bohrschwämme,  welche  durch  knoten- 
artige Anschwellungen  ein  kettenförmiges  Aussehen  bekommen.  Ob  diese 
Bohrschwämme  identisch  sind  mit  Clyona  Conybearei  Bronn  sp.,  von  welcher 
Geinitz  (Elbthalgeb.  IL  pag.  233,  Taf.  36,  Fig.  6,  7)  erwähnt,  dass  sie  auf 
Steinkernen  vou  Lima  vorkommt,  müssen  erst  genaue  Untersuchungen  sicher- 
stellen. Der  Gesammthabitus  ist  bei  unseren  Exemplaren  ein  ganz  ver- 
schiedener. 


Fig.  128.    Spongites  saxonicus  Gein.    Aus  den  Trigoniascliichten  von  Jungbunzlau.    Nat.  Grösse. 


Vioa  miliaris  Fr,  Neben  der  Vioa  Exogyrarum  kommen  noch  bei  Chorousek 
Bohrschwämme  vor,  welche  an  der  Oberfläche  nur  sehr  feine  dichtstehende, 
wie  Nadelstiche  aussehende  Oeffnungen  hiuterliessen. 

Eine  eingehende  LTntersuchuug  dieser  beiden  Bohrschwämme  wird  von 
H.  Pocta  durchgeführt  werden. 


135 

Spougites  saxonicus  Geiu.  (Elbthalgeb.  I.  pag.  21,  Taf.  1).  —  Fig.  128. 

Kommt  iu  allen  Lagen  der  Isersclncliten  vor,  aber  unsere  Exemplare 
sind  nicht  so  gut  erhalten,  um  zur  definitiven  Lösung  der  Frage,  ob  diess 
wirklich  ein  Schwamm  sei,  verwendet  werden  zu  können. 

An  den  birnförmigen  Anschwellungen  gewahrt  man  oben  eine  höckrige 
Oberfläche  und  an  der  unteren  Fläche  (Ohrazenic)  zieht  sich  der  Länge 
nach  eine  schmale  rundliche  Leiste,  welche  sich  auch  auf  die  sich  dicho- 
tomisch  geweihartig  verzweigenden  Aeste  verfolgen  lässt. 

Foraminifei'a- 

Flabellina  elliptica  Miss.  (W.  Seh.  pag.  149,  Fig.  152). 

Selten  in  den  obersten  Lagen  der  Trigoniaschichten  von  Chorousek, 
Cejtic,  Ohrazenic,  Chotzen  und  Desna. 

FrondicuUaria  sp.    Sehr  selten  in  den  Trigoniaschichten  von  Brandeis  a.  d.  Adler. 

Cristellaria  rotulata  Lam.  (W.  Seh.  pag.  149,  Fig.  154). 

Einzeln  in  den  höchsten  Lagen  der  Trigonia-Schichten  von  Chotzen. 
Ausser  diesen  drei  grösseren  Arten  zeigen  sich  beim  Schlämmen  von 
mergligen  Lagen  zahlreiche  kleine  Foraminiferen-Arten,  zu  deren  Bearbei- 
tung aber  jetzt  nicht  geschritten  werden  konnte,  da  dieselbe  nur  im  Zu- 
sammenhang mit  allen  Foramiuiferen  unserer  Kreideablagerungen  nutzbrin- 
gend werden  kann. 

Plantae  *? 

Fucoides  fimiformis  Fr.  —  Fig.  129. 

Unter  diesem  Namen  fasse  ich  zweierlei  sehr  verschiedene  Gebilde  zu- 
sammen; erstens  flache  strickförmige,  sich  verzweigende,  oft  wie  ein  Geweih 
aussehende  Aeste  und  zweitens  knollige  bis  faustgrosse  kegelförmige,  iu  der 
Mitte  genabelte  Höcker,  von  denen  die  langen  Aeste  entspringen.  Ich  hatte 
für  diese  Höcker,  welche  in  dem  Adlergebiete  in  den  tieferen  Trigonia- 
schichten sehr  verbreitet  sind,  schon  einen  hübschen  Namen  Fucotruncus 
umbonatus  vorbereitet,  als  ich  an  mehreren  Exemplaren,  von  denen  ich  in 
Fig.  129/  eins  abbilde,  mich  überzeugte,  dass  diess  nur  die  Stamm-  oder 
Wurzelhöcker  der  strickförmigen  Aeste  sind. 

Die  Basis  der  Höcker,  nach  deren  Abschlagen  von  dem  Gestein,  aus 
dem  sie  hervorragen,  zeigt  ein  schwammiges  Aussehen  (Fig.  129  e) ;  es  ge- 
lang aber  nicht,  irgend  welche  Kieselgebilde  darin  nachzuweisen. 

Spätere  Untersuchungen   werden   erst  dieses   räthselhafte  Gebilde  auf- 
klären. 
Fucoides?  columnaris  Fr.  —  Fig.  130. 

So  bezeichne  ich  vorderhand  säulenförmige  Körper  mit  runzliger  Ober- 
fläche, welche  in  den  mächtigen  Bänken  der  sandig-kalkigen  Iserschichteu 
senkrecht  bis  1  Meter  und  mehr  sich  verfolgen,  nicht  dichotomiren  und 
von  ganz  rundem   oder  nur   schwach  couiprimirtem  Querdurchmesser  sind. 


i3(; 


Bei  Betrachtung  dieser  eigenthümlicheu  Ersclieiuiiug,  wie  mau  sie  bei 
Alt-Benatek,  Susno,  Zamcst  u.  s.  \v.  zu  beobachten  Gelegenheit  hat,  kam 
ich  auf  den  Gedanken,  dass  diess  Wurmröhren  von  irgend  einer  riesigen 
Arenicola  seien.  Der  Umstand,  dass  die  Basis  dieser  Säulen  aber  etwas 
gekrümmt  und  erweitert  zu  sein  pflegt,  spricht  eher  dafür,  dass  diess 
Pflanzenstängel  sein  dürften. 


a 


d 


Fig.  129.  Fucoides  funiformis  Fr.  a  Ein  sich  verzweigender  strickförmiger  Ast,  V4  nat.  Grösse. 
6  Fragment  desselben  mit  Querrunzeln,  nat.  Grösse,  c  Querschnitt,  nat.  Grösse,  d  Wurzelhöcker 
mit  Nabel  von  oben,  nat.  Grösse,  e  Schwammige  Basis  des  Höckers.  /  Ein  genabelter  Höcker, 
von  dem  ein  strickförmiger  Ast  entspringt,  ','2  ^^t-  Gr.    (Alles  aus  den  tieferen  Trigoniaschichten 

beim  Friedhofe  in  Chotzen.) 


Fucoides  cauliformis  Fr.  —  Fig.  131. 

Comprimirte  hohle  Stängel  mit  unregelmässigen  Längsfurchen  ähneln 
auffallend  den  getrockneten  Stängeln  grosser  Lamiuarien  und  ich  bin  hier 
fest  überzeugt,  dass  wir  es  hier  mit  einem  Pflanzeureste  zu  thun  haben. 
Diese  Gebilde  halten  einen  ganz  genauen  Horizont  Nro.  5  des  Chorousker 
Profils  ein  und  sind  in  der  Umgebung  von  Chorousek  nicht  selten. 

Fucoides?  strangulatus  Fr.  (Hamites  strangulatus  d'Orb.,  H.  iutermedius  Gein.) 
Fig.  132. 

Dieses  räthselhafte  Ding  wurde  nach  dem  im  Quader  der  Chlomeker 
Schichten  bei  Neusorge  vorgefundenen  Exemplar  als  ein  Hamites  beschrieben. 


lo7 


Unsere  Exemplare  aus  den  Iserschichten  lassen  keine  Spur  von  Lobenzeicli- 
uung  erkennen,  dafür  aber  einen  lichtgrünen  erdigen  Ueberzug,  wie  er  öfters 
in   den  Teplitzer  Schichten   au   entschieden  pflanzlichen  Resten  vorkommt. 


'  '%^ 


-#%: 


Fig.  130.    Fucoides  columnaris  Fr. 

Fragment  in  uat.  Gr.  von  Chotzeii. 


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V. 


Fig.  131.    Fucoides   cauliformis  Fr.    a  Fragment  mit 

ausgefüllter    Höhlung    von    Chorousek,    nat.    Grösse. 

b  Querschnitt. 


b'ig.  132.    Fucoides?  strangulatus  Fr.    a  Aus  den  Trigoniaschichten  von  Leitomiscbel,  b  von  Cho- 
rousek,  c  von  Schellesn.    Nat.  Grösse. 

Auch  die  ganze  Form  des  besten  Exemplares  aus  der  Gegend  von  Leito- 
miscbel lässt  eher  einen  gekerbten  Fucoidenstängel  als  ein  Cephalopoden- 
gehäuse  vermuthen.  Ich  fand  diese  Versteinerung  an  der  Basis  des  ersten 
Kokofiner  Quaders  bei  Schellesn,  Herr  Prazäk  bei  Chorousek,  Prof.  Bärta 
bei  Leitomischel. 


Schliissbemerkung. 


Ueberblickt  man  die  Fauna  der  Iserschichteu  und  vergleicht  dieselbe  mit 
den  zunächst  älteren  Weissenberger  und  Malnitzer  Schichten,  so  ist  vor  Allem 
die  viel  geringere  Anzahl  von  Haifischen  auffallend,  deren  Vorkommen  zumeist 
nur  auf  sehr  vereinzeinte  Funde  beschränkt  ist.  Auch  die  übrigen  Fischreste 
kommen  nur  selten  an  wenigen  Localitäten  vor. 

Von  Cephalopoden  ist  bloss  Ammonites  peramplus  allgemein  verbreitet  und 
das  in  kräftigen,  oft  riesigen  Exemplaren,   alle   übrigen  kommen  nur  einzeln  vor. 

Unter  den  Gastropoden  ist  nur  Turritella  Fittoniana  eine  immer  wieder- 
kehrende Erscheinung  und  Turbo  Goupilianus  war  den  Weissenberger  und  Mal- 
nitzer Schichten  ganz  fremd,  obzwar  ganz  ähnliche  Formen  schon  in  den  Kory- 
caner  Schichten  vorkommen. 

Die  Pelecypoden  sind  sehr  vorherrschend,  Crassatella,  Cyprina,  zahlreiche 
Lima-  und  Exogyra-Arten  treten  in  den  Vordergrund.  Auffallend  ist  das  stellen- 
weise Vorkommen  der  cenomanen  Ostrea  diluviana,  sowie  das  Fehlen  der  echten 
Exogyra  columba,  welche  hier  durch  E.  conica  vertreten  wird. 

Brachiopoden  sind  mit  Ausnahme  der  Rh.  plicatilis  sehr  selten,  dafür  die 
Bryozoen  in  den  jüngeren  Schichten  sehr  häufig  und  weit  verbreitet.  Von  Cru- 
staceen  tritt  bloss  Callianassa  massenhaft  auf,  während  Enoploclythia  ganz  zurück- 
getreten ist,   um  dann  in  den  jüngeren  Teplitzer  Schichten  wieder  zu  erscheinen. 

Unter  den  Würmern  ist  Serpula  socialis  zu  erwähnen,  welche  in  keiner  an- 
deren Schichte  der  böhm.  Kreideformatiou  so  massenhaft  vorkommt,  als  in  manchen 
Lagen  der  Iserschichteu. 

Einen  grossen  Reichthum  an  Arten  und  Individuen  weisen  die  Echinodermeu 
auf,  welche  in  den  zunächst  tieferen  Schichten  sehr  vereinzelut  vorkamen. 

Von  Foraminiferen  kommen  nur  3  grössere  Arten  sehr  selten  vor,  während 
Schlämmungen  an  manchen  Stellen  die  gewöhnlichen  mikroskopischen  Formen 
genug  häufig  erkennen  Hessen. 

Ausser  den  zweifelhaften  fucoidenartigen  Resten  kommen  Pflauzenreste  meines 
Wissens  gar  nicht  vor. 

(Bernstein  wurde  von  Herrn  Prazäk  bei  Krp  nachgewiesen.) 


Alphabetisches  Verzeichniss  der  uutersuchten  LocalitäteD. 


Seite 

Abtsdorf 63 

Adersbach 67 

Auscha 77 

Bakov 42 

Blatec 45 

Neu-Benatek 36 

Alt-Benatek 36 

Bodisch 65 

Bösig 43 

Brandeis  a.  d.  Adler    ...  56 

Braunau      65 

Brozänek 76 

Bysic 27 

Cecelic 27 

Cejtic 40 

Cetno 40 

Chorousek 29 

Chotovis 71 

Chotzen 49  i 

Cuclava 56 

Desna 73  j 

Dittersbach 64 

Dolänek 46 

Dolecka 75 

Drei  Kater 72 

Habichtsteiu 43 

Harbasko 27 

Hlavno  siidovo 27 

Hledseb 28 

Hieronymberg 36 

Hrädek 40 

Husovodol 29 

Jiric .    .  36 


■  Seite 

Jungbunzlau 42 

Jung-Koldin 55 

Kaliste 57 

Kadlin      34 

Kanina 23 

Kerhartic 58 

Klopoty 58 

Kniznic 44 

Kokofiu .  23 

Konetop       27 

Kosätek 28 

Kovänec 40 

Koväii 38 

Landskron 60 

Leitomischel 74 

Libichov 42 

Libuü  . 44 

Lindenau 44 

Lisa      35 

Louckov 47 

Lochtus       .45 

Lubnä      73 

Münchengrätz 42 

Neuschloss 71 

Ohrazenic 48 

Peliny 49 

Pisnik 43 

Podvinec 37 

Policka 74 

Raabendorf 43 

Radvanic 64 

Rohosec 46 

Rollberg 43 


Seite 

Rovensko 45 

Rybnik 61 

Sichrov 63 

Schellesu 21 

Schirmdorf 62 

Schneeberg 64 

Sovice-Berg 76 

Stradouü 69 

Strenic 40 

Susno 34 

Svetlä 64 

Tfeboutic 76 

Triebitz 60 

Truskavna 23 

Böhm.-Trübau 61 

Tupadl 21 

Turnau 46 

Vinar 68 

Vraclav 71 

Vrchoviny 55 

Vrutic 33 

Vsetat      26 

Vtelno     . 33 

Vystrkov 29 

Weckelsdorf 64 

Wehlowitz 21 

Wildenschwert 58 

Wlachai 64 

Zamost 37 

Zämrsk 68 

Zimof .22 

Zohsee 60 


INHALT. 


Vorwort.  Seite 

I.  Charakteristik  und  Gliederung  der  Iserschichten 1 

Charakteristik  der  Iserschichten     1 

Gliederung  der  Iserschichten 6 

1.  Bysicer  Uebergangsschichten 8 

2.  Die  Kokofiner  Quader 10 

3.  Chorousker  Trigoniaschichten 13 

4.  Bryozoenschichten  von  Kanina 16 

Das  Hangende  der  Iserschichten 18 

n.  Beschreibung  der  im  Bereiche  der  Iserschichten  untersuchten  Localitäten 19 

Das  Elbegebiet 20 

Die  Gegend  von  Wehlowitz,  Schellesn,  Kokoi;'in  bis  Kanina 21 

Die  Gegend  von  Vsetat,  Cecelic,  Bysic,  Repin,  Chorousek  und  Kanina    ....  26 

Die  Gegend  von  Vrutic,  Susno,  Nemeslovic,  Zamach  und  Chorousek 33 

Das  Iserthal  von  Benatek  bis  Turnau 35 

Die  Gegend  von  Bakov,  Weisswasser,  Böhm.-Leipa,  Pisnik  und  Lindenau  nebst 

den  Bergen  Bösig  und  Roll 43 

Die  Gegend  von  Jicin,  Rovensko,  Turnau  und  Liebenau 44 

Das  Adlergebiet. 

Umgebung  von  Chotzen,  Brandeis  a.  d.  Adler  und  Wildenschwert 49 

Umgebung  von  Böhm.-Trübau 60 

Geholt  in  das  jDie  Gegend  von  Sichrov,  Liebenau,  Böhm.-Eicha  und  SvetLä 631 

Seite  44.      (Die  Gegend  zwischen  Weckelsdorf  und  Braunau 64/ 

Die  Gegend  von  Hohenmauth  und  Leitomischel 68 

Nachtrag:  Tfeboutic,  Sovice  und  Auscha 76 

Tabellarische  Uebersicht  der  in  den  Iserschichten  aufgefundenen  Petrefacten    ...  78 

III.  Kritisches  Verzeichniss  der  in  den  Iserschichten  vorkommenden  Versteinerungen    .    .  84 


DAS  ARCHIV 

für  die 

naturwissenschaftliche  Landesdurchforschung  von  Böhmen 

unter  Redaktion  von 

Prof.   Dr.   K.   Kofistka  und  Prof.  J.   Krejci 

enthält  folgende  Arbeiten : 

EFtSTEFlBArsri>. 

I.  Die  Arbeiten  der  topographischen  Abtheilung  (Terrain  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

a)  Das  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  Mittelgebirges  und  des 
Sandsteingebirges  im  nördlichen  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Karl  Kofistka. 
139  Seiten  Text,  2  chromolitb.  Ansichten,  1  Profiltafel  und  11  Holzschnitte. 

h)  Erste  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  H.)  von  Prof. 
Dr.  Kofistka.     128  Seiten  Text. 

cj  Höhenschichtenkarte,  SectionH.,  von  Prof.  Dr.  Kofistka.  Diese  Karte  enthält 
die  in  dem  Text  a)  beschriebene  Situation.  Sie  ist  58  Centimeter  lang,  41  Centimeter  hoch, 
im  Massstabe  von  1  :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen  Höhenverhältnisse 
durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben  ausgedrückt. 
Preis  fl.  4* —    Preis  der  Karte  app , fl.  1*60 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Vorbemerkungen  oder  allgemeine  geologische  Verhältnisse  des  nörd- 
lichen  Böhmen  von  Prof.   Johann  Krejci.     37  Seiten  Text,  7  Holzschnitte. 

6J  Studien  im  Gebiete  der  böhm.  Kreideformation  von  Prof.  J.  Krejci. 
142  Seiten  Text,  1  chromolith.  Ansicht,  39  Holzschnitte. 

cj  Paläontologische  Untersuchungen  der  einzelnen  Schichten  der  böhm. 
Kreideformation  sowie  einiger  Fundorte  in  anderen  Formationen  von 
Dr.    Anton  Fric.     103  Seiten  Text,  4  chromolith.  Tafeln,  9  Holzschnitte. 

d)  Die  Steinkohlenbecken  von  Rad  nie,  vom  Hüttenmeister  Karl  Feistmantel. 
120  Seiten  Text,  40  Holzschnitte,  2  Karten  der  Steinkohlenbecken  von  Radnic  und  Bfas. 
Preis fl.  4-50 

III.  Die  Arbeiten  der  botanischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält : 

Prodromus   der  Flora  von  Böhmen  von  Dr.  Ladislav  Celakovsky.    (I.  Theil.) 
104  Seiten  Text.    Preis fl.  l-_ 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Verzeichniss  der  Käfer  Böhmens  vom  Conservator  Em.  Lokaj.  78  Seiten  Text. 

h)  Monographie  der  Land-  und  Süsswassermollusken  Böhmens  vom  Assi- 
stenten Alfred  Slavik.     54  Seiten  Text  und  5  chromolith.  Tafeln. 

c)  Verzeichniss  der  Spinnen  des  nördlichen  Böhmen  vom  Real-Lehrer 
Emanuel   Barta.    10  Seiten  Text.    Preis fl.  2* — 

V.  Chemische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Analytische  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  Hoffmann.  16  S.  Text.  Preis     25    kr. 
Preis  des  ganzen  I.  Bandes  (Abth.  I.  bis  V.)  geh fl.  9- — 

Z  ^W  EITEFt     BAND. 

Erster  Theil.    (Hälfte.) 

I.  Die  Arbeiten  der  topographischen  Abtheilung  (Terrain-  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

«jDas  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  Iser-  und  des  Riese h- 
gebirges  und  seiner  südlichen  und  östlichen  Vorlagen  von  Prof.  Dr.  Karl 
Kofistka.  128  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansicht.,  1  Profiltafel  und  10  Holzschnitte. 

h)  Zweite  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  IH.)  von  Prof. 
Dr.  Kofistka.    84  Seiten  Text. 

c;  Höhens  chich  tenkart  e,  Section  HL,  von  Prof.  Dr.  Kofistka.  (Diese  Karte 
enthält  die  in  dem  vorstehenden  Text  angegebene  Situation,  sie  ist  58  Centimeter  lang, 
41  Centimeter  hoch,  im  Massstabe  von  1 :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen 
Höhenverhältnisse  durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben 
aasgedrückt.   Preis  dieser  Abtheilung fl.  4-50 


II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheilung.    I.  Theil  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:  Fauna  der  Steinkohlenformation  Böhmens  mit  4  Tafeln. 
h)  KarlFeistmantel:  Die  Steinkohlenbecken  beiKlein-Pfilep,  Lisek,  Stilec, 

Holoubkow,  Mire schau  und  Letkow  mit  9  Holzschnitten, 
cj  Jos.  Väla  und   R.  Helmhacker:    Das  Eisensteinvorkommen  in   der   Gegend 

von   Prag  und  -Beraun  mit  6  Tafeln,  9  Holzschnitten  und  1  Karte, 
dj  R.  Helmhacker:    Geoguostiscbe   Beschreibung   eines   Theiles    der   Gegend 
zwischen   Beneschau   und   der   Säzava,   mit  1  Tafel  und  1  Karte. 

Dieser  Theil  enthält  448  Seiten  Text,   11  Tafeln,   18  Holzschnitte   und  2  geol.  Karten. 

Preis     .       fl.  4* — 

n.  Theil  enthält: 
Dr.  Em.   Boficky:   Pe  trogr  aphische   Studien   an   den   Basaltgesteinen  Böhmens 

mit  294  Seiten  Text  und  8  Tafeln.    Preis fl.  3-50 

Preis  der  ganzen  ersten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (I.  und  H.  Abtheilung  zusammen)  geb.  fl.  10* — 

Z  AV  EITEPt     BAND. 

Zweiter  Theil.    (Hälfte.) 

III.  Botanische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky  (H.  Theil) 
288  Seiten  Text  und  1  Tafel.    Preis fl.  2*60 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:     Die  Wirbelthiere  Böhmens. 

b)  „         „         „  „         Die  Flussfischerei  in  Böhmen. 

c)  „         r,        n  !i         Die  Krustenthier e  Böhmens. 

Mit  1  Tafel,  100  Holzschnitten,  272  Seiten  Text.    Preis fl.  3-- 

V.  Chemische  Abtheilung. 

Prof.  Dr.  Em.  Boi-icky:  Über  die  Verbreitung  des  Kali  und  der  Phosphorsäure 
in  den  Gesteinen  Böhmens.     58  Seiten  Text.    Preis 60  kr. 

Preis  der  ganzen  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (IH.,  IV.  u.  V.  Abth.  zusammen)  geb.  fl.  5* — 
Es  kann  der  zweite  Band  sowohl  im  Ganzen,  wie  auch  in  den  fünf  angeführten  Haupt- 
abtheilungen, deren  jede  ein  für  sich  abgeschlossenes  Ganzes  bildet,  bezogen  werden. 

DniTTEFC-     BAND. 

Davon  ist  bisher  erschienen: 

II.  Geologische  Abtheilung: 

I.Heft.  Petrographische  Studien  an  den  Ph  onolithgesteinen  Böhmens  von 
Prof.  Dr.  Em.  Boi-icky  mit  2  chromolith.  Tafeln,  96  Seiten  Text.  Preis  .  .  fl.  l*— 
II.  Heft.  Petrographische  Studien  an  den  Melaphyrgesteinen  Böhmens  von 
Prof.  Dr.  Em.  Boficky  mit  2  chromolith.  Tafeln.  88  Seiten  Text.  Preis  fl.  !•— 
III.  Heft.  Die  Geologie  des  böhmischen  Erzgebirges  (I.  Theil)  von  Prof.  Dr. 
Gustav  Laube  mit  mehreren  Holzschnitten  und  einer  Protiltafel.  216  Seiten  Text 
Preis     fl.  2'— 

III.  Botanische  Abtheilung: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky.  (III.  Theil. 
Schluss.)    320  Seiten  Text.    Preis fl.  2*40 

IV.  Zoologische  Abtheilung: 

I.  Heft.     Die  Myriopoden  Böhmens  von  F.  V.  Rosicky  mit  24  Holzschnitten.  44  Seiten 

Text.    Preis 60  kr. 

II.  Heft.    Die    Cladoceren    Böhmens    von    Bohuslav    Hellich    mit    70    Holzschnitten. 
132  Seiten  Text fl.  1-60 

V.  Chemisch-petrologische  Abtheiluug: 

Elemente  einer  neuen  chemisch-mikroskopischen  Mineral- und  Gesteinsanalyse 
von  Prof.   Dr.  Boficky  mit  3  Holzschnitten  und  2  lith.  Tafeln.  80  Seiten  Text.  fl.  1*40 

VIEBTEB,    BAND. 

No.  1.  Studien  im  Gebiete  der  böhmischen  Kreideformation.  Die  Weissen- 
berger  und   Malnitzer    Schichten   von  Dr.  Anton  Fric   mit   155  Holzschnitten. 

154  Seiten  Text.    Preis fl.  3*— 

No.  2.  Erläuterungen    zur    geologischen    Karte    der   Umgebungen    von  Prag   von 

J.  Krejci  und  R.  Helmhacker  mit  1  Karte,  mehreren  Profilen  und  Holzschnitten  fl.  4"50 

No.  3.  Prodromus    der   Flora    von    Böhmen    von    Prof.  Dr.    Ladislav   Celakovsky. 

(IV.  Theil.)     Nachträge  bis  1880.     Verzeichniss  und  Register fl.  2-40 

No.  4.   Petro  logische    Studien    an   den  Porphyrgesteinen  Böhmens  von  Prof.   Dr. 

Em-.  J3oficky fl.  1-80 

No.  5.    Flora  des  Flussgebietes  der  Cidlina  und  Mrdlina  von  Prof.  Ed.  Pospichal. 

fl.  1- 
No.  6.   Der  Hangcndflötzzug  im  Schlan-Rakonitzer  Steinkohlenbecken  von  Carl 
Feistmantel. 

FÜNFTER-     BAND. 

No.  1.  Erläuterungen  zur  geologischen  Kafte  des  Eisengebirges  (^elezne  hory) 
und  der  angrenzenden  Gegenden  im  östlichen  Böhmen  von  J.  Krejci  und 

R.  Helmhacker fl.  2-— 

(Die  Karte  selbst  erscheint  später.) 

No.  2.  Studien  im  Gebiete  der  böhmischen  Kreideformation.  III.  Die  Iser- 
schichten.  Von  Dr.  Anton  Fric.  Mit  132  Textfiguren ,   ,   .    .   ,  fl.  3  — 

Druck  Ton  Dr.  Ed.  Oi6gt  in  Prag  1883.  —  Selbstverlag. 


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DIE  MITTELBÖHMISCHE 


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STEINKOHLENABLAGERUNG 


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VON 


CARL  FEISTMANTEL. 


Mit  20  Holzschnitten. 


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(ARCHIV  DER  NATURW.  LAN DESDURCH FORSCHUNG  VON  BÖHMEN.) 
\.  Band.    Nro.  3.   (Geologische  Abtheiliing.) 


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PRAG. 

In    Commission   bei    FR.    RIVNÄC. 
1883. 


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DIE  MITTELBÖHMISCHE 


STEINKOHLENABLAGERUNG 


VON 


KARL  FEISTMANTEL 


iMit  20  Holzschnitten. 


(ARCHIV  DER  NATURWISSENSCHAFTL.  DURCHFORSCHUNG  VON  BÖHMEN.) 
(V.  Band,  Nro  3.  • —   Geologische  Abtheilung.) 


PRAG. 

COMMISSIONS-VERLAG  VON  FR.  RIVNÄC.  —  DRUCK  VON  Dr.  ED.  GREGR. 

1883. 


Die  Mittelböhniische  Steinkohlenablagerung. 


Die  raittelböhmische  Steinkohlenablagerung,  nördlich  und  westlich  von 
Prag  verbreitet,  und  unmittelbar  auf  Schichten  der  untern  Abtheilung  des  Silur- 
gebirges, vorwaltend  auf  den  azoischen  Schiefern  Barrande's,  zum  Theile  auf 
Granit  aufruhend,  in  ansehnlichen  Strecken  das  Terrain  bedeckend,  befindet  sich 
in  einer  Anzahl  mehr  oder  weniger  von  einander  getrennter  sehr  ungleich  grosser 
Parthien  abgelagert,  die  als  eben  so  viele  einzelne  selbstständige  Steinkohlenbecken 
betrachtet  wurden. 

Diese  einzelnen  Parthien  sind  nachfolgende : 

1.  Das  Kladno-Rakonüzer  Steinkohlenhecken.  Es  umfasst  das  nördlichste 
Gebiet  der  Steinkohlenablagerung,  und  erstreckt  sich  von  Kralup  an  der  Moldau 
über  Kladno-Rakonitz  bis  Woratschen,  zumeist  von  azoischen  Schiefern  westlicher- 
seits  theils  von  Granit  unterlagert,  dann  in  einer  gegen  Süden  gerichteten  Aus- 
buchtung über  Flöhau,  Lubenz,  Jechnitz  bis  Plass ;  während  es  sich  in  nördlicher 
Richtung  über  Welwarn,  Schlau,  Klobuk,  Kounowa  etc.  wegen  Uiberlagerung  durch 
jüngere  Schichten  in  nicht  genau  bestimmbarer  Erstreckung  befindet. 

2.  Das  Pilsner  Steinkohlenhecken.  Dasselbe  beginnt  unmittelbar  bei  Plass, 
von  den  südlichsten  Ausläufern  des  vorhergehenden  bloss  durch  die  schmale 
Thalweitung  des  Strelaflusses  getrennt,  und  verbreitet  sich  erst  gegen  Süd,  von 
Pilsen  an  mehr  in  südwestlicher  Richtung  ausgedehnt  über  die  Orte  Kaznau, 
Tremoschna,  Pilsen,  Lititz,  Mantau,  Nürschan,  Tuschkau  an  der  Mies  und  Wscherau, 
mit  einer  kleinen  isolirten  Parthie  östlicherseits  bei  Wobora. 

3.  Manetin  und  Breitenstein.  Eine  von  letzterer  durch  eine  schmale  Zone 
azoischer  Schiefer  nordwestlicherseits  geschiedene,  und  in  nördlicher  Richtung  bis 
an  den  Fuss  des  Berges  Wladar  abgelagerte  Parthie,  zu  der  noch  eine  kleine 
isolirte  Ablagerung  in  der  Umgebung  von  Stedra  gehört. 

4.  Wittuna.,  auch  als  Merkliner  Becken  bekannt,  südlich  von  der  Pilsner 
Ablagerung  zwischen  den  Orten  Stankau  und  Merklin  gelegen. 

5.  Wranoioa;  eine  kleine  in  der  Nähe  von  Mies,  nordwestlich  vom  südlichen 
Theile  der  Pilsner  Ablagerung  situirte  Parthie. 

6.  Die  Radnitzer  Steinkohlenablagerung,  aus  mehreren  isolirten  Parthien 
bestehend,  die  sich  um  die  Orte  Radnitz,  Wranowitz,  Lochowitz,  Swina  etc. 
gruppiren. 

1* 


7.  Miröschau.  Ein  südlich  von  Raduitz,  zwischen  Dobfiw  und  Miröschau 
gelegenes,  bis  gegen  Skoiitz  hinaus  geschobenes  Steinkohlenbecken, 

8.  Lettkow.  Eine  unbedeutende  Ablagerung  von  Saudsteinen  und  Schiefer- 
thouen,  mit  schwachen  Spuren  von  Steinkohle  zwischen  Miröschau  und  Pilsen. 

9.  Holouhkau;  eine  ebenso  beschränkte  Parthie. 

10.  Stilez  hei  Zehrak.  Ein  kleines  Steinkohlenbecken,  östlich  von  Holouhkau, 
mit  einem  bereits  abgebauten  Steinkohlenlager. 

11.  Das  Liseker  Steinkohlenbecken;  nordwestlich  von  Beraun  gelegen,  vom 
Liseker  Quarzitkamme  sich  in  nördlicher  Richtung  nach  Hiskow  herabziehend  und 
vom  Beraunflusse  durchschnitten. 

12.  Das  Klein-Pfileper  Steinkohlenhecken,  von  letzterem  eine  kurze  Strecke 
weit  in  nordöstlicher  Richtung  abgelagert. 

Den  weitaus  grössten  Flächenraum  bedecken  vorerst  die  Ablagerung  Kladno- 
Rakonitz,  bei  einer  Ausdehnung  von  beiläufig  7  Meilen  (nahe  53  Kilom.)  in  ost- 
westlicher Richtung  zwischen  Kralup  und  Petrowitz,  und  bei  einer  nach  Lipoid 
auf  circa  3V2  Meilen  (etwas  über  26  Kilom.)  geschätzten  Erstreckung  von  Süd 
nach  Nord  mit  mehr  als  24  Quadr.  Meilen,  wozu  noch  der  westlich  verbreitete 
Antheil  bei  Jechnitz,  Kriegern  etc.  bis  Plass  mit  mindestens  5  Quadr.  Meilen 
hinzukömmt;  und  ihr  zunächst  die  Ablagerung  bei  Pilsen  mit  einem  etwas  über 
10  Quadr.  Meilen  bedeckenden  Terrain. 

Die  Gruppirung  der  gesammten  Ablagerung  ist  eine  derartige,  dass  die 
grössten  Complexe,  die  ohne  die  unbedeutende,  durch  den  Thaleinschnitt  bei  Plass 
erzeugte  Unterbrechung  ein  einziges  zusammengehöriges  Gebilde  ausmachen  würden, 
in  einem  weiten  Bogen  gegen  Nord  und  West  sich  verbreiten,  und  vorwaltend 
südlich  und  südöstlich  von  kleinereu  isolirten  Parthien  umgeben  sind. 

Die  Oberfläche  der  gesammten  Ablagerung  weist  auch  in  der  Richtung  von 
Süd   gegen  Nord,   und   von   Südwest   gegen  Nordost   eine  allmälige  Senkung   auf. 

Die  einzelnen  Erhebungen  steigen  nur  in  der  Umgebung  von  Pilsen  bis 
beiläufig  500  Meter  über  die  Meeresfläche ;  in  der  Umgebung  von  Rakonitz  werden 
Höheupunkte  bis  zu  450  Meter  angetroffen;  von  da  aber  senkt  sich  das  Terrain 
in  östlicher  Richtung  über  Kladno  bis  Kralup,  und  ebenso  in  nördlicher  Richtung 
gegen  das  Thal  des  Egerflusses  bis  unter  200  Meter  herab.*) 

Die  Oberflächengestaltung  des  von  unserer  Steinkohlenablagerung  einge- 
nommenen Terrain's  bietet  wenig  Bemerkenswerthes  dar.  In  der  Umgebung  von 
Pilsen,  so  wie  zwischen  Plass  und  Flöhau  ist  ein  mehr  unregelmässig  hügeliges 
Land  vorherrschend,  während  die  Gegend  von  Kladno-Rakonitz-Schlan  durch  den 
Verlauf  mehrer  von  West  gegen  Ost  fast  parallel  erstreckter  Thäler  eine  mehr 
wellenförmig  gestaltete  Oberfläche  besitzt. 

Die  Thäler  schliessen  bald  mehr,  bald  weniger  langgestreckte,  ziemlich 
gleichförmig  abgeflachte  Rücken  von  wenig  unterschiedlicher  Höhe  zwischen  sich 
ein,  die  je  mehr  gegen  Nord,  desto  mehr  von  Schichten  der  Kreideformation 
überlagert,  die  zur  Steinkohlenablagerung  gehörigen  Gebilde  nur  in  den  Thalge- 


*)  Mittheilungen   der  k.  k.  geolog.    Reichsanstalt,  und   für  das  mehr  östliche  Gebiet  Prof. 
R.  V.  Kofistka  hypsometrische  Arbeiten  in  der  Umgebung  von  Prag  1858. 


hängen,   erst  weiter,   dann  weniger  hoch,   zuletzt  nur  noch  in  den  Thalsohlen  zu 
Tage  treten  lassen,  und  der  Beobachtung  zugängig  halten. 

Die  in  den  weiter  gegen  Norden  gelegenen  Thaleiuschnitten  durch  Kreide- 
schichten, in  Folge  deren  ebenfalls  gegen  Nord  gerichteten  Einfallen,  bestehende 
Ausfüllung  auch  der  Thalsohlen  durch  dieselben  entzieht  die  nördlichste  Verbrei- 
tungsgrenze der  Ablagerung  einer  genauen  Bestimmung.  Doch  lässt  das  Erscheinen 
einzelner  ihr  noch  zugehörigen  Sandsteinschichten  am  Grunde  der  nordöstlich 
befindlichen  Thalweitungeu  bei  Perutz,  Beruikow  und  Mscheuo  auf  die  Ausdehnung 
der  Ablagerung  bis  in  die  Nähe  des  Egerflusses  mit  Wahrscheinlichkeit  schliessen. 


I.   Stratigraphische  Verhältnisse. 

Gliederung  der  Ablagerung 

Die  Gesteinsschichten,  aus  denen  die  mittelböhmische  Steinkohlenabla- 
gerung zusammengesetzt  wird,  sind  im  Allgemeinen  von  derselben  Beschaffenheit, 
wie  sie  in  anderen,  namentlich  benachbarten  Steinkohlenbecken  angetroffen  werden. 

Sandsteine  und  Schieferthone  sind  es,  die  hier  wie  dort  eine  Aufeinander- 
folge von  in  öfterer  Wiederholung  abwechselnden  Schichten  bilden,  denen  sich 
zuletzt  nur  vereinzelt  Schichten  von  Kalk  und  Hornstein  zugesellen,  und  zwischen 
welchen  untergeordnet  Steinkohlenlager  eingeschaltet  sind. 

Die  Sandsteine,  die  vorwaltend  Caolin  als  Bindemittel  besitzen,  stehen  hie 
und  da  mit  Conglomeraten  in  Verbindung,  die  von  unterschiedlicher  Beschaflenheit 
und  in  verschiedenen  Horizonten  angetroffen  werden. 

Mannigfaltiger  ausgebildet  erscheinen  auch  die  Schieferthone,  bald  rein, 
oder  vorwaltend  thonig,  bald  mehr  sandig,  mit  Kohle  imprägnirt,  als  Kohlen- 
schiefer, von  Eisenoxydhydrat  durchzogen,  und  dann  sphärosideritisch  werdend, 
endlich  als  Brandschiefer,  stellenweise  bituminös.  Sie  werden  zumeist  als  nächste 
Begleiter  der  Kohlenflötze  angetroffen. 

In  Bezug  auf  die  Kohlenflötze  ist  aber  unsere  mittelböhmische  Ablagerung 
keineswegs  so  günstig  bedacht,  wie  diess  oft  in  anderen  Gegenden  der  Fall  ist, 
wo  zahlreiche  Kohlenschichten,  in  kurzen  Abständen  über  einander  erscheinen, 
und  auf  grosse  Strecken  in  ununterbrochener  Fortsetzung  sich  befinden,  wo  also 
vielfach  kohlenführende  Horizonte  bestehen. 

In  unserer  Ablagerung  werden  Kohlenflötze  nur  in  drei,  zumeist  durch 
ansehnliche  Abstände  von  einander  entfernten  Horizonten  beobachtet. 

Die  zahlreichen  Bergbaue,  die  im  Gebiete  derselben  noch  thätig  sind, 
oder  wenigstens  früher  bestanden,  befinden  sich  auf  den  Kohlenlagern  im  sämmtlichen 
drei  Horizonten,  wodurch  eine  eingehende  Einsicht  in  die  Beschaffenheit  und 
Gliederung  der  einzelnen  Kohlenlagen  und  eine  Vergleichung  der  Vorkömmnisse 
an  von  einander  weit  entfernten  Punkten  erleichtert  ist. 

Der  tiefste  Horizont,  auf  dem  Kohlen  erscheinen,  befindet  sich  an  der 
Basis  der  gesammten  Ablagerung,  so  dass  die  Kohlenschichten  durch  eine  nur  wenig 
mächtige  Gesteinsschichtenreihe   vom  Grundgebirge  getremt  lagern,   oder  fast  un- 


6 

mittelbar  demselben  aufruhen.  lu  ihm  sind  zwei,  nahe  zu  einander  in  Beziehung 
stehende  Kohlenflötze  fast  überall  entwickelt,  und  treten  meist  gemeinschaftlich  auf. 

Diesen  beiden  Kohlenflötzen,  als  den  tiefsten  in  der  Ablagerung  wurde 
die  Benennung  „Liegendßötze" ;  dem  gesammten  mit  ihnen  in  Verbindung  stehenden 
Schichtencomplexe  jene  als  ^^Liegendfl'ötzzug'*  ertheilt. 

Von  der  Localität  Radnitz,  wo  die  Kohlenflötze  dieses  Horizont's  in  be- 
sonders instruktiver  Weise  entwickelt  sind,  ist  der  betrefifende  Schichtencomplex 
auch  als  „Radnitzer  Schichten''  bezeichnet  worden. 

Zunächst  nach  den  Liegendflötzen  wurde  die  Selbstständigkeit  eines  Kohlen- 
lagers erkannt,  das  in  bedeutend  senkrechtem  Abstände  ober  jenen,  und  durch 
auifällig  abweichende  Merkmale  unterschieden,  von  einer  Reihe  nicht  minder  sich 
unterscheidender  Gesteinsschichten  überlagert,  den  Schluss  der  in  unserer  Abla- 
gerung entwickelten  Kohlenschichten  bildet,  sich  sonach  im  Hangenden  der  ersteren 
befindet,  und  desshalb  „Hangendßötz^ ,  der  Complex  der  ihm  zugehörigen  Gesteins- 
schichten der  „Hangendßötzzug^  genannt  wurde. 

Seine  characteristischen  Merkmale  sind  besonders  deutlich  in  der  Um- 
gebung von  Kounova  ausgeprägt  und  zuerst  genauer  erkannt  worden,  in  Folge 
dessen  diese  Schichten gruppe  auch  als  „Kounova  er  Schichten'*  in  die  Litteratur 
eingeführt  wurde. 

Erst  später  gelang  es,  die  Selbstständigkeit  eines  Kohlenflötzes  auf  einem 
dritten  Horizonte,  zwischen  beiden  früheren  eingeschaltet,  theils  mit  Hilfe  von 
Beweis  liefernden  bergmännischen  Aufschlüssen,  theils  durch  nähere  Erkenntniss 
der  FlötzbeschafFenheit  und  der  organischen  Uiberreste  sicher  zu  stellen,  nachdem 
das  betreffende  Kohlenlager  früher  theils  dem  Liegend-,  theils  dem  Hangendzuge 
angehörig  betrachtet  worden  war. 

Dieser  Horizont  bildet  sonach,  da  ausser  auf  ihm  weiter  keinerlei  Kohlen- 
flötz  zwischen  beiden  ersteren  mehr  erscheint,  einen  „Mittelßötzzug^,  das  Kohlen- 
flötz  selbst  das  Mittelßötz.  Von  der  Localität  Nürschan,  in  deren  Umgebung 
zuerst  die  Nachweise  für  die  Selbstständigkeit  dieser  Flötzgruppe  erbracht  wurden, 
kann  dieselbe  auch  als  „Nürschaner  Schichten''  bezeichnet  werden. 

Die  mittelböhmische  Steinkohlenablagerung  gliedert  sich  sonach  naturgemäss 
in  drei  über  einander  folgende  Schichtengruppen.  Diese  sind: 

1.  Der  Liegendßötzzug  oder  die  Radnitzer  Schichten. 

2.  Der  Mittelßötzzug  oder  die  Nürschaner  Schichten. 

3.  Der  Hangendßötzzug  oder  die  Kounovd'er  Schichten. 

Jeder  dieser  drei  Flötzzüge  besitzt  seine  eigenthümliche,  von  jener  der 
übrigen  abweichende  Beschaffenheit  und  Entwicklung,  die  die  Zugehörigkeit  abge- 
sonderter isolirter  Theile  richtig  zu  beurtheilen  gestattet,  und  das  Wiedererkennen 
des  Horizontes  in  seinen  entgegengesetzten  Punkten  erleichtert. 


1.    Der  Liegendflötzziig'  oder  die  Radnitzer  Seliichten. 

Der  Liegendflötzzug  beginnt  an  der  Basis  der  gesammten  Ablagerung  mit 
Sandsteinen  oder  Couglomeraten,  seltener  thonigen  Schichten,  die  unmittelbar  den 
silurischen  Schichten  oder  auf  Granit  auflagern. 


Die  Conglomerate  enthalten  öfter  wenig  abgerollte,  selbst  scharfkantige 
Bruchstücke  von  den  in  der  Umgebung  anstehenden  Gesteinsschichten  als  Beweis 
nur  auf  kurze  Entfernung  erfolgten  Transport's  derselben. 

Zumeist  auf  Geröllstücken  dieser  Conglomerate  eingewachsen  wurde  das 
Vorkommen  von  Granaten  bereits  au  mehreren  Orten  beobachtet;  bei  Lhota  unweit 
Radnitz,  Elhotten  bei  Pilsen  und  an  der  Adalbertigrube  bei  Rakonitz. 

Zwischen  diesen  an  der  Basis  befindlichen  und  den  weiter  aufwärts  fol- 
genden Gesteinsschichten  befinden  sich  zwei  Kohlenflötze,  deutlich  von  einander 
unterscheidbar,  eingeschaltet. 

Das  untere  dieser  Kohlenflötze  liegt  unmittelbar  den  Schichten  an  der 
Basis  auf;  zwischen  ihm  und  dem  oberen  liegt  ein  Schichtencomplex,  der  höchst 
bemerkenswerthe  Eigenschaften  besitzt.  Er  besteht  durchaus  aus  hellgefärbtem, 
feinkörnigem  Materiale,  das  theils  als  Sandstein,  theils  als  eigens  feinkörniger, 
etwas  sandiger,  plattig  brechender  Schiefer  von  fester  Beschaffenheit  ausgebildet 
ist.  Die  Färbung  ist  immer  weiss,  gelblichweiss  oder  lichtgrau,  und  von  Kohle 
imprägnirte  dunklere  Schichten  erscheinen  nie  mit  ihm. 

Unmittelbar  auf  dem  unteren  Kohlenflötze  ist  zumeist  eine  bei  06  Meter 
mächtige  hellgelbliche  Sandsteinschichte  mit  festem  caolinischen  Bindemittel  auflie- 
gend, über  welcher  in  wechselnder  Mächtigkeit  Schieferschichten  folgen,  die  durch 
dünne  plattenförmige,  dunkler  gefärbte,  quarzigere,  oft  dicht  übereinander,  verschieden 
stark  folgende  Einlagen,  die  dem  Gestein  ein  bandartig  gestreiftes  Ansehen  ertheilen, 
ausgezeichnet  sind,  und  Schleifsteinschiefer  benannt  wurden.  Namentlich  sind  jene 
Parthien  besonders  characteristisch,  wo  die  dunkleren  schwachen  Einlagen  hell- 
gelbliche Schiefer  durchsetzen ;  aber  auch  bei  mehr  grauer  Färbung  der  Schichten 
ist  deren  Wechsel  mit  dunkleren  Streifen  kennzeichnend.  Dieser  Schleifsteinschiefer, 
dessen  Eigenthümlichkeit  an  keiner  anderen  Schichtenreihe  in  der  gesammten 
Ablagerung  ausgesprochen  vorkömmt,  begleitet,  nur  hie  und  da  einer,  die  Wesenheit 
desselben  aber  nicht  unterdrückenden  Modification  unterliegend,  überall  die  Han- 
gendschichten des  unteren  Kohlenflötzes  und  bildet  so  eine  sichere  Leitschichte  im 
Bereiche  des  Liegendflötzzuges. 

Er  schliesst  häufig  Sphärosiderite  ein,  auf  deren  Spalten  oder  Höhlungen 
Mineralien  ausgeschieden  sind,  wie  Caolin,  weiss,  oft  in  grösseren  Parthien ;  Pyrit, 
Ankerit,  Siderit,  Calcit  und  Baryt,  in  einzelnen  Kristallen  oder  in  kristallinischen 
Überzügen,  endlich  Kristalle  von  Sphalerit,  die  von  Blattnitz  und  vom  weissen 
Berge  bei  Pilsen  bekannt  auch  bei  Rakonitz  beobachtet  wurden,  und  die  ich  auch 
in  Sphärosideriten  am  K.  Franz  Josefs- Schachte  bei  Kladno  auffand,  so  dass  man 
auch  in  diesen  nebensächlichen  Erscheinungen  eine  gewisse  Gleichförmigkeit  der 
Schichtenausbildung  zu  erkennen  vermag. 

Über  den  Schleifsteinschichten  liegt  das  zweite,  das  obere  Flötz,  je  nach 
der  Mächtigkeit  jener  bald  mehr  bald  weniger  vom  untern  entfernt,  da  diese 
Schichten  oft  viele  Meter  hoch  entwickelt  sind,  oft  zu  einer  so  schwachen  Lage 
herabsinken,  dass  an  derlei  Stellen  beide  Kohlenflötze  als  ein  einziges  be- 
trachtet wurden. 

Beide  Kohlenflötze  sind  in  verschiedener  Weise  entwickelt.  Das  untere, 
regelrecht  auch  immer  das  weniger  mächtige,  ist  oft  überwiegend  von  Schief  er  thouen. 


8 


Fig.  1. 


Brandschiefer-  und  Kohlenschieferschichten,  jedoch  un- 
regelmässig und  absätzig  durchzogen,  und  daher  meist 
Kohle  geringerer  Qualität  liefernd. 

Das  obere  wird  dagegen  von  einer  Anzahl  Ge- 
steinsschichten durchsetzt,  die  in  regelmässiger,  stets 
gleich  bleibender  Reihenfolge,  als  constante  Zwischen- 
mittel, dieses  Flötz  in  einzelne  gut  unterscheidbare 
Bänke  zu  gliedern  gestatten,  wo  dasselbe  in  seiner 
ganzen  Mächtigkeit  zur  Ablagerung  gelangte. 

Eine  solche  Stelle,  wo  das  obere  Kohlenflötz 
typisch  ausgebildet  ist,  befindet  sich  in  der  Radnitzer 
Ablagerungsparthie  und  gibt  nebenstehende  Fig.  1.  ein 
Profil  davon,  in  welchem  die  zu  unterscheidenden  Bänke 
sich  deutlich  herausstellen.  Diese  sind  von  oben  herab : 

1.  Die  Oberbank  oder  Firstenbank^  beiläufig  zwei 
Meter  mächtig,  unterlagert  von  einem  010  Mt.,  stellen- 
weise mehr  messenden  gi-auen  Schieferthonzwischen- 
mittel,  local  der  Firstenstein  genannt. 

2.  Die  Mittelbanlc^  bei  5  Meter  mächtig,  immer 
die  beste  Kohlenqualität  liefernd  von  zwei,  in  Abständen 
von  beiläufig  1'50  und  1*30  Meter  unter  einander  ein- 
geschobenen Zwischenmitteln  durchsetzt,  deren  oberes 
Local  als  Fliöka  oder  kleine  Opuka,  das  untere  als 
Schrammßötz  oder  grosse  Opuka  bekannt  ist,  und  letz- 
teres stets  das  mächtigere  bleibt. 

3.  Die  Unterbank  oder  Sohlendenckenbank,  an  der 
Basis  des  Kohlenflötzes  1  bis  2  Meter  mächtig  gegen 
die  Mittelbank  dui-ch  ein  thoniges  graues  Zwischen- 
mittel begränzt,  dem  in  kurzer  Entfernung  von  ein- 
ander, im  Allgemeinen  nur  schwache  Kohlenschichten 
vorwaltend  minderer  Güte  zwischen  sich  einschliessend, 
mehrere  Zwischenmittel  gleicher  Beschaffenheit,  aber  in 
der  Mächtigkeit  wechselnd,  folgen,  die  local  als  Sohlen- 
decken bekannt  sind,  hie  und  da  aber  weniger  selbst- 
ständig ausgeschieden,  die  Bank  mit  zahlreicheren  we- 
niger regelmässig  vertheilten  Schieferthonlagen  unter- 
brechen. *) 

Die  Zwischenmittel  der  Unterbauk  weisen  viel  Ähnlichkeit  mit  dem  Firsten 
steine  den  Oberbank  auf.    Die  Zwischeumittel  der  Mittelbank  sind  dagegen  von 


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0,03  , 

0,20 

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0,03 
0,06 

0,20 
0,16  j 

0,08 

^^^^^H- 

1,40 
1,25 

2,00 

0,15 
0,45 

0,02 

0,30 

(■^■■1 

0,30 

2,50 



1,0—15,0 

p     —  ■ 

*)  An  mehreren  Örtlicbkeiten,  wie  bei  Nürschan,  Wittuna,  Kaznau,  in  der  Umgebung  von 
Kladno  und  Radnitz  wurde  die  Koble  dieser  Uuterbank  stellenweise  dicht  von  sich 
kreuzenden  schmalen,  mit  bräunlicbgrauem  Siderit  ausgefüllten  Kliiftchen  durchsetzt 
beobachtet,  oft  in  einer  Weise,  als  ob  kleine  Kohlentrümmer  brecienartig  durch  Siderit 
verkittet  wären;  eine  Erscheinung,  die  aus  keiner  der  anderen  Bänke  des  Flötzes  bis  jetzt 
bekannt  wurde. 


9 

beiden  schon  durch  ihre  mehr  ins  bräunliche  fallende  Färbung,  durch  ziemlich 
gleich  bleibende,  im  Ganzen  geringe  Mächtigkeit,  und  eine  scheinbar  körnige  oder 
gewissermassen  schuppige  Struktur,  so  dass  sie  von  Bergleuten  auch  als  sandiger 
Schieferthon  bezeichnet  werden,  unterschieden. 

In  der  That  aber  wird  diese  Struktur  grossentheils  durch  den  Einschluss 
jener  eigenthümlichen  kleinen  Körperchen  in  oft  gedrängter  Menge  hervorgebracht, 
die  ich  zuerst  in  der  Umgebung  von  Radnitz  erkannte  und  zur  Fixirung  des 
Vorkommens  als  Bacillarites  problematicus  bezeichnete. 

Überlagert  wird  das  Oberflötz  von  einer  oft  mehrere  Meter  mächtigen 
Reihe  Schieferthonschichten,  unter  denen  rein  thonige  mit  mehr  sandigen,  oder 
von  Kohle  stark  imprägnirten,  oder  Kohlenschieferschichten  abwechseln,  die  aber 
hie  und  da  fehlen.  Dann  wird  das  Kohlenflötz  unmittelbar  von  den  weiter  aufwärts 
die  Schichtenreihe  zusammensetzenden  Sandsteinen,  mit  denen  der  Bestand  des 
Liegendtlötzzuges  seinen  Abschluss  erreicht,  bedeckt.  Nie  aber  erscheint  eine 
einzelne  gesonderte,  jener  über  dem  Unterflötze  bekannten,  ähnliche  Sandsteinlage 
als  Decke  dieses  Flötzes. 

In  paläontologischer  Hinsicht  zeichnen  sich  die  Schichten  des  Liegendzuges 
durch  einen  besondern  Reichthum  an  Pflanzenresten  aus;  thierische  Organismen 
erscheinen  nur  als  Seltenheiten  und  nur  niedern  Classen  angehörig  und  spora- 
disch vertheilt. 

Die  Pflanzenreste  sind  hauptsächlich  zusammengedrängt  auf  Schichten  in 
der  Nähe  der  Kohlenflötze,  in  der  das  Unterflötz  deckenden  Sandsteinlage,  und 
den  darüber  folgenden  Schleifsteinschichten;  und  dann  in  den  Hangendschiefern 
des  Oberflötzes  und  auf  dessen  Zwischenmitteln. 

Daraus  ergeben  sich  zwei  übereinander  liegende  Pflanzenreste  führende 
Horizonte,  von  denen  der  obere  sich  gegen  den  unteren  durch  ein  Vorherrschen 
der  Selagineen,  Lepidodendra  und  Sigillarieu  bemerkbar  macht. 

Ausserdem  sind  die  Arten  theilweise  auf  einzelne  Schichten  ungleich 
vertheilt.  So  finden  sich  Pflanzenreste  aus  allen  Gattungen  sowohl  im  Firstensteine 
als  in  den  Zwischenmitteln  der  Mittelbank  des  Oberflötzes  eingeschlossen,  in  letz- 
teren namentlich  auffällig,  neben  häufigen  Abdrücken  von  Stigmaria,  Bruchstücke 
von  Lepidodendron  microstigma  0.  F.,  einer  Art  mit  kleinen  gedrängten  Blatt- 
polstern; während  jene  der  Unterbank,  die  Sohlendecken,  oft  fast  ausschliesslich, 
immer  aber  zahlreich,  theils  grosse  Exemplare  der  Art  Stigmaria  ficoides  Brongn. 
enthalten. 

Die  Gesteinsbeschaffenheit  der  Begleitschichten  der  beiden  Flötze,  wie 
auch  die  organischen  Einschlüsse  bieten  daher  geeignete  Merkmale,  die  einzelnen 
Schichtengruppen  oder  Kohlenbänke  allerorts  wieder  zu  erkennen,  und  bezeichnet 
namentlich  einen  bestimmten  Horizont  das  Erscheinen  des  Bacillarites,  der  weder 
in  einer  Schichte  über  dem  Oberflötze,  noch  auf  Schichten  zwischen  dem  Unter- 
flötze weiter  sich  einstellt. 

Nur  hie  und  da  ist  es  mir  geglückt,  einzelne  gut  erhaltene  Exemplare 
dieses  Fossil's  in  Schichten  des  Schleifsteinschiefercomplexes,  also  in  Haugend- 
schichten  des  Unterflötzes  mittelst  Dünnschliffen  nachzuweisen. 


10 

Doch  ist  die  Verbreitung  desselben  in  diesen  Schichten  nur  eine  ver- 
einzelte. Trotz  mehrfach  fortgesetzter  Untersuchungen  ist  das  Vorkommen  nur  bei 
Blattnitz,  Bfas  und  Hostokrey  sicher  zu  stellen  gelungen.  Proben  von  verschiedenen 
andern  Localitäteu  sind  ohne  Resultat  geblieben. 

Nichts  desto  weniger  muss  das  erste  Erscheinen  von  Bacillarites  bereits 
vor  der  Ablagerung  des  Oberflötzes  erkannt  werden. 

Das  gemeinschaftliche  Vorkommen  desselben  auf  Gesteinsschichten  im 
Oberflötze  und  auf  den  Hangendschichten  des  Unterflötzes,  das  Fehlen  desselben 
auf  den  Schichten  der  höheren  Flötzzüge,  und  die  bedeutende  Annäherung  der 
beiden  Kohleuflötze  stellenweise  an  einander  geben  genügende  Veranlassung,  zwischen 
beiden  Flötzen  des  Liegendzuges  einen  gewissen  verwandtschaftlichen  Verband  zu 
erblicken,  und  beide  als  zusammengehörige  Untergruppen  zu  betrachten. 

Es  ist  diesen  Verhältnissen  durch  die  Untertheilung  der  Raduitzer  Schichten 
in  eine  obere  Kohlenflötzgruppe  (Oberflötz  und  seine  Hangendschichten),  in  eine 
untere  Kohlenflötzgruppe  (Unterflötz  und  dessen  Hangendschichten)  und  in  die 
flötzleere  Gruppe  (Liegendschichten  des  Unterflötzes)  Rechnung  getragen. 

Die  gesammte  Schichtenreihe  dieser  drei  verschiedenen  Gruppen  wird 
indessen  nur  an  wenigen  Stellen  entwickelt  angetrofi'en;  bei  weitem  am  häufigsten 
ist  diess  bruchstückweise  erfolgt,  indem  bald  nur  die  eine  oder  die  andere  Gruppe 
abgelagert  angetroö"en  wird,  bald  selbst  eine  Gruppe  nur  durch  einzelne  ihrer 
Glieder  vertreten  erscheint. 

Es  werden  in  dieser  Beziehung  in  der  Entwicklung  der  Radnitzer  Schichten 
interessante  Erscheinungen  hervorgebracht. 

Zum  Liegendflötzzuge  gehörige  Schichtengruppen   werden  fast  überall  im 

Bereiche  der  Ablagerung,  an  der  Basis  derselben  und  zumeist  an  deren  südlichen 
Rändern  hinausgeschoben  gefunden,  deren  mannigfaltige  Entwicklung  an  oft  nahe 
gelegenen  Localitäten,  selbst  in  denselben  Ablagerungsparthien  aus  einer  näheren 
Betrachtung  dieser  sich  ergeben  wird. 

Die  südöstlichsten  isolirten  Parthien. 

Unter  diesen  ist  die  Radnitzer  Ablagerungsparthie  die  wichtigste.  Es  finden 
sich  hier  nicht  nur  sämmtliche  drei  Gruppen  des  Liegendzuges  vollkommen  aus- 
gebildet, sondern  auch  das  Oberflötz  in  seiner  ganzen  Mächtigkeit  in  der  bei  Bfas 
befindlichen  Parthie  entwickelt. 

Ausserdem  ist  hier  klar  dargelegt,  wie  in  die  einzelnen  nahe  gelegenen 
Parthien  weder  beide  Kohleuflötze,  noch  das  obere  Kohlenflötz  in  seiner  ganzen 
Mächtigkeit,  mit  allen  seinen  Bänken  fortsetzen;  dass  im  Gegentheile  bald  nur 
das  Unterflötz  allein,  bald  nur  mit  einer  oder  der  anderen  Bank  des  Oberflötzes 
in  Gemeinschaft,  oder  eine  solche  Oberflötzbank  ausschliesslich  abgelagert  erscheint ; 
was  ich  in  einer  anderen  Abhandlung  „über  die  Steinkohlenbecken  in  der  Umgebung 
von  Radnitz",  detailirt  zu  schildern  Gelegenheit  hatte.*) 


*)  Die  Steinkohlenbecken  ia  der  Umgebung  von  Radnitz.  Archiv  für  Landesdurchforschung 
von  Böhmen.  I.  Bd.  1869. 


11 

Ähnlich  wechselnde  Entwicklimgsverhältnisse  werden  nun  auch  weiter  in 
anderen  isolirten  Parthien  angetroffen. 

Bei  Klein-Prilep  und  hei  Stilez,  wo  übereinstimmende  Verhältnisse  bestehen, 
ist  nur  je  ein  Kohlenflötz,  ohne  regelmässige  Zwischenmitteleinlagerung  bekannt, 
beiderseits  das  Flötz  mit  einer  0-5  bis  06  Mtr.  mächtigen,  hellgefärbten,  an 
Pflanzenresten  reichen  Sandsteinlage  überdeckt,  auf  welcher  meist  weisse  Sand- 
steinschichten und  Schleifsteinschiefer  lagern,  woraus  sich  die  Zugehörigkeit 
beider  zur  unteren  Radnitzer  Kohlenflötzgruppe,  und  die  Abwesenheit  der  oberen 
Gruppe  ergibt. 

Bei  Lisek  ist  ebenfalls  nur  ein  Kohlenflötz  abgelagert.  Dieses  wird  aber 
von  grauen  Schieferthonen  gedeckt,  die  reich  an  Pflanzenresten,  besonders  Ab- 
drücke aus  der  Classe  der  Selagineen  enthalten,  die  häufig  auch  auf  den  das 
Kohlenflötz  zahlreich,  aber  in  unregelmässiger  Lagerung  durchziehenden  Schiefer- 
thonen mit  der  Art  Stigmaria  ficoides  vertreten  sind. 

Aufwärts  folgen  caolinische  Sandsteine.  Unter  dem  Flötze  liegen  vor- 
waltend Schieferthone,  häufig  Sphärosiderite  einschliessend  hellgelblich  (besonders 
bei  Dibry)  stellenweise  hellgrau  (Stradonitz,  Hiskow)  gefärbt,  feinkörnig  und  fest, 
zwischen  welchen  hie  und  da  in  schwachen  Lagen  Schleifsteinschiefer  sich  einfinden. 

Die  Deutung  dieser  Ablagerungsparthie  ist  sonach  eine  keineswegs  schwie- 
rige, und  gibt  sich  das  Kohlenflötz  als  ein  der  Unterbank  des  Radnitzer  Oberflötzes 
analoges  Gebilde,  in  welchem  die  Sohlendecken  aber  weniger  typisch  ausgeschieden 
sind;  der  dasselbe  uuterlagernde  Schichtencomplex  als  die  Hangendschichten  des 
hier  nicht  oder  sehr  unbedeutend  zur  Entwicklung  gelangten  Unterflötzes  zu  erkennen. 

Ähnliche  Verhältnisse  zeigt  die  Ablagerung  von  Miröschau.  Das  dort  im 
Abbaue  befindliche  Kohlenflötz  ist  von  regelmässig  ausgeschiedenen  Zwischen- 
mitteln durchsetzt,  die  sehr  in  ihrer  Mächtigkeit  wechselnd  angetroffen  werden. 

Im  Allgemeinen  gliedert  sich  das  Kohlenflötz  nachfolgend: 

1.  Kohlenlage:  (Oberbank  local) 0,15-0,30  Mt. 

Schieferthonzwischenmittel 0,30 — 2.00     „     und  darüber 

2.  Kohlenlage :  (Mittelbank  local) 0,55—0,65     „ 

Schieferthonzwischenmittel .  0,01 — 1,00     „    und  darüber 

3.  Kohlenlage :  (Unterbank  local) 0,45—0,65     „ 

Unter  diesem  im  regelmässigen  Abbaue  stehenden  Flötze  folgt,  jedoch 
durch  eine  oft  viele  Meter  mächtige  Gesteinslage  geschieden,  noch  eine  0,6  Mt, 
auch  mehr  mächtige,  mit  zahlreichen  Schieferschichten  durchsetzte,  unbeständige 
Kohlenschichte.  —  Dann  erscheint  gelblichweisser  Schief erthon,  zu  beiden  Seiten 
der  Ablagerungsparthie  zu  Tage  gehend  und  ganz  solchen  ähnlich,  wie  sie  häufig 
unter  dem  Liseker  Flötze  bei  Dibfy  angetroffen  werden,  und  ähnliche  Pflanzen- 
reste wie  dort  einschliessend. 

An  der  Basis  liegen  Conglomerate ;  über  dem  Kohlenflötze  erst  graue 
Schieferthone  mit  Pflanzenresten,  Sigillarien  und  Lepidodendra,  während  Stigmaria 
häufig  auf  den  Zwischenmitteln  erscheint. 

Das  Kohlenflötz  besitzt  sonach  auch  hier  alle  Analogie  mit  der  Unterbank 
des  Radnitzer  Oberflötzes,  der  darunter  liegende  Schiefer  mit  den  Hangendschichten 
des  Unterflötzes. 


12 

Die  beiden  kleinen  Ablagerungen  bei  Holouhkau  und  Lettkow  gestatten 
bei  dem  Mangel  erschlossener  Kohlenlager  eine  bloss  annähernde  Beurtheilung 
und  scheint  ersteres  mehr  den  tieferen  Gruppen  des  Radnitzer  Oberflötzes,  letzteres 
wahrscheinlich  der  Unterflötzgruppe  sich  anzuschmiegen. 

Sämmtliche  südöstlich  verbreiteten  isolirten  Ablagerungsparthien  sind 
sonach  nur  von  solchen  Gebilden  ausgefüllt,  die  den  tieferen  Gruppen  der  Radnitzer 
Schichten  correspondiren  und  es  zeigen  sich  einestheils  jene  von  Prflep,  Stilez 
und  Lettkow,  anderentheils  jene  von  Miröschau,  Lisek  und  vielleicht  Holoubkau 
in  verwandter  Weise  entwickelt. 

Anders  gestalten  sich  die  Verhältnisse,  sobald  man  in  die  grösseren  Par- 
thien  Kladno,  Rakonitz  und  Pilsen  übertritt. 


Kladno-Rakonitzer  Ablagerungsparthie. 

Mit  der  östlichsten  Verbreitungsgränze  derselben  beginnend  findet  man 
in  Kralup,  in  dem  kleinen  Hügel  Cervenä  hürka,  Schieferthone,  zwischen  denen 
nur  unbedeutende  Kohlenschnürchen  sich  zeigen,   die  aber  zahlreich  Pflanzenreste 


Fig.  2. 


0,03 

0,66 

0,06 

0,25 

0,26 

^^1^^^  0,37 

IHHIIII  0,63 

0,16 

1,60 

^ 

— 

—  

—    —    — 

Fig.  3. 


0,20 

^H^^^H  0,82 

0,05 

^■HBBI  ^'^^ 

0,70 

|o,5ö 

0,20 

H 

0,80 

0,02 

m 

1,00 
1,00 

0,10 

^^^^mB», 

0,14 

0,21 

0,24 

0,47 

0,27 

—    —  . 

übereinstimmend  mit  den  in  der  Radnitzer  Oberflötzgruppe  bekannten  enthalten 
und  unter  denen  schleifsteinartige  Schichten  azoischen  Schiefern  aufruhend  vor- 
kommen, so  dass  die  beiden  Radnitzer  Kohlenflötzgruppen  vertreten  sind,  wenn 
gleich  ausgebildete  Kohlenflötze  selbst  fehlen.  Darüber  lagern  caolinische  Sand- 
steine in  ziemlich  mächtiger  Entwicklung. 


13 

Auch  in  der  uächsteu  Erstreckuug  gegen  Westen  sind  Kohlenflötze  noch 
unbekannt,  obwohl  Schieferthone,  nahe  an  der  Basis  der  Ablagerung,  jenen  bei 
Kralup  ähnlich  und  ebenfalls  Pflanzenabdrücke  enthaltend,  die  Fortsetzung  des 
gleichen  Horizont's  andeuten. 

Erst  in  der  Umgebung  von  Minitz  und  Wotwowitz  ist  ein  Kohlenflötz 
abgelagert  und  erschlossen.  Durch  freundliche  Zuvorkommenheit  des  Bergver- 
walters Herrn  Czurda  ist  es  mir  möglich,  nachstehend  zwei  genaue  Profile  durch 
dasselbe,  aus  der  östlicher  gelegeneu  Franz  de  Pauli-  und  der  westlicheren  Set. 
Gotthardi-Grube  zu  liefern.     (Fig.  2  und  3.) 

Franz   d  e  P  a  u  1  i. 

Kohlenlage 0,66  Mt. 

Schieferthon     . 0,03  „ 

Kohlenlage 0,25  „ 

Zwischenmittel  mit  Bacillarites    ....  0,05  „ 

Kohlenlage 0,37  „ 

Schieferthon 0,26  „ 

Kohlenlage  .    .        .       0,63  „ 

Zwischenmittel  mit  Bacillarites   ....  0,16  „ 

Kohlenlage 1,60  „ 

Gesammtmächtigkeit  .    ,  4,01  Mt. 

u.  zw.  Kohle  .    .  3,51  „ 

Zwischenmittel        0,50  „ 

St.   Gotthardi. 

Kohlenlage 0,82  Mt. 

Schieferthon 0,20  „ 

Kohlenlage 0,22  „ 

Zwischenmittel  mit  Bacillarites     ....  0,05  „     (kleine  Opuka) 

Kohleulage 0,55  „ 

Schieferthon 0,70  „ 

Kohlenlage 0,80  „ 

Zwischeumittel  mit  Bacillarites 0,20  „     (grosse  Opuka) 

Kohlenlage 1,00  „ 

Schieferthon 0,02  „     (Sohleudecke) 

Kohlenlage 1,00  „ 

Schieferthon 0,10  „  dtto. 

Kohlenlage 0,21  „ 

Schieferthon 0,14  „  dto. 

Kohlenlage 0,47  „ 

Schieferthon 0,24  „  dto. 

Kohlenlage .  0,27 „ 

Gesammtmächtigkeit  .    .  6,99  Mt. 

u.  zw.  Kohle  .    .  5,34  „ 

Zwischenmittel      .1,65  „ 

Unverkennbar  zeigt  sich  in  beiden  Profilen  die  Übereinstimmung  mit  dem 
bei  Radnitz   im  Oberflötze   bestehenden  Profile ;   bei  de  Pauli  nur  erst   durch  die 


14 


Fig.  4. 


Mittelbauk,  bei  St.  Gotthardi  schon  durch  diese  und  die  ünterbank  vertreten, 
wobei  die  über  dem  oberen  Bacillarites-Zwischenmittel  befindliche  Schieferthon- 
schichte  mit  der  obersten  Kohlenlage  einen  Theil  der  Oberbank  darstellt. 

Hier  wie  dort  ist  das  untere  Bacillarites-Zwischenmittel  das  stärkere,  die 
unter  der  Mittelbank  bei  St.  Gotthardi  folgenden  Schieferthone  zeigen  ganz  den 
Character  der  Sohleudeckeu  und  merkwürdiger  Weise  ist  zwischen  ihnen  und  der 
unteren  Bacillarites-Schichte  eine  gleich  mächtige  Kohlenschichte  eingelagert,  wie 
zumeist  bei  Radnitz, 

Trotz  der  geringen  Entfernung  der  beiden  Wotwowitzer  Localitäten  zeigt 
das  Flötz  eine  abweichende  Entwicklung,  in  sofern,  als  die  Sohlendeckenbank 
erst  westlicher,  bei  St.  Gotthardi,  erscheint,  und  die  einzelnen  Kohlenschichten 
in  dieser  Richtung  mächtiger  werden. 

Im  Liegenden  des  Flötzes  sind  Schleifsteinschiefer  abgelagert,  sonach 
beide  Flötzgruppen  vertreten,  obwohl  das  Unterflötz  durch  Bergbau  nicht  zugängig 
gemacht  ist. 

Das  Verflachen  des  Flötzes  und  seiner  Begleitschichten,  Schieferthone  im 
Hangenden  und  darüber  Sandsteine,  ist  gegen  Nord  gerichtet,  und  erleidet  be- 
sonders in  dieser  Richtung  das  Kohlenflötz  Moditicationen,  theils  durch  neu  zu- 
tretende Schieferlagen,  theils  durch  allmälige  Verschie- 
ferung  der  Kohlenschichten,  so  dass  Profile  von  anderen 
Stellen  abweichende  Ergebnisse  liefern.  Es  werden  diese 
Müdificationen  mit  der  Entfernung  vom  Ablagerungsrande 
auffälliger,  und  mehrfache  in  weiter  nördlicher  und  öst- 
licher Gegend  durchgeführte  Schurfversuche  konnten  eine 
entsprechende  Fortsetzung  des  Kohleuflötzes  nicht  mehr 
nachweisen.  Auch  in  der  Richtung  des  Streichens  von 
Ost  gegen  West  bestehen  derlei  Veränderungen  im  Flötze 
und  ausserdem  Unterbrechungen  desselben  durch  mehrfach 
hervorragende  und  in  das  Ablagerungsgebiet  hineinreichende 
Rücken  und  Kuppen  von  Thon-  und  Kieselschiefer,  wo- 
durch die  ganze  Kohlenflötzentwickelung  eine  gewisser- 
massen  unstete  wird. 

Ähnliche  Verhältnisse  bestehen  auch  in  weiter  west- 
licher Erstreckung  über  Zakolan,  Kolec  bis  in  die  Um- 
gebung von  Brandeisl,  wo  erst  wieder  Bergbau  auf  Stein- 
kohle eingeleitet  wurde,  nachdem  mehrfache  Versuche 
zwischen  Wotwowitz  und  hier  ohne  die  erhofften  Resultate 
blieben. 

Nach  einem  von  Lipoid  gegebenen  Profile  war  das 
Kohlenflötz   bei  Brandeisl  nachfolgend  gegliedert: 

Kohleulage 0,30  Mt. 

Schieferthon 0,24     „ 

Kohlenlage 0,55     „ 

Zwischenmittel  (mit  Bacillarites)     .    .    .  0,08     „ 
Kohlenlage 1,43     „ 


0,-U 

HÜHÜB  o,:{o 

oos 

HHHRII  o,5r> 

0,13 

■^'a'^^^>'V; 

1 

1,43 

1 

1,85 
0.64 

—     — 

— — 





15 


Zwischenmittel  (mit  Bacillarites)    .    .    .  0,13  Mt. 

Kohlenlage 1,85     „ 

„  verschiefert .  0,64     „ 

Gesammtraächtigkeit  .    .  5,22  Mt. 
u.  zw.  Kohle  .    .  4,77     „ 
Zwischenmittel  .    .  0,45     „ 

Die  Flötzgliederung  zeigt  deutlich  eine  Fortsetzung 
jener  von  Wotwowitz  an,  nur  fehlt  das  dort  zwischen  den 
Bacillarites  -  Schichten  eingeschobene  Zwischenmittel  und 
sind  die  Sohlendecken  nicht  mehr  scharf  entwikelt,  son- 
dern durch  eine  Verschieferung  der  Kohlenlage  an  der 
Basis  des  Flötzes  angezeigt,  ähnlich  wie  bei  Lisek. 

Schleifsteiuschiefer  kommen  im  Liegenden  vor;  so- 
nach sind  beide  Flötzgruppen  vertreten.  Dieselben  Ver- 
hältnisse bestehen  auch  weiter  westlich  in  der  Umgebung 
von  Kladno.  Hier,  wo  die  ausgedehntesten  und  grössten 
Bergbaue  getroffen  werden,  ist  auch  vielfach  Gelegenheit 
geboten,  die  Kohlenflötzentwicklung  kennen  zu  lernen.  Bei 
den  wenig  bestehenden  Abweichungen  genügt  es,  dieselbe 
nur  von  einigen  Stelleu  zur  Anschauung  zu  bringen,  was 
mir  für  mehrere  derselben  durch  freundliche  Unterstützung 
des  Oberingenieurs  Herrn  Fabianek  in  genauer  Weise  er- 
möglicht ist. 

Profile  aus  der  Umgehung  von  Kladno  von   Ost  gegen  West. 
In  der  Nähe  des  Kaiser  Ferdinand-Schachtes,  westlich  von 

Braudeisl.   (Fig.  5) 

Kohlenlage 0,60  Mt 

Schieferthon 0,30  „ 

Kohlenlage 1,00  „ 

Schieferthon 0,30  „ 

Kohlenlage 0,40  „ 

Zwischenmittel  mit  Ba- 
cillarites       0,05  „    (kleine  Opuka) 

Kohlenlage,  mehrfach  von 
schwachen  absätzigeu 
Bacillarites-Schichten 

durchsetzt 2,20  „ 

Zwischenmittel  mit  Ba- 
cillarites       0,10  „     (grosse  Opuka) 

Kohlenlage ,  unten  ver- 
schiefert    3,50  „ 

Gesammtmächtigkeit  .    .  8,45  Mt. 

u.  zw.  Kohle  .    .  7,70  „ 

Zwischenmittel  .    .  0,75  „ 


Fig.  5. 


7,00 


16 


Fig.  6. 


0,316 


0,237 


0.053 


0,0.-.3 


0,053 


0,632 


l,;i60 


0,8G9 


0,053 


0,105 


2,370 


1.369 


RSSSÄViSSSaSSSiSKS«»! 


14,420 


Unterjdem  Flötze  folgen  Schleif- 
steinschiefer   7,00    „     mächtig 

und    dann    das   Unterflötz    von 

ungenügender  Beschatfenheit  2,50    „  „ 

Beim  Thieufeldschachte  nächst  Kladno.   (Fig.  6.) 

Kohlenlage 0,316  Mt. 

Schieferthon 0,237  „ 

Kohlenlage 0,632  „ 

Zwischeumittel   mit  Ba- 

cillarites 0,053  „     (kleine  Opuka) 

Kohlenlage 1,260  „ 

Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites 0,053  „ 

Kohlenlage o,869  „ 

Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites     ....      0,053  „ 

Kohlenlage 2,370  „ 

Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites 0,053  „ 

Kohleulage 1,369  „ 

Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites 0,105  „    (grosse  Opuka) 

Kohlenlage,    unten    ver- 
schiefert ....    .    .  4,420  „ 

Gesammtmächtigkeit  11,790  Mt. 

u.  z.  Kohle  .    .  11,236  „ 

Zwischenmittel  .    .    0,554  „ 

Unter  dem  Kohlenflötze  Schleif- 
steinschiefer      3,555  Mt.  mächtig, 

als  Hangendschichten  des  hier 
in  drei  verschieden  starke 
Bänke     getheilten    Unter- 

flötzes  mit    ....    2,343    „         Gesammt- 
mächtigkeit, 

Beim  Mayrau-Schachte,  weiter  nordwestlich.    (Fig.  7.) 

Kohlenlage 0,160  Mt. 

Schieferthon 0,110  „ 

Kohlenlage 0,740  „ 

Zwischenmittel  mit  Ba- 

cillarites 0,060  „     (kleine  Opuka) 

Kohlenlage 1,160  „ 

Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites 0,050  „ 

Kohlenlage   ......  0,780  „ 


17 


Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites 0,040 

Kohlenlage 1,860 

Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites 0,040 

Kohlenlage 1,100 

Zwischenmittel   mit  Ba- 

cillarites 0,130 

Kohlenlage 2,700 


Fig.  7. 


(gi'osse  Opuka) 


8,930  Mt. 

8,500    „ 

0,430    „ 

2,100  Meter  mächtig, 

1,500    „ 


Gesammtmächtigkeit  .    . 
u.  z.  Kohle  .    . 
Zwischenmittel  .    . 
Darunter  Schleifsteinschiefer    . 
worauf  das  Unterflötz  folgt  in 
einer  Mächtigkeit  von  .    .    . 
Zwischen  den  Schichten  der  Schleifsteinschiefer  kom- 
men allenthalben  Sphärosiderite  eingeschlossen  vor. 

In  der  Umgebung  von  Kladno  sind  sonach  überall 
das  Oberflötz  und  das  Unterflötz,  die  hier  als  Hauptflötz 
und  Grundflötz  bezeichnet  werden,  entwickelt.  Die  An- 
wesenheit beider  ist  auch  in  den  weiter  östlich  situirteu 
Rapitzer  Gruben  schon  früher  durch  Stollen-  und  Schacht- 
betrieb nachgewiesen. 

Das  Oberflötz  zeigt  in  der  Richtung  von  Ost  gegen 
West  erst  eine  Zunahme,  dann  eine  allmälige  Abnahme 
seiner  Mächtigkeit;  das  Grundflötz,  überall  wegen  unge- 
nügender Kohlenqualität  wenig  benützt,  erleidet  aber  in 
derselben  Richtung  eine  fortwährende  Verminderung  seiner 
Mächtigkeit,  und  in  gleicher  Weise  verhält  sich  der  Schleif- 
steinschiefer-Complex. 

Der  Mächtigkeitswechsel  ist  in  einer  Änderung  der 
Stärke  der  einzelnen  Kohlenlagen,  nicht  im  Hinzutreten  neuer,  oder  im  Abgange 
früherer  Kohlenlagen  begründet.  Die  Übereiostimmung  mit  Profilen  von  früheren 
Localitäten  und  mit  dem  Oberflötze  von  Radnitz  ist  deutlich. 

Nur  ist  die  Mittelbank  bedeutend  mehr  entwickelt,  und  erscheinen  die 
Bacillarites-Zwischenmittel  in  mehrmaliger  Wiederholung,  immer  schwach,  häufig 
absetzend,  meist  reich  mit  kohliger  Substanz  gemengt,  die  beiden  äussersten  aber 
constant,  und  das  unterste  immer  am  mächtigsten,  die  hier  local  als  kleine  und 
grosse  Opuka  benannt  werden.    Hauptentwicklung  der  Bacillarites-Schichten. 

Die  Unterbank  ist  auch  hier  vorwaltend  nur  durch  eine  an  der  Basis  des 
Kohlenflötzes  befindliche  stark  verschieferte  Kohlenlage,  in  der  nur  einzelne 
stärkere  Schieferschichten  ausgeschieden  erscheinen,  angezeigt. 

Unterlagert  wird  das  Unterflötz  von  Sandsteinen  und  Schieferthonen  theils 
von  Conglomeraten  mit  scharfkantigen  Bruchstücken  von  Thonschiefer  und  Kiesel- 
schiefer, 6  bis  10  Meter  mächtig;  selten  liegt  es  wie  bei  Rapitz  fast  unmittelbar 
auf  silurischem  Untergrunde.    Im  Hangenden  folgen   zuerst  meist  Schieferthone, 


18 

reich  an  Pflanzeuresten,   wie  auch  die  Zwischenschichten,   und  endlich  Sandsteine 
in  bedeutender  Mächtigkeit. 

Ist  die  Umgebung  von  Kladno  vor  andern  Localitäteu  schon  ausgezeichnet 
durch  die  ungewöhnliche  Eutwickelung  der  einzelnen  Kohlenlagen  des  Flötzes,  so 
wird  sie  es  noch  mehr  durch  den  Umstand,  dass  sich  das  Flötz  in  seinem  Ver- 
flachen gegen  Nord  auf  weite  Strecken  vom  südlichen  Rande  der  Ablagerung  in 
deren  Inneres  hinein  in  unveränderter  Beschaffenheit  erhält. 

Es  ist  die  Ausdehnung  desselben  in  dieser  Richtung  bis  über  die  nördlich 
von  Kladno  zwischen  Motitschin  und  Wolschan  sich  hinziehende  Thalweitung,  also 
über  beiläufig  2,5  Kilometer  sicher  gestellt. 

Dass  aber  auch  hier  allmälig  unerwünschte  Änderungen  eintreten,  haben 
weiter  gegen  Nord,  bei  Malkowitz  und  Jemnik  gemachte  Erfahrungen  gezeigt, 
indem  zwar  Vertreter  des  Hauptflötzes  in  einzelnen  Kohlenschichtchen,  und  die 
für  die  Mittelbank  desselben  massgebenden  Bacillarites-Schichten,  so  wie  Andeu- 
tungen des  Unterflötzes  bis  an  die  genannten  Punkte  fortsetzen*),  aber  in  einem 
durch  meist  eingetretene  Verschieferung  nicht  mehr  bauwürdigen  Zustande. 

Ausserdem  sind  auch  in  der  Umgebung  von  Kladno 
Fig.  8.  Unterbrechungen  der  Kohlenlager  durch  vom  Rande  herein- 

tretende Thonschieferrücken  nicht  unbekannt,  und  scheinen 
in  westlicher  Richtung  in  weit  grösserem  Masse  einer  un- 
gestörten Flötzablagerung  hinderlich  gewesen  zu  sein.  In 
dieser  Richtung  schwindet  der  Kohlenreichthum  nehmlich 
sehr,  wie  die  in  der  Umgebung  von  Dokes,  Zilina,  Kat- 
schiz  etc.  resultatlos  gebliebenen  Untersuchungen  erwiesen 
haben,  und  wo  an  einzelnen  Stellen,  wie  bei  Lahna  Kohlen- 
flötzparthien  aufgefunden  wurden,  entbehren  sie  bereits 
jener  Mächtigkeitsentwicklung,  zeigen  im  Gegentheile  eine 
auffällig  ungleichförmige  Ablagerung,  und  scheinen  zumeist 
nur  aus  Repräsentanten  der  unterer  Raduitzer  Kohlen- 
schichten zu  bestehen. 

Erst  bei  Rakonitz  erscheint  des  Kohlenflötz  wieder 
stellenweise  in  ansehnlicherer  Entwicklung,  lässt  aber  eine 
gewisse  Unbeständigkeit  in  derselben  erkennen,  so  dass 
Profile  durch  dasselbe,  verschiedenen  Örtlichkeiten  zu  an- 
deren Zeiten  entnommen,  Abweichungen  zeigen. 

Eine  Messung  aus  neuerer  Zeit,  unweit  dem  Rande 
der  Ablagerung,  in  der  Nähe  der  Adalbert-Grube  hat  fol- 
gende Schichtenreihe  im  Kohlenflötze  ergeben:  (Figur  8.) 

Kohlenbank 0,70  Mt. 

Zwischenmittcl  mit  Bacillarites 0,07    „ 

Kohlenbank 1,25    „ 


2,50 


1,00 


*)  Geologische  Verhältnisse   des  Jemuik- Schachtes   der   Steinkohlenwerkschaft   Humboldt 
bei  Schlan  v.  D.  Stur;  Jahrbuch  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt.    1878. 


19 

Schieferthon  mit  schwachen  Kohlenlagen  durchsetzt  0,40  Mt. 

Kohlenbank 1,15    « 

Gesammtmächtigkeit  .    .    .  3,57  Mt. 
u.  z.  Kohle  .    .    .3,10    „ 
Zwischenmittel  .    .    .  0,47    „ 

Hier  gibt  sich  ein  Theil  der  Mittelbank  und  die  Unterbank  des  Radnitzer 
Oberflötzes  zu  erkennen,  letztere  mit  bereits  deutlicher  ausgeschiedenen  Schiefer- 
zwischenmitteln, als  noch  bei  Kladno. 

Etwas  nordwestlich  von  diesem  Punkte,  heim  Johanni- Schachte  ist,  nach 
gefälliger  Mittheilung  der  H.  Bergbearaten  die  Reihe  der  Gebirgsschichten  bei  der 
Abteufung,  also  von  oben  nach  abwärts,  nachfolgend  durchsunken  worden: 

In  16—17  Meter  Tiefe  vom  Tage  aus  ein  Kohlen- 

flötzchen 0,40  Meter 

dann  bis  circa  58  Mt.  Gesammtteufe  Schieferthon  0,15       „ 
endlich  das  Kohlenflötz  in  folgender  Gliederung: 

1.  Kohlenbank 1,16  Meter 

Schieferthon  reich  an  Stigmaria 0,40      „     mit  Kohlenschnürchen 

2.  Kohlenbank 1,19       „  durchsetzt. 

Es  erscheinen  von  unten  noch  aufwärts  im  Kohlenflötze  dieselben  Schichten, 
wie  im  vorhergehenden  Profile ;  aber  die  Bank  mit  dem  Bacillarites-Zwischenmittel 
wird  nicht  mehr  beobachtet.  Von  den  beiden  noch  vorhandenen  Bänken  liefert  die 
obere  eine  bessere  Kohle  als  die  untere,  was  dem  durch  das  stigmarienreiche, 
mit  Kohlenschnürchen  durchzogene,  0,4  Mt.  Zwischenmittel  angedeuteten  Character 
der  Sohlendeckenbank  entspricht. 

Unter  der  2.  Kohlenbank  lagern  dann  weiter  beim  Johannischachte : 
Schleifsteinschiefer  überall  als  hellgefärbte  gebänderte  Schieferthone  .  2,50  Meter 
eine  Kohlenbank 1,58      „ 

Letztere  Kohlenbank  ist  sonach  unzweifelhaft  ein  Vertreter  des  Radnitzer 
Unterflötzes,  Die  geringe  Mächtigkeit  der  Schleifsteinschichten  rückt  die  beiden 
Plötze  ziemlich  nahe  an  einander,  so  dass  beide  als  eines  betrachtet  wurden,  um 
so  mehr  als  an  andern  Stellen  die  Schleifsteine  noch  weniger  mächtig  entwickelt 
sind.  Lipoid  gibt  ihre  Mächtigkeit  mit  1,75  Mt. ;  Prof.  Krejci  mit  nur  1,25  Mt.  an; 
beide  verzeichnen  überdiess  über  den  Kohlenlagen  1.,  2.  noch  über  2  Mt.  mächtige 
Kohlenschichten,  die  hier  nicht  mehr  erscheinen,  ein  Beweis,  wie  schwankend  die 
Entwicklungsverhältnisse  des  Kohlenlagers  bei  Rakonitz  in  gewiss  nur  kurzen  Ent- 
fernungen sich  gestalten.*) 

In  der  nächsten  Nähe  des  Johanni-Schachtes,  bei  dem  dazu  gehörigen 
Wasserschachte  wurden  ausserdem  über  dem  Kohlenflötze  zwei  schwache  Kohlen- 
lagen beobachtet,  u.  z.  unter  folgenden  Verhältnissen: 

Erste  Kohlenbank 0,10  Meter 

Sandstein  und  Letten  schichten  .  2,35      „ 


*)  Lipoid  das  Steinkohlengebiet  im  nordwestl.  Theile  des  Prager  Kreises.    Jahrbuch  der 
k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1861—62   und  Prof.  J.  Krejci  Lehrbuch  der  Geologie   1877. 

2* 


20 

Zweite  Kohleubauk 0,19  Mt. 

Saudsteiu  und  Letten 2,58     „ 

dann  das  Kohlenflötz  wie  beim  Johanui-Schaclite. 

Ohne  Zweifel  stellen  die  beiden  neuen  Kohlenlagen,  die  weiter  nicht  mehr 
erscheinen,  isolirte  Ausläufer  jener  früher  noch  beobachteten  über  2  M.  mächtigen 
Kohlenbank  vor,  voraus  sich  eine  bemerkeuswerthe  Ungleichförmigkeit  in  der 
Flötzablagerung  ergibt,  aus  welcher  gewiss  auch  das,  östlich  von  Rakonitz,  na 
spravedlnosti,  bekannte  Vorkommen  mehrerer  schwächerer  Kohlenlager,  die  auf 
Grundlage  dort  vorkommender  Pflanzenreste  dem  Liegendflötzzuge  zufallen,  zu  er- 
klären ist. 

Der  Liegendflötzzug  ist  ferner  in  der  Umgebung  von  Rakonitz  weiter  aus- 
gedehnt, und  erscheint  sowohl  mit  der  durch  Schleifsteinschiefer  angezeigten 
Unterflötzgruppe  am  Rande  der  Ablagerung,  theils  in  Steinbrüchen  an  der  Strasse 
nach  Pawlikow,  (im  Krcelak)  über  Hostokrey  bis  Petrowitz ;  so  wie  mit  der  Ober- 
flötzgruppe  durch  in  mehreren  Bergbauversuchen  südlich  von  Rakonitz  nachgewie- 
senen und  durch  die  im  Hostokreyer  Bergbaue  erschlossenen  tieferen  Kohlenlager, 
die  sich  bis  hinter  Petrowitz  hinausziehen,  vertreten. 

Überall  aber  bestehen  die  KohlenÜötze  in  einer  gewissen  Unbeständigkeit, 
in  geringerer  Mächtigkeit,  und  zeigen  namentlich  in  der  Richtung  ihres  gegen 
Nord  geneigten  Einfallens  ein  baldiges  Verschwinden.  Es  sind  denn  auch  unter- 
schiedliche Schurfversuche  in  den  mehr  vom  Ablagerungsrande  entfernten  Lagen 
in  der  Umgebung  von  Rakonitz  ohne  den  erwünschten  Erfolg  geblieben. 

Im  weiteren  Verfolge  des  Ablagerungsgebietes  über  Woratscheu,  Jechnitz, 
Scheles  etc.  bestehen  weder  Bergbaue,  noch  werden  Gesteinsschichten  beobachtet, 
die  dem  Liegendzuge  eingereiht  werden  könnten,  bis  in  der  Nähe  von  Plass  con- 
glomeratische  Sandsteine  an  der  Basis  der  Ablagerung  die  flötzleere  Gruppe  der 
Radnitzer  Schichten  anzudeuten  scheinen,  und  etwas  nordwestlich  davon  in  der 
Nähe  von  Zebnitz  bestandene  Kohlenschürfe  durch  die  mit  den  Gesteinsschichten 
gewonnenen  Pflanzenreste  das  Vorhandensein  von  zum  Liegendflötzzuge  gehörigen 
Gebilden  bezeichnen. 

In  der  Kladno-Rakonitzer  Ablagerungsparthie  weisen  sonach  die  Kohlen- 
flötze  des  Liegendzuges  bei  häufiger  Unterbrechung  durch  Gebirgsrücken  im  Allge- 
meinen von  Ost  gegen  West  erst  eine  Mächtigkeitszuuahme,  dann  wieder  eine 
merkliche  Abnahme  auf,  hervorgebracht  theils  durch  ein  locales  Anschwellen 
oder  Herabsinken  der  einzelnen  Kohlenbänke,  theils  durch  die  vollständigere  oder 
nur  bruchstückweise  und  ungemein  unbeständige  Entwiklung  derselben. 

Dabei  erscheinen  die  wenigen  mächtig  entwikelten  Flötzparthien,  also  östlich 
und  westlich,  vom  Rande  aus  weniger  weit  in  das  Innere  der  Ablagerung  unver- 
ändert fortsetzend,  als  das  mächtigere  Kohlenlager  im  Centrum  des  Gebietes;  überall 
wird  aber  durch  allmäligc  Vertaubung  und  durch  Zunahme  eingeschobener  Schiefer- 
schichten der  Abschluss  des  Kohlenflötzes  im  Verflachen  beobachtet,  und  ist  in  der 
nördlichen  Verbreitung  des  Ablagerungsgebietes  weder  durch  Bergbaue  noch  durch 
zu  Tag  gehende  Schichten  die  geringste  Andeutung  gegeben,  dass  der  Liegend- 
flötzzug sich  bis  dahiu  erstrecke  oder  einen  Gegeuflügel  zum  südlichen  Rande  bilde, 
so  dass  die  ganze  Flötzablagerung  dieses  Zuges  als  eine  einseitige,  als  eine  aus- 
gesprochene Raudbildung  sich  zu  erkennen  gibt. 


21 


Fig.  9. 


Pilsner  Ablagerungsparthie. 

Hier  bestehen  Bergbaue,  zunächst  südlich  von  Plass,  bei  Kaznau.  Ein 
Profil  durch  das  dort  erschlossene  Kohlenflötz  zeigt  folgende  Gliederung  derselben : 
Figur  9. 

Kohlenlage 0,15  Meter 

Zwischenmittel  mit  Bacillarites 0,06      „ 

Kohlenlage 2,65      „ 

Schieferthon,  durch  eine  schwache  Kohlenschicht 

in  zwei  Lagen  getrennt 0,40      „ 

Kohlenlage 1,25      „ 

Gesammtmächtigkeit  .    .  4,51  Meter 
u.  z.  Kohle  .    .  4,05      „ 
Zwischenmittel  .    .  0,46      „ 

Dann  folgen  vollkommen  ausgebildete  Schleifsteinschiefer  2,50  Meter  mächtig 
und  darunter  das  Unterflötz 1,25       „  „ 

Bei  Kaznau  besteht  sonach  eine  fast  völlige  Über- 
einstimmung in  der  Gliederung  der  Flötzablagerung  mit 
der  stellenweise  bei  Rakonitz  befundenen,  und  sind  nament- 
lich die,  die  Sohlendecken  vertretende  Schieferthonlage  und 
die  Schleifsteinschiefer  gleichraässig  entwickelt. 

Aber  wie  dort,  ist  auch  hier  eine  sehr  ungleich- 
massige  Ausbildung  der  einzelnen  Kohlenlagen  bekannt, 
so  dass  verschiedenen  Punkten  entnommene  Profile  Ab- 
weichungen aufweisen,  und  auch  die  Bacillarites-Kohlen- 
schichte  stellenweise  fehlt. 

Eben  so  verlieren  sich  im  Verflachen,  das  nach 
der  Configuration  des  Ablagerungsrandes  etwas  wechselt, 
im  Allgemeinen  aber  ein  westliches  ist,  einzelne  Kohlen- 
lagen, und  es  entstehen  schon  nahe  am  Rande  unterschied- 
liche Modificationen  in  der  Entwicklung  des  Flötzes,  das  in 
weiter  w^estlicher  Erstreckung  durch  angestellte  Unter- 
suchungen nicht  mehr  in  entsprechender  Ausbildung  an- 
getroffen wurde,  so  dass  auch  hier  wesentlich  eine  Rand- 
bildung sich  kund  gibt. 

Und  in  ähnlichen  Verhältnissen  verbreitet  sich 
die  Flötzablagerung  in  südlicher  Fortsetzung  über  Jalovcin, 
und  in  dem  wenig  bedeutenden  Vorkommen  bei  Wobora, 
bis  in  die  Umgebung  von  Tfemoschna, 

Von  Tremoschna  ist  ein  Profil  durch  das  dortige  LiegendflÖtz  bereits  in 
Prof.  D.  Fritsch's  Fauna  der  Gaskohle  etc.  enthalten,  und  weist  bei  einer  Flötz- 
mächtigkeit  von  1,37  bis  1,88  Mt.  bloss  ein  Zwischenmittel  (mit  Bacillarites)  auf. 
Das  Flötz  ist  dann  mit  0,8  bis  3,0  Mt.  Sandstein  unterlagert,  ohne  das  Grundflötz 
zu  enthalten. 


22 


Fig.  10. 


Nachdem  der  Bergbau  weiter  fortgeschritten  ist,  wurde  das  KohlenflÖtz 
an  einer  anderen  Stelle  abweichend  gegliedert  befunden,  und  liefert  nachstehendes 
Profil:    Figur  10,  für  das  ich  dem  Bergverwalter  Herren  Kolb  dankbar  bin. 

Kohlenlage,    schwankend  zwischen  .    .    .  0,70 — 1,30  Meter 

Schieferthon,  „  „         .     .     .  0,05 — 1,00       „ 

Kohlenlage,  „  „         .     .     .  1,00—1,50       „ 

Zwischenmittel  mit  Bacillarites    ....  0,05 — 0,10       „ 

Kohlenlage,  schwankend  zwischen    .    .     .  0,50 — 0,80      „ 

Zwischenmittel 0,15  „ 

Kohlenlage .  0,70 r^__ 

Hier  erscheinen  bereits  mehrere  Zwischenmittel;  eines  über  jenem  schon 
früher  bekannten  mit  Bacillarites ;  eines  unter  demselben.  Ersteres  ist  noch  durch 

eine  Kohlenlage  überdeckt,  auf  welcher  Schieferthon  als 
Hangendes  ruht,  der  aber  von  jenem  in  diesem  Zwischen- 
mittel abweicht,  fester  und  sandiger  ist,  und  wenig  Pflanzen- 
reste enthält,  und  der  überall  dort  als  directe  Auflagerung 
fehlt,  wo  die  neu  hier  zugekommene  oberste  Kohlenlage 
(0,7—1,3  Mt.)  nicht  erscheint.  Dann  bildet  der  pflanzen- 
reichere Schieferthon  des  Zwischenmittels  die  Hangend- 
schichten. 

Das  zweite  neu  hinzugekommene  Zwischenmittel  ist 
eine  bemerkenswerthe  Erscheinung;  dasselbe  besteht  aus 
vollkommenen  Schleifsteinschiefern,  deren  Mächtigkeit  hier 
in  aufi'allenden  Weise  auf  die  unbedeutende  Grösse  von 
0,15  Meter  herabsinkt  und  durch  welches  die  unter  ihm 
liegende  Kohlenbank  als  Unterflötz  sich  herausstellt. 

Es  ist  bei  Tremoschna  demnach  die  Mittelbank  zum  Theil,  ein  Theil  der 
Oberbank  des  Oberflötzes,  und  ausserdem  das  Unterflötz  der  Raduitzer  Schichten 
entwickelt,  nicht  aber  die  Sohlendeckenbank,  so  dass  sich  hier  eine  Abweichung 
in  der  Flötzentwicklung  gegen  die  nicht  weit  entfernte  Localität  Kaznau  herausstellt. 
Bei  Tremoschna  heisst  die  oberste  Kohlenlage  im  Profile  Fig.  10,  Firsten 
flötz,  alles  Übrige  bis  zur  Sohle  herab  Grundflötz;  worin  aber  ein  Theil  des 
Oberflötzes  und  der  Repräsentant  des  Unterflötzes  inbegriffen  sind. 

Die  Schichten  verflachen  ebenfalls  gegen  West;  das  KohlenflÖtz  ist  aber 
in  dieser  Richtung,  nicht  zu  entfernt  vom  Ablagerungsrande,  durch  einen  sich 
vorlegenden  Thonschieferrücken  begränzt,  und  hinter  demselben,  im  Innern  des 
Ablagerungsgebietes  nicht  weiter  nachgewiesen ;  so  wie  auch  am  entgegengesetzten 
Rande  keine  dem  Liegendflötzzug  angehörig  sich  erweisenden  Gebilde  zu  beobachten 
sind,  sonach  dieser  Zug  nur  auf  den  östlichen  Rand  beschränckt  sich  herausstellt. 

Von  Tremoschna  in  südlicher  Richtung  über  den  Weissen  Berg  bis  Pilsen 
erscheinen  aber  wieder  Vertreter  der  Sohlendeckenbank  und  gehen  in  der  Nähe 
von  Pilsen  stellenweise  zu  Tage. 

Südlich  von  Pilsen  zeigt  sich  wieder  eine  abweichende  Eatwicklung  der 
Kohlenflötze.  Bei  Littitz  sind  durch  Bergbau  zwei,  ziemlich  weit  von  einander 
abstehende  Kohlenflötze  erschlossen.  Das  obere  derselben,  beiläufig  l-20Mt.  mächtig, 


23 

enthält  ein  schwaches  Zwischenmittel  mit  Bacillarites,  entspricht  sonach  einem 
Theile,  wie  es  scheint  dem  oberen,  der  Mittelbank. 

Bis  40  Mt.  darunter  liegt  das  zweite  Flötz,  2  bis  22  Mt.  mächtig.  Die 
Gesteinsschichten  zwischen  beiden  schliessen  Schleifsteinschiefer  ein,  und  un- 
mittelbar über  diesem  unteren  Flötze  lagert  eine  einzelne  Sandsteinschichte, 
jeuer  anderorts  über  dem  Unterflötze  bekannten  ganz  ähnlich  (nur  hier  häufig 
kleine  Pyritkörner  einschliessend,  daher  an  der  Luft  bald  verwitternd),  so  dass 
die  Zugehörigkeit  des  zweiten  Flötzes  zum  Radnitzer  Unterflötze  keinem  Zweifel 
unterliegt. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  die  Kohle  dieses  Flötzes  ausnahmsweise  hier  von 
guter  Qualität  befunden  wird. 

Die  Schichten  verflachen  gegen  Nordwest;  vom  Rande  der  Ablagerung 
wird  zuerst  das  untere  Flötz  allein;  weiter  vom  Rande  entfernt  erst  auch  das 
obere  Flötz  angetroffen,  beide  mit  sehr  unregelmässig,  buchtig  gestaltetem  Aus- 
gehenden, und  durch  Schieferrücken  stellenweise  unterbrochen. 

Beide  Flötze  aber  unterliegen  dem  Verflachen  nach  allmäliger  Änderung, 
die  auf  ein  stellenweise  früheres,  stellenweise  späteres  Verschwinden  derselben 
hindeuten,  wie  sie  auch  im  weitern  Innern  des  Gebietes  nicht  mehr  nachgewiesen 
werden  konnten. 

Das  Unterflötz  unterliegt  ausserdem  hie  und  da  bereits  einer  Spaltung, 
wodurch  es  sich  in  einzelne  Bänke  zerlegt. 

Diese  Tendenz  besteht  auch  in  der  südlichen  Fortsetzung  der  Ablagerung 
bis  Mantau.  Dort  werden  mehrere  Kohlenflötze  beobachtet.  Davon  ist  das  oberste 
1*3  bis  1-5  Mt.  mächtig  und  wird  Oberflötz  genannt.  Darunter  folgt  circa  20  Mt. 
mächtig  ein  Schichtencomplex  mit  Schleifsteinschiefern;  dann  das  Mittelflötz  bis 
2"00  Mt.  mächtig;  5  Mt.  bis  12  Mt.  tiefer  das  sogenannte  Niederflötz,  bis  etwas 
über  2'00  Mt.  mächtig,  und  darunter  noch  das  unbeständige  absätzige,  häufig 
verschwindende  Unterflötz. 

Sämmtliche  unter  dem  Schleifsteinschiefer  liegende  Kohlenbänke  lassen 
sich  als  das  schon  früher  sich  spaltende  Unterflötz  auffassen;  zwischen  dem 
Oberflötz  erscheint  eine  Bacillarites-Schichte,  so  dass  hier  die  Ablagerung  jener 
bei  Lititz,  jedoch  in  weiter  raodificirter  Weise  entspricht. 

Von  allen  bei  Mantau  unter  dem  Schleifsteiuschiefer  liegenden  Kohlen- 
bänken ist  nur  das  Mittelflötz  stabil ;  die  übrigen  bleiben  stellenweise  aus,  und 
geben  sich  als  locale,  sich  meist  wieder  vertaubende  Flötztheile  kund. 

Die  Kohlenflötze  fallen  vom  Rande  weg  in  nördlicher  Richtung  erst  steiler, 
dann  weniger  steil,  und  es  hat  sich  gezeigt,  dass  stellenweise  das  Mittelflötz  unter 
einem  grösseren  Winkel  verflächt  (33  Grade),  als  das  ober  ihm  liegende  Oberflötz 
(mit  nur  23  Grad)  so  dass  der  beide  trennende  Schichtencomplex  gegen  die  Tiefe 
zu  an  Mächtigkeit  zunimmt. 

Auch  wechselt  überhaupt  die  Mächtigkeit  der  Schichten  zwischen  den 
Kohlenlagen,  und  diese  treten  häufig  näher  an  einander. 

Da  weiter  in  das  Hangende  versetzte  Schurfversuche  die  Flötzablagerung 
in  nur  sehr  reducirter  Weise  darthun  konnten,  so  ist  auch  hier  eine  im  Verflachen 
eintretende  Abnahme  der  Kohlenlagen  sicher  gestellt. 


24 


Fig.  11. 


Etwas  nördlich  vom  Mautau'er  Bergbaue,  bei  Chote- 
schau,  lagern  deutlich  Kohlenausbisse  zwischen  Sandsteinen 
auf  azoischen  Schiefern,  womit  die  südlichste  Begränzung 
des  Liegendflötzzuges  in  der  Pilsner  Ablagerungsparthie 
bezeichnet  ist. 

Dann  sind  Kohlenflötze  vielfältig  durch  Bergbau  am 
entgegengesetzten,  nordwestlichen,  Rande  der  Ablagerung 
über  Wilkischen  und  Nürschan  hinaus  erschlossen,  die 
ihre  Zugehörigkeit  zum  Liegendzuge  erkennen  lassen. 

Zuerst  ist  in  der  Umgebung  von  Wilkischen  nur  ein 
Kohlenflötz  abgelagert.  Es  streicht  dasselbe  gegen  Osten 
nach  Blattnitz,  Nürschan.  Bei  Blattnitz  tritt  über  ihm  ein 
zweites  Flötz  auf,  sich  allmälig  ansetzend,  und  es  besteht 
von  da  an  in  östlicher  Richtung  ein  Unterflötz  und  ein 
Oberflötz,  bis  in  die  Umgebung  von  Dobraken,  die  bald 
in  geringerer,  bald  in  grösserer  Tiefe,  mehr  oder  weniger 
von  einander  getrennt,  auch  in  der  Mächtigkeit  schwan- 
kend erscheinen. 

Das  obere  Kohlenflötz  wird  von  Zwischenmitteln  aus 
gi'auem  Schieferthone  mehrfach  durchsetzt,  in  welchen 
nirgends  Bacillarites ,  dagegen  häufig  Stigmaria  einge- 
schlossen vorkömmt. 

Ein  Querschnitt  durch  dieses  Flötz  in  der  Grube  von 
Steinaujezd  liefert  folgende  Gliederung:  (Fig.  11.) 

Kohlenlage 030  Mt. 

Schieferthon 0-20     „ 

Kohlenlage 0*20     „ 

Schieferthon 060     „ 

Kohlenlage 0*30     „ 


Gesammtmächtigkeit  .     .1-60  Mt. 
u.  zw.  Kohle  .     .  0'80     „ 
Schieferthon  .     .  0*80     „ 
Doch    ist    die    Entwicklung    des   Kohlenflötzes    fortwährend   Änderungen 
unterworfen ;  in  geringer  Entfernung  von  vorstehendem  Profil  z.  B.  ergibt  sich  die 
Gliederung : 

Kohlenlage  060  Mt.;  Schieferthon  0*60  Mt.;  Kohlenlage  0-70  Mt.;  im 
Ganzen  1-30  Mt.  Kohle  und  0-60  Mt.  Schieferthon;  und  so  wechseln  Kohlenlagen 
und  Schieferthone,  bald  mächtiger,  bald  schwächer  werdend,  an  Zahl  bald  zu-,  bald 
abnehmend  und  schwankt  das  Kohlenflötz  zwischen  1-5  bis  2  Metern.  In  ganz 
kurzen  Entfernungen  treten  merkwürdige  Unterschiede  in  der  Gliederung  des 
Flötzes  auf. 

Der  Character  der  Unterbank  des  Radnitzer  Oberflötzes  ist  aber  überall 
hervortretend. 

Über  dem  Unterflötze,    also   zwischen   beiden,    liegen   Schleifsteinschiefer, 


25 

ausgezeichnet  ausgebildet  und  Sphärosiderite  einschliessend.  Das  Unterflötz  wird 
zudem  von  einer  Sandsteinschichte,  ganz  jener  bei  Lititz  über  dem  Unterflötze 
befindlichen  ähnlich,  überlagert.  Die  Schleifsteinschiefer  9  bis  10  Mt.  mächtig.  — 
Unter  dem  Unterflötze  werden  besonders  bei  Blattnitz,  Couglomerate  mit  scharf- 
kantigen Thonschieferbruchstücken,   den  azoischen  Schiefern   aufruhend  gefunden. 

Es  sind  sonach  am  nordwestlichen  Rande  der  Ablagerung  auch  beide 
Radnitzer  Flötze  vertreten,  das  obere  aber  bloss  durch  die  Unterbank,  woraus  sich 
hier  eine  Abweichung  in  der  Entwicklung  der  Liegendflötze  an  den  entgegenge- 
setzten Rändern  ergibt,  indem  zwar  das  Unterflötz  beiderseits  erscheint,  das 
Oberflötz  aber  nordwestlich  durch  ältere,  südöstlich  durch  jüngere  Lagen  ver- 
treten ist. 

Das  Unterflötz  ist  hier  überall  wieder  von  wechselnder  meist  ungenü- 
gender Beschaffenheit;  1"0  bis  1"5  Mt.  mächtig. 

Das  Verflachen  der  Gesteinsschichten  und  der  Kohlenflötze  ist  jenem  am 
südöstlichen  Rande  bestehenden  entgegengesetzt,  nehmlich  gegen  Süd  gerichtet; 
die  Schichten  sind  in  diesem  Theile  der  Pilsen'er  Ablagerung  synclinal  gestellt, 
und  es  sind  Gegenflügel  vorhanden. 

Aber  auch  hier  am  nordwestlichen  Rande  werden  die  Kohlenflötze  in  der 
Richtung  des  Verflächens  früher  oder  später  verschwindend  befunden,  also  gegen 
das  Innere  der  Ablagerung  zu  sich  verlierend,  oder  sie  erscheinen  in  dieser 
Richtung  und  eben  so  dem  Streichen  nach  durch  hervortretende  Schieferrücken 
unterbrochen,  oder  auch  scharf  absetzend,  und  so  in  einzelne  verschieden  grosse 
Kohleuflötzschollen  zertheilt. 

Zumeist  lehnen  sich  die  Flötze  an  die  Schieferrücken,  allmälig  schwächer, 
unreiner,  selbst  sandig  werdend,  an;  oder  es  wird  ein  plötzliches  Enden  des 
Flötzes  ohne  Verschwächung  beobachtet,  das  nicht  durch  Verwerfungsklüfte  bedingt 
ist,  so  dass  stellenweise  an  vor  Abschluss  der  Ablagerungsthätigkeit  stattgehabte 
Erosionen  gedacht  werden  kann,  wodurch  die  unterschiedlichst  geformten,  vielfach 
buchtigen,  oft  in  ganz  schmale  Zungen  ausgezogenen  isolirten,  nicht  selten  als 
eigene  Becken  betrachtet  gewesenen,  Kohlenflötzparthien  entstanden,  die  in  Ge- 
meinschaft mit  den  auch  hier  häufig  genug  bekannteu  Verwerfungen  dem  Bergbaue 
oft  schwer  überwindliche  Anstände  bereiten,  und  in  den  zwischen  ihnen  nicht 
selten  in  genug  grosser  Ausdehnung  befindlichen  Kohlenflötzleeren  Gebirgsparthien 
für  die  ungünstigen  Ergebnisse  so  mancher  in  dieser  Gegend  unternommenen 
Schürfung  Aufklärung  liefern. 

Der  freundlichen  Unterstützung  der  Hr.  Bergdirektor  Rossipal  und  Mark- 
scheider Pekny  bei  der  Ermittlung  der  hier  bestehenden  Lagerungsverhältnisse 
muss  ich  mit  Dank  erwähnen. 

Die  bekannte  Verbreitung  der  beiden  Liegendflötze  reicht  nun  dem  Streichen 
nach  bis  in  die  Umgebung  von  Dobraken,  ist  aber  weiter  über  Tuschkau  an  der 
Mies  hinaus  nicht  nachgewiesen. 

Das  allmälige  Verschwinden  der  Kohlenflötze  ihrem  Verflachen  nach  von 
beiden  Rändern  des  südwestlichen  Pilsner  Ablagerungsgebietes  gegen  das  Innere 
zu,  gibt  auch  diesem,  eine  grössere  Ausbuchtung  der  gesammten  Ablagerung  dar- 


26 

stellenden  Theile  den  Character  einer  vorwaltenden  Raudbilduug,  die  die  weiter 
einwärts  liegenden  Parthien  frei  von  Kohlenflötzen  liess,  wie  mehrfache  Unter- 
suchungen dargethan  haben. 


Fig.  12. 


Ablagerungsparthie  bei  Wranowa  nächst  Mies. 

In  dieser  unbedeutend  ausgedehnten  Ablagerungsparthie  ist  das  Vorkommen 
nur  eines  Kohlenflötzes  bekannt. 

Dasselbe  erreicht  2 — 4  Meter  Mächtigkeit,  wird  un- 
mittelbar von  grauem  Schieferthon,  weiter  von  Sandsteinen 
überlagert,  von  drei  Zwischeumitteln  aus  ebenfalls  grauem 
Schieferthone  in  mehrere  einzelne  Bänke  zerlegt  und  deutet 
hiedurch  wie  durch  das  zahlreiche  Vorkommen  von  Stig- 
maria-Abdrücken  in  letzteren,  und  durch  den  sonstigen 
Character  der  in  den  Begleitschichten  erhalteneu  Pflanzen- 
reste, worunter  Lepidodendra  und  Sigillarien,  auch  in  den 
Kohlenschichten  erkennbar,  seine  Zugehörigkeit  zu  den 
Raduitzer  Schichten  und  seine  Analogie  mit  der  Unter- 
bank des  Oberflötzes  derselben  an. 

Es  ist  diesemnach  mit  dem  oberen  der  beiden  Lie- 
gendflötze  bei  Nürschan  in  Übereinstimmung,  mit  dem  es 
auch  die  Unbeständigkeit  in  der  Entwicklung  der  einzelnen 
Kohlenlagen  und  den  Mächtigkeitswechsel  der  Zwischeu- 
mittel  gemeinsam  hat,  in  Folge  dessen  die  Flötzmächtigkeit 
zwischen  2  und  4  Mt.  schwankt. 

Die  Ablagerung  stellt  sich  sonach  wahrscheinlich  als 
der  Überrest  einer  ehemals  weiteren  Verbreitung  des  Pils- 
ner Ablagerungsgebietes  heraus,  der  durch  allmälige  Zer- 
störung der  Zwischenglieder  isolirt  wurde,  worauf  noch 
zwischen  beiden  Localitäten  Wranowa  und  Nürschaner 
Umgebung  vorkommende  Sandstein-  und  Schotterparthien 
hinweisen. 

Ablagerungsparthie  Wittuna. 


8,00 


0,15 


Etwas  östlich  von  Stankau,  vor  dem  Dorfe  Strich- 
Iowa  oder  Krchleb,  beginnt  diese  Parthie  mit  conglomera- 
tischen  Sandsteinen,  und  erstreckt  sich,  unregelmässig 
begränzt,  gegen  Merkliu.  In  ihr  ist  ein  Kohlenflötz  ab- 
gelagert, das  aber  nicht  das  ganze  Gebiet  derselben  ein 
nimmt,  sondern  von  den  Rändern  entfernt  seine  Aus- 
gehenden hat. 

Die  Gliederung  dieses  Kohlenflötzes,  besonders  wo  es  mächtiger  entwickelt 
ist,  gibt  sogleich  Aufschluss  über  dessen  Stellung.  Eine  solche  ist  aus  nach- 
stehendem Profile  ersichtlich:  (Fig.  12.) 

Kohlenlage 0,65  Mt. 


27 


Zwischenmittel,  grauer  Schieferthou    .  0,35  Mt. 

Kohlenlage 0,15  „ 

Zwischenmittel,  grauer  Schieferthon     .  0,15  , 

Kohlenlage 0,50  „ 

Zwischenmittel,  grauer  Schieferthon     .  0,05  „ 

Kohlenlage 0,15  „ 

Gesammtmächtigkeit    .    .  2,00  Mt. 

u.  zw.  Kohle    .     .  1,45  „ 

Zwischenmittel    .    .  0,55  „ 

Die  Zwischenmittel  sind  reich  an  Stigmaria,  und  ihr  Erscheinen  in  grösserer 
Anzahl  über  einander,  so  wie  der  Charakter  der  übrigen  beobachteten  fossilen 
Pflanzen  reiht  das  Flötz  dem  Liegendflötzzuge  und  speziell  der  ünterbank  des 
Radnitzer  Oberflötzes  an. 

Wie  verschiedenartig  sich  die  Gliederung  des  über  ein  nur  beschränktes 
Gebiet  verbreiteten  Kohlenflötzes  entwickelt,  zeigt  eine  Anzahl  weiterer  Profile 
durch  dasselbe,  deren  genaue  Verzeichnung  mir  durch  Güte  des  Bergverwalters 
Hr.  Kahler  ermöglicht  wurde. 

An  einer  Linie,  die  von  West  gegen  Ost  durch  die  Flötzablagerung  ziemlich 
in  der  Mitte  derselben  gelegt  ist,  wird  das  Flötz  an  einzelneu  hinter  einander 
folgenden  Punkten  in  nachstehender  Weise  zusammengesetzt  befunden  : 

I.  (Westlichster  Punkt.)  IL  IIL 

Kohlenlage  0,16— 0,21  M.        Kohleulage  0,16— 0,21  M.  Kohlenlage  0,47  M. 

Schieferth.  0,21—0,32  „         Schieferth.  0,10—0,16  „  Schieferth.  0,16—0,32  „ 

Kohlenlage  0,32—0,47  „         Kohlenlage  0,32—0,40  „  Kohlenlage  0,32 

Schieferth.  2,00—5,00  „  Schieferth.  0,10—0,18  „ 

Kohlenlage  0,08  „  Kohlenlage  0,16  „ 

Schieferth.  0,16—0,32  „ 

Kohlenlage  0,32-0,47  „ 

IV.  V.  VI.  (Östlichster  Punkt.) 

Kohlenlage  0,39-0,47  M.        Kohlenlage  0,10  M.  Kohlenlage  0,16-0,32  M. 

Schieferth.  0,32—1,26  „         Schieferth.  0,26  „  Schieferth.  0,03—0,08  „ 

Kohlenlage  0,15-0,26  „         Kohlenlage  0,21-0,32  „  Kohlenlage  0,63-0,79  „ 

Schieferth.  2,00—5,00  „  Schieferth.  0,16—0,32  „ 

Kohlenlage  0,08  „  Kohlenlage  0,08 

Schieferth.  0,16—0,32  „  Schieferth.  0,03—0,10  „ 

Kohlenlage  0,32— 0,47  „  Kohlenlage  0,40-0,47  „ 

Die  Entfernung  der  Endpunkte  beträgt  beiläufig  2200  bis  2300  Meter,  so 
dass  die  einzelnen  Profile  durchschnittlich  an  400  Meter  von  einander  weit  liegen. 

Einzelne  davon,  wie  IL  und  V.  auch  VI.  sind  ziemlich  übereinstimmend, 
aber  durch  andere  gänzlich  verschieden  gegliederte,  theils  in  Folge  einer  localen 
Mächtigkeitsveränderung  der  Zwischenmittel,  theils  des  localen  Ausbleibens  und 
Wiedererscheinens  einzelner  Kohlenlager,  getrennt. 

Etwas  südlich  von  den  beiden  Punkten  IV.  und  V.  ist  das  oben  zuerst 
mitgetheilte  Profil  (Fig.  12)  entlehnt.  Auf  einer  ebenfalls  von  Ost  nach  West  durch 


28 

den  Punkt  dieses  Profil's  gelegenen  Linie  findet  man,  westlich  von  demselben  das 
Kohlenflötz  nachfolgend  gegliedert: 

Kohlenlage 0,05  Meter 

Schieferthon 0,15—0,32       „ 

Kohlenlage 0,15—0,21 


Und  in  dieser  Gliedernng  befindet  sich  dann  das  Kohlenflötz  über  einen 
ansehnlichen  Theil  seiner  Verbreitung  in  westlicher  Linie  stabil. 

Schon  die  gegebenen  Profile,  denen  noch  eine  grössere  Anzahl  bestehender 
Modificationen  angereiht  werden  könnte,  genügen,  neben  dem  überall  erhaltenen 
Character  der  Sohlendeckenbank,  die  auffallende  Mannigfaltigkeit  der  Entwicklung 
der  einzelnen  Schichten  in  oft  so  kurzer  Entfernung  zu  zeigen,  und  die  Steigerung 
der  schon  in  der  Umgebung  von  Pilsen  in  der  Entwicklung  und  Verbreitung  der 
einzelnen  Kohlenlagen  sich  kundgebenden  Unregelmässigkeit  und  Unbeständigkeit 
in  der  südlichen  Richtung  des  Ablagerungsgebietes  darzuthun. 

Überlagert  wird  das  Kohlenflötz  von  grauen,  hie  und  da  sandigen  Schiefer- 
thonen,  dann  von  Sandsteinen  20  bis  40  Meter  mächtig;  hie  und  da  erscheint 
über  demselben  noch  eine  0,15  Meter  starke  Kohlenschicht. 

In  die  Tiefe  durchgeführte  Untersuchungen  haben  weiters  3  bis  50  Meter 
mächtig  Sandsteine  und  Schieferthone  nachgewiesen.  Zwischen  diesen  ist  mehrmal, 
ungleich  tief,  ebenfalls  eine  schwache  Kohlenlage  beobachtet  worden;  zugleich 
werden  weisse  Sandsteine,  und  eben  solche,  feinkörnige  Schieferthone  angetroffen. 
Möglicher  Weise  vertritt  diese  schwache  Kohlenschichte  das  Unterflötz ;  jene  erstere 
eine  höhere  Bank  des  Oberflötzes  in  bruchstückweiser  Erhaltung. 


2.    Der  Mittelflötzzug^  oder  die  Nürscliaiier  Schichten. 

Die  Verbreitung  des  Mittelflötzzuges  ist  auf  die  beiden  Ablagerungsgebiete 
Pilsen  und  Kladno-Rakonitz  beschränkt.  In  keiner  der  übrigen  Parthien  sind  bis 
jezt  irgend  welche  Anhaltspunkte  für  des  Vorkommen  desselben  vorhanden. 

Der  Beginn  dieses  Flötzzuges  lässt  sich  nur  in  den  Horizont  des  in  der 
Pieihe  der  Ablagorungsschichten  von  unten  nach  aufwärts  zunächst  über  jenen  des 
Liegendzuges  erscheinenden  Kohlenßöfzes  versetzen. 

Eine  Vereinigung  einer  grösseren  Parthie  der  unter  diesem  Flötze  (zwischen 
ihm  und  den  Liegendflötzen)  befindlichen  Gesteinsschichten  noch  mit  dem,  dem 
Mittelflötzzuge  zugehörigen  über  dem  Flötze  folgenden  Schichteucomplexe  ist  bei 
dem  Mangel  abweichender  Lagerungsverhältnisse  stratigraphisch  nicht  geboten. 

Auch  in  paläontologischer  Hinsicht  ist  bei  dem  Umstände,  dass  organische 
Überreste  in  entsprechender  Menge  erst  mit  dem  Kohleuflötze  und  den  ihm  an 
seiner  Basis  zuzurechnenden  Schichten,  und  weiters  in  dessen  Hangendschichten 
angetroffen  werden,  keine  Veranlassung  hiezu  gegeben. 

Das  Kohlenflötz  des  Mittelzuges  erweist  sich  im  Allgemeinen  schon  durch 
den  Umstand  auffällig  abweichend  von  jenen  des  Liegendzuges,  dass  es  aus 
zweierlei  in  verschiedenen  Bänken  erscheinenden  Kohlengattungen  zusammengesetzt 
ist;    aus   echter  Schwarzkohle,   und   aus   einer,   oft  plattenförmigen   Cannelkohle- 


29 

artigen  Varietät,  die  wegen  ilires  reichen  Gehaltes  an  Leuchtgas  ein  sehr  gesuchter 
Artikel  ist,  zuerst  aus  der  Umgebung  von  Nürschan  bekannt  und  unter  dem  Namen 
Plattelkohle  in  den  Handel  gebracht  wurde,  während  bei  den  Liegendflötzen  ein 
derartiger  Unterschied  in  der  Kohlengattung  einzelner  beständiger  Lager  nicht 
besteht,  und  eine  veränderte  Kohlenbeschaffenheit  nur  in  der  grösseren  oder  gerin- 
geren Beimengung  schiefriger  Schichten  im  Allgemeinen  bedingt  ist. 

Ein  anderes  Unterscheidungsmerkmal  bietet  ferner  der  Abgang  sämmtlicher 
den  Liegendflötzen  eigener  Zwischenmittel. 

Bacillarites-Schichten  fehlen  durchaus ;  und  obwohl  aus  diesem  Mangel 
allein  keineswegs  auf  die  Abwesenheit  von  Radnitzer  Schichten  (bei  unvollkom- 
mener Entwicklung  derselben)  ein  Schluss  gestattet  ist,  so  ist  diess  der  Fall  doch 
in  Anbetracht  der  gänzlich  abweichenden  Anordnung  und  der  anderweitigen  Be- 
schaffenheit der  das  Mittelflötz  begleitend  Zwischenschichten. 

Insbesondere  sind  auch  die  paläontologischen  Verhältnisse  geeignet,  das 
Mittelflötz  von  den  Liegendflötzen  unterschieden  zu  erkennen;  namentlich  ist  das 
Vorkommen  von  Wirbelthierresten,  deren  erste  Spuren  in  der  Schichteureihe  unserer 
Ablagerung  auf  einzelnen  Bänken  dieses  Flötzes  erscheinen,  zu  bemerken. 

Es  begleitet  diess  Vorkommen  von  Wirbelthierresten  das  Mittelflötz  nicht 
über  seinen  ganzen  Verbreitungsbezirk;  aber  wo  sie  auch  erscheinen,  werden  sie 
immer  nur  auf  die  Schichten  an  der  Basis  des  Kohlenflötzes  beschränkt  gefunden, 
und  weder  unter  demselben,  noch  in  den  höheren  Lagen  des  Kohlenflötzes  oder 
seinen  weiteren  Hangendschichten  irgendwie  angetroffen. 

Der  erste  Wirbelthierreste  führende  Horizont  in  unserer  Steinkohlen- 
ablagerung ist  sonach  in  enger  Verbindung  mit  der  Erscheinung  des  Mittel- 
kohlentiötzes. 

Dagegen  erscheinen  Pflanzenreste  am  zahlreichsten  in  den  das  unmittelbare 
Hangende  des  Flötzes  bildenden,  meist  graugefärbten,  häufig  aber  in's  Röthliche 
oder  Violette  geneigten,  auch  von  röthlichen  Adern  durchsetzten  oder  gefleckten, 
stellenweise  grünlichen  Schieferthonen  eingeschlossen,  nur  seltener  auf  Schichten 
des  Kohlenflötzes  selbst,  woraus  ein  neuer  Pflanzenreste  führender  Horizont  entsteht. 

Die  Selbstständigkeit  des  Mittelflötzes  wird  ausserdem  durch  die  beste- 
henden Lageruugsverhältnisse  in  den  beiden  Parthien  seines  Vorkommens  deutlich 
erwiesen,  wie  sich  aus  einer  näheren  Betrachtung  dieser  ergibt. 

Pilsner  Ablagerungsparthie. 

In  der  Umgebung  von  Nürschan  wurden  mehrfach,  besonders  nordöstlich 
bei  den  sogenannten  Pankrazgrubeu  bei  Abteufungen  drei  unter  einander  folgende 
Kohlenflötze  angetroffen,  von  denen  die  beiden  unteren  sich  den  früher  geschilderten 
Liegendflötzen  zugehörig  erwiesen,  während  des  oberste  dritte  eine  neue  Er- 
scheinung blieb. 

Vom  nordwestlichen  Rande  der  Ablagerung  weg  wird  dort  zuerst  das 
Unterflötz,  weiter  einwärts  das  dem  Oberflötze  des  Liegendzuges  entsprechende 
Kohlenlager  ausgehend  getroft'en,  über  denen  sich  zuletzt,  am  meisten  gegen  das 
Innere  der  Ablagerung  vorgerückt  endlich  das  dritte  Flötz,  als  das  jüngste  ansetzt, 


11 


n 


30 

so   dass   Schächte  in   dieser  Richtung  abgeteuft,   erst  nur  ein   Flötz,   dann   zwei 
solche,  endlich  alle  drei  durchteufen. 

Dieses  dritte  jüngste  Flötz  verbreitet  sich  dann  in  südwestlicher  Richtung, 
wo  besonders  in  den  zum  Humboldt-  und  zum  Ziegler-Schachte  gehörigen  Gruben 
noch  jetzt  ein  lebhafter  Abbau  desselben  besteht. 

Das  Flötz  ist  besonders  in  der  Nähe  dieser  Schächte  vollkommen  ent- 
wickelt und  geeignet,  seine  Eigenthümlichkeiten  zur  Anschauung  zu  bringen. 

Ein  Profil  durch  dasselbe  liefert  folgende,  schon  in  Prof.  Dr.  Fritsch's 
Fauna  der  Gaskohle  etc.  dargelegte  Gliederung,  von  oben  nach  abwärts: 

Schwarzkohle,  würflig  spaltend 0,30  Mt. 

Zwischenmittel,   schwarzer  Schieferthon,  mit 

wenig  Pflanzenresten 0,03 — 0,20     „ 

Schwarzkohle,  würflig  spaltend 0,30 

Cannelkohle,  muschlig  brechend,  mit  viel  Stig- 
maria, seltenen  Farrenresten,  und  ein- 
zelnen Knochen  kleiner  Saurier  ....  0,30 

Brandschiefer,  in  dünnen  Platten,  mit  Sauriern- 
fischen, Gampsonychus  und  Farrenresten  0,25 

Zwischenmittel,  grauer  fester  Schieferthon    .  0,02 — 0,05 

Plattelkohle,  in  dicken  Platten,  mit  weissen 
thonigen  Streifen  und  theilweisse  dünnen 
Thoneisensteinlagen,  als  Hauptfundort  der 
Saurier 0,30 

Kohlenlage,  blättrig,  in  grünlichen  Platten 
und   häufig  mit  in  Kies  umgewandelten 

Calamiten 0,08 

Gesammtmächtigkeit  .    .1,58  Mt. 
u.  z.  Kohle  .    ,  1,53    „ 
Zwischenmittel  .    .  0,05    „ 

Die  in  der  untersten  Kohlenlage  eingeschlossenen  Calamitenreste  erscheinen 
häufig  auch  mit  einem  grünlichen  Überzuge  versehen,  und  es  beginnen  in  derselben 
die  Saurierreste  zu  erscheinen.  Die  Cannelkohle  ist  oft  von  so  fester  Beschaffenheit, 
dass  sie  sich  zu  gedrechselten  Gegenständen  verarbeiten  lässt. 

Über  dem  Kohlenflötze  lagern  dann  Schieferthone  mit  Pflanzenabdrücken, 
bis  10  Meter  mächtig  und  endlich  Sandsteine. 

Die  Abweichung  dieses  Flötzes  von  jenen  des  Liegendzuges  ist  hier  in 
der  ganzen  Zusammensetzung  desselben  ausgesprochen;  zudem  ist  seine  Ver- 
breitung von  jener  der  Liegendflötze  in  derselben  Gegend  abweichend,  und  wird 
auch  in  dieser  Hinsicht  auf  die  Selbstständigkeit  dieses  Flötzes  hingewiesen. 

Es  überlagert  dasselbe  nehmlich  vielfach  solche  Strecken,  wo  die  beiden 
Liegendflötze  fehlen,  und  fehlt  häufig  wieder  dort,  wo  sich  jene  verbreiten. 

So  ist  seine  Ausdehnung  von  den  Pankrazgruben  in  einem  keineswegs 
sehr  breiten  Streifen  südwestlich  über  Nürschau  hinaus  bekannt.  Denn  während 
es  dort  an  dem  nordwestlichen  Rande  der  Ablagerung  (Mariaschacht)  noch  fehlt. 


» 


)) 


31 

bei  den  südlicher  liegenden  Schächten  aber  angefahren  wurde*),  ist  es  bereits  bei 
dem  noch  südlicher  stehenden  Krimich-Schachte  nicht  mehr  gefunden  worden, 
und  hat  dieser  Schacht  mit  175  Mt.  Tiefe  gleich  das  obere  der  beiden  Liegend- 
flötze  erreicht. 

In  dem  etwas  weiter  westlich  gelegenen  Steinaujezd-Schachte  sind  ebenfalls 
nur  die  beiden  Liegendflötze  angetroffen,  und  keine  Spur  des  Mittelflötzes  vorhanden ; 
erst  in  den  südöstlichsten  Gränzen  des  zu  diesem  Schachte  gehörigen  Gruben- 
feldes, also  ansehnlich  weit  von  ihm  entfernt,  reicht  in  sehr  beschränktem  Masse 
eine  schwache  Kohlenschichte  in  höherem  Niveau  über  jene  herein,  als  Aus- 
gehendes des  bei  dem  südlich  angränzenden  Humboldt-Schachte  wieder  fast  aus- 
schliesslich vorkommenden  Mittelflötzes. 

Bei  diesem  Humboldt-Schachte  sind  nehmlich  nur  an  dessen  östlichsten 
Gränzen,  unter  diesem  aus  seiner  nördlicheren  Verbreitung  über  den  Liegend- 
flötzen  sich  herabziehenden  Mittelflötze  erstere  ein  wenig  herreichend,  im  grössten 
Theile  des  Grubenfeldes  aber  nicht  vorhanden. 

Vom  Steinaujezd-Schachte,  wo  beide  Liegendflötze  entwickelt  sind,  fallen 
dieselben  gegen  den  südlich  situirten  Lazarus-Schacht,  ohne  dass  bis  dahin  das 
Mittelflötz  über  ihnen  zum  Vorschein  kömmt. 

Erst  südlich  vom  Lazarus-Schachte  setzt  sich  dasselbe  an,  eine  Strecke 
weit  von  dem  oberen  der  Liegendflötze  unterlagert,  nachdem  das  untere  derselben 
schon  beim  Lazarus-Schachte   sich  auszukeilen  beginnt,   und  weiter  verschwindet. 

Bei  dem  weiter  westlich  sich  befindenden  Grubenbaue  Blattnitz  wurde 
das  Mittelflötz  in  154  Mt.  Tiefe,  das  Flötz  aber  nur  0,75  Mt.  mächtig  angefahren, 
und  mit  167  Mt.  Tiefe  der  azoische  Thonschiefer  erreicht,  ohne  auf  die  Liegend- 
flötze zu  treffen. 

Nördlich  von  dem,  wieder  südlich  von  Blattnitz  stehenden  Zieglerschacbte 
wurde  aber  angetroffen,  von  oben  nach  abwärts: 

In  beiläufig  88  Mt.  Tiefe  das  Mittelflötz,  als  das  oberste  .  1,15  Mt.  mächtig, 
in  115  Mt.  Tiefe,   also   27  Mt.   unter   ersterem   das   obere 

Liegendflötz    . .  1,40     „  „ 

in  124  Mt.  Tiefe,  9  Mt.  tiefer,  das  untere  Liegendflötz  .    .  1,70     „ 
und  bei  133  Mt.  Tiefe  azoischer  Schiefer  als  Grundgebirge. 

In  der  Grube  beim  Zieglerschachte  selbst  setzt  wieder  nur  ausschliesslich 
das  oberste,  das  Mittelflötz  fort,  und  ist  in  dessen  südlicher  Umgebung,  in  der 
Nähe  des  Janow-Teiches  in  Tiefen  von  109  bis  über  170  Mt.,  mit  1,6  bis  1,8  Mt. 
Mächtigkeit  angeschürft  worden;  und  soll  neuerer  Zeit  bis  in  der  Nähe  von 
Gottowitz  beobachtet  worden  sein. 

In  nordwestlicher  Richtung,  gegen  Wilkischen,  wird  dasselbe  nirgends 
mehr  gefunden,  und  eben  so  wenig  ist  im  südlichen  und  südöstlichen  Gebiete  der 
Pilsner  Ablagerungsparthie  irgend  welche  merkbare  Fortsetzung  dieses  Mittel- 
flötzes bekannt.  Es  erscheint  vorwaltend  auf  die  nordwestliche  Hälfte  der  Abla- 
gerung beschränkt,   ist   sonach   ebenfalls   einseitig   entwickelt,   und  in  einem  mit 


*)  (Silvia-,  Antoni-  und  Marthaschacht.) 


32 

jeuem  der  Liegendflötze  nicht  correspondirenden  Verbreitungsbezirke  gelagert.*) 
Erst  iu  der  Umgebung  von  Tfemosclma  erscheint  über  den  dort  kennen  gelernten 
Liegendflötzen  wieder  ein  Kohlenlager,  das  mit  Ausnahme  seiner  geringeren 
Mächtigkeit,  vollkommen  analog  jeuem  bei  Nürschan  zu  oberst  befindlichen 
sich  erweist. 

Die  Zusammensetzung  dieses  Flötzes  zeigt  nehmlich  von  oben  nach  abwärts 
folgende  Gliederung: 

Schwarzkohle 0,28  Mt. 

Cannelkohle,  Stigmaria  enthaltend 0,10    „ 

Plattelkohle,  dünnblättrig  mit  Wirbelthierresten      .  0,09    „ 
Plattelkohle  gestreift,  mit  Wirbelthierresten     .    ,    .  0,04    „ 
Die  Übereinstimmung  in   der  Zusammensetzung   dieses   Kohlenflötzes  mit 
jenem   bei  Nürschan   über  den  Liegendflötzen   befindlichen   ist  in  der  Reihenfolge 
der   verschieden    beschaffenen   Kohlenbänke    so    wie    durch    das   Vorkommen    der 
gleichen  Thierreste  an  seiner  Basis  deutlich  ausgesprochen. 

Und  auch  die  Selbstständigkeit  des  Flötzes  ist  durch  die  bestehenden 
Lagerungsverhältnisse  ausser  Zweifel  gesetzt.  Die  Liegendflötze  verbreiten  sich 
vom  Rande  der  Ablagerung  ausgehend;  erst  in  weiterer  Entfernung  mehr  im 
Innern  derselben  erscheint  das  Mittelflötz  über  ihnen  und  durch  Gesteinsschichten 
getrennt,  und  setzt  dann  in  dieser  Richtung,  erst  über  den  Liegendflötzen,  dann 
aber  nur  allein  auftretend  fort,  nachdem  letztere  an  dem  früher  erwähnten  Schie- 
ferrücken ihr  Ende  erreichen.  Eingehend  sind  diese  Verhältnisse  erörtert  in  Ver- 
handlungen der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  vom  Bergverwalter  Kolb  und  in  Dr. 
Fritsch  Fauna  der  Gaskohle. 

In  der  Umgebung  von  Tremoschna  ist  die  Verbreitung  dieses  dem  Mittel- 
zuge zugehörigen  Flötzes  ebenfalls  nur  eine  geringe ;  es  scheint,  durch  überlagernde 
jüngere  Schichten  in  der  Strecke  zwischen  Tremoschna  und  Nürschan  der  Beo- 
bachtung entzogen,  in  einem  von  Nordost  gegen  Südwest  sich  hinziehenden  Streifen 
abgelagert  zu  sein.  Jedenfalls  ist  aber  auch  hier  das  Ausgehen  des  Flötzes  vom 
südöstlichen  Rande  der  Ablagerung  entfernt,  und  lässt  sein  Erscheinen  vorwaltend 
gegen  Nordwesten  hinausgeschoben,  die  Tendenz  zur  mehr  einseitigen  Entwicklung 
nicht  verkennen. 

Kladno-Rakonitzer  Ablagerungsparthie. 

Nördlich  von  Tremoschna,  und  in  dem  ganzen  westlichen  Gebiete  der 
Kladno-Rakonitzer  Ablagerung  über  Plass-Jechnitz  etc.,  ist  nirgends  eine  zuver- 
lässige Andeutung  von  dem  Vorhandensein  zum  Mittelzuge  gehöriger  Schichten 
gegeben. 


*)  Eine  Bohrung  bei  Aiilierzen,  nördlich  von  Mantau  hat  folgendes  Resultat  geliefert: 
Sandstein  und  Schieferthon  57"  5' 2"  tief;  dann  Kohle  12",  Schiefer  46"  und  Kohle  6"; 
Sandstein  und  Schieferthon  bis  zur  Tiefe  von  65"  0'  6";  dann  Kohle  22";  weiter  Sand- 
stein und  Schieferthon  bis  69"  3'  6"  Tiefe;  dann  Kohle  7"  und  endlich  bis  zur  Tiefe 
von  81'  5'  7"  Sandstein,  worunter  azoische  Thonschiefer.  p]s  scheinen  sonach  hier  noch 
die  bereits  sehr  verschwächten  beiden  Liegendflötze,  über  ihnen  das  Mittelflötz,  bereits 
gespalten,  erreicht  worden  zu  sein. 


33 

Erst  in  der  Umgebung  von  Rakonitz,  besonders  bei  Lubna  und  Senez,  ist 
ein  Kohleuflötz  bekannt,  das  seit  langer  Zeit  in  bergbaulichem  Betriebe  befindlich, 
die  Anwesenheit  des  Mittelflötzzuges  wieder  erkennen  lässt. 

Eine  nähere  Betrachtung  der  Gliederung  dieses  Flötzes  zeigt  keinerlei 
Merkmale,  die  dasselbe  in  die  Reihe  der  Liegendflötze  einzureihen  geeignet  sind, 
denen  zugehörig  es  in  früherer  Zeit  betrachtet  wurde.  Dagegen  ist  eine  auffallende 
Verwandtschaft  mit  der  Beschaffenheit  des  in  der  Pilsner  Ablagerung  zunächst  über 
den  Liegendflötzen  kennen  gelernten,  sog.  Nürschaner  Flötzes  ausgesprochen. 

Es  zeigt  dieses  Flötz  von  Lubna-Senez  nehmlich  nachfolgende  Gliederung : 

Kohlenlage  (Firstkohle)  compact,  theils  dunkelbraun     ....  0,30—1,00  Mt. 

Zwischenmitel,  schwarzgrauer  Letten 0,03 — 0,20  „ 

Kohlenlage,  schAvarze,  würflig  brechende  Kohle 0,20 — 0,30  „ 

Cannelkohle,  compact,  bräunlich,  enthält  Stigmaria 0,20—0,25  „ 

Brandschieferlage,  dünnplattig  mit  Farrnresten 0,10 — 0,20  „ 

Zwischenmittel,  Letten,  mit  Sphärosideritplatteu 0,20—0,50  „ 

Brandschiefer,  hart,  plattig  geschichtet,  mit  Pflanzenresten  .    .  0,10 — 0,20  „ 

Es  folgen  dann  unter  dem  Kohlenflötze  in  der  Mächtigkeit  sehr  wechselnde 
Schieferthone  mit  eingelagerten  schwachen  Brandschieferschichten,  in  welchen  Cala- 
miten  mit  einem  grünlichen  Überzuge  beobachtet  werden,  wie  bei  Nürschan  und 
Tremoschna. 

Hier  wie  bei  Nürschan  tritt  vor  Allem  der  Unterschied  in  der  Kohlen- 
gattung, aus  welcher  die  oberen  und  die  unteren  Lagen  bestehen,  vor  Augen; 
Schwarzkohleulagen,  durch  ein  Zwischenmittel  getrennt,  oben,  Cannelkohle  und 
plattelkohlenartige  Braudschiefer  unten;  die  Cannelkohle  enthält  Stigmaria;  die 
Brandschiefer  führen  Farrnreste,  zwischen  ihnen  stellt  sich  eine  Lage  Sphäro- 
siderite  ein,  und  an  der  Basis   werden   grünlich  überzogene  [Calamiteu   gefunden. 

Es  liegen  sonach,  mit  Berücksichtigung  der  durch  die  Entfernung  erklär- 
baren geringen  Modificationen  in  stratigraphischer  Beziehung  alle  Anzeichen  für 
die  Analogie  des  Kohlenflötzes  von  Lubna-Senez  mit  jenem  von  Nürschan  vor,  wie 
schon  zuerst  Prof.  Kusta  in  mehrerer  Mittheilungen  nachzuweisen  in  der  Lage  war. 

In  palaeontologischer  Beziehung  aber  ist  ein  wesentlicher  Unterschied  zu 
verzeichnen,  indem  zwar  die  fossilen  Pflanzenreste  sich  übereinstimmend  erweisen, 
Wirbelthierreste  aber  bisher  nirgends  zum  Vorschein  gekommen  sind. 

Nichts  desto  weniger  kann  doch  die  Lagerung  des  Kohlenflötzes  in  einem 
selbstständigen,  über  dem  Liegendflötzzuge  befindlichen  Horizonte  nicht  ver- 
kannt werden. 

Es  wird  dasselbe  von  Sandsteinen  und  Schieferthonen  über  100  Meter 
mächtig  unterlagert,  ohne  dass  zwischen  diesen  weiter  ein  Kohlenflötz  eingeschlossen 
ist,  woraus  freilich  nicht,  wie  bei  Nürschan,  schon  durch  die  Reihenfolge  der 
abgelagerten  Kohlenflötze  sich  das  Lubna-Senezer  als  oberstes  herausstellt;  es  ist 
indess  schon  die  mächtige  Unterlagerung,  wie  sie  sonst  nirgends  bei  den  Liegend- 
flötzen entwickelt  ist,  geeignet,  eine  andere  Stellung  für  jenes  wahrscheinlich 
zu  machen. 

Etwas  westlich  von  Lubna,  bei  Hostokrey,  ist  aber  über  den,  dort  wieder 
abgelagerten  Liegendflötzen  die  Fortsetzung  des  Flötzes  von  Lubna  übergreifend,  und 

3 


34 

so  ist  hier  durcb  die  bestehenden  Lagerungsverhältnisse  das  jüngere  Alter  und  der 
selbstständige  Horizont  desselben  dargethau,  zugleich  auch  die  Andeutung  für  einen 
von  jenem  der  Liegendflötze  unabhängigen  Verbreitungsbezirk   desselben  gegeben. 

Überlagert  wird  das  Flötz  bei  Lubna  erst  von  theilweise  röthlichen,  sonst 
grauen  Schieferthonen  und  endlich  Sandsteinen.  Die  oben  gegebene  Gliederung  des 
Lubna' er  Kohlenflötzes  unterliegt  vielfachen  Änderungen,  in  sofern  dessen  einzelne 
Lagen  in  Bezug  auf  ihre  Mächtigkeit  sehr  wechselnd  befunden  werden,  so  dass 
Profile  verschiedenen  Stellen  entnommen,  namhafte  Abweichungen  aufweisen,  wobei 
sich  namentlich  in  der  Richtung  des  Verflächens  gegen  Nord  ein  allmähliges 
Schwinden  der  einzelnen  Lagen  einstellt,  und  das  Flötz  nach  und  nach  in  dieser 
Richtung  seinen  Abschluss  erhält. 

Auch  hier  befindet  sich  die  Flötzentwicklung  am  meisten  in  der  Nähe  des 
Ablagerungsrandes  ausgebildet. 

Von  den  einzelnen  Lagen  sollen  sich  die  in  der  oberen  Hälfte  des  Flötzes 
am  längsten  erhalten,  die  an  der  Basis  befindlichen  plattenförmigen  am  ehesten 
schwinden,  und  es  erscheinen  einzelne  derselben  am  Rande  des  Flötzes  nur 
schwach,  verstärken  sich  im  Verflachen,  verschwinden  aber  weiterhin  immer  mehr. 

Eine  ähnliche  Unbeständigkeit  in  seiner  Entwicklung  zeigt  das  Flötz  auch 
in  seiner  Streichungsrichtung  von  Ost  gegen  West,  wie  dessen  geringere  Mächtig- 
keit schon  bei  Hostokrey  lehrt. 

Und  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  das  40  Mt.  über  dem  oberen 
Liegendflötze  bei  der  Rakonitzer  Adalberti-Zeche,  wie  dort  schon  erwähnt,  beo- 
bachtete 0,40  Mt.  mächtige  Kohlenflötzchen  die  Fortsetzung  des  verschwächten 
Lubna'er  Flötzes  darstellt,  und  die  Verbreitung  des  Nürschaner  Flötzhorizontes 
in  dieser  Richtung  andeutet. 

Im  weitern  östlichen  Gebiete  über  Kladno  hinaus  wurde  bei  den  seiner- 
zeitigen Bergbauunternehmungen  vielfach  ein  Kohlenflötzchen  von  geringer  Mäch- 
tigkeit mit  Schieferthou  in  80  bis  150  Meter  Höhe  über  den  Liegendflötzen  beo- 
bachtet. —  Lipoid  hat  von  mehreren  Stellen  dieses  Flötzvorkommens  Pflanzenreste 
gesammelt,  auf  Grund  deren  Stur  den  von  ihm  eingenommenen  Horizont  als 
Zemech-Schichten  bezeichnete. 

Dieses  gleichförmige  mehrfache  Erscheinen  einer  Kohlenschichte  ist  ganz 
geeignet,  das  Bestehen  der  weiteren  Verbreitung  eines  Kohlenflötzhorizontes  in 
grösserem  Abstände  über  den  Liegendflötzen  zu  erweisen,  der,  obwohl  der  nähern 
Beschaffenheit  der  betreffenden  Kohlenschichte,  die  aber  gegenwärtig  nicht  mehr 
zugäugig  ist,  wegen  Unbauwürdigkeit  wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt  wurde,  in 
Berücksichtigung  seiner  Lage  sehr  wohl  als  die  Fortsetzung  jenes  bei  Lubna  aus- 
gesprochenen, durch  das  Mittelflötz  bezeichneten,  betrachtet  werden  darf. 

Erst  in  der  äusserst  östlichen  Verbreitung  der  Ablagerung  geht,  zwischen 
Lobec  und  Mühlhausen  ein  Kohlenflötzchen  stellenweise  zu  Tage,  das  in  dieser 
Beziehung  nähere  Anhaltspuukte  liefert. 

Dieses  Kohlenflötzchen,  im  Ausbisse  0,20  bis  0,21  Mt.  mächtig,  besteht 
von  oben  herab  aus  einer  Lage  schwarzer  würfelig  brechenden  Steinkohle,  die 
von  einem  schwachen  thonigen  Zwischenmittel  durchsetzt  ist.  —  Unter  ihr  lagert 
sich  eine  mehr  compacte  bräunliche  Kohlenschichte,  und  endlich  an  der  Basis 
plattenförmig  brechender  Brandschiefer. 


35 

Überlagert  wird  dasselbe  von  grauen,  ganz  jenen  bei  Lubna  ähnlich  ins 
Röthliche  geneigten  Schieferthonen  mit  Pflanzenresten  und  zuletzt  von  Sandsteinen. 

Trotz  der  verringerten  Mächtigkeit  und  der  bestehenden  Reduction  der 
einzelnen  Lagen  ist  dennoch  die  Verwandtschaft  in  der  Gliederung  und  in  der 
Zweitheilung  der  vorfindigen  Kohlenschichten,  dann  in  dem  die  oberste  Lage  durch- 
setzenden Zwischenmittel  mit  jener  im  Nürschaner  und  Lubnaer  Flötze  bestehenden 
unverkennbar,  und  lässt  diess  Flötz  von  Mühlhausen  nur  dem  Mittelflötzzuge 
einreihen. 

Es  liefert  dasselbe  aber  zugleich  eine  bedeutende  Unterstützung  für  die 
Annahme,  dass  jene  früher  besprochenen  mehrfach  beobachteten  Kohlenflötzchen 
einem  und  demselben  Gebilde  und  dem  gleichen  Horizonte,  wie  jene,  angehören, 
was  noch  durch  den  Umstand  unterstützt  wird,  dass  das  Mühlhaus'ner  Flötz  über 
dem  bei  Kralup  bestehenden  Liegendflötzhorizonte  sich  in  ähnlicher  vertikaler 
Höhe  abgelagert  befindet. 

So  zeigt  sich  die  Zone  des  Mittelflötzzuges,  oder  der  Nürschaner  Schichten 
von  Südwest,  bei  Nürschan,  bis  an  die  östlichste  Gränze  des  Ablagerungsgebietes 
ausgedehnt,  in  der  Richtung  des  Verflächens  analog  mit  dem  Liegendflötzzuge 
früher  oder  später  das  zugehörige  Kohlenflötz  abschliessend,  und  so  übereinstimmend 
mit  diesem  eine  mehr  vom  Rande  aus  stattgehabte  Bildung  darstellend. 


3.  Der  Hangendflötzzug  oder  die  Kounova'er  Schichten. 

Den  Hangendflötzzug  kennzeichnet  ebenfalls  das  Vorkommen  nur  eines 
Kohlenflötzes,  das  von  jenem  des  Mittelzuges  durch  eine  immer  grössere  Reihe 
von  Gesteinsschichten  abgetrennt  erscheint. 

In  seiner  ganzen  Mächtigkeit  besteht  dieses  Kohlenflötz  wieder  nur  aus 
einer,  mit  jener  in  den  Liegendflötzen  vorkommenden,  übereinstimmenden  Kohlen- 
gattung, aus  der  sogenannten  Schieferkohle. 

Die  Mächtigkeit  ist  stets  nur  eine  geringe,  und  an  den  meisten  Stelleu 
des  Flötzvorkommens  eine  ziemlich  gleiche,  beiläufig  0,8  Mt.  betragende. 

Das  Flötz  ist  fast  überall  von  einer  schwachen,  gelblich  weissen  Schiefer- 
thouschichte  in  zwei  ungleich  starke  Bänke  getheilt,  von  denen  die  obere,  die 
stärkere  gewöhnlich  0,5  Mt.  misst,  die  untere  sich  als  die  schwächere  erweist. 
Diese  Schieferthonschichte  behält  über  den  grössten  Theil  der  Flötzverbreitung 
eine  ziemlich  gleiche  geringe  Stärke,  und  wird  nur  local  anders  befunden.  Es 
erweitert  sich  nehmlich  in  der  östlichsten  und  westlichsten  Verbreitung  des 
Kohlenflötzes  das  erwähnte  Zwischenmittel  keilförmig,  wodurch  die  beiden  Bänke 
etwas  weiter  voneinander  entfernt  erscheinen. 

Die  Kohle  wird  häufig  von  Pyritlagen  und  Knollen  begleitet,  und  im 
ganzen  Bereiche  ihrer  Verbreitung  trift't  man  die  Kluftflächen  derselben  häufig  mit 
dünnen  Galenitblättchen  überzogen. 

Das  Kohlenflötz  erweist  sich  sonach  schon  in  seiner  Zusammensetzung 
und  Gliederung  von  jener  der  tiefer  liegenden  Flötzzüge  verschieden. 

Noch  mehr  tritt  diese  Verschiedenheit  in  der  Beschaffenheit  der  Liegend- 
und  Hangendschichten  desselben  hervor. 

3* 


36 

Die  unmittelbaren  Hangendschicliten  sind  theils  thonige,  theils  mehr  san- 
dige hellgraue  Scliieferthone,  zwischen  welchen,  nahe  über  dem  Kohlenflötze,  und 
von  ihm  durch  eine  schwache  Lage  getrennt,  eine  dunkle,  fast  schwarze,  dünn- 
blättrig spaltende  Schiefer-Schichte  von  fester  zäher  Beschaffenheit  sich  einge- 
lagert Yorfindet. 

Zumeist  werden  in  dieser  Schichte  neben  einigen  Pflanzenabdrücken  zahl- 
reich Wirbelthierreste,  Sauriern  und  Fischen  angehörig,  angetroffen,  in  welchem 
Falle  dieselbe  ausgezeichnet  bituminös  wird,  und  unter  dem  Namen  „Schwarte'' 
bekannt  ist. 

Stellenweise  indess  fehlen  diese  Wirbelthierreste,  und  zeigt  sich  hier  eine 
ähnliche  Erscheinung,  wie  sie  beim  Mittelflötzzuge  in  Bezug  auf  deren  Verbreitung 
beobachtet  wurde. 

Ausserhalb  dieser  Schichte  werden  solche  Wirbelthierreste  weder  auf 
einer  Kohlenflötzschichte,  noch  sonst  irgendwo  im  nächsten  Hangenden  gefunden; 
woraus  sich  ein  weiteres  Unterscheidungsmerkmal  zwischen  dem  Mittelflötze  und 
dem  Hangeudflötze  bei  der  Anwesenheit  jener  ergibt. 

Uuterlagert  wird  das  Kohlenflötz  von  einer  verschieden  mächtigen  Reihe 
von  Sandsteinen  und,  theilweise  dunkeln,  stellenweise  in  grossen  linsenförmigen 
Parthien  ausgeschiedenen  Schieferthonen,  die  bald  mehr,  bald  weniger  häufig 
Sphärosiderite  einschliessen. 

Diese  Sphärosiderite  enthalten  nun  stellenweise  ebenfalls  Wirbelthierreste 
und  darunter  von  solchen  Arten,  die  nur  wieder  in  der  bezeichneten  Hangend- 
schichte des  Flötzes  erscheinen. 

Hindurch  ist  die  Nothwendigkeit  gegeben,  den  Beginn  des  Hangendzuges 
bereits  unter  das  Kohlenflötz  zu  versetzen. 

Auch  in  diesen  Sphärosideriten  ist  das  Vorkommen  der  Wirbelthierreste 
auf  gewisse  Strecken  beschränkt,  und  werden  solche  anderorts  nicht  gefunden. 

An  solchen  Orten  besteht  indess  ein  anderes  untrügliches  Verbindungs- 
merkmal. 

Die  Hangendschichten  des  Kohlenflötzes  schliessen  zahlreich  Pflanzenreste 
ein,  unter  denen  Gattungen  und  Arten  vertreten  sind,  die  auf  Schichten  der 
tieferen  Flötzzuge  fehlen,  hier  sonach  als  neue  und  eigenthümliche  erscheinen. 

Solche  neu  erschienene  Arten  nun  werden  auch  in  Sphärosideriten  unter 
dem  Kohlenflötze  dort  beobachtet,  wo  die  Thierreste  in  ihnen  fehlen,  und  hieraus 
folgt,  dass  auch  an  solchen  Stellen  der  Beginn  das  Hangendzuges  bereits  mit  dem 
Erscheinen  dieser  Sphärosiderite  angesetzt  werden  muss. 

Stellenweise  liegt  unter  den  Spärosideriten  noch  eine  Lage  von  Pyrit- 
knollen, unter  welchen  weiter  keinerlei  durch  paläontologische  Merkmale  aus- 
gezeichnete Schichten  bekannt  sind. 

Die  Begränzung  des  Hangendflötzzuges  gegen  den  Mittelflötzzug  wird 
dadurch  näher  markirt,  und  kann  mit  der  Erscheinung  der  Pyritknollen  bestimmt 
werden.  Zwischen  den  Hangendschiefcrschichten  über  der  Schwarte  macht  sich 
ferner  das  fast  überall  verbreitete  Vorkommen  einer  aus  meist  platt  gedrückten 
Sphärosideriten  bestehenden  Lage  bemerbar,  in  welchen  aber  nur  Pflanzenreste, 
nie  solche  von  Wirbelthieren  gefunden  werden. 


S7 

Alle  die  das  Kohlenflötz  begleitenden  Schichten  bilden  sonach  zugleich 
einen  neuen  Pflanzenreste  führenden  Horizont. 

Von  den  daselbst  vertretenen  Pflanzenresten  sind  von  besonderer  Wichtigkeit 
die  der  Classe  der  Coniferen  zugehörigen,  die  als  verkieselte  Stammstücke  der 
Gattung  Araucarites  ziemlich  zahlreich  in  den  Gesteinsschichten  des  Hangeud- 
flützzuges  eingeschlossen  vorkommen,  und  auch  für  die  Unterscheidung  des  Han- 
gendflötzes  selbst  ein  wichtiges  Merkmal  bilden,  da  sie  dasselbe  fast  überall,  in 
mit  Kohle  imprägnirtera  Zustande,  als  sogenannte  schwarze  Araucariteu,  von 
Prof.  Dr.  Fritsch  zuerst  beobachtet,  begleiten. 

Nirgend,  wo  eine  den  tieferen  Flötzzügen  angehörige  Schichteureihe  unter 
dem  Kohlenflötze  des  Haugendzuges  durch  Wasserrisse  etc.  der  Beobachtung  zu- 
gängig ist,  oder  durch  Bergbaue  durchörtert  wurde,  und  keine  Dislocationeu  vor- 
liegen, ist  das  Vorkommen  solcher  verkieselter  Couiferen-Stücke  nachgewiesen, 
und  so  bilden  dieselben,  au  Ort  und  Stelle,  ein  wichtiges  Leitfossil  für  die  zum 
Hangendzuge  zugehörigen  Schichten. 

Die  weitern  Hangendschichten  des  Kohlenflötzes  bis  zum  Abschlüsse  des 
Flötzzuges,  und  somit  der  gesammten  Ablagerung  bilden  Sandsteine  und  Schiefer- 
thone,  oft  reich  an  beiderlei  Arten  Glimmer. 

Die  Sandsteine  sind  zu  unterst  vorwaltend  hell,  gelblich  oder  grau,  stellen- 
weise conglomeratisch,  reich  an  caolinischem  Bindemittel,  so  dass  sie  vielfach 
technischen  Zwecken  dienen,  und  die  Hauptlagerstätte  der  Araucariteu.  Mehrfach 
ist  in  einzelnen  Bänken  derselben  eine  Art  transversaler  Schichtung  der  im  Ge- 
menge vorkommenden  grösseren  Geschiebe  entwickelt;  Kottiken,  Klobuk. 

Darüber  erscheinen  vorwaltend  braunrothe  Schichten,  welche  die  Ver- 
anlassung zu  der  schon  aus  der  Entfernung  ihre  Anwesenheit  andeutenden  rothen 
Färbung  der  Böden  bieten. 

Weiter  aufwärts  werden  die  Sandsteine  oft  kalkhaltig,  und  einzelweise 
findet  man,  besonders  gegen  Nordosten  schwache  Kalksteinlagen  und  Hornstein- 
schichten  zwischen  ihnen  eingeschaltet.  Mit  diesen  Kalkstein-  und  Horusteinschichten 
werden  Jaspis,  gemeiner  Opal,  Chalcedon  und  Aragonit,  letzterer  nach  Boricky's 
Untersuchungen  strontianhältig  gefunden.  *) 

Der  Hangendflötzzug  besitzt  sonach  ausser  dem  ihm  zugehörigen  Kohlen- 
flötze auch  in  seinem  übrigen  Schichtencomplexe  genügende  Merkmale,  die  ihn  vor 
den  übrigen  Flötzzügen  kenntlich  machen,  und  seine  Verbreitung  in  verlässlicherer 
Weise  zu  verfolgen  gestatten. 

Die  zu  diesem  Flötzzuge  gehörigen  Gebilde  werden  nur  in  den  beiden 
umfangreicheren  Ablagerungsparthien  Kladno,  Rakonitz  und  Pilsen,  und  in  dem 
in  der  Umgebung  von  Mauetin  befindlichen  Gebiete,  also  vorwaltend  gegen  Norden 
hinausgeschoben  angetroffen,  nirgends  aber  in  den  mehr  südlicher  gelegenen  Theilen 
der  Ablagerungsparthien. 


*)  Von  anderen  Mineralien  aus  diesem  Flötzzuge  sind  zu  erwähnen:  Schöne  Drusen  von 
Calcit  und  Gyps  in  grösseren  Parthien  auf  Spalten  in  der  Kohle;  Dolomit  und  Baryt, 
seltener  Millerit  auf  Höhlungen  hie  und  da  im  Sandsteine. 


38 

Kladno-Rakonitzer  Ablagerungsparthie. 

Hier  lässt  sich  die  Begränzimg  des  Hangendflötzzuges  gegen  Süden,  in 
einer  ziemlich  von  dem  Rande  der  Ablagerungsparthie  zurücktretenden  Linie  aus 
der  Umgebung  von  Welwarn  über  Slatin,  Zelenic  bis  gegen  Kolec,  Pcher,  Stern, 
dann  weiter  über  Kruschowitz,  Rakonitz,  Lubna  bis  Kletscheding,  wo  ich  noch 
Araucariten  im  Sandsteine  (westlich  vom  Dorfe  nahe  au  der  Auflagerung  von 
Granit),  eingeschlossen  beobachtete,  verfolgen. 

Von  dieser  südlichen  Begränzungslinie  gegen  Norden  wird  das  Terrain 
durchaus,  wo  nicht  Kreideschichten  als  jüngere  Auflagerung  erscheinen,  nur  von 
Schichten  des  Hangendzuges  bedeckt,  und  zeigt  vorwaltend  braunrothe  Färbung 
der  Böden;  sonach  in  dem  Thale  von  Kraucova  über  Srbec,  Kwilitz,  in  jenem 
von  Stern  über  Studnioves,  Schlau,  über  Pcher,  Podlezin,  von  Klobuk  über  Zlouitz, 
Budenitz  und  Jarpitz,  sämmtlich  in  östlicher  Richtung,  ferner  im  Thale  von  Perutz 
gegen  Stradonitz,  theilweise  noch  bei  Brnikow  und  Mscheno,  und  in  den  nördlich 
verlaufenden  Thälern  vom  Zban  über  Solopisk,  Rotschow  und  Winaritz  gegen  den 
Egerfluss. 

Im  weiter  westlichen  Gebiete  fehlen  Kreideschichten  bereits,  und  nur  zum 
Hangendflötzzuge  gehörige  Schichten  werden  von  Rakonitz,  Herrndorf  und  Kou- 
nowa  über  Woratschen,  Tschernitz,  Flöhau,  Rudig,  Kriegern,  Jechnitz  bis  in  die 
Nähe  von  Plass  die  Oberfläche  bildend  angetrofi'en,  grösstentheils  zu  rothen  Böden 
aufgelöst,  in  den  Gehängen  aber  die  Schichtenreihen  erkennen  lassend. 

Im  ganzen  Hangendzuge  verflachen  die  Schichten  ebenfalls  gegen  Nord, 
mit  geringen  Ausnahmen,  wo  wie  bei  Pcher  oder  Konotop  stellenweise  wellen- 
förmige Lagerung  beobachtet  wird. 

Das  Kohlenflötz,  das  zwischen  diesen  Schichten  eingeschlossen  ist,  befindet 
sich  in  weit  geringerer  Verbreitung,  Es  ist  in  seiner  südlichen  Ausdehnung  durch 
eine  Linie  begränzt,  die  durch  die  Orte  Welwarn,  Naumefitz,  Podlezin,  Studniowes 
bis  Stern,  dann  über  die  Umgebung  von  Kruschowitz  bis  Herrndorf  und  vielleicht 
bis  Kletscheding  gezogen  werden  kann,  die  sonach  nördlicher  fällt,  als  die  Be- 
gi'änzungslinie  des  Hangendzuges  selbst. 

In  weiter  westlicher  Richtung,  und  in  der  ganzen  gegen  Plass  erstreckten 
Ausbuchtung  ist  das  Vorkommen  des  Kohlenflötzes  nirgends  bekannt. 

Aber  auch  in  nördlicher  Richtung  befindet  es  sich  in  weit  beschränkterer 
Ausdehnung,  als  die  übrigen  Gesteinsschichten.  Wenigstens  ist  es  au  weiter 
nördlich  gelegenen  Punkten,  wie  über  Kwilitz,  Zabof,  Milay,  Kroucowa  hinaus, 
und  eben  so  nördlich  vom  Zbau  nicht  weit  mehr  fortsetzend,  oder  wenig  bauwürdig, 
und  scheint  sich  in  dieser  Richtung  zu  verlieren.  Wo  es  aber  vorkömmt,  dort 
zeigt  es  überall  fast  dieselbe  0,8  Meter  betragende  Mächtigkeit  einer,  häufig  an 
den  Kluftflächen  mit  Bleiglanz  überzogenen  und  oft  pyrithältigen  Kohle,  und  die 
Zusammensetzung  aus  zwei  ungleich  mächtigen  Bänken,  und  zwar  einer  oberen 
circa  0,5  M.  und  einer  unteren  bei  0,3  M.  messenden,  die  durch  eine  schwache 
Schieferschichte  getrennt  sind.  Nur  in  seiner  östlichsten  Verbreitung  nimmt  diese 
Zwischenschichte  allmälig  keilförmig  an  Stärke  zu,  und  trennt  seine  beiden  Bänke 
am  Ausgehenden  bis  8  Mt.  von  einander.  (Jemnik,  Knobis.) 


39 

Überall  wird  das  Kohlenflötz  von  der  HaDgeudbrandschieferschiclite  be- 
gleitet ;  als  Wirbelthierreste  enthaltende  Schwarte  tritt  dieselbe  aber  von  Kounowa, 
Herrndorf  an  nur  bis  gegen  Libowitz-Turan  auf;  weiter  östlich  erscheinen  solche 
Reste  fast  nicht  mehr,  nur  vereinzelte  Fischschuppen  konnte  ich  zuerst  noch  bei 
Studniowes  nachweisen.  Dann  ist  die  Schichte  durch  schwarze  Färbung ,  und 
zäheres  blättriges  Gefüge  von  den  übrigen  Haugendschichten  ausgezeichnet. 

Ausserdem  wird  das  Kohlenflötz  von  Bruchstücken  mit  Kohle  imprägnirter 
Araucariten,  bei  Turan,  Libowitz,  Kounowa,  Swojetin  etc.;  im  Hangenden  von  an 
Pflanzenresten  oft  sehr  reichen  Sphärosideritplatten,  wie  bei  Zabor,  Kwilitz  etc. 
begleitet,  und  wo  Aufschlüsse  die  Erkenntniss  ermöglichen,  von  einer  Lage  oft 
grosser  Sphärosiderite  mit  fossilen  Pflanzenresten  unterlagert  befunden,  wie  bei 
Zabof,  Hfedl,  Stfebichowitz,  Podlezin,  Kamenimost,  die  an  letzteren  beiden  Orten 
grossentheils  in  Eisenoxyd  umgewandelt,  gewonnen  und  als  Röthel  in  Handel 
gebracht  werden.  —  Anzeichen  dieser  dem  Hangendflötzzuge  zugehörigen  Liegend- 
schichten werden  vereinzelt  noch  im  westlichen  Theile  des  Ablageruugsgebietes 
au  dunkeln  Letten  mit  Sphärosiderit-Einlagerungen  beobachtet. 

Die,  die  Ablagerung  abschliessenden  hangenden  Gesteinsschichten,  vor- 
waltend Sandsteine,  selten  (Kriegern-Kwilitz)  etwas  conglomeratisch,  wo  sich  dann 
in  den  Gemengtheilen  Bruchstücke  von  Quarz,  Porfyr  und  röthlichem  Gneuss  be- 
finden, von  Farbe  grünlichweiss  und  rothbraun,  abwechselnd  mit  eben  so  gefärbten 
Letten,  oft  sehr  reich  an  beigemengten  weissen  und  schwarzen  Glimmerblättchen, 
stellenweise,  wie  bei  Kwilitz  grössere  Caolinanhäufuugen  erzugend,  erweisen  sich 
in  einzelnen  Lagen  kalkhaltig,  und  Kalksteinschichten  sind  ihnen  hie  und  da 
eingeschaltet. 

Solche  kommen  vereinzelt  bereits  bei  Podlezin  und  Knobis  vor;  häufiger 
erscheinen  sie  in  nordöstlicher  Richtung  bei  Lunkow,  Drchkow,  namentlich  in  der 
Umgebung  von  Klobuk  und  Klein-Paletsch,  hier  einzelne  Thierreste  (Anthracosia) 
einschliessend,  und  bei  Perutz ;  öfter  in  mehreren  Schichten  über  einander  abgelagert. 

Im  weiter  westlichen  Gebiete  fehlen  sie  zwar  nicht,  werden  aber  doch 
seltener  beobachtet,  wie  bei  Kriegern,  Rudig. 

Auch  Hornsteinschichten  treten  untergeordnet  auf,  namentlich  im  nord- 
östlichen Gebiete,  in  der  Umgebung  von  Klobuk,  theils  zwischen  Saudstein- 
schichten eingeschlossen,  theils  in  Begleitung  schwacher  Kalksteinlagen  und  an 
einer  Stelle  mit  einer  kohligen  Schieferlage  in  Verbindung. 

Zahlreiche  Verwerfungen  und  Störungen  im  Schichteubaue  bringen  häufig 
die  tieferen  hellgefärbten  Schichten  zwischen  den  rothen  parthienw^eise  zum  Vor- 
schein, wodurch  Unterbrechungen  in  der  sonst  allgemeinen  rotheu  Färbung  der 
Böden  entstehen. 

Oft  aber  wird  rothes  Sandmateriale  ziemlich  tief  unter  die  Basis  des 
Hangendflötzzuges,  in  die  denselben  unterlageruden  Gebilde  niederreichend,  und 
wie  auch  bei  Bergbau  arbeiten  beobachtet,  eingerissene  uuregelmässige  Mulden 
ausfüllend  angetroff'en,  eine  Erscheinung,  die  mit  stattgehabten  Auswaschungen  in 
der  Ablagerung  uud  später  erfolgter  Einschwemmung  von  Ablagerungsmateriale 
aus  der  Umgebung  sich  erklären  dürfte. 


40 


Pilsner  Ablagerungsparthle. 


Schon  bei  Plass  gibt  die  Beschaffenheit  und  rothe  Färbung  anstehender 
Sandsteiuschichten  zu  erkennen,  dass  sich  die  Glieder  des  Hangendflötzzuges  aus 
dem  nördlicheren  zur  Kladno-Rakonitzer  Ablagerung  gehörigen  Gebiete  in  die 
Pilsner  Parthie  fortsetzen.  In  dieser  Parthie  sind  auch  genügend  Nachweise  für 
die  Anwesenheit  eines  Kohlenflötzes  zwischen  diesen  Schichten  vorhanden,  das 
alle  Merkmale  des  zwischen  Schlau-Rakonitz  verbreiteten  Haugendflötzes   besitzt. 

Verschiedene  Bergbaue,  leider  zumeist  aufgelassen,  und  nur  noch  ihre 
Halden  eine  Untersuchung  ermöglichend,  sowie  stellenweise  Ausbisse  des  Kohlen- 
flötzes gestatten  die  Verbreitung  desselben  näher  kennen  zu  lernen. 

So  war  bei  Liehn,  südlich  von  Pilsen  ein  Kohlenflötz,  ungefähr  0,8  Mtr. 
mächtig,  erschlossen,  war  in  zwei  ungleiche  Bänke  getheilt,  enthielt,  nach  Geinitz, 
Bleiglanz  auf  den  Klüften  ausgeschieden,  und  ich  konnte  bei  demselben  schwarze 
Araucariten,  eine  dunkle,  feste  Brandschieferschichte,  sowie  plattenförmige  Sphäro- 
siderite  auffinden,  was  eine  völlige  Übereinstimmung  mit  den  Eigenheiten  des 
Kohlenflötzes  bei  Kounowa  ergibt. 

In  der  Fortsetzung  von  Liehn  gegen  Norden  wurde  bei  Weipernitz  durch 
Schurfversuche  in  geringer  Tiefe  das  Flötz  mit  beiläufig  0,8  Mtr.  Mächtigkeit 
beobachtet. 

Auf  den  Halden  alter  Versuchsbaue  bei  Lochotin,  in  der  Umgebung  von 
Malesitz  und  Kottikeu  wurden  Überreste  vollkommen  ausgebildeten  Schwarte  an- 
getroften,  die  schon  Stur  beobachtete.*) 

Ich  habe  tiberdiess  das  Vorkommen  schwarzer  Araucariten  auch  bei  dem 
Kohlenflötze  von  Lochotin  nachweisen  können. 

Bei  Kottiken  geht  das  Kohlenflötz  in  einigen  Wasserrissen  zu  Tage  und 
zeigt  sich  durch  ein  schwaches  Zwischenmittel  in  zwei  ungleich  starke  Bänke 
zerlegt.  Mit  ihm  erscheinen  zahlreich  schwarze  Araucariten,  und  über  ihm  liegen 
eine  bituminöse  Schieferschichte  und  plattige  Sphärosiderite.  Unmittelbar  wird 
dann  weisser  caolinreicher  Sandstein  mit  zahlreichen,  oft  grossen  Stammstücken 
von  Araucarites  darüber  angetroffen,  der  zuletzt  von  rothen  Gesteinsschichten 
bedeckt  ist. 

Eine  kurze  Strecke  weit  w^estlich  von  Kottikeu  ist  das  Kohlenflötz  durch 
Schächte  erschlossen  gewesen,  0,7—0,8  Mtr.  mächtig,  und  sind  Schwarte  und 
schwarze  Araucariten  bei  demselben  angetroffen  worden. 

Etwas  weiter,  bei  Guscht,  ist  das  Kohlenflötz  ebenfalls  mit  nahe  0,8  Mtr. 
Mächtigkeit  angetroffen  worden.     Seine  Zusammensetzung  ist  hier  aber  einiger 
Modification  unterworfen.  Bei  einem,  in  neuester  Zeit  abgeteuften  Schachte,  etwas 
nordwestlich  von  Guscht  wurde  folgende  Gliederung  desselben  beobachtet: 
Kohlenbank,  in  der  Mitte  etwas  in  Kohlenschiefer  übergehend  .    .    .  0,59  Mt. 

Zwischenmittel 0,30  Mt. 

Kohlenbauk 0,10  Mt. 

fester  Schief erthou    ....  0.20     „ 
Kohleubank 0,18     „ 


0,28  Mt. 


*)  Verhandlungen  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1874;  Momentaner  Stand  meiner  Unter- 
suchungen etc. 


41 

Deutlich  sind  die  beiden,  anderorts  das  FlÖtz  bezeichnenden  Bänke,  auch 
hier  erkennbar,  beide  in  der  ihnen  auch  anderwärts  zukommenden  Mächtigkeit,  so 
dass  auch  das  Gesammtflötz  mit  0,87  Mtr.  der  gewöhnlichen  Flötzmächtigkeit 
entspricht. 

Aber  das  die  beiden  Bänke  trennende  Zwischenmittel  wird  hier  0,3  Mtr. 
stark,  und  ausserdem  wird  die  untere  Bank  durch  eine  früher  nicht  bekannte 
Schieferthonschichte  theilweise  ersetzt,  so  dass  in  diesem  mehr  gegen  West  gele- 
genen Gebiete  eine  Modification  in  der  Flötzgliederung  Platz  zu  greifen  beginnt. 

In  nördlicher  Richtung  von  Kottiken  ist  das  Kohlenflötz  wieder  bei  Ledec 
angeschürft,  bei  0,7  Mt.  mächtig  befunden,  und  geht  von  da  weiter  aufwärts  in 
der  Schlucht  „V  propastech"  theilweise  zu  Tage.  Mit  demselben  wurden  Schwarten- 
Brandschiefer,  schwarze  Araucariten  und  plattige  Sphärosiderite  angetroffen. 

Es  sind  weitere  Nachweise  für  das  Vorkommen  des  Kohlenflötzes  bei 
Bris,  Trnowa,  Wieskau  vorhanden,  und  lassen  sich  bis  in  die  Nähe  von  Ribnitz 
bei  Kaznau  verfolgen,  wo  Spuren  desselben  und  seiner  Hangeudschichten  noch  in 
einem  kleineu  Caoliusandbruche  entblösst  waren. 

Im  westlichen  Theile  der  Ablagerung  war  ein  Kohlenflötz  unweit  Kokorow, 
dann  bei  Wscherau,  Lipowitz  und  im  Walde  Fribus  durch  Bergbau  erschlossen. 
Bei  Wscherau  waren  zwei  durch  ein  stärkeres  Zwischenmittel  getrennte  Kohlen- 
bäuke  abgelagert,  die  gegenwärtig  der  Beobachtung  nicht  mehr  zugängig  sind. 
Die  Beschaffenheit  der  auf  den  Halden  vorfindigen  Überreste  der  geförderten 
Gesteinsschichten,  zwischen  denen  Brandschiefer  vorherrschen  und  Sphärosiderite 
eingemengt  sind,  so  wie  das  Vorkommen  einzelner  Bruchstücke  schwarzer  Arau- 
cariten weisen  auf  Begleiter  des  Hangendflötzes  hin,  was  eben  so  bei  den  Locali- 
täten  Lipowitz,  Kokorow  und  Fribus  der  Fall  ist,  in  deren  Nähe  sich  zu  dem 
rothe  Schichten  anlagern. 

Die  weitere  Entfernung  der  beiden  Kohlenbänke  bei  Wscherau  in  Folge 
mächtigerer  Gesteinszwischenlagen  steht  ohne  Zweifel  mit  der  schon  bei  Guscht 
kennen  gelernten  grösseren  Anschwellung  derselben  in  Verbindung. 

An  allen  den  kennen  gelernten  Localitäten  zeigt  sonach  das  Kohlenflötz 
übereinstimmende  Beschaffenheit  mit  dem  Hangendflötze  in  der  Kladno-Rakonitzer 
Ablagerung,  und  kann  nur  als  die  Fortsetzung  des  letzteren  in  die  Umgebung 
von  Pilsen,  und  den  gleichen  Horizont  bezeichnend,  erkannt  werden. 

Es  scheint  dasselbe  übrigens  weiter  verbreitet,  als  durch  die  Localitäten, 
an  welchen  es  erschlossen  wurde,  augedeutet  wird,  und  dürfte  sich,  bedeckt  von 
den  Hangendschichten  mehrerorts  vorfinden,  so  in  der  Umgebung  von  Nürschan, 
wo  in  der  Nähe  des  Janowteiches  bei  Abteufung  von  Schächten  auf  das  Mittelflötz 
ober  diesem  eine  schwache,  im  Hangenden  von  grünlich  und  röthlich  gefärbten 
Schiefern  begleitete  Kohleulage  beobachtet  worden  ist. 

Trotz  dem  besitzen  die  dem  Hangendflötzzuge  zugehörigen  Gesteins- 
schichten eine  grössere  Verbreitung,  als  sie  sich  für  das  Kohlenflötz  allein 
herausstellt. 

Man  findet  sie  bereits  im  südlichsten  Theile  des  Ablagerungsgebietes  bei 
Sekerschan,  von  wo  sie  sich  über  Gottowitz,  Teinitzl,  Anherzen  und  Rothaujezd, 
dann  in  einem  zwischen  Nürschan  und  Tlucna  einerseits,  anderseits  zwischen  Liehn 


42 

uud  Weiperuitz  verbreiteten  Streifen  gegen  Kozolup  und  Ratscliitz  an  der  Mies 
hinziehen. 

In  diesem  Bezirke  sind  sie  an  der  Basis  durch  hellgefärbte,  caoliureiche 
Sandsteine  vertreten,  die  bei  Rothaujezd  in  ausgedehnter  Weise  technisch  benützt 
werden  uud  zahlreiche  oft  bedeutend  grosse  Araucariteu-Stammstücke  einschliessen 
und  werden  von  rothbraun  gefärbten  Schichten  überlagert. 

Dann  kann  man  diese  Schichten  verfolgen  von  Ratschi tz  über  den  Locho- 
tiner  Berg  nach  Tremoschna  bis  in  die  Gegend  von  Kaznau;  von  Kozolup  über 
Tschemiu  uud  Wscherau  fort  am  nordwestlichen  Rande  der  Ablagerung  über  Losa 
bis  Plass,  und  sonach  hier  mit  Ausnahme  des  östlichen  Randes  das  ganze  Ab- 
lagerungsgebiet überziehend. 

Auch  hier,  wie  schon  bei  Kottiken  erwähnt,  besteht  die  Basis  der  Haugend- 
schichten  aus  meist  hellgefärbten  caolinreichen  Schichten,  die  bei  Kottiken,  Tre- 
moschna, Nebfem,  Bris  etc.  ausgebeutet  werden,  denen  sich  die  rothen  Saudsteine 
und  Schieferthone  auflagern. 

Überall  werden  verkieselte  Araucariten  in  ihnen  eingeschlossen  gefunden ; 
ausser  bei  Kottiken  uud  Rothoujezd,  in  der  Gegend  von  Teiuitzl,  Auherzen,  Liehn, 
Weiperuitz,  am  Lochotiner  Berge,  bei  Tremoschna,  Bfiz,  Kaznau,  Ledec,  Kra- 
schowitz  etc. 

Auch  die  Pilsner  Ablagerung  ist  sonach  zum  grössten  Theile  an  ihrer 
Oberfläche  mit  Schichten  des  Hangendzuges  bedeckt;  im  nördlichen  Theile  der- 
selben treten  die  tieferen  Schichtcuzonen  nur  in  einem  verhältnissmässigen,  schmalen 
Gürtel  am  östlichen  Rande  unter  ihnen  zu  Tage,  während  die  Sandsteine  des 
Hangeudzuges  den  übrigen  Theil  des  Gebietes  bis  an  den  westlichen  Rand  ein- 
nehmen und  hier  unmittelbar  auf  azoischen  Thouschiefern  aufruhen. 

In  den  südwestlichen  Theil  der  Ablagerung  setzen  sie  in  einem  die  Mitte 
desselben  einnehmenden  Streifen  fort,  zu  beiden  Seiten  Schichten  des  tiefer  liegenden 
Mittelflötzzuges  und  Liegendflötzzugcs  unbedeckt  lassend. 

An  mehreren  Stellen  sind  die  noch  dem  Hangeudzuge  zuzurechnenden 
Liegendschichten  des  Kohlenflötzes  bekannt  geworden. 

Eine  die  bei  denselben  bestehenden  Verhältnisse  gut  darstellende  Localität 
ist  Kottiken.  Der  auch  das  Kohlcnflötz  daselbst  entblössende  Wasserriss  zieht 
sich  in  eine  Schlucht  erweitert  tiefer  herab,  und  bringt  die  unter  demselben  fol- 
gende Schichtenreihe  deutlich  zur  Ansicht,  in  welcher  unter  Sandsteinen  dunkle 
Schieferthone,  Pflanzen-  und  Thicrreste  enthaltende  Sphärosiderite  einschliessend, 
gegen  Malesitz  sich  herabziehend  erscheinen,  nirgend  mehr  aber  Spuren  verkieselter 
Araucariten  angetroffen  werden. 

Dieselben  Verhältnisse  werden  in  der  Schacht  zwischen  Gumberg  und 
Guscht  und  in  deren  Abzweigungen  beobachtet,  wo  ebenfalls,  das  Kohlenflötz 
unterlagernd,  Sandsteine  und  weiter  Schieferthone  von  dunkler  Färbung,  oft  in 
linsenförmigen  Parthien  mit,  Wirbelthierreste  cinscliliessenden  Sphärosideriten, 
auftreten,  und  zu  unterst  eine  Schichte  mit  Pyritknollen  folgt.  Araucariten- Bruch- 
stücke werden  aber  eingelagert  nicht  beobachtet. 

In  weiter  nördlicher  Richtung  findet  man  bei  Ledec,  in  der  Schlucht 
„V  propastech"  unter  dem  Kohlenflötze  Schieferthone  mit  zahlreichen  Sphäro- 
sideriten, aber  ebenfalls  ohne  Araucariten,  die  auch  hier  erst  in  den  das  Kohlen- 


* 


43 

flötz  überlagernden  lichten  Sandsteinen,  auf  welchen  zuletzt  rothe  Schichten  ruhen, 
sich  zahlreich  einstellen. 

V 

Aus  früher  bestandenen  Bergbauen  bei  Zilow  nördlich  von  Ledec  ist  weiter 
das  Vorkommen  eines  schwachen,  wahrscheinlich  die  Fortsetzung  von  Ledec  bil- 
denden Kohlenflötzes  und  unter  demselben  das  Anstehen  von  Schieferthonen  mit 
Sphärosideriten,  in  welchen  Wirbelthierreste,  namentlich  Fische  in  ausgezeichneter 
Erhaltung  gefunden  wurden,  bekannt,  unter  welchen  sich  ebenfalls  die  Pyritknollen- 
lage vorfindet. 

Hier,  ^  wie  bei  Ledec  und  fortsetzend  bis  Guscht  wird  unter  den  Pyrit- 
knollen eine  Lage  grauweissen  Sandsteins  beobachtet,  der  an  der  Gränzscheide  der 
mittleren  und  hangenden  Flötzzone  befindlich  zu  sein  scheint,  und  bereits  von 
Prof.  Fritsch  hervorgehoben  und  Ledecer  Sandstein  benannt  worden  ist. 

Noch  in  mehr  nördlicher  Richtung,  zwischen  Briz  und  Wieskau,  unter 
dem  bei  letzterer  Localität  durch  Schürfe  nachgewiesenen  Kohlenvorkommen,  steht 
in  einem  bis  jetzt  unbedeutenden  Wasserrisse  Schieferthon  an,  in  welchem  theils 
grosse  Sphärosiderite  eingelagert  sind,  die,  wie  die  Schiefer  selbst,  Pflanzenreste 
enthalten. 

Sämmtliche  Localitäten,  von  denen  die  Liegendschichten  des  Kohlenflötzes 
nähere  Einsicht  gestatten,  befinden  sich  in  der  Ncähe  einer  von  Süd  gegen  Nord 
gerichteten  Linie,  von  Malesitz  bis  Wiskau,  und  dieser  Umstand  scheint  auf  eine 
in  derselben  Richtung  befindliche  Dislocations-Stelle  hinzudeuten,  durch  welche 
die  tiefereu  Schichten  näher  als  anderorts  an  die  Oberfläche  gedrängt  wurden. 

Die  Vermuthung  findet  eine  Bestätigung  schon  in  dem  in  der  Kottikcner 
Schlucht  nahe  unter  der  Oberfläche  liegendem  Kohlenflötzc,  das  dann  weiter 
westlich  von  Kottiken  gegen  Guscht  zu,  fast  eben  so  nahe  unter  der  Oberfläche 
wieder  angetroffen  wird,  obwohl  es,  ohne  eingetretene  Dislocation  daselbst  bei  dem 
bestehenden  Verflachen  gegen  West  in  weit  grösserer  Tiefe  sich  befinden  müsste. 

Solche  Unregelmässigkeiten  im  Verflachen  werden  übrigens  ausserdem  oft 
genug  im  Bereiche  des  Hangendflötzzuges  auch  in  der  Pilsner  Ablagerungsparthie 
angetroffen,  und  erscheinen  nicht  selten  die  tieferen  hellgefärbteu  Schichten  in 
Folge  dessen  zwischen  den  höheren  rothen  hervorragend. 

Im  Allgemeinen  gibt  sich  aber  ein  Verflachen  des  ganzen  Complexes  vor- 
waltend in  der  Richtung  gegen  West  kund,  das  wohl  am  nordwestlichen  Rande 
stellenweise,  wie  bei  Wscherau  in  die  entgegengesetzte,  östliche,  übergeht,  jedoch 
nicht  weithin  in  derselben  beharrt,  auch  sonst  Abweichungen  erkennen  lässt,  so 
dass  streckenweise  eine  Art  wellenförmiger  Lagerung  sich  herausbildet,  als  unter- 
geordnete Erscheinung  zwischen  der  regelrechten  Lagerung. 

Bei  Schürfungen,  namentlich  in  der  südwestlichen  Gegend,  sind  rothe 
Sandsteinschichten  hie  und  da  in  unerwarteter  Tiefe,  unter  das  vom  Hangend- 
flötzzuge  eingenommene  Niveau  hinabreichend  beobachtet  worden.  Es  scheinen 
auch  hier  wie  bei  Kladno-Rakonitz  tiefer  reichende  Erosionen  durch  das  später 
zur  Ablagerung  gelangte  Materiale  der  Hangendzugschichten  wieder  ausgefüllt 
worden  zu  sein. 

Eine  bemerkenswerthe  Erscheinung  sind  noch  häufig  genug,  besonders  in 
der  Umgebung  von  Nürschan,  auch  nördlicher,  zerstreute  grosse  grobconglome- 
ratische  Blöcke  an  Stellen,  wo  Schichten  das  Hangendzuges  nicht  hinreichen,  und 


44 

die  aus  in  ihrer  Nähe  befindlichen  Gesteinsschichten  nicht  abstammen.  Ihre  Über- 
eiustimmuug  mit  der  Beschaffenheit  solcher  an  andern  Localitäten  noch  an  Ort 
und  Stelle  lagernden,  dem  tieferen  Schichtencomplexe  des  Hangendzuges  augehö- 
rigeu  Conglomerate  ist  geeignet,  in  diesen  Blöcken  die  Überreste  der  einst  weiter 
als  jetzt  verbreiteten  Hangendzugs-Gesteiusschichten  vermuthen  zu  lassen,  und 
die  Selbstständigkeit  der  letzteren  in  Bezug  auf  die  Raduitzer  und  Nürschaner 
Schichten  darzuthun,  die  sich  übrigens  in  dem  Umstände  bekundet,  dass,  wie  bei 
Nürschan  und  Tremoschna,  Schichten  dem  Hangeudzuge  zugehörig,  übergreifend 
über  solche  im  Mittelflötzzuge  befindliche  bestehen. 

Ablagerungsparthie  Manetin. 

In  dieser  gibt  sich  lediglich  eine  Fortsetzung  der  im  Nordwesten  der 
Pilsner  Ablagerung  bestehenden  Verhältnisse  kund. 

Schon  die  im  grösseren  Theile  dieses  Gebietes  an  der  Oberfläche  befin- 
dlichen rothen  Schichten  weisen  auf  die  Anwesenheit  des  Hangendflötzzuges  hin. 
Die  Verbreitung  der  Ablagerungsparthie  ist  durch  die  Orte  Zahradka  Littau, 
Preitenstein  Manetin,  Tomaschin  Modschidl  bis  an  den  Fuss  des  Berges  Wladar 
gegeben.  Von  der  Pilsner  Ablagerung  wird  sie  nur  durch  eine  schmale,  vielleicht 
einer  Hebung  ihre  Entstehung  verdankende  Zone  von  azoischen  Thonschiefern 
zwischen  Draschen  und  Neustadtl  getrennt,  so  dass  ein  einstiger  Zusammenhang 
beider  wahrscheinlich  ist. 

Eben  so  darf  die  noch  weiter  nordwestlich  bei  Stedra,  Prohof  wenig  aus- 
gedehnte, zwischen  Tomaschin  und  Prassles  durch  eine  wenig  breite  Unterbrechung 
von  der  Manetiner  isolirte  Parthie  erst  im  Verlaufe  der  Zeit  ausser  Zusammenhang 
gebracht  angesehen  werden.  Die  Gesteinsschichten,  die  an  der  Oberfläche  ange- 
troffen werden,  Sandsteine  und  Schieferthone  sind  besonders  im  westlichen  und 
nördlichen  Theile  der  Ablagerung  vorwaltend  roth  gefärbt,  während  am  östlichen 
und  südlichen  Rande  mehr  solche  von  gelblicher  oder  grauer  Farbe  erscheinen 
und  häufig  mit  groben  Conglomeraten  abwechseln,  wie  in  der  Gegend  von  Manetin 
in  daselbst  eröffneten  Steinbrüchen  gut  beobachtet  werden  kann. 

Das  Verflachen  der  Schichten  ist  ein  gegen  West  gerichtetes  und  es 
folgen  in  dieser  Richtung  über  den  grauen  Sandsteinen  die  rothgefärbten,  so  dass 
erstere  als  die  unteren,  letztere  als  die  oberen  erscheinen,  entsprechend  derselben 
Ordnung  in  den  übrigen  Verbreitungsbezirken  des  Hangendflötzzuges. 

Stellenweise  trifft  man  grobe  lose  Geschiebelagen,  unzweifelhaft  nach  zer- 
setzten Conglomerat-Bänken  am  Rande  der  Ablagerung  an,  und  dazwischen  grosse 
Blöcke  noch  unzersetzten  Conglomerat's,  wie  bei  Littau,  die  sich  ganz  jenen  in 
der  Umgebung  von  Nürschan  kennen  gelernten  ähnlich  zeigen. 

Derlei  Blöcke  sind  auch  in  grösserer  Menge  in  der  Nähe  der  in  diesem 
Gebiete  anstehenden  Basaltkuppeu,  wie  an  der  östlichen  Seite  des  Chlumberges, 
anzutreffen,  als  ob  sie  in  Folge  des  Empordringens  derselben  bloss  gelegt  worden 
wären,  Schieferthone  werden  zumeist  mit  dem  Complexe  der  rothen  Schichten 
abwechselnd,  und  ausser  von  rother,  auch  von  grünlicher  und  gi'auer  Färbung, 
oft  bandartig  gestreift,  reich  an  Glimmerblättchen  beiderlei  Art,  angetroffen. 

Bruchstücke  verkieselter  Araucariten  kommen  allenthalben  vor,  bei  Ma- 
netin,   Modschidl,    Preitenstein,    Spankowa  etc.,   wie  in  der  kleinen  Parthie  bei 


45 

Prohof-Stedra.  Ich  habe  die  Anwesenheit  solcher  auch  in  Schieferthonen,  in  dem 
westlich  voüManetin  sich  hinziehenden  Thale,  unterhalb  Aujezdl  beobachten  können. 

Untersuchungen  dieser  Ablagerung  auf  das  Vorhandensein  des  Kohlen- 
flötzes  sind  mehrfach  vorgenommen  worden,  haben  aber  nirgend  Veranlassung  zu 
dem  Aufleben  grösserer  Unternehmungen  gegeben. 

Überhaupt  konnte  das  Vorkommen  des  Kohlenflötzes  nur  an  einzelnen 
Stellen  des  Ablagerungsgebietes  nahe  dem  östlichen  Rande  desselben  nachgewiesen 
werden,  und  wurde  immer  nur  unbedeutender  Bergbau,  wie  bei  Modschidl,  Zwoln, 
Ladmefic  und  Rading  versucht,  oder  das  Kohlenflötz  durch  Schürfe  in  unbauwür- 
diger Beschaffenheit,  wie  bei  Spankowa,  aufgefunden. 

Dermalen  besteht  nur  noch  im  Sauberge  bei  Modschidl  unbedeutender 
Bergbau.  Die  Mächtigkeit  des  erschlossenen  Kohlenflötzes  soll  0,7  bis  1,0  Mt. 
betragen,  in  zwei  Bänken,  die  durch  ein  stärkeres  Zwischeumittel  getrennt  liegen. 
Etwas  südlich  von  dieser  Localität  waren  bei  Zwoln  ebenfalls  Schächte  auf  das 
Flötz  abgeteuft,  sind  aber  nun  verlassen.  Unter  dem  auf  den  alten  Halden  befin- 
dlichen Materiale  sind  noch  erhaltene  plattenförmige  Brandschieferstücke,  Sphäro- 
siderite  und  Bruchstücke  schwarzer  Araucariten  vorfindig. 

Die  durch  diese  Funde  angedeutete  Zugehörigkeit  des  Kohlenflötzes  zu 
den  Kounowa'er  Schichten,  die  sich  durch  ähnliche  Vorkömmnisse  auch  an  den 
weiter  südlich  gelegenen  Localitäten  verräth,  wird  besonders  erhärtet  durch  das 
Vorkommen  von  Bruchstücken  der  Schwarte  ähnlicher  Schiefer  mit  eingeschlossenen 
Fischschuppen  bei  Spankowa,  wo  sie  durch  einen  Schürf  zu  Tage  gefördert  wurden. 

Von  letzterer  Localität  ist  die  Verbreitung  des  Kohlenflötzes  noch  bis  in 
das  Dorf  Spankova  hinein  bekannt,  wo  es  bei  Grundgrabungen  angetroffen  wurde. 

Immer  ist  dasselbe  aber  in  der  Nähe  des  östlichen  Ablagerungsrandes 
gefunden,  und  scheint  in  der  Richtung  seines  Verflächens  gegen  West,  also  weiter 
in  das  Innere  der  Ablagerungsparthie,  nicht  nachhaltig  zu  sein. 

Westlich  vom  Bergbaue  am  Sauberge  wurde  in  nicht  zu  weiter  Entfernung 
von  ihm  ein  Schacht  vorgeschlagen,  der  bei  40  Mt.  Tiefe,  ohne  auf  das  Kohlen- 
flötz zu  treffen,  das  Grundgebirge  erreichte. 

Bei  Ladmefic,  wo  das  Kohlenflötz  durch  mehrere  Schieferzwischenlagen 
sich  gespalten  zeigt,  wurde  ebenfalls  westlich  von  den  bestandenen  Gruben  eine 
bis  137  Mt.  tiefe  Bohrung  durchgeführt,  mit  welcher  zwar  Lettenschichten  und 
etwas  Moore,  vielleicht  als  Vertreter  des  Kohlenflötzes,  dieses  selbst  aber  nicht 
mehr,  angetroffen  und  das  Grundgebirge  erreicht  wurde. 

Es  geht  sonach  auch  hier  die  Fortsetzung  des  am  Rande  der  Ablagerung 
befindlichen  Kohlenflötzes  wenig  weit  gegen  das  Innere  derselben,  und  in  der 
That  ist  bis  jetzt  von  dem  Vorkommen  eines  Kohlenflötzes  im  westlichen  Theile 
der  Ablagerung  nichts  bekannt  geworden. 

Das  Vorkommen  des  in  seinen  Eigenschaften  mit  dem  Kounowaer  über- 
einstimmenden Kohlenflötzes  am  östlichen  Rande  der  Ablagerung  im  Bereiche  der 
mit  Conglomeraten  wechselnden  grauen  Sandsteinschichten  verweist  auch  diese 
letzteren  in  die  Hangendflötzgruppe,  der  sie  als  unterer  Schichtencomplex  an- 
gehören, während  die  etwas  weiter  westlich  sich  diesem  auflagernden  rothen  Ge- 
bilde den  höheren  Horizont  einnehmen,  und  so  eine  Übereinstimmung  mit  dem 
Hangendflötzzuge  an  andern  Orten  nachweisen. 


46 

Nur  ist  das  Kohlenflötz  gegen  andere  Localitäten  etwas  abweichend  ge- 
gliedert, wozu  aber  der  Beginn  mit  dem  mächtiger  werdenden  Zwischenmittel 
bereits  in  den  westlichen  Parthieu  der  Pilsner  Ablagerung  bei  Guscht,  Wscherau 
zu  finden  ist,  und  avozu  ein  Analogon  in  der  bedeutenden  Trennung  der  beiden 
Flötzbäuke  durch  ein  keiförmig  sich  erweiterndes  Zwischenmittel  bei  Schlan-Pod- 
leziu  besteht. 

Die  ganze  Ablagerung  in  der  Umgebung  von  Manetin  ist  sonach  ein  dem 
HangendÜötzzuge  angehöriges  Gebilde,  und  ein  Gleiches  muss  für  die  westlich 
situirte  kleinere  Parthie  bei  Stedra,  in  welcher  ein  Kohlenflötz  noch  nicht  bekannt 
ist,  anerkannt  werden. 

Überblick  über  die  stratigraphischen  Verhältnisse. 

Aus  den  in  der  Gesammtablageruug  bestehenden  stratigraphischen  Ver- 
hältnissen hat  vor  Allem  besonderen  Anspruch  hervorgehoben  zu  werden  der 
Unterschied,  durch  welchen  jedes  der  auf  den  einzelnen  Horizonten  befindlichen 
Kohlenflötze,  theils  in  Bezug  auf  seine  Gliederung,  theils  in  Anbetracht  seiner 
Begleitschichteu,  vor  allen  übrigen  sich  auszeichnet. 

Dieser  Unterschied  begleitet  jedes  der  einzelnen  Kohlenflötze,  mit  Aus- 
nahme unwesentlicher  Modificatiouen,  in  seiner  ganzen  Verbreitung,  und  drückt 
demselben  derart  einen  selbstständigen  Character  auf,  durch  den  es  überall  sich 
wieder  zu  erkennen  gibt. 

Als  die  wichtigsten  jedem  der  Kohlenflötze  eigenthümlicheu  Merkmale  in 
dieser  Beziehung  haben  sich  herausgestellt: 

für  das  untere  Radnitzer  Kohlenflötz,  der  Mangel  regelmässig  dasselbe  durchsetzender 
Zwischenmittel;  die  dasselbe  unmittelbar  bedeckende  (Swina'er)  Sandsteiu- 
lage  und  der  darüber  folgende  Schleifsteinschiefercomplex ; 

für  das  obere  Eadnitzer  Kohlenflötz-^  die  Anwesenheit  constanter,  petrographisch 
gleichbleibender  Zwischenmittel,  vorzüglich  jener  mit  Bacillarites  probl. 
und  der  an  Stigmaria  reichen  Sohlendecken  bei  gleicher  Kohlengattung 
in  sämmtlichen  einzelnen  Bänken; 

für  das  Nilrschaner  oder  das  Mittelflötz  die  Verschiedenheit  der  Kohlengattung  in 
den  oberen  und  unteren  Bänken  desselben,  und  das  Vorkommen  von  platten- 
förmig  brechenden,  streckenweise  zahlreiche  Wirbclthierreste  einschlies- 
senden  Braudschiefern  oder  Plattelkohleu  an  seiner  Basis; 

für  das  Kounoioa'er  oder  Hangendflötz  die  Zweitheilung  in  eine  obere  mächtigere 
und  eine  untere  schwächere  Bank  von  gleicher  Kohlengattung,  die  im 
nächsten  Hangenden  dasselbe  begleitende,  zumeist  Wirbclthierreste  ein- 
schliessende ,  als  Schwarte  bekannte  Brandschieferlage,  und  die  unter 
demselben  lagernden  Schichten  mit  Sphärosideriten. 

Die  anderweitigen  die  Kohlenflötze  begleitenden  Gesteinsschichten  in  der 
Ablagerung  bieten  im  Allgemeinen,  besonders  jene  der  tieferen  Flötzzüge  nicht 
genügende  Unterschiede  dar,  um  sie  dort,  ayo  das  sie  trennende  Kohlenflötz  man- 
gelt, und  sie  unvermittelt  über  einander  folgen,  mit  einiger  Verlässlichkeit  gegen 
einander  begränzen   zu   können,   um  so  weniger,   als   in   der  Art   ihrer  Lagerung 


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47 


zurückverlegt 


zeigen. 


vt:  20 


llothe  Sanüstelue  und 
Schlet'erthone 


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10 


Caolinsandsteln  mit  Aiau- 
carlten  und  Conglomeiate 


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18  Schlefertlion  u.  SphärosUlerlte 


Schwarte 


Hanffendkohlenflötz 


Sandstein  und  Scliieferthon 
mit  Spliiiiosiderlten 

Fytitknollen 


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Gleichmässigkeit  besteht  und   die  Schichten   der  einzelnen  Flötzgruppen   conform 
zum  Absatz  gelangten. 

Es  sind  bisher  keine  entscheidenden  Merkmale  bekannt,  um  scharfe  Grunzen 
zwischen  den  Gesteinsschichten  der  beiden  unteren  Flötzzuge  ziehen  zu  können. 
Nur  die  Schichten  des  jüngsten 

oder  des  Hangeudflötzzuges  zeich-  Fig.  i3. 

neu  sich  mehrentheils  durch  Ei- 
genthümlichkeiten  aus,  welche  sie 
gegen  jene  der  tieferen  Horizonte, 
troz  der  bei  allen  bestehenden 
gleichförmigen  Lagerung,  sicherer 
zu  begränzen  gestatten,  wozu  das 
Auftreten  vorwaltend  rothgefärbter 
Gesteinsschichten,  der  Einschluss 
verkieselter  Araucariten  und  das 
Zutreten  kohlensauren  Kalkes  als 
Gemengtheil  gehört. 

In  überwiegender  Weise  ist 
sonach  die  Gliederung  der  mittel- 
böhm.  Steinkohlenablagerung  auf 
das  Eintreten  der  in  ihrer  Ent- 
wicklung verschiedenen  Kohlen- 
flötze,  in  drei  Gruppen  oder  Flötz- 
zuge bedingt,  deren  Reihenfolge 
beistehende  schematische  Darstel- 
lung versinnlicht.  (Fig.  13.) 

Die  Aufeinanderfolge  dieser 
drei  Flötzzuge  ist  von  unten  nach 
aufwärts  eine  rückschrittliche,  von 
dem  am  weitesten  gegen  Süden 
hinausgeschobenen  Rande  der  Ab- 
lagerungsbasis eine  immer  weiter 
sich  zurückziehende,  so  dass  die 
Schichten,  je  jünger  in  der  Reihen- 
folge, ihren  südlichen  Rand  immer 
mehr   gegen   Nord 


13 


Sandstein 

und 

Schlefei'thune 


12  Schieferthone 

10  PlattelkoUle     I 


flötz 


S  2 


1^    m 


Sandstein 

und 

Schlefertüon 


In  Folge  dessen  fehlt  in  allen 
südlich  und  südöstlich  situirteu 
einzelnen  kleineren  Ablageruugs- 
parthien  jede  Spur  der  höheren 
Flötzzuge,  und  nicht  nur  der 
tiefste    derselben ,    der 


Liegend- 


flötzzug  findet  sich  in  denselben 
allein  vertreten,   sondern   dieser 
Parthien.  • 


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Schiefeitlione 

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Plistenbank 

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Mittolbank 

mit 
Bacillarites 

[Interbank 

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Sandstein  und 
Conglomerate 


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noch    ausserdem   lediglich  durch  seine  untersten 


48 

Eben  so  erscheinen  in  den  grossen,  nördlich  und  westlich  befindlichen 
Ablagerungsparthien  die  Gebilde  des  Liegendflötzzuges  an  die  südlichen  Ränder 
hinausgeschoben,  und  zwar  je  weiter  südwestlich  mit  desto  unvollkommenerer, 
bruchstückweise  gebliebener  KohlenflÖtzentwicklung. 

Die  nächstfolgenden  Nürschaner  Schichten  treten  bereits,  wo  ihre  An- 
wesenheit mit  Sicherheit  bestimmt  werden  kann,  weiter  entfernt  vom  Rande  der 
Ablagerung,  gegen  das  Innere  derselben  zurückgezogen,  nördlich  hinausgedrängt 
auf,  und  noch  weiter  in  gleicher  Richtung  eingeschränkt  ruhen  endlich  die  Kou- 
nowa'er  Schichten  auf. 

Es  erscheinen  sonach  sowohl  der  Liegendflötzzug,  wie  auch  der  Mittel- 
flötzzug,  dort  wo  auch  der  Hangendflötzzug  vorhanden  ist,  nur  in  verschieden, 
selten  breiteren  Zonen  zu  Tage  anstehend,  während  die  Gebilde  des  letzten,  allein 
in  der  ganzen  Ausdehnung  der  Ablagerung  gegen  Norden  verbreitet,  vorwaltend 
die  Oberfläche  derselben  bedecken,  und  deren  nördliche  Begränzung  bilden. 

Allem  Anscheine  und  aller  Erfahrung  entsprechend  steht  auch  mit  der 
mehr  südlich  beginnenden  Ablagerung  der  tieferen  Flötzzüge  ein  früherer  Abschluss 
derselben  in  nördlicher  Richtung  in  Verbindung,  so  dass  überhaupt  die  jüngeren 
Gruppen  über  die  ältere  hinausgeschoben  sich  befinden,  und  an  ihrem  nördlichen 
Ende  sich  auf  anderem  Untergrunde  befinden  als  südlich,  wie  sich  in  der  That 
die  Schichten  der  Haugendflötzgruppe  im  nördlichen  Gebiete  bereits  unmittelbar 
den  azoischen  Thouschieferu  aufgelagert  zeigen. 

Die  Art  der  Ablagerung  der  drei  Flötzzüge  übereinander  stellt  sich  sonach 
als  eine  treppenförmige,  gegen  Nord  geneigte  heraus. 

Ungleich  weit  in  der  Richtung  vom  Rande  gegen  das  Innere  der  Abla- 
gerung werden  die  Kohlenflötze  anhaltend  befunden. 

Entgegen  anderorts  gemachten  Beobachtungen,  wo  die  Kohlenflötze  mit 
ihrer  Entfernung  vom  Ausgehenden,  dem  Verflachen  nach  an  Mächtigkeit  zu- 
nehmend geschildert  werden,  hat  sich  in  unserer  mittelböhmischen  Steiukohlen- 
ablagerung  eine  allmälige  Verschlechterung  und  früher  oder  später  ein  gänzliches 
Schwinden  der  Kohlenlagen  in  gleicher  Richtung  herausgestellt. 

Am  auff"älligsten  und  deutlichsten  ausgebildet  ergeben  sich  diese  Ver- 
hältnisse bei  dem  Liegendflötzzuge.  Schon  in  den  kleineu  isolirten  Ablagerungs- 
parthien, Radnitz,  Lisek  etc.;  mehr  in  der,  Kohlenflötze  nur  von  ihrer  südlichen 
Begränzung  ausgehend  einschliessenden  Ablagerungsparthie  Kladno-Rakonitz  ist 
der  frühere  oder  spätere  Abschluss  der  Kohlenlagen  in  der  Richtung  des  Ver- 
flächens  nachgewiesen;  eben  so  in  der  Umgebung  von  Pilsen,  wo  in  dem  nörd- 
lichen Theile  der  Ablagerung  die  Kohlenflötze  des  Liegendzuges  nur  am  östlichen 
Rande  derselben  bekannt  sind;  im  südlicheren  Theile  aber  auch  die  an  beiden 
entgegengesetzten  Rändern  des  hier  eine  Ausbuchtung  bildenden  Ablagerungs- 
gebietes vorkommenden  Liegendflötze  nur  vom  Rande  weg  abgelagert,  also  ein- 
seitig ausgebildet  erscheinen,  wobei  beiderseits,  anderen  Parthien  der  Total- 
mächtigkeit des  liegenden  Oberflötzes  entsprechende  Kohlenlagen,  also  solche 
nicht  gleichzeitiger  Entstehung,  vorhanden  sind,  und  diese  beiderseits  eben  so  wie 
das  sie  begleitende  Unterflötz  gegen  die  Mitte,  dem  Verflachen  nach,  sich  allmälig 
verlieren. 


49 

Und  ähnliche  Verhältnisse  sind  bei  der  Betrachtung  der  Kohlenlager  in 
den  beiden  höheren  Flötzzügen  in  Bezug  auf  ihre  Verbreitung  und  Entwicklung 
beobachtet  worden. 

Den  Kühleuflötzen  unserer  Ablagerung  kann  sonach  der  Charakter  becken- 
artiger Einlagerung  in  keiner  Hinsicht  zuerkannt  werden ;  sie  stellen  ausschliesslich 
mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Anhäufungen  des  vegetabilischen  Material's  in 
der  "N'ähe  des  Ablagerungsrandes  dar,  und  lassen  sich  überall  nur  als  einseitig 
zur  Entwicklung  gelangte  Strandbildungen  erkennen. 

Auf  die  Mächtigkeit  der  Kohlenflötze  a,ber  scheinen  während  der  Zeit 
ihrer  Entstehung  mehrmaliger  Änderung  unterlegene  Verhältnisse  Einfluss  geübt 
zu  haben. 

Deutlich  weist  darauf  hin  der  mannigfaltige  Wechsel  in  der  Mächtigkeit 
der  Liegendflötze  bei  ihrer  Verbreitung  im  Bereiche  der  gesammten  Ablagerung, 
der  in  einer  unterschiedlich  unvollkommenen  und  bruchstückweisen  Entwicklung 
der  einzelnen,  den  Bestand  des  Oberflötzes  in  seiner  Gesammtheit  bedingenden 
Kohlenbäuke  seine  Begründung  findet. 

Es  scheint  bei  der  Ablagerung  dieses  Kohleuflötzes  ein  wiederholtes 
Schwanken  im  Niveau  des  Untergrundes  bald  diese,  bald  eine  andere  Stelle  dem 
Bereiche  des  Absatzes  oder  der  Anhäufung  vom  Kohlenflötzmateriale  entrückt  und 
so  die  Lücken  im  Zusammenhange  der  einzelnen  Kohlenlagen  herbeigeführt  zu 
haben,  durch  welche  sich  unvollständige  Gliederung  und  daher  vieler  Orten  ge- 
ringere Mächtigkeit  erklären. 

In  dem  Befunde  der  Kohlenflötzentwicklung  und  in  der  ausgesprochenen 
Neigung,  sich  mehrfach  zu  spalten,  sind  alle  Anzeichen  vorhanden,  dass  je  mehr 
gegen  Süden,  desto  intensiver  jene  Unstetheit  im  Bodenniveau  thätig  gewesen 
sein  mag,  wie  sich  deutlich  genug  in  der  Uugleichartigkeit  der  an  den  entgegen- 
gesetzten Rändern  südwestlich  von  Pilsen  zur  Ausbildung  gelangten  Kohleulagen, 
in  der  dort  herrschenden  Unbeständigkeit  in  der  Anzahl  und  Mächtigkeit  der 
auftretenden  Zwischenmitte]  insbesondere  jener  bei  der  Ablagerung  von  Wittuna 
zu  erkennen  gibt. 

Weniger  intensiv  erscheinen  derlei  Ungleichförmigkeiten  in  der  Periode 
des  Mittelflötzabsatzes,  dessen  wechselnde  Mäclitigkeit  nicht  so  sehr  in  dem  gänz- 
lichen Mangel  einzelner  Lagen  desselben  als  in  einer  Verschwächung  aller  der- 
selben besteht. 

Noch  weniger  geben  sich  Schwankungen  beim  Hangendflötze  während 
dessen  Entwicklung  kund,  das  in  fast  gleicher  Mächtigkeit  überall  angetroffen 
wird,  und  bei  dem  nur  sowohl  in  der  äussersten  östlichen  wie  westlichen  Ver- 
breitung ein  Anschwellen  des  Zwischenmittels  zu  grösserer  als  gewöhnlicher  Stärke 
besteht. 

Die  den  ungehemmten  Absatz  der  Kohlenflötze  beeinträchtigenden  Er- 
scheinungen sind  sonach  vom  Beginne  der  Ablagerung  gegen  das  Ende  derselben 
in  abnehmender  Intensität  begriffen. 

Dass  dieselben  auch  auf  die  Entwicklung  der  die  Kohlenflötze  begleitenden 
Gesteinsschichten  nicht  ohne  Einfluss  blieben,  geht  aus  der  so  sehr  wechselnden 
Mächtigkeit  der  einzelnen  Schichtencomplexe  hervor,  die  gewiss  nicht  überall 
in  einer  local  in  grösserer  Menge  und  Intensität   stattgehabten  Zusammenhäufung 

i 


50 

von  Gestemsmateriale  zu  suchen  ist,  sondern  eben  so  oft  wenigstens  in  der  zu- 
fälligen Unebenheit  des  der  Ablagerung  sich  darbietenden  Untergrundes,  womit 
wohl  das  häufig  zu  beobachtende  allmälige  Auskeilen  einzelner  Schichten  in  nahe 
Beziehung  gebracht  werden  kann. 

Auf  den  Wechsel  in  Bodenschwankungen  und  in  einer  dadurch  im  Ver- 
laufe der  Ablagerung  herausgebildeten  abweichenden  Configuration  des  Unter- 
grundes deutet  ausserdem  die  Verschiedenheit  der  Verbreitungsbezirke,  in  denen 
die  Kohlenlager  der  einzelnen  Flötzzüge  sich  befinden,  und  die  keine  correspon- 
direude  Überlagerung  gegen  einander  aufweisen. 

Eine  Fortsetzung  derartig  eingeleiteter  Störungen  gibt  sich  in  der  Ab- 
lagerung selbst  noch  nach  deren  Abschluss  in  den  zahlreichen  Klüften  und  Spalten, 
von  welchen  ihre  Schichtensysteme  zumeist  in  den  Richtungen  von  Süd  gegen 
Nord,  ausserdem  von  SO  nach  NW  und  SW  gegen  NO  durchzogen  werden,  zu 
erkennen,  womit  häufig  ansehnliche  Verwerfungen,  Schichtenstöruugen  und  Niveau- 
veränderungen in  Verbindung  stehen.  Zahlreich  sind  solche  in  den  Grubenbauen 
aufgeschlossen;  wie  an  der  Hauptverwerfung  in  der  Umgebung  von  Radnitz,  wo- 
durch eine  bei  24  Meter  betragende  Dislocation  hervorgebracht  wird ;  mannigfaltig 
und  in  verschiedener  Intensität  bei  den  ausgebreiteten  Bergbauen  in  der  Umgebung 
von  Kladuo  ;  *)  aber  auch  deutlich  genug  bis  zu  Tage  gehend  kenntlich,  wie  entlang 
der  Rinnsale  des  Miesflusses,  des  Tfemoschnabaches  bei  Pilsen,  in  der  Umgebung 
von  Kottiken  und  Ledec  u.  s.  w. 

Kleinere  locale  Unterbrechungen  wurden  endlich  durch  das  Hervorbrechen 
einzelner  Basaltströme  bewirkt,  wie  bei  Schlau,  Winafitz,  bei  Libin  nördlich  von 
Lubenz,  ferner  bei  Prischow  (Umgebung  von  Pilsen),  bei  Mauetin,  Netschetin  und 
Dobrawitz.  Grössere  Störungen  durch  diese  vulkanischen  Gebilde  hervorgebracht, 
werden  nicht  beobachtet,  und  das  von  dem  Winaritzer  Basalte  mit  einzelnen  Apo- 
physen  durchsetzte  Liegendflötz  bei  dem  Mayrau-Schachte  nächst  Motitschin  zeigt 
weder  Verwerfungen,  sondern  blosse  Spaltung  der  Kohlenmasse  und  Umwandlung 
derselben  an  den  Contact-Stellen  in  Koaks. 

Alle  die,  die  Ablagerung  betreffenden  Entwicklungsverhältnisse  werden  in 
gleicher  Weise  in  sämmtlichen  Parthien  derselben,  entsprechend  den  in  dieselben 
hineinreichenden  Schichtencomplexen,  augetroffen,  und  diese  Erfahrung,  beruhend 
auf  der  Gleichartigkeit  und  Übereinstimmung  der  überall  in  derselben  Ordnung 
übereinander  folgenden  Schichtengruppen,  und  der  auf  gleichen  Horizonten  stets 
in  demselben  eigenthümlichen  Character  ausgebildeten  Kohleutiötze  zeigen  un- 
zweifelhaft, dass  die  mittelböhmische  Steinkohlenablagerung  als  ein,  in  allen  ihren 
einzelnen  Parthien  zusammengehöriges,  gleichartig  aufgebautes,  einheitliches, 
nicht  aus  verschiedenartig  entstandenen  Becken  bestehendes  Gebilde  betrachtet 
werden  niuss. 

Profile  durch  das  Ablagerungsgebiet  an  verschiedenen  Stellen  gelegt,  geben 
diesemnach  auch  übereinstimmende  Beschaffenheit,   wie  die  beistehenden  Darstel- 
lungen darthun. 
Fig.  14.  Ein  Profil  durch  die  Ablagerung   in  einer  von  Süd   nach  Nord  gehenden 

Linie  über  Kladno  bis  Schlau,    die   einseitige  Entwicklung   des   Liegend- 


")  Siehe  Prof.  JoL.  Krejci  Geologie. 


51 


Jemiiik  Scliacliie 


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CS 

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Kübeck  Schachte 
Thtenfeld  Schachte 

Layer  Schachte 
Franz  Schachte 


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flötzzuges,  des  darüber  folgenden,  durch  ein  schwaches  Kohleuflötzcheu 
bezeichneten  Mittelflötzzuges  und  des  nördlich  hinaus  gerückten  Ilaugend- 
flötzzuges  enthaltend. 

4* 


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tu 


Q^J 


Fig.  15.  Ein  Profil  von  Liibna  über  Eakonitz  an  den  Berg  Zban,  ebenfalls  in 
einer  von  Süd  nach  Nord  gelegten  Linie,  sämtliche  drei  Flötzzüge  in 
treppenförmiger  Überlagerung  kreuzend. 
Fig.  16.  Ein  Profil  durch  die  Ablagerung  nördlich  von  Pilsen,  über  Radnitz,  Tfe- 
moschna  nach  Manetin,  die  verschobene  Aufeinanderfolge  der  drei  Flötz- 
züge in  der  Richtung  von  Südost  gegen  Nordwest  darlegend. 
Fig.  17.  Ein  Profil  durch  die  Ablagerung  südlich  von  Pilsen  zwischen  Lititz  und 
Nürschan,  von  Südost  nach  Nordwest,  die  in  diesem  Theile  bestehende 
synclinale  Lagerung  der  Schichten  sämmtlicher  drei  Flötzzüge  darstellend. 

Über  die  Mächtigkeit,  bis  zu  welcher  die  Ablagerung 
sich  erhebt,  einige  Anhaltspunkte  zu  erhalten,  bietet  be- 
sonders das  von  Kladuo  gegen  Schlan  gelegte  Profil  (Figur 
14.)  günstige  Gelegenheit. 

Die  daselbst  in  fast  gerader  Linie  hinter  einander  in 
der  Richtung  des  Verflächens  von  Süd  gegen  Nord  durch- 
geführten Abteufungeu  haben  folgendes  Ergebniss  geliefert. 
Bei  dem  am  südlichsten  angesetzten  Franz-Schachte 
musste  bis  an  das  obere  Liegendflötz  beiläufig  185  Meter 
abgeteuft  werden;  bei  dem  nächstfolgenden  Laycr-Schachte 
225  Mt.,  bei  dem  weiteren  Thienfeld-Schachte  291  Mt.  und 
bei  dem  Kübek-Schachte  346  Mt. 

Bei  der  Abteufung  des  dann  in  weiterer  nördlicher 
Entfernung  angesetzten  Versuchs-Schachtes  unweit  Jemnik 
wurde  das  Grundgebirge  erst  mit  504,3  Mt.  erreicht,  und 
die  Bohrung  bei  Malkowitz  musste  circa  580  Mt.  nieder- 
gehen, um  das  Grundgebirge  zu  erreichen.  Die  Mächtigkeit 
der  Ablagerung  stellt  sich  sonach  stellenweise  über  500  Mt. 
heraus,  wovon  weitaus  der  grössere  i\.ntheil  der  Liegendflötz- 
gruppe  zuzufallen  scheint. 

Dass  die  Mächtigkeit  einer  und  derselben  Flötzgruppe 
oft  auffallendem  Wechsel  unterliegt,  ist  bereits  erörtert  worden 
und  bei  der  gleichförmigen  Lagerung  ist  namentlich  dort, 
wo  das  zugehörige  Kohlenflötz  mangelt,  die  Gränzscheide 
zwischen  dem  Liegendflötzzuge  und  dem  Mittelflötzzuge  bei 
der  wenig  verschiedeneu  Beschaffenheit  der  ihnen  angehöri- 
gen  Gesteinsschichten  nicht  mit  Sicherheit  zu  ermitteln,  das 
beiderseitige  Mächtigkeitsverhältniss  sonach  nicht  klar. 

Der  Hangendflötzzug  allein  bietet  hiezu  immer  genü- 
gende Gelegenheit,  in  der  mehrentheils  abweichenden  Be- 
schaffenheit seiner  Gesteinsschichten   von  jenen  die  tieferen 


Pi^ 


llii;iiii;ii 


Grundgebirge 


Radnitzor  Seh.  Ntlrscbaner  ScIi.  KounovÄer  Scli. 

der  Stetnkohlenablagerunu;. 


Kreideformation 


StetnkohlenHöfze    »• 


53 

Flötzgnippen  zusamniensetzeudeu.  Dieser  Flötzzug  kennzeichnet  sich  schon  in 
seinen  stratigraphischen  Verhcältnissen  als  ein  von  den  tiefem,  unter  bereits  modi- 
ficirteu  Bedingungen  entwickeltes  Gebilde. 

Der  Unterschied  in  der  Mächtigkeit  einzelner  Schichtencomplexe  beruht 
nicht  immer  auf  ursprünglicher  Anlage;  häufig  genug  hat  der  Bestand  derselben 
durch  später  erfolgte  Erosion  und  Abschwemmung  Einbusse  erlitten,  und  sind 
Schotteranhäufungen  tlieils  im  Bereiche  der  Ablagerung  befindlich,  wie  bei  Kro- 
schau  (Chrastiau),  Hlavacow,  Littau  etc.;  theils  weiter  hinausgeführt,  wie  bei 
Chrast,  Wuttau  etc.,  Belege  hiefür.*) 

Es  ist  einleuchtend,  dass  derlei  Erosionen  und  Abschwemmungen  stellen- 
weise endlich  bis  zur  Trennung  des  einst  im  Zusammenhange  befindlichen  Ge- 
bildes führen  konnten,  und  die  Ablagerung  in  dem  uns  jetzt  vorliegenden  Zustand 
der  Zertheilung  in  mehrere  isolirte  Parthien  zu  versetzen  vermochten,  worauf  noch 
die  hie  und  da  zwischen  einzelnen  Parthien,  wie  Wranowa  und  Nürschan  etc. 
vorhandenen  Rudimente  ehemaliger  Gesteinsschichten  hindeuten,  und  so  einen 
ehemals  w^eiter  bestandenen  Umfang  der  Ablagerung  erkennen  lassen. 


IL  Paläontologische  Verhältnisse. 

Organische  Überreste,  sowohl  aus  dem  Thierreiche  wie  aus  dem  Pflanzen- 
reiche werden  in  den  Schichten  der  mittelböhmischen  Steinkohlenablagerung  in 
ansehnlicher  Menge,  und  in  sämmtlichen  Horizonten,  von  dem  tiefsten  bis  zum 
höchsten,  wie  schon  angedeutet,  gefunden. 

Solcher  Horizonte  bestehen  im  Ganzen  vier,  indem  die  den  Liegendflötzzug 
erfüllenden  Gesteinsschichten,  je  nachdem  dieselben  das  untere  Kohlenflötz  des- 
selben, oder  das  obere  überlagern,  als  eigene  Gruppen  aufgefasst  werden  können, 
während  die  beiden  höher  folgenden  Flötzzüge,  nur  mit  je  einem  Kohlenflötze  in 
Beziehung  stehend,  auch  nur  je  einen  Horizont  in  dieser  Beziehung  vertreten. 

Der  grösste  Reichthum  au  organischen  Überresten  wird  im  Allgemeinen 
in  den,  die  nächste  Begleitung  der  Kohlenflötze  bildenden  Gesteinsschichten  sowohl 
im  Hangenden,  wie  th eilweise  im  Liegenden,  oder  in  den  vorhandenen  Zwischen- 
mitteln angetroffen,  und  so  finden  sich  die  jedem  Horizonte  eigenthümlichen  orga- 
nischen Überreste  vorwaltend  auf  einer  verhältnissmässig  geringen  Schichtenreihe 
versammelt,  während  sie  in  den,  den  weitern  Bestand  eines  Flötzzuges  zusammen- 
setzenden, in  grösserer  Entfernung  von  dem  zugehörigen  Kohlenflötze  lagernden 
Schichten  gewöhnlich  nur  einzeln  zerstreut  beobachtet  werden. 


*)  Ausserhalb  dieser  Schotterablagerungen  werden  über  das  ganze  Ablagerungsgcbiet  zer- 
streut beobachtet  einzelne  Blöcke  verschiedener  Grösse  eines  plattflächigen,  graugelb- 
lichen, meist  aDgeroUten  dichten  Kieselsandsteins,  der  nirgends  in  den  anstehenden 
Schichten  bekannt  ist,  daher  andern  Ursprungs  sein  muss.  Ich  habe  diese  Blöcke  be- 
obachtet sehr  häufig  bei  Wetzlau,  dann  mehr  oder  weniger  zahlreich  bei  Kriegern, 
Ledec,  Ober-ßfiz,  Wscherau,  Nürschan,  Rothaujezd,  Manetin,  sämmtlich  im  Bereiche 
des  Hangendflötzzuges,  und  sie  kommen  ausserdem  in  der  Umgebung  von  Laun  vor. 


54 

Diesemnacli  vertlieilen  sich  die  vier  vorwaltend  paläoiitologisclie  Belege 
liefernden  Horizonte  derart,  dass  dem  Hangend-  und  dem  Mittelflötzzuge  je  einer 
angehört,  im  Liegendflötzzuge  aber  zwei  derselben  unterschieden  werden  können, 
die  als  untere  und  obere  Abtheilung  desselben  zu  betrachten  wären. 

Für  die  Ermittlung  der  überhaupt  auf  der  mittelböhmischen  Steinkohlen- 
ablagerung erscheinenden  Arten  aus  beiden  organischen  Reichen  bieten  die  zahl- 
reichen Abhandlungen  und  Mittheilungen  früherer  Forscher  von  Sternberg  ange- 
fangen bis  in  die  neueste  Zeit  ein  reiches  Materiale. 

Die  meist  genaue  Angabe  der  Fundorte  für  die  einzelnen  beobachteten 
Arten  ermöglicht  es  auch,  mit  Zuverlässigkeit  den  Horizont  festzusetzen,  welchem 
dieselben  angehören,  selbst  dort  wo  nur  auf  den  vorhandenen  Halden  gesammelt 
wurde,  da  bei  der  eigenthümlicheu,  treppenförmig  über  einander  vorgeschobenen 
Beschaffenheit  der  Kohlenflötzlagerung  nur  in  seltenen  Fällen  mit  einem  und 
demselben  Schachte  Schichten  zu  mehr  als  zu  einem  Horizonte  gehörig  in  Angriff 
genommen  sind,  und  wo  es  hie  und  da  doch  der  Fall  ist,  die  verschiedene  Ge- 
steinsbeschaffenheit gewöhnlich  ohne  Mühe  die  richtige  Einreihung  zu  treffen 
gestattet. 

Der  Beschreibung  und  näheren  Schilderung  der  verschiedenen  kennen  ge- 
lernten Arten,  sowohl  aus  dem  Thier-  wie  aus  dem  Pflanzen-Reiche,  ist  eben  auch 
in  den  zahlreichen  erwähnten  Abhandlungen  in  mehrfacher  und  genügender  Weise, 
theils  selbstständig,  theils  mit  Beziehung  auf  andere  Fachschriften,  entsprochen,  so 
dass  hier  von  einem  speziellen  Eingehen  auf  dieselbe  abgesehen  werden,  und  vor- 
züglich der  Verbreitung  derselben  in  den  einzelnen  Horizonten,  den  Verhältnissen 
ihrer  Vergesellschaftung  und  ihres  Auftretens  Berücksichtigung  zu  Theil  werden  soll. 

a)  ThieiT-este. 

Das  erste  Thierpetrefact  aus  der  mittelböhmischen  Stiünkohlenablagerung 
wurde  vom  Grafen  Caspar  Sternberg  1834  bei  Chomle  in  der  Umgebung  von 
Radnitz  entdeckt,  und  als  fossiler  Skorpion  von  Corda  mit  dem  Namen  Cyclo- 
phthalmus  senior  beschrieben. 

Erst  nach  viele  Jahre  betragenden  Zeitabständen  kamen  dann  weitere 
Arten,  immer  vereinzelt  zum  Vorscheine.  Insbesondere  gehört  die  Kenntniss  von 
dem  Vorkommen  der  Wirbelthiere  einer  erst  verhältnissmässig  kurzen  Zeit  an. 

Zwar  wird  die  Anwesenheit  von  solchen,  namentlich  von  Fischschuppen,  in 
der  Schwarte  des  Hangendflötzes  bei  Hredl,  Kounowa  bereits  von  Reuss  und  Lipoid 
angezeigt.  Ihre  nähere  Schilderung,  so  wie  die  Ermittlung  von  dem  Auftreten 
derselben  auch  im  Bereiche  des  Mittelzuges  bei  Nürschan  und  Tfemoschna,  ver- 
danken wie  erst  den  Bemühungen  des  Prof.  Dr.  A.  Fritsch,  der  dieselben  in  seinem 
umfangreichen  Werke:  „Fauna  der  Gaskohle  etc."  ausführlicher  Bearbeitung  und 
Beschreibung  unterzieht. 

Auch  die  aus  anderen  Classen  vorgekommenen  Thierreste  finden  wir  vor- 
waltend in  einzelnen  Abhandlungen  von  Dr.  Fritsch  eingehend  behandelt.  (Fauna 
der  Steinkohlenformation  Böhmens,  Arbeiten  der  geolog.  Abtheilung  der  Landes- 
durchforschung von  Böhmen  1873;  und  fossile  Arthropoden  der  Steinkohlen-  und 


55 

Kreideformation  Böhmen's  in  Beiti-cägen  zur  Paläontologie  Österreich-Ungarn's 
IL  Bd.   1882.) 

Es  genügt  sonach,  in  Bezug  auf  die  Thierreste  unserer  Steinkohlenabla- 
gerung auf  die  angeführten  Special-Arbeiten  zu  verweisen  und  nur  die  für  vor- 
stehenden Zweck  sich   aus  denselben   ergebenden  Folgerungen  zu  berücksichtigen. 

Nach  dem  heutigen  Stande  unserer  Kenntniss  beträgt  die  Anzahl  aller 
bekannt  gewordenen  Arten  thierischer  Überreste  aus  unserer  gesammten  Stein- 
kolilenablagerung  achtzig. 

Von  diesen  80  Arten  entfallen  auf  die  Wirbelthiere  allein  59;  diese  sind 
sonach  bis  jetzt  überwiegend  vertreten. 

Sie  gehören  den  beiden  Classen:  Stegocephali,  Cope  (Labyrinthodontia) 
und  Pisces  an;  der  erstem  mit  36  Arten  aus  7  Familien;  der  letzteren  mit  23 
Arten,  woran  2  auf  die  Lurchfische,  21  auf  die  eigentlichen  Fische  entfallen. 

Das  erste  Erscheinen  von  Wirbelthierresten  fällt  mit  dem  Auftreten  des 
Mittelflötzes  zusammen,  wo,  wie  bereits  erwähnt,  die  au  der  Basis  des  Kohlen- 
flötzes  befindlichen  Caunelkohlen  und  Brandschieferschichten  solche  eingeschlossen 
enthalten,  und  den  ersten  Wirbelthierreste  führenden  Horizont  bilden. 

Nach  ziemlich  langer  Unterbrechung  sind  Wirbelthierreste  erst  wieder  in 
der  Begleitung  des  Hangend-  oder  des  Kounowa'er  Kohlenflötzes  bekannt,  und 
zwar  einestheils  in  den,  das  Flötz  unterlagernden  Sphärosideriten  eingeschlossen, 
anderntheils  in  der  im  Hangenden  des  Flötzes  befindlichen,  Schwarte  genannten, 
Brandschiefer-Schichte, 

Hiedurch  wird  ein  zweiter  vornehmlich  Wirbelthierreste  führender  Horizont 
hergestellt.  Nur  vereinzelt  sind  bis  jetzt  in  den  höher  folgenden  Schichten  des 
Hangendflötzzuges  die  Spuren  von  Wirbelthierresten,  namentlich  in  Fischschuppen 
bekannt. 

Auf  den  Mittelflötzzug,  oder  auf  die  Nürschaner  Schichten  entfallen  nun 
von  sämmtlichen  Wirbelthieren  32 ;  auf  den  Hangendfiötzzug,  oder  die  Kounowa'er 
Schichten:  29  Arten  und  zwar  sind  vertreten: 

In  Nürschaner  Schichten;        in  Kounowaer  Schichten 

die  Stegocephali  mit  ...  25  Arten      11  Arten 

die  Pisces  mit     ....    .    7     „        18 

oder  die  Stegocephali  er- 
scheinen in  Bezug  auf  ihre 
gesammte  Artenmenge  pr. 

36  mit 69,5  pct 30,5  pct. 

die  Fische  dessgleichen  mit  30,5     „ 78,2     „ 

Die  Anzahl  der  Arten  aus  jeder  Klasse  ist  sonach  auf  den  beiden  Ho- 
rizonten in  umgekehrtem  Verhältnisse  befindlich ;  es  erscheinen  auf  den  Nürschaner 
Schichten  vorwaltend  Stegocephali,  untergeordnet  Fische;  dagegen  auf  den  Kouno- 
wa'er die  Fische  überwiegender  als  die  Stegocephali  vertreten  sind. 

Die  Stegocephali  verhalten  sich  zu  den  Fischen  in  den  Nürschaner  Schichten 
wie  3,57 : 1.  Dagegen  in  den  Kounowa'er  Schichten  die  Fische  zu  den  Stegocephali 
wie  1,64  :  1.  Der  Unterschied  in  der  Vertretung  beider  Classen  ist  sonach  in 
ersteren  Schichten  ein  bedeutend  grösserer  als  bei  den  letzteren. 


56 

Von  allen,  aus  beiden  Horizonten  bekannt  gewordenen  Arten  sind  es  bis 
jetzt  bloss  zwei,  die  beiden  gemeinschaftlich  zukommen,  und  diese  zwei  gehören 
den  Fischen  an;  es  sind  diess  die  Arten  Orthacanthiis  bohemicus,  und  eine  sp. 
Phillolepis.  —  Nicht  eine  Art  der  Stegocephali  ist  bis  jetzt  in  beiden  Horizonten 
vorkommend  bekannt.  Es  besteht  sonach  eine  sehr  untergeordnete  Verbindung 
zwischen  denselben  durch  die  verschiedenen  Arten  von  Wirbelthierresten. 

Dagegen  zeigt  das  bekannte  Vorkommen  der  in  der  Schwarte,  bei  Kou- 
nowa,  Zabof  etc.  eingeschlossenen  Fischreste,  Acanthodes  gracilis  Eöm.  und  Am- 
blypterus  gigas  Fr.  auch  in  den  Sphärosideriten  unter  dem  Kounowa'er  oder 
Hangend-Kohlenflötze  (bei  Zilow,  Umgebung  v.  Pilsen  etc.)  bei  gänzlichem  Mangel 
derselben  im  Bereiche  des  Nürschaner  Horizontes,  die  Zugehörigkeit  der  diese 
Sphärosiderite  umhüllenden  Schichten  zum  Hangendflötzzuge  an. 

Die  übrigen  21  Arten  unterschiedlicher  Thierreste  vertheilen  sich  in  nach- 
folgende Classen:  Insecta  —  7  Arten;  Arachnida  —  3  Arten;  Myriopoda  —  3  Arten; 
Crustacea  —  7  Arten;  Mollusca  —  1  Art. 

Sie  sind  unterschiedlich  auf  die  einzelneu  Schichtengruppen  vertheilt  und 
erscheinen  immer  nur  sporadisch. 

In  der  beistehenden  Tabelle  sind  die  einzelnen  Arten  aus  allen  Classen 
dieser  niedereren  Thiere  angeführt,  und  ihr  Vorkommen  sowohl  in  Bezug  auf  die 
Schichtengruppe,  aus  welcher  sie  stammen,  als  auf  die  Localität,  an  welcher  sie 
bisher  beobachtet  wurden,  zusammengestellt: 


A.rthropoda. 

Insecta. 

Acridites  priscus  Andre  von  Stradonitz 

Gryllacris  Bohemica  0.  Novak  von  Stradonitz    .... 

Palingenia  Feistmanteli  Fritsch  von  Kralup 

Flügelreste  eines  Orthopteren  (Eugereon  ?)  von  Nürschan 
Xylorictes   septarius  Fritsch,   Bohrgäuge   von  Insekton 

von  Swina 

Xylorictes    planus    Fritsch ,   Bohrgänge   von   Insekten 

von  Nürschan 

Blattina  sp.  von  Lubna 

Arachnida. 

Cyclophthalmus  senior  Corda  von  Chomle,  Kralup,  Ho- 

stokrey  

Fragmente  eines  Skorpions  von  Nürschan-Studniowes 
Palaranea  borassifolia  Fritsch  von  Swina 


Myriopoda. 

Jiilus  constans  Fritsch  von  Nürschan   . 
Julus  costulatus  Fritsch  von  Nürschan 
Julus  pictus  Fritsch  Kounowa-Zabof 


Crustacea. 

rrampsonyohus  parallelus  Fritsch  von  Dibi-y 

Gampsonycluis  Krejcii  Fritscli  von  Nürschan,  Ti'emoschna 

Lepidodorma  Jmhoffi  Reuss  von  Wilkischen 

Estheria  tennlla  Fritsch  von  Nürschan 


Radnitter  Seh. 


Untere 
Flötz- 
gruppe 


+ 


+ 


+ 


+ 


Obere 
Flötz- 
gruppe 


Nür- 
schaner 
Schicht. 


Kouno- 
wa'er 
Schicht. 


• 

+ 

+ 

+ 

+ 

1 

+ 

4- 

' 

+ 
+ 

, 

+ 

+ 

+ 


+ 


57 


Kadnitzer  Seh. 


Untere 

Flötz- 
gruppe 


Estlieria  sp.  von  Tfemoschua      

Estheria  (cyanea)  von  Kounowa,  Herrndorf 
Cypridea  sp.  im  Kalkstein  von  Klobuk     ,    . 


Obere 

Flötz- 
gruppe 


Nur- 
schnner 
Schlchi. 


Kouno- 

wa'er 

Schicht. 


+ 


Moiluska. 

Anthracosia  sp.  im  Kalksteine  von  Kloliuk-Pernz 


+ 

+ 


+ 


7  3 


Die  Arten  aus  niedereren  Thierclassen  sind  sonach  auf  die  einzelnen 
Horizonte  gleiclimässiger  vertheilt.  Von  allen  21  Arten  sind  jedoch  bloss  zweie 
nicht  auf  einen  einzigen  beschränkt,  und  beide  diese  Arten  gehören  den  Scorpionen 
an,  die  sonach  bis  jetzt  allein  in  Scämmtlichen  Flötzzügen  beobachtet  wurden. 

Auch  in  den  beiden  Unterabtheilungen  der  Radnitzer  Schichten,  oder  des 
Liegendflötzzuges  ist  es  nur  die  Art  Cyclophthalmus  senior,  die  in  beiden  gemein- 
schaftlich erscheint;  alle  übrigen  Arten  bleiben  auf  die  eine  oder  die  andere 
Abtheilung  beschränkt. 

Insgesammt  an  Wirbelthierresten  und  au  Arten  aus  niedereren  Thiecrlassen 
haben  sonach  die  einzelnen  Horizonte  der  mittelböhmischen  Steinkohlenablagerung 
folgende  Anzahl  Arten  geliefert: 

untere  Abtheilung 7 

obere  Abtheilung 3  Zusammen  10  Arten 


Liegendflötzzug 


Mittelflötzzug 40      „ 

Hangendflötzzug       34 

Macht .    .    .  84  Arten 
Darunter  auf  mehr  als  einem  Horizonte  erscheinnde  Arten    .    4      „ 

Gibt  die  ganze  bekannte  Artenanzahl  ...  80  Arten 

Trotz  der  nicht  geringen  Anzahl  verschiedener  Arten  von  Thierresten  sind 
dieselben,  mit  Ausnahme  der  stellenweise  häufiger  gedrängt  erscheinenden  Wirbel- 
thierreste  dennoch,  ihres  nur  sporadischen  Auftretens  halber,  weniger  dienlich, 
die  einzelnen  Schichtencomplexe  auf  ihre  Zugehörigkeit,  zu  einem  oder  dem  andern 
Flötzzuge  bestimmen  zu  lassen ;  selbst  die  Wirbelthierreste  werden  in  demselben 
Horizonte  streckenweise  nicht  angetroffen,  und  wo  sie  sich  einstellen,  sind  sie  nicht 
in  solcher  Menge  stets  zu  finden,  wie  es  nach  ihrer  Anzahl  bestimmter  Arten 
den  Anschein  haben  könnte,  die  aber  durch  vieljährige  Bemühung  und  Aufmerk- 
samkeit allein  endlich   von  Prof.  Dr.  Fritsch  zusammengebracht   werden   konnten. 

Am  gleichmässigsten  verbreitet  finden  sich  die  Wirbelthierreste  in  der, 
das  Hangendflütz  (Kounowa'er  Flötz)  im  Hangenden  begleitenden  Brandschiefer- 
schichte der  Schwarte,  und  sind  aus  der  Umgebung  von  Pilsen,  von  Manetin  und 
zwischen  Kounowa-Schlan  bekannt;  den  Mittelflötzzug,  die  Nürschaner  Schichten, 
begleiten  sie  nur  in  der  Umgebung  von  Pilsen. 

Viel  massgebender  in  dieser  Beziehung  als  die  Thierreste  erweisen  sich 
die  Pflanzenreste. 


58 


h)  Pflanzenreste. 


Auch  die  Pflanzenreste  werden  am  ergiebigsten  auf  den  in  der  nächsten 
Begleitung  der  Kohlenflötze  befindlichen  Schichten  angetroffen.  Vorwaltend  sind 
diess  Schieferthone  in  ihrer  unterschiedlichen  Beschaifenheit.  Nur  seltener  sind 
die  Sandsteine,  und  dann  zumeist  jene  mehr  feinkörniger  Zusammensetzung  gün- 
stigere Lagerstätten  für  dieselben,  wie  jene,  die  über  dem  unteren  der  beiden 
Liegendflötze  entwickelt  sind. 

In  den  gi'obkörnigeren  oder  mehr  porösen  Sandsteinen,  wie  auch  in  den 
von  den  Kohlenflötzen  entfernter  gelagerten  Gesteinsschichten,  fehlen  zw^ar  vege- 
tabilische Überreste  nicht,  sind  aber  meist  ungenügend  erhalten  und  vereinzelt 
zerstreut  anzutreffen,  seltener  nur,  besonders  in  zwischengelagerten  Schieferthou- 
schichten  regelmässiger  eingebettet.  Die  Pflanzenreste  erscheinen  sonach  vorwaltend 
auf  vier  verschiedenen  Horizonten. 

Dovon  gehören  zweie  dem  Liegendflötzzuge  an,  in  dem  die  das  Unterflötz 
und  jene  das  Oberflötz  begleitenden  Gesteinsschichten  als  je  ein  Pflanzenreste 
führender  Horizont,  als  untere  und  obere  Abtheilung  des  Liegendflötzzuges  be- 
trachtet werden,  und  der  Mittelflötzzug,  so  wie  der  Hangendflötzzug  als  weitere 
selbstständige  Horizonte  erscheinen.  Für  jeden  dieser  Horizonte  sind  Pflanzen- 
reste von  einer  genügenden  Anzahl  von  Localitäten  gesammelt  und  beobachtet 
worden,  um  für  den  Character  der  in  jedem  derselben  eingeschlossenen  fossilen 
Flora  einen  entsprechend  verlässlichen  Anhaltspunkt  zu  besitzen,  da  allein  die 
Betrachtung  des  Vorkommens  von  Pflanzenresten  an  mehreren,  wo  möglich  ent- 
fernter gelegenen  Localitäten  ein  hinlängliches  Bild  derselben  zu  liefern  vermag, 
während  die  Ausbeute  einzelner  Fundstellen  allein  oft  nur  zu  einseitigen  Ergeb- 
nissen führt. 

Es  sind   sonach  für   die  untere  Abtheilung   des  Liegendflötzzuges   die  Er- 

V 

gebnisse  von  folgenden  Localitäten  zur  Verfügung :  Klein  Prilep ;  Zebräk ;  im  Li- 
seker  Becken  die  Fundorte  Stradonitz,  Dibry,  Hiskow;  Miröschau  die  unteren 
Schichten ;  Swina ;  Chomle,  Wranowitz  zum  Theil  etc. ;  Kladno,  Rakouitz  und  Um- 
gebung; Kaznau,  Tfemoschna,  Blattuitz  etc. 

Für  die  obere  Abtheilung  des  Liegendflötzzuges :  vor  Allem  Umgebung  von 
Radnitz;  besonders  Bras;  Miröschau;  Lisek  mit  Zlejcina;  Kralup;  Wotwowitz ; 
Kladno;  Umgebung  von  Pilsen;  Kaznan;  Tremoschna;  Nürschan;  Wilkischeu; 
Weisser  Berg,  Mantan;  Merklin  und  Wranowa  etc. 

Für  den  Mittelflötzzug:  Umgebung  von  Nürschan,  Pankrazgruben,  Hum- 
boldtschacht und  Zieglerschacht,  ferner  Tremoschna  Barbaraschacht ;  Lubua,  Zemech 
und  Mühlhausen. 

Endlich  für  den  Hangendflötzzug :  sämmtliche  bekannten  Fundorte  im  Schlan- 
Rakonitzer  Bezirke  von  Naumeritz  bis  Herrudorf,  in  der  Umgebung  von  Pilsen, 
Kottiken,  Ledec,  Bfiz  etc.,  und  Umgebung  von  Manetin. 

Sämmtliche  aus  den  Schichten  der  mittelböhmischen  Steinkohlenablagcrung 
bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Arten  fossiler  Pflanzen  sind  demnach  auf  Grundlage 
ihres  Vorkommens,  in  die  entsprechenden  Horizonte  oder  Flötzzüge  eingereiht,  in 
der  beistehenden  Tabelle  ersichtlich  gemacht,  wie  folgt: 


59 


Fossile  Flora  der  mittelböhmischen  Steinkohlenablagerung. 


Radnitzer  Schichten 


Untere  Abth.   j!    Obere  Abth. 


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7    8    9  10  A.B.  1112  13  C.  14  15  16 


Kouno- 
wa'er  Seh. 


I.  CryutoEaiiiae. 

A.    Thallophyta. 

1.  Confervideae. 

Solenites  fiircatns  L.  &  H. 
2    Bacillarites  problematicus  K.  F. 


6 
7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 


2.  Fungi. 


fiyromices  ammonis  Göpp. 
Splülrites  Feistmantelianus  Rab. 
Xylomidos  ellipticus  K.  F. 


B.  Cryptog.  vasculares, 
1.  Filices. 

Wedelbruchstücke. 

a)  Sphenopterideae. 

Sphennpteris  lanceolata  Gutb. 

„  Gutbieri  Ettingsh. 

„  linearis  Stbg. 

„  tenuissima  Stbg. 

„  tenella  Brongn. 

raeifolia  Stbg. 

„  elegans  Brongn. 

„  spinosa  Göpp. 

„  ttexuosa  Gutb. 

„  c.  f.  distans  Stbg. 

„  laciniata  Gutb. 

„  Linki  Göpp. 

„  intermedia  Ett. 

„  Hönigshausi  Brong. 

„  microloba  Göpp. 

,,  tridactylites  Brong. 

„  c.f.  Schlotheimi  Br. 

„  Gravenhorsti  Bron. 

„  cristata  Gein. 

„  latifolia  Brongn. 

„  tenuifolia  Brongn. 

„  Duboissonis  Brong. 

davallia  Göpp. 

„  dobilis  Göpp. 

_  coralloides  Gutb. 


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Radnitzer  iSchichten 


Untere  Abth.  11    Obere  Abth. 


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31 
32 
33 
34 

35 
36 

37 

38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 
45 

46 
47 
48 
49 
50 
51 
52 


53 

54 

55 


53 
57 

58 


60 
61 
62 
63 
64 
65 
66 
66 
68 
69 


flecipiens  Lesq. 
acutifolia  Brongn. 
inaequalis  Stbg. 
trifoliata  Brongn. 

(rigida  Bgt.) 
rutaefolia  Gutb. 
irregularis    (botrj' 

oides)  Stbg. 
obtusiloba  Brongn 
flavicans  Stbg. 
striata  Stbg 
muricata  Brongn. 
macilenta  L.  &  H. 
ai'temisiaefol.  Stbg 
sporangifera  n.  sp 
erosa  Gutb. 
cristata  Gutb. 


Hymonophyllitos  furcatus  Bron, 

„  alatus  BrongD, 

„  Phillipsi  Göpp, 

„  stipulatus  Gtb, 

„  quercifol.  Gp. 

„  Partschi  Ett. 

„  c.    f.    semiala- 
tus  Gein. 


+ 
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b)  Rhaeopteridae. 
Rhaeopteris  elegansSchimp.  (As- 

plenites  elegans  Ett.) 
Rhaeopteris  sp. 

Palaeopteris  Reussi  Schimp.  (As 
plenites  Reussi  Ett.) 


c)  Nöggerathieae. 
Nöggerathia  speeiosa  Ett. 

„  intermedia  K.  F. 

„  foliosa  Stbg. 

„  sp. 


d)  Neuropterideae. 

Neuroptcris  angustifolia  Brongn 

„  acutifolia  Brongn. 

„  tioxuosa  Stbg. 

„  gigantea  Stbg. 

„  hpterophylla  Bron. 

„  lioshi  Brongn. 

„  rubescens  Stbg. 

„  tfnuifolia  Schloth. 

„  auriculata  Brongn. 

„  coriacea  Ett. 


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87 


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95 

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98 

99 

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101 

102 

103 

104 
105 
106 
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108 
109 
110 
111 


Radnitzer  Schichten 


Untere  Abth. 


a) 


Neuropteris  hispida  n.  sp. 

„  c.  f.  crenulata  Br. 

„  Oranger!  Brongn. 


Odontopteris  Reichiana  Gutb. 

„  Böhmii  Gutb. 

„  britannica  Gutb. 

„  otopteroidesGp.  sp 

„  Schlotheimi  Gutb 

„  obtusiloba  Naum. 

„  aequalis  n.  sp. 

„  c.  f  Permiensis  Br 


Triphyllopteris  rhomboidea  E.  s. 
„  tenera  Ett.  sp. 


Dictyopteris  Brongniarti  Gutb. 
„  neuropteroides  Gtb 


Cyclopteris  orbicularis  Brongn. 
„  tenuifolia  Göpp. 

„  oblongifolia  Göpp. 


88   Adiantites  giganteus  Göpp. 
89:  „  Haidingeri  Ett. 


e)  Pecopterideae. 
Cyatheites  arborescens  Göpp. 
„  oreopteridis  Göpp. 

„  Miltoni  Göpp. 

„  bohemicus  Ett.  sp. 

„  candolleaneus  Bron 

„  argutus  Brongn. 

„  dentatus  Göpp. 

„  mucronatus  Stbg. 

„  pennaeformis  Brongn. 

„  Güntheri  Göpp. 

„  unitus  Brongn. 

Wolfii  Stur 
„  Bredovii  Germ. 

„  „     aqualis  Brongn 


Alethopteris  Serlii  Brongn. 

„  pteroides  Brongn. 

„  aquilina  Brongn. 

„  Plukeneti  Scbloth. 

„  nervosa  Brongn. 

„  longifolia  Göpp. 

„  radnicensis  Stbg.sp, 

„  similis  Stbg.  sp. 


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62 


Radnitzer  Schichten 


Untere  Abth.    1    Obere  Abth. 


SB 


a) 


1    2 


a 


b) 


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14  15  16 


112 
113 
114 

115 

116 
117 


118 
119 
120 
121 
122 
123 
124 


125 
126 
127 

128 
129 
13U 
131 

132 


133 


134 
135 
136 
137 
138 
139 
140 


141 
142 


Callipteris  conferta  Brongu.  sp. 


Taeniopteris  c.  f.  coriacea  Göpp. 


Oligocarpia  Gutbieri  Göpp. 


+ 


Steflfensia  davallioides  Göpp. 


Beinertia  gymnogrammoides  Gp. 
Lonchopteris  rugosa  Brougn.       + 


Stipulargebüde. 

Schizopteris  lactuca  Presl 

„  adnascens  Latt. 

„  caryotoides  Stbg. 

„  Gutbieriana  Gein. 

„  Goldenbergi  Seh. 

„  anomala  Brongn     j 

„  trichomanoides  Gp. 


+ 

+ 


Stammhruchstücke. 

Megaphytum  giganteum  Goldb. 
„  trapezoideum  0.  F, 

„  macrocicatrisatum 

0.  F. 
„  majus  Presl 

„  Goldenbergi  Weiss 

Pelicani  0.  F.        1 
Cordai  0.  F.  (Zip- 
pea  distycha  Corda) 
„  musaeforme(Psaro-! 

nius     musaeformis 
Corda) 
„  pulchrum     (Psaro 

nius  pulcher  Cor.)' 


Caulopteris  peltigera  Brongn. 
„  Cisti  Brongn. 

„  Phillipsi  Latt. 

„  c.  f.  Rittleri  Stur. 

„  macrodiscus  Brongu, 

„  angustata  K.  F. 

„  arenacea  (Psaron. 

arenaceus  Corda) 


Psaronius  c.  f.  Cottai  Corda 
„         inexspectatus  n.  sp. 

Filices  .   . 


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87 


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84 


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30 


63 


Radnitzer  Schichten 


untere  Abth.    1     Obere  Abth. 


a) 


b) 


S 


M 


ß. 


8    9  10  A.  B. 


Nürscha- 
ner  Seh. 


11 


Kouuo- 
wa'er  Öch. 


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12  13C.  14  15  16 


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144 
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153 

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154 


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164 

165 
166 
167 

168 


169 
170 
1711 
172 


2.  Calamarieae. 

Calamites  Suckovi  Brougn. 

„  cannaeformis  Schloth. 

„  (varians)  Stbg.  appro- 

ximatus  Brongn. 
„  Cisti  Brongu. 

„  tenuifolius  Ett. 

„  gigas  Brougn. 

Asterophyllites  graudis  Stbg. 
„  foliosus  Latt. 

„  rigidus  Brougn. 

„  lougifolius  Bron. 

„  equisetiform.Br, 


+  0 

+  1 


Volkniannia  gracilis  Stamm  nach 

Stur 


Annularia  longifolia  Brongn. 
„  radiata  Brongu. 

„  sphenophylloid.Zenk 


+ 

+ 
+ 
+ 


+ 


Sphenophyllum  Schlotheimi  Br, 
„  emarginatumBr. 

„  saxifragaetblium 

Stbg. 

„  oblongifol.  Germ. 

„  microphyllumSt 


Cyclocladia  major  L.  &  H. 


Calamarien  Fruclitstände. 

Fruchtträger  in  der  Mitte  des 
Internodiuni's : 

Macrostachia  infundibuliformis 

Seh. 

„  gracilis  Stbg.  sp. 

Calamostachis  polystachia  St.  sp. 

„  tenuifolia  K.  F. 

Stachannularia  tuberculata  Weiss 

Fruchtträger  im  "Winkel  des 
Blattwirtels : 

Volkmannia  distachya  Stbg. 

„  arborescens  Stbg. 

Palaeostachya  elongata  Stbg.  sp, 
Huttonia  spicata  Stbg. 

Calamarieae  .    .    . 


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+ 


+ 


+ 


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+ 
+ 


+ 


18 


64 


Radnitzer  Schichten 


Untere  Abth.    !i    Obere  Abth. 


bD 


a) 


b) 


10 


A.B. 


Nürscha-      Kouno- 
ner  Scb.  ;wa'erSch. 


11 


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12 


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13,0. 


14 


15 


16 


173 
174 

175 
176 
177 
178 
179 
180 


3.  Selagiueae. 

a)  Ly copodiaceae. 

Lycopodites  selaginoides  Stbg. 
Erdmanui  Germ. 


Lepidodendron  dichotomum  Stbg 
„  microstigma  0.  F 

„  fusiforme  Corda 

„  elegans  L.  &  IL 

„  aculeatum  Stbg. 

„  obovatum  Stbg. 

(incliis.  Bergeria  quadrata,  rhom- 
bica,  margiuata,  Presl ;  Knorria 
Stbg.,   und  Aspidiaria  indulata 
Stbg.  sp.) 


181 


182 
183 
184 

185 
186 

187 

188 


189 
190 
191 
192 
193 
194 
195 
196 
197 
198 
199 
200 
201 
202 
203 
204 
205 
206 
207 


Lepidophlojos   lariciuum  Stbg. 
(iuclus.  Halonia  u.  Ulodendron) 


Lepidophylliim  majus  Broiign. 
„  binerve  Ett. 

horridum  0.  F. 


+ 


+ 

+ 
+ 

+ 
+ 


Lepidostrobus  variabilis  Latt. 
„  lepidophyllaceus 

Gutb. 
„  Goldenbergi  Seh. 

„  Lycopoditis  0.  F, 


Si 


b)  Sigillarieae. 

gi Ilaria  Cortei  Brongii. 

subrotunda  Brongn. 
intermedia  Brongn. 
elliptica  Brongn. 
oculata  Schloth. 
angusta  Brongn. 
cyclostigma  Brongn. 
diploderma  Corda 
distans  Gein. 
alternans  L.  &  II. 
catenulata  L.  &  H. 
rimosa  Goldb. 
c.  f.  elegans  Brongn. 
elegans  Brongn. 
alveolaris  Brongn. 
Knorri  Brongn. 
Feistmanteli  Gein. 
tesselata  Brongn. 
trigona  Stbg. 


+ 


+ 


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65 


Radiiitzor  Scliichten 


Untere  Abth.  11    Obere  Abth. 


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7    8    9  10A.IB.  1112  13  C.  14  15  16 


Kouno- 
wa'er  Seh. 


208 
209 
210 
211 
212 
213 


214 


215 


216 

217 

218 
219 
220 


221 
222 
223 
224 

225 

I 

226 
227 

228 
228 

229 

230 
231 


232 
233 


Sigillaria  ornata  Broiign. 

„  striata  Broiign. 

„  obliqua  Brongn. 

„  rhomboidea  Brongii. 

„  Brardii  Brongn. 

„  deuudata  Göpp. 

„  sp.  indet. 

Sigillariaestrobus  Seh. 

Stigmaria  ticoides  Brongn. 

Selagineae  .    . 


IL  PhaiieroEauiae. 

A.  Gymnospermae. 
Walchia  piniformis  Schi. 


Araucarites  spicaeformis  Germ. 
Araucaroxylon  Schrollianum  Gp 

„  Brandlingi  Göpp. 

„  carbonaceum   Gp. 

Gymnospermae  .   .   . 


B.  Monocotyledonae. 

Cordaites  borassifolius  Stbg. 
„         principalis  Germ. 
„         palraaeformis  Göpp. 
„         crassus  Göpp.  sp. 
„         Beinertianus  Göpp.  sp. 


Antholites  triticum  Andre 
„  Pilkairuae  L.  &  11. 

„  gracilis  K.  F. 

„  sp. 


Artisia  transversa  Stbg. 


Gramminites  Volkmanui  Ett. 
„  Feistmanteli  Gein. 

Monocotyledonae  .   .   . 


lucertae  sedis. 

Pinnularia  capillaeea  L.  &  H. 
Sclerophyllum  alatum  K.  F. 


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235 
236 
237 
238 
239 

240 
241 
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[257 
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|259 
[260 
261 
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269 
270 
271 
272 
273 
274 
275 
276 
277 
278 


Raduitzer  Schichten 


Untere  Abth.  i,  Obere  Abth. 


60 


^ 


ai 


« 


Cardiocarpum  cmarginatum  Br. 
„  marginatiim  Art. 

„  Gutbieri  Gein. 

„  Kühnsbergi  Gutb, 

-  orbiculare  Ett. 


Trigonocarpum  cycadinum  Cord 
„  folliculum  Cord. 

„  sulcatum  Corda 

„  Parkinsoni  Bron. 


Rhabdocarpum  Bockschiauum 

Göpp. 
„  amygdelaeformis 

Göpp. 

Jordania  nioravica  Ilelmh. 


Carpolites  insignis  K.  F. 

„  couiformis  Göpp. 

„  corculum  Stbg. 

„  placenta  Cord. 

„  discus  Cord. 

„  lentiformis  Corda 

„  implicatus  Corda 

„  ovoideus  Corda 

„  macrothelus  Corda 

„  reticulum  Corda 

„  grauularis  Stbg. 

„  morchellaeform.  Gein. 

,,  clavatus  Stbg. 

„  clipeiformis  Gein. 

„  contractus  Stbg. 

„  minimus  Stbg, 

„  microspermus  Corda 

„  ellipticus  Stbg. 

„  cerasiformis  Stbg. 

„  sepelitus  Stbg. 

„  auuularis  Stbg. 

„  putaminifer  Corda 

„  lenticularis  Stbg. 

„  bicuspidatus  Stbg. 

.,  membranaceus  Göpp, 

„  pyriformis  Corda 

„  retusus  Stbg. 

„  disciformis  Stbg. 

„  copulatus  Stbg. 

„  excavatus  Stbg. 

„  incertus  Stbg. 

„  tesselatus  Stbg. 


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Nürscha- 
ner  Seh. 


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wa'er  Seh. 


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67 


Radnitzer  Schichten 


Untere  Abth. 


a) 


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CO 


Obere  Abth. 


b) 


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Cß 


10  A.  B.  11 


Nürscha-   j  Kouno- 
uer  Seh.    wa'er  Seh. 


12 


13  C. 


14 


15 


16 


279 
280 

281 
282 
283 


Carpolites  truncatus  Stbg. 

„  umbillicatus  Stbg. 

„  costatus  Corda 

„  macropterus  Corda 

„  öternbergi  Corda 

Incertae  sedis  .    . 


Gesammtflora  . 


25' I 


321 


47 


In  dem  vorstehenden  Verzeichnisse  der  fossilen  Pflanzenreste  sind  einige 
Arten  aufgenommen,  die  in  früheren  Zusammenstellungen  nicht  erscheinen,  in 
deren  Besitz  ich  durch  wiederholte  Aufsammlungen  gelangte,  und  die,  da  sie 
theil.s  neue,  theils  bisher  hier  nicht  bekannte  Arten  vorstellen,  nicht  unberück- 
sichtigt bleiben  sollen;  andere  haben  eine  von  früherem  Gebrauche  abweichende 
Einreihung  in's  System  erfahren. 

Was  die  ersteren  anbelangt,  so  sind  es  folgende: 

Sphenopteris  sporangifera  n.  sp.  Fig.  18. 


Fig.  18. 


Mehrmals  vorgekommene  Abdrücke  eines  Farnwedels  in  den  Schieferthonen 
von  Stradonitz  der  Liseker  Ablagerung. 

Wedelbruchstücke  zweifach  gefiedert;  Fiedern  ziemlich  genähert,  wechsel- 
ständig, mit  stumpfem  Winkel  au  der  Rachis  augesetzt,  länglich  dreieckig  gestaltet. 


68 

Die  Fiedercheu  ebeufalls  wecliselständig;  gegen  die  Spitze  der  Fieder  allmälig 
kürzer  werdend,  nach  der  nur  bruchstückweise  erhaltenen  Blattspreite  eine  länglich 
eiförmige,  vielfach  ausgebuchtete  Gestalt  besitzend,  an  der  Basis  keilförmig  zu- 
sammengezogeu,  mit  geflügeltem  Mittelnerv  in  die  Rachis  verlaufend. 

Mittelnerv  stark,  unter  spitzem  Winkel  aus  der  Fiederspindel  abgehend, 
dann  sich  aufrichtend;  Seitennerveu  entfernt,  wechselständig,  in  die  Lappen  über- 
gehend und  sich  daselbst  einfach  gabelnd.  Das  Ende  jedes  Seitennerven  von 
Fruchthäufchen,  drei  bis  vier  Sporangieu  i»  einer  Gruppe  vereinigt,  bedeckt; 
letztere  eirund,  verhältnissmässig  gross,  oft  fein  gestreift  oder  runzlig,  au  der  Än- 
heftungsstelle  etwas  zugespitzt.  An  den  meisten  Fiederblättcheu  sinb  bloss  die 
Nerven  mit  den  Fruchthäufchen  erhalten,  die  Blattspreite  fehlend.  Wo  Bruch- 
stücke der  letzteren  vorliegen,  zeigen  sie  die  oben  angegebene  Gestalt  der  Blättchen 
an,  und  sind  so  wie  der  Mittelnerv  dicht  trichomatös. 

Die  Art  der  Nervatur,  die  keilförmige  Endigung  der  Fiederblättchen  und 
ihre  Anheftung  an  die  Fiederspindel  lässt  die  Abdrücke  weder  mit  Neuropterideen 
noch  mit  Pecopterideen  in  Beziehung  stellen. 

Von  allen  übrigen  bekannten  Spheropteriden  sind  sie  durch  die  Gestalt 
der  Fiederblättchen,  und  durch  den  überwiegend  erhaltenen  Fructifications-Stand 
unterschieden. 

Einige  Ähnlichkeit  bestände  mit  Pecopteris  bifurcata  Stbg.  (Alethopteris 
Plukeneti  Bgt.)  in  Bezug  auf  Gestalt,  Grösse  und  Nervatur  der  Blättchen,  die  aber 
bei  letzterer  Art  mit  ganzer  erbreiteter  Basis  ansitzen  und  mehrfach  verzweigte 
Seitennerven  besitzen.  In  Gestalt,  Nervatur  und  Fructitication  der  Blättchen  besteht 
eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  der  receuteu  Gattung  Cheilantes. 


Fig.  19. 


Neuropteris  hispida  n.  sp.     Fig.  19. 

Ein  Wedelbruchstück,  doppelt  gefiedert;  die  Fiederen  länglich,  wechsel- 
ständig, genähert,  etwas  aufwärts  gerichtet.  Fiederblättchen  an  der  Basis  herz- 
förmig, kurz  gestielt,  die  oberen  lanzettlich,  ganz,  die  tieferen  mehr  eiförmig, 
allmälig  ausgebuchtet  bis  gelappt,  sämmtlich  zugespitzt  endigend.  Mittelnerv  deutlich 
ausgedrückt,  vor  der  Blattspitze  verschwindend.  Seitennerven  schütter,  schwach, 
bogig  auslaufend  und  gabelnd. 


69 

Einige  Ähnlichkeit  besteht  au  der  Spitze  der  Fiederu  mit  Neur.  acutifolia 
Brougn. ;  der  Übergang  der  tieferen  Fiederchen  in  die  eiförmige,  biichtige  Gestalt 
ist  unterscheidend.  Eine  allen  unserer  Neuropteris  Arten  mangelnde  Eigenthüm- 
lichkeit  besteht  in  dem  Vorhandensein  zahlreicher,  mit  dem  Mittelnerven  parallel 
liegender,  in  seiner  Nähe  am  dichtesten  gedrängter,  scharfer  Eindrücke,  die  sich 
als  von  Borsthaaren  hervorgebracht  darstellen,  deren  Anwesenheit  sich  auch  an 
der  Spindel  kund  gibt. 

Die  Beschaffenheit  der  Blättchen  scheint  ausserdem  eine  feste,  etwas 
lederartige  gewesen  zu  sein.  Die  Art  stammt  ebenfalls  aus  etwas  gelblicheu 
Schieferthonen  der  Localität  Stradonitz  der  Liseker  Ablagerungsparthie. 

Odontopteris  äqualis  u.  sp.     Fig.  20. 

Fig.  20. 


Einzelne  Fiedern  eines  Farnwedels,  von  lanzettförmiger  Gestalt,  besitzen 
an  einer  ziemlich  kräftigen  Rachis  wechselständige  Fiederblättchen ;  diese  etwas 
länglich,  gleich  breit,  und  kurz  abgerundet  endigend,  etwas  schütter  gestellt,  sitzen 
mit  ihrer  Basis,  in  der  obern  Hälfte  ein  wenig  stumpf  sich  von  der  Spindel  lösend, 
sonst  ganz  an  derselben,  mit  ihrer  unteren  Hälfte  an  ihr  herablaufend.  Nervatur 
zart;  Mittelnerv  kaum  ausgedrückt,  schief  aufsteigend ;  Seiteunerven  von  der  Basis 
gegen  den  Blattrand  fächerförmig  sich  verbreitend  und  verzweigend. 

Nervatur  und  Anheftung  der  Blättcheu  weisen  auf  die  Zugehörigkeit  zur 
Gattung  Odontopteris;  die  Form  der  Blättchen,  abweichend  von  jener  der  bisher 
bekannten  Arten  rechtfertigt  die  Selbstständigkeit  der  vorliegenden. 

Fundort:  Stradonitz  der  Liseker  Ablagerung;  gelblicher  Schieferthon. 

Psaronius  inexpectatus  n.  sp. 

Das  mehrfach  in  der  Schwarte  des  Hangendflötzes,  namentlich  bei  Kounowa 
beobachtete  Vorkommen  luftwurzelartiger  Gebilde,  dessen  schon  in  meiner  Ab- 
handlung „Der  Hangendflötzzug  im  Schlau  -  Rakonitzer  Steinkohlenbecken"  Er- 
wähnung geschah,  dort  aber  bloss  als  Psaronius  sp.  aufgeführt  erscheint,  ist  unter 
dem  obigen  Namen  mm  in  das  Verzeichuiss  eingestellt. 

Odontopteris  c.  f.  Fermiensis  Brongn;  Cyatheites  Bredoioii  Germ.;  Tänio- 
pteris  c.  f.  coviacea  Göpp.  sind  in  neuerer  Zeit  beobachtete  Arten,  über  deren 
Vorkommen  in  Sitzungsberichten  der  k.  böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
7.  Folge  1882  „Neue  Fundorte  von  Steinkohleupflanzen"  Mittheilung  gemacht  ist. 

Eine  abweichende  Einreihung  schein  bei  folgenden  Arten  angezeigt: 

Bacillarites  prohlematicus  K.  F. 

Die  Erklärungen,  welche  von  ausgezeichneten  Forschern,  wie  Geinitz, 
Rabenhorst,   Eulenstein,   Stur,   Grunow  etc.  über  die  mit  vorstehender  Benennung 


70 

belegten,  in  einzelneu  Schichten  unserer  Steinkohlenablagerung  so  auffällig  auf- 
tretenden Körperchen,  auf  deren  Vorkommen  ich  zuerst  bereits  im  Jahre  1868  auf- 
merksam zu  machen  Veranlassung  hatte,  abgegeben  wurden,  haben  zwar  keine 
endgiltige  Entscheidung  über  die  Wesenheit  derselben  erzielt,  doch  aber  ausser 
Zweifel  gesetzt,  dass  wir  es  in  denselben  mit  Überresten  vegetabilischer  Organismen, 
und  zwar  von  sehr  niederer  Stufe,  zu  thun  haben.  Die  oft  massenhafte  Erscheinung 
derselben  steht  im  Einklänge  mit  der  ungemein  raschen  Vermehrungsfähigkeit 
solcher  niedrig  organisirter  Wesen. 

Es  weisen  diese,  beiderseits  abgestumpften,  oft  mehrfach  gekrümmten  und 
gebogenen,  sonst  gleich  breiten,  stäbchenförmigen  Körperchen  vorwaltend  eine 
senkrecht  auf  ihre  Länge  bestehende  Gliederung  durch  mehr  oder  weniger  deutlich 
erhaltene  Querwände  auf,  die  vielleicht  als  einfach  an  einander  gereihte,  mit  der 
Gesteinsmaste  ausgefüllte  Zellen  betrachtet  werden  können,  und  so  eine  gewisse 
Ähnlichkeit  mit  den  heutigen  einzelligen,  zu  Fäden  verbundenen,  oft  in  Gallerte 
eingehüllten  Cyanophyceen,  besonders  mit  der  dazu  gehörigen  Familie  der  Oscilla- 
riaceen  anzubahnen  scheinen.  Letztere  mit  cylindrischen,  unverzweigten,  nie  zu- 
gespitzt endigenden,  aus  scheibenförmigen  Zellen  bestehenden  Fäden,  Bewohner 
des  süssen  Wassers  oder  feuchter  Stellen  dürften  mit  unserem  Fossile  in  Beziehung 
gebracht  werden  können. 

Sphenopteris  erosa  und  cristata  Gutb.  Zumeist  unter  die  Gattung  Aletho- 
pteris  eingereiht,  dürften  der  mit  Alethopteris  nicht  übereinstimmenden  Nervatur 
wegen,  so  wie  in  Anbetracht  der  gelappten  Fiederblättcheu  sich  besser  den  Sphc- 
nopterideen  anschliessen,  wie  bereits  anderseits  geschehen  ist. 

Nöggerathieae.  Nach  dem  jetzigen  Stande  der  Kenntuiss  von  den  Fructifi- 
cationen  dieser  Pflanzenreste  ist  ihre  Einreihung  unter  die  Filices  nöthig  geworden. 

Farnstämme. 

An  neu  aufgefundenen  Exemplaren  von  in  Bezug  auf  die  erhaltene  Innen- 
structur  mit  den  von  Corda,  aus  der  Umgebung  von  Radnitz  in  seinen  Beiträgen 
zur  Flora  der  Vorwelt  beschriebeneu  Psaronien  aus  der  Steinkohlenformation 
Böhmens,  übereinstimmenden  Stammbruchstücken  hat  sich  der  die  Gattungen  Me- 
gaphytum  und  Caulopteris  bedingende  Character  in  einestheils  zweizeilig  gegen- 
überstehend, anderutheils  spiral  angeordneten  grossen  Narben  an  der  Stammes- 
oberfläche zu  erkennen  gegeben,  wonach  diese  Stammüberreste  mit  gleichem  Rechte 
der  einen  wie  der  anderen  Gattung  eingereiht  werden  können,  wie  in  Sitzungs- 
berichten der  k.  böhm.  Gesellschaft  vom  27.  Oktober  1882  „Über  Psaronien  der 
höhm.  Steinkohlenformation"  näher  auseinander  gesetzt  ist.  Der  Zweckmässigkeit, 
die  schon  früher  für  carbonische  Farnstrünke  gebräuchlichen  Benennungen  Mega- 
phytum  und  Caulopteris  beizubehalten,  für  Permische  Farnstämme  aber  Psaronius 
gelten  zu  lassen,  wurde  in  dem  vorliegenden  Verzeichnisse  entsprochen. 

Incertae  sedis. 

Es  scheint  von  allen  den  zahlreich  verzeichneten,  Cardiocarpum  etc.  bis 
Carpolites  benannten,  diversen  Früchten  und  Saamen,  deren  mehrere  überdiess  nur 
einen  abweichenden  Erhaltungszustand  einer  und  derselben  Art  darstellen  dürften, 
mit  aller  Wahrscheinlichkeit  angenommen  werden  zu  können,  dass  ihre  Zuge- 
hörigkeit zu  den  verschiedenen  Classeu  und  Gattungen,  die  durch  andere  Organe 


71 

in  den  Schichten  der  Steiukohlen.iblagenmg  vertreten  sind,  eine  nicht  mit  Sicherheit 
zu  bestimmende  ist. 

Aus  diesem  Grunde  ist  es  angezeigt,  sämmtliche  als  Saamen  oder  Früclite 
zu  deutende  vegetabilische  Überreste  für  sich  allein  versammelt  in  das  Verzeichniss 
aufzunehmen,  um  so  mehr,  als  es  wahrscheinlich  ist,  dass  einzelne  derlei  Frucht- 
abdrücke die  einzigen  Überreste  von,  mit  keinen  andern  ihrer  Organe  bis  jetzt 
deutlich  in  den  Gesteinsschichten  erkannten  Arten  vorstellen  können,  und  als  ein- 
zelne der  in  die  Gruppe  Incertae  sedis  unterbrachten  Arten  sich  erfahrungsgemäss 
immer  auf  Schichten  desselben  Horizontes  einstellen,  und  sonach  zur  Characteristik 
desselben  beitragen. 

Dagegen  ist  eine  grössere  Anzahl  von  Arten,  die  in  früheren  Mittheilungen 
und  Zusammenstellungen  fossiler  Pflanzenreste  von  den  verschiedenen  Localitäten 
im  Bereiche  der  mittelböhmischen  Steinkohleuablagerung  angeführt  werden,  in 
in  unserem  Verzeichnisse  nicht  einbezogen. 

Es  betrifft  das  zumeist  solche,  von  denen  sich  nachträglicli  ihre  Zuge- 
hörigkeit zu  einer  anderen  aufgestellten  Art  erwiesen  hat,  oder  die  als  nur  in 
einem  abweichenden  Erhaltungszustande  vorliegende  Exemplare  anderer  Arten 
erkannt  wurden,  wie  zumeist  aus  der  Classe  der  Selagineen;  die  verschiedenen 
Arten  Bergeria-Lepidodendron  undulatum  Stbg.  L.  crenatum  Stbg.;  Knorria;  die 
als  Syringodendron  pescapreoli  Stbg.  benannten  und  anderweitige  sich  als  Decor- 
ticate  und  innere  Rindenabdrücke  darstellende  Sigillaria-Arten;  Halonia  und  ülo- 
dendron  u.  s.  w.  gehören  hieher. 

Ausserdem  sind  einige  wenige  Arten,  von  denen  der  Fundort,  oder  wenigsten 
die  Schichtengruppe,  der  sie  angehören  dürften,  nicht  eruirt  werden  können,  Angaben 
aus  älteren  Zeiten,  und  ohne  besondere  Wichtigkeit,  unberücksichtigt  geblieben. 


Die  laut  der  oben  gegebenen  Übersichtstabelle  im  Bereiche  der  mittel- 
böhmischen Steinkohlenablagerung  vorgefundene  fossile  Flora  zeigt  nun  folgende 
Verhältnisse : 

Von  den  gesammten  aufgezählten  283  Arten  entfallen: 

Auf  die  Radnitzer  Schichten :  untere  Abth.  163  Arten  od.  v.  der  Gesammts.  57,6°/o 

obere  Abth.    194     „  „     „  „  „  68,5  „ 

auf  die  Radnitzer  Schichten  überhaupt    .  248     „  „     „  „  „  87,6"/(, 

auf  die  Nürschaner  Schichten  „  .    92     „  „     „  «  »  ^2,5  „ 

auf  die  Kounowa'er  Schichten  „  .    77     „  „     „  „ „ 21,2  „ 

Die  grösste  Anzahl  Arten  hat  sonach  die  Gruppe  der  Radnitzer  Schichten, 
oder  der  Liegeudfiötzzug  geliefert,  nehmlich  87,6  pct.  der  Gesammtsumme  der  be- 
kannten Arten;  2,70mal  so  viel  als  die  Nürschaner;  3,22mal  so  viel  als  die  Kouno- 
Ava'er  Schichten. 

Von  den  beiden  Unterabtheilungen  der  Radnitzer  Schichten  ist  die  obere 
die  reichere  und  verhält  sich  die  in  ihr  beobachtete  Artenanzahl  zu  jener  in  der 
unteren  Gruppe  vorgekommenen  wie  1  : 0,84. 

Der  an  fossilen  Pfianzenresten  am  reichhaltigsten  gefundene  Horizont  ist 
sonach  jener  mit  dem  Radnitzer  Oberflötze  in  Verbindung  befindliche;  der  Horizont 
der  Radnitzer  oberen  Flötzgruppe. 


72 

Vou  den  Radnitzer  Schichten  ausgehend  zeigt  die  Anzahl  der  Pflanzeuarten 
in  den  höher  folgenden  Horizonten  eine  stetige  Abnahme,  die  sich,  wenn  die  iu 
der  erstereu  vertretene  Artenanzahl  :=  1  gesetzt  wird,  durch  die  Zahlen  0,37  für 
die  Nürschauer,  und  0,31  für  die  Kouuowa'er  anzeigt. 

Besonders  auffällig  ist  das  plötzliche  Sinken  der  in  den  Nürschauer 
Schichten  eingeschlossenen  Anzahl  von  Pflanzenresten,  die  doch  unmittelbar  über 
den  so  reich  in  dieser  Hinsicht  bedachten  Radnitzer  Schichten  folgen. 

Mit  einer  geringeren  Ausbeutung  dieser  Schichten,  mit  einer  weniger  nach- 
haltigen Untersuchung  derselben  auf  die  in  ihnen  enthaltene  fossile  Flora  lässt 
sich  diese  Erscheinung  nicht  genügend  erklären. 

Wohl  sind  dieselben,  ihrer  Lagerungsverhältnisse  wegen,  im  Allgemeinen 
weniger  zugängig,  als  es  die  im  fast  ganzen  Umfange  der  Ablagerung  verbreiteten 
und  zu  Tage  reichenden  Radnitzer  Schichten  sind;  aber  jene  Parthien,  wo  eine 
Untersuchung  möglich  war,  sind  derselben  wiederholt,  an  mehreren  Localitäten  und 
durch  längere  Zeit  hindurch  unterzogen  worden.  Es  wäre  zu  erwarten,  dass,  wenn 
die  auffällig  geringere  Ausbeute  an  Arten  im  Bereiche  der  Nürschauer  Schichten 
lediglich  die  Folge  einer  weniger  intensiven  und  eingehenden  Bearbeitung  derselben 
sein  sollte,  sämmtliche  Familien  und  Gattungen  sich  annähernd  in  gleichem  Masse 
reducirt  zeigen,  was  aber,  wie  weiter  ersichtlich  sein  wird,  nicht  der  Fall  ist. 

Eine  weitere  Verminderung  der  Artenanzahl  tritt  an  der  in  dem  obersten 
Horizonte  der  Ablagerung,  in  den  Kouuowa'er  Schichten  eingeschlossenen  fossilen 
Flora  ein.  In  Bezug  auf  die  zunächst  unter  ihnen  liegenden  Nürschauer  Schichten 
weist  diese  Verminderung  wohl  nicht  jenes  auffällige  Verhältuiss  auf,  wie  es  zwischen 
letzteren  und  den  Radnitzer  Schichten  besteht,  und  wird  durch  die  Zahlen  1 : 0,84 
ausgedrückt. 

Die  Kouuowa'er  Schichten  sind  indessen  seit  Jahren,  an  vielen  Orten  ihrer 
Verbreitung  und  noch  in  der  letzten  Zeit  eingehend  und  vielseitig  auf  das  Vor- 
kommen fossiler  Pflanzenreste  untersucht  worden,  und  sind  nichts  desto  weniger 
in  dieser  15eziehung  hinter  den  beiden  tieferen  Flötzzügen  zurück  geblieben,  wobei 
ebenfalls  die  Erfahrung  lehrte,  dass  nicht  alle  Familien  und  Genera  in  gleichem 
Verhältnisse  an  der  Abnahme  der  Arten  betheiligt  sind. 

Überblickt  man  die  einzelnen  Classen  in  Bezug  auf  die  Artenanzahl,  mit 
welcher  jede  derselben  iu  den  vier  verschiedenen  Horizonten  vertreten  erscheint, 
so  erhält  man  nachstehendes  Ergebniss: 


Insge- 
sammt 


Radnitzer  Schichten    Nur-  i  Kou- 
schan. I  novaer 


Filices.     Beobachtete  Arten    .    . 
oder  in  Procenten 

Calamariae.    Beobachtete  Arten 
oder  in  Procenten 


Selagineae.     Beobachtete  Arten 
oder  in  Procenten 


137 
100 


30 

100 


43 

100 


Untere 
Abth. 


87 
63,5 


25 

83,3 


19 
44,1 


aS    Allgem.  1   sch.   I  Seh. 


84 
61,3 


26 
86,6 


119 
86,8 


28 
93,3 


48 
35,0 


15 

50,0 


30 
21,9 

18 

60,0 


39  39  17  9 

90,7       90,7       39,5       20,9 


73 


Insge- 
sammt 


Eadnitzer  Schichten 


Untere 
Abth. 


Obere 
Abfh. 


AUgem. 


Nur-  I  Kou- 

schan.  lüovaer 

Seh.      Seh. 


Gymnospermae.    Beobachtete  Arten 
in  Procenten    .    . 


Monocotyledonae. 


Beobachtete  Arten 
in  Procenten   .    .    . 


5 

100 


12 

100 


Incertae  sedis.    Beobachtete  Arten  .    . 
in  Procenten    .... 


Thallophyta.    Beobachtete  Arten 
in  Procenten    .    . 


Gibt  im  Ganzen  beobachtete  Arten 
In  Procenten  wie  oben : 


51 

100 


5 
100 


283 
100 


1 
20 

1 
20 

6 

50 

8 
66,6 

10 

83,3 

25 

49,0 

32 

62,7 

47 
92,1 

1 
20 

4 
80 

4 

80 

163 
57,6 

194 

68,5 

248 

87,6 

1 

5 

20 

100 

3 

5 

25 

41,6 

7 

9 

13,7 

17,6 

1 

1 

20 

20 

92 

77 

32,5 

27,2 

Scheu  aus  dem  in  vorsteheuder  Tabelle  ersichtlichen  Nachweise,  wie  die 
einzelnen  Classen  auf  den  verschiedenen  Horizonten  sich  nach  Procenten  vertreten 
zeigen,  tritt  eine  Uugleichförmigkeit  in  deren  Vertheilung  deutlich  vor  Augen, 
indem  die  Abnahmen  der  Artenanzahl  aus  den  Radnitzer  Schichten  durch  die  Nür- 
schaner  in  die  Kounowa'er  Schichten  keineswegs  correspondirende  Verhältnisse 
aufweisen;  diese  gestalten  sich  nehmlich: 

bei  den  Filices  mit  den  Ziffern: 86,8  :  35,0  :     21,9 

und  bei  den  Selagineen  mit  den  Ziffern :  .  .  90,7  :  39,5  :  20,9 
in  anderer  Weise ;  als  diess  der  Fall  ist : 

bei  den  Calamarien  mit  den  Ziffern:  ....  93,3  :  50,0  :  60,0 
bei  den  Gymnospermen  mit  den  Ziffern:  .  .  20,0  :  20,0  :  100,0 
und  bei  den  Monocotyledonen  mit  den  Ziffern:  83,3  :  25,0  :    41,6 

Während  sonach  in  den  ersten  beiden  Classen  eine  Verminderung  der 
Arten  von  der  in  den  Radnitzer  Schichten  beobachteten  Anzahl  durch  die  Nür- 
schaner  in  die  Kounowa'er  Schichten  bis  auf  0,25  und  0,23  erfolgt,  beträgt  diese 
in  den  übrigen  Classen  bloss  0,64  bis  0,50  von  der  den  Radnitzer  Schichten  ei- 
genen Anzahl;  ja  bei  der  Classe  der  Gymnospermen  tritt  im  Gegentheile  eine 
Steigerung  von  20  auf  100  pct.  also  auf  das  Fünffache  ein. 

Die  Ziffern  der  vorstehenden  Tabelle  zeigen  weiter,  dass  das  maximum 
der  Artenanzahl  jeder  Classe  zwar  vorwaltend  aber  nicht  durchaus  auf  den  Horizont 
der  Radnitzer  oberen  Flötzgruppe  fällt.  Von  der  Gesammtsumme  der  beobachteten 
Arten  jeder  Classe  sind  nehmlich  der  Oberflötzgruppe  eigen:  Calamarien  26; 
Selagineen  39;  Monocotyledonen  8;  Incertae  sedis  32;  Thallophyta  4;  dagegen 
von  Filices  bloss  84,  während  der  Unterfiötzgruppe  87  Arten  angehören,  und  aus 
der  Classe  der  Gymnospermen  das  maximum  der  Arten  5  den  Kounowa'er  Schichten, 
der  Oberflötzgruppe  aber  ein  minimum  mit  einer  Art  zufällt. 

Legt  man  indessen  die  Gesammtsumme  der  in  jeder  Flötzgruppe  ver- 
tretenen Arten  zu  Grunde,  so  ergeben  sich  für  die  aus  den  einzelnen  Classen 
bekannt  gewordene  Artenanzahl  folgende  Verhältnisszahleu : 


74 


Insge- 
sammt 


Radnitzcr  Schichten     ^'"''" 
schan. 

Seh. 


Untere 
Abth. 


Obere 
Abth. 


Allccem. 


Koil- 

novaer 
Seh. 


Thallophyta 1,7 

Filices 48,5 


Calamariae 
Selagincae     .    .    . 
Gymnospermae     . 
Monocotyledonao 
Incertae  sedis  .    . 


10,6 

15,5 

1,7 

4,3 

löö" 


0,6 
53,4 
1.5,4 
11,G 

3,7 
15,3 


2,0 
43,3 
13,5 
20,1 

0,5 

4,1 
16,5 


100     1   100 


1,6 
47,9 
11,3 
15,7 
0,4 
4,0 
19,1 


100 


1,1 
52,1 
16,3 
18,5 

1,1 
.8,2 

7,7 


100 


1,3 

38,9 
23,4 
11,7 
6,5 
6,5 
11,7 


100 


Diese  Verhältnisszahlen  erläutern,  dass  in  sämmtlichen  Horizonten  die  Filices 
das  höchste  Procent  der  zugehörigen  Flora  betragen,  dem  sich  in  etwas  schwan- 
kender Reihe  erst  die  Calamarieu  und  Selagineen  anschliessen,  dass  aber  in  der 
untern  Abtheihmg  der  Radnitzer  Schichten  die  Farne,  in  der  obern  Abtheilung 
derselben  die  Selagineen,  und  in  den  Kounowa'er  Schichten  die  Gymnospermen 
und  Monocotyledonen  ihren  grössten  Artenreichthum  entwickeln;  dass  ferner  aus 
den  Liegendschichten  in  die  Hangendschichten  bei  der  Classe  der  Farne  und  Se- 
lagineen eine  constante  Verminderung  der  Artenanzahl,  bei  den  Gymnospermen 
und  Monocotyledonen  dagegen  eine  Zunahme  derselben  statt  hat,  während  die 
Calamarien  zwischen  wenig  entfernten  Gränzen  schwankend  sich  erhalten. 

Indessen  beobachten  die  einzelnen  Ordnungen  jeder  Classe  nicht  ein  dem 
Gesammtergebnisse  der  letzteren  paralleles  Verhalten. 

Hebt  mau  aus  der  Classe  der  Filices  die  Spheropterideen,  Neuropterideen, 
Pecopterideen ,  und  die  Rhacopterideen  und  Nöggerathien  zusammen  als  eine 
gemeinschaftliche  Gruppe,  mit  Nichtbeachtung  der  wenigstens  zumeist  nicht  selbst- 
stäudigen  Stipulargebilde  und  Farnstämme  hervor,  so  erhält  man  die  Entwicklung 
derselben  in  den  vier  übereinander  folgenden  Horizonten  in  nachstehender  Weise 
in  Proceuten  von  der  Gesammtmenge  der  gefundenen  Arten: 


Sphenopteriden 


Gesammtzahl 


47 


Khaeopteris     |  Nenronteriden 
und  Nöggerathial  ^europteriaen 


30 


Pecopteriden 


28 


Radnitz.  |Unt.  Flötzgruppe  34  Arten   72,37o    6  Arten   85,77o  23  Arten   76,67«  14  Arten   50,07„ 


Seh.     "|üh.  „  29 

iNürsehaner  Schiehten  .    .  jl5 
i Kounowa'er         -  .    .  !  4 


61,7  „ 
31,9  „ 

8,5  „ 


4 
1 


57,1,,   17 
14,2  „il3 

—        I   4 


56,6  „  20 
43,3  „15 
15 


13,3 


?2,1  „ 
53,5  „ 
53,5  „ 


Hier  zeigt  sich  eine  vorwaltende  Entwicklung  der  Sphenopteriden,  Nögge- 
rathien und  Neuropteriden  in  der  untern  Radnitzer  Flötzabtheiiung,  und  zwar  mit 
der  verhältnissmässig  stärksten  Abnahme  nach  aufwärts  bei  den  Nöggerathien, 
denen  die  Sphenopteriden  und  endlich  die  Neuropteriden  in  dieser  Hinsicht  folgen. 

Anders  stellt  sich  das  Verhältniss  bei  den  Pecopterideen,  und  es  gehen 
diese  fast  mit  demselben  Procente  aus  dem  tiefsten  in  den  höchsten  Horizont  über. 

Dasselbe  Verfahren  auf  die  beiden  Ordnungen  der  Selagineen  angewendet, 
ergibt  folgendes  Resultat: 


75 


Gesammtzahl 


Lepidodendrae 


16  Arten 


Öigillariae 


27  Arten 


T)    1   -i        Oll    Untere  Abtbeilunp; 
Radn.tzer  Seh.  |   q,,^^.^ 

Nürschaner  Schichten 

Kounowaer  „        


n 

16 
9 
1 


Arten 


68,7 

100,0 

56,2 

6,2 


8 
23 

8 
8 


Arten 


29,6 
85,2 
29,6 
29,6 


Hier  zeigen  sich  die  heirlen  Ordnungen  der  Selagineen  in  iliver  liöclisten 
Entwicklung  der  Radnitzer  oberen  Abtheilung  zufallend,  und  zwar  in  Bezug  auf 
die  übrigen  Horizonte  die  Lepidodendrae  in  höherem  Masse  als  die  Sigillariae, 
da  von  ihnen  in  dieser  Abtheilung  sämmtliche  bekannte  Arten  angetroffen  werden; 
die  Lepidodendrae  aber  sind  nach  aufwärts  zu  dann  in  steter  Abnahme  begriffen, 
während  Sigillariae  in  allen  drei  übrigen  Horizonten  sich  auf  gleicher  Höhe  er- 
halten, indem  der  Abgang,  früher  erschienener  Arten  wie  aus  dem  Haupt-Ver- 
zeichniss  ersichtlich,  durch  das  Auftreten  neuer  Arten  in  den  Kounowa'er  Schichten 
ausgeglichen  wird. 

Dieselben  Ergebnisse  kommen  zum  Vorschein  bei  Betrachtung  der  einzelnen 
Gattungen  für  sich.  Das  Verhältniss,  mit  welchem  in  jedem  der  vier  Horizonte  die 
in  demselben  bekannt  gewordene  Artenanzahl  zu  der  im  ganzen  aufgefundenen 
sich  befindet,  ist  z.  B.  bei  den  Gattungen  Sphenopteris,  Neuropteris,  Odoutopteris, 
Cyatheites  und  Alethopteris  in  nachstehender  Weise  entwickelt: 


Von  der  Gesammtanzahl 
Arten  per || 


Sphenopteris    ISeuropteris    üdontopteris     Cyatheites    i  Alethopteris 

8 


40 


13 


entfallen  auf 

Radnitz.  (Untere  Ahth.  '     7.5,0  pct. 
Seh.     i  Obere        „  60,0 

Nürschaner  Schichten  32,5 

Konnowaer        „  2,5 


76,9 
76,9 
46,1 

7,7 


pct. 


8 


75,0   pct. 
25,0     „ 
25,0     „ 


37,0 


14 


50,0 
71,4 
50,0 
64,3 


pct. 


62,5 

75,0 
62,5 
75,0 


pct. 


Deutlich  ist  in  diesen  Verhältnissen  eine  stete  Abnahme  der  Arten  von 
den  tieferen  zu  den  höheren  Horizonten  bei  den  beiden  ersten  Gattungen,  ein 
geringeres  Schwanken  bei  der  Gattung  Odoutopteris,  und  eine  annähernd  gleiche 
Entwicklung  in  allen  Horizonten  bei  den,  den  Pecopteriden  zugehörigen,  Gattungen 
Cyatheites  und  Alethopteris  ausgesprochen. 

Es  liefern  sonach  sämmtliche,  in  Bezug  auf  die  verschiedenen  Classen, 
Ordnungen  und  Gattungen  gemachten  Beobachtungen  den  Nachweis,  dass  die  Ver- 
tretung der  denselben  zugehörigen  Arten  in  den  einzelnen  Horizonten  keineswegs 
bei  allen  derselben  in  gleichem  Verhältnisse  mit  der  Zunahme  oder  Abnahme  der 
in  jedem  Horizonte  im  Allgemeinen  aufgefundenen  Artenmenge  sich  befinde,  dass 
im  Gegentheile,  während  bei  den  Einen  deutlich  eine  Abnahme  ausgesprochen  ist, 
bei  den  andern  eine  relative  Vermehrung  oder  wenigstens  ein  Stillstand  befunden 
wird,  woraus  wohl  mit  Bccht  gefolgert  werden  darf,  dass  die  in  den  höheren 
Horizonten  unserer  Ablagerung  befundene  Abnahme  in  der  Artenanzahl  an  Pflanzen- 
resten nicht  mit  einer  unvollkommeneren  Durchforschung  derselben  begründet 
werden  kann. 


70 

Eine  andere  bemerkenswerthe  Erscheinung  ist  die  Weise,  wie  sich  die  in 
jeder  Flötzzone  vorgefundeneu  Arten  zu  jeueu  in  den  übrigen,  und  namentlich 
ihnen  zunächst  liegenden  verhalten. 

In  dieser  Beziehung  geht  aus  dem  die  gesammte  fossile  Flora  enthaltenden 
Verzeichnisse  hervor: 

Radnitzer  Schichten 
Insgesammt     Tüter         ober       gemeilT    Nürschaner  Kounowa'er 


»v/"" 


Abtheil.   Abtheil,    schaftlich  Schichten 


Es  wurden  aufge- 


©'■ 


fnnden  Arten  .        283  163  194  248  92  77 

Davon  sind  aus 
tieferen  Hori- 
zonte übertre- 
ten in  höhere  — —  109 — 87 47 

Sonach  erübrigen 
zuerst  erschei- 
nende Arten  in 

jedem  Hori- 
zonte:  ....         —  1G3  85  248  5  30 

"248"  283 

Die  grösste  Anzahl  eigenthümlicher,  in  ihm  zuerst  erscheinender  Arten, 
fällt  sonach  auf  der  Horizont  der  Radnitzer  unteren  Abtheilung;  von  ihm  über- 
gehen 109  Arten  in  die  R.  obere  Abtheilung,  denen  sich  daselbst  8.5  neu  auftre- 
tende Arten  zugesellen. 

Es  sind  sonach  eigenthümlich  der  untern  Abtheilung    .    .    .    54  Arten 

der  obern  „  ...    85       „ 

beiden  gemeinsam    .....  109       „ 

Macht  die  Artenanzahl  der  gesammten  Radnitzer  Schichten  248  Arten 
In  Bezug  auf  eigenthümliche  Arten  ist  die  obere  Abtheilung  der  Radnitzer 
Schichten  der  untern  Abtheilung  überlegen. 

In  den  Nürschaner  Schichten  erscheinen  dann  bloss  5  neue  Arten  und 
87  Arten  der  diesen  Schichten  augehörigen  Flora  sind  mit  jenen  der  Radnitzer 
Schichten  gemeinschaftliche,  was  ein  sehr  unbedeutender  Antheil  an  selbstständigeu 
Arten  ist.  —  Von  den  87  Arten  sind  G9  bereits  in  der  Rad.  untern  Abtheilung 
enthalten. 

In  die  Kounowa'er  Schichten  übertreten  aus  den  Nürschaner  47  Arten, 
und  es  zeigt  sich  bei  diesen  in  dem  Zutritte  30  neuer,  früher  nicht  vorkommender 
Arten  eine  auffällige  Veränderung  gegen  die  bei  den  Nürschaner  Schichten  beste- 
henden Verliältnisse. 

Von  jenen  47  aus  den  tieferen  Horizonten  in  die  Kounowa'er  Schichten 
übergegangenen  Arten  gehören  46  solchen  Arten  an,  die  bereits  in  den  Radnitzer 
Schichten  erschienen  sind,  und  nur  eine  Art  von  den  5  in  den  Nürschaner  Schichten 
neu  auftretenden  Arten  setzt  sich  in  dieselben  fort. 

Von  den  46  Arten  sind  36  solche,   die  bereits   in  der  Radnitzer   unteren 


77 


Abtheilung  vorkommen  und  nur  10  solche,  die  erst  in  der  oberen  Abtheilung  neu 
hinzugetreten  sind. 

In  Bezug   auf  die  Fortsetzung  der  Arten   aus   tieferen  Horizonten   in  die 
höheren  ergeben  sich  sonach  folgende  Verhältnisse: 

Radnitzer  Schichten 


o 
o 


untere 
Abtheilung 
Anzahl  der  auf  den   einzelnen 

Horizont  beschränkten  Arten         52 
Durch    sämmtliche    Horizonte 

durchgehend 28 

Aus     den      untern     Radnitzer 

Schichten  in  die  oberen,  dann 

Nürschaner  und  Kounowa'er 

übergehend 81 

Aus     den     oberen     Radnitzer 

Schichten  fortsetzend     .    .    . 
Aus  den  unteren  Radnitzer  bloss 

in  Nürschaner  u.  Kounowa'er 

Schichten 2 

Aus  Nürschaner  Schichten  in 

Kounowa'er 


obere 
Abtheilun 

65 


28 


•o 

CD 


Nürschaner 
Schichten 


281 


81 


20 


40 


18 


Kounowa'er 
Schichten 

30 


28^ 


o 

CO 


10 


4^ 


Macht 


163 


194 


92 


77 


Die   Anzahl    der  zwischen    den    einzelnen   Horizonten 
Arten  stellt  sich  aber  nachfolgend  heraus: 

Untere  Radnitzer  Flötzgruppe  und  obere  Radnitzer  Flötzgruppe 
„  „  „  „         „      Nürschaner  Schichten 

„  „         „      Kounowa'er 

Obere  „  „  „         „      Nürschaner         „ 

„      Kounowa'er        „ 
Nürschaner  Schichten  und  Kounowa'er  Schichten 

Wie  sich  die  aus  den  einzelneu  Horizonten  in  die  übrigen  übertretenden 
Arten  in  jeder  Classe  verhalten,  zeigen  nachstehende  Erläuterungen: 


gemeinschaftlichen 

...  109 

Arten 

69 

)) 

36 

n 

86 

» 

45 

» 

36 

Summa 

der 
Arten 


Radnitzer  Schichten  j  Nur-     Kou- 

Untere      Obere     «n™«™   i    ^   i    '  I    o   i 
Abth.       Abth.     Allgem.|    geh.    |    Sch. 


Fillices. 

In  den  einzelnen  Horizonten  vorgekommen 
Übertreten  aus  tieferen  Horizonten    .    .    .    , 

In  jedem  Horizonte  neu 

Calamariae. 

In  den  einzelnen  Horizonten 

Aus  tieferen  Horizonten  übergehend     .    .    , 

In  jedem  Horizonte  neu 


137 


30 


87 


87 

25 
25~ 


84 
^2 

^2' 


26 
23 


171 
52 


119 


51 
_23^ 

28 


I 


43 


15 
15 


30 
17 


13 


18 
16 


78 


Selagineae. 

In  den  einzelnen  Horizonten 

Aus  tieferen  Horizonten 

In  jedem  Horizonte  neu 

Gymnospermae. 

In  den  einzelnen  Horizonten 

Aus  tieferen  Horizonten 

In  jedem  Horizonte  neu 

Monocotyledonae. 

In  den  einzelnen  Horizonten 

Aus  tieferen  Horizonten 

In  jedem  Horizonte  neu 

Incertae  sedis. 

In  den  einzelnen  Horizonten 

Aus  tieferen  Horizonten 

In  jedem  Horizonte  neu 

Thallophyta. 

In  den  einzelnen  Horizonten 

Aus  tieferen  Horizonten 

In  jedem  Horizonte  neu 


Radnitzer  Schichten    ^'ü«"-     Kou- 
schan.  novaer 


Untere 
Al)th. 


Obere 
Abtb. 


Angem.|   gell.       Seh. 


43 


12 


51 


19 


19 


6 
•2  b 


25 


39 
19_ 

^0^ 


58 
J9 

"39 


8 
4 

4^ 


32 
22~ 


4 
1 

3 


U 
4 


10 


57 

^0 

47 


o 
1 


17 
17 


5 
1 


3 

3 


5 

3 


9 
_5^ 

4 


Es  gellt  aus  den  vorstehenden  Erläuterungen  hervor,  dass  der  in  jedem 
Horizonte  ermittelte  Zuwachs  an  neuen  Arten  vorwaltend  auf  solche  aus  der  Classe 
der  Filices  entfällt,  die  sonach  ihr  relatives  Übergewicht  in  jeder  Flötzzone 
behaupten. 

Ihnen  zunächst  wichtig  erscheint  die  Classe  der  Selagineen  mit  einem 
Zuwachse  neuer  Arten  vertreten;  jedoch  nur  im  Bereiche  der  Radnitzer  Schichten, 
während  die  höheren  Horizonte  in  dieser  Hinsicht  nur  untergeordnet  bedacht  sind. 

Der  gesammte  in  die  Nürschaner  Schichten  fallende  Zuwachs  beschränkt 
sich  auf  die  Filices,  und  nicht  eine  Art  aus  anderen  Classen  wird  neu  zutretend 
beobachtet. 

Erwägt  man  nun,  dass  von  den  neu  auftretenden  5  Farnarten,  drei, 
nemlich  Cyclopteris  oblongifolius,  Beinertia  gymnogrammoides,  Schizopteris  ano- 
mala  in  Bezug  auf  Selbstständigkeit  nicht  vollkommen  unanfechtbar  sein  dürften; 
dass  Sphenopteris  Gravenhorsti  sich  noch  aus  einem  anderen  Horizonte  vorfinden 
kann,  und  Odontopteris  obtusiloba  seit  der  ersten  Mittheiluug  ihres  Vorkommens 
nicht  wieder  beobachtet  wurde,  so  tritt  die  Eigenthümlichkeit  der  in  den  Nür- 
schaner Schichten  enthaltenen  Flora  deutlich  hervor,  nur  einen  bedeutend  redu- 
cirten  Auszug  aus  der  Flora  der  Radnitzer  Schichten  ohne  jeglichen  eigenthüm- 
lichen  Charakter  darzustellen. 

Die  Kounowa'er  Schichten  weisen  dann  wieder  bei  sämmtlichen  Classen 
einen  Zuwachs  an  neuen  Arten  auf,  der  sich  bei  den  Gymnospermen  als  der  höchste 
überhaupt  herausstellt,  und  deuten  dadurch  eine  eingetretene  Veränderung  der 
Verhältnisse  an. 


79 


Was  nun  jene  Arten  anbelangt,  die  auf  die  einzelnen  Horizonte  beschränkt 
erscheinen,  so  vertheilen  sich  dieselben  unter  die  verschiedeneu  Classeu  und  Ord- 


nungen in  nachstehender  Weise: 


Thallophyta 

Filices:  Sphenopterideae     .    .    .    . 

Rhacopteridae  u.  Nögge- 
rathiae    

Neuropterideae 

Pecopterideae 

Calamarieae 

Selagiueae.  Lepidodendra  .    ,    .    . 

Sigillarieae 

Gymnospermae 

Monocotyledouae 

lucertae  sedis  


Radnitzer  Schichten 
untere  obere 

Abtheiluug 
0 


16 


3' 
9 


2 
81 


Nürschaner 
Schichten 
0 
1 


[35  l}23 


Kouuowa'er 
Schichten 
1 
1^ 


2 
14 


2 

lOflö 

2 
21 


i 


13 


2 
10 

2 

4 
4 
2 
4 


Macht  . 


52 


65 


30 


In  Bezug  auf  die  auf  einen  Horizont  beschränkten  Arten  zeichnet  sich 
sonach  die  Raduitzer  untere  Abtheilung  durch  die  Filices,  die  obere  Abtheilung 
durch  die  Selagineae,  der  Kouuowa'er  Horizont  durch  die  Gymnospermen  in  An- 
betracht der  vor  allen  anderen  grösseren  Anzahl  der  vertretenen  Arten  aus, 
während  Nürschaner  Schichten  sich  in  dieser  Hinsicht  indifferent  verhalten. 

Bemerkenswerth  ist  es,  dass  unter  den  der  Radnitzer  unteren  Abtheilung 
eigenthümlich  anheimfallenden  Arten  aus  der  Classe  der  Farne,  die  Sphenopteriden 
allein  mit  mehr  als  34  pct.  aller  iu  der  Gesammtablagerung  bekannt  gewordenen 
Spheuopterisarteu  vertreten  sind.  Weniger  ausgezeichnet  sind  in  diesem  Horizonte 
durch  auf  ihn  beschränkte  Arten  die  Pecopteriden,  die  mehr  selbstständig  in  den 
höheren  Horizonten  vorkommen. 

Von  den  Selagineeu,  die  namentlich  in  der  Radnitzer  oberen  Abtheilung 
die  meisten  eigenthümlichen  Arten  besitzen,  erscheinen  daselbst  5  Lepidodendra 
Arten,  die  in  keinem  anderen  Horizonte  wieder  auftreten,  und  von  den  gesammten 
27  Sigillaria  Arten  sind  ihr  10  ausschliesslich  eigen,  während  alle  übrigen  in  der 
Ablagerung  überhaupt  bekannten  Lipidodendren-Arten,  und  von  deu  Sigillarien, 
mit  Ausnahme  vou  vieren,  erst  in  den  Kouuowa'er  Schichten  hinzukommenden, 
sämmtliche  auch  in  der  Radnitzer  oberen  Abtheilung  sich  einstellen,  so  dass  sich 
dieselbe  vor  allen  übrigen  durch  die  Entwicklung  der  Selagineen,  als  eine  Sela- 
gineen-Zone  darstellt. 

Es  ist  bei  Aufstellung  der  in  jedem  Horizonte  beobachteten  fossilen  Flora 
nur  auf  jene  Sigillarien  Rücksicht  genommen,  die  der  Art  nach  eine  Bestimmung 
zuliessen.  Decorticate,  und  undeutliche  Exemplare,  die  theils  auf  den  Haugend- 
schichten  der  Kohlenflötze,  theils  auf  den  Schichtuugsflächen  der  Kohle  selbst 
zwar  von  Sigillarien  abstammend  sich  erkennen,  nicht  aber  die  Art,  der  sie  ange- 
hören dürften,   bestimmen  Hessen,   konnten  nicht  berücksichtiget  werden.     Solche 


80 

Decorticate  namuiitlicli  werden  bei  den  Kohlentlötzchen  aller  Horizonte  angetroffen, 
und  ihr  Vorkommen  ist  in  dem  Verzeichnisse  der  fossilen  Flora  der  Ablagerung 
als  spec.  ludet,  bemerkt. 

Die  Möglichkeit  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  einzelne  derlei  Decorticate 
von  Arten  herrühren,  die  unter  den  aus  einem  Horizonte  bestimmten  bis  jetzt 
nicht  erscheinen,  und  so  eine  Vermehrung  derselben  bedingen  würden.  Kaum  lässt 
sich  indess  erwarten,  dass  durch  eine  solche  Vermehrung  die  procentuale  Ver- 
theilung  der  Sigillaria-Arten  auf  die  einzelnen  Horizonte  wesentliche  Modificationen 
zu  erfahren  hätte ;  das  Vorkommen  von  Decorticaten,  so  wie  auch  solcher  Abdrücke 
von  Lepidodendren,  die  ihrer  ungenügenden  Erhaltung  wegen  eine  zuverlässige 
Artenbestimmung  nicht  gestatten,  ist  eben  auch  in  der  Radnitzer  oberen  Abtheilung 
zahlreich  anzutreffen,  und  muss  bei  den  Kohlenflötzen  der  übrigen  Horizonte,  ent- 
sprechend ihrer  geringeren  Mächtigkeit  nothwendig  in  unbedeutenderer  Anzahl 
zwischen  den  Kohlenschichten  eingeschlossen  befunden  werden. 

Die  Selagineen  überwiegen  demnach  in  der  oberen  Radnitzer  Abtheilung 
nicht  nur  durch  die  grössere  Anzahl  Arten,  sondern  zumeist  auch  durch  die  Menge 
der  vorkommenden  Individuen  vor  allen  übrigen  Horizonten. 

Mehrfach  wurde  anderorts  die  grössere  Mächtigkeit  von  Kohlenflötzen  mit 
der  üppigeren  und   reicheren  Entfaltung   von  Sigillarieu   in  Verbindung   gebracht. 

Die  im  Bereiche  unserer  Ablagerung  gemachten  Erfahrungen  lehren  aber, 
dass  sich  in  Bezug  auf  Mächtigkeit  und  Güte  der  Kohle  der  durch  die  vorwaltende 
Entfaltung  der  Sigillarieu  ausgezeichnete  Flötzzug  der  Radnitzer  oberen  Abtheilung 
ungemein  wechselvoll  erweise,  und  dass  Sigillarieu  in  nicht  weniger  zahlreicher 
Entwicklung  sich  auch  dort  einfinden,  wo  die  Kohleuflötzmächtigkeit  verhältniss- 
mässig  gering  befunden  wird,  wie  in  der  Umgebung  von  Pilsen,  bei  Lisek  etc.,  ja 
dass  derlei  Localitäten  selbst  eine  grössere  Artenanzahl  dieser  Gattung  geliefert 
haben,  als  andere,  welche  durch  eine  namhaft  grössere  Kohleuflötzmächtigkeit 
ausgezeichnet  sind.  Die  Kohleuflötzmächtigkeit  correspoudirt  nicht  mit  der  Menge 
begleitender  Sigillarieu. 

Viel  mehr  scheint  die  Mächtigkeit  der  Kohlenlager  mit  der,  für  eine  durch 
längere  oder  kürzere  Zeit  zur  Entwicklung  des  Kohleu  bildenden  Material's  ge- 
eigneten Bodengestaltung,  die  an  verschiedeneu  Localitäten  wechselnden  Einflüssen 
unterworfen  gewesen  sein  mochte,  in  Beziehung  gebracht  werden  zu  können,  so 
wie  mit  der  später  oder  früher  wieder  eintretenden  Überfluthung,  durch  welche 
die  Fortsetzung  einer  Vegetation  an  der  betreffenden  Stelle  ihren  Abschluss  erhielt. 

Die  Beobachtung  einer  mit  Beginn  der,  durchaus  ein  nur  wenig  mächtiges 
Kohlenflötz  enthaltenden  Nürschauer  Schichten  sich  zeigenden  geringeren  Anzahl 
an  Sigillaria-Arten  steht  wohl  mit  der  auffalligen  Verminderung  an  bekannt  ge- 
wordenen Arten  aus  allen  übrigen  Classen  und  Ordnungen  überhaupt  in  entspre- 
chendem Verhältnisse,  und  dürfte  in  ungünstigeren,  während  der  Periode  des  Ab- 
satzes der  das  Nürschauer  Kohlenflötz  von  dem  Radnitzer  oberen  Kohlenflötze 
trennenden  Gesteinsschichten  allmälig  entstandenen  Bedingungen  für  die  Entwick- 
lung der  Vegetation  im  Allgemeinen  ihre  Begründung  finden,  wodurch  zwar  keine 
wesentliche  Veränderung  des  Characters  der  Flora,  aber  eine  weniger  üppige  Ent- 
faltung derselben  bewirkt  wurde. 


81 

Den  Radnitzer  Schichten  insgesammt  sind  ferner  noch  theils  ausschliesslich, 
theils  wenigstens  bedeutend  überwiegend  eigenthümlich  die  Pflanzenreste  aus  der 
Familie  der  Rhacopteriden  und  Nöggerathien,  und  das  noch  nicht  völlig  sicher 
gestellte  Fossil  Bacillarites  problematicus. 

Von  ersteren  wird  nur  Rhacopteris  elegans  Ett.  sp.  einmal  in  Nürschaner 
Schichten  in  der  Umgebung  von  Nürschan  aufgefunden,  angegeben. 

Eine  Mittheilung  über  das  Vorkommen  eines  Exemplar's  von  Nöggerathia 
foliosa  Stbg.  bei  Lubna  lässt,  in  Anbetracht  dessen,  dass  diese  Art  bei  vielfach 
in  späterer  Zeit  fortgesetzeu  Aufsammlungen  an  derselben  Localität  nicht  mehr 
zum  Vorschein  kam,  und  dass  in  der  Nähe  die  Radnitzer  Schichten  mit  zahl- 
reichen Resten  dieser  Art  sich  befinden,  so  wie,  dass  das  betreffende  Exemplar 
nicht  an  Ort  und  Stelle  gefunden,  sondern  aus  zweiter  Hand  erworben  wurde, 
gegründete  Zweifel  über  die  Zugehörigkeit  desselben  zum  Horizonte  der  Nür- 
schaner Schichten  gerechtfertiget  ei scheinen. 

Eben  so  beruht  eine  Mittheilung  über  das  Vorkommen  der  Nöggerathia 
intermedia  K.  F.  au  Brandschiefer  des  Lubna'er  Kohlenflötzes,  also  im  Nürschaner 
Horizonte,  auf  unsicherer  Basis,  indem  die  Art,  nur  nach  einzelnen  unvollkom- 
menen Blättchen  bestimmt,  von  Prof.  Kusta  selbst,  dem  jene  Mittheilung  entlehnt 
ist,  nur  als  wahrscheinlich  erklärt  wird;  jene  Blättchen,  vielleicht  eher  von  Rha- 
copteris abstammend,  könnten  eine  Übereinstimmung  des  Vorkommens  dieser  Art 
mit  jenem  bei  Nürschan  bekannten  anzeigen. 

Immerhin  bleibt  das  Vorkommen  der  in  ihrer  Gestaltung  mit  einander 
eine  gewisse  Verwandtschaft  zeigenden  Rhacopteris  und  Nöggerathia  fast  aus- 
schliesslich dem  Bereiche  der  Radnitzer  Schichten  angehörig,  und  kann  als  eine 
Eigenthümlichkeit  derselben,  oder  des  Liegendflötzhorizontes  erklärt  werden.  Sie 
erscheinen  sowohl  in  der  Artenanzahl,  wie  besonders  in  der  Menge  der  Individuen 
vorwaltend  in  der  unteren  Abtheilung  dieser  Schichten  (Stradonitz,  Rakonitz,  Tfe- 
moschna),  aus  der  sie  etwas  sparsamer  in  die  obere  Abtheilung  übertreten,  um 
dann  fast  gänzlich  zu  verschwinden. 

Das  ausschliessliche,  zumeist  massenhafte  Auftreten  von  Bacillarites  pro- 
blematicus auf  einzelnen  Zwischenmitteln  des  oberen  Radnitzer  Kohlenflötzes,  und 
an  einzelnen  Punkten  in  den  im  Hangenden  des  unteren  Radnitzer  Kohlenflötzes 
sich  befindenden  Schleifsteinschiefern  ist  bereits  im  Vorhergehenden  erörtert  Es 
ist  besonders  bemerkenswerth,  dass  dieses  Fossil  den  im  oberen  Flötze  einge- 
nommenen Horizont  nie  überschreitet,  und  nirgends  mehr  auf  Schichten  über 
demselben  beobachtet  wird,  wodurch  es  ausgezeichnete  Dienste  als  leitendes 
Fossil  leistet. 

Zugleich  liegt  in  der  Art  der  Verbreitung  sowohl  desselben,  als  der  Rha- 
copteriden und  Nöggerathien  eine  weitere  Rechtfertigung  für  das  Zusammenziehen 
der  beiden  Radnitzer  Flötzgruppen  zu  einem  gemeinschaftlichen  Flötzzuge. 

Im  Nürschaner  Horizonte  kommen,  wie  schon  erwähnt,  in  Bezug  auf  eigen- 
thümliche  Arten  keinerlei  bemerkenswerthe  Erscheinungen  vor. 

Erst  wieder  mit  dem  Eintreten  der  das  Hangendkohlenflötz  einschliessenden 
Kounowa'er  Schichten  stellen  sich  diesen  ausschliesslich  angehörige  Arten  ein,  durch 
welche  aber  bereits  eine  Wandlung  im  Gesammtcharakter  der  Flora  sich  andeutet, 
indem  die  neu  erscheinenden  Sigillarien  zumeist  solchen,  früher  fast  gar  nicht  ver- 

6 


82 

tretenen,  aus  der  Gruppe  der  rippenlosen,  Leisdermaria,  und  namentlich  in  Bezug 
auf  die  Menge  der  beobachteten  Individuen  vorwaltend  zukommen;  weiters  die  den 
Gymnospermen  angehörigeu  Coniferen  plötzlich  in  grösserer  Menge  sich  bemerkbar 
machen,  und  überhaupt  30  neue,  in  den  tieferen  Horizonten  nicht  bekannte  Arten 
erscheinen,  die  besonders  aus  der  Classe  der  Filices  neue  Gattungen  vertreten,  wie 
Callipteris,  Tänoipteris,  Psaronius  und  auch  aus  der  Gruppe  der  Incertae  sedis, 
namentlich  der,  durch  seine  Grösse  sich  auszeichnende  und  bemerkenswerthe  Car- 
polites  insignis  zuerst  und  in  nicht  seltenen  Exemplaren  sich  einstellt. 

Am  auffallendsten  bleibt  für  den  Hangendflötzzug  immer  das  Auftreten 
der  Gymnospermen,  indem  dieselben  hier  nicht  nur  mit  fast  allen  bekannten  Arten 
zuerst,  sondern  auch  so  allgemein  und  in  einer  solchen  Menge  der  Individuen 
sich  einfinden,  dass  dieser  Horizont  mit  aller  Berechtigung  den  Gymnospermen 
horizont  unserer  Ablagerung  vorstellt. 

Eine  Charakterisirung  der  einzelnen  Horizonte  unserer  Ablagerung  auf 
Grundlage  der  in  jedem  derselben  vorwaltend  in  Bezug  auf  Artenanzahl  und 
Menge  der  Individuen,  so  wie  mit  Berücksichtigung  der  jedem  derselben  aus- 
schliesslich angehörigen  Arten,  nach  der  zuletzt  gegebenen  Tabelle  würde  sonach 
die  Eaduitzer  untere  Abtheiluug  als  Farn-  oder  speziell  als  Sphenopterishorizont, 
die  Radnitzer  obere  Abtheilung  als  Selagineen- Horizont,  die  Kounowa'er  Schichten 
als  Gymnospermenhorizont  zu  erklären  erlauben,  während  für  die  Nürschaner 
Schichten  kein  derartiger  Charakter  sich  zur  Verfügung  stellt. 

In  Bezug  auf  cfiese  letzteren  Schichten  gibt  sich  der  Mangel  eines  durch 
irgend  eine  Eigenthümlichkeit,  ausser  der  allgemeinen  Reduction  der  Arten,  be- 
dingten Charakters  der  Flora  sowohl  in  Betracht  der  Gesammtschichten  des  Hori- 
zontes zu  erkennen,  wie  auch  wenn  die  in  der  Umgebung  von  Pilsen  befindlichen 
Antheile  desselben,  so  wie  jene  aus  der  Umgebung  von  Kladno-Rakonitz,  für  sich 
gesondert  zur  Vergleichung  genommen  werden. 

In  letzterer  Hinsicht  sind  aus  den  Nürschaner  Schichten  in  der  Umgebung 
von  Pilsen  73  Pflanzenarten,  aus  jenen  aus  dem  Bezirke  Kladno-Rakonitz  ebenfalls 
73  Arten  bekannt  geworden.  Es  zeigt  sich  sonach  beiderseits  eine  zufällig  voll- 
kommene Übereinstimmung  in  Bezug  auf  die  gegen  die  tieferen  Radnitzer  Schichten 
eingetretene  Verminderung  der  Arten. 

Von  den  in  beiden  Localitäten  bekannt  gewordenen  Arten  sind  beiden 
gemeinschaftlich  54  Arten,  so  dass  bei  Pilsen  19,  eben  so  bei  Kladno-Rakonitz 
19  Arten  erübrigen,  die  bis  jetzt  in  der  andern  Localität  noch  nicht  beobachtet 
wurden,  die  sich  aber  unter  einander  in  der  Weise  ausgleichen,  dass  sie  wechsel- 
seitig mit  einander  zumeist  in  naher  Verwandtschaft  stehen. 

Betrachtet  man  ferner  die  Zusammensetzung  der  den  beiden  Localitäten 
angehörigen  Flora,  so  ergibt  sich  nachstehendes  Resultat: 

Pilsen  Kladno-Rakonitz 

Thallophyta 1 

Filices 40 36 

Calamarieae 11 13 

Selagineae:  Lepidodendra      ....    9 9 

Sigillariae 5 5 

Gymnospermae?     ...    1 1 


83 

Monocotyledouae    ...    2 3 

lucertae  sedis    ....    5      4 

Macht  .    .  73 73 

Hieraus  gibt  sich  auch  eine  Übereinstimmung  der  Flora  au  den  beiden 
Localitäteu  in  Bezug  auf  die  Artenanzahl  aus  den  verschiedenen  Classen  und 
Ordnungen  deutlich  zu  erkennen,  und  wird  die  Zusammengehörigkeit  der,  bis 
jetzt  bei  Kladno-Rakonitz  noch  nicht  durch  Thierreste  gekennzeichneten  Flötz- 
gruppe  mit  jener  bei  Pilsen  zu  demselben  Mittelhorizonte  ausser  den  bereits 
dieselbe  nachweisenden  stratigraphischen  Verhältnissen  auch  durch  jene  der  ent- 
wickelten Flora  erhärtet. 

Endlich  bietet  auch  die  Betrachtung  der  durch  sämmtliche  Horizonte  durch- 
gehenden 28  Arten  einige  bemerkensvverthe  Ergebnisse.  Es  gehören  nehmlich  von 
den  derartig  sich  verhaltenden  Arten: 

Den  Farnen 9  Arten 

den  Calamarien 12      „ 

den  Selagiueen 3      „ 

den  Monocotyledoneu 1      „ 

den  lucertae  sedis 3      „ 

28  Arten. 

Unter  den  9  Arten  Farnen  befindet  sich  nicht  eine  aus  der  Gattung  Sphe- 
nopteris;  es  hat  sich  von  dieser  Gattung  nicht  eine  Art  vorgefunden,  die  nach 
ihrem  Erscheinen  in  tieferen  Horizonten  durch  alle  höheren  fortsetzt. 

Eine  gleiche  Erscheinung  bietet  die  Gattung  Neuropteris,  von  welcher 
keine  einzige  Art  durch  sämmtliche  Horizonte  hindurchreicht,  von  der  aber  aus 
den  Radnitzer  Schichten  ein  verhältnissmässig  weit  grösserer  Antheil  noch  in  die 
Nürschaner  Schichten  übertritt,  als  diess  bei  Sphenopteris  der  Fall  ist. 

Dagegen  gehen  die  Pecopteriden  mit  6  Arten  durch  alle  Horizonte  durch, 
und  erweisen  auch  durch  diess  Verhältniss  ihre  allen  übrigen  Familien  gegenüber- 
stehende grössere  Beharrlichkeit. 

Am  meisten  beständig  werden  die  Calamarien  befunden,  da  selbst  dann, 
wenn  die  drei  von  den  12  stabilen  Arten  bloss  auf  aufgefundene  Fruchtstände 
bestimmten,  ausser  Berücksichtigung  gelassen  werden  wollen,  immer  noch  9  Arten, 
also  mehr  als  bei  allen  übrigen  Classen,  erübrigen,  die  allen  Horizonten  gemein 
sind.  Auch  die  Selagiueen  liefern  ihren  Antheil  zu  den  stabilen  Arten,  worunter 
eine  Sigillaria,  dann  die  überall,  bis  in  die  höchsten  Schichten  der  Ablagerung 
hinaufsteigende,  oft  häufige,  in  den  Sohlendecken  des  Radnitzer  oberen  Flötzes 
stets  vorwaltend  entwickelte  Art  Stigmaria  ficoides,  und  Lepidostrobus ,  der 
merkwürdiger  Weise  oft  auch  an  Localitäteu  nicht  zu  selten  erscheint,  wo  Lepi- 
dodeudron  sich  bis  jetzt  fast  gar  nicht  vertreten  zeigt. 

Die  Monocotyledoneu  erscheinen  mit  der  Art  Cordaites  borassifolius  Stbg. 
in  sämmtlichen  Horizonten,  und  fehlen,  wie  schon  anderorts  bemerkt,  fast  keiner 
Localität. 

Und  so  ist  auch  die  Weise,  wie  die  einzelnen  Classen  an  den  durch 
sämmtliche  Horizonte  fortsetzenden  Arten  betheilt  sind,  geeignet,  die  Ansicht  zu 
bestätigen,  dass  die  beschränkte  Artenanzahl  in  den  ober  den  Radnitzer  folgenden 

6* 


8J 

Schichten  nicht  einem  Zufalle,  sondern  einer  gesetzmässigen  Verminderung  derselben 
in  den  meisten  Classen  und  Ordnungen  zuzuschreiben  ist. 

Aus  einem  allgemeinen  Überblicke  über  die  in  der  mittelböhmischen  Stein- 
kohlenablagerung bestehenden  paläontologischen  Verhältnisse  geht  hervor: 

1.  Die  Badnitzer  Schichten  sind  vor  allen  übrigen  hervorragend  durch  die 
überwiegend  in  ihnen  entwickelte  Menge  von  Pflanzenarten,  durch  das  ausschliess- 
liche Vorkommen  von  Bacillarites  problematicus,  der  Nöggerathien  und  die  grösste 
Entwicklung  der  Rhacopteriden ;  die  untere  Abtheilung  derselben  durch  die  reichste 
Anzahl  von  Arten  aus  den  Gattungen  Sphenopteris  und  Neuropteris,  die  obere  Ab- 
theilung durch  die  in  ihr  erscheinende  vollkommenste  Entfaltung  der  Selagiueen, 
und  durch  das  ausschliessliche  Beschränktseiu  oder  die  vorwaltende  Verbreitung 
einzelner  Arten  auf  bestimmten  Schichten  dieser  Flötzzone ;  —  bei  untergeordnetem 
Auftreten  einiger  weniger  Thierreste  von  niedrigerer  Organisation. 

2.  Die  Nürschaner  Schichten  kennzeichnen  sich  durch  die  plötzliche  Er- 
scheinung zahlreicher  Wirbelthierreste  neben  einer,  fast  keine  neue  Pflanzenarten 
aufweisenden,  in  der  Zahl  der  in  ihr  beobachteten  Arten  aber  gegen  jene  der  Ra- 
dnitzer  Schichten  auifallend  zurückgegangenen  Flora,  die  auch  in  keiner  ihrer 
Classen  irgend  welche  bemerkenswerthe  Eigen thümlichkeit  besitzt. 

3.  Die  Kounowaer  Schichten  sind  ausgezeichnet  neben  der  aus  den  Nür- 
schaner Schichten  sich  fortsetzenden  Erscheinung  zahlreicher  Wirbelthierreste, 
durch  eine  Flora,  die  zwar  eben  so  wie  letztere  reducirt  aber  bedeutend  modi- 
ficirt  sich  darstellt,  indem  mit  ihr  30  Arten  von  Pflanzenresteu  eintreten,  die  hier 
zum  erstenmale  erscheinen  und  neuen  früher  nicht  bekannt  gewesenen  Gattungen 
angehören,  so  dass  ein  neuer  Charakter  der  Flora  sich  herausbildet,  zu  dessen 
Wesenheit  nicht  wenig  die  erst  hier  zahlreich  sich  einstellenden  Conifereu  bei- 
tragen, —  und  durch  den  die  Gruppe  der  Kounowa'er  Schichten  in  einen  merklichen 
Gegensatz  zu  den  beiden  frühereu,  in  der  Zusammensetzung  der  Flora  unter  einander 
übereinstimmenden  Gruppen  gebracht  ist,  indem  namentlich  die  dort  reichlich 
vertretenen  Gattungen  Sphenopteris,  Neuropteris,  Lepidodendron  sich  fast  gänzlich 
ausgestorben  zeigen. 

Die  paläontologischen  Verhältnisse  liefern  sonach  ebenfalls  die  Bestä- 
tigung, dass  die  in  Berücksichtigung  der  stratigraphischen  Verhältnisse  nothwendig 
erkannte  Gliederung  der  mittelböhmischen  Steinkohleuablageruug  in  drei  selbst- 
stäudige  Schichtengruppen  oder  Flötzzüge  ihre  volle  Berechtigung  besitze. 


III.  Vergleichende  Betrachtungen. 

Es  ist  nicht  unwichtig,  die  in  unseren  mittelböhmischen  Steinkohlen- 
ablagerung bestehenden,  besonders  die  paläontologischen  Verhältnisse  mit  jenen, 
in  den  Steinkolileugebieten  anderer,  namentlich  benachbarter  Localitäteu  bekannt 
gewordenen  in  Vergleich  zu  bringen. 

Solche  Ablagerungen  finden  wir  im  nordöstlichen  Böhmen  am  Fusse  des 
Riesengebirges,  bei  Böhmisch-Brod,  in  Mähren  bei  Rossitz,  in  Mährisch  Schlesien, 


85 

im   benachbarten  Sachsen,   in   weiterer  Entfernung  und   in  bei   weitem   grösserer 
Ausdehnung  in  Oberschlesieu,  Westphalen,  Saarbrücken  etc. 

Die  von  verschiedenen  Autoren  über  die  in  diesen  Ablagerungen  beste- 
henden Verhältnisse  gebrachten  Mittheilungen  und  Abhandlungen  erscheinen  vor 
Allen  durch  den  Umstand  befremdend,  dass  die  Anzahl  beobachteter  Pflanzenarten 
im  Vergleiche  mit  jener  in  unserer  Ablagerung  zum  Vorschein  gekommenen  sich 
als  eine  verhältnissmässig  geringe  überall  herausstellt. 

So  wurden  am  Fusse  des  Riesengebirges  aus  den  carbonisch  anerkannten 
Schichten  74  Arten,  aus  den  der  Permformation  zugezählten  Schichten  22  Arten 
bekannt  gemacht.  Von  Böhmisch-Brod  werden  im  Ganzen  15  Arten  aufgeführt. 
Oberbergrath  Stur  zählt  in  seiner  Culm-Flora  von  Mähren  und  Schlesien  90  ver- 
schiedene Pflanzenarten.  Geinitz  bringt  aus  der  Steinkohlenformation  in  der  Gegend 
von  Zwikau  in  allen  fünf  von  ihm  für  dieselbe  aufgestellten  Vegetations-Zonen 
156  Pflanzenarten  zur  Kenntniss,  aus  jener  im  Plauen'schen  Grunde  bei  Dresden 
26  Arten.  Aus  der  Kohlenformatiou  von  Stockheim  werden  von  C.  Rückert  26 
Fossile  Pflanzenreste  beschrieben,  aus  dem  Westphälischen  Kohlengcbirge  von 
Geinitz  in :  Die  Steinkohlen  Deutschland's  und  anderer  Länder  79  Arten ;  aus  dem 
Saarbrücker  Gebiete  123  Arten.  Aus  demselben  Kohlengebirge  von  Saarbrücken 
werden  von  Weiss  120  Arten,  in  vier  Vegetationszonen  eingetheilt,  aufgeführt.  Bei 
Rossitz  in  Mähren  werden  im  Ganzen  59  Arten  aufgezählt.  In  Bezug  auf  die 
oberschlesische  Steinkohlenformation  ist  leider  keine  das  ganze  Gebiet  derselben 
umfassende  Zusammenstellung  der  beobachteten  und  in  mehreren  werthvollen 
Werken  und  Abhandlungen  von  Göppert  bekanntgemachten  fossilen  Pflanzenreste 
veröffentlicht,  die  als  Grundlage  einer  vergleichenden  Betrachtung  benützt  werden 
könnte.  — 

Die  meisten  Localitäten  haben  sonach  eine,  jener  in  unserer  Ablagerung 
aufgefundenen  bedeutend  nachstehende  Anzahl  an  Pflanzeuresten  geliefert,  die 
selbst  im  günstigsten  Falle,  wir  bei  Zwikau  nur  wenig  über  die  Hälfte  von  jener 
erreicht,  und  aus  den  grossen  Gebieten  von  Westphalen  und  Saarbrücken  noch 
weit  dahinter  zurückbleibt. 

Es  ist  kaum  anzunehmen,  dass  diese  an  sämmtlichen  angeführten  Locali- 
täten geringer  befundene  Artenanzahl  in  der  That  auf  einem  Mangel  einer  reicheren 
Flora  beruhe,  und  dass  es  nicht  bei  günstiger  Gelegenheit  gelingen  würde,  die 
bisher  nach  den  mitgetheilten  Angaben  gewonnenen  Ausbeuten  wesentlich  zu 
vermehren. 

Mit  den  sonach  augenblicklich  zur  Verfügung  stehenden  Hülfsmitteln  lässt 
sich  kein  auf  den  gegenseitigen  Reichthum  an  fossilen  Pflanzenresten  basirter 
Vergleich  zwischen  den  verschiedenen  Kohlenablagerungs-Parthien  durchführen, 
und  muss  sich  ein  solcher  bloss  auf  die  Gruppirung,  in  welcher  die  einzelnen 
Classen  und  Ordnungen  etc.  sich  nach  den  in  den  einschlägigen  Schriften  und 
Abhandlungen  zur  diessbezüglichen  Benützung  vorliegenden  Mittheilungen  jeweils 
befinden,  erstrecken. 

Eine  rein  der  Culm-Formation  angehörige  Flora  wird  uns  vollkommen 
bearbeitet  von  Oberbergrath  Stur  vorgeführt,  die  dem  Mährisch-Schlesischen  Ge- 
birge entnommen  ist.  Es  werden  in  derselben  90  Arten  Pflanzenreste  aufgezählt, 
die  nachfolgend  zusammengesetzt  sind: 


Thallophyta 2  Arten  oder     2,2  pct. 

Filices 64      „  „  71,1     „ 

Calamarieae 12       „  „  13,4     „ 

Selagiueae 9       „  „  10,0     „ 

Gymnospermae 2       „  „  2,2     „ 

Incertae  sedis 1       „  „  1,1     » 

Macht  .    .  90  Arten  oder  100     pct. 

Wenn  die  procentuelle  Vertheilung  der  gesammten  Arten  dieser  Flora  in 
die  einzelnen  Classen  in  einen  Vergleich  gebracht  wird  mit  jener  in  den  vier 
Gruppen  unserer  Ablagerung  kennen  gelernten,  so  findet  man,  dass  die  Gruppirung 
der  Mährisch-Schlesischen  Culmflora  jener  in  unserer  Radnitzer  unteren  Abtheilung 
bestehenden  sich  am  meisten  nähert. 

Nur  zeigen  sich  die  Filices  verhältnissmässig  noch  stärker,  Calamarien 
und  Selagineen  schwächer  vertreten  in  der  Culm-Flora  als  in  der  Radnitzer  unteren 
Abtheilung.  Die  Entwicklung  der  Filices  steht  sonach  ganz  im  Einklänge  mit  der 
an  unserer  Flora  gemachten  Beobachtung,  wonach  dieselben  aus  den  höheren 
Horizonten  gegen  die  tieferen  verhältnissmässig  an  Menge  zunehmen. 

Unterzieht  man  weiters   die  Entwicklung   der  einzelnen  Ordnungen  der 

Filices  in  der  Culmflora  einem  Vergleiche  mit  jener  aus  den  vier  Gruppen  unserer 

Ablagerung,  wobei  von  Stipulargebilden  und  Farnstämmen  abgesehen  werden  kann, 

und   die  von  Stur  unter  seine  neuen   Gattungen  Diplotmema,   Calymotheca  etc. 

unterbrachten  Arten,  um  Übereinstimmung  zu  erzielen,  in  die  bisher  gebräuchlichen 

Ordnungen  Sphenopterideeu,   Neuropterideen  etc.   eiugetheilt   sind,   so  erhält  man 

nachstehendes  Ergebniss : 

Radnitzer  Schichten 

untere  obere  Nürschaner     Kounowa'er 

Culmflora     Abtheil.  Abtheil.  Schichten        Schichten 

Sphenopterideeu:  Arten  .       39              34  29  15                     4 

Neuropterideen:  Arten   .       13              19  16  12                     4 

Triphyllopteris  u.  Adian- 

tiden:  Arten     ...         4               4  1  1                   — 
Rhacopterideen  u.  Nögge- 

rathiae:  Arten     ,    .         4               6  4  1                   — 

Pecopterideen  :  Arten  .   .         3 14_ 20 15 15 

63              77  70  44                    23 
oder  in  procenten: 

Sphenopterideeu  ....       62,0          44,2  41,4  34,1                17,4 

Neuropterideen     ....       20,6          24,6  22,8  27,2                17,4 
Triphyllopteris  u.  Adian- 

tides 6,3            5,3  1,4  2,2                 — 

Rhacoptcris  und  Nögge- 

rathia 6,3            7,8  5,7  2,2                  — 

Pecopterideen  .    .    .    .   .         4,7          18,1  28,5  34,1 65,2 

Es  ergibt  sich  aus  der  vorstehenden  Zusammenstellung  eine  gewiss  be- 
merkenswerthc  Erscheinung  in  dem  Verhalten  der  Sphenopterideeu  und  Pecopte- 
rideen,  von   denen  die  ersteren   sonach   schon  von   der  Culmflora   aus   in   steter 


8? 

percentualer  Abnahme  der  Arteuanzahl,  die  letzteren  dagegen  in  steter  Zunahme 
begriffen  sich  darstellen,  so  dass  die  in  der  Flora  unserer  Ablagerung  beobachtete 
Erscheinung  durch  das  Einbeziehen  der  im  Alter  vorhergehenden  Culmflora  eine 
auffallende  Bestätigung  erhält. 

Es  scheinen  die  Farne  mit  mehr  ausgebildeter  Differenzirung  der  Blatt- 
spreite in  den  älteren  Schichten  vorwaltender  zu  herrschen,  als  in  den  jüngeren, 
und  gibt  sich  in  dieser  Beziehung  selbst  im  Vergleich  des  Culm-Horizont's  mit 
dem  der  Radnitzer  unteren  Abtheilung  ein  Vorrang  für  ersteren  schon  an  den  dem 
letzteren  bereits  zumeist  fehlenden  Arten  der  Gattung  Rhodea  etc.  zu  erkennen, 
während  die  daselbst  häufiger  vertretenen  Arten  von  Adiantides  und  Rhacopteris 
in  der  Radnitzer  unteren  Abtheilung  mit  verwandten  Arten,  worunter  auch  die, 
unter  die  Gattung  Triphyllopteris  Schimp.  eingereihten,  in  den  höheren  Schichten- 
gruppen nicht  mehr  vorkommenden  und  sehr  an  Adiantides  erinnernden  gehören, 
noch  in  genügender  Anzahl  erscheinen,  weiter  aufwärts  aber  in  rascher  Abnahme 
begriffen  sind. 

Die  nahen  Beziehungen,  die  in  vielfacher  Weise  zwischen  der  in  den  Culm- 
Schichteu  bestehenden  Gruppirung  der  Pflanzeureste  und  jener  in  der  Radnitzer 
unteren  Abtheiluug  sich  ergeben,  dürften  die  Vermuthung  als  keine  zu  gewagte 
erscheiHcn  lassen,  dass  letztere  einen  zunächst  über  ersteren  folgenden  Horizont 
andeutet,  mit  dem,  nachdem  Repräsentanten  der  Culmperiode  in  unserer  Ablagerung 
nicht  nachzuweisen  sind,  daselbst  zuerst  der  Beginn  der  Kohlenperiode  eingeleitet  ist. 

Die  Kohlenablagerungen  am  Fusse  des  Riesengebirges  werden  in  eine  car- 
bonische, und  eine  obere,  permische  Gruppe  gegliedert.  Aus  ersterer  werden  74, 
aus  letzterer  bloss  22  beobachteten  Pflanzenarten  mitgetheilt,  die  als  selbststäudige 
betrachtet  werden  können. 

Die  stratigraphischen  Verhältnisse  in  dieser  Ablagerung  sind  nicht  so  klar 
gelegt,  dass  die  einzelnen  Horizonte,  auf  welche  sich  die  gewonnenen  Pflanzenreste 
vertheilen,  mit  völliger  Gewissheit  festgesetzt  werden  könnten. 

Im  Allgemeinen  wird  die  carbonische  Gruppe  in  zwei  Hauptzüge  unter- 
theilt,  einen  höheren,  fflachfallenden  und  einen  tieferen  oder  stehenden,  letzteres 
mit  Bezug  auf  die  bestehende  Lagerung,  denen  dann  als  dritter  Zug,  der  soge- 
nannte Radoweczer  oder  das  Hangendflötz,  bereits  im  Bereiche  der  permischeu 
Formation,  angereiht  wird. 

Eine  Eigenthümlichkeit  der  die  tieferen  Züge  begleitenden  Kohlenflötze 
ist  eine  Zersplitterung  in  eine  nicht  geringe  Anzahl  einzelner  Kohlenlagen,  und 
eine  häufige  Unterbrechung  derselben,  deren  Zusammengehörigkeit  an  den  ent- 
fernter von  einander  gelegenen  Punkten,  oder  in  wie  fern  sie  als  selbstständige 
Horizonte  zu  betrachten  wären,  aus  den  zur  Verfügung  stehenden  Mittheilungeu 
nicht  mit  genügender  Genauigkeit  entnommen  werden  kann.  Geinitz  erkennt  in 
der  carbonischeu  Parthie  der  Ablagerung  im  Allgemeinen  drei  Flötzgruppen,  von 
denen  jene  mit  steilerem  Verflachen,  oder  die  sogenannte  stehende  Flötzgruppe, 
als  im  Liegenden  befindlich  bezeichnet  wird.  Sie  ist  bei  Schatzlar  und  Schwado- 
witz  erschlossen,  während  von  der  hangenden  Flötzgruppe  wegen  geringer  Bau- 
würdigkeit nur  untergeordnet  Erwähnung  geschieht.  Die  aus  der  carbonischen 
Abtheilung  dieser  Ablagerung  bekannt  gemachten  74  Pflanzenarten  sind  vorwaltend 
drei   verschiedenen   Localitäten   entnommen,   Schatzlar,   Schwadowitz  und  Zdarek. 


Von  den  74  Arten  wurden  bei  Zdarek  25,  bei  Scbwadowitz  49  und  bei 
Schatzlar  37  gesammelt.  Davon  sind  an  den  einzelnen  Localitäten  ausschliesslich, 
also  an  den  übrigen  bisher  nicht  vorkommend,  augeführt  worden,  von  Zdarek  8, 
von  Schwadowitz  23,  von  Schatzlar  14  Arten ;  in  sämmtlichen  Localitäten  vorkom- 
mend, also  gemeinschaftliche  Arten  29. 

In  die  einzelnen  Classen  vertheilen  sich  die  vorgefundenen  Arten  in  nach- 
folgender Weise :  *) 


Zdarek 


Schwadowitz 


Schazlar 


Filices 

Calamarieae  .   .    . 
Selagineae     .  .    . 
Monocotyledonae 
Incertae  sedis  .   . 


15  Arten  60  pct. 


5 
3 
1 
1 


20 
12 

4 
4 


27  Arten  55,1  pct. 

8  „       16,3  „ 

9  „       18,4  „ 

2  «  4,1  „ 

3  „         6,1  „ 


19  Arten  51,3  pct. 

6       „  16,3     „ 

11       „  29,7     „ 

1         n  2,7      „ 


25  Arten  100  pct.     49  Arten  100  pct.  |  37  Arten  100  pct. 


Ein  Vergleich  mit  den  einzelnen  Gruppen  der  mittelböhmischeu  Ablage- 
rung lässt  Schwadowitz  und  Schatzlar  mit  der  Raduitzer  oberen  Abtheilung  ver- 
wandt  erscheinen,  während  Zdarek  eher  zu  der  Radnitzer  unteren  Abtheiluug 
hinneigt. 

Für  letzteres  spricht  im  Allgemeinen  das  grössere  Verhältniss  der  Filices 
uud  das  geringere  der  Selagineae,  unter  denen  nicht  eine  Sigillaria-Art  beobachtet 
wurde;  für  ersteres  der  hohe  Antheil,  mit  welchem  die  Selagineae  erscheinen,  von 
welchen  bei  Schwadowitz  zwei  Arten,  bei  Schatzlar  drei  Arten  Sigillarien  sind. 
Vorwaltend  aber  sind  die  Selagineae  daselbst  durch  Lepidodendron- Arten  vertreten, 
die  hier  in  einem  Verhältnisse  erscheinen,  das  sich  besonders  jenem  in  den  Schichten 
der  Radnitzer  oberen  Abtheilung  auschliesst,  und  zwar  noch  auffälliger  bei  Schatzlar 
als  bei  Schwadowitz,  w^as  wohl  durch  weitere  Beobachtungen  ausgeglichen  werden 
dürfte.  Dagegen  ist  Schwadowitz  durch  die  Anwesenheit  von  Nüggerathia  foliosa 
Stbg.  ausgezeichnet,  und  so  erscheinen  beide  Localitäten,  Schwadowitz  und  Schatzlar 
mit  den  durch  die  gewonnenen  Pflauzenreste  bezeichneten  Schichten  am  besten  mit 
der  Radnitzer  oberen  Flötzgruppe  übereinstimmend. 

Zdarek  hat  unter  den  Farnen  Rhacopteris  elegans  geliefert,  welche  Art 
zwar  nicht  ausschliesslich  der  Radnitzer  unteren  Flötzgruppe  zukömmt;  aber  das 
Vorkommen  der  Pflanzenreste  zum  Theil  auf  schleifsteinschieferartigen  Schichten 
in  Verbindung  damit  und  mit  der  allgemein  bestehenden  Gruppirung  lässt  die 
Vermuthung  nicht  ganz  ungerechtfertiget,  dass  bei  Zdarek  mit  der  Radnitzer 
unteren  Flötzgruppe  verwandte  Gebilde  bestehen. 


*)  Gegen  die  von  Dr.  T.  Sterzel  in  der  Abhandlung:  „Palaeontologischer  Charakter  der 
oberen  Steinkohlenformation  und  des  Rothliegenden  im  erzgebirgischen  Becken  1881", 
worin  auch  die  beiden  Localitäten  Schatzlar  und  Schwadowitz  in  Betracht  gezogen 
werden,  bei  diesen  angesetzte  Anzahl  Arten  aus  den  einzelnen  Klassen,  bestehen  in 
unserer  Zusammenstellung  einige  Abweichungen,  begründet  namentlich  durch  die  Nicht- 
beachtung solcher  Arten,  die  bekanntermassen  auf  andere  zu  beziehen  und  sonach  nicht 
selbstständig  sind. 


89 

Die  22  Arten,  die  am  Fusse  des  Riesengebirges  aus  der,  der  permischeu 
Formation  zugehörig  erklärten  Schichtengruppe,  au  den  Fundorten  Radowenz, 
Stepanitz,  Nedvez  gesammelt  worden  sind,  vertheilen  sich  nachfolgend  unter  die 
einzelnen  Klassen: 

Filices 10  Arten    45,4  pct. 

Calamarieae     ....    8       „         36,3     „ 

Selagineae 2       „  9,3     „ 

Monocotyledonae     .   .    1       „  4,5     „ 

Incertae  sedis     ...    1       „  4,5     « 

22  Arten     100  pct. 

Die  Gruppirung  dieser  22  Arten  nähert  sich  im  Vergleich  mit  der  in  den 
einzelnen  Flötzzügeu  der  mittelböhraischeu  Ablagerung  bekannten,  am  meisten 
jener  in  den  Kounowa'er  Schichten  bestehenden.  Da  wie  dort  erscheint  ausserdem 
au  allen  Localitäten  Asterophyllites  equisetiformis  Bgt.  Annularia  sphenophylloides 
Zenk.,  Alethopteris  Serlii  Bgt.,  und  fehlt  die  Gattung  Lepidodendron,  was  eine 
weitere  Übereinstimmung  anzeigt. 

Die  besprochenen  22  Arten  sind  insgesammt  auf  Schieferschichten  in  Be- 
gleitung des  Kohlenflötzes  gesammelt  worden,  und  diesemnach  ist  unter  sie  die  Gat- 
tuug  Araucaroxylon,  die  im  weiteren  Schichtencomplexe  der  oberen  Gruppe  der 
Riesengebirgsablagerung  durch  zwei  Arten  im  zahlreichen  Stammbruchstücken, 
namentlich  im  sogenannten  versteinerten  Walde  von  Radowenz  Göppert's,  vertreten 
erscheint,  nicht  einbezogen.  In  diesem  zahlreichen  Auftreten  der  Art  Araucar- 
oxylon, die  auch  im  Rieseugebirge  nirgends  in  den  tiefereu  Flötzgruppen  beobachtet 
wurde,  liegt  eine  weitere  Uibereiustimmung  mit  den  Kounowa'er  Schichten. 

Berücksichtiget  mau  diese  beiden  Arten,  so  dass  die  Flora  der  oberen 
Gruppe  aus  24  Arten  bestehend  sich  zeigt,  so  ergibt  die  Gruppirung  derselben 
folgende  Verhältnisse: 

Filices 41,6  pct. 

Calamarieae 33,4     „ 

Selagineae 8,4     „ 

Gymuospermae   ....    8,4     „ 

Monocotyledonae    ...    4,1     „ 

Incertae  sedis 4,1     „      100. 

Betrachtet  man  die  in  den  Filices  erscheinenden  Ordnungen,  so  ergibt 
sich  unter  den  10  bekannt  gewordenen  Arten  die  Anzahl  der  Pecopteriden  mit  6 
gegen  4  aus  andern  Ordnungen  oder  wie  60  pct. :  40  pct.  in  der  Riesengebirgs- 
Ablagerung ;  in  den  Kounowa'er  Schichten  beträgt  dieselbe  65  pct. :  35  pct.,  eine 
Übereinstimmung,  die  in  Anbetracht  der  durch  die  Aufsammlung  selbst  bedingten 
Abweichungen  eine  vollkommene  genannt  werden  muss. 

Aus  den,  über  die  Ablagerung  am  Fusse  des  Riesengebirges  zur  Ver- 
fügung stehenden  palaeontologischen  Mittheilungen  darf  sonach  mit  ziemlicher 
Sicherheit  gefolgert  werden,  dass  der  dort  ausgeschiedene  obere,  oder  sogenannte 
Radowenzer  Flötzzug  den  Kounowa'er  Schichten  entspreche,  während  die  tieferen 
Flötzzuge  den  Radnitzer  Schichten,  und  wahrscheinlich  beiden  Abtheilungen  der- 
selben correspondirend  betrachtet  werden  dürfen. 


90 

Und  es  scheinen  auch  die  den  einzelnen  Zügen  angehörigen  Schichten- 
complexe  in  ihrer  Beschaffenheit  beiderseits  gemeiuschtiftliche  Merkmale  auf- 
zuweisen. 

Nur  für  die  Nürschaner  Schichten  lässt  sich  aus  den  bis  jetzt  gemachten 
und  mitgetheilten  Beobachtungen  im  Bereiche  der  Riesengebirgsablageruug  noch 
kein  Aequivalent  ermitteln. 

Böhmisch-Brod  hat  nach  den  darüber  bestehenden  Mittheilungen  25  Arten 
Pflanzenreste  geliefert;  darunter 

Filices    .    .    .    .    .    .12  Arten  oder  48  pct. 


Calamarieae   .    .    . 

.    8 

)) 

n 

32 

r> 

Selagineae  .... 

n 

n 

n 

Gymnospermae  .    . 

.    2 

B 

» 

8 

n 

Monocotyledonae  . 

.    1 

» 

n 

8 

» 

Incertae  sedis   .    . 

.    1 

» 

n 

4 

n 

Die  Gruppiruug  der  einzelnen  Arten  entspricht  am  meisten  jener  der 
Kounowa'er  Schichten  durch  das  Zurücktreten  der  Selagineen  und  das  Eintreten 
der  Gymnospermen.  —  Die  Filices  weisen  auf:  Sphenopterideen  1  Art;  Neuro- 
pterideen  4  Arten;  Pecopterideen  7  Arten,  stehen  sonach  zu  einander  in  dem 
Verhältnisse  8,3:33,3:58,4;  ein  Verhältniss,  das  in  Bezug  auf  die  Gruppirung 
der  Filices  nur  bei  den  Kounowa'er  Schichten  wieder  angetroffen  wird;  es  besteht 
sonach  zwischen  diesen  und  der  Ablagerung  bei  Böhmisch-Brod  ausgesprochene 
Verwandtschaft. 

Brandau  im  Erzgebirge  hat  aus  seiner  kleinen  Steinkohlenablagerung  15 
Pflanzenarten  geliefert,  und  zwar  in  nachstehender  Gruppiruug :  *) 

Filices 4  Arten  oder  26,7  pct. 

Calamarieae  ....  4      „  „      26,7     „ 

Selagineae     ....  6       „  „      40,0     „ 

Monocotyledonae  .    .  1       „  „        6,6     „ 

Die  der  Wirklichkeit  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  nur  untergeordnet  ent- 
sprechende Anzahl  der  aus  dieser  Ablagerung  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Pflauzen- 
arten  ist  gewiss  zu  gering,  um  zu  einem  befriedigenden  Vergleiche  benützt  werden 
zu  können.  Nur  der  Umstand,  dass  bei  so  geringer  Ausbeute  die  Selagineen 
zumeist  durch  Sigillarien  vertreten,  vorwaltend  zur  Vorschein  kommen,  lässt  den 
Schluss  zu,  dass  ein  Aequivalent  der  Radnitzer  oberen  Flötzgruppe,  in  welcher 
die  Selagineen  zu  ihrer  verhältnissmässig  grössten  Entwicklung  gelangt  sich  zeigten, 
angenommen  werden  darf.  Den  Abschluss  der  Ablagerung  bilden  Schichten,  die 
bereits  dem  Rothliegenden  angehören. 

Bei  Rossitz  in  Mähreu  wird  die  Ablagerung  in  eine  untere,  rein  carbo- 
nische, und  eine  obere,  permische  Gruppe  eingetheilt.  In  ersterer  werden  die 
drei  Kohlcuflötze  abgelagert  gefunden,  von  denen  das  tiefste  als  erstes,  das  oberste 
als  drittes  bezeichnet  wird.  Viele  Klafter  im  Hangenrlen  dieses  dritten  Flötzes 
erscheinen   auf   den  Gesteinsschichten  Pflanzenreste  carbonischen   und  permischen 


*)  Mit  Ausscheidung  einer  nicht  selbstständigen  Art. 


91 


Charakters  gemengt;  unter  letzteren  Calamites  gigas,  Walchia,  üllmannia.    Thier- 
reste  und  Araucariten  werden  nicht  angegeben. 

Aus  den,  auf  den  Begleitschichten  der  einzelnen  Kohlenflötze  und  im 
Hangenden  des  dritten  Kohlenflötzes  vorkommend  mitgetheilten  Pflanzenresten 
ergeben  sich  folgende  Verhältnisse: 


1.  Flötz 

2.  Flötz 

3.  Flötz 

Hangendschicliten 

Filices  .   .   . 
Calamarieae 
Selagineae    . 
Gymnosperm. 
Mouocotyled. 
Incertae  sedis 

12  Arten  54,6  pct. 
5        „       22,8     „ 
4       „        18,1      „ 

»                          n 

1       «         4,5     „ 

n                       « 

14  Arten  48,3  pct. 

5  „       17,2     „ 

6  „       20,7     „ 

n                     » 
2       „          6,9     „ 

V       «         6,9     „ 

7  Arten  50,0  pct. 
3       „       21,4     „ 
3       „       21,4     „ 

n                        n 

n         "'          n 

1       »         7,2     „ 

18  Arten  62,0  pct. 
5       „       17,2     „ 

1  „         3,5     „ 

2  „         6,9     „ 
2       „         6,9     „ 
1       «         3,5     „ 

22  Arten 

29  Arten 

14  Arten 

29  Arten 

Der  namhafte  Antheil,  mit  dem  die  Selagineen  in  allen  drei  unteren 
Schichtengruppen  erscheinen,  weist  eine  Annäherung  an  die  Radnitzer  Schichten 
auf.  Unter  deu  Farnen  nehmen  aber  die  Sphenopteriden  (nach  dem  Special- 
verzeichuisse)  keinen  solchen  Rang  ein,  durch  den  an  die  untere  Abtheilung  der- 
selben gemahnt  würde,  obwohl  die  Farne  iusgesammt  bei  dem  tiefsten  Flötze  mit 
einem  etwas  höheren  Procente  als  bei  den  folgenden  vertreten  sind. 

Unterzieht  man  die  einzelnen  Ordnungen,  mit  denen  die  Farne  bei  jedem 
Flötze  sich  einstellen,  einer  Betrachtung,  so  ergibt  sich  folgende  Vertheilung 
derselben : 


1.  Flötz 

2.  Flötz 

3.  Flötz 

Hangendschichten 

Sphenopterid. 

Neuropterideen 

Pecopterideen 

1  Arten    8,3  pct. 

5  ,      41,7     „ 

6  „       50,0     „ 

3  Arten  21,4  pct. 

4  „       28,6     „ 
7       „       50,0     „ 

—  Arten  —     pct. 
2       „       28,5     „ 
5       „       71,5     „ 

2  Arten  11,2  pct. 
7       „       38,8     „ 
9       „       50,0     „ 

12  Arten 

14  Arten 

7  Arten 

18  Arten 

Es  geht  daraus  die  untergeordnete  Stellung  der  Sphenopterideen  hervor, 
dabei  aber  auch  das  Überwiegen  und  die  ziemlich  gleichbleibende  Erhaltung  der 
Pecopterideen  durch  sämmtliche  Schichten  eben  so,  wie  auf  deu  vier  Horizonten 
der  mittelböhmischen  Steinkohlenablageruug. 

Für  eine  den  Nürschaner  Schichten  entsprechende  Gruppe  lässt  sich  bei 
Rossitz  kein  Anhaltspunkt  herausfinden,  wenn  nicht  die  plötzliche  Verminderung 
der  Arten  bei  dem  3.  Flötze  als  ein  Anzeichen  hiefür  betrachtet  werden  will,  die 
aber  vielleicht  in  einer  zufällig  zu  ungenügenden  Ausbeutung  der  betreffenden 
Schichten  begründet  sein  könnte. 

Die  Gruppirung  der  Pflanzenreste  in  den  Hangendschichten  entspricht 
durch  das  Herabsinken  der  Selagineen,  und  durch  das  plötzliche  Erscheinen  der 
Gymnospermen  jener  in  den  Kounowa'er  Schichten  genügend,  um  eine  Beziehung 
beider  zu  einander  zu  erkennen. 

Die  Steinkohlenablagerungen  in  Sachsen,  bei  Zwikau  und  im  Plauen'schen 
Grunde   sind   durch   H.  B.  Geinitz   näher   geschildert  und   auf  ihre  Pflanzenreste 


92 

uutersucht.  Bei  Zwikau  werden  5  Horizonte  unterschieden,  von  welchen  der 
unterste  den  Culm  oder  ältesten  Vegetatiousgürtel  vertritt,  dem  dann  vier  andere, 
der  produktiven  •  Steiukohlenformation  angehörige  folgen.  Von  den  bei  Zwikau 
im  Ganzen  unterschiedenen  157  Pflanzenarten  entfallen  auf  die  erste  Vegetations- 
Zone  oder  den  Culm  22,  während  in  den  vier  folgenden  Zonen  von  unten  nach 
aufwärts  der  Reihe  nach  63,  39,  48  und  97  Arten  beobachtet  wurden. 
In  der  Culmzoue  vertheilen  sich  die  22  Arten  folgend: 

Calamarieae 3  Arten  13,6  pct. 

Filices •    .    .    6       „      27,4     „ 

Selagiueen 11       „       50,0     „ 

Mouocotyledonae     ...    1       „        4,5     „ 

Incertae  sedis 1       „         4,5     „ 

Mit  der  von  Stur  in  seiner  Culm-Flora  gefundenen  Gruppirung,  bei  welcher 
Filices  vorwalten,  Selagiueen  untergeordnet  sind,  findet  hier  bei  umgekehrtem  Ver- 
hältnisse keine  Übereinstimmung  statt. 

Eben  so  ist  mit  keinem  Flötzhorizonte  der  mittelböhmischen  Ablagerung 
irgend  eine  Verwandtschaft  vorhanden. 

Die  übrigen  vier  Vegetationszonen  zeigen  nach  der  von  Geiuitz  gegebenen 
Gruppirung  der  Arten  (wenn  Nöggerathien  mit  Cordaites  vereinigt,  Früchte  und 
Samen  unter  Incertae  sedis  einbezogen  werden)  folgende  Verhältnisse: 

Vegetationszonen. 


IL 

III. 

IV. 

V. 

Thallophyta  . 
Filices   .    .    . 
Calamarieae 
Selagineae    . 
Gymnospermä 
Monocotyled. 
Incertae  seclis 

1 

25  Arten  39,7  pct. 

12       „       19,0     „ 

18       „       28,5     „ 

1        „          1,6     „ 

4       „         6,4     „ 

3       „         4,8     „ 

1  Arten     2,6  pct. 
16       „      41,0     „ 

9       „       23,1     „ 

11       „       28,2     „ 

n                       n 

2  .         5,1     „ 

1  Arten     2,1  pct. 
20      „      41,6     „ 

8       „       16,7     „ 
11       „       23,1     „ 

2  „         4,1     „ 
4       „         8,3     „ 
2       „         4,1     „ 

2  Arten     2,0  pct. 
49       „       50,4     „ 
14       „       14,5     „ 
22       „       22,7     „ 

1       «         1,1     « 

6       „         6,2     „ 

3  „         3,1     „ 

63  Arten 

39  Arten 

48  Arten 

97  Arten 

Die  Gruppirung  in  allen  vier  vorstehenden  Zonen  ist  eine  durch  keine 
bedeutenden  Abweichungen  verschiedene,  und  zeigt  nur  eine  etwas  merkliche  Ver- 
minderung der  Calamarieeu  und  Selagiueen  in  der  IV.  und  V.  Zone  gegen  die 
beiden  früheren,  woraus  höchstens  auf  eine  nähere  Verwandtschaft  der  beiden 
oberen  je  zu  einander  geschlossen  werden  könnte. 

Die  bedeuteude  Vertretung  der  Selagiueen  darf  als  eine  mit  unsern  Rad- 
nitzer  Schichten  gemeinschaftliche  Eigenthümlichkeit  betrachtet  werden,  und  die 
Verhältnisszahlen  für  Filices  und  Calamariae  sind  nicht  auffällig  verschieden.  Bei 
den  beiden  unteren  Zonen  erscheinen  die  Selagiueen  mit  einem  grösseren  Antheile, 
als  bei  den  oberen,  und  würden,  analog  den  bei  uns  bestehenden  Verhältnissen, 
dieselben  näher  an  die  obere  Radnitzer  Flötzgruppe  anschliessen;  ob  aber  in  den 
beiden  oberen  Zonen  eine  Annäherung  au  die  Nürschauer  Schichten  vermuthet 
werden   könnte,  rauss   bei  dem  Maugel  genügender  Anhaltspunkte   unentschieden 


.93 

bleiben.  Überlagert  wird  die  Zwikauer  Steinkolilenformatiou  mit  Schichten,  die 
als  permisch  erklärt  worden  sind,  und  bei  denen  solche  der  ersteren,  fremde 
Pflanzeureste  wie  Walchia  piniformis,  Odoutopteris  obtusiloba  Naum.  etc.,  sich 
einstellen.  Sie  werden  in  ihren  tieferen  Lagen  von  grauer,  in  den  höheren  häufig 
von  rothbrauner  Färbung  geschildert,  und  Kalksteinbäuke  zwischen  ihnen  ein- 
gelagert angegeben.  Darin  gibt  sich  eine  Übereinstimmung  mit  den  bei  den 
Kounowa'er  Schichten  bestehenden  Verhältnissen  zu  erkennen;  doch  ist  kein  er- 
wähnenswerthes  Kohlenflötz  zwischen  ihnen  eingeschlossen,  und  sie  sind  den 
Schichten  der  Steinkohlenformation  ungleichförmig  aufgelagert,  während  in  der 
mittelböhmischen  Ablagerung  Ähnliches  nicht  beobachtet  wird.  So  wie  hier  werden 
aber  bei  Zwikau  Zerstörungen  und  Auswaschungen  im  Steiukohlengebirge  unter 
der  Ablagerung  der  permischen  Schichten  angetroffen,  in  welche  das  die  letzteren 
bildende  Materiale  eingeschwemmt  wurde,  woraus  gefolgert  wird,  dass  in  Sachsen 
eine  längere  Zeit  zwischen  der  Ablagerung  der  oberen  Schichten  der  Steinkohlen- 
formation und  der  unteren  permischen  Schichten  verflossen  ist. 

Aus  der  Steinkohlenablagerung  im  Plauen'scheu  Grunde  führt  Geinitz 
speziell  26  Arten  von  Pflanzenresten  an,  wobei  ausdrücklich  des  Fehlens  jeder 
Spur  einer  Sigillaria  oder  einer  grösseren  Lycopodiacee  erwähnt  wird. 

Wenn  sich  schon  hiedurch  eine  Andeutung  einer  Verwandtschaft  mit 
unseren  Kounowa'er  Schichten  kund  gibt,  so  wird  dieselbe  noch  auffälliger  durch 
die  Gruppirung,  in  welcher  sich  die  einzelnen  Arten  der  Flora  befinden.  Diese 
ist  nehmlich  nachfolgend  beschaffen : 

Thallophyta 1  Arten    3,8  pct. 

Filices 10      „      38,6     „     *) 

Calamarieae 5       „       19,3     „ 

Selagineae 2       „        7,7     „ 

Gymnospermae    ....    1       „        3,8     „ 
Monocotyledouae     ...    3      „       11,5     „ 

Incertae  sedis 4      „       15,3     „ 

26  Arten  lÖÖ  pct. 

In  dieser  Gruppirung  besteht  eine  unverkennbare  Ähnlichkeit  mit  jeuer, 
in  welcher  die  in  unserer  Kounowa'er  Schichten  beobachteten  77  Pflanzenarteu 
sich  befinden,  wornach  auf  eine  Verwandtschaft  zwischen  denselben  mit  den  Ge- 
bilden im  Plauen'scheu  Grunde  geschlossen  werden  darf.  Es  wird  eine  solche 
noch  weiter  hervorgehoben  durch  den  Umstand,  dass  bei  letzteren  weiter  im  Han- 
genden rothbraune  Schichten  erscheinen,  zwischen  denen  Hornsteiu-  und  Kalk- 
steinbäuke eingeschaltet  sind,  und  in  welchen  verkieselte  Stammbruchstücke  von 
Araucaroxylon  eingeschlossen  vorkommen. 

Unzweifelhaft  gibt  sich  im  Plauen'scheu  Grunde  zu  erkennen,  dass  min- 
destens  die   die  Ablagerung   abschliessenden   Schichten   bereits   der   permischen 


*)  Die  Filices  sind  vertreten  durch : 

1.  Sphenopteris 
1.  Dictyopteris 
8.  Pacopteriden 
was  wieder  ein  bedeutendes  Vorwalten  der  letzteren  beweist. 


94 


Periode  zugezählt  werden  müssen,  und  es  ist  nicht  ganz  unwichtig,  aus  den  Mit- 
theilungen über  die  BeschalTeuheit  der  Gesteinsschichten  entnehmen  zu  können, 
wie  auch  dort  Braudschiefer  mehrmals  als  constant  auf  weite  Strecken  fortsetzende 
Lagen  erscheinen,  und  immer  nur  in  geringer  Mächtigkeit  entwickelt  sind. 

Im  Ganzen  betrachtet,  scheinen  aber  die  im  Allgemeinen  in  der  Ablage- 
rung des  Plauen'scheu  Grundes  bestehenden  Verhältnisse  die  Vermuthung  zu 
unterstützen,  dass  auch  die,  die  tieferen  Kohlenflötze  eiuschliessenden,  noch  dem 
echten  Carbon  zugezählten  Parthieen  derselben,  schon  der  untern  permischen  Ab- 
lagerung zufallen,  in  der  auch  bei  unserer  Ablagerung  noch  carbonische  Pflanzeu- 
reste  reichlich  neben  schon  permischen  erscheinen.  Neuerer  Zeit  sind  aus  dem 
Plauen'scheu  Grunde  zahlreiche  Überreste  von  Wirbelthieren  aus  der  Gruppe  der 
Saurier  entdeckt  worden,  und  werden  dadurch  gewiss  die  Verhältnisse  in  Bezug 
auf  die  Stellung  der  sie  enthaltenden  Schichten  klar  gelegt  werden.**) 

Auch  in  weiter  entfernten  Steinkohlenablagerungen  werden  Verhältnisse 
augetroffen,  die  au  die  in  Mittelböhmen  bestehenden  erinnern,  wie  die  Arbeiten 
von  Weiss  über  die  Ablagerung  im  Saar-Rhein-Gebiete  zeigen. 

Weiss  gruppirt  dieselbe  in  eine  zu  unterst  liegende  Steinkohlenformation ; 
das  darüber  folgende  Kohlenrothliegende,  und  ein  den  Abschluss  bildendes  oberes 
Rothliegendes;  theilt  beide  erstereu  in  je  zwei  Zonen  und  erhält  sonach  5  Zonen. 

Pflanzeureste  werden  nur  aus  den  untern  vier  Zonen  angeführt,  deren 
Gruppirung  sich  nachfolgend  herausstellt: 


I. 

Saarbrücker  Seh. 

n. 

Ottweiler  Schichten 

III. 

Cuseler  Schichten 

IV.             1 
Lebacher  Schichten! 

Filices     .    . 
Calamarieae   . 
Selagineae  .    . 
Gymnospermae 
Monocotyled. 
Incertae  sedis 

18  Arten  38,4  pct. 
14       „       29,8     „ 
8       „       17,0     „ 

1  »         2,1     „ 

2  „         4,2     „ 
4       „         8,5     „ 

36  Arten  45,0  pct. 

16       „       20,0     „ 

16       „       20,0     „ 

3       „         3,7     „ 

3       „         3,7     „ 

6       „         7,6     „ 

13  Arten  50,0  pct. 
4       „       15,4     „ 
2       „         7,7     „ 
4       „       15,4     „ 

1  „         3,8     „ 

2  „         7,7     „ 

22  Arten  56,3  pct. 
7       „       17,9     „ 

3  „         7,7     „ 

4  „       10,3     „ 
2       „         5,2     „ 
1       .         2,6     „ 

47  Arten 

80  Arten 

26  Arten 

39  Arten 

Vor  allem  tritt  der  bedeutende  Antheil  hervor,  den  die  Selagineen  in  den 
beiden  untersten  Zonen  einnehmen,  und  wie  sie  in  den  höheren  plötzlich  ver- 
mindert erscheinen,  während  das  gerade  Gegentheil  bei  den  Gymnospermen  be- 
obachtet wird. 

Hier  besteht  eine  Analogie  mit  dem  Verhalten  der  Kounowa'er  Schichten 
im  Vergleiche  mit  den  Raduitzer  Schichten. 

Mit  der  oberen  Abtheilung  der  letzteren  erweist  sich  die  Gruppirung  der 
Pflanzenarten  in  der  Zone  II.  am  meisten  übereinstimmend.  In  beiden  finden  die 
Selagineen  ihre  vorwaltende  Entwicklung,  und  weder  Lepidodendra  noch  Sigilla- 
rieu  werden  ausserhalb  derselben  in  gleicher  Anzahl  befunden. 


**)  H.  Credner:  Die  Stegocei)halen  aus  dem  Rothliegeudeu  des  Plauenschen  Grundes  bei 
Dresden.  Zeitschrift  der  deutschen  geolog.  Gesellsch.  I.  Th.  1881,  II.  Th.  1882.  Dr. 
H.  B.  Geinitz  und  Dr.  J.  Deichmüller:  Die  fossilen  Saurier  in  dem  Kalke  des  Roth- 
liegenden von  Niederhässlich  im  Plauenschen  Grunde.  Kgl.  Mineralogisch-geologisches 
und  praehistorisches  Museum  in  Dresden.    1882. 


95 

Iii  den  die  Ottweiler  Schichteu  unterlagernden  Saarbrücker  Schichten 
besteht  aber  wenig  Gemeinschaftliches  in  der  Artengruppirung  mit  der  Radnitzer 
unteren  Abtheilung.  Namentlich  sind  die  Sphenopterideeu  in  ganz  anderem  Ver- 
hältnisse anwesend,  wie  eine  Übersicht  über  die  Zusammensetzung  der  einer  jeden 
Zone  zugehörigen  Filices  lehrt: 


I. 

II. 

III. 

IV. 

1 

Sphenopterid.'    3  Arten  16,6  pct. 
Neuropterid.    ^    4       „       22,2     „ 
Pecopterideenj  11       „       61,2     „ 

8  Arten  22,8  pct. 
10       „       28,5     „ 
17       „       48,7     „ 

1  Art     7,7  pct. 

2  „     15,4     „ 
10     „     76,9     „ 

3  Arten  15,0  pct. 
3       „       15,0     „ 
14       „       70,0     „ 

i  18  Arten 

1 
1 

35  Arten 

13  Arten 

20  Arten 

Die  Sphenopterideeu  erscheinen  sonach  in  sämmtlichen  vier  Zonen  wenig 
zahlreich;  die  Pecopterideen  indessen  erweisen  sich  auch  hier  in  ziemlich  gleichem 
und  ansehnlichen  Verhältnisse  sich  erhaltend. 

Den  Kounowa'er  Schichten  nähert  die  Verminderung  der  Selagineen  und 
das  höhere  Procent  der  Gymnospermen  die  beiden  oberen  Zonen  ziemlich  gleich- 
massig,  wozu  noch  die  Anwesenheit  von  Wirbelthierresten  tritt. 

Solche  werden  aber  in  der  Saarbrücker  Ablagerung  bereits  mit  den  Ott- 
weiler Schichten  erscheinend  aufgeführt,  während  in  Radnitzer  Schichten  keine 
Spur  davon  bekannt  ist;  doch  erlangen  sie  weder  hier  noch  in  den  folgenden 
Cuseler  Schichten  jene  Mannigfaltigkeit,  wie  in  den,  in  dieser  Beziehung  mit  den 
Kounowa'er  übereinstimmenden  Lebacher  Schichten,  mit  denen  zugleich  Leitpflanzen 
des  Rothliegenden,  wie  Walchia  piniformis,  Callipteris  conferta,  Kieselhölzer  etc. 
in  auffäligerer  Anzahl  sich  einstellen. 

Es  könnte  in  den  Cuseler  Schichten  ein  etwas  modificirtes  Aequivalent 
der  Nürschaner  Schichten  bestehen,  bei  dem  nicht  unmöglichen  Falle,  dass  bei 
Saarbrücken  die  in  Böhmen  schärfer  von  einander  geschiedenen  Zonen  mehr  in 
einander  greifend  und  allmäliger  übergehend  zur  Entwicklung  gelangten,  oder  es 
ist  der  Beginn  dieses  Überganges  schon  zum  Theil  in  die  Ottweiler  Schichten 
fallend.  Wichtig  wäre  es,  genauer  den  Horizont  festgestellt  zu  wissen,  in  welchem 
sich  das  von  Oberbergrath  Stur  für  die  Saarbrücker  Ablagerung  mitgetheilte  Vor- 
kommen von  Bacillarites  problem.  befindet,  wodurch  ein  sicherer  Vergleich  er- 
möglicht wäre.*) 

Ganz  entschieden  ist  indessen  in  der  Saarbrücker  Ablagerung  ausgesprochen, 
dass  die  unteren  Zonen  einen  Gegensatz  zu  den  oberen  bilden,  und  dass  die  Le- 
bacher Schichten  sowohl  in  Anbetracht  ihrer  palaeontologischen  wie  stratigraphi- 
schen  Verhältnisse  übereinstimmend  mit  solchen  anderorts  der  permischen  Forma- 
tion eingereihten  Gebilden  betrachtet  werden  müssen. 

Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass  ausserdem  an  verschiedenen  andern 
Localitäten,  deren  Ablagerungen  ausschliesslich  der  carbonischen  Formation  zu- 
getheilt  wurden,  die  jüngeren  Schichten  derselben  einen  mehr  dem  permischen 
sich  zuneigenden  Character  offenbaren  dürften,  wenn  sich  zum  genaueren  Studium 
solcher  Gelegenheit  ergibt,  wie  neuerer  Zeit  Weiss  au  den  Schichteu  von  Ballen- 


*)  Geologische  Verhältnisse  des  Jemnik-Schachtes  etc.  von  D.  Stur. 


96 

stellt  naelizuweiseu  Veranlassung  fand;*)  und  worauf  auch  die  Zusammensetzung 
der  Flora  solcher  Localitäten  zu  deuten  geeignet  ist,  wie  z.  B.  jeuer  von  Stock- 
heim, die  nach  Geinitz's  Bestimmungen  folgende  Gliederung  besitzt: 

Filices 14  Arten  53,8  pct. 

Calamarieae 4      „      15,3     „ 

Selagineae 2      „        7,7     „ 

Gymnospermae 1       „        3,8     „ 

Mouocotyledonae 2      „        7,7     „ 

Incertae  sedis 3       „      11,5     „ 

26  Arten; 
welche  für  eine  Annäherung  an  die  Gliederung  der  Flora  in  den  Lebacher  Schichten 
spricht,  und  den  dieselbe  einschliessendeu  Schichten  eine  dem  Rothliegeudeu  ent- 
sprechende Stellung  anweist. 

Aus  den  vorgleichenden  Betrachtungen  zwischen  der  mittelböhmischen 
Steinkohlenablagerung  und  jenen  an  verschiedeneu  anderen  Localitäten  ergeben 
sich  nun,  soweit  diess  die  bekannt  gewordenen  Erfahrungen  gestatten,  mehrfach 
bemerkenswerthe  Thatsacheu. 

Trotz  der  namhaft  unterschiedlichen  Anzahl  bekannt  gewordener  fossiler 
Pflanzenarten  aus  den  einzelnen  Ablageruugsgebieten  zeigt  sich  doch  vielfach  eine 
ähnliche  Gruppirung  derselben,  die  auf  gleiche,  oder  doch  wenigstens  sehr  ver- 
wandte Vegetations- Verhältnisse  in  bestimmten  Perioden  deutet. 

Überall  nöthigt  diese  Gruppirung  zu  der  Erkenn tniss  mindestens  einer 
Zweitheilung  der  Ablagerungen,  in  eine  untere  Abtheilung,  durch  überwiegende 
Entfaltung  der  fossilen  Flora  ausgezeichnet;  und  in  eine  obere,  in  welcher  die 
Pflanzenreste  in  Bezug  auf  ihre  Anzahl  Arten  bedeutend  zurücksinken,  wo  sich 
ihnen  aber  zumeist  häufiger  Wirbelthierreste  zugesellen. 

Was  die  untere  Abtheilung  anbelangt,  werden  in  ihr  überall,  analog  mit 
den  Radnitzer  Schichten  Böhmens,  die  Selagineen  in  ihrer  vollkommensten  Ent- 
wicklung angetroffen;  wie  in  der,  bei  den  meisten  Ablagerungen  wieder  erkannten 
Sigillarien-Zone  von  Geinitz,  mit  der  auch  die  Saarbrücker  und  Ottweiler  Schichten 
von  Weiss  correspoudiren,  die  sämmtlich  mit  der  obern  Radnitzer  Flötzgruppe 
parallelisirt  werden  können. 

Es  fehlen  auch  Anzeichen  nicht,  wie  am  Fusse  des  Riesengebirges,  die 
die  Entwicklung  einer,  der  untern  Radnitzer  Flötzgruppe  analogen  Zone  ver- 
muthen  lassen. 

Die  Gruppirung  der  in  dieser  untern  Radnitzer  Flötzgruppe  eingeschlos- 
senen foss.  Flora  scheint  einen  Übergang  der  Culmflora  in  jene  der  wahren  pro- 
ductiven  Steinkohlenformation  anzudeuten,  und  zeichnet  sich  durch  ein  Vorherrschen 
der  Filices  namentlich  der,  aufwärts  in  stetiger  Abnahme  befundenen  Spheuopte- 
rideen  aus. 

Die  obere  Abtheiluug  weist  bei  sämmtlichen  erwähnten  Ablagerungen  eine 
bedeutend  verminderte  Anzahl  von  Pflanzenresten  auf,  unter  denen  sich  Arten  ein- 
stellen, wie  Hymenophyllites  semialatus,  Odoutopteris  permiensis,   Sigillaria  denu- 


*)  Die  Steinkolilenführendcn  Scliichten  bei  Ballenstedt  am  nördlichen  Hangenden  v.  Weiss. 
Jahrbuch  d.  k.  preuss.  geolog.  Landesanstalt  1881. 


97 

data  etc.,  die  früher  uicht  vorhanden  waren,  und  solche,  die  neu  erschienenen 
Gattungen  angehören,  wie  Callipteris,  Täniopteris,  Psarouius,  Araucarites  und 
unter  denen  namentlich  die  Couiferen  sich  bemerkbar  machen,  wodurch  eine 
Übereinstimmung  mit  unseren  Kounowa'er  Schichten  besteht. 

Ein  namhafter  Antheil  der  die  Flora  dieser  oberen  Abtheilung  zusammen- 
setzenden Pflanzenarten  wird  aber  von  solchen  gebildet,  die  bereits  in  der  unteren 
Abtheilung  erschienen  sind. 

Am  bemerkenswerthesten  in  dieser  Beziehung  zeigen  sich  die  Pecopterideen 
unter  den  Farnen,  die  fast  in  gleichem  Verhältnisse  wie  iii  den  tiefsten  so  in  den 
obersten  Schichtengruppeu  vertreten  gefunden  wurden,  während  die  übrigen  Ord- 
nungen in  nur  zumeist  stark  reducirtem  Masse  bis  in  dieselben  fortsetzen. 

Der  durch  diesen  Umstand,  wie  durch  das  Zutreten  neuer  Arten  merklich 
veränderte  Character  der  Flora  in  der  obern  Abtheilung,  im  Verein  mit  den  zugleich 
auftretenden  Wirbelthierresten  ist  allgemein  bestimmend  gewesen,  diese  obere  Ab- 
theilung als  Glied  der  permischeu  Formation  zu  erklären,  im  Gegensatze  zu  der, 
einen  rein  carbonischen  Charakter  besitzenden  unteren  Abtheilung. 

In  allen  Verhältnissen  tritt  aber  eine  allgemeine  Übereinstimmung  mit 
den  in  der  mittelböhmischen  Steinkohlenablageruug  gemachten  Beobachtungen 
hervor,  die  sich  eben  so  auf  die,  in  der,  der  obern  Abtheilung  angehörigen,  Kou- 
nowa'er Schichten,  befindliche,  reducirte  und  durch  Hinzutritt  neuer  Arten  modi- 
ficirte  Flora  erstreckt,  wie  auf  die  Erfahrung,  dass  zahlreiche,  auch  in  den  Kouno- 
wa'er Schichten  oft  genug  einheimische  Arten,  bereits  bei  den  tieferen  carbonischen 
Flötzeu  entwickelt  waren,  und  so  ihre  Existenz  durch  sämmtliche  Gruppen  bis  in 
die  jüngsten  Glieder  der  Ablagerung  behaupten. 

Nur  für  die  Nürschaner  Schichten  unserer  Ablagerung  von  Mittelböhmeu 
ist  anderorts  kein  entsprechendes  Aequivalent  mit  Sicherheit  namhaft  zu  machen. 

Wenn  man  aber  erwägt,  wie  wenig  dieser  Horizont  durch  prägnante  Merk- 
male seiner  Flora  bezeichnet  ist,  so  ist  die  Schwierigkeit  der  Ausscheidung  desselben 
ohne  die  Behelfe  für  eingehende  vergleichende  Betrachtungen  erklärlich. 

In  Berücksichtigung  der  lediglich  aus  den  Radnitzer  Schichten  entlehnten 
Flora  dieses  Horizontes  ohne  jeglichen  eigenthümlichen  Zuwachs,  und  die  bereits 
mit  den  ihn  überlagernden  jüngeren  Schichten  gemeinsame  Fauna,  gibt  sich  für 
denselben  deutlich  eine  Mittelstellung  zu  erkennen,  die  entsprechend  den  einerseits 
echt  carbonisch  erkannten,  anderseits  der  permischen  Periode  zufallenden  Be- 
gränzungszonen  wohl  passend  durch  die  bereits  von  Weiss  gebrauchte  Benennung 
„Kohlenrothliegeudes"  bezeichnet  werden  kann.  Es  zeigt  diese  Mittelstellung 
deutlich  genug  ein  Übergangsstadium  aus  dem  Carbon  in's  Perm  an,  scheint  aber 
näher  am  letzteres,  in  Berücksichtigung  der  gleich  reich  entwickelten  Wirbelthier- 
reste,  als  an  ersteres  sich  anzulehnen. 

Die  Steinkohlenablagerung  von  Mittelböhmen  erweist  sich  sonach  durch 
den  Vergleich  mit  den  in  anderweitigen  Ablagerungen  bestehenden  Verhältnissen 
als  ein,  in  seinen  tieferen  Zonen  der  carbonischen  oder  productiven  Steinkohlen- 
Formation,  in  seiner  Hangendzone  unzweifelhaft  der  nächstfolgenden  permischen 
Formation  zugehöriges,  durch  ein  Übergangsglied  verbundenes  Gebilde,  in  welchem 
sich  die  drei,  in  demselben  entwickelten  Flötzzuge  nachfolgend  untertheilen : 

7 


98 

1.  C arbon- Formation :  Radnitzer  Schichten  im  Allgemeinen,  oder  Liegen- 
flötzzug. 

a)  Untere  Flötzgruppe.  Übergang  vom  Culm  zur  eigentlichen  productiven 
Kohleuformatiou, 

b)  Obere  Flötzgruppe.  Productive  Steinkohlenforraation ;  correspondirend 
mit  der  Sigillarien  -  Zone  Geinitz's;  mit  Saarbrück  er  und  Ottweiler 
Schiebten  bei  Weiss. 

2.  Kohlenrothliegendes:  Nürschaner  Schichten  oder  Mittelflötzzug. 
Jüngeres   Gebilde   als   die   echte   productive   Steinkohlenformation,    Über- 
gangsglied zum  Perm,  durch  seine  Fauna  bereits  letzteres  vertretend. 

3.  Permformation,   Rothliegendes:   Kounowa'er  Schichten    Hangendflötzzug. 
Correspondirend   mit  Unter- Perm-Schichten  am  Fusse  des  Riesengebirges, 

mit  den   in  Sachsen  befindlichen,   mit  Cuseler   und  Lebacher   Schichten   im  Saar- 
Rheingebiete  nach  Weiss  etc. 

Und  so  erscheinen  in  der  mittelböhmischen  Steinkohlenablagerung,  bei 
dem  Mangel  jeder  Andeutung  für  die  Anwesenheit  der  altern  Glieder  der  carbo- 
uischeu  Formation  Kohlenkalk  und  Culm,  durchaus  nur  die  jüngeren  Gruppen 
derselben  entwickelt,  entsprechend  den  obercarbonischen  Schichten  und  analog  den 
sodann  in  Böhmen  zur  Ablagerung  gelangten  cretaceischen  und  tertiären  Gebilden, 
bei  denen  ebenfalls  der  Mangel  der  anderorts  bekannten  älteren  oder  Anfangs- 
gruppeu  constatirt  ist,  und  zeigen  sich  die,  den  Eintritt  der  permischen  Formation 
bezeichnenden  Schichten  in  weit  mehr  umfassender  und  verbreiteter  Weise,  als 
früher  angenommen  wurde. 


-ooogooo- 


Verzeichniss 

der  Abhandlungen  und  Werke,  die  namentlich  in  palaeontolo- 
gischer  Beziehung  benützt  worden  sind. 

Sternberg,  Graf  Caspar:   Versuch  einer  geognostisch   botanischen  Darstelhing  der 

Flora  der  Vorwelt.     1820—38. 
Corda  A,  C.  J. :  Beiträge  zur  Flora  der  Vorwelt;  Prag  1845. 
C.  V.  Ettiugshanseu :   Steinkohleuflora   von  Stradonitz   in  Böhmen.     Abhandlungen 

der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1852. 

C.  V.  Ettingshausen:  Steinkohlenflora  von  Radnitz  in  Böhmen.   Abhandlungen  der 

k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1854. 

D.  Stur:  Beiträge  zur  Kenutniss  der  Steinkohleuflora  von  Rakonitz.  Jahrbuch  der 

k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1860. 
D.  Stur :  Momentaner  Stand  meiner  Untersuchungen  etc.  Verhandlungen  der  k.  k. 

geolog.  Reichsanstalt  1874. 
D.  Stur:  Geologische  Verhältnisse  des  Jemnik-Schachtes  etc.     Jahrbuch  der  k.  k. 

geolog.  Reichsanstalt  1878. 
D.  Stur :  Weitere  Pflanzenreste  aus  dem  Kohlenbergbaue  bei  Kounowa- Verhandlungen 

der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1876. 
D.  Stur:  Culmflora  der  Ostrauer  und  Waldeuburger  Schichten.  Abhandlungen  der 

k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1878. 
H.    B.    Geinitz:    Die    Steinkohlen   Deutschland's    und    anderer   Länder   Europa's. 

München  1865. 
Helmhacker:    Überricht   der    geognostischen    Verhältnisse    der   Rossitz-Oslawaner 

Steinkohlenformation.    Jahrbuch  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1866. 
J.  Krejci:  Lehrbuch  der  Geologie  1877. 
Dr.  Ant.  Fritsch :  Fauna  der  Steinkohlenformation  von  Böhmen.  Archiv  für  natur- 

hist.  Durchforschung  Böhmens.    II.  Bd.  1873. 
Dr.  Ant.  Fritsch:   Fossile  Arthropoden  aus  der  Steinkohlen-  und  Kreideformation 

Böhmens;  Beiträge  zur  Paläontologie  Österreich-Ungarns  etc.  1882. 
Dr.   Ant.   Fritsch:   Fauna   der   Gaskohle   und   der  Kalksteine   der  Permformation 

Böhmens.     Prag  1879—1881. 
Ch.  E.  Weiss:    Fossile   Flora   der  jüngsten   Steinkohlenformatiou   und   des   Roth- 
liegenden im  Saar-Rheingebiete.  1869. 


100 

Dr.  0.  Feistinautel :  Über  Pflaiizenpetrefacte  aus  dem  Nürschauer  Gasscliiefer. 
Sitzungsberichte  der  k,  böhm.  Gesellsch,  der  Wisseuschafteu  1870. 

Dr.  0.  Feistmautel:  Steiukobleuflora  von  Kralup  in  Böhmen.  Abhandlgen  der  k. 
böhm.  Gesellsch.  der  Wissensch.  1871.  „Pflanzeureste  von  Merklin",  Sitzungs- 
berichte der  k.  böhm.  Gesell,  der  Wissensch,  1872. 

Dr.  0.  Feistmantel:  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ausdehnung  des  sog.  Nürschaner 
Gasschiefers  und  seiner  Flora;  Jahrb.  der  k.  k.  geolog.  Reichsaustalt  1872; 
und  Über  das  Verhältuiss  der  böhm.  Steinkohlen-  und  Permformatiou,  Jahrb. 
der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1873, 

Dr.  0.  Feistmantel:  Steinkohlen-  und  Perm-Ablagerung  im  Nordwesten  von  Prag. 
Abhandlungen  der  k,  böhm.  Gesell,  der  Wissensch.  1874. 

Dr.  0.  Feistmantel:  Die  Versteinerungen  der  böhmischen  Kohlengebirgsablagerungen 
in  Paläontographica  1875, 

Kusta  J, :  Zur  Kenntniss  der  Steinkohlenflora  des  Rakonitzer  Beckens  (Verhaudl. 
1879);  Über  das  geolog,  Niveau  des  Steinkohlenflötzes  bei  Lubna  (Sitzungs- 
berichte der  k.  böhm,  Gesellsch,  der  Wissensch.  1881);  o  geologickych  po- 
merech  päuve  Rakovnicke  (Sitzungsb.  der  k.  böhm.  Gesell,  der  Wissensch. 
1880),  zur  Kenntniss  des  Nürschaner  Horizontes  bei  Rakonitz  (Sitzungsb. 
der  k.  böhm.  Gesell,  der  Wissensch,  1882). 

Feistmantel  Carl:  Die  Steinkohlenbecken  in  der  Umgebung  von  Radnitz.  Archiv 
für  naturhist.  Durchforschung  von  Böhmen  I.  Bd.  1869. 

Die  Steinkohlenbecken  bei  Klein  -  Piilep,  Lisek  etc.  Archiv  u,  s.  w. 
Bd.  II.  1872. 

Nur  Fundorte  von  Steinkohlenpflanzen  in  Böhmen,  Sitzungsberichte  der 
k.  böhm,  Gesellsch,  der  Wissensch.  1882,  und  kleinere  paläontologische 
Mittheilungen. 


-■•-Si^^i^iä^'^ 


I 


Inhalt. 


Die  mittelbölimiche  Steinkohlenablagerung 3 

I.  Stratigraphische  Verhältnisse        5 

Gliederung  der  Ablagerung 5 

1.  Der  Liegendflötzzug  oder  die  Radnitzer  Schichten 6 

Die  südöstlichsten  isolirten  Parthien 10 

Kladno-Rakonitzer  Ablagerungsparthie 12 

Pilsner  Ablagerungsparthie 21 

Ablagerungsparthie  bei  Wranowa  nächst  Mies 26 

Ablagerungsparthie  Wittuna 26 

2.  Der  Mittelflötzzug  oder  die  Nürschaner  Schichten     .       .   .    • 28 

Pilsner  Ablagerungsparthie 29 

Kladno-Rakonitzer  Ablagerungsparthie 32 

3.  Der  Hangendflötzzug  oder  die  Kounowa'er  Schichten 35 

Kladno-Rakonitzer  Ablagerungsparthie 38 

Pilsner  Ablagerungsparthie 40 

Ablagerungsparthie  Manetin 44 

Überblick  über  die  stratigraphischen  "Verhältnisse 46 

II.  Palaeontologische  Verhältnisse 53 

a)  Thierreste     • 54 

b)  Pflanzenreste 58 

III.  Vergleichende  Betrachtungen 84 

Verzeichniss  der  benützten  Abhandlungen  und  "Werke 99 


DAS  ARCHIV 

für  die 

naturwissenscliaftliclie  Landesdiirchforschiing  von  Böhmen 

unter  Redaktion  von 

Prof.   Dr.   K.   Koristka  und  Prof.  J.   Krejci 

enthält  folgeode  Arbeiten: 

I.  Die  Arbeiten  der  topographisclien  Abtheiluug  (Terrain  nnd  Höhenverhältnisse). 
Diesellie  enthält: 

cr^Das  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  Mittelgebirges  und  des 
Sandsteingebirges  im  nördlichen  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Karl  Koristka. 
1.39  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansichten,  1  Profiltafel  und  11  Holzschnitte. 

h)  Erste  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  H.)  von  Prof 
Dr.   Koristka.     128  Seiten  Text. 

c)  Höhenschichtenkarte,  Section  H.,  von  Prof.  Dr.  Koi-istka.  Diese  Karte  enthält 
die  in  dem  Text  a)  beschriebene  Situation.  Sie  ist  58  Ceutimeter  lang,  41  Centimeter  hoch, 
im  Massstabe  von  1  :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen  Höhenverhältnisse 
durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben  ausgedrückt. 
Preis  fl.  4" —    Preis  der  Karte  app fl.  i'ßO 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtbeiluug.    Dieselbe  enthält: 

oj  Vorbemerkungen  oder  allgemeine  geologische  Verhältnisse  des  nörd- 
lichen Böhmen  von  Prof.  Johann  Krejci.    37  Seiten  Text,  7  Holzschnitte. 

ftj  S  t u d  i e n  im  Gebiete  der  b  ö  h  m.  K  r  e  i  d  e  f  o  r  m  a  t i  o  n  von  Prof.  J.  K  r  e  j  c  i. 
•  142  Seiten  Text,  1  chromolith.  Ansicht,  .39  Holzschnitte. 

c^  Paläontologische  Untersuchungen  der  einzelnen  Schichten  der  böhm. 
Kreideformation  sowie  einiger  Fundorte  in  anderen  Formationen  von 
Dr.    Anton   Fric.     103  Seiten  Text,  4  chromolith.  Tafeln,  9  Holzschnitte. 

d)  Die  Steinkohle  nbecken  von  Rad  nie,  vom  Hüttenmeister  KarlFeistmantel. 
120  Seiten  Text,  40  Holzschnitte,  2  Karten  der  Steinkohlenbecken  von  Radnic  und  Bfas. 
Preis fl.  4-50 

III.  Die  Arbeiten  der  botanischen  Abtheiinng.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus   der  Flora  von  Böhmen  von  Dr.  Ladislav  Celakovsky.    (I.  Theil.) 
104  Seiten  Text.    Preis fl.  !•— 

IV.  Zoologische  Abtheiinng.    Dieselbe  enthält: 

a)  Verzeichniss  der  Käfer  Böhmens  vom  ConservatorEm.  Lokaj.  78  Seiten  Text. 

h)  Monographie  der  Land-  und  Süsswassermollusken  Böhmens  vom  Assi- 
stenten Alfred  Slavik.     54  Seiten  Text  und  5  chromolith.  Tafeln. 

cjVerzeichniss  der  Spinnen  des  nördlichen  Böhmen  vom  Real-Lehrer 
Emanuel   Barta.    10  Seiten  Text.    Preis fl.  2' — 

V.  Chemische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Analytische  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  Hoffmann.  16  S.  Text.  Preis    25    kr. 
Preis  des  ganzen  I.  Bandes  (Abth.  I.  bis  V.)  geb fl.  9' — 

Z  AV  EITEFt    BAND. 

Erster  Theii.    (Hälfte.) 

I.  Die  Arbeiten  der  topographischen  Abtheilung  (Terrain-  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

fl'JDas  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  I  s  e  r-  und  des  Riesen- 
gebirges und  seiner  südlichen  und  östlichen  Vorlagen  von  Prof.  Dr.  Karl 
Koi-istka.  128  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansicht.,  1  Profiltafel  und  10  Holzschnitte. 

h)  Zweite  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  HI.)  von  Prof. 
Dr.  Koristka.    84  Seiten  Text. 

cj  Höhenschichtenkarte,  Section  HL,  von  Prof.  Dr.  Koristka.  (Diese  Karte 
enthält  die  in  dem  vorstehenden  Text  angegebene  Situation,  sie  ist  58  Centimeter  lang, 
41  Centimeter  hoch,  im  Massstabe  von  1 :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen 
Höhenverhältnisse  durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  P'arben 
ausgedrückt.   Preis  dieser  Abtheilung fl.  4'50 


II.  Die  Arbeiten  der  geologischen   Abtbeilung.    I.  Tbeil  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:  Fauna  der  S  teinkohlento  rniatiou  ßölimens  mit  4  Tafeln. 
h)  Karl  Feist raantel:  Die  Steinkohlenbecken  beiKlein-Pfilep,  Lisek,  Stllec, 
Holoubkow,  Mireschau  und  Lctkow  mit  9  Holzschnitten. 

c)  Jos.  Vdla  und   R.  Helmhacker:    Das  P^isenst einvorkommen   in   der  Gegend 
von   Prag  und   Beraun  mit  ß  Tafeln,  9  Holzscluntten  und  1  Karte. 

d)  R.  Helmhacker:    Geognostische   Beschreibung   eines  Theiles    der   Gegend 
zwischen   Beneschau  und   der   Säzava,   mit  l  Tafel  und  1  Karte. 

Dieser  Theil  enthält  448  Seiten  Text,   11  Tafeln,   18  Holzschnitte   und  2  geol.  Karten. 

Preis fl-  4  — 

H.  Theil  enthält: 
Dr   Em.    Boi-icky:   Pe trogr aphische   Studien  an   den   Basaltgesteinen  Böhmens 

mit  294  Seiten  Text  und  8  Tafeln.    Preis fl.  3-50 

Preis  der  ganzen  ersten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (I.  und  H.  Abtbeilung  zusammen)  geb.  fl.  10' — 

Z  "W  EITEF6,     BA]Vr>- 

Zweiter  Theil.    (Hälfte.) 

III.  Botanische  Abtbeilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky  (H.  Theil) 
288  Seiten  Text  und  1  Tafel.    Preis fl.  2*60 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:    Die  Wirbelthiere  Böhmens. 

b)  „         „        „  „         Die  Flussfischerei  in  Böhmen. 

c)  „         „         „  „         DieKrustenthiereBöhmens. 

Mit  1  Tafel,  100  Holzschnitten,  272  Seiten  Text.    Preis fl.  3- 

V.  Chemische  Abtheiluug. 

Prof.  Dr.  Em.  Boficky:  Über  die  Verbreitung  des  Kali  und  der  Phosphorsäure 
in  den  G  esteinen  Böhmens.     58  Seiten  Text.    Preis 60  kr. 

Preis  der  ganzen  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (IE.,  IV.  u.  V.  Abth.  zusammen)  geb.  fl.  5*— 
Es  kann  der  zweite  Band  sowohl  im  Ganzen,  wie  auch  in  den  fünf  angefahrten  Haupt- 
abtheilungen, deren  jede  ein  für  sich  abgeschlossenes  Ganzes  bildet,  bezogen  werden. 

DPtlTTEFt     BAND. 

Davon  ist  bisher  erschienen: 

II.  Geologische  Abtbeilung: 

I.Heft.  Petrogr aphische  Studien  an  den  Phonolithgesteinen  Böhmens  von 
Prof.  Dr.  Em.  Boi-icky  mit  2  chromolith.  Tafeln,  96  Seiten  Text.  Preis  .  .  fl.  T— 
II.  Heft.  Petrographische  Studien  an  den  Melaphyrgesteinen  Böhmens  von 
Prof.  Dr.  Em.  Boficky  mit  2  chromolith.  Tafeln.  88  Seiten  Text.  Preis  fl.  l'— 
III.  Heft.  Die  Geologie  des  böhmischen  Erzgebirges  (I.  Theil)  von  Prof.  Dr. 
Gustav  Laube  mit  mehreren  Holzschnitten  und  einer  Profiltafel.  216  Seiten  Text 
Preis     fl.  2  — 

III.  Botanische  Abtbeilung: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky.  (III.  Theil. 
Schluss.)    320  Seiten  Text.    Preis fl.  2*40 

IV.  Zoologische  Abtheilung: 

I.  Heft.  Die  Myriopoden  Böhmens  von  F.  V.  Rosicky  mit  24  Holzschnitten.  44  Seiten 
Text.    Preis 60  kr. 

11.  Heft.  Die  Cladoceren  Böhmens  von  Bohuslav  Hellich  mit  70  Holzschnitten. 
132  Seiten  Text fl.  1-60 

V.  Chemisch-petrologische  Abtheilung: 

Elemente  einer  neuen  chemis ch-m i k r o s k  o p i s ch e n  Mineral-  u n d  G e s  t e i n s a n a  1  y s e 
von  Prof.  Dr.  Boficky  mit  3  Holzschnitten  und  2  lith.  Tafeln.  80  Seiten  Text.  fl.  1*40 

VIEFtTEFl     BAND. 

No.  1.    Studien    im    Gebiete    der    böhmischen    Kreideformation.    Die   Weisse n- 

bergerund    Malnitzer    Schichten   von   Dr.  Anton  Fric   mit    155  Holzschnitten. 

154  Seiten  Text.    Preis fl.  S'— 

No.  2.  Erläuterungen    zur    geologischen    Karte    der   Umgebungen    von  Prag   von 

J.  Krejci  und  R.  Helm  hack  er  mit  1  Karte,  mehreren  Profilen  und  Holzschnitten  fl.  4*50 
No.  3.  Prodromus   der   Flora   von    Böhmen    von   Prof.  Dr.   Ladislav   Öelakovsky. 

(IV.  Theil.)    Nachträge  bis  1880.     Verzeichniss  und  Register fl.  2*40 

No.  4.    Petro  1  ogiscbe    Studien    an   den   Porphyrgesteinen   Böhmens   von   Prof.    Dr. 

Em.  Boficky .    .  fl.  l'SO 

No.  5.    Flora  des  Flussgebietes  der  Cidlina  und  Mrdlina  von  Prof.  Ed.  Pospichal. 

fl.  1 - 
No.  fi.    Der  Hangendflötzzug  im  Schlan-Rakonitzer  Steinkohlenbecken  von  Cnrl 

Feistm  ante]. 

FÜNFTErt     BAND. 

No.  1.  Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  des  Eise ngebirges  (^eleznö  hory) 
und  der  angrenzenden  Gegenden  im  östlichen  Böhmen  von  J.  Krejci  und 

R,  Helmhacker fl.  2*— 

(Die  Karte  selbst  erscheint  später.) 

No.  2.  Studien  im  Gebiete  der  böhmischen  Kreideformation.  III.  Die  Iser- 
schichten.  Von  Dr.  Anton  Fric.  Mit  132  Textfignren .    .    .   .  fl.  3-— 

No.  3.  Die  mittelböhmische  Steinkohlenablagerung  von  Carl  Feistmantel.  Mit 
20  Holzschnitten. 


Druck  von  Dr.  Ed.   Gr^gr  In  Prag  1883.  —   Selbstverlag. 


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DIE 


LEBERMOOSE 

(MUSCI  HEPATICI) 

BÖHMENS. 


VON 


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JOS.  DEDECEK, 

Prof.  bei  der  k.  k.  böhra.   Oberrealschule  in  Karolinenthal. 


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ARCHIV  FÜR  NATURWISSENSCHAFTL.  LANDESDURCHFORSCHUNG  VON  BÖHMEN. 

V.  Band,  Nro.  4.     (Botanische  Abtheilung.) 


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In    Commission   bei    FR.    RIVNÄC. 
1886. 


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DAS  ARCHIV 

für  die 

naturwissenschaftliche  Landesdurchforschung  von  Böhmen 

unter  Redaktion  von 

Prof.   Dr.   K.   Kofistka   und  Prof.  J.   Krejci 

enthält  folgende  Arbeiten: 

EnSTEFt     BA1VI>. 

I.  Die  Arbeite«  der  toposraphisclien  Abtheilung  (Terrain  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

a)  Das  Terrain  und  die  H  ö  h  e  n  v  e  r  h  alt  n  i  s  s  e  des  Mittelgebirges  und  des 
Sandsteingebirges  im  nördlichen  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Karl  Kofistka. 
1.39  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansichten,  1  Profiltafel  und  11  Holzschnitte. 

h)  Erste  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  H.)  von  Prof. 
Dr.   Kofistka,     128  Seiten  Text. 

c)  Höhenschi chten karte,  Section  IL,  von  Prof.  Dr.  Kofistka.  Diese  Karte  enthält 
die  in  dem  Text  a)  beschriebene  Situation.  Sie  ist  58  Centimeter  lang,  41  Centimeter  hoch, 
im  Massstabe  von  1  :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen  Höhenverhältnisse 
durch  Schichtenlinien  von  2.5  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben  ausgedrückt. 
Preis  fl.  4* —    Preis  der  Karte  app fl.  1*60 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Vorbemerkungen  oder  allgemeine  geologische  Verhältnisse  des  nörd- 
lichen  Böhmen   von  Prof.   Johann  Krejci.     37  Seiten  Text,  7  Holzschnitte. 

?>j  Studien  im  Gebiete  der  b  ö  h  m.  K  r  e  i  d  e  f  o  r  m  a  ti  o  n  von  Prof.  J.  Krejci. 
142  Seiten  Text,  1  chromolith.  Ansicht,  .39  Holzschnitte. 

c)  Paläontologische  Untersuchungen  der  einzelnen  Schichten  der  böhm. 
Kreideformation  sov?ie  einiger  Fundorte  in  anderen  Formationen  von 
Dr.   Anton  Fric.     103  Seiten  Text,  4  chromolith.  Tafeln,  9  Holzschnitte. 

d)  Die  St  einkohlen  hecken  von  Rad  nie,  vom  Hüttenmeister  KarlFeistmantel. 
120  Seiten  Text,  40  Holzschnitte,  2  Karten  der  Steinkohlenbecken  von  Radnic  und  Bfas. 
Preis fl.  4-50 

III.  Die  Arbeiten  der  botanischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus   der  Flora  von  Böhmen  von  Dr.  Ladislav  Celakovsky.    (I.  Theil.) 
104  Seiten  Text.    Preis fl.  1-— 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Verzeichnis s  der  Käfer  Böhmens  vom  Conservator  Em.  Lokaj.  78  Seiten  Text. 

h)  Monographie  der  Land-  und  Süsswassermollusken  Böhmens  vom  Assi- 
stenten Alfred  Slavik.    54  Seiten  Text  und  5  chromolith.  Tafeln. 

cjVerzeichniss  der  Spinnen  des  nördlichen  Böhmen  vom  Real-Lehrer 
Emanuel   Barta.     10  Seiten  Text.    Preis fl.  2*— 

V.  ('hemische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Analytische  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  Hoffmann.  16  S.  Text.  Preis    25    kr. 
Preis  des  ganzen  I.  Bandes  (Abth.  I.  bis  V.)  geh fl.  9'— 


DIE 


LEBERMOOSE 


(MUSCI  HEPATICl) 


B  OHMEN  S 


VON 


JOS.  DEDECEK, 

PROF.  BEI  DER  K.  K.  BÖHM.  OBERREALSCHULE  IN  KAROLINENTHAL. 


(ARCHIV  DER  NATÜRW.  LANDESDURCHFORSCHUNG  IN  BÖHMEN.) 
V.  Baud.    Ni'O.  4.     (Botanische  Abtheilung;.) 


Commissions-Veilag  von  Fr.  Rivuäc.  —  Druck  von  Dr.  Ed.  Gregr. 

1886. 


EINLEITUNG. 


Durch  die  Abfassung  vorliegender  Arbeit  sollen  die  Resultate  einer  zehn- 
jährigen Beobachtung  einheimischer  Lebermoose  als  Ganzes  vorgeführt  werden, 
unterstützt  und  bereichert  durch  die  k.  böhm.  Museums-Sammlungen,  sowie  durch 
erspriessliche  Beiträge  meiner  Gönner  und  Freunde.  Insbesondere  fühle  ich  mich 
verbunden  hierorts  den  innigsten  Dank  nachfolgenden  Herren  auszusprechen :  Dem 
Dr.  Lad.  Celakovshj,  k.  k.  ord.  Professor  der  Botanik  an  der  Universität  zu  Prag 
als  Gustos;  dem  Friedrich  Tempsky,  Buchverleger,  als  Inspektor  des  Museums- 
herbarium; dem  Fr.  ßitensky,  Prof.  bei  der  höh.  landw.  Lehranstalt  in  Täbor  und 
ferner  den  Herren:  Ädalbert  Geheeh,  Apotheker  und  Botaniker  zu  Geysa  in  Sachsen- 
Weimar  und  H.  Gustav  Liynpricht,  Botaniker  in  Breslau. 

Die  Arbeit  umfasst  zwei  Abschnitte.  Im  ersten  wird  in  Kürze  die  Morpho- 
logie der  Lebermoos-Organe  behandelt,  hauptsächlich  durch  die  gründlichen  Be- 
obachtungen des  Prof.  Dr.  Leitgeb  in  Graz  verbessert.  Darauf  folgt  eine  kurze 
historiographische  Skizze  und  zuletzt  eine  Übersicht  über  die  horizontale  und  ver- 
tikale Verbreitung  einheimischer  Arten. 

Der  zweite  Theil  enthält  die  systematische  Reihenfolge  bei  uns  bekannter 
Arten,  wobei  nur  in  wenigen  Fällen  jenes  fremde  Eigenthum  acquirirt  worden  ist, 
welches  von  der  unmittelbaren  Nähe  unserer  Grenzen  bekannt  geworden,  so  dass 
in  diesem  Falle  auf  dessen  Vorkommen  auch  im  böhmischen  Gebiet  mit  Zuversicht 
geschlossen  werden  kann. 

Das  System  schreitet  in  der  Hauptsache  auf  der  Bahn  der  Schule  von 
Gotische- Lindb.  und  Nees,  und  nach  dem  Muster  der  „Kryptogamenßora  von  Schlesien 
autove  G.  Limpricht'-'  fort,  einige  bemerkbare  Abweichungen  ausgenommen,  die  ich 
theils  als  durch  neuere  Forschungen  gerechtfertigte,  theils  praktische  da  vorzuführen 
für  gut  gefunden. 

Darnach  wurde  den  Authocerotaceen  der  erste  Platz  in  aufsteigender  Reihen- 
folge angewiesen,  wodurch  die  Ricciaceen,  als  Blatt-Lamellen  und  bedeuted  ent- 
wickelte Athmungsorgane  führende  Pflanzen,  an  die  Seite  der  3Iarchantutceen  vor- 
gerückt worden  sind.  Ferner  wird  daselbst  das  Genus  Eaplomitrium  zum  Reprae- 
sentanten  einer  eigenen  Familie:  „Haplomitrieae" ,  erhoben,  und  als  Schlussform 
der  Hepaticae  den  Laubmoosen  angenähert.  —  Die  Riccia  natans  Aut.  behauptet 
da  den  Genus  Charakter  Eicciocarpus,  species  R.  natans  Corda. 

1* 


Nebstdem  stehen  liier  die  Gattungen  Havpanthus,  Chiloscyphus  und  Lopho- 
colea  in  Nachbars cliaft  der  habituell  ähnlichen  Plagiochila  und  durch  diese  nächst 
Scapania;  ebenso  wurden  die  Jungermcmniae  integrifoliae  in  eine  Keihenfolge  mit 
Sphagnecoetis  und  Alicularia  übertragen. 

Dies  zur  Begründung  der  Form,  die  ich  meiner  Arbeit  gegeben,  einer 
Arbeit,  durch  die  wenigstens  eine  Basis  geliefert  werden  soll,  auf  der  weiter  zu 
bauen  und  welche  zu  erweitern  es  der  Berufs-Pflicht  einheimischer  Botaniker  dahin- 
gestellt werden  muss.  Und  dass  sie  derselben  treu  nachkommen  werden,  ist  sichere 
Hoffnung  vorhanden.  Denn,  wenn  schon  die  Schule  des  Max.  Phil.  Opiz  in  den 
Jahren  1820 — 60  ein  sehr  reges  Streben  und  Trachten  in  allen  Gebieten  der 
Botanik  an  den  Tag  gelegt  hatte,  kann  man  von  der  rigorosen  und  gewissenhaften 
Handhabung  der  botanischen  Medien,  wie  solche  in  der  Schule  eines  Dr.  Ladislav 
Celakovshj  behandelt  wird  und  deren  monumentale  Bau,  der  „Prodromus^'  mit  seinen 
„Nachträgen'^  die  besten  Hoffnungen  an  die  Bearbeitung  eines  weiteren  botanischen 
Gebietes  gerechtfertigt,  —  auch  in  der  böhmischen  Kryptogamenflora  auf  die  reich- 
lichste Ernte  gefasst  sein. 

Was  endlich  den  typographischen  Theil  der  Arbeit  anbelangt,  sei  erwähnt, 
dass  ich  diesen  Theil  dem  Modus,  wie  er  im  Prodromics  der  Flora  von  Böhmen 
durchgeführt  wurde ,  vollständig  anzupassen  bestrebt  gewesen  bin.  Darnach  be- 
deutet z.  B.  das  Zeichen  „!",  dem  Namen  eines  Sammlers  angeschlossen,  dass  ich 
die  Pflanze  gesehen,  mit  Anschluss  an  die  Lokalität  dagegen,  dass  ich  sie  selbst 
gesammelt  habe. 

Schliesslich  folgt  die  chronologisch  geordnete  Literatur,  von  der  Gebrauch 
gemacht  worden. 

Opiz  Fil.  Max.:  Deutschlands  kryptogamische  Gewächse.  1816. 

„       „         „        Böheims  phanerogamische  uud  kryptogamische  Gewächse  1823. 
Corda  Aug.  Jos.:  Genera  Hepaticarum,  in  Opiz  Beitr.  zur  Naturkunde  1828. 

„         „         „      Monographia  Rhizospermarum  et  Hepaticarum.  1829. 

„         „         „      Die  Jungermanuien  Deutschlands  in  Jak.  Sturm's  Flora.  1830—35. 
Nees  von  Esenbeck:  Naturgeschichte  der  europaeischen  Lebermoose.  1833 — 38. 
Presl  J.  Svat. :  Tficet  a  dva  Obrazy.  1848. 
Opiz  F.  M.:  Sezuam  rostlin  kveteny  ceske.  1852. 

Plumert,  Dr.  Jos.:  Zur  Flora  des  Iser-  und  Jeschkengebirges  in  „der  Curort  Liebwerda".  1869. 
Limpridit  G.:  Ergebnisse  botan.  Wanderungen  durchs  Isergebirge.  Separatabdruck.  Breslau.  1870. 
Watzel,  Dr.  Caj.:  Moose  und  Gefässkiyptogamen.    Im  Jahresbericht  der  Comm.  Oberrealschule  in 

B.  Leipa.  1874. 
Pfeffer,  Dr.   W.:  Die  Oelkörper  der  Lebermoose.  Flora.  1874. 
Du  Mortier  Barth.  Car. :  Hepaticae  Europae.  Bruxellis.  1875. 
Limpi-icht  G. :  Kryptogamenflora  von  Schlesien.  Ib77. 
Leitgeh,  Dr.  Hub.:  Untersuchungen  über  die  Lebermoose.  I— IV.  1879, 
Voigt.  Beitrag  zur  vergleichenden  Anatomie  der  Marchantiaceaen.  Bot.  Zeit.  1879. 
Livipricht  F.:  Neue  und  kritische  Lebermoose.  Jahresb.  d.  schles.  Ges.  für  vaterl.  Cultur.  1880. 

Es  möge  nun  das  von  mir  Geleistete  als  eine  freiwillige  in  den  wenigen 
fi-eien  Stunden  geformte  Gabe  für  jüngere  Kräfte  angenommen  und  als  solche  be- 
trachtet werden. 

Prag,  Karolinenthal  am  20.  Juli  1880. 

Der  Verfasser. 


I.  Allgemeines  über  die  Lebermoose.  —  Hepaticae. 

(Musci  hepatici.) 

Als  Bindeglieder  der  Thallus-  mit  den  Stengelpflanzen,  bewahren  manche  Leber- 
moose habituell  den  Charakter  der  Ersteren,  wogegen  sich  deren  Mehrzahl  durch  ihren 
beblätterten  Stengel  an  die  Ordnungen  höherer  Cryptogamen  anschliesst. 

Aus  der  Lebermoosspore  entwickelt  sich  in  der  Regel  der  Vorkeim,  und  aus 
ihm  die  Geschlechtsgeneration,  welche  durch  Vermittelung  ihrer  Antheridien  und  Arche- 
gonien  wiederum  die  sporentragende  Kapsel  als  geschlechtslose  Generation  erzeugt.  Ausser 
durch  Sporen,  als  mit  geringer  Ausnahme  obligate  Vermehrungsorgane,  vervielfältigen 
die  Lebermoose  ihre  Individuenzahl  w^ohl  sehr  oft  auch  durch  die  Brut-  oder  Keiyyikörner, 
Organe,  die  polymorph  und  öfters  zahlreich  theils  in  eigenen  Behältern,  theils  als  ein- 
zelne Zellen  oder  Zellencolonien  am  Blattrande  oder  der  Blattspitze  auffallend  emportreten. 
Nebstdem  vermehrt  sich  die  Lebermoosart  durch  eigene  Sprossen  und  Äste,  welche  einzeln 
oder  paarweise  entweder  am  Gipfel  der  absterbenden  Mutteraxe  als  Innovationen  ent- 
springen oder  als  Brutäste  an  deren  Seite,  oder  sogar  an  ihrer,  dem  Substrat  zugekehrten 
Mittelrippe  zum  Vorschein  treten,  und  im  Falle  des  wirklichen  Absterbens  der  Mutter- 
pflanze dieselbe  an  demselben  Standorte  nicht  nur  erhalten,  sondern  jene  auch  ver- 
vielfältigen. 

Die  geschlechtliche  Generation  ist  ein  bilateraler  meist  negativ  heliotropischer 
Stamm,  dessen  obere  oder  Lichtseite  anders  organisirt  ist  als  die  dem  Substrat  anliegende 
untere  oder  Schattenseite.  Nur  untergeordnet  ist  der  Vegetationskörper  ein  echter  blatt- 
loser Thallus,  weit  mehr  verbreitet  ist  der,  unterseits  oder  auch  am  Rande  blättertragende 
und  in  der  Epidermis  Poren  führende  thallusähnliche  Stamm,  und  bei  den  vollkommensten 
Arten  ein  2 — Sreihig  beblätterter  Stengel.  Die  Schattenseite  der  Vegetationsaxe  ist  dem 
Substrate  durch  "Wurzelhaare  (Rhizoiden)  angeheftet.  —  Der  Stamm  thallusähnlicher  Leber- 
moose ist  theils  echt,  theils  unecht  gabelig  und  dann  zuweilen  mit  rand-  oder  rippen- 
ständigen Adventivästen.  Bei  foliosen  Arten  tritt  theils  eine  terminale  theils  eine  inter- 
calare  Verzweigung,  und  diese  oft  gefiedert  w^enn  nicht  büschelig  auf,  oder  es  entstehen 
sogar  adventive  Astbildungen.  Zu  intercalareu  Zweigen  sind  insbesondere  bei  vielen  die 
Geschlechtsäste,  Flagellen  und  Stolonen,  beide  letzteren  armblättrig,  einzureihen.  —  Das 
Gewebe  des  Stammes  ist  rundlich  oder  polyedrisch,  gleichförmig  oder  in  eine  Mittelrippe 
differencirt,  die  auch  bei  einigen  rippenlosen,  deren  Längsaxe  aus  vielen  Zellschichten  zu- 
sammengesetzt ist,  scheinbar  auftritt.  Die  Epidermis  der  Frondosen  trägt  meist  Poren,  die 
entweder  als  Kanäle  in  den  Zellecken  auftreten  oder  als,  den  Spaltöffnungen  höher  orga- 
nisirter  Pflanzen  ähnliche,  von  mehreren  Epidermis-Zellringen  begrenzte  und  zu  eigenen 
Luftkammern  führende  Vorhöfe  entwickelt  sind.  Die  Dimensionen  jener  Kammern  sind  an 
der  Thallusoberfläche  meist  durch  deutliche  Felder  signalisirt. 

Die  Blätter,  bei  Frondosen  als  Blattlamellen  und  nebstdem  als  Keidenpapillen, 
sind  bei  Foliosen,  wo  die  Keulenpapillen  ebenfalls  häufig  auftreten,  einschichtig,  rippenlos 
und  von  sehr  verschiedener,    an   jene  der  Gefässpflanzen    erinnernden   Gestalt.     Der  Lage 


A.llgem.eines  ül^er  die  I^ebennoose. 


nach  werden  sie  als  Seiten-  und  Unterhlätter  angeführt.  An  jenen,  wenn  sie  21appig  sind, 
erscheinen  oft  die  als  sogenannte  Ohrchen  ausgebildeten  Unterlappen  als  beachtenswerthe 
Merkmale.  —  Bei  gedrängter  Blattstellung  ist  die  gegenseitige  Blattlage  auch  zu  berück- 
sichtigen, denn  es  deckt  bei  rascherem  Wachsthum  der  oberen  Stengelseite  der  Oberrand 
eines  älteren  Blattes  den  Unterrand  des  nachfolgenden  jüngeren  (oberschlächtige  El.  — 
Fol.  succuha) ;  im  umgekehrten  Falle  ist  die  Blattlage  nnterschlächtig  (F.  incuba).  — 
Die  schräge  oder  quere  Insertion  und  die  Richtung  der  Blattfläche,  das  pareuchymatische 
nur  seltener  an  der  Blattbasis  mehrschichtige  Zellnetz,  dessen  "Wände,  die  Verdickung 
der  Zellecken  (anguläre  Verdick.),  ferner  der  durch  Chlorophyll  und  Oeltropfen  („Zell- 
körper")  verdichtete  Zellinhalt  bieten  dem  Beobachter  sehr  wichtige  Anhaltspunkte.  — 
Die  Blattspitzeu  und  Bänder  sind  der  Herd  verschiedengestaltiger  Keimkörner.  — •  Die 
quer  iuserirteu  Unterhlätter  (Amphigastria  —  oder  nach  Spruce  foliola)  erscheinen  mit 
geringen  Ausnahmen  (Äequifoliae  —  Haplomitrium)  als  kleinere,  durch  Wurzelhaare 
oft  verdeckte,  dem  Stengel  meist  angedrückte  Bildungen  nur  selten  längs  der  ganzen  Un- 
terseite, sondern  beschränken  sich  gewöhnlich  an  die  Stengelspitze,  oder  sie  fehlen  gänzlich. 

Die  Geschlechtsorgane  sind  bald  in  die  Oberfläche  des  Laubes  eingesenkt  bald 
sind  sie  auf  derselben  sichtbar,  oder  stehen  an  der  Unterseite  besonderer  Receptakeln ; 
bei  den  Stengelpflanzen  haben  sie  entweder  die  Axeln  jüngerer  Stamm-  oder  Astblätter, 
inne  (laterale  oder  cladogene)  oder  aber  besetzen  sie  insbesondere  die  Steugelspitze  (ter- 
minale oder  acrogene)  und  sind  durch  jene  oder  zuweilen  durch  Paraphysen  geschützt. 
Deren  gegenseitige  Lage  ist  theils  einhäusig  (nach  Lindberg :  gamoecium  paroicum,  wenn 
beide  an  derselben  Axe ;  gam.  autoicum,  wenn  sie  an  getrennten  Axeu ;  gam.  heteroicum, 
wenn  einhäusige  mit  eingeschlechtigen  Ästen  derselben  Pflanze  angehören),  theils  zwei- 
häusig.  —  Nach  der  rückenstäudigen  oder  terminalen  Lage  der  Archegonien  und  deren 
weiteren  Entwickelung  können  die  Hepatici  in  anacrogynae  (Leitgeb.  ■ — ■  frondosae 
Autorum)  und  acrogynae  (Leitgeb.  —  foliosae  Aut.)  eingetheilt  werden. 

Die  Antheridie7i  (5)  sind  kugelig  oder  elliptisch,  gestielt  oder  stiellos,  einzeln 
oder  zu  mehreren  in  einer  Gruppe.  Die  einschichtige  Wand  des  Antheridium-Körpers 
birgt  die  Mutterzellen  der  mit  2  Flagellen  bewaflueten  Spermatozoiden.  —  Die  Arche- 
gonien (9)  erscheinen  bei  acrogynen  Arten  einzeln  oder  zu  mehreren  in  Gruppen  oberhalb 
eigens  gestalteter  Hüllblätter,  und  nebstdem  mit  einem  aus  Blättern  (Bracteen)  verwach- 
senen Kelch  (perianthium)  umhüllt,  wogegen  die  9  anacrogyner  Moose  durch  ein  aus 
Lauboberfläche  emporwucherndes  Involucrum  geschützt  w'erden. 

Die  geschlechtslose  Generation.  Aus  der  befruchteten  Centralzelle  des  9  entsteht 
die  Sporenfrucht  (Sporogonium),  die,  wenn  sie  stiellos  ist,  gänzlich,  wenn  (was  normal) 
gestielt,  nur  am  Grunde  des  Stieles  von  der  aus  der  Archegoniumbasis  gebildeten  Haube 
umgeben  ist.  Der  Fuss  des  Kapselstieles  ist  in  den  Stammtheil  der  Pflanze  ohne  orga- 
nischen Zusammenhang  eingesenkt.  —  Die  Kapsel  ist  deckellos,  mit  geringer  Ausnahme 
ohne  Columella,  und  entleert  sich  seltener  durch  2,  meist  durch  4  Klappen  oder  Zähne, 
—  w^enn  nicht  unregelmässig-deckelartig.  Die  Sporen  sind  mit  1- — 4spirigen,  längeren 
Schleuderzellen  {Elatere7i)  untermischt,  die  bei  einigen  Arten  am  Ende  ihnen  ähnlicher 
Elaterenträger  haften,  und  sich  aus  der  offenen  Kapsel  theils  emporschnellen,  theils  an 
ihrem  Grunde  oder  an  den  Klappen  angeheftet  verbleiben. 

Die  Sporen  sind  einzellig,  rund,  oval  oder  tetra-  bis  polyedrisch  mit  glatter, 
granulirter,  stacheliger,  uetziger  oder  gefelderter  Oberfläche,  die  zuweilen  auch  gesäumt 
erscheint.  —  Ausnahmsweise  keimen  sie  (bei  Pellia  und  Fegatella)  bereits  in  der  ge- 
schlossenen Kapsel,  die  sie  als  mehrzellige,  grüne  und  grössere  sporenähnliche  Vor- 
keime verlassen. 


Geschichtliches. 


IL  Geschichtliches  über  die  Ergebnisse  im  Durchforschen 
der  in  Böhmen  vorkommenden  Lebermoose. 

Die  Anfänge  des  Studiums  der  einheimischen  Lebermoosflora  fallen  in  das  J.  1816, 
woher  sich  da.s  YOn  Fü.  3Iax.  Opiz  (1787 — 1858)  bearbeitete  Werkchen:  ,^ Deutschlands 
kryptogamische  Gewächse^'  datirt.  Darin  werden  bereits  21  Arten,  jedoch  ohne  Autor 
und  Lokalität  angeführt,  nemlich :  Jung,  complanata ,  J.  dilatata,  J.  platyphylia, 
J.  tamariscifoUa,  J.  furcata,  J.  puhescens,  J.  ciliaris,  J.  hidentata,  J.  exsecta,  J.  quin- 
quedentata,  J.  reptans,  J.  tricliophylla,  J.  asplenioides,  J.  epiphylla,  J.  pinguis,  J. 
Scolaris,  Marchantia  polymo)plia,  M.  conica,  M.  liemisphaerica  und  Riccia  ßuitans. 
Die  zugleich  genannte  J.  viticulosa  mag  wohl  die  Calypogeia  bedeutet  haben.  —  Bald 
darauf  wurde  die  Anzahl  durch  den  Sammeleifer  mehrerer  Botaniker,  so  des  Martins, 
Spengler,  Fischer,  Palliardi,  Jungbauer,  Presl,  insbesondere  aber  des  Sykora,  Funck 
und  Opiz  um  mehrere  seltenere  Arten  vermehrt  und  in :  ,,  Böheims  phanerogamische  und 
kryptogamische  Geivächse  von  Opiz  im  J.  1823"  sammt  Lokalität  und  Sammler  ver- 
zeichnet. Unter  jenen  sind  bemerkenswerth :  Mastigohryum  deßexum,  Chilosc.  pallescens 
und  rivularis,  Sarcoscyphus  Funckii,  Jung.  Mülleri,  Scap.  undulata,  J.  tSchraderi, 
Blasia  pusilla,  Riccia  natans  und  Orimaldia  harhifrons.  Speciell  durch  H.  Sykora, 
Sekretär  des  Altgrafen  Salm,  wurden  von  Stifin  nächst  Prag  bekannt:  Lophocolea  hete- 
rophylla,  Tricholea  Tomentella,  Lejeunia  serpyllifolia,  Fossombronia  pusilla  (F.  cri- 
stata  Lindb.),  Aneura  j)almata,  Änthoceros  laevis  und  punctatus,  und  die  fragliche  Mar- 
chantia Sykorae  Corda.  Zu  diesen  erwarb  Opiz  die  Jung,  miniita  (als  Gymnom. 
concinnatum),  J.  connivens,  J.  exsecta,  J.  albicans,  J.  divaricata,  Scapania  curia, 
Scap.  nemorosa  und  Riccia  ciliata. 

Der  Apotheker  Krist.  Funck  aus  Gefrees,  welcher  im  Jahre  1819  die  Sudeten 
durchforscht  hatte,  vermehrte  die  bisherige  Anzahl  um  Sacroscyphus  Ehrharti,  Harpantlius 
scutatus,  Jung,  lanceolata,  julacea,  saxicola,  Taylori,  anomala,    inflata  und  alpestris. 

Gleichzeitig  ist  die  geringe  Zahl  einheimischer  Naturforscher  um  einen  eifrigen 
Arbeiter  gewachsen.  Dies  ist  der  ehemalige  Museums-Assistent  Aug.  Jos.  Corda  (1809 
bis  1849).  In  seineu  Werken:  Genera  Hepaticarum  1828;  —  Monographia  Rhizo- 
spermarum  et  Hepaticarum  im  J.  1829,  besonders  aber  in  „Jungermannien  Deutsch- 
lands (1830 — 35)"  (sowie  auch  in  der  Naturg.  der  Lebermoose  von  Nees  v.  Esenbeck) 
erscheinen  als  neu  besonders  folgende  Species:  Jung.  Menzelii  Corda,  J.  barbata,  J. 
lycopodioides,  J.  orcadensis,  J.  porphyroleuca,  Scap.  irrigua,  Scap.  rosacea  Corda, 
Alicularia  minor,  Lejeunia  minutissima,  Riccia  sorocarpa,  Haplomitrium  Hookeri  und 
Moerkia  hibernica. 

Andere  wichtige  Ergebnisse  aus  der  Durchforschung  des  Riesengebirges  haben 
zu  ihren  Urhebern  den  Nees  v.  Esenbeck  und  v.  Flotow.  —  Major  L.  v.  Flotoio  be- 
reicherte unser  Lebermoosverzeichniss  durch  Gymnom.  concinnatum,  Scap.  idiginosa, 
J.  subapicalis,  J.  nana,  J.  obovata,  J.  sphaerocarpa,  J.  Wentzelii,  J.  Floerkei,  J. 
setacea,  Lophocolea  minor,  Harpanthus  Floiowianus,  Madotheca  laevigata,  Pellia  ca- 
lycina  und  Duvalia  rupestris. 

Dem  treuen  Gesellschafter  v.  Flotow's,  Nees  v.  Esenbeck,  (f  1858  in  Breslau), 
ist  es  gelungen  nachfolgende  neue  Arten  auf  unseren  Sudeten  zu  ergründen :  Gymnomitrium 
coralloides,  Scapania  compacta,  Scap.  aequiloba,  Jung.  Michauxii,  J.  tersa,  J.  atte- 
nuata,  J.  rubella,  J.  setiformis,  J.  catemdata,  Madotheca  Porella  und  Moerkia 
norvegica. 

Angespornt  durch  Opiz  und  durch  dessen  Tauschverein  wohl  auch  orientirt  wid- 
meten in  den  vierzigen  Jahren  mehrere,  zum  Theile  auch  noch  jezt  erspriesslich  wirkende 
Pflanzenfreunde  ihre  freien  Stunden  dem  Durchforschen  ihres  Wirkungskreises,  wovon  so 
mancher  seltenere  Fund  die  Folge  gewesen.  Es  sind  insbesondere  die  Herren  Wo7idrdcek, 
Kalmus,  Menzel,  Siegmund,  Neumann,  Langer,  Schöbl,  Tucek,  Förster,  Kratzmann, 
Cenek,  Peyl,  Pokorny,  Veselsky,  Roth,  Winkler,  Karl,  Hrabal,  Loinnser  und  weiter 
auch  in  späteren  Jahren  H.   Watzel,  Sachs,  Braun,  Frau  Josefine  Kablik  und  v.  Lnon- 


g  Greschichfcliohes. 


hardi.  —  In  die  Zeit  dieses  Sammeleifers,  nämlich  ins  Jahr  1852  fällt  auch  die  Publi- 
kation „Seznam  rostlin  kveteny  ceske"  von  Max.  Opiz.  Darin  werden  schon  104  Le- 
bermoos-Arten von  Böhmen  angeführt,  worunter  zwar  auch  einige  Schwächlinge  (wie  z.  B. 
Jung,  vaginata  Op.,  Metzgeria  laetevirens  Op.,  March.  macrocephala  Cda.,  March. 
Kabllklana  Cda;  und  andere  anderenorts  einzureihende  Formen,  die  aber  mit  den  von 
Opiz  als  Varietäten  jetzt  aber  als  Arten  angeführten  Formen  das  Maas  halten.  —  Nicht 
um  vieles  später,  nämlich  im  J.  1856,  war  es  dem  Prof.  Lehmann  gelungen  bei  Marienbad 
einen  seltenen  Fund  in  Notothglas  fertilis  zu  machen. 

Im  Laufe  der  letzten  25  Jahre  hat  sich  das  hepatologische  Studium  eine  noch 
erspriesslichere  Aufgabe  vorgeschrieben,  als  deren  Eesultate  mehrere  Lokalfloren  entstanden 
sind.  Als  erste  davon  ist  die  wohl  vom  H.  Pfarrer  G.  Menzel  verfasste  und  in  der  von 
Dr.  J.  Plumert  publicirten  Schrift  ,^der  Curort  Liehwerda"  veröffentlichte  Schilderung 
jener  Lebermoose,  welche  die  Reichenberg-Friedländer  Gegend  und  die  südlichen  Abhänge 
des  Isergebirges  bowohnen. 

Unter  den  69  Arten  (leider  ohne  Lokalitätsangabe),  worunter  besonders  die  J. 
resupinata  (saxicola),  J.  curvula,  J.  pumila,  Madoiheca  laevigata  und  Diplomitrmm 
Lyellli  Erwähnung  verdienen,  erscheint  wenigstens  die  Jung,  cordifolia,  Alicularia  com- 
pressa  und  Saccogyne  viticulosa  für  Böhmen  überhaupt  als  sehr  zweifelhaft. 

Unter  den  zahlreichen  Arten,  die  H.  G.  Limpricht  aus  Breslau  im  J.  1870  im 
Iser-  und  Riesengebirge  gesammelt,  ist  besonders  die  Lophocolea  cuspidata  Limpricht, 
Sarcoscyphus  adustus,  Sarc.  sjphacelatus,  Sa?x.  densifolius,  Jung,  obovata,  J.  sphae- 
rocarpa,  J.  tersa,  J.  alpestris,  J.  Floerkei,  J.  Juratzkana  Limpr.  J.  nana,  J.  ohtu- 
sifolia,  Scapania  umhrosa,  Scap.  irrigua,  Plagiochila  interrupta  und  Sphagnecoetis 
communis  bemerkenswerth.  —  Auch  die  im  Realschulprogramm  vom  J.  1874  vom  H.  Dir. 
Watzel  in  Böhm.  Leipa  verfasste  Lokalflora  verzeichnet  als  neu  die  Geocalyx  graveolens 
und  Mastigohr.  deßexum. 

Dem  Verfasser  dieser  Monographie  ist  es  während  eines  Decenniums,  worin  er 
seine  Heimat  kreuz  und  quer  einer  sorgfältigen  Besichtigung  unterworfen,  auch  gelungen, 
nicht  nur  das  Gebiet  bereits  bekannter  Arten  zu  erweitern,  sondern  auch  zu  diesen  mehrere 
für  Böhmen  neue  Arten  zu  gewinnen.  So  brachte  er  ums  J.  1875  von  Pisek  in  Süd- 
böhmen Jung,  hyalina,  J.  Starkii,  Lejeunia  serpylUfolia  und  Rehoidia  hemisphaerica, 
für  welche  letztere  ein  zweiter  Standort  im  J.  1880  am  Bösig  und  von  Prof.  Dr.  Cela- 
kovsky  bei  Chotzen  gewonnen  wurde.  —  Die  Turnauer  Umgebung  mit  dem  Jeschkenberg 
hat  dargeboten:  Aneura  piyiguis,  Geocalyx,  Lophocolea  cuspidata,  J.  Zeyheri,  J.  con- 
nivens,  J.  Taylori,  J.  attenata,  J.  orcadensis,  J.  hicrenata  (auch  am  Mileschauer  mit 
J.  hyalina).^  J.  incisa,  Fossomhronia  pusilla  Lindb.,  Pellia  calycina  Preissia  und  Metz- 
geria puhescens.  —  Das  Prager  Gebiet  wird  bei  Chabern  von  zwei  Seltenheiten,  nämlich 
der  Riccia  crystallina  und  R.  Bischoffii  bewohnt.  —  Durch  einen  zweimaligen  Besuch 
des  Böhmerwaldes  hat  der  Verfasser  die  Überzeugung  gewonnen,  das  dieser  Gebirgszug 
mit  den  Sudeten  in  vieler  Beziehung  hepatologisch  übereinstimmt  und  dass  er  auch  einige 
Raritäten,  wie  Fossombr.  pusilla  Lindb.,  J.  anomala,  J.  lanceolata,  J.  curvifolia,  J. 
Mülleri  und  Aneura  palmata  mit  A.  latifrons  beherbergt.  An  diese  reiht  sich  auch 
Harpanthus  scutatus,  der  unter  den  Exsicaten  des  Dr.  Fhn.  Purkyne  eruirt  w'ui'de. 

Ein  dreimaliger  Besuch  des  nördlichen  und  nordöstlichen  Böhmens  ergab  zwar 
sehr  wenig  Neues  für  uns,  w'ar  aber  in  der  Hinsicht  sehr  lohnend,  dass  von  vielen,  nur 
vom  Gebirgskamme  bekannten  Arten,  oder  anderentheils  von  Lebermoosen,  deren  Ver- 
breitung bei  uns  früher  in  sehr  enge  Grenzen  gezogen  werden  musste,  viele  neue  Orts- 
angaben sichergestellt  werden  konnten. 

Als  völlig  neu  kann  ich  nur  die  Madotheca  rivularis  hinstellen,  w^elche  einen 
Gebirgsbach  des  südlichen  Glatzer-Schneeberg-Gebirgszuges  bewohnt ;  nebstdem  wurden  aber 
neue  Lokalitäten  für  Scapania  compacta,  Scap.  umbrosa,  irrigua,  idiginosa  und  Jung, 
obtusifolia  (bisher  bei  uns  wenig  bekannt),  für  Jung,  acuta,  rubella,  lanceolata,  Starkii, 
Michauxii,  Mastigobryum  deflexum  und  Anthoceros  laevis  gewonnen. 

Die  bisher  sehr  wenig  berücksichtigte  Gebirgsgegend  nördlich  von  Neuwelt  bis  zu 
der  Elbe-  und  Pantschewiese,    welche    der    ehemalige  Assistent   des    kön.   böhm.  Museums 


Greschiohtliohes. 


Fr.  Sitensky  einer  grüudliclieii  Durchforschung  (in  Betreff  der  dort  sehr  verbreiteten 
Sphagueten)  unterworfen,  erschien  wiederum  als  ein  mit  den  übrigen  liepatologisch 
gleichartiger  Theil  des  Sudetenzuges,  indem  sich  daselbst  die  meisten  Formen,  wie  Jung, 
ohovata,  inflata,  setacea,  Floerkei,  lycopodioides,  attenuata,  Taylori  (anomala),  con- 
nivens,  incisa,  Scapania  irrigua,  umbrosa,  nliginosa  und  ein  ganz  grüner  Sarcoscyphus 
sphacelatus  var.  erytrorhyzus  wiederholen. 

Nach  Allem  dem  ist  die  Zahl  der  einheimischen  Lebermoosarten  im  Sinne  der  vom 
H.  G.  Limpricht  verfassten  Lebermoosflora  des  benachbarten  Schlesiens  auf  124  Arten 
anzuschlagen,  mit  strengem  Ausschluss  derjenigen  Arten,  welche  bisher  als  nächste  Ange- 
hörige des  nördlichen  Grenzstaates  sich  erwiesen  haben,  nämlich  der  Riccia  minima,  Ric. 
hifurca,  Aneura  pinnatifida,  A.  midtifida,  Blyttia  Lyellii,  J.  caespiticia^  Hornschu- 
chiana^  socia,  Mildeana^  Francisci^  dentata,  Hookei'iana,  Frullania  fragilifolia  und 
Fossomhronia  Ditmortieri,  auf  eine  Zahl  also,  die  eigentlich  nur  um  sechs  Arten  von 
der  unserigen  differirt  (mit  Rücksicht  auf  die,  im  Vergleiche  mit  Schlesien  für  Böhmen 
eigenen  Arten). 

Bezüglich  der  vertikalen  Verbreitung  böhmischer  Lebermoose  können  wir  nach- 
stehende Ergebnisse  verzeichnen: 

Von  der  Ebene  (im  Durchschnitte  .300  m)  bis  aufs  Hochgebirge  verbreitet,  aber 
nur  zum  Tlieile  als  gemein  können  folgende  Arten  bezeichnet  werden:  Riccia  glauca, 
Anthoceros  laevis,  A.  pimctatus,  Fegafella,  Marchantia  (auch  am  Gipfel  der  Schnee- 
koppe), Grimaldia,  Metzgeria  furcaia^  Pellia-Arten  abwechselnd  (P.  calycina  die  Ebene 
und  Hügelregion,  P.  epiphylla  die  Vorberge  und  P.  Neesiana  die  Gebirgsregion  bevor- 
zugend), Aneura  pinguis*)  Plasia  pusilla,  Fossomhronia  pusilla,  F.  cristata,  Frullania 
dilatata,  F.  Tamarisci,  Madotheca  platyphylla,  Radida  complanata,  Ptilidium  ciliare, 
Lepidozia  reptans,  Lophocolea  hidentata,  minor,  heterophylla,  Jungermannia  hicuspi- 
data,  divaricata,  trichophylla,  harhata,  ventricosa,  mit  var.  porphyroleuca,  hicrenata, 
intermedia,  excisa,  incisa,  crenulata,  Scapania  curla  und  Plagiochila  asplenioides. 

Die  Hügelregion  und  theilweise  aucli  die  Vorberge  bewohnen :  Riccia  crystallina, 
soi^ocarpa,  R.  ciliata,  Notothylas,  Reboulia,  Preissia,  Metzgeria  pubescens,  Aneura 
palmata,  Lejeunia  serpylUfolia,  Madotheca  laevigata,  Tricholea  Tomentella,  Masti- 
gohryum  trilobatum,  Calypogeia  Trichomanis,  Geocalyx  graveolens,  Chiloscyphus  po- 
lyanthos,  Lophocolea  cuspidata  Limpriclit,  Jungermamiia  Michauxii,  J.  minuta,  obtu- 
sifolia,  exsecta,  albicans,  qidnquedentata,  connivens,  hyalina,  lanceolata,  Menzelii, 
Scapania  neinorosa^  aequiloba  und  compacta,  Alicidaria  scalaris  und  A.  minor. 

Theilweise  greifen  in  dieses  Gel)iet  auch  folgende  Arten  ein:  Aneura  latifrons. 
Jung,  setacea,  attenuata,  inflata,  acuta,  Mülleri^  Zeyheri^  Taylori^  Scapania  umbrosa, 
undidata  und  irrigua. 

Nur  im  Hochgebirge  oder  vereinzelt  auf  seinen  Abhängen  werden  angetroffen: 
Fimbriaria  pilosa^  Morchia  hibernica^  M.  norvegica^  Gymnomitriitm  concinnatum., 
G.  coralloides,  Sacroscyphus- Arten,  Scapania  uligi^iosa,  Jungermannia  saxicola,  orca- 
densis,  Helleriana.^  Starkii^  rubella.^  Wentzelii,  catemdata,  curvifolia,  setiformis,  ju- 
lacea,  Juratzkana,  alpestris^  Flörkei,  lycopodioides,  Schradein^  subapicalis.,  pumila, 
nana.,  tersa,  obovata,  Harpanthus  scutatus,  H.  Flotoivianus.,  Sphagnoecetis  communis, 
Plagiochila  interrupta,  Mastigohryum  deflexicm,  Madotheca  rivularis  und  Haplomi- 
trium  Hookeri. 

Als   wasserliebeude  sind  bekannt :  die  Riccia  fluitans  und  Ricciocarpus  natans. 

Für  Böhmen  charakteristisch  ist  Jungerm.  Juratzkana  Limpricht  und  J.  Ment- 
zelii  Corda,  oder  da  vereinzelt:  Lejeimia  minutissima,  Fossombronia  pusilla  Lindb., 
Mörckia,  Duvalia,  Sacroscyphus  densifolitis,  alpinus  und  adustus^  Notothylas  und 
Riccia  Bischofßi. 


^•)  seltener! 


20  Eintheilung  in  Ordnungen  und  FaiTiilien. 

III.  Systematische  Übersicht  der  Lebermoose. 

1.  Eintheilung  in  Ordnungen  und  Familien. 

A.  Kapseln  schotenförmig  und  zweiklappig,  auf  der  Thallusoberfläclie  zerstreut,  mit 
kubischen  oder  mehrzelligen  Elateren,  —  oder  es  sind  die  Kapseln  in  die 
Oberfläche  eingesenkt,  kugelförmig,  unregelmässig  aufspringend,  ohne  Elateren. 

I.  Ordnung.  Änthoceroteae  N.  v.  E.  —  Kapseln  schotenförmig,  lang,  mit  einer 
centralen  Columella  und  am  Grunde  mit  bedeutender  Hülle.  Die  Schattenseite 
des  Thallus  schuppenlos. 

II.  0  r  d  n  u  n  g.  Ricckiceae  Dmrt.  —  Kapseln  kugelförmig  ohne  Columella.  Schatten- 
seite des  Thallus  (exclus.  Riccia  crystallina)  mit  2  oder  mehr  Längsreihen  von 
Blattschuppen. 

B.  Mehrere  Kapseln  an  einem  gestielten  Fruchtboden.  Kapselstiel  verkürzt.  Schleu- 
derer lang,  einzellig,  2-mehr  spirig. 

III.  0  r  d  n  u  n  g.    Marchantiaceae.    N.  v.  E. 

1.  Familie.  Jecorarieae. — Kapseln  in  eigenen,  strahlenförmig  an  der  Unterseite 
des  Fruchtbodens  auslaufenden  Fächern  zu  1 — mehreren,  meist  mit  einem  Kelch 
umhüllt,  hängend. 

2.  Familie.  Limularieae.  —  Fächer  1  kapselig,  rund  um  die  verdickte  Spitze  des 
rudimentären  Fruchtbodens  horizontal  ausgebreitet. 

C.  Kapseln  einzeln,  kugelrund,  elliptisch  bis  walzenförmig,  lang  gestielt,  mit  meist 
4  Klappen  oder  Zähnen  aufspringend,  entweder  an  der  Oberfläche  des  thallus- 
ähnlichen  Stammes  oder  am  Gipfel  eines  beblätterten  Stengels.  Schleuderer  wie  bei  B. 

IV.  Ordnung.    Jungermanniaceae  Corda  (N.  v.  E.). 

t  Jungermanniae  anacrogynae  Leitgeb  (J.  frondosae  Autorum).  —  Der  Kapsel- 
stiel von  der  Oberseite  (ausnahmsw.  der  Unterseite)  der  Frons  oder  des  Stengels  und  vor 
seinem  Scheitel  (anacrogjn)  entspringend,  an  der  Basis  mit  einer  kelchartigen  Hülle  um- 
schlossen. —  Thalluspflanzen  meist  mit  Keulenpapillen  unterhalb  am  Scheitel.  Nur  Fos- 
somhronia  ist  eine  beblätterte  Stengelptianze. 

a)  Stamm  thallusähnhch,  ohne  Blattschuppeu,  oder  mit  Keulenpapillen  an  der  Eudbucht 
seiner  Lappen.  Seltener  (Blasia)  am  Räude  durch  Blätter  crenulirt  oder  mit  2  Reihen  von  Hüll- 
blättern auf  der  Oberseite. 

a)  Blätter  und  Keulenpapillen  fehlen.  Fruchtäste  mit  bedeutender,  mehrschichtiger 
Calyptra,  theils  der  Unterseite  theils  dem  Rande  der  Lappen  entspringend. 

1.  Familie.  Metzgerieae.  —  Laub,  die  Mittelrippe  ausgenommen,  eiuzellscbichtig. 
Fruchtäste  von  der  Unterseite  der  Mittelrippe  ausgehend. 

2.  Familie.  Aneureae.  —  Laub  mehrschichtig.  Mittelrippe  fehlend.  Fruchtäste 
randständig. 

ß)  Blätter  theils   randstäudig,    theils   fehlend  und  durch  winzige   Keulenpapillen 
vertreten;  —  oder  in  2  Reihen  an  der  Oberseite,  wo  auch  die  Früchte  erscheinen. 

3.  Familie.  Haplolaeneae.  —  Involucrum  einfach,  und  dann  die  Pflanze  blattlos, 
—  oder  fehlend  und  durch  eine  walzenförmige  Laubauftreibung]  vertreten,  und 
die  Blätter  randständig. 

4.  Familie.  Diplomitrieae.  —  Involucrum  doppelt.  Die  Oberseite  des  Thallus 
mit  2 reihigen  Hüllblättern. 

h)  Stengel  fadenförmig,  2reihig  schräg  beblättert.     Involucrum  kelchartig. 


Kintlieiluiig  in  Ordnungen  und  Familien,  11 

5.  Familie.    Codonieae. 

ff  Jungermanniae  acrogynae  Leitgeb  (J.  foliosae  Autorum).  —  Kapselstiel  vom 
Scheitel  (acrogyn)  eines  fadenförmigen  Stengels  oder  seiner  Äste  hervorstrebend  (exclus. 
Haplomitrium),  an  der  Basis  mit  aus  Blättern  erwachsenem  Kelche  umhüllt.  —  Nur 
Blattpflanzen. 

a)  Stengel  2rcihig  beblättert,  oder  noch  mit  einer  dritten  Reibe  von  meist  unansebnlicbeu 
Unterblättern. 

«)  Kelcb  deutlich,  mehr  oder  weniger  über  die  Hüllblätter  hervortretend  und  meist 
frei.  Selten  ist  der  Kelcb  durch  einen  schlaucbai'tigen  Frucbtast  vertreten, 

aa)  Blätter  geöbrt.  Das  Öhrchcn  bei  Axillarblättern  nicht  immer  entwickelt. 

6.  Familie.  Inbuleae.  —  Kelch  stielrund,  aufgeblasen  oder  kantig,  am  Ende  in 
ein  Röhrchen  verengt.     Unterblätter  eingeschnitten  oder  ausgerandet. 

7.  Familie.  Platyphylleae.  —  Kelch  von  vorne  nach  hinten  iDlattgedrückt.  Unter- 
blätter ungetheilt  —  oder  fehlend. 

ßß)  Blätter    ohne    Öbrcben,    ganzrandig   oder   gezähnt,    gelappt   bis   band- 
förmig getheilt. 

*  Blätter  bandförmig  getheilt,  oder  3— 4zäbnig.  Unterblätter  überall  deuthch,  mit 
deu  seitlichen  gleichförmig. 

8.  Familie.  Ptilidieae.  —  Kelch  walzenförmig,  gegen  die  Mündung  keilenförmig 
aufgeblasen,  oder  fehlend  und  durch  einen  aufrechten  schlauchartigen  Fruchtast 
vertreten.  —  Bl.  bandförmig  getheilt,  am  Rande  mit  einfachen  oder  verästelten 
pfriemenförmigen  Lacinien. 

9.  Familie.  Lejiidozi'eae.  —  Kelch  walzenförmig.  —  Blätter  bandförmig  getheilt, 
oder  3 — 4zähnig,    sonst  ganzrandig.  —  Stengel    oft   mit  armblättrigen  Flagellen. 

**  Blätter  ganzrandig,  —  oder  2-  bis  mebrlappig  oder  zäbn-  bis  bandförmig 
getheilt.  Unterblätter  selten  deutlich  und  dann  besonders  gegen  den  Scheitel  und  meist  bei  2lappig- 
blättrigen  Arten  deutlich.  —  Frucbtast  schlauchförmig  ins  Substrat  eingesenkt,  —  oder  normal 
gestaltet  und  aufstrebend  bis  aufrecht. 

10.  Familie.  Geocalyceae.  —  Fruchtast  schlauchförmig,  eingesenkt.  Blätter  ganz 
und  ausgerandet,  oder  durch  eine  rechtwinkelige  Bucht  scharf  und  kurz  zweilappig. 

11.  Familie.  Jungermannieae.  —  Kelch  über  die  Hüllblätter  mehr  oder  weniger 
hervortretend,  aufrecht.     Blätter  verschiedengestaltig. 

ß)  Kelcb  fehlend,  oder  undeutlich  und  durch  Hüllblätter  gänzlich  versteckt. 

12.  Familie.  Gymnomitrieae.  —  Hüllblätter  die  Mütze  als  Vertreter  des  Kelches 
oder  diesen  selbst  gänzlich  umhüllend  und  mit  diesem  oberhalb  des  vertieften 
Vegetationspunktes  scheinbar  verwachsen. 

l)  Blätter  Sreihig,  alle  gleichförmig  und  ungetheilt.  Kelcb  fehlend.  Mütze  walzenförmig, 
dickwandig  und  anakrogyn. 

13.  Familie.    Haplomitrieae. 

2.    Kurze  systematische  Uebersicht   der  Gattungen  mit  Angabe  der 

Artenzahl. 

I.  Ordnung.    Anthoceroteae.    1.  Anthoceros  (2  Arten).  —  2.  Notothylas  (1  A.). 
IL  Ordnung.    Ricciaceae.     3.  Riccia  (6  A.).  —  4.  Ricciocarpus  (1  A.). 
ni.  Ordnung.    Marchantiaceae. 
1.  Familie.    Jecorarieae.  —  5.  Grimaldia   (1  A.).  —  6.  Fimbriaria   (1  A.).  — 
7.  Reboulia  (1  A.).  —  8.  Fegatella  (1  A.).  —  9.  Preissia  (1  A.).  —  10.  Mar- 
chantia  (1  A.).  —  11.  Duvalia  (1  A.). 


12  Notofchylas. 


2.  Familie.    Lumdarieae.  —  12.  Lunularia  (1  A.). 
IV.  Ordnung.    Jungermanniaceae. 

A.  Anacrogynae. 

3.  Familie.    Metzgerieae.  —  13.  Metzgeria  (2  A.). 

4.  Familie.    Aneureae.  —  14.  Aneura  (3  A.). 

5.  Familie.    Haplolae^ieae.  —  15.  Blasia  (1  A.).  —  16.  Pellia  (3  A.). 

6.  Familie.    Diplomitrieae.  —  17.  Mörckia  (2  A.). 

7.  Familie.    Codonieae.  —  18.  Fossombronia  (2  A.). 

B.  Acrogynae. 

8.  Familie.    luhuleae.  —  19.  Lejeunia  (2  A.).  —  20.  Frullania  (2  A.). 

9.  Familie.    Platyphylleae.  —  21.  Madotlieca  (3  A.).  —  22.  Radula  (1  A.). 

10.  Familie.    Ptilidieae.  —  23.  Trichocolea  (1  A.).  —  24.  Ptilidium  (1  A.). 

11.  Familie.    Lepidozieae.  —  25.  Mastigobryum  (2  A.).  —  26.  Lepidozia  (1  A.). 

12.  Familie.    Geocalyceae.  —  27.  G-eocalyx  (1  A.).  —  28.  Calypogeia  (1  A.). 

13.  Familie.  Jimgermannieae.  —  29.  Chilosc}i)lius  (1  A.),  —  30.  Harpanthus 
(2  A.).  —  31.  Lophocolea  (4  A.).  —  32.  Plagiochila  (2  A.).  —  33.  Scapania 
(8  A.).  —  34.  Jungermannia  (48  A.).  —  35.  Spliagnecoetis  (1  A.). 

14.  Familie.  Gymnomitrieae.  —  36.  Alicularia  (2  A.).  —  37.  Sarcoscyphus 
(6  A.).  —  38.  Gymnomitrium  (3  A.). 

15.  Familie.    Haptomitrieae.  —  39.  Haplomitrium  (1  A.). 


I.  Ordnung.    Anthoceroteae  Nees  v.  Esenb. 

Thallus  kreisrund,  viellappig,  rippenlos  und  melirscbicbtig,  oberseits  ohne  Epi- 
dermis, unterseits  mit  Poren  und  Wurzelbaaren.  Zellen  mit  je  einem  grossen  Chloro- 
phyllkorn. Gesclilecbtsorgane  im  Inneren  des  Thallus.  Involucrum  walzenförmig.  Mütze 
fehlend,  Sporen  tetraedriscb,  mit  Izelligen  kubischen  oder  mehrzelligen,  bandförmigen 
Scbleuderern  untermischt. 

Gattungen: 

1.  Notothylas.     Kapsel    kurz    (2    mm    lg.),    cylindriscb,    mit   horizontal    nieder- 
liegendem oder  etwas  aufgerichtetem  Involucrum  eingeschlossen.  Schleuderer  1  zellig. 

2.  Anthoceros.    Kapsel  lang,  4seitig,  das  aufrechte  Involucrum  weit  überragend. 
Schleuderer  mehrzellig. 

1.   Notothylas  Sulliv. 

1.  N.  fertilis  Milde  (1859).  —  (N.  valvata  Sulliv.  var.  ß  Gottsche.  —  Antlio- 
ceros  Austin  1875.)  —  Thallus  angedrückt,  am  kreisrunden  Umfange  mit  keilförmigen 
Lacinien.  Lappenrand  Ischicbtig,  gegen  die  Mitte  llschichtig.  Alle  Innenzellen  wasser- 
hell. Kapselwandung  3schichtig ;  äussere  Zellenlage  ohne  Poren,  verbogen  rectangulär, 
stark  verdickt.  Schleuderer  hyalin,  meist  mit  spiraligen,  braunen  Verdickungsstreifen. 
Sporen  glatt. 

Thallus  grün,  3 — 7  mm  breit,  concav.  Kapselklappen  rinnenförmig;  ihre  inneren  Zell- 
schichten hyalin.  Mittelsäulchen  früh  in  Schleuderzellen  sich  auflösend.  Sporen  dunkelbraun  bis 
schwärzlich. 


A.n.thooeros.  —  Eicciaoeae.  13 


Einhäusig.   O  Frucht  im  Herbste. 

Auf  Aeckern,  sehr  selten.  —  Marienbad  (Lehmann  nach  Limpricht  um  d.  J.  1856). 
—  (Gleichzeitig  von  Prof.  Milde  bei  Gräfenberg  im  Gesenke  unter  Änthoceros,  Fossom- 
hronia  und  Riccia  gefunden). 

2.   Änthoceros  Mich. 

1.  A.  punctatus  L.  (Presl:  Obrazy,  XXII.  fig.  1471  u.  1472.).  —  Thallus  am 
Rande  aufsteigend,  icelUg-kraus,  mit  dichten  Blattschuppen  auf  der  Oberfläche,  und 
grossen  Lufthöhlen  und  Oeltropfen.  Involucrum  cylindrisch.  Sporen  schwarzbraivn,  dicht 
stachelig. 

Thallus  lichtgrün,  getrocknet  schwarzbraun  etwas  glänzend.  Involucrum  4 — 6  mm,  und 
Kapsel  2 — 6  cm  lang.     Kapselwand  4schichtig;  die  äussere  Schicht  mit  gestreckten  Zellen  und  Poren. 

Einhäusig.  Q  Fr.  im  Sommer  (Juli)  und  Herbste. 

Auf  feuchteren  Aeckern,  (besonders  auf  Stoppeln  der  "Winterfrucht),  Feld-  und 
Hohlwegen  u.  der.  gl.,  wie  es  scheint  im  ganzen  Lande  bis  in  die  Gebirgsregion  ver- 
breitet. —  Prag:  Stoppeln  bei  Chabern!  —  Stifin  nächst  Eule  (Sykora)!  —  Trchowy 
nächst  Cekaniz  (Velenovsky) !  Maleniz  und  Elschowiz  bei  Wolin!  —  Karlsbad  (Corda)! 
Michaloviz  bei  Jungbunzlau!  —  Turnau,  stellenweise  auf  Aeckern  und  an  feuchten  Feld- 
wegen massenhaft!  —  Waldgraben  bei  Struzinez  nächst  Libstadtel!  —  Jeschken,  Süd- 
abhang auf  Aeckern!  —  Vorberge  des  Riesengebirges  und  dessen  Culturland,  so  bei  J*n- 
chowiz,  Neuwelt.  —  Hohenelbe.  —  Johannisbad.  —  Freiheit  und  Trautenau,  da  überall 
mit  A.  laevis  die  Ackerkrumme  bewohnend !  —  Qualich !  —  Bad  Rezek  bei  Neustadt  an 
d.  Mettau!  —  Eschenberg  oberhalb  Mohrau  beim  Glatzer  Schneeberg! 

2.  A.  laevis  L.  (Corda:  Monogr.  Rhiz.  et  Hep.  1829.  —  Presl:  Obrazy:  XXII. 
fig.  1524  u.  1528).  —  Thallus  überall  abgeflacht  und  glatt.  Lufthöhlen  und  Oeltropfen 
fehlen.  Involucrum  gegen  die  Mündung  etwas  erweitert.  Schleuderer  u.  Sporen  gelblich; 
diese  dichtgekörnelt. 

Thallus  dunkelgrün,  fettglänzend.  Involucrum  und  Kapsel  wie  bei  vor.,  diese  aber  meist 
lichter  gefärbt.    Rosetten  oft  gegen  3  c?n  breit.     Sonst  wie  vor. 

Einhäusig  (oder  polyoecisch  ?)  Q  Fr.  im  Sommer  und  Herbste. 

Standorte  wie  beim  vor.,  nebstdem  auch  in  Waldgräben,  in  Gesellschaft  von 
Sphagnen  und  in  Gemüsegärten,  wie  der  vor.  verbreitet.  —  Stifin  nächst  Eule  (Sykora) ! 
• —  Kolin  (Peyl)!  —  Trchowy  nächst  Cekaniz  (Velenovsky).  —  Nordabhang  des  Blaniker 
Berges  b.  Vlasim  unter  Sphagnum !  —  Platz  in  Südböhm.  (Leonhardi)!  —  Rosenberg 
oberhalb  der  Säge  im  Waldgraben !  —  Böhm.  Kamniz  (Karl) !  —  Turnau  auf  Sandfeldern, 
besonders  zwischen  Waldstein  und  Gross-Skal  in  enormer  Menge!  —  Reichenberg  (Sieg- 
mund)! — ■  Am  Fusse  des  Riesengebirges  bei  Tannwald.  —  Neu-Weit.  —  Hohenelbe.  — 
Johannisbad  und  Trautenau  gemein !  —  Wiesengraben  nächst  dem  Eingange  in  die  Weckeis- 
dorfer  Felsenvorstadt !  —  Feld  in  Unter- Adersbach !  —  Adlerkosteletz  an  Kleefeldern  gegen 
Wyhnanow,  da  massenhaft!  Grossmohrau  und  Lipka-Felder  nächst  Grulich,  wohl  der 
höchste  Standort ! 


IL  Ordnung.    Ricciaceae  Dmrt. 

Thallus  gabelig  getheilt,  meist  in  Rosetten,  mit  Poren  auf  der  Licht-  und  blatt- 
artigen Schüppchen  auf  der  Schattenseite.  Kapseln  stiellos,  der  Oberfläche  eingesenkt 
und  mit  deren  Gewebe  warzenförmig  überwölbt.  Sporen  tetraedrisch,  meist  netzfaltig. 
Schleuderer  fehlen. 


■^^  Kiooiocarpus.  —  Ricoia. 


Gattungen: 

1.  Ricciocarpus.  Thalluslappen  mehrreihig  schuppig.  Autheridien  iu  einer  Reihe 
der  Mittelfurclie.  Poren  durch  einen  Zellring  umschlossen,  mit  grossen  Luft- 
kammern verbunden. 

2.  Riccia.  Blattschuppen  2reihig  oder  fehlend  (R.  cryst.).  Aniheridien  vereinzelt 
in  der  Mittelfurclie.     Die  Poren  als  Luftgänge   oder  Luftkammeru   im  Alter   oft 


sehr  erweitert. 


1.  Ricciocarpus  Corda. 


1.  R.  natans  Corda.  (Riccia  natans  L.  —  Salviniella  Hüben.  —  Presl :  Obr. 
XXIL  fig.  1470).  ■ —  Thallus  in  einzelne  dichotomische  Laubstücke  zerrissen.  Diese  hreit 
verkehrt  herzförmig,  2-  oder  41appig,  mit  tiefer  Mittelfurche,  sonst  flach.  Rauchseite 
mit  langen  lanzett-linealen  Blattschuppen.  Kapseln  in  gerader  oder  zackiger  Reihe. 
Sporen  schAvarzbraun,  gehörnelt. 

Laubstücke  dunkelgrün,  am  Rande  blass  oder  purpurn,  gegen  5  mm  lg.  und  7  mm  breit. 
Unten  purpurn.  Blattschuppen  (2reibig  angelegt)  später  mehrreihig,  purpurn  oder  blass,  schivach  und 
entfernt  gezähnt,  nur  an  der  Landpflanze  mit  Wurzelfasern  untermengt.  Bei  der  Frucbtreife  fangen 
die  Lappen  an  sieb  dichotom  zu  zerreissen.f 

Zweibäusig.  — -  O?  —  Früchte  sehr  selten,  im  Herbste. 

Auf  stehenden  Gewässern  in  der  Ebene  und  Hügelregiou,  bisher  nur  stellenweise 
beobachtet.  Selten  auf  fester  Unterlage.  —  Bei  Opiz  schon  1823,  von  Haencke  gesammelt 
angeführt.  —  Kolin  (Peyl,  Veselsky) !  —  Rakonizer  Teich  (Celakovsky).  - —  Niemes  (Lo- 
rinser)!  —  Razic  h.  Pisek  im  Bahngraben!  —  Frauenberg  bei  Budweis  im  Babngralien! 
• —  Böhm.  Fellern  bei  Budweis!  —  Ln  Graben  des  „Novy"  Teiches  nächst  Cekaniz  und 
in  dessen  Abfluss  (Velenovsky) !  —  Im  Teiche  „Velky  Dubovez"  nächst  Lomniz  in  Süd- 
bölimen  (Weidmann) ! 

2.  Riccia  Midi. 

a)  Riccia  im  eng.  Sinne.  —  Thallus  rosettenförmig,  oft  (in  der  Jugend)  nur  als  dicho- 
tomes  Laubstück  sich  präsentireud.  Kapseln  auf  der  Licbt-seite  des  Thallus  sich  öiFnend.  — 
Laudpflanzen. 

a)  L  i  ch  e  n  0  i  d  e  s  Bisch.  Lappen  oberseits  glatt,  oder  nur  durch  aufstrebende  Epi- 
deraiszellen  papillös. 

t  Lappenrand  ohne  Haare  und  Wimpern. 

1.  R.  glauca  L.  —  Lappen  ilberall  gleich  dick,  verkehrt  eiförmig,  linealisch 
oder  keilförmig,  abgerundet  und  ausgerandet,  mehr  oder  loeniger  flach,  nach  den  Enden 
rinnen  förmig.  Sporen  gelb-  bis  dunkelbraun,  oder  schwarzbraun,  mit  deutlichem  Saume 
gefeldert. 

Blaugrüu,  am  Rande  oft  entfärbt.  Rosetten  bis  2*5  cm  und  einzelne  Lappen  1 — 3'5  mm  breit. 

a)  major  Lindenb.  —  Lappen  verkehrt  eiförmig  bis  herzförmig,  mit  Ausschluss  der  End- 
furche flach.  Sporen  gelbbraun,  durchscheinend,  mit  bedeutendem  glatten  Saume.  Felder  im  Um- 
fange 20 — 25.    Die  graden  Sporenfläcben  weniger  regelmässig  gefeldert. 

b)  minor  Lindenb.  Lappen  l-ellförmig,  rinnig.  Sporen  dunkelbraun,  weniger  durchscheinend. 
Saum  unregelmüssig,  fein  gekörnelt.  Felder  im  Umfange  16 — 18,  grösser,  auf  graden  Flächen  selten 
regelmässig. 

c)  minima  Lindenb.  (non  L.).  Lappen  licbtgrün,  schmal  linealisch,  flach.  Sporen  kaum 
durchscheinend,  mit  breitem,  bräunlichem  nicht  ganz  glatten  Saume.  Alle  Flächen  regelmässig,  ge- 
feldert; Felder  meist  25. 

Einhäusig.  —  Q  —  (oder  ausdauernd  ?).  Frucht  im  Sommer  und  Herbste. 

Auf  feuchter  Gartenerde,  Schlanmi  und  Aeckern  von  der  Ebene  bis  in  die  Ge- 
birgsthäler  wohl  gemein.  —  Prag,  Vereinsgarten  (Leonhardi) !  Roztok  (Schöbl) !  Selc  (Opiz). 
Chabern,  Pelz  und  Tirolka!  —  Michalowiz  bei  Jungbunzlau!  —  Turnau!  —  Cekaniz,  an 


Kiccia.  J5 

Feldern  bei  Trchowy  (Velenovsky) !  —  Jeschken,  Felder  am  Südabhang!  —  Reichenberg 
(Siegmund)!  —  Tannwald,  Pfichowiz,  Keuwelt  und  Längst  am  Fusse  des  Rieseugebirges ! 
—  Felder  bei  Adersbach  und  Neustadt  an  der  Mettau !  —  Adlerkosteletz,  Wyhnanow.  — 
Eschenberg   oberhalb  Mohrau! 

2.  R.  sorocarpa  Bisch.  (Presl:  Obr.  XXII.  fig.  1478).  —  Lappen  unierselts 
überall  stark  verdickt,  convex,  länglich,  zugespitzt  oder  stimipßich.  Oberfläche  mit 
scharfer  Längsfläche,  jedoch  ohne  Rinne,  am  Rande  flach.  Sporen  undurchsichtig ;  Saum 
unregelmässig,  kaum  durchscheinend.  Ihre  Grundfläche  durch  gekörnelte  dicke  Leisten 
gefeldert,  Seitenflächen  dicht  stachelig. 

Rosetten  blaugrim,  bis  1  cjh  breit,  dzirch  lange,  dichte  weissliche  Wurzelfasern  dem  Substi-at 
fest  angeheftet.     Reife  Sporen  in  schwarzbraunen  Häuflein  den  Laubstücken  aufsitzend. 

Einhäusig.  0  Früchte  im  Sommer  und  Herbste. 

Auf  trockenen  Lehnen,  Waldabhängen,  an  Strassengräben,  ja  sogar  auf  denselben 
Lokalitäten  wie  R,  glauca,  jedoch  nicht  so  häufig  und  zahlreich.  —  Prag:  An  Lehnen 
und  im  Vereinsgarten  (Leouhardi)!  Waldabhang  bei  Zäwist!  —  Otawalehne  unter  der 
sogen.  „Flachsdörre"  bei  Pisek!  —  Felder  bei  Prachatiz  unter  R.  glaucal  —  Turnau 
am  Kleefelde !  — ■  Reichenberg  (Corda) !  —  Am  trockenen  Strassengräben  oberhalb  Tann- 
wald gegen  PHchowiz  mit  zahlreicherer  R.  glauca !  —  Königgrätz  (Cenek) ! 

*  R.  minima  L.  Lappen  keilförmig,  untersei ts  sehr  verdickt  und  dunkelviolett. 
Sporen  dunkelbrauu,  mit  hellerem,  durchscheinendem  Saume.  Felder  klein,  zahlreich,  weniger  regel- 
mässig; ihre  Leisten  gekörnelt,  dick.  —  Einhäusig.  O  Fr.  im  Herbste  und  Winter.  —  Bis  jetzt 
nur  am  Fusse  des  Riesengebirges  in  ausgetrockneten  Gräben  bei  Warmbrunn  und  Hirschberg 
in  Schlesien. 

Anmerku7ig.  Nach  F.  Stephani  (Neue  und  kritische  Arten  der  Gattung  Riccia)  ist  R.  soro- 
carpa Bisch,  mit  R.  minima  L.  identisch,  und  daher  der  erstere  Name  einzuziehen. 
(Siehe:  Referat  im  Bot.  Centralhlatt,  Bd.  XXII.  Nr.  12.  pag.  356  Jahr  1885). 

**  R.  bifurca  Hoffm.  Lappen  je  2  divergirend,  durch  [aufgekehrte,  dicke  Laub- 
ründer  flach-rinnenföiinig,  unterseits  i^urimrn  oder  dunkelviolett.  Sporen  wenig  oder  undurchsichtig, 
mit  durchscheinendem  Saume.  Leisten  der  loeniger  gleich  grossen  Felder  glatt.  —  Einhäusig.  O 
Fr.  im  Sommer.  —  Auf  Äckern  bei  Hirschberg  und  anderswo  (Cudova)  in  Schlesien,  resp.  in  Glatz. 

ff  Laubränder  mit  Wimperhaaren  oder  Spreublättchen. 

3.  R.  ciliata  Hoffm.  Lappen  linear  oder  keilförmig,  verlängert,  am  Ende 
rinnig,  schwach  ausgerandet,  am  ganzen  Rande  mit  steifen,  einseitig  verdickten  Wim- 
perhaaren. Sporen  schwarz^  undurchsichtig.^  durch  gekörnelte  Leistchen  in  kleine  im- 
deutliche  Felder  eingetheilt. 

Rosetten  seltener  zusammenhängend,  gegen  1  cm  breit,  beiderseits  blaugrün.  Wimper- 
borsten mehrreihig,  besonders  an  trockenen  aufwärts  gebogenen  Rändern  auffallend.  Sporensaum 
nicht  dtirchscheinend,  zuweilen  stumpf  zähnig. 

Einhäusig.  Q  Fr.  im  Herbste. 

Auf  Kleefeldern,  sandigen  Flussufern,  Bergabhängen  und  dergl.  in  der  Ebene  und 
Hügelregion  zerstreut.  —  Prag:  bei  Bubna  und  Podbaba,  wohl  am  Moldauufer  (Corda  in 
Sturm  Fl.  germ.).  Hetzinsel  (Opiz)  Vereinsgarten  (Leouhardi)!  —  Ounetiz  und  Tupadly 
schon  im  J.  1823  (Opiz).  —  Am  Moldauufer  gegenüber  Roztok  mit  R.  glauca  und 
R.  crystallina!  ~  Turnau:  auf  Kleefeldern  bei  Waldstein!  —  Kleefeld  am  Fusse  des 
Bösig  (März  1880)!  —  Kleefeld   bei  Michalowiz    nächst  Jungbunzlau  in  enormer  Menge! 

4.  R.  Bischoffii  Hüben.  (Presl:  Obr.  XXH.  fig.  1476  u.  1477.)  —  Lappen  fast 
rundlich  verkehrt  herzförmig.,  männliche  meist  linear  oder  keilförmig,  mit  schwacher, 
gegen  die  Spitze  tieferer  und  oft  dreieckig  erweiterter  Furche.  Schattenseite  sehr 
verdickt.  Raudwimpern  kurz  und  spärlicher,  an  der  Endbucht  durch  breitere  Spreublättchen 
vertreten.  Sporen  nicht  gesäiimt   und  ohne  Felder^  dicht  und  fein  warzig. 

Rosetten  s°hr  selten  zusammenhängend,  öfters  in  einzelne  oder  paarige  Gahellappen 
zerfallen,  von  4  mm  L.  und  .3  mm  I>reite.  Blaugrün,  am  Rande  entfärbt,  unterseits  manchmal 
ganz  oder  theilweise  purpurn.  Die  Lichtseite  mit  dichten,  besonders  gegen  die  Lappeneuden 
merklichen  Papillen.     Die  „Wimperu"    entspringen   der    Schattenseite   als  Enden   der   Blattschuppen, 


Jg  Eiooia. 

und  sind  daher  am  umgerollten  trockenen  Rande  oder  gegen  die  Spitze  niehr  auffallend,  aber  nicht 
so  deutlich,  wie  bei  der  vor.    Die   Wurzelfasern   laufen   nur  von  der  kielartigen  Mittellienie   aus. 

Zweihäusig.  2|.  (Gegeuüber  bisherigen  Angaben).     Fruchtet  im  Herbste. 

Auf  verwittertem,  spärlich  humösen  Silurschiefer.  —  Im  J,  1878  in  Chabern 
nächst  Prag  am  sogenannten  „Schlösschen"  von  mir  entdeckt.  Daselbst  zu  verschiedenen 
Jahreszeiten  beobachtet  gedeiht  sie,  immer  Aveiter  sich  vermehrend,  fort,  ohne  dass  an 
ihr  bis  jetzt  die  Früchte  angetroffen  werden  konnten.  —  Am  Rücken  des  Dablitzer  Berges 
bei  Prag  mit  bedeutenden  Lappen  am  14.  Februar  1881 !  —  In  einer  Felsenspalte  des 
Silurquarzes  im  Pfemyslener  Thal  bei  Prag,  der  Mühle  gegenüber  im  März  1881! 
ß)  Spongodes  N.  v.  E.    Lappen-Oberfläche  schwammig-gruftig. 

5.  R.  crystallina  L.  (R.  cavernosa  Hoffm.)  —  Lappen  gelblich  grün,  durch  die 
eriüeiterten  Lufthöhlen  sehr  bald  dicht  gruftig  und  schwammartig,  überall  fast  gleich 
dick.  Blattschuppen  der  Unterseite  fehlen.  Sporen  schw^arzbraun,  schw^ach  durchscheinend, 
durch  gekörnelte  Leisten  in  wenige  (5 — 7  im  Durchm.)  Felder  getheilt.  Randsaum  braun, 
fein  creuulirt. 

Rosetten  7  mm  bis  2-5  cm  breit,  Anfangs  wie  bethaut,  glänzend,  später  matt.  Die  Haupt- 
äste von  kurzen  Gahelästchen  scheinbar  crenulirt,  am  Rande  ziemlich  verdickt,  sonst  flach,  oder  nur 
auf  dem  Läppchen  seicht  rinnig.  Durch  die  Erweiterung  der  Anfangs  kleinen  Poren,  wird  die 
Oberfläche  schwammig  und  die  gelbgrüne  Farbe  fahl,  fast  rostfarbig.  —  Obwohl  für  einjährig  ge- 
halten, entwickelt  sie,  wie  ich  an  ihr  im  November  1879  beobachtet,  am  Lappenende  einzelne 
oder  gepaarte  Innovationen,  wodurch  sie  sich  wohl  für  den  nächsten  Frühling  weiter  erhält.  — 
Die  Sporen  haben  ungleiche  Felder,  bald  rundlich  sechseckige,  bald  länghche.  Der  Saum  pflegt 
auch  lichter  vorzukommen. 

Einhäusig.  Q?  wenn  nicht  zugleich  2J..     Fr,  im  Sommer  und  Herbst. 

Auf  feuchtem  fettem  Grunde,  besonders  auf  ausgetrockneten  umgeackerten  "Wiesen, 
Schlammufern,  trocken  gelegten  Teichen  und  dergl.,  bisher  nur  spärlich  beobachtet,  jedoch 
auf  ihrem  Standort  oft  massenhaft.  —  Reichenberg?  (Corda?).  —  Sichergestellt  wurde 
sie  zuerst  von  der  Prager  Umgebung,  wo  ich  selbe  im  J.  1876  zugleich  mit  einer  an- 
deren Specialität,  nämlich  mit  Juncus  sphaerocarpus  bei  Chabern  auf  einer  trocken 
gelegten  umgeackerten  kleinen  Wiesenfläche  („bei  den  Teichlein")  zuerst  gefunden.  Daselbst 
ist  sie  gänzlich  verschwunden,  erschien  aber  im  J.  1879  auf  ähnlicher  nahen  Lokalität 
(oberhalb  des  Strassenkanals)  in  enormer  Menge.  —  Am  Moldauufer  gegenüber  Roztok 
unter  R.  ciliata  und  R.  glauca!  —  Bei  Kolin  nördlich  am  rechten  Elbeufer  an  der 
Strasse  nach  Weltrub,  auf  feuchter  Brache  mit  Scirpus  supinus  in  Menge  (1881 
Celakovsky) ! 

h)  Ricciella  A.  Br.  In  aufrechten  Rasen,  oder  in  schmal  linearischen,  anscheinend 
dichotomischen  Lappen  als  Ueberzug  feuchter  Ufern,  wenn  nicht  im  Wasser  lose  herumschwimmend. 
Sporenkapseln  auf  der  Schattenseite  sich  entleerend. 

6.  R.  fluitans  L.  (Riccia  eudichotoma  Bisch.  —  Presl.  Vseob.  Rostl.  pag.  1825). 
—  Lappen  schmal  linear,  wiederholt  gegabelt,  jedoch  oft  mit  ungleichen  Läppchen,  längst 
der  Mittellinie  schwach  verdickt.  Die  Unterseite  unterhalb  des  Vegetationspimhtes  mit 
einer,  seltener  doppelten,  meist  purpurnen  Blattschuppe.  Daselbst,  vom  Gipfel  entfernt, 
die  Sporenbehälter.  Sporen  braun,  durchscheinend,  breit  gesäumt,  durch  hohe  gekörnelte 
Leisten  auf  der  Grundfläche  in  ungleich  grosse,  weniger  Felde  getheilt.  Leisten  der  Seiten- 
flächen zum  Theil  stachelartig,  ungleichgross  und  unregehnässig  in  einander  mündend. 

Lappen  0  5  mm  breit,  öfters  meist  am  Ende  ein  wenig  breiter  und,  je  nach  der  Lokalität, 
mehrere  cm  lang.  Die  Lappenden  sind  theils  gegabelt  und  dann  jedes  abgerundet,  oder  schwach 
ausgerandet.  Die  Wasserpflanze  hat  keine  Wurzelhaare.  Die  Sporenleisten  öfters  durch  Stachel- 
reihen vertreten.     Wie  bei  Ricciocarpus  ist  auch  da  jede  Pore  durch  einen  Zellring  imischlossen . 

Einhäusig.  Q  Fr.  (auch  bei  Pflanzen,  die  zeitweise  unter  Wasser  stehen)  im 
Herbste.    — 

In  stehenden  Gewässern,  so  in  Teichen,  Gräben,  seltener  an  ihren  Ufern  (R.  var. 
canaliculata  Hoffm.)  stellenweise  beobachtet.  —  Prag:  Baumgarten  (Opiz  u.  andere)! 


Mlarchantiaceae.  J  7 


Niemes  (Lorinser)!  —  Jicin  im  Stadtteiche  sehr  zahlreich  (Sitensky).  —  Pocätek  au  der 
Iglau  (Dr.  Pokoniy)!  —  Sobeslau  im  Teiche  „Nadymac"  (Duda)!  —  Borkoviz  bei  Veseli 
und  Täbor  (Sitensky!)  —  Pisek  in  Teichen  bei  Smrkowiz,  oberhalb  Smrkowiz  gegen 
Hurky  in  und  an  Wiesentürapeln,  und  in  Wiesen  graben  bei  Raziz  stets  massenhaft!  — 
Im  Teiche  bei  „Vodäk"  (Velenovsky) !  —  Bei  Böhm.  Feilem  Ucächst  Budweis  in  Bahngräben! 


III.  Ordnung.    Marchantiaceae  N.  v.  E. 

Thallusähnlich,  niederliegeud,  scheinbar  gabelig  gctheilt,  oberscits  mit  Poren, 
unterscits  mit  2  Reihen  Blattschuppcn.  Archegonien  auf  der  Unterseite  eines  gestielten, 
schirm-,  hut-  oder  schildförmigen  Receptaculums.  Autheridien  von  9  getrennt,  entweder 
auf  der  Oberseite  des  Recept.  oder  in  Gruppen  auf  der  Lappen -Oberfläche.  Kapseln  meist 
in  eigenen  Fächern  und  Hüllen,  sehr  kurz  gestielt,  unregelmässig  —  4 — 8 zähnig  oder 
deckelartig  sich  öffnend.     Schleuderer  entwickelt. 

Familien: 

1.  Jecorarieae.    Kapseln  auf  der  Unterseite  eines  gestielten  Receptaculums. 

2.  Luuulariae.*)    Kapseln  mit  ihren  Hüllen  frei  am  verdickten  Ende  des  gemein- 
schaftlichen Trägers  strahlig  geordnet. 


1.  Familie.    Jecorarieae  N.  v.  E. 

Gattungen: 

a)  Antheridien  iu  Gruppen  auf  der  Lappen-Oberfläclie. 

ci)  Blattschuppen  am  Rande  oder  in  der  Endbucht  der  Lappen  auöalleud  hervortretend. 

1.  Grimaldia.    Antheridien  dicht  am  Lappenende  in  einer  warzigen  Scheibe.  Der 
9  Blüthenboden  kurz  2 — 41appig.     Sporen  dicht  gefeldert. 

2.  Fimbriaria.    Antheridien    auf  der  Oberfläche   des  Laubes    zerstreut.     Der  9 
Blüthenboden  fast  gänzrandig.     Sporen  nur  mit  wenigen  unregelmässigen  Feldern. 

ß)  Lappeurand  ohne  deutliche  Blattschuppen. 

aa)  Unterseite  purpurbraun  oder  purpurn  gefleckt. 

3.  Duvalia.    Antheridien  in  die  Lauboberfläche  eingesenkt.  9  Blüthenboden  rund, 
ganzrandig.     Kapseln  braun,   deckelartig  aufspringend. 

4.  Reboulia.    Antheridien  in  halbmondförm.  Scheiben  vor  dem  Lappenende.    Der 
9  Blüthenb.  4 — 61appig.     Kapseln  grün,  unregelmässig  zerreissend. 

ßß)  Unterseite  gleichfarbig,  grün, 

5.  Fegatella.    Antheridien    in    rundlichen    Scheiben    der   regelmässig   gefelderten 
Lauboberfläche.     Der  9  Blüthenb.  kegelförmig,  5 — 81appig. 

h)  Autheridien  auf  der  Oberseite  eines  gestielten  Blüthenbodens. 

6.  Preissia.    Der  9  Blüthenb.  kurz  3 — ölappig.     Laubrand    schuppenlos.     Brut- 
knospenbehälter fehlen. 

7.  Marchantia.  Der  9  Blüthenb.  mit  9,   11  0.  13  langen  Strahlen.    Lappenrand 
oft  schuppig  und  dessen  Oberfläche    mit    schüsseiförmigen    Brutknospenbehältern. 


'')  Lindherg  vereinigt  beide  Familien  in  der  Farn.  MarchatUieae. 


jg  Griixia.ldia.  —  riinbriai-ia. 


Anmerkivmj.  Bei  sterilen  Pflanzeu  kauii  zu  den  Poren,  als  zuverlässigem  Unterschei- 
cluugsinerkmal  der  Gattungen  Zuflucht  genommen  werden,  die  nach  folgendem  Schlüssel  gelöst 
werden  können: 

A.  Porenzelleu  bilden  einen  geräumigen  Vorhof  zur  Luftkammer: 

Marchautia.    Vorhof  aus  fünf  über  einander  liegenden  Zellringen  gebildet.    Sein  un- 
terer Ausgang  gross,  meist  quadx'atisch. 
P  r  e  i  s  s  i  a.  Vorhof  aus  4Zellringen  bestehend.  Dessen  unterer  Ausgang  länglich  kreuzförmig. 

B.  Luftkammern  durch  einfache  Poren  mit  der  Atmosphaere  anastomosirend. 

L  Die  Luftkammer  nur  mit  chlorophyllhaltenden,  runden  oder  eliptischen,  in  Reihen  ge- 
ordneten Zellcheu  theilweise  ausgefüllt. 

a)  Ein  oder   mehr  conceutrisch  auf  der  Oberfläche  gelagerte  Zellkreise.    Ihre   Zellwände 
meist  stark  verdickt, 

a)  Drei  oder  mehrere  Poren-Zellkreise. 

Reboulia.     Pore  länglich,   mit  3  oder  4  Zellkreisen   (die  7 — Szellig)   begrenzt.    Ober- 
flächenzelleu  in  den  Ecken  verdickt. 

Lunularia.    Vier  Zellkreise  von  Porenzellen.    Obei-flächenzellen  überall  star-k  verdickt. 

ß)  Ein  oder  zwei  Poren-Zellkreise. 
Grimaldia.     Oberflächenzellen  überall  stark  verdickt. 
Fimbriaria.     Oberflächeuzellen  dünnwandig. 
h)  Einfacher  Ring  dünnwandiger  Porenzellen.     Perus  undeutlich  begrenzt,  wie  wenn  durch 
Auflösung  eines  Zellkreises  entstanden. 

Duvalia. 
n.  In  die  Luftkammer  nur  farblose  schnabelförmige  Zellausläufer  hineinragend. 
Fegatella. 

1.   Grimaldia  Raddi. 

1.  G.  barbifrons  (G.  fragrans  Cda.  —  Syudonisce  Cda.  —  G.  dichotoma  Lin- 
denbg.  Mannia  Opiz  1829).  —  Lappen  am  Rande  und  an  der  Endhucht  mit  spreu- 
artigen  Blattschuppen.  Autheridien  in  eiherzf'örmiger  Go-uppe  dicht  an  der  Endhucht, 
Gemeiuschaftlicher  Stiel  auf  beiden  Enden  mit  fadenförmigen  Spreuschuppen.  Recepta- 
culum  halbkugelig,  3 — 41appig.  Fruchtfächer  3 — 4,  ohne  Involucru7n,  mit  je  einer  kugel- 
runden, braunen  Kapsel ;  diese  deckelartig  sich  öffnend.  Sporen  gross,  durch  hohe  Leisten 
in  je  16 — 20  regelmässige  Felder  getheilt. 

Laub  trübgrün,  unterseits  durch  nierenförmige,  vielspaltige  Blattscliuppen  ptirpurn.  Epi- 
dermiszellen  klein,  überall  stark  verdickt.  Poren  gross,  von  2  concentrischen  Zellringen  umgeben. 
Oberfläche  im  frischen  Zustande  flach,  trocken  stark  rinnig.  —  Verbreitet  einen  gewürzigen  Duft, 
der  auch  bei  trockenen  Pflanzen  länger  bemerkbar  ist. 

Einhäusig.  2|..  —  Fr.  im  April. 

Auf  sonnigen  steinigen  Lehnen  älterer  Formationen  sehr  selten.  —  Prag:  Die 
Exsicaten  des  kön.  Museums  stammen  von  Podbaba  her,  wo  selbe  Corda,  Presl  (1823) 
und  Kosteletzky  gesammelt.  Die  Lokalität  entdeckte  ich  1878  am  steilen  Silurabhang 
westlich  von  der  Ruine,  wo  die  Grimaldia  theils  in  grossen  Rasen,  theils  zerstreut  den 
Humus  bedeckt,  aber  nur  seltener  mit  Kapseln  angetroffen  wird.  In  den  Garten  trans- 
locirt  gab  sie  bereits  reichliche  Früchte. 


2.  Fimbriaria  N.  v.  E. 

1.  F.  pilosa  Tayl.  (F.  tenella  N.  v.  E.)  —  Laub  klein,  unterseits  stai'k  gehielt. 
Antheridien  in  der  Oberfläche  zerstreut  eingesenkt.  Träger  des  gem.  Fruchtbodeus  kahl, 
am  oberen  Ende  ohne  herabhängende  Sjjveublättchen.  Receptaculum  4fächerig.  Invo- 
lucrum  f ranzenartig,  toeit  herausragend,  mit  je  einer  olivenfarbigen,  kugeligen,  deckel- 
artig aufspringenden  Kapsel.  Sporen  mit  ivenigen  grossen,  meist  unregelmässigen  Feldern. 

Lappen  linearisch  keilförmig,  bis  1  cm  lang,  oberseits  grün,  kleinzellig,  Zellen  dünnwandig. 
Poren  mit  2,  oft  undeutlichen  concentrischen  Zellringen.  Der  purpurne  Rand  schwach  gekerbt, 
aufgerichtet.  Fruchtboden  halbkugelig,  fast  ganzrandig,  hanfkorngross,  durch  weit  austretende 
Involucra  gekennzeichnet. 


Duvalia.  —  Eeboulia.   —  Fegatella.  J9 


Eiuliäusig.  2j.  Fr.  im  Sommer. 

Au  sonnigen  Stellen  in  humöseu  Felsspalten  und  auf  zersetztem  Gestein  sehr 
selten.  —  Riesengebirge,  um  das  J.  1807  von  Ludwig  auf  unbestimmter  Lokalität  ge- 
sammelt. Möglieb,  dass  Scblesiscberseits,  wober  sie  durcb  Milde  und  Ue.cbtritz  aucb 
bekannt  ist.  —  Auch  im  Gesenke  (Limpricbt  1870). 

3.   Duvalia  N.  v.  E. 

1.  D.  rupestris  N.  v.  E.  (Grimaldia  Lindenb.)  —  Laub  klein,  überall  fast 
(jleich  dick,  mit  verkehrt  eiförmigen  Lappen.  Epidermiszellen  5 — Geckig,  dünmcandig. 
Poren  mit  undeutlichem  Ring  dünnwandig.  Zellen  umschlossen.  —  Antheridien  zerstreut 
in  die  Oberfläche  eingesenkt.  Gemeinscbaftl.  Träger  an  beiden  Enden  mit  kurzen  Spreu- 
blättern. Receptaculum  hanfkorngross,  3— 4fächerig,  mit  je  1,  deckelartig  aufspringenden 
Kapsel  ohne  InvoUtcrum,  Sporen  gross,  durch  geschlängelte  Fältchen  undeutlich  netzig, 
schmal  gesäumt. 

Lappen  oberseits  warzig,  grün,  meist  mit  breitem  purpurbräunlicheu  Saume.  Unterseits 
purpurn  oder  am  Ende  grüngelb.    Lappenlänge  4 — 15  mm;  Br.  2 — 6  mm. 

Einhäusig.  2}.  Fr.  im  Sommer. 

Auf  sonniger  kalkhaltiger  Unterlage  der  oberen  Bergregion,  selten.  —  Bisher 
nur  im  Riesengebirge  auf  den  „alten  Halden"  im  Riesengrunde  von  Flotow  und  später 
von  Limpricbt  gesammelt! 

« 

4.  Reboulia  Raddi. 

1.  R.  hemisphaerica  Raddi.  ßlarchantia  L.  —  Conocephalus  Dmrt.  —  Achiton 
quadratum  Corda.  —  Grimaldia  Lindenb.)  —  Endlappen  breit  verkehrt  herzförmig. 
Oberfläche  feinwarzig,  später  lederartig  und  glatt.  Ihre  Zellen  in  den  Ecken  verdickt. 
Poren  in  der  Richtung  der  Längenaxe  verzogen,  mit  3 — 4  coucentrischen  Zellringen, 
deren  Zellen  diametral  geordnet.  —  Antheridien  in  halbmondförmigen  sitzenden  Scheiben 
vor  der  Endbucht.  Gem.  Träger  oben  mit  langen,  unten  mit  kürzeren  Spreublättchen. 
Receptaculum  halbkugelig,  mit  warzigem  Gipfel,  4 — 61appig.  Fächer  2klappig  mit  je 
einer  grüngelben,  unregelmässig  zerreissenden  Kapsel.  Involucriim  fehlt.  Sporen  bräun- 
lichgelb, durch  hohe  Fältchen  in,    selten  regelmässige  Felder   getheilt.     Schleuderer  gelb. 

In  grossen  Überzügen,  deren  Randlappen"  durch.  Innovationen  oft  wie  crenulirt  und  kraus 
erscheinen.  Lappen  bis  gegen  7  mm  lang  und  ebenso  breit,  grün,  trocken  graulich  und  glatt.  Gem. 
Träger  6  mm  oder  darüber  laug,  unten  dicker  und  bräunlich,  oben  grünlich.  —  Auf  Herbarpflanzen 
erscheint  durch  Anfeuchten  die  Oberfläche  wieder  dichtwarzig. 

Ein-  oder  zweihäusig.  2}.  Fr.  im  Mai. 

An  sonnigen  Lehnen  und  Bergabhängen  auf  humöser  Unterlage,  selten.  —  Pisek 
an  der  Otawalehne  nächst  der  sogen.  Flachsdörre  im  Sommer  der  J.  1873 — 74  mit 
bereits  eingetrockneten  Früchten  von  mir  gesammelt.  —  Gross-Bösig,  rechts  am  Kreuz- 
wege (in  der  Mitte)  in  nur  wenigen  Exemplaren,  jedoch  mit  deutlichen  Antheridien- 
Scheiben  in  März  1880!  —  Zwischen  Chotzen  und  Brandeis  an  einer  Lehne  der  Stillen 
Adler  nächst  der  Michover  Mühle  in  Gemeinschaft  der  Marchantia  und  Polyp.  Eober- 
tianum,  Mitte  Mai  1880.  fruchtend  (Dr.  L.  Celakovsky)!  —  Die  von  Nees  in  der  Nat. 
d.  eur.  Leb.  IV.  Th.  angeführte  Lokalität  von  Prag  (Corda),  woher  dieser  die  Reboulia 
als  Rhakiocarpon  beschrieben  hatte,  scheint  auf  einer  Ve;"wechslung  zu  beruhen. 

5.  Pegatella  Raddi. 

1.  T.  conica  Raddi.  (Marchantia  L.  —  Conocephalus  vulg.  Bisch.  —  Con.  ne- 
morosus  Hüben.  —  Presl:  Ohr.  XXII  fig.  1473—74  und  XXIII  fig.  1525.)  —  Laub 
beiderseits    grün,    oben    deutlich  ßseitig  gefeldert,    mit    icarzenförmig    aufgetriebenen, 

2* 


20  Preissia.   —  Älarchantia. 


grossen,  häutigen  Atbmungsorganeii.  Poreu  mit  grossen  Luftkammeni  verbunden,  von 
5  concentriscben  Zellringen  umzingelt.  —  Autberidien  in  kreisrunden  Scheiben  am  Ende 
kürzerer  Seitenlcqjpen .  Receptaculum  laug  gestielt,  5 — Sfäcberig,  mit  je  1,  einkapseligem, 
röbrenformigem  Involucrum.  Kapsel  durch  4 — 8  Zähne  sich  öffnend,  länglich  birnförmig, 
braun,  Sporen  in  der  Kapsel  keimend,  wodurch  gross  und  mehrzellig,  grün,  dicht  warzig. 

Laub  gross,  mit  abgerundeten  oder  ausgerandeten,  daselbst  häufig  längliche,  stark  zurück- 
gekrümmte Innovationen  tragenden  Lappen. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr.   im  Frühjahr. 

In  Wäldern  und  an  schattigen  Flussufern,  selbst  an  feuchten  schattigen  Mauern, 
von  der  Ebene  bis  aufs  Hochgeb.  verbreitet,  stellenweise  massenhaft.  —  Prag  im  Wasser- 
becken d.  bot.  Gart.  (Leonh.)!  —  Mednik  bei  Stechowic.  —  Cäslau.  —  Blanik  etc. 


6.  Preissia  N.  v.  E. 

1.  P.  commutata  N.  v.  E.  (Marchantia  hemisphaerica  L.  —  M.  commutata 
Lindenb.  —  M.  quadrata  Web.  —  P,  italica  Corda.  Opiz  Natural,  p.  647  (J.  1829).  — 
Laub  alisdauernd  dicht  icarzig,  reichlich  innovirend,  weniger  oft  gabelästig.  Innovations- 
Lappen  verkehrt  herzförmig.  Oberflächenzellen  Gseitig,  dünnwandig.  Poreu  zahlreich: 
ihr  Vorhof  aus  4  Zellringen  gebildet.  Antheridien  auf  der  Oherßäche  einer  gestielten 
kreisrunden  Scheibe.  Receptaculum  halbkugelig,  schwach  gelappt,  mit  3 — 5  freien  Fächern, 
mit  je  1 — 3  glockenförmigen,  1  früchtigeu,  4 — ötheiligen  Hüllen.  Kapsel  dunkelbraun, 
4 — 8zähnig.  Sporen  gross,  rothbraun,  unregelmässig  höckerig  und  kaum  netzigfaltig, 
mit  durchscheinendem  crenulirtem  Saume. 

Lappen  grün,  uuterseits  und  am  Rande  meist  purpurbraun.  Seltener  mit  schwarzbraun 
gefleckter  Obei-fläche  (March.  uigromaculata  Opiz).  Innovationen  je  1 — 2  au  den  Endlappen.  Mittel- 
rippe stark,  dichtwurzelfaserig.    Schleuderer  kurz,  braun.    Sporen  Vic  «»'*  breit. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Früh-Sommer. 

Auf  Urgestein,  Sandfelsen  und  Sandboden,  sowie  auf  kalkhaltigem  Substrat,  auch 
an  Mauern,  im  ganzen  Gebiete  zerstreut.  —  Prag:  Liboz  bei  Stern  an  Saudsteinfelsen 
(bereits  von  Opiz  im  J.  1816,  später  von  And.  gesammelt)!  Cibulka  (Reich?)!  —  Jung- 
Bunzlau  auf  der  Lehne  gegen  Neuberg!  —  Turnau,  unterhalb  Kadefavec  auf  sandiger 
Waldblösse!  —  Bei  Sloup  und  Swojkowitz  im  leitmer.  Kreise  (Hocke)!  —  Kuttenplan 
im  westl.  Böhmen  an  der  Abflussmauer  des  Regenteiches  (Celakovsky) !  —  Ledec  unter- 
halb der  Stadt  an  der  Säzavalehne  gegen  Septouchov!  —  Isergebirge  (Limpricht).  — 
Riesengebirge:  Johannisbad  nächst  der  Waldscheuke  (N.  v.  E.),  daselbst  jedoch  im  J.  1879 
von  mir  vergebens  gesucht;  Elbethal  (J.  Kablik)!  östlich  am  Fusse  des  Fiustersteines !  — 
Am  Wege  von  der  Schneekoppe  in's  Aupathal  (Funck)! 

7.   Marchantia  (March.  fil.)  L. 

1.  M.  polymorpha  L.  (M.  coarctata;  M.  stellata;  M.  macrocephala ;  M.  Syckorae 
Corda.  —  Prcsl:  Ohr.  XXII  und  XXIII  fig.  1495,  1504,  1514,  1518.)  —  Laub  ober- 
seits  mit  grossen,  meist  rhombischen  Feldern,  mit  Poren  in  deren  Mitte.  Poren- Vorhof 
aus  5  Zcllringen  gebildet.  Antheridienscheibe  gestielt,  kurz,  lappig,  oberseits  mit  ein- 
gesenkten 5-  Receptaculum  9,  11  oder  13strahlig,  daziüischen  mit  fransigen  Frucht- 
fächern, zu  je  3 — 6,  einfrüchtigen  Hüllen.  Kapsel  länger  gestielt,  gelblichgrün,  durch 
Zähne  sich  öffnend.     Sporen  klein,  gelb,  glatt.     Schleuderer  lang. 

Laub  ausgebreitet  oder  aufgerichtet,  gelblich-  oder  dunkelgrün,  öfters  längs  der  Mitte 
schwarzljraun.  Meist  mit  schüsselförmigeu  Brutknoppen-Behältern  an  der  Mittelrippe.  Rand  manchmal 
mit,  von  der  Unterseite  hervorragenden  Blattschuppen  markirt.  —  Die  Torfpflanze,  welche  Corda 
als  M.  coarctata  beschrieben,  zeichnet  sich  durch  sehr  verlängerte  Receptaklstiele  und  rosenrothe 
Fruchtfächer  aus.  Dessen  M.  stellata  ist  eine  zarte  breitlappige  Form  mit  zahlreichen  Brut- 
knospenbehältern. 

a)  communis.  Lederartig  bis  dünn-durchscheinend,  deutlich  und  gross  gefeldert.  Mittelrippe 


Lunularia.  2 1 


meist  schwarzbraun  (var.  aqnatica).  Lappenrand  oft  schuppig  (var.  domestica) .  Weibliche  Scheibeu- 
strahlen  schlank,  meist  länger  als  der  Scheiben-Durchmesser.  —  Gemein. 

b)  alpestris  Grottsche.  (M.  Kablikiana  Corda).  Laub  fest-lederartig,  glatt,  mit  kleineren 
Feldchen  auf  der  Oberfläche.  Endlappen  in  je  2  ungleiche  Läppchen  getheilt,  von  den  nur  einer 
sich  weiter  entwickelt.  5  Scheiben-Strahlen  kürzer,  zeitweise  aufgerichtet.  Fruchtfächer  viit  vielen 
Kapseln.  —  Seltener,  Gebirgspflanze. 

Zweihäusig,  obwohl  Q  und  5  oft  in  einem  Rasen.  —  2).  Fr.  im  Sommer. 

Aü  feuchter  Thon-  oder  Stein-Unterlage  von  der  Ebene  bis  aufs  Hochgebirge 
gemein.  —  So  z.  B.  am  Gipfel  der  Schneekoppe!  —  h)  selten.  Hohenelbe  (Josefine 
Kablik)!  —  Wosek  in  Westböhmen  (Corda)! 

2.  Familie.  Lunularieae  N.  v.  E. 
1.  Lunularia  Mich. 

1.  L.  vulgaris  Mich.  (Presl :  Obr.  XXIII.  fig.  1510).  Laub  oberseits  mit  un- 
regelmässig sechseckigen,  gegen  den  Rand  meist  4eckigen,  grossen  Feldern  und  mit 
mondsichelförmigen  Brutknospenbehältern.  Poren  ohne  Vorhof,  mit  4  concentr.  Zell- 
ringen umschlossen.  Gemeiuschaftl.  Träger  mit  2 — 6,  wagerecht  gestellten,  röhre^iför- 
migenFmchtiächeYn,  mit  1,  länger  gestielten,  gänzlich  sichtbaren,  dunkelbraunen  Kapsel. 
Diese  bis  zur  Basis  mit  4,  zweitheiligen,  gedrehten  Klappen  sich  öffnend.  Sporen  klein, 
teträdrisch-rund,  gelb  und  glatt.  Schleuderer  sehr  lang,  2spirig,  meist  an  der  Klappen- 
spitze haftend. 

Laub  beiderseits  grüu,  oder  unterseits  bräunlich,  1 — 2  cm  lang  und  5 — 8  mm  breit,  am 
Sprossende  mit  theilweise  sich  deckenden  Seitenläppchen.  Innovationen  häufig. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Bei  uns  steril,  nur  mit  Brutknospeubehältern. 

Aus  Süd-  oder  West-Europa,  wo  sie  einheimisch,  in  unsere  Treibhäuser  ver- 
schleppt, wo  sie  Blumentöpfe  und  feuchte  Mauern  oft  zahlreich  überzieht,  und  woher 
selbe  auf  schattige  Blumenbeete  ins  Freie  übersiedelt.  —  Prag :  im  Vereinsgarten  im 
J.  1878  im  Freien  gefunden,  wo  sie  bis  heutzutage  den  Standort  wechselt,  und  auch  im 
milden  Winter  mit  Brutbehältern  zu  finden  ist!  —  Turuau  im  Gartenetablissement  des 
H.  Korselt! 


IV.  Ordnung.    Jungermanniaceae  Corda  (N.  v.  E.). 

I.  Jungermanniae  anacrogynae  Leitgeb.  (J.  frondosae  Autorum). 

Pflanze  thallusähnlich  (nur  bei  Fossomhronia  in  Stengel  und  Blätter  gegliedert), 
ohne  Blattschuppen,  oft  mit  Keuleupapillen  an  der  Endbucht,  seltener  mit  Randblättchen 
oder  mit  blattähnlichen  Organen  auf  der  Oberseite.  —  Kapselstiel  (seta)  vor  dem  Scheitel 
entspringend,  an  der  Basis  mit  kelchartigem  luvolucrum  oder  mit  vertieftem  Fruchtaste 
umhüllt.     Kapsel  4klappig  aufspringend. 

1.  Familie.    Metzgerieae. 

Thallus  einzell schichtig  mit  deutlicher  mehrzellschichtiger  Mittelrippe,  aus  deren 
Ventralfläche  kurze  Geschlechtsäste  emporkommen.  Lappen,  besonders  unterseits  an  der 
Rippe  mehr  weniger  dicht  behaart.  —  Geschlechtsorgane  in  Reihen  an  der  Rippenschat- 
tenseite. Haube  verlängert  keulenförmig,  dicht  behaart.  Kapsel  kurzstielig,  2 schichtig. 
Sporen  teträdrischrund,  grüngelb,  dreimal  so  breit  als  die  einspirigen  Schleuderer. 


22  Mietzgeria.  —  A.iieura. 


1.  Metzgeria  Raddi. 

1.  M.  pubescens  Raddi,  (M.  tomentosa  Hoffm.  —  Echiuomitnum  furcatum  var. 
pubescens  Corda  in  Sturm  Fl.  p.  138.  tab.  38).  Laub  schmal-  bandförmig,  gabelästig, 
zuweilen  mit  Randsprossen,  beiderseits  dicht  tceichhaarig.  Mittelrippe  beiderseits  vor- 
tretend, 10 — 14  Zellen  breit,  mit  mehrreihigen,  von  den  inneren  nicht  verschiedenen 
Oberflächen-Zellen  bedeckt. 

Laub  mit  wechselseitigen,  kürzeren,  meist  1 — 2  mm  breiten  Lappen,  grau  oder  gelbgrün. 
Geschlechts-Ästchen  beiderseits  behaart. 

Zweihäusig.  —  2).  —  Frucht  bei  uns  unbekannt. 

In  schwammig  polsterförmigen  Rasen  an  kalkhaltigen  Felsen  oder  Laub-  und 
Nadelbäumen,  besonders  an  Flussabhängen  zerstreut.  —  Schon  bei  Opiz  1816.  Auf  Wald- 
bäumen (?)  Hartmann !  —  Stechowitz  nächst  Prag  an  Felsen  der  Moldaulehne  massenhaft ! 
Wald  bei  St.  Prokop  (Kalmus)!  —  Muckkendorf  (Rybicka) !  —  Tepliz  (Winkler)!  — 
Turnau  an  Nadelstämmeu  der  Iserlehne  selbst  an  jungen  Fichtenstämmen!  —  Höchste 
Erhebungen  des  Iser-  und  Riesen-Gebirges,  jedoch  spärlich  (v.  Flotow,  Limpricht).  — 
Südböhmen  bei  Krumau  au  Felsen  und  Bäumen  (Jechl,  Jungbauer) ! 

2.  M.  furcata  Dmrt.  —  N.  v.  E.  (Jung.  L.  —  Echinomitrium  Hüben;  Corda 
in  St.  Fl.  tab.  21  u.  22.  —  Presl:  Obr.  XXE  fig.  1493  und  XXEI  fig.  1511—12.). 
Lappen  unterseits  an  der  Mittelri])pe^  am  Rande  oder  zugleich  auf  der  Lappenfläche 
behaart,  oherseits  kahl.  Rippe  unterseits  mit  2 — 6,  oherseits  nur  von  2  Längsreihen 
grösserer  Zellen  überzogen.  Raschen  gelblich-  oder  dunkelgrün,  trocken  selten  indigblau. 
Zellnetz  wie  bei  vor.,  regelmässig  6eckig,  gross,  durchsichtig,  in  den  Ecken  schwach 
verdickt.  Oft  mit  zahlreichen  Rand-  oder  von  der  Rippe  ausgehenden  Sprossen  und  mit 
Brutknospen  am  Ende  verdünnter  Lappen.  —  Kapsel  kurz  gestielt,  rundlich.  Sporen 
tetraedrischrund,  grünlichgelb,  dicht  gekörnelt.     Schleuderer  Ispirig. 

a)  linearis  (Lindb.  sp.)  Zioeihäusig.  Stark,  verlängert,  regelmässig  gabelig,  mit  überall 
gleich  breiten  Lappen.  Haare  auf  der  Rippe  und  am  Rande.  Rippe  beiderseits  mit  2  Zellreihen  bedeckt. 

b)  conjugata  (Lindb.  sp.)  —  (M.  laetevirens  Op.).  Einhäusig.  Verkürzt,  breitlappig  (1  mm) : 
Lappen  öfters  am  Rande  zurückgerollt.  Haare  avf  der  ganzen  Unterseite.  Rippe  unterseits  mit 
3 — 6  Zellreihen  überzogen.  —  Meist  dunkelgrün. 

c)  furcata  (Corda,  Lindb.).  —  Zweihäusig.  Lappen  kleiner  und  schmäler,  unregelmässig 
getheilt,  und  meist  reichlich  Sprossen  tragend.  Unterseits  fast  kahl  oder  spärlich  behaart.  Rippe 
unterseits  mit  4  Zellreihen  überzogen.  —  Blass  gelblichgrün. 

Ein-  oder  zweihäusig.  —  2}.  —  Frucht  im  Oktober,  var.  c.  steril. 

An  Baumrinden,  Felsen,  auf  Moosunterlage,  seltener  auf  blosser  Erde  von  der 
Ebene  bis  aufs  Hochgebirge  gemein.  Var.  a)  bisher  nicht  beobachtet.  Var.  h)  und  c) 
meist  beisammen.  —  Prager  Umgebung.  —  Koliu.  —  Nimburk.  —  Kuttenberg.  — 
Turnau.  —  Jeschken.  —  Bösig.  —  Böhm.  Leipa.  —  Blauik.  —  Tfemsin  in  Brdagebirge 
und  bei  Obecniz.  —  Pisek.  —  Blänsker  Wald.  —  Marienbad.  —  Tepliz.  —  Böhmerwald. 
—  Iser-  und  Riesen-Gebirge.  —  Glatzer  Gebirge  an  den  Marchquellen ! 

2.  Familie.    Aneureae. 

Thallus  blattlos,  bandförmig  viellappig,  fast  regelmässig  gefiedert,  gegen  die  Axe 
verdickt.  Alle  Zellen  gleichartig.  Geschlechtsäste  seitlich.  Haube  mehrschichtig,  fleischig, 
zuletzt  gegen  das  Ende  höckerig.  Kapselstiel  lang.  Kapsel  oval  oder  länglich  mit  pinsel- 
förmigen gehäuften  einspirigen  Schleuderern  und  kleineu  Sporen. 

1.  Anenra  Dmrt. 

et)  Geschlechtsäste  kurz,  seitlich  in  den  Einbuchtungen  der  Seitenränder.  Lappen 
fast  rechtwinklig  abstehend,  unregelmässig  gabelig  verzweigt,  grösstentheils  breit  (5 — 10  7nm),  nnd 
am  etwas  wolligen  Rande  seicht  geschwetft. 


A.neura.  23 

1.  A.  pinguis  Dmrt.  (Jung.  L.  —  Metzgeria  Corda:  St.  Fl.  tab.  15.  —  Tri- 
chostylium  affine  Corda:  1.  c.  tab.  34.  —  Gymnomitrium  Hüben).  —  Laub  fettglänzend, 
schmal  linear  (5)  oder  bedeutend  breiter,  meist  brüchig,  flach,  bisweilen  am  Rande 
wellig,  am  Ende  breiter,  stumpf  abgerundet  oder  seicht  ausgerandet,  durch  blassgelbc 
Wurzelfasern  fest  angeheftet.  Die  8 — 10  Schichten  dicke  Laubaxe  allmählig  in  den  3- 
und  2schichtigen  (selten  Ischichtigen)  Rand  übergehend.  —  Antheridienäste  zahlreich, 
rundlich.  Haube  zuletzt  walzenförmig,  bis  über  5  mm  lang,  etwas  behaart.  Kapsel  oval. 
Sporen  dicht  gekörnelt,  etwa  um  die  Hälfte  breiter  als  die  Schleuderer. 

Vielgestaltig.  Dunkelgrün,  cf  Pflanze  kleiner;  oder  cT  an,  bis  2  m??t  langen  Seitenläppchen. 
Kapselwand  mehrschichtig,  innere  Schicht  mit  dicken  Halbringfasern.  Schleuderer  an  kurzen  Ela- 
terenträgern  am  Klappenende. 

Zwei-  oder  einhäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

An  feuchten  Gräben,  an  Quellen,  triefenden  Felsen,  Sumpfwiesen  von  der  Ebene 
bis  aufs  Hochgebirge  zerstreut.  —  Prag:  an  kalkhaltigen  Quellen  bei  Kuchelbad  c.  fr. 
(Leonhardi)!  Chabern  an  kalkiger  Quelle  um  Mitte  Mai  1880  mit  Früchten!  An  Bahn- 
tümpeln zwischen  Neratovic  und  Liblic!  —  Lyssa  im  Bahngraben!  —  An  den  Bahn- 
tümpeln nächst  der  Station  Uhfineves  reichlich  und  noch  am  21.  Mai  1881  c.  fr.!  — 
Südböhmen:  Budweis  (Jechl)!  —  Böhmerwald:  Blänsker  Wald,  St.  Thomas,  Kuschwart, 
Nordabhang  des  Arber !  —  W.  Böhmen :  Wildsteinruine  (Corda).  —  Nd.  Böhmen :  Turnau, 
unterhalb  Kadefavec  auf  sandigen  feuchten  Waldwiesen !  Waldquelle  unterhalb  Waldstein ! 
Kalkige  Iserlehne  im  Faräfstvi  zahlreich!  —  Südabhang  des  Jeschken!  —  Schwarzer 
Teich  bei  Memes  (Sitensky) !  —  Riesengebirge :  an  der  Elbe  (Milde).  —  Wiesengraben 
bei  Neuwelt !  —  Auf  feuchtem  Glimmerschiefer  des  Finstersteines  an  der  Eibstrasse  gegen 
Hohenelbe!  (Durch  H.  Limpricht  vom  Isergebirge  nicht  angeführt). 

ß)  Einfach  bis  doppelt  fiederig;  Lappen  schmal,  ausgebreitet. 

2.  A.  latifrons  Lind.  (A.  palmata  «)  major  und  ß)  laxa  N.  v.  E.)  —  Laub 
durchscheinend.  Lappen  dünn,  flach,  bandförmig  oder  länglich  keilförmig,  5  oder  4schichtig, 
mit  1  zelliger  Randschicht.  Oherßächenzellen  gross,  länglich-rhombisch,  ivenig  oder  gar 
nicht  verdickt.     Haube  2 — 5  mm  lang.     Sporen  so  breit  als  die  Schleuderer. 

Grün  bis  gelbgrün,  in  breiten  dichten  Raschen  oder  vereinzelt  zwischen  Sumijfmoosen. 
Lappen-Enden  breit  abgerundet,  deutlich  ausgerandet. 

Einhäusig,  zuweilen  beide  Geschlechter  auf  demselben  Lappen  (Gam.  paroicum). 
—  2|.  —  Frucht  im  Mai,  an  Bergpflanzen  im  Sommer. 

Auf  faulendem  Holze  oder  zwischen  Sumpfmoosen,  mit  A.  palmata  oft  gemein- 
schaftlich ;  ziemlich  selten.  —  Turnau :  am  Sphagnetum  bei  Kurovodic !  —  Böhmerwald 
in   Torfgräben    unterhalb    Kuschwart   zahlreich!     An   faulenden  Strünken   am    Arbersee! 

*  A.  pinnatifidä  N.  v.  E.  —  Einfach  oder  doppelt  gefiedert.  Lappen  am  Ende 
mehrmals  eingebuchtet,  fast  der  ganzen  Breite  nach  mehrschichtig.  Zellen  je  mit  1 — 3 
grossen,  dunlcelbrauneii,    durchs  Trocknen  nach  Jahren  sich    auflösenden  Oeltropfen.  — 

Zweihäusig.  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr.  In  dicht  gedrängten  schwellenden  Rasen 
oder  polsterförmigen  grünen  bis  schwärzlichgrünen  Ueberzügeu  an  Steinen  und  Holz  in 
Bächen  der  Schlesischen  Sudetenabhänge  ziemlich  selten, 

*  A.  multifida  Dmrt.  —  Hauptäste  kammförmig  doppelt  gefiedert.  Lappen 
anscheinend  gerippt,  im  Querschnitt  Unsenföi'mig ,  weil  die  Axe  dicker  (lOschichtig),  als 
der  3 — 5  Zellen  breite,  am  Rande  1  zellschichtige  Flächentheil. 

Einhäusig.  —  2|i  —  Frucht  im  Frühjahr. 

In  kleinen  grünen  oder  gelbgrünen  Raschen,  auch  zwischen  Laubmoosen  in 
feuchten  Wäldern,  an  Wiesen,  Grabenrändern,  Sandsteinfelsen  schlesischerseits  an  mehreren 
Stellen  beobachtet. 

y)  Hauptäste  niederliegend,  in  aufrechte  Lappen  bandförmig  verzweigt. 

3.  A.  palmata  Dmrt.  (A.  palmata  y)  polyblasta  N.  v.  E.  grösstentheils.  —  Sar- 
comitrium  palmatum  Corda:  St.  Fl.  tab.  35.)  —  Laub  nicht  durchscheinend,  dunkelgrün 


24  Blasia. 

oder  gebräunt.     Die    aufrechten  Lappen    am  Ende  kaum   ausgerandet,    am  Rande  nicht 

Izcllschichtig,    sondern    flach    gewölbt;    sonst    die  Laubaxe  6  oder   özellschichtig.     Ober- 

flächenzellen  klein,  grösstentheüs  rundlich,  dickwandig.   Haube  klein.    Sporen  fast  glatt. 

Läppchen  gegen  0'5  mm  breit  und  2 — 4  mm  lang,  in  der  Regel  stumpf  abgerundet. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

Li  "NVcäldern  an  faulenden  Strünken,  auch  an  Saudsteinfelsen  dichte,  niedrige, 
aber  weitläufige  Raschen  bildend,  zerstreut  und  meistentheils  in  Gebirgswäldern  reichlich 
erscheinend.  —  Mittelböhmen:  Stifin  (Sykora)!  —  Südbohmen:  Krumau  (Jungbauer)! 
—  Hohenfurth  bei  der  Teufelswand,  St.  Thomas,  Kuschwart!  Moldauquellen!  —  Riesen- 
gebirge (Limpricht). 

3.  Familie.   Haplolaeneae. 

Mittelrippe  des  thallusähnlichen  Stammes  breit  und  mehrschichtig,  jedoch  von 
den  Seitenflächen  wenig  oder  undeutlich  begrenzt.  —  Geschlechtsorgane  auf  der  Rücken- 
seite, durch  Überwallung  einzeln  ins  Gewebe  versenkt.  Frucht  meist  endständig,  lang- 
stielig, mit  kurzer  oder  fehlender  Hülle,  ohne  Kelch,  gelblich,  2schichtig.  Sporen  vielmals 
breiter  als  die  laugen  gelblichen,  meist  centralständigeu  Schleuderer. 

Gattungen: 

1.  Blasia.  Laublappen  am  Rande  in  Ischichtige,  oberschlächtige  Blätter  über- 
gehend, an  deren  Basis  unterseits  je  2  Blattöhrchen  bemerkbar  sind.  —  Gegen 
die  Lappenspitze  viele  Brutschuppen,  oder  zugleich  flaschenförmigeu  Brutknospen- 
behälter. Hülle  niederliegeud,  durch  walzenförmige,  schief  nach  vorn  gerichtete 
Auftreibung  der  Oberfläche  gebildet, 

2.  Pellia.  Blätter,  Öhrchen  und  Brutknospenbehälter  fehlen ;  jene  oft  durch  Keulen- 
papillen  an  der  Endbucht  vertreten.  Hülle  mehr  oder  weniger  aufrecht,  kelchartig, 
am  Rande  crenulirt  oder  zerschlitzt,  dicht  vor  der  Endbucht. 


"} 


1.  Blasia  Mich. 

1.  B.  pusilla  L.  (Jung.  Blasia  Hook.  —  B.  Hookeri,  B.  Funckii,  B.  germanica 
Corda  in  St.  Fl.  tab.  13,  23  und  37.  —  Presl:  Ohr.  XXIH  fig.  1494  und  1523.)  — 
Laub  in  strahligen  Rosetten,  seltener  aufrecht,  durch  die  dichtere  Blattstellung  am  Um- 
fange wellig  gelappt,  unterseits  nahe  am  Rande  und  besonders  gegen  die  Spitze  mit 
schuppenf'örmigen  Unterblättern.  Antheridien  au  der  Mittellienie  in  1  Reihe,  einzeln 
von  der  Oberfläche  höckerartig  überwölbt,  gelblich.    Sporen  Izellig,  rundlich. 

Mit  weisslicheu  Wurzelhaaren  meist  eng  angeheftet,  wird  die  Pflanze  an  feuchterem 
Standorte  oft  grösstentheüs  aufrecht.  Randblätter  au  schmalen  Lappen  entfernter  und  kleiner,  da 
meist  bis  zur  Mittelrippe  reichend,  die,  an  frischen  Pflanzen  meist  undeutlich,  durchs  Trocknen 
erst  bemerkbar  wird.  Brutknospen  oraagfarbig,  ihre  Behälter  meist  zahlreich,  länger  geschnäbelt. 
Kapsel  langgestielt,  kurz  oval.  Die  Hülle  kanalartig,  der  ganzen  Länge  nach  mit  Lauboberfläche 
verwachsen,  mit  enger  Mündung.  Schleuderer  sehr  laug,  meist  2spirig.  —  J*  Pflanzen  kleiner  und 
seltener;  sterile  und  $  Rasen  breitlappiger,  uud  besonders  die  Knospeutragenden  leichter  anzutreffen. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  seltener,  im  Frühjahr. 

Am  feuchtem  Lehmboden,  in  Hohlwegen,  au  Flussufern  uud  Strassengräben  von 
der  Ebene  bis  au  den  Fuss  der  Gebirge  zerstreut.  —  Prag :  Baumgarten  (Opiz).  — 
Konopischt  bei  Beneschau  am  Strassenkanal !  —  Säzawa,  nächst  der  Stadt  am  Waldbache ! 
—  Pisek  am  Flussufer  bei  der  Schwimmschule!  —  Budweis  (Jechl)!  —  Königswerth 
im  westl.  Böhmen  (Leonhardi) !  —  Nixdorf  (Fischer  [1823]  und  Neumann)!  —  Herrns- 
kretschen  (Rabenhorst).  —  Turnau,  im  Strassengräben  gegen  Hruschtiz !  —  Zbraslawlz 
und  Haindorf   (Corda).  —  Petersdorf  und  Qualich    an   der  Waldstrasse  gegen    Adersbach 


Pellia.  25 

massenhaft !  —  Rothfloss  bei  Grulicb !  Wildeuscliwert !  Struziaez  und  Rudolfoviz  bei  Lib- 
stadtel !  —  Bobmerwald :  Teufelsmauer  im  Waldgraben !  —  Gräben  bei  Obecniz  im  Brda- 
gebirge  (Freyn) !  Trchowy  bei  Cekanic  (Velenovsky) !  —  Fuss  des  Riesengebirges :  Jo- 
liauuisbad  im  Waldpark! 

2.  Pellia  Radcli. 

a)  Einhäusig,  Antheridien  an  der  Mittelrippc  unterhalb  des  9  Involucrum. 

1.  P.  epiphylla  Dillen.  —  (Presl:  Obr.  XXIII  fig.  1527).  —  Laub  der  fruch- 
tenden Pflanze  fast  flach  und  glatt,  sehr  hreit,  am  Ende  mehrfach  eingebuchtet,  in 
der  Axe  14 — 16  Zellschichten  dick,  am  Rande  Ischichtig.  Involucrum  gegen  das  Laub- 
ende geöffnet,  am  schrägen  Rande  ungleich  zerschlitzt.  Haube  iveit  emporgehoben.  Innen- 
schicht der  Kapsel  mit  zahlreichen  Halbringfasern.  Sporen  reifer  Kapseln  als  mehrzelliger, 
elliptischer,  grüner  Vorkeim  auftretend.  Elaterenträger  20 — 36,  bräunlich,  am  freien 
Ende  hakenförmig. 

Rasen  ausgedehnt,  flach,  grün,  seltener  theilweise  purpurn,  vorne  bis  1'5  cm  breit.  Haube 
und  Involucrum  oft  roseuroth.  Die  Lappenbucht  meist  mit  kleinen  Innovatiousläppchen  gekenn- 
zeichnet. —  Laub  durchs  Trocknen  zähe,  iederartig. 

Einhäusig.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

An  Quellen  und  Bächen,  triefenden  Felsen  und  feuchten  Abhängen,  zerstreut, 
und  besonders  im  Hügelbaude  auftretend.  —  Turnau:  in  weiten  Überzügen  an  feuchtem 
schattigen  Sandstein  bei  Rothstein !  Antoniusquelle  im  Bad  Wartenberg !  —  Jeschken  ! 
Reichenberg  (Langer) !  —  Reichstadt  (Mann) !  —  Hohenelbe  (Josefiue  Kablik) !  Kranichs- 
wiese (Sitensky)!  —  Teplitz  (Winkler)!  —  Unter-Krälowiz  am  Zelivka-Flusse !  —  Berg 
Blanik !  —  In  der  Litavka  bei  Obecnic  im  Brdygebirge  (Freyn) !  —  In  Wäldern  bei  Roz- 
mitäl  (Velenovsky) ! 

h)  Zweihäusig:  beide  Geschlechter  an  verschiedenen  Lappen  desselben  Rasens.  (Sehr 
selten  erscheinen  cf  und  9  au  einem  Lappen  unter  anderen  eingeschlechtigen). 

2.  P.  Neesiana  Gottsche.  —  (P.  epiphylla  var.  fertilis  N.  v.  E.  —  P.  endi- 
viaefolia  Dmrt.  —  P.  epiphylla  var.  aeruginosa  Corda:  Sturm,  pag.  141.  tab.  39.)  — 
Lappen  meist  fiachrandig,  fruchtend  7 — 10  mm  breit,  in  der  Mitte  10 — 12  Schichten 
dick.  —  Involucrum  entweder  niedrig,  kelchartig  oder  länger,  röhrenförmig,  rings  ge- 
schlossen oder  vorne  klaffend,  gestutzt  oder  crenulirt.  Haube  mehr  oder  weniger  her- 
vortretend.    Innenschicht  der  Kapsel  mit  Halbringfasern. 

Laub  dünner  als  bei  vor;  meist  purpurbraun,   seltener  grün,  fest  am  Boden  kriechend. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Frucht  selten,  im  Frühjahr, 

An  feuchten  schattigen  Lagen,  in  Hohlwegen,  bei  Waldquelleu,  in  Wassergräben 
und  Moortümpeln  der  Hügel-  und  Gebirgs-Regiou  häufiger.  —  Turnau :  au  der  Iserlehne 
„Fardfstvf",  obwohl  zahlreich  und  meist  steril,  doch  auch  spärlich  fruchtend  gefunden! 
Reichenberg  (Siegmund,  als  Fabronia  Raddi)!  —  Krumau  (Jungbauer)!  —  Worlik  (Se- 
kera) !  —  Böhmerwald :  Kuschwart  am  Bache,  Fischerfilz  und  sonst  häufig !  Arber- Abhang ! 
Am  Lakka-See  (Celakovsky) !  —  Rieseugebirge :  verbreitet,  so  auf  den  Eibquellen,  am 
Weisswasser,  bei  St.  Peter,  an  der  Iser  bei  Wurzelsdorf!  —  Adersbach  und  Weckels- 
dorf! —  Glatzer  Schneeberg  au  den  Marchquellen.  —  Ezgebirge  (Knaf  seu.)! 

3.  P.  calycina  N.  v.  E.  —  (P.  epiphylla  Corda  (part.) :  Sturm,  p.  59  tab.  16). 
—  Lappenränder  meist  kraus,  gegen  die  Spitze  rinnenförmig .  Involucrum  anfangs  von 
hinten  nach  vorne  zusammengedrückt,  rückivärts  gebogen,  schief  nach  vorn  geneigt, 
später  mehr  aufrecht,  rundum  geschlossen^  an  der  zusammenneigenden  Mündung  ein- 
geschnitten-gelappt.  Haube  meist  eingeschlossen.  Innenschicht  der  Kapsel  ohne  Halb- 
ringfasern.  —  Elaterenträger  zu  50 — 100  am  Kapselgrunde. 

Bräunlich  oder  purpurn,  untergetaucht  smaragdgrün,  und  dann  starr  und  besonders  im 
kalkhaltigen  Wasser  sehr  spröde.    Vielfach   gegabelte  schmale  Innovationen  zur  Sommerzeit  aus 


26  MlörcMa. 


der  Endbucht  hervortretend.  —  Involucra  auch  an  Wasserpflanzen,  jedoch  steril  bleibend.    Ela- 
teren  kürzer  als  bei  vor.;  wenig  oder  gar  nicht  geschlängelt,  3— 4spirig. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

Am  feuchten  kalkhaltigen  Boden,  au  und  in  Quellen  und  Bächen,  an  Kalkfelsen, 
kalkigen  Hohlwegen,  Lehnen  und  dergl.,  besonders  in  der  Ebene  bis  in  die  Hügelregion, 
von  allen  am  verbreitetsten.  —  Prag:  Chabern,  Podhof,  Kuchelbad,  sämmtlich  am  oder 
im  Quellwasser  und  fruchtend!  Motol  (Kratzmann)!  —  Pisek  bei  den  „Alten  Bädern"; 
im  Walde  bei  der  Schwimmschule  und  anderwärts!  —  Böhm.  Fellern  bei  Budweis!  — 
Turnau :  an  der  Iserlehne ;  unterhalb  "Waldstein  und  bei  Wartenberg !  Jeschken  am  Süd- 
abhang!  —  Adlerkosteletz,  Waldlehne  gegen  Wyhnanow!  —  Wildenschwert! 

4.  Familie.    Dii)lomitrieae. 

Mittelrippe  des  thallusähnlichen  Stammes  deutlich  verdickt,  von  den  am  Rande 
1  zellschichtigen  Seitenflächen  mehr  oder  weniger  deutlich  abgesetzt.  Aeusseres  Involucrum 
aus  4 — 5  am  Grunde  verwachsenen  Hüllschuppeu  gebildet;  inneres  kelchartig,  röhren- 
förmig, gross,  an  der  Izellschichtigen  Mündung  gezähnt. 

Gattungen: 

1.  Mörckia.    Laubaxe  ohne  einen  Centralstrang  verdickter  Zellen.  Haube  kürzer 
als  das  innere  Involucrum.     Kapselwand   4 — 6 schichtig. 

2.  Blyttia.    Laubaxe  mit  einem  Centralstrang  gestreckter,  verdickter  Zellen.  Haube 
so  lang  als  das  innere  Involucrum.     Kapselwand  2schichtig. 

1.  Mörckia  Gottsche. 

1.  M.  norvegica  Gottsche.  —  (Jung.  Blyttii  Mörck.  —  Gymuomitrium  Blyttii 
Hüben.  —  Cordaea  Blyttii  Corda.  —  Diplolaena  et  .Diplomitrium  Blyttii  N.  v.  E.  — 
Blyttia  Mörckii  G.  L.  et  N.)  —  Laub  nicht  durchscheinend,  Seitenlappen  breit  gerundet, 
wellig  krcms.  Mittelrippe  in  die  Seitenflächen  allmählig  übergehend  durch  bräunliche 
Wurzelfasern  dicht  filzig.  Involucrum  fast  oval,  seitlich  schwach  zusammengedrückt, 
abwärts   mehrschichtig.     Sporen   dicht   stachelig.     Schlauchhaut   der  Schleuderer  hyalin. 

In  gedrängten,  lichtgrüneu,  uuterseits  purpurbraunen  Pelliaartigen  Raschen,  deren  Lappen 
bis  2  cm  lang  und  vorn  8  m?;i  breit  erscheinen.  Antheridien-HüUschuppen  vereinzelt  oder  2reihig, 
faltig,  am  Rande  stumpflappig.  §  Schuppen  wellig  faltig,  viellappig.  Involucrum  meist  5  mm  laug, 
mit  an  der  Mündung  gegeneinander  geneigten  Läppchen. 

Zweihäusig  (auch  einhäusig?).  —  2|.  Frucht  im  Sommer. 

Auf  sumpfigen  Torfwiesen  des  Hochgebirges  sehr  selten.  —  Riesengebirge :  ober- 
halb der  Wiesenbaude  an  sumpfigen  Quellen  des  Weisswassers  in  grosser  Menge  in  Ge- 
sellschaft des  Scirpus  caespitosus  und  Carex  saxatilis  von  v.  Flotow  entdeckt,  und  nachher 
von  Neos,  Eisner   und  Limpricht  wieder   gesammelt.  —  Aupaabhang  (Flotow,  Nees). 

2.  M.  hibernica  Gottsche.  (Jung.  Hook.  —  Dilaena  et  Diplolaena  Dmrt.  — 
Cordaea  Flotowiana  N.  v.  E.  —  Blyttia  Lyelli  var.  ß  Qi  y.  —  Diplomitrium  Corda  in 
Sturm,  tab.  25  und  36.)  —  Laub  zarter,  durchscheinend,  mit  weisslichen  Wurzelhaaren. 
Mittelrippe  gegen  die  Seitenflächen  stark  abgesetzt.  Seitenflächen  mit  breitem  Ischichtlgem 
Rande.  Involucrum  röhrenförmig,  an  der  gleichweiten  lappigen  Mündung  durch  vor- 
springende Zellen  gezähnt.  Sporen  durch  gekörnelte  Leisten  netzfaltig.  Schlauchhaut 
der  Schleuderer  gelblich. 

Oft  schmäler  als  Vorige,  bis  liuienförmig,  nnterseits  gelblich.  Autheridienschuppen  2reihig, 
wimperig  gezähnt.    Weibliche  Hüllblätter  mit  lang  wimperig  zerschlitzten  Lacinien. 

a)  Ilookeriana  (Cordaea  Flotow.  N.  v.  E.).  Lappen  kürzer,  kraus,  mit  dichtgestellten 
deutlich  2reibigeu  Antheridien-Schnppen  (Corda,  Sturm  Fl.  germ.:  tab.  36). 


Blybtia.  —  Fossombronia.  27 


h)  Wüsoniana.  (Diplomitr.  hiberuicum  Corcla.)  Lappen  schmäler  und  länger,  mit  ent- 
fernteren, abwechselnd  2reiliig  gestellten  9  Schuppen.  (Corda  1.  c:  tab.  25). 

Zwei-  oder  einhäusig?  —  2}.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

In  Quellsümpfen  und  Waldbächen  des  Hochgebirges,  selten.  —  hj  Riesengebirge : 
Waldbach  im  Kesselgrund  (Flotow,  Nees).  Isergebirge  unweit  der  Hammerschenke  (Corda). 
(Form  a)  im  preuss.  Schlesien), 


2.  Blyttia  Gottsche. 

*  B.  Lyellii  Endl.  —  Gottsche.  —  Laub  verlängert  linearisch,  aufsteigend,  satt- 
bis  dunkelgrün,  durchscheinend,  mit  Ischichtigen  wellig  buchtigen  Seitenflächen.  Invo- 
lucrum  röhrenförmig,  lang,  mit  wimperig  gezähnter  Mündung,  zuletzt  wenig  kürzer  als 
die  Haube.  Sporen  netzfaltig.  Schlauchhaut  der  selir  laugen  Schleuderer  hyalin.  Sonst 
der  M.  hibernica  ähnlich. 

Zweihäusig.  —  '2\.  —  Frucht  im  Frühjahr.  —  An  Torfmoosen,  Wassergräben, 
auf  torfigen  Wiesen  in  der  preuss.  schlesischen  Ebene  vereinzelt ;  vielleicht  auch  in  Böhmen 
noch  aufzufinden. 

5.  Familie.    Codoiiieae. 

Stengel  fadenförmig,  2reihig  beblättert.  Geschlechtsorgane  auf  der  Dorsalseite 
des  niederliegenden  Stengels.  Die  5  uackt  oder  durch  den  Blattrand  eingehüllt.  Arche- 
gonien  am  Grunde  eines  breit  glockenförmigen  Involucrum.  Sonst  wie  die  Gattungscharaktere. 


1.  Fossombronia  Ratldi. 

Stengel  uiederliegend,  mit  purpurvioletten  Wurzelhaaren.  Blätter  2reihig,  sehr 
schräg  inserirt,  breit  quadratisch,  am  gerundeten  Rande  mit  8 — 5  lo  eilen  förmigen  Buchten 
und  meist  scharfen  Läppchen.  Zellnetz  licht,  sehr  weit,  zartwandig,  angulär  nicht  ver- 
dickt. Involucrum  rückenständig,  glockenförmig,  vorn  oder  hinten  gespalten,  am  Rande 
wellig  gelappt.  Kapsel  kurz  gestielt,  kugelig,  4klappig.  Klappen  im  Momente  der  Ent- 
leerung in  unregelmässige  Stückchen  zerfallend.  Sporen  tetraedrischrund,  netzfaltig,  am 
Rande  gezähnelt. 

1.  F.  cristata  Lindb.  (Jung.  Wondraczeki  Corda:  Sturm,  p.  30.  tab.  7.  —  F. 
pusilla  ß.  capitata  N.  v.  E.).  —  Stengel  am  Ende  meist  schopfig  kraus.  Sporen  gelb- 
braun, mit  schief  aufsteigenden,  gechlängelten,  fast  parallelen  Fältchen,  die  am  dunk- 
leren Rande  in  28 — 36  scharfe  Zähne  auslaufen. 

Sporenfalten  in  der  Sporeumitte  oft  in  Wärzchen  aufgelöst,  oder  verschwindend,  wenn 
nicht  in  wenige  Felder  zusammeuüiessend.  Halbringfasern  der  inneren  Kapselschicht  nicht  ganz, 
bräimlichgelb.  —  Habituell  der  Jungerm.  incisa  ähnlich. 

Einhäusig.  —  2j.  —  Früchte  im  Sommer  bis  August! 

Auf  feuchtem  Thonboden,  besonders  auf  Klee-  und  Stoppelfeldern,  au  Gräben, 
Hohlwegen,  feuchten  Waideplätzen  und  dergleichen  von  der  Ebene  bis  an  den  Fuss  des 
Gebirges  zerstreut.  —  Prag :  Thiergarten  im  Stern  (Wondräcek) !  —  Michler  Wald  (Opiz) ! 
—  Waldwege  am  Mileschauer!  —  Südlicher  Jeschken- Abhang  auf  Waideplätzen!  — 
Turuau,  bei  Waldstein  auf  Kleefeldern !  —  Wiesenraine  bei  Altpaka  am  Fusse  des  Berges 
Levln!  —  Äcker  bei  Hohenelbe!  —  Neuwelt,  im  September  auf  Kornfeldern,  da  wie 
dort  zahlreich !  —  Qualich  und  Adersbach  an  Feldern !  —  Adlerkostelez  gegen  Wyhnanow 
sehr  zahlreich!  Felder  bei  Mohrau  und  Lipka  nächst  Grulich  bis  hoch  hinauf  auf  das 
Feld  oberhalb  des  Forsthauses  unter  dem  Eschenberg! 


28  Lejeunia. 


2.  F.  pusilla  Lindb.  —  (Presl :  Obr.  22.  fig.  1485).  —  Blätter  nicht  schopfig 
zusammengedrängt,  2reihig  abstehend.  Sporen  braun.  Fältchen  minder  zahlreich,  gegen 
die  Sporenmitte  oft  verschwindend,  oder  in  wenige  Felder  ( — 3)  zusammenfliessend.  Spo- 
renrand mit  16 — 24,  zuweilen  durch  eine  gelbliche  Haut  mit  einander  verbundenen 
verlängerten  Zähnen. 

Kräftiger  und  länger  ( — 1  cm)  als  Vorige.  Halbringfasern  der  inneren  Kapselscbicht 
ziemlich  vollständig,  jedoch  nur  an  den  Zellwänden,  wo  sie  als  Knoten  erscheinen,  deutlicher  und 
mehr  verdickt. 

Einhäusig.  —  2j.  —  Frucht  im  Frühjahre  und  Sommer. 

An  feuchten  schattigen  Waldgräben,  seltener  als  Vorige.  —  Mittelböhmen:  am 
Berge  Mednik  bei  Stechowic  im  April  1878  fruchtend!  Rosenberg  in  Südböhmen  im  Juli 
desselben  Jahres  mit  Früchten!  —  Hierher  gehört  wohl  die  Pflanze  von  Stifiu  (Sykora, 
im  J.  1823);  ferner  die  von  mir  gesammelte  sterile  Pflanze  vom  Waldgraben  unterhalb 
Kadefavec  bei  Turnau,  sowie  die  von  den  Waldabhängen  bei  Pürgliz !  —  Trockengelegter 
Teich  bei  der  Glashütte  nächst  Obecnic  im  Brdygebirge  (Freyn)! 

li.  Jungermanniae  acrogynae  Leitgeb.    (J.  foliosae  Autorum). 

(exclus.  Haplomitrium.) 

Stengelpflauzen,  2 — 3reihig  beblättert,  in  diesem  Falle  mit  1  Reihe  meist  klei- 
nerer oder  anders  geformter  Unterblätter.  Kelch  gipfelständig,  öfters  an  ventral  aus- 
laufenden Ästen,  meist  von  anders  gestalteten  Blättern  (Hüllbl.)  am  Grunde  umgeben  und 
frei,  oder  seltener  in  die  erweiterte  und  vertiefte  Stengelspitze  eingeschlossen  —  aus 
drei  verwachsenen  Blättern  gebildet.  Kapsel  emporgehoben,  4klappig.  Sporen  faltenlos. 
Schleuderer  normal. 


1.  Familie.    lubuleae. 

Stengel  niedergedrückt  gefiedert.  Blätter  geöhrt.  ünterblätter  breit.  Geschlecht- 
äste kurz,  durch  Seitensprossen  selten-  oder  gabelständig.  Kelch  stielrund  aufgeblasen, 
oder  hantig,  auf  der  Mündung  in  ein  Röhrchen  verengt.  Kapsel  kurzgestielt,  tief  4klappig, 
ihre  Wand  ohne  Ringfasern.     Schleuderer  vor  der  Klappenspitze  angeheftet,  Ispirig. 

Gattungen: 

1.  Lejeunia.  Blattohr  klein,  zahnförmig,  flach",  mit  breiter  Basis  mit  dem  Ober- 
lappen zusammenhängend,  bei  Axillarblättern  nicht  fehlend.  Kelch  ökantig,  ver- 
kehrt eilänglich.     Kapselklappen  zusammengeneigt. 

2.  Frullania.  Blattohr  kappen-  oder  sackartig  ausgehöhlt,  stielartig  mit  dem 
Oberlappen  verwachsen,  bei  Axillarblättern  fehlend.  Kelch  verkehrt  herzeiförmig, 
etwas  bauchig,  kantig  gefaltet.     Kapselklappen  glockenförmig  ausgebreitet. 

1.  Lejeunia  Lib. 

1.  L.  serpyllifolia  Lib.  (Presl:  Obr.  22  fig.  1489).  —  Stengel  mit  zahlreichen 
unterhalb  den  Blattöhrchcn  entspringenden  Seitensprossen,  am  Grunde  der  Mutterblätter 
kurz  wurzelhaarig.  Blätter  genähert.  Oberlappen  aus  kurz  herablaufeiider  Basis  eirund 
convex.  Unterblätter  fast  rund,  bis  zur  Mitte  2lai)pig. 

Rasen  flach,  grün  oder  gelblich  grün,  matt  oder  glänzend.  Blätter  mehr  oder  weniger 
genähert,  theils  mit  kleinem  (var.  planinacula  Lindb.),  theils  mit  die  Grösse  der  ünterblätter  er- 


FruUania.  29 


reichendem  Blattohr  (var.  cavifoUa  Liiulb.).  Zelhietz  zart,  angulär  schwach  verdickt,  durchscheinend 
oder  chlorophyllhaltig,  mit  vielen  kleinen  Oeltröpfchen.  Kapsel  bleich,  anfangs  auf  geknietem 
Stielchen,  2zellschichtig,  mit  grossen  gekörnelten  Sporen.    Schleuderer  endständig,  Ispirig. 

Einhäusig.  —  2J,  —  Frucht  im  Sommer. 

Au  schattigen  Lagen,  feuchten  Felsen,  Baumstrüuken,  selbst  auf  bemoostem 
Waldbodeu  von  der  Ebene  bis  aufs  Hochgebirge  ziemlich  häufig.  Bei  uns  wurde  bisher 
nur  die  var.  playiuiscula  beobachtet.  —  Prag:  Zäwist  stellenweise  an  feuchten  Felsen! 
Stechovic  an  Felsen  der  Moldaulehne  sehr  zahlreich!  Stifin  (Sykora,  bereits  1823)!  — 
Pürglitz !  —  Neuhof  bei  Kutteuberg  (Veselskf) !  —  Blanik  bei  Vlasim !  —  Pisek,  an 
mehreren  Stellen,  so  im  Hradister  und  Vrcovcier  Revier!  —  Böhmerwald  (Opiz)!  — 
Marienbad!  —  Rumburg  an  Basaltfelsen  des  Buchberges  (Neumann)!  Nordböhmen  bei 
B.  Kamuiz  (Karl)!  Reichenberg  (Corda  nach  Nees).  —  Höchste  Erhebungen  des  Iser- 
gebirges  (Limpricht).  —  Riesengebirge  (Limpricht).  —  Bukovina  (Glatzer  Grenze),  an 
Sandsteinen  sehr  häufig  (Nees).  —  Litic  nächst  Pottenstein  (Sitensky)! 

2.  L.  minutissima  Dmrt,  (Corda:  Sturm  p.  177  tab.  47).  —  Pflanze  niedlich, 
lichenejiartig,  2 — 6  mm  lang.  Blätter  entfeimt  stehend,  mit  grossen  Blattohren  und 
eiförmigen,  an  der  stumpfen  Spitze  kurz  2lap]pigen.  Oberlappen.  Unterblätter  klein, 
oft  fehlend.     Sonst  wie  vor. 

2|i  Einhäusig.  —  Frucht  im  Sommer. 

In  kleinen,  kaum  sichtbaren  gelbgrüuen  Flecken  in  den  Ritzen  der  Rinde  alter 
Laub-  und  Nadelbäume,  ja  selbst  an  modernden  Stämmen  in  der  Gebirgsfregion  sehr  selten. 
—  Böhmerwald:  am  Falken  bei  Eisenstein  au  alten  Buchen  (Corda).  —  Da  die  diess- 
bezüglicheu  Specimina  sich  nicht  erhalten  haben,  und  weil  Cordas  Abbildung  jener  Pflanze 
für  eine  Copie  nach  Hooker  gehalten  wird,  ist  es  rathsam,  dieser  Art  die  grösste  Auf- 
merksamkeit zu  schenken. 


2.  Frullania  Raddi. 

«)  Blattohr  beuteiförmig,  kürzer  und  schmäler  als  die  Unterblätter. 

1.  F.  Tamarisci  N.  v.  E.  —  (Jungerm.  L.  —  lubula  Dmrt.)  —  Fettglänzend 
Oberlappen  kreisrund  oder  rundlich-eiförmig,  mit  niedergebogener  oft  scharfer  Spitze. 
Blattohr  länglich  cylindrisch.  Unterblätter  viel  breiter  als  der  Stengel,  länglich  4seitig 
oder  rundlich,  kurz  herablaufend,  am  Rande  zurückgerollt.  Kelch  länglich,  glatt.  Sporen 
sternförmig  gewarzt. 

Röthlich-  bis  schwarzbraun,  selten  dunkelgrün,  locker  grossrasig. 

Zweihäusig.  —  2J.  —  Frucht  im  Herbste  und  Frühling. 

An  felsigen  Lehnen,  oder  in  Wäldern  an  Felsen,  Baumstrünken  und  Stämmen 
von  Mittel-Böhmen  bis  auf's  Hochgebirge  ziemlich  häufig.  —  Prag :  häufig  an  Silurfelsen, 
so  im  Särka-Thale,  bei  Motol,  Zävist,  Radotin  u.  s.  w.  bis  Stechowiz!  —  Pürgliz!  — 
Koliu  (Veselsky)!  —  Im  "Wruticer-Thale  nächst  Meluik!  Ledec  an  Felsen  des  Säzawa- 
Flusses !  Krälovic  an  der  Zelivka !  —  Pisek,  besonders  an  der  Otawa-Lehne  unterhalb 
der  „Flachsdörre"!  —  Hohenfurth!  —  Eisenstein,  hoch  auf  Buchenstämmen  I  Am  "Weiss- 
bach nächst  Bergreicheustein !  —  Joachimsthal  (Hoffmann) !  Schlackenwerth  (Reiss) !  — 
Töpl  (Konrad)!  Tepliz  (Winkler)!  Böhm.  Kamniz  (Karl)!  —  Hammerstein  (Langer)! 
Reichenberg  (Siegmund) !  Haindorf  (Menzl) !  Höchste  Erhebungen  des  Isergeb.  (Limpricht). 

ß)  Blattohr  kappen-  oder  helmförmig-hohl,  so  breit  oder  grösser  als  die  ünterblätter. 

2.  F.  dilatata  N.  v.  E.  —  (Corda:  Sturm  pag.  144  tab.  40.  —  Presl :  Obr. 
22.  fig.  1490.)  —  Glanzlos.  Oberlappen  kreisrund.  Blattohr  fast  halbkugelig.^  kappen- 
förmighohl,  grösser  als  die  rimden.,  kurz  eingeschnittenen.,  ßachrandigen  Unterblätter. 
Blattzellen  gleichförmig,  undurchsichtig,  in  den  Zellecken  stark  verdickt.  Kelch  höckerig.^ 
an  den  Kanten  zahnartig  crenuUrt. 


QQ  3V£ad.otheoa. 

In  braunen  oder  schwarzgrünen,  selten  frisch  grünen  (var.  viridis),  meist  düunsternförmig 
ausgebreiteten,  aber  auch  lockeren  stattlichen  Überzügen. 

Zweihäusig.  —  2|.  ^  Frucht  im  Herbste  und  Frühjahr. 

In  Wäldern  au  Baumstämmen  und  Felsen,  sowie  auch  im  Hecken,  au  Fluss- 
abhängeu  und  Rainen  von  der  Ebene  bis  auf's  Hochgebirge  verbreitet,  stellenweise  in 
Gemeinschaft  mit  der  Vor.  —  Var.  viridis)  im  Walde  bei  Obecuic  im  Brdygebirge  (Freyu)  ! 

*  F.  fragilifolia  Tayl.  (F.  dilatata  ß.  microphylla  N.  v.  E.  z.  Th.).  —  Kleiner 
und  dunkler  gefärbt,  glanzlos.  Oberlappeu  leicht  abbrechend,  verkehrt  eirundlich.  Blattohr 
breit  länglich,  helmtormig,  so  breit  als  die  verkehrteiförmigen,  tief  und  scharf  aus- 
gebuchteten, flachen  Unterblätter.  Zellen  ungleichförmig:  Randzellen  des  Oberlappens 
Jdeiner,  die  mittleren  und  basalen  grösser  und  dunkler,  in  einer  oder  icenigen  perl- 
schnurartigen Reihen.    Alle  Zellwäude  ringsum  gleichmässig  verdickt.     Kelch  glatt. 

Zweihäusig.  —  2i.  —  Meist  steril,  sonst  Frucht  im  Herbste  und  Frühjahr. 

An  Felsen  und  Laubstämmen  der  unteren  Bergregiou  sehr  selten,  und  zwar 
nur  von  der  Nordseite  des  Riesengebirges  aus  Schlesien  bekannt  (Kyuast,  Prudelberg, 
Josefiucnhütte  nach  Nees  und  Limpricht). 


2.  Familie.  Platypliylleae. 

Stengel  wiederholt  tiederästig.  Wurzelhaare  spärlich  oder  0.  Blätter  geöhrt. 
Unterblätter  gross  oder  fehlend.  Kelch  jparallel  zur  Stengelebene  mehr  oder  minder 
flach  zusammengedrückt.^  21ippig  und  quergestutzt.  Kapsel  bis  zur  Basis  4klappig  oder 
4zähmg,  deren  Wände  ohne  Ringfasern.  Sporen  viel  breiter  als  die  bis  Sspirigen  Schleuderer. 

Gattungen: 

1.  Madotheca.  Uuterblätter  gross,  ungetheilt,  Blattohr  mit  dem  Oberlappen 
schmal  zusammenhängend.  Fruchtäste  seiteustäudig.  Kelch  beiderseits  convex, 
wimperig  gezähnt. 

2.  Radula.  Unterblätter  fehlen.  Blattohr  mit  dem  Oberlappen  längs  seiner  Basis 
verwachsen.  Fruchtäste  gipfelständig.  Kelch  platt  zusammengedrückt,  ganzrandig. 

1.  Madotheca  Dmrt. 

a)  Blatt-Oberlappen  ganzrandig. 
1.  M.  platyphylla  Dmrt.  —  (Jungerm.  L.  —  Porella  Lindb.  —  Lejeunia  Corda: 
St.  tab.  26.  —  Presl:  Obr.  22.  fig.  1463).  —  Dunkelgrün  bis  gelbbraun,  glanzlos. 
Blätter  gedrängt,  an  der  Basis  etwas  vertieft,  stumpf  abgerundet.  Blattohr  kaum  her- 
ablaifend,  stumpflich.,  an  der  Basis  mit  1  oder  v:enigen  längeren  Zähnen.  Unter- 
blätter gerundet  quadratisch,  an  der  Spitze  und  am  Rande  stark  zurückgerollt. 

Rasen  gross  und  dicht.  Kapsel  hellbraun,  bis  unter  die  Mitte  4zähuig.  Sporen  gelbgrün, 
dicht  kurz- stachelig,  mehrmals  breiter  als  die  oft  Sspirigen  Schleuderer.  —  In  Form  des  Blatt- 
randes und  der  Umrollung  besonders  der  Unterblätter,  sowie  auch  in  Farbe  sehr  veränderlich. 

h)  Thuja  (Porella  Thuja  Liudb.  —  M.  navicularis  N.  v.  E.  z.  Th.)  —  Schwach  glänzend. 
Stengel  regelmässiger  getiedert.  Blätter  dicht  angedrückt.  Blattohr  länglich,  stumpf,  am  Bande 
stark  zurückgerollt,  entfernt  gezähnt.  —  Grösser  als  Vor. 

Zweihäusig.  —  2J.  —  Frucht  im  Sommer. 

In  Laub-  und  gemischten  Wäldern  von  der  Ebene  bis  zum  Fusse  des  Hoch- 
gebirges zerstreut,  stellenweise  gemein.  —  Flussthäler  der  Moldau,  Berauu,  Säzaya,  Ze- 
livka  und  Iser  gemein.  —  Böhm.  Kamniz  (Hrabal) !  —  Schlackenwerth  (Reuss) !    Cekaniz 


Eadula.  31 

in  Südbühmen  (Veleuovsky) !  —  h)  Au  Bucheustämmeii    am  Nordabhang    des  Spitzberges 
bei  Eisensteiu,  spärlich,  im  August  1881! 

2.  M.  rivularis  N.  v.  E.  (Porella  dentata  Lindb.)  —  Im  frischen  Zustande  fett- 
glänzend^  trocken  glanzlos.  Stengel  bis  1  dm  lang,  unregelmässig  gefiedert  oder  fast 
gabelig,  an  der  Spitze  oft  büschelig  verzweigt.  Äste  gleichbreit,  am  Ende  abgerundet, 
Blätter  gross,  schief  breit-eiförmig,  abgerundet  und  7mt  der  Spitze  niedergebogen,  ganz- 
randig.  Blattohr  viel  kleiner  als  der  Oberlappen,  dem  Stengel  anliegend  und  vom  Unter- 
blatte an  der  Basis  bedeckt,  schief  eiförmig,  spitz,  am  Rande  stark  zurückgerollt,  und 
lang  herablaufend,  Unterblätter  sehr  iceit  herablaufend  an  der  gerundeten  Spitze  zu- 
rückgeschlagen, am  Rande  wellig,  oft  gezähnt.  Zellen  dünnwandig  durch  Chlorophyll  und 
kleine  spindelförmige  Oeltropfen  undurchsichtig. 

In  lockeren  Überzügen  oder  auch  in  stattlichen,  schwammigen  Polstern  von  dunkelgrüner 
oder  schwarzgrüner  Färbung,  vom  Habitus  der  folgenden. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  bei  uns  nicht  beobachtet. 

An  triefenden  oder  überrieselten  Felsen,  auch  an  steinigen  Ufern  der  Gebirgs- 
bäche  von  den  oberen  Lagen  der  Hügelregion  bis  auf's  Hochgebirge  sehr  selten  auf- 
tretend. —  Im  Gebirgsbache  in  Ober-Lipka  oberhalb  Grulich  im  September  des  J.  1880 
in  grossen  schwammigen  Polstern  an  triefenden  Ufern! 

ß)  Blatt-Oberlappen  am  hinteren  Rande  gezähnt. 

3.  M.  laevigata  Dmrt.  (Lejeunia  Hampe.  —  Porella  Lindb.).  —  Gelblich  oder 
bräunlichgrün,  stets  glänzend.  Blätter  dicht  gedrängt,  angedrückt,  am  Rücken  convex, 
scharf  zugespitzt.  Blattohr  nicht  herablaufend,  schmal  länglich,  am  Rande  meist  nicht 
zurückgerollt,  wellig  und  wimperig  gezähnt.  Uuterblätter  angedrückt,  herablaufend,  rings 
icimperig  gezähnt. 

Rasen  gTOss,  flach  polsterförmig,  gelbbraun,  selten  dunkelgrün.  Äste  gleichen  Alters  überall 
gleich  breit  (bis  2  mm),  am  Ende  stumpf.  Kelch  über  2  mvi  lang,  weniger  zusammengedrückt, 
kürzer  als  der  Stiel. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Sommer ;  doch  bei  uns  selten  fruchtend. 

Besonders  an  kalkhaltigen  schattigen  Felsen,  auch  auf  Granit  und  Silurschiefer 
in  der  Hügel-  und  Berg-Region,  mit  seltener  Ausnahme  auch  in  Mittelböhmen.  —  Prag: 
an  kalkhaltigen  Silurfelsen  der  bewaldeten  Lehne  bei  St.  Prokop  im  J.  1854  von  Kalmus 
entdeckt,  und  von  mir  1875  wiedergefunden!  Am  Zaluzauer  Bach  im  Walde  bei  Zavist 
an  einem  triefenden  Felsblock  in  ausgewählten  Polstern  im  J.  1883 !  [Rieseugebirge  (nur 
schlesischerseits) ;  Grafschaft  Glatz]. 

2.  Radula  Duiit. 

1.  R.  complanata  Dmrt.  (Jungerm.  L.  —  Jubula  Corda  in  Sturm  pag.  152.) 
Stengel  ohne  Wurzelhaare,  diese  nur  aus  der  Mitte  des  Blatt-Unterlappens  entspringend. 
Blätter  dicht  dachziegelig,  fast  flach,  ganzrandig.  Oberlappen  rundlich,  Unterlappen  fast 
quadratisch,  4mal  kleiner,  an  der  Ursprungs-Stelle  eines  Astes  nicht  fehlend.  Kelch 
verkehrt  kegelförmig,  nach  der  Bauchseite  übergeneigt.  Kapsel  bis  zum  Grunde  4klappig. 

In  strahligen,  flach  angedrückten,  meist  gelbgrünen  Überzügen  mit  unregelmässig  ge- 
fiederten Stengeln.  Zellen  nndurchsiclitig  mit  randständigen  Chlorophyll  und  entweder  einem  sehr 
grossen  oder  nebstdem  mit  noch  2  kleineren  Oeltropfen.  Keimkörner,  seltener  sehr  zahlreich,  rand- 
ständig, grün,  zuletzt  3 — 4eGkig  und  gebräunt.  Sporen  sehr  gross,  teträdrisch  rund,  gekörnelt, 
bedeutend  grösser  als  die  bleichgelben  Schleuderer.  —  var.  propagulifera,  Nees  (R.  commutata 
Gottsche)  ist  durch  viele  Keimkörner  an  den  Blatträndern  bedeutend  habituell  geändert. 

Einhäusig.  —  2J.  —  Frucht  im  Mai,  Juni, 

An  Wald-  und  Feldstämmen,  Baumstrünken,  Felsen,  seltener  auf  abgestorbenen 
Moosen,  nackter  Erde  oder  sogar  an  feuchten  Strassen-Kanäleu  von  der  Ebene  bis  aufs 
Hochgebirge   ziemlich   gemein.  —  Am   feuchten  Strassenkanal  wurde   sie   bei  Konopischt 


32  Trichocolea.  —  IPtilidiuin. 


nächst  Beueschau  gesammelt,  und  zwar  in  der  Nähe  des,  in  der  Eichentheorie  Epoche 
machenden,  vergrünten  Trifolium  repens,  das  von  mir  dort  gesammelt  worden.  —  Var. 
'propagulifera  Nees.  An  Felsen  im  Eibgrund  im  J.  1832  (v.  Flotow). 


3.  Familie.    Ptilidieae. 

Stengel  kiiechend  oder  aufsteigend,  gefiedert.  Blätter  vielfach  zerschlitzt^  in 
Ober-  und  Unterlappen  getheilt,  beide  am  Rande  ihrer  Lacinieu  in  einfache  oder  ästige 
haarfeine  Wimpern  aufgelöst.  —  Unterblätter  kleiner,  ähnlich  gestaltet.  9  Geschlecht- 
orgaue  später  auf  selten-  oder  gabelständigeu  kurzen  Ästchen.  Kapsel  fehlend  und  durch 
einen  aufrechten  fleischigen  Fruchtast  ersetzt,  —  oder  enticichelt,  drehrund  keulenförmig 
die  Hüllblätter  weit  überragend. 

Gattungen: 

1.  Trichocolea.     Blätter  fast  bis  zur  Basis  bandförmig  getheilt.     Ihre  Laciuien 
vielästig-haarfein  zerschnitten.     Fruchtast  fleischig,  keulenförmig.  Kelch  fehlend. 

2.  Ptilidium.     Blätter   bis  unter  die  Mitte   bandförmig  getheilt.     Lacinien  lang- 
wimperig  zerschlitzt.     Fruchtast  normal,  mit  langem  drehrundem  Kelche. 

1.  Trichocolea  Nees  (Tricholea  Dmrt.) 

1.  T.  Tomentella  N.  v.  E.  —  "Weiss-  oder  gelblichgrün,  mit  2 — .Sfach  regel- 
mässig gefiedertem,  wurzellosem  Stengel.  Blatt-Oberlappen  in  2  grossere,  Unterlappen 
in  2  kleinere  Abschnitte  getheilt.  Zellen  durchsichtig,  in  den  Ecken  nicht  verdickt, 
meist  rectangulär,  mit  je  4 — 10  Oeltropfen.  Der  keulenförmige  grosse  Fruchtast  steif 
behaart.  Kapsel  länglich  eiförmig,  violett  rothbraun.  Sporen  von  der  Breite  der  gleich- 
farbigen Schleuderer. 

In  ausgedehnten,  Schwammingen  filzartigen  Polstern  mit  bis  1  dm  langen  Stengeln  und 
schimmelartigen  Habitus. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

An  Sümpfen  und  Quellen  in  schattigen  Wäldern  von  der  Hügelregion  bis  aufs 
Hochgebirge  zerstreut.  —  Prag:  am  Waldbache  zwischen  Stechowiz  und  den  Johann- 
Stromschnellen!  —  Stifin,  Sykora  bereits  im  J.  1823  (Opiz,  Kalmus  u.  a.)!  —  Bei  Kusa 
nächst  Blatna  ( Velenovsky) !  —  Tepliz  (Winkler) !  Tepl  (Konrad) !  —  Rothenhaus  (Roth) ! 
—  Böhm.  Kamniz  (Hrabal) !  Nixdorf  (Fischer  und  Neumann) !  —  Schluckenau  (Karl) ! 
Böhm.  Leipa  (Watzel).  —  Turnau  in  Waldsümpfen  bei  Wartemberg!  —  Am  Südlichen 
Jeschkenabhang !  Riesengebirge  (Nees).  —  Adersbach  zwischen  Torfmoosen !  —  Am  Nord- 
abhang des  Blanik  bei  Vlasim ! 

2.  Ptilidium  N.  v.  E. 

1.  P.  ciliare  N.  v.  E.  (Blepharozia  Dmrt.  —  P.  pulchrum  Corda:  Sturm,  p.  162 
fig.  43.)  —  Gelb-  bis  schwarzgrün,  oder  rothbraun.  Stengel  einfach  oder  doppelt  ge- 
fiedert, kurz  wurzelhaarig.  Blattwimpern  meist  niedergebogen.  Zellen  der  flach  abstehenden 
Blattfläche  eckigrund,  durchscheinend  bis  undurchsichtig,  in  den  Ecken  stark  verdickt. 
Kelch  mehrmals  länger  als  die  Hüllblätter,  aufwärts  keulenförmig,  faltig  an  der  Mündung 
zusammengezogen  und  gewimpert.  Kapsel  oval,  hellbraun.  Sporen  mehrmals  breiter  als 
die  gelblichen  Schleuderer. 


IVrastigo'brjruna.  33 


Je  nach  der  Trockeukeit  des  Standortes  und  dem  Gesclilechte  sehr  veränderlich.  Männ- 
liche Rasen  kleiner,  mit  fadenförmigem  Stengel  und  kätzchenartigen  Ästen.  Rasen  gewöhnlich 
schwammig  polsterförraig,  oder  vereinzelt  unter  Sumpfmoosen,  und  dann  bis  1  dm  lang,  und  ent- 
fernt grossblättrig. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr  und  Sommer. 

In  trockenen  Nadelwäldern  am  Fasse  der  Baumstämme,  oder  an  Baumstümpfen 
und  Stämmen,  auf  Haideland,  seltener  in  Sümpfen  und  auf  Torfwieseu,  durch  die  Hügel- 
region bis  aufs  Hochgebirge  verbreitet.  —  Mittelböhmen:  Prag,  Zizkaberg  oberhalb  des 
Invalidenplatzes  sehr  spärlich!  St.  Prokop  (Opiz)!  Motol  (Opiz)!  Lehne  bei  Podbaba 
(Velenovsky) !  —  In  Wäldern  bei  Rozmital  (Velenovsky) !  —  Südböhmen :  Pisek !  Platz 
tabor.  kr.  (Leonhardi) !  Blansker  Wald !  Böhmerwald  überall  bis  auf  den  Arber  häufig 
(Purkyne,  Opiz,  Corda) !  —  Westböhmen :  Marienbad  (Leonh.) !  Hauenstein  (Op.) !  Karlsbad 
(Op.)!  Pleiswedl  bei  Schönborn  (Opiz  1818)!  Teplitz  (Winkler)!  —  Nordböhmen:  Im 
Wruticer  Thal  nächst  Meluik  1  Rollberg  (Watzel).  Reichenberg  (Langer) !  Jeschken ! 
Turnau !  Fuss  des  Isergeb.  (Limpricht).  Riesengebirge  vom  Fasse  bis  auf  den  Kamm 
gemein  (Nees,  Flotow,  Sitensky) !  Johannisbad !  Adrsbach  (Nees  und  Flotow).  —  March- 
quellen  mit  vielen  Perianthien !  im  September  1880.  —  Ostböhm. :  Pardubic  (Cenek). 
Böhm.  Trübaa  (Stolz)! 

4.  Familie.     Lepidozieae. 

Verästelung  unregelmässig  oder  bis  3 fach  gefiedert.  Äste  oft  peitschenartig 
verlängert  und  nebstem  kleinblättrige  Flagellen  aus  der  Axel  der  Ublätter.  Blätter 
handförmig  getheilt  oder  3 — dzähnig.  Unterbl.  deutlich  meist  vielzähnig.  Gesclilechts- 
äste  ventral  angelegt.  Kelch  lang  oben  Sfaltig.  Kapsel  normal.  Sporen  dicht  gekörnelt 
so  breit  oder  breiter  als  die  Schleuderer. 

Gattungen: 

1.  Mastigobryum.  Blätter  unsymmetrisch-eiförmig,  niedergebogen,  an  der  meist 
quergestutzten  Spitze  Szähuig.  Unterbl.  3 — özähnig.  Flagellen  zahlreich,  der 
ganzen  Länge  nach  gleichförmig,  kleinblättrig. 

2.  Lepidozia.  Blätter  und  Unterbl.  breit,  fast  quadratisch,  41appig,  Lapen  nieder- 
gebogen.    Äste  gegen  das  Ende  flagellenartig  verdünnt. 

1.  Mastigobryum  N.  v.  E. 

1.  M.  trilobatum  N.  v.  E.  —  (Jungerm.  L.  —  Herpetium  N.  v.  E.  —  Pleuro- 
schisma  Dmrt.)  —  Stengel  bis  über  1  dm  lang,  straff,  breit  beblättert,  längs  der  Rücken- 
mitte convex,  reichlich  Flagellen  tragend.  Blätter  dachziegelig,  breit  und  verlängert 
eiförmig,  an  der  queren  Spitze  meist  angleich  3zähnig.  Unterbl.  fast  nierenförmig , 
3 — özähnig.     Zellen  dünnwandig,  angidär  stark  verdickt. 

In  grünen  oder  gelbgrüneu,  meist  stattlichen  Polstern.  Die  Normalform  mit  Blättern  bis 
5  mm  breit.  Seltener  kleinblättrig,  feiner  und  niederliegend,  mit  weniger  niedergebogenen  Blättern. 
(Var.  minus  N.  v.  E.).  —  Kelch  lanzettlich,  nach  oben  verdünnt,  undeutlich  kantig.  Kapsel  länglich 
oval,  braun,  özellschichtig.    Sporen  breiter  als  die  gleichfarbigen  Schleuderer. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Fracht  im  Sommer. 

Besonders  an  schattigen  Sandsteinfelsen  der  Kreideformation,  aber  auch  im  Urge- 
birge,  an  Abhängen  and  Hohlwegen  von  der  Ebene  (wo  seltener)  bis  in  die  untere  Region 
des  Hochgebirges  zerstreut  und  da  häufiger  als  am  Kamme  desselben.  —  Prag:  Motol 
(Opiz)!  Krc  (Stolz)!  —  Am  Sandsteinfelsen  im  Wruticer  Thal!  Westböhm.:  Tepl  (Konrad)! 
Hauenstein  (Opiz) !  —  Südböhm. :  An  Waldbächen  bei  Obecuic  im  Brdagebirge  (Freyn) ! 
—  Böhmerwald  bei  Eisenstein !  Am  Arber !  Schwarzer  See  (Em.  Purkyne) !  —  Ostböhm. : 

3 


34  Lepidozia. 


Pocätek  (Pokorny) !  —  Nordbühm. :  Turnau  in  Wäldeni  an  Quadersaudstein  zahlreich 
(bei  Waldstein,  Gross-Skal,  am  Kozäkov-ßerge) !  Jeschken  auch  var,  minus!  —  Reichen- 
berg (Siegmund  u.  a.)!  Böhm.  Leipa  (Watzel).  —  Schluckeuau  (Karl)!  —  Nixdorf 
(Fischer  u.  Neumann)!  —  Loukovec?  (Spengler).  —  Isergebirge  (Limpricht).  — Iliesen- 
gebirge  an  der  Mummel,  Elbe,  Weisswasser  und  Aupa!  Am  Gebirgskamme  noch  am 
Hohen  Rad!  —  Johannisbad  (Nees).  Adersbachcr  Felsen  (Flotow)!  Petersdorf!  — 
Marchquellen ! 

2.  M.  deflexum  N.  v.  E.  —  (Jungerra.  Mart.  —  Pleuroschisma  Dmrt.  — 
J.  tricrenata  Wahlenb.  —  Presl:  Obr.  22.  tig.  1464).  —  Viel  kleiner  und  schwcächer 
als  vor.  Stengel  mit  Blättern  längs  der  Oberseite  völlig  convex,  oft  mit  Flagelleu.  Blätter 
vollständig  oiiedei-gebogen,  gegen  die  Spitze  viel  schmäler,  schräg  gestutzt,  2 — 3  (4) 
zähnig.  Unterblätter  gewöhnlich  mit  1  Einschnitt,  zuweillen  auch  3  oder  4kerbig.  Zellen 
gleichförmig  verdicht. 

lu  bräuulichea  oder  gelbgrüueu,  dichten  Rasen  oder  schwammigen  Polstern.  Stengel 
1  —  8  cm  lang  mit  spärlicheren  kurzen  Ästen  und  Flagelleu.  Zellen  mit  2—3  Oeltropfen.  Sonst  wie  Vor. 

Zweiliäusig.  —  2}.  —  Frucht  seltener,  im  Sommer. 

Am  Fusse  feuchter,  überrieselter  Felsen,  au  Quellen,  seltener  auf  nackter  Erde 
oder  auf  Holz  von  der  oberen  Hügelregion  bis  aufs  Hochgebirge  zerstreut.  —  Bereits 
im  J.  1823.  von  Opiz  angeführt.  —  Schluckeuau  (Karl  nach  Rabenhorst).  —  Böhm. 
Leipa :  auf  Saudstein  bei  Rabenstein  (Watzel).  —  Jeschken  (Corda  nach  Nees).  —  Haiu- 
dorf  (Flotow).  —  Isergebirge  (Nees).  Im  Flussbeete  der  Iser  bis  auf  den  höchsten  Erhö- 
hungen (Limpricht).  —  Riesengebirge:  bereits  von  Funck  1819  bekannt  (wohl  die  Opiz'sche 
Angabe) ;  daselbst  nach  Nees,  Flotow  und  Limpricht  am  ganzen  Kamme  verbreitet,  von 
mir  aber  nur  bei  Weisswasser  augetroffen!  —  Felsenstadt  bei  Weckelsdorf  und  Aders- 
bach !  —  Böhmerwald :  Nordabhang  des  Arber !  So  auch  am  Spitzberg  bei  Eisenstein 
und  am  Schwarzen  See  ziemlich  häutig! 

2.  Lepidozia  G,  L.  et  N. 

1.  L.  reptans  Dmrt.  (Jungerm.  L.  —  Herpetium  N.  v.  E.)  —  Stengel  fein,  bis 
fast  doppelt  gefiedert,  mit  oft  in  blattlose  Ausläufer  sich  verlängernden  Aesten.  Blätter 
mit  3 — 4,  eticas  tmgleichen,  niedergebogenen  schmalen  Lappen.  Unterbl.  ähnlich,  jedoch 
breite)-  als  lang.  Zellen  sehr  dünnwandig,  augulär  schwach  verdickt,  mit  zahlreichen 
Oeltropfen.  Kelch  länglich,  gross,  wasserhell,  an  der  stumpf-  Skantigen  zusammen- 
gezogenen Mündung  kleingezähnt.  Kapsel  länglichoval;  Sporen  kaum  breiter  als  die 
Schleuderer. 

In  dicht  verwebten,  flachen,  bleichgriineu  Raschen  feiner  Zergliederung,  oder  vereinzelt. 
Die  rf  Äste  kürzer  als  die  Blätter,  mit  angedrückten  Bl.  —  Die  $  Äste  zahlreich,  armblättrig.  Hüll- 
blätter 3 — 4  zähuig,  kürzer  als  der  Kelch. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr  und  Sommer. 

Besonders  in  der  Kreideformation  an  Quadersaudstein,  aber  auch  auf  Wald- 
boden, faulenden  Strünken,  seltener  an  lebenden  Stämmen,  von  der  Ebene  bis  auf's  Hoch- 
gebirge fast  gemein.  —  Prag :  Laurenziberg,  Michle,  Krc  (Opiz) !  Königsaal,  Zävist.  — 
Mednik!  —  Stifin  (Sykora  schon  1816)!  —  Pardubic.  —  Ilolic.  ■ —  Jungbunzlau.  — 
Bösig.  —  Turnau.  —  Böhm.  Leipa.  —  Reichcnberg.  —  Isergebirge  (Renger,  Nees, 
Limpricht)!  —  Neuwelt!  —  Riesengebirge  bis  auf  die  Schneekoppc  (Nees)!  —  Aders- 
bach und  Weckelsdorf!  —  Joliannisbad !  —  Glatzer  Gebirgszug!  —  Erzgebirge:  Hauen- 
stein (Opiz) !  Karlsbad  !  —  Südböhmen  :  Rozmital.  —  Pisek !  —  Böhmerwald :  überall 
verbreitet  bis  auf  den  Arber! 


Geooalyx.  —  Calypogeia.  35 


5.  Familie.     Geocalyceae. 

Dreireihig  beblättert.  Bl.  iheils  unter schlächtig,  scharf  2lappig,  theils  oher- 
schlächtig,  abgerundet  oder  eingedrückt.  Unterbl.  21appig.  Fruchtast  ventral,  kurz, 
unterirdisch,  ßaschen-  oder  sackförmig  und  fleischig.  Haube  zu  '/^  mit  der  Kelchform 
vericachsen.     Kapsel  gestielt,  normal. 

Gattungen: 

1.  Geooalyx.    Blätter  unterschlächtig,  eiförmig  4-eckig,  seicht-scharf-  fast  recht- 
winkelig ausgebuchtet.     Unterblätter  mit  2  lanzettlichen,  spitzen  Lappen. 

2.  Calypogeia.    Blätter  oberschlächtig,  rundlich  eiförmig,  abgerundet  oder  seicht 
eingedrückt.     Unterblätter  schmal  und  stumpf  ausgebuchtet. 

1.  Geocalyx  N.  v.  E. 

1.  G.  graveolens  N.  v.  E.  (Jungermannia  Schrad.).  —  Stengel  fest  angeheftet 
dicht  wurzelbaarig,  wenig  ästig.  Bl.  schräg  inserirt,  horizontal  und  fast  flach  ausge- 
hreitet, mit  meist  spitzigen,  abstehenden  Lappen.  Unterblätter  klein,  angedrückt,  bis  zur 
Hälfte  eingeschnitten.  Zellen  5 — 6eckig,  dilnnwandig,  angulär  schwach  verdickt,  undurch- 
sichtig. Fruchtast  flaschenförmig,  spärlich  behaart.  Kapsel  cylindrisch,  mit  linearen, 
aussen  rinnenförmigen  Lappen.  Sporen  etwas  breiter  als  die  2spirigen  dunkelbraunen 
Schleuderer. 

In  grünen,  zuweilen  dunkelgrünen,  flach  angedrückten  Überzügen.  Stengel  rechts-links 
gewunden,  dunkler  als  die  Blätter,  bis  2  cm  lang  nnd  beblättert  1  mm  breit.  Der  obere  Blattrand 
ist  mehr  gerade  als  der  im  deutlichen  Bogen  verlaufende  untere ;  beide  sind  sehr  seicht  geschweift. 
Die  Blatt-Lappen  sind  zuweilen  durch  eine  vorragende  Zelle  stachelspitz,  und  seltener  gleich- 
laufend. Zelluetz  trockener  Exemplare  licht,  scheinbar  rundlich,  mit  wandständigem  grosskörnigen 
Chlorophyll  und  lichten,  besonders  in  den  Ecken  breiteren  Zellgrenzen, 

Einhäusig.  —  2).  —  Frucht  im  Mai  und  Juni,  jedoch  nicht  überall. 

An  schattigen  Felsen,  Bachufern,  modernden  Baumstrünken,  auch  zuweilen  an 
abgestorbenen  Moosen  der  Hügel-  und  Bergregion,  selten.  —  Turnau  an  feuchteren  Sand- 
steinfelsen unterhalb  Waldsteiu,  spärlich!  —  Böhm.  Leipa:  selten  an  Sandsteinen  im 
Höllengrund  (Dir.  Watzel).  —  Nach  Plumert  auch  im  Gebiete  des  Iser-  und  Jeschken- 
gebirges.  —  Riesengebirge:  (nur  von  Schlesien  durch  Nees  und  Limpricht  bekannt.)  — 
Böhmerwald:  Rabenstein  (Martins  nach  Nees).  Eisenstein:  beim  Teufelsee  an  Urgestein 
und  an  Baumstrünken  des  Waldbaches  anfangs  Juni  mit  reichlichen  Früchten.  So  auch 
beim  Bache  unterhalb  Debrnik  zahlreicher ! 

2.  Calypogeia  Raddi. 

1.  C.  Trichomanis  Corda.  (Mnium  fissum  L.  —  Cincinnulus  Trichom.  et  Spren- 
gelii  Dmrt.  —  Corda:  Sturm  pag.  38.  tab.  10.  —  Presl:  Ohr.  22  und  23  iig.  1496 
und  1526).  —  Stengel  kriechend,  an  den  Unterbl.  dicht  ivurzelhaarig  und  daselbst  am 
Ende  manchmal  flagellenartige  Äste  entwickelnd.  Blätter  horizontal  ausgebreitet,  ahge- 
rundete  7nit  eingedrückten,  selten  2zähnigen  oft  gemischt.  Unterblätter  breiter  als  der 
Stengel,  rundlich,  mit  eirunden,  spitzen  oder  stumpfen  eingebogenen  Lappen.  Zellen 
5 — Geckig,  dünnwandig,  angulär  kaum  verdickt,  licht,  mit  wandständigem  grosskörnigen 
Chlorophyll  und  wenigen  länglichen  oder  runden  Oeltropfen.  Fruchtast  sackförmig,  mit 
abwärts  gerichteten  Wurzelhaaren.  Kapsel  cylindrisch,  soivie  die  Klappen  spiralig  ge- 
dreht. Sporen  tetraedrisch-rund,  fast  doppelt  breiter  als  die  dunkleren  Schleuderer. 

h)  acutifolia  mihi.  —  Kleinblättrig,  Blätter  zugespitzt,  bogenförmig  herabgekrümmt  und 
dicht  ziegeldachförmig  sich  deckend.  In  freudig  grünen  oder  bläulichgrüuen,  schwach  fettglän- 
zenden, flachen,  meist  stattlichen  Überzügen. 

3* 


36  Calypogeia. 


Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Juni. 

All  feuchten,  schattigen  Felsen,  besonders  an  Quaderscandstein,  an  modernden 
Baumstninken,  Hohlwegen  und  Grabenrändern,  auch  an  mooriger  Erde  von  der  Ebene, 
wo  seltener,  bis  aufs  Hochgebirge  verbreitet.  —  Mittelböhm. :  Neuhof  bei  Kuttenberg 
(Veselsky) !  —  Nordböh. :  Wälder  bei  Bösig !  —  Turnau  an  Quadersandstein  in  Wäldern 
überall  zahlreich!  —  Jeschken!  —  Böhm.  Leipa  (Watzel).  —  Haindorf  (Flotow).  -r- 
Isergebirge  (Limpricht).  —  Riesengebirge:  Teufelsberg  bei  Neuwelt!  Pantsche-Wiese, 
Weisse  Berg  und  sonst  überall  (Sitensky) !  Kesselgrund  (Nees).  Kl.  Sturmhaube!  Aupathal 
und  anderwärts  (Flotow).  —  Adersbach  (Nees)!  Weckelsdorf!  —  Glatzer  Gebirgszug! 
Litic  bei  Pottenstein  (Sitensky) !  —  Westböhm. :  Geissberg  (Opiz) !  — •  Südböhm. :  Pisek 
in  Hürky  und  bei  der  Schwimmschule.  —  Am  liangeu  „Stein"  im  Walde  bei  Obecnic 
im  Brdagebirge  (Freyu)!  —  Böhmerwald:  Schöninger,  Roseuberg,  Aussergefilde,  Eisen- 
stein,   Arber!  —  h)   Am    „Fischerfilz"    unter    dem    Mittagsberg    nächst    Stubenbach    im 


Böhmerwald  im  J.  1881! 

6.  Familie.    Jiing^ermaiinieae. 

Stengel  2  bis  .Sreihig  beblättert.  Blätter  unterschlächtig,  ganzrandig,  oder  wim- 
perig gezähnt,  2-mehr  zähnig  oder  lappig,  quer  seltener  schräg  inserirt.  Unterbl.  meist 
fehlend,  sonst  gegen  die  Stengelspitze  entwickelt,  seltener  längs  der  ganzen  Unterseite 
sichtbar,  grössteutheils  wenig  deutlich.  Kelch  am  Ende  des  Hauptstengels  oder  ventraler 
Äste,  aus  den  Hüllblättern  hervorragend  (manchmal  von  ihnen  eingeschlossen),  walzen- 
förmig oder  zusammengedrückt;  seine  Mündung  verschiedengestaltig.  Kapsel  bis  zur 
Basis  4:klappig.     Sporen  kugel-  oder  tetraedrischrund.  Schleuderer  2spirig. 

Gattungen: 

a)  Blätter  sehr  schräg  iuserirt,  mit  dem  Dorsalrande  herablaufend.    Unterblätter   meist 
deutlich. 

a)  ünterbliltter  fast  am  ganzen   Stengel  deutlich.    Kelch  stielrund,    1-  selten  (am 
Grunde)  mehrschichtig. 

1.  Chiloscyphus.  Stengel  am  Grunde  der  Unterbl.  mit  Wurzelfasern.  Blätter 
quadratförmig,  ganz  abgerundet,  quergestutzt  oder  eingedrückt.  Unterbl.  klein, 
selten  21appig.     Kelch  tief  3 spaltig,  ganzrandig  oder  gezähnt. 

2.  Harpanthus.  Stengel  überall  mit  Wurzelfasern.  Bl.  rundlich-eiförmig,  kurz- 
stumpf- oder  scharf  21appig.  Unterbl.  oft  so  lang  als  die  Seitenbl.  —  Kelch  am 
Grunde  mehrschichtig,  3— 51appig,  sonst  ganzrandig. 

3.  Lophocolea.  Blätter  mehr  oder  weniger  tief  2  spaltig  oder  dimorph:  (einige 
quergestutzt  oder  abgerundet,  andere  ausgerandet  oder  kurz  21appig).  Kelch 
31appig,  kammförmig  gezähnt. 

ß)  Unterblätter  nur  gegen  das  Stengelende  deutlich,  pfricmeuförmig. 

4.  Plagiochila.     Kelch  von  den  Seiten  zusammengedrückt. 

h)  BL,  besonders  die  jüngeren  quer  inserirt,  in  der  Gruppe  der  ./.  i»tegi-ifoliae  und  ha7-- 
haiae  auch  etwas  schräg  und  einwenig  herablaufend.   Unterblätter  meist  undeutlich  oder  fehlend. 

«)  Kelch  von  vorne  nach  hinten  zusammengedrückt,  seltener  wenig  abgeflacht. 

5.  Scapania.  Blätter  meist  ungleich-  21appig.  Lappen  gefaltet  mit  Ober-  und 
Unterlappen,  oft  gekielt. 

ß)  Kelch  stielrund,  hervorragend,  oder  durch  Hüllblätter  mehr  weniger  versteckt. 
Bl.  verschieden. 

6.  Junger  mau  nia.  Kelch  am  Ende  des  Stengels  oder  der  Hauptäste;  —  zu- 
weilem    an  ventral    angelegten  Ästen;    dann  sind  die  Stengelblätter  tief  21appig. 

7.  Spha  gnoecetis.  Kelch  und  Anthcridicn  an  ventralen  Ästen.  Blätter  ganz- 
randig, ungetheilt. 


Chyloscyphus.  —  Harpanthus.  37 

1.  Chyloscyphus  Corda. 

1.  Ch.  polyanthos  Corda.  (Jungerm.  L.  —  Ch.  lophocoleoides  und  pallescens  N. 
V.  E.  —  Corda :  Sturm,  p.  35.  tab.  9).  —  Stengel  schlaff,  sparrig  gabelästig,  lang. 
Blätter  fast  horizontal  inserirt,  dorsal  herablaufend.  Unterbl.  deutlich,  eiförmig,  zur  ^j^ 
oder  tiefer  2spaltig,  meist  mit  linealen  Lappen,  angedrückt.  Zellen  5 — Geckig;  Zell- 
■wände  gleiclimässig  schwach  verdickt.  Fruchtast  sehr  kurz,  ventral,  mit  2zähnigen  Hüll- 
blättern. Haube  meist  länger  als  der  becherförmige  tief  Sspaltige  Kelch.  Kapsel  özell- 
schichtig  mit  gelb-braunen,  doppelt  breiteren  Sporen  als  die  Schleuderer. 

Sehr  veränderlich  in  Blattgrösse,  Farbe  und  Stärke.  Kriechend  oder  flutliend,  bleich-  bis 
dunkelgrün,  mit  ausgebreiteten  Blättern  2  bis  5  mm  breit  und  höchstens  1  dm.  lang.  Auch  die 
Grösse  der  Zellen  und  die  Dicke  der  Zellwände  sind  nicht  constaut.  — 

b)  pallescens  (Schrad.).  Blätter  bleich,  gelblich  oder  gelbgrün.  Unterbl.  meist  deutlich 
erhalten.  Kelch  mit  langen  dornig  gezähnten  Lappen.  —  Landform. 

c)  rwulnris  (Schrad.).  Dunkelgrün,  fettglänzend,  meist  fluthend  und  dann  bis  1  dm  lang 
Unterbl.  abwärts  meist  zerstört.  Zellen  dickwandig,  chlorophyllreich.  —  Sumpf-  oder  Wasserforni 

Einhäusig.  —  2}.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

Auf  bemoostem  Waldboden,  an  Waldgräben,  nassen  Wiesen,  auf  morschem  Holze 
von  der  Ebene  bis  aufs  Hochgebirge  zerstreut.  —  Ohne  die  beiden  Formen  zu  berück- 
sichtigen folgen  die  bisher  bekannten  Standorte :  —  Von  Opiz  bereits  im  J.  1823  an- 
geführt. Prag :  Berg  Mednik  b.  Stechowic !  Stifin  (Sykora) !  —  Ledec  in  einer  Waldquelle 
nächst  Melechov !  —  Blaniker  Nordabhang  bei  Vlasim !  —  Obecnicer  Revier  im  Brda- 
gebirge  (Freyn) !  —  Pisek,  an  mehreren  Waldplätzen  und  auf  einer  Mühlrinne  in  der 
Stadt!  —  Rosenberg!  —  Teufelsmauer  bei  Hohenfurth!  —  Kuschwarda!  Moldauquellen, 
Fischer-  und  Ahornfilz,  Spitzberg  bei  Eisenstein !  —  Josefienenhütte  nächst  Ober-Plan !  — 
Marienbader  Waldbach !  —  Kurovodic  b.  Münchengrätz  am  Torflager !  —  Turnau,  in 
Wäldern  häufiger!  —  Jeschken!  —  Böhm.  Leipa  (Opiz!  Watzel).  —  Reichenberg 
(Langer)!  —  Haindorf  (Nees,  Flotow).  —  Isergebirge  (Nees,  Limpricht).  —  Riesen- 
gebirge :  Weisswasser !  Weisse  Wiese  (Nees).  Navorer  Wiese  und  dort  anderswo  (Sitensky) ! 
Elbefall  (Flotow).  —  Aupa  (Göppert).  —  Cudowa  an  der  Glatzer  Grenze  (Flotow). 

2.  Harpanthus  N.  v.  E. 

1.  H.  Flotowianus  N.  v.  E.  (Jungerm.  Hartraanni  Thed.  Mus.  Suec.  exs.)  — 
Stengel  lang,  bräunlich-gelb,  schlaff,  kurz  wurzelhaarig.  Blätter  fettglänzend,  oberseits 
weit  herablaufend,  aufsteigend,  seicht  stumpflich  ausgerandet,  mit  kleinen,  stumpflichen, 
zahnartigen  Läppchen.  Unterbl.  viel  kleiner,  tief  oder  seicht  2 — Sspaltig,  ganzrandig 
oder  gezähnt,  anliegend,  kürzer  als  die  Bl.  —  Zellen  durchscheinend,  dünnwandig, 
angidär  schwach  verdickt.  Hüllblätter  auseinandergerückt.  Haube  kurz.  Kelch  fast 
spindelförmig,  glatt,  Sfaltig,  mit  3 — 5  meist  ganzrand.  Lappen. 

In  gelhgrünen,  bisweilen  bräunlichen,  lockeren,  schwammigen  Rasen,  deren  Stengel 
2—6  cm.  Länge  erreichen.  Angefeuchtet  sehr  schlaff,  zusammenklebend  und  schlüpfrig. 

Zweihäusig.  —  2J.  —  Frucht  sehr  selten,  im  Frühjahr  und  Sommer. 

An  Moor-,  Torf-  und  Sumpfwiesen,  an  Quellen,  seltener  auf  morschen  Baum.- 
strünken,  nur  im  Bereiche  des  Hochgebirges  öfters  auftretend.  —  Isergebirge  (Limpricht). 
—  Riesengebirge :  Koppenplan  und  W.  Wiese  (Flotow  1824,  Nees).  Sumpfige  Stellen  am 
südlichen  Fusse  des  hohen  Rades  (Flotow).  Kleine  Sturmhaube  in  grossen  Rasen!  Elb- 
quellen  und  Pantsche- Wiese !  —  Böhmerwald :  häufiger  an  Torfmooren,  so  an  den  Moldau- 
quellen, am  Fischer-  und  Ahornfilz! 

2.  H.  scutatus  Spruce.  (.Jungerm.  stipulacea  Hook.)  —  Viel  kleiner  als  vor. 
Stengel  dicht  wurzelhaarig,  mit  aufsteigenden  schopfigen  Ästen,  Blätter  dachziegelig  auf- 
steigend, kleiner,  meist  zu  ^/j  stumpf  eingebuchtet,  mit  zugespitzten,  oft  gegeneinander 
geneigten  Lappen,  Unterbl.  so  lang  als  die  Blätter,  breit  lanzettlich-pfriemenförmig,  am 


3g  lL.ophocolea. 

Rande  zurückgebogen,  meist  ganzrandig,  mit  bogig  eingekrümmter  Spitze.  Zellen  durch- 
sichtig, angulaer  3eckig  verdickt.  Kelch  oval,  am  Ende  faltig  zusammengezogen.  Sonst 
wie  vor. 

Bleichgrün,  lockerrasig,  von  der  Tracht  einer  Jung.  Muelleri  oder  einer  Form  der  Jung, 
hicuspidata. 

Zweihäusig.  —  2j-  —  Fr.  im  Sommer. 

Auf  faulenden  Baumstrünken,  schattigen  Felsen,  seltener  auf  nackter  Erde. 
Bisher  selten,  und  nur  im  Hochgebirge  beobachtet.  —  Riesengebirge :  Eibgrund  (Funck 
im  J.  1819).  Häufiger  an  Schlesischer  Seite  (nach  Nees).  —  Bühmerwald:  Schwarzer 
See  an  modernden  Strünken  mit  Jimg.  hicuspidata  unter  den  Exsicaten  des  Dr.  Em. 
V.  Purkyne  gefunden ! 

3.  Lophocolea  N.  v.  E. 

a)  Alle  Blätter  gleichförmig,  durch  eine  tiefere  Bucht  in  2  lanzett-pfriemenförmige 
oder  spitz  eiförmige  (bei  L.  minor  durch  Keimkörner  meist  erodierte)  Lappen  getheilt. 

*  Blattlappen  pfriemenförmig,  unversehrt. 

1.  L.  bidentata  N.  v.  E.  (Jungerm.  L.  —  L.  lateralis  Dmrt).  Stengel  verlängert, 
wenig  ästig,  oder  durch  Sprossung  aus  der  Scheitelregion  lang  gabelig  verzweigt,  spärlich 
wurzelliaarig.  Bl.  an  der  Basis  so  breit  als  lang,  gegen  die  Spitze  schief  verschmälert, 
durch  eine  meist  stumpfe  oder  rundliche  Bucht  zu  74  *^  ^  ungleiche,  meist  divergirende 
Lacinien  getheilt.  Unterbl.  kleiner,  mit  bogig  eingekrümmten  Spitzen.  Zellen  gleich, 
sehr  durchsichtig,  dünnwandig,  mit  je  2 — 6  kleinen  Oeltropfen.  Gechlechtsorgane  gipf&l- 
ständig  angelegt,  später  seitenständig.  Kelch  länglich,  mit  spitz  gezähnten  Lappen. 
Sporen  hellbraun^  glatt,  fast  doppelt  so  breit  als  die  dunkelbraunen  Schleuderer. 

Lockerrasig,  meist  bleichgrüu,  in  Blattgrösse  und  Ausbuchtung,  sowie  in  Länge  und  der 
gegenseitigen  Richtung  beider  Lacinien  veränderlich. 

Zweihäusig.  —  '2\>  —  Fr.  im  Spätherbst. 

An  feuchten,  besonders  schattigen  Feldrainen,  Lehnen,  Wiesen,  besonders  aber 
in  Wäldern  an  verschiedener  Unterlage  von  der  Eh.  bis  an  den  Fuss  des  Hochgeb.  überall 
gemein.  Seltener  im  Hochgebirge. 

2.  L.  cuspidata  Limpricht.  (L.  bidentata  ß.  cuspidata  N.  v.  E.  in  v.  Flotows 
Herb.)  —  Stengel  oft  weit  hinab  reich  verzweigt.  Bl.  eiförmig,  nach  der  Spitze  beider- 
seits fast  gleichmässig  verschmälert,  durch  eine  seichte,  weit  mondförmige  Bucht  in 
2  meist  gerade  und  gleiche  Lacinien  getheilt.  Unterbl.  loeit  abstehend.  Zellen  minder 
durchsichtig.  Geschlechtsorgane  an  ventral  angelegten  Seiten  sprossen.  Kelch  längs 
Skantig,  an  den  geßügelten  Kanten  zuweilen  gezähnt.  Lappen  der  Mündung  geschioeift, 
kaum  gezähnt.  Sporen  röthlichbraun^  fein  gekörnelt. 

Habituell  der  Vor.  ähnlich,  jedoch  sattgrün. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  April. 

An  feuchten  Felsen  der  Hügel-  und  niederer  Bergregion  sehr  selten.  —  Aders- 
bacher Felsen  (Nees)'?  —  Südabhang  des  Jeschken  oberhalb  Svetlä  im  J.  1878  spärlich 
und  steril! 

**  Blattlappen  spitz  eiförmig,  gerade,  meist  ansgefressen  gezähnt. 

3.  L.  minor  N.  v.  E.  Kleiner  als  beide  Vor.  Stengel  reich  verzweigt,  stellen- 
weise kurz-büschelig  wurzelhaarig.  Bl.  oval-4eckig,  mit  fast  gleichlaufenden  Seiten- 
rändern. Unterbl.  anliegend  oder  etwas  abstehend,  tief  gabelig  getheilt,  mit  breit  pfriemen- 
förm.  jedoch  meist  ausgefressenen  Lappen.  Keimkörner  reichlich,  blassgelhlich,  in  rand- 
ständigen Klüm/pchen.  Frucht  endständig  angelegt,  später  seitenständig.  Kelchlappen 
mit  loenigen  tiefen  Zähnen. 

In  diclitverwebten,  hell-  oder  gelblichgrünen,  oft  weiten  Rasen.  Fast  immer  mit  Keim- 
körneru  und  daher  selten  mit  Früchten. 


Plagioohila.  3g 


Zweihäusig.  —  2\.  —  Fr.? 

Au  sandigen,  schattig  feuchten  Hohlwegen,  Wegrändern,  Baumstümpfen,  zuweilen 
auch  auf  gesunden  Stämmen,  von  der  Ebene  bis  zum  Fusse  der  Hochgebirge  zerstreut, 
jedoch  stellenweise  zahlreich.  —  Prag:  Zizkow,  Särka,  Selc,  Roztok,  Chabry,  Stern, 
Hlubocep,  St.  Prokop,  Kuchelbad,  Zävist.  —  Am  Graben  bei  der  Fasanerie  in  Uhr ine- 
ves !  —  Mednik  b.  Stechovic !  —  Kolin  (Veselsky) !  —  Am  Tf emsin  im  Brdagebirge 
(Velenovsky) !  —  Schüttenhofen  an  der  Anhöhe  beim  „Schutzengel"!  —  Pisek!  Böhmer- 
wald: Kuschwarda,  Arber!  —  Nordböhmen:  Turnau  im  Walde  Faräfstvi,  auch  an  gesunden 
Erlenstämmen!  Bösig!  Mileschauer!  —  Fuss  des  Riesengeb. :  Hohenelbe  an  Feldrainen, 
daselbst  mit  spärlichen  Keimkörnern ! 

ß)  Bl.  ungleichförmig:    quergestutzt,    seicht  eingedrückt  oder  kurz   und   stumpf- 
lappig. 

4.  L.  heterophylla  (Dmrt.).  N.  v.  E.  (Presl:  Obr.  22.  fig.  1492.)  —  Stengel 
stark  büschelig  wurzelhaarig.  Bl.  eirund-quadratisch,  oneist  doppelt  gestaltig:  die  oberen 
seicht  eingedrückt  oder  tiefer-  ungleich  gelappt,  mit  abgerundeten  Ecken,  oder  ganz 
und  qnergestiitzt ;  die  unteren  durch  eine  rundlich  stumpfwinkelige  Bucht  stumpßich 
2lappig.  Unterbl.  ziemlich  gross,  angedrückt,  bis  unter  die  Mitte  2theilig.  Kelch  cylin- 
driscli  becherförmig,  die  Mündung  quer  gestutzt,  an  den  Lappen  grob  gezähnt.  Sporen 
lichtbraun,  fast  glatt,  etwas  breiter  als  die  dunkleren  Schleuderer. 

In  ausgedehnten,  flachen,  meist  bleich-gelblichgrüneu  Ueberzügen  von  Grösse  der  L. 
bideutata. 

Einhäusig.  —  2j.  —  Fr.  im  Mai- Juli. 

Meist  an  Baumstümpfen,  weniger  auf  nackter  Erde  oder  an  kieselhaltigen  Felsen 
von  der  Ebene  bis  auf's  Hochgebirge  zerstreut.  —  Prag :  Chabry !  —  Mednik  b.  Stechowic ! 

—  Stifin  (Sykora) !  —  Pürglitz !  —  An  Erlstämmen  und  Fichten  im  Planina-Walde  bei 
Obecnic  im  Brdagebirge  (Freyn)!  —  Pisek!  —  Blänsker  Wald!  —  Teufelsmauer  b.  Hohen- 
furth!  —  Kuschwarda!   Eisenstein,  Spitzberg,  Schwarzer  See  und  Arber!  —  Marienbad! 

—  Karlsbad!  — Mileschauer!  Jeschken!  Turnau,  b.  Waldstein !  —  Fuss  des  Isergebirges 
(Limpricht).  —  Teufelsberg  b.  Neuwelt!  —  Eibgrund!  Grenzbauden  (Nees).  Cudowa  an 
der  Glatzer  Grenze  (Flotow).  Adersbach!  —  Petersdorf!  —  Adlerkostelec !  —  Marcli- 
quelleu ! 

4.  Plagiochila  N.  et  M. 

1.  P.  asplenioides  N.  et  M.  (Jungerm.  L.  —  Presl:  Obr.  22.  fig.  1481.)  Haupt- 
stengel kriechend.  Aeste  aufsteigend  oder  aufrecht,  fast  ohne  Wurzelhaare.  Bl.  dicht 
sitzend,  meist  verkehrt  eirund,  am  Rande  mehr  weniger  dichtg robgezähnt,  mit  dem 
Hinterrande  zurückgeschlagen.  Unterbl.  an  der  Stengel-Spitze,  klein,  fadenförmig,  bald 
verschwindend,  Kelch  doppelt  höher  als  die  Hüllbl.,  mit  der  Spitze  umgebogen,  an  der 
schrägen  Mimdung  ujimperig  gezähnt.  Kapsel  dunkel  purpurn. 

Lockerrasig,  oft  sehr  verlängei't,  grün-  bis  gelblich-  oder  bleich-grün.  Zellen  rundlich, 
.^ — Seckig,  gleichförmig,  angulaer  schwach  verdickt,  mit  mehreren  ungleichen  Oeltropfen.  In  Bhitt- 
grösse,  Uirer  Berandung,  ja  sogar  in  der  Blattform  veränderlich.  —  «)  huiuilis.  Kurz,  mit  aufrechten 
Aesten.  Blätter  si^ärlich  gezähnt  oder  ganzrandig,  mit  dem  Vorderrande  stark  zurückgebogeu. 
ß)  major.  Verlängert  und  kriechend,  grossblättrig.  Bl.  bis  4  nwi  lang,  meist  dicht  —  zuweilen 
wimperig  gezähnt,  y)  heteroj^hijna.  Entferntblättrig.  Bl.  verscliiedengestaltig,  quergestutzt,  atisge- 
randet  oder  ungleich  kurz  2lappig. 

Zweihäusig  (nach  Carringt.  auch  einhäusig),  —  2J.  —  Fr.  im  Frühjahr. 

In  feuchten  Wäldern  oder  auch  an  sonnigen  buschigen  Lehnen  von  der  Ebene 
bis  auf's  Hochgeb.  gemein.  —  ß)  zerstreut,  besonders  in  Bergwäldern;  so  bei  Eeichen- 
berg  (Siegmund,  Langer) !  —  Turnau !  —  Adersbach !  —  Marchquellen !  —  Rothenhaus 
(Roth) !  Werschetitz  Eger.  Kr.  (Thysebaert) !  —  Blauik !  —  Pisek !  —  y)  selten :  Stern 
b.  Prag  im  Walde  beim  Brunnen! 

2.  P,  interrupta  N.  v.  E.  (P,  pyrenaica  ß.  interrupta  Lindb.)  —  Stengel  icnd 
Aste  niederliegend,  schlaft',    dicht  ivurzelhaarig.    Bl,  länglich  rectangtdär^  stumpf  aus- 


40  Scapania. 


gerandet,  ganzrancUg,  horizontal  sich  deckend.  Kelch  wenig  vortretend,  unregelmässig 
eingeschnitten.  Mündung  nicht  gezähnt.  Kapsel  gelbbraun. 

In  dicht  verwebten,  flachen,  grünen  Rasen.  Kleiner  als  var.  humilis  der  Vor.,  und  theils 
dem  Chilosc.  polyanthos,  theils  der  Jung.  lanceolata,  Schraderi  oder  suhapicalis  ähnlich. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Mai,  Juni  reichlich. 

An  schattigen  Kalkfelseu  der  Hügel-  und  Bergregion,  selten.  —  Isergebirge  im 
Queisthal  (Limpricht).  —  Glatzer  Schueeberg:  Quarklücher  und  Moravathal  (Flotow). 

5.  Scapania  Lindenb. 

a)  Blätter  gekielt. 

«)  131.  mit  Ausnahme  der  jüngsten  uugleichlappig. 
*  Der  Unterlappen  weit  herahlaufend. 

1.  S.  nemorosa  N.  v.  E.  (Jungerm.  L.)  —  Presl:  Obr.  22.  fig.  1500  a  1501). 

—  Stengel  meist  aufsteigend,  mit  der  /Spitze  gebogen,  steif,  mehr  oder  weniger  wurzel- 
haarig. Bl.  straff,  die  oberen  grösser,  zu  ^/^  ein  wenig  schräg  umfassend,  am  Ventral- 
rande zurückgebogen.  Beide  Lappen  meistentheils  dicht  wimperig  gezähnt.  Unterlappen 
verkehrt  eirund,  convex,  mit  der  Spitze  niedergebogen,  grösser  als  der  nierenförmige, 
aufliegende  meist  spitze  Oberlappen.  Zellen  gleich  gross,  wenig  durchscheinend,  massig 
angidär  verdickt.  Kelch  bis  4  mm  lang,  oberseits  convex,  mit  meist  schräger,  gerader 
oder  ausgeschweifter.,  dicht  ^vimperig  gezähnter  Mündung.  Wimpern  mehr  als  50,  aus 
mehrzelliger  Basis  bis  özellig. 

Gelblich-  bis  olivengrün  oder  bräunlich,  in  stattlichen  dichten  Rasen.  Auf  Waldboden 
meist  niederliegend,  nur  am  Unterlappen  kurzgezähnt,  grün,  mit  dünnwandigem  Zellnetz.  An  trie- 
fenden Felsen,  Flussbeeten  und  an  Bächen  purpurn  und  mit  stark  verdickten  Zellwänden.  Blatt- 
kiel kurz. 

Zweihäusig.  —  2j.  —  Fr.  im  Frühjahr. 

Auf  Waldhumus  oder  an  Preisen  (besonders  Quadersandstein,  nie  auf  Kalksteinen) 
n  der  Hügel-  und  Bergregion  ziemlich  häufig.  —  Turnau,  bei  Waldstein  und  Wartem- 
berg,  sowie  an  einem  Feldrain  nächst  des  Waldes  Fardfstvi !  —  Jeschken :  Sandsteinbeet 
eines  Bächleins!  —  Reichenberg  (Langer)!  —  Böhm.  Leipa  (Watzel).  —  Nixdorf  (Neu- 
mann) !  —  Kleisberg  b.  Leitmeritz  (Opiz) !  —  Flussbeet  der  Iser  und  in  den  Iserwäldern 
(Limpricht).  —  Wurzelsdorf  an  der  Iser  1  Mummelbach !  —  Kamm  des  Riesengeb.  (Wimmer, 
Nees).  Weisse  Wiese  (Flotow).  —  Petersdorf  gegen  Adersbach !  —  Rothfloss  bei  Grulich ! 

—  Westböhmen:  Pürglitz  dem  Schloss  gegenüber!  —  Rothenhaus  (Martius  coli.  Berch- 
toldt) !  —  Tepl  (Konrad) !  —  Südböhmen :  Planina- Wald  bei  Obecnic  an  Bachufern  im 
Brdagebirge  (18(37)  Freyn)!  —  Wälder  bei  Rozmital  (Velenovsky) !  —  Budweis  (Hillardt) ! 

—  Rosenberg !  —  Schwarzer  See  im  Böhmerwalde  (unter  den  Exsic.  d.  Ritter  Em. 
Purkyne)!    Spitzberg  bei  Eisenstein! 

2.  S.  undulata  M.  et  N.  (Jungerm.  L.  —  Presl:  Obr.  22.  fig.  1482.)  — 
Stengel  steif,  büschelig  ästig.,  roth-  oder  j^urjmrbrann,  sehr  spärlich  wurzelhaarig.  Bl. 
trocken  kraus.,  quer  angeheftet,  gezähnt  oder  ganzrandig,  bis  zur  Mitte  flügelig  gekielt. 
Lappen  trapezoidisch-rundlich^  zuweilen  zugespitzt.  Der  Unterlappen  deutlich,  der  Ober- 
lappen schwach  herablaufend.  Zellen  am  Grunde  rectangidär,  in  der  Mitte  länglich, 
gegen  den  Rand  kleiner  und  rundlich,  alle  mit  gleichmässig  mehr  oder  minder  ver- 
dickten Zellwändcn.  Kelchmündung  zahnlos  oder  unregelmässig  und  entfernt  klein- 
gezähnt.   Zähnchen  klein,   1  zellig. 

In  kräftigen,  polsterförniigen,  rosenrothen  oder  dunkelpurpurnen,  wenn  flutbend  smaragd- 
grünen Rasen,  von  0-1 — 1  dm  Stengellänge.  Din  jüngeren  Bl.  grösser,  dicht  gestellt  und  fast 
gleicblappig.  Blattrand  thoils  gezähnt  (an  Pflanzen,  die  feuchte  oder  zuweilen  überrieselte  Felsen 
bewohnen),  thoils  ganzrandig  (bei  der  Wasserform).  Keimkörner  seltener,  kugelig,  Izellig. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Fr.  im  Mai  —  Juli. 

An   überrieselten    Felsen,    besonders   aber   an   und   in   Bächen    der   Berg-   und 


Scapania.  41 


Hocligebirgs-Region  gemein.  —  Nach  Opiz  vom  J.  1823  von  Palliardi  in  Böhmen  ge- 
sammelt. —  Nordböhmen:  Böhm.  Leipa,  Moor  am  Schiessniger  Teich  (Watzel).  — 
Reichenberg  (Menzel  u.  a.).  —  Haindorf  (Nees).  —  Isergebirge  (Renger  u.  a.) !  — 
Riesengeb. :  am  Gebirgskammc  an  Quellen  und  Torfwiesen  (Funck,  Nees).  —  Eibgrund 
(Flotow,  Göppert)! — Mummelbach,  Pantsclie,  W.Wasser,  Eibufer  bis  nächst  Hohenelbe! 
—  Grossaupa  (Flotow).  —  Marchquellen!  —  Südböhmen:  Teufelsmauer,  St.  Thomas, 
Kuschwarda,  Moldauquellen,  Mittagsberg,  Eisenstein,  Arber!  Schwarzer  See  (Purkyne, 
Celakovsky) ! 

**  Beide  Lappen  herablaufend. 

3.  S.  irrigua  N.  v.  E.  (J.  uliginosa  Hüben.) —  Stengel  schlaff,  bis  zur  Spitze 
lourzelhaarig,  meist  locker  beblättert.  Bl.  sehr  schlaff^  und  diinnhäntig,  halb-stengel- 
umfassend. Der  oft  gezähnte  Oberlappen  convex^  mit  eingekrümmter  Spitze,  über  den 
Stengel  tveit  vortretend.  Unterlappeu  rundlich  herzförmig,  ein  wenig  herablaufend.  — 
Zellen  sehr  durchsichtig^  angiüaer  meist  verdickt.  Kelch  wenig  zusammengedrückt,  eckig 
5 — Gfaltig,  ungleich  gezähnt. 

Fettglänzend.  In  polsterförniigen  bleichgrünen  oder  bräunlichen  Rasen,  oder  seltener 
zwischen  Sphagnen  vereinzelt. 

Zweihäusig.  —  2J-  —  Frucht  im  Mai,  Juni. 

In  Torfsümpfen  und  Wiesengräben  des  Hochgebirges,  auch  in  der  Ebene  ziemlich 
verbreitet.  —  Schiessniger  Teich  bei  Niemes  (Sitensky) !  —  Riesengebirge  (schon  von 
Corda  angeführt) :  Weisse  Wiese  (Goeppert).  Gebirgskamm  (Flotow).  Pantsche  Wiese 
in  Polstern  und  einzeln !  Weisswasser  in  grossen  schwammigen  Polstern !  Bnschwiese  bei 
den  Klappersteinen  oberh.  Grulich  I  —  Isergebirge :  in  Wäldern,  im  Flussbeete  der  Iser, 
sowie  auf  schattigen  Lagen  des  Buchbei'ges  (Limpricht). 

4.  S.  uliginosa  N.  v.  E.  (Jungerm.  Swartz).  —  Stengel  spärlich  ivurzelhaarig, 
fast  gleichmässig  beblättert.  Bl.  straff,  halbstengelumfasseud,  stets  ganzrandig.  Oberlappen 
anliegend  und  stark  convex,  viel  kleiner  als  der  herabgebogene  rundliche  Unterlappen. 
Blattkiel  selir  kurz,  bisweilen  kaum  bemerkbar.  Zellwände  gleichmässig  stark  verdickt. 
Kelch  eiförmig,   an  der  31appigen  Mündung  schwach  gezähnelt. 

Firnissgläuzend.  Rasen  ausgedehnt,  oft  fluthend,  steif,  rothbraun  bis  dunkelpnrpurn. 
Aendert  mit  schlanken  und  kleinblättrigen  (f.  microphylla),  sowie  mit  locker  beblätterten  und 
schlafferen  Formen  (forma  laxa)  ab,  und  ist  mit  S.  undulata  und  S.  h-i-igua  zu  vei'gleichen. 

Zweihäusig.  —  2i,  —  Fr.  im  Mai  bis  Juli. 

An  überrieselten  Felsen  und  in  Moortümpelu  des  Hochgebirges  verbreitet.  — 
Riesengebirge  (bereits  von  Funck) :  Eibquellen !  Pantsche  Wiese !  Mittagstein :  Oberhalb 
des  Kl.  Teiches!  Weisse  Wiese,  Weisswasscr,  Kessel-  und  Riesengrund,  Aupaquelleu 
(nach  Limpricht). 

ß)  Die  gekielten  Blätter  fast  gleichlappig. 

5.  S.  aequiloba  N.  v.  E.  (Jungerm.  Schwaegr.  —  S.  Bartlingii  N.  v.  E.  z.  Th.) 
Stengel  0*2 — 1  dm  lang,  uiederliegend  oder  aufrecht,  meist  dicht  wurzelhaarig,  regel- 
mässig kammförmig  beblättert.  Bl.  gleichgross,  quer  inserirt,  nicht  herablaufend,  kaum 
bis  zur  Hälfte  getheilt.  Beide  Lappen  aufrecht  abstehend,  fast  ganzrandig  oder  schwach 
gezähnt.  Zellecken  stark  verdickt;  Zellicände  beiderseits  durch  icenige  hyaline  Papillen 
rauh.  Kelch  an  der  Mündung  unregelmässig  wimperig  gezähnt. 

Breit  und  lockerrasig,  dunkelgrün  bis  bräunhchgelb. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Fr.  im  Mai,  selten. 

Nur  auf  Kalkgrund  von  der  Hügelregion  bis  aufs  Hochgebirge,  selten.  —  Glatzer 
Schneeberg  am  Anfange  des  Marchthales  (Nees).  —  Isergebirge  (Opiz) !  —  Jeschken  (Opiz) ! 

h)  Blätter  nicht  flügelig  gekielt,  nur  einfach  zusammengefaltet. 

a)  Bl.  gleichlappig,  die  oberen  grösser,  zusammengebogen. 


42  Soapania. 


6.  S.  compacta  Lindeub.  (Plagiochila  M.  et  N.)  —  Stengel  bis  3  cm  lang, 
steif,  aufsteigend,  ^vul•zelhaal■ig.  Blätter  rundlicli-herzförmig,  kurz  zweilappig^  mit  parallel 
hmfenden  an  den  oberen  Bl.  meist  klein  gezähnten  Lappen.  Unterlappen  -wenig  her- 
ablaufeud;  Oberlap.  oft  einwärts  gekrüiamt.  Zellen  fast  gleicli  gross,  rundlich,  wenig 
durchsichtig,  angulär  stark  verdickt.  Kelch  platt  zusammengedrückt,  mit  feingezähnter 
Mündung. 

Gelb-  oder  roth-bräunlicli,  selten  rein  grün. 

Zweihäusig.  —  ^^  ■ —  Fr.  im   Frühjalir. 

Auf  feuchtem  Lehm-  und  Haidegrund  in  der  Hügel-  und  Bergregion  zerstreut. 
—  Isergebirge :  an  ^Yald^vegeu  mit  S.  umhrosa  und  curta.  (Limpricht).  —  Riesengeb. : 
am  unteren  Weisswasser  (nach  Limpricht).  —  Wurzelsdorf  au  der  Iser  gegen  Neuwelt! 
ß)  Blätter  uugleicblappig,  die  obersten  grösser,  dichter  gestellt. 

7.  S.  curta  N.  v.  E.  (Jungermannia  Mart.  —  J.  Conrad!  Corda.  —  Diplo- 
phyllum  Conradi  Drart.  —  Corda:  Sturm  Flora  t.  21)  und  30).  —  Stengel  aufrecht  oder 
aufsteigend,  vielästig,  wurzelhaarig.  Blätter  nicht  herablaufend,  tief  21appig.  —  Der  Unter- 
lappen grösser,  rundlich  oder  eiförmig,  stumpf  oder  zugespitzt,  wie  der  triangulaere 
meist  spitze  Oberlappen  gewöhnlich  ganzrandig.  —  Zellen  gross,  rundlich,  am  Grunde 
länglich,  mit  mehreren  grossen  Oeltropfen,  durchscheinend,  angulaer  verdickt.  —  Kelch 
länglich  verkehrt  eiförmig,  zusammengedrückt,  oben  schwach  gefaltet  und  kurzlappig,  mit 
ungleich  grossen,  divergirenden,  scharfen  Zähnen.  Die  Zahnbasis  1 — 3zellig;  Zähne  gleich- 
schenkelig,  bis  5  Zellreihen  hoch.  —  Keimkörner  gelblich  grün. 

In  hellen,  gelb-  bis  dunkelgrünen,  zuweilen  bräunlichen  oder  purpurbraunen,  kleinen, 
niedrigen  Raschen.  In  Blattform  sehr  veränderlich. 

h)  rosacea  (J.  rosacea  Corda).  Stengel  bis  1  cm  lang,  l-riechend,  dicht  wnrzclhaarig.  Bl. 
aufwärts  um  vieles  grösser,  dicht  dach'Mgelig  gedrängt,  derber;  Hüllblätter,  besonders  die  rf  ?'oseWe/i- 
förmig  und  purpurn.  Zellwände  und  Zellecken  stark  verdickt. 

Zweihäusig  (nach  Lindberg).  —  2}.  —  Frucht  im  ersten  Frühjahre;  Kelche  häufig. 

Auf  sandig  thonigera,  zuweilen  auf  Mergelboden,  Haideland,  auch  an  Gräben, 
Felsen,  von  der  Ebene  bis  auf's  Hochgebirge  ziemlich  verbreitet.  —  Prag:  Zizkaberg 
(Opic)!  Cibulka  (Opic)!  —  Zäwist!  —  Mednik  bei  Stechowic!  — •  Wälder  bei  Rozmital 
(Velenovskj) !  —  Jungbunzlau  an  der  Lehne  gegen  Neuberg!  —  Turuau  an  Sandstein- 
felsen bei  Waldstein,  Gross-Skal  u.  a. !  —  Jeschkengebirge  (Opic) !  —  Isergebirge  (Limp- 
richt). —  Rieseugebirge :  (Flotow,  Nees)  Elbgruud !  —  Adlerkostelec  auf  der  kalkhaltigen 
Flusslehne !  —  Grulicher  Wald  selir  zahlreich !  —  Böhmerwald :  Tcufelsmauer  bei  Hohen- 
furth!  —  Karlsbad  beim  Hammer!  —  b)  Särka-  und  Stern-Abhänge  bei  Prag  (Konrad, 
Opic !) !  —  Kuchelbad  im  Walde  gegen  St.  Johann !  —  Cimic,  im  Thale  zur  Dynamit- 
fabrik! —  Tepl  (Coi-da  nach  Nees).  —  Rothfloss  bei  Grulich!  —  Adlerkostelec  an  der 
Flusslehne ! 

8.  S.  umbrosa  Dmrt.  (Jungerm.  Schrad.  —  Plagiochila  M.  et  N.  —  Corda  in 
Sturm  tab.  27.)  —  Stengel  0"5— 2  cm  lang,  aufsteigend,  an  der  Spitze  abwärts  gekrümmt, 
wurzelhaarig.  Bl.  nicht  herablaufend,  tief  21appig.  Die  Unterlappen  abwärts  gebogen.^ 
fast  einsei tswendig ;  die  Oberlappen  par(dlel  dem  Stengel  dicht  angedrückt,  beide 
(iiänglich,  spitz,  gegen  die  Spitze  scharf  gesägt.  Zellen  ziemlieh  gross,  undurchsichtig 
bis  durchscheinend,  besonders  die  spitzenständigen  stark  rings  verdickt.  Kelch  anfangs 
von  Länge  der  Hüllblätter,  zuletzt  doppelt  so  lang  als  die  Ilüllblätter,  an  der  ungleich 
ausgeschweiften  Mündung  nicht  gezähnt,  sonst  wie  beim  Vor.    Keimkörner  dunkelbraun. 

In  ausgedehnton,  flach  polsterförniigen,  gelblichgrünen,  bräunlichen  oder  besonders  an 
der  Spitze  purpurnen  Rüschen.  —  Oeltropfen  gross,  gekörnelt.  Cuticnla  gruftig  und  deutlich 
punetirt. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr,  im  Frühjahr,  meist  reichlich  und  öfters. 

An  Baumstrünken,  feuchten  besonders  quarzigen  Felsen,  auf  nackter  Erde,  zu- 
weilen auch  an  Torf,  in  der  Bergregion  sowie  am  Gebirgskamme  verbreitet.  —  Böhmer- 
wald :  auf  Urgestein  am  Bachufer  unterhalb  des  Teufels-Sees  bei  Eisenstein !  Arber-See ! 
Spitzberg,    Schwarzer   See,    Mittagsberg,    Fischerfilz !    Aussergefilde !    Moldauiiuellen !    — 


Jungermannia.  —  Complioatae.  43 


Isergebirge  (Coi-da).  —  Iserwälder  (Limpriclit).  —  Riesengeb. :  vom  Fusse  bis  auf  den 
Kamm  verbreitet  (Nees,  Flotow),  so  z.  B.  am  Muldeuberg  (Sitensky) !  oberhalb  der  Teiche 
(Milde)!  Kleine  Sturmhaube!  —  Weckelsdorf  I  Petersdorf!  —  Grulich  und  Rothtloss ! 

6.  Jungermannia  L. 

Übersicht   der   Sectionen: 

a)  Blattspitze  2— özähnig  oder  -lappig,  seltener  die  Blattfläche  3— 4theilig. 

«)  Kelch  an  der  Stengelspitze  (excl.  J.  setacea,  wo  er  an  ventralen  Ästen). 

aa)  Bl.  2lappig.    Lappen  sich  theilweise  deckend,   zusammengebogen,  oder 
gefaltet  und  kielig  vei-wachsen. 

1.  Sect.    Complicatae.    Lappen  meist  ungleich  (der  Unterl.  grösser).    Unterblätter 
spärlich   oder  fehlend. 

ßß)  Bl.  2 — ölappig  oder  zähnig,  mehr  oder  weniger  flach. 
f  Unterbl.  fehlend  oder  von  den  Seitenbl.  verschieden. 

2.  Sect.    Bidentes.    Bl.  21appig  oder  2-  (sehr  selten  3-)  zähnig,    niemals    riuuen- 
förmig,  ausser  mit  zusammengeneigten  Lappen.  Unterbl.  meist  fehlend. 

3.  Sect.  Barhatae.  Bl.  3 — ölappig,  oder  3 — 5zähnig  (selten  mit  2zähnigen  unter- 
mischt). Unterbl.  fehlen,  oder  deutlich,  oft  2theilig. 

tt  Unterbl.  mit  den  seitlichen  gleichgestaltig. 

4.  Sect.    Aequifoliae.    Bl.    entweder   tief   2theilig,    oder   bis    zur   Basis    in   2  —  4 

pfriemenfürmige  Lacinieu   gespalten. 

ß)  Kelch   am   Ende   ventral   angelegter   Äste,    seltener   an    seitwärts   gedrängten 
Hauptaxen. 

5.  Sect.     Cephalozleae.     Bl.  tief  21appig,  klein  bis  undeutlich.     Unterbl.  deutlich 
oder  rudimeutaer,  andersgestaltig. 

h)  Bl.  ungetheilt,  ganzrandig. 

6.  Sect.    Integrifoliae.    Unterbl.  nur  bei  einigen  Arten,  klein  und  durch  Wurzel- 
fasern verhüllt. 

1.  Sect.  Complicatae  (Diplophyllum  Dmrt.  ex  parte). 

Blätter  gekielt  oder  rinnig,  2lappig,  manchmal  der  eine  Lappen  tiefer  ausgerandet. 
*  Bl,  scharf  gekielt,  ungleich-2lappig.  Unterbl.  fehlen. 

1.  J.  albicans  L.  (Diplophyllum  Dmrt.  —  Scapania  Rabeuh.  —  J.  fissidento- 
idea  Hüben).  —  Secundäre  Stengel  und  Äste  reihenweise  aufsteigend,  oft  eimoärts  ge- 
krünmit,  spärlich  louzelliaarig.  Bl.  quer  ^o  stengelumfassend,  gegen  die  Spitze  feingesilgt. 
Lappen  länglich  eiförmig,  spitz  oder  stumpf,  der  obere  um  ^j^  Meiner,  vorwärts  ge- 
richtet, selten  mit  dem  unteren  fast  gleichlaufend,  und  aufliegend.  Zellen  am  Rande 
unregelmässig  4 — 6eckig,  kaum  durchscheinend,  viel  kleiner;  längs  der  Lappemnitte 
einige  Reihen  langer,  einen  hyalinen  Mittelstreif  hildenden  Zellen.  Kelch  verkehrt 
eilänglich,  unten  schwach  zusammengedrückt,  oben  faltig,  ungleich  ausgefressen  gezähnelt 
und  entfernt  geicimpert.  Wimpern  aus  2zelliger  Basis  2 — Szellig. 

In  lockereu  grünen,  gelblichen  oder  gebräunten,  meist  stattlichen  und  ausgedehnten 
Polstern.  Äste  bis  4  cm  lang,  am  trockenen  Standorte  meist  gebogen  und  zuweilen,  besonders 
die  (^,  feiner  und  kleinblättriger. 

l)  taxifoUa  (Wahlenh.  spec.  —  Dipl.  taxif.  Dmrt.).  Kleiner  und  feiner.  BlcMappen  fast 
gleichlaufend.  Der  hyaline  Mittelstreif  selir  kurz  oder  fehlend. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Frühjahr. 

Besonders  an  Quadersandstein,    auch  an  kieselhaltigen    Felsen    (nicht   auf  Kalk) 


44  Complicatae. 


oder  seltener  auf  Kiesboden  in  der  Berg-  und  Hochccebirgs-Region  (da  besonders  var.  b.) 
verbreitet.  —  Planina-^Yald  und  Bachufern  bei  Obecnic  im  Brdagebirge  (Freyn) !  —  Wälder 
bei  Rozmital  (Yelcnovsky) !  —  Nordbühmcn :  Turnau  an  Quadersand  bei  Waldstein, 
Gross-Skal,  Rothstein  u.  s.  w.  sehr  verbreitet!  —  Jeschken! —  Reichenberg  (Siegmund)! 

—  Isergebirge  (Limpricht).  —  Böhm.  Leipa  (Watzel).  —  Nixdorf  (Neumann)!  —  Neu- 
schloss  (1823  Opiz).  —  Haindorf  (Nees).  —  Schluckenau    (Karl)!   —  Tepliz  (Winkler). 

—  Schneekoppe  (nach  Nees,  Flotow).  —  Mummel,  Wurzelsdorf,  Weisswasser!  —  Aders- 
bach! —  Böhmerwald:  Eisenstein.  —  h)  Reichenberg  (Corda  nach  Nees).  —  Am  Kamme 
des  Riesengebirges  und  dessen  Abhängen:  Teufelsberg  bei  Neuwelt!  Wurzelsdorf!  H.Rad! 
Kl.  Sturmhaube!  Schneekoppe  (auch  Flotow)!  Weisswasser!  —  Aupathal  (Flotow).  — 
Adersbach!  —  Böhmerwald:  Arber!  Schwarzer  See! 

2.  J.  obtusifolia  Hook.  (Diplophyllum  Dmrt.)  —  Äste  bis  1  cm  lang,  hogig 
aufrecht^  dicht  ivurzelJiaan'g.  Bl.  auficärts  grösser,  auffallend  ungleichlappig.  Ober- 
lappen um  -/j  kleiner,  fast  i)arallel  dem  Stengel  anfliegend^  zuweilen  zugespitzt.  Der 
Unterlappen  länglich,  zur  Basis  schief  verbreitert.,  ahgernndet,  ganzrandig  oder  gesägt. 
Zellen  gegen  den  Rand  rundlich,  undurchsichtig,  um  etwas  kleiner  als  die  länglich 
eiförmigen^  durchscheinenden  Mittel-  und  Basalzellen.  Kelch  anfangs  stark  gebogen,  auf- 
geblasen verkehrt-eilänglich,  oben  zusammengezogen,  dnrch  vorspringende  Zellen  ungleich 
und  divergirend  gezähnelt. 

Kleiner  als  die  Vor.  In  gelbgrünen,  bräunlichen  oder  purpurnen  Truppen,  oft  auch  in 
ausgedehnten,  niedergeilrückten  Raschen  von  der  Traclit  d.  Scapan.  umbrosa  und  mrta.  Zellnetz 
gleichförmig  verdickt  mit  ungleichen  Oeltropfen.  Mütze  oft  rötblich.  Zähne  der  Kelchmündung 
öfters  verlängert  (1  zellig)  und  wimperartig. 

Einhäusig.  —  2}.  —  Fr.  im  Frühjahr  auch  sonst  mit  reichlichen  ausdauernden 
Kelchen. 

An  kiesig-thonigen  Waldrändern,  Abhängen,  in  Gräben  und  Hohlwegen,  in  der 
Hügelregion,  besonders  jedoch  im  Gebirge  zerstreut.  —  Nordbühmen :  Johannisbad  im 
Waldpark!  Am  Weisswasser!  Kamm  des  Riesengebirges,  besonders  auf  der  Nordseite  an 
Fusspfaden  (Nees).  —  Petersdorf,  waldige  Strassenlehne  gegen  Qualich!  —  Weckelsdorf, 
am  Eingang  in  die  Felsenvorstadt!  —  Grulich  und  Rothfloss  an  Waldgräben !  In  Wäldern 
des  Isergebirges  (Limpricht).  —  Reichenberg  (Corda).  —  Böhmerwald:  Eisenstein  am 
Waldwege  zum  Teufels-See!  Spitzberg  und  beim  Schwarzen  See! 

**  Blätter  rinnig  zusammengebogen,  scharf-,  zuweilen  stumpflappig. 

§  Lappen  ungleich,  sehr  scharf  gespitzt;  der  ünterlappen  grösser,  oft  2lappig. 

.3.  J.  exsecta  Schmid.  (Presl :  Obr.  22.  fig.  1488).  —  Secundaere  Stengel  und 
Aeste  aufsteigend,  fast  3  cm  hoch,  wurzelhaarig.  Bl.  oft  einseitswendig,  aufsteigend,  mit 
breit  abgerundeter  Bucht.  Unterlappen  vielmals  grösser,  eilanzettlich,  zuweilen  scharf- 
kurz-zioeilaping,  ivie  das  zahnartige  abstehende  Oberläppchen  ganzrandig,  meist  jedoch 
am  Ende  von  schmutziggelben  Keimkörnerhaufen  zerstört.  Kelch  walzenförmig,  stumpf- 
faltig;  die  zusammenneigenden  Zähne  der  Mündung  wimperartig  zerschlitzt. 

Heerdeuweise,  zuweilen  in  grünen  oder  briuinlichen  Häschen,  auch  vereinzelt  unter  Moosen. 
Zellen  verhältnissmässig  gross,  rundlich  4— 6eckig,  am  Rande  und  in  den  Lappen  undurchsichtig, 
am  Ende  zerstörter  Lappen  durchscheineiul  oder  hyalin.  Zellwände  überall  verdickt,  benachharte 
Ecken  oft  zmammeußiesseiid.  Keimkörner  selten  fehlend,  später  bräunlich,  meist  eckig,  birnförmig 
und  quergethcilt. 

Zweihäusig.  —  2|,  —  Fruchtet  seltener,  im  Frühjahr. 

Besonders  an  Quadersandstein,  aber  auch  auf  kiesig-thoniger  Erde  oder  an 
Baumstümpfen  schattiger  Wälder  von  Mittclböhmen  bis  aufs  Hochgebirge,  wo  sie  häu- 
figer, ziemlich  verbreitet.  — Prag:  Stern  (als  J.  saxicola,  Opiz)!  Särka!  Kosif!    (Opiz)!. 

—  Mednik    bei  Stechowiz!  —  An  Sandstoinfelsen  im  Wrutizer  Thal    nächst  Melnik!  — 

—  Turnau  in  Wäldern  h.äufig!  —  Jeschken  (Opiz^!  —  Bidim.  Leipa  (Watzel).  —  Teufels- 
bcrg  bei  Neuwelt!  —  Kamm  des  Riesengebirges,  so  auf  der  Schneekoppe  (Nees).  Aupa- 
thal (Nees).  —  In  Wäldern  bei  Rozmital  zahlreich  (Vclenovsky) !  —  Böhraerwald :  Rosen- 
berg, Spitzberg,  Schwarzer  See  bei  Eisenstein !  Arber ! 

§§  Blattlappen  gleich  gross  oder  fast  gleich,  beide  scharf  zugespitzt,  oft  stachelspitzig. 


Complioatae.  45 


4.  J.  Michauxii  Web.  (J.  densa  N.  v.  E.  —  J.  miimta  var.  procera  N.  v.  E.)  — 
Stenfrel  nicderliegend  mit  aufsteigender  Spitze,  halhstielrund,  oherseits  treppenförmig , 
spärlich  icurzelhaarir/.  Bl.  gleichmässig  dicht  gestellt,  eticas  schräg  umfassend,  fast 
quadratisch,  tief  scharf  2spaltig.  Der  Oberlappen  mit  dem  Dorsalrande  iceit  über  den 
Stengel  greifend,  sparrig  abstehend  und  eingekrümmt.  Beide  Lappen  gleich  gross, 
scharf  zugespitzt  oder  stachelspitzig.  Zellwände  unregelmässig-  sehr  stark  verdickt. 
Kelch  cylindrisch  bis  keulenförmig,  gegen  3  mm  lang.,  unten  glatt,  oben  seicht  faltig, 
mit  stark  zusammengeneigten,  stumpfgezähnten  und  in,  bis  7 zellige  lange  WimiJern  aus- 
laufenden Läppchen. 

Räsclien  grünlioh-gelbbrauu  oder  dunkelbraun,  flach  polsterförmig,  in  Grösse  und  Tracht 
der  J.  saxicola,  J.  minuta  oder  der  J.  Flörkei  ähnlich.  Unterbl.  erscheinen  nur  am  Ende  der  Ge- 
schlechtsäste. Zellen  klein,  mit  Chlorophyll  und  runden  Oeltropfen  dicht  erfüllt,  und  mit  fein- 
körniger Cuticula.  —  Die  Kelche  erscheinen  an  der  Mündung  zuweilen  ganz  plattgedrückt! 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr,  reichlich. 

Auf  tief  beschatteten  Baumstümpfen  und  schattigen  Sandsteinfelsen  der  Hügel- 
und  Bergregion,  selten.  —  Sandsteinf eisen  bei  Adersbach  an  Felsen  links  vom  Zuckerhut 
1880!  Eibgrund  (nach  Limpricht). 

5.  J.  Helleriana  N.  v.  E.  (Diplophyllum  Dmrt.  —  J.  vcrruculosa  Lindb.)  — 
Stengel  haarfein,  niederliegcnd,  vielästig,  oft  mit  schlanken  kleinblättrigen  Sprossen, 
unterseits  dicht  ivurzelhaarig.  Bl.  entfernt,  zweizeilig  abstehend,  theils  einseitig  aufge- 
richtet, quer-halbstengelumfassend.  Blatt-Bucht  fast  rechticinkelig.  Lappen  gleich,  .scharf 
gespitzt.,  gegeneinander  geneigt.  Zellen  gross,  bedeutend  verdickt,  die  der  obersten  Bl. 
und  des  Kelches  icarzig.  Kelch  wenig  emporgehoben,  eiförmig,  gefaltet;  dessen  ausge- 
bleichten, wimperig  zerschlitzten  Zähne  kaum  zusaminenneigend. 

In  niedrigen  bleichgrünen  oder  bräunlichen,  an  den  Stengelspitzen  oft_  purpurnen,  ver- 
webten Raschen.  Die  etwa  1  cm  laugen  Stengel  tragen  meist  gezweite,  bogige  Äste.  Hüllblätter 
($)  2-  und  3lappig,  ungleich  dornig  gezähnt.  Kelch  oft  röthlich.  —  Vom  Habitus  einer  J.  mitmta. 

Einhäusig.  —  2j.  —  Früchte  sehr  selten.  Fruchtreife  unbekannt. 
Auf  Baumrinden  und  faulenden  Baumstümpfen  der  unt.  Bergregion,   sehr  selten. 
—  Bisher  nur  um  Wölfeisdorf  am  Glatzer  Schneeberge  (nach  Limpricht). 

§§§.  Blattlappen  gleich-  oder  fast  gleich  gross,  entweder  beide  stumpflich  oder  der  un- 
tere stumpf  und  der  obere  zugespitzt,  zuweilen  auch  beide  stachelspitzig. 

6.  J.  minuta  Crantz.  (Diplophyllum  Dmrt.  —  J.  Trevirani  Hüben.)  —  Stengel 
fadendünu,  niederliegend  oder  aufsteigend,  gleichmässig  2zeilig  beblättert,  wenig  oder  gar 
nicht  icurzelhaarig.  Bl.  quer  \'.^  steugelumfassend,  kammartig  abstehend,  fast  bis  zur 
Hälfte  scharf  2spaltig,  mit  gegeneinander  geneigten  Lappen.  Diese  ganzrandig  oder 
durch  Keimkörner  gezähnt.  Zellen  derb,  überall  stark  verdickt.  Kelch  doppelt  höher 
als  die  aufrecht  angedrückten  Hüllblätter,  oval,  oben  faltig,  tief  geschlitzt.  Läppchen 
spärlich  und  ungleich  gezähnelt  und  (wie  bei  J.  Michauxii)   länger  gewimpert. 

In  verwebten  flachen,  meist  braungrünen  Rasen,  oder  vereinzelt.  Stengel  bis  .5  cm 
hoch,  mit  theils  seicht,  theils  bis  zur  ^l-,  ausgebuchteten  Blättern,  deren  Lappen  mit  ihrer  ganzen 
Fläche  gegeneinander  geneigt  sind.  Keimkörner  später  bräunlich  oder  röthlich  von  der  Form 
einer  stumpfen  vierseitigen  Piramide.  Die  geschlechtliche  Pflanze  dichter  beblättert.  —  Der  J. 
Helleriana  sehr  ähnlich  und  sonst  auch  mit  Sarcosc.  Fimckii  zu  vergleichen. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Früchte  seltener,  im  Sommer. 

Am  häufigsten  an  Sandstein  —  aber  auch  an  kieselhaltigen  Urgebirgsfelsen, 
sowie  auch  auf  kieselhaltiger  Erde  in  den  Vorbergen  und  im  Hochgebirge  verbreitet,  in 
der  Hügelregion  seltener.  —  Prag:  Krc  als  Sarcosc.  Funckii  (Opiz).  —  Im  Wruticer 
Thale  nächst  Melnik!  —  Turnau,  häfiger  an  Quadersandstein  bei  Waldstein !  — Reichen- 
berg (Corda).  —  Böhm.  Leipa  (Watzel).  —  Nixdorf  (Neuniann).  —  Pleisswedel  (Opiz)! 
—  Unter  den  Moosen  Malinsky's  aus  Nordböhmen !  —  Haindorf  (Nces,  Flotow).  —  Iser- 
gebirge,  in  Wäldern,  im  Flussbeete  der  Iser,  sowie  auf  den  höchsten  Erhebungen  (Limp- 
richt) und  daselbst  unter  den  von  Opiz  gesammelten  Moosen !  —  Riesengebirge :  Teufels- 
berg bei  Neuwelt!  Am  Gebirgskarame  (Flotow).  Weisse  Wiese!  Weisswasser!  Schneekoppe 


4g  Bidentes. 


(Nees).  —  Adrsbach  in  ausgedehnten  Rasen  (Nees) !  Daselbst  auch  unter  Sphagnum !  — 
Weckelsdorfer  Felsenstadt !  —  In  Wäldern  bei  Potenstein  häufig  (Sitensky) !  —  Böhmer- 
wald :  Eisenstein  am  Spitzberg  und  beim  Schwarzen  See ! 

7.  J.  saxicola  Schrad.  (Diplophyllum  Dmrt.  —  J.  resupinata  Wahlenb.)  — 
Stengel  aufsteigend,  halbsticlrund,  oherseits  ß<ich  und  fast  treppenförmig,  spärlich  wurzel- 
haarig. Bl.  etwas  schräg  umfassend,  nicht  herablaufend,  breit  eirund,  durch  eine  stumpfe 
enge  Bucht  bis  zur  Mitte  2lappig.  Oberlappen  etwas  abstehend^  spitz\  Unterlappen  an- 
gedrückt stumpf,  beide  fast  gleichgross,  ganzrandig  mit  eingebogenen  Rändern.  Zell- 
wände überall  stark  verdickt.  Kelch  doppelt  länger  als  die  2 — 41appigen  kleingesägten 
Hüllblätter,  aufgeblasen  eifOrmig,  faltig.     Seine  cilienartigen  Lappen  gegeneinander  geneigt. 

Dichtrasig,  meist  bräunlich  oder  gelblich,  selten  olivengrün,  2—5  cm  hoch.  Blätter  derb, 
ohne  Keimköruer.    Der  J.  Michausii  näher  als  der  vorigen. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Fr.  im  Frühjahr  und  Sommer;  die  weibliche  Pflanze  bei 
uns  jedoch  unbekannt. 

An  Felstrümmern  (meist  Gneiss)  des  Hochgebirges,  sehr  selten.  —  Rieseuge- 
birge:  Schneekoppe  am  Fusse  des  Kegels  (Fuuck  1819  und  Coli.  Cordae).  An  der 
Serpentine  von  der  Riesenbaude  zum  Gipfel  der  Koppe  1879 !  Angeblich  auch  im 
Isergebirge. 

II.  Sect.    Bidentes. 

Blätter  kurz  21appig  oder  2zähnig  (seltener  Szähnig),  oft  rinnenförmig  oder  mit 
zusammengeneigten  Lappen.     Unterblätter  öfters  fehlend. 

a.)  Blattlappen  stumpf  (ausgenom.  J.    Müllen,  die  mit   deutl.  Unterbl.,   und   zu- 
weilen J.   Wenzeln,  deren  Zellnetz  hyalin  ist);  Blätter  sehr  schräg  inserirt. 

t  Blattlappeu  spitzig,  etwas  ungleich.  Unterbl.  deutlich.  Zellen  undurchsichtig,  wenigstens 
in  den  Ecken  stark  verdickt. 

8.  J.  Mülleri  N.  v.  E.  (J,  bantr^ensis  N.  v.  E.  —  J.  Libertae  Hüben.  —  J. 
bantryensis  Hook  var.  ß)  Mülleri  Lindb.  —  J.  Schultzii  Nees.  —  J.  Hornschuchiana 
Nees).  —  Stengel  1 — 4  cm.  lang,  nicht  durchscheinend,  wenig  ästig,  wurzelhaarig.  Bl. 
schräg  inserirt,  nicht  herablaufend,  rundlich,  durch  eine  fach  mondförmige  Bucht  etwas 
nngleich  spitz  2lappig,  seltener  einige  Lappen  stumpf  oder  abgerundet.  Blattfläche  bei 
der  Bucht  rückwärts  gebogen.  Die  älteren  Bl.  seitlich  fast  wagerecht  ausgebreitet. 
Unterbl.  deutlich^  lanzett-pfriemenförmig,  ganz  bis  vieltheilig.  —  Zellen  derb,  fast 
gleichgross,  in  den  Zellecken  sehr  deutlich  3eckig  verdickt^  mit  meist  kleinen,  runden 
Oeltropfen.  —  Kelch  cylindrisch,  mit  1  Längsfalte,  oben  faltig.  Mündung  langwim- 
2>erig  gezähnt. 

Rasen  gelb-  oder  bräunlich  grün,  auf  feuchter  Unterlage  niederliegend,  auf  trockener  auf- 
steigend, meist  gross.  Wurzelhaare  laug,  zuweilen  am  Anfange  purpurn.  Bl.  ungleich  gross,  die 
oberen  aufsteigend,  oft  am  Grunde  des  Oberlappeus  mit  kurzem  Zähnchen.  Wände  der  Randzellen 
verdickt;  die  Zellen  sonst  undurchsichtig,  oft  aber  auch  ihr  Inhalt  wandständig.  Kapsel  meist 
braunroth.  —  Die  rflanzen  von  feuchten  Lokalitäten  grosser  und  länger,  gross  und  mehr  wage- 
recht beblättert,  mit  besonders  deutlichen  Unterbl.  —  Die  Pflanze  von  Wildenschwert  hat  viele 
stumpfe  oder  abc^erundete  Blattlappen,  wenige  grosse  und  gekörnelte  Oeltropfen  und  viele  waud- 
ständige  Chlorophyllkörner. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Frühjahr  und  Sommer;  oft  und  reichlich  mit 
Kelchen.  — 

An  feuchten  schattigen  Kalkfelsen,  oder  auf  kalkhaltigem  Boden  in  der  Hügel- 
und  Bergregion  zerstreut,  stellenweise  massenhaft.  —  Opiz.  im  bot.  Tauschverein ;  Mar- 
tius  in  Böhm.  Kryptog.  Gew.  von  Opiz.  1823.  —  Jungbunzlau  an  der  kalkhaltigen  Iser- 
lehne  gegen  Nenberg!  —  Turnau,  an  F'elsen  und  Wegen  des  Faräfstvi-Waldes  sehr 
zahlreich  und  mit  reichlichen  Kelchen !  —  Jeschkenabhang  oberhalb  Svetlä !  —  Johan- 
uisbad  an  feuchter  Waldlehue  bei  der  Kaiserquelle!  —  Adler-Kostelec  gegen  Wyhuanov! 


Bidentes.  47 


—  Wilcleiiscliwert  an  der  Braudeiser  Strasse!  —  Glatzer  Scliueeburg  (Nces).  —  Böhmer- 
wald :  Kusoliwarda  !  Arber ! 

tt  Blattlappeu  stumpf  oder  zugespitzt.    Zellen  weit,  düunwaudig,  durchsichtig. 

9.  J.  acuta  Lindenb.  (J.  bantrycnsis  Hook.  var.  y)  acuta  I^iiidb.)  —  Secuudaere 
Stengel  meist  5  mm  laug,  mit  zahlreicbeu  umherschweifenden  Sprossen,  bleich  und 
durchscheinend,  wurzelhaarig.  Bl.  locker  gestellt,  sehr  schräg  inserirt,  zart^  rundlich, 
durch  eine  scharfe  Bucht  in  2  kurze,  stumpfe  oder  zugespitzte  Lappen  ausgeschnitten. 
Unterhl.  nur  an  Geschlechtsästen  deutlich,  pfriemenförmig,  oft  fehlend.  Weibl.  HüUbl. 
zuweilen  gesägt-gezähnt.  Zellen  iceit  und  licht,  gleichgross,  dünnwandig,  angulaer  nicht 
verdickt.  Kelch  bis  1  mm  lang,  fast  walzenförmig,  an  der  faltigen  abgerundeten  Mün- 
dung zu  einem  Röhrchen  zusammengezogen  und  durch  vorspringende  Zellen  an  den 
Laijpenenden  crenulirt. 

Rasen  stets  gelbgriui,  ziemlich  dicht  und  niedrig  abgeflacht.  Blätter  theils  aufgerichtet, 
theils  ausgebreitet;  deren  Zelltropfen  an  den  Wänden  spärlich  gelagert.  Cuticula  dicht  und  fein- 
körnig. Kelch  durch  Sprossung  bald  rückenständig,  anfangs  länglich  birnförmig.  Kapsel  klein, 
purpurn.     Sporen  etwas  breiter  als  die  purpurnen  Schleuderer. 

Zweibäusig.  —  2|,  —  Fr.  in  Frühjahr. 

Auf  sandig-kalkigem  Boden,  auf  verwitterter  Glimmerschiefer-  und  Gueiss-Erde, 
in  Hohlwegen  lichter  Waldstelleu,  ziemlich  selten.  —  Jobannisbad  im  Waldparke  auf 
einer  lichten  steinigen  Stelle  cum  Perianth.   1879  ! 

10.  J.  Weiizelii  N.  v.  E.  (Mesophylla  Dmrt.).  —  Stengel  bis  4  cm  laug, 
schlaff  aufrecht,  ziemlich  dick,  gelblich,  fast  einfach,  spärlich  wurzelhaarig.  Bl,  meist 
locker  gestellt,  sehr  schlaff,  oben  wenig  herablaufend,  die  jüngeren  fast  quer  inserirt, 
rundlich  bis  oval,  durch  eine  seicht  stumpfwinkelige  Bucht  spitz  oder  stumpflich  21appig. 
Lappen  oft  eingeschlagen.  Uuterbl.  nur  an  der  Stengelspitze,  spärlich.  Weibl.  Hüllblätter 
grösser,  durch  enge  Buchten  tmgleich  spitz  2 — ölappig.  —  Zellen  gegen  den  Rand 
kleiner,  angulaer  schwach  verdickt.  —  Kelch  walzenförmig,  4 — 5  mm  laug,  mit  1  Längs- 
falte, oben  stumpffcdtig,  quergestuzt,  ungleich  gezähnt.     Kapsel  hraunroth. 

Zwischen  Sumpfmooseu  zerstreut,  gelbgriui  bis  gebräunt,  fettfjlänzend,  den  lockerbeblät- 
terten Formen  von  J.  iuüata  ähnlich.  Der  fleischige  Stengel  ist  an  der  Spitze  gewöhnlich  gebogen 
und  unterseits  oft  bräunlich.  Bei  tieferer  Bucht  sind  die  Blätter  mehr  zugespitzt.  Kelch  zu 
^'3  emporgehoben.  Kapsel  rundlich-oval  mit  dunkelbraunen,  ungleich  grossen  Sporen  von  Breite 
der  Schlcuderer. 

Zweibäusig.  —  2|.  —  Fruchtet  Anfang  Juli. 

In  den  Mooren  des  Hochgebirges,  sehr  selten.  —  Riesengebirge:  am  Koppenplau 
im  J.   1824  von  Flotow  fruchtend  gesammelt. 

ttt  Blattlappen  stumpflich.  Zellen  mehr  oder  weniger  verdickt  und  derb  undurchsichtig. 

11.  J.  inflata  Huds.  (Gymnocolea  Dmrt.).  —  Stengel  1 — 2  cm;  im  Wasser 
bis  1  dm  lang,  niederliegend  bis  aufrecht,  fadeudünu,  meist  schlaff,  ästig,  spärlich  kurz 
wurzelhaarig.  —  Bl.  meist  locker  gestellt,  mit  Ausnahme  der  jüngeren  schräg  inserirt, 
etwas  herablaufeud,  rundlich,  meist  flach.  Bucht  seicht  und  tceit,  rechtwinkelig  und 
stumpf  (seltener  tiefer  und  spitzer).  Blattlappen  kurz  eiförmig,  oft  gegeneinander  massig 
geneigt  oder  eingebogen.  Uuterbl.  nur  gegen  die  Spitze  der  Gescblecbtsäste.  —  Zellen 
ziendich  gross  und  gleich,  überall  mehr  oder  weniger  dickwandig,  mit  vielen  Oeltropfen. 
Kelch  über  die  HüUbl.  oft  gänzlich  emporgehoben,  länglich  birnförmig,  stumpf,  mit  4 — 5 
zusanmienneigenden  Zähnen. 

In  dichten  weichen,  grünen,  bräunlichen  oder  schwärzlichen,  fettglänzendeu  Polstern, 
oder  vereinzelt.  Blätter  meist  kammartig  2zeilig  ausgebreitet,  autfallend  stumpflappig,  bald 
dichter  bald  locker  gestellt.  Kelch  am  Grunde  verdünnt,  von  den  kleineren  Hüllblättern  oft 
gänzlich  unverhüllt.  —  Sehr  veränderlich,  und  besonders  in  folgenden  Varietäten  auftretend :  a)  hercij- 
niea,  schwammig  polsterförmig.  Stengel  aufrecht,  mit  schlanken  Sprossen  und  stets  gegen  einander 
geneigten  Blattlappen,  ß)  laxa,  grösser,  lebhaft  grün,  mit  sehr  locker  gestellten,  flachen  Bl.  y)  ßid- 
tans;  schwimmend,  bis  1  dm  lang,  sehr  entfernt  beblättert. 


48  Bid.en.tes. 


Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr,  seltener,  jedoch  oft  mit  Kelchen. 

In  Torfmooren,  auf  Torfwiesen  und  in  ihren  Gewässern,  seltener  am  trockenen 
Standort,  in  Bereiche  der  Berg-  und  höheren  Gebirgsregion  sehr  verbreitet.  Rohozna, 
chrud.  Kreis  (Cenek) !  —  Südlicher,  trockener  Jesckkenabhang  oberhalb  Liebenau !  — 
Torfmoore  bei  Weisswasser  und  Kirschberg  (Sitensky) !  —  Isergebirge,  Moore  und  im 
Iserbeete  (Limpricht).  —  Riesengebirge :  Kesselgrund  (Funck,  Nees).  In  Gewässern  und 
Sümpfen  der  Moore  am  Gebirgskamme  zahlreich,  so  am  Koppenplan  und  auf  der  "Weissen 
Wiese  (Milde,  Beilschmied  n.  and.)!  —  Lubocher  Ebene  (a)  (Sitensky)!  —  Gottesgab 
im  Erzgebirge  an  Torfmooren  (Handtke).  —  Böhmerwald :  Torf  wiesen  am  nördlichen 
Abhänge  bei  St.  Thomas!  Moldauquellen!  Am  Fischer-  und  Ahornfilz!  —  Torfwiese  bei 
Heidel  oberhalb  Innergefilde! 

12.  J.  orcadensis  Hook.  (Mesophylla  Dmrt.).  —  Stengel  lang,  bis  1  dm  tiber- 
greifend, aufrecht  oder  aufsteigend,  starr,  wenig  ästig,  kw'Z  und  dicht  wurzelhaarig . 
Bl.  fest,  genähert,  sehr  schräg  inserirt  und  herahlaufend,  aufsteigend  und  nach  vorn 
gerichtet.  Blatttiäche  aus  breiter  Basis  rundlich  eiförmig,  flach,  jedoch  längs  des  Ventral- 
randes zurückgeschlagen.  Bucht  sehr  seicht^  stumpf;  Lappen  2  (seltener  3),  ungleich, 
stumpflich,  etiuas  rückwärts  gebogen.  Zellen  derh,  angulaer  verdickt,  kaum  durchschei- 
nend, gegen  den  Rand  kleiner.  —  Kelch  und  Früchte  unbekannt. 

In  lockeren,  oliven-  bis  braimgrüiien  Rasen,  oder  vereinzelt  unter  stattlichen  Moosen.  Bl. 
gross,  je  zwei  gegenüberliegende  mit  der  Oberfläche  einander  zugekehrt.  —  Nach  Nees  sind  die 
Kelche  zwischen  zwei  grösseren  Hüllblättern  von  2  kleineren,  2lappigen  Blättchen  eingeschlossen. 
Überhaupt  sind  die  9  wenig  und  die  cj  gar  nicht  bekannt.  Ihre  Stelle  vertreten  grosse,  eckige 
bis  ovale,  duukelrothbrauue  Keimkörner  an  den  Blattlappen  oder  au  der  Stengelspitze. 

Blüthenstaud  ?  —  ^  — 

An  Felsen  oder  auf  nacktem  bemoostem  Humusboden,  auch  auf  trockenen 
Moosen  in  den  Vorbergen  und  besonders  im  Hochgebirge  verbreitet.  —  Südlicher  Jesch- 
kenabhang  1877 !  —  Reichenberg  in  einer  Höhe  von  2750'  (Corda  nach  Nees).  —  Teu- 
felsberg bei  Neuwelt,  an  dessen  Fusse  circa  600  m  hoch!  —  Am  ganzen  Riesengebirgs- 
kamme  am  Fusse  der  Steinblöcke  und  Felsen,  so  am  Hohen  Rad !  Grosse  Sturmhaube ! 
Mannsteine!  Schneekoppe  (Flotow,  Nees).  —  Böhmerwald:  unterhalb  des  Teufelssees  bei 
Eisenstein  mit  Mastigobr.  trilobatum !  —  Nordabhang  des  Spitzberges !  —  In  den  Mooren 
der  Moldauquellen  im  Schatten  hoher  Equiseten! 

ß)  Blattlappen  spitzig  (bei  /.  alpestris  zuweilen  stumpflich,  gegen  einander  geneigt). 
*  Blattzellen  dünnwandig,  zuweilen  nur  angulaer  verdickt, 
t  Die  jüngsten  Blätter  (exclus.  Hüllblätter)  nicht  wellig-kraus. 

13.  J.  ventricosa  Dicks.  Stengel  1 — 3  cm  lang,  niederliegend  oder  aufstei- 
gend, dicht  und  ziemlich  lang  wurzelhaarig.  Bl.  schief  2seitig  abstehend,  ovalquadratisch, 
zart,  oft  bleich,  flach  oder  seicht  rinnig,  durch  eine  breite,  meist  hcdbmondförmige  Bucht 
spitz  2  (selten  3)  lappig.  Lappen  oft  divergirtnd.  —  Unterbl.  pfriemenförmig,  nur 
gegen  die  Stengelspitze  deutlich.  —  Zellen  weit,  zart  und  gleich,  nur  angulaer  deutlich 
verdickt,  dicht  mit  Chlorophgll  und  unregelm.  Oeltropfen  gefüllt,  zuletzt  in  der  Mitte 
durchsichtig  Keirakörner  gelblich  grün,  meist  kubisch.  Weibl.  Hüllbl.  grösser,  faltig, 
3 — Ölappig  oder  2zähnig.  Kelch  aufgeblasen  eiförmig,  später  eilänglich,  tief  herab 
stark  faltig  und  durch  vorspringende  Zellen  kurz  stumpflich  oder  scharf  und  un- 
gleich gezähnt. 

Dicht  und  flacbrasig,  licht  oder  dunkelgrün,  seltener  pnrpurbraun.  Stengel  nnterseits 
zuweilen  röthlich,  ästig,  dem  Substrat  durch  dichte  Wurzelfasern  fest  angewachsen.  Die  keim- 
k(ü-nertragendcn  Bl.  sind  länger  und  spitzer  gelappt.  Kapsel  bei  der  Normalform  violett  rothbrauu. 
Sporen  braun,  feinwarzig,  fast  doppelt  so  breit  als  die  Schleuderer. 

h)  polhi/roleuca  (N.  V.  E.  als  Art).  Stengel  purpurn.  Bl.  meist  bleich,  angulaer  stark  ver- 
dickt. Weibl.  Hüllld.  handforinig  3— 4spaltig.  Kelch  zuletzt  länglich  bis  ivalzenfönnig,  oft  weit 
emporgehoben,  am  Ende  schwach  faltig;  Mündung  ungleich  unviperig  gezähnt.  Kapsel  und  Sporen 
gelhbrmm.   — 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr.  Ende  Sommer,  bei  uns,  wo  meist  keimköruertrageud, 
seltener.  — 


Bidentes.  49 


An  schattigen  Felsen,  Stämmen,  Stümpfen  oder  auf  nackter  Erde,  auch  an  son- 
nigen Berglehnen  und  unter  Moosen  zerstreut,  von  der  Ebene  bis  auf's  Hochgebirge  ver- 
breitet. —  Prag:  Zizkaberg,  Kosif,  Särkaabbänge,  Liboc,  Kuchelbad,  Königssaal,  Zävist! 
Wälder  bei  Dobfichovic  !  —  Südböhmen :  Unter-Krälovic  an  Felsen  der  Zelivka !  —  Pisek, 
in  Wäldern  so  z.  B.  bei  der  Schwimmscbule,  häufig !  —  Böhmerwald  (Corda) :  Blansker- 
wald!  —  Libin  b.  Prachatic.  —  St.  Thomas.  —  Kuschwarda!  Am  Fischerfilz  mit  Peri- 
anthien!  —  Nordböhmen:  Turnau !  —  Jeschken!  —  Nixdorf  (Neumann)!  —  Böhm. 
Leipa  (Watzel).  —  Isergebirge  (Nees,  Limpricht).  —  Tannwald !  —  Rieseugeb. :  Teufcls- 
berg  b.  Neuwelt!  Ziegenrücken!  Am  Kamme  und  den  Abhängen  (Nees,  Flotow),  so  z.  B. 
Grosse  Sturmhaube  und  Weisswasser!  Johannisbad!  —  Rothfloss  bei  Grulich,  Klapper- 
steine, am  Brauner!  —  Pottenstein  (Sitensky)!  —  Westl.  Böhm:  Karlsbad  an  feuchtem 
Gi'auitfelsen  am  Fusse  des  Hirschsprungs !  —  hj  Pleiswedl  (Opiz).  Ilaindorf  (Flotow). 
Jeschken  (Corda  nach  Nees).  Kamm  des  Isergcbirgos  (Nees).  Eibgrund  (Flotow).  Weiss- 
wasser (Wimmer).  W.  Wiese?  (Göppert).  H.  Rad  (Flotow).  G.  Sturmhaube!  Ziegeu- 
rückeu!  —  Adrsbach  und  Weckelsdorf!  Petersdorf I  — Rothfloss  bai  Grulich!  —  Grenz- 
bauden (Milde) !  Glatzer  Schneeberg  (Nees)  —  Böhmerwald  (Corda).  Arber !  —  Ahorn- 
filz !  —  Spitzberg !  —  Kuschwarda !  —  Rosenberg !     Wälder  bei  Rozmital  (Velenovsky) ! 

14.  J.  excisa  Ilook.  (J.  bicreuata  Hüben,  ex  parte.)  —  Stengel  kmim  5  mm 
lang,  durch  lange  Wurzelhaare  dem  Substrat  dicht  angewachsen,  mit  der  Spitze  etwas 
aufsteigend.  Bl.  mehr  oder  weniger  aufgerichtet,  zart  und  dichtgestellt ;  die  älteren  schräg 
inserirt,  massig  rinnig.  Alle  rundlich,  oder  eirundquadratisch,  durch  eine  seichte,  flach- 
mondförmigc  oder  stumpfe  Bucht  in  2  meist  ungleich  grosse,  nur  selten  stumpfe  Lappen 
getlieilt.  Zellen  weit^  gleichgross,  sehr  dünnwandig,  angulär  nicht  verdickt,  im  Zell- 
raiime  früh  entfärbt.  Weibl.  HüUbl.  grösser  und  breiter  als  die  BL,  scharf  oder  stumpf- 
lich eingeschnitten,  mit  .3 — 5  spitzen  Lappen.  Kelch  tveit  emporgehoben,  länglich  bis 
walzenförmig,  oben  stumpf  faltig,  au  der  wenig  schrägen  Mündung  kurzlappig.  I^appen 
am  breiten  Ende  durch  vorspringende  längliche,  am  Ende  abgerundete  und  divergirende 
Zellen  ungleich  gezähnelt.    Sporen  dicht  ^varzig,  doppelt  breiter  als  die  Schleuderer. 

In  kleinen  bleichgrüuen,  zuweilen  purpurn  angelaufenen  Gruppen,  selten  in  Raschen. 
Der  vom  Substrat  nicht  leicht  isolirbare  Stengel  oft  röthlicb,  wie  auch  zuweilen  die  Kelchspitze. 
Keimkörner  sehr  selten,  gross,  rundlich  —  bis  abgerundet  4eckig,  inirpuni. 

Einhäusig.  — .  2j.  —  Frucht  im  Frühjahr  und  Herbste. 

Auf  kisieg  thonigem  Boden,  besonders  an  lichten  Abhängen,  auf  Haideland  in 
der  Ebene  und  Hügelregiou,  daselbst  stellenweise  ziemlich  hoch  auftretend;  zerstreut, 
und  der  Zartheit  wegen  wohl  oft  übersehen.  —  Prag:  auf  der  Nordseite  der  Lehnen  im 
Särkathale  mit  J.  intermedial  —  Pürglitz  an  lichten  Waldabhängen!  Südabhang  des 
Mileschauer!  Nach  Plumert  im  Bereiche  der  Flora  des  Iser-  und  Jeschkengebirges.  — 
Pisek  in  Südböhm,  an  einem,  von  Erica  bewohnten  Feldraine  bei  St.  Wenzel  mit  zahl- 
reichen Früchten !  —  Blänsker  Wald  bei  Krumau  ! 

•\-\)  Oberste  Blätter  sehr  gedrängt,  wellig  kraus. 

15.  J.  intermedia  N.  v.  E.  (excl.  var.  minor.  —  .1.  excisa  /3)  crispata  Hook. 
—  J.  capitata  Hook.)  —  Stengel  kurz,  kriechend.  Äste  aufsteigend,  büschelig,  dicht 
schopfig  beblättert,  wurzelhaarig.  Blätter  fleischig,  durch  eine  vielgestaltige  Bucht  un- 
gleich 2 — Slappig ;  der  Yentrallappen  meist  stumpflich.  Die  obersten  Bl.  grösser,  fast 
quer  inserirt,  sehr  und  rosettenartig  gedrängt,  tcagerecht  abstehend.  —  Zellen  ziemlich 
weit,  dünmcandig,  angnlär  nicht  oder  schwach  verdicht,  dicht  mit  Chlorophyll  gefüllt. 
Weibl.  Hüllbl.  grösser,  abstehend,  wellig,  ungleich  spitz  3 — -5  lappig,  stumpfzähnig  bis 
winkelig  buchtig.  Kelch  gedunsen  eiförmig,  tief  herab  faltig,  etwa  zur  Hälfte  em- 
porgehoben. 

In  niedrigen,  satt-  bis  scliwärzlichgrünen,  zuweilen  purpurn  angehauchten  Rasen  oder 
Polstern,  mit  dicht  dem  Substrat  angeschraiegten  Stengeln.  Die  Astspitzen  erscheinen  Kopfsalat- 
fövmig.  Keimkörner  an  den  Hüllblättern,  sonst  wie  bei  Vor.  —  Ist  mit  beiden  Vor.  zu  vergleichen ! 

Einhäusig.  —  2).  — •  Frucht  nicht  selten,  im  Frühjahr  und  Spätsommer!  (Peri- 
anthien  häufig). 

4 


50 


Bidenies. 


Auf  thonigsandigen  Abhängen,  Hohlwegen,  am  Saume  der  Nadelwälder  und 
dergl.,  in  der  Ebene  und  Hügelregion  ziemlich  häufig  (wohl  oft  übersehen),  im  Gebirge 
seltener.  —  Prag:  am  nördlichen  Abhänge  des  Zizkaberges  in  Gesellschaft  der  J.  ven- 
tricosa!  Im  Särkathal  gegenüber  Zezulka  häufiger  unter  Hecken  !  —  Dzbän  in  der  Wilden 
Sdrka  (Stolz)!  —  Medniker  Berg  bei  Stechovic!  —  Pisek  im  Kiefernwald  b.  der 
Schwimmschule!  —  Am  Tfemsin   (Velenovsky) !  —  Riesengrund  beim  Forsthause  (Nees), 

**)  Blattzelleu  dickwandig,  besonders  augulär  stark  verdickt. 

16.  J.  bicrenata  Lindenb.  (J.  commutata  Hüben.  —  J.  intermedia  a)  minor 
N.  V.  E.).  —  Stengel  nur  gegen  5  mm  lang,  kriechend,  die  Spitze  aufsteigend,  dicht 
wurzelhaarig,  Blätter  klein,  gedrängt,  die  unteren  schräg  inserirt,  alle  durch  eine 
seichte  stumpfliche  Bucht  in  2  kiorze  spitze  Lappen  getheilt.  Zellen  ziemlich  gross,  an- 
fangs mit  Chlorophyll  und  Oeltropfen  dicht  erfüllt,  bald  aber  im  Mittelraume  licht  und 
dann  auffallend  besonders  in  den  Ecken  dickioandig.  Weibl.  HüUbl.  aus  scharfer  Bucht 
2 — Slappig,  fein  uiu/leich  sägezähnicj  oder  ganzrandif/.  Kelch  ziemlich  gross,  eiförmig 
bis  eilänglich,  an  der  faltigen  Spitze  ausgebleicht,  ungleich  dicht  gezähnt.  Zähne  lang 
meist  2 — Szellig.     Sporen  von  Breite  der  Schleuderer. 

In  niedrigen,  licht  gelblich  grünen,  an  sonniger  Localität  purpurbraunen  Häufchen,  an 
den  nur  die  fruchtenden  Stengelspitzen  emporragen.  Bl.  nur  0.5  mvi  lang,  aufsteigend,  schwach 
rinuig,  durch  eigeuthümlich  vei'dickte  Zellwände,  denen  auch  die  in  den  Kelchzähnen  vorkoni- 
meudeu  ähnlich  sind,  äusserst  charakteristisch.  —  Junge  Pflanzen  und  Schwächlinge  haben  dün- 
nere Zell  wände.     Keimkorner  bräunlichgelb,  gross,  sternförmig-eckig. 

Einhäusig.  —  2}.  —  Fruchtet  häufig  im  Sommer  und  Anfangs  Herbst. 

Auf  sandig  thonigem  Boden,  an  Rainen,  trockenen  Waldgräben,  Haideland,  nur 
in  der  Ebene  und  Hügelregion,  selten  auf  Bergen,  ziemlich  zerstreut.  —  Prag:  Nadel- 
wald zwischen  Bechovic  und  Ouwal!  —  Nordböhmen:  Nach  Plumert  im  Iser-  und 
Jeschengebirge.  —  Südabhang  des  Jeschken!  — ■  Bösig!  —  Südabhang  des  Mileschauer 
mit  J.  hycdina  an  Hohlwegen !  —  Adlerkostelec  an  der  Flusslehne !  —  Klappersteiue  am 
Kamme  des  Glatzer  Schueebergrückens  1880!  —  Westl.  Böhm.:  Karlsbad  an  der  Lehne 
b.  der  Porzellanfabrig  im  Teplthale !  —  Südböhm. :  Rosenberg,  am  Hohlwege  östlich 
vom  Schlosse! 

17.  J.  alpestris  Schleich.  (J.  sudetica  Hüben.  —  J.  curvula;  sicca;  vogesiaca 
N.  V.  E.).  —  Stengel  1 — 3  cm  lang,  fest,  unterseits  öfters  purpurhräunlich,  dicht 
lüurzelhaarig.  Bl.  straff,  herahlaufend^  durch  eine  vielgestaltige  Bucht  seicht  und 
stumpf  (zuweilen  spitz)  ausgerandet.  Lappen  oneist  spitz,  eingebogen.  Zellen  derb, 
ziemlich  gross,  rundlich  5 — 6eckig  mit  grossen  Oeltropfen  dicht  erfüllt.  Die  grossen  an- 
gulären  Verdickungen  oft  zusammenfiiessend.  Keimkörner  mennigroth,  lappenständig, 
sternförmigeckig.  IlüUbl.  gross,  rundlich,  2 — Slappig,  V2  ^^  ^^i^S  ^^^  ^^r  Kelch.  Dieser 
länglich,  fast  glatt,  nur  oben  stumpffaltig,  meist  4zähnig. 

Sehr  polymorph.  In  flachen,  oft  ausgebreiteten,  dicht  verwobeuen  Rasen,  oder  verein- 
zelt; niattglänzend,  bräunlich,  rothgelb,  seltener  grün.  Wurzelfasern  anfangs  oft  purpurn.  Blätter 
(licht  gestellt,  die  unteren  flacher,  mehr  abstehend,  die  oberen  beiderseits  über  den  Stengel  auf- 
steigend und  zusammenneigend.    Kapsel  viollet-rothbraun,  kaum  breiter  als  die  Schleuderer. 

Zweihäusig.  — ■  '^-  —  Frucht  seltener,  im  Frühjahr;  meist  Keimkörner  tragend. 

Auf  kiesiger  Erde,  an  Felsen,  Wegen  und  Abhängen,  auch  an  trockenen  Mooren, 
nur  in  der  Berg-  und  Hochgebirgsregion  und  da  sehr  verbreitet  von  da  zuweilen  auch  an  die 
Vorberge  niedersteigend.  —  Rcichenberg  (Corda,  Siegnmnd).  —  Haindorf  (Nees).  —  Iser- 
gebirge  (Limpricht) ;  Tafelfichte  (Menzl) !  —  Riesengebirge :  Teufelsberg  bei  Neuwelt ! 
Kesselgruud  (Neos).  Ziegenrücken!  Am  Gebirgskamme,  dessen  Gipfel  und  Wiesen  bis 
auf  die  Koppe  verbreitet,  so  auch  im  Rübezahl's  Garten  bereits  von  Fuuck  1819  ge- 
sammelt! —  Aupathal  (Milde,  Nees).  Brauner  oberhalb  Grulich!  —  Böhmerwald;  Am 
nördl.  Abhang  des  Arber!  Spitzberg  bei  Eisenstein,  besonders  an  Felsblöcken  am  Fuss- 
pfade  von  der  Station  zum  Prokop! 


Barbatae.  5 1 

III.  Sect.  Barbatae. 

Blätter  oft  breiter  als  lang,  kurz  oder  bis  zur  Basis  3 — 51appig,  seltener  21ai)pig. 
Unterbl.  deutlich  oder  fehlend. 

«)  Bl.  bis   zur  Basis  3 — 4  theilig.    Abschnitte  mit   rückwärts   gerichteten  Zähneu. 

18.  J.  setiformis  Ehrh.  (Authelia  Dmrt.  —  Chandonanthus  Lindb.  —  Presl : 
Obr.  22.  flg.  1457j.  —  Stengel  2  cm  oder  viel  darüber  lang,  fadenförmig^  drehruud, 
brüchig,  gabelig  getheilt,  kurz  wurzelhaarig  bis  kahl.  Bl.  gedrängt,  dicht  dachziegelig, 
fast  quer  inserirt,  breiter  als  lang,  mit  aufrechten,  spitz  cilänglichen  Abschnitten.  Diese 
am  Rande  auswärts  gebogen,  imten  mit  langen  Zähnen.  Unterbl.  gross,  tief  getheilt, 
an  der  Basis  gezähnt.  —  Zellen  sehr  derb,  blatterig  aufgetrieben.^  rings  dickivandig. 
Kelch  dickeiförmig,  tief  hinab  lOfaltig,  an  der  zusammengezogenen  Mündung  hyalin 
haarfein  gezähnt. 

In  gelbbraunen,  oft  ausgedehnten  und  hohen  Polstern. 

h)  alpina  Hook.  Kleiner  und  feiner,  mehr  grün.  Stengel  oft  verkürzt,  niederliegeud 
■wurzelhaarig,  Bl.  minder  tief  getheilt,  weniger  gezähnt. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  bei  uns  unbekannt,  sonst  im  Frühjahre. 

Zwischen  Gerolle  oder  auch  an  Gneissfelsen  des  Hochgebirges  ziemlich  ver- 
breitet. —  Riesengebirge :  Schncekoppe  (Nees) !  oft  mit  Gymnomitrium  concinnattmi,  so 
an  der  Serpentine  zur  Koppe!  Nach  Plumert  auch  im  Isergebirge.  —  b)  Elbwicse,  Kl. 
Sturmhaube  nächst  der  Spindlbaude,  in  den  Schneegruben  (Nees). 

ß)  Bl.  3 — 5  zähnig  (zuweilen  einige  2zähnig),  oder  kurz  3 — 5  lappig, 
t  Bl.  3— Slappig,  sehr  faltig-kraus.  Unterbl.  fehlen  oder  zuweilen  auf  den  Geschlechtsästen. 

19.  J.  incisa  Schrad.  (J.  viridissima  N.  v.  E,  —  Presl:  Obr.  22.  fig.  1459). 
Stengel  meist  verkürzt,  5  mm  lang,  in  feuchten  Gebirgslagen  mehr  verlängert,  dick,  auf- 
steigend, lang  und  dicht  icurzelhaarig .  Bl.  saftig,  dicht  gedrängt,  an  der  Spitze 
schopfartig  gehäuft,  nach  vorn  und  aufwärts  abstehend.  Blattfläche  breiter  als  lang, 
tief  und  ungleich  in  spitzige  am  Rande  zurückgebogene,  kleingezähnte  Lappen  getheilt. 

—  Zellen  ziemlich  weit,  dünnwandig,  angulär  verdickt,  mit  Chlorophyll  und  Oeltropfcn 
dicht  erfüllt.  Weibl.  Hüllbl.  tiefer  gespalten  und  stärker  gefaltet.  Kelch  emporgehoben, 
oval  bis  verkehrt  eiförmig,  an  der  faltigen  Mündung  wimperig  gezähnt. 

Rasen  freudig  lichtgrün  oder  blaugrün,  gekräuselt^  oft  ausgebreitet,  dicht  verfilzt.  Die 
verlängerte  Form  (var.  elongata  Autor.)  mit  purpurbraunem  Stengel.  Kapsel  rothbraun,  mit  runden, 
braunen  Sporen;  diese  breiter  als  die  braunrotheu  Schleuderer. 

Zweihäusig.  —  2).  —  Frucht  im  Frühjahre,  meist  reichlich. 

In  feuchten  Wäldern,  besonders  an  Baumstümpfen,  über  Torfmoosen,  an  schat- 
tigen Ur-  und  Sandsteiuf eisen,  oder  zwischen  Moosen  zerstreut,  von  der  unteren  Hügel- 
rcgion  bis  auf's  Hochgebirge  ziemlich  verbreitet  und  daselbst  häufiger.  —  Prag:    Liboc! 

—  Mednik  bei  Stechowic !  —  Wälder  bei  Tf  emosna  (Velenovsky ) !  —  Nordböhm :  Sand- 
steinfelsen unterhalb  Bösig.    —  Turnau,    unterhalb    Waldstein!    —  Reichenberg  (Cordaj. 

—  Isergebirge  (Nees,  Limpricht).  —  Riesengebirge:  Teufelsberg  b.  Neuwelt!  An  der 
Mummel!  Jakscheberg  (Sitensky)!  W.  Wiese!  Weisswasser!  Schncekoppe  (Nees).  — 
Adrsbacher  Felsen  (Nees)!  —  Weckelsdorf!  —  Litiz  bei  Pottenstein  (Sitensky)!  — 
Westböhm :  Karlsbad  an  feuchten  Granit-Felsen  gegen  Sanssoucy !  —  Südböhmen :  Unter- 
krälovic  an  d.  Zeliwka !  —  Böhraenvald :  BLänskerberg !  St.  Thomas !  Kuschwarda !  Eisen- 
stein! Arber!  Ahorn-  und  Fischertilz,  Moldauquellen! 

tt  Blätter  grösstentheils  flach,  wagerecht  2reihig  3— Slappig. 

20.  J.  lycopodioides  Wallr.  (J.  barbata  var.  lycopod.  N.  v.  E.).  —  Stengel 
bis  1  dm  lang,  oberseits  verflacht,  niederliegeud  oder  aufsteigend,  kurz  und  dicht  wurzel- 
haarig. Bl.  schräg  inserirt^  die  Mitte  des  Stengelrückens  oft  üher schreitend,  zwei- 
seitig u-agerecht  abstehend.  Rand  faltig  und  buchtig  mit  5  (4—3)  kurz  gerundeten, 
fast  gleichgrossen^  lang   stachelspitzigen  Zähnen,  und    an    der  Basis    des  Ventralrandes 


52 


Barbatae. 


mit  einigen  sehr  langen,    einfachen  oder  gegliederten  QUen.     Der   Dorsallappen    rück- 
wärts  gerichtet.     Unterbl.  gross,   onit  langen  Cilien.     Kelch  oval,    oben    faltig,    gezähnt. 

Grösser  als  die  folgenden.  Lockerrasig  oft  weit  ausgedehnt,  bleich  —  oder  hraungrün. 
Zellen  devb,  verhiiltnissmässig  klein,  fast  gleich  gross,  angulär  Seckig  verdickt,  dui'ch  Chlorophyll 
und  rundliche  Oeltropfen  undurchsichtig,     ünterhlätter  lanzettlich,  angedrückt. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Fruchtet  im  Sommer,  jedoch  äusserst  selten. 

In  feuchten,  schattigen,  zumeist  nördlichen  Gebirgslagen,  auf  Waldbodcn,  auch 
zwischen  niederem  Baumwuchs  oder  an  Felsen,  im  Hochgebirge  verbreitet  und  von  da 
stellenweise  bis  an  die  Vorberge  herabsteigend.  —  Jeschken,  nördl.  Abhang  nächst  der 
Baude!  —  Isergebirge  (Corda).  —  Riescngebirge :  Wurzelsdorf !  Teufelsberg!  Eibquellen! 
Kessel!  Weisswasser!  Kl.  Sturmhaube!  Weisse  Wiese!  Fuss  der  Schneekoppe  (Nees). 
Koppenplan  (Flotow).  Aupaabhänge  (Nees).  —  Glatzer  Schneeberg  (Nees).  Klapper- 
stein oberhalb  Lipka  zahlreich!  —  Böhmerwald:  nördl.  Abhang  des  Arber  in  der  Rich- 
tung vom  Oberthurmhofe  in  sehr  ausgedehnten  Ueberzügou !    Spitzberg  am  Nordabhange! 

21.  J.  barbata  Schmid.  (J.  barbata  var.  Schreberi  N.  v.  E.).  —  Stengel  2 — 6  cm 
lang,  niedergestreckt,  stark,  meist  bräunlich,  oberseits  flach,  unterseits  dicht  und  kurz 
wurzelhaarig.  Bl.  schräg  inserirt,  die  Mitte  des  Stengelrückens  nicht  erreichend,  am 
geraden  oberen  Rande  mit  (2) — 3 — 5,  meist  gleich  grossen  Zähneu.  Unterbl.  fehlend, 
oder  klein,  schmal.  Zellen  massig,  aber  nicht  angulär  (oder  daselbst  schwach)  verdickt, 
durch  kleine  Oeltropfen  und  Chlorophyll  undurchsichtig.  Kelch  eilänglich,  an  der  Mün- 
dung faltig,  kerbig  gezähnt.     Kapsel  rundlich-oval,  braun. 

Rasen  flach  und  locker,  olivengrün  oder  hrännlich  gelb,  meist  ausgehreitet.  Stengel  gegen 
die  Spitze  oder  im  Schatten  ganz  grün.  Bl.  bei  der  Bucht  theils  schwach  wellig,  theils  flach  und 
mit  geraden,  zuweilen  ungleichen  Zähnen.  Männl.  Blüthenstand  kurz  ähreuförmig,  mit  am  Grunde 
ausgehöhlten,  mit  der  Spitze  sparrig  abstehenden  Hüllblättern,  deren  eingeschlagener  Dorsalrand 
mit  1—2  Zähnchen.    Kleiner  als  beide  vor. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Sommer,  ziemlich  selten. 

Auf  nackter  Erde  an  Feldrainen,  Waldrändern,  besonders  aber  in  Wäldern  auf 
allerlei  Unterlage  in  der  Ebene  häufig,  von  da  bis  aufs  Hochgebirge  spärlicher  auftretend 
oder  daselbst  stellenweise  gänzlich  fehlend.  Von  der  Grenze  liegen  Exemplare  namentlich 
vor :  vom  Böhmerwald :  Gegend  um  Eisenstein  (Corda,  Purkyne) !  —  Hohenfurth !  —  Berg 
Libin  bei  Prachatic!  —  Anhöhe  zum  Schutzengel  bei  Schüttenhofen !  —  Wälder  um 
Rozmital  (Velen.) !  —  Teplitz  (Winkler)!  —  Wanov  (Maly)!  —  Mileschauer!  —  Schluk- 
keuau  (Karl) !  —  Jeschken !  —  Abhang  der  Marchquellen ! 

ff t  Blätter  oder  nur  ihre  Lappen  mehr  oder  minder  aufgerichtet,  oder  umgebogen  wenn 
nicht  dem  Stengel  angedrückt. 


^»^ 


22.  J.  qninquedentata  Web.  (J.  barb.  var.  quinqued.  N.  v.  E.  —  J.  barbata 
var.  major  et  Naumauni  Dmrt.).  —  Stengel  kürzer  als  bei  der  vor. ;  aufsteigend,  ober- 
seits treppenförmig,  dicht  und  lang  lüurzelhaarig.  Bl.  rundlich  quadratisch,  etwas 
schräg  inserirt,  schief  und  nach  vorn  aiifsteigend  und  beiderseits  zusammenneig  end- 
hohl, von  der  Spitze  schräg  zum  Dorsalrande  ungleich  3 — 5  zähnig  und  faltig.  Zähne, 
von  denen  der  ventrale  am  grössteu,  stumpflich,  stachelspitz,  einwärts  oder  nach  vorn 
gerichtet.  Der  Ventralrand  ohne  Cilien.  Unterbl.  meist  fehlend,  oder  nur  in  den 
Blüthenständen  vorhanden,  tief  2theilig,  ganzrandig.  Weibl.  Hüllbl.  breiter,  tiefer  ge- 
spalten und  stärker  gewellt,  mit  sehr  zugespitzten  Zähneu.  Kelch  oben  faltig,  wim- 
perig gezähnt. 

Rasen  ausgedehnt,  dicht  vei*wohen,  abgeflacht,  zumeist  grün  oder  gelblichbraun.  Stengel 
seltener  bräunlich.  Bl.  trocken  wellig-kraus,  nicht  wagerecht  abstehend  und  kleiner  als  hei  vor., 
alle  ihre  Zähne  nicht  immer  stachelspitz.  Zellen  dünnwandig,  zuweilen  sehr  stark  angulär  ver- 
dickt. Kapsel  rothbraun...  Sporen  doppelt  so  breit  als  die  zahlreichen  Schleuderer.  —  Scheint 
mit  der  folgenden  durch  Übergangsformen  verbunden  zu  sein. 

Zweihäusig.  —  2|,  —  Frucht  häufiger  als  bei  den  Verwandten,  im  Frühjahre 
oder  Anfang  Sommer.  — 


Barbatae.  53 

Auf  feuchten,  zuweilen  auch  lichten  Waldstellcn,  auf  nackter  Erde  oder  an 
Felsen,  seltener  in  der  niederen  Ilügelregion,  häufig  im  Gebirge.  —  Mittelböhmen:  Ste- 
chowic  an  Silurfelsen  und  auf  nackter  Erde  in  Gesellschaft  der  J.  barhata,  fruchtend 
und  mit  5 '  —  Pürglitz  eine  besondere,  lang-  nicht  stachelspitz-zähnige  Form,  mit  sehr 
starken,  oft  zusammenfliessenden,  angulaeren  Verdickungen  (jedoch  nur  spärlich  gesam- 
melt)!  —  Büsig!  —  Reichenberg  (Corda  nach  Nees).  Haindorf  am  Fusse  des  Kreuz- 
berges (Nees,  Flotow).  Isergebirgc  (Limpricht).  Tafelfichte  (Flotow).  An  der  Iser  (Nees). 
—  Riesengebirge :  Teufelsberg,  am  Fusse  zahlreich !  "Weisswasser !  —  Glatzer  Schneeberg 
(Flotow).  —  Piseker  "Wälder  zwischen  Mooren  zerstreut  (Velenovsky) !  —  Böhmerwald : 
am  Gipfel  und  den  Abhängen  des  Spitzberges! 

23.  J.  Flörkei  W.  et  M.  (J.  barbata  var.  Flörkei  N.  v.  E.).  —  Stengel  3  cm 
bis  1  dm  lang,  durch  die  einseitig  aufgerichteten,  nicht  angedrückten  El.  fast  drehrund, 
aufsteigend  bis  aufrecht,  kurz  wurzelhaarig.  Bl.  meist  dicht  sitzend,  fast  quer  inserirt, 
eirund-quadratisch,  etwas  faltig,  am  oberen  Rande  mit  3  (2  oder  4)  eingebogenen 
Zähnen,  und  an  der  Basis  des  Ventrahxmdes  häufig  mit  einigen  Cilien.  Unterbl.  an- 
sehnlich, anliegend,  meist  bis  zur  Basis  getheilt,  unten  mit  einigen  Cilien.  Zellen  derb, 
angulaer  bis  stark  3eckig  verdickt  (die  Ecken  oft  zusammenfliessend,  durch  Chlorophyll 
und  einige  runde  Oeltropfen  erfüllt.  Weibl.  HüUbl.  4 — 7  spaltig,  stärker  gefaltet.  Kelch 
länglich,  längsfaltig,  an  der  Mündung  entfäi'bt,   fein  gezähnt. 

Sehr  veränderlich !  Rasen  dicht  und  flach,  oder  locker  und  hoch,  zuweilen  auch  schwam- 
mig polsterförmig,  oder  zerstreut  unter  Moosen.  Hell-  bis  dunkelgrün,  häufig  auch  bräunlich.  Bl. 
aufsteigend  bis  aufrecht,  mit  immer  eingehogeneu  Zähnen  (wodurch  mit  J.  saxicola,  alpestris,  quiu- 
quedentata  zu  vergleichen).  Keimkörner  eckig-oval,  in  braunroihen  Häufchen  spitzenständig.  Kapsel 
gelbbraun;  Sporen  braun. 

Zweihäusig.  —  2J.  —  Früchte  im  Frühjahre  bis  Juli. 

Auf  mooriger  Erde,  zwischen  Torfmoosen  und  in  deren  Tümpeln,  auch  auf 
feuchten  Felsen  der  Berge  und  des  Hochgebirges  häufig.  —  Isergebirge:  Flussbeet  der 
Iser  (Limpricht).  —  Riesengebirge :  schon  von  Funck  auf  der  "W.  Wiese  und  der  Schnee- 
koppe gesammelt.  Koppenplan !  H.  Rad  (Nees) !  Kl.  Sturmhaube !  Spindelbaude !  Eib- 
quellen! Pantschewiese!  "Weisse  Berg  (Sitens.) !  Kessel!  "Weisswasser!  — Aupathal  (Ebers, 
Flotow).  —  Teufelsberg  b.  Neuwelt!  Adrsbach!  —  Glatzer  Schneeberg  (v.  Uechtritz).  — 
Böhmerwald:  Nordabhang  des  Arber  am  1.  Juni  1879  au  Felsblöcken!  —  Spitzberg! 
Moldauquellen ! 

24.  J.  attenuata  Lindenb.  (J.  barbata  var.  attenuata  N.  v.  E.).  —  Stengel  bis 
5  cm  lang,  schlank,  oft  unter  der  Spitze  mit  aufsteigenden  fadenförmigen,  drehrunden, 
verlängerten  Sprossen.  Bl.  schräg  inserirt,  oval  quadratisch,  hohl,  cm  den  Sprossen 
dicht  anliegend,  am  oberen  Rande  mit  2  oder  3  (4),  fast  gleichgrossen,  spitzen  Zähnen. 
Diese  durch  Keimkörner  oft  zerstört.  Unterbl.  oft  fehlend,  kurz  2zähnig,  ganzrandig. 
"Weibl.  Hüllbl.  ausgebreitet,  und  sehr  spitz-4lappig .  Zellen  gegen  den  Rand  kleiner,  da- 
selbst quadratisch,  derb,  angulaer  stark  verdickt,  dicht  mit  Oeltropfen  erfüllt.  Kelch  weit 
emporgehoben,  cylindrisch  oder  keulenförmig,  an  der  gefaltenen  Mündung  wimperig  ge- 
zähnt.    Kapsel  rothbraun. 

Feiner  als  alle  vor.;  in  lockeren,  grünen  oder  gebräunten  Rasen.  Keimkörner  häufig 
gipfel-  oder  randständig,  röthlich-gelbbrim,  oval  und  lang  3eckig. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Früchte  sehr  selten,  im  Sommer. 

In  schattigen  "Wäldern,  an  "Waldrändern,  theils  auf  nackter  Erde,  theils  an  Felsen 
und  modernden  Baumstümpfen,  besonders  aus  Vorbergen  und  dem  Hochgebirge,  wo 
ziemlich  verbreitet.  —  Jeschken,  am  Rande  des  uördl.  Abhanges  bei  der  Bande  1877! 
—  Riesengebirge:  Johannisbad  am  "Waldrande  oberhalb  der  „"Waldschenke"!  Eibgrund 
(Flotow).  Jakscheberg  (Sitensky) !  "Weisswasser!  Spindelbaude  und  anderswo  (Nees). 
Hohes  Rad!  Schneekoppe  (Flotow).  —  Glatzer  Schneeberg  (Nees,  Flotow).  —  Brda- 
gebirge:  Ufern  des  Tok  und  am  „Langen  Stein"  im  Obecnicer  Revier  (20  Aug.  1867 
Freyn) !  Böhmerwald :  bereits  von  Martins.  Eisenstein  an  Baumstümpfen  unterhalb  des 
Teufels-Sees!  Am  Nordabhang  des  Spitzberges  sehr  zahlreich  und  typisch! 


54  Aequifoliae. 


IV.   Sect.  Aequifoliae. 

Unterblätter  mit  den  seitlichen  gleicbförmig,  daher  der  Stengel  gleichmässig 
3  reihig  bebLättert. 

a)  Bl.  zur  Hälfte  oder  tiefer  2spaltig. 

25.  J.  julacea  Lightf.  (Anthelia  Dmrt.).  —  Chandonantbus  Lindb.).  Stengel 
1 — 5  cm  lang,  aufsteigend,  fadenförmig,  sehr  ästig,  bloss  am  Grunde  wnrzelhaarig . 
Bl.  sehr  dicht  dachziegelig,  angedrückt,  eiförmig,  bis  unter  die  Mitte  schmal  und  scharf 
eingescliuitten,  mit  2  ungleich  kerbig-gezähnten  Lappen.  Randzellen  quadratisch,  sonst 
5 — ßeclvig,  ilberall  stark  verdickt.  Kelch  fast  zur  Hälfte  emporgehohen,  oval,  später 
prismatisch,  von  der  Mitte  aufwärts  faltig  zusammengezogen,  ungleich  gezähnelt.  Sporen 
so  hreit  als  die  zweispirigen  Schleuderer. 

In  grossen,  fast  polsterförmigen,  braiingrünen,  im  Alter  hlauweissen  Rasen,  die  besonders 
an  Herharpflanzen  von  jveissevi  Schinwiel  üher::ogen  sind.  Stengel  drehrund,  mit  quer  inserirten, 
etwas  hohlen,  spitz-eilanzett-lappigen  Blättern.    Lappen  oft  hyalin.     Kapsel  klein,  dunkelbraun. 

Zweibäusig.  —  2},  — ■  Frucht  ziemlich  häufig,  im  Sommer. 

An  feuchten  oder  überrieselten  Felsen  schattiger  Schluchten  des  Hochgebirges, 
ziemlich  selten.  —  Riesengebirge:  von  Siegmund  gesammelt.  Abhänge  der  Schneegruben 
und  beider  Teiche  (Xees,  Limpricht).     Aupagrund   (Funck). 

26.  J.  Juratzkana  Limpricht.  (J.  julaceea  var.  y)  clavuligera  N.  v.  E.).  — 
Stengel  kurz,  ziemlich  dick,  bis  zur  Spitze  kurz  lourzelhaaig ,  mit  dicht  gedrängten,  auf- 
rechten Sprossen  und  verbogenen  Ausläufern.  Bl.  gedrängt,  an  sterilen  Sprossen  massig 
abstehend,  kürzer  und  breiter.  Zellen  zumeist  quadratisch  und  rectangulaer,  sehr  dünn- 
wandig, angulaer  7iicht  verdickt.  Kelch  die  Hüllblätter  kaum  überragend,  tief  faltig, 
oben  wenig  verengt  und  klein  gezähnt.  Sporen  grösser  als  bei  vor.,  bräunlichgelb,  dreimal 
so  breit  als  die  meist  dreispirigen  Schleuderer. 

In  zwergigen  (2—4  mm  h.),  dicht  vortilzteu,  blaugrünen,  aliwäi'ts  bräunlichon  Polstei-chen. 
Hauptstengel  kriechend,  aufwärts  grün.  Wurzelfaseru  meist  bräunlich.  Kapsel  sehr  kurz  gestielt, 
klein,  fast  kugelrund,  gelbbraun. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Früchte  zahlreich,  im  Juli. 

Auf  nackter,  festgetretener  Erde  an  Fusswegen  des  Hochgebirges,  sehr  selten.  — 
Riesengebirge:  an  der  Südseite  des  Brunnenberges  am  Rande  der  Fusswcge  in  Gesell- 
schaft von  Sarcosc.  Funckii  in  ausgedehnten  Flächen  (1871.  Limpricht). 

ß)  Blätter  bis  zur  Basis  haar-  oder  pfriemenförmig  2—4  theibg. 

27.  J.  trichophylla  L.  (Blepbarostoma  Dmrt.).  —  Stengel  haarfein,  meist  nieder- 
liegend, sehr  ästig.  Blätter  gewöhnlich  in  3  haarförmige,  aus  einer  Zellreihe  gebildete, 
spitzige  Lacinien  bis  zur  Basis  getheilt.  Unterbl.  4theilig.  Zellen  der  Laciuien  rect- 
angulaer, verdickt,  mit  bis  12  rundlichen  Oeltropfen.  Hüllblätter  an  der  Basis  mehr 
fläcbenartig,  die  männlichen  oft  laiederholt  gabelig  oder  geweihartig  verzweigt.  Kelch 
oval  bis  cylindrisch  oder  keulenförmig,  mit  1  tiefen  Längsfalte  und  faltig  zusammen- 
neigender, fransiger  Mündung.     Sporen  von  Breite  der  Schleuderer. 

In  gell)grünen  (zuweilen  bleicheren)  oder  grünen,  dicht  verwebten  üeberzügen,  oder  ver- 
einzelt zwischen  Moosen.   Kapsel  oval,  braun. 

Einhäusig.  —  2|,  —  Frucht  im  Mai.     Fast  überall  mit  Kelchen. 
Auf  Walderde,  an  feuchten  Felsen,  besonders  an  Quadersandstein,  meist  aber  an 
morschen  Baumstümpfen,  von  der  Ebene  bis  auf's  Hochgebirge  gemein. 

28.  J.  setacea  Web.  (Blepbarostoma  Dmrt.  —  Lepidozia  Mitten).  —  Stengel 
haarfein,  einfach  oder  ästig  bis  doppelt  gefiedert,  meist  bräunlich,  mit  AusUmfern. 
Alle  Bl.  ziemlich  derb,  in  2 — d,  unten  von  zwei  Zellreihen  gebildete,  stumpßich  pfrie- 
menförmige,  schwach  eingebogene  Lacinien  getheilt.  Zellen  der  Basis  rundlich  5—6- 
eckig,  die  der  Abschnitte  rectangulaer,  alle  ziemlich  dickwandig,  ohne  Oeltropfen.  Weibl. 


Cephalozieae.  55 


Blütlienäste  ventral,  selir  kurz.  Ihre  Hüllbl.  selir  gross,  mit  3 — 4  sehr  spüz-lanzett- 
lichen,  wimperig  gezähnten  Abschnitten.  Kelch  fast  cylindrisch,  an  der  tceiten  Mündung 
fransig  gezähnt. 

In  dicht  verfilzten,  feinen  Raschen  oder  vereinzelt  zwischen  Sphagnen.  Der  Lage  von 
9  Blüthenästen  nach  gehört  diese  Art  eigentlich  zur  folgenden  Section. 

Z\Yeihäusig.  —  2J,  —  Früchte  und  5  Pflanzen  sehr  selten,  im  Sommer.  Kelch 
häufiger.  — 

In  Torfmooren  und  an  Quadersandstein,  zerstreut  und  bei  uns  bisher  nur  vom 
Bereiche  des  Riesen-  und  Glatzcr-Gebirges  bekannt!  —  Kranichswiese  bei  Xeuwelt  fSi- 
tensky)!  —  Adrsbacher!  und  Weckelsdorfer  Felsen,  ferner  südlich  am  Heuscheuer  und 
an  der  Glatzer  Grenze  im  Wilden  Loch  (Flotow,  Limpricht).  — 


V.  Sect.  Cephalozieae. 

El.  tief  21appig.  Unterbl.  deutlich  oder  fehlend.  Die  9  entweder  an  ventralen 
Ästchen,  oder  terminal,  jedoch  durch  spätere  Knospung  seitwärts  geneigt. 

n)  Unterbl.  überall  deutlich,  anders  gestaltet  als  die  Blätter. 

29.  J.  Starkii  X.  v.  E.  (Cephalozia  divaricata  Dmrt.).  —  Stengel  1 — 2  cm 
lang,  dick  und  geschlängelt,  gabelästig,  mit  Ausläufern.  Bl.  entfernt,  weit  abstehend, 
breiter  und  länger  als  der  Stengeldurchmesser.  Bucht  stumpfwinkelig,  unter  die  Blatt- 
mitte reichend.  Lappen  sehr  divergirend,  scharf  oder  stumpflich,  an  der  Basis  einzeln 
an  S — 16  Zellen  breit.  Unterbl.  abstehend,  pfr^'emeiiförmig  oder  lanzettlich,  ausge- 
randet  oder  2zähnig.  Zellen  klein,  dilnmoandig,  angulaer  nicht  verdickt,  ziemlich  derb, 
dicht  mit  Chlorophyll  erfüllt.  Weibl.  Hüllbl.  breitrundlich,  bis  zur  ^2  scharf  ausge- 
schnitten, ausgefressen  gezähnt.  Kelch  länglich  oval,  stumpf  5  faltig,  am  Ende  gezähnelt, 
grün  oder  entfärbt. 

Sehr  fein,  habituell  der  /.  dwarimta  sehr  ähnlich,  in  dicht  vei*filzten,  grünen  oder 
schmntzigbraunen  Ueberzügon.  Bl.  am  Dorsalrando  oft  mit  1  grösseren  Zahne,  von  Keimkörnern 
zuweilen  ausgefressen.  Archegonien  stehen  theils  am  Ende  niederliegender  Hauptäste  oder  an 
verlängerten,  aufrechten  Nehenästen,  deren  Bl.  gegen  Ende  plötzlich  grösser  werden. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Frucht  sehr  selten. 

An  trockenen,  kieseligen  Stellen,  so  an  Waldrändern,  auf  Ilaideland  und  derg., 
selten.  —  Däblitzer  Berg  bei  Prag  am  14.  Febr.  1881!  —  Tannwald:  unterhalb  des 
Forsthauses  an  der  Stephanshöhe  nächst  Prichowic  1879!  Riesengebirge:  unweit  der 
Grenzbauden  (Xees).  —  Adlcrkostelec  am  Waldrande  gegen  Wyhnanow!  —  Pisek  in 
Südbühm.  auf  Ilaideland  hinter  St.  Wenzel  an  der  Strakonicer  Strasse!  —  Daselbst  an 
der  Budweisser  Strasse  (Velen.)!  —  Tfemosna  im  Brdagebirge  (Velenovsky)! 

ß)  Unterbl.  fehlend,  oder  undeutlich  und  nur  am  Ende  der  Geschlechtsäste  entwickelt, 
f  Bl.  quer  inserirt,  oder  schräg  angeheftet  aber  nicht  herahlaufend. 
*  Zellen  dickwandig. 


'»• 


.30.  J.  divaricata  N.  v.  E.  (Cephalozia  byssacea  Dmrt.).  —  Stengel  bis  1  cm 
lang,  ziemlich  dick  und  steif,  bräunlichgrün,  nicht  durchscJieinend,  mit  aufgerichteten 
Ästen  und  umherschweifenden  Sprossen.  Bl.  entfernt  gestellt,  fast  quer  inserirt,  minder 
abstehend,  ihre  Fläche  so  breit  als  der  Stengeldurchmesser.  Bucht  scharf  spitz-  oder 
rechtwinkelig,  zur  ^j^  reichend.  Lappen  divergirend,  spitz,  am  Grunde  je  ö — 8  Zellen 
breit.  Unterbl.  meist  fehlend,  oder  schuppenförmig  und  2zähnig,  zuweilen  pfriemenförmig, 
dreieckig  bis  eilänglich.  Zellen  klein,  derb,  überall  stärker  verdickt,  ohne  Oeltropfen. 
Fruchtäste  lang,  am  Ende  länglichkeulenfürmig.  Kelch  länglich  und  quergestutzt  oder 
spindelförmig  zusammengezogen,  mit  einigen  Längsfalten,  am  wasserhellen  Saume  durch 
vorspringende  Zellen  crenulirt. 

In  feinen,  glänzend  rothbraunen  oder  grünen,  spinnengewebeartigen  Überzügen.  Blätter 
durch  rothbraune  Keimkörner  oft  zerstört.    Weibl.  Hüllbl.  zu  '/a  in  2  und  3,  meist  hyaline,  aus- 


56  Cephalozieae. 


gefi'essen  gezähnte  oder  ganzrandige  Lapjion  getheilt.  Kelch  später  scheinbar  seitenständig.  Kapsel 
dunkel  xmrimrn  mit  braunrothcn  Sporen,  die  so  breit  sind  als  die  Schleuderer. 

Einhcäusig.  —  2|.  —  Früchte  häufig  im  Frühling,  Spätsommer!  (nach  Nees  auch 
im  Herbste).  — 

Auf  sandigthonigem  feuchten  Ilaiclelancle,  gern  über  verwitterten  Mooren  und 
anderen  Vegetabilien  von  der  Ebene  bis  auf  die  Vorgebirge  häufig.  —  Prag:  Zizkaberg 
(Stolz  im  Sept.  mit  Früchten) !  Krc  (Opiz) !  BechoAvic !  —  Kolin  (Veselsky)  Podhofan 
(Peyl) !  —  Turnau!  —  Büsig!  —  Jeschken !  —  Jungbunzlau!  —  Haindorf  (Flotow).  — 
Mileschauer!  —  Karlsbad! 

31.  J.  catenulata  Hüben.  (Cephalozia  Lindb.  —  Trigonanthus  Spruce).  —  Stengel 
bis  1  cm  lang,  haarfein,  niederliegend,  meist  mit  hleichgrüner  Axe  und  icasserhelleni 
Saume,  ästig.  Bl.  quer  inserirt,  hohl  bis  rinnenförmig  vorwärts  gerichtet,  ehoas  breiter 
als  der  Stengel.  Blattflächc  rundlich  eiförmig,  durch  eine  enge,  meist  spitze  Bucht  bis 
zur  ^/j  in  2,  fast  grade,  spitze,  am  Grunde  2 — 4  Zellen  breite  Lappen  getheilt.  Unterbl. 
nur  in  den  Blüthenständen  deutlich.  Zellen  gross,  meist  rundlich,  rings  dickwandig, 
dicht  mit  Chlorophyll  erfüllt.  —  Fr-uchtast  kürzer  als  der  Kelch.  Dieser  cylindrisch,  oben 
fast  prismatisch  zusammengezogen,  an  der  Mündung  gezähnelt.  Kapsel  gelbbraun.  Sporen 
enger  als  die  Schleuderer. 

In  feinen,  bleichgrünen,  seltener  bräunlichen  Ueberzügen  vom  Habitus  der  J.  divaricata 
und  StarJcii. 

Einhäusig.  —  2}.  —  Früchte  im  Frühjahre  bis  Juli. 

An  modernden  Baumstümpfen  feuchter  schattiger  Wälder,  zuweilen  auch  an 
Torfmooren,  und  nur  im  gebirgigen  Gebiete  zerstreut  auftretend.  —  Schluckenau  (Karl 
nach  Rabenhorst).  —  Schneeberg  und  Wechselburg  bei  Schluckenau  (Rabenhorst).  — 
Riesengebirge,  besonders  an  den  nördlichen  Abhängen,  so  am  Fusse  der  Felsen  des  Gr. 
Teiches  (Nees).     Grenzbauden  (Nees). 

32.  J.  curvifoHa  Dicks.  (Cephalozia  Dmrt.  —  J.  Baueri  Mart.  —  Presl:  Obr. 
22.  fig.  1462.  b).  —  Stengel  0'5 — 2  cm.  lang,  bleich,  durchscheinend,  ästig,  stellenweise 
wurzelhaarig,  sammt  Blättern  drehrund.  Bl.  dicht  sitzend,  quer  inserirt,  bedeutend 
sackartig  ausgehöhlt  und  durch  eine  abgerundete  Bucht  bis  zur  ^/o  in  2  pfriemen- 
förmige,  gegeneinander  und  rückwärts  geneigte,  aus  1  Zellreihe  ( — 10  Zellen)  beste- 
hende Lacinien  getheilt.  Unterbl.  nur  in  den  Blüthenständen.  Zellen  ziemlich  gross, 
wasserhell,  rundlich  eckig,  rings  besonders  angulär  sehr  stark  verdickt.  Weibl.  HüUbl. 
gross,  angedrückt,  mit  spitzlanzettlichen,  scharf  gesägten  Lappen.  Kelch  doppelt  so  lang 
als  die  Hüllbl.,  fast  cylindrisch,  3seitig,  wimperig  gezähnt. 

In  ausgedehnten  niedergedrückten  weisslichgrünen  bis  rothbraunen  Ueberzügen.  Frucht- 
äste kurz,  dicht  wurzelhaarig,  armblättrig,  Kapsel  oval,  braun,  mit  aussen  fast  rinnigen  Klappen. 
Sporen  fast  so  breit  als  die  Schleudcrer.    (Mit  /.  hicuspidata  var.  conferta  zu  vergleichen). 

Polyoecisch.  —  2}.  —  Frucht  im  Frühjahre  und  Sommer. 

An  morschen  Stämmen,  Stegen  und  Umzäunungen  der  Gebirgsbäche  sehr  zer- 
streut, aber  dann  oft  massenhaft.  —  Schluckenau  bei  Königswalde  (Karl,  nach  Raben- 
horst). —  Haindorf,  an  alten  Buchen-  und  Tannenstümpfeu  stellenweise  (Flotow,  Neos). 
—  Ileuscheuergebirge  (Flotow^.  —  Böhmerwald:  (Corda  nach  Nees).  Eisenstein,  beim 
Gebirgsbäche  unterhalb  des  Teufelssees  an  modernden  Stämmen  am  31.  Mai  1879  mit 
zahlreichen  Früchten ! 

**  Blattzcllen  dünnwandig. 

33.  J.  Menzelii  Corda.  —  Stengel  3—6  mw  lang,  verdickt  und  rigid,  bleichgrün, 
zerstreut  wurzelhaarig.  Bl.  schräg  inserirt,  aufsteigend,  breiter  als  der  Stengel.  Blatt- 
flache  rundlich  eliptisch,  durch  eine  spitzwinkelige,  stumpfliche  Bucht  bis  zur  ^2  "^ 
2  grade  spntze  Lappen  getheilt.  Diese  an  der  Basis  4,  da^in  2  Zellen  breit  und  zu- 
letzt in  eine,  2  Zellen  lange  Spitze  auslaufend.  Zellen  gross,  6eckig,  durchsichtig. 
Kelch  kaum  1  mm  hoch,  gegen  die  Spitze  stark  3 — 4  faltig,  gezähnelt. 


Cephalozieae.  57 


In  feinen,  bleichgrünen,  winzigen  Ueberzügen  vom  Ilabitns  der  J.  trirhnphijlla.  Die 
Hauptstengel  verbogen  niederliegend,  mit  öfters  verlängerten  Aesten.  Die  Bl.  der  sterilen  Sprossen 
dichtgestellt,  die  der  fertilcn  unten  entfernter,  kürzer,  dem  Stengel  angedrückt  und  nicht  so  breit, 
mit  kürzerer  und  mehr  stumpfen  Bucht.  Die  letzten  Bl.  sind  grösser  etwas  abstehend  und  mit 
schwach  divergirenden  oder  zuweilen  gegeneinander  geneigten  Lappen.  Kapsel  auf  verdicktem 
Stiele,  braun. 

Zweihäusig.  —  2}.  —  Fruclit  im  Frühjahre. 

Auf  sandig- thonigen  Stellen,  Abhängen,  an  Fusswegen,  sehr  selten.  —  Reichen- 
berg, hinter  den  Bädern  im  Jahre  1833  vom  Pfarrer  Menzl  entdeckt  und  später  daselbst 
von  Corda  wiedergefunden. 

34.  J.  rubella  N.  v.  E.  —  Stengel  verdickt,  durchscheinend,  längs  lourzelliaarig . 
Bl.  fast  rundlich,  etwas  breiter  als  der  St.  Durchmesser,  durch  eine  enge,  meist  spitze 
Bucht  bis  tiufer  die  Mitte  21appig,  mit  spitzigen,  oft  gegeneinander  geneigten,  am  Grunde 
4 — 5  Zellen  breiten  Abschnitten.  Die  letzten  BL  der  sterilen  Äste  oft  gezähnelt.  Zellen 
ziemlich  gross,  meist  quadratisch;  Zellwände  etwas  verdickt.  Die  weibl.  Hüllbl.  gross, 
angedrückt,  tief  getheilt,  mit  spitzigen  ungleich  sägezähnigen  Lappen.  Kelch  zic  "/j  empor- 
gehoben, cylindrisch,  jederseits  mit  1  oder  2  tiefen  Falten,  oben  prismatisch^  mit  loenigen 
tiefen  Einschnitten.  Diese  durch  vorsp>ringende  Zellen  gezähnt.  Kapsel  purpurbraun; 
Sporen  hriunroth,  dicht  gekörnelt,  so  breit  als  die  dunkleren  Schleuderer. 

In  feinen,  braun-  bis  hellrotheu  Ueberzügen.  —  Blattlappeu  durch  eine  oft  schwach 
hackenförmig  gekrümmte  Zelle  zugespitzt.    Keleh  purpurn,  gegen  die  Spitze  meist  hyalin. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Früchte  im  Sommer. 

Auf  Waldwegen  sehr  selten.  —  Isergebirge:  bei  der  Glashütte  Karlsthal  unweit 
von  Wurzelsdorf  im  J.  1834  von  Nees  entdeckt.  —  Liebwerd  in  Nordböhmen  (Güppert, 
1834).  —  Brauner  oberhalb  Mohrau  an  "Waldwegen  am  10.  September  1880  mit 
Früchten ! 

35.  J.  bicuspidata  L.  (Cephalozia  Dmrt.  —  Presl:  Obr.  22.  tig.  1461  und  14G2 
a).  —  Stengel  0"5 — 2  cm  seltener  darüber  lang,  kriechend,  aufsteigend,  selten  flutend, 
bleich,  reichlich  verzweigt,  stellemveise  wtirzelhaarig.  Bl.  schräg  inserirt,  bis  dojjpelt 
breiter  als  Stengel,  entfernt  oder  dichter  gestellt,  horizontal  abstehend  oder  aufgerichtet 
und  zum  Stengel  gebogen.  Blattfläche  rundlich  quadratisch,  durch  eine  bald  engere  bald 
breitere  stumpfliche  Bucht  bis  zur  V2  i^i  2  lanzettliche .^  grade  oder  zusammenneigende, 
spitze  Lappen  getheilt.  Zellen  sehr  loeit  und  licht,  5 — 6eckig  oder  rectangulär,  dünn- 
wandig,  ohne  Oeltropfen.  Weibl.  Hüllbl.  zuweilen  verwachsen,  mit  2 — 5  lanzettl.  ausge- 
schweiften bis  gesägten  Lappen.  Kelch  lang,  aifwärts  verdünnt  und  prismatisch,  gezähnelt. 

In  niedrigen,  meist  lockeren  und  breiten  Ueberzügen  oder  Polstern  von  bleichgrüner, 
im  Schatten  auch  dunkelgrüner  Farbe.  —  Sehr  veränderlich  und  daher,  wie  besonders  die  vai: 
conferta  mit  gegeneinander  geneigten  Blattlappen,  mit  Verwandten  oft  verwechselt.  Die  Keimkörner- 
tragende Form  seltener,  fremdartig,  mit  sehr  vielen,  kurzen,  aufgerichteten  Aestchen,  deren  breitere 
und  dickere  Spitzen  durch  Koimkörner  röthlich  erscheinen.  —  Die  Blattzellen,  lange  mit  Luft  er- 
füllt, erscheinen  dadurch  dickwandiger.  Kapsel  klein,  oval,  gelbbraun,  mit  2schichtigen  Klappen. 
Sporen  braungelb,  so  breit  als  die  rothbraunen  Schleuderer. 

var.  aquatica.  —  Grün  bis  trüb  purpurn  angehaucht,  mit  fusslangen  feinen  Stengeln, 
völlig  untergetaucht. 

Einhäusig.  • —  '2\.  —  Früchte  sehr  zahlreich  und  häutig,  so  wie  die  bleichen 
Kelche  im  Frühjahre. 

Auf  nackter  Erde,  an  Waldwegen,  Gräben,  morschen  Baumstümpfen,  Quadersand- 
stein, auf  Torfmooren,  meist  in  Gesellschaft  der  J.  trichoph.  divaric.  intermed.  et  cet. 
von  der  Ebene  bis  aufs  Ilochgeb.  gemein.  —  Z.  B.  bei  Prag:  Stern.  — ■  Michler  Wald! 
—  Bechowic !  —  Mednik  !  u.  s.  w.  —  Pisek !  —  Böhmerwald,  sehr  verbreitet !  —  Böhm. 
Trübau  (Stolz)!  —  Turnau!  —  Jeschken!  —  B.  Leipa  (Watzel).  —  Bösig!  —  Milc- 
scliauer!  Iserbirge.  Riesengebirge.  Adrsbach  und  Weckelsdorf!  Neustadt  an  d.  Mettau! 
Glatzer  Gebirge  bis  zum  Schneeberg! 


r^^  Inbegrifoliae. 


var.  uquatlca:  in  den  Moortümpeln  der  weissen  Wiese  im  Riesengebirge  bei  1400  m 
Höhe  im  Juli  1883  reichlich  mit  Früchten  (Limpricht). 

-j-f  Blätter  sehr  schräg  inserirt,  bedeutend  herablaufend. 

36.  J.  connivens  Dicks.  (J.  multiflora  Iluds.  —  Cepbalozia  multiflora  Lindb.  — 
Blepharostoma  Dmrt.).  —  Stengel  0*5 — 5  cm.  lang,  schlaff  und  haarfein,,  im  Umfange 
mit  grossen  hyalinen  Zellen,  kurz  wurzelliaarig.  Bl.  entfernt,  flachausgebreitet,  kreis- 
rund, mit  seicht  mondfönniger  Bucht  ^/^ — ^/o  tief  in  2  spitzige,  gegeneinander  geneigte 
bis  fast  ziisammenstossende  Lappen  getbeilt.  —  Zellen  gross,  ivasserhell,  ohne  Oeltropfen 
und  mit  spärl.  wandständigera  Chlorophyll,  dünnwandig  angidär  nicht  verdickt.  Weibl. 
HüUbl.  bandförmig  getbeilt,  mit  schmalen  lang  zugespitzten  Lappen.  Kelch  Z7ir  Hälfte 
emporgehoben.,  Länglich  cylindriscb,  oben  faltig  Skantig,  lang  gewimpert.  Kapsel  gelb- 
braun.    Sporen  braungelb,  so  breit  als  die  Schleuderer. 

Lockerrasig  oder  vereinzelt,  lichtgrün,  bleich  bis  weisslich;  öfters  mit  der  ähnlichen  J. 
hicuspidata  vergesellschaftet  (uni  mit  ihr  verwechselt). 

Einhäusig.  —  2|.  • —  Fr.  im  Frühjahre. 

Auf  morschem  Holze  tiefschattiger  Wälder,  in  Torfmooren,  an  Quadersandstein 
von  der  Hügelregion  bis  aufs  Hochgebirge  zerstreut.  —  Kurowodic  zwischen  München- 
grätz  und  Turnau  am  Sphagnecoetura !  —  Turnau,  bei  Rothstein  an  Quadersandstein !  — 
Habichtstein,  unter  Exsic.  des  dr.  Poecb!  —  Isergebirge  (Flotow,  Limpricht).  Karlsthal 
(Nees).  —  Riesengebirge:  bei  den  Teichen  (Nees).  —  Weisse  Berg  (Sitensky)!  —  Adrs- 
bach  (Flotow)!  —  Cudova  (Flotow). — -Südböbm.:  Böhmerwald,  unter  Exsic.  des  dr.  Em. 
V.  Purkync  vom  Schwarzen  See!  —  Eisenstein  mit  J.  Taylori!  Beim  Arbersee!  Kusch- 
warda  am  Spbagnecoetum !   —  Aborniilz  bei  Mader!  —  Blänskerwald! 

VL  Sect.  Integrif oliae. 

Blätter  ungctheilt  (seltener  am  Ende  seicht  ausgerandct),  ganzrandig.  Unterbl. 
nur  manchmal  deutlich. 

a)  Unterl)lätter  entwickelt,  durch  Wurzelhaare  verhüllt.  Kelch  hervorragend,  an  der 
Mündung  zusammeugepresst,  2lappig  oder  gestutzt. 

a)  Blattzellen  gross,  überall,  besonders  augulär  stark  verdickt.  Kelch  zusammen- 
gepresst  oder  2lippig. 

37.  J.  Taylori  Hook.  (Coleochila  Dmrt.).  —  Stengel  bis  1  dm  lang,  stai-k  und 
steif,  aufsteigend,  dicht  und  lang  wurzelhaarig.  Bl.  schräg  halbstengelumfassend,  am 
Dorsalrande  etwas  hcrablaufend,  abstehend  bis  aufsteigend,  kreisrund  und  eilänglich,  ganz, 
besonders  am  Rande  rückwärts  gebogen.  Cuticula  stark  netzig  gewarzt.  Unterbl.  aus 
breitem  Grunde  lang  pfriemenförmig.  Zellen  sehr  gross,  blatterig  aufgetrieben,  stark 
dickicandig  und  angulär  8-vieleckig  verdickt.  Kelch  eilänglich,  oben  zusammengedrückt, 
wimperig  gezähnt. 

Sehr  kräftig,  lockerrasig  oder  dicht  polsterformig,  olivengrün,  bräunlich  oder  am  Ende 
purpurn.  Keimkörner  gelblichgrün  oder  purpurn,  elliptisch,  sehr  gross.  Kapsel  eikugelig  mit  netzig 
geäderten  Sporen. 

h)  anomala  N.  V.  E.  —  Bl.  eilänglich,  fast  zugespitzt,  sehr  schräg  inserirt  mit  glatter 
Cuticula.     Kelchmündung  mit  2—4  Einschnitten,  zaJmlox. 

Zweihäusig  (auch  einhäusig?)  —  2^,  —  Fr.  im  Sommer. 

An  modernden  Stämmen,  an  Felsen  (besonders  Quadersandstein),  auf  Torfwiesen 
und  in  Moortümpeln,  von  den  Vorbergen  bis  aufs  Hochgebirge  verbreitet,  und  meist  mit 
b)  vergesellschaftet.  —  Marienbad  (Leonhardi) !  —  Karlsbad  an  Felsen  gegen  Sanssoucy ! 
—  Böhm.  Sachs.  Schweiz  (?) !  —  Nixdorf  (mit  b)  Neumann) !  —  Böhm.  Leipa :  bei  Kie- 
nast (Watzel).  —  Turnau  bei  Waldstein!  —  Isergebirge  (Nees,  Limpricht).  —  Riesen- 
gebirge: (Renger).  Elbefall,  Koppcnplan  (Flotow,  Beilschmied)!  Kranichswiese  (Sitensky)! 


Integrifoliae.  59 


—  Adrsbacli  (Nees) !  Weckelsdorf!  Petersdorf!  Heuscheuergebirge  (Milde)!  —  Bölimer- 
wald:  Eisenstein!  Arber!  —  b)  Riesengeb. :  (Funck).  Gros.  Teich,  Koppenplan  (Nees). 
Isergebirge  (Limpricht,  Plumert).  —  Böhmerwald,  Torfwiesen  bei  Kuschwarda!  (Bayrischer 
Wald,  Martins). 

ß)  Blattzellon  klein,  angulär  schwach  verdickt.    Kelch  stielrund,  aufgeblasen,   an 
der  gestutzten  Mündung  lang  gewimpert. 

38.  J.  Scliraderi  Mart.  (Aplozia  Dmrt.).  —  Stengel  schlaffe  hin  und  her  ge- 
bogen, meist  gabelig  getheilt,  kurz  und  dicht  icurzelhaarig.  Bl.  dicht  gestellt^  schräg 
inserirt  und  schwach  herablanfend,  kreis-  oder  länglichrund,  anfsteigend.  Unterbl. 
klein,  anliegend,  breit  pfriemenfürmig.  Zellen  durchsichtig,  mit  kleinen  Oeltropfen  und 
mit  meist  wandständigem  Chlorophyll.  Hüllbl.  bald  verwachsen,  bald  getrennt,  ausgerandet 
oder  lappig  und  dann  mit  einigen  langen  Zähnen.  Kelch  die  HiUlbl,  iceit  überragend, 
mit  offener  durch  Falten  verengter  Mündung. 

Gelhgrün,  bräunlich  oder  rothbraun.  Meist  vereinzelt  unter  Sphagncn,  seltener  in  Pol- 
stern. Kelch  walzenrund  oder  keulenfcirmig.  Kapsel  oval,  braun,  mit  4  schichtiger  Wand.  Sporen 
klein,  dunkelbraun.  Schleuderer  fast  purpurn.  —  Wird  meist  mit  anderen  Arten  verwechselt. 

Zweihäusig.  —  2},  —  Fr.  im  September,  October. 

Unter  Torfmoosen,  besonders  in  Gebirgsgegenden,  und  auch  da  selten.  —  Eiesen- 
gebirge:  Weisse  Wiese  (Flotow).  —  Aupagrund  (Funck).  Aupaabhang  (Flotow).  —  Nach 
Plumert  auch  im  Gebiete  des  Iscr-  und  Jcschkengebirges. 

39.  J.  subapicalis  N.  v.  E.  (Aplozia  Dmrt.  —  J.  Schradcri  var.  Lindb.)  — 
Stengel  straff,  kriechend,  gekniet  mit  aufsteigender  Spitze,  gespreizt  ästig,  entfernt  kurz 
icurzelhaarig.  Bl.  entfernt.^  seitlich  ausgebreitet,  flach,  rundlich  eiförmig  an  der  Spitze 
meist  eingedrückt  oder  abgestutzt  mit  gerundeten  Ecken.  Unterbl.  dreieckig  bis  pfriemcn- 
förmig.  Zellen  derb,  durch  Chlorophyll  undurchsichtig.  Hüllbl.  angepresst,  mit  der 
Spitze  abstehend.  Kelch  bald  gipfelständig,  kaum  doppelt  länger  als  die  Hbl.,  eiläng- 
lich,  an  der  Mündung  durch  Falten  zusammengezogen;  bald  rücken-  oder  gabelständig 
und  aus  den  Hüllbl.  kaum  hervorragend,  gestutzt. 

In  dunkelgrünen,  zuweilen  bräunlichen,  flachen,  verworrenen  Rasen.  —  Kelch  oft  auf 
einer  oder  auf  beiden  Seiten  mit  1  tiefen  Furche. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Sommer.     Kelche  häufig  und  zahlreich. 

In  schattigen  Wäldern,  besonders  in  Hohlwegen,  an  Bachufern,  an  Steinen  und 
morschem  Holze  in  der  Hügel-  und  Bergregion  zerstreut.  —  Reichenberg  (Corda  nach 
(Nees).  —  Isergebirge  (Nees),  —  Riesengebirge:  Am  grossen  Teiche  (Flotow).  Eibgrund 
(nach  Limpricht).  —  Glatzer  Schneeberg  (Nees). 


sammengezogen, 


h)  Unterbl.  fehlen.  Kelchmündung  allmählig  oder  plötzlich  in  ein  kurzes   Röhrchen  zu- 
a)  Bl.  breit-länglich  oder  verkehrt-eiförmig. 


40.  J.  lanceolata  N.  v.  E.  (Aplozia  Dmrt.  —  Liochlaena  N.  v.  E.)  —  Stengel 
bis  gegen  3  cm  lang,  kriechend,  unregelmässig  bis  huschelig  beästet,  dicht  bräimlich 
icurzelhaarig.  Bl.  schräg  inserirt,  herablanfend,  die  oberen  quer  angeheftet;  alle  auf- 
steigend bis  ausgebreitet  und  mit  der  Spitze  zurückgebogen.  Zellen  gleichgross,  dünn- 
wandig, in  den  Ecken  wenig  verdickt,  mit  Chlorophyll  dicht  erfüllt.  Kelch  keulig  walzen- 
förmig, oben  durch  den  rechticinkelig  umgebogenen  Rand  niedergedrückt  flach,  mit 
aufgesetzter  kleiner,  röhrigeu  Mündung. 

In  grünen  oder  bräunlichen,  statthchen,  flachen  und  dicht  verwobenen,  wachsartig  glän- 
zenden Rasen.  Kelch  aufsteigend,  etwas  gekrümmt,  an  der  Mündung  wimperig  gezähnt.  Kapsel 
oval;  ihre  Wand  2schichtig:  die  innere  mit  Ringfasern,  die  äussere  ZcUschicht  mit  seitHchen  Ver- 
stärknngsrippen.    Sporen  gelbbräunlich. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Frühjahr  und  Sommer. 

In  schattigen  feuchten  Wäldern  an  Stein,  Holz  und  Waldboden,  in  der  Hügcl- 
und  Bergregion  zerstreut.  —  Riesengebirge:  (Funck  1823,  Nees).  Cudova  an  der  Glatzer 


QQ  Integrifoliae. 


Grenze  (Günther).    Adersbacb:  Weckelsdorf!  —  Südböhmen!    Bhlnskerwald  beiKrumau! 
Von  Plumert  auch  im  Bereiche  der  Flora  des  Iser-  und  Jeschkengeb.  angeführt. 

41.  J.  Zeyheri  N.  v.  E.  (J.  pumila  Aut.  —  J.  rostellata  Hüben.  —  J.  pumila 
var.  Zeyheri  Liudb.  —  Aplozia  rostellata  Dmrt.  —  J.  lanceolata  Corda:  Sturm,  t.  G.)  — 
Stengel  kriechend,  meist  ohne  Wurzelsprossen,  mit  langen  Wurzelhaaren.  Aste  anfangs 
verdünnt.  Bl.  entfernt  gestellt^  schräg  inserirt  (ausgenom.  die  jüngeren),  gr'össtentheils 
2  reihig  ausgehreitet^  oder  aufgerichtet,  mit  rückAvärts  gebogener  Spitze  und  sackförmiger 
Basis.  Alle  länglich  elliptisch  mit  stwnpßicher  Spitze.  Zellen  ziemlich  weit,  sehr 
durchsichtig,  dünnwandig,  angidär  nicht  verdickt,  die  randständigen  Meiner,  fast  qua- 
dratisch. Kelch  doppelt  so  lang  als  die  Hüllbl.,  schmal,  fast  lanzettlich,  zu  einem  kleinen 
Rührchen  allmählich  verengt,  zu  ^j^  Tiefe  faltig,  gewöhnlich  jederseits  mit  einer  tieferen 
Falte.     Mündung  schräg  gestutzt,  wimperig  gezähnt. 

Kleiner  als  vor.,  in  dunkelgrünen  oder  bräunlichen,  lockeren  und  flachen  Uiberzügen, 
seltener  in  Rasen. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Frühjahr,  gewöhnlich  zahlreich. 

An  feuchten  Felsen,  triefenden  Kiesel-  oder  kalkhaltigen  Lehnen,  in  der  Ilügel- 
region,  sehr  selten.  —  Turnau,  an  triefenden  Kalkfelsen  der  Faräfstvi-Lehne  an  der  Iser 
und  mit  Früchten  zahlreich !  Waldstein,  an  feuchtem  Quadersandstein !  —  Jungbunzlau, 
au  einem  feuchten  Hohlwege  im  Walde  gegen  Kovän ! 

?  42.  J.  pumila  Wither  (Aplozia  Dmrt.).  —  Stengel  kurz,  kriechend,  mit  auf- 
steigender Spitze,  dicht  kurz  und  bräunlich  tourzelhaarig ,  fast  einfach,  jedoch  mit  vielen 
ventrcden  Sprossen.  Bl.  eiförmig,  oft  stumpf  ausgerandet,  schief  angeheftet,  hohl,  etwas 
aufgerichtet.  Zellen  gleichgross,  iceit,  dünnicandig,  angulär  kaum  verdickt.  Kelch  die 
Hüllbl.  überragend,  verkehrt  eiförmig,  an  der  stumpfen  Spitze  stark  gefaltet.  Mündung 
zusammengezogen,  gerade  gestutzt,  hyalin  gezähnt. 

In  kleinen,  braun  bis  schwärziichgrünen  Rasen.  Stengel  gedrängt  beblättert.  Sonst  der 
vor.  ähnlich. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Frühjahr. 

An  Kalkfelsen  gebirgiger  Gegenden,  sehr  selten.  —  Riesengebirge:  Riesengrund 
am  alten  Bergwerk  (von  Limpricht  mit  Reserve  liicher  gerechnet).  —  Auch  von  Plumert 
vom  Iser-  und  Jeschkengebirge  angeführt.  —  Sterngarten  bei  Prag.  (Vondräcck)? 

ß)  Bl.  kreisrund.   Kelch   anfangs  in  eine  röhrenförmige   Warze   am   abgerundeten 
Ende  verlängert. 

f  Wurzelhaare  farblos,  längs  des  Stengels  zerstreut  oder  büschelig  gehäuft. 

*  Wurzelhaare  längs  der  ganzen  Unterseite. 

§  Blattzellen  dünnwandig,  angulär  nicht  verdickt. 

*  /.  caespiticia  Lindenb.  (Aplozia  Dmrt.  —  J.  parvula  Lindb.).  —  Stengel  selten  über 
5  mm  lang,  der  fertile  oft  aufgerichtet,  dicht  wurzelhaarig.  Bl.  gedrängt,  schräg  inserirt,  zuweilen 
an  der  Spitze  schwach  eingedrückt,  bleich.  Zellen  gross,  dnrcJisichtig,  mit  1 — 2  länglichen,  grossen, 
grobgekörnelten  Oeltropfen.  Kelch  hedeutend  hervorragend,  verkehrt  eiförmig,  stumpf  4 — 5  faltig, 
unregelmässig  gezähnt.  Kapsel  rund,  purpurn.  Sporen  kaum  breiter  als  die  Schleuderer.  —  Keini- 
körner  in  kugelrunden,  hraungelhen,  gipfelstünd.  Häufchen.  —  Zweihäusig.  —  Q  ?  —  Frucht  sehr 
häufig,  im  Sommer.  —  In  gelbgrüuen,  kleinen  und  niedrigen  Gruppen  oder  Ueberzügen  an  sandig- 
thoniger  oder  kalkhaltiger  Unterlage,  auf  Ilaideland,  Hohlwegen  und  dergl.,  sehr  selten  und  bisher 
von  Böhmen  unbekannt.  —  (Schlesien:  bei  Hirschberg). 

§§  Blattzellen  dünnwandig,  angulär  verdickt,  oder  am  Rande  der  Hüllblätter  dickwandig. 

43.  J.  crenulata  Sm.  (Aplozia  Dmrt.  —  A.  cristulata  Dmrt.).  —  Stengel  krie- 
chend, an  der  Spitze  aufsteigend,  etivas  zusammengedrückt,  reichlich  wurzelhaarig,  mit 
zahlreichen  kleinblättrigen  Sprossen.  Bl.  aufwärts  grösser  und  gedrängter,  aufgerichtet, 
breit  eirund  bis  halbkrcisföi-niig,  mit  breiter  Basis  schräg  inserirt.  Männl.  Hüllbl.  etwas 
sackig.  Zellen  gleichmässig ,  schwach  verdickt,  mit  waudständigem  Chlorophyll  und  einigen 


Infcesrifoliae.  ß  1 


1 — 3  Oeltropfen ;  der  Rand  der  Hllllhl.  durch  eine  Reihe  sehr  grosser,  quadratischer 
und  dicktcandiger  Zellen  gesäumt.  Kelch  mehr  oder  weniger  hervorragend,  fast  bis  zum 
Grunde  4-kantig  und  daselbst  schwach  zusammengedrückt,  an  der  scharfen  Kante  zu- 
weilen gezähnt.     Mündung  wimperig  gezähnt.     Sporen  braun,  gekörnelt. 

lu  Ileerden  oder  Rasen  von  rüthliclier  oder  grüner  Farbe,  Der  breite  Zellsaum  fehlt 
seltener  auch  an  den  übrigen  Blättern,  ist  jedoch  schmäler;  nur  au  der  kleineren  röthlichen  Form 
nicht  ausgebildet.    Kapsel  langgestielt,  kugelrund,  klein,  dunkelbraun. 

h)  Genthiana  Hühen.  (Nardia  gracillima  Lindb.)  kleiner,  immer  röthlich.  Hauptstamm 
kurz  wurzelhaarig,  reichlich  iunovirend.  Randzellen  nicht  grösser  als  die  henachharten.  Kapsel 
eirundlich. 

Zweihäusig.  —  4  —  Frucht  im  Frühjahre  (und   im  Herbste). 

Auf  kiesig- thonigen  Waldplätzen,  Hohlwegen,  an  Wegrändern,  ja  auch  im  Sümpfen, 
von  der  Ebene  bis  aufs  Hochgebirge  ziemlich  verbreitet.  —  Prag :  Im  Sternwalde  (Won- 
dräcek) !  Bahnausstich  zwischen  Bechovic  und  Ouval !  —  Karlsbad !  —  Lewin  bei  Alt- 
Paka !  —  Rudolfovic  nächst  Libstadtcl  auf  permischer  Kornfeld-Unterlage !  —  Reichenberg 
(Corda).  —  Isergebirge  (Limpricht).  —  Riesengebirge:  Krausebauden  an  Glimmerschiefer! 
Gebirgskamm  am  kl.  Teiche  und  den  Schneegruben  (Nees).  Adersbacher  Felsen  an  Wegen ! 
Adlerkostelec !  Grenzbauden  (Nees).  Braunerberg  oberhalb  Mohrau !  —  Böhraerwald : 
Rosenberg,  Teufelswand  bei  Hohenfurt,  St.  Thomas!  —  b)  Wähler  bei  Dobfichovic!  — 
Krälovic  an  feuchten  Felsen  der  Zelivka-Lehne !  —  Rothenhaus  im  EUbogner  Kreise 
(Sachs,  nach  Rabenliorst).  —  Brauner  oberhalb  Mohrau! 

44.  J.  nana  N.  v.  E.  (J.  pumila  Lindenb.  —  Aplozia  lurida  Dmrt.).  —  Stengel 
kaum  1  cm.  lang,  aufsteigend  oder  aufrecht,  von  beiden  Seiten  zusammengedrückt,  dicht 
wurzelhaarig.  Bl.  ziemlich  steif,  quer  inserirt,  ^/^  stengelumfassend,  nicht  herablaufend, 
nach  oben  und  vorn  gerichtet.  Fläche  kreisrund  bis  breitrund,  an  der  Spitze  bisweilen 
schwach  eingedrückt^  bei  den  oberen  am  Rande  etwas  wellig  verbogen.  Hüllbl.  etwas 
bauchig.  Zellen  gross,  fast  gleich,  nur  die  Randzellen  kleiner  und  fast  quadratisch, 
dünnwandig,  angulär  stark  3-eckig  verdickt,  mit  Chlorophyll  und  runden  Oeltropfen 
dicht  erfüllt.  Kelch  kurz,  aber  hervortretend,  oben  scharf  4-kantig.  Kapsel  lang 
gestielt,  kugelrund,  klein  und  braunroth.  Sporen  doppelt  so  gross  als  die  braungelben 
Schleuderer. 

In  dichten,  duukeigrünen  oder  bräunlichen  Rasen.  Stengel  auf  trockener  Lokalität  mit 
kriechenden,  fadenförmigen  Ausläufern,  und  unter  dem  Kelche  zuweilen  mit  kleinblättrigen  Sprossen. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Frühjahr  bis  Juni.     Kelch  häufig  und  zahlreich. 

An  Wegrändern  und  Hohlwegen,  vom  Fusse  bis  auf  den  Kamm  der  Gebirge 
ziemlich  häufig.  —  Haindorf  (Nees).  —  Isergebirge  (Eisner,  Limpricht).  —  Riesen- 
gebirge: Weisswasser  (Nees)!  Koppenplan  (Flotow).     Elbquellen!   Grenzbauden  (Nees). 

45.  J.  sphaerocarpa  Hook.  (Aploziq,  Dmrt.).  —  Stengel  bis  1  cm  lang,  nicht 
zusammengedrückt,  fast  einfach,  dicht  und  lang  wnrzelhaarig.  Bl.  meist  schlaff,  die 
unteren  schräg  inserirt  und  etwas  herablaufend,  die  oberen  quer  angeheftet;  alle  kreis- 
rund, abstehend.  Zellen  gross,  fast  gleich,  dünnwandig,  angidär  deutlich  verdickt, 
mit  Chlorophyll  und  Oeltropfen  dicht  erfüllt.  Kelch  mehr  oder  minder  emporgehoben, 
verkehrt  eiförmig  bis  keulenförmig,  oben  4-kantig  und  4-zähnig.  Kapsel  auf  kurzem 
dickem  Stiele,  kugelrund.  Sporen  grösser  als  bei  vor. ;  tetraedrisch  bis  polyedrisch, 
doppelt  grösser  al  die  braunrothen  Schleuderer. 

In  trüb-  oder  braungrünen  bis  brauneu  Rasen.  Kräftiger  als  die  ähnliche  J.  nana,  ist 
jedoch  der  /.  cremdata  habituell  auch  ähnlich. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Frucht  Ende  Frühjahr. 

An  feuchten  moorigen  Waldplätzen,  sowie  an  triefenden  Felsen  der  Berg-  und 
höchsten  Gebirgs-Rcgion  zerstreut.  —  Teplitz  (Winkler).  —  Karlsbad  gegen  Sanssoucy! 
—  Isergebirge  (Limpricht).  —  Riesengebirge :  bei  der  alten  Schlesichen  Baude  auf  Steinen 


g2  Integrifoliae. 

in    Bächen    (Wimmer).     Nächst    der    Grossen    Schneegrube    (Limpricht).     "Weisswasser! 
Mummcl!  —  Cudowa  an  der  Glatzer  Grenze  (bereits  1824  von  Flotow  gesammelt). 

**  Stengel  büschelig  lang  und  weiss  wui-zelhaarig. 

46.  J.  tersa  N.  v.  E.  (Aplozia  amplexicaulis  Dmrt.).  —  Stengel  meist  aufrecht^ 
1 — 6  cm  lang,  mit  schlaffen  Sprossen.  Bl.  gleich  gross,  qiier  inserirt,  iceit  stengel- 
umfassend, breit  rund,  feucht  straff  aufrecht  abstehend  Blattbasis  etwas  auf  geschürzt, 
dorsal  herahlaufend.  Zellen  ziemlich  gross,  fast  gleich,  dünnivandig ,  angulür  deutlich 
verdickt,  mit  Chlorophyll  und  Oeltropfen  dicht  erfüllt.  IlüUbl.  (das  untere  oder  beide) 
hinahgedrückt.  Kelch  iceit  hervortretend,  unten  verschmälert,  verkehrt  eiförmig,  ohen 
4-kantig,  zuletzt  4-Iappig. 

In  dunkelgrünen,  schwammigen,  bedeutenden  Polstern.  Mäunl.  Hüllbl.  sehr  hohl,  fast 
knospenförmig  sich  deckend.     Kapsel  kurz  gestielt,  klein,  kugelrund. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fruchtet  im  Sommer;  Kelche  häufig  und   zahlreich. 

An  feuchten  Felsen  und  Steinen,  besonders  an  und  in  Flussbeeten  und  an 
Quellen,  vom  Fusse  bis  aufs  Hochgebirge  (wo  häufiger)  zerstreut.  —  Turnau,  bei  Klein- 
skal  (Neumann) !  —  Nixdorf  (Neumann) !  Isergebirge  im  Flussbeete  der  Iser  (Limpricht). 
—  Riesengeb. :  „Im  Stalle"  nächst  Neuwelt  (Sitensky)!  Weisswasser  unterhalb  der  Wieseu- 
baudc  (Bcilschmied  im  J.  1828;  Wimmer,  Flotow).  Weisse  Wiese  (Flotow,  1824).  Aupa- 
thal  (Flotow).  —  Erzgebirge :  Gottesgab  (Handtke  nach  Rabenhorst). 

tt  AVurzelhaare  mehr  oder  minder  röthlich  bis  purpurn. 

47.  J.  hyalina  Hook.  (Aplozia  Dmrt.  —  J.  Schmideliana  Hüben.)  —  Stengel 
kriechend,  gabel-  oder  büschelästig,  unterscits  oft  röthlich,  üherall  dicht  lourzelhaarig. 
Bl.  schräg  inserirt,  herablaufend,  aufsteigend,  sonst  kreisrund,  etwas  ausgeschweift  und 
wellig  verbogen.  Weibl.  Hüllbl.  mit  dem  Kelche  vericachsen,  wenig  zurückgebogen.  Blatt- 
zellen iceit,  gleich  gross,  durchsichtig,  obwohl  mit  Chlorophyll  und  Oeltropfen  erfüllt, 
alle  angulaer  stark  verdickt;  Randzellen  meist  quadratisch,  dickivandig.  Kelch  mit  der 
schnahelförmigen  Blündung  die  Hüllbl.  überragend,  eiförmig,  oben  ökantig.  Seine  Zellen 
überall  gestreckt,  nicht  angidaer  verdickt. 

In  tlacheu,  mattgrüuen  bis  purpurn  angelaufenen,  glänzenden  Rasen.  Wurzelhaare  zu- 
weilen purpurn-violttt  oder  nur  am  Anfange  gefärbt  und  sonst  hyalin.  Kapsel  lang  gestielt,  kugelig, 
rothhraun.  Sporen  gelblichbraun,  fast  doppelt  grösser  als  die  rothbraunen  Scldeuderer.  —  Mit 
Alicularia  minor  zu  vergleichen! 

Zweihäusig    (nach    Carrington    auch    einhäusig).  —  2}.  —  Frucht  im  Frühjahre, 

An  sandigthonigen  Hohlwegen  und  Waldabhängen  durch  die  Hügelregion  bis  an 
die  Vorberge  zerstreut.  Krälowic  an  der  Zelivka!  —  Pisek,  Abhänge  bei  den  Klostcr- 
teichcu  nächst  Smrkovic!  —  Krumau  (Jungbauer  1823)!  —  Südabhang  des  Milcschauer 
mit  J.  bicrenata  I  —  Petersdorf  gegen  Qualisch  via  Adersbach ! 

48.  J.  obovata  N.  v.  E.  (Southbya  Lindb.  —  Dmrt.  —  J.  tersa  var.  ß) — d) 
N.  v.  E.)  —  Stengel  aufsteigend  oder  niederliegend,  huschelig  wurzelhaarig,  aufwärts 
ästig.  Obere  Bl.  grösser,  quer  inserirt,  die  unteren  schräg  angeheftet,  deutlich  herah- 
laufend, schief  2seitig  abstehend  und  rückirärts  gebogen.  Beide  weibl.  Hüllbl.  oberhalb 
der  Kelchbasis  inserirt  und  mit  dem  Kelche  zur  Hälfte  verwachsen.  —  Blattzellen  am 
Hände  kleiner  und  quadratisch,  (die  dünnwandig,  angidaer  schwach  verdickt  oder 
gar  nicht  verdickt.  Chlorophyll  und  Oeltropfen  später  wandständig.  —  Kelch  das  obere 
Hüllbl.  gar  nicht  oder  kaum  übeiragend,  verkehrt  eiförmig,  oben  gefaltet,  zuletzt 
4zähnig.    Seine  Zellen  oben  schmal  verlängert,  tiefer  rundlich,    an  der  Basis  länglich. 

In  bläiilicligrünen  oder  braunrothen,  lockeren,  stattlichen  Rasen,  deren  151.  angefeuchtet 
aneinander  Jdcbeu.  Wurzelhaare  sehr  deutlich  gefärbt.  Kapsel  klein,  gelbbraun.  Sporen  vieleckig, 
fast  glatt  nnd  doppelt  grösser  als  die  gleichfarbigen  Schlenderer.  (Kelch  meist  nur  durch  Ent- 
fernung der  Hüllbl.  sichtbar.) 


Sphagnoeoetis.  63 


Einhäusig.  —  S}'  —  Fr.  im  Sommer. 

All  feuchten  Felseu  und  Steinen,  an  Bach-  und  Flussufern,  vom  Kamme  des 
Hochgebirges  in  dessen  Thäler  herabsteigend;  dort  verbreitet.  —  Isergebirge:  Tafelfichte 
und  Kl.  Iser  (Nees).  Iserbeet  (Limi^richt).  —  Haindorf  (Nees).  —  Riesengebirge:  An 
der  Mumincl  von  500 — 1000  m. !  Kranichswiese  (Sitensky) !  Kesselgrund  (Nees).  Elbe- 
grund! Spindlerbaude,  Koppenplan  (Nees).  Aupaabhang  (Flotow). 

7.  Sphagnoecetis  N.  v.  E. 

1.  S.  communis  N.  v.  E.  (J.  Sphagni  Dicks.  —  Odontoschisma  sphagni  Dmrt.) 
—  Stengel  niederlicgend  bis  aufsteigend,  mit  zahlreichen  langen  Wurzelsprossen,  kurz 
oder  stellenAveise  lang  wurzelhaarig.  151.  eirundlich  oder  rundlich-elliptisch,  ungetheüt, 
sehr  schräg  inserirt  und  kurz  her  ablaufend.  Weibl.  HüUbl.  bis  zur  Hälfte  in  2  ge- 
schweifte oder  gezähnte  Lappen  getheilt.  —  Zellen  rund,  angulaer  mehr  oder  minder 
stark  verdickt;  Randzellen  gleich  gross,  dickwandig,  einen  eigenthümlichen  Saum  (wie 
b.  J.  crenulata)  bildend.  —  Kelch  meist  sehr  lang  und  schmal  cylindrisch,  oben  3kantig, 
mit  gezähnter  oder  fransig  gewimpertcr  Mündung. 

In  flachen,  lockeren  oder  gedrungenen,  wacJisglänzenden  Rasen,  oder  vereinzelt,  grün  bis 
rothbraun.  Stengel  geschlängelt,  arinästig,  mit  ventral  angelegten,  kleinblättr.  Geschlechtsästchen. 
Kapsel  elliptisch,  braun,  mit  deutlich  gekörnelten  Sporen.  Diese  so  breit  als  die  Schleuderer. 

h)  macrior  N.  v.  E.  (Sph.  Hübueriana  Rabenh.  —  Odout.  deuudata  Dmrt.)  —  Aste  fast 
handförmirj ,  ijerjen  die  Spitze  verdümd,  mit  reicJd.  Keimkörnern  und  zahlreichen  Unterhlättern.  Blatt- 
zellen angulaer  sehr  stark  verdickt,  im  Zellraume  sternförmig. 

Zweihäusig.  —  4  —  Frucht  im  Sommer. 

In  Torfsümpfen,  auf  Moorboden,  alten  Baumstümpfen,  feuchten  Quadersandsteinen, 
im  Bereiche  des  Hochgebirges,  ziemlich  selten.  —  Erzgebirge  bei  Gottesgab  [nach  Raben- 
horst] (Sächsische  Schweiz,  auch  var.  b)  Rabenhorst).  —  Isergebirge:  grosse  Iserwicse 
(Limpricht).  —  b)  Riesengebirge:  Grenzbauden  (Nees).  Adersbacher  Felsen  und  bei 
Weckelsdorf  (nach  Limpricht).  —  Quadersandstein  bei  Rabenstein  nächst  Böhm.  Leipa 
(Dr.  Watzel). 

7.  Familie.     Gyiimomitrieac. 

Stengel  aufrecht  oder  aufsteigend,  2reihig  beblättert  oder  mit  anders  geformten 
Unterbl.  —  Hüllbl,  grösser,  die  zwei  jüngsten  viel  bedeutender,  zuweilen  in  eine  Kelch- 
form verwachsen.  Kelch  fehlend  und  durch  die  Mütze  vertreten,  oder  in  der  Kelchform 
eingehüllt  und  mit  ihr  scheinbar  verwachsen,  kurz  4 — 61appig. 

Gattungen: 

n)  Kelch  vorhanden,  sammt  den  Hüllbl.  oberhalb  der  Basis  der  Mütze  in  das  verdickte 
und  ausgehöhlte  Steugeleude  eingefügt. 

1.  Alicularia.  Bl.  ungetheüt,  rundlich,  zuweilen  eingedrückt  oder  seicht  aus- 
gerandet.  Die  2  jüngsten  Hüllblätter  in  eine  krause  erweiterte  Kelchform  zum 
Theile  verwachsen. 

2.  Sarcoscyphus.  Bl.  21appig.  Die  2  jüngsten  seicht  ausgebuchteten  Hüllblätter 
in  eine  21ippige,    gleich  breite  und  gestutzte  Kelchform  zum  Theile  verwachsen. 

b)  Kelch  fehlend,  vertreten  durch  die  von  Hüllblättern  gänzlich  versteckte  Mütze. 

3.  Gymnomitrium.  Hüllblätter  mehrere,  grösser  als  die  Blätter.  Blätter  2reihig 
und  21appig  (jedoch  in  der  Knospenlage  ganz). 


64  A.lioularia.   —  Sarcoscyphu.s. 

1.  Alicularia  Corda.  (Nardia  Gr.  et  Ben.  emend.) 

1.  A.  scalaris  Corda.  (Jungermaniiia  Scbrad.  —  Corda:  Sturm  Flora,  p.  32. 
t.  8.)  —  Stengel  1—6  cm.  lang,  kriechend  oder  aufsteigend  bis  aufrecht,  dicht  wurzel- 
haarig. Bl.  seitlich  ßach  dem  Stengel  anliegend^  etirns  schräg  angeheftet,  fast  kreisrund, 
ungetheilt   oder  an  der  Spitze    eingedrückt.     Unterbl.    schief  abstehend^    pfricmenförmig. 

—  Zellen  weit,  d'dnmvandig  angulaer  verdickt,  mit  2  länglichen,  sehr  grossen  oder 
3 — 5  rundlichen  kleineren,  nicht  gekörnelten  Oeltropfen. 

In  weiten,  mehr  oder  minder  lockeren,  grünen  bis  gebräunten  oder  theilweise  purpurnen 
Rasen  mit  schwachem  Wachsglauz. 

Zwcihäusig.  —  2}.  —  Fr.  im  Herbste  und  Frühjahre. 

Auf  kiesig-thoniger  feuchter  Erde,  in  Hohlwegen,  an  Waldrändern,  an  Quader- 
sandstein und  Urgestein,  ja  selbst  in  Torfsümpfeu,  von  der  Ebene  bis  aufs  Hochgebirge 
ziemlich  häufig.  —  Schon  von  Opiz  im  J.  1816  angeführt.  —  Mittelbühmen :  Berg 
Mcdnik  bei  Stechovic !  —  In  Wäldern  bei  Dobrichovic !  —  Südböhmen :  Wälder  bei 
Tfemosna    (Velcnovsky) !  —    Pisek!  —  Blänsker  Wald!  —    Rosenberg!  —   St.  Thomas! 

—  Kuschwarda !  —  Eisenstein !  Arber !  Schwarzer  See  (Dr.  Em.  Purkyne) !  —  Wcstk 
Böhmen:  Teplitz  (Winkler)!  —  Nordböhmen:  Waldstein  bei  Turnau!  —  Rabenstein  bei 
Böhm.  Leipa  (Watzel).  —  Reichenberg  (Corda).  —  Liebwerd  im  Eulengrund  (Noes).  — 
Isergcbirge  (Nees,  Limpricht).  —  Riesengebirge :  Mummel !  Pantsche !  Eibwiese  !  Eibgrund ! 
Oberhalb  des  Gr.  Teiches !  Weisswasser,  Aupafall  (nach  Limpricht).  Adersbach  und 
Weckelsdorf!  Petersdorf!  —  Brauner  und  Klappersteine  oberhalb  Mohrau!  Ijpka  und 
Rothtloss ! 

Änm.  Die  von  Plumert  in  den  Beiträgen  zur  Plora  des  Iser-  und  Jeschkeugebirges  im  Werke: 
„der  Kurort  Liebwerda"  angeführte  ./.  compreasa  Hook.  (Alicularia  compressa)  ist  wohl 
einer  robusteren  Form  der  A.  scalaris  gleich  zu  stellen. 

2.  A.  minor  Limpricht.  (A.  scalaris  ß)  minor  N.  v.  E.  —  J.  scalaris  ß)  repanda 
Hüben.)  —  Stengel  kaum  1  cm.  lang,  kriechend,  die  fruchtende  Spitze  knieförmig  anf- 
steigend.,  unterseits  dicht  wurzelhaarig,  meist  purpurn.  Bl.  der  sterilen  Stengel  entfernt 
stehend^  seitlich  nusgehreitet.^  meist  ganz;  die  der  fruchtenden  Stengel  gedrävigt  dach- 
ziegelig anliegend.^  mit  kurzer,  enger  Bucht.^  am  Rande  etwas  wellig.  Die  jüngsten 
Hüllhl.  lappig  kraus.  Unterbl.  nur  am  aufsteigenden  Stengeltheile  deutlich.  Zellen  gross, 
dickwandig,  mit  theils  grösseren  elliptischen,  (2 — .3)  theils  kleineren,  rundlichen,  stets 
granulirten  Oeltropfen. 

Kleiner  als  die  vor.,  in  glänzend  rotlibraunen,  seltener  grünen  Rasen.  —  Ist  mit ./.  hijal'ma 
und  der  vor.  zu  vergleichen ! 

Einhäusig.  —  2}.  —  Frucht  im  Spätherbste  und  Frühjahre. 

Auf  lehmig-sandigem  Boden,  so  an  Haideland,  steinigen  Lehnen,  von  der  Ebene 
bis  aufs  Hochgebirge  zerstreut.  —  Nach  vegetativen  Merkmalen  wären  in  Ermangelung 
fertilen  Matcriales  folgende  Standorte  hiehcr  zu  rechnen :  —  Prag  (Ramisch) !  In  Bahii- 
ausstichen,    stellenweise  auch  Grüben   zwischen  Bechovic  und  Ouval!  —  Blänsker  Wald! 

—  Rosenberg!  —  Reiclienbcrg  (Corda,  Siegmund)!  —  Nixdorf  (Neumann)!  — Unterhalb 
Klein-Bösig !  —  Turnau  bei  Waldstein  !  —  Tannwald !  —  Pantsche !  —  Adersbach  (Limp- 
richt). —  Fahrplanhau  oberhalb  Mohrau !  —  Grulicher  Wald !  —  Feldrand  in  Ober-Lipka ! 

2.  Sarcoscyphus  Corda.  (Nardia  Gray.  —  Marsupella  Dmrt.) 

«)  Stengel  nline  Ausläufer,  nur  mit  gleichmässig  beblätterten  Ästen. 

1,.  S.  Funckii  N.  v.  E.  (Presl :  Ohr.  22.  fig.  1458).  —  Stengel  zart,  aufsteigend^ 
ivie  die  Aste  gleichmässig  heblättert;  dio  fertilen  Aste  gegen  die  Spitze  dicht-  und 
grosshlättrig.     Bl.  mehr    oder   minder   rechtwinkelig   abstehend,   zur   Hälfte   umfassend, 


Saroosoyphus.  65 


eiruudlich  uud  fast  bis  zur  Mitte  durch  eine  spitzwinkelige,  scharfe  oder  stumpfliche 
Bucht  in  2,  meist  spitze  Lappen  getheilt.  Zellen  gleichgross,  dickwandig  und  angulaer 
stark  verdickt  (daselbst  auch  zusammentliessend),  mit  2 — 3  Oeltropfen ;  Randzcllen  fast 
quadratisch,  etwas  kleiner. 

In  dichten,  braungrüueu.  oder  dunkelbraunen  bis  schwärzlichen,  je  nach  der  Lokalität, 
theils  niedrigen,  theils  höhereu  und  mehr  lockeren  Rasen  vom  Habitus  der  /.  miriuta  und  Helle- 
riana.  Wurzelhaare  fehlen,  oder  nur  durch  kurze  Haftfasern  vertreten.  Hüllblätter  bedeutend 
grösser  als  die  vorigen  Blätter.  Fruchtstiel  bis  5  mm  laug,  0.17  mm  dick,  mit  12 — 16  gi-ossen 
Zellen  im  Umfange.  (Häufig  mit  /.  divai-icata  uud  /.  hicuspidata  verwechselt !) 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Frucht  im  Mai  und  Juni. 

Auf  kiesig-thonigem  festen  Boden,  an  Wald-  und  Wegrändern,  seltener  an  feuchten 
Rainen  und  erdbedeckten  Felsen,  nur  in  der  höheren  Hügel-  und  Gebirgsregion  verbreitet. 

—  Brdagebirge:  an  Ufern  des  Tok  und  am  „Langen  Stein"  im  Obecnicer  Revier  am 
20.  Aug.  1867  (Freyn)!  —  Nordbühmen :  Kleisberg  (Opiz) !  —  Jeschken  (Opiz).  — 
Rcichenberg  an  Waldfusswegen  (Siegmund).  —  Haindorf  (Nees).  —  Liebwerd,  Georgs- 
walde (Opiz).  —  Plumert :    Flora  d.  Iser-  und  Jeschkengebirges,  Isergebirge  (Limpricht). 

—  Oberhalb  Tannwald  an  der  Stephanshöhe !  —  Am  Fusse  des  Ziegenrückens  gegen  St. 
Peter!  —  Fuss  der  Schneekoppe  (Flotow).  —  Cudowa  an  der  Glatzer  Grenze    (Flotow). 

—  Südböhmen  im  Böhmerwalde:  Schon  im  J.  1823  von  Martins  gesammelt!  Rosenberg! 
An  feuchten  Wiesen  und  Hohlwegen  des  St.  Thomas  am  Wege  von  Friedberg,  da  bis 
7  mm  lang!  —  Waldgräben  nächst  Grafenhöhe  zwischen  Aussergefild  und  Buchwald!  — 
Eisenstein  am  Fusswege  von  der  Station  zum  Prokop! 

2.  S.  alpinus  Gottsche.  —  Stengel  fadendünn,  3 — 4  cm  lang,  mit  gleichhohcn  Ästen. 
Diese  gleichmässig  kammförmig  beblättert,  unterseits  hie  und  da  mit  iceingelben  Wtirzel- 
haaren.  Bl.  gleichgross,  rechtwinkelig  abstehend,  rundlich ;  am  verengten  Grunde  herab- 
laufend, kahnförmig  hohl,  a.m  Rande  flach,  durch  eine  spitzwinkelige  scharfe  Bucht  zu 
'/j  in  2  stumpfliche  Lappen  getheilt.  —  Zellen  fast  gleichgross,  klein  und  undurch- 
sichtig, mit  2  läugl.  oder  3 — 4  rundl.  glänzenden  Oeltropfen, 


I 


Stärkeren  Formen  des  S.  Funckii  ähnlich.  Rasen  dicht  kissenförmig,  nicht  verweht,  schwarz 
oder  grünlichbraun,  glänzend. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr,  unbekannt. 

An  periodisch  überrieselten  Felsen  des  Riesengebirges  sehr  selten :  —  Riesen- 
grund in  der  Nähe  des  Wörlichsgrabens,  wo  häufig  (1876  im  Juli,  Limpricht). 

h)  Stengel  mit  ungleich  langen,  blattlosen  Ausläufern,  wodurch  Rasen  verwebt. 

3.  S.  densifolius  N.  v.  E.  —  Steugel  aufrecht  oder  niederliegend,  verflacht, 
dicht  gleichmässig  beblättert.  Bl,  fast  rund,  unten  bauchig  und  mit  verschmälerter  Basis 
den  Stengel  fast  scheidenartig  umfassend,  aufrecht  abstehend.  Endbucht  klein  und 
sehr  scharf ;  Läppchen  spitz- eiförmig,  trocken  gegen  einander  geneigt.  Blattrand  am 
Grunde  etwas  umgerollt.  —  Zellen  gross,  am  Rande  kleiner,  quadratisch,  überall  be- 
sonders angulaer  stark  verdickt. 

In  dichten  oder  lockeren  Polstern  von  schwarzbrauner  oder  gelblichgrüuer  Farbe. 

Zweihäusig.  —  2j.  —  Frucht  unbekannt. 

An  Felsen  des  Hochgebirges  sehr  selten.  —  Riesengebirge:  Riesengrund  (nach 
Limpricht). 

4.  S.  sphacelatus  N.  v.  E.  (S.  Ehrharti  var.  ^)  saccata  N.  v.  E.)  —  Stengel 
aufsteigend,  verkürzt,  büschelig  ästig,  im  Wasser  schlanker,  mit  1 — 2  farblosen  Zell- 
schichten umgeben.  Wurzelhaare  purpurn,  an  Wasserpflanzen  die  ganze  Unterseite  kurz 
einhüllend,  sonst  nur  spärlich,  an  den  Ausläufern  büschelig.  Bl.  der  5  Pflanze  rundlich- 
quadratisch oder  eiförmig,  an  der  Basis  breiter;  die  Bl.  der  Q  Pfl.  verkehrt  ei-  oder 
herzförmig.     Bucht  scharf,    von    '/j   bis  ^o   der  Lamina   reichend.     Lappen,  abgerundet 

5 


66  Saroosoyphus. 


oder  stiimpfllch.  —  Zellen  der  Blattniittc  eiförmig,  die  anderen  Geckig,  die  randständigen 
kleiner  quadratisch ;  alle  angulaer  und  manchmal  auch  an  den  Zelhvändcn  stark  verdickt. 

Käsen  verwebt  und  abgeflacht,  oder  hoch  und  schwellend,  je  nach  der  Lokalität  starr 
bis  weich  und  schlalf.     Grün  und  oft   mit  bräunlichen   Spitzen,    oder   schwarzbraun  nnd  glänzend. 

a)  aquaticus  Limpricht.  Wasserforni.  tStattlich,  aber  feiner.  Wurzelhaare  nur  an 
hlattanneti  Audäufcrn.  Bl.  breiter,  mit  seichterer  Bucht  und  mit  düniaoandic/en,  durcJischeinendcn 
Zellen.  —  Rasen  duukelgrüu,  au  den  Spitzen  dunkelbraun. 

ß)  enjthrorhizus  Limpricht.  Landform.  Kleiner,  mit  aufsteigendem  Stengel.  Wurzel- 
haare purpui-n,  üherall,  selbst  an  den  Ausläufern,  an  diesen  oft  büschelig.  Bl.  gegen  die  Spitze  der 
kurzen  Äste  grösser  und  gedrängter,  steif,  gewöhnlich  länger,  verkehrt  herzförmig,  bis  zur  Hälfte 
länglich  stumi)f-lappig.  Zellen  meist  dicJiivandig,  uiulHrchdcJithj.  —  Kapselstiel  sehr  dick  (Ü'SJ:  mm), 
gleichzellüj,  mit  26 — 30  Zellen  im  Umfange. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Sommer,    sehr  selten. 

An  feuchten  Felsen,  besonders  an  Ufern  der  Gebirgsbäche,  oder  in  ihren  Beeten, 
an  Quellen  und  Moorwiesen  des  Gebirges  ziemlich  verbreitet.  —  a)  In  Gebirgswässern : 
Isergebirge  in  der  grossen  Iser  (Limpricht).  Riesengebirge:  Naworer  und  Elbewiese 
(Sitensky) !  Weisswasser  (Nees) !  Spindlerbaude !  Eibquellen  !  Oberhalb  d.  kl.  Teiches 
(Limpricht).  Oberhalb  des  Aupafalls  (Limpr.).  —  ß)  Isergebirge  (Limpricht).  —  Riesen- 
gebirge: IL  Rad,  W.  Wiese,  Koppenplan,  Weisswasser,  Riesengrund  (Nees-Limpricht). 
Ziegenrücken !  Mummclbach !  —  Böhmcrwald :  Am  Bache  nächst  Kuschwarda  und  an 
dessen  Felsblöcken  nächst  Scbeuereckenberg  im  August  mit  Früchten !  Eisenstein  am  Eisen- 
bach unter  d.  Teufelssee !  Arber !  Ahornbach ! 

5.  S.  Ehrharti  Corda.  (Jung,  emarginata  Ehrh.  —  Corda:  Sturm  p.  25.  t.  5.) 
—  Stengel  0*5  cm  —  1  dm  laug,  aufrecht  oder  fluthend,  gabelästig  bis  einfach,  seit- 
tvärts  zusammengedrückt  oder  zuweilen  stielrundlich.  Wurzelfasern  spärlich,  nur  an 
den  Auslmifern.  Bl.  fest,  aus  breiter  Basis  rundlich  oder  rundlich-quadratisch,  seicht 
und  stumpf  ausgehuchtet,  mit  theils  stumpfen,  theils  zugespitzten  Lappen.  Zellen  gross, 
angulaer  und  an  den  Wänden  meist  stark  verdickt,   am  Rande  kleiner. 

Sehr  veränderlich  in  Grösse  und  Farbe.  Von  seinen  Formen  sind  besonders  hervor- 
zuheben: 

«)  aquaticus  N.  v.  E.  —  Stengel  bis  1  dm  lang,  oft  fluthend,  schwarzbraun,  braun 
bis  dunkelpurpuru,  firnissglänzend.  Bl.  loeniger  gedrängt,  rechtwinkelig  abstehend,  sehr  seicht  ausge- 
buchtet, mit  an  der  Basis  umgerolltem  Rande.  Zellen  rundum  sehr  stark  verdickt,  mit  oft  zusammen- 
fliessenden  Ecken;  in  den  Lappen  oft  bleicher. 

ß)  rohustus  De  Not.  —  Stengel  aufrecht,  1*5  cm  hoch,  stark  und  stielrund,  am  Ende 
durch  Innovationen  verlängert.  Bl.  olivengrün  bis  bräuuHch,  fast  rund,  mit  halbmondförmiger  oder 
stumpfer  Bucht  und  kurzen,  stumpfen,  oft  ungleichen  Lappen.  Die  Kelchzipfel  erreichen  immer 
den  Rand  der  letzten  Hüllblätter,  welche  länger  sind  als  die  vorhergehenden.  —  Kapselstiel 
0*29  mm  dick,  ungleichzellig,  mit  18  grösseren  Zellen  im  Umfange. 

Zweihäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Mai  und  Juni. 

Au  feuchten  Steinen  und  Felsen,  oder  zwischen  Moosen,  besonders  häufig  und 
stattlich  an  Bach-  und  Flussufern,  und  nur  in  der  Gebirgsregion.  —  Botzenberg  bei 
Schluckenau  (Karl  nach  Rabenhorst).  —  Isergebirge:  Haindorf  und  Liebwerd  (Nees). 
Hohenfall  (Opiz).  —  Flussbeet  der  Iser,  sowie  die  höchsten  Erhebungen  des  Isergebirges 
(Limpricht).  —  Rieseugebirge,  besonders  die  var.  a)  in  fliessenden  Gewässern  oder  an 
feuchten  Felsen  verbreitet.  —  /^)  Elbegruud,  Gr.  Teich,  Aupafall  und  Aupaabhang,  Riesen- 
gruud  et  cet.  —  Beiden  Varietäten  können  auch  die  Exemplare  vom  Böhmerwalde  bei 
Eisenstein,  Spitzberg,  Schwarzen  See  und  Ahornbach!  eingereiht  werden! 

6.  S.  Sprucei  Limpr.  (Gymnomitrium  adustum  autorum  sed  non  Nees  Nat.  I.  — 
S.  adustus  R.  Sprucc.)  —  Stengel  sehr  klein,  mit  braunen  und  weissen  Wurzelfasern 
und  vielen  Fhigellen.  Die  sterilen  Äste  kleinblättrig,  die  fertileu  keulenförmig,  mit  5 — 8 
gegen  den  Scheitel  grösseren  Blattpaaren.  Diese  bis  zu  ^/j  durch  eine  recht-  bis  stumpf- 
winkelige meist  rundliche  Bucht  in  2  stumpfliche  oder  zugespitzte  Läppchen  eingethcilt. 
Zellen  verhältnissmässig  gross,  überall  bedeutend  verdickt.  Kelch  sehr  zart,  aus  6eckigen 


Gymnomitrinm..  G7 


meist  länglichen    Zellen    gebaut,    am  Rande  crenulirt.     Kapselstiel    um  2  mm  höher  als 
die  HvllhläUer,  sehr  stark. 

h)  decipiens  Limpr.  herl)ar.  —  P'niclitäste  bis  2  mm  lang  mit  4 — 5  anfrecbt  abstehenden 
Blattpaaren.  3 — 4  dem  Kelche  nächsten  Blätter  sind  banchig  und  plötzlich  grösser.  Zellen  enger 
und  die  Randzellen  kleiner.  Kstiel  länger  nnd  dünner.  —  Sporen  kleiner.  —  Stengel  durch  zahl- 
reiche braune  Rhizoiden  dem  Substrate  eng  angeheftet. 

Einhäusig.  —  2|.  —  Fr.  im  Frühjahr ;  9  ^"^^^  ™  Herbste. 

An  feuchten  Steinblücken  des  höchsten  Grenzgebirges,  sehr  selten.  —  Rieseu- 
gebirge,  wo  bis  jetzt  nur  die  var.  decipiens  gesammelt :  Am  linken  Ufer  des  Weisswassers 
unterhalb  der  Wiesenbaude  in  einer  Höhe  von  1.380  m  (Limpricht). 

3.   Gymnomitrium  N.  v.  E. 

1.  G.  coralloides  N.  v.  E.  (Acolea  Dmrt.)  —  Stengel  aufrecht,  meist  niedrig, 
huschelig  verzweigt,  mit  zahlreichen  Wurzelsprossen,  Aeste  schmal  lanzettlich,  etwas 
gekrümmt,  handförmig  zusammengedrückt.  Blätter  ganz,  später  stumpf-2lappig  ein- 
gerissen, breit  ht/alin  gesäumt,  stets  dicht  angedrückt.  Zellen  am  Blattrande  kleiner, 
angulaer  und  an  den  Wänden  stark  verdickt. 

In  niedrigen,  sehr  starren,  durch  Wnrzelsprossen  dicht  verwebten  Polstern  von  grau- 
grüner bis  weissgranen,  oder  bräunlicher  bis  schwärzlichen  Farbe.  Die  von  vorn  nach  hinten  zu- 
sammengepressten  Äste  erreichen  bis  4  mm,  Länge.  Der  hyaline,  zuweilen  ansgefressene  Blattrand 
entsteht  in  Folge  einer  Pilzwucherung.  In  Knospen  sind  die  Blätter  ganz  und  überall  gefärbt.  — 
Von  den  folgenden  wenig  verschieden. 

Zweihäusig.  —  2}.   —  Frucht  selten,  im  Sommer. 

An  der  Nordseite  isolirter  Felsen  und  Blöcke  der  Kniebolz-Region  sehr  selten. 
— ■  Riesengebirge:  Schneegraben  (im  Riesengrund?  nach  Limpricht).  Mittagstein  (bereits 
von  Wimmer  und  Flotow  gesammelt).  Mädelsteine  und  Dreisteine  (Nees  u.  and.). 

2.  G.  concinnatum  Corda.  (J.  gymnomitrioides  N.  v.  E.  —  Corda:  Sturm  p.  2.3. 
t.  4.)  —  Stengel  niederliegend,  oder  aufsteigend,  g^djclig  oder  unregelmässig  beästet, 
mit  spärlichen  Wurzelsprossen.  Aeste  drehrund,  aufwärts  keulenförmig.  Bl.  breit 
eiförmig,  zu  '/^  scharf  21appig,  am  Grunde  oft  1 — 2zähnig,  zuweilen  etwas  abstehend. 
Lappen  eiförmig,  meist  hj^alin  gesäumt.  Zellen  gegen  den  Rand  kleiner,  mit  2 — 5 
elliptischen  Oeltropfen,  angulaer  und  an  den  Wänden  stark  verdickt.  Fruchthülle  dick- 
cif()rniig,  spitz. 

Rasen  ausgebreitet,  am  Grunde  wenig  verwebt,  weisslich,  bhuigrün,  gelbröthlich  oder 
grün ;  auch  vereinzelt  zwischen  anderen  Moosen.  Nach  dem  Standorte  veränderlich,  zuweilen  auch 
mit  gekerbten  Blättern  (G.  n-enulatum  Carr.). 

«)  infermednim  Limpricht.  —  Blätter  spitzlaijpig,  durch  hei'vortretende  Zellen  crO' 
nulirt,  die  jüngsten  am  Rande  bedeutend  umgerollt. 

ß)  ohiHsvm  Limpricld   (Cesia  olitusa  Lindb.).  —  Bl.  shnnjißappig,    auch  crenulirt. 

Zweihäusig.  —  2).  - —  Frucht  im  Sommer. 

Im  Gebiete  der  Kniebolz-Region  an  wenig  feuchten,  manchmal  jedoch  auch  an 
überrieselten,  kalkfreien  Felsen,  Felsspalten  und  geschützten  Lagen,  zerstreut,  —  Riesen- 
gebirge:  in  Felsspalten  des  Gebirgskammes  (schon  von  Funck).  Scbneekoppe,  rechts  an 
der  Serpentine  zur  Koppe  besonders  var.  a) !  —  ß)  Schlesischerseits  im  Melzergrund  im 
J.  1869  (Limpricht).  —  Angeblich  auch  im  Isergebirge,  so  nach  Plumert:  Flora  d.  Iser- 
und  Jeschkengebirges. 

3.  G.  adustum  N.  v.  E.  (J.  brunnea  Spreng.  —  J.  concinnata  var.  minor 
N.  V.  E.)  —  Stengel  bis  4  mm  lang,  fadenfüi-mig,  ziemlich  elastisch,  mit  kurzen,  ajif- 
sfeigenden,  kei  den  förmigen  an  der  Basis  fast  blattlosen  Ästeben.  Bl.  dicht  2reihig, 
angedrückt,  länger  als  breit:    alle  rinnenförmig,    braun  und  zn   '/e   '*'  ^^^'ß*'  stumpßiche 


G8 


Haplomitrium. 


Läppchen  rechtwinkelig  ausgesclinitten.  —  Zellen  steif,  durchscheinend  gegen  den  Blatt- 
rand kleiner.  —  Die  äusseren  Hüllhläfter  eingerollt,  2-3spaltig,  die  inneren  kleiner 
eingerollt  und  öfters  stumpf  ausgerandet.  Calyptra  selten  herausragend,  eiförmig,  gross- 
zellig  und  durchsichtig.  Kstiel  1  mm  lg,  in  der  Mitte  aufgehlasen.  Kapsel  2zellschichtig 
klein,  rundlich,  nicht  bis  zum  Grunde  4klappig.  Sporen  glatt. 

Zwcihäusig.  —  2(.  —  Frucht  im  Sommer.  —  An  feuchten  Felsblöcken  der 
höchsten  Grenzgebirge,  sehr  selten.  —  Riesengebirge:  am  linken  Ufer  des  Weisswassers 
unterhalb  der  Wiesenbaude  in  der  Nachbarscliaft  des  Sarcosc.  Spruce}\  h)  decipiens 
Lim.pr.  im  August  1879  fruchtend  von  Limpricht  gesammelt. 


8.  Familie.     Haplomitrieae.*) 

Aste  aufrecht,  Sreihig  beblättert.  Blätter  gleichartig.  Antheridien  rund  um  den 
Stengel  auch  ausserhalb  der  Blattwinkel .^  oder  sogar  an  Stelle  der  Bl.  auftretend. 
Archegonien  nicht  gipfelständig  und  sowie  aucli  die  Frucht  ohne  Kelch.  Die  Frucht 
mit  einer  derben,  mehr, schichtigen,  langen  Haube  umgeben.  Kapsel  2-4klappig;  deren 
Wände  einzellschichtig.  Elateren  am  Klappeuende  büschelig  gehäuft. 

1.  Haplomitrium  N.  v.  E. 

1.  H.  Hookeri  N.  v.  E.  (Jungermannia  Lyell.  —  IL  Cordae  N.  v.  E.  —  Gymno- 
mitrium  Ilookeri  Corda  in  Sturm  p.  2L  t.  3.  —  Mniopsis  Dmrt.)  —  Stengel  aufrecht, 
fast  einfach,  verdickt  tmd  saftig,  ohne  Wurzelhaare.  Bl.  entfernt,  etioa  zu  */,  umfassend, 
schwach  herablaufend,  fast  rnndlich  eilänglich,  entfernt  ausgeschweift  gezähnelt.  Weibl. 
Hüllblätter  2,  den  Bl.  ähnlich.  Blattzellen  Geckig,  undurchsichtig,  angidaer  nicht  verdickt. 
Haube  weit  hervortretend,  cylindrisch.  Kapsel  auf  2 — 3  cm  langem  Stiele,  cylindrisch. 
Ihre  cubischen  Zellen  mit  je  1  Längsring faser.  Sporen  undeutlich-tetraedrisch,  graulich. 

Vereinzelt  oder  in  kleinen,  lebhaft  grünen  Raschen.  Stengel  1 — 2  mm  hoch,  nicht  bilateral. 

Zweihäusig.  —  '2\.  —  Frucht  im  Sommer  und  Herbste. 

Au  feuchten,  sandigen,  kurzbegrasten  Lagen,  gern  in  der  Nähe  von  Mooren,  in 
der  Hügel-  und  Hochgebirgs-Regiou,  sehr  selten.  —  Karlsbader  Gebirge:  Tepl  bei  Marienbad 
(unter  den  Exsicaten  Konrad's  nach  der  Angabe  Nees's  von  Corda  gefunden).  —  Riesen- 
gebirge :  Woisswasser,  am  linken  Ufer  etwa  eine  Viertelstunde  unterhalb  der  Wiesenbaude 
in  Gesellschaft  von  J.  alpestris  und  J.  bicuspidata  im  J.   1834  von  Nees  entdeckt. 


*)  Gestützt  aut  die  Beobachtungen  von  LeUcjeh  und  Lindberg,  uacli  deren  Ansicht  es  nicht 
angeht,  din  Gattung  naplomitrium  mit  Oipnnomitiium,  Sarco.tciiplms  und  AUcnlaria  in  eine 
Familie  einzureihen,  stelle  ich  dafür  eine  eigene  Familie  auf.  Durch  sie  wird  daselbst 
die  Reihe  der  Lebermoose  abgeschlossen,  zum  Unterschiede  von  Du  Mnrtier  und  Llnd- 
herg,  l)ei  welchen  Iteiden  man  das  Haplomitrium  in  die  nächste  Verwandtschaft  der 
Fossovibrovin  eingereiht  vorfindet. 


Correcturen: 


Seite  20  Mitte  soll  stehen:  March.  commutata   Wahlmh.  statt:  Lindenb. 
„      2ß       „         „  „         Mnorclda  statt :  Mörckia. 

„      37       „         ^  „        Jungei'm.  Hartmanii  statt:  llartmanni. 

„      46       „         „  n        J-  bantr/ensis  statt:  bantryensis. 


REGISTER. 

Ordnungen,  Familien  und  Sectionen  erscheinen  mit  gesperrtem,  Gattungen  und 
Arten  mit  gewöhnlichem  Druck;    Synonymen-Namen  sind  cursiv  gedruckt. 


Acolea  Dumortier      .    .    .  G7 
Achitou  quadratum  Cortla  19 

Aequifoli  ae 54 

Alicularia  Corda  ....  64 

—  minor  Limpricht      04 

—  scalaris  Corda  .  .  64 
Aneura  Dumortier    ...  22 

—  latifrons  Lindb.     .  23 

—  multifida  Diimort.  23 

—  palmata  Dumort.  .  23 

—  —     var.  laxa      .    .23 

—  —     —     major    .    .  23 

—  —      —     2^'^\^l^^(^^f-a  23 

—  pinnatifida  Nees    .  23 

—  pinguis  Dumort.  .  23 
Aneureae  Dumort.    .    .  22 

AnthcHa  Dumort .54 

Anthnceros  Austin      ...  12 
Anthoceros  Micheli  .    .    .13 

—  laevis  L 13 

—  punctatus  L.  .  .  13 
Anthoceroteae  Nces  12 
Ax>Jnzia  Dumort 59 

—  amplexicauUsJ)xavi.  62 

—  crishdata  Dmrt.      .  60 

—  lurida  Dmrt.  ...  61 

Barbatae 51 

B  i  d  e  n  t  p,  s 46 

Ülasia  Micheli 24 

—  Funcldi  Corda    .    .  24 

—  germanica  Corda    .  24 

—  Hookeri  Corda  .    .  24 

—  pusilla  L 24 

BlepJiarostoma  Dmrt.    .    .  54 
Blepharozia  Dmrt.     .    .    .32 

—  ciliaris  Dmrt.  .  .  32 
Blyttia  Gottsche   ....  27 

—  Lyellii  Endl.  ...  27 

—  MoercJdi  Gottsche  26 
Calypogeia  Raddi     ...  35 

—  Trichomanis  Corda  35 

—  b)  acutifolia  ...  35 
Cephalozia  Dumort.  .        .  55 

—  hyssacea   Dumort.  .  55 

—  divaricata  Dumort.  55 


Cephalozia  multiflora 

Lindb 58 

C  e  p  h  a  1 0  z  i  e  a  e  .       .    .55 
Cincinnulus  Dumort.      .    .  35 

—  Sjyrengdii  Dumort.  35 

—  TrirJiomanisDwmoxt.  35 
Codouioae  Nees  ...  27 
(joleocliila  Taylori  Dmrt.  58 
Complicatae  .  .  .  .43 
Conocephalus  Dumort.  .    .19 

—  nemorosiis  Ilübener  19 

—  vulgaris  Bischof.  .  19 
Cordaea  Blyttü  Corda      .  26 

—  Flotowiana  Nees  .  26 
Dilaena  Dumortier  ...  26 
Diplolaena  Dumortier      .  26 

—  Bhjttii  Nees  .  .  .  26 
DijilophyUiim  Dumort.      .  42 

—  albicans  Dumort.    .  43 

—  Conradi  Dumort.    .  42 

—  Hellerianum  Dmrt.  45 

—  viinutum  Dumort.  .  45 

—  ohlusifolium   Dmrt.  44 

—  saxicolum  Dumort.  46 

—  taxifolium  Dmrt.  .  43 
Diploraitrieae  Endl.  26 
Diplomitrium  Corda      .    .  26 

—  Bhjttii  Nees    ...  26 

—  hijbernicvm  Corda  27 
Duvalia  rupestris  Nees  .  19 
^chinomitrium  fureatum 

var.  pxdiescens  Cor.  .  .  22 
Fcgatella  Raddi    ....  19 

—  conica  Corda  .  .  19 
Fimbriaria  Nees    .    .    .    .18 

—  pilosa  Taylor  ...  18 

—  tenella  Nees  .  .  .18 
Fossombronia  Raddi    .    .27 

—  cristata  Lindb.  .    .  27 

—  pusilla  Lindb.    .    .  27 

—  pusilla  ß)  cajiitata 

Nees 27 

Frullania  Raddi    ....  29 

—  dilatata  Nees     .    .  29 

—  —    var.  viridis     .  30 


Frullania  dilatata  ß)  micro- 

phylla  Nees    .    .    .30 

—  fragilifolia  Taylor    30 

—  Tamarisci  Nees  .  29 
Geocalyceae  Neos  .  .  35 
Geocalyx  graveolens  N.  .  35 
Gymnocolea  Dumort.  .  .  47 
Gymnomitrieae  .  .  .63 
Gymnomitrium  Hübenor  .  23 
Gymnomitrium  Nees    .    .  67 

—  adustnm  Autorum    66 

—  adustnm  Neos    .    .  67 

—  Blyttii  Hübener     .  26 

—  concinnatum  Corda  67 

—  —    var.  interme- 

dium  Limpr.  67 

—  —     var.    obtusnm 

Limpr.   ...  67 

—  coralloides  Nees   .  67 

—  Hnol-eri  Corda  .  .  68 
Grimaldia  Raddi  .    .    .    .18 

—  barbifrons  Bischof  18 

—  dicliotoma  Lindb.   .  18 

—  fi'ogi'o>ns  Corda  .    .18 

—  hemisphaerica\A\\t\h.  19 

—  rupestris  Lindenb.  19 
Haplolaeneae  Nees  .24 
II  a  p  1 0  m  i  t  r  i  e  a  e  .  .  .68 
Haplomitrium  Nees  ...  68 

—  Cordae  Nees   ...  68 

—  Hookeri  Nees  .  .  68 
Ilarpanthus  Nees     .    .      37 

—  Flotowianus  Nees    37 

—  scutatus  Spruce  .  37 
Herpetium  Nees  ....  33 
Chiloscyphus  Corda    .    .  37 

—  lophocoleoides  Nees  37 

—  paUescens  Nees  .    .37 

—  polyanthos  Corda    37 

—  —  var.  pallescens 

Schrad.      .    .37 

—  —  var.  rivularis 

Schrad.  .  .  37 
Jecorarieae  Nees  .  .  17 
Integrifoliae    ....  58 


70 


Jnhula  Duniort 29 

—  complanata  C'ortla  31 
Juh  n  leae  Nees  ....  28 
Jungermannia  L 48 

—  acuta  Lindenh.  .    .  47 

—  aeqiiifolia  Schwaogr.  41 

—  albicans  L.     ...  43 
ß)  taxifolia  Limpr.  43 

—  all  estris  Schleicher  .50 

—  asplenioides  L.    .    .39 

—  attenuata  Liudenh.  53 

—  hantriensis  Nees     .  46 

—  —     var.  Mi'dlen 

Lindb.      .    .  46 

—  —  var.  acuta  Lindb.  47 

—  barbata  Schmid.    .  52 

—  —  var.  attenuata  N.  53 

—  —  var.  Floerlcei  N.  53 

—  —  var.   hjcopodioid. 

N.'     ....  51 

—  —  var.  quincßiedent. 

N 52 

—  —  var.  Schreberi  N.  52 

—  Baueri  Martins      .  56 

—  hicrenata  Ilübenor  49 

—  hicrenata  Lindenb.  50 

—  bicuspidata  L.  .    .  57 

—  —  var.  confortaNeos  57 

—  —    var.  aqnatica  .  57 

—  bidentata  L.    ...  38 

—  Blasia  Hookor  .    .  24 

—  Bhjttii  Mörck.    .    .  26 

—  brunnea  Sprengel .  07 

—  caespiticia  Lindb.    GO 

—  capitala  llookor     .  49 
^  catonnlata  Ilühener  56 

—  commutala  Iliibenor  50 
— •     complanata  L.     .    .31 

—  concinnata  var.  minor 

Neos 67 

—  connivons  Dirkson  58 

—  Conradi  Corda    .    .  42 

—  crennlata  Smith    .  60 

—  (Mvta  Martins     .    .  42 

—  curvifolia  Dicksnn  56 

—  rurvula  Neos  .    .    .  50 

—  deflexa  Martins      .  34 

—  denna  Nees      .    .    .45 

—  divaricata  Neos      .  55 

—  emarginata   Ehrli.  .  06 

—  excisa  Hookor   .    .  49 

—  —     ß)  crispata 

llookor    .    .49 

—  exsocta  Schmid.    .  44 

—  ßssidcjdoidea   Ildb.  43 

—  h^loerckei  W.  &  M.  53 

—  furcata  L 22 

—  Genthiana  Unbcnnr  60 

—  rjravcolens    Schrad.  35 

—  gymnomitrioidrsNoos  67 

—  ITartma,nti  Thodon  37 

—  Ilolloriana  Neos    .  45 

—  Honlccri  Lyell.    .    .  68 

—  JTorn.ichur.hiana  N.  48 

—  hyalina  Lyell.    .    .  62 

—  hibernica  llookor    26 

—  incisa  Schrader        51 

—  —    var.  elongata 

Aut.     ...  51 


Jungermannia  infiata 

Hudson    .    . 

—  —     a)  horeynica  . 

—  —     ß)  llnitans 

—  —    y)  laxa    .    .    . 

—  intermedia  Nees    . 

—  intermedia  a)  minor  N. 

—  julacea  Lightf. 

—  jiäacea  y)  rlavn- 

ligera  N.      .    .    . 

—  .Juratzkana  Limpr. 

—  lanceolata  Nees     . 

—  Libertae  Hüboner  . 

—  lycopodioidosWallr. 

—  Menzelii  Nees 

—  Michauxii  Weber  . 

—  minuta  Crantz   . 

—  minuta  ß)  procera  N. 

—  MüUeri  Nees     .    . 

—  muUiflora  Huds. 

—  nana  Nees  .    .    .    . 

—  nemorosa  L.     .    .    . 

—  ohovata  Nees     .    . 

—  obtusifolia  Hook.  . 

—  orcadensis  Hook.  . 

—  parvula  Lindb.  .    . 

—  pinguis  L.    .    . 

—  platyphylla  L.     .    . 

—  pnmila,  Aut.    . 

—  pumila  Lindenl).    . 

—  pumila  With. 

—  quinquedentataWeb. 

—  reptans  L    .    .    .    . 

—  resupnnata  Wahlb. 

—  rosacea  Corda     .    . 

—  rostellata  Hüben    . 

—  rubella  Nees  .    .    . 

—  saxicola  Schrader 

—  scalai-is  Schrader  . 

—  Sclimideliann   IIüli. 

—  Schraderi  Martins 

—  ScJirad.  var.    sidui- 

jncalis  Lbg.     .    . 

—  setacea  Weber  .    . 

—  setiformis  Elirh.    . 

—  —  b)  alpiua  Hook. 

—  Schul tzii  Neos    .    . 

—  sicca  Nees  .    .    .    . 

—  sphaerocarpa  Hook. 

—  Sphagid  Dickson  . 

—  Starkii  Neos  .    .    . 

—  stip^dacea  Hook.    . 

—  snbapiralis  Neos  . 

—  sndelicn  Ilübonor  . 

—  Tamarifici  L.  .    .    . 

—  Taylori  Hooker 

—  —     var.  an 0 mala  . 

—  tersa  Neos  .... 

—  Trevirani  Hnbonor 

—  trichopbylla  L.  .    . 

—  tricreudln,  Wahlen!). 

—  trilobata  L.      ... 

—  uJigino.ia  Ilübonor 

—  uligiiiosa,  Swartz 

—  nmbrosa  Schrader  . 

—  ujuhdola  Tj.     ... 

—  vontricosa  Dicks.  . 

—  —  var.  porphyro- 

leuca  .  .  . 


47 
47 
47 
47 
49 
50 
54 

54 
54 
59 
46 
51 
56 
45 
45 
45 
46 
58 
Ol 
40 
62 
44 
48 
60 
23 
30 
60 
61 
60 
52 
34 
46 
42 
60 
57 
46 
64 
62 
59 

59 
54 
51 
51 
46 
50 
61 
63 
55 
37 
59 
50 
29 
58 
58 
62 
45 
54 
34 
33 
41 
41 
42 
40 
48 

48 


Jungermannia  verrticnlosa 

Lindb 45 

—  virridissima  Neos  .  51 

—  vogesiaca  Nees  .    .50 

—  Wenzelii  Nees   .    .  47 
Wondrdceld  Corda  27 

—  Zeyheri  Neos  .  .  60 
Jungermanniaceae 

Corda      21 

Jungermanniae  acro- 
gynae  Leitgeb.    .  28 

—  anacrogynae 

Leitgb 21 

—  foliosae  Antorum  .  28 

—  frondosae  Antorum  21 
J  u  n  g  e  r  m  a  n  n  i  e  a  e  Nees  36 
\ifjevnia  Hampe  .  .  .  .31 
Lojeunia  Libert 28 

—  minutissima  Dmrt.  29 

—  platyphylla  Corda    30 

—  serpyllifolia  Lib.    .  28 

—  —     cü)  planiuscnla 

Lindenbg.    .  28 

—  —    ß)  cavifolia 

Lindenbg.    .  29 
Lopidozia  G.  L.  N.  .    .    .  34 

—  reptans  Humort.    .  34 

—  aetacPM  Mittenins  .  54 
Lepidozieae  Dumort.  33 
Lichenoides  Bischof.  14 
LiocMaena  Nees     .    .    .    .59 

—  lanceolata  Nees  .  59 
Lophocolea  Neos  ....  38 

—  bidentata  Nees  .    .  38 

—  bidentata  ß)  cnspi- 

data  N 38 

—  cuspidata  Tämpr.  .  38 

—  heterophj'lla  Neos  39 

—  lateralis  Dumort.   .  38 

—  minor  Nees  .  .  .38 
Lunularia  Micheli     .    .    .21 

—  vulgaris  Miehcli  .  21 
Lunularioao  Neos  .  .21 
Madotheca  Dumort.     .    .  30 

—  laevigata   Dumort.  31 

—  navicnlaris  Neos     .  30 

—  platyphylla  Dmrt.  30 

—  —     b)  Thuja     .    .  30 

—  rivularis  Neos    .    .  31 

Maiiiiia  Opic 18 

Marchantia  L 20 

—  coarctata  Corda      .  20 

—  commutata  Wahloid).  20 

—  c.onica  L 19 

—  hemisphaerica  \i.    .19 

—  Kablikiana  Corda  .  21 

—  macrocepludn.  Corda  20 

—  polymorpha  L.  .    .  20 

—  —  a)  communis  (t.  20 

—  —  b)  alpestris  G.   21 

—  qnadrata  Weber    .  20 

—  stellata  Corda      .    .  20 

—  SycJcorae  Corda  .  .  20 
March  an  tia  ceae  Neos  17 
Marsupclln.  Dumort.  .  .  64 
Mastigobrynm  Neos     .    .  33 

—  detioxum   Nees  .    .  34 

—  trilobatnm  Nees    .  33 

—  —     var.  minus  N.  33 


71 


47 
■48 
47 
22 
22 
22 
22 
22 
22 
23 
22 

•)4) 


Mesophylla  Dumort. 

—  orcacleusis  Dmrt. 

—  Wenzelii  Dmrt.  . 
Metzgeria  Raddi   .    .    . 

—  furcata  Dumort. 

—  —     a)  linearis  . 

—  —     b)  coiijugata 

—  —     c)  furcata   . 

—  laetevirens  Opic 

—  pbiyuis  Corda    . 

—  pubesceus  Raddi 

—  tomentosa  Hoffm. 
Metzgerieae  Nees  .    .  21 
Mniopaia  Dumort.      ...  68 

Mtdum  fissum  L 35 

Moerckia  Gottsclie   .    •    .26 

—  biberuica  Gottsche  26 

—  —     a)  Ilookeriaua  26 

—  —     b)  Wilsoniaua  27 

—  norvegica  Gottsche  26 
Nototliylas  Sulliv      ...  12 

—  fertilis  Milde      .    .12 
Odotito Schisma  Sp}ia(jid 

Drat .63 

Pellia  Raddi 25 

—  calycina  Nees    .    .  25 

—  endiviaefolia  Dmrt.  25 

—  epiphylla  Dillen.   ,  25 

—  —     var.  aeruginosa 

Corda  .  25 

—  —  war.  fertilis  Nees  25 

—  Neesiaua  Gottsclie  25 
Plagiochila  N.  &  M.         .  39 

—  aspleuioides  N.  &  M.  39 

—  —  var.  a)  humilis  .  39 

ß)  major   .    .  39 

y)  heterophylla  39 

—  compacta  N.  &  M.     42 

—  interrupta  N.  &  M.  39 

—  pyrenaica  ß)  inter- 

rupta Liudb.     .    .  39 

—  umhrosa  N.  &  M.     .  42 
Platyphylleae  Nees  .  30 


Pleuroschisma  Dumort.     .  33 

—  deßexum.  Dumort.     34 

—  reptans  Dumort.    .  34 

—  trilohatum  Dumort.  33 
Forella  Liudb.        .    .         .30 

—  dentata  Liudb.    .    .31 

—  Thuja  Lindb.      .    .  30 
Preissia  Nees 20 

—  commutata  Nees      20 

—  italica  Corda  ...  20 

Ptilidieae   Nees 32 

Ptilidium  Nees 32 

—  ciliare  Nees    .    .      32 

—  pulchre  Corda  .  32 
Radula  Dumortier        .    .31 

—  complauata   Dmrt.  31 

—  —  var.  propaguli- 

fera  N.    .    .31 

—  co??i7Jtw<rtto  Gottsclie  31 
Reboulia  Raddi     .    .        .19 

—  liemisphacrica  Raddi  19 
Riccia  Micbeli 14 

—  bifurca  Iloffm.    .    .15 

—  Bischofüi  llübeuer  15 

—  cavernosa  Hoffm.    .  16 

—  ciliata  Hoifni.     .    .  15 

—  crystallina  L.         .16 

—  eudichotoma  Biscb.   16 

—  tiuitans  L.  .    .    .    .16 

—  glauca  L 14 

—  —  a)  major  Lindb.  14 

—  —  b)  minor  Lindb.  14 

—  —  c)  minima  Lindb.  14 

—  minima  L 15 

—  natans  L.     .  .14 

—  sorocarpa  Biscb.  .  15 
Ricciaceae  Dumortier  13 
Ricciella  AI.  Braun  .  16 
Ricciocarpus  Corda  .    .    .  14 

—  natans  Corda  .  .14 
Saloiniella  Hübener  .  .14 
Sarcomi.trium  palmatum 

Cda 23 


Sarcoscyphus  Corda     . 

—  (idiistns  Spruce  . 

—  alpiuus  Gottsche 

—  deusitblius  Nees 

—  p]brharti  Cda.    . 

—  —    var.  aquaticus 

Limpricht 

—  —    var.    robustus 

DNot.  .    .    . 

—  Funckii  Nees     .    . 

—  spliacelatus  Nees  . 

—  —     var.  aquaticus 

Liiupr.     .    . 

—  —     var.  erytbro- 

rrhizus     .    . 

—  Sprucei  Limpricht 

—  —     b)  decipiens 

Limpr.     .    . 
Scapania  Liudenberg    .    . 

—  aequiloba  Nees 

—  albicans  Rabeilh. 

—  Bartlingii  Nees 

—  compacta  Lindenb. 

—  curta  Nees      .    .    . 

—  —    b)  rosacea  .    . 

—  irrigua  Nees  .    .    . 

—  nemorosa  Nees 

—  uliginosa  Nees  .    . 

—  umbrosa  Nees  .    . 

—  undulata  M.  &  N. 

—  Si/ndonisce  Corda  . 
Southhija  ohovata  Dmrt.  . 
Sphagnoecetis  Nees      .    . 

—  communis  Nees     . 

—  —  b)  macrior  Nees 

—  Huebneriana  Rabh. 
Spongodes  Nees  .  .  .  . 
Trichocolea  Nees  .    .    .    . 

—  Tomeutella  Nees  . 
Tricholea  Dumort.  .  .  . 
Trgchostglitim  affine  Cda. 
Triijonanthus  catemdatas 

Spruce     


64 

65 
65 
66 

.  m 

64 
64 

65 

66 

m 

76 

66 
40 
41 
43 
41 
42 
42 
42 
41 
40 
41 
42 
40 
18 
62 
63 
63 
63 
63 
16 
32 
32 
32 
23 

56 


Z  W  EITEFt     BAND. 

Erster  Theil. 

I.  Die  Arbeiten  der  topographischen  Äbtheihmg  (Terrain-  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

ajDas  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  I  s  e  r-  und  des  Riesen-n 
gebirges  und  seiner  südlichen  und  östlichen  Vorlagen  von  Prof.  Dr.  Karl 
Kofistka.  128  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansicht.,  1  Profiltafel  und  10  Holzschnitte. 

h)  Zweite  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  HI.)  von  Prof. 
Dr.  Kofistka.    84  Seiten  Text. 

c;  Höhenschichtenkarte,  Section  HL,  von  Prof.  Dr.  Kofistka.  (Diese  Karte 
enthält  die  in  dem  vorstehenden  Text  angegebene  Situation  im  Massstabe  von  1 :  200.000). 

d)  Höhenschichten  des  Riesengebirges  von  Prof.  Dr.  Kofistka  im  Maasstabe 
von  1  :  100.000.     Preis  dieser  Abtheilung fl.  4-50 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheilung.    I.  Theil  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:  Fauna  der  Steinkohlenformation  Böhmens  mit  4  Tafeln. 

b)  Karl  Feistmantel:  Die  Steinkohlenbecken  beiKlein-Pfilep,  Lisek,  Stile c, 
Holoubkow,  Mireschau  und  Letkow  mit  9  Holzschnitten. 

c)  Jos.  Väla  und  R.  Helm  hack  er:  Das  Eisensteinvorkommen  in  der  Gegend 
von  Prag  und  Beraun  mit  6  Tafeln,  9  Holzschnitten  und  1  Karte. 

d)  R.  Helmhacker:  Geognostis  che  Beschreibung  eines  Theiles  der  Gegend 
zwischen    Beneschau  und   der  Sazava,   mit  1  Tafel  und  1  Karte. 

Dieser  Theil  enthält  448  Seiten  Text,   11  Tafeln,   18  Holzschnitte  und  2  geol.  Karten. 
Preis     .       fl    4._ 

H.  Theil  enthält: 

Dr.  Em.   Boficky:   Pe  trogr  aphische   Studien   an   den   Basaltgesteinen   Böhmens 

mit  294  Seiten  Text  und  8  Tafeln.    Preis fl.  3'50 

Preis  der  ganzen  ersten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (I.  und  H.  Abtheilung  zusammen)  geb.  fl.  10' 

Z  ^W  EITEFt     BAND. 

Zweiter  Theil. 

III.  Botanische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof  Dr.  Ladislav  Celakovsky  (H.  Theil) 
288  Seiten  Text  und  1  Tafel.    Preis fl.  2-60 

IV.  Zoologische  Abtheilüng.    Dieselbe  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:    Die  Wirb  elthiere  Böhmens. 
h)      „         „         ,.  ,,         Die  Flussfischerei  in  Böhmen. 

c)      „         „         „  ,,         Die  Krustenthiere  Böhmens. 

Mit  1  Tafel,  100  Holzschnitteu,  272  Seiten  Text.    Preis fl,  3-_ 

V.  Chemische  Abtheilung. 

Prof.  Dr.  Em.  Boficky:   Über   die  Verbreitung   des  Kali  und  der  Phosphor  säure 

in  den  Gesteinen  Böhmens.     58  Seiten  Text.    Preis 60  kr. 

Preis  der  ganzen  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (HJ.,  IV.  u.  V.  Abth.  zusammen)  geb.  fl.  5* — 

DFtITTEriBANr). 

I.    Topographische  Abtheilung. 

Verzeichniss  der  in  den  J.  1877—1879  vom  k.  k.  rail.-geogr.  Institut  trigonometrisch 
bestimmten  Höhen  von  Böhmen  herausgegeben  von  Prof  Dr.  Karl  Kofistka  und 
Major  R.  Daublebsky  von  Sterneck  mit  1  Karte fl.  1-80 


II.  Geologische  Abtheilimg: 

L  Heft.  Petrograpliische  Studien  an  den  Ph  onolithges teiuen  Böhmens  von 
Prof.  Dr.  Em.  Boficky  mit  2  chromolith.  Tafeln,  96  Seiten  Text.  Preis  .   .    fl.  1'— 

II.  Heft.     Petr  ographische    Studien    an     den    Melaphyrge  steinen    Böhmens    von 

Prof.   Dr.  Em.  Boficky  mit  2  chromolith.  Tafeln.     88  Seiten  Text.     Preis  fl.  T— 

III.  Heft.    Die    Geologie    des    böhmischen    Erzgebirges    (I.    Theil)    von    Prof.    Dr. 

Gustav  Laube   mit  mehreren  Holzschnitten   und  einer  Profiltafel.     216  Seiten   Text 
Preis      fl-  2' — 

III.  Botanische  Abtheiluug: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky.     (III.  Theil. 
Schluss.)    320  Seiten  Text.    Preis fl-  2*40 

IV.  Zoologische  Abtheilimg: 

I.  Heft.  Die  Myriopoden  Böhmens  von  F.  V.  Kosicky  mit  24  Holzschnitten.  44  Seiten 
Text.    Preis 60  kr. 

II.  Heft.  Die  Cladoceren  Böhmens  von  Bohuslav  Hellich  mit  70  Holzschnitten. 
132  Seiten  Text fl.  1"60 

V.  Cheraisch-petrologische  Abtheiluug: 

Elemente  einer  neuen  chemisch-mikroskopischen  Min  eral- und  Gesteinsanalyse 
von  Prof.   Dr.  Boficky  mit  3  Holzschnitten  und  2  lith.  Tafeln.  80  Seiten  Text.  fl.  1*40 

No.  1.     Studien    im    Gebiete    der    böhmischen    Kr  e  ide  f  ormation.     Die    Weissen- 

berger  und   Malnitzer    Schichten   von  Dr.   Anton  Fric    mit    155  Holzschnitten. 

154  Seiten  Text.    Preis fl-  3'— 

No.  2.  Erläuterungen    zur    geologischen    Karte    der    Umgebungen    von  Prag   von 

J.  Krejci  und  R.  Helmhacker  mit  1  Karte,  mehreren  Profilen  und  Holzschnitten  fl,  4'50 
No.  3.  Prodromus    der   Flora   von    Böhmen    von    Prof.  Dr.    Ladislav    Celakovsky. 

(IV.  Theil.)    Nachträge  bis  1880.     Verzeichniss  und  Register fl,  2*40 

No.  4.   Petro  logische    Studien    an   den   Porphyrgesteinen   Böhmens   von   Prof.    Dr. 

Em.  Boficky fl.  1*80 

No.  5.    Flora  des  Flussgebietes  der  Cidlina  und  Mrdlina  von  Prof.  Ed.  Pospichal. 

fl.  1 — 
No.  6.    Der  Hangendflötzzug  im  Schlan-Rakonitzer  Steinkohlenbecken  von  Carl 

Feistmantel fl.  2' — 

FtjNFTEFt      ^A]VI>. 

No.   1.    Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  des  Eisengebirges  (Zelezne  hory) 

und  der  angrenzenden  Gegenden  im  östlichen  Böhmen  von  J.  Krejci  und 

R.  Helmhacker fl.  2-  — 

(Die  Karce  selbst  erscheint  später.) 
No.  2.   Studien    im    Gebiete    der     böhmischen     Kreideformation.     III.    Die    Iser- 

schichten.  Von  Dr.  Anton  Fric.  Mit  132  Textfiguren fl.  3-— 

No.  3.   Die   mittelböhmische  Steinkohlenablagerung  von  C  arl  Feistmantel.    Mit 

20  Holzschnitten fl.  1'20 

No.  4.   Die  Lebermoose  (Musci  Hepatici)  Böhmens  von  Prof  Jos.  Dedecek.  fi.  1'  — 
No.  5.   Orographisch-geotektonis  che    Übersicht   des    silurischen    Gebietes     im 

mittleren  Böhmen.  Von  Johann  Krejci  und  Karl  Feistmantel.    Mit  1  geolog. 

Karte  und  vielen  Holzschnitten fl.  2 — 

No.  6.  Prodromus    der   Algenflora   von   Böhmen.    Erster  Theil    enthaltend    die   Rhodo- 

phyceen,  Phaeophyceen  und  einen  Theil  der  Chlorophycen.  Von  Dr.  Anton   Hansgirg. 


Druck  von  Dr.  Ed.  Gr6gr  in  Prag  1886.  —  Selbstverlag. 


=^ 


A^ 


OROGRAPHISCH-GEOTEKTONISCHE 


ÜBERSICHT 


DES  SILBSISCHEN  BEBIETES 


IM  MITTLEREN  BÖHMEN 


VON 


JOHANN  REEJCi  llM  KARL  FEISTMANTEL. 


(mit  r  GEOLOG.  KARTE  UND  VIELEN  HOLZSCHNITTEN.) 


ARCHIV  FÜR  NATURWISSENSCHAFTL.  LANDESDURCHFORSCHUNG  VON  BÖHMEN 

(V.  Band,    Xro.  5.) 


PRAG. 

In    C  0  m  m  i s  s  i  0  n   bei    FR.    R I  V  N Ä  C. 
1885. 


DAS  ARCHIV 

für  die 

naturwissenschaftliche  Landesdiirchforschiing  von  Böhmen 

unter  Eedaktion  von 

Prof.   Dr.   K.   Kofistka   und  Prof.   J.   Krejci 

enthält  folgeode  Arbeiten : 

EFtSTEFt     BANO. 

I.  Die  Arbeiteu  der  topographisclien  Abtlieilung  (Terrain  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

a)  Das  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  Mittelgebirges  und  des 
Sandsteingebirges  im  nördlichen  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Karl  Kofistka. 
139  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansichten,  1  Profiltafel  und  11  Holzschnitte. 

h)  Erste  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  II.)  von  Prof^ 
Dr.  Kofistka.    128  Seiten  Text. 

c)  Höhenschichtenkarte,  Section  IL,  von  Prof.  Dr.  Kofistka.  Diese  Karte  enthält 
die  in  dem  Text  a)  beschriebene  Situation.  Sie  ist  58  Ceutimeter  lang,  41  Centimeter  hoch, 
im  Massstabe  von  1  :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen  Höhenverhältnisse 
durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben  ausgedrückt. 
Preis  fl.  4' —    Preis  der  Karte  app fl.  1*60 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Vorbemerkungen  oder  allgemeine  geologische  Verhältnisse  des  nörd- 
lichen Böhmen  von  Prof.  Johann  Krejci.    37  Seiten  Text,  7  Holzschnitte. 

6j  Studien  im  Gebiete  der  böhm.  Kreideformation  von  Prof.  J.  Krejcf. 
142  Seiten  Text,  1  chromolith.  Ansicht,  39  Holzschnitte. 

cj  Paläontologische  Untersuchungen  der  einzelnen  Schichten  der  böhm. 
Kreideformation  sowie  einiger  Fundorte  in  anderen  Formationen  von 
Dr.    Anton  Fric.     103  Seiten  Text,  4  chromolith.  Tafeln,  9  Holzschnitte. 

d)  Die  Steinkohlen  becken  von  Rad  nie,  vom  Hüttenmeister  KarlFeistmantel. 
120  Seiten  Text,  40  Holzschnitte,  2  Karten  der  Steinkohlenbecken  von  Radnic  und  Bfas. 
Preis fl.  4-50 

III.  Die  Arbeiten  der  botanischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält : 

Prodromus   der  Flora  von  Böhmen  von  Dr,  Ladislav  Celakovsky.    (I.  Theil.) 
104  Seiten  Text.    Preis fl.  l  — 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Verzeichniss  der  Käfer  Böhmens  vom  Conservator  Em.  Lokaj.  78  Seiten  Text. 

b)  Monographie  der  Land-  und  S ü ssw asser m oll usken  Böhmens  vom  Assi- 
stenten Alfred  Slavik.    54  Seiten  Text  und  5  chromolith.  Tafeln. 

c)  Verzeichniss  der  Spinnen  des  nördlichen  Böhmen  vom  Real-Lehrer 
Emanuel   Barta.     10  Seiten  Text.    Preis ü.  2' — 

V.  Chemische  Abtheiluug.    Dieselbe  enthält: 

Analytische  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  Hoffmann.  16  S.  Text.  Preis    25    kr. 
Preis  des  ganzen  I.  Bandes  (Abth.  I.  bis  V.)  geh fl.  9" — 


OROGRAPHISCH-GEOTEKTONISCHE 


ÜBERSICHT 


DES  SILURISCHEN  GEBIETES 


IM  MITTLEREN  BÖHMEN. 


vox 


JOHANN  KREJCi  und  KARL  FEISTMANTEL. 


(mit    I    GEOLOG.    KARTE    UND    VIELEN    HOLZSCHNITTEN.) 


ARCHIV   FÜR  NATURWISSENSCHAFTLICHE   LANDESDURCHFORSCHUNG    VON  BÖHMEN 

(V.  Band,  5.  Abtheilung.) 


PRAG. 

DRUCK    VOX    Dr.    ED.    GREGR.    -    IN    COMMISSION    BEI    FR.    RIVNAC. 

1885. 


VORWORT. 


Sa  die  erwartete  geologische  Beschreibung  des  silurischen  Gebietes 
im  mittleren  Böhmen  in  dem  Nachlass  des  verewigten  Joachim  Barrande 
sich  nicht  vorfand  und  eine  zusammenhängende,  das  ganze  Terrain  unserer 
interessantesten  und  wichtigsten  Formation  umfassende  Darstellung  nicht 
mehr  vermisst  werden  konnte,  so  vereinigten  sich  die  beiden  Gefertigten 
zu  dieser  vorliegenden  Arbeit,  um  wenn  auch  ohne  eingehendes  Detail, 
die  geologischen  Verhältnisse  des  Silurgebietes  von  Mittelböhmen  doch  in 
ihrem  vollständigen  Zusammenhange  wenigstens  in  allgemeinen  Umrissen 
darzustellen. 

Eine  detaillirtere  Ausführung  dieser  Arbeit  muss  einer  späteren  Zeit 
und  jüngeren  Kräften  vorbehalten  bleiben ;  ein  Theil  derselben  ist  aber 
schon  in  den  „Erläuterungen  der  geologischen  Karte  der  Umgebungen  von 
Prag  (von  J.  Krejci  und  R.  Helmhacker)  enthalten. 

Die  Gefertigten  benützten  bei  der  Zusammenstellung  dieser  Arbeit 
ihre  älteren  Erfahrungen,  indem  der  eine  während  seines  langjährigen 
Dienstes  als  Hüttenbeamte  bei  den  Fürstenberg'schen  Eisenwerken  Gelegen- 
heit hatte,  das  westliche  Gebiet  des  Silurterrains  und  namentlich  die  Eisen- 
stein führenden  Schichtenzonen  genauer  kennen  zu  lernen,  der  andere  aber 
bei  den  für  die  geologische  Reichsanstalt  und  für  die  Landesdurchforschung 
unternommenen  Detailaufnahmen  im  östlichen  und  mittleren  Gebiete  des 
Silurterrains  auch  den  geotektonischen  Verhältnissen  des  gesammten  Silures 
seine  Aufmerksamkeit  zuzuwenden  Veranlassung  hatte. 


Scliliesslich  unterzogen  die  Gefertigten  in  dem  Jahre  1883  den  west- 
lichen Theil  des  Silurgebietes,  namentlich  das  gesammte  Brda-  und  Tfe- 
mosnagebirge  auf  einer  gemeinschaftlichen  Bereisung  desselben  einer  ein- 
gehenden Revision,  um  die  geologischen  Verhältnisse  der  vordem  weniger 
bekannten  Terrainparthieen  festzustellen. 

Die  Redaction  der  gemeinschaftlichen  Untersuchungsresultate  auf  der 
Basis  einer  orographisch-geotektonischen  Darstellung  des  gesammten  mittel- 
böhraischen  Silurterrains  besorgte  der  Erstgenannte  von  den  beiden  Ge- 
fertigten. 


PRAG,  im  Mai  1885. 


f.  ^Krejci,  ^.  fi^eistmantel. 


EINLEITUNG. 


Der  mittlere  Tlieil  von  Böhmen,  die  Umgebungen  von  Prag  im  weiteren 
Sinne  und  die  damit  zusammenhängenden  Gegenden  enthaltend,  in  der  Längen- 
erstreckung von  Brandeis  an  der  Elbe  bis  Alt-Pilsen  (Plzenec)  an  der  Uslava  und 
in  der  Breite  von  Dobris  gegen  Zbirov,  hat  einen  eigenthümlichen  Character,  durch 
den  sich  diese  Gegenden  auffallend  sowohl  von  dem  Hach  kuppigen  granitischen 
Terrain,  das  in  einer  breiten  Zone  die  Westseite  des  böhmisch-mährischen  Urgebirgs- 
massivs  umsäumt,  als  auch  von  den  ebenen  Terassen  nördlich  jenseits  der  Elbe 
unterscheidet,  die  der  Kreideformation  angehörend,  bis  zum  Fusse  des  Riesen- 
gebirges sich  erstrecken. 

Dieser  eigenthümliche  orographische  Charakter  wird  durch  den  Gebirgsbau 
des  silurischen  Systemes  bedingt,  welches  die  angedeuteten  mittleren  Theile  von 
Böhmen  einnimmt  und  äussert  sich  namentlich  in  der  parallelen  Entwickelung  von 
langen  kammartigen  von  Nordost  gegen  Südwest  verlaufenden  Rücken,  sowie  von 
Berg-  und  Hügelreihen,  deren  Mitte,  gleichsam  als  die  Gebirgsaxe  der  lange  Wald- 
rücken des  sogenannten  B  r  d  a  g  e  b  i  r  g  e  s  zwischen  Königsaal  und  Pilbram  ein- 
zunehmen scheint,  obwohl  wie  sich  aus  den  folgenden  Erläuterungen  ergeben  wird, 
dieses  Gebirge  nur  den  südlichen  steil  gehobenen  Rand  des  böhmischen  Silur- 
systemes  andeutet. 

Die  eigentliche  Mitte  des  Silurterrains  nimmt  also  keineswegs  das  Brdagebirge 
ein,  sondern  ein  hügeliges  von  tiefen  Thalschluchten  durchfurchtes  Kalksteinplateau 
ein,  das  zwischen  Zdic  und  Prag  5  geographische  Meilen  lang  und  zwischen  Lo- 
denic  und  Revnic  1  geographische  Meile  breit  ist  Das  Streichen  der  Hügelzüge 
und  der  dieselben  bildenden  Schichten  ist  nordöstlich,   durchschnittlich   nach  h  4. 

Ringsum  dieses  Kalksteinplateau  ist  in  den  die  Kalkschichten  unterteufenden 
weichereu  Grauwackenschichten  eine  2—3  Kilometer  breite  Thalniederung  ausge- 
furcht, welche  man  an  der  nördlichen  Seite  des  Kalkplateaus  von  Jinonic  und 
Reporej  bei  Prag  über  Beraun  bis  Zdic  und  von  da  zurück  an  der  südlichen  Seite 
des  Plateaus  über  Vseradic,  Revnic,  Königsaal  bis  Kuchelbad  bei  Prag  verfolgen  kann. 

Erst  jenseits  dieses  Thalsystemes  erheben  sich  die  für  unser  Silursystem 
so  charakteristischen  langen  Bergrücken  in  nordöstlicher  Streichung,  die  eigentlich 


6 

nichts  anderes  sind,  als  die  zu  Tage  ausgehenden  Schichtenköpfe  eines  concentri- 
schen  Muldensystemes. 

Bar  ran  de  erkannte  zuerst  diese  Regehnässigkeit  des  böhmischen  Silurbeckens 
und  stellte  den  Bau  desselben  durch  sein  berühmtes  Querprofil  (Fig.  1)  klar  und 
übersichtlich  dar. 


SW  Pfibrnm     Jiiiec       ßrdvj 


Karbon 
Droibov       SkPBJ 


EF6   H    GFE 


NW 

Kretdeform 


^^ 


dl  d.2d3 
B        C     ^ D- 


Z  Granit.    A— H  Silur.  P  Porphyr. 
Fig.  1. 


Auf  Grundlage  der  eingehendsten  Untersuchungen  der  Schichtenfolge  in  Be- 
treff der  Vertheilung  von  Versteinerungen,  sowie  auf  Grundlage  seiner  grossartigen 
palaeontologischen  Arbeiten,  denen  er  vom  Jahre  1841  bis  1883,  also  durch  mehr 
als  40  Jahre,  alle  seine  freie  Zeit  widmete,  stellte  er  die  durch  seine  Schriften, 
namentlich  durch  sein  Hauptwerk:  „Systeme  silurien  du  centre  de  la 
Boheme",  in  geologischen  Kreisen  allgemein  bekannt  gewordenen  acht  siluri- 
schen  Schichtenstufen  oder  Etagen  auf,  welche  den  Leitfaden  für  alle  späteren 
stratigraphischen  Untersuchungen  im  Gebiete  des  böhmischen  Silurs  bilden.  Bar- 
rande bezeichnete  diese  einzelnen  acht  Etagen  von  unten  nach  oben  mit  den 
Buchstaben  A  bis  H.  Von  diesen  bilden  die  vier  tieferen  Etagen  von  A  bis  D 
seine  untere,  und  die  vier  folgenden  Etagen  E  bis  H  seine  obere  A  b  t  h  e  i  1  u  n  g 
des  böhmischen  Silui'systemes.  In  der  oberen  Abtheilung  sind  mit  Ausnahme  der 
obersten  jüngsten,  alle  vier  Schichtenstufen  ungemein  reich  an  organischen  Über- 
resten, und  zwar  durchgehends  marinen  Ursprunges;  auch  die  untere  Abtheilung 
enthält  in  den  Etagen  C  und  D  zahlreiche  Reste  mariner  Thiere,  während  die 
beiden  tiefsten  Etagen  A  und  B  trotz  jahrelanger  vielseitiger  Durchforschung  keine 
deutliche  Spur  eines  Petrefacten  lieferten,  und  desshalb  von  Barrande  als  die  azo- 
ischen Etagen  bezeichnet  wurden. 

Ein  die  Unterscheidung  der  einzelnen  Etagen  wesentlich  erleichternder  Um- 
stand ist  die  petrographische  Beschaffenheit  derselben.  Die  Schichtenstufen  der 
unteren  Abtheilung  (A — D)  enthalten  nämlich  thonige  und  quarzige  Schichten,  und 
zwar  Thonschiefer,  Grauwackenschiefer  und  quarzige  Grauwacken  ;  die  obere  Ab- 
theilung besteht  in  ihren  Etagen  E  bis  G  aus  vorwaltend  kalkigen  Schichten  und 
schliesst  erst  in  der  höchsten  Schichtenstufe  H  wieder  mit  Grauwackenschiefer  und 
quarzigen  Grauwacken  ab.  Nebstdem  wird  die  Begränzung  zwischen  den  beiden 
Hauptabtheilungen,  nämlich  zwischen  der  Etage  D  und  der  Etage  E,  durch  das 
Auftreten  von  mächtigerer  erruptiven  Massen  von  Grünsteinen  (Diabasen)  bezeichnet. 

Die  beiden  tiefsten  azoischen  Etagen  A  und  B,  die  am  Aussenrande  des  böh- 
mischen Silurbeckens  eine  bedeutende  das  innere  petreiactenführende  Silurbecken 
weit  übertreffende  Ausdehnung  haben,   unterscheiden   sich  petrographisch   von  den 


ihnen  aufgelagerten  Etagen  C  und  D  auffallend  durch  ihren  halbkrystallinischen 
Charakter,  indem  sie  vorherrschend  aus  dichten  Thonschiefern  mit  untergeordneten 
Massen  von  Kieselschiefern  und  Grünsteinen  (Aphaniten  und  Dioriten)  bestehen, 
und  in  der  nördlichen  Hälfte  des  Beckens  von  mächtigen  erruptiven  Porphyrmassen 
durchbrochen  werden. 

Die  beiden  Etagen  A  und  B  sind  aber  in  Bezug  auf  ihre  Gest.einsbeschaffen- 
heit  schwierig  von  einander  abzutrennen  und  selbst  Barraude  hat  nur  allgemein 
die  mehr  krystallinischen  Schiefer,  die  unmittelbar  auf  Granit  ruhen,  der  Etage  A 
und  die  höheren  häufig  von  Kieselschiefern  unterbrochenen  Schieferschichten  der 
Etage  B  angereiht.  Eine  bestimmte  Gränze  zwischen  beiden  Etagen  wurde  dem- 
gemäss  auch  gar  nicht  angegeben. 

Barrande  reiht  nebstdem  der  Etage  B  auch  die  mächtigen  quarzigen  Con- 
glomeratschichten  an,  welche  zwischen  den  eigentlichen  Thonschiefern  der  Etage  B 
und  zwischen  der  die  älteste  Silurfauna  beherbergenden  Etage  C  eingelagert  sind, 
und  welche  den  südwestlichen,  höchsten  Theil  des  Tiremosnagebirges  bei  Prlbram, 
Rozmital  und  Rokycan  einnehmen.  Der  Grund  dieser  Anreihung  war  wohl  einzig 
der  gänzliche  Mangel  an  Petrefacten  in  diesen  Conglomeratschichten,  so  dass  sie 
füglich  auch  als  azoisch  betrachtet  werden  mussten. 

Unsere  Begehungen  und  Studien  im  Bereiche  dieses  Conglomeratterrains 
haben  uns  indessen  zu  der  Überzeugung  geführt,  dass  sich  diese  Conglomerat- 
schichten strati graphisch  unmittelbar  an  die  Schiefer  der  Primordialfauna  (C) 
anschliessen,  an  ihrer  Basis  aber  sowohl  durch  ihr  Gesteinsmaterial  als  auch  durch 
ihre  Lagerung  sich  von  den  sie  unterteufeuden  Thonschiefern  der  Etage  B  auffal- 
lend scheiden.  —  In  den  Umgebungen  von  Skrej,  wo  schon  Barrande  die  von 
ihm  noch  der  Etage  B  angereihten  Conglomerate  und  die  Schiefer  der  Etage 
C  nebeneinander  als  anstehend  schildert,  ist  stellenweise ,  namentlich  bei  Tej- 
rovic,  eine  deutliche  Wechsellagerung  dieser  Schiefer,  die  hier  deutliche  und 
zahlreiche  Überreste  der  Primordialfaune  enthalten,  mit  den  Conglomerat-  und 
quarzigen  Grauwackensandsteinen  wahrnehmbar,  und  es  erscheinen  daselbst  also 
beiderlei  Felsenschichten,  nämlich  die  schiefrigen  und  die  conglomeratigen  als  ein 
zusammengehöriger,  einer  und  derselben  Bildungsperiode  angehöriger  Schichten- 
complex.  Folgerichtig  gilt  diese  Annahme  auch  für  jene  Örtlichkeiten,  wo  eine 
solche  Wechsellagerung  nicht  besteht  oder  wo  sie  bisher  wegen  ungünstigen  Ver- 
hältnissen nicht  wahrgenommen  werden  konnte,  und  dies  namentlich  auch  aus  dem 
Grunde,  dass  bei  Jinec,  wo  die  Schiefer  des  Gebietes-  der  Primordialfauna  besonders 
deutlich  und  mächtig  entwickelt  sind,  diese  Schiefer  offenbar  eine  mit  den  sie  unter- 
teufenden Congiomeraten  concordante  Lagerung  haben. 

In  jüngster  Zeit  (1884)  wurden  in  den  unter  den  Schiefern  bei  Tejfovic  ab- 
gelagerten Conglomeratschichten,  und  zwar  in  den  quarzigen  sandsteinartigen  Grau- 
wacken,  welche  mit  den  Congiomeratbänken  abwechseln,  zahlreiche  Exemplare  von 
Brachiopoden  gefunden,  die  wenn  sie  auch  bei  dem  ungenügenden  Erhaltungszustand 
nicht  genauer  bestimmbar  sind,  doch  als  zur  Gattung  Orthis  zugehörig  erkannt 
wurden,  und  die  Hoffnung  wachriefen,  dass  auch  an  anderen  Orten  des  Conglo- 
meratterrains ähnliche  organische  Beste  aufgefunden  werden.  Hiemit  wäre  die 
Zugehörigkeit  der  die  Skrejer  und  Jinecer  Sdiiefer  unterteufeuden  Conglomerat- 
und  Grauwackenschichten  zu  den  Petrefacten  führenden  Etagen  auch  vom  palaeonto- 


8 

logischen  Standpunkte  nachgewiesen,  nachdem  diese  Zugehörigkeit  vom  geotekto- 
nischen  Standpunkte  den  beobachteten  Lagerungsverhältnissen  nach  ausser  allem 
Zweifel  ist. 

Dies  veranlasst  uns  bei  dieser  Übersicht  des  böhmischen  Silurterrains  die 
beiden  azoischen  Etagen  A  und  B  vom  eigentlichen  Silur  abzutrennen  und  dasselbe 
auf  die  über  einander  concordant  liegenden  Schichtenstufen  oder  Etagen  zu  be- 
schränken, deren  Basis  hiemit  die  Conglomeratbänke  und  quarzigen  Grauwacken- 
sandsteine  bilden,  auf  denen  dann  die  Barrande'schen  Etagen  C  bis  H  aufge- 
lagert sind. 

Die  petrographischen  und  geotektonischen  Verhältnisse  der  azoischen  Etagen 
A  und  B  erfordern,  um  ihre  Beziehungen  zum  böhmischen  Silur  sicherzustellen, 
ein  selbstständigeres  und  eingehenderes  Studium,  das  wir  uns  als  eine  der  nächsten 
Aufgaben  unserer  Landesdurchforschung  vorbehalten.  Im  allgemeinen  können  wir 
hier  nur  so  viel  bemerken,  dass  fast  überall,  wo  der  Contact  des  eigentlichen 
Petrefacten  führenden  Schieb tencomplexes  mit  Einbegriff  der  dasselbe  unterlagernden 
Conglomerat-  und  Grauwackenschichten,  der  Beobachtung  zugänglich  ist,  eine  ab- 
weichende Lagerung  der  tieferen  halbkiystallinischen  Schiefer  gegen  jenen  Schichten- 
complex  bemerkt  wird,  so  namentlich  in  der  Gegend  von  Rozmital,  Pfibram,  Hlubos, 
und  Skrej,  besonders  aber  dort,  wo  die  Etage  C  fehlt  und  der  Schichtencomplex 
der  Etage  D  unmittelbar  auf  den  azoischen  Schiefern  ruht,  wie  bei  Königsaal, 
Modfan,  Troja,  bei  Nischburg,  auf  der  Krusnä  hora  bei  Hudlic  und  an  zahlreichen 
anderen  Punkten. 

Der  in  der  Lagerung  der  azoischen  Schiefer  B  häufig  bemerkbare  Wechsel 
des  Streichens  und  Einfallens  der  Schichten,  der  trotzdem  er  in  Betreff  des  Strei- 
chens im  allgemeinen,  wie  die  Petrefacten  führenden  Silurschichten  einer  nordöst- 
lichen Richtung  folgt,  doch  unabhängig  von  dem  Sti'eichen  und  den  Faltungen  der 
höheren  Silurschichten  sich  entwickelt,  deutet  darauf  hin,  dass  noch  vor  Beginn 
der  Silurperiode  im  Bereiche  der  azoischen  Schiefer  Störungen  im  Schichtenbaue 
derselben  stattfanden,  wodurch  abgesehen  von  dem  Mangel  an  organischen  Resten, 
dieser  Schiefercomplex  als  ein  selbstständiges,  vom  eigentlichen  Silur  unabhängiges 
Schichtensystem  sich  darstellt,  dessen  Bildung  einer  älteren  als  der  Silurperiode 
angehört. 

Im  Vergleiche  mit  anderen  Regionen  des  alten  Schiefergesteines  lässt  sich 
unser  halbkrystallinisclies  Schiefergebiet  wohl  dem  nordamerikanischen  Huron- 
system  anreihen,  indem  es  wie  dieses  gänzlich  azoisch  ist  und  unmittelbar  auf 
dem  Urgebirge  (Laurentian)  ruht.  Diese  Vergleichung  ist  jedenfalls  mehr  zutreffend, 
als  die  mit  dem  brittischen  Cam  bri  an  System,  indem  bekanntlich  die  englischen 
Geologen  in  das  Bereich  desselben  auch  die  unseren  C-Schichten  analogen  Schichten- 
stufen mit  der  Primordialfauna  einl)eziehen,  während  diese  unsere  C-Schichten  schon 
der  concordanten  Schichtenreihe  unserer  anderen  silurischen  Etagen  angehören, 
wesshalb  wir  Barrande  folgend,  sowohl  aus  geotektonischen,  als  auch  aus  palaeonto- 
logischen  (Gründen,  unsere  Jinec-Skrejer  C-Schichten  als  vom  böhmischen  Silur 
untrennbar  betrachten.  Demgeraäss  können  wir  auch  nur  die  tiefsten,  metamor- 
phischen  Schichten  des  brittischen  Cambrian  mit  Ausschluss  der  die  ältesten  Trilo- 
biten  führenden  Schichten  als  eine  den  böhmischen  azoischen  Schiefern  analoge  Bil- 
dung anerkennen. 


Die  von  Barr  au  de  vom  palaeontologischen  Standpunkte  aus  aufgestellte 
Eintlieilung  des  böhmischen  Silursystemes  in  drei  Gebiete,  nämlich  in  das  der 
Primordialfauna  (C),  der  zweiten  Fauna  (D)  und  der  dritten  Fauna  (E,  F,  G,  H) 
entspricht  auch  vollkommen  den  orographisch  geotektonischen  Verhältnissen  des 
böhmischen  Silurgebietes,  nämlich  das  erstere  dem  Tf  emosnagebirge,  das  zweite 
dem  Brdagebirge  und  das  dritte  dem  Karlstein-Tetiner  Kalksteinplateau; 
wesswegen  wir  dieser  Eintheilung  folgend  diese  drei  Gebiete  des  böhmischen  Si- 
lures  in  der  aufeinander  folgenden  Reihe  dieser  drei  Gebirgsgruppen  schildern. 

Das  böhmische  Silursystem  bildet  in  dieser  Beschränkung  nach  Ausschluss 
der  azoischen  Schichten  ein  scharf  begränztes  Gebiet,  welches  in  der  Richtung  von 
Südwest  nach  Nordost  die  Gegenden  vom  Hügel  Hurka  bei  Plzenec  bis  zur  Felsen- 
klippe, auf  der  das  Schloss  in  Brandeis  an  der  Elbe  steht,  eine  Ausdehnung  von 
105  Km.  hat  und  in  der  Querrichtung  zwischen  Zbirov  und  Pribram,  Nischburg 
und  Mnisek,  Troja  und  Kunratic  die  abnehmende  Breite  von  30,  24,  12,  8  Kilom. 
einnimmt. 

Das  Gebiet  der  azoischen  Schiefer,  von  welchem  das  eigentliche  Silurterrain 
rings  umsäumt  wird,  nimmt,  wie  schon  erwähnt,  ein  viel  grösseres  Terrain  ein, 
nämlich  am  östlichen  und  südöstlichen  Saume  des  Silures  bis  zu  dem  Granitmassiv 
von  Mittelböhmen,  von  Skvorec  bei  Uval,  über  Eule,  Knin,  Milin,  Nepomuk  und 
über  Klattau  hinaus  bis  zum  Fusse  des  Böhmerwaldes,  und  am  nordwestlichen 
und  nördlichen  Saume  von  Taus  bis  an  die  Glimmerschiefer  des  nördlichen  Theiles 
des  Pilsner  Kreises  bei  Neumarkt,  Rabenstein  und  Chys  und  bis  zu  den  Gränzen 
des  permischen  und  Steinkohlengebietes  bei  Rakonitz,  Kladno  und  Kralup  an  der 
Moldau. 

In  dieser  Erstreckung  hat  das  Gebiet  der  azoischen  Schiefer  ein  Areal  von 
mehr  als  150  Quadratmeilen,  während  das  eigentliche  Silur,  welches  muldenartig 
in  der  Mitte  desselben  abgelagert  ist,  nur  etwa  den  vierten  Theil  dieses  Areales 
einnimmt. 


I.   Das  Gebiet  der  Primordialfauna. 

Die  Schiefer,  welche  die  Primordialfauna  der  Etage  C  beherbergen,  nehmen 
nur  einen  geringen  Theil  des  Terraines  ein,  welclies  stratigraphisch  zur  Basis 
unseres  Silusystemes  gehört;  den  bei  weitem  grösseren  Theil  dieser  Basis  bilden  Con- 
glomerate,  sowie  grobkörnige  oder  auch  feinkörnigere  quarzige  Grauwackensand- 
steine,  und  zwar  so,  dass  sie  unmittelbar  auf  den  halbkrystallinischen  azoischen 
Schiefern  lagern  und  nur  au  ihrer  oberen  geologischen  Gränze  in  räumlich  sehr 
beschränkten  Zonen  von  den  Schiefern  der  Primordialfauna  bedeckt  sind. 

Mit  Bezug  auf  die  Entstehung  und  Bildungsweise  der  mächtigen  Conglomerat- 
bänke  dieser  tiefsten  silurischen  Schichtenstufen  ist  der  Umstand  bemerkenswert!!, 
dass  sie  sich  auf  den  südwestlichen  Saum  des  Silurgebietes  beschränken,  am  nörd- 
lichen und  nordöstlichen  Saume  desselben  aber  gänzlich  fehlen,  so  dass  daselbst 
die  höhere  Schichtenstufe  D  unmittelbar  auf  azoischen  Schiefern  ruht,  und  erst  weit 
nördlich  vom  eigentlichen  Silur  mitten  im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer,  u.  z.  bei 
Skrej  wieder  ein  enger  Streifen  von  Conglomeraten  und  die  Primordialfauna  ent- 
lialtenden  Schiefer  erscheint,  aber  ohne  allen  Zusammenhang  mit  dem  anderen 
silurischen  Terrain,  sondern  von  demselben  durch  eine  12  Km.  breite  Zone  von 
azoischen,  von  mächtigen  Porphyrmassen  durchlirochenen  Schiefern  abgetrennt. 

Das  Material  der  Conglomerate  sind  quarzige  Ptollsteine,  die  offenbar  nur 
in  einem  rasch  fliessenden  Gewässer  gebildet  werden  konnten,  und  es  deutet 
demnach  die  Verbreitung  der  Conglomeratschichten  auf  einen  mächtigen  Strom  hin, 
der  von  Südwest  fliessend  auf  der  Südwestseite  des  böhmischen  silurischen  Meer- 
busens mündete,  während  die  Nordwestseite  desselben  noch  über  das  Meeresniveau 
erhoben  war.  In  nordöstlicher  Richtung  zwischen  Jiuec  und  Älnfsek  keilen  sich  die 
vordem  so  mächtigen  Conglomeratschichten  unter  den  aufgelagerten  quarzitischen 
und  schiefrigen  Schichten  der  Etage  D  allmälilich  aus,  und  man  findet  über  Mnisek 
hinaus  gegen  Königsaal  und  Prag  keine  Spur  derselben  mehr,  sondern  die  Schichten- 
complexe  der  Etage  D  lagern  sich  hier  unmittelbar  auf  die  azoischen  Schiefer  und 
zwar  in  auffallend  discordanter  Weise.  In  dieser  durch  das  allmähliche  Verschwinden 
der  tiefsten  silurischen  Conglomerate  charakterisirten  Piegion  nordöstlich  von  Jinec 
erscheinen  plötzlicli  die  Schiefer  der  Primordialfauna  im  Thalgrunde  des  Litava- 
baches  und  am  Fusse  der  quarzitischen  Berge  der  Etage  D,  so  dass  es  den  An- 
schein gewinnt,  als  ob  hier  am  ehemaligen  tieferen  INIeeresgrunde  statt  der  sandigen 
und  geröllartigen  Materiales,   das  sich  näher  am  Meeresufer  absetzte,   ein  feinerer 


11 

schlammiger  Absatz  sicli  gebildet  habe,  in  dessen  plastische  Masse  sich  die  merk- 
würdigen Überreste  unserer  ältesten  Fauna  ansammelten. 

Die  orographische  Gestaltung  des  Gebietes  der  Primordialfauna  wird  also  von 
den  Congiomerat-  und  quarzigen  Grauwackenschichten  bedingt,  welche  in  mächtiger 
Entwickelung  die  Gegend  von  Rozmital  und  Rokycan  bis  Jiuec  und  Pribram  ein- 
nehmen und  eine  Reihe  von  parallelen  Gebirgsrücken  bilden,  welche  die  höchsten 
bis  über  800  M.  reichenden  Höhenpunkte  von  IVIittelböhmen  enthalten. 

Die  Entstehung  dieser  Gebirgsrücken  wurde  durch  spätere  Hebungen  ver- 
anlasst, die  offenbar  mit  der  Bildung  der  mittelböhmischen  Granite  und  der  die  azoi- 
schen Schiefer  durchbrechenden  Porphyrmassen  zusammenhängen.  Die  ursprünglich 
horizontalen  Conglomeratschichten  wurden  durch  Bruchlinien,  die  parallel  zum 
nordöstlichen  Streichen  des  Silursystemes  und  senkrecht  darauf  verlaufen,  zer- 
sprengt und  längs  dieser  nordöstlichen  Bruchlinien  reihenweise  aufgerichtet,  so 
dass  sich  die  Conglomeratschichten  in  einzelne  einseitig  gehobene  und  gegen  Nord- 
west einfallende  Streifen  vertheilten,  von  denen  die  mehr  zertrümmerten  oder  aus 
weniger  zusammenhängenden  Material  gebildeten,  in  den  neu  entstandenen  Thal- 
furchen allmählich  ganz  abgeschwemmt  wurden. 

Die  Conglomeratschichten  bilden  also  kein  zusammenhängendes  Terrain,  son- 
dern sie  sind  in  drei  einzelne,  der  Grösse  nach  sehr  ungleiche  Parthieen  vertheilt, 
welche  von  einander  durch  das  zu  Tage  tretende  azoische  Schiefergestein,  auf  dem 
sie  ruhen,  von  einander  abgetrennt  sind.  Diese  drei  Conglomeratparthieen  erscheinen 
auch  orographisch  als  drei  von  einander  gesonderte  Berg-  und  Hägelzüge  und  man 
kann  also  deutlich  die  folgenden  orographisch  und  geotektonisch  verschiedenen  Ter- 
raingruppen im  Bereiche  der  tiefsten  silurischen  Conglomeratschichten  unterscheiden, 
nämlich : 

1.  Die  Conglomerathügel  von  Dubeuec. 

2.  Das  Tremsingebirge  mit  dem  Pfibramer  Bergzug. 

3.  Das  Tremosnagebirge  zwischen  Piiibram  und  Rokycan. 

4.  Das  Schieferterrain  der  Primordialfauna. 


I.  Die  Conglomerathügel  von  Dubenec. 


NW  Provazec. 


Velky  Cfi  lum. 


Dubenec.       Stare Hory.  SO 


Fig.  2. 


Z  Granit,  B  Azoische  Schiefer,  Di  Diorit,  L  Lydit,  S  Conglomeratschichten,   P  Porphyr. 


Bei  Dubenec  östlich  von  Pribram  im  Quellgebiete  des  Kocababaches  bilden 
die  Conglomeratschichten  einen  etwa  12  Kilom.  langen  und  1—2  Kilom.  breiten, 
zwischen  rothen  Granit  und  azoische  Schiefer  eingekeilten  Streifen  (zwischen  Bytiz 
und  Druhlic),   der   sich  über  das  etwa  400  M.   hohe   azoische  Schieferterrain   nur 


12 

wenig  erhebt,  aber  von  den  bis  gegen  600  M.  ansteigenden  Granitterrain  bedeutend 
überragt  wird.  Am  waldigen  Hügel  „na  drahach",  unweit  Dubenec,  werden  diese 
Congiomeratschichten,  die  hier  vorherrschend  aus  lichten  eigrossen  Quarzgeröll- 
stückeu  mit  kieselig  krystallinischem  Bindemittel  bestehen,  von  Porphyr  und  Granit- 
gängen durchsetzt  und  haben  ein  nordöstliches  Streichen  mit  30"  NW  Einfallen. 
Gegen  den  Granit  zu,  auf  dem  diese  Conglomerate  liegen,  gehen  sie  oberflächlich 
durch  Zerfallen  in  ein  einem  Diluvialschotter  ähnliches  RoUgesteinsfeld  über  und 
ebenso  an  ihrer  Begränzung  mit  dem  azoischen  Schiefer.  In  diesen  Schiefern,  die 
von  hier  über  Dobris  ein  einförmiges  Plateau  zwischen  dem  Fusse  des  waldigen 
Brdagebirges  und  den  Granitbergen  von  Knin  bilden,  trifft  man  bei  Lhotka  unmittel- 
bar an  der  Ararialstrasse  auch  ein  etw^a  8  M.  mächtiges  Conglomeratlager  (mit  45*^ 
Einfallen  gegen  W)  an;  dieses  unterscheidet  sich  aber  seinem  Material  nach  von 
dem  Dubenecer  Conglomerat,  indem  es  aus  felsitischen  bis  kopfgrossen  Geröll- 
stücken besteht,  die  von  einer  ähnlichen  felsitischen  dichten  Masse  verkittet  sind. 
Diese  Conglomerate  gehören  offenbar  den  azoischen  Schichten  an  und  sind  keines- 
wegs in  Verbindung  mit  den  Dubenecer  Conglomeraten,  sondern  viel  älter  als 
diese  letzteren,  welche  ihrem  Material  nach  vollkommen  mit  den  Conglomeraten 
des  Tfemosnagebirges  übereinstimmen. 

2.    Das  Tremsingebirge  mit  dem  Pribramer  Bergzug. 


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Z  Granit.  B  Azoische  Schiefer.  Di  Diorit.  S.  Conglomeratschiefer. 


Die  Conglomerate,  aus  welchen  dieser  Gebirgszug  besteht,  bilden  einen  37  Km. 
langen  Streifen,  der  sich  zwischen  Rozmital  über  Pfibram  bis  Dobffs  parallel  zum 
Tfemosnagebirge  erstreckt,  aber  von  demselben  an  der  nördlichen  Seite  durch  eine 
4 — 5  Km.  breite  Zone  von  azoischen  Schiefern  abgetrennt  ist,  während  ebenso  an 
der  südlichen  Seite  dieses  Streifens  eine  andere  Zone  von  azoischen  Schiefern  den- 
selben von  den  mittelböhmischen  Graniten  sondert.  Der  Streifen  dieser  Conglo- 
merate  ruht   also  auf  azoischen  Schiefern,   und  wird  von  ihnen   ringsum  begränzt. 

Die  Conglomerate  dieses  Gebirgszuges  bilden  aber  keine  zusammenhängende 
Gesteinszone,  sondern  sie  sind  in  drei  Parthieen  vertheilt,  welche  sich  orografisch 
autfallend  von  den  ihnen  untergelagerten  azoischen  Schiefern  unterscheiden.  Diese 
Schiefer  steigen  allmählich  in  südwestlicher  Richtung  dem  Fusse  des  Tremosnage- 
birges  folgend,  von  400  M.  Höhe  bei  Dobris  bis  in  die  Wälder  von  Smolivec  und 
Brennporitschen  zu  GOO  M.  an,  wo  sie  von  mächtigen  Kieselschieferklippen  noch 
um  mehr  als  100  Meter  überragt  werden  (na  Moräsku  797  M.). 

In  dieser  höheren  Lage  bildet  westlich  bei  Rozmital  der  mächtige,  die  Gegend 


13 

weithin  beheiTscliende  Berg  Tfemsiu  die  erste,  und  sein  eben  so  mächtiger 
Nachbarberg  Sterbina  die  zweite  isolirte  Conglomeratparthie ;  die  dritte  und 
längste,  aber  weniger  hohe  Parthie  bildet  der  Conglomeratstreifen  des  Bergzuges, 
welcher  bei  Vranovic  östlich  von  Rozmital  beginnt  und  sich  in  nordöstlicher  Richtung 
über  Pribram  bis  Dobris  erstreckt. 

a)  Der  T fem  sin  ist  die  südlichste  höchste  Kuppe  (825  M.)  eines  dicht  be- 
waldeten von  Süd  nach  Nord  sich  erstreckenden  4  Kilora.  langen  Bergrückens, 
dessen  nördlichste  Kuppe  den  Namen  Hengst  (759  M.)  führt.  Beide  Kuppen  tragen 
die  Reste  von  alten  Burgen,  und  auf  der  südlichen  höchsten  Kuppe,  dem  Tfemsln, 
sieht  man  nebstdem  Reste  mächtiger  vorhistorischen  Wälle,  von  denen  sich  eine 
grossartige  Aussicht  über  das  wellenförmige  von  zahlreichen  Teichen  bedeckte 
Urgebirge  bis  zum  Böhmerwalde  eröffnet. 

Der  Bergrücken  besteht  aus  1  und  mehr  Meter  starken  groben  Congiomerat- 
bänken  mit  durchgehend  quarzigem  Material,  die  entgegen  dem  herrschenden  nord- 
östlichen silurischen  Streichen  gegen  Nordwest  nach  h.  10.  mit  einem  nordöstlichen 
Einfallen  von  35—40°  sich  erstrecken,  und  in  discordanter  Lagerung  auf  azoischen 
Schiefern  aufruhen.  Nicht  weit  vom  südlichen  steilen  Abhang  des  Tfemsln  tritt 
unter  den  Schiefern  bei  Hvozd'an  auch  Granit  zu  Tage,  der  auch  im  östlichen  Fusse 
an  der  Tfemosnakuppe  (694  M.)  auftaucht.  Gegen  das  nördliche  Ende  des 
Bergrückens  wendet  sich  das  Streichen  bogenförmig  mehr  gegen  Norden,  womit 
auch  die  äusseren  Contouren  des  Rückens  übereinstimmen,  so  dass  er  sich  als  das 
Bruchstück  der  äussersten  südwestlichen  Umwallung  des  böhmischen  Silures  dar- 
stellt, dessen  Schichten  erst  in  weiterer  Erstreckung  dem  nordöstlichen  Streichen 
folgten. 

bj  Ein  von  Wald  bedecktes  Thal,  dessen  Boden  aus  azoischen  von  Dioriten 
durchbrochenen  Schiefern  besteht  und  in  dessen  Mitte  nördlich  von  Vacikov  ein 
Jagdschloss  des  Grafen  Palfy  hervorleuchtet,  trennt  den  Tfemsln  von  einem  zweiten 
ähnlichen  waldigen  Bergrücken,  dem  Sterbinaberg  (751  M.),  der  ebenfalls  aus 
groben  Conglomeratbänken  besteht,  die  nordwestlich  streichen  und  nordöstlich  unter 
ziemlich  steilen  Winkeln  (50 — 70°)  einfallen.  Diese  steil  gehobenen  Conglomerat- 
bänke  bilden  am  Kamme  des  Bergrückens  malerische  Felsenklippen,  deren  eine 
das  Katzenschloss  (Kocici  Hrädek)  genannt,  ein  Pavillon  trägt,  von  dem  man 
eine  belehrende  Rundsicht  geniesst. 

Die  Unterlage  der  Conglomeratschichten  bilden  ringsum  den  Berg  azoische 
Schiefer  in  discordanter  Lagerung,  die  nahe  am  südlichen  Fusse  desselben  von 
Granit  begränzt  werden.  Der  Sterbinarücken  senkt  sich  gegen  Ost  in  das  flache 
Thal  der  Stadt  Rozmital  herab  (546  M.),  welches  im  Norden  von  den  steilen  Rücken 
des  Tf emosnagebirges  umsäumt  wird  und  gegen  Süden  sich  in  die  hügelreiche 
Granitgegend  öffnet.  Die  tiefste  Thalfurche  benetzt  der  Vlcavabach,  der  bei  Rozmital 
zwei  Teiche  anfüllt,  und  daselbst  einen  Streifen  vom  Granit  entblösst,  welchen  man 
von  Pinovic  aus  gegen  Rozmital  selbst  bis  gegen  Vesln  und  Sedlic  mitten  im 
Schieferterrain  verfolgen  kann.  Der  Granit  füllt  hier  wahrscheinlich  eine  Querspalte 
in  den  azoischen  Schiefer  aus  und  gehört  unzweifelhaft  zu  derjenigen  eruptiven 
Masse,  durch  welche  die  Conglomeratschicliten  zersprengt  wurden  und  deren  Hervor- 
brechen die  Dislocationen  derselben  veranlasste  oder  begleitete  . 


14 

c)  Am  östlichen  Thalgeliänge  von  Rozmital  lagern  sich  wieder  die  Conglo- 
merate  nach  einer  Unterbrechung  von  5  Kilometern  auf  die  azoischen  Schiefer 
und  bilden  von  da  angefangen,  nämlich  von  Vranovic  an,  den  über  Bohutln,  Birken- 
berg und  Heiligenberg  bei  Pfibram  durch  die  Dobfiser  Wälder  bis  zum  Forsthaus 
Brodec  bei  Dobris  verlaufenden  engen  Pfibram  er  Berg-  und  Hügelzug,  der 
etwa  25  Kilom.  lang  und  2—4  Kilom.  breit  ist,  und  sich  deutlich  von  den  ihn 
umgebenden  azoischen  Schiefern  durch  seine  Höhe  und  seine  Contouren  scheidet 
und  auch  über  das  angränzende  Granitterrain  bei  Tochovic  und  Lazsko  sich  erhebt. 
(Fig.  4.) 


NW 


Tremosna.       Orlov. 


Birkenberg. 

BrezoväHora. 


Brüd.       Jerusalem.  SO 


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Z  Granit.  B  Az.  Schiefer.  S.  Conglomeratschichteu.  r  Lettenkluft.  Di  Diabas. 

Fig.  4. 


Er  bildet  die  Waldkuppe  Kosov  (621  M.)  und  andere  Kuppen  bei  Vysokä' 
den  Berg  Vojna  (622  M.),  Birkenberg  (527  M.),  und  den  heiligen  Berg 
(527  M.)  bei  Pfibram,  den  Berg  Pichce  (569  M.)  bei  Dubno,  Velky  Chlum 
(479  M.)  bei  Suchdol,  Kamenf  (485  M.)  bei  Rosovic,  und  senkt  sich  endlich  an 
seinem  nordöstlichen  Ende  zwischen  dem  Hofe  Trnovä  und  dem  Forsthause  Brodec 
bei  Dobfls  bis  zu  dem  400  M.  hohen  azoischen  Schieferplateau  herab,  in  das  er 
hier  übergeht. 

Die  Lagerung  der  Conglomerat-  und  Grauwackenschichten  bildet  im  allgemein 
eine  langgestreckte  Mulde,  deren  nördlicher  Flügel  aber  steiler  gegen  die  Mitte 
dieser  Mulde  einfällt. 

Diese  steilere  nördliche  Muldenseite  ist  von  der  für  den  Bergbau  von  Pfibram 
wichtigen  sogenannten  Letten kluft  begleitet,  welche  eine  von  Südwest  nach 
Nordwest  verlaufende  Bruchlinie  darstellt,  längs  welcher  die  Pfibramer  Conglome- 
rate  und  Grauwacken  von  denen  des  Tfemosnagebirges  abgebrochen  und  durch 
spätere  Denudationen  abgetrennt  sind. 

Eine  Menge  von  Grünsteingängen  (Diabas)  durchsetzt  in  der  Richtung  von 
Süd  nach  Nord  sowohl  die  untergelagerten  azoischen  Schiefer,  so  wie  die  auf  den- 
selben liegenden  Conglomerat-  und  Grauwackenschichten,  von  denen  namentlich 
zwei  Züge  durch  mächtige  Ausbisse  sich  keimbar  machen,  nämlich  der  Grünsteinzug 
von  Bohutin  über  Birkenberg  bis  Drahlin  am  Fusse  des  Tfemosnagebirges,  und 
ein  anderer  zwischen  Hate,  dem  heiligen  Berg  und  der  Kuppe  Kvetna  nördlich  von 
Pfibram.  Mit  diesen  Grünsteingängen  sind  die  berühmten  Blei-  und  Silbererzgänge 
von  Pfibram  im  genetischen  Zusammenhange,  wesshalb  der  Bergbau  namentlich  im 
Bereiche  der  Grünsteine  betrieben  wird.  Gegenwärtig  wird  aus  17  Schächten  das 
Erz  gefördert,  deren  weithin  sichtbare  Gebäude,  hohe  Kamine  und  Aufbereitungs- 
werke namentlich  den  Birkenberg  und  seine  Umgebungen  bedecken.  In  dem  Adal- 


15 


berti-  und  Mariaschaclit  wurde  die  senkrechte  Tiefe  von  1000 
Meter  schon  überschritten. 

Die  Stadt  Pfibram  (509  M.)  liegt  zwischen  dem  heiligen 
und  dem  Birkenberge  in  einem  Querthale,  welches  die  Con- 
glomeratmulde  von  Süd  nach  Norden  durchbricht  und  von 
einem  Zuflüsse  des"  Litavabaches  bewässert  wird,  der  im 
Granitterrain  bei  Lesetic  und  Slivic  entspringt  und  sich 
unterhalb  Pribram  mit  der  Litava  vereinigt,  während  dieser 
Bach  den  Abfluss  der  grossen  Wasserreservoire  bildet,  die 
in  den  Schichten  des  Tfemosnagebirges  für  die  Wasch-  und 
Aufbereitungwerke  des  Pribramer  Bergbaues  angelegt  sind. 

3.  Das  Tremosnagebirge. 

(Fig.  5.) 

Dieses  Gebirge  umfasst  die  grösste  Parthie  des  Con- 
glomeratgebietes,  indem  es  die  ganze  bergige  Gegend  zwischen 
Pfibram,  Rokycan  und  Jinec  in  der  Ausdehnung  von  etwa 
7D  Meilen  als  die  eigentliche  mächtig  entwickelte  Basis  des 
südwestlichen  Theiles  des  böhmischen  Silures  einnimmt. 

Am  steilsten  steigt  es  an  seinem  südlichen  Rande  in 
den  Umgebungen  von  Pfibram  an,  und  bildet  daselbst  lang- 
gedehnte steil  gegen  Süden  abfallende  waldige  Rücken,  deren 
einzelne  Kuppen  die  Höhe  zwischen  700 — 800  M.  erreichen. 
Der  auffallendste,  obwohl  nicht  der  höchste  Theil  dieser  Rü- 
cken ist  der  Tfemosnaberg  (777  M.),  der  die  Gegend 
nördlich  von  Pfibram  beherrscht  und  nach  welchem  wir  dieses 
ganze  Gebirge  benennen. 

Wenn  man  von  der  Kammhöhe  dieses  Berges  nordwärts 
die  weit  ausgedehnte  waldige  Berggegend  übersieht,  so  er- 
scheint sie  auf  den  ersten  Anl)lick  als  ein  Labyrinth  von 
Bergrücken,  Kuppen  und  Thalschluchten;  nach  einigen  der 
Quere  nach  unternommenen  Begehungen  dieses  Gebirges  er- 
kennt man  aber  seinen  im  ganzen  einfachen  Bau. 

Dieses  ganze  aus  Congiomeratschichten  bestehende  Berg- 
land gliedert  sich  nämlich  in  fünf  parallele  nach  Nordost 
streichende  Bergrücken  ab,  die  durch  Querriegel  mit  einander 
verbunden  sind  und  von  zwei  Thal  Systemen  durchsetzt  werden, 
nämlich  von  einem  System  der  zu  den  Rücken  parallelen 
Langthäler  und  einem  System  von  Querthälern  und  Schluchten, 
die  von  Süd  nach  Nord  verlaufen. 

Diese  orographische  Configuration  entstand  offenbar  durch 
Zersprengen  und  einseitige  Hebung  der  ehedem  horizontal  ab- 
gelagerten Congiomeratschichten  nach  nordöstlich  verlaufenden 
Bruchlinien,   deren  Ursache  man  einerseits   in  den  weit  aus- 


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16 

gedelinteu  Granitmassen  von  Mittelböhmen,  anderseits  auch  in  den  Porphyr-  und 
Grünsteinraassen  suchen  kann,  welche  am  Beginne  der  Silurperiode  im  Bereiche  ihrer 
Sedimente  aus  dem  Erdinnern  hervordrangen. 

Die  fünf  parallelen  Bergrücken  sind  in  der  Keihe  von  Süd  nach  Nord  die 
folgenden : 

a)  Der  südlichste  Rücken,  der  von  dem  Tfemsin-Pfibramer  Bergzuge  durch 
eine  Zone  von  azoischen  Schiefern  getrennt  ist  und  dem  der  Tfemosnaberg  ange- 
hört, beginnt  nördlich  von  Rozmital  gegenüber  dem  Tfemslnberge  auf  dem  azoischen 
bis  600  M.  hohen,  von  Kieselschieferklippen  durchsetzten  Plateau,  über  welches 
die  Strasse  von  Rozmital  nach  Padrt  und  Strasic  führt.  Er  beginnt  oberhalb  des 
Dorfes  Bukovä  mit  einem  hohen  Steilrand,  Praha  genannt  (854  M.)  und  zieht  sich 
als  einförmiger  Waldrücken  nordostwärts  bis  zum  Gipfel  Tok  (842  M.),  jenseits 
dessen  er  durch  ein  kurzes  Querthal  bei  Laz  unterbrochen  ist.  Hier  befinden  sich 
in  einer  Höhe  von  664  und  646  M.  zwei  grosse  Teiche  oder  Wasserreservoirs, 
von  denen  aus  die  Pflbramer  Aufbereitungswerke  mit  Wasser  versehen  werden. 
Östlich  von  diesem  Querthale  erhebt  sich  als  Fortsetzung  des  Waldrückens  der 
Tremosnaberg  (777  M.) ;  er  senkt  sich  rasch  gegen  Obecnic  und  geht  dann 
weiter  nordöstlich  in  niedrigere  kahle  oder  mit  Feld  bedeckte  Hügel  über,  die 
zwischen  Dusnik  und  Hlubos  von  der  Litava  quer  durchbrochen  werden.  Die  Fort- 
setzung am  rechten  Litavaufer  bildet  der  Hügel,  auf  dem  die  Kirche  von  Hlubos 
steht,  und  das  Ende  des  Bergzuges  bezeichnet  die  waldige  Kuppe  Maly  Chi  um 
(584  M.)  bei  Picfu,  wo  dieselbe  blos  durch  einen  engen  Streifen  von  azoischen  mit 
Kieselschieferlagern  und  Grünsteinstöcken  durchsetzten  Schiefern  von  dem  Pri- 
bramer  Conglomeratstreifen  abgesondert  wird.  r 

h)  Der  zweite  Bergrücken  von  dem  vorigen  durch  eine  von  Querriegeln  unter- 
brochene Thalfurche  getrennt,  beginnt  am  azoischen  Schieferplateau  bei  Padrf,  wo 
in  einer  Seehöhe  von  639  und  635  Meter  zwei  grosse  Teiche,  ehedem  zum  Be- 
triebe der  Eisenhütten  und  Hammerwerke  dieser  Gegend  angelegt,  sich  befinden, 
und  am  Saume  des  Conglomeratterrains  die  Kieselschieferklippen  bedeutend  hoch 
ansteigen,  so  am  Palcif  bei  Kolvin  bis  723  M.  Der  äusserste  südwestliche  steile 
Rand  des  zweiten  Conglomeratbergrückens  führt  den  Namen  Koe^ka  (786  M.); 
dann  folgt  auf  dem  durchgehends  von  Wald  bedeckten  Rücken  die  Kuppe  K  o  r  u  n  a 
(829  M.)  und  die  höchste  Kuppe  des  ganzen  Gebirges  Tok  (857  M.)  genannt, 
welche  Kuppe  man  aber  von  der  gleichgenannten,  schon  früher  erwähnten  unter- 
scheiden muss.  Die  erstere  liegt  nämlich  im  Bereiche  der  Rozmitaler,  diese  im 
Bereiche  der  Zbirover  Domaine. 

(Der  Name  Tok  ist  der  Jägerausdruck  für  eine  Waldstrecke,  wo  die  Auer- 
hähne  balzen.) 

Das  Längsthal  von  Obecnic  trennt  dann  diesen  Rücken  von  dem  gegenüber- 
liegenden Tremosnaberg,  und  die  Fortsetzung  dessell)en  oberhalb  Drahlin  bildet 
ein  steiniger  Kamm,  dessen  höchste  Kuppe  den  Namen  Brdo  führt  (769  M.), 
während  die  Fortsetzung  gegen  Cenkov  „na  Slonovci"  heisst,  wo  sie  mit  der 
Kuppe  Kloucek  (680  M.)  steil  zur  Litava  abfällt. 

Die  Conglomerate  haben  an  diesem  Kamme  stellenweise  ein  kaolinisches  Binde- 
mittel, welches  in  einigen  Gruben  gewonnen  und  als  feuerfestes  Material  Ijenützt 
wird.  — 


I 


17 

Bei  Cenkov  durchbricht  die  Litava  diesen  Rücken  durch  ein  Querthal.  Seine 
Fortsetzung  am  rechten  Litavaufer  bildet  der  waldige  Berg  Komorsko  (674  M.), 
dem  sich  dann  in  nordöstlicher  Folge  noch  einige  ansehnliche  Waldkuppen  an- 
reihen (Provazec  636  M.,  Kucnynka  635  M.),  die  aber  in  den  Waldstrecken 
gegen  Kytin  zu  in  niedrigere  Berge  übergehen  (Kazatelna,  Späleny,  Tocka  550 — 
500  M.)  und  von  dem  nahen  Quarzitkamme  des  Brdagebirges,  der  sich  hier  an  das 
Conglomeratterrain  anlehnt,  aber  schon  zur  Etage  D  gehört,  überragt  werden.  In 
diesen  Waldstrecken  nahe  an  Mnisek  endet  auf  azoischer  Schieferunterlage  dieser 
Bergzug,  dessen  Länge  von  Padrt  bis  Kytin  5^3  Meile  beträgt. 

c)  Der  dritte  Conglomeratbergrücken  beginnt  in  der  Waldstrecke  Dubina 
(631  M.)  bei  Skohc  nördlich  von  Padrf,  am  Westrande  von  Kieselschieferklippen 
umsäumt,  und  erhebt  sich  in  seiner  nordöstlichen  Ei'streckung  in  den  Kuppen  Ka- 
mennä  (735  M.),  Hlava  (781  M.),  Hejlov  (688  M.)  zu  ansehnlicheren  Berg- 
formen, die  hier  durch  ein  Querthal  durchbrochen  werden.  Jenseits  desselben  er- 
hebt er  sich  dann  als  ein  steiler  Felsrücken  Hfebeny  (717  M.j  und  endet  mit 
der  westhin  sichtbaren  Kuppe  Konicek  (666  M.)  im  grossen  Hofovicer  Thier- 
garten,  und  wird  hier  durch  das  Thal  von  Velci  (Welkau)  vom  früher  erwähnten 
Drahliner  Bergrücken  „na  Slonovci"  getrennt,  in  dessen  Hintergrunde  ein  Quer- 
riegel bei  dem  Forsthaus  Bastina  beide  Rücken  verbindet. 

Das  östliche  Ende  dieses  Bergzuges  wird  durch  die  Jinecer  Schiefer  mit  der 
Primordialfauna  bezeichnet,  welche  in  diesem  Thal  zuerst  deutlich  auftreten. 

Den  vierten  und  fünften  Bergzug  des  Conglomeratterrains  bilden  die  waldigen 
Rücken,  welche  das  Längsthal  von  Dobriv  und  Strasic  umsäumen,  in  dessen  west- 
lichen Theil  das  Steinkohlenbecken  von  Mireschau  vom  azoischen  Terrain  aus  ein- 
greift, während  in  den  östlichen  Theil  dieses  Längsthaies  schon  die  eisenstein- 
führenden Schiefergesteine  an  der  Basis  der  Etage  D  sich  erstrecken. 

d)  An  der  südlichen  Seite  des  Thaies  von  Dobriv  beginnt  ein  dem  früher 
erwähnten  Rücken  paralleler  Conglomeratbergzug  in  der  Waldstrecke  Zaborcl 
(557  M.)  oberhalb  Mireschau,  dann  folgt  gegen  Nordost  die  Kuppe  Pfeväzeni 
(600  M.)  und  bei  Strasic  der  wild  durchklüftete  Waldberg  Vlc  (598  M.),  an  den 
sich  bei  Kväü  (St.  Benigna)  die  Kuppen  Krfzek  (728  M.),  Rüzek  (653  M.), 
B  e r a n  (686  M.)  u.  a.  anschliessen.  Ein  tiefes  Querthal,  welches  von  dem  Querriegel 
bei  dem  Forsthaus  Bastina  durch  das  Gebirge  von  Süd  nach  Nord  sich  herabzieht, 
durchbricht  bei  der  Ruine  der  Burg  Waldek  diesen  Bergrücken  und  bildet  hier 
eine  besonders  malerische  Waldgegend.  Jenseits  dieses  Querthaies  streicht  der 
Rücken  nordöstlich  im  Beranec  (660  M.)  fort  und  endet  in  der  flacheren  Wald- 
strecke Koberov  (516)  nahe  an  Felbabka,  wo  sich  die  Jinecer  Schiefer  an  diese 
Conglomerate  anschliessen. 

e)  Den  fünften  und  letzten  Bergzug,  mit  dem  das  Conglomeratterrain  gegen 
Norden  abschliesst,  bilden  die  Bergrücken,  welche  die  nördliche  Seite  des  Thaies  von 
Dobriv  und  Strasic  umsäumen.  Sie  umfassen  am  südwestlichen  Ende  den  mächtigen 
Berg  Zdär  (627  M.),  der  die  Gegend  von  Rokycan  beherrscht  und  an  seiner  nörd- 
Uchen  Seite  längs  einer  Dislocationslinie  von  eisensteinführenden  Schiefern  der 
Etage  D  scheinbar  unterteuft  wird.  Der  Berg  besteht  aus  mächtigen  von  Porphyr 
durchbrochenen  Conglomeratbänken,  welche  an  der  nördhchen  Seite  in  prallen  Felsen 
anstehen,   und  die  Reste  eines  grossen   vorhistorischen  Walles  tragen.    Das  Quer- 

2 


18 

tlial  des  Klabavabaches  trennt  bei  Hrädek  diesen  Berg  vom  Berge  K  o  t  e  1,  der  auf 
azoischer  Schieferunterlage  schon  ganz  in  das  Bereich  der  Etage  D  gehört. 

Gegen  Nordost  hängt  der  Zd'ar  jenseits  eines  Sattels,  über  den  der  Weg  von 
Dobfiv  nach  Hürky  führt,  mit  einem  plateauartigen,  waldigen  Conglomeratterrain 
zusammen,  das  in  einzelnen  Kuppen  über  600  M.  sich  erhebt  und  mit  dem  kamm- 
artigen P  f  s  k  0  V  y  V  r  ch  (660  M.)  oberhalb  Teny  endet,  und  sowohl  gegen  das  Thal 
von  Strasic  als  gegen  das  von  Holoubkau  steil  abfällt.  Die  Kuppe  oberhalb  Holoubkau 
führt  den  Namen  Trhon  und  ist  622  M.  hoch.  Den  Fuss  des  Bergzuges  von  Ho- 
loubkau und  Teny  bilden  eisensteinführende  Schichten  der  Etage  D,  über  welche 
das  Conglomeratterrain  sich  erhebt,  aber  unmittel])ar  auf  azoischen  Schiefern  ruht, 
während  am  Fusse  seiner  mehr  oder  weniger  steil  gehobenen  Bänke  Schichten  der 
Etage  D  sich  anschmiegen,  ohne  dass  dazwischen  hier  irgendwo  eine  Spur  der  Ji- 
necer  Schiefer  (C)  mit  der  Primordialfauna  bemerkbar  wäre. 

In  Betreff  der  Gesteinsbeschatfenheit  des  eben  beschriebenen  Terrains  ist  vor 
allem  zu  bemerken,  dass  die  Conglomerate  im  westlichen  Theile  desselben  vor- 
herrschen und  gegen  Osten  zu  in  sandsteinartige  mehr  oderweniger  grobe  Grauwacken 
übergehen,  was  offenbar  darauf  hindeutet,  dass  die  Strömung,  durch  welche  das 
Geröllmaterial  des  Couglomerates  angeschwemmt  wurde,  die  Richtung  von  West  gegen 
Ost  hatte.  Die  Geröllstücke  sind  grösstentheils  weisser  oder  lichtgrauer,  manchmal 
auch  gelblicher  und  röthlicher  Quarz ;  das  Bindemittel  bildet  ein  festes  grauwacken- 
artiges  oder  quarzitisches  Material.  Häutig  erscheinen  auch  schwarze  oder  dunkle 
Geröllstücke  von  Kieselschiefer  eingemengt,  seltener  aphanitische  und  dioritische 
Gesteine.  Die  Grösse  der  Geröllstücke  variirt  von  Ei-  bis  Faustgrösse  und  nur 
einzelne  Stücke  namentlich  im  westlichsten  Gebiete  sind  bis  kopfgross.  Stellenweise 
wie  bei  Dobfiv  liegen  diese  Geröllstücke  in  einem  grobkörnigen  quarzigen  Saudstein 
eingebettet  und  lösen  sich  leicht  aus  demselben;  gewöhnlich  sind  sie  aber  mit  der 
Sandstein-  oder  grauwackenartigen  Bindemasse  fest  verwachsen.  Häufig  erscheinen 
abwechselnde  Lagen  von  Conglomerat  und  quarziger  Grauwacke  und  zwar  so,  dass 
im  westlichen  Theile  des  Gebietes  die  Conglomeratbänke,  im  östlichen  die  quarzi- 
tischen  Grauwachenbänke  vorherrsclien.  • 

Diese  Grauwacken  oder  Sandsteine  sind  ebenfalls  vorwaltend  von  lichter  Fär- 
bung, mit  grauen  gelblichen  und  seltener  röthlichen  Varietäten;  das  Bindemittel 
ist  vorherrschend  kieselig,  quarzitisch,  wird  aber  stellenweise  auch  mehr  thonig  und 
glimmerig  und  ändert  demgemäss  seine  Festigkeit.  Stellenweise  entwickeln  sich  in 
diesen  Grauwacken  quarzitische  Bänke,  welche  gänzlich  der  quarzitischen  Grauwacke 
der  Etage  D  gleichen.  Auch  rothgefärbte  Grauwacken,  ziemlicli  glimmerreich,  dünn- 
blättrig und  deutlich  geschichtet  treten  in  grösserer  Verbreitung  auf,  so  namentlich 
im  östlichen  Theil  des  Ge])ietes  von  Hlubos  gegen  Kytln. 

Die  Mächtigkeit  dieses  ganzen  conglomeratigen  und  grauwackenartigen 
Schichtencomplexes  lässt  sich  api)roximativ  al)schätzen,  und  zwar  namentlich  an  den 
steilen  Lehnen  des  Tfemsin  und  Tfemosnagebirges.  Bei  einer  absoluten  Hölie  dieser 
Leimen  von  etwa  200  ])is  /JOO  Metern  ül)er  der  Schieferunterlage  und  einem  durch- 
schnittliclien  Einfallswinkels  von  .SO"  ergiebt  sich  die  etwaige  Mächtigkeit  mit  100 
bis  150  Metern  (sin  30"  .  200,  300).  Durch  gegenseitige  Verschiebungen  und 
wiederholte  Aufstauungen  der  später  zertrümmerten  und  auf  einander  geschobenen 
Schichten  erscheint  die  Mächtigkeit  an  vielen  Berglehnen   allerdings   viel  grösser, 


19 

aber  überall  wo  die  Gesteinsbänke  ruhiger  gelagert  sind,  kommt  man  zu  der  Über- 
zeugung, dass  die  eigentliche  Mächtigkeit  doch  viel  geringer  ist,  als  es  nach  dem 
ersten  Anblicke  der  Felsmassen  den  Anschein  hat. 

Der  grösste  Theil  des  Terrains  ist  mit  zertrümmertem  Gestein  bedeckt,  so  na- 
mentlich die  Berglehnen  und  nur  an  einigen  Kuppen  und  Abhängen  und  in  den 
Tliälern  und  Schluchten  mit  steileren  Felsen  sieht  man  festes  anstehendes  Gestein. 
Das  Conglomerat  und  Grauwackenmaterial  ist  nämlich  zu  spröde  und  brüchig  und 
wurde  schon  bei  den  ersten  Hebungen  in  einzelne  Schollen  zersprengt,  während  das 
weichere  Schiefergestein  in  der  Nähe  des  grössten  Druckes  Faltungen  und  Biegungen 
bildet,  die  man  im  Conglomeratterrain  gänzlich  vermisst. 


4.    Das  Schieferterrain  der  Primordialfauna. 


Die  Schiefer,  welche  die  Reste  unserer  ältesten  oder  Primordialfauna  ent- 
halten, treten  nur  am  nordöstlichen  Bande  des  Conglomeratteraines  auf,  und  zwar 
in  dem  tief  eingeschnittenen,  von  Süd  nach  Nord  verlaufenden  Querthal  der  Litava, 
welches  die  Conglomeratrücken  zwischen  Hlubos  und  Jinec  durchbricht.  Sie  sind 
daselbst  zwischen  die  Conglomerat-  und  Grauwackenbänke  des  Tfemosnagebirges 
und  zwischen  eine  ähnliche  Zone  von  Conglomeraten  und  grobkörnigen  Grauwacken 
concordant  eingelagert,  die  schon  der  nächst  höheren  Etage  nämlich  D  zugehören. 
So  erscheinen  sie  im  Thalgrunde  zu  beiden  Seiten  der  Litava  am  Fusse  des  Plesivec 
und  Ostryberges,  wo  sie  ein  flach  gewelltes,  nordwestlich  einfallendes  Lager  bilden, 
und  treten  dann  am  linken  Litavaufer  zwischen  Rejkovic  und  Jinec  gegen  den  Ort 
Felbabka  hinauf  in  einer  antiklinalen  Wölbung  zu  Tage  (Fig.  r>)  die  nur  theilweise 


NW 
PüdluK 


SO 


Reikovice. 
^  i 


Ple§iv( 


d^     'ds'  62'^  \i  a    C 


':«_ßTi  dzds  d^ 


S  Confilomerat,  C  .Tinecer  Schiefer.  diCtßy,  d.,  d^,  d^  Silurische  Zonen. 

Fig.  6. 


von  einzelnen  Schollen  der  höheren  Conglomerat-  und  Grauwackenbänke  bedeckt, 
über  Kresin  und  Ohrazenic  bis  nach  Velci  (Welkau)  im  das  Thale  zwischen  den 
Conglomeratrücken  des  Slonovec  und  des  Konicek  sich  erstreckt,  von  denen  die 
beiden  letzteren  den  tieferen  oder  Tremosnaconglomeraten  angehören.  Am  nörd- 
lichen Saume  dieser  Plateauartigen  Erhebung  der  Jinecer  Schichten  hinter  Felbabka 
am  Podluher  Berg  und  am  Berge  Ostry  bildet  eine  mächtige  Dislocationskluft,  längs 
welcher  die  Schichten  der  Etage  D  steil  gehoben  sind,  die  Begränzung.  (Fig.  7.) 
Am  deutlichsten  sieht  man  die  Einlagerung  der  Jinecer  Schiefer  zwischen 
beide  Conglomeratzoneu   auf  dem  Fahrweg  von  Jinec  nach  Velci  längs  der  Hügels 

2* 


20 

Vystrkov,   indem   dieser  Hügel   von   seiner   conglonieratigeu  Unterlage   bis  nahe 
znm  Gipfel  aus  diesen  Schiefern  besteht,  und  erst  am  Gipfel  von  den  groben  Grau- 


N 


Ostry. 


Felbabka.  kresi'n. 


Ohrazenice. 


VelcL     Vranovä.         Slonovec 


Fig.  7. 

wacken  und  Conglomeraten  der  tiefsten  D-Schichten  bedeckt  wird.  Die  Mächtigkeit 
der  Schiefer  beträgt  hier  45  Meter.  (Fig.  8.) 


NW 
Ronicek. 


SO 


Luk  VystrkovVelci.  Slonovec. 


S  Untere  Conglomeratbiinke.  C  Jinecer  Schiefer,  dj«  Obere  Conglomeratbänke.  n  Alluvium. 

Fig.  8. 

Wahrscheinlich  ziehen  sich  die  Schiefer  aufwärts  im  Thale  von  Velcl  auf  der 
conglomeratigen  Unterlage  in  der  Richtung  gegen  das  Forsthaus  Bastina  hinauf, 
indem  einzelne  Bruchstücke  des  Schiefergesteines  darauf  hindeuten,  aber  wegen  der 
Bedeckung  des  Thalgrundes  und  der  Lehnen  mit  Gebirgsschutt  erblickt  man  nirgends 
mehr  dieselben  als  anstehendes  Gestein.  Die  andere  steile  Seite  des  Thaies,  welche 
die  Lehne  des  Bergrückens  Konlcek  bildet,  gehört  offenbar  einer  gehobenen  Parthie 
der  Tfemosnaconglomerate  an,  indem  sie  sich  hoch  über  die  Jinecer  Schiefer  erhebt, 
die  hier  also  nordwärts  durch  eine  Dislocationsspalte  begränzt  werden,  wie  bei 
Felbabka. 

Auch  am  rechten  Litavaufer  zwischen  Jinec  und  Cenkov  sieht  man  am  Fusse 
der  höheren  aus  schiefrigen  und  quarzitischen  Schichten  der  Etage  D  zusammen- 
gesetzten Berge,  die  Einlagerung  der  Jinecer  Schiefer  zwischen  beide  Conglomerat- 
zonen,  und  da  sich  hier  in  einer  Thalfurche,  welche  zwischen  den  quarzitischen 
Kämmen  (D)  und  den  Conglomeratrücken  des  Komorsko  sich  hinaufzieht,  das  Gestein 
der  Etage  D  von  den  Tremosnaconglomeraten  deutlich  scheidet,  so  zieht  sich  wahr- 
scheinlich durch  diese,  von  kleinen  Querriegeln  unterbrochene  Thalfurche  auch  die 
Fortsetzung  des  Ausbisses  der  Jinecer  Schichten  fort ;  man  kann  sie  aber  wegen  dem 
mächtigen  Bergschutt,  der  diese  waldigen  Berglehnen  und  die  Thalfurchen  bedeckt, 
nirgends  anstehend  ])eobachten.  Ei'st  in  der  nordöstlichen  Fortsetzung  dieser  Terrain- 
furche,  da  wo   sie  sich  gegen   die  Mühle  Zätor  (SW  von  Hostomice)   in  den  Ho- 


21 

stomicer  Gemeindewald  lierabzielit,  erblickt  man  in  der  tief  eingeschnittenen  Rinne 
des  hier  entspringenden  Chumavabaches,  grössere  Bruchstücke  der  Jinecer  Schiefer 
mit  deutlichen  Trilobiten,  welche  die  Nähe  dieser  Schieferzone  verrathen,  und  die 
hier  Barraude  an  einem  nun  von  Wald  bedeckten  Punkte  auch  wirklich  anstehend 
fand.  Weiter  gegen  Nordost  in  der  Richtung  gegen  Muisek  verliert  sich  jede  Spur 
der  Jinecer  Schiefer,  und  die  Schichten  der  Etage  D  lagern  sich  hier  unmittelbar 
auf  die  azoischen  Schiefer  (B)  in  discordanter  Lage  auf.  In  den  Umgebungen  von  Prag 
bei  Kunratic  und  Modran  treten  zwar  jenseits  der  ebenfalls  durch  eine  Dislocation 
bezeichneten  Grenze  der  Etage  D,  Schiefer  zu  Tage,  die  ihrem  Habitus  nach  auf- 
fallend an  die  Jinecer  Schiefer  erinnern ;  aber  da  in  denselben  bisher  trotz  eifrigen 
Suchens  keine  Spur  eines  Petrefakten  entdeckt  wurde,  und  da  sie  ihrer  Lagerung 
nach  sich  au  die  azoischen  Schiefer  anschliessen,  so  können  wir  sie  von  diesen 
letzteren  nicht  abtrennen.  Eine  Conglomeratbank,  die  in  der  Schlucht  bei  Modran 
in  diese  azoischen  Schiefer  eingelagert  ist,  wurde  von  uns  anfänglich  für  ein  Äqui- 
valent der  Tfemosnaconglomerate  angesehen ;  wir  überzeugten  uns  aber  später,  dass 
sie  den,  in  die  azoischen  Schichten  eingefügten  Conglomeratl^änken  analog  ist,  wie 
wir  solche  auch  in  der  Nähe  von  Dobfis  beobachteten,  mit  denen  sie  übrigens 
auch  in  Betracht  ihres  Materiales,  nämlich  Felsitphorphyrconglomerat,  vollkommen 
übereinstimmt. 

Die  Beschaffenheit  der  Jinecer  Thonschiefer  ist  ziemlich  gleichförmig ;  es  sind 
feinkörnige  oder  dichte  thonige  Schiefer  von  dunkelgrünlicher,  an  den  Ablösungs- 
flächen in  Folge  von  Eiseuoxydhydrat  von  brauner  Färbung  und  erinnern  häufig  durch 
ihren  Habitus  an  dichte  Grünsteintufte,  namentlich  da,  wo  sich  an  Stellen,  die 
durch  eine  concentrisch  braune  Färbung  angedeutet  sind,  eine  Art  von  Kugel- 
bildung entwickelt. 

Dem  Gesteins-  und  palaeontologischen  Charakter  nach  vollständig  mit  dem 
Jinecer  Vorkommen  übereinstimmend,  tritt  weit  vom  Nordrande  des  eigentlichen 
Silurbeckens  im  Bereiche  der  azoischen  Schiefer  und  zwar  jenseits  des  mächtigen 
Porphyr-Bergzuges,  der  diese  Schiefer  zwischen  Pürglitz  und  Rokycan  durchsetzt, 
eine  nicht  breite  Zone  von  Conglomeraten  und  Thonschiefer  zu  Tage,  die  an  der 
nördlichen  Seite  in  discordanter  Lagerung  von  azoischen  Schiefern  mit  Kiesel- 
schiefereinlagerungen und  an  der  südlichen  Seite  von  Afaniten  und  Porphyren 
scharf  begränzt  wird,  welche  letztere  in  unregelmässiger,  erruptiver  Lagerung  diese 
Zone  begleiten   und  einen  ansehnlichen  Gebirgszug  bilden.  (Fig.  9.)    Das  Streichen 


NW 


Skreje  Berounka-Fluss  Milec 


SO 


P  Af  C  SB    L     B 

B  Azoische  Schiefer.  L.  Lydit.  S  Congloraeratbänke.  C  Schiefer  mit  der  Primordialfaima. 

P  Porphyr.  Af  Afanit. 

Fig.  9. 


dieser  Zone  ist  nordöstlich,  das  Einfallen  südöstlich.  Ihre  Breite  beträgt  1—3  Kilo- 
meter,  ihre  Länge  von  Koui'imecberg,   südwestlich  von  Pürglitz,   über   Tej- 


22 


fovic.  Skrej,  Mlecic  bis  in  die  Nähe  von  Klein-Loho  vic  ist  etwa  15  Kilom. 
Die  Lagernng  der  Conglomerat-  und  Schiefer-Schichten  ist  vollkommen  concordant, 
ja  bei  Teji'ovic  beobachtet  man  nicht  bloss  eine  Wechsellagerung  der  Conglomerat- 
und  der  Schieferschichteu,  sondern  wie  schon  anfangs  erwähnt  wurde,  erschienen 
in  den  zwischen  den  Conglomeratbänken  eingelagerten  sandsteinartigen  Grauwacken 
auch  wirkliche  Reste  der  ältesten  Fauna,  nämlich  Schalen  der  Brachiopodengattung 
Orthis.  Die  Zugehörigkeit  der  Conglomerate  an  der  Basis  der  Jinec-Skrejer 
Schiefer  ist  hier  demnach  sowohl  statigraphisch  als  palaeontologisch  ausser  allen 
Zweifel  gesetzt,  da  eben  bei  Skrej  in  den  au  Trilolnten  reichen  Schiefern  auch  eine 
Orthis,  nämlich  die  Orthis  Rom iugeri  Barr,  häufig  erscheint,  die  Avalirscheinlich 
mit  der  Tejfovicer  Orthis  identisch  ist. 

Wo  und  auf  welche  Art  die  Primordialzone  von  Skrej  mit  dem  anderen 
mittelliöhmischen  silurischen  Gebiet  im  Zusammenhange  war,  ist  bisher  vollständig 
unbekannt,  und  man  kann  nur  im  Allgemeinen  die  Vermuthung  aussprechen,  dass 
dieselbe  entweder  durch  spätere  Dislocationen,  namentlich  durch  die  Porphyraus- 
brüche vom  Silurterrain  abgetrennt  wurde,  oder  dass  sie  gleich  ursprünglich  in 
einer  fjordartigen  Seitenausbuchtung  des  silurischen  Meeres  sich  bildete. 

Die  Fauna  der  Jinec-Skrejer  Schiefer  (C)  besteht  vorwaltend  aus  Trilobiten. 
Zu  diesen  gesellen  sich  nur  sparsam  Repräsentanten  der  Pteropoden,  Brachiopoden 
und  Echinodermen. 

Insgesammt  haben  die  Fundorte  bei  Jinec  und  Skrej  40  Arten  geliefert,  dar- 
unter Trilobiten  mit  21  Arten,  Pteropoden  mit  5,  Brachiopoden  mit  2,  dann  einige 
Cystideeu  und  Bryozoen.  Die  27  Arten  der  Trilobiten  gehören  7  verschiedenen 
Gattungen  an,  unter  denen  Paradoxides  mit  12,  Agnostus  mit  5,  Conoce- 
phalites  mit  4,  Arionellus  mit  1  und  Ellisocephalus  mit  2  Arten  die 
häufigsten  sind  und  auch  ausserhalb  Böhmens  angetroffen  werden,  während  die 
beiden  Gattungen  Hy  dro  cephalus  mit  2,  und  Sao  mit  1  Art  Insher  ledighch 
böhmische  Vorkömmnisse  sind. 

Von  Pteropoden  ist  nur  die  Gattung  Hyolithes  vertreten,  und  weder  von 
den  ihr  angehörigen  5  Arten,  noch  von  den  27  Arten  der  Trilobiten  geht  eine  in 
die  nächstfolgende  jüngere  silurische  Schichtenstufe  über,  so  wie  von  den  letzteren 
G  Gattungen  ausschliesslich  auf  die  Primordialfauna  beschränkt  sind,  und  nur  aus 
der  Gattung  Agnostus  Vertreter  in  höheren  silurischen  Schichtenstufen  erscheinen. 
Von  Brachiopoden  erscheinen  hier  zuerst  die  Gattungen  Obolus  und  Orthis, 
und  zwar  die  letztere  in  dem  tiefsten  bisher  bekannten  palaeozoischen  Horizonte. 
Der  palaeontologische  Charakter  der  Primordialgruppe  stellt  sich  sonach  mit 
einer  ganz  selbstständigen,  von  allen  folgenden  Etagen  deutlich  unterschiedenen 
Facies  dar. 


23 


IL  Das  Grebiet  der  zweiten  Silur-Fauna. 

Dieses  Gebiet  umfasst  im  palaeontologischen  Sinne  die  Schiclitenstufe  oder 
Etage  D,  und  seine  Verbreitung  ist  im  orographischen  Sinne  durch  die  Erstreckung 
der  beiden  Flügel  des  Brdagebirges,  des  grossen  und  des  kleinen  (Brda  und  Brdatka), 
deutlich  und  scharf  bezeichnet.  Der  palaeontologische  Charakter  ist  schon  auf- 
fallend vom  Charakter  der  Primordialfauna  verschieden.  Die  zweite  Fauna  ist 
nämlich  viel  reicher  als  die  erste  und  enthält  mit  Ausnahme  von  Wirbelthieren 
die  Kepräsentanten  aller  Hauptclassen  des  Thierreiches.  Darunter  nehmen  die  Tri- 
lobiten  mit  30  Gattungen  noch  immer  eine  domiuirende  Stellung  ein,  und  nur  eine 
einzige  Gattung,  nämlich  Agnostus  geht  aus  der  ersten  in  diese  zweite  Fauna 
über.  Daneben  erscheinen  Repräsentanten  anderer  Crustaceen,  dann  Cephalopodeu, 
Pteropoden,   Acephaleu,   Brachiopoden,   Gasteropoden,   Echinodermen  und  Polypen. 

Die  Selbstständigkeit  dieser  Fauna  wird  hauptsächlich  "durch  die  Trilobiten 
angedeutet,  die  nur  im  Bereiche  derselben  vorkommen.  Es  sind  dies  namentlich 
die  Gattungen  Aeglina,  Amphion,  Asaphus,  Ogygia,  Niobe,  Placo- 
paria,  Trinucleus,  Homalonotus,  eine  mit  Phillip sia  verwandte  Form 
( Ph.  parabolla  Barr,),  Pt  e  m  o  p  1  e  u  r  i  d  e  s,  D  i  n  d  y  m  e  n  e,  D  i  o  n  i  d  e  und  N  i  1  e  u  s, 
und  dann  von  den,  auch  in  anderen  Etagen  verbreiteten  Trilobitengattungen  zahl- 
reiche Species,  welche  die  Gränzen  der  zweiten  Fauna  nicht  überschreiten.  Auch 
die  anderen  Classen  und  Ordnungen  enthalten  einzelne  Gattungen,  welche  aus- 
schliesslich der  zweiten  Fauna  angehören,  wie  Beyrichia  aus  den  Ostracoden, 
Antifopsis  aus  den  Cirrhipeden,  eine  Orthoceren  form  mit  marginalem  Sipho 
(Bactrites  Sandbergeri  Barr.),  B  a  t  h m  o  c  e  r  a  s  (Conoceras),  E  n  d  o  c  e r  a s,  L  i  t  u  i  t  e  s 
und  Tretoceras  aus  den  Cephalopodeu. 

Aus  den  anderen  Classen  sind  die  Pteropoden  durch  die  Gattungen  C  o  n  u- 
laria  und  Hyolithes,  die  Cephalopodeu  ausser  den  bereits  früher  erwähnten 
Gattungen  durch  0  r  t  h  o  c  e  r  a  s ;  die  Acephaleu  durch  Area,  A  s  t  a  r  t  e,  B  a  b  i  n  k  a, 
Leda,  Modiolopsis,  Nucula,  Ptedonia,  Synek;  die  Brachiopoden  durch 
Ch  0  n  e  t  e  s ,  D  i  s  c  i  n  a ,  L  i  n  g  u  1  a,  Obolus,  0  r  t  h  i  s,  0  r  t  h  i  s  i  n  a,  P  a  t  e  r  u  1  a, 
Rhynchonella  und  Strophomena  vertreten,  von  denen  die  Gattungen  Orthi- 
sina  und  Paterula  ausschliesslich  der  zweiten  Fauna  angehören  und  die  Gattung 
Obolus  aus  der  Primordialfauna  in  die  zweite  Fauna  übergeht. 

Die  Cystideen  sind  durch  die  Gattungen  Aristocystites,  Dendrocy- 
stites,  Mitrocystites,  Craterina  (Barr.  M.  S.)  vertreten,  die  Gasteropoden 
durch  Pleurotomaria,  Euomphalus,  nebstdem  treten  auch  Graptolithen 
und  Anneliden  sporadisch  auf,  und  Fucoiden  sind  stellenweise  sehr  häufig. 

Obwohl  nun  durch  die  ganzen  Schichtentafeln  D  der  palaeontologische  Cha- 
rakter eine  gewisse  Ül)ereinstimmung  darbietet  und  nicht  wenige  Arten  durch  alle 
ihre  Unterabtheilungen  verbreitet  sind,  so  von  Trilobiten  A  c  i  d  a  p  s  i  s  B  u  ch  i, 
Calymene  pulchra,  Dalmanites  Angel  in  i,  socialis,  Phillipsi,  Tri- 
nueleus  Goldfussi,  Asaphus  nobilis  u.  a.,  von  Brachiopoden  einzelne  Arten 
von  Orthis,    Paterula,   Strophomena.   von    Pteropoden  Conularia   hohe- 


24 

mica,  exquisita,  Hyolithes  str latus  ii.  a.  m.,  so  bieten  doch  die  ver- 
scliiedenen  Horizonte  dieser  Schichtenstufe  gewisse  Eigenthümlichkeiten  in  der 
Gruppirung  der  thierischen  Reste  dar,  dass  Barrande  auf  palaeontologischer  Grund- 
lage diese  Schichtenstufe  in  fünf  Uuterabtheihuigen  oder  Zonen  zerlegen  konnte, 
die  er  mit  d^  bis  c\  bezeichnete. 

Diese  Unterabtheilungen  sind  aber  auch  petrografisch  und  orografisch  von 
einander  so  unterschieden,  dass  es  scheint,  als  sei  von  der  wechselnden  Art  des 
jeweiligen  Sedimentes  die  reichere  oder  spärlichere  Entfaltung  des  organischen 
Lebens  in  einer  gewissen  Abhängigkeit  gewesen. 

Der  petrografisch-orogratische  Charakter  dieser  Unterabtheilungen  oder  Zonen 
stellt  sich  in  folgender  Weise  dar. 

D  i  e  Z  0  n  e  d,  an  der  Basis  der  Etage  D  besteht  aus  Grauwacken  und  Schiefern 
mit  Diabas-  und  Eisensteineinlagerungen  und  ist  am  äusseren  gegen  den  Rand  des 
Silurbeckens  abfallenden  Fusse  der  von  der  nächstfolgenden  Zone  gebildete  Gebirgs- 
rücken entweder  im  flacheren  Terrain  oder  in  den  Terrainfurchen  derselben  verbreitet. 

Die  Zone  dj,  aus  festen  quarzitischen  Sandsteinen  oder  Grauwacken  beste- 
hend, bildet  die  eben  erwähnten  Gebirgsrücken  und  erscheint  symmetrisch  zu  beiden 
Seiten  der  Silurmulde  in  der  Gestalt  von  mehr  oder  weniger  steil  gehobenen  zu 
Tage  ausgehenden  Schichtenköpfen,  längs  welcher  die  Kämme  des  Brdagebirges 
verlaufen. 

Die  Zone  d3,  aus  weicheren  dünnblättrigen  und  dunklen  Thonschiefern 
bestehend,  schmiegt  sich  an  die  gegen  die  Mitte  des  Beckens  gerichteten  Berg- 
abhänge der  vorhergehenden  Zone  an  und  bildet  den  flachen  Fuss  derselben  ohne 
durch  besondere  Terrainformen  sich  auszuzeichnen. 

Die  Zone  d4  besteht  aus  Grauwackenschiefern  mit  untergeordneten  Lagern 
von  quarzitischen  Grauwacken  und  nimmt  das  flachhügelige  Terrain  der  breiteren 
Thalgegenden  ein,  welche  sich  zwischen  dem  Kalksteinplateau  des  silurischen  Cen- 
trums und  zwischen  den  quarzitischen  Bergrücken  der  Zone  dj  ausdehnen. 

Die  Zone  d^  endlich,  in  tieferer  Lage  aus  weichen  Thonschiefern  und  in 
der  höheren  Lage  aus  quarzitischen  Grauwacken  und  Sandsteinen  bestehend,  bildet 
den  Aussenrand  des  inneren  kalkigen  Silurterrains,  an  dessen  Saume  sie  strecken- 
weise auch  in  nicht  hohen  aber  scharfen  Bergrücken  auftritt,  und  zwar  so,  dass 
sie  mit  dem  innersilurischen  Kalkterrain  ein  zusammenhängendes  orographisches 
Gebiet  bildet. 

Wir  wollen  nun  die  Verbreitung  dieser  Zonen  in  übersichtlicher  Darstellung 
erläutern. 

1.    Die  eiseiisteinfülirende  Zone  di. 

Diese  Zone  wird  namentlich  durch  die  Lager  von  Eisenerzen  charakterisirt, 
welche  sie  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  begleiten,  so  dass  wir  sie  als  die  vorzugs- 
weise eisensteinführende  Zone  unseres  Silurs  bezeichnen  können. 

Sie  ist  am  deutlichsten  im  südwestlichen  Theile  unseres  Silurbeckens  entwickelt 
und  besteht  daselbst  aus  drei  deutlich  unterscheidbaron  Schichtenabtheilungen,  die 
wir  mit  den  Zeichen  di  a,  /3,  y  bezeichnen. 

a)  Die  tiefste  Schichtenabtheilung  di«,  die  nur   in   der  Umgebung   von  Jinec 


25 

auf  den  Schiefern  (C)  der  Primordialfaune  ruht,  sonst  aber  überall  unmittelbar  den 
azoischen  Schiefern  aufgelagert  ist,  besteht  aus  sandsteinartigen  quarzigen  Grau- 
wacken  oder  Conglomeraten.  Sie  ist  namentlich  auf  der  Krusnä  hora  bei  Hudlic 
charakteristisch  entwickelt,  wesshalb  sie  auch  mit  dem  Namen  Krusnähora- 
Schichten  bezeichnet  wird. 

Die  Grauwacken  oder  Sandsteine  dieser  Schichten  sind  ein  Gemenge  von 
weissen,  grauen  und  röthlichen  Quarzkörnern  mit  stellenweise  reichlich  beigemengten 
Feldspathtriunmern,  oder  mit  aus  der  Zersetzung  derselben  entstandenem  kaolinischen 
Bindemittel.  Einzelne  Lagen  dieser  Sandsteine  sind  reich  an  einer  glaukonitischen 
Beimengung  und  erscheinen  dann  oft  in  auffallend  grünlicher  Fcärbung,  wobei  zugleich 
ihre  Substanz  milder  und  ihre  Struktur  feinkörniger  ist.  Manchmal  ist  das  Gestein 
durch  beigemengtes  Eisenoxyd  röthlichbraun  gefärbt.  An  einigen  Orten,  so  namentlich 
am  Stradiste  bei  Plzenec,  am  Kväsek  bei  Zbirov,  ist  das  Bindemittel  durch  eine 
Art  von  Speckstein  vertreten  und  tritt  in  so  grosser  Menge  auf,  dass  die  Quarz- 
körner in  demselben  fast  verschwinden.  Meistentheil  herrscht  aber  kieseliges  Binde- 
mittel vor,  und  das  Gestein  geht  dann,  wenn  die  Sandkörner  klein  sind,  in  ein 
Quarzit  ähnliches  Gestein  über;  sind  aber  die  Körner  gi'oss  oder  gehen  sie  in 
grössere  Geröllstücke  über  (Quarz,  Kieselschiefer,  harte  Schieferfragmente),  so  ent- 
wickelt sich  aus  dem  Grauwackensandsteine  ein  quarziges  Conglomerat,  welcher  den 
Conglomeraten  des  Tremosnagebirges  an  manchen  Stellen  ganz  ähnlich  ist.  Mit 
den  Grauwacken  wechsellagern  auch  kieselige  Schiefer  gewöhnlich  dicht  oder  fein- 
körnig und  meist  rothbraun  gefärbt,  und  in  streifenweisen  Lagen  in  eine  Art  von 
Hornstein  übergehend  (St.  Benigna).  Im  östlichen  Theile  des  Silurgebietes  erscheinen 
in  der  tiefsten  Zone  der  Etage  D  unmittelbar  über  den  azoischen  Schiefern  ver- 
schieden gefärbte  mehr  oder  weniger  kieselige  Schiefer,  deren  Unterlage  manchmal 
eine  Art  von  Breccie  von  Bruchstücken  des  azoischen  Gesteines  mit  kieseligem  Binde- 
mittel bildet  (Särka),  durch  welche  die  groben  Grauwacken  und  Conglomerate  des 
westlichen  Silurgebietes  vertreten  werden.  Die  mittelkörnigen  festen  sandsteinartigen 
Grauwacken  aus  der  Umgebung  von  Cerhovic,  Zbirov  und  Rokycan  (Kotel)  geben 
ein  gutes  Steinmetzmaterial. 

In  den  Querklüften  dieser  Grauwackenschichten  treten  verschiedene  Mineralien 
auf;  so  die  bekannten  schönen  Wavellite  bei  Cerhovic,  die  auch  bei  St.  Benigna, 
am  Hügel  Milena  bei  Chesnovic  u.  a.  a.  0.  vorkommen;  ferner  kommen  auch  Bar- 
randit,  dünne  Krusten  von  Psilomelan,  Pyrolusit,  Drusen  von  Quarzkrystallen  und 
am  Kotel  bei  Ptokycan  auch  Baryt  in  grösseren  Ki-ystallen  vor. 

Die  Mächtigkeit  der  ganzen  Schichtengruppe  beträgt  20 — 30  Mt.  Organische 
Reste  erscheinen  im  Bereiche  der  Zone  d^a  nur  sparsam,  und  zwar  sind  es  blos 
Brachiopoden  in  21  Arten;  Trilobiten  wurden  bisher  in  dieser  Zonenicht  gefunden. 

Die  Conglomerate  und  grobkörnigen  Grauwacken  enthalten  keine  Petrefakten; 
aus  den  Grauwackensandsteinen  sind  2  Arten  Discina,  7  Arten  Lingula  und 
eine  Orthis  bekannt;  darunter  sind  die  gewöhnlichsten  Discina  sodalis,  Lin- 
gula Feistmantel i;  in  den  kieseligen  Schiefern  kömmt  eine  Art  Discina, 
6  Arten  Lingula,  eine  Orthis  und  drei  Obolus  vor;  besonders  häufig  erscheinen 
Lingula  transiens  und  Orthis  incola,  aber  doch  blos  an  einzelne  Fundorte 
gebunden  (Krusnä  Hora,  Hradist  bei  Nischburg,  Cerhovic,  St.  Benigna).  Ausserdem 
fand  K.  Feistmantel   auch  Reste   von  S  p  o  n  g  i  e  n,   stellenweise  in  ziemlich   zahl- 


26 

reichen  Nadeln,   und  zwar  stets   nur  in   den  kieseligen  rotlien  Schiefern   (Hradiste, 
Tocnik,  St.  Benigna,  Ivina). 

b)  Die  mittlere  Schichtenabtheilung  d,/3,  nach  ihrem  charakteristischen  Vor- 
kommen bei  Komorau  auch  die  Komorauer  Schichtengruppe  genannt,  scheidet 
sich  scharf  von  der  ihr  untergelegten  Grauwackenzoue  ab  und  ist  daher  leicht  er- 
kennbar; auch  tritt  sie  überall  in  der  ganzen  Verbreitung  der  d^  Zone  auf.  Vor- 
züglich sind  es  Grünsteine,  nämlich  Diabasen,  die  sie  charakterisiren,  und  die  in 
verschiedenen  krystallinischen  und  aphanitischen  Varietäten,  als  Mandelsteine,  Kalk- 
aphanite  und  Tuffschiefer  erscheinen.  In  genetischer  Verbindung  mit  diesen  errup- 
tiven  Gesteinen  treten  Eisensteineinlagerungen  auf,  mit  mehr  oder  weniger  unter- 
geordneten Schiefergesteinen.  Die  Eisensteine  sind  vorwaltend  Rotheisensteine  ge- 
wöhnlich in  oolithisch  Structur.  Ihre  Mächtigkeit  im  Streichen  der  Schichten  ist 
sehr  wechselnd;  sie  erreicht  10  bis  12  Meter,  keilt  sich  aber  allmählich  beider- 
seitig ab,  so  dass  die  Eisensteine  lenticulare  Erzlager  bilden. 

Diese  setzen  sich  dann  häutig  nur  in  schwachen  Schnüren  fort,  bis  sie  aber- 
mals zu  grösserer  Mächtigkeit  anwachsen.  Auch  folgen  mehrere  schwächere  Lager 
übereinander,  getrennt  durch  diabasische  Gesteine  oder  thonige  Schiefer.  Da  auch 
diese  letztere  bald  in  mächtigeren  Zonen  auftreten,  bald  aber  wieder  sich  sehr  ver- 
schwächen,  so  ist  die  Mächtigkeit  der  ganzen  Zone  d^ß  an  verschiedenen  Orten 
sehr  verschieden,  sie  wechselt  von  50  bis  über  100  Meter,  wobei  aber  die  mannig- 
fachen Querbrüche  und  Verwerfungen  die  Bestimmung  der  eigentlichen  Mächtigkeit 
erschweren. 

Die  stellenweise  den  Eisensteinlagern  eingeschalteten  Schiefer  sind  von  thoniger 
Beschaffenheit,  oft  dünnblättrig,  schwarz  oder  dunkelgrau  und  ziemlich  reich  an 
weissen  Glimmerblättchen,  nicht  selten  werden  sie  etwas  eisenhaltig. 

An  der  Basis  der  Zone,  der  Unterlagerung  der  Eisensteinlager,  erscheinen 
gewöhnlich  Tuffschiefer  in  mannigfachen  Varietäten,  aus  bunt  gefärbten,  grünen, 
grauen,  gelben,  röthlichen,  violetten,  bald  mehr  dichten,  bald  mehr  lockeren,  häufig 
mit  Kalk  imprägnirteu  Schichten  bestehend ;  und  dieser  Wechsel  der  Tuffe  wieder- 
holt sich  auch  unter  einem  zweiten,  höheren  Eisensteinlager,  während  die  eigentlichen 
Dialiasen  zwischen  den  Eisensteinlagern  oder  im  Hangenden  derselben  oder  in  selbst- 
ständigen Massen  erscheinen.  Letztere  sind  nicht  selten  die  vorwaltenden  Vertreter 
der  ganzen  Zone  und  wo  sie  zu  Tage  anstehen,  bilden  sie  abgerundete  Hügel,  deren 
durch  Verwitterung  entstandener  braunrother  Boden  sie  von  weitem  schon  verkündet. 

Auf  den  die  Eisensteine  durchsetzenden  Klüften  kommen  verschiedene  Mineralien 
vor,  wie  Calcit,  Brauuspath,  Quarz,  Eisenspath,  Baryt,  Pyrit,  Sphalerit,  Galenit, 
Zinnober,  letzterer  besonders  am  Giftberge  bei  Hofovic,  dann  bei  Svatä  und  Bfezina 
unweit  Badnic. 

In  palaeontologischer  Beziehung  ist  auch  diese  Zone  sehr  arm.  Von  Trilobiten 
sind  es  blos  Harpides  Grimmi  und  Amphion  Lindaueri,  die  aus  den  Ge- 
steinen der  Eisensteinlager  am  Berge  Hlava  unweit  St.  Benigna  herrühren. 

In  den  rothen  Eisensteinen  der  Ouzkyzeche  bei  Holoubkau  kommen  kleine 
kugelförmige  Cystideen  vor  und  nebstdem  von  Brachiopoden :  Orthis  Grimmi, 
soror  und  potens;  im  Eisensteinlager  der  Krusnä  hora  wurde  Obolus  com- 
plexus  gefunden;  sonst  ist  in  dieser  Zone  Orthis  d  es  i  der  ata  häufig.  Ausser 
diesen  wenigen  Arten  sind  es  nur   noch  Bruchstücke  von  Conularien,   unter   denen 


27 

sich  Coiiularia  modesta  bestimmen  Hess,  dann  einzelne  Graptolithen  (darunter 
deutlich  erhaltene  Exemplare  von  Didymograptus),  welche  im  Bereiche  dieser 
Zone  und  zwar  in  den  dunklen  Schiefern  zwischen  den  Eisensteinlagern  der  Krusnä 
hora  vorkommen.  Letztere  Art  wurde  auch  in  den  Schiefern  zwischen  den  Eisen- 
steinen bei  Libecov,  und  Lingula  lamellosa  in  ähnlichen  Schiefern  bei  Svarov 
gefunden. 

c)  Die  obere  Schichtenabtheilung  di7,  nach  ihrem  charaktei'istischen  Yor- 
konnnen  bei  Vosek  unweit  Rokycan  und  bei  Kvah  auch  die  Vosek-Kvaher 
Schichteugruppe  genannt,  besteht  hauptsächlich  aus  wenig  harten,  duukelgrauen 
bis  fast  schwarzen,  mehr  oder  weniger  giimmerhältigen  Thonschiefern,  mit  denen 
untergeordnete  Lager  einer  feinkörnigen  quarzigen  (xrauwacke  abwechseln.  Diese 
quarzitischen  Grauwacken  erscheinen  l)esonders  in  den  höheren  Schichtenhorizonten, 
und  zwar  gewöhnlich  nur  in  schwächeren  Lagen  und  nur  stellenweise,  wie  bei 
Plzenec  bis  zu  1%  M.  mächtig. 

Nicht  selten,  wie  bei  Troja,  zerfällt  der  Schiefer  durch  eine  transversale  Zer- 
klüftung in  grol)stängliclie  Stücke,  an  anderen  Orten  erscheinen  die  Schichtungs- 
flächen  wulstig  und  knotig,  gewöhnlich  aber  ebenflächig. 

Eine  besonders  diesen  Schiefern  eigenthümliche  Erscheinung  sind  kugelrunde 
oder  auch  ovale  Concretionen  einer  kieselig  thonigen  Gesteinssubstanz  von  Nuss- 
bis  Faustgrösse,  ja  in  einzelnen  Exemplaren  bis  zur  Kopfgrösse.  Diese  runden 
Concretionen  scheiden  sich  aus  den  verwitterten  Schiefern  aus,  und  man  findet  sie 
namentlich  im  Ackerboden,  da  wo  er  diese  Schiefer  bedeckt.  Sie  enthalten  zahl- 
reiche organische  Reste,  die  in  ihnen,  des  festeren  Materiales  wegen  in  meist  gutem 
Erhaltungszustand  sich  befinden.  Die  vorzüglichsten  Fundorte  dieser  Petrefakten- 
führendeu  Kugeln  sind  Vosek  l)ei  Rokycan,  die  Umgebung  von  Mauth,  Klein-Pfüep, 
Särka  und  Modfan-Neuhof  bei  Prag  und  Ouval. 

Auch  diese  Schieferzone  enthält  häutig  Eisensteineinlagerungen.  Aber  es  sind 
nicht  mehr  Rotheisensteine,  wie  in  der  vorhergehenden  Zone,  sondern  vorwaltend 
dunkelgraue  oder  schwarze  Eiseuoxydul-Silicate,  gewöhnlich  schiefiig  und  dicht, 
seltener  oolitisch.  In  schwachen  Lagen  gegen  das  Ausgehende  zu  sind  dieselben 
gewöhnlich  in  Limonit  umgewandelt.  Ihre  Mächtigkeit  ist  gewöhnlich  sehr  gering; 
in  grösseren  Lagern  treten  sie  nur  bei  Zlejciua  unweit  Beraun,  dann  am  Roudny 
bei  Zdic,  und  besonders  am  Racberge  bei  Rokycan  auf.  Die  Gesammtmächtigkeit 
dieser  Zone  mag  zwischen  40 — 80  Mt.  betragen. 

In  palaeontologischer  Hinsicht  ist  diese  Schichtenzone  durch  den  plötzlich  sich 
entwickelnden  Reichtlium  der  palaeozoischen  Fauna  ausgezeichnet.  Den  grössten 
Theil  der  Petrefakten  lieferten  die  kugelartigen  Concretionen,  weniger  häufig  sind 
sie  in  den  Schiefern,  aber  gerade  diese  lieferten  in  einem  Stollen  bei  Kozojed  unweit 
St.  Benigna  die  schönsten  und  best  erhaltenen  Exemplare. 

In  dieser  Fauna  erscheinen  die  Trilobiten  allein  schon  mit  22  Gattungen, 
unter  denen  nur  die  Gattung  Agnostus  aus  der  Etage  C  und  Amphion  aus 
der  Zone  d^ß  herüberreicht,  während  alle  anderen  hier  zum  erstenmale  auftreten. 
Diese  22  Gattungen  sind  durch  47  Arten  vertreten. 

Die  meisten  Gattungen  dieser  Trilobiten  setzen  sich  in  die  nächst  höheren 
Schichtenabtheilungen  der  Etage  D  fort,  und  es  sind  nur  drei  Gattungen,  welche 
als  ausschliesslich   der  Zone  ({^y  angehörig  sich   erweisen,   nämlich   Barrandia, 


28 

Boherailla  imd  Harpiiia.  Dagegen  sind  36  von  47  Arten,  welche  dieser  Zone 
ausscliliesslich  angehören,  wodurch  schon  die  pahieontologische  Selbstständigkeit 
derselben  sich  ausprägt.  Durch  ihre  Häufigkeit  und  ihre  Verbreitung  in  der  ganzen 
Zone  bemerkensweith  sind  besonders  PI acoparia  Zippei,  Illaenus  Katzeri, 
Dalmanites  atavus,  Calymene  Arago,  Ogygia  desiderata  und  Tri- 
nucleus  Reussi. 

Ausser  den  schon  angeführten  drei  Gattungen  Amphion,  Barrandia 
B  0  h  e  m  i  1 1  a  und  H  a  r  p  i  n  a  sind  es  noch  die  Gattungen :  A  c  i  d  a  s  p  i  s,  A  e  g  1  i  n  a, 
Asaphus,  Niobe,  Areia,  Calymene,  Carmen,  Cheirurus,  Dalmanites, 
Dindymene,  Dionide,  Illaenus,  Nileus,  Lichas,  Ogygia,  PI  acoparia, 
Proetus,  Trinucleus,  welche  durch  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Arten  ver- 
treten sind. 

Zugleich  mit  den  Trilobiten  erscheinen  Ptepräsentauten  aus  fast  allen  Classen. 
So  kommen  unter  den  Crustaceen  die  ersten  Cirrhipeden  vor,  nändich  die  Gat- 
tungen Plumulites,  Anatifopsis  und  die  ersten  Ostracoden,  nämlich  Bey- 
richia  und  Primitia;  hier  erscheinen  die  ersten  Vertreter  der  Cephalopoden 
mit  den  dieser  Zone  eigenthümlichen  Gattungen  Bathmoceras  (Conoceras)  und 
Tretoceras  neben  der  früher  erwähnten  fraglichen  Bactritesform  und 
17  Arten  Orthoceras,  so  wie  3  Arten  Endoceras;  die  Acephalen  mit  5  Gat- 
tungen :  B  a  b  i  n  k  a,  L  e  d  a,  N  u  c  u  1  a,  R  e  d  o  n  i  a,  S  y  n  e  k,  darunter  die  durch 
zahlreiche  Individuen  bemerkbare  und  nicht  weiter  hinauf  steigende  Redonia 
bohemica.  Ferner  sind  die  Pteropoden  durch  die  Gattungen  Conularia  und 
Hyolithes  vertreten,  die  Heteropoden  durch  Bellerophon,  wovon  die  Art 
B.  nitidus  besonders  häufig  erscheint;  es  zeigen  sich  die  ersten  Gasteropodeu ; 
die  Echinodermata  erscheinen  in  mehreren  Gattungen,  darunter  Asterias  und 
Trochocystites,  auch  Graptolithen  treten  auf,  darunter  wieder  die  Gattung 
Didymograptus;  endlich  die  Brachiopoden  mit  Arten  aus  den  Gattungen  Cho- 
netes,  Discina,  Lingula,  Orthis,  Orthisina,  Rhynchonella,  Stro- 
phomen a,  doch  in  verhältnissmässig  geringerer  Entwicklung. 

Im  Ganzen  hat  die  Fauna  der  Zone  d^  120  Arten  geliefert. 

Die  Verbreitung  der  Zone  d^. 

Mit  Ausnahme  des  südw'estlichen  Theiles  des  böhmischen  Silures,  wo  nämlich 
die  Tfemosnaconglomerate  und  die  Schiefer  der  Etage  C  seine  Basis  bilden,  erscheint 
die  eisensteiuführende  Zone  d^  überall  als  die  tiefste  Schichtenzone  des  eigentlichen 
Silursystemes  und  die  zu  Tage  anstehenden  Gesteine  derselben  bilden  die  äussere 
Begräuzung  desselben  und  zwar  durchgehends  auf  der  azoischen  Schieferunterlage. 
Nebstdem  erscheint  diese  Schichtenzone  noch  in  vier  isolirten  gegen  Nordost  gereihten 
länglichen  Inseln  auf  azoischem  Schieferterrain  zwischen  Zbirov  und  Nischburg, 
nördlich  vom  zusammenhängenden  Silurbecken  und  dann  auch  längs  einer  grossen 
Dislocationskluft  im  Gebiete  der  Grauwackenschieferzone  d^  nahe  an  der  nördlichen 
Silurgränze  vom  Plesivecberge  bei  Neuhütten  unweit  Beraun  augefangen  im  nord- 
östlichen Streichen  über  Nenacovic,  Kosir  über  Prag  bis  gegen  Chvala. 

1.  Beginnen  wir  die  Übersicht  dieser  Zone  am  südwestlichen  Ende  des  böh- 
mischen Silurbeckens,  so  finden  wir,  dass  hier  in  der  Erstreckung  von  Plzenec  bis 


29 

Rokycan  dieses  Becken  fast  ausschliesslich  aus  Schichteu  dieser  Zone  gebildet  wird, 
indem  über  diesen  Schichten  nur  einzelne  Hügel-  und  Bergkuppen  isolirte  Parthieen 
von  quarzitischen  Gesteinen  der  Zone  d.,  tragen,  offenbar  als  Reste  einer  ehedem 
allgemeinen  Bedeckung  der  eisensteinführenden  Zone  durch  die  Quarzitgrauwacken 
der  Zone  dg.  Den  äussersten  südwestlichen  Punkt  des  Silurbeckens  bildet  hier  der 
eine  alte  romanische  Kapelle  tragende  Hügel  Hürka  (429  M.)  bei  Plzenec  am 
rechten  Ufer  der  Uslava,  gegenüber  der  mächtigen  Kieselschieferklippe,  auf  der 
die  Reste  einer  uralten  Burg,  der  Radyne  (565  M.),  emporragen.   (Fig.  10.)     Auch 


NW 


Stradiste.    Timakov.    Mokrous.  Skalice, 


Lhota 


SO 


P        B      L    ß 

B  Azoische  Schiefer.  L  Lydit.  d^aßy,  d^  Silurische  Zonen.  P.  Porphyr. 

Fig.  10. 

auf  dem  Hügel  Hürka  erblickt  man  Reste  alter  Wälle,  und  zwar  auf  quarzitischem 
Gesteine,  das  die  Kuppe  dieses  Hügels  bedeckt.  Dieses  Gestein  erstreckt  sich,  von 
einer  Schlucht  unterbrochen,  nordöstlich  auch  auf  die  Kuppen  der  Hügel  Sutice 
und  Skalice  (461  M.)  zwischen  Mokrous  und  Timakov,  und  dessgleichen  bildet  es 
auch  die  Kuppe  des  Hügels  Stradiste  (496  M.)  nördlich  von  Plzenec,  so  wie  die 
Kuppe  des  Waldberges  Cilina  (520  M.)  zwischen  Mokrous  und  Ejpovic.  Bei 
Letkov  ist  eine  kleine  Parthie  von  Kohlensandstein  (mit  sclwachen  unbauwürdigen 
Kohleuflötzen)  abgelagert,  aus  welchem  das  kaolinische  Bindemittel  als  feuerfestes 
Material  gewonnen  sind.  Alles  übrige  anstehende  Gestein  gehört  der  Zone  dj  an. 
(Fig.  11.)     Dieselbe   nimmt  hier   eine  [flach'  gewellte]  Gegend  ein,   die  beckenartig 


Bezeichnung  wie  bei  Fig.  10.    n  Alluvium. 
Fig.  11. 


zwischen  den  bei  Sedlec  auftretenden  Porphyrfelsen  und  den  Kieselschieferklippen 
der  azoischen  Schiefer  in  den  Stählaver  Wäldern  (na  Toku  559  M.)  und  zwischen 
dem  Wal  drücken  oberhalb  Letkov,  in  einer  Breite  von  6  und  einer  Länge  von  12 
Kilom.,  nämlich  bis  zum  Fusse  des  Berges  Zdär  (627  M.)  sich  erstreckt.  Alle 
drei  Zonen  der  Schichtenabtheilung  dj  sind  hier  vertreten. 

Die    Grauwackensandsteine    dj  a,    einzelne    Brachiopoden    enthaltend ,    treten 
deutlich  zu  Tage  namentlich   in  einem  Steinbruche  am  nördlichen  Fusse  des  Stra- 


30 


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distehügels  auf  azoischen  Schiefern  gelagert,  dann  am 
südlichen  Kande  des  Beckens  bei  Lhota,  wo  sie  von 
Porphyr  durchbrochen  sind.  Sie  ziehen  sich  dann  am 
südlichen  Rande  des  Beckens,  grösstentheils  von  Feld- 
und  Waldboden  bedeckt,  auf  azoischem  Schiefer  und 
Kieselschiefer-Untergrund  in  nordöstlicher  Richtung  auf 
den  Berg  Kotel  (574  M.)  zwischen  Rokycan  und  Ve- 
sely;  sie  bilden  die  Kuppe  dieses  Berges  und  sind  an 
der  Südseite  des  Berges  von  Porphyr  durchbrochen, 
während  auf  der  Nordseite  desselben  Grünsteine  und 
Eisensteine  d^  ß  und  die  Schiefer  d,  y  mit  einer  Scholle 
von  Quarziten  (do)  bedeckt,  am  Abhänge  sich  hinauf- 
ziehen. In  den  sandsteinartigen  Grauwacken  ist  hier 
ein  grosser  Bruch  für  Werksteine    angelegt. 

Östlich  und  südlich  vom  Kotel,  in  der  Einsenkung 
zwischen  Rakovti,  Hrädek  und  Kocanda  bis  zum  Fusse 
des  Zdar  wird  das  Terrain  von  meist  feinkörnig  grün- 
lichen Grauwackensandsteinen  eingenommen,  die  nörd- 
licherseits  nur  von  schwachen  Andeutungen  diabasischer 
Gebilde  begleitet,  unter  die  Schiefer  d,  y  einfallen. 

Eisensteinlager  der  Zone  d,  ß  sind  durch  nun 
grösstentheils  aufgelassenen  Bergbau  am  Fusse  des  Stra- 
diste  und  bei  Chachov  (Limonit)  aufgeschlossen,  na- 
mentlich treten  sie  aber  zu  Tage  zwischen  Kysic,  Ejpovic 
und  Klabava  am  Nordrande  des  Beckens  im  Klabava- 
thal,  wo  sie  für  die  Hüttenwerke  der  Umgebung  im 
grösseren  Maasse  bergmännisch  abgebaut  werden. 

Die  obere  Schichtenzone  d^  y  bildet  den  grössten 
Theil  des  Felduntergrundes  und  man  bemerkt  nach  dem 
hie  und  da  anstehenden  Gesteine  eine  flache  wellen- 
förmige Ablagerung  derselben.  Am  Hügel  Hürka  be- 
merkt man  einen  kleinen  Porphyrquarz  in  diesen  Schie- 
fern, als  Andeutung,  dass  das  Empordringen  der  Por- 
phyre in  die  Periode  der  eisensteinführenden  Zone  d^ 
andauerte. 

In  den  Feldern  bei  Vosek  nördlich  von  Rokycan, 
da  wo  der  nördliche  Saum  des  hügeligen  Terraines  dieser 
Zone  durch  azoische  S(-hiefer  und  Kieselschieferklippen 
begränzt  wird,  ist  ein  Hauptfundoit  der  Petrefakten 
führenden  Kugeln  und  Knollen  der  Zone  (\^y. 

2.  Östlich  von  Rokycan  nimmt  dieses  Schiefer- 
terrain die  Tlialniulde  ein,  welche  längs  des  Hamnier- 
baches  und  der  Westbahn  über  Holoubkau  und  Mauth 
sich  ei'Streckt  und  gellt  dann  zwischen  Mautli,  Karez 
und  Wolesna  in  ein  flaches  Teichplateau  ül)er.  Die  öst- 
liche und  südöstliche  Begränzung  dieses  Schieferterrains 


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(dl  j^)  bilden  die  schroffen  und  hohen  waldigen  Berge 
der  Tremosnaconglomerate,  vom  Fusse  des  Zdar  an- 
gefangen, zum  Fusse  des  Trhoh  bei  Holoubkau  und 
seines  östlichen  AusLäufers,  des  Spaleniste  und  Piskovy 
vrch  zwischen  Medo-Üjezd  und  Chesnovic.   (Fig.  12.) 

Im  westlichen  Theile  des  Terrains  nördlich  von 
der  Aerarialstrasse  zwischen  Eokycan  und  Mauth  ent- 
wickeln sich  aber  in  demselben  mit  nordöstlichem  Strei- 
chen drei  ansehnliche,  parallele,  waldige  Bergzüge, 
nämlich  der  Vydriduch  (540  M.),  der  Chi  um  (560 
Mt.)  und  der  Radec  oder  Rac  (715  Mt.)  mit  seinen 
Ausläufern,  welche  dieser  Gegend  einen  gebirgigen  Cha- 
rakter verleihen.  (Fig.  13.) 

Den  Kern  dieser  Berge  bildet  Porfyr,  und  zwar 
jenes  südwestlichsten  Ausläufers  des  mächtigen  Porfyr- 
zuges,  der  im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  von  Pürg- 
litz  durch  die  Zbirover  Wälder  bis  hieher  sich  erstreckt, 
und  hier  durch  seine  Contactverhältnisse  mit  der  Zone 
d,  und  ih  als  ein  Eruptivgebilde  sich  erweist,  dessen 
Bildung  in  die  Zeit  nach  der  Ablagerung  dieser  Schichten- 
zonen fällt.  Denn  es  werden  hier  nicht  blos  die  Schichten- 
zonen der  Abtheilung  d^  in  einzelne  mannigfach  zer- 
sprengte und  gehobene,  parallel  zu  den  Bergzügen  ver- 
laufende Streifen  zertheilt,  sondern  es  erscheinen  auch 
die  quarzitischen  Schichten  dj,  von  denen  die  Zone  d^ 
bedeckt  ist,  in  einzelnen  Schollen  und  Parthieen,  hoch 
oben  auf  den  Kuppen  der  Berge. 

Auch  hier  sind  alle  drei  Schichtenzonen  der  Gruppe 
d,  entwickelt. 

Die  tiefste  im  östlichen  Theil  des  Gebietes  auf 
Tremosnaconglomeraten  und  im  westlichen  und  nörd- 
lichen Theile  auf  azoischem  Schiefergesteine  und  auf 
Kieselschiefern  ruhende  Grauwackerzone  d^a  tritt  nur 
in  einzelnen  Parthien  zu  Tage;  ihre  allgemeine  Ver- 
breitung als  Basis  der  eisensteinfühi-enden  Schichten  ist 
aber  durch  Bergbau  erwiesen.  Man  sieht  sie  auf  Tremosnaconglomeraten  ruhend  bei 
Med.  Ujezd  und  Chesnovic,  und  auf  azoischem  Schiefergesteine  namentlich  am 
Nordrande  des  Silurbeckens  vom  Fusse  des  Racberges  bei  Tezkov  angefangen  über 
Sire  zum  Hügel  Kväsek  (502  M.)  südlich  von  Zbirov  und  am  Trenicer  Berg 
(500  M.)  bei  Cerhovic,  wo  diese  Sandstein-Grauwacken  und  Conglomerate  in  starken 
mehr  oder  weniger  steil  gehobenen  Schichtenbäuken  kammartig  zu  Tage  anstehen 
und  durch  Steinbrüche  aufgeschlossen  sind.    (Fig.  14.) 

Eisensteinlager  und  die  sie  begleitenden  Diabasgebilde  und  Schiefer  der  Zone 
dl/3  kommen  am  Fusse  des  Zd'ar  bei  Hürky  vor,  dann  bei  Mauth,  wo  bei  der 
isolirt  stehenden  Stephanskirche   Grünsteine   und   am   nahen  Teiche  dunkle  Eisen-^ 


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Oxydulsilikatlager  zu  Tage  treten.  Eben  so  erscheinen  Grünsteine  und  oolithische 
Eisensteine  bei  Chesnovic.  Ein  Lager  von  rothen  Eisensteinen  ist  in  der  Zeche 
Ouzky  bei  Holoubkau  durch  Bergbau  aufgeschlossen,  und  ähnliche  Erzlager  wieder- 
holen sich  an  den  Bergzügen,  welche  das  Terrain  zwischen  Holoubkau  und  Radnic 
bilden  und  von  dem  hohen  Bergrücken  Rac  beherrscht  werden. 

Ein  bis  4  Meter  mächtiges  in  der  Richtung  von  West  nach  Ost  weit  anhal- 
tendes Eisensteinlager  ist  am  nördlichen  Abfall  des  Racberges  aufgeschlossen.  Es 
ist  schwarzes  Eisenoxydulsilikat,  und  geht  gegen  das  Ausgehende  in  Limonit  über. 
Das  Hangende  bilden  Schiefer  der  Zone  djy  und  weiter  hinauf  Quarzite  der  Etage 
do.  Im  Liegenden  sind  die  beiden  Schichtenzonen  d^^  und  dj«,  die  auch  sonst 
an  anderen  Stellen  des  Gebirges  durch  Ausbisse  angedeutet  sind,  durch  Bergbau 
nachgewiesen,  und  ähnliche  Verhältnisse  walten  auch  an  den  anderen  hiesigen 
Bergrücken,  deren  Kern,  wie  schon  früher  erwähnt  wurde,  aus  Porphyr  besteht. 
Namentlich  sind  Eisensteinlager  in  der  westlichen  Fortsetzung  des  Rac  verbreitet, 
so  ober  Pfivetic,  bei  Glashütten  und  bei  Birezina,  im  Berge  Hradist,  dann  im  Berge 
Plechac,  sowie  auch  in  dem  nördlich  von  Rac  am  äussersten  Rande  des  Silures 
aufsteigenden  Berge  Bllä  Skala  (597  M.)  und  Bechlov  bei  Sebecic,  wo  auf 
Porphyrunterlage  und  von  Quarzit  der  Etage  dj  bedeckt  alle  drei  Schichtenzonen 
a  ßy  auftreten,  von  denen  die  Zone  dyß  abbauwürdige  Rotheisensteinlager  und  Li- 
monite  führt.     (Siehe  Fig.  12.) 

Die  sonst  zu  Tage  tretenden,  die  Berglehnen  und  Thäler  und  die  flache  Ge- 
gend zwischen  Mauth  und  Volesna  bedeckenden  Gesteine  gehören  insgesammt  der 
Schieferzone  d^y  an,  in  welcher  hier  an  einigen  Punkten,  so  unter  der  Adalberti- 
kapelle  bei  Mauth,  dann  in  den  Feldern  bei  Sirö  und  Volesna  zahlreiche  Knollen 
und  Kugeln  mit  Petrefakten  vorkommen.  Im  Walde  bei  Holoubkau  ist  eine  ganz 
kleine  Mulde  mit  Kohlensandstein,  deren  Basis  Schiefersteine  mit  Kohlenschmitzen 
bilden,  abgelagert.  Sonst  bedeckt  Ackerboden  den  Schiefergrund,  und  man  kann 
ihn  von  Mauth  über  Kafez  und  Borek  südlich  von  Zbirov  bis  Tocnik  verfolgen  und 
man  bemerkt  hiebei,  dass  die  Grauwackenzone  (di«)  sammt  dem  sie  begleitenden 
Eisenerzzuge  (dj/3)  östlich  von  Tfenic  am  Fusse  des  höheren  azoischen  Schiefer- 
berges Obis  unter  den  Schiefern  dieser  Zone  d,y  und  unter  Gebirgsschutt  und  ver- 
wittertem Erdreiche  sich  verbirgt  und  erst  bei  Tocnik  wieder  deutlich  zu  Tage  tritt. 


NW 

Kvasek.  Borek. 


SO 


Kafi'zek.  Hrebeny.         Ivina.    Zajecov.     Kvä 


van. 


Beran. 
I 


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B  Azoische  Schiefer.  L  Lydit.  P  Porphyr.   S  Concrlomeratbanke  d^aßv,  ^2  Silurische  Zonen. 

n  Alluvium.. 


Fig.  14. 


3.  Die  östliche  Begränzung   dieses   flachen   Schieferterrains   bildet  bei   Kafez 
ein  waldiger  aus  Quarziten  der  Etage  dj  bestehender  Rücken,   dessen  scharf  abge- 


33 


schnittener  Rand  ober  Volesna  den  Namen  Hfebeny  (564  M.)  führt  und  der  schon 
zu  dem  zusammenhängenden  Quarzitziige  gehört,  der  den  Rand  des  mittleren 
Theiles  unseres  Silberbeekens  andeutet.     (Fig.  14.) 

Durch  eine  antiklinale  Hebung  ist  diese  Quarzitdecke  östlich  von  Karez  zer- 
sprengt und  es  kommen  in  der  hiedurch  entstandenen  Bruchlinie  diabasische  Ge- 
steine mit  Rotheisensteinlagern  zum  Vorschein,  die  bei  Kafizek  am  Karezberg 
(561  M.)  abgebaut  Averden. 

Eine  zweite   orographisch   noch   deutlichere   antiklinale  Schichtenfaltung  ent- 
wickelt sich  im  östlichen  Theile  des  besprochenen  Schiefer- 
terrains (dyy).  Sie  folgt  von  Chesnovic  über  Volesna  und  >^ 
Ivina  gegen  Nerezin  einem  nordöstlichen  Streichen,  und  "^ 
bildet  einen  Bergzug,  der  parallel  zu  dem  aus  Tfemosna-                  er  ^^^ 
conglomeraten  bestehenden  Bergzug  des  Beran  und  Be- 
ranec  bei  Kvah  sich  erstreckt  und  eine  antiklinale  Mulde 
der  Schichtenabtheilung  d,  mit  allen  ihren  drei  Zonen  ccßy 
einschliesst,  die  zu  oberst  in  der  Mitte  der  Mulde  von 
Quarziten  der  Etage  do  bedeckt  wird.  (Fig.  15.) 

Diese  Mulde  greift  bei  Strasic  in  das  Längsthal 
ein,  durch  welches  der  früher  erwähnte  vierte  und  fünfte 
Bergzug  der  Tfemosnaconglomerate  von  einander  getrennt 
wird.  Man  bemerkt  die  antiklinale  Hebung  der  Schichten- 
abtheilung dl  zuerst  deutlich  an  der  Strasse  zwischen 
Karez  und  Strasic  am  Hügel  M  i  1  i  n  a  (563  M.)  bei  Ches- 
novic, und  trifft  daselbst  sowohl  die  sandsteinartigen 
Grauwacken  und  Conglomerate,  als  auch  rothe,  kieselige 
Schiefer  der  Zone  d^a  und  ein  eisensteinführendes  Lager 


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an,    in    dem    durch    Tagbau    Eisenerz 


gewonnen 


wird. 


3 


während  die  Grauwacken  durch  Steinbrüche  aufgeschlos- 
sen sind. 

In  der  nordöstlichen  Fortsetzung  der  antiklinalen 
Hebung  erhebt  sich  dann  der  ansehnliche,  theilweise  be- 
waldete Berg  Ivina  (609  M.)  ober  dem  Dorfe  gleichen 
Namens,  von  dessen  Gipfel  eine  vorzügliche  Übersicht 
des  hiesigen  Silurterrains  sich  darbietet.  Der  Kern  des 
Berges  besteht  aus  Porfyr,  die  nördlichen  und  südlichen 
Abhänge  desselben  bestehen  aber  aus  steil  mit  entgegen- 
gesetzter Steigung  gehobenen  rothen  quarzigen  Schiefern, 
an  die  sich  zu  beiden  Seiten  des  Berges  diabasische 
Gesteine  und  Erzlager  anschmiegen,  die  namentlich  an 
der  Südseite  des  Berges  bei  Zajecov  durch  Bergbau 
aufgeschlossen  sind. 

Zwei  Querthäler,  nämlich  das  des  St.  Benigna- 
baches  und  das  des  rothen  Baches  unterbrechen  die 
Fortsetzung  des  antiklinal  gebauten  Bergzuges.  Zwischen 
diesen  Thälern  erhebt  sich  der  Berg  Hlava  (542  M.), 
und  auf  den  Gipfel   desselben  zieht  sich  von  der  Mitte 


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der  St.  Benignamulde  der  Quarzit  der  Eüige  d,,  hinauf,  der  die  Schiefer  ^^y  und 
die  eisensteinführende  Zone  di/3  bedeckend  sich  von  da  aus  auf  die  Berge  ober- 
halb Komorau  und  Mrtnik  ausbreitet  und  mittelst  des  Giftberges   (Jedovä  hora 

530  M.)  schon  mit  den  Quarziten  des  innersilurischen 
Beckens  zusammenhängt.  Diabasgebilde  und  Eisenstein- 
führende Schiefer  deuten  in  den  Thaleinschnitten  und 
in  den  Schluchten  unter  der  mannigfach  zersprengten 
Quarzitdecke  die  Verbreitung  und  die  Lagerung  der 
Schichtenabtheilung  d,  an. 

Auf  der  Nordseite  des  Quarzitstreifens  (da)  ver- 
folgt man  die  eisensteinführenden  Tuffe  und  Grünsteine 
mit  eingelagerten  Eisenerzen  (d,/3)  und  aufgelagerten 
Schiefern  (d,;^)  von  den  Dörfern  Klestenic  und  Ivina  über 
Komorau,  bis  diese  Gebilde  an  der  südlichen  Thallehne 
des  rothen  Baches  bei  Vosek  unter  einer  Quarzitdecke 
(d,)  sich  verbergen.  (Fig.  16.) 

An  der  Südseite  des  Quarzitstreifens  und  angelehnt 
an  die  Tremosnaconglomerate  des  Beranbergzuges  be- 
merkt man  den  östlichen  Saum  der  Schichtenabtheilung 
d,  schon  im  Tliale  bei  Strasic,  wo  die  Grünsteine  in 
kleinen  Hügeln  anstehen  und  man  verfolgt  die  Eisen- 
erzzone von  da  in  nordöstlicher  Richtung  über  Teny, 
Kväii  (St.  Benigna),  Kozojed,  Nerezin  quer  über  das 
Thal  des  rothen  Baches  bis  zum  südlichen  Abhänge  des 
von  Quarziten  (d,)  bedeckten  Giftberges,  und  von  da 
weiter  nordöstlich  in  einem  engen  Streifen  zwischen 
steil  gehobenen  Quarziten  (dj)  einerseits  und  Tremosna- 
conglomeraten  und  Jinecer  Schiefern  (C)  anderseits  durch 
die  Podluher  Wälder  zum  Berge  Ostry  (581  M.),  der 
oberhalb  Felbabka  als  eine  markante  Höhe  diesen  Zug 
abschliesst,  indem  vom  Nordfusse  dieses  Berges  bei 
Rpety  die  weitere  Fortsetzung  der  Quarzite  und  der 
Eisenstein  führenden  Zone  von  Grauwackenschiefern  der 
Abtheilung  d4  bedeckt  wird.  (Fig.  17,  S.  35.)  Die  Eisen- 
steinlager sind  in  diesem  Zuge  an  vielen  Orten  auf- 
geschlossen, so  namentlich  bei  Kvän,  Nefezln,  am  Gift- 
berge und  am  Ostry,  und  man  kann  die  in  allgemeinen 
Umrissen  anfangs  geschilderten  Verhältnisse  dieser  Zone 
in  den  verschiedensten  Variationen  hier  studiren.  So 
liegt  in  den  Grubenbauen  bei  Kvän  von  unten  nach  oben 
eine  Bank  braunrother  mandelsteinartiger  Diabastuffe 
bis  3  M.  mächtig,  darüber  eine  Lage  dichten  Rotheisen- 
steines, dann  bis  60  M.  mächtig  Tuffe  und  Schiefer, 
worauf  eine  zweite  3  M.  mächtige  Bank  linsenförmigen 
Rotheisensteines  folgt,  die  weiter  von  30  M.  Diabas- 
maudclstein  bedeckt  ist.     Darauf  folgt   ein  drittes  etwa 


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35 


1  M.  starkes  Rotheisensteinlager  uiul  endlich  bedeutend 
mächtige  Schiefer  mit  zahh'eiclien  schönen  Abdrücken 
(d^y),  die  ein  Lager  von  Limonit  enthalten.  Am  Giftberg 
liegt  im  Diabastuff  ein  2  M.  mächtiges  Rotheisenstein- 
lager ;  über  den  Tuffen  folgt  dann  ein  Lager  dunkler  ooli- 
tischer  Sililikateisenerze  und  endlich  Schiefer  (d,y)  und 
Quarzite.  In  palaeontologischer  Hinsicht  sind  am  inter 
essantesten  die  Schiefer  d,y,  die  durch  einen  Stollen  bei 
Kozojed  ehedem  aufgeschlossen  waren  und  die  schön- 
sten Petrefakten  dieser  Zone  lieferten.  Auf  den  anti- 
klinal  gehobenen  Schiefern  der  Primordialfauna  (C),  die 
zwischen  Jinec  und  Felliabka  zu  Tage  treten,  sind  zwei 
grössere  Schollen  der  Schichtenabtheilung  dj  übrig  ge- 
blieben, offenbar  als  eine  Andeutung,  dass  auch  das 
nun  denudirte  Jinecer  Schieferterrain  ursprünglich  von 
den  Schichten  dieser  Abtheilung  bedeckt  war. 

Die  südliche  Scholle  bildet  den  Hügel  Vystrko  v 
(535  M.)  zwischen  Velcl  und  Ohrazenic,  die  nördliche 
die  Felsengruppen  im  Walde  K  o  b  e  r  o  v  (516  M.)  bei 
Kresin.  (Siehe  Fig.  7.)  Beide  Schollen  zusammen  bilden 
die  Überreste  einer  Synklinalen  Mulde,  in  deren  Mitte 
das  Thal  des  Ohrazenicerbaches  bis  in  die  untergelagerten 
Jinecer  Schiefer  ausgewachsen  ist,  von  wo  die  Schichten 
der  Abtheilung  d,  beiderseits  auf  die  erwähnten  Höhen- 
punkte sich  ziehen,  und  zwar  so,  dass  die  Basis  der- 
selben quarzige  Grauwacken  und  Conglomerate  (di«) 
einnehmen,  und  bis  auf  die  Scheitel  der  Kuppe  Vystrkov 
und  des  Koberovwaldes  sich  hinaufziehen,  während  an 
den  Berglehnen  bei  Ohrazenic  und  Kresin  Diabase  und 
Tuffe  mit  eingelagerten  Rotheisensandsteinen  (dj/S)  und 
Schiefern  (d,y)  anstehen,  in  denen  die  Eisensteinlager 
durch  Bergbau  aufgeschlossen  sind. 

5.  Die  quarzitische  Decke  (do),  welche  den  Gipfel 
des  Berges  Ostry  bei  Felbabka  bildet,  erscheint  auch 
an  der  rechten  Seite  des  Litavkathales,  welches  hier 
von  Süd  nach  Nord  den  ganzen  Schichtencomplex  als 
eine  tiefe  Terrainfurche  durchsetzt.  Sie  bildet  hier  den 
Kamm   des  ansehnlichen  Berges  P  1  e  s  i  v  e  c   (636  M.), 


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Berin.        Pisek  .     Provazec  S 
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Fig.  18. 


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NW 

Zelkovice. Housiny.Hla^ovice.    Vosov.  M.  CHIumec 
'  '  ■'  ;         (Zizkov.) 


der  die  rechte  Tlialseite  zwischen  Lhotka  und  Jinec 
einnimmt.  (Fig.  18.)  An  den  steilen  Gehängen  dieses 
Berges  bei  Rejkovic  und  Jinec  treten  von  unten  gegen 
oben  alle  Schichtenzonen  von  den  Schiefern  der  Primor- 
dialfauna  (C)  bis  zu  den  Quarziten  (da)  deutlich  zu 
Tage.  Zu  unterst  bemerkt  man  die  Jinecer  Schiefer 
mit  grossen  Paradoxiden,  in  flach  wellenförmiger  Ab- 
lagerung und  mit  östlicher  Verflächung;  darüber  liegen 
die  Conglomerate  und  groben  quarzigen  Grauwacken 
(d^a),  dann  folgen  tuffartige  Gebilde  und  Grünsteine 
mit  Eisenerzlagern  (dj/S)  und  Schiefern  (dj^)  und  endlich 
näher  am  Gipfel  Quarzite  im  schroffen  Felsen,  deren 
Wände  senkrecht  zur  Schichtung  und  parallel  zur  Thal- 
richtung verlaufen. 

Die  Einsattlung,  über  welche  die  Strasse  von  Jinec 
nach  Hostomic  führt,  ist  durch  die  Quarzite  (do)  hin- 
durch bis  auf  die  eisensteinführende  Zone  (dj)  ein- 
geschnitten und  man  kann  von  hier  aus  diese  Zone 
dann  auf  den  Berg  Komorsko  verfolgen,  wo  in  derselbe 
die  Erzlager  durch  Bergbau  aufgeschlossen  sind.  Die 
südlichere  Kuppe  dieses  Berges,  da  wo  das  Forsthaus 
Komorsko  (614  M.)  steht,  ist  aus  Tfemosnaconglo- 
meraten  zusammengesetzt,  welchen  sich  wahrscheinlich 
unter  dem  Gebirgsschutte  die  Jinecer  Schiefer  (C)  an- 
vschliessen,  da  sie  sowohl  am  Fusse  dieses  Berges  bei 
Cenkov  anstehen,  als  auch  in  der  nordöstlichen  Fort- 
setzung dieses  Ausbisses  bei  der  Mühle  Zator  (S.  von 
Hostomic)  angetroffen  werden,  (Fig.  19.)  Die  nördliche 
höhere  Kuppe,  Pisek  genannt  (688  M.),  die  sich  steil 
über  Cenkov  erhebt  und  nordwärts  gegen  Behcin  all- 
mählicher abfällt,  besteht  aber  schon  aus  Quarziten  der 
Abtheilung  dj,  die  offenbar  die  Fortsetzung  einer  eli- 
ptisch  geformten  Schichtenmulde  bildet,  deren  Gegen- 
flügel der  Kamm  des  Plesivec  ist. 

Zwischen  beiden  Kuppen,  nämlich  zwischen  dem 
Pisek  und  den  Komorskoberg  zieht  sich  die  eisenstein- 
führende Zone,  äusserlich  nur  auf  einen  engen  Streifen 

SO 


Hndec.         Kazatelna. 


Dübri's 


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ß        Di        B 


e,  e^  Obersilurisclie  Schichten.  M  Minettporphyr.  Di  Diorit.  Die  anderen  Zeichen  wie  früher. 

Fig.  20. 


37 

beschränkt  imd  man  kann  sie  von  da  längs  des  Kammes  (Hrebeny)  des  Brdawaldes, 
der  nordöstlich  streicht,  bis  Mnisek  verfolgen,  wobei  an  der  nördlichen  Seite  der 
schroffe  und  höhere  Quarzitkamm  und  an  der  südlichen  Seite  die  Conglomerate 
und  quarzigen  Grauwacken  des  Tfemosnagebirges  in  abgerundeten  Bergformen  diese 
Zone  begleiten.    (Fig.  20.) 

N  Sträzny  S 


Revnice.  S|calka.  Mni'sek. 


A\"' 


L       B 


Durch  Bergbau  sind  die  Eisensteinlager  an  einigen  Punkten  aufgeschlossen, 
so  auf  dem  Berge  B ab a  (659  M.)  im  Hyeronimus-Schacht,  amBrdaberg  (608  M.) 
im  Josefsschachte,  namentlich  aber  in  dem  Josefi-  und  Theresienschachte  unter 
dem  Skalkaberg  (549  M.)  bei  Mnisek.  In  allen  diesen  Bergbauen  ist  das  Vor- 
handensein aller  drei  Schichtenzonen  {aßy)  der  Abtheilung  d^  nachgewiesen.  Am 
Hradec  (623  M.)  an  der  Strasse  von  Vosov  nach  Dobh's  ist  nebstem  der  grobe 
Sandstein  der  Zone  d,«  durch  einen  Steinbruch,  wo  Schotter  gewonnen  wird,  auf- 
geschlossen, und  auch  mitten  zwischen  den  Quarziten  treten  an  einer  Bruchlinie 
desselben  an  der  Strasse  von  Revnic  nach  Mnisek  Grünsteine  und  Tuffe  auf,  als 
Beweis,  dass  die  eisensteinführende  Zone  d,  hier  überall  die  Basis  der  Quarzite 
(d,)  bildet.  (Fig.  21.) 

In  der  Baba  folgen  über  feinkörnigen  Grauwacken  (d^a)  und  hornsteinartigen 
Schiefern  rotbe,  grüne,  gelbe  oder  überhaupt  bunt  gebänderte  kalkhaltige  Tuffe 
in  einer  Mächtigkeit  von  19  M.,  hierauf  ein  Lager  von  Rotheisenstein  mit  3*3  M., 
und  endlich  Schiefer  (d^y)  mit  47  M.,  in  denen  ein  Lager  von  gelbbraunem  Limonit 
1'8  M.  mächtig,  eingeschaltet  ist.  Den  Schluss  bilden  die  Quarzite  (do).  Bei  Mnisek 
fehlen  Grünsteine  und  Tuffe;  ein  Erzlager  von  oolithischem  Rotheisenstein  (di/3), 
12—15  M.  mächtig,  ruht  unmittelbar  auf  grünlicher  oder  grauer  Grauwacke  (di«) 
und  darüber  folgt  dunkler  Thonschiefer  (d,y)  mit  Graptolithen  mit  einem  1 — IV2  M. 
starken  Brauneisensteinlager,  und  auf  diesen  dann  allsogleich  Quarzit  (dg)  mit 
welligen  oder  knolligen  Flächen. 

Von  Mnisek  nordostwärts  verräth  sich  diese  Zone  nur  durch  rothe  kieselige 
Schiefer,  die  unter  den  Quarziten  des  Bergkammes  gegen  Cernolic  streichen,  und 
unmittelbar  auf  azoischem  Schiefergestein  aufgelagert  sind.  In  der  Schlucht  zwischen 
Öernolic  und  Vseuor,  welche  den  Gebirgszug  quer  durchbricht,  stehen  weichere 
Schiefer  (d^y)  in  einer  engen  Zone  unmittelbar  unter  den  Quarziten  an,  verlieren 
sich  aber  allmählich  in  der  Waldstrecke  Kopanina  (409  M.)  bei  Jilovist,  indem 
daselbst  gegen  Baue  zu  mächtige,  im  azoischen  Schiefer  neben  Kieselschiefer  mächtig 
eingelagerte  Porphyrmassen  auftreten,  an  welche  sich  der  steil  gehobene,  ja  theil- 
weise  überküppte  Quarzit  (dj)  unmittelbar  anschliesst.  (Fig.  22.) 


38 


NW 


SO 


1     I      I     I 

D-d^     d-idz    B  P  B  P  B 

E  e,  ej  Oberes  Silur.    Die  anderen  Zeichen  wie  früher. 

Fig.  22. 

Vor  Königsaal  bei  dem  Dorfe  Zäbelilic  verlieren  sich  an  der  G  ranze  zwischen 
der  Etage  B  und  den  azoischen  Schiefern  auch  die  Quarzite  (d^)  und  es  fallen 
hier  längs  einer  Dislocationslinie,  die  von  Zäbehlic  quer  über  die  Moldau  zum 
Fusse  des  Hradist  (389  M.)  und  Cihadloberges  (383  M.)  bei  Zävist,  über 
Komoran  in  die  Schlucht  bei  Modfan  verläuft,  die  Grauwackenschiefer  (d4)  unmittelbar 
unter  die  azoischen,   von  Porphyr  durchbrochenen  Schiefern  ein.  (Fig.  23.)  Erst  in  der 


NW 


Zayist        Hradiste. 


SO 


d^  B  P  ß   P  B    P'ß 

B  Azoische  Schiefer.  P  Porphyr,  d^  Grauwacheuschiefer. 

Fig.  23. 

Schlucht  bei  Modfan,  in  deren  Hintergrunde  eine  mächtige  Conglomeratbank  in  den 
azoischen  Schiefern  ansteht,  treten  tuffartige  Gesteine  mit  Liugula,  und  darüber 
Schiefer  mit  kugligen  Coucretionen  und  häufigen  Petrefakten  der  Zone  d,y  in  dis- 
cordanter  Lagerung  auf  azoischen  Schiefern  deutlich  zu  Tage.  Man  kann  diese  Zone 
von  da  in  einem  Streifen  zwischen  Libus  und  Neuhof  bis  zum  Kunraticer  Haine 
verfolgen,  wo  wieder  Quarzite  (d.^)  in  deutlicher  Auflagerung  auf  den  Schiefern 
(d,}')  anstehen. 

Die  Zone  dieser  Schiefer,  von  Tuffen  unterteuft,  zieht  sich  dann  immer  mit 
nordöstlichem  Streichen  als  ein  nicht  breiter  Streifen  zwischen  den  hie  und  da 
auftauchenden  Quarziten  (do)  und  den  azoischen  Schiefern  bei  Litochleb  vorüber  in 
das  Thal  des  Boticbaches  zwischen  Hostivaf  und  Petrovic,  wo  man  sie  in  einer 
Synklinalen  Mulde   (Fig.  24.)   zu  Tage  anstehen  sieht,   und  dann  in  den  flachen, 


N 


Mechplupy. 


Brezovi.Moukuvfvüva 


i" 


dl 


(III        II 

d3  di  dz    d3    (J2,       dl 


K  Kreideformation.    Die  anderen  Zeichen  wie  früher. 

Fig.  24. 

grösstentheils   von  Schutt   und   Sand   der  Kreideformation  bedeckten  Terrain  gegen 
den  Teich  zwischen    dem  Meierhofe  Puetluk   und   der  Podleser  Mühle  (Fig.  25), 


39 

und  weiter  durch  den  Thiergarten  bei  Kolodej  und  bei  Sibfin  an  den  Quarzithügel  na 
Skalce  (209  M.)  vorbei   in   den  Fiederholzwald  bei  Ouval,   wo  wieder  zahlreiche 


NW 


Dubecek. 


Pnetlüky  ^^ 


d,  'ds'dz'd   1       'dl    d3      'dz'      dl^'dlß'  B 


n  Diluviallehm.    B  Azoische  Schiefei*.    Die  anderen  Zeichen  wie  früher. 

Fig.  25. 

kugelartige  Knollen  mit  Petrefakten  an  der  Oberfläche  im  Feld  und  Waldboden 
zerstreut  erscheinen. 

Bei  Ouval  selbst  schliesseu  sich  an  diese  Schiefer  mächtige  Tuffgebilde  an, 
die  ein  unregelmässiges  Eisensteinlager  von  dunklen  Silikaterzen  enthalten,  das 
durch  Bergbau  aufgeschlossen  wurde,  und  den  Schluss  bilden  Diabasen  und  Tuffe, 
welche  von  steil  gehobenen  Quarziten  (do)  begleitet  bei  Tlustovous  den  Hügel  na 
B  ab  ach  (265  M.)  zusammensetzen  und  sich  endlich  weiter  ostwärts  unter  den 
aufgelagerten  Quadersandsteinen  der  Kreideformation  unweit  von  Bfezan  verbergen. 

6)  Am  nördlichen  Saume  des  Silurbeckens  bildet  die  Fortsetzung  der  eisen- 
steinführenden Zone  d,  mit  einer  kurzen  Unterbrechung  zwischen  Drozdov  und 
Tocnik  (indem  hier  Bergschutt  und  Ackererde  diese  Zone  bedeckt)  den  felsigen 
Kamm,  auf  dem  die  Bergruinen  Zebräk  und  Tocnik  (450  M.)  stehen.  (Fig.  26.) 


N 


Tocnik. 


Zebrak. 


S 


Fig.  26. 


Dieser  Kamm  besteht  aus  steil  gegen  NW  gehobenen  Conglomeratschichten 
(d,a),  die  nordostwärts  streichen  und  discordant  auf  azoischen  Schiefern  aufgelagert 
sind.  An  den  Thalgehängen  zwischen  Tocnik  und  Zebräk  folgen  auf  diese  Conglo- 
merate  roth  gefärbte  kieselige  Schiefer  und  in  einigen  durch  Verwerfungen  be- 
wirkten Wiederholungen,  Griinsteinstuffe  und  schwarze  Schiefer  mit  unreinen 
Eisensteinen  abwechselnd  (d,  /3)  und  dann  bis  zu  den  Quarziten  der  K  r  a  v  i  h  o  r  k  a 
(400  M.)  die  Schiefer  der  Zone  d,;^.  Die  Conglomerate  von  Tocnik  streichen 
in  dem  Schlossberge  gegen  Hredl  fort  und  erscheinen  noch  am  Fusse  des  aus 
azoischen  Schiefern  .bestehenden  Mrskyberges  (459  M.),  keilen  sich  aber  bald 
aus.  Die  Fortsetzung  der  Zone  d,  ist  von  Hfedl  bis  Hyskov  an  der  Beraun  durch 
einen  zwischen  den  Kieselschieferklippen  des  azoischen  Terrains  (an  der  Vrani 
Skala,   bei  Svatä   und  Hudlic)   und  zwischen   die   Quarzitkämme    des    sogenannten 


40 

kleinen  Brcla  eingeschlossenen  Gesteinszug  angedeutet,  in  welchem  bedeutend 
mächtige  und  sehr  mannigfache  und  durch  bunte  Färbung  auffallende  Tuffe  und 
Diabase  erscheinen,  stellenweise  mit  Eisenerzlagern,  die  durch  Bergbau  aufge- 
schlossen sind.  In  der  Nähe  des  Beraunflusses  unter  Zlejcina  zeigen  sich  im  Lie- 
genden der  Tuffe  schwache  Grauwackensandsteinbänke,  die  dann  näher  an  der  Beraun 
durch  rothe  kieselige  Schiefer  mit  Lingula  und  Obolus  vertreten  werden.  Im  Han- 
genden der  Tuffe  und  Eisensteine  unmittelbar  unter  den  Quarziten,  sind  hier  überall 
Schiefer  (A^y)  verbreitet,  so  namentlich  bei  Hredl,  zwischen  Svata  und  Cernin  und 
bei  Dybrl,  von  welchem  Orte  angefangen  gegen  Zlejcina  ein  nicht  unbedeutendes 
Lager  von  grauem  Eisenerz  eingeschlossen  ist.  Eine  längliche  Mulde  von  Kohle  n- 
s  and  st  ein  und  Kohlenflötzen,  die  ober  Dybfi  am  Lejsekberge  (482  M.)  beginnt 
und  über  Zlejcina  gegen  Stradenic  an  der  Beraun  sich  herabzieht,  bedeckt  einen 
Theil  der  eiseusteinführenden  Zone  gerade  an  ihrer  Begränzung  mit  den  azoischen 
Schiefern.  (Fig.  27.) 


NW 


Hradistc. 


Zdojcina.    Bndalka.  Boi'iVoria. 
■      '  '      Jsd?.  I     Vinice. 


SO 


ß  B      L'      B      g'ß'       y  Y      ■j- dz  d3     du 

B  Az.  Schiefer.  L  Lydit,  d,  — d^  Silurische  Schichten.    K.  u.  Steinkohlenformation. 

Fig.   27. 

Bei  Stradonic  und  Hyskov  setzt  der  eisensteinführende  Diabaszug  über  den 
Beraunfluss  und  bildet,  theilweise  von  der  Fortsetzung  des  Stradonicer  Kohlensand- 
steines bedeckt,  den  westlichen  Fuss  des  Plesivecberges ;  er  erstreckt  sich  dann 
weiter  im  nordöstlichen  Streichen  längs  des  azoischen  Schiefergesteins  auf  den  Rücken 
der  Kamenina  und  Hürka  (455  M.)  ober  Chynava,  von  wo  an  gegen  Libecov 
an  der  Basis  des  Diabaszuges  Grauwacken  und  Conglomerate  sich  ansetzen,  während 
die  Hangendschichten  aus  Schiefern  (dij^)  bestehen  und  weiter  hinauf  von  Quarziten  der 
Etage  dj  bedeckt  werden.  (Fig.  28.)  Die  den  Diabasen  eingefügten  Lager  von  Rotheisen- 


NW 


SO 


Chynava.   Kamen ina 


eiez 


K.  u.  Steinkohlenformation. 


B.  Az.  Schiefer,     d,— d^  Untersilur,     e,   62  Obersilur. 

Fig.  28. 

steinen  sind  an  einigen  Punkten  durch  Bergbau  aufgeschlossen,  so  im  Rücken 
Jakubinka  ober  Hyskov,  im  Walde  Chrbina  und  unterhalb  PodkozI,  namentlich  aber 
im  östlichen  Theil  der  Thalgehänge  des  Kacicer  Baches  bei  Svarov  und  Ptic. 

Den  weiteren  Verlauf  der  eisensteinführenden  Zone  bedeckt  östlich  von  Svarov 
und  Ptic  eine  ausgedehnte  Decke  horizontal  abgelagerter  Schichten  der  Kreide- 
formation, nämlich  von  Quadersandsteineu  und  Plänern,  und  erst  bei  Hostivic  und 


r 


41 


dann  bei  Vokovic  unweit  Prag  am  Beginne  des  Sarkathales  tritt  unter  dem  östlichen 
Rande  der  Kreideformation  diese  Zone  wieder  zum  Vorscliein.  Sie  begleitet  die 
Kieselschieferklippeuder  Särka  und  zieht  sich  bei  der  Jeneralka  vorbei  gegen  die 
Kirche  St.  Mathias  und  nach  Podbaba.  (Fig.  29.)  Das  Liegende  bilden  theilweise  brec- 


Jenerälka.   Deivice.Stresovice.  Teinkv.  Bilä  Hora.  Kosire.  CibuIk.VidovIe. 


cienartige  Gesteine  aus  Bruchstücken  von  Porphyr  und  harten  Schiefern  bestehend 
und  mit  felsitischer  Masse  verkittet.  Darüber  treten  Tuffe,  Mandelsteine  und  Diabase 
auf  mit  kleineren  Eisensteinlageru  und  dann  folgt  in  bedeutender  Mächtigkeit  der 
Schiefer  mit  den  Petrefakten  führenden  Knollen,  die  namentlich  bei  der  Jeneralka 
häufig  sind. 

Felsitporphyr  durchbricht  diese  Zone  in  dem  rothen  Berge  zwischen  Dejvic 
und  der  Jeneralka. 

Der  Felsenhügel  bei  dem  Bahnhof  in  Bul)enc  gehört  noch  zum  Bereiche  der 
Schiefer  d,/,  während  kleine  Felsgruppen  bei  Dejvic  (Ofechovka)  und  ehedem  ein 
Steinbruch  im  Baumgarten  die  Linie  der  aufgelagerten  Quarzite  (dj  andeuten. 
Diese  Schiefer  setzen  quer  über  die  Moldau  nach  Troja  und  ])ilden  die  malerisch 
schroffen  Thalgehänge  unter  dei  Besitzung  Zämecek ;  weiter  östlich  bei  der  Bulovka 
zwischen  Troja  und  Lieben  sind  sie  von  steil  gehobenen  lichten  Quarziten  (do)  be- 
deckt (Fig.  30),  die  man  schon  von  Prag  aus  sieht.  Das  Liegende  der  hier  ziemlich 


N 


Kreideform 


Lädvi.  Kobylisy.  Bulovka.  Liben.     Moldauthal. 

S 


i^mm 


dl 

Fig.  30. 


mächtigen  Schiefer  (dj^)  bilden  am  Abhänge  des  höheren  azoischen  Bergzuges,  dessen 
Kieselschieferklippen  (Velkä  Skala  311  M.,  Tenetiste  329  M.,  Ladvi  356  M.)  die 
Umgebungen  von  Prag  beherrschen,  Grünsteine  und  Tuffe,  in  denen  bei  Troja  ein 
Lager  von  rothen  Eisenerzen  (d,/3)  durch  einen  Schürf  aufgeschlossen  wurde,  so 
wie  zu  Unterst  rothbraune  kieselige  Schiefer  mit  Spuren  von  Brachiopoden  (d^a). 
Dieser  Zug  der  Schichtenabtheilung  d^  und  der  Quarzite  d,  verbirgt  sich 
abermals  bei  der  „verlorenen  Schildwache"  unweit  Kobylis  unter  den  Quadersand- 
steinen und  Plänern  des  Prosiker  Plateaus,  taucht  aber  aus  der  Ackererde  oder 
in  den   seichten  Thälchen  längs    der   Reihe   der  Kieselschieferkuppen  wieder   auf. 


42 

welche  vom  Ladvi  bei  Dablic  gegen  Brandeis  an  der  Elbe  sich  hinziehen.  So  sieht 
man  auf  dem  Hügel  „na  zabitem"  (2G1  M.)  unweit  Myskovic  dunkle  rothe  Tuff- 
schiefer in  steiler  Aufrichtung  neben  dem  Kieselschiefer  (Fig.  31);   bei  Ctenic  und 

^^  Ctenice.  Satalice.  CWala.  Dol.  Pocemlce.     ^^ 


K    ^ 

—r  -■'— 


^^ 


B    M.i<^z  h'  d^  'di  'dids'       6-i         '  ds    'dl 

dl 

K  Kreideformation. 
Fig.  31. 

Prezletic  treten  unter  dem  Quadersandstein  Schiefer  mit  Concretionen  (d^y)  zu  Tage 
und  begleiten  den  Zug  der  Quarzite  (do),  die  zwischen  Vinor  und  Podolanka  gegen 
Brandeis  hie  und  da  zu  Tage  anstehen.  Unter  der  Kieselschieferklippe  Kuchyhka 
(241  M.)  westlich  von  Popovic  bemerkt  man  quarzige,  antiklinal  gelagerte  Conglo- 
meratschichten ;  im  Thälchen  bei  Popovic  und  Dfevcic  Schiefer  (d,y)  mit  Quarzit 
(do)  bedeckt  in  starken  Faltungen  und  antiklinalen  Stellungen,  nud  den  Schluss 
dieser  Schiefer  und  Quarzitschichten  bildet  endlich  der  aus  Quadersandstein  auf- 
tauchende Felsen,  auf  dem  das  Schloss  Brandeis  unmittelbar  an  der  Elbe  sich 
erhebt. 

Die  Gränzlinie  zwischen  dem  azoischen  Schiefer  und  der  eisensteinführenden 
Zone,  die  discordant  denselben  aufgelagert  ist,  zieht  sich  also  zwischen  der  Moldau 
und  Elbe  unter  der  Decke  des  Quaders  und  Pläners  in  nordöstlicher  Richtung  von 
Kobylis  nach  Brandeis,  wo  sie  an  einem  Senkungsfelde  der  Kreideformation  plötzlich 
abbricht.  Die  Breite  des  silurischen  Beckens  beträgt  hier  an  seinem  nordöstlichen 
von  der  Kreideformation  begränzten  Ende  zwischen  Brandeis  und  Ouval  12  Kilo- 
meter oder  drei  Wegstunden. 

7.  Eines  der  interessantesten  Vorkömmnisse  der  eisenführenden  Zone  d,  ist 
das,  welches  im  nördlichen  Flügel  des  Silberbeckens  im  Bereiche  der  Schichten- 
abtheilung  d^  zu  Tage  tritt  und  zwar  längs  eines  grossartigen  Schichtenbruches, 
der  sich  aus  der  Gegend  von  Beraun  bis  über  Prag  verfolgen  lässt.  Der  Anfang 
der  Bruchlinie  wird  schon  zwischen  den  Quarzitkämmen  der  kleinen  Brda  unweit 
Beraun  bemerkbar,  indem  hier  zwischen  denselben  von  Dybfi  unterhalb  Hudlic 
angefangen  ein  Streifen  von  Schiefern  der  Zone  d,y  zu  Tage  tritt,  der  gegen  Alt- 
hütten in  der  Beraun  streicht.  (Siehe  Fig.  27.) 

Unterhalb  dieses  Ortes  zieht  sich  dieser  Schieferstreifen  am  südlichen  Fusse 
des  Plesivec  gegen  Klein-Pfilep,  wo  eine  kleine  Steinkohlenmulde  zwischen  den 
beiden  (^uarzitzonen  eingelagert  ist,  und  ist  namentlich  am  nördlichen  Gehänge  des 
Quarzitkammes  bemerkbar,  der  sich  längs  eines  kleinen  Thaies  von  Klein-Pi'ilep 
gegen  den  Kacicer  Bach  zieht,  indem  hier  zahlreiche  kugelartige  Knollen  mit  Petre- 
fakten  der  Zone  d,j^  vorkommen  und  im  Liegenden  dieser  Schiefer  auch  Grünsteine 
(di/3i  auftreten.     (Siehe  Fig.  28.) 


43 

Die  Quarzitkämme,  die  im  kleinen  Brda  bei  Beraun  noch  nahe  an  einander 
parallel  gegen  Nordost  verlaufen,  treten  hier  vom  Plesivec  angefangen  immer  weiter 
auseinander,  und  es  lagern  sich  zwischen  beiden  nicht  blos  die  Schichten  der  Zone 
di^,  sondern  auch  die  Grauwackenschiefer  dj  und  d4  ab.  Der  nördliche  Zug  der 
Quarzite  (dj),  den  äusseren  Schichtensaum  der  Abtheilung  bedeckend,  zieht  sich 
auf  den  Rücken  Kamenina  und  Chrbina  ober  Chyhava;  der  südliche  Zug  setzt  vom 
Plesivec  über  den  Rücken  Brezovä  bis  zum  Kacicer  Bache  bei  Chrustenic  fort. 
(Fig.  32.) 


NW 

Karabinsky  vrch. 
PoakoziMlyn. 


SO 


Nenacovice.      Blyskava.     Chrustenice.   Lodenice.    l;^oIo. 


-  '    d  '<     d  5     ei'Di'e  i 


B  Az.  Schiefer,     dj— d^  Untersilur,     e^  e^  Obersilur.     Di  Diabas. 

Fig.  .32. 


Zwischen  beiden  Quarzitzügen  zieht  sich  die  Bruchlinie  vom  Plesivec  über 
Klein-Pfilep  gegen  Nenacovic  in  das  Querthal  des  Kacicer  Baches  und  zwar  so, 
dass  die  Schichtenzonen  do,  d,y  südlich  von  dieser  Bruchlinie  aus  der  Tiefe  ge- 
hobenen sind,  nördlich  aber  von  dieser  Linie  die  Schichtengruppe  der  Grauwacken- 
schiefer d^  scheinbar  unter  die  Zone  dj  einfällt  und  dann  weiter  gegen  Norden  in 
regelmässiger  Folge  von  den  Schiefern  dj  und  den  Quarziten  dj  unterlagert  wird, 
die  den  früher  erwähnten  Rücken  Kamenina  und  Chrbina  bilden.  An  der  Bruch- 
linie im  Kacicer  Thal  zwischen  Nenacovic  und  Chrustenic  sind  Schiefer  und  die  sie 
begleitenden  Grünsteiue  am  anstehenden  Gesteine  sichtbar.  Weiter  gegen  Osten 
auf  dem  Plateau  bei  Ptic  und  Ouhonic  ist  diese  ganze  dislocirte  Parthie  von 
Quadern  und  Planern  bedeckt  und  tritt  erst  unter  dem  Hofe  Häjek  westlich  von 
Motol  wieder  zu  Tage.    (Fig.  33.)     Man   sieht   daselbst  wieder    die   Quarzite   (da) 


Häjek 


Kreideform 


Motol 


Weisser  Berg.     Liboc.  Vokovice.  Wilde  Särka. 


K  Kolonie.     Di  Diabas.     B.  Azoische  Schiefer.     L  Lydit.    d, — ,  Silurische  Schichten. 

Fig.  33. 


von  Schiefern   (dj/)  unterteuft  in  einem  Einschnitt   der  Eisenbahn   anstehen,   aber 
unmittelbar   daran  gegen  Motol  zu  treten  mächtige  Diabasfelsen»  von  Graptolithen- 


44 

schiefern  begleitet  zu  Tage,  in  welchen  letzteren  kalkige  Concretionen  mit  Petre- 
fakten  der  dritten  Fauna  (Cheirurus  insignis,  Cyphaspis  Burmeisteri,  Ortho ceras 
originale,  Atrypa  linguata,  Graptolithus  priodon  u.  a.)  vorkommen.  Dieser  Streifen 
der  Graptolithenschiefer  von  Diabasen  begleitet,  lässt  sich  vom  Wirthhause  „u  bileho 
beränka",  westlich  von  Motol  in  das  Koslfer  Thai  am  Fusse  des  Weissen  Berges 
bis  unter  den  Hof  Safrduka  verfolgen,  wo  er  sich  in  das  Gehänge  dieses  Berges 
hineinzieht  und  verschwindet.  Neben  den  Graptolithenschiefern  kommen  dann  an 
den  Gehängen  des  Weissen  Berges  weiche  Schiefer  der  Zone  d-  mit  ihren  quarzi- 
tischen  Grauwacken  zum  Vorschein,  und  sind  ihrerseits  weiter  im  Liegenden  von 
jenen  Grauwackenschiefern  der  Zone  d4  unterlagert,  die  am  Weissen  Berg  selbst 
von  Quadersandsteinen  und  Plänern  bedeckt  werden.  Diese  geologisch  merkwürdige 
Localität  ist  die  sogenannte  Colonie  Motol  Barrande's ;  sie  stellt  sich  nach  den 
geschilderten  Lagerungsverhältnissen  offenbar  als  ein  längs  der  Bruchlinie,  welche 
das  silurische  Schichtensystem  verwirft,  von  der  zusammenhängenden  Zone  der 
dj -Schiefer,  die  südlich  von  dieser  Gegend  bei  ßeporyj  verbreitet  ist,  abgerissener 
Streifen,  und  muss  demnach  der  Schichtenzone  d^,  keineswegs  aber  den  tieferen 
Grauwackenschiefern  d4  zugesprochen  werden.  Nach  dieser  Auffassung  der  Lagerungs- 
verhältnisse reiht  sich  dann  die  Colonie  Motol  jenen  sogenannten  Colonien  an, 
welche  aus  Graptolithenschiefer  und  stellenweise  auch  aus  Diabasen  bestehend,  an 
der  Basis  der  Kalkschichten  des  obersilurischen  Terrains  im  Bereiche  der  weichen 
Schiefer  d^^  die  noch  Beste  der  zweiten  Fauna  enthalten,  lagerartig  in  vielen  Orten 
ringsum  das  ganze  Kalkplateau  auftreten  und  den  ersten  Beginn  der  dritten  Fauna 
andeuten. 

Die  Bruchlinie  selbst,  längs  welcher  also  im  Koslfer  Thal  die  Schiefer  d^y 
und  die  Schiefer  dj  an  einander  stossen,  zieht  sich  vom  früher  erwähnten  Eisenbahn- 
einschnitt quer  über  die  Ärarialstrasse  am  Fusse  des  weissen  Berges  bei  den  Höfen 
Kotläfka,  Skalka  und  anderen  Koslfer  Höfen  vorüber  bis  nach  Smichov  zum  Fusse 
des  Lorenziberges  und  ist  durch  eine  Reihe  steiler  klippiger  Felsen  des  Quarzites 
(dj)  bezeichnet,  deren  untergelagerte  Schiefer  nach  den  daselbst  vorkommenden 
Petrefakten  (Placoparia  Zippei)  zweifellos  der  Zone  d^y  angehören.    (Fig.  34.) 


N 


Weisser  Berg. 


Kosife. 


Malvazinka.  Radiice. 


Divci  Hrady. 


Kreidef. 


Fig.  34. 


Die  Bruchlinie  setzt  dann  »luer  über  die  Moldau  auf  die  obere  Neustadt  Prag 
über  und  zwar  über  Emaus  und  das  Neustädter  Rathhaus  gegen  den  Bahnhof  der 
Franz-Josefsbahn,  wo  südöstlich  einfallende  Schiefer  mit  den  Petrefakten  der  Zone 


45 


^\^y  ( Placoparia  Zippei,  Ortliis)  anstehen.  Auch  in  den 
Schiefern  bei  Emaus  und  bei  der  böhm.  Technik,  die 
bei  Grundaushebungen  aufgeschlossen  wurden,  kommen 
für  die  Zone  d,  y  charakteristische  Petrefakten  vor, 
während  bei  Emaus  selbst  und  bei  der  Kirche  Skalka, 
dann  im  Garten  des  allgemeinen  Krankenhauses  über- 
lagernde Quarzite  (d^)  anstehen,  deren  Fortsetzung  am 
Beginne  des  Eisenbahntunnels  vor  dem  ehemaligen 
Rossthore  und  auf  den  Hügeln  hinter  dem  Franz-Josefs- 
Bahnhof  bemerkbar  ist.  (Fig.  35.j  Den  Untergrund  der 
tieferen  Theile  der  Neustadt  und  der  Kleinseite  bildet 
unter  dem  mächtigen  sandigen  Flussalluvium,  Grau- 
wackenschiefer  (d4)  wahrscheinlich  aber  auch  weichere 
Schiefer  (dj)  als  Fortsetzung  der  Zone  derselben,  die 
in  Kosif  und  Smichov  und  am  Fusse  des  Lorenziberges 
sichtbar  ist. 

Die  obere  Neustadt  Prag  liegt  also  auf  einem  im 
geologischen  Sinne  gehobenen,  die  untere  Neustadt  und 
die  Altstadt,  so  wie  die  Kleinseite  aber  auf  einem  ver- 
sunkenen Terrain,  und  beide  Terrainabtheilungen  sind, 
von  einander  durch  die  Bruchlinie  geschieden,  die  sich 
von  Koslf  und  Smichov  quer  über  Prag  gegen  Karolinen- 
thal zieht. 

In  Karolinenthal  selbst  bezeichnen  die  steilen  gegen 
Norden  abfallenden  Lehnen  des  Zizk  ab  arges  (267  M.) 
den  Rand  der  gehobenen  Schichtenparthie.  An  diesen 
Lehnen  kommen  nämlich  unter  den  Quarziten  (dj)  des 
Kammes,  Schiefer  (djj^)  mit  südöstlichem  Einfallen  zum 
Vorschein,  unter  denen  ehemals  auch  Grünsteine  und 
Tuffe  bemerkbar  waren,  die  nun  durch  die  Eisenbahn 
verdeckt  sind,  während  die  Lehnen  am  anderen  Ufer 
der  Moldau  am  Belvedere,  dann  die  Hügel  bei  dem 
Hofe  Kopmanka  und  bei  Lieben  aus  Grauwackenschie- 
fern  (d4)  bestehen,  die  scheinbar  unter  die  Zone  d^ 
einfallen.  (Fig.  36.)  Die  Bruchlinie  setzt  sich  dann  am 
Fusse  des  Zizkaberges  über  das  hügelige  Terrain  gegen 
Hloubetin  fort,   wo   unter   den   Quarzitklippen  Schiefer 


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CfQ 
CO 


w 


NW 


Kobylisy.    Bulovka.      Karlin.  Zizkov.Kpize.Olsany.  ßol^dalec. 


Litqchleby. 


SO 


K  Kreideformation,    n  Alluvium  und  Schutt  der  Kreideforra.  Die  anderen  Zeichen  wie  früher. 

Fig.  36." 


46 

mit  Concretionen  (d,;')  anstehen  und  verliert  sich  endlich  am  Rande  des  Prosiker 
Plänerplateaus  unter  den  horizontal  gelagerten  Quadersandsteinen  nicht  weit  von 
Chwala.  (Fig.  37.) 


NW 


'Jhyaly. 


Bechovice.    Dubecek. 


SO 


B  Az.  Schiefer,  n.  Sand  und  Schotter.  K.  Kreideform.    Die  anderen  Zeichen  wie  früher. 


Fig.  37. 


Die  Lücke  z^Yischen  beiden  eisensteinführenden  Zonen  (d,)  an  dem  Nord- 
saume des  Silurbeckens,  die  am  Prosiker  Plateau  durch  Grauwackenschiefer  (dg 
und  d^)  ausgefüllt,  aber  grösstentheils  von  den  horizontalen  Quader-  und  Pläner- 
schichten  verdeckt  ist,  beträgt  hier  3 — 4  Kilometer. 

8.  Am  Nordsaume  des  böhmischen  Silurbeckens  in  den  Umgebungen  von  Beraun 
und  Zbirov  treten  im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  und  zwar  auf  dem  bedeutend 
erhöhten  Plateau  derselben  (in  einer  Höhe  von  450  bis  500  M.)  ins  eiförmig 
vier  Quarzitrücken  auf,  und  enthalten  die  höchsten  Kuppen  dieses  Terrains;  so  ist 
die  Krusnä  hora  bei  Hudlic,  der  Velis  bei  Kublov,  und  westlich  die  Dlouhcä 
Skala  und  die  Hrebeny. 

Die  Basis  dieser  Quarzitrücken,  die  der  Zone  iL  angehören,  unmittelbar  auf 
azoischem  Gesteine  ruhend,  ist  hier  durchgehends  die  eisensteinführende  Zone  dj 
mit  allen  ihren  Schichtenunterabtheilungen  {d^aßy)^  welche  in  dieser  Waldgegend 
theilweise  zu  Tage  anstehen  oder  durch  Bergbau  aufgeschlossen  sind. 

Offenbar  gehörten  diese  inselförmigen  Parthien  dieser  Quarzite  und  eisenstein- 
führenden Schichten  ehedem  einem  zusammenhängenden  Schichtencomplexe  an,  der 
mit  dem  übrigen  silurischen  Terrain  ein  Ganzes  bildete  und  erst  durch  spätere 
Hebungen  aus  diesem  Zusammenhange  gerissen  und  durch  Abwaschungen  in  seine 
einzelne  Parthien  zerlegt  wurde.  Zahlreiche  Trümmer  des  eisensteinführenden  Ge- 
steines und  der  Erze  selbst,  so  wie  Quarzitbruchstücke  von  der  aufgelagerten  Quar- 
zitdecke  (do)  herrührend,  mit  Lehm  und  Gesteinschutt  vermengt,  begleiten  diese 
inselförmigen  Parthien  und  deuten  ihren  ehemaligen  Zusammenhang  unzweifelhaft  an. 

Man  kann  den  Beginn  dieser  isolirten  Vorkömmnisse  der  eisensteinführenden 
Zone  vom  linken  Beraunufer  oberhalb  Hyskov  in  südwestlicher  Richtung  bis  in  die 
Gegend,  von  Zbirov  verfolgen. 

Zwischen  Hyskov  und  dem  Forsthause  Rabenberg  Avird  nämlich  die  eisenstein- 
führende, hier  hauptsächlich  aus  Diabasen  und  Tuffen  bestehende  Zone,  durch  einen 
azoischen  Thonschieferrücken,  der  vom  rechten  Beraunufer  von  Stradonic  über  das 
linke  Beraunufer  herüberstreicht,  in  zwei  Parthien  geschieden,  von  denen  die  süd- 
liche, die  von  Dybri  über  Zlejcina  gegen  Hyskov  sich  zieht,  als  der  nördliche  Saum 
des  zusammenhängenden  Silurterrains  schon  früher  erwähnt  wurde,  während  die 
nördliche  Parthie  zwischen  Stradonic  und  Neuhütten,  jenseits  des  eingekeilten  azoischen 
Thonschieferrückens  den  Berauntluss  übersetzt  und  sich  in  einer  Einsenkung  zwischen 


47 


Stradonic  und  dem  Berge  Hradist  bei  Nischbiirg  bis  in  die  Nähe  von  Otrocin 
liinzieht,  wo  sie  sich  allmählig  auskeilt  und  endet.  Die  steilen  Felsengehängen 
des  Beraunttusses  zwischen  Alt-  und  Nouhütten  zeigen  diese  in  einer  Dislocations- 
kluft  der  azoischen  Schiefer  eingelagerte  eisensteinführende  Grünsteinzone  sehr 
deutlich.  (Fig.  38.)  Obwohl  in  dieser  Zone  Grünsteine  und  eisensteinführende  Tuffe 


NW 


SO 


/— 7j s 


Hyskov.  Plesivec  Berounsky.      Ve?elä. 


i|i'lillUUlu\vlHmHUV\||rmlUimu»l\\ 

M       D     I     IftI 


B.  Az,  Schiefer.  K.  u.  Steinkohlenformation,  dj — d^  Unter  Silur,    e.  Ober  Silur.  Di  Diabas. 

Fig.  38. 

(d,/3)  vorherrschen,  so  findet  man  an  der  Basis  derselben  doch  auch  Andeutungen 
der  Grauw^acken  (d,a)  und  im  Hangenden  auch  die  Schiefer  (d^y)  deutlich  entwickelt 
und  mit  einzelnen  Schollen  der  Quarzite  (do)  bedeckt;  so  namentlich  am  linken 
Beraunufer  am  Berge  Kluk  (.38,5  M.)  und  im  Rücken  Jakubinky  (434  M.)  ober- 
halb Hyskov,  welcher  letztere  Rücken  sich  dem  quarzigen  Kameninarücken  (do) 
oberhalb  Chynava  anschliesst,  der  schon  früher  angeführt  wurde.  Am  rechten  Beraun- 
ufer bemerkt  man  über  dieser  Zone  Quarzite  (d,)  an  einer  Kuppe  zwischen  Sta- 
donic  und  dem  Berge  Hradist  (333  M.),  dann  bei  der  Umbiegung  des  Otrociner- 
baches,  da  wo  er  gegen  Norden  sich  wendet,  unterhalb  Otrocin. 

Westlich  von  diesem  Punkte  erhebt  sich  der  Rücken  der  K  r  u  s  n  ä  h  o  r  a  (606  M.) 
zwischen  Hudlic  und  Neu-Joachimsthal  (Fig.  39).  Am  Kamme  desselben  liegt  Quarzit 


NW 

Skr;eje. 


Nov^  Jächymov.  KrusnaHora.Hudlics. 


so 

Llsekr^Öed.  Zahofany.    Kräluv  Dvur. 


B  '  S  '   C  'AF 


'i'i"?  ^'^  jdzd^dJd^dz'di    d^ 


Af  Afauit.  P  Porphyr.  L  Lydit.    B  Az.  Schiefer.   S  Conglomerate.     C,  d,— d4  Silurische  Schichten. 

K.*"  u.  Steinkohlenformation. 

Fig.  39. 


(dj),  rings  um  denselben  aber  kounnen  wallartig  die  Gesteinschichten  der  eisenstein- 
führenden Zone  d,  zu  Tage,  die  ihrerseits  unmittelbar  auf  azoischen  Schiefern 
ruhen.  Die  Lagerung  ist  durch  Bergbau  aufgeschlossen  und  man  erkennt,  dass  sie 
eine  von  SW  nach  NO  gestreckte  Mulde  im  azoischen  Gesteine  bildet,  ringsum 
von  Kieselschieferklippen  umgeben,  die  aus  dem  ebeneren  azoischen  Schieferterrain 
emporragen. 

Unmittelbar  auf  azoischen  Thonschiefern  und  Kieselschiefern  liegen  quarzige 
Conglomerate  und  Grauwackensandsteine  (d,a)  in  20  M.  Mächtigkeit;  dann  folgen 
Tuffe  und  Schaalsteinschiefer,  mannigfach  gefärbt,  weiss,  grau,  gelb,  rothbraun  und 


48 

grün,  auch  bunt  gebändert  und  zum  Schlüsse  mit  einigen  schwachen  Lagen  von 
Rotheisenstein  abwechsehid.  Ihre  Mächtigkeit  beträgt  60  M.  Den  Tuffen  aufliegend 
folgt  ein  bei  10  M.  mächtiges  Lager  von  oolithischem  Rotheisenstein,  stellenweise 
von  einzelnen  schw^achen  Schichten  dunkelgrauen  Thonschiefers  und  stellenweise 
schieferigen  Siderites  durchsetzt.  Das  Hangende  dieses  Lagers  bilden  aphanitische 
Mandelsteine  bis  9  M.  mächtig  und  darüber  dunkle  dünngeschichtete  Thonschiefer 
mit  Conularien  und  Graptolithen.  Dann  folgt  das  zweite  Lager  des  oolithischeu 
Rotheisensteines,  3  M.  mächtig,  und  von  krystallinisch  körnigen  und  mandelstein- 
artigem  Diabas  und  höher  von  Tulfschiefern  bedeckt,  in  einer  Mächtigkeit  von  7  M. 
Endlich  erscheint  ein  drittes  Lager  von  oolithischem  Rotheisenstein  2 — 3  M. 
mächtig,  und  als  Hangendes  desselben  Diabasmandelsteine,  3  M.,  und  zuletzt  un- 
mittelbar unter  den  Quarziten  der  Oberfläche  dunkelgraue  bis  graue  Schiefer  {d^y) 
oft  etwas  wulstig  und  sideritische  Linsen  und  schwache  Limonitlager,  so  wie  auch 
eine  3  M.  mächtige  Bank  von  Diabas  einschliessend.  Die  Mächtigkeit  der  Schiefer 
beträgt  bis  60  M. 

Die  zweite  Insel  von  Quarzit  und  der  ihn  unterlagerden  eisensteinführenden 
Zone  bildet  der  Berg  Velis  (585  M.)  bei  Kublov,  mit  einer  weithin  sichtbaren 
Kirche  bezeichnet. 

Die  dritte  und  vierte  Insel  bilden  weiter  westlich  die  Rücken  Dlouhä  Skala 
(561  M.)  und  Hfebeny  (536  M.)  genannt,  erstere  nördlich,  letztere  südHch  von 
der  Strasse,  die  von  Kublov  über  Lisna  gegen  Zbirov  führt. 

Auch  hier  sind  dieselben  Gesteinschichten  von  d^a  bis  do,  wie  auf  der  Krusnä 
Hora  entwickelt,  und  in  dem  w^aldigen  Terrain  wie  dort  durch  Bergbau  aufge- 
schlossen. Die  Conglomerate  und  Grauwacken  fd,«)  erscheinen  hier  aber  nicht  zu 
Tage,  sondern  nur  Diabasen  und  Thonschiefer  (d,/3,  dj^j  und  am  Kamme  die 
Quarzite  (dj).  — 

Endlich  ist  noch  die  merkwürdige  isolirte  Partie  der  Zone  d,  und  do  an- 
zuführen, die  näher  in  den  Erläuterungen  zur  geol.  Karte  der  Umgebungen  von 
Prag  (Archiv  IV.  Nro  2,  pag.  62j  besprochen  wurde,  (Fig.  40.) 


Häjek.       Kral  0  vice 


Radosivice.        Tehov. 


d«,     'd3'd2'         'j-       ß' 

^7~ 


n  Diluviallehm.     Z  Granit.    Die  andere  Zeichen  wie  früher. 


Fig.  40. 


Sie  tritt  am  nordöstlichen  Rande  der  azoischen  Schiefer  in  einer  Lücke  zwischen 
denselben  und  dem  Granite  am  Berge  Tehov  (454  M.)  westlich  von  Mnichovic 
auf  und  besteht  zu  unterst  aus  dunklen  metamorphischen  Frucht-  und  Knoten- 
schiefern, welche  von  deutlichen  Quarziten  der  Etage  d^  überlagert  sind,  und  wahr- 
scheinlich der  Zone  d,  angehören.  Über  den  Quarziten  sieht  man  am  Tehovberge 
eine  Partie  Grauwackenschiefer,  welche  sowohl  nach  ihrer  Lagerung,  als  auch  wegen 


49 

den  in  denselben  vorkommenden  Fucoiden  (Chondrites  antiqiuis)  sich  als  zur  Zone 
d4  zugehörig  erweisen.  Diese  Schiefer  stossen  unmittelbar  an  den  Granit  an,  und 
fallen  gegen  Ost  scheinbar  unter  denselben.  Es  ist  dies  hier  ein  hoch  interessanter 
Punkt,  indem  der  Contact  des  Granites  mit  Schichten  der  Etage  D,  die  Epoche  der 
Bildung  der  mittelböhmischen  Granite  in  die  Bildungszeit  unserer  Mitteletagen  des 
Silursystemes  verweist. 


2.  Die  Qiiarzitzone  dg. 

Die  Quarzitzone  do,  nach  dem  ausgezeichneten  Fundorte  Drabov  bei  Beraun 
auch  die  Zone  der  Drabover  Quarzite  genannt,  ist  die  in  orographischer  Be- 
ziehung am  deutlichsten  ausgeprägte  Schichtenzone  des  böhmischen  Silursystemes. 
Sie  bildet  nämlich  auf  der  sie  unterteufenden  eisensteinführenden  Zone  jenen  ellip- 
tischen im  Südwesten  jenseits  Hofovic  geschlossenen  Wall,  der  im  nordöstlichen 
Streichen  das  kalkige  centrale  Silurplateau  umschliesst  und  die  muldenartige  Abla- 
gerung der  silurischen  Schichten  durch  seine  ringsum  zu  Tage  gehenden  mehr 
oder  weniger  steil  gehobenen  Schichtenköpfe  besonders  deutlich  hervorhebt.  Gegen 
Südwest  schliesst  sich  an  den  Quarzitwall  eine  Anzahl  einzelner  isolirter  Quarzit- 
schollen  an,  welche  die  Kuppen  der  höheren  Berge  bilden,  und  offenbar  darauf 
hinweisen,  dass  die  Quarzitschichten  ehedem  den  südwestlichen  Theil  unseres 
Silurbeckens  in  ununterbrochenem  Zusammenhange  bedeckten. 

Dass  herrschende  Gestein  dieser  Zone  d^  ist  ein  quarziger,  feinkörniger  bis 
dichter  und  dann  im  Bruche  splittriger  Grauwackensandstein  von  weisser,  gelblicher, 
lichtgrauer,  manchmal  auch  von  röthlicher  Farbe.  Das  Gestein  ist  in  abwechselnd 
stärkeren  und  schwächeren,  gewöhnlich  ebenen  Schichtenbänken  abgelagert,  die  keine 
zur  Schichtung  parallele  Spaltbarkeit  besitzen,  sondern  häufig  eine  feste  gleich- 
förmige fast  krystallinische  Gesteinsmasse  l)ilden,  wesshalb  das  Gestein  gewöhnlich 
auch  mit  dem  Namen  Q  u  a  r  z  i  t  bezeichnet  wird. 

Stellenweise  verschwinden  die  ebenen  SchichtenÜächen  und  erhalten  eine 
knollige  oder  wulstige  Oberfläche;  auch  keilen  sie  sich  nicht  selten  aus  und  ge- 
stalten sich  zu  langgezogenen  linsenförmigen  Lagern. 

Fast  stets  werden  die  einzelnen  Quarzitbänke  durch  eine  dünne  Lage  von 
grauem  glimmerigen  Schiefer  von  einander  getrennt,  die  manchmal  auch  zu  einer 
stärkeren  Schichte  anwächst.  Namentlich  sind  die  wulstigen  Quarzitbänke  von  solchen 
glimmerigen  Schiefern  begleitet. 

Eine  fast  stets  die  Quarzitbänke  begleitende  Erscheinung  ist  die  transversale 
Zerklüftung  dersell)en,  senkrecht  auf  die  Schichtungstlächen,  wodurch  die  Bänke 
in  parallelopipedische  Stücke  zerfallen,  und  die  Gewinnung  von  Pflastersteinen  er- 
leichtern. Häufig  sind  aber  die  Klüfte  nahe  an  einander  gedrängt  und  das  Gestein 
zerfällt  in  kleinere  scharfkantige  Bruchstücke,  die  das  gewöhnliche  Schottermaterial 
für  die  Sti'assen  im  Gebiete  des  böhmischen  Silures  liefern. 

Die  Mächtigkeit  der  Quarzitzone  nimmt  von  West  gegen  Ost  ab,  erscheint 
aber  in  Folge  wiederholter  Brüche  und  Verwerfungen  scheinbar  viel  bedeutender, 
als  sie  eigentlich  ist.  Die  Mächtigkeit  beträgt  am  Brdarücken  scheinbar  bis  1  Kilom. ; 
östlich  von  Prag  beträgt  sie  aber  nur  50  bis  80  M. 


50 

In  palaeontologischer  Hinsicht  ist  die  Zone  dg  weniger  reichhaltig  als 
die  vorhergehende  Zone  d,.  Die  Trilobiten  treten  in  10  Gattungen  auf,  worunter 
bloss  zwei  neue  sind,  nämlich  H  o  m  o  1  o  n  o  t  u  s  und  T  r  i  o  p  u  s.  Diese  10  Gattungen 
enthalten  21  Arten,  von  denen  aber  19  hier  zuerst  auftreten,  während  bloss  2  Arten, 
nämlich  Acidaspis  Buchi  und  Calymene  pulchra  schon  in  der  Zone  dj 
erscheinen.  Ausschliesslich  dieser  Zone  gehören  ausser  den  beiden  schon  erwähnten 
Gattungen  die  folgenden  Arten  an:  Asaphus  ingens,  Calymene  parvula, 
Cheirurus  completus,  Placoparia  grandis. 

Charakteristisch  ist  der  Unterschied  auch  in  den  anderen  Classen,  obwohl  die 
Repräsentanten  derselben  in  ihren  Individuen  und  Arten  ziemlich  beschränkt  sind. 
Von  Phyllopoden  ist  in  dieser  Zone  eigenthümlich  die  Gattung  Pterocaris  mit 
1  Art;  von  Ostracoden  greift  Beyrichia  aus  der  Zone  dj  herüber  und  dann  weiter 
in  die  höhereu  Zonen  der  Etage  D  ;  die  Gattungen  Nothozoe  und  Z o n o z o e  mit 
1  und  2  Arten  sind  dieser  Zone  eigenthümlich.  Die  Cirrhipeden  Antifopsis  und 
Plumulites  greifen  aus  d^  herüber.  Von  Cephalopoden  erscheint  nur  Ortho- 
ceras;  von  Pteropoden  aber  namentlich  zahlreich  die  Gattung  Conularia,  be- 
sonders C.  an 0 mala  und  C.  consobrina;  die  Acephalen  sind  ziemlich  selten, 
am  häufigsten  ist  Nucula.  Von  Brachiopoden  erscheinen  am  häufigsten  Orthis 
redux,  Orthisina  cava,  während  Discina  grandis,  Orthis  Drahovien- 
sis  sich  ausschliesslich  auf  diese  Zone  beschränken. 

Als  besonders  charakteristisch  für  die  Quarzitzone  sind  auch  eigeuthümliche 
cylindrische  oder  röhrenförmige  Gel)ilde,  die  senkrecht  auf  die  Schichtung  in  das 
Gestein  eingesenkt  sind  und  in  ihrer  centralen  Höhlung  nicht  selten  eine  dunkle 
thonige  Ausfüllung  haben.  Sie  erinnern  manchmal  an  Fucoiden,  manchmal  au  die 
von  Hall  Scolithus  linearis  genannten  Wurmröhren,  die  eine  analoge  Zone 
der  brittischen  Quarzite  bezeichnen. 

Sie  sind  fast  im  ganzen  Bereiche  der  Quarzitzone  d^  verbreitet,  und  erscheinen 
auch  da,  wo  die  anderen  organischen  Reste  fehlen. 


Die  Verbreitung  der  Zone  d.. 

Die  Quarzitzone  d,,  ist  im  ganzen  Silurbecken  von  seinem  äussersten  südwest- 
lichen Anfang  bei  Plzenec  bis  zu  seinem  äussersten  nordöstlichen  Ende  bei  Tlusto- 
vous  unweit  Ouval  verbreitet,  und  zwar,  wie  schon  erwähnt,  überall  an  die  eisen- 
steinführende Zone  dj  gebunden,  der  sie  aufgelagert  ist.  Orographisch  lässt  sich 
der  Verbreitungsbezirk  der  Quarzite  in  fünf  Bergzüge  zerlegen,  von  denen  der  erste 
und  zweite  die  i  s  o  1  i  r  t  e  n  Q  u  a  r  z  i  t  k  u  p  p  e  n  zwischen  Plzenec  und  Mauth,  dann 
zwischen  Zbirov  und  Althütten,  der  dritte  den  Querriegel  der  Quarzitberge 
zwischen  Kafez  und  Oujezd  westlich  von  Horovic  einnimmt.  Durch  diesen  Querriegel 
wird  der  elliptische  Quarzitwall  a])geschlossen,  den  an  der  südliclieu  Flanke  des 
Silurterrains  der  grosse  Brdarücken  als  vierter,  und  gegenüber  an  der  nörd- 
lichen Flanke  des  Silures  der  kleine  Brdarücken  oder  die  Brdatka  als  fünfter 
Quarzit-Bergzug  bildet. 


51 


I.  Die  isolirten  Quarzitkuppen  zwischen  PIzenec  und  Mauth. 

Die  höheren  Bergkuppen  im  Bereiche  der  eisensteinführenden  Zone  zwischen 
PIzenec  und  Ptokycan  und  ebenso  die  Kuppen  im  Eacgebirge  zwischen  Holoubkau 
und  Mauth  bestehen  aus  isolirten  (Juarzitdecken,  deren  einstiger  Zusammenhang 
offenbar  durch  Felsitporphyr  zerstört  wurde,  als  dieses  eruptive  Gestein,  das  jetzt 
den  Kern  dieser  Berge  bildet,  aus  dem  Erdinnern  hervordrang,  die  Quarzitdecke 
zersprengte  und  einzelne  Schollen  derselben  sammt  der  untergelagerten  Eisenstein- 
zone emporhob. 

Der  am  weitesten  gegen  Südwesten  gelagerte  Punkt,  wo  Quarzit  auftritt,  ist 
die  Kuppe  des  Hügels  Hürka  (429  M.)  bei  PIzenec.  (Fig.  41.) 


S't'a.Mavsky  vrcK 


B  Az.  Schiefer.  P  Porphyr,  d^aßy  d.  Silurische  Schichten. 

Fig.  41. 


Der  Quarzit  zieht  sich  von  hier,  durch  eine  Schlucht  unterbrochen,  östlich 
auf  den  Waldhügel  Sutice  und  weiter  auf  den  kahlen  Hügel  Skalice  (461  M.) 
zwischen  Timakov  und  Lhota.  (Siehe  Fig.  10.)  Nach  einiger  Unterbrechung  tritt 
noch  ein  nicht  breiter  Streifen  von  Quarzit  östlich  vom  letztgenannten  Ort  auf  und 
zieht  sich  zum  nördlichen  Gehänge  des  Berges  Kotel  (574  M.),  dessen  Kuppe  aus 
Grauwackenconglomerat  (dj«)  besteht.  Siehe  Fig.  11.  Alle  diese  kleinen  Quarzit- 
parthien  sind  ihrer  Lagerung  nach,  da  sie  nördlich  einfallen,  die  Reste  eines  zer- 
störten Muldenflügels,  als  desseu  Gegenstück,  nämlich  als  der  nördliche  Saum  der 
Mulde  sich  der  Quarzit  ergiebt,  der  den  waldigen  Hügel  Stradiste  (496  M.)  bei 
Letkov  und  den  Kamm  des  Berges  C  i  1  i  n  a  (520  M.)  südöstlich  von  Ejpovic  bildet. 
In  den  Quarziten  der  beiden  letzten  Berge  kommen  Dalmanites  socialis  und 
Orthis  redux  vor. 

Grösser  und  mächtiger  sind  die  Quarzitschichteu  auf  dem  Ptacgebirge 
nördlich  von  Holoubkau.  Siehe  Fig.  12.  Sie  bilden  den  mächtigen  steil  ansteigenden 
von  West  nach  Ost  streichenden  Kamm  des  waldigen  Racberges  zwischen  Glas- 
hütten und  Dlouhä  Lhota,  der  mit  grossen,  aus  zerbrochenen  Quarzitbänken  ent- 
standenen Blöcken  bedeckt  ist,  während  au  der  Südseite  diese  Bänke  theilweise  unter 
sehr  steilen  Winkeln  an  den  Berglehnen  anstehen.  Oben  am  Kamme  sind  die  Reste 
uralter  Steinwälle  bemerkbar,  in  deren  Bereiche  sich  die  höchste  Kuppe,  Brno 
genannt  (715  M.),  erhebt.  Eine  ausgedehnte  Aussicht  auf  das  westliche  Silurgebiet 
und  auf  die  Hochtiächen  der  azoischen  Schiefer  bis  zu  den  Basaltbergen  bei  Manetin 
eröffnet  sich  von  diesem  Gipfel. 

Der  Quarzit  des  Rac  ist   stellenweise  fast  krystallinisch,  stellenweise  wieder 


5? 

feiuk()rnig  und  mürbe,   so  dass  er  als  Sand  in  den  Glashütten  von  Bfas  verwendet 
wird.  In  manchen  Blöcken  steckt  eine  Unzahl  von  Scolithusröhren. 

Ein  Sattel,  über  den  die  Strasse  von  Glashütten  nach  Holoubkau  führt,  trennt 
den  Rac  von  einem  südlicher  gelegenen  etwas  niedrigeren  Rücken,  dessen  Kamm 
ebenfalls  aus  Quarzit  besteht,  während  die  Basis  die  eisensteinführende  Zone  d, 
und  der  Kern  Porphyr  enthält. 

Das  westliche  Ende  dieses  Rückens  ist  die  Kuppe  Hradist  (619  M.),  die  eine 
Burgruine  trägt  und  über  dem  gräflich  Sternbergschen  Schlosse  Brezina  sich  erhebt. 
Siehe  Fig.  13.  Auch  hier  sieht  man  steile  Quarzitbänke  an  der  Südseite,  während  höher 
hinauf  die  Lagerung  derselben  weniger  geneigt  ist.  Das  östliche  Ende  des  Rückens 
bezeichnet  eine  im  Wald  aufragende  mächtige  Felsenklippe,  Rum  pal  genannt 
(638  M.).  In  der  weiteren  östlichen  Fortsetzung  des  Rückens,  dessen  innere  Masse 
aus  der  eisensteiuführenden  Zone  und  Porphyr  besteht,  erstreckt  sich  noch  eine 
Quarzitkuppe  im  Walde  ober  Tezkov  (598  M.)- 

Eine  kleine  Quarzitparthie  befindet  sich  auch  auf  der  Kammhöhe  des  C  h  1  u  m- 
berges  (560  M.),  dessen  Hauptmasse  Porphyr  ist. 

Der  Vydfiduch,  der  südlichste  unter  den  Bergrücken  des  Racgebirges,  trägt 
über  seinem  mit  der  eisensteinführenden  Zone  bedeckten  Porphyrkern  keine  Quarzite, 
aber  in  der  östlichen  Fortsetzung  dieses  Rückens  tritt  in  der  Sirskä  hora 
(589  M.)  ober  dem  Dorfe  Sire  und  dann  südlicher  davon  im  Walde  Chejlov  ober 
Holoubkau  Quarzit  auf,  von  denen  der  letztere  in  dem  flachen  kahlen  Rücken,  auf 
dem  die  St.  Adalbertskapelle  oberhalb  Mauth  steht,  noch  eine  Strecke  weiter  östlich 
bis  in  die  Waldstrecke  Chmeliste  (520  M.)  sich  verbreitet.  Man  findet  auf  diesem 
Rücken  Dalmanites  socialis,  Calymene  parvula,  Orthis  redux.  Ein 
kleiner  Quarzithügel  an  der  südlichen  Seite  der  Strasse  zwischen  Mauth  und  Karez 
deutet  zuletzt  die  weitere  sporadische  Verbreitung  des  Quarzites  und  seinen  ehe- 
maligen Zusammenhang  mit  dem  grösseren  Quarzitterrain  ober  Kairez  an,  der  zu 
dem  Querriegel  gehört,  über  den  weiter  unten  gesprochen  wird.   (Siehe  Fig.  15.) 

Auch  auf  der  nördlichen  Seite  des  Rackamraes  erhebt  sich  auf  porphyrischer 
Basis  Quarzit  mit  untergelagerten  Eisenstein  führenden  Schichten.  Er  bildet  hier 
nördlich  von  der  Strasse,  die  nach  Vejvanov  führt,  zwei  Kämme,  einen  südlicheren 
„Na  Solech"  (576  M.),  und  einen  nördlicheren  Bilä  Skala  genannt  (597  M.) 
ober  Sebecic;  in  die  Lücke  zwischen  beide  Kuppen  zieht  sich  der  östlichste  Aus- 
läufer des  Radnicer  Steinkohlensandsteines  von  Skomelno  hinauf.     (Siehe  Fig.  12.) 

2.  Die  isolirten  Quarzitkuppen  zwischen  Zbirov  und  Althütten. 

Dieselben  bilden  die  kammartigen  Gipfel  jener  isolirten  auf  azoischen  Schiefern 
abgelagerten  eisensteinführenden  und  reihenweise  gegen  Nordost  sich  erstreckenden 
Parthien,  die  im  vorigen  Abschnitte  näher  bezeichnet  wurden. 

Der  westlichste  dieser  Kämme  führt  den  Namen  Hfebeny  (536  M.)  und 
erhebt  sich   südlich  von  der  Strasse,   die  von  Zbirov  über  Lisna  nach  Svatä  führt. 

Der  zweite  Kamm,  nordöstlich  vom  voi-igen,  führt  den  Namen  D 1  o  u  h  ä  Skala 
(561  M.);  der  dritte  bei  Kublov,  eine  weithin  sichtbare  Kirche  tragend,  heisst  Velis 


53 

(585  M.).  Der  vierte  und  höchste  Quarzitkamm  erhebt  sich  zwischen  Neu-Joachims- 
thal  und  Hudlic  und  führt  den  Namen  Krusnä  Hora   (606  M.)    (Siehe  Fig.  39.) 

Eine  vorzüglich  belehrende  Übersicht  des  umgebenden  Terrains,  von  dem 
mächtigen  Porphyrrücken  im  Norden  mit  der  Kuppe  Vlastec  (609  M.)  und  über  die 
dunklen  Kieselschieferklippen  bei  Svatä  und  Hudlic  ins  mittelsilurische  und  ober- 
silurische  Terrain  der  Umgebungen  von  Beraun,  bis  zum  Waldrücken  des  grossen 
Brdarückens,  eröffnet  sich  von  allen  diesen  Höhen. 

Die  zwei  kleineren  Schollen  von  Quarzit,  die  auf  der  über  die  Beraun  im 
azoischen  Schiefer  herübergreifende  Diabaszone  bei  Otrocin  und  Stradonic  liegen,  sind 
schon  früher  erwähnt  worden.  Sie  vermitteln  den  Übergang  zu  den  Quarzitzügen 
am  rechten  Beraunufer,  die  weiter  unten  erläutert  werden, 

3.  Der  Quarzit-Querriegel  zwischen  Karez  und  Oujezd. 

Östlich  von  Kafez  und  Chesnovic  erhebt  sich  auf  eisensteinführender  Basis 
(d,)  ein  ansehnlicher  bewaldeter  Quarzitbergzug,  der  von  den  bisher  beschriebenen 
einzelnen  Quarzitparthien  sich  dadurch  unterscheidet,  dass  er  von  Nord  gegen  Süd 
streicht  und  gegen  Osten  einfällt  und  dann  namentlich  auch  dadurch,  dass  sich  an 
seine  östlichen  Flanlien  die  Grauwackenschiefer  der  höheren  Zonen,  nämlich  dj 
und  d^  anlagern,  welche  Schiefer  im  südwestlichen  Theile  des  böhmischen  Silures 
gänzlich  fehlen.  Dieser  Quarzitzug  stellt  sich  seiner  Lagerung  nach  als  der  westliche 
Abschluss  des  geschlossenen  Quarzitwalles  dar,  der  die  Mitte  des  Silurbeckeus  um- 
schliesst  und  er  verbindet  hiermit  als  ein  Querriegel  die  beiden  nach  Nordost  strei- 
chenden Gebirgsrücken  des  grossen  und  des  kleinen  Brda,  welche  die  beiden  Flügel 
des  länglichen  Beckens  bilden. 

Aber  auch  dieser  Querriegel  ist  nicht  ohne  Unterbrechung  ausgebildet.  Denn 
die  Quarzitdecke,  aus  der  er  besteht,  und  die  ehedem  ununterbrochen  von  dem 
nördlichen  Rande  des  Silurbeckens  bei  Borek  unweit  Zbirov  bis  zum  südlichen 
Rande  desselben  bei  Kväii  sich  ausdehnte,  ist  durch  die  antiklinale  Schichtenerhe- 
bung des  Berges  Iviua,  dessen  porphyrischer  Kern  die  Ursache  dieser  Schichten- 
aufstauung darstellt,  in  zwei  Parthien  zersprengt  und  erst  hinter  Komorau  ist  die 
Vereinigung  dieser  Parthien  durch  die  im  Thale  des  rothen  Baches  anstehenden 
Quarzite  angedeutet. 

Die  nördliche  durchgehends  bewaldete  Quarzitparthie  des  Querriegels  erstreckt 
sich  südlich  von  der  Ärarialstrasse  zwischen  Cerhovic  und  Karez  bis  gegen  Volesna 
zum  nördlichen  Fusse  des  Berges  Ivina.  Diese  Parthie  fällt  entsprechend  ihrer 
Lagerung  einerseits  steil  gegen  Westen,  nämlich  gegen  die  mit  den  eisenstein- 
führenden Schichten  der  Zone  d,  bedeckte  Fläche  von  Mauth-Volesna,  auf  der  sie 
aufgelagert  ist,  und  andererseits  stuft't  sie  sich  gegen  Osten  allmähhch  ab  zu  den 
Ackerflächen  bei  Oujezd  (westlich  von  Horovic),  deren  Untergrund  schon  aus  Grau- 
wackenschiefer der  Zone  d4  besteht.  Die  bedeutenderen  Höhenpunkte  dieser  Quar- 
zitparthie ist  der  Berg  Hrobiste  (513  M.)  ober  Oujezd,  die  Karizskä  hora 
(561  M.)  ober  Karizek  und  die  Hrebeny  (564  M.)  ober  Volesnä. 

In  der  Karizskä  hora  ist  durch  eine  secundäre  antiklinale  Aufstauung  der 
Schichten  die  eisensteinführende  Zone  hoch  zu  Tage  gedrängt  und  durch  Bergbau 
aufgeschlossen.  Siehe  Fig.  14. 


54 

Der  aiitikliuale  Schichtenbau  des  Berges  Ivina  (G09  M.)  und  des  Hügels 
Milina  (siehe  Fig.  15),  dessen  der  Zone  dj  angehorige  Schichten  schon  früher 
besprochen  wurden,  trennt  die  nördliche  Quarzitparthie  von  der  südlichen. 

Diese  Quarzitparthie  beginnt  mit  einer  isolirten  Quarzitbergkuppe  bei  Ches- 
novic,  von  der  sich  südlich  im  Rücken  Kopaniny  (585  M.)  genannt,  bei  Teny 
ein  zusammenhängender  Quarzitkamm  entwickelt,  der  in  seiner  östlichen  Fort- 
setzung von  dem  Querthale  des  St.  Benignabaches  und  weiter  vom  Querthale  des 
rothen  Baches  bei  Mrtnik  unterbrochen  wird,  so  dass  man  in  den  Thaldurch- 
schnitteu  die  untergelagerte  Eisenstein  führende  Zone  deutlich  erkennt. 

Zwischen  diesen  beiden  Querthälern  bildet  der  Quarzit  die  Kupi)e  des  Berges 
Hlava  (542  M.)  Ostlich  jenseits  des  rothen  Baches  lu'eitet  sich  dann  der  Quarzit 
auf  der  eisensteiuführenden  Grünstein-  und  Schieferunterlage  in  ])edeutender  Mäch- 
tigkeit in  einer  Synklinalen  und  autikliualen  Welle  aus  und  bildet  zwei  grössere 
Kuppen,  die  Kuppe  Cihadlo  (540  M.)  bei  Hvozdec  und  den  Giftberg  (Jedovä 
hora  (530  M.)  bei  Nerezin  (siehe  Fig.  16),  von  denen  die  erstere  eine  antiklinale 
Wölbung,  die  letztere  aber  dem  südlichen  steil  gehobeneu  Rande  der  Synklinalen 
Lagerung  entspricht,  da  wo  sie  auf  den  Eisenstein  führenden  Schichten  aufgelagert 
ist.  Die  antiklinale  Wölbung  des  Cihadlo  ist  eigentlich  die  Fortsetzung  der  Schich- 
tenaufstauung des  Ivinaberges,  dessen  Eisenstein  führende  Schichten  sich  hier  unter 
den  Quarziten  verbergen,  und  sie  setzt  sich  südlich  vom  Thale  des  rothen  Baches 
in  dem  kahlen,  flachen  Rücken  Kamenny  vrch  (474  M.)  und  Sibenice  (462  M.) 
bis  in  den  waldigen  Hügel  Drazovka  (441  M.)  ober  Hofovic  fort,  wo  der  Quarzit 
unter  dem  aufgelagerten  Grauwackenschiefer  (d4)  verschwindet. 

Der  steil  gehobene  äussere  Rand  des  Quarzitzone,  da  wo  zwischen  ihn  und 
die  Tremosnaconglomerate  und  die  weiter  sich  anlagernden  Jinecer  Schiefer  (C) 
die  eisensteinführende  Zone  (d^)  eingefügt  sind,  macht  sich  durch  eine  Reihe  von 
Quarzitklippen  kenntlich,  die  man  aus  dem  Querthale  des  rothen  Baches  oberhalb 
Mrtnfk  über  den  Giftberg  durch  die  Podluher  Wälder  bis  auf  den  Berg  Ostry 
(531  M.)  ober  Felbabka  verfolgen  kann.  (Siehe  Fig.  17.) 

Auf  dem  letzteren  Berge,  dessen  Kamm  aus  diesen  Quarziten  zusammen- 
gesetzt ist,  und  von  dessen  uralten  Wällen  eine  ausgezeichnete  Aussicht  auf  das 
niedrigere  Silurterrain  von  Horovic  gegen  Beraun  sich  eröffnet,  sieht  man  die  steil 
gegen  Nordwest  einfallenden,  mannigfach  gestörten  Schichtenstellungen  des  Quar- 
zites  besonders  deutlich,  und  man  erkennt,  dass  durch  diesen  steilen  Quarzitrand 
eine  Ausbuchtung  des  silurischen  Beckens  umgränzt  wird,  in  dessen  Thalsohle  einer 
der  letzten  westlichen  Ausläufer  der  Grauwackenschiefer  der  höheren  Zone  (d^) 
abgelagert  ist. 

Eine  zweite  ähnliche  Ausbuchtung  des  Süd- Westrandes  des  Quarzitbeckens 
bildet  östlich  jenseits  des  Litavathales,  das  den  Berg  Ostry  vom  Plesivec  trennt, 
die  Thalgegend,  in  deren  Mitte  die  Stadt  Hostomic  liegt  und  die  in  einem  Halb- 
kreis von  den  Berglehnen  des  Plesivec  und  des  grossen  Brdarückens  umgeben  ist. 

4.    Die  Quarzitrücken  des  grossen  Brdawaldes. 

Mit  dem  Namen  Brda  wird  seit  Altersher  der  waldige  Gebirgsrücken  be- 
zeichnet,  der   sich   aus  der  Gegend   von  Hostomic   gegen  Königsaal  erstreckt  und 


l 


55 

dessen  einfach  und  gleichförmig  gedehnter  Kamm  aus  den  zu  Tage  gehenden  und 
nordwestlich  einfallenden  Quarzitschichten  des  südlichen  Randes  unseres  Silurbeckens 
besteht.  Der  analoge  nördliche  Quarzitrand  bei  Beraun  führt  wenigstens  in  einem 
Tlieile  den  Namen  Brdatka  (Ideine  Brda),  welchen  sehr  passenden  Namen  wir 
aber  auf  den  ganzen  nördlichen  Quarzitrand  des  Silurterrains  ausdehnen  wollen, 
während  wir  das  eigentliche  Brdagebirge  als  den  grossen  Brdawald  bezeichnen. 
Zum  System  des  grossen  Brdawaldes  gehört  offenbar  auch  der  Berg  P 1  e  s  i  v  e  c, 
ober  Hostomic  (siehe  Fig.  18.),  da  er  trotz  seinem  abweichenden  von  Nordwest 
nach  Südost  gehenden  Streichen  mit  demselben  im  ununterbrochenen  Zusammen- 
hange ist.  Er  bildet  hier  wie  schon  am  Schlüsse  des  vorigen  Absatzes  bemerkt 
wurde,  mit  dem  südwestlichen  Ende  des  Brdagebirges  eine  Ausbuchtung  des  von 
hohen  Quarzitkämmen  umsäumten  Silurbeckens,  in  deren  Thalgrunde  sich  die  höheren 
Grauwackenschiefer  (d4)  ablagern. 

An  dem  nördlichen  Ende  des  Plesivec  l^ei  Lhotka  deuten  die  im  Litavathale 
zu  Tage  ausgehenden  Quarzite  den  Zusammenhang  mit  den  Quarziten  des  Berges 
Ostry  an  und  man  erkennt,  dass  die  Quarzitschichten  hier  im  Streichen  einer  knie- 
förmigen  Umbiegung  unterliegen,  indem  sie  im  Ostry  gegen  Südwest  mit  nordwest- 
lichem Abfall,  und  im  Plesivec  gegen  Südost  mit  nordöstlichem  Abfall  streichen. 
Das  tiefe  von  Süd  nach  Nord  gerichtete  Querthal  der  Litava  durchsetzt  gerade 
diese  knieförmige  Umbiegung  der  Quarzitschichten  und  greift  hier,  wie  schon  früher 
erwähnt  wurde,  bis  in  die  untergelagerten  Schiefer  der  Primordialfauna  (C)  und  die 
eisensteinführende  Zone  (d,)  ein,  so  dass  diese  Schichtenzoneu  im  Litavathale  sowohl 
am  Fusse  des  Berges  Ostry  als  am  Fusse  des  Plesivec  anstehen. 

Mit  steilen  Gehängen  erhebt  sich  der  Plesivec  am  rechten  Litavaufer  über 
diesen  Schichtenzonen  und  seinen  Bücken  bilden  mächtige  flach  gelagerte  Quarzit- 
bänke  mit  prallen  gegen  das  Thal  sich  al)stürzenden  Wänden,  welche  senkrecht 
zur  Schichtung  gestellten  Bruchflächen  angehören.  Am  östlichen  Gehänge,  namentlich 
aber  am  nördlichen  Ende  des  Berges  werden  die  Schichten  steiler  und  fallen  unter 
die  angelagerten  Grauwackenschiefer  (d3,  d^)  ein.  Die  langgestreckte  Kammhöhe 
trägt  einen  grossen  vorhistorischen  Steinwall,  an  dessen  Bande  eine  Felsenkuppe 
die  Höhe  von  63(3  M.  erreicht. 

Eine  Einsattelung,  über  w^elche  die  Strasse  von  Hostomic  nach  Jiuec  führt, 
trennt  den  Plesivec  von  dem  eigentlichen  Brdarücken,  der  von  hier  an  in  nord- 
östlicher Richtung  und  an  den  Bergzug  der  Tfemosnaconglomerate  angelehnt  und 
von  demselben  nur  durch  die  eisensteinführende  Zone  (d/)  getrennt,  sich  ein- 
förmig gegen  Königsaal  fortzieht  und  zwar  so,  dass  er  hier  sowohl  seiner  grösseren 
Höhe  als  auch  seines  scharfen  Kammes  wegen  die  Gegend  beherrscht. 

Der  Kamm  fällt  mit  einem  kurzen  aber  steilen  Absatz  gegen  Südost,  nämlich 
gegen  die  Tremosnaconglomerate  ab,  gegen  Nordwest  sind  die  Gehänge  aber  weit 
ausgedehnter  und  es  entwickeln  sich  an  demselben  offenbar  längs  grosser,  dem 
Streichen  paralleler  Bruchlinien  parallel  zum  Hauptrücken  verlaufende,  häufig 
unterbrochene  Nebenrücken,  von  denen  namentlich  der  vom  Forsthause  Rochoty 
gegen  Dobfichovic  sich  erstreckende,  sich  deutlich  entwickelt.  Die  Gehänge  sind 
überall  mit  zertrümmertem  Quarzitgestein  und  Gebirgsschutt  und  am  Fusse  mit 
mächtigem  thonartigen  Detritus  bedeckt,  so  dass  feste  anstehende  Felsen  nur 
stellenweise  zum  Vorscheine  kommen. 


56 

Die  am  Südwestende  des  Bergrückens  sich  zuerst  erhebende  Kuppe  des  Haupt- 
rückeus  ober  Cenkov  heisst  Pfsek  (Sand,  688  M.),  indem  der  weisse  bröcklige 
Quarzit  dort  für  Glashütten  gewonnen  wird.  (Siehe  Fig.  18.)  Dann  folgen  in 
nordöstlicher  Folge  die  Bergkuppen  Velkä  Baba  (611  M.)  und  Mala  Baba 
(siehe  Fig.  19),  hierauf  nach  einer  durch  die  geologisch  interessante  Schlucht  bei 
der  Mühle  Zätor  (wo  nämlich  die  Primordialschiefer  im  Thalgrunde  erscheinen) 
veranlasste  Unterbrechung  die  Kuppe  S  t  u  d  e  n  y  (659  M.)  und  an  der  Einsattelung 
der  Strasse  von  Vosov  nach  Dobrf s,  die  Kuppe  H  r  a  d  e  c  (623  M.)  mit  alten  Wällen 
(siehe  Fig.  20),  hierauf  oberhalb  Vizina  die  Kuppe  Brdo  (601  M.)  und  oberhalb 
Kytln  der  Kamm  Bozi  Vräzka  (588  M.)  und  weiter  die,  eine  weithin  sichtbare 
Kirche  tragende  Skalka  (549  M.)  ober  Mnisek  und  endlich  der  Brdavy  oder 
Hlavaty  Kamen  (514  M.)  ober  Ridka. 

Am  Nebenkamme,  der  durch  die  über  den  Hauptkamm  führende  Bezirksstrasse 
von  Mnisek  nach  Revnic  durchschnitten  wird,  erhebt  sich  mit  steileren  Klippen 
die  Kuppe  Babka  (506  M.)  und  Sträzny  (506  M.)  und  man  bemerkt  hier  an 
dem  grossen  Schichtenbruch,  längs  dem  diese  Kuppen  anstehen,  auch  die  unter- 
gelagerten Diabasen  der  Zone  (dj,  wodurch  eben  die  Bruchlinie  unverkennbar 
angedeutet  wird.  (Siehe  Fig.  21.) 

Zwischen  Cernolic  und  Vsenor  durchbricht  ein  kurzes  Querthal  den  ganzen 
Gebirgskamm  von  der  azoischen  Schieferunterlage  durch  die  Schiefer  der  Zone  d, 
und  die  Quarzite  do  bis  in  die  aufgelagerten  Grauwackenschiefer  dj  und  d^  und 
deckt  die  Bruchlinien,  die  den  Quarzit  durchsetzen,  auf. 

In  der  weiteren  Fortsetzung  zwischen  dem  Berauufluss  und  der  Ärarialstrasse 
von  Jilovisf  nach  Bäne  bei  Königsaal,  senkt  sich  der  Gebirgsrücken  in  der  Wald- 
strecke Kopaniny  und  Lipsko  zu  409  M.  und  358  M,  ab,  so  dass  die  Quarzit- 
bänke  nur  wenig  über  das  von  Porfyr  durchsetzte  azoische  Schiefergestein  sich 
erheben.  Diese  Quarzitbänke  haben  hier  gegen  Nordost  eine  sehr  steile,  ja  stellen- 
weise fast  überkippte  Lagerung  (siehe  Fig.  22)  und  keilen  sich  zwischen  den 
ebenfalls  steil  gelagerten  Grauwackenschiefern  (d4)  und  den  azoischen  Schiefern 
ober  dem  Dorfe  Zäbehlic  südlich  von  Königsaal  ganz  aus. 

Am  rechten  Ufer  des  Moldauthaies,  das  in  einem  tief  eingefurchten  Thale 
von  Süd  nach  Nord  das  Silursystem  durchsetzt,  treten  bei  Zävist  die  Grauwacken 
schiefer  (d^)  in  scharfen  Faltungen  unmittelbar  mit  den  azoischen  Schiefern  der 
Berge  H  r  a  d  i  s  t  e  (389  M.)  und  C  i  h  a  d  1  o  (583  M.)  in  Berührung,  und  zwar  längs 
der  Bruchlinie,  die  sich  aus  dem  Bidawalde  quer  über  die  Moldau  fortsetzt.  — 
Mächtige  Porphyrmassen  bilden  den  Kern  dieser  Berge,  die  otfenbar,  so  wie  bei 
Rokycan  und  Mauth,  erst  durch  den  Aufbruch  der  Porphyre  nach  der  Bildung  der 
Quarzite  (dj)  entstanden.  Ein  merkwürdiger  vorhistorischer  Steinwall  erstreckt  sich 
quer  über  die  Schlucht  bei  Zävist  zwischen  den  beiden  Bergen  Hradist  und  Cihadlo 
bis  auf  die  Kuppen  derselben,  und  erhöht  das  Interesse  dieser  auch  in  pitoresker 
Beziehung  ausgezeichneter  Gegend,  welche  schon  von  den  Prager  Moldaubrücken 
gesehen,  den  südlichen  Horizont  von  Prag  malerisch  abschliesst. 

Erst  nördlich  von  Modi'an,  zwischen  Lhotka  und  Neuhof  (295  M.)  tauchen 
die  Quarzitlager  (do)  in  einem  Schotterbruche  wieder  auf,  und  verbreiten  sich  von 
da  in  der  tiach  hügeligen  Gegend  östlich  von  Prag  in  niedrigen  Hügeln  bis  Ouval. 
Man  sieht   sie  in   theils   Synklinalen,  theils  antiklinalen  Faltungen,  von  der  unter- 


57 

gelagerten  Schieferzone  (d,)  begleitet,  Längs  der  Gränze  der  azoischen  Schiefer, 
so  in  dem  waldigen  Thälchen  bei  Kunratic  in  einer  antiklinalen  Aufstauung,  dann 
bei  Litochleb,  wo  der  Quarzit  einen  niedrigen  Rücken  (300  M.)  bildet,  und  sich 
bis  in  das  Boticthal  zwischen  Hostivaf  und  Petrovic  fortsetzt,  wo  man  an  den 
kahlen  Thalflanken  die  Quarzite  in  scharf  synklinaler  Lagerung  antrifft.  (Siehe 
Fig.  24.)  Von  da  setzt  sich  der  Quarzitzug  als  ein  nur  wenig  über  die  von  Sand- 
und  Schotterschutt  der  Kreideformation  bedeckten  Feldflächen  erhobener  Hügel- 
rücken über  Mecholup  (312  M.)  zur  Podleser  Mühle  am  Pnetluker  Teiche.  Er 
tritt  da  zwischen  Dubecek  und  Pnetluk  in  einer  Synklinalen  und  einer  antiklinalen 
Falte  zu  Tage,  deren  Kamm  der  Hügel  Jankov  (293  M.)  bildet.  (Siehe  Fig.  25.) 
Von  da  setzt  sich  der  Quarzit  über  den  Thiergarten  bei  Kolodej  auf  den  Hügel 
na  Skalce  (299  M.)  zwischen  Sibfin  und  Oujezd,  und  dann  weiter  durch  den 
Wald  Friedeholz  bis  nach  Tlustovous  nordöstlich  von  Ouval  fort,  wo  er  in  einem 
niederen  aber  schroffen  gegen  Südwest  einfallenden  Felsen  zu  Tage  ansteht  (285  M.), 
bis  endlich  seine  letzte  Fortsetzung  unter  der  Decke  des  Quadersandsteines  zwischen 
Bfezan  und  Cerniky  (247  M.)  verschwindet. 

5.    Die  Quarzrücken  der  kleinen  Brda. 

Der  Name  kleine  Brda  oder  Brdatka  gehört  im  engeren  Sinne  einem 
waldigen  Thälchen  an  und  den  dasselbe  umgebenden  Bergen  nordwestlich  bei  Beraun, 
im  weiteren  Sinne  werden  hier  aber  die  Quarzitrücken  bezeichnet,  welche  den  Nord- 
rand des  böhmischen  Silurbeckens  begleiten. 

Der  westliche  Anfang  derselben  ist  durch  den  niederen  kahlen  Felsrücken 
Kravi  Horka  (400  M.)  bezeichnet,  der  von  Zebräk  angefangen  parallel  zur  Strasse 
nordöstlich  verläuft.  Dieser  Hügelzug  taucht  plötzlich  aus  den  Grauwackenschiefern 
auf,  indem  zwischen  Oujezd  und  Cerhovic  die  äussere  Quarzitumsäumung  des 
Silures  fehlt,  sondern  nördlich  über  den  Grauwackenschiefern  der  höheren  Zonen 
(da,  d^),  auf  denen  hier  Lehm  und  Gebirgsschutt  ausgebreitet  ist,  allsogleich  der 
höhere  azoische  Schieferrücken  des  Obis  (570  M.)  sich  erhebt.  Von  der  Kravi 
Horka  zieht  sich  der  Quarzitrücken  gegen  Hfedl  fort,  wo  er  von  einem  Querthal 
unterbrochen  wird,  und  erhebt  sich  jenseits  dieses  Thaies  zu  ansehnlicher  Höhe, 
indem  er  einen  grösstentheils  bewaldeten  Gebirgskamm  längs  der  früher  erläuterten 
eisensteinführenden  Zone  bildet,  den  nur  kleine  Querthälchen  bei  Svatä,  DybrI  und 
Bozl  Voda  bei  Beraun  unterbrechen. 

Längs  einer  Bruchlinie,  die  durch  zu  Tage  ausgehende  Schiefer  der  Zone  d,y 
angedeutet  ist,  ist  der  Bergrücken  in  zwei  parallele  Quarzitkämme  zertheilt,  die 
besonders  von  Dybi'i  angefangen  gegen  den  Beraunfluss  deutlich  aus  einander  treten 
(siehe  Fig.  27.)  und  auch  am  Fusse  des  Gebirgsrückens  bemerkt  man  antiklinale 
Aufstauungen  des  Quarzites  im  Gebiete  des  höheren  Schieferterrains,  so  namentlich 
am  Hügel  Cizovka  bei  Zahoian  und  zwischen  Cerniu  und  Zdic  in  dem  Hügel  Hrouda 
(Fig.  42),  wo  aus  der  untergelagerten  Eisensteinzone  (d,)  Erz  gefördert  wird,  und 
dann  in  einem  runden  Hügel  bei  Zahoi-an,  der  sich  gegen  Beraun  fortsetzt. 

Die  Höhenpunkte  des  Kammes  sind  zwischen  Hfedl  und  Svatä  der  Hfedler 
Plesivec  (494  M.)  und  der  Kalce-Berg  (504  M.),  zwischen  Dybfl  und  dem 
Beraunfluss  der  Ded  (492  M.)  nahe  am  Jägerhause  Drabov  und  der  Ostry  (37(3  M.) 
bei  Ptäk  unweit  Beraun. 


58 

Auf  diesem  Quarzitzuge  ist  bei  dem  Dorfe  Trubsko,   dann  bei  Drabov  und  in 
dem  Brdatkarücken  bei  Beraun  der  Hauptfuudort  der  Petrefakten  dieser  Zone,   die 


NW 


Vrani  Skala. 


Küice.       VHroude 


dl  dl 


d4 


so 


Fig.   42. 


nur  noch  l)ei  dem  Hofe  Veselä  jenseits  des  Berauuflusses  reichlich  auftreten,  sonst 
aber  überall  mit  Ausnahme  der  Scolithenröhren  sehr  selten  sind,  oder  ganz  vermisst 
werden,  was  namentlich  vom  südlichen  Flügel  der  Quarzitzone  gilt. 

Am  linken  Beraunufer  tritt  der  Quarzit  wegen  wiederholter  Schichtenbrttche 
und  Verwerfungen  scheinbar  in  einer  viel  grösseren  Mächtigkeit  auf  als  am  rechten 
Ufer.  Die  Mitte  des  Quarzitzuges  nimmt  der  durch  seine  steilen  und  kahlen,  weithin 
sichtbaren  Lehnen  bezeichnete  Berauner  Plesivec  (458  M.)  ein,  jenseits  dessen 
im  Bereiche  der  eisensteinführeuden  Diabas-  und  Schieferzone  (d,)  einzelne  Schollen 
und  Parthien  des  Quarzites  (d,^  auftreten,  die  man  füglich  als  die  Fortsetzung  der 
isolirten  Quarzitinseln  des  Velis  und  der  Krusnä  hora  Ijetrachten  könnte.  (Siehe 
Fig.  38.)  Es  ist  dies  der  Kluk  (385  M.)  ober  Hyskov,  dann  der  mehr  zusammen- 
hängende Kücken  Kamenina,  Hürka  und  Chrbina  (durchschnittlich  450  M.)i 
dessen  nordöstliches  Ende  bei  der  Rejnovsky-Mühle  vom  Kacicer  Bache  durch- 
brochen wird  und  unter  der  Quader-  und  Plänerdecke  verschwindet. 

Der  Quarzit  des  Plesivec  selbst  wird  aber  durch  eine  mächtige  Bruchlinie 
in  zwei  Zonen  getheilt,  zwischen  welche  sich  ein  gegen  Nordost  allmiihlich  anwach- 
sender Streifen  von  höheren  Grauwackenschiefern  (d,,  dj  einfügt,  der  im  Querthale 
des  Kacicerbeckens  zwischen  Podkozi  und  Chrustenic  schon  in  einer  Breite  von 
4  Kilometern  auftritt  und  sich  über  Prag  bis  an  das  nordöstliche  Ende  des  Silur- 
terrains verfolgen  lässt. 

Die  nördliche  Quarzitzone  zieht  sich  vom  grossen  zum  kleinen  Plesivec 
längs  der  Thalschlucht  von  Zeleznä,  wo  ein  merkwürdiges  der  Basis  der  Kreide- 
formation angehöriges  sandiges  Trümmergestein  mit  grossen  silurischen  Kalkblöcken 
(hauptsächlich  der  Etage  F  angehörend)  die  Quarzite  bedeckt.  Es  wurde  hier 
ehedem  Kalkstein  für  die  nahen  Eisenhütten  gewonnen  und  der  Punkt  heisst  dem- 
nach noch  immer  Väpenice. 

Die  Fortsetzung  der  Quarzitzone  streicht  dann  unter  dem  kleinen  Steinkohlen- 
becken bei  Klein-Pfilep  fort  parallel  zum  Chrbinarücken  und  verschwindet  gleich- 
zeitig mit  demselben  jenseits  des  Kacicerl)aches  unter  dem  Plänerplateau  bei  Ptic. 
(Siehe  Fig.  28.)  Erst  in  dem  seichten  Thale,  das  bei  Hostivic  westlich  von  Prag 
in  das  I*länerplateau  l)is  auf  die  silurische  Unterlage  ausgefurcht  ist,  taucht  der 
Quarzit  im  Thalgrunde  wieder  auf,  verschwindet  aber  alsdann  wieder  unter  dem 
Plänerplateau  zwisclien  Hostivic  und  Liboc.  Hierauf  tritt  der  Quarzit  mit  steil  ge- 
hobenen  Schichtenköpfen   in   kleinen   Kännnen   und   Klippen   bei   Vokovic  und  bei 


59 

Dejvic   zu  Tage  (siehe  Fig.  29.),  und  lässt  sich  längs  der  Schiefer  der  Zone  d^  bis 
in  den  Baumgarten  in  Bubenec  verfolgen. 

Weiter  östlich  unterbricht  ihn  die  Moldau  bei  Holesovic,  jenseits  welchen 
Dorfes  er  in  einer  von  Prag  aus  sichtbaren  grossen  Felsenwand  (267  M.)  bei  dem 
Hofe  Bulovka  ansteht  (siehe  Fig.  30.)  und  dann  weiter  bis  zum  Hofe  „bei  der 
verlorenen  Schildwache"  in  Neu-Lielien  fortstreicht,  wo  ein  Schlösschen  auf  der 
Quarzitklippe  steht.  Das  Prosiker  Plänerplateau  (290  M.)  verdeckt  nun  die  weitere 
Fortsetzung  des  Quarzitzuges,  und  nur  in  den  seichten  Thalfurchen,  die  durch 
dasselbe  und  durch  den  Quadersandstein  bis  auf  den  silurischen  Untergrund  aus- 
gewaschen sind,  erscheint  der  Quarzit  noch  in  einzelnen  Schotterbrüchen  längs  der 
früher  geschilderten  Eisenstein  führenden  Zone  (d,),  so  zwischen  Vinof  und  Pod- 
slänka,  zwischen  Popovic  und  Drevcic,  bei  Vrabi  und  Brandeis,  wo  endlich  in  ge- 
störter Lagerung  die  letzte  Spur  des  Quarzites  und  der  silurischen  Gesteine  überhaupt 
unter  Quadersandsteinen  verschwindet.     Siehe  Fig.  31. 

Die  südlichere  Q  u  a  r  z  i  t  z  o  n  e,  die  am  Berauner  Plesivec  beginnt  und  von 
der  vorigen  durch  einen  sich  nordöstlich  erweiternden  Streifen  der  Grauwacken- 
schiefer  (dj  abgetrennt  ist,  zieht  sich  zwischen  dem  Hofe  Veselä  (wo  ein  Haupt- 
fundort von  dj  Petrefakten  ist)  und  dem  Dorfe  Lhotka  auf  den  Bücken  Brezova 
(400  M.)  und  man  sieht  hier  in  der  durch  die  Bruchlinie  geljildeten  Terraineinsen- 
kung bei  Lhotka  einen  kleinen  sandigen  Rest  der  Kreideformation. 

Dieser  Rücken  streicht  von  secundären  Faltungen  und  Bruchstellen  l)egleitet 
längs  der  grossen  Bruch-  und  Dislocationslinie,  durch  welche  beide  Quarzitzonen 
gebildet  wurden,  bis  ins  Kacicer  Thal  bei  Chrustenic,  an  dessen  Lehnen  man  die 
Schichten  Wiederholungen   (von   dj    bis   d^)   ganz  besonders  deutlich  erkennen  kann. 

Die  Fortsetzung  des  Quarzitzuges  jenseits  des  Kacicerbaches  bildet  der  waldige 
Rücken  Blyskava  (431  M.)  und  dann  einzelne  kleinere  längliche  Felshügel,  welche 
längs  der  Berauner  Ärarialssrasse  zwischen  Horelic  und  Chrastan  bis  gegen  Tfebonic 
anstehen  und  durch  Schottergruben  eröffnet  sind.  (Siehe  Fig.  32.) 

Auf  dem  Plateau  Pfska  (389  M.)  zwischen  Tfebonic  und  Motol  bedeckt 
Quadersandstein  die  Fortsetzung  des  Quarzitzuges;  derselbe  tritt  aber  bald  wieder 
zum  Vorschein  und  zwar  in  den  Felsenklippen  des  Kosifer  Thaies,  welche  die  grosse 
Bruchlinie  begleiten,  an  der,  wie  schon  früher  erwähnt,  hier  höhere  Thonschiefer 
(d^)  mit  den  tieferen  Schiefern  zusammenstossen.  (Siehe  Fig.  34.) 

Diese  Kosifer  Dislocationslinie  setzt  sich  quer  durch  die  obere  Neustadt  fort 
und  zwar  über  Emaus  und  Skalka,  wo  sie  durch  anstehende  Quarzitbänke  ange- 
deutet ist,  zum  ehemaligen  Rossthor  (Siehe  Fig.  35)  und  zwar  so,  dass  der  Bahn- 
hof der  Franz- Josefsbalm  schon  auf  Schiefern  der  Zone  d,  steht,  währeaid  der 
Quarzitzug  etw^as  nördlicher  durch  die  von  Gärten  bedeckten  Hügel  auf  den  Z  i  z  k  a- 
berg  zieht,  dessen  steile  Lehne  gegen  Karolinenthal  gerade  in  der  Bruchlinie  liegt, 
an  welcher  im  Prager  Moldauthal  die  Grauwackenschiefer  (dJ  unter  die  Eisenstein 
führende  Zone  (d,)  verworfen  sind.  (Siehe  Fig.  36.) 

Der  Kamm  des  Zizkaberges  (267  M.)  besteht  aus  Quarzit  (do),  seine  steile 
Lehne  aber  aus  Schiefern  der  Zone  dj,  w^ährend  in  den  niederen  Hügeln  der  Kop- 
manka  schon  Grauwackenschiefer  (d4)  anstehen.  Dieselbe  Zusammensetzung  hat  die 
Fortsetzung  des  Zizkaberges  am  flachen  Rücken  Strahov  (284  M.)  und  die  Fels- 
hügel   zwischen   Hrdlofez    und   Hloupetin,    hiuter    welchem    Dorfe    am    Rande    des 


GO 

Plänerplateau  westlich  von  Chvala  an  dem  Eisenbahneinschnitt  der  letzte  sichtbare 
Quarzit  zu  Tage  steht,  um  alsbald  unter  der  Quader-  und  Plänerdecke  zu  ver- 
schwinden. Siehe  Fig.  37. 

Parallel  zum  Zizkaberg  zieht  sich  südlich  von  demselben  ebenfalls  schon  von 
Prag  aus,  nämlich  vom  Garten  des  allgemeinen  Krankenhauses  eine  antiklinale 
Schichtenaufstauung  des  Quarzit,  die  besonders  deutlich  in  der  Gestalt  eines  Ge- 
wölbes am  Hügel  u  Kflze  (274  M.)  ober  Volsan  (siehe  Fig.  36)  erkennbar,  und 
vom  Quarzitzug  des  Zizkovkammes  durch  einen  Schichtenbruch  getrennt  ist,  in 
welchem  die  tieferen  Schiefer  (dj  zu  Tage  treten.  Diese  Faltung  geht  bei  Hrd- 
lofez  vorbei,  zwischen  Hloupetfn  und  Kyje  und  verliert  sich  zugleich  mit  dem 
vorigen  Quarzitzuge  unter  den  Quadersandsteinen  des  Plateaurandes  vor  dem 
Dorfe  Chvala. 

Die  Distanz  beider  von  einander  durch  den  Schichtenbruch  getrennten  Quar- 
zitzonen,  am  nördlichen  Saume  des  Silurterrains,  nämlich  der  nördlichen  Zone  bei 
Vinor  und  der  südlichen  bei  Chvala,  zwischen  denen  breite,  grösstentheils  unter 
den  Quadersandsteinen  und  Pläner  verborgene  Streifen  der  Grauwackenschiefer  (d4) 
eingekeilt  sind,  beträgt  4^2  Kilometer. 


3.  Die  Zone  der  dunklen,  dünnblättrigen  Schiefer  dg. 

Die  Zone  dieser  Schiefer  ist  die  orographisch  am  wenigsten  auffallende,  indem 
sie  sich  in  einer  nicht  bedeutenden,  etwa  80 — 100  M.  betragenden  Mächtigkeit  an 
die  Quarzite  (dj)  anschmiegt  und  den  Fuss  der  Quarzitrücken  bildet,  gewöhnlich 
bedeckt  vom  verwitterten  Erdreiche  und  nur  in  kleinen  Wasserrissen  oder  Schluchten 
aufgeschlossen. 

Petrographisch  zeichnet  sich  diese  Zone  durch  gleichförmig  entwickelte,  dun- 
kelgraue bis  schwarze,  feinglimmerige  und  dünnblättrige  Schiefer  aus,  die  von  den 
untergelagerten  Quarziten  sich  scharf  scheiden,  in  die  aufgelagerten  gröberen  Grau- 
wackenschiefer aber  allmählig  übergehen.  Häufig  sind  diese  Schiefer  den  der  tieferen 
Zone  angehörenden  Schiefern  der  Zone  d,  ziemlich  ähnlich,  indessen  giebt  sich  in 
ihnen  nicht  selten  eine  Neigung  zu  einer  sphäroidisch  concentrischen  Structur  zu 
erkennen,  was  an  eine  ähnliche  Erscheinung  im  Bereiche  der  Primordialschiefer 
der  Jinecer  Zone  erinnert. 

An  einigen  Stellen,  wie  in  den  Einschnitten  zwischen  Zahofan  und  Trubin, 
dann  in  der  Strecke  von  Beraun  gegen  Lodenic  findet  man  in  diesen  Schiefern 
grössere  Knollen  und  Massen  eines  unreinen,  oft  etwas  kalkigen,  feinkörnigen,  grauen 
Siderites,  in  welchem  einzelne  Parthien  eine  oolithische  Struktur  besitzen,  während 
andere  Parthien  in  Limonit  übergehen.  Sie  ragen  in  Folge  ihrer  liärteren  Bescliaf- 
fenheit  aus  den  weicheren  verwitterten  Schiefern  hervor  und  lassen  sich  also  leicht 
auffinden. 

Auch  der  palaeontologische  Charakter  dieser  Zone  ist  weniger  selbstständig 
als  der  der  anderen  Zonen  und  ist  namentlicli  mit  der  folgenden  Zone  (dj  ziemlich 
übereinstinnneud. 

Die  Trilobiten  sind  durch  8  Gattungen   mit  18  Arten  vertreten,   also  weniger 


61 

reichlich  als  in  der  vorhergehenden  Zone ;  von  diesen  sind  nur  3  Arten,  aber  keine 
einzige  Gattung  der  Zone  d,  eigenthümlich.  Diese  Arten  sind:  Cheirurus  scu- 
ticauda,  Dalmanites  Deshayesi  und  Tril  obites  infaustus.  Die  Gat- 
tungen Aeglina  und  Dionide,  die  in  der  Zone  do  fehlen,  aber  in  der  Zone  d^ 
vertreten  sind,  erscheinen  in  der  Zone  dj  abermals.  Von  sonstigen  Crustaceen 
kommen  7  Gattungen  in  9  Arten  vor,  darunter  eine  Crescentilla  ausschliesslich 
dieser  Zone  angehört,  während  Beyrichia,  Cythere  und  Primitia  auch  in 
anderen  Zonen  erscheinen. 

Von  Cirrhipeden  kommen  sowohl  Anatifopsis  als  Plumulites  vor,  wie 
in  allen  Unterabtheilungen  der  Etage  D. 

Die  Pteropoden  sind  mit  je  5  Arten  Conularia  und  H y o  1  i t h e s  vertreten. 

Die  Cephalopoden  sind  durch  die  einzige  Art  Orthoceras  inoportunum 
angedeutet;  die  Acephalen  lieferten  5  Gattungen  mit  16  Arten,  worunter  5  dieser 
Zone  eigenthümlich  sind;  die  Brachiopoden  7  Gattungen  mit  18  Arten.  Gastero- 
poden,  Echinodermen  und  Graptolithen  sind  nur  spärlich  vertreten. 

Die  Verbreitung  der  S  ch  i  e  f  e  r  z  o  n  e  dj  ist  an  den  zusammenhängenden 
concentrischen  Quarzitzug  gebunden,  der  unsere  Silurmulde  umschliesst.  Am  deut- 
lichsten und  auch  palaeontologisch  am  reichsten  tritt  sie  am  Fusse  des  kleinen 
Brdarückens  bei  Beraun  auf,  nämlich  bei  dem  Hofe  Ptäk,  dann  bei  der  Einschichte 
Vinice  und  bei  dem  Dorfe  Trüb  in,  wesshalb  diese  Schichtenzone  auch  den 
Namen  der  Trubiner  oder  Vinicer  Schiefer  führt.  Bei  Zahofan  spaltet  sich 
diese  Zone  in  zwei  Arme  und  zwar  in  Folge  einer  antiklinalen  Schichtenfaltung  der 
Quarzitzone  (d«),  so  dass  sie  nördlich  von  dieser  Faltung  in  einer  Synklinalen 
Mulde  auf  Quarziten  aufgelagert  ist,  südlich  aber  davon  von  dem  Quarzitsattel 
unter  die  Grauwackenschiefer  d4  einfällt.  Bei  Trubin  vereinigen  sich  wieder  beide 
Arme;  es  treten  aber  hier  im  Bereiche  der  Schiefer  d^  Diabasen  auf,  die  mit  den 
Diabasen,  welche  von  Zdic  gegen  Trubin  die  höheren  Grauwackenschiefer  (dj  und 
d4)  durchsetzen,  im  Zusammenhange  zu  sein  scheinen  und  die  sich  bis  in  die 
untergelagerten  Quarzite  bei  Trubin  fortsetzen,  indem  sie  daselbst  einen  ansehnlichen 
Felsenhügel  bilden.  Von  Trubin  kann  man  die  Schieferzone  dj  über  Knizkovic  bis 
gegen  Zebräk  verfolgen,  wo  sie  sich  wie  die  anderen  Zonen  der  Etage  D  unter 
Schotter  und  Lehmablagerung  verbirgt. 

Von  Beraun  nordostwärts  erstreckt  sich  die  Schieferzone  dj  durch  ihren 
petrographischen  Habitus  und  ihre  Petrefakten  leicht  erkennbar  am  Fusse  des 
Quarzitrückens  Bfezovä  bis  gegen  Lodenic.  Von  da  weiter  gegen  Prag  erkennt 
man  sie  stellenweise  sowohl  längs  des  nördlichen  Quarzitzuges  bis  Klein-Pfilep 
und  jenseits  Nenacovic,  als  auch  längs  des  südlichen  Quarzitzuges  bei  Motol  und 
Kosir.  In  den  Umgebungen  von  Prag  begleiten  diese  Schiefer  die  Quarzite  bei  Liboc 
und  Dejvic  und  streichen  durch  den  Baumgarten  bei  Bubenec  bis  an  das  andere 
Ufer  bei  Bulovka  fort,  und  verschwinden  erst  bei  Neulieben  unter  den  Quadern 
und  Planern  des  Prosiker  Plateaus.  Auch  der  Quarzitzug  des  Zizkaberges  und  der 
Kfizberg  bei  Olsan  ist  bis  über  Hrdlorez  und  Hloupetln  von  diesen  Schiefern  be- 
gleitet, wie  man  au  einzelnen  Terraineinschnitten  erkennt. 

Am  südlichen  Rande  der  Silurmulde  zeigt  sich  aber  diese  Schieferzone  dj 
in  einer  weniger  deutlichen   Entwicklung,    indem   sie   grösstentheils   durch  aufge- 


62 

schweinnite  Trümmergesteiue  und  Leliiii  am  Fnsse  des  grossen  Brdawaldes  bedeckt 
ist.  Doch  erkennt  mau  sie  in  einigen  Wasserrissen  und  Einschnitten  entlang  des 
Fusses  der  Quarzitrücken  zwischen  Vosov  und  Pvevnic,  so  namentlich  bei  Bransov 
gegenüber  von  Dobfichovic  und  bei  Vsenor,  und  auch  an  den  kleinen  Quarzithügeln 
jenseits  der  Moldau  bei  Kunratic,  Dubecek  bis  gegen  Ouval  bemerkt  man  einzelne 
Schieferlager  auf  Quarziten  ruhend,  welche  nach  ihrer  Beschaffenheit  als  dieser 
Zone  angehörig,  betrachtet  werden  können.  Hiedurch  ist  die  Beständigkeit  und 
eine,  wenigstens  in  petrographischer  Hinsicht  bestimmte  Selbstständigkeit  dieser 
Zone  im  unseren  silurischen  Gebiete  nachgewiesen. 


^J:''- 


4.  Die  Zone  der  Grauwackenschiefer  d4. 

Die  Gesteine  dieser  Zone  sind  quarzig  thonige  glimmerige  Grauwackenschiefer 
mit  eingefügten  Schichten  einer  quarzigen  feinkörnigen  oder  quarzitähnlichen  Grau- 
wacke.  Die  Farbe  der  Schiefer  ist  meist  dunkelgrau,  häufig  ins  bräunliche  geneigt ; 
die  quarzitischen  Grauwackenschichten  sind  heller  gefärbt. 

Die  Schichtenfiächen  sind  wulstig  und  knollig,  und  nur  in  den  dünnblättrigen 
Schiefern  ebenflächig.  An  vielen  Orten  bemerkt  man  Faltungen  und  Windungen 
der  Schichten,  offenbar  durch  Seitendruck  veranlasst,  wobei  wegen  der  relativen 
Plasticität  des  Materiales  die  Schichten  im  Zusammenhange  blieben,  wälu-end  die 
spröderen  quarzitischen  Bänke  der  vorhergehenden  Zone  d,  durch  Seitendruck  zer- 
sprengt und  zerbrochen  sind.  Wegen  dieser  unregelmässigen  Lagerung  ist  es  nicht 
leicht,  die  eigentliche  Mächtigkeit  dieser  Zone  zu  bestimmen:  sie  mag  an  1  bis 
1  '/3  Kilom.  betragen,  erscheint  aber  wegen  der  häufigen  Verwerfungen  und  Fal- 
tungen viel  grösser,  ja  bis  zu  mehreren  Tausend  Metern.  Dies  ist  aber  allerdings 
nur  scheinbar,  indem  sich  dieselben  Schichtenlageu  in  al) wechselnden  Synklinalen 
und  antiklinalen  Wellen  wiederholen,  so  namentlich  im  Moldauthal  unterhalb  Prag 
am  Belvedere,  im  Thale  von  Vosov,  bei  Hofovic  u.  s.  w. 

Wie  zwischen  den  Schieferschichten  der  Zone  d3,  werden  auch  in  dieser  Zone 
mehr  oder  w'eniger  grosse  linsenförmige  Ausscheidungen  eines  grossen,  mehr  oder 
weniger  kalkigen  Siderites  angetroffen,  der  durch  Verwitterung  in  Limonit  übergeht. 

In  dem  nördlichen  Muldenfiügel  des  Silurterrains  ist  bei  Nucic  ein  grosses 
Eisenerzlager  in  den  Schiefern  eingeschlossen,  das  bergmännisch  abgebaut  und 
in  den  Eisenhütten  von  Kladno  und  Königshof  verschmolzen  wird.  Die  Mächtigkeit 
dieses  Lagers  erreicht  bis  16  Meter,  es  verschwächt  sich  aber  allmählich  sowohl 
in  westlicher  als  in  östlicher  Richtung  und  keilt  sich  endlich  ganz  aus.  In  der 
Gegend  von  Nucic  steht  es  felsenartig  zu  Tage  an,  so  dass  es  hier  durch  Tagbaue 
gewonnen  werden  kann. 

Das  Erz  selbst  ist  ein  linsenförmiu  oolithisches,  dunkelgrünuraues,  seltener 
bläulich  graues  Eisenoxydulsilikat,  während  die  allgemeine  Grundmasse,  in  der  die 
linsenförmigen  oolithen  Silikate  ausgeschieden  sind,  ein  bräunlich  grauer  Siderit  ist. 
Es  nähert  sich  in  seinen  Eigenschaften  den  als  Chamoisit  angeführten  Eisenerzen, 
Einzelne  Stücke  des  Erzes  besitzen  magnetische  Kraft,  ja  es  kommen  selbst  polarisch 
wirkende  Bruchstücke  vor. 

An  den  Ausbissen   und   m   den   das  Erzlager   durchsetzenden  Querklüften  ist 


63 

das  Erz  durch  Verwitterung  in  limonitälinliclie,  braune  und  bräunlich  gelbe  Erze 
verwandelt. 

Von  seiner  Hauptablagerung  bei  Nucic  kann  man  das  Erzlager  nach  seinem 
nordöstlichen  Streichen  über  Jinocan  bis  gegen  die  einsame  Kirche  Krteü  bei 
Trebonic  verfolgen;  in  südöstlicher  Richtung  ist  es  über  Lodenic  bis  gegen  Vraz 
nachgewiesen. 

In  palaeontologischer  Beziehung  trägt  diese  Zone  den  Charakter  der  zweiten 
silurischen  Fauna  gleichmässig  wie  die  Zone  dj,  und  ist  sowohl  den  Arten  als  den 
Individuen  nach  ziemlich  mannigfach  und  reichhaltig. 

Die  Trilobiten  erscheinen  in  9  Gattungen,  von  denen  eine  in  einer  Art, 
nämlich  Telep  hus  fr  actus  hier  zuerst  erscheint.  Die  übrigen  Gattungen  stammen 
aus  den  tieferen  Zonen  der  Etage  D  und  enthalten  23  Arten,  von  denen  vier  dieser 
Zone  eigenthümlich  sind,  nämlich  Aci da spus  Kais  er lingi',  A.  tremenda, 
Homolonotus  med  ins  und  m  i  n  o  r. 

Von  anderen  Crustaceen  kommen  vier  Gattungen  Ostrapoden:  Beyrichia, 
C  y  t  h  e  r  0  p  s  i  s,  H  i  p  p  a,  L  a  p  e  r  d  i  t  i  a  und  zwei  Gattungen  Circhipeden :  A  n  a  t  i- 
fopsis  und  Plumulites  vor,  im  Ganzen  mit  8  Arten,  wovon  3  dieser  Zone 
eigenthümlich  sind.  Von  Pteropoden  sind  11  Conularien  und  7  Hyolithen 
aus  dieser  Zone  bekannt,  erstere  mit  1,  letztere  mit  2  nicht  Aveiter  verbreiteten 
Arten;  Die  Cephalopoden  kommen  sparsam  vor  und  zwar  nur  in  der  Gattung 
Orthoceras  mit  7  Arten;  die  Acephalen  und  Brachiopoden  sind  aber  wieder 
zahlreicher,  und  zwar  die  ersteren  mit  10  Gattungen  und  31  Arten;  die  letzteren 
mit  9  Gattungen  und  40  Arten.  Von  Acephalen  erscheinen  hier  zuerst  die  Gat- 
tungen Cypricardinia,   Orthonota;    von  Brachiopoden  die  Gattung  Crauia. 

Auch  Echinodermen,  namentlich  Cystideen  sind  häufig  und  füllen  bei  Vraz 
und  Zahoran  ganze  Schichtenlagen  aus,  so  namentlich  Aristocystites  bohe- 
m  i  c  u  s,  D  e  n  d  r  0  c  y  s  t  i  t  e  s  S  e  d  g  w  i  c  k  i ;  in  den  Schiefern  bei  Nucic  ist  E  c  h  i  n  o- 
sphaerites  Helmhackeri  eine  ausgezeichnete  Erscheinung. 

Graptolithen  kommen  auch  vor,  aber  selten.  Desto  häufiger  sind  auf  gewissen 
Schichtenflächen  der  Grauwackenschiefer  wulstartige  dichotomische  Abdrücke,  die 
von  Fucoiden  herrühren  und  mit  dem  Namen  C  h  o  n  d  r  i  t  e  s  a  n  t  i  q  u  u;s  Sternlj. 
bezeichnet  sind. 

Die  Verbreitung  der  Grauwackenschiefer  d^  ist  durch  die  Thal- 
gegenden angedeutet,  welche  am  Fusse  des  Walles  der  Quarzitrücken  des  grossen 
und  der  kleinen  Brda  das  in  der  Mitte  des  Silurbeckens  gelegene  Kalksteinplateau 
koncentrisch  umgeben.     (Fig.  43,  s.  S.  ()4.) 

Der  äusserste  Saum  dieser  Grauwackenschiefer  gegen  Südwesten  reicht  bis 
in  die  beiden  früher  erwähnten  Ausbuchtungen,  welche  der  wallartige  Quarzitrand 
an  den  beiden  Flanken  des  Hostomicer  Plesivec  bildet.  Die  Ausbuchtung  nördlich 
vom  Plesivec  umfasst  die  flache  Gegend  zwischen  Horovic  und  Zebräk  bis  Oujezd 
südwestlich  von  Cerhovic;  die  Ausbuchtung  südlich  vom  Plesivec  bildet  das  Thal 
von  Hostomic. 

Beginnen  wir  die  Umgehung  der  Grauwackenschieferzone  d4  von  Hostomic  an 
gegen  Nordost,  so  gelangen  wir  aus  der  gegen  Süden  im  Halbkreise  von  dem 
Plesivec  und   dem    grossen   Brdawalde    umschlossenen   Thalgegend    von    Hostomic 


64 

(359  M.)  in  das  schöne,  gut  angebaute  und  bevölkerte  Längsthal  von  Vosov,  dessen 
nördliche  Gräuze  der  Quarzitrücken  der  Housiny  (d^)  und  die  sich  ihm  anschlies- 
senden Kalksteinberge  Samor  und  Mramor  (e^,  e,,)  bilden,  während  an  der  südlichen 


N  Litavathal. 

Brdatka 
dz!  d2 


Damil.     Tobolka 
( 


Vosoverthal. 


diidildzids'  d^  '    d5      ■■    Di    '  d5  'Di'      ds       '  dl        'dsdi.'   di    '  di 

d, — dj  Untersilur,     e  e  F  g  Obersilur'     Di  Diahas. 

Fiff.  43. 


Seite  des  Thaies  der  dicht  bewaldete  grosse  Brdarücken  sich  erhebt  und  gegen 
Nordost  fortzieht.  Der  Thalgrund  besteht  aus  flachgewellten  Hügeln,  die  aus  wellen- 
förmig gebogenen  Grauwackenschiefern  bestehen  und  nur  näher  am  Brdawald  etwas 
mehr  sich  erhöhen,  wie  am  Chlumek  (422  M.)  bei  Behcfn,  an  der  Siberna 
(450  M.)  zwischen  Hostomic  und  Chlumec  und  an  dem  Hügel  zwischen  Hate  und 
Rochoty.  Der  tiefste  Thalgrund  am  Chumavabache  unter  Neumetel  hat  die  Seehöhe 
von  300  Metern.  Bei  Radons  durchbricht  ein  kleiner  Diabasstock  die  Schiefer 
(siehe  Fig.  19.),  die  sonst  nur  in  Hohlwegen  und  anderen  Terraineinschnitten  zu 
Tage  treten,  sonst  aber  von  Ackerboden  und  dem  herabgeschwemmten  thonigen 
Detritus  und  dem  Steinschutt  des  Brdagebirges  bedeckt  sind. 

Bei  Hlazowic  unweit  Vosow  ist  ein  reicher  Fundort  von  Petrefakten. 

Eine  kaum  merkbare  Erhebung  des  Thalbodens  (338  M.)  zwischen  Vizina  und 
Vseradic  bildet  die  Wasserscheide  der  Thalbäche,  von  denen  der  eine  nämlich  der 
Chumavabach  westwärts  zur  Litava,  der  andere,  der  Velicebach  nordöstlich  zur  Beraun 
abfliesst. 

Bei  Tfebaü  tritt  von  Nordwest  der  Beraunfluss  aus  einem  Querthale,  mittelst 
dessen  er  das  obersilurische  Kalki)lateau  durchbricht,  in  dieses  Längenthal  ein  und 
bewässert,  in  die  Grauwackenschiefer  d_,  eingefurcht,  das  schöne  malerische  Thal 
zwischen  dem  Kalksteinplateau  und  dem  Brdarücken  über  Revnic,  Dobrichovic, 
Vsenor  bis  zu  seinem  Ende  bei  Königsaal.  Hier  übersetzt  die  Grauwackenschiefer- 
zone  d4  die  Moldau  und  steht  am  rechten  Ufer  diesen  Flusses  in  geologisch  sehr 
interessanten  Lagerverhältnissen  an,  indem  die  mannigfach  geknickten  und  gefalteten 
Grauwackenschiefer  an  einer  Dislocation'^kluft  widersinnig  unter  die  azoischen 
Schiefer  einfallen. 

Von  da  steigen  die  Grauwackenschiefer  auf  die  Hügel  des  rechten  Moldau- 
ufers und  verbreiten  sich  in  einem  nicht  breiten  Streifen  zwischen  Zävist  und 
Modfan  auf  das  Plateau  bei  Lhotka  und  längs  des  Quarzitzuges  über  Oberkrc 
gegen  Roztyly,  dann  auf  die  flachgewellte  Gegend  zwischen  Sterbohol  und  Bechovic 
bis  in  den  Wald  Fiederholz,  grösstentheils  von  Sand  und  Schutt  von  zerstörten 
Quadersandsteinen  bedeckt.  Endlich  streicht  diese  Grauwackenschieferzoue  bei  Ho- 
rousan  und  Vyserovic  bis  zum  Fusse   des  Quader-   und  Plänerplateaus,  unter  dem 


65 

sie  sich  bei  Vykän  und  Cerniky  verliert.  Die  nördliche  Gränze  dieser  Zone  geht 
hier  längs  einer  Linie  von  Hodkovicky,  Zäbehlic,  Sterbohol  und  Pocernic,  längs 
deren  sie  von  aufgelagerten  Schiefern  der  Zone  i\  bedeckt  wird,  während  anderseits 
der  schon  früher  besprochene  Quarzitzug  von  Kunratic-Ouval  sie  an  der  Südseite 
begränzt. 

Kehren  wir  nun  zu  unserem  Ausgangspunkt  bei  Hostomic  zurück,  um  die 
Grauwackenschieferzone  (di)  an  der  Nordseite  des  Silurbeckens  zu  verfolgen.  Die- 
selbe zieht  sich  von  Hostomic  bis  Lochovic  um  den  nördlichen  Fuss  der  Plesivec 
herum  und  füllt  dann  die  Mulde  der  nördlichen  Quarzitausbuchtung  zwischen  Ho- 
fovic  bis  Zebräk  aus. 

Eine  antiklinale  Schichtenfaltung,  welche  vom  Berge  Ivina  bis  gegen  Hofovic 
streicht,  bewirkt  längs  des  rothen  Baches  bei  Hofovic  eine  locale  Erhebung  der 
Quarzite  über  die  aufgelagerten  Grauwackenschiefer  und  verursacht  die  Zertheilung 
dieser  Schiefer  in  zwei  sekundäre  Mulden,  von  denen  die  südlichere  Mulde  zwischen 
dem  Berge  Ostry  und  der  Drazovka  bei  Hofovic  das  Thal  von  Erpet  und  Podluh 
ausfüllt,  während  jenseits  des  Quarzitsattels  der  Drazovka  die  Grauwackenschiefer 
die  ebene  Feldgegend  einnehmen,  welche  sich  vom  rothen  Bache  bis  Oujezd,  Cerhovic 
und  Zebräk  erstreckt.  Sand  und  Schotter  und  auch  fruchtbare  gelblichgraue  Acker- 
erde bedecken  diese  Fläche  zwischen  Zäluzi,  Tlustic  und  Sedlec  bis  gegen  Zebräk. 
(Siehe  Fig.  16.)  Diese  oberflächlichen  Ablagerungen  rühren  nach  ihrem  Material, 
in  welchem  mau  noch  Stücke  von  eisenschüssigen  Sandstein  wahrnimmt,  offenbar 
von  einer  zerstörten  Parthie  der  Kreideformation  her,  deren  tiefste  limnische 
Schichten  über  Beraun  bis  hieher  reichten.  Das  Vorkommen  von  weissem  plastischen 
Thon  bei  Bzovä  unweit  Tocnik,  der  vollkommen  mit  ähnlichen  Thonen  der  Kreide- 
formation in  den  Umgebungen  von  Prag  übereinstimmt,  zeigt,  dass  ein  Theil 
der  limnischen  Absätze  der  Ki-eidezeit  hier  sogar  bis  in  die  azoische  Eegion  sich 
ausdehnte,  indem  Bzovä  schon  auf  azoischen  Thon-  und  Kieselschiefern  liegt.  Wir 
werden  ähnliche  Vorkömmnisse  noch  häufiger  auf  dem  obersilurischen  Kalkstein- 
plateau antreffen. 

In  dem  Bereiche  dieses  angeschwemmten  Terrains  erhebt  sich  der  Hügel  „na 

V  V 

Stilci"  zwischen  Tlustic  und  Zebräk,  wo  Schichten  einer  kleinen,  auf  dem  Silur 
aufgelagerten  Steinkohlenmulde  anstehen,  aus  weichem  kaolinischem  Sandstein  be- 
stehend, der  ehedem  ein  ausgiebiges  Kohlenflötz  bedeckte,  das  nun  aber  seit  Jahren 
ganz  abgebaut  ist.  (Siehe  Fig.  17.) 

Aus  diesem  Terrain  zwischen  Hofovic  und  Zebräk  verbreitet  sich  die  Zone 
der  Grauwackenschiefer  (d4)  über  Zdic  gegen  Beraun,  und  zwar  zwischen  den  Quar- 
ziten  (da)  des  kleinen  Brda  und  der  ihnen  aufgelagerten  Trubiner  Schiefer  (dj)  und 
zwischen  den  weichen  Schiefern  der  Zone  d-^,  die  am  Berge  Koncipudy  bei  Lochovic 
beginnen,  und  sich  von  da  über  Otmik,  Stasov,  Zdic  längs  des  Rothen  Baches  und 
dann  gegen  Königshof  längs  der  Litava  bis  nach  Beraun  erstrecken. 

Die  Lagerung  der  Grauwackenschiefer  ist  hier  mannigfach  gestört  und  häufigen 
Faltungen  unterworfen.  Längs  der  Gränze  zwischen  den  Schiefern  der  Zone  d^  und 
d^  treten  ansehnliche  Diabasstöcke  zu  Tage,  so  am  Berge  Koncipudy  (411  M.), 
am  Otmik  er  berge  (399  M.),  dann  zwischen  Stasov  und  Bavoryne,  bei  Zdic  und 
zwischen  Levin  und  Cernin,  dann  auch  zwischen  Pocapl  und  Trubin.  Durch  diese 
Diabasen  und  die  durch  sie  bewirkten  antiklinalen  Schichtenaufstauungen  entwickelt 

5 


66 

sich  im  Thale  der  Litava  zwischen  Zdic  und  Beraiin  eine  Reihe  von  länglichen, 
steilen  Hügeln,  welche  die  Mitte  des  Thaies  einnehmen  und  von  den  höheren  Bergen 
aus  gesehen,  z.  B.  von  Svatä,  der  Gegend  einen  eigenthümlich  malerisch  coupirten 
Character  verleihen. 

Im  Bereiche  dieser  Thalzone  sind  die  reichsten  und  ergiebigsten  Fundorte 
der  Petrefakte  der  Grauwackenschieferzone  d4,  so  namentlich  bei  Präs koles  und 
bei  Z  a  h  0  f  a  n,  nach  welchem  letzteren  Orte  diese  Zone  auch  mit  dem  Namen  Z  a- 
h  0  f  a  n  e  r  S  ch  i  e  f  e  r  bezeichnet  wird. 

Am  linken  Beraunufer  setzt  sich  von  der  Stadt  Beraun  diese  Zone  Grau- 
wackenschiefer  mit  einem  ähnlichen  hügeligen  Charakter  über  Vraz  gegen  Lodenic 
fort  und  bildet  dann  w^eiter  den  Terrainstreifen  zwischen  dem  Quarzitzug  von  Horelic 
und  Chrastan  und  zwischen  den  Abhängen  des  Kalksteinplateaus  über  Nucic,  Ji- 
nocan,  Stodülky  in  das  Koslfer  Thal  bis  nach  Smichov.  Bei  Nucic  treten  am 
Hügel  „V  Häjecku"  (385  M.)  die  früher  erwähnten  Chamoisit  ähnlichen  Erze  in 
anstehenden  Felsen  zu  Tage  (Fig.  32  r.)  und  sind  dann  weiter  gegen  Zbuzan  durch 
grossen  Tagbau  aufgeschlossen.  Die  Vicinalbahn  von  Kladno  leitet  die  Eisenschienen 
bis  zur  Mündung  der  Stollen  und  versorgt  die  grossen  Eisenhütten  in  Kladno  mit 
dem  hiesigen  Erze. 

Jenseits  der  Moldau,  am  rechten  Ufer  dieses  Flusses  zieht  sich  dann  die 
Zone  der  Grauwackenschiefer  (d4)  zwischen  den  Quarziten  des  Zizkaberges  und  den 
Schieferhügeln  der  Zone  d^,  über  Vysehrad  und  die  obere  Neustadt  Prag,  wo  sie 
eine  grosse  antiklinale  Faltung  bildet,  dann  über  Vrsovic,  Malesic,  Hrdlofezy,  Kej 
und  Svepravice  bis  zum  Fusse  des  Quader-  und  Plänerplateaus,  wo  sie  zwischen 
Chvala  und  Jirna  unter  denselben  verschwindet. 

Ein  durch  die  grosse  Beraun-Prager  Bruchlinie  abgerissener  Streifen  der 
Grauwackenschiefer,  1  bis  2  Kilom.  breit,  erscheint  noch  nördlich  jenseits  der  eben 
beschriebenen  Grauwackenschieferzone  zwischen  den  beiden  Quarzitzügen  des  nörd- 
lichen Randes  unserer  Silurmulde.  Er  beginnt  am  Plesivec  bei  Beraun,  und  zieht 
sich  zwischen  PodkozI  und  Nenacovic  quer  über  den  Kacicerbach,  jenseits  dessen 
er  unter  dem  Plänerplateau  sich  verbirgt,  aber  wieder  im  flachen  Thalgrunde  bei 
Hostivic  und  dann  bei  Liboc  und  Dejvic  auftaucht,  worauf  er  sich  über  den  Baum- 
garten und  das  Belvedere  bei  Prag,  wo  er  in  bedeutend  gestörter  Lagerung  von 
Sand  und  Schotter  bedeckt  ist,  quer  über  die  Moldau  auf  die  Hügel  bei  Lieben 
verbreitet  und  daselbst  unter  dem  Quader-  und  Plänerplateau  unter  Prosik  ver- 
schwindet. 

Auch  hier  trifft  man  namentlich  bei  Lieben  und  Vysocan  ziemlich  reichhaltige 
Fundorte  von  Petrefakten  an. 

Die  palaeontologisch  merkwürdigste,  leider  aber  nicht  mehr  sichtbare  Fund- 
stelle im  Bereiche  dieses  Streifens  von  Grauwackenschiefer,  ist  die  am  Hohlweg 
Bruska  auf  der  Kleinseite  Prags.  Es  kamen  daselbst  bei  dem  Baue  der  Strasse 
(1836)  gi'össere  Kalkconcretionen  in  den  Grauwackenschiefern  vor,  welche  mitten  im 
Gebiete  der  zweiten  silurischen  Fauna  unzweifelhafte  Repräsentanten  der  dritten 
Fauna  enthielten  (Cheirurus  insignis,  Arethusina  Konincki,  Sphaerexo- 
chus  mirus,  Spirifer  togatus,  Atrypa  reticularis  u.  a.),  während  in  den 
diese  Kalkknollen  umschliessenden  Grauwackenschiefern  echte  Repräsentanten  der 
zweiten   Fauna   (A s a p h u  s  n o b  i  1  i s,   C a  1  y  m e n e   i n c e r t a,    D a  1  m a n  i  t e s   so- 


67 

Cialis,  Trinucleus  ornatus)  erschienen.  Barrande  bezeichnete  diese  Stelle 
mit  dem  Namen  C  o  1  o  n  i  e  Zippe,  und  reihte  sie  der  Zone  der  Grauwackenschiefer 
(d4)  ein,  dem  zu  Folge  eine  Wiederholung  der  Coloniebildung  statt  gefunden  haben 
müsste,  da  nämlich  auch  in  der  nächstfolgenden  Zone  d^  Colonien  vorkommen. 

Eine  neue  Untersuchung  dieser  Stelle  war  wegen  der  Verdeckung  derselben 
durch  die  Strasse  nicht  möglich.  Da  aber  die  grosse  Dislocationslinie,  an  der  die 
offenbar  in  die  Zone  dj  eingelagerte  Colonie  Motol  vorkömmt,  quer  über  den  Lo- 
renziberg  in  Prag  gegen  das  Belvedere  streicht,  und  die  Zone  der  Schiefer  d.  von 
Motol  bis  zum  Fusse  des  Loren/iberges  sich  verfolgen  lässt,  so  liegt  die  Vermu- 
thung  nahe,  dass  in  der  Colonie  Zippe  eine  kleine  Parthie  der  Schiefer  d^  mit 
ihren  Colonieeinschlüssen  in  irgend  eine  Schichtenfalte  oder  eine  Verwerfungskluft 
der  Grauwackenschiefer  d^  eingezwängt  ist,  und  dass  demgemäss  auch  diese  Colonie 
eigentlich  in  das  Bereich  der  Schichtenzone  d^  gehört. 


5.    Die  Zone  der  weichen  Schiefer  da. 

Diese  Zone  bildet  den  Abschluss  der  mittelsilurischen  Abtheilung,  nämlich 
der  Etage  D,  und  besteht  aus  thonigen,  weichen,  gelblich  oder  grünlichgrauen, 
stellenweise  auch  dunkelgrauen  und  schwarzen  Schiefern  mit  wenig  Glimmer.  Stellen- 
weise trifft  man  in  diesen  Schiefern  auch  härtere,  grössere  und  kleinere  Concre- 
tionen  von  thonigkieseligem  Gesteine  an.  In  den  höheren  Schichtenlagen  wechsel- 
lagern diese  weichen  Schiefer  mit  Grauwackensandsteinen  oder  quarzitähnlichen 
Bänken  von  gewöhnlich  lichtgrauer,  manchmal  auch  von  grünlicher  Farbe,  die  in 
einzelnen  Strecken  gegen  den  Abschluss  dieser  Zone  vorherrschend  werden  und  in 
kleinen  Felsenkäramen  auftreten.  Nach  einem  der  charakteristischen  Hauptfundorte 
dieser  Schichten  hat  man  ihre  Schiefer  mit  dem  Namen  Königshofer  Schiefer 
und  die  Grauwackensandsteine  mit  dem  Namen  K  o  s  o  v  e  r  G  r  a  u  w  a  ck  e  n  be- 
zeichnet. 

Von  besonderem  Interesse  sind  dtinnblättrige,  schwarze,  etwas  kalkige  Schiefer, 
häufig  kalkige  Concretionen  enthaltend,  welche  von  mehr  oder  weniger  mächtigen 
Diabasmassen  begleitet,  in  die  weichen  Schiefer  der  Zone  dj  eingelagert  oder  ein- 
geklemmt erscheinen.  Diese  schwarzen  Schiefer  enthalten  nämlich  nicht  blos  die- 
selben Graptolithen,  wie  sie  in  den  unmittelbar  unter  die  Etage  E  abgelagerten 
und  zu  dieser  Etage  palaeontologisch  zugehörigen  Graptolithenschiefern  vorkommen, 
sondern  auch  namentlich  in  den  kalkigen  Concretionen  andere  Repräsentanten 
unserer  dritten  silurischen  Fauna,  während  in  den  diese  schwarzen  Schiefer  umgebenden 
weichen  thonigen  Schiefern  noch  Petrefakte  der  zweiten  Fauna  erscheinen.  Bar- 
rande bezeichnete  diese  Erscheinung  mit  dem  Namen  Colonien,  indem  er  annahm, 
dass  die  zweite  und  dritte  Fauna,  allerdings  an  verschiedenen  Orten,  gleichzeitig 
existirte  und  dass  unter  gewissen  Verhältnissen,  etwa  in  Folge  von  Senkungen  oder 
Hebungen  des  Meeresbodens,  Einwanderungen  von  Repräsentanten  der  dritten  Fauna 
in  das  Gebiet  der  zweiten  Fauna  stattfanden. 

In  Berücksichtigung  des  geotektonischen  Zusammenhanges  der  schwarzen  Grap- 
tolithenschiefer  mit  den  Diabasgesteinen  und  ihren  geschichteten  Tuffen,  der  fast 
überall  an  der  Basis  der  oberen  Abtheilung  der  böhmischen  Silurformation  bemerkbar 


68 

ist,  scheint  die  Annahme  gestattet  zu  sein,  dass  ein  genetischer  Zusammen- 
hang zwischen  den  Diabasmassen  und  den  Graptolithenschiefern  obwalte,  vielleicht 
in  der  Art,  dass  um  die  Eruptionsstelleu  des  Diabases  am  Meeresgrunde  als 
nämlich  das  Material  dieses  Gesteines  zur  Zeit  des  Abschlusses  der  D-Sedimente 
aus  dem  Erdinnern  empordrang,  das  feine,  thonig  kalkige  Material  der  Graptolithen 
schiefer  sich  absetzte,  und  einen  besonders  günstigen  Züchtungsboden  für  den 
Beginn  der  dritten  silurischen  Fauna  darbot. 

Die  Diabaseruptionen   und   die  Bildung    der  ringsum  dieselben    verbreiteten 
Graptolithenschichten   erfolgten,   wie  es  scheint,   gegen  Abschluss   der  Periode   der 
D-Etage  zuerst  nur  sporadisch,  später  aber  häufiger,  bis  sie  am  Beginne  der  Bildung 
der   obersilurischen   Schichten   das   ganze  noch   von   silurischen  Wässern  bedeckte 
Becken  einnahmen.    An  manchen  Stellen  scheint  aber  am  Abschluss  der  D-Periode 
eine   ununterbrochene  Bildung  der  Diabasen  und  Graptolithenschiefer  stattgefunden 
zu   haben,    die   dann   gänzlich   die   Stelle    der  thonigen,    an   anderen   Stellen    sich 
noch    immer   bildenden   Absätze,    einnahmen.    Eine    solche    Stelle    ist   der   Hügel 
Ratinka  zwischen   dem  Bahnhofe   von  Beraun   und  dem  Dorfe  Tetln.     Man  sieht 
daselbst  mächtige,    die  weichen   Schiefer   dg    durchbrechende    Massen   von   Diabas 
und  darüber  in  einer  anscheinenden  Mächtigkeit  von  einigen  hundert  Metern  einen 
Wechsel  von  Graptolithenschiefern  und  Diabasen  und  ihren  Tuffen,   selbst  mit  ein- 
gelagerten  grösseren   versteinerungsreiche-n  Kalkbänken,  bis   sie   endlich   bei  Tetin 
von  Kalkschichten  der  Zone  e^  überlagert  werden.    Dieser  ganze  Schichtencomplex 
wird  allerdings  schon  zur  Zone  e^    der   ersten   obersilurischen   Etage  E  gerechnet, 
aber   die  Vertheilung   der   Graptolithen   in   demselben   ist  der  Art,   dass   sich  hier 
ebendasselbe  Vertheilungsgesetz   der  Graptolithen  wiedererkennen  lässt,   wie  es  in 
den  vereinzeinten  Colonien  mehr  oder  weniger  deutlich  angedeutet  ist.  Ganz  analog 
dem  Vorkommen  der  Graptolithen  an  der  Basis  des  Obersilures,  wie  es  N  i  ch  o  1  s  o  n 
und  L  a  p  w  0  r  t  h  in  Nordengland  und  T  u  1 1  b  e  r  g  im  Schweden  constatirt  hat,  lassen 
sich  nändich   auch   in   unseren  Graptolithenschiefern   an   der  Basis  des  Obersilures 
drei  Zonen  unterscheiden,   von  denen  die  tiefste  durch  das  häufige  Erscheinen  von 
Diplograptus- und  Climacograptus-Arten  und  durch  Rastrites  peregri- 
nus,  Monograptus  lobiferus   (Becki  Barr.);    die  mittlere  durch  das  Vorherr- 
schen von  Monog.  priodon  und  die  obere  durch  Monog.  colonus  und  t e s t i s 
charakterisirt  ist.  Diese  Vertheilung  gilt  sowohl  für  den  zusammenhängenden  Schi- 
chtencomplex der  Graptohthens chiefer  an  der  Basis  des  Obersilures,  wie  er  an  der 
Ratinka  auftritt,   als   auch  für  die  isolirten  Colonien,   in  denen  man  die  eine  oder 
die  andere  der  Graptolithenzonen,  aber  immer  in  der  angedeuteten  Ordnung  antrifft. 
Dem  zu  Folge  wäre  es  nicht  ungerechtfertiget,   die  Gränze  des  böhmischen 
Obersilures,  nämlich  den  Beginn  der  Etage  E  tiefer  zu  versetzen,  als  es  Barrande 
gethan   hat,   und    zwar   bis    in   das   Bereich   der   Colonien,   wo   dann   die   wenigen 
Repräsentanten  der  zweiten  Fauna,  welche  in  dieser  Gränzzone  in  den  benachbarten 
weichen  Schiefern   noch  vorkommen,   als   die  letzten  Nachzügler   dieser  Fauna  be- 
trachtet werden  könnten. 

Die  Mächtigkeit  der  eigentlichen  Zone  dj  lässt  sich  auf  etwa  200  Meter 
abschätzen,  sie  wächst  aber  bedeutend  an,  wo  Grünsteinmassen  in  derselben  auf- 
treten und  beträgt  dann  bis  über  800  Meter. 

Der  palaeontologische  Charakter  dieser  Zone  ist,  allerdings  abgesehen  von  den 


69 

Vorkömmnissen  in  den  Colonien,  dievollkommen  mit  der  dritten  Fauna  überein- 
stimmen, derselbe  wie  in  der  vorhergehenden  Zone  der  Grauwackenschiefer  d4,  es 
sind  aber  die  Gattungen  und  Arten  zahlreicher.  So  sind  die  Trilobiten  durch  24 
Gattungen  mit  55  Arten  vertreten,  worunter  fünf  Gattungen,  nämlich  Ampyx, 
Cyphaspis,  Sphaeroxochus,  eine  von  Barrande  zu  Phillipsia  gezogene 
Form  (Ph.  parabolla)  und  Kemopleurides  erscheinen,  von  denen  die  beiden 
letzteren  ausschliesslich  dieser  Zone  angehören.  Von  den  55  Arten  dieser  Trilobiten 
sind  36  dieser  Zone  eigenthüralich,  darunter  mehrere  wie  Calymene  declinata, 
Illaenus  Hisingeri  und  Wahlenbergianus,  Trinucleus  Bucklandi 
durch  häufigere  Individuen  sich  bemerkbar  machen. 

Die  anderen  Crustaceen  sind  durch  einen  Phyllopoden,  aus  der  Gattung  C  e  r  a- 
t  i  0  c  a  r  i  s,  dann  durch  Gattungen  der  Ostracoden :  B  e  y  r  i  ch  i  a,  C  y  t  h  e  r  o  p  s  i  s, 
Entomis,  Primitia  und  durch  die  beiden  Gattungen  der  Cirrhipeden  Anati- 
fopsis  und  Plumulites  vertreten. 

Die  Pteropoden   sind  durch  4  Conularien   und  Hyolithen   repräsentirt. 

Von  Acephalen  sind  43  Arten  in  13  Gattungen  bekannt,  darunter  die  Gat- 
tungen Nuculites  und  Sluha  mit  je  einer  Art  ausschliesslich  dieser  Zone 
angehören. 

Von  Brachiopoden  kommen  40  Arten  und  zwar  in  9  Gattungen  vor,  die  schon 
in  den  früheren  Zonen  erschienen,  worunter  24  Arten  ausschliesslich  auf  diese  Zone 
sich  beschränken. 

Ausserdem  sind  von  Cephalopoden  11  Arten  Orthoceras,  dann  die  schon 
in  dl  erwähnte  und  von  Barrande  als  Bactrites  aufgefasste  Form  und  1  Art 
Gomphoceras  aus  dieser  Zone  beschrieben,  und  endlich  auch  eine  Anzahl  von 
Gasteropoden  und  Graptolithen. 

Die  Hauptfundorte  sind  Königshof  bei  Beraun,  Lejskov,  Gross-Kuchel,  Nusle. 

Die  Verbreitung  der  Zone  dj. 

Orographisch  hängt  die  Zone  A^  mit  dem  obersilurischen  Kalksteinplateau 
zusammen,  und  namentlich  bilden  die  festeren  Grauwacken  oder  Quarzitbänke,  die 
am  Abschluss  dieser  Zone  erscheinen,  längliche  Kämme  am  Kande  dieses  Plateaus. 
(Siehe  Fig.  43.) 

Am  südwestlichen  Ende  streicht  aber  diese  Zone  über  das  Kalkplateau  hinaus 
in  das  Bereich  der  Grauwackenschiefer  d^  und  bildet  bei  K  o  c  v  a  r  (375  M.) 
in  denselben  eine  flache  Bodenerhöhung  zwischen  den  Orten  Lochovic,  Otmiky  und 
Zdic,  die  einerseits  gegen  Norden  von  dem  Rothen  Bache  begränzt  und  anderseits 
durch  das  Litavathal  bei  Libomysl  vom  eigentlichen  Kalksteinplateau  abgetrennt 
wird.  Ansehnliche  Diabasmassen  treten  hier  an  der  Gränze  zwischen  den  Grau- 
wackenschiefern  d4  und  den  Grauwacken  und  weichen  Schiefern  der  Zone  d^  zu 
Tage;  so  am  Berge  Koncipudy  bei  Lochovic,  am  Otmikerberg,  bei  Stasov, 
Bavoryne  und  Zdic.  Die  Oberfläche  ist  von  quarzigem  Gerolle  bedeckt,  dessen 
Material  von  nahem  Brdagebirge  abstammt. 

Eben  so  verlängert  sich  die  Zone  d^  am  nordöstlichen  Ende  des  obersilurischen 
Kalksteinplateaus  über  dasselbe  hinaus  und  bildet  ringsum  von  Grauwackenschiefern 
der  Zone  d^  umgeben  flache  Hügel   mit  muldenartiger  Lagerung   ihrer   Schichten, 


70 


die  von  Michle  bei  Prag  über  Strasnic  und  Sterboliol  bis  nach  Bechovic  zum  Fusse 
des  Chwaler  Quader-  und  Plänerplateaus  fortlaufen.    (Siehe  Fig.  36,  37.) 

Am  Rande  des  Kalksteinplateaus  beginnt  die  Zone  d^  mit  den  steilen,  bewal- 
deten Thallehneu  bei  Libomysl,  deren  Kamm  den  Namen  Vysebohy  (441  M.) 
fülirt.  Dieser  Kamm  setzt  sich  jenseits  eines  kleinen  Thälchens,  das  von  Libomysl 
nach  Zelkovic  führt  mit  östlicher  Richtung  noch  deutlicher  in  dem  Walde  Hou- 
siny  (458  Met.)  fort  (siehe  Fig.  44)  un,d  erstreckt  sich  bis  nach  Vseradic.  Er 
besteht  aus  festeren  quarzitischen  Grauwackensandsteinen,  die  Lehnen  aus  weichen 
Schiefern,  der  Fuss  aber  aus  einem  petrographisch  interessanten  Gesteine,  nämlich 
aus  einem  Glimmerporphyr  (oder  Minette),  der  hier  bei  Neumetely  und 
Hlazovic  kleine  felsige  Hügel  bildet,  in  denen  dieses  Gestein  von  Steinmetzern 
gewonnen  wird.  Dieses  Gestein  ist  aus  dichtem  triklinen  Feldspath  (Oligoklas)  und 
aus  braunem  Glimmer  zusammengesetzt  und  mit  tuffartigen  Gebilden  zusammenhän- 
gend, welche  lagerartig  den  Schiefern  dieser  Zone  eingefügt  sind.  Wir  werden  dieses 
Gestein  auch  am  Nordostsaume  des  Verbreitungsbezirkes  der  Zone  d-^  bei  Michle 
antreffen. 

Jenseits  des  Housinakammes  bei  den  Dörfern  Zelkovic  und  Bykos  ist  auf  den 
Schiefern  und  Grauwackeu  der  Zone  d^  schon  Graptolithenschiefer  mit  Diabasen 
aufgelagert  und  es  bildet  diese  Zone  in  wellenförmigen  Windungen  die  Basis  der 
Kalkplateaus  und  der  ihm  angereihten  isolirten  Kalkinseln,  wie  später  näher 
nachgewiesen  wird. 

Bei  Vseradic  geht  der  Housinakamm  in  hügelige  Terrainstuffen  über,  welche 
den  Fuss  der  höheren  Kalkberge  Telin,  Samor  und  Mramor  bilden.  Bei  Nesvacil 
kömmt  in  den  Schiefern  dieser  Hügel  ein  schön  krystallinisches  Diabasgestein 
zu  Tage. 

Diese  Hügel  setzen  sich  bei  Lee  vorbei  gegen  Svinar  fort,  von  Diabas  durch- 
setzt und  eine  kleine  Graptolithencolonie  umschliessend ;  ihre  Fortsetzung  am  Berge 
Vockov  (366  M.)  wird  dann  vom  Beraunfluss  quer  durchbrochen,  so  dass  man  an 
den  steilen  mit  Gestrüpp  bedeckten  Lehnen  zwischen  Trebäii  und  Klucic  die  Syn- 
klinalen und  antiklinalen  Windungen  der  Zone  dj  und  die  in  dieselben  eingelagerten 
oder  eingekeilten  Graptolithenschiefer  und  Diabasen  zu  Tage  anstehen  sieht.  Na- 
mentlich ist  die  höchste  Kuppe  des  Vockov  bei  Klucic  durch  eine  antiklinale  Auf- 
stauung der  Schieferschichten  der  Zone  d^  gebildet,  und  es  werden  durch  dieselbe 
zwei  Graptolithen-  und  Diabaszüge  getrennt,  von  denen  der  nördliche  das  zusammen- 
hängende Kalkterrain  des  Obersilures  unterteuft,  der  südliche  aber  vom  Obersilur 
abgetrennt  quer  über  den  Beraunfluss  verläuft.  Dieser  letztere  Diabaszug  bildet 
bei  Hinter-Trebaii  zu  beiden  Seiten  des  Flusses  anstehende  Felsmassen  und  setzt 
sich  von  Graptolithenschiefern  begleitet  über  das  Dörfchen  Rovina  auf  den  felsigen 
Kamm,  Cabrak  (305  Meter)  benannt,  fort,  der  bei  Karlik  von  einem  Bach  quer 
durchbrochen  wird. 

Bei  Vouoklas  verliert  sich  dieser  Diabaszug  in  den  Gehängen  des  Kalkstein- 
plateaus. Bald  aber  kommen  am  Süd-Rande  dieses  Plateaus  die  quarzitischen  Grau- 
wackeu der  Zone  dj  wieder  zum  Vorschein,  und  bilden  die  kammartigen  Hügel 
(Babka  362  M.,  Sulava  358  M.)  ober  Cernosic  und  Radotfn,  mit  steilem  Abfalle 
gegen  die  Beraun  und  oben  am  Kamme  theilweise  von  Sand  und  Schotter  der  zer- 
störten Kreideformatiou  bedeckt. 


7J 

In  älmlicher  Weise  streichen  diese  Hügel  mit  steilem  Abfalle  gegen  die 
Moldau  über  Radotiu,  wo  sie  ein  Querthal  durchbricht,  auf  die  Lehnen  Lahovsko 
(327  M.)  genannt.  In  diesen  Lehnen  erscheinen  zwischen  Radotln  und  Gross-Kuchel 
die  beiden  von  Barr,  mit  dem  Namen  Colonie  Haidinger  und  ColonieKrejcl 
bezeichneten  Einlagerungen  von  Graptolithenschiefern  in  Begleitung  von  Diabasen. 
Nach  der  Vertheilung  der  Graptolithen  gehört  die  Colonie  Haidinger  der  tieferen 
Graptolithenzone,  während  die  andere  hauptsächlich  die  zweite  Zone  zu  enthalten 
scheint.  Die  ganze  Zone  dj  mit  ihren  weichen  Schiefern  und  Quarziten  sammt  den 
Colonieeinschlüssen  streicht  dann  hier  quer  gegen  Nordosten  über  die  Moldau  und 
bildet  die  Thalgehänge  zwischen  Modfan  und  Branik  bei  dem  Dorfe  Hodkovicky, 
wo  ebenfalls  an  drei  Stellen  Graptolitheneinlagerungen  in  den  Schieferu  der  Zone 
d-  und  Diabasgesteine  erscheinen,  aus  w^elchen  letzteren  namentlich  auch  der  kleine 
Hügel  zusammengesetzt  ist,  der  mitten  in  der  Thalfläche  des  Braniker  Baches,  vor 
seiner  Einmündung  in  die  Moldau,  sich  erhebt. 

Von  Branik  zieht  sich  die  Schieferzone  d-^  quer  durch  das  Thal  von  Krc 
gegen  Michle.  Daselbst  bildet  es  den  nun  von  einer  Viciualbahn  durchsetzten  Hügel 
Bohdalec  (270  M.),  dessen  concentrisch  muldenartige  Zusammensetzung  in  den 
tieferen  Theilen  weiche  Schiefer  und  am  Rücken  die  quarzitischen  Grauwacken 
enthält.  (Siehe  Fig.  36.)  Interessant  sind  hier  auch  die  Einlagerungen  von  Glim- 
merporphyr (Minette),  die  man  in  einzelnen  anstehenden  Parthieu  von  da  über 
Strasnice  gegen  Sterbohol  am  Hügel  Homole  (260  M.)  bis  nach  Pocernic  und 
Bechovic  verfolgen  kann.  Hinter  dem  Teiche  bei  den  genannten  Orten  lagert  sich 
wieder  quarzitähnliche  Grauw^acke  wie  am  Bohdalec  muldenförmig  auf  die  weichen 
Schiefer  auf,  und  verschwindet  endlich  unter  dem  sandigen  Schutte  der  zerstörten 
Kreideformation  am  Walde  Fiederholz  und  am  Fusse  des  Chvaler  Plänerplateaus. 
(Siehe  Fig.  37.) 

Kehren  wir  nun  in  südwestlicher  Richtung  zurück  gegen  Prag,  so  können  wir 
von  Michle  angefangen  die  Zone  d-  an  der  Nordseite  des  obersilurischen  Kalk- 
plateaus wieder  bis  zu  unserem  Ausgangspunkte  verfolgen.  Die  Zone  zieht  sich  von 
Michle  auf  das  von  sandigem  Schutt  der  zerstörten  Kreideformation  bedeckte  Pla- 
teau über  Pankrac  gegen  die  Moldau,  welche  sie  zwischen  Dvorec  und  Podol 
übersetzt.  Dann  bildet  sie  die  Lehnen  und  Hügel  längs  des  Kalkplateaus  gegen 
Radlic  zu,  streicht  von  da  über  Jinonic,  Ohrada  und  Reporyj,  einige  Colonien  mit 
Graptolithens chiefer  und  Diabasen  enthaltend,  so  eine  zwischen  Reporyj  und  Ohrada, 
eine  zweite  (Colonie  Cotta)  zwischen  Jinonic  und  Neuhof,  welche  letztere  in  ver- 
härteten Schiefern  die  obere  Graptolithenzone  mit  Monograptus  colonus  und 
Kalkconcretionen  mit  Orthoceren  enthält,  dann  in  Reporyj  selbst  die  von  Barrande 
so  genannte  Colonie  Ar  chiac  mit  ansehnlichen  anstehenden  Diabasf  eisen  und  ver- 
steinerungsreichen Graptolithenschiefern,  in  denen  gegen  das  Obersilur  fortschreitend, 
sich  alle  drei  Graptolithenzonen  nachweisen  lassen.  Die  Schieferzone  d^  setzt  dann  von 
hier  durch  das  seichte  Thal  bei  Miresic  gegen  Zbuzan  und  Nucic  nach  Tachlovic 
fort,  wo  wieder  Colonien  von  Graptolithenschiefern  und  Diabasen  erscheinen. 

Von  da  zieht  sie  sich  auf  den  kammartigen  Hügel  Kolo  (405  M.)  gegen 
Lodenice  und  längs  des  Kalkberges  Herynk  bei  Vraz  vorüber  gegen  Beraun,  wo 
sie  am  linken  Ufer  des  Flusses  in  den  steileren  Lehnen  von  Diabasmassen  durch- 
setzt, zu  Tage  tritt. 


72 

Jenseits  des  Berauuflusses  bildet  die  Zoue  dj  den  Fuss  des  kalkigen  Berges 
D  a  m  i  1  ober  dem  Bahnhof  von  Beraun,  und  tritt  mit  ihren  festeren  Grauwackensand- 
steinen  am  Berge  K  o  s  o  v  (358  M.)  ober  der  Erailhütte  bei  Königshof  deutlich  auf, 
während  am  Fusse  dieses  Berges  die  weichen  Schiefer  einen  ergiebigen  Fundort  von 
Petrefakten  enthalten.  Der  Litohlaverbach  durchbricht  hier  am  Rande  des  Kalkplateaus 
diese  Zone,  und  deckt  ihre  Ablagerung  am  Fusse  der  Koukolovähora  (478  M.) 
und  des  Berges  Smutny  (454  M.)  auf,  wo  man  in  demselben  Colonien  von  Dia- 
basen und  Graptolithenschiefern  antrifft,  während  die  Kuppen  dieses  Berges  aus 
Kalkstein  bestehen.  Hinter  den  letzteren  erhebt  sich  der  Berg  Studeny  (417  M.) 
ober  Chodoun,  der  schon  ganz  dieser  Zone  angehört  und  nur  durch  die  Schlucht 
von  Malkov  von  der  Höhe  Vysebohy  abgetrennt  ist,  von  der  wir  ausgegangen  sind. 
Auch  die  beiden  isolirten  Hügel  am  linken  Ufer  der  Litava  gegenüber  dem  Smutny 
und  Studeny,  nämlich  der  Lutzberg  bei  Levin  (327  M.)  und  der  Knihov  bei 
Zdic  gehören  zur  Zone  der  weichen  Schiefer  d^.  Der  erstere  ist  von  einer  ansehn- 
lichen Masse  von  Diabas  durchsetzt  und  die  Kuppen  beider  bestehen  aus  sand- 
steinartigeu  Grauwacken,  die  hier  wie  am  Berge  Kosov  bei  Königshof  zu  Stein- 
metzarbeiten benützt  werden. 


III.  Das  Gebiet  der  dritten  Silur-Fauna. 

Das  Gebiet  dieser  Fauna  uraschliesst  das  centrale  Kalkplateau  unserer  Silur- 
formation, das  die  Gegend  zwischen  Zdic  und  Prag  in  einer  Ausdehnung  von  5 
und  einer  Breite  von  ^j^ — 1  Meile  einnimmt.  Das  Plateau  ist  in  seinem  nord- 
östlichen Theile  eben  oder  flachnügelförmig  und  erst  gegen  Karlstein  zu  erheben 
sich  grössere  bewaldete  Terrainwellen,  ohne  aber  bedeutend  über  das  allgemeine 
Plateauniveau  von  350—400  Meter  zu  steigen.  Desto  malerischer  und  mannig- 
facher und  namentlich  in  tektonischer  und  palaeontologischer  Beziehung  interessant, 
erweisen  sich  die  Querthäler  und  Schluchten,  von  welchen  das  Kalkplateau  durch- 
furcht wird.  Man  kann  in  diesen  Thälern  und  Schluchten  Schritt  für  Schritt  alle 
die  von  Barrande  aufgestellten  Schichtenstufen  oder  Etagen  in  ihren  verschiedenen 
Windungen  und  Dislocationen  an  den  anstehenden  Felsen  verfolgen  und  erhält  schon 
durch  einige  Begehungen  des  Terrains  ein  so  deutliches  Bild  der  Tektonik  der- 
selben, wie  es  keine  andere  silurische  Gegend  biethet. 

Die  Erkennung  und  Untersuchung  der  vier  Schichtenstufen  E,  F,  G,  H,  aus 
denen  unser  Ober-Silur  zusammengesetzt  ist,  sind  ungemein  durch  die  petrogra- 
phische  Verschiedenheit  derselben  erleichtert. 

Die  Basis  des  Kalksteinplateaus  bildet  die  Etage  E,  welche  Barrande  in  die 
Zonen  Oj  und  e^  scheidet. 

Die  tiefere  Zone  e^  bestellt  am  Graptolithenschiefern  mit  Einlage- 
rungen von  krystallinischen  oder  von  tuffartigen  Diabasgesteinen. 

Die  Schiefer  bestehen  aus  einer  etwas  kalkigen  thonigen  wenig  glimmerhal- 
tigen  Masse,    die  gut  spaltbar   ist.    Gewöhnlich    sind   dieselben   dunkelgrau   oder 


73 

schwarz,  mit  feinen  von  Pyrit  metallisch  glänzenden  Graptolithenabdrücken  bedeckt, 
manchmal  aber  auch  lichtgrau  und  an  einzelnen  Orten  auch  roth.  In  der  Nähe  von 
krystallinischen  Diabasen  sind  sie  manchmal  auch  licht  und  dunkel  gebändert  und 
mehr  oder  weniger  kieselig. 

In  den  höheren  Lagen  dieser  Schiefer  treten  zuerst  sporadisch,  und  höher 
hinauf  immer  zahlreicher  ellipsoidische  oder  auch  kugelrunde  Kalkconcretionen  von 
Nuss-  bis  Kopfgrösse  auf,  und  enthalten  gewöhnlich  Versteinerungen.  In  den  höheren 
Lagen  häufen  sich  die  Kalkconcretionen  zu  continuirlichen  Reihen  an  und  gehen 
endlich  i^  zusammenhängende  Kalkbänke  über. 

Die  Zone  e^  besteht  durchaus  aus  Kalksteinschichten  und  zwar  häufig  in 
scharfen  Windungen  und  Knickungen.  Der  Kalkstein  derselben  ist  meist  dunkel- 
grau, häufig  bituminös  und  giebt  dann  beim  Anschlagen  oder  Reiben  einen  eigen- 
thümlichen  Geruch  von  sich.  Die  Textur  ist  bald  dicht,  bald  mehr  krystallinisch 
und  dann  von  weissen  Calcitadern  durchschwärmt  und  marmorartig. 

Einzelne  Lagen  bestehen  fast  nur  aus  Versteinerungen,  namentlich  aus  Cri- 
noiden,  Cephalopoden  und  Brachiopoden.  Dieser  Kalk  gibt  einen  sehr  guten  Mörtel 
für  Landbauten. 

Die  Etage  F  theilt  Barrande  auch  in  zwei  Zonen  ab,   nämlich  f^  und  fo. 

Die  Zone  fi  hauptsächlich  im  nordöstlichen  Theil  der  Etage  zwischen  Dvorec 
und  Kosof  verbreitet,  besteht  ebenfalls  aus  dunkelgi'auem  oder  schwarzem  bitumi- 
nösen Kalkstein,  der  an  den  Felsen  bei  Kuchelbad  in  den  auffallendsten  Windungen 
und  Faltungen  ansteht. 

Die  Zone  i^  besteht  aus  mehr  ebenflächigen,  gewöhnlich  röthlichen  mar- 
morartigen, aber  auch  aus  lichtgrauen  Kalkstein,  der  im  südwestlichen  Theil  des 
Kalkplateaus  bei  Mnenan  und  Konepms  durch  weissen  krystallinischen  an  Petrefakten 
sehr  reichen  und  chemisch  sehr  reinen  Kalkstein  ersetzt  wird.  Er  wird  desshalb 
als  Saturationskalk  in  den  Zuckerfabriken  verwendet,  während  die  röthlichen  Bänke 
einen  schönen  Marmor  und  gute  Platten  zu  Trottoirsteinen  geben. 

Im  Bereiche  dieser  Kalksteine  sind  durch  Auswaschungen  hie  und  da  Höhlen 
entstanden,  so  bei  St.  Prokop  unweit  Prag,  bei  St.  Ivan,  Koda,  Tetfn  und  Koneprus. 

Die  Etage  G  theilt  Barrande  in  drei  Zonen  g,  g^  g^  ab. 

Die  Zone  gi  besteht  aus  einem  grauen,  dichten,  knolligen  Kalkstein,  der 
einen  vortrefflichen  hydraulischen  Kalk  liefert.  Die  knollenförmigen  Stücke,  aus 
denen  die  Bänke  dieser  Zone  bestehen,  sind  ungleich  grosse,  unregelmässig  gegen 
einander  gepresste  Concretionen  mit  thonigkalkigem  Bindemittel,  die  einestheils  in 
dichten  zusammenhängenden  Kalkstein,  anderseits,  wenn  das  thonige  Bindemittel  mehr 
vorwaltet,  an  der  Oberfläche  in  knolliges  Gerolle  übergehen.  Häufig  sieht  man  in  diesem 
Knollenkalke  dunkelgraue,  unregelmässige  Concretionen  von  kieseligem  Hornstein 
oder  auch  kleine  Lagen  desselben  zwischen  den  Kalkschichten.  Die  Querklüften, 
welche  die  Schichtenbänke  durchsetzen,  sind  mit  Kalkspath,  häufig  in  schönen  und 
grossen  Krystallen  angefüllt. 

Die  Zone  go  tritt  als  ein  schwache  thonige  Zwischenlage  zwischen  den  kal- 
kigen Zonen  g\  und  g,  auf.  Sie  besteht  aus  grauen,  gelblichen  oder  braunen  auch 
röthlichen  Schiefern,  die  in  einer  Lage  mit  nadeiförmigen  Tentakuliten  angefüllt 
sind,  und  deshalb  auch  Tentakuliten  schiefer  heissen.  In  den  an  die  Kalk- 
zonen augränzenden  Lagen,   sowohl  im  Liegenden   als   im   Hangenden   zeigen   sich 


74 

gerade  wie  in  der  Zone  e,  ellipsoidische  Kalkconcretionen,  die  in  der  Nähe  der 
Kallvzonen  immer  liäufiger  werden  und  endlich  in  zusammenhängende  Kalkschichten 
übergehen.  Im  Hangenden  dieser  Zone,  da  wo  die  kalkige  Zone  g,  aufliegt,  sind 
diese  knolligen  Schieferlagen  roth  gefärbt,  oder  bunt  gebändert  und  geben  sich 
schon  von  weitem  zu  erkennen. 

Die  Zone  g^  ist  ihrem  Gesteine  nach  der  Zone  g\  sehr  ähnlich ;  sie  besteht 
nämlich  aus  dichtem  Knollenkalkstein,  der  an  der  Basis,  wo  er  auf  der  Tentaku- 
litenzone  ruht,  gewöhnlich  roth  gefärbt  ist,  in  den  Mittellagen  aber  vollkommen  mit 
den  grauen  Knollenkalken  gi  übereinstimmt.  Im  Hangenden  geht  dieser  Kalkstein 
wo  er  mit  Schiefer  der  folgenden  Etage  bedeckt  ist,  in  thonige  oder  kieselige  Kalk- 
steine über,  die  sich  endlich  in  einzelne  in  die  thonige  Masse  der  aufgelagerten 
Schiefer  eingekneteten  Knollen  auflösen. 

Die  Etage  H,  die  höchste  der  Etagen  im  böhmischen  Silurbecken,  theilt  Bar- 
rande in  die  Zonen  hj  hj  \  ab. 

Die  Zone  h^  enthält  thonige  Schiefer  ohne  Quarziteinlagen,  aber  mit  kal- 
kigen Zwäschenlagen  oder  Knollen  an  der  Basis.  In  ihr  kommen  die  letzten  thie- 
rischen  Reste  des  Silures  vor. 

Die  Zone  hj  besteht  aus  Thonschiefer  mit  Einlagen  von  quarzitischen 
Schichten.     Ausser  Abdrücken  von  Fukoiden  hat  diese  Zone  keine  Versteinerungen. 

Die  Zone  h3  besteht  aus  dünnblättrigen  thonigen  Schiefern,  in  denen  weder 
kalkige  noch  quarzitische  Zwischenlagen  vorkommen.  Sie  enthält  keine  Ver- 
steinerungen. 

Nebst  den  geschichteten  Gesteinen  nehmen  auch  eruptive  Gebilde  Antheil  an 
der  Zusammensetzung  der  obersilurischen  Etagen,  nämlich  der  Diabas- Grün- 
ste in  und  seine  Tuffe.  Der  körnig  krystallinische  Grünstein  ist  ein  Diabas  von 
vorherrschend  dunkelgrüner  Farbe,  welche  von  den  Augitkörnern  und  dem  bei- 
gemengten Chlorit  herrührt.  Die  Grundmasse  ist  ein  kalkhaltiger  Labradoritfeld- 
spath.  In  die  mehr  oder  weniger  dichte  Masse  mengt  sich  auch  Pyrit  und  Quarz  ein, 
und  auf  Kluftflächen  erscheint  Calcit  und  Analcim,  seltener  Prehnit,  Datolith,  Lau- 
montit,  Natrolith,  Aluminit.  Die  Textur  ist  gewöhnlich  verschwommen,  körnig, 
seltner  deutlich  kiystallinisch.  Durch  die  Umwandlung  der  dichten  mit  Kalk  im- 
prägnirten  Grundmasse  in  grünlich  thonige  Gesteine,  in  denen  stellenweise  noch 
stockförmige  Massen  von  körnigen  Diabasen  vorkommen,  gehen  diese  körnigen, 
eruptiven  Gesteine  in  Tuff'e  über,  welche  manchmal  eine  deutliche  Schichtung  zeigen 
und  in  einzelnen  Kalkconcretionen  Petrefakten  enthalten.  Zwischen  Zbuzan  und 
Tachlovic  ist  in  diese  Tuffe  ein  Lager  von  Siderit,  der  theilweise  in  Limonit  um- 
gewandelt ist,   eingeschaltet;   es  enthält  eine  Menge  von  Petrefakten  der  Etage  E. 

Die  Diabasgrünsteine  treten  hauptsächlich  im  Bereiche  der  Zone  e,  auf  und 
bilden  am  äusseren  Saume  des  Kalkterrains  ansehnliche  anstehende  Felsen. 

Sie  verbreiten  sich  nicht  blos  in  die  kalkige  Zone  ej  (so  namentlich  im  Beraun- 
thal  bei  Tetin),  sondern  auch  bis  in  die  Kalkzone  f^  g\  bis  go,  wie  man  es  bei 
Tetln  und  im  Radotinerthale  und  bei  Chotec  wahrnimmt. 

Die  durchschnittliche  Mächtigkeit  der  einzelnen  Zonen  lässt  sich  mit  Sicher- 
heit schwer  bestimmen,  da  die  vielen  Schichtenwindungen  und  Verwerfungen  eine 
bestimmtere  Messung  sehr  erschweren. 


75 

Die  Etage  E  ist  die  mächtigste ;  die  Zone  e,  nämlich  die  Graptolithenschiefer- 
zone  erreicht  da,  wo  sie  von  Diabasen  durchsetzt  ist,  die  Mächtigkeit  von  200  bis 
500  Mt.;  die  kalkige  Zone  e^  von  40—80  Mt. 

Die  Zonen  f^  und  fa  erreichen  eine  Mächtigkeit  bis  100  Meter,  verschwächen 
sich  aber  auf  40—50  Meter. 

Die  Zone  g,  hat  die  Mächtigkeit  von  100 — 150  Metern. 

Die  Zone  ga  ist  die  schwächste,  sie  hat  20 — 100  Meter. 

Die  Zone  gj  ist  50 — 100  M.  mächtig. 

Die  Etage  H  ist  zum  grossen  Theil  abgeschwemmt,  da  sie  die  höchste  Decke 
unseres  Obersilures  bildet.  Die  einzelnen  übrig  gebliebenen  Schollen  haben  eine 
Mächtigkeit  von  20—250  M. 

Der  palaeonto logische  Charakter  ist  nicht  blos  durch  eine  grosse 
Reihe  von  neuen  Gattungen  und  Arten,  sondern  auch  durch  den  Reichthum  an 
Individuen  ausgezeichnet,  indem  einzelne  Kalkbänke  der  Zone  e«  und  fj  fast  ganz 
aus  Versteinerungen  bestehen. 

Charakteristisch  ist  das  erste  Auftreten  von  Wirbelthieren,  nämlich  von  Fischen, 
welche  in  unserem  Obersilur  mit  4  Gattungen,  nämlich  Asterolepis,  Cocco- 
steus,  Ctenacanthus,  Gompholepis  in  6  Arten  vertreten  sind,  von  denen 
2  der  Zone  i^,  und  die  übrigen  4  Arten  der  Zone  g^  angehören. 

Von  Trilobiten  führt  Barrande  204  obersilurische  auf.  Davon  entfallen  auf 
die  Etage  E  82,  F  79,  G  42,  auf  H  1  Art.  Von  diesen  204  Arten  gehören  74 
Arten  solchen  Gattungen  an,  die  erst  im  Obersilur  erscheinen,  alle  übrigen  gehören 
Gattungen  an,  die  schon  im  Untersilur  vertreten  sind,  und  zwar  sind  es  11  unter- 
silurische  und  6  ausschliesslich  obersilurische  Gattungen,  denen  jene  Arten  an- 
gehören. Im  Ganzen  enthält  also  die  obersilurische  dritte  Fauna  17  Gattungen 
Trilobiten,  während  die  zweite  oder  mittelsilurische  ihrer  30  zählt,  von  denen  11 
beiden  Faunen  gemeinschaftlich  sind. 

Von  den  neu  zugekommenen  Gattungen,  die  übrigens  sämmtlich  in  der  Etage 
E  ihren  Anfang  nehmen,  sind  es  vorzüglich  Bronteus  und  Phacops,  die  durch 
Artenzahl  das  Obersilur  kennzeichnen,  da  die  vier  übrigen  obersilurischen  Gat- 
tungen: Arethusina,  Cromus,  Deiphon  und  Staurocephalus  nur  in 
wenigen  Arten  auftreten. 

Mit  Einschluss  der  untersilurischen  Gattungen  ist  die  Vertheilung  der  Trilo- 
biten in  den  obersilurischen  Zonen  die  folgende: 

1(3  Arten  in  13  Gattungen      1     zusammen  97  Arten 
„       in  15  „  j        in  18  Gattungen 

„       in     7  „  1     zusammen  94  Arten 

in  11  „  I        in  11  Gattungen 


Zone 

e,: 

1(3 

)) 

e,: 

81 

V 

U-- 

11 

11 

k- 

83 

11 

%x- 

58 

n 

82: 

7 

)i 

gs: 

3 

fi 

h,  : 

2 

in  10 
in  6 
in     3 

in     2 


zusammen  68  Arten 
in  11  Gattungen 


Von  anderen  Crustaceen  kommen   in  unserem  Obersilur  Phyllopoden,    Ostra- 
coden  und  Eurypteriden  vor. 


76 

Die  Cephaloden  erscheinen  in  13  neuen  Gattungen,  während  2  Gattungen  aus 
dem  Untersilur  abstammen.  Barraude  zählt  1081  hieher  gehörenden  Arten  auf, 
wovon  auf  die  Etage  E  856,  auf  F  95,  auf  G  170  und  H  14  entfallen.  Unter 
diesen  sind  allein  267  Arten  der  Gattung  Cyrtoceras  und  357  Arten  der  Gattung 
Orthoceras,  von  denen  die  meisten  aus  der  Zone  e.^   stammen. 

Die  Acephalen  sind  durch  50  Gattungen  vertreten,  von  denen  38  neu  sind, 
die  Zahl  ihrer  Arten  bestimmt  Barrande  mit  1182. 

Die  Brachiopoden  zählen  13  Gattungen  mit  513  Alten. 

Auch  die  Gasteropoden  sind  reichlich  vertreten. 

Die  Pteropoden  treten  etwas  zurück ;  im  gesammten  Obersilur  führt  Barrande 
nur  8  Couularien  und  16  Hyolithen  au.  Eigenthümlich  sind  dem  Obersilur  die 
Gattungen  Tentaculites  und  Styliola,  die  hauptsächlich  in  der  Zone  gj  vor- 
kommen, aber  in  den  ersten  Anfängen  schon  in  f,  auftreten. 

Von  Echinodermen  ist  namentlich  Scyphocrinus  elegans  in  der  Zone  Oi 
und  ej  herrschend.  Korallen  Halysites,  Favosites,  Heliolithes,  Cyato- 
phyllum,  Cys  tiphyllum,  Lithostrotion,  Ampi  exus  kommen  namentlich  in 
der  Etage  E  und  F  vor;  Graptolithen  wie  schon  erwähnt  hauptsächlich  in  der  Zone  e,. 

Pflanzenreste  kommen  als  Abdrücke  von  Fukoiden  am  häufigsten  in  der  Zone 
hl  und  auch  in  hj  vor.  Einige  Formen  erinnern  schon  an  Landpflanzen  (Lepido- 
dendron),  sie  werden  aber  von  Stur  auch  den  Fukoiden  augereiht. 

Die  Hauptfundorte  der  Petrefakten  für  die  einzelnen  obersilurischen  Zonen 
sind  die  folgenden: 

für  e^ :  Kuchelbad  und  Butovic  (Chuchlerschichten,  Graptolithenschiefer) ; 

für  62 :  Budhan  bei  Karlstein,  Lochkov,  Kosof,  Tachlovic,  Dlouhä  hora  bei 
Beraun  (Budiianer  Kalke); 

für  fi :  Lochkov,  Slivenec,  Dvorec  bei  Prag  (Lochkover  Kalke) ; 

für  fj :  Koneprus,  Mnenany,  Slivenec,  Tetin  (Mnenaner  Kalke  und  Slivenecer 
Marmore) ; 

für  g^ :  Branik,  Chotec,  Tetln,  Kosof  (Branlker  Kalke) ; 

für  gj :  Hlubocep  (Dalejer  Thal),  Chotec,  Tfebotov,  Karlstein  (Dalejer  Schiefer, 
Tentakulitenschiefer) ; 

für  gg :  Hlubocep,  Chotec  (Hluboceper  Kalke) ; 

für  h, :  Srbsko,  Hostin  (Srbsko-Schiefer) ; 

für  hj :  Holin  (Hollner  Schiefer) ; 

für  h3 :  Hostin  (Hostiner  Schiefer). 

Eine  der  interessantesten  palaeontologischen  Thatsachen  im  unseren  Obersilur 
ist  das  mit  der  Zone  fj  angefangen,  häufige  Auftreten  von  entschieden  devo- 
nischen Formen. 

So  gehören  die  beiden  Fischgattungen  Coccosteus  und  Asterolepis,  von 
denen  die  erstere  in  der  Zone  fj  und  g^,  die  letztere  in  der  Zone  gj  erscheint,  zu 
den  charakteristischen  Fischformen  des  brittischen  Old  red. 

Von  Trilobiten  haben  die  Formen  aus  der  Gruppe  Dalmanites  Haus- 
mani,  die  sich  durch  grosse  Pygidien  auszeichnen  und  in  der  Zone  £,  und  gj 
herrschen,  dann  die  Bron  teus-Arten  mit  gezähnelteu  Pygidien  wie  z.B.  B.  thy- 
sanopeltis,  B.  Clementinus  (aus  fj  und  g,)  einen  entschieden  devonischen 
Typus. 


77 

Unter  den  Cephalopoden  repräsentirt  das  Genus  Goniatites  das  in  der 
Zone  fj  beginnt  und  namentlich  in  den  Zonen  ga  und  gj  reicher  entwickelt  ist,  und 
dann  das  Genus  Gyroceras,  das  von  der  Zone  f^  bis  in  gj  und  h^  reicht,  dess- 
gleichen  charakteristische  Formen,  wie  sie  sonst  nur  das  Devon  aufweist. 

Noch  auffallender  tritt  der  devonische  Typus  in  dem  Brachiopodengenus 
Stringocephalus  (aus  t)  und  in  der  Korallenform  der  Calceola  (ebenfalls 
aus  fj)  hervor. 

Das  Blastoidengenus  Pentremites,  das  aus  dem  Devon  bis  in  den  Kohlen- 
kalk verbreitet  ist,  hat  auch  in  der  Zone  fj  seine  Repräsentanten. 

Endlich  könnte  man  von  negativen  Kennzeichen  einerseits  das  gänzliche  Fehlen 
der  Graptolithen  von  £j  hinauf,  und  anderseits  das  Fehlen  der  Fische  von  fj  herab, 
als  charakteristisch  für  unsere  obersilurischen  Zonen  anführen. 

Vergleicht  man  diesen  allerdings  nur  in  den  äussersten  Umrissen  angedeuteten, 
so  zusagen  d  e  v  o  n  i  s  i  r  e  n  d  e  n  Ch  a  r  a  k  t  e  r  der  Fauna  unserer  höchsten  silurischen 
Zonen  (von  fj  bis  H),  der  durch  eingehende  palaeontologische  Studien  gewiss  noch 
weit  evidenter  nachgewiesen  Avird,  mit  den  stratigraphischen  Verhältnissen  des 
Silures  und  Devones  in  Deutschland,  Frankreich,  England,  wo  diese  beiden  Forma- 
tionen unmittelbar  auf  einander  folgen  und  wo  man  die  Analogien  der  böhmischen 
silurischen  Zonen  nur  bis  höchstens  zur  Zone  fi  erkennt,  während  alle  höheren 
Schichtenstufen  in  den  betreffenden  Territorien  schon  zum  Devon  gerechnet  werden, 
so  kann  man  der  von  verschiedenen  Seiten  ausgesprochenen  Vermuthung  eine 
gewisse  Berechtigung  nicht  absprechen,  dass  unsere  höchsten  silurischen  Zonen 
(f^  gl  go  gs  H)  so  zu  sagen  schon  die  tieferen  Parthieen  der  Devonformation  ver- 
treten, trotzdem  die  Fauna  derselben  in  ihrem  innigen  Zusammenhange  mit  den 
tieferen  silurischen  Zonen  im  Ganzen  noch  einen  vorherrschend  silurischen  Chara- 
kter hat. 

Zur  Erklärung  dieser  eigenthümlichen  Erscheinung  könnte  man  dieselbe 
Theorie  anwenden,  mit  der  Barrande  das  Erscheinen  der  Colonien  zu  erklären  ver- 
suchte und  der  der  Gedanke  zu  Grunde  liegt,  dass  wie  in  dem  heutigen  auch  im 
silurischen  Meere  in  von  einander  entfernten  Meerestheilen  oder  Buchten  gleich- 
zeitig verschiedenartige  Faunen  existiren  konnten. 


Die  Verbreitung  der  obersilurischen  Etagen  und  Zonen. 

Das  obersilurische  Plateau  in  seiner  schon  früher  angedeuteten  Ausdehnung 
scheidet  sich  orographisch  im  Ganzen  zwar  sehr  deutlich  von  dem  Terrain  des 
Mittelsilures  ab,  indem  es  von  den  Kämmen  der  Kosover  quarzitischen  Grauwacke 
(dj  umsäumt  und  von  einer  breiten  Thalfurche  im  Gebiete  der  Grauwackenschiefer 
(d4)  concentrisch  umgeben  wird;  die  einzelnen  Schichtenzonen  treten  aber  in  den 
Terrainformen  nicht  mehr  so  prägnant  hervor,  wie  in  den  Zonen  des  Mittelsilures, 
sondern  bilden  vielmehr  zusammenhängende  gleichartige  Terrainparthieen,  deren 
locale  Ungleichheit  überdiess  auf  der  Höhe  des  Plateaus  durch  aufgelagerten  Thon-  ^ 
Sand-  und  Schotterschutt  der  zerstörten  Basis  der  Kreideformation,  welche  ehedem 
das  Obersilur  bedeckte,  grösstentheils  ausgeglichen  sind. 


78 

Nur  die  Zone  der  weichen  Graptolithenschiefer  und  ihrer  Grünsteine  (e,)  ist 
am  äusseren  Saume  des  obersihirischen  Kalkterraiues  von  den  härteren  Kalkstein- 
bänken der  auf  ihnen  gelagerten  Zonen  scharf  geschieden  und  auch  orographisch 
angedeutet. 

Der  eigenthümliche  Charakter  der  obersihirischen  Kalkzonen  tritt  aber  um  so 
deutlicher  in  den  tiefen  Thälern  und  Schluchten  zum  Vorschein,  indem  man  au 
den  steilen  Felswänden  derselben  nach  dem  wechselnden  petrographischen  Charakter 
nicht  blos  die  Reihenfolge  dieser  Zonen,  sondern  auch  die  Bruchlinien  verfolgen 
kann,  nach  denen  sie  durch  gegenseitigen  Druck  zu  antiklinaleu  und  Synklinalen 
Schichtenwellen  aufgestaut  und  durch  Verschiebungen  gegen  einander  verworfen  sind. 

Der  Beraunfluss  trennt  durch  ein  von  Nordwest  nach  Südost  gerichtetes  Spalten- 
thal das  obersilurische  Plateau  in  zwei  ungleiche  Theile,  einen  südwestlichen  klei- 
neren Theil  zwischen  dem  Beraunflusse  und  dem  Litava-  und  Vosoverthal;  und  in 
einen  grösseren,  nordöstlichen  vom  Beraun-  und  Moldauflusse  umflossenen  Theil. 

I.  Das  obersilurische  Terrain  am  rechten  Beraunufer. 

Dieses  Terrain  bildet  ein  hügeliges  Plateau  zwischen  dem  Beraunfluss  und 
dem  Litava-  und  Vosoverthale,  das  nicht  bloss  an  seinem  Rande  von  den  quarzi- 
tischen  Grauwacken  (dj)  des  Housinarückens  und  des  Kosovberges  umsäumt  wird, 
sondern  auch  in  seiner  Mitte  von  einer  antiklinaleu  Aufstauung  dieser  Grauwacken 
durchsetzt  wird. 

Diese  Aufstauung  der  Grauwacken  und  Schiefer  (d,)  kann  man  vomVockov- 
berg  (366  M.)  gegenüber  von  Karlstein  südwestlich  bis  nach  Mnenan  verfolgen, 
wo  sie  sich  unter  aufgelagerten  Graptolithenschiefern  und  Kalkbänken  verbirgt, 
aber  jenseits  derselben  zwischen  Bykos  und  Suchomast  wieder  zu  Tage  tritt  und 
über  Borek  bis  nach  Libomysl  sich  fortsetzt.  (Fig.  43  und  44.) 


ez 


Knihov.  Koukolo.vaHora.  Tman.  (.ejskov.Bj'kos.  Housfny. 


d,  dr,  Untersilur,    e,  e^  Obersilur.    M  Minette.    Di  Diabas. 

Fig.  44. 

Parallel  zu  dieser  antiklinaleu  Erhebung  der  Grauwacken  verlaufen  kleinere 
Schichtenwellen  in  der  Schieferzone  d^,  in  welche  die  letzten  südwestlichen  Aus- 
läufer der  Graptolithenschiefer  von  Grünsteinen  begleitet,  sich  einlagern.  Der  eine 
dieser  Ausläufer  zielit  sich  von  Bykos  gegen  Zelkovic,  der  andere  von  Tmän  nach 
Malkov,  der  dritte  von  der  Koukolovä  hora  westwärts  gegen  die  Fiala-Mühle  an 
der  Litava. 

Alle  diese  Ausläufer  der  Graptolithenschiefer  und  der  sie  begleitenden  Grün- 
steine der  Zone  ej  waren  ehedem  von  einer  zusamuienhängenden  Kalkschichte  der 
Zone  %  bedeckt,   welche  aber  durch  spätere  Dislocationen  zerrissen    und  grössten- 


79 

abgeschwemmt  wurde,   so   class  sich  nur  vier  isolirte  Parthieen   oder  Schollen  der- 
selben erhielten. 

Die  eine  dieser  Kalkschollen  bildet  den  Rücken  des  Berges  Lejskov  (458 
Meter)  bei  Tmän,  an  dessen  Fusse  im  Bereiche  der  weichen  Schiefer  der  Zone  d^ 
ein  ausgezeichneter  Fundort  der  letzten  Reste  der  dritten  Fauna  sich  befindet. 

Die  zweite  isolirte  Kalkscholle  (Oj)  bildet  westlich  davon  die  Kuppe  des 
Berges  Smutny  (453  M.)  zwischen  Tmäh  und  dem  Meierhofe  Slavik. 

Die  dritte  Kalkscholle  ie^)  bildet  am  Rande  des  Plateaus  ober  Popovic  den 
Gipfel  der  Koukolovä  hora  (470  M.),  an  deren  durch  Steinbrüche  fast  ganz 
zerstörten  Kuppe  eine  weithin  sichtbare  Kapelle  (St.  Blasius)  steht.  Gegen  das 
Litavathal  fällt  dieser  Berg  mit  bewaldeten  Lehnen  steil  ab,  und  man  sieht  da  an 
seinem  Fusse  beim  Dorfe  Kfizatky  (Schmiedberg)  und  im  Litavathale  die  Schiefer 
und  Grauwackenzone  d^  mit  Grünsteinen  und  Graptolithenschiefer  anstehen. 

Die  vierte  und  grösste  Kalkparthie  bildet  einen  von  Nordwest  nach  Südost 
streichenden  Bergrücken,  der  sich  zwischen  den  beiden  Terraindepressionen  erhebt, 
in  deren  einen  an  der  Südseite  des  Berges  die  Strasse  von  Vseradic  nach  Suchomast 
und  Tmäh  gegen  die  Emilshütte  bei  Königshof,  und  in  der  anderen  an  der  Nord- 
seite die  Strasse  von  Liteh  über  Mnehan  und  Koneprus  ebenfalls  gegen  die  Emils- 
hütte sich  zieht.    (Fig.  45.) 


Zlaty  Kone- 
Libomysl.  Vysebohy.  Lejskov.    Kün.  priisy.  Tobolka.  Damil.  Tetin.  Bahuhof .  Beraua. 

SW  !  ■  ■ 


ei      c,2 


'  !  .1 


d^  dj  Untersilur,    ei  Cj  F  gj  Obersilur.    Di  Diabas. 

Fig.  45. 


NO 


Der  Bergrücken  besteht  an  der  Basis  aus  der  Schichtenzone  der  Graptolithen- 
schiefer und  Grünsteine  (ej,  höher  hinauf  aus  Kalkschichten  der  Zone  eo,  und  in 
nordwestlichem  Theile  am  Bergkamme  selbst  aus  Kalkbäuken  der  Etage  F.  Die 
Kalkbänke  dieser  Zonen  ziehen  sich  quer  über  die  antiklinale  Schichtenaufstaung 
der  Schiefer  und  Grauwackenzone  d^,  die  wie  früher  erwähnt  in  südwestlicher 
Richtung  vom  Vockovberge  gegen  Bykos  streicht,  während  Terrainfurchen,  welche 
die  Kalkzonen  in  nordöstlichei-  Richtung,  durchsetzten  den  Rücken  in  einzelne 
Kuppen  zertheilen,  die  dieser  Gegend  einen  kupirten,  bergigen  Charakter  verleihen. 
Diese  Kuppen  sind  von  Südost  nach  Nordwest  der  M  r  a  m  o  r,  der  S  a  m  o  r  (464  M.), 
Bacin  (497  M.),  Tel  in  (481  M.),  denen  sich  dann  der  Rücken  in  der  Waldstrecke 
Dlouhy  les  (452  M.),  dann  die  Kuppen  Oujezdec  (470  M.)  und  Kobyla 
(470  M.)  anschliessen,  welche  letztere  Kuppe  mit  dem  kammartigen  Rücken  Zlaty 


80 

Kün  und  Kotyz  genannt  zwischen  Koneprus  und  Tmän  zusammenhängt,  von  denen 
der  letztgenannte  den  Bergzug  abschliesst. 

Die  Kuppen  Mramor,  Samor  und  Telfn  bestehen  aus  Kalksteinen  der 
Zone  e,,  die  auf  der  Graptolithenzone  und  Grünsteine  (e^)  ruht. 

Diese  letztere  Zone  setzt  sich  vom  östlichen  Fusse  des  Mramor  über  den  Ort 
Liten  gegen  Belec  fort  und  verliert  sich  da  in  den  scharfen  Schichtemvindungen 
der  Thonschieferzone  d^,  die  am  Beraunflusse  zwischen  Tfebäii  und  Klucic  in  einer 
Thalwand  ansteht,  so  dass  es  den  Anschein  gewinnt,  als  ob  die  in  diesen  Thon- 
schiefern  eingeschlossenen  Colonien  nichts  anders  wären,  als  in  die  Schichten- 
faltungen  eingezwängte  Parthieen  des  Litener  Graptolithenzuges. 

Auf  der  Kuppe  B  a  c  f  n  westlich  vom  Telin  lagert  sich  auf  den  grauen  Kalk- 
stein der  Zone  e^,  lichter,  krystallinischer  Kalkstein  der  Etage  F  auf,  und  dieser 
Kalkstein  erstreckt  sich  von  da  w^estwärts  auch  auf  die  anderen  Kuppen  und  Kämme, 
im  Dlouhy  les,  auf  den  Oujezdec,  Kobyla,  Zlaty  Kün  und  Kotyz.  Die  tiefere  Lage 
dieser  Etage  F  besteht  hier  aus  röthlichem  Marmorkalk,  die  höhere  Lage,  fast  an 
ein  Korallenriff  erinnernd,  aus  weissem,  krystallinischen  Kalkstein  voll  Korallen 
und  anderen  Thierresten,  mit  den  reichsten  und  interessantesten  Fundorten  unserer 
silurischen  Petrefakten.  Dieser  Kalkstein  ist  in  den  GemeindenÜuren  von  Mneiian 
und  Koneprus  durch  Steinbrüche  aufgeschlossen  und  liefert  einen  vortrefflichen 
Saturationskalk  für  Zuckerfabriken. 

An  der  Kuppe  Kobyla  und  am  Zlaty  Kün  trifft  man  im  Bereiche  dieses  Kalk- 
steines kleine  Höhlen  an ;  an  dem  flach  gegen  Süden  abgedachten  Rücken  des 
letzteren  Berges  sieht  man  Reste  uralter  Steinwälle,  und  an  seinem  äusseren  west- 
lichen Ende,  Kotyz  genannt,  eine  Höhle  mit  eingesunkener  Decke,  „ve  vratech". 
Die  Kalksteinbänke  sind  an  dieser  Westseite  gegen  ein  bis  in  die  Graptolithen- 
schiefer  (ey)  tief  eingeschnittenes  Thal  eben  prall  abgeschnitten  und  bilden  malerische 
Felsenwände  am  Suchomaster  Bache,  welcher  den  Verlauf  einer  nordwestlichen 
Bruchlinie  andeutet.  Die  östliche  Seite  des  Berges,  welche  ebenfalls  steil  zum 
Dorfe  Koneprus  sich  abstufft,  besteht  aus  den  Schichtenköpfen  aller  drei  Zonen 
Fj  Cj  e^,  die  von  hier  gegen  Westen  einfallen  und  ebenfalls  durch  eine  Bruchlinie 
durchsetzt  sind,  an  der  mächtige  Grünsteine  zum  Vorschein  kommen.  Nur  an  der 
östlichen  Seite  der  Kuppe  Kobyla  bemerkt  man  über  den  F-Kalken  einen  kleinen 
Rest  der  Knollenkalke  (g,). 

Eine  bis  in  die  Zone  der  Graptolithenschiefer  und  Grünsteine  ausgefurchte 
Einsattelung,  in  der  das  Dorf  Koneprus  liegt,  trennt  die  Ostflanken  des  oben 
beschriebenen  Bergzuges  von  dem  Kalksteinplateau  von  Tobolka.  Durch  diese  Ein- 
sattelung und  die  beiderseits  derselben  sich  ziehenden  Thalgrunde  führt  die  Strasse 
von  Liteh  über  Mneiian  nach  Bitov  und  Königshof  und  erst  von  dieser  grösserer 
Terrainfurche  an  beginnt  das  zusammenhängende  Kalkterrain,  das  sich  von  da 
nordostwärts  bis  in  die  Umgebungen  von  Prag  verbreitet. 

Das  zunächst  anstehende  Kalki)lateau  bei  Tobolka  (siehe  Fig.  45)  bis  zum 
Beraunfluss  zwischen  Tetfn  und  Korno,  enthält  alle  Schichtenzonen  von  d^  an- 
gefangen bis  H. 

Wenn  man  an  dem  gegen  Mneiian  und  Liten  abfallenden  Westabhange  dieses 
Plateaus  vom  Thale  hinauf  gegen  das  Dorf  Korno   steigt,   so  überschreitet  man 


81 

zuerst  die  antiklinale  Schiefer-  und  Grauwackenwelle  der  Zone  d^,  die  vom  Vockov- 
berg  gegen  Menan  zwischen  dem  Berge  Mramor  und  dem  Tobolker  Kalkplateau 
sich  hineinzieht. 

Dann  folgt  in  regelmässiger  Reihe  zuerst  die  Zone  der  Graptolithenschiefer 
und  Grünsteine  (ej ),  dann  als  zweite  Terasse  die  Schichtenzone  des  grauen  Kalkes 
(eo),  welche  den  waldigen  Hügel  Straziste  (443  M.)  bei  Korno  bildet  und  sich 
bis  auf  die  petrefaktenreiche  Höhe  D I  o  u  h  ä  h  o  r  a  (443  M.)  ober  Bitov  und  auf 
die  Kuppe  K  o  1  e  d n  i  k  (403  M.)  ober  des  •  gleichnamigen  Hofes  verbreitet.  Die 
dritte  Terasse  bildet  der  röthliche  oder  lichte  Kalkstein  (F),  der  die  Hochfläche 
um  das  Dorf  Tobolka  (407  M.)  einnimmt,  und  als  höchste  Gesteinsterasse  tritt 
endlich  der  lichtgraue  Knollenkalk  (gj  auf,  aus  dem  sich  die  waldige  Kuppe 
(465  Met.)  ober  Tobolka  zusammensetzt.  Dieser  Knollenkalk  verbreitet  sich 
von  da,  theilweise  von  Sand  und  Gerolle  der  Kreideformation  bedeckt,  auf  der 
waldigen  Fläche  des  Haines  von  Koda  (390  M.)  bis  zum  Plateaurande  am  Beraun- 
fluss  und  bildet  auch  den  durch  eine  Schlucht  vom  Köder  Hain  abgetrennten 
kahlen  Berg  Damil  (395  M.),  der  sich  über  dem  uralten  Orte  Tetin  erhebt  und 
steil  zum  Litavathal  bei  dem  Berauner  Bahnhofe  abfällt. 

Die  letzte  der  obersilurischen  Schichtenzonen,  die  Thonschiefer  H  tritt  im 
Terrain  nur  untergeordnet  auf.  Sie  bildet  nämlich  die  Ausfüllung  einer  Synklinalen 
Terrainfalte  im  Bereiche  der  Kalkzone  gj  am  Berge  Stfevic  ober  Korno,  und 
dann  folgt  sie  einer  mächtigen  Dislocationskluft,  welche  am  Berge  Tobolka  beginnt 
und  über  das  Forsthaus  Koda  längs  einer  schönen  Thalschlucht  nordostwärts  quer 
über  den  Beraunfluss  sich  zieht.  Die  Schiefer  der  Zone  H  bilden  in  dieser  Schlucht 
die  rechte  Flanke,  während  die  linke  in  steilen  Felsen  ansteht,  an  denen  die  geho- 
benen Kalkbänke  von  g,  bis  eo  der  Art  zu  Tage  gehen,  dass  die  jüngeren  Schiefer 
H  unter  die  älteren  Kalke  F  und  e^  einzufallen  scheinen. 

Die  hoch  interessante  Gebirgstektonik  des  Tobolker  Kalkplateaus  erkennt  man 
am  besten,  wenn  man  am  Fusse  seines  steilen  Randes  flussaufwärts  am  linken 
Beraunufer  vom  Bahnhofe  bei  Karlstein  bis  zum  Bahnhofe  bei  Beraun  längs  der 
Eisenbahn  schreitet,     (Fig.  46.) 


NW  ^o^no^    NaStrevici.Cisarskärokle.  ^iodskärokle.     Tetfnsj^y  I.ij  T^ti'n.    SO 

gl  qiqs  H    gjgigi  1  | 


Fig.  46. 


Man  erhält  hiedurch  in  zwei  Wegstunden  den  Überblick  eines  senkrecht  zum 
Streichen  der  Silurschichten  von  der  Natur  selbst  gebotenen  Gebirgsprofiles,  da 
der  Beraunfluss   in  einer  Querspalte   das   ganze  obersilurische  Gebiet   durchbricht. 

Gleich  hinter  dem  Bahnhofe  von  Karlstein  unter  den  Ortschaften  Krupä  und 
Korno  stehen  Grünsteine  mit  Graptolithenschiefern  (eJ  und  dann  graue  Kalke  (eJ  in 


6 


82 

steiler  Aufriclitigimg  an,  die  hier,  ofl'enbar  wegen  des  Contactes  mit  Diabasgrünstein, 
dolomitiscli  sind. 

Dann  folgt  unter  den  schroffen  Felsenwänden  von  Korno,  deren  Kamm  den 
Namen  „na  stfevlci"  führt,  eine  Synklinale  Schichtenmulde  aus  den  concentrisch 
abgelagerten  Zonen  F  g,   g,  gj  und  H  gebildet. 

Gleich  hierauf  biegt  sich  die  in  mächtigen  Felsen  anstehende  Zone  des  Knollen- 
kalkes (g,)  knieförmig  um  und  fällt  steil  in  die  malerische  Schlucht  „cisafskä 
rokle"  ein,  in  deren  Hintergrund  aus  einem  rieselnden  Bächlein  starke  Kalktuff- 
schichten sich  absetzen.  Die  linke  Flanke  dieser  Schlucht  bilden  in  regelmässiger 
Reihenfolge  wieder  die  Zonen  gj  go  g,  und  H,  die  in  der  nächstfolgenden  grösseren 
waldigen  Thalschlucht  von  Koda  unter  die  an  einer  Bruchlinie  hochgehobenen 
Zonen  Cj  F  g,  einfallen.  Auch  im  Hintergrunde  dieser  Schlucht  quillt  bei  dem 
Forsthause  Koda  kalkhaltiges,  tuffbildendes  Wasser  und  zwar  so  reichlich,  dass  es 
gleich  am  Quellursprung  eine  Mühle  treibt. 

Es  folgen  nun  am  Fusse  des  Koderberges  (390  M.)  und  des  sich  an  demselben 
anschliessenden  vom  Wald  bedeckten  Plateaus,  dessen  Rand  mit  steilen  Felsen  zum 
Beraunfluss  abfällt,  in  wiederholten  Synklinalen  und  antiklinalen  Windungen  die 
Knollenkalke  (gi)  und  unter  denselben  rothe  Marmore  (F),  die  uns  bis  zur  Schlucht 
von  Tetin  begleiten. 

Vor  diesem  Orte  passirt  man  an  einem  Eisenbahneinschnitt  noch  eine  Stelle, 
wo  Diabas  (Di)  die  Kalkzone  F  durchbricht,  und  verfolgt  dann  an  den  Felsenwänden 
unter  Tetln  die  Kalkzone  e„  und  endlich  die  Graptolithen-  und  Diabaszone  e,,  die 
in  mächtiger  Entwicklung  unter  den  Feldfluren  Ratinka  bis  gegen  den  Bahnhof 
in  Beraun  anhält,  in  dessen  Nähe  endlich  Thonschiefer  der  Zone  d^  anstehen. 

2.    Das  obersilurische  Terrain  am  linken  Beraunufer. 

Vom  linken  Beraunufer  zwischen  Tetin  und  Karlstein  zieht  sich  das  ober- 
siluiische  Kalksteinplateau  in  nordöstlicher  Richtung  ununterbrochen  bis  in  die 
Umgebungen  von  Prag  fort.  Durch  die  Querthäler  des  St.  Ivaner  oder  Kacicer 
Baches,  dann  des  Radotiner  und  des  St.  Prokopibaches,  so  wie  durch  das  Moldau- 
tlial  bei  Branik  wird  dieses  Kalkplateau  seiner  ganzen  Breite  nach  in  fünf  Terrain- 
absclmitte  zertheilt,  deren  geotektonische  Verhältnisse  in  den  Querthälern  der 
genannten  Bäche  ganz  deutlich  aufgeschlossen  sind. 

Alle  Schichtenzonen  der  obersilurischen  Etagen  E  bis  H  stehen  nämlich  da- 
selbst in  Synklinalen  und  antiklinalen  Wellen  an,  so  dass  jedes  dieser  Thäler  ein 
ungemein  belehrendes  Querprotil  des  obersilurischen  Terrains  darstellt.  Auch  die 
Bruchlinien,  von  welchen  das  Kalkplateau  durchsetzt  ist,  treten  in  diesen  Querthälern 
mit  evidenter  Deutlichkeit  zum  Vorschein  und  namentlich  ist  es  eine  Hauptbruch- 
linie, die  man  von  Koda  über  Karlstein  bis  gegen  Lochkov  und  Branik  verfolgen 
kann  und  die  sich  theilweise  auch  in  den  Terrainformen  verräth.  An  der  Ober- 
fläche des  Plateaus  werden  die  Synklinalen  Faltungen  des  obersilurischen  Schichten- 
complexes  fast  nur  durch  die  Vertheilung  der  obersten  silurischen  Etage,  nämlich 
durch  die  Thonschiefer  H  angedeutet,  indem  diese  ehedem  gewiss  über  das  ganze 
Obersilur  verbreiteten  Schiefer  sich  nur  in  zwei  mehr  oder  weniger  zusammenhän- 
gendenStreifen  erhalten  haben,  sonst  aber  ganz  abgewaschen  sind,  nämlich  in  einer 


Ui 


83 

Synklinalen  Faltung  der  Kalkzone  gj,  die  man  von  Hostin  über  Bubovic  bis  nach 
Chejnic  im  Radotinertliale  verfolgen  kann,  und  deren  nordöstliches  Ende  nach  einer 
längeren  Unterbrechung  im  St.  Prokopithale  bei  Prag  zu  sehen  ist. 

Der  zweite  Streifen  der  H-Schiefer  folgt  der  grossen  Bruchlinie,  die  am 
Tobolkaberge  ober  Koda  beginnt,  und  die  dann  im  nordöstlichen  Streichen  parallel 
zur  Längsaxe  des  Obersilures  das  ganze  Kalkplateau  durchsetzt.  Man  verfolgt  die 
ihr  angefügten  H-Schiefer  von  Koda  an  über  Srbsko  und  Morin  nördlich  von  Karl- 
stein bis  nach  Chotec  im  Radotinerthale.  Die  Oberfläche  des  im  allgemeinen  350 
bis  380  M.  hohen  Kalksteinplateaus  ist  tlach  hügelig  und  im  allgemeinen  ziemlich 
eben,  da  die  Terrainfurchen  desselben  durch  abgelagerten  Sand-  und  Schotterschutt 
der  tiefsten  Schichten  der  böhmischen  Kreideformation,  und  der  aus  der  Verwit- 
terung ihrer  limnischen  Schieferthone  entstandenen  plastischen  Thone  ausgeglichen 
sind.  Die  Zugehörigkeit  dieser  einer  Diluvialbildung  ähnlichen  Schutt-  und  Thon- 
ablagerungen  zur  Kreideformation  ist  nicht  blos  durch  einzelne  noch  anstehende 
Eeste  von  Sandsteinen  (zwischen  Kucliar  und  Tachlovic,  bei  Radlic),  so  wie  durch 
zerstreute  Blöcke  eines  eisenschüssigen  Sandsteines,  der  vollkommen  mit  der  Grund- 
schichte des  Unterquaders  in  den  Umgebungen  von  Prag  übereinstimmt,  sondern 
namentlich  auch  durch  Ptlanzenabdrücke  (Cycadeen,  Crednerien,  Ficus  und  Mag- 
nolienblätter u.  s.  w^)  nachgewiesen,  für  welche  die  Thonablagerungen  ober  Kuchel- 
bad  einen  besonders  reichen  Fundort  bieten. 

Diese  Thone  werden  als  feuerfestes  Material  und  als  Töpferthon  bei  Mezoun, 
Ofech,  Holln,  Kuchelbad  gewonnen,  und  die  sie  bedeckenden  Schotter-  und  Sand- 
schichten, so  wie  die  einzelnen  eisenschüssigen  Sandsteinblöcke  sieht  man  überall 
am  ganzen  Kalkplateau,  vom  Köder  Hain  und  vom  Berge  Damil  bei  Tetin  an- 
gefangen bis  auf  die  Plateauhöheu  bei  Karlstein,  Kuchar,  Orech,  Slivenec,  Radlic 
und  Pankrac  verbreitet. 

Erst  von  Karlstein  an  gegen  St.  Ivan  und  zum  Beraunfluss  zwischen  Srbsko 
und  Tetin  erheben  sich  einzelne  höhere  bewaldete  Kuppen,  die  von  den  tiefen 
Thalschluchten  gesehen,  der  Gegend  einen  mehr  bergigen  Charakter  verleihen. 

a)    Bas  Terrain  zwischen  Beraun  und  St.  Ivan. 

Das  bergige  Waldterrain,  das  sich  zwischen  der  in  die  weiche  Schieferzone 
dj  eingeschnittenen  Thalfurche  von  Yraz  an  der  Strasse  von  Beraun  nach  Lodenic 
und  zwischen  der  von  Nord  nach  Süd  verlaufenden,  das  Kalkplateau  tief  durch- 
spaltenden Thalschlucht  von  St.  Ivan  erhebt,  begeht  man  am  besten  auf  den  Fuss- 
steige,  der  von  Beraun  nach  St.  Ivan  führt.  Man  steigt  da  von  der  Schiefer-  und 
Grauwackenzone  (d^)  an,  auf  die  Graptolithenschiefer  und  Diabasgrünsteine,  welche 
die  vom  Berauner  Gemeindewald  Herynk  bedeckte  Bergkuppe  (436  M.j  zusammen- 
setzen. Die  Feldlehnen  gegen  die  Beraun  zu,  die  mit  schroften  Grünsteinfelsen 
zur  Beraun  abfallen,  heissen  nach  einem  einzelnen  Hofe  na  L  i  s  t  i  c  i.  Oben  am 
Gipfel  der  Höhe,  da  wo  sich  der  Weg  steil  herab  gegen  St.  Ivan  zuwendet,  wird 
man  durch  das  Erscheinen  von  Basalt  überrascht,  der  hier  im  Bereiche  der 
Graptolithenzone  (ej  und  der  nächst  angelagerteh  Kalkzone  (e.,)  gangförmig  auf- 
tritt. Erst  von  da  an  gegen  die  tiefe  St.  Ivaner  Thalschlucht  herab,  legen  sich 
an  die  Ostflanken  des  Bergterraines  die  höheren  Kalkzonen   (F,  g^  g,  gj)    in  steil 

6* 


84 

gehobenen   Scliichtenbänken   an,   die   alle   durch   die   St.  Ivaner  Thalschlucht   quer 
durchbrochen  werden. 

Ganz  deutlich  tritt  dann  die  Reihenfolge  der  Kalkzonen  in  dieser  Thalschlucht 
selbst  zu  Tage,  wo  nel)stdem  durch  die  Anordnung  der  Felsenwtände  und  eine 
malerische  Abwechslung  mit  bewaldeten  Berglehnen  eine  der  schönsten  Landschafts- 
parthieen  unseres  Obersilures  sich  entwickelt. 

Wir  schreiten  von  Lodenic  au  thalabwärts  zuerst  wieder  über  die  Schiefer 
und  Grauwackenzone  (d.)  mit  aufgelagerten  Graptolithenschiefern  und  schön  kry- 
stallinischen  Diabasen  (e^),  in  welchen  bei  Sedlec  und  am  Wege  von  Lodenic  nach 
Bubovic  wieder  Basalt  in  Gängen  auftritt.  Zwischen  Sedlec  und  St.  Ivan  schliesst 
ein  Querrigel  von  Diabas  und  Graptolithenschiefer  das  Thal  fast  ab,  so  dass  der 
Bach  sich  durch  eine  verengte  Schlucht  hindurch  windet,  und  man  betritt  nun 
ein  petrefaktenreiches  Gebiet  der  Kalkzone  e^,  über  dem  sich  rechts  und  links 
hohe  Felsenwände  des  Kalkes  F  erheben.  Namentlich  ist  es  die  hohe,  ein  weithin 
sichtbares  Kreuz  tragende  Wand  unmittelbar  über  der  Kirche,  welche  die  St.  Ivaner 
Thalgegend  beherrscht.  Hoch  oben  hinter  dem  Kreuz  (438  M.)  findet  man  den 
Eingang  zu  einer  Höhle  „v  stydlych  vodäch"  genannt.  Steile  Felsengehänge,  haupt- 
sächlich der  Kalkzone  gj  angehörend,  begleiten  uns  nun  längs  des  Kacicer  Baches, 
der  das  Thal  bewässert,  gegen  das  Dorf  Hostin,  und  man  erkennt  dann  weiter  an 
einer  schwachen  Einlagerung  von  Tentakulitenschiefern  (g,)  den  Beginn  der  höchsten 
Kalkzone  (g^),  die  in  Hostm  selbst  in  mächtigen  Felsen  ansteht.  Bei  Hostin 
erweitert  sich  die  Thalschlucht  und  man  betritt  die  höchste  silurische  Zone,  nämlich 
die  H-Schiefer,  die  sich  quer  über  das  Thal  auf  den  Berg  Doutnäc  (428  M.) 
gegen  Bubovic  hinaufziehen.  Den  Schluss  der  Thalschlucht  von  ihrer  Einmündung 
in  das  Beraunthal  bilden  wieder  nahe  an  einander  tretende  Kalkfalten,  in  denen 
man  in  umgekehrten  Ordnung  trotz  ihrer  antiklinalen  und  Synklinalen  Windungen 
die  einzelnen  Kalkzonen  von  g3  bis  e,  nach  ihren  petrographischen  Merkmalen 
leicht  unterscheidet.  An  der  Mündung  des  Kacicerbaches  erhebt  sich  schliesslich 
über  einer  Diabasunterlage,  welche  die  Kalkzone  e.,  durchbricht  und  hebt,  ein  mäch- 
tiger Felsen  K  o  z  e  1  genannt,  als  ein  Hauptfundort  von  Petrefakten  bekannt  und 
an  denselben  schliesst  sich  dann  am  linken  Bachufer  die  Reihe  der  rothen  Marmor- 
kalke (F)  und  der  Knollenkalke  (gj  an,  deren  Lagerung  in  den  Felswänden  am 
linken  Beraunufer  denen  am  rechten  Beraunufer  entspricht,  die  schon  früher  be- 
sprochen wurden. 

h)  Das  Terrain  zwischen  dem  St.  Ivan-  und  dem  Badotinerthal. 

Östlich  von  Kacicer  oder  St.  Ivanbache  bis  zum  Radotiner  Thalgrund  hat  das 
Kalkplateau  den  Charakter  einer  wellenförmigen,  theilweise  bewaldeten  Fläche, 
deren  nördlicher  höher  erhobener  Rand  parallel  zum  Schiefer  und  Grauwacken- 
kamme  (d^)  des  Berges  K  o  1  o  (443  M.)  verläuft  und  auf  der  Unterlage  von  Grün- 
steinen und  Graptolithenschiefern  (ej  aus  der  Reihenfolge  der  Kalkzonen  von  e.^ 
bis  g3  besteht.  A^on  diesem  Plateaurande  laufen  quer  oder  senkrecht  zum  Streichen 
der  Kalkschichten  vier  kleine  Bäche  zum  BeraunÜuss  herab,  die  sich  allmählich 
tiefer  und  tiefer  in  das  Terrain  einschneiden  und  endlich  den  entgegengesetzten, 
nämlich  südlichen  Plateaurand  in  tiefen  Thalschluchten  durchbrechen. 


85 


Der  erste  dieser  Bäche  parallel  zum  St.  Ivanbache, 
beginnt  auf  dem  Plateau  bei  Bubovic  im  Bereiche  der 
H-Schiefer  und  windet  sich  bald  den  antiklinaleu  Kalk- 
rücken der  P  a  n  s  k  a  h  o  r  a  durchbrechend  in  eine  tiefe 
Waldschlucht,  die  bei  dem  Dorfe  Srbsko  ins  Beraunthal 
sich  öffnet.  Der  Wechsel  der  antiklinalen  und  Synkli- 
nalen Schichtenwindungen  der  Kalkzone  ist  wegen  üppi- 
gem Waldwuchse  in  dieser  Schlucht  weniger  deutlich  zu 
erkennen,  am  Ende  derselben  bei  dem  Dorfe  Srbsko 
trifft  man  aber  die  Fortsetzung  des  Schieferstreifens  H, 
der  von  Koda  quer  über  die  Beraun  streicht,  und  die 
ihn  begleitende  grosse  Bruchlinie  an,  längs  deren  diese 
Schiefer  scheinbar  unter  die  Knollenkalke  (gj)  einfallen. 
Die  an  der  Beraun  bei  Srbsko  anstehenden  Felsen  zeigen 
diese  Bruchlinie  und  die  ihm  angelagerte  Synklinale 
Wölbung  der  Knollenkalke,  welche  letztere  der  am 
rechten  Beraunufer  entwickelten  und  früher  geschilderten 
Tektonik  entspricht. 

Der  zweite  Bach  beginnt  ober  Mofin  unter  der 
Plateauhöhe  Amerika  genannt,  deren  östlicher  über 
dem  Dorfe  Morin  sich  erhebende  Rand  na  Barvinku 
heisst  und  die  Bruchlinie  andeutet,  die  von  Srbsko  her 
mitten  durch  das  Kalkplateau  sich  zieht.  (Fig.  47.) 
Im  Thalgrunde  von  Mofin  breiten  sich  H-Schiefer  aus, 
die  gegen  den  Barvinek  zu  unter  die  gehobenen  Kalk- 
zonen (g,  bis  gj)  einfallen,  anderseits  aber  an  die  Kalk- 
berge von  Karlstein  sich  coucordant  anlehnen.  Der 
Bach  wendet  sich  dann  südwärts  vom  Mofiner  Thal- 
grunde, „V  Hlubokem"  und  durchbricht  in  einer  Felsen- 
schlucht die  steil  gehobenen  Kalkbänke  von  g, ,  die  hier 
durch  eine  deutlich  entwickelte  Lage  von  Tentakuliten- 
schiefern  (gj)  von  den  Knollenkalken  (gj)  gesondert 
werden,  und  tritt  dann  in  die  Zonen  F  und  e.,,  w^elche 
letzteren  bis  an  die  Mündung  des  Baches  in  die  Beraun 
anhalten.  Vor  dieser  Mündung  vereinigt  sich  eine 
kürzere  Felsenschlucht  mit  der  eben  beschriebenen  und 
auf  dem  zwischen  beiden  Schluchten  eingeschlossenen 
Felshügel  der  Kalkzone  g^  augehörend,  steht  das  alte 
Königsschloss  Karlstein  (319  Meter).  Höhere  waldige 
Kalkberge,  die  Javorka  (g,  385  M.)  auf  der  AVest- 
seite,  der  Plesivec  (e,)  auf  der  Südseite,  Knezl 
h  0  r  a,  B  u  c  i  n  a  und  H  a  k  n  o  v  a  (gi )  auf  der  Ostseite 
beherrschen  ringsherum  die  Burg,  und  zwei  noch  höhere 
Kuppen  (gj),  nämlich  Vizka  (421  M.)  und  u  Lip 
(416  M.)  erheben  sich  an  der  Strasse  von  Karlstein 
und  Mofiny.    Über  das  Plateau  zwischen  Karlstein  und 


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St.  Ivan  selbst  führt  ein  angenehmer  Fussweg  vom 
Moi'iner  Thalgnind  durch  eine  waklige  Terraineinsenkung 
in  den  H-Schiefer  bei  dem  sogenannten  Königsbrunnen 
(u  krälovskö  studänky)  vorbei,  dann  über  die  antikli- 
nalen  und  Synklinalen  Wellen  der  Kalkzonen,  in  denen 
hier  nebst  dem  Mofiner  und  Bubovicer  Streifen  noch 
ein  anderer  kleiner  Rest  der  H-Schiefer  angetroffen 
wird,  gegen  das  Dorf  Bubovic,  und  dann  durch  eine 
Schlucht  herab  zur  St.  Ivankirche. 

Der  dritte  Bach  der  Karlsteiner  Höhen,  Studeny 
genannt,  beginnt  am  nördlichen  Rande  des  Kalkplateaus 
bei  Luzec  und  fliesst  anfangs  in  einer  seichten  von 
Feld  bedeckten  Bodendepression,  dann  unter  Roblin  in 
einem  in  die  Kalkzonen  tief  eingeschnittenen  Waldthal, 
aus  dem  er  bei  Karlik,  den  Grünsteinkamm  Cabrak 
durchbrechend,  ins  Beraunthal  tritt. 

Der  Weg  längs  des  Baches  führt  über  die  beiden 
Streifen  der  H-Schiefer,  den  Bubovicer  und  den  Moriner, 
zwischen  denen  die  Kalkzonen  in  syuklinaler  und  anti- 
klinaler Lagerung  sich  wiederholen. 

Einen  ganz  ähnlichen  Charakter  hat  die  Terrain- 
lurche und  die  mit  ihr  zusammenhängende  Thalschlucht, 
die  der  Bach  Svarcava  bewässert.  Er  beginnt  am  Plateau 
bei  Klein -Kuchaf  in  den  Schotterablagerungen  und 
schneidet  sich  unweit  Trebotov  tiefer  in  die  wellenförmig 
gewundenen  Kalkzonen  und  in  die  H-Schiefer  des  Mo- 
riner-Streifens  ein,  wobei  namentlich  zwischen  der  gj 
und  g3  Zone  der  Tentakulitenschiefer  (g,)  deutlich  zu 
Tage  tritt  (Mühle  u  Frantü,  u  Pekärkü).  Unterhalb 
Solopisk  durchbricht  das  Bachthal  die  Graptolithen-  und 
Grünsteinzone  der  obersilurischen  Basis  und  ergiesst 
sich  im  Bereiche  der  Schieferzone  dj  bei  Cernosic  in 
die  Beraun. 

Der  bewaldete  Südrand  des  Kalkplateaus  bei  Vono- 
klas,  zwischen  dem  Svarcava-  und  dem  Studenybach 
heisst  Hradinovsky  kopec  (399  M.).  Die  östliche 
Fortsetzung  desselben  über  Solopisk  bei  Trebotov  vorbei 
heisst  K u  1  i  V  ä  h  o  r  a  (386  M.)  und  es  nähert  sich  hier 
die  Kalkzone  e.^  der  Schieferzone  dj  am  Berge  S  u  1  a  v  a 
(358  M.)  bei  Kosof,  indem  der  Graptolithenschiefer  und 
die  Grünsteine  wenig  zu  Tage  treten. 

Das  übrige  Plateau  zwischen  Trebotov,  Kuchar 
und  Hoch-Ujezd,  über  welche  die  Karlsteiner  Strasse 
tührt,  ist  eine  ziemlich  ebene,  wenig  gewellte  Fläche, 
mit  Sand  und  Schotter  und  Thon  der  zerstörten  Kreide- 
formation bedeckt,    so    dass    äusserlich   nur    sparsame 


87 

Wahrzeichen    die  so  maimigfach  gestörte  Lagerung  der   obersilurischen  Zonen   an- 
deuten, die  unter  diesen  Schottern  sich  verbergen. 

c)  Das  Terrain  längs  des  Madotinerbaches. 

Das  Thal  des  Radotinerbaches  ist  das  lehrreichste  in  Betreff  des  geotekto- 
nischen  Aufschlusses  unseres  Obersilures,  indem  es  das  Terrain  desselben  seiner 
ganzen  Breite  nach  von  Tachlovic  bis  nach  Radotin  durchschneidet.  Am  nördlichen 
Plateaurande  ist  der  Verlauf  des  Thaies  südöstlich,  nämlich  senkrecht  zum  Streichen 
der  Silurschichten ;  in  der  Mitte  des  Plateaus  folgt  es  aber  auf  eine  Strecke  unter- 
halb Chotec  der  nordöstlichen  Richtung  des  Streichens. 

Der  Radotinerbach  entspringt  am  Plänerplateau  bei  Ptic,  und  tritt  bei  Hofelic 
ins  silurische  Terrain  ein,  wo  er  zuerst  die  Quarzitzone  d.,  und  dann  die  Schiefer- 
zonen da  und  d4  durchsetzt,  in  welchen  letzteren  die  grossen  Eisenerzlager  von 
Nucic  nahe  am  Bache  durch  Tagbaue  aufgeschlossen  sind.  Bei  Tachlovic  ist  eine 
Graptolithencolonie  in  der  Schieferzone  q\  sichtbar  und  nun  folgt  in  regelmässiger 
Folge  die  Grünstein-  und  Graptolithenzone  (ei),  die  grauen,  rothen  und  Knollen- 
kalke (F  g,  g.,)  bis  zu  den  H-Schiefern  in  deutlich  entwickelter  muldenartig  syn- 
klinaler Lagerung.  (Fig.  48.)  Hierauf  folgen  in  der  Waldstrecke  Skräbek  genannt, 
zwischen  Chejnic  und  Chotec,  zwei  antiklinale  Aufstauungen  der  Zone  gj  und  g^, 
die  durch  Diabas  durchbrochen  werden,  und  dann  bei  Chotec  eine  zweite  Synklinale 
Mulde  der  g^  g^  g^  Zonen  mit  dem  H-Schiefer  in  der  Muldenmitte. 

In  der  Fortsetzung  des  Thaies  zwischen  der  Vruticer  Mühle  und  der  Schlucht, 
die  sich  von  Lochkov  herabzieht,  wiederholt  sich  die  antiklinale  und  Synklinale 
Faltung  der  Zonen  g,  F  bis  63  und  e, ,  bis  endlich  an  der  vorgenannten  Lochkover 
Schlucht  in  Folge  eines  mächtigen  Schichtenbruches  abermals  Knolleukalke  der 
Zone  gl  anstehen,  die  scheinbar  unter  die  Grünsteine  und  Graptolithenschiefer 
(e,)  einfallen.  Von  da  an  bis  zur  Mündung  des  Thaies  bei  Radotin,  wo  sich  der 
Bach  in  den  Beraunfluss  ergiesst,  folgen  wieder  in  regelmässiger  concordanter 
Lagerung  die  Zonen  g,  F  e^  e^  auf  einander  und  an  der  Basis  derselben  in  dem 
Hügel  Lahovsko  trift't  man  endlich  als  Schluss  der  Schichtenfolge  hinter  mächtigen 
Diabasmassen  Thonschiefer  und  Grauwacken  der  Zone  d.  mit  Graptolithenco- 
lonien  an. 


d)    Das  Terrain  zwischen  dem  Radotiner  und  dem  St.  Prokopithal. 

An  der  Ostseite  des  Radotiner  Thaies  breitet  sich  das  Kalkplateau  mit  Sand- 
uud  Schotterablagerungen  und  Lehm  bedeckt  als  eine  ebene  Fläche  über  Ofech 
(3G5  M.)  bis  zum  St.  Prokopithale  aus.  Von  Slivenec  (368  M.)  verläuft  aber  eine 
kürzere  Thalschlucht  Pfidoll  genannt  bis  nach  Gross-Kuchel,  und  man  erkennt 
in  derselben  die  Fortsetzung  der  Bruchlinie  von  Lochkov,  indem  daselbst  hinter 
der  concordanten  Folge  der  Zonen  g^  F,  e.^  e^  und  ihrer  Grünsteine  wieder  eine 
gehobene  und  eingefaltete  Parthie  von  Knollenkalken  (g,)  zu  Tage  tritt,  an  deren 
Basis  endlich  die  Schichtenzonen  des  südlichen  Muldenflügels  {g^  F  e,  e^)  der 
obersilurischen  Mulde   anstehen   und   mit   ihren   mächtigen  Diabaslagern  und   den 


88 

sie  uiiterteufeuden  Grauwacken  und  Schiefern  der  Zone  d^  die  bewaldete  Thallehne 
bei  der  Johauniskirche  ober  Kuchelbad  bilden.     (Fig.  49.) 


NW 


Slivenec. 


Pndoli. 


Sv.Jan. 


m\  e-tlni|eieMUlF,yeiDii        ds 
'    "E^tlGlTiri        D" 


SO 


Fig.  49. 


Ostwärts  fällt  das  Slivenecer  Plateau  mit  steilen  Gehängen  in  das  St.  Prokopi- 
thal ein,  das  in  seinen  theils  senkrecht  theils  parallel  zur  Schichtung  verlaufenden 
Windungen  wieder  in  sehr  belehrender  Weise  den  geotektonischen  Bau  des  Kalk- 
plateaus aufschliesst. 

Die  steilen  Felsgehänge  gegen  die  Moldau  von  Kuchelbad  bis  zur  Mündung 
des  St.  Prokopibaches  schliessen  eine  der  interessantesten  Partliien  der  obersilu- 
rischen  Zonen  auf  (Fig.  50).  Man  sieht  da  nämlich  in  der  Richtung  von  Kuchelbad 


S 


Vyskocilk 


u  JDOcepy.       Divci'  H rady.  II  Ctirada. 


N 


ds        lOi'ei'ez'Fl   gi     ^-^t^i^S^^gz^ a'[\     F       '  e?.    'ei'Di'     ds 


Fig.  50. 


gegen  Zlichov  zuschreitend  zuerst  (bei  Vyskocilka)  mächtige  Lagermassen  von 
Dial)asgrünstein  von  Graptolithenschiefer  begleitet  nnd  darüber  petrefaktenreiche 
Kalke  der  Zone  e.,,  hierauf  eine  in  den  bizarsten  Windungen  gefaltete  Zone  von 
schwarzen  bituminösen  Kalken  der  Zone  fj,  nun  durch  eine  Denktafel  mit  Barrande's 
Namen  bezeichnet.  Auf  diese  Zone  folgt  dann  eine  Lage  röthlichen  Marmorkalkes 
(fo)  und  endlich  in  mächtigen  Bänken  die  grauen  Knollenkalke  (gj  mit  nordwest- 
lichem Einfallen  den  Synklinalen  südlichen  Flügel  der  obersilurischen  Mulde  bildend, 
in  deren  Mitte  das  St.  Prokopithal  bei  Hlubocep  sich  öffnet. 


e)  Bas  Terrain  zivisclien  dem  St.  Prokopi-  und  dem  MoldautTiale. 

Der  St.  Prokopi-  oder  Hluboceperbach  beginnt  am  Rande  des  Quadersandstein- 
plateaus bei  Chaby,  dessen  östliche  Fortsetzung  der  isolirte  auf  Grauwackenschiefer 
aufgelagerte   Plänerberg  Vidovle   ober  Jinonic   bildet,   und  zwar  im  Bereiche  der 


89 

Graiiwackenzone  d^  bei  der  einsamen  Kirche  Krten.  Der  Bach  schneidet  sich  gegen 
Südosten  fliessend  allmählich  tiefer  in  das  Feldterrain  ein  und  durchsetzt  bei  Reporyj 
die  schon  früher  erwähnten  Graptolithen-  und  Grünstein-Colonien  im  Bereiche  der 
Thouschieferzone  d^. 

Unterhalb  Reporyj  tritt  der  Bach  in  das  Thal  „v  Dalejich"  ein,  das  von 
der  Dux-Prager  Eisenbahn  durchzogen  wird  und  schliesst  nun  in  seinen  Windungen, 
die  theils  dem  Streichen  der  Schichten  folgen,  theils  dieselben  quer  durchschneiden 
bis  Hlubocep,  die  ganze  Reihenfolge  der  obersilurischen  Zonen  auf.  Von  Butovic 
über  Neudorf  vereinigt  sich  ein  Seitenthälchen  im  Bereiche  der  Graptolithenschiefer 
und  Grünsteine  ausgewaschen  mit  dem  Dalejer  Thale.  Von  der  Nordseite  des  Slive- 
necer  Plateaus  von  Holin  herab  zieht  sich  an  den  Lehnen  dieses  Thaies  ein  Streifen 
der  H-Schiefer  von  Klippen  der  g3  Kalke  auf  den  bewaldeten  Thallehnen  begleitet 
und  übersetzt  am  Eisenbahnviadukt  in  Hlubocep  das  Thal  selbst.  Die  gegenüber- 
hegenden felsigen  Gehänge  bei  der  St.  Prokopikirche  bestehen  theils  aus  Knollen- 
kalken (g,),  theils  aus  lichtgrauen  Kalken  der  Zone  t,  die  nun  durch  mächtige 
Steinbrüche  unmittelbar  an  der  St.  Prokopikirche  aufgeschlossen  sind.  Unter  dieser 
Kirche  öffnet  sich  im  Bereiche  dieser  F-Kalke  die  St.  Prokopihöhle. 

Die  geotektonisch  und  stratigraphisch  interessanteste  Parthie  bildet  der  Ab- 
schluss  des  Thaies  in  Hlubocep  selbst,  indem  daselbst  die  gj-Kalke  klippenartig 
(na  Zvahove)  anstehen  und  den  letzten  nordöstlichen  Ausläufer  der  H-Schiefer  mit 
einem  concentrischeu  Walle  umschliessen.  Die  geologische  Struktur  dieses  Walles  ist 
an  der  durch  eine  Eisenbahnbrücke  übersetzten  Thalschlucht,  wo  der  Bach  diesen 
Wall  durchbricht,  sehr  deutlich  aufgeschlossen,  so  dass  man  in  einer  Terrainfurche 
jenseits  der  Klippen  und  des  Walles  der  gj -Kalke  die  Zone  der  Tentakuliten- 
schiefer  (g^)  und  noch  weiter  im  Liegenden  desselben  die  Knollenkalke  (g,)  leicht 
unterscheidet,  die  da  als  die  entgegengesetzten  Flügel  einer  schönen  regelmässigen 
Mulde  die  höheren  Thalwände  bilden. 

Das  Plateau  nördlich  vom  St.  Prokopithale  mit  seinen  zum  Moldauthale  steil 
abfallenden  Abhängen  führt  den  Namen  Divci  Hrady  (Mädchenburg  330  M.).  Sein 
Rand  gegen  das  Prokopitlial,  an  dessen  nordöstlichen  Ende  über  der  Moldau  die 
wenigen  Reste  der  ehemaligen  Burg  Devin  sichtbar  sind,  besteht  aus  einer  anti- 
klinalen  Falte  der  Knollenkalke  (gj),  die  sich  einerseits  gegen  die  St.  Prokopi- 
kirche und  anderseits  gegen  die  Moldau  fortsetzt,  wo  auf  einer  Klippe  des  unter- 
gelagerten und  hier  zu  Tage  tretenden  F-Kalkes  die  Kirche  von  Zlichov  steht. 
Von  dieser  antiklinalen  Falte  des  Devin  (siehe  Fig.  50)  wendet  sich  der  Knollenkalk 
(gl)  synklinal  längs  der  von  der  Bustehrader  Eisenbahn  durchschnittenen  Lehnen 
ober  Zlichov  zum  nördlichen  Saume  des  Kalkplateaus  „u  Ctirada"  (248  M.)  und 
ruht  hier  auf  lichten  F-Kalken,  die  ihrerseits  von  grauen  Kalken  der  Zone  e,  und 
noch  tiefer  von  Graptolithenschiefern  und  Diabasen  und  Thonschiefern  und  Grau- 
wacken  der  Zone  d^  unterlagert  werden.  Diese  letzteren  bilden  die  Nordlehuen  des 
Radlicer  Thaies,  durch  welches  das  obersilurische  Kalkplateau  von  dem  hügeligen 
Ten-ain  der  Grauwackenschiefer  (d^)  zwischen  Smichov  und  Kosir  abgetrennt  wird. 


90 

j)  Bas  Kalkterrain  am  rechten  Moldauufer  zwischen  Branik  und  Dvorec. 

Den  letzten  Rest  des  kalkigen  Ober-Silures  bilden  die  beiden  Kalkfelsen  bei 
Branfk  und  Dvorec  am  rechten  Moldauufer,  welche  durch  die  breite  Thalfurche  der 
Moldau  von  den  zusammenhängenden  Kalksteinen  der  linken  Flussseite  getrennt 
sind.    (Fig.  51.) 


N 

Slovanskyvrch.      Vysehrad.  Dvorecka  skala.  ßranicka  skak 

Emaus  eiezF  G;gi  Fe2ei 

n     i 


Fig.  51. 


Der  südlichere  Kalkfelsen,  nämlich  der  Braniker  Felsen  (245  M.),  wendet 
seine  steil  gegen  Nordwest  einfallende  Schichtenfläche  gegen  Prag  und  bildet  mit 
dem  g  egenüberliegenden  Kalkhügel,  auf  dem  die  Zlichover  Kirche  steht,  eine  male- 
rische Staftage  des  Moldauthales,  dessen  Hintergrund  der  Ausläufer  des  Brdawaldes 
und  die  Porphyrkuppen  bei  Königsaal  abschliessen.  Der  Braniker  Felsen  besteht 
von  aussen  gegen  das  Innere  zu  aus  der  Reihenfolge  der  Knolleukalke  (g,),  der 
lichten  Kalke  (F)  und  der  duukelgrauen  (ej),  unter  denen  dann  die  Zone  der 
Graptolithen  und"  Diabasen  und  noch  weiter  im  Liegenden  die  Grauwackeu-  und 
Schieferzone   (d^)  mit  Colonieinlagerungen   der   Graptolithenschiefer  zu  Tage   tritt. 

Der  Dvorecer  Felsen  (261  M.)  hatte  noch  vor  drei  Decennien  die  Gestalt  einer 
ansehnlichen  burgähnlichen  Klippe,  ist  nun  aber  durch  Steinbrüche  fast  ganz  zerstört. 

Seine  Kalkl)änke  hatten  eine  muldenartige  Synklinale  Ablagerung  und  die 
tieferen  derselben  {e„)  zogen  sich  ehedem  bis  in  die  Felder  gegen  Nusle.  Sie  be- 
stehen von  oben  nach  unten  eben  so  wie  der  Braniker  Felsen  aus  dem  Knollen- 
kalke (g,),  dann  aus  beiden  Kalkzonen  i,  und  fj,  nämlich  aus  röthlichen  Marmoren 
und  bituminösen  schwarzen  Kalksteinen,  und  an  der  Basis  aus  grauen  Kalksteinen 
(e,)  und  aus  einer  mächtigen  Graptolithen-  und  Grünsteinablagerung,  die  von  Grau- 
wackeu und  Thonschiefer  der  Zone  dj  uuterteuft  wird.  In  den  letzteren  tritt  im 
Thalgrunde  am  nördlichen  Fusse  des  Braniker  Felsens  eine  Colonieeinlagerung  der 
Graptolithenschiefer  zu  Tage. 

In  dem  Thälchen  zwischen  dem  Braniker  und  Dvorecer  Felsen  legen  sich  die 
Thonschiefer  der  Zone  d^  unmittelbar  an  die  Knollenkalke  (g,)  des  Braniker  Felsens 
an,  indem  hier  parallel  zum  Streichen  eine  Bruchlinie  durchgeht,  nach  welcher  die 
Dvorecer  Schichten])art]iie  gehoben  ist,  so  dass  die  Braniker  Kalke  (g,)  unter  die 
Schiefer  (d^)  eingefallen  scheinen. 

Jenseits  der  Synklinalen  jVIulde  von  Dvorec  bei  Podol  und  am  Vysehrad  bildet 
der  Grauwackenschiefer  (d4)  eine  antiklinale  Faltung,  der  sich  auf  der  oberen  Neu- 
stadt Prag  die  Quarzitzone  (dj)  und  die  eisensteinführende  Schieferzone  (d,)  an- 
schliesst.  Die  Höhen  ober  den  Kalkfelsen  und  bei  Pankrac  sind  mit  Sand  und 
Schotter  der  zerstörten  Ki'eideformation  (n)  bedeckt. 


91 


Bruchlinien  im  Gebiete  des  böhmischen  Silursystems. 

Die  regelmässig  concentrisclie  Reihenfolge  der  silurischen  Etagen  und  Schichten- 
zonen, wie  sie  in  Barrande's  idealem  Profile  dargestellt  ist,  herrscht  als  das  haupt- 
sächlichste Schichtungsgesetz  im  ganzen  Bereiche  des  böhmischen  Silursystems. 

Durch  spätere,  nach  der  Silurperiode  erfolgte  Dislocationen  wurde  zwar  nicht 
die  Reihenfolge  der  Schichten,  aber  ihre  ursprünglich  muldenförmig  concentrische 
Lagerung  vielfach  gestört  und  man  findet  die  Schichten  nicht  blos  in  mannigfachen 
Synklinalen  und  antiklinalen  Biegungen  gefaltet,  sondern  auch  durch  Schichten- 
brüche zersprengt  und  gegeneinander  verworfen. 

Man  kann  wohl  annehmen,  dass  alle  die  grossen  Hebungen  und  Senkungen 
der  Erdrinde,  welche  vom  Schlüsse  der  Silurperiode  bis  in  die  tertiäre  Zeit,  die 
Oberfläche  von  Mitteleuropa  veränderten,  mehr  oder  weniger  deutliche  Spuren  in 
der  Lagerung  des  Silursystems  hinterliessen ;  da  aber  mit  Ausnahme  der  Kreide- 
formation  (und  zwar  ihrer  cenomanen  und  turonen  Schichtenglieder)  keine  der 
jüngeren  Formation  sich  in  das  Gebiet  des  mittelböhmischen  Silursystemes  erstreckt, 
so  ist  es  nicht  möglich,  die  einzelnen  Bruchlinien  dem  relativen  Alter  nach  von 
einander  zu  unterscheiden.  Indessen  erkennt  man  bald,  dass  alle  Lagerungsverände- 
rungen, durch  welche  die  verschiedenen  Faltungen  und  Schichtenbrüche  des  böhmischen 
Silures  veranlasst  wurden,  älter  sind  als  die  Kreideformation,  weil  die  Schichten 
der  letzteren  in  fast  horizontalen  Ablagerungen  über  alle  Faltungen  und  Hebungen 
der  silurischen  Schichtenzonen  fortstreichen. 

Die  Kreideformation  war  ehedem  namentlich  mit  ihren  tiefsten  limnischen, 
cenomanen  Schichten  (den  Perucer  Schichten)  über  das  ganze  Ober-Silur  und  über 
den  grössten  Theil  des  Mittel-Silures  von  Horovic  bis  nach  Prag  verbreitet,  wie 
die  Sand-  und  Schotterlagen  mit  eingefügten  Thonablagerungen  mit  Pflanzenresten 
am  ganzen  Kalkplateau  und  in  den  Feldflächen  zwische  Zebräk  und  Horovic  er- 
weisen; von  den  höheren  turonen  Plänern  erhielten  sich  nur  einzelne  inselförmige 
Reste,  so  am  Vidovleberg  bei  Jinonic  (über  d^)  und  die  grösseren  Terrainflächen 
des  Pläners  am  nördlichen  Saume  des  Silures  vom  Kacicerbache  an  bis  zum  weissen 
Berge  und  dem  Gipfel  des  Laurenziberges  in  Prag,  und  östlich  von  der  Moldau  am 
Plateau  von  Prosik  und  Chvala,  unter  dem  sich  die  nordöstlichen  Ausläufer  der 
D-Etage  verbergen. 

Unter  den  vielfachen  und  mannigfaltigen  Zerklüftungen  und  Schichtenstörungen 
der  silurischen  Mulde,  welche  in  allen  Thaleinschnitten  des  Silurterreins  zu  Tage 
treten,  sind  es  namentlich  drei  Systeme  von  Klüften  und  Schichtenbrüchen,  welche 
das  ganze  böhmische  Silursystem  beherrschen  und  auch  in  seinen  Terrainformen 
sich  kundgeben,  nänüich 

1)  das  System  der  Schichtenbrüche  mit  nordöstlichem, 

2)  das  System  der  Schichtenbrüche  und  Klüfte  mit  nordwestlichem  und 

3)  das  System  der  Klüfte  mit  nördlichem  Streichen. 


92 

I.  Das  Kluftsystem  mit  nordöstlichem  Streichen. 

Dieses  System  herrscht  iu  imserem  Sihirgebiete  am  meisten  vor  und  veranlasst 
nicht  bloss  Schichtenbrüche  und  Verwerfungen,  welche  nordöstlich,  also  parallel 
zur  Schichtenablagerung  streichen,  sondern  auch  die  wellenförmigen  Synklinalen 
und  antiklinalen  Faltungen  der  Schichteuzouen,  wie  sie  in  den  Durchschnitten  der 
Silurmulde  sich  darstellen. 

Es  ist  offenbar  durch  einen  lateralen  Druck  entstanden,  dem  nach  Schluss  der 
Silurperiode  ihre  mehr  oder  weniger  horizontalen  oder  flach  muldenförmigen  Schichten- 
ablagerungen unterworfen  waren. 

Die  Bildung  der  alt-erruptiven  Masse,  welche  unser  Silur  begrenzen,  oder 
dasselbe  durchsetzen,  sind  zweifellos  im  genetischen  Zusammenhange  mit  diesen 
tektonischen  Veränderungen  der  Silurmulde.  Vor  allem  sind  es  die  mittelböh- 
mischen  Granite,  welche  am  östlichen  Saume  unseres  Silures  aus  mächtigen 
Klüften  des  böhmisch-mährischen  Gneuses  empordrangen,  vielleicht  als  ein  trachyt- 
älniliches  Magma,  das  erst  durch  spätere  Urakrystallisirung  den  granitischen  Cha- 
rakter erhielt.  Dass  diese  Granitbildungen,  welche  nun  ein  mächtiges,  an  zwanzig 
Meilen  langes  und  in  der  Mitte  3—4  Meilen  breites  Gebirgs-Massiv  darstellen, 
das  sich  längs  der  ganzen  östlichen  Silurgrenze  erstreckt,  erst  nach  der  Bildung 
der  GrauAvackenschiefer  der  Zone  d4  stattfanden,  beweist  augenscheinlich  das  Auf- 
treten der  Silurscholle  am  Tehoverberg  bei  Mnichovic,  welche  zwischen  das  azoische 
Schiefer-  und  das  Granitterrain  eingekeilt  ist  und  die  Schichtenzonen  d^  bis  d4 
enthält. 

Eine  andere,  ebenfalls  zur  Silurzeit  entstandene  erruptive  Bildung  ist  der 
Felsitporphyr,  der  zwar  hauptsächlich  im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  auftritt, 
nämlich  in  dem  Bergzug  der  Pürglitzer  und  Zbirover  Wälder,  und  parallel  zum 
nördlichen  Saume  des  Silures  bis  in  die  Gegend  von  Rokycan  sich  erstreckt;  aber 
seine  Bildung  erst  nach  Abschluss  der  eisensteinführenden  Zone  (d,)  und  der 
Quarzitzone  (d«)  ist  nach  seinen  Contactverhältnissen  mit  diesen  Zonen  im  Rac- 
gebirge  und  bei  Plzenec  und  in  der  Särka  bei  Prag  evident. 

Eben  so  wie  der  Granit  setzt  auch  dieser  Porphyr  tiefgehende  Klüfte  in  den 
azoischen  Schiefern  voraus,  aus  welchen  seine  Masse  hervordrang,  wobei  auch  eine 
Zerklüftung  des  eigentlichen  Silurs  und  mannigfache  Verschiebungen  desselben 
veranlasst  wurden. 

Das  dritte  erruptive  Gestein  unseres  Silurs  ist  der  Diabas  grün  stein. 
Sein  Hervortreten  aus  Klüften  des  Silures  erfolgte  zur  Zeit  der  Bildungsperiode 
des  Schiefers  dj,  dessen  Eisengehalt  eben  von  dieser  Erruption  herrührt;  dann 
wiederholte  es  sich  zur  Zeit  der  Bildung  der  Graptolithenzone  (e.,)  und  local  selbst 
noch  in  der  Bildungszeit  der  Tentakulitenschiefer  (g^). 

Die  Bildung  aller  dieser  Erruptivmassen  erfolgte  aus  Klüften,  die  in  Folge 
der  Contraction  der  äusseren  Erdrinde  entstanden  und  in  denen  das  eindringende 
Wasser  in  Coutact  mit  dem  heissen  Inhalte  des  Erdinnern  kam.  Je  nach  der 
Tiefe  der  Klüfte  wurde  dann  das  eine  oder  das  andere  erruptive  Magma  hervor- 
gepresst  und  zwar  aus  den  grösseren  Tiefen  das  Magnesia-  und  eisenhaltende  Magma 
der  Diabasmassen,  aus  geringen  Tiefen  das  Magma  des  Porphyres  und  Granites. 


9a 

In  dieser  Hinsicht  ist  also  die  Bildung  der  Klüfte  und  der  erruptiven  Massen 
im  genetischen  Zusammenhang,  und  in  die  Bildungszeit  derselben  fallen  auch  alle 
die  Zeiklüftungen  und  Bruchlinien,  welche  unser  Silursystem  parallel  zu  seinem 
Streichen  gegen  Nordost  durchsetzen,  indem  deren  Anordnung  eine  solche  ist,  dass 
sie  einen  lateralen  Druck  voraussetzt,  der  eben  nur  als  Folge  der  Contraction  der 
Erdkruste  und  der  sie  begleitenden  Bildungen  von  erruptiven  Massen  erklärbar  ist. 
Kleinere  locale  Unregelmässigkeiten  mögen  auch  eine  andere  Ursache  haben.  So 
lassen  sich  die  merkwürdigen  Faltungen  der  Kalkschichten  in  der  Zone  e,  und  f, 
wie  z.  B.  bei  Kuchelbad,  leichter  durch  eine  Infiltration  und  Imprägnirung  ehedem 
thonig  schiefriger  Gesteine  durch  Kalk  und  der  daraus  sich  ergebenden  Anschwel- 
lung und  Fältelung  der  Schichten  erklären,  als  durch  den  Druck  der  nachbarlichen 
Diabasen,  da  die  gefalteten  Schichten  zwischen  anderen  Kalkschichten  liegen,  die 
ebene  Flächen  haben. 

Die  aulfalleudsten,  auch  in  den  Terrainformen  des  Silures  angedeuteten  Bruch- 
linien des  nordöstlichen  Systeme«  sind  die  folgenden : 

a)  Die  Bruchlinie  der  Pnhramer  Lettenkluft. 

Diese  durch  den  Pilbramer  Bergbau  bekannt  gewordene  Bruchlinie  (siehe  Fig. 
4.  und  Fig.  5)  begrenzt  den  nördlichen  Saum  der  Conglomeratzone,  die  auf  die 
azoischen  Schiefer  aufgelagert  über  Pflbram  bis  gegen  Dobris  streicht  und  von  dem 
grossen  Conglomeratterrain  des  Tremosnagebirges  durch  die  azoische  Schieferzone 
von  Dusnlk-Picin  getrennt  ist. 

Die  Pfibramer  Grauwacken  und  Conglomerate  bilden  längs  dieser  Bruchlinie 
eine  Mulde,  deren  nördlicher  Flügel  steil  an  der  Bruchlinie  gehol)en  ist,  während 
an  der  entgegengesetzten  Seite  der  südliche  Theil  dieser  Mulde  tiacher  aufliegt. 

Diese  Bruchlinie  ist  durch  Bergbau  besonders  am  Birkenberge  aufgeschlossen 
und  ist  von  da  westlich  bis  über  Bohutin  und  östlich  über  Kvetna  gegen  Picin  zu 
bergmännisch  bekannt ;  aber  da  sie  in  derselben  nordöstlichen  Kichtung  liegt,  nach 
der  die  Conglomerate  und  Grauwacken  des  Tremosnagebirges  von  den  Pribramer 
Conglomeraten  abgerissen  wurden,  so  ist  wohl  die  Vermuthung  begründet,  dass 
auch  die  Bruchlinie,  die  von  Mnlsek  gegen  Cernolic  und  weiter  gegen  Zävist  bei 
Königsaal  die  südliche  Seite  des  Brdawaldes  begleitet  und  welche  genau  in  der 
Fortsetzung  jener  Bruchlinie  liegt,  nichts  anderes  ist  als  die  Fortsetzung  der  Let- 
tenkluft. Sie  setzt  sich  dann  zwischen  dem  Silur  und  den  azoischen  Schiefern  über 
Modrau  und  Kunratic  am  rechten  Moldauufer  fort  und  verliert  sich  erst  in  dem 
flachen  Terrain  zwischen  Kunratic  und  Kolodej. 

Die  Hauptwirkung  dieser  Bruchlinie  war  die  Hebung  des  Tremosnagebirges 
und  des  grossen  Brdawaldes,  dessen  südliche  steile  Lehnen,  welche  hoch  über  die 
untergelagerten  azoischen  Schiefer  emporgehoben  sind,  dieser  Bruchlinie  parallel 
sind.  Der  Verlauf  dieser  Bruchlinie  verlässt  bei  Mnisek  das  Terrain  der  Conglo- 
merate und  begleitet  von  da  bis  Königsaal  die  Zonen  di  d.  d3  d4,  die  zu  dieser 
Linie  steil  gehoben  sind  und  unmittelbar  mit  dem  azoischen  Schiefer  angrenzen, 
und  zwar  so,  dass  sich  bei  Jilovist  zuerst  die  Zone  dj,  dann  bei  Bäne  und  Zä- 
behlic  die  Zone  dj  und  dj  auskeilt  und  bei  Zävist  schon  die  Zone  d^  an  dieser 
Linie   unmittelbar  unter  die   azoischen  Schiefer   mit   gefalteten   Schichten   einfällt. 


94 

Weiter  gegen  Nordost  erscheint  wieder  die  Zone  dj  als  Begleiter  dieser  Linie  und 
als  die  Basis  des  Silursystemes. 

b)  Die  Bruchlinie  zwischen  dem  Tremosna-  und  dem  Slonovecrücken. 

Parallel  zu  der  Pfibramer  Lettenkluft  wird  das  ausgedehnte  Conglomerat- 
terrain,  welches  den  südwestlichen  Theil  des  Silures  zwischen  Pribram  und  Rokycan 
einnimmt,  von  einigen  Bruchlinien  durchsetzt  und  in  die  parallelen  Gebirgsrücken 
gegliedert,  die  schon  früher  beschrieben  wurden.  Das  brüchige  und  spröde  Ge- 
steinsmaterial der  Conglomeratschichten  gestattete  nicht  die  Bildung  von  Faltungen 
und  Synklinalen  und  antiklinalen  Windungen  der  Schichten,  sondern  bei  der  Hebung 
des  Gebirges,  als  deren  Ursache  wir  die  Contraction  der  Erdrinde  voraussetzen, 
wurde  die  zusammenhängende  Decke  der  Conglomerate  in  einzelne  parallele  Streifen 
zersprengt  und  ein  Streifen  hinter  dem  andern  einseitig  gehoben.  —  Die  zur  Pfi- 
bramer Lettenkluft  nächst  parallele  Bruchlinie  ist  durch  das  Läugenthal  von 
Obecnic  angedeutet,  welches  den  Tfemosnarücken  vom  Slonovec  scheidet.  (Siehe 
Fig.  5).  Da  die  Flanken  dieser  Gebirgsrücken  sowie  die  Thalsohle  von  zertrüm- 
mertem Gesteine  bedeckt  sind,  so  lässt  sich  die  Bruchlinie  selbst  an  anstehenden 
Felsen  nicht  wahrnehmen,  ihr  wirkliches  Vorhandensein  ist  aber  durch  die  Contouren 
des  Gebirges  angedeutet,  indem  sonst  die  Mächtigkeit  der  Conglomeratschichten, 
welche  von  dem  einen  Rücken  unter  den  anderen  einzufallen  scheinen,  in  einer 
so  enormen  Grösse  angenommen  werden  müsste,  wie  sie  durch  keine  unmittelbare 
Beobachtung,  wo  nämlich  die  Conglomerate  auf  azoischen  Schiefer  ruhen,  bestä- 
tiget wird.  Die  Bruchlinie  beginnt  irgendwo  am  Berge  Kocka  bei  Padrf  und  zieht 
sich  am  Fusse  der  höchsten  Congiomeratberge  Koruna  und  Tok  durch  das  Thal  von 
Obecnice  bei  Hlubos  vorüber  in  die  Congiomeratberge  der  Dobflser  Waldungen 
gegen  Kytin,  wo  sie  sich  mit  der  Fortsetzung  der  Pfibramer  Klettenkluft  vereinigt. 

c)  Die  Jinecer  Bruchlinie. 

Diese  Bruchlinie  (Siehe  Fig  5  und  Fig.  8)  beginnt  zwischen  dem  Slonovec- 
rücken und  dem  Konicek  im  Bereiche  der  Conglomerate,  avo  sie  diese  zwei  mar- 
kanten Bergrücken  von  einander  scheidet  und  setzt  sich  durch  das  Thal  von  Velci 
(Welkau)  fort,  wo  sie  die  auf  den  Tfemosnaconglomeraten  gelagerten  Jinecer 
Schiefer  mit  ihrer  Primordialfauna  aufdeckt.  Scheinbar  fallen  diese  Schiefer  nord- 
westlich unter  die  Conglomeratenschichten  des  Konicekrtickens  ein,  aber  el)en  dieses 
Lagerungsverhältniss  ist  ein  sicheres  Anzeichen  des  Vorhandenseins  der  Bruchlinie. 
Sie  setzt  sich  dann  an  die  Quarzitzone  (dj)  des  grossen  Brdarückens  fort  und  ist  an 
dem  secundären  Felsrücken  erkennbar,  der  den  Kamm  des  grossen  Brdarückens  an 
seiner  nördlichen  Seite  begleitet.  Ganz  deutlich  tritt  die  Fortsetzung  dieser  Bruch- 
linie an  der  Bezirkstrasse  zwischen  ReYnic  und  Mnisek  hervor,  zwischen  dem  Berge 
Sträzny  und  Babka  (Fig.  21),  indem  daselbst  und  in  den  angrenzenden  Schichten 
die  untergelagerte  Eisenstein  führende  Zone  (d, )  mit  ihren  Diabasen  zu  Tage 
ansteht  und  deutlich  die  beiden  Quarzitzüge  des  Brdawaldes  von  einander  trennt. 
Hinter  Vsenor  gegen  Bäne   und  Zäbehlic   nähert   sich   diese   Bruchlinie   der  Fort- 


95 

Setzung  der  Pfibrainer  Kluft,    und   vereinigt  sich  hier  mit   derselben,    so  wie  die 
vorhergehenden. 

d)  Big  Bruchlinie  des  Berges  Ostry. 

An  der  Nordseite  des  Berges  Ostry  bei  Felbabka  zwischen  Hoi'ovic  und  Jinec 
steht  Quarzit  (dj)  in  steilen  Schichten  und  scharfen  Knickungen  an,  der  nord- 
westlich einfällt  und  von  der  Eisenstein  führenden  Zone  dj  unterlagert  wird,  die 
wieder  ihrerseits  auf  den  Schiefern  der  Primordialfauna  (C)  ruht.  (Siehe  Fig.  7,  16, 17.) 

Zwischen  diesen  Schiefern,  die  ziemlich  flach  liegen,  und  den  Quarziten  geht 
eine  Bruchlinie  durch,  die  durch  eine  Reihe  von  Quarzitklippen  angedeutet  ist.  Man 
kann  diese  Klippen  durch  den  Podluher  Wald  bis  ins  Thal  des  rothen  Baches 
z^Yischen  Mrtnik  und  Nefezin  am  Fusse  des  Giftberges  verfolgen,  wo  sie  mit  einer 
Quarzitzone  (dj)  zusammenhängen,  die  auf  der  eisensteinführenden  Zone  (d,)  auf- 
gelagert bis  in  das  Thal  von  Strasic  bei  Teny  sich  zieht.  Weiter  gegen  Südwest 
im  Thal  von  Strasic  tritt  die  eisensteinführende  Zone,  durch  anstehende  Grünstein- 
hügel bezeichnet,  allein  zu  Tage,  von  beiden  Seiten  von  höheren  Tfemosna-Conglo- 
meratbergen  begleitet,  und  zwar  so,  dass  sie  an  der  Südseite  des  Thaies  auf  diesen 
Conglomeraten  ruht,  auf  der  Nordseite  aber  scheinbar  von  ihnen  überlagert  wird, 
was  offenbar  die  Folge  einer  Dislocation  ist,  nämlich  einer  Hebung  der  nördlichen 
Conglomeratparthie  über  die  eisensteinführenden  Schichten.  Die  Bruchlinie,  längs 
der  diese  Dislocation  stattlindet,  setzt  sich  dann  im  Gebiet  der  Tfemosnaconglomerate 
in  das  Thal  von  Dobi'iv  fort,  das  eben  durch  diese  Dislocation  gebildet  wird,  und 
verliert  sich  endlich  unter  der  kleinen  Steinkohlenmulde  von  Miresov,  die  gerade 
an  der  Grenze  der  Conglomerate  und  der  azoischen  Schiefer  abgelagert  ist. 

An  der  nördlichen  Seite  wird  diese  Bruchlinie  von  einer  antiklinalen  Auf- 
stauung der  eisensteinführenden  Zone  begleitet,  die  in  dem  deutlich  aufgeschlos- 
seneu Schichtenbau  des  Hügels  Milina  bei  Volesna  und  des  Berges  Ivina  bei  Ko- 
morau  leicht  erkennbar  ist  (Fig.  14,  15).  Die  antiklinale  Schichtenwölbung  setzt 
sich  dann  mit  Quarziten  (dj)  bedeckt  über  den  Berg  Clhadlo  und  den  Hügel  Dra- 
zovka  bei  Hoi-ovic  fort  (Fig.  16,  17)  und  streicht  weiter  in  nordöstlicher  Richtung 
durch  das  Terrain  des  auf  Quarziten  aufgelagerten  Grauwackenschiefers  (d4)  zwischen 
dem  rothen  Bache  und  der  Litava  durch,  ohne  dass  aber  die  Fortsetzung  der 
Bruchlinie  des  Ostryberges  in  den  zerrütteten  Grauwackens chiefern  durch  irgend 
welche  Terrainformen  angedeutet  wäre. 

Die  Fortsetzung  der  antiklinalen  Schichtenwölbung  scheint  sich  noch  weiter 
in  das  Bereich  der  letzten  Thonschiefer  und  Grauwackenzone  des  Mittelsilures, 
nämlich  der  Zone  d^  zu  erstrecken ;  denn  man  triÖ't  sie  wieder  deutlich  an  der  Höhe 
Vysebohy  bei  Libomysl  an,  und  sie  läuft  von  da  in  gerader  nordöstlicher  Fortsetzung 
die  Iviner  Wölbung  über  Borek  gegen  Suchomast,  wo  sie  von  den  Kalketagen  E 
und  G  des  Konepruser  Bergzuges  bedeckt  wird.  Am  nördlichen  Gehänge  dieses  Berg- 
zuges bei  Mnehan  treten  im  Thale  zwischen  den  Kalkbergen  bei  Korno  und  Liteh 
der  Thonschiefer  und  die  Grauwacken  der  Zone  (\^  wieder  auf  und  zwar  gleichfalls 
in  antiklinaler  Schichtenstellung,  offenbar  als  Fortsetzung  der  Borek-Suchomaster 
Welle  (Figur  43.).  Diese  antiklinale  Aufstauung  setzt  sich  dann  als  deutliche 
Terrainwelle   auf  den  Berg  Vockov   gegenüber   von  Karlstein  fort,    übersetzt    die 


96 

Beraun  und  streicht  über  Karlik  imd  Vouoklas  bis  gegen  Cernosic,  wo  sie  am 
Rande  des  Kalkplateaus  versehwindet.  Es  ist  bemerkenswerth,  dass  am  äusseren 
südlichen  Saume  dieser  Welle  in  einem  synklinal  gebauten  Streifen  vom  Kalkberge 
Mramor  bei  Liteü  angefangen,  Graptolithenschiefer  und  Diabaslager  erscheinen  und 
weiter  in  der  Fortsetzung  dieses  Streifens  im  Gebiete  der  Thonschieferzone  d5 
Colonieneinlagerungen  der  Graptolithenschiefer  auftreten,  die  sich  von  Tfebän  über 
Radotin,  Gross-Kuchel  und  quer  über  die  Moldau  bis  gegen  Hodkovicky  verfolgen 
lassen,  so  dass  es  den  Anschein  gewinnt,  als  seien  diese  Colonien  zerstreute  Reste 
eines  in  die  Schiefer  der  Zone  d-  eingeknickten  Graptolithenschieferstreifens,  der 
durch  die  antiklinale  Aufstauung  des  Vockovberges  vom  zusammenhängenden  ober- 
silurischen  Terrain  abgetrennt  wurde. 

e)  Die  BrucliUnie  vom  Berge  2ldar  und  von  Koda. 

Am  Zdarberge  bei  Rokycan  sieht  man  am  äussersten  nördlichen  Ende  der 
Tfemosnaconglomerate  dieselben  in  hoch  gehobenen  Schichtenbänken  anstehen,  die 
gegen  Norden  scharf  abgeschnitten  sind.  Am  Fusse  dieses  Berges,  der  übrigens 
von  Porphyr  durchsetzt  ist,  liegen  die  Schiefer  der  Zone  d,y  mit  untergelagerten 
Eisenerzen  und  fallen  scheinbar  von  Nordost  gegen  den  Berg  Zd'är  ein,  nämlich 
gegen  eine  Bruchlinie,  längs  der  dieser  Berg  gehoben  ist.  Diese  Bruchlinie  setzt 
sich  nordöstlich  hart  am  Fusse  des  Conglomeratbergzuges  bei  Holoubkau  vorbei 
(Siehe  Fig.  13.)  und  verliert  sich  dann  im  Terrain  der  Eisenstein  führenden  Zone 
(d,)  bei  Mauth,  wo  ein  Grünsteinhügel  bei  der  isolirten  St.  Stephanskirche  ihre 
Fortsetzung  nur  unbestimmt  andeutet.  Weiter  gegen  Nordost  bei  dem  Dorfe  Ka- 
irlzek  tritt  aber  diese  Bruchlinie  wieder  deutlich  zum  Vorschein  (siehe  Fig.  14.), 
indem  sie  daselbst  die  Quarzitdecke  (dj,  welche  den  westlichen  Querriegel  des 
nördlichen  und  südlichen  Quarzitsaumes  unserer  Silurmulde  bildet,  zersprengt  und 
in  antiklinaler  Aufrichtung  die  eisensteinführende  Zone  (dj  zu  Tage  bringt. 

In  den  weiter  gegen  Nordost  aufgelagerten  Grauwackeuschiefern  (d4)  ist  sie 
wegen  der  Bedeckung  des  Terrains  mit  Lehm  und  Schotter  nicht  kennbar,  sie  setzt 
sich  aber  wahrscheinlich  bis  ins  obersilurische  Kalkterrain  fort,  und  vielleicht 
gehört  ein  Theil  des  Thälchens  des  rothen  Baches  zwischen  Hofovic  und  Praskoles 
zu  dieser  Fortsetzung. 

Erst  im  zusammenhängenden  obersilurischen  Kalkterrain  am  Berge  Tobolka 
beginnt  wieder  eine  deutliche  Schichtenverwerfung,  die  weil  sie  in  der  Richtung  der 
Bruchlinie  von  Zd'är  und  Karizek  liegt,  als  ihre  Fortsetzung  angenommen  werden 
kann.  Diese  Bruchlinie  ist  namentlich  in  der  Thalschlucht  bei  Koda  sehr  deutlich 
sichtbar  (siehe  Fig.  46),  indem  daselbst  die  höchste  obersilurische  Schieferetage 
(H)  unter  steil  gehobene  Kalkbänke  der  Zone  F  und  G^  gegen  Nordwest  einzufallen 
scheint,  aber  eigentlich  von  ihnen  durch  diese  Bruchlinie  getrennt  wird.  Die  Dis- 
location  zwischen  den  Kalkl)änken  und  den  Schiefern  der  Etage  bezeichnet  dann 
weiter  den  Verlauf  dieser  Bruchlinie,  welche  wie  es  scheint,  das  ganze  obersilu- 
rische Kalkplateau  durchläuft. 

Man  sieht  sie  wieder  deutlich  längs  des  Schieferstreifens  der  Etage  H  bei 
Srbsko  jenseits  der  Beraun,  bei  Morin  unweit  Karlstein  am  Abhänge  der  Höhe 
„naBarvinku"  (Fig.  47)  und  bei  Trebotov,  allerdings  nur  in  Thal- und  Schluchten- 


I 


M 


97 

einschnitten,  da  die  Plateauliöhen  von  Sand  und  Schotter  oder  Lehm  bedeckt  sind. 
Auch  die  auffallende  Dislocation  zwischen  den  Graptolithenschiefern  und  Diabasen 
der  Zone  Ci  und  zwischen  den  Knollenkalken  g,,  die  unterhalb  Lochkov  im  Rado- 
tinerthale  schon  in  den  Terraincontouren  sich  kundgiebt,  kann  man  als  Fortsetzung 
dieser  Bruchlinie  ansehen,  obwohl  die  H-Schiefer  nicht  bis  her  reichen,  sondern 
schon  bei  Kosor  sich  verlieren. 

In  der  weiteren  nordöstlichen  Fortsetzung  dieser  Linie  tritt  dann  die  Dislo- 
cation zwischen  der  Zone  e^  und  gi  im  Thälchen  Pfldoli  unterhalb  Slivenec  wieder 
auf,  und  ihre  letzte  Spur  endlich  ist  wahrscheinlich  durch  die  Bruchlinie  ange- 
deutet, welche  den  Braniker  Kalkfelsen  (g,)  vom  Dvorecer  trennt  und  wo  in  den 
Thälchen  von  Dvorec  die  Knollenkalke  g^  scheinbar  unter  die  Thonschiefer  der 
Zone  dj  einfallen.   (Fig.  5L) 

f)  Die  Prager  Bruchlinie. 

Die  beiden  Quarzitzonen,  welche  in  den  Umgebungen  von  Prag  auftreten  und 
von  denen  die  südliche  durch  die  obere  Neustadt  Prag  zieht,  während  die  nörd- 
liche den  weithin  sichtbaren  Felsen  bei  dem  Hofe  Bulovka  unweit  Lieben  bildet, 
und  welche  beide  Quarzitzonen  von  einander  durch  einen  2  Kilometer  breiten 
Streifen  der  Grauwackenschiefer  (d4)  getrennt  werden,  verlaufen  längs  einer  nord- 
östlichen Bruchlinie,  durch  welche  am  nördlichen  Saume  des  Silurterrains  die 
regelmässige  Schichtenfolge  in  so  auffallender  Weise  unterbrochen  wird,  dass  sie 
schon  in  den  Terrainformen  sich  erkennen  lässt  (Siehe  Fig.  32).  Die  deutliche 
Sonderung  der  Quarzitzonen  durch  das  Dazwischenti'eten  eines  sich  bis  auf  2 — 3  Kilo- 
meter erbreitenden  Streifens  der  Grauwackenschiefer  (d4)  beginnt  am  Berauner 
Plesivec,  welcher  Berg  so  zu  sagen  der  Knotenpunkt  der  Quarzitzonen  am  nördlichen 
Rande  des  böhmischen  Silures  bildet. 

Denn  einerseits  zieht  sich  vom  rechten  Beraunufer  zu  diesen  Bergen  die  Reihe 
der  isolirten  Quarzitkämme,  die  im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  zwischen  Zbirov 
und  Althütten  auftreten,  und  vielleicht  schon  eine  Dislocationslinie  andeuten,  längs 
deren  die  Quarzite  des  Velis  und  der  Krusnähora  aus  ihrem  ursprünglichen  Zu- 
sammenhange mit  den  Quarzitrücken  des  kleinen  Brdagebirges  abgetrennt  werden, 
anderseits  zieht  sich  zu  eben  demselben  Berge  die  Bruchlinie,  welche  den  Quar- 
zitrücken des  kleinen  Brdagebirges  (Brdatka)  in  zwei  Kämme  scheidet,  und  durch 
einen  engen  Streifen  der  Schiefer  der  Zone  d^y  angedeutet  wird.   (Fig.  27.) 

Man  kann  diesen  engen  Schieferstreifen  mitten  zwischen  zwei  Quarzitkämmen 
des  Brdatkarückens  von  Dybfl  vom  Berge  Ded  bei  Drabov  bis  zum  Beraunfluss 
verfolgen,  wo  er  diesen  Fluss  übersetzt  und  in  die  südliche  Lehne  des  Berauner 
Plesivec  sich  hineinzieht. 

Von  diesem  Berge  angefangen  verläuft  die  nördliche  Quarzitzone  über  den 
Kamm  Kamenina  und  den  Chrbinarücken  bei  Chyiiava  bis  über  den  Kacicer  Rücken 
bei  Ptic,  wo  sie  sich  unter  aufgelagertem  Quadersandstein  und  Pläner  verliert,  um 
aber  wieder  bei  Hostivic  westlich  von  Prag  im  seichten  Thale  des  Plänerplateaus 
aufzutauchen.  (Siehe  Fig.  28).  Die  Fortsetzung  dieser  Zone  bilden  die  kleinen 
Quarzitkämme  und  Klippen  bei  Vokovic  und  Dejvic,  dann  die  Quarzitw^and  bei  der 
Bulovka  und  die  Klippe  bei   der   verlorenen  Schildwache   in  Neu-Lieben,    endlich 

7 


98 

die  einzelnen  Quarzitfelsen  zwischen  Vinof  und  Brnndeis,  die  in  den  seichten  auf 
dem  mit  Quadersandstein  und  Pläner  bedeckten  Plateau  durch  Schotterbrüche  auf- 
geschlossen sind.  Am  Saume  der  Silurmulde  ist  hier  eine  secundäre  Dislocations- 
linie  sichtbar,  längs  der  die  Quarzitschichten  wiedersinnig  gegen  NW  einfallen. 

Auf  der  Quarzitzone  liegen  in  regelmässiger  Folge  die  Schieferzonen  d^ 
und  d^  bis  zu  der  Bruchlinie,  längs  der,  wie  schon  früher  beschrieben  wurde,  die 
Eisenstein  führende  Zone  (d, )  und  über  derselben  die  zweite  südliche  Quarzitzone  zu 
Tage  tritt,  welche  ihrerseits  wieder  von  der  regelmässigen  Reihe  der  jüngeren  Schiefer- 
zonen dj,  d4,  dj  begleitet  wird,  bis  endlich  die  Kalketagen  des  Obersilures  sich  auflagern. 

Der  Quarzitkamm  des  Brezovarückens  und  dann  die  kleinen  Kämme  bei  Ho- 
felic,  Chrastan,  Radonic  deuten  den  Verlauf  dieser  Bruchlinie  an,  die  dann  na- 
mentlich im  Kosirer  Thal  an  den  Quarzitklippen  deutlich  zu  Tage  tritt,  indem 
daselbst  Schiefer  der  Zone  dj  und  d^  unmittelbar  an  einander  stossen.    (Fig.  34.) 

Die  weitere  Fortsetzung  der  Quarzitzone  geht  durch  die  obere  Neustadt  Prag, 
wo  sie  durch  die  kleinen  anstehenden  Felsen  bei  Emaus  angedeutet  ist,  und  tritt 
von  einer  sekundären  parallelen  Bruchlinie  und  der  antiklinalen  Welle  des  Kreuz- 
berges  bei  Volsan  begleitet,  am  Zizkaberge  ober  Karolinenthal  wieder  besonders 
deutlich  hervor,  bis  sie  hinter  Hloupetin  am  Plateaurande  der  Kreideformation 
unweit  von  Chvala  unter  den  Quadersandsteinen  verschwindet.  (Fig.  36.) 

g)  Die  Bruchlinie  von  Skrej. 

Eine  durch  ihre  Deutlichkeit  besonders  ausgezeichnete  Bruchlinie  begleitet 
endlich  den  isolirten  und  in  dem  azoischen  Terrain  eingeschlossenen  Streifen  der 
Zone  der  Primordialfauna  (C)  bei  Skrej,  die  dort  aus  Schiefern  und  quarzitischen 
Grauwacken  und  Conglomeraten  sowohl  im  Liegenden  als  Hangenden  bestellt  und 
auf  azoischen  Schiefern  discordant  aufgelagert  ist.  Diese  Zone  hat  ein  nordöst- 
liches Streichen  und  fällt  südöstlich  gegen  eine  Bruchlinie  ein,  die  man  von  Tej- 
fovic  über  Mlecic  bis  gegen  Lohovic  und  Tereschau  verfolgen  kann,  und  an  der 
Aphanite  und  Porphyre  das  azoische  Schiefergebiet  durchsetzen  und  sich  hoch  über 
die  Zone  der  Primordialfauna  erheben.   (Siehe  Fig.  9.) 

Es  ist  ^vohl  möglich,  dass  dieser  so  Aveit  vom  zusammenhängenden  Silur- 
terrain dislocirte  Schieferstreifen  den  äussersten  nördlichen  Rand  des  einstigen 
Silurmeeres  andeutet,  womit  auch  die  Vertheilung  der  isolirten  eisensteinführenden 
Schichten  (dj)  und  Quarzite  (d^)  auf  den  Plateauhöhen  des  azoischen  Schiefer- 
terrains am  Velis  und  an  der  Krusnä  hora  übereinstimmt.  Offenbar  wurde  die 
angedeutete  Dislocation  der  Skrejer  Schiefer  durch  das  Empordringen  der  mächtigen 
Porphyrmassen  bewirkt,  welche  den  waldigen  Gebirgszug  zwischen  Pürglitz  und 
Rokycan  bilden.  Indessen  ist  es  auch  möglich,  dass  die  Skrejer  Schiefer  in  einer 
Seitenbucht  des  Silurmeeres  sich  absetzten;  aber  eine  sichere  Entscheidung  über 
diese  ersten  Verhältnisse  des  böhmischen  Silurmeeres  lässt  sich  aus  den  bisher 
bekannten  geotektonischen  Aufschlüssen  bisher  nicht  ableiten. 

2.  Das  Kluftsystem  mit  nordwestlichem  Streichen. 

Das  grosse,  die  böhmische  Silurformation   hauptsächlich  beherrschende  Kluft- 
system mit  nordöstlichem  Streichen  wird  senkrecht  zu  diesem  Streichen  durch  ein 


99 

anderes  Kluftsystem  durchsetzt,  das  namentlich  auf  die  Thalbildung  von  Einfluss 
ist.  Dieses  Kiuftsystem  mit  nordwestlicher  Richtung  entstand  wenigstens  theilweise 
vielleicht  gleichzeitig  mit  den  nordöstlich  verlaufenden  Bruchlinien,  vielleicht  ist  es 
aber  theilweise  gleichzeitig  mit  jenen  Zerklüftungen,  welche  im  westlichen  Deutsch- 
land und  in  England  zur  Zeit  des  Kohlenkalkes  die  mitteleuropäischen  Gebirge 
durchsetzten  und  dasselbe  nordwestliche  Streichen  haben.  Die  Altersbestimmung 
dieses  Kluftsystemes  im  Gebiete  des  böhmischen  Silurterrains  ist  nicht  möglich,  da 
bis  zur  Kreideformation  alle  jüngeren  Schichtenbildungen  in  diesem  Gebiete  fehlen 
und  also  keine  Anhaltspunkte  gegeben  sind,  um  das  relative  Alter  der  nord- 
westlichen Klüfte  nach  ihrem  Eingreifen  in  andere  jüngere  Formationen  zu  be- 
stimmen. 

Nach  der  Richtung  des  nordwestlichen  Kluftsystemes  sind  einige  Thäler  mit 
beiderseits  steilen  Felsgehängen  ausgewaschen,  durch  welche  senkrecht  zum  herr- 
schenden Streichen  die  silurischen  Schichten  mit  allen  ihren  Unregelmässigkeiten, 
Faltungen  und  Verwerfungen  durchschnitten  werden.  Noch  häufiger  zeigen  sich  diese 
Klüfte  nur  an  den  Zusammensetzungsflächen  der  Felsenmassen  und  an  den  Ver- 
werfungsflächen der  Schichtenzonen.  So  bemerkt  man  sie  besonders  häufig  in  dem 
Eisenerzlager  auf  der  Krusnä  hora  (d, )  und  bei  Nucic  in  der  Grauwackenzone  (d4), 
dann  in  den  Quarzitrücken  des  Brdagebirges  und  in  den  Kalkfelsen  des  ober- 
silurischen  Terrains. 

a)  Die  deutlichste  und  grösste  Kluft  dieses  Systemes  sieht  man  im  Beraun- 
thale  zwischen  Beraun  und  Srbsko  entwickelt.  Diese  Kluft  durchsetzt  senk- 
recht zum  Streichen  der  Silurschichten  alle  obersilurischen  Etagen  von  e,  angefangen 
bis  nach  H  und  ihrem  Streichen  nach  ist  die  hier  pittoreske  Thalschlucht  aus- 
gewaschen, an  deren  steilen  Wänden,  den  Kalkzonen  F  und  g^  angehörend,  man 
.die  Kluftflächen  dieses  Systemes  besonders  deutlich  erkennt. 

h)  Parallel  zu  dieser  Thalschlucht  zieht  sich  im  obersilurischen  Kalkterrain 
am  1  echten  Beraunufer  von  Liteü  gegen  Koneprus  eine  Thalfurche,  Avelche 
bis  in  die  untergelagerten  Thonschiefer  der  Zone  d^  reicht,  sonst  aber  von  den 
Graptolithenschiefern  und  Diabasen  der  Zone  ei  ausgefüllt  ist.  (Siehe  Fig.  45.) 
Die  Kalkfelsen  an  den  Höhenzügen,  die  dieses  Thal  umsäumen,  sind  nach  Klüften 
abgeschnitten,  die  diesem  Kluftsystem  angehören. 

Als  Fortsetzung  dieser  Thalfurche  kann  man  einerseits  gegen  Nordwest  das 
kleine  Querthal  betrachten,  welches  die  Etage  D  (d^  dj  dj  dj)  bei  Zahoran  bis 
zum  azoischen  Schieferterrain  unterhalb  Hudlic  durchbricht;  anderseits  die  Schlucht, 
welche  oberhalb  Revnic  an  den  nördlichen  Lehnen  des  Brdawaldes  sich  hinaufzieht 
und  zwischen  den  Kuppen  Sträzny  vrch  und  Babka  die  Quarzite  (do)  bis  zu  den 
untergelagerten  Diabasen  und  Schiefern  der  Zone  d^  durchschneidet. 

c)  Auch  die  Querthälchen,  welche  vom  obersilurischen  Plateau  zwischen  Karl- 
stein und  Radotin  zum  Beraunthale  sich  herabziehen,  durchsetzen  die  Kalketagen 
senkrecht  zu  ihrem  Streichen  und  gehören  also  auch  zu  diesem  Kluftsysteme;  so 
namentlich  das  Thälchen  des  kalten  Baches  (Studeny)  zwischen  Trneny  Üjezd 
und  Kar  11  k;  das  Thälchen  des  Svarcavabaches  zwischen  Klein-Kuchaf  und 
Cernosic,  dann  der  Anfang  und  das  Ende  des  Ra  dotinerb  aches  zwischen 
Hofelic  und  Chotec,   so  wie  zwischen  Hinter-Kopanina  und  Radotin,  während  der 

7* 


100 

mittlere  Tlieil   dieses  Thaies   dem   ersten   Kluftsystem   uämlicli   dem   nordöstlichen 
angehört. 

Auch  die  Schlucht  Pridoll  unterhalb  Slivenec,  dann  der  obere  Theil  des 
St.  Prokopithal  bei  Reporyj  gehört  liieher.  Das  Querthälchen  beiVsenor,  welches 
den  Quarzitkamm  des  Brdawaldes  seiner  ganzen  Breite  nach  durchbricht,  kann 
man  als  die  Fortsetzung  der  Kluft  betrachten,  längs  der  das  Thälchen  von  Karlik 
gegen  Trneny  Ujezd  im  Obersilur  ausgefurcht  ist. 

d)  Im  Gebiete  der  Etage  D  in  den  Umgebungen  Prags  folgen  dem  nordwest- 
lichen Kluftsystem,  die  Thälchen  zwischen  Kunratic  und  Kr c,  dann  zwischen 
Petrovic  und  Hostivaf,  wo  sie  die  Quarzitzone  (do)  durchsetzen  und  ihre 
interessante  Lagerung  aufschliessen. 

e)  Tiefer  und  grösser  sind  die  Querthäler  längs  des  nordwestlichen  Kluft- 
systemes   im  Gebiete   der  Tremosna-Conglomerate   und   quarzitischen   Grauwacken. 

Hieher  gehört  das  schöne  und  tiefe  Gebirgsthal  des  rothen  Baches  von  Ko- 
morau  aufwärts  über  Mrtnik  und  Nefezin,  von  welchem  die  nordöstliche  Bruch- 
linie an  den  steil  gehobenen  Quarziten  (do)  durchschnitten  ist,  und  das  sich  von 
da  am  Fusse  der  malerischen  Ruine  Waldek  in  das  Terrain  der  Tremosnaconglo- 
merate  hinaufzieht,  indem  es  die  Conglomeratrücken  des  Beranec  und  Konfcek 
durchbricht. 

Als  Fortsetzung  dieses  Querthaies  erscheint  jenseits  des  grossen  Conglomerat- 
Hauptrückens  des  Tok  und  Brdaberges,  das  Thal  von  Obecnic,  welches  sich 
bei  den  Pfibramer  Silberhütten  in  das  Längsthal  zwischen  dem  Tfemosna-  und 
Slonovecrücken  öffnet. 

Dessgleichen  gehört  zu  dem  nordwestlichen  Kluftsystem  das  tiefe  Querthal 
des  Padrtbaches,  das  nahe  an  den  höchsten  Kuppen  des  Conglomeratgebirges, 
Praha  und  Tok,  in  den  Rozmitaler  Wäldern  beginnt  und  die  mächtigen,  parallel 
gegen  Nordost  streichenden  Rücken  senkrecht  zu  ihrem  Streichen  bis  in  das  Längs- 
thal von  Strasic  und  Dobi'iv  durchschneidet. 

Parallel  zu  diesem  Querthal  erstreckt  sich  weiter  westlich  das  kürzere  Thal 
des  Eisbaches  (Ledovy  potok),  das  in  den  Waldbergen  bei  Kolvin  beginnt  und 
bei  Dobfiv  in  das  vorerwähnte  Längsthal  einmündet. 

Auch  die  Thalschlucht,  welche  die  Berge  Zdär  und  Kotel  bei  Rokycan  von 
einander  trennt,  folgt  diesem  nordwestlichen  Kluftsysteme.  Seine  Fortsetzung  gegen 
Südost  ist  durch  das  Thal  des  Skoficerbaches  bezeichnet,  welches  von  der  Miro- 
sover  Kohlenmulde  hinauf  den  westlichen  auf  azoischen  Schiefern  aufliegenden 
Fuss  des  Conglomeratgebirges  umsäumt  und  bis  auf  die  Höhen  von  Padrt  hinauf 
führt.  In  der  weiteren  Fortsetzung  dieser  Thallinie  gegen  Südost  liegt  das  Thal 
des  Vlcavabaches  bei  Rozmital,  das  den  isolirten  Conglomeratstreifen  von 
Pribram  von  dem  Tfemsingebirge  trennt  und  in  Rozmital  und  der  Umgebung  bis 
auf  den  untergelagerten  Granit  ausgefurcht  ist.  Parallel  zu  diesem  Thal  streicht 
westlich  davon  das  Waldthal  zwischen  den  Conglomeratrücken  des  Sterbina-  und 
des  Tf  emsf  nb  erges  bei  Vacikov,  das  ebenfalls  bis  auf  die  untergelagerten 
azoischen  Schiefer  und  Granite  eingeschnitten  ist. 

Endlich  ist  noch  das  Uslavathal  am  äussersten  westlichen  Ende  des  Silur- 
terrains zu  erwähnen,  das  ebenfalls  einer  nordwestlichen  Kluft  folgt,  längs  der  die 


101 

eisensteinführeude  Zone  (d,),  hier  auf  azoischen  Schiefern  ruhend  und  von  Porphyr 
durchsetzt,  scharf  abgeschnitten  ist. 

3.  Das  Kluftsystem  mit  nördlichem  Streichen. 

Dieses  Kluftsystem  durchsetzt  unser  Sikirterrain  von  Süd  nach  Nord  mit 
einer  geringen  Abweichung  gegen  West,  und  längs  desselben  sind  wie  bei  dem 
vorhergehenden  System  tiefe,  von  beiden  Seiten  mit  steilen  Felsen  gebildete  Thäler 
entwickelt,  und  eben  so  bemerkt  man  an  den  Zusammensetzungsflächen  unserer 
silurischen  Felsmasseu  häufig  Klüfte  in  dieser  Richtung,  nach  denen  die  Schichten- 
zonen gegen  einander  verschoben  und  verworfen  sind. 

Klüfte  mit  nördlichem  Streichen  durchsetzen  auch  die  böhmische  Steinkohlen- 
formation und  bilden  die  grossen  Verwerfungen  der  Kohlenflötze,  wie  sie  in  Kladno, 
bei  Radnic  und  anderwärts  durch  Bergbau  aufgeschlossen  sind.  Auch  die  Kluft, 
längs  der  die  Steiukohlenformation  bei  Kralup  an  der  Moldau  scharf  abgeschnitten 
ist,  gehört  diesem  Systeme  an.  Dessgleichen  folgen  auch  die  Blei-  und  Silbererz- 
gänge von  Pribram  dem  nördlichen  Streichen  dieses  Kluftsystemes. 

In  der  auf  der  Steinkohlenformatiou  aufgelagerten  Permformation  sind  diese 
nördlichen  Klüfte  nicht  mehr  deutlich  wahrnehmbar,  sondern  es  herrschen  daselbst 
Faltungen  und  Schichtenbrüche,  die  von  West  gegen  Ost  streichen. 

Aus  diesen  Andeutungen  könnte  man  die  Vermuthung  ableiten,  dass  das 
Kluftsystem  mit  nördlichem  Streichen  erst  nach  Abschluss  der  Kohlenzeit,  und 
schon  vor  der  Permformation  entstand,  obwohl  ein  strikter  geotektonischer  Beweis 
hiefür  noch  mangelt,  indem  die  Steiukohlenformation  mit  Ausnahme  von  kleinen 
untergeordneten  und  fast  ganz  abgebauten  fluiden,  nirgends  dem  eigentlichen  Silur 
aufgelagert  ist,  sondern  auf  den  viel  älteren  azoischen  Schiefern  ruht. 

Die  Hauptthäler,  welche  diesem  Kluftsystem  folgen,  sind  die  des  Moldauflusses 
und  der  Litava;  nebstdem  gehören  einige  grössere  Thalschluchten  zu  denselben, 
durch  welche  die  silurischen  Etagen  schief  zu  ihrem  Streichen  durchschnitten 
werden. 

a)  Das  Moldau  thal  folgt  von  Yran  ober  Königsaal  bis  nach  Prag  dem 
nordwärts  gerichteten  Kluftsystem;  in  Prag  selbst  tritt  es  in  eine  Thalfurche  des 
nordöstlichen  Systemes  ein,  wendet  sich  aber  unterhalb  Prag  wieder  in  die  Fort- 
setzung der  nördlich  streichenden  Thalkluft.  Die  steilen  Leimen  und  Felsen,  welche 
das  Thal  beiderseits  begleiten,  zeigen  die  ganze  Reihenfolge  der  silurischen  Etagen 
und  Zonen  mit  Ausnahme  der  tiefsten  Conglomerate  und  der  Schiefer  der  Primor- 
dialfauna  und  der  höchsten  silurischen  Schieferetage  H,  also  die  Etagen  D,  E,  F, 
G  und  zwar  von  den  azoischen,  von  Porphyr  durchsetzten  Schiefern  des  Südrandes 
der  Silurmulde  bei  Königsaal  bis  zu  ihrem  Nordrande  bei  Podbaba.  Der  schiefe 
Durchschnitt  der  silurischen  Etagen,  die  sich  in  synklinaler  Lage  an  beiden  Seiten 
der  Silurmulde  wiederholen,  bedingt  die  malerische  Gestaltung  der  Felsen  im  Moldau- 
thale,  indem  die  härteren  Schichtenzonen  mit  schärferen  Contouren  hervortreten, 
als  die  weicheren,  und  eine  schöne  Abwechslung  der  Felsformen  verursachen. 
Namentlich  gestaltet  sich  im  Hintergrunde  die  azoische  Schieferzone  mit  ihren 
Porphyrkuppen  ober  Königsaal  als  ein  malerischer  Hintergrund,  während  die  Kalk- 
felsen bei  Branik,  Kuchelbad  und  Zlichov  im  Mittelgrunde,  und  die  grünen  Höhen 


102 

des  Lorenziberges  in  Prag,  so^vie  die  mit  Palästen  bedeckten  Höhen  des  Hradsin  und 
der  dunkle  Schieferfelsen  (dj  des  Yysehrad  mit  dem  breit  aufgestauten  und  von 
baumreichen  Inseln  belebten  Moldauflusse  im  Vordergrunde  zu  dem  schönsten  Land- 
schaftsbilde von  Mittelböhmen  sich  vereinen. 

h)  Am  rechten  Ufer  der  Moldau  in  dem  flach  gewellten  Terrain  östlich  von 
Prag  folgen  einige  Parthien  der  dortigen  kleinen  Thäler  gleichfalls  diesem  nord- 
wärts gerichteten  Kluftsysteme.  Namentlich  ist  es  das  Thälchen  des  Rokytnicbaches 
zwischen  K  r  ä  1  o  v  i  c  und  K  o  1  o  d  e j ,  wo  es  aus  den  azoischen  Schiefern  ins 
Bereich  der  Eisenstein  führenden  Zone  (d,)  und  der  Quarzitzone  (dj)  tritt,  dann 
ein  Theil  des  Thälchens  zwischen  Oufineves  und  Bechovic  bei  Dubec  und 
Dubecek,  das  den  synklinal  und  antiklinal  gefalteten  Rand  der  Quarzitzone  (da) 
durchschneidet.  Dessgleichen  gehört  zu  den  Thalschluchten  dieses  Systemes  der 
Durchbruch  der  Quarzitkämme  über  Kyj  und  Hrdlofez  und  dann  auch  der 
Durchbruch  der  Schiefer  und  Grauwackenzone  dj  am  Hügel  Bohdanec  bei  M  i  c  h  1  e. 

c)  Am  linken  Ufer  der  Moldau  im  obersilurischen  Terrain  ist  das  St.  Ivan- 
thal der  Hauptrepräsentant  dieses  nördlich  streichenden  Kluftsystemes. 

Diese  von  steilen  Felswänden  umschlossene  Thalschlucht  durchschneidet  alle 
obersilurischen  Etagen  und  durchsetzt  auch  die  untergelagerten  Schiefer  und  Quarzit- 
zonen  der  Etage  D  bis  zu  den  azoischen  Schiefern  bei  Podkozi,  wo  der  Kacicer 
Bach  aus  einer  nordwestlichen  Thalfurche  in  dieses  Kluftsystem  einlenkt. 

Jenseits  des  Beraunflusses  an  seinem  rechten  Ufer  ist  das  Thal  des  Sucho- 
master  Baches  am  westlichen  Fusse  des  Kotyzberges,  namentlich  an  seinem 
nördlichen  Ende  bei  der  Litohlav-Mühle,  wo  es  aus  dem  Kalkterrain  in  die  Grapto- 
lithenschieferzone  eintritt  zwischen  der  Koukolovä  hora  und  dem  Berge  Kosov  bis 
auf  die  untergelagerten  Schiefer  der  Zone  d^  parallel  zum  nördlich  streichenden 
Kluftsystem  eingefurcht. 

d)  So  wie  die  Moldau  fliesst  auch  die  Litava  längs  einer  Thalspalte,  die 
dem  nördlich  streichenden  Kluftsystem  angehört.     (Siehe  Fig.  6.) 

Dieses  Gewässer  entspringt  im  Granitterrain  bei  Brod  nicht  weit  von  Pfibram 
und  durchschneidet  in  gerader  von  Süd  nach  Nord  streichender  Richtung  zuerst 
die  auf  azoischen  Schiefern  aufgelagerte  Conglomeratzone  von  Pfibram,  dann  den 
Hauptrücken  der  Tfemosnacongiomerate  zwischen  Hlubos  und  Jinec,  und  deckt  dort 
die  Einlagerung  der  Schiefer  mit  der  Primordialfauna  (C)  auf,  während  die  auf- 
gelagerten Eisenstein  führenden  Schichten  (d,)  und  die  Quarzite  (d,)  die  steilen 
Thalgehänge  an  den  Bergen  Ostry  und  Plesivec  bilden. 

Weiter  abwärts  von  Lochovic  tritt  es  in  das  Gebiet  der  Grauwackenschiefer 
(d^)  und  bei  Litomysl  in  das  Gebiet  der  Schieferzone  d5  ein  und  tritt  bei  Zdic  im 
Gebiete  dieser  Zone  aus  dem  Jinec-Pfibramer  Querthale  in  ein  schönes  Längen- 
thal mit  nordöstlicher  Richtung  ein,  das  den  Nordrand  des  obersilurischen  Plateaus 
von  Zdic  bis  Beraun  begleitet. 

Parallel  zum  Litava-Thale  bei  Jinec  trifft  man  im  Gebiete  der  Tfemosna- 
congiomerate no(;h  einige  Thalschluchten  mit  nördlichem  Streichen  an,  die  offenbar 
längs  der  Gel)irgsspalten  ausgewaschen  sind,  welche  das  ganze  Silur  von  Süd  nach 
Norden  durchsetzen. 

Hieher  gehört  ein  Theil  der  Thalschlucht  bei  Velcf  (Welkau),  durch 
welche  die  Jiuecer  Schiefer  aufgeschlossen  sind;    dann   der   oberste  Theil  der 


103 

vom  rotheu  Bach  bewässerten  waldigen  Thalschlucht  oberhalb  der 
Kuiue  Waldek  und  ebenso  der  oberste  Theil  der  Thalschlucht,  in  welche  der  Abfluss 
der  zwei  grossen  Teiche  von  Padrt  sich  ergiesst,  die  aber  bald  in  eine  andere 
Thalschlucht  mit  nordwestlichem  Streichen  einlenkt. 

Schliesslich  kann  noch  die  Thalfurche  desZbiroverbaches  erwähnt  werden, 
die  von  Zbirov  gegen  Skrej  in  gerader  nördlicher  Richtung  in  die  azoischen  Schiefer 
und  die  sie  durchsetzen  den  Porphyre  sich  einschneidet  und  in  seiner  Fortsetzung  bei 
der  Podmokler  Mühle  so  wie  bei  der  Mühle  Slapnice,  nahe  an  seiner  Einmündung 
in  die  Beraun,  die  Lagerung  der  merkwürdigen  Skrejer  Schiefer  (C)  aufschliesst. 


Thalbildung  und  Hydrographie  des  böhmischen  Silurgebietes. 

Die  Thalbildung  unseres  Silurgebietes  ist  im  innigen  Zusammenhange  mit  den 
Bruchlinien  und  den  Kluftsystemen  desselben. 

Die  Flüsse  und  die  in  sie  einmündenden  Bäche  fliessen  sämmtlich  längs  den 
Bruchlinien,  welche  die  Silurmulde  parallel  zu  ihrem  Streichen  durchsetzen,  oder 
längs  der  Klüfte,  durch  welche  diese  Bruchlinien  von  Nordwest  gegen  Südost,  oder 
von  Süd  nach  Nord  durchschnitten  werden.  Die  wechselnde  Richtung  des  fliessenden 
Wassers  wird  durch  das  Vorherrschen  der  einen  oder  der  anderen  Zerklüftung 
bestimmt,  so  dass  mau  bei  der  Verfolgung  eines  Flusses  oder  Baches  aus  einem 
Kluftsystem  in  das  andere  im  mannigfachen  Wechsel  gelangt.  Nebenbei  sei  bemerkt, 
dass  auch  die  äusseren  Formen  unserer  silurischen  Felsen  von  den  drei  Bruchlinien 
beherrscht  werden,  deren  orographische  Spuren  in  dem  vorhergehenden  Absätze 
geschildert  wurden 

Hiedurch  entsteht  in  unseren  silurischeu  Thälern  die  angenehme  Abwechslung 
und  Mannigfaltigkeit,  welche  in  landschaftlicher  Beziehung  zu  den  einfachen  Con- 
touren  der  silurischen  Bergrücken  und  Hochflächen  einen  häufig  malerisch  schönen 
Vordergrund  bildet. 

Wie  schon  früher  erwähnt  wurde,  war  ehedem  das  ganze  obersilurische  und  ein 
grosser  Theil  des  mittelsilurischen  Gebietes  von  der  Kreideformation  bedeckt,  von 
der  nur  isolirte  Quader-  und  Plänerplateau  (der  weisse  Berg,  Vidovle,  das  Prosiker 
Plateau)  oder  oberflächliche  Sand-  und  Schotterschichten  mit  Einlagerungen  von 
plastischem  Thon  und  einzelnen  Blöcken  eines  festen  eisenschüssigen  Sandsteines 
übrig  blieben,  an  denen  man  die  ehemalige  Verbreitung  der  Kreideformation  nach- 
weisen kann. 

Nur  die  höheren  Quarzitrücken,  die  von  Königsaal  und  Horelic  gegen  Südwest 
sich  ziehen,  und  das  gebirgige  Terrain  der  Tfemosnaconglomerate  und  Grauwacken 
war  schon  zur  Kreidezeit  über  das  Niveau  des  damaligen  Meeres  erhoben. 

In  diesem  höheren  silurischen  Terrain,  dessen  äussere  Umrisse  also  älter  sind 
als  die  Kreideperiode,  sind  die  Anfänge  der  jetzigen  Thalbildung  unseres  Silur- 
gebietes zu  suchen. 

Das  von  dem  Kreidemeere  verlassene  Terrain  stellte  nach  Abschluss  der 
Kreideformation  eine  von  weichen   Sandsteinen   und  mergligen  Schichten  bedeckte 


104 

Ebene   dar,   in  welche   aus   den  höheren   sihirischen,   schon   nach  den  drei  Haupt- 
khiftsystemen  aiisgefurchten  Thälern  die  fliessenden  Wässer  sich  ergossen. 

Diese  Wässer  furchten  sich  nun  in  den  weichen  Sedimenten  der  Kreideforma- 
tion neue  Thahinnen  aus,  bis  sie  das  uutergelagerte,  einen  unebenen  Untergrund 
bildende  silurische  Gestein  erreichten,  in  welchem  die  ursprünglichen,  schon  vor 
der  Kreidezeit  entstandenen  Ausfurchungen  den  weiteren  Fortgang  der  Thalbildung 
bestimmten. 

Da  nun  die  heutigen  silurischen  Thäler  in  ihrem  Verlaufe  und  ihren  Win- 
dungen den  verschiedenen  Kluftsystemen  folgen,  welche  das  Silurgebiet  durchsetzen, 
so  ergiebt  sich  daraus,  dass  das  fliessende  Gewässer  in  dem  durch  Abwaschung 
blosgelegten  Silurterrain  allsogleich  den  schon  früher  bestandenen,  durch  Bruchlinien 
und  Querklüfte  geljildeten  Terrainfurchen  folgte  und  sie  fortwährend  weiter  aus- 
tiefte, bis  sich  allmählich  die  heutigen  Verhältnisse  entwickelten. 

Die  Thall)ildung  im  Silurgebiet  ist  also  zwar  die  Folge  einer  mächtigen 
Erosion,  aber  die  Thalrichtung  war  schon  durch  die  vor  der  Kreidezeit  eifolgte 
Dislocation  der  Silurschichten  nach  den  drei  Hauptkluftsystemen  prädestinirt. 

Die  Thäler  unseres  Silurterrains  werden  von  drei  Flüssen  und  von  den  ihnen 
zufliessendeu  Bächen  bewässert,  nämlich  von  der  Moldau,  dem  Beraunfluss  und 
der  Litava. 

I.  Die  Moldau  durchströmt  eine  im  allgemeinen  nördlich  gerichtete  Thal- 
kluft, allerdings  mit  vielen  localen  Abweichungen  von  Hohenfurth  im  Böhmerwalde 
bis  nach  Weltrus,  nahe  an  ihrer  Vereinigung  mit  der  Elbe. 

In  das  silurische  Gebiet  tritt  die  Moldau  bei  Königsaal  oberhalb  Prag  ein  und 
verlässt  es  bei  Podbaba  unterhalb  Prag,  indem  sie,  wie  schon  früher  erwähnt  wurde, 
von  der  azoischen  Schieferunterlage  an,  alle  silurische  Etagen  mit  Ausnahme  der 
Etagen  C  und  H  durchschneidet. 

In  Prag  selbst  und  zwar  am  Ausgange  des  Smichov-Kosirer  Seitenthaies  wird 
die  nördlich  streichende  Thalkluft  der  Moldau  von  einer  Thalfurche  der  nordöstlich 
streichenden  grossen  Prager  Bruchlinie  interferirt,  während  die  aus  den  zersprengten 
und  mannigfach  gehobenen  Silurschichten  bestehenden  Höhen  westlich  und  nord- 
östlich von  der  Moldau  von  horizontalen  Schichten  des  Quadersandsteines  und 
Pläners  bedeckt  werden.  Durch  diese  Interferenz  der  zwei  Thalsysteme  entsteht  die 
malerische  Gruppirung  der  Hügel  und  Thallehnen,  auf  denen  Prag  liegt  und  die  es 
umgel)en.  Bei  der  ersten  Ansiedlung,  als  noch  alle  die  Höhen  von  üppigem  Laub- 
wald bedeckt  waren,  muss  diese  schöne  Erweiterung  des  Moldauthales  ein  herrliches 
Landschaftsbild  geboten  haben,  das  namentlich  durch  die  damals  gewiss  grössere 
Moldau  und  durch  ihre  Katarakte  oberhalb  Prag  einen  grossartigen  VordergTund 
erhielt.  Aus  den  sandigen  Flussanschwemmungen  nämlich ,  welche  die  Moldau 
oberhalb  Branik  bis  zu  einer  Höhe  van  20  Metern  begleiten  und  die  besonders  bei 
Modian  und  Komoran  deutlich  erkennbar  sind,  lässt  sich  schliessen,  dass  der  Kalk- 
felsen (g,)  von  Branik  in  noch  diluvialer,  vielleicht  schon  historischer  Zeit  einen 
Querriegel  im  IMoldauthal  bildete,  durch  welchen  der  Fluss  in  der  breiten  Thal- 
fläche von  Radotin  seeartig  aufgestaut  war  und  bei  Branik  Felsenkatarakte  bildete, 
die  erst  im  Laufe  der  uns  näheren  Zeit  bis  auf  den  jetzigen  Thalgrund  erodirt  wurden. 

Ja  es  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  ersten  slavischen  Ansiedler,  die 
aus   ihrer   östlichen   ursprünglichen  Heimat  am  Dneper  hieher  einwanderten,   ihrer 


105 

hier  angelegten  Ansiedlung  den  altslavisclien  Namen  Porogy  :=  Praha  gaben,  indem 
die  Moldaukatarakte  an  die  Porogy  des  Dneper  sie  erinnerten. 

In  Prag  selbst  tritt  der  Moldaufluss  aus  der  nordwärts  gerichteten  Thalspalte 
plötzlich  in  eine  nordöstlich  streichende  Thalfurche  längs  der  grossen  Bruchlinie 
ein,  an  welcher  der  Zizkaberg  gehoben  ist.  An  den  Hügeln  von  Lieben  lenkt  aber 
die  Flussrichtung  wieder  in  die  nordöstliche  Thalfurche  ein,  und  erreicht  bei 
Podbaba  abermals  die  nordwärts  streichende  Thalkluft,  in  der  sie  im  azoischen 
Schieferterrain  sich  festsetzt. 

Die  Zuflüsse  der  Moldau  am  rechten  Ufer 

im  Silurgebiete  sind  die  folgenden: 

1.  Der  Bach  Kokytnice.  Dieser  in  Lieben  in  einer  Seehöhe  von  179  M. 
in  die  Moldau  einmündende  Bach  hat  seine  Quellen  auf  den  waldigen  Grauithöhen 
oberhalb  des  Forsthauses  Vojkov  an  der  Schwarzkostelecer  Strasse  zwischen  den 
Orten  Tehov  und  Tehovec  in  einer  Seehöhe  von  445  M.  Er  fliesst  in  einer  nord- 
westlich gerichteten  Thalfurche  durch  das  flachhügelige  Terrain  dei*  azoischen 
Schiefer,  erreicht  bei  Kolodej  das  Silurterrain  (dj,  dj),  durchschneidet  die  Prager 
Bruchlinie  in  den  Quarziten  (d^)  bei  Hrdlofez  und  erreicht  bei  Hloupetin  die  Thal- 
furche des  nordöstlichen  Systems,  in  der  er  bei  Lieben  in  die  Moldau  im  Bereiche 
der  Grauwackenschiefer  (d4)  mündet. 

Der  vorzüglichste  Nebenbach  der  Rokytnice  ist  der  Ricanerbach.  Derselbe 
entspringt  ebenfalls  nahe  am  Granitterrain  unweit  des  Dorfes  Tehov  (443  M.)  und 
fliesst  hauptsächlich  in  nordwestlicher  Ptichtung  über  Rican  gegen  Oufineves,  tritt 
bei  der  Podleser  Mühle  ins  Silurterrain  (d,,  d.,)  ein,  folgt  dann  auf  eine  kurze 
Strecke  über  Dubec  einer  nördlich  streichenden  Terrainfurche  und  vereinigt  sich 
bei  Bechovic  (228  K.)  mit  der  Rokytnice. 

Ehedem  war  die  Rokytnice  ein  ansehnlicher,  durch  das  ganze  Jahr  wasser- 
reicher Bach,  indem  ihn  zahlreiche  Teiche  speisten.  Von  diesen  Teichen  haben 
sich  nur  drei  erhalten,  der  Podleser  bei  Ourineves,  der  Bechovicer  und  der  Kejer, 
und  dem  zu  Folge  schrumpft  dieser  Bach  zu  einer  kleinen,  den  flüssigen  Unrath 
der  industriellen  Anlagen  und  der  zahlreichen  Dörfer  ableitenden  Rinne  ein.  Die 
Austrocknung  so  zahlreicher  Teiche  ist  vom  allgemein  nationalökonomischen  Stand- 
punkte in  dieser  'sonst  so  wasserarmen  Gegend  gewiss  ein  Irrthum,  indem  der 
Nutzen,  den  der  zu  Feldern  und  Wiesen  umgewandelte  Teichboden  giebt,  in  keinem 
Verhältnisse  steht  zu  den  Schaden,  den  der  Wassermangel  in  ökonomischer  und 
sanitärer  Beziehung   verursacht. 

Im  Umkreise  der  östlichen  Vororte  Prags  entspringen  in  dem  Sand-  und 
Schotterboden,  der  die  silurischen  Höhen  bedeckt  und  von  den  zerstörten  Schichten 
der  Kreideformation  herrührt,  einige  kleine  Bächlein,  die  in  die  Prager  Abzugs- 
kanäle abgeleitet  sind. 

Es  sind  dies  das  Bächlein  von  Volsan,  dann  das  des  Canal'schen 
Gartens  und  das  im  Territorium  der  jetzigen  Weinberggemeinde  entspringende, 
nun  aber  schon  im  ehemaligen  Stadtgraben  verschwindende  Bächlein,  das  ehemals 
Pucka  liiess,  in  der  Nähe  von  St.  Stephan  auf  der  Neustadt  Prag  einige  kleine 
Teiche  erfüllte  (die  Stadtparthie  wird  noch  jetzt  na  rybnicku  oder  v  tünich  genannt), 


106 

und  bei   dem  Garten   der  Gartenbaugesellschaft  vorbei   gegen  Podskal   lierabfloss, 
wo  er  in  die  Moldau  mündete. 

Diese  kleinen  Bächlein  sind  für  die  Beurtheilung  der  hydrologischen  Ver- 
hältnisse der  oberen  Neustadt  Prag  von  Interesse.  Denn  eben  so,  wie  diese  Bächlein 
im  Grundwasser  der  Sand-  und  Schotterdecke  auf  den  silurischen  Höhen  östlich 
von  Prag  ihren  Ursprung  haben  und  ehedem,  als  die  ganze  Gegend  nur  mit  Feldern 
und  Gärten  bedeckt  Avar,  ein  reines  Wasser  nach  Prag  zuleiteten,  nun  aber  durch 
die  zahlreichen  Wohnstätten  der  Prager  Vororte  verunreinigt  werden,  eben  so  er- 
hielten ehedem  aus  der  Sand-  und  Schotterschichte,  welche  sich  von  dem  höheren 
Terrain  der  Weinberggemeinde  bis  weit  in  die  obere  Neustadt  hineinzieht,  die 
zahlreichen  Brunnen  in  der  oberen  Neustadt  ihren  Wasservorrath,  der  stets  von 
der  höheren  Umgebung  Prags  ergänzt  wurde,  und  zwar  in  einem  reinen  Zustande, 
so  lange  das  Grundwasser  von  keinen  Abfällen  und  Fäkalien  der  Wohnhäuser  ver- 
unreinigt war.  Seitdem  aber  die  über  Prag  gelegene  Terrainfläche  der  Weinberg- 
gemeiude  mit  Häusern  bedeckt  ist,  dringt  verunreinigtes  Wasser  durch  die  ober- 
flächliche Sand-  und  Schotterfläche  in  die  obere  Neustadt  ein,  und  verdirbt  das 
ehemals  so  gute  Trinkwasser  dieses  Stadttheiles.  Daraus  ergiebt  sich  die  Nothwen- 
digkeit  einer  Zuleitung  von  reinem  Trinkwasser  aus  Territorien,  die  von  mensch- 
lichen Wohnungen  entfernter  sind  und  noch  ein  unverdorbenes  Wasser  führen.  Nach 
den  geologischen  Verhältnissen  der  Umgebung  von  Prag  ist  es  nur  das  Moldauthal 
oberhalb  Prag  zwischen  Zlichov  und  Radotin,  welches  ein  solches  Wasser  führt, 
indem  dieses  Thal  ein  Spaltenthal  ist,  in  dem  sich  das  Quellwasser  des  silurischen 
Terrains,  nebstdem  auch  reines  Grundwassers  der  sandigen  Thalanschwemmung 
ansammelt,  so  dass  grosse  in  diesem  Thal  angelegte  Brunnen  im  Stande  wären, 
dass  für  die  obere  Neustadt  und  die  anderen  Stadttheile  von  Prag  nöthige  Quantum 
von  Trinkwasser  zu  liefern. 

2.  Der  Boticbach.  Derselbe  mündet  in  die  Moldau  zwischen  der  Neustadt 
Prag  und  dem  Vysehrad  in  einer  Seehöhe  von  181  M.,  und  entsteht  aus  der  Ver- 
einigung einiger  kleineren  Wasserrinnen  im  Bereiche  der  azoischen  Schiefer  an  der 
Granitgrenze  bei  Jesenic.  Der  entfernteste  Zufluss  kommt  vom  erzbischöflichen  Hofe 
Ovcäry  (442  M.)  unter  dem  Wäldchen  Okrouhlik  hart  an  der  Granitgrenze,  von 
wo  er  ein  in  azoischen  Schiefern  in  nordwestlicher  Richtung  eingeschnittenes  wal- 
diges Thälchen  belebt  und  bei  dem  Forsthause  Krsovic  vorbei  über  Cenetic,  Oleska 
gegen  die  Mühle  Botic  bei  Kocanda  sich  windet,  nach  welcher  Mühle  er  den  Namen 
führt.  Im  Thiorgarten  von  Prühonic  lenkt  der  Bach  in  eine  nordwärts  streichende 
Thalkluft  ein,  verstärkt  sich  da  durch  die  kleinen  Bäche  von  Jesenic  und  Nebrenic 
(487  M.)  und  lenkt  wieder  in  eine  nordwestliche  Thalfurche  ein,  die  er  über  Hun- 
tovic,  Modletin,  Dobrejovic  bis  Prühonic  verfolgt.  Von  Prühonic  gegen  Kfeslic 
folgt  der  Bach  einer  nordwärts  streichenden  Terraiufurche  und  vereinigt  sich  mit 
dem  Pitkovicerbach,  der  von  Pfedbor  und  Strancic  herab  in  einer  nordwestlichen 
Rinne  herabeilt. 

Von  Kfeslic  gegen  Prühonic  tritt  der  Boticbach  nochmals  in  eine  nordwestliche 
Thalkluft  und  übergeht  hier  aus  dem  azoischen  Schieferterrain  in  das  Silurgebiet, 
durchschneidet  die  Schieferzone  (dj  und  die  Quarzite  (dj  ober  Hostivaf,  dann  in 
einer  kurzen  nördlich  gerichteten  Thalschlucht  in  Michle  den  Bohdalechügel  (d-) 
und  mündet   endlich   in   einem   dem   nordöstlichen  silurischen  Streichen  parallelen 


107 

Thale  unterhalb  Niisle  am  Fusse  des  Vysehradfelsens  in  die  Moldau,  allerdings 
nicht  wie  ein  klarer  Bach  wie  ehedem,  sondern  als  ein  Cocytus,  der  allen  Unrath 
der  stark  bevölkerten  Ortschaften  Michle,  Vrsovic  und  Nusle  in  die  Moldau  führt. 
Auch  dieser  Bach  kann  nur  durch  Wiederanfüllung  der  aufgelassenen  Teiche  in 
seinen  früheren  Zustand  versetzt  werden. 

3.  Der  Kunra ticer  Bach  entspringt  auf  dem  Plateau  der  azoischen  Schiefer 
zwischen  Hrncif  und  Kunratic  (390  M.),  wo  das  Feldwasser  in  einigen  kleinen 
Teichen  sich  ansammelt;  er  furcht  sich  dann  bei  Kunratic  in  ein  schönes,  bewal- 
detes Thälchen  mit  nordwestlicher  Richtung  und  betritt  daselbst  das  Silurgebiet 
(d,,  do,  dj,  d4),  das  er  quer  durchschneidet,  und  wendet  sich  endlich  vor  dem 
Kalkplateau  bei  Branik  in  eine  nordöstlich  verlaufende  Thalfurche  im  Gebiete 
der  Zone  d^,  wo  er  am  Fusse  der  Braniker  Kalkfelsen  in  die  Moldau  einmündet 
(182  M.) 

In  die  Thallehnen  am  rechten  Moldauufer  sind  bei  H  o  d  k  o  v  i  c  k  y  und  M  o  d  r  a  n 
einige  Schluchten  eingeschnitten,  welche  die  Gränzen  zwischen  dem  Silurterrain  und 
den  azoischen  Schiefern  deutlich  aufdecken. 

Die  kleinen  Wasserfäden,  welche  diese  Schluchten  berieseln,  entstehen  im 
Schotterboden  der  zerstörten  Kreideformation  auf  dem  Plateau  der  azoischen  Schiefer 
bei  Kunratic  und  Cholupic. 

Die  eine  grössere-,  kahle  und  öde  Schlucht  zwischen  Pisnic  und  Modran 
schneidet  sich  tief  in  die  azoischen  Schiefer  in  südöstlicher  Richtung  ein,  und  deckt 
ein  mächtiges  Conglomeratlager  in  den  azoischen  Schiefern  auf;  dann  durchschneidet 
sie  die  Grenze  des  Silures  (dj  und  die  Reihenfolge  der  Schichtenzonen  von  do  bis 
d^  bis  Modfau. 

Eine  andere  noch  tiefere  und  grössere,  theilweise  bewaldete  Schlucht  beginnt 
im  azoischen  Schieferterrain  bei  B  f  e  z  a  n  und  durchschneidet  in  südöstlicher  Richtung 
diese  Schiefer,  so  wie  ihre  eingelagerten  Porphyrmassen  und  deckt  an  der  Mündung 
in  die  Moldau  bei  Zävist  gegenüber  von  Königsaal  eine  der  interessantesten  Grenz- 
stellen des  Silures  auf,  indem  hier  die  Grauwackenschiefer  der  Zone  d,  unmit- 
telbar unter  die  azoischen  Schiefer  widersinnig  einfallen,  und  zwar  an  der  grossen 
Bruchlinie,  die  vom  Brdawalde  quer  über  die  Moldau  hieher  verläuft.  Diese  Gegend 
gehört  zu  den  landschaftlich  schöneren  Parthien  der  Umgebung  von  Prag  und 
hat  auch  für  Archäologen  Interesse,  indem  grosse  prähistorische  Wälle  um  die 
Porphyrkuppen  Cihadlo  und  Hradiste  zu  beiden  Seiten  der  Thalschlucht  sich 
hinaufziehen. 

Die  Zuflüsse  der  Moldau  am  linken  Ufer. 

1.  Der  Kocaba-Bach.  Derselbe  gehört  zwar  dem  grössten  Theile  seines 
Laufes  nach  dem  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  an,  aber  seine  Quellen  befinden 
sich  im  silurischen  Terrain,  nämlich  in  dem  Conglomeratterrain  an  der  Grauitgränze 
bei  Dubenec. 

Der  entfernteste  und  höchste  Quellbach  beginnt  bei  Dubno  unweit  von  Pi'ibram 
in  500  M.  Seehöhe,  von  wo  er  gegen  Dubenec  herabeilt  und  sich  da  mit  einem 
im  Granitterrain  entspringenden  Bächlein  vereinigt.  Von  da  fliesst  er  im  Gebiete 
der   azoischen    Schiefer   in   nordöstlicher   Richtung    längs    der   Grauitgränze    über 


108 

Visnova,  Dusnfk,  Knin  gegeu  Lecic,  von  wo  er  in  eine  tiefe  in  die  azoischen 
Schiefer  eingeschnittene  Thalschlucht  eintritt  und  bei  Stechovic  in  die  Moldau 
mündet  (205  M.) 

Unter  Althütten  bei  Dobfis  vereinigt  er  sich  mit  den  Kotencicer  Bach,  der 
bei  Picin  entspringt,  dann  die  Pribramer  Conglomeratzone  zwischen  Kotencic  und 
Oboiist  quer  durchfurcht  und  unter  dem  Wald  Chotobus  in  den  prächtigen 
Dobriser  Schlosspark  eintritt,  einige  Teiche  anfüllt  und  sich  dann  mit  der  Kocaba 
vereinigt. 

Ein  anderer  Nebenbach  der  Kocaba  ist  der  Chouzava  Bach,  der  am  wal- 
digen Conglomeratrücken  des  Brdagebirges  unweit  des  Jägerhauses  Chouzava  ent- 
springt, bei  Voznic  im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  einen  Teich  bildet  und  in 
diese  Schiefer  mit  südwestlicher  Richtung  eingeschnitten  unweit  Knin  mit  der  Kocaba 
sich  vereinigt. 

2.  Der  M  n  i  s  e  k  e  r  b  a  c  h  entspringt  ebenfalls  im  waldigen  Conglomeratterrain 
des  Brdarückens  unweit  Kyti'n  in  einer  Seehöhe  von  410  M.  Er  tritt  aber  bald  ins 
Terrain  der  azoischen  Schiefer  ein,  das  er  über  Mnisek  und  Cisovic  in  einer  nord- 
östlichen Thalfurche  durchschneidet  und  in  seinem  unteren  Laufe  eine  felsige  Thal- 
schlucht belebt,  an  der  die  Schiefer  vom  Porphyr  durchsetzt  sind.  Bei  Mechenic 
unweit  Davle  fällt  er  in  die  Moldau.     (195  M.) 

3.  Der  Beraunfluss.     Siehe  den  betreffenden  Absatz  weiter  unten. 

4.  Der  Slivenecbach  beginnt  auf  dem  von  Lehm  und  Schotter  bedeckten 
Kalksteinplateau  bei  Slivenec  (450  M.)  und  fliesst  durch  die  Thalschlucht  Pfidoli 
in  senkrechter  (südöstlicher)  Richtung  auf  das  Streichen  der  obersilurischen  Schichten- 
zonen  (g,  F,  e.,  e,)  bis  zu  den  untergelagerten  Diabasen  und  Quarziten  und  Schiefern 
der  Zone  d-,  deren  interessante  Dislocationen  er  aufdeckt.  Bei  Gross-Kuchel  mündet 
der  Bach  nach  kurzem  Laufe  in  die  Moldau  (182  M.). 

5.  Der  Prokopibach  entspringt  im  Gebiete  der  Kreideformation  auf  dem 
Plateau  von  Chfastan  (380  M.),  durchfliegst  zuerst  in  südöstlicher  Richtung  von 
Tfebonic  (d,)  bei  der  Kirche  Krten  (d^),  vorüber  gegen  Reporyj  (d5)  die  unter- 
silurischeu  Zonen  mit  ihren  Colonien,  und  tritt  unterhalb  des  letztgenanten  Ortes 
in  das  Bereich  der  obersilurischen  Kalketagen,  die  er  theils  im  Streichen,  theils 
quer  darauf  in  einer  engen  Thalschlucht  durchschneidet  und  namentlich  liei  der 
Kirche  St.  Prokop  und  bei  Hlubocep  ihre  Reihenfolge  von  e,  bis  H  in  merkwürdig 
symmetrisch  concentrischcr  Lagerung  aufschliesst.  Unterhalb  Hlubocep  mündet  der 
Bach  in  die  Moldau.     (181  M.) 

6.  Der  Kosfferbach  beginnt  am  Plateau  des  Quadersandsteines  bei  dem 
Wirthshause  „Bily  Beranek"  (350  M.)  und  durchfliesst  längs  der  grossen  Prager 
Bruchlinie  und  der  Colonie  Motol  in  nordöstlicher  Richtung  das  Kosirer  Thal 
zwischen  dem  Plänerplateau  des  Vidovle  und  des  Weissenberges  am  Fusse  von 
Quarzitklippen  (do)  und  mündet  im  Smichov  in  die  Moldau  (180  M.). 

7.  Der  Bruskabach  entspringt  im  Pläuergebiet  des  Weissen  Berges  in  der 
St.  Adalbertsquelle   im  Klostergarten  von  Brevnov   (350   M),   durchfurcht   in  einer   j 
nordöstlich    verlaufenden   Rinne   die   Kreideformation   bis    auf   die   untergelagerten 
Silurschiefer  (d4),    und  fliesst   durch   den  Hirschgraben  am  Fusse  des  Hradcines  in 
die  Moldau. 

Parallel  mit  ihm  fliesst  an  der  nöi'dlichen  Seite  des  Weissen  Berges  das  V  e  1  e- 


109 

slaviner  Bächleiii,   das   im  Quadersanclstein   entspringt   und  über  Dejvic   und 
die  Kaisermülile  (d4,  dj,  dj,  di)  zur  Moldau  eilt. 

8.  Der  Särkabacli  entstellt  auf  dem  Plänerplateau  oberhalb  Jene  und 
Letovic  und  fliesst  durch  ein  bis  auf  die  untergelagerten  Silurschichten  (do  d^  d^) 
ostwärts  ausgewaschenes  Thal  über  Hostivic  gegen  Liboc,  wo  er  einen  Teich  anfüllt. 
Hier  beginnt  eine  interessante  Bifurcation  des  Baches.  Der  natürliche  AbHuss  des 
Teiches  geht  nämlich  durch  das  Särkathal  im  Bereiche  der  azoischen  Thonschiefer 
und  Kieselschiefer  und  der  Schieferzone  d^  nordöstlich  zur  Moldau  bei  Podbaba; 
ein  künstlicher  Abfluss  führt  aber  den  grösseren  Theil  des  Wassers  in  eine  von 
KaiserRudolf  II.  angelegte  Wasserleitung,  welche  das  Prager  Schloss  am  Hradcin 
mit  Nutzwasser  versorgt. 

IL  Der  Beraunfluss  sammelt  am  östlichen  Rande  des  flachen  Pilsner 
Steinkohlenbeckens  die  aus  dem  nördlichen  und  dem  mittleren  Böhmerwalde  herab- 
fliessenden  Gewässer,  nämlich  die  Mies,  die  Uhlava,  Radbuza  und  Üslava, 
welche  nach  ihrer  Vereinigung  den  Namen  Beraunfluss  führen. 

Er  fliesst  von  da  in  tief  eingeschnittenen  Thälern  in  vielfachen  Windungen, 
aber  im  allgemeinen  in  nordöstlicher  Richtung  durch  das  Gebiet  der  azoischen 
Schiefer  hin  gegen  Pürglitz,  wo  er  seine  Richtung  gegen  Südost  ändert.  In  dieser 
Richtung  erreicht  er  zwischen  Neu-  und  Althütten  das  Gebiet  der  Silurformation, 
die  er  nun  senkrecht  zu  ihrem  Streichen  in  allen  ihren  Etagen  und  Zonen  von  d^ 
angefangen  bis  H  durchschneidet. 

Bei  Tejfovic  durchschneidet  der  Fluss  die  merkwürdige  isolirte  Schieferzone 
der  Primordialfauna  von  Skrej. 

An  den  Ufern  der  Beraun  sieht  man  da  die  interessanten  und  lehrreichen 
Schichtendurchschnitte  mit  ihren  Faltungen  und  Verwerfungen,  wie  sie  in  den  vorher- 
gehenden Schilderungen  dargestellt  wurden. 

Von  Tetin  bis  Karlstein  geht  der  Fluss  durch  das  obersilurische  Kalkterrain ; 
bei  Tfebän  betritt  er  wieder  das  Gebiet  der  mittelsilurischen  Schiefer  und  Quar- 
zite  (D)  und  wendet  sich  da  in  das  nordöstlich  verlaufende  Längenthal  zwischen 
dem  Kalksteinplateau  und  dem  Brdagebirge,  dessen  waldige  Lehnen  den  Fluss  bis 
zu  seiner  Mündung  bei  Königsaal  begleiten. 

Die  Zuflüsse  der  Beraun  am  linken  Ufer. 

1.  Der  Radotinerbach  entspringt  am  Westende  des  Plänerplateaus  bei  Ptic 
(390  M.),  tritt  bald  in  das  Gebiet  der  Silurformation  ein,  die  er  in  allen  ihren 
Etagen  und  Zonen  von  d,  bis  H  durchschneidet,  und  zwar  am  Anfange  und  am 
Ende  seines  Thaies  in  Querspalten,  die  senkrecht  zum  Streichen  der  Schichten 
gehen,  in  der  Mitte  bei  Chotec  aber  längs  des  Streichens  in  einer  nordöstlichen 
Bruchlinie.  Ein  Gang  längs  dieses  Baches  führt  von  Hofelic  gegen  Nucic  an  den 
mächtigen  durch  Tagbau  aufgeschlossenen  Eisenerzlagern  vorüber,  die  in  den  Grau- 
wackenschiefern  (dj  auftreten;  dann  führt  er  durch  schöne,  waldige  und  felsige 
Thalgründe,  an  denen  der  Bau  des  Obersilures  in  allen  seinen  Faltungen  auf  die 
interessanteste  und  lehrreichste  Weise  aufgeschlossen  ist.  Bei  Radotln  (200  M.) 
mündet  der  Bach  in  den  Beraunfluss. 

2.  Die  Svarcava   ist   ein  kleines  Bächlein,  das  mitten   auf  dem  Kalkstein- 


110 

plateau  bei  Kuchar  beginnt  (380  M.)  und  in  einer  südöstlich  verlaufenden  waldigen 
Thalfurche  über  Trebotov  gegen  Cernosic  senkrecht  zum  Streichen  der  obersilurischen 
Zonen  alle  Schichten  derselben  durchschneidet.  Die  stratigraphisch  und  palaeouto- 
logisch  interessantesten  Punkte  sind  bei  Trebetov  (g^  gj  gs  H).  Unterhalb  Cernosic 
mündet  er  in  die  Beraun  (195  M.). 

3.  Der  kalte  oder  Karliker  Bach  entspringt  am  nördlichen  Rande  des 
obersilurischen  Kalkplateaus  bei  Luzec  (380  M.)  und  folgt  einer  südöstlich  ver- 
laufenden Querspalte,  welche  ebenfalls  wie  am  Radotinerbache  alle  Etagen  und 
Zonen  von  e,  bis  H  durchschneidet.  Den  waldigen  Südrand  des  Kalkplateaus 
(Oj  e,  mit  Diabasen)  durchbricht  er  bei  Karlik  und  mündet  bei  Dobfichovic  (199 
M.)  in  die  Beraun. 

4.  Der  Karl  steinerb  ach  belebt  ein  schönes  und  geologisch  höchst  inter- 
essantes Querthal,  das  aus  der  nordöstlich  streichenden  Bruchlinie  bei  Morin  (H  g^) 
in  eine  südlich  streichende  Thalschlucht  sich  Avendet  und  daselbst  unter  der  Burg 
Karlstein   die  steil  gehobenen  Zonen    (gj  go  g^  F  e,  e,)  aufschliesst. 

5.  Der  B  u  b  o  v  i  c  e  r  B  a  ch  durchtliesst  von  Nord  nach  Süd  eine  wildroman- 
tische Waldschlucht  im  Gebiete  der  obersilurischen  Zonen,  und  deckt  zwei  Streifen 
der  höchsten  Etage  H  und  die  ihr  untergelagerten  Kalketageu  auf,  deren  gross- 
artige Bruchlinie  an  der  Mündung  des  Baches  bei  Srbsko  erkennbar  ist. 

6.  Der  St.  Ivan  Bach  oder  Kacäk  ist  der  bedeutendste  Bach  im  Gebiete 
des  Obersilures.  Er  entspringt  am  südlichen  Rande  des  Plänerplateaus  am  Zban 
bei  Kroucov  (483  M.),  durchfliesst  dann  das  permische  und  Steinkohlenterrain  am 
Fasse  dieses  Plateaus  in  südöstlicher  Richtung  über  Rene,  Tftic,  Kacic  (woher  der 

V 

Name  Kacäk)  bis  Zehrovic  und  Druzec,  und  füllte  da  ehedem  einige  nun  auf- 
gelassene grosse  Teiche  an,  die  sonst  durch  das  ganze  Jahr  ein  verhältnissmässig 
ansehnlichen  Wasserquantum  sicherten,  während  er  jetzt  nur  in  nassen  Jahreszeiten 
seinen  ehemaligen  wasserreichen  Charakter  erhält.  Unter  Druzec  tritt  er  in  das 
Gebiet  der  azoischen  Schiefer  ein,  das  er  in  waldigen  Thalschluchten  vorherrschend 
in  südöstlicher  Richtung  berieselt  und  erreicht  unter  Podkozi  das  eigenthche  silu- 
rische Terrain.  Auch  dieses  ist  durch  eine  südöstlich  verlaufende  Thalspalte  über 
Nenacovic  und  Chrustenic  bis  gegen  Lodenic  aufgeschlossen  und  deckt  hier  die 
gTosse  Prager  Bruchlinie  auf,  längs  der  ein  breiter  Streifen  der  Grauwackenschiefer 
(dj)  zwischen  zwei  Quarzitzügen  (d,,)  mit  ihren  untergelagerten  eisensteinführenden 
Zonen  eingeschlossen  ist. 

Unter  Lodenic  wendet  sich  der  Bach  in  eine  südlich  verlaufende  felsige  Thal- 
kluft, die  das  ganze  obersilurische  Kalkplateau  durchsetzt  und  das  malerische  St. 
Ivanthal  bildet. 

Steile  Felsen  und  waldige  Berglehnen  in  pittoresker  Gruppiruug  (e,  e^  F,  g^ 
g,  gj  H)  begleiten  den  Bach  bis  zu -seiner  Mündung  in  die  Beraun  (209  M.). 

7.  Die  Bächlein,  die  nordwestlich  von  der  Stadt  Beraun  am  Fusse  des  Plesivec 
(d.)  zum  linken  Ufer  des  Beraunflusses  herabeilen,  führen  in  geologisch  interessante, 
längs  nordöstlich  verlaufender  Bruchlinien  ausgewaschenen  Schluchten,  durch  welche 
die  Schichtenfolge  der  Etage  D  (d^  do  d^  d^)  auf  mannigfache  Art  unterbrochen 
ist.  Ein  solches  Bächlein  führt  zu  dem  reichen  Fundorte  Yeselä  (d._j),  ein  anderes 
gegen  das  Dorf  Lhotka,  wo  man  einen  kleinen  sandigen  Rest  der  Kreideformation 
antrifft,    und  ein  drittes  in  die  eisensteinführende  Zone  (d^)   und  Kohlensandsteine 


111 

eingefurclit,  von  Hyskov  gegen  Zeleznä  an  den  merkwürdigen  Punkt  Väpenice 
hinauf,  wo  obersilurische  Kalksteinblöcke  (F)  in  thonigen  Sandschutt  (der  Kreide- 
formation) eingebettet  sind. 

Die  Zuflüsse  der  Beraun  am  rechten  Ufer. 

1.  Der  Vsenorbach  entspringt  am  Plateau  der  azoischen  Schiefer  südlich 
von  Brdarücken  unweit  Ridka  (412  M.)  und  fliesst  anfangs  längs  des  Fusses  dieses 
Rückens  in  nordöstlicher  Richtung  bis  Cernolic,  wo  er  sich  gegen  Nordwest  wendet 
und  in  einer  tiefen  malerischen  Querspalte  die  Quarzitzone  (dj)  sammt  den  unter- 
gelagerten Schiefern  (d,)  durchbricht.  Unter  Vsenor  mündet  er  in  die  Beraun 
(196  Meter). 

2.  Der  Revnicerbach  entsteht  am  Kamme  des  Brdarückens  (d,)  nahe  bei 
Skalka  (539  M.)  und  fliesst  in  einer  senkrecht  zur  Streichung  der  Quarzitschichten 
verlaufenden  Spalte  nordwestlich  gerade  gegen  Revnic,  wo  er  in  die  Beraun  mündet 
(200  M.).  Diese  Spalte  schliesst  an  dem  nördlichen  Gehänge  des  Brdarückens  eine 
sekundäre  nordöstlich  gerichtete  Bruchlinie  auf,  an  der  die  unter  den  Quarziten 
(do)  gelagerten  Schiefer  und  Diabasen  (d^)  zu  Tage  kommen. 

3.  Der  Tfebaher  Bach,  der  bei  Hinter  Trebah  (204  M.)  in  die  Beraun 
mündet,  entsteht  aus  der  Vereinigung  von  zwei  Bächlein,  von  denen  der  eine  Silber- 
bach (Stribrny  potücek)  genannt,  in  den  Kalksteinbergen  (F)  oberhalb  Mnenan 
entspringt  und  zwischen  den  Kalkbergen  des  Mramor  und  Strazist  (E)  bis  auf  die 
untergelagerten  mittelsilurischen  Schiefer  (dj)  in  einem  nordöstlich  verlaufenden 
Längenthal  eingefurcht  bei  Liteii  vorbei  über  Vlenec  gegen  Beloc  fliesst.  Hier 
vereinigt  er  sich  mit  dem  Bächlein  Velice,  der  am  Kalkberge  Samor  (E)  unweit 
Vinaric  aus  einer  starken  Quelle  entspringt  und  dann  längs  des  südlichen  Fusses 
des  Mramorberges  (E)  über  die  Graptolithen-  und  Diabaszone  und  die  mittelsilu- 
rischen Schiefer  (d^)  nordöstlich  fliesst  und  zwar  durch  die  Ortschaften  Nesvacil, 
Lee  und  Sviuar,  unterhalb  welchem  letzteren  Orte  er  die  Grauwacken  und  Schiefer- 
zone (d^)  sammt  den  eingelagerten  Diabasen  und  Graptolithencolonien  quer  durch- 
bricht und  mit  dem  vorhergehenden  Bächlein  vereinigt,  sich  in  die  Beraun  ergiesst. 

Einige  kleinere  unbenannte  Wasserrinnen  kommen  vom  Brdarücken  herab, 
wo  sie  die  Querklüfte  des  Quarzites  senkrecht  zum  Streichen  durchsetzen  und  im 
Thalgrunde  am  Fusse  des  Rückens  mit  dem  Velicebache  sich  vereinigen,  so  bei 
Drahlovic,  Hate  und  Haloun. 

4.  Der  Köder  B  a  ch  entspringt  am  Fusse  des  Tobolkaberges  (400  M.),  fliesst 
durch  eine  tiefe  waldige  Schlucht  längs  der  grossen  Bruchlinie,  welche  das  ober- 
silurische Kalkplateau  durchsetzt,  und  ergiesst  sich  gegenüber  von  Srbsko  in  die 
Beraun  (209  M.).  Seine  eigentliche  Hauptquelle  befindet  sich  aber  bei  dem  Forst- 
hause in  Koda,  wo  ein  kalkreiches,  Tuff  absetzendes  Wasser  aus  dem  Kalkfelsen 
in  einer  so  grossen  Stärke  hervorquillt,  dass  es  gleich  eine  Mühle  treibt. 

Eine  ähnliche  Kalktuff  absetzende  Quelle  befindet  sich  in  einer  dem  Köder 
Thale  parallelen  Schlucht,  die  Kaisers chlu cht  genannt,  deren  Abfluss  zur  Regen- 
zeit in   dem  wilden  Felseneinschnitt   einen  kleinen  aber   schönen  Wasserfall  bildet. 

5.  Der  Tetin  erb  ach  entspringt  bei  Kolednlk  am  Ostflusse  des  Tobolkaberges 
(39o  M.)   und   wird   durch   eine   uralte  Wasserleitung  in   das  Dorf  Tetin   geführt. 


112 

Sein  natürlicher  Abfliiss  geht  aber  durch  die  tiefe  Tetiner  Felsenschhicht  zur  Beraun 
(212  M.),  an  deren  Wänden  man  sehr  interessante  Biegungen  der  Kalkzonen  (e^  F 
gl )  wahrnimmt. 

C).  Die  Litava;  siehe  weiter  unten  den  betreffenden  Absatz. 

7.  Oberhalb  Beraun  ergiesst  sich  in  dieselbe  bei  dem  Hofe  Ptäk  das  Brdatka- 
b  ä  ch  1  e  i  n,  welches  in  einer  Querschlucht  die  Quarzitzone  des  nördlichen  Saumes 
des  Silurbeckens  senkrecht  zum  Streichen  durchschneidet  und  die  Bruchliuien  dieser 
Zone  aufschliesst. 

8.  Der  Otrociner  Bach  (Habrovy  potok)  entspringt  an  der  nördlichen 
Seite  der  Quarzitinsel  der  Krusnä  hora  und  windet  sich  in  einem  tief  eingeschnit- 
tenen Thale  durch  azoische  Schiefer  und  die  in  dieselbe  eingeklemmte  eisenstein- 
führende Zone  und  mündet  unterhalb  des  archaeologisch  berühmten  Fundortes 
Hradiste  bei  Neuhütten  in  die  Beraun. 

9.  Der  Zbirover  Bach  beginnt  in  den  Teichen  bei  Cekov  und  Karez  auf 
der  eisensteinführenden  Zone  (d, ),  betritt  aber  nahe  au  Zbirov  bald  das  Gebiet  der 
in  azoische  Schiefer  eingelagerten  Kieselschiefer  und  der  Porphyre,  deren  Berg- 
zug er  in  einer  nördlich  verlaufenden  tiefen  Thalschlucht  zwischen  Prisednic  und 
Theresienthal  durchschneidet.  Bei  der  Podmokler  und  bei  der  Slapnice-Mülüe 
durchschneidet  er  den  merkwürdigen  Streifen  der  Skrejer  Schiefer  mit  ihrer  Pri- 
mordialfauna  und  die  ihnen  untergelagerten  Conglomerate  und  ergiesst  sich  unter 
Skrej  in  die  Beraun. 

Ein  Nebenbach,  der  unter  Drahno-Aujezd  sich  mit  dem  Zbirover  Bache  ver- 
einigt, bewässert  eine  parallele  in  Porphyren  eingeschnittene  Thalschlucht. 

10.  Der  Klabava  Bach  entsteht  aus  der  Vereinigung  des  Hammer-  und 
des  Schwarzen  Baches  bei  Rokycan;  von  da  fliesst  er  durch  die  eisenstein- 
führende Zone  (dj)  in  nordwestlicher  Richtung  bei  dem  Eisenhüttenwerke  Klabava 
vorüber  gegen  Ejpovic.  Hier  tritt  er  in  das  Gebiet  der  azoischen  Schiefer  ein, 
die  er  in  nördlicher  Richtung  durchschneidet,  worauf  er  sich  unter  Chrast  in  den 
Berauntiuss  ergiesst  (287  M.). 

Der  Hamm  erb  ach,  nach  den  zahlreichen  Eisenhämmern  so  genannt,  die  er 
ehedem  in  Betrieb  setzte,  entsteht  in  den  Wäldern  der  eisensteinführenden  Zone 
(d,/3)  ober  Chesnovic  (522  M.),  wo  er  sich  in  einem  Teiche  ansammelt.  Sein  zweiter 
Quellbach  entspringt  am  Fusse  des  Ivinaberges  (d,  a)  bei  Olesnä  (512  M.) ;  beide 
vereinigten  Bäche  bilden  den  St.  Stephanteich  bei  Mauth.  Der  Abfluss  dieses 
Teiches  fliesst  südwestlich  durch  die  Teiche  von  Holoubkau  im  Bereiche  der  Schiefer 
der  Zone  dj  und  durch  das  Längenthal  am  nördlichen  Fusse  der  Conglomeratberge 
Trhon  und  Zdar  über  Borek  nach  Rokycan  (362  M.). 

Am  rechten  Ufer  verstärkt  er  sich  durch  zwei  Bächlein,  die  vom  Vydriduch 
und  vom  Rac  über  die  eisensteinführende  Zone  herabeilen  (Vydfiducher  und  Voseker 
Bach),  und  am  linken  Ufer  verstärkt  er  sich  durch  das  Hürka-Bächlein,  das  im 
Conglomeratterrain  zwischen  dem  Zdar  und  Trhoh  entspringt. 

Der  Schwarze  Bach  ist  der  eigentliche  Hauptbach  der  Klabava.  Er  ent- 
steht aus  dem  Abfluss  von  zwei  grossen  Teichen,  die  zum  Zwecke  des  Betriebes 
der  Gebläse  und  der  Hammerwerke  der  ehemals  hier  schwunghaften  Eisenindustrie 
hoch   oben   im  Gebiete   der  azoischen   Schiefer  bei  Padrt  (638)  M.j  am  westlichen 


113 

Fusse  des  Conglomeratgebirges  angelegt  wurden,  der  hier  mit  dem  Berge  Praha 
(854  M.)  beginnt. 

Der  Abtiuss  der  Teiche  rieselt  durch  eine  nordwärts  gerichtete  Thalspalte, 
welche  die  Couglomeratrücken  quer  durchschneidet,  gegen  das  Längenthal  von 
Strasic,  nachdem  er  sich  durch  einen  Quellbach,  der  zwischen  den  Kuppen  Kocka 
und  Praha  entspringt,  bei  dem  Dreiröhren-Forsthause  verstärkt  hat. 

Von  Strasic  wendet  sich  der  Bach  gegen  Südwest  und  fliesst  in  dem  Längen- 
thale  zwischen  dem  Conglomeratrücken  des  Zd'är  und  Vlci  über  Dobriv,  wo  er  den 
aus  den  Conglomeratbergen  von  Süd  nach  Nord  durch  eine  Gebirgsspalte  herab- 
eilenden E  i  s  b  a  ch  empfängt,  und  iliesst  weiter  gegen  Hrädek,  wo  er  den  S  k  o- 
f  icer  Bach  aufnimmt,  der  am  westlichen  Fuss  das  Conglomeratgebirges  von  Kolvln 
herab  im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  gegen  Skofic  und  des  Mireschauer  Kohlen- 
becken sich  windet.  Unter  Hrädek  tritt  der  Schwarze  Bach  in  die  nordwestlich 
verlaufende  Thalkluft,  welche  die  Berge  Zd'är  und  Kotel  trennt  und  vereinigt  sich 
bei  Rokycan  mit  dem  Hammerbache.  Ehedem  diente  die  bedeutende  und  gut  regu- 
lirte  Wasserkraft  des  Klabavabaches  und  seiner  beiden  grösseren  Zuflüsse  einer 
regen  Eisenindustrie,  welche  diese  Gegend  fröhlich  belebte,  bevor  jene  Industrie 
nicht  der  unüberwindlichen  Concurrenz  des  westeuropäischen  Eisenmarktes  zum 
Opfer  fiel.  Jetzt  sieht  man  leider  an  diesen  Wässern  eine  Menge  verlassener 
Hammerwerke  und  sonstiger  Eisenindustrieanlagen,  die  wegen  Mangel  an  billigem 
und  zweckmässigem  Brennmaterial  aufgelassen  werden  mussten. 

II.  Das  Uslava-Flüsschen  vereinigt  sich  bei  Pilsen  im  Gebiete  der  azoischen 
Schiefer  mit  dem  Beraunfluss,  berührt  aber  früher  in  einer  nordwestlich  gerichteten 
Thalfurche  das  südwestliche  Ende  des  eigentlichen  Silurgebietes,  nämlich  die  eisen- 
steinführende Zone  (dl )  bei  Plzenec.  Die  mächtige,  weithin  sichtbare  Kieselschiefer- 
klippe, welche  die  Reste  der  uralten  Burg  Radyne  trägt,  so  wie  einige  mächtige 
Porphyrmassen  bei  Stahlau  sind  die  Gränzsteine  dieses  äussersten  Ausläufers  unseres 
Silurterrains. 

Die  Uslava  selbst  entspringt  auf  dem  von  Gneus  durchsetzten  Granitterain 
zwischen  Planic  und  Olsau,  tritt  bei  Nepomuk  in  das  Gebiet  der  azoischen  Schiefer 
ein,  in  die  es  sich  in  einem  nordwestlich  verlaufenden  Thalgrunde  über  Blovic  und 
Stahlau  einfurcht  und  endlich  bei  Pilsen  am  Ostrande  des  Steinkohlenbeckens  in 
die  Beraun  mündet. 

III.  Das  Litava- Flüsschen  durchschneidet  das  silurische  Schichtensystem 
längs  einer  von  Süd  nach  Nord  verlaufenden  Thalkluft  von  Pribram  nach  Zdic  und 
dann  längs  eines  nordöstlich  streichenden  Längsthaies  von  Zdic  bis  nach  Beraun,  Es 
entsteht  aus  dem  Abflüsse  von  zwei  grossen  Wasserbassins,  die  auf  den  Abhängen 
des  Tfemosnagebirges  bei  Laz  ober  Pribram  angelegt  sind  (632  M.)  und  deren 
Wasser  zu  den  grossen  Aufl^ereitungswerken  bei  Pribram  geleitet  wird.  Die  hie- 
durch  entstehende  Trübung  des  Wassers  ist  bis  zur  Mündung  des  Flüsschens  be- 
merkbar. Der  natürliche  Abfluss  bildet  einen  Bach,  der  im  Gebiete  der  Conglo- 
merate  über  Obecnic  in  einem  Längenthaie  fliesst  und  sich  bei  Dusnik  mit  dem 
Broder  Bache  vereinigt.  Dieser  letztere  Bach  folgt  genau  der  süd-nördlichen  Gebirgs- 
spalte des  eigentlichen  Litavaflüsscheus,  indem  er  die  Zone  der  Pilbramer  Conglo- 
merate  zwischen  dem  Birkenl)erge  und  Heiligen  Berge  bei  Pribram  durchschneidet 
und  entspringt  am  Granitterrain  bei  Brod  ober  Pribram. 

8 


114 

Unter  Dusnik  bei  der  Walclimühle  tritt  das  aus  der  Vereinigung  der  beiden 
Bäche  entstandene  Flüsschen  in  das  Gebiet  der  Tremosnaconglomerate  ein  und 
ilurchschneidet  ihren  Gebirgsrücken  von  Süd  nach  Nord  über  Hlubos  bis  Cenkov. 
Hier  erreicht  er  die  auf  den  Conglomeraten  aufgelagerten  Jinecer  Schiefer  mit 
ihrer  Primordialfauna  (C),  die  er  am  Fusse  des  Plesivec  und  Ostry  über  Jinec  und 
Rejkovic  bis  zur  sogenannten  grünen  Mühle  aufschliesst.  Die  höheren  Flanken 
beider  Berge  bildet  die  eisensteinführende  Zone  (dj  und  der  Quarzit  (do).  Vor 
Lochovic  tritt  das  Flüsschen  aus  dem  schönen  Waldthal  hei'aus  in  eine  freieres 
und  flacheres  aus  Grauwackenschiefern  (d4)  bestehendes  Terrain,  durchschneidet 
zwischen  Lochovic,  Libomysl  und  Zdic  die  Zone  der  weichen  Schiefer  (d.J  und 
windet  sich  da  am  nördlichen  Fusse  des  Kalksteinplateaus  im  Bereiche  dieser 
letzteren  Zone  in  einem  schönen  Längenthal  über  Königshof  nach  Beraun. 

Geologisch  gehört  demnach  das  Litavathal  zu  den  interessantesten  Terrain- 
parthieen  unseres  Silurgebietes,  indem  es  das  ganze  Untersilur  von  der  Granit-  und 
azoischen  Schieferunterlage  durchschneidet  und  namentlich  die  Schiefer  der  Pri- 
mord ialfauna  aufschliesst. 

Die  Zuflüsse  der  Litava  am  rechten  Ufer. 

1 .  Der  L  i  1 0  h  1  a  V  e  r  oder  S  u  ch  o  m  a  s  t  e  r  B  a  ch  beginnt  an  der  Ostseite 
des  Housinakamnies  (dj)  am  Fusse  (396  M.)  des  Kalkberges  (Cj)  Bacin  ober  dem 
Dorfe  Bykos,  von  wo  er  sich  über  Suchomast  in  einer  nordwestlich  verlaufenden 
Furche  am  Westfusse  des  Kalkrückens  des  Zlaty  küh  und  Kotyz  tiefer  einschneidet 
und  endlich  durch  eine  nordwärts  gerichtete  Thalkluft  im  Gebiete  der  Graptolitheu- 
schiefer  und  Diabasen  (ey)  und  der  untergelagerten  weichen  Schiefer  (d^)  zwischen 
der  Koukolovä  hora  und  den  Kosov  bei  Königshof  in  die  Litava  ergiesst  (230  M.). 

2.  Der  Chumava  Bach  entspringt  in  den  Wäldern  zwischen  den  Quarzit- 
kämmen  des  grossen  Brdarückens  unweit  der  Mühle  Zator  und  zwar  in  einer  Quer- 
furche (500  M.),  wo  die  untergelagerte  eisensteinführende  Zone  (d,)  und  die  Schiefer 
der  Primordialzone  (C)  zu  Tagen  treten.  Durch  eine  starke  Quelle  bei  der  Zator- 
Mühle  verstärkt  erreicht  er  vor  Hostomic  das  Gebiet  der  Grauwackenschiefer  (d4) 
und  bei  Neumetel  die  Schiefer  und  Glimmerporphyre  der  Zone  d^  und  vereinigt 
sich  bei  Libomysl  mit  der  Litava  (268  M.). 

Eine  kleine  Bodenerhöhung  im  breiten  Vosover  Thale  am  Fusse  des  grossen 
Brdarückens  zwischen  Vseradic  und  Vyzina  trennt  hier  die  unmittelbaren  Zuflüsse 
der  Beraun  von  denen  der  Litava. 

Die  Zuflüsse  der  Litava  am  linken  Ufer. 

1.  Der  Zaho  faner  Bach  entsteht  auf  dem  Plateau  der  azoischen  von  Kiesel- 
schieferklippen durchsetzten  Schiefer  zwischen  Hudlic  und  Svatä,  durchbricht  in 
einer  Quersclilucht  zwischen  Dybfi  und  Zahoran  die  eisensteiuführende  Zone  (d,) 
so  wie  die  Quarzite  (d,)  und  die  Grauwackenschiefer  (dj  d4)  und  vereinigt  sich 
bei  Königshof  mit  der  Litava. 

2.  Der  Ptothe  Bach  (Cerveny  potok)  ist  der  Hauptnebenbach  der  Litava, 
mit  der  er  sich  bei  Zdic  vereinigt.  Er  entspringt  auf  dem  hohen  Conglomeratrücken 


115 

des  Tfemosnagebirges  bei  dem  Jägerhause  Bastina  (650  M.)  und  diente  ehemals 
wie  der  Schwarze  und  der  Hammerbach  durch  Teiche  und  Dämme  regulirt  der 
Eisenindustrie,  die  auf  der  Domaine  Hofovic  im  lebhaften  Schwünge  war.  Er  fliesst 
anfangs  durch  eine  nordwärts  gerichtete  Thalkluft,  welche  die  Congiomeratrücken 
des  Kouicek  und  Beranec  tief  spaltet,  am  Fusse  der  malerischen  Ruine  Waldek 
vorüber  gegen  Nerezin,  wo  er  die  eisensteinführende  Zone  (d,)  und  die  steil  ge- 
hobenen Ränder  der  Quarzitzone  (iU)  erreicht.  Zwischen  Komorau,  Hofovic,  Pra- 
skoles  und  Stasov  folgt  er  einer  nordöstlichen  Bruchlinie  und  fällt  im  Gebiete  der 
Diabasen  und  Schiefer  der  Zone  d^  bei  Zdic  in  die  Litava. 

Vor  seiner  Mündung  empfängt  er  noch  an  der  linken  Seite  bei  Baborin  den 
Zeb räker  oder  Str upiner  Bach.  Derselbe  entspringt  auf  dem  waldigen  Quer- 
riegel der  Quarzite  [d^]  bei  Oujezd  (400  M.)  und  windet  sich  in  den  Feldflächen 
im  Gebiete  der  Grauwackenschiefer  (d^)  und  über  das  kleine  Kohlenbecken  von 
Stilec  gegen  Zebräk,  wo  er  sich  plötzlich  nordwestlich  windet  und  in  einer  Gebirgs- 
querspalte  die  Quarzite  (d.,),  dann  alle  Zonen  der  eisensteinführenden  Schichten 
[diyßa)  bis  auf  die  untergelagerten  azoischen  Schiefer  aufschliesst.  Namentlich 
deutlich  sieht  man  am  Fusse  des  Schlossberges  Tocnik  an  der  Ruine  Zebräk  die 
Auflagerung  der  Conglomerate  (d,a),  die  den  Kamm  des  Tocniker  Schlossberges 
bilden,  auf  den  azoischen  Schiefern.  Jenseits  dieses  Schlossberges  wendet  er  sich 
im  Gebiete  der  azoischen  Schiefer  wieder  gegen  Nordost  und  fliesst  in  einem  felsigen 
Thale  über  die  Strupiner  Mühle  gegen  ffiedl,  wo  er  sich  gegen  Südost  wendet 
und  zum  zweiten  Male  den  Rand  des  eigentlichen  Silursystemes  von  der  eisenstein- 
fülirenden  Zone  (di)  angefangen  durch  die  Quarzite  (d^)  hindurch  bis  in  die  auf- 
gelagerten Grauwackenschiefer  (d^  d^)  durchbricht  und  bei  Baborin  mit  dem  rothen 
Bach  sich  vereinigt. 

Auf  seinem  verhältnissmässig  kurzen  Laufe  durchschneidet  also  dieser  Bach 
zweimal  den  Nordrand  des  Silursystemes  und  schliesst  seine  tektonischen  Verhält- 
nisse in  der  lehrreichsten  Weise  auf,  indem  er  die  tieferen  Querspalten  aufsucht, 
welche  diesen  Rand  durchsetzen,  während  eine  nur  seichte  Einfurchung  in  den 
Grauwackenschieferu  zwischen  Zebräk  und  Baborin  hinreichen  würde,  ihn  geraden 
Weges  zum  rotheu  Bach  abzuleiten. 

Bei  Komorau  (404  M.)  empfängt  der  rothe  Bach  ebenfalls  auf  der  linken 
Seite  den  St.  Benigna-Bach,  der  ebenfalls  hoch  an  den  Congiomeratrücken  bei 
dem  Forsthause  Bastiua  entspringt  und  in  einer  nordwärts  verlaufenden  Thalkluft 
diese  Rücken  durchschneidet.  Er  erreicht  bei  Kväü  (St.  Benigna)  die  Eisenstein 
führende  Zone  (dj  und  weiter  unten  die  Quarzite  (d,) ;  trennt  die  Berge  Ivina  und 
Hlava  in  eiuen  tiefen  Einschnitt  von  einander,  an  dem  man  den  Kern  der  anti- 
klinalen  Schichtenaufstauung  der  Zone  di,  nämlich  den  Porphyr  anstehend  findet, 
und  vereinigt  sich  bei  Komorau  mit  dem  rotheu  Bache. 

3.  Der  Po  diu  her  Bach  entspringt  auf  den  Quarziten  (d^)  zwischen  dem 
Giftberg  und  Hvozdec  (480  M.)  und  fliesst  in  einer  Synklinalen  Einfixltung  der  auf- 
gelagerten Grauwackenschiefer  nordöstlich  über  Podluh  und  Rpety  gegen  Obora 
unweit  Lochovic,  wo  er  in  die  Litava  sich  ergiesst. 

An  der  rechten  Thalseite  stehen  in  den  Podluher  Wäldern  steile  Klippen 
des  Quarzites  (do)  an,  die  von  Querschluchten  durchbrochen  sind,  auf  denen  man 
über  die   eisensteinführende   Zone  auf  das   Plateau   von  Felbabka  und  Hrachovist 

8* 


IIG 

gelangt,  wo  die  Schiefer  der  Primordialfauna  (C)  die  früher  geschilderte  antiklinale 
Wölbung  bilden. 

4.  Der  Ohrazenicer  Bach  entspringt  wie  der  Rothe  und  der  St.  Benigna 
Bach  auf  den  hohen  Conglomeratrücken  bei  dem  Forsthause  Bastina.  Er  fliesst 
anfangs  längs  einer  nordöstlich  verlaufenden  Bruchlinie  zwischen  den  Rücken  des 
Slonovec  und  Koni'cek  bis  nach  Velci  (Welkau),  wo  er  die  höchst  interessante  Ein- 
lagerung der  Jinecer  Schiefer  (C)  zwischen  den  Conglomeraten  des  Tremosnagebirges 
und  der  eisensteinführenden  Zone  aufschliesst  und  endlich  in  einem  kurzen  Quer- 
thal bei  Obrazenic  im  Gebiete  der  Jinecer  Schiefer  in  die  Litava  sich  ergiesst. 
Die  Thalgegend  dieses  Baches  ist  die  lehrreichste  in  Betreff  der  Lagerung  dieser 
Schiefer. 

Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  in  das  Bereich  der  Silurformation  auch  das 
Flussgebiet  der  Otava  eingreift  und  zwar  mittelst  seines  Nebenbaches  Vlcava. 
Derselbe  entspringt  am  westlichen  Ende  des  silurischen  Conglomeratgebirges  am 
Fusse  der  Kuppe  Praha  ober  dem  Dorfe  Bukova  (680  M.),  und  fliesst  im  Gebiete 
der  azoischen  Schiefer,  die  unter  diesen  Conglomeraten  zu  Tage  treten,  indem  er 
in  der  Umgebung  von  Rozmital  dieselben  bis  auf  ihren  granitischen  Untergrund 
ausfurcht.  Bei  Vesin  vereinigt  er  sich  mit  einem  Nebenbach,  der  von  Glashütten  am 
Fusse  des  Tremsin  herabeilt,  füllt  bei  Rozmital  einige  Teiche  an  und  erreicht  das 
zusammenhängende  Granitterrain  in  einer  südöstlich  streichenden  Thalrinne  unter 
Skuhrov  gegen  Breznic.  Dann  durchschneidet  er  zwischen  Breznic  und  Mirovic 
eine  auf  Granit  aufgelagerte  azoische  Schieferinsel.  Bei  Varvazov  betritt  er  wieder 
den  Grauitboden  und  ergiesst  sich  (hier  den  Namen  Skalice  führend)  endlich  in 
einer  tiefen  Felsenschlucht  unterhalb  Stedronln  in  die  Votava. 


ANHANG. 


Verzeiehniss 

aller  im  Systeme  siliirieii  du  eeiitre  de  lu  Boheme  von  Barraiide    aii- 
gefülirteu  Genera  der  Fische,  Crustaceeu  und  Mollusken. 

Die  Anzahl  der  Species  ist  in  einer  besonderen  Rnbrik  (rechts)  angegeben. 
Die  in  den  verschiedenen  Zeitschriften   von  B  a  r  r  a  n  d  e  bezeichneten  und  in 
Bigsby's  Thesaurus   siluricus   mitgetheilten  Genera   und  Species   der  Gasteropoden, 
Echinodermen,   Bryozoen,    Polypen    und   Pflanzen,    deren  Veröffentlichung   mit    den 
anderen  noch  nicht  publicirten  Gattungen  und  Arten  von  Dr.  Waagen  und  Dr.  Noväk 
vorbereitet  wird,  sind  in  diesem  Verzeichnisse  nicht  enthalten. 
Das  Zeichen  -|-  bedeutet  die  Etage,  in  welcher  das  Genus  vertreten  ist. 
„  „  .  „1  dass   das  Genus   in  der  Etage  bisher   nicht  beobachtet 

wurde. 
„  „       Col.         „         ,  dass  das  Genus  bloss  in  den  Colonien  vorkömmt. 

Col. 

nien,    als   auch   in  der  Etage  vorkömmt,   in  welcher   die 
Colonie  eingeschlossen  ist. 
Die  mit  einem  Stern  (* )  versehenen  Namen  bezeichnen  die  neuen,  von  B  a  r- 


,  dass   das  Genns  sowohl  in  einer  oder   mehreren  Colo- 


rande  aufgestellten  Genera. 


Übersiclit 


der  Classen  imd  Ordnuniren 


Auzahl 
der  Geuera 


Anzahl  der  Species 


I.  Pisces 


II.  Crustacea 


1.  Trilohita     .    . 

j   2.  Phyllopoda 

3.  Ostracoda  .    . 

4.  Eurypteriden 

5.  Cirrhipeda 

6.  Incertae  sedis 


1.  Ceplialopoda 

2.  Pteropoda  . 

3.  Acephala     . 
I  4.   Brachiopoda 

IV.  Echinodermata 


III.  Mollusca 


4 

42 
4 

17 
2 

2 

2 

20 

7 
58 
26 
1_ 

185 


6 
365 
20 
52 
10 
14 

3 

1127) 

69  i 

1269  I 

640 ) 

1 


6 


445 


3105 


3567 


118 


Fauna 


^,Jd, 


JL 

D 

dg  |d,  Ids 


III. 


E 


G 


H 


f  I  f 


_gl_ig2lgs 


hl  Ihj 


CO 


2, 
3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 

18 

19 

20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
21 
28 

29 

30 
31 
32 
33 


I.  PISCES. 

Asterolepis  .  .  .  Eichw. 
Coccosfeifs  ....  Agass. 
CtenacantJms  .  .  .  Agass. 
GompJiolepis  .    .    .  Pand. 


II.  CRUSTACEA. 


I.  Trilobita. 


1|  Acidaspis 


'^Aeglina    .  . 

Agnostus   .  . 

AmpMon   .  . 

Ampyx  .    .  . 

^^Areia  .    .  . 

^■Arethusina  . 

^'Arionellus  . 

Asaphus     .  . 

Barrandin  . 

^■"Boliemilla  . 

Brontens    .  . 

Ccdymene  .  . 

■^Carmon    .  . 
Cheirurus 
Conocephcdifes 

*Cromus    .  . 

Cyjohaspis 

Dalmanites  . 


*Deip)hon  .    . 
Dhidymene    . 
^■'Dionide   .    . 
EWps  ocephd  Ins 
Harpes  .    .    . 
Harpides  .    . 
Homcdonotu^ 
"^^Hydrocephahik 
lllaenus     .    . 


Liclias   .    .    . 

Ogygm  .    .    , 
Paradoxides 
Phacops     .    . 
Phillipsia 


:Murcli. 

Barr. 

Brongu. 

Pand. 


+ 


+ 
+ 


Dalm. 

Barr. 

Barr. 

Barr. 

Bronsn. 

MCoy 


liarr. 
(loldf. 
Brongii. 
Barr. 


Beyr. 
Zeuk. 
Barr. 


Blum. 


Emmr. 

Barr. 
Cord. 
Bai 


Darr. 

,  Zeuk. 

.  Goldf. 

Beyr. 

König. 

Bair. 

Dalm. 

Dalm. 

Brongn. 
Brongn. 
Emmr. 
Porti. 


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9 
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2 
2 
1 
4 
1 
1 
46 
11 
2 
25 
4 
4 

11 

21 

1 
3 
1 
2 

11 
1 
5 
2 

17 

10 

3 
12' 
20 

1 


119 


o 

Fauna 

1      1 
Species 

Genera 

I. 
C 

IL            1 

III. 

D                 E 

F 

G 

H 

d.  Idjdjd,  |d,    e.le 

f  1  f 

2      ^1    1  ^2 

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1  K  Ih; 

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34 
35 
36 
37 

38 
39 
40 
41 
42 

1 
2 
3 
4 

1 
2 
3 

4 
5 
6 

7 
8 
9 

10 

11 
12 
13 
14 
15 

16 

17 

1 
2 

1 
2 

Placoparia   , 
Proetus 
Remopleurid 
'■■■Sao  .    .    . 
Sphaerexochi 
"^  Staurocepha 
^Teleplms 
Trinucleus 
^Triopics   . 

2.  Phy 

Ceratiocaris 
"^Aptychopsis 
*Cryptocaris 
"^Pterocaris 

3.  Ost 

^Aristozoe 
Beyricliia    . 
*Bolbozoe  . 
*Callizoe    . 
^Caryon     . 
^Crescentilla 
Cythere  .    . 
Cytheropsis 
""Elpe     .    . 

Entomis     . 

*Hippa  .    . 
IsochiUna  . 
Leperditia 
^Nothozoe  . 
*Orozoe 

Primitia    .    . 

*Zonozoe    .    . 

4.  Eury 

Pterygotus 
Eurypterus    . 

5.  Girr 

^Anatifopsis 
*Ph(mulites  . 

es 

'S 

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lloi 

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. 

pte 
■hi, 

.  Cord. 
.    .  Stein. 
.    .  Port. 
.    .  Barr. 

.  Beyr. 
'    .  Barr. 
.    .  Barr. 
.    .  Lhwyd. 
.    .  Barr. 

joda. 

.  M'Coy 
.    .  Barr. 
.    .  Barr. 
.    .  Barr. 

oda. 

.  Barr. 
.  M'Coy 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Müll. 
.  M'Coy 
.  Barr. 

.    .  Jones 

.    .  Barr. 

.  Jones 
.    .  Ron. 
.    .  Barr. 

.  Barr. 
\  Jones 

•  IHoll 

.  Barr. 

ridea. 

.  Agass. 
.  De  Kay. 

)eda. 

.  Barr. 
.  Barr. 

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1 

1 

1 

2 
40 
1 
1 
4 
1 
1 
5 
1 
356 

10 
1 

8 
1 

20 

9 
3 
3 

1 
1 

1 
2 
3 

2 

4 

2 
1 
4 
1 
1 

12 

2 
52 

9 
1 

10 

4 

10 

1    14 

120 


o 


1 

2 


1 

2 
3 
4 

l 

7 
8 
9 

10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 

17 

18 
19 

20 


1 

2 


5 
6 

7 


1 
2 


Genera 


Fauna 


II. 
D 


dl  Idj  Idg  Id^  jdj 


E 


F 


ii_ 


6.   Incertae  sedis. 


'^Bactropus 
^Dryallus 


Barr. 
Barr. 


111.  MOLLUSCA. 


I.  Cephallopoda. 


'^'Adelplioceras 

"^Äscoceras     . 

Bactrites    .    . 

"^  Bathmoceras 

Cyrtoceras 

Endoceras 

^Glossoceras 

Gomphoceras 

Goniatites 

Gyroceras  . 

^Hercoceras 

Lituites 

*Mesoceras 

Nautihis    . 

*Nothoce)'as 

*OpMdiocera 

Orthoceras 

Phragmoceras 
Tretoceras 

*  Trochoceras 


Barr. 
Barr. 
Saudi). 
Barr. 


Goldf. 

Hall. 

Barr. 

Sow. 

de  Haan 

Koninck 

Barr. 

Breyn. 

Barr. 

Liime 

Barr. 

Barr. 


Breyn. 

Brod. 
Salt. 
\  Barr. 
I  Hall. 


2.  Pteropoda. 

Coleopriooi?  .    .    .  Saiidb. 
Co7iularia  .    .    .    .  Mill. 

Hyolithes  ....  Eicliwld, 

*Phragmotheca      .  Barr. 
Pterotheca     .    .    .  Salter. 
Styliola     ....  Lesiieur, 
TentacuUtes  .    .    .  Schot. 

3.  Acephale. 

'' Aoitipleura  .    .    .  Barr. 

Ai'ca Lanik. 

Astarte      ....  Sow. 


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Col 

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Col 


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2 
1 

3 


2 

1 

11 

2 

330 

3 

2 

78 

18 

10 

2 

1 

1 

8 

1 

6 

554 

47 
1 

49 
1127 


2 

27 

33 

1 

1 

1 

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69 


2 

3 

16 


121 


o 


Genera 


Fauna 


TL 
D 


III. 


djd,|cl,|d,|d. 


E 

^1  I  ^2 


F 

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G 


H 


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6 
7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
2(3 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 


41  Aviculopecten   .    .  M'  Coy 
Avicida      ....  Klein. 

Avicula  ?  Pterinea  f  Golclf. 

„        Pleronitella  f  Bill. 

„  Mynlina     Konck. 

*Babinka  .    . 
Cardiola    .    . 
Cardium    .    . 
Conocardiwn 
Cifpricardinia 
'"Dalüa      .    . 
'^Dceniska 
'^Dualinfi  .    . 
Edmondia 
'■'Gihhojyleura 
Gomophora   . 
Grammysia    . 
Hemicardium 
Isocardia  .    . 
^Kralovna 
Leda      .    .    . 
Lumdicardium 
-^Maminka 


*3Iila     .    .    . 
Modiolopsis  . 
Mytilus     .    . 
Nuctda  .    .    . 
Niiculites  .    . 
Orthonota 
Pcdaneilo  .    . 
*Panenka 
*Pantata   .    . 
*Paracardmm 
Paracyclas     . 
Pinna     .    .    . 
Posidonomya 
^Praecardtwn 
"^Praelima 
*Praehicma  . 
^Praeostrea   . 
Redonia 
*Sarka  . 
ScMzodus 
^Sestra  . 
^Silurina 
^Slava  . 
*Sluha  . 


.  Barr. 
.  Brod. 
.  Liune. 
.  Bronn. 
.  J.  Hall. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Konck. 
.  Barr. 
.  Phill. 
.  Vern. 
.  Cuvier. 

Lam. 
,  Barr. 

Sclium. 

Münst. 

Barr. 

Barr. 

J.  Hall. 

Linne. 
.  Lamk. 
.  Conr. 

Conr. 

J.  Hall. 

Barr. 
.  Barr. 

Barr. 

Hall. 
.  Linne. 

Broun. 

Barr. 

Barr. 

Barr. 

Barr. 

Ron. 

Barr. 

King. 

Barr. 

Barr. 

Barr. 

Barr. 


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ICol 


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8 

47 

31 

3 

1 

1 

73 

20 

36 

23 

19 

2 

101 

2 

3 

17 

1 

23 

46 

61 

10 

105 

3 

11 

35 

43 

32 

1 

4 

1 

231 

5 

48 

5 

1 

5 

45 

9 

31 

2 

1 

1 

1 

12 

8 

18 
1 


122 


o 


Genera 


51 
52 
53 
54 
55 
56 
57 
58 


1 
2 
3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 

10 

11 
12 
13 
14 

15 

16 
17 

18 
19 
20 

21 
22 
23 
24 
25 
2^ 


^Sluzka 
^Spanila 
^Sjjnek  . 
*Te7ika 

*  Tetinka 

*  Vevoda 

*  Vlasta 
^Zdimir 


.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Barr. 
.  Bar. 


Fauna 


4.  Brachiopoda. 


Atrypa  .    . 
Chonetes 
^Clorinda  . 
Crania  .    . 
Cyrtia    .    . 
Cyrtina  .    . 
Dischia 
Eichivaldia 
Leptaena  . 

Lingida 

Merista  .  . 
Meristella  . 
^Mimtdus  . 
Obolus   .    . 


Orthis 


Orthisina  . 
^Paterida 
Pentamerits 
Porambonites 
Retzia   .    .    . 


Rhynchonella 
Syphonotreta 


Dalrn. 

Fisch. 

Barr. 

Retzius. 

Dalm. 

Davids. 

Lam. 

Bill. 

Dalm. 

Brugniere. 

.  Suess. 
.  Hall. 

Barr. 

Eichw. 

Dalm. 


.  d'Orb. 
.  Barr. 
.  Sow. 
.  Pauder. 


Kiug. 


IL 

D 


III. 


++ 


+ 


.  Fischer 
.  Vern. 


Spirifer  ....  Sow. 
Stringoceplialus  .  Defr. 
Strophomena     .    .  Rafin. 


Trematis 


.  Schärpe 


E 


e,    e. 


f   I  f 


I  . 


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IV.  ECHINODERMATA 

11  Rhombifera  .    .    .  Barr. 


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Col 


Col 


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9 
3 
2 
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6 
28 
1 

1269 

89 
16 
2 
2 
3 
2 
54 
3 
2 

41 

8 
8 
3 

5 

100 

2 
1 

54 
1 

10 

68 
3 

89 
1 

72 

J. 
640 


J23 

Von  den  anderen  von  Barrande  in  seinem  Hauptwerke  nicht  entlialtenen  Gat- 
tungen können  wir  noch  die  folgenden  uns  vorLäufig  bekannten,  von  Barrande  theil- 
weise  nur  mit  provisorischen  Namen  versehenen,  anführen: 

Von  E  ch  i  n  0  d  e  r  m  e  n  nebst  dem  schon  angeführten  Genus  E,  h  o  m  b  i  f  e  r  a 
in  d^,  noch  13  andere  Genera  und  zwar: 

Agelacrinus  Barr,  in  d^ ;  Echin  osphaerites  in  d,   d^ ; 

A  n  0  m  a  1 0  c  r  i  n  u  s  Meek.  &  W.  in  d3  d^  L  o  b  o  1  i  t  h  u  s  Barr.    ( Camerocrinus  Hall) 

dj ;  in  e^ ; 

Aristocystites  Barr,  in  d^ ;  0 r  o  c r i n u s  Barr,  in  d,  d4 ; 

Ascocrinus  Barr,  in  dj  d^ ;  Pentremites  Say  in  t: 

Asterias  (ähnlich)  L.  in  d,   d4 ;  Scyphocrinus  Zenker  in  Oj  e., ; 

Craterina  Barr,  in  d4 ;  Trochocystites   (Mitrocystites)   in  C, 

Dend  r  ocystites  Barr,  in  d^  dj  d^ ;        d,  dj  d^  d^. 

Von  Anneliden  die  Genera: 
S  c  0 1  i  t  h  u  s  Hall,  in  dj  dj ; 
Serpulites  Murch.  in  d,   d,  d4  d^^. 

Von  Gasteropoden  2()  Gattungen  (von  Barrande  nur  provisorisch  benannt) 
in  sehr  zahlreichen  Arten,  und  zwar: 

B  e  1 1  e  r  0  p  h  0  n  Montfort  in  da  e,  eg  fi  fa ;  B 1  e  u  r  o  t  o  m  a  e  r  i  a  de  France   in   dj  bis 

Calyptraea  Lam.  in  d^  d^  6.3  f^',  g'i  und  in  g, ; 

Capulus  Montf.  in  di  bis  g, ;  Parmaporus  Barr,  in  h^ ; 

C  i  r  r  h  u  s  Sow.  in  dj  e,  gi ;  P  i  1  i  d  i  0  n   Barr.   (Hercyuella   Kayser)   in 

C  y  r  1 0  1  i  t  e  s  Conrad   in  di  bis  i\  und        e^  bis  g3 ; 

e,  eo  gl  :  P  0  r  c  e  1 1  i  a  L'Eveille  in  e.,  t ; 

Delphiuula  Lam.  in  e.,  fa ;  Ribeiria  Murch.  in  d^  dj  d4  dj ; 

E  c  u  1  i  0  m  p  h  a  1  u  s  Barr,  in  ej  fg ;  E  0 1  e  1 1  a  Lam.  in  e^  bis  g^  ; 

E  u  0  m  p  h  a  1  u  s  Sow.  in  d,  dj  d^  e,  gj  ;  S  i  p  h  0  n  a  r  i  a  Sow.  in  t ; 
Globiconcha  Barr,  infj;  Scoliostoma  Braun  in  U  ; 

Loxonema  Phil,  in  d^  und  e^  bis  g, ;    Straparolus  Montf.  in  d^ ; 
M  a  c  1  u  r  i  a  Le  Sueur  in  e, :  S  u  b  u  1  i  t  e  s  Cour,  in  e^ ; 

Murchisonia  d'Arch.  indj  und  e^ — fj ;  Tremauotus  Hall  in  Oj   e,  fo ; 
Natica  Adanson  in  d^  d-^  und  e,  bis  g, ;  Terebellum  L.  in  e-j ; 
Naticella   Swainson   in   d.,    d^,   e,  63,  Trochus  L.  in  d4  d^,  ei  ej,  f,  gi ; 

fo  go ;  Turbo  L.  in  d4  d,,  e^  U; 

Nerita  L.  in  e^  f,  t'a  ;  Turritella  Lam.  in  e^  f^', 

Patella  L.  in  d.^,  f,  t:  Tubina  Barr,  in  d^  eo,  f 2 ; 

Phasianella  Lam  in  e.,  f^ ;  Vermetus  L.  in  f^. 

Von  Bryozoen  die  von  Göppert  als  Pfianzenreste  gedeutete  Gattung  Dicty  0- 
nema  Hall,  in  d^  dg  e,  e^;  dann  Fenestella  Lonsdale  in  e,  e^  t  gj ;  Piete- 
pora,  He-mitrypa,  Filites  Barr,  in  fo. 

Von  K  0  r  a  1 1  e  n  L5  Gattungen  mit  zahlreichen  Arten,  und  zwar : 
Amplexus  Sow.  in  i,  g, ;  Cystiphyllum  Londs.  in  e,  e^; 

Calceola    Lam.    (Rhizophyllum  Lind-   Cy  athophy  llum  Goldf.  in  ei   ej  fo ; 
ström)  in  fj ;  F  a  v  0  s  i  t  e  s  Lam.  in  e^  e.,  L  gi  gg  g^ ', 


124 

Haly Sites  Fischer  in  e,  e^ ;  Petra ia  Münst.  iu  e,  63  fj  g,   bis  li^ ; 

H  e  1  i  0 1  i  t  e  s  Dana  in  e^  e.^  ;  R  0  e  m  e  r  i  a  E.  H.  in  e^ ; 

Lithostrotion  Llwliyd  in  f. ;  Stenopora  Londs.  in  d^  d^  e^  60; 

Omphyma  Raf.  in  e^  e^;  Strom  ato  pora  Gldf.  in  fo  gj ; 

Pelliculites  Barr,  in  f, ;  Zaplirentis  Raf.  in  fo. 

Von  G  r  a  p  1 0 1  i  t  h  e  n  7  Gattungen  in  vielen  Arten,  und  zwar : 
Climacograptus  Hall  in  Col.  d^^  e, ;    Monograptus    Gein.   in  dj  dj  d4  Col. 
Cyrtograptus  Carrutliers  in  e,  ;  d^,  e,  e., ; 

D  i  p  1 0  g  r  a  p  t  u  s  Geinitz  in  d4 ,  Col  d^ ,  e, ;  R  a  s  t  r  i  t  e  s  Barr,  in  Col.  d^  e^ ; 
Didymograptus  M'Coy  iu  dj ;  Retiolites  Barr,  in  Col  dj,  e^. 

Von  Amorphozoen  die  Gattung  Ischadites  Murch.  in  e,  und  g,. 

Von  Pflanzen  (Fucoideu): 
Leptopliycus  Barr,  iu  do ;  Cliondrites  Sternb.  in  d^,  e^; 

Callitliamnites  Göpp.  iu  d3 ;  Sp  haerococcites  Göpp.  in  e,  e., ; 

dann  die  von  D.  Stur  beschriebenen  Fucoideu  aus  der  Zone  h,,  nämlich  Chau- 
vinia,  Fucus,  Hostiuella  und  Sporochnus,  und  die  von  ihm  als  eine 
Characee  gedeutete  Gattung  Bar-raudeina,  deren  Habitus  auffallend  an  Lepido- 
dendron  erinnert  und  die  desshalb  von  Barrande  in  Brigsbys  Thesaurus  als  Sage- 
naria  (bohemica)  an  und  von  Krejci  in  einer  Notiz  der  k.  böhni.  Ges.  d.  Wis. 
als  die  erste  böhmische  Landpflanze  unter  dem  Namen  P  r  0 1 0 1  e  p  i  d  0  d  e  n  d  r  0  n 
augeführt  wurde. 


INHALT. 


Sette 
Einleitung 5 

I.  Das  Gebiet  der  Primordialfauna 10 

1.  Die  Conglomerathügel  von  Dubenec 11 

2.  Das  Tfemsiugebirge  mit  dem  Pfibramer  Bergzuge 12 

a)  der  Tfemsm 13 

h)  der  Sterbinaberg 13 

c)  der  Pfibramer  Berg-  und  Hügelzug 14 

3.  Das  Tfemosuagebirge 15 

a)  der  Rücken:  Praba,  Tok,  Ti-emosna      16 

h)  der  Piücken  :  Kocka,  Koruna,  Komorsko 16 

c)  der  Rücken:  Hlava,  Kouicek 17 

d)  der  Rücken:  Vlc,  Beranec 17 

e)  der  Rücken:  Zd'är 17 

4.  Das  Schieferterrain  der  Primordialfauna 19 

Bei  Jinec ..19 

Bei  Skrej 21 

II.  Das  Gebiet  der  zweiten  Silur-Fauna 23 

1.  Die  eisensteinführende  Zone  dj 24 

a)  die  Schichteuabtheilung  dj« 24 

h)  die  Schichteuabtheilung  di/5 26 

c)  Die  Schichteuabtheilung  djy 27 

Die  Verbreitung  der  Zone  dj 28 

1.  Zwischen  Plzenec  und  Rokycan 29 

2.  Oestlich  von  Rokycan  am  Rac      30 

3.  Bei  Kafez  und  Volesna:  Milina  und  Iviua  u.  s.  w 32 

4.  Am  Giftberg  und  Ostry 34 

5.  Im  grossen  Brdawalde  (Plesivec  u.  s.  w.) 35 

6.  Im  kleinen  Brdawalde  (Zebräk,  Tocnik  u.  s.  w.) 39 

7.  An  der  grossen  Bruchlinie  (Beraun-Prag)      42 

8.  In  den  isolirten  Inseln  (Krusnä  hora,  Velis  u.  s.  w.) 46 

2.  Die  Quarzitzone  d^ 49 

Die  Verbreitung  der  Zone  d2 50 

1 .  Die  isolirten  Quarzitkuppeu  zwischen  Plzenec  und  Mauth 51 

2.  Die  isolirten  Quarzitkuppeu  zwischen  Zbirov  und  Althütten 52 

3.  Der  Quarzit- Querriegel  zwischen  Kafez  und  Oujezd 53 

4.  Die  Quarzitrücken  des  grossen  Brdawaldes 54 

5.  Die  Quarzitrücken  der  kleinen  Brda 57 

3.  Die  Zone  der  dunklen,  düunblättrigen  Schiefer 60 

Die  Verbreitung  der  Schieferzoue  d^ 61 

4.  Die  Zone  der  Grauwackenschiefer  d, 62 

Die  Verbreitung  der  Grauwackenschiefer  d, 63 

Die  Colouie  in  der  Briiska  (Col.  Zipp  e ) .  66 


Seite 

5.  Die  Zone  der  weichen  Schiefer  d^        67 

Die  Colonien  der  Schieferzone  d, 67 

Die  Verbreitung  der  Zone  dn, 69 

III.  Das  Gebiet  der  dritten  Silur-Fauna '2 

Die  Etagen  E,  F,  G,  H 72 

Hauptfundorte  der  Petrefakten 76 

Devonisireuder  Charakter  der  Fauna  von  f,  bis  H 76 

Die  Verbreitung  der  obersilurischen  Etagen  und  Zonen 77 

1.  Das  obersilurisclie  Terrain  am  rechten  Berauuufer 78 

2.  Das  obersilurische  Terrain  am  linken  Eeraunufer 82 

a)  das  Terrain  zwischen  Beraun  und  St.  Ivan 83 

h)  das  Terrain  zwischen  dem  St.  Ivan  und  dem  Eadotinerthale 84 

c)  das  Terrain  längs  des  Radotiner  Baches 87 

d)  das  Terrain  zwischen  dem  Radotiner-  und  dem  St.  Prokopithale       87 

e)  das  Terrain  zwischen  dem  St.  Prokopi-  und  dem  Moldauthale 88 

/)  das  Kalkterrain  am  rechten  Moldauufer  zwischen  Branik  und  Dvorec 90 

Bruchlinieu  im  Gebiete  des  böhmischen  Silursystemes 91 

1.  Das  Kluftsystem  mit  nordöstlichem  Streichen 92 

o)  Die  Bruchlinie  der  Pfibramer  Lettenkluft 93 

h)  die  Bruchliuie  zwischen  dem  Tfemosna-  und  Slonovecrückeu 94 

c)  die  Jiuecer  Bruchlinie 94= 

d)  die  Bruchlinie  des  Berges  Ostry 95 

e)  die  Bruchlinie  vom  Berge  Zd'är  und  von  Koda 96 

/)  die  Prager  Bruchlinie 97 

(j)  die  Bruchlinie  von  Skrej .    .  98 

2.  Das  Kluftsystem  mit  nordwestlichem  Streichen 98 

a)  Die  Kluft  Beraun-Srbsko 99 

h)  die  Kluft  Liten-Koneprus 99 

c)  die  Querklütte  bei  Karlstein 99 

d)  die  Klüfte  Kunratic-Krc,  Petrovic-Hostivaf 100 

e)  die  Querklüfte  der  Tfemosnaconglomerate 100 

3.  Das  Kluftsystem  mit  nördlichem  Streichen 101 

a)  das  Moldauthal     101 

h)  die  Klüfte  im  Silurgebiet  östlich  von  Prag 102 

c)  das  St.  Ivanthal 102 

d)  das  Litavathal 102 

Die  Nordklüfte  im  Tfemosnaconglomerate     102 

Thalbildung  und  Hydrographie  des  böhmischen  Silurgebietes 103 

I.  Die  Moldau 104 

Die  Zuflüsse  der  Moldau  am  rechten  Ufer 105 

Die  Zuflüsse  der  Moldau  am  linken  Ufer 107 

II.  Der  Beraunfluss 109 

Die  Zuflüsse  der  Beraun  am  linken  Ufer 109 

Die  Zuflüsse  der  Beraun  am  rechten  Ufer 111 

III.  Das  Litava-Flüsschen 113 

Die  Zuflüsse  der  Litava  am  rechten  Ufer 114 

Die  Zuflüsse  der  Litava  am  linken  Ufer 11^ 

Der  Vlcavabach 1^6 

Anhang.    Verzeichniss  aller  von  Barrande  in  seinem  Ilauptwerka  angeführten  Genera  der 

Fische.  Crustacecn  und  Mollusken 117 


Nästm 

GEOLOGICKE  MAPY  STREDOCESKEHO  SILURU 

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Skizze  einer  geologischen  Karte 

dos 

MITTELBÖHMISCHEN  SILURGEBIETES        ^ 


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1  :  288.000. 


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Briiehlintrn. 


Bridlicc   axoirke. 


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Srhirffrniit  ilei- 
Primordial  Fuuna. 
Täsino  irft%ite. 


Eisriirn  '/one. 


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Bomtailiirxhroäpenfe.  Optikakfid.üloam. 


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Planer. 


Ifnriwsilrirrtl'fl'ntiliir.  Slerk:/>isrk  a  Mimi 


Qiiafxil. 


Obfrsiliiri.iclir  Si-farrrr,  SHnd.SrIiONeriiJiefun. 


Z  W  EITER,    BANÖ. 

Erster  Theil. 

I.  Die  Arbeiteu  der  toi)Ographischeu  Abtheiluug  (Terrain- und  Höhenverbältuisse). 
Dieselbe  enthält : 

GJDas  Terrain  und  die  Höhenverhältnisse  des  Iser-  und  des  Riesen- 
gebirges und  seiner  südlichen  und  östlichen  Vorlagen  von  Prof.  Dr.  Karl 
Kofistka.  128  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansicht.,  1  Profiltafel  und  10  Holzschnitte. 

h)  Zweite  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  HI.)  von  Prof. 
Dr.  Kofistka.    84  Seiten  Text. 

cj  Höhenschichtenkarte,  Section  HL,  von  Prof.  Dr.  Kofistka.  (Diese  Karte 
enthält  die  in  dem  vorstehenden  Text  angegebene  Situation  im  Massstabe  von  1  :  200.000). 

d)  Höhenschichten  des  Riesengebirges  von  Prof.  Dr.  Kofistka  im  Maasstabe 
v^n  1:  100.000.     Preis  dieser  Abtheilung fl.  4-50 

IL   Die  Arbeiteu  der  geologischen   Abtheiluug.    I.  Theil  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:  Fauna  der  Steinkohlenformation  Böhmens  mit  4  Tafeln. 
h)  Karl  Feist niantel:  Die  Steinkohlenbecken  beiKlein-Pfilep,  Lisek,  Stilec, 

Holoubkow,  Mireschau  und  Letkow  mit  9  Holzschnitten. 
cjJos.  Väla   und   R.  Helmhacker:    Das  Eisensteinvorkommen   in   der   Gegend 

von  Prag  und  Beraun  mit  6  Tafeln,  9  Holzschnitten  und  1  Karte. 
cZJR.  Helmhacker:    Geognostische   Beschreibung   eines   Theiles    der   Gegend 

zwischen   Beneschau   und   der  Säzava,   mit  1  Tafel  und  1  Karte. 

Dieser  Theil  enthält  448  Seiten  Text,   11  Tafeln,   18  Holzschnitte   und  2  geol.  Karten. 

Preis     . fl.  4. 

n.  Theil  enthält: 

Dr.  Em.   Boficky:  Pe trogr aphische   Studien   an   den   Basaltgesteinen   Böhmens 

mit  294  Seiten  Text  und  8  Tafeln.    Preis fl.  3-50 

Preis  der  ganzen  ersten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (I.  und  H.  Abtheilung  zusammen)  geb.  fl.  10* 

Z  "W  EITER,     BAND. 

Zweiter  Theil. 

III.  Botanische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus   der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky   (H.  Theil) 
288  Seiten  Text  und  1  Tafel.    Preis fl.  2-60 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:    Die  Wirbelthiere  Böhmens. 
h)      „         „        „  „         DieFlussfischereiinBöhmen. 

cj      „         „         „  „         Die  Krustenthiere  Böhmens. 

Mit  1  Tafel,  100  Holzschnitten,  272  Seiten  Text.    Preis fl,  3-— 


( 


V.   Chemische  Abtheiluug. 

Prof.  Dr.  Em.  Boficky:  Über   die  Verbreitung   des  Kali  und  der  Phosphorsäure 

in  den  Gesteinen  Böhmens.    58  Seiten  Text.    Preis 60  kr, 

Preis  der  ganzen  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (HI.,  IV.  u.  V.  Abth.  zusammen)  geb.  fl.  5' — 

I>R,ITTER,     BAND. 

I.    Topographische  Abtheilung. 

Verzeichniss  der  in  den  J.  1877—1879  vom  k.  k.  mil.-geogr.  Institut  trigonometrisch 
bestimmten  Höhen  von  Böhmen  herausgegeben  von  Prof  Dr.  Karl  Kofistka  und 
Major  R.  Daublebsky  von  Sterneck  mit  1  Karte fl.  1-80 


II.  Geologische  Abtheiliing: 

I.Heft.  Petrographische  Studien  an  den  Ph  onolithges  teineu  Bölimens  von 
Prof.  Dr.  Em.  Boficky  mit  2  cliromolith.  Tafeln,  96  Seiten  Text.  Preis  .   .    fl.  l*— 

II.  Heft.  Petrographische  Studien  an  den  Melaphyrgesteinen  Böhmens  von 
Prof.   Dr.  Em.   Boficky   mit   2  chromolith.  Tafehi.     88  Seiten  Text.    Preis  fl.  1'— 

III.  Heft.  Die  Geologie  des  böhmischen  Erzgebirges  (I.  Theil)  von  Prof.  Dr. 
Gustav  Laube  mit  mehreren  Holzschnitten  und  einer  Profiltafel.  216  Seiten  Text 
Preis      fl.  2-— 

III.  Botanisclie  Abtbeihmg: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky.     (III.  Theil. 
Schluss.)    320  Seiten  Text.    Preis fl.  2--40 

IV.  Zoologische  Abtheilung: 

I.  Heft.  Die  Myriopoden  Böhmens  von  F.  V.  Rosicky  mit  24  Holzschnitten.  44  Seiten 
Text.    Preis 60  kr. 

II.  Heft.  Die  Cladoceren  Böhmens  von  Bohuslav  Hellich  mit  70  Holzschnitten. 
1.32  Seiten  Text fl.  l-6() 

V.  Chemisch-petrologische  Abtheiluug: 

Elemente  einer  neuen  chemis ch-m ikroskopischen  ]Mineral-  und  Gesteinsanalyse 
von  Prof.   Dr.  Boficky  mit  3  Holzschnitten  und  2  lith.  Tafeln.  80  Seiten  Text.  fl.  1-40 

No.  1.     Studien    im    Gebiete    der    böhmischen    Kreideformation.    Die   Waissen- 

bergerund   Malnitzer    Schichten   von   Dr.   Anton  Fric   mit    155  Holzschnitten. 

154  Seiten  Text.    Preis fl.  3'— 

No.  2.  Erläuterungen    zur    geologischen   Karte    der   Umgebungen    von  Prag   von 

J.  Krejci  und  R.  Helmhacker  mit  1  Karte,  mehreren  Profilen  und  Holzschnitten  fl.  4'50 
No.  3.  Prodromus    der   Flora    von   Böhmen    von    Prof.  Dr.    Ladislav    Celakovsky. 

(IV.  Theil.)    Nachträge  bis  1880.     Verzeichniss  und  Register fl.  2-40 

No.  4.   Petro  1  ogische    Studien    an   den   Porphyrgesteinen   Böhmens   von   Prof   Dr. 

Em.  Boficky fl.  1-80 

No.  5.    Flora  des  Flussgebietes  der  Cidlina  und  Mrdlina  von  Prof.  Ed.  Pospichal. 

fl.  r- 

No.  6.   Der  Hangend flötzzug  im  Schlan-Rakonitzer  Steinkohlenbecken  von  Carl 

Feistm  antel. 

FtJNFTEFt     BAND. 

No.  1.  Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  desEisengebirges  (Zelezne  hory) 
und  der  angrenzenden  Gegenden  im  östlichen  Böhmen  von  J.  Krejci  und 

R.  Helmhacker fl.  2-  — 

(Die  Karte  selbst  erscheint  später.) 

No.  2.  Studien  im  Gebiete  der  böhmischen  Kreideformation.  III.  Die  Iser- 
schichten.  Von  Dr.  Anton  Fric.  Mit  132  Textfiguren. fl,  3  — 

No.  3.  Die  mittelböhmische  Stcinkohlenablag  erung  von  C  arl  Feistmante  i.  Mit 
20  Holzschnitten fl.  1-20 

No.  4.  Die  Lebermoose  (Hepaticae)  Böhmens  von  Prof  Jos.  Dedecek.  (Deutsch 
noch  nicht  erschienen.) 

No.  5.  Orographisch-geotektonische  Übersiclit  des  silu rischeu  Gebietes  im 
mittleren  Böhmen.  Von  Johann  Krejci  und  Karl  Feistmantel.  Mit  1  geolog. 
Karte  und  vielen  Holzschnitten fl.  — •— 


Druck  von  Dr.  Kd.  Gret'r  in   l'rag  1885.  —   .Sellistvurlag. 


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ALGENFLORA  VON  BÖHMEN 


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enthaltend 


Dr.  ÄKTON  HÄKSaiRa, 

k.  k.  Gymn.  Professor  und  Docent  der  Botanik  an   der  k.  k.  böhm.  Universität  in  Prag. 


I.  HEFT. 


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ARCHIV  FÜR  NATURWISSENSCHAFTL.  LANDESDURCHFORSCHUNG  VON  BÖHMEN. 

V.  Band,  Xro.  6.     (Botanische  Abtheilung.) 


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Pliaeopliyceeii  und  einen  Tlieil  der  Cliloroptiyceeii. 


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In    Commission    bei    FR.    R  I  Y  X  A  C. 
1886. 


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DAS  ARCHIV 

für  die 

naturwissenschaftliche  Landesdurchforschung  von  Böhmen 

unter  Redaktion  von 

Prof.   Dr.   K.   Koristka  und  Prof.   J.   Krejci 

enthält  folgende  Arbeiten : 

I.  Die  Arbeiten  der  toj)ographisclien  Abtheiluug  (Terrain  und  Höhenverhältnisse). 
Dieselbe  enthält: 

n)  Das  Terrain  und  die  H  ö  h  e  n  v  e  r  h  alt  ni  s  s  e  des  Mittelgebirges  und  des 
Sandsteingebirges  im  nördlichen  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Karl  Koristka. 
139  Seiten  Text,  2  chromolith.  Ansichten,  1  Profiltafel  und  11  Holzschnitte. 

h)  Erste  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect.-Blatt  H.)  von  Prof. 
Dr.  Koristka.    128  Seiten  Text. 

c)  Höhenschichtenkarte,  Section  H.,  von  Prof.  Dr.  Koi-istka.  Diese  Karte  enthält 
die  in  dem  Text  a)  beschriebene  Situation.  Sie  ist  58  Ceutimeter  lang,  41  Centimeter  hoch, 
im  Massstabe  von  1  :  200.000  gezeichnet,  und  es  sind  die  allgemeinen  Höhenverhältnisse 
durch  Schichtenlinien  von  25  zu  25  Meter  und  durch  verschiedene  Farben  ausgedrückt. 
Preis  fl.  4* —    Preis  der  Karte  app fl.  1*60 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheihing.    Dieselbe  enthält: 

aj  Vorbemerkungen  oder  allgemeine  geologische  Verhältnisse  des  nörd- 
lichen Böhmen  von  Prof.  Johann  Krejci.    37  Seiten  Text,  7  Holzschnitte. 

6j  Studien  im  Gebiete  der  böhm.  Kreideformation  von  Prof.  J.  Krejci. 
142  Seiten  Text,  1  chromolith.  Ansicht,  39  Holzschnitte. 

c)  Paläontologische  Untersuchungen  der  einzelnen  Schichten  der  böhm. 
Kreide formation  sowie  einiger  Fundorte  in  anderen  Formationen  von 
Dr.   Anton   Fric.     103  Seiten  Text,  4  chromolith.  Tafeln,  9  Holzschnitte, 

d)  Die  Steinkohlenbecken  von  Rad  nie,  vom  Hüttenmeister  Karl  Feistmantel. 
120  Seiten  Text,  40  Holzschnitte,  2  Karten  der  Steinkohlenbecken  von  Radnic  und  Bfas. 
Preis fl.  4-50 

in.  Die  Arbeiten  der  botanischen  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus   der  Flora  von  Böhmen  von  Dr.  Ladislav  Celakovsky.    (I.  Theil.) 
104  Seiten  Text.    Preis fl.  l  — 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Verzeichnlss  der  Käfer  Böhmens  vom  Conservator  Em.  Lokaj.  78  Seiten  Text. 

6j  Monographie  der  Land-  und  Süsswassermollusken  Böhmens  vom  Assi- 
stenten Alfred  Slavik.     54  Seiten  Text  und  5  chromolith.  Tafeln. 

c)  Verzeichnlss  der  Spinnen  des  nördlichen  Böhmen  vom  Real -Lehr  er 
Emanuel   Barta.    10  Seiten  Text.    Preis fl.  2'— 

V.  Chemische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Analytische  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  Hoffmann.  16  S.  Text.  Preis    25   kr. 
Preis  des  ganzen  L  Bandes  (Abth.  I.  bis  V.)  geh fl.  9  — 


PRODROMUS 


DER 


ALGENFLORA  VON  BÖHMEN. 


ERSTER  THEIL 

enthaltend 


die  Rhodophyceen,  Phaeophyceen  und  einen  Theil  der  Chiorophyceen, 


Von 


Dr.  Anton  Hansgirg, 

k.  k.  Gymn.   Professor  und  Docent  der  Botanik  an  der  k.  k.  böhm.  Universität  in  Prag. 


(ARCHIV  DER  NATüRW.  LANDESDÜRCHFORSCHUNG  IN  BÖHMEN.) 
V.  Baud.    JVro.  6.     (Botaiiische  Abtheilimg.) 


Comnnssions-Verlag  von  Fr.  Rivnäc.  —  Druck  von  Dr.  Ed.  Gregi\ 

1886. 


VORWORT. 


Ich  erlaube  iiiir  das  vorliegende  Werk  den  Algologen  und  allen  Freunden 
der  böhmischen  Flora,  insbesondere  den  einheimischen  Botanikern  mit  dem  Wunsche 
zu  übergeben,  dass  dieses  Werk  von  den  ersteren  günstig  aufgenommen,  den  letz- 
teren zugleich  eine  Quelle  der  Anregung  werde  und  ihre  Aufmerksamkeit  auf  die 
seit  Corda  in  Böhmen  so  sehr  vernachlässigten  Algen  wieder  lenken  möge. 

Obschon  ich  seit  mehr  als  fünf  Jahren  meine  Musestunden  fast  aussch^*^^^^^^^^ 
zur  Durchforschung  der  böhmischen  Algenflora  verwendet  habe  und  i^  den  letzten 
zwei  Jahren  mit  allen  mir  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  und  Kräften  gestrebt  habe 
durch  kritisches  Studium  dieser,  sowohl  in  systematischer  wie  auch  in  entwicklungs- 
geschichtlicher Hinsicht  nocb  ziemlich  mangelhaft  durchforschten,  Kryptogamen 
einige  dunkle  Seiten  aus  der  Algologie  ein  wenig  zu  beleuchten  und  auf  Grund 
dieser  meiner  Studien  mich  veranlasst  fühlte  auch  in  dem  vorliegenden  Werke 
einige  Veränderungen  in  der  Algensystematik  durchzuführen  —  so  bin  ich  mir  doch 
dessen  gut  bewusst,  dass  dieses  Werk  eben  nur  ein  „Prodromus"  der  Algenflora 
Böhmens  ist  und  dass  das  jetzt  übliche,  von  mir  aus  Opportunitätsrücksichten  noch 
angewendete  System  der  Algen,  trotz  der  seit  dem  Erscheinen  der  „Species  algarum" 
von  F.  T.  Kützing's  im  Jahre  1849,  in  diesem  System  schon  durchgeführten,  zahl- 
reichen Pieformeu,  im  Grossen  und  Ganzen  noch  immer  ein  künstliches,  die  Ver- 
wandtschaftsverhältnisse der  Algen  nicht  genügend  berücksichtigendes,  Algensystem 
geblieben  ist. 

Es  ist  mir  eine  angenehme  Pflicht  an  dieser  Stelle  allen  jenen  Herren  meinen 
verbindlichsten  Dank  auszusprechen,  welche  mich  in  irgend  einer  Weise  bei  meiner 
Arbeit  unterstützt  haben.  Insbesondere  danke  ich  den  Herren  Prof.  Dr.  Lad.  Cela- 
kovsky  und  Prof.  Dr.  Anf.  Fric  in  Prag  für  ihre  gütige  und  aufopfernde  Theilnahme 
an  meinem  Werke,  den  Herren:  Prof.  Dr.  Fei^d.  Cohn  in  Breslau,  M.  A.  M.  C.  Cooke 
in  London,  Prof.  Ch.  Flahault  in  Montpellier,  Maur.  Gomont  in  Paris,  Prof.  Dr. 
0.  Kirchner   in  Hohenheim,    O.  von  Lagerheim  in  Stockholm,    Dr.  0.  Nordstedt  in 

1* 


Luiitl,  P.  Richter  in  Leipzig,  Dr.  N.  Wille  und  Prof.  Dr.  F.  B.  Wittrock  in  Stock- 
holm, Rev.  Fr.  Wolle  in  Betleheni  Pa.  tlieils  für  gütige  Zusendung  von  seltenen 
Algen-Exsiccaten  und  algologischen  Abhandlungen,  theils  für  lehrreiche  Corres- 
pondenz.  Den  Herren  Dr.  0.  Nordstedt  und  P.  Richter  bin  ich  ausserdem,  da  sie  der 
böhmischen  Algenflora  ein  besonderes  Interesse  gewidmet  haben  und  mich  vielfach 
mit  Rath  und  That  unterstützt  haben,  zu  besonderem  Dank  verpflichtet. 

Schliesslich  glaube  ich  noch  hier  bemerken  zu  sollen,  dass  ich  trachten 
werde  das,  was  in  diesem  Werke  —  in  dem  fast  nur  das  von  mir  allein  gesam- 
melte algologische  Material  bearbeitet  wurde  —  unvollständig  und  lückenhaft  mit- 
getheilt  werden  konnte,  durch  Nachträge,  welche  theils  dem  zweiten  Theile  dieses 
Prodromus  beigegeben,  theils  separat  publicirt  werden  sollen,  möglichst  zu  ergänzen 
und  zu  vervollkommnen. 


Prag,  im  December  1885. 


Dr.  A.  Hansgirg. 


EINLEITUNG. 


Wie  in  einigen  Theilen  Deutschlands,  so  wurde  auch  in  Österreich  und 
insbesondere  in  Böhmen  den  Algen  von  Seite  der  Botaniker  im  Ganzen  bisher  noch 
wenig  Aufmerksamkeit  gewidmet,  so  dass  unsere  bisherige  Kenntnisse  dieser,  im 
hohen  Grade  interessanten,  Kryptogamen  noch  immer,  namentlich  in  Bezug  auf  ihre 
geographische  Verbreitung  sehr  lückenhaft  sind. 

Im  Anfange  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts  hat  zuerst  Ph.  M.  Opiz  in 
seinen  zwei  Schriften:  „Deutschlands  cryptogamische  Gewächse",  Prag,  1816  und 
„Böheims  phanerogamische  und  cryptogamische  Gewächse",  Prag,  1823,  die  theils 
von  ihm,  theils  von  seinen  Freunden  in  Böhmen  gesammelten  oder  von  früheren 
Botanikern  daselbst  beobachteten  Algenarten  aufgezählt.') 

Späterhin  haben  namentlich  einige  in  Carlsbad  weilende  Algologen  werth- 
volle  Beiträge  zur  Kenntniss  der  böhmischen  Algen  geliefert  und  speciell  die  in 
den  warmen  Quellen  von  Carlsbad  so  wie  in  deren  Abflüssen,  in  der  Tepl  und  in 
der  nächsten  Umgebung  dieser  Stadt  vorkommenden  Algen  recht  eingehend  syste- 
matisch bearbeitet.  '^) 

Ich  führe  hier  vor  Allem  den  um  die  Algologie  überhaupt  so  hochverdienten 
C.  Ä.  Agardh  an,    welcher   im  Jahre  1827,    in  der  Regensburger  Flora   ein  Ver- 


')  Einige  in  diesen  Schriften  aus  Böhmen  angeführte  Algenspecies  verdienen  hier  na- 
mentlich hervorgehoben  zu  werden;  es  sind:  Batrachospermum  moniliforme  Roth,  Conferva  flu- 
viatilis  (Lemanea  fluviatilis),  Conferva  aurea  (Trentepohlia  aurea),  Conferva  mutabilis  Roth  (Drapar- 
naldia  plumosa),  Conferva  jolithus  (Trentepohlia  jolithus),  Hydrodictyon  utriculatum  Roth  (H.  re- 
ticulatura  L.),  Botiydium  argillaceum  Wallr.  et  Linckia  granulata  Web.  (Botrydium  granulatum 
Grev.),  Conferva  intestinalis  (Enteromorpha  intestinalis),  Linckia  nostoc  Roth  (Nostoc  ciniflonum 
Tour.  =  N.  commune  Vauch.),  Conferva  annulina  (Sphaeroplea  annuliua  Ag.),  Conferva  rivularis 
(Cladophora  fluitans  Ktz?j,  Conferva  crispata  et  arenaria  (Cladophora  crispata),  Conferva  erice- 
torum  Roth  (Zygogonium  cricetorum  Ktz  ?),  Conferva  muralis  Dillw.  (Schizogonium  murale),  Con- 
ferva capillaris  (Oedogonium  capillare  Ktz?),  Conferva  vesicata  Müll.  (Oedogonium  vesicatum 
Link?),  Conjugata  setiformis  Roth  (Spirogyra  setiforniis  Ktz?),  Conferva  fontinalis  (Oscillaria 
limosa  Ag.),  Conferva  stellaris  Roth  (Stigeoclonium  stellare  Ktz.).  Ausserdem  sind  in  diesen  zwei 
ältesten  Verzeichnissen  böhmischer  Algen  noch  folgende,  nicht  gut  zu  bestimmende  oder  für  Böhmen 
noch  zweifelhafte  Algenarten  verzeichnet :  Conferva  velutina  (in  Bächen),  C.  fenestralis,  C.  cristata 
Roth,  C.  Flügii  Roth,  C.  divaricata  Roth  (Cladophora  divaricata  Ktz.),  C.  moniliformis  Müll. 

^)  J.  A.  Scherer's  „Beobachtungen  über  das   pflanzenähnliche  Wesen  in  den  Carlsbader 
und  Töplitzer  Wässern,  Dresden,  1787"  sind  mir  leider  blos  dem  Namen  nach  bekannt  geworden. 


zeicliniss  der  von  ihm  in  verschiedenen  Ländern  Österreichs  beobachteten  und 
gesammelten  neuen  Algenarten  veröffentlichte.  Aus  diesem  Verzeichnisse  wurden 
später  die  bei  Carlsbad  vorkommenden,  von  Agardh  entdeckten  und  von  ihm  da- 
selbst auch  meist  in  grösserer  Menge  gesammelten,')  neuen  Algenspecies  auch  im 
„Almanach  de  Carlsbad"  J.  1834  mit  detaillirter  Angabe  des  Fundortes  angeführt.'^) 

Durch  C.  A.  Agardh's  Erfolge  angeregt  beschäftigte  sich  alsbald  unser  durch 
seine  mikroskopische  Untersuchungen,  vorzüglich  der  Pilze,  wie  durch  sein  tra- 
gisches Ende,  auch  in  weiteren  Kreisen  bekannte  Landsmann  Ä.  J.  C.  Corda  durch 
mehrere  Jahre  hindurch  eifrig  mit  den  böhmischen  Algen,  insbesondere  mit  den 
Desmidiaceen,  Oscillariaceen  und  Protococcaceen.  Die  Hauptergebnisse  seiner  dies- 
bezüglichen Studien  wurden  theils  in  dem  oben  erwähnten  Almanach  von  Carlsbad 
(J.  1835 — 1840.)  theils  in  Sturm's  „Deutschlands  Flora"  niedergelegt  und  besitzen 
noch  immer,  trotzdem  einige  in  diesen  Schriften  enthaltene,  von  Corda  selbst  ver- 
fertigte, Abbildungen  nicht  immer  ganz  correct  sind,  für  jeden,  die  böhmischen 
Algen  näher  studirenden,  Botaniker  einen  nicht  geringen  Werth. 

Im  J.  1835  des  Almanachs  von  Carlsbad  sind  unter  dem  Titel  „Obser- 
vations  sur  les  animalcules  microscopiques,  qu'  on  trouve  aupres  des  eaux  ther- 
males de  Carlsbad"  neben  einigen  Bacillariaceen  auch  zahlreiche  Desmidieen,  Os- 
cillarieen  und  einige  andere,  von  Corda  bei  Carlsbad  l)eobachtete,  Algen  abgebildet 
und  kurz  beschrieben.  Im  J.  1836  sind  im  „Essai  sur  les  Oscillatoires  des  Thermes 
de  Carlsbad"  nicht  nur  die  in  den  warmen  Quellen  bei  Carlsbad  vorkommenden 
Oscillaria-  und  Phorraidium-Arten  verzeichnet,  sondern  auch  noch  viele  andere  an 
verschiedenen  Orten  Böhmens  u.  a.  vorgefundene,  grössten  Theils  vom  Verfasser 
als  neu  aufgestellte  Oscillarien-Species  verzeichnet.^)  Im  Jahre  1838  hat  Corda 
in  „Nouvelles  observations  microscopiques"  neben  zwei  neuen  Raphidiumspecies 
(Ankistrodesmus  fusiformis  und  A.  convolutus  Corda)  auch  einige  neue  Scenodesmus- 
Arten  publicirt.  Im  Jahre  1839  sind  in  „Observations  sur  les  Euastrees  et  les 
Cosmariees  ausser  einigen  Pediastrum-  (Pediastrum  et  Euastrum  Corda)  und  Cos- 
marium-Arten  auch  noch  zahlreiche  andere,  meist  aus  der  Umgegend  von  Prag, 
Reichenberg  und  Carlsbad  stammende,  von  Corda  bestimmte  Desmidiaceen  auf- 
gezählt. Im  Jahre  1840  werden  von  Corda  in  „Observations  microscopiques  sur 
les  animalcules  des  eaux  et  des  thermes  de  Carlsbad"  einige  neue  bei  Carlsbad, 
Eger,  Prag,  Reichenberg,  u.  a.  vorkommende  Desmidium-Sphaerozosma-  und  Cos- 
marium-Species  nebst  anderen  Desmidiaceen  angeführt  und  ein  neues  Verzeichniss 
zahlreicher,  in  die  eben  citirte  Gruppe  gehöriger  Algen  veröffentlicht.  Auch  in 
Sturm's  „Deutschi.   Flora",  II.  Abth.  1829 — 1832  hat  Corda  unter  anderen  Algen 


•)  Auch  im  Herbarium  des  Nat.  Museums  in  Prag  ist  ein  Theil  dieser  Algen  in  Orig.- 
Exemplaren  C.  A.  Agardh's  vorhanden. 

*)  Die  von  Agardh  in  Carlsbad  entdeckten,  als  neu  beschi-iebenen  Oscillarien  und  andere 
Thermalalgen-Arten  wurden  später  alle,  nebst  zahlreichen  anderen  neuen,  in  Carlsbad  nicht  vor- 
kommenden, Thermalalgen-Arten  auch  an  den  warmen  Quellen  Italiens  und  in  anderen  Ländern 
angetroffen. 

*)  Leider  sind  diese  Arten  grössten  Theils  von  Corda  so  mangelhaft  beschrieben  und 
unvollkommen  abgebildet  worden,  dass  deren  Sicherstellung,da  die  Original-Exemplare  Corda's  nicht 
mehr  vorhanden  sind,  nicht  gut  möglich  ist;  desshalb  sind  sie  auch  von  allen  Phycologen,  welche 
sich  mit  den  Oscillarien  nach  Corda  näher  beschäftigt  haben,  gänzlich  unberücksichtigt  geblieben. 


Deutschlands  auch  einige  seltenere,  in  Böhmen  vom  Verfasser  selbst  entdeckte,  Algen 
zuerst  beschrieben  und  deren  Fundorte  angegeben. 

Nebst  Agardh  und  Corda  betheiligten  sich  an  der  Erforschung  der  Algen- 
flora der  berühmtesten  böhmischen  Kurorte  (Carlsbad,  Franzensbad,  Teplitz  und 
Marienbad)  in  hervorragender  Weise  noch  F.  T.  Kützing,^)  L.  Rabenhorst,  Ferd. 
CoJm,^)  Schioabe  ^)  und  in  neuerer  Zeit  Paul  Richter ^'^)  0.  Nordstedt  u.  a.^)  Einige 
Arten  von  Diatomeen  und  anderen  einzelligen  Carlsbader-Algen  sind  auch  von 
Ch.  G.  Ehrenherg,  Fischer  und  a.  beschrieben  worden. 

Von  einheimischen  Botanikern  widmete  den  böhmischen  Algen  eine  grössere 
Aufmerksamkeit  zuerst  Ph.  M.  Opiz,  welcher  mit  einigen  anderen  älteren  böhmischen 
Botanikern  ")  meist  in  der  Umgebung  von  Prag  Algen  sammelte  und  in  seinem,  im 
J.  1852  erschienenem  „Seznam  rostlin  kveteny  ceske"  schon  87  Algenarten  aus 
Böhmen  dem  Namen  nach,  ohne  Angabe  des  Fundortes,  angeführt  hat.')  Nebst 
Opiz  sammelten  zu  jener  Zeit  in  Böhmen  Algen  auch  Fried.  VeselsM,  J.  Peyl  und 
J.  Cenek,  welche  im  östlichen  Theile  Böhmens,  insbesondere  im  östlichen  Elbthale 
botanisirten,*)  dann  noch  Hrabal,  Karl,  Langer,  Menzel^^)  Schauta  und  W.  Sieg- 
mund^^^)  die  im  nördlichen  und  nördlichsten  Böhmen  manche  interessante  Algen- 
species  entdeckten;  in  neuerer  Zeit  auch  P.  Hora,  der  in  der  Umgebung  von 
Pilsen  nebst  anderen  Cryptogamen  auch  einige  Algen  beobachtet  und  gesammelt 
hat,  ^  ^)  und  Prof.  Dr.  L.  Pic,  der  aus  der  Umgebung  von  Jung-Bunzlau  und  München- 
grätz  werthvolle  Proben  von  Algen  dem  Verfasser  zur  Bestimmung  übersandte.  In 
den  letzten  zwei  Jahren  haben  auch  die  Herren  F.  Klapdlek  bei  Leitomyschl  und 
E.  Bayer  bei  Chotebof  einige  Algenarten  gesammelt. 

Viele  von  den  Algen,  welche  diese  eifrigen  Pflanzensammler,  von  welchen 
viele  auch  um  Böhmens  Phanerogamenflora  nicht  unerhebliche  Verdienste  sich  er- 
worben haben,  in  verschiedenen  Theileu  Böhmens  gesammelt  haben,  sind  nebst 
einigen  anderen,  von  Agardh,  Welwitsch,  Corda  u.  a.  in  Böhmen  entdeckten,  Algen- 
arten in  der  botanischen  Sammlung  des  National-Museums  in  Prag  aufbewahrt. 


*)  Tabiilae  phycologicae  1845—1866,  Phycologia  germanica  184,5.,  Species  algarum  1849. 

■'')  Abhandlungen  der  sclilesisclien  Gesellschaft  für  vaterländische  Ciiltur  1862. 

'■*)  „Über  die  Algen  der  Carlsbader  warmen  Quellen",  Linnaea  1837. 

*)  „Ist  Sphaerozyga  Jacobi  Ag.  ein  Synonym   (Entwicklungsglied)   von  Mastigocladus  la- 
minosus  Cohn?",  Hedwigia  1882  und  „Weiteres  über  Sphaerozyga  Jacobi  Ag.",  Hedwigia  1883. 

*)  Siehe  auch  meine  Abhandlung  „Beiträge  zur  Kenntniss  der  böhmischen  Thermalalgen- 
flora".  Öster.  botan.  Zeitschrift  1884. 

*)  Kalmus,  Schöbl,  Wondräcek  u.  a. 

'')  In  diesem  „Verzeichniss"   sind  die  meisten,  von  Agardh  und  Corda  in  ihren  algolo- 
gischen  Abhandlungen  aus  Böhmen  angeführten,  Algenarten  enthalten. 

^)  Veselsky  und  Peyl  in  der  Umgebung  von  Kolin  und  Kuttenberg,  Cenek  meist  tei  Par- 
dubitz,  Chvojno  und  Königgrätz. 

*)  Siehe  auch  Menzels  „Beiträge  zur  Flora  des  ser-  und  Jeschkengebirges"  in  der  Be- 
schreibung des  Curortes  von  Liebwerda  von  Dr.  Jos.  Plumert  1869. 

'")  Hrabal  sammelte  bei  Böhm.  Kamnitz;  Karl  bei  Georgswalde  und  Fugau,  Schluckenau 
und  Teplitz;  Siegmund  und  Langer  um  Reichenberg;  Schauta  bei  Höflitz;  Menzel  bei  Friedland, 
Grottau  u.  a. 

")  „Versuch  einer  Flora  von  Pilsen".  Lotos  1882. 


8 

Recht  interessante  und  werthvolle,  meist  von  den  vorlier  schon  genannten 
Sammlern  herrührende  Beiträge  zur  Kenntniss  unserer  Algenflora  sind  enthalten 
auch  in  der  von  Dr.  L.  Rabenhorst  verfassten  „Flora  europaea  algarum  etc.",  Leipzig 
1864 — 68  und  in  seiner  „Kryptogamen-Flora  von  Sachsen,  der  Ober-Lausitz,  Thü- 
ringen und  Nordböhmen",  Leipzig,  1863.  Auch  in  der  von  Dr.  Ferd.  Cohn  heraus- 
gegebenen „Kryptogamen-Flora  von  Schlesien:  Algen,  bearbeitet  von  Dr.  0.  Kirchner"- 
sind  manche  in  unserem  Riesengebirge  vorkommende,  meist  von  schlesischen  Bo- 
tanikern daselbst  gesammelte,  seltene  Algenarten  angeführt. 

Der  Verfasser  dieses  Prodromus  hat  selbst  binnen  mehreren  Jahren,  seitdem 
er  sich  mit  dem  Studium  böhmischer  Algen  (mit  Ausschluss  der  Diätomaceen)  be- 
schäftigt, neben  einigen,  von  ihm  in  Böhmen  entdeckten  neuen  Algenformen,  eine  nicht 
geringe  Anzahl  der  früher  in  Böhmen  nicht  beobachteten  Algenspecies  gesammelt, 
so  wie  viele  neue  böhmische  Fundorte  einer  grösseren  Anzahl  seltener  Algenarten 
entdeckt.  Er  sammelte  bisher  namentlich  an  vielen  Orten  der  näheren  und  nächsten 
Umgebung  von  Prag ;  in  der  weiteren  Prager  Umgegend  im  Chotec-Thal,  bei  Zbra- 
slav,  Wran,  Cernosic,  Vsenor,  Budnan,  Karlstein,  St.  Ivan,  Tetin,  Beraun,  Königshof, 
im  Suchomaster-Thal,  bei  Pürglitz,  Rakonitz;  bei  Unhoscht,  Smecno,  Schlau,  Neu- 
Straschic;  bei  Klecan,  Roztok,  Zalov,  Podmorän,  Kralup,  Ouzic,  bei  Hloupetin, 
Chwal,  Bechowic,  Ouwal;  bei  Koufim  und  Zäsmuk;  bei  Hostivaf,  Mecholup,  Aufi- 
newes,  Rican,  Mukarov,  Mnichowic,  Ondfejov,  Piskocel,  Sazawa,  Kocerad,  Doubrawic. 
Im  Elbethal  meist  in  der  Umgegend  von  Lobositz,  Leitmeritz,  Raudnitz, 
Melnik,  Neratowic,  Lobkowic,  Elbe-Kostelec,  Brandeis,  Lissa,  Sadska,  Kolin,  Par- 
dubic  und  in  der  Umgebung  von  Königgrätz. 

Im  nordöstlichen  Böhmen  bei  Dymokur,  Libhowes,  Zizelic  und  Chlumec 
an  der  Cidlina,  bei  Hofic,  Wostromer,  Jicin;  bei  Jung-Bunzlau,  Bakov,  Turnau, 
Eisenbrod,  Semil,  Tannwald ;  bei  Alt-Paka,  Hohenelbe,  Arnau,  Trautenau,  Johannis- 
bad ;  im  Riesengebirge  bei  den  Krausebaudeu,  dann  am  Wege  von  der  Spindelmühle 
über  die  Elbfallbaude,  Petersbaude,  Spindlerbaude  zum  Hotel  bei  den  Siebengründen 
und  nach  der  Spindelmühle  zurück;  bei  Parschnitz,  Starkoc,  Nächod,  in  der  Um- 
gegend von  Wichstadtl,  Lichtenau,  an  der  wilden  Adler  bei  Pastwin,  Bärnwald, 
Kronstadt  und  am  Kamme  des  böhmischen  Adlergebirges  oberhalb  Bärnwald  und 
Kronstadt. 

In  Nord-  und  Nord-West-Böhmen  bei  Weisswasser,  Hirschberg  und  Hab- 
stein, B.-Leipa;  bei  Tetschen,  Bodenbach  und  Herrnskretschen  in  der  böhmischen 
Schweiz  bis  zum  Prebischthor ;  in  Teplitz,  bei  Eichwald  und  Zinnwald  im  böhm. 
Erzgebirge ;  in  der  Umgegend  von  Karlsbad,  Franzensbad,  Bilin,  Dux,  Brüx,  Said- 
schitz,  Püllna,  Laun,  Libochowic,  Clzkowic,  Sulowic. 

In  der  südlichen  Landeshälfte  bei  Beneschau,  Bystfic,  Wotic,  Stupcic,  Täbor, 
Sobieslau,  Weself,  Lomnic,  Wittingau,  Budweis,  Frauenberg,  Zämost,  PIsek,  Horaz- 
d'owic,  *Klattau ;  bei  Eisenstein,  am  Spitzberg,  beim  Schwärzen-Teufels-  und  Arber- 
See  im  Böhmerwalde;  in  der  Umgebung  von  Hohenfurth,  Ruckendorf,  Rosenberg, 
Krummau,  Kaplitz;  bei  Hofowic,  Pfibram,  Protiwln,  Pilsen  und  Mies. 

Aus  dem  Vorgehenden  ist  zu  ersehen,  wie  wenig  Böhmen  im  Ganzen  in 
phycologischer  Hinsicht  bisher  durchforscht  worden  ist.  Viele  Theile  Böhmens 
wurden  von  Algen  sammelnden  Botanikern  noch  gar  nicht  besucht,  so  z.  B.  das 
ganze  südöstliche  Viertel,  andere  nur  flüchtig. 


9 

Das  Letztere  gilt  insbesondere  von  der  ganzen  südlichen  Hälfte  Böhmens,  die 
wegen  den  daselbst  vorkommenden,  zaWreichen,  nicht  unbedeutenden  Teichen  und 
Torfmooren  noch  immer  eine  nicht  geringe  Ausbeute  an  Algen  verspricht.  Auch  die 
in  den  Flussthälern  der  Ellie,  Cidlina,  Mrdlina  u.  s.  w.  liegenden  zahlreichen 
Tümpel,  Weiher  und  Teiche,  öfters  von  grösserer  Ausdehnung  und  meist  am  Rande 
von  grösseren  oder  kleineren  Sümpfen  und  morastigen  Gräben  umgeben,  sind,  was 
Algen  anbelangt,  noch  zum  grossen  Theile  unerforscht  geblieben. 

Nicht  minder  sind  auch  fast  alle  Gebirge  Böhmens  von  den  Phycologen 
noch  sehr  vernachlässigt  worden.  Es  wurden  bisher  Algen,  wie  aus  dem  Vorher- 
gehenden zu  ersehen  ist,  blos  an  einigen  wenigen  Stellen  im  böhm.  Riesengebirge, 
im  Erzgebirge,  in  der  böhm.  Schweiz,  im  Böhmerwalde  und  in  dem  Adlergebirge 
theils  von  dem  Verfasser,  theils  von  einigen  anderen  Botanikern  gesammelt.  Eine 
gründlichere  Durchforschung  dieser  Cryptogamen  sowohl  in  den  Grenzgebirgen  wie 
auch  im  Mittelgebirge  und  in  ganz  Böhmen  bleibt  also  der  Zukunft  noch  vorbehalten. 


Was  die  geographische  Verbreitung  der  Algen  in  Böhmen  im  Allgemeinen 
betrifft,  so  sei  hier  nur  hervorgehoben,  dass  manche  Algenarten  im  ganzen  Lande 
verbreitet  sind,  andere  aber  blos  in  der  einen  oder  der  anderen  Pflanzenregion  vor- 
kommen, von  welchen  in  Böhmen  der  Höhenlage  nach  vier  unterschieden  werden 
können,  nämlich  die  Region  der  Ebene  (bis  200  m),  der  Hügel  (200 — 600  m)^  der 
Berge  (600—1000  m)  und  des  Hochgebirges  (1000-1600  m). 

Die  meisten  Algenarten  findet  man  in  Böhmen  in  den  ersten  3  Regionen; 
verhältnissmässig  wenige  Arten  gehören  ausschliesslich  dem  Hochgebirge  an.  Viele 
Arten  leben  in  der  Ebene  und  in  der  Hügelregion  zusammen,  steigen  aber  nicht  in 
die  höher  gelegenen  Bergregionen.  Einige  Algenarteu  kommen  blos  in  der  Ebene 
vor;  andere  sind  wieder  ausschliesslich  der  Hügelregion  eigen,  oder  sie  sind  noch 
in  der  höher  liegenden  Bergregion  verbreitet. 

Eine  eingehendere  phytogeographische  Bearbeitung  der  Algen  Böhmens  kann 
zur  Zeit,  da  über  die  geographische  Verbreitung  dieser  Pflanzen  in  Böhmen  noch 
viel  zu  wenig  bekannt  ist,  mit  Erfolg  noch  nicht  unternommen  werden.  Deshalb 
wird  im  nachfolgenden  speciellen  Theile  dieser  Arbeit  bei  jeder  einzelnen  Algenart 
neben  einer  kritischen  Artbeschreibung  alles  angeführt,  was  über  ihre,  uns  bisher 
bekannt  gewordene,  Verbreitung  in  Böhmen  sicher  gestellt  wurde,  und  zwar  werden 
neben  den  eigenen  Beobachtungen  des  Verfassers  von  fremden  diesbezüglichen  An- 
gaben blos  diejenigen  reproducirt,  welche  entweder  von  anerkannten  algologischen 
Autoritäten  herrühren  oder,  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist,  doch  ganz  zuverlässig 
sind;  weniger  zuverlässige  Angaben  sind  blos  in  kurzen  Anmerkungen  angeführt 
oder  gänzlich  weggelassen  worden. 

Doch  ist  zu  bemerken,  dass  die  Algen  nach  unseren  jetzigen  Kenntnissen 
in  Bezug  auf  ihre  Verl)reitung  auf  der  Erdoberfläche,  nicht  in  ähnlicher  Weise  von 
der  geographischen  Lage,  sowie  von  den  klimatischen  und  physikalischen  Verhält- 
nissen abhängig  sind,  wie  dies  bei  den  höheren,  insbesondere  den  phanerogamen 
Gewächsen  der  Fall  ist.  Ein  grosser  Theil  der  bisher  bekannten  Algenarten  scheint 
ähnlich  den  meisten  mikroskopischen  Organismen  kosmopolitischer  Natur  zu  sein. 
Man  findet  nämlich  dieselben  Algenarten  wie  in  Böhmen  auch  in  anderen  Ländern 


10 

Österreichs,  in  Deutschland,  Frankreich,  Italien,  England  ja  selbst  in  Asien,  Süd- 
und  Nord-Amerika  u.  a.,  also  in  Ländern,  die  geographisch  von  einander  gänzlich 
getrennt  nnd  deren  geographische  Lage  und  klimatische  Verhältnisse  sehr  ver- 
schieden sind. 

AVenn  nun  bei  diesen  mikroskopischen  Gewächsen  besondere  Algenfloren, 
in  ähnlicher  Weise  wie  dies  bei  den  Phanerogamen  der  Fall  ist,  sich  nicht  leicht 
werden  abgrenzen  lassen,  so  kann  man  doch  selbst  in  Böhmen  neben  einer  Flora 
des  Süsswassers,  der  salzigen  Gewässer  und  der  an  der  Luft  lebenden  Algen  auch 
noch  verschiedene,  von  einander  oft  ziemlich  scharf  abgegTenzte  Algenformationen 
unterscheiden,  welche  zum  Theile  durch  klimatische  Verhältnisse,  meist  aber  durch 
chemische  und  physikalische  Beschaffenheit  des  Bodens,  an  welchem  die  an  der  Luft 
lebenden  Algen  vegetiren,  oder  durch  verschiedene  chemische  und  physikalische 
Beschaffenheit  des  Wassers,  in  welchem  die  meisten  Algen  leben,  bedingt  sind. 


Was  die  systematische  Bearbeitung  der  in  diesem  Prodromus  enthaltenen 
Algenspecies  betrifft,  so  hat  der  Verfasser,  dem  Beispiele  P.  Reinsch's,')  Kirchners  ^) 
Cooke's*)  und  anderer  Algologen  folgend,  sich  im  Grossen  und  Ganzen  an  Rabenhorst's 
„Flora  europaea  algarum",  (1865 — 1868),  gehalten,  welche  noch  immer  als  Grund- 
lage für  Speciesbestimmungen  der  meisten  in  jenem  Werke  verzeichneten  Algen- 
arten dienen  kann. 

Da  sich  aber  in  den  letzten  15  Jahren  in  Folge  zahlreicher,  wichtiger 
Entdeckungen  in  der  so  rasch  sich  entwickelnden  Algenkunde  auch  Vieles  in  der 
Systematik  der  Algen  geändert  hat,  so  waren  im  nachfolgenden  systematischen 
Theile,  neben  den,  theils  auf  Grund  der  bekannten  diesbezüglichen  Arbeiten  Bornet's 
und  Thuret's,  Borzi's,  Flahaulfs,  Gay's,  Kirchner's,  Lagerheim's,  P.  Richter's,  Ro- 
stafinski's,  Sirodot's,  Wille's,  Wittrock's  u.  a.,  theils  auf  Grund  der  eigenen  Be- 
obachtungen und  Untersuchungen  des  Verfassers  durchgeführten,  nöthigsten  syste- 
matischen Veränderungen  auch  noch  viele  Correctureu  in  den  in  Rabenhorst's 
Schriften  enthaltenen  Arten-Diagnosen  nöthig. 

Um  dieses  Werk  nicht  über  Gebühr  auszudehnen,  hat  der  Verfasser  eine 
nähere  Begründung  der  von  ihm  unternommenen,  in  den  folgenden  Blättern  zuerst 
publicirten,  Veränderungen  im  Systeme  der  Algen  sowie  der  in  diesem  Werke  ge- 
wählten Arten-Begrenzung  vermieden.  Aus  demselben  Grunde  sind  auch  von  älteren 
Synonymen  im  Nachstehenden  nur  die  wichtigsten,  speciell  diejenigen  aufgenommen 
worden,  welche  von  älteren  böhmischen  Botanikern  gebraucht  wurden  und  unter 
welchen  auch  die  von  diesen  gesammelten  böhmischen  Algen  in  den  vorherange- 
führten botanischen  Schriften  oder  als  Exsiccata  in  verschiedenen  Sammlungen  ent- 
halten sind.  Die  meisten  älteren  Synonymen,  sowie  die,  die  in  diesem  Werke 
angeführte   Species,    Gattungen  etc.   betreffende   Literatur  ist  in  den  vorher   ge- 


')  Die  Algenflora  des  mittleren  Theiles  von  Franken  von  P.  Reinsch,  Nürnberg  1867. 
^)  Algenflora  von  Schlesien,  Breslau,  1878  und  Beitr.äge  zur  Algenflora  von  Würtemberg, 
1880,  von  Dr.  0.  Kirchner. 

*)  British  freshwater  algae  etc.  von  M.  C.  Cooke,  London,  1882 — 84. 


11 

nannten  algologischen  Werken,  insbesondere  in  den  Kützing'schen  und  Pabenliorst'- 
schen,  verzeichnet. 

In  der  Nomenklatur  wurde  nach  den  „lois  de  la  nomenclature  botanique" 
die  Priorität,  so  viel  als  möglich,  gewahrt.  Auch  von  den  Abbildungen  werden  im 
Folgenden  nur  die  gelungensten  citirt  und  zwar  wurden  der  Kürze  halber  blos  die 
Nummern  der  Tafeln  angeführt,  an  welchen  die  betreffenden  Abbildungen  leicht  zu 
finden  sind.  Die  dabei  gebrauchten  Abkürzungen  Averden  im  zweiten  Theile  dieses 
Prodromus  in  dem  Verzeichnisse  aller  in  diesem  Werke  gebrauchten  sachlichen 
Al)breviaturen  erklärt;  zugleich  wird  dieser  zweite  Theil  auch  ein  Verzeichniss 
der  abgekürzten  Autoren-Namen,  nebst  einem  Literatur- Verzeichniss,  einem  Resume, 
einem  Hilfschlüssel  zum  leichteren  Auffinden  der  Gattungen,  den  nöthigen  Registern 
und  Nachträgen  enthalten. 

In  Bezug  auf  die  in  diesem  Werke  abgebildeten  Algenarten  sei  blos  bemerkt, 
dass  diese  stets  als  Gattungs-Repräsentanten  betrachtet  werden  können ;  aus  äusseren 
Gründen  musste  auf  die  Abbildung  einer  grösseren  Anzahl  von  Arten  aus  einer 
und  derselben  Gattung  sowie  auf  Illustrationen  von  rein  anatomischen  Merkmalen 
verzichtet  werden. 


Die  Mehrzahl  der  Algen  ist  in  Bezug  auf  ihre  Entwicklung,  wie  die  meisten 
Phanerogamen  und  die  höheren  Kryptogamen  an  gewisse  klimatische,  'physikalische 
und  chemische  Beclingimgen  gebunden,  so  dass  einige  Algen  nur  an  der  Luft,  der 
überwiegend  grösste  Theil  aber  nur  im  Wasser  vegetiren  kann. 

Die  an  der  Luft  lebenden  Algen  ^)  findet  man  vorzüglich  auf  feuchter, 
nackter  oder  bemooster  Erde,  an  feuchten  Mauern,  Steinen,  Wänden,  Hölzern, 
Bäumen,  Dachrinnen,  Pumpenröhren,  Wassertrögen,  auf  nassen,  moorigen  Wiesen, 
in  feuchten  Wäldern,  Waldgräben,  an  feuchten,  schattigen  Felswänden,  Felsen,  in 
Schluchten,  Höhlen,  in  der  Nähe  von  Wasserfällen,  in  warmen  und  kalten  Quellen 
etc.  Nur  wenige  von  diesen  an  der  Luft  lebenden  Algen- Arten  wachsen  an  trockenen 
Steinen,  Baumrinden,  Mauern,  Brettern  u.  a.  Die  meisten  findet  man  aber  an 
solchen  Stellen,  an  welchen  sie  wenigstens  zeitweise  von  Wasser  bespült  werden; 
so  an  Flussufern,  am  Rande  der  Teiche,  Wassergräben,  Bäche,  Quellen,  Brunnen 
und  a.  Einige  an  der  Luft  lebende  Algen  können  zwar  eine  Zeit  lang  auch  im 
Wasser  leben  und  umgekehrt,  doch  kann  man  sie  im  Ganzen  nicht  für  echte 
amphibienartige  Gewächse  halten  (mit  Ausnahme  einiger  einzelligen  Algen  und 
Oscillarien). 

Sowohl  die  an  der  Luft,  wie  die  im  Wasser  lebenden,  in  Böhmen  verbreiteten 
Algen  zeigen  in  der  Art  ihres  Vorkommens  oft  auffallende  Unterschiede.    Einige 


0  Von  den  an  der  Luft  lebenden  Algenarten  nehmen  für  sicli  ein  besonderes  Interesse 
insbesondere  diejenigen  in  Anspruch,  welche  durch  ihre  eigenthümlichen  Vereinigung  (Symbiose) 
mit  den  flechtenbildenden  Pilzen  die  an  der  Luft  lebenden  Flechten  darstellen.  Es  sind  dies  von 
den  chlorophyllgrünen  Algen  namentlich  einige  Arten  von  Protococcus  Ktz.,  Pleurococcus  Menegh.^ 
Stichococcus  Näg.,  Dactylothece  Lagerh.,  Dactylococcus  Näg.,  Hormidium  Ktz.,  Trentepohlia  Mart. ; 
von  den  blaugrünen  Algen  einige  Arten  von  Chroococcus  Näg.,  Gloeocapsa  (Ktz.)  Näg.,  Aphano- 
capsa  Näg.,  Lyngbya  Ag.,  Nostoc  Vauch.,  Scytonema  Ag.,  Calothrix  Ag.  und  Stigonema  Ag. 


12 

von  ihnen  scheinen  wahre  Kosmopoliten  zu  sein  und  treten  unter  allen  Verhältnissen 
auf,  andere  kommen  aber  blos  an  solchen  Stellen  vor,  wo  der  Boden  oder  das 
Wasser  bestimmte,  physikalische  und  chemische  Beschaffenheit  besitzt. 

Zu  solchen,  durch  ihre  eigenthümliche  Abhängigkeit  von  äusseren  Einflüssen 
bemerkenswerthen,  Algen  gehören  insbesondere  die  au  den  w^armen  Quellen  in  Böhmen 
und  zwar  in  Carlsbad,  und  in  Teplitz  vorkommden  Thermalalgen  sowie  die  bei  den 
Ausflüssen  des  warmen  Wassers  aus  verschiedenen  Fabriken  bei  Prag,  Kralup, 
Kolin,  Leitmeritz  und  Königgrätz  vom  Verfasser  beobachteten  thermophilen  Algen ^) 
und  nicht  minder  die  in  den  Salzwasser-Sümpfen  und  an  ihrem  Ptande  bei  Auzic 
nächst  Kralup,  bei  Püllna  und  Saidschitz  nächst  Brüx  und  bei  der  Bitterwasser- 

V 

quelle  (vorzüglich  in  dem  Abzugsgraben  dieser  Quelle)  bei  Clzkowic  nächst  Lo- 
bositz  spärlich  verbreiteten  salinen  Algenarten. 

Was  nun  die  Standorte  der  Wasseralgen  im  Allgemeinen  betrifft,  so  lebt 
die  Mehrzahl  von  ihnen  in  klarem,  süssem  Wasser,  nur  einige  Wasseralgen  Böhmens 
kommen  aber,  wie  schon  angedeutet  w^orden  ist,  auch  in  salzigem,  eisenhaltigem 
oder  viel  organische  Substanzen  enthaltendem  Wasser  vor.  Viele  von  diesen  Algen 
findet  man  blos  in  schnell  fliessendem,  klarem  Wasser  (z.  B.  in  Quellen,  Gebirgs- 
bächen  und  Katarakten),  andere  wieder  in  stillen,  stagnierenden  Gewässern ;  manche 
leben  nur  im  warmen,  andere  wieder  in  kaltem  Wasser.  Doch  enthält  fast  jede 
Lache,  jeder  Teich,  verschiedene  Wassergräben,  Tümpel,  Sümpfe,  Seen,  Moore, 
Bäche  etc.  ihre  eigene  Algenvegetation  oder  doch  einzelne  diese  Localitäten  cha- 
rakterisirende  Species. 

Das  Sammeln  der  Algen  ist  an  keine  Jahreszeit  gebunden ;  in  jeder  kommen 
an  verschiedenen,  öfters  aber  auch  an  einer  und  derselben  Lokalität  verschiedene 
Algenarten  oder  doch  verschiedene  Entwicklungsstadien  einer  und  derselben  Algen- 
art vor.  Eine  grosse  Anzahl  der  überall  in  Böhmen  verbreiteten  Algenarten  kann 
mau  zu  jeden  Jahreszeit  beobachten,  manche  Algen-Species  sind  aber  wie  auch  aus 
dem  Nachfolgenden  ersichtlich  wird  nicht  nur  an  die  Jahreszeiten  gebunden,  son- 
dern erscheinen  manchmal  ebenso  unerwartet,  als  sie  wieder  verschwinden. 

Einige  Algenarten  treten  schon  zeitlich  im  Frühjahre  auf,  die  meisten  im 
Hochsommer ;  viele  Algenspecies  vegetiren  und  fruktificiren  noch  im  Herbste,  einige 
selbst  noch  im  Winter. 

Wie  in  der  freien  Natur,  so  kann  man  sich  auch  an  den  im  Zimmer  cul- 
tivirten  Algen  leicht  überzeugen,  dass  manche  Algenarten,  trotzdem  sie  durch  ihre 
feine  Structur  zur  Überwinterung  wenig  geeignet  zu  sein  scheinen,  dennoch  selbst 
die  strengste  Winterkälte  ertragen  können.  So  hat  z.  B.  der  Verfasser  die  meisten, 
am  Rande  der  Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup  vorkommenden,  blau- 
grünen Algen  noch  Mitte  December  1884  nach  starken  Frösten  unter  der  Schnee- 
decke präclitig  vegetirend  angetroff'en  und  in  grosser  Menge  gesammelt;  dagegen 
fand  er  die  meisten  daselbst  im  Wasser  lebenden  chlorophyllgrünen  Algen  durch 
die  Winterkälte  gänzlich  zerstört  (er  fand  blos  ihre  überwinternden  Keime  am 
Grunde  dieser  salzigen  Gewässer  vor).     Aehnliche   Wahrnehmungen   hat   der  Ver- 


')  Siehe  meine  Abhandlung  „Beiträge  zur  Kenntniss   der  böhmischen  Thermalalgenflora". 
Öster.  botan.  Zeitschrift,  1884. 


•^ 


I 


13 

fasser  auch  an  vielen  anderen  Standorten  gemacht  und  glaubt,  dass  die  an  der 
Luft  vegetirenden  Algen,  insbesondere  die  blaugrünen,  grössere  Kälte  leichter  ver- 
tragen können,  als  die  gegen  Temperaturveränderungen  meist  viel  empfindlicheren, 
im  Wasser  lebenden  Algen  (insbesondere  die  chlorophyllgrünen).  Zu  ähnlichen 
Resultaten  kann  man  auch  gelangen,  wenn  man  verschiedene  im  Zimmer  cultivirte 
chlorophyllgrüne  und  blaugrüne  Algen  einigemal  gänzlich  einfrieren  lässt ;  man  wird 
finden,  dass  einzelne  von  den  eingefrorenen  Algenarten,  nach  dem  das  Eis  wieder 
geschmolzen  ist,  im  Eiswasser  weiter  vegetiren  können.  Am  wenigsten  scheinen 
unter  den,  im  Wasser  lebenden,  Chlorophyceeu  durch  die  Kälte  angegriffen  zu  werden 
die  gemeinen  Cladophoren-,  Conferva-,  Rhizoclonium-,  Zyguema-,  Mesocarpus-,  Spi- 
rogyra-,  Vaucheria-  und  einige  andere  meist  gemeine  Wasseralgen-Arten. 

Bei  den  meisten,  im  Wasser  lebenden,  selteneren  Algenarten  üben  aber  die 
Temperaturdilferenzen  des  sie  umgebenden  Mediums  einen  bedeutenden  Einfiuss  auf 
ihr  ganzes  Leben  (Keimen,  Fructificiren  etc.)  aus.  Nicht  minder  scheint  aber  auch 
das  Licht,  ohne  welches  keine  Alge  zu  leben  vermag,  auf  die  Entwickelung  und 
geographische  Verbreitung  der  Algen  Einfiuss  zu  haben.  Auch  bei  den  im  Wasser 
und  am  Lande  lebenden  Algen  sind  einige  mehr  schatten-,  die  meisten  aber  sonnen- 
liebend. Wie  sehr  das  Licht  auch  die  Erzeugung  und  Bewegung  der  Zoosporen 
und  andere  Lebensfunctionen  vieler  Algenarten  beeinflusst,  ist  wohl  bekannt  und 
kann  an  diesem  Orte  nicht  näher  besprochen  werden. 

Wie  in  künstlichen  Aquarien,  so  kann  man  auch  in  der  Natur  öfters  be- 
obachten, dass  einzelne  Algenarten  kaum  eine  Dauer  von  einigen  Wochen  haben 
und  rasch  fast  ohne  Spur  wieder  verschwinden,  entweder  in  Folge  chemischer,  phy- 
sikalischer u.  a.  Einflüsse  oder  durch  das  Überhandnehmen  anderen  Algen-Arten. 
Die  an  einer  Lokalität  ursprünglich  vorkommenden  Algen- Arten  werden  öfters  durch 
andere  massenhaft  auftretende  gänzlich  verdrängt  und  ersetzt  und  es  kann  der 
Charakter  der  Algenflora  einer  und  derselben  Lokalität  binnen  einer  einzigen  Ve- 
getationsperiode sich  einigemal  mehr  oder  weniger,  seltener  aber  auch  gänzlich 
verändern  ohne  dass  man  die  Ursache  dieser  Veränderungen,  gut  ermitteln,  resp. 
das  oft  ganz  plötzliche  und  massenhafte  Auftreten  sowie  das  ebenso  schnelle  Ver- 
schwinden vieler  Algen  genügend  aufklären  könnte. 

Was  die  in  diesem  Werke  bei  jeder  einzelnen  Species  angeführten  Stand- 
orte betrifft,  so  sei  hier  noch  hervorgehoben,  dass  diesen  bei  weitem  nicht  derselbe 
Werth  gebührt,  wie  den  Standortsangaben  für  die  Gefässpflanzen  eines  Lokalgebietes 
und  zwar  hauptsächlich  wegen  der  grossen  Veränderlichkeit  der  Standorte  der  mi- 
kroskopisch kleinen,  insbesondere  der  im  Wasser  lebenden  Algenarten. 

Viele  Wassergräben,  Tümpel  u.  a.  kleine,  stagnierende  Gewässer,  in  welchen 
z.  B.  im  Trübjahre  eine  schöne  Algenfiora  sich  entwickelt,  findet  man  oft  im  Hoch- 
sommer gänzlicTa  oder  doch  theilweise  ausgetrocknet  und  ohne  die  schönsten  Ver- 
treter der  Frühjahr sflorjv.  Auch  die  willkürlichen  und  absichtlichen  Veränderungen, 
welche  an  den  Algenstandorten  durch  die  Hand  des  Menschen  so  oft  durchgeführt 
werden,  haben  nicht  selten  eine  partielle  oder  gänzliche  Ausrottung  der  ursprüng- 
lichen, lokalen  Algenflora  zur  Folge. 

Durch  natürliche  oder  künstliche,  theilweise  oder  gänzliche  Austrocknung 
der  ursprünglichen  Standorte  vieler  Wasseralgen  werden  aber  nicht  alle  Verände- 
rungen in  dem  Charakter  einer  Localalgenflora  hervorgerufen,  auch  die  klimatischen 


14 

und  chemischen  Einflüsse  spielen  dabei  eine  sehr  wichtige  Rolle.  Indessen  muss 
bemerkt  werden,  dass  auch  hier  noch  so  Manches  zur  Zeit  räthselhaft  ist  und  dass 
uns  noch  diesbezügliche,  durch  das  ganze  Jahr  fortgesetzte  Beobachtungen,  insbe- 
sondere was  die  Abhängigkeit  einzelner  Algenarten  von  den  klimatischen  Bedin- 
gungen und  der  Temperatur   des  Mediums,  in  dem   diese  leben,   anbelangt,  fehlen. 


Bei  der  nun  folgenden  systematischen  Eintheilung  der  Algen  in  Klassen, 
Ordnungen,  Gruppen  etc.  sind  im  Hinblick  auf  den  nächsten  Zweck  dieses  Pro- 
dromus  der  in  Böhmen  verbreiteten  Algen  nur  die  wichtigsten  morphologischen 
und  entwickelungsgeschichtlichen  Merkmale  berücksichtigt  worden  und  es  hat  sich 
der  Verfasser  bei  der  Charakteristik  der  Ordnungen,  Familien  und  Gattungen  nur 
auf  das  Wesentlichste,  was  zum  Verständnisse  der  Arten-Beschreil)ungen  unumgänglich 
nöthig  ist,  beschränken  müssen.  Auch  die  Beschreibungen  der  Algen-Arten  sind  nicht 
ausführlicher,  als  gerade  zum  Bestimmen  der  betreffenden  Algen  erforderlich  ist. 

Einen  detaillirten  Überblick  über  die  morphologischen,  physiologischen  und 
entwickelungsgeschichtlichen  Verhältnisse  der  in  Böhmen  vorkommenden  Algen 
findet  der  sich  darum  interessirende  Leser  z.  B.  in  jedem  grösseren  Hand-  und 
Lehrbuch  der  Botanik,  in  der  Encyklopädie  der  Naturwissenschaften,  Breslau  1881, 
in  Kirchner's  „Algen  von  Schlesien",  Breslau  1878,  in  Oersted's  „System  der  Pilze, 
Algen  etc.,  Leipzig  1883,  in  zahllosen,  in  verschiedenen  botanischen  Werken  und 
Zeitschriften  zerstreuten  algologischen  Abhandlungen.') 

Die  Belege  für  die  in  diesem  Prodromus  angeführten  Algenspecies  und 
Fundorte  finden  sich  grössten  Theils  in  der  Privatsammlung  des  Verfassers,")  zum 
Theile  auch  in  dem  Herbarium  des  National-Museums  in  Prag.  Eine  grössere 
Anzahl  der  von  einigen  älteren  Botanikern  in  Böhmen  gesammelten,  selteneren 
Algenarten  wurde  auch  in  den  Exsiccaten-Sammlungen  Rabenhorst's :  „Die  Algen 
Sachsens  resp.  Mitteleuropas"  und  „Die  Algen  Europas"  ausgegeben.  Vom  Ver- 
fasser dieses  Werkes  sind  auch  einige,  insbesondere  die  von  ihm  in  Böhmen  ent- 
deckten, als  neue  Species  beschriebenen  Algen  in  ähnlichen,  soeben  erscheinenden 
Sammlungen  des  H.  Prof.  Dr.  Wittrock's  und  Dr.  0.  Nordstedt's  „Algae  aquae 
dulcis  exsiccatae",  Fase.  14  und  folgende  und  des  Prof.  Dr.  A.  Kerner's  „Flora 
exsiccata  austrohungarica",  Theil  IV  und  folgende  mitgetheilt  worden. 


Was  uun  das  Sammeln  und  Präpai'iren  der  in  Böhmen  verbreiteten  Algen   betrifft,   so 
sei  uns  erlaubt  hier  blos  Folgendes  darüber  anzuführen.») 


■)  Die  meisten  dieser  Abhandlungen  und  Schriften  werden  i^n  zweiten  Theile  dieses  Pro- 
dromus der  Algenflora  Böhmens  in  dem  Literatur- Verzeichniss  de-'n  Titel  nach  citirt  werden. 

2)  In  dieser  Sammlung  sind  alle  in  diesem  Wer&e  mit  !  bezeichneten  Algeuarten  ver- 
treten und  zwar  die  selteneren  von  allen,  die  weniger  seltenen  von  vielen  in  verschiedenen  Ge- 
genden Böhmens  liegenden,  in  diesem  Prodromus  angeführten  Localitäten. 

»)  Da  der  Verfasser  im  iS'achfolgeuden  blos  das  Nöthigste  über  das  Einsammeln  und 
Präpariren  der  Algen  —  mit  Benützung  dessen,  was  Dr.  F.  Hauck  in  seiner  Schrift  „Die  Meeresalgen 
Deutschlands  und  Österreichs,  1885  p.  2.  u.  f."  darüber  geschrieben  —  angeführt  hat,  so  erlaubt  er 


15 

Beim  Sammeln  der  Algen  beachte  mau  stets,  dass  die  Algen  womöglich  in  vollständigen 
Exemplaren,  die  festsitzenden  also  auch  mit  ihren  Haftorganen,  gesammelt  werden.  Sollten  die 
Algen  dem  Substrat  zu  fest  aufsitzen,  so  muss  man  ein  Stück  desselben  mit  ablösen,  was  na- 
mentlich von  allen  haut-  und  krustenartigen  und  jenen  gilt,  die  schleimige  Ueberzüge  auf  Felsen, 
Mauern,  Hölzern  u.  a.  bilden.  Man  bedient  sich  dazu  des  Messers,  bei  Steinen  des  Meiseis  oder 
auch  eines  Hammers,  wie  ihn  die  Geologen  brauchen.  Findet  man  eine  Algenart  gut  entwickelt 
in  grösserer  Menge,  so  sammle  mau  von  der  vollkommen  entwickelten  Form  recht  zahlreiche, 
vollkommen  entwickelte  Exemplare,  richte  aber  auch  sein  Augenmerk  auf  die  halbentwickelten  und 
fast  überständigen  Formen,  die  sich  häufig  nicht  weit  von  einander  finden.  Abgesehen  davon,  dass 
sich  wegen  ungünstiger  Witterungsverhältnisse  oft  nicht  leicht  wieder  die  Gelegenheit  bietet,  die 
gleiche  Alge  auf  demselben  Standorte  ebenso  entwickelt  zu  sammeln,  zudem  manche  Algen  mit- 
unter ihren  Standort  wechseln  oder  auf  längere  Zeit  (für  Jahre)  verschwinden:  so  wird  mau  nur 
bei  einer  grösseren  Individuenzahl  den  Formen-  und  Entwicklungskreis  der  Art  kennen  lernen; 
auch  findet  man  unter  vielen  Individuen  fast  immer  solche,  die  fruktificiren,  oder  andere,  auf 
denen  selbst  wieder  kleinere  Algen  leben.  Nicht  selten  triff't  es  sich  auch,  das  bei  näherer  Unter- 
suchung, die  au  Ort  und  Stelle  nicht  gut  vorgenommen  werden  kann,  unter  der  vermeintlichen 
einen  Art  zwei  oder  mehrere  verschiedene  Algenarten  sich  befinden,  da  viele  Algen  im  Habitus 
einander  gleichen. 

Die  gesammelten  Algen  sollen  wo  möglich  lebend  mikroskopisch  untersucht  werden;  da 
dies  aber  nicht  immer  möglich  ist,  die  Algen  aber  sobald  sie  dem  Wasser  entnommen,  bald  ver- 
trocknen, oder  sich  zersetzen,  so  muss  man  verschiedene  Methoden  anwenden,  um  sie  für  eine 
spätere  Untersuchung  im  brauchbaren  Zustande  aufzubewahren.  In  jedem  Falle  müssen  aber  die 
frisch  gesammelten  Algen  sobald  als  möglich  präparirt  werden.  Mau  kann  sie  theils  in  Gefässeu 
mit  Wasser  nach  Hause  transportiren,  wobei  man  stets  die  kleineren  und  zarteren  Algen  von  den 
grösseren  und  robusteren  separiren  soll;  bequemer  und  in  vielen  Fällen  besser  ist  es  aber,  die 
Algen  sofort  an  Ort  und  Stelle  von  Sand  und  Schlamm  durch  sehr  vorsichtiges  Ausflätheu  zu 
reinigen,  von  dem  abfliessenden  Wasser  zu  befreien  und  dann  erst  die  einzelnen  Arten  gesondert 
in  geleimtes  Papier  oder  noch  besser  in  Leinenlappen  einzuwickeln.  Diese  Päckchen  kann  mau 
dann  zusammen  in  ein  feuchtes  Tuch  einschlagen  oder  in  einem  Kautchuksack  gut  transportiren. 

Von  allen  gesammelten  grösseren  Algen-Arten  versäume  man  nicht  einige  Exemplare 
oder  von  allzu  grossen  Algen  charakteristische,  namentlich  fruktificirende,  Stücke  derselben!  in 
gewöhnlichem  (eventuell  absolutem)  Alkohol  aufzubewahren,  in  welchen  die  Algen  aber  noch  in 
ganz  frischem  Zustande  gebracht  werden  müssen.  Solche  Alkoholexemplare  bilden  dann  zugleich 
mit  giiten  mikroskopischen  Präparaten  das  schätzbarste  Material  für  viele  spätere  Untersuchungen. 

Will  man  die  Algen  für  die  Sammlung  präpariren,  so  verfahrt  man  auf  folgende  Weise: 
Alle  gallert-  und  krusteuartigen  Algen,  die  man  mit  einem  Stücke  Unterlage  abgelöst  hat,  trocknet 
man  einfach  an  der  Luft  oder,  wo  es  angeht,  zwischen  Fliesspapier  und  bewahrt  sie  dann  in 
Schächtelchen  oder  weithalsigen  Flaschen,  kleinere  auch  in  Papierkapseln  auf.  Viele  Algen  können 
auch  auf  Papierblätter  unter  Wasser  aufgelegt  und  dann  zuerst  an  der  Luft,  später  auch  zwischen 
Fliesspapier  getrocknet  werden. 

Was  das  Aufziehen  der  Algen  auf  Papier  im  Wasser  betrifit,  so  geschieht  es  in  der 
Art,  dass  man  der  in  einem  entsprechend  grossen  Gefässe  schwimmenden  Alge  ein  grösseres  weisses, 
starkes,  gut  geleimtes,  ziemlich  glattes  Papier  unterschiebt  und  sie  nun  auf  diesem  allenfalls  mit 
Hülfe  einer  stumpfen  Nadel  oder  eines  ähnlichen  Apparates  so  ausbreitet,  dass  sie  zwar  ihre 
natürlichen  Richtungen  beibehält,  die  Verzweigungen  aber  leicht  und  deutlich  erkannt  werden 
können.  Dauu  hebt  man  das  Papier  und  die  Alge  vorsichtig  aus  dem  Wasser,  lässt  dasselbe  gut 
abrinnen  und  die  Alge  an  der  Luft  ein  wenig  trocknen;  schliesslich  presst  man  die  so  auf- 
gezogene Alge  unter  leichtem  Drucke  zwischen  Lagen  von  gutem,  glattem  Fliesspapier,  welches 
oft,  namentlich  anfangs,  gewechselt  werden  muss.    Da  aber  die  gallertartigen  schlüpfrigen,  fi-isch 


sich  zugleich  zu  bemerken,  dass  der  mit  dem  Einsammeln,  Autbewahren,  Präpariren  etc.  der  Algen 
weniger  befreundete  Leser  die  uöthige  Anleitung  zum  Algenstudium,  Algensammeln  etc.  in  ver- 
schiedenen älteren  algologischen  Handbüchern,  z.  B.  auch  in  F.  T.  Kützing's  „Phycologia  germa- 
nica, 1845"  finden  kann. 


16 

aufgezogenen  Algen  am  Fliesspapiere  kleben  bleiben  würden,  wenn  man  sie  ohne  Weiteres  zwischen 
dieses  brächte,  so  niuss  man  solche  Exemplare  früher  an  der  Luft  gut  trocknen  lassen  und  sie 
erst  dann  zwischen  feuchten  Lagen  von  Fliesspapier  pressen,  wenn  sie  nicht  mehr  weich  und 
klebrig  sind,  damit  das  als  ihre  Unterlage  dienende  Papier,  welches  beim  Trocknen  solcher  Algen 
meist  mehr  oder  weniger  faltig  wird,  wieder  glatt  und  gerade  gemacht  werde.  Sehr  zarte  namentlich 
gallertartige  Algen  kann  man  auch  auf  Glimmerblättchen  aufziehen,  die  unbedingt  den  schweren, 
zerbrechlichen  und  unbequemen  Glastäfelchen  vorzuziehen  sind,  und  trocknet  sie  nachher  ebenfalls 
an  der  Luft;  wo  dies  thunlich  ist,  kann  mau  vorher  noch  von  solchen,  viel  Wasser  enthaltenden 
Algen  das  anhängende  Wasser  vorsichtig  mittelst  eines  feuchten  Pinsels  entfernen,  damit  sie 
schneller  trocknen  und  an  ihre  Unterlage  sich  fest  ankleben. 

Zum  Pressen  der  auf  Papier  aufgezogenen  Algen  genügen  zwei  Breter,  zwischen  welchen 
die  Fliesspapierlagen  mit  den  Algen  gebracht  werden.  Will  man  den  Druck  verstärken,  so  kann 
dies  durch  vorsichtiges  Beschweren  geschehen  (allenfalls  durch  Auflegen  von  leichten  Ziegeln,  die 
man  der  Reinlichkeit  halber  in  Papier  einschlägt).  Auch  die  sogenannten  Drahtmappen,  deren 
Eisenbestandtheile  jedoch  verzinnt  oder  gut  lackirt  sein  sollen,  erweisen  sich  zum  Pressen  der 
Algen  besonders  auf  Reisen  sehr  praktisch.  Es  sei  aber  nochmals  bemerkt,  dass  die  Algen  nur 
schwach  gepresst  werden  dürfen,  denn  durch  zu  starken  Druck  werden  dieselben  öfters  ganz  zer- 
quetscht und  sind  für  spätere  Untersuchungen  fast  unbrauchbar. 

Von  mikroskopischen  Algen  fertigt  man  am  besten  mikroskopische  Dauerpräparate  auf 
die  gewöhnliche  Weise  an.  Als  Einlegeflüssigkeit  benutzt  man  theils  reines  Glycerin,  theils  Gelatin- 
glycerin  (nach  Nordstedt's  Vorschrift)  auch  IMischung  von  Wasser  und  Glycerin,  welches  durch 
Chromalaun  schwach  gefärbt  ist  (nach  Bornet's  Vorschrift).  In  der  letzteren  behalten  die  frisch 
präparirten  Rhodophyceen  ihre  natürliche  Farbe;  auch  die  übrigen  Algen  halten  sich  darin  sehr 
gut.  Bei  vielen  namentlich  niederen  Algen  und  den  Phaeophyceeu  empfiehlt  es  sich  auch  die- 
selben kurze  Zeit  mit  einer  17o  Lösung  von  Ueberosmiumsäure  in  Wasser  zu  behandeln,  dann 
mit  reinem  Wasser  oder  Alkohol  auszuwaschen,  bevor  sie  in  die  Einlegeflüssigkeit,  die  dann  nur 
aus  verdünntem  Glycerin  zu  bestehen  braucht,  gebracht  werden. 

Auch  eine  wässerige  Auflösung  von  Chlorkalcium  ist  in  manchen  Fällen  zum  Einlegen 
der  Algeupräparate  zu  empfehlen.*) 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  zum  Studium  der  Algen  ein  gutes  Mikroskop  unum- 
gänglich nöthig  ist,  eine  gute  Lupe  ist  blos  zur  oberflächlichen  Untersuchung  grösserer  Algen 
hinreichend. 


')  Mehr  über  die  Anfertigung  von  mikroskopischen  Algen-Dauerpräparaten  siehe  z.  B. 
in  Prof.  Dr.  0.  Kirchner's  „Die  mikroskopische  Pflanzenwelt  des  Süsswassers",  1885,  in  Poulsen's 
„Botanische  Mikrochemie"  1881  und  insbesondere  in  Prof.  Dr.  E.  Strasburger's  Werke  „Das  bo- 
tanische Prakticum",  1884  u.  a.  In  dem  zuerst  genannten  Kirchner's  Werke  findet  auch  der  Anfänger, 
der  noch  wenig  Übung  im  Suchen,  Cultiviren  etc.  der  Algen  hat,  die  nöthige  Belehrung  darüber. 
Über  das  Präpariren  der  Algen  auf  Reisen  siehe  Flahault's  „Recolte  et  preparation  des  algues 
en  voyage"  1885. 


Süsswasseralgen  Böhmens. 

[exl.  Bacillariaceen  (Diatomaceen)]. 


i 


Übersicht  der  Klassen. 

I.  Klasse.    Rhodophyceae. 

Algen,  die  in  dem  Plasma  ihrer  Zellen  einen  dem  Chlorophyll  beigemengten  und 
dasselbe  überdeckenden  rothen  oder  violletten  I\irbstoif  (Rhodophyll,  Phycoerythrin,  Phy- 
cochrom)  enthalten. 

IL  Klasse.    Phaeophyceae. 

Algen,  die  in  dem  Plasma  ihrer  Zellen  einen  dem  Chlorophyll  beigemengten  und 
dieses  überdeckenden  braunen  Farbstoif  (Phaeophyll,  Phycophaein,  Phycoxanthin)  enthalten. 

III.  Klasse.    Chlorophyceae. 

Algen,  die  in  dem  Plasma  ihrer  Zellen  reines  Chlorophyll  enthalten. 

IV.  Klasse.    Cyanophyceae. 

Algen,  die  in  dem  Plasma  ihrer  Zellen  einen  dem  Chlorophyll  beigemengten  und 
dieses  überdeckenden  blaugrünen  Farbstoff  (Kyanophyll,  Phycochrom,  Phycocyan)  enthalten. 


I.  Klasse.     Rhodophyceae. 

Rosen-  oder  purpurrothe,  violette,  stahlblaue,  braune  oder  schwärzlich  violette, 
seltener  fast  spangrüne,  einen  rothen  oder  violetten  Farbstoff"  (Rhodophyll,  Phycoerythrin, 
Phycochrom)  enthaltende  Algen. 

I.  Ordnung.   Florideae. 

Der  Thallus  der  Süsswasser-Florideen  ist  vielzellig,  meist  von  complicirtem  Bau, 
entweder  haut-  oder  krustenartig  und  dem  Substrate  mit  seiner  Unterseite  ganz  ange- 
wachsen (Hildenbrandtia)  oder  fadenförmig ;  die  Thallusfäden  sind  einfach  oder  verzweigt, 
knorpelig  und  fast  borsteuförmig,  aufrecht  wachsend  und  blos  an  der  Basis  dem  Substrat 
mittelst  eines  scheibenförmigen  Rhizoides  anhaftend  (Lemanea)  oder  mehr  weniger  gallei't- 
artig  und  schleimig  (Batrachospermum)  oder  seidenartig  weich,  seltener  auch  von  Kohlen- 
saurem Kalke  incrustirt  (Chantransia)  von  rosen-  bis  purpurrother,  rothbrauner,  blau-  bis 
schwärzlichgrüner,    bräunlicher    oder   violetter  (nie    aber    rein    chlorophyll-grüner)  Farbe. 

Im  protoplasmatischen  Zellinhalte  dieser  Algen  sind  besonders  ausgeformte,  meist 
roth    oder  violett   gefärbte  Farbstoffträger  (Erythrophoreu)  enthalten,  deren    rother  Färb- 


18 

Stoff  ^)  aus  todteu  Pflanzen  durch  kaltes  "Wasser  ausgezogen  werden  kann,  Wcährend  das 
in  diesen  enthaltene  Chlorophyll  im  Wasser  unlöslich  ist  (im  Alkohol,  Aether,  Benzol 
u.  a.  dagegen  löslich). 

Die  Fortpflanzungsorgane  der  Süsswasser-Florideen  sind:  1.  die  Antheridien  und 
Cystocarpien  als  die  Organe  der  geschlechtlichen,  2.  die  Tetrasporangien  als  Organe  der 
ungeschlechtlichen  Fortpflanzung. 

Die  Antheridien  entwickeln  sich  häufig  äusserlich  am  Thallus  und  sind  sehr  kleine, 
kugelige  oder  Längliche,  farbloses  Plasma  enthaltende  Zellen,  welche  meist  zu  Gruppen 
oder  Schichten  vereinigt  sind.  Bei  der  Reife  entleeren  sie  ihren  Inhalt  als  einen  be- 
wegungslosen, runden  oder  länglichen  Samenkörper,  das  Spermatozoid  oder  Spermatium. 
Die  Cystocarpien  und  Tetrasporangien  sind  entweder  in  besonderen  Höhlungen  (Concepta- 
keln)  oder  Behältern  eingesenkt  oder  sie  entstehen  äusserlich  an  dem  Algenkörper. 

Die  Cystocarpien,  welche  das  Produkt  eines  Geschlechtsaktes  sind,  entwickeln  sich 
aus  einer  oder  mehreren  Zellen,  welche  das  weibliche  Organ  vor  der  Befruchtung  bilden 
und  Procarpien  genannt  werden.  An  diesen  Procarpien  sind  zu  unterscheiden:  1.  der 
Empfängnissapparat  oder  das  Trichophor  und  2.  der  Fruchtbildungsapparat  oder  das  Car- 
pogon.  Den  wesentlichsten  Theil  des  ersteren  Apparates  stellt  die  fadenförmig  verlängerte 
Trichogyne  dar,  mit  der  die  Spermatien,  welche  durch  das  Wasser  passiv  zu  den  weiblichen 
Geschlechtsorganen  getragen  werden,  verwachsen,  um  nach  der  Befruchtung  der  Tricho- 
gyne die  Weiterentwicklung  des  Carpogons  zu  veranlassen.  Unmittelbar  nach  der  Befruchtung 
entwickeln  sich  aus  den  Carpogon-Zellen  (allen  oder  nur  einigen)  geschlechtlich  gebildete 
Fortpflanzungszellen,  sog.  Carposporen,  öfters  wachsen  aber  die  carpogenen  Zellen  in 
zahlreiche  Zellfäden  aus,  deren  Gesammtheit  den  Kern  (Kucleus)  des  Cystocarps  bildet; 
erst  nachher  verwandeln  sich  alle,  oder  nur  die  äussersten  Zellen  des  Kernes  in  Carpo- 
sporen. Der  Kern  ist  entweder  nackt  oder  von  einer  besonderen  Hülle,  dem  Pericarp, 
umgeben.  Das  Pericarp  wird  häufig  aus  dem  Theile  der  äusseren  Schichte  des  Thallus 
gebildet,  welcher  die  junge  Frucht  bedeckt  und  mit  dieser  zugleich  sich  entwickelt,  oder 
es  bildet  sich  aus  Adventivzweigen  seltener  auch  aus  Fäden,  welche  aus  den  Zellen  des 
Procarps  hervorwachsen.  Die  Carposporen  der  Süsswasser-Florideen  sind  gewöhnlich 
rundlich  oder  verkehrt  eiförmig,  ihr  Plasma  ist  wie  bei  den  Tetrasporen  immer  inten- 
sivgefärbt. 

Die  Tetrasporangien  sind  meist  von  kugeliger  ovaler  oder  cylindrischer  Gestalt 
und  entstehen  aus  gewöhnlichen  vegetativen  Zellen,  indem  dieselben  anschwellen  und  ihr 
Plasma  sich  intensiver  färbt  und  später  in  vier  (selten  in  mehr  oder  weniger)  nackte, 
unbewegliche  Tetrasporen  zerfällt. 

Je  nachdem  Antheridien  und  Cystocarpien  auf  einem  Individuum  vereinigt  oder 
getrennt  auf  verschiedenen  vorkommen,  unterscheidet  man  monöcische  oder  diöcische 
Florideen ;  einige  Species  sind  monöcisch  und  diöcisch  zugleich.  Die  Tetrasporangien 
kommen  in  der  Regel  nicht  auf  derselben  Pflanze  vor,  auf  welcher  Antheridien  und  Cy- 
stocarpien sich  ausgebildet  haben,  sondern  auf  anderen  Individuen ;  Ausnahmen  davon 
sind  selten. 

In  unserem  Gebiete  kommen  nur  vier^)  Florideen-Gattungen  vor,  welche  durch 
ihre  Färbung,  Gestalt  und  Fortpflanzung  sich  leicht  von    allen    anderen  Algen    und  auch 


*)  Der  rothbrauue  Farbstoff  der  meisten  (mariueu)  Florideen,  das  Rhodopliyll  Colin, 
besteht  aus  dem  Chlorophyll  und  dem  Phycoeiythrin  Cohn,  welches  weder  dem  Phycoerythriu 
Kützing  rr  Rhodophj^ll  Cohn,  noch  dem  Phycoerythriu  Näg.  =:  der  purpurnen  Modification  des 
Phycochroms,  synonym  ist.  Nach  Cohn  (Beiträge  zur  Physiologie  der  Phycochromaceen  und  Flo- 
rideen, Archiv  für  mikros.  Anat.  1867  pag.  57)  enthalten  folgende  Süsswasser-Florideen:  Batra- 
chospei'mum,  Chantransia,  Lemanea  und  Bangia,  statt  dem  Rhodophyll  das  Phycochrom,  wie  nicht 
nur  die  violetten  und  spangrünen  Farbentöne  dieser  Algen,  sondern  auch  die  Extraction  des 
blauen  Farbstoffes  (des  Phycocyans  Cohn)  durch  Wasser  heim  Auftrocknen  dieser  Algen  auf 
Papier  beweist. 

*)  Höchst  wahrscheinlich  werden  in  Böhmen  noch  einige  Formen  von  Bangia  Lyngb., 
einer  fünften  Florideen-Gattung,  welche  auch  im  süssen  Wasser  ihre  Repräsentanten  hat,  ent- 
deckt werden. 


Lemanea.  ^q 

von  einander  unterscheiden.  Alle  sind  Wasserpflanzen,  die  meist  in  der  Bergregion  ver- 
breitet sind  (nur  einige  Chantransia-  und  Batrachospermum-Formen  kommen  auch  in  der 
Ebene  vor). 

■  ■ 

Übersicht  der  Familien  der  Florideen. 

I.  Familie.    Lemaneaceae. 

Der  Thallus  besteht  aus  einfachen  oder  wenig  verzweigten  robusteu,  borstenartigen, 
steifen,  im  Innern  hohlen,  meist  in  bestimmten  Abständen  knotig  verdickten  Fäden  von  bräunlicher, 
braunschwarzer,  dunkel  olivengrüuer,  seltener  von  duukel  bläulichgrüner  oder  schwärzlich  vio- 
letter Farbe. 

II.  Familie.    Batrachospermaceae. 

Der  Thallus  l)esteht  entweder  aus  wirtelig  verzweigten,  berindeten,  sehr  schlüpferigen, 
ziemlich  robusten,  rosenkrauzförmigen  weichen  Fäden  (Batrachospermura)  oder  aus  unberindeteu, 
nicht  wirtelig  verzweigten,  meist  sehr  feinen,  kleine  Büschel  darstellenden  Clliederfäden  ohne 
Schleimhülle  (Chantransia);  Fäden  violett,  purpurroth,  bräunlich  bis  schwärzlich,  stahlbraun  oder 
blaugrün  gefärbt. 

III.  Familie.    Hildenbrandtiaceae. 

Der  Thallus  bildet  haut-  oder,  krustenartige,  flach  ausgebreitete,  an  die  Unterlage  mit 
der  ganzen  Unterfläche  festgewachsene  Überzüge  von  rosen-  oder  purpurrother  Farbe. 

I.  Farn.    Lemaneaceae. 

Der  Thallus  dieser  Süsswasseralgen  besteht  aus  zwei  habituell  sehr  verschiedenen 
Formen:  1.  aus  einer  vorkeimartigen  dem  Protonema  der  Laubmoose  analogen  Prothal- 
lium-Form-, ^)  2.  aus  einfachen  oder  mehr  ^veniger  verzweigten,  borstigen,  im  Innern 
hohlen,  fruktificirenden  Fäden,  die  in  der  Ptegel  in  kurzen  Abständen  gelenkartig  ange- 
schwollen und  an  diesen  Gelenken  mit  einem  Kranz  von  Papillen  umgürtet  sind. 

Als  Fortpflanzungsorgane  dienen  blos  Procarpien  und  Antheridien  (Tetraspor- 
angien  fehlen).  Die  Procarpien  entstehen  im  Innern,  die  Spermatien  erzeugenden  Zellen 
dagegen  auf  der  Oberfläche  des  Thallus.  Nach  der  Befruchtung  entwickelt  sich  aus  der 
Carpogonzelle  der  sehr  lockere  Nucleus,  welcher  in  den  freien  Raum  zwischen  der  Rinde 
und  den  axilen  Zellstrang  hineinragt. 

Aus  den  kettenförmig  gereihten,  in  Büscheln  beisammen  stehenden  Carposporen 
entstehen  bei  der  Keimung  Chantransia-  ähnliche  Prothallien,  an  welchen  sich  einzeln 
oder  zu  mehreren  seitliche  heteromorphe  fructificirende  Aeste  von  complicirtem  Bau 
entwickeln. 

Diese  heteromorphen  Aeste  entwickeln  an  ihrer  Basis  Wurzelhaare  und  werden 
später  selbstständig,  wenn  der  kurzlebige  Vorkeim  abstirbt.  Es  erzeugt  also  jede  Ge- 
schlechtspflanze sofort  wieder  Geschlechtspflanzen.  Tetrasporen  und  andere  ungeschlecht- 
liche Fortpflanzungszellen  fehlen  den  Lemaneaceen  vollständig  und  damit  auch  die  Mög- 
lichkeit eines  Generationswechsels.^) 

1.  Gattung.   Leniauea.  Boiy. 

Der  Thallus  besteht  aus  robusten,  steifen,  borstigen,  einfachen  oder  verzweigten, 
in  bestimmten  Abständen  in  der  Regel  gelenkartig  verdickten  Fäden,  die  zu  grösseren, 
bräunlichen,  dunkel  olivengrünen  bis  schwarzvioletten,  meist  büscheligen  Rasen  vereinigt 
sind.  Die  einzelnen  borstenförmigen,  fructificirenden  Fäden  sitzen  auf  einem,  dem  blossen 
Auge  kaum  sichtbaren,  aus  feinen  Fäden  zusammengesetzten  Gewebe  (Prothallium),  welches 
mit  Haarwurzeln  an  der  Unterlage  befestigt  ist  und  aus  dem  die  Träger  der  Geschlechts- 
organe sich  entwickeln. 


*)  Diese  Form,  von  Sirodot  „thalle"  genannt,  soll  mit  einigen  ChantransiaiArten  (Ch. 
violacea  Ktz.  und  Ch.  amethystea  Ktz.)  identisch  seiu;  vergl.  Sirodot's  „Observations  sur  le  de- 
vellopement  des  algues  d'eau  donce"  1875,  p.  IR. 

2)  Mehr  über  die  Entwicklung,  Anatomie  etc.  der  Lemaneaceen  in  Sirodot's  „Etüde  sur 
la  famille  des  Lemaneacees",  Anual.  des  seien,  natur.  XVI,  1872  Tab.  1—8. 


g* 


20 


Hiemaiiiea. 


Die  einfachen  oder  verzweigten  fruchtbaren  Fäden  bestehen  aus  einem  soliden 
cyliudrischen  Gewebekörper,  in  welchem  später  die  äusseren  Zellschichten  durch  radiale 
Streckung  der  darunter  gelegenen  Zellen  von  der  centralen  Zellreihe  abgehoben  werden, 
so  dass  die  letztere  schliesslich  zum  grössten  Theile  frei  als  axiler  Zellfaden  den  gallert- 
erfüllten Hohlraum  durchläuft  und  jede  ihrer  langgestreckten  Zellen  nur  durch  einen 
Wirtel  von  radial  verlängerten  Zellen  mit  den  abgehobenen  Rindenschichten  im  Zusam- 
menhange steht.  Die  Rinde  der  Fäden  besteht  aus  einem  mehrschichtigen  Mantel  von 
Zellen,  deren  äusserste  dicht  zusammenschliessen. 

Die  Procarpien  entstehen  meist  aus  den  innersten  Zellen  der  Rindenschicht, 
zwischen  deren  Zellen,  die  sich  entwickelnden,  keulenförmigen  Trichogj'nen  sich  ihren 
Weg  nach  aussen  bahnen ;  ^ur  Zeit  der  Geschlechtsreife  ragen  diese  Trichogynen  aus 
dem  äusseren  Rindengewebe  heraus  ins  Wasser. 

Die  Spermatien  bilden  sich  in  sehr  grosser  Anzahl  an  der  Aussenseite  der  Fäden, 
und  zwar  an  den  Anschwellungen  derselben,  wo  sie  je  eines  in  einer  Spermatien-Mutter- 
zelle  entstehen.  Diese  Mutterzellen  überziehen  die  Oberfläche  der  gelenkförmigen  An- 
schwellungen, bald  zu  isolirten  rundlichen  Gruppen  vereinigt,  bald  in  Form  einer  ge- 
schlossenen ringförmigen  Zone. 

Die  Befruchtung  kommt  dadurch  zu  Stande,  dass  die  Samenkörperchen,  vom 
Wasser  passiv  fortbewegt,  sich  an  die  Trichogyne  anlegen,  mit  ihr  copuliren  und  ihren 
Inhalt  an  dieselbe  abgeben.  Nach  erfolgter  Befruchtung  der  Trichogyne  entwickelt  sich 
auf  den  nach  der  inneren  Höhlung  des  Fadens  gerichteten  Sprossungen  des  Carpogons 
die  Carposporen. 

Aus  den  keimenden  Carposporen  geht  zuerst  die  vorkeimartige  Thallusform 
hervor,  welche  mit  der  Ausbildung  von  heteromorphen  fructificirenden  Aesten  ihren  Ab- 
schluss  findet. 

1.  Sect.  Eulemanea  (Sirod.)  nob.  Fructificirende  Fäden  gebogen,  regelmässig 
knotenförmig  verdickt,  so  dass  die  Fäden  trocken  fast  wellig  gekerbt  erscheinen,  meist 
einfach  oder  nur  wenig  verzweigt.  Der  axile  Zellstrang  noch  von  anderen  spiralig  um 
ihn  herumgewickelten  Zellfäden  umgeben.  Das  Prothallium  ist  reichlich  verzweigt,  aus- 
dauernd. 

1.  L.  annulata  (Ktz.)  Sirod.  Tab.  phycol.  YH.  T,  84.  Fructificirende  Fäden  einfach, 
sehr  selten  verzweigt,  schwarzviolett  bis  schAvarzbraun  gefärbt  (auch  trocken),  einzeln 
oder  zu  2 — 4,  seltener  in  grösserer  Anzahl  gehäuft,  8  bis  15  cm  lang,  meist  2  mm  dick, 
zwischen  den  geleukartigen  Anschwellungen  fast  kegelförmig  eingeschnürt.  Antheridien  in 
der  Mitte  der  Anschwellungen  ein  vollständiges  ziemlich,  breites  Band  bildend. 

In  schnell  fliessenden  Bächen,  unter  Katarakten  u.  a.  Prothallium  (11 — 3),  Be- 
fruchtung (1 — 3),  Reife  (5 — 6).^)  Fructif.  Fäden  auch  noch  im  August! 

Bisher  nur  bei  Tabor  unter  dem  Wasserfall  „Pod  skälou"  bei  der  städt.  Wasser- 
leitung spärlich !  '^) 

2.  L.  torulosa  (Roth)  Sirod.  (Conferva  torulosa  Roth  ex  p.)  Sirod.  Leman.  Tab.  1. 
Fructificirende  Fäden  dicht  rasig,  gebogen,  meist  einfach,  seltener  auch  verzweigt,  rigid, 
etwa  5  bis  8  cm  lang  und  2  mm  dick,  olivenbraun,  braungrün  bis  dunkelbraun  (auch 
trocken),  durch  wenig  erhabene  Knoten  leicht  wellig.  Knotenförmige  Anschwellungen  bloss 
an  den  Enden  der  Fäden  deutlicher,  ziemlich  genähert,  nicht  aus  Papillen  gebildet,  sondern 
in  einer  gleichmässigen  Verdickung  bestehend,  in  deren  Mitte  die  Antheridien  ein  un- 
regelmässiges, öfters  unterbrochenes,  schmales  Band  bilden.  Prothallium  etwa  3  mm  im 
Durchmesser,  büschelig  verzweigt. 

An  ähnlichen  Stellen  wie  die  vor.  Prothallium  (1 — 3) ,  Befruchtung  (3 — 4), 
Reife  (5—6). 

So  bei  Reichenberg  von  Menzel,  Langer,  als  L.  fluviatilis  Ag.  Mus !  ^)  gesammelt. 


')  Die  oben  angeführten  Zahlen  (1 — 12)  bedeuten  die  Monate. 

*)  !  bedeutet,   dass  der  Autor  dieses  Pvodromus   die  Algen   an   dem  mit  !  bezeichneten 
Standorte  beobachtet  und  meist  auch  in  grösserer  Menge  gesammelt  hat. 
^)  Vergl.  Anmerkung  1)  auf  der  nilchsteu  Seite. 


Lemanea. 


21 


2.  Sect.    Sacheria  Sirod.     Fructificireude  Fäden  gerade  oder  mehr  weniger  ge- 
bogen, cylindriscli  meist  borstenförmig,  mit  weniger  deutlich  ausgebildeten,  knotenförmigen 

Anschwellungen,  in  der  Regel 
verzweigt,  seltener  einfach.  Der 
axile  Zellstrang  in  den  Fäden 
besteht  nur  aus  einer  einzigen 
Reihe  von  Zellen.  Das  Prothal- 
lium ist  wenig  verzweigt,  bald 
absterbend. 


Fig.  1.  Lemanea  torulosa  (Roth.) 

Sirod.  Zwei  fructificirende  Fäden 

mit  kleinem  Prothallium  an  ihrer 

Basis.    (Natur.  Grösse.) 


Fig.  2.  Lemanea  fluviatilis 
(L.)  Ag.  Theil  von  einem 
Längsdiirchschnitte    durch 


3.  L.  fluviatilis  (L.)  Ag. 
(Sacheria  fluviatilis  Sirod.)  Le- 
man.  T.  1;  Tab.  phycol.  VII. 
T.  82.  Fructificirende  Fäden 
einfach  oder  wenig  verzweigt, 
ziemlich  dicht  gehäuft,  schwarz- 
braun oder  schwarzviolett  (auch 
trocken),  gerade  borstenförmig, 
6  bis  16  cm  lang,  seltener  bei 
völlig  ausgewachsenen  Exem- 
plaren auch  noch  länger,  unten  einen  fructificirend.  Faden, 
in  ein  viel  dünneres,  kaum  1  mm     Von  der  Basalzelle  des  Tri- 

dickes.  Stielchen    auslaufend,    mit  mehr    oder  weniger  deutlich     chogyns  dicht  an  der  Rinde 
'  ..   ^  .        ,       '.      ,.  .        ^j.      ^        1      i     P"      •  entsprmgt  em  Büschel  Spo- 

ausgepragten,  von  einander  ziemlich  entfernten,  knotenförmigen     j.^jj  tragender  Fäden.  (Ver- 
Anschwellungen,  w^elche  in  der   Regel  von  drei  regelmässig  im  grössert  200mal.) 
Quirl    stehenden,    von  Antheridien    besetzten   Papillen   gebildet 
werden.     Prothallium    etwa    2    mm,    im  Durchmesser,  wenig  verzweigt. 

b)  tenuior  Rbh.  Fäden  haarförmig,  etwa  1  7nm  dick,  und  bis  5  cm  lang,  mit 
wenig  deutlichen  Papillen  und  Stielchen. 

In  schnell  fliesseuden  Bächen  und  Flüssen,  in  Mühlgräben,  unter  Schleussen, 
in  Katarakten  u.  a.  auf  Steinen,  Hölzern  u.  a.  festsitzend.  Nur  im  Vor-  und  Hoch- 
gebirge. Prothallium  (11 — 12);  Befruchtung  (1 — 3);  Reife  (5 — 7);  fructif.  Fäden  oft 
auch  noch  bis  Ende  October! 

So  in  einem  Bache  am  Wege  von  Herrnskretschen  gegen  Prebischthor  ! ;  im  Riesen- 
gebirge: im  Aupafall  (Corda  Mus!),*)  in  einem  Bächlein  bei  den  Krausebauden,  auch  b!, 
in  der  Spindelmühle  mehrfach,  insbesondere  in  dem  Mühlgraben  der  sog.  alten  Spindel- 
mühle massenhaft  und  in  prachvollen  Exemplaren,  auch  in  Bächen  unter  dem  Pantsche- 
fall, meist  mit  Chantransia  violacea  Ktz.  und  oft  mit  Sphaeria  Lemaneae  Cohn  besetzt !  Im 
Bache  Zernovnik  bei  Eisenbrod  spärlich,  in  der  Desse  besonders  in  den  Dessew^asserfällen 
bei  Tannwald  mehrfach  in  grösserer  Menge!  Bei  Karlsbad  in  einem  Mühlbache  (Dedecek 
Mus. !)  —  Südböhmen :  Im  Böhmerwalde  in  Bächen  am  Wege  von  Eisenstein  gegen  den 
Arber  mit  Chantransia  Hermanni!  bei  Hohenfurth  mehrfach  (insbesondere  im  sog.  Ham- 
merleiterbach), in  Bächen  bei  Rosenberg  und  Krummau  spärlich! 

4.  L.  sudetica.  Ktz.  Tab.  phycol.  VII.  T.  87.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  40!  Fructi- 
ficirende Fäden  dicht  rasig,  2  bis  9  cm  lang,  etwa  1  mm  dick,  mehr  oder  weniger  gebogen, 
an  der  Basis  dunkelbraun  gefärbt  und  ziemlich  fest,  am  oberen  Ende  olivengrün  (auch 
trocken)  und  weicher.  Knotenförmige  Anschwellungen  Avenig  erhaben,  ziemlich  von  einander 
entfernt.     Antheridien  tragende  Papillen  an  den  Fäden  unregelmässig  vertheilt. 

Wie  die  vorige,  an  Steinen  u.  ä.  (6 — 8). 

Im  Riesengebirge  bisher  nur  auf  der  schlesischen  Seite  auf  Steinen  in  der  Kochel 


1)  Corda  Mus.  1  bedeutet,  dass  der  Autor  dieses  Prodromus  die  von  Corda  an  der  oben 
angeführten  Lokalität  gesammelte,  im  Herbarium  des  Nat.  Museums  in  Prag  aufbewahrte,  Alge 
revidirt  bat. 


k 


22  Bafcracliospermum.. 


und  im  Kochelfalle  (Kirch.  Alg.  p.  44.)  auch  im  mährischen  Gesenke  in  der  wilden  Tess 
bei  Keiteuhau  (Kalmus  als  L.  torulosa  Mus. !)  *) 

II.  Farn.    Batrachospermaceae. 

Der  Thallus  der  Batrachospermeen  ist  fadenförmig,  gegliedert.  Die  Fäden  sind 
mehr  oder  weniger  verzweigt,  entweder  blos  aus  einer  Zellreihe  bestehend  und  unberindet 
oder  von  einer  oder  mehreren  Zellschichten  rindenartig  bekleidet,  mit  unbegrenztem 
Spitzenwachsthum. 

Wie  bei  den  Lemaneaceen  so  besteht  auch  bei  den  Batrachospermaceen  der 
Thallus  1)  aus  einem  Vorkeime  und  2)  aus  der  vollkommen  entwickelten,  geschlechtlich 
sich  vermehrenden  Form. 

Die  vorkeimartige  Thallusform  soll  nach  Sirodot  identisch  sein  mit  den  in  der 
Gattung  Chantransia  angeführten  Formen;  die  geschlechtlich  sich  fortpflanzende  Ent- 
wickelungsform  ist  mit  den  in  der  Gattung  Batrachospermum  beschriebenen  Arten 
identisch.  Cystocarpien  und  Tetrasporangien  entstehen  meist  au  der  Spitze  von  Zweigen, 
äusserlich ;  ebenso  die  Spermatozoiden. 

Die  Carpösporen  tragenden  Zweigchen  sind  zu  kugeligen  dichten  Büscheln  ver- 
einigt. Aus  den  keimenden  Carpösporen  der  geschlechtlichen  (Batrachospermum)  Form 
entsteht  zunächst  die  vorkeimartige  (Chantransia)  Form,  w'elche  sich  durch  die  in  den 
Sporuliden  gebildeten    Sporulen  vermehrend,    eine  unbegrenzte  Zeit  lang  erhalten  kann.^) 

2.  Gatt.   Batrachospermum  Roth. 

Thallus  aus  gallertig  schlüpferigen,  rosenkranzförmigen  oder  haarartigen  weichen 
Fäden  bestehend,  w^elche  im  Wasser  zu  ziemlich  langen  Büscheln  oder  Rasen  vereinigt  sind. 

An  den  aus  einer  einfachen  Reihe  übereinander  gestellter,  farbloser,  cylindischer 
Zellen  bestehenden  Hauptachsen  und  Aesten  stehen  in  regelmässigen  Entfernungen  Quirle 
von  einfachen  oder  gabelig  getheilten  Zweigen  (Zellreihen),  die  bald  mehr,  bald  weniger 
dichte  Büschel  darstellen,  w^elche  dem  blossen  Auge  als  dunkle  Knötchen  erscheinen. 

Diese  Quirle  entstehen  an  den  Zellenden  der  Hauptachse  und  der  Aestchen 
dadurch,  dass  sich  durch  Sprossung  5  bis  6  strahlig  geordnete  Fortsätze  bilden,  welche 
sich  von  der  Mutterzelle  abschliessen  und  durch  neue  Zellbildungen  zu  wiederholt  dichotom 
getheilten  Zweigen  auswachsen.  Von  der  Basis  dieser  Fortsätze  (au  den  Basilarzellen 
der  Aestchen)  entspringen  auch  anders  gestaltete  (accessorische)  Zweige,  die  senkrecht 
abwärts,  gewöhnlich  bis  zum  nächsten  Quirle  wachsend,  sich  an  das  Interuodium  der 
Hauptachse  anlegen  und  dadurch  an  dieser  eine  Berindung  von  verschiedener  Dicke  bilden. 
Von  den  accessorischen  Zweigen  gehen  oft  wagerecht  abstehende  Verzweigungen,  sog.  In- 
terstitialzweige  aus,  welche  den  quirlständigen  gleich  gestaltet  sind ;  je  zahlreicher  diese 
Zweige  vorhanden  sind,  desto  dünner  und  undeutlicher  werden  die  Quirle;  fehlen  die 
Interstitialzweige,    so  sind  die  Quirle    deutlich  und  kräftig  entwickelt. 

Organe  der  geschlechtlichen  Fortpflanzung  sind :  1)  Carpogonien  und  2)  Antheridien. 


*)  Einige  von  den  in  Böhmen  bisher  noch  nicht  beobachteten,  Sirodot'scheu  Sacheria- 
Arten  werden  daselbst  wahrscheinlich  noch  entdeckt  werden;  dasselbe  gilt  auch  von  den  in  Si- 
rodot's  Abhandlung  „Etüde  sur  la  fainille  des  Lemaneacees"  beschriebenen  und  zum  Theile  auch 
abgebildeten  Lemanea-  (Eulemanea)  Arten. 

^)  Mehr  über  die  Anatomie,  Entwickelung  etc.  der  Batrachospermaceen  siehe  in  Sirodot's 
Abliandlung  „01)scrvat.  sur  le  devel.  des  algues  compos.  le  genre  Batrachospermum",  Bul.  de  la 
Soc.  Bot.  de  France  T.  22.  187.5  und  „Les  Bati'achospermes,  Organisation,  fonctions,  developpement, 
Classification",  1884.  Leider  ist  mir  dieses  leztere  Werk  blos  aus  den  Recensionen  in  der  Botan. 
Zeitung  1885  und  in  dem  Journal  of  the  royal  micros.  soc.  1885  bekaunt  geworden.  Sii'odot  unter- 
scheidet neben  der  ungeschlechtlichen  Chantransia-Form  und  der  geschlechtlichen  Batrachospermum- 
Form  noch  eine  primordiale  Form,  welclie  er  Prothallium  nennt.  Dieses  Prothallium  der  Batracho- 
spermeen, welches  früher  von  anderen  Algologen  nicht  ben'icksichtigt  wurde,  bildet  dünnhäutige 
Überzüge  auf  Steinen  etc.  und  kann  sich  auch  durch  Sporulen  vermehren.  Ob  diese  primordiale 
Form  von  Batrachospermum  mit  den  Chantransien  zu  vereinigen  sei,  wie  der  Ref.  in  der  Botan. 
Zeitung  meint,  oder  ob  sie  neben  den  Chantransia-Formen  als  eine  besondere  Form-Gattung  in 
dem  jetzt  üblichen  Algensysteme  anzuiühren  sei,  ist  noch  eine  ofi'ene  Frage. 


Batraohospermum. 


23 


Jene  siud  mit  verschieden  geformten  Trichogynen  versehen  und  erscheinen  meist  in  den 
Zweigwirteln ;  diese  entAvickeln  sich  mitunter  auch  auf  anderen  Individuen  und  stehen  an 
der  Spitze  der  Quirlverzweigungen. 

Die  Carposporen  tragenden  Zweigchen  stehen  dicht  gedrängt  in  kugelig  ge- 
formten  Büscheln. 

Aus  den  Carposporen  entsteht  bei  der  Keimung  zunächst  ein  Prothallium,  welches 
in  Gestalt  manchen  Chantrausia-Arten  gleichkommt  ^)  und  die  Fähigkeit  besitzt  längere 
oder  kürzere  Zeit  hindurch  sich  selbständig  wie  diese  durch  ungeschlechtlich  erzeugte 
Sporen  fortzupflanzen.  Einzelne  Aeste  dieser  Chantransia-artigen  Thallusformen  entwickeln 
sich  unter  gewissen  Umständen  früher  oder  später  in  abweichender  Weise,  das  heisst,  es 
entstehen  an  ihnen  wirtelständige  Verzweigungen,  die  axile  zuerst  unberindete  Zellreihe 
wird  berindet,  und  nachdem  auch  Antheridien  und  Cystocarpien  sich  an  ihnen  entwickelt 
haben,  stellen  sie  diejenige  Thallusform  dar,  auf  welche  früher  allein  der  Name  Batra- 
chospermum  beschränkt  war.^) 

5.  B.  moniliforme  (L.)  Roth.  Bildet  2  cm  bis  fast  2  dm  lange,  mehr  oder  minder 
schlüpferige  festsitzende  Büschel,  von  violetter,  bräunlicher,  schwärzlicher,  purpurrother, 
selten  blaugrüner  Farbe  mit  deutlichen,  für  das 
blosse  Auge  als  Knötchen  erscheinenden  Zweig- 
wirteln, ohne  oder  mit  sehr  spärlichen  Intersti- 
tialzweigen  an  den  accessorischen  Zweigen. 

Fäden  in  der  Ausbildung  der  Schleim- 
hülle, Länge  der  Internodien,  Stärke  und  Be- 
rindung  der  Hauptachse ,  der  Verzweigungen, 
Länge  und  Dicke  der  Zellen,  Entwickelung  der 
accessorischen  ZAveige  und  Zahl  der  Zweigwirtel 
sehr  variirend. 

a)  gemunum  Krch.  Tab.  phycol.  III 
T.  22.  Internodien  berindet,  ohne  Interstitial- 
zweige.  Zweigwirtel  voll,  deutlich  von  einander 
getrennt.  Farbe  bräunlich,  schwärzlich  oder  dun- 
kelspangrünlich. 

h)  pulcherrimum  Bory.  Internodien 
dieser  etwa  4  bis  9  cm.  langen,  violetten  oder 
purpurfarbigen,  wenig  verschleimten  Form  sind 
fast  unberindet  und  so  lang,  dass  die  kugeligen 
vollen  Zweigwirtel  an  den  Hauptästen  ziemlich  weit  von  einander  abstehen.  Interstitial- 
zweige  sind  nicht  vorhanden. 

c)  confusum  (Hass.)  Rbh.  (B.  confusum  Hass,  B.  giganteum  Ktz.  Tab.  phycol.  IH, 
T.  23.)  Internodien  dieser  bis  1  dm  langen,  meist  schön  violetten,  seltener  ausgebleichten, 


Fig.  3.  Batrachospermum  moniliforme  Roth. 
Theil  eines  jungen  verästelten  Seitenzweiges, 
welcher  auf  der  linken  Seite  einen  jungen 
Fruchtkörper  trägt.  Nach  Kützing;  300- 
mal  vergr. 


^)  Nach  Sirodot  sind  die  meisten  in  diesem  Prodromus  angeführten  Chantransia- Arten  als 
niedere  Entwickelnngsstufen  von  Batrachospermum  zu  betrachten.  Wenn  wir  nun  auch  nicht  den 
geringsten  Zweifel  hegen,  dass  ein  genetischer  Zusamenhang  (ein  vegetativer  Sprosswechsel)  zwischen 
den  ungeschlechtlich  sich  fortpflanzenden  Chantransia-Arten  und  den  Geschlechtsorgane  tragenden 
Batrachospermum-  (zum  Theile  auch  Leraanea-)  Arten,  wie  es  Sirodot  annimt,  wirklich  existirt,  so 
scheint  es.  uns  doch  nicht  nöthig  zu  sein,  in  diesem  Werke,  in  welchem  wir  die  aus  Böhmen  bisher 
bekannten  Algenformen  bloss  auf  analytischem  Wege  zu  beschreiben  suchen,  unsere  Chantransia- 
Arten,  die  sich  in  der  freien  Natur  durch  viele  Generationen  selbständig  zu  erhalten  und  vegetativ 
durch  ungeschlechtlich  erzeugte  Sporen  (Sporuliden)  fortzupflanzen  vermögen  und  wie  die  Arten 
vieler  anderer  Algengattungen  —  von  welchen  auch  durch  directe  Beobachtungen  nachgewiesen 
wurde,  dass  sie  blos  gewisse  Entwickelungszustände  anderer  Algen  sind  —  in  Freiem  sich  lange  Zeit 
(auch  viele  Jahre  hindurch)  constant  erhalten  können,  einzuziehen,  resp.  den  einzelnen  Batracho- 
spermum-Arten  zu  subordiniren. 

'^)  Die  Entwickelung  der  Batrachospermum-Form  aus  dem  chantransiaartigen  Vorkeime 
ist  am  leichtesten  bei  einjährigen,  schwieriger  hei  mehrjährigen  Arten  zu  verfolgen.  Wenn  die 
chantransiaartige  Thallusform  sehr  klein  und  leicht  zu  übersehen  ist,  oder  das  Batrachospermum 
nur  auf  alten  Axen  derselben  erscheint,  nachdem  der  gesammte  obere  Theil  ihrer  Verzweigungen 
abgefallen  ist,  wird  es  öfters  schwierig  den  genetischen  Zusammenhang  der  beiden  Entwickelungs- 
forinen  nachzuweisen. 


OA  BatraoViospermum.  —  Chantransia. 


dichte  Rasen  bildenden  Form  sind  verkürzt,  stark,  berindet,  robust,  mit  dicker  Schleim- 
hülle. Zweigwirtel  sehr  dicht,  nahe  an  einander  stehend,  fast  sich  berührend.  Interstitial- 
zweige  vorhanden. 

dj  atrum  (Dilhv.)  Rbh.  (Conferva  atra  Dilhv.,  B.  detersum  Ktz.  Tab.  phycol.  III. 
T.  22.)  Internodien  dieser  dunkel-violetten,  im  getrockneten  Zustande  braunschwarzen, 
etwa  5  cm  langen,  haardünnen,  fast  nackten  Varietät  sind  sehr  lang  berindet,  mit  sehr 
kurzen  (1  bis  2zelligen)  Interstitialzweigen  besetzt.  Zweigwirtel  sehr  wenig  entwickelt 
und  von  einander  entfernt. 

In  Bächen,  Torfgräben,  Quellen,  Mühlgräben,  Teichen  u.  a.  in  Böhmen  ziemlich 
verbreitet,  meist  in  der  montanen  Region  (7—9). 

a)  Bei  Prag  mehrfach,  auch  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthore 
(Celakovsky  jun.  u.  a.);  bei  Stifin  (Sykora  nach  Opiz).  In  einem  Brunnen  bei  Skvrnian 
und  in  der  Quelle  vor  dem  Weissen  Berg  nächst  Pilsen  (Hora,  Flora  von  Pilsen  p.  12) ; 
bei  Wittingau,  in  einem  Bache  in  der  Nähe  des  Opatovicer  Teiches !  in  dem  Mühlteiche 
bei  Neu-Straschitz,  in  einem  Mühlbache  bei  "Weisswasser,  im  Heideteich  bei  Hirschberg! 
in  einigen  Bächen  bei  Hohenfurth  und  bei  Rosenberg  am  Fusse  des  Böhmerwaldes  mehrfach  ! 

h)  bei  Böhm.  Kamnitz  (Hrabal  Mus.  als  B.  durum  Ag. !) ;  bei  Leitomyschl  (Kall- 
münzer  Mus.  als  B.  moniliforme). 

c)  bei  Chvojno  (Cenek  Mus,  als  B.  moniliforme  Ag. !),  Reichenberg  (Siegmund 
Mus.  als  B.  moniliforme  Roth !) ;  bei  Herrnskretschen  gegen  Prebischthor  in  einem  Ge- 
birgsbache  mit  Lemanea  fluviatilis  und  Chantransia  Hermann!  massenhaft!;  im  Riesen- 
gebirge bei  der  Spindelmühle,  unter  dem  Pantschefall  u.  a.  in  geringer  Menge  und  in 
nicht  allzusehr  kräftigen  Exemplaren  (1883)  1 

d)  in  einer  Mühlschleusse  bei  Weisswasser  bloss  in  starkströmendem  Wasser,  in 
langsamer  fliessendem  Wasser  daselbst  fand  ich  dagegen  meist  nur  die  typische  Form  (a). 

6.  B.  vagum  (Roth)  Ag.  Bildet  2  bis  12  cm  lange  meist  schön  spangrüne, 
dichotom  verzweigte  mehr  oder  minder  schlüpferige  Büschel  mit  reichlich  und  zahlreich 
entwickelten  Interstitialzweigen  und  weniger  deutlichen  Zweigwirteln. 

a)  genumum  (Roth)  Bory.  Tab.  phycol.  III.  T.  25.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
Nr.  102 !  Hauptfäden  dieser  ziemlich  kräftigen  und  schleimigen  schön  blaugrünen  oder  gelb- 
bräunlichen Form  tragen  dicht  gedrängte  Zweigwirtel  und  zahlreiche,  meist  dichotom  ge- 
theilte  Interstitialzweige. 

h)  keratophytimi  (Bory)  Sir.  (B.  vagum  a)  Suevorum  Rbh.  B.  Suevorum  Ktz. 
B.  vagum  (Roth)  Ag.  ß)  keratophytum  (Bory)  Sir.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  103 !  Tab. 
phycol.  III.  T.  2.5.)  Hauptfäden  dieser  minder  kräftigen  und  Aveniger  schleimigen,  schön 
spangrünen  Form  sind  an  der  Basis  schwärzlichgrün  und  tragen  deutlich  von  einander 
getrennte  Zweigwirtel  und  einfache,  ziemlich  kurze  Interstitialzweige. 

Bloss  in  torfigea  Gewässern,  in  Torfgräben,  Seen  und  deren  Abflüssen,  an  im 
Wasser  untergetauchten  Steinen,  Hölzern  u.  a.  festsitzend  (6 — 10). 

Bisher  nur  im  Böhmerwalde  von  mir  beobachtet,  daselbst  aber  ziemlich  häufig; 
so  im  Ausflusse  des  Schwarzen-  und  des  Teufels-Sees  recht  zahlreich !  im  grossen  Arber- 
See  sehr  üppig  und  in  überaus  grosser  Menge!  *) 

3.  Gatt.  Chantransia  Fr.  2) 

Der  Thallus  aus  stahlblauen,  röthlich-bräunlichcn  zu  kleinen  Büscheln  gehäuften 
unberindeten  Gliederfäden  bestehend.  Die  weder  Wirtel  noch  Berindung  bildenden  Fäden 
sind  aus  einer  einfachen  oder  mehr  weniger  verzweigten  Hauptachse  und  dieser  gleichge- 
stalteten Aesten  zusammengesetzt,  deren  Endzellen  häufig  in  ein  farbloses,  abfallendes 
Haar  ausgehen. 


')  Sirodot  hat  die  hier  angeführten  zwei  formreicben  Batrachospermum-Arten  nach  der 
verschiedenen  Form  der  Trichogyne  in  vier  Sectionen  und  in  17  neue  Arten  vertheilt;  siehe 
seine  „Observations  sur  le  developpement  des  algues  d'eau  douce  composant  le  genre  Batracho- 
spermum"  p.  6. 

^)  Die  im  Meere  lebenden  Chantransia-Arten  hat  F.  Ilauck  zu  den  Wraugeliaceen  zugetheilt; 
siehe  dessen  Werk  „Die  Meeresalgen"  iu  llabenhorst's  Kryptogamenflora,  2.  Auflage  188.')  pag.  .39. 


Chantransia. 


25 


Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  in  Sporuliden  gebildete  Sporulen  und  durch 
Tetrasporen. 

7.  Ch.  chalybea  Fries.»)  Tab.  phycol.  V.  T.  41. 
Rasen  bis  10  mm  lang,  stahlblau,  im  Alter  bräunlich,  seltener 
nur  6  bis  8  mm  im  Durchmesser,  dunkel  stahlblau  an  Moosen 
festsitzend  (var.  ß)  miiscicola  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  41), 
Fäden  gerade,  mit  aufrechten  meist  straff  angedrückten  Aestchen, 
zu  büscheligen  Rasen  gehäuft,  öfters  auch  concentrisch  zu  halb- 
kugeligen Raschen  vereinigt  und  zeichlicher  verzweigt,  (var.  y) 
radialis  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  41.)  Vegetative  Zellen  6  bis 
12  ^  '•*)  dick,  3  bis  6mal  so  lang  als  dick.  Sporen-Häufchen 
auf   den   kurzen  Seitenästchen. 

var.  e)  thermalls  nob.^)  Lager  halbkugelig,  fast  erb- 
sengross  von  schwärzlich  olivengrüner  Farbe,  meist  seidenartig 
glänzend  (auch  trocken);  Chromatophoren  olivengrün  (nicht 
violett)  gefärbt;  in  Abflüssen  von  warmen  Quellen,  an  inun- 
dirten  Steinen,  Hölzern  etc.  lebend. 

var.  d)  Leihleinii  (Ktz.)  Rbh.  (Ch.  Leibleinii  Ktz. 
Tab.  phycol.  V.  T.  42)  Fäden  zu  halbkugeligen  violett-stahl- 
blauen Büscheln  vereinigt,  stark  verzweigt;  Zellen  13  bis  16  ^ 
dick,  an  der  Basis  der  Fäden  3  bis  4mal,  an  der  Spitze  bloss 
2raal  so  lang  als  dick. 

In  Quellen,  Brunnen  und  in  klaren  Bächen,  auf  Steinen 
und  Moosen  festsitzend,  meist  in  kaltem  seltener  in  lauwarmem 
Wasser  (var.  s.)  lebend,  seltener  auch  auf  ähnlichen  blos  zeit- 
weise inundirten  Orten;  in  Böhmen  ziemlich  verbreitet  (5 — 10). 

So  in  Prag  an  Steinen  an  dem  St.  Wenzel's  Brunnen 
im  Katzengäschen  (reichlich) !  an  der  Pumpenröhre  im  botan. 
Garten  am  Smichov  (spärlich) !  im  Hirschgraben  am  Hradcin 
in  Prag  (var.  ß.  muscicola  Ktz.),  im  Quellwasser  bei  Chuchelbad, 
Kundratic  und  Radotin  nächst  Prag ! ;  im  Chotec-Thal,  im 
Brunnen  im  Suchomaster  Thal  bei  Königshof,  bei  Beraun,  Ho- 
fovic,  Pürglitz,  Rakonitz ;  bei  Bystfic,  Stupcic,  Olbramovic  nächst 
Votic,  Tabor,  Veseli  auch  in  der  Luznic!  bei  Gutwasser  und 
Podhrad  nächst  Budweis!  bei  Pisek  in  einem  Wassergraben 
„pod  Honzickem",  bei  Wittiugau  (var.  radians  Ktz.)  bei  Pfi- 
bram,  Protivin,  bei  Krummau  mehrfach,  bei  Ebenau  und  Tur- 

kovic  nächst  Krummau,  Rosenberg,  Hohenfurth  mehrfach,  auch  im  Ausflusse  des  Fisch- 
hofer  Teiches ;  bei  Rovne,  unter  dem  Donnersberg  nächst  Raudnitz,  in  einem  Brunnen 
und  in  dessen  Abflüsse  bei  Ctinoves  nächst  Raudnitz,  bei  Lobositz,  Leitmeritz,  Kozov 
nächst  Laun!  bei  Kostelec  a.  E.,  Jung-Bunzlau,  Bakov,  Eisenbrod,  Turnau,  Tannwald; 
bei  Weisw'asser,  bei  Alt-Paka!  und  bei  den  Krausebauden  im  Rieseugebirge !  im  Abfluss 
der  warmen  Badequelle  in  Johannisbad  massenhaft  (var.  £.)!  an  Mühlrädern  bei  Fugau 
(Karl  var.  d.  Leibleinii  (Ktz.)  Rbh.  als  Ch.  Leibleinii  Ktz.  Mus!) 


Fig.  4.  Chantransia  cha- 
lybea Fries  var.  thermalis 
nob.  Vom  Ausfluss  der 
warmen  Quelle  in  Johan- 
nisbad. Ein  Seitenzweig 
mit  drei  jungen  Sporan- 
gieu,  in  der  oberen  Hälfte 
vier  vollkommen  entwicklte 
Exemplare  des  Chamaesi- 
phon  gracilis  Rbh.  tragend. 
(SOOmal  vergr.) 


^)  Hempel,  welcher  diese  Chantransia-Art  4  Jahre  hindurch  cultivirte,  fand,  dass  sie 
sich  in  ihrer  Form  unverändert  erhalten  hat  und  glaubt  hiebei  keinen  Anhalt  für  die  Meinung 
Sirodot's,  dass  zwischen  Chantransien-  und  l)atrachospermum-x\rten  ein  genetischer  Zusammenhang 
bestehe  [Bot.  Centralbl.  1882  I  Quart,  p.  2V1]  gefunden  zu  haben.  Auch  meine  diesbezüglichen 
Beobachtungen,  welche  ich  seit  mehr  als  vier  Jahren  an  dieser  Chantransia-Form  angestellt  habe 
(ich  habe  zu  diesem  Zwecke  jährlich  einigemal  zwei  Lokalitäten  in  Prag,  wo  diese  Chantransia  in 
grösserer  Menge  vorkommt,  besucht,  und  das  daselbst  gesammelte  Material  makroskopisch  und 
mikroskopisch  untersucht)  führten  zu  ähnlichen  Resultaten.  Erst  in  Gebirgsbächen  (sowohl  im 
Böhmerwalde  wie  im  Riesengebirge)  habe  ich  mich  an  lebenden  Exemplaren  überzeugt,  dass  die 
Chantrausia-Forraen  mit  den  entsprechenden  Batrachospermum-Arten  im  genetischen  Connex  stehen. 

^)  fi^zOOOl  m?«  ^  ein  Mikromillimeter. 

^)  Wird  in  der  Flora  exsiccata  austro-hungarica  des  H.  Prof.  Dr.  A.  Kerner  in  Wien 
vertheilt  werden. 


2ß  Chantransia  —  Hildenbrandtia. 


8.  Ch.  Hermanni  (Roth)  Desv.  Tab.  phycol.  V.  T.  43.  Raschen  bis  6  onm  hoch, 
blass  purpurroth.  Aestcheu  aufrecht  abstehend  mit  zugespitzten,  oft  in  ein  Haar  aus- 
laufenden   Endzellen.     Vegetative  Zellen  9  bis  12  ft  dick,  3  bis  5mal  so  lang. 

"Wie  vor.  in  Gebirgsbächen  meist  an  Steinen,  Felsen,  Wassermoosen  (Fontinalis 
und  ä.)  festsitzend  (6 — 10). 

So  in  der  böhm.  Schweiz  bei  Herrnskretschen  und  Prebischthor  in  AValdbächen !, 
bei  Fugau  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  256),  im  Riesen-Gebirge  in  der  Oberen  Hohen-Elbe 
gegen  die  Krausebaudeu  zu!;  bei  Gutwasser  nächst  Budweis!,  im  Ausfluss  des  Schwarzen 
Sees!  in  einigen  Bächen  bei  Eisenstein,  am  Spitzberg  u.  a.  im  Böhmerwalde! 

9.  Ch.  violacea  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  44.  Raschen  2  bis  3  mm  hoch,  rundlich 
oder  polsterförmig,  lebhaft  violett  oder  röthlich  gefärbt.  Aeste  kurz,  aufrecht  abstehend,  mit 
stumpfen  Endzellen.     Yegetativ^e  Zellen  8  bis  9  fi  dick,  2  bis  4mal  so  lang. 

Im  höheren  Gebirge  in  Bächen,  Wasserfällen,  Mühlgräben  u.  a.  an  Steinen, 
Hölzern,  Moosen  und  öfters  an  Lemauea  fluviatilis  und  L.  torulosa  (6—10). 

So  im  Bache  Zernovnik  bei  Eisenbrod  mit  Lemanea  fluviatilis  spärlich,  in  den 
Dessewasserfällen  bei  Taunwald  reichlich ;  in  einem  Bache  gegen  Hofmannsbauden  bei 
Johaunisbad  spärlich!  im  Riesengebirge  bei  den  Krausebauden  (spärlich),  in  dem  Mühl- 
graben der  sog.  alten  Spindelmühle  sehr  reichlich,  in  Bächen  unter  dem  Pantschefall  und 
dem  Elbfall !  in  einem  Bache  nächst  Hoheufurth  am  Fusse  des  Böhmerwaldes ! 

10.  Ch.  pygmaea  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  45.  Raschen  1  bis  3  mwi  hoch, 
rundlich,  dunkel  stahlblau,  grünlich  oder  röthlich,  strahlig  verbreitet,  flach  bis  linsen- 
förmig, Aestchen  aufrecht  abstehend  mit  abgerundeten  Endzellen.  Vegetative  Zellen  11 
bis  14  fi  dick,  2  bis  3mal  so  lang. 

In  schnell  fliessendem  reinem  Wasser  wie  vorige  auf  Steinen,  Holz  und  Moosen, 
meist  nur  in  Gebirgsbächen  (6 — 10). 

So  an  Steinen  an  einem  Brunnen  in  Chuchelbad  nächst  Prag,  mit  Chroococcus 
aurantiofuscus  Ktz.  (spärlich) ;  auf  Steinen  in  schnell  fliessenden  kleinen  Bächen  in  Wich- 
stadtl  und  bei  Kronstadt  an  der  Adler  häufig  (!).  Bei  Fugau  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  257); 
unter  dem  Pantschefall  im  Riesengebirge!  bei  Gutwasser  nächst  BudAveis! 

III.  Farn.    Hildenbrandtiaceae. 

Der  Thallus  ist  häutig  oder  krustenförmig  ausgebreitet  mit  der  ganzen  Unter- 
fläche der  Unterlage  fest  angewachsen,  aus  kleinen  fast  kubischen  oder  kurz  prismatischen 
Zellen  bestehend,  welche  in  vertikale  Reihen  geordnet  sind. 

Tetrasporangien,  in  welchen  die  Tetrasporen  entstehen,  sind  mit  den  Cystocarpien 
in  rundlichen,  nach  aussen  geöffneten  Höhlungen  (Conceptakeln)  unter  der  Oberfläche  des 
Thallus  eingesenkt. 

Cystocarpien  sind  ovale  oder  birnförmige,  fast  kranzförmig  oder  durch  schiefe 
Querwände  unregelmässig  in  vier  oder  mehr  Carposporen  getheilte  Zellkörper,  die  mit 
zahlreichen  farblosen,  unfruchtbaren  Nebenfäden  (Paraphyseu)  untermischt,  in  grösserer 
Anzahl  aus  der  Wandung  des  Conceptakels  gegen  dessen  Öffnung  convergirend,  entspringen. 

Tetrasporangien  sind  in  den  Conceptakeln  den  Cystocarpien  analog  angeordnet 
und  durch  horizontale  oder  schiefe  Querwände  regelmässig  oder  unregelmässig  viertheilig, 
jedoch  mit  keinen  Nebenfäden  untermischt.  Tetrasporen  zu  vier  in  einem  Tetraspor- 
angium  entstehend. 

4.  Gatt.   Hildenbrandtia  Xardo. 

Der  rosen-  oder  purpurrothe  Algenkürper  aus  mehreren  Schichten  kleiner  rund- 
licher oder  eckiger  Zellen  gebildet.  Tetrasporangien  und  Cystocarpien  in  urnenförmigen 
Conceptakeln  des  Thallus,  welche  mit  einer  porenförmigen  Mündung  versehen  sind  und 
sich  von  aussen  als  erhabene  Pusteln  zu  erkennen  geben. 

Sonstige  Merkmale  wie  bei  der  Familie. 


Hildenbrandtia. 


27 


11.  H.  rivularis  (Liebm.)  J.  Ag.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  720  sub.  nom.  H.  rosea 
Ktz.  ß.  fluviatilis  Breb. !  in  Kerner's  „Flora  exs.  austro-hung.  Nr.  1190  sub.  nom.  H. 
rosea  Ktz. !     Thallus    clünnbtäutig    oder    krustenförmig,    platt    angewachsen,    unregelmässig 


\V 


Fig.  5.  Hildeubrandtia  rivularis  (Liebm.) 
J.  Ag.    Von  Eisenbrod.    Vier  kleine  an 
einem  Kieselstein-Bruchstück  aufgewach- 
sene Exemplare.    (Nat.  Grösse.) 


Fig.  6.  Ein  Stück  vom  Thallus  derselben 

Alge,  von  oben  gesehen.   (Etwa  öOOinal 

vergr.) 


ausgebreitet,  i-osen-  bis  karminrotb  (auch  trocken)  an  der  Oberfläche  aus  parenchymatisch 
zusammengewachsenen  Zellen  gebildet.  Vegetative  Zellen  eckig  oder  länglich  rund,  .3  bis 
•1  ft  seltener  bis  6  ^  dick,  1  bis  fast  2 mal  so  lang,  in  vertikalen  Zellenreihen  geordnet, 
die  sich  durch  Druck  von  einander  separiren  lassen. 

Antheridien  länglich  cylindriseh,  aus  einer  Oberflächenzelle  des  Antheridien  tra- 
genden Thallus  zu  20  oder  mehr  sich  entwickelnd,  mit  difterencirtem  Inhalte,  aus  welchem 
sich  später  7  oder  mehr,  über  einander  gereihte,  fast  kugelförmige  Spermatozoiden  ent- 
wickeln,  die  durch  Zerfallen  der  Mutterzelle  frei  werden.*) 

In  schnell  fliessenden  Gebirgsbächen  an  Steinen,  Hölzern  und  Muscheln  aufge- 
wachsen (6 — 10). 

Vollkoramen  entwickelte,  den  oben  citirten  ganz  gleiche  Exemplare  fand  ich 
bisher  bloss  bei  Eisenbrod  in  einem  kleinen  Bache  in  der  Nähe  der  Überfuhr  bei  den 
Kalksteinbrüchen  in  nicht  allzu  grosser  Menge!  ^) 


II.  Klasse.    Phaeopliyceae  (Melanopliyceae). 

Olivenbraune,  seltener  olivengrüne  Algen,  welche  in  ihren  Zellen  einen,  dem 
Chlorophyll  beigemengten  und  dasselbe  verdeckenden,  braunen  oder  olivengrünen  Farb- 
stoff (Phaeophyll,  Phycophaein,  Phycoxanthin)  enthalten,  welcher  aus  todten  Pflanzen  zum 
Tbeile  schon  auch  durch  kaltes  Wasser  ausgezogen  werden  kann,  während  das  in  den 
Zellen  enthaltene  Chlorophyll  im  Wasser  unlöslich  ist. 


Übersicht  der  Ordnungen. 

II.  Ordnung.   Syngeneticae.^*) 

IMehrzellige  oder  vielzellige,  seltener  auch  einzellige  (Chromophyton  ex.  p.)  im  entwickelten 
Zustande  meist  von   einer   gemeinsamen  Gallerthülle  umgebene,  seltener  nackte,   nie  haut-   oder 


')  Vergl.  Borzi's  „Sngli  spermazi  della  Hildeubrandtia  rivularis  Ag."  in  Rivista  scientifica 
Messina  1880.  Nr.  1.;  Petit's  Note  „Über  die  Trichogyne  der  Hildeubrandtia  rivularis  Ag."  Brebis- 
sonia  III  Nr.  9.  ist  mir  leider  unzugänglich  geblieben. 

2)  Anders  entwickelte  (resp.  in  eine  andere  Form  übergehende)  Exemj^lare  habe  ich  an 
mehreren  Orten  in  den  Grenzgebirgen  Böhmens  gesammelt.  Ich  hotte,  dass  es  mir  noch  später 
eimal  möglich  wird  über  die  noch  zum  Theile  unbekannte  Entwickelung  dieser  rothen,  so  wie  der 
in  den  folgenden  Blättern  angeführten,  nicht  minder  interessanten  braunen  Alge  Lithoderma  fon- 
tinale  Flah.  mehr  mittheilen  zu  können;  jetzt  fehlt  mir  die  zu  einer  ausführlicheren  entwickelungs- 
geschichtlichen  Arbeit  nöthige  Zeit. 

^)  Siehe  Rostafinski's  „Hydrurus  i  jego  pokrewienstvo",  Krakow,  1883  p.  80.  Wenn  der 
Verfasser  hier  mit  Rostafinski  Chromophyton  und  Hydrurus  zu  den  Phaeophyceen  zählt  und  neben 


28 

krustenartige,  fest  angewachsene  Überzüge  bildende,  freischwimmende  oder  festsitzende  Algen,  in 
deren  protoplasmatischem  Zellinhalte  plattenfönnige,  olivenbraune  Chromatophoren  (Phaeophoren) 
eingelagert  sind.  Vermehrung  theils  durch  eiugeisselige  (Chromophyton),  theils  durch  zweigeisselige 
monadenartige  Schwärmzellen,  deren  Cilien  gleich  lang  und  am  vorderen  Zelleude  inserirt  sind, 
oder  durch  unbewegliche  tetraederartige  Sporen  (Hydrurus). 

Iir.  Ordnung.    Phaeozoosporeae. 

Vielzellige,  olivenbraune,  haut-  oder  krustenartige,  festsitzende  Überzüge  bildende  Algen 
Vermehrung  durch  zweigeisselige  Schwärmzellen  (Zoosporen),  deren  ungleich  lange  Cilien,  von 
welchen  die  eine  länger  und  nach  vorn  gerichtet,  die  andere  kürzer  und  nach  hinten  gerichtet  ist, 
seitlich  unter  der  Spitze  inserirt  sind;  Schwärmzellen  in  grösserer  Anzahl  aus  dem  ganzen  Inhalte 
der  einfächerigen  Zoosporangien  durch  directe  Theilung  des  Zellinhaltes,  ohne  Bildung  von  Zell- 
wänden, entstehend. 

IL  Ordnung.    Syngeneticae. 

Der  Thallus  kugelig  oder  von  unregelmässiger  Gestalt,  seltener  auch  einfach 
gefiedert  oder  pinselförmig  verzweigt  (Hydrurus).  Im  protoplasmatischen  Zellinhalte  sind 
bandförmige  braun-  oder  oliveugrüne  Chromatophoren  enthalten,  in  welchen  das  Chloro- 
phyll durch  einen  braunen  (Phycophaein)  oder  gelben  (Pliycoxanthin)  Farbstoif  verdeckt 
ist.  Yermehrung  entweder  durch  Zweitheilung  der  vegetativen  Zellen  und  durch  Schwärm- 
zellen oder  durch  unbewegliche  Sporen. 

Übersicht  der  Familien. 

IV.  Farn.    Chromophytoneae. 

Thallus  kugelig  oder  von  unregelmässiger  Gestalt,  aus  einer  oder  wenigen  Zellen  bestehend. 
Zellen  theils  im  Wasser  als  eiugeisselige  Schwärmer  frei  umherschwimmend  oder  zu  perlschnur- 
artigen Körpern  vereinigt,  an  der  Wasseroberfläche  einen  leichten,  gelben  oder  etwas  bräunlichen 
Staubanflug  bildend. 

V.  Fam.   Chrysomonadina. 

Thallus  freischwimmend,  mehrzellig;  Zellf;imilien  durch  kugelige  Gruppirung  der  Zellen 
um  ein  C'entrum  gebildet.  Zellen  mit  zwei  gleich  langen  Geissein,  zwei  wandständigen  gelbbraunen, 
braunen  oder  grünlichbraunen  Chromatophoren,  gewöhnlich  mit  einem  Pigmentfleck  an  der  Geissei- 
basis, einer  bis  mehreren  contractilen  Vacuolen  und  einem  fast  centralen  Nucleus.  Vermehrung 
der  Individuen  durch  successive  Zweitheilung  auch  in  gallertumhüllten  Ruhezuständen. 

VI.  Fam.   Phaeothamnieae. 

Mehrzellige,  im  entwickelten  Zustande  büschelförmig  verzweigte,  dünnhäutige,  (mit  gal- 
lertigen, zusammenfliessenden  Hüllmembranen,  blos  in  dem  sog.  Palmellastadium  versehene),  fest- 
sitzende, braungrüne  oder  olivenfarbige,  bandförmige  Chromatophoren  enthaltende,  Algen.  Ver- 
mehrung durch  zweigeisselige  Zoogonidien  (Zoosporen),')  deren  beide,  am  Vorderende  inserirte 
Cilien  von  derselben  Länge  und  beide  nach  vorn  gerichtet  sind. 

VII.  Fam.   Hydrureae. 

Thallus  vielzellig,  festsitzend,  knorpelig  oder  gallertig,  stielrund,  einfach  wurmförmig 
oder  mehr  weniger  verzweigt.  Zellen  kugelig  oder  länglich  elliptisch,  mit  dicken,  gallertigen,  zu- 
sammenfliessenden Hüllmembranen  ohne  Cilien. 


dem  ersteren  auch  noch  einige  andere  monadenartige  Wesen  mit  braunen,  gelbbraunen  oder  oliven- 
grünen Chromatophoren  (Chrysomonadina  und  Phaeothamnieae)  zu  einer  Ordnung  der  braunen 
Algen  vereinigt  hat,  so  ist  er  sich  dessen  gut  bewusst,  dass,  wie  schon  Klebs  richtig  über  die 
Vereinigung  des  Chromophyton  und  Hydrurus  zu  einer  Gruppe  hervorgehoben  hat  [Botan.  Zeitung 
1882,  p.  G85  u.  f.],  nach  unseren  jetzigen  lückenhaften  Kenntnissen  über  diese  Organismen,  ins- 
besondere was  ihre  Entwickelung  anbelangt,  das  oben  angeführte  System  der  braunen  Algen,  blos 
ein  künstliches  ist;  indessen  scheint  ihm  aber  doch  die  hier  durchgeführte  systematische  Ein- 
theilung  in  Bezug  auf  den  nächsten  Zweck  dieses  Prodromus  die  passendste  zu  sein. 

')  Da  eine  Spore  überhaupt  ein  Endstadium  der  Entwickelung  vorstellt,  die  sog.  Zoo- 
sporen aber  das  erste  (Anfangs-)  Entwicklungs-Stadium  vieler  Algen  sind,  so  werden  wir  in  diesem 
Werke,  dem  von  A.  Braun  in  seiner  Schrift  „Über  die  Verjüngung  in  der  Natur,"  1851,  vorge- 
schlagenen, von  Gobi  in  seiner  Abhandlung  „Über  die  Gruppe  der  Amoeboideae,  1884"  eingeführten, 
Namen  „Zoogonidie"  vor  dem  weniger  passenden  älteren  Namen  (Zoospore)  wo  möglich  den 
Vorzug  geben. 


ChroixLophyton.  29 

IV.  Farn.    Chromophytoneae. 

Einzellige  oder  aus  wenigen  Zellen  zusammengesetzte  Algen,  deren  vegetative 
Zellen  während  ihres  ganzen  Lebens,  so  lange  sie  nicht  in  einen  vorübergehenden  Ruhe- 
zustand übergeben  (sich  encystiren)  durch  Cilien  in  Bewegung  erhalten  werden.  In  dem 
plasmatischen  Zellinhalte  liegt  eine  (seltener  zwei)  gelblich-  bis  gelbbraungefärbte  Pigment- 
platte (Chromatophor),  die  nur  etwa  die  Hälfte  des  plasmatischeu  Körpers  einnimt.  Un- 
geschlechtliche Vermehrung  durch  successive  Theilung  der  vegetativen  Zellen  in  2  bis  8 
(seltener  mehrere)  Tochterzellen ;  geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Copulation  von 
Schwärmzellen. 

5.  Gattung.    Chromopliytou  Wor.  ein.  Wille.') 

Einzelne  schwärmende  Zellen  sind  denen  aus  der  Gattung  Chlamydomonas  Ehrb. 
unter  den  Chlorophyceen  ähnlich,  enthalten  aber  in  ihrem  plasmatischen  Zellinhalte  nicht 
wie  diese  reines  Chlorophyll,  sondern  einen  gelb-  bis  rostbraunen  seltener  oliveugrünen 
Farbstoff,  welcher  stets  an  eine  etwa  bis  zur  Körpermitte  verlaufende  Pigmentplatte,  ein 
plattenfönniges  Phaeophor  gebunden  ist. 

Schwärmende,  blos  mit  einer  Cilie  versehene,  meist  fast  völlig  runde  oder  un- 
regelmässig ellipsoidische  Zellen  sind  meist  ohne  (seltener  mit  einem)  Pigmentfleck,  einer 
bis  mehreren  contractilen  Vacuolen  und  einem  fast  centralen  Nucleus.  Zur  Ruhe  gekom- 
mene eingehüllte  (encystirte)  Schwärmzellen  liegen  auf  der  Wasseroberfläche,  auf  welcher 
sie,  so  lange  diese  ruhig  ist,  einen  gelbbräunlichen  Staubanflug  bilden.  Die  kleinsten  dieser 
Staubkörperchen  sind  einzellig  und  kugelrund,  die  grösseren,  aus  zwei  bis  vielen  Zellen 
Zusammengesetzen  Körper,  sind  biscuit-wurst-  oder  perlschnurförmig.  Sie  entstehen  durch 
Zusammenfliesseu  der  einzelligen,  kugelrunden  Individuen. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  successive  Theilung  des  Zellinhaltes  in  2 
bis  8  Tochterzellen,  welche  innerhalb  einer  gemeinschaftlichen,  schleimigen  Hülle  liegen. 
Geschlechtliche  Fortpflanzung  beruht  wahrscheinlich  auf  Copulation  von  Schwärmzellen. 

12.  Ch.  Rosanowii  Wor.  ex  p.^)  Bot.  Zeitg.  1880  T.  IX.  [Chr.  Rosanowii 
a)  zz:  Chrysopyxis  bipes  Stein,  Monas  ochracea  Ehrb.,  Chrysomonas  ochracea  Stein  ex  p., 
Infus.  III.  T.  14.;  excl.  Chr.  Rosanowii  /3.  =:z  Dinobryon  ser- 
tularia  Ehrb.,  Monas  flavicans  Ehrb.,  Epipyxis  utriculus  Ehrb., 
Dinobryon  sociale  Ehrb.^)  Schwärmzellen  meist  kugelrund,  etwa 
5  bis  6  /[*  im  Durchmesser  ohne  Pigmentfleck.  Auf  der  Wasserober- 
fläche liegende,  zur  Ruhe  gekommene  Schwärmzellen  sind  von  einer 
deutlichen,  eng  anliegenden  Membran  umhüllt,  in  der  sie  sich  Fig.  7.  Chromophyton  Ro- 
auch  durch  wiederholte  Zweitheilung  vermehren.  So  wie  diese  sanowii  Wor.  Links  im  Zu- 
■HT      1  •      -vnr  •  j  r     Mii.  ..i.        j-     •         IM       Stande  des   Staubauöiiges, 

Membran  im  Wasser   wieder   aufquillt,    gerathen  die  innerhalb      rechts    eine   Schwärmzelle 

derselben  befindlichen  Schwärmer,    welche   früher  ruhig  waren,      desselben.  Vergr.  etwa  600. 
in  langsame  Bewegung,  um  nach  einer  Zeit  auf's  Neue  auf  der 
Wasseroberfläche  sich  zu  encystiren. 

Bildet  auf  der  Wasseroberfläche,  in  Wassergefässen,  Bassins  in  Gärten,  insbe- 
sondere in  Warmhäusern,  so  wie  auf  der  Wasseroberfläche  der  Moortümpel  und  Pfützen 
in  der  freien  Natur  einen  gelblichen  gold-  bis  braungelben  StaubanÜug  (6 — 9) ;  in  den 
Warmhäusern  (1 — 12). 


')  Siehe  dessen  „Om  Chrysopyxis  bipes  Stein  og.pinobryon  sertularia  Ehrb."  Öfver.  af 
kngl.  Vetens.  Akad.  Förnhandl.  Stockholm  1882,  und  „Über  Chromophyton  Rosauotfii  Woron" ; 
Sitzuugsber.  des  Botan.  Vereins  der  Provinz  Brandenburg,  1882. 

'^)  Vergl.  Woroniu's  Abhandlung  „Chromophyton   Rosanofii"    Bot.  Zeitung,   1880  Nr.  37. 

■•*;  Wille  hält  die  oben  beschriebene,  runde  Form  des  Chr.  Rosanowii  Wor.  für  Schwärm- 
zellen von  Chrysopyxis;  siehe  auch  dessen  Aufsatz  „Über  Chromulina- Arten  als  Palmellastadium 
bei  Flagellaten"  Botan.  Centralbl.  Bd.  XXIII.  Nr.  9.  Dagegen  Bütschli,  welcher  beide  Chromo- 
phytou-Formen  mit  der  Gattung  Chromulina  Cienk.  vereinigt  „Protozoa",  1884  p.  820.  und  Fisch 
[Untersuchungen  über  einige  Flagellaten,  1885.] 


30 


Syncrypta. 


So  in  "Wassergefässen  in  den  Warmhäusern  im  botan,  Garten,  häufig  auch  im 
Winter!  und  in  den  Bassins  im  Ananashause  und  in  den  daneben  liegenden  Warmhäusern 
im  gräflich  Kinsky'schen  Garten  am  Smichow  (im  Juli — August  1883 — 85!).  Kommt  auch 
encystirt  in  Moosblätteru  (meist  in  Sphagnumblättern)  ähnlich  wie  Chlorochytrium  oder 
Endosphaera  vor. 

V.  Familie.    Chrysomonadina.') 

Mehrzellige,  Familien  von  kugeliger  oder  elliptischer  Gestalt  bildende,  seltener 
einzellige,  frei  im  Wasser  herumschwärmende  Algen.  Zellen  kugelig,  länglich-elliptisch 
oder  spindelförmig  mit  zwei  gleich  langen  Cilien,  zwei,  selten  nur  einem,  braunem  oder 
grünlich-braunem,  den  beiden  Seitenrändern  anliegenden  plattenförmigen  Chromatophoren 
und  meist  mit  einem  Pigmentfleck  an  der  Geisseibasis  versehen.  Im  Hinterende  sind 
die  contractilen  Vacuolen,  fast  in  der  Mitte  des  Körpers  liegt  der  Nucleus.  Vermehrung 
durch  Längstheilung  der  Individuen  und  der  ganzen  Familien,  welche  öfters  auch  in  die 
einzelnen  Individuen  zerfallen. 


6.  Gattung.    Syncrypta  Ehrb.'') 

Die  kugelförmigen,  aus  2  bis  32  keilförmigen,  traubig  an  einander  gedrängten 
Zellen  bestehenden  Familien  sind  von  einer  dicken,  feinkörnigen  Gallerthülle  umgeben. 
Einzelne  Zellen  sind  mit  zwei  braunen  bandförmigen  Chromatophoren,  zwei  Pigmentflecken 
und  zwei  gleich  laugen,  die  Gallerthülle  durchsetzenden  Cilien  versehen. 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  unbekannt.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch 
Zweitheilung  der  Individuen,  welche  durch  Zerfallen  der  Familien  in  einzelne  Zellen  oder 
Loslösung  einzelner  Zellen  aus  dem  Verbände  der  Familie  frei  werden ;  solche  losgelöste 
Zellen  bleiben  entweder  beweglich  und  entwickeln  sich  durch  Theilung  zu  neuen  Familien, 
indem  die  Tochterzellen  mit  ihren  spitzen  Enden  mit  einander  in  Verbindung  bleiben ; 
oder  sie  sind  unbeweglich,  runden  sich  in  Gestalt  von  Ruhezellen  ab,  umgeben  sich  mit 
einer  gallertigen  Zellhaut  und  vermehren  sich  durch  Zweitheilung.  Die  Entwicklung  dieser 
Ruhezellen  zu  neuen  beweglichen  Familien  ist  direct  noch  nicht  beobachtet  worden. 


')  Diese  Phaeophyceen-Gruppe  correspondirt  mit  den  Volvocaceen  unter  den  chlorophyll- 
grünen Algen. 

*)  Denselben  branngelben  Farbstoif  wie  Syncrypta  und  Chroniophyton  enthalten  auch 
noch  einige  andere,  iu  Böhmen  von  Stein  beobachtete,  monadenartige  Wesen,  welche  dieser  Autor 
in  seinem  Werke  „Der  Organismus  der  Infusionsthiere,  III,  1.,  1878."  zu  den  Flagellaten,  mit  den 
beiden  oben  angeführten  [Syncrypta  volvox  und  Chrysomonas  ocliracea]  zählt.  Es  sind  namentlich 
Chrysonionas  flavicans  Stein,  T.  13.  (Monas  flavicans  Ehrb.),  Uroglena  volvox  Ehrb.,  T.  13,  Synura 
uvella  Ehrb.,  Microglena  punetifera  Ehrb.,  T.  13,  Stylochrysalis  parasita  Stein,  T.  14,  u.  a.  Die 
Gattung  Chrysopyxis  verknüpft  die  C!hrysomonadinenStein's  mit  den  Chlamydomonaden,  von  welchen 
sie  sich  fast  nur  durch  die  fest  sitzende  Hülse  und  die  brauneu  Pigmentbänder  unterscheidet. 
Auch  die  Gattung  Ilymenomonas  (H.  roseola  Stein,  T.  14)  nähert  sich  sehr  den  Chlamydomonaden. 
Der  olivenbraune  oder  grünbraune  Farbstoif  ist  aber  auch  bei  den  Cryptoraonaden  Stein's  (C.  erosa 
Ehrb.,  C.  ovata  Ehrb.  u.  a.),  ähnlich  wie  bei  den  Ghrysomonaden  in  2  seitlichen  Längsbänderu 
vertheilt  (Stein,  Infus.  III.  Abth.  1.  Bd.  p.  1.53). 

Dass  die  olivenbraunen  Cryptomonaden,  die  braunen  Dinobryinen  und  Ghrysomonaden 
Stein's  mit  demselben  Rechte  wie  die  Volvocineen  und  Chlamydomonaden  unter  die  Algen  auf- 
genommen werden  müssen,  hat  zuerst  Schmitz  „Die  Chromatophoren  der  Algen  1882  p.  13"  be- 
hauptet. Auch  Bütschli  hat  diese  Organismen  „wegen  ihrer  holophytischeu  Ernährungsweise" 
sowie  deshalb,  dass  sie  „die  innigsten  Beziehungen  zu  einer  Reihe  einzelliger  Algen  darbieten" 
von  anderen  Flagellaten  separirt,  und  sie  zu  der  Gruppe  der  Pflanzen-Flascellaten  „Phytomastigoda" 
vereinigt  [vergl.  Bütschli's  „Flagellata"  in  Broun's  Klassen  u.  Ord.  des  Thierreiches,  1884  p.  832J. 

Auch  den,  braune  Farbstoftträger  (Chromatophoren)  enthaltenden,  Süsswasser-Peridineen, 
welche  Klebs  „Die  Peridinecn  des  süssen  Wassers,  1883"  und  Warming  (iu  Vidensk.  Medd.  Kopen- 
hagen, 187.0)  für  Pflanzen  erklärt  liaben,  wäre  folgerichtig  unter  den  Phaeophyceen,  und  zwar  neben 
den  Chrysomonadinen  der  Platz  anzuweisen. 


Synorypta  —  Fhaeothaixinion.. 


31 


13.  S.  volvox  Ehrb.  (Synura  volvox  (Ehrb.) 
Krch.  Algen  v.  Schlesien  p.  89.')  Steiu's  „Infusor." 
III.  1  Tab.  13.  Zellen  mit  braunen  Pigmentplatten 
von  der  Farbe  des  Endochroms  der  Diatomaceen; 
Familien  kugelig  oder  oval  von  traubigem  Ansehen, 
etwa  22  bis  51  (i  im  Durchmesser.  Veget.  Zellen 
17  /w  laug,  13  bis  14  ft  breit;  ruhende  Zellen  mit 
Gallerthülle  10  fi,  ohne  diese  etwa  5  (i  dick.  In 
stehendem  Wasser,  in  Gräben  und  Teichen,  Torf- 
moren  u.  ä.  So  in  der  Umgegend  von  Prag  (Stein), 
bei  Pilsen  (Hora  „Flora  von  Pilsen"  p.   12). 


Fig.   8.     Syucrypta  volvox  Ehrb.     Eine 
mehrzellige  Kolonie.    Verg.  etwa  SOOmal. 


VI.  Familie.    Phaeothamnieae. 

Thallus  mehrzellig,  büschelartig  verzweigt,  festsitzend.  Vegetative  Zellen  cilienlos, 
mit  parietalen  plattenförmigen  braun-  oder  olivengrünen,  Pyrenoide  und  Stärke  nicht  ent- 
haltenden, Chromatophoren. 

Vermehrung  durch  zweiwimperige  Schwärmzellen,  welche  meist  zu  zweien  in  einer 
den  vegetativen  gleichartigen,  blos  etwas  grösseren  Muterzelle  entstehen,  aus  welcher  sie 
durch  eine  runde  in  der  Zellwand  entstehende  Öffnung  ausschlüpfen.  Nachdem  diese 
Schwärmzellen  eine  Zeit  lang  unbeweglich  in  einer  gemeinsamen  Hülle  ausserhalb  der 
Mutterzelle  liegen  blieben,  beginnen  sie,  sich  mit  ihren  Cilien  peitschend  zu  bewegen. 
Nachdem  diese  Schwärmzellen  zu  schwärmen  aufhören,  keimen  sie  ohne  vorhergehende 
Copulation  und  Zygotenbildung. 

Die  Zellen  des  Palmellastadiums  sind  von  einer  ziemlich  dicken,  nur  wenig  ver- 
schleimten Membran  umgeben  und  theilen  sich  in  allen  Richtungen  des  Baumes. 


7.  Gattung.   Phaeotharauion  Lagerh.^') 

Thallus-  büschelförmig,  klein,  monopodienartig  verzweigt,  auf  anderen  Algen  fest- 
sitzend. Die  unteren  Zweigchen  fast  horizontal  ausgebreitet,  die  oberen  mehr  aufrecht 
abstehend.  Vegetative  Zellen  einförmig  oder  cylindrisch;  Endzeilen  stumpf  abgerundet 
oder  zugespitzt;  Basalzelle  hemisphärisch,  unten  scheibenförmig  erweitert.  Zellmembran 
dünn,  hyalin.  Zoogonidien  durch  Zweitheillung  des  Zellinhates  in  intercalar  aus  vegeta- 
tiven Zellen  sich  bildenden  Gonidangien  entstehend,  ohne  Pigmentfleck ;  sonstige  Merkmale 
wie  bei  der  Familie. 

14.  Ph.  confervicolum  Lagerh.  „Über  Phaeotha- 
mnion"  Tab.  I.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  608!  Ve- 
getative Zellen  6  bis  10  |W  lang,  4  bis  8  f*  breit,  die  End- 
zellen 6  bis  12  (i  lang,  4  bis  8  /»  breit,  die  Basalzelle  .5 
bis  6  fi  lang,  etwa  9  fi  breit.  Gonidien  (Zoosporen)  4  bis 
5  ^  im  Durchmesser.  Gonidangien  (Zoosporangien)  wie  die 
veget.  Zellen.  Palmellaartige  Zellen  etwa  4  ft  im  Durchm. 
Sonstige  Charaktere  wie  bei  der  Gattung. 

Bildet  kleine    etwa  80  ^  hohe,    büschelförmig  ver- 
zweigte, auf  Cladophora,  Vaucheria  und   anderen  Fadenalgen      links  eine' Schwärmzelle  des- 
festsitzende,   Stöcke  von  braungrüner  Farbe.  selben   (etwa   öOOmal  vergr. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Teichen,   Gräben 


Fig.  9.  Phaeothamnion  con- 
fervicolum Lagerh.  Rechts  ein 
junges,  noch  wenig  verzweigtes 
Exemplar  (etwa250mal  vergr.), 


*)  H.  Prof.  Dr.  0.  Kirchner  hatte  die  Güte  mir  brieflich  mitzutheilen,  dass  seine  Synura 
volvox  Ehrb.  =  Syncrypta  volvox  Ehrb.,  welche  letztere  er  mit  der  Gattung  Synura  vereinigt  hat, 
da  seiner  Meinung  nach  ein  generischer  Unterschied  zwischen  diesen  beiden  Gattungen  nicht  existire. 

^)  Siehe  Lagerheim's  Abhandlung  „Über  Phaeothamnion"  Bihang  tili.  k.  vet.  akad.  hand- 
lingar,  1884  Bd.  9.  Nr.  19. 


32 


Hydrurus. 


u.  a.  (5 — 9).     So    in    den  Schanzgräbeu    hinter    dem   gewesenen    Kornthor   in  Prag,    im 
Frühling  1884! 

YII.  Familie.    Hydrureae. 

Der  Thallus  dieser  agamen  braunen  Algen  besteht  aus  einer,  durch  Zusammen- 
fliessen  der  verschleimten  Zelhvände  entstandenen,  gemeinsamen  Gallerte,  in  welcher  mehr 
oder  weniger  kugelige  oder  länglich  ellipsoidische,  im  Alter  öfters  spindelförmig  in  die 
Länge  gezogene,  plasmatische  Zellen  nisten.  Die  letzteren  bestehen  aus  farblosem  Plasma 
und  enthalten  ein  braun,  seltener  olivengrün  gefärbtes,  plattenförmiges  Chromatophor  und 
einen  Zellkern.  Anstatt  der  Stärke  sind  in  den  Zellen  als  Assimilationsproduct  ölartige 
Tröpfchen  enthalten.^) 

Die  Vermehrung  geschieht  durch  tetraödrische,  an  den  Ecken  mit  kurzen  stachel- 
artigen Auswüchsen  versehene  Sporen,  welche  aus  den  vegetativen  plasmatischen  Zellen 
entstehen,  durch  Zertiiessen  der  umhüllenden  Gallerte  frei  werden,  sich  frei  bewegen 
oder  bewegungslos  liegen  bleiben  und  durch  später  eintretende  Theilung  zu  neuen  Pflänzcheu 
heranwachsen. 


8. 


Gattung. 


Hydruriis  Ag. 


Zellen  kugelig  oder  länglich-elliptisch,  locker  an  einander  gereiht  mit  dicken, 
gallertigen  zusammentliessenden  Hüllmembranen,  einen  bis  fusslangen,  wurm-  oder  röhren- 
förmigen, oft  reichlich  verzweigten,  fest  gewachsenen  gallertigen  oder  knorpeligen  und 
elastischen  Thallus  bildend.  Theilung  in  einer  Richtung  des  Raumes.  Vermehrung  durch 
tetraedische  Sporen,  welche  nach  Klebs  (Bot.  Zeitg.  1882  p.  684)  auch  deutliche  Be- 
wegungen zeigen. 


15. 
in  Rozprawy 


H.  foetidus 
akad 


(Vill.)    Krch. 
umiej.    1883    T.  2. 


(H.  penicillatus  Ag.)  Rostafiriski  „Hydrurus"   etc. 
Wittr.    et  Nordst.  Alg.    exs.    Nr.  241 !     Thallus 


knorpelig  oder  gallertig,  elastisch,  am  Grunde  mit  einer  konischen 
Scheibe  versehen,  angewachsen,  2  cm  bis  2'5  dem  lang  (seltener 
noch  länger),  solid,  im  Alter  röhrig-cylindrisch, 
oberwärts  verbreitet  und  meist  pinselförmig  ver- 
ästelt, am  unteren  Ende  einfach.  Aeste  wie  der 
Hauptstamm  mit  kleineu,  haarförmigen  Aestchen, 
bald  mehr,  bald  weniger  dicht  besetzt,  bald  ganz 
nackt,  von  brauner  oder  braungrüner  oder  grün- 
licher Farbe  -)  und  eigenthümlichem  Geruch. 
Zellen  meist  6  bis  10  /w  dick,  jung  kugelig  oder 
elliptich,  1  bis  lV2mal  so  lang  als  dick,  im 
Alter  auch  lang-spindelförmig  und  mehrmal  so 
lang  als  dick. 

a)  'penicillatus  (Ag.)  Krch.  (H.  peni- 
cillatus Ag.)  Tab.  phycol.  I.  T.  33.  Thallus 
5  cm  bis  fast  3  dem  lang,  am  Grunde  einfach, 
weiter  oben  reichlich  verästelt,  im  Alter  röhrig ; 
Aeste  schlank  wie  der  Hauptstamm,  mit  dünnen  kurzen  Zweigchen 
besetzt,  von  satt-  oder  olivengrüner  Farbe. 

h)  irregidaris    (Ktz.)    Rbh.  (H.  irregularis    Ktz.)    Tab.    phycol.  T.  34. 
bis  8  seltener    bis   16  cm    lang,    gallertig,    unregelmässig,    verzweigt, 


Fig.  1 0.  Hydrurus 
foetidus  (Vili.)  Krch. 
a)  penicillatus  (Ag.) 
Krch.  Eiu  kleineres 
Exemplar  in  natür- 
licher Grösse. 


dicht 


Fig.  11.    Ein  Stück- 
chen eines  Astes  der- 
selben    Alge     etwa 
250mal  vergr. 


olivengrün 


Thallus 
oder 


*)  Nach  Rostafinski  sind  diese  ölartige  Tröpfchen  bei  allen  echten  Phaeophyceen  zu  finden. 

^)  Der  olivengrüne  Farbstoff  der  Hydruruszellen  kann  unter  gewissen  Umständen  auch 
in  einen  fast  blutrothen  übergehen,  wie  ich  an  einigen  von  Pilzen  inficirten  Hydrurus-Exemplaren 
aus  dem  Riesengebirge  beobachtet  haho.  (Belege  bewahre  ich  auch  in  meinen  mikroskoj)ischeu 
Präparaten). 


Lithoderma.  33 

bräunlich  bis  scbwärzlicli  braun.  Aeste  an  den  Enden  verdickt,  die  oberen  oft  pinsel- 
förmig zerschlitzt,  meist  ohne  haarförmige  Zweigchen. 

c)  Duchizelä  (Ag.)  Rbh.  (H.  Ducluzelii  Ag.)  Tab.  phycol.  I.  T.  34.  Thallus 
bis  über  2  dm  lang,  wenig  oder  gar  nicht  verzweigt,  Hauptstamm  von  der  Basis  bis  zur 
Spitze  blos  mit  haarförmigen  Aestchen  besetzt,  schmutzig  olivengrün  oder  bräunlich. 

In  schnell  fliessenden,  reinen  Gebirgsbächen,  insbesondere  unter  den  Wasserfällen, 
seltener  auch  in  Flüssen  auf  Steinen,  Hölzern  etc.  angewachsen;  in  höheren  Gebirgs- 
regiouen  stellenweise  häutig  (5 — 10). 

So  im  Bache  bei  Jemnik  nächst  Jung-Bunzlau  (a) !,  in  einem  Bache  bei  Eisen- 
brod  (a),  in  der  Desse  bei  Tannwald  (b)!  b)  im  Riesengebirge  ziemlich  verbreitet:  so 
bei  der  Spindelmühle,  in  den  Siebengründen,  unter  dem  Pantschefall,  in  grösster  Menge 
aber  unter  dem  Elbfall!  auch  an  mehreren  Stelleu  in  Gräben  auf  der  Eibwiese  (auch 
var.  flavesceus  nach  Opiz),  im  Aupagrunde  u.  a.  (Krch.  Alg.  p.  107).  Im  böhm.  Erz- 
gebirge (var.  Ducluzelii  Rbh.  Kryptfl.  p.   134.). 

III.  Ordnung.   Phaeozoosporeae. 

Thallus  vielzellig,  polsterförmig,  haut-  oder  krusteuartig,  olivenbrauu,  bis  braun- 
schwarz, seltener  olivengrün  oder  olivengelb,  aus  freien,  verzweigten  Gliederfäden  oder  aus 
parenchymatischem  Gewebe  bestehend. 

Fortpflanzung  durch  Schwärmzellen  (Schwärmsporen),  welche  sich  meist  in  ein- 
fächerigen (unilocularen)  Gonidangien  (Zoosporangien)  entwickeln,  deren  Inhalt  direct  in 
eine  Anzahl  Schwärmzellen  zerfällt,  welche  aus  einem  Riss  am  Gonidangium,  in  Gallerte 
eingebettet,  gemeinsam  entleert  werden.  Schwärmzellen  sind  ei-  oder  birnförmig,  mit 
farbloser  Spitze  und  braunem  Hinterende,  vor  welchem  ein  seitlicher,  grosser,  rotlier 
Pigmentfleck  sich  befindet,  mit  zwei  ungleich  langen  Cilien  versehen,  welche  seitlich  an 
der  Basis  der  farblosen  Spitze  inserirt  sind.  Die  längere  von  diesen  Cilien  ist  nach  vorn 
gerichtet  und  dient  als  Bewegungsorgan,  die  zweite,  kürzere  wird  nachgeschleppt.  Nachdem 
die  Schwärmzellen  zur  Ruhe  gekommen  sind,  scheiden  sie  eine  Membran  aus  und  ent- 
wickeln sich  zur  neuen  Pflanze,  ohne  früher  zu  copuliren.  Der  geschlechtlichen  Ver- 
mehrung dienende  Organe  sind  bei  den  in  Böhmen  verbreiteten  Phaeozoosporeen  nicht 
konstatirt  worden. 

YIII.  Familie.    Lithodermaceae.^j 

Thallus  krusten-  oder  lederartig,  mehr  oder  weniger  ausgebreitet,  aus  einem  pa- 
renchymatischen  Gewebe  vertikaler  Zellenreihen  gebildet.  Einfächerige  Gonidangien  ent- 
stehen auf  der  Thallus-Oberfläche  unmittelbar  aus  den  Zellen  der  Oberfläche.  Sonstige 
Merkmale  wie  bei  der  Ordnung. 

9.  Gattung.   Litho derma  Aresch. 

Thallus  haut-  oder  krustenartig,  horizontal  ausgebreitet,  mit  der  ganzen  Unter- 
fläche dem  Substrat  fest  angewachsen,  aus  mehreren,  über  einander  liegenden,  zu  einem 
parenchymatischen  Gewebe  verwachsenen  Zellenreihen  bestehend,  welche  an  ihrem  Vor- 
derende fortwachsen.  Gonidangien  (Zoosporangien),  oval  oder  fast  birnförmig,  einfächerig, 
durch  Umwandlung  der  Oberflächenzellen  entstehend.  Vermehrung  durch  Schwärmzellen, 
Avelche  ohne  vorhergegangene  Copulation  einen  Keimschlauch  treiben,  dessen  weitere  Ent- 
wickelung  noch  nicht  verfolgt  wurde. 

16.  L.  fluviatile  Aresch.  Nova  acta  reg.  soc.  scient.  upsal.  1876  p.  24.  a)  ge- 
münnm  (Aresch.)  nob.  Thallus  winzig  klein,  mit  blossem  Auge  schwer  sichtbar,  eine 
dünne,    fest    angewachsene    olivenbraune    oder   braunschwarze,    an    der  Oberfläche    glatte 


■)  Hoffentlich  wird  auch  der  einzige  Repräsentant  einer  zweiten  Süsswasser-Phaeozoo- 
sporeen-Gattung  Pleto-odadia  lacustris  A.  Br.,  Rbh.  Flora  europ.  alg.  HI.  p.  394,  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  601  in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 


34 


Libhoderma. 


einander 


Kruste   bildend.      Zellen    in    5    bis    6  vertical    an 
Thallus-Oberfläche    fast  rectangulär    und    daselbst  zu 

geordnet;  sonstige  Merkmale 


bogenförmig 


Fig.  12.  Lithoderma  foutanum 
Flah.  Längsschnitt  durcli  einen 
zwei  Gonidangien  tragenden 
Tlieil  des  Thallus.  Ein  Go- 
nidangium  vor,  das  zweite  nach 
der  Entleerung  der  Gonidien; 
rechts  eine  Schwärmzelle. 
Vergr.  etwa  550. 


bis 

aus 
ge- 
des 


Exemplaren ;  in  den  Dessewasserfällen  bei  Tannwald, 
in  der  böhm.  Schweiz! 


gereihten  Schichten,    an  der 
verlaufenden  Zellreihen 
wie  bei  b).') 

h)  fontannm  (Flah.)  nob.  (L.  fontanum  Flah.)  Sur 
le  Lithoderma  fontanum  -)  Tab.  1.  Thallus  krusten-  oder 
fast  lederartig,  wenig  erhaben,  öfters  ziemlich  ausgebreitet 
und  5  bis  15  cm  im  Durchmesser,  von  olivenbrauner 
braunschwarzer  Farbe,  fest  sitzend,  meist  ausgerandet, 
15  bis  20  vertikal  an  einander  gereihten  Zellschichten 
bildet.  Zellen  zu  radial  gestellten,  an  der  Oberfläche 
Thallus  parenchymatisch  mit  einander  verwachsenen  Zell- 
reihen geordnet,  Gonidangien  (Zoosporangien)  einfächerig, 
durch  Umwandlung  der  Endzellen  der  Fäden  an  der  Ober- 
fläche des  Thallus  entstehend,  sitzend  oder  mit  sehr  kurzem 
Stiel  eben  versehen,  12  bis  16  Schwärmzellen  enthaltend. 
Vegetative  Zellen  6  bis  12  (U  dick,  1  bis  2mal  so  lang 
meist  mit  einem  gelbbraunen  Farbstoif. 

Auf  Steinen,  Felsen,  Muscheln  in  schnell  fliessenden 
kleineren  Flüssen,  Bächen,  Quellen  bloss  in  höheren  Gebirgs- 
regionen  (1 — 12).  So  in  einem  Bache  bei  Eisenbrod  mit 
Hildenbraudtia    rivularis    Ag.    in    vollkommen    entwickelten 

in  einem  Bache  nächst  Prebischthor 


III.  Klasse.    Chloropliyceae  (Chloropliyllopliyceae  Rbh.). 

Chlorophyllgrüne  Algen,  die  in  dem  plasmatischen  Inhalte  ihrer  Zellen  reines 
Chlorophyll  enthalten.  Der  chlorophyllgrüne  Farbstoff,  welcher  im  Wasser  unlöslich  ist, 
im  reinen  Alkohol  dagegen  sich  leicht  auflöst,  ist  in  den  Zellen  dieser  Algen  an  bestimmt 
abgegrenzte  Plasmakörper,  sogen.  Chlorophoren  gebunden  und  niemals  gleichmässig  im 
Cytoplasma  vertheilt.') 

Der  Thallus  der  Süsswasser-Chloropliyceen  ist  einzellig  oder  mehrzellig.  Mehr- 
zellige Chlorophyceen  bestehen  aus  einfachen,  unverzweigten  oder  verzweigten,  fadenför- 
migen oder  einschichtigen,  flächenförmigen,  meist  häutigen  oder  röhrenförmigen  Thallomen. 
In  dem  protoplasmatischen  Zellinhalte  sind  durch  Chlorophyll  gefärbte  und  in  verschie- 
denen Formen  ausgebildete  Chromatophoreu  (Chlorophoren)  in  Einzahl  oder  Mehrzahl 
enthalten.  *) 


^)  Da  die  von  mir  bei  Eisenbrod  gesammelten,  meist  winzig  kleinen,  Exemplare  einer 
Lithoderraa-Eorm,  welche  ich  ihrer  SubtiMtät  und  Dünnheit  wegen  für  Lithoderma  tluviatile  Aresch. 
halte,  in  ihrer  anatomischen  Struktur  mit  den,  vom  H.  Prof.  Flahault  mir  gütigst  zugesandten, 
frischen  und  trockenen,  Orig.-Exemplaren  seines  Lithoderma  fontanum  vollkommen  übereinstimmen 
(mit  Ausnahme  ihrer  geringeren  Grösse  und  Dicke),  so  habe  ich  diese  beiden  Lithoderma-Formen 
zu  einer  einzigen  Art  zu  vereinigen  mir  erlaubt. 

2)  Bull,  de  la  Soc.  botan.  de  France,  XXX,  1883. 

=*)  Vergl.  auch  Schmitz's  „Die  Chromatophoreu  der  Algen",  1882  p.  5. 

'')  Nur  bei  einigen  Algenarten  aus  dieser  Klasse  ist  der  Zellinhalt  nicht  chlorophyllgrün, 
sondern  blutrotli,  z.  13.  bei  Sphaerella  (Haematococcus),  rothbraun,  z.  B.  bei  Trentepohlia  umbrina 
(Chroolepus  umbrinum),  Protococcus  Coccoma  u.  a.,  orange-  bis  mennigroth,  z.  B.  bei  Pleurococcus 
miniatus,  Palmella  miniata  u.  a.  gefärbt.  Dieser  mehr  oder  minder  vollständig  roth  gefärbte  Zell- 
inhalt verschiedener  Chlorophyceen  aus  den  Gattungen  Pleurococcus,  Palmella,  Sphaerella  (Haema- 
tococcus), Trentepohlia  (Cln-oolepus)  u.  a.  [auch  in  den  Sporen  von  Oedogonium,  Bulbochaete, 
Sphaeroplea,  Volvox  u.  a.  Chlorophyceen  kommt  ein  rother  Farbstoff  vor]  kommt  dadurch  zu 
Stande,  dass  kleine  rothe  Schleimkugeln,  für  welche  Cohn  den  Namen  Haematochrom  vorgeschlagen 
liat,  im  Protoplasma  der  Zellen  sich  anhäufen  und  die  chlorophyllgrün  gefärbten  Chromatophoreu 
tlieilweise   oder  vollständig  verdecken   und   unsichtbar  machen.     [Siehe  auch   Schmitz  1.  c.  p.  7). 


35 

Vermehrung  1)  ungeschlechtlich,  2)  geschlechtlich.  Ungeschlechtliche  Vermehrung 
iu  den  einfachsten  Fällen  durch  Zweitheilung  der  ganzen  Mutterpflanze;  bei  der  weitaus 
überwiegenden  Zahl  der  im  Wasser  lebenden  Chlorophyceen  findet  aber  die  ungeschlecht- 
liche Vermehrung  durch  Schwärmzellen  oder  Zoogonidien  (Zoosporen)  statt.  Diese  Chloro- 
phyceen-Zoogonidien  sind  in  der  Grösse,  Gestalt,  Zahl  und  Insertion  der  Cilien  sehr 
mannigfaltig.  Wenn  bloss  zwei  Cilien  vorhanden  sind,  so  stehen  sie  stets  auf  der  Spitze 
der  Zelle  oder  des  Schnabels  (nicht  wie  z.  B.  bei  den  Phaeozoosporeen  unter  der  Spitze). 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  erfolgt  durch  bewegungslose  Zygoten,  welche  direct 
aus  der  Verschmelzung  membranloser  Gameten  hervorgehen.  Gameten  sind  entweder  gleich- 
gestaltet (Isogaraeten)  oder  es  sind  weibliche  und  männliche  Gameten  (Eier  und  Sper- 
matozoiden)  durch  Grösse,  Gestalt  etc.  von  einander  verschieden.  Der  Befruchtungsakt, 
dessen  Product  die  Zygote  (Zygospore,  Oospore)  ist,  tritt  bei  den  Algen  aus  dieser  Klasse 
iu  dreifacher  Form  auf:  1.  Als  eine  Copulation  schwärmender,  habituell  vollständig  mit 
einander  überreinstimmender  Befruchtungszellen  (Planogameten),  deren  Verschmelzung  stets 
noch  während  des  Schwärmzustandes  dieser  gleichgestalteten  Gameten  erfolgt  [sog.  isogame 
Befruchtung] ;  2.  als  Befruchtung  ruhender  Eizellen  durch  schwärmende  Spermatozoiden, 
die  in  der  Piegel  viel  kleiner  als  jene  sind  [sog.  oogame  Befruchtung] ;  8.  als  eine  Co- 
pulation zweier  nicht  schwärmender,  meist  gleich  grosser  Gameten  (Aplanogameten). 

Übersicht  der  Ordnungen. 

IV.  Ordnung.    Confervoideae.*) 

Thallus  mehrzellig  von  haarartiger,  büscheliger,  selten  häutiger  Gestalt.  Zellen  einreihig 
zu  gegliederten,  uuverzweigten  oder  verzweigten  Fäden  vereinigt  oder  mehrreihig  zu  band-,  flächeu- 
oder  röhrenförmigen  Zellschichten  verwachsen.  Chlorophyll  meist  in  breiten  Chlorophyllplatten 
oder  Eingen  (Sphaex'oplea),  die  innen  der  Zellwand  anliegen,  vertheilt;  seltener  ist  der  Zellinhalt 
scheinbar  gleichmässig  grün  gefärbt  oder  mit  Stärkekerneru,  Oel-  und  Fetttröpfchen,  Schleimkugeln 
u.  a.  so  vollgepfropft,  dass  die  Conturen  der  Chlorophoreu  dadurch  vollständig  verdeckt  und  un- 
kenntlich werden.-)  Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Zerfallen  der  Fäden  in  mehrere  Theile 
(Fragmentirung),  durch  schwärmende  Gonidien  (Zoogonidien,  Zoosporen)  und  durch  Dauerzellen 
(Akineten,  Aplanosporen).  Zygoten  durch  Planogameten-Copulatiou  und  Ei-Befruchtung  entstehend. 

V.  Ordnung.     Siphoneae. 

Thallus  bloss  aus  einer,  mehrere  mm  grossen,  schlauchförmigen  oder  kleine  Bläschen 
darstellenden,  vielfach  verästelten,  vielkörnigen  Zelle  gebildet,  in  welcher  in  einer  wandständigen 
Protoplasmaschicht  zahlreiche,  scheibenförmige  Chromatophoren  enthalten  sind.  Zygoten  gehen 
aus  der  Copulation  von  Planogameten  oder  aus  Ei-Befruchtung  hervor. 

VI.  Ordnung.    Protococcoideae. 

Thallus  einzellig.  Zellen  von  mikroskopischen  Dimensionen  [nur  bei  Hydrodictyon  grösser 
(makroskopisch)  cylindrisch  und  netzartig  unter  einander  verbunden],  einzeln  oder  zu  Familien 
von  verschiedener  (nie  aber  von  echt  fadenförmiger)  Gestalt  verbunden.  Chlorophyll  wie  bei  den 
Confervoideen  an  besonders  ausgeformte,  meist  scheibenförmige,  waudständige  ChromatoplKn'en 
gebunden.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  vegetative  Zweitheilung  der  Zellen  und  durch 
schwärmende  Gonidien  (Zoogonidien).  Zygoten  durch  Planogameten-Copnlation  oder  durch  Ei- 
Befruchtung  entstehend. 


Dass  dieser  rothe  Farbstoff,  welchen  ich  auch  iu  den  vegetativen  Zellen  einiger  Oedogonium-Arten, 
deren  P'äden  durch  Austrocknung  des  Wassers  längere  Zeit  an  der  Luft  vegetirten,  vorgefunden 
habe  [eine  roth  gefärbte  Bulbochaete-Art  aus  Böhmen  hat  schon  früher  Corda  unter  dem  Namen 
B.  purpurea  in  Sturm's  Deutsch.  Flora,  IL  Abth.,  30—81  Heft  beschrieben  und  abgebildet],  von 
dem  Rhodophyll  der  Florideen,  wie  auch  von  der  purpurnen  Modifikation  des  Phycochroms  einiger 
Schizophyceen  durchaus  verschieden  ist,  zu  dem  Chlorophyll  aber  in  nächster  Beziehung  steht, 
hat  schon  Colin  nachgewiesen.  [Siehe  dessen  „Beiträge  zur  Physiologie  der  Phycochromaceeu  und 
Florideen",  Archiv  für  mikroskop.  Anatomie,  1867  p.  44]. 

')  Die  von  einigen  Algologen  zu  den  Chlorophyceen,  und  zwar  als  deren  höchst  orga- 
nisirte  Ordnung,  gezählten  Characeen,  welche  durch  ihren  complicirten  Bau,  ihre  Befruchtuugs- 
orp;ane  etc.,  mit  den  echten  Thallophylen  nicht  ganz  übereinstimmen,  beabsichtigt  ein  anderer,  mit 
diesem  Pflanzen  seit  längerer  Zeit  sich  beschäftigende  Prager  Botaniker  monographisch  zu  bearbeiten. 

-)  So  z.  B.  in  den  sog.  Dauerzellen  (Akineten,  Aplanosporen),  Zygoten  und  anderen 
ruhenden  Zellen  der  Chlorophyceen. 

3* 


36 

VII.  Ordnung.     Conjugatae. 

Mikroskopisch  kleine,  einzellige  oder  makroskopische  confervenartige,  unverzweigte  Algen, 
deren  Zellen  einzeln  oder  zu  fadenförmigen  Familien  vereinigt  leben.  Chlorophyll  in  geraden  oder 
spiraligeu  Bändern,  axileu  Platten  oder  paarigen  sternförmigen  Körpern.  Geschlechtliche  Fort- 
pflanzung durch  Zygoten,  welche  durch  Copulation  von  Aplanogameten  entstehen.  Ungeschlechtliche 
Vermehrung  durch  vegetative  Zweitheiluug  der  Zellen.  Sch^yärmzellen  nicht  vorhanden. 

IV.  Ordnung.    Confervoideae  (Nematopliyceae). 

Die  Confervoideen  sind  vielzellige  chlorophyllgrüne  Algen,  deren  Thallus  aus 
uuverzweigteu  oder  verzweigten,  fadenförmigen  einfachen  Zellreihen,  oder  band-,  röhren- 
und  flächenförmigen  Zellschichten  oder  hautartigen  und  haarförmigen  Zellkörpern  besteht. 
Das  Chlorophyll  ist  in  besonders  ausgeformten  Chlorophoren  enthalten,  seltener  ist  es 
scheinbar  gleichmässig  im  ganzen  Zellplasma  vertheilt. 

Vermehrung  geschlechtlich  oder  ungeschlechtlich.  Geschlechtliche  Fortpflanzung 
erfolgt  bei  den  sogen,  oogamen  Confervoiden,  an  welchen  besondere  Geschlechtsorgaue, 
Oogonien  und  Antheridien,  entwickelt  sind,  durch  Befruchtung  der  Oosphaeren  durch 
schwärmende  Spermatozoiden.  Das  Product  der  Copulation  dieser  Gameten  sind  die 
Zygoten  (Oosporen).  Bei  den  übrigen  sogen,  isogamen  Confervoiden  wurde  bisher  bei 
den  meisten,  z.  B.  bei  Cladophora,  ülothrix,  Trentepohlia  (Chroolepus),  Stigeoclonium  u.  a. 
die  Copulation  von  gleichgestalteten  Schwärmzellen  (Planogameten)  beobachtet,  bei  einigen 
anderen  ist  aber  die  Planogameten-Copulation  noch  nicht  direct  nachgewiesen  worden, 
doch  lässt  sich  aus  anderen  Gründen  annehmen,  dass  sie  sich  in  ihrer  Fortpflanzung  den 
oben  angeführten  isogamen  Confervoiden  gleich  verhalten.  Ungeschlechtliche  Fortpflanzung 
erfolgt  durch  neutrale  Schwärmzellen  (Zoogonidien),  welche,  wie  die  geschlechtlichen  Ga- 
meten, aus  dem  Inhalte  aller  vegetativen  Thalluszellen  entstehen  können  oder  in  beson- 
deren, von  den  vegetativen  abweichend  geformten  Gametangien  (Sporangien)  entwickelt 
werden.  Viele  Confervoideen  vermehren  sich  auch  unter  gewissen  Umständen  durch  un- 
bewegliche, neutrale  (ungeschlechtliche)  Fortpflanzungszellen,  sogen.  Dauersporen  oder  Ruhe- 
sporen  (Hypnosporen),  welche  entweder  ohne  einen  eigenen  Zellbildungsprocess  gebildet 
werden  [sogen.  Akineten]  oder  erst  durch  einen  solchen  Process  zur  Ausbildung  gelangen, 
[sogen.  Aplanosporen].  Sowohl  von  Akineten  wie  von  Aplanosporen  gibt  es  zweierlei 
Formen :  1)  solche,  die  unmittelbar  nach  ihrer  Bildung,  und  2)  solche,  die  erst  nach 
einem  vorhergehenden  Ruhestadium  auskeimen.  In  jenem  Falle  übernehmen  sie  die 
Function  der  Zoogonidien,  die  Zahl  der  Individuen  zu  vermehren,  in  diesem  aber  erhalten 
sie  wie  die  Zygoten  die  Art  aufrecht. 

Die  meisten  Confervoiden  können  auch  in  lauter  Protococcus-,  Palmella-  etc.  artige 
Zellen  zerfallen,  resp.  sie  sind  im  Stande  in  ein  einzelliges  Palmella-  (Zoogloea-)  Stadium  zu 
übergehen  uud  sich  auch  in  diesem  Stadium  (in  Coccen-  Thece-  u.  a.  Zuständen)  durch 
fortschreitende  Theilungen  der  Zellen  oder  durch  Bildung  von  Schwärmzellen  weiter  zu 
vermehren. 

Übersicht  der  Familien  der  Confervoiden. 

I.  Unterordnung.    Oogameae. 

Oogonien  und  Antheridien  vorhanden.  Aus  der  durch  frei  bewegliche  Spermatozoiden 
befruchteten  Oosphaere  entwickelt  sich  eine  Zygote  (Oospore),  welche  sich  mit  einer  dicken  Haut 
umgil)t  und  zur  Dauerzelle  wird. 

Neben  der  geschlechtlichen  ist  auch  ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  neutrale  Schwärm- 
zellen  (Zoogoniden)  und  unbewegliche  Dauerzellen  vorhanden. 

IX.  Familie.    Coleochetaceae. 

Büschelförmig  verzweigte  oder  flach  ausgebreitete  und  meist  zu  flachen  Scheiben  unter- 
einander verwachsene,  mit  der  ganzen  Unterfläche  dem  Substrate  fest  aufgewachsene,  verästelte 
Zellreihen  mit  Oogonien  und  Antheridien  [blos  bei  Herposteiron  (Aphanochaete)  sind  diese  Organe 
der  geschlechtlichen  Befruchtung  noch  nicht  nachgewiesen  worden].  Oogonien  mit  einem  ziemlich 
langen,  an  der  Spitze  sich  öflnenden  Hals  versehen.  Nach  der  Befruchtung  der  Oosphaere  durch 
zweigeisselige  Spermatozoiden  wächst  aus  den,  unter  dem  Oogonium  liegenden,  Zellen  eine  Be- 
rindung  um  dasselbe  hervor,  in  welcher  Riiidenzellschicht  die  ausgebildete  Oospore  überwintert. 
Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Schwärmzellen  (Zoogonidien).  Einzelne  vegetative  Zellen  mit 


37 

langen,  haarartigen,   meist  in  einer  engen  Scheide  steckenden  Borsten  versehen.     Chromatophoren 
plattenförmig,  wandständig. 

X.  Familie.    Oedogonieae. 

Einfache  oder  verzweigte,  am  nnteren  Ende  mit  einer  Fnsszelle  festsitzende  Zellreihen, 
mit  eigenthümlicher  Art  der  Zelltheilung  unter  Aufbrechen  der  Membran  der  Mutterzelle,  mit  An- 
theridien  und  Oogonien,  welche  in  der  Reihe  der  vegetativen  Zellen  entstehen  und  eines  hais- 
förmigen  Fortsatzes  enthehren.  Chromatophoren  gelappt,  meist  aus  zahh'eichen  zusammenhängenden, 
längstlaufenden  Bändern  bestehend.  Endzellen  der  Fäden  und  der  Aeste  in  eine  lange  hyaline, 
an  der  Basis  öfters  zwiebeiförmig  angeschwollene,  Borste  auslaufend.  Ungeschlechtliche  Vermehrung 
durch  Zoogonidien  und  durch  unbewegliche  Dauerzellen. 

XL  Familie.    Sphaeropleaceae. 

Fadenförmige  unverästelte,  wurzellose,  freischwimende,  vielzellige  Algen  mit  Oogonien  und 
Antheridien.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Schwärmzellen  (Zoogonidien)  fehlt.  Das  Chloro- 
phyll ist  in  den  vegetativen  Zellen  in  gleich  weit  von  einander  entfernten  Plasmaringen  enthalten. 

IL  Unterordnung.    Isogameae. 

Oogonien  und  Antheridien  nicht  vorhanden.  Geschlechtliche  Vermehrung  durch  Copu- 
lation  zweier,  ganz  gleich  gestalteter,  Schwärmzellen  (Isogameten),  deren  Product  (Zygote,  Isospore) 
nach  einem  Ruhezustande  keimt  und  nach  allmählichem  Wachsthum  wieder  ungeschlechtliche 
Schwärmzellen  (Zoogonidien)  entwickelt. 

XII.  Familie.    Ulvaceae, 

Unverzweigte,  einfache  Zellschichten  oder  unregelmässig  blattartige,  ebene  oder  krause, 
aus  einer  Lage  parenchymatischer  Zellen  gebildete  Zellfächen,  Röhren  oder  Blasen,  seltener  solide, 
fadenförmige  Zellkörper.  Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  isogame  Schwärmzellen ,  welche 
sich  aus  dem  Inhalte  der  Zellen  entwickeln,  und  zu  zweien  copulirend,  Zygoten  bilden.  Chroma- 
tophoren plattenförmig,  der  Aussenwand  der  Zelle  angelagert. 

XIII.  Familie.    Chaetophoraceae. 

Einfache  Zellreihen,  seltener  durch  seitliches  Verwachsen  zweier  oder  mehrerer  Zell- 
fäden entstandene  unverzweigte  Zellbänder  (Schizogonium  Ktz.)  oder  mehr  weniger  reichlich  ver- 
zweigte, mit  Wurzelhaaren  versehene  Zellfäden,  deren  Endverzweigungeu  meist  in  farblose  Haare 
auslaufen.  Zellen  einkernig.  Zoogonidien  meist  zu  2  bis  16  in  einer  der  vegetativen  Zellen  gleichenden, 
Mutterzelle  entstehend.  Chromatophoren  einzeln,  band-  oder  ringförmig,  wandständig,  öfters  an 
Rändern  mannigfaltig  gelappt. 

XIV.  Familie.    Cladophoraceae, 

Einfache  unverzweigte,  oder  wiederholt  verzweigte  Zellfäden  ohne  far])lose  Haare,  deren 
Zellen  mehrkernig,  seltener  zwei-  oder  einkernig  (Conferva),  sind.  Zoogonidien  zahlreich,  wenig- 
stens zu  82,  in  einer,  den  vegetativen  Zellen  gleich  entwickelten  Mutterzelle  enstehend.  Zellen 
meist  mit  robuster  Zellhaut,  öfters  mit  einer  Specialmembran  versehen,  welche  am  deutlichsten  an 
den  Scheidewänden  von  der  gemeinsamen  getrennt  ist  und  die  bei  der  Zelltheilung  in  H.-förmige 
Stücke  zerreisst.  Chromatophoren  scheibenförmig,  wandständig,  einzeln  oder  durch  fortgesetzte 
Theilnng  der  älteren,  vielfach  durclibrochenen,  Chromatophoren  zahlreich. 

XV.  Familie.    Trentepohliaceae. 

Subdichotomisch  oder  seitlich  verzweigte ,  gegliederte  Zellfäden  ohne  farblose  Haare 
und  Rhizoiden.  Vegetative  Zellen  mit  homogener  Zellliaut,  einkernig,  mit  scheibenfcirmigen,  wand- 
ständigen Chlorophoren,  welche  öfters  vollständig  von  rothen  Schleimkugeln  (Haematochrom)  des 
Zellinhaltes  verdeckt  sind.  Zoogonidien  zahlreich,  zu  20  bis  60  und  mehr  in  einer,  von  den  vege- 
tativen Zellen  mehr  oder  weniger  in  Form  und  Grösse  difterirenden  Mutterzelle  entstehend. 

IX.  Familie.    Coleochaetaceae. 

Der  Thallus  der  Coleochaetaceen  ist  polsterfürmig  oder  scbeibenfürmig,  aus  meist 
dichotomisch  verzweigten  Zellreiheii  aufgebaut.  Zellen  an  den  frei  wachsenden  Fäden 
länglich  oder  fast  birnförmig,  an  den  zu  mehr  oder  weniger  regelmässigen,  l^reisrunden, 
an  einer  Unterlage  festsitzenden,  zu  kleinen  Scheiben  verwachsenen  Fäden  in  der  Flächen- 
ansicht meist  viereckig,  dicht  gedrängt;  einzelne  Zellen  mit,  in  engen  Scheiden  steckenden 
farblosen  Borstenhaaren  versehen,  welchen  die  ganze  Familie  ihren  Namen  verdankt.  Die 
Chromatophoren  sind  in  Form  grüner,    wandständiger,    Platten  in  den  Zellen  ausgebildet. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  erfolgt  durch  zwei-,  seltener  vierwimperige  Zoogo- 
gonidien,  welche  in  allen  vegetativen  Zellen  entstehen  können,  und  zwar  erzeugt  jede 
Zelle  blos  eine  Zoogonidie,  die  nachher  durch  eine  Öffnung  in  der  Membran  ausschlüpft. 
Aus  diesen  Zoogonidien,  welche  den  Spermatozoiden  im  Ganzen  ähnlich,  aber  bedeutend 
grösser  sind,  wachsen,  nachdem  sie  zur  Ruhe  gekommen  sind,  neue  Fäden  aus,  die  ent- 
weder büschelförmig  verzweigt  zu  Polstern  vereinigt  sind  oder  zu  flachen  Scheiben  unter 
einander  verwachsen. 


38 

Au  Geschlechtsorgane  trageuden  Pflanzen  entstehen  in  Oogonien  ruhende  Oos- 
phären,  in  den  Antheridieu  schwärmende  Spermatozoiden.  Nach  der  Befruchtung  der 
Eizelle  durch  die  Samenkorperchen  wächst  aus  den  unter  dem  Oogonium  liegenden  Zellen 
eine  Berindung  um  dasselbe  hervor,  welche  später  das  ganze  oder  den  unteren  Theil  des 
Oogoniunis  fest  umschliesst,  und  an  deren  Bildung  bisweilen  auch  Aeste  anderer  Thallus- 
fäden  sich  betheiligen.  Der  Inhalt  der  überwinternden  Zj'goten  theilt  sich  im  nächsten 
Frühling  unter  Volumenzunahme  mehrfach  und  verwandelt  sich  in  einen,  aus  wenigen 
Zellen  bestehenden,  parenchymatischen  Gewebekörper.  In  jeder  Zelle  dieses  Gewebe- 
kürpers  wird  später  eine  Zoogonidie  gebildet,  welche  sowohl  in  ihrem  Äusseren,  als  auch 
in  ihrer  weiteren  Eutwickelung  völlig  den  ungeschlechtlich  erzeugten  Zoogonidien  gleicht. 
Aus  den  Schwärmzelleu,  welche  im  Frühjahre  Ijeim  Beginnen  der  Vegetation  aus  den  Zellen 
der  vorjährigen  Zygote  hervortreten,  entwickeln  sich  blos  ungeschlechtliche  Pflanzen,  also 
blos  solche,  welche  nur  durch  neutrale  Schwärmzellen  sich  vermehren,  erst  nach  einer 
Reihe  solcher  ungeschlechtlicher  Generationen  entsteht  eine  geschlechtliche,  Oogonien  und 
Antheridien  bildende  Generation,  die  entweder  monöcisch  oder  diöcisch  sein  kann. 

10.  Gattung.    Coleochaete  Breb. 

Der  Thallus  ist  etwa  1  bis  2  mm,  seltener  bis  3  w??i  im  Durchmesser  gross 
und  besteht  aus  einer  Anzahl  radial  gestellter,  oft  seitlich  mit  einander  verwachsener  und 
dann  eine  Scheibe  bildender  Zellreiheu  oder  aus  locker  zu  grünen  punktförmigen  Polstern 
verbundeneu  büschelig  verzweigten  Zellfäden.  Die  Zellen  dieser  Algen  enthalten  der  Zell- 
oberseite angelagerte,  plattenförmige  Chromatophoren  (Chlorophoren)  und  vermögen  auch 
im  Alter  eigenthümliche  Borsten  zu  erzeugen.  Die  Coleochaete-Borsten  sind  an  ihrer 
Basis  von  einer  Scheide  umgeben,  welchö  wahrscheinlich  aus  den  gesprengten  äusseren 
Lamellen  der  Zellhaut  besteht,  während  die  inneren  Partien  derselben  sich  zu  einem 
dünnen,  aber  soliden  Borstenhaar  gestreckt  haben. 

Die  Oogonien  entstehen  bei  einigen  C.-Arten  aus  den  Scheitelzellen  der  auf- 
steigenden Fäden,  die  entweder  in  einem  oder  in  mehreren  concentrischen  Kreisen  auf 
dem  Thallus  angeordnet  sind.  Diejenigen  Zellen,  welche  zu  Oogonien  werden  sollen, 
schwellen  bauchig  an  und  verlängern  sich  bei  einigen  Arten  am  oberen  Ende  in  einen 
an  der  Spitze  sich  öffnenden,  dem  Trichogyn  der  Florideen  ähnlichen,  fadenförmigen  Fort- 
satz (sogen.  Hals).  Die,  je  ein  Spermatozoid  erzeugenden,  Antheridien  treten  entweder 
in  der  Nachbarschaft  der  Oogonien  (monöcische  Arten)  oder  an  anderen  Pflänzcheu  (diö- 
cische  Arten)  auf.  Durch  zweifache  Zweitheilung  theilen  sich  einzelne  ältere  vegetative 
Zellen  in  vier  Zellen,  von  denen  jede  ein  Spermatozoid  erzeugt  (so  bei  C.  scutata).  Bei 
anderen  C.-Arten  treten  die  Antheridien  als  kleine  flaschenförmige  Zellen  auf,  welche  zu 
zwei  oder  drei  aus  einzelnen  vegetativen  Zellen,  in  Form  kurzer  Seitenäste  entstehen. 
Jede  dieser  Zellen  entlässt  ihren  Inhalt  als  ein  einziges  fast  farbloses,  kugeliges  oder 
ovales  Spermatozoid,  das  an  seinem  vorderen  Ende  zwei  lange  Cilien  trägt.  Durch  den 
geöffneten  Hals  des  Oogoniums  dringen  die  Spermatozoiden  bis  zu  der  Eizelle  vor  und 
befruchten  diese,  worauf  sie  sich  zur  Zygote  (Oospore)  ausbildet,  welche  den  Bauchtheil 
des  Oogoniums  vollständig  ausfüllt. 

Nach  der  Befruchtung  wird  bei  den  scheibenförmigen  Arten  um  das  Oogonium 
nur  auf  der  Oberseite  eine  Berindung  gebildet,  bei  C.  orbicularis  und  C.  irregularis  bleibt 
sie  auch  auf  dieser  Seite  rudimentär  oder  sie  entwickelt  sich  gar  nicht.  Die  reifen,  von 
dem  Oogonium  und  dessen  Berindungschicht  eingeschlossenen  Oosporen  überwintern.  Erst 
im  nächsten  Frühjahr  theilt  sich  der  Inhalt  dieser  Zygoten  in  mehrere  Partien,  von  denen 
jede  nachher  als  Schwärmzelle  die  Rindenschicht  verlässt  und  eine  neue,  ungeschlechtliche 
Pflanze  hervor  bringen  kann. 

1.  Sect.  Eucoleochaete  (De  Breb.)  nob.  Lager  polsterartig  erhaben.  Zweige  auf- 
strebend.    Monöcische  Arten. 

17.  C.  pulvinata  A.  Br.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  18G0  II.  T.  2.  Bildet  etwa  1  bis  2  mm 
hohe,  erhabene  kreisrunde  grünliche  Polster  (nie  flache  Scheiben),   welche   aus    radial  ge- 


Coleochaefce.  39 

stellten,  mehr  oder  minder  aufrecht  abstehenden,  Zweigen 
bestehen,  die  von  einem  aus  zwei  neben  einander  liegenden 
Zellen  gebildeten  Centrum  ausgehen.  Vegetative  Zellen 
meist  20  bis  43  ju.  dick,  kaum  2mal  so  lang.  Oogonien 
ursprünglich  flaschenformig,  später  vollständig  berindet  und 
kugelrund,  Berindetes  Carpogon  bis  150  fi  dick;  reife  Frucht 
ohne  Rinde  bis  110  [i  dick.     Antheridien  in  der  Nähe  der 

Oogonien  aufsitzend,    17  u  dick,  2Vomal  so  lang.    Sperma-  ^.  ^,  ,      ,  ,  -    . 

,       -1       1-     ,-         T  1  Flg.  1.3.  Coleochaete  pulvinata 

tozoiden  bis   H   fi  dick.  A_^Br.    aus   den  Teichen  bei 

var.  ß)  minor  Pringsh.  Lager  niedrig,  fast  Scheiben-  Krobitz  nächst  Franzensbad. 

förmig,  mit  nur  wenig  ausgebildeten  Aesten  versehen.  Gros-  Theil     eines     fructificirenden 

senverhältnisse  sind  meist  viel  geringer,  als  bei  der  typischen  Stockes;  links  mit  einem  jungen 

T^  111  1   T^   '       1  j  •     •     j     V<   •■  rechts  mit  einem  reiten,  berin- 

1  orm  ;  doch  kommen  auch  Exemplare  vor,  die  in  der  Cxrosse  deten  Ooo-onium  •  etwa  lOOmal 

ihrer  Zellen  und  Oogonien  jener  Form  gleich  kommen.  *     verg'r. 

An  untergetauchten  Blättern  und  Stengeln  verschie- 
dener Wasserpflanzen  in  Teichen,  Seen,  Tümpeln,  auch  in  torfigen  Gewässern;  in  Böhmen 
zerstreut,  stellenweise  aber  massenhaft  (6 — 9). 

In  stehenden  Gewässern  in  der  Umgebung  von  Prag  z.  B.  in  den  Tümpeln  an 
der  Kaiserwiese  und  bei  Hlubocep,  früher  1872 — 75  auch  in  den  Sümpfen  bei  Vysocan 
nicht  selten  (!),  in  den  Tümpeln  an  der  Elbe  bei  Kolin,  in  den  Waldteichen  bei  Stfezmif 
nächst  Stupcic !  in  den  Teichen  bei  Lomnic  nächst  Wittingau ;  in  den  Teichen  bei  Krobitz 
nächst  Franzensbad  und  im  grossen  Arber-See  im  Böhmerwalde  sehr  reichlich ! ;  im  Fisch- 
hofer  Teich  bei  Hohenfurth ! 

18.  C.  divergens  Pringsh.  Jahrb.  f.  wis.  Bot.  1860  II.  T.  2.  Wittr.  et  Nordst, 
Alg.  exs.  Nr.  1 !  Polster  unregelmässig  ausgebreitet,  mit  minder  zahlreichen  emporstei- 
genden Fäden.  Wachsthum  nicht  concentrisch,  ohne  zweizeiliges  morphologisches  Centrum. 
Veget.  Zollen  etwa  25  11  dick,  1  bis  3mal  so  lang  (meist  50  bis  92  ^  lang).  Durch- 
messer der  berindeten  Oogonien  bis  136  fi,  der  reifen  Oosporen  bis  94  ft. 

var.  /3)  minor  nob.  Veget.  Zellen  meist  nur  12  bis  18  ^  dick,  1  bis  2'^j^mdl 
so  lang,  berindete  Oogonien  etwa  60  bis  80  n  dick,  reife  Oosporen  54  bis  70  im 
Durchmesser. 

Wie  vor.  öfters  auch  im  schleimigen  Lager  von  Batrachospermum  (Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  Nr.   1!),  Schizochlamys  u.  a.  Algen  (6 — 9). 

So  in  den  Elbetümpeln  bei  Ilouska  nächst  Brandeis  im  schleimigen  Lager  von 
Schizochlamys  var.  ß) ! 

2.  Sect.  Phyllactidinm.  (Ktz.  ex  p.)  nob.  Lager  scheibenartig,  niederliegend  mit  der 
ganzen  Unterfläche  dem  Substrate  aufgCAvachsen.  Zweige  kriechend.  Monöcische  und  diö- 
cische  Arten. 

19.  C.  orbicularis  Pringsh.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1860.  II.  T.  1.  Kleine,  flache 
kreisrunde  Scheiben,  bei  denen  die  radialen  Zweige  seitlich  zu  einer  flachen,  parenchy- 
matischen  Zellschicht  verwachsen  sind.  Veget.  Zellen  8  bis  12  ft  dick,  etwa  2mal  so 
lang.  Carpogonien  eiförmig,  ohne  Ilalsfortsatz,  auf  der  Unterseite  immer  nackt,  auf  der 
Oberseite  meist  nur  unvollständig  berindet  oder  ganz  nackt,  reif  etwa  50  bis  QQ  (i  breit, 
60  bis  86  ft  lang,  meist  in  concentrischen  Kreisen.     Antheridien  unbekannt. 

An  Wasserpflanzen  meist  an  der  Unterseite  der  auf  der  Wasseroberfläche  schwim- 
menden Blätter  verschiedener  Hydrophyten,  insbesondere  Nuphar,  Nymphaea  u.  ä.,  ebenso 
an  der  Unterseite  der  Lemna-Stengel,  auch  an  untergetauchten  Stengeln  der  Typha,  Phrag- 
mites,  Sparganium  etc.,  auch  an  untergetauchtem  Holz  u.  ä.  Gegenständen  (5 — 10). 

Bei  Prag,  z.  B.  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthor,  in  den  Tümpeln 
auf  der  Kaiserwiese,  bei  Hlubocep  und  bei  Radotin ;  in  den  Sümpfen  bei  Bechovic  und 
Ouzitz  nächst  Kralup;  in  den  Elbetümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  bei  Raudnitz,  Lobositz; 
bei  Cizkovitz,  in  den  Tümpeln  an  der  Eger  bei  Laun;  ebenso  in  den  Tümpeln  an  der 
iser  bei  Jung-Bunzlau  und  bei  Bakov!  in  den  Elbetümpeln  bei  Kolin,  Pardubic,  in  den 
Sümpfen  bei  Rosic  und  Königgrätz.  In  den  Teichen  bei  Libnoves  an  der  Cidlina ;  bei  Habstein, 


40 


Coleochaete  —  Herposfceiron. 


llirschberg,  Weisswasser,  Brüx,  Dux,  FraDzeiisbad,  Tabor  unter  dem  kleinen  Wasserfalle 
bei  der  städt.  Wasserleitung  in  sehr  grossen  Exemplaren,  bei  Frauenberg,  bei  Budweis,  in 
den  Teichen  bei  Hohenfurth,  bei  Veseli,  Sobieslau,  Olbramovic  und  Podoli  nächst  Votic; 
in  den  Teichen  an  der  Bahn  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic. 

20.  C.  scutata  De  Breb.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1860. 
IT.  T.  1.  Diücische,  flache  kreisrunde,  zahlreiche  Borsten 
tragende  Scheiben,  die  wie  bei  der  vorigen  Art  aus  einer 
parenchymatisch  zusammenhängenden  einschichtigen  Zelllage 
gebildet  sind.  Vegetative  Zellen  sind  bis  25 — 46  fi  dick, 
1  bis  .Smal  so  lang  (nach  Pringsh.).  Oogonien  eiförmig  ohne 
Halsfortsatz,  auf  der  Oberseite  vollständig  berindet,  auf  der 
Unterseite  nackt.  Antheridien  auf  besonderen  männlichen 
Exemplaren,  zu  je  vier  aus  einer  vegetativen  Zelle  durch 
Theilung  entstehend.  Die  Oosporen  sind  etwa  140  bis  160  ^ 
lang,   120  fi  breit  (nach  Pringsh.). 

Wie  vor.,  doch  seltener  verbreitet  (6 — 9).  So  in 
den  Teichen  bei  Brüx  und  Franzensbad!  in  den  Teichen 
bei  Chlomek  nächst  Turnau,  nicht  fructificirend ! 
21.  C.  irregularis  Pringsh.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1860  II.  T.  1  u.  6.  Lager  von 
unregelmässiger  Gestalt,  aus  niederliegenden,  zusammenhängenden,  untereinander  zu  einer 
fast  lückenlosen  einschichtigen  Zelllage  verwachsenen  Fäden  bestehend.  Vegetative 
Zellen  etwa  25  ^  dick,  fast  eben  so  lang  oder  etwas  länger  als  dick.  Oogonien  eiförmig, 
ohne  Halsfortsatz,  auf  der  Unterseite  ganz  nackt,  auf  der  Oberseite  meist  nur  sehr  un- 
vollständig berindet,  oder  ganz  nackt  ohne  bestimmte  Ordnung  zwischen  den  Fäden  ver- 
theilt,  etwa  64  bis   120  ^  lang.    Antheridien  unbekannt. 

Wie  vor.  (6 — 9).   So  in  den  Teichen  bei  Franzensbad  nicht  fructificirend !  ') 


Fig.    14.    Coleochaete   irregu- 
laris Pringsh.  Stück  einer  fruc 
tificirendeii    Thallus  -  Scheibe 
Vergr.  250fach. 


11. 


Gattung. 


Hei'i)osteii'on  Näg.  (Aphanochaete  A.  Br.). 


Thallus  aus  unregelmässig  verzweigten  Zellfäden  bestehend.  Verzweigungen  ein- 
ander gleichgestaltet,  alle  oder  nur  die  primären  niederliegend  und  öfters  zu  einer  un- 
regelmässigen Scheibe  verwachsen.  Einzelne  Zellen  auf  dem  Pdicken  oder  an  der  Spitze 
eine  ziemlich  lange,  scheidenlose,  an  der  Basis  öfters  massig  angeschwollene  Borste  tragend. 
Ungeschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zoogonidien  und  Dauerzellen  (Hypnosporen).  Ge- 
schlechtliche Fortpflanzung  unbekannt.  (Habituell  ist  diese 
Gattung  der  vorhergenden  ähnlich.) 

22.  H.  repens  (A.  Br.)  Wittr.")  (Aphanochaete 
repens  A.  Br.)  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  406 !  Brit. 
fresh.  alg.  T.  80.     Alle  Verzweigungen   gleichgestaltet,    der 


Fig.  15.  Herposteiron  repens 
(A.  Br.)  Wittr.  Auf  Lemua- 
Wurzel  aus  den  Schanzgräben 
hei  Prag.    Vergr.  ca.  200mal. 


Unterlage  augewachsen;  vegetative  Zellen  5  bis  10  ft  dick, 
1  bis  2mal  so  lang,  leicht  angeschwollen,  auf  dem  Rücken 
öfters  eine  dünne,  hyaline  Borste  tragend. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Sümpfen,  Gräben, 
auf  der  Aussenfläche  der  Zellmembran  verschiedener  höherer 
Algen  oder  an  Blättern  und  Wurzeln  verschiedener  Wasserpflanzen  (Lemna  minor,  tri- 
sulca  u.  ä.)  festsitzend;  zerstreut,  meist  in  der  Ebene  verbreitet  (4 — 9). 

So  in  der  Umgebung  von  Prag  z.  B.  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew. 
Kornthor,  in  einem  Tümpel  an  der  Moldau  bei  Troja  an  Cladophora  fracta,  ebenso  in 
den  Tümpeln  nächst  Branik,  in  den  Tümpeln  an  der  Beraun  bei  Radotin,  in  den  Sümpf- 


*)  Auch  Chaetopeltis  orbicularis  Berthold,  Phycopeltis  epiphylla  Miliard.,  Chromopeltis 
irregularis  und  Ch.  radians  Reinsch,  welche  habituell  den  scheibenförmigen  Coleochaete-Arten 
älinlicli  sind,  werden  wahrscheinlich  in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 

^)  Hoftentlich  wird  in  Böhmen  auch  H.  confervicola  A.  Br.  und  H.  (Aphanochaete)  gJo- 
hosa  Nordst.,  von  welchen  die  letztere  H.-Art  nach  Fr.  Wolle  (Freshwator  algae  IV.  p.  48)  der 
Coleochaete  soluta  Pringb  ähnlich  sein  soll,  in  Böhmen  nocli  entdeckt  worden. 


Oedogonium.  41 


cheu  bei  Ouzic  nächst  Kralup,  in  den  Elbctümpeln  bei  Neratovic,  Lobositz  und  Kolin  a.  E., 
in  den  Teichen  bei  Dymokur,  bei  Libnoves  an  der  Cidlina;  in  den  Teichen  bei  Hirsch- 
berg-,  Dux,  Brüx;  in  den  Sümpfen  bei  Saidschitz  nächst  Bilin  an  Cladophora  fracta;  bei 
Lauu.  In  Südböhmen  bei  Podoli  nächst  Votic,  bei  Tabor,  Piselc  (auf  Lemna-Wurzeln), 
bei  Lomnic,  Wittiugau,  im  Fischhofer  Teiche  bei  Hohenfurth,  im  grossen  Arber-See  im 
Böhmerwalde ! 

X.  Familie.     Oedogonieae.') 

Fadenförmige  verzweigte  oder  unverzweigte,  im  Wasser  lebende  Algen,  deren 
Glieder  durch  intercalares  Wachsthura  sich  vermehren,  mit  Endzellen,  welche  öfters  in 
hyaline  Borsten  auslaufen,  während  die  Basalzellen  (Fusszellen)  mit  einer  lappigen  Ilaft- 
scheibe  an  der  Unterlage  festsitzen.  In  Folge  einer  eigenthümlicheu  Zelltheilung  tragen 
einzelne  Zellen  an  ihrer  Spitze  kurze,  in  einander  geschachtelte  Zellhautkappen,  nach 
welchen  die  Oedogonieen  auch  im  sterilen  Zustande  leicht  erkannt  werden  können. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  theils  durch  Schwärmzellen,  welche  einzeln  aus 
dem  ganzen  Inhalte  der  vegetativen  Zellen  entstehen  und  rings  um  eine  hyaline  Spitze 
einen  Kranz  von  Geissein  tragen,  theils  durch  Dauerzellen  (Akineten,  Hypnosporen),  die 
unter  gewissen  Umständen,  gewöhnlich  am  Ende  der  Vegetationsperiode  aus  den  vege- 
tativen Zellen  entstehen,  deren  protoplasmatischer  Inhalt  dichter  wird  und  deren  Mem- 
branen sich  verdicken.  Solche  Dauerzellen  sind  im  Stande  am  Grunde  der  Gewässer, 
wo  die  Oedogonieen  vegetiren,  zu  überwintern  oder  im  Sommer  nach  einer  Austrocknung 
des  Wassers  bis  zu  der  nächsten  Vegetationsperiode  keimungsfähig  sich  zu  erhalten. 

Geschlechtliche  Vermehrung  durch  unbewegliche-  Zygoten  (Oosporen).  Die  Anthe- 
ridien  und  Oogonien  tragenden  Geschlechtspflanzen  sind  entweder  raonöcisch  oder  diöcisch. 
Bei  vielen  Arten  bildet  die  weibliche  Pflanze  besondere  Schwärmzellen  (Androsporen),  aus 
welchen  kleine  männliche  Pflänzchen  sogen.  Zwergmännchen  hervorgehen.  Die  Oogonien 
entstellen  an  den  Fäden  aus  vegetativen  Zellen,  indem  diese  gleich  nach  der  Theilung 
kugelig  oder  eiförmig  anschwellen  und  sich  stärker  als  die  übrigen  Zellen  mit  Inhalts- 
stoffen anfüllen.  Nach  der  Befruchtung  des  zu  einer  Oosphaere  ausgebildeten  Oogonium- 
Inhaltes  durch  frei  bewegliche  Spermatozoiden,  wird  aus  der  Oosphaere  je  eine  Zygote 
(Oospore)  gebildet,  deren  Inhalt  (öfters  auch  die  Zellhaut)  braun,  gelbbraun,  rothgelb  oder 
roth  sich  färbt.  Nachdem  das  Oogoninm  von  den  Xachbarzellen  des  Fadens  sich  abge- 
trennt hat  und  zum  Boden  gesunken  ist,  kann  die  in  der  Haut  des  Oogoniums  einge- 
schlossene Zygote  überwintern.  Aus  dem  Inhalte  der  Zygoten,  welche  ihre  Ruheperiode 
überdauert  haben,  entstehen  wieder  mehrere  Schwärmzellen,  welche  ungeschlechtliche,  d.  h. 
blos  durch  Schwärmzellen  sich  vermehrende  Pflanzen  erzeugen,  aus  diesen  gehen  abermals 
solche  hervor,  bis  die  Reihe  der  geschlechtslosen  Pflanzen  durch  eine  geschlechtliche 
Generation  geschlossen  wird ;  aber  auch  von  dieser  Generation  werden  neben  den  Zygoten 
mitunter  auch  ungeschlechtliche  Zoogonidien  (Schwärmsporen)  erzeugt,  die  einzeln  in 
vegetativen  Zellen  aus  deren  ganzem  Inhalte  sich  bilden  und  rings  um  eine  hyaline  Stelle 
herum  mit  Cilien  versehen  sind. 

12.  Gattung.    Oedogouiiim  Link. 

Der  Thallus  besteht  aus  einer  unverzweigten  Zellreihe.  Veget.  Zellen  cylindrisch 
mit  gerade  verlaufenden,  seltener  wellig  eingeschnürten  Längswänden,  öfters  an  ihrer  Spitze 
kurze,  in  einander  eingeschachtelte  Zellhautkappen  tragend.  Antheridien  werden  entweder 
an  denselben  Fäden  angelegt,  welche  auch  Oogonien  tragen  (monöcische  Arten)  oder  sie 
entstehen    in   besonderen    männlichen  Pflänzchen    (diöcische   Arten).     Im    letzteren    Falle 


')  Die  folgende  Eintheilung  der  Oedogonieen  ist  auf  Grundlage  der  Wittrock'schen 
Monographie  „Prodromus  monograpliiae  Oedogonieavum",  1874  sowie  Wittrock's  Abhandlungen 
„Oedogoniaceae  novae  in  Siiecia  lectae,"  1872,  „Oedogonieae  americanae  hucusque  cognitae,"  1878, 
Wittrock's  und  Nordstedt's  „Desmideae  et  Oedogonieae  in  Italia  et  Tyrolia  collectae",  1876  und 
ihrer  „Algae  aquae  dulcis  exsiccatae",  1877 — 85  durchgeführt  worden. 


AO  Oedogonium. 

bilden  die  mänuliclien  Oedogonieu-Fäden  entweder  kurze  ein-  bis  wenigzellige  Zwerg- 
männchen, die  in  der  Nähe  der  Oogonien  sitzen  oder  sie  bilden  unterbrochen  von  vege- 
tativen Zellen  Fäden,  Avelcbe  den  weiblichen  gleichgestaltet  sind.  Die  Zwergmännchen 
entstehen  aus  männlichen  Schwärmzellen  (Androsporen),  welche  entweder  an  weiblichen 
Fäden  (gynandrospore  Arten)  oder  auf  besonderen,  unfruchtbaren  Fäden  (idiandrospore 
Arten)  in  kurzen,  den  Antheridieu  ähnlichen,  Zellen  (Androsporangien)  gebildet  werden. 
Die  unterste  vegetative  Zelle  mehrzelliger  Zwergmännchen  (Fusszelle)  ist  steril,  die  übrigen 
stellen  Antheridien  dar,  in  welchen  Spermatozoiden  entstehen.  Letztere  befruchten  die 
Oosphaere,  indem  sie  mit  derselben  zusammenüiessen,  nachdem  sich  das  Oogonium  durch 
einen  aufklappenden  Deckel  oder  durch  ein  rundes  Loch  geöffnet  hat.  Die  unter  dem 
Oogonium  befindliche  Zelle  (Stützzelle)  ist  öfters  stark  angeschwollen  und  grösser  als 
andere  vegetative  Zellen.  Die  äussere  Haut  der  Oospore  (Episporium)  ist  glatt,  mit  Längs- 
rippen versehen  oder  seltener  stachelig. 

1.  Sect.  E'uoedogonium  (Wood)  nob.^)  Monöcische  Arten.  Oogonien  kugelig, 
ohne  Vorsprünge  in  der  mittleren  Region  (glatt).-) 

23.  Oe.  minus  AVittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  22,  23!  Veget.  Zellen 
9  bis  13  ft  dick,  3  bis  6mal  so  lang,  ihre  Membran  sowie  die  der  Oogonien  mit  spiral- 
förmig gereihten  Punkten  besetzt.  Oogonien  einzeln,  niedergedrückt-kugelig ,  in  der 
Mitte  mit  einem  engen  Spalt,  in  welchem  sie  sich  mit  einem  Loche  öffnen,  34  bis  4G  ft 
dick,  28  bis  42  fi  lang.  Oosporen  niedergedrückt-kugelig,  die  Oogonien  fast  ganz  aus- 
füllend, 30  bis  42  II  dick,  26  bis  36  ^  lang.  Spermogonien  1  bis  lOzellig,  über  oder 
unter  den  Oogonien  oder  seltener  zerstreut,  9  bis  12  ^  dick,  3  bis  5  ^  lang.  Sperma- 
tozoiden einzeln. 

In  Teichen,  Sümpfen,  Wassergräben,  ziemlicli  selten.  Fructif.  7 — 8.  So  in  den 
alten  Teichen  nächst  der  Zuckerfabrik  bei  Dymokur,  in  den  Teichen  bei  Lomnitz  nächst 
Wlttingau ! 

24.  Oe.  crispum  (Ilass.)  Wittr.  [Pringsh.  Jahrb.  1858  L  T.  5  als  Oe.  rostel- 
latumj  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  209,  508!  Vegetative  Zellen  12  bis  18  ^  dick, 
2  bis  ^^l^mdiX  so  lang.  Oogonien  eiförmig-kugelförmig,  einzeln,  mit  einem  Deckel  sich 
öffnend,  37  bis  49  ^i  dick,  42  bis  54  f*  lang  von  der  fast  kugeligen  Oospore  nicht  ganz 
erfüllt.  Oosporen  33  bis  46  ^  dick,  34  bis  46  it  lang.  Antheridien  2  bis  5  zellig, 
über  oder  unter    dem  Oogonium,    9  bis  14  fi  dick,    7  bis  12  ^  lang.     Endzelle   stumpf. 

var.  ß)  gracilescens  Wittr.  Wittr.  et  ISTordst.  Alg.  exs.  Nr.  509  !  Zellen  10  bis  13  fi 
dick,  3  bis  5mal  so  lang,  Oogonien  33  bis  39  fi  dick,  42  bis  47  ^i  lang,  eiförmig- 
kugelförmig,  oder  fast  kugelig,  einzeln,  selten  zu  zwei  hinter  einander;  Oosporen  die 
Oogonien  fast  ganz  ausfüllend  32  bis  36  /i  dick,  34  bis  42  ^  lang,  mit  gekörntem 
Epispor;  Antheridien  über  den  Oogonien,  9  bis  10  ft  dick,  7  bis  7*5  ft  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Sümpfen  u.  ä.  in  Böhmen  in  der  Ebene  und 
auch  noch  im  Vorgebirge  verbreitet.  Fructif.  6  —  8.  In  der  nächsten  Umgebung  von 
Prag  mehrfach,  so  z.  B.  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau,  in  den  Teichen  bei  Kunratic, 
in  den  Sümpfen  bei  Vysocan,  Podmorän,  Karlstein  nächst  Beraun,  Elbe-Kostelec,  Houska 
nächst  Brandeis  a.  E.,  Raudnitz,  Lobositz,  bei  Bakov,  Hirschberg,  Trautenau;  in  den 
Teichen  bei  Olbramovic  nächst  Wotic,  bei  Tabor,  Veseli,  Wittingau  auch  /?.,  Lomnitz, 
Iloheufurth,  Krummau ;  in  den  Teichen  bei  Tschausch  nächst  Brüx,  bei  Dux,  Franzensbad ! 

25.  Oe.  cymatosporum  Wittr.  et  Nordst.  Veget.  Zellen  8  bis  10  fi  dick,  4  bis 
7mal  so  lang.  Oogonien  einzeln,  selten  zu  zwei  hinter  einander,  niedergedrückt-kugelig, 
mit  einem  Loche  in  der  Mitte  oder  etwas  höher  sich  öffnend,  24  bis  34  ^  dick,  27  bis 
36  fi  lang,  Oosporen  niedergedrückt-kugelig,  22  bis  31  fi  dick,  19  bis  27  fi  lang.    Die 


*)  In  seinein  Werke  „A  contribntinn  to  the  liistory  of  tho  frosh-water  algae  of  North 
America,  1872,  p.  195  u.  f."  hat  Wood  die  Gattung  Oedogonium  Link,  in  drei  (iattungen:  Oedo- 
gonium,  Pringsheimia,  Androgynia,  die  wir  oben  als  Sectionen  anführen,  zersplittert. 

^)  ()e. -Arten,  dei'en  Oogonien  mit  wirtolig  gestellten  Vorsprüngen  in  der  mittleren  Zone 
versehen  sind,  wurden  bisher  in  litdiinen  nicht  entdeckt. 


Oedogonium.  43 


Oogonien  fast  ausfüllend  mit  runzeligem,  im  optischen  Durchschnitt  wellig  ausgeraudetem 
(fast  gekerbtem)  Epispor,  Ausrandungen  zahlreich  und  ziemlich  tief.  Antheridien  1  bis 
4zellig,  über  oder  unter  den  Oogonien,  oder  zerstreut,  8  bis  9  fi  dick,  9  bis  15  |ii  lang. 
In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.,  selten ;  fructif.  6 — 8.  So  in  den  Sümpfen 
an  der  Bahn  bei  Ouval  mit  Oe.  sexangulare  Clev. 

26.  Oe.  Vaucherii  (Le  Cl.)  A.  Br.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  14,  605! 
Veget.  Zellen  20  bis  30  (i  dick,  l^j^  bis  4mal  so  lang.  Oogonien  einzeln  eiförmig- 
kugelförmig  oder  fast  kugelig  40  bis  55  fi  dick,  45  bis  65  ^  lang,  mit  einem  Loche 
oben  sich  öffnend,  von  der  etwa  35  bis  50  ft  dicken,  35  bis  52  ^  langen  Oospore  fast 
ganz  erfüllt;  Antheridien  17  bis  24  ^  dick,  6  bis  11  f*  hoch,  2  bis  4zellig,  über  oder 
unter  dem  Oogonium. 

In  stehenden  Wässern,  Tümpeln,  Teichen,  Gräben  u.  ä.  wie  vor.  verbreitet. 
Fructif.  6 — 8.  In  der  Umgebung  von  Prag  z.  B.  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau,  in  den 
Teichen  bei  Kunratic,  Hloupetin,  in  den  Tümpeln  bei  Podmorän,  Elbe-Kostelec,  Brandeis 
a.  E.,  Leitmeritz,  Lobositz,  Königgrätz ;  bei  Tabor,  Veseli,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau 
bei  Krummau! 

2.  Sect.  Androgynia  (Wood.)  nob.  Diöcische  Arten,  Die  Spermatozoiden  ent- 
stehen in  einzelligen,  zwei-  oder  mehrzelligen  Zwergmännchen,  a)  Zwergmännchen  ein- 
zellig,  a)  Vegetative  Zellen  wellig  eingeschnürt  (Cymatonema  Ktz.). 

27.  Oe.  undulatum  (Breb.)  A.  Br.  [Cymatonema  confervaceum  Ktz.  Tab.  phycol. 
III.  T.  47.]  Veget.  Zellen  15  bis  17  ^  dick,  3  bis  5mal  so  lang.  Oogonien  einzeln 
oder  zu  zweien  elliptisch-kugelförmig  oder  fast  kugelig,  51  bis  56  f*  dick,  57  bis  75  ^ 
lang,  von  der  46  bis  50  ft  dicken,  48  bis  60  ft  langen,  elliptisch-kugeligen  oder  fast 
kugelrunden  Oospore  grössten  Theils  ausgefüllt.  Zwergmännchen  einzellig,  9  bis  10  ju  dick, 
65  bis  70  |U  lang,  länglich  kugelförmig,  auf  den  Stützzellen  sitzend.  Endzellen,  Avelche 
öfters  zu  Oogonien  sich  entwickeln,  stumpf.  Vegetative  Zellen  viermal  wellig  eingeschnürt, 
Einschnürungen  glatt ; 

var.  ß)  incisum  nob.  Einschnürungen  der  veget.  Zellen  an  der  Wölbung  alle 
(ausgenommen  die  mittlere)  leicht  eimal  ausgerandet. 

In  Teichen,  Sümpfen,  Wassergräben,  meist  unter  anderen  Algen  zerstreut,  in 
Böhmen  in  der  Ebene  und  im  Vorgebirge  ziemlich  verbreitet.  Fructif.  (7 — 10).  In  dem 
Mühlteiche  bei  Kunratic  nächst  Prag  1883  !,  in  den  Sümpfen  bei  Pardubic,  Libnoves  an 
der  Cidlina,  Königgrätz  mehrfach,  in  den  Teichen  bei  Tschausch  nächst  Brüx,  auch  var.  /3), 
bei  Dux,  in  den  Teichen  bei  Kaltenbrunn  nächst  Hohenfurth,  in  den  Tümpeln  an  der 
Moldau  bei  Ebenau  nächst  Krummau,  bei  Lomnitz,  Wittingau,  Sobieslau,  Veseli;  in  den 
Sümpfen  bei  Strezmif  nächst  Stupcic!  ^) 

/3)  Vegetative  Zellen  cylindrisch,  nicht  eingeschnürt. 

28.  Oe.  cyathigerum  Wittr.  Dispos.  Oed.  suec.  T.  1.  Idiandrospor.  Veget.  Zellen 
24  bis  30  ^  dick,  2  bis  5mal  so  lang,  Stützzellen  stark  angeschwollen,  44  bis  48  ^i 
dick,  2mal  so  lang.  Oogonien  m  zweien  oder  einzeln,  eiförmig  oder  fast  viereckig- 
elliptisch, mit  einem  Loche  oben  sich  öffnend  57  bis  (jQ  fi  dick,  70  bis  90  fi  lang,  von 
der  fast  elliptischen  51  bis  60  ^  dicken,  60  bis  75  ^  langen  Oospore  ausgefüllt.    End- 


•)  Eine  interessante  Oedogonium-Form,  welche  der  von  P.  Reinsch  in  seinem  Werke 
„Contributiones  ad  algologiam  ot  tungologiam",  1875,  p.  77  als  Cymatopleura  sp.  kurz  beschrie- 
benen, unter  dem  Nameu  Cymatonema  "sp.  nach  einem  Bruohstück  abgebildeten  [1.  c.  Tab.  VI. 
Chlorophyllophyceae]  Oedogonium-Art  —  deren  länglich  sechseckige  Zellen  etwa  13  (i  dick,  29-6  (i 
lang  sind  —  in  der  Form  der  Zellen  ähnlich  ist,  habe  ich  in  Böhmen  einigemal,  meist  aber  nur 
vereinzelt  unter  anderen  Algen,  in  grösserer  Menge  bisher  blos  bei  Lomnic  näclist  Wittingau 
angetroften.  Die  veget.  Zellen  dieser  Alge  sind  meist  länglich  sechseckig  6  bis  8  ja  dick,  etwa 
15  (i  lang;  seltener  kommen  an  den  meist  kurzen  Fäden  dieser  Oe.-Form  unter  den  sechseckigen 
auch  einzelne  länglich  cylindrische  etwa  4  (i  dicke,  3  bis  4mal  so  lange  Zellen  vor.  Fructificirendo 
Fäden  sind  noch  unbekannt.  Dieses  sterile  Oedogonium  kommt  auch  in  Schweden  vor  [Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  4!]. 


44 


Oedogonium. 


zelle,  welche  öfters  zu  einem  Oogoiiium  wird  stumpf;  Androsporangien  vielzellig,  23  bis 
30  fi  dick,  12  bis  30  ^  lang.  Zwergmännchen  einzellig,  becherförmig,  leicht  gekrümmt, 
auf  den  Stützzellen  sitzend  12  bis  15  fi  dick,  50  bis  54  ^  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen  u.  a.  selten.  Fructif.  7 — 8.  Bisher  blos  in  den 
Teichen  bei  Brüx ! 

h)    Zwergmännchen    zwei-    oder   mehrzellig;    a)  Oosporen  glatt,    nicht   stachelig. 

29.  Oe.  Borisianum  (Le  Gl.)  Wittr.  Tab.  phycol.  VII.  T.  35.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  11!  Gynandrospor  (oder  idioandrospor?).  Veget.  Zellen  15  bis  21  /*  dick, 
3  bis  5mal  so  lang,  Stützzellen  angeschwollen,  31  bis  33  fi  dick,  2mal  so  lang.  End- 
zellen stumpf.  Oogonien  einzeln  oder  zu  zweien  mit  einem  Loche  oben  sich  öffnend, 
45  bis  50  (.1  dick,  60  bis  75  fi  lang  von  der  fast  eiförmigen  40  bis  44  ^  dicken,  51 
bis  54  ft  langen,  glatten,  elliptischen  Oospore  fast  ausgefüllt.  Androsporangien  2-  (oder 
mehr-?)  zellig,  17  bis  18  ^  dick,  15  bis  20  ft  lang.  Zwergmännchen  ein  wenig  gekrümmt, 
auf  den  Stützzellen  sitzend,  mit  etwa  18  ^  dickem,  45  bis  57  ft  langem  Fuss.  Anthe- 
ridien  einzellig  10  (i  dick,    21  ^  lang. 

In  Teichen,  Tümpeln  wie  vor.,  ziemlich  selten.  Fructif.  7 — -8.  So  in  den  Teichen 
bei  Kaltenbrunn  nächst  Ilohenfurth,  bei  Eisenstein  und  in  den  Tümpeln  an  der  Adler 
nächst  Königgrätz ! 

30.  Oe.  acrosporum  D.  By.  Über  Oedog.  u.  Bulb.  T.  3.  Idiandrospor.  Veget. 
Zellen  10  bis  14  ^  dick,  2  bis  7mal  so  lang,  Endzelle  stumpf.  Stützzellen  15  bis  18  ^ 
dick,  2  bis  3mal  so  lang.  Oogonium  an  der  Spitze  des  Fadens,  mit  einem  sehr  kleinen, 
bald  verschwindenden  Deckel  sich  öffnend,  30  bis  35  ^  dick,  45  bis  51  /*  lang,  von  der 
Oospore  ganz  ausgefüllt.  Die  Membran  der  letzteren  an  der  Innenseite  längsstreitig. 
Zwergmännchen  gekrümmt,  auf  den  Stützzelleu  sitzend,  mit  meist  zweizeiligem  Fuss,  die 
obere  dieser  Zellen  sehr  (55  bis  65  ft)  lang,  6  bis  8  ^it  dick,  die  untere  9  bis  12  fi 
dick,  24  bis  32  ,u  lang.     Antheridien   1  bis  2zellig,  6  bis  8  ^  dick,   14  bis  15  ^  lang. 

var.  ß)  connectens  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  401 !  Gynandrospor  (und 
idiandrospor?),  veget.  Zellen  12  bis  19  ^  dick,  3  bis  6mal  so  lang,  Stützzellen  16  bis 
23  fi  dick,  2'/2  bis  S^omal  so  lang.  Oogonien  33  bis  48  ^  dick,  50  bis  72  ^  lang, 
Epispor  mit  etwa  25  Längsstreifen,  mit  dicker  Membran,  Androsporangien  1  bis  2zellig, 
unter  den  Oogonien,  18  bis  22  ^  dick,  12  bis  15  fi  lang,  die  untere  Zelle  am  Zwerg- 
männchen 8  bis  12  ^  dick,  29  bis  38  ^  lang,  die  obere  5  bis  6  /tt  dick,  C>Q  bis  70  fi 
lang,  Antheridien  6  bis  7'5  fi  dick,   16  (u.  lang. 

In  Teichen  wie  vor.,  selten.  Fructif.  6—8.  So  in  den  Teichen  bei  Brüx  spärlich! 

31.  Oe.  sexangulare  Glev.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  12!  Gynandrospor. 
Veget.  Zellen  9  bis  16  ft  dick,  3'/2  bis  7mal  so  lang.  Oogonien  einzeln  (selten  zu 
zweien),  sechseckig-ellipsoidisch,  mit  einem  etwas  über  der  Mitte  liegenden  Loche  sich 
öffnend,  29  bis  32  ft  dick,  33  bis  38  ft  lang,  von  der  27  bis  30  ft  dicken,  31  bis  36  ii 
langen,  glatten,  fast  elliptischen  Oospore  ausgefüllt.  Androsporangien  2  bis  Szellig,  13 
bis  14  1»  dick,  10  bis  14  ft  lang.  Zwergmännchen  leicht  gekrümmt,  mit  einem  7  bis 
9  II  dicken,  21  bis  27  ^  langen  Fusse,  auf  den  Stützzellen  sitzend.  Antheridium  ein- 
zellig, 6  bis  7  |w  dick,  9  bis  12  ;«  lang. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  selten.  Fructif.  6 — 8.  So  in  den  Sümpfen 
an  der  Bahn  bei  Ouwal  im  J.  1882  reichlich! 

32.  Oe.  crispulum  Wittr.  et  Nordst.  Veget.  Zellen  4  bis  7  /tt  dick,  2V2  bis 
4mal  so  lang.  Oogonien  einzeln  oder  zu  zweien,  eiförmig,  mit  einem  Deckel  sich  öffnend, 
mit  einem  breiten  Spalt  versehen,  17  bis  18  ^  dick,  24  bis  27  ^i  lang.  Oosporen  ku- 
kelig-elliptisch,  den  unteren  Theil  der  Oogonien  ausfüllend,  mit  leicht  crenulirter  Membran. 
Zwergmännchen  auf  den  Oogonien  sitzend,  mit  einem  5  bis  6  ft  dicken,  12  bis  13  ^ 
langen  Fusse.     Antheridien  einzellig,  4  bis  4^2  f*  dick,  5  bis  5*/o  ii  lang. 

var.  ß)  minntum  nob.  Veget.  Zellen  3  bis  6  (selten  7)  fi  dick,    3  bis  6mal  so 


lang. 


Oogonien  elliptisch,   14  bis  18  ^  dick,    18  bis  24  ^  lang,   seltener  fast 


kugelrund. 


OedogoniuiTL.  45 


15  bis  18  (X  dick,  das  untere  meist  etwas  kleiner  als  das  obere.  Oosporen  9  bis  12  /it 
dick,  12  bis  15  fi  lang  von  brauner  Farbe,  mit  fast  glatter  Membran;  sonst  wie  die 
typische  Form. 

In  torfigen  Gewässern,  Torfsümpfen  u.  a.  selten.  Fructif.  8 — 9.  So  in  den  Teichen 
bei  Kaltenbrunn  nächst  Hohenfurth ;  in  Torfsümpfen  nächst  Veseli  unter  Conferva  fioccosa 
(Vauch.)  Ag.  (?),  Zygogonium  ericetorum  (Ktz.)  D.  By.  in  grosser  Menge  (var.  /?!). 

ß)  Oosporen  stachelig. 

33.  Oe.  echinospermum  A.  Br.  Tab.  phycol.  III.  T.  36.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  12,  506!  Gynaudrospor  oder  idioandrospor.  Veget.  Zellen  18  bis  30  ft  dick, 
2  bis  A^l^mal  so  lang.  Oogonien  einzeln,  elliptisch-kugelig  oder  fast  kugelrund,  in  der 
Mitte  mit  einem  Loche  versehen,  40  bis  50  fi  dick,  42  bis  57  ^  lang  von  den  kuge- 
ligen, stacheligen  38  bis  47  ^  dicken,  38  bis  49  fi  langen  (mit  den  etwa  3  fi  langen, 
pfriemen-förmigen  Stacheln).  Androsporaugien  2  bis  5zellig,  21  bis  25  ^  dick,  9  bis  Ib  ^ 
lang.  Zwergraännchen  leicht  gekrümmt,  auf  den  Stützzellen  sitzend,  mit  einem  12  bis 
15  /u.  dicken,  30  bis  35  fi  langen  Fusse.  Antheridien  einzellig  10  bis  12  fi  dick,  12 
bis  15  ^  lang. 

Meist  in  torfigen  Gewässern,  seltener  auch  anderen  stehenden  Wässern,  Tümpeln 
u.  a.  ziemlich  selten.  Fructif.  7 — 9.  So  in  den  Moldautümpeln  bei  Hodkowicka  nächst 
Prag!,  in  den  Torfsümpfen  bei  Lichtenau  au  der  Adler!  bei  Höflitz  (Schauta)  und  bei 
Schluckenau  (Karl)  nach  Rbh.  Flora  eur.  alg.  III.  p.  349  in  Mus.  als  Oe.  tumidulum 
von  Karl  bestimmt! 

3.  Sect.  Pringslieimia  (AVood)  nob.  Diöcische  Arten.  Die  Spermatozoiden  ent- 
stehen in  besonderen  männlichen  Fäden. 

34.  Oe.  capillare  (L.)  Ktz.  Conferva  capillaris  L.  Ktz.  Phyc.  gener.  Tab,  12. 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  106 !  Veget.  Zellen  35  bis  55  ^  dick,  1  bis  2mal  so 
lang.  Oogonien  einzeln,  nicht  angeschwollen,  cylindrisch,  oben  mit  einem  Loche  sich 
öffnend  35  bis  55  fi  dick,  1  bis  l'/jmal  so  lang.  Oosporen  kugelig  oder  cylindrisch- 
kugelig,  das  Oogonium  nicht  ausfüllend,  30  bis  52  ^  dick,  39  bis  63  ^  laug.  Männliche 
Fäden  fast  eben  so  dick,  wie  die  weiblichen.  Antheridien  1  bis  4zellig,  mit  vegetativen 
Zellen  abwechselnd,  38  bis  48  ft  dick,  5  bis  6  ^  laug;  Spermatozoiden  je  zwei  in  einer 
Zelle  entstehend. 

In  Flüssen,  Bächen,  Teichen  meist  auf  Wehren,  Wasserschleussen  etc.  in  der 
Ebene  und  im  Vorgebirge  durch  ganz  Böhmen  verbreitet.  Fructif.  8 — lO.  So  in  der 
Umgebung  von  Prag  an  der  Smicliower  Schwimmschule,  am  Wehre  bei  der  Kaisermühle 
nächst  Baumgarten,  bei  Hrdlofez,  Kunratic.  Bei  Rovne  nächst  Raudnitz,  Lobositz,  Leit- 
meritz,  bei  Kolin,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Königgrätz ;  bei  Hirschberg,  Weisswasser, 
Parschnitz,  Semil,  Eisenbrod,  Tannwald,  Alt-Paka,  Nachod!  bei  Fugau  (Karl  Mus.!);  bei 
Jung-Bunzlau,  Bakov,  bei  Münchengrätz  (leg.  Dr.  Pic!),  bei  Saaz,  Carlsbad!  Im  Teiche 
Wavfinak  bei  WaAvfinec  nächst  Zasmuk  im  J,  1881  massenhaft!  Bei  Poddubi,  Sazawa, 
Doubrawic,  Kocerad  an  der  Sazawa,  bei  Beneschau,  Bystfic,  Hofovic,  Tabor,  Pisek,  Pro- 
tiwin,  Sobieslau,  Veseli,  Lomnitz,  Wittingau,  Ilorazd'ovic,  Krummau,  Rosenberg,  Hohen- 
furth, Kaplitz;  bei  Mies,  Klattau! 

35.  Oe.  grande  Ktz.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  503!  Veget.  Zellen  27  bis 
34  /LI  dick,  2V2  bis  7mal  so  lang,  Stützzellen  von  derselben  Form  wie  die  vegetativen 
Zellen.  Oogonien  eiförmig,  wenig  angeschwollen,  einzeln  oder  zu  zwei  hinter  einander, 
mit  einem  Loche  oben  sich  öffnend,  45  bis  60  ^  dick,  90  bis  110  ju-  lang,  von  den 
fast  eiförmigen  45  bis  54  ft  dicken,  80  bis  93  ^  langen  Oosporen  fast  aus-  gefüllt. 
Männliche  Fäden  unbekannt. 

var.  ß)  majus  nob.^)  veget.  Zellen  meist  34  bis  45  (selten  etwa  30)  ft  dick, 
2Y2  bis  6mal  so  lang.     Oogonien  einzeln,    54  bis  66  ft  dick,  78  bis  90  fi  lang.  Männ- 


^)  Diese  Oe.-Form,  welche  dem  Oe.  mexicanum  Wittr.  (Oedog.  amer.  in  Botan.  Notiser 
1878  p.  138)  der  Grösse  der  veget.  Zellen  nach  am  nächsten  steht,  unterscheidet  sich  von  diesem 
hauptsächlich  durch  längere  Zellen  sowie  durch  die  Zahl  und  Grösse  der  Antheridien. 


46 


Oedosoniuixi. 


liehe  Fäden  fast  eben  so  dick  wie  die  weiblichen  (33  bis  42  fi  dick).  Antheridien  2  bis 
bis  8zellig,  30  bis  36  fi  dick,  9  bis  15  fi  hoch,  mit  vegetativen  Zellen  abwechselnd; 
sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stagnierenden  Gewässern  ziemlich  selten.  Fructif.  8 — 10.  So  in  alten  Teichen 
bei  Wittiugau;  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cid- 
lina  und  in  den  Teichen  bei  Brüx  ß ! 


36.    Oe.   Pringsheimii 
AVittr.  et  Nordst.   Alg.    exs.  Nr 


lang.  Oogonien  einzeln  oder 


Oedogonium 


Priiigs- 


Fig.   1(3 

lieimii  Crain.  Rechts  ein  mann 
lieber,  links  ein  weiblicher 
Fadeu.  Au  ersterem  sind  me- 
hrere Antheridien,  in  welchen 
Spermatozoiden  entstehen,  an 
letzteren  sind  zwei  Oogonien, 
welclie  sich  mit  einem  Deckel 
offnen.  Das  obere  Oogonium 
ist  von  der  Oospore  nicht  ganz 
ausgefüllt.  Vergr.  SOOinal. 


Gram,  Wittr.  Oedog.  nov.  Tab.  1  als  Oe.  Nordstedtii, 
215!  Veget.  Zellen  10  bis  20  fi  dick,  2  bis  4mal  so 
zu  2  bis  6,  mit  einem  Deckel  sich  öifnend,  mit  einem  sehr 
engen  und  wenig  deutlichen  Spalte,  30  bis  43  fi  dick,  36 
bis  45  ^  lang  von  den  fast  kugeligen  28  bis  35  ft  dicken, 
28  bis  34  ft  langen  Oosporen  nicht  ganz  ausgefüllt.  Männ- 
liche Fäden  etwas  dünner  als  die  weiblichen,  mit  11  bis 
16  fi  dicken,  2  bis  4mal  so  langen  veget,  Zellen.  Anthe- 
ridien 2  bis  lOzellig,  am  oberen  Fadenende  mit  veget. 
Zellen  abwechselnd,  10  bis  15  ft  dick,  6  bis  9  ft  lang. 
Endzellen  stumpf,    selten    kurz  zugespitzt. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen  u.  a.  wie  vor. 
ziemlich  verbreitet.  Fructif.  7 — 8.  So  in  den  Teichen  bei 
Schwarz-Buda  nächst  Rican,  in  den  Teichen  bei  Hirschberg, 
bei  Brüx,  Franzeusbad;  ebenso  bei  Veseli,  in  den  Teichen 
bei  Lomnitz  nächst  Wittingau  und  bei  Kaltenbrunn  nächst 
Hohenfurth ! 

37.  Oe.  inversum  Wittr.  öfvers.  k.  vetensk.  akad. 
Förhand.  1876.  T.  13.  Wittr.  et  Xordst,  Alg.  exs.  Kr,  105! 
Yeget.  Zellen  12  bis  14  (i  dick,  2  bis  6mal  so  lang. 
Oogonien  einzeln,  kugelig,  ohne  hutartigem  Ausatz,  mit  tief 
unten  liegendem  Loche  sich  ötfoend  und  mit  ziemlich  deut- 
lichem Spalte,  33  bis  35  (i  dick,  30  bis  33  ^  lang.  Oo- 
sporen kugelig  oder  niedergedrückt-kugelig,  die  Oogonien 
fast  ausfüllend,  30  bis  31  (i  dick,  27  bis  28  (i  lang.  Männ- 
liche Fäden  weniger  dick,  mit  7  bis  10  fi  dicken,  2  bis 
6mal  so  langen  veget.  Zellen.  Spermogonien  2  bis  3zellig, 
10  bis  12  ju.  lang.  Spermatozoiden  einzeln.  Die  Fäden  dieser 

die  Fusszelle 
16    bis  20  /i  dick,    11    bis 


Oe. 

ist 

12 


-Art    sind    öfters  von    Ca  CO3    incrustirt, 


selten.  Fructif. 
bei   Trautenau 

Zellen  12  bis 


niedergedrückt-kugelförmig, 

^  lang. 

In  Wassergräben,  Tümpeln  wie  vor., 
6 — 8.  So  in  Wassergräben  an  der  Bahn 
reichlich  1885! 

38.  Oe.  crenulato-costatum  Wittr.  Oedog,  Amer.  1878.  Veget. 
18  fi  dick,  2'/2  bis  4mal  so  lang,  Stützzellen  den  veget.  gleich,  Endzeilen,  manchmal  in 
Oogonium  verwandelt,  abgestumpft.  Oogonien  einzeln,  selten  zu  zwei,  verkehrt  eiförmig, 
oben  mit  einem  Loche  sich  öffnend,  32  bis  33  ^  dick,  48  bis  58  fi  lang,  Oospoi'en  die 
Oogonien  fast  ganz  ausfüllend,  29  bis  30  fi  dick,  42  bis  47  fi  lang,  mit  länglich  gekerbt- 
geripptem Epispor.  Yeget.  Zellen  der  männlichen  Fäden  9  bis  13  fi  dick,  S^o  bis  4\i^  [i 
lang,  Antheridien  im  oberen  Theile  der  Fäden  mit  den  veget,  Zellen  abwechselnd,  2  bis 
6zellig,  9  bis  12  ^  dick,  9  bis  14  fi  lang, 

var. /3)  longearticulntum  nob.  Veget.  Zellen  12  bis  15  fi  dick,  5  bis  6mal  so  lang. 
Oogonien  einzeln,  länglich  verkehrt-eiförmig,  27  bis  30  fi  dick,  51  bis  54  ^i  lang  ohne 
den  etwa  6  <(  hohen  hutartigen  Ansatz,  Oosporen  24  bis  27  p,  dick,  bis  48  ^  lang, 
verkehrt-eiförmig  oder  fast  elliptisch  mit  gekerbt-geripptem  Epispor. 

In  Teichen  wie  vor.,  selten,  Fructif.   7 — 8.  So  in  den  Teichen  bei  Wittingau /3 ! 

39.  Oe.  Boscii  (Le  Gl.)  Wittr.     Wittr.  et  Xordst.  Alg.  exs.  Nr.  7,  401 !  Veget. 


Oedogoniuna.  47 


Zellen  14  bis  20  fi  dick,  4  bis  6mal  so  laug,  Endzeile  fast  hyalin;  Oogonien  einzeln, 
selten  zu  zwei,  länglich-elliptisch,  mit  einem  Loche  oben  sich  öttnend,  40  bis  45  ^  dick, 
80  bis  100  (i  lang  (nicht  selten  auch  kürzer),  Oosporen  elliptisch,  die  Oogonien  nicht 
ausfüllend,  36  bis  40  ^  dick,  60  bis  65  (i  lang,  mit  am  unteren  Ende  länglich  geripptem 
Epispor.  Männliche  Fäden  fast  eben  so  dick  wie  die  weiblichen,  Antheridien  3  bis  6zellig, 
13  bis  14  /i  dick,  6  bis  9  jit  lang. 

In  Teichen  wie  vor.  Fructif.  6 — 8.     So  in  den  Teichen  bei  Wittingaul 

40.  Oe.  cryptoporum  Wittr.  var.  ß)  vulgare  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
Nr.  607 !  ')  Veget.  Zellen  5  bis  8  ^  dick,  3  bis  5mal  so  lang.  Oogonien  2  bis  5  hinter 
einander  oder  einzeln  niedergedrückt-kugelig,  mit  einem  Loche  in  der  mittleren  Region  sich 
öffnend,  18  bis  25  ^tt  dick,  18  bis  26  ^  lang.  Oosporen  niedergedrückt-kugelig  16  bis 
bis  22  (i  dick,  13  bis  18  ^  lang,  die  Oogonien  fast  ausfüllend.  Antheridien  1  bis  4zellig, 
5  bis  7  iu.  dick,  9  bis  12  ^  lang,  an  besonderen  männlichen  Fäden. '•*) 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Gräben  u.  ä.  ziemlich  selten.  Fructif.  6 — 8. 
In  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Xeratowic,  in  den  Teichen  bei  Brüx  und  Franzensbad, 
in  Sümpfen  bei  Wichstadtl  an  der  Adler,  in  den  Teichen  bei  Lomnitz  nächst  Wittingau  in 
grösserer  Menge ! 

4.  Sect.    Unvollständig  bekannte  Arten. 

41.  Oe.  fonticola  A.  Br.^)  Veget.  Zellen  16  bis  26  (i  dick,  1  bis  2,  seltener 
bis  3mal  so  lang,  im  oberen  Fadentheile  länger  als  im  untern.  Oogonien  einzeln,  selten 
zu  zweien,  kugelig-eiförmig;  36  bis  40  ^  dick,  44  bis  55  ^  lang  mit  einem  Loche  oben 
sich  öffnend. 

In  Bächen,  Quellen,  Brunnen,  Fontänen  u.  ä.  in  Böhmen  in  der  Ebene  und  in 
Gebirgsgegenden  verbreitet.  Fructif.  8 — 9.  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach  z.  B. 
in  Brunnen  am  Hradcin,  am  Zizkaberg,  oberhalb  Podol,  in  der  Särka,  bei  Roztok  und 
bei  Bruky,  im  Radotiner-Thale,  bei  Chwal;  bei  Doubravic  und  Ondfejov  an  der  Sazawa. 
Bei  Königgrätz,  Hofic,  Wichstadtl  an  der  Adler,  auch  in  schnell  fliessenden  Bächen  nicht 
selten;  bei  Jicin,  Eisenbrod,  Tannwald,  Nachod;  bei  Alt-Paka,  Hohenelbe;  bei  Hirschberg, 
Weisswasser,  Herrnskretschen ;  bei  Saaz,  Dux,  Eichwald  nächst  Teplitz,  Franzensbad, 
Carlsbad,  Mies ;  bei  Tabor,  Pf ibram,  Pisek,  Lomnic,  Wittingau,  Gutwasser  nächst  Budweis, 
Krummau,  Kaplitz,  Veseli,  Olbramovic,  Strezmif  nächst  Stupcic,  Sulowic,  Lobositz,  Rovne 
nächst  Raudnitz,   bei  Elbe-Kostelec ! 

42.  Oe.  giganteum  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  37.  Alg.  exs.  Nr.  503,  24!  Veget. 
Zellen  30  bis  42  ft  dick,  2  bis  47201^1  so  lang.  Stützzellen  etwas  angeschwollen,  54 
bis  65  fi  dick,  1  bis  2mal  so  lang.  Oogonien  einzeln,  wenig  angeschwollen,  56  bis  69  ft 
dick,  78  bis  106  ft  lang,  meist  cylindrisch-verkehrt  eiförmig,  mit  einem  Loche  oben  sich 
öffnend.  Oosporen  cylindrisch-ellipsoidisch,  54  bis  65  ju.  dick,  75  bis  KU  fi  lang,  die 
Oogonien  fast  ausfüllend,  seltener  flaschenförmig  eingeschnürt,  kurzhalsig  und  die  Oogonien 
ganz  ausfüllend;   ihr  Epispor  mit  feinen  Grübchen  versehen. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln  u.  a.  in  Böhmen  ziemlich  verbreitet. 
Fructif.    7 — 9.     In    der   Umgebung   von   Prag   mehrfach,    so  z.  B.  in    den  Schanzgräben 


^)  In  seinem  „Prodromus  monogr.  Oedogoniearum,  1874"  hat  Wittrock  dieses  Oedogonium 
zu  den  monöcischen  Oe.- Arten  zugezälilt;  in  seinem  und  Nordstedt's  Alg.  exs.  Nr.  607  schreibt 
er  aber  in  Anmerkung:  est,  quantum  videre  potuerimus  dioicum,  macrandrium." 

'-)  Leider  hat  Wittrock  so  viel  uns  bekannt,  diese  Fäden  nicht  näher  beschrieben ;  das 
was  oben  über  die  Antheridien  angeführt  ist,  bezielit  sich  auf  die  von  Wittrock  als  monöcisch 
beschriebene  Form  des  Oe.  cryptoporum  var.  ß.  vulgare  Wittr.  Da  schon  Wittrock,  wie  mir 
Dr.  Nordstedt  gütigst  mitgetlieilt  hat,  die  beiden  Formen  a.  und  ß.  seines  Oe.  cryptoporum  als  zwei 
verschiedene  Arten  aufstellen  wollte  und  die  letztere  Form  mit  Oe.  teneUum  Ktz.  in  Ptbli.  Alg. 
Sachs,  exs.  Nr.  612!  mir  identisch  zu  sein  scheint,  so  wäre  es  vielleicht  am  besten  sie  unter  diesem 
Namen  als  Art  von  jener  zu  trennen. 

^)  Ich  habe  diese  Oe.-Art  nach  den  von  H.  Dr.  0.  Nordstedt  in  Venedig,  von  J.  Nave 
in  Brunn  gesammelten,  mir  von  Dr.  Nordstedt  gütigst  zugesandten  Oe.  Fonticola-Exemplaren 
bestimmt.  Das  von  J.  Nave  am  Franzensberg  in  Drünn  gesammelte  und  in  seinen  „Algae  mora- 
vicae"  vertheilte  Oe.  fonticola  Ktz.  ist  von  Rabenliorst  in  seinen  Algen  v.  Sachsen  Nr.  528!  als 
Oe.  intermediuni  Ktz.  mitgetheilt  worden.  Kützing  hat  diese  Oedogouinm-Art  unter  dem  Namen 
Ulothrix  compacta  Ktz.  Alg.  Dec.  Nr.  48!  ausgetheilt. 


48 


Oedogonium. 


hinter  dem  gew.  Kornthore,  in  dem  Teiche  bei  Kunratic,  in  den  Tümpeln  bei  Radotin 
u.  a.,  bei  Königgrätz,  Weisswasser,  Saaz,  Mies,  Tabor,  Lomnic,  Wittingau,  Rovne  bei 
Rauduitz,  Lobositz,  Sulovic! 

43.  Oe.  crassum  (Hass.)  Wittr.  Goth.  sötv.  Alg.  T.  1.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  603 !  Veget.  Zellen  33  bis  55  ft  dick,  2  bis  5mal  so  lang.  Oogonien  einzeln, 
selten  zu  zwei,  verkehrt  eiförmig-ellipsoidisch,  etwas  angeschwollen,  mit  einem  Loche  oben 
sich  öffnend,  65  bis  70  ft  dick,  100  bis  125  ft  lang,  von  den  elliptischen,  60  bis  66  (i 
dicken,  80  bis  110  ^  langen  Oosporen  nicht  ganz  ausgefüllt. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen  u.  a.  selten.  Fructif.  8 — 9.  Bisher  blos  bei 
Hohenfurth ! 

44.  Oe.  Magnusii  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  109  b. !  Vegetat.  Zellen 
7  bis  9  ^  dick,  1 '/2  bis  4mal  so  lang.  Oogonien  einzeln  oder  zu  2  bis  3,  niedergedrückt- 
kugelig 24  bis  27  fi  dick,  21  bis  26  ;«.  lang,  mit  einem  Loche  in  der  Mitte  sich  öffnend, 
von  der  etwa  22  bis  25  /*  dicken,  18  bis  22  fi  langen  Oospore  ausgefüllt.  Membran  der 
letzteren  wellig  gerunzelt.  Antheridien  8  bis  9  (i  dick,  5  bis  8  ft  lang,  aus  3  bis  8 
Zellen  bestehend. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  ziemlich  selten.  Fructif.  6 — 7.  So  bei  Jung- 
Bunzlau  leg.  Dr.  Pic !  in  den  Teichen,  bei  Wittingau  und  bei  Hohenfurth,  in  den  Gräben 
an  der  Eisenbahn  bei  Neratovic ! 

45.  Oe.  hexagonum  Ktz.  Tab.  III.  T.  35.  Fäden  gelblich  grün,  öfters  gebleicht. 
Veget.  Zellen  11  bis  15  fi  dick,  2  bis  4  (seltener  6)  mal  so  lang,  aufwärts  deutlich 
erweitert.  Endzellen  in  eine  Borste  auslaufend.  Oosporen  kugelrund  oder  kugelrund- 
kantig, rothbraun,  etwa  23  ^  dick,  die  Oogonien  ganz  ausfüllend. 

In  Sümpfen,  Gräben  wie  vor.  stellenweise.  Bei  Tetschen  (Rbh.  Kryptfl.  p.  259). 

46.  Oe.  fasciatum  Ktz.  Tab.  III.  T.  34.  Fäden  schmutziggrün.  Veget.  Zellen 
10  bis  21  n  dick,  2  bis  4mal  so  lang.  Endzellen  stumpf  abgerundet.  Oosporen  genau 
kugelrund,  das  gleichgestaltete  Oogonium  fast  erfüllend,  reif  rothbraun. 

In  Sümpfen,  Quellen  ti.  ä    Bei  Teplitz  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  258). 

47.  Oe.  Candollei  (Le  Gl.)  Breb.  Tab.  phycol.  III.  Tab.  33.  Bildet  grünliche, 
weiche  Flocken.  Veget.  Zellen  nach  Rbh.  Fl.  eur.  alg.  p.  355,  bis  11*5  /*,  nach  dessen 
Kryptfl.  V.  Sachsen  p.  258  bis  15  ^  dick;  4  bis  6mal  so  lang.  Oogonien  stark  angeschwollen, 
kugelförmig  von  der  kugeligen,  reif  braun  gefärbten  Oospore  nicht  ganz  ausgefüllt. 

In  Gräben,  Waldsümpfen  verbreitet.  Bei  Schluckenau  (Karl?  nach  Rbh.  Kryptfl. 
v.  Sachsen  p.  258). 

48.  Oe.  intermedium  Ktz.  Veget.  Zellen  17  bis  25  ft  dick,  fast  ebenso  lang 
(seltener  etwas  länger  oder  kürzer),  Oosporen  kugelrund,  das  wenig  gedunsene  Oogonium 
fast  ganz  ausfüllend. 

Wie  vor.  Bei  Reichenberg  und  Teplitz  (Siegraund  in  Rbh.  Krypt.  v.  Sachsen 
pag.  259).') 

13.  Gatt.   Bulhocliaete  Ag. 

Der  Thallus  besteht  aus  verästelten  Zellreihen,  deren  Endzellen  auch  an  den 
Seitenästen,  eine  lange,  dünne,  farblose,  am  Grunde  zwiebeiförmig  angeschwollene  Borste 
tragen.     Die  Oogonien  sind  niemals  die  ersten  Zellen  eines  Astes,  da  sich  diese  zu  einer 


')  Ausser  den  (il)eu  aiigefülirten  Gedogonium-Arteu,  Melche  iiacli  vollkommen  entwickelten, 
fructiflciroiulen  Exomplarcii  bestimmt  worden  sind,  liat  der  Verfasser  an  verschiedenen  Orten 
Hnlimens  eine  grössere  Auzald  niclit  fruotiticirender  Oe. -Arten  gesammelt,  die  er  richtig  zu  be- 
stimmen nicht  im  Stande  war.  Dasselbe  gilt  auch  von  einigen  Arten  der  folgenden  Gattung  Bul- 
bochaete.  Es  ist  also  sicher  zu  erwarten,  dass  durch  spätere  algologische  Forschungen  in  Böhmen 


noch  viele  Oedogouieeu-Arteu  entdeckt  werden 


Bulboohaete.  49 

Borste  ausbilden.  Vermehrung,  Gestalt  und  Vertheilung  der  Geschlechtsorgane,  Befruchtung 
und  Zygoten-  (Oosporen)  Bildung  wie  bei  der  Gattung  Oedogonium.  Bei  allen  Arten 
offnen  sich  die  Oogonien  mit  einem  Loche  in  der  oberen  Hälfte.  Alle  in  Böhmen  ver- 
breiteten B. -Arten  sind  mit  Ausnahme  der  B.  nana  Wittr.  und  B,  mirabilis  Wittr.  diöcisch, 
mit  Zwergmännchen  versehen  und   gynandrospor. 

1,  Sect.  Eiibvlhochaete  nob.  Oogonien  kugelig  oder  fast  kugelig;  Oosporen  von 
derselben  Gestalt,  die  Oogonien  fast  ganz  ausfüllend.  In  der  das  Oogonium  tragenden 
Zelle  (Stützzelle)  steht  eine  Scheidewand  meist  Avenig  über  oder  unter  der  Mitte.  Zwerg- 
männchen zweizeilig. 

a)  Fuss  der  Zwergmännchen  kürzer  als  das  Antheridium. 

49.  B.  Setigera  (Roth)  Ag.  Priugsh.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1858  I.  T.  6.  Veget. 
Zellen  25  bis  28  ^  dick,  2  bis  5mal  so  lang.  Oogonien  und  Oosporen  niedergedrückt- 
(fast  4eckig)  kugelförmig  unter  der  Endborste  oder  den  Androsporangien,  mit  nach  der 
Befruchtung  verdickter  Membran,  75  bis  80  ^  dick,  60  bis  65  ^  lang.  Scheidewand 
etwas  über  oder  in  der  Mitte  der  Stützzelle.  Epispor  mit  sehr  kleinen,  punktförmigen 
Warzen  besetzt.  Androsporangien  zerstreut  oder  über  den  Oogonien,  zweizeilig,  18  bis 
20  ii  dick,  14  bis  18  ii  lang.  Zwergmännchen  12  bis  14  fi  dick,  34  bis  .36  ft  lang 
auf  den  Oogonien  oder  in  ihrer  Nähe  sitzend,  mit  geradem  Fuss. 

In  alten  Teichen,  Wassergräben  in  sumpfigen  und  torfigen  Gewässern,  in  der 
Ebene  und  im  Gebirge  ziemlich  verbreitet.  Fructif.  8—10.  So  in  einigen  Tümpeln  an 
der  Elbe  bei  Kostelec  a.  E.,  in  den  Teichen  bei  Dymokur,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn 
bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina,  in  den  Torfsümpfen  bei  Bfezhrad  nächst 
Königgrätz,  in  den  Teichen  bei  Chlomek  nächst  Turnau !,  im  Reichenberger  Gebiete 
(Menzel  „Beiträge"),  in  den  alten  Teichen  bei  Krobitz  nächst  Fi-anzensbad,  in  Waldsümpfen 
bei  Stfezmif  nächst  Stupcic!,  im  grossen  Teiche  bei  Pilsen  (Hora,  Flora  v.  Pilsen  p.  12), 
in  den  Teichen  bei  Sobieslau,  Wittingau,  Hohenfurth  (mehrfach),  bei  Ebenau  nächst 
Krumraau,  im  Arber-See  im  Böhmerwalde  massenhaft! 

50.  B.  crenulata  Pringsh.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1858  I.  T.  6.  Veget.  Zellen  16 
bis  19  (u.  dick,  2  bis  S'/omal  so  lang.  Oogonien  niedergedrückt-kugelförmig,  unter  der 
Endborste,  seltener  unter  Androsporangien  oder  vegetativen  Zellen,  45  bis  48  ^  dick, 
35  bis  38  ^i  lang.  Scheidewand  in  der  Mitte  der  Stützzelle  oder  etwas  darunter.  Epispor 
mit  deutlichen,  schräg  verlaufenden  Leistchen  versehen.  Androsporangien  zerstreut,  12  fi 
dick,  10  ^  lang.  Zwergmännchen  auf  den  Oogonien  oder  in  ihrer  Nähe,  mit  geradem 
Fuss,  9  II  dick,  26  /tt  lang. 

Wie  vor.,  doch  selten  verbreitet.  Fructif.  7 — 9.  Bisher  blos  in  den  Teichen  bei 
Tschausch  nächst  Brüx ! 

51.  B.  intermedia  De  By.  Über  Oedog.  u.  Bolb.  T.  4.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  509!  Veget.  Zellen  17  bis  19  n  dick,  1^2  bis  3mal  so  lang.  Oogonien  unter 
den  Androsporangien,  40  bis  48  fi  dick,  31  bis  40  ft  lang.  Scheidewand  ungefähr  in 
der  Mitte  der  Stützzelle.  Epispor  mit  sehr  feinen  Leistchen  besetzt.  Androsporangien 
13  n  dick,  K)  ^  lang,  1  bis  2zellig,  über  dem  Oogonium,  seltener  zerstreut.  Zwerg- 
männchen auf  den  Oogonien  sitzend,  mit  etwas  gekrümmtem  Fuss  9  bis  10  ft  dick,  24 
bis  26  II  lang. 

var.  ß)  depressa  Wittr.  Prodrom,  monog.  Oedogon.  Tab.  1.  Veget.  Zellen  14 
bis  18  fi  dick,  2  bis  i'l^mal  so  lang.  Oogonien  niedergedrückt-kugelförmig,  42  bis  46 /tt 
dick,  30  bis  34  ja  lang.  Scheidewand  etwas  über  der  Mitte  der  Stützzelle.  Epispor  glatt, 
ziemlich  dick.  Androsporangien  über  den  Oogonien.  Zwergmännchen  9  bis  11  ft  dick, 
22  bis  25  fi  lang. 

In  Sümpfen,  Teichen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.,  ziemlich  selten.  Fructif.  8 — 9. 
So  in  den  Teichen  bei  Lomnic  nächst  Wittingau,  bei  Kaltenbrunn  nächst  Hohenfurth  und 
in  torfigen  Wassergräben  bei  AVichstadtl  und  Lichtenau  an  der  Adler  var.  ß. ! 

ß)  Fuss  der  Zwergmänuchen  länger  als  das  Antheridium. 


50  Bulbocliatea. 


52.  B.  elatior  Pringsli.  Jahrb.  f.  wis.  Bot.  1858  I.  T.  6.  Veget.  Zellen  13  bis 
18  jM  dick,  2  bis  'S^/^ma\  so  lang.  Oogouien  unter  den  Androsporaugien,  niedergedrückt, 
verkehrt  herzförmig-kugelig,  34  bis  44  (i  dick,  31  bis  38  fi  lang.  Scheidewand  tief  unten 
in  der  Stützzelle.  Membran  des  Oogoniums  nach  der  Befruchtung  verdickt.  Epispor  glatt. 
Androsporaugien  über  den  Oogonien,  selten  zerstreut,  2zellig,  10  bis  13  fi  dick,  8  bis 
11  fi  lang.  Zwergmännchen  etwas  kürzer  als  das  Oogonium,  in  der  Regel  auf  den  Stütz- 
zellen, seltener  auch  auf  vegetativen  Zellen  sitzend,  ihr  Fuss  8  bis  10  ft  dick,  18  bis  24  (i 
lang,  gerade,  kaum  doppelt  so  lang  als  das  6  bis  8  /[i  dicke,  10  bis  11  fi  lange  Antheridium. 

In  Teichen,  sumpfigen  Gewässern,  wie  vor.,  selten.  Fructif.  8 — 9.  Bisher  blos 
in  den  Teichen  bei  Krobitz  nächst  Franzensbad! 

53.  B.  crassa  Pringsh.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1858,  I.  T.  (5.  Veget.  Zellen  22  bis 
25*;'2  fi  dick,  2  bis  2^/omal  so  lang.  Oogonien  niedergedrückt-kugelförmig,  unter  der 
Endborste  (sehr  selten  unter  veget.  Zellen),  52  bis  60  (i  dick,  42  bis  51  (i  lang.  Scheide- 
wand in  der  Mitte  oder  etwas  höher  in  der  Stützzelle.  Epispor  ohne  deutliche  Warzen. 
Androsporangien  zerstreut,  mehrzellig  16  ^  dick,  13  bis  16  ^  lang.  Zwergmännchen  auf 
den  Oogonien  sitzend,  etwas  länger  als  diese,  ihr  Fuss  gekrümmt,  10  [i  dick,  44  (i  lang, 
doppelt  so  lang  als  das  8  ft  dicke,  21  fi  lange  Antheridium. 

In  Teichen,  Sümpfen  wie  vor.,  ziemlich  selten.  Fructif.  7 — 8.  So  in  den  Teichen 
bei  Franzensbad,  bei  Wotic  und  bei  Lomnitz  nächst  Wittingau ! 

2.  Sect.  EUipsosjyora  nob.  Oogonien  und  Oosporen  ellipsoidisch  oder  fast  ellip- 
soidisch,  letztere  mit  längs  geripptem  Epispor.  Scheidewand  hoch  oben  in  der  Stützzelle, 
oder  gar  nicht  vorhanden. 

a)  Monöcisch. 

54.  B.  nana  Wittr.  Oedog.  nov.  T.  1.  Veget.  Zellen  12  bis  15  fx  dick,  1  bis 
l'/s^al  so  lang.  Oogonien  ellipsoidisch  sitzend,  unter  den  Autheridieh,  den  Endborsten 
oder  unter  den  vegetativen  Zellen,  20  bis  24  (i  dick,  32  bis  36  jw  lang.  Scheidewand 
hoch  oben  in  der  Stützzelle.  Oosporen  die  Oogouien  fast  ausfüllend  mit  leicht  crenu- 
lirtem  und  undeutlich  längs-geripptem  Epispor.  Antheridien  1  bis  2zellig,  8  bis  9  fi  dick, 
6  bis  9  |U  lang,  aufrecht,  über  den  Oogonien  oder  zerstreut  an  besonderen  Aesten  unter 
den  Endborsten. 

In  alten  Teichen,  Sümpfen  wie  vor.  selten.  Fructif.  7 — 8.  In  den  Teichen  bei 
der  Zuckerfabrik  nächst  Dymokur  meist  auf  B.  setigera  fest  sitzend !  ?  ') 

55.  B.  mirabilis  Wittr.  Dispos.  Oedog.  Suec.  Tab.  1.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  602!  Veget.  Zellen  16  bis  20  ^  dick,  1^4  bis  l"/3mal  so  lang,  öfters  sich 
horizontal  zweitheilend,  Oogonien  elliptisch  27  bis  35  }i  dick,  46  bis  56  fi  laug,  ab- 
stehend seltener  aufrecht  unter  den  Endborsten  oder  unter  veget.  Zellen.  Antheridien 
2  bis  4zellig,  aufrecht,  selten  abstehend  10  bis  12  ft  dick,  7  bis  9  ft  lang  unter  den 
Oogouien  oder  zerstreut. 

ß)  immersa  Wittr.  Veget.  Zellen  13^«  bis  15  ^  dick,  1^/4  bis  2mal  so  lang. 
Oogonien  unter  veget.  Zellen  selten  unter  den  Endborsten,  öfters  in  den  unteren  mehr- 
zelligen Aesten,  25  bis  33  ft  dick,  40  bis  48  ^  lang.  Antheridien  1  bis  2zellig,  aufrecht 
oder  abstehend  7^2  bis  9  ^  dick,   6^/2  bis  8  ^  lang. 

In  Sümpfen,  unter  Katarakten  in  Flüssen,  selten.  Fructif.  8 — 9.  So  in  den 
Sümpfen  bei  Franzensbad! 

ß)  Diöcisch.  Zwergmännclien  gerade,  mit  einem  Fuss  versehen.  Antheridien  2 
bis  5zellig. 

56.  B.  pygmaea  Pringsh.  em.  Wittr.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1858  I.  T.  6.  B.  pygmaea 
b.  minor  Pringsh.  oxcl.  a.  major  Pringsh.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  4 !  Hauptfäden 
kurz  und  gekrümmt.     Veget.  Zellen  12  bis  15  ft  dick,   -/g   bis  Imal  so  lang.     Oogonien 

')  Da  ich  an  der  bei  Dymokur  gesammelten  B.  nana?  die  Antheridien  neben  der  und 
nicht  unter  der  Kndborste  an  besonderen,  Oogonienlosen  Zweigen  beobachtet  habe,  so  bin  ich  von 
der  Identität  dieser  beiden,   sonst  übereinstimmenden  Bulbochaete-Formen   nicht  völlig   überzeugt. 


Bulbooh  aete. 


51 


abstehend,  unter  der  Endborste  oder  unter  vegetativen  Zellen  23  bis  25  ft  dick,  34  bis 
40  ^  lang.  Audrospoi-angien  zerstreut,  Zwergmännchen  in  der  Xähe  der  Oogonien  sitzend, 
ihr  Fuss  11  bis  12  fi  dick,  lö^bis  IS  ^  lang.  Autheridien  7  bis  7"5  ^i  dick,  ebenso  lang. 
In  Tümpeln,  Teichen,  Wassergräben  wie  vor.,  in  der  Ebene  und  im  Yorgebirge 
ziemlich  verbreitet.  Fructif.  7 — 9.  So  in  den  Elbetümpeln  bei  Sadska,  in  den  Teichen 
bei  Ilabstein  nächst  Hirschberg,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Zizelic  nächst  Chlumec 
au  der  Cidlina,  in  dcu  Teichen  bei  Brüx,  Franzensbad,  Hohenfurth !  bei  Schluckenau 
[Karl,  Kbh.  Flora  eur.  alg.  III.  p.  360J. 

57.  B.  subsimplex  Wittr.  Jahr.  f.  w.  Bot.  1858  I.  T.  6.  B.  pygmaea  a.  major 
Pringsh.  Hautfädeu  aufrecht  mit  sehr  wenig  entwickelten  Verzweigungen.  Veget.  Zellen 
15  bis  16  fi  dick,  1  bis  iV^mal  so  lang,  Oogonien  abstehend,  unter  den  Androspor- 
angien,  oder  unter  der  Endborste,  26  bis  28  ^  dick,  39  bis  42  (i  lang.  Androsporangien 
auf  dem  Oogonium  11  bis  12  ft  dick,  12  bis  16  ft  lang.  Zwergmännchen  auf  den  Oogonien 
oder  in  deren  Nähe,  ihr  Fuss   10'5  ^  dick,   15  ^  lang,  Antheridien  7*5  /i  dick,   7  ^  lang. 

In  Gräben,  Teichen  wie  vor.,  selten.  Fructif.  8 — 9.  Bisher  nur  in  den  Teichen 
bei  Brüx  und  bei  Franzensbad! 

58.  B.  minor  A.  Br.  Jahr.  f.  w.  Bot.  1858  I.  T.  6.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
Nr.  401!  Veget.  Zellen  20  bis  25  ^  dick,  l'/j  bis  2mal  so  lang.  Oogonien  länglich- 
ellipsoidiscb,  aufrecht  unter  der  Endborste,  den  Androsporangien  oder  vegetativen  Zellen 
33  bis  42  ^  dick,  (50  bis  69  ^  lang.  Androsporangien  15  bis  16  ^  dick,  17  bis  21  ft 
lang  auf  den  Oogonien  oder  zerstreut.  Zwergmännchen  in  der  Nähe  der  Oogonien  sitzend, 
ihr  Fuss  13  u  dick,  22  /x.  lang.     Antheridien  6  fi  dick,  7  ^  lang. 

In  Teichen,  Sümpfen  wie  vor.,  ziemlich  selten.  Fruct. 
7 — 9.  So  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Königgrätz,  bei 
Eisenstein  im  Böhmerwalde ! 

59.  B.  rectangularis  Wittr.  Prodrom.  Oedog.  T.  1. 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  3,  152!  Hauptfäden  lang, 
spärlich  verzweigt.  Veget.  Zellen  im  Längsdurchschnitte  fast 
rectangulär.  Veget.  Zellen  19  bis  23  ii  dick,  1^/4  bis  2mal 
so  lang.  Oogonien  elliptisch,  abstehend,  seltener  aufrecht, 
unter  den  Endborsten  oder  Androsporangien,  seltener  unter 
vegetativen  Zellen,')  33  bis  39  fi  dick,  48  bis  55  fi  lang. 
Androsporangien  zerstreut  oder  auf  den  Oogonien  15  bis 
16^2  ^  ^icl^)  16  bis  27  ^  lang.  Zwergmännchen  auf  den 
Oogonien  oder  in  ihrer  Nähe  sitzend;  ihr  Fuss  15  bis  18  ^u. 
dick,  22  bis  27  fi  lang.  Antheridien  8  bis  9^2  ^  tlick, 
5'/o   bis  6'/2  fi  lang. 

var.  ß)  norvegica  Wittr.  Veget.  Zellen  15  bis  17  ft 
dick,  1^2  t'is  2mal  so  lang.  Oogonien  26  bis  27  ^  dick, 
43  bis  45  ^  lang.  Androsporangien  13  bis  14  ^  dick,  16 
bis  20  ^  lang.  Fuss  des  Zwergmännchens  14  ft  dick,  24  ft 
lang.  Antheridien  9  (i  dick. 

In  alten  Teichen,  Sümpfen  auch  in  torfigen  Ge- 
wässern, ziemlich  verbreitet.  Fructif.  6 — 9.  So  in  den  Teichen 
bei  Krobitz  nächst  Frauzensbad  var.  /3.,  bei  Tschausch  nächst 
Brüx-,  bei  Veseli,  Wittingau  und  bei  Kaltenbrunn  nächst 
Hohenfurth !  -) 


Fig.  17.  Bulbochaetc  rectan- 
gularis Wittr.  Stück  eines  Fa- 
dens mit  einem  noch  nicht  be- 
fruchtetem ,  und  einem  eine 
entleerte  Oospore  mit  längs 
geripptem  Epispor  enthalten- 
den Oogonium,  sowie  mit  einem 
Zwergmännchen  unter  d.  letz- 
teren Oogonium.  Vergr.  etwa 
300mal. 


1)  Ich  fand  an  einem  Exemplare  dieser  B.-Art  3  vegetative  Zellen  oberhalb  des  Oogo- 
niums,  an  einem  anderen  trug  ein  in  der  Mitte  des  Zweiges  befindliches  Oogonium  an  oberem  Ende 
zwei  vegetative  Zellen,  an  welchen  seitlich  je  ein  Oogonium  mit  reifer  Oospore  entwickelt  war, 
am  unteren  Ende  waren  oogonienlose  vegetative  Zellen. 

2)  Die  in  Sturm"s  Deutsch.  Flora  IL  Abthl.  angeführten,  von  Corda  als  neue  Arten  kurz 
beschriebenen  und  mangelhaft  abgebildeten  B.-Formen  [B.  purpurea  Corda  aus  dem  Teiche  hinter 

4* 


52 


Sphaeroplea. 


XL  Familie.   Sphaeropleaceae. 

Fadentormige,  im  Wasser  und  am  Lande  lebende,  unverästelte,  wurzellose,  viel- 
kernige Algen  von  confervenartigem  Aussehen  in  deren  vegetativen  Zellen  das  Chlorophyll 
meist  in  gleich  weit  von  einander  entfernten  Plasmaringen  enthalten  ist.  An  den  zur 
Fructificirung  sich  anschickenden  Fäden  entstehen  aus  vegetativen  Zellen  ohne  vorherige 
Gestaltsveränderung  dieser  Antheridien  und  Oogonien.  Nach  Befruchtung  der  Oosphaeren 
durch  Spermatozoiden  verwandeln  sich  jene  in  Zygoten,  welche  sich  successive  mit  drei 
festen  Membranen  umgeben  und  deren  zuerst  grün  gefärbter  Inhalt,  später  in  einen  roth, 
seltener  auch  braunroth  gefärbten  sich  verwandelt. 

Die  Zygoten  keimen  erst  nach  längerer  Zeit,  indem  aus  ihrem  Inhalt  2  bis  8 
zweiwimperige  Zoogonidien  entstehen,  welche  nachdem  sie  zur  Ruhe  gekommen  sind,  keimen 
und  zu  neuen  Fäden  sich  entwickeln  können. 


14.  Gatt.   Sphaeroplea  Ag. 

Thallus  fadenförmig.  Fäden  aus  langen,  cylindrischen  Zellen  bestehend,  die  im 
vegetativen  Znstande  einen  protoplasmatischen,  in  ringförmigen  Zonen  durch  Chlorophyll 
grün  gefärbten  Inhalt  zeigen,  welcher  durch  grosse  in  axiler  Reihe  angeordnete  Vacuolen 
wie  durch  falsche  Scheidewände  gefächert  ist.  Durch  diese  charakteristische  Anordnung 
des  Chlorophylls  zu  ringförmigen,  mit  den  Vacuolen  alternirenden  Zonen  unterscheidet 
sich  Sphaeroplea  von  allen  anderen  chlorophyllgrünen  Fadenalgen. 

Geschlechtliche  Vermehrung  durch  Oosporen,  welche  nach  erfolgter  Befruchtung 
der  Oosphaeren  durch  Spermatozoiden  aus  den  ersteren  entstehen.  Kräftige  Exemplare  sind 
monöcisch,  schwache  diöcisch.  Alle  vegetativen  Zellen  können  zu  Geschlechtsorganen 
sieh  umbilden.  Die  zu  vielen  in  einer  Oosporen-Mutterzelle  liegenden  Oosphaeren  können 
warhscheinlich  auch,  wenn  die  Befruchtung  unterbleibt,  sich  parthenogenetisch  weiter  ent- 
wickeln.^) Spermatozoiden  entstehen  in  sehr  grosser  Anzahl  aus  dem  Inhalte  der  als 
Antheridien  fungirenden  vegetativen  Zellen,  deren  Inhalt  in  gelblich  gefärbte  kleine  Por- 
tionen zerfällt,  aus  welchen  die  ebenfalls  gelblichen  stabförmigeu,  mit  einem  dickeren 
hinteren,  einem  schnabelförmigen,  farblosen  vorderen  Ende,  das  zwei  Cilien  trägt,  ver- 
sehenen Spermatozoiden  sich  entwickeln,  welche  durch  Löcher,  die  in  grosser  Zahl  in 
der  "Wand  des  Antheridiums  entstehen  ausschlüpfen  und  durch  ähnliche  Löcher  in  die 
Oogonien  zu  den  Oosphaeren  bis  an  ihren  Empfängnissfleck  gelangen,  welche  sie  befruchten. 
Xach  der  Befruchtung  verwandeln  sich  die  Eizellen  in  Zygoten,  welche  successive  drei 
Membranen  um  sich  bilden,  von  welchen  die  äussere  abgeworfen  wird,  das  Epispor  längs 
oder  unregelmässig  gefaltet  ist,  das  Endospor  dem  roth  gefärbten  plasmatischen  Inhalte 
eng    anliegt. 

Nach  einer  längeren  liuheperiode  [meist  nach  einer  Überwinterung]  gehen  aus 
den  Zygoten  zwei  bis  acht  zweiwimperige,  rothe  oder  grüngefärbte  Zoogonidien  von 
kugeliger  oder  birnförmiger  Gestalt  hervor,  welche  schwimmend  keimen  und  unter  fort- 
gesetzter Zelltheiluug  zu  neuen,  an  beiden  Enden  gleichwerthig  entwickelten  Zellfädeu 
heranwachsen,  indem  gleichzeitig  die  rothe  Färbung  der  Zoogonidien  der  normalen  Chloro- 
phyllfärbuug  Platz  macht. 

60.  S.  annulina  (Roth)  Ag.  (Conferva  annulina  Roth)  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  27,  403!  Fäden  dieser  einzigen  Art,  welche  in  zahlreichen  Varietäten  vorkommt, 
die  sich  meist  durch  I^änge  der  Zellen  und  Anordnung  der  Oosporen  unterscheiden, 
laufen  au  beiden  Enden  in  haarförmig  verdünte  Zellen  aus ;  die  übrigen  vegetativen  Zellen 


dem  Schloss  bei  Niemes   (auf  abgestorbenem  Rohre)   und  B.  globifera  Corda]    können  hier  —  da 
die  Orig.-Exemplare  Corda's  nicht  mehr  vorhanden  sind  —  nicht  näher  berücksichtigt  werden. 

')  Mehr  darüber  sowie  über  die  Bildung  von  Spermatozoiden  etc.  siehe  in  Rauweuhotfs 
Abhandlung  über  Sphaeroplea  im  Bot.  Centralblatte  188.3,  III.  p.  339  und  in  Heinricher's  Aufsatz 
-Zur  Kenntniss  der  Algengattung  Spliaproplea"  Ber.  d.  Deutsch,  botan.  Gesell.  1884,  I.  p.  433 — 450, 
in  welchem  auch  eine  neue  Vai-ietät  (v.  crassisepta)  der  S.  annulina  bescliriebeu  ist. 


Sphaeroplea.   —   IPrasiola. 


53 


siud  36  bis  72  ft  dick,  8  bis  20mal  so  lang.  Oosporen  17  bis  36  [i  im  Durchmesser, 
meist  roth,  seltener  braun  gefärbt  in  einer,  zwei  oder  drei  Längsreihen  angeordnet  oder 
orduungslos  in  den  Zellen  liegend. 

var.  a)  Trevirani  (Ktz.)  Krch.  (S.  Trevirani  Ktz.  Tab. 
phycol.  III.  T.  31).  Zellen  etwa  36  bis  50  (i  dick,  meist  8mal 
so    lang;    Oosporen    etwa  20  fi  im  Durchmesser   in  zwei  Reihen. 

var.  ß)  Leihleinii  (Ktz.)  Krch.  (S.  Leibleinii  Ktz.  Tab. 
phycol.  III.  31).  Oosporen  in  einer  Reihe,  etwa  26  ^  im  Durch- 
messer; sonst  wie  var.   a). 

var.  y)  Soleirolii  (Mont.)  Krch.  (S.  Soleirolii  Mont.  Tab. 
phycol.  III.  31).  Zellen  bis  72  ^  dick,  meist  10  bis  16mal  so 
lang;  Oosporen  in  zwei  Reihen  meist  38  fi  (seltener  blos  26  ft) 
im  Durchmesser,  roth  gefärbt. 

var.  d)    Brmmii    (Ktz.)    Krch.     (S.    Braunii    Ktz.    Tab. 

phycol.  III.  31).     Zellen    meist    16  bis  20mal    so    lang  als  dick, 

Oosporen  in  2  oder  3  Reihen  oder  ordnungslos  20  bis  38  ft  im  i^-u-^    i 

Durchmesser,  meist  braun  gefärbt.  Fig.  18.  Sphaeroplea  an- 

'  °  nuhna   (Roth)  Ag.     An 

In  Tümpeln,  Wassergräben,  im  Wasser  und  an  über-  einander  grenzende  Stü- 
schwemmtem  Boden  einen  rostrothen  Filz  bildend  (6 — 7).  Nach  cke  einer  vegetat.  und 
Opiz  (Deutsch.  Krypt.  Gewächse  p.  162)  soll  diese  Alge,  welche  Xmlan^^zllle  Ver^l- 
in  Schlesien  und  in  anderen  Ländern  Deutschlands,  verbreitet  ist  ^^^^  SOOmal. 

auch  in  Böhmen  vorkommen.') 


Xn.  Familie.    Ulvaceae. 

Der  Thallus  der  in  Böhmen  verbreiteten  Ulvaceen  ist  im  entwickelten  Zustande 
meist  aus  einer  einfachen  Lage  parenchymatischer  Zellen  gebildet,  häutig,  blattartig-eben 
oder  kraus  (Prasiola),  seltener  ist  er  röhrig,  mehr  weniger  eingeweideförmig  stielrund 
oder  zusammengedrückt  (Eutermorpha)  oder  er  bildet  einen  einfachen  drehrunden  Faden, 
welcher  unten  verdünnt  und  aus  einer  einfachen  Zellreihe,  oberwärts  verdickt  und  aus 
mehreren  Zellschichten  besteht.  Zellen  einkernig,  meist  mit  ziemlich  dicker,  öfters  ge- 
schichteter Membran.  Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zoogonidien,  welche  sich  aus 
dem  Inhalte  der  Zellen  entwickeln  und  mit  einander  copulirend  Zygoten  erzeugen.  Aus 
den  Zygoten  entstehen  zunächst  fadenförmige  Ulothrix-artige  Entwickelungsformen.  Un- 
geschlechtliche Vermehrung  durch  neutrale,  nicht  mit  einander  copulirende  Zoogonidien 
und  durch  unbewegliche  Zellen,  welche  in  Folge  unregelmässiger  Theilungen  einzelner  Zellen 
entstehen,  durch  Aufquellen  und  Auseinauderweichen  der  Zellwände  aus  dem  ganzen 
Algenkörper  frei  werden  und  unter  Umständen  auch  grössere  Protococcus-,  Palmella- 
etc.  artige  Zellkolonien  bilden. 

15.  Gattung.  Prasiola  Ag.^) 

Der  Thallus  besteht  im  entwickelten  Zustande  aus  einer  mehr  oder  weniger  aus- 
gebreiteten, blattartigen,    krausen,  einschichtigen  Zellfläche,  welche  aus  einem  verworrenen 


')  Es  scheint,  dass  diese  Alge,  welche  öfters  an  einem  und  dem  selben  Standorte  in 
grosser  Menge  erscheint,  um  wieder  spurlos  zu  verschwinden,  zu  denjenigen  Süsswasseralgen  gehört, 
welche  nicht  überall  auf  der  Erdoberfläche,  mo  ihr  die  zu  ihrer  Entwickelung  nöthigen  Bedingungen 
geboten  werden,  verbreitet  ist,  d.  h.  es  scheint,  dass  ihre  Verbreitung  nicht  nur  von  chemisclien 
und  physikalischen  Eigenschaften  ihres  INIediums  in  (oder  ihres  Substrates  an)  dem  sie  vegetirt, 
bedingt  ist,  sondern  auch  noch  von  anderen,  noch  umbekannten  Umständen. 

-)  Die  von  Kützing  (Spec  alg.  p.  471)  unter  den  Protodermaceen,  von  Rabenhorst  (Flora 
europ.  alg.  III.  p.  307)  unter  den  Ulvaceen  beschriebene  Gattung  Protoderma  Ktz.  deren  Lager 
häutig-krnstenformig,  von  unregelmässiger  Uorm,  aus  mehreren  Zellschichten  zngesammengesetzt, 
dem  Substrat  iest  anhaftend,  aus  dicht  gedrängten,  sich  berührenden  Zellen  gebildet  ist,  gehört 
nicht  zu  den  echten  Ulvaceen.  Die  einzige  von  Kützing  beschriebene  Protoderma-Art  P.  i-inde  Ktz. 


54 


DPrasiola.   —  Enteroinorpha. 


Geflecht  von  einfachen  Ulothrix-artigen  Fäden  empor  wächst  und  aus  parenchymatisch 
mit  einander  verwachsenen  Zellreihen  besteht.  Zellen  meist  zu  4,  [die  aus  einer  Muterzelle 
entstandenen  Tochterzellen]  dicht  neben  einander  in  Längsreihen  oder  strahlig  zu  grösseren 
carreartigen  Feldern  angeordnet.  Fortpflanzung  durch  Zoogonidien  noch  nicht  nachgewiesen. 

61.  P.  crispa  (Lightf.)  Menegh.  (incl.  P.  Rothii  Kti^.,  V.  Flotowii  Ktz.  et  P. 
orbicularis  Ktz.)  Tab.  phycol.  V.  T.   39,    40.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.   Nr.   147,  436, 

639 !  Bildet  faltige  oder  krause,  dunkelgrüne,  2  bis 
6  cm  lange  und  gleich  breite  dünne  Häutchen  von  un- 
regelmässiger Form.  Zellen  4  bis  6  ^i  dick,  fast  vier- 
eckig oder  etwas  länger  (vor  der  Theilung  fast  2mal 
so  lang)  als  breit,  meist  zu  vier  genähert  und  in 
Längsreihen  angeordnet ,  zwischen  welchen  ziemlich 
deutliche,  mehr  oder  weniger  breite  Streifen  der  ge- 
meinsamen hyalinen  Zellmenbran  verlaufen. 

var.  ß)  sudetica  nob.  Lager  winzig  klein,  gelblich 
grün,  1  bis  2  mm  breite,  ebenso  oder  bis  zweimal  so 
lange,  sehr  dünne  Häutchen  bildend.  Zellen  vor  der 
Theilung  2  bis  3  //,  nach  der  Theilung  1  bis  iVo  /* 
dick  ebenso  lang  oder  etwas  länger,  dicht  an  einan- 
der gedrängt.  Zellmembranen  äusserst  dünn,  zwischen 
den  Zellreihen  keine  hyalinen  Streifen  bildend.  Frst 
nachdem  die  durch  Tiieilung  einzelner,  etwa  4  bis  6  //  dicker  Mutterzellen  entstandenen 
16,  seltener  blos  4  Tochterzellen  durch  Druck  aus  der  sie  umgebenden,  sehr  dünnen 
Mutterzellmembran  entfernt  werden,  wird  diese  sichtbar. 

Auf  feuchter  Erde  an  schattigen,  unreinen  Orten  besonders  in  Dörfern  am  Grunde 
von  Mauern,  unter  Dachtraufen,  in  Gossen,  Schmutzwinkeln  u.  a.  meist  grössere  mehrere 
D  d^n  grosse  Flächen  rasenartig  bedeckend,  in  der  Ebene  im  Vor-  und  Hochgebirge 
verbreitet;  in  feuchten  regenreichen  Jahren  häutiger  (7  — 10).  In  der  Umgebung  von 
Prag  bisher  blos  am  Rande  des  Teiches  bei  Chuchelbad  mit  U.  parietina  a)  genuina  und 
c)  Boryana  (Schizogonium  Boryanum  Ktz.)  spärlich  1884!  Ebenso  bei  Hofowic  auch  in 
der  Stadt,  bei  Pfibrara ;  PüUna  nächst  Brüx,  bei  Eichwald  nächst  Teplitz,  bei  Franzensbad, 
Carlsbad  (in  der  Nähe  des  Freundschaftshalleparkes) ;  bei  Pisek,  liOmnic  nächst  Wittingau, 
bei  Rosenberg,  Hohenfurth,  Kaplitz !  Bei  Fugau  (Karl  Mus !)  im  Reichenberger  Gebiete 
(Menzel  „Beiträge"  ^);  im  Riesengebirge  (Cenek  Mus!);  in  der  Spindelmühlc !  am  Hotel 
in  den  Siebengründen  mit  Ulothrix  parietina  reichlich !  ß)  bisher  blos  bei  den  Krause- 
bauden im  Riesengebirge  mit  Ulothrix  radicans  und  U.  parietina  spärlich ! 


Fig.  19.  Prasiola  crispa  (Lightf.)  Me- 
negh. ß)  sudetica  nob.  Dass  jede  von 
den  Vierlingszellen  sich  nochmals  in 
2  bis  4  Tochterzellen  getbeilt  hat, 
konnte  am  Holzschnitte  aus  techni- 
schen Rücksichten  nicht  mehr  ange- 
deutet werden.  Vergr.  .500mal. 


16.  Gatt.   Enteromorplia  Link. 

Der  Thallus  ist  schlauch-  oder  röhrenförmig,  bisweilen  durch  seitliche  Auswüchse 
verzweigt,  im  Innern  hohl  anfangs  mittelst  einer  kleinen  Wurzelscheibe  festsitzend,  später 
auch  freischwimmend,  aus  einer  Zellschichte  bestehend.  Zellen  in  der  Flächenansicht  in 
mehr  oder  weniger    deutlichen    Zellreihen    angeordnet    oder   ordnungslos  liegend,  rundlich 


Linnaea  1833  Tab.  I.  Tab.  pliycol.  VI.  Tab.  11.,  deren  rundlich-eckige  Zellen  etwa  6  (i  dick  .sind 
und  die  auf  Steinen  und  Hölzern  in  Quellen  und  ]>ächon  zarthäutige,  schlüpferige,  hellgrüne  Über- 
züge, insbesondere  im  Frühling  und  im  Sommer  bildet,  ist  ein  einzelliger  Fntwickelungszustand 
anderer  chlorophyllgrüner  Algen,  was  auch  aus  Kütziug's  Anmerkung  in  Phycol.  gener.  p.  295 
„dass  diese  Alge  vielleicht  mit  Agardh's  Urschleim  identisch  sei"  zu  ersehen  ist.  Ich  beobachtete 
diese  Algen-Form  an  verschiedenen  Orten  in  Böhmen,  in  der  Prager  Umgebung  z.  B.  bei  Gross- 
Chuchle,  im  Radotiner  Thale  u.  a. 

*)  Menzel  führt  in  seinen  Beiträgen  zur  Flora  des  Iser-  und  Jeschkengobirges  in  der 
Schrift  „der  Curort  von  Liebwerda  v.  Plnmert"  aus  diesem  (Gebiete  auch  die  viel  kleinere  Prasiola 
furfuracea  (Mert.)  Menegh.  an.  Die  von  Corda  in  Sturm's  Di^ntsch.  Flora  II.  Abth.  beschriebene, 
im  Sä.rkathalc  bei  Prag  gesammelte  Ulva  rivnlaris  Coi'da  ist  wahrscheinlich  Tetraspora  ulvacea  Ktz. 


Schizomeris. 


55 


Fig.  20.  Entern mor- 
pha  intestinalis  (L.) 
Link  var.  crispa  Ktz. 
Stück  eines  kleineren 
Exemplare s  in  nat. 
Grösse. 


intestinalis  (L)  Link 
Wittr.  et  Nordst.  Alg. 


oder  rundlich-eckig,  die  basalen   öfters  nach  innen  verlängert.  Fort- 
pflanzung durch  Schwärmzellen  (Zoogonidien). 

62.  E.  intestinalis  (L.)  Link  (Conferva  intestinalis  Roth) 
Tab.  phycol.  VL  T.  30.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  327 !  Lager 
schlauchförmig,  grasgrün  2  cm.  bis  mehr  als  3  dem.  lang,  1  mm.  bis 
5  cm  breit,  bauchig  aufgetrieben,  gelappt  röhrig  oder  eingeweide- 
förmig.  Zellen  12  bis  21  fi  im  Durchmesser. 

var.  ß)  crispa    Ktz.    non    Le  Jol.   (E 
bj  bullosa  Rbh.  Flora  europ.  alg.  IIL  p.  313 
exs.  Nr.  329 !     Lager  kraus,  aufgeblasen, 
bis  fingerdick  und  darüber,  etwa  2  dm  lang. 

var.  y)  tulmlosa  Ktz.  Lager  röhren- 
oder  schlauchförmig,  glatt  (nicht  kraus), 
öfters  verzweigt,  bis  3  d.m  lang. 

In  Gräben,  Bächen,  Flüssen  im 
süssen  und  salzigen  AVasser  (6 — 8).  Bisher 
nur  bei  Franzensbad  [Franzensbrunn  Pohl 
Mus.  var.  ß  l)  und  bei  Eger  nach  Opiz 
„Böhm,  plianer.  u.  krypt."  p.  134;  nach 
Opiz  „Seznam"  p.  18  ist  auch  var.  y)  in 
Böhmen  s;efunden  worden. 


Fig.  21.  Enteromorpha  in- 
testinalis (L.)  Link.  Quer- 
schnitt und  Flächenansicht 
von  der  Basis  des  Thallus. 
Etwa  250mal  verffr. 


17.  Gattung.    Schizoiuei'is  Ktz.') 


Der  Thallus  ist 


fadenförmig. 


haar-  bis  borstendick  mit  einer 
und  festgewachsen.  Zellen,  am  unteren  Theile  der  Fäden  einreihig,  am 
und  mehrschichtig.  Durch  fortschreitende,  in  verschiedenen  Rich- 
tungen des  Raumes  erfolgende  Zweitheilungen  der  Zellen,  deren 
Tochterzellen  in  Gruppen  von  2,  4  und  mehreren  vereinigt  bleiben, 
entsteht  aus  dem  zuerst  einreihigen  Ulothrix-artigen  Faden  der  aus 
mehreren  Zeil-Reihen  und  Zellschichten  zusammengesetzte  drehrunde, 
gegliederte  gerade  oder  wurmartig  gekrümmte  Schizomeris-Faden, 
dessen  Durchmesser  um  das  Vielfache  den  des  einfachen  Ulothrix- 
artigen  Mutterfadens  übertrifft. 

Vermehrung  durch  Zoogonidien,  welche  am  vorderen  hya- 
linen Ende  mit  2  contractilen  Vacuolen,  einem  parietalen  rothen  Pig- 
mentfleck und  mit  vier  Cilien  versehen  sind. 

63.  S.  Leibleinii  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  31.  Gelblich 
oder  sattgrüne,  ziemlich  steife  und  etwas  krause  Zellfäden,  welche 
an  der  Basis  etwa  24  n,  in  der  Mitte  etwa  60  bis  80  /*,  am  oberen 
Ende  öfters  bis  110 — 120  ^  dick  und  durch  mehr  oder  weniger 
tiefe  Einschnürungen  wellig-gekerbt  sind.  Veget.  Zellen  am  unteren 
Theile  24  bis  30  //  dick,  '/a  bis  1  ^j^moX  so  lang  in  der  Mitte  und 
am  oberen  Ende  blos  12  bis  15  (t  im  Durchmesser,  rundlich  oder 
rundlich-eckig.  Zellhaut  ziemlich  (bis  6  /<)  dick,  meist  nicht  deutlich 
geschichtet. 

In  Teichen,  Tümpeln,  Sümpfen  u.  ä.  an  Hölzern,  Steinen 
etc.  festsitzend  (6—8).  So  in  einem  kleinen  Teiche  „V  sädkäch" 
bei  Sobieslau  in  grosser  Menge  an  Holzbalken  festgewachsen !  '^) 


Fusszelle  versehen 
oberen  mehrreihig 


Fig.  22.  Schizomeris 
Leibleinii  Ktz.  Un- 
terer Theil  eines  etwa 
lOOmal  vergrösser- 
ten  Fadens. 


')  Über  das  Verhiütniss  von  Schizomeris-Formen  zu  Ulothrix-Hormospora  etc.  Formen 
vergl.  Cienkowski's  „Zur  Morphologie  der  ülotricheen"  1876. 

^)  Als  ich  diese  Alge,  welche  ich  in  prächtig  entwickelten  Exemplaren  Ende  September 
1884  in  grosser  Menge  an  diesem  Standort  angetroffen  und  gesammelt  habe  nach  14  Tagen  daselbst 
nochmals  sammeln  wollte,  war  sie  spurlos  verschwunden. 


5g  XJlobhrix. 


XIII.  Familie.    Chaetophoraceae/) 

Der  Thallus  der  Chaetophoraceen  besteht  aus  einfachen,  höchstens  mit  rhizoid- 
artigen,  kurzen  Seitenzweigchen  versehenen  oder  seitlich  zu  zwei  oder  mehreren  ver- 
wachsenen Zellreihen  oder  aus  mehr  weniger  reichlich  verzweigten  und  Wurzelhaare 
tragenden  Zellfäden,  deren  Endverzweigungen  meist  in  farblose  Haare  auslaufen.  Vege- 
tative Zellen  einkernig.  Zoogonidien  meist  zu  2  bis  16,  seltener  mehr,  in  einer,  den 
vegetativen  Zellen  gleichenden  Mutterzelle  entstehend.  Chromatophoren  band-  oder  ring- 
förmig, wandständig,  öfters  an  den  Rändern  gelappt.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch 
Microzoogonidien  und  durch  ungeschlechtlich  entstandene  Dauerzellen ;  geschlechtliche 
Fortpflanzung  durch  Microzoogonidien,  welche  copulirend  Zygoten  (Zygosporen)  erzeugen. 

1.  Subfamilie.    Ulotrieheae.^) 

Der  Thallus  besteht  aus  unverästelten,  fadenförmigen,  eiufaclien,  seltener  zu  zwei 
oder  mehreren  seitlich  verwachsenen  Zellreihen,  welche  meist  mit  einer  rhizoidartigen 
Verlängerung  der  basalen  Zelle  dem  Substrat  anhaften  und  an  welchen  öfters  auch  hie 
und  da  kurze,  meist  ungegliederte,  seltener  gegliederte  (aus  wenigen  Zellen  zusammen- 
gesetzte) Wurzelästchen  entstehen.     Endzellen  haarlos. 

Fortpflanzung  durch  copulirende  oder  neutrale  Zoogonidien  von  zweierlei  Art: 
1.  Macrozoogonidien,  welche  einzeln  oder  zu  2  bis  4,  seltener  zu  8  in  einer  Mutterzelle 
entstehen  und  mit  4  Cilien,  versehen  sind;  2.  Microzoogonidien,  welche  zu  8  bis  16 
(selten  bis  32  und  mehr)  in  einer  Mutterzelle  gebildet  werden,  mit  2  Cilien  versehen 
sind  und  meist  zu  zwei  copulirend  Zygoten  erzeugen  oder  bei  unterbleibender  Copulation 
sich  vegetativ  weiter  entwickeln  können.  Aus  copulirten  Microzoogonidien  entstandene 
Zygoten  wachsen  langsam,  ohne  in  einen  Ruhezustand  zu  übergehen  zu  neuen  Pflänzchen 
heran,  welche  zuerst  wieder  eine  Anzahl  von  Microzoogonidien  entwickeln  oder  es  nehmen 
erst  nach  einer  kürzerer  oder  längeren  Ruheperiode  die  Zygoten  an  A^olumen  langsam  zu, 
ihr  Inhalt  theilt  sich  simultan  in  2,  4  bis  16  Zellen,  aus  welchen  in  derselben  Weise  wie 
aus  den  Microzoogonidien,  wenn  sie  die  Copulation  verfehlt  haben,  sich  geschlechtslose 
Individuen  entwickeln.  Nicht  selten  findet  auch  eine  Unterdrückung  des  Schwärmzustandes 
statt,  so  dass  die  aus  einzelnen  vegetativen  Zellen  entstandenen,  ungeschlechtlichen  Fort- 
pflanzungszellen schon  inerhalb  der  Mutterzelle  keimen. 

18.  Gattung.    Ulothrix  Ktz.  anipl.  [incl.  Schizogonium  Ktz.]  ^) 

Der  Thallus  ist  aus  einfachen,  selten  aus  mehreren  [Schizogonium  Ktz.]  Zell- 
reihen, zusammengesetzt.  Die  im  Wasser  lebenden  Arten  bestehen  entweder  aus  einfachen 
Fäden,  deren  Fusszellen  öfters  in  ein  Rliizoid  auslaufen,  mit  welchem  die  Fäden  an  ihrer 
Unterlage  angewachsen  sind  oder  die  Fäden  bilden  freischwimmende  Flocken  und  Büschel. 
An  den  Fäden  der  nicht  festsitzenden,  in  Wasser  und  an  der  Luft  lebenden,  aus  einer 
einzigen  Zellreihe  bestehenden  Ulothrix-Arten  entstehen  auch  öfters,  hie  und  da  kurze 
rhizoid-artige  Seitenzweigchen.     Bios  bei  einigen  au  der  Luft  lebenden  Arten  verwachsen 


')  Schon  Borzi  „Studi  algologici"  I.  p.  25  hat  die  Ulotricheen  mit  den  Chaetophoreen 
zu  einer  Familie  (Ulotrichiaceae)  vereinigt. 

^)  Kützing  hat  in  seinen  Species  algarum  p.  .345  zu  der  Gruppe  der  Ulotricheen  auch 
die  mit  Ulothrix  nahe  verwandte  Gattung  Ilormospora  Breb.  gezählt,  welche  später  Nägeli  (Ein- 
zellige Algen  p.  77),  Rabenhorst  u.  a.  zu  den  einzelligen  Chlorophyceen  (Palmellaceeu)  zugetheilt 
haben  (siehe  Palmellaceae). 

*)  Über  den  genetischen  Zusammenhang  einiger  Ulothrix-  (Hormidium  und  Schizogonium) 
Arten  mit  Prasiola,  anderer  U.-Arten  mit  anderen  höher  entwickelten  Chlorophyceen  vergleiche  Hicks 
„The  diamorphosis  of  Lyiigbya  (Ulothrix)"  186),  Meyen's  Aufsatz  „Über  die  Priestley'sche  grüne 
Materie  etc."  Linnaea  18-^7,  Kützing's  ,, Umwandlung  niederer  Algenformen  in  höhere"  1841, 
Pliycologia  generalis  1843  und  Phycologia  germanica  1845,  Wollös  „Freshwater  algae  V",  meine 
Abliandlung  „l'jber  den  Polymorphismus  der  Algen"  18S5  n.  a. 


TJlothrix. 


57 


öfters  einzelne  FMen  zu  zweien  und  mehreren  parallel  (seitlich)  mit  einander  und  bilden 
dann  mehr  oder  minder  breite  (meist  nur  aus  2  bis  4  parallelen  Zellreihen  zusammen- 
gesetzte) Bänder. 

Vermehrung  durch  Macro-  und  Microzoogonidien,  welche  frei  werden,  indem  die 
Wand  der  Mutterzelle  aufquillt  und  unregelmässig  zerrissen  wird ;  wenn  die  Zoogonidien 
zarten  Schleimsack  eingeschlossen    sind,    so  durchbrechen    sie  auch  diesen 


Lebhaftigkeit  des  Schwärmens  der  Zoogonidien 


noch  in  einen 

und  eilen  erst  dann  davon.  Die  Dauer  und 
ist  bei  Macro-  und  Microzoogonidien  und  selbst  bei  den  letzteren  nicht  gleich.  Durch 
Copulation  des  Microzoogonidien  entstehen  bei  einigen  Arten  (z.  B.  bei  U.  zonata)  Zy- 
goten, aus  welchen  meist  erst  nach  einer  längeren  Ruheperiode  2,  4  bis  mehrere  Zoogo- 
nidien entstehen,  welche  keimend  die  ungeschlechtlich  erzeugte  Generation,  nämlich  die 
Ulothrix-Fäden  erzeugen.  Diese  durch  Macrozoogonidien,  welche  mit  4  Cilien  ausgestattet 
sind,  sich  vermehrende  Generation  tritt  meist  in  der  rauhen  Jahreszeit  (im  Herbst,  Winter) 
auf.  Die  geschlechtliche  durch  Microzoogonidien,  welche  mit  zwei  Cilien  versehen  sind 
sich  vermehrende  Generation  ist  wieder  meist  das  Product  des  Frühjahres  und  Sommers. 
Durch  unregelmässige  Tlieilungen  der  Zellen,  Aufquellen  und  Auseinanderweichen 
der  Zellwände  entstehen  unter  gewissen  Umständen,  insbesondere  im  Spätherbst  und  im 
Frühjahre  Protococcus-Palmella-  etc.  artige  Entwickelungs- 
zustände.  — 

1.  Sect.  Hormiscia  Aresch.  Zellhaut  meist  ziemlich 
dick.  Wasserbewohner.    Fäden  12  bis  75  n  dick. 

G4.  TJ.  zonata  (Web  et  Mohr)  Ktz.  ampl.  (Hormiscia 
zonata  Aresch  ampl.)  Dodel  Port  „U.  zonata"  Tab.  .31 — 38. 
Lager  dunkel-  oder  gelblichgrüu,  schleimig,  '/a  ^i^  ^  '^^"^ 
lang,  fluthend.  Fäden  meist  verworren  oder  büschelförmig 
gehäuft,  am  unteren  Ende  meist  verschmälert  sonst  auch  am 
oberen  Ende  gleichmässig  dick.  Veget.  Zellen  12  bis  40, 
seltener  bis  75  ^  dick,  '/4  bis  4,  selten  l'/o^^al  so  lang, 
an  den  Scheidewänden  nicht  oder  mehr  weniger  eingeschnürt, 
mit  ziemlich  dicker,  oft  geschichteter  Zellhaut.  Macrozoo- 
gonidien 12  bis  19  /t  lang,  10  bis  13  /<  dick,  Microzoogo- 
nidien 5  bis  11  /<  lang,  4  bis  7"5  /<   dick.*) 

a)  genuina  (Ktz.)  nob.  (U.  zonata  Ktz.)  Tab.  phy- 
col.  H.  T.  90,  Brit.  freshwater  alg.  T.  69.  Fäden  dunkel- 
oder  gelblichgrün,  gleichmässig  dick.  Zellen  meist  20  bis 
30,  seltener  bis  38  ^  dick,  '/j  bis  Imal  so  lang,  an  den 
Scheidewänden  leicht  eingeschnürt,  mit  ziemlich  dicker  Zell- 
haut (insbesondere  an  älteren  Exemplaren). 

var.  ß)  attemiata   (Ktz.)  Rbh.    (U.  attenuata  Ktz.) 
Tab.  phycol.  H.  T.  92.  Fäden  fluthende  gelblichgrüne  Büschel 
und  Basen    bildend,    an    der   fast   hyalinen  Basis  nach  und 
nach  verschmälert.     Zellen    daselbst   bis    2mal    so    lang  als 
in  der  Mitte  ^j^  bis  Imal  so  lang  als  dick,  am  oberen, 


dick, 

etwa  40  /<  dicken  Ende  meist  2mal  kürzer;    sonst  wie  a). 


Tab. 
ferig 
so 


var.  y)  pectinalis    (Ktz.) 

phycol.  IL  T.  90.     Lebhaft 

Zellen    cylindrisch    16  bis 

die  fruchtbaren 


ang, 


kugelig 


Pibh.  (U.  pectinalis  Ktz. 
oder  gelblichgrün,  schlüp- 
30  n  dick,  V*  bis  Imal 
und   leicht  angeschwollen. 


ir~\\ 

Fig.  23.  Ulothrix  zonata  (Web. 
et  Mohr)  Ktz.  Fragment  des 
mittleren  Fadenstückes  mit 
Macrozoogonidien,  welche  ein- 
zeln in  einer  Zelle  entstehen; 
rechts  zwei  solche  Macrozoo- 
gonidien. Vergr.  480mal. 


Zellhaut 


weniger 


dick. 


M  Mehr  über  die  geschlechtlichte  und  ungeschlechtliche  Fortpflanzung,  den  Polymor- 
phismus etc.  dieser  Alge,  welche  auch  in  Protococcusartige  Formen  übergehen  kann,  siehe  in 
Dodel-Port's  Abliaudhuig  „Übei-  Ulothrix  zonita"  1876.  Übei-  den  sehr  zweifelhaften  Werth  der 
Kützing'schen  40  Ulotlirix-Arteu  vergl.  Nilgeli  „Neuere  Algeusysteme"  p.  137  Anmerk.  4.,  Kirchner 
„Algen  V.  Schlesien"  p.  70,  Dodel-Port  1.  c.  p.  425,  Reinsch  „Die  Algenflora  von  Franken"  p.  230. 


5g  XJlothrix. 


var.  S)  inaequalis  (Ktz.)  Rbh.  (U.  inaequalis  Ktz.)  Tab.  phycol.  II.  T.  91.  Fäden 
lebhaft  grün,  unregelmässig  meist  abwechselnd  verdickt  und  verschmälert.  Zellen  18  bis 
36  /w  dick,   ^/^  bis    Imal  so  lang.     Zellhaut  dick,  öfters  deutlich  geschichtet. 

var.  f)  varians  (Ktz.)  Rbh.  (U.  varians  Ktz.)  Tab.  phycol.  IL  T.  92.  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  128 !  Fäden  grün  oder  gelblichgrün.  Veget.  Zellen  2.3  bis  .38  /< 
dick,  ^/o  bis  Imal  so  lang;  an  den  Scheidewänden  sehr  leicht  eingeschnürt.  Zellhaut 
ziemlich  dünn,  schlüpferig. 

var.  ^)  rigiduJa  (Ktz.)  nob.  [U.  rigidula  Ktz.  Tab.  phycol.  II.  T.  91  incl.  U. 
muscicola  Ktz.  Tab.  phycol.  II.  T.  92]  Lebhaft  grün.  Veget.  Zellen  24  bis  38  /<  dick, 
V2  bis  Imal  so  lang,  an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschmürt,  mit  dicker,  öfters  deutlich 
geschichteter  Zellhaut, 

h)  valida  (Näg.)  Rbh.  (U.  valida  Näg.)  Tab.  phycol.  II.  T.  94.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  128!  Fäden  gelblich-  oder  schmutziggrün,  meist  schlüpferig  und  bis 
1 — 2  dm  lang.  Zellen  45  bis  75  //  dick,  ','4 — V^)  seltener  bis  Imal  so  lang,  an  den 
Scheidewänden  nicht  oder  leiclit  eingeschnürt.     Zellhaut  sehr  dick,  geschichtet. 

In  langsam  und  schnell  fliessendem  [seltener  auch  in  stehendem]  Wasser  in 
Flüssen,  Bächen,  Quellen,  Wasserleitungsrinnen,  an  und  in  Wasserbehältern,  Tümpeln, 
an  und  in  Springbrunnenbecken,  Bassins  etc.,  auf  feuchten  Steinen,  Hölzern  u.  a.  fest- 
sitzend (auch  zwischen  Moos)  in  Böhmen  in  der  Ebene  und  im  Vorgebirge  ziemlich  ver- 
breitet und  zeitweise  massenhaft  auftretend  (3 — 10) ;  nach  Dodel  Port  kommt  diese  Alge 
auch  in  Eiszapfen  vor,  welche  am  Tage  aufthauen,  in  der  Nacht  sich  von  neuem  wieder 
bilden,  ohne  dass  sie  dabei  irgend  wie  Schaden  leiden  würde,  weder  in  vegetativer 
noch    in  reproductiver  Hinsicht. 

n)  In  der  Umgebung  von  Prag  blos  unter  anderen  Algen  zerstreut  mehrfach 
von  mir  beobachtet,  in  grösserer  Menge  bisher  nur  am  sog.  Libusa-Bade  nächst  Pankrac 
(1884  vor  dessen  Renovirung) ;  bei  Vysocan;  bei  Strezmif  nächst  Stupcic,  Bystfic  nächst 
Beneschau,  bei  Weisswasser!  im  grossen  Teiche  im  Riesengebirge  (Krch.  Alg.  p.  77). 

var.  ß)  An  den  Fluss-Ufern  an  Steinen,  untergetauchten  Pflanzentheilen,  Holz- 
balken u.  ä.  festsitzend,  meist  in  langsam  fliessendem  Wasser,  seltener  auch  in  Tümpeln. 
So  in  und  an  der  Moldau  bei  Prag  von  Smichow  bis  Zavist,  Roztok  und  Kralup  von  mir 
meist  im  Frühjahre  stellenweise  massenhaft  beobachtet;  ebenso  in  der  Elbe  bei  Nera- 
towic,  Raudnitz,  Lobositz ;  in  der  Beraun,  zwischen  Beraun  und  Budiian ; 

var.  7)  im  Kunraticer  Bache  nächst  Prag; 

var  f) — Q  meist  in  Gebirgsgegenden  in  Bächen,  Quellen,  Katarakten  u.  ä.  So  in 
Südböhmen  bei  Krummau,  Hohenfurth,  Kaplitz ! 

h)  In  der  Umgebung  von  Prag  selten,  z.  B.  an  der  Moldau  nächst  Dvorce;  in 
der  Wotawa  bei  Pisek ! 

G5.  U.  tenuis  Ktz.^)  Spec.  alg.  p.  347  non  U.  tenuis  Ktz.  Spec.  alg.  p.  346. 
Tab.  phycol.  IL  T.  89.  Sattgrüne  bis  4  und  mehr  cm  lange,  fluthende  Rasen  bildend. 
Zellen  meist  16  bis  22  /*,  seltener  bis  28  //  dick,  ^j^  bis  Imal,  seltener  \^mal  so  lang 
als  dick,  mit  ziemlich  dünner,  hyaliner  homogener  Membran. 

In  Bächen,  Brunnen,  Wassergräben  an  Steinen  etc.  festsitzend,  meist  in  Gebirgs- 
regionen;  selten  (6—8).  Bisher  blos  in  einem  Felsenbrunnen  bei  Turkowitz  nächst 
Krummau  und  bei  Kaplitz  in  Südböhmen ! 

G6.  U.  aequalis  Ktz.  (Hormiscia  aequalis  (Ktz.)  Rbh.)  Tab.  phycol.  II.  T.  89. 
Gelblichgrün.  Zellen  12  bis  16  //  dick,  ebenso  lang  oder  etwas  kürzer  oder  länger,  an 
den  Scheidewänden  nicht  oder  undeutlich  eingeschnürt.  Zellhaut  mehr  oder  weniger  dick, 
oft  geschichtet. 

var.  ß)  cateniformis  (Ktz.)  Rbh.  (U.  cateniformis  Ktz.)  Tab.  phycol.  IL  T.  89. 
Hellgrün.  Zellen  16  bis  18//  dick,  an  den  Scheidewänden  deutlicher  eingeschnürt;  Zellhaut 
dick ;  sonst  wie  die  typische  Form. 


')  Gehört  wahrscheinlich  nncli  zu  dem  Formenkrois  der  U.  zonata. 


TJlothrix.  59 


In  Wassergräben,  Bächen,  Katarakten  an  Wasserpflanzen  (auch  an  Moos)  fest- 
sitzend; selten  (6 — 8).     So  im  Riesengebirge  bei  der  Spindelmühle! 

07.  U.  moniliformis  Ktz.  (Hormiscia  moniliformis  (Ktz.)  Rbh.)  Tab.  phycol.  IL 
Blassgrün.  Zellen  11  bis  14  ^i  dick,  ebenso  lang  oder  etwas  kürzer,  an  den  Scheide- 
wänden leicht  eingeschnürt.  Zellhaut  dick,  farblos,  öfters  deutlich  geschichtet.  Der  Chloro- 
phyll enthaltende  Zellinhalt  meist  stark  reducirt,  von  kugeliger  oder  elliptischer  (nicht 
quadratischer;  Form. 

var.  ß)  Braunü  (Ktz.)  Rbh.  (U.  Braunii  Ktz.)  Tab.  phycol.  II.  T.  87.  Zellen 
9  bis  12  jM  dick,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  meist  unter  anderen  Algen;  selten  (6 — 8).  So 
in  torfigen  Sümpfen  im  Riesengebirge  oberhalb  Spindelmühle  und  bei  Spitzberg  im  Böhmer- 
walde auch  var.  ß !  auch  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthor  bei  Prag  unter 
nicht  fructif.  Oodogonien  und  Bulbochaeten  im  Frühjahre  1883  spärlich ! 

2.  Sect.  Autulothrix  nob.  Zellhaut  meist  dünn  und  zart.  Wasserbewohner.  Fäden 

5  bis  10,  seltener  bis  12  m  dick. 

G8.  U.  subtilis  Ktz.  arapl.  Lebhaft  oder  gelblich  grüne,  fi'eischwimmende  Flocken 
bildend.  Zellen  4  bis  12  n  dick,  ^j^  bis  2  (seltener  bis  4)  mal  so  lang.  Die  wand- 
ständigen,   bandförmigen  Chromatophoren  das  ganze  Zelllumen  ausfüllend. 

a)  gennina  (Ktz.)  Krch.  (U.  subtilis  Ktz.)  Tab.  phycol.  IL  T.  85.  Zellen  5  bis 

6  n  dick,  meist  ebenso  lang,  seltener  bis  l'/jDial  so  lang  als  dick. 

h)  suhtilissima  Rbh.  (U.  subtilissima  Rbh.  in  Alg.  exs,  Nr.  656 !)  Gelbgrün. 
Zellen  4*4  bis  5  jw  dick,  1  bis  2mal,  seltener  2  bis  3mal  so  lang  als  dick; 

var.  ß)  macromeres  nob.  Zellen  meist  2  bis  3mal,  seltener  bis  4mal  so  lang  als  dick. 

c)  thermarum  (Wart.)  Rbh.  (U.  thermarum  Wartm.  in  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  655 !) 
Hellgrün.     Zellen  5  bis  6  /<  dick,  1  bis  2mal  seltener  bis  3mal  so  lang  als  dick; 

var.  ß)  crassior  nob.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  419!  Zellen  6  bis  9  /* 
dick,   ^/^  bis  Imal  so  lang  als  dick. 

d)  variabilis  (Ktz.)  Krch.  (U.  variabilis  Ktz.)  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  144!  (Tab. 
phycol.  IL  T.  85?)  Blass  grün.  Zellen  5  bis  7  ,»  dick,  meist  ebenso,  seltener  bis  fast 
2mal  so  lang  als  dick.     Chromatophoren  vor  der  Theilung  meist  genau  quadratisch. 

e)  stagnorum  (Ktz.)  Krch.  (U.  tenerrima  ß)  stagnorum  Ktz.)  Tab.  phycol.  IL 
T.  87  a — c  non  d.  Schmutzig  gelblichgrün,  weiche  dicht  verworrene  Flocken  bildend. 
Zellen  7  bis  9  n  meist  ebenso,  seltener  bis  fast  2mal  so  lang  als  dick,  Zellhaut  an  jungen 
Fäden  ausserordentlich  dünn ; 

var.  ß)  radicans  nob.  Einzelne  Zellen  kurze,  meist  einzellige  Seitenzweigchcn 
hervortreibend. 

f)  compacta  (Roth)  nob.  (Conferva  compacta  Roth,  U.  coräpacta  Ktz.)  Tab. 
phycol.  II.  T.  85.  Gelblichgrün,  schleimig;  Zellen  6  bis  8  //  dick,  meist  nur  ^j^rnoX  so  lang. 

g)  tenerrima  (Ktz.)  Krch.  (U.  tenerrima  Ktz.*)  Tab.  phycol.  IL  T.  87.  Fäden 
gelblich-  oder  bleichgrün,  schlüpferig.  Zellen  7  bis  10  /t  dick,  meist  ebenso  laug  oder 
etwas  kürzer  oder  länger  als  dick.  Chromatophoren  lebhaft  gelbgrün,  quadratisch. 

li)  albicans  (Ktz.)  nob.  (U.  albicans  Ktz.  Spec.  alg.  p.  346)  Tab.  phycol.  II, 
T.  86.  Blass  gelbgrün.  Zellen  8  bis  12  /t  dick,  meist  ^o  ^^^  lv!\?tX  so  lang  als  dick. 
Zellhaut  an  älteren  Fäden  verdickt. 

In  stehenden,  seltener  auch  in  fliessenden,  kalten,  seltener  [blos  c^]  auch  in  lau- 
warmen Gewässern,  in  AVassergräben,  Sümpfen,  Tümpeln,  Brunnen,  Bassins,  seltener  auch 
in  Bächen,  Quellen,  Abzugsgräben,  an  Wassermühlen  etc.  In  Böhmen  in  der  Ebene  und 
im  Vorgebirge  verbreitet  (5 — 10).  a)  In  der  Umgebung  von  Prag  stellenweise  häufig,  so 


')  Rabenhorst  hat  in  seiner  Flora  europ.  algarum  III.  p.  866  mit  U.  tenerrima  Ktz.  fol- 
gende zwei  Arten  :  U.  pallescens  Ktz.  Spec.  alg.  p.  34ß  Tab.  phycol.  II.  T.  8.5  und  U.  pallide  virens 
Ktz.  1.  c.  p.  346  1.  c.  T.  86,  vereinigt. 


60 


XJlotlirix. 


an  Holzbalken  an  der  Smichower  Scliwimmsclmle,  in  einem  Brunnen  an  der  Nordseite 
des  Zizkaberges,  bei  Podol  u.  a, ;  bei  Srbsko  nächst  Karlstein ;  bei  St.  Iwan,  Beraun, 
bei  Mukafov  nächst  Rican,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Doubrawic  und  Poddubi  an  der  Sa- 
zawa;  bei  Pfibram,  Tabor,  Sobieslau,  Podlirad  nächst  Budweis;  bei  Ebenau,  Turkowitz 
nächst  Krummau,  Hohenfurth,  Spitzberg,  Eisenstein;  bei  Pürglitz,  Laun,  Dux,  Brüx, 
Teplitz,  Eichwald,  Franzensbad,  Carlsbad ;  bei  Melnik,  Leitraeritz,  Lobositz,  bei  Dymokui-, 
Weisswasser,  Arnau,  Wostromef,  Eisenbrod,  Tannwald;  im  Riesengebirge  noch  bei  der 
Spindelmühle!  h)  bei  Georgswalde  in  Nordböhmen  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  263  und  Rbh. 
Alg.  exs.  Nr.  656 !)  var.  ß.  in  den  Sümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup  noch  Ende  No- 
vember 1885  reichlich  ')  c)  bisher  blos  an  den  Abflüssen  der  warmen  Quellen  bei  Carlsbad 
unter  der  Sprudelbrücke  mit  Stigeoclonium  uniforme  nicht  häufig  1884 !  d)  in  stehendem 
und  langsam  fliessendem  Wasser  in  der  Umgebung  von  Prag,  meist  nur  zerstreut  unter 
anderen  Fadenalgen,  in  grösserer  Menge  in  den  Sümpfen  bei  Vysocan,  Hloubetin,  bei 
Chuchelbad,  Zawist,  bei  Zwol  nächst  Wran  an  der  Moldau,  in  den  Sümpfen  bei  Ouwal, 
bei  Königgrätz,  Wichstadl,  Lichtenau,  Bärnwald,  Kronstadt  an  der  Adler  auch  noch  am 
Kamme  des  Adlergebirges  oberhalb  Friedrichswalde !  im  Südböhmen  z.  B.  bei  Pisek,  und 
Frauenberg  nächst  Budweis !  e)  bei  Prag  selten,  so  im  sog.  Libusa-Badc  am  Paukrac 
unter  anderen  Algen,  bei  Zawist  und  bei  Roztok  an  der  Moldau,  bei  Hrdlofez,  Kunratic 
auch  var.  ß.;  bei  Chrbyne  am  Lodenicer  Bache  nächst  Unhoscht;  bei  Buda  nächst  Rican, 
bei  Sazawa,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  bei  Pfibram,  Pisek,  Lomnitz,  Wittingau,  Sobieslau, 
Krummau,  Hohenfurth,  Klattau,  Eisenstein ;  bei  Kralup  an  der  Moldau,  Rosic  nächst 
Pardubic,  bei  Königgrätz,  Bakov,  Habstein,  Eisenbrod,  Turnau,  Tannwald,  Alt-Paka ;  Bärn- 
wald, Kronstadt,  Friedrichswalde!  bei  Fugau  [Karl  Mus!  unter  OedogonienJ ;  bei  Fran- 
zensbad !  f)  bei  Lomnitz  nächst  Wittingau,  Pisek  und  Geiersberg ; 
g)  in  der  Umgebung  von  Prag  meist  in  oöenen  Brunnen  und  im 
Quellwasser,  so  z.  B.  bei  Chuchelbad,  in  der  sog.  Jeneralka,  bei 
Krc,  bei  St.  Prokop  bis  gegen  Jinonic  mehrfach,  bei  Klecanky 
nächst  Roztok ;  bei  Sazawa,  Mies,  Frauenberg  nächst  Budweis, 
Kaplitz ;  im  Riesengebirge  noch  in  der  Spindelmühle !  h)  in  tor- 
figen Gewässern  so  im  Riesengebirge  oberhalb  Spindelmühle! 

69.  U.  mirabilis  (Ktz?)  nob.  [U.  radicans  Ktz.  y)  aqua- 
tica  Ktz?j  Spec.  alg.  p.  349.  Tab.  phycol.  H.  T.  95.  HL  r— w? 
Lebhaft  grün.  Zellen  7  bis  10  /(  dick,  meist  ebenso  lang,  seltener 
etwas  kürzer  oder  länger  als  dick,  mit  sehr  dünner  hyalinen 
Membran.  An  den  Fäden  hie  und  da,  stellenweise  ziemlich  nahe 
aneinander  kurze  meist  einzellige,  seltener  mehrzellige,  oft  paa- 
rige, gleich  entwickelte,  gegen  einander  wachsende,  an  der  Spitze 
oft  sich  berührende  und  mit  einander  verwachsene  öfters  auch 
mehr  oder  weniger  stark  gebogene,  wurzelartige  Seitenästchen. 

In  Bächen,  auf  Steinen  und  Moosen  bisher  blos  im  hö- 
heren Gebirge  (7 — 8).  So  im  Riesengebirge  mehrfach.  Bei  Ober- 
Hohenelbe,  bei  den  Krausenbauden,  in  der  Spindelmühle,  bei  der 
Petersbaude. 

3.  Sect.  Horitudium  Ktz.  ampl.  (incl.  Schizogonium  Ktz.) 
Zellhaut  meist  dünn.  An  der  Luft  (auf  feuchter  Erde  und  an  inun- 
dirten  Orten)  lebende  Algen.  Fäden  3  bis  24  /<  dick,  einzeln, 
seltener  zu  zwei  und  mehreren  seitlich  zusammengewachsen  [Schi- 
zogonium Ktz.]. 

70.  U.  flaccida  Ktz.  ampl.'^)  Gelbgrün.    Fäden  zu  einem  mehr  oder  minder  aus- 


Fig.  24.  Ulothrix  mira- 
bilis (Ktz?)  nob.  Stück 
eines  längeren  Fadens 
mit  einigen  ungleich  lan- 
gen, meist  paarigen 
iSeitenästchen.  Etwa  300 
mal  vergr. 


')  Wird  in  der  Flora  austro-liuiigarica  exsic.  des  H.  Prof.  Dr.  Kerner's  von  diesem 
Standorte  vertlieilt  werden. 

*)  Über  das  Vcrhältniss  dieser  an  der  Luft  lohenden  U.-Art  zu  der  im  AVasser  lebenden 
U.  subtilis  Ktz.  siehe  meine  Abliandluug  „Über  den  Polymorpliismus  der  Algen"  p.  35  in  An- 
merkung; daselbst  wird  auch  iil»er  die  einzelligen  Entwicklungszustände  dieser  Alge  ausführ- 
licher gehandelt. 


Ulothrix.  61 


gebreiteten,  dünnhäutigen,  Aveicben  Lager  dicht,  bis  gewebeartig  verflochten.  Zellen  3  bis 
10  fj  dick,  1  bis  3mal  so  lang  als  dick,  dünnhäutig,  die  chlorophyllgrünen  Chromatophoren 
wandständig,  meist  blos  die  eine  Hälfte  der  Zellwand  bedeckend  [resp.  einseitig  der 
Wandung  anliegend.] 

a)  genuina  (Ktz.)  nob.  [ü.  flaccida  Ktz.]  Tab.  phycol.  II.  T.  95.  Zellen  meist 
ß  bis  10  (seltener  blos  5)  /<  dick,  vor  der  Theilung  1  bis  2mal,  nach  erfolgter  Theilung 
1  bis  ^/^mal  so  lang  als  dick.  Fäden  nass  grüngelb  bis  dunkelchlorophyllgrün,  trocken 
gelbgrün,  matt,  glanzlos  und  nicht  schlüpferig. 

var.  ß)  nitens  (Menegh.)  nob.  (U.  :=  Hormidium  nitens  Menegh.)  Tab.  phycol.  II. 
T.  95;  Fäden  meist  parallel  neben  einander  verlaufend  zu  einem  hautartigen,  schwach 
seidenartig  glänzenden  Lager  verflochten. 

var.  7)  caldaria  (Ktz.)  nob.  (Gloeotila  caldaria  Ktz.)  Tab.  phycol.  III.  T.  32. 
Lager  weich  und  schlüpferig.  Fäden  durch  längere  Einwirkung  von  Feuchtigkeit  uüd  Wärme 
an  ihrer  Oberfläche  mehr  oder  minder  verschleimt. 

var.  d)  antliaria  (Ktz.)  nob.  ( Conferva  antliaria  Ktz.)  Ktz.  Alg.  exs.  Nr.  52 !, 
Psichohormium  antliarium  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  48.  Fäden  an  ihrer  Oberfläche  theil- 
weise  verschleimt  und  öfters  stellenweise  von  adhärirenden  Kalk-  oder  Erde-Partikeln 
leicht  incrustirt. 

h)  minor  nob.  Fäden  meist  3  bis  5  (seltener  bis  6)  oder  blos  2*5  bis  3  ^i 
dick,  vor  der  Theilung  1  bis  Smal,  nach  der  Theilung  ^j^  bis  l^/omal  so  lang  als  dick, 
zu  gelblichgrünem,  sehr  dünnhäutigem,  öfters  mehr  oder  minder  schlüpferigem  Lager  ver- 
einigt; sonst  wie  a). 

Am  Grunde  alter  Bäume,  feuchter  Mauern,  Felsen,  an  feuchten  Brettern,  Zäunen, 
Gartenmauern,  an  Pumpenröhren,  an  den  Wänden  der  Wasserbehälter,  auf  feuchtem 
schattigem  Boden,  insbesondere  unter  Dachtraufen,  seltener  auch  auf  Strohdächern  etc.  in 
der  Ebene  und  im  Gebirge  überall  durch  ganz  Böhmen  ziemlich  verbreitet  (4 — 11)  in 
der  freien  Natur ;  (1 — 12)  in  den  Warmhäusern.  In  der  nächsten  Umgebung  von  Prag  von 
mir  öfters  beobachtet  und  gesammelt,  z.  B.  in  Prag  am  Hofe  einiger  Privathäuser  und  in 
Privatgärten,  im  Heine'schen-,  CanaUschen-,  Kinsky'schen-,  Vereins-Garten,  auf  der  Kaiser- 
wiese bei  Smichow,  an  Mauern  in  und  ausserhalb  Prag,  am  Vysehrad,  Zizkaberge,  bei 
Slichow,  Kosif,  Liboc,  Kunratic,  Hlubocep,  Präc,  Mecholup,  Ilostiwaf,  Oufinewes,  Zalov, 
Podmorän,  Roztok,  Podbaba  [bei  der  Piette'schen  Maschinen-  Papierfabrik  auch  auf  nasser 
Erde,  welche  vom  warmen  Wasser  aus  der  Fabrik  befeuchtet  wird] ;  bei  Radotin,  im 
Chotec-Tliale,  bei  Cernosic,  Karlstein,  St.  Iwan,  Beraun,  Königshof,  Pürglitz,  Stadtl,  Ra- 
konitz;  Schlan,  Peruc,  Chlumcan,  bei  Laun,  Saaz,  Teplitz,  Eichwald,  Bilin,  Dux,  Brüx, 
Franzensbad,  Carlsbad,  Mies,  Pilsen,  Klattau,  Eisenstein ;  bei  Pisek,  Horazdowic,  Budweis, 
Zamost,  Frauenberg,  Wittingau,  Lomnic,  Veseli,  Krummau,  Tui'kowic,  Ebenau,  Rosenberg, 
Ruckendorf,  Hohenfurth,  Zartlesdorf;  bei  Kaplitz;  Protivin,  Sobieslau,  Tabor,  Stupcic, 
Wottic,  Olbramowic,  Bystfic,  Beneschau,  bei  Sträncic,  Mnichowic,  Ondfejov,  Sazawa,  Ko- 
cerad,  Cercan,  Rican,  Mukafov;  bei  Chwal,  Kolin,  Pardubic,  Smiric,  Königgrätz,  Dou- 
brawic,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Hofic,  Jicin,  Wostromef,  Starkoc,  Nachod,  Parschnitz, 
Arnau,  Tannwald,  Eisenbrod,  Turnau,  Semil,  Bakov,  Jung-Bunzlau,  Elbe-Kostelec,  Brandeis, 
Lysa,  Sadska,  Weisswasser,  B.  Eicha,  Hirschberg,  Alt-Paka,  Trautenau,  Johannisbad;  im 
Riesengebirge:  bei  Ober-Hohenelbe,  bei  den  Krausebauden,  Spindelmühle,  Eibfallbaude; 
bei  Kralup,  Neratowic,  Melnik,  Raudnitz,  Rovne,  Leitmeritz,  Calositz,  Lobositz,  Cizkowitz! 

71.  U.  radicans  Ktz.  (Lyngbya  muralis  Ag.,  Oscillaria  muralis  Lyngb.  Hormi- 
dium murale  Ktz.)  Tab.  phycol.  II.  T.  95.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  817!  Fäden  hellgrün,  zu 
einem  dünnhäutigen,  weichen  meist  gelblichgrünen  Lager  dicht,  bis  gewebeartig  verflochten, 
einfach,  ziemlich  starr,  hie  und  da  kurze,  meist  farblose,  wurzelnde  Seitenzweigchen  treibend. 
Zellen  7  bis  10  //  dick,  ^/j  bis  Imal  so  lang;  Chromatophoren  meist  die  ganze  Zell- 
wand bedeckend. 

var.  (j)  scMzogonioides  Ktz.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  875!  f.  papyracea  Stiz.  zr:  Schi- 
zogonium  papyraceum.  Fäden  oft  zu  zwei  parallel  der  Länge  nach  verwachsen  (sel- 
tener einzeln). 


62 


XJlothrix. 


Auf  feuchter,  schattiger  Erde  am  Fusse  alter  Baumstämme,  seltener  auch  an 
Mauern,  ziemlich  verbreitet,  vorzugsweise  im  Hügellande  (G — 10).  In  der  Umgebung  von 
Prag  schon  von  Corda  als  Oscillaria  muralis  Ag.  mit  U.  parietina  Mus!  von  Benesch  als 
Conferva  muralis  L.  (auch  an  feuchten  Ziegelmauern)  gesammelt ;  bei  Zalov,  Rovne  nächst 
Raudnitz  auch  var.  ß.,  Lobositz,  Laun;  Jung-Bunzlau,  Bakov,  Turnau,  Arnau ;  bei  Ho- 
fowic,  Hohenfurth,  Rosenberg,  Kaplitz,  am  Spitzberg  im  Böhmerwalde!  bei  Eichwald  im 
Erzgebirge!  in  Nordböhmen  bei  Fugau?  [Karl  als  Schizogonium  murale  Mus!] 

72.  U.  parietina  (Vauch.)  Ktz.  ampl.  Fäden  einzeln  oder  seltener  zu  zweien  und 
mehreren  seitlich  verwachsen  oder  durch  Läugstheilungen  einzelner  Zellen  aus  zwei  oder 
mehr  Reihen  von  Zellen  zusammengesetzt,  satt-  oder  gelblichgrün,  verworren,  kraus, 
ziemlich  starr,  dünne,  öfters  (trocken)  schwach  seidenartig  glänzende,  mehr  oder  weniger 
weit  ausgebreitete  Überzüge  bildend,  mit  dünner  (selten  etwas  verdickter),  glatter,  selten 
etwas  runzeliger  Membran.     Zellen  9  bis  24  !<  dick,    V2    ^is    Imal  so  lang. 

a)  genuina  (Ktz.)  nob.  U.  parietina  (Vauch.)  Ktz.,  Oscillatoria  parietina  Vauch., 
Hormidium  parietinum  Ktz.)  Wittr.  et  Xordst.  Alg.  exs.  Nr.  636!  Fäden  einzeln.  Zellen 
9  bis  IQ  n  dick,  V2  bis  Imal  so  lang,  meist  mit  dünner  Zellhaut,  an  den  Scheidewänden 
nicht  eingeschnürt; 

var.  ß)  delicatida  (Ktz.)  nob.  [ü.  delicatula  Ktz.,  Hormidium  delicatulum  Ktz. 
Tab.  phycol.  II.  T.  96  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  163!]  Fäden  einzeln,  Zellen  9  bis  12  /i  dick, 
'/j  bis  ^l^m^X  so  lang; 

var.  )')  major  nob.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  636,  a,  h,  d!  Zellen  meist 
16  bis  18  II  dick,   V4  bis  ^l^moX  so  lang. 

8)  crassa  (Ktz.)  nob.  [U.  crassa  Ktz.,  Hormidium  crassum  Ktz.  U. 
Tab.  phycol.  II.  T.  96.  Rbh.  Alg.  exs.  357  et  700!  Zellen  16  bis 
Väinal  so  lang.     Zellhaut  dünn. 

hj  velutina  (Ktz.)  nob.\)  [Bangia  velutina  Ktz.  non  Ag.,  Schizogonium  murale  Ktz. 
Tab.  phycol.  II.  T.  98.]  Fäden  meist  zu  zweien  oder  mehreren  seitlich  zusammengewachsen 

(seltener  einzeln) ,  mit  ziemlich  dicker, 
farbloser  Membran.  Zellen  an  einzelnen 
Fäden  10  bis  13,  seltener  15  bis  18  /* 
dick,  ^j^  bis  ^/jmal  so  lang,  an  den  Scliei- 
,  dewänden  öfters  leicht  wellig  eingeschnürt. 

c)  Boryana  (Ktz.)  nob.  [Schizo- 
gonium Boryanum  Ktz.]  Tab.  phycol.  II. 
T.  98.  Zellen  12  bis  15  //  dick  Fäden 
durch  stellenweise  auftretende  Längsthei- 
lungen der  Zellen  aus  mehreren  Zellreihen 
bestehend,  öfters  zu  zweien  und  mehreren 
zu  krausen  bis  gekröseartigen,  einschich- 
tigen, mehr  oder  weniger  breiten,  meist  aber 
nur  aus  2  bis  4  Zellreihen  zusammenge- 
setzten Zellbändern  mit  einander  verwachsen. 


var. 
siuscula  Ktz. 
dick,   '/.j  bis 


cras- 
24  n 


«\» 


Fig.  26.  U.parietina  (Vauch). 
Ktz.  c)  Boryaua  (Ktz.)  nob. 
Bruchtheil  eines  unten  ans 
einer,  oben  aus  mehreren 
Zellreihen  bestehenden  Fa- 
dens. Vergr.  300mal. 


Fig.  '2.5.  U.  parietina 
(Vauch.)  Ktz.  b)  ve- 
lutina   (Ktz.)    nob. 
Bruchtheil   zweier 
seitlich  verwachsener 
Fäden.  Verg.  SOOnial. 


Auf  feuchter,  schattiger  Erde,  am  Grunde  von  Mauern  unter 
Dachtraufen,  am  Fusse  von  alten  Bäumen,  an  Brettern,  u.  ä.  meist 
an  unreinen  Orten,  insbesondere  in  Dörfern;  in  der  Ebene  und  im 
Vorgebirge  fast  wie  U.  Haccida  verbreitet  (3 — 12).  a)  In  der  näch- 
sten Umgebung  von  Prag  mehrfach :  von  Corda  als  Oscillaria  mu- 
ralis Mus!  im  Canal'schen  Garten,  am  Belvedere,  bei  Krc,  Kunratic, 
bei  Dvorce,  Podmorän !  bei  Kostelec  a.  E.,    Rovne  nächst  Raudnitz, 


')  Dass  U.parietina  Ktz.  in  Schizogonium  murale  Ktz.  übergehen    kann,  hat  neben  an- 
deren auch  Rabenhorst  (Flora  europ.  alg.  IIl.  p.  367  bei  U.  parietina)  bemerkt. 


XJlothrix.  63 


Leitmeritz,  Lobositz ;  bei  Junc;-Buiizlau ;  Bakov,  Turnau,  Eisenbrod,  Semil,  Tannwald, 
Arnau,  Parsdmitz,  Starkoc,  Nachod,  Wostromef,  Hofic,  Sniific,  Königgrätz,  Wichstadtl, 
Bärnwald;  bei  Jicin,  Hirschberg,  Weisswasser,  Alt-Paka,  Johannisbad,  Ober-Hohenelbe ; 
im  Riesengebivge  bei  den  Bauden  nicht  selten  so  bei  Krausebauden  auch  var.  7),  Spin- 
delmühle, unter  dem  Pantschefall  (an  der  kleinen  Baude),  Eibfallbaude,  Petersbaude, 
Spindlerbaude,  am  Hotel  in  den  Siebengrüuden  auch  var.  7!  bei  Reichenberg  (Langer 
Mus!),  bei  Schluckeuau  (Karl  Mus!);  bei  Herrnskretschen,  PüUna  nächst  Brüx,  Fran- 
zensbad, Klattau,  Horazd'owic,  Wittingau  auch  var.  ß,  Lomnic,  Sobieslau,  Veseli,  Krummau, 
Rosenberg,  Ruckendorf,  Hohenfurth,  am  Spitzberg;  bei  Tabor,  Stupcic,  Wotic,  Pfibram, 
Hofowic.  Bj'stfic,  Beneschau ;  bei  Beraun,  Pürglitz,  Rakonitz,  Laun ;  bei  Sträncic,  On- 
dfejov,  SÄzawa,  Kocerad!  -var.  d)  von  Karl  bei  Schluckenau  (auf  feuchten  Basaltfelsen 
am  Pirschkenberge?)  entdeckt;  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  357  unter  U.  parietiua  Ktz. !  6^  In  der 
Umgebung  von  Prag  z.  B.  bei  Chuchelbad,  St.  Prokop,  Kunratic ;  bei  Beraun,  Pürglitz,  Ra- 
konitz ;  bei  Sazawa,  Bystfic,  Beneschau,  Tabor,  Sobieslau,  Veseli ;  Hofowic,  Pfibram, 
Protivin,  Krummau,  Rosenberg,  Hohenfurth,  Kaplitz;  bei  Pisek,  Lomnic,  Wittingau, 
Klattau;  bei  dem  Stationsgebäude  Spitzberg  im  Böhmerwalde  und  beim  Hotel  Prokop 
daselbst!  bei  Jung-Bunzlau,  Eisenbrod,  Hirschberg,  Königgrätz,  bei  Wichstadtl,  Pastvin, 
Lichtenau  an  der  Adler,  bei  Alt-Paka,  Ober-Hohenelbe ;  im  Riesengebirge  ziemlich  ver- 
breitet, so  bei  den  Krausebauden,  in  der  Spindelmühle,  bei  Eibfallbaude,  Petersbaude, 
Spindlerbaude,  am  Hotel  in  den  Siebengründen!  bei  Lobositz,  Dux,  Eichwald  nächst 
Teplitz!  bei  Kolin  a.  E.  (Welwitsch  als  Bangia  velutina  Mus!),  bei  Reichenberg  (Langer 
als  Oscillaria  muralis  Mus!),  bei  Fugau  unter  Prasiola  crispa  (Karl  Mus!). 

c)  bisher  blos  am  Rande  des  Teiches  nächst  Chuchelbad,  bei  Hofowic,  Rosen- 
berg und  in  Wittingau  mit  Prasiola  crispa  und  Ulothrix  parietiua  Ktz.  a). 

73.  U.  varia  Ktz.  (Hormidium  varium  Ktz.)  Tab.  phycol.  H.  T.  96.  Bildet 
gelblichgrüue,  weiche  Überzüge  oder  dicht  verworrene  dünne  Raschen.  Fäden  mit  sehr 
dünner,  farbloser  Membran,  Zellen  6"5  bis  13  //  dick,  meist  ebenso  lang  oder  etwas 
länger,  seltener  auch  etwas  kürzer,  hie  und  da  kurze  wurzelartige  Seitenzweigchen  her- 
vortreibend.    An  den  Scheidewänden  nicht  eingeschnürt. 

An  Strohdächen,  auf  feuchter  schattiger  Erde  meist  zwischen  Moosen  (auch  auf 
Waldboden)  wie  vor.  verbreitet  (3 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag,  z.  B.  auf  Stroh- 
dächern bei  Gross- Chuchle,  Radotin,  Liboc,  Ober-Roztok,  Zalov,  Podmorän;  bei  fiican, 
Mukafov;  bei  Cernosic,  Beraun,  Karlstein,  St.  Iwan,  Srbsko,  Hofowic;  bei  Bystfic,  Cercan, 
Kocerad,  Sazawa,  Ondfejow,  Sträncic;  bei  Wotic,  Podoli,  Olbramowic,  Tabor,  Stfezmif 
nächst  Stupcic,  Sobieslau,  Veseli,  Zämost,  Lomnic,  Wittingau ,  Horazdowic,  Protivin, 
Budweis,  Pisek,  Klattau,  bei  Krummau,  Turkowitz,  Hohenfurth,  Ruckendorf,  Rosenberg; 
bei  Cliwal,  Elbe-Kostelec,  Melnik,  Hofin,  Raudnitz,  Rovne,  Lobositz,  Calositz,  am  Radobyl, 
bei  Lichowic,  Laun,  Chrabfic,  Schlau,  Pürglitz,  Rakonitz ;  bei  Kralup,  Lobkowic,  Nera- 
towic,  Dymokur,  Jung-Bunzlau,  Bakov,  Turnau,  Semil,  Eisenbrod,  Tannwald,  Parschnitz, 
Starkoc,  Jicin,  Smific,  Königgrätz,  Doubrawic,  Pardubic,  Chlumec  an  der  Cidlina;  bei 
Nächod,  Belowes,  Alt-Paka,  Hirschberg,  Weisswasser;  bei  Neu-Straschic,  Hoch-Petsch 
nächst  Bilin,  Brüx,  Dux,  Franzensbad,  Carlsbad,  Teplitz,  Eichwald!  auf  Waldboden  z  B. 
bei  Sarka,  Krc,  Chuchelbad  nächst  Prag!  bei  Neratowic  an  der  Elbe  u.  a.  ! 

74.  U.  crenulata  Ktz.  ampl.  Bildet  blass-  oder  schmutzig-grüne,  dünnhäutige, 
öfters  etwas  schleimige  Raschen.  Fäden  einzeln  oder  seltener  zu  zweien  und  mehreren 
seitlich  verwachsen,  meist  starr  und  kraus;  Zellen  mit  dicker,  oft  geschichteter  Membran, 
12  bis  18  [i  dick,  ^j^  bis  Imal  so  laug  (seltener  etwas  länger  oder  kürzer),  an  den 
Scheidewänden  meist  deutlich  eingeschnürt. 

a)  genuina  (Ktz.)  nob.  (U.  crenulata  Ktz.,  Hormidium  crenulatum  Ktz.)  Tab. 
phycol.  IL  T.  97.  Fäden  einzeln.  Zellen  13  bis  17  ^  dick,  */.,  bis  Imal  so  lang,  an 
den  Scheidewänden  leicht  wellig  eingeschnürt,  Zellhaut  dick,  farblos,  leicht  verschleimend ; 

var.  ß)  corticola  Rbh.  et  AVest.  Wittr.  et  Xordst.  Alg.  exs.  Nr.  637!  Rbh.  Alg. 
exs.  Nr.  615!  Zellen  meist  12  bis  15  (i  dick,  ebenso  oder  Van^^l  so  lang,  Zellhaut 
bis   3  jM  dick. 


64  Stigeocloniuna. 


h)  Neesii  (Ktz.)  nob.  (Schizogonium  Neesii  Ktz.,  S.  murale  hj  Neesii  (Ktz.) 
Krcli.)  Tab.  pbycol.  II.  T.  9S.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  558 !  Lager  bleich  olivengrün,  Fäden 
meist  zu  zweien  oder  mehreren  seitlich  verwachsen,  seltener  einzeln,  sehr  starr,  kraus; 
Zellen  13  bis  18  ^  dick,  ^/^  bis  Imal,  so  lang  an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürt; 
Zellhaut  dick,  meist  undeutlich  geschichtet.  Einzelne  Zellen  können  auch  durch  Läugs- 
theilung  in  zwei  Tocbterzellen  zerfallen. 


't^ 


An  feuchten  Mauern,  auf  nasser  Erde,  an  Baumstämmen  spärlich  verbreitet;  in  der 
freien  Natur  (7 — 9),  in  den  Warmhäusern  (1 — 12).  aj  An  einer  feuchten  Wand  im 
Yermehrungshause  des  botan.  Gartens  am  Smichow  spärlich!  var.  ß)  bei  Reichenberg  auf 
Baumrinde  von  alten  Nadelhölzern  als  Chroolepus  pini  Auersw.  von  Siegmund  (Mus !)  ge- 
sammelt. hJ  bei  Yeseli  auf  feuchter,  etwas  sandiger  Erde  in  grosserer  Menge !  bei  Cibulka 
nächst  Prag  von  Opiz  als  Chroolepus  saxicola  Opiz  (Mus !)  gesammelt. 

2.  Subfamilie.    Chaetophoreae. 

Der  kugelige,  unregelmässig  lappige,  oder  büschelförmige,  meist  sehr  schlüpferige 
Thallus  der  Chaetophoreen  besteht  entweder  aus  wenig  verzweigten  Gliederfäden,  an 
welchen  öfters  hin  und  wieder  kurze,  meist  ungegliederte  Wurzelästchen  entspringen  oder 
aus  reich  verzweigten,  von  einer  Schleimhülle  umgebenen,  mit  Rhizoiden  versehenen  Zell- 
fäden. Die  Zellen  der  Chaetophoreen  sind  einkernig  und  enthalten  je  einen  wandstän- 
digen, bandförmigen,  oft  nur  einen  mehr  oder  weniger  schmalen  Gürtel  in  der  Mitte  der 
Zellen  bildenden  Chlorophyllträger  (Cbromatophor),  der  meist  eine  zusammenhängende, 
zu  einem  vollständigen  Ringe  geschlossene  Scheibe  bildet,  seltener  gitterförmig  durch- 
brochen und  am  Rande  unregelmässig  gelappt  oder  blos  der  einen  Seitenwand  angelagert 
ist.  In  jedem  Chlorophyllträger  (Chlorophor)  sind  ein  oder  mehrere  Pyrenoide  von  ver- 
schiedener Grösse  enthalten.  Die  Zellwände  der  vegetativen  Zellen  sind  meist  zart  und 
sehr  schlüpferig.  Bei  Chaetoi^hora  nimmt  die  Gallertbildung  der  Zellmembran  solche 
Dimmensionen  an,  dass  sie  Polster  von  schleimiger  bis  knorpeliger  Consistenz  und  festen 
Umrissen  bildet,  in  welchen  die  Thallusfäden  eingebettet  liegen.  Die  Endzellen  der  Ver- 
zweigungen sind    zugespitzt    oder   laufen  in  lange,    öfters    gegliederte    hyaline  Haare  aus. 

Fortpflanzung  durch  Zoogonidien,  welche  meist  zu  2  bis  16,  in  einer  von  den 
vegetativen  Zellen  nicht  verschiedenen  Mutterzelle  (Gonidangium,  Sporangium)  entstehen 
und  mit  zwei  oder  vier  Cilien  versehen  sind.  Copulationsprocess  dieser  Zoogouidien, 
welche  durch  Zerreissen  oder  Aufquellen  der  Membran  der  Mutterzelle  frei  werden  sowie 
Zygoten  sind  erst  bei  einigen  Chaetophoreen  beobachtet  worden.  Ungeschlechtlich  ent- 
standene Dauerzellen  vorhanden ;  sie  entstehen  in  den  noch  lebhaft  vegetirenden  Zellen, 
vorzugsweise  der  Astspitzen,  einzeln  oder  zu  zweien  bis  vieren  und  bleiben  entweder  in 
der  Mutterzelle  ruhig  liegen,  indem  eine  Ablösung  der  Querwände  des  Fadens  stattüiidet 
[Stigeoclonium,  Chaetophora],  oder  sie  werden  [bei  Draparnaldia]  als  Schwärmzellen  aus- 
gestossen,  welche  sich  aber  blos  kurze  Zeit  und  energielos  bewegen  und  alsbald  zu  ru- 
henden Dauerzellen  werden ;  [seltener  bleibt  auch  bei  Draparnaldia  die  Dauerzelle  in  der 
Mutterzelle  ruhig  liegen,  ohne  dass  eine  Ablösung  der  Querwände  des  Fadens  stattfindet]. 

19.  Gattung.     Stigeoclonium  Ktz.  (incl.  p]ndocloiiium  Szymaii.) 

Der  Thallus  bildet  schlüpferige  dünne  Raschen,  oder  polsterförmige,  zusammen- 
hängende, dünne  fllzartige  tiberzüge  an  Wasserpflanzen,  Steinen  etc.  Der  Hauptstamm 
ist  meist  einfach  verzweigt,  die  Aeste  zerstreut,  nicht  zu  deutlichen  Astbüscheln  zusam- 
mengedrängt, mit  kurz  pfriemeuförmiger  oder  in  eine  längere  Haarsintze  auslaufender 
Endzelle.  Fäden  meist  aufrecht,  blos  an  der  Basis  dem  Substrat  angewachsen,  mit  ab- 
stehenden, seitlichen  Verzweigungen,  seltener  auch  epiphytisch  mit  allen  Theilen  des 
Thallus  dem  Substrate  fest  angedrückt,  mit  niederlie.tienden,  zu  kleineren  oder  grösseren, 
Scheiben-  oder    schildförmigen    parenchymatisclieu  Zellflächen   verwachsenen    Aesten    auch 


Stigeooloniuxn. 


65 


endophytisch  (Endoclonium  Szym.)  in  den  Intercellulargängen  und  Lufträumen   unter  der 
Oberfläche  verschiedener  meist  abgestorbener  Wasserpflanzen  lebend. 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten,  welche  durch  Copulation  von  Micro- 
zoogonidien  (Gameten)  entstehen.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  vierwimperige 
Macrozoogonidien  und  Dauerzellen,  die  meist  aus  der  Umbildung  der  Zellen  der  letzten 
Verzweigungen  hervorgehen. 

1.  Sect.  Eustigeodonium  (Ktz.)  nob.  Frei  wachsende,  büschelförmig  ver- 
zweigte Formen. 

75.  S.  variabile  Näg.*)  Tab.  phycol.  III.  T.  2  male  excus.'^)  Lager  dünn,  lebhaft 
grün,  Hauptfäden  6  bis  6*5  i»  dick.  Spärlich  verzweigt,  Aestchen  kurz,  abstehend.  Zellen 
meist  ebenso,  seltener  bis  2mal  so  lang  wie  dick,  dünn- 
häutig, an   den  Scheidewänden  nicht  eingeschnürt. 

var.  ß)  minus  nob.  Fäden  spärlich  verzweigt ,  kurz. 
Zellen  der  Hauptfäden  4*5  bis  6  /*  dick,  1  bis  2mal  so 
lang,  seltener  auch  etwas  kürzer,  an  den  Querwänden  leicht 
eingeschnürt. 

In  Brunnen,  Aquarien  (7 — 8).  So  in  einem  Teiche 
bei  Pisek  (var.  ß)  und  in  einem  Brunnen  bei  Kaplitz  mit 
Chantransia  chalybea  und  Ulothrix  subtilis ! 

76.  S.  falklandicum  Ktz.  Lager  hell-  oder  gelb- 
lichgrün, schlüpferig,  fluthende  Flocken  oder  Raschen  bildend. 
Fäden  am  unteren  Theile  mit  langen  von  einander  ziemlich 
entfernten  Zweigen,  am  oberen  Ende  reichlich  verzweigt, 
Zellen  der  Hauptfäden  6  bis  10  n  dick,  2  bis  4mal  {a). 
oder  4  bis  6,  seltener  bis  12mal  (h)  so  lang,  die  Zellen 
der  spitz  auslaufenden  Aestchen  letzter  Ordnung,  4  bis 
6  /*  dick,  an  den  Scheidewänden  nicht  eingeschnürt,  sehr 
dünnwandig. 

a)  genuinum  (Ktz.)  nob.  [S.  falklandicum  Ktz.  Tab. 
phycol.  III.  T.  2.  S.  subspinosum  ß.  falklandicum  Ktz.  Spec. 
alg.  p.  .353.  S.  pusillum  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  716!]  Gelb- 
lichgrün. Zellen  der  Hauptfäden  6  bis  10  fi  dick,  meist  2- 
3,  seltener  4mal  so  lang,  an  den  Scheidewänden  nicht  oder 
sehr  leicht  eingeschnürt,  an  den  am  Ende  peitschenförmig 
verdünnten  Aesten  dünner,  2  bis  3mal  so  lang. 

h)  longearticulatum  nob.^)  [S.  falklandicum  Ktz. 
in  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  110!]  Zellen  der  Haupt- 
fäden 6  bis  10  fi  dick,  meist  4  bis  6,  seltener  bis  12mal 
so  laug  als  dick,  an  den  Scheidewänden  nicht  eingeschnürt, 
mit  einem  blos  den  mittleren  Theil  der  Zellen  ausfüllenden  Chlorophyllträger.  Zweige 
am  unteren  Theile  des  Stammes  spärlich,  langgliederig,  am  oberen  zahlreicher,  aus  kür- 
zereu, Zoogonidien  bildenden  Zellen  zusammengesetzt. 

Im  Torfsümpfen  (a);  in  Brunnen,  Quellen,  an  Brunnentrögen  meist  in  Gebirgs- 
gegenden (?>)  (7 — 8).  So  bei  Hirschberg,  Eisenbrod,  Tannwald,  bei  Johannisbad,  bei 
Lobositz  auch  auf  den  Schiffmühlen  an  der  Elbe  h)\ 


Fig.  27.  Stigeoclonium  falklan- 
dicum Ktz.  b)  longearticulatum 
nob.  Mittlerer  Theil  eines  ver- 
ästelten Hauptastes.  Vergr. 
etwa  300mal. 


*)  Steht  dem  ebenfalls  sehr  spärlich  verästelten  S.  subsecundum  Ktz.  ß.  tenuius  Nordst. 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  31.5!  und  dem  (nach  Reiusch)  unverzweigten  S.  simplicissimum 
Reinsch  Contrib.  ad  algolog.  et  fungolog.  p.  78  Tab.  8  Chlorophyllopbyceae  am  nächsten.  Siehe 
auch  Berthold's  „Untersuchungen  über  die  Verzweigung  einiger  Süsswasseralgen"  1878. 

^)  Dass  diese  Abbildung  der  Ulothrix  radicans  mehr  als  einem  Stigeoclonium  ähnlich  sei, 
gibt  Kützing  selbst  in  den  Bemerkungen  zu  seinen  Tab.  phycol.  HI.  p.  1  zu. 

=*)  Steht  dem  S.  subsecundum  Ktz.  Tab.  phycol.  HI.  T.  1.  Ktz.  Alg.  exs.  Nr.  146!,  von 
welchem  es  sich  durch  die  Länge  der  Zellen  sowie  durch  die  Anordnung  des  Chlorophylls  we- 
sentlich unterscheidet,  nahe. 


gg  Sbigeoolonitim. 


77.  S.  tenue  Ktz.')  ampl.  (Draparnaldia  teuuis  Ag.j  Lager  lebhaft  grün,  4  bis 
40  mm  lang,  schlüpferig.  Hauptfäden  unten  spärlich,  oben  reichlicher  verzweigt,  aus  9 
bis  15  /t*  dicken,  1  bis  3mal  so  langen,  an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürten, 
schmale  wandständige  Chromatophoren  enthaltenden  Zellen  zusammengesetzt.  Aestchen  kurz, 
mit  meist  pfriemenförmig  zugespitzten,  seltener  in  eine  kurze  farblose  Haarspitze  aus- 
laufenden Endzellen. 

a)  genuinum  (Ktz.)  Krch.  (S.  tenue  Ktz.)  Tab.  phycol.  IH.  T.  3.  Lager  meist 
1  bis  3  cm  lang,  seltener  länger.  Fäden  einfach  verzweigt.  Zweigchen  auf  dem  Gipfel- 
theile  der  Hauptfäden  wenig  zahlreich,  kurz,  zugespitzt,  fast  aufrecht  abstehend,  pfriemen- 
förmig, nicht  in  farblose  Haare  auslaufend. 

l)  lubricum  (Ktz.)  Rbh.  (S.  lubricum  Ktz.)  Tab.  phycol.  IH.  T.  6.  Rbh.  Alg. 
exs.  Nr.  217!  Hauptfäden  reichlicher  verzweigt,  dicker  als  die  weiteren  Verzweigungen. 
Zweigchen  letzter  Ordnung,  zahlreich,  kurz,  einander  büschelförmig  genähert,  au  der  Spitze 
borstenförmig  verlängert. 

c)  uniforme  (Ag.)  Ktz.")  Spec.  alg.  p.  353  [Draparnaldia  uniformis  Ag.,  S.  uni- 
forme Ebb.]  Tab.  phycol.  HL  T.  3.  Lager  4  bis  15  mm  lang.  Hauptfäden  bis  15  f* 
dick,  von  den  höheren  Verzweigungen  w^enig  verschieden,  mit  breiten  Chlorophyllträgern. 
Zweigchen  letzter  Ordnung  locker  angeordnet,  öfters  sehr  verlängert,  schlank,  mit  sehr 
leicht  an  den  Scheidewänden  eingeschnürten  Zellen.  Endzellen  pfriemenförmig,  nicht  in 
farblose  Haare  auslaufend.  Zellen  der  Hauptfäden  2  bis  3mal  so  lang  als  dick,  mit 
massig  verdickter,  öfters  vom  Kalksinter  leicht  incrustirter  bräunlicher  Membran,  die  der 
Endverzweigungen  meist  eben  so  lang  wie  dick. 

var.  ß)  irreguläre  nob.  Fäden  durch  Längstheilungen  der  Zellen  stellenweise  aus 
zwei  Reihen  von  Zellen  gebildet;  durch  Keimung  einzelner  Zellen  entstehen  hie  und  da 
an  solchen  band-  und  flächenartig  erweiterten  Fadentheilen  bruchsackartige   Auswüchse.^) 

d)  gracile  Ktz.  Spec.  alg.  p.  353.  [S.  gracile  Ktz.  Tab.  phycol.  HL  T.  4.]  non 
S.  gracile  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  514!  Zellen  der  Hauptfäden  meist  nur  11-5 
bis  13  jtt  dick,  die  der  verlängerten  Seitenzweige  5  bis  6  /*  dick;  Endzellen  der  Aestchen 
meist  pfriemenförmig,  seltener  in  kurze  hyaline  Haarspitze  auslaufend. 

e)  irreguläre  (Ktz.)  Rbh.  (S.  irreguläre  Ktz.  incl.  S.  stellare  Ktz.]  Tab.  phycol. 
HL  T.  4.  Fäden  durch  Längs-  und  Quertheilungen  der  Zellen  öfters  aus  doppelter 
Reihe  von  Zellen  zusammengesetzt,  Endzellen  der  Verzweigungen  in  längere,  farblose 
Haare  auslaufend. 

f)  epiphyticum  nob.  Hauptäste  und  Verzweigungen  niederliegend,  ihrem  Sub- 
strate fest  angedrückt,  zu  kleineren  oder  grösseren,  öfters  weit  ausgebreiteten  schei- 
benförmigen, parenchymatischen  Zellflächen  verwachsen,  mit  fadenförmig  ausgezogenen 
Rändern.'*) 

Bildet  hellgrüne,  in  Aquarien  auch  blass  oder  gelblichgrüne,  schlüpferige  Flocken 
und  Raschen,    die    an    Steinen,    Wasserpflanzen,   Pflanzenüberresten  u.  ä.  im   Wasser  lie- 


*)  Über  die  Protococcus-  und  Palmella-artigeu  Gebilde  dieser  und  ähnlicher  S. -Arten 
siehe  mehr  in  Famintzin's  „Die  anorganischen  Salze  etc."  1872  und  Cieukowski's  „Über  PalmeUen- 
Zustaud  bei  Stigeociouium",  „Über  d.  Palmellenzustand  der  Algen"  1876. 

2)  S.  thermale  A.  Br.  Tab.  phycol.  III.  T.  2.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  1664:!  dessen  Lager  bis 
2  cm  lang,  dessen  Hauptfäden  8  bis  11  ft  dick,  die  Zellen  der  Hauptfäden  1  bis  2mal  so  laug  als 
dick,  mit  dünnen  Zellwänden,  die  der  Endverzweigungen  öfters  3  bis  ömal  länger  als  dick  sind, 
unterscheidet  sich  wesentlich  von  dem  oben  angeführten,  ebenfalls  an  Abflüssen  von  warmen  Quellen 
vorkommenden  S.  tenue  var.  uniforme. 

=')  Moi'phologisch  entspricht  diese  Chlorophyceen-Form  einigermassen  der  Stigonema- 
(Fischera)  Form  der  Cyanophyceen  (Phycochromaceen). 

•*)  Die  von  P.  Reinsch  in  seinem  Werke  „Contributiones  ad  algologiam  et  fungologiam" 
1875  p.  76  und  77  kurz  beschriebenen  und  auf  Tab.  4.  (Chlorophyllophyceae)  abgebildeten  ver- 
schiedenen Formen  einer  neuen,  UIvacoen-Gattnng  [Nov.  gen.  ülvacearum]  sind  wahrscheinlich 
ähnliche  Stigeoclonium-Formen.  Über  die  sogen.  Stigeocloninm-Sohle,  welche  eine  Art  von  Vorkeim 
bei  diesen  Algen  bildet,  siehe  Reiuhardt's  „Die  Copulation  der  Zoosporen  bei  Chlamydomonas 
pulvisculus  Ehrb.  und  Stigeoclonium  sp."  1876. 


Stigeocloniiam.  gy 


genden  Gegenständen  festsitzen ;  in  Böhmen  in  der  Ebene  und  im  Vorgebirge  häufig  ver- 
breitet (5—10). 

a)  In  Prag  an  Wasserbehältern  auch  in  Privathäusern;  in  der  Umgebung  von 
Prag  bei  der  Kaisermühle  nächst  Baumgarten,  auf  Steinen  in  Brunnen  bei  Hlubocep, 
St.  Prokop,  bei  Krc,  bei  der  Mühle  im  Kunraticer  Walde,  bei  Brnky,  Roztok,  Chwal, 
im  Chotec-Thal,  bei  Scbwarz-Buda  nächst  Mukafov,  bei  Beraun,  Königshof,  im  Sucho- 
mastcr  Thal;  in  einem  Bächlein  bei  Lissa  und  Ouzic;  in  Brunnen  bei  Kralup,  Klomin, 
Lobkovic  an  der  Elbe;  bei  Melnik,  Rovne  und  Ctinowes  nächst  Raudnitz,  in  Leitmeritz, 
Lobositz,  bei  Sulowic,  Cizkowic,  Laun,  Chrabcic,  Peruc,  Schlan;  bei  Lysa,  Kostelec  a.  E., 
Kolin ;  Dymokur,  Jicin,  Hofic,  Smific,  Königgrätz ;  bei  Weisswasser,  Hirschberg,  Hab- 
steiu;  Jung-Bunzlau  mehrfach,  Bakov,  Turnau,  Semil,  Eisenbrod,  Svarov,  Tannwald,  Trau- 
tenau,  Arnau,  Parschnitz,  Nachod;  bei  Saidschitz,  Franzensbad,  Carlsbad,  Mies;  bei  Be- 
neschau,  Ondfejov,  Sazawa,  Bystfic,  Wotic,  Stfezmif  bei  Stupcic,  Tabor,  Sobieslau,  Podhrad, 
Budweis,  Lomnic,  Wittingau ;  bei  Pürglitz,  Stadtl,  Rakonitz,  Pfibram,  Protivin,  Krummau, 
Rosenberg,  Hohenfurth  mehrfach!  hj  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach  z.  B.  im 
Teiche  am  sog.  Libusa-Bade  nächst  Pankrac,  auf  Steinen  im  Bache  bei  Vsenor  mit  Über- 
gängen in  e),  im  Teiche  „v  Micich"  bei  Stadtl,  bei  Schlan,  Chrabcic  nächst  Laun;  bei 
Hirschberg,  Alt-Paka,  Pisek;  c)  In  den  Abflüssen  der  warmen  Quellen  in  Carlsbad  von 
C.  A.  Agardh  im  J.  1827  im  2.5*'  R.  warmen  Wasser  entdeckt  [Alm.  d.  Carls.  1834 
p.  59]  Mus!  im  Bette  der  Tepl  unter  der  Sprudelcolonnade  an  Steinen,  welche  von 
warmen  Wasser  bespült  werden,  mit  Calothrix  thermalis  im  lauwarmen  Wasser  auch  var.  ßl 
und  in  kälterem  Wasser,  daselbst  1883 !  an  Steinen  im  Abfluss  des  Springers,  im  Abfluss 
der  kleinen  warmen  Quelle  am  Fusse  des  St.  Bernhard's-Felsen  [Schwabe,  Linnaea  1837]; 
in  Rothenhaus  bei  Teplitz  [Rbh.  Krypt.  Fl.  v.  Sachsen] ;  im  Abflüsse  der  Johannisbader 
warmen  Quelle  mit  Chantransia  chalybea  v.  thermalis  reichlich  1885 !  früher  schon  von 
Kirchner  [Krch.  Algenfl.  p.  68]  daselbst  beobachtet;  d)  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau 
bei  Slichow,  Branik,  Hodkowicka,  Troja;  in  den  Elbetümpeln  bei  Neratowic,  Lobositz; 
e)  bei  Pisek  auch  als  var.  stellare  Ktz.  (S.  stellare  Ktz. !  bei  Seegrund  nächst  Eichwald ; 
Übergangsstadien  der  Form  «)  in  e)  fand  ich  auch  auf  Steinen  in  einem  Brunnen  bei 
der  Mühle  in  Kunratic,  ebenso  bei  Hrdlofez  und  bei  Mies;  /)  entwicklt  sich  häufig  in 
den  Culturen  aus  der  typischen  Form,  auch  an  den  Wänden  der  Gläser,  in  welchen 
diese  Algen  längere  Zeit  im  Zimmer  cultivirt  wurden  [jedoch  seltener  als  var.  e)] ;  so  in 
Prag  in  meinen  Algenculturen,  in  einem  Teiche  bei  Pisek  an  untergetauchten  Acorus- 
blättern  in  grossen  Exemplaren  u.  a. ! 

78.  S.  subspinosum  Ktz.  [S.  protensum  (Dillw.)  Ktz.  h)  subspinosum  (Ktz.) 
Rbh.]  Tab.  phycol.  III.  T.  2.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  296!  Lager  lebhaft  grün,  schlüpferig  bis 
1^2  c^^  lang.  Zellen  der  spärlich  verzweigten  Hauptfäden  etwa  10  /<  dick,  meist  1,  sel- 
tener bis  3mal  so  lang  als  dick,  Aestchen  zerstreut,  selten  gegenständig,  kurz.  Endzellen 
lang  pfriemenförmig,  nicht  mit  einer  längeren  hyalinen  Haarspitze  endigend. 

In  Quellen,  Brunnen  (6 — 8).  So  in  einem  Brunnen  bei  Brnky  gegenüber  Roztok 
und  am  Grunde  einer  inundirten  Pumpenröhre  in  Beraun ! 

79.  S.  longipilum  Ktz/)-Tab.  phycol.  III.  T.  7.  Ktz.  Alg.  exs.  Nr.  104!  Lager 
lebhaft  grün,  schlüpferig,  polsterförmig,  meist  2,  seltener  bis  10  min  lang.  Hauptfäden 
und  Aeste  erster  Ordnung  strahlig  angeordnet,  nach  oben  zu  büschelig  verzweigt,  aus  11 
bis  14  fi  dicken,  ebenso  oder  bis  zweimal  so  langen  Zellen  zusammengesetzt.  Zellen  an 
den  Scheidewänden  deutlich  eingeschnürt,  mit  breiten  Chlorophyllträgern.  Endzellen  der 
Aestchen  alle  oder  die  meisten  in  ein  langes,  farbloses  Haar  verlängert. 

In  Tümpeln,  Wassergräben  an  untergetauchten  Wasserpfianzen  u.  ä.  (6 — 9).  So 
in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Prag,  in  den  Teichen  bei  Brüx,  bei  Pisek! 

80.  S.  pusillum  (Lyngb.)  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  9.  Lebhaft  grüne,  fiuthende, 
2  bis  6  mvi  lange,  schlüpferige  Flocken  bildend.    Hauptfäden  etwa  15  /*  dick,  mit  zahl- 


'■)  Bildet   nach  Kirchner  [Algen  v.  Schlesien  p.  68]  vielfach  Übergänge  zu  Chaetophora. 

5* 


68 


Stigeoclonium. 


reichen,  oft  gegenständigen,  bis  auf  6  /*  verdünnten  Zweigen.  Zellen  meist  eben  so  lang 
als  dick,  seltener  etwas  länger,  an  den  Scheidewänden  deutlich  eingeschnürt;  Endzellen 
der  Zweigchen  in  ein  langes  farbloses  Haar  auslaufend. 

In  Teichen,  Wassergräben  an  untergetauchten  Wasserpflanzen  u.  ä.  festsitzend 
(^ß — 8).  In  Böhmen  nach  Rbh.  Flor,  europ.  alg.  III.  p.  380. 

81.  S.  flagelliferum  Ktz.  ampl.  Tab.  phycol.  III.  T.  10.  Bildet  4  bis  10  m.m 
lange,  seltener  noch  längere,  schlüpferige,  gelbgrüne  Flocken  oder  Häschen.  Aeste  sehr 
verlängert,  peitschenförmig,  die  unteren  zu  2  bis  5  genähert,  seltener  zerstreut,  die 
oberen  einzeln  oder  zu  zweien,  die  der  letzten  Ordnung  mit  pfriemenförmiger  oder  in 
eine  farblose  gegliederte  Haarspitze  auslaufender  Endzelle.  Zellen  der  Hauptfäden  14  bis 
20  jit  dick,  4  bis  8mal  so  lang,  cylindrisch,  häufig  nur  wenig  Chlorophyll  in  Form  von 
engen  bandförmigen  Chromatophoren  enthaltend,  mit  ziemlich  dicker  Zellhaut,  die  der 
unteren  Aeste  9  bis  12  ;*  dick,  4  bis  6  mal  so  lang. 

var.  ß)  crassiusmlum.  (Ktz.)  Ebb.  (S.  crassiusculum  Ktz.)  Tab.  phycol.  III.  T.  10. 
Lager  bis  2  cm  lang,  Zellen  der  spärlicher  verzweigten  Hauptfäden  meist  20  /*  dick,  3 
bis  6mal  so  lang,  die  der  Aestchen  kürzer. 

In  stehenden  oder  langsam  fliessenden  Gewässern,  in  Teichen,  Tümpeln,  an  Fluss- 
ufern, auch  in  Torfsümpfen,  an  Wasserpflanzen,  untergetauchten  Hölzern  u.  ä.  festsitzend 
(6 — 9^    So  in  der  Umgebung  von  Prag  an  den  Ufern  und  in  den  Tümpeln  der  Moldau 

auf  Steinen,  Holzbalken,  Wasserpflanzen  u.  ä.,  meist 
mit  Draparnaldia  plumosa  und  Ulothrix  zonata  ver- 
breitet; in  dem  Mühlteich  bei  Kunratic!  ebenso  an 
den  Ufern  und  in  den  Tümpeln  der  Elbe  bei  Hofin 
nächst  Melnik,  Kostelec  a.  E,,  Kolin,  Lobositz;  bei 
Königgrätz;  in  den  Teichen  bei  Chlomek  nächst 
Turnau;  bei  Hirschberg,  Dux,  Brüx,  Franzensbad; 
in  den  Teichen  bei  Wotic,  Lomnic,  Wittingau !  ß)  in 
den  Moldautümpeln,  bei  Prag,  in  den  Teichen  bei 
Brüx  und  bei  Lomnitz  nächst  Wittingau! 

82.  S.  nudiusculum  Ktz.^)  (Draparnaldia  nu- 
diuscula  Ktz.)  Tab.  phycol.  III.  T.  15  u.  16.  Hellgrün, 
l'/j  cm  lange,  schlüpferige  Flocken  oder  weiche  pol- 
sterartige Überzüge  bildend.  Hauptfäden  armästig,  unten 
mit  einzelnen  mehr  abstehenden  Zweigen,  oben  mit 
büschelförmig  gehäuften,  aufrechten,  den  Hauptfäden 
eng  anliegenden,  kurzen  Aestchen;  Zellen  der  Haupt- 
fäden 30  bis  47  /*  dick,  1  bis  3mal  so  lang,  cylin- 
drisch, oder  fast  tonnenförmig,  an  den  Scheidewänden 
leicht  eingeschnürt,  w^enig  Chlorophyll  enthaltend,  die 
Aestchen  letzter  Ordnung  fast  um  die  Hälfte  dünner, 
^^  (öfters  nur  9  fi  dick,  1  bis  2  mal  so  lang),   breitere 

MJ^  Chromatophoren   enthaltend.     Zellhäute  namentlich  an 

^^  den  Ilauptfäden  dick  und   robust.  Endzellen  in  lange, 

farblose  gegliederte  Haare  auslaufend. 

In  Gräben,  Tümpeln,  Sümpfen  an  Blättern, 
Stengeln  verschiedener  Wasserpflanzen  (6 — 8).  So  am 
Ufer  der  Moldau,  in  den  Tümpeln  bei  Hlubocep  und 
Branik  nächst  Prag  mit  Draparnaldia  plumosa! 

2.  Sect.  Endoclonium  (Szyman.  ampl.  nob.)  Epiphytische  und  endophytische 
Formen,  welche  im  entwickelten  Zustande  kleinere  oder  grössere,  niederliegende  Scheiben 


Fig.  28.  Stigeoclonium  pygmaeum  nob. 
Theil  eines  am  Substrat  epiphytisch 
wachsenden  Astes  mit  drei  aufrechten, 
einfach  verästelten  Zweigen.  Vergr. 
eoomal. 


')  Da  die  Verzweigungen  dieser  Stigeoclonium-Art  öfters  zu  deutlichen  Astbüscheln  zu- 
sammengedrängt sind,  wurde  diese  Alge  von  Kützing  zuerst  zur  Gattung  Draparnaldia  gestellt, 
zu  der  sie  auch  in  der  That  den  Übergang  bildet. 


Chaetopliora.,  69 


mit  fadenförmig  ausgezogenen  Rändern  und  einzelneu  aufrecht  wachsenden,  wie  bei  Eusti- 
geoclouium  büschelförmig  verzweigten  Fäden  bilden. 

83.  S.  pygmaeum  nob.^)  Bildet  dünne,  hellgrüne  von  kohlensaurem  Kalk  stark 
incrustirte  Raschen.  Aufrecht  wachsende  Fäden  120  bis  150 — 200  fi  lang,  meist 
schon  nahe  an  der  Basis  verästelt,  aus  4  bis  5  i^  dicken,  meist  ebenso  langen  oder  etwas 
kürzeren  oder  längeren  Zellen  zusammengesetzt.  Aestchen  öfters  leicht  gekrümmt,  mit 
zugespitzten  oder  in  lange  farblose  Haare  auslaufenden  Endzellen,  aus  etwa  3  bis  4  jw 
dicken,  fast  ebenso  langen  Zellen  bestehend.  Mederliegende,  dem  Substrat  fest  ange- 
drückte Aeste  zu  Coleochaete-  ähnlichen,  unregelmässigen  Scheiben  verwachsen,  meist  aus 
zweimal  so  grossen  Zellen  als  die  der  aufrecht  wachsenden  Zweige  gebildet. 

Wächst  epiphytisch  an  (seltener  auch  endophytisch  in)  Lemna  minor  und  ver- 
schiedenen Wasserpflanzen  in  Gesellschaft  von  Trentepohlia  Willeana  u.  einiger  Schizo- 
phyten,  an  der  Epidermis  dieser  Pflanzen  eine  dünne,  blass  grüne  Sinterkruste  bildend. 
(7 — 8.)  Bisher  blos  in  einem  Teiche  bei  der  Chlumcaner  Zuckerfabrik  nächst  Laun 
reichlich  (1884)! 

20.  Gattung.    Chaetoi)hora  Schrank. 

Thallus  gallertig,  nicht  schlüpferig  und  zerfliessend,  elastisch,  seltener  fast  leder- 
artig, rundlich-polsterförmig  oder  unregelmässig  lappig.  Hauptfäden  und  Nebenverzwei- 
gungen gleichförmig  gestaltet,  strahlig  angeordnet,  von  einer  farblosen  Gallerthülle  umgeben. 
Zellen  der  Hauptfäden  und  der  Aeste  erster  Ordnung  gleich  dick,  schmale  Chlorophyll- 
bänder enthaltend,  öfters  fast  hyalin ;  die  der  Zweigchen  letzter  Ordnung  dünner,  mit 
breiteren,  wandständigen  Chlorophyllträgern.  Endzellen  kurz  pfriemenförmig  oder  in  lange 
farblose  Haare  auslaufend. 

Vermehrung  durch  vier-  oder  zweiwimperige  Zoogonidien  und  durch  Dauerzellen. 
Diese  letzteren,  welche  zu  je  einer  aus  einer  vegetativen  Zelle  der  letzten  Verzweigungen 
der  Astbüschel  entstehen,  sind  zu  Ketten  gereiht,  roth  oder  rothbraun  gefärbt,  mit  einem 
braunen  Exospor,  einem  farblosen  Endospor  und  mit  einem  ölartig  glänzenden,  Hämato- 
chrom  enthaltenden  Zellinhalte  versehen. 

Nach  einer  Ruheperiode  (meist  nach  einer  Überwinterung)  keimen  diese  Dauer- 
zellen, indem  ihr  Exospor  zerreist,  der  ergrünende  Zellinhalt  in  Form  eines  Keim- 
schlauches hervortritt,  welcher  sich  bald  durch  Querwände  theilt  und  seitliche  Verzwei- 
gungen erzeugt.  Die  oberste  Zelle  des  Keimlings  entwickelt  sich  früher  oder  später 
zu  einem  langen  farblosen  Haare. '^) 

a)  Lager  kugelig  oder  höckerig-kugelförmig. 

84.  Ch.  pisiformis  (Roth.)  Ag.^)  Tab.  phycol.  HI.  T.  18.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  33  !  Lager  meist  bis  erbsen-  seltener  bis  kirschengross  (var.  ß)  pruniformis  Ktz.) 


')  Steht  dem  Endoclonium  chroolepiforme  Szyman.  und  Endoclonium  polymorphum  Franke 
am  nächsten.  Ersteres  hat  Szymauski  [tjber  einige  parasitische  Algen  1878J  in  allen  Theilen 
abgestorbener  Lemnen  (L.  minor,  trisulca,  polyrrhiza),  blos  endophytisch  lebend  beobachtet,  letz- 
teres hat  Franke  Cohn's  („Beiträge  zur  Biol.  d.  Pflanzen",  1888)  an  der  Oberfläche  der  Lemna 
gibba  epiphytisch  und  in  derselben  auch  endophytisch  wachsend  angetroffen.  Das  oben  beschrie- 
bene S.  pygmaeum,  welches  ich  sowohl  an  der  Oberfläche  von  Lemna  minor  und  anderen  Wasser- 
pflanzen als  auch  [seltener]  in  den  Intercellularräumen  des  Parenchyms  unter  der  Epidermis  dieser 
Pflanzen  endophytisch  wachsend  in  verschiedenen  Entwickelungsstadien  beobachtet  habe  und 
welches  in  der  oben  beschriebenen,  niedrige  büschelförmige  verzweigte  Raschen  bildenden  Form 
von  den  beiden  vorher  genannten  Endoclonium-Formen  sich  leicht  unterscheidet,  übergeht  auch 
wie  die  erstere  von  diesen  beiden  Formen  in  Palmellen-  und  Protococcusartige  Zustände  und 
bildet  auch  nicht  selten,  meist  6  bis  15  (i  dicke,  kugelige  oder  eiförmige,  fast  mennigroth  gefärbte, 
Haematochrom  enthaltende,  Akineten  mit  ziemlich  dünner,  farbloser  Membran.  Mehr  über  die 
Entwickehing  dieser  S.-Form  wird  später  an  anderem  Orte  mitgetheilt  werden. 

^)  Mehr  über  die  Entwickeluugsgeschichte  einiger  Chaetophoreen  in  Kirchner's  diesbe- 
züglichem Bericht  im  Tagebl.  d.  54  Vers,  deutsch.  Naturf. 

=*)  Nach  Rabenhorst  (Flora  europ.  alg.  HL  p.  384  ist  Chaetophora  radians  Ktz.  wahr- 
scheinlich eine  jüngere  Form  der  Ch.  pisiformis  (Roth)  Ag. 


70 


C  haetoph  ora. 


glatt,  lebhaft  oder  wässeriggrün,  matt  glänzend,  weich.  Aeste  stark  verzweigt,  regelmässig 
(strahlig)  angeordnet.  Zweigchen  letzter  Ordnung  zahlreich,  büschelig,  zusammengedrängt, 
gerade,  ihre  Endzellen  pfriemlich,  nie  oder  nur  selten  ein  Haar  tragend.  Zellen  der 
Hauptäste  meist  9,  seltener  bis  15  /<  dick,  2  bis  5mal  so  lang,  die  der  öfters  bogen- 
förmig gekrümmten  Zweigchen  meist  6  /*  dick,  Vj^  bis  3mal  so  lang,  an  den  Scheide- 
wänden unmerklich  eingeschnürt. 

In  Brunnen,  Quellen,  Bächen,  Teichen,  Wassergräben,  Tümpeln  u.  ä.  an  Steinen, 
untergetauchtem  Holz  oder  an  Wasserpflanzen  festsitzend,  seltener  freischwimmend;  meist 
in  der  Ebene  und  im  Hügellande  verbreitet  (5 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach ; 
so  in  einem  Brunnen  in  der  Jeneralka  nächst  Podbaba,  im  sog.  Libusa-Bade  nächst 
Pankrac;  in  einem  Waldbrunnen  unter  der  Bräuerei  bei  Klecan,  ebenso  bei  der  Mühle 
im  Kunraticer  Walde ;  in  einigen  Brnnnen  und  in  kleinen  Bächen  in  der  Umgebung  von 

Karlstein,  im  Suchomaster  Thale  bei  Königshof;  in  den  Tümpeln 
und  in  Wassergräben  bei  Ouwal,  bei  Kostelec  a.  E.,  Alt-Bunzlau, 
Sadska,  Neratowic,  Lobkowitz;  bei  Kolin,  Chlumec  und  Libnoves 
an  der  Cidlina,  bei  Königgrätz  mehrfach ;  bei  Ctinow'es  und  Rovne 
nächst  Raudnitz,  bei  Leitmeritz,  Lobositz;  bei  Laun,  Neu-Straschitz ; 
Jung-Bunzlau,  Bakov,  Turnau,  Eisenbrod,  Parschnitz,  Arnau;  bei 
Hirschberg  auch  in  den  Teichen,  bei  Weisswasser;  bei  Tschausch 
nächst  Brüx,  Dux,  Franzensbad,  Mies,  Lomnic  nächst  Wittingau, 
Krummau,  Hohenfurth,  Pisek,  Tabor,  Olbramowic  nächst  Stupcic! 


Fig.  29.  Chaetophora 
elegans  a)geiuiiaa  (Eoth) 
nob.  Stück  eines  Haupt- 
astes mit  ziemlich  ge- 
drängten Gipfelzweigen. 


Vergr.  SOOmal. 


85.  Ch.  elegans  (Roth.)  Ag.  Lager  bis  erbsen-  selten 
bis  kirschengross,  w^ässerig  grün,  glatt,  weich  oder  ziemlich  fest. 
Fäden  regelmässig  subdichotomisch ,  seltener  trichotomisch  ver- 
zweigt,*) Astbüschel  locker,  Zweigchen  letzter  Ordnung  gerade  oder 
erst  oben  leicht  gekrümmt,  mit  cylindrischen  sehr  wenig  einge- 
schnürten, 7  bis  10  fi  dicken,  1  bis  l^j^mal  langen  Zellen;  Zellen 
der  Hauptäste  9  bis  12  f^  dick,   1^/2  bis  3mal  so  lang. 

aj  genuina  (Roth.)  nob.  Ch.  elegans  (Roth)  Ag.  in  Tab. 
phycol.  HI.  T.  20.  Lager  mohnkorn  bis  erbsengross,  seltener  grösser, 
ziemlich  weich,  Endzellen  der  mehr  oder  minder  gedrängten  Gipfel- 
zweige pfriemenförmig,  selten  in  farblose,  gegliederte  Haarspitze 
auslaufend ; 

var.  ß)  cervicornis  (Ktz.)  Rbh.  (Ch.  cervicornis  Ktz. 
Tab.  phycol.  HI,  T.   19.  Gipfelzweigchen  sparrig  abstehend. 

h)  longipila  (Ktz.)  nob.  (Ch.  longipila  Ktz.  Tab.  phycol. 
HL  T.  17.  Lager  meist  mohn-,  seltener  bis  hanfkorngross,  ziemlich 
resistent,  Endzellen  der  Zweigchen  in  lange,  farblose,  gegliederte 
Haare  auslaufend. 

Li  Tümpeln,  Teichen,  Wassergräben  wie  vor.  an  Wasser- 
pflanzen u.  ä.  fest  sitzend,  meist  in  der  Ebene,  seltener  auch  im 
Hügellande  verbreitet  (5 — 9).  a)  In  der  Umgebung  von  Prag  in 
dem  Mühlteiche  bei  Kunratic;  in  Wassergräben  bei  Chrbyne  am 
Lodenitzer  Bache  nächst  Unhoscht;  in  den  Teichen  bei  Podoli 
nächst  Wotic,  bei  Stupcic,  Sobieslau,  Zamost  nächst  Budweis;  in 
den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Ebenau  nächst  Krummau,  in  den 
Teichen  bei  Hohenfurth  mehrfach ;  in  den  Tümpeln  bei  Pardubic, 
Rosic,  Königgrätz !  h)  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach ;  so 
in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  an  der  Kaiserwiese,  bei  Branik, 
Hodkowicka,  Troja  u.  a. ;  in  den  Elbetümpeln  sehr  verbreitet,  so 
bei  Kostelec  a.  E.,  Brandeis,  Lysa,  Neratowic,  Lobkowic,  Kolin,  Pardubic,  Königgrätz, 
Smific ;    bei  Raudnitz,    Lobositz,   bei  Cizkowic,  Laun ;    bei  Libhowes  an  der  Cidlina ;    in 


Fig.  30.  Chaetophora 
tuberculosa  (Roth)  Ag. 
Stück  eines  Hauptastes 
mit  zwei  Astbüscheln. 
Vergr.  SOOmal. 


')  Vergl.  Berthold's  „Untersuch,  über  die  Verzweigung  einiger  Süsswasseralgen"  1878. 


Chaetophora.  71 


den  Teichen   bei  Franzensbad;    in    den    Tümpeln    an    der   Moldau  bei    Budweis,    in    den 
Teichen  bei  Lomnic,  Wittingau,  Fraunberg,  Sobieslau,  Wotic ! 

86.  Ch.  tuberculosa  (Roth)  Ag.  Tab.  phycol.  III.  T.  19.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  610!  Lager  uneben,  höckerig,  kleinknollenförmig,  bis  kirschengross,  von  schmutzig- 
hell- oder  bleichgrüner,  seltener  bräunlichgelbgrüner  Farbe,  elastisch,  ziemlich  resistent, 
oft  gehäuft.  Zweigchen  gedrängt,  büschelig,  leicht  gekrümmt;  Zellen  der  Hauptäste  9  bis 
12  /*  dick,  1  bis  2mal  so  lang,  die  der  Zweigchen  8  bis  10  fi  dick,  ^4  bis  l^'^mal  so 
lang,  an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürt;  Endzellen  nie  oder  selten  ein  Haar  tragend. 

In  Teichen,  Wassergräben,  Sümpfen  an  Wasserpflanzen,  Holz  und  Steinen  fest- 
sitzend oder  an  der  Wasseroberfläche  frei  schwimmend;  wie  vor.,  aber  seltener  verbreitet 
(4 — 10).  So  in  dem  Teiche  bei  Bechowic,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Klomin 
nächst  Neratowic  Ende  April  1883  massenhaft,  auch  var.  pumila  Wittr.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  211!  und  var.  incrustata  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  405!  in  den 
Teichen  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic!    bei  Teplitz  und  Asch  [Rbh.  Krypt.  Flora  p.  27.3]. 

bj  Lager  unregelmässig  gelappt  oder  geweiheartig  verzweigt,  flach  oder  fast 
stielrund. 

87.  Ch.  cornu  damae  (Roth)  Ag.  ampl.  (incl.  Ch.  endiviaefolia  (Roth.)  Ag.)  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  31,  609,  404!  Lager  von  lebhaft,  seltener  schmutzig  oder 
bräunlichgrüner  Farbe,   1  bis  8  cm  lang,  flach,  lappig  oder  ästig, 

öfters    dichotomisch  verzweigt,    geweiheartig.     Zweigchen  in  losen  ^    j 

Büscheln;  oben  gekrümmt.     Zellen  der  Hauptäste    langcylindrisch  5  "4.I\,J^ 

oder  fast  elliptisch,  gleichmässig  dick  oder  in  der  Mitte  gedunsen, 

10  bis  15  jt*  dick,  2  bis  5mal  so  lang,  die  der  Zweigchen  8  bis 

11  //  dick,  1  bis  l'/omal  so  lang,  an  den  Scheidewänden  leicht 
eingeschnürt;  einzelne  Endzellen  in  ein  sehr  langes,  gegliedertes 
Haar  auslaufend. 

var.    a)  linearis   Ktz.    Tab.    phycol.    III.    T.  21.     Lager      Fig.    31.    Chaetophora 

linearisch,    dichotomisch  verzweigt,    bis  4  cm  lang,    lebhaft  grün,      cornu  damae  (Roth)  Ag. 

a.  linearis  Ktz.  Normal- 
var.  ß)  endiviaefolia  (Roth)  nob.  [Ch.  endiviaefolia  (Roth)      form  in  natürl.  Grösse. 

Ag.  Tab.  phycol.  III.  T.  21].     Lager  flach,  lappig,  langgestreckt, 

Läppchen  am  Rande  mehr  oder  minder  tief  eingeschnitten. 

var.  7)  polyclados  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  21.  [var.  ramosissima  Rbh.?  Flora 
europ.  alg.  p.  385].  Lager  unten  dichotomisch  verzweigt,  oben  flächenförmig  ausgebreitet, 
wiederholt  fiederspaltig  getheilt,  bis  5  cm  lang,  mit  zahlreihen  kurzen  Läppchen  am  Rande. 

var.  8)  crijstallophora  Ktz.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  210!  Lager  ge- 
weiheartig verzweigt,  mit  fast  stielrunden  Läppchen,  von  incrustirtem  Kalk  rauh,  ziemlich 
fest,  schmutziggrün. 

var.  e)  incrustans  Rbh.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  404 1  Lager  flach, 
buchtig  eingeschnitten,  am  Rande  kui-ze  Läppchen  bildend,  vom  Kalke  mehr  oder  we- 
niger incrustirt. 

In  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben  wie  vor.  an  Steinen,  Wasserpflanzen  u.  ä. 
untergetauchten  Gegenständen  festsitzend;  in  Böhmen  meist  nur  in  der  Ebene  verbreitet 
(5 — 10).  In  der  Umgebung  von  Pi-ag  selten;  so  in  den  Moldautümpeln  bei  Hodkowicka 
1883  zahlreich  mit  Ch.  longipila  var.  «)  und  ß),  meist  an  halbabgestorbenen  Sparganium- 
Blättern  festsitzend;  in  dem  Teiche  und  den  Sümpfen  bei  Bechowic  var.  ß)  und  7)  an 
verschiedeneu  Pflanzentheilen  reichlich !  in  den  Teichen  bei  Hirschberg  im  grossen  Teiche 
auch  var.  d)  und  «)  an  Sandsteinen;  in  den  Elbetümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  bei  König- 
grätz !  bei  Pardubic  [Cenek  Mus!],  im  Reichenberger  Gebiete  [Menzel  „Beiträge"];  in 
Gräben  bei  Kfimic  nächst  Pilsen  [Hora  „Flora  v.  Pilsen"  p.  12];  bei  Chudenic  im  Lotrov- 
Teichel  auf  Gehäusen  von  Lymnaeus  (Celakovsky). 

21,  Gattung.    Draparnaldia  Ag. 

Der  Thallus  ist  aus  formlosen,  leicht  zerfliessenden,  schleimigen,  schnurförmigen 
Massen   gebildet,    in  welchen  verhältnissmässig    dicke,    reich    verzweigte    Hauptfäden    ein- 


72 


X>raparziald.ia. 


gebettet  liegen.  Diese  letzteren  sind  aus  grossen  cylindrisclieu  oder  tonnenförmigen,  nur 
schmale  Chloroplioren  enthaltenden,  öfters  fast  farblosen  Zellen  gebildet,  welche  hie  und 
da  meist  gegenständige  reichlich  verzweigte  Aeste  (Astbüschel)  tragen.  An  den  Hauptästen 
des  Thallus  sind  meist  in  drei  oder  viergliederigen  "Wirtein  die  Nebenäste  inserirt.  Aus 
den  Basalzellen  der  älteren  Wirteläste  entwickeln  sich  die  langgegliederten,  farblosen, 
hyphenartigen  Fäden,  welche  häufig,  indem  sie  dem  Stamm  festanliegen,  und  an  den 
Stammzellen  eine  Strecke  weit  herunterlaufen,  die  theilweise  Berindung  der  Draparnaldia- 
Stämme  zur  Folge  haben.  ^)  Die  Zellen  der  Ästchen  im  Astbüschel  sind  viel  kleiner  und 
enthalten  mehr  Chlorophyll  als  die  der  Hauptfäden;  die  Endzellen  sind  steril,  hyalin, 
mehr  oder  minder  borstenförmig  verlängert  oder  in  farblose  Haare  auslaufend. 

Vermehrung  l)'durch  Zoogonidien,  Avelche  nachdem  sie  sich  mit  dem  vorderen  hya- 
linen Ende  angehaftet  haben,  keimen  und  sehr  rasch  zu  einem  langen  aufrechten  Zell- 
faden auswachsen,  an  dem  nachher  die  ersten  Zweige  hervorsprossen,  2)  durch  Dauer- 
zellen, in  welche  sich  alle  Zellen  einzelner  Astbüschel  verwandeln  können.  Diese 
Draparnaldia-Dauerzellen  entstehen  in  den  noch  lebhaft  vegetirenden  Zellen  der  Astspitzen 
zu  zweien  bis  vieren  oder  einzeln.  Wenn  nur  eine  Dauerzelle  in  je  einer  vegetativen 
Zelle  gebildet  wird,  so  bleibt  sie  entweder  in  der  Mutterzelle  ruhig  liegen  oder  sie  wird 
als  Schwärmzelle  vom  Bau  der  Macrozoogonidien  ausgestossen.  Nachdem  diese  Schwärm- 
zelleu  nach  kurzer  Zeit  ihre  wenig  energischen  Bewegungen  eingestellt  haben,  verwandeln 
sie  sich  wieder  in  ruhende  Zellen  (Dauerzellen). 

88.  D.  glomerata  (Vauch.)  Ag.  Bildet  sehr  schlüpferige,  lebhaft  oder  blassgrüne 
1  bis  10  cm  lang,  meist  freischwimmende  Büschel.  Zellen  des  Hauptstammes  30  bis  70  f^ 

dick,  1  bis  5mal  so  lang,  meist  deutlich  touneuförmig  angeschwollen. 
Astbüschel  einander  genähert,  am  oberen  Stammende  öfters  ge- 
drängt, horizontal  abstehend,  im  Umfang  eiförmig.  Zellen  der 
Aestchen  9  bis  12  fi  dick,  Endzellen  lang,  pfriemenförmig  mit 
aufgesetzter  Haarspitze. 

a)  genuina  (Vauch.)  Krch.  Tab.  phycol.  IH.  T.  12.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  28 !  Zellen  der  Hauptfäden  ungefähr 
35  |M  dick,  fast  ebenso  lang.  Astbüschel  genähert,  aus  dicht  ge- 
drängten Zweigchen  bestehend. 

bj  acuta  Ag.  (D.  acuta  Ktz.  Tab.  phycol.  HI.  T.  13. 
Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  199!  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  314  f. 
511!  Zellen  der  Hauptfäden  bis  70  fi  dick,  1  bis  2mal  so  lang. 
Die  mittleren  Zweige  der  Astbüschel  länger  als  die  seitlichen, 
daher  der  ganze  Büschel  am  Ende  zugespitzt. 

c)  distans  Ktz.  [D.  distans  Ktz.  Tab.  phycol  HI.  T.  14, 
D.  glomera  h)  remota  Rbh.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  512! 
Astbüschel  am  Hauptfaden  von  einander  entfernt,  wenig  verzweigt,  abstehend. 

d)  gracüUma  Ag.  [D.  spinosa  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  13.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  313  f.!]  Astbüschel  mit  spärlichen,  fast  simrrig  abstehenden  Zweigchen, 
deren  Endzellen  in  eine  lange  farblose  Haarspitze  auslaufen. 

e)  hiformis  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  513!  Astbüschel  kurz,  abstehend, 
mit  Aestchen,  welche  theils  in  eine  farblose  Haarspitze  auslaufen,    theils  stumpf  endigen. 

In  stehenden  und  langsam  fliessenden  Gewässern,  Wald-  und  Wiesengräben, 
Sümpfen,  Quellen,  Bächen,  an  Steinen  oder  Wasserpflanzen  u.  ä.  festsitzend  oder  auf 
der  Wasseroberfläche  frei  schwimmend ;  meist  in  der  Ebene  und  im  Vorgebirge  verbreitet 
(6 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  blos  im  Bache  im  Kunraticer  Walde  an  Steinen 
festsitzend  und  frei  schwimmend  6j,  ebenso  bei  Bechowic  zwischen  Wasserpflanzen!  bei 
Hofowic,  in  Wassergräben  an    der  Bahn   bei  Königgrätz    a)  und  h),  bei  Leitomyschl  in 


Fig.  32.  Draparnaldia 
glomerata  c)  distans  Ktz. 
Drei  Zellen  eines  Haupt- 
fadens mit  einem  Ast- 
büschel. Vergr.  SOOmal. 


')  Mehr  darüber  in  Berthold's   „Untersuch,  über   die  Verzweigung  einiger  Süsswasser- 
algen"  1878. 


IDraparn.ald.ia. 


73 


den  Nedosiner  Quellen  (Klapalek !),  bei  Weisswasser,  Lomnic 
nächst  Wittingau,  in  Wiesengräben  bei  Hohenfurth !  bei  Fran- 
zensbad!  bei  Asch  d)  (Rbh,  Kryptfl.  v.  Sachsen  p.  269), 
im  grossen  Teich  im  Riesengebirge  c)  als  v.  remota  (Krch. 
Alg.  p.  67). 

89.  D.  plumosa  (Vauch.)  Ag.  Schlüpferige,  blass- 
oder  gelblichgrüne  1  bis  5  cm  lange  Flocken,  Büschel  und 
Raschen  bildend.  Astbüschel  oft  sehr  verlängert,  im  Um- 
fange lanzettlich  aufrecht  dem  Hauptstamm  anliegend.  Zellen 
der  Hauptfäden  cylindrisch,  nicht  oder  undeutlich  ange- 
schwollen, 45  bis  50  /<  dick,  ^/^  bis  l'/jmal  so  lang,  die 
der  unteren  Zweigeheu  10  bis  12  ;<  dick,  1  bis  2mal  so 
lang,  die  der  oberen  Aestchen  7  bis  9  /t  dick,  2  bis 
5mal  so  lang. 

a)  genuina  (Vauch.)  Rbh.  Tab.  phycol.  HI.  T.  14. 
Astbüschel  aus  zahlreichen  dicht  gedrängten  Zweigchen. 

b)  pulchella  (Ktz.)  Rbh.  (D.  pulchella  Ktz,  Tab. 
phycol.  HI.  T.  15)  Astbüschel  kleiner,  aus  wenigen  Aestchen 
zusammengesetzt. 

In  Bächen,  Flüssen,  Tümpeln,  Sümpfen  etc.  an 
Steinen,  Wasserpflanzen  (Gräsern,  Moosen,  Wurzeln)  und  ähn- 
lichen im  Wasser  befindlichen  Gegenständen,  wie  vor.  ver- 
breitet (7 — 9).  So  am  Ufer  der  Moldau  bei  Prag  mehrfach, 
z.  B.  an  Holzbalken  an  der  Smichower  Schwimmschule,  auf 
der  Kaiserwiese,  bei  Slichow,  Hlubocep,  Chuchelbad,  Hodkowicka,  bei  Roztok,  Klecan! 
im   Reichenberger    Gebiete  (Menzel  „Beiträge"). 


Fig.  33.  Draparualdia  plumosa 
h)  pulchella  (Ktz.)  Rabh.  Stück 
eines  Hauptastes  mit  zwei 
Quirlen  von  Seitenästen.  Vergr 
300mal. 


XIV.  Familie.    Cladophoraceae.^) 

Der  Thallus  der  Cladophoraceen  besteht  aus  einfachen,  öfters  mit  kurzen  seit- 
lichen Wurzelästchen  (Rhizoiden)  versehenen  Zellfäden  oder  aus  mehr  weniger,  meist 
wiederholt  verästelten,  frei  im  Wasser  lebenden  oder  mit  einer  zu  farblosem  Rhizoide 
umgebildeten  Fusszelle  festsitzenden  Fäden.  Vegetative  Zellen  meist  vielkernig,  seltener 
blos  zwei-  bis  einkernig  (Conferva).  Chromatophoren,  welche  mehrere  bis  zahlreiche 
Pyrenoide  enthalten,  entweder  als  eine  einzelne,  nicht  selten  vielfach  durchbrochene, 
wandständige  Platte  entwickelt  oder  durch  Aveitere  Zerklüftung  dieser  Platte  in  Form  von 
zahlreichen  kleinen  rundlich-eckigen,  wandständigen  Scheibchen  von  verschiedener  Grösse 
und  Gestalt  vorhanden,  die  aber  in  ihrer  Anordnung  noch  den  einzelnen,  vielfach  durch- 
brochenen Platten  entsprechen.  Zellwände  meist  robust  und  nicht  selten  deutlich  geschichtet. 

Vermehrung  durch  Zoogonidien,  welche  in  grosser  Anzahl  (wenigstens  zu  32) 
in  einer  Mutterzelle  durch  simultane  Theilung  des  Zellinhaltes  gebildet  werden  und  durch 
ein  Loch  in  der  Zellwand  des  von  den  vegetativen  Zellen  in  Form  und  Grösse  nicht 
differirenden  Gonidangiums  entschlüpfen  und  meist  ohne  zu  copulireu  (parthenogenetisch) 
keimen.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  auch  durch  Dauerzellen  (Aplauosporen  und  Akineten), 
welche  gewöhnlich  im  Herbste  aus  einzeluen  vegetativen  Zellen,  die  inhaltsreicher  werden 
und  von  einer  dicken  Membran  sich  umgeben,  entstehen  und  überwintern  können.  Im 
Frühjahre  oder  nach  längerer  Ruheperiode  werden  aus  solchen  Dauerzellen  wahrscheinlich 
direct  wieder  neue  Individuen  (Zellfäden)  hervorgebracht. 


')  Über   den   genetischen  Zusammenhang   einiger  Cladophora-,   Rhizocloniiim-  und  Cou- 
ferva-Arten  siehe  mehr  in  Borzi's  „Studi  algologici"  I,  1883. 


'7A  Oonferva. 

23.  Gattung.   Coiiferva  L.  em.  Wille.') 

Der  Thallus  aus  unverzweigten,  rhizoidenlosen  Fcäden  bestehend,  welche  von  den 
ebenfalls  einfachen  Ulothrix-Fäden,  durch  Form  und  Grösse  der  Chromatophoren,  sowie 
durch  ihren  mehr  körnigen  Zellinhalt,  ihre  robustere  Zellwände,  welche  aus  H. -förmigen, 
schachtelartig  in  einander  greifenden  Stücken  zusammengesetzt  sind  etc.  sich  wesentlich 
unterscheiden.  Die  durch  einfache  Zweitheilung  der  vegetativen  ein-  oder  zweikernigen  •) 
Zellen  entstandenen  beiden  Tochterzellen  sind  zuerst  durch  die  Mutterzellmembran  umgeben, 
welche  später,  nachdem  diese  Zellen  sich  vergrössert  haben,  in  zwei  H. -förmige  Stücke 
zerreisst.^) 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Dauerzellen  (Akineten  und  Aplanosporen) 
und  durch  zweiwimperige  Microzoogonidien,  welche  in  einzelnen,  den  vegetativen  Zellen 
gleichgestalteten  Mutterzellen  (Gonidangien)  in  grosser  Anzahl  entstehen  und  durch  ein 
eigenthümliches  Anseinanderweichen  der  Mutterzellwand  in  zwei  H. -förmige  Stücke  frei 
werden.  Copulation  dieser  Gouidien  noch  unbekannt.  Die  Dauerzelleu  (Dauersporen) 
entstehen  bei  Conferva  aus  den  vegetativen  Zellen  entweder  durch  Verjüngung  und  Bildung 
einer  neuen  Membran  um  den  contrahirten  Inhalt  oder  durch  Verdickung  der  Membran 
der  Muttei'zelle  oder  durch  Abgrenzung  eines  Theiles  des  Zellinhaltes  in  einem  ange- 
schwollenen Theil  der  Mutterzelle  und  Verdickung  der  Membran  dieses  Theiles.  Die 
Dauerzellen  werden  in  der  Regel  dadurch  frei,  dass  die  Zellhaut  jeder  Zelle  durch  einen 
transversalen  ringförmigen  Mittelriss  aufreisst,  wobei  die  Sporen  herausfallen ;  bisweilen 
werden  die  Sporen  auch  durch  das  Verschleimen  der  Zellwände  frei.  Bei  der  Keimung, 
meist  ohne  längeres  Ruhestadium,  nimmt  die  Grösse  der  Dauerzellen  allmälich  zu,  bis 
ihre  äussere  Membran,  welche  ebenso  gebildet  ist  wie  die  der  vegetativen  Zellen,  gesprengt 
Avird.  Nachdem  durch  das  Wachsthum  des  Sporeninhaltes  das  kleinere  Stück  der  Aussen- 
membran,  welches  von  dem  grösseren  wie  eine  Schachtel  von  ihrem  Deckel  umfasst  wird, 
gesprengt  worden  ist,  wächst  dieser  schlauchförmig  aus  der  so  entstandenen  Öffnung 
heraus.  Ob  aus  den  Dauerzellen  auch  Zoogonidien  entstehen  können,  ist  nicht  bekannt. 
An  einigen  Conferva-Fäden  wurden  auch  Zelltheilungen  nach  verschiedenen  Richtungen 
des  Raumes  und  ein  Übergang  zu  dem  sog.  Palmella-Protococcus  etc.  Stadium  beobachtet. 

1.  Sect.  E^iconferva  nob.  Vegetative  Zellen  3  bis  18  fi  dick,  dünnhäutig  [mit 
1  bis  2  n  dicker  Zellhaut]. 

a)    Zellen    cylindrisch,    an  den  Querwänden    nicht  oder  undeutlich   eingeschnürt. 

90.  C.  .hyalina  Ktz.  (Gloeotila  hyalina  Ktz.)  Tab.  phycol.  III.  T.  32.  Ktz.  Alg. 
exs.  Nr.  53!  Blass-  oder  gelblichgrün,  schleimig.  Zellen  3  bis  5  /*  dick,  iVo  bis  3mal 
so  lang,  an  den  Scheidewänden  nicht  eingeschnürt,  dünnhäutig. 

In  Sümpfen,  Tümpeln  u.  ä.   (5 — 9).  So  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Prag! 

91.  C.  tenerrima  Ktz.^)  Tab.  phycol.  III.  T.  42.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  17!  Fäden 
blassgrün,  oder  durch  Eisenocker  rostgelb  gefärbt,  zu  mehr  oder  weniger  grossen  Flocken 
vereinigt.    Zellen  3  bis  5  jw  dick,  vor  der  Theilung  1  bis  3mal  so  laug;  Zellhaut  dünn. 

var.  ß)  rhypophila  (Ktz.)  nob.  (C.  rhypophila  Ktz.)  Tab.  phycol.  III.  T.  42.  Rbh. 


^)  Siehe  Wille's  „Om  Hvileceller  hos  Conferva  (L.)  AVille«,  1881. 

*)  Vergl.  Schmitz  „Über  die  Zellkerao  der  Thallopliyten"  1879. 

')  Über  die  eigeuthümlichen  Zelltheilungen  bei  Conferva  siehe  mehr  in  Wille's  „Algolo- 
giske  Bidrag"   1880. 

*)  Bei  der  Petersbaude  im  Riesengebirge  habe  ich  eine  Conferva-Art  beobachtet,  welche 
durch  ihre  4'5  bis  6"5  (i  dicke,  ?>  bis  Gmal  so  lange  Zellen  sowie  dadurch,  dass  sie  im  Wasser 
iiebelartige  Flocken  bildete  an  C.  nubecula  Ktz.  Tab.  phj'col.  III.  T.  42  erinnerte.  Die  von  Corda 
in  Sturm's  Deutsch.  Flora  II.  Abth.  beschriebenen  zwei  C. -Arten:  Conferva  albida  Corda,  in  Pfützen 
auf  dem  Riesengebirge  gesammelt  und  C.  brunnea  Corda,  an  den  Wurzeln  der  Wasserlinse  im  Särka- 
Thale  näclist  Prag  von  Corda  angotrott'on,  krumen  hier  wegen  ihrer  allzu  mangelhaften  Beschreibung 
und  Abbildung  (die  Orig.-Exemplare  sind  nicht  mehr  vorhanden)  leider  nicht  berücksichtigt  werden. 
Conferva  usneoides  Opiz  Mus!  ist  eine  Vaucheria. 


l 


Conferva.  75 

Alg.  exs.  Nr.  317!  Zellen  4  bis  6  u  dick,  vor  der  Theilung  3  bis  4,  seltener  bis   6mal 
so  lang;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  und  langsam  fliessenden  Gewässern,  in  Wassergräben,  Brunnen, 
Teichen  u.  ä.  in  der  Ebene  und  im  Vorgebirge  häufig  in  beiden  Formen  verbreitet 
(3 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  an  der  Smichower  Schwimmschule,  in 
den  Tümpeln  an  der  Moldau  auf  der  Kaiserwiese,  bei  Dvorce,  Hlubocep,  Branik,  Hod- 
kowicka,  im  sog.  Libusa-Bade  bei  Pankrac,  in  den  Sümpfen  bei  Vysocan,  Hrdlofez,  in 
"Wassergräben  in  der  Jeneralka  bei  Podbaba,  bei  Kosif,  St.  Prokop;  in  den  Sümpfen  bei 
Ouwal,  Dobfichowic,  Horowic,  Pfibram;  bei  Kralup,  Lobositz,  Ouzic,  Kostelec  a.  E., 
Jung-Bunzlau,  Eisenbrod,  Turnau,  Ainiau,  Johannisbad;  bei  Chlumec  an  der  Cidlina, 
Parschnitz,  Königgrätz,  Pardubic,  Hirschberg,  Weisswasser  (auch  im  grossen  Teiche)  bei 
Wichstadtl  und  Lichtenau  an  der  Adler  bei  Beneschau,  Sträncic,  Wotic,  Olbramowic, 
Sazawa,  Lomnic,  Wittingau,  Sobieslau,  Krummau,  Ebenau,  Hohenfurth,  Kaplitz,  bei  Eisen- 
stein im  Bühmerwalde ;  bei  Laun,  Dux,  Brüx,  Saidschitz,  Teplitz,  Eichwald,  Carlsbad  auch 
im  lauwarmen  Wasser  im  Bette  der  Tepl  am  Ende  der  Sprudelcolonnade,  bei  Franzensbad ! 

92.  C.  floccosa  (Vauch.)  Ag.  ?  (Microspora  floccosa  Vauch.)  Wille  om  Conf. 
Tab.  2.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  4231  Bildet  bleich-  bis  gelblicbgrüne,  flockige 
Watten.  Zellen  6  bis  9  /t  dick,  vor  der  Theilung  meist  iVo  bis  2mal  so  lang.  Zell- 
haut dünn. 

var.  ß)  major  nob.  Zellen  9  bis  15  /*  dick,  1  bis  lY2mal  so  lang,  Zellhaut 
dicker;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Wassergräben,  Brunnen,  Bächen  u.  ä.  nicht 
selten  (4 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  z.  B.  in  den  Schanzgräben  hinter 
dem  gew.  Kornthor,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau.  Bei  Kralup,  in  Wassergräben  an 
der  Eisenbahn  bei  Königgrätz,  bei  Johannisbad;  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Horowic, 
Olbramowic  nächst  Wotic,  bei  Pisek,  Veseli,  Lomuitz  nächst  Wittingau,  auch  var.  /?), 
Turkowitz  nächst  Krummau,  Hohenfurth,  Klattau,  auch  var.  ß),  Mies !  bei  Schlackenwerth 
(Opiz  als  Conferva  sordida  Dillw.  Mus. !). 

93.  C  abbreviata  (Rbh.)  Wille  Om  Conf.  Tab.  2.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
Nr.  424 !  Lebhaft  grüne  oder  durch  Eisenocker  rostgelb  gefärbte,  flockige,  fluthende 
Raschen  bildend.  Zellen  meist  5  bis  6  /*  dick,  vor  der  Theilung  1^2  bis  3mal  so  lang, 
mit  etwas  verdickter  Zellhaut. 

In  Quellen,  Wassergräben  wie  vor.  (5 — 8).  So  bei  Dobfichowic,  Sazawa,  Ho- 
rowic, Kaplitz ! 

94.  C.  stagnorum  Ktz.  [Conferva  tenerrima  ß)  stagnorum  Ktz.,  Ulothrix  tener- 
rima  ß)  stagnorum  Ktz.  Ulothrix  stagnorum  Ktz.]  Tab.  phycol.  IL  T.  87  fig.  2  (d  non 
a— c)  Wille  Om  Conf.  T.  2.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  425  a!  Bildet  gelbgrüne, 
später  verbliechene  Watten.  Zellen  5  bis  9  ;*  dick,  1  bis  2,  seltener  3  bis  4mal  so 
lang  (nach  Wille),  mit  verhältnissmässig  sehr  dicker,  farbloser  Zellhaut.  Dauerzellen 
elliptisch  oder  fast  kugelig,  die  Mutterzelle  ganz  oder  fast  ganz  ausfüllend. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Teichen  u.  ä.  (6 — 8).  So  bei  Wittingau  und 
am  Spitzberg  im  Böhmerwalde! 

95.  C.  ochracea  (Ktz.)  Wille  Om  Conf.  Tab.  2.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
Nr.  426 !  [incl.  C.  Funkii  Ktz.  C.  floccosa  (Vauch.)  Ag.  var.  Novae  Semliae  Wille,  Micro- 
spora Farlowii  Wille].  Hell-  oder  gelblichgrün,  später  verbleichend,  trocken  matt  seiden- 
artig glänzend.  Zellen  6  bis  10  /<  dick,  vor  der  Theilung  2  bis  o^j^mal  so  lang,  mit 
leicht  verdickter  farbloser  Zellhaut. 

In  Wassergräben  wie  vor.  (3 — 8).  So  in  den  Schanzgräben  von  Prag  und  in 
Gräben  an  der  Bahn  bei  Königgrätz! 

96.  C.  rufescens  Ktz.  Alg.  exs.  Nr.  149 !  [C.  verrucosa  Ag.,  Psichohormium 
verrucosum  Ktz.].  Fäden  hie  und  da  von  Eisenocker  berindet,  rostgelb.  Zellen  12  bis 
15  |tt  dick,  1  bis  2  '/ainal  so  lang,  mit  etwas  verdickter  Membran. 


76 


Oonferva. 


In  Eisenquellen,  Wasser-  und  Strassengräben,  ziemlich  selten  (7 — 8).  So  bei 
Königgrätz ! 

97.  C.  fuscescens  (Ktz.)  Rbb.  (Psicbohormium  fuscescens  Ktz.)  Fäden  schmutzig- 
grün,  gelbbräunlich,  -weich.  Zellen  12  bis  16  f*  dick,  ^j^  bis  2,  seltener  3mal  so  lang, 
öfters  von  Eisenocker  incrustirt. 

In  Strassengräben,  eisenhaltigen  sumpfigen  Gewässern  u.  ä.  (7  —  8).  So  bei  Fugau 
[Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  247]. 

b)  Zellen  fast  cylindrisch  oder  länglich  elliptisch,  an  den  Querwänden  deutlich 
eingeschnürt. 

98.  C.  bombycina  (Ag.)  Wille.  Bildet  satt-,  gelblich-  oder  schmutzig-grüne,  schlüp- 
ferige, trocken  matt  seidenartig  glänzende  Watten.  Fäden  von  sehr  ungleicher  Dicke,  mit 
5  bis  15  n  dicken,  2  bis  12mal  so  langen,  an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürten 
Zellen.  Die  sporenbildenden  Zellen  strecken  sich  und  schwellen  an  einem  Ende  an,  welches 
sich  mit  Protoplasma  reichlich  erfüllt  und  durch  eine  Wand  abgrenzt;  später  trennt  sich 
die  angeschwollene  Zelle  vom  übrigen  Theile  des  Fadens  ab. 

d)  gemdna  Wille  Om  Conf.  Tab.  1,  2.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  428 !  Fäden  gelblich-  seltener  hellgrün.  Zellen  6 
bis  10  jW  dick,  vor  der  Theilung  2  bis  4mal  so  lang. 

var.  ß)  pallida  Ktz.  Spec.  alg.  p.  372.  Tab.  phycol.  III. 
T.  44.  Zellen  6  bis  12  /*  dick,  2  bis  Gmal  so  lang,  Fäden  blass- 
oder  gelblichgrün. 

var.  f)  sordida  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  44.  Satt-  oder 
schmutziggrün.     Zellen  12  bis  15  n  dick,   1^2  bis  Smal  so  lang. 

h)  elongata  Rbh.  Fäden  blassgrün.  Zellen  bis  12"5  /< 
dick,  6  bis  12mal  so  lang. 

c)  minor  Wille  Om  Conf.  Tab.  1,  2.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  427!  Fäden  blass-  oder  gelblichgrün.  Zellen  5  bis 
7  jw  dick,  1^/2  bis  4mal  so  lang,  an  den  Scheidewänden  weniger 
eingeschnürt. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Wassergräben,  Tüm- 
peln, Teichen,  Bassin's,  Wasserbehältern  u.  ä.,  durch  ganz  Böhmen 
bis  in's  Hochgebirge  verbreitet  und  ziemlich  gemein  (3 — 11). 
a)  In  der  Umgebung  von  Prag  häufig,  so  in  den  Schanzgräben 
von  Prag,  im  Hirschgraben  am  Hradcin,  an  Wasserbehältern  auch 
in  Privathäusern,  in  den  Sümpfen  bei  Vysocan,  Hrdlofez,  im  Sarka- 
thale,  bei  Radotin,  St.  Prokop,  Chuchelbad,  Branik,  bei  Zawist, 
in  den  Teichen  bei  Kunratic,  in  Wassergräben  bei  Roztok,  Brnky,  Zalov,  Chwal,  bei  Do- 
bfichowic,  Cernosic,  Karlstein,  St.  Ivan,  Beraun,  Königshof,  im  Suchomaster  Thale;  bei 
Smecno,  im  Sternberger  Thiergarten ;  bei  Pürglitz,  Stadtl,  Rakonitz,  Schlau,  Peruc,  Laun, 
Libocbowic,  Sulowic,  Lobositz,  Leitmeritz,  Raudnitz,  Rowne,  Kralup,  Melnik,  Elbe-Kostelec, 
Neratowic,  Lysa,  Kolin,  Pardubic,  Libfiowes,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Königgrätz,  Smific, 
Hofic,  Wostromef,  Jicin,  Arnau,  Parschnitz,  Turuau,  Svärov,  Tannwald,  Eisenbrod,  Semil, 
Bakov,  Jung-Bunzlau,  Dymokur,  Starkoc,  Nächod,  Wichstadtl,  Lichtenau,  Kronstadt;  bei 
Hirschberg,  Habstein,  Weisswasser,  Alt-Paka,  Johannisbad,  Hohenelbe ;  im  Riesengebirge 
noch  bei  den  Krausebauden,  in  der  Spindelmühle,  bei  der  Eibfallbaude,  in  den  Sieben- 
gründen ;  bei  Bilin,  Brüx,  Dux,  Teplitz,  Eichwald,  Bodenbach,  Saaz,  Carlsbad,  Franzens- 
bad, Mies,  Pilsen,  Klattau,  Pisek,  Budweis,  Frauenberg,  Zäraost,  Lomnic  auch  ß  und  7., 
Wittingau,  Sobieslau,  Veseli,  Tabor,  Wotic,  Olbramowic,  Stupcic,  Bystfic,  Beneschau, 
Sträncic,  Kocerad,  Sazawa,  Poddubi,  Pfestawlk,  Cercan,  Rican;  bei  Hofo-\vic,  Pfibram, 
Jinec,  Protivin,  Ilorazdbwic,  Kaplitz,  Krummau,  Ebenau,  Rosenberg,  Ruckeudorf,  Hohen- 
furth,  Eisenstein!  bei  Fugau  [Karl  Mus!];  h)  mehr  in  Gebirgsregionen,  so  bei  Wichstadtl, 
Lichtenau,  Bärnwald,  Kronstadt   an  der  Adler,    bei  Johannisbad !   c)  bei  Beneschau,   Ko- 


Fig.  34.  Conferva  bom- 
bycina Ag.  a)  genuiua 
Wille.  Stück  eines  Fa- 
dens mit  einer  noch  nicht 
völlig  entwickelten  Dau- 
erzelle.   Vergr.  480mal. 


Conferva.  7  7 

stelec  a.  E.,    Kralui?,    Olbramowic,    Ruckeudorf,    Turkowitz    nächst  Krummau;    bei  Fran- 
zensbad, Johannisbad,  Münchengrätz,  nicht  selten  mit  a)! 

99.  C.  utriculosa  Ktz.  Wille  Om  Conf.  Tab.  phycol.  III.  T.  44.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  429!  Fäden  hell-  oder  gelblichgrün,  weich.  Zellen  15  bis  18  fi  dick,  2 
bis  4,  seltener  bis  6mal  so  lang,  an  den  Scheidewänden  deutlich  eingeschnürt,  mit  ziemlich 
dünner,  hyaliner  Zellhaut. 

In  stehenden  Gewässern,  Brunnen,  Abzugsgräben  etc.  (6 — 9).  So  bei  Mies, 
Klattau  und  Johannisbad ! 

2.  Sect.  Pseudoconferva  nob.  (Microspora  Thr.  ex  p.)  Veget.  Zellen  15  bis  60  fi 
dick,  dickhäutig  [mit  2  und  mehr  [i  dicker  Zellhaut]. 

100.  C.  fontinalis  Berk.  Tab.  phycol.  III.  T.  45.  Lebhaft  grün,  meist  ange- 
wachsen. Zellen  15  bis  18  /t  dick,  4  bis  6mal,  seltener  6  bis  lOmal  so  lang  mit  dünner 
Zellhaut,  an  den  Scheidewänden  massig  eingeschnürt,  mit  mehreren,  grossen,  in  der  Mitte 
der  Zellen  in  einer  Reihe  liegenden  Amylumheerden. 

In  Quellen,  Bächen,  Gräben  u.  ä.  (6—10).  So  in  Prag  in  einigen  Privathäusern 
an  "Wasserbehältern,  an  einer  Quelle  im  Ilirschgraben  am  Hradcin,  bei  St.  Iwan,  Lobositz, 
Sulowic  meist  mit  Rhizoclonium  fontinale  Ktz.! 

101.  C.  globulifera  Ktz.  Spec.  alg.  p.  ,372.  [C.  fontinalis  Besk.  h)  globulifera 
Rbh.]  Tab.  phycol.  III.  45.  non  Conferva  globulifera  Ktz.  Rbh.  Flora  europ.  alg.  III. 
p.  324,  Psichohormium  globuliferum  Ktz.  Tab.  physol.  III.  T.  48.  ^)  Bildet  blass-  oder 
schmutzig  gelbgrüne,  frei  schwimmende  Watten.  Fäden  ziemlich  straif,  seltener  schlaff 
und  schleimig  [var.  ß.  flacca  Ktz.  Physol.  germ.  p.  203];  Zellen  15  bis  20//  dick,  4  bis 
Smal  so  laug,  cylindrisch,  mit   zahlreichen  Amylumheerden  und   ziemlich  dicker  Zellhaut. 

In  Sümpfen,  Wassergräben,  Tümpeln,  alten  Teichen  (6 — 11).  So  bei  Prag  in 
den  Schanzgräben  und  in  den  Moldautürapeln ;  in  den  Tümpeln  an  der  Adler  bei  König- 
grätz  meist  mit  Cladophora  fracta! 

102.  C.  salina  (Ktz.)  Rbh.  (Psichohormium  salinum  Ktz.)  Tab.  phycol.  III.  T.  49. 
Fäden  gelblich-  oder  schmutziggrüne,  seltener  bis  rostfarbige  Watten  bildend.  Zellen  meist 
cylindrisch,  19  bis  25  //  dick,  3  bis  5mal  so  lang,  mit  ziemlich  dicker,  öfters  incru- 
stirter  Zellhaut,  an  den  Scheidewänden  nicht  oder  undeutlich  eingeschnürt;  var.  ß)  sub- 
constricta  nob.  Zellen  15  bis  25  /<  dick,  3  bis  Smal  so  lang,  hie  und  da  an  den  Scheide- 
wänden tief  eingeschnürt  und  nicht  selten  an  einem  Ende  gelenkartig  verdickt. 

In  salzigen  Wässern,  Sümpfen,  Wassergräben  (4 — 11).  So  in  den  Salzwasser- 
sümpfen bei  Ouzic  nächst  Kralup,  im  J.  1882 — 84  massenhaft,  meist  var.  ß),  im  J.  1885, 
wo  die  Sümpfe  im  Juli-August  ausgetrocknet  waren,  verschwunden ;  '^)  in  den  salzigen 
Sümpfen  und  in  Wiesengräben  bei  Cizkowic  und  Sulowic  nächst  Lobositz  spärlich ;  meist 
mit  Rhizoclonium  riparium ! 

103.  C.  amoena  Ktz.  Wille  om  Conf.  Tab.  2.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  218! 
(Microspora  amoena  Rbh.)  Fäden  lebhaft  grün,  rigid;  Zellen  cylindrisch,  20  bis  25  /* 
dick,  1  bis  2mal  so  lang,  mit  dicker,  farbloser  Zellhaut,  an  den  Scheidewänden  nicht 
eingeschnürt. 

In  Bächen,  Brunnen,  Wassergräben,  seltener  auch  in  Sümpfen,  meist  im  Vor- 
gebirge und  im  höheren  Gebirge  verbreitet  (5 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  spärlich, 
blos  vereinzelt  unter  anderen  Algen;  ebenso  bei  Ricau,  Königgrätz,  Libüowes,  Chlumec 
an  der  Cidlina,  bei  Weisswasser  und  Hirschberg;  häufiger  in  Bächen  bei  Eisenbrod, 
Tannwald,  Arnau,  Alt-Paka,  Johannisbad;  im  Riesengebirge  bei  Hohenelbe,  bei  Krause- 
bauden, Spindelmühle,  Petersbaude,  Spindlerbaude,  in  den  Siebengründeu ;  nicht  selten 
bei  Wichstadtl,  Lichtenau,  Pastwin,  Bärnwald  und  Kronstadt  an  der  wilden  Adler,  auch 
am  Kamme  des  Adlergebirges  oberhalb  Friedrichswalde !  bei  Reichenberg  [Siegmund  unter 


1)  Vergl.  auch  Hanstehi  „Über  eine  mit  Eisenoxydhydvat  umkleidete  Conferva"  1878. 
')  Wird  in  Witti'ock's  und  Nordstedt's  Alg.  exs.  von  diesem  Standort  mitgetheilt  werden • 


78 


Ehissoolonium. 


Vaucheria  caespitosa  Ag.  Mus. !]  bei  Georgswalde  von  Karl  als  Gloeotila  compacta  Rbh. 
Mus.!  gesammelt;  bei  Herrnskretscben,  Eicliwald,  nächst  Teplitz,  Carlsbad,  Mies;  bei 
Frauenberg  und  Zamost  ncächst  Budweis,  Kaplitz,  Eisenstein,  Spitzberg,  Hohenfurtli,  Ro- 
senberg und  Krummau,  öfters  mit  Rhizoclouium  fluitans! 

104.  C.  subsetacea  Ktz.?  Tab.  phycol.  III.  T.  47.  Fäden  schmutzig-  bis  bräunlich- 
grün,  sehr  rigid,  ein  wenig  kraus;  Zellen  30  bis  45,  seltener  bis  60  u  dick,  1  bis  iVo, 
seltener  bis  2mal  so  lang,  mit  sehr  (3  bis  8  ^)  dicker,  öfters  von  Incrustationeu  verunrei- 
nigter Zellhaut. 

In  Bächen  wie  vor.,  selten  (7 — 9).  So  in  einem  Bache  bei  Rosenberg  in  Süd- 
böhmen reichlich!  ') 

24.  Gattung.   Rhizoclonium  Ktz. 

Thallus  aus  einfachen,  kriechenden,  seltener  auch  frei  schwimmenden  Glieder- 
fäden wie  bei  Conferva  bestehend,  aber  stellenweise  mit  kurzen,  meist  ungegliederten, 
seltener  mehrzelligen,  seitlichen,  rhizoidenartigen  Aestchen  versehen;  Zellen  meist  zwei- 
oder  vierkernig,  seltener  ein-  oder  mehrkernig,  mit  ziemlich  dicker,  nicht  verschleimender 
Membran  versehen ;  sonstige  Merkmale  wie  bei  Conferva.  ") 

105.  R.  hieroglyphicum  (Ag.)  Ktz.  ampl.  (Conferva  hieroglyphica  Ag.)  Bildet 
lebhaft  oder  schmutzig  gelblich-grüne  verworrene  Rasen.  Fäden  hie  und  da  mit  kurzen, 
seitlichen  Rhizoiden  versehen.  Zellen  12  bis  25  /t  dick,  l'/o  bis  lOmal  so  laug,  an  den 
Scheidewänden  nicht  oder  leicht  eingeschnürt. 

a)  gemdnum  (Ag.)  Rbh.  [iucl.  R.  aponinum  Ktz.,  et  R.  calidum  Ktz.]  Wille  Om 
Conf.  Tab.  2.  Tab.  phycol.  III.  T.  70.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  629!  Bildet  meist 
lebhaft  grüne,  wenig  verworrene  Rasen;  Zellen  19  bis  25  j»  dick,  vor  der  Theilung  2  bis 
3mal  so  lang;  au  den  Scheidewänden  nicht  eingeschnürt.  Im  kalten,  seltener  auch  in 
warmem  Wasser; 

var.  ß)  crispum  (Ktz.)  Rbh.  (R.  crispum  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  71.)  Ver- 
worren, kraus,  gelblich  grün.  Zellen  meist  l\'o  bis  2mal  solang.  An  von  kaltem  [seltener 
auch  von  warmem]  Wasser  befeuchteten  Orten,  auch  in  Warmhäusern; 

var.  */)  suhtevrestre  (Menegh.)  Rbh.  (R.  subterrestre  Menegh.)  Zellen  12  bis 
16  /<  dick,  3  bis  6mal  so  lang.  Am  Ufer  von  kalten  Gewässern,  seltener  auch  am  Rande 
warmer  Quellen. 

h)  macromeres  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  630.  Gelblich  grün.  Zellen 
19  bis  24  ,M  dick,  2^2  bis  10,  seltener  5  bis  6mal  so  lang,  an  den  Scheidewänden  leicht 
eingeschnürt.     In  kaltem  Wasser. 

In  Bächen,  auf  feuchten  Felswänden,  Wehren,  Ufern,  in  kaltem  Wasser,  und  au 
warmen  Quellen  (6 — 9)  auch  in  Warmhäusern  (1  — 12).  So  auf  feuchten  Wänden,  nasser 
Erde  in  dem  Vermehrungshause  des  Prager  Vereinsgartens,  ebenso  im  botan.  Garten,  im 
Ananashause  des  gräfl.  Kinsky"schen  Gartens  am  Smichow,  meist  var.  /?);  in  den  Schanz- 
gräben hinter  dem  gew.  Kornthor  aj,  in  den  Sümpfen  bei  Vysocan,  bei  Pürglitz  und 
Sulowic  nächst  Lobositz  hj !  —  In  Carlsbad  an  den  w'armen  Quellen  und  in  der  Tepl 
von  Agardh  1827  entdeckt  a);  von  mir  daselbst  auch  an  den  Felsen  hinter  dem  Cur- 
hause  und  am  Marktbrunnen  (1883)  in  grosser  Menge  beobachtet!  [Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  629  b!]  bei  Teplitz  [Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  248  var.  /?],  an  Wehren  in 
der  Eger,  bei  Laun  und  Saatz  a) ! 

106.  R.  riparium  (Roth)  Harv.  [incl.  R.  salinum  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  68]. 
Gelblich  bis  schmutzig  dunkelgrüne,  verworrene,  trocken  öfters   matt  seidenartig  glänzende 


*)  Steht  der  Conferva  Ansouii  (Poll )  Ktz.  AVille  Om  Conf.  T.  2  am  nächsten.  Nach 
H.  Dr.  Wille,  welcher  diese  Alge  gütigst  revidirt  liat,  gehört  sie,  wegen  ihrer  besondern  Membran- 
Struktur,  zu  den  zweiglosen  Rhizoclonien. 

-)  Mehr  über  die  Organisation,  Entwickelungsgeschiclite  einiger  Rhizoclonien  und  ihren 
genetischen  Zusammenhang  mit  Conferva-  u.  Cladophora  siehe  in  Borzi's  „Studi  algologlci"  I,  1883. 


Ehizocioziium. 


79 


Watten  und  Rasen  bildend.  Fäden  schlaff,  mit  spärlichen,  kurzen,  ungegliederten  [sel- 
tener gegliederten]  Wurzelästchen  versehen.  Zellen  15  bis  26  /*  dick,  ^4  bis  5mal  so 
lang,  mit  ziemlich  dicker,  farbloser  Zellhaut. 

aj  genuinum  (Roth)  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  623  cum  synonym. ! 
Zellen  19  bis  28  ii  dick,   1  bis  3mal  so  lang; 

var.  ß)  tenuius  Wittr.  Alg.  exs.  Nr.  625!  Zellen  15  bis  22  /t  dick,  IV4  bis 
5mal  so  lang. 

h)  validuni  Foslie  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  624!  Zellen  26  bis  36  ^ 
dick,  V4  bis  2^/3 mal  so  lang. 

In  salzigem  Wasser,  auf  feuchtem  Salzboden  am 
Rande  von  Salzwassersümpfen  meist  mit  Conferva  salina 
(6 — 10).  So  am  Rande  der  Salzwassersümpfe  bei  Ouzic  nächst 
Kralup  in  verschiedenen  Formen,  1882 — 84  reichlich!  in 
sumpiigen  Gräben  bei  Saidschitz  und  Püllna;  im  Abzugs- 
graben der  Bitterwasserquelle  bei  Cizkowic  nächst  Lobositz, 
bei  Sulowic ;  am  Ufer  des  Zehuner  Teiches  bei  Libnowes  an 
der  Cidliua  auf  Plänerkalk! 

107.  R.  fontinale  Ktz.  [incl.  R.  fontauum  Ktz. 
Tab.  phycol.  III.  T.  74]  Fäden  lebhaft-  oder  dunkelgrün, 
verworren,  mit  spärlichen,  öfters  gegliederten  2  bis  3zel- 
ligen  Wurzelästchen.  Zellen  13  bis  17  n  dick,  2  bis  4mal 
so  lang,  mit  dünner  Zellhaut. 

In  Quellen ,  Bächen,  Wasserleitungsrinnen ,  meist 
mit  Conferva  fontinalis,  zwischen  Moosen,  auf  Steinen  etc. 
(6—10).  So  an  einem  Brunnen  im  Hirschgraben  amHradcin: 
bei  St.  lAvan  nächst  Beraun,  bei  Sulowitz  und  Lobositz,  bei 
Laun ;  in  der  Umgebung  von  Wichstadtl  an  der  Adler ! 

108.  R.  fluitans  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  72  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  230!  Fäden 
lebhaft  oder  schmutziggrün,  kraus,  ziemlich  rigid.  Zellen  18  bis  22  /*  dick,  1  bis  2mal 
so  lang,  mit  ziemlich  dicker  Zellhaut.   Wurzelästchen  kurz,  ein-  oder  zweizeilig,  spärlich. 

In  Bächen,  Wassergräben  meist  mit  Conferva  amoena  (6 — 9).  So  in  einigen 
Bächen  bei  Eisenbrod  (insbesondere  im  Bache  Nohavice)! 


Fig.  35.    Rliizoclonium    fonti- 

uale   Ktz.     Mittelstück   eines 

Fadens    mit    einem   seitlichen 

Rhizoide.  Vergr.  SOOfach. 


25.  Gattung.  Cladophora  Ktz.i) 

Thallus  aus  freien  oder  angewachsenen,  im  Wasser  oder  an  inundirten  Orten 
lebenden,  meist  vielfach  verästelten  Zellreihen  bestehend,  welche  durch  Spitzenwachstlium 
unter  wiederholter  Quertheilung  der  Endzelle  sich  verlängern.  Die  ersten  Zweige  ent- 
stehen an  den  primären  Gliederfäden  acropetal,  sie  sind  nach  allen  Seiten  gerichtet  und 
um  so  grösser,  je  älter  sie  sind;  später  treten  auch  interponirte  Zweige  auf.  Die  secun- 
dären  Aeste  sind  bedeutend  dünner  als  die  primären.  Zellen  walzenförmig  mit  scheiben- 
förmigen waudständigen  Chlorophoren,  w-elche  entweder  eine  einzelne,  vielfach  durchbro- 
chene Chlorophyllscheibe  bilden  oder  aus  zahlreichen,  kleinen,  rundlich  eckigen  Scheibchen, 
von  wechselnder  Grösse  und  unregelmässiger  Gestalt  bestehen,  die  in  ihrer  Anordnung 
etc.  durchaus  der  einzelnen,    vielfach    durchbrochenen    Chlorophyllplatte   entsprechen.     In 


^)  Wie  bekannt  hat  Schmitz  Cladophora  zu  der  Familie  der  Siphonocladiaceen  gestellt, 
zu  welcher  er  auch  Botrydium  Wallr.  gezogen  hat.  Auf  Grund  der  Schmitz'schen  Untersuchungen 
hat  nachher  Borzi  die  Confervoideae  isogamae  in  zwei  Gruppen  gesondert:  1)  vielkernige  [a)  ein- 
zellige (Siphonaceae),  ß)  mehrzellige  (Siphonocladiaceae) ;  2)  einkernige  (ülvaceae,  Ulotrichiaceae, 
Chroolepidaceae).  Da  der  Verfasser  dieses  Werkes  weder  Cladophora  von  den  verwandten  Gat- 
tungen Rhizoclonium  und  Conferva  trennen,  noch  auch  Botrydium  zu  den  Confervoiden  stellen 
wollte,  so  ist  er  bei  seiner  Eintheilung  der  Chlorophyceen  von  dem  Schmitz'schen  und  Borzi's 
Systeme  in  einigen  Punkten  abgewichen.  . 


OQ  Cladophora. 


jeder  Zelle  sind  in  den  gitterformig  durchbrochenen  Chromatophoren  zahlreiche  Amylum- 
heerde  (Pyrenoide)  enthalten;  auf  der  Innenseite  der  Chromatophoren  sind  zahlreiche 
Zellkerne  vertheilt.  Die  untersten  Zellen  der  Fäden  laufen  in  mehr  oder  minder  lange 
Rhizoide  aus. 

Vermehrung  durch  zweiwimperige,  kleinere  und  vierwimperige,  grössere  Zoogo- 
nidien,  ^velcbe  in  sehr  grosser  Anzahl  durch  simultane  Theilung  des  Inhaltes  einzelner 
vegetativen  Zellen  entstehen,  durch  ein  Loch  in  der  Membran  der  Mutterzelle  ausschlüpfen 
und  ohne  zu  copuliren,  ^)  nachdem  sie  zur  Ruhe  gekommen  sind,  keimen.  Bei  einigen 
C. -Arten  kommen  auch  nicht  selten  Dauerzustände  vegetativer  Zellen  vor.  Die  Membran 
solcher  Zellen  verdickt  sich,  ihr  Inhalt  wird  dichter  und  grobkörnig.  Nach  einer  Ruhe- 
periode [Überwinterung]  entstehen  beim  Eintritt  erneuerten,  lebhaften  Wachsthums  in  der 
Mitte  solcher  Dauerzellen  im  grobkörnigen  Inhalte  Vacuolen  und  die  Zellkerne,  welche 
in  diesen  Zellen  mehr  in  der  Mitte  sich  befanden,  kehren  wieder  in  ihre  normale  wand- 
ständige Lage  zurück.  ^) 

1.  Sect.  Eucladopliora  (Ktz.)  Hauck.  Thallus  rasen-  oder  wattenartig,  von  un- 
regelmässiger Form,  nie  polsterförmige  Rasen  oder  rundliche  Ballen  bildend. 

a)  Fäden  leicht  unter  einander  verflochten,  blos  in  der  Jugend  festsitzend,  später 
zu  frei  schwimmenden  Watten  vereinigt. 

109.  Cl.  fracta  (Vahl.)  Ktz.  ampl.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  37,  622! 
Fäden  regellos  verzweigt,  dichte  gelb-  oder  dunkelgrüne  Rasen  oder  Watten  bildend. 
Zellen  der  Hauptäste  54  bis  120  /t  dick,  1  bis  3mal  so  lang,  die  der  Zweigchen  15  bis 
40  jtt  dick,  3  bis  6mal  so  lang,  meist  tonnenförmig  oder  keulig  angeschwollen,  seltener 
cylindrisch,  mit  ziemlich  dicker,  glatter  Membran  und  einem  scheinbar  gleichmässigen 
Wandbeleg  von  Chlorophyll,  welcher  bald  nur  aus  einer  einzigen  Chlorophyllplatte,  bald 
aus  zahlreichen  kleinen  Chlorophyllscheibchen  besteht.  Schwärmzellen  entstehen  in  Zellen, 
welche  nicht  an  der  Spitze  der  Zweigchen  liegen. 

a)  genuina  (Ktz.)  Krch.  Tab.  phycol.  IV.  T.  50.  Fäden  massig  verzweigt,  Ver- 
zweigungen auseinander  gespreitzt,  Zellen  der  Hauptäste,  meist  bauchig  angeschwollen, 
seltener  cylindrisch,  3  bis  6mal  so  lang  als  dick; 

var.  ß)  stthsimplex  Ktz,  Tab.  phycol.  IV.  T.  51  (non  C.  subsimplex  Ktz.  Spec. 
alg.  p.  411  Tab.  phycol.  IV.  T.  54),  Fäden  armästig,  fast  einfach,  Zellen  meist  bauchig 
gedunsen,  wodurch  der  ganze  Faden  fast  perlschnurförmig  erscheint; 

var.  y)  horrida  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  51.  Mit  zahlreichen,  einseitig  ge- 
stellten, kurzen,  2-  bis  3zelligen,  fast  pfriemenförmigen  Endverzweigungen;  Zellen  der 
mehr  oder  weniger  gebogenen  Hauptäste,  wenig  oder  gar  nicht  angeschwollen; 

var.  Ö)  gracih's  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  50.  Verzweigungen  zweiter  Ordnung 
kurz,  die  der  3.  Ordnung  sehr  verlängert,  wenig  oder  gar  nicht  verzweigt;  Zellen  cylin- 
drisch, blos  hin  und  wieder  an  den  Fäden  einzelne  Zellen  leicht  angescliAvoIlen.  Zellen 
der  Hauptäste  1  bis  2mal,  die  der  Zweigchen  bis  3mal  so  lang  als  dick. 

b)  gossypina  (Ktz.)  Rbh.  (C.  gossypina  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  51.)  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  Xr.  126!  Fäden  ziemlich  starr,  zerstreut  ästig,  leicht  verworren, 
schmutzig-  oder  gelblich-  bis  bräunlichgrüne,  später  meist  verblichene  Watten  bildend ; 
Aeste  verlängert;  Zellen  der  Hauptfäden  2  bis  6mal  so  lang  als  dick,  meist  walzen- 
förmig, selten  gedunsen; 

var.  ß)  incrustata  nob.  Fäden  stellenweise  von  dicker  Kruste  von  Ca  CO3  be- 
deckt, im  Wasser  und  an  der  Luft  lebend,  daselbst  an  inundirten  Kalkfelsen  öfters 
weit  ausgebreitete  wattenartige  Überzüge  bildend ;  sonst  wie  die  typische  Form. 


*)  Geschlechtlich  differenzirte  Schwärmer  (Gameten)  sind  bisher  blos  au  marinen  C.- 
Formen beobachtet  worden. 

^)  Mehr  über  die  Structur  der  Cladophora-Zellen  etc.  siehe  in  Schmitz'schen  „Beobach- 
tungen über  die  vielkernigen  Zellen  der  Siphonocladiaceen"  1879. 


Cladophora.  g  1 


c)  rifjidula  (Ktz.)  Rbh.  (C.  ligidula  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  48.  Fäden  rigid, 
massig  verzweigt;  zu  bräunlichen  (var.  fuscescens  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  193!)  oder  gelb- 
lichen (var.  lutescens  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  338 !)    "Watten  verflochten.     Zellen  cylindrisch, 

2  bis  5mal  so  lang  als  dick.     Zellmembran  öfters  goldgelb  gefärbt. 

d)  sudetica  (Ktz.)  Wittr.  "Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  125!  Reichlich  ver- 
zweigt, ziemlich  rigid ;  Zellen  der  primären  Aeste  30  bis  40  fi  dick,  2  bis  6mal  so  lang, 
Seitenzweige  zahlreich,  abstehend,  20  bis  24  jtt  dick,  mit  3  bis  4mal  so  langen  als 
dicken  Zellen. 

e)  viadrina  (Ktz.)  Rbh.  (C.  viadrina  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  45.)  Fäden  reichlich 
verzweigt,  zu  grossen  Watten  dicht  verworren ;  ')  Aestchen  verlängert,  Zellen  cylindrisch, 

3  bis  6raal  so  lang  als  dick,  mit  dünner  Zellhaut. 

In  fctehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben,  Sümpfen,  auch  in 
tortigen  Gewässern  in  der  Ebene  und  im  Hügellande  durch  ganz  Böhmen  verbreitet  und 
häufig  (5 — 11).  a)  In  der  näheren  und  weiteren  Umgebung  von  Prag  nicht  selten,  so 
z.  B.  in  den  Schanzgräben,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Branik,  Hlubocep,  Troja, 
im  Teiche  bei  Kunratic;  in  den  Tümpeln  an  der  Elbe  bei  Brandeis  a.  E.,  Raudnitz, 
Lobositz,  Sulowic,  Leitmeritz,  Kostelec  a.  E.,  Kolin,  Lissa,  Sadska,  Königgrätz ;  bei 
Libnowes  an  der  Cidlina,  Hirschberg!  bei  Leitomyschl  (Klapälek!),  bei  Karlsbad,  Laun, 
Neu-Sti'aschitz,  Schlau,  Pürglitz,  Rakonitz,  Pfibram,  Podhrad,  Protiwin,  Veseli,  Sobieslau, 
Wotic,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Bystfic  bei  Beneschau !  var.  7)  bei  Bfezhrad  nächst 
Königgrätz;  var.  8)  bei  Nusle  nächst  Prag,  bei  Neratowic  a.  E.  h)  In  der  Prager  Um- 
gebung'mehrfach  so  im  k.  k.  botan.  Garten  am  Smichow,  auf  der  Insel  Gross-Venedig,  gegen- 
über der  Kaisermühle,  bei  Zäbehlic,  Kunratic,  im  Chotecthal,  bei  Radotin,  Zawist,  Hloubetin, 
Roztok,  Zalow,  Podmorän,  pjechowic;  bei  Karlstein  „v  Pänvich"  auch  var.  ß)  reichlich, 
bei  Mukafow,  Rican,  Piskocel,  Klomin;  bei  Neratowic,  Brandeis  a.  E.  Elbekostelec,  Kolin, 
Pardubic,  Smific,  Königgrätz,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Hofic,  Arnau,  Jicin,  Dymokur, 
Jung-Bunzlau,  Bakov,  Turnau,  Eisenbrod,  Tannwald,  Parschnitz ;  bei  Weisswasser,  Hirsch- 
berg, Nachod;  bei  Teplitz,  Bilin,  Saidschitz,  Dux,  Brüx,  Püllua,  Franzensbad,  Mies, 
Carlsbad,  Laun,  Tabor,  Budweis!  c)  Im  Teiche  in  dem  gräfl.  Kinsky'schen  Garten  am 
Smichow,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic,  bei  Neratowic;  in  den  Teichen  bei  Zehuh  nächst 
Chlumec  a.  C,  in  den  Sümpfen  bei  Saidschitz;  im  Jordan-Teiche  bei  Tabor!  d)  In  den 
Sudeten?  e)  Bisher  blos  am  Rande  der  Elbetümpeln  bei  Leitmeritz  und  Lobositz  und  in 
halb  ausgetrockneten  Teichen  bei  Cizkowitz  nächst  Lobositz  1884  reichlich! 

110.  C.  putealis  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  53.  Fäden  blass  grün,  reichlich 
verzweigt.  Zellen  der  Hauptäste  84  bis  120  ^i  dick,  die  der  sehr  verlängerten,  wenig 
verzweigten  Nebenäste  36  bis  44  ^  dick,  2  bis  lOmal  so  lang,  hie  und  da  leicht 
augeschwollen. 

In  Wasserbehältern,  Brunnen,  Aquarien  u.  ä.  (6 — 10).  So  in  einem  Brunnen- 
kasten am  Hradcin  in  Prag,  In  Hohenfurth  und  Rosenberg  in  Südböhmen! 

111.  C.  oligoclona  Ktz.  ampl.  [incl.  C.  Flotowiana  Ktz.  nach  Krch.  Alg.  p.  73].- 

a)  genuina  (Ktz.)  nob.  (C.  oligoclona  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  54.)  Rbh.  Alg. 
exs.  Nr.  112!  Fäden  reichlich  verzweigt,  etwa  60  (i  dick,  blass-  oder  schmutziggrüne 
Raschen  bildend,  die  primären  Verzweigungen  fast  dichotom,  meist  einfach  und  stark 
verlängert,  aus  etwa  40  bis  48  //  dicken,   1  Vj  bis  3mal  so  langen  Zellen  zusammengesetzt ; 

var.  ß)  (jossypina  Grün.     Fäden  weniger   dick,    zu    dichten    tuchartigen  Massen 


vereinigt. 


h)  Flotoidana    (Ktz.)    Krch.    Tab.    phycol.    IV.    T.  54.     Fäden    entfernt    sub- 


')  Diese  Varietät  der  C.  fracta  bildet  am  häufigsten  unter  allen  oben  angeführten  Formen 
dieser  sehr  veränderlichen  C.-Art  watteuartig  verwebte  Lager,  welche  durch  rasches  Austrocknen  des 
Wassers  und  der  Algenwatten  bleiche,  papier-  bis  tuchartige  Massen  (sog.  Flusswatten,  Wiesen- 
tuch, Meteorpapier)  bilden,  die  man  meist  im  Hochsommer  auf  dem  Boden  ausgetrockneter  Teiche, 


Wassergräben  u.  ä.  findet. 


Ö2  Cladophora. 


dichotom  verzweigt  mit  sehr  kurzen,  fast  papillenartigen  einzelligeu  Seitenzweigchen ; 
Zellen  der  Hauptäste  cylindrisch,  40  bis  56  [i  dick,  2  bis  6mal,  die  der  Zweigchen  28 
bis  42  /*  dick,  4  bis  lOmal  so  lang  als  dick. 

aj  In  Sümpfen,  Tümpeln,  Wassergräben  wie  vor.  ziemlich  selten  (6 — 10).  So  in 
den  Elbetümpelu  bei  Kolini  bei  Königswalde  und  Teplitz  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  251); 
h)  In  Gebirgsbächen,  so  im  Riesengebirge  nach  Rbh.  Flora  eur.  alg.  III.  p.  336  und 
Kr  eh.  Alg.  p.  73. 

112.  C.  crispata  (Roth)  Ktz.  ampl.  Bildet  hell-  oder  bleichgrüne  Rasen  und 
Watten.  Fäden  anfangs  spärlich,  nach  oben  reichliclier  verzweigt.  Zellen  der  Hauptäste 
und  primären  Seitenzweige  43  bis  110  fi  dick,  der  Endverzweigungen  24  bis  27  jw  dick, 
8  bis  16  (seltener  noch  mehr)  mal  so  lang. 

a)  genuina  (Ktz.)  Rbh.  Hell-  oder  blassgrünn,  meist  entfernt  subdichotomisch 
verzweigt,  mit  kurzen  einseitsständigen  Seitenästchen ; 

var.  ß)  vwescens  Ktz.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  124 !  Grüne  Zellen  der 
Aestchen  48  bis  80  i*  dick,  die  der  Endverzweigungen  etwa  26  jtt  dick,  3  bis  lOmal  so  lang; 

var.  j')  hrachyclados  Ktz.  (C.  brachyclados  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  40).  Bleich- 
grün,  Fäden  48  bis  70  /*  dick,  Endverzweigungen  26  bis  40  /<  dick,  3  bis  6mal  so  lang, 
meist  einzellig. 

h)  vitrea  (Ktz.)  Rbh.  (C.  vitrea  Ktz.,  C.  crispata  Ktz.  in  Tab.  phycol.  IV.  T.  40.) 
Bleichgrün,  bis  weisslich,  trocken,  matt  seidenartig  glänzend,  unregelmässig  verzweigt. 
Zellen  mit  hyaliner  Zellhaut,  8  bis  16  und  mehrmal  so  lang  als  dick. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Teichen,  Wassergräben,  in  süssem  und  salzigem 
Wasser  (6 — 11).  So  in  den  Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  und  Klomin  nächst  Kralup,  bei 
Neratowic;  in  den  salzigen  Sümpfen  bei  Saidschitz,  PüUna  und  bei  Cizkowitz  nächst 
Lobositz,  meist  var.  y\ 

113.  C.  insignis  (Ag.)  Ktz.  ampl.  Rasen  satt-  oder  dunkelgrün.  Fäden  zerstreut 
ästig.  Zellen  der  Aestchen  erster  Ordnung  76  bis  120  ^i  dick,  die  der  letzten  Ordnung 
etwa  30  bis  45  /*  dick,  4  bis  6,  seltener  bis  lOmal  so  lang. 

a)  gemnna  (Ktz.)  Rbh.  (C.  insignis  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  38).  Fäden 
dunkelgrün,  sehr  verlängert,  4  bis  8  don  lang,  spärlich  verzweigt; 

var.  ß)  rivularis  (Vauch.)  Rbh.  (Prolifera  rivularis  Vauch;  C.  insignis  Ktz. 
var.  7)  fluviatilis  Ktz.  Spec.  alg.  p.  407.  Tab.  phycol.  IV.  T.  38,  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  Nr.  127!)  Dunkel-,  seltener  bis  schwärzlichgrün.  Zellen  etwa  60  |M  dick, 
5  bis  lOmal  so  lang.     Zellhaut  ziemlich  dick 

h)  linoides  (Ktz.)  Grün.  [C.  linoides  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  39.]  Rasen 
schmutzig-  bis  schwärzlichgrün  4  bis  mehr  dm  lang.  Fäden  am  oberen  Ende  reichlicher 
verzweigt.  Zellen  der  Ilauptäste  etwa  90  //.  dick,  die  der  Aestchen  42  bis  48  /<  dick, 
2  bis  6mal  so  lang.  Zweigchen  letzter  Ordnung  meist  einzellig,  dem  sie  ti-agenden 
Faden  angedrückt. 

c)  crispata  Grün.  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  276  h !  Fäden  blassgrün,  rigid,  öfters 
incrustirt,  Zellen  der  Hauptfäden  94  bis  150  ft  dick,  die  der  Nebenäste  38  fi  dick,  6 
bis  8,  seltener  bis  16mal  so  lang. 

In  stehendem  und  fliessendem  Wasser,  in  Bächen,  Flüssen,  Sümpfen,  Teichen, 
Wasserbehältern  ziemlich  verbreitet  (6 — 10).  In  der  näheren  und  weiteren  Umgebung 
von  Prag  mehrfach,  so  in  den  Schanzgräben  von  Prag  a)  und  c),  in  der  wilden  Särka, 
im  Bache  bei  Zawist,  St.  Prokop,  Zwol  nächst  Wran  a)  var.  ß;  in  dem  Teiche  bei 
Hloubetin,  bei  Kunratic;  bei  Klomin  nächst  Neratowic,  Lobositz  c!  in  Bächen  bei  Pecek, 
Koufim,  bei  Karlstein,  Beraun,  im  Suchomaster-Thale,  bei  Königshof,  bei  Pürglitz,  Ra- 
konitz,  Pfibram,  Ilofowic,  bei  Bystfic,  Tabor,  Sobieslau,  Veseli,  Podhrad,  Kaplitz ;  bei 
Mies;  bei  Saaz,  Saidschitz,  Laun ;  bei  Dymokur,  Jioin,  Habstein,  Weisswasser,  Wostromef, 
Parschnitz,  Hofic,  Arnau,  Nachod,  Johannisbad  (/)  var.  ß  spärlich!  h)  bei  Tetschen  und 
Teplitz  [Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  252]. 


Cl  adophora. 


83 


h)  Fädea  auch  im  Alter  festgewachsen,  fluthende,    büschelig  verzweigte,    ein  bis 
mehrere  d)ji  lange  Rasen  bildend. 

113.  C.  glomerata  (L.)  Ktz.     Fäden    büschelig   gehäuft,    an  den  Enden    pinsel- 
förmig verzweigt.  Zellen  der  Hauptäste  60  bis  100  i^i  dick,  3  bis  8mal  so  lang,  die  der 
Zweigchen    30    bis    50  i"  dick,    meist  2  bis    6mal  so  lang; 
die  Bildung  der  Schwärmzellen  beginnt  immer  zuerst  in  den 
Zellen    an    der  Spitze    der    Zweigchen    und    schreitet    gegen 
deren  Basis  fort. 

aj  genuina  (L.)  Rbh.  (C.  glomerata  Ktz.  Tab. 
phycol  IV.  T.  33).  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Xr.  123, 
214  in  var.  d  vertens!  Lebhaft  grün,  reichlich  verzweigte, 
meist  1  bis  2  dm  lange,  fluthende  Rasen  bildend.  Zweigchen 
letzter  Ordnung  büschelig  gehäuft.  Zellen  der  Aestchen  cy- 
lindrisch,  mit  dicker  Membran,  die  der  Hauptäste  bis  7mal, 
die  der  Zweigchen  bis  6mal  so  lang  als  dick; 

var.  ß)  mucösa  Ktz.  Intensiv  grün,  weich,  etwas 
schleimig,  Zellwände  weniger  dick; 

var.  /)  rividaris  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  147!  Nicht 
schleimig,  6  bis  10  cm  lang,  zerstreut  ästig,  mit  entfernten, 
pinselförmig  gehäuften  Zweigbüscheln ; 

var.  d)  simplicior  Ktz.  Sattgrün,  spärlich  verzweigt, 
Zweigbüschel  klein,  aus  wenigen,  kammartig  gestellten  Zweig- 
chen bestehend; 

var.  *)  longissima  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  215!  Fäden  4  bis  8  dm  lang,  rigid,  Zweigbüschel 
meist  fehlend; 

var.  D  Karleana  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  1155.  Raschen 
klein,  6  bis  8  cm  lang,  Astbüschel  endständig,  locker,  etwas 
niedergebogen,  Zweige  sehr  verlängert,  meist  aus  sehr  langen 
[10  bis  20raal  so  laugen  als  dicken],  seltener  verkürzten 
und  gedunsenen  Zellen  bestehend  und  dann  der  C.  decli- 
nata  ähnlich. 

h)  fascicidata  (Ktz.)  Rbh.  (C.  fasciculata  Ktz.  Tab. 
phycol.  IV.  T.  33  u.  34.)  Schmutzig  grün,  meist  1  bis  2  dm 
lang,  seltener  länger ;  endständige  Astbüschel  grösser,  Zellen 
der  Fäden  meist  kürzer  als  bei  a),  an  den  Aestchen  2  bis 
bis  5mal  so  lang  als  dick,  seltener  länger; 

var.  /?)  elongata  Rbh.  Zellen  am  unteren  Ende  der 
Fäden  5  bis  10  mal  so  lang  als  dick. 

In  Bächen,  Flüssen,  Brunnen,  an  steinernen  Wasserbehältern,  Steinen,  Hölzern, 
Flüssen,  Wehren,  Schleussen  u.  ä.  festsitzend,  im  Hügellande  und  in  unteren  Gebirgs- 
regionen  ziemlich  verbreitet,  stellenweise  häufig  (6 — 11).  In  der  Umgebung  von  Prag  häufig, 
so  in  der  Moldau  an  Holzbalken  in  der  Smichower  Schwimmschule,  im  Hirschgraben  am 
Hradcin,  in  Bächen  in  der  wilden  Särka,  bei  Roztok,  Klecäüky,  Zalov,  Podmordn,  Gross- 
Chuchel,  bei  St.  Prokop,  Hlubocep,  Radotin  auch  a)  var.  ß)  und  h),  Cernozic,  im  Chotec- 
thale;  bei  Karlstein,  St.  Iwan,  Beraun,  im  Suchomaster  Thale  bei  Königshof,  bei  Hofowic, 
Pfibram ;  Rican,  Sazawa ;  Pürglitz,  Rakonitz ;  bei  Kralup,  Raudnitz,  Leitmeritz,  Lobositz, 
Libochowitz,  Saidschitz,  Laun;  bei  Kostelec  a.  E.,  Neratowic,  Melnik,  Jicin,  Smific, 
Königgrätz  auch  &),  Chlumec  an  der  Cidlina,  Hofic,  Starkoc,  Parschnitz,  Arnau,  Alt- 
Paka,  Hohenelbe,  Nachod,  bei  Weisswasser,  Taniiwald,  Eisenbrod,  Swarov,  Turnau,  Semil, 
Bakov,  Jung-Bunzlau ;  bei  Pilsen,  Veseli,  Krummau !  a]  var.  C)  bei  Teplitz  [Karl.  Rbh. 
Flora  europ.  alg.  III.  p.  341]. 


Fig.  36.  Cladophora  glomerata 
(L.)  Ktz.  Stück  eines  verzweig- 
ten Fadens  mit  drei  Zellen, 
deren  Inhalt  in  zalilreiche  Zoo- 
gonidien  zerfällt.  Die  zwei- 
geisseligen  Zoogonidien  treten 
aus  dem  endständigen  Gouid- 
angium  durch  ein  Loch  hervor. 
Vergr.  etwa  70mal. 


84 


Cladophora. 


114.  C.  callicoma  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  37.  (C.  glomerata  c)  glomerata, 
forma  III.  callicoma  Rbh.j  Fäden  büschelig  verzweigt,  8  bis  16  cm  lange,,  stark  ver- 
zweigte Büschel  von  grüner  oder  gelblicher  Farbe  bildend.  Zellen  cylindrisch,  an  den 
Hauptästen  50  bis  94  /*  dick,  6  bis  lOmal  so  lang,  an  den  Zweigchen  22  bis  25  /t 
dick,  6  bis  16mal  so  lang,  ziemlich  dünnwandig;  die  Zoogonidien  erzeugenden  Zellen 
halb  so  lang;  sonst  wie  C.  glomerata. 

In  Flüssen  und  Bächen  an  Steinen  angewachsen,  seltener  als  vor.  (6 — 10).  So 
am  Ufer  der  Moldau  bei  Chuchelbad,  und  Brauik  reichlich  1883 — 85,  im  Bache  bei 
Gross-Chuchel  spärlich,  in  der  Beraun  bei  der  Stadt  Beraun  und  bei  Mies! 

115.  C.  declinata  Ktz.  ampl.  [incl.  C.  fluitans  Ktz.] 

a)  genuina  (Ktz.)  Krch.  Tab.  phycol.  IV.  T.  45.  (C.  glomerata  a)  fasticulata 
forma  II.  declinata  Rbh.)  Gelblich-  oder  bleichgrün,  3  bis  6  cm  lange,  meist  nieder- 
liegende Büschel  bildend ;  Fäden  ziemlich  starr,  unten  wenig 
verästelt ,  an  den  Enden  mit  kammartigen ,  trugdolden- 
ähnlichen,  zurückgebogeuen  Zweigbüscheln  besetzt;  Zellen 
der  Hauptäste  86  bis  100  jw  dick,  3  bis  ßnml  so  lang,  die 
der  Zweigchen  50  bis  60  /*  dick,  l^/j  bis  3mal  so  lang, 
meist  etwas  angeschwollen ; 

var.  ß)  pumila  Bail.  Büschel  1  bis  2  cm  lang,  auf- 
recht. Zellwände  sehr  dick,  geschichtet,  öfters  bläulichgrün.  ^) 

h)  fluitans  (Ktz.)  nob.  (C.  fluitans  Ktz.  Tab.  phycol. 
IV.  T.  39.  C.  glomerata  h)  fluitans  Rbh.  Flora  europ.  alg. 
III.  p.  340).  Fäden  spärlich  verzweigt,  3  bis  6  dm  lange, 
dunkelgrüne  Rasen  bildend.  Zweige  mit  kurzen,  2  bis  6- 
zelligen,  aufrecht  angedrückten  Zweigchen  besetzt.  Zellen 
cylindrisch,  an  den  Hauptästen  120  bis  135  /<  dick,  l'/o 
bis  2mal  so  lang,  an  den  Zweigen  43  bis  86  ^  dick,  3  bis 
12  mal  so  lang,  mit  dicker  Membran. 

In  Bächen,  Flüssen,  in  laugsam  und  schnell  flies- 
sendem  Wasser ,  auf  Steinen  festsitzend  und  öfters  den 
Grund  aufweite  Strecken  bedeckend;  blos.in  Gebirgsregionen 
verbreitet  (6 — 10).  So  in  einigen  Bächen  bei  Königgrätz, 
bei  Eisenbrod,  a)  und  var.  ß)  massenhaft  im  Bache  No- 
havice  1885;  bei  Seniil,  Alt-Paka  auch  auf  Dyassandsteinen 
im  Bache  unter  dem  Bahnhofe,  bei  Tannwald  und  bei 
Hohen-Elbe!  a)  bei  Ziunwald  Rbh.  Kryptfl.  p.  253,  var. /^. 
bei  B.-Kamnitz  [Rbh.  Flora  europ.  alg.  III.  p.  340]. 


Fig.  37.  Cladophora  muscoides 
Menegh.  Stück  eines  verzweig- 
ten Fadens,  etwa  50mal  vergr. 


116.  C.  sudetica  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  44.  (C. 
crispata  h)  virescens  forma  VII.  sudetica  Rbh.)  Fäden  sehr 
reichlich  verzweigt,  gelblichgrüne  niedrige  1  bis  2  cm  hohe,  weiche  Raschen  bildend. 
Zellen  der  Hauptäste  22  bis  40  ^t  dick,  4  bis  6mal  so  lang,  die  der  Zweige  16  bis  22 
II  dick,  3  bis  8mal  so  lang,  Zweigchen  letzter  Ordnung  kurz,  1  bis  4zellig,  steif  ab- 
stehend. Zellen  an  den  Scheidewänden  sehr  leicht  eingeschnürt. 

An  vom  Wasser  berieselten  Steinen,  Felswänden,  in  Bächen,  seltener  als  vor. 
(5 — 10).  So  in  einer  feuchten  Felsenschlucht  nächst  Zalov  bei  Roztok  1885  reichlich;  ") 
im  Riesengebirge  [Rbh.  Flora  europ.  alg.  HI.  p.   338]. 


')  Die  bUlulichgrüne  Farbe  der  Fäden  ist  iiioiner  Meinung  nach  stets  von  der  Gegenwart 
von  kleinen  Phycochroraaceea  bedingt;  so  beobachtete  ich  au  den  bläulichgrünen  Fäden  dieser 
C-Form  von  Eisenbrod  Chamaesiphou  iucrustans  in  sehr  grosser  Menge. 

^j  Wird  von  diesem  Staudorte  in  den  nächsten  Fascikclu  der  AVittrock's  uud  Nordstedf  s 
Algae  exsiccatae  mitgetheiit  werden.  Da  ich  diese  C.-Art  bislier  blos  au  Steinen  festsitzend  ge- 
sammelt habe,  so  habe  ich  sie  nicht  zu  der  ersten  Oruppe  der  später  frei  schwimmenden  C.-Arteu, 


Cladophora.  —  Trentepohlia.  85 


2.  Sect.  Aegagropila  Ktz.  Thallus  ballen-  oder  kugelförmig.  Fäden  blos  in  der 
Jugend  festgewachsen,  später  zu  freischwimmenden,  schwammigen,  mehr  oder  minder 
grossen  Polstern  dicht  verflochten. 

117.  C.  muscoides  Menegh.  [C.  aegagropila  var.  muscoides  Menegh.  Tab.  phycol.' 
IV.  T.  59  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  523!  sub.  nom.  „Aegagropila  holsatica"  Spree  rectif.  Rbh. 
in  Flora  europ.  alg.  III.  p.  344].  Bildet  dunkelgrüne,  niedrige  (1  bis  2  cm  hohe) 
schwammige,  fast  kugelige  oder  polsterförmige  Rasen,  welche  aus  radial  gestellten,  reichlich 
verzweigten,  dicht  an  einander  liegenden,  ziemlich  steifen  Fäden  bestehen.  Zellen  der 
Hauptfäden  60  bis  80  /*  dick,  die  der  Aestchen  36  bis  44  /*  dick,  meist  4  bis  8mal, 
seltener  mehrmal  so  lang  ;  Endzellen  lanzettförmig. 

In  Seen,  Wasserbehältern  selten  (6 — 9).  Bisher  blos  bei  Kaplitz  in  Südbohmen 
in  grosserer  Menge  von  mir  im  J.  1885  entdeckt! 

XV.  Familie.   Trentepohliaceae. 

Der  Thallus  der  Trentepohliaceen  besteht  aus  seitlich  oder  wiederholt  subdicho- 
tomisch  oder  unregelmässig  verzweigten  Zellfäden,  -welche  weder  Rhizoiden  noch  farblose 
Haare  an  den  Endzellen  der  Aeste  tragen.  Zellen  mit  homogener  Zellmembran,  blos  mit 
einem  Zellkerne,  mit  wandständigen  platten-  oder  scheibenförmigen  Chromatophoren  (Chloro- 
phoren),  welche  bei  den  an  der  Luft  lebenden  Trentepohliaceen  theilweise  oder  vollständig 
von  rothen  Schleimkugelu  (Haematochrom)  verdeckt  werden,  so  dass  der  Zellinhalt  scheinbar 
gleichmässig  orange-  bis  rosenroth,  rothbraun  oder  gelbroth  gefärbt  ist. 

Fortpflanzung  durch  zweigeisselige  Zoogonidien,  welche  zahlreich  üu  20  bis  60 
und  mehr  in  einer  von  der  vegetativen  durch  Grösse  und  Gestalt  mehr  oder  weniger 
differirenden  (selten  z.  B.  bei  Trentepohlia  umbrina,  Leptosira  mediciana)  mit  diesen  fast 
gleich  grossen  Mutterzelle  (Gonid-  oder  Gametangium)  entstehen  und  entAveder  nach  voll- 
zogener Copulation  oder  parthenogeuetisch  keimen.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  auch 
durch  Dauerzellen  (Akineten),  welche  aus  den  vegetativen  Zellen  sich  ohne  besonderen  Zell- 
bildungsact  ausbilden  und  entweder  unmittelbar  oder  erst  nach  einer  kürzeren  oder  längeren 
Ruheperiode  keimfähig  sind.  Nicht  selten  zerfallen  die  Fäden  in  wenig-  oder  einzellige 
Stücke  oder  es  trennen  sich  einzelne  vegetative  Zellen  durch  Verschleimung  der  Mittell- 
amelle oder  dadurch  von  einander,  dass  die  unteren  Zellen  durch  ihrWachsthum  die  oberen 
Zellen  aus  der  äusseren  Membranschicht  des  Fadens,  welche  wie  eine  Scheide  zurückbleibt, 
hinauspressen,  um  sofort,  ohne  vorher  in  ein  Ruhestadium  zu  übergehen,  auszukeimen.  ^) 

26.  Gattung.   Trentepohlia  Mart.  (Chroolepus  Ag.)^) 

Thallus  aus  unregelmässig,  seitlich  verzweigten,  oft  dicht  verfilzten  Fäden  bestehend, 
welche  entweder  an  der  Luft  leben,  mehr  oder  weniger  nach  Veilchen  riechen  und  einen 
rothbraunen,  gold-  oder  orangegelben,  bisweilen  in  grün  übergehenden  ^)  Zellinhalt  zeigen 
oder  im  Wasser  vegetiren,  chlorophyllgrün  sind  und  nicht  duften.  Secundäre  Verzweigungen 
eben  so  dick  wie  die  Haupäste.    Endzellen  der  Aeste  nicht  zugespitzt. 

Vermehrung  durch  Zoogonidien,  welche  zu  besonderen,  an  verschiedenen  Theilen 
der  Fäden  liegenden,  endständigen  oder  seitlichen,  durch  ihre  Grösse  und  Form  von  den 


wie  es  z.  B.  Rabenborst  und  Kirchner  getlian  haben,  zugereiht,  sondern  stellte  sie  zu  der  zweiten 
[der  auch  im  Alter  festgewachsenen  C. -Arten]. 

')  Mehr  über  die  Dauerzellen  einiger  Trentepohliaceen  siehe  in  Wille's  „Über  Akineten 
und  Aplanosporen  bei  den  Algen"  1883. 

^)  Wie  Mycoidea  (Cunningham  „On  Mycoidea  parasitica"  1877,  Schmitz  „Chromatophoren 
der  Algen"  1883  p.  7)  so  steht  auch  Bulbotrichia  albida  Wood  (Fresh-water  algae  of  North  Ame- 
rica 1872  p.  205  Tab.  16)  der  Gattung  Trentepohlia  nahe;  die  zuletzt  genannte  Alge,  welche  am 
Grunde  alter  Bäume  zwischen  Moosen,  weissliche,  krustenförmige  Überzüge  bildet,  könnte  in  Böhmen 
noch  entdeckt  werden. 

')  Vergl.  Gobi's  „Algologische  Studien  über  Chroolepus  Ag."  1871  p.  127  und  Schmitz 
„Die  Chromatophoren  der  Algen"  1882  p.  7,  11. 


gg  Trentepohlia. 


vegetativen  Zellen  meist  sehr  diiferirenden  Gonidansiien  zu  25  bis  32  und  mehr  entstehen, 
mit  2  Cilieu  versehen  und  am  hinteren  Ende  rothbraun  oder  chlorophyllgrün,  am  vor- 
deren farblos  sind.  Nachdem  die  Schwärmzellen  aus  den  Gonidangien  herausgetreten 
sind,  schwimmen  sie  im  Wasser  eine  Zeit  lang  umher,  copuliren  und  keimen  zur  Ruhe 
gekommen;  wenn  sie  während  des  Schwärmens  nicht  copulirt  haben,  gehen  sie  oft  zu 
Grunde.  ^)  Die  Entwickelung  der  Fäden  aus  keimenden  Zygoten  ist  noch  nicht  ver- 
folgt worden.  '^) 

1.  Sect.  Chroolepus  (Ag.)  nob.  An  der  Luft  lebende  Arten. ')  Die  im  Zellinhalte 
der  vegetativen  Zellen  vorhandenen  Chlorophoren  von  rothen  Schleimkugeln  (Haemato- 
chrom)  theilweise  oder  vollständig  verdeckt,  daher  der  Zellinhalt  mehr  oder  minder  bis 
vollständig  gold-  oder  orangegelb  bis  rothbraun  gefärbt. 

a)  Fäden  orange-  bis  mennigroth,  gold-  bis  fast  schwefelgelb,  seltener  gelblich- 
olivengrün  (Trentepohlia  lagenifera),  trocken  gelb-  oder  schrautziggraugrün,  mehr  oder 
weniger  nach  Veilchen  duftend. 

118.  T.  aurea  (L.)  Mart.  (Chroolepus  aureum  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  I.  93.) 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nro.  40!  Bildet  orangerothe,^)  trocken  grünlich-  bis  aschgraue 
oder  gelbliche,  tilzige  Raschen  oder  Überzüge.  Fäden  reichlich  verästelt,  Verzweigungen 
meist  dicht  verflochten.   Veget.  Zellen  10  bis  20  ^  dick,   l^o  l»is  3mal  so  lang. 

a)  genuina  (Rbh.)  nob.  [Chr.  aureum  a)  caespitosum  Rbh.]  Raschen  klein, 
anfangs  von  einander  entfernt,  später  zusammenfliessend,  frisch  orangeroth,  trocken  grau. 

h)  tomentosa  Ktz.  Lager  polsterförmig,  dicht  verfilzt,  4  bis  6  mm  dick,  meist 
ziemlich  ausgebreitet,  trocken  gelblich  bis  schwefelgelb ; 

var.  ß)  lanosa  Ktz.  (incl.  pulvinata  Ktz.)  Fäden  kraus,  leicht  unter  einander 
verflochten,  mit  zahlreichen,  ein  Avenig  verdünnten,  einander  genäherten  Zweigen. 

Auf  feuchten,  schattigen  Felsen,  Mauern,  alten  Bretterwänden,  "Wasserrinnen, 
Holzstämmen  im  Hügellande  und  in  Gebirgsgegenden  durch  das  ganze  Jahr  verbreitet 
(1 — 12).  In  der  Umgebung  von  Prag  nicht  selten,  so  an  den  Stadtmauern  zwischen 
Sand-  und  Strahower-Thor,  von  Bracht  als  Byssus  aurea  Mus !  gesammelt,  auf  feuchten 
Sandsteinfelseu  am  Laurenziberg  schon  von  Opiz  [Mus!j  gesammelt,  meist  h)  auch  var.  ß) 
[Rbh.  I'lora  europ.  alg.  III.  p.  372,  Ktz.  Spec.  alg.  p.  426].  a)  und  h)  an  feuchten  silu- 
rischen Kalksteinfelsen  bei  Chuchelbad  hinter  dem  Badhause  spärlich,  bei  St.  Prokop,  im 
Chotec-Thale,  bei  Karlstein,  St.  Ivan,  an  den  Felsen  an  der  "Westbahn  zwischen  Budiian 
bis  Beraun,  im  Suchomaster  Thale  bei  Königshof  mehrfach ;  an  bemoosten  Sandstein- 
felsen bei  Liboc,  an  feuchten  Mauern  des  Thiergartens  „Stern",  an  einer  Brückenmauer 
auf  der  Strasse  zwischen  Mukaf ow  und  fi,ican ;  an  Sandsteinen  bei  Jung-Bunzlau,  Bakov, 
Turnau,  Podoli  nächst  "Weisswasser  mehrfach;  bei  Eisenbrod  an  Sandsteinmauern  an  der 
Bahn,  am  Urkalk  in  der  Nähe  der  Kalkbrüche;  an  Dyassandsteinen  bei  Alt-Paka,  Arnau, 
Trautenau,  Nachod ;  auf  Urgebirgssteinarten  bei  Johannisbad,  am  Ufer  der  Elbe  in  Hohen- 
elbe,  in  der  Spindelmühle!  in  der  grossen  Schneegrube  [Krch.  Algen,  p.  75];  h)  bei 
B.  Aicha  an  einer  Wasserrinne  [Benesch  Mus !] ;  bei  Kolin  [Veselsky  Mus !] ;  auf  der 
Rinde  von  alten  feuchten  Baumstämmen  bei  Eichwald  und  Zinnwald  im  Erzgebirge, 
ebenso  am  Schwarzen-See  im  Böhmerwald ;  bei  Hohenfurth  an  Felsen  und  an  Stifts-  und 
Dommauern,  bei  Rosenberg,  in  Ki'ummau  an  einer  alten  Gartenmauer  in  den  fürstlichen 
Pai-kanlagen ! 

119.  T.  abietina  (Flot.)  Wille  (Chroolepus  abietinum  Flot.  Tab.  phycol.  IV. 
T.    91    Rbh.   Alg.    exs.    Nro.    658 !)    Bildet    dünne,  rötliliche    oder   fast   goldgelbe,    matt 


')  Vergl.  Wille's  „Über  die  Zoogonidien  bei  Trentepohlia  und  ihre  Copulation"  1878  und 
Ijagerheim's  „Bidrag  tili  sveriges  algfloi-a"  1883  p.  74. 

*)  Vergl.  auch  Gobi's  „Algologische  Studien  über  Cliroolepus  Ag."  1871  p.  1.35  u.  f. 

^)  Über  den  relativen  Werth  der  Kützing'schcn  Chroolepus-Arten  siehe  mehr  in  Gobi 
1.  c.  p.  12.5  u.  f. 

*)  Den  rothen  Farbstoff,  welcher  bei  dieser  und  vielen  anderen  Algen  (in  Sporen,  Aki- 
neten  etc.)  vorkommt,  hat  Rostafinski  (Bot.  Zeitung,  1881,  p.  465),  Cohn's  Haematochrom  (1867) 
übersehend  Cblororutin  (1881)  benannt. 


Trentepohlia.  37 


glänzende,  trocken  graugelbliche  Rüschen.  Fäden  verzweigt,  mit  gekrümmten  Aesten.  Yeget. 
Zellen  6  bis  9  jw  dick,  1  bis  3mal  so  lang,  cylindrisch  oder  in  der  Mitte  bauchig  ange- 
schwollen. Gonidangieu  fast  kugelig  end-   oder  seitenständig,  bis  30  ii  dick. 

Auf  der  Rinde  von  Nadelhölzern,  insbesondere  an  Abies  pectinata  wie  vor.,  meist 
in  höheren  Gebirgsregionen  verbreitet  (1 — 12).  So  bei  Neuhof  von  Peyl  als  Chroolepus 
odoratum  Ag.  Mus !  bei  Kolin  gesammelt,  v.  Veselsky  mit  Chroolepus  aureum  Mus !  in 
Wäldern  bei  Lichtenau,  Wichstadtl  und  Bärnwald  an  der  Adler!  in  Ronower  Wäldern 
(Peyl  Mus !)  bei  Herrnskretschen  in  der  böhm.  Schweiz !  bei  Chotebof  (E.  Bayer !),  bei 
Hradek  nächst  Moldautein  (Mus!). 

120.  T.  odorata  (Lyngb.)  Wittr.  (Chroolepus  odoratum  Ktz.,  Chr.  betulinum  Rbh.) 
Tab.  phycol.  IV.  T.  94.  Bildet  dünne,  filzige,  röthlichgelbe,  mennigrothe,  seltener  orange- 
farbige [var.  ß)  aurautiacum  Ktz  Tab.  phycol.  lY.  T.  94],  trocken  gelbliche  oder  schmutzig 
graugrüne  Raschen.  Fäden  ziemlich  knorrig,  brüchig,  verzweigt  mit  niederliegenden  oder 
parallel  aufsteigenden  Aesten.  Veget.  Zellen  10  bis  16  ^  dick,  1  bis  2mal  so  lang,  an 
den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürt,  mit  ziemlich  dicker  Membran ;  im  Zellinhalte  öfters 
kleine  Tropfen  von  Öl  [var.  y)  oleiferum  (Ktz.)  Rbh.  (Chroolepus  oleiferum  Ktz.)]. 

Au  der  Rinde  von  Laubbäumen,  an  Birken,  Pappeln,  Buchen  u.  a.,  seltenerauch 
an  Nadelhölzern  wie  vor.  (3—11).  So  an  der  Rinde  von  Populus  nigra  an  der  Moldau 
bei  Klecanky  nächst  Roztok,  bei  Zawist,  nächst  Chotec  im  Radotiner  Thale,  bei  Jung- 
Bunzlau,  im  Stadtpark  in  Klattau;  var.  ß)  auch  am  Spitzberg  im  Böhmerwalde,  in  den 
Siebengründen  im  Riesengebirge! 

121.  T.  lagenifera  (Hild.)  Wille  (Chroolepus  lageniferum,  Hild.)  Botan.  Zeitung 
1861  T.  3  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  410!  Bildet  oliven-  oder  gelblichgrüne,  gold- 
bis  orangegelbe  nicht  oder  schwach  duftende  zarte.  Raschen  oder  Überzüge.  Fäden  unregel- 
mässig verzweigt,  brüchig.  Veget.  Zellen  meist  3  bis  6  n  dick,  3  bis  4mal  so  lang. 
Endzellen  oft  zu  birn-  oder  fast  kugelförmigen  Gonidangien  umgebildet. 

An  feuchten  Mauern,  nasser  Erde,  Baumrinde,  Brettern,  auf  Blattoberfläche  ver- 
schiedener Warmhauspflanzen,  bisher  blos  in  Warmhäusern  angetroffen  (1 — 12).  So  in 
dem  Prager  Vereinsgarten  auf  Blättern  von  Anthurium,  Bilbergia  u.  a.  dünne  goldgelbe 
Überzüge  bildend,  im  gräfl.  Fürstenbergisclien  Garten  auf  der  Kleinseite,  im  Baumgarten 
auch  auf  der  Rinde  einer  Pandanus-Art,  in  einigen  Privat- Warmhäusern  auf  der  Neustadt, 
im  k.  k.  Botan.  Garten  am  Smichow  mehrfach,  im  gräfl.  Kinsky'schen  Garten,  auch  auf 
feuchter  Erde  im  Ananashause  mit  Aphanocapsa  (Porphyridiumj  Wittrockii  (Rieh.)  nob. 
und  im  Clam-Gallas'schen  Garten  am  Smichow ! 

h)  Fäden  meist  dunkelrothbraun  gefärbt ;  selten  wechselt  die  Färbung  vom  Roth- 
braun bis  zum  Goldgelb  und  Gelblichgrüu  (T.  unciuata),  trocken  schmutziggraugrün,  nicht 
oder  stark  (T.  iolithus)  nach  Veilchen  duftend. 

122.  T.  umbrina  (Ktz.)  Bor.  (Chroolepus  umbrinum  Ktz.,  incl.  Chr.  irreguläre 
Ktz.,  Protococcus  umbrinus  Ktz.,  Prot,  crustaceus  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  92.)  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  42 !  Bildet  ziemlich  kräftige,  rothbraune  nicht  duftende  Anflüge. 
Fäden  kurz,  niederliegend,  zerbrechlich.  Verzweigungen  wenig  entwickelt,  unregelmässig. 
Veget.  Zellen  oft  vereinzelt,  ohne  Ordnung  zusanimengehäuft,  14  bis  22  n  dick,  1  bis 
2mal  so  lang,  länglich  elliptisch  oder  fast  kugelrund,  an  den  Scheidewänden  eingeschnürt, 
Gametangien  von  den  veget.  Zellen  kaum  zu  unterscheiden ; 

var.  ß)  cpiercina  (Ktz.)  Rbh.  (Chroolepus  quercinum  Ktz.)  bildet  dünne,  rothe 
Überzüge,  Zellen  bis  16  /t  dick. 

An  der  Rinde  von  Laubbäumen,  an  Brettern,  Zäunen,  Holz-  und  Steinpfosten 
meist  auf  der  Westseite,  insbesondere  in  feuchten  Wäldern,  am  Ufer  von  Bächen,  Flüssen 
etc.,  seltener  auch  an  Felsen'  durch  ganz  Böhmen  bis  in  das  Hochgebirge  verbreitet,  in 
feuchteren  Gebieten  häufig,  stellenweise  (in  trockenen  Lagen)  aber  nur  zerstreut ;  var.  ß) 
auf  der  Rinde  alter  Eichen,  in  Wäldern  u.  a.,  seltener.  In  der  nächsten  Umgebung  von 
Prag  mehrfach,  so  an  alten  Weiden  am  Ufer  des  Boticbaches  nächst  Folimanka,  am 
Ufer  der  Moldau,  auf  den   Moldauinseln,    bei   Podol,    am   Laurenziberg,    im  Baumgarten, 


gg  Trentepohlia. 


Vysocaii,  iu  der  Särka,  bei  Liboc,  Rusin,  Hlubocep,  St.  Prokop,  Jiuouic,  Cliuchelbad 
auch  var.  /i) ;  bei  Eoztok,  Klecan ;  bei  Chwal,  Hrdlofez,  Präc,  Mecholup,  Aufinewes; 
bei  Sträncic,  Mnichowic,  Ondfejow,  Sazawa,  Kocerad,  Pfestawlk,  Cercan;  bei  Krc,  Kuii- 
ratic,  Bechowic,  Ouwal  auch  var.  ß) ;  bei  Radotin,  Chotec,  Karlstein  (auch  an  Felsen 
unter  der  Burg),  St.  Iwan,  Beraun,  Königshof,  Pürglitz,  Stadtl,  Rakonitz,  Schlau,  Peruc, 
Laun,  Chlumcan,  bei  Libochowic,  Cizkowic,  Sulowic,  Lobositz,  Calositz,  Leitmeritz, 
Rauduitz,  Westec,  Kralup ;  bei  Elbe-Kostelec,  Neratowic  auch  ß),  Lysa,  Kolin !  bei 
Neuhof  (Veselsky  als  Chr.  crustaceum  Mus!)  bei  Kacin  [Peyl  als  Chroolepus  crustaceum 
Mus !],  Voskovrch,  Chlumec,  Zizelic ,  Pardubic,  Doubravic,  Smific,  Hofic,  Wostromer, 
Starkoc,  Nachod,  Königgrätz,  Jicin,  Dymokur,  Kfinec,  Rozd'alowic,  Jung-Bunzlau,  Bakow, 
Semil,  Turnau,  Eisenbrod,  Svärow,  Tannwald,  Parschuitz,  Trautenau,  Alt-Paka,  Johannisbad, 
Hohenelbe ;  im  Riesengebirge  bei  den  Krausebauden,  bei  Spindelmühle,  in  den  Sieben- 
gründen (spärlich);  bei  Hab  stein,  Hirschberg,  Weisswasser,  B.  Aicha,  Bodenbach,  Herrns- 
kretschen,  Teplitz,  Eichwald,  Zinnwald  (spärlich);  bei  Bilin,  Sauerbrunn,  Brüx,  Püllna, 
Saaz,  Neu-Straschitz,  Carlsbad  (spärlich);  bei  Franzensbad,  Mies,  Pilsen,  Klattau,  Horaz- 
d'owic,  Pisek,  Budweis,  Frauenberg,  Lomnic,  Wittingau,  Tabor,  Wotic,  Olbramowic,  Stupcic, 
Sobieslau,  Veseli,  Protivin,  Pfibram,  Jinec,  Hofowic;  bei  Beneschau,  Bystric,  Podoli, 
Kaplitz,  Zartlesdorf,  Hohenfurth,  Rosenberg,  Ruckendorf,  Ebenau,  Krummau! 

123.  T.  Bleischii  (Rbh.)  Wille  (Ch.  Bleischii  Rbh.,  Ch.  umbrinum,  v.  elongata 
Bleisch.)  Bildet  filzige,  röthliche  oder  röthlichbrauue,  nicht  duftende  kleine  Raschen, 
mit  knorrigen,  ziemlich  kurzen  und  meist  niederliegenden  spärlichen  Verzweigungen. 
Veget.  Zellen  22  bis  31  ja  dick,  IV2  bis  2mal  so  lang,  Gametangien  bedeutend  grösser 
als  die  veget.  Zellen ; 

var.  ß)  piceae  Wille  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  221 !  Chroolepus  odoratum 
(Lyngb.)  Ag.  var.  ß)  Rbh.  Alg.  exs.  Nr.  616!  Fäden  kurz,  aus  wenigen  Zellen  bestehend, 
Verzweigungen  spärlich,  gekrümmt.  Veget.  Zellen  15  bis  30  /*  dick,  1  bis  2mal  so  lang, 
mit  2  bis  5  jtt  dicker  Membran,  Gametangien  27  bis  37  fc  dick. 

An  der  Rinde  von  alten  Laubbäumen  und  Nadelhölzern  [var.  ß)],  meist  in 
Wäldern  in  Gebirgsgegenden,  selten  (1 — 12).  So  im  Riesengebirge  mehrfach,  bei  Ober- 
Hohenelbe,  Spindelmühle,  in  den  Siebengründen ;  im  Erzgebirge  bei  Zinnwald ;  im  Böhmer- 
walde am  Spitzberg  var.  ßl 

124.  T.  uncinata  (Gobi)  nob.  [Chroolepus  uncinatus  Gobi,  Bul.  akad.  scient.  de 
St.  Petersbourg  1872  Tab.   17.]     Bildet   bräunlich-    oder  röthlichgelbe    bis  gelblicbgrüne, 

nicht  duftende,  dünne  Raschen.  Fäden  zu  kleineren  oder  grösseren 
Häufchen  oder  Büscheln  vereinigt,  seltener  zerstreut,  meist  ver- 
zweigt (blos  kurze  Fäden  sind  unverzweigt),  von  verschiedener 
Länge.  Veget.  Zellen  der  Hauptfäden  15  bis  27  jit  dick,  1  bis 
l^l^mal  so  lang,  die  der  Zweige  12  bis  20  [i  dick,  1  bis  2mal 
so  lang,  an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürt.  An  den  End- 
zellen der  Fäden  1  bis  3  hakenförmig  gekrümmte  Subsporangial- 
zellen,  an  deren  oberem,  schmalem,  halsartigem  Ende  je  ein  Zoo- 
sporangium  (Gonid-  oder  Gametangium)  sitzt.  Zoosporangien  fast 
kugelrund  oder  elliptisch,  fast  zweimal  so  dick  als  die  veget. 
9Ö  T  f  y>v-  '^ßllöD)  lüit  einer  farblosen  Papille,  welche  zur  Zeit  der  Reife 
uncinata  (Gobi)  nob  ^^^  Schwärmzellen  platzt,  sich  öffnend.  Nach  der  Entleerung  der 
Stück  eines  verzweigten      Sporangien    fallen    diese    meist  von    den    sie  tragenden  Fäden  ab. 

/tS^'^ricber  türoWen  ^^  ^^^^  ^^"*^®  ^^^^  Laubbäumen  (Ahorn,  Espe,  Linde  u.  a.) 

Ende  auf  der  fiaschen-  """^  ^^^  Nadelhölzern  meist  am  Grunde  alter  Baumstämme  [etwa  1 

förmigen  Subsporangia-  bis  4  dm.  über  dem  Boden]  wie  vor.  selten  (1 — 12).    Bisher  blos 

zelle  ein  fast  kugelför-  im  Riesengebirge  bei  der  Spindelmühle  und  in  den  Siebengründen 

miges     Zoosporangium  jj^  grösserer  Menge ! 
tragt.  Verg.  etwa  lOOinal.  °  '^ 

125.  T.  iolithus  (L.)  Wittr.  [Chroolepus  iolithus  (L.) 
Ag.  Tab.  phycol.  IV.  T.  95.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  41  !  Bildet  rothbraune, 
trocken   schmutziggraue    oder  graugelbe,  dünne  Raschen  und  filzige,  stark    nach  Veilchen 


Trentepohlia. 


89 


duftende')  Überzüge.  Verzweigungen  verworren,  öfters  auch  unter  einander  verwachsen. 
Veget.  Zellen  14'  bis  24  fi  dick,  1  bis  2  (die  äussersten  bis  6)mal  so  lang,  in  der  Mitte 
angeschwollen,  mit  dicker  Membran; 

var.  ß)  hovinum  (Flot.)  Rbh,  (Chroolepus  bovinum  Flot.  incl.  Chr.  rupestre  Ktz. 
et  Chr.  hercynicum  Ktz.  Tab.  phycol  IV.  T.  92,  95.)  Sehr  dünne,  rothbraune,  pulverige 
Anflüge  bildend,  welche  auch  trocken  ihre  ursprüngliche  Farbe  wenig  verändern. 

Auf  Steinen,  Felsen  blos  im  Hochgebirge  (1 — 12).  Im  Riesengebirge  in  höheren 
Lagen  überall  verbreitet,  am  häufigsten  an  feuchteren  Standorten,  insbesondere  in  der 
Nähe  der  Elbe,  auch  an  Steinblöcken  in  derselben,  so  von  Ober-Hohenelbe  zu  den  Krause- 
bauden stellenweise,  bei  der  Spindelmühle,  unter  dem  Eibfall,  ebenso  am  Wege  von  den 
Siebengründen  nach  Spindelmühle,  auf  der  Schneekoppe,  im  Riesengrund  mehrfach!  bei 
den  Dessewasserfällen  nächst  Tannwald  var.  ß)  reichlich;  auf 
Steinen  nm  St.  Annaberg  bei  Bärnwald  var.  ß)  spärlich!  In 
den  Sudeten  [Karl  (wo?)  Mus!]  Im  Erzgebirge  am  Wege  von 
Eichwald  nach  Zinnwald!  auf  dem  Grauenstein  (Hoffmann  Mus!) 
Im  Böhmerwalde  am  Spitzberg,  an  den  Ausflüssen  des  Schwarzen- 
und  Teufels-Sees  reichlich,  am  Arber-See,  auch  noch  in  Eisenstein 
an  Felsblöcken  hie  und  da  nicht  selten!  bei  Hohenfurth  am 
Hammerleiterbach  var.  ß)  spärlich  1  am  Kubany  (Prof.  L.  Celakovsky). 

126.  T.  velutina  (Ktz.)  nob.  [Chroolepus  velutinum  Ktz. 
Tab.  phycol.  IV.  T.  91.]  Bildet  rothbraune,  dünne,  dicht  ver- 
verfilzte Raschen  oder  Überzüge.  Hauptfäden  und  Zweige  ver- 
längert, gekrümmt,  an  der  Spitze  aus  etwas  dünneren  Zellen 
zusammengesetzt.  Verzweigungen  der  Fäden,  mit  einander  im 
Zusammenhange  bleibend.  Veget.  Zellen  7  bis  9  /<  dick,  2  bis 
4mal  so  lang,  cyliudrisch. 

An  feuchten  Felsen,  hölzernen  Wasserleitungsrinnen  u.  ä. 
wie  vor.,  selten  (3  —  11).  Im  Erzgebirge  (nach  Rbh.).'') 

2.  Sect.  Le^;^os/ra  Borzi  ampl.  Im  Wasser  lebende  Arten. 
Die  im  Zellinhalte  der  vegetativen  Zellen  befindlichen  Chloro- 
phoren  frei ,  von  rothen  Schleimkugeln  (Haematochrom)  nicht 
verdeckt  (dieses  ist  blos  in  den  Dauerzellen  (^Akineten)  vorhanden.) 


127.  T.  Willeana  nob.^)  Bildet  stark  von  kohlensaurem 
Kalke  incrustirte,  niedrige  Raschen  von  hellgrüner  Farbe.  Fäden 
reichlich  verzweigt,  Zweige  gedrängt,  so  dick  wie  die  Hauptfäden, 
öfters  leicht  gekrümmt,  meist  aber  dem  Hauptstamme  eng  anliegend. 
Veget.  Zellen  ,3  bis  5  //  dick,  1  bis  1  '/j  selten  bis  2 mal  so  lang, 
an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürt,  mit  dünner  farbloser 
Zellhaut  und  breiten  wandständigen    Chlor ophoren.*)     Dauerzellen 


Fig.  39.  Trentepohlia 
Willeana  uob.  Stück 
eines  verzweigten  Fa- 
dens, an  welchem  die 
untersten  Zellen  zu  Dau- 
erzellen (Akineten)  sich 
schon  umzuwandeln  be- 
ginnen, ihr  Zelliuhalt  ist 
vosenroth  gefärbt  und 
ölartig  glänzend  gewor- 
den. Verg.  eoomal. 


')  Bekannt  unter  dem  Namen  „Veilchenmoos"  oder  „Veilchenstein". 

*)  Was  ich  bisher  in  Exsiccaten  unter  dem  Namen  Chroolepus  velutinum  Ktz.  gesehen 
habe,  waren  rothbraun  gefärbte  Fäden  verschiedener  Moosvorkeime.  Dasselbe  gilt  auch  von  Gon- 
grosira  ericetorum  Ktz.,  welche  z.  B.  Veselsky  bei  Neuhof  nächst  Kolin  gesammelt  hat  Mus !  Dass 
Gongrosira  ericetorum  Ktz.  keine  Alge,  sondern  Moosprotonema  sei,  ist  auch  von  Wille  nach- 
gewiesen worden.  Wie  die  soeben  genannte  Gongrosii*a,  so  sind  in  neuerer  Zeit  auch  alle  anderen 
von  Kützing,  Rabenhorst,  P.  Reinsch,  Grunow,  Zeller,  Schaarschmidt  bescbriehenen  Gongrosira- 
Arten  theils  zu  der  Gattung  Trentepohlia  zugetheilt  worden,  theils  als  gewisse  Entwick^lungs- 
zustände  anderer  chlorophyllgrüner  Algen,  Moose  etc.  aus  dem  Algensysteme  eliminirt  worden. 
Siehe  mehr  darüber  in  Wille's  „Om  slaegten  Gongrosira  Ktz."  1883,  in  Borzi's  „Studi  algologici" 
I,  1883,  in  Schaarschmidt's  „Adatok  a  Gongrosirak",  1883  etc. 

=*)  Steht  der  Leptosira  mediciana  Bzi  „Studi  algologici"  I,  1883  und  dem  Chroolepus  sp. 
P.  Reinsch  „Contributiones  ad  algolog.  et  fungolog."  1875  p.  72.  Tab.  6.  Chlorophyllophvceae 
am  nächsten. 

*)  Ich  beobachtete  auch  Fäden,  welche  endophytisch  zwischen  den  Epidermis-Zellen  ihres 
Substrates  vegetirten,   deren  Chromatophoi-en  fast  tarblos  oder  blass  gelblichgrün   gefärbt  waren. 


90 


Ohloroty  lium. 


Fig.    40. 
reichlich 


Stück     eines 
verzweigten 
Fadens  derselben  Alge, 
etwa  lOOmal  vergr. 


(Akineten)  je  eine  aus  einer  veget.  Zellen  entstehend,  meist  6  bis 
9  [i  dick,  kugelig,  eiförmig  oder  von  unregelmässiger  Form,  mit 
blass  raennig-  oder  rosenrothem  (Haematochrom  enthaltendem)  öl- 
artig  glänzendem,  dichter  gekörntem  Inhalte. 

In  Teichen  au  verschiedenen  Wasserpflanzen  festsitzend 
und  an  ihrer  Oberfläche  eine  dünne  blassgrünliche  Sinterkruste 
bildend  (6  —  8).  Bisher  blos  in  einem  Teiche  bei  Chlumcan  nächst 
Laun  in  grösserer  Menge  1884 !  ') 


27.  Gattung.   Clilorotyliiim  Ktz. 


Thallus  aus  stark  verzweigten  Fäden  gebildet,  welche  concentrisch  zu  einem 
halbkugeligen  seidig  weichen  oder  (gewöhnlich)  von  kohlensaurem  Kalk  stark  incrustirten, 
polsterförmigen,  festsitzenden  Lager  vereinigt  und  die  mit  ihrem  mit  einem  farblosen 
Rhizoide  endigenden,  etwas  verdünnten  Basalende  zu  einem  filzigen  Geflecht  verflochten 
sind.  Verzweigungen  zahlreich,  dicht  gedrängt,  ebenso  dick  wie  die  Haupfäden.  Veget. 
Zellen  bandförmige,  breite  Chlorophoren  enthaltend;  seltener  (Ch.  cataractarum  Ktz.) 
wechseln  kürzere  grüne  Zellen  mit  viel  längeren,  fast  farblosen,  nur  wenig  Chlorophyll 
enthaltenden  Zellen  ab. 

Vermehrung  theils  (im  Frühjahre)  durch  zweiwimperige  Zoogonidien,  welche 
zahlreich  aus    dem  Inhalte  des  Gonidangiums    entstehen    und    ohne  zu  copuliren   keimen, 

theils  durch    kugelige  Dauerzellen  (Akine- 
ten), die  durch  Umwandlung  aus  den  veg. 

Zellen    entstehen ,    indem    diese    sich    ein 

wenig  vergrössern,    abrunden,    eine    rothe 

Färbung  annehmen  und  sich  von  einander 

trennen.    Die  Aveitere  Entwickelung  dieser 

Akineten  ist  noch  unbekannt.-) 

Nach  Erzeugung  mehrerer  Gene- 
rationen vergallerten  die  Fäden  im  Sommer 

öfters  wie  bei  Stigeoclonium  u.  ä.,  und  es 

entsteht  aus  ihnen,  indem  die  veget.  Zellen 

in  diesem  Zustande    sich    durch  gekreuzte 

Theilungsebenen  zu  theilen  beginnen,  eine 

Gloeocystis-Form.      Auch    in    den    Zellen 

dieser  Gloeocystis-Form,  deren  Zellen  bei 
der  Theilung  die  äussere,  resistentere  Schicht  der  Hülle,  nachdem  diese  gesprengt  wurde,  in 
ähnlicher  Weise  abwerfen  wie  Schizochlamys,  bilden  sich  zu  gewisser  Zeit  4  bis  16  Zoogo- 
nidien   aus,    welche    vier  Wimpern    besitzen    und    aus  welchem  direct    die    ursprüngliche 
Fadengeneration  des  Chlorotylium  hervorgehen  kann. 

128.  Ch.  cataractarum  Ktz.  ampl.  [iucl.  Cli.  incrustans  Reinsch]. 

aj  gemdmim  (Ktz.)  nob.  Tab.  pliycol.  V.T.  37.  Lager  lebhaft-  oder  blassgrün, 
trocken  graugrün,  selten  röthlichbraun  [var.  ß)  fuscescens  Ktz.],  von  kohlensaurem  Kalk 
stark  incrustirt,  hart,  im  Inneren  öfters  geschichtet,  polsterförmig.  Polsterchen  anfangs 
halbkugelig,  fast  mohnkorn-,    später  bis  hanfkorngross,    gedrängt   und  zusammenfliessend. 


Fig.  41.  Chlorotylium 
cataractarum  Ktz.  a)  ge- 
nuiuum.  Endtheil  eines 
einzelnen  verästeltenFa- 
dens,  etwa  250mal  vergr. 
(Nach  Kützing). 


Fig.  42.  Chlorotylium 
cataractarum  b)  incru- 
stans. Endtheil  eines 
verästelten  Fadens,  etwa 
250fach  vergr. 


')  Andere  im  Wasser  lebende  Trentepohlia-Arton  (T.  viridis  [Ktz.]  Wille  [Stereococcus 
viridis  Ktz.,  Gongrosira  sclerococcus  Ktz.  ex  p.)  und  T.  de  Baryana  (Rbh.)  Wille  (Gongrosira  de 
Baryana  Rbh.)]  sind  für  Böhmen  noch  zweifelhaft.  Die  bisher  in  Böhmen  unter  dem  Namen  Gon- 
grosira sclerococcus  Ktz.  gesammelte  Alge  ist  Chlorotylium  incrustans.  Chroolepus  pini  Auersw. 
von  Siegmund  bei  Reichenberg  und  Chroolepus  saxicola  Opiz  bei  Cibulka  nächst  Prag  gesammelt 
gehören  nicht  zu  Trentepohlia. 

.*)  Nach  Reinke  [Botan.  Zeitung,  1879  p.  479  in  Anmerk.]  wäre  es  nicht  unmöglich,  dass 
aus  diesen  Zellen  gesclilechtliche  Fortptlanzungszellen  entstehen. 


Müorothananioii. 


91 


Fcädeu  seitig  [scheiubar  dichoto misch]  verzweigt,  meist  parallel  verlaufend,  dicht  gednäugt 
mit  verlängerten,  mehrzelligen  Zweigen.  Veget.  Zellen  6  bis  12  ^  dick,  zweierlei,  die 
lebhaft  grünen  '/^  bis  l^j^mal,  die  mehr  oder  weniger  farblosen,  mit  den  grünen,  öfters 
reihenweise  abwechselnden,  2  bis  6mal  so  lang,  mit  dünner  Membran.  Dauerzellen  durch 
Haematochrom  blass  mennig-  oder  orangeroth,  blos  aus  den  kürzeren  Zellen  entstehend, 
9  bis  15  i^i  dick,  kugelrund  oder  länglich-elliptisch. 

h)  incrustans  (Reinsch)  nob.  [Ch.  incrustans  Reinsch  „Contributiones"  Tab.  1. 
ChlorophyllophyceaeJ  Zweige  kurz,  einzellig  oder  aus  wenigen  Zellen  zusammengesetzt. 
Veget.  Zellen  6  bis  12  ^  dick,  meist  Imal,  seltener  2  bis  3mal  so  lang,  alle  gleich- 
massig  grün  gefärbt;  erst  nach  Entleerung  der  Zoogonidien  aus  den  einzelligen  Seiten- 
zweigchen  werden  einzelne  Zellen  hyalin;  sonst  wäe  a). 

Auf  Steinen,  Felsen,  Hölzern,  Pflanzen  in  schnell  fliessenden  Bächen,  unter  Ka- 
tarakten, bei  Mühlgängen,  unter  Wehren  u.  ä.  krustenartige  Überzüge  bildend  (4 — 11). 
In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  im  Bache  bei  Hlubocep,  bei  St.  Prokop  bis 
gegen  Nova  Ves,  in  der  Generalka  noch  im  J.  1883  reichlich  mit  Akineten;  im  Chotec- 
Thale;  im  Bache  bei  Karlstein,  „v  Pänvich"  nächst  Srbsko,  bei  St.  Iwan,  im  Suchomaster- 
Thale  bei  Königshof;  in  Bächen  bei  Roztok,  Klecänky  meist  a)  und  &j;  bei  Melnik, 
Sulowitz  nächst  Lobositz  (mit  Akineten);  bei  Kozow  nächst  Laun,  Saidschitz,  bei  Bilin 
(mit  Akineten),  bei  Jung-Bunzlau,  Eiscnbrod  a)  ! 


28.  Gattung.    Mioi'othamuion  Näg. 

Der  Thallus  bildet  kleine,  mehr  oder  weniger  stark  verzweigte,  an  Wasser- 
pflanzen etc.  festsitzende  blassgrüne  Büschel.  Verzweigungen  seitlich,  fast  so  dick  wie 
die  Hauptfäden,  alle  einander  gleich  gestaltet.  Seiteuästchen  entstehen,  indem  die  untere 
von  zwei  Zellen  seitlich  unter  der  darüber  stehenden  hervorwächst 
und  eine  Querwand  nicht  an  der  Ausbuchtungstelle,  sondern  erst 
ein  Stück  darüber  bildet.  Veget.  Zellen  stets  länger  als  dick, 
dünnwandig,  mit  blass  grünen  Chlorophoren.  Endzellen  der  Zweig- 
chen dünner  als  die  übrigen  Zellen,  stumpf,  haarlos. 

Vermehrung  durch  Zoogonidien.  Gonidangien  endständig, 
von  den  veget.  Zellen  durch  ihre  Form  und  Grösse  wesentlich 
verschieden.  Dauerzellen   unbekannt. 

129.  M.  Kützingianum  Näg.  ampl. 

n)  germinum  (Näg.)  nob.  (M.  Kützingianum  Näg.  Tab.  phy- 
col.III.  T.  1.  non  exact.)  Bildet  kleine,  hellgrüne  Büschel.  Hauptfäden 
zuerst  fast  trichotom,  höher  subdichotom  verzweigt.  Verzweigungen 
ausgebreitet.  Einzelne  Aeste  einfach  oder  mit  kurzen  leicht  gebo- 
genen, nicht  steif  aufrechten  Zweigchen.  Veget.  Zellen  cylindrisch, 
3  bis  5  /t  dick,  3  bis  6mal  so  lang,  von  einander  durch  schmale  hya- 
line Zonen  getrennt;  die  unterste  Zelle  mit  stumpfem,  farblosem 
Ende  an  der  Unterlage  festsitzend,  die  am  Fusse  der  Verzwei- 
gungen stehenden  Zellen  knieförmig  gebogen. 

h)  strictissimwn  (Rbh.)  nob.  [M.  strictissimum  Rbh.  Alg- 
exs.  Nr.  829 !  Bulnheim's  Orig.  Exemp.  in  Mus !]  Bildet  grössere, 
blass  gelblicligrüne,  schleimige  Büschel.     Hauptfäden  dicht  besen- 
förmig    verzweigt.     Aestchen    straft',  gerade,    aufrecht    zusammen- 
gezogen.    Veget.    Zellen    3    bis    4  //  dick,    3    bis  8mal  so  lang; 
sonst  wie  a). 

In  stehenden  Gewässern,  Brunnen  (a),  Wassergräben, 
Sümpfen,  Teichen  auch  in  torfigen  Wässern  (hj  an  verschiedenen 
Fadenalgen,  Wasserpflanzen,  an  untergetauchten  Blättern,  Stengeln 
Ebene  und  im  Vorgebirge  verbreitet  (3 — 10).     In  der  Umgebung 


Fig.  43.  Micro thamnion 
Kützingianum  Näg.  a)  ge- 
nuinuni.  Gipfeltheil  ei- 
nes stärker  verzweigten 
Hanptastes  etwa  450inal 
vergr. 

etc.  festsitzend,  in  der 
von  Prag  mehrfach,  so 


92  MicrothaiTiiiioii. 


in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthore,  in  den  Sümpfen  bei  Yysocan,  im  Früh- 
jahre 1882  sehr  zahlreich,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau,  in  einem  Felsenbrunnen  an 
der  Nordseite  des  Zizkaberges  aj,  in  den  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Zäwist  b).  In  einem 
Brunnen  bei  Schlan,  bei  Kostelec  a.  E.,  Turnau,  Semil,  Eisenbrod,  Tannwald,  Künig- 
grätz ;  bei  Wichstadtl  und  Bärnwald  an  der  wilden  Adler  auch  am  Gipfel  des  Annaberges 
in  einem  torfigen  Graben;  bei  Hirschberg,  Seegrund  nächst  Eichwald,  bei  Franzensbad, 
in  einem  Brunnen  im  Stadtpark  im  Carlsbad;  bei  Mies,  in  den  Teichen  bei  Wotic, 
Lomnitz  nächst  Wittingau  hj,  bei  Frauenberg,  Budweis  und  Pisek !  ^) 


V.  Ordnung.    Siphoneae  (Siphophyceae  Rbli.). 

Der  Thallus  der  Siphoneen  besteht  aus  einer  einzigen  schlauch-  oder  blasenför- 
migen,  mehrfach  verzweigten,  verhältnissmässig  sehr  grossen,  vielkernigen  Zelle,  deren 
oberer  Theil  an  der  Luft  oder  im  Wasser  wachsend  Chlorophyll  in  Form  von  zahlreichen, 
in  einer  wandstäudigen  Schicht  liegenden,  scheibenförmigen  Chromatophoren  (Chloro- 
phoren)  enthält,  während  der  untere  Theil  zu  einem  chlorophyllosen,  oft  reich  verzweigten 
Haftorgane  (Rhizoide)  sich  ausbildet. 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  entweder  durch  Oosporen,  die  einzeln  in  Folge  der 
Befruchtung  der  in  Oogouien  eingeschlossenen,  stets  unbeweglichen  Eizellen  durch  in 
Antheridien  erzeugte  schwärmende  Spermatozoiden  entstehen  und  noch  in  demselben 
Jahre,  in  welchem  sie  entstanden  sind,  keimen,  oder  (Botrydium),  durch  Isosporen,  die  nach 
der  Copulation  zweier  gleich  gestalteter  Schwärmzellen  (Isogameten)  entstehen  und  bei 
ihrer  Keimung  sofort  eine  vegetative  Pflanze  hervorbringen.  Ungeschlechtliche  Vermehrung 
durch  neutrale  Zoogooidien,  durch  Zelltheilung  und  mancherlei  unbewegliche  Brutzellen 
(Dauerzellen  etc.). 

Übersicht  der  Familien  der  Siphoneen. 

XVI.  Familie.    Vaucheriaceae. 

Oogame,  mit  Oogonien  und  Antheridien  versehene,  schlauchförmige,  mehrere  vmi  lange, 
meist  dichotomisch  verzweigte,  dichte  Rasen  bildende,  einzellige  Algen,  welche  sich  durch  unge- 
schlechtliche, bewegliche,  an  ihrer  ganzen  Oberfläche  bewimperte  oder  durch  bewegungslose  Go- 
nidien  und  durch  geschlechtlich  entstandene  Zygoten  (Oosporen)  vermehren. 

XVII.  Familie.    Botrydiaceae. 

Isogame,  Oogonien  und  Antheridien  entbehrende,  kleine  (etwa  1  bis  3  mm  grosse)  blasen- 
förmige  einzellige  Algen,  mit  einem  chlorophyllhaltigen,  in  die  Luft  ragenden  stark  aufgeblasenen 
Ende  und  einem  unterirdischen,  hyahuen ,  vielfach  verästelten  rhizoidartigen  Theile.  Geschlechtliche 
Fortpflanzung  durch  Isosporen.    Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  einwimperige  Gonidien. 

XVL  Familie.    Vaucheriaceae. 

Der  Thallus  dieser  fadenförmigen,  einzelligen,  im  Wasser  und  auf  feuchter  Erde 
lebenden,  chlorophyllgrünen  Algen  besteht  aus  einem  einzigen,  lang  gezogenen  Schlauche, 
welcher  durch  Aussackungen  häufig  falsch  dichotom  verästelt  ist;  öfters  werden  auch 
farblose  Aestchen  (Rhizoiden)  in  den  Boden  eingesenkt.  Geschlechtsorgane  (Antheridien 
und  Oogonien)  meist  an  einer  und  derselben  Pflanze  vorhanden.  Die  nach  der  Befruchtung 
der  Oosphären  durch  Spermatozoiden  entstandenen  Oosporen  (Zygoten)  sind  mit  meh- 
reren Häuten  umgeben  und  wachsen  nach  einer  Ruheperiode  zu  einem  neuen  vegetativen 
Vaucheria-Schlauche  aus.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  1.  durch  bewegliche  oder  unbe- 
wegliche Gonidien,  welche  sich  einzeln  in  keulig  anschwellenden,  sich  abgliedernden 
Enden  der  Zweige  entwickeln,    2.  durch  Brutzellen,    d.  h.  durch  Endglieder  der  Zweige, 


*)  Microthamnion  vexator    Cooke    (Grevillea  XI.  p.  75)  u.  a.  M.-Arten  werden  vielleicht 
in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 


"Vauoheria.  93 


welche  von  diesen  abfallen  und  bald  keimen  können ;  3.  durch  besondere  Dauerzellen 
(Aplanosporen,  Ruhecysten).*)  Die  beweglichen  Zoogonidien  verhalten  sich  in  Bezug  auf 
ihre  Entstehung  und  weitere  Entwickelung  den  unbeweglichen  Gonidien  völlig  gleich.  Bei 
der  Keimung  kann  der  eine  von  den  beiden  dünnen  Keimschläuchen  zu  einem  reichver- 
zweigten hyalinen  Haftorgan  auswachsen,  welches  den  Thallus  im  Boden  befestigt. 


29.  Gattima-.   Vaucheria  D.  C. 


-"& 


Der  Thallus  ist  aus  einer  fadenförmigen  verzweigten  Zelle  gebildet,  welche  in 
ihrem  wandständigen  Protoplasma  in  einer  ununterbrochenem  Schichte  zahlreiche  Chro- 
matophoren  (Chlorophoren)  enthält ,  die  von  der  Zellwand  durch  eine  dünne  Lage 
farblosen  Plasmas  getrennt  sind.  Zwischen  den  kleinen  Chromatophoren  liegen  ebenfalls 
sehr  kleine  (beträchtlich  kleinere  als  die  Chlorophoren)  kugelige  Zellkerne  in  ziemlich 
regelmässiger  Anordnung  und  gleichmässiger  Vertheilung,  ausser  diesen  auch  noch  zahl- 
reiche Oeltröpfchen. 

Die  Oogonien  sind  fast  kugelige  Gebilde,  welche  an  den  mehr  oder  weniger 
verzweigten  Thallusfäden  hervorsprossen,  durch  eine  Scheidewand  von  dem  vegetativen 
Schlauche  sich  abgliedern  und  zur  Geschlechtsreife  an  der  Spitze  sich  öffnen.  Die  meist 
an  demselben  Faden  mit  den  Oogonien  vereinigten  Antheridien  sind  seitliche  oder  ter- 
minale, farblose,  verschieden  gestaltete,  öfters  hornartig  gekrümmte  Zellen,  welche  sich 
gleichfalls  von  dem  sie  tragenden  Thallusfäden  abgliedern  oder  von  demselben  durch 
eine  leere,  nicht  chlorophyllhaltige  Zelle  getrennt  sind  und  aus  ihrem  gesammten  Inhalt 
eine  grosse  Anzahl  kleiner  Spermatozoiden  bilden.  Die  Zahl  und  Anordnung  der  Ge- 
schlechtsorgane am  Thallus  ist  mannigfaltig.  Entweder  sitzen  Antheridien  und  Oogonien 
einzeln  oder  reihenweise  dem  Thallusfäden  direkt  auf  oder  sie  stehen  auf  kurzen  und 
dünnen  Seitenästchen.  Der  Inhalt  der  kugeligen  oder  birnförmigen,  seitlichen  oder  ter- 
minalen Oogonien  wird  bei  verschiedenen  Species  verschieden  zur  Eibildung  verwendet; 
entweder  wird  das  gesammte  Plasma  zur  Bildung  einer  Oosphaere  verwendet  oder  es 
wird  ein  Theil  dieses  durch  eine  Einschnürung  von  der  Hauptmasse  abgegrenzt  und  als 
Plasmatropfen  von  dem  später  sich  öffnenden  Oogonium  ausgestossen,  dabei  wird  die 
Membran  des  Oogoniums  am  Schnabelende  nicht  durchlöchert,  vielmehr  quillt  sie  gallert- 
artig auf  und  der  austretende  hyaline  Plasmatropfön  wird  durch  die  Gallerte  gepresst. 
Der  zurückgebliebene  Inhalt  des  Oogoniums  rundet  sich  ab,  sein  fast  loser  Scheitel  ist 
der  Empfängnissfleck.  Zu  der  Zeit,  wo  aus  dem  Oogonium  der  hyaline  Piasmatropfen 
ausgestossen  wird,  öffnet  sich  auch  das  Antheridium  und  entleert  seinen  schleimigen 
Inhal*  aus  welchem  die  in  ihm  enthaltenen  sehr  kleinen,  länglichen,  mit  zwei  Cilien  ver- 
sehenen, lebhaft  beweglichen  Spermatozoiden  im  Wasser  bald  zum  Scheitel  des  Oogoniums 
gelangen  und  mit  dem  farblosen  Empfängnissfleck  verschmelzen.  Die  so  entstandenen 
Zygoten  sind  dicht  mit  Oeltropfen  erfüllt  und  besitzen  eine  derbe,  meist  geschichtete  Haut. 

Ungeschlechtliche  Zoogonidien  entstehen  an  Aesten,  deren  oberes  Ende  keulen- 
förmig anschwillt,  dicht  gekörntes,  dunkelgrün  gefärbtes  Protoplasma  enthält  und  sich 
durch  eine  Scheidewand  abgrenzt.  Durch  einen  Riss  an  der  Spitze  tritt  der  ganze  Inhalt 
als  eine  grosse  längliche  oder  rundliche  Zoogonidie  heraus,  die  auf  ihrer  ganzen  Ober- 
fläche mit  kurzen  Cilien  bedeckt  ist.  Die  Zoogonidie  enthält  einen  mit  Zellsaft  erfüllten 
Hohlraum,  an  ihrer  Aussenfläche  wird  die  chlorophyllführende  Plasmaschicht  von  einer 
ziemlich  breiten  farblosen  Plasmaschicht  umgeben,  an  welcher  zahlreiche  Zellkerne  in 
regelmässiger  Anordnung  enthalten  sind.  Jedem  Zellkern  entspricht  ein  Paar  Cilien,  die 
von  der  Oberfläche  der  farblosen  Plasmaschicht  entspringen  und  paarweise  einem  klei- 
neren, dichteren  Knötchen  derselben  angeheftet  sind.  Wenn  die  Schwärmzelle  zur  Ruhe 
kommt,  wandern  die  Zellkerne  wieder  durch  die  Chlorophyllschicht  hindurch  an  die 
innere  Begrenzung  derselben.  Seltener  sind  die  Gonidien  cilienlos  und  bleiben  nach  ihrer 


')  Mehr  über  diese  sog.  Ruhecysten  siehe  in  Stahl's  Abhandlung  „Über  die  Ruhezustände 


der  Vaucheria  geiniuata"   1879. 


94 


"Vauoheria. 


Ausstossung  wie  die  ebenfalls  unbeweglichen  Z3^goten  längere  Zeit  unbeweglich  liegen, 
bevor  sie  keimen  und  sich  weiter  entwickeln.  Bei  Vaucheria  geminata  keimen  die  unbe- 
weglichen Gonidien  öfters  noch  innerhalb  ihres  Gonidangiums. 

Bei  dieser  und  bei  einigen  anderen  Vaucheria-Arten  übergehen  unter  Umständen 
die  einzelligen  Schläuche  durch  Bildung  von  Querscheidewänden  in  eine  Gongrosira-Form, 
welche  wieder  durch  Zerfallen  der  einzelnen  Plasmaportionen  dieser  Form  Protococcus- 
artige  Gebilde  liefert.^)  Sowohl  aus  der  Gongrosira-Form  wie  auch  aus  deren  Derivaten 
können  wieder  neue  normale  Vaucheria-Schläuche  auskeimen;  häufiger  als  dieses  tritt 
das  Zerfallen  des  Plasmas  in  eine,  je  nach  der  Grösse  des  Ganzen  wechselnde  Anzahl 
von  Portionen  ein,  aus  welchen,  wenn  sie  durch  eine  seitliche  Öffnung  der  Gliederzelle 
ins  Wasser  gelangen,  nach  kürzerer  oder  längerer  Frist  amöboide  Plasmakörper  meist  in 
grösserer  Anzahl  [nach  Stahl  bis  40  und  mehr  aus  dem  Plasma  einer  Gliederzelle]  ent- 
stehen. Nachdem  diese  Vaucheria-Amöben  eine  Zeit  lang  sich  bewegt  haben,  gehen  sie  in 
einen  Ruhezustand  über;  ihr  Plasma  nimmt  Kugelgestalt  an  und  umgibt  sich  mit  einer 
Membran,  ihr  Chlorophyll  und  die  übrigen  Inhaltsbestandtheile  rücken  an  die  Peripherie 
der  sich  allmählich  vergrössernden  Kugel.  Unter  günstigen  Umständen  wachsen  dann  die 
aus  den  V. -Amöben  hervorgegangenen  grünen  Kugeln  zu  neuen,  feinen  Vaucheriaschläuchen 
aus.  An  trockenen  Standorten  gehen  sie  aber  in  einen  Ruhezustand  über.  Die  Mehrzahl 
dieser  Ruhezellen  oder  sog.  Cysten  ist  von  kugeliger  seltener  von  unregelmässiger,  bolmen- 
förmiger  etc.  Form,  ihre  Membran  wird  dicker  und  es  treten  in  derselben  eigenthümliche 
locale  braune,  linsenförmige  Verdickungen  auf.  Auch  diese  Ruhezellen  oder  Cysten  sind 
einer  Vermehrung  durch  Theilung  fähig  und  aus  ihrem  Inhalte  wachsen  bei  der  Keimung 
neue  feine  Vaucheriafäden  aus.'*) 

A.  Corniculatae.  Antheridien  hörn-  oder  hakenförmig  gekrümmt,  am  Ende  kurzer 
Seitcnästchen  des  Thallus. 

a)  Sessiles.     Oogonien    neben  den  Antheridien    sitzend    oder  sehr  kurz  gestielt. 

130.  V.  sessilis  (Vauch.)  De  C.  [incl.  V.  repens  Hass.] 

a)  gemdna  (Vauch.)  Rbli.  Tab.  phycol.  VI.  T.  59.  Wittr.  et  Nordst.   Alg.  exs. 
Nr.  456!     Lager  rasen-  oder  polsterförmig,  schmutzig  oder  blassgelbgrün,    etwas  schlüp- 


Fig.  44.  Vaucheria  sessilis  (Vauch.)  De  C.     Zwei  durch  Keimung 

einer  ungeschlechtlichen  Zoogonidie  entstandene  kurze  Schläuche 

mit  einem  wurzelähnlichen  Haftorgan.     Vergr.  etwa  80mal. 

ferig,  weich.  Fäden  spärlich  verzweigt,  120  bisweilen  aber  auch  nur  50  //  dick. 
Oogonien  auf  den  Hauptfäden  sitzend,  schief  eiförmig  und  kurz  geschnäbelt,  einzeln  zu 
2  bis  :i  genähert,  öfters  nur  60  /<  dick,  105  //  lang.  Antheridien  am  Ende  eines  horn- 
bis  hakenförmig  gekrümmten  oder  schneckenförmig  eingerollten  Astes,  nicht  selten  in 
der  Mitte  zwischen  zwei  Oogonien.  Membran  der  Oosporen  dreischichtig.  Zoogonidien 
ringsum  mit  Cilien  bedeckt,  in  keulenförmig-eiförmigen  Gonidangien  entstehend  (V.  cla- 
vata  Auct.).     Im  Wasser  lebend. 


')  Vergl.  Stahl  „Über  die  Ruhezustände  von  Vaucheria  geminata"  1879. 
^)  Mehr  über  diese  Ruhezellen  in  Stahl's  Abhandlung  1.  c.  p.  134  u.  f. 


"Vauoheria.  95 


bj  repens  (Hass.)  Rbb.  (V.  repens  Hass.)  Tab.  phycol.  VI.  T.  18.  Auf  feuchter 
Erde.  Lager  dünne,  filzige,  grüne  bis  gelblichgrüne  Überzüge  bildend.  Fäden  leicht  ver- 
flochten; dünner.     Oogonien  meist  einzeln,  72  bis  84  n  lang;  sonst  wie  a). 

Diese  vielfach  in  Bezug  auf  Färbung  der  Fäden,  Zahl,  Form  und  Stellung  der 
Geschlechtsorgane  variirende  Vaucherie  ist  sowohl  in  stehenden  und  fliessenden  Wässern 
wie  auch  auf  feuchter  schattiger  Erde  (?>),  in  der  Ebene  und  im  Vorgebirge  sehr  ver- 
breitet (3 — 11).  a)  In  Sümpfen,  Wassergräben,  Tümpeln,  Bächen;  h)  auf  nasser  Garten- 
erde, an  Wiesen,  auf  Waldboden  etc.  In  der  nächsten  Umgebung  von  Prag  nicht  selten; 
so  auf  feuchter  Erde  im  Heine'schen-,  gräfl.  Kinsky'schen  Garten,  in  Gärten  und  an  den 
Höfen  in  einigen  Privathäusern,  auf  der  Kaiserwiese,  im  Baumgarten,  bei  Troja,  Podbaba, 
Roztok,  Zalov,  Podmorän,  bei  Hlubocep,  Chuchelbad,  Branik,  St.  Prokop,  Radotin,  Cer- 
nosic;  bei  Krc,  Kunratic,  Hrdlofez,  Strasnic,  bei  Karlstein,  St.  Iwan,  Beraun,  Pürglitz, 
Stadtl,  Rakonitz,  Schlan ;  bei  Chlumcan,  Neu-Straschitz,  Peruc,  Libochowic,  Cizkowic, 
Sulowic,  Lobositz,  Leitmeritz,  Raudnitz,  Kralup,  Hof  in  bei  Melnik;  bei  Kolin,  Dymokur, 
Jicin,  Wostromef,  Zehun,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Pardubic,  Smific,  Königgrätz,  Hofic, 
Weisswasser,  Hirschberg,  Arnau,  Starkoc,  Parschnitz,  Alt-Paka,  Hohenelbe,  in  der  Spin- 
delmühle im  Riesengebirge ;  bei  Nachod ;  bei  Tannwald, 
Eisenbrod,  Turnau,  Semil,  Bakov,  Jung-Bunzlau,  Kostelec 
a.  E.,  Neratowic;  bei  Reichenberg  (Siegmund  als  V.  caespi- 
tosa  Ag.  nicht    fructif.    mit    Conferva   amoena  u.  a.  Mus!), 

Fugau?  [Karlj|als  V.  clavata  nicht  fructif.  Mus!],  bei  Herrns-  '!^^^^^?^fl''/°^^^ 
kreischen,  Bilin ,  Dux  ,  Brüx,  Eichwald  nächst  Zinnwald,  ?5^Ä^ -S?o^'ki-^'°H 
bei  Carlsbad,    Franzensbad;    bei    Rican,    Sträncic,    Sazawa, " 

Kocerad ;  bei  Beneschau,  Bystfic,  Olbramowic,  Wotic,  Stupcic,      ^^^-    f^-    X^"^^.^^^*  .  ^^^f H^ 
c,,^        -      c  1-    1  ir      1-     ry  ..      M      -i        Wrvi-  (Vauch.)  De  C.  Stuck  emes  bei- 

Strezmir,    Sobieslau,    Veseli,    Zamost,    Kaplitz ,    Wittingau,      ^i^riei  Geschlechtsorgane  tra- 

Lomnic,  Krummau,  Rosenberg,  Hohenfurth ;  bei  Mies,  Klattau,      genden  Schlauches.  Verg.  etwa 

Pisek,  Horazd'owic,  Protivin,  Pilsen,  Pfibram,  Jinec,  Hofowic!  70fach. 

h)  Racemosae.  Oogonien  auf  besonderen  Fruchtzweigen,  auf  deren  Spitze  die 
Antheridien  sich  befinden;  a)  Oogonien  aufrecht. 

131.  V.  geminata  (Vauch.)  Walz.  V)  (incl.  V,  caespitosa  Vauch.  Ag.  Rbh.  Fl.  europ, 
alg.  III.  p.  276,  nach  Nordstedt's  Algolog.  smasaker  II,  1879,  p.  186)  und  Gongrosira 
dichotoma  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  98  nach  Stahl's  „Über  die  Ruhezust.  d.  V.  ge- 
minata". Tab.  phycol.  VI.  T.  63.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  455!  Bildet  schmutzig 
grüne  Rasen.  Fäden  dicht  verworren,  robust,  fast  dichotom  verzweigt,  etwa  30  bis  90  fi 
dick.  Oogonien  und  Antheridien  auf  dünnen  Zweigchen  der  Art  stehend,  dass  das  Anthe- 
ridium  die  Spitze  einnimmt.  Oogonien  aufrecht,  auf  keiner  Seite  concav,  meist  zu  zweien 
rechts  und  links,  seltener  einzeln  oder  3  bis  5  und  mehrere  [var.  ß)  racemosa  Walz. 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  230 !]  unterhalb  des  kernförmig  gekrümmten  Antheridiums. 
Oosporen  115  bis  225  /*  dick,  180  bis  190  /<  lang  von  der  dreischichtigen,  nicht  ver- 
schleimenden Oogonium  Membran  umgeben  [die  mittlere  Membranschicht  ist  ziemlich 
dünn],  abfallend.  Ungeschlechtliche  Fortpflanzung  durch  unbewegliche  aus  dem  Gonidan- 
gium  nicht  ausschlüpfende  Gonidien  und  Aplanosporen,  welche  an  der  früher  als  Gon- 
grosira   dichotoma  (Ktz.)  beschriebenen  Form  entstehen. 

Im  Wasser  und  auf  feuchter  Erde  meist  am  Rande  stagnierender  oder  langsam 
fliessender  Gewässer,  öfters  in  der  Nähe  von  Botrydium  granulatum  {Q- — 9).  In  der  Um- 
gebung von  Prag  bei  Hrdlofez  und  Radotin,  bei  Ouzic  nächst  Kralup,  bei  Lobositz  am 
Ufer  der  Elbe!  bei  Lochotin  nächst  Pilsen  auf  feuchter  Erde  [Hora,  Flora  v.  Pilsen  p.  12]. 

132.  V.  hamata  (Vauch.)  Walz.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nr.  229!  Bildet 
schmutzig-  oder  gelblichgrüne  Rasen  und  filzige  Überzüge.  Fäden  ziemlich  starr,  unre- 
gelmässig verzweigt,  etwa  45  bis  70  [i  dick.  Oogonien  meist  einzeln  eiförmig  oder 
eiförmig-elliptisch,    auf  einer  Seite    concav,    etwa    60  bis  80  /*  dick,    75  bis  90  /*  lang, 


')  V.  de  Baryana  Wor.  (Bot.  Zeitung  1880  T.  7),  welche  der  V.  geminata  nahesteht,  wird 
wahrscheinlich  in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 


9  Q  "STaxaolieria. 

einzeln  auf  kurzen  Fruchtzweigen  sitzend,  auf  welchen  auch  Antheridien  auf  der  Spitze 
verlängerter,  gekrümmter  Seitenzweigchen  sich  befinden.  Reife  Oosporen  mit  dicker,  4  oder 
mehrschichtiger  Sporenhaut  umgeben,  deren  mittlere  Schicht  dicker  als  bei  der  vor.  Un- 
geschlechtliche Vermehrung  durch  unbewegliche  Gonidien,  welche  sofort  keimen,  wie  sie 
ihr  Gonidangium  verlassen  haben. 

Auf  feuchter  Erde  und  im  Wasser  in  Gräben,  Teichen  an  Flussufern  u.  ä.  (6  —  9). 
So  am  Ufer  der  Wotawa  bei  Pisek ! 

ß)  Oogonien  abwärts  geneigt. 

133.  V.  uncinata  Ktz.  Tab.  phycol.  VI,  T.  60.  Bildet  dichte,  schmutziggrüne, 
später  verblichene  Rasen.  Fäden  spärlich  verzweigt.  Fruchtzweige  2  oder  3zinkig;  die 
beiden  seitlichen,  hakenförmig  gekrümmten  Zinken  tragen  je  ein  oder  zwei  eiförmige 
oder  rundliche  95  bis  106  /<  dicke,  abwärts  geneigte  Oogonien.  Oosporen  locker  in  der 
aus  drei  Schichten  gebildeten  Oogonium-Membran. 

In  Sümpfen,  am  Rande  stehender  Gewässer  (7 — •9).  So  bei  Teplitz  [Karl  Rbh. 
Flor,  europ.  alg.  II.  p.  271.] 

B.  Tuhuligerae.  Antheridien  länglich  cylindrisch  oder  lanzettlich,  nicht  oder 
nur  wenig  gekrümmt,  mit  einer  apicalen  Öifnung  wie  die  rundlichen  Oogonien  fast  ungestielt. 

134.  V.  dichotoma  (L.)  Ag.  Tab.  phycol.  VI.  T.  .56.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nr.  337,  338!  Diöcisch.^)  Bildet  schmutziggrüne  bis  bräunliche,  dicke,  bis  über 
2  dm  lange  Rasen.  Fäden  bis  200  fi  dick,  entfernt  dichotom  verästelt.  Oogonien 
rundlich,  ungestielt,  wagerecht  abstehend,  bis  110  ^  dick  einzeln  oder  zu  2  bis  6  ge- 
nähert. Antheridien  klein,  oval  oder  länglichcylindrisch  an  dem  Scheitel  zugpspitzt,  auf 
besonderen  Fäden.  Oosporen  mit  dreischichtiger  Membran,  deren  äussere  Schicht  dünn 
und  braun,  die  mittlere  dicker,  die  innere  dünn.-) 

In  Tümpeln,  Gräben,  Teichen  wie  vor.  (8 — 10).  Bei  Reichenberg  [von  Siegmund 
als  V.  dichotoma  nicht  fructif.  gesammelt  Mus?]. 

XVII.  Familie.    Botrydiaceae. 

Einzellige,  auf  feuchter  Erde  lebende  Algen,  deren  Thallus  aus  einem  oberir- 
dischen chlorophyllgrüu  gefärbten  Bläschen  und  einem  hyalinen,  unterirdischen,  vielfach 
verzweigten,  wurzelartigen  Fortsatz  besteht,  selten  entstehen  auch  am  oberen  Thallus- 
theile  Andeutungen  kurzer  Verzweigungen. 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Copulation  von  Isogameten,  wodurch  eine 
Zygote  (Isospore)  gebildet  wird,  aus  welcher  bei  ihrer  Keimung  sofort  eine  neue  vege- 
tative Pflanze  hervorgeht.  Der  Inhalt  dieser  letzteren  bildet  sich  öfters  in  eine  unbe- 
stimmte Zahl  von  ruhenden  Zellen  (Sporen)  um,  deren  Inhalt  bei  der  Keimung  in  eine 
Anzahl  geschlechtlicher,  copulirender  und  Zygosporen  bildender  Microzoogonidien  sich  um- 
wandelt. Ungeschlechtliche  Vermehrung  1)  durch  neutrale  Macrozoogonidien,  2)  durch 
vegetative  Theilung  des  ganzen  Thallus,  dessen  oberirdischer  Theil  einen  kurzen,  kuge- 
ligen Seitenspross  hervortreibt,  welcher  nachdem  er  einen  eigenen  Wurzelfaden  in  die 
Erde  eingesenkt  hat,  sich  durch  eine  Scheidewand  von  der  ^Mutterpflanze  isolirt,  3)  durch 
sog.  Wurzelzellen. 

30.  Gattung.   Botrydium  Wallr. 


Der  oberirdische  chlorophyllgrüne  Theil  des  Thallus  ist  blasenförmig,  von  der 
Grösse  eines  Stecknadelkopfes,  am  Scheitel  abgerundet,  an  der  Basis  zu  einem  zarten 
vielverzweigten,    farblosen    unterirdischen   Rhizoide    umgewandelt.     Die  oberirdische  Blase 


')  Vergl.  Nordstedt  „Algolog.  smasaker"  II,  1879  p.  187. 

-')  Nach  Kirchner  (Algen  v.  Schlesien  p.  82)  ist  es  zweifelhaft,  ob  diese  Fortptliinzungs- 
zelleu  wahre  Oosporen  oder  ungeschlechtliche  Gonidien  sind. 


* 


Botry  diura.  9  7 


enthält  eineu  protoplasmatischen,  chlorophyllhaltigeu  Wandbeleg,  im  Übrigen  wird  sie  von 
Zellsaft  erfüllt,  welcher  auch  die  farblosen  unterirdischen  Verzweigungen  ausfüllt;  diese 
letzteren  sind  succesive  dünner  und  unregelmässig  dichotomisch  verzweigt,  mit  sehr  feinen 
Endverzweigungeu. 

Fortpflanzung  durch  Bildung  von  Macro-  und  Microzoogonidien  und  durch  ve- 
getat.  Zelltheilung.  Die  ungeschlechtlichen  Macrozoogonidien  besitzen  blos  eine,  die  zu 
zwei  oder  zu  mehreren  copulirenden  Microzoogonidien  zwei  Cilien.  Die  ersteren  entstehen 
in  grösseren,  lichtgrüneu  Pflänzchen,  welche  von  Wasser  benetzt  Averdeu,  und  deren  ge- 
sammter  protoplasmatische  Inhalt  in  länglich  eiförmige,  mit  2  bis  4  Chlorophyllkörnern 
versehene,  am  farblosen,  kaum  zugespitzten  Ende  eine  lange  Cilie  tragende  Zoogonidien 
zerfällt.  Einmal  ausgeschwärmt,  bewegen  sich  die  Macrozoogonidien  nur  kurze  Zeit,  kommen 
bald  zu  Ruhe,  verlieren  ilire  Cilie,  umgeben  sich  mit  einer  Membran,  nehmen  Kugelgestalt 
an,  vergrössern  sich  und  keimen  auf  feuchter  Erde,  indem  sie  sich  zuerst  zu  der  früher 
als  Protococcus  botryoides  Ktz.  (Tab.  Phycol.  I.  T.  2.)  beschriebenen  Algeuform  entwickeln; 
wenn  die  Macrozoogonidien  ins  Wasser  gelangen,  so  werden  sie  zu  Ruhezellen,  indem  sie 
sich  mit  doppelter  Membran  umgeben.  Bei  andauernder  Trockenheit  wandert  der  gesammte 
grüne  Inhalt  der  oberirdischen  grünen  Blasen  in  die  unterirdischen  Verzweigungen  des 
Rhizoids  ein  und  zerfällt  daselbst  in  eine  Anzahl  mit  besonderen  Membranen  umgebener, 
meist  in  perlschnurartigen  Reihen  hinter  einander  liegender,  sog.  Wurzelzellen.  Diese  Wurzel- 
zellen können  sich  entweder  zu  unterirdischen  Gonidangien  oder  direct  zu  vegetativen 
Pflanzen  oder  auch  zu  bewui-zelten  Dauersporangieu  (Hypnosporangien)  entwickeln. 

Diese  letzteren  Sporangien  sind  kugelig,  mit  wenig  verzweigtem  Rhizoide  und  mit 
einer  fast  zur  Verschliessung  des  Lumens  gehenden  Verdickung  der  Membran  des  unverzweigten 
Wurzelabschnittes  (des  Halstheiles  des  Rhizoides) ;  die  secundären  Verzweigungen  des  Rhi- 
zoides  sind  spärlich  und  zartwandig.  Die  dicke  Membran  der  Hypnosporangien  quillt  im 
Wasser  stark  auf,  unter  auffallender  Schichtenbildung;  nachdem  die  äussere  Umhüllung 
zersprungen  ist,  tritt  der  Inhalt  dieser  Sporangien  heraus  in  Form  von  zahlreichen,  mit 
einer  Cilie  verseheneu  Zoogonidien,  Avelchö  bei  ihrer  Keimung  sich  gleich  denjenigen  ver- 
halten, die  von  gewöhnlichen  Gonidangien  [den  gewöhn.  Botrydium-Pflänzchen]  oder  von 
den  Wurzelzellen  abstammen. 

Ferner  vermehren  sich  die  vegetativen  Pflänzchen  auch  durch  Zelltheilung,  indem 
sich  am  oberirdischen  Theile  eine  Ausstülpung  bildet,  welche  bis  zur  Grösse  der  Mutter- 
zelle heranwächst,  an  ihrem  unteren  Ende  ein  Rhizoid  treibt  und  sich  diu'ch  eine  Scheide- 
wand abgliedert.  Wenn  die  veget.  Pflänzchen  des  Botrydium  allzugrosser  Trockenheit 
ausgesetzt  sind,  so  schrumpft  ihre  Membran  ein  und  ihr  protoplasmatischer  chloro- 
phyllhaltiger  Inlialt  zerfällt  in  eine  Anzahl  von  Zellen,  sog.  Sporen,  deren  homogener  Inhalt 
anfangs  grün,  später  ins  Rothe  oder  Orangerothe  übergeht  und  welche  im  Algensysteme 
als  Protococcus  palustris  Ktz.  ex  p.  Tab.  Phycol.  I.  T.  4.  und  P.  coccoma  Ktz.  Tab. 
phycol.  I.  T.  2.  bekannt  geworden  sind.  Diese  Sporen,  sowohl  die  grünen  wie  auch  die 
rothen,  verwandeln  sich  im  Wasser  in  Gonidangien,  d.  h.  aus  ihrem  protoplasmatischen 
Inhalt  entstehen  die  geschlechtlichen,  spindelförmigen,  mit  2  Cilien  versehenen  Microzoogo- 
nidien. Diese  Schwärmer  copuliren  mit  einander  zu  zweien,  bisweilen  auch  zu  mehreren; 
gleich  nach  der  Verschmelzung  haben  sie  herzförmige  Form,  später  runden  sie  sich  zu 
einer  Zygote  [Isospore]  ab.  Nicht  copulirende  Microzoogonidien  gehen  zu  Grunde,  ohne 
keimfähige  Producte  zu  liefern.  Die  kugeligen  Zygoten  sind  sogleich  keimfähig  oder  sie 
werden  unter  eigenthümlicher  Formveränderung  zu  Dauerzellen. 

Diese  letzteren  sind  tafelförmig  abgeplattet  und  hexagonal,  mit  dei'ber  Membran 
und  buckelartigen  Verdickungsverzierungen  am  Seitenrande.  Bei  der  Keimung  auf  feuchter 
Erde  werden  diese  sechseckigen  Zygoten  wieder  kugelig  und  verhalten  sich  weiter  wie  die 
normalen  Zygoten. 

135.  B.  gränulatum  (L.)  Rostaf.  et  Wor.  (B,  argillaceum  Wallr.,  Hydrogastrum 
granulatum  Desv.,  incl,  B.  Wallrothii  Ktz.,  B.  pyriforme  Ktz.)  vergl.  Rostafinski  und  Wo- 
ronin  „Über  Botrydium  granulatum"   1877.  Tab.  1 — 5.  incl.  Gongrosira  clavata  Ktz.  Tab. 

7 


98 


Botrydium. 


phycol.  IV.,  T.  99  iiacli  Wille  „Om  Gongrosira"  1883,  p.  13.  Tab.  phycol.  VI.  T.  54. 
Der  oberirdische  chlorophyllhaltige  Theil  des  Thallus  ist  kugelig,  aufgeblasen,  1  bis  2  mm 
dick,  selten  verzweigt,  stielförmig,  in  das  langgezogene,  stark  verzweigte,  in  den  Boden  ein- 
dringende, farblose  Rhizoid  verdünnt.  Durch  Volumenzunahme  des  in  die  Luft  ragenden 
Theiles  verwandelt  sich  dieser  zu  einem  gewöhnlichen  Zoosporangium,  aus  dessen  Inhalt 
unter  Wasser  asexuelle,  einwimperige,  5  bis  8  ft  dicke,  bis  20  ^  lange  Schwärmzellen 
(Macrozoogonidien)  entstehen.  Bewurzelte  Hypnosporangien  (B.  Wallrothii  Ktz.  *)  kaum 
0'5  mm  dick,  dunkelgrün  bis  schwarzolivengrün  gefärbt,  mit  sehr  verdickter  Zellwand  und 
spärlich  verzweigtem  Rhizoide. 

Auf  feuchtem  Lehmboden,  Schlamm,  insbesondere  an  Flussufern,  Teich-  und  Wasser- 
gräbenrändern, am  Grunde  aufgelassener,  fast  ausgetrockneter  Teiche  etc.  in  der  Ebene 
an  allen  grösseren  Flüssen  Böhmens  und  in  deren  unterem  Flussgebiete  ziemlich  verbreitet, 
meist  herdenweise  oder  massenhaft  auftretend,  in  höheren  Lagen  (in  Gebirgsgegenden)  selten 
oder  gänzlich  fehlend  (5 — 10). 

In  der  Umgebung  von  Prag  häufig,  so  in  den  Schanzgräben 
hinter  dem  gew.  Kornthor,  auf  schlammigem  Boden  am  Ufer 
der  Moldau  z.  B.  auf  den  Moldauinseln  (insbesondere  auf  der  sog. 
Hetzinsel) ;  bei  Hrdlorez,  Strasnic,  Krc,  Kunratic,  bei  Slichow, 
Kuchelbad,  St.  Prokop,  Radotin,  am  Ufer  der  Beraun  im 
J.  1883  in  Milliarden;  bei  Weleslawin  und  Bfewnov  [Opiz]'^); 
am  Ufer  der  Moldau  bei  Wran,  Troja,  Podhof,  Podbaba, 
Selc,  Roztok,  Brnky,  Zalov,  Podmoran,  Lettek,  Libsic,  Kralup ; 
bei  Zasmuk!  Caslau  [Opiz  Böh.  Phaner.  u.  Krypt.  p.  135]; 
am  Ufer  der  Elbe  bei  Melnik,  Hofin,  daselbst  auch  in  feuchten 
Gräben  und  au  nassen  Gartenrainen ;  bei  Raudnitz,  Lobositz, 
Leitmeritz,  insbesondere  am  Ufer  der  Schützinsel  massenhaft ; 
bei  Sulowic,  Libochowic;  bei  Herrnskretschen !  im  Reichen- 
berger  Gebiete  (Menzel  als  Vaucheria  granulata  „Beiträge"]; 
bei  Saaz,  Laun,  Schlau,  Rakonitz,  Pürglitz  (spärlich  1884); 
bei  Bilin  am  Ufer  der  Biela,  bei  Dux,  Brüx,  Franzensbad, 
Carlsbad,  am  Ufer  der  Eger  und  am  Ufer  der  Tepl  [auch 
mit  Hypnosporangien],  bei  Osseg  und  Klostergrab;  bei  Ko- 
stelec  a.  E.,  Neratowic  mehrfach,  Lysa,  Sadska,  Kolin,  Par- 
dubic,  Chlumec  an  der  Cidliua,  Königgrätz,  Smific,  Hofic; 
bei  Vrutic,  Jungbunzlau,  Bakov,  Müncheugrätz,  Semil,  Turnau, 
Eisenbrod  an  der  Iser;  bei  Arnau  und  noch  bei  Hohenelbe 
am  Ufer  der  Elbe;  bei  Parschnitz  am  Ufer  der  Aupa,  bei 
Wostromef,  Jicin,  Dymokur;  bei  Riean,  Bfezi,  Mukafov, 
Sträncic,  Säzawa,  Beneschau,  insbesondere  am  Bache  Sla- 
dovka  reichlich,  bei  Bystfic,  Tabor,  Pisek,  Lomnic,  Wit- 
tingau,  Wodnian,  am  Ufer  der  Moldau  noch  bei  Budweis, 
Roseuberg  und  Krummau;  bei  Pilsen  auch  an  einem  nassen 
Graben  in  der  Schwefelgasse  1883 !  bei  Sobieslau,  Veseli,  Pfibram,  Bradkowic,  Picin, 
Bfeznic,  Dobfis,  Ilofowic,  Mnisek,  Königshof,  Beraun,  Budhan  nächst  Karlstein  !^) 


Fig.  46.  Botrydium  grauulatum 
(L.)  Rostaf.  et  Wor.  Eiu  Zoo- 
sporangium  mit  seinem  Rhi- 
zoide auspräparirt  und  mit 
einer  starken  Loupe  betrachtet. 


')  Über  das  Verhältniss  dieser  B.-Form  zu  Vaucheria  sessilis  siehe  mehr  in  Schaar- 
schmidt's  „Zur  Reduction  des  Thallus  etc.  bei  Vaucheria",  1882  [Ungarisch]. 

^)  Botrydium  ?  (Hydrogastrum)  rupestre  Opiz  [Seznam,  185-2,  p.  1 72]  vom  Zizkaberge 
bei  Prag  habe  ich  nicht  gesehen. 

')  Protococcus  Coccoma  Ktz.  (Chlorococcum  Coccoma  Rbb.)  fand  ich  in  grösserer  Menge 
bei  Radotin,  Troja,  Roztok,  Lettek,  Libsic,  Sträncic;  bei  Budüan  nächst  Karlstein,  Beraun,  Ho- 
fowic;  bei  Pfibram  am  Grunde  eines  abgelassen  Teiches;  bei  Neratowic,  Raudnitz,  Rovne,  Leit- 
meritz, Lobositz,  Sulowitz,  Libochowitz;  bei  Münchengrätz,  Dachow  nächst  Hofic,  Smific;  bei 
Franzensbad  am  Rande  eines  halb  angetrockneten  Teiches  reichlich,  ebenso  bei  Lomuic,  nächst 
Wittingau. 


"Volvooaoeae.  gg 


VI.  Orduung.  Protococcoideae  (Coccophyceae  Rbh.). 

Die  Protococcoideen  sind  einzellige  clilorophyllgrüne  Algen  von  mikroskopischen 
Dimensionen,  ohne  Spitzenwachsthum  und  Astbildung,  welche  entweder  frei  und  vereinzelt 
leben  oder  aus  kleinereu,  seltener  auch  aus  grösseren  lockereu  oder  festereu,  bestimmt 
geformten  Zellvereinigungeu  [Familien,  Colonien]  bestehen,  in  Avelchen  die  einzelneu  Zellen 
mehr  oder  minder  eng,  mitunter  bis  parenchymatisch,  nie  aber  zu  echten  Fädeu,  mit 
einander  verbunden  sind.  In  jeder  einzelnen  Zelle,  die  bei  allen  vegetativen  Generationen 
gleich  entwickelt  sind,    können    alle  vegetativen    und   reproductiven  Vorgänge    stattfinden. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  1.  durch  vegetative  Zweitheilung  der  Zellen,  2.  durch 
neutrale  Zoogonidien.  Geschlechtliche  Fortpflanzung  1.  durch  Zygoten,  welche  nach  er- 
folgter Copulation  zweier  Isogameten  sich  entwickeln,  2.  durch  Eibefruchtung  und  Bildung 
von  Oosporen. 

Durch  ihren  chlorophyllgrünen,  seltener  rothgelben,  mennig-,  orange-  bis  braun- 
rothen,  niemals  aber  blau-  oder  spaugrünen  Zellinhalt  unterscheiden  sich  die  Protococ- 
coideen leicht  von  den  morphologisch  ähnlichen  einzelligen  blaugrünen  Algenformen  (Chroo- 
coccaceen);  durch  Bildung  von  Zoogonidien  von  allen  einzeligen  Coujugaten. 

Übersicht  der  Familien  der  Protococcoideen. 

XVni.  Familie.  Volvocaceae. 

Vegetative  Zellen  einzeln  oder  zu  Familien  vereinigt,  mit  Cilien  versehen,  im  Wasser 
freischwimmend.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  theils  durch  fortschreitende  Zweitheilung  der  Zellen 
während  des  freischwimmenden  Zustandes  oder  ruhend  nach  Verlust  der  Geissein,  theils  durch 
nicht  copulireude  Macro-  und  Microzoogonidien.  Geschlechtliche  Vermehrung  isogam  oder  oogam. 
Die  Copulationsproducte  (Zygoten)  werden  meist  zu  Dauerzellen. 

XIX.  Familie.  Palmellaceae  (incl.  Protococcaceae). 

Vegetative  Zellen  einzeln  oder  zu  FamUieu  vereinigt,  cilienlos,  unbeweglich.  Ungeschlecht- 
liche Vermehrung  durch  succedane  Zweitheilung  der  vegetativen  Zellen  und  durch  neutrale  Macro- 
uud  Microzoogonidien.  Geschlechtliche  Fortpüanzung  durch  Copulationsproducte  (Zygoten)  der 
Microzoogonidien,  welche  auch  zu  Dauerzellen  werden. 

XVIII.  Familie.  Volvocaceae.^) 

Der  Thallus  dieser  Algen  ist  einzellig  oder  er  besteht  aus  mehreren  bis  vielen, 
gleich  gebauten    Zellen,    die   zu   bestimmt   geformten   Familien  (Kolonien)    vereinigt   sind. 

Die  vegetativen  Zellen  der  Volvocaceen  tragen  während  ihres  ganzen  Lebens,  mit 
Ausnahme  der  Eucystirungsperiode  [der  Dauerzustände]  zwei  Cilien  [selten  blos  eine 
(Cylindromonas)],  deren  Schwingungen  diese  Algen  in  beständiger  Rotation  um  ihre  Längs- 
axe  erhalten  und  ihre  Vorwärtsbewegungen  bedingen.  Im  Zellinhalte  ist  stets  ein  an- 
sehnliches, wie  es  scheint  einheitliches  Chromatophor,  1  bis  2  contractile  Vacuolen  au 
der  Geisseibasis  und  gewöhnlich  auch  ein  rother  Pigmentfleck  eingeschlossen.  Zellen  meist 
mit  zarter,  dem  Körper  dicht  aufliegender  Membran,  seltener  mit  einer  vom  Körper  ab- 
stehenden, mantelartigen   Umhüllung. 

Vermehrung  1.  ungeschlechtlich,  durch  succedane  Zweitheilung  der  einzelnen  vegeta- 
tiven Zellen  innerhalb  ihrer  Hülle,  während  des  freischwimmenden  Zustandes  oder  ruhend, 
nach  Verlust  der  Cilien.  Aus  jeder  fortpflanzungsfähigen  Zelle  entstehen  durch  Theilung 
des  Inhaltes  entweder  isolirt  lebende  einzellige  Individuen  oder  neue  Familien,  welche, 
wenn  die  Mutterfamilie  zu  Grunde  geht,  frei  werden ;  2.  geschlechtlich,  isogam  oder  oogam, 
durch  Zygoten,  aus  welchen  sich  eine  oder  mehrere  neue  Kolonien  entwickeln.  Bei  einigen 


^)  Die  in  dieser  Familie  vereinigten  chlorophyllgrünen  Algenformen  werden  von  den 
Zoologen  zu  den  Geisselinfusorieu  gezählt;  vergl.  z.  B.  Stein's  „Infusorien"  III.  Abthl.,  Bütschli's 
„Mastigophora"  in  Bronn's  „Ivlassen  und  Ordnungen  des  Thierreiches",  Protozoa  u.  ä.  Werke. 

7* 


200  Volvox. 

Volvocaceen  tritt  zeitweilig  Copulation  der  Individuen  bestimmter  geschlechtlicher  Kolonien 
auf,  ohne  oder  mit  Differenziruug  der  Kolonien  und  Gameten  in  männliche  und  weibliche. 

Nachdem  die  ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  eine  kürzere  oder  längere  Reihe 
von  Generationen  hindurch  sich  wiederholt  hat,  treten  meist  beim  Beginn  des  Herbstes 
geschlechtliche,  mit  Oogonien  und  Antheridien  versehene  Individuen  auf,  welche  überwin- 
ternde Zygoten  bilden.  Doch  werden  sowohl  bei  den  oogamen  wie  auch  bei  den  isogamen 
Volvocaceen  unter  Umständen  auch  in  anderen  Jahreszeiten  Zygoten  gebildet. 

1.  Unterfamilie.  Volvoceae.  Der  Thallus  ist  mehrzellig.  Zellen  mit  2  Cilien  ver- 
sehen. Fortpflanzung  1.  durch  fortgesetzte  Zweitheilung  sämmtlicher  oder  nur  gewisser 
Zellen  der  Familien,  ohne  oder  mit  Differenziruug  dieser  und  der  Gameten  in  männliche 
und  weibliche ;  2.  durch  Bildung  von  Macro-  und  Microgonidien.  Das  Resultat  der  Copu- 
lation ist  eine  ruhende  Zygote,  aus  welcher  sich  meist  nur  eine,  seltener  mehrere  neue 
Kolonien  entwickeln, 

1.  Gruppe.  Oogameae.  Geschlechtliche  Familien  mit  Oogonien  und  Antheridien. 
Fortpflanzung  zeitweise  durch  Oosporen. 

31.  Gattung.  Volvox  Ehrb. 

Familien  kugelig  meist  O'l  bis  0"7  mm  im  Durchmesser,  aus  sehr  vielen  (bis 
12.000)  Zellen  bestehend,  im  Innern  hohl.  Die  fast  kugeligen  oder  linsenförmigen  Zellen 
sind  in  einer  einzigen  Schicht  nur  an  der  Peripherie  der  im  Innern  Wasser  enthaltenden 
Hohlkugel  in  einer  gemeinsamen,  massig  dicken,  gallertigen,  farblosen  Membran  in  gleichen 
Abständen  eingebettet  und  liegen  jede  in  einer  besonderen,  weit  abstehenden  Hüllmembran, 
welche  durch  gegenseitigen  Druck  zu  hexagoualen  Umrissen  comprimirt  wird  und  mit  den 
HüUmembraneu  der  benachbarten  Zellen  verwächst.  Alle  Zellen  der  Familie  enthalten  je 
ein  Chlorophor,  ein  Amylonkern,  zeitweise  zwei  contractile  Vacuolen  und  einen  rothen 
Pigmentfleck ;  sie  stehen  durch  plasmatische  Verbiudungsfäden  in  directem  Zusammenhange 
und  tragen  an  ihrer  Spitze  zwei  lange,  aus  der  gemeinsamen  Gallerthülle  herausragende 
Cilien,  durch  deren  Thätigkeit  die  ganze  Kugel  in  einer  fortwährenden  rollenden,  leb- 
haften Bewegung  erhalten  wird. 

Ungeschlechtliche  VermeJirung  durch  fortgesetzte  Zweitheilung  einer  gewissen 
Anzahl  (in  der  Regel  8)  grösserer  vegetativen  Zellen,  sog.  Parthenogonidien,  aus  welchen 
neue  Familien  (Tochterkolouien)  gebildet  werden,  welche  nachdem  die  einzelnen  Zellen  der- 
selben ihre  Geissein  entwickelt  haben,  schliesslich  aus  der  Mutterkugel  hervorbrechen. 
Kurz  vor  dem  Austritt  junger  Familien,  welche  in  der  Centralhöhle  der  Mutterkugel 
liegen,  nimmt  diese  eine  schwach  birnförmige  Gestalt  an  und  öffnet  sich  langsam  an  ihrer 
Spitze.  Die  Öffnung  hat  einen  geringeren  Durchmesser  als  die  jungen  Familien  und  wird 
bei  dem  Austreten  derselben  jedesmal  ausgedehnt,  um  sich  dann  wieder  zu  contrahiren. 
Die  herausgetriebenen  Tochterfamilien  rotiren  niclit  sogleicli  beim  Austreten,  erst  nach 
einigen  Secunden  beginnen  sie  langsam  sich  zu  bewegen.  ■') 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  erfolgt  durch  besondere,  zu  gewissen  Zeiten  auf- 
tretende Geschlechtsfamilieu,  welche  monöcisch  und  zwar  oft  protogynisch  sind.  In  den 
zuerst  weiblichen  und  den  hermaphroditischen  Familien  wird  eine  grössere  Anzahl 
Oosphären  in  den  Oogonien  erzeugt,  welche  den  Parthenogonidien  homolog  sind;  in  den 
später  männlichen  und  den  hermaphroditischen  Familien  entwickeln  sich  in  Antheridien 
zahlreiche  Spermatozoiden.  Die  Oogonien  sind  grosse  mit  ihrer  Gallerthülle  in  das  Innere 
der  Hohlkugel  hineinragende,  fast  kugelige  Zellen,  welche  mit  einem  flaschenartigen  Fort- 
satz an  der  Oberfläche  der  Kugel  befestigt  sind  und  dichtes  dunkelgrünes  Protoplasma 
enthalten.  Die  Antheridien  sind  ebenfalls  grosse  kugelige  Zellen,  deren  Plasma  sich  durch 
succedane  Zweitheilung  zu  einem  Bündel  cylindrischer,  spindelförmiger  oder  lang  gezogen 
birnförmiger  Spermatozoiden  umbildet.  Letztere  sind  nackt,  hell  oder  gelblichgrün  gefärbt. 


')  Mehr  über  die  Bewegungen  junger  Volvoxfamilien  siehe  in  Wills    „On  the  structure 
and  life  history  of  Volvox  globator"  1882. 


"Volvox.  IQI 

mit  einem  dickeren  unteren  und  einem  dünnen,  farblosen,  lang  ausgezogenen  beweglichen 
vorderen  Ende  versehen  und  mit  zwei  Geissein  ausgerüstet;  in  ihrem  grünen  Inhalte  be- 
finden sich  2  ungleich  grosse  Vacuolen,  fast  in  der  Mitte  (wo  das  hyaline  Schnäbelchen 
an  den  grün  gefärbten  Theil  grenzt)  sitzt  ein  rother,  erhabener  Pigmentfleck. 

Nach  erfolgter  Befruchtung  der  Oosphären  durch  die  Spcrmatozoiden,  welche  sich 
mit  ihrem  hyalinen  Schnabel  an  die  Oberfläche  des  Oogoniums  festsetzen  und  das  hintere 
Ende  schnell  im  Kreise  herumführen,  bis  sie  die  Gallerthülle  des  Oogoniums  durchbohren 
und  mit  der  Oosphäre  verschmelzen,  wird  um  die  Oosphäre  eine  Membran  ausgeschieden, 
welche  sich  in  zwei  Häute  (Eudospor  und  Epispor)  spaltet,  von  denen  die  letztere  farblos 
und  völlig  glatt,  die  erstere  gelblich,  ziemlich  dick,  sehr  quellungsfähig  und  an  der  inneren 
Schicht  mit  einigen  linsenförmigen  Wärzchen  versehen  ist.  Der  Inhalt  der  Oosporen  färbt 
sich  noch  innerhalb  der  rotirenden  Familien  roth  oder  braunroth;  er  ist  fast  undurch- 
sichtig und  enthält  zahlreiche  kleine  Stärkekörner.  Schon  Mitte  Februar  keimen  die  über- 
winterten Zygoten,  ihr  Inhalt  schwillt  an  und  tritt,  nachdem  das  nicht  quellbare  Epispor 
zerrissen  worden  ist,  in  Kugelform  aus  dem  Risse  hervor,  unter  schnellem  Aufquellen  des 
Endospors,  welches  als  weite  farblose  Blase  den  protoplasmatischen  Inhalt  umhüllt.  Bald 
darauf  beginnt  die  Theilung  des  Zygoteninhaltes  in  2,  4  bis  8  Tochterzellen,  welche  sich 
noch  wiederholt  so  theilen,  dass  die  Theilungsebenen  zu  einander  und  zur  Aussenfläche 
des  ganzen  Complexes  senkrecht  stehen.  Nach  etwa  neun  Serien  von  Theilungen  hört  ge- 
wöhnlich weitere  Theilung  auf  und  die  jungen  Familie,  die  dann  etwa  512  Zellen  ent- 
halten, sind  zum  Schwärmen  reif. 

136.  V.  globator  (L.)  Ehrb.  [V.  monoicus  Cohn]  Stein  Infus.  III.  T.  18.,  Brit. 
fresh.  alg.  T.  24.  Monöcisch.  Erwachsene  Zellfamilien  680  bis  800  fi  im  Durchm.,  aus 
vielen  (3000  bis  12000)  Zellen  bestehend.  Veget.  Zellen  2  bis  3  ^  dick.  Parthenogonidien 
und  junge  Tochterfamilien  zu  8  in  der  Mutterkugel.  Oogonien  20  bis  40  in  einer  Familie 
etwa  50  ft  dick,  Oosporen  mit  rothem  Inhalt,  Epispor  mit  kegelförmigen  Höckern  stern- 
förmig besetzt  (V.  stellatus  Ehrb.),  Endospor  dick,  gallertig. 

Antheridien  kugelig,  35  bis  40  fi  dick,  in  derselben  Familie 
wie  die  Oogonien,  zahlreiche,  etwa  5  bis  6  /it  lange  Spcr- 
matozoiden bildend. 

In  stehenden  Gewässern,  "Wassergräben,  Bassins  u. 
ä.  meist  unter  Lemna  tiisulca,  Hydrocharis  etc.  zerstreut, 
zeitweise  massenhaft  auftretend  (3 — 8).  In  den  Schanzgräben 
von  Prag,  insbesondere  hinter  dem  gew.  Kornthor  früher 
reichlich,  jetzt  fast  verschwunden ;  ebenso  in  Gräben  an  der 
Bahn  bei  Königgrätz  von  mir  noch  1880  beobachtet! 

137.  V.  aureus  Ehrb.  *)  [V.  dioicus  Cohn,  V.  minor 
Stein]  Kirchner  „Über  Volvox  minor"  Tab.  6.,  Stein  Infus. 
III.  T.   17.  Brit.    fresh.    alg.  T.   25.  Wittr.    et  Nordst.  Alg. 

exs.  No  154  et  731!  Protogynisch. '^)  Zellfamilien  etwa  200  Fig.  47.   Volvox  minor  Stein, 

bis  460  [i  im  Durchm.    (junge  noch  kleiner)    aus  einer  ge-  Junge,    kleine  Familie    noch 

ringeren  (600—900)    Anzah    von  Zellen  bestehend,  als  bei  i?nf'halb  des  aufgequollenen 

1  .        -r^  ,,T^pi  T^T  .  Ji,naospors ;    etwa   .380   vergr. 

der  vor.  Art.  Erst  nach  der  Befruchtung  der  Oosphären  ent-  (nach  Kirchner). 

stehen  in  den  Familien  Antheridien,  deren  Spcrmatozoiden 
später  die  Oogonien  anderer,  etwas  jüngerer  Familien  be- 
fruchten. Veget.  Zellen  in  jungen  Familien  4  bis  6'/2  ^  dick,  Parthenogonidien  (öfters 
nur  3)  10  bis  12  (i  dick;  Oogonien  6  bis  10  in  einer  Familie,  50  bis  60  (i  im  Durchm. 
auch  beim  Eintritt  der  Geschlechtsreife  nicht  mit  einem  nacli  aussen  gerichteten,  hais- 
förmigen  Fortsatze  versehen,  Oosporen  braunroth  48  bis  63  ft  (mit  Epispor)  im  Durchm. 
Endospor  und  Epispor  an  der  Oberfläche  glatt,  blos  an  der  inneren  Seite  des  Endospors 


^)  Vergl.  Drude  „lieber  Bau  u.  Entwickelung  der  Kugclalge  Volvox",  1882. 

*)  Dass  diese  V.-Art  nicht  diöcisch  ist,  wie  noch  lürchner  in  seiner  „Algenüora  v.  Schle- 
sien" 1878,  p.  87  angibt,  hat  lüi'chner  später,  in  seiner  Abhandlung  „Ueber  Volvox  minor"  1879 
nachgewiesen. 


102 


Eudorina. 


sind  einige  1  bis  5  linsenförmige  Wärzchen,  das  letztere  nimmt  einen  gelblichen  Farbenton 
an,  es  ist  ziemlich  dick  und  sehr  quellungsfähig.  Antheridien  15  bis  17*5  fi  im  Durchm., 
mit  etwa  16  bündelförmig  an  einander  gedrängten,  3'3  ft  dicken,  10  bis  13  fi  langen  Sper- 
matozoiden,   deren  hyalines  Schuäbelchen  kürzer  ist  als  bei  V.  globator. 

In  Teichen,  Bassins,  Tümpeln  u.  ä.  wie  vor  (3 — 8).    So  früher  in  den  Tümpeln 
auf  der  Kaiserwiese  am  Smichow  nicht  selten ! 


32.  Gattung. 


Eudoriiia  Ehrb. 


Familien  kugelig  oder  von  eiförmiger  Form,  meist  aus  32  oder  16  bis  64  Zellen 
bestehend,  welche  in  regelmässigen,  gleichen  Abständen  von  einander  auf  der  inneren 
Fläche  der  massig  dicken,  gemeinsamen,  hyalinen  Gallerthülle  angeordnet  sind  und  nicht 
bis  in  das  Centrum  der  Kolonie  reichen,  Veget.  Zellen  kugelig  oder  fast  kugelig,  mit  enger 

Membran,  am  vorderen  farblosen  Ende  mit  zwei  Cilien, 
welche  aus  der  gemeinsamen  Gallerthülle  hervorragen,  mit 
zwei  pulsirenden  Vacuolen,  einem  rothen  Pigmentfleck;  in 
ihrem  protoplasmatischen  Inhalt  ist  je  ein  Chlorophor  mit 
einem  Amylonkern  und  einem  Zellkern  enthalten. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  succedane  Zwei- 
tlieilung  der  vegetativen  Zellen ;  die  Tochterzellen  bilden  an- 
fangs flache,  Gonium-artige  Familien '),  welche  sich  später 
zu  einer  der  Mutterkugel  ähnlichen  Kugel  zusammenbiegen. 
Geschlechtliche  Vermehrung  der  Oogonien  und  Antheridien 
tragenden  Familien  durch  nach  erfolgter  Copulation  der  Sper- 
matozoiden  mit  den  Oosphären  gebildete  Oosporen. 

Die  Antheridien  entstehen  zu  4  aus  den  4  vorderen 
Zellen  der  Familien,  deren  übrige  Zellen  sämmtlich  zu  Oogo- 
nien sich  ausbilden.  [Nach  Goroshankin  ist  Eudorina  diocisch ; 
die  weiblichen  Familien  sind  den  ungeschlechtlichen  gleich 
gebaut,  in  den  männlichen  werden  durch  succesive  Theilung 
der  als  Antheridien  fungirenden  Zellen  meist  64  Spermato- 
zoiden  erzeugt,  welche  die  ovoiden  Gameten  befruchten.]  Spermatozoiden  spindel-  oder 
birnförmig,  von  hellgrüner  Farbe,  mit  farblosem  Schnäbelchen,  einem  rothen  Pigmentfleck 
und  zwei  an  ihrer  Spitze  inserirten  Gcisseln.  Befruchtung  wie  bei  Volvox  (nach  Goros- 
hankin gelangen  die  Spermatozoiden  von  aussen  her  bis  an  die  Cilien  tragende  Stelle  der 
Eizelle  und  dringen  hier  in  diese  ein).  Nach  der  Befruchtung  der  Oosphären  entstehen 
aus  diesen  reife  Oosporen  mit  rothem  Inhalt  und  glattem  oder  etwas  sternförmigem  Epispor, 
aus  welchen  bei  der  Keimung  je  eine  neue  Familie  hervorgeht. 

138.  E.  elegans  Ehrb.  Stein  Infus.  III.  T.  16.,  Brit.  fresh.  alg.  T.  26.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  155!  Familien  kugelig  oder  eiförmig,  46  bis  150 /»  dick.  Veget. 
Zellen  meist  32,  an  jedem  Ende  4,  in  der  Mitte  drei  parallele  Kreise  von  je  8  Zellen, 
18  bis  24  fi  dick. 

In  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben  wie  vor  (6 — 8).  In  der  Umgebung  von  Prag 
(Stein),  in  den  Teichen  bei  Bystfic  nächst  Beneschau,  bei  Stfezmir  nächst  Stupcic,  ebenso 
bei  Hohenfurth!  bei  Pilsen  [Hora  „Flora  von  Pilsen",  p.  12.]. 

2.  Gruppe.  Isogameae.  Familien  weder  Oogonien  noch  Antheridien  bildend.  Fort- 
pflanzung durch  Isosporeu. 


Fig.   48.    Eudorina    elegans 

Ehrb.    Eine    aus    16    Zellen 

bestehende   Familie,  etwa 

250fach  vergr. 


')  Aohnliclir»  Cionium-artige  tafelförmige  Zellfamilien  werden   auch  bei  der  ungeschlecht- 
lichen Vermelirnng  der  Volvox-Arten  hervorgebracht. 


Pandorina. 


Stephanosphaera. 


103 


33.  Gattung.  Pandorina  Bovy. 


Familien  kugelig  oder  elliptisch,  meist  aus  16  oder  32  dicht  an  einander  um 
ein  Centrum  gedrängten  sich  berührenden,  durch  gegenseitigen  Druck  etwas  eckigen  Zellen 
bestehend.  Veget.  Zellen  von  einer  dünnen  Membran  umgeben,  mit  je  zwei  Geissein,  welche 
aus  der  dicken,  oft  geschichteten,  gemeinsamen  Gallerthülle  hervorragen,  je  einem  Chlorophor 
und  Pyrenoide,  einem  rothen  Pigmentfleck  und  einem  Zellkerne. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Bildung  neuer  Familien  aus  den  vegetativen 
Zellen  in  Folge  succedaner  Zweitheilung  wie  bei  Eudorina.  Geschlechtliche  Fortpflanzung 
durch  Copulation  von  gleich  gestalteten  Scliwärmzellen  verschiedener  Abstammung.  Die 
geschlechtlichen  Kolonien  unterscheiden  sich  von  den  ungeschlechtlichen  nur  wenig,  noch 
weniger  ist  eine  geschlechtliche  Differenz  der  Gameten  angedeutet. 

Diese  letzteren  entstehen,  indem  sich  alle  Zellen  einer  Familie  in  2  bis  8"  Tochter- 
zellen theilen,  welche  nach  Auflösung  der  Familie  frei  werden  (ausschwärmen). ;  ^^achdem 
diese  kugeligen  Schwärmzellen  zur  Ruhe  gekommen  sind,  copuliren  je  zwei  in!  Verschie- 
denen Familien  entstandene  Gameten,  indem  sie  zuerst  mit  ihren 
farblosen  Enden  mit  einander  verschmelzen  und  bringen  schliesslich 
ziemlich  grosse,  mit  rothem  Inhalte  versehene  Zygoten  hervor; 
aus  diesen  entstehen  nach  einer  Ruhepeiiode  1  bis  3  zweigeisse- 
lige  Macrozoogonidien,  von  denen  jede  zur  Ruhe  gelangt  und  sich 
vegetativ  weiter  theilend  eine  neue  Familie  erzeugen  kann. 

139.  P.  morum  Bory.  Stein  Infus.  III.  T.  16  u.  17, 
Brit.  fresh.  alg.  T.  27.  Familien  kugelig  oder  länglich-elliptisch, 
60  bis  220  (i  breit,  meist  aus  16  seltener  32,  sich  dicht  berüh- 
renden, 9*5  bis  15  (i  dicken  Zellen  bestehend.  Zygoten  mit 
glattem  Epispor. 

In  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben  u.  ä.  ziemlich  ver- 
breitet (5  —  9).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  z.  B. 
in  den  Tümpeln  an  der  Moldau,  im  sog.  Libusa-Bade  nächst 
Pankrac;  in  den  Elbetümpeln  bei  Neratowitz,  Raudnitz,  Lobositz; 
bei  Laun  in  den  Tümpeln  an  der  Eger ;  bei  Dux,  Brüx,  Saidschitz, 

Franzensbad;  bei  Hirschberg,  Pardubic,  Königgrätz,  Zizelic  an  der  Cidlina,  Dymokur; 
in  den  Teichen  bei  Buda  nächst  Mukafow,  Bfeznic  nächst  Pribram ;  bei  Stfezmif  nächst 
Slupcic,  Hefmanicky,  Tabor,  Lomnic,  Wittingau,  Frauenberg,  Protivin,  Krummau!  bei 
Pilsen  [Hora  „Flora  von  Pilsen"  p.  12.]. 


Fig.  49.  Pandorina  mo- 
rum Bory.  Eine  aus  16 
Zellen   bestehende  Fa- 
milie; 325mal    vergr. 


34.  Gattung.  Stephanosphaera  Cohn. 

Familien  kugelig,  meist  aus  4  bis  8  Zellen  bestehend.  Veget.  Zellen  zu  einem 
genau  im  Aequator  der  Kugel  liegenden  Kranz  angeordnet,  fast  spindel-  oder  walzenförmig, 
oft  mit  zahlreichen  Haftfäden  versehen,  mit  denen  sie  sich  an  die  geraeinsame  sehr  wenig 
elastische  Hüllmembran  anheften,  jede  mit  je  2  an  ihrer  Spitze  befindlichen  Cilien  ver- 
sehen, welche  aus  der  Familienhülle  weit  hervorragen.  Ausserdem  führt  jede  Zelle  je  ein 
Chlorophor,  mit  2,  seltener  mehr  Pyrenoiden,  einen  rothen,  wenig  auffallenden  Pigment- 
fleck und  einen  Zellkern. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Macrozoogonidien  und  durch  succedane  Zwei- 
theilung der  veget.  Zellen  in  je  8  Tochterzellen,  aus  welchen  neue  Familien  entstehen 
können.  Nicht  selten  entstehen  aus  einzelnen  sich  nicht  theilenden  Zellen,  welche  beim 
Zerreisen  der  Haupthüllmembran  aus  dem  Familienverbande  frei  werden,  Haematococcus- 
artige  Individuen.  *)  Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten,  welche  nach  erfolgter 
Copulation  von  Microzoogonidien  entstehen.  Gewöhnlich  bilden  sich  alle  Zellen  einer  ve- 
getativen Familie  zu  gleicher  Zeit  und   gleichmässig  in  Microgonidien   um ;    aus  je  einer 


*)  Vergl.  Hieronymus  „lieber  Stephanosphaera  pluvialis  Cohn",  p.  59  u.  f. 


104 


Steph  anospliaera. 


Goniiam. 


Primordialzelle  werden  4  l)is  32  spindelförmige  Microgonidien  gebildet.  An  der  vorderen 
hyalinen  Spitze  dieser  Gonidien  sind  2  Cilien  inserirt,  die  fast  so  lang  als  der  Körper 
sind.  Die  copulirenden  Paare  runden  sich  zu  Zygoten  ab,  scheiden  eine  Membran  aus  und 
ihr  ursprünglich  hellgrün  gefärbter  Inhalt  wird  später  olivengrün  bis  oliven  braun,  zuletzt 
roth  und  grosskörnig.  Die  nicht  copulirten    Microgonidien    sterben  ab,  nachdem  sie  nach 

4  bis  5  Stunden  des  Schwärmens  zur  Ruhe  gekommen  sind.  Nach  längerer  Ruheperiode 
entwickeln  sich  aus  den  keimenden  Zygoten  wieder  gewöhnliche  S.-Familien.  ^)  Ausserdem 
gehen  nach  Stein  die  veget.  Zellen  der  Stephanosphaera,  wie  bei  anderen  Volvocaceen  zu  ge- 
wissen Zeiten  in  einen  ruhenden  Zustand  über.  Die  8  Pri- 
mordialzellen  einer  normalen  Familie  ziehen  sich  in  ihre 
Mantelhülle  gänzlich  zurück  und  schwimmen  im  Innern 
derselben  frei  umher.  Nachdem  sie  durch  Zerreisen  der 
Mantelhülle  frei  geworden  sind,  schwärmen  sie  eine  Zeit 
lang  im  Wasser  umher  und  gehen  später  in  einen  ruhen- 
den Zustand  über,  indem  sie  sich  in  derselben  Weise  wie 
Sphaerella  [Chlamydococcus]  mit  einer  derbhäutigen  Hülle 
umgeben. ")  Wenn  diese  Ruhezellen  einer  vollständigen 
Austrocknung  ausgesetzt  waren  und  dann  wieder  unter 
Wasser  gesetzt  werden,  so  kommen  nach  kurzer  Zeit  wieder 
bewegliche  Stephanosphaeren  hervor. 

Fig.   50.  Stephanosphaera  pluvi-  140.  S.  pluvialis  Cohn.  Zeitsch.  f.  wissen.  Zoolog, 

alis  Cohn    Eine   achtzellige  Fa-     i852.  Tab.  6.  Hieronymus   „Über  Stephanosphaera",  Tab. 
müie   in  Aeqnatorialansicht.    Die      o     a     ^nr-i.*.        <.    xt     i  *.      a  i  V      non  ,     -p      -i- 

Primordialzellen    sind    mit   zahl-     3,  4.  Wittr.    et   Nordst.    Alg.    exs.    No.  7.32  !     Famihen 

reichen  Haltfäden  versehen.  VergT.     kugelig  30  bis  GO /w  im  Durchm.    Veget.  Zellen  kugelig, 
etwaeoofach.  (Nach  Hieronymus.)     eiförmig   bis    langgestreckt    spindelförmig,    7  bis    12"5  ft 

im  Durch.  Microgonidien  3"5  bis  4"5  fi  dick,  9  bis  12  ^ 
lang,  in  der  Mitte  mehr  oder  weniger  intensiv  grün  gefärbt.  Zygoten  nach  der  Copulation 

5  bis  7*5  (i  dick,  vollkommen  reif   22  bis  28  ft    im  Durchm,,    mit  rothem,    ölartig  glän- 
zendem Inhalte, 

In  Felsenvertiefungen  und  ausgehöhlten  Steinen,  in  Regenwasserpfützen  blos  in  hö- 
herem Gebirge,  meist  mit  Sphaerella  [Haematococcus]  pluvialis  und  Philodina  roseola  Ehrb, 
(6 — 8),  So  auf  der  Heuscheuer  von  Cohn  [Krch.  Algen  v.  Schles.  p.  91.]  entdeckt,  da- 
selbst auch  von  Hieronymus  in  der  Nähe  des  Gasthauses  (1.  c.  p.  52)  gesammelt. 

Im  böhm.  Erzgebirge  am  Schneeberg  und  Bernstein  [Rbh.  Kryptfl.  p.  148], 


35.  Gattung.    Crouiuiu  Müller. 

Familien  aus  4  bis  16  Zellen  zusammengesetzt,  die  einschichtig  in  einer  gemein- 
samen Gallerthülle  zu  einem  viereckigen,  an  den  Ecken  abgerundeten  Täfelchen  angeordnet 
sind.  Veget.  Zellen  kugelig  oder  durch  gegenseitigen  Druck  etwas  polygonal,  mit  zarter 
Membran,  einem  Chlorophore,  fast  centralständigem,  ziemlich  grossem  Pyrenoide,  zwei 
contractilen  Vacuolen,  2  langen  Geissein    und  gewöhnlich  mit  einem  rothen  Pigmentfleck. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Zerfall  der  Familien  in  einzelne  Individuen, 
aus  welchen  durch  wiederholte  Zweitheilung  jeder  vegetativen  Zelle,  junge  meist  nur  vier- 
zellige  Tochterkolonien  gebildet  werden ;  selten  entstehen  diese  auch  aus  Dauerzellen.  Ge- 
schlechtliche Fortpflanzung  unbekannt,  wahrscheinlich  auf  Copulation  von  Isogameten 
beruhend. 


')  Diese  Zygoten  sind  wahrscheinlich  identisch  mit  den  von  Cohn  und  Wicluira  beobach- 
teten Ruhezellen,  aus  welchen  durch  Uel)ergiessen  mit  Wasser  wieder  bewegliche  Stephanosphaeren 
hervorgehen. 

^)  Wie  die  einzolh'gen  Schwärmer  der  Stephanosphaera  von  den  gewöhnlichen  umhüllten 
Schwärmzellen  der  Sj)li;i('i-ella  [Oldamydococcus]  pluvialis  nicht  zu  unterscheiden  sind,  ebenso  sind 
auch  die  ruhenden  Zellen  l»eider  einigen  Protococcus-Zellen  sehr  ähiüich  [siehe  Cohn  und  Wi- 
chura  in  den  Verband,  d.  k.  Leop.-Carol.  Acad.  d.  Naturforsch.  857,  p.  28,  29.]. 


1 


G-onium.  —  Sphaerella.  105 


141.  G.  pectorale  Müll.  Stein  Infus.  III.  T.  16.  Brit.  fresli.  alg.  T.  27.  Fami- 
lien flach,  aus  16  Zellen  bestehend,  23  bis  90  ft  breit.  Veget.  Zellen  in  der  Familie  4  in 
der  Mitte,  3  an  jeder  Seite,  5-5  bis  15  ft  dick. 

In  Teichen,  Gräben,  Tümpeln,  Aquarien  u.  ä.  zerstreut 
(5 — 9).  So  bei  Prag  in  den  Tümpeln  bei  Hlubocep,  und  Troja 
an  der  Moldau! 

142.  G.  sociale  (Duj.)  Warm.  ')  (G.  tetras  A.  Br.) 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  50!  Familien  4zellig,  20  bis 
48  fi  breit.  Veget.  Zellen  eiförmig,  oft  mit  zwei  Ausbuchtungen 
am  vorderen  Ende,  kreuzförmig  um  einen  centralen  vierseitigen 
Intercellularraum  geordnet,  5  bis  14  ^  dick,  9  bis  20  ^  lang;  fjo-.  51.  Gonium  pectorale 
var.  b)  majus  nob.  Veget.  Zellen  vor  der  Theilung  meist  15  Müll.  Eine  aus  16  Zellen 
bis  18^,  seltener  bis  21 /ii  dick,  fast  kugelrund  oder  eiförmig,  bestehende  Familie  von  der 
am  vorderen  hyalinen  Ende  kurz  zugespitzt  und  mit  2  Cilien  Flachseite.  Vergr.  325fach. 
versehen,  Pyrenoide  4  bis  6  ^    gross    (sonst   wie   die  typische 

Form.)  — In  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben  u.  ä.  wie  vor.  zerstreut  (5 — 11).  In  der  Um- 
gebung von  Prag  mit  der  vor.  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  mehrfach!  var.  ß)  bisher 
blos  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthor  1885  im  November  massenhaft,  das 
Wasser  schmutzig  grün  färbend! 

2.  Unterfamilie.  Chlamydomonadeae.  Der  Thallus  ist  einzellig,  die  Zellen  mit 
2  Cilien  versehen.    Chromatophoren  einfach,  bandförmig  oder  mantelartig. 

Vermehrung  1.  durch  fortgesetzte  Zweitheilung  der  Zellen  innerhalb  der  zarten, 
enganliegenden  oder  vom  Körper  weit  abstehenden  Hüllmembran;  2.  durch  Bildung  von 
Macro-  und  Microgonidien,  von  welchen  die  letzteren  nicht  selten  copuliren  und  nach 
erfolgter  Copulation  zu  Zygoten  (Dauerzellen)  werden. 

36.  Gattung.    Sphaerella  Sommerf.  (Haematococcus  Ag.,  Clilamydococcus  A.  Br.) 

Vegetative  Zellen  fast  kugelig,  nicht  zu  Familien  verbunden,  sondern  stets  nach 
erfolgter  Theilung  beim  Ausschwärmen  sich  in  einzelne  Zellen  auflösend.  Macrozoogonidien 
sind  von  einer  von  dem  Plasmakörper  mantelartig  abstehenden  Cellulosemembran  umgeben 
und  enthalten  je  ein  Chlorophor,  in  welchem  ein  bis  mehrere  Pyrenoide  eingeschlossen 
sind ;  durch  Auftreten  von  Haematochrom  wird  der  Inhalt  öfters  im  Centrum  roth  gefärbt. 
Der  Plasmakörper  ist  am  vorderen,  farblosen  Ende  zugespitzt  und  dort  mit  2  Cilien  versehen, 
am  unteren  Ende  hängt  er  meist  durch  gallertige  Fortsätze  mit  der  Membran  zusammen. 
Ungeschlechtliche  Vermehrung  1.  im  ruhenden  Zustande  durch  succesive  Zwei- 
theilung; 2.  durch  Macrozoogonidien,  welche  zu  2  bis  8  aus  einer  Mutterzelle  gebildet 
werden  und  von  welchen  jede  eine  neue  Cellulosehaut  ausscheidet,  2  Geissein  entwickelt 
und  einzeln  ausschwärmt;  zur  Ruhe  gekommen,  wachsen  diese  Zellen  weiter  und  bilden, 
nachdem  sie  eine  Zeit  lang  eingetrocknet  waren  und  nachher  wieder  ins  Wasser  gelangen 
2  bis  8  zweigeisselige  Schwärmzellen;  3.  durch  Microzoogonidien,  welche  durch  fortge- 
setzte Theilungen  in  grösserer  Anzahl  aus  einer  Mutterzelle  entstehen,  mit  2  Cilien  ver- 
sehen und  röthlich  oder  schmutzig  grün  gefärbt  sind.  Diese  Microzoogonidien  gehen, 
nachdem  sie  eine  Zeit  lang  umhergeschwärmt,  ohne  eine  mantelartige  Cellulosehaut  aus- 
■  zuscheiden,  in  Ruhezustand  über,  ob  sie  vorher  mit  einander  copuliren,  ist  nicht  bekannt. 

143.  S.  lacustris  (Girod.)  Wittr.  ')  [Haematococcus  lacustris  (Girod.)  Rostaf.,  incl. 
Haematococcus  pluvialis  Fw.,  Chlamydococcus  pluvialis  (Fw.)  A.  Br.,    Sphaerella   pluvialis 

*)  Vergl.  Warming  „Ein  vierzelliges  Gonium"  1876. 

*)  Sphaerella  nivalis  (Bauer)  Sommerf.  [Haematococcus  nivalis  Ag.,  Chlamydococcus  ni- 
valis (Bauer)  A.  Br.],  welche  auf  dem  Schnee  in  Hochgebirgen  vorkommt,  wird  von  Corda  in  Sturm's 
Deutsch.  Flora  III.,  25  unter  dem  Namen  Protococcus  nivalis  Ag.  [aus  Böhmen?]  angeführt.  Nach 
Rostafinski  (Sur  l'Haematococcus  lacustris  etc.  1875  p.  139)  und  nach  Rabenhorst  „Flora  europ. 
alg."  III.,  p.  94,  soll  diese  Sphaerella-Art  von  der  oben  beschriebenen  speciell  nicht  verschieden 
sein.  Dagegen  jedoch  Cohn  [Über  Haematococcus  pluvialis,  1881],  welcher  auch  die  Identität  des 
Haematococcus  lacustris  Girod.  und  des  IL  pluvialis  Fw.  bezweifelt;  auch  Witti'ock  [Om  snöns 
och  isens  Flora,  1883]  hält  S.  nivalis  für  eine  besondere  Art.   Noch  glaube  ich  hier  erwähnen  zu 


106 


Chlamydomoiias. 


(Flot.)  "Wittr.,  Haematococcus  Cordae  Menegh.,    Protococcus  monospermus  Corda,  P.  plu- 
vialis  Ktz.,  Volvox  ulva  L.]  >)  Stein  Infus.  IlL,    T.  15,   Tab.  pliycol.  I.,    T.  1.  Wittr.  et 

Nordst.  Alg.  exs.  No.  156!  et  No.  733  (Sphaerella  pluvialis).  Schwär- 
mende Macrozoogonidien,  welche  zu  2,  4  bis  8  aus  einer  kugeligen 
Mutterzelle  gebildet  werden,  sind  roth,  grün  oder  zweifarbig,  8  bis 
30  ^  im  Durchm. ;  ruhende  veget.  Zellen  (Dauerzellen)  sind  roth, 
25  bis  80  (i  dick,  eingetrocknet  bilden  sie  nicht  selten  rothe  Über- 
züge und  Krusten;  die  Schwärmzellen  färben  das  Regenwasser  roth 
oder  grün ;  var.  ß)  salina  (Dun.)  nob.  [Protococcus  et  Haematococcus 
salinus  Dunal,  ^)  Protococcus  marinus  Ktz.  Chlamj'domonas  Dunalii 
Cohn  =  Monas  Dunalii  Joly,  Protococcus  salinus  Dunal  in  Geleznow 
„Über  die  Ursache  der  Färbung  des  Salzwassers"  etc. ']  Zoogonidien 
6  bis  8  fi  dick,  12  bis  14  ^  lang,  eiförmig  bis  länglich  eiförmig, 
selten  elliptisch  und  18  ^  dick,  grün,  Dauerzellen  kugelig,  18  bis 
45  |it  dick,  rosen-  bis  fast  blutroth  oder  orangegelblich. 

In  ausgehöhlten  Steinen  an  Felsen,  meist  in  höheren  Gebirgs- 
regionen  oft  in  Gesellschaft  von  Stephanosphaera  pluvialis,  ziemlich 
selten  (6 — 9).  Von  Corda  an  feuchten  Schieferfelsen  in  der  grossen 
Kluft  „das  Thor"  im  Särkathale  entdeckt  (Sturm.  Deutsch.  Flora  IL  Abth.  25  H.).  In 
den  Siebengründen  im  Riesengebirge  spärlich!  unter  der  Schneekoppe  (Hieronymus  „Über 
Stephanosphaera"  p.  52),  daselbst  in  Granithöhlungen  (auch  Kirchner  Algen  v.  Schlesien 
p.  93).  Im  Erzgebirge  an  der  Ostseite  des  Schneeberges  (Rbh.  Alg.  exs.  No.  71 !  Kryptfl. 
p.  148);  var.  ß)  In  den  Salzwassersümpfen  bei  Ouzitz  nächst  Kralup  unter  anderen  Algen 
nicht  selten  (3—8)! 


Fig.  52.    Sphaerella 

lacustris  (Girod.) 
Wittr.  Eine  vegeta- 
tive Zelle   mit  weit 
abstehender  Hüll- 
membran.  Vergr. 
480fach. 


37.  Gattung  Chlamydomouas  Ehrb. 


Vegetative  Zellen  kugelrund  oder  eiförmig,    wie    bei    der  vor.  Gattung  stets  ein 


e» 


zeln,  nach  erfolgter  Theilung  sich  von  einander  trennend.  Macrozoogonidien  mit  einer  dem 
Plasmakörper  dicht  aufliegender,  nicht  mantelartig  von 
ihm  abstehenden  Membran,  einem  ansehnlichen  chlorophyll- 
grünem Chromatophore,  welches  meist  den  grössten  Theil  des 
Körpers  einnimmt  und  nur  vorn  eine  Aushöhlung  besitzt, 
in  welcher  sich  die  Hauptmasse  des  ungefärbten  Körper- 
plasmas befindet.  Chlorophoren  mit  einem  bis  mehreren 
kugeligen,  seltener  elliptisch  gestreckten  Pyrenoiden.  Am 
Vorderende  der  Macrozoogonidien  sind  zwei  Cilien,  dicht 
hinter  ihre  Basis  zwei  contractile  Vacuolen,  in  der  vorderen 
Körperhälfte  ein  rother  Pigmentfleck. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Theilung  der 
veget.  Zellen   in    2  bis    8  Macrozoogonidien,  welche  mit 
2  oder   4  Cilien   versehen    sind   und   zeitweise   in    einen 
Ruhezustand  übergehen.  Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten,  welche  nach  erfolgter 
Copulation  von  Microzoogonidicn  entstehen.  Die  Microzoogonidien,  welche  in  verschiedener 
Zald  aus  einer  Mutterzelle  gebildet  werden,  sind  eiförmig,  von  blasser  oder  gelblichgrüner 
Farbe,  mit   einem    Pigmentfleck    und    2  Geissein  versehen.     Nach    der  Copulation  der  als 


Fig.  53.  Chlamy- 
domonas  pulvis- 

culus  (Müll.) 
Ehrb.  Eine  vege- 
tative Zelle;  480- 
fach   vergr. 


Fig.  54.   Chlam. 

pulvisculus 

(Müll.)  Ehrb. 

Ruhezustand 

mit  einfacher 

Viertheilung; 

'"-20fach. 


sollen,  dass  ich  unter  den  als  Protococcus  monas  von  Welwitsch  am  St.  Bernhardsfelsen  in 
Carlsbad  gesammelten  Thei'malalgen  [Chroococcus  membraninus  etc.]  auch  einzelne,  den  ruhenden 
Zellen  einer  Sphaerella  gleichende,  meist  12  bis  15  (u.  [selten  bis  20  ft]  dicke,  kugelige,  selten 
chlorophyllgrüne,  mennig-  bis  bräunlichrothe  Zellen,  mit  dünner  farbloser  Membran  vorgefunden 
habe,  von  denen  ich,  da  ich  ihre  Entwickelung  etc.  nicht  beobachtet  habe,  nichts  mehr  sagen  kann, 
als  dass  es  einzellige  chlorophyllgrüne  Thermal-Algen  waren,  die  so  viel  ich  weiss  blos  Welwitsch 
an  den  warmen  Quellen  in  Carlsbad  beobachtet  und  gesammelt  hat. 

*)  Vergl.  Cohn  „Über  blutrothe  Algen  u.  Pilze",  1882. 

*)  Mehr  über  diese  Haematococcus-Form  siehe  in  Dunal's,  Turpin's,  Joly's,  Cohn's  und 
Geleznow's  diesbezüglichen  Abhandlungen. 

«)  Bull,  de  l'Acad.  imper.  d.  sc.  d.  St.  Petersbourg,  1871,  p.  557,  Tab.  XVU. 


Oylindromonas. 


107 


weibliche  Gameten  fungirenden  Microgonidien,  welche  zu  2  his  4  aus  einer  Mutterzelle 
entstehen,  mit  den  männlichen  Microgonidien,  die  zu  8  aus  ihrer  Mutterzelle  entstehen, 
wächst  die  dadurch  entstandene  Zygote  heran  und  geht  durch  wiederholte  Theilungen,  ohne 
dass  die  Tochterzellen  beweglich  werden,  in  einen  Pleurococcus-artigen  Ruhezustand  über. 

144.  Ch.  pulviscus  (Müll.)  Ehrb.  Stein  Infus.  IH.,  T.  14,  15,  Cohn  Nova  Acta 
XXIV.,  T.  18.  Macrogonidien  kugelig  oder  eiförmig,  6  bis  10  fi  dick,  12  bis  20  fi  lang, 
sattgrün,  mit  einem  rothen  Pigmentfleck  und  nicht  vorgezogenem  vorderen  Ende.  Micro- 
gonidien von  derselben  Gestalt,  die  männlichen  10  fc,    die  weiblichen  20  bis  21  (i  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben,  Bassins  nicht  selten 
und  stellenweise  massenhaft  eine  hellgrüne  Wasserblüthe  bildend,  so  meist  im  Frühjahre 
(3 — 8).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  z.  B.  in  einem  Bassin  des  k.  k.  botan. 
Gartens  am  Smichow,  ebenso  am  Belvedere,  in  den  Schanzgräben  von  Prag;  auch  bei 
Königgrätz;    bei  Wotic,    Plana,    Wlttingau    in    Südböhmen,    bei  Moldau   im  Erzgebirge.') 

3.  Unterfamilie  Cylindromonadeae.  Der  Thallus  ist  einzellig,  die  Zellen  sind  ein- 
geisselig.  Chromatophoren  stumpf  sternförmig  gelappt,  in  der  Mitte  der  Zellen  oder  bipolar. 
Vermehrung  durch  succedane  Zweitheilung  der  vegetativen  Zellen  innerhalb  ihrer  zarten  Mem- 
bran. Dauerzellen  unbekannt. 

38.  Gattung.  Cylindromouas  Hansg. 

Vegetative  Zellen  stets  einzeln,  länglich  cylindrisch  an  beiden  Enden  abgerundet, 
von  einer  dünnen,  enganliegenden,  farblosen  Membran  umgeben,  an  einem  Ende  mit  einer 
langen  flagellenartigen  Cilie  versehen.  Chlorophyllträger  stumpf  stern- 
förmig gelappt,  meist  zwei  in  jeder  Zelle,  die  Zellhälften  fast  ausfüllend, 
jeder  mit  einem  deutlichem  kugeligen  Pyrenoide.  Zellkern  gross  kugel- 
förmig, in  der  Mitte  der  Zelle  liegend.  An  der  Basis  der  Cilie,  welche 
aus  einer  seichten  Vertiefung  der  Zellhaut  am  hyalinen  Vorderende  ent- 
springt, liegt  eine  contractile  Vacuole.  Pigmentfleck  nicht  vorhanden. 

Vermehrung  im  Ruhezustande,  nach  Verlust  der  Cilie,  durch 
wiederholte  Zweitheilung  des  gesammten  Zellinhaltes  innerhalb  einer 
haut-  oder  schleimartigen  Hülle  in  2  bis  4  Tochterzellen.  Die  Vor- 
wärtsbewegung der  schwärmenden  Zellen  ist  mit  einer  Rotation  der  ganzen 
Zelle  um  ihre  Längsachse  verbunden. 

145.  C.  fontinalis  Hansg.'^)  Schwärmende  Zellen  länglich  cylin- 
drisch, an  beiden  Enden  abgerundet,  6  bis  15  /t  dick,  15  bis  32  ft 
lang,  meist  nur  am  oberen  Ende,  welches  eine  ebenso  wie  die  ganze 
Zelle  lange  oder  noch  etwas  längere  Cilie  trägt,  an  der  Insertionstelle 
hyalin.  Chlorophoren  mit  je  einem,  etwa  4  ft  dicken  Pyrenoide.  Zell- 
kern centralständig,  so  gross  wie  die  Pyrenoide  oder  noch  etwas  grösser,  ^ia  55.  Cvlindro- 
Zellhaut  dünn,  hyalin,  nicht  contractu.  monas  fontinalis 

In    Quellen,    Wiesenbrunnen    u.  ä.    in    Gebirgsgegenden,    selten  nob.  Eine  veget. 

(7 — 8).  So  bei  Johannisbad  in  einem  kleinen  Wiesenbrunnen  in  grosser  Zelle -jvergr. 

Menge  das  Wasser    grün    färbend,    mit    Stigeoclonium    tenue,  Conferva  ^  ^^ 
bombycina,  verschie-  denen  Diatomen  u.  ä. !  ^) 

*)  Gloeococcus  mucosus  A.  Br.,  welchen  Stein  auch  bei  Böhm.  Zwickau  beobachtet  hat,  ist 
von  Ch.  pulvisculus  wenig  oder  gar  nicht  verschieden  (vergl.  Stein's  Infus.  III.  1,  p.  46).  In  dem  soeben 
citirten  Werke  hat  Stein  neben  der  oben  beschriebenen  Ch.-Art  noch  einige  andere  Ch.-Arten  abgebildet, 
ohne  Diagnose  u.  ohne  Angabe  ihres  Fundortes  in  Böhmen.  Ausser  den  oben  angeführten  Volvocaceen- 
Gatt.  und  Arten  werden  von  den  Botanikern  noch  einige  andere  zu  dieser  Gruppe  der  Chlorophyceen 
gezählt,  von  welchen  Stein  die  meisten  mit  seinen  Chlamydomonaden  und  Hydromorinen  vereinigt 
hat,  (viele  von  diesen  sind  von  Stein  auch  in  Böhmen  entdeckt  worden). 

^)  In  der  Gestalt,  inneren  Structur,  in  der  Form,  Stellung  und  Farbe  der  Chromatophoren 
ist  diese  Alge  einem,  mit  einer  langen  Cilie  versehenen,  frei  herumschwärmendeu  Mesotaenium  Näg. 
(Palmogloea  Ktz.)  nicht  unähnlich.  Eine  gewisse  Ähnlichkeit  in  ihrer  äusseren  Gestalt  hat  sie  auch 
mit  Chlamydomonas  obtusa  A.  Br.  (Ch.  grandis  Stein  Infus.  III.  1.  T.  15),  die  sich  aber  von  ihr 
durch  zwei  Cilien,  ein  rothes  linearisches  Stigma  (Pigmentfleck)  und  ihre  mantelartige  Umhüllung 
wesentlich  unterscheidet. 

3)  Ist  von  diesem  Standorte  in  Wittrock's  u.  Nordstedt's  Alg.  exs.  N.  750^  mitgetheilt  worden. 


108  Hydrodiotyon. 


XIX.  Familie.  Palmellaceae  (incl.  Protococcaceae. ') 

Thallus  einzellig  oder  mehrzellig;  im  letzteren  Falle  sind  die  Zellen  zu  beson- 
deren Coeuobien  (Zellfamilien)  vereinigt.  Im  Zellinhalte  der  veget.  Zellen  finden  sich 
verschiedenartig  ausgeformte  Chromatophoren,  welche  öfters  durch  Haematochrom  ver- 
deckt werden. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  neutrale  Zoogonidien  und  durch  vegetative 
Zweitheilung  der  Zellen ;  indem  die  Tochterzellen  gleich  nach  ihrem  Entstehen  sich  wieder 
theilen,  ohne  dass  sie  sich  vorher  vollständig  entwickeln  würden,  werden  sie  nach  jeder 
neuen  Theilung  kleiner.  Nach  der  Theilung  trennen  sich  die  Tochterzellen  von  einander 
oder  sie  bleiben  unter  einander  durch  ihre  öfters  sehr  dicken,  gallertigen  Membranen 
zu  grosseren  oder  kleineren  Familien  vereinigt,  und  nehmen  an  Grösse  stetig  zu,  bis  sie 
endlich  der  Mutterzelle  an  Grösse,  Gestalt  etc.  wieder  gleich  werden.  Geschlechtliche 
Fortpflanzung  durch  Zygoten,  w^elche  nach  erfolgter  Copulation  von  sexuellen  Schwärm- 
zellen gebildet  werden. 

1.  Uuterfamilie.  Coenohiae  (Hydrodictyaceae  Falkenberg). 

Vegetative  Zellen  sind  zu  mehrzelligen  Zellkörpern  (Coenobien)  von  bestimmter 
Gestalt  verbunden,  welche  durch  Aneinanderlegung  und  Verwachsung  der  ursprünglich  von 
einander  getrennten  Tochterzellen  einer  und  derselben  Mutterzelle  entstanden  sind.  Coeno- 
bien frei  im  Wasser  schwimmend. 

Vermehrung  durch  vegetative  Theilung  einzelner  Zellen  des  Coenobiums,  durch 
Macro-  und  Microzoogonidien.  Macrozoogonidien  ungeschlechtlich,  Microzoogonidien  öfters 
mit  einander  copulirend.  Das  Product  der  Copulation  wird  zum  Dauerzustande. 

1.  Gruppe.  Hydrodictyeae  Rbh.  non  Klebs.  Zoogonidien  entstehen  durch  simul- 
tane Vieltheilung  des  Zellinhaltes.  Zellen  vielkernig '^) 

39.  Gattung.  Hydrodictyou  Roth. 

Coenobien  aus  vielen  anfangs  kleinen,  später  bis  V2 — 1  ^^^  langen,  cylindrischen 
Zellen  bestehend,  welche  an  ihren  Enden  meist  zu  3,  seltener  zu  4  oder  2  sternförmig, 
zu  einem  vielmaschigen,  überall  geschlossenen,  freischwimmenden  Netz  verwachsen  sind. 
Fortpflanzung  1.  durch  ungeschlechtliche  Macrozoogonidien,  von  birnförmiger  Gestalt,  mit 
je  2  Cilien  versehen,  die  in  sehr  grosser  Anzahl  innerhalb  einer  Mutterzelle  simultan 
entstehen,  in  dieser  eine  Zeit  lang  umherschwärmen  und  zur  Ruhe  gekommen  zu  einem 
neuen  netzartigen  Coenobium  verwachsen,  welches  nach  Auflösung  der  Mutterzellmembran 
frei  wird  und  ohne  weitere  Theilungen  der  Zellen  heranwächst;  2.  durch  geschlechtliche 
Microzoogonidien,  welche  mit  je  4  Cilien  versehen  sind,  durch  Theilung  des  gesammten 
Plasmas  einer  Coenobium-Zelle  in  30.000  bis  100.000  Schwärmer  entstehen,  durch  ein 
Loch  in  der  Wand  der  Mutterzelle  ausschlüpfen,  einige  Zeit  laug  umherschwärmen  und 
zu  2,  3  oder  mehreren  mit  einander  copuliren.  Sie  bilden  zur  Ruhe  gekommen  (meist 
nach  erfolgter  Copulation)  kugelige,  Protococcus-artige  Zellen  (Zygoten),  deren  Inhalt 
nach  längerer  Ruheperiode  und  vorhergegangener  Austrockuung  zu  2  bis  5  grossen,  zwei- 
geisseligen  Zoogonidien  zerfällt,  welche  nach  einiger  Zeit  des  Umherschwärmens  zur  Ruhe 
kommen  und  zu  grossen,  vieleckigen,  unregelmässig  gestalteten,  an  den  Ecken  oft  in 
kurze  Hörnchen  auslaufenden  Zellen,  sog.  Polyedern  heranwachsen.  Aus  dem  Inhalt 
dieser  polyedrischen  Zellen  entsteht  durch  simultane  Theilung  in  ähnlicher  Weise,  wie  bei 
der  Vermehrung   durch   Macrozoogonidien   eine  Anzahl    von  Schwärmzellen,    welche  nach 


*)  Vergl.  Borzi  „Studi  algologici",  I.,  p.  97.,  Klebs  „Über  die  Organisation  einiger  Flagel- 
laten",  1883,  p.  342. 

^)  Vorgl.  Schniitz's   „Über  die  Zellkerne  der  Thallophyten",  1880  und  „Die  Chromato- 
phoren der  Algen"  1882,  p.  46,  in  Anmerk. 


fci 


«1 


Fediastrviin. 


109 


Fig.  57.  Eine 

Zelle  derselb. 

Pflanze,   in 

welcher  die 

Tochterzellen 

sich  ordnen, 

um  ein   Netz 

zu  bilden.  Vgr. 


Fig.    56.    Hydrodictyon    reticulatum 
(L.)  Lagrh.  Theil  eines  jungen  Zell- 
netzes, etwa  SOOfach  vergr. 


Abwerfung  der  dicken  äusseren  Polyedermenibran  von  der  inneren  Membranschicht 
umgeben,  zu  einem  neuen  noch  sehr  rudimentären  Hydrodictyon-Netz  verbunden,  ins 
Freie  gelangen. 

146.  H.  reticulatum  (L.)  Lagerh. 

(H.  utriculatum  Roth.)  Tab.  phycol.  V. 

T.  35.,  Brit.  fresh.  alg.  T.  14.   Wittr. 

et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  523,  716,  717  ! 

Der    netzartige   Thallus    bisweilen 

bis  6  und  mehr  dm   lang,    mit   winzig 

kleinen  bis  1   cm   im  Durchm.  grossen 

Maschen.  Zellen  an  jungen  Exemplaren 

1  bis  2,  an  entwickelten  Exemplaren  4 

bis  10  mm  lang,  0*1  bis  0*2  mm  dick. 

Macrozoogonidien  8  ft  dick,  10  n  lang, 

Microzoogon.    3    bis    6  fi    dick,    5  bis 

8  ^  lang. 

In  stehenden  und  langsam  fliessenden  Gewässern,  in  Teichen,  Wasser, 

graben  und  stagnirenden  Gewässern,  meist  in  grosser  Menge  auftretend,*) 
etwa  200mal.      in  Böhmen  blos    in   der   Ebene   verbreitet  (5—9).     In  der  Umgebung  von 

Prag  mehrfach,  so  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  nächst  Troja  1884  in 
sehr  grosser  Menge  (im  J.  1885  verschwunden),  im  Mühl-Teiche  bei  Kunratic  1883  im 
Frühjahr  mit  Sirogonium  sticticum  reichlich  (1884 — 86  Hydrodictyon  spärlich,  Sirogo- 
nium  verschwunden !  im  Sarkathale  (Opiz  Mus !),  bei  Caslau  (Opiz  Böh.  phaner.  u.  krypt. 
p.  134);  in  Wassergräben  an  der  Elbe  bei  Kolin,  in  den  Teichen  bei  Chlumec  an  der 
Cidlina,  in  den  Sümpfen  bei  Bfezhrad,  in  einem  Wassergraben  bei  Malsowic  nächst  König- 
grätz!  in  Teichen  bei  Picin  nächst  Pfibram,  ebenso  bei  Strakonic  1886;  in  Tümpeln 
bei  Veseli  und  bei  Fraueuberg  nächst  Budweis  1884  reichlich;  in  Nordböhmen  (bei  Fugau? 
Karl  Mus!). 

2.  Gruppe.  PecUastreae  Näg.  Zoogonidien  entstehen  durch  succedane  Zweitheilung. 
Zellen  einkernig. 


40.  Gattung.  Pediastriim  Meyen. 

Coenobieu  Scheiben-  oder  sternförmig,  einschichtig  (selten  stellenweise  zwei- 
schichtig), aus  4  bis  64  bestimmt  gestalteten,  parcuchymatisch  verbundenen  Zellen  gebildet. 

Vermehrung  durch  Macro-  und  Microzoogonidien,  von  welchen  die  ersteren,  durch 
succedane  Zweitheiluug  des  Zcllinhaltes  einer  Zelle  des  Coenobiums  entstehen,  in  einer 
Umhtillungsblase  aus  dieser  hervortreten  und  nachdem  sie  zur  Ruhe  gekommen  sind,  zu 
einem  neuen  Coenobium  in  dieser  sich  verbinden,  welches  beim  weiteren  Wachsthum  die 
Umhüllungsblase  sprengt.  Die  Microzoogonidien,  welche  in  derselben  Weise,  aber  in 
grösserer  Anzahl  als  die  Macrozoogonidien  entstehen,  schlüpfen  aus  der  Mutterzelle  aus 
und  schwärmen  im  Wasser  umher,  um  wahrscheinlich  auf  ähnliche  Weise,  wie  die  von 
Hydrodictyon  zu  copuliren.  (Zygoten  noch  unbekannt.) 

1.  Sect.  Anomopedium  Näg.  Coenobien  einschichtig  oder  stellenweise  zwei- 
schichtig, von  unregelmässiger  Gestalt.  Zellen  lückenlos  parenchymatisch  verbunden. 
Randzellen  rundlich,  ganzrandig,  ungetheilt,  mit  je  zwei  kurzen  stachelförmigen,  aufge- 
setzten Spitzen  versehen. 


^)  Nach  meinen  bisherigen  Beobachtungen  tritt  diese  Alge  blos  in  weichem,  ziemlich 
reinem  und  klarem  Wasser  in  einzelnen  nicht  allzu  trockenen  Jahren  massenhaft  auf,  um  in  den- 
selben Gewässern,  wenn  sie  zu  sehr  sumpfig,  chemisch  etc.  verunreinigt  geworden,  wieder  plötzlich 
und  öfters  auf  längere  Zeit  zu  verschwinden.  Ob  das  plötzliche  Erscheinen  und  Verschwinden 
dieser  Alge  blos  von  physikalischen  und  chemischen  Umständen  bedingt  ist,  oder  ob  dabei  auch 
noch  eine  gewisse  Periodicität  herrscht,  könnte  erst  durch  langjährige  Beobachtungen  dieser  Alge 
an  den  Orten,  wo  sie  öfters  auftritt,  festgestellt  werden. 


JIO  IPediastruna. 


147.  P.  integrum  Näg.  Einz,  Alg.  T.  5.  Coenobieu  4-  bis  64-zellig,  völlig  ent- 
wickelt etwa  125  fi  laug,  100  /w  breit.  Zellen  unregelmässig,  selten  conceutrisch  auge- 
ordnet; nicht  selten  bilden  in  den  16-zelligen  Coenobieu  3,  in  den  32-zelligeu  6  Zellen 
eine  zweite  Schicht.  Alle  ZeUen  sind  gauzraudig,  die  der  Mitte  und  des  Randes  ziemlich 
gleichgestaltet,  rundlich  oder  etwas  eckig,  20  bis  28  (i  dick.  Randzellen  stumpfeckig 
oder  abgerundet,  mit  je  2  aufgesetzten,  kurzen,  hyalinen  Stacheln,  von  denen  einer,  sel- 
tener beide  warzenförmig  werden  oder  ganz  verschwinden;  var.  ß)  Bramiianum  (Grün.) 
Nordst.  Coenobieu  8-zellig  (2  -f-  6),  Raudzellen  12  ft  dick. 

In  Wassergräben,  Sümpfen,  auf  nassen  Felsen  hie  und  da  verbreitet  (7 — 8). 
So  bei  Lomuitz  nächst  Wittingau  spärlich! 

2.  Sect.  Monactinium  (Corda)  A.  Br.  [Mouactiuus  Corda].  Coenobieu  einschichtig. 
Zellen  conceutrisch  angeordnet,  uicht  getheilt,  lückenlos  mit  einander  verbunden  oder  in 
der  Mitte  mit  Lücken  zwischen  einander.  Raudzellen  eiförmig  oder  lanzettlich. 

148.  P.  Simplex  Meyen  (Mouactiuus  simplex  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  4. 
Reinsch.  Algenfl.  T.  7.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  524!)  Coenobieu  8- bis  16-,  selten 
5-  bis  32-zcllig  5,  6,  1  +  7,  8,  5 -[- 11,  1  +  5 -f  10,  6  bis  76  fi  im  Durchm.  Raud- 
zellen ungetheilt,  schmal  eiförmig  oder  eiförmig-lanzettlich,  öfters  mit  einer  stachelförmigen 
Spitze  versehen,  blos  au  der  Basis  mit  einander  verwachsen,  in  einem  Kreise  strahlig 
angeordnet.  Zellen  iu  der  Mitte,  wenn  solche  entwickelt  sind,  anders  gestaltet.  Coenobieu 
mit  einer  grossen  kreisrunden  oder  elliptischen  Mittelöffuuug  versehen  oder  lückenlos 
aneinandergefügt,  einzelne  Zellen  der  Scheibe  lückenlos  oder  durch  kleine  Öffnungen  von 
einander  getrennt  (forma  clathrata  Schrot.  ^)  Mittelzelle  polyedrisch,  Raudzellen  drei- 
eckig mit  etwas  convexer  Seite;  var.  ß)  Sturmii  (Reinsch.)  Wolle  Desmids  T.  53  (P. 
Sturmii  Reiusch  Algenfl.  T.  7).  Coenobieu  3-  bis  16-zellig  (3,  4,  1  +  6,  5  -f  11),  38  bis 
76  ft  im  Durchm.  Randzellen  mit  einem  breit  eiförmigen,  beinahe  kreisrunden  oberen 
Ende,  Avelches  mit  einem  derben  Stachel  von  der  Länge  der  Zelle  bewehrt  ist;  var. 
y)  duodenarium  (Bailey)  Rbh.  [Mouactiuus  duodeuarius  Bailey,  Wolle  Desmids  T.  53]. 
Coenobieu  16-zellig  (4  -|-  12),  Zellen  in  der  Mitte  der  Scheibe  kreuzförmig  angeordnet. 
Coenobieu  mit  einer  Mittelöffuuug  und  4  Lücken  unter  den  Raudzellen ;  var.  d)  Cordanum 
nob.  ■■^)  (Mouactiuus  simplex  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  4  f.  23)  Coenobieu  47-zellig 
(4  -[-  11  -j-  32).  Unter  den  strahlig  angeordneten,  lanzettlichen  Raudzellen  sind  11  Lücken, 
in  der  Mitte  des  Coenobiums  4;  var.  s)  echinulatum  Wittr.  W.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
No.  235 !  Coenobieu  lückenlos  oder  fast  lückenlos,  die  Zellmembran  stachelig-rauh. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Sümpfen,  Tümpeln  zerstreut  (5 — 9).  So  bei 
Reichenberg  und  Carlsbad  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  p.  239]. 

3.  Sect.  Diactinium  A.  Br.  Coenobieu  einschichtig.  Zellen  conceutrisch  ange- 
ordnet. Raudzellen  (zuweilen  auch  die  inneren)  zweilappig  oder  zweitheilig,  jeder  der 
beiden  Lappen  nicht  weiter  getheilt ;  a)  Zellen  in  der  Mitte  des  Coenobiums  lückenlos 
unter  einander  verbunden,  Raudzellen  seitlich,  ziemlich  weit  mit  einander  verwachsen. 

149.  P.  forcipatum  (Corda)  A.  Br.  [Euastrum  forcipatum  Corda  Alm.  d.  Carlsb. 
1839  T.  2  incl.  E.  heptagonum  et  E.  Impressum  Corda  1.  c.  1839  T.  3,  1839  T.  2, 
Wolle  Desmids  T.  53].  Coenobieu  7-  bis  16-,  seltener  mehrzellig  (1  +  6,  1  +  7,  1  +  5 
+  10).  Randzellen  etwa  24  (i  dick,  tief  eingeschnitten,  zweilappig.  Lappen  lauzettlich- 
zugespitzt,  oft  convergireud,  au  der  Oberfläche  granulirt;  var.  ß)  sexangulare  (Corda) 
nob.  (Euastrum  sexangulare  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835  T.  3  f.  30,  18,  39,  T.  2  f.  12). 
Zellen  der  im  Umrisse  fast  kreisrunden  Scheibe  um  eine  6eckige  Mittelzelle  so  gruppirt, 
dass  6  in  einem  Kreise,  14  au  der  Peripherie  strahlig  angeordnet  sind.  Randzellen  mit 
einem  bis  in  die  Mitte  der  Zellen  oder  noch  tiefer  reichendeu  Einschnitte,  deren  Lappen 
zugespitzt  convergireud,  öfters  über  einander  kreuzförmig  liegend. 


am  nächsten. 


")  Vergl.  Jahres-Bericht  der  schles.  Ges.  f.  vat.  Cultur,  1883  p.  182. 

*)  Steht  dem   P.   simplex   Meyeu   var.  d.   in   Wolle's    „Desmids"   p.    153   T.  53   f.   19 


IPediastrum. 


111 


In  Sümpfeu,  Teichen  wie  vor.  zerstreut  (5 — 9).  So  in  den  Teiclien  bei  Lomnitz 
nächst  Wittingau!  bei  Reichenberg  und  Carlsbad  (Corda  1.  c.  1839  p.  238),  var.  ß  bei 
Prag  und  Carlsbad  (Corda  1.  c.  p.  238). 

150.  P.  Boryanum  (Turp.)  Menegh.  Einz.  Alg.  T.  5.  Wolle  Desraids  T.  53,  incl. 
Euastrum  pentaugulare  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  3,  1835  T.  3.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  52!  Coeuobien  kreisrund  oder  elliptisch,  nicht  durchbrochen,  8- bis  128zellig. 
Zellen  in  der  Mitte  vieleckig,  am  vorderen  Rande  nicht  selten  leicht  ausgerandet,  lückenlos 
mit  einander  verwachsen.  Randzellen  tief  ausgerandet  oder  kurz  zweilappig.  Die  Läppchen 
zugespitzt  oder  in  einen  köpfchenartigen  Fortsatz  auslaufend. 

Variirt  sehr  in  der  Anordnung  der  Zellen,  Länge  der  Läppchen  an  den  Rand- 
zellen, der  mehr  oder  minder  grossen  Glätte  der  Membran  etc. ;  var.  a)  genuinum  Krch. 
Coenobien  IGzellig  (2 -f- 6 -f"  8).  Randzellen  zweilappig,  21  ft  dick,  Läppchen  in  horn- 
förmige  Fortsätze  auslaufend.  Zellmembran  punktirt ;  var.  ß)  hrevicorne  A.  Br.  Alg.  unic. 
T.  2.  Coenobien  8zellig  (1  -|-  7),  Randzellen  ausgerandet,  12  ft  dick,  in  kurze  Hörnchen 
auslaufend,  Zellhaut  schwach  punktirt;  var.  y)  longicorne  Reinsch.  Algenfl.  T.  7  f.  6  c. 
Coenobien  16-  oder  64zellig  (1  +  5  +  10  oder  2  +  8  +  14  +  18  +  22).  Randzellen 
12  ft  dick;  var.  d)  granulatum  (Ktz.)  A.  Br.  (P.  granulatum  Ktz.)  "Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  52!  Coenobien  16zellig  (1  +  5  +  10),  Randzellen  12  ^  dick.  Membran 
und  Hörnchen  mit  zahlreichen  Wärzchen  besetzt. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen,  Sümpfen  wie  vor.  ziemlich  verbreitet 
(4 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  nicht  selten,  schon  von  Corda  (Alm.  d.  Carlsb.  1839 
p.  238)  beobachtet ;  so  in  den  Moldautümpeln  an  der  Kaiserwiese,  bei  Hlubocep,  Hodkowicka 
undTroja,  auch  in  den  Teichen  bei  Kunratic,  Hloubetin,  Bechowic,  Bfve  nächst  Hostivic;  bei 
Dobfis,  Pfibram,  Bradkowic  und  Picin ;  in  den  Elbetümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  Neratowic 
mehrfach  Raudnitz,  Lobositz,  Kolin ;  in  den  Teichen  bei  Dymokur,  Zizelic  nächst  Chlumec 
an  der  Cidlina,  bei  Königgrätz  mehrfach ;  in  den  Teichen  bei  Hirschberg,  Habsteiu,  Weis- 
wasser, bei  Chlomek  nächst  Turnau ;  bei  Jung-Bunzlau,  Bakow ;  in  den  Teichen  bei  Osseg, 
Brüx,  Dux,  bei  Sauerbrunn  nächst  Bilin,  Franzensbad  auch/3,  Carlsbad!  (auch  Corda  Alm. 
d.  Carls.  1839  p.  238),  bei  Mies;  Frauenberg,  Budweis,  Veseli,  Sobieslau,  Wodnian, 
Protivin,  Lomnic,  Wittingau,  Tabor,  Hefmanicky,  Sudomefic,  Podoli  bei  Wotic;  Bystfic 
nächst  Beneschau;  in  den  Moldautümpeln  bei  Ebeuau  nächst  Krummau,  im  Fischhofer 
Teiche  bei  Hohenfurth,  bei  Kuschwarda  in  Südböhmen!  bei  Pilsen  (Hora  Flora  v.  Pilsen 
p.  12),  bei  Tetschen  var.  d)  (Rbh.  Kryptfl.  p.  144). 

ß)  Zellen  in  der  Mitte  mit  einander  verwachsen. 

151.  P.  duplex  Meyen  (P.  pertusum  Ktz.).  Coenobien  meist  8-  bis  32zellig. 
Zellen  in  der  Mitte  der  Coenobien  entweder  nur  an  der  Aussenseite  oder  an  allen  Seiten 
ausgerandet  und  dadurch  mehr  oder  weniger  grosse  Lücken 

unter  einander  bildend.     Randzellen  tief  zweilappig,  nur  an 

der  Basis    mit    einander   verwachsen,    die    Lappen   in   mehr 

oder  weniger    lauge,    gerade    oder    gekrümmte,    spitze    oder 

stumpfe,    aber   nicht   köpfchenförmige   Fortsätze  verlängert; 

var.  a)  genuinum  A.  Br.  in  Lagerheim's  „Pediastreer"  p.  55, 

incl.  P.    quadrangulum    Corda   Alm.  d.  Carlsb.  1835    T.  3, 

1839  T.  3.  Coenobien  8-  oder  IGzellig  (2  +  6,  1  +  5  + 10), 

mit  mittelgrossen  Lücken   in    der  Mitte.     Randzellen    6  bis 

18  ft  dick,  mit  stumpflichen,  geraden  oder  leicht  gekrümmten, 

glatten    Fortsätzen;    var.  ß)   microporum  A.  Br.    (incl.  P. 

acutum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.    1839  T.  3).    Coenobien  16- 

oder  32zellig  (1  +  5  +  10,  1  +  6+10  +  15).  Randzellen 

12  bis  15  yi  dick,    Zellen   in  der  Mitte   kaum  ausgerandet, 

wenige  und  kleine  Lücken   unter   einander   lassend;    var.  y)  dathratum  A.  Br.  (incl.  P. 

diodon  Corda  Alm.  d.  Carlsb.    1839  T.  3).     Coenobien  8-  oder  IGzellig   (2  +  6,  1  +  5 

+  10).  Randzellen  10  bis  24  ^i  dick,  Zellen  der  Mitte   tief  ausgerandet,    grosse   Lücken 

unter  einander  lassend;    var.  ö)  recurvatum   A.  Br.    (incl.  P.  irreguläre  Corda  A.  d.  C. 


Fig.    58.    Pediastrum    duplex 

Meyen.  Ein  Coenobium,  etwa 

300fach  vergr. 


112  I'ediasfcriim. 

1835  T.  3,  1839  T.  3).  Coeuobien  8-  oder  IGzellig  (2  +  6,  1  +  5  -f  10).  Kaudzellen 
öfters  nur  12  [i  dick,  mit  zurückgekrümmten  (divergirenden)  Fortsätzen,  Lücken  in  der 
Mitte  mittelgross;  var.  s)  asperum  A.  Br,  Lappen  der  Randzellen  länger  und  dicker,  in 
kurze  abgestutzte,  gezähnt-rauhe  Fortsätze  auslaufend,  Lücken  in  der  Mitte  mittelgross, 
Querdurchm.  der  Zellen  22  bis  28  n\  var.  ^)  reticulatum  Lagerh.  „Pediastreer"  T.  2. 
Coeuobien  8-  oder  IGzellig  (2  +  6,  1  +  5  +  10),  Randzellen  12  bis  18  ft  dick,  alle 
Zellen  tief  ausgerandet,  fast  H-förmig,  Lücken  in  der  Mitte  sehr  gross,  rundlich ;  var.  ?/) 
hrachylohum  A.  Br.  Alg.  uuic.  T.  6  (incl.  Micrasterias  Boryana  Ehrb.  T.  11  f.  5). 
Coeuobien  IGzellig,  Randzellen  etwa  18  ft  dick,  ausgerandet  oder  dreieckig-ausgeschnitten, 
kurz  zweilappig,  mit  sehr  kurzen,  fast  fehlenden  Fortsätzen. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  ziemlich  häufig  verbreitet  (4 — 9).  In  der  Um- 
gebung von  Prag  mehrfach,  so  im  Teiche  des  gräfl.  Kiusky'scheu  Gartens,  in  einem  Tümpel 
auf  der  Kaiserwiese,  bei  Hlubocep  auch  /3,  im  Teich  bei  Hloubetin,  junge  Exemplare  auch 
im  Mühlteiche  bei  Kunratic !  in  den  Teichen  bei  Bymokur  auch  ^,  bei  Königgrätz,  in  den 
Teichen  bei  Hirschberg  auch  j/,  Weiswasser!  bei  Reichenberg  auch  var.  y  und  d  (Corda 
1.  c.  p.  239);  bei  Osseg,  Saaz,  Brüx  auch  var.  s,  Franzensbad,  Caidsbad,  Falkenau! 
(auch  Corda  als  P.  quadrangulum  a),  d),  ß)  1.  c.  p.  239) ;  bei  Dobris,  Podoli  und  Olbra- 
mowic  nächst  Wotic,  Tabor,  Pisek,  bei  Lomnic  nächst  Wittingau !  bei  Pilsen  [Hora  Flora 
V.  Pilsen  p.  12] ;  bei  Ebenau  nächst  Krummau,  in  den  Teichen  bei  Hohenfurth,  im  Arber- 
See  im  Böhmerwalde! 

4.  Sect.  Tetractinium  A.  Br.  Coeuobien  einschichtig,  Randzellen  zweilappig,  jeder 
Lappen  ausgerandet,  zweizähnig  oder  eingeschnitten. 

152.  P.  tetras  (Ehrb.)  Ralfs  [P.  Ehrenbergii  (Corda)  A.  Br.,  Euastrum  Ehren- 
bergii  et  E.  hcptagonum  Corda  Alm.  d.  Carls.  1839  T.  2].  Coeuobien  4-  bis  IGzellig 
(4,  3  +  5,  1  +  7,  5  +  11,  4  +  12).  Randzellen  8  bis  27  ^  dick,  seitlich  ganz  mit 
einander  verwachsen,  durch  einen  schmalen,  bis  zur  Mitte  reichenden  Einschnitt  in  zwei 
Lappen  getheilt,  jeder  Lappen  abgestutzt,  ausgerandet  oder  eingeschnitten-zweispitzig.  Zellen 
in  der  Mitte  des  Coenobiums  lückenlos  zusammenfliessend,  jede  mit  einem  engen  Einschnitt. 

Variirt  sehr  in  der  Anordnung  der  Zellen,  Tiefe  der  Einschnitte  der  Lappen, 
die  am  Rande  glatt  oder  gezähnt  sind  etc. ;  var.  ß)  tetraodon  (Corda)  Rbh.  [Euastrum 
tetraodon  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  2],  Coeuobien  Tzellig  (1  +  6),  Lappen  der 
vierspitzigen,  mit  einem  sehr  tiefen  Einschnitte  versehenen  Randzellen  spitz  auslaufend,  die 
inneren  fast  2mal  so  lang  als  die  äusseren;  var.  y)  excisum  Rbh.  Lappen  mehr  oder 
weniger  tief  ausgerandet. 

In  sumpfigen  Teichen,  Tümpeln,  Torfgewässern,  Moorgräben  stellenweise  ver- 
l)reitet,  meist  vereinzelt  unter  anderen  Algen  (4 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehr- 
fach [schon  von  Corda  var.  ß  Alm.  T.  Carlsb.  1839  p.  238]  beobachtet;  in  einem  Tümpel 
auf  der  Kaiserwiese,  bei  Hlubocep,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic,  in  den  Elbetümpeln  bei 
Kostelec  a.  E.,  in  den  Teichen  bei  Dymokur,  Hirschberg,  Weiswasser;  bei  Franzensbad 
auch  var.  y\  bei  Carlsbad  und  Reichenberg  auch  ß  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  p.  238]; 
bei  Votic,  Strezmif,  nächst  Stupcic,  Sobieslau !  bei  Pilsen  [Hora  Flora  v.  Pilsen  p.  12], 
bei  Lomnic,  Wittingau,  Budweis,  Ebenau  nächst  Krummau,  im  Fischhofer  Teiche  bei 
Hohenfurth ! 

153.  P.  biradiatum  Meyen  Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  4  [P.  rotula  (Ehrb.)  A. 
Br.,  Micrasterias  rotula  Ehrb.].  Coeuobien  aus  8  bis  32  Zellen  bestehend  (1  +  7,  1  +  8, 
5  +  11,  4  +  11  +  17),  Randzelleu  9  bis  21  fi  dick,  nur  an  der  Basis  mit  einander 
verwachsen,  durch  einen  breiten,  bis  zur  Mitte  oder  noch  tiefer  reichenden  Einschnitt  in 
zwei  schmälere  Lappen  gespalten.  I^appen  durch  einen  mehr  oder  weniger  seichten  Ein- 
schnitt in  zwei  zähnchenförmigc  stumpfliche  oder  geschärfte  Läppchen  getheilt.  Zellen 
in  der  Mitte  des  Coenobiums  tief  eingeschnitten,  ziemlich  grosse  Lücken  unter  ein- 
ander lassend. 

Ist  in  Bezug  auf  Anordnung,  Dicke  etc.  der  Zellen  sehr  veränderlich  ;  var.  ß) 
emarginaticm  A.  Br.   Alg.   unic.  T.  6.     Coenobien   IG-  oder  32zellig  (5  +  11,  5  +  11 


Ooelastrum. 


113 


-}-  16),  Randzellen  12  bis  21  ^  dick,  durch  einen  seichten  Einschnitt  in  zwei  am  Rande 
gezähnt-ausgerandete  Lappen  gespalten,  Zellen  in  der  Mitte  buchtig  ausgerandet. 

In  Teichen,  Wassergräben,  Tümpeln  wie  vor.,  doch  seltener  verbreitet  (4 — 9).  Bei 
Prag  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  nächst  Troja;  bei  Hirschberg,  Weiswasser ;  bei  Brüx 
auch  /3,  Franzensbad!  bei  Carlsbad  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  p.  239],  bei  Reichen- 
berg [Siegmuud  Rbh.  Kryptfl.  p.  144],  Schluckenau  (Karl  Rbh.  1.  c.  p.  144),  Pilsen  [Hora 
Flora  V.  Pilsen  p.  12].^) 

41.  Gattung.  Coelastrum  Näg. 


Fig.  59.  Coelastrum  sphae- 

ricum  Näg.  Ein  Coenobium 

etwa  SOOmal  vergi*. 


Coenobien  hohlkugelig  oder  netzförmig  durchbrochen,  aus  einer  grösseren  Anzahl 
vieleckiger  oder  fast  kugeliger,  parenchymatisch  vereinigter  Zellen   bestehend.  Zoogonidien 
schwärmen    aus    den    Mutterzellen    aus    oder    sie  bilden  schon 
innerhalb  dieser  ein  Tochtercoenobium,  welches  durch  Zerreissen 
der  Mutterzellen  frei  wird. 

154.  C.  Nägelii  Rbh.  Coenobien  kugelig  oder  würfel- 
förmig aus  8  bis  50  Zellen  gebildet,  welche  durch  gegenseitige 
Berührung  vieleckig  geworden  sind  und  ziemlich  grosse  Lücken 
zwischen  einander  lassen. 

a)  sphaericum  (Näg.)  Rbli.  [C.  sphaericum  Näg.  Eiuz. 
Alg.  T.  5,  Brit.  fresh.  alg.  T.  19]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
No.  53 !  Coenobien  kugelig  oder  eikugelig,  bis  90  fi  im  Durch- 
messer aus  20  bis  40  Zellen  bestehend.  Zellen  im  Grundrisse 
sechseckig,  nach  aussen    konisch  vorgezogen,  meist  15  ^  dick, 

die  leeren  Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen  Zellen  sind  regelmässig  5-  oder  6eckig; 
var.  ß)  robustum  (Hantzsch)  Reinsch?  Algenfl.  p.  88  (C.  robustum  Hantzsch)  unterscheidet 
sich  von  der  typischen  Form  hauptsächlich  durch  dickere  Zellmembran,  erwachsene  Familien 
sind  meist  80  (i  im  Durchm. 

b)  cubicum.  (Näg.)  Rbh.  [C.  cubicum  Näg,  Einz.  Alg.  T.  5].  Coenobien  rundlich 
oder  würfelförmig  aus  8  bis  50  Zellen  gebildet,  20  bis  62  fi  im  Durchm.  Zellen  meist 
18  ft  dick,  im  Gi'uudrisse  sechseckig,  an  ihrer  äusseren  freien  Fläche  in  3  kurze,  abge- 
stutzte, meist  farblose  Fortsätze  oder  Lappen  vorgezogen;  die  drei  schmalen,  mit  Zellen 
verbundeneu  Seiten  können  als  kurze,  innere  Fortsätze  der  Zelle  betrachtet  werden,  durch 
welche  die  einzelnen  Zellen  mit  einander  verbunden  sind;  die  leeren  Zwischenräume  zwi- 
schen den  einzelnen  Zellen  sind  regelmässig,  drei,  vier  oder  fünfseitig ;  var.  ß)  salinaritm 
nob.  '^)  Coenobien  würfelförmig  oder  fast  kugelrund,  38  bis  45  ^  im  Durchm.,  mit  einer 
mittleren  viereckigen,  6  bis  12  ft  weiten  Öffnung  versehen.  Zellen  sechseckig,  4  bis  15  ft 
dick,  am  Scheitel  leicht  ausgerandet,  mit  chlorophyllgrünem,  später  nicht  selten  bräun- 
lichem Lihalte,  an  den  Ecken  nicht  in  farblose  Fortsätze  vorgezogen. 

Li  Teichen,  stagnirenden  Gewässern,  Torfsümpfen  und  Moorgräben,  meist  ver- 
einzelt unter  verschiedenen  Desmidiaceen,  ziemlich  selten  (7 — 10).  In  den  Sümpfen  bei 
Franzensbad,  im  grossen  Teiche  bei  Hirschberg !  bei  Königswalde  und  Teplitz  [Karl  Rbh. 
Kryptfl.  p.  146],  var.  ß  in  den  Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup  im  J.  1886 
nicht  selten! 


^)  Andere,  von  Mayen,  Ehrenberg,  A.  Braun,  Ralfs,  Hassal,  Wartmann,  Grunow,  Reinsch, 
Nordstedt,  Lagerheim  u.  A.  beschriebenen  P.-Formen,  werden  wahrscheinlich  in  Böhmen  noch  ent- 
deckt werden.  Die  von  Corda  in  Alm.  d.  Carlsb.  1839  p.  238  T.  1  angeführten  Stauridium-  und 
Tetrasoma-Arten  [S.  bicuspidatum  von  Carlsbad,  S.  crux  melitensis  von  Carlsbad  nnd  Prag,  T. 
crux  Johanitum  von  ReichenbergJ,  welche  von  späteren  Algologen  nicht  berücksichtigt  wurden, 
sind  vielleicht  blos  gewisse  Entwickelungs-Formen  der  höher  angeführten  Pediastnim-Arten  [man 
vergl.  die  Corda'schen  Abbild,  mit  ähnlichen  Abbild.  Braun's  in  Alg.  unic.  T.  5,  Nägeli's  Einz. 
Alg.  T.  6,  in  Ralfs  Annal.  et  Mag.  Vol.  14  T.  12  u.  a.]. 

^)  Steht  der  von  Bennett  in  Jonr.  of.  Microsc.  soc.  London,  1887,  Tab.  4,  Fig.  14,  ab- 
gebildeten Form  von  Coelastrum  cubicum  Näg.,  deren  Zellen  jedoch  meist  22'.5  (i  im  Durchmesser 
sind,  am  nächsten. 


114 


Sorastrum.  —  Scenedesmias. 


155.  C.  microporum  Mg.  Coenobien  kugelig,  40  bis  55  ^  im  Durcbm.,  aus  8 
bis  32  kugelnmdcn,  6  bis  16  ft  dicken  Zellen  bestebend,  zwiscben  welchen  kleine  luter- 
cellularräume  sieb  befinden. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben  ziemlich  verbreitet, 
meist  mit  anderen  Pediastreeu,  Rhapliidium  u.  a.  Algen  (4 — 10).  Bei  Prag  in  einem 
Tümpel  auf  der  Kaisenviese,  ebenso  bei  der  Kaisermühle  nächst  Baumgarten,  in  den 
Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Troja,  Roztok,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic ;  in  den  Teichen 
bei  Dymokur,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Zizelic  nächst  Chlumec,  Neu-Bydzow  bei 
Köuiggrätz,  SVeiswasser,  in  den  Teichen  bei  Hirschberg ;  bei  Briix,  Dax ;  bei  Budweis, 
Frauenberg,  Schewetiu,  Lomnic,  Wittingau,  im  grossen  Arber-See,  bei  Veseli,  Plana,  Tabor, 
in  den  Teichen  bei  Hehnauicky,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  bei  Podoli  nächst  Votic! 

42.  Gattung.  Sorastrum  Ktz. 


Coenobien  kugelig  oder    fast  kugelrund,    solid  aus   strahlig  um  ein  Centrum  an- 
geordneten, herz-  bis  keilförmigen,  nach  aussen  buchtig  ausgeraudeten  oder  fast  geraden  zwei- 
spitzigeu,    mit    dem    schmalen    Ende   im    Centrum   verwachsenen  Zellen 
gebildet.  Fortpflanzung  noch  unbekannt. 

156.  S.  spinulosum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  5.  Coenobien  kugelig,  23  bis 
60  fi  im  Durchm.,  aus  8  bis  32,  am  Grunde  keilförmigen,  im  Kugel- 
centrum zusammenhängenden,  am  oberen  Ende  fast  herzförmigen  Zellen, 
mit  abgerundeten  äusseren  Ecken,  au  welchen  sie  mit  je  2  kleinen, 
zarten  hyalinen  Stacheln  besetzt  sind.  Zellen  etwa  15  ft  lang,  fast  ebenso 
breit,  halb  so  dick,  dreieckig. 

In  Teichen,  Sümpfen,  Wassergräben,  Torfmooren  meist  unter 
anderen  Algen  vereinzelt  oder  stellenweise  auch  in  grösserer  Menge, 
(7 — 9).  Bisher  blos  im  grossen  Teiche  bei  Hirschberg,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei 
Zizelic  nächst  Chlumec!  im  grossen  Teiche  bei  Pilsen  [Hora  Flora  v.  Pilsen  p.   12].*) 


Fig.eo.Sorastrum 

spinulosum  Näg. 

Ein  Coenobium 

etwa  200m.  vergr. 


43.  Gattung.   Seenedesmiis   Meyen. 


Coenobien  aus  ei-  oder  spindelförmigen,  länglichen,  zu  2  bis  16  seitlich  reiheu- 
förmig  mit  einander  verwachsenen  Zellen  gebildet.    Vermehrung  durch  succedaue  Theilung 
des  Inhaltes  einer  Mutterzelle  in  Gonidien,  welche  ohne  auszuschwärmen 
schon  innerhalb  der  Mutterzelle  zu  einem  neuen  Coenobium  sich  ordnen. 
1.  Sect.    Obtusi  Lagerh.    Zellen    an   beiden   Enden    stumpf  abge- 
rundet, ganzrandig  oder  gezähnt. 

157.  S.  bijugatus  (Turp.)  Ktz.  [Aclmanthes  bijuga  Turp.  S.  ob- 
tusus Meyen,  S.  ellipticus  et  S.  pyrus  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835  T.  4, 
S.  notatus  Corda  1.  c.  1838  p.  196  T.  2,  Einz.  Alg.  T.  5.]  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  453,  et  718 !  Coenobien  4-  oder  8zellig,  Zellen 
länglich-elliptisch  oder  eiförmig,  an  beiden  Enden  stumpf  abgerundet, 
stachellos,  4  bis  7,  seltener  bis  10  ^  dick,  7  bis  18  /i  lang,  in  ein- 
facher oder  doppelter  geraden  Reihe,  seltener  in  dieser  ein  wenig  ver- 
schoben, mit  einander  ihrer  ganzen  Länge  nach  verwachsen ;  var.  ß) 
alteimans  (Reinsch)  nob.  (S.  alternans  Reinsch  Algenfl.  T.  6).  Coenobien  meist  Szellig, 
Zellen  breit-  oder  fast  eiförmig-elliptisch,  gleichartig,  alternircnd  in  zwei  Reihen  augeordnet, 
mit  einander  blos  mit  einem  schmalen  Streifen  verwachsen,  etwa  10  bis  13  ^  dick,  13  bis 


Fig.  61.  Scene- 
desmus  bijugatus 
(Turp.)  Ktz.  (S. 
obtusus  Meyen). 
Eine  vierzellige 
Familie  mit  .3  sich 
theilenden  Zellen 
(GOOfach   vergr.). 


')  Die  zu  der  Gattung  Spbaerastrum  Meyen  gezählten  Algenformen,  von  welchen  nach 
Corda  fAlm.  d.  Carlsb.  1840  p.  216,  T.  4,  .5].  S.  pictum  Meyen  bei  Prag  und  Carlsbad,  S.  quadri- 
jugum  Ehrb.  mit  dem  vor.  selten,  S.  obtusatum  Corda  bei  Carlsbad  vorkommen,  sind  nach  Raben- 
horst Flora  europ.  alg.  III.  p.  55  blos  gewisse  Eutwickelungszustände  anderer  Algen.  Spbaerastrum 


Soenedesmus 


115 


Iß  fi  laug;  var.  y)  minor  uob.  Achtzellige  Coeuobieu  etwa  18  ju.  breit,  40  bis  45  ^ 
lang,  Zellen  elliptiscb  oder  eiförmig,  6  bis  9  ft  dick,  10  bis  12  /u  lang;  sonst  wie  /3; 
var.  d)  radiatus  (Reinsch)  nob.  [S.  radiatus  Reinsch  Algeufl.  T.  6].  Coenobieu  4zellig, 
öfters  strablig  neben  einander  gruppirt,  Zellen  länglich-elliptiscb  alternirend  in  zwei 
Reihen,  4  bis  7  ii  dick,  fast  2mal  so  lang,  mit  ziemlich  dicker,  nicht  selten  röthlich 
gefärbter  Zellhaut. 

In  stehenden  G-ewässern,  Teichen,  Sümpfen,  Wassergräben,  Tümpeln,  moorigen 
Wieseugräben  etc.  meist  unter  anderen  Algen  zerstreut  (4 — 10).  In  der  Umgebung  von 
Prag  z.  B.  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Hlubocep,  Troja,  Roztok,  bei  Ounetic,  in 
den  Teichen  bei  Hloubetin,  Wolsan,  Kunratic,  Bfve  bei  Hostiwic,  Äican,  bei  Stechowic 
an  der  Moldau;  in  den  Elbetümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  Brandeis  a.  E.,  Neratowic,  Hofin 
näclist  Melnik,  Raudnitz,  Leitmeritz,  Lobositz  bei  Kolin;  in  den  Teichen  bei  Dymokur, 
Chlomek  nächst  Turnau,  Hirschberg,  Habstein,  Weiswasser;  bei  Dux,  Brüx,  Osseg,  Mclas- 
bcrg!  Carlsbad  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  210]  in  den  Tümpeln  an  der  Eger  bei 
Laun,  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Dobfis,  Bradkovic,  Picin  und  Bfeznic  nächst  Pfibram  ! 
in  den  Teichen  bei  Bystfic,  Plana,  Tabor,  Podoli  auch  var.  ß  und  Olbramowic  nächst 
Wotic,  Hefmanicky,  Sudomefic  bei  Sobieslau,  Lomnic,  Wittingau,  Budweis,  Frauenberg, 
Wodnian,  Strakonic,  Schewetin,  Veseli,  bei  Pisek!  Pilsen  (Hora  Flora  v.  Pilsen  p.  12) 
im  grossen  Arber-See,  in  den  Teichen  bei  Hohenfurth,  in  Moldautümpeln  bei  Ebenau 
nächst  Krummau,  bei  Kaplitz,  Winterberg  und  Kuschwarda!  var.  y  in  den  Salzwasser- 
sümpfeu  bei  Ouzic  nächst  Kralup ! 

158.  S.  denticulatus  Lagrh.  Pediastreer  Tab.  H.  *)  Coenobien  vierzellig,  etwa  15 
bis  20  ^  im  Durchm.  Zellen  meist  kreuzförmig  oder  alternirend  angeordnet,  eiförmig 
oder  länglich  eiförmig,  an  beiden  Enden  abgerundet  und  mit  einem  oder  zwei  kurzen 
Zähnchen  an  jedem  Pole  versehen,  mit  ziemlich  dicker  Membran  und  chlorophyllgränem 
Inhalte,  in  diesem  je  ein  ceutralständiges  Pyrenoid.  Veget.  Zellen  5  bis  11  ^  dick,  7  bis 
15  ft  laug;  var.  ß)  zigzag  Lagrh.  Pediastreer  Tab.  IL  Zellen  länglich  eiförmig,  an  jedem 
Pole  mit  zwei  Zähnchen  versehen,  alternirend  (fast  in  einer  Reihe)  angeordnet,  4  bis  6  /it 
dick,  6  bis  15  ^  lang. 

In  stagnirenden  Gewässern  (6 — 10).  So  in  den  Salzwassersümpfeu  bei  Ouzic 
nächst  Kralup  unter  anderen  Algen  bisher  blos  in  der  typischen  Form! 

159.  S.  quadricauda  (Turp.)  Breb.  [Achnanthes  quadri- 
cauda  Turp.,  Arthrodesmus  quadricaudatus  Ehrb.,  S.  caudatus 
Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835  T.  4,  Eiuz.  Alg.  T.  5]  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  451,  452,  525  et  719!  Coenobien  aus 
2  bis  8  länglich-walzenförmigen  an  beiden  Enden  abgerundeten 
Zellen  bestehend,  diese  3  bis  15  ft  dick,  8  bis  38  ft  lang,  in 
einer  einfachen  oder  doppelten  Reihe  verbunden  ;  die  beiden 
Randzellen,  zuweilen  auch  die  inneren  Zellen  an  beiden  Enden 
mit  einem  zarten  gekrümmten,  seltener  fast  geraden  Stachel 
bewehrt, 

Variirt  sehr  in  der  Zahl,  Grösse  und  Bewaffnung  ein- 
zelner Zellen.  Var.  u)  genuinus  Krch.  Zellen  3  bis  12  /»  dick, 
9  bis  33  ^  lang,  blos  die  Randzellen  mit  je  einem  Stachel; 
var.  ß)  setosus  Krch.  Zellen  3  bis  8  ^  dick,  8  bis  21  ft  lang, 
ausser  den  Randzellen  sind  auch  einzelne  Mittelzellen  besta- 
chelt; var.  y)  horridus  Krch.  Zellen  5  bis  6  ft  dick,  15  bis 
18  (tt  lang,  alle  Zellen  an  beiden  Enden  mit  je  einem  Stachel  versehen;  var.  d)  ahundans 
Krch.  Zellen  4  bis  7  ft  dick,  8  bis  18  ft  lang,  die  Randzellen  ti'agen  ausser  den  End- 
stacheln auch  in  der  Mitte  der  äusseren  Seite  noch  einen  solchen. 


Fig.  62.  Scenedesmus  qua- 
dricauda (Turp.)  Breb.  (S. 
caudatus  Corda).  Eine  vier- 
zellige  Familie,  deren  Zellen 
Brutfamilien  erzeugten 
(600fach  vergr.). 


agile  Corda  von  Carlsbad  1.  c  p.  216  T.  4,  dessen  4zellige  Familien  sich  rollend  fortbewegen, 
gehört  jedenfalls  zu  den  Volvocineen.  In  neuerer  Zeit,  hat  so  viel  mir  bekannt,  blos  P.  Reinsch 
in  seinen  Contrib.  ad  algol.  et  fungol.  T.  13  f.  8  sub  nom.  Polyedrium  sp.  eine  neue  Sphaerastrum- 
Art  (S.  verrucosum  Reinsch  1.  c.  p.  79)   aufgestellt. 

')  Ist  nach  Lagerheim  vielleicht  nur  eine  Varietät  von  S.  aculeolatus  Reinsch. 

8* 


116 


Soenedesmus. 


lu  staguircüdeii  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Gräben  wie  vor.  ziemlich  ver- 
breitet (4 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  an  Holzbalken  auf  der  Smi- 
chower  Schwimmschule,  ebenso  au  der  Sofieniusel,  in  den  Tümpeln  au  der  Moldau  auf 
der  Kaiserwiese,  bei  Hlubocep  auch  ß,  Hodkowicka,  Branik,  Troja,  bei  der  Kaisermühle 
auch  «y,  bei  Roztok,  Kralup,  im  Mühlteiche  hei  Kunratic,  bei  Wolsan,  Bfve  nächst 
Hostiwic,  bei  Swolenowes ;  in  den  Tümpeln  an  der  Elbe  bei  Raudnitz,  Leitmeritz,  Lobositz, 
Hofin  nächst  Meluik,  Kostelec  a.  E.,  Lysa,  Neratowic,  bei  Kolin,  auch  au  der  Mündung 
des  Kanals  unter  der  Dampfsäge  au  von  warmen  Dämpfen  stets  befeuchteter  Erde  mit 
Cosmarium  Meueghinii  Breb.,  Cerhenic,  Pardubic,  Königgrätz;  bei  Rosic,  Chlumec  ander 
Cidlina,  Zizelic,  Zehun  ;  in  den  Teichen  bei  Dymokur,  bei  Jung-Buuzlau,  Bakov,  Turnau, 
Eisenbrod,  Arnau;  in  allen  Teichen  bei  Hirschberg,  bei  Weiswasser;  in  Tümpeln  an  der 
Eger  bei  Lauu,  Saaz,  Bilin,  Dux,  Brüx  auch  ß  und  y,  Franzensbad,  Teplitz,  Carlsbad ! 
[auch  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835,  p.  208],  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  bei  Pilsen ! 
[auch  Hora  Flora  v.  Pilsen  p.  12];  bei  Dobfis,  Bradkowic,  Picin,  Breznic  nächst  Pfibram, 
Mies,  Fraueuberg,  Budweis,  Schewetin,  Veseli,  Wodnian,  Strakonic,  Protiwin,  Pisek,  Klattau, 
im  grossen  Arber-See,  in  den  Teichen  bei  Lomnic,  Wittingau,  in  den  Tümpeln  an  der 
Moldau  bei  Ebenau  nächst  Krummau,  bei  Hohenfurth,  Winterberg,  Kuschwarda ;  bei  So- 
bieslau,  Wotic  (in  den  Teichen  bei  Podoli  und  Olbramowic),  bei  Plana,  Tabor,  in  den 
Teichen  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic  auch  /3,  Hefmanicky,  Sudomefic,  bei  Bystfic,  Beneschau, 
Strancic,  Buda  nächst  Rican  und  im  Teiche  bei  dieser  Stadt! 

.2.  Sect.  Äcuti  Lagerh.    Zellen  an  beiden   Enden    mehr  oder  weniger  zugespitzt. 

160.  S.  obliquus  (Turp.)  Ktz.  [Achnanthes  obliqua  Turp.,  S.  acutus  Meyen, 
Arthrodesmus  acutus  Ehrb.,  S.  apiculatus  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1838,  T.  2,  Einz.  Alg. 
T.  5]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  236,  351 !  Coenobien  4-  bis  8zellig,  Zellen  spindel- 
förmig, an  beiden  Enden  scharf  zugespitzt,  meist  in  einfacher  Reihe,  3  bis  9  (i  dick, 
5  bis  27  (i  lang;  var.  ß)  dimorphus  (Turp.)  Rbh.  (Achnanthes  dimorpha  Turp.,  Arthro- 
desmus pectinatus  Ehrb.  Ann.  a.  Mag.  Vol.  15  T.  12).  Zellen  in  einer  Reihe  dicht  ver- 
bunden, die  in  der  Mitte  der  Coenobien  gerade,  spindelförmig,  au  beiden  Enden  zugespitzt, 
8  |ü  dick,  bis  35  ft  laug,  Randzellen  mit  stark  nach  aussen  gekrümmten  Enden. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Sümpfen  etc.  wie  vor.  meist  zerstreut  unter 
anderen  Algen  (4—10).  Bei  Prag  iu  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Troja  auch  /3, 
Kaisermühle,  Hlubocep,  Hodkowicka  /3,  im  Teiche  bei  Wolsan  auch  /3,  Kunratic;  in  den 
Elbetümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  Kolin,  Lobkowic,  Neratowic,  Raudnitz,  Lobositz;  in  den 
Teicheu  bei  Dymokur,  Weiswasser,  Hirschberg;  bei  Laun,  Saaz,  Dux,  Niclasberg  im  Erz- 
gebirge, Franzensbad  auch  ß !  bei  Carlsbad !  [Corda  unter  Oscillarien  und  andereu  Algen 
Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  210  auch  ß  p.  209];  bei  Mies,  Jechnitz,  nächst  Rakonitz;  in 
Südhöhmcn  bei  Pisek,  Lomnic,  Wittingau,  Yeseli,  Sobieslau,  Strakonic,  Wodnian,  Protiwin, 
bei  Hohenfurth  auch  /3,  Ebenau  nächst  Krummau,  im  grossen  Arber-See,  bei  Winterberg 
und  Kuschwarda  auch  ß\  bei  Breznic  nächst  Pfibram;  bei  Podoli  auch  /3,  Olbramowic 
nächst  Wotic,  Plana,  Täbor,  Sudomefic,  Hefmanicky,  Bystfic,  Rican !  *) 

2.  Unterfamilie.  Pseudocoenobiae  (Sciadieae). 

Einzelne   Zellen    sind   zu    einer    Coenobien-ähulicheu    Familie  verbunden,   welche 
sich  von  echten  Coenobien  dadurch  unterscheidet,  dass  ihre  Zellen    nicht  sämmtlich  einer 
und  derselben  Generation  angehören.  Vermehrung  durch  Zoogonidien,  welche  durch  simul- 
tane Vieltheiluug  des  Zellinhaltes  entstehen. 
I 

')  Soenedesmus  luna  Corda  von  Carlsbad  [Alm.  d.  Carlsb.  1838  T.  2  p.  195],  Arthro- 
desmus convergeas  Ehrb.  von  Carlsbad  [1.  c  1840  p.  209]  siud  wahrscheiulich  nur  Formen  der 
höher  beschriebenen  S. -Arten.  Arthrodesmus  quadraugularis  Corda  von  Carlsbad  steht  dem  S. 
denticulatus  Lagerh.,  Arthrodesmus  serratus  Corda  von  Prag  und  Carlsbad  dem  S.  hystrix  Lagerh. 
am  nächsten.  Ar.  asper  Corda  von  Reichenberg  und  A.  (Soenedesmus)  senilis  Corda  von  Carlsbad 
(Alm.  d.  Carlsl).  1839  T.  6  p.  214j  sind  zweifelhafte  Scenedesmus-Arten. 


Soiadium. 


117 


44.  Gattung.  Sciadium  A.  Br. 

Familien  aus  cylindrischen,  geraden  oder  leicht  gekrümmten,  an  der  Basis  mit 
einem  Stielchen  verseheneu  Zellen  bestehend,  welche  auf  einander  aufgewachsen  sind  und 
zwar  so,  dass  auf  der  Spitze  der  ältesten  Zellen  die  Tochterzellen  quirl-  oder  fächerförmig 
angeordnet  sind.  Vermehrung  durch  zweiwimperige,  länglich-eiförmige  Zoogonidien,  welche 
durch  simultane  Theilung  des  Zellinhaltes  meist  iii  6  Partien  entstehen,  am  oberen  Ende 
der  Mutterzelle,  deren  Gipfel  deckeiförmig  al)springt,  ausschlüpfen  und  meist  gleich  am 
Scheitel  dieser  Zelle  in  der  Öffnung  sich  festsetzen,  um  bei  ihrem  weiteren  Wachsthum 
eine  vielzellige,  fächerförmig  gestaltete,  aus  mehreren  Zellgenerationen  zusammengesetzte 
Familie  zu  bilden. 


mehreren, 
Zellgenera- 


161.  S.  arbuscula  A.  Br.  Alg.  unic.  T.  4.     Familien    aus  einer  oder 
einfach  oder  wiederholt  quirlförmig   über  einander   (etageförmig)  angeordneten 
tionen  bestehend.  Zellen  cylindrisch,  gerade  oder  leicht 
gekrümmt,    3  bis    5  fi    dick,    30  bis  45  f*    lang,    am 
Gipfel  stumpf,    an  der   Basis    mit   einem  2  bis  3"3  [i 
langen,  hyalinen  Stielchen  versehen. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Sümpfen, 
Wassergräben  zerstreut,  an  Fadenalgen,  Wasserpflanzen 
auch  an  Schwanzanhängseln  von  Phrygauidenlarven 
u.  ä.  Wasserthierchen  festsitzend  (7 — 9).  So  bei  Prag 
in  den  Sümpfen  nächst  Yysocan,  in  den  Teichen  bei 
Dux  und  Brüx,  bei  Pisek! 

162.  S.  gracilipes  A.  Br.  Zellen  einfach  quirl- 
förmig angeordnet,  5  bis  7  fi  dick,  gerade,  leicht 
oder  S-förmig  gekrümmt,  am  Scheitel  abgerundet. 
Stielchen  dünn,  etwa  2mal  so  lang  als  die  Breite  der 
Zellen,  farblos  oder  braun  gefärbt. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln  u.  ä.  wie 
vor.  (7 — 11).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Cer- 
henic  nächst  Kolin  a.  E.  ! 

3.  Unterfamilie.  Eremohiae. 

Einzellige  Algen,  deren  Thallns  aus  einzelnen 
von  einander  getrennten  Zellen   besteht,  welche   öfters 

neben  einander  liegend,  kleinere  oder  grössere  Familien  von  unregelmässiger  Gestalt 
bilden.  Zellen  ohne  dicke,  zusammenfliessende  Hüllmembranen,  epiphytisch,  endophytisch 
oder  frei  im  Wasser  lebend.  Bei  einigen  endophytisch  lebenden  Foi'mcn  (Endosphaeraceae) 
sind  die  Thalluszellen  nicht  selten  schlauchförmig  verlängert.  Vermehrung  durch  Zoogo- 
nidien oder  durch  vegetative  Theilung  der  Zellen. 

1.  Gruppe.  Rhaphidieae.  Frei  im  Wasser  schwimmende  (weder    epi-  noch  endo- 
phytische)  einzellige  Algen. 


Fig.  63.    Sciadium   arbuscula  A.  Br. 

Eine  fächerförmig  zusammengesetzte 

Familie,  sehr  stark  vergr. 


45.  Gattung.  Opliiocytiuin  Näg. 


Zellen  cylindrisch  oder  mannigfach  S-  bis  fast  Oförmig  gekrümmt,  an  beiden  Enden 
stumpf  abgerundet,  an  einem  mit  einer  aufgesetzten  Stachelspitze  (diese  öfters  mit  einem 
kugeligen  Köpfchen  endigend),  einzeln  im  Wasser  frei  flottirend  oder  unter  anderen  Algen 
liegend.  Chromatophoren  wandständig.  Zellinhalt  öfters  mit  einigen  zerstreuten  braun- 
grünen, rothen  oder  rothgelben  Flecken,  ölartig  schleimig.  Zellhaut  dünn.  Vermehrung 
durch  Zoogonidien,  welche  aus  dem  Zellinhalte  der  Mutterzelle  durch  wiederholte  Theilung 
wie  bei  Sciadium  entstehen    und    nachdem    sie    frei    geworden,  weder    auf   der   Spitze  der 


\1S  Ophiooytiu.iTi  —  Ehaphidiiam. 

Mutterzelle  noch   auch    auf    anderen    Gegenständen    sich   anheften,    sondern   zerstreut  im 
"Wasser  frei  lehen.  ^) 

163.  0.  majus  Näg.  Einz.  Alg.  T.  4.  Zellen  fast  gerade  oder 
mannigfach,  oft  S-förmig  gekmmmt,  8  bis  13"5  (i  dick,  meist  3  bis  6mal 
so  lang,  an  oberem  Ende  mit  einem  dünnen,  oft  etwas  gekrümmten,  ziemlich 
langen,  in  ein  anfangs  farbloses,  später  bräunlich  gefärbtes  Knöpfchen  aus- 
laufenden Stielchen  versehen;  im  Zellinhalte  öfters  röthliche  oder  braun- 
grünliche  Flecken. 

In  Sümpfen  auch  in  Wäldern  (4 — 10).  So  in  einem  Waldsumpfe 
bei  Plana  nächst  Tabor  in  grösserer  Menge ! 

164.  0.  cochleare  (Eichw.)  A.  Br.  [Spirodiscus  cochlearis  Eichw., 
0.  apiculatum  Xäg.  Einz.  Alg.  T.  4.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  650 ! 
Zellen  mehr  oder  weniger  eingerollt  oder  spiralförmig  gekilimmt,  5  bis 
8  (i  dick,  3  bis  lOmal  so  lang,  an  einem  Ende  mit  einem  stachelförmigen, 
1  bis  12  fi  langen  Stielchen  versehen.  Zellinhalt  ohne  rothe  Flecken; 
var.  ß)  umhellifera  Rbh.  mit  quirlförmig  angeordneten  Tochterzellen. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Teichen,  Wassergräben  unter 
Fig.  64.  Ophio-  anderen  Algen  zerstreut  (4 — 10).  Bei  Prag  in  den  Schanzgräben  hinter 
NäJr^Einrent-  ^^^^  §®^^'-  ^o™thor  1883  im  Frühjahr  reichlich,  im  Teiche  hinter  dem 
wickelte  Zelle  Badhaus  in  Kuchelbad,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic,  in  den  Sümpfen  bei  Be- 
etwa  SOOfach.  chowic  und  Ouwal,  in  den  Teichen  bei  Frauzensbad,  Lomnic,  Wittingau, 
vergr.  bei  Dux!  bei  Pilsen  Hora  (Flora  v.  Pilsen  p.  12);   var.  ß)  bei  Sudomefic 

nächst  Tabor ! 

165.  0.  parvulum  (Perty)  A.  Br.  Zellen  an  beiden  Enden  abgerundet,  ohne 
Stielchen,  ein  wenig  eingerollt  oder  leicht  spiralig  gedreht,  3  bis  6  /»  dick,  10  oder  mehr 
mal  so  lang. 

In  stagnirenden  Wässern,  Sümpfen,  torfigen  Gräben  wie  vor.  (4 — 10).  So  im 
grossen  Teiche  bei  Kunratic,  in  den  Elbetümpelu  bei  Houska  nächst  Brandeis,  Neratowic, 
bei  Cerhenic  nächst  Kolin,  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina ;  bei  Hirschberg,  Habstein, 
in  Torfsümpfen  bei  Lichtenau  an  der  Adler;  in  Teichen  bei  Bystfic,  Sudomefic,  Hefma- 
nicky,  in  Waldsümpfen  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic,  bei  Podoli  nächst  Wotic,  Tabor, 
Plana,  Lomnic,  Wittingau,  Veseli,  Schewetin,  Wodniau,  Fraueuberg  nächst  Budweis, 
Hohenfurth,  Winterberg,  Kuschwarda,  in  den  Tümpeln  an  der  Eger  bei  Laun,  bei  Dux, 
BiTix,  bei  Bradkowic  und  Bfeznic  nächst  Pi-ibram! 

46.  Gattung.   Rhaphidium  Ktz. 

Zellen  nadel-  oder  spindelförmig  gerade  oder  leicht  bis  sichelförmig,  seltener  S- 
bis  halbmond-  und  fast  kreisförmig  gekrümmt,  einzeln  oder  zu  zweien,  an  den  Enden 
meist  frei,  aber  in  der  Mitte  zu  kleinen  bündeiförmigen  Familien  mit  einander  verbunden, 
mit  Chlorophyll  enthaltendem  Zellinhalte  und  dünner  Membran.  Vermehrung  durch  Thei- 
lung  der  Zellen  der  Längsachse  nach  oder  durch  schiefe  Querwände.  Zoogonidien  noch 
unbekannt. 

166.  R.  polymorphum  Fresen.  Über  Rhaphid.  T.  8,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
No.  730!  Zellen  einzeln  oder  zu  2  bis  32  in  bündeiförmige  Familien  verbunden,  dünn 
spindelförmig,  nach  beiden  Enden  allmählich  in  scharfe,  feine  Spitzen  ausgezogen,  gerade 
oder  verschiedenartig  gekrümmt,  1-5  bis  3-6  ft  dick,  12  bis  25mal  so  lang  (bis  90  ft), 
mit  lebhaft  oder  gelblichgrünem  Zellinhalte. 

Variirt  sehr  in  Form  und  Zahl  der  Zellen  etc. ;  var.  a)  aciculare  (A.  Br.)  Rbh. 
[R.  aciculare   A.  Br.  Brit.    fresh.  alg.  T.  8].     Zellen   nadeiförmig,    au   beiden   Enden    in 


'j  L.  Rabenhorst  [Flora  europ.  algar.  III,  p.  68]  hat  Sciadium  mit  Ophiocytium  zu  einer 
Gattung  <Ophiocytium  Nag.  ampl.  incl.  Sciadium  A.  Br.)  vereinigt. 


1 


Eh  ap  h  i  di  um . 


119 


eine  haarformige  hyaline  Spitze  auslaufend,  gerade  oder  bis  sichelförmig  gebogen,  meist 
einzeln,  1*5  bis  3*5  ^  dick,  15  bis  20mal  so  lang;  var.  ß)  fusiforme  (Corda)  Rbh. 
[Ankistrodesmus  fusiformis  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1838  T.  2.,  R.  fa- 
sciculatum  Ktz.  in  Näg.  Einz.  Alg.  T.  4J.  Zellen  spindelförmig,  gegen 
die  Enden  hin  allmählig  (nicht  haarförmig)  zugespitzt,  einzeln  oder 
zu  2  bis  16  in  bündeiförmige  Familien  in  der  Mitte  der  Zellen  ver- 
einigt, 1*5  bis  4  (nach  Reinsch  bis  8)  /*  dick,  12  bis  20mal  so 
lang;  var.  y)  falcatum  (Corda)  Rbh.  (Micrasterias  falcata  Corda 
Alm.  d.  Carlsb.  1835  T.  2,  incl.  var.  sigmoidcum  Fres.].  Zellen 
sichel-  oder  S-förmig  gebogen,  an  den  Enden  allmählig  zugespitzt, 
zu  2  bis  IG  in  Familien,  3'6  f*  dick,  6  bis  lOmal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen,  Wassergräben, 
Bassins,  Aquarien,  ziemlich  verbreitet  (a  und  ß)  meist  unter  anderen  Fig.  65.  Rhaphidium 
Algen  zerstreut  (4 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  häufig,  so  in  pol3^morp]ium  Fre- 
den Tümpeln  an  der  Moldau  auf  der  Kaiserwiese,  bei  Troja,  Hlu-  ^.^"-  ^^^i  ^^nnf™i 
bocep,  Hodkowicka,  Radotin,  bei  Roztok,  Kralup,  in  Schanzgräben  '^°'  ^^l^a^ 
von  Prag,  auch  an  vom  Flusswasser  bespülten  Wänden  einiger  öffen- 
tlichen Wasserleitungen  in  Prag;  in  den  Teichen  bei  Kuuratic,  Hloubetin,  Bfve  nächst 
Hostiwic;  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Ouwal  und  Bechowic;  in  den  Tümpeln  bei 
Neratowic,  Horin  nächst  Melnik,  Raudnitz,  Lobositz,  Leitmeritz ;  bei  Kolin,  Dymokur 
auch  7,  Rosic,  Pardubitz,  in  den  Teichen  bei  Chlomek  nächst  Turnau,  Eisenbrod  auch  /3, 
bei  Bakov,  Jung-Bunzlau,  Kostelec  a.  E. ;  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Laun,  Libo- 
chowic,  Neu-Straschitz,  Saaz,  Dux,  Brüx,  Carlsbad!  [auch  Corda  ß  am  Theresienbrunn 
Alm,  d.  Carlsb.  1838  p.  197  und  y  am  Fusse  des  St.  Bernhards-Felsens  A.  d.  Carlsb. 
1835  p.  206];  bei  Franzensbad,  Mies;  bei  Lomnic,  Wittingau,  Wodnian,  Strakonic;  in 
den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Budweis,  bei  Frauenberg,  Klattau,  Spitzberg,  Pisek! 
Pilsen  ß  (Hora  Flora  v.  Pilsen  p.  12)  Horazd'owic;  bei  Kaplitz,  Hohenfurth,  Ebenau 
nächst  Krummau,  Prachatitz,  Winterberg  und  Kuschwarda ;  bei  Veseli,  Protiwin,  Sobieslau, 
Plana,  Tabor,  Hefmanicky,  Sudomefic,  Pfibram,  Bradkowic,  Bfcznic,  Wotic,  Podoli,  Olbra- 
raowic,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Bystfic,  Beraun,  Budnau,  Radotin!  bei  Fugau  a  (Karl. 
Rbh.  Flora  III,  p.  45). 

167.  R.  convolutum  (Corda)  Rbh.  [Ankistrodesmus  convolutus  Corda  Alm.  d. 
Carlsb.  1838  T.  2].  Zellen  stark  (halbmond-  bis  kreisförmig)  gekrümmt,  3*5  bis  5  ^ 
dick,  3  bis  7mal  so  lang,  an  den  hyalinen  Enden  zugespitzt,  einzeln  oder  zu  4  in  kleineu 
Familien;  var.  ß)  minutum  (Näg.)  Rbh.  [R.  minutum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  4]  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  442!  Zellen  mondförmig  gekrümmt,  an  den  Enden  stumpf,  3  bis 
4  fi  dick,  3  bis  7mal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln  u.  ä.  wie  vor.  selten  (6 — 9).  Im 
grossen  Teich  bei  Hirschberg,  bei  Brüx!  bei  Carlsbad  in  der  Tepl  und  am  Fusse  des  St. 
Bernhards-Felsens  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1838  p.  198],  bei  Teplitz  (Rbh.  Flora  alg.  III 
p.  46)  am  Koppenplan  im  Rieseugebirge  (Schröter  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883  p.  138). 


47.  Gattung.  Seleuastruin  Reinsch. ') 

Zellen  stark  sichel-  oder  halbmondförmig  ge- 
krümmt, meist  zu  4  bis  8  familienweise  vereinigt. 
Vermehrung  durch  Theilung  der  einzelnen  Zellen 
der  Länge  nach  je  in  2  Tochterzelleu,  welche  sich 
wieder  durch  eine  schiefe  Wand  in  2  neue  Hälften 
theilen.  Diese  4  Zellen,  aus  welchen  gewöhnlich  eine 
neue  Familie  besteht,  theilen  sich  oft  nochmals, 
Szellige  Familien  bildend. 


')  Über  die  nahe  Verwandtschaft  der  in  dieser 
Gattung  angeführten  Algenformen  mit  Rhaphidium-  und 
Scenedesmus-Artea  siehe  mehr  in  Lagerheim's  Abband-      Fig.  66.  Selenastrum  Bibraianum  Reinsch. 


lang  „Pediastreer  etc."  p.  71  u.  f. 


Eine  achtzellige  Familie,  sehr  stark  vergr. 


120 


^Ä-otinastrum.  —  Polyedrium. 


168.  S.  Bibraianum  Reinsch  Algenfl.  T.  4.  Brit.  fresli.  alg.  T.  19  [RliapMdium 
minutum  Näg.  ?]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  352!  Zellen  halbmondförmig  gekrümmt, 
zu  4  seltener  8  in  der  Mitte  des  convexen  Tlieiles  an  einander  geheftet  und  kleine 
doppelt  halbmondförmige  Familien  bildend;  Familien  38  bis  61  ft  lang,  33  bis  38  fi  dick, 
16  bis  23  fi  laug.  ') 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln  u.  ä.  meist  vereinzelt  unter  anderen 
Algen  (6 — 9).  So  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Troja,  bei  Wittingau! 

48.  Gattung.    Actiiiastrum   Lagerh. 


Fig.  67.  Actiiia- 
strum Hautzschii 
Lagerh.  Eine 
achtzellige  Fami- 
lie, etwa  400fach 
vergr. 

mit  Scenedesmus 
anderen  Algen ! 


Zellen  kegelförmig,  seltener  fast  keil-  oder  cylinderförmig,  concentrisch-strahlig 
zu  4,  8  seltener  16  in  im  Wasser  freischwimmende  Familien  ange- 
ordnet. Vermehrung  durch  succedane  Zweitheilung  der  Mutterzelle,  aus 
welcher  die  Tochterzellen  durch  einen  Riss  in  der  Membran  der  Mutter- 
zelle hervortreten.  Zoogonidien  noch  unbekannt.  Zellinhalt  scheinbar 
gleichmässig  blass  chlorophyllgrün  (nur   an  den    Zellenden    fast   hyalin). 

169.  A.  Hantzschii  Lagerh.  Pediastreer  T.  3.  Zellen  3  bis 
6  (i  dick,  10  bis  24  ^  lang,  gerade,  länglich-kegelförmig,  am  oberen 
Ende  allmählig  verdünnt,  leicht  zugespitzt,  strahlenförmig  angeordnet. 
Zellmembran  dünn,  farblos. 


In  stehenden  Gewässern,  Teichen  u.  ä.  (7 — 9).  So  bei  Prag 
in  der  Moldau  an  Holzbalken  in  der  Schwimmschule  an  der  Sofieninsel 
quadricauda   u.  a.,    in  den   Teichen   bei  Lomnic  nächst  Wittingau  unter 


49.  Gattung.   Polyedrium  Näg.   (Tetraedron  Ktz.  ?) 


Zellen  einzeln,  frei  schwimmend,  3  bis  mehreckig,  Ecken  in  einer  Ebene  liegend 
oder  tetraedrisch  gestellt.  In  dem  Chlorophyll  enthaltenden    Zellinhalte    öfters    einige  zer- 
streute rothe  Flecken.  Vermehrung  durch  Gonidieu,  welche  sich  zu  3  bis  vielen  aus  dem 
gesammten  Inhalte  je  einer  Mutterzelle  bilden,    durch    einen  Riss    in  der  Zellwand  dieser 
noch  von    einer   zarten   Hülle    umgeben    heraustreten   und   ohne  vorher 
zu  schwärmen  (?),  von  einander  getrennt,  heranwachsen.  ^) 

170.  P.  trigonum  Näg.  ampl.  Zellen  3  bis  öeckig,  6  bis  40  fi 
dick,  mit  in  derselben  Ebene  liegenden,  abgerundeten,  mit  je  einem 
(selten  mehreren)  Stachel  versehenen  Ecken  und  leicht  concaven  Seiten ; 
var.  a)  genuinum  (Näg.)  Krch.  (P.  trigonum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  4). 
Zellen  3eckig,  mit  geraden  Seiten  und  mit  je  einem  kurzen,  starken, 
leicht  gekrümmten  Stachel  an  den  abgerundeten  Ecken,  15  bis  30  fi 
breit ;  Zellhaut  glatt ;  var.  ß)  minus  Reinsch.  Zellen  3eckig  mit  geraden 

Näg.  Eine  Zelle,  Seitenrändern,  an  den  Ecken  allmählig  in  die  Spitzen  auslaufend,  10  bis 
GOOfach  vergr.  j^  ^  \)xq\\,  ;  var.  y)  tetragonum  (Näg.)  Rbh.  [P.  tetragonum  Näg.  Einz. 
Alg.  T.  4].     Zellen  4eckig,    18  bis  30  /i   dick,    an    den  Ecken   mit  je 

einem  oder  mehreren  Stacheln. 

In    Teichen,    Tümpeln,    Wassergräben,    Sümpfen    unter    anderen   Algen    zerstreut 
(6 — 9).    So  in  Tümpeln   bei  Neratowic   an  der  Elbe,  in  Teichen  bei  Lomnic  nächst  Wit- 


Fig.    68.    Polye- 
drium   trigonum 


')  S.  gracile  Reinsch,  S.  acuminatum  Lagerh.,  S.  bifidum  Bennett  und  einige  Rhaphidium- 
Arten  [R.  biplex  Reinsch  u.  a.]  werden  in  Böhmen  wahrscheinlich  noch  entdeckt  werden. 

';  TJbor  das  Verhältniss  einiger  P.-Arten  zu  Hydrodictyon-Polyedern,  und  ähnlichen  Bil- 
diingon  einiger  Pediastreen  vergl.  Pringsheim  „Über  die  Dauorscbwärraer  des  Wassernetzes"  1860, 
Falkenherg  „Die  Algen  im  weitesten  Sinne",  p.  279,  Kirchner  „Algenfl."  p.  104. 


Eremosphaera.  121 


tingau  a,  bei  Brüx  y,  in  den  Sümpfen  bei  Franzensbad  ß !  bei  Pilsen  [Hora  Flora  v.  Pilsen 
12],  bei  Reichenberg  (Siegmund  Rbli.  KryptÜ.  p.   139). 

171.  P.  tetraedricum  Näg.  Eiuz.  Alg.  T.  4.  Zellen  tetraedrisch,  mit  ungetheilten 
abgerundeten  Ecken,  an  diesen  mit  je  einem,  seltener  zwei  derben  Stacheln  bewehrt, 
14  bis  34  ^  dick;  var.  ß)  majus  Reinsch  Algenfl.  T.  5.  Zellen  46  bis  54  [i  dick. 

In  stehenden  Gewässern,  Gräben,  Sümpfen  wie  vor.  zerstreut  (7 — 9).  So  in  den 
Sümpfen  bei  Franzensbad  und  Frauenberg  bei  Budweis! 

172.  P.  caudatum  (Corda)  Lagerh.  Bidrag  p.  69.  [Astericium  caudatum  Corda 
Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  1,  P.  pentagonum  Reinsch.  Algenfl.  T.  3,  Lagerh.  Pediastreer 
p.  67,  P.  trigonum  var.  pentagonum  Rbh.  in  Flora  alg.  europ.  III  p.  62,  Kirchner 
Algenfl.  p.  104].  Zellen  Öeckig,  13  bis  23  ju  dick,  mit  einem  tiefen  Einschnitte,  die  Ecken 
abgerundet,  mit  langen  (selten  nur  3  ^  langen)  Stacheln  bewehrt. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln  u.  ä.  wie  vor.  (7 — 9).  So  bei  Carlsbad  (Corda 
1.  c.  p.  238). 

173.  P.  Pinacidium  Reinsch  Algenfl.  T.  3.  Zellen  in  der  Scheitelansicht  im 
Umrisse  viereckig,  mit  leicht  ausgerandeten  Seitenrändern,  abgerundeten  Ecken,  6  bis  10, 
seltener  12  bis  15  (i  breit,  3  bis  6  ^it  dick,  in  der  Seitenansicht  elliptisch,  mit  chloro- 
phyllgrünem, später  bräunlich  werdendem  Inhalt  und  farbloser  Zellhaut. 

In  stehenden  Gewässern  unter  anderen  Algen  (4 — 10).  So  im  Teiche  des  gräfl. 
Kinsky'schen  Gartens  am  Smichow  mit  Pediastrum  pertusum  u.  a.  *) 


50.  Gattung.  Eremosphaera  D.  By. 

Zellen  einzeln,  kugelig,  frei  schwimmend  mit  ziemlich  dicker  Membran,  einem 
grossen,  centralständigen  Zellkern,  zahlreichen  wandständigen,  scheibenförmigen  kleinen 
Chlorophoren.  ^)  Vermehrung  durch  vegetative  Theilung  des  Inhaltes 
der  Mutterzelle  in  2  oder  4  Tochterzellen,  welche  durch  einen 
besonderen  Riss  in  der  Wand  der  Mutterzelle  aus  dieser  heraus- 
treten. Zoogonidien  unbekannt. 

174.  E.  viridis  D.  By.  Conjugaten  T.  8.  Brit.  fresh.  alg. 
T.  1.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  649.  Zellen  kugelrund  100 
bis  145  (seltener  auch  30  bis  80)  fx  im  Durchmesser,  meist  ver- 
einzelt unter  anderen  Algen  lebend. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern,  Moorgräben,  alten  Teichen,      y.     ^^    Eremosphaera 
meist  unter   faulenden   Pflanzenüberresten,    Sphagnumblättern  etc.,      viridis  D.  By.  Eine  min- 
mit  Desmidiaceen  gesellig,  zerstreut,  stellenweise  aber  in  grösserer       der  chlorophyllreiche 
Menge  (5—9).     In    der   Umgebung    von    Prag    selten,    so  in  den      Zelle,  etwa  200m.  vergr. 
Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  reichlich,    in  den 

Teichen  bei  Franzensbad,  Dux;  in  den  Torfsümpfen  bei  Zinnwald  im  Erzgebirge,  in 
Sümpfen  bei  Veseli,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Lomnic  und  Wittingau,  bei  Kuschwarda  in 
Südböhmen ! 

2.  Gruppe.  Characieae  Rbh.  et  Reinhardt  non  Näg.  Epiphytische  an  anderen  Algen 
oder  an  Wasserpflanzen  festsitzende  einzellige  Algen. 


*)  Andere  von  Reinsch  [als  Polyedrium  und  Cerasterias]  von  A.  Braun,  De  Bai-y,  Wille, 
Kirchner,  Wittrock   beschriebene  P. -Arten  werden  in  Böhmen  hoffentlich  noch  entdeckt  werden. 

*)  Vergl.  Schmitz  „Chromatophoren  der  Algen",  p.  22,  Kirchner  „Algenflora"  p.  115. 
Nach  De  Bary  „Conjugaten  p.  56"  enthält  aber  jede  Zelle  seiner  Eremosphaera  zahlreiche,  „häufig 
Stärke  enthaltende  Chlorophyllkörner,  die  je  nach  ihrer  Häufigkeit,  der  Zelle  eine  heller  oder 
dunkelgrüne  Färbung  verleihen".  Da  diese  E. -Zellen,  welche  Famintzin  „Die  organischen  Salze" 
etc.  p.  64  hauptsächlich  wegen  der  Struktur  ihres  Inhaltes  für  frei  lebende  Zellen  von  Farnpro- 
thallien  hält,  nach  von  De  Bary  häufig  wiederholten,  Jahre  langen  Culturen  unverändert  fortvege- 
tirten  und  sich  durch  Zweitheilung  vermehrten,  so  hat  sie  dieser  letztere  Forscher  für  Repräsen- 
tanten einer  selbständigen  „Algen"-Gattung  erklärt. 


222  Charaoium. 


51.  Gattung.  Characium  A.  Br.  ampl.  (incl.  Hydrianum  Rbli.  et  Hydrocytium  A.  Br.  •) 

Zellen  einzeln,  stets  mit  einem  Ende  festgewacbsen  und  an  diesem  meist  mit 
einem  Stielchen  versehen,  von  sehr  verschiedener  Form.  Vermehrung  durch  Macro-  und 
Microzoogonidien,  welche  durch  succedane  Zweitheilung  in  mehr  oder  weniger  grosser 
Zahl  aus  dem  Inhalte  der  Mutterzelle  (des  Zoogonidangiums)  gebildet  werden.  Nachdem 
diese  mit  2  Cilien  versehenen  Zoogonidien,  welche  öfters  schon  innerhalb  ihrer  Mutterzelle 
sich  frei  bewegen,  aus  dieser  ausgeschwärmt  sind  und  sich  festgesetzt  haben,  keimen  sie 
und  wachsen  zu  einer  der  Mutterpflanze  völlig  gleichen  Zelle  heran.  Auch  Palmella-,  Gloeo- 
cystis-  etc.  artige  Zustände  und  Dauerzellen  sind  bei  einigen  Characieu  beobachtet  worden. 

1.  Sect.  Subsessües  Rbh.  Stielchen  undeutlich,  sehr  kurz  oder  fehlend. 

175.  Ch,  Sieboldii  A.  Br.  Alg.  unic.  T.  3.  Zelle  gerade,  in  der  Jugend  länglich- 
elliptisch oder  lanzettlich,  später  birn-  oder  verkehrt  eiförmig,  am  Scheitel  abgestumpft, 
stachellos  mit  sehr  kurzem,  hyalinem,  ziemlich  dickem,  am  Grunde  verschmälertem  Stiel- 
chen, 20  bis  3.3  fi  dick,  40  bis  70  (i  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Wassergräben,  Quellen,  Bächen  au  höheren  Algen, 
Moosen  etc.  festsitzend  (5 — 8).    So  in  der  Umgebung  von  Prag  und  bei  Eiseubrod! 

176.  Ch.  obtusum  A.  Br.  Alg.  unic.  T.  3.  Zelle  gerade,  in  der  Jugend  schmal, 
später  breiter  elliptisch,  verkehrt  eiförmig  oder  l)irnförmig,    am  Scheitel   flach  abgerundet 

und  daselbst  mit  einem  stöpselartigen,  nach  innen  ragenden  Zäpfchen  ver- 
sehen, 22  bis  33  fi  lang,  etwa  halb  so  dick;  Stielchen  kurz,  am  Grunde 
leicht  verdickt;  im  chlorophyllgrüncm  Inhalte  zuerst  1,  später  2  bis  mehrere 
Pyrenoide. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (5 — 9).  So  bei  Winter- 
berg in  Südböhmen ! 

177.  Ch.  strictum  A.  Br.  Alg.  unic.  T.  5.  Zelle  gerade,  schmal 
elliptisch  oder  linear-lauzettlich,  am  Scheitel  abgestumpft  oder  abgerundet, 
stachellos,  an   der  Basis    in  ein    sehr   kurzes,    knotig    verdicktes    Stielchen 

räcium  Näo-e-      verdünnt,  6  bis  7  f*  dick,  23  bis  30  ft  lang. 

lii.  A.  Br.  Ein  In  Teichen  etc.  an  untergetauchten  Fadenalgeu  und  anderen  Wasser- 

Zoogonidan-       pflanzen  wie  vor.  (6 — 8).  So  an  Vaucherien  im  Wolsaner  Teiche  bei  Prag ! 
ginm  vor  der 
Entleerung  d.  178.     Ch.  subulatum    A.  Br.    Alg.  unic.    T,  5.  Wittr.  et  Nordst. 

Schwärmzel-       Alg.  exs.  No.   152  !    Zelle    schräg-lanzcttlich,    am  Scheitel  pfriemlich  zuge- 

leu,  GOOtach       spitzt,  gerade  oder  gekrümmt,  am  Grunde  scheibenförmig  erweitert,  stiellos, 

mit  in  der   Mitte    Chlorophyll   enthaltendem   Inhalte   und    braun    gefärbter 

Membran,    4    bis    5    /x.    dick,    12    bis    20  fi    lang,    öfters    mit    benachbarten    Individuen 

verwachsen. 

In  Teichen,    Tümpeln    an  Fadenalgen  u.  a.  Wasserpflanzen  wie  vor.  (5 — 8).    So 

an  Vaucherien    u.  a.  Algen    aus    dem  Wolsaner   Teiche,    an    Oedogonien    in  Tümpeln  bei 

Podol  und  aus  den  Tümpeln  bei  Kadotln  nächst  Prag;    bei  Osseg  unter  dem  Erzgebirge; 

bei  Strakonic  in  Südböhmen ! 

2.  Sect.  Stipüatae  Rbli.  Stielchen  deutlich,   oft  ziemlich  lang. 

179.  Ch.  Nägelii  A.  Br.  Einz.  Alg.  T.  3.  Zelle  gerade,  in  der  Jugend  linear- 
lanzettlich,  schmal  elliptisch  oder  fast  eiförmig,  später  elliptisch  oder  verkehrt  eiförmig, 
mit  abgerundetem  Scheitel,  7  Ins  IS  fi  dick,  20  ])is  42  ft  lang,  mit  kurzem,  etwa  4  fi 
langem,  an  der  Basis  nicht  verbreitetem  Stielchen  wie  vor.  (5 — 9).  An  Cladophorcn  im 
Kunraticer  Teiche,  an  Oedogonien  in  Tümpeln  bei  Podol,  an  verschiedenen  Algen  aus 
einem  Wasserbehälter  im  Prager  Vereinsgarten,  ebenso  in  einem  Teiche  bei  Jechnitz 
nächst  Rakonitz! 


Fig.  70.  Cha- 


'j  Vergl.  Reinliardt's  Abhandlung  „Zur  Entwickelungsgeschichte  der  Charaoieen"  187fi. 
Ueher  die  Beziehungen  der  in  dieser  (iattung  augefiUn-ten  chlorophyllgrünen  Algenfonuen  zu  an- 
deren hölier  entwickelten  Clilorophyceen   siehe  mehr   in   Borzi's  Studi   algologici  I.    p.    22.  u.  f. 


Characium.  123 


180.  Ch.  pyriforme  A.  Br.  (Hydrianum  pyriforrae  Rbh.)  Alg.  uuic.  T.  5.  Zelle 
ei-,  birnen-  oder  keulenförmig,  am  Scheitel  abgerundet,  6  bis  12'5  [i  dick,  20  bis  25  (i 
lang,  am  unteren  Ende  allmählich  in  das  etwa  1  ft  dicke,  ungefähr  halb  wie  die  ganze 
Zelle  lange  oder  etwas  längere,  am  Grunde  mit  einem  kleinen,  ziemlich  dicken  Scheibchen 
versehene  Stielchen  auslaufend. 

Wie  vor.  (7 — 10).  Au  Fadenalgen  aus  der  Umgebung  von  Hohenfurth ! 

181.  Ch.  minutum  A.  Br.  Alg.  unic.  T.  5.  Zelle  gerade,  oder  leicht  gekrümmt 
oder  schieflanzettlich,  zugespitzt,  meist  mit  kurzem,  hyalinem,  geradem  oder  gekrümmtem 
Spitzchen,  5  (i  dick,  17  bis  25  ^  lang.  Stielcheu  kurz,  am  Grunde  (bei  der  typischen 
Form)  nicht  verbreitet;  var  ß)  dtsciiUferum  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  459! 
Stielchen  am  Grunde  scheibenförmig  erweitert. 

Wie  vor.  (5 — 7).  Auf  Cladophora  glomerata  von  Chuchelljad  und  Beraun,  auf 
Oedogouien  von  Dvorec  nächst  Prag,  Bfeznic  nächst  Pfibram  und  bei  Pfibram,  an  Clado- 
phora fracta  aus  den  Moldautümpeln  nächst  Slichow  bei  Prag  (var.  ß)  und  von  Eisen- 
brod;  ebenso  in  Südböhmen  bei  Kuschwarda! 

182.  Ch.  ambiguum  Herm.  Rbh.  Beitr.  T.  7.  Zelle  gerade  oder  schieflanzettlich, 
nach  beiden  Enden  allmälig  verschmälert,  am  hyalinen  Scheitel  zugespitzt,  4  bis  8  /Lt 
dick,  mit  ziemlich  kui'zem,  am  Grunde  nicht  scheibenförmig  erweitertem,  feinem  Stielclien. 
Zellinhalt  intensiv  grün. 

Wie  vor.  meist  auf  Oedogonien,  Mougeotieu,  Cladophoren  etc.  (4 — 9).  Bisher 
blos  an  Algen,    die   ich   an    einem  kleinen  Wehre  im   Roztoker   Bache  gesammelt    habe! 

183.  Ch.  acutum  A.  Br.  (Hydrianum  acutum  Rbh.)  Alg.  unic,  T.  5.  Zelle  ge- 
rade, breit  lanzettlich  oder  eiförmig,  nach  beiden  Enden  allmälig  verschmälert,  am  Scheitel 
zugespitzt,  6"5  bis  10  (i  dick,  mit  dem  Stielchen  20  bis  25  (i  lang,  dieses  etwa  ^s  ^^^ 
'/a  so  lang  wie  die  Zelle,  am  Ende  mit  einem  Scheibchen  von  rothbrauner  oder  schwarz- 
rotlier  Farbe  versehen. 

Wie  vor.  (7 — 8).  An  verschiedenen  Fadenalgen  aus  den  Teichen  bei  Dux ;  auf 
Cladophora  fracta  in  Teichen  bei  Dobris  ! 

184.  Ch.  Pringsheimii  A.  Br.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  153!  Zelle  ge- 
rade oder  leicht  gekrümmt,  mit  ziemlich  dicker  Spitze,  6'5  bis  10  fi  dick,  20  bis  25  ^ 
lang,    mit    kurzem,    am    Grunde   in    eine   bräunlichgelbe    Scheibe  verbreitetem    Stielchen. 

Wie  vor.  (6 — 8).  An  Oedogonienfäden,  welche  ich  mit  anderen  Algen  längere 
Zeit  im  Zimmer  cultivirte ! 

185.  Ch.  longipes  Rbh.  Alg.  unic.  T.  5.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  151! 
Zelle  lanzettlich,  schräg  geneigt  oder  fast  gerade,  6'5  bis  10  fi  dick,  mit  dem  Stielchen 
20  bis  25,  seltener  bis  45  (i  lang,  am  Scheitel  mit  aufrechtem  oder  schief  vorgestrecktem 
hyalinem  Stachel,  an  einem  etwa  1  [i  dicken,  halb  bis  ebenso  wie  die  ganze  Zelle  langen, 
am  Grunde  mit  einem  gelblich  gefärbten  Knötchen  versehenen  Stielchen  sitzend. 

Wie  vor.  (6 — 8).  An  einigen  Fadenalgen  aus  den  Wassergräben  längs  der  Eisen- 
bahn bei  Königgrätz ,  in  den  Teichen  bei  Dachow  nächst  Hofic  und  bei  Rican 
nächst  Prag! 

186.  Ch.  Hookeri  (Reinsch)  nob.  [Dactylococcus  Ilookeri  Reinscli  Contrib.  I. 
T.  11  Chlorophyll.]  ^)  Zellen  länglich-walzenförmig,  am  oberen  Ende  abgerundet,  4  bis 
8  (x  dick,  15  bis  24  [i  lang,  am  Grunde  in  ein  hyalines,  fast  ebenso  wie  die  ganze 
Zelle  langes  Stielchen  auslaufend,  einzeln  oder  zu  mehreren  neben  einander.  Zellhaut  dünn, 
eng  anliegend. 

Wie  vor.  (6 — 8).  An  Cyclops-Arten  und  ähnlichen  Wasserthierchen  aus  den 
Tümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  aus  den  Teichen  bei  Dymokur!  ebenso  bei  Leitomyschl 
(Klapälek !) 


')  Auch  Dactylococcus  De  Baryanus  Reinsch  Contrib.  I.  p.  78.  T.  IL,  Chlorophyll,  gehört 
wohl  zur  Gatt.  Characium. 


224  Klenbrosphaera.  —  Chloroohyfcrium. 


3.  Gruppe.  Endosphaeraceae  Klebs.  Endophytisclie  in  verscliiedeuen  Wasser- 
pflanzen nistende,  seltener  frei  unter  anderen  Algen  lebende  (Kentrosphaera)  einzel- 
lige Algen. 

52.  Gattung.  Kentrosphaera  Bzi. 

Zellen  kugelig,  elliptisch  oder  von  unregelmässiger  Form,  einzeln,  seltener  mehrere 

neben  einander,  meist  unter  verschiedenen  Lyngbyaceen    und    anderen  Algen   in  grösserer 

Menge    vorkommend,    mit    Chlorophyll-    oder    gelblichgrünem,    seltener    orangeröthlichem 

(Haematochrom  enthaltendem),  feingekörntem  Inhalte,  einem  Pyrenoide  und  ziemlich  dicker, 

öfters  theilweise  geschichteter  Zellhaut,  welche  auf  der  Innenseite   nicht 

selten  mit  1  bis  3  kugelförmigen  Verdickungen,  an  der  Aussenseite  mit 

einem  hornartig  gekrümmten  kurzen  Auswüchse  versehen  ist. 

Der  chlorophyllgrüne  Farbstoff  ist  meist  in  deutlich  ausge- 
formten, bandförmigen,  wandstäudigen  Chlorophyllträgern  eingelagert, 
welche  in  der  Regel  strahlenförmig  gegen  die  Zellmitte  zu  angeordnet 
sind,  im  Centrum  einen  farblosen  Fleck  freilassend.  Im  Zellinhalte 
kommen  noch  winzige  Stärkekörnchen  und  ein  Zellkern  vor. 

Vermehrung  durch  simultane  Theilung  des  Zellinhaltes  in  meh- 
rere   Tochterzellen    und    durch    Zoogonidien,    welche    aus    dem    Inhalte 
Fig.  71.  Kentro-      ([q^  überwinternden,  sehr  grossen,  mit  dicker  Membran  versehenen  Zellen 
ke  B^rEin^Zoo-      (Dauerzellen),  die  sich   in  Zoogouidangien  umwandeln,    durch  simultane 
gonidangium  vor      Theilung  des  Inhaltes  in  8  bis  30  kleine,  eiförmige  oder  elliptische,  mit 
der  Entleerung       zwei  Wimpern  versehene,  agame  Schwärmzellen  entstehen ;  geschlechtliche 

der  Schwärmzel-      Vermehrung  unbekannt, 
len,  450r.  vergr. 

187.  K.  Facciolae  Bzi.  Studi  algol.  L,  Tab.  7.    Veget.  Zellen 

kugelig,  bis  oval  elliptisch,  von  verschiedener  Grösse;  Zoogouidangien  bis  80  fi  dick, 
mit  2  bis  3*5  n  dicker,  geschichteter,  öfters  mit  Emergenzen  versehenen  Zellwand.  Zoogo- 
nidien selii'  zahlreich  (bis  300),  2  bis  3  ft  breit,  eiförmig;  var.  ß)  irregularis  nob. 
Zellen  elliptisch  oder  von  unregelmässiger  Form,  selten  kugelig,  15  bis  90  ^l  im  Durchm., 
mit  ziemlich  dicker  au  den  Dauerzellen  sehr  (bis  9  ft)  dicker,  farbloser  Zellhaut  und 
intensiv  grünem  Inhalte,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Teichen,  an  feuchten  Wänden  von  Wasserbassins,  unter  Traufen,  meist  zwi- 
schen verschiedenen  Lyngbyaceen,  Diatomaceen  etc.  (7 — 10).  So  an  inneren  feuchten 
Wänden  eines  Bassins  im  k.  k.  botan.  Garten  am  Smichow  ^)  und  im  Vereinsgarten  in 
Prag  reichlich,  meist  als  var.  ß ! 

188.  K.  minor  Bzi.  Stud.  algol.  I.,  Tab.  7.  Veget.  Zellen  elliptisch,  kleiner  als 
bei  der  vorhergehenden  Art.  Zoogouidangien  10  bis  12  fi  breit,  bis  35  fi  lang,  mit 
dünner  (1  bis  2  fi  dicker),  geschichteter  Zellwand  ohne  innere  Emergenzen.  Chlorophyll  ist 
in  Körnchen  vorhanden.  Zoogonidien  (Zoosporen)  zu  8  bis  32  in  einem  Zoosporangium 
entstehend,  grösser  als  bei  K.  Facciolae. 

Wie  vor.  (4 — 11).  So  mit  Cladophora  fracta  und  Trentepohlia  de  Baryana  an 
untergetauchten  Steinen  etc.  im  Teiche  „u  Dubu"   im  Sarkathale  nächst  Prag! 

53.  Gattung.  Chlorochytrixim  Cohn. 

Zellen  kugelig,  ei-  oder  nierenförmig,  seltener  2  bis  mehrlappig,  einzeln  oder 
gruppenweise  in  den  Intercellularräumen  des  Parenchyms  verschiedener  Wasserpflanzen 
endophytisch  lebend.  Im  protoplasmatischen  Inhalte  der  Zellen  je  ein  Zellkern  ein  Chloro- 
plior  von  der  Gestalt  einer  einfachen,  flachen,  wandständigen  Scheibe  mit  vielfach  zer- 
theiltcm  Rande. 


')  Wird  von  diesem  Standorte  iu  den  nächsteu  Fascikeln  der  Alg.  exs.  Wittr.  et  Nordst. 
iiutgetlieilt  werden. 


Chloroohytriuin.   —   Endosphaera.  125 

Vermehrung  durch  wiederholte  Zweitheiluiig  des  Zellinhaltes  der  Mutterzellen  und 
Bildung  von  zahlreichen,  kugeligen  oder  birnförmigen,  zweigeisseligen,  geschlechtlichen 
und  geschlechtlosen  Zoogonidien,  welche  öfters  durch  röhrenförmige  Fortsätze  derMuttcr- 
zelle  nach  aussen  oder  in  die  Intercellularräume  entleert  werden  und  mit  einander  nicht 
selten  copuliren.  Zygoten,  welche  sich  an  der  Oberhaut  und  zwar  auf  der  Grenze  zweier 
Epidermiszellen  festgeheftet  haben,  keimen  an  dieser  und  drin- 
gen vermittelst  eines  Keimschlauches  in  die  Intercellularräume 
lebender  Pflanzengewebe  ein,  in  welchen  sie  erst  zu  vollstän- 
diger Entwickeluug  gelangen.  Auch  Dauerzellen  mit  dicker  Zell- 
haut und  dichtem,  mit  Stärkekörnern  vollgepfropftem  Inhalte 
sind  beobachtet  worden. 


189.  Ch.  lemnae  Colin.  Bot.  Zeitung.  J.  1881.  T.  3. 
Zellen  kugelig,  länglich  elliptisch  oder  von  unregelmässiger 
Form,  bis  100  ^  im  Durchmesser,  mit  halsartiger  Verlängerung 
zwischen  zwei  Epidermiszellen  nach  aussen  hervorragend  und 
liier  mit  kuopfartiger,  farbloser  Anschwellung  abgeschlossen, 
(der  auf  der    Epidermis    zurückbleibende   Theil   der  keimenden 

Zygote  wird  nämlich  zu  einem  kugeligen  Cellulosepropf).  ,^^§"  7-2.  Chlorochytrium 

Im  Grundgewebe  von  Lemna  tnsulca^)  m  1  eichen,  Wasser-  Lemua  trisulca  mit  einem 
graben  u.  ä.  zerstreut  (6 — 8).  So  in  den  Elbetümpeln  bei  Ne-  ausgewachsenen  Ch.-Exem- 
ratowic,  Klomin;  in  einem  Teiche  bei  Neu-Straschitz !  plare,  400mal  vergr. 

190.  Ch.  Knyanum  Cohn  et  Szyraan.  Bot.  Ztg.   1881. 

T.  3.  Zellen  länglich-kugelig  oder  von  unregelmässiger  Form,  fast  100  (i  lang,  Va  "^is 
Imal  so  dick,  mit  einer  mehr  oder  weniger  ausgebildeten  halsartigen  Verlängerung  zwi- 
schen zwei  Epidermiszellen  nach  aussen  hervorragend,  ohne  Celluloseknopf;  sonst  wie  vor. '■^) 
Im  Gruudgewebe  von  Lemna  minor,  L.  gibba,  Ceratophyllum  und  Elodea  cana- 
densis  (6 — 8).  So  im  sog.  Libusa-Bade  nächst  Pankrac  und  im  Wolsaner  Teiche  bei 
Prag,  in  den  Elbetümpeln  bei  Neratowic,  in  den  Sümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup,  in 
den  Teichen  bei  Dymokur,  ebenso  bei  Chlomek  nächst  Turnau! 


54.  Gattung.  Eudospliaera  Klebs. 

Zellen  kugelig,  elliptisch,  dreieckig  oder  von  unregelmässiger  Gestalt,  mit  einem 
dichten,  viel  Chlorophyll  enthaltenden  Inhalte,  wie  bei  Chlorochytrium  endophytisch  lel)end. 
Vermehrung  durch  kugelige  oder  birnförmige,  zweigeisselige  Zoogonidien,  welche  durch 
wiederholte  Zweitheilung  des  Inhaltes  der  Mutterzelle  und  zwar  nur  im  Frühjahre  gebildet 
werden.  Diese  copuliren  und  werden  zu  einer  grossen  rundlichen  Zygote,  welche  langsam 
sich  hin  und  her  bewegt,  später  auf  der  Unterseite  der  Blätter  verschiedener  Wasser- 
pflanzen sich  festsetzt,  mit  einer  Membran  sich  umgibt  und  wie  Chlorochytrium  in  die 
Intercellularräume  des  unter  der  Epidermis  liegenden  Parenchyms  keimend  eindringt.  Der 
auf  der  Epidermis  zurückbleibende  Theil  der  ausgekeimten  Zygote  stirbt  bald  ab,  ohne 
wie  bei  Chlorochytrium  lemnae  durch  Celluloseablagerung  zu  einem  dauernd  vorhandenen 
Pfropf  zu  werden.  Die  eingedrungene  junge  Zelle  wächst  dann  langsam  zu  einer  Dauer- 
zelle heran,  welche  den  Winter  am  Boden  der  Gewässer  zubringt,  um  im  März  oder  April 
Zoogonidien  zu  bilden. 


^)  Nach  Schaarschmidt  (A  Chlorochytrium  Erdelyben,  1880)  kommt  diese  Alge  auch  in 
verfaulten  Eichenblättern  vor  und  kann,  wenn  sie  aus  dem  Blattgewebe  derselben  herausgefallen 
ist,  auch  im  Wasser  frei  fortvegetiren. 

2)  Nach  Klebs  (Bot.  Zeitung  1881,  p.  257)  ist  Ch.  Knyanum  vielleicht  nur  die  un- 
geschlechtliche Form  des  Ch.  lemnae  Cohn.  Andere  von  Klebs,  Wright,  Kjellmann,  Schröter  u.  A. 
beschriebene  Ch.-  u.  ä.  Formen  werden  wahrscheinlich,  wie  auch  Scotinosphaera,  Phyllobium  u.  a. 
Endosphaeraceen  etc.  in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 


loß  Tetraspora. 


191.  E.  biennis  Klcbs  Bot.  Ztg.  1881.  T.  3.  Zellen  meist  kugelig,  seltener  vou 

unrcgelmässiger    Gestalt  60,    selten    bis  100  [i   im  Durchmesser,    mit    sehr    dicker,  öfters 

deutlich  geschichteter  Membran.    Der  protoplasmatische  Zelliuhalt  meist 

fast  chloroph3-llgrün,  seltener   durch  Haematochrom  röthlich,  bis  brauu- 

roth  gefärbt.  Zoogonidien  4*9  (i  dick,  6"2  fi  lang.*) 

Lebt  in  den  Intercellularräumen  des  subepidermalen  Pareuchyms 
vou  Blättern  verschiedener  Wasserpflanzen  (Potamogeton,  Sparganium, 
Gi'äser  etc.  3  —  5).  So  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthor, 
in  jedem  Blatte  je  viele  Exemplare,  in  einem  Wassergraben  an  der  Bahn 

T-      T-j     v,.A^-      bei  Neratowic. 
Flg.    7.3.    Ji,uQo 

Kiebf''^  Flächen^  ^-  Unterfamilie.    Gelatinosae.    (Tetrasporeae   Näg.    ex.  p.  Klebs 

sclinitt  eines  infi-  ampl.)  Einzelne  Zellen  sind  durch  schleimige,  zusammenfliessende  HüU- 
cirten  Blattes  mit  membranen  zu  microscopisch  kleinen  oder  auch  macroscopischen  (Tetra- 
eiuer  4  Wochen  spora,  Schizochlamys)  Gallertfamilien  meist  von  unregelmässiger  Form 
alten  Zelle,  40  -  vereinigt;  diese  letzteren  festsitzend  oder  frei  schwimmend.  Vermehrung 
1.  durch  Macro-  und  Microzoogonidieu,  von  welchen  die  letzteren 
auch  öfters  unter  einander  copuliren,  2.  durch  vegetative  Zweitheilung  der  Zellen  und 
3.  durch  Dauerzellen. 


55.  Gattung.   Tetraspora  Link. 

Zellen  kugelig,  mit  dicken,  in  eine  stracturlose  Gallerte  zusammenfliessenden 
Hüllmembranen,  ordnungslos  oder  zu  2  bis  4  genähert,  in  grosse  anfangs  einschichtige, 
an  älteren  Lidividuen  durch  abweichende  Theilungsrichtung  einzelner  Zellen  auch  mehr- 
schichtige, zuerst  sackartige,  später  geöifnete  und  meist  hautartig  ausgebreitete  Familien 
vereinigt.  Membran  der  Mutterzelle  bald  nach  der  Theilung  zu  einer  structurloseu  Gallerte 
sich  auflösend. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung:  1.  durch  succedane  Zweitheilung  der  Zellen  ab- 
wechselnd in  beiden  Richtungen  der  Fläche;  2.  durch  zweiwimperige  Macrozoogonidien, 
die  nach  längerem  Umherschwärmeu  zur  Ruhe  kommen,  ihre  Cilien  verlieren,  Gallert- 
membran ausscheiden  und  in  dieser  sich  in  2,  4  und  mehr  Tochterzellen  tlieilen.  Durch 
Verschmelzung  zahlreicher  benachbarter  keimender  Macrozoogonidien  werden  grössere 
Gallertcolonien  gebildet. 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten,  welche  nach  erfolgter  Copulation 
von  Microzoogonidieu  entstehen.  Nachdem  die  zuerst  noch  schwerfällig  beweglichen  Zy- 
goten ihre  Cilien  verloren  und  sich  festgesetzt  haben,  runden  sie  sich  ab  und  scheiden 
eine  feste  Zellhaut  aus.  Nicht  copulirende  Microzoogonidieu  gehen,  zur  Ruhe  gekommen, 
zu  Grunde.  Aus  den  nach  einer  Ruheperiode  keimenden  Zygoten  entstehen  zuerst  4  tetra- 
ederförmige  Tochterzellen,  aus  welchen  nachher  eine  kleine  gallertige  Hohlkugel  sich  ent- 
wickelt, die  laugsam  zur  völlig  entwickelten  Tetraspora  heranwächst.  ^)  Auch  Dauerzellen 
mit  ziemlich  dicker,  meist  brauner  Membran  sind  bei  einigen  T.-Arten  beobachtet  w'orden.  ') 


*)  You  den  sog.  Pseudochlorophyllköniern  im  Körper  der  chlorophyllgrünen  Infusorien, 
Spougilleu,  Hydra,  Vortex  etc.,  deren  Algeiinatur  und  Symbiose  mit  lebenden  Thieren  von  Brandt, 
Kessler,  Hamann  u.  A.  in  neuer  Zeit  behauptet  wurde,  sind  die  in  Böhmen  in  Hydra  viridis  und  in 
einigen  Wimperinfusorien  vorkommende  Zoochlorella  coudutrix  Brandt  und  die  in  Spongillen  und 
wahrscheinlich  auch  in  einigen  Süsswasserplanarien  vorkommende  Z.  parasitica  Brandt  verbreitet. 
Von  diesen  und  ähnlichen  einzelligen  chlorophyllgrünen  „Algen"  gilt  vorläutig,  so  lange  ihre  Ent- 
wickelungsgeschichte  nicht  näher  bekannt  ist,  das,  was  von  ihnen  bereits  Wittrock  [Sitz.  d.  K. 
Vetens.  Akad.  in  Stockholm  lief,  im  Bot.  Ceutralblatt  X.  p.  453]  gesagt  hat. 

^)  Mehr  über  die  Entwickehmg  von  Tetraspora  lulnüca  siehe  in  Reinke's  „üeber  Mono- 
stroma  bnllosnm  Thr.  und  Tetraspora  lubrica  Ktz."  1878. 

')  Vergl.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  G45!  und  Cienkowski  „Ueber  PaJmellaceen" 
1870,  p.  424. 


Tetraspora. 


127 


P'ig.  74.  a)  Tetraspora  ex- 

planata  Ag.  Stück  vou  einer 

Familie,  SOOmal  vergr. 


192.  T.  explanata  Ag.  ampl.'^)  Lager  frei  scliwinimend,  unregelmässig  ausgebreitet, 
oft  blasig  aufgetrieben,  weich  scblüpferig.  Zellen  rundlich,  elliptisch  oder  eckig,  einzeln,  zu 
zwei  (seltener  4)  genähert. 

a)  genuina  (Ag.)  Krch.  (T.  explanata  Ag.  Tab.  phycol.  I.  T.  27)  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.    exs.  No.  354!    Lager    lebhaft    grün,    kleine    (bis 

2  cm    grosse),    frei   scliwimmeude    oder    auf  Steinen,    Wasser- 
pflanzen festsitzende  schleimige  Massen  bildend. 

b)  natans  (Ktz.)  Krch.  (T.  natans  Ktz.  Tab.  phycol. 
I.  T.  29).  Rbh.  Alg.  exs.  No.  407 !  Lager  anfangs  sackartig 
festsitzend,  später  häutig-blattartig  frei  schwimmend,  hellgrün. 
Zellen  7  bis  15  ^  dick,  mehr  zerstreut  als  bei  der  vor. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Wassergräben ,  Wasser- 
trögen, Bassins  etc.  selten  verbreitet  (6 — 9).  So  bei  Carlsbad 
in  der  Tepl  von  C.  A.  Agardh  1827  entdeckt  [Alm.  d.  Carlsb. 
1834  p.  59]  a);  im  Jordan-Teiche  bei  Tabor,  in  Wasserbe- 
hältern in  Hohenfurtli,  bei  Eisenstein  im  Böhmerwalde  b) ! 

193.  T.  fuscescens  A.  Br.  Lager  schlüpferig,  anfangs 
sackartig,  später  ausgebreitet  häutig,  olivenbraun,  frei  schwim- 
mend. Zellen  fast  kugelig  oder  eckig,  einzeln  oder  zu  2  genä- 
hert, mit  olivengrünem  Inhalte,  7  bis  10  (i  dick. 

In  Sümpfen,  an  Flussufern,  Teichrändern  etc.  (6 — 9).  So  an  den  Ufern  der  Eger 
(Hoffmann-Bank  Rbh.  Flora  ehr.  alg.  III.  p.  40). 

194.  T.  gelatinosa  (Vauch.)  Desv.  Tab.  phycol.  I.  T.  28.  Brit.  fresh.  alg.  T.  6. 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  646!  Lager  unregelmässig  ausgebreitet  und  zerschlitzt, 
anfangs    eiförmig-sackartig,    festgewachsen,    später    vou    unregelmässiger 

Form,  frei  schwimmend,  bleich,  seltener  schmutzig  grün,  öfters  von  kohlen- 
saurem Kalk  incrustirt.  Zellen  2  bis  14  ft  dick,  kugelig  zerstreut  oder 
zu  2 — 4  genähert  und  ziemlich  dicht  neben  einander  gelagert,  Dauer- 
zelleu  meist  9  bis  15  fi  dick,  mit  der  verdickten  braungelbcn  Membran 
15  bis  24  fi  dick;  var.  ß)  micrococca  Ktz.  Rbh.  Alg.  exs,  No.  776! 
Lager  anfangs  röhrig-sackartig,  später  ausgebreitet  und  fast  zerfliesseud. 
Zellen  2^2  bis  7  [i  dick. 

In  Wassergräben,  Teichen,  Sümpfen  etc.  (4 — 9).  So  in  der 
Umgebung  vou  Prag  bei  Nusle  in  einem  Wiesengraben  unter  anderen 
Algen  ß),  im  sog.  Libusa-Bade  bei  Pankrac,  in  den  Schanzgräben,  in 
den  Sümpfen  bei  Vysocan  und  Hloubetin.  In  den  Elbetümpeln  bei  Ne- 
ratowic,  in  den  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Ouval ;  l)ei  Brüx,  Dux,  Pisek, 
Lomnic  nächst  Wittingau,  Plana  nächst  Tabor!  bei  Böhm.  Kamnitz 
(Hrabal  Mus!).  Im  Riesengebirge  am  Koppenplan  und  bei  der  alten 
schles.  Baude  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883  p.  183);  bei 
Moldau  im  Erzgebirge;  bei  Winterberg,  Helmbach  (mehrfach),  ebenso 
bei  Kuschwarda  in  Südbölimen! 

195.  T.  lubrica  (Roth)  Ag.  Tab.  phycol.  I.  T.  30.  Brit.  fresh, 
alg.  T.  6.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  439  et  722 !  Lager  anfangs 

fest  gewachsen,  vom  Boden  gerade  aufsteigend  oder  an  Wasserpflanzen  festsitzend,  später 
auch  frei  schwimmend,  röhrig  oder  schlauchförmig  bis  formlos,  zerschlitzt,  wellig-gelappt, 
sehr  schlüpferig,  von  gelbgrüner  Farbe  bis  2  dm  lang.  Zellen,  7  bis  1 1  ft  dick,  rundlich  oder 
eckig  zu  2 — 4  genähert;  var.  ß)  lacunosa  Chauv.  Lager  zerschlitzt  mit  grösseren  Perfo- 
rationen, blass  grün.  Zellen  7  bis  12  ft  dick. 

In  stehenden,  klaren  Gewässern,  Teichen,  Wiesengräben,  Tümpeln  (7 — 9).  So  in 
den  Moldautümpeln  bei  Prag,  in  einem  Bache  bei  Klecänky  nächst  Roztok  spärlich,  in 
Wassergräben  an  der  Bahn   bei  Klomiu    nächst   Neratowic    reichlich    auch  /?,    bei  Kolin! 


Fig.  74.  b)  Tetra- 
spora lubrica 
(Koth)    Ag.    Ein 
junges  Exemplar, 
in  natür.  Grösse. 


')  Winkler  [Ueber  einige  für  die  Ostseeprovinzen  neue   Süsswasseralgen,    1882]  hält  die 
Vereinigung  dieser  T.-Art  mit  T.  gelatinosa  für  geboten. 


128 


Sohizoohlamys.  —  Palmodaofcylon. 


bei  Holic  nächst  Pardubic  [Ceuek  Mus. !],  bei  Habstein  nächst  Hirschberg  in  einem 
Wassergraben  an  Wasserrauuukeln  massenhaft !  in  Xorclböhmen  bei  Fugau  ?  [Karl  Mus !], 
bei  Grottau  [Menzel  Mus !]. ') 

56.  Gattung.  Sehizochlamys  A.  Br. 


Zellen  kugelig  oder  elliptisch,  einzeln  oder  zu  2 — 4  genähert,  zu  grösseren  gallertigen 
Familien  vou  unregelmässiger  Form  vereinigt.    Vermehrung    durch  vegetative  Zweitheilung 
^^  der  Zellen  wie   bei  Tetraspora,   wobei  jedoch  die  hyaline  Membran  der 

Mutterzellc  in  2  oder  4  gleich  grosse  Stücke  gesprengt  wird,  welche 
die  Tochterzellen  umgeben  und  in  der  gemeinsamen  Gallerte  eingebettet 
noch  längere  Zeit  deutlich  erkennbar  bleiben. 


Fig.    75.    Sehizo- 
chlamys gelati- 
nosa  A.  Br.  Eine 
Zelle  vor  und 
nach  der  Theilung 
in  vier    Tochter- 
zellen, etwa  3'JO- 
fach  vergr. 


196.  S.  gelatinosa  A.  Br.^)  Tab.  phycol.  VI.  T.  70.  Brit. 
fresh.  alg.  T.  3.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  56 !  Lager  bis  faust- 
gross,  bleich  oder  schmutziggelbgrün  bis  gelbbraun,  schlüpferig,  unregel- 
mässig ausgebreitet,  fest  sitzend  oder  frei  schwimmend,  öfters  leicht 
incrustirt.  Zellen  11  bis  14  fi  dick,  kugelig  oder  länglich-elliptisch, 
meist  zu  4  genähert  in  der  gemeinsamen  Gallerte  zerstreut  eingelagert. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Tümpeln,  Wassergräben, 
Lachen  etc.  nicht  selten  (6 — 10).  So  in  den  Elbetümpeln  bei  Houska, 
nächst  Brandeis  und  bei  Eaudnitz  reichlich,  in  den  Sümpfen  an  der 
Bahn  bei  Doubrawic  nächst  Pardubic,  bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an 
der  Cidlina,  bei  Königgrätz;  bei  Eisenbrod,  Alt-Paka,  Turnau;  in  tor- 
figen Gewässern  bei  Lichtenau  an  der  Adler,  bei  Franzensbad! 


57.  Gattung.  Palmodactyloii  Näg. 


Zellen    kugelig,    mit    dicken   blasenförmigen,    oft   zusammenfliessenden   Hüllmem- 
branen,   in    gallertigen    Blasen    eingeschlossen,    zu    frei    schwimmenden,  schlauchförmigen, 

microscopisch  kleinen,  häufig  strahlenförmig  angeordneten  Fa- 
milien vereinigt.  Vermehrung  durch  vegetative  Zweitheilung 
der  Zellen,  welche  anfänglich  nur  in  einer  Richtung,  später  ab- 
wechselnd in  allen  Richtungen  des  Raumes  erfolgt.  Die  Zellen 
/-— — — — jsj^T/'  -  7\  einzelner  Generationen  schwärmen  ohne  Zweifel  und  bleiben  zur 

C" ^.?y ^*2«ffvv~^/ »^  Ruhe   gekommen    frei  liegen,    bekleiden    sich    dann    mit    einer 

breiten  Hüllmembran,  theilen  sich  wiederholt  und  entfernen 
sich  nach  jeder  Theilung  von  einander,  indem  sie  Gallerte  aus- 
scheiden, welche  die  Zellen  in  Familien  zusammenhält. 


197.  P.  varium  Mg.  Einz.  Alg.  T.  2.  Familien  aus 
vielen  bis  50  fi  dicken,  cylindrischen,  strahlenförmig  geordneten 
Schläuchen  bestehend,  welche  in  der  Mitte  zusammenhängen. 
Zellen  meist  4*5  bis  7,  seltener  bis  9  (i  dick;  var.  ß)  suhra- 
mosum  Näg.  ?  (P.  subramosum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  2).  Familien 
aus  einem  spärlich  verzweigten,    30  bis    60  ft  dicken    Schlauche   bestehend,  Zellen  8  bis 


Fig.  7ß.  Palmodactylon  va- 
rium Näg.  Eine  junge,  strah- 
lenförmig zusammenge- 
setzte Familie,    etwa  200- 
mal  vergr. 


'■)  Die  von  Cenek  hei  Pardubic  gesammelte  Tetraspora  bullosa  (Roth)  Ag.  ist  nicht  mit 
Monostroma  bullosum  (Roth)  Thr.  =:  Tetraspora  bullosa  identisch,  auch  Enteromorpha  intestinalis 
aus  dem  Sarkathale  hei  Prag  Mus !  ist  eine  Tetraspora  (T.  explanata  b)  ?) ;  dieselbe  Alge  hat  wahr- 
scheinHch  schon  Corda  daselbst  in  Bächen  beobachtet  und  sie  als  Ulva  rivularis  in  Sturm's  Deutschi. 
Flora,  IL,  18  boschrieben. 

^j  üeber  das  Verhältniss  dieser  Alge  zu  anderen  höher  entwickelten  Chlorophyceen  siehe 
P.  Richter's  „Zur  Frage  über  d.  mögl.  genet.  Verwandtschaftsverhält.  ein.  einzel.  Phycochroma- 
ceen"  1880  und  Reinke's  „Zwei  parasitische  Algen".  Bot.  Zeitung,  1879  p.  476  in  Anmerk. 


Geminella.  —  Staurogenia.  ^29 


12  ^  dick,  sonst  wie  vor.;  var.  y)  simplex  Näg. ?  (P.  simpIex  Näg.  Einz.  Alg.  T.  2). 
Familien  einfacli  (unverzweigt)  sclilaucliformig,  15  bis  72  fi  dick,  Zellen  5*5  bis  9 
(seltener  bis  12)  ^  dick,  anfangs  in  einer  Eeilie,  später  oft  gruppenweise  neben  ein- 
ander liegend. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  moorigen  Gräben,  alten  Teichen,  unter  an- 
deren Algen  zerstreut,  seltener  in  grösserer  Menge  auf  der  Oberfläche  abgestorbener 
rflanzeutheile  oder  an  Wasserpflanzen  vorkommend  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der 
Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  auch  y,  bei  Königgrätz  auch  /3,  bei  Lomnic  und  Wittingau 
meist  ß  und  y,  Hohenfurth  /3,  Frauenberg  nächst  Budweis,  Franzensbad,  Brüx  auch  y! 
im  Riesengebirge  auf  der  Mädelwiese  y  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883,  p.  183). 

58.  Gattung.  Geminella  Turp. 

Zellen  länglich  cylindrisch  oder  eiförmig,  zu    vielen  in  eine  einreihige,  mit  einer 
weiten  gallertigen  Scheide  umgebene,  frei  schwimmende,  microscopisch  kleine  Familie  ver- 
einigt.   Vermehrung  1.  durch  vegetative  Zweitheilung  der 
Zellen,  welche  stets  nur  in  einer  Richtung  erfolgt,  2.  durch 
Dauerzelleu ;  diese  letzteren  sind  länglich  cylindrisch,  mit      ^ 
dicker  brauner  Aussenhaut  versehen. 


198.  G.  interrupta  (Turp.*)  Lagerh.  [incl.  Hor- 
mospora  minor  Näg.  Einz.  Alg.  T.  7  nach  Lagerh.  Bidrag.      a 
p.  68]  Wolny  in  Hedwigia  1884,  T.   1.  Familien  einzeln 
oder   gehäuft.    Veget.  Zellen    5  bis  6,    seltener   bis    8  fi  ^^M^^^^^^^^m 

dick,  8  bis  12,  seltener  bis  15  ft  lang,  reihen-  oder  perl- 
schnurartig   angeordnet,  zu  zwei  oder  vier  genähert,  von      ,^^§-  l"*;    Geminella  interrupta 

,       ?      i"   •         Till"  1    ij  !••  rj    ■        (Turp.)  Lagerh.  Vier  veget.  Zellen 

einander  durch  einen  bald  kürzeren,    bald  längeren  Zwi-      (a)-  reife  Sporen  (b)-  etwa  450- 

schenraum  getrennt,  in  einem  16  bis  18  fi  dicken,  schlei-  fach  vergr.' 

migeu,  scheidenartigen    Schlauche  liegend,    welcher  öfters 

stellenweise  eingeschnürt  ist.  In  den  2-  bis  4zelligeu  Segmenten  werden  später  auch  Daucr- 
zellen  gebildet,  welche  kugelig  oder  länglich-eiförmig,  9  bis  10  ^  dick,  bis  15  fi  lang,  und 
von  ziemlich  dicker,  brauner  und  rauher  Membran  umhüllt  sind. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Bassins,  Sümpfen,  auch  in  Algenkulturen  unter 
anderen  Algen  (meist  unter  Ulothrix-Arten)  zerstreut  (4 — 9).  So  unter  chlorophyllgrünen 
Algen  aus  der  Umgebung  von  Prag  spärlich,  bei  Plana  nächst  Tabor  reichlich, ')  in  tor- 
figen Gewässern  bei  Wichstadtl  und  Lichtenau  mit  Dauerzellen  in  grösserer  Menge,  in 
den  Siebengründen  im  Riesengebirge! 


59.  Gattung.  Staurogeiiia  (Morren)  Ktz. 

Zellen  kugelig  oder  eckig,  zu  microscopisch  kleinen  tafelförmigen,  frei  schwim- 
menden Familien  vereinigt.  Vermehrung  durch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen,  welche  blos 
in  2  auf  einander  senkrechten  Richtungen  der  Fläche  erfolgt. 


^)  Nach  Kützing  (Species  algarum  p.  1  Dl)  sollen  die  Zellen  dieser  Alge  spaiigrüu  gefärbt 
sein.  Es  scheint  also,  dass  wie  bei  der  nahe  verwandten  Gatt.  Hormospora,  so  auch  bei  Geminella 
theils  zu  den  Chloropbyceen,  theils  zu  den  Pbycochromaceeu  gehörende  Formen  beobachtet  worden 
sind.  "Wenn  dem  so  wäre,  so  müssten  die  spangninen  GemineÜa-Formeu  von  den  chlorophyllgrünen 
getrennt  und  als  eine  besondere  Gruppe  der  Gattung  Allogonium  Ktz.  vereinigt  werden  (mehr  über 
diese  zuletzt  genannte  Phycochromaceen-Gattung  siehe  in  meiner  gleichnamigen  Abhandlung  in  der 
Hedwigia,  1887,  l  Heft). 

^)  AVird  von  diesem  Standorte  in  Wittrock's  und  Xordstedt's  Algae  exs.  mitgetheilt  werden. 
Ueber  diese  der  Hormospora  minor  Näg.  entsprechende  Algenform  sowie  über  einige  andere  Ilormo- 
spora-Formen,  vorzüglich  über  die  von  mir  bei  Klösterle  nächst  Winterherg  in  Südböhmen  beobachtete 
Hormospora  grandis  uob.  siehe  mehr  in  meinem  Werke  „Physiol.  u.  algol.    Studien",  p.  1.3G. 


130 


Diotyospliaerium. 


199.  S. 


Fig.  78.  Stauroge- 
uia  rectangularis 
(Näg.)A.Br.AcLt- 
zell.  Zellfamilie, 
stark   vergr. 


rectangularis  (Näg.)  A.  Br,  Brit.  fresh.  alg.  T.  18,  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  53,  171!  Zellen  läiiglicli-elliiitiscli  oder  durch  gegensei- 
tigen Druck  etwas  eckig,  4  bis  6  ^  dick,  5  bis  7  ft  laug,  zu  4,  16 
bis  64  in  einer  tafelförmigen,  rechteckigen,  13  bis  55  ft  breiten  Familie 
verbunden. 

In  stehenden  Wässern,  Teichen,  Gräben  etc.  (4  -  9)  ziemlich 
selten.  So  bei  Prag  in  einem  Tümpel  an  der  Moldau  bei  Troja  und  in 
dem  Mühlteiche  bei  Kuuratic ;  im  Teiche  bei  Bfve  nächst  Hostiwic ; 
im  grossen  Teich  bei  Hirschberg;  in  einem  Teiche  bei  Lomnic  nächst 
Wittingau,  bei  Hefmanicky  und  Plana  nächst  Tabor  unter  anderen  Algen ! 

5.  Unterfamilie.  Stipitatae. 

Einzelne  Zellen  sind  durch  kurze  Stielchen  oder  feine  Fäden 
zu  microscopisch  kleinen  Familien  verbunden. 


60.  Gattung.  DictyospliaeTiuni  Näg. 


Zellen  ei-  oder  uierenförmig,  mit  dicken,  zusammenfliessenden  Hüllmembranen  zu 
vielen,  auf    der    inneren  Oberfläche    hohlkugelartiger,    frei    schwimmender  Familien  ange- 
ordnet, je  eine  an  einem  zarten  Faden,  die  alle  in  dem  Mittelpunkt  der  Familie  verbunden 
sind  und  nach  der  Peripherie  hin  sich  wiederholt  verästeln.    Vermehrung  1.  durch  veget. 
Zweitheilung    der  Zellen,    die  anfangs  in  allen  Eichtungen  des  Raumes, 
später  aber  nur  radial  zur  Kugeloberfläche  erfolgt ')  und  2.  durch  Schwärm- 
zellen [nach  Nägeli,  Einz.  Alg.  p.  73]. 

200.  D.  Ehrenbergianum  Näg.  -)  Einz.  Alg.  T.  2.  Brit.  fresh. 
alg.  T.  9.  Zellen  elliptisch  oder  eiförmig,  4  bis  7  f*  dick,  iVsmal  so 
lang,  mit  dünner,  glatter  Membran.  Familien  kugelig  oder  oval,  bis  80  ^ 
im  Durchm.  Die  dicke  Hüllmembran,  welche  von  den  Zellen  einer  Familie 
gebildet  wird,  fliesst  in  eine  structurlose  Gallerte  zusammen,  in  der  blos 
die  zarten  Fäden,  mit  welchen  die  Zellen  mit  einander  verbunden  bleiben 
deutlich  zu  sehen  sind. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Wassergräben  etc.  (7 — 8) 
selten.    So  bei  Böhm.  Zwickau    (Stein,  Organ,  d.  Infus.   III.   1.,  p.  50). 

201.  D.  pulchellum  Wood,  fresh.  alg.  T.  10,  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  230  et  728 !  Zellen  kugelig  oder  fast  kugelig,  3  bis  8  ^i*  dick  (ganz  junge 
Zellen  gleich  nach  erfolgter  Theilung  sind  elliptisch  und  etwas  kleiner).  Familien  kugelrund 
oder  länglich-eiförmig,  26  bis  45  ft  im  Durchm. 

In  stehenden  Gewässern,  Torfsümpfen,  alten  Teichen  etc.  (5 — 8)  selten.  So  im 
Teiche  nächst  der  Zuckerfabrik  bei  Dymokur  unter  anderen  Algen  in  grösserer  Menge, 
ebenso  bei  Podoli  nächst  Wotic,  Bfeznic  nächst  Pribram,  in  den  Sümpfen  bei  Ouzic 
nächst  Kralup  spärlich ! 

6.  Unterfamilie.  Inclusae. 

Einzelne  Zellen  sind  durch  mehr  oder  minder  consistente,  nicht  zerfliessende 
Membran  der  Mutter-  oder  Urmutterzelle  zu  einer  microscopisch  kleinen  Familie  vereinigt, 
welche  meist  aus  mehreren,  seltener  blos  aus  2 — 3  nach  einander  folgenden  Zellgenera- 
tionen besteht. 


Fig.     79.    Dictyo 
sphaerium  Ehren 
bergianum  Näg. 
Eine    Zellfamilie 
etwa    300f.   vergr 


')  lieber  die  Neubildung  von  D.-Coenobien  siehe  mehr  in  Lagerheim's  „Bidrag  tili  känne- 
domen  om  Pediastreer  etc."  1882. 

*)  Ueber  das  Verhältniss  dieser  Alge  zu  Physocytium  confervicola  Bzi.  [Stiid.  algol.  I. 
Tah.  61  vergl.  1.  c.  p.  110. 


Nephrocytium. 


131 


(31.  Gattung.  Nephro cytium  Näg. 


Zellen  niereiiförmig,  zu  je  2,  4  bis  16  familienweise  in  ziemlich  weiten  niercii- 
fwmigen  oder  ovalen  freischwimmenjclen  gallertigen  Blasen  (der 
Mutterzellhaut)  von  einander  getrennt  liegend.  Vermehrung  durch 
veget.  Zweitheilung  der  Zellen,  welche  nach  Nägeli  [Einz.  Alg.  p.  79] 
stets  in  einer  Richtung  erfolgt,  seltener  durch  elliptische  zweiwira- 
perige  Zoogonidien.  ^) 

202.  N.  Agardhianum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  3.  Brit.  fresh. 
alg.  T.  11.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  Exs.  No.  528!  Familien  34  bis 
60  n  lang,  ^/2  bis  ^j^  so  dick,  Zellen  Länglich-elliptisch,  2  bis  7  /ti 
dick,  3  bis  4mal  so  lang,  meist  zu  4  bis  8  spiralig  angeordnet, 
von  einer  zarten  (an  der  concaven  Seite  etwas  dünneren  als  an  der 
convexen)  Membran  umschlossen. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Torfgräben,  etc.  unter 
anderen  Algen  zerstreut  (4 — 9).  In  den  Teichen  bei  Dymokur,  bei 
Lomnic  nächst  Wittingau,  in  den  Tümpeln  an  der  Elbe  bei  Lobositz ! 

203.  N.  Nägelii    Grün.    [N.  Agardhianum    b)    majus  Näg. 

Einz.  Alg.  T.  3].  Familien  60  bis  100  /i  lang,  meist  %  so  dick,  Zellen  11  bis  22  fi 
dick,  etwa  2mal  so  lang,  länglich  nierenförmig,  zu  4  bis  16  unregelmässig  angeordnet, 
von  einer  dicken  Mutterzellhaut  umgeben. 

Wie  vor.  (4 — 9).  So  in  torfigen  Gräben  bei  Wichstadtl  an  der  Adler ;  bei  Frauen- 
berg nächst  Budweis,  bei  Hohenfurth  und  Kuschwarda,  bei  Wittingau,  Plana  nächst  Tabor  •, 
bei  Tschausch  nächst  Brüx! 


P'ig.  80.  Nephrocy- 
tium  Nägelii  Grün. 
Eine  aus  16  Zellen 
bestehende  Familie, 
800mal  vergr. 


(52.  Gattung.  Oocystis  Näg.  ^) 


Zellen  elliptisch  oder  eiförmig,  seltener  rundlich  oder  durch  gegenseitigen  Druck 
ein  wenig  eckig,  einzeln  oder  zu  2  bis  8  in  der  mehr  oder  weniger 
stark  erweiterten  Mutterzellhaut  liegend,  aus  welcher  sie  erst  dann 
austreten,  wenn  diese  an  irgend  einer  Stelle  platzt  oder  zer- 
fliesst.  Chromatophoren  scheibenförmig  stets  frei  von  Pyreuoiden.  ^) 
Vermehrung  durch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen  und  wahrscheinlich 
auch  durch  Schwärmzellen  [nach  Wittrock  Alg.  exs.  No.  244]. 

204.  0.  Nägelii  A.  Br.  Familien  2  bis  8zellig.  Zellen  rund- 
lich-eiförmig oder  länglich,  vor  der  Theilung  33  bis  40  fi  lang,  etwa 
15  bis  21  (i  dick.  Zellhaut  ziemlich  dick,  nicht  geschichtet. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln  etc.  unter  anderen 
Algen  zerstreut  (4 — 9).  So  in  den  Elbetümpelu  bei  Lissa,  Sadska, 
in  Sümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup,  auch  in  einer  Gloeocystis-artigen 
Form,  *)  bei  Neratowic  und  Königgrätz ! 

205.  0.  solitaria  Wittr.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  244, 
fig.  1 — 5.     Familien    2  bis  4zellig;    Zellen    meist  einzeln,  elliptisch,      ^,.  ^        ,. 

6  bis  18  ft  dick,  14  bis  25 /*  laug,  mit  wandständigen  Chlorophoren  iitfriaWittr.fvar.ru'- 
uud  fester  an  beiden  Polen  höckerförmig  verdickter  Zellhaut;  var.  pe'stris  (Krch.)  nob. 
ß)  rwpestris  (Kirch.)    nob.    (0.  rupestris    Krch.   Beitr.  z.  Algenfl.  v.        Kine    erwachsene 

Würtemberg  T,  2).  Zellen  länglich  elliptisch,   6  bis  12  u  dick,  13  bis      Zelle  eine  vierzellige 

'  '  Familie  vor  und  nach 
Zerreissuug  der  Mut- 

')  Vergl.  Archer  „Nephrocytium  Agardhianum  Näg.  and   its  Zoo-         *^n^nP^u^^*'  ^^^^ 
spores",  1883.  buutacü  vergr. 

^)  Nach  Rabenhorst  Flora  europaea  alg.  III.  p.  53  ist  diese  Gattung 
mit  der  vorigen  (Nephrocytium)  zu  vereinigen. 

=*)  Vergl.  Schmitz  „Die  Chromatophoren  der  Algen",  p.  37,  41. 
*)  Mehr  über  diese  Form  in  meinem  Werke  „Physiol.  u.  algol.  Studien",  p.  155. 

9* 


132 


Pleurococcus. 


27  [i  lang,  meist  einzeln,  da  die  Mutterz  eilbaut  sehr  früh  zerreisst;  var.  y)  crassa  (Wittr.) 
uob.  (0.  crassa  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  355!)  Zellen  10  bis  18  ^  dick,  14  bis 
23  m.  lang  mit  dünner,  an  den  Enden  nicht  verdickter  Membran. 

In  Teichen,  Sümpfen,  Torfgräben  etc. ;  var,  ß  an  vom  Wasser  überrieselten  Felsen 
zwischen  Moosen  und  verschiedenen  Algen  (4 — 11).  So  in  den  Teichen  bei  Dymokur, 
Bfeznic  Ucächst  Pfibram  und  Lomnie  nächst  Wittingau;  var.  ß)  am  Rande  eines  Fclsen- 
brunnens  bei  St.  Prokop,  in  einer  feuchten  Felsenschlucht  bei  Selc  reichlich,  bei  Zalow 
nächst  Roztok  mit  Cladophora  sudetica  spärlich,  zwischen  Moosen  etc.,  an  Felsen  bei 
Selc,  Podmorän  in  grosser  Menge,  ^)  an  feuchten  Felsen  gegenüber  Lettek  und  Libsic, 
bei  Stechowic  an  der  Moldau,  ebenso  bei  Arnau  auf  feuchten  Dyassandsteiufelsen ;  bei 
Wurzolsdorf  und  Ilarrachsdorf  im  Riesengebirge! 

7.  Uuterfamilie.  Coccaceae  nob.  '^) 

Zellen  kugelig  oder  cylindrisch  einzeln  oder  familienweise  zu  mehreren  durch 
consistente  Hüllmembraneu  oder  zerfliessende  Gallerthüllen  vereinigt,  welche  meist  ein 
structurloses,  gallertiges  Lager  von  unbestimmter  Form  bilden.  Vermehrung  durch  succe- 
daue  veget.  Zweitheilung  der  Zellen  oder  durch  Schwärm-  und  Dauerzellen. ') 


63.  Gattung.  Pleurococcus  Menegh.  ex.  p.  *) 

Zellen  kugelig,  oder  durch  gegenseitigen  Druck  eckig,  mit  dünnen,  nicht  zusam- 
menfliessenden  Membranen,  einzeln  oder  zu  2  bis  32  in  kleinen,  frei  liegenden  Familien 
vereinigt.  Im  Zellinhalte  sind  chlorophyllgrüne  Chromatophoren,  bei  einigen  Arten  auch 
rothe  oder  rothgelbe  Schleimkugeln  enthalten,  durch  welche  der  ganze  Inhalt  mehr  oder 
minder  roth  gefärbt  erscheint. 

Vermehrung  1.  durch  veget.  Zweitheilung  des  Zellinhaltes  abwechselnd  in  allen 
Richtungen  des  Raumes,  wodurch  aus  der  Mutterzelle,  2,  4  und  mehr  Tochterzellen  her- 
vorgehen, 2)  durch  Zoogouidien,  welche  bisher  blos  bei  einigen  Arten  beobachtet  wurden. 


1)  Ist  von  diesem  Standorte  in  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  725  vertheilt  worden. 

-)  lieber  den  genetischen  Zusammenhang  der  in  dieser  Gruppe  angeführten  Algenformen 
mit  anderen  höher  entwickelten  Chlorophyceen  siehe  mehr  in  verschiedenen  algologischen  Schriften 
Kützing's,  Cienkowski's,  Kirchuer's,  Borzi's,  Famintzin's  etc.  auch  in  meinen  Abband,  „lieber  den 
Polymorphismus  der  Algen"  1885  und  „Bemerkungen  zur  Systematik  einiger  Süsswasseralgen"  1884. 
Dass  auch  einzelne  von  den  in  den  3  ersten  und  in  den  nachfolgenden  8  Gattungen  angeführten 
Algenformen  unter  einander  in  genetischem  Zusammenhange  stehen,  hat  P.  Eichter  u.  a.  nachge- 
wiesen. Dem  entsprechend  hat  nun  der  Verfasser,  mit  voller  Aufrechthaltung  dessen,  was  er  über 
die  jetzt  übliche  systematische  Eiutheilung  der  Algen  in  seinen  oben  citirteu  Abhandlungen  und 
in  seinem  Werke  „Physiol.  u.  algol.  Studien"  publicirt  hat,  diese  früher  von  einander  meist  weit 
geti'ennten  Gattungen  zu  einer  Gruppe  vereinigt. 

=*)  Die  noch  von  Kirchner  (Algenfl.  v.  Schlesien  p.  111)  zu  den  Palmellaceen  gezählte 
Gattung  Botrydiiia  Th-eb.  mit  einer  einzigen  Art  (B.  vulgaris  Breb.),  deren  Zellen  kugelig,  elliptisch 
oder  eckig,  niit  dicken  gelatinösen  Membranen,  fast  parenehymatisch  in  eine  kugelige  bis  steck- 
nadelkopfgrosse grüne  Familie  vereinigt  sind,  ist  wie  ihre  Structur  (vergl.  Tab.  phycol.  I.  T.  10, 
wo  sie  mit  Rhizoiden  abgebildet  ist),  ihr  Standort  (sie  kommt  auf  feuchter  Erde  an  Baumstämmen, 
zwischen  Moosen  einzeln  oder  in  grösserer  INIenge  vor)  ihre  Entwickelung  etc.  beweisen,  identisch 
mit  den  überall  verbreiteten  Brutknospen  verschiedener  Laubmoose  (vergl.  auch  meine  Abhaudl. 
„Bemerkungen  zur  Systematik  einiger  Süsswasseralgen",  Öster.  hotan.  Zeitschrift  1884.  In  Böhmen 
hat  Botrydina  vulgaris  Breb.  auch  P.  Hora  in  den  Boryfeldern  bei  Pilsen  beobachtet  (Flora  v. 
Pilsen,  p.  12). 

*)  lieber  das  Verhältniss  dieser  Gattung  zu  den  zwei  folgenden  (Gloeocystis,  Palmella) 
schreibt  Cienkowski  („lieber  einige  chlorophylllialtige  Gloeocapseu"  Bot.  Ztg.  1865  p.  21)  wie 
folgt:  „Von  den  benachbarten  Gattungen  Pleurococcus,  Palmella  ist  Gloeocystis  kaum  scharf  zu 
trennen.  Bei  Pleurococcus  ist  nach  Nägeli  die  Iliülmembran  diinn,  bei  Gloeocystis  dick  und  ziem- 
lich consistent,  bei  Palmella  dick,  weit,  zusammeiiHiessend.  Diese  Unterschiede  sind  indessen  so 
veränderlich,  dass  die  genannten  Gattungen,  wie  es  Nägeli  mit  liecht  für  die  parallelen  phycoclu-om- 
haltigen  Genera  hervorhebt  (Gatt.  einz.  Algen  p.  65)  nur  als  Sectionen  derselben  Gattung  zu  be- 
trachten sind.  Dasselbe  gilt  auch  von  den  weiteren  drei  (iattungen:  Stichococcus,  Dactylothece, 
Inoderma.  Siehe  darüber  aucli  meine  Abband.  „Bemerkungen  zur  Systematik  einiger  Süsswasser- 
algen" (Öster.  bot.  Zeitschrift  1884). 


3?leuroooccu.s. 


133 


1.  Sect.  Eupleurococcus  nob.  An  der  Luft  (auch  in  Warmhäusern)  an  trockenen 
oder  zeitweise  iiiundirten  Orten  lebende  Arten. 

206.  P.  vulgaris  (Grev.)  Menegh.  (Protococcus  vulgaris  Ktz.  ex  p.,  P.  communis 
Ktz.  et  P.  viridis  Ktz.  ex  p.  Tab.  phycol.  I.  T.  3.  Einz.  Alg.  T.  4).  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  246,  448 !  Zellen  kugelig  oder  elliptisch,  durch  gegenseitigen  Druck 
auch  eckig,  einzeln,  zu  2  bis  32  in  kugel-  oder  fast  würfelförmigen  Familien  vereinigt, 
mit  wandständigen  Chlorophoren  und  zarter,  glatter  Membran,  ein  lebhaft  grünes,  seltener 
gelblichgrünes,  pulveriges  Lager  bildend,  4  bis  6  /i*  dick;  var.  ß)  minor  (Ktz.)  Krch. 
(P.  minor  Ktz.  Rbh.,  Protococcus  minor  Ktz.  incl.  P.  monas  Ktz.  Tab.  phycol.  L,  p.  3. 
T.  3)  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  449!  Zellen  2*5  bis  4  fi  dick;  sonst  wie  die  ty- 
pische Form;  var.  y)  cohaerens  Wittr.  Zellen  durch  gegenseitigen  Druck  polyedrisch, 
dicht  an  einander  gedrängt,  3  bis  5  ft  dick. 

Auf  der  Rinde  älterer  Bäume,  zumal  an  der  Westseite,  an  alten  ßrettern,  Zäunen, 
feuchten  Mauern,  Felsen,  insbesondere  an  der  Mündung  von  Höhlen,  Tunnels,  in  feuchten 
Schluchten,  auf  feuchter  Erde,  vorzüglich  in  Wäldern  am  Grunde  alter  Baumstämme  etc. 
ein  mehr  oder  weniger  intensiv  grünes,  trocken  öfters  matt  sammtartig  glänzendes,  bei 
der  Berührung  abfärbendes  pulveriges  Lager  bildend;  in  der  Ebene  und  noch  im  Hoch- 
gebirge überall  verbreitet  (1 — 12).  So  z.  B.  in  der  näheren  und  weiteren  Umgebung  von 
Prag,  im  Elbthale,  bei  Wichstadtl,  Lichtenau,  Bärnwald,  im  böhm.  Adlergebirge,  im  Mittel- 
gebirge, Erzgebirge,  in  der  böhm.  Schweiz,  im  Riesengebirge  noch  am  Kamme,  im  Böhmer- 
walde auch  noch  in  höchsten  Lagen ;  var.  ß  seltener,  so  bei  Prag  nächst  Nusle,  im  Särka- 
thale,  in  Chuchelbad,  bei  Hloubetin,  Cernosic,  Podmorän,  St.  Iwan,  Beraun,  Hofowic, 
Pfibram,  Säzawa,  Rican ;  bei  Bystric,  Tabor,  Pisek,  Klattau,  Krummau,  Hohenfurth,  Winter- 
berg, Kuschwarda,  Kaplitz,  bei  Mies,  Bilin,  Laun,  Cizkowitz,  Lobositz,  Raudnitz,  Weis- 
wasser, Turnau,  Eiseubrod,  Horic,  Arnau  u.  a. !  var.  y  an  einer  feuchten  Felsenwand  bei 
Pürglitz,  und  an  feuchten  Steinen  bei  Sulowitz  nächst  Lobositz ! 

207.  P.  dissectus  (Ktz.)  Näg.  Einz.  Alg.  T.  4.  Zellen  kugelig,  einzeln,  zu  2,  4 
bis  ungefähr  12  in  Familien,    mit  zarter,    glatter   Membran  und  wandstän- 
digen lebhaft  grünen  Chromatophoren,    5  bis  8*5,    seltener  bis  12  fi  dick, 
ein  dünnes,  grünes  Lager  bildend. 

An  überschwemmten  Felsen,  feuchten  Mauern,  Viaducten  etc.  ziem- 
lich selten  (1 — 12).  So  an  feuchten  Sandsteinen  an  Viaducten  bei  Prag  und 
bei  Lobositz ! 


208.  P  crenulatus  nob.  Zellen  kugelig,  6  bis  9  ft  dick  einzeln, 
zu  2  bis  8  in  kleineu  meist  nur  12  bis  15  ft  dicken,  kugeligen  oder  elli- 
ptischen Familien  vereinigt;  Chromatophoren  klein,  waudständig,  hellgrün; 
Zellhaut  dick  (2  bis  3  fi  im  Durchm.)  farblos,  öfters  an  der  Oberfläche 
leicht  gekerbt,  Lager  schmutzig  gelblichgrüu,  pulverig  oder  schleimig. 

Auf  der  Rinde  alter  Bäume,    auf  feuchter  sandiger  Erde  meist  mit 

Ulothrix  crenulata  (5 — 9).  So  bei  Veseli  in  Südböhmen  auf  feuchter  Erde, 

bei  Reichenberg  unter  Ulothrix  crenulata  var.  corticola ! 

Fig.  82.  Pleu- 

209.  P.  tectorum  Trevis.  [Protococcus  tectorum  Ktz.  Tab.  phycol.      rococeus  cre- 
L  T.  3.,  P.  angulosus   b)    tectorum  (Trev.)  Krch.].     Zellen  kugelig,    6  bis      ^"it^^^n^'^^i 
12  [i  dick,  mit  dicker,  farbloser  Zellhaut,  einzeln,  zu  2  bis  32  in  Familien 
vereinigt  (4zellige  Fam.  etwa  18  (i  dick),  ein  dunkelgrünes,  trocken  pulve- 
riges Lager  bildend. 

Auf  Strohdächern    in  Dörfern,    meist  mit  Ulothrix    varia  ziemlich 
verbreitet  (1 — 12).  So  in  der  Umgebung  von  Prag  bei  Gross-Chuchle,  Ra- 
dotin,  Ober-Roztok,  Budnau,    Aufinewes,    Mukafov,    Bfezi,  Rican ;    bei  St. 
Iwan,    Mnisek ,    Dobfis,    Hofowic,    Beneschau ,    Bystric,  Tabor,    Sudomefic,    Hefmanicky, 
Stfezmif  nächst  Stupcic,  Olbramowic  und  Podoli  bei  Wotic,  bei  Veseli,  Schewetin,  Sobie- 
slau,  Protivin,  Lomnic,  Wittingau,  Gutwasser  bei  Budweis,  Frauenberg,  Turkowitz   nächst 
Krummau,  Ruckendorf,  Hohenfurth,  Kaplitz,  Winterberg;  bei  Horazd'owic,  Pisek,  Klattau ; 


Eine  Zelle  vor 
und  nach  der 
Theilnng  in  2 
n.  3  Tochter- 
zellen ,  etwa 
SOOfach  vergr. 


134 


iPleurocoocus. 


bei  Elbe-Kostelec,  Neratowic,  Lobkowic,  Rovne  nächst  Raudnitz,  Lobositz,  Calositz,  Hofiii 
bei  Melnik,  Citolib  und  Chlumcan  bei  Laun,  Podrsam,  Jecbuitz,  Woratscben  näcbst  Ra- 
kouitz ;  bei  Neu-Straschitz,  Sclilan,  Hoch-Petsch  bei  Bilin,  in  einem  Dorfe  bei  Carlsbad ; 
bei  Rosic  näcbst  Pardubic,  in  der  Umgebung  von  Königgrätz,  Smific,  Hofic,  Nachod, 
Starkoc,  Wostromer,  Jicin,  Dymokur,  Kfinec,  Jung-Bunzlau,  Bakov,  Müncbengrätz,  Turnau, 
Eisenbrod,  Semil,  Tannwald,  Svärov,  Parscbnitz,  Alt-Paka! 

210.  P.  aureo-viridis  (Ktz.)  Rbb.  [Protococcus  aureo-viridis  Ktz.  Tab.  pbycol. 
I.  T.  2].  Zellen  kugelig  oder  elliptisch,  4  bis  (S  (seltener  bis  14)  ft  dick,  mit  goldgelb- 
grünem Zellinhalte  und  verdickter,  farbloser  Zellhaut,  einzeln,  zu  2  bis  8  in  Familien 
vereinigt,  diese  ein  dünnes,  wenig  schleimiges  Lager  bildend. 

An  feuchten  Mauern  in  Warmhäusern  unter  anderen  einzelligen  Algen  zerstreut, 
ziemlich  selten  (1 — 12).  So  im  Vermehrungshause  des  Prager  Vereinsgartens,  in  Warm- 
häusern des  k.  k.  botanischen  und  gräfl.  Kinsky'schen  Gartens  am  Smichow! 

211.  P.  miniatus  (Ktz.)  Näg.  *)  [Protococcus  miniatus  Ktz.]  Einz.  Alg.  T.  4, 
Brit.  fresh.  alg.  T.  2,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs,  No.  534,  535 !  Zellen  kugelig,  anfangs 
chlorophyllgrün,  später  (im  Dauerzustande)  mit  orangerothem  ölhaltigem  Inhalte,  3*5  bis 
15  |ti  dick,  mit  ziemlich  dicker,  farbloser  Membran,  meist  einzeln,  seltener  zu  2  bis  4 
in  Familien,  ein  schleimiges,  mennigrothes  oder  bräunliches,  mehr  oder  weniger  ausgebrei- 
tetes Lager  bildend;  var.  roseohis  nob.  Zellen  stets  nur  6  bis  10  ^  dick,  kugelig  oder 
eiförmig  bis  12  (selten  15)  /ü  lang,  mit  rosen-  oder  blassziegelrothem,  matt  ölartig  glän- 
zendem, fein  gekörntem  Inhalte  und  dünner  farbloser  Zellhaut  [einzelne  Zellen  in  der 
Mitte  leicht  gekrümmt  oder  an  einem  Ende  mit  kürzerem  oder  längerem  Auswüchse  (wie 
keimend)  versehen] ;  Lager  pulverig,  nicht  schleimig ;  sonst  wie  die  typische  Form. 

An  feuchten  Mauern  in  älteren  Warmhäusern,  insbesondere  an  inneren  Wänden 
der  Treib-  und  Verniehrungshäuser  nicht  selten  (1 — 12). 

So  in  den  Warmhäusern  im  Prager  Vereinsgarten,  auch  an  der  Aussenwand  des 
Vermehrungshauses  in  der  Nähe  des  Heizungsapparates,  im  k.  k.  botan.  Garten,  in  Warm- 
häusern des  gräfl.  Waldstein'schen,  Fürstenberg'schen  Gartens  auf  der  Kleinseite,  im 
Ananashause  und  anderen  Warmhäusern  des  gräfl.  Kinsky'schen  Gartens,  ebenso  im  Clam- 
Gallas'schen  Garten  am  Smichow,  in  Gewächshäusern  am  Hirschgraben,  in  Baumgarten 
nächst  Prag;  in  Warmhäusern  des  H.  Bar.  Hruby- Jeleni  in  Roth-Pecek  bei  Kolin,  im 
Stiftsgarten  in  Hohenfurth !  bei  Neuhof  nächst  Kolin  (Peyl,  Veselsky  als  Palmella  miniata 
Mus!]  Im  Riesengebirge  von  Schröter  (Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883  p.  183)  auf  dem 
Kamme  von  der  Petersbaude  bis  zum  Reifträger  auf  altem  Kuhdünger  beobachtet;  var.  ß 
von  mir  bisher  blos  am  Bahnviaducte  in  Libsic  an  der  Moldau  gesammelt! 

2.  Sect.  Chlorosphaera  (Klebs  ampl.)  nob.  -)  Im  Wasser  und  an  fortwährend  inun- 
dirten  Orten  lebende  Arten,  w'elche  meist  durch  Schwärmzellen  (Zoogonidien)  sich  vermehren.^) 

212.  P.  angulosus  (Corda)  Menegh.  [Protococcus  angulosus  Corda  in  Sturm's 
Deutsch.  Flora  IL,  19,  P.  palustris  Ktz.  Tab.  pbycol.  I.  T.  4.  P.  angulosus  a)  palustris 
(Ktz.)  Krch.];  Zellen  kugelig,  7  bis  12"5  ji*  dick,  mit  dicker,  farbloser  Membran,  einzeln 
oder  zu  2  bis   64  in  Familien  ein  schleimiges,  grünes  Lager  bildend. 

In  Wassergräben,  Teichen,  Tümpeln,  Sümpfen,  Mooren  an  verschiedenen  unter- 
getauchten Gegenständen  (Blättern,  Wurzeln),  oder  frei  im  Wasser  unter  anderen  Algen 
zerstreut,  in  Böhmen  ziemlich  verbreitet  (3 — 11).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach, 
in  einem  Wasserbehälter  des  k.  k.  botan.  Gartens  am  Smichow  (!)  schon  von  Corda  entdeckt, 
in  den  Schanzgräben  von  Prag,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Hlubocep,  Troja  auch 
noch  bei  Wran ;  im  Mühlteiche  bei  Kunratic ;  in  den  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Ouwal ; 
in  den  Tümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  bei  Neratowic,  Raudnitz,  Lobositz ;  bei  Rosic  nächst 


')  Diese  Pleurococcus-Form  kommt  auch  in  einer  Protococcus-  und  Oocystis-artigen 
Form  vor;  mehr  darüber  in  meiner  Abhandlung  „Über  den  Polymorphismus  der  Algen". 

■•')  Yergl.  Klebs  „Organisation  einiger  Flagellatengruppeu  etc.",  1883,  p.  3.'i4. 

•')  Wenn  Pleurococciis  niulus  (Ktz.)  Ilbli.  f Protococcus  nudus  Ktz  ]  eine  chloropbyllgrüne 
und  nicht  wie  Kützing  [Species  alg.  p.  197J  glaubt  eine  blaugrüne  Alge  wäre,  so  könnte  die  in 
diesem  Werke  p.  105  f.  in  Anmerk.  bescbriebene  Spbaerella-Form  vielleicht  mit  ihm  vereinigt  werden. 


Grleooystis.  J35 

Pardubic,  Königgrätz  (mehrfach),  Pastviii,  Wichstadtl  und  Lichtenau  an  der  Adler,  bei 
Saaz,  Dux,  Brüx ;  in  den  Teichen  bei  Wotic,  Frauenberg  nächst  Budweis,  Veseli,  Sclie- 
wetin,  bei  Wittingau,  Hohenfurth  und  Ebenau  näclist  Krunimau,  Winterberg. 

213.  P.  rufescens  Breb.  (Protococcus  rufescens  Ktz,  Tab.  Phycol.  I.  T.  11, 
Chroococcus  rufescens  Näg.  excl.  var.  turicensis  Näg.  Einz.  Alg.  T.  1).  Zellen  kugelig, 
12  bis  18  [i  dick  (ohne  Zellhaut),  einzeln,  zu  2  bis  4  in  etwa  32  bis  42  (i  dicken 
Familien;  Zellhaut  dick,  farblos,  geschiclitet,  Zellinhalt  ölhaltig,  röthlichgelb  bis  röthlich- 
gelbbraun,  feingekörnt;  Lager  schmutzig  röthlichgelbbraun,  schleimig. 

An  vom  Wasser  berieselten  Felsen,  Steinen  am  Rande  von  Wasserkanälen,  Kata- 
rakten etc.  meist  mit  Trentepohlia  aurea  gesellig  (6 — 10).  So  an  feuchten  silurischen 
Kalksteiufelsen  bei  Karlstein,  St.  Iwan,  an  der  Westbahn  gegenüber  Srbsko,  bei  Beraun 
und  an  Schieferfelsen  bei  Stechowic  an  der  Moldau  spärlich ;  in  Hohenfurth  im  Stiftsgarten 
an  Steinen  unter  der  Mündung  des  grossen  künstlichen  Kataraktes;  am  Wege  von  Harrachs- 
dorf zum  Mummelfall! 

214.  P.  mucosus  (Ktz.)  Rbh.  [Protococcus  mucosus  Ktz.  Tab.  phycol.  L  T.  4]. 
Zellen  kugelig  oder  fast  kugelig,  2  bis  4  ft  dick,  einzeln  oder  zu  2  bis  16  in  kleinen  bis 
16  fi  dicken  Familien  vereinigt ;  Zellhaut  sehr  dünn,  hyalin;  Lager  lebhaft  grün,  schleimig. 

An  sehr  feucliten  schattigen  Orten,  vom  Wasser  berieselten  Felsen,  Steinen,  Hölzern 
etc.  zerstreut  (2 — 10).  So  in  Prag  an  vom  Flusswasser  berieselten  Wänden  einiger  öffent. 
Wasserleitungen,  an  feuchten  Pumpenröhren  in  Prag,  Roztok,  Kralup ;  bei  Beraun,  Hof owic, 
Täbor ;  an  inundirteu  Balken  in  Wittingau  und  Leitmeritz ! 

64.  Gattung.    Gleocystis  Näg.  ') 

Zellen  kugelig  oder  länglichrund  mit  dicken,  consistenten  blasenförmigen  Hüll- 
membranen, einzeln  oder  zu  2  bis  32  in  Familien  vereinigt,  welche  von  einer  dicken, 
mehrschichtigen,  gemeinsamen  Hülle,  wie  bei  Gloeocapsa  so  umgeben 
sind,  dass  die  Hüllen  der  Tochterzellen  von  der  Mutterzellenhülle  um- 
geben bleiben.  Zellinhalt  reines  Chlorophyll,  seltener  auch  röthlich 
gefärbte  ölartige  Kugeln  enthaltend.  Vermehrung  durch  veget.  Zwei- 
theilung der  Zellen,  welclie  abwechselnd  in  allen  Richtungen  des  Raumes 
erfolgt.  Dauerzellen  und  Zoogonidien  ")  sind  erst  bei  einigen  Arten 
beobachtet  worden. 

a)  An  der    Luft    oder   an   inundirten    Orten   lebende  Arten. 

215.  G.  vesiculosa  Näg.  Einz.  Alg.  T.  4.  [G.  arapla  Rbh.  Fig.  83.  Gloeocystis 
b)  vesiculosa   (Näg.)    Krch.,    iucl.    Gloeocapsa   monococca   Ktz.  Tab.  vesiculosa  Näg.  Ein 
phycol.  L  T.  23,  Gl.  stiUicidiorum  Ktz.  Tab.  phycol.  I.  T.  20,  Pal-  ^£1^  zSmi* 
mogloea  monococca  Ktz.,  Gloeothece  monococca  Rbh.]  Wittr.  et  Nordst.  lien,  etwa  aoomal 
Alg.  exs.  No.  532 !  cum  statu  cylindrocystidea  (Palmogloea  micrococca  •              vergr. 

Ktz.  Tab.  phycol.  I.  T.  25,    Gloeocapsa  raacrococca    conf.  Hedwigia 

1880,  p.  158.  ^)  Zellen  kugelig,    seltener    cylindrisch,    4  bis  7  ft  dick,  7  bis  12  (i  lang, 

einzeln,  zu  2  bis  8  in  17  bis  35  [i  dicken  Familien  vereinigt,  mit  schleimiger,  farbloser. 


')  Schon  P.  Richter  („Zum  Formenkreis  von  Gloeocystis",  Hedwigia  1880)  hat  nachge- 
wiesen, dass  mit  den  kugeligen,  eingeschachtelten  Zellen  der  echten  Gloeocystis-Formen  auch  cy- 
lindrische  eingehüllte  (seltener  auch  najskte)  Zellen  abwechselnd  (sog.  Cylindrocystis  oder  Dacty- 
lothece-Zustand)  und  dass  die  typischen  Gloeocystis-Formen  zeitweise  auch  in  Palmella-Zustände 
übergehen.  Siehe  auch  mein  Werk  „Physiol.  u.  algol.  Studien",  p.  92. 

*)  Vergl.  Lohde  „Zur  Kenntniss  der  Gattung  Gloeocystis",  1874.  Lohde  theilt  die  Gattung 
Gloeocystis  in  zwei  Gruppen;  die  erste  Gruppe  ist  durch  Schwärmzellenbilduug  und  contractile 
Vacuoleu  ausgezeichnet,  die  zweite  durch  besondere  Chlorophyllbläschen  und  das  Nichtvorhanden- 
sein der  contractUen  Vacuolen  und  der  Schwärmer. 

^)  Diese  und  die  beiden  folgenden  G.-Arten  ändern  je  nach  dem  sie  an  mehr  oder  minder 
trockenem  Standorte  sich  entwickeln,  ihre  chlorophyllgrime  Farbe  in  eine  bläulichgrüne  (stahlblaue). 
Solche  blänlichgrüne  Formen  der  Gloeocystis  vesiculosa  sind  von  Kützing  [Spec.  alg.  p.  229]  als 
Palmogloea  monococca  Ktz.  var.  aeruginosa  Ktz.  beschrieben  worden  (vergl.  P.  Richter  1.  c.  p.  155). 


•|gg  Grleocystis. 


deutlich  gescliicliteter  Membran  und  mit  reines  Chlorophyll  enthaltendem,  seltener  blass- 
bläulichgrün  oder  röthlich  gefärbtem  Inhalte,  weiche ,  gallertige  griinliche  formlose 
Lager  bildend. 

An  feuchten  Holzbalken,  Felsen,  Steinen,  Moosen  etc.  meist  in  Gebirgsgegenden 
verbreitet  (4 — 10).  So  an  nassen  Felswänden  in  der  böhm.  Schweiz  bei  Bodenbach  und 
Hcrrnskretschen,  auf  feuchten  Moosen  oberhalb  Spindelmühle  im  Riesengebirge,  ebenso  bei 
Tannwald;  bei  Eichwald  nächst  Teplitz,  Osseg,  Niclasberg  und  Moldau  im  Erzgebirge ;  bei 
Schlau  (spärlich),  Sobieslau,  Wodnian,  Krummau  und  Hohenfurth,  Prachatitz,  Winterberg, 
Kuschwarda ! 

216.  G.  rupestris  (Lyngb.  ex  p.)  Rbli.  [incl.  Gloeocapsa  polydermatica  Ktz.  ex. 
m.  p.,  Palmogloea  rupestris  Ktz.  et  P.  luridaFw.  Tab.  pliycol.  I.  T.  25].  Zellen  kugelig,  3  bis 
5  fi  dick,  mit  sehr  dicker,  deutlich  geschichteter,  farbloser  Membran,  und  meist  reines 
Chlorophyll  enthaltendem  Zelliuhalte,  einzeln  oder  zu  4—12,  in  etwa  12  bis  60  (i  dicken 
Familien  vereinigt,  ein  schmutzig  grünes,  oder  oliveubraunes,  gelatinöses,  ziemlich  consi- 
stentes  Lager  bildend ;  var.  ß)  suhaurantiaca  nob.  Lager  gelbgrünlich  bis  blassorangeröthlicli. 
Zellen  ohne  Hülle  bis  6 — 8  {i  dick,  mit  gelb  bis  blassröthlichgrünem,  Haematochrom  ent- 
haltendem Lihalte;  Hüllen  farblos  geschichtet,  nicht  selten  mit  einem  kurzen  stielartigcn 
Auswüchse  wie  bei  Urococcus;  sonst  wie  die  typische  Form. 

An  feuchten  Felsen,  Mauern,  nassem  Haidebodeu,  Moosen,  in  Wäldern  wie  vor. 
meist  in  Gebirsgegenden,  öfters  mit  Palmogloeen  gesellig  (4 — 11).  Li  der  Umgebung  von 
Prag  mehrfach,  so  am  Laurenziberg,  im  Särkathale,  in  Wäldern  bei  Liboc,  Kuchelbad, 
Radotin,  Kunratic,  Ouwal,  Dobfichowac,  Stechowic,  Beraun,  Karlstein,  Stadtl,  Pürglitz, 
Rakonitz ;  bei  Schlau,  Laun,  Lobositz,  Leitmeritz,  Raudnitz,  Xeratow'ic ;  bei  Jung-Bunzlau, 
Bakow,  Semil,  Turnau,  Eiseubrod,  Hofic;  Chlumec  an  der  Cidlina,  Königgrätz,  Alt-Paka, 
Hohenelbe;  bei  Nieder-  und  Oberrochlitz,  Wurzelsdorf,  Harrachsdorf,  Seifenbach,  am 
Mummelfall;  auch  noch  höher  im  Riesengebirge  verbreitet,  so  bei  den  Krausebauden, 
Spindelmühle,  in  den  Siebengründen,  bei  Eibfallbaude  und  in  den  Waldungen  am  Kamme 
vielfach;  ebenso  in  der  böhm.  Schweiz  bei  Bodenbach,  von  Hcrrnskretschen  bis  zum 
Prebischthor  mehrfach;  bei  Hirschberg,  Habstein,  Weisswasser;  bei  Eichwald,  Zinnwald, 
Carlsbad,  Franzensbad,  Mies,  Klattau ;  bei  Krummau,  Hohenfurth,  Rosenberg,  Eisenstein, 
am  Spitzberg,  bei  Winterberg  und  Kuschwarda,  im  Böhmerwalde;  bei  Lomnic,  Wittingau, 
Budweis,  Zämosti,  Frauenberg,  Sobieslau,  Veseli,  Protivin,  Stupcic,  Olbramowic,  Pisek, 
Täbor,  Bystfic,  Benescliau,  Kocerad,  Säzawa,  Sträucic !  var.  ß)  bisher  blos  in  einer  feuchten 
Felsen  Schlucht  bei  Selc  nächst  Roztok! 

217.  G.  fenestralis  (Ktz.)  A.  Br.  [Gloeocapsa  fenestralis  Ktz.  Tab.  phycol.  I. 
T.  20.  Physiol.  und  algol.  Studien,  Taf.  4].  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  444!  Zellen 
kugelig,  seltener  oblong,  ohne  Hüllmembran  2  bis  4  ft,  mit  dieser  7  bis  15  ft  dick, 
einzeln,  oder  zu  2  bis  16,  seltener  mehr,  in  etwa  16  bis  50  ^  dicken  Familien  vereinigt; 
Hüllen  der  Zellen  farblos,  sehr  dick,  geschichtet ;  im  Zellinhalte  ist  meist  reines  Chlorophyll 
enthalten,  selten  übergeht  seine  Farbe  in's  blass  Spangrüne,  Lager  hell-  oder  gelblichgrün, 
sehr  schleimig,  formlos,  mehr  oder  weniger  ausgebreitet. 

An  feuchten,  unreinen  Fensterscheiben  in  Warmhäusern  ziemlich  verbreitet,  öfters 
mit  Palmella  botryoides  gesellig  (1 — 12).  So  im  Prager  Vereiusgarten,  im  gräfl.  Fürsten- 
berg'schen  und  Waldstein'schen  Garten,  im  k.  k.  botan.  Garten  und  gräfl.  Kinsky'schen 
Garten  am    Smichow,  ebenso    in    Warmhäusern    des  H.  Bar.  Hruby-Jeleui  in  Roth-Pecek. 

b)  Im  Wasser,  seltener  an  iuundirten  Rändern  von  stehenden  Gewässern  lebende  Arten. 

218.  G.  gigas  (Ktz.)  Lagrh.  [Protococeus  gigas  Ktz,  Gloeocapsa  ampla  Ktz. 
Tab,  phycol.  I.  T,  19,  Gloeocystis  ampla  (Ktz.)  Rbh.  Pleurococcus  superbus  Bot.  Zeitung 
1865.  T.  1],  Zellen  kugelig  oder  länglich-elliptisch,  9  bis  12  /*  dick,  einzeln  oder  zu  2 
bis  8  in  etwa  46  bis  94  ^  dicken  Familien  vereinigt.  Zellmembran  dick,  schleimig,  farblos, 
deutlich  geschiclitet,  im  Zellinhalte  der  vcgct.  Zellen  ist  reines  Chlorophyll  enthalten,  in 
jenem  der  braunroth  gefärbten  [var.  ß)  rufescens  A.  Br.]  sind  auch  rothe  Ölkugeln 
(Uämatochrom), 


Falixiella.  ^37 


In  steheudeii  G-ewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Sümpfen  etc.  meist  an  untergetauchten 
Pflanzen,  Hölzern,  Pfählen,  seltener  an  inuudirten  Moosen  u.  ä.  Pflanzen  am  Rande  dieser 
Gewässer  (var.  ß),  stellenweise  verbreitet  (5 — 10).  So  bei  Prag  in  den  Tümpeln  an  der 
Moldau  mehrfach,  in  den  Sümpfen  bei  Vysocan,  im  Teiche  bei  Kunratic,  Bechowic ;  in  den 
Elbetümpelu  bei  Sadska,  Braudeis  u.  Kostelec  a.  E.,  Raudnitz,  Leitmeritz,  Lobositz,  Kolin, 
Pardubic,  Königgrätz !  in  den  Sümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup  spärlich,  bei  Rosic,  Zizelic 
und  Libnowes  an  der  Cidlina,  bei  Wichstadtl  und  Lichtenau  an  der  Adler ;  bei  Hirschberg, 
Weiswasser;  in  den  Teichen  bei  Dux,  Brüx,  Franzensbad;  bei  Bystfic,  Podoli  und  Olbra- 
movic  nächst  Wotic,  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Hefmanicky,  Täbor,  Sobieslau,  Veseli, 
Schewetin,  Pisek,  Lomnic,  Wittiugau,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Budweis,  am 
Rande  des  Teiches,  „pod  Honzickem"  bei  Pisek  reichlich !  a)  im  grossen  Teich  bei  Pilsen 
[Hora  Flora  v.  Pilsen,  p.  11];  in  den  Teichen  bei  Kaltenbrunu  und  am  Fischhof  nächst 
Hohenfurth,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Ebenau,  in  Wassergräben  bei  Krummau ! 
Im  Riesengebirge  in  den  Elbequellen  und  am  Koppenplan  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles. 
Ges.  1883,  p.  183). 

219.  G.  botryoides  (Ktz.)  Näg.  [Gloeocapsa  botryoides  Ktz.  Tab.  phycol.  T.  20]. 
Zellen  kugelig  oder  oblong,  2'/2  bis  4  (i  dick,  einzeln,  zu  2  bis  8  in  etwa  10  bis  18  (i 
dicken  Familien  vereinigt,  mit  farbloser,  undeutlich  geschichteter  Membran,  ein  weiches 
gelatinöses,  mehr  oder  weniger  schlüpferiges,    hell    oder   schmutzig  grünes    Lager  bildend. 

An  im  Wasser  untergetauchten  oder  fortwähl  end  befeuchteten  Hölzern,  Steinen, 
feuchter  Erde  festsitzend,  seltener  als  vor.  (5 — 10).  So  am  Rande  eines  Teiches  nächst 
Buda  bei  Rican,  bei  Picin  nächst  Pfibram! 

65.  Gattung.  Palmella  Lyugb. 

Zellen  kugelig,  eiförmig  oder  cylindrisch,  mit  dicken  zusammenfliessenden  Hüll- 
membranen, welche  meist  ein  structurloses,  gallertartiges,  schlüpferiges  Lager  bilden.  Im  Zell- 
inhalte sind  chlorophyllgrüne  Chromatophoren  enthalten,  seltener  sind  diese  von  ölartigen 
orangefarbigen  Kugeln  (Haematochrom)  mehr  oder  weniger  verdeckt.  Vermehrung  1.  durch 
veget.  Zweitheilung  der  Zellen,  welche  abwechselnd  in  allen  Richtungen  des  Raumes 
erfolgt,  2.  durch  Schwärmzellen,  3.  durch  Dauerzellen. 

a)  Im  Wasser  lebende  Arten. 

220.  P.  stigeoclonii  Cienk.  Bot.  Ztg.  1876,  T.  1.  [?  P.  parvula  Ktz.  Phycol. 
gener.  T.  3,  Tab.  phycol.  I.  T.  16].  Zellen  4*5  bis  13  ^  dick,  kugelig,  einzeln  oder  zu 
2 — 4  familienweise  von  farblosen,  leicht  zerfliessenden  Hüllen  eng  umschlossen.  Im  Zell- 
inhalte reines  Chlorophyll.  Zoogonidieu  zu  2  bis  8  in  je  einer  völlig  ausgewachsenen 
Zelle  entstehend.  Lager  gelblichgrün,  schleimig,   bis  2  cm  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Aquarien,  meist  in  Gesellschaft  von  Stigeoclonium  tenue 
(5 — 10).  So  in  meinen  Algeuculturen,  unter  Algen  aus  den,  Moldautümpeln  bei  Prag,  im 
oberen  Theile  des  Särkathales  an  Steinen,  mit  Stigeoclonium  tenue  var.  lubricum  reichlich! 

221.  P.  hyalina  Rbh.  uon  Breb.  ^)  [Rbh.  Flora  eur.  alg.  p.  33].  Zellen  kugelig, 
etwa  0*7  bis  1,  seltener  bis  3  fi  dick,  chlorophyllgrün,  mit  leicht  zerfliessenden,  schlei- 
migen Hüllen,  in  einem  unregelmässig  ausgebreiteten,  dünneu,  grünen  Lager  dicht  gedrängt. 

In  stehenden  Gewässern,  Wasserbehältern,  hie  und  da  (5  —  9).  So  in  einem  Wasser- 
bassin bei  Sauerbrunn  nächst  Bilin  und  in  Brüx  reichlich! 

222.  P.  mucosa  Ktz.  Tab.  phycol.  I.  T.  16,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  530! 
Zellen  6  bis  14  (i  dick,  kugelig  mit  dünner,  leicht  zerfliessender  Membran  und  cliloro- 
phyllgrünem,  feingekörntem  Inhalte,  zu  einem  formlosen,  ausgebreiteten,  weichen,  schlüpfe- 
rigeu  Lager  von  olivengrüner  Farbe  vereinigt. 


*)  Nach  Kütziug  (Spec.  alg.  p.  215  und  Tab.  phycol.  I.  p.  12  T.  15)  ist  die  von  Brebisson 
gesammelte  P.  hyalina  Breb.  blass  bläuüch  grün  gefärbt  und  gehört  wie  ich  mich  an  Orig.  Exempl. 
Lenormand's  in  Mus !  überzeugt  habe  zu  den  einzeUigen  Phycochromaceen. 


138 


FaliTiella. 


In  Bäclieu,  Briuiüeu,  Quellen,  an  Steinen,  nassen  Felsen  etc.  festsitzend,  öfters 
mit  Chaetopora  pisiformis  gesellig  (6 — 10).  So  bei  Prag  im  St.  Prokopi-Thal,  in  der  wilden 
Särka,  bei  Kunratic ;  bei  Wostromef ,  Parsclmitz  und  Tannwald,  im  Riesengebirge  in  Wasser- 
leituugsrohren  bei  der  Petersbaude  reichlich,  mit  Oscillaria  gracillima  Ktz. 
i]i  ihrem  schleimigen  Lager,  bei  Neuwelt,  Harrachsdorf,  Siehdichfür,  Seifen- 
bach; in  Bächen  be^  Zämost  nächst  Budweis,  bei  Krummau  und  Hohen- 
furth,  Winterberg  und  Kuschwarda ;  bei  Bystfic  nächst  Beneschau ;  Peters- 
burg und  Jechnitz  nächst  Rakonitz  !  ^) 

b)  Au  der  Luft  oder  an  iuuudirten  Orten  lebende  Arten. 


aeqiialis    Näg. 

Kleines    Stück 

vom  gallertigen 
Lager,  etwa  200- 
fach  vergr.,    dar- 
unter eine  in  vier 
Tochterzellen 

sich    theilende 
Zehe  400m.  vergr. 


223.  P,  botryoides  Ktz.  ampl.  (incl.  P.  heterospora  Rbh.)  Tab. 
phycol.  I.  T.  p.  13,  Physiol.  u.  algol.  Studien,  Taf.  4.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  529 !  Zellen  kugelig  oder  eiförmig,  2  bis  4  ^  dick,  mit 
dünner,  leicht  zerfliessender  Zellmembran  und  chlorophyllgrünem  Inhalt, 
dicht  in  einem  schleimigen,  uuregelmässig-ausgebreitetem,  mehr  oder  we- 
niger consistentem,  höckerigem,  grünem  oder  gelblichgrünem  Lager  ver- 
einigt; var.  ß)  muscicola  (Ktz.)  nob.  [Palmella  muscicola  Ktz.  Tab. 
Fig.  48.  Palmella  phycol.  L,  Tab.  13].  Lager  schmutzig  grün.  Zellen  meist  2  bis  3  /li 
miniataLeibl.var.  dick,  kugelig,  mehr  oder  weniger  dicht  gedrängt,  öfters  haufenweise  von 
einer  gemeinschaftlichen  Hüllmembran  umgeben. 

Auf  feuchter  bemooster  Erde  meist  in  Wäldern,  auf  feuchten 
Mauern,  Fensterscheiben  (in  Wasserhäusern^,  nassen  Strohdächern,  Hölzern 
etc.,  in  der  Ebene  und  im  Gebirge  sehr  verbreitet  (4 — 11),  in  Warm- 
häusern (1 — 12);  var.  ß)  auf  feuchten  Moosen  in  Gebirgsgegenden.  In 
der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  in  dem  Vermehruugshause  des 
Prager  Vereinsgartens,  im  k.  k.  botan.  u.  gräfl.  Kinsky'schen  Garten  am 
Smichow,  ebenso  in  Roth-Pecek  bei  Kolin ;  in  Wäldern  und  an  bemoosten 
Felsen  im  Särkathale,  am  Laurenziberg,  hinter  dem  Strahower  Thor,  bei  Roztok,  Zalow, 
Podmoräü,  bei  Zäwist,  Radotin,  Davle,  im  Chotecthale  am  Grunde  alter  Baumstämme,  bei 
Cernosic,  Chwal,  Rican,  Mukafov,  Karlstein,  Beraun,  Mnichowic,  Sazawa;  bei  Beneschau, 
Bystfic,  Täbor,  Olbramowic,  Stupcic,  Wotic,  Sobieslau,  Veseli,  Wodnian,  Strakonic,  Pro- 
tiwin,  Bfeznic,  Bradkowic,  Pfibram,  Hofowic;  Zämost,  Budweis,  bei  Pisek,  Krummau, 
Ro'ienberg,  Hohenfurth,  Mies,  Klattau,  am  Spitzberg  und  in  den  Wäldern  um  Eisenstein, 
ebenso  bei  Winterberg,  Kuschwarda,  Wallern,  im  Böhmerwalde  sehr  verbreitet;  bei  Franzens- 
bad, Carlsbad,  Eichwald  nächst  Teplitz,  Bilin,  Dux,  Osseg;  bei  Bodenbach  in  der  böhm. 
Schweiz  von  Herrnskretschen  bis  Prebischthor  mehrfach ;  bei  Kralup,  Elbe-Kostelec,  Vrutic, 
Jung-Bunzlau,  Bakow,  Münchengrätz,  Semil,  Eisenbrod,  Tannwald,  Svärov,  Turnau,  Rochlitz, 
Neuwelt,  Wurzelsdorf,  am  Wege  zum  Mummelfall,  Siehdichfür,  Seifenbach ;  bei  Hirschberg, 
Ilabstein,  Weiswasser,  Jicin,  Hofic,  Johannisbad,  Hofmannsbauden,  Alt-Paka,  Hohenelbe; 
im  Riesengebirge,  auf  feuchtem  Waldboden  unter  Moosen  sehr  verbreitet,  so  bei  der  Spindel- 
mühle, Petersbaude,  Spindlerbaude,  am  Kamme  des  Gebirges,  bei  Arnau,  Parschnitz,  Wo- 
stromef, Nächod,  Starkoc,  Smific,  Königgrätz,  Pardubic;  bei  Melnik,  auf  Strohdächern, 
ebenso  bei  Neu-Straschitz,  Schlan,  Rakonitz,  Pürglitz,  Laun,  Libochowic,  Leitmeritz, 
Raudnitz!  var.  ß)  bei  Harrachsdorf  nächst  Neuwelt! 

224.  P.  miniata  Leibl.  Tab.  phycol.  I.  T.  12.  Zellen  kugelig,  von  sehr  ungleicher 
Grösse,  3  bis  42  fi  dick,  mit  dicker,    farbloser  Membran,    mit    chlorophyllgrünem,  später 


')  P.  uvaeformis  Ktz.,  deren  Zoogonidien,  nachdem  sie  znr  Ruhe  gekommen  sind  und 
keimen,  zu  einer  Stigeoclonium  (nach  Schnetztler  „Sur  les  rapports  qui  existent  entre  Palmella 
uvaeformis  et  uue  algue  de  1'  ordre  des  Confervacees"  1882)  nahe  stehenden  Alge  sich  entwickeln, 
soU  in  Böliraen  nach  Ilabenliorst  (Deutsch.  Kry])t.  Flora  p.  51»)  von  Welwitsch  bei  Prag  gefunden 
worden  sein.  Palraella  minuta  Ag.  =:  Coccochloris  miunta  Wallr.  =  Palmella  parvnla  Ktz.  Spec.  alg. 
p.  216,  Ul)h.  Flora  enrop.  alg.  II.  p.  O?  ist  an  l'elseu  bei  Carlsbad  von  Agardh  (Alm.  d.  Carlsb. 
18:^4  p.  51)  gesammelt  worden.  Palmella  siidetica  Rbh.  Alg.  v.  Sachs,  exs.  No.  105!  die  von  Peck 
im  Riesengebirge  gesammelt  wurde,  ist  eine  einzellige  Phycochromacee. 


Stiohoooccus.  139 


meist  orangerothem,  Haematocbrom  enthaltendem  Inhalt,  einzeln  oder  zu  2  bis  8  familien- 
weise vereinigt,  in  einem  weichen,  gelatinösen,  ausgebreiteten,  formlosen,  mennig-  oder 
ziegelrothem  Lager;  var.  ß)  aequalis  Mg.  Gat.  Einz.  Alg.  T.  4.  Zellen  gleich  gross, 
12  bis  14"5  n  dick,  mit  weniger  dicker,  undeutlich  geschichteter  Membran  und  orange- 
gelbem Inhalte,  sonst  wie  die  typische  Form.  *) 

An  nassen  Felsen,  überschwemmten  Holzbalken,  seltener  auf  feuchter  Erde  zer- 
streut (4 — 9).  So  an  überschwemmten  Steinen  bei  Kameik  nächst  Okof,  am  Rande  des  Kun- 
raticer  Teiches,  bei  Bystfic  nächst  Beneschau,  SuloAvic  nächst  Lobositz ;  var.  ß  an  zeitweise 
vom  Wasser  befeuchteten  Steinen  in  Wassergräben,  an  feuchten  Felsen  etc.  so  bei  Kuchelbad, 
Illubocep,  Täbor;  bei  Eichwald  nächst  Teplitz,  Osseg,  Klostergrab,  Niclasberg;  bei  Po- 
dersam;  Wichstadtl  au  der  Adler;  bei  Krausebaudeu,  Spindelmühle,  Neuwelt,  Wurzels- 
dorf, Harrachsdorf,  Seifenbach  im  Riesengebirge;  bei  Hohenfurth  mehrfach,  Prachatitz, 
Winterberg,  Kuschwarda  meist  unter  Phycochromaceen ! 

66.  Gattung.  Sticliococcus  Nag. 

Zellen  länglich  oder  kurz  cylindrisch,  mit  dünner  Membran  und  wandständigen, 
l^lattenförmigen  Chlorophoren,  welche  meist  einseitig  der  Wandung  anliegen  und  mit  einem 
deutlichen  Pyrenoide  versehen  sind,  einzeln  oder  reiheuförmig  in  kleine 
frei  liegende  Familien  vereinigt.  Vermehrung  durch  veget.  Zweitheilung 
der  Zellen,  welche  blos  in  einer  Richtung  des  Raumes  (der  Quere 
nach)  erfolgt. 

225.  S.  bacillaris  Näg,    ampl.  (Protococcus   bacillaris  Näg.  in 
Ktz.  Spec.    alg.    p.   198)    Wittr.    et    Nordst.  Alg.    exs.  No,  235,  450! 
Zellen  länglich  cylindrisch,    au    beiden   Enden  abgerundet,    einzeln   oder 
zu  2 — 4,  selten  mehrere  an  einander  gereiht,  mit  sehr  dünner,  farbloser 
Membran  und  einem  meist  nur  die  eine  Hälfte  der  Zellwand  bedeckenden      y-^^    §5^   gticho- 
Chlorophore,   1  bis  8  /i  dick,    1^2  bis    5mal    so    lang,    zu  einem  mehr      coccus  bacillaris 
oder  weniger  ausgebreiteten,  nass  chlorophj-llgilinen  und  ein  wenig  schlei-      Näg.  var.  maxi- 
migem, trocken  gelblichgrünem  pulverigem  Lager  vereinigt;    var.  a)  ge-      '^^"^,.  ^^"-    ^"J*^ 
nuinus  (Näg.)  Krch.    [S.  bacillaris  Näg.]  Einz.  Alg.  T.  4.  Physiol  und        ^^^    Theüung 
algol.  Studien,  Tat".  4.  Zellen  2^5  bis  3  pt,  dick,   l'/a  l^is  3mal  so  lang;      etwa 500m. vergr. 
var.  ß)  minor  (Näg.)  Rbh.  [S.  minor  Näg.].  Zellen  1  bis  2  ft  dick,  2  bis        var.  genuinus 
5mal  so  lang;  var.  y)  major  (Näg.)  Rbh.   [S.  major  Näg.]  Einz.  Alg.  T.  4.      ■^6,fona^^*"'^ r" t^^^ 
Zellen    3  bis    4  /tt    dick,  IV3    bis  2^2 mal   so    lang;    var.  d)  fiingicola 
Lagerh.  Öfver.  af.  k.  vetensk.  akad.  Förhand.  1884  No.  1,  p.  106.  Zellen  elliptisch  oder 
cylindrisch,    2    bis  4  fi  dick,    1  bis    2mal    so  lang;    var.  s)  maximus  nob.  Physiol.  und 
algol.  Studien,  Taf.  4.     Zellen    6  bis  8  11  dick,  vor  der  Theilung  l^o  bis  2mal  so  lang. 

Auf  alten  ausgehölten  Baumstämmen,  feuchten  Brettern,  Mauern,  auf  an  nasser 
Erde  liegenden  Pflanzentheileu,  Hölzern  etc.  in  der  freien  Natur  (1 — 12)  und  in  den 
Warmhäusern  (1 — 12)  var.  a — d  sehr  verbreitet,  var.  s  selten.  So  in  der  nächsten  Um- 
gebung von  Prag  mehrfach,  z.  B.  im  Nuslethal,  im  Kunraticer-Walde,  bei  Kuchelbad, 
Kosif,  im  St.  Prokopi-Thal  meist  an  alten  hohlen  Weiden;  in  Warmhäusern,  im  k.  k. 
botan,  Garten  am  Smichow^,  im  Hofgarten  au  Hradcin,  ebenso  in  Roth-Pecek  bei  Kolin; 
var.  ß  am  Vysehrad  mehrfach,  bei  Kuchelbad,  St.  Prokop ;  var.  a — y  bei  Radotin,  Cernosic, 
Chotec,  Rican,  Mukafov,  Podbaba,  im  Särkathal,  bei  Ounetic,  Roztok,  Zalov,  Podmorän, 
Kameik,  Hostiwic,  Chwal,  Pocernic,  Kralup,  Ouzic  au  halb  abgestorbenen  Pflanzentheileu 
am  Rande  der  Sümpfe;  bei  Zävist,  Wran,  Dawle,    Stechowic    an  der  Moldau,  Mnichowic, 


')  üb  diese  Form  der  Palmella  miniata,  deren  Uebergang  iu  eine  Gloeocapsa-  und  Chroo- 
coccus-artige  Form  ich  einigemal  Ijeobachtet  halje,  hieher  oder  zu  den  Phycochromaceen  (Gatt. 
Aphanocapsa)  zu  zählen  wäi'e,  wie  ich  vermuthe,  ist  durch  entwickelungsgeschichtliche  Untcrsu- 
chuneea  zu  entscheiden. 


i^Q  Daobylothece.  —  Inodenna. 


Säzawa,  Berauii,  Karlsteiu,  St.  Iwan,  Dobfis,  Pürglitz,  Swolenowes,  Schlau,  Citolib  nächst 
Laun,  Libochowic,  Lobositz,  Leitmeritz,  Raudnitz,  Neratowic;  bei  Wrutic,  Jung-Bunzlau, 
Bakov,  Müncheugrätz,  Turuau,  Semil,  Eisenbrod,  Tannwald,  Svärov,  Starkenbach,  Poniklä, 
Roclilitz,  Wurzelsdorf,  Neuwelt,  Harraehsdorf,  Kaltenberg,  Alt-Paka,  Arnau,  Johanuisbad, 
Nachod,  Hofic,  Weiswasser,  Smific,  Königgrätz,  Wichstadl  und  Lichtenau  an  der  Adler, 
Pardubic,  Jicin,  Dyiuokur,  Parschnitz,  Arnau,  Wostromef;  bei  Rican,  Beneschau,  Bystfic, 
Plana,  Täbor,  Hefmanicky,  Sudomefic,  Stupcic,  Podoli  bei  Wotic,  Sobieslau,  Veseli,  Sche- 
wctin,  Loranic,  Wittingau,  Strakonic,  Wodnian,  Protivin,  Frauenberg,  Gutwasser  bei 
Budweis,  bei  Krummau,  Ebenau,  Rosenberg,  Ruckeudorf,  Yolyn,  Winterberg,  Kuschwarda, 
Wallern,  Prachatitz,  bei  Pisek,  Eisenstein  und  noch  am  Spitzberg  im  Böhmerwalde ;  bei 
Bi-eznic,  Picin,  Pfibram;  bei  Saaz,  Dux,  Eichwald,  Osseg,  Klostergrab,  Niclasberg,  Moldau, 
im  Erzgebirge;  bei  Bodenbach;  var.  d)  meist  auf  alten  Pilzen  in  feuchten  Wäldern  (Po- 
lyponis,  Daedalea  u.  ä.),  so  im  Chotec-Thale,  bei  Kralup,  Muichowic,  Kostelec  a.  E., 
Jung-Bunzlau,  Eisenbrod,  Hofic,  Turuau,  Krummau;  var.  s)  in  der  Umgebung  vou  Prag 
und  bei  Hohenfurth,  bei  Eisenbrod  und  Harrachsdorf! 


67.  Gattung.  Dactylotliece  Lagerh. 

Zellen  länglich-cyliudrisch  oder  fast  elliptisch,  gerade  oder  schwach  geknimmt, 
an  beiden  Enden  abgerundet,  einzeln,  oder  zu  2  bis  4  in  kleinen  Fa- 
milien vereinigt,  von  gemeinschaftlicher,  farbloser,  geschicliteter  Hüll- 
mcmbran  umgeben,  im  Zellinhalte  reines  Chlorophyll  enthaltend.  Ver- 
mehrung durch  veget.    Zweitheilung   der   Zellen    nur   in    einer  Richtung 

Fig.  86.  Dactylo-      des  Raumes  (der  Quere  nach).    Zoogonidien    und  Dauerzellen  sind  noch 

thece  Braimii  (A.      nicht  beobachtet  worden.  ') 

Br.)  Lagerh.  Eine 

zweizeilige Fami-  226.    D.  Braunii  (A.  Br.)  Lagerh.  Bidrag,  T.   1,  Physiol.  und 

He,  etwa  400mal      algol.  Studien  Taf.  4,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  531 !  Zellen  ohne 

■^eigr.  Hülle  3  bis  5  ^  dick,    6  bis  9  (i  lang,    einzeln    oder  zu  zwei,  in  etwa 

10  bis  16  (u  dicken  (mit  Hülle),  15  bis  24  ^  langen  Familien.    Lager 

hell-  oder  gelblichgrün,  schleimig,  mehr  oder  minder  ausgebreitet. 

An  feuchten  Mauern  in  Warmhäusern  (1 — 12),  seltener  auch  in  der  freien  Natur 
(6 — 9).  So  im  gräfl.  Kinsky'schen  Garten  am  Smichow,  im  k.  k.  Hofgarten  am  Hradclu ! 
am  Grunde  der  Stiftsmauer  in  Hohenfurth! 


68.  Gattung.  Iiioderma  Ktz. 

Zellen  länglich-elli2)tisch,  reihenförmig  zu  gallertigen  Familien  vereinigt,  mit 
dicken,  zu  structurloser  Gallerte  zerfliessenden  Membranen,  im  Zellinhalte  meist  reines 
Cldorophyll  enthaltend.  Vermehrung  1.  durch  veget.  Zweitheiluug  der  Zellen,  welche  nur 
in  einer  Richtung  des  Raumes  (der  Quere  nach)  erfolgt,  2.  durch  Schwärmzellen  und 
3.  durch  Dauerzellen  (nach  Rabenhorst). 

227.  I.  lamellosum  Ktz.  Tab.  phycol.  L  T.  18  Ktz.  Alg.  exs.  No.  39,  40! 
Zellen  2'5  bis  3'5  ^  dick,  1  bis  2mal  so  lang,  reihenförmig  geordnet  im  schleimigen, 
hautartig-gelatinösen,  öfters  geschichteten  Lager  von  olivengrüner,  seltener  röthlich-bräun- 
licher  Farbe  vereinigt.  Dauerzellen  elliptisch,  grösser  als  die  veget.  Zellen;  var.  ß)  fon- 
tanum  (Ktz.)  Rbh.  (L  fontanum  Ktz.  Tab.    phycol.  I.  T.   18).    Lager  weicher,  undeutlich 


•)  Zu  dieser  Gattung  dürfte  (iloeothece  conHuens  (Ktz.)  Näg.  [Gloeocapsa  conflnens 
Ktz.]  in  Rbli.  Algae  e.xs.  No.  12:^>1  und  walirscheinlicli  auch  noch  Gloeotbece  distans  Stiz. 
gehören. 


Frotooocous. 


141 


geschichtet,    blass-    oder    schmutziggvün ;    var.    y)    rufescens    Rbh.     [I.    rufescens    Rbh. 
Alg.  exs.  No.   128]!    Lager    hautartig,    öfters    geschichtet    vou  röthlich- 
brauuer  Farbe. 

An  iiiuiidirten  und  vom  Wasser  berieselten  Steinen,  Hölzern, 
insbesondere  au  Brunnen,  Wehreu  und  an  Wasserleitungen.  So  au  einem 
Quellwasserbehälter  in  Kuchelbad  mit  Ulothrix  flaccida  spärlich!  iu  der 
Tepl  bei  Carlsbad  von  Agardli  als  Oncobyrsa  fluviatilis  Ag.  [Alm.  d. 
Carlsb.  1834,  p.  53],  welche  nach  Kützing  [Phycol.  gener.,  p.  172], 
synonym  mit  I.  lamellosum  ist. 

228.  I.  majus  uob.  l^hysiol.  und  algol.  Studien,  Taf.  4.  Lager 
schleimig,  hellgrün,  ziemlich  ausgebreitet.  Zellen  kurz  cylindrisch,  an 
beiden  Enden  abgerundet,  meist  6,  seltener  bis  8  (i  dick,  1  bis  2mal 
so  lang  (nach  der  Theilung  öfters  auch  etwas  kürzer);  ihre  Membran 
dünn,  farblos;  der  Chlorophyllträger  plattenförmig;  wandständig  (meist 
nur  die  eine  Seitenwaud  der  Zelle  auskleidend),  ein  kugeliges  Pyreuoid 
einschliessend. 

Au  zeitweise  inundii'ten  Holzbalken,  Mühlschleussen  etc.  meist  in 
Gebirgsgegenden  oft  mit  Ulothrix  flaccida,  U.  varia  und  Mesotaenium  micrococcum  [Palmo- 
gloea   micrococca]  gesellig  (6 — 10).  So  bei  Eisenbrod  und  Harrachsdorf  nächst  Neuwelt! 


Fig.  87.Inoderraa 
majus  uob.  a)  Ein 
Stück  vom  galler- 
tigen Lager  mit 
mehreren  Zellen, 
etwa  140m.  vergr. 
(b)  eine  Zelle 
etwa  500m.  vergr. 


69.  Gattung.  Protocoecus  Ag. 


Zellen  kugelig  mit  zarter  Membran  und  grün  gefärbten  Chromatophoren,  welche 
bei  einigen  Arten  von  kleinen,  rothen  Schleimkugeln  theilweise  oder  vollständig  verdeckt 
sind,  einzeln  oder  zu  unregelmässigen  Haufen  vereinigt.  Vermehrung  durch  Zoogonidien, 
welche  durch  succedane  Zweitheiluug  des  Zellinhaltes  gebildet  werden,  seltener  durch  un- 
bewegliche, aus  dem  peripherischen  Plasma  durch  simultane  Theilung  desselben  gebildete 
Keimzellen. ') 

a)  An  der  Luft  in  der  freien  Natur  oder  in  Warmhäusern  lebende  Arten. 

229.  P.  viridis  Ag.  ampl.  -)  [incl.  Chlorococcum  humicola  Rbh.  iz:  Cystococcus 
humicola  Näg.  Einz.  Alg.  T.  3,  Protocoecus  viridis  Ktz.  ex.  p.  Tab.  phycol.  I.,  T.  3. 
Physiol.  und  algol.  Studien,  Taf.  4].  Zellen  kugelig,  2  bis  3  (seltener  bis  25)  jm  dick, 
einzeln  oder  zu  2 — 4  bis  vielen  in  Familien  haufenweise  zusammenhängend,  mit  dünner 
(blos  au  Dauerzellen  verdickter),  farbloser  Zellhaut  und  chlorophyllgrünen  Chromatophoren ; 
der  Zellinhalt  der  überwinternden  Zellen  (Dauerzelleu)  bräunlichgrün.  Lager  dünn,  pulverig 
oder  krummig,  gelb-  oder  dunkelgrün,  seltener  l)räunlichroth,  oft  weit  ausgebreitet;  var.  ß) 
pulcher  (Ktz.)  uob.  ~)  [Pleurococcus  pulcher  Krch.  Beitr.  z.  Algenfl.  v.  Würtemberg  T.  2. 
Physiol.  und  algol.  Studien,  Taf.  4].  Zellen  vor  der  Theilung  kugelig,  nach  derselben  halb- 
kugelig oder  eckig,  11  bis  27 /^  dick,  meist  mit  orange- oder  brauuroth  gefärbtem  Inhalte ; 
var.  y)  insignis  nob.  Zellen  meist  kugelig,  von  sehr  verschiedener  Grösse  9  bis  Q&^ 
seltener  bis  über  100  f*  im  Durchmesser,  mit  hell  oder  schmutzig  grünem,  seltener  oliven- 
bräunlichem Lihalte  und  farbloser  ziemlich  dicker  (selten  geschichteter)  Zellhaut.  Zur  Reife- 
zeit zerfällt  der  plasmatische  Inhalt  in  mehrere  grössere  oder  zahllose  kleine  unbewegliche 
Gonidien,  welche  nach  Auflösung  der  Membran  der  Mutterzelle  frei  werden  und  meist 
haufenweise  vereinigt  liegen  bleiben. 

An  alten  Baumstämmen,  feuchten  Mauern,  Felsen,  Bretterwänden,  Zäunen,  Steinen, 
auf  feuchter  Erde,  namentlich  am  Grunde  alter  Baumstämme  auch  in  Wäldern  in  Böhmen 


1)  A'ergl.  Famiutziu  „Die  auorgauischen     Salze  etc."  p.  55. 

^)  lieber  das  Yerliältniss  dieser  Alger  zu  Pleurococcus  vulgaris  und  TJlothrix  flaccida, 
siehe  mehr  in  meiner  Abhandlung  „l'eber  den  Polymorphismus  der  Algen". 

=*)  Nach  Lagerheim  „Algologiska  bidrag",  p.  46  ist  sein  Pleurococcus  pachydermus  mit 
dieser  Form  (P.  pulcher)  zu  vereinigen. 


14:2  iProtoooocus. 


Überall  gemein  (1 — 12);  var.  ß)  an  zeitweise  feuchten,  starker  Luftströmung  ausgesetzten 
Mauern,  insbesondere  Sandsteinmauern.  In  der  näheren  und  weiteren  Umgebung  von  Prag 
ziemlich  häufig,  in  der  Ebene  und  im  Hügellande  sehr  verbreitet  und  selbst  noch  in  den 
höchsten  Lagen  auf  dem  Riesengebirge,  im  Erzgebirge  bei  Zinnwald,  im  Böhmerwalde  am 
Spitzberg  und  am  Arber,  in  der  böhm.  Schweiz  bei  Herrnskretschen,  im  Adlergebirge  bei 
Bärnwald  und  Kronstadt  nicht  selten!  var.  ß)  in  einer  bräunlichen  Form  auf  einer  Ufer- 
mauer an  der  Moldau  bei  Kuchelbad  reichlich,  in  der  typischen  Form  an  Sandstein- 
mauern des  gi'ossen  Staatsbahuviaductes  auf  der  Insel  Gross-Yenedig,  ^)  ebenso  in  Eaudnitz 
bei  Bakov,  Schlan,  Hofowic,  bei  Kuschwarda!  var.  y)  auf  feuchter  Erde  am  Rande  von 
Wassergräben  mit  Ulothrix  varia  etc.  (5 — 10).  So  am  Rande  eines  Abzugsgrabens  bei 
Wrsowic  nächst  Prag! 

230.  P.  grumosus  Eich.  Physiol.  u.  algol.  Studien,  Taf.  4.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  694!  Zellen  kugelig,  3*6  bis  14  /z  (meist  nur  5  bis  7  fi)  dick,  zu  bestimmt 
begrenzten,  unregelmässig  geformten,  zackigen  oder  rundlichen  compact  gelatinösen  Häuf- 
chen und  Gallertklümpchen  vereinigt,  seltener  vereinzelt  frei  unter  anderen  Algen  liegend, 
mit  ziemlich  dicker  Zellhaut  und  grünem  oder  gelblichgrünem,  öfters  röthliche  ölai'tige  Kugeln 
enthaltendem  Inhalte.  Lager  schmutzig  grün,  krummig-pulverig,  ein  wenig  schleimig,  mehr 
oder  w'eniger  ausgebreitet,  formlos. 

An  feuchten  Wänden  in  Wannhäusern  nicht  häufig  (1 — 12),  noch  seltener  in  der 
freien  Natur  (6 — 9).  So  in  einem  Warmhause  im  k.  k.  botan.  Garten  am  Smichow  mit 
Lyngbya  calcicola!  In  der  freien  Katur  an  den  Wänden  des  Bahnviaductes  bei  Hlubocep 
und  bei  Arnau  unter  Phycochromaceen ! 

231.  P.  caldariorum  Mag.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  238,  454!  Zellen  ku- 
gelig oder  fast  kugelig,  3  bis  6'6,  seltener  bis  9  ft  dick,  mit  chlorophyllgrünen  Chroma- 
tophoreu,  öfters  auch  mit  orangefarbigen  ölartigen  Kugeln  im  Zellinhalte.  Zellhaut  dünn, 
farblos.  Lager  pulverig,  gelbgrün,  dünn.  Vermehrung  durch  succedane  Zweitheilung  des 
Zellinhaltes,  die  unbeweglichen  Tochterzelleu  werden  erst  nach  Auflösung  der  Mutterzell- 
membran frei. 

An  Blättern,  Stämmen  in  Warmhäusern,  dünne,  gelblichgrüue,  bei  Berührung  ab- 
färbende Überzüge  bildend  (1 — 12).  So  im  Palmenhause  des  k.  k.  botan.  Gartens  am 
Smichow  meist  an  harten  Blättern  einiger  Pandauus-Arten,  im  Vermehrungshause  des  gräfl. 
Clam-Gallas'schen  Gartens  auch  an  Phyllodendron-  und  Ficus-Arten,  in  den  Gewächshäusern 
am  Hirschgraben,  im  k.  k.  Hofgarten,  im  gräfl.  Waldstein'schen  und  Fürstenberg'schen 
Garten  auf  der  Kleinseite,  au  harten   Blättern  verschiedener  Warmhauspflanzen,  im  gräfl. 

Kinsky'scheu  Garten  (insbesondere  im  Ananashause),  in  einigen 
Privat- Warmhäusern  auf  der  Neu-Stadt,  ebenso  in  Baumgarten 
nächst    Präs,    in  Warmhäusern    des    H.  Bar.  Hrubv-Jeleni    in 


-5 

Roth-Pecek  bei  Kolin  u.  a. ! 

232,    P.  variabilis   nob.  Physiol.   und  algol.  Studien, 
a  h  Taf.  4.  Lager  trocken,  fast  pulverig,  ziemlich  ausgebreitet  (feucht 

ein  wenig  schlüpferig),  citronen-  bis  goldgelb.  Zellen  6  bis  15  ^ 
^!>t-r^"  °),  I'^;«*««.o«<^us  va-  ^^  |  ^^  \^^  gmal  so  lang  (meist  10  bis  26  u  lang),  kurz  cy- 
nabilis  nob.  Zwei  klemere  ,.  ,'•  ,  ^^^  ^-  i  -e,.  ■  i  ■niT-4.4.  ^  •  i*  i  •■  4.  /f  \ 
vef^etative  Zellen  etwa  500-      liudrisch,  elliptisch,    oiters  m  der  Mitte  leicht   gekrümmt  (last 

fach  vergr. ;  b)  Protococeus      kipfelförmig),  seltener  rundlich  bis  fast  kugelig,  mit  gleichmässig 
viridis  Ag.  Eine  Zelle  mit      gold-  oder  citrouengelbem,  ölartig  glänzendem  Inhalte,    in  wel- 

""^^'itwf^eoofadf  v^r'^"''"'      ^^^'"  ^^^  rother,  etwa  3  fi  dicker,  meist    excentrisch  liegender 

Tropfen  eingeschlossen  ist ;  Zellhaut  sehr  dünn,  glatt  und  farblos. 

An  feuchten  Kalkwänden  in  Warmhäusern  mit  P.  mi- 

niatus  gesellig  (1 — 12).  So  im  Ananashause  des  gräfl.  Kinsky'scheu  Gartens  am  Smichow  !  '^) 


')  Ist  von  diesem  Standorte  in  Alg.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  721  mitgetheilt  worden- 
*)  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Fascikelu  der  Wittr.  et  Nordst.  Algae  exs. 
mitgetheilt  werden. 


Protocoocus.  143 


233.  P.  cinnamomeus  Ktz.  Tab.  pliycol.  I.  T.  5.  [Cliroococcus  ciunamomeus 
Menegb.]  "Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  526 !  Zeilen  kugelig  oder  fast  kugelig,  3*5  bis 
10  (i  dick,  eiuzelu  oder  zu  zweien,  mit  leicht  verdickter,  nicht  geschichteter  farbloser 
Membran,  mit  anfangs  cblorophyllgillnem,  später  oliven-  bis  gelbgrüneni,  oder  rüthlich- 
braunem  Inhalte.  Lager  schleimig,  seltener  fast  krustenförmig. 

Auf  feuchter,  schattiger  Erde,  an  Blumentöpfen  in  Gärten  und  Warmhäusern 
(5 — 10).  So  an  einigen  Blumentöpfen  im  k.  k.  botan.  Garten  am  Smichow! 

234.  P.  glomeratus  Ag.  (Chlorococcum  glomeratum  Rbh.)  Tab.  phycol.  I.  T.  3. 
Zellen  kugelig  oder  fast  kugelig,  3*5  bis  12  fi  dick,  einzeln  oder  zu  2  bis  8  in  8  bis 
25  fi  dicken  Familien  gehäuft,  von  dünner,  gemeinsamer  Zellhaut  umgeben,  mit  grünem 
Inhalte.  Lager  trocken  pulverig,  nass  schleimig,  grün. 

An  schattigen  Mauern,  in  Schluchten,  am  Eingange  von  Höhlen  auf  feuchten 
Hölzern  und  nasser  Erde  selten ;  so  in  einer  Felsenschlucht  bei  Carlsbad  von  Agardh  im 
J.  1827  entdeckt  [Alm.  d.  Carlsb.  1834,  p.  53]. 

b)  Im  Wasser  und  am  Rande  von  stehenden  Gewässern  lebende  Arten. 

235.  P.  infusionum  (Schrank)  Krch.  ^)  [Chlorococcum  infusionum  (Menegh.)  Ebb., 
Protococcus  Meneghinii  Ktz.]  Tab.  phycol.  I.  T.  3.  Zellen  kugelig,  von  verschiedener  Grösse, 
meist  15 — 45  ^  im  Durclim.,  seltener  bis  100  ^  dick,  mit  dicker,  geschichteter,  hyaliner 
Zellhaut  und  chloropliyllgrünem,  später  olivengrünem  oder  röthlichbräunlichem,  Haematochrom 
enthaltendem  Inhalte,  im  Wasser  frei  schwimmend  oder  an  Wasserpflanzen  etc.  liegend; 
var.  ß)  Roemerianiim  (Ktz.)  nob.  [Limnodictyon  Roemerianum  Ktz.  Tab.  phycol.  I. 
T.  25,  Palmogloea  Roemeriana  Ktz.].'^)  Zellen  anfangs  kugelrund,  durch  gegenseitigen 
Druck  eckig,  zu  unregelmässigen  Familien  fast  parenchymatisch  vereinigt,  von  verschiedener 
Grösse  und  Gestalt  mit  chlorophyllgrünem,  in  Dauerzuständen  röthlichbraunem  Inhalte; 
sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  Gewässern  an  verschiedenen  untergetauchten  Gegenständen  oder 
unter  anderen  Algen,  meist  vereinzelt,  stellenweise  aber  häufig  (4 — 10).  So  in  der  Um- 
gebung von  Prag  im  sog.  Libusa-Bade  nächst  Paukrac,  in  Teichen  bei  Bfwe  nächst  Ho- 
stiwic,  in  den  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Ouwal  reichlich,  iu  Tümpeln  an  der  Luznic 
bei  Plana  nächst  Täbor,  bei  Picln  nächst  Pribram,  Schewetin,  Veseli,  Kuschwarda;  in  den 
Tümpeln  bei  Kostelec  a.  E.,  Neratowic,  Königgrätz  mehrfach,  in  den  Teichen  bei  Dux  und 
Chlomek  nächst  Turnau !  var.  ß  in  den  Teichen  bei  Podoli  nächst  Wotic  an  Pflanzensteugeln 
schon  im  April  reicblich  ! 

236.  P.  Wimmeri  Hilse  [Chlorococcum  Wimmeri  Rbh.].  Zellen  kugelig,  50  bis 
55  fi  dick,  mit  dicker,  geschichteter  fast  farbloser  Membran  und  lebhaft  orangerothem 
körnigem  Zellinhalte,  einzeln  unter  anderen  Algen  frei  im  Wasser  schwimmend. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Wassergräben  etc.  (7 — 8).  So  im  Wasser  am 
Rande  eines  Teiches  bei  Pisek! 

237.  P.  botryoides  (Ktz.)  Krch.  Tab.  phj'col.  I.  T.  7.  [Chlorococcum  botryoides 
Rbh,,  Microhaloa  botryoides  Ktz.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  237!  Zellen  kugelig, 
von  verschiedener  Grösse,  4  bis  12,  seltener  bis  40  /ti  dick,  einzeln  oder  zu  mehreren 
traubig  gehäuft,  mit  dünner,  hyaliner  Zellhaut  und  chlorophyllgrünem,  später  bräunlichem 
Zellinhalte. 

In  stehenden  und  langsam  fliessenden  Gewässern,  in  Sümpfen,  Teichen,  an  Ufern 
der  Flüsse,  Bäche,  Teiche  etc.  an  Wasserpflanzen  und  anderen  im  Wasser  liegenden  Gegen- 
ständen grüne  Üljerzüge  bildend,  öfters  auch  auf  feuchtem  schlammigem  Boden  (4 — 10). 
So  in  der  Umgebung   von   Prag   mehrfach,    z.  B.  in    den    Schanzgräben   hinter  dem  gew. 


^)  Nach  Cienkowski  soll  diese  P.-Form  ähulicli  dem  P,  Orsinii  Ktz.  (Chlorococcum  Or- 
sinii  Menegh.)  und  P.  Felisii  Ktz.  nach  A.  Braun  (Verjüngung  p.  XV.)  mit  dem  Ruhezustande  einer 
Chlamydomonas-Art  identisch  sein. 

^)  Vergl.  Famintzin's  „Die  anorganischen  Salze  etc."  1872,  p.  49. 


144 


XJrooooous.  —  Hormotila. 


Korutliorc  mit  Plcurococcus  palustris  Ktz.,  in  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Ne- 
ratowic  an  der  Elbe ;  bei  Saidscbitz  näcbst  Bilin,  Franzensbad,  Dux  ;  bei  Dymokur ;  bei 
Podoli  nächst  Wotic,  Plana  nächst  Täbor,  bei  Lomnic,  Wittingau,  Winterberg,  Kuschwarda ! 

238.  P.  olivaceus  Rbh.  (Cystococcus  olivaceus  Ebb.  =:  Chlorococcum  olivaceum 
Rblu).  Zellen  kugelig,  zu  fluctuirendem  oder  zwischen  Wasserpflanzen  liegendem,  schleimig- 
häutigem,  grünlichem  oder  olivenbräunlichem  Lager  vereinigt,  6  bis  16,  selten  mehr  ft  dick, 
mit  grünlichem  oder  gelbbräunlichem  Inlialte  und  eng  anliegender  oder  ziemlich  weit  ab- 
stehender, bis  22  ^  weiter  Zellhaut. 

In  Sümpfen,  torfigen  u.  a.  stehenden  Gewässern,  Aquarien,  meist  an  der  Ober- 
fläche verschiedener  unter  dem  Wasser  liegenden  Pflanzeutlieile  etc.  (6 — 10).  So  in  torfigen 
Sümpfen  an  den  steinigen  Wasserfällen  bei  Harrachsdorf  im  Riesengebirge  unter  ver- 
schiedenen Desmidiaceen !  ^) 

70.  Gattung.  Urococcus  (Hass.)  Ktz. 


Zellen  kugelig  oder  fast  kugelig,  seltener  länglich,  meist  sehr 
gross,  mit  anfangs  chlorophyllgrünem  ^),  später  bräunlich  oder  fast  blut- 
rothem  Inhalte  und  dicken  deutlich  geschichteten  gelatinösen  Hüllmem- 
braneu  Avie  bei  Gloeocystis  versehen,  doch  sind  diese  Hüllen  meist 
stielartig  verlängert,  seltener  ohne  diese  Wucherangen  (Gloeocystis- 
Form).  Durch  Verschleimuug  dieser  Hüllen  übergehen  die  Urococcus- 
Zellen  in  eine  Palmella-artige  Form. 

239.    U.  insignis  (Hass.)  Ktz.    [incl.  Protococcus  macrococcus 

Ktz.  ex.  p.  =  Chroococcus  marococcus  (Ktz.)  Rbh.  ex.  p.  und  Protococcus 

aureus  Ktz.  ex.  p.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  443 !  Zellen  kugelig, 

23  bis  53  (i  dick,  mit  den  äusseren  kurzgestielten  Hüllmembranen  33  bis 

75  fi  dick,  mit  anfangs  chlorophyllgrünem,  später  bräunlich-  bis  goldgelbem 

zweizeilige  junge      luhalte ;  var.  ß)  ferrugineus  Lagrh.  Pediastreer,  Tab.  IH.    Zellen  ohne 

ia^^\^'  ^^^^'^        Hüllen  28    bis    66  u    dick,    mit    diesen    bis    120  u    im  Durchm.,    mit 
200mal  vergr.  ^     ,i         t  ,    ,. 

rostgelbem  Inhalte. 

Auf  feuchten   Felsen,    in    torfigen  Waldsümpfen,   etc.    (4 — 10).    So    auf  feuchten 

Felsen  bei  Prebisclithor,    am  Rande  torfiger  Waldsümpfe  bei  Veseli  in  Südböhmen ! 


Fig.  89.   Urococ- 
cus   insignis 
(Hass.)  Ktz.  Eine 


71.  Gattung.  Hormotila  Bzi. 


Fig.  00.  Hormotila 
niucigena  Bzi.  Mehr- 
zellige Kolome,deren 
Zollen  sich  zu  Zoogo- 
nidien  umgestalten, 
etwa  ßSOfach  vergr. 


Veget.  Zellen  kugelig,  eiförmig,  elliptisch,  selten  länglich-cylindrisch,  mit  chloro- 
phyllgrünem Inhalte,  einigen  Öltröpfcheu  und  einem  meist  centralen 
Zellkern,  zu  2  bis  16  im  Innern  einer  ziemlich  w^eiten,  meist  con- 
ceutrisch  geschichteten  Schleimhülle,  die  leicht  verflüssigt  und  schlauch- 
artige Aussackungen  hervortreibt,  Gloeocystis-ähnlich  vereinigt.  Zoogo- 
nidangien  2  bis  5mal  grösser  als  die  veget.  Zellen,  eiförmig,  vor  der 
Theilung  des  Inhaltes  in  8  bis  64  Zoogonidien  seitlich  einen  hals- 
artigen Ausw^uchs  hervortreibend.  Die  zweiwimperigen,  eiförmigen  oder 
länglichovalen  durch  simultane  Theilung  des  Inhaltes  der  Mutterzelle 
entstehenden,  agamen  Zoogonidien  durch  Auflösung  der  Wand  am 
Scheitel  der  halsartigen  Ausbuchtung  frei  werdend,  mit  einem  Pyre- 
noide  in  chlorophyllgrünem  Inhalte  und  einem  rothen  Augenfleck  am 
liyalinen,  oft  verlängerten  Schnabelfortsatze  versehen.     Zur  Ruhe  ge- 


')  P.  protogcnitus  (Bias.)  [Microhaloa  protogenita  Bias.,  Chloro- 
coccum protogenitum  (Bias.)  Rbh.  ex.  p.];  dessen  Zellen,  bis  3  (i  dick,  ku- 
gelig, in  etwa  6  bis  10  «  dicken  Familien  vereinigt  sind,  deren  Zellhaiit 
dünn,  farblos  ist  und  welcher  gelbgrüne,  schleimige  Häufchen  bildet,  kommt  in  stehenden  Ge- 
wässern unter  anderen  Algen  häutig  vor,  so  auch  in  meinen  Algeukulturen  unter  Algen  aus  der 
Umgebung  von  Prag,  K(miggrätz,  Hirschberg,  Franzensbad. 

*)  Vergl.  P.  Richter's  Anmerk.  in  Wittr.  et.  Nordst.  Alg.  exs.  No.  443. 


A-canfchooooous. 


145 


kommcne  Zoogonidien  runden  sich  ab  und  keimen,  uaclidem  sie  bedeutend  an  Grösse  zu- 
genommen haben,  indem  sich  ihr  Inhalt  in  2  bis  8  Portionen  tlieilt  und  ihre  Wand 
verflüssigt. 

Geschlechtliche  Vermehrung  unbekannt.  Durch  Verflüssigung  der  Integumente 
werden  die  Zellkolonien  Pallmellen  ähnlich,  durch  Verdickung  und  Schichtung  der  Hüllen 
ähneln  sie  nicht  selten  einem  Urococcus. 

240.  H.  mucigena  Bzi.  Stud.  algol.  I.  Tab.  8,  9.  Veget.  Zellen  4  bis  12  fi  im 
Durchm.,  meist  kugelig,  mit  wandständigen  Chlorophoren,  Öltröpfchen,  einem  centralen  oder 
seiteuständigen  Zellkern  und  dicker  geschichteter,  farbloser  Zellhaut,  welche  leicht  ver- 
flüssigt. Zoogonidangien  bis  30  fi  dick.  Zoogonidien  etwa  1  bis  2-5  fi  dick,  3  bis  5  ^  lang. 

Auf  feuchten  Felsen,  an  Wänden  von  Wasserleitungen,  an  Umfassungen  von  Felsen- 
quellen etc.  (6—11).  So  in  einer  feuchten  Felsenschlucht  bei  Selc ')  nächst  Roztok  und  bei 
St.  Prokop  nächst  Prag! 


72.  Gattung.  Acauthococcus  Lagerh.  (TrocMscia  Ktz.  ex  p.) 


Fig.  91.  Acauthococcus 

aciculiferus  Lagerh.  var. 

pulclier  uob.  Eine  Zelle, 

etwa  .500mal  vergr. 


Zellen  kugelig  oder  fast  kugelig,  mit  verdickter,    an    der   Oberfläche  mit  stachel- 
förmigen Auswüchsen  versehener  Zellhaut.    Vermehrung  durch  succedane  Zweitheiluug  des 
Zellinhaltes  innerhalb    der   Mutterzellmembran.     Die  Tochterzellen 
werden  frei,  nachdem  die  Zellhaut  der  Mutterzelle  zerfliesst.  Zell- 
inhalt chlorophyllgrün  ;  Dauerzellen  ölhaltig. 

a)  Im  Wasser  lebende  Arten. 

241.  A.  minor  nob.  Physiol.  u.  algol.  Studien,  Taf.  4.  Zellen 
einzeln,  kugelrund,  9  bis  15  fi  dick,  mit  chlorophyllgrünem  Inhalte 
(undeutlichen  Chromatophoren)  und  ziemlich  dicker,  farbloser,  mit 
etwa  3  fi  langen,  stacheligen,  am  oberen  Ende  öfters  kurz  zwei- 
spitzigen Auswüchsen  versehener  Membran. 

In  stehenden  Gewässern  unter  anderen  Algen  (5 — 9) ;  so  in 
meinen  Algenkulturen  unter  Ulothrix  flaccida  aus  dem  Prager  Vereins- 
garten, welche  ich  fast  ein  halbes  Jahr  lang  im  Wasser  kultivirte ! 

b)  Auf  feuchter  Erde  lebende  Arten. 

242.  A.  hirtus  (Reinsch)  Lagerh.  [Palmella  hirta  Reinsch  Nov.  alg.  T.  24.  Pleuro- 
coccus  vestitus  Reinsch  Algenfl.  T.  3.]  Wittr.  et.  Nordst.  Alg.  exs.  No.  446 !  Zellen  ku- 
gelig, 3  bis  30  [i  dick,  mit  dicker,  rauher,  mit  fadenförmigen  Auswüchsen  versehener 
Membran  und  chlorophyllgrünem,  öfters  orangegelbem,  zwei  purpurrothe  Öltröpfchen  ent- 
haltendem Zellinhalte. 

Auf  feuchter  Erde  zwischen  Moosen  und  anderen  Gegenständen  in  Gräben,  auf  Felsen 
selten  (1 — 12).  So  bei  Eichwald  nächst  Teplitz  spärlich ! 

243.  A.  aciculiferus  Lagerh.  Bidrag  tili  Sveriges  algflora.  T.  1.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  533 !  Zellen  kugelig,  fast  kugelig  oder  eiförmig  von  verschiedener  Grösse, 
bis  30  fi  im  Durchm.,  mit  ziemlich  dicker,  von  zahlreichen  stachelartigen,  bis  5  (i  langen, 
dünnen  Auswüchsen  besetzter  Membran  und  chlorophyllgrünem  Inhalte;  var.  ß)  pulcher 
nob.  Zellen  stets  kugelrund,  9 ,  bis  33  /i  dick,  mit  farbloser  Membran,  welche  mit  recht 
zahlreichen,  regelmässig  angeordneten,  bis  6  ft  langen,  an  der  Basis  etwa  3  dicken, 
stacheligen  Auswüchsen  versehen  ist;  sonst  wie  die  typische  Form. 

Auf  feuchten  Felsen  zwischen  Moosen  (6 — 9);  var.  ß)  auf  feuchten  Sandstein- 
felsen unter  Palmellen  und  Gloeocapsen,  so  in  der  böhm.  Schweiz  bei  Prebischthor  ! 


')  Daselbst  beobachtete  ich  auch  einige  Hormotila-artige  Zellen,  mit  .3  bis  5  ^  dicken,  3  bis 
lOmal  so  als  die  Zellen  langen,  schlauchförmigen,  unverzweigten  oder  am  oberen  Ende  einfach 
verzweigten  Auswüchsen,  welche  nicht  selten  am  oberen  Ende  offen  und  leer  waren. 

10 


146 


Daotyloooocus. 


73.  Gattung.  Dactyloeocciis  Näg. 


Zellen  länglich-cyliudrisch  oder  spindelförmig,  frei  im  Wasser  schwimmend  oder 
auf  feuchter  Erde  lebend,  mit  dünner  Membran,  im  Zellinhalte  Chlorophyll  und  ein  Py- 
renoid  enthaltend.  Vermehrung  durch  veget.  Zweitheilung  des  Inhaltes  in  Querrichtungeu 
durch  gerade  oder  schiefe  Scheidewände  in  2  bis  8zellige  Familien,  deren  Zellen  einzeln 
in  Zoogonidien  sich  umwandeln  können. 

a)  Im  Wasser  lebende  Arten. 

244.  D.  infusionum  Ncäg.  Einz.  Alg.  T.  3.  Zellen  spindelförmig,  3  bis  6  /»  dick, 
6  bis  18  /*  laug,  an  beiden   Enden    abgerundet,    seltener   an    einem    zugespitzt,    mit  sehr 

dünner  farbloser  Membran.  Durch  Theilung  des  Inhaltes  entstandene 
2  bis  8  Schwärmzellen  sind  4  bis  5mal  so  lang  als  dick,  beiderseits 
spitz  oder  stumpf,  seltener  blos  an  einem  Ende  stumpf. 

In  stehenden  Gewässern  unter  anderen  Algen  auch  in  Algen- 
kulturen, zerstreut  (7 — 9).  So  in  meinen  Algenkulturen  unter  Algen 
aus  der  Umgebung  von  Prag,  im  Kunraticer  Mühlteiche,  bei  Carlsbad, 
Saaz  und  Protivin! 

b)  Auf  feuchter  Erde  lebende  Arten. 

245.  D.  caudatus  (Reinsch)  nob.  [Characium  pyriforme  A. 
Br.  in  Reinsch's  Algenfl.  T.  3.]  Physiol.  u.  algol.  Studien,  Taf.  4. 
Zellen  elliptisch,  ei-  oder  fast  birnförmig,  4  bis  8  /a  dick,  etwa 
1^2  bis  3mal  so  lang,  in  ein  farbloses  Stielchen,  dessen  Länge  bis 
'^/j  die  des  Zellchens  beträgt  an  einem  Ende  auslaufend,  an  anderem 
abgerundet,  mit  einem  chlorophyllgrünen  Chromatophore ;  var.  ß) 
hicaiidatus  (A.  Br.)  nob.  [Dactylococcus  bicaudatus  A.  Br.,  Chara- 
cium longipes  Reinsch,  Algenfl.  T.  6.  Physiol.  u.  algol.  Studien,  Taf.  4, 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  729 !].  Zellen  1  bis  2mal  so  lang  als 
dick,  an  einem  Ende  verschmälert  und  mit  einem  schnabelförmigen 
Fortsatz  versehen,  an  anderem  in  ein  Stielchen  auslaufend,  dessen 
Länge  etwas  geringer  ist,  als  die  der  Zelle;  var.  y)  minor  nob. 
Physiol.  u.  algol.  Studien  Taf.  4.  Zellen  blos  2*5  bis  4  ft  dick,  1  bis  3mal  so  lang,  sonst 
wie  die  typische  Form. 

An  feuchten,  vom  Wasser  berieselten  Brettern,  Mauern,  Hölzern,  auf  feuchter 
Erde  am  Rande  der  Sümpfe  zerstreut  (4 — 10).  So  bei  der  Vysehrader  Überfuhr  auch  y, 
in  den  Schanzgräben  von  Prag  auf  feuchter  Erde,  bei  Stechowic,  Beraun,  Hofowic,  Pfi- 
bram,  Strakonic  auch  /3,  Winterberg  und  Kuschwarda  auch  /3,  Wallern,  Wodnian  auch  /3, 
Stx'akonic  (var.  ß) ;  bei  Weiswasser ;  bei  Johannisbad,  Hohenelbe,  Spindelmühle  im  Riesen- 
gebirge ;  bei  Carlsbad,  am  Spitzberg,  bei  Hohenfurtli  var.  ß  und  y^  Kaplitz,  Zä,most  nächst 
Budweis,  Protivin,  Stfezmif  nächst  Stupcic;  bei  Raudnitz,  Lobositz,  Kralup,  auch  an  im 
Wasser  untergetauchten  Hölzern  und  Schiffen,  meist  var.  y\  bei  Jung-Bunzlau,  Turnau, 
Eisenbrod,  Alt-Paka,  Nachod,  Harrachsdorf  und  Seifenbach  an  Wasserschleussen  meist 
var.  ß  und  y\ 

246.  D.  rhaphidioides  nob.  Physiol.  u.  algol.  Studien,  Taf.  4.  Lager  schleimig, 
hellgrün,  von  unregelmässiger  Form,  mehr  oder  weniger  ausgebreitet.  Zellen  sichel-,  halb- 
kreis-  oder  S-förmig,  seltener  unregelmässig  gekrümmt,  spindel-  oder  nadeiförmig,  an 
beiden  Enden  allmälig  verschmälert  und  in  eine  farblose  Spitze  auslaufend,  in  der  Mitte 
2  bis  2*5  ft  dick,  6  bis  llmal  (15  bis  36  ^)  lang,  mit  gelbgrünem  Inhalte. 

Auf  feuchten  Felsen  zwischen  Moosen  etc.,  meist  in  Gebirgsgegenden  (6 — 10). 
So  bei  Harrachsdorf  am  Wege  zum  Mummelfall  reiclilich,  bei  Kuschwarda  im  Böhmcr- 
walde  spärlich ! 


Fig.  92.  a)  Dactylo- 
coccus rhaphidioides 
nob.  Mehrere  Zellen, 
etwa  öOOmal  vergr. ; 
b)  Dactylococcus  in- 
fusionum Näg.  Eine 
Zelle  mit  8  Tochter- 
zellen, etwa  eOOfach 
vergr. 


Botryooooous.  147 


74.  Gattung.  Botryococcus  Ktz. 

Zellen  oval  oder  elliptisch,  mit  dünnen  Membranen,  Öltröpfchen   und  Chlorophyll 
enthaltendem  olivengrünem,  gelbbräunlichem  oder  orangeröthlichem  Inhalte,  in  rundlichen 
Knäueln,  welche    durch    einen  oft   in  Fadenform  sichtbaren  Schleim  zu- 
sammenhängen, zu  einer  soliden,  traubigen  Familie  vereinigt.    Die  Zell- 
gruppen sind  von    der  gallertigen  Membran    der  Urmutterzelle  eng  um- 
schlossen. Vermehrung  unbekannt.  ') 


247.  B.  Braunii  Ktz.    Tab.  phycol.  VI.  T.  68.    Freseu.  Beitr- 
T.  11.  Brit.    freshw.  alg.  T.  8.  Wittr.    et   Nordst.  Alg.  exs.   No.  52?! 
Zellen  eiförmig  oder  von  unregelmässiger  Form,  etwa  6  /ii  dick,  ebenso 
oder  10 — 13  ft  lang,  zu  24  bis  75  (seltener  melir)  ^  dicken,  traubigen      pjo-,  93.  Botrvo- 
oder    unregelmässig    gelappten    Familien    verbunden,    diese    von    oliven-        coccus  Braunii 
grüner,  gelbrother,  im  Alter  verbleichender  (blassgininer)  oder  rothbrauner      Ktz.  Eine  kleine 
Farbe ;  var.  ß)  mucosus  Lagerh.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  No.  723 !  Zellen      ^fooüSl^ye?^^ 
etwa  9,  seltener   bis    12    ^    dick,    mehr    abgerundet    und  weniger  dicht 
gedrängt,  je  zu  4  von    einer   dünnen,    leicht  zerfliessenden  Schleimhtille 
wie  die  ganze  Familie  umgeben ;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Sümpfen,  Torfmooren  unter  anderen  Algen 
zerstreut,  seltener  eine  grünliche  Wasserblüthe  bildend  (4 — 11).  In  der  Umgebung  von 
Prag  selten;  so  im  k  k.  botan.  Garten  am  Smichow  spärlich,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic, 
in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  in  Teichen  bei  Bfwe  nächst 
Hostiwic;  bei  Ouzic  nächst  Kralup  spärlich;  bei  Laun  an  der  Eger,  Hirschberg,  König- 
grätz,  Lichtenau  an  der  Adler  mehrfach;  in  den  Teichen  bei  Dymokur,  bei  Chlomek 
nächst  Turnau,  Dachov  bei  Hofic,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Zizelic  nächst  Chlumec ; 
bei  Dux,  Brüx,  Saidschitz,  Franzensbad;  im  Hirschgrabenteich  bei  Jechnitz,  bei  Dobfis, 
Picin  und  Bf eznic  nächst  Pfibram ;  in  den  Sümpfen  und  Teichen  bei  Bystfic,  Hefmanicky, 
Sudomefic,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Olbramowic  und  Podoli  bei  Wotic,  bei  Täbor,  Plana, 
Veseli,  Schewetin,  Strakonic,  Winterberg,  Kuschwarda,  Wodnian,  Frauenberg  nächst 
Budweis,  bei  Lomnic,  Wittingau,  im  grossen  Arber-See  im  Böhmerwalde;  in  den  Teichen 
bei  Hohenfurth,  in  den  Sümpfen  bei  Ebenau  nächst  Krummau!  in  den  Elbequellen  im 
Riesengebirge  [Kirchner  Algenfl.  v.  Schlesien  p.  111]. '^) 


VII.  Ordnung.  Conjugatae.  (Zygophyceae  Rbh.) 

Die  Conjugaten  sind  theils  microscopisch  kleine,  einzellige  oder  mehrzellige,  theils 
macroscopische  vielzellige  Algen.  Zellen  entweder  frei,  einzelnweisc  oder  zu  fadenförmigen, 
unverzweigten  Familien  vereinigt.  Chlorophoren  in  Form  von  geraden  oder  spiralig  gewun- 
denen Bändern,  axilen  Platten  oder  paarigen  sternförmigen  Körpern  entwickelt.  Zellhaut  mehr 
oder  weniger  dick,  an  der  Oberfläclie  öfters  verschleimend,  so  dass  die  Zellen  von  einer 
Gallerthülle  umgeben  sind. 


')  Botryococcus  terricola  Klebs,  dessen  Entwickelung  und  Vermehrung  Klebs  (Organi- 
sation einiger  Flagellatengruppen  etc.  188.3  p.  335)  ausfühi'lich  beschrieben  hat,  ist  wie  Klebs  in 
Anmerkung  selbst  hervorgehoben  hat,  eine  zweifelhafte  Botryococcus-Form. 

^)  Die  zur  Gattung  Porphyridium  Näg.  gezählten  Algenformen:  P.  cruentum  (Ag.)  Nag. 
(Palmella  cruenta  Ag.)  und  P.  Wittrockii  Eich,  sind  wie  ich  durch  entwickelungsgeschiclitliche 
Untersuchungen  nachgewiesen  habe  (vergl.  „Ueber  den  Polymorphismus  der  Algen"  im  Sep.-Ahdr. 
p.  32  u.  f.)  folgerichtig  zu  den  Cyanophyceen  (Phycochromaceen)  und  zwar  zur  Gattung  Aphano- 
capsa  Näg.  zu  zählen,  was  eigentlich  schon  aus  H.  Nebelung's  spectroscopischen  Untersuchungen 
des  rothen  Farbstoffes  von  Porphyi-idium  cruentum  zu  ersehen  war.  Vergl.  Nebelung's  „Spectroscop. 
Untersuchungen  der  Farbstoffe  einiger  Siisswasseralgen",  1878. 

10* 


148  

Vermehrung  1.  uiigeschlechtlicli,  durch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen  oder  durch 
Fragmentirung  der  fadenförmigen  Conjugaten,  deren  erwachsene  Fäden  unter  gewissen 
Umständen  in  mehrere  Theilstücke  zerfallen,  die  weiter  wachsend  zu  neuen  vollkommen 
entwickelten  Exemplaren  sich  ausbilden ;  2.  geschlechtlich  durch  Zygoten,  welche  nach 
erfolgter  Conjugation  zweier  (selten  dreier  ^)  unbeweglicher  Gameten  (Aplanogameten)  ent- 
stehen. Zoogonidien  (Zoosporen)  sind  nicht  vorhanden. 

Die  Aplanogameten  der  Conjugaten,  Avelche  stets  einzeln  aus  einer  veget.  Zelle 
entstehen,  verschmelzen  zu  einer  einzigen  Zygote,  welche  sich  nach  und  nach  mit  mehreren 
derben  Häuten  umkleidet  und  zur  ruhenden  Zygospore  wird.  Selten  entstehen  ancli  Dauer- 
zellen (Sporen)  ohne  vorherige  Copulation  (parthenogenetisch).  Solche  Dauerzelleu  (sog. 
Azygosporen)  stimmen  meist  mit  den  normal  entAvickelten  Zygosporen  ganz  überein  und 
sind  in  der  Regel  erst  nach  einer  längeren  Ruheperiode  keimfähig.^) 


Übersicht  der  Familien  der  Conjugaten. 

XX.  Familie.  Zygnemaceae. 

Zellen  cylindrisch,  zu  einfaclien,  confervenartigen,  schleimigen  Fäden  verbunden.  Chro- 
matophoreu  entweder  bandförmig,  mehr  oder  weniger  spiralig  angeordnet,  seltener  fast  parallel  oder 
sterniörmig  paarig  oder  auch  plattenförmig  centralständig.  Aus  der  Zygote  gebt  nach  einer  Rube- 
periode  bei  der  Keimung  blos  eine  einzige  Keimpflanze  hervor. 

XXI.  Familie.  Desmidiaceae. 

Zellen  symmetrisch,  einzeln,  seltener  zu  einfachen,  meist  schleimigen  und  leicht  zerbrech- 
lichen Fäden  verbunden,  oft  in  der  Mitte  eingeschnürt  (selten  cylindrisch).  Cbloropboren  stern- 
förmig, centralständig,  meist  paarig  oder  bandförmig  waudständig.  Aus  der  nach  einer  Ruheperiode 
keimenden  Zygote  entwickelt  sich  eine  oder  zwei  bis  acht  Keimlinge. 

XX.  Familie.  Zygnemaceae. 

Der  Thallus  der  Zygnemaceen  besteht  aus  cylindrischeu  Zellen,  welche  durch  ve- 
getative Theilung  sich  vermehrend  zu  uuverzweigten  confervenartigen,  meist  hellgrünen, 
seltener  gelblichgrüneu  oder  rötlichbraunen,  mehr  oder  weniger  schleimigen  Zellfäden  ver- 
bunden sind.  Fäden  meist  im  Wasser,  seltener  auf  feuchter  Erde  (Zygogouiura)  lebend, 
oft  zu  grossen  schlüpferigen  Watten  vereinigt.  Das  Chlorophyll  ist  entweder  au  zwei  axile 
sternförmige  Plasmakörper  (Chlorophoren)  oder  an  eine  centralständige  Platte  oder  an 
ein  oder  mehrere  wandstäudige  Bänder  gebunden ,  welche  oft  spiralig,  seltener  gerade 
verlaufen. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Zweitheilung  der  veget.  Zellen.  Die  beiden 
Tochter  Zellen,  welche  gleich  der  Mutterzelle  fähig  sind  sich  wieder  zu  theileu,  bleiben  mit 
einander  verbunden  und  bilden  durch  fortschreitende  Zweitheiluug  der  Tochterzellen  oft 
lange  unverzweigte  Fäden,  die  von  Zeit  zu  Zeit  in  kürzere  oder  längere  Fadenstücke  zer- 
fallen. Einzelne  vegetative  Zellen  verw^andeln  sich  unter  besonderen  Umständen  meist  im 
Herbste  (im  Sommer  blos  dann,  w^eun  das  Wasser,  in  dem  die  Fäden  leben,  austrocknet) 
in  Ruhezellen,  welche  durch  ihren  reichen  Inhalt  an  plasmatischen  Stoffen  und  durch  ihre 
dickere  Membran  von  den  veget.  Zellen  sich  wesentlich  unterscheiden. 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten.  Die  Copulation  je  zweier  Aplano- 
gameten findet  gewöhnlich  gleichzeitig  in  zahlreichen  Zellen  zweier  benachbarten  Fadenstücke 
statt,  seltener  copuliren  zwei  Nachbarzellen  desselben  Fadenstückes  mit  einander.  Im  letzteren 
Falle  erfolgt  die  Conjugation,  d.  h.  das  Verwachsen  und  die  nachherige  Verschmelzung  des 
Inhaltes  der  beiden  copulirenden  Gameten  seitlich,  im  ersteren  entweder  leiterförmig,  indem 


')  Mehr  über  den  Copulationsprocess,  die  Entwickehing  etc.  der  Conjugaten  siehe  in  De 
IJary's:  „Untersuchungen  über  die  Familie  der  Conjugaten",  1858. 

..    ^)  Nach   Zukal's   Beobachtungen   sind  jedoch    solche    Zellen   nicht    (sofort?)    keimfähig 
(vergl.  Osterr.  Botan.  Zeitschr.  1879,  p.  294). 


IVIoiageotia.  J49 


zwei  einander  gegenüber  liegende  Zellen  sclüaucbförmige  Verbindungstücke  einander  ent- 
gegen treiben,  oder  knieförmig,  indem  die  beiden  conjugirenden  Zellen  sieb  winkelig  biegen 
und  mit  den  couvexeu  Seiten  sich  an  einander  legen.  Naebdem  zwei  gegenüber  liegende 
Zellen  zweier  benachbarten  Fäden  durch  die  sog.  Copulationcauäle  zu  einem,  meist  H-för- 
migen  Fadenpaare  verwachsen  sind,  contrahirt  sich  das  Plasma  der  beiden  conjugirenden 
Zellen  zu  je  einer  Gamete  oder  es  verschmelzen  nach  erfolgter  Conjugation  die  unver- 
änderten (nicht  contrabirten)  Plasmakörper  beider  Gameten  an  der  Beiiihrungstelle  der 
Conjugationsfortsätze  unmittelbar  mit  einander.  Die  durch  Copulation  je  zweier  Gameten 
entstandenen  Zygoten  (Zygosporen),  welche  entweder  innerhalb  einer  der  beiden  copuli- 
renden  Zellen  oder  in  dem  zwischen  beiden  befindlichen  Conjugationsraume  liegen,  bilden 
an  ihrer  Oberfläche  nach  einander  3  Häute,  von  Avelchen  die  äussere  dünne  meist  bald 
abgeworfen  wird,  so  dass  die  derbe  Mittelbaut  zum  Exospor  wird.  Nach  einer  Ruheperiode 
entwickelt  sich  aus  der  keimenden  Zygote  zuerst  eine  einzige  Keimzelle,  welche  durch 
Quertheilung  in  eine  sich  nicht  weiter  theilende,  wenig  Chlorophyll  enthaltende  Wurzel- 
zelle und  in  eine  theilungsfähige  Fadenzelle  zerfällt,  die  zur  Mutterzelle  des  sich  ent- 
wickelnden neuen  Fadens  wird. 

1.  Subfamilie.  Mesocarpeae. 

Der  fadenförmige  Tballus  der  Mesocarpeen  besteht  aus  Zellen,  in  welchen  die 
Chlorophyll  träger  in  Form  je  einer  axilen  mehrere  Pyrenoide  einschliessenden  Platte  ent- 
halten sind,  deren  Zellhaut  meist  dünn,  nicht  von  einer  Gallerthülle  umgeben  ist.  Geschlecht- 
liche Fortpflanzung  durch  Zygoten,  die  nach  erfolgter  Copulation  zweier  Aplanogameten 
entstehen,  deren  Inhalt  sich,  nachdem  die,  Conjugation  der  Membran theile  vollzogen  ist, 
nicht  (wie  bei  den  Zygnemeen)  contrahirt  und  zur  Bildung  der  Zygote  nicht  ganz  ver- 
braucht wird,  sondern  es  bleibt  die  Membran  der  conjugirten  Zellen  der  Mesocarpeen  von 
einer,  wenn  auch  nur  dünnen  Plasmaschicht  ausgekleidet,  während  das  meiste  Plasma  (die 
Chlorophyllkörper,  Stärkekörner  etc.)  in  dem  Copulationsraum,  der  sich  alsbald  von  der 
H-förmigen  Doppelzelle  abgrenzt,  sich  ansammelt.  Nach  Concentrirung  der  Hauptmassen 
der  plastischen  Stoffe  in  der  Zygote  wird  der  Copulationsraum  mit  der  Zygote  gegen  die 
beiden  Arme  der  Doppelzelle,  welche  den  ursprünglichen  vegetativen  Zellen  entsprechen, 
durch  besondere  Zellwände  abgegrenzt.  Die  Abgrenzung  der  veget.  Zellen  gegen  den  Copu- 
lationsraum erfolgt  bald  durch  eine,  bald  durch  zwei  Wände,  im  letzteren  Falle  wird  das 
obere  und  das  untere  Ende  der  vegetativen  Zellen  als  selbständige  Zelle  abgeschnitten 
und  aus  der  H-förmigen  Doppelzelle  wird  ein  Complex  von  fünf  Zellen. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  wie  bei  allen  Zygnemaceen  1.  durch  veget.  Zwei- 
theilung der  Zellen  und  Zerfallen  der  einzelnen  Fäden  in  mehrere  Bruchstücke,  die  sich 
weiter  wachsend  wieder  vermehren,  2.  durch  Dauer-  oder  Ruhezellen  (Hypnosporen),  3.  durch 
den  Ruhezellen  ähnliche  ungeschlechtliche  Sporen  (Agamosporen). 

75.  Gattung.  Moiigeotia  (Ag.)  Wittr. 

In  den  cylindrischen  Zellen  des  fadenförmigen  Tballus  ist  je  eine  axile  Chloro- 
pbyllplatte  (Chlorophor),  die  mehrere  Pyrenoide  enthält,  durch  den  Hohlraum  der  Zelle 
ausgespannt.  Zygoten  werden  nach  erfolgter  leiterförmiger,  knieförmiger  oder  (seltener) 
seitlicher  Conjugation  der  beiden  copulirenden  Zellen  gebildet.  Sie  sind  meist  oval,  sel- 
tener kugelig  oder  cylindrisch,  mit  concaveu  Seitenflächen  und  liegen  in  dem  blasig  an- 
geschwollenen Copulationsmittelraume.  Während  die  Zygote,  was  ihre  Structur,  Entwickelung 
etc.  anbelangt,  sich  wie  die  aller  Zygnemaceen  verhält,  gehen  die  lateralen,  aus  der  H-för- 
migen Doppelzelle  übrig  gebliebenen  Zellen  bald,  nachdem  die  Zygoten  reif  geworden, 
zu  Grunde. 

1.  Sect.  Mesocarpus  (Hass.  ampl.)  Wittr.  (incl.  Craterospermum  A.  Br.  et  Pleuro- 
carpus    A.    Br.) ').    Copulation  leiterförmig,    knieförmig   oder    seitlich.    Zygoten    elliptisch, 


')  Vergl,  Wittrock's  „On  the  spore-formation  of  the  Mesocarpeae"  1878. 


250  Mougeotia. 


kugelig  oder  kurz  cylindrisch,    mit  concaveu    Seiteuflächeii,    zwischen  zwei  geraden  oder 
mehr  weniger  eingeknickten  lateralen  Zellen,  dem  sog.  Pericarp  liegend. 

1.  Subsect.  Eumesocarpus  (Hass.)  uob.  Copulation  leiterförmig.  Sporen  kugelig 
oder  oval.  Fäden  meist  frei,  seltener  mit  einem  Ende  angewachsen. 

248.  M.  scalaris  Hass.  (Mesocarpus  scalaris  Hass.).  Tab.  phycol.  V.  T.  5.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  357!  Fäden  gelblichgrün,  öfters  leicht  von  kohlensaurem  Kalk 
verunreinigt,  mit  25  bis  30  (i  dicken,  2  bis  6mal  so  langen  derbhäutigen  Zellen  (Zell- 
membran 1  bis  3  (i  dick).  Die  copulireudeu  Zellen  oft  verlängert,  kaum  eingeknickt. 
Zygoten  31  bis  38  (i  dick,  kugelig  oder  oval,  mit  gelbbrauner,  glatter  Mittelhaut,  fast 
in  der  Mitte  zwischen  zwei  cylindrischen,  geraden  oder  schwach  eingeknickten  lateralen  Zellen. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Moortümpeln,  Sümpfen  u.  ä.  (5 — 9).  So  in 
einem  Sumpfe  gegenüber  Libsic  an  der  Moldau,  ebenso  im  Sumpfe  „V  pänvich"  zwischen 
Srbsko  und  Karlstein  reichlich,  bei  Revnic  an  der  Beraun  und  bei  Neratowic!^) 

249.  M.  nummuloides  Hass.  (Mesocarpus  nummuloides  Hass.)  De  By.  Conj.  T.  8, 
Tab.  phycol.  Y.,  T.  5.  Cleve  Zygnem.  T.  9.  Fäden  gelblichgrün,  schleimig.  Zellen  8  bis  10, 
seltener  bis  15  dick,  5  bis  12,  seltener  bis  14mal  so  lang.  Zygoten  17  bis  23,  seltener 
bis  34  fi  dick,  kugelig  oder  breitoval,  bis  44  [i  lang  mit  brauner  getüpfelter  Mittelhaut. 

In  Tümpeln,  Mooren,  Torfsümpfen  unter  andern  Zygnemaceen  (7  —  9).  So  in 
torfigen  Sümpfen  am  Mummelfall  nächst  Harrachsdorf,  bei  Lichtenau  an  der  Adler !  bei 
Schluckeuau  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  217). 

250.  M.  parvula  Hass.  ampl.  (incl.  Mesocarpus  angustus  Hass.)  a)  genuina  (Hass). 
Krch.  (Mesocarpus  parvulus  Hass).  De  By.  Conj.  T.  2.,  Cleve  Zygnem.  T.  9,  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  59,  536.!  Zellen  6  bis  10  (Ji  dick,  5  bis  12mal  so  lang,  Zygoten 
kugelig,  8  bis  24  ft  dick,  mit  glatter,  gelbbrauner  Mittelhaut. 

b)  angusta  (Hass.)  Krch.  (Mesocarpus  angustus  Hass.)  De  By.  Conj.  T.  2,  Brit. 
freshw.  alg.  T.  42.  Zellen  5  bis  6  [i  dick,  6  bis  16mal  so  lang,  Zygoten  sphärisch,  etwa 
7*5  ft  dick,  sonst  wie  a). 

In  Teichen,  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor;  jedoch  häufiger  (4 — 9).  So  in 
der  Umgebung  von  Prag  im  Teiche  des  Kinsky'schen  Gartens  am  Smichow,  in  den  Tümpeln 
an  der  Moldau,  bei  Radotin  a)  und  b),  im  Mühlteiche  bei  Kunratic,  in  Teichen  bei  Jesenic, 
Bfve  nächst  Hostiwic,  in  Sümpfen  bei  Vysocan,  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  meist 
a),  bei  Neratowic  b),  Raudnitz ;  bei  Elbe-Kostelec,  Kolin,  Cerhenic,  Vsetat,  Vrutic,  Zizelic 
nächst  Chlumec  an  der  Cidlina  b),  Rosic  bei  Pardubic,  Königgrätz;  in  den  Teichen  und 
Sümpfen  bei  Habstein  und  Hirschberg  a)  und  b),  bei  Tannwald  a) ;  im  Riesengebirge  bei 
Wurzelsdorf  a)  b),  bei  der  Spindelmühle,  Elbfallbaude,  unter  der  Spindelbaude !  auf  der 
Eibwiese,  Mädelwiese,  im  kleinen  Teiche  (Schröter  Jahresb.  d.  schles.  Ges.  1883,  p.  183), 
in  den  Tümpeln  an  der  Eger  bei  Laun  b),  bei  Sauerbrunn  nächst  Bilin  b),  Dux,  Brüx  b), 
Franzensbad  a)  und  b),  Carlsbad  a),  Osseg,  Petersburg,  Jechnitz  nächst  Rakonitz ;  in  Süd- 
böhmen bei  Horazd'owic  b),  Lomnic,  Veseli  und  Wittingau  a)  und  b)  häufig.  Plana  nächst 
Täbor,  Bfezuic,  Bradkowic  nächst  Pfibram,  Picin  a),  Sudomefic  a),  b),  Frauenberg  b) ;  bei 
Kuschwarda  a),  b),  im  Ausfluss  des  Schwarzen-  und  Teufels-Sees  und  im  Arber-See,  im 
Böhmerwalde  a)  und  b) !  '^) 

2.  Subsect.  Pleurocarpus  A.  Br,  Copulation  seitlich  zwischen  zwei  Nachbarzellen 
eines  Fadens,  selten  leiterförmig,  sterile  Zellen  häufig  knieförmig  gebogen  und  mit  ähnlichen 
Zellen  verwachsen  (nicht  copulircnd)  und  meist  unfruchtbar.  Vermehrung  oft  durch  Dauer- 
zellen (Parthenosporen). 


')  Die  Zellen  einer  Mougeotiavou  Neratowic  sind  ziemlich  dünnwandig,  15  bis  20  ji- dick, 
H — 5mal  so  lang,  Zygoten  kugelig,  27  bis  30  ji  dick  [Mougeotia  sp.  ?]. 

^)  Bei  Franzensbad  und  bei  Beraun  beobachtete  ich  eine  nicht  fructificirende  Mougeotia- 
Art  [M.  intricata  Hass.  (Mesocarpus  intricatus  Hass.)?],  deren  Zellen  12  bis  15  lu- dick,  5  bis  6mal 
so  lang  waren;  bei  Sudomefic  nächst  Täbor  eine  andere,  deren  veget.  Zellen  meist  10  fi  dick  und 
8mal  so  lang  waren. 


l^ougeotia. 


151 


251.  M.  genuflexa  (Dillw.)  Ag.  Wittr.  Mesocarpeae  T.  1.  [M.  mirabilis  (A.  Br.) 
Wittr.  Gotl.  och.  öl.  S.  alg.  T.  3,  Mesocarpus  pleurocarpus  D.  By.  T.  3,  Zygogonium 
pleurospermum  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  13,  Mougeotia  genuflexa  Ag.  1.  c.  T.  1.  et  M. 
compressa  Ag.  (Pleurocarpus  compressus  Rbli.)  vergl.  Krch.  Algen  v.  Schlesien,  p.  129]. 
Wittr.  et  Nordst.  alg.  exs.  No.  57 !  Fäden  zu  weichen  gelblichgrünen  oder  schmutziggelben 
schleimigen  Watten  oder  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  25  bis  33  fi  dick,  2  bis  5mal 
so  lang.  Zygoten  (?)  kugelig  oder  oval,  etwa  30  (i  dick,  mit  glatter,  homogener,  gelbbrauner 
Mittelhaut,  selten.  Sterile  Zellen  häufig  knieförmig  gebogen  und  mit  ähnlichen  Zellen 
anderer  Fäden  an  der  Biegungsstelle  verwachsen ;  var.  ß)  gracilis  (Ktz.)  Reinsch  Algenfl. 
p.  215  [M.  gracilis  Ktz.,  Mesocarpus  gracilis  (Ktz.)  Krch.].  Veget.  Zellen  22  bis  24  yu 
dick  (jung  noch  dünner),  5  bis  6mal  so  lang.  Zygoten  (?)  24  bis  30  /*  dick,  fast  kugel- 
rund, mit  dicker  Membran;  var.  y)  elongata  (Ktz.)  Reinsch.  Veget.  Zellen  6  bis  lOmal 
so  lang  als  breit,  sonst  wie  /5;  var.  ä)  radicans  (Ktz.)  nob.  [M.  radicans  Ktz.  Tab. 
phycol.  V.  T.  3,  M.  gracilis  ß)  radicans  Ktz.  Phycol.  germ.  p.  22,  Spec.  alg.  434].  Veget. 
Zellen  2  bis  6mal  so  lang  als  dick,  die  knieförmig  gebogenen  Zellen  sind  in  rhizoiden- 
artige  dünne,  nicht  gegliederte  Aestchen  ausgewachsen. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen,  Wassergräben,  auf  der  Wasserober- 
fläche schwimmend  oder  untergetaucht,  in  der  Ebene  und  im  Vorgebirge  in  allen  Formen 
(besonders  die  typische  Form  und  var.  ß)  sehr  verbreitet,  meist  aber  nicht  fructificirend 
(4 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  häufig,  so  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Troja, 
Hlubocep,  Branik,  Hodkowicka  u.  a.,  in  den  Prager  Schanzgräben,  im  Särkathale,  in  den 
Sümpfen  bei  Vysocan,  auch  var.  y),  bei  Kuchelbad,  im  Chotec-Thale,  bei  Bfve  nächst  Hostivic, 
Okof,  Hloubetin,  in  Teichen  bei  Kunratic  und  Jesenic,  bei  Radotin,  in  Wassergräben  bei 
Dobfichowic  /3,  ö,  bei  Mukafov  nächst  Rican  und  im  Ricaner  Teich;  in  Elbetümpelu  bei 
Kostelec  a.  E.,  Lysa,  Sadskä,  Neratowic  mehrfach,  Brandeis,  Alt-Bunzlau,  Koliu,  Roth- 
Pecek,  Cerhenic,  Pardubic,  Königgrätz,  Smific,  Libnowes  nächst  Chlumec,  Neu-Bydzow; 
bei  Hofin  nächst  Melnik,  Kralup,  Ouzic, 
Raudnitz,  Rovne,  Leitmeritz,  Lobositz,  Su- 
lowic ;  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Podersam, 
Laun,  in  Tümpeln  an  der  Eger,  Saidschitz, 
Dux,  Brüx,  Franzensbad  auch  y,  Teplitz,  Osseg, 
Klostergrab,  Falkenau,  Carlsbad,  Saaz,  Neu- 
Straschitz,  Schlan;  bei  Dymokur,  Vsetat,  Jung- 
Bunzlau,  Bakow,  Münchengrätz,  Hirschberg, 
Habstein,  Weiswasser,  Dachow  bei  Hofic, 
Arnau,  Parschnitz,  Johannisbad,  Nachod,  Wich- 
stadtl  an  der  Adler;  bei  Karlstein,  im  Su- 
chomaster-Thale  bei  Königshof,  Beraun,  Mni- 
sek,  Woznic,  Dobfis,  Pfibram,  Picin,  Brad- 
kowic,  Bfeznic,  bei  Protivin,  Podhrad,  in  den 
Teichen  bei  Frauenberg,  bei  Budweis,  Veseli, 
Lomnic,  Wittingau;  in  den  Teichen  bei  Ho- 
henfurth,  bei  Ebenau  nächst  Krummau  und 
in  Krummau;  bei  Klattau,  Eisenstein,  Kusch- 
warda,  Winterberg  auch  ß,  Strakonic,  Veseli, 
Schewetin,  Wodnian,  Mies,  Pilsen ;  bei  Pisek, 
Sobieslau,  Olbramowic  u.  a.  nächst  Wotic, 
Plana,  Täbor,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Hefma- 
nicky,  Sudomefic,  Bystfic,  Beneschau,  Sträncic, 
Säzawa!  ^) 

3.  Subsect.  Craterospermum  A.  Br.  Copulation  knieförmig.  Zygoten  kurz  cylin- 
drisch,  mit  meist  vertiefter  Seitenfläche  und  concaven,  den  beiden  knieförmig  gebogenen 
lateralen  Zellen  zugekehrten  Grundflächen. 


Fig.    94.    Mougeotia   corniculata   nob.    Stück 

eines   copulirten  Fadenpaares,  mit   einer  fast 

reifen  Zygote,  etwa  öOOmal  vergi-. 


•)  Mougeotia  radicans  Rbh.    von   Karl   in  Nordböhmen  (bei  Fugau?)   gesammelt  ist  ein 
steriles  Oedogonium  (MusI). 


■j  K  2  3V£ou.geotia. 

252.  M.  laetevirens  (A.  Br.)  Wittr.  [Craterospermum  laetevirens  A.  Br.  D.  By. 
Couj.  T.  3].  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  58 !  Fäden  zu  weichen,  hell  oder  lebhaft 
grünen,  schwimmenden  Käsen  vereinigt.  Veget.  Zellen  22  bis  40  ft  dick,  3  bis  8mal 
so  lang;  Zygoten  kurz  cylindrisch,  45  bis  60  fi  dick,  etwa  40  {i  lang,  mit  gelbbrauner, 
glatter  Mittelhaut;  var.  ß)  varians  Wittr.  W.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  740!  Zygoten 
durch  Drei-,  seltener  Vier-  bis  Fünftheilung  der  Copulationszelle  entstehend,  64  bis  78  (i 
dick,  48  bis  56  fi  lang. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Sümpfen,  alten  Teichen,  selten  (7 — 9).  So  in  Sümpfen 
bei  Franzensbad,  bei  Lomnic  und  Wittingau! 

2.  Sect.  Staurospermum  (Ktz.  ampl.)  Wittr.  [incl.  Sphaerospermum  Clev.].  Co- 
pulation  knie-  oder  kreuzförmig.  Zygoten  kurz  cylindrisch,  von  der  breiten  Seite  gesehen 
viereckig,  von  der  schmalen  elliptisch,  zwischen  vier  je  einer  abgestumpften  Ecke  auf- 
sitzenden lateralen  Zellen.  (Pericarp  vierzellig.) 

253.  M.  corniculata  nob.  Physiol.  u.  algol.  Studien,  Taf.  4.  Fäden  zu  zarten 
gelblicligrünen,  frei  schwimmenden  Flocken  vereinigt.  Veget.  Zellen  meist  5  bis  6  /it  dick, 
6  bis  12,  seltener  bis  20mal  so  lang.  Zygoten  18  bis  20  ^i  lang  (hoch),  22  bis  24, 
selten  bis  26  /w  breit,  in  der  Regel  zwisclien  vier  lateralen,  den  Zygotenecken  aufsitzenden 
Zellen  liegend.  Die  glatte  braungelbe  Mittelhaut  ist  an  den  vier  Ecken  der  Zygoten  mit 
je  einem  3  bis  6  fi  langen,  gelbbraunen,  hornartigen  Auswüchse  ausgezeichnet. 

In  stagnirenden  Gewässern  (4 — 10),  im  August  und  September  fructif.  So  in  den 
Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup  unter  anderen  Zygnemaceen  reichlich ! 

254.  M.  quadrata  (Hass.)  Wittr.  [Staurospermum  quadratum  (Hass.)  Ktz.  D.  By. 
Conj.  T.  8.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  61 !  Faden  zu  zarten,  grünen,  freischwim- 
menden Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  8*5  bis  12' 5  ^  dick,  6  bis  12mal  so  lang.  Zygoten 
28  bis  36  /Li  im  Durchm.,  von  der  breiten  Seite  geradlinig-viereckig,  von  der  schmalen 
Seite  breit  elliptisch,  mit  derber,  fast  farbloser,  getüpfelter  Mittelhaut. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  selten  (6 — 8).  So  in  der  Umgebung  von 
Königgrätz ! 

255.  M.  viridis  (Ktz.)  Wittr.  (Staurospermum  viride  Ktz.  D.  By.  Conj.  T.  2, 
Gay  Conj.  T.  3.).  Fäden  zu  zarten  grünen  Flocken  vereinigt.  Veget.  Zellen  6  bis  8  /« 
dick,  4  bis  lOmal  so  lang.  Zygoten  22  bis  31  /*  dick,  von  der  breiten  Seite  ausgeschweift 
viereckig,  von  der  schmalen  länglich,  mit  farbloser,  ganz  glatter,  an  den  vier  Ecken  grubig 
eingedrückter  Mittelhaut. 

In  Torfsümpfen,  Gräben  meist  unter  anderen  Conjugateu  (5— 10).  So  in  torfigen 
Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Hofmannsbauden  nächst  Jo- 
hannisbad;  im  Riesengebirge  bei  der  Spiudlerbaude ,  Eibfallbaude,  bei  Wurzelsdorf, 
Harrachsdorf,  am  Mummelfall,  au  den  Steinigen  Wasserfällen,  bei  Seifenbach  mehrfach; 
in  Moorsümpfen  bei  Wittingau,  Lomnic,  Vesell,  Schewetin  und  Frauenberg;  bei  Winter- 
berg, Kuschwarda,  Krummau,  Rosenberg  und  Hohenfurth  mehrfach,  am  Spitzberg  im 
Böhmerwalde;  bei  Stfezmif  nächst  Stupclc  in  Waldsümpfen!  bei  Teplitz  [Karl  Rbh. 
Kryptfl.  p.  218]. 

256.  M.  gracillima  (Ktz.)  Wittr.  [Staurospermum  gracillimum  Ktz.  D.  By.  Conj. 
T.  8.  Brit.  freshw.  alg.  T.  43].  Veget.  Zellen  5  bis  7  ;u  dick,  8  bis  20mal  so  lang.  Zy- 
goten etwa  20  ft  dick,  mit  tief  ausgeschweiften  Seiten  und  aussen  und  innen  fein  warziger 
Mittelhaut;  sonst  wie  die  vor.  Art. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  (5 — 9).  So  im  sog.  Libusa-Bade  bei  Paidcrac 
nächst  Prag,  in  Sümpfen  bei  Neratowic  a.  E.,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Lomnic 
und  Vesell,  im  Teiche  des  Schlossgartens  in  Teplitz !  ^) 


•)  Mougeotia  virescens  [Staurospermum  virescens  (Hass.)  Ktz.),   Mougeotia  bicalyptrata 
Wittr.,  M.  ovalis  (Hass.)  Wittr.  [Mesocarpus  ovalis  Hass.]  und  andere  M.-Arten  werden  hoffentlich 


in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 


Zygnema.  153 


2.  Subfamilie.  Zygnemeae. 

Der  fadenförmige  Thallus  der  Zygnemeen  besteht  aus  Zellen,  in  welchen  die 
Chromatophoren  in  Form  wandständiger  gerade  oder  spiralig  gewundener,  am  Rande 
unregelmässig  gelappter  Bänder  oder  in  Form  zweier  sternförmigen,  centralständigen 
Plasmakörper  enthalten  sind.  Zellhaut  öfters  verdickt,  leicht  verschleimend,  die  Fäden 
nicht  selten  von  einer  mehr  oder  weniger  dicken  Gallertscheide  umgeben.  Durch  stärkeres 
Wachsthum  des  mittleren  Theiles  der  kreisrunden  Scheidewände  in  Richtung  der  Fläche, 
wird  nicht  selten  die  Scheidewand  in  zwei  Lamellen  gespalten,  von  welchen  jede  sich  in 
die  angrenzende  Zelle  in  Form  einer  Membranfalte  einstülpt. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  1.  durch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen  und  Fra- 
gmentirung  der  Fäden  in  längere  oder  kürzere  Fadenstücke;  2.  durch  Dauer-  oder  Ruhe- 
zellen. Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten,  welche  nach  erfolgter,  leiter-  oder 
knieförmigen  Copulation  je  zweier  meist  fast  gleich  entwickelten  Zellen,  ^)  zweier,  neben 
einander  liegenden  Fäden,  oder  in  Folge  seitlicher  Copulation  zweier  benachbarten  Zellen 
desselben  Fadens,  welche  durch  schlauchförmige  Ausstülpungen  (sog.  Copulationsfoi'tsätze), 
seltener  ohne  diese  [Sirogonium],  mit  einander  in  Verbindung  treten,  gebildet  werden.  Der 
gesammte,  contrahirte,  plasmatische  Inhalt  der  beiden  copulirenden  Zellen  verschmilzt  nach 
Auflösung  der  Scheidewand  und  Bildung  des  Copulationscauals  zu  einer  Zygote  (blos  bei 
Sirogonium  treten  vor  der  Contraction  des  Plasmas  noch  Theilungen  in  den  beiden  conju- 
girenden  Zellen  auf),  welche  entweder  innerhalb  der  einen  (weiblichen)  Gamete,  oder  in 
der  Mitte  des  Copulationskanals  unbeweglich  liegen  bleibt,  um  nach  einer  Ruheperiode  zu 
keimen,  indem  ihr  Inhalt  zu  einer  der  weiteren  Entwickelung  unfähigen  Wurzelzelle  und 
einer  theilungsfähigen  Fadenzelle  zerfällt. 


76.  Gattung.  Zyguema  Ag.  ampl. 

Der  fadenförmige  Thallus  besteht  aus  cylindrischen  Zellen,  welche  je  zwei  axile, 
neben  dem  centralen  Zellkern  stehende,  vielstrahlige,  einen  Amylonkein  (Pyrenoid)  ein- 
schliessende  Chlorophyllträger  enthalten,  seltener  fliessen  diese  beiden  Chromatophoren  zu 
einem  axilen  Strang  zusammen.  Zellhaut  dünn,  nicht  geschichtet  oder  dick  und  geschichtet. 

Copulation  der  Aplanogameten  leiterförmig  oder  seitlich.  Zygoten  innerhalb  einer 
von  den  beiden  conjugirten  Zellen  oder  in  der  Mitte  des  Copulationskanales  zwischen 
diesen  liegend,  mit  glatter  oder  grubig-getüpfelter  Mittelhaut.  Dauerzellen  (Azygosporen) 
mit  stark  verdickter,  vielschichtiger  Membran  und  dicht  körnigem  Inhalte,  äusserlich  den 
Zygoten  ähnlich. 

1.  Sect.  Euzygnema  (Ktz.)  Gay. '')  Zellhaut  dünn,  nicht  deutlich  geschichtet. 
Chromatophoren  deutlich.  Copulation  leiterförmig  oder  seitlich.  Zygoten  meist  innerhalb 
der  weiblichen  Zelle  eingeschlossen,  ihre  Mittelhaut  grubig  getüpfelt. 

257.  Z.  cruciatum  (Vauch.)  Ag.  Tab.  phycol.  V.  T.  17.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  365 !  Fäden  zu  blass-  oder  gelbgrünen  freischwimmenden  Rasen  vereinigt.  Veget. 
Zellen  35  bis  54  fi  dick,  ^/a  bis  2mal  so  lang;  Copulation  leiterförmig;  fructif.  Zellen 
nicht  angeschwollen.  Zygoten  kugelig,  mit  fein  punctirter  Mittelhaut. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Wassergräben,  Teichen  etc.,  seltener  in  langsam 
fliessendem  Wasser  zerstreut  (6 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  ziemlich  selten,  so  bei 
Radotin,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic;  in  den  Elbetümpeln  bei  Alt-Bunzlau,  Neratowic, 
Lissa,  Sadska;  bei  Vsetat,  Königgrätz,  Libnowes  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina,  bei 
Hirschberg;  in  Südböhmen  bei  Breznic  und  Picin  nächst  Pfibram,  und  bei  Mies! 


*)  Auf  die  Verschiedenlieiteu  der  copulirenden  Zellen  der  Zygnemaceen,  resp.  auf  die 
nachweisbare  Differenzirung  in  männliche  und  weibliche  Zellen,  hat  neben  De  Bary,  Wittrock  u.  A., 
insbesondere  Benett  „Reproduction  of  the  Zygnemaceae",  1883  aufmerksam  gemacht. 

^)  Vergl.  Gay's  „Essai  d'une  monographie  locale  des  Coujuguees",  1884  p.  84. 


154 


Zygneina. 


258.  Z.  stellinum  (Vauch.)  Ag,  arapl.  Fäden  verworren,  zu  gelb-  oder  hellgrünen, 
später  bräunlichen  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  10  bis  36  fi  dick,  1  bis  6mal  so  lang. 
Fructif.  Zellen  massig  angeschwollen.  Zygoten  rund  oder  länglich;  sonst  wie  vor. 

a)  genuinum  (Ag.)  Krch.  (Z.  stellinum  Ag.  Tab.  phycol.  V.  T.  17).  Veget.  Zellen 
25  bis  36  n  dick,  1  bis  3mal  so  lang.  Zygoten  länglich,  etwa  30  bis  35  fi  dick,  35  bis 
48  /t  lang,  ihre  Mittelhaut  mit  grossen  runden  Tüpfeln. 

b)  Vaucherii  (Ag.)  Krch.  [Z.  Vaucherii  Ag.  (incl.  Z.  Brebissonii  Ktz.  Z.  Vau- 
cherii  b)  Brebissonii  Rbh.)  Tab.  phycol.  T.  16.  Brit.  fresh.  alg.  T.  30].  Veget.  Zellen 
22  bis  26  ^i  dick,  2^/2  bis  6mal  so  laug.  Zygoten  etwa  35  ^  im  Durchm.,  ihre  Mittel- 
haut mit  kleineren  Tüpfeln. 

c)  tmue    (Ktz.)    Krch.    [Z.    tenue   Ktz.    Tab.    phycol.    V.  T.    16.    Z.  Vaucherii 

c)  tenue  Rbh.].  Veget.  Zellen  19  bis  22  ft  dick,  1  bis  3mal  so  lang. 

d)  subtile  (Ktz.)   Krch.    [Z.    subtile   Ktz.  Tab.    phycol.  V.  T.    16.    Z.  Vaucherii 

d)  subtile  Rbh.  Brit.  freshw.  alg.  T.  30].  Veget.  Zellen  15  bis  19*5  ft  dick,  2  bis  4mal 
so  lang;  seltener  (Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Ko.  750)  12  bis  15  ^  dick,  4  bis  7^2™^! 
so  lang.  Zygoten  14  bis  24  ft  dick,  27  bis  30,  seltener  33  bis  64  /«  lang. 

e)  rhynchonema  nob.  Veget.  Zellen  meist  18,  seltener  16  bis  20  /it  dick,  2  bis 
6mal  so  lang,  nie  leiterförmig,  sondern  seitlich  copulirend.  Zygoten  fast  kugelrund,  30  bis 
33  ft  im  Durchm.  (seltener  nur  27  ^i  dick  und  bis  33  ft  lang),  meist  gerade  in  der 
Mitte  der  beiden  seitlich  conjugirten  Zellen  (nicht  in  einer,  in  der  sog.  weiblichen,  von 
diesen  beiden)  liegend. 


Fig.  95.  Zygnema  stellinum  (Vauch.)  Ag.  var.  rhynchonema  nob.  Stück  eines 
Fadens  mit   seitlich  copulirenden  Zellen  und  einer  unreifen  Zygote,  etwa 

300m  al  vergr. 


In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Gräben,  Sümpfen  u.  ä.  in  der  Ebene 
und  in  Gebirgsgegenden  ziemlich  verbreitet,  die  dünneren  Formen  auch  in  torfigen  Ge- 
wässern im  Hochgebirge  (4 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  in  den  Tüm- 
peln an  der  Moldau,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic  auch  c)  und  d),  in  Teichen  bei  Jesenic, 
Bfve  nächst  Hostiwic  auch  d),  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  meist 
c)  und  d),  bei  Podmorän  nächst  Roztok  a)  und  d) ;  bei  Unhoscht ;  in  den  Elbetümpeln 
bei  Kostelec  a.  E.,  meist  a)  und  d),  Brandeis  a.  E.,  Sadskä,  Raudnitz,  Lobositz  auch  c) ; 
bei  Neratowic,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Cerhenic  nächst  Kolin  a);  bei  Neu- 
Straschitz,  Dux  auch  b),  d),  Brüx  b),  a),  Franzensbad  auch  d),  c),  Saidschitz  nächst 
Bilin,  Moldau  im  Erzgebirge,  Eichwald  nächst  Teplitz  auch  d),  Osseg,  Klostergrab ;  bei 
Laun,  Schlau,  Jechnitz,  Podersam;  bei  Dymokur,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Zizelic,  Rosic, 
Libnowes  auch  d),  Königgrätz  in  allen  Formen,  Neu-Bydzow;  bei  Pastvin,  Wichstadtl  und 
Lichtenau  an  der  wilden  Adler  meist  c)  und  d),  diese  auch  noch  am  Kamme  des  Adler- 
gebirges oberhalb  Bärnwald;  bei  Hirschberg,  Weiswasser,  Hofic;  im  Riesengebirge  meist 
c)  und  d),  so  bei  Ober-Hohenelbe,  in  der  Spindelmühle  auch  a),  bei  den  Krausebauden 
auch  a),  bei  Petersbaude,  Elbfallbaude,  Spiudlerbaude,  in  den  Siebengründen,  am  Mum- 
mclfall  auch  b),  Harrachsdorf,  Wurzelsdorf,  Seifenbach,  Siehdichfür,  N.-Rochlitz,  bei  Turnau, 
Tanmvald,  Eisenbrod  auch  d),  Aman,  Johannisbad;  bei  Budnan,  Beraun,  im  Suchomaster- 
thale  nächst  Königshof;  bei  Mnisek,  Woznic,  Dobfis,  Bradkowic,  Picin  a),  Bfeznic,  meist 
b),  c),  Pfibram,  Protivin  aucli  d);  bei  Schewetin  auch  b)  c),  Veseli  c)  und  d),  Sobieslau 
auch  c),  Wodnian,  Strakonic,  Lomnic  und  Wittiugau  in  allen  Formen,  bei  Budweis, 
Frauenberg  auch  d);  bei  Klattau  am  Spitzberg,  bei  Eisenstein,  am  Wege  zum  Arber  auch 
auf  feuchtem  Lehmboden  der  Strassengräben,  iin  Arber-Sec  auch  d) ;  bei  Winterberg  und 


Zygneixia. 


155 


Kuschwarcia  b),  c)  und  d) ;  bei  Pisek,  Horazd'owic!  Pilsen  [Hora  Flora  v.  Pilsen  p.  12]; 
bei  Kaplitz,  Hohenfurth,  Krummau,  Ebenau  meist  d) ;    bei    Plana  auch  c)  und  d),  Täbor, 
Olbramowic  auch  c),  -Podoli  ncächst  Wotic  auch  d)  b),  Sudomefic  b)  und  c),  Hefmanicky  a), 
in  den  Sümpfen  bei  Stfezmif   nächst  Stupcic,  bei  By- 
stfic;  bei  Sträncic,    Säzawa,    in  den  Teichen  bei  Mu- 
kafow  und  Brezi  nächst  Rican  !  e)  bisher  nur  in  den 
Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup !  ^) 

2.  Sect.  Zygogonium  (Ktz.)  D.  By.  ampl.  Zell- 
liaut  derb,  oft  vielschichtig.  Chromatophoren  oft  durch 
Stärkekörner  etc.  verdeckt,  undeutlich.  Copulation 
leiterförmig.  Zygoten  in  dem  blassig  aufgetriebenen 
Mittelraum  des  Copulationskanals  zwischen  den  beiden 
conjugirten  Zellen  liegend. 


Fig.  96.  Zygnema  pectinatum  (Vauch.) 
Ag.   Stück   eines    copulirten  Faden- 
paares   mit   einer    unreifen   Zygote, 
etwa  200mal  vergr. 


259.  Z.  pectinatum  (Vauch.)  Ag.  ampl.  Fäden 
zu  grünlichen,  gelbgrünen,  seltener  bräunlichen  Flocken 
und  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  18  bis  50  ft  dick, 
'/o  bis  5mal  so  lang,  mit  dicker,  oft  geschichteter 
Membran.  Fructif.  Zellen  massig  angeschwollen.  Zy- 
goten kugelig  oder  l)reit  elliptisch,  etwas  dicker  als 
die  sterilen  Zellen,  in  die  leeren  Zellhäute  hineinragend, 

mit  brauner,    grubig    getüpfelter   Mittelhaut.    Dauerzellen    den  Zygoten  ähnlich,  mit   einer 
braunen,  körnig  rauhen  Membranschicht  umgeben. 

a)  genuimim  (Ag.)  Krch.  [Zygogonium  pectinatum  Ktz.?  D.  By.  Conj.  Tab.  1, 
Brit.  fresh.  alg.  T.  29].  Veget.  Zellen  30  bis  37  fi  dick,  1  bis  3mal  so  lang,  mit  anfangs 
mittelmässig  dünner,  später  öfters  sehr  verdickter  gallertiger  Membran.  Zygoten  35  bis 
40  ^  dick,  etwa  55  (i  lang.  Im  Wasser ;  var.  ß)  terrestre  Rbh.  Zellmembran  sehr  dick, 
braun,  Zellen  kürzer  als  bei  der  typischen  Form.  Auf  feuchter  Erde. 

b)  anomalum  (Hass.)  Krch.  [Zygogonium  anomalum  (Hass.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V. 
T.  15].  Veget.  Zellen  40  bis  50  ^i  dick,  1  bis  2mal  so  lang,  mit  halb  so  dicker  Membran 
als  das  Zelllumen ;  im  Wasser. 

c)  conspicuum  (Hass.)  Krch.  [Zygogonium  conspicuum  (Hass.)  Ktz.,  incl.  Z.  im- 
mersum  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  12].  Veget.  Zellen  18  bis  27  (i  dick,  1  bis  3mal  so 
lang,  mit  dicker,  meist  vielschichtiger  Membran;  im  Wasser. 

d)  decussatum  (Vauch.)  Krch.  [Zygogonium  decussatum  (Vauch.)  Krch.  Tab. 
phycol.  V.  T.  11].  Veget.  Zellen  etwa  18  bis  20  [i  dick,  3  bis  5mal  so  lang,  mit  weniger 
verdickter  Membran.  Zygoten  kugelig,  27  bis  30  fi  dick,  mit  punctirter  Mittelhaut. 
Im  Wasser. 

In  stagnirenden  Gewässern,  torfigen  Gräben,  Mooren  etc.  oft  nur  vereinzelt  unter 
anderen  Algen,  seltener  in  grösserer  Menge  (5 — 10).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn 
zwischen  Ouwal  und  Bechowic  c),  bei  Picin  nächst  Pflbram  a)  und  b),  bei  Hefmanicky  b), 
in  Waldsümpfen  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic  a) ;  bei  Sulowitz  nächst  Lobositz  meist  b) ; 
bei  Libnowes  an  der  Cidlina  auch  c);  bei  Frauenberg  nächst  Budweis  auch  a)  var.  ß 
und  c) ;  unter  der  Spindlerbaude  im  Riesengebirge  c !  im  Jeschkengebirge  bei  Reichenberg 
(Siegmund  Rbh.  Flora  eur.  alg.   III.  p.  252). 

260.  Z.  ericetorum  (Ktz.)  nob.  [Zygogonium  ericetorum  (Ktz.)  Krch.  Algenfl.  v. 
Schlesien,  p.  127].  Fäden  einfach  oder  an  trockenen  Standorten,  oft  mit  kurzen,  einfachen, 
Zweigeheu  versehen.  Veget.  Zellen  12  bis  32  (i  dick,  '^  bis  4mal  so  lang,  cylindrisch 
oder  tonnenförmig,  mehr  oder  weniger  angeschwollen,  so  dass  der  ganze  Faden  ein  rosen- 
kranzartiges Aussehen  hat.  Zellmembran  derb,  je  nach  dem  Standorte   mehr    oder  minder 


')  Zygnema   melanosporum   Lagrli.   und   einige  andere  Z.-Arten  werden  hoffentlich    in 
Böhmen  noch  entdeckt  werden. 


156  Zygnema. 

geschichtet,  oft  dem  Zelllumen  an  Dicke  fast  gleich  kommend.  Copulation  leiterförmig. 
Die  gegeneinander  wachsenden,  den  Chlorophyllinhalt  aufnehmenden  Ausstülpungen  zweier 
copulirenden  Fadeuzellen  werden  durch  Scheidewände  zu  Fructificationszellen  abgegrenzt, 
Avelche  alsdann  zu  einer  nicht  contrahirten  Zygote  verschmelzen.  Zygoten  kugelig  oder 
oblong,  mit  dicker,  glatter  Mittelhaut, 

a)  genuinum  (Ktz.)  Krch.  [Zygogonium  ericetorum  Ktz.  exp.  Tab.  phycol.  V. 
T.  10,  Zygogonium  Agardhii  Rbh.  Flora  eur.  alg.  p.  253].  Fäden  zu  schmutzig  oder 
gelblichgrüuen  Watten  vereinigt.  Veget.  Zellen  cylindrisch,  15  bis  24  fi  dick,  1  bis  4mal 
so  laug,  mit  wenig  verdickter  Membran,  häufiger  copulirend.  Im  Wasser ;  var.  ß)  ßuitans 
(Ktz.)  Rbh.  [Z.  ericetorum  Ktz.  y)  fluitans  Ktz.].  Fäden  schmutzig  gelbgrün  oder  bräunlich- 
violett  (auch  getrocknet),  mit  violettem  im  Zellsafte  gelöstem  Farbstoffe ;  Zellen  1  bis  2mal 
so  lang  als  breit,  an  den  Scheidewänden  nicht  oder  wenig  eingeschnürt,  sonst  wie  die  ty- 
pische Form. 

b)  terrestre  Krch. ')  [Zygogonium  ericetorum  Ktz.  exp.,  Z.  torulosum  Ktz., 
Z.  delicatulum  Ktz.,  Z.  anomalum  Reinsch,  Tab.  phycol.  V.  T.  10,  14].  Fäden  zu  braunen 
violetten  bis  braunschwärzlichen  Raschen  verflochten.  Veget.  Zellen  12  bis  32  ^  dick, 
^/^  bis  2mal  so  lang,  mit  dicker  Membran.  Diese  [nicht  selten  so  dick  wie  das  Zelllumen] 
oft  bis  tonnenförmig  angeschwollen,  so  dass  der  ganze  Faden  fast  rosenkranzartig  aussieht. 
Fäden  öfters  mit  kleinen  Zweigchen.  Copulation  ist  noch  nicht  beobachtet  worden.  Auf 
feuchter  Erde,  meist  auf  Torf-  und  Heideboden. 

In  stehendem  und  fliessendem  Wasser  oder  auf  feuchtem  Torf-  und  Heideboden ; 
a)  in  torfigen  Gewässern,  in  Torfstichen,  insbesondere  in  Gebirsgegenden ;  b)  in  Wäldern 
auf  feuchten  Fusspfäden,  auf  Moorboden  oft  grössere  Flächen  mit  dünner  Haut  über- 
ziehend durch  ganz  Böhmen  verbreitet  und  stellenweise  häufig  (4 — 11).  a)  In  Torfsümpfen 
an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal  meist  als  var.  ß  -)  reichlich,  bei  Stfezmif 
nächst  Stupcic,  Plana  nächst  Täbor,  nicht  häufig;  bei  Lomnic,  Veseli  und  Wittingau 
reichlich;  im  Böhmerwalde  bei  Eisenstein,  am  Spitzberg,  am  Schwarzen-,  Teufels-  und  Arber- 
See  sehr  verbreitet;  ebenso  im  Riesengehirge  häufig,  so  bei  der  Elbfallbaude,  unter  der 
Spindlerbaude,  am  Kamme  mehrfach,  am  Mummelfall,  bei  Harrachsdorf,  an  den  Steinigen 
Wasserfällen,  bei  Wurzelsdorf,  N.-Rochlitz ;  b)  in  der  Umgebung  von  Prag  nicht  selten, 
so  in  den  Wäldern  bei  Kunratic,  Krc,  Kuchelbad,  Radotin,  im  Chotec-Thale,  bei  Stechowic, 
im  Särka-Thale,  bei  Roztok,  Kralup ;  bei  Ricau,  Sträncic,  Ondfejov,  Säzawa ;  bei  Karlstein, 
Beraun,  St.-Iwan,  Hofowic,  Pfibram;  bei  Pürglitz,  Rakonitz,  Schlan,  Lauu,  Libochowic; 
bei  Leitmeritz,  Bodenbach,  Herrnskretschen,  in  der  böhm.  Schweiz  am  Wege  zum  Pre- 
bischthor;  bei  Osseg,  Klostergrab,  Niclasberg,  Moldau,  Teplitz,  Eichwald,  Zinnwald;  bei 
Carlsbad,  Franzensbad,  Mies,  Klattau,  im  Böhmerwalde  bei  Eisenstein,  am  Spitzberg,  bei 
dem  Arber-See;  bei  Kaplitz,  Hohenfurth,  Rosenberg,  Turkowitz  nächst  Krummau,  bei 
Winterberg,  Kuschwarda,  Prachatitz,  Wallern,  Eleonornhain ;  bei  Podhrad,  Gutwasser  nächst 
Budweis,  Veseli,  Schewetin,  Strakonic,  Sobieslau,  Wotic,  Sudomefic,  Hefmanicky,  Täbor, 
Stfezmif  nächst  Stupcic,  Bystf ic,  Beneschau ;  bei  Koufim,  Kolin  (auch  von  Veselsky  Mus ! 
gesammelt),  Pardubic,  Königgrätz,  Neu-BydzoAv;  Bärnwald  an  der  Adler;  bei  Hirschberg, 
Haljstein,  Weiswasser,  Parschnitz,  Nachod,  Arnau,  Alt-Paka,  Johannisbad,  Hohenelbe;  im 
Riesengebirge  in  den  Wäldern  auf  feuchtem  Torfboden  sehr  verbreitet,  so  z.  B.  bei  den 
Krausebauden  (spärlich),  Spindelmühle,  Elbfallbaude,  Schneegrubenbaude,  Petersbaude, 
Spindlerbaude,  in  den  Siebengründen,  am  Mummelfall,  bei  Wurzelsdorf,  Seifenbach, 
N.-Rochlitz,   bei  Harrachsdorf  mehrfach;   bei  Fugau  (Karl  Mus!),    Eisenbrod,  Tannwald, 


')  Dass  sowohl  in  der  freien  Natur  wie  auch  in  den  Culturen  zwischen  den  Wasser-  und 
den  Landformen  des  Zygogonium  ericetorum  Ktz.  Uebergangsformen  vorkommen,  ist  schon  von  de 
Bary  (Conjugaten  p.  80)  nachgewiesen  worden.  Dass  diese  Zygogonium-Art  unter  Umständen  auch  in 
einzellige  Palmogloea-  etc.  artige  Entwickelungszustände  übergeht,  ist  bereits  von  Kützing  hervor- 
gehoben worden  (vergl.  dessen  Tab.  phycol.  I.  p.  20,  Tab.  25). 

*)  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Centurien  der  „Flora  austro  -  hung.  exs." 
des  H.  Ilofrathes  R.  v.  Kerner  mitgetheilt  werden. 


Spirogyra.  157 


Wostromef,  Münchengrätz,  Jung-Bunzlau !  bei  Chotebor  (Bayer!);  auf  nackter  Heideerde 
bei  Reichenberg,  Friedland,  auf  Weiser  "Wiese,  Sturmhaube,  am  Rade  im  Rieseugebirge 
(Corda  als  Conferva  ericetorum  Roth  in  Sturm's  Deutsch.  Flora  II.)  •) 

77.  Gattung,  Si)iro§ryra  Link  (incl.  Rbynchonema  Ktz.  et  Sirogonium  Ktz.).  *) 

In  den  cylindrischen  Zellen  des  fadenförmigen  Thallus  ist  je  ein  oder  mehrere 
wandständige  gerade  oder  spiralig  verlaufende  Chlorophyllträger  und  ein  Zellkern  enthalten. 
Scheidewände  einfach  oder  durch  napfförmige  Einfaltung  ausgezeichnet. 

Copulation  erfolgt  entweder  zwischen  je  zwei  Zellen  zweier  nahe  liegenden  Fäden 
leiterförmig,  indem  diese  mittelst  Copulationsschläuchen  mit  einander  verwachsen  oder 
seitlich  zwischen  zwei  unmittelbar  benachbarten  Zellen  desselben  Fadens  (Rbynchonema 
Ktz.)  oder  knieföi-mig  (Sirogonium).  Zygoten  stets  innerhalb  einer  (in  der  weiblichen)  der 
beiden  conjugirenden  Zellen,  mit  glatter  oder  punctirter,  meist  braun  gefärbter  Mittelhaut, 
von  kugeliger,  eiförmiger,  elliptischer  oder  linsenförmiger  Form.  Die  fruchtbaren  Zellen 
sind  entweder  den  vegetativen  gleich  gestaltet  (cylindriscb)  oder  mehr  weniger  ange- 
schwollen (tonnenförmig). 

Bei  der  Keimung  der  Zygoten,  welche  stets  im  Wasser  erfolgt,  werden  die  Aussen- 
scbichten  der  Membran  gesprengt,  der  Inhalt  der  Zygote  streckt  sich  fadenförmig  in  die 
Länge  und  theilt  sich  zunächst  in  zwei  Zellen,  von  welchen  später  die  eine  zur  Mutter- 
zelle des  sich  entwickelnden  Fadens  wird,  die  andere  (sog.  Wurzelzelle)  bleibt  ungetheilt. 

1.  Sect.  Etispi7'og(/ra.  (Link)  nob.  Chlorophyllträger  bandförmig,  spiralig  gewunden 
[selten  fast  parallel  mit  der  Längsachse  des  Fadens  verlaufend].  Copulation  leiterförmig 
oder  seitlich  [beide  Arten  der  Conjugation  nicht  selten  auf  einem  und  demselben  Faden 
auftretend  %  Die  beiden  copulirenden  Zellen  meist  gleich  gross,  seltener  ist  die  eine  (die 
weibliche)  etwas  grösser  (länger)*).  Copulationsschläuche  meist  deutlich  entwickelt. 

1.  Subsect.  Conjugata  (Vauch.)  nob. 

a)  Vegetative  Zellen  mit  einfachen  Scheidewänden,  a)  Zellen  mit  einem  (selten 
mit  2)  Chlorophyllträger,  Zygoten  mit  glatten  Membranen,  ')  kugelig,  elliptisch  eiförmig 
oder  polymorph. 

261.  S.  gracilis  (Hass.)  Ktz.  ampl.  [incl.  S.  parva  (Hass.)  Ktz.].  Veget.  Zellen 
8  bis  21  II  dick,  2  bis  lOmal  so  lang,  mit  einem  Chlorophyllträger  von  V2  ^is  S'^ 
Umgängen;  fruct.  Zellen  massig  angeschwollen,  nicht  kürzer  als  die  veget.  Zygoten,  oval 
oder  elliptisch,  20  bis  30  n  dick,  1  bis  3raal  so  lang. 

a)  gentdna  (Hass.)  Krch.  [S.  gracilis  (Hä:ss.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  18,  Petit 
Spirogyra  T.  3].  Fäden  zu  losen,  heigrünen  schwimmenden  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen 
13*5  bis  21  n  dick,  3  bis  5mal  so  lang.  Chlorophyllträger  mit  '/a  ^^^  ^V«  Umgängen. 
Zygoten  bräunlich,  l)is  30  ft  dick,  2  bis  3mal  so  lang. 

b)  ßavescens  (Hass.)  Rbh.  [S.  flavescens  (Hass.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  18, 
Petit  Spirogyra  T.  3].  Fäden    gelblichgrün.  Veget.    Zellen  11  bis  13  fi  dick,   3  bis  4mal 


')  Conferva  didyma  Corda  in  Sturm's  Deutsch.  Flora  II.  Abth.  au  den  Wurzeln  der 
Wasserlinse  bei  Prag  von  Corda    beobachtet,  ist    nicht    mit  Zygogonium  didymum  Rbh.  ideutisch. 

^)  Bei  der  Bearbeitung  der  Gattung  Spirogyra  hat  der  Verfasser  die  in  Rabeuhorst's 
„Flora  europaea  algarum",  II.  und  Kirchuer's  „Algen  v.  Schlesien"  angeführten  Arten-Diagnosen 
nachPetit's  „Spirogyra  etc."  1880,  Gay's  „Conjuguees",  1884,  Cleve's  „Algfamiljeu  Zygnemaceae"  1868, 
Wittrock's  und  Nordstedt's  „Algae  exsiccatae".  P.  Reinsch's  „Die  Algenllora"  1867,  und  auf  Grund 
eigener  Untersuchungen  erweitert.  Auf  Cooke's  systematische  Eintheilung  der  Gattung  Spirogyra 
vergl.  dessen  Werk  „British  fresh-water   algae"   ist  hingegen   nicht  Rücksicht  genommen  worden. 

')  Vergl.  Petit's  „Observations  critiques  sur  les  genres  Spirogyra  et  Rbynchonema"  1874. 

*)  Vergl.  Bennet's  „Reproduction  of  the  Zygnemaceae"  1884. 

')  S.  punctata  Cleve  und  S.  velata  Nordst.,  deren  Zygoten  mit  punktirter  Mittelhaut  ver- 
sehen sind,  wurden  in  Böhmen  bisher  nicht  beobachtet. 


J58  Spirogyra. 


SO   lang,    Chlorophyllträger   mit    1  bis  3  Umgängen.   Zygoten  bräunlich,  etwa  20  fi  dick, 
iVjmal  so  lang. 

c)  longearticulata  (Hilse)  Rbli.  Veget.  Zellen  5  bis  lOmal  so  lang  als  breit, 
sonst  wie  a). 

d)  parva  (Hass).  Cleve  ^)  [S.  pai-va  (Hass.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  18].  Veget. 
Zellen  8*5  bis  10  /»  dick,  bis  4V3mal  so  lang,  Chloropliyllbaud  mit  2^/2  bis  .8  Umgängen. 
Zygoten  etwa  10  n  dick,  bis  3mal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Tümpeln,  Teichen,  Wassergräben  in  grösserer 
Menge  auftretend,  seltener  vereinzelt  unter  andern  Algen  (4 — 9).  a)  In  den  Teichen  bei 
Bfve  nächst  Hostiwic;  bei  Dymokur,  Pardubic,  Köuiggrätz,  Hirschberg;  bei  Saidschitz 
nächst  Billn,  in  den  Tümpeln  an  der  Eger  bei  Laun,  bei  Franzensbad;  Lomnic,  Wittingau; 
Veseli,  Plana  nächst  Täbor  bei  Bfeznic,  Picin  und  Bradkowic  nächst  Pfibram  b),  in 
Tümpeln  an  der  Moldau  bei  der  Kaisermühle  und  Hlubocep,  bei  Libnowes  an  der  Cidlina, 
Hirschberg  und  bei  Olbramowic  nächst  Wotic;  c)  im  Heideteich  bei  Hirschberg,  in  den 
Tümpeln  an  der  Elbe  bei  Raudnitz  und  Lobositz;  d)  in  den  Tümpeln  an  der  Eger  bei 
Laun;  bei  Rosenberg  und  Hohenfurth! 

262.  S.  communis  (Hass.)  Ktz.  ampl.  [iucl.  S.  mirabilis  (Hass).  Ktz.]  Fäden  zu 
lebhaft  grünen,  fruct.  gelbbräunlichen  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  18  bis  27  ft  dick, 
7,  bis  6mal  so  lang,  mit  einem  breiten  Chlorophyllträger  von  2  bis  7  Umgängen.  Fructif. 
Zellen  nicht  oder  leicht  angeschwollen.  Zygoten  eiförmig  oder  elliptisch,  etwa  19  bis  23 
ft  dick,  2  bis  3mal  so  lang. 

a)  genuina  (Hass.)  Krch.  [S.  communis  (Hass.)  Ktz.  Tab.  pliycol.  V.  T.  19, 
Petit  Spirogira  T.  5.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  364 !  incl.  Rhynchonema  reversum 
Ktz.]  Veget.  Zellen  19  bis  25  ft  dick,  3  bis  5mal  so  lang.  Chlorophyllträger  mit  l'/j 
bis  4  Umgängen.  Fructif.  Zellen  nicht  angeschwollen.  Zygoten  elliptisch  19  bis  23  ^  dick, 
2  bis  3mal  so  lang. 

b)  suhtilis  (Ktz.)  Rbh.  [S.  subtilis  Ktz.  Tab.  pliycol.  V.  T.  19].  Veget.  Zellen 
'/a  bis  'I^l^mdl  so  lang  als  breit,  sonst  wie  a). 

c)  mirabilis  (Hass.)  Krch.  [S.  mirabilis  (Hass.)  Ktz.  Tab.  Phycol.  V.  T.  19, 
Petit  Spirogyra  T.  3,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  543].  Veget.  Zellen  18  bis  27  /tt 
dick,  6  bis  lOmal  so  lang,  Chlorophyllträger  mit  4  bis  7  Umgängen.  Fruct.  Zellen  meist 
leicht  angeschwollen.  Dauerzellen  [Parthenosporen  vergl.  Lagerh.  in  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  543]  24  bis  27  ft  dick,  1^2  bis  2mal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Gräben,  Teichen,  wie  vor.  (4 — 9).  a)  In  der 
Umgebung  von  Prag  bei  Kuchelbad,  Okof  a),  in  Teichen  bei  Jesenic,  Bfve  nächst  Hostiwic, 
Swolenowes  in  Sümpfen  bei  Vysocan ;  im  Suchomasterthale  bei  Königshof,  bei  Strancic ;  bei 
Pardubic,  Königgrätz,  Neu-Bydzow,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Weisswasser,  Hirschberg ;  bei 
Podersam,  Tschausch  nächst  Brüx,  Saidscliitz  nächst  Bilin,  Frauzensbad ;  bei  Pfibram,  Bfeznic, 
Protivln,  Veseli,  Schewetin,  Podhrad  nächst  Budweis ;  bei  Eisenstein,  Plana,  Hefmanicky, 
Sudomefic  b),  Täbor!  bei  Pilsen  [Hora,  Flora  v.  Pilsen,  p.  12];  b)  im  sog.  Libusa-Bad 
bei  Pankrac  nächst  Prag,  in  Teichen  bei  Kunratic;  bei  Neu-Straschitz,  bei  Bystfic  nächst 
Beneschau,  Stfezmif  nächst  Stupcic,  bei  Sobieslau,  Pisek,  Veseli,  Lomnic,  Wittingau;  bei 
Tannwald!    c)  bei  Neu-Straschitz,  Stfezmif  nächst  Stupcic! 

263.  S.  affinis  (Hass.)  Petit  Spirogyra  T.  3.  [Rhynchonema  affine  Ktz.  Tab. 
phycol.  V.  T.  33]')  Veget.  Zellen  27  bis  30  ii  dick  [nach  Rbh.  blos  11—12  /[*],  1  bis 
3mal  so  lang,  mit  einem  Chlorophyllträger  von  1 — 3V2  Umgängen.  Copulation  erfolgt  in 
der  Regel  seitlich  zwischen  zwei  benachbarten  Zellen  [Rhynchonema  Ktz.].  Fructif.  Zellen 


')  Schon  Cleve  (Algfamiljen  Zygnemaceae  1868,  p.  19  u.  20)  hat  S.  parva  und  S.  flaves- 
cens,  wie  später  auch  lürchner  (1.  c.  p.  121)  mit  S.  gracilis  vereinigt. 

*)  Nach  Kirchner  (Algenttora  p.  117)  ist  auch  Rhynchonema  malleohim  Ktz.  eine  Form 
von  S.  affinis,  nach  Petit  (Spirogyra  p.  17)  gehört  es  aber  /u  S.  cataeuaeformis  (Hass.)  Ktz. 


Spirogyra.  159 


massig  angeschwollen,   nicht  kürzer  als  die  vegetativen.  Zygoten  kugelig-elliptisch,  30  bis 
33  (i  dick,  1  bis  l^/jmal  so  lang. 

In  stagnireuden  Gewässern,  Bächen,  Wassergräben  in  Wäldern  (5 — 8).  Bei  Podoli 
nächst  Wotic  !  bei  Schluckenau,  [Karl  Rbh.  Kryptfl.  205]. 

264.  S.  polymorpha  Krch.  [S.  mirabilis  b)  inaequalis  Spree  in  Rbh.  Flora  europ. 
alg.  II.  p.  236.].  Veget.  Zellen  22  bis  30  ;t  dick,  2  bis  llmal  so  lang,  mit  einem  Chloro- 
phyllträger von  3  bis  10  oder  mit  2  von  1  bis  3V2  Umgängen.  Fructif.  Zellen  massig 
angeschwollen,  26  bis  43  }i  dick,  2V2  bis  6mal  so  lang.  Zygoten  von  unregelmässiger  nicht 
gleich  bleibender  Form. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  (5 — 8).  So  unter  Algen  aus  der  nächsten  Um- 
gebung von  Prag  in  grösserer  Menge! 

265.  S.  longata  (Vauch.)  Ktz.  ampl.  Fäden  zu  hellgelbgrünen,  sehr  schleimigen 
Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  22  bis  36  ft  dick,  2  bis  12mal  so  lang,  mit  einem  breiten 
Chlorophyllträger  von  2 — 5  Umgängen.  Fruct.  Zellen  nicht  angeschwollen,  meist  kürzer 
als  die  veget.  Zygoten  elliptisch  oder  länglich  eiförmig,  18  bis  28  fi  dick,  1^2  bis  2^2 
mal  so  lang  als  breit,  bräunlich. 

a)  genuina  (Vauch.)  Krch.  [S.  longata  (Vauch.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  20,  Petit 
Spirogyra  T.  5.]  Veget.  Zellen  24  bis  36  /u.  dick,  3  bis  lOmal  so  lang,  Chlorophyllträger 
mit  2  bis  5  Umgängen.. 

b)  elongata  Rbh.  [S.  longata  Cram.  et  Br.  in  Rbh.  Alg.  exs.  No.  1480]  Veget.  Zellen 
22   bis   24   ft  dick,  4  bis  12mal  so  lang,   fructif.    Zellen    kaum    2mal  so  lang  als  breit. 

c)  reversa  (Hass.)  Krch.  [Rhynchonema  reversum  (Hass.)  Ktz.]  Veget.  Zellen 
24  bis  32  (i  dick,  2mal  so  lang.  Chlorophyllträger  meist  mit  2V2  Umgängen.  Copulation 
seitlich.  Zygoten  elliptisch,  etwa  28  (i  dick,  2 — 2'^l^mal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Wassergräben,  Tümpeln,  u.  ä.  (4—8).  a)  In  Tümpeln 
an  der  Moldau  bei  Hlubocep  (auch  b),  bei  Radotiu,  Srbsko  nächst  Beraun ;  in  den  Sümpfen 
bei  Ouzic  nächst  Kralup,  bei  Kolin  auch  b),  Libnowes  an  der  Cidlina,  bei  Saidschitz  nächst 
Bilin;  bei  Klattau,  Lomnic,  Wittingau,  Picin  nächst  Pribram! 

266.  S.  porticalis  (Müll.)  Clev.  ampl.  [incl.  S.  Jürgensii  Ktz.]  Fäden  zu  gelb-  bis 
bräunlichgrüulichen,  schlüpferigen,  öfters  weit  ausgebreiteten  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen 
24  bis  48  fi  dick,  IV2  bis  6mal  so  lang,  mit  einem  Chlorophyllträger  von  2 — A^j.^  Um- 
gängen. Fructif.  Zellen  nicht  oder  wenig  angeschwollen.  Zygoten  kugelig  oder  eiförmig, 
30  bis  42  [i  dick,  1  bis  2mal  so  lang. 

a)  genuina  (Müll.)  Ki-ch.  [S.  porticalis  (Müll.)  Clev.  Zygnemaceae  T.  5,  Petit 
Spirogyra  T.  5.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  363!  S.  quinina  Ktz.  Tab.  phycol.  V. 
T.  22].  Fäden  sehr  schlüpferig.  Veget.  Zellen  30  bis  48  ^i  dick,  IV2  bis  6mal  so  lang, 
mit  einem,  selten  zweien  Chlorophyllträgern  von  3 — 4,  seltener  bis  7  Umgängen.  Zygoten 
42  ^  dick,   l'/omal  so  lang. 

b)  Jürgensii  (Ktz.)  Krch.  [S.  Jürgensii  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  19,  Petit  Spiro- 
gyra T.  5.]  Fäden  lebhaft  grün,  weniger  schlüpferig.  Veget.  Zellen  24  bis  30  ^  dick, 
2  bis  5mal  so  lang.  Chlorophyllträger  mit  2 — 4  Umgängen.  Zygoten  etwa  30  fi  dick, 
bis  2mal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen,  Wassergräben  u.  ä.  in  der  Ebene 
und  im  Vorgebirge  in  beiden  Formen  (besonders  a)  sehr  verbreitet  auch  noch  im  Hoch- 
gebirge stellenweise  massenhaft  (3 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  nicht  selten,  so  in 
einem  Bassin  im  k.  k.  botau.  Garten  am  Smichow^,  in  den  Tümpeln  au  der  Moldau  bei 
Hlubocep,  Hodkowicka,  Branik,  Troja  u.  a.,  im  Teiche  bei  Hloubetiu,  Kuchelbad,  Kunratic, 
Hrdlofez,  bei  St.-Prokop  mehrfach,  Radotin,  im  Chotec-Thale ;  bei  Karlstein,  Beraun, 
Mofin,  im  Suchomasterthal  bei  Königshof;  bei  Brnky  und  Podmorän  nächst  Roztok, 
„V  mocidlech"  gegenüber  Podmoräü,  Libsic;  bei  Kralup,  Ouzic,  Raudnitz,  Rowne,  Le^t- 
meritz,  Lobositz,  Sulowic ;  bei  Hof  in  nächst  Melnik,  Elbe-Kostelec,  Pai-dubic,  Chlumec  an 


160  Spirogyra. 


der  Cidlina,  Holic  (Cenek  Mus!),  Königgrätz,  Neu-Bydzow;  bei  Dymokur,  Wrutic,  München- 
grätz,  Wostromef,  Aruau,  Eisenbrod  b),  Tanuwald  b),  Näcliod;  im  Riesengebirge  bäufig 
(meist  b),  so  bei  den  Krausebauden,  Spindelmühle,  unter  dem  Eibfall,  Pantscbefall,  bei 
der  Petersbaude,  in  den  Siebengründen,  am  Mummelfall,  bei  Harrachsdorf,  Wurzelsdorf 
a)  und  b) ;  bei  Fugau  (Karl  Mus !),  im  Schlossgarten  in  Teplitz,  bei  Eichwald,  Osseg,  Klo- 
stergrab, Kaadeu,  Falkenau,  Dux,  Brüx,  Carlsbad  in  Gräben  an  der  Tepl  u.  a.,  bei  Jech- 
uitz  a),  Podersam  a)  und  b),  Kolleschowitz  nächst  Rakonitz,  Swolehowes,  Schlan,  bei 
Franzensbad,  Mies;  bei  Bystfic,  OlbramoAvic  nächst  Wotic,  Sudomefic,  Hefmanicky,  Ho- 
fowic,  Pfibram,  Bradkowic,  Picin,  Bfeznic,  Protivln,  Podhrad,  Budweis,  Wodnian,  Stra- 
konic,  Schewetin  a)  und  b),  Veseli,  Sobieslau,  Lomnic,  Wittingau,  Krummau,  Ebenau, 
Rosenberg,  Hohenfurth;  bei  Eisenstein  am  Spitzberg  im  Böhmerwalde,  bei  Winterberg, 
Kuschwarda,  Prachatitz ;  bei  Neuhaus  (Studnicka  jun. !),  Pisek,  Plana,  Täbor,  Sträncic, 
Kocerad,  Sazawa,  Pfestawlk,  Woznic,  Dobfis  a)  und  b),  bei  fiican  und  Bfezi  a)  und  b) ! 

267.  S.  arcta  (Ag.)  Ktz.  arapl.  Fäden  zu  dunkelgrünen  Rasen  vereinigt.  Veget. 
Zellen  14  bis  42  /i  dick,  V2  ^is  bis  ö'/amal  so  lang,  mit  einem  breiten  Chlorophyllträger 
von  1  bis  6  Umgängen.  Fructif.  Zellen  bauchig  angeschwollen,  nicht  kürzer  als  die  veget. 
Zygoten  eiförmig-elliptisch  oder  rundlich-eiförmig. 

a)  genuina  (Ag.)  Krch.  [S.  arcta  (Ag.)  Ktz.  Tab.  pliycol.  V.  T.  21].  Veget.  Zellen 
30  bis  36  ft  dick,  eben  so  lang  oder  etwas  länger;  Chlorophyllträger  von  3  bis  3^/2  Um- 
gängen; var.  /3)  torulosa  (Ktz.)  Rbh.  (S.  torulosa  Ktz.  Tab.  pliycol.  V.  T.  20).  Veget. 
Zellen  oft  mit  bauchig  aufgetriebener  Seitenwand,  etwa  35  ft  dick,  fast  ebenso  lang.  Chloro- 
phyllträger mit  1 — 1^2  Umgängen.  Dauerzellen  (Parthenosporen)  häufig. 

b)  nodosa  (Ktz.)  Rbh.  [S.  nodosa  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  20].  Veget.  Zellen 
bauchig  aufgetrieben,  bis  42  fi  dick,  1  bis  2mal  so  lang,  sonst  wie  a). 

c)  ulotrichoides  (Ktz.)  Rbh.  [S.  ulotrichoides  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  21,  S.  arcta 
d)  abbreviata  Rbh.].  Veget.  Zellen  bis  38  (i  dick,  meist  V2  so  lang.  Chlorophyllträger  mit 
l'/j  bis  2  Umgängen. 

d)  cataenaeformis  (Hass.)  Krch.  [S.  cataenaeformis  (Hass.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V. 
T.  19,  incl.  Rhynchonema  malleolum  Ktz.  et  R.  angulare  Ktz.  *)  Tab.  phycol.  V.  T.  34, 
Wittr.  et.  Nordst.  Alg.  exs.  No.  656!].  Veget.  Zellen  14  bis  27  fi  dick,  1  bis  ö'/amal  so 
lang.  Chlorophyllträger  von  IV2  l^is  6  Umgängen.  Fructif.  Zellen  bis  30  ft  dick.  Copu- 
lation  meist  seitlich.  Zygoten  etwa  30  fi  dick,  2  bis  2*/2mal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  Teichen  u.  a.  ziemlich  selten  (5 — 9).  So  bei 
Elbe-Kostelec,  Jung-Bunzlau,  Täbor,  Lomnic  nächst  Wittingau!  bei  Schluckenau  a),  (Karl 
Rbh.  Kryptfl.  p.  208).  c)  In  kleinen  Tümpeln  bei  Brnky  gegenüber  Roztok;  im  Chotec- 
Thalc,  in  den  Tümpeln  an  der  Elbe  bei  Kostelec  a.  E.,  bei  Raudnitz,  Lobositz ;  bei 
Vrutic  a),  Turnau ;  Lomnic  nächst  Wittingau  und  Horazd'owic ;  d)  bei  Ouzic  nächst  Kralup 
in  der  var.  malleola  (Ktz.)  Petit,  ebenso  bei  Hefmanicky,  var.  angularis  (Hass.)  Pet.  in 
den  Schanzgräben  von  Prag ;  in  der  t}q)ischen  Form  auch  im  sog.  Libusa-Bade  nächst  Prag ! 

268.  S.  varians  (Hass.)  Ktz.  ampl.  [incl.  Rhynchonema  Woodsii  Ktz.  et  R.  ab- 
breviatum  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  34.  nach  Petit  Spirogyra  p.  19.  *)  T.  4].  Fäden  zu 
schmutziggrünen  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  33  bis  47  [i  dick,  1  bis  3mal  so  lang, 
mit  einem  Chlorophyllträger  von  l'/a  l>is  3  Umgängen.  Fructif.  Zellen  blos  auf  einer,  die 
übrigen  veget.  Zellen  auf  beiden  Seiten  massig  angeschwollen.  Copulation  oft  seitlich.  Co- 
pulationsfortsätze  verlängert.  Zygoten  elliptisch  oder  eiförmig,  33  bis  38  [i  dick,  l'/2  ^i^ 
2'/2raal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  selten  (5 — 8).  So  bei  Schluckenau  (Karl  Rbh. 
Flora  europ.  alg.  IH.   p,  240). 


')  Vergl.  Petit  „Spirogyra"  p.  17.  Nach  Cleve  „Zygnemaceae"  p.  20  gehört  jedoch  die 
/weite  Rhynchonema-Form  zu  S.  lougata  (Vauch.)  Ktz. 

^)  Petit  (1.  c.  p.  19)  hat  mit  seiner  S.  variaus  auch  S.  arcta  (Ag.)  Ktz.  und  alle  zu  ihr 
von  Rabeuhorst  und  Kirchner  gezogenen  Formen  (mit  Ausnahme  der  S.  cataenaeformis  [Hass.] 
Ktz.)  vereinigt. 


Spirogyra.  jßi 


269.  S.  condensäta  (Vauch.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  22,  Petit  Spirogyra  Tab.  9. 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  247!  Fäden  zu  satt  grünen  Büscheln  vereinigt,  öfters 
vereinzelt  unter  anderen  Algen.  Veget.  Zellen  48  bis  62  [i  dick,  ebenso  lang  oder  etwas 
kürzer  oder  länger,  mit  einem  breiten  Chlorophyllträger  von  1 — 4  Umgängen.  Fructif. 
Zellen  massig  angeschwollen,  nicht  kürzer  als  die  veget.  Zygoten  breit  elliptisch,  öfters 
nur  36  fi  dick,  1%  bis  2mal  so  lang. 

a)  genuina  (Vauch.)  Krch.  Veget.  Zellen  48  bis  54  y,  dick,  meist  ebenso  lang; 
Chlorophyllband  von  2 — 4  Umgängen. 

b)  Flechsign  Rbh.  (S.  Flechsigii  Rbh).  Veget.  Zellen  54  bis  62  fi  dick,  ^j  bis 
Imal  so  lang;  Chlorophyllband  mit  1  bis  2  Umgängen. 

In  stehenden  GeAvässern  wie  vor.  selten  (4 — 8).  So  in  "Wassergräben  bei  Lissa 
an  der  Elbe  b) ;  bei  Picin  nächst  Pfibram !  —  ß)  Mit  zwei  oder  mehreren  oft  sich  kreu- 
zenden Chlorophyllträgern.  Zygoten  ei-oder  linsen-förmig. 

270.  S.  irregularis  Näg.  Tab.  phycol.  V.  T.  23.  Fäden  zu  blass-  oder  schmutzig- 
grünen, wenig  schlüpferigen  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  32  bis  36  ft  dick,  3^2  bis 
7mal  so  lang,  mit  2  oder  3  schmalen,  fast  parallelen  Chlorophyllträgern  von  '/^ — 1  Um- 
gange. Fi-uctif.  Zellen  massig  angeschwollen.  Zygoten  eiförmig-elliptisch,  1^2  bis  2mal  so 
lang  als  dick. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Wassergräben  u.  ä.  wie  vor.  (5 — 8).  So  bei  Dux  u.  Brüx  ! 

271.  S.  rivularis  Rbh.  Flora  eur.  alg.  III,  p.  243,  non  Zygnema  rivulare  Hass. 
nee  S.  rivularis  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  25.  Fäden  zu  sattgrünen,  schlüpferigen  Rasen 
vereinigt.  Veget.  Zellen  36  bis  38  fi  breit,  4  bis  llmal  so  lang,  mit  2  oder  3  sich 
kreuzenden  Chlorophyllträgern  von  2'/2  bis  372  Umgängen.  Fructif.  Zellen  leicht  ange- 
schwollen. Zygoten  oval-elliptisch;  var.  ß)  minomcib.  Veget.  Zellen  24 — 27  bis  30  ft  dick, 

3  bis  6mal  so  lang,  mit  3  Chlorophyllbändern,  sonst  wie  die  typische  Form. 

An  Flussufern,  in  Bächen  zeimlich  verbreitet,  insbesondere  var.  ß)  (5 — 9).  So 
am  Ufer  der  Moldau  bei  Prag  häufig,  z.  B.  bei  Vysehrad,  Hlubocep,  bei  Troja,  Kaiser- 
mühle, bei  Pelc  und  Selc,  bei  Kunratic ;  Beraun,  Woznic,  Dobfis,  Bfeznic,  Picin,  Pfibram, 
Protivin,  Wotic,  Olbramowic,  Podoli,  Täbor,  Sudomefic,  Strakonic,  "Wodnian,  Prachatitz, 
Pisek,  Veseli,  Gutwasser  bei  Budweis,  Lomnic ;  bei  Äican,  Bfezi,  Kocerad  an  der  Sazawa ; 
bei  Kaplitz;  bei  Jechnitz  und  Kolleschowitz  nächst  Rakonitz;  bei  Neu-Straschitz,  Laun, 
im  Schlossgarteu  von  Teplitz,  bei  Saaz,  Bilin;  bei  Jung-Bunzlau,  Bakow,  Turnau,  Eisen- 
brod,  Tannwald,  Weisswasser,  Arnau,  Parschnitz,  Pardubic;  bei  Ouzic  nächst  Kralup 
spärlich ! 

272.  S.  decimina  (Müll.)  Ktz.  ampl.  [S.  decimina  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  23, 
Petit  Spirogyra  T.  8.]  Fäden  zu  schlüpferigen,  schmutziggrünen  Rasen  vereinigt.  Veget. 
Zellen  33  bis  40  ft  dick,  1  bis  4mal  so  lang,  mit  2  breiten,  sich  regelmässig  kreuzenden 
Chlorophyllträgern  (selten  nur  mit  1 — 3)  von  je  1  bis  2  Umgängen.  Fructif.  Zellen  nicht 
oder  sehr  wenig  angeschwollen.  Zygoten  fast  kugelig,  breit  eiförmig,  oder  elliptisch;  var. 
ß)  flavkans  (Ktz.)  Rbh.  [S.  flavicans  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  23].  Fäden  gelb-  bis 
bräunlichgrün,  sonst  wie  die  typische  Form ;  var.  y)  laxa  Ktz.  Chlorophyllbänder  unregel- 
mässig gewunden,  sonst  wie  die  vor. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  (4 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach, 
so  bei  Radotin,  St.  Prokop,  im  Chotec-Thal,  bei  Okof,  Beraun,  im  Suchomaster-Thale 
nächst  Königshof,  bei  Ouzic!  bei  Pilsen  in  Gräben  beim  Liticer  Bahnhofe  (Hora  Flora 
V,  Pilsen  p.  12);  bei  Kaaden  und  Falkenau! 

273.  S.  fluviatilis  Hilse.  Petit  Spirogyi-a  T.  5.  Rbh.  Alg.  exs.  No.  1476 !  Fäden 
sattgrün,    wenig   schlüpferig.  Veget.   Zellen  35    bis    40  ^  dick,    2  bis   6mal  so  lang,    mit 

4  breiten  Chlorophyllträgern  von  engen  {l\ — 2^/2)  Umgängen.  Zygoten  unbekannt. 

An  Flussufern,  Bächen  (5 — 9).  So  am  Ufer  der  Moldau  an  Holzbalken  auch  in 
der  Sraichower  Schwimmschule,  bei  Slichow  u.  a.,  ebenso  bei  Zalow  nächst  Roztok;  bei 
Carlsbad,  Laun  am  Ufer  der  Eger,  bei  Mies,  Pisek  am  Ufer  der  Wotawa,  bei  Klattau 
am  Ufer  der  Uhlawa,  bei  Hoheufurth  in  der  Badeanstalt  am  Ufer  der  Moldau! 

11 


;j  g  2  Splrogyra. 


274.  S.  adnata  (Vaucli.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  25,  Rbli.  Alg.  exs.  No.  1075! 
Fäden  lebhaft  grün  in  der  Jugend  festgewachsen,  später  auch  frei  schwimmende  Rasen 
bikleud.  Veget.  Zellen  40  bis  45  fi  dick,  1  bis  3mal  so  lang,  mit  2  Chlorophyllträgern, 
yQji  je  3 — 4  dicht  gedrängten  Umgängen,  mit  dicker,  geschichteter  Zellhaut.  Fructif. 
Zellen  massig  angescliwoUen.  Zygoten  eiförmig-elliptisch. 

Am  Ufer  von  Flüssen,  Bächen,  Teichen  etc.,  meist  auf  Steinen  festsitzend  (5 — 9). 
So  am  Ufer  der  Moldau  unter  dem  Vysehrader-Felsen  bei  Prag  und  in  Bächen  bei 
Kaplitz  in  Südböhmen! 

275.  S.  dubia  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  24.  Fäden  zu  sattgrünen,  sehr  schleimigen 
Watten  vereinigt.  Veget.  Zellen  40  bis  50  fi  dick,  1^2  bis  3mal  so  lang,  mit  2 — 3 
Chlorophyllträgeru  von  je  2 — 3  Umgängen,  mit  dünner  Zellhaut.  Fructif,  Zellen  massig 
angeschwollen.  Zygoten  breit  elliptisch,  IV2  l^is  l'/^mal  so  lang,  bräunlich;  var.  ß)  lon- 
gearticulata  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  25.  Veget.  Zellen  bis  5mal  so  lang  als  breit,  sonst 
wie  die  tyi^ische  Form. 

In  sumpfigen  GcAvässern,  Wassergräben,  Tümpeln,  Lachen  u.  ä.  (5 — 9).  In  der  Um- 
gebung von  Prag  nicht  selten,  so  in  den  Schanzgräben,  auf  der  Smichower  Schwimmschule, 
bei  Kuchelbad,  Branik,  Hrdlofez,  u.  a. ;  bei  Roztok,  Neratowic,  Raudnitz,  Lobositz,  Kolle- 
schowitz  nächst  Rakonitz ;  bei  Weisswasser  auch  var.  /3,  Dymokur,  Kfinec,  Königgrätz, 
Neu-Bydzow;  bei  Turnau,  Alt-Paka,  Münchengrätz,  Jung-Buuzlau,  Vrutic,  Vsetat,  bei  Beraun, 
Pürglitz,  Dobfis,  Pfibram,  Bfeznic,  Bradkowic,  Hofowic,  Kaplitz;  bei  Woduiau,  Veseli, 
Sobieslau,  Bystfic  nächst  Beneschau,  Rican,  Bfezi! 

276.  S.  subaequa  Ktz.  Phycol.  germ.  1845,  p.  223.  Tab.  phycol.  V.  T.  26.  [S. 
bellis  (Hass.)  Crouan,  Cleve  Zygnemaceae  T.  3,  Petit  Spirogyra  T.  10.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  65. !  incl.  Rhyuchonema  rostratum  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  34  nach  Cleve 
1.  c.  p,  19]  Rasen  dunkel-  oder  olivengrüu,  sehr  schleimig;  veget.  Zellen  60  bis  80  ft 
dick,  1  bis  3mal  so  lang,  mit  5 — 6  Chlorophyllträgern  von  Vs  bis  1  Umgange  [seltener 
verlaufen  sie  fast  gerade].  Fructif.  Zellen  angeschwollen  und  kürzer  als  die  veget.  Zygoten 
bräunlich,  linsenförmig,  rundlich    oder    elliptisch,    57  bis  60  ft  dick,    84  bis  90  fi  lang. 

In  stehenden  GcAvässern,  Teichen,  Tümpeln  wie  vor.  (4 — 9.)  In  der  Umgebung  von 
Prag  mehrfach,  so  im  Teiche  bei  Kuchelbad,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Hlubocep, 
Troja  u.  a.,  in  Teichen  bei  Okof;  bei  Neratowic,  Lisa,  Zizelic  nächst  Chlumec  au  der 
Cidlina ;  bei  Pisek ;  in  Teichen  bei  Jechnitz  und  bei  Kolleschowitz  nächst  Rakonitz ! 

277.  S,  majuscula  Ktz.  [incl.  S.  orthospira  (Xäg.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  p.  8, 
Petit  Spirogyra  T.  10].  Rasen  blass-schmutzig  oder  bräunlichgrün.  Veget.  Zellen  54  bis 
72  [i  dick,  2  bis  lOmal  so  lang,  mit  3  bis  10  geraden  oder  scliwach  spiralig  gewundenen 
Chlorophyllträgern.  Fructif.  Zellen  schwach  angeschwollen,  kürzer  als  die  veget.  Zygoten 
linsenförmig,  im  Umrisse  rundlich  oder  elliptisch  (je  nach  der  Lage),  bräunlich,  etwa  48  /» 
dick,   72  II  lang. 

a)  geninna  (Ktz.)  Krch.  S.  majuscula  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  26,  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  64!).  Veget.  Zellen  54  bis  62  ^  dick,  bis  lOmal  so  lang,  mit  3 — 5 
(seltener  mehreren)  geraden  oder  schwach  gewundenen  Chlorophyllträgeru.  Fructif.  Zellen 
2^2  bis  4mal  so  lang  als  breit. 

b)  hrachymeres  (Stiz.)  Rbh.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  655 !  Veget.  Zellen 
63  bis  72  (i  dick,  2^4  bis  4^/4  so  lang,  mit  5  bis  10  (oft  ganz  geraden)  Chlorophyll- 
trägeru von  V3  bis  ■■'/j  Umgängen.  Fructif.  Zellen  angeschwollen  [73  bis  90  fi  dick, 
l'|4  bis  2^/4   so  lang].  Zygoten  etwa  46  bis  52  ft  dick,  Gß  bis  78  /w.  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Lachen,  Tümpeln  wie  vor.  (5 — 9).  So  bei  Dux;  in 
Elbetümpeln  bei  Celakowic  und  Neratowic,  bei  Zizelic  an  der  Cidlina,  Hirschberg ;  Lomnic 
bei  Wittingau  b);    bei  Jesenitz  nächst  Rakonitz  b)! 

278.  S.  neglecta  (Hass.)  Ktz.  [Zygnema  ncglcctum  Hass.]  Petit  Spirogyra  T.  9. 
Fäden  gelbgrüu.  Veget.  Zellen  54  bis  65  fi  dick,  1  bis  5mal  so  lang,  mit  3  wenig  und 
kleine  Stärkekörner  enthaltenden  Chlorophoren  von  1  bis  2^j^  Umgängen;   fructif.  Zellen 


Spirogyra.  jg3 


an  der  Stelle  wo  die  Zygote  liegt,  wenig  angeschwollen ;  Zygoten  meist  eiförmig  an  beiden 
Enden  abgerundet,    54  bis  60  ft   breit,  ^/^    bis    Imal  so  lang  als  breit,    reif  olivenbraun. 
In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  meist  unter  anderen  Spirogyren  (5 — 7).  So  bei 
Prag  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthore ! 

279.  S.  nitida  (Dillw.)  Link.  [S.  princeps  (Vauch.)  Cleve  Zygnemaceae  T.  1, 
Petit  Spirogyra  T.  10,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  63,  542 !]  Tab.  phycol.  V.  T.  27. 
Fäden  zu  gx'ossen  satt-  oder  dunkelgrünen,  glänzenden,  sehr  schleimigen  Rasen  vereinigt. 
Veget.  Zellen  54  bis  78  (seltener  bis  110)  ft  dick,  1  bis  3mal  so  lang,  mit  3  bis  5 
ziemlich  breiten,  eng  an  einander  liegenden  Chlorophyllträgern  von  1 — l7a  Umgängen 
(seltener  sind  sie  fast  gerade).  Fructif.  Zellen  wenig  angeschwollen,  so  lang  wie  die  veget. 
Zygoten  elliptisch,  etwa  60  bis  90  (i  dick,  1  bis  2mal  so  lang.  Chlorophyllbänder  sehr 
zusammengedrängt. 

In  stehenden  und  langsam  fliessenden  Gewässern,  Tümpeln,  Lachen,  Wassergräben 
u.  ä.  wie  vor.  (4 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  in  den  Tümpeln  an  der 
Moldau  bei  Troja,  Hlubocep  u.  a.,  im  Teiche  bei  Hloubetin,  bei  Kuchelbad,  Hrdlofez, 
im  Chotecthale,  bei  Radotin,  focan,  Podmoräü  nächst  Roztok;  bei  Mofin  nächst  Karlstein, 
Rakonitz,  Kocerad  an  der  Sazawa;  Pfibram,  Bfeznic,  Protivin,  Pisek,  Strakonic,  Wodnian! 
bei  Pilsen  in  den  Steinbrüchen  in  Kosutka  und  bei  Kfimic  (Hora,  Flora  v.  Pilsen,  p.  12) ; 
bei  Kolin,  Königgrätz,  Neu-Bydzow,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Jung-Bunzlau,  Vrutic,  Vsetat ; 
bei  Neu-Straschitz,  Laun,  Podersam! 

280.  S.  setiformis  (Roth)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  28,  Petit  Spirogyra,  T.  11, 
Cleve  Zygnemaceae  T.  1  ?  Wittr.  et.  Nordst.  Alg.  exs.  No.  747 !  Fäden  zu  schleimigen 
satt-  oder  bräunlichgrünen  Flocken  vereinigt.  Veget.  Zellen  86  bis  110  ^  dick,  •)  1  bis 
fast  2mal  so  lang,  meist  mit  4  breiten  Chlorophyllträgern,  von  ^2  ^^^  1  Umgange  und 
dicker,  oft  geschichteter  Zellhaut.  Fructif.  Zellen  nicht  angeschwollen.  Zygoten  elliptisch, 
96  bis  100  fi  dick. 

In  stagnirenden  Gewässern  wie  vor.,  öfters  auch  vereinzelt  unter  andern  Spiro- 
gyren (5—9).  So  im  sog.  Libusa-Bade  bei  Pankrac,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic  und  bei 
Radotin  nächst  Prag,  bei  Zizelic  nächst  Chlumec,  Königgrätz !  bei  Marienbad  (Rabenhorst), 
Schluckenau  (Karl  Rbh.  Flora  eur.  alg.  III.  p.  246),  Reichenberg  (Langer  als  S.  nitida 
Müll.  Mus !),  bei  Neuhaus  (Studnicka  juu. !),  Wodnian,  Bfeznic  nächst  Pfibram ! 

281.  S.  crassa  Ktz.  ampl.  (incl.  S.  maxima  [Hass.]  Wittr.  [S.  oi'bicularis  (Hass.) 
Ktz.]).  Fäden  robust  zu  gelblich-  oder  schmutziggrünen,  später  auch  gelbbraunen,  nicht 
schleimigen  Watten  vereinigt.  Veget.  Zellen  77  bis  160  ft  dick,  ^/j  bis  2mal  so  lang, 
mit  4  bis  7  (seltener  mehreren)  breiten  Chlorophyllträgern  von  V2  bis  1  Umgange  (sel- 
tener sind  sie  fast  gerade),  mit  ziemlich  dicker,  nicht  geschichteter  Zellhaut.  Zygoten 
linsen-  oder  eiförmig,  flach  76  bis  96  (i  dick,  110  bis  144  ft  laug,  braun,  mit  dicker 
Membran. 

a)  genuina  (Ktz.)  Krch.  [S.  crassa  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  28,  Petit  Spirogyra 
T.  12].  Veget.  Zellen  120  bis  156 /i  dick,  Vo  bis  2mal  so  lang;  Zygoten  flach  eiförmig ; 
var.  ß)  Beeriana  (Näg.)  Rbh.  (S.  Heeriana  Näg.  Tab.  phycol.  V.  T.  28).  Veget.  Zellen 
l'/a  ^318  2mal  so  lang  als  breit,  sonst  wie  die  typische  Form. 

b)  maxima  (Hass.)  nob.  (S.  maxima  (Hass.)  Wittr.,  S.  oi'bicularis  (Hass.)  Ktz. 
Tab.  phycol.  V.  T.  27.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  460,  540,  659,  745,  746  ! 
Veget.  Zellen  77  bis  160  ^  dick,  fast  ebenso  lang  oder  etwas  länger.  Zygoten  linsen- 
förmig; var.  ß)  inaequalis  (Wolle)  Nordst.  et  Wittr.  Alg.  exs.  No.  541!  [S.  setiformis 
V.  inaequalis  Wolle].  Veget.  Zellen  80  bis  125  ft  dick;  Zygoten  72  bis  120  [x  dick, 
90  bis  148  fi  lang;  var.  y)  megaspora  Lagerh.  Zygoten  140  bis  150  ^i  im  Durchm., 
ihre  Mittelhaut  mit  unebenen,  dicht  zusammenhängenden  Hervorragungen  versehen. 

In  stehenden  und  langsam  fliessenden  Gewässern,  Tümpeln,  Wassergräben,  Teichen 
u.  ä.  wie  vor.  in  der  Ebene  ziemlich  verbreitet   und  meist  massenhaft  auftretend  (6 — 9). 


")  Nach  Cleve  1.  c.  p.  15  sollen  die  Zellen  dieser  S.-Art  bis  140  ft  dick  sein. 

11* 


164 


Splrogyra. 


In  der  Umgebung  von  Pi*ag  spärlich,  so  im  grossen  Teiche  bei  Kunratic  1884!  in  Baum- 
garteu  [Opiz  Mus!],  in  den  Tümpeln  au  der  Elbe  bei  Brandeis  a.  E.,  Houska,  Kostelec 
a.  E.,  Koliu,  Raudnitz,  Lobositz  meist  b);  bei  Bfezhrad  nächst  Königgrätz,  Neu-Bydzow; 
bei  Münchengrätz  a)  und  b);  im  Jordan-Teiche  bei  Täbor,  in  den  Teichen  bei  Lomnic 
und  "Wittingau  sehr  verbreitet,  bei  Veseli,  Sobieslau,  Picin  nächst  Pfibram! 

.  2.  Subsect.  Salmacis  (Bory)  nob.  Vegetative  Zellen  mit  gefalteten  Scheide- 
wänden, a)  Zellen  mit  einem  Chlorophyllbande  [selten  mit  2  solchen].  Zygoten  mit  glatter 
Mittelhaut.  ^) 

282.  S.  tenuissima  (Hass.)  Ktz.  ampl.  (incl.   Rhynchonema    minimum  Ktz.  Tab. 
phycol.  V.  T.  33).  Fäden  meist  einzeln,  seltener  kleine   Flocken  bildend.     Veget.  Zellen 

8  bis  12  ^  dick,  4  bis  28mal  so  laug,  mit  einem  Chlorophyll- 
träger von  3  bis  ö^/j  Umgängen.  Fructif.  Zellen  an  der  Stelle,  wo 
die  Zygote  liegt  stark  angeschwollen  (bis  33 — 42  fi  dick),  nicht 
kürzer  als  die  veget.  Zygoten  elliptisch,  etwa  30  ^  dick,  2mal  so 
lang.   Die  Copulation  erfolgt  öfters  seitlich. 

a)  genuina  (Hass.)  Krch.  [S.  tenuissima  (Hass.)  Ktz. 
Tab.  phycol.  V.  T.  29,  Petit  Spirogyra  T.  1,  Cleve  Zygnemaceae 
T.  6,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  401!  Veget.  Zellen  9  bis 
12  ^  dick,  4  bis  12mal  so  lang. 

b)  Nägeln  (Ktz.)  Rbh.  [S.  Nägelii  Ktz.  Tab.  phycol.  V. 
T.  29].    Veget.  Zellen    11  bis  13  /t  dick,  10  bis  28mal  so  lang. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen  etc.  wie 
vor.  meist  a)  (3 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  nicht  häutig, 
so  in  einigen  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  der  Kaisermühle  und 
Hodkowicka;  in  den  Elbetümpeln  bei  Raudnitz,  Lobositz,  Par- 
dubic;  bei  Hirschberg,  Turnau;  bei  Dobris  und  Bfeznic  nächst 
Pfibram;  Lomnic,  Wittingau,  Schewetin  nächst  Veseli,  Sudomefic 
a),  Strakonic,  Prachatitz,  Podoli  nächst  Wotic!  bei  Pilsen  [Hora 
Flora  V.  Pilsen  p.  12]. 

283.  S.  inflata  (Vauch.)  Rbh.  ampl. ')  Petit  Spirogyra 
T.  1,  cum  synonym,  p.  7,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  463, 
545!  Fäden  zu  hellgrünen  Raschen  vereinigt.  Veget.  Zellen  13 
bis  18  II  dick,  3  bis  8mal  so  lang,  mit  einem  Chlorophyll- 
träger von  3  bis  8  Umgängen.  Fructif.  Zellen  bauchig  ange- 
schwollen, etwas  kürzer  als  die  veget.  Zygoten  elliptisch,  oliveu- 
braun,  30  bis  36  ^  dick,  bis  2mal  so  lang.  Copulation  öfters 
seitlich  [Rhynchonema  vesicatum  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  32  nach 
Krch.  Algeufl.  p.  119].  ") 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  (4 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  spärlich, 
so  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Hodkowicka,  im  Mühlteiche  bei  Kunratic;  bei 
Dymokur,  Pardubic,  Königgrätz,  Libüowes  an  der  Cidliua;  bei  Hirschberg,  Turnau,  bei 
Mies,  Bfeznic  und  Dobfis  nächst  Pfibram,  Wittingau,  Schewetin,  Veseli,  Strakonic,  Pisek, 
Täbor,  Plana,  Sudomefic,  Hefmanicky,  Podoli  nächst  Wotic,  Beraun ;  bei  Saidschitz  nächst 


Fig.  97.  Spirogyra  qua- 

drata  Hass.  Stück  eines 

copulirten  Fadenpaares, 

etwa  200mal  vergr. 


')  S.  calospora  Cleve,  deren  Zygoten  mit  puuktirter  Mittelhaut  versehen  sind,  wird  viel- 
leicht in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 

'^)  Cleve  [Zygnemaceae  p.  •l-i']  hat  diese  S.-Art  mit  der  vorgehenden  vereinigt  (als  S.  te- 
nuissima b)  inilata). 

*)  Nach  Cleve  1.  c.  p.   24   und  Petit  1.  c.  p.  7  gehören   hierher  auch  R.  Jeuneri  Ktz. 
u.  R.  dubium   Ktz.  1.  c.  T.  .S2. 


Spirogyra.  165 


Bilin,  Sulowic  nächst  Lobositz,  Chlumcau  nächst  Lauu !  in  Wassergräben  bei  Hans  Heiling 
nächst  Carlsbad  [Dr.  Nordstedt,  vergl.  Wittr.   et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  748!]. 

284.  S.  quadrata  (Hass.)  Petit  Spirogyra  T.  1.  (Rhynchonema  quadratum  Ktz. 
Tab.  phycol.  V.  T.  32).  Fäden  meist  vereinzelt  unter  anderen  Algen,  seltener  zu  grünen 
schlüpferigen  Flocken  vereinigt.  Veget.  Zellen  24  bis  33  fi  dick,  S  bis  9mal  so  lang,  mit 
1  oder  2  Chlorophyllträgern  (var.  bifasciata  Krch.)  von  1%  bis  6  Umgängen.  Fructif. 
Zellen  in  der  Mitte  sehr  angeschwollen  [nicht  bauchig,  sondern  fast  quadratisch]  48  bis 
54  ,a  dick.  Zygoten  elliptisch  oder  spindelförmig,  40  bis  48  [i  dick,  1^2  bis  2mal  so 
lang,  bräunlich.  Copulation  erfolgt  meist  seitlich. 

In  stehenden,  seltener  auch  in  langsam  fliessenden  Gewässern,  wie  vor.  (4 — 9). 
In  der  Umgebung  von  Prag  spärlich,  so  im  Mühlteiche  bei  Kunratic;  bei  Stadt  Sazawa, 
Pisek,  Lomnic,  Wittingau,  bei  Winterberg,  Kuschwarda,  Hohenfurth  (häufig),  Rosenberg, 
Krummau,  Ebenau;  bei  Eisenbrod! 

285.  S.  Weberi  Ktz.  ampl.  [incl.  Rhynchonema  intermedium  Ktz.  nach  Kirchner 
1.  c.  p.  120^)  Tab.  phycol.  V.  T.  32  et  Spirogyra  Grevilleana  (Hass.)  Ktz.].  Fäden  zu 
hell-  oder  gelblichgrünen  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  16  bis  33  (i  dick,  3  bis  IGmal 
so  lang,  mit  1  oder  2  Chlorophyllträgern  von  1  bis  9  Umgängen.  Fructif.  Zellen  nicht 
oder  leicht  angeschwollen,  nicht  kürzer  als  die  veget.  Zygoten  eiförmig  oder  elliptisch, 
26  bis  36  ft  dick.  Copulation  oft  seitlich. 

a)  gemdna  (Ktz.)  Krch.  [Tab.  phycol.  V.  T.  30,  Petit  Spirogyra  T.  1  cum 
synon.  S.  Hornschuchii  Kerst  in  Ktz.  1.  c.  T.  30  etc.].  Veget.  Zellen  16  bis  28  ft  dick, 
4  bis  16mal  so  lang,  mit  einem  Chlorophyllträger  von  2  bis  6^/2  Umgängen.  Zygoten 
etwa  26  bis  30  ft  dick;  var.  /3)  Hüseana  Rbh.  Veget.  Zellen  mit  zwei  Chlorophoren, 
sonst  wie  a). 

b)  Grevüleana  (Hass.)  Krch.  [S.  Grevilleana  (Hass.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  30. 
Petit  Spirogyra  T.  2].  Veget.  Zellen  20  bis  33  ^  dick,  3  bis  lOmal  so  lang,  mit  einem 
oder  zwei  Chlorophoren,  von  4  bis  9  Umgängen.  Zygoten  etw^a  30  bis  36  ft  dick;  var.  y) 
intermedia  (Ktz.)  Krch.  Veget.  Zellen  oft  nur  2mal  so  lang  als  breit,  Copulation  meist 
seitlich  [R.  intermedium  Ktz.],  sonst  wie  b)  ;  var.  d)  tenuis  (Rbh.)  Krch.  Veget.  Zellen 
9  bis  15  ft  breit,  meist  seitlich  copulirend  [Rhynchonema  Jenneri  Ktz.]. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben  u.  ä.  (3 — 9).  In  der 
Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  auf  der  Smichower  Schwimmschule  a),  im  Teiche  bei 
Kuchelbad  b),  im  Mühlteiche  bei  Kunratic  a)  auch  var.  j3,  im  Chotec-Thal  bei  Karlstein, 
Sazawa  b) ;  bei  Sudomefic  a),  Bfeznic  b),  Dobfis  nächst  Pfibram,  bei  Lomnic  und  Wit- 
tingau, Eisenstein  a);  bei  Rosenberg  a)  und  b);  bei  Jung-Bunzlau  b);  Kostelec  a.  E., 
Dymokur  a) ;  bei  Eichwald  nächst  Teplitz  auch  var.  y ;  bei  Jechnitz  nächst  Rakouitz ; 
var.  d)  bei  Dux! 

286.  S.  laxa  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  30,  Petit  Spirogyra  T.  2.  Fäden  zu  leb- 
haft- oder  blass-  bis  gelblichgrüneu  Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  30  bis  33  ft  dick, 
4  bis  13mal  so  lang,  mit  1  Chlorophyllträger  von  3  bis  5  gedehnten  Umgängen.  Fructif. 
Zellen  nicht  angeschwollen.     Zygoten    elliptisch,    22  bis  33  dick,    2  bis  272nial  so  lang. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Gräben  u.  ä.  (5 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag 
bisher  blos  im  Teiche  bei  Kuchelbad  ;  bei  Stadt  Sazawa !  bei  Reichenberg  [Siegmund  Rbh. 
Flora  eur.  alg.  III.  p.  235]. 

2.  Sect.  Sirogonmm  (Ktz.)  Wittr.  ^)  Chlorophyllträger  bandförmig,  meist  parallel 
mit  der  Längsachse  des  Fadens  verlaufend,  selten  ein  wenig  spiralig  gewunden.  Copulation 


')  Nach  Kirchner  [Algenfl.  p.  120]  gehören  hierher  auch  noch  R.  diductum  Ktz.  et  R. 
Jenneri  Ktz.  Erstere  R.-Form  hat  auch  Cleve  [1.  c.  p.  25]  mit  S.  Weberi  vereinigt;  dass  Cleve 
Rhynchonema  Jenneri  zu  S.  inflata  gezogen  hat,  lässt  sich  dadurch  leicht  erklären,  was  er  1. 
c.  p.  p.  24  über  den  relativen  Werth  dieser  beiden  S.-Arten  angeführt  hat.  Petit  vereinigt  dagegen 
R.  diductum  Ktz.  und  R.  vesicatum  Ktz.  mit  S.  Grevilleana  (1.  c.  p.  1 0). 

^)  Mehr  über  die  Copulation  etc.  dieser  Alge  siehe  in  de  Bary's  „Untersuchungen  über 
die  Familie  der  Conjugaten"  1858. 


166 


kiiiefönnig,    ohne    Copiilatioiisschläuclie.     Die    beiden  copulirenden  Zellen  ungleich  gross. 

Die  weibliche    oder    aufnehmende   Zelle   ist    grösser,    bauchig   aufgetrieben,  die  männliche 

oder  abgebende  kleiner,  kurz  cylindrisch;  beide  entstehen 
durch  ungleiche  Theilung  leicht  knieförmig  gegeneinander 
gebogener  Zellen,  die  durch  kurze,  stumpfe  Ausbuchtungen 
einander  berühren  und  mit  einander  fest  verwachsen.  Zygoten 
elliptisch  innerhalb  der  weiblichen  Zelle. 

287.  S.  stictica  (Engl.  Bot.)  Wittr.  ?  *)  [Sirogonium 
sticticum  (E.  B.)  Ktz.  incl.  S.  breviarticulatum  Ktz.  et  S. 
Braunii  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  4.  De  Bary  Conj.  T.  2., 
Petit  Spirogyra  T.  7,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  743 ! 
Fäden  zu  schmutzig  oder  gelbliehgrünen,  nicht  schlüpferigen 
Rasen  vereinigt.  Veget.  Zellen  40  bis  57  fi  dick  (an  ganz 
jungen  Fäden  dünner),  2  bis  5mal  so  lang,  mit  2  bis  5 
(selten  6)  Chlorophyllträgern,  einfachen  Scheidewänden  und 
ziemlich  dünner,  nicht  verschleimender  Zellhaut.  Fructif. 
Zellen  wenig  angeschwollen,  kürzer  als  die  vegetativen.  Zy- 
goten elliptisch,  mit  glatter  Mittelhaut,  bräunlich,  bis  60  fi 

eines  copulirten  Fadenpaares,      dick,  etwal^/aUial  so  lang.  ") 
etwa  120mal  vergr. 

In    stehenden    Gewässern,    Teichen,    Tümpeln    u.  ä. 

ziemlich  selten  (4 — 9).    In  der  Umgebung  von  Prag  bisher  blos  im  Mühlteiche  bei  Kun- 

ratic  im  Frühjahre  1883  mit  Hydrodictyon  reticulatum  reichlich,  im  J.   1885  Ende  März 

spärlich,    in    den    Elbetümpeln  bei  Kostelec    a.  E.    (auch    in  Exempl.    mit    30   bis  36    [i 

dicken  Zellen) ;  bei  Turnau  und  Dux  spärlich ! 


Fig.    98.    Spirogyra  stictica 
(Engl.  Bot.)  Wittr.  [Sirogonium 
sticticum  (E.  B.)  Ktz.]    Stück 


XXI.  Familie.  Desmidiaceae. 


Die  Desmidiaceeu  sind  einzellige  Algen,  welche  isolirt  oder  zu  fadenförmigen 
Familien  verbunden  sind  und  meist  stehende  Gewässer,  Teiche,  Sümpfe  etc.  bewohnen. 
Vorzugsweise  finden  sie  sich  in  Wasseransammlungen  der  Torfsümpfe,  Torfmoore  und  Torf- 
stiche, seltener  auch  auf  feuchter  Erde,  an  nassen  Felsen,  Mauern,  zwischen  Moosen 
(Mesotaeuium  Näg.  exp.)  etc.  Die  veget.  Zellen  der  Desmidiaceen  sind  von  sehr  verschie- 
dener Form,  cylindrisch,  spiudel-,  mond-,  tonnen-,  biscuit-  etc.  förmig,  häufig  in  der  Mitte 
mehr  oder  weniger  eingeschnürt  und  aus  zwei  symmetrischen  Zellhälften,  die  mannigfaltig 
ausgebuchtet  oder  gelappt  sind,  bestehend.  Chlorophyll  entweder  in  strahligen  centralständigen 
oder  plattenförmigen  axilen  oder  wandständigen,  geraden  oder  spiralig  gewundenen  Chro- 
matophoren,  die  mit  einem  oder  mehreren  Pyrenoiden  versehen  sind.  Die  Zellhaut  ist 
meist  dünn,  glatt  oder  an  der  Oberfläche  rauh  und  durch  verschiedenartige  warzen-  oder 
stachelartige  Prominenzen  ausgezeichnet ;  nicht  selten  sind  die  Zellen  auch  von  gallertigen 
Hüllen  oder  Scheiden  umgeben. 

Umgeschlechtliche  Vermehrung  erfolgt  durch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen.  Die 
beiden  Hälften  der  getheilten  Mutterzelle  ergänzen  sich  durch  Neubildung  einer  zweiten 
Hälfte  zu  der  ursprünglichen  Gestalt.*)  Bei  den  isolirt  lebenden  Desmidiaceen  bleiben  nach 
der  Theilung  die  Tochterzellen   oft  gruppenweise    durch    Gallertbildung  vereinigt.    Wo  die 


'}  In  W.  et  N.  Alg.  exs.  No.  358  schreibt  Wittrock:  „Sirogonium  ceylanicum  Wittr. 
nexum  inter  genera  Sirogonium  et  Spirogyram  efticit".  Auch  Petit  „Spirogyra  des  environs  de 
Paris",  p.  34  f.  schreibt  „Le  genre  Sirogonium  a  tant  d'  affinite  avec  le  genre  Spirogyra,  qu'  il 
parait  impossible  de  les  eloigner  1'  un  de  1'  autre". 

^)  Sirogonium  punctatum  (Cleve)  Wittr.  wird  in  Böhmen  vielleicht  noch  entdeckt  werden. 

')  lieber  das  Ergänzungswachsthum  der  durch  Theilung  entstandenen  Tochterzellen  siehe 
mehr  in  Fischer's  „Ueber  die  Zelltheüung  der  Closterien"  1883. 


I 


G-onatozygon.  167 


Tocbterzellen  nach  der  Theilung  mit  einander  fest  verbunden  bleiben,  da  entstehen  in  Folge 
der  stets  in  gleicher  Richtung  vor  sich  gehenden  Theilung  fadenförmige  Zellfamilieu. 

Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten.  Die  Copulation  findet  stets  zwischen 
zwei  freien  Zellen  statt  [beiden  fadenförmig  verbunden  Formen  erfolgt  vorher  eine  Ablösung  aus 
dem  Familienverbande].  Die  beiden  copulirenden  Zellen  umgeben  sich  gewöhnlich  mit  Gallerte 
und  sind  gegen  einander  bei  verschiedenen  Desmidiaceen  verschieden  gestellt  [bei  einigen 
liegen  die  Längsachsen  beider  copulirenden  Zellen  parallel,  bei  anderen  kreuzen  sie  sich]. 
Die  Copulationsfortsätze  entstehen  immer  am  mittleren  Theile  der  Zellen,  wobei  die  Zell- 
membran wie  beim  Beginn  der  Zelltheilung  aufreisst  und  die  beiden  Membranhälften  nach 
Bedürfniss  zurückgeklappt  werden,  um  für  den  sich  entwickelnden  Copulationsfortsatz 
Raum  zu  schaffen.  Nachdem  die  beiden  Copulationsfortsätze  mit  einander  verwachsen  sind, 
vereinigt  sich  das  in  den  Fortsätzen  vorhandene  Plasma  mit  einander,  ohne  dass  der 
protoplasmatische  Inhalt  der  beiden  Zellen  vorher  sich  zu  individuell  gestalteten  Gameten 
contrahirt  hätte.  Erst  nach  der  Vereinigung  der  beiden  Plasmamassen  im  Copulationscanale 
löst  sich  das  Plasma  der  beiden  Zellen  von  hinten  beginnend,  von  der  Mutterzellmembran 
ab,  um  sich  nach  und  nach  in  dem  ebenso  allmählich  sich  ausdehnenden  Copulationsrauni 
zu  concentriren.  So  wie  hier  alles  Plasma  unter  beständiger  Wasserabgabe  sich  vereinigt, 
umgibt  sich  dieses  mit  einer  Membran,  womit  die  Zygotenbildung  beendet  ist.  Wie  bei 
der  Copulation  so  machen  sich  auch  bei  der  Zygotenbildung  bei  einzelnen  Desmidiaceen 
habituelle  Unterschiede  geltend,  welche  meist  durch  die  Beschaffenheit  der  Membran  des 
Copulationscanales  bedingt  werden. 

Die  Zygoten  (Zygosporen)  sind  meist  mit  einer  derben  Mittelhaut,  zarter  Innen- 
und  Aussenhaut  versehen,  kugelig,  eckig,  glatt  oder  häufig  mit  Warzen,  Stacheln  u.  a. 
Protuberanzen  besetzt  und  liegen  stets  im  Copulationscanale.  Nach  einer  längeren  Ruhe- 
periode (meist  nach  Überwinterung)  entwickeln  sich  aus  den  keimenden  Zygoten,  deren 
Inhalt  nur  von  der  innersten  Lamelle  der  Zygotenmembran  umgeben  aus  der  gesprengten 
äusseren  Membran  bruchsackartig  hervortritt,  meist  zwei  Keimzellen,  von  denen  jede  sich 
weiter  theilend  den  Ausgangspunkt  neuer  Generationsreihen  bildet.  ^) 

1.  Unterfamilie.  Eiidesmidieae  nob.  [Desmidieae  filiformes  Delponte  (1873)  et 
Kirchner  (1878)]. '^)  Die  Zellen  bleiben  nach  der  Theilung  zu  fadenförmigen  oft  von  Gallert- 
scheiden umgebenen  Familien  verbunden,  meist  erst  vor  der  Copulation  sich  von  ein- 
ander trennend.  —  cc)  Chromatophoren  axil.  ') 

78.  Gattung.  Gonatozygon  D.  By. 

Der  Thallus  besteht  aus  lang  cylindrischen  oder  abgestutzt  spindelförmigen  Zellen 
ohne  Einschnürung,  diese  mit  einer  axilen,  oft  aufgesetzte  Leisten   zeigenden  Chlorophyll- 


Fig.  99.  Gonatozygon  asperura   (Breb.)  Nordst.   a)   eine  voget.  grössere 
und  b)  zwei  kleinere  copulirte  Zellen,    mit  einer  jungen  Zygote  dazwi- 
schen, 390mal  vergr. 


')  Mehr  über  die  Keimung  der  Desmidiaceen-Zygoten,  den  Copulationsprocess  etc.  siehe 
in  De  Bary's  „Untersuchungen  über  die  J^amilie  der  Conjugaten". 

^)  Bei  der  nachfolgenden  systematischen  Bearbeitung  der  Desmidiaceen  hat  der  Verf.  die 
von  Rabenhorst  in  seiner  Flora  europ.  alg.  III.  augeführten  Artendiagnosen  auf  Grund  der  in 
neuerer  Zeit  gemachten  Beobachtungen  erweitert. 

^)  Repräsentanten  der  Gatt.  Genicularia  D.  By.  mit  wandständigen,  linksgewundenen 
Chlorophyllträgern  (Chi'omatophoren)  sind  in  Böhmen  bisher  nicht  beobachtet  worden. 


168 


ECy  alobh  eoa. 


platte  zu  leicht  zerbrechlichen  Fäden  verbunden,  bei  der  Copulation  getrennt  und  knie- 
förmig  eingeknickt.  Vermehrung  durch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen  und  durch  kugelige 
Zygoten,  welche  in  einem  rasch  verschwindenden  Mittelraum  gebildet  werden. 

288.  G.  asperum  (Bröb.)  Nordst.  [G.  Brebissonii  D.  By.  Conj.  T.  4.  Docidium 
asperum  Breb.  non  G.  asperum  (Ralfs)  Rbh.  =  G.  Ralfsii  D.  By.].  Veget.  Zellen  spindel- 
förmig, an  beiden  Enden  abgestutzt,  sehr  locker  verbunden,  oft  vereinzelt,  mit  feinwarzig- 
rauher  Membran,  in  der  Mitte  6  bis  8  |»  dick,  97  bis  140  /t  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  alten  Teichen,  Tümpeln,  Waldsümpfen  u.  ä.  selten 
(5 — 9).  So  bei  Lomnic  nächst  Wittingau  unter  anderen  Desmidiaceen,  ebenso  bei  Brad- 
kowic  nächst  Pfibram ! 


79.  Gattung.  Hyalotheca  Ehrb.  (incl.  Mixotaenium  Delp.) 

Zellen  des  fadenförmigen  Thallus  kurz  cylindrisch,  oft  mit  seichter  breiter  Mittel- 
einschnürung oder  erhabenen  ringförmigen  Querriefen  nahe  den  Enden.  Fäden  meist  mit 
einer  dicken  Gallertscheide  umhüllt.  In  jeder  Zellhälfte  ein  6  bis  lOstrahliger  Chloro- 
phyllträger mit  einem  Amylonkern  (Pyrenoide).  Vermehrung  durch  veget.  Zweitheilung  der 
Zellen  und  durch  Zygoten ;  diese  letzteren  in  dem  derbw^andigen  Mittelraura  liegend,  ku- 
gelig, glatt. 

289.  H.  dissiliens  (Smith)  Br6b.  Ralfs  Desm.  T.  1,  Wolle  Desm.  T.  1.  Delp.  Desm. 
T.  1,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  369  !  Fäden  lang,  hell-  oder  schmutziggrüu,  vereinzelt  oder 

zu  freischwimmenden  Flocken  vereinigt,  mit  wellig  gekerbtem  Rande, 
in  einer  farblosen,  dicken  Gallertscheide  liegend.  Veget.  Zellen 
ohne  Gallertscheide,  22  bis  36  [i  breit,  ungefähr  halb  so  (12  bis 
17  /it)  lang,  in  der  Mitte  seicht  eingeschnürt,  mit  ganz  glatter 
Zellhaut;  var.  ß)  hidentula  Nordst.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
No.  546  et  804!  Zellen  21  bis  23  ii  breit,  16  bis  18  ft  lang, 
Zellhälften  mit  je  einer  kurzen  Papille  versehen;  var.  y)  triden- 
tula  Nordst.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs,  No.  69  !  Zellen  bis  37  fi 
breit,  10  bis  18  ^  lang,  Zellhälften  mit  stumpfgezähnten  Ecken. 
In  stagnirenden  Gewässern,  Wassergräben,  Tümpeln,  Teichen 
_____  u.  ä.  (4 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic 

V     ""~        ^     /  und  Ouwal,    in  Wassergräben    an    der   Bahn    bei  Neratowic,    bei 

^*^--«. — __..-'-*^  Habstein  auch  var.  /3,  bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina, 

bei  Königgrätz  mehrfach,  in  torfigen  Wiesengräben  bei  Lichtenau 
an  der  Adler;  bei  Franzensbad,  in  den  Teichen  bei  Schwarz-Buda 
nächst  Mukafov,  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic,  bei  Sobieslau,  Lomnic, 
Wittingau,  Schewetin  nächst  Veseli,  bei  Veseli  mehrfach,  Frauen- 
berg nächst  Budweis,  Ebenau  nächst  Krummau;  bei  Kaltenbrunn 
nächst  Hohenfurth,  Winterberg,  Kuschwarda  mehrfach!  In  den 
Elbquellen  im  Riesengebirge  (Kirchner  Algenfl.  p.  13). 


\ 


Fig.  100.  Hyalotheca  dis- 
siliens (Smith)  Breb. 
Stück  eines  Fadens,  mit 
seiner  Gallertscbeide  in 
der  Seitenansicht,  etwa 
200mal  vergr. 


290.  H.  mucosa  (Mert.)  Ehrb.  Ralfs  Desm.  T.  1,  Wolle  Desm.  T.  1,  Delponte 
als  Mixotaenium  armilare  T.  1,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  68  et  895!  Fäden  lang, 
ganzrandig,  mit  sehr  dicker  Schleimhülle.  Veget.  Zellen  quadratisch  oder  länglichviereckig, 
ohne  Gallertscheide,  18  bis  21  fi  breit,  fast  ebenso  (17 — 18  |u)  lang,  nicht  eingeschnürt, 
vor  dem  Ende  an  jeder  Ecke  mit  zwei  neben  einander  stehenden  Reihen  knötchenförmiger 
Wärzchen  besetzt  (diese  am  besten  an  alten  Zellen  deutlich).  Zygoten  kugelig,  etwa  30  ft 
dick,  mit  brauner  Aussenhaut. ')  Gallertscheiden  bis  84  ft  im  Durchm. 


*)  Nach  Lagerheim  „Bidrag  tili  Sveriges  algflora"    p.  54  sind   sie  völlig  gleich  den  Zy- 
goten der  H.  dissiliens  (Smith)  Breb. 


Gi-ymnozyiga  —  Sphaerozosma. 


169 


In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen,  Tümpeln  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen 
an  der  Bahn  bei  Ouwal,  in  torfigen  Wassergräben  bei  Habstein  nächst  Hirschberg,  ebenso 
bei  Lichtenau  an  der  Adler;  bei  Dux,  Brüx,  Seegrund  nächst  Zinnwald,  Franzensbad; 
Jechnitz  nächst  Rakonitz;  in  Waldsümpfen  bei  Bradkowic  nächst  Pflbram,  bei  Veseli, 
Lomnic,  Wittingau,  in  der  Nähe  des  Ai'ber-Sees  im  Böhmerwalde!  bei  Schluckenau  (Karl 
Rbh.  Kryptfl.  p.   179). 

291.  H.  dubia  Ktz.  Wolle  Desm.  T.  1.  Fäden  kurz,  zerbrechlich  ohne  Gallert- 
scheide. Veget.  Zellen  13  bis  24  [i  breit,  fast  eben  so  lang,  nicht  eingeschnürt,  vor  dem 
Ende  mit  zw^ei  kurzen  Wärzchen  besetzt.  Zygoten  unbekannt ;  ')  var.  ß)  siihconstricta  nob. 
Zellen  18  bis  20  ^  breit,  1  bis  l72mal  so  lang,  in  der  Mitte  leicht  eingeschnürt,  Wärz- 
chen undeutlich,  sonst  wie  die  typische  Form.  —  Wie  vor.  und  meist  unter  diesen  (6 — 8). 
So  in  einem  Teiche  bei  Dachov  nächst  Hofic ;  var.  ß  in  torfigen  Gewässern  am  Wege  zu 
den  Steinigen  Wasserfällen  nächst  Harrachsdorf! 

80.  Gattung.  Grymnozyga  Ehrb.  *)  [Bambusina  Ktz.] ») 

Zellen    zu    ziemlich    langen,    hellgrünen    Fäden    ohne    Gallertscheide    verbunden, 
länglich-tonnenförmig,  in  der  Mitte  leicht  und  eng  eingeschnürt  und  mit  einer  Querbinde 
von  2  erhabenen  Ringen  begrenzt,  w'elche  nach  oben  und  unten  zahn- 
förmig  vortreten.  In  jeder  Zellhälfte   je  ein  6  bis  lOstrahliger  Chlo- 
rophor.  Zygoten  kugelig,  elliptisch  oder  länglicheiförmig,  glatt ;  Fructi- 
fication  wie  bei  Hyalotheca. 

292.  G.  bambusina  (Bröb.)  Jacobs.  [G.  moniliformis  Ehrb., 
B.  Bröbissonii  Ktz.,  B.  Borreri  (Ralfs)  Cleve,  Didymoprium  Borreri 
Ralfs]  D.  By.  Conj.  T.  4,  Wolle  Desm.  T.  4,  Delponte  Desm.  T.  2, 
Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  803 !  Veget.  Zellen  18  bis  24  ^  breit, 
fast  noch  einmal  so  laug,  vor  der  Mitteleinschnürung  und  gewöhnlich 
auch  noch  vor  dem  Ende  in  ringförmigen  Zonen  buckelig  angeschwollen. 
[Nach  dem  Zerfallen  der  Fäden  in  einzelne  Zellen  sind  diese  einigen 
Euastrum-Arten  nicht  unähnlich.]  Var.  ß)  gracilescens  Nordst.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  367!  Veget.  Zellen  14  bis  17  ^i  breit  (an 
den  Enden  blos  10  ^  breit),  24  bis  30  ^i  lang. 

In  torfigen  Gewässern,  Mooren,  Torfsümpfen  stellenweise  (5 — 9).  So  bei  Fran- 
zensbad; bei  Lomnic,  Veseli  und  Wittingau  mehrfach,  bei  Ebenau  nächst  Krummau!  Im 
Riesengebirge  nach  Schröter  (Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883  p.  183)  sehr  häufig,  so  auf 
der  Eibwiese,  Weisser  Wiese,  am  Koppenplan. 


Fig.  101.  Gymnozy  ga 

bambusina  (Breb.) 

Jacobs.  (Bambusina 

Brebissonii  Ktz.). 
Eine  Zelle    des  Fa- 
dens, in  der  Seiten- 
ansicht, 750m  al 
vergr. 


81.  Gattung.  Sphaerozosma  Gerda. 

Zellen  des  fadenförmigen  Thallus  stark  zusammengedrückt,  in  der  Mitte  so  tief 
eingeschnürt,  dass  der  Isthmus  höchstens  halb  so  breit  ist  als  die  ganze  Zelle,  an  den 
dieser  Einschnürung  parallelen  Seiten  durch  kleine  warzenförmige  Fortsätze  (Klammern) 
verbunden.  Chlorophyllträger  4strahlig,  in  jeder  Zellhälfte  axil  liegend,  mit  einem  Pyrenoide. 
Fäden  ohne  Gallertscheide.  Vermehrung  wie  bei  den  vor,  Gattungen.  Zygoten  kugelig  oder 
elliptisch,   glatt. 


')  Nach  Wolle  „Desmids  of  the  united  states"  p.  24  ist  diese  H.-Form  vielleicht  ein 
Entwickelungszustand  (Jugend-Form)  anderer  H.-Arten. 

*)  Vergl.  Jacobsen  „Apergu"  p.  213. 

3)  Gay  „Essai  d'  une  monographie  locale  des  Conjuguees"  p.  43  und  80  hat  diese  Gattung 
mit  der  vorhergehenden  (Hyalotheca)  als  deren  2  Sect.  vereinigt. 


1ITQ  Sphaerozosma. 


1.  Sect.  Isthmosira  (Ktz.)  nob.  [Sphaerozosma  s.  str.  Rbh.  et  Gay  1.  c.  p.  43]. 
Zellen  mit  einander  an  den  dei-  Quereinschnürung  parallelen  Seiten  durch  sog.  Klammern 
verbunden,  von  einer  mehr  oder  weniger  deutlichen  Schleimhülle  umgeben. 

293.  S.  vertebratum  (Breb.)  Ralfs  [S.  elegans  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835 
T.  4  et  1840  T.  4].  D.  By.  Conj.  T.  4,  Wolle  Desm.  T.  4,     Fäden  mehr  oder  weniger 

verlängert,  vielzellig.  Zellen  22  bis  33  ^  breit,  ungefähr  halb  so 
lang,  mit  tiefer  und  schmaler  Einschnürung.  Zellhälften  schmal 
elliptisch ;  Zellhaut  glatt.  Klammer  je  zwischen  zwei  Nachbarzellen 
in  der  Mitte,  einfach  und  ziemlich  dick.  Zygoten  etwa  21  fi 
im  Durchm. 

In  stagnirenden    Gewässern,    Sümpfen,    Gräben    u.  ä.  wie 

^vVteln-aSTS.T*      ^^^^^'  '^^^^^  ^^^^^^   anderen    Algen    zerstreut  (6—9).    So  bei  Veseli 
Ralfs.  Stück  eines  Fa-      und  Lomnic  nächst  Wittingau !   bei  Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsb. 
dens'in   der   Seitenan-       1835  p.   207,    1840  p.   206). 
sieht,    mit   einer   Zelle 

nach  der  Theilung,  390-  294.  S.  filiforme  (Ehrb.)  Rbh.  [Odontella  fillformis  Ehrb.] 

mal  vergr.  ^^^ne  Desm.  T.  4,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  807 !    Zellen 

12  bis  18  f*  breit,    fast    eben    so    lang,    mit   tiefer  und  schmaler 

Einschnürung,  flach  zusammengedrückt,  mit  elliptischen  Zellhälften  und  doppelten,  ziemlich 

starken  Klammern. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  selten  (5 — 9).  Bei  Carlsbad  und  Eger  [Corda 
Alm.  d.  Carlsb.   1840  p.  208],   bei    Franzensbad,    Veseli   und  Lomnic    nächst  Wittingau! 

295.  S.  excavatum  Ralfs  Desm.  T.  6,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  547! 
Zellen  8  bis  12  ^  breit,  2mal  so  lang  mit  weiter  und  tiefer  Einschnürung,  doppelten 
kurzen  warzenförmigen  Klammern,  Zellhälften  an  den  Enden  stumpf  abgerundet,  glatt; 
var.  /3)  spinulosum  (Delp.)  nob.  [S.  spinulosum  Delp.  Desm.  T.  3,  Wolle  Desm.  T,  4]. 
Zellen  8  bis  10  ^i  breit,  9  bis  12  ^  lang.  Zellhälften  an  den  Enden  eiförmig  abgerundet, 
gezähnt  (resp.  mit  kurzen  stachelförmigen  Auswüchsen  versehen). 

In  Teichen,  Sümpfen  u.  ä.  (5 — 10).  So  im  grossen  Teich  bei  Hirschberg  var.  /3, 
bei  Lomnic  nächst  Wittingau,  an  den  Steinigen  Wasserfällen  bei  Harrachsdorf! 

296.  S.  lamelliferum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  T.  4,  F.  29.  Fäden  kurz, 
zerbrechlich,  in  ziemlich  dicker  Gallerthülle  liegend.  Zellen  im  Umrisse  elliptisch,  mit  tiefer 
schmaler  Mitteleinschnürung,  Zellhälften  breit  halbmondförmig.  Klammer  einfach,  ziemlich 
breit;  sonst  dem  S.  vertebratum  ähnlich. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Sümpfen  wie  vor.  selten.  So  bei  Carlsbad,  in  der 
Tepl  unter  anderen  Algen  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  206). 

2.  Sect.  S])ondylosmm  Rbh,  Zellen  mit  den  Seitenflächen  einander  eng  berührend, 
ohne  verbindende  Fortsätze  (Klammern)'  und  ohne  Schleimhülle. 

297.  S.  secedens  D.  By.  Conj.  T.  4.  Zellen  einzeln  oder  zu  kurzen  zerbrech- 
lichen Fäden  verbunden,  etwa  8  ft  breit,  fast  ebenso  lang,  mit  ziemlich  tiefer,  breiter 
Einschnürung  in  der  Mitte  und  leicht  concaven  Endflächen ;  var.  ß)  pulchellum  (Archer) 
nob.  [S.  pulchellum  (Archer)  Rbh.  Gay  Conj.  T.  3,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  548 !] 
Zellen  mit  tiefer,  schmaler  Mitteleinschnürung  7'5  bis  10  ft  breit,  fast  ebenso  7'5  bis  13"5  fi 
lang,  Isthmus  oft  nur  5  ^  breit. 

In  stagnirenden  und  torfigen  Gewässern,  Wassergräben,  Sümpfen  u.  ä.  wie  vor. 
(4 — 9).  So  in  Tümpeln  auf  der  Moldauinsel  gegenüber  der  Kaisermühle  (spärlich),  in 
toi-figen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal ;  bei  Königgrätz  auch  ß,  in  Moor- 
sümpfen bei  Franzensbad,  Lomnic,  Wittingau,  Schewetin  nächst  Veseli  ß,  in  torfigen 
Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Veseli  und  Lomnic  mehrfach,  bei  Eisenstein!  im  Riesen- 
gebirge auf  der  Weissen  Wiese,  am  Koppenplan  var.  ß  [Schröter  Jahresber.  d.  schles. 
Ges.  1883,  p.  184]. 

298.  S.  depressum  (Bröb.)  Rbh.  (Spondylosium  depressum  Bröb.).  Zellen  mit 
linearischer,  innen  abgerundeter  Einschnürung,   10  bis  12  ft  breit,  8  bis  9  ^  lang.  Zell- 


Desmidium.  J7]^ 


hälften  flach  gediückt,  oblong;  an  den  mit  der  Einschnürung  versebenen  Seiten  am  Rande 
je  drei  punctförmige  Wärzchen. 

In  Sümpfen,  Teichen  wie  vor.  (6 — 9).  So  am  grossen  Teich  im  Riesengebii-ge 
(Schröter  Jahresb.  d.  schles.  Gesell.   1883  p.  184). ') 

ß)  Chromatophoren  plattenförmig,  symmetrisch  in  die  Peripherie  gestellt,  zum  cen- 


tralen Zellkern  convergirend 


o^ 


82.  Gattung.   Desniidium  Ag. 

Zellen  des  fadenförmigen  Thallus  leicht  oder  gar  nicht  in  der  Mitte  eingeschnürt, 
mit  3-  oder  4eckiger  Scheitelansicht,  zu  cylindrischen,  3-  oder  4kantigen  Zygnemaceen- 
artigen  Fäden  verbunden.  In  jeder  Zellhälfte  3  oder  4  Clüorophyllträger,  symmetrisch  in 
der  Peripherie  angeordnet,  jeder  aus  bogig  längs  der  Seitenwand  divergirenden,  einen 
Amylonkern  (Pyrenoid)  enthaltenden  und  schmalen  zu  dem  centralen  Zellkern  verlaufenden 
Streifen  gebildet;  bei  den  3-  oder  4kantigen  Formen  sind  stets  soviel  Chlorophoren  und 
Pyrenoide  als  Kanten  vorhanden.  Vermehrung  wie  bei  den  vorhergehenden  Gattungen.  Zy- 
goten elliptisch  oder  rundlich-elliptisch. 

1.  Sect.  Eudesmidium  (Nordst.) '')  Gay  exp.  Fäden  ohne  deutliche  Gallertscheide, 
3-  oder  4kantig.  Zellen  in  der  Scheitelansicht  3-  oder  4eckig,  Zygoten  in  einem  bleibenden 
weiten  Mittelraum. 

299.  D.  Swartzii  Ag.  Näg.  Einz.  Alg.  T.  8,  Ralfs  Desm.  T.  4,  Delponte  Desm. 
T.  2,  Wolle  Desm.  T.  2,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  802 !  Fäden  gerade,  lang  gestreckt, 
dunkel-  oder  gelblichgrün.  Zellen  24  bis  27  ft  breit,  '/a  ^^^  ^j-^radl  so  lang,  in  der  Mitte 
mit  einer  Einschnürung,  durch  welche  zwei  an  der  Spitze  abgestutzte  zalmartige  Lappen 
entstehen.  Scheitelansicht  3eckig  mit  abgerundeten  Ecken  und  etwas  concaven  Seiten ;  var. 
ß)  amhlyodon  Rbh.  Fäden  gelbgrün.  Die  Lappen  der  Zellen  stumpf-abegrundet,  nicht  ab- 
gestutzt; var.  y)  Ralfsii  Ktz.  Lappen  der  Zellen  zugespitzt,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Wassergräben,  Teichen,  Sümpfen,  in  torfigen  Gewässern  zerstreut,  meist  mit 
anderen  Desmidiaceeu  gesellig  (5 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag  spärlich,  im  Mühlteiche 
bei  Kunratic,  in  torfigen  Sümpfen  am  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Buda  nächst 
Mukafow;  in  Wassergräben  an  der  Bahn  bei  Königgrätz,  bei  Habstein  auch  var.  y  mit 
Sporen !  bei  Reichenberg  und  Carlsbad  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  203] ;  bei  Dux, 
Brüx,  Franzensbad ;  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Podoli  bei  Wotic,  Weseli,  Lomnic,  Wittingau, 
Frauenberg  nächst  Budweis,  bei  Kaltenbrunn  nächst  Hohenfurth,  bei  Ebenau  nächst  Krum- 
mau !  bei  Pilsen  [Hora  Flora  v.  Pilsen  p.  12]. 

300.  D.  didymum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835.  T.  4.  In  Gestalt  und  Grösse  dem 
vor.  ähnlich ;  die  zahnartigen  Lappen  der  Zellen  und  die  Ecken  an  der  Scheitelansicht 
ausgerandet,  Zellen  2  bis  2'/2mal  so  lang  als  breit. 

In  Gräben,  Sümpfen  wie  vor.  selten.  Bisher  blos  bei  Carlsbad  in  der  Tepl  unter 
Conferven  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  204]  und  bei  Schluckenau  [Karl  Rbh.  Flora 
eur.  alg.  III.  p.   154]. 

2.  Sect.  Aptogonum  (Ralfs)  D.  By.  Fäden  ohne  Gallertscheide,  durchlöchert. 
Zellen  wie  bei  der  vor.  Sect.  mit  in  der  Mitte  concaven  Endflächen,  an  den  Kanten  vor- 
gezogen, die  benachbarten  berührend. 


')  Von  der  mit  Sphaerozosma  nahe  verwandten  Gattung  Onychonema  Wallich,  zu  der 
meiner  Ansicht  nach  neben  0.  laeve  Nordst.  Symb.  ti.  bras.  p.  168.  T.  3,  Reinsch  Contrib.  p.  93, 
T.  15  und  0.  Nordstedtiana  Turner  (On  some  new  Desmids,  1885,  T.  1)  auch  Xanthidiastrum  pa- 
radoxum  Delp.  Desmid.  subalpin,  p.  68,  T.  3  und  Sphaerozosma  serratum  Bail.  (Wolle  Desmid. 
p.  30,  T.  4)  zu  stellen  ist,  werden  in  Böhmen  wohl  noch  einige  Repräsentanten  entdeckt  werden. 

^)  Nordstedt  (Bidrag  tili  Kännedomen  om  sydligare  norges  Desmideer,  1873  p.  49)  hat 
die  Gattung  Desmidium  (Ag.)  D.  By.  in  3  Subgenera  :  1.  Didymoprium,  2.  Desmidium,  3.  Aptogo- 
niura  eingetheilt,  während  vor  ihm  Rabenhorst  (Flora  eur.  alg.  III.  p.  153).  Desmidium  als  eine 
Gruppe  der  Gattung  Didymoprium  unterschied.  Gay  (1.  c.  p.  44)  dagegen  vereinigte  in  seiner  Sect. 
Eudesmidium  die  Sect.  Desmidium  und  Aptogonum  de  Bary's. 


272  Mesotaenium. 

301.  D.  aptogonum  Breb.  De  By.  Conj.  T.  6,  Wolle  Desm.  T.  2  et  49,  Delponte 
Desm.  T.  3.  Fäden  kurz,  Zellen  meist  viereckig,  22  bis  44  (i  breit,  ungefähr  so  lang, 
in    der   INIitte    mit   einer   schmalen  seichten   Einschnürung,    au  den  an  einander  liegenden 

Seiten  coucav  [Fäden  daher  durchlöchert  erscheinend]  durch  je  3  farb- 
lose Fortsätze  mit  einander  zusammenhängend.  Scheitelansicht  wie  bei 
vor.;  var.  8)  Ehrenhergii  Ktz.  [Odontella  Desmidium  Ehrb.,  Apto- 
gonum diagonum  Delponte  T.  3].  Zellen  etwas  länger  als  breit, 
Einschnürung  sehr  seicht. 

In  Sümpfen  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Lomnic  nächst  Wit- 
tingau!  bei  Carlsbad  selten  var.  /3)  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840 
p.  209]. 

Fig  103.  Desniidium  3^  gect.  Didymoprium  (Ktz.)  De  By.  Fäden  in  einer  röhren- 

(D. GrevilleTD  Bv.)       förmigen  Gallertscheide  liegend.  Zellen  zweikantig;  Endflächen    eben, 
Zwei    Zellen    eines      elliptisch.  Zygoten  in  einer  der  beiden,  durch  einen  engen  Kanal  ver- 
Fadens in  der  Seiten-      bundeuen  Mutterzellhäute, 
ansieht,  390mal  ver- 

grössert.  302.  D.  cilindricum  Grev.  [Didymoprium  Grevillei   Ktz.  De- 

smidium  Grevillei  D.  By.  D.  compressum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840, 
Ralfs  Desm.  T.  2,  Wolle  Desm.  T.  2.  Delp.  Desm.  T.  1  De  By.  Conj.  T.  4,  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  801 !]  Fäden  dick,  schleimig,  dunkelgrün.  Zellen  länglich-quadratisch, 
ohne  Gallertscheide  60  bis  80  ft  breit,  ungefähr  halb  so  lang,  in  der  Mitte  mit  einer 
schmalen  Einschnürung  und  zwei  zähnigeu  Enden.  Scheitelansicht  oval,  mit  zwei  vorsprin- 
genden farblosen  Ecken. 

In  stagnireuden  Gewässern,  vorzüglich  in  Moor-  und  Torfgräben  wie  vor.  (5 — 9). 
So  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  reichlich,  in  torfigen  Sümpfen 
bei  Strezmif  nächst  Stupcic,  bei  Kaltenbrunu  nächst  Hohenfurth,  an  der  Franz-Josephsbahn 
zwischen  Lomnic  und  Veseli  mehrfach!  bei  Prag,  Reichenberg,  auf  dem  Jeschkengebirge, 
bei  Carlsbad  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  203]. ') 

2.  Unterfamilie  Didymiaceae  (P.  Reinsch,  ex  p.)  nob.  [Desmidiaceae  solitariae 
Delponte].  Die  einzelnen  Zellen  bleiben  nach  der  Theilung  vollständig  von  einander  getrennt 
(sind  nie  zu  Fäden  verbunden). 

A.  Gruppe.  Integrae.  Die  Zellen  sind  in  der  Mitte  gar  nicht  eingeschnürt  oder 
nur  selten  in  der  Mitte  leicht  ausgeschweift.  Scheitelansicht  und  Querschnitt  der  Zellen 
kreisrund;  der  Längsdurchmesser  übertrifft  den  Querdurchmesser  meist  um  Vielfaches. 

a)  Chromatophoren  bandförmig,  wandständig,  seltener  (bei  einigen  Mesotae- 
nium-Arten)  axil. 

83.  Gattung.   Mesotaenium   Näg.  ^) 

Zellen  kurz  cylindrisch,  elliptisch  oder  eiförmig,  an  beiden  Enden  abgerundet, 
in  der  Mitte  nicht  eingeschnürt,  mit  einem  axilen  oder  neben  der  Längsachse  gelegenen 
band-  oder  plattenförmigen,  je  ein  Pyrenoid  enthaltenden  Chlorophore.  Vermehrung  durch 
veget.  Zweitheilung  der  Zellen  und  durch  Zygoten.  Copulation  erfolgt,  indem  der  Inhalt 
zweier  conjugirenden  Zellen  zu  einer  einzigen  kugeligen,  stumpf-  oder  viereckigen  Zygote 


*)  Desmidium  bispinosum  Corda  (Alm.  d.  Carlsb.  1840  T.  4,  F.  28  p.  204  u.  f.)  von 
Corda  bei  Carlsbad  und  Reichenberg  beobachtet  ist  wahrscheinlich  eine  Varietät  von  D.  Swartzii. 
Desmidium  undulatum  Corda  1.  c,  1840  T.  4  f.  27  p.  204,  dessen  Fäden  sehr  lang,  haardick,  dessen 
Zellen  dreieckig,  fast  2mal  so  lang  als  breit,  oben  in  der  Mitte  leicht  eingeschnürt  (jeder  Lappen 
ist  am  oberen  llande  wellig  ausgeschweift),  wurde  bisher  blos  von  Corda  bei  Prag,  Carlsbad,  Reichen- 
berg beobachtet,  und  ist  von  anderen  Algologen  unberücksichtigt  geblieben. 

*)  Ueber  das  Verhältniss  einiger  Mesotaenium-  (Palmogloea  Ktz.)  Arten  zu  anderen 
höher  entwickelten  chlorophyllgrünen  Algen  etc.  siehe  mehr  in  Hicks'  „Observations  etc."  Transact. 
of  the  Linnean  Soc.  of  London  18()2  p.  576  und  dessen  „Remarks  etc."  Transact.  of  the  microsc. 
soc.  of  London  1864  p.  257,  auch  Iledwigia  1880. 


IVTesotaenium.. 


173 


verschmilzt.  Aus  den  nach  einer  längeren  Euheperiode  keimenden  Zygoten  entstehen,  durch 
Theilung  des  Inhaltes  in  zwei  Hälften,  die  sich  nochmals  theilen,  meist  4  Keimzellen,  die, 
während  die  Mutterzellmembrau  zcrfliesst,  frei  werden  und  zu  neuen  Individuen  heranwachsen. 
1.  Sect.  Pahnogloea  (Ktz.)  nob.  An  der  Luft  lebende  Arten.  Zellen  von  consi- 
stenter  Gallerte  zu  grösseren  Familien  vereinigt. 

303.  M.  micrococcum  (Ktz.)  Krch.  [Palmogloea  micrococca  Ktz.  Tab.  phycol.  1. 
T.  25].  Zellen  elliptisch  oder  eiförmig,  seltener  kurz  cylindrisch,  au  den  Enden  allmälich 
verschmälert  und  abgerundet,  6  bis  11  ft  breit,  1^2  l^is  2^2  (seltener  bis  3)  mal  so  lang, 
in  einem  mehr  oder  weniger  ausgebreiteten,  schleimigen,  grünen  oder  gelblichgrünen 
Lager  vereinigt. 

Auf  bemooster  Erde,  auf  feuchtem  Heideboden,  an  nassen  Felsen  zwischen  Moosen 
und  Lichenen,  am  Rande  der  Wälder  etc.  sehr  verbreitet,  in  der  Ebene  und  in  Gebirgs- 
regionen  stellenweise  häufig,  meist  in  feuchten  Jahren  (4 — 11).  In  der  Umgebung  von 
Prag  nicht  selten,  so  hinter  dem  Strahower  Thor,  am  Laurenziberg,  bei  Liboc,  im  Särka- 
thale  (insbesondere  im  oberen  Theile),  in  den  Wäldern  bei  Hostiwic,  Okof,  ebenso  bei 
Kuchelbad,  Krc,  Kunratic,  St.  Prokop,  Hlubocep,  Modfan,  Radotin,  im  Chotecthale  bei 
Cernosic,  Dobfichowic,  Stechowic,  St.  Kilian ;  bei  Selc,  Roztok,  Podmoräh,  Zalov,  „V  mo- 
cidlech"  gegenüber  Lettek,  bei  Dolanky,  Bechowic,  Ouwal ;  bei  Karlstein,  St.  Iwan,  Beraun, 
im  Suchomasterthale,  bei  Pürglitz,  Stadtl,  Rakonitz,  Hofowic,  Jiuec,  Pfibram,  Bfeznic, 
Protivin,  Pisek,  Horazd'owic,  Strakonitz,  Winterberg,  Kuschwarda,  Zamost,  Frauenberg, 
Gutwasser  nächst  Budweis,  Kaplitz,  Zartlersdorf,  Hohenfurth,  Ruckendorf,  Rosenberg, 
Ebenau,  Turkowic  nächst  Krummau,  bei  Wodnian,  Lomnic,  Wittingau,  Veseli,  Schewetin, 
Sobieslau,  Podoli  und  Olbramowic  nächst  Wotic,  Täbor,  Plana,  Stupcic,  Bystfic,  Beueschau, 
Sträncic,  Ondfejov,  Sdzawa,  Kocerad,  Doubrawic,  Cercau;  bei  Mies,  Klattau,  Eisenstein, 
am  Spitzberg  im  Böhmerwalde;  bei  Kolin,  Pardubic,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Königgrätz, 
Smific,  Alt-Paka,  Hohenelbe ;  im  Riesengebirge  bei  den  Krausebauden,  Spiudelmühle,  unter 
der  Elbfallbaude,  Petersbaude,  Spindlerbaude,  in  den  Siebengründen,  bei  Rochlitz,  Wurzels- 
dorf, Neuwelt,  Harrachsdorf,  Kaltenberg;  bei  Johannisbad,  Arnau,  Parschnitz,  Tannwald, 
Svärov,  Eisenbrod,  Turnau,  Semil,  Bakov,  Juug-Bunzlau,  Elbe-Kostelec,  Lissa,  Dymokur, 
Jicin,  Hofic,  Wostromef ,  Starkoc,  Nächod ;  bei  Wichstadtl,  Lichtenau,  Kronstadt,  Pastwin 
an  der  wilden  Adler;  bei  Weiswasser,  Habstein,  Hirschberg,  B.  Eicha,  Bodenbach,  Herrns- 
kretschen ;  bei  Lobositz,  Leitmeritz,  am  Radobyl,  bei  Sulowic,  Libochowic,  Clirabfic  nächst 
Laun,  Peruc,  Schlau,  Neu-Straschitz,  Saaz,  Bilin,  Dux,  Brüx,  Teplitz,  Eichwald,  Zinnwald ; 
bei  Carlsbad,  Franzensbad;  bei  Raudnitz  am  Donnersberg,  bei  Kralup,  Ouzic! 

304.  M.  Braunii  D.  By.  Conj.  T.  7.  [Palmogloea  macrococca  A.  Br.  P.  macrococca 
Ktz.?  Tab.  phycol.  I.  T.  25].  Lager  grün,  schleimig.  Zellen  cylindrisch, 

16  bis  20  fi  breit,  etwa  2  bis  2V3  (seltener  bis  3V2)  mal  so  lang, 
an  den  Enden  plötzlich  abgerundet,  mit  je  einer  genau  axilen  Chlorophyll- 
platte, welche  häufig  am  Rande  gezackt  ist.  Zygoten  stumpf  viereckig, 
mit  fast  anliegender,  farbloser  Membran;  var.  ß)  minus  D.  By.  Conj. 
T.  7.  Zellen  halb  so  gross,  sonst  wie  die  typische  Form,  mit  welcher 
sie  oft  beisammen  vorkommt. 

Auf  feuchten  bemoosten  Felsen,  in  Wäldern  wie  vor.,  jedoch 
seltener,  meist  nur  in  Gebirgsgegenden  (5 — 9).  So  in  Wäldern  bei  Eich- 
wald nächst  Teplitz,  bei  Herrnskretschen  in  der  böhm.  Schweiz,  am  dosporum  D.  By. 
Spitzberg  bei  Eisenstein,  bei  Hohenfurth,  Rosenberg,  Krummau;  beider  Austritt  der  4  von 
Spindelmühle,  bei  Wurzelsdorf  und  Harrachsdorf  im  Riesengebirge!  am 
Koppenplan  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883,  p.  184),  bei 
Chotebof  (Bayer)  var.  ß\ 


Fig.    104.    Meso- 
taeniuin  chlamy- 


eiuer  Gallerthülle 
zusammengehal- 
tenen Tochterzel- 
len aus  der  kei- 
menden Zygote, 
390mal  vergr. 


305.  M.  violascens  D.  By.  Conj.  T.  7.  [Palmogloea  lurida 
Flot.,  P.  rupestris  Ktz.  Tab.  phycol.  L  T.  25].  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  91,  532!  Lager  violett-  oder  röthlichbraun.  Zellen  nach  beiden  Enden  hin  all- 
mählig  verschmälert  und  abgerundet,  16  bis  25  ft  (seltener  bis  30  /i)  breit.  Chlorophyll 
platte  neben  der  Axe  gelegen,  innerhalb  des  meist  violett  gefärbten  Plasma  liegend. 


j  7^  Spiro  fcaenia. 


In  Wäldern  und  an  Felswänden,  an  feuchten  Moospolstern  gallertige  Lager 
bildend,  nur  in  Gebirgsregionen  (6—9).  So  in  Wäldern  bei  Carlsbad,  bei  Klattau,  am 
Spitzberg  im  Böhmerwalde  mehrfach,  am  Arber! 

306.  M.  chlamydosporum  D.  By.  Conj.  T.  7.  [Palmogloea  chlamydospora  D.  By. 
Rbh.  Alg.  exs.  No.  514!  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  270!]  Zellen  cylindrisch,  bis 
12  fi  breit,  l^/j  bis  3mal  so  lang,  mit  plötzlich  abgerundetem  Ende.  Chlorophyllplatte 
neben  der  Längsachse  in  farblosem  oder  bräunlichem  Plasma  liegend.  Zygoten  kugelig 
oder  stumpfeckig,  braun,  von  der  Aussenhaut  als  einer  weit  abstehenden,  sackförmigen 
Hülle  umgeben. 

Auf  feuchten  Sandsteinfelsen  etc.  dicke  schmutzig-  oder  lebhaftgrüne  Gallertlager 
bildend  (5 — 9).  So  an  feuchten  Felsen  bei  Selc  nächst  Roztok,  bei  Prebischthor  in  der 
böhm.  Schweiz  mit  Sporen! 

307.  M.  caldariomm  (Lagrh.)  nob.  [M.  Endlicherianum  Näg.  ß)  caldariorum 
Lagrh.  in  Botan.  Notiser  1886  p.  48,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  850!]  Lager  grün, 
schlüpferig.  Zellen  10  bis  15  (i  breit,  30  bis  57  fi  lang,  cylindrisch  oder  kipfelförmig 
an  den  Enden  etwas  verjüngt,  mit  hell-  oder  gelbgrünem  Inhalte. 

Auf  feuchten  Blumentöpfen,  Kalkwänden  etc.  in  Warmhäusern  (1  —  12).  So  im 
Ananashause  des  gräfl.  Kinsky'schen  Gartens  am  Smichow! 

2,  Sect.  Eumesotaenium  nob.  Im  Wasser  lebende  Arten.  Zellen  freischwimmend 
oder  durch  sehr  dünne  Gallerte  zusammengehalten. 

308.  M.  Endlicherianum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6.  Zellen  cylindrisch,  9  bis  11  ;« 
breit,  3  bis  4mal  so  lang,  an  den  Enden  weit  abgerundet,  mit  grünem  Zellinhalte  ;  var. 
ß)  grande  Nordst.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  271 !  Zellen  10  bis  14  ft  breit,  29  bis 
64  ^  lang,  mit  violett  gefärbtem  Plasma,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  torfigen  Sümpfen,  Wassergräben,  in  Gebirgsgegenden  [var.  ß)  nur  im  Hoch- 
gebirge], seltener  auch  in  Algenculturen  vereinzelt  unter  anderen  Algen  oder  an  der 
Wasseroberfläche  eine  dünne,  grüne  Haut  bildend  (4 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der 
Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  am  Wege  von  Herrnskretschen,  zum  Prebischthor  in 
der  böhm.  Schweiz,  bei  Plana  nächst  Täbor,  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Veseli  und  Lomnic! 

84.  Gattung.  Spii'otaeula  Breb. 

Zellen  gerade  länglich-cylindrisch  oder  spindelförmig,  in  der  Mitte  nicht  einge- 
schnürt, mit  wandständigen,  spiralig  links-gewundenen  Chlorophyllbinden. 
Vermehrung  dui'ch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen.  Fructification  unbekannt. 

309.    S.    condensata   Bröb.    Ralfs    Desm.    T.    34.    Wolle    Desm. 

T.  3.  Delponte    Desm.  T.  20.  De    By.  Conj.  T.  5.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 

exs.  No.  808!  Zellen  cylindrisch,  18  bis  25  /»  breit,  8  bis  lOmal  so  lang, 

an  beiden  Enden  abgerundet,    mit   einem    einzigen  Chlorophyllbande  von  8 

bis  12  Umgängen. 

In  torfigen  Gewässern,    selten    (6 — 9).    So    bei  Lichtenau    an  der 

Adler  unter  anderen  Desmidiaceen !  Im  Riesengebirge  auf  der  Weissen 
Fig.  105.  öpi-  Wiese  (Kirchner  Algenfl.  p.  136),  in  den  Elbquellen,  auf  der  Mädelwiese 
rotaeuia  con-  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883  p.  184);  am  Spitzberg  im 
densata  Breb.      Böhmerwaldc  !  ^) 

Knie  ausge-  o^  Chromatophorcn    strahlig,  axil. 

wachsene  ^^  ^ 

Zelle,  etwa        

200mal  vergr.  i)  Das  von  Corda  bei  Carlsljad   beobachtete   Closterium    spirale  Corda 

Ahn.  d.  Carlsbad,  18;{5  T.  5,  p.  209,  dessen  (Jhlorophyllkörper  dem  der  Spirotae- 
nieu  entspricht,  sonst  aber  wie  ein  Closterinm  [C.  striolatum  Klub.]  (vergl.  auch  Kützing  Spec.  alg. 
p.  IGö)  ausgebildet  ist,  hat  schon  Rabenhorst  (Flora  europ.  alg.  III.  p.  139)  für  eine  zweifelhafte 
Algenart  erklärt. 


Oylindrooystis, 


Fenium. 


175 


85,  Gattung.  Cyliudrocystis  Menegh.  ') 


Zelleu  cyliiidrisch    mit  abgerundeten    Enden,    in    der    Mitte    nicht    eingeschnürt, 
einzeln  oder  durch  Gallerte  zu  Familien    vereinigt.    In   jeder   Zellhälfte    ein  vielstrahliger 
axiler  Chlorophyllträger,  mit  je  einem  Pyrenoide.    Zygoten    viereckig 
oder  kugelig. 

310.  C.  Brebissonii  Menegh.  ^)  [Peniuni  Brebissonii  (Menegh.) 
Ralfs],  D.  By.  Conj.  T.  7.  Wolle  Desm.  T.  5,  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  266—268,  483  et  849!  Zellen  kurz  cylindrisch,  15  bis 
30  (i  breit,  2  bis  472mal  so  lang  (oft  42  bis  69  fi  lang),  an  den 
Enden  sanft  abgerundet,  kaum  verschmälert,  mit  glatter  Membran. 
Zygoten  viereckig  oder  kugelig,  mit  fein  granulirter,  brauner  Mittel- 
haut; var.  ß)  Jenneri  (Ralfs)  Reinsch  et  Krch.  [P.  Jenneri  Ralfs 
Brit.  Desm.  T.  33.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  386,  481 !  Zellen 
14  bis  18  ft  breit,  etwa  2V2  bis  5mal  so  lang  (oft  nur  40  ft  lang). 
Zygoten  in  der  Regel  kugelrund. 

In  torfigen  Gewässern,  Gräben,  Sümpfen,  Wasserpfützen  ein- 
zeln oder  zu  lockeren  Gallertfamilien  vereinigt  (5—9).  So  im  Riesengebirge  über  den 
ganzen  Kamm  verbreitet;  bei  der  Spindlerbaude,  am  Mummelfall,  bei  Wurzclsdorf,  Sieh- 
dichfür  nächst  Harrachsdorf!  in  den  Elbquellcn  und  an  feuchten  Felsen  in  Weckelsdorf 
[Kirchner  Algenfl.  p.  166],  auf  der  Weissen  Wiese,  am  Grossen  und  Kleinen  Teich,  am 
Koppeuplan  etc.  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883  p.  184);  bei  Tannwald,  Hab- 
stein meist  /3,  am  Kamme  der  Adlergobirges  oberhalb  Kronstadt ;  in  Sümpfen  bei  Carlsbad, 
Seegrund  nächst  Zinnwald,  am  Spitzberg  im  Böhmerwaldc;  bei  Hohenfurth  mehrfach; 
var.  j8  im  Riesengebirge  bei  den  Krausebauden,  Spindlerbaude,  Elbfallbaude,  Petersbaude, 
in  den  Siebengründen !  am  Schneeberg  (Buluheim  Mus !),  am  Kamme  des  Adlergebirges 
oberhalb  Kronstadt ;  in  Moorsümpfen  bei  Lomnic,  Wittingau,  Veseli,  Plana  nächst  Täbor !  ') 


Fig.  106.  Cyliudro- 
cystis Brebissonii 

Menegh.  Keimende 
Zygote   mit    zwei 

Tochterzellen,  etwa 
390mal  vergr. 


86.  Gattung.   Peuiiim  Breb.  *) 

Zellen  gerade,  cylindrisch  oder  spindelförmig,  in  der  Mitte  nicht  oder  nur  leicht 
ausgeschweift,  an  beiden  Enden  abgerundet  oder  abgestutzt.  Chlorophoren  axil,  aus  strahlig- 
divergirenden,  in  ein  längliches,  meist  zAvei  bis  mehrere  in  einer  Längsreihe  liegende  Py- 
renoide enthaltendes  Mittelstück  vereinigten,  gegen  die  Zellwand  meist  in  zwei  Zinken 
sich  theilenden  Platten  bestehend.  Zygoten  kugelig. 


')  Nach  De  Bary  (Conjugateu  p.  74)  sind  die  Unterschiede  zwischen  dieser  Gattung  und 
der  Gatt.  Penium  Breb.  von  so  geringem  Werthe,  dass  diese  beiden  Genera  späterhin  Mohl  zu 
einem  zusammengezogen  werden,  lieber  einige  Cylindrocystis-artige  Moosvorkeimbildungen  vergl. 
mein  Werk  „Physiol.  u.  algol.  Studien  1887,  p.  171  f." 

^)  Klebs  „Ueber  die  Formen  einiger  Gattungen  der  Desmidiaceen  Ostpreussens"  p.  23, 
hat  mit  dieser  P.-Art  Penium  crassiusculum  D.  By.  vereinigt  (P.  Brebissonii  b)  crassiusculum 
Klebs).  Auch  P.  polymorphum  Perty  soll  nach  Klebs  durch  Nichts  von  P.  Brebissonii  zu  unter- 
scheiden sein;  es  geht  ohne  Grenzen  in  P.  Jenneri  und  P.  truncatum  Ralfs  über  (I.e.  p.  23).  Diese 
Form  bildet  dann  die  Weiterentwickelung  zu  den  breitcylindrischen  Formen  von  P.  closteroides 
Ralfs  (1.  c.  p.  24).  Alle  diese  Formen  bilden  aber  nach  Klebs  eine  contiuuirliche  Entwickeluugs- 
reihe,  die  als  von  P.  margaritaceum  c)  cylindrus  [P.  cylindrus  (Ehrh.)  Breb.]  ausgegangen  betrachtet 
werden  kann  (1.  c.  p.  23). 

=*)  Einige  Arten  der  Gatt.  Schizospora  Reinscli,  welche  der  Gatt.  Cylindrocystis  Menegh. 
am  nächsten  steht  und  zu  der  meiner  Ansicht  nach  neben  Schizospora  pachyderma  Reinsch  (Con- 
trib.  p.  87,  T.  17),  auch  Penium  didymocarpum  Luud.  (I.  c.  p.  85,  T.  5)  und  Cylindrocystis?  di- 
plospora  Lundell  (Desmid.  p.  83,  T.  6)  gehören,  dürften  in  Böhmen  noch  entdeckt  werden. 

■*)  Nach  Klebs  „gehen  Closterium-Fornien  vielfach  in  Penium-Formen  über  und  diese 
letzteren  bilden  den  Uebergang  von  dem  Gattungstypus  Closterium  zu  dem  von  Cosmarium.  Eine 
Menge  intermediärer  Gestalten  macht  hier  unmöglich,  nach  beiden  Seiten  andere  als  rein  willkür- 
liche Grenzen  zu  ziehen"  (1.  c.  p.  20,  21).  Jacobsen  „Äpergu  systematique  et  critique  sur  les  De- 
smidiacees  du  Danemark"  1874,  p.  160  u.  f.  vereinigte  mit  seiner  Gattung  Penium  als  Sect.  1. 
Mesotaenium  Näg.  als  Sect.  2.  Cylindrocystis  Menegh.,  Kützing  (Spec.  alg.  p.  167)  wieder  die  Gatt, 
Tetmemorus  Ralfs  und  Docidium  Breb. 


176  1*6111111X1. 

«)  Chlorophyllplatten  ganzrandig,  nicht  gelappt.  Zellen  in  der  Mitte  nicht 
eingeschnürt. 

311.  P.  interruptum  Bröb.  D.  By.  Conj.  T.  5.  Delponte  Desm.  T.  15  [P.  di- 
gytus  Breb.  b)  interruptum  Klebs  Desm.  T.  2].  Zellen  breit  cylindrisch,  nicht  eingeschnürt, 
37  bis  44  ^  (nach  Klebs  14  bis  50  (i)  breit,  5  bis  6mal  so  lang,  au  den  Enden  all- 
niilhlig  oder  plötzlich  kegelförmig  verschmälert  und  abgerundet,  die  Zellhaut  glatt,  bei 
ausgewachsenen  Exemplaren  ist  der  Chlorophyllkörper  oft  durch  drei  helle  Querlücken 
unterbrochen. 

In  stehenden  GeAvässern,  Sümpfen,  Torfgräben  etc.  (5 — 9).  So  im  Riesengebirge 
am  Mummelfall  bei  Neuwelt,  unter  der  Spindlerbaude !  auf  der  Weissen  Wiese  (Kirchner 
Algenfl.  p.  135);  bei  Moldau  im  Erzgebirge,  bei  Kuschwarda  im  Böhmerwalde  mehrfach, 
in  Waldsümpfen  bei  Bradkowic  nächst  Pfibram  spärlich! 

312.  P.  closterioides  Ralfs.  Desmid.  T.  34,  Wolle  Desmid.  T.  5,  Delponte 
Desm.  T.  15,  Klebs  Desmid.  T.  3,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  266!  Zellen  schmal 
spindelförmig  oder  doppeltkegelförmig,  nach  den  Enden  allmählich  verschmälert,  daselbst 
flach  zugerundet,  40  bis  44  fi  breit  (nach  Klebs  30  bis  41),  4  bis  6mal  so  lang.  Chloro- 
phyllkörper in  der  Mitte  durch  eine  helle  Querlücke  unterbrochen,  Zygoten  46  bis  56  (i 
dick,  rund,  mit  glatter  Membran. 

In  Sümpfen  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  torfigeu  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic 
und  Ouwal;  bei  Frauzensbad,  Lomnic  nnd  Veseli,  am  Arber-See  im  Böhmerwalde!  bei 
Königswalde  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.   169). 

313.  P.  margaritaceum  (Ehrb.)  Breb.  Ralfs  Desmid.  T.  25,  Delponte  T.  15. 
Zellen  cylindrisch,  in  der  Mitte  nicht  eingeschnürt  oder  nur  leicht  verengt,  21  bis  28  (i 
breit,  5  bis  6mal  so  (115 — 136  fi)  lang,  an  den  Enden  flach  abgerundet,  fast  abgestutzt, 
Zellhaut  bräunlich,  mit  kleinen  Knötchen  in  Läugsreihen  besetzt. 

In  Sümpfen,  sumpfigen  Teichen  u.  ä.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  bei  Schewetin 
nächst  Veseli! 

314.  P.  navicula  Breb.  Wolle  Desm.  T.  5.  [P.  closterioides  Ralfs  h)  navicula 
Klebs  Desmid.  T.  3].  Zellen  breit  spindelförmig,  nach  den  Enden  stärker  als  vor.  ver- 
schmälert, flach  abgerundet,  12  bis  17  ft  breit,  4  bis  5mal  so  [43  bis  72  ji]  lang. 
Chlorophyllkörper  in  der  Mitte  unterbrochen.  Zygoten  33  bis  38  [i  dick,  38  bis  43  ^ 
lang,  fast  quadratisch,  mit  vorgezogenen  spitzen  Ecken,  zwischen  den  anhaftenden  copu- 
lirten  Zellen. 

In  torfigen  Sümpfen  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  Sümijfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic 
und  Ouwal,  in  Torfsümpfen  bei  Franzensbad ;  am  Spitzberg,  bei  Hohenfurth  und  Rosenberg 
im  Böhmerwalde,  bei  Wittingau,  Plana  nächst  Täbor!  Im  Riesengebirge  auf  der  Mädel- 
wiese [Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883  p.  184]. 

315.  P.  truncatum  Ralfs  Desm.  T.  25,  Wolle  Desm.  T.  5,  Delponte  Desm.  T.  15. 
Zellen  cylindrisch,  10  bis  12  fi  breit,  3  bis  4mal  so  lang,  mit  gerade  abgestutzten  Enden. 
Chlorophyllkörper  in  der  Mitte  meist  unterbrochen.  Zellmembran  glatt  oder  fein  punctirt. 
Zygoten  rund  mit  glatter  Membran. 

In  Torfsümpfen  wie  vor.  (6 — 9).  So  in  den  Eibquellen  im  Riesengebii'ge  [Krch. 
Algenfl.  p.   136]. 

ß)  Chlorophyllplatten  am  Rande  deutlich  gelappt  oft  radial  zAveispaltig.  Zellen  nicht 
oder  blos  in  der  Mitte  leicht  ausgeschweift. 

316.  P.  digitus  (Ehrb.)  Breb. ^)  Ralfs  Desm.  T.  25,  Delponte  Desm.  T.  15,  Wolle 
Desm.  T.  5.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  182.  Zellen  länglich-  cyliudrich  oder  doppelt- 


')  Pleurosicyos  myriopus  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1832  T.  5  f.  68  u.  69  p.  178,  deren 
Zelluu  Penium-äbulich,  aber  am  Querschnitt  nicht  kreisrund,  sondern  achteckig  sind,  wurde  bisher 
blos  von  Corda  bei  Carlsbad  beobachtet.  Kützing  [Spec.  alg.  p.  168]  hält  diese  Alge  für  Penium 
lamellosum  Breb. 


Olosterium. 


177 


kegelförmig,  60  bis  82  (nach  Klebs*)  16  bis  66)  fi  breit,  4  bis  Ömal  so  (etwa  300  bis 
400  /ti)  laug,  in  der  Mitte  nicht  eingeschnürt,  nach  den  Enden  mehr  weniger  oder  gar 
nicht  verschmälert,  mit  glatter  Zellhaut,  Chlorophyllkörper  in  der  Mitte  unterbrochen. 

In  Sümpfen,  Mooren,  Waldgräbeu  wie  vor.  (5 — 10).  So  in  torfigen  Sümpfen  an 
der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Pastviu  und  Lichtenau  an  der  Adler,  bei  Habstein 
(häutig) ;  im  Reisengebirge  nicht  selten,  so  am  Mummelfall,  an  den 
Steinigen  Wasserfällen  bei  Harrachsdorf,  bei  der  Spindelmühle,  Elbfall- 
baudc,  Spindlerbaude,  in  den  Siebengründen!  in  den  Elbquelleu  und  im 
grossen  Teiche  [Kirchner  Algenfl.  p.  135] ;  in  torfigen  Sümpfen  bei 
Fralizensbad,  Lomnic  und  Wittingau;  im  Böhmerwalde  am  Spitzberg, 
bei  Hohenfurth  mehrfach ! 

317.  P.  lamellosum  Breb.  Wolle  Desm.  T.  5,  Delponte  Desm. 
T.  15,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  476!  Zellen  länglich-cylindrisch, 
oder  spindelförmig,  in  der  Mitte  häufig  leicht  ausgeschweift,  45  bis  80 
[nach  Delponte  auch  nur  39]  ^  breit,  5  bis  6mal  so  [150  bis  364  f*] 
lang,  an  den  Enden  verschmälert  und  breit  abgerundet.  Chlorophyll- 
körper in  der  Mitte  nicht  unterbrochen. 

In  Sümpfen  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der 
Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal ;  bei  Dux ; '')  in  torfigen  Wassergräben 
bei  Lichtenau  an  der  Adler! 


Fig.  107.  Penium 
oblongum  D.  By. 
Eine  Zelle  mit  je 
2  Pyrenoiden  in 
jeder  Zellhälfte, 
390mal   vergr. 


318.  P.  oblongum  D.  By.  Conj.  T.  7,  Wolle  Desm.  T.  5,  Wittr. 
Alg.  exs.  No.  848 !  Zellen  länglich-cylindrisch,  nicht  eingeschnürt,  22  bis 
26  ^  breit,  3  bis  4mal  so  lang,  nach  den  Enden  allmälich,  aber  nur 
wenig  verschmälert,  breit  abgerundet. 

In  Torfsümpfen  wie  vor.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  bei  Habstein  und  Hohenfurth ! 
im  Riesengebirge  in  den  Eibquellen  [Kirchner  Algenfl.  p.  135]  ^),  auf  der  Weissen  Wiese, 
Mädelwiese,  am  Koppenplan.  [Schröter,  Jahresb.  d.  schles.  Ges.  1883,  p.  184],  am  Mummel- 
fall nächst  Neuwelt! 


87.  Gattung.  Closterium  Meyen.^) 

• 

Zellen  mehr  oder  weniger  sichel-  oder  halbmondförmig  gekrümmt,  seltener  fast 
gerade,  spindelförmig  oder  cylindrisch  mit  pfriemenförmig  vorgezogenen  Enden,  in  der  Mitte 
nie  eingeschnürt,  vor  beiden  Enden  im  Inneren  mit  je  einem  farblosen  Bläschen  [Vacuole], 
in  welcher  sich  eine  Anzahl  kleiner  farbloser  Körnchen  (Grypskrystalle)  lebhaft  bewegt. 
Chlorophyllkörper  wie  bei  Penium  axil,  aus  strahlig-divergirenden  Längsplatten  bestehend, 
welche  regelmässig  in  Reihen  stehende  oder  unregelmässig  angeordnete  Araylonkerne  (Pyre- 
noide)  enthalten.  Vermehrung  wie  bei  Penium  und  Mesotaenium.  Zygoten  kugelig,  oval 
oder  viereckig,  glatt. 


*)  Klebs  (1.  c.  p.  25)  zieht  zu  dieser  P.-Art:  Penium  lamellosum  Breb.,  P.  oblongum  D. 
'By.,  P.  interruptum  Breb.  und  P.  closterioides  Ralfs,  da  „alle  diese  als  besondere  Arten  beschrie- 
bene Gestalten  nicht  specitisch  zu  trennen  sind,  weil  sie  zu  sehr  in  ihren  verschiedeneu  Variati- 
onen in  einander  greifen,  daher  ist  es  rein  willkürlich,  dass  ich  P.  interruptum  zu  P.  digitus  ge- 
stellt habe ;  ich  könnte  es  mit  vielleicht  noch  besserem  Recht  zu  P.  closterioides  rechnen,  schliess- 
lich auch  alle  drei  zu  einer  Art  verschmelzen". 

')  Daselbst  beobachtete  ich  einige  in  der  Mitte  deuthch  eingeschnürte,  sonst  aber  in 
Form  und  Grösse  dem  P.  lamellosum  ähnliche  Zellen;  sie  waren  72  (am  Isthmus  blos  45 — 48)  (t, 
breit,  340  (i  lang,  an  den  Enden  meist  nur  30  (i  breit. 

')  Jacobsen  (1.  c.  p.  167  u.  f.)  hat  mit  dieser  Gattung  folgende  Penium-Arten :  P.  inter- 
ruptum Breb.  z=  Cl.  interruptum  (Breb.)  Jacob.,  P.  closterioides  Ralfs  =  Cl.  lens  v.  intermedia 
Jacob.,  P.  navicula  Breb.  =  Cl.  lens  v.  minor  Jacob,  vereinigt.  P.  Reinsch  [Algenfiora  v,  Franken 
p.  184  u.  f.]  hat  mit  Nägeli  „Gattungen  einzelliger  Algen"  p.  105  u.  f.  die  Gattung  Penium  Breb. 
als  Subgen.  Netrium  Nag.  (Penium  Breb.)  der  Gattung  Closterium  subordinirt. 

12 


^yg  Closterium. 


a)  Zellen  fast  cylindrisch,  weuig  gebogen,  die  convexe  (Rücken-)  und  die  concave 
(Bauch-)  Seite  einander  ziemlich  parallel;  au  den  Enden  gar  nicht  oder  nur  wenig  und 
erst  dicht  vor  denselben  verdünnt.  Zygoten  rund  oder  viereckig. 

319.  C.  gracile  Breb.  [nou  C.  gracile  Lund.  =:  C.  Lundelii  Lagerh].  Wolle  Desm. 
T.  6.  Wittr.  et  Xordst.  Alg.  exs.  No.  89,  262!  Zellen  länglich  cylindrisch,  5  bis  6  (i 
breit,  20  bis  SOraal  so  lang,  nach  den  abgestumpften  Enden  leicht  gekrümmt  und  etwas 
verdünnt.  Endvacuole  nicht  scharf  begrenzt.  Zellhaut  glatt,  zart  und  meist  farblos.  Zygoten 
28  bis  30  [i  laug,  22  ft  breit,  fast  quadratisch,  mit  abgerundeten  Ecken,  die  meist  mit 
je  einem  Stachel  besetzt  sind. 

In  Sümpfen,  "Wassergräben  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei 
Ouzic  nächst  Kralup,  bei  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidliua, 
bei  Habstein  nächst  Hirschberg ;  bei  Frauzensbad ;  in  Waldsümpfen  bei  Bradkowic  nächst 
Pfibram,  bei  Pisek,  Lomnic,  Wittingau,  am  Arber-See  im  Böhmerwalde !  auf  der  Eibwiese 
(Schröter  1.  c.  p.  184). 

320.  C.  bicurvatum  Delp.  Desmid.  T.  18.  Zellen  cylindrisch,  in  der  Mitte  5  bis 
7  fi  dick,  40  oder  mehrmal  so  [290  bis  über  400  ^]  laug,  nach  den  allmälig  verdünnten 
Enden  leicht  gekrümmt.  [Die  Krümmung  in  deu  mittleren  drei  Fünfteln  der  Zelle  sehr 
gering,  die  Zelle  daselbst  fast  geradlinig.]  Enden  abgerundet,  hyalin.  Zellhaut  dünn, 
glatt,  farblos. 

In  alten  Teichen,  Tümpeln  u.  ä.  unter  anderen  Algen  zerstreut  (5 — 8).  So  in 
Tümpeln  an  der  grossen  Elbeinsel  bei  Celakowic! 

321.  C.  obtusum  Breb.  Wolle  Desm.  T.  6,  Klebs  Desm.  T.  1.  ^)  Zellen  fast 
cylindrich,  Avenig  gekrümmt,  5  bis  14  fi  breit,  5  bis  lOmal  so  (etwa  50  bis  150  fi)  lang, 
an  den  stumpfen  Enden  breit  abgerundet,  nicht  oder  wenig  verschmälert,  die  farblosen 
Endvacuolen  wenig  deutlich.  Zellhaut  farblos,  glatt. 

In  stehenden  Gewässern,  Wassergräben,  berieselten  Mauern  und  Steinen  (4 — 9). 
So  bei  Herrnskretschen  in  der  böhm.  Schweiz !  im  Riesengebirge  bei  der  Petersbaude 
[Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883,  p.  184 !],  bei  Carlsbad,  Plana  nächst  Täbor, 
Lomnic,  Wittingau,  am  Spitzberg  im  Böhmerwalde! 

322.  C.  juncidum  Ralfs  Desm.  T.  29,  Delponte  Desm.  T.  17.  Zellen  sehr  lang 
cj'lindrisch,  wenig  gekrümmt,  7  bis  14  (i  breit,  24  bis  30mal  so  (220  bis  460  ^)  lang, 
an  den  Enden  etwas  verdünnt  und  abgerundet  oder  abgestutzt ;  die  farblosen  Endbläschen 
sehr  klein.  Zellhaut  gelblich,  längs  gestreift,  Zygoten  kugelig,  glatt. 

In  sumpfigen  und  moorigen  Gewässern,  Waldgräben,  Torfmooren  u.  ä.  (7 — 10). 
So  in  Sümpfen  bei  Scbewetin  nächst  Weseli! 

323.  C.  macilentum  Breb,  Desm.  T,  2,  Delponte  T.  17,  Zellen  sehr  lang  cy- 
lindrisch, wenig  gekrümmt,  12  bis  14  ft  breit,  20  bis  42mal  so  (400  bis  490  fi)  lang, 
an  den  Enden  verdünnt  und  abgerundet;  Zellhaut  glatt,  farblos  oder  gelblich,  mit 
1 — 4  Querstreifen.  Zygoten  kugelig,  glatt. 

In  sumpfigen  uud  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (7 — 9).  So  in  Waldsümpfen  bei 
Bradkowic  nächst  Pfibram! 

324.  C.  angustatum  Ktz.  2)  Ralfs  Desm.  T.  29,  Wolle  Desm.  T.  6,  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  475,  479!  Zellen  fast  linealisch,  sehr  leicht  gekrümmt,  15  bis  25  (i 
breit,  15  bis  18mal  so  lang,  an  den  breit  abgestutzten  Enden  wenig  verdünnt,  Endvacuolen 
nicht  apical,  klein.  Zellhaut  mit  4  bis  5  Läugsrippen,  braungelb. 


')  Klebs  vereinigte  mit  dieser  C.-Art  C.  pusilhini  Hautzsch  als  C.  obtusum  b)  pusillum 
und  meint  es  bilde  „deu  Endpunkt  einer  Reihe,  die  von  C.  aceiosum  (Schrank)  Ehrb.  ausgeht ; 
Avie  bei  der  typischen  so  zeigt  sich  auch  bei  der  Form  b)  pusilhim  ein  allmäliches  Aufgeben  des 
Closterium-Typns  —  es  entstehen  Penium-artige  Gestalten"  1.  c.  p.  !». 

')  Dürfte  nach  Ivlebs  (1.  c.  p.  17)  in  den  Formenkreis  des  C.  iutermedium  Ralfs  gehören. 


/\ 


Closterium.  179 


In  Sümpfen,  Gmben,  Mooren,  Waklvviesen  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Schluckenau 
[Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  174]. 

325.  C.  didymotocum  Corda  *)  Alm.  d.  Carlsb.  1835,  T.  5,  Ralfs  Desm.  T.  28, 
Wolle  Desm.  T.  8,  Delponte  Desm.  T.  17,  C.  turgidum  b)  didymotocum  Klebs  Desm. 
T.  2,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  475 !  Zellen  fast  cylindrisch,  nach  den  gerade  ab- 
gestutzten Enden  wenig  gekrümmt,  allmälicli  uiul  wenig  verschmälert,  meist  30  bis  32  (i 
(nach  Klebs  bis  42  fi)  breit,  6  bis  12mal  so  (471  {i  n.  Klebs)  lang.  Endvacuolen  deutlich. 
Zellhaut  gelblich,  glatt  oder  mit  mehr  oder  weniger  deutlichen,  feinen  Längsstreifen;  var. 
ßj  Baüeyamim  Breb.  Wittr.  et.  Nordst.  Alg.  exs.  No.  177,  178!  Zellen  gerade,  an  den 
nicht  gekrümmten  Enden  breit  abgestutzt,  Zellhaut  glatt,  gelblichbraun. 

In  stagnircnden  Gewässern,  Sümpfen,  torfigen  Gräben  etc.  (5 — 10).  So  in  torfigen 
Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  ebenso  bei  Zizelic  nächst  Chluraec 
an  der  Cidlina,  bei  Habstein;  in  Waldsürapfen  bei  Bradkowic  nächst  Pfibram,  Loniuic 
nächst  Wittingau  auch  var.  /3 !  bei  Carlsbad  am  Ufer  der  Tepl  (Corda  Alm.  d.  Carlsb. 
1835  p.  125),  bei  Schluckenau  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  172),  im  Riesengebirge  in  den 
Elbquellen  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.   1883  p.  184). 

b)  Zellen  wenig  gebogen,  von  der  Mitte  nach  den  Enden  allmälich,  aber  bedeu- 
tend verdünnt;  an  der  Rückenseite  mehr  oder  weniger  convex,  an  der  Bauchseite  wenig 
gebogen,  fast  geradlinig;  Zygoten  kugelig,  glatt. 

326.  C.  lunula  (Müll.)  Nitzsch,  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835,  T.  5,  Wolle  Desm. 
T.  50,  Delponte  Desm.  T.  16,  Klebs  Desm.  T.  1,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  86,  838  ! 
Zellen  schwach  halbmondförmig  gekrümmt,  an  der  Bauchseite  fast  geradlinig,  wenig  aber 
gleichmässig  gebogen,  am  Rücken  hoch  gewölbt,  gegen  die  abgerundeten  Enden  gleich- 
massig  bis  auf  V4  tler  grössten  Breite  verdünnt,  80  bis  110  (26  bis  88  nach  Klebs) 
^  breit,  5  bis  7mal  so  lang,  mit  deutlichen  Endvacuolen   und  glatter,  farbloser  Zellhaut ; 

m  Chlorophyllkörper  mehrere  Reihen  von  Pyrenoiden  (Amylonkernen). 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Sümpfen,  Tümpeln,  Wassergräben,  Wasserbe- 
hältern unter  anderen  Algen,  meist  nur  vereinzelt  (5 — 9).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn 
bei  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Stupcic  nächst  Stfezmif,  in  Waldsümpfen  bei  Bradkowic 
nächst  Pfibram ;  bei  Königgrätz ;  im  Arber-See  im  Böhmerwalde !  bei  Carlsbad,  Reiclienberg, 
Rokycan  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.   1840  p.  217),  bei  Pilsen  (Hora,  Flora  v.  Pilsen  p.  12). 

327.  C.  acerosura  (Schrank)  Ehrb.  Ralfs  Desm.  T.  27,  Wolle  Desm.  T.  6,  Del- 
ponte Desm.  T.  16,  Klebs  Desm.  T.  l,'^)  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  478,  839! 
Zellen  schmal,  spindelförmig  bis  lanzettlich,  20  bis  50  (bis  61  nach  Klebs)  n  breit,  9  bis 
15mal  so  lang,  mit  stumpflichen  oder  spitzen  Enden,  die  bis  auf  V5  der  grössten  Breite 
verdünnt  sind.  Endvacuolen  klein.  Zellhaut  glatt  oder  fein  gestreift;  var.  ß)  minus  Hantzsch. 
Zellen  21  bis  30  fi  breit,  glatt;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  (4—10).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach ; 
so  in  den  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Koruthor,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei 
Troja,  Illubocep,  Hodkowicka,  in  Sümpfen  am  Boticbache  bei  Nusle,  im  Teiche  bei  Kun- 
ratic ;  bei  Neratowic  an  der  Elbe ;  bei  Jung-Bunzlau,  Chlumec  an  der  Cidlina,  Königgrätz, 
im  Grossen-  und  im  Heideteich  bei  Hirschberg!  bei  Böhni.-Kamnitz  [Hantzsch  var.  ß) 
minus  Rbh.  Flora  alg.  europ.  III.  128  und  415],  bei  Carlsbad,  Franzensbad  [Corda  Alm. 
d.  Carlsb.  1840  p.  218];  bei  Winterberg,  Kuschwarda,  Frauenberg  nächst  Budweis, 
Wittingau,  Sobieslau,  Sudomeric,  Plana,  Täbor,  ßican   und  Bfezi! 


»)  Meneghini  [Liunaea  1840  p.  233,  Kützing,  Spec.  alg.  p.  164]  hat  C.  didymotocum  Corda 
zu  C.  acerosum  (Schrank)  Ehrb.,  welchem  es  nach  der  Zeichnung  Corda's  in  der  Tliat  viel  mehr 
als  dem  C.  didymotocum  Ralfs  Brit.  Desm.  T.  28  f.  7  ähnlich  sieht,  zugetheilt;  demnach  sollte 
diese  C.-Art  eigentlich  C.  didymotocum  Ralfs  non  Corda  benannt  werden. 

2)  Klebs  (1.  c.  p.  7,  8)  vereinigte  mit  dieser  C.-Art  C.  lanceohxtum  Ktz.,  C  angnstum 
Hantzsch;  Jacobsen  (1.  c.  p.  169)  auch  C.  augulatum  Hantzsch,  welches  nach  Klebs  (I.  c.  p.  10) 
dem  C.  monihferum  nahe  stehen  soll. 

12* 


jgA  Closterium. 

328.  C.  turgidum  Ehrb.  Ralfs  Desm.  T.  27,  Wolle  Desm.  T.  6,  Delponte  Desm. 
T.  16,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  381 — 383,  385!  Zellen  leicht  sichelförmig  ge- 
krümrat, 65  bis  74  (nach  Delponte  auch  57 — 61)^  breit,  10  bis  12mal  solang,  an  den 
abgerundeten  Enden  wenig  verdünnt  und  vor  denselben  auf  der  Rückeuseite  plötzlich  ein- 
gebogen und  in  ein  vorgezogenes,  abgerundetes  Ende  auslaufend.  Endvacuole  klein.  Zell- 
haut gelblich  oder  röthlichbrauu  gefärbt  und  deutlich  gestreift. 

In  Sümpfen,  Teichen,  Torfgräben  u.  ä.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  bei  Frauenberg 
nächst  Budweis! 

329.  C.  strigosum  Breb.  Wolle  Desm.  T.  6,  53,  Klebs  Desm.  T.  1.  Zellen 
schmal  lanzettlich,  nach  den  spitz-abgerundeten  Enden  leicht  gekrümmt,  10  bis  17  /w  breit, 
16  bis  24mal  (160  bis  370  (i)  so  lang,  von  der  Mitte  nach  den  Enden  allmälig  verdünnt. 
Endvacuolen  klein,  undeutlich.  Zellhaut  farblos,  glatt. 

In  torfigen  Sümpfen  wie  vor.  (6 — 9).  So  am  Spitzberg  im  Böhmerwalde! 

c)  Zellen  mehr  oder  weniger  bis  sichelförmig  gebogen,  an  den  Enden  allmälich 
verdünnt.  Rücken-  und  Bauchseite  nach  derselben  Richtung  convex.  Zygoten  kugelig  oder 
eckig.  <x)  Zellen  in  einem  flachen  Bogen  gekrümmt. 

330.  C.  striolatum  Ehrb.  *)  Ralfs  Desm.  T.  29,  Wolle  Desm.  T.  6,  Delponte 
Desm.  T.  17,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  475,  479,  480  et  840,  841!  Zellen  leicht 
gekrümmt,  30  bis  48  [i  breit,  8  bis  12mal  so  lang,  nach  den  stumpfen  bis  abgestutzten 
Enden  hin  massig  verschmälert.  Endvacuolen  ziemlicli  gross.  Zellhaut  bräunlich,  dicht  und 
deutlich  längs  gestreift.  Zygoten  kugelig,  glatt;  var.  ß)  elongatum  Rbh.  (C.  intermedium 
Ralfs)  Zellen  12  bis  16mal  so  lang  als  breit,  mit  stärker  entwickelten  Längsstreifen, 

In  Sümpfen,  Torfgräben  u.  ä.  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei 
Bechowic  und  Ouwal  auch  ß,  bei  Neratowic  an  der  Elbe,  Zizelic  an  der  Cidlina;  bei 
Habsteiu  auch  /3;  im  Riesengebirge  unter  der  Spindlerbaude  und  am  Eibfall!  in  den  Elb- 
quellen  (Kirchner  Algeufl.  p.  139),  bei  Lichtenau  au  der  Adler,  Bfezlirad  nächst  König- 
grätz  !  bei  Schluckenau  ß  (Karl  Rbh,  Kryi^tfl.  p.  173  als  C.  intermedium  Ralfs);  bei 
Brüx,  Seegrund  nächst  Zinnwald  im  Erzgebirge ;  bei  Franzeusbad ;  im  Böhmerwalde  am 
Schwarzen-See,  bei  Eisenstein,  am  Spitzberg,  bei  Hohenfurth;  in  Sümpfen  an  der  Bahn 
zwischen  Veseli  und  Lomuic  nächst  Wittingau  auch  ß  häufig,  bei  Stupcic! 

331.  C.  crassum  Delp.  Desmid.  T.  18.  Zellen  leicht  gekrümmt,  fast  spindelförmig, 
35  bis  50  ^  breit,  20  oder  noch  mehrfach  so  (etwa  560  bis  806  fi)  laug,  in  der  Mitte 
leicht  erweitert,  nach  den  fast  flach  abgestutzten  Enden  allmälig  verdünnt.  Endvacuolen 
ziemlich  gross.  Zellhaut  gestreift. 

In  Teichen,  torfigen  Sümpfen  u.  ä.  (5 — 10).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Veseli  und  Lomnic! 

322.  C.  costatum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835,  T.  5.  C.  striolatum  b)  costatum 
Klebs  Desm.  T,  2,  Wolle  Desm.  T.  6,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  842 !  Zellen  spindel- 
förmig, mehr  oder  weniger  bis  halbmondförmig  gekrümmt,  63  bis  73  (34 — 40  nach  Klebs)  ft 
breit,  6  bis  8  (nach  Klebs  bis  10)  mal  so  lang,  Enden  allmälich  bis  auf  ^/3  der  grössteu 
Breite  verdünnt,  abgestutzt.  Endvacuolen  gross.  Zellhaut  gelb  oder  braun,  mit  5  bis  8 
dicken  Längsrippen  auf  jeder  Seite.  Zygoten  kugelig  oder  eiförmig  100 — 120  ^  breit,  glatt. 

In  Sümpfen,  Mooren,  Waldgräben  unter  anderen  Desmidiaceen  (5 — 9).  Bei  Carlsbad 
und  Prag  (Corda  Alm.  d.  Carlsb,  1840  p.  219);  bei  Strakonic,  in  Waldsümpfen  bei 
Bradkowic  nächst  Pfibram;  an  Steinigen  Wasserfällen  bei  Harrachsdorf! 

333.  C.  lineatum  Ehrb.  Ralfs.  Desm.  T.  30,  Wolle  Desm.  T.  6,  Delponte  Desm. 
T.  17,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  571!  Zellen  wenig  gekrümmt,  28  bis  34,  seltener 
blos  21  ft  breit,  20  bis  30mal    so  (430  bis  720  ft)  lang,  in  der  Mitte  gleichmässig  cy- 


')  Nach  Klebs  «geht  C.  striolatum  in  seiner  typischen  Form  aus  C.  Archerianum  Cleve 
hervor".  Mit  dieser  Art  in  eine  Reihe  zieht  Klebs  noch  C.  reguläre  Breb.,  C.  turgidum  Elirb.  und 
C.  intermedium  Ralfs  (1.  c.  p.  15).  Jacobsen  (1.  c.  p.  17ß)  vereinigt  mit  dieser  A^rt  noch  Cl.  ulna 
Focke,  C.  directum  Ai-ch.,  C.  subjuncidum  Not. 


Closterium.  IgJ 


lindriscli,  au  den  Enden  allmälich  verdünnt  und  abgerundet.  Endvacuolen  klein.    Zellhaut 
gelblich,  fein,  aber  deutlich  längs  gestreift.  Zj'goten  rund,  mit  sehr  dicker  Membran. 

In  Tümpeln,  torfigen  Sümpfen  wie  vor,  (4 — 9).  So  in  Moldautümpeln  bei  Hodko- 
wicka  nächst  Prag,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Ouwal,  bei  Lomnic  nächst  Wittingau, 
in  Waldsümpfen  bei  Bradkowic  nächst  Pfibram;  bei  Falkenau! 

334.  C.  decorum  Breb.  Wolle  Desm.  T.  7.  Zellen  leicht  gekrümmt,  34  bis  41  fi 
breit,  12  bis  16mal  so  lang,  an  den  Enden  auf  */4  bis  7$  der  grössten  Breite  verdünnt, 
abgerundet.  Endvacuolen  klein.  Zellhaut  sehr  fein  gestreift.  Zygoten  eckig;  sonst  wie  die 
vor.  Art. 

In  torfigen  Sümpfen  wie  vor.  (5 — 9).  Bei  Vesell  und  Lomnic  nächst  Wittingau! 

335.  C.  cornu  Elirb.  ')  Ralfs  Desm.  T.  30  [C.  pronum  c)  cornu  Klebs  Desm. 
T.  2.]  ^)  Zellen  leicht  gekrümmt,  6  bis  8  /it  breit,  16  bis  36nial  so  lang,  nach  den  Enden 
wenig  verschmälert,  lang  ausgezogen,  abgestutzt.  Zellhaut  farblos,  glatt.  Zygoten  viereckig. 

In  stehenden  und  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (4 — 9).  So  in  den  Moldautümpeln 
bei  Hlubocep  nächst  Prag  unter  anderen  Algen,  in  Sümpfen  bei  Plana  nächst  Täbor, 
ebenso  bei  Veseli  und  Lomnic ! 

336.  C.  subtile  Breb.  Wolle  Desm.  T.  7.  Zellen  schwach  gekrümmt,  in  der  Mitte 
2'5  bis  4  [i  breit,  etwa  12mal  so  lang,  nach  den  Enden  allmälich  scharf  zugespitzt; 
Zellhaut  glatt.  Ist  äusserlich  einem  Rhaphidium  ähnlich. 

In  Teichen,  torfigen  Sümpfen,  seltener  auch  in  Aquarien  u.  ä.  unter  anderen 
Algen  (4 — 9).  So  im  Teiche  bei  Kunratic  nächst  Prag,  in  Sümpfen  bei  Plana  nächst 
Täbor,  in  torfigen  Gewässern  an  der  Bahn  zwischen  Lomnic  und  Veseli! 

ß)  Zellen  stark,  mitunter  bis  halbkreisförmig  gekrümmt. 

337.  C.  Dianae  Ehrb.  Wolle  Desm.  T.  7,  Delponte  Desm.  T.  17,  Klebs  Desm. 
T.  1.')  Zellen  mehr  oder  weniger  stark  bogenförmig  gekrümmt,  18  bis  23  (10  bis  29 
nach  Klebs  und  Delponte)  fi  breit,  7  bis  10,  seltener  bis  12raal  so  lang,  nach  den  Enden 
allmälich  verdünnt,  zugespitzt  oder  stumpf.  Endvacuolen  weniger  deutlich  begrenzt.  Zellhaut 
farblos  oder  gelblich,  glatt,  seltener  mit  feinen  Längsstreifen.  Zygoten  36  ft  breit,  kugelig, 
glatt ;  var.  ß)  arcuattim  (Breb.)  Rbh.  (C.  arcuatum  Breb.).  Zellen  stärker  gekrümmt,  mit 
stumpfen  Enden,  in  der  Mitte  öfters  leicht  angeschwollen. 

In  Sümpfen,  Gräben,  auf  Torfwiesen  u.  ä.  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  bei 
Bechowic  und  Ouwal  auch  var.  ß;  bei  Frauzensbad,  Veseli,  Lomnic  und  Wittingau!  bei 
Eger  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  217). 


•)  Ueber  den  Werth  dieser  und  älinlicher  C.-Arten  siehe  Jacobsen  1.  c.  p.  173. 

")  Nach  Klebs  gehört  diese  C.-Art  mit  ('.-acutum  Breb.,  C.  linea  Perty  zu  G.  pronum. 
Brei).,  welches  eine  solche  Veränderlichkeit  nach  jeder  Richtung  hin  zeigt,  dass  es  höchst  willkür- 
lich ist  Unterabtheihmgen  aufzustellen  (1.  c.  p.  19). 

^)  Nach  Klebs  (I.  c.  p.  12)  ist  es  unmöglich  von  dieser  C.-Art  C.  acuminatum,  C.  arcu- 
atum „auch  nur  als  Varietäten  zu  unterscheiden".  C.  Venus  Ktz.,  C.  Jenneri  Ralfs,  C.  incurvum 
Breb.  sind  jedoch  als  Varietäten  von  dieser  Art  zu  unterscheiden.  „Durch  die  grosse  Variabilität 
nach  allen  Richtungen  hin  hängt  C.  Dianae  durch  zahlreiche  Uebergänge  mit  anderen  Formenkreisen 
zusammen,  so  z.  B.  mit  C.  moniliferum  etc."  (1.  c.  p.  13).  Die  Formen  von  C.  Archerianum,  zu 
dem  auch  C.  Cynthia  Not.  und  C.  porrectum  Nordst.  gehört,  bilden  die  gestreiften  Varietäten  von 
C.  Dianae"  (1.  c.  p.  13).  „Die  grösseren  Formen  von  G.  Archerianum  führen  nun  die  Entwickelung 
weiter,  indem  sie  in  G.  striolatum  übergehen"  (1.  c.  p.  14).  Da  nun  aber  nach  Klebs  (1.  c.  p.  15)  C. 
acerosum  und  G.  monilü'erum  als  Varietäten  von  G.  striolatum  zu  betrachten  sind,  aus  G.  acerosum 
weiter  C.  angustum  Hantzsch  entsteht,  welches  selbst  Variationen  von  G.  strigosum  Breb.  vorstellt 
(1.  c.  p.  8),  G.  acerosum  wieder  aus  C.  lunula  sich  entwickelt  (1.  c.  p.  7),  aus  G.  lunula  Formen 
von  G.  moniliferum  entstehen  sollen  (p.  7)  u.  s.  w.  —  die  Gattung  Glosterium  in  Penium  und 
Pleurotaeninm  übergeht  (p.  6),  Penium  den  Uebergang  zu  Cosmarium  bildet  (p.  20),  die  Gattung 
Gosmarium  ihren  Verwandtschaftsbeziehungen  nach  mit  den  Gattungen  Euastrum,  Staurastrum, 
Spoudylosium,  Sphaerozosma  etc.  nach  K.  im  genetischen  Zusammenhange  stehen  soll,  so  hätte 
Klebs,"  da  er  seine  „wissenschaftlichen"  Untersuchungen,  ohne  eine  streng  kritische  und  exacte 
Untersuchungsmethode  zu  befolgen  durchgeführt  hat,  die  Transmutationstheorie  auf  Kosten  der 
exacten  Forschung  mit  einiges  „Aufsehen"  erregenden  Resultaten  bereichert. 


182 


Closberium. 


338.  C.  candianum  Delp.  Desmicl.  T.  17.  Zellen  nieist  ziemlich  stark,  bis  halb- 
mondförmig gekrümmt,  30  bis  36  fi  breit,  10  bis  12mal  so  (360  bis  504  (i)  lang,  nach 
den  Enden  allmälig  verdünnt,  an  diesen  mit  einem  plötzlicli  verdünnten,  fast  schnabel- 
förmigen, stumpf  abgestutzten  Endtheile.  Zellhaut  mit  sehr  feinen  Längsstreifen. 

In  Sümpfen,  Teichen  wie  vor.  (5 — 10).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn 
zwischen  Bechowic  und  Ouwal! 

339.  C.  acuminatum  Ktz.  Ralfs  Desm.  T.  28,  Wolle  Desm.  T.  7.  Zellen  halb- 
mondförmig gekrünnnt,  bis  28  fi  breit,  die  Enden  etwa  12mal  so  weit  von  einander  ent- 
fernt, an  den  Enden  zugespitzt.  Endvacuolen  deutlich  abgegrenzt.  Zellhaut  mit  ganz  feinen 
Längsstreifen  oder  glatt;  sonst  wie  die  vor.  Art. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  (6 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  bei  Bechowic 
und  Ouwal!  bei  Carlsbad?  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.   1835  p.  209). 

340.  C.  Venus  Ktz.  Ralfs  Desm.  T.  35,  Wolle  Desm.  T.  7.  [C.  Dianae  d)  Venus 
Klebs  Desm.  T.  1].  Zellen  halbkreisförmig  gekrümmt,  8  bis  11  ^  breit,  8  bis  12mal  so 
lang,  nach  den  Enden  allmälich  in  sehr  spitze  Enden  verschmälert.  Endvacuolen  deutlich. 
Zellhaut  farblos,  glatt. 

Wie  vor.  in  stehenden  Gewässern  (6 — 9).  In  einem  Tümpel  auf  der  Kaiserwiese 
nächst  Smichow,  ebenso  bei  Troja  nächst  Prag;  in  Waldsümpfen  bei  Bradkowic  nächst 
Pfibram!  Im  Riesengebirge  in  den  Eibquellen  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Gesellsch. 
1883,  p.   184). 

341.  C.  parvulum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6.  De  Bary  Conj. 
T.  5.  Wolle  Desm.  T.  7.  Zellen  fast  halbkreisförmig  gebogen,  7  bis 
16  fx,  breit,  6  bis  8mal  so  lang,  nach  den  Enden  verdünnt,  zuge- 
spitzt. Endvacuolen  nicht  gut  begrenzt.  Zellhaut  glatt,  farblos. 

In  Tümpeln,  Wassergräben,  Teichen,  wie  vor.  (4 — 10).  In 
der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau 
bei  Hlubocep,  Hodkowicka,  Troja,  in  Teichen  bei  Kunratic  und  Je- 
senic,  Kuchelbad,  in  torfigen  Sümpfen  bei  Bechowic  u.  Ouwal,  bei 
Ouzic  nächst  Kralup,  Celakowic  und  Neratowic  mehrfach,  Zizelic 
nächst  Chlumec  an  der  Cidlina,  Königgrätz ;  bei  Hirschberg,  Habstein  ; 
im  Riesengebirge  unter  der  Elbfallbaude !  am  Grossen  und  Kleinen 
Teiche  (Schröter,  Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883,  p.  184);  bei  Brüx, 
Dux,  Franzensbad,  Täbor,  Pisek,  Loninic,  Wittingau,  Schewetin,  Veseli, 
Frauenberg,  in  den  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Budweis,  bei  Winter- 
berg, Kuschwarda,  am  Spitzberg  und  im  Arber-See  im  Böhmerwalde! 

d)  Zellen  sichelförmig  gekrümmt,  nach  den  Enden  allmälich 
verdünnt,  auf  der  Bauchseite  mehr  oder  weniger  in  der  Mitte  bauchig 
hervorgewölbt,  so  dass  diese  Seite  durch  eine  meln-mals  (wellenförmig) 
gebogene  Linie  begrenzt  ist.   Zj^goten  kugelig,  glatt. 


1 


Fig.  108.  Closteriiim 

moniiiferum     (Bory) 

Ehrb.  Eine  veget. 

Zelle,    etwa    .^OOmal 

vergr. 


342.  C.  Ehrenbergii  Menegh.  Ralfs  Desm.  T.  28,  Wolle 
Desm,  T.  7,  Delponte  Desm.  T.  16,  C.  moniiiferum  v.  Ehrenbergiana 
Jacob.,  C.  moniliforme  c)  Ehrenbergii  Klebs  Desm.  T.  1.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
No.  87  !  Zellen  halbmondförmig,  in  der  Mitte  auf  der  Bauchseite  stark  gewölbt,  nach  den 
Enden  ziemlich  stark  verdünnt  und  fast  halbkugelig  abgerundet,  80  bis  110  (nach  Klebs  60 
bis  76)  (i  breit,  4  bis  6mal  so  lang.  Zellliaut  farblos,  glatt.  Chlorophyllkörper  mit  meh- 
reren Reihen  von  Pyrenoiden  (Amylonkernen).  Unterscheidet  sich  von  C.  lunula  speciell 
durch  die  bauchig  hervortretende  Zcllmitte;  var.  ß)  immane  Wolle  Desm.  T.  7.  Zellen 
bis  208  /M.  breit,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Torfgräben,  Sümpfen  etc.  wie  vor.  (5 — 10).    So  in  torfigen  Sümpfen  bei  Be- 
chowic und  Ouwal  nächst  Prag,  bei  Franzensbad  ! 

343.    C.  moniiiferum    (Bory)    Ehrb.    Näg.    Einz.  Alg.  T.  6,  Wolle  Desm.  T.  7, 
Delponte   Desm.  T.   16,    Klebs    Desm.    T.  2,    Wittr.    et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  88,  845! 


Closteriuin.  183 

Zellen  lialbmoiidfürmig,  in  der  Mitte  der  Bauchseite  stark  convex,  an  den  mehr  oder 
weniger  gekrümmten  Enden  stumpflich  abgerundet,  36  bis  55,  seltener  bis  72  (nach 
Delponte)  ^  breit,  5  bis  9mal  so  lang,  mit  glatter  oder  gestreifter,  farbloser  Membran. 
Chlorophyllkörper  mit  einer  Reihe  von  Amylonkernen ;  var.  ß)  Leibleinn  (Ktz.)  Reinsch 
[C.  Leibleinii  Ktz.]  Ralfs  Desm.  T.  28,  Wolle  Desm.  T.  7,  Delponte  Desm.  T.  17.  Zellen 
nach  den  Enden  stark  gekrümmt,  spitz  zugeschärft,  21  bis  60  (nach  Klebs  12  bis  31)  fi 
breit,  5  bis  7mal  so  lang. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen  u.  ä.  (4 — 9).  In  der  Umgebung  von 
Prag  nicht  selten,  so  in  einem  Bassin  im  k.  k.  botan.  Garten  am  Smichow,  im  sog. 
Libusa-Bade  nächst  Pankrac  auch  /3),  in  den  Schanzgräben  auch  var.  ß),  in  den  Moldau- 
tümpeln bei  Troja,  Kaisermühle,  Hlubocep,  bei  Kuchelbad  und  Radotin  auch  var.  ß,  in 
Teichen  bei  Kunratic  und  Jesenic,  Roztok,  in  den  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Ouwal ; 
Neratowic  an  der  Elbe,  Kostelec,  Brandeis  a.  E.,  Celakowic,  Raudnitz,  Lobositz,  Kolin, 
Pardubic,  Königgrätz,  Neu-Bydzow,  Turnau,  Hirschberg,  Habstein  auch  ß ;  in  den  Teichen 
bei  Buda  nächst  Mukafov,  bei  Sträncic,  Beraun,  Hofowic,  Bystric  nächst  Beneschau, 
Plana  auch  ß,  Sudomefic  auch  /3,  Täbor,  Wotic,  Sobieslau,  Lomnic,  Wittingau  auch  ß, 
Budweis,  Klattau,  Eisenstein;  bei  Pisek,  Mies,  Franzensbad  auch  ß,  Dux  auch  ß,  Brüx, 
Falkenau ! 

344.  C.  Ralfsii  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  30,  Wolle  Desm.  T.  7.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  175.  Zellen  42  bis  52  /»  breit,  6  bis  lOmal  so  lang,  fast  sichelförmig  ge- 
krümmt, in  der  Mitte  stark  bauchig  angeschwollen,  an  den  Enden  stark  verdünnt,  stumpf 
abgerundet  und  leicht  gekrümmt.  Zellhaut  mit  zarten  Längsstreifen,  bräunlich  gefärbt. 
Endvacuole  undeutlich  begränzt ;  var.  ß)  hyhridum  Rbh.  Zellen  wenig  bauchig  aufgetrieben, 
mit  abgestutzten  Enden. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Teplitz  var.  ß  (Karl  Rbh. 
Kryptfl.  p.   174). 

e)  Staiiroceras  Ktz.  Zellen  mehr  oder  weniger  gekrümmt,  mit  angeschwollener 
Bauchseite  und  langen  in  farblose  Schnäbel  ausgezogenen  Enden;  Zygoten  eckig. 

345.  C  Kützingii  Breb. ')  Desm.  T.  2,  Wolle  Desm.  T.  8.  Zellen  in  der  Mitte 
gerade  und  daselbst  etwa  17  ft  breit,  mit  haarförmig  feinen,  hyalinen,  an  der  Spitze  ge- 
bogenen und  etwa  2  [i  dicken  Enden,  welche  die  Hälfte  der  Zellhälften  einnehmen  (die 
Zellen  bis  30mal  so  lang  als  breit). 

In  Sümpfen,  Gräben,  torfigen  Gewässern  (7 — 10).  So  in  Waldsümpfen  bei  Brad- 
kowic  nächst  Pfibram ! 

346.  C.  rostratum  Ehrb. '^)  (C.  caudatum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835  T.  5), 
Wolle  Desm.  T.  8,  Delponte  Desm.  T.  17,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  176,  846! 
Zellen  schmal  lanzettlich,  leicht  gekrümmt,  an  der  Bauchseite  stark  gewölbt,  an  der  Rücken- 
seite fast  gerade  oder  schwach  bogig,  mit  dünnen,  ziemlich  lang  ausgezogenen  Spitzen, 
fast  borstenförmigen  Enden,  die  weniger  als  die  Hälfte  der  Zellhälfte  einnehmen,  22  bis 
40  (an  den  Enden  etwa  5)  (i  breit,  16  bis  18mal  so  lang;  Zellhaut  gelb  oder  bräunlich, 
mit  dichten  Längsstreifen. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Zizelic  an  der  Cidlina;  bei 
Lomnic,  Wittingau ;  Plana  nächst  Täbor,  in  Waldsümpfen  bei  Bradkowic  nächst  Pfibram ; 
bei  Eisenstein,  Winterberg !  bei  Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840,  p.  220),  bei  Pilsen 
(Hora,  Flora  v.  Pilsen  p.  12). 


')  Rabenhorst  hat  diese  Art  mit  dem  C.  setacenm  Ehrb.  vereinigt  (vergl.  dessen  Flora 
alg.  europ.  III,  p.  136). 

=)  Unifasst  nach  Klebs  (I.  c.  p.  18)  ausser  C.  Kützingii  Breb.,  noch  C.  setaceum  Ehrb., 
durch  welches  es  mit  C.  pronum  Breb.  und  C.  elegans  Breb.  verbunden  sein  soll.  Auch  mit  C. 
Rall'sii  „zeigt  es  soviel  Verwandtschaft,  dass  es  mit  ihm  jedenfalls  in  eine  Reihe  gehört"  (I.  c.  p.  19). 


jg^  üysphinotiviiii. 


347.  C.  setaceum  Ehrb.  Ralfs  Desm.  T.  30,  Wolle  Desm.  T.  8,  Delponte  Desm. 
T.  17,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  89 !  (C.  rostratum  o)  setaceum  Klebs).  Zellen 
ziemlich  gerade,  mit  fast  haarförmig  ausgezogenen,  etwa  ^/j  bis  ^/^  der  Zellhälften  ein- 
nehmenden Enden,  9  bis  11  (Enden  2)  fi  breit,  bis  30mal  so  lang.  Membran  gestreift 
oder  glatt. 

In  torfigen  Sümpfen,  "Wassergräben  etc.  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  Sümpfen  an  der 
Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Zizelic  an  der  Cidliua ;  bei  Frauzensbad,  Veseli, 
Lomnic,  Wittingau,  Frauenberg  bei  Budweis,  am  Arber-See  im  Böhmerwalde!  ') 

B.  Gruppe.  Constrictae.  Die  Zellen  sind  in  der  Mitte  deutlich  eingeschnürt,  aber 
nur  so  tief,  dass  der  Isthmus  meist  bedeutend  mehr  als  halb  so  breit  ist  als  die  Zelle  in 
ihrer  grössten  Breite.  Querschnitt  der  Zellen  meist  kreisförmig. 

a)  Chromatophoren  axil. 

88.  Gattung.  Dysphinctiiim  Näg.  [Calocylindrus  (De  By)  Krcb.]  -) 

Zellen  gerade,  cylindrisch,  oval  oder  fast  spindelförmig,  an  den  Enden  abge- 
rundet oder  abgestutzt,  nicht  oder  wenig  zusammengedrückt.  Zellhälften  vor  der  seichten 
Mitteleinschnürung  weder  angeschwollen  noch  längs  gefaltet,  in  jeder  ein  (oder  zwei)  axile, 
strahlige  Chlorophyllkörper,  mit  je  einem  centralen  Pyrenoide.  Querprofil  der  Zellen  kreis- 
rund oder  eiförmig.  Vermehrung  durch  veget.  Zweitheiluug  der  Zellen  und  durch  Zygoten. 

1.  Sect.  Actinotaenium.  Näg.  (incl.  Dysphinctium  Näg.  als  Section).  Zellen  ei- 
förmig-spindelförmig, oder  biscuitförmig,  im  Querprofil  kreisförmig.  Chlorophyllkörper  axil, 
strahlenförmig. 

348.  D.  curtum  (Breb.)  Reinsch  Algenfl.  p.  178  [Cosmarium  curtum  (Breb.) 
Ralfs  Desm.  T.  32,  Penium  curtum  Breb.  Calocylindrus  curtus  (Ralfs)  De  By.  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  91!]  Zellen  eiförmig-spindelförmig,  54  bis  50  ft  breit,  etwa  2mal 
so  lang,  an  den  Enden  abgerundet,  durch  eine  leichte  Einschnürung  in  zwei  Hälften  ge- 
sondert. Halbzellen  kurz  kegelförmig,  nach  den  Enden  unmerklich  verschmälert.  Zellhaut 
glatt  oder  fein  punctirt;  var.  ß)  Regelianum  (Rbh.)  nob.  [Dysphinctium  Regelianum  Näg. 
Einz.  Alg.  T.  6,  Cosmarium  curtum,  b)  minus  Rbh.  Flora  eur.  alg.  III,  p.  177].  Zellen 
30  bis  40  fi  breit,  bis  60  ft  lang,  Isthmus  18  bis  20  ft  breit.  Zygoten  von  unregelmäs- 
siger Form  24  (i  dick,  etwa  42  fi  lang,  mit  kegelförmigen  Stacheln  von  1^/2  Länge  be- 
setzt (vergl.  Kirchner  „Beiträge"  p.  174);  var.  y)  exiguum  nob.  Zellen  15,  18  bis  22  ft 
breit,  27  bis  48  (i  lang,  in  der  Mitte  leicht  eingeschnürt  (Isthmus  12 — 15  bis  18  (i 
breit),  im  Längsprofil  elliptisch,  mit  ganz  glatter  Membran ;  sonst  wie  die  typische  Form. 

Auf  feuchten  Felsen,  zwischen  Moosen  und  Lichenen  (4 — 9).  So  auf  feuchten 
Kalkfelsen  an  der  Westbahn  gegenüber  Srbsko  nächst  Karlstein  var.  ß,  auf  dem  hohen 
Bahnviaducte  bei  Hlubocep  reichlich  var.  y,  auf  feuchten  Felsen  bei  Stechowic  an  der 
Moldau  var  y !  bei  Plana  nächst  Täbor ;  bei  Niclasberg  im  Erzgebirge ;  am  Mummelfall 
im  Riesengebirge! 

349.  D.  palangula  (Breb.)  nob.  [Cosmarium  palangula  Breb.  C.  Cucurbita  b)  pa- 
langula  Klebs  Desm.  T.  3,  Calocylindrus  palangula  (Bröb.)  De  By  et  Krch.]  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  244!    Zellen    cylindrisch,  12    bis  16  (i  breit,  etwa  2  bis  3mal  so 


*)  C.  quadrangulare  Corda  bei  Carlsbad  und  Reichenberg,  C.  obtusangulnm  Corda  bei 
Carlsbad  von  Corda  entdeckt  (Alm.  d.  Carlsb.  1840,  T.  6,  p.  220  u.  f.),  deren  Zellen  am  Qiier- 
sclmitt  viereckig  sein  sollen,  sind  bisher  von  anderen  Algologen  nicht  beebacbtet  worden. 

^j  Die  meisten  zu  dieser  Gattung  gezählten  Desmidiaceen  bat  Kirchner  (Algenflora  von 
Schlesien  p.  142)  in  seiner  Gattung  Calocylindrus  (D.  By.)  ampl.  vereinigt,  welche  nach  Nägeli 
(Gattungen  einzell.  Algen  p.  109)  Dysphinctium  genannt  werden  muss.  Gay  (1.  c.  p.  38  und  71) 
hat  einige  Dysphinctium-Arten  /u  seiner  Gattung  Penium,  als  deren  2.  Sect.  Sphinctopenium  zu- 
gereiht, l)agegen  hat  De  Bary  diese  Gattung  als  3.  Sect.  Dysphinctium  und  4.  Sect.  Calocylindrus 
seiner  Gattung  Cosmarium  untergeordnet  (Conjug.  p.  72), 


üysphincbinrn.  185 


lang,  mit  geraden  Seiten,  in  der  Mitte  seicht  eingeschnürt,  an  den  Enden  flach  abgerundet, 
mit  dicht  und  fein  in  Querreiheu  punctirter  Zellhaut ;  var.  ß)  de  Baryi  Rbh.  (Calocylin- 
drus  palangula  Breb,?  De  Bary  Conj.  T.  6,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  258!)  Zellen 
18  bis  25  ^  breit,  34  bis  46  /x  lang.  Puncte  an  der  Zellhaut  nicht  in  Querreihen  ange- 
ordnet. Isthmus  etwa  15  bis  20  ^  breit. 

In  torfigen  Gewässern,  Mooren  u.  ä.  (6 — 9).  So  in  einem  Sumpfe  bei  St.  Prokop 
gegenüber  Nova  Ves;  bei  Seegrund  nächst  Zinnwald  im  Erzgebirge;  in  Torfsümpfen  bei 
Vesell ;  bei  dem  Schwarzen-See  und  am  Spitzberg  im  Böhmerwalde ;  bei  Königgrätz ;  im 
Riesengebirge  bei  der  Eibfallbaude!  in  den  Eibquellen  (Kirchner  Algenfl.  p.  143),  am 
Koppenplan  (Schröter,  1.  c.  p.  184). 

350.  D.  cruciferum  (D.  By.  ex  p.)  nob.  [Cosmarium?  cruciferum  D.  By.  exp.  ;*) 
Conj.  T.  7,  Fig.  3].  Zellen  cylindrisch,  6  bis  8  ft  breit,  fast  doppelt  so  (12  bis  16  yi) 
lang,  mit  sehr  seichter  Mitteleinschnürung  (am  Isthmus  5  bis  7  fi  breit)  und  flach  abge- 
rundeten Enden.  Membran  glatt,  farblos.  Chlorophyllkörper  aus  4  breiten,  sich  recht- 
winkelig schneidenden  Platten  gebildet  (im  Querprofil  ein  grünes  Kreuz). 

In  sumpfigen  und  torfigen  Gewässern  (4 — 10).  So  in  Sümpfen  bei  Ouzic  nächst 
Kralup  unter  anderen  Desmidiaceen  nicht  selten! 

351.  D.  Cucurbita  (Breb.)  Reinsch.  [Cosmarium  Cucurbita  Breb.,  Klebs  Desm. 
T.  3,-)  Calocylindrus  Cucurbita  (Breb.)  De  By.  et  Krcli.],  Ralfs  Desm.  T.  17,  Wolle 
Desm.  T.  12.  Zellen  länglich-cylindrisch,  fast  biscuitförmig,  mit  mehr  oder  weniger  convex 
gewölbten  Seiten;  in  der  Mitte  schwach  eingeschnürt,  18  bis  25  /tt  breit,  36  bis  56, 
seltener  bis  60  jw  laug,  an  den  Enden  abgerundet,  mit  fein  punctirter  Zellhaut. 

In  Sümpfen,  Torfgräben  u.  ä.  wie  vor.  (4 — 9).  So  in  den  Schanzgräben  von  Prag, 
in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Rosic  nächst  Par- 
dubic,  bei  Habstein,  Weissw^asser,  bei  Lichtenau  an  der  Adler;  im  Riesengebirge  bei  der 
Eibfallbaude!  in  den  Eibquellen  (Kirchner  Algenfl.  p.  143),  auf  der  Weissen  Wiese, 
Mädelwiese,  am  Koppenplan  (Schröter,  1.  c.  p.  184);  bei  Wittingau,  Veseli,  Lomnic, 
Plana  nächst  Täbor! 

352.  D.  connatum  (Breb.)  De  By.  Conj.  T.  6  et  Reinschi.  c.  p.  178.  [Cosmarium 
connatum  Bröl).  Ralfs  Desm.  T.  17,  Klebs  Desm  T.  3,^)  Calocylindrus  connatus  (Breb.)  Krch., 
Dysphinctium  Meneghinianum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6,  Wolle  Desm.  T.  11,  Delponte  Desm. 
T.  9.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  82,  260 !  Zellen  kurz  und  dick  cylindrisch,  42  bis 
75  II  breit,  l^^  bis  2mal  so  (60  bis  102  fi)  lang,  durch  eine  ziemlich  tiefe  und  weite 
nach  innen  abgerundete  Furche  eingeschnürt  (Isthmus  35  bis  50  ^  breit),  an  den  Enden 
breit  abgerundet;  Zellhälftcn  breit  elliptisch  bis  halbkreisförmig,  mit  abgeflachter  Basis. 
Scheitelansicht  breit  elliptisch.  Zellhaut  fein  granulirt ;  var.  ß)  minor  Nord.  Wolle  Desm. 
T.  12,  49.  Zellen  20  bis  40  /^  breit,  sonst  der  typischen  Form  entsprechend. 

In  Sümpfen,  Teichen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (4 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen 
an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina; 
bei  Lomnic,  Wittingau,  bei  Frauenberg  nächst  Budweis ;  bei  Dux ;  bei  der  Eibfallbaude  im 
Riesengebirge ! 

353.  D.  minutum  (Cleve)  nob.  [Penium  minutum  Cleve,  Wolle  Desm.  T.  51,  12, 
Penium  Ralfsii  D.  By.  Conj.  T.  5.  Calocylindrus  minutus  (Ralfs)  Krch.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.   177!]  ZeUen  cylindrisch  11  bis  16*5  //  breit,  5  bis  7mal  so  lang,  in  der 


')  Ueber  Penium  cruciferum  (D.  By.)  Wittr.  und  andere  diesem  ähnliche  P.-Formen  siehe 
mehr  in  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  482. 

*)  Nach  Klehs  „bildet  1).  Cucurbita  die  kleineren  Formen  von  Cosmarium  Thwaitesii" 
(1.  c.  p.  29),  zu  dem  auch  Cos.  curtum  Breb.  gehört,  dessen  Formen  früher  „zu  Cosmarium,  Pe- 
nium, Dysphinctium,  Calocylindrus  gerechnet  wurden"  (1.  c.  p.  27). 

')  Klebs  (1.  c.  p.  29)  vereinigte  mit  dieser  D.-Art  auch  Cosmarium  pseudoconnatnm  Nordst. 
und  Staurastrum  subsphaericum  Nordst.  Aus  ihm  soll  sich  auch  Cos.  pachydermum  entwickeln 
(1.  c.  p.  30). 


jgß  DysphinotiuiTi, 


Mitte  plötzlich  seicht,  aber  deutlich  eingeschnürt,  an  den  wenig  verdünnten  Enden  abge- 
stutzt, mit  glatter  Membran;  var.  ß)  lineare  Rbh.  Zellen  blos  8  ft  breit,  Zellhaut  fein 
punctirt,  sonst  der  typischen  Form  entsprechend. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Torfsümpfen,  Moorwiesen  (6 — 9).  So  bei  Habstein 
nächst  Ilirschberg  auch  var.  ß  häufig,  zwischen  Herrnskretschen  nnd  Prebischthor  in  der 
böhm.  Schweiz ;  im  Riesengebirge  bei  Oben-Hohenelbe !  auf  der  Weissen  Wiese  (Schröter, 
1.  c.  p.  184). 

.354.  D.  Cordanum  (Corda)  nob.  [Colpopelta  viridis  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  18.35 
T.  2,  Cosmarium  Cordanum  Breb.]  Zellen  biscuitförmig,  etwa  30 /<(?)  breit,  2  bis  272™al 
so  lang,  in  der  Mitte  deutlich  eingeschnürt,  an  den  Enden  breit  oder  flach  abgerundet, 
ganzrandig.  Scheitelansicht  kreisrund.  Zellhälften  eiförmig  oder  fast  kreisrund.  Zellhaut 
fein  punctirt. 

In  Sümpfen  wie  vor.  So  bei  Carlsbad  und  Prag  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835 
p.  20G,  1839  p.  241). 

2.  Sect.  Calocylindrus  Näg.  Zellen  länglich  cylindrich  oder  wenig  zusammen- 
gedrückt, im  Querprofil  kreisförmig  oder  ovalkreisförmig,  mit  Ausnahme  der  schmalen, 
ringförmigen,  glatten  Furche  überall  mit  kleinen  warzenförmigen  Ausbuchtungen  der  Mem- 
bran bedeckt. 

355.  D.  annulatum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6.  [Penium  annulatum  Archer,  Calocylindrus 
annulatus  (Näg.)  Krch.]  Zellen  cylindrisch,  15  bis  etwa  20 /it  breit,  2V2  bis  3mal  solang, 
in  der  Mitte  leicht  eingeschnürt,  an  beiden  Enden  abgeflacht  oder  flach  abgerundet.  Zell- 
haut mit  einfachen  Warzen  besetzt,  welche  meist  in  6  bis  8  ringförmigen  Querreihen  auf 
jeder  Zellhälfte  angeordnet  sind. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  vie  vor.  (4 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der 
Bahn  bei  Bechowic  näclist  Prag,  in  Sümpfen  bei  Lomnic  nächst  Wittingau,  bei  Plana 
nächst  Täbor!  in  den  Eibquellen  im  Riesengebirge  [Kirchner  Algenfl.  p.   143]. 

356.  D.  cylindrus  Näg.  Einz.  Alg.  p.  111.  [Penium  cylindrus  Breb.,  Calocylindrus 
cylindrus  (Näg.)  Krch.],  Ralfs  Desm.  T.  25,  Delponte  Desm.  T.  15.  Zellen  cylindrisch  13 
bis  20  (i  breit,  3  bis  5mal  so  lang,  in  der  Mitte  leicht  eingeschnürt,  an  den  Enden  flach 
abgerundet  oder  abgestutzt,  mit  der  Länge  nach  körnig-gestreifter  Zellhaut.  Zygoten  ku- 
gelig, etwa  20  ft  dick,  glatt;  var.  ß)  silesiacus  Krch.  Zellhaut  uuregelmässig  dicht 
punctirt,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen  wie  vor.  (6 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  bei  Habstein 
nächst  Hirschberg  und  bei  Schewetin  nächst  Veself ! 

357.  D.  Ralfsii  (Ktz.)  nob.  [Penium  Ralfsii  Ktz.,  Cosmarium  cylindricum  Ralfs, 
Calocylindrus  Ralfsii  (Ktz.)  Krch.]  Delponte  Desm.  T.  15,  Wolle  Desm.  T.  12.  Zellen 
fast  cylindrisch,  nach  den  Enden  etwas  verbreitert  und  daselbst  etwa  21  bis  24  fi  breit, 
am  Isthmus  etwa  20  ft  breit,  40  bis  57  ^  lang.  Zellhälften  am  Scheitel  flach  abgerundet 
oder  abgestutzt.  Zellhaut  mit  kleinen  halbkugeligen  Wärzchen  besetzt. 

In  Sümpfen,  sumpfigen  Teichen,  meist  in  Gebirgsregionen  (G — 10.)  So  bei  Wurzels- 
dorf  im  Riesengebirge;   bei  Prachatitz  in  Südböhmen! 

358.  D.  notabile  (Breb.)  nob.  [Cosmarium  notabile  Breb.]  De  By.  Conj.  T.  G,  non 
Wolle  Desm.  T.  IG.  Fig.  11.  Zellen  25  bis  32  ^  breit,  33  bis  44  ^  lang,  17  bis  24  ^  dick, 
mit  15  bis  19  ft  breitem  Isthmus  und  nach  aussen  etwas  erweiterter  Mitteleinschnürung. 
Zellhälftcn  mit  schwach  nierenföi-miger  Basis,  abgerundeten  unteren  Ecken,  mehr  oder 
weniger  convergirenden,  leicht  welligen  Seiten  und  breit  al)gestutztem,  sehr  schwach  wel- 
ligem Scheitel,  je  einen  Chlorophyllträger  entluiltend.  Seheitelansicht  oval.  Zellhaut  mit  Aus- 
nahme   des   mittleren    Theiles    jeder   Zellhälfte    mit   halbkugeligen    Warzen   besetzt    oder 


Dooidium. 


187 


fein  puuctirt;  var.  ß)  pseudospeciosum  nob.  *)  Zellen  27 
lang,  15  bis  18  ^  dick,  mit  seichter  lineariscbcr  Mittelein 
24  /<  breit.  Zelüiälften  balbeiformig  oder  kurz  und  breit 
spindelförmig  mit  abgerundetem  (selten  flach  abgerundetem) 
Scheitel  und  gleichmässig  granulirter  Zellhaut,  au  den 
Seiten  und  am  Scheitel  wellig  warzig;  sonst  wie  die  ty- 
pische Form. 

In  Sümpfen,  Wassergr<äben,  auf  feuchten  Felsen 
etc.  wie  vor.  (2 — 11).  So  auf  feuchten  silurischen  Felsen 
an  der  Moldau  bei  Selc,  Brnky,  gegenüber  Lettek  mehr- 
fach; im  Riesengebirge  bei  der  Eibfallbaude!  unter  der 
Spindlerbaude!  im  Grossen  Teiche  [Kirchner  Algenfl. 
p.  152] ;  am  Kamme  des  Adlergebirges  oberhalb  Kron- 
stadt; var.  /3  bisher  blos  an  einem  feuchten  Felsen  im 
Libficerthale  nächst  Davle  an  der  Moldau! 

3.  Sect.  Tetmemoridium  nob.  Zellen  länglich 
sechseckig,  in  der  Queransicht  rundlich,  mit  einem  schmalen 
und  sehr  seichten  nur  in  der  breiten  Längsausicht  sicht- 
baren Einschnitte  in  der  Mitte  des  Scheitels. 


bis  33  fi  breit,  36  bis  42  /t 
schnürung,  am  Isthmus  15  bis 


Fig.  109.  Dysphinctiura  pusillum 
nob.  a)  Zwei  Zellen  in  der  breiten 
Längsansicht,  b)  eine  in  der  schma- 
len Längsansicht,  c)  dieselbe  in 
der  Scheitelansicht,  etwa  GOOfach 
vergr. 


359.  D.  pusillum  nob.  ^)  Zellen  in  der  breiten  Längsansicht  länglich  sechseckig, 
Zellhälften  in  der  schmalen  Längsansicht  elliptisch,  in  der  Queransicht  rund,  mit  leicht 
gegen  die  Enden  convergirenden  Seiten,  9  bis  16  [i  breit,  20  bis  32  (selten  36)  jtt  lang, 
in  der  Mitte  leicht  eingeschnürt  (am  Isthmus  7  bis  13  (i  breit),  am  bis  12  ;*  breiten 
Scheitel  flach  abgerundet  oder  stumpf  abgestutzt,  mit  ^nem  engen,  sehr  seichten  Ein- 
schnitte in  der  Mitte  des  Scheitels.  In  jeder  Zellhälfte  je  ein  Chlorophyllträger  mit  je 
einem  centralständigen  Pyrenoide.  Zellhaut  glatt,  farblos. 

An  feuchten  Felsen  (insbes.  Kalksteinfelsen),  nassen  Kalkwänden  in  der  freien 
Natur  (5  — 10)  und  in  Warmhäusern  (1 — 12).  So  im  Vermehrungshause  des  Prager 
Vereinsgartens  im  schleimigen  Lager  des  Nostoc  calcicola  und  verschiedener  Chroococca- 
ceen  reichlich  (vergl.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  788),  ebenso  in  einem  Warmhause 
des  k.  k.  botan.  Gartens  am  Smichow ;  an  silurischen  Kalksteinfelsen  im  St.  Prokopi- 
Thale  gegenüber  Nova  Ves,  in  einer  Felsenschlucht  bei  Selc  nächst  Roztok! 


89.  Gattung    Docidium  Breb. 

Zellen  gerade,  länglich-cylindrisch,  an  den  Enden  abgestutzt.  Zellhälften  vor  der 
mittleren  Einschnürung  angeschwollen  und  dort  mit  glatter  oder  längs  gefalteter  Membran 
versehen.     Chlorophyllträger    axil    gestellt,    aus    2 — 4  strahlig  angeordneten  eine  grössere 


')  Diese  Disphynctium-Form  nähert  sieh  sehr  dem  etwas  grösseren  Disphynctium  speci- 
osum  (Land.)  nob.  [Cosmariuni  speciosum  Lund.  Desmid.  p.  34,  T.  3],  von  welchem  Lundell  (1.  c. 
p.  34)  selbst  bemerkt  „Cos.  notabili  D.  By.  proxima  haec  species  esse  videtur". 

*)  Diese  Dysphinctium-Form,  welche  durch  ihren  Einschnitt  am  Scheitel  und  die  schmale 
Mitteteinschnüruug  den  Tetmemorus-Arten,  sonst  aber  auch  einigen  Euastrum-Arten  sich  nähert, 
steht  dem  Cosmarium  auceps  Lund.  Desmid.  p.  48.  T.  3  =z  Dysphinctium  anceps  (Lund.)  nob.  am 
nächsten  (sie  ist  von  P.  Richter  in  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  830!  als  Cosmarium  anceps 
Lund.  ausgetheilt  worden).  Von  dem  irrthümlich  zur  Gatt.  Cosmarium  gestellten  Dysphinctium 
anceps  (Lund.)  nob.  unterscheidet  sich  D.  pusillum  wesentlich  durch  seine  geringere  Dimensionen. 
Nach  Lundell  sind  die  Zellen  seines  Cos.  ancpps  17  bis  18  fi  breit,  3-2  bis  35  (i  lang,  nach  Wolle 
Desm.  p.  59,  Tab.  18,  sind  sie  jedoch  sogar  45  bis  50  (i  lang.  Auch  Cosmarium  anceps  Delponte 
non  Lund.  (Delponte  Desm.  p.  128,  Tab.  9),  dessen  Zellen  36  /u.  breit,  72  ju.  lang  sind,  nähert 
sich  durch  seine  seichte  Mitteleiuschnürung  mehr  der  Gattung  Dysphinctium  als  der  Gattung 
Cosmarium. 


188 


Tetinemorus. 


Anzalil  von  Pyreuoiden  enthaltenden    Bändern  bestehend.    Farblose  Endvacuolen  mit  tan- 
zenden Körnchen  nicht  vorhanden.  Zygoten  kugelig. 

360.  D.  baculum  [Breb.  Closterium  trabeculoides  Corda  Alm. 
d.  Carlsb.  1840,  T.  6.  Pleurotaeniura  baculum  (Breb.)  De  By.  Ralfs 
Desm.  T.  33,  Wolle  Desm.  T.  11,  Delponte  Desm.  T.  20].  Zellen  lang- 
cylindrisch,  14  bis  22  jw  breit,  10  bis  20mal  so  lang,  mit  geradlinigem 
Rande,  nach  den  breit  abgestumpften  Enden  leicht  verdünnt  oder  fast 
gleichmässig  dick;  Zellhaut  glatt,  farblos. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen,  torfigen  Gewässern  (6 — 10).  So  in 
torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  zahlreich;  bei 
Hirschberg,  Habstein;  bei  Koniggrätz;  Brüx,  Dux,  Franzensbad,  Laun; 
bei  Plsek,  Lomnic,  Wittingau,  Frauenberg  nächst  Budweis,  Veseli !  bei 
Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  219). 


Fig.    110.    Doci- 
dium  minutum 

Ralfs.  Eine  veget. 

Zelle  in  der 

Längsansicbt, 

etwa  400m.  vergr. 


361.  D.  minutum  Ralfs  Desm.  T.  26,  Delponte  Desmid.  T.  20. 
Zellen  in  der  Mitte  8  bis  14  jtt,  an  den  Enden  fast  halb  so  breit,  etwa 
14mal  so  (186  bis  252  jw)  laug,  gerade,  cylindrisch,  in  der  Mitte  seicht 
eingeschnürt  und  vorher  leicht  angeschwollen,  von  der  mittleren  An- 
schwellung nach  den  Enden  allmälig  verschmälert,  an  den  Enden  flach 
abgerundet,  mit  glatter,  dünner  Zellhaut. 

In  torfigen  Gewässern  wie   vor.  (5 — 10)  selten.     So    in    Sümpfen    au    der   Bahn 
zwischen  Lomnic  und  Veseli! 


90.  Gattung.  Tetmemorus  Ralfs. ') 


Zellen  cylindrisch    an    den  Enden    zusammengedrückt   oder   spindelförmig,  mitten 
eingeschnürt,  an  den  Enden  abgerundet  und  daselbst  mit  einem  schmalen  spaltenförmigen 
Einschnitt  versehen.  Chlorophyllträger  axil.  Zygoten  kugelig,  glatt;  sonst 
wie  Penium. 

362.  T.  Bröbissonii  (Menegh.)  Ralfs  Desm.  T.  24,  Wolle  Desm. 
T.  20,  Delponte  Desmid.  T.  15,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  180! 
Zellen  von  vorne  gesehen  cylindrisch,  mit  schmalem  Spalt  an  den  Enden, 
von  der  Seite  gesehen  spindelförmig,  17  bis  30  [i  breit,  5  bis  6mal  so 
lang,  mit  abgerundeter,  rinnenförmiger  Einschnürung  in  der  Mitte,  an 
den  Enden  stumpf  abgerundet.  Zellhaut  mit  Längsreihen  von  Puncten 
besetzt;  var.  ß)  minor  De  By.  Conj.  T.  5,  Zellen  etwa  72  fi  lang, 
sonst  der  typischen  Form  entsprechend. 

In  Sümpfen,  Torfgräben,  Mooren  u.  ä.  (6 — 10).  So  in  torfigen 
Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal;  bei  Koniggrätz,  Li- 
chtenau an  der  Adler ;  bei  Ilabstein !  in  den  Eibquellen  im  Riesengebirge 
(Kirchner  Algenfl.  p.  145);  bei  Veseli,  Lomnic,  Wittingau,  in  den 
Sümpfen  bei  Kaltenbrunn  nächst  Hohenfurth,  bei  Winterberg  und  Kusch- 
warda  in  Südböhmen ! 


Fig.  111.  Tetme- 
morus Brebis- 
sonii  (Menegh.) 
Ralfs  var.  minor 
D.By.  Eine  veget. 
Zelle  im   breiten 
Seitenprofil,  ;^00- 
mal  vei'gr. 


363.  T.  laevis  (Ktz.)  Ralfs  Desm.  T.  24,  Wolle  Desm.  T.  50, 
[Penium  laevc  (Ktz.)  Gay],  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  477 !  Zellen  20  bis  25  /t  breit, 
etwa  4mal  so  (67  bis  70  fi)  lang,  mit  ganz  glatter  Membran,  in  der  Gestalt  der  vor. 
Art  ähnlicli. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  wie  vor.  (6 — 9).  So  im  Riesengebirge  unter  der 
Spindlerbaude!  am  Grossen  Teich,  auf  der  Mädelwiese  (Schröter,  1.  c.  p.  184),  in  den 
Eibquellen  (Kirchner  Algenfl.  p.  145);  bei  Lichtenau  an  der  Adler;  in  den  Waldsümpfen 


')  ^^'i'}'  bat  diese  Gattung  mit  seiner  Gattung  Penium  als   deren  dritte   Section  vereinigt 
(1.  c.  p.  .38  und  71). 


!Pleurotaenium. 


189 


bei  Stfezmif  nächst  Stupcic  und  bei  Bradkowic  nächst  Pfibram,  bei  Veseli,  Lomnic,  Wit- 
tingaii;  in  den  Torfsümpfen  bei  "Winterberg,  Kuschwarda,  am  Spitzberg,  am  Arber-See 
u.  a.  im  Böhmerwalde! 

364.  T.  granulatus  (Breb.)  Ralfs  Desm.  T.  24  Wolle  Desm.  T.  50,  Delponte 
Desm.  T.  15,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  84,  475 !  [Penium  grauulatum  (Bröb.)  Gay] 
Zellen  von  vorn  und  von  der  Seite  gesehen  spindelförmig,  35  bis  56  jw  breit,  bis  5mal 
so  (155 — 158  fi)  lang,  mit  seichter  Mitteleiuschnürung  (am  Isthmus  etwa  32  jü  breit). 
Zellhaut  unregelmässig  granulirt. 

In  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Habstein  nächst  Hirschberg!  im 
Riesengebirge  in  den  Elbquellen  [Kirchner  Algenfl.  p.  145],  am  Koppeuplan,  auf  der  Mädel- 
wiese [Schröter  1.  c.  p.   184]. 

365.  T.  minutus  D.  By.  Conj.  T.  5,  Wolle  Desm.  T.  20.  Zellen  etwa  19  fi  breit, 
etwa  3mal  so  (56  |w)  lang.  Zellhaut  glatt,  sonst  wie  T.  Brebissonii. 

In  Torfsümpfen,  Wassergräben,  auf  Moorwiesen  u.  ä.  (6 — 9).  So  bei  Habstein 
nächst  Hirschberg,  bei  Lichtenau  an  der  Adler  (spärlich);  im  Rieseugebirge  bei  der  Elb- 
fallbaude,  unter  der  Spindlerbaude;  am  Mumraelfall,  bei  Wurzelsdorf,  Siehdichfür;  bei 
Carlsbad ;  im  Böhmerwalde  am  Spitzberg,  am  Schwarzen  und  am  Arber-See ;  bei  Hohenfurtb ! 

ß)  Chromatophoren  wandständig. 


91.  Gattung.  Pleurotaeuium  Niig. 


Im 


Zellen   gerade,  cylindrisch,   lang  gestreckt,  an  den   Enden  abgestutzt.    Zellhälften 
vor  der  Einschnürung  angeschwollen,    die  Membran  aber  nicht  längsgefaltet;    Chlorophyll- 
träger wandständig,  nicht   axil ;  au  beiden  Enden  je  eine  farblose  End- 
vacuole  mit  tanzendem  Körnchen  wie  bei  Closterium.  ^)  Vermehrung  wie 
bei  allen  Desmidiaceen. 

366.  P.  Ehrenbergii  (Ralfs)  Delponte  [Docidium  Ehrenbergii 
Ralfs]  Delponte  Desm.  T.  20,  Wolle  Desm.  T.  9,  11.  Zellen  lang  cy- 
lindrisch, 25  bis  35  fi  breit,  8  bis  20mal  so  (180  bis  540  fi)  lang, 
an  der  Mitteleinschnürung  etwa  32  fi  breit,  nach  den  Enden  allmälich 
verschmälert  oder  leicht  verdickt,  an  den  Enden  breit  abgestutzt,  ohne 
Wärzchen;  neben  der  Haupteinschuürung  oft  noch  jederseits  derselben 
1  bis  2  seichtere  wellige  Einschnürungen;  Zellhaut  glatt.  Zygoten  ku- 
gelig, glatt,  von  einer  Schleimhülle  umgeben ;  var.  ß)  granulatum  Ralfs. 
Zellhaut  granulirt,  verdickt,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen,  alten  Teichen,  Waldgräben 
etc.  (4 — 10).  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  im  Mühlteiche 
bei  Kunratic,  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal, 
bei  Buda  nächst  Mukarov,  bei  Neratowic  und  Ouzic  nächst  Kralup;  bei 
Lissa    an  der  Elbe,  Königgrätz,  Habstein   nächst   Hirschberg,  bei  Dux! 


i 


Fig.  11-J.  rieuro- 
taeuiiim  uodulo- 
sum  (Breb.)  De 
By.  Eine  veget. 
Zelle,  etwa   100- 


367.  P.  nodulosum  (Breb.)  D.  By.  [Docidium  nodulosum  Breb.] 
Ralfs  Desm.  T.  26.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  83!  Zellen  lang 
cylindrisch,  40  bis  60  /*  breit,  8  bis  20mal  so  lang,  an  der  Mittelein- 
schnürung mit  einer  vorspringenden  braunen  Leiste  umgeben ;  jede  Zell- 
hälfte noch  mehrmals  leicht  eingeschnürt,  mit  welligem  Rande,  an  den 
Enden  flach  abgestutzt,  ohne  Wärzchen  (oder  blos  an  einem  Ende  mit  diesen).  Zellhaut 
farblos,  deutlich  granulirt. 


mal  vergr. 


')  Mehr  darüber  in  Fischer's  Abhaud.    „lieber  das  Vorkommen  von  Gypskrystallen  bei 
den  Desmidiaceen",  1883. 


jqq  Cosmaridmin. 


In  torfigen  Sümpfen,  alten  Teichen  u.  ä.  (4 — 9).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn 
bei  Onwal,  bei  Zizclic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina  ;  bei  Königgrätz ;  bei  Lomnic,  Veseli, 
Wittingau,  Plana  nächst  Täbor! 

368.  P.  coronatum  (Breb.)  Rbh.  [Docidium  coronatum  Breb.],  Ralfs  Desm. 
T.  35,  Wolle  Desm.  T.  11.  Zellen  dem  P.  trabecula  ähnlich,  30  bis  58  ^  breit,  8  bis 
löraal  so  (bis  540  fi)  lang,  an  der  Mitteleinschnürung  mit  einer  dünnen,  vorspringenden 
Leiste  versehen.  Zellhälften  an  der  Basis  wenig  angeschwollen,  oft  mit  einigen  leichten 
welligen  Einschnürungen,  nach  den  Enden  wenig  oder  gar  nicht  verdünnt,  am  Rande  der 
oberen  Abflachung  an  beiden  Enden  mit  je  10  bis  12  stumpfen  Warzen  besetzt;  Zellhaut 
glatt  oder  punctirt. 

In  stehenden  Gewässern,  torfigen  Sümpfen  u.  ä.  (5 — 9).  So  in  den  Sümpfen  bei 
Dux  und  bei  Lomnic  nächst  Wittingau! 

369.  P.  truncatum  (Breb.)  Näg.  [Docidium  truncatum  Breb.]  Ralfs  Desm.  T.  26, 
Wolle  Desm.  T.  9,  Delponte  Desm.  T.  19,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  476!  Zellen 
lang  cylindriseh,  50  bis  60  fi  breit,  6  1)is  8raal  so  lang,  in  der  Mitte  nicht  oder  nur 
sehr  leicht  Avellig  eingeschnürt.  Zellhälften  an  der  Basis  wenig  angeschwollen,  nach  den 
breit  abgestutzten,  flachen  Enden  verschmälert.  Zellhaut  meist  deutlich  warzig  granulirt, 
seltener  fast  glatt. 

In  Sümpfen,  Torfgräben  u.  ä.  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der 
Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Frauenberg  nächst  Budweis  unter  anderen  De- 
smidiaceen ! 

370.  P.  trabecula  (Ehrb.)  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6.  Delponte  Desm.  T.  18.  Zellen 
cylindriseh,  etwa  28  ^i  dick,  5  bis  6mal  so  lang,  nach  den  flach  abgestutzten  Enden  sehr 
wenig  verdünnt.  Zellhälften  an  der  Basis  wenig  angeschwollen,  mit  glatter  Zellhaut ;  sonst 
dem  Docidium  baculum  nicht  unähnlich. 

In  Sümpfen,  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840, 
p.  218),  bei  Lobes  und  Bolewec  nächst  Pilsen  (Hora  Flora  v.  Pilsen   p.   12). 

C.  Gruppe.  Incisae.  Die  Zellen  sind  durch  eine  tiefe  Mitteleinschnürung  in  zwei 
Hälften  getheilt  und  höchstens  2  bis  3mal  so  lang  als  breit.  Der  Isthmus  halb  oder  we- 
niger als  halb  so  breit  wie  die  Zelle  in  ihrer  grössten  Breite.  Scheitelansicht  nur  selten 
kreisförmig,  meist  oval,  elliptisch,  drei-  oder  vieleckig,  oft  mit  Buckeln  versehen. 

a)  Chromatophoren  Avandständig. 


92,  Gattung.   Cosmaridiiun  Gay  (Pleurotaeniopsis  Lund.  ex.  p.). 

Zellen  kurzcylindrisch  oder  rundlich,  durch  eine  tiefe  Einschnürung  in  der  Mitte 
in  zwei  Hälften  getheilt,  an  den  Enden  abgerundet  oder  abgestutzt  mit  wandständigen, 
plattenförmigen  Chlorophoren  in  jeder  Zcllhälfte,  die  am  Rande  unregelmässig  gelappt  sind 
und  mehrere  Pyrenoide  enthalten.  Vermehrung  durch  veget.  Zweitheilung  der  Zellen  und 
durch  Zygoten. 

371.  C.  Cucumis  (Corda)  Gay  Conj.  T.  2.  [Cosmarium  Cucumis  Corda  Alm.  d. 
Carlsb.  1835  T.  2,  Wolle  Desm.  T.  15,  Ralfs  Desm.  T.  15,  Klebs  Desm.  T.  3,  ^)  incl. 
Euastrum  rupcstre  Näg.  Einz.  Alg.  T.  7  nach  Reinsch's  Algenfl.  p.  108].  Zellen  37  bis 
56  (ganz  junge  Exemplare  sind  auch  nur  15)  /tt  breit,  54  bis  94  ^  lang,  35  bis  40  ^i 
dick,  kurz  aber  breit  cylindriseh,  an  den  gewölbten  Enden  flach  abgerundet  und  ein  wenig 
verschmälert,  in  der  Mitte  massig  tief  eingeschnürt  (am  Isthmus  16  bis  32  ji  breit).  Zell- 
haut glatt  oder  fein  punctirt.  Scheitelansicht   lireit  elliptisch ;    var.  ß)  quadratum  Jacob. 


')  Soll  nadi  Klobs  ans  einer  Kutwickeliingsreihe  von  (Cosmarium  De  Tiaryi  hervorgehen, 
aus  ihm  soll  sich  dann  ganz  allniälich  Cos.  pyramidatum  Breb.  entwickeln  Cos.  plicatum  Reinsch 
ist  nach  Klebs  eine  Uebergangsform  von  der  typischen  Form  zu  var.  ß  (1.  c.  p.  30). 


Xanfchidium. 


191 


,i^^4-. 


Apere.  T.  8,  Klebs  Desm.  T.  3.    Zellen  nach  den  wenig  gewölbten  Enden  fast  gar  nicht 
verschmälert,    29    bis    53  ^  breit,  53  bis  60  ^  lang, 
sonst  wie  die  typische  Form. 

In  torfigen  Sümpfen,  alten  Teichen  hie  und 
da  unter  anderen  Algen  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  an 
der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  bei  Carlsbad 
[Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835  p.  206),  bei  Lichtenau 
an  der  Adler,  Zizelic  nächst  Chluraec  an  der  Cidlina, 
bei  Sobieslau!  an  feuchten  Felsen  in  Weekelsdorf 
(Kirchner  Algenfl.  p.  146). 

372.  C.  ovale  (Ralfs)  nob.  [Cosmarium  ovale  ^S^^^^  ¥ 

Ralfs  Desm.  T.  15,  Delp.  Desm.  T.  10,  Wolle  Desm. 
T.  12].  Zellen  eiförmig,  62  bis  112  fi  breit,  l^l^mdl 
so  (150  bis  170  (i)  lang,  an  den  Enden  abgerundet, 
mit  schmal  linealischer  Einschnürung.  Zellhälften  mit 
gerader  Basis,  an  den  unteren  Ecken  wenig  abge- 
rundet, nach  oben  allmälich  verschmälert.  Chloro- 
phyll in   jeder   Zellhälfte  in  4  breiten,   wandständigen 

Binden    eingelagert.     Zellhaut    deutlich    granulirt,    am  vergrössprt. 

Rande  meist  mit  grossen  Warzen  besetzt,  rauh. 

In  Sümpfen  wie  vor.  Im  böhm.  Erzgebirge  (Rbh.  Kryptfl.). 


^M^' 


Fig.  113.  Cosmaridium  ovale  (Ralfs) 
nob.  (Cosmarium  ovale  Ealfs).  a)  Eine 
veget.  Zelle  in  der  Läugsausicht,  1») 
iu    der    Querausicht,    etwa    -JOGfach 


93.  Gattung.  Xauthidium  Elirb. 


Zellen  wie  bei  Cosmaridium  durch  tiefe  Mitteleinschnürung  in  zwei  gleiche  Hälften 
getheilt,  im  Umfang  rundlich,  länglich  oder  vieleckig,  am  Scheitel  weder  ausgerandet  noch 
mit  einem  Einschnitt  versehen,  an  der  Oberfläche  mit  wenig- 
stens 2mal  8  meist  robusten  Stacheln  oder  am  Ende  gespal- 
teten Protuberanzen  besetzt.  Scheitelansicht  rund  oder  oblong, 
oft  mit  bauchig  aufgeschwollener  Mitte;  Chlorophyll  in 
wandstäudigen  plattenförmigen  Chlorophoren.  Zygoten  kugelig 
mit  oder  ohne  Stacheln. 

1.  Sect.   Schizacanthmm  Lund.  Staclieln  der  Zellen 
an  der  Spitze  getheilt.    Zygoten  stachellos. 


Fig.  114.  Xauthidium  armatum 
(Breb.)  Ralfs.  Eine  Zellhälfte 
mit  zwei  CMorophyllträgern, 
von  welchen  der  eine  4,  der 
andere    3  Pyrenoide  enthält. 


373.  X.  armatum  (Breb.)  Ralfs  Desm.  T.  18,  Wolle 
Desm.  T.  21.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  168,  264, 
822 !  Zellen  62  bis  140  ^  breit,  fast  2mal  so  lang,  mit 
nach  aussen  erweiterter  Mitteleinschnürung,  4  plattenförmigen 
Chlorophyllträgern,  von  welchen  jeder  mehrere  Pyrenoide 
enthält;    Zellhaut    granulirt,    mit    kurzen,    dicken,    au    der 

Spitze  3-  oder  4theiligen  Stacheln  besetzt.  Zygoten  100  bis  108  fi  im  Durchm.,  stachellos. 
In  toi-figen  Gewäsern,  Sümpfen  meist  unter  anderen  Desmidiaceen,  selten  (6 — 9). 
So  bei  Lomnic  nächst  Wittingau! 

2.  Sect.  Holacanthium  Lund.  [incl.  Staurastri  Sect.  Pleurenterium  Lund.]  Sta- 
cheln der  Zellen  einfach,  ungetheilt.  Zygoten  mit  stacheliger  Membran. 

374.  X.  aculeatum  (Ehrb.)  Breb.  Ralfs.  Desm.  T.  19.  Wolle  Desm.  T.  23.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  549!  Zellen  ohne  Stacheln  62  bis  71  ft  breit;  fast  eben  so  lang, 
mit  schmal  linearischer  Mitteleinschnürung.  Zellhälften  oblong  bis  nierenförmig,  in  der 
Mitte  mit  einer  kurzen  cylindrischen,  engen  Ausbuchtung;  Zellliaut  granulirt,  mit  vielen 
(meist  2mal  18)  pfrienüichen  Stacheln  besetzt.  Chlorophyll  in  4  i)lattenförinigen  Chloro- 
phoren,   diese   mit  je  einem  Pyrenoide.    Zygoten    kugelig  66    bis  70  /<  im  Durchm.,    mit 


292  Costnariuna. 

etwa  33  ^  langen,  einfachen  Stacheln  besetzt;  var.  ß)  hrevispinum  Rbh.  Stacheln  der  Zellen 
sehr  vcrlvürzt,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern,  Mooren  wie  vor.  (ß — 9).  So  in  den  Torfsümpfen 
bei  Habstein,  Franzensbad!  bei  Carlsbad  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  212]  in  den 
Elbquellen  im  Kieseugebirgc  [Kirchner  Algenfl.  p.   155]. 

375.  X.  faBciculatum  Ehrb.  ex  p.  Ralfs  Desm.  T.  19  ex  p..  Wolle  Desm.  T.  22 
ex  p.,  Delponte  Desm.  T.  13  ex  p.  Zellen  ohne  Stacheln,  55  bis  65  fi  breit,  fast  eben 
so  (60  bis  77  ju,)  lang,  mit  linealischer  Mitteleinschnürung;  Zellhälfteu  länglich,  nieren- 
förmig  oder  sechseckig  [var.  ß)  hexagonum  Wolle],  ohne  Ausbuchtung  in  der  Mitte ;  Zell- 
liaut  glatt,  am  Rande  mit  6  (seltener  4)  mal  2  pfriemlichen,  kürzeren  oder  längeren 
Stacheln  auf  jeder  Zellhälfte  besetzt.  Sonst  wie  vor. ;  var.  y)  minus  Wolle  Desm.  T.  22. 
Zellen  und  Stacheln  bedeutend  kleiner  als  bei  der  typischen  Form. 

In  torfigen  Gewässern,  in  Gräben  auf  Moorwiesen  u.  ä.  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei 
Veseli  und  Lomnic  nächst  Wittingau,  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic  var.  /3),  bei  Franzensbad ! 
bei  Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.   1840  p.  213). 

376.  X.  antilopaeum  (Breb.)  Ktz.  Wolle  Desm.  T.  23.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  244,  470!  [X.  fasciculatum  b)  antilopaeum  Rbh.].  Zellen  ohne  Stacheln,  39  bis 
75  fi  breit,  48  bis  75  ^  lang,  mit  nach  aussen  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus 
etwa  25  ft  breit;  Zellhaut  granulirt;  jede  Zellhälfte  mit  4mal  2  meist  leicht  gebogenen, 
17  bis  20  ft  langen  Stacheln  besetzt.  Zygoten  etwa  58  ft  im  Durchm.,  mit  bis  20  fi  langen 
Stacheln  besetzt.  *) 

In  Sümpfen,  alten  Teichen,  torfigen  Gräben  u.  ä.  wie  vor.  (5 — 9).  In  Tümpeln 
bei  Celakowic  an  der  Elbe;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  ebenso 
bei  Lomnic,  Wittingau  und  Veseli! 

ß)  Chromatophoren  axil. 

94.  Gattung.    Cosmarium  (Corda)  Ralfs.  ^) 

Zellen  kurzcylindrisch  oder  rundlich,  am  Rande  oft  ausgebuchtet,  wellig  oder  ge- 
kerbt, an  den  Enden  abgerundet  oder  flach  abgestutzt,  ohne  daselbst  mit  spaltenförmigen 
Einschnitten  versehen  zu  sein.  Scheitelansicht  kreisrund  oder  länglich  mit  beiderseits 
bauchig  hervortretender  Mitte.  In  jeder  Zellhälfte  ein  oder  zwei  von  einander  getrennte, 
axile,  strahlig  ausgebreitete  Chlorophyllträger,  mit  je  einem  centralen  Pyrenoide.  Zellhaut 
glatt,  warzig  oder  granulirt,  nicht  mit  längeren  Stacheln  besetzt.  ^)  Zygoten  meist  kugelig 
und  an  der  Oberfläche  mit  Stacheln  oder  ähnlichen  Protuberanzen  besetzt,  selten  glatt 
oder  eckig. 

a)  Scheitelansicht  runiUich  oder  oval,  nicht  mit  bauchig  hervortretender  Mitte; 
a)  Zellhaut  glatt  oder  fein,  seltener  grob  punctirt  (C.  pseudopyramidatum  var.  variolatum). 

377.  C.  granatum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  32,  Wolle  Desm,  T.  50,  Klebs  Desm. 
T.  3.  ^)  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  565  f.  Zellen  18  bis  20,  seltener  bis  24  ^  breit, 


*)  Die  von  Lundell  (Desmid.  p.  76,  T.  h)  beschriebene  und  abgebildete  var.  triquetrum 
des  Xantliidium  antilopaeum  dürfte  eher  wegen  ihrer  charakteristischen  Scheitelansicht  zur  Gatt. 
Staurastrum  gezäldt  werden. 

2)  Wie  Nägeli  [Eiuz.  Algen  p  114]  so  hat  auch  Gay  [Conj.  p.  35,  r)7]  diese  Gattung  mit 
der  Gattung  Euastrum  vereinigt.  Auch  P.  Reinsch  (Algeutiora  p.  106)  hat  diese  Gattung  und  fünf 
andere  als  Sectionen  seiner  formreichen  Gattung  Didymium  untergeordnet  [Gen.  Didymium  Reinsch  : 
1.  Subgen.  Cosmarium  Corda,  2.  Subg.  Eucosmium'Näg.,  ?>■  Xantliidium  Ehrb.,  4.  Euastrum  p]hrb., 
5.  Micrasterias  Ag.,  6.  Staurastrum  Meyen].  De  Bary  (Conj.  p.  72)  hat  mit  dieser  Gattung  die 
Gattungen  Dysphinctium  Nag.  und  Arthrodesmus  (Tetracanthium  Näg.)  vereinigt. 

=•)  Cosmarium  Eloisianum  Wolle,  welches  bisher  blos  in  Nord- Amerika  beobachtet  wurde, 
macht  eine  Ausnahme.  Von  den  einlieimischen  C.-Arten  ist  blos  C.  Brebissonii  Menegh.  mit  kurzen 
zugespitzten  Wärzchen  versehen. 

■•)  Nach  Klebs  (1.  c.  p.  .33)  gehören  zu  dieser  C.-Art  noch  C.  pseudogranatum  Nordst., 
„es  bildet  eine  Weiterentwickelung  von  C.  pyramidatum  b)  subgranatum". 


Cosmarium.  ^93 


1^/2 mal  so  (etwa  22  bis  46  //)  lang,  am  Isthmus  oft  nur  bis  8  fi  breit.  Zellliälften  tra- 
pezoidisch,  mit  gerader  Basis,  abgerundeten  unteren  Ecken,  geraden,  schräg  ansteigenden, 
convergirenden  Seiten,  flach  abgestutztem  Scheitel,  spitzen  oberen  Ecken;  in  jeder  Zcll- 
hälfte  je  ein  Chlorophyllträger;  Mitteleinschuürung  schmal  linealisch;  Zellhaut  glatt;  var. 
ß)  Nordstedtn  nah.  [C.  granatum  Breb.  f.  in  Nordstedt's  Desmidieer  samlade  af  S.  Berg- 
gren  1885,  T.  7.  Fig.  1].  Zcllhälften  sechseckig,  mit  zwei  kürzeren  schräg  ansteigenden, 
divergirendeu  unteren  und  zwei  fast  zweimal  längeren  ansteigenden  convergirenden  Seiten, 
flach  abgestutztem  Scheitel  und  stumpfwinkligen  (nicht  abgerundeten)  Ecken.  Zellen  18  bis 
25  [i  breit,  27  bis  36  [i  lang,  am  Isthmus  etwa  6  jw  breit. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  Wassergräben  u.  ä.  (5 — 9).  So  in  den  Sümpfen 
bei  Neratowic  und  Ouzic  nächst  Kralup,  in  verschiedeneu  Formen,  bei  Kolin  an  der  Elbe, 
Königgrätz ;  bei  Wittingau  im  Opatowicer  Teiche,  bei  Veseli  und  Lomnic  mehrfach,  bei 
Täbor,  Sudomefic,  Hefmanicky,  Kaplitz;  bei  Franzensbad;  am  Kamme  des  Adlergebirges 
oberhalb  Kronstadt;  var.  ß  bei  Ouzic  und  Veseli! 

378.  C.  moniliforme  (Turp.)  Ralfs  Desm.  T.  17,  [Tessararthra  moniliformis  Ehrb.] 
Delponte  Desm.  T.  7,  Wolle  Desm.  T.  15,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  472,  Klebs 
Desm.  p.  36.  ^)  Zellen  16  bis  22  /t  breit,  32  bis  44  [i  lang,  etwa  15  (i  dick,  in  der 
Mitte  tief  spitzwinkelig  eingeschnürt,  Einschürung  vom  Isthmus  nach  aussen  zu  verbreitet. 
Zellhälften  kugelrund  oder  breit  elliptisch,  mit  je  einem  Chlorophorc.  Zellhaut  meist  glatt. 
Zygoten  kugelig,  glatt,  etwa  27  /tt  im  Durchm. 

In  Sümpfen  u.  ä.  wie  vor.  So  bei  Carlsbad  und  Eger  (Corda  Alm.  d.  Carlsb. 
1840,  p.  212).  2) 

379.  C.  Ealfsii  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  15,  Wolle  Desm.  T.  15.  Zellen  rundlich, 
mit  tiefer,  fast  linearischer  Mitteleinschnürung,  54  bis  100  (i  dick,  66  bis  120  ft  lang. 
Halbzellen  fast  halbkreisförmig,  an  den  Ecken  abgestutzt,  am  Scheitel  hoch  eonvex.  Zellhaut 
glatt  oder  fein  punctirt. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  zerstreut  (6 — 10).  So  in  Sümpfen  bei  Lomnic  nächst 
Wittingau!  auf  der  Mädelwiese  im  Riesengebirge  (Schröter,   „Beiträge"  p.   184). 

380.  C.  constrictum  Delp.  Desm.  T.  7,  Wolle  Desm.  T.  50.  Zellen  länglich- 
cylindrisch,  21  bis  38  (i  breit,  etwas  (um  ^4 — ^l^)  länger  als  breit,  mit  tiefer,  nach 
aussen  etwas  erweiterter  Mitteleinschnürung;  Zellhälften  rundlich  (um  ^,'4  breiter  als  lang) 
mit  abgerundeten  unteren  Ecken,    in    der   Scheitelansicht    elliptisch,    mit  glatter  Zellhaut. 

In  Sümpfen  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Winterberg  in  Südböhmen! 

381.  C.  bioculatum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  15,  Wolle  Desm.  T.  15,  Delponte 
Desm.  T.  7,  C.  phaseolus  b)  bioculatum  Klebs  Desm.  T.  3.  Zellen  10  bis  28  fi  breit, 
12  bis  36  ft  lang.  Mitteleinschnürung  von  dem  etwa  4  /t  breiten  Isthmus  nach  aussen 
allmählich  verbreitet.  Zellhälften  breit  elliptisch,  uierengedrückt-eiförmig,  mit  convexer 
Basis,  kurzen  couvexen  Seiten,  flach  abgenindetem  Scheitel,  mit  je  einem  Chlorophyllträger. 
Zellliaut  glatt  oder  fein  punctirt.     Zygoten    kugelig,    mit    kegelförmigen  Stacheln    besetzt. 

In  stagnirenden  und  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (6 — 9).  So  in  den  Tümpeln  au 
der  Moldau  bei  Prag,  in  torfigen  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Ouwal,  im  Teiche  bei 
Kunratic  nächst  Prag;  in  Tümpeln  bei  Sadska  an  der  Elbe;  in  den  Sümpfen  bei  Lomnic 
nächst  Wittingau ! 

382.  C.  laeve  Rbh.  Wolle  Desm.  T.  15.  Zellen  etwa  14  bis  16,  seltener  bis 
21  ^  breit,  26  bis  30  ft  lang,    in  der   Mitte   mit   einer    schmal  linealischen,  tiefen  Ein- 


*)  Diese  C.-Art  bildet  nach  Klebs  „eine  Weiterentwickelung  des  Cos.  pachydermum  Lund. 
resp.  C.  phaseolus  Breb."  Anderseits  könnte  es  aus  C.  arctoum  Nordst.  und  C.  gJobosum  Bulenb, 
hervorgegangen  sein  (1.  c.  p.  37). 

^)  H.  Dr.  0.  Nordstedt  fand  unter  einigen  vom  Verf.  ihm  zugesandten  Desmidiaceen  von 
Habstein,  auch  das  von  P.  Reinsch  in  seinen  „Contributiones  ad  algol.  et  fungol.  p.  82"  Chloro- 
phylophyc.  T.  12  f.  4  abgebildete  Cosmarium  sp.  (C.  moniliforme?). 


iQ^  Cosmarmm. 


schnüruug.    Zellhälften  halbkugelig,  oben  breit  abgerundet,    am    Scheitel    ein   wenig  abge- 
stutzt, mit  je  einem  Chlorophyllträger.  Zellhaut  glatt  oder  fein  punctirt. 

Auf  feuchten  Felsen,  berieselten  Steinen  zwischen  Moosen 
(5 — 8).  So  in  einer  feuchten  Felsenschlucht  nächst  Zalow  und  Pod- 
morän,  ^)  ebenso  gegenüber  Lettek,  bei  Chvaterub  und  Stechowic 
an  der  Moldau,  bei  Roztok  mit  Oocystis  solitaria  var.  rupestris, 
au  feuchten  Kalksteinfelseu  zwischen  Hlubocep  und  Kuchelbad  spärlich ! 


383.  C.  nitidulum  De  Not.  Wolle  Desmid.  T.  18,  52,  Wittr. 

et  Nordst.  Alg.  exs.  Xo.  561!    Zellen    22  bis  30*5  (i  breit,    25  bis 

Fig.  115.  Cosmarium      40  ft  lang,  am  Isthmus  8  bis  10  fi  breit,  mit  tiefer,  schmaler  Mi ttel- 

salinum    nob.    Eine      einschnürung.  Zellhälften  fast  trapezisch  oder  halbkugelig;  mit  leicht 

veget.  Zelle  im  brei-      convergirenden,  schräg  ansteigenden  Seiten,  flach  abgerundetem  Scheitel, 

öOOmal  vergr.  stumpf  abgerundeten  Ecken  und  glatter,  dünner  Zellhaut.  Scheitelau- 

sicht  elliptisch. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  (5 — 10).  So  in  sumpfigen  Felsenklüften  bei 
Selc  und  gegenüber  Lettek  nächst  Prag ;  bei  Picin  nächst  Pfibram,  bei  Veseli  und 
Franzensbad!  ^) 

384.  C.  salinum  nob.  Physiol.  u.  algol.  Studien  p.  156  f.  T.  4.  Zellen  12  bis 
-14  (am  Isthmus  5  bis  6)  (i  breit,  18  bis  20  (i  lang,  mit  schmaler,  linealischer  Mittelein- 
schnürung. Zellhälften  im  Umrisse  unregelmässig  sechseckig,  fast  birettähnlich,  mit  nahezu 
parallelen  senkrechten  unteren  und  schräg  ansteigenden,  leicht  convergirenden,  oberen, 
nicht  gekerbten,  sondern  ganzrandigen  Seiten,  an  dem  etwas  vorgezogenen  Scheitel  flach 
abgestutzt,  mit  fast  rechtwinkligen  untersten  und  stumpfwinkligen,  nicht  abgerundeten 
oberen  Ecken.  Zellhaut  glatt,  dünn. 

In  stehenden,  vorz.  salzhaltigen  Gewässern  unter  verschiedenen  Zyguemaceen  und 
Desmidiaceen  (4 — 10).  So  in  den  Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup  nicht  selten  ! 

385.  C.  Hammeri  Reinsch.  Algenfl.  T.  10,  Wolle  Desm.  T.  18,  non  C.  Hammeri 
in  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  831 !  Zellen  12  bis  24  /i  breit,  15  bis  45  fi  lang. 
Zellhälften  abgestutzt  konisch  bis  fast  trapezisch,  mit  in  der  Mitte  leicht  concaven,  schräg 
ansteigenden  Seiten,  flach  abgerundetem,  fast  halb  so  breitem  als  die  Zelle  in  der  Mitte, 
ziemlich  geradem  Scheitel,  abgerundeten  oberen  und  unteren  Ecken.  Scheitelansicht  ellip- 
tisch; Zellhälften  in  der  schmalen  Seitenansicht  halbelliptisch,  bis  fast  rundlich.  In  jeder 
Zellhälfte  je  ein  Chlorophyllträger.  Zellhaut  glatt,  dünn. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen,  an  feuchten  Felsen  u.  ä.  (5 — 10). 
So  in  Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup ;  bei  Swolenowes ;  Schewetiu  nächst  Ve- 
seli, Niclasberg  im  Erzgebirge! 

386.  C.  leiodermum  Gay.  Desmid.  T.  1.  Zellen  12  bis  15,  am  Isthmus  3  bis 
5  fi  breit,  18  bis  21  (i  lang,  mit  schmaler  linealischer  Mitteleinschnürung.  Zellhälften 
fast  hexagonal,  mit  couvexen,  glatten  Seiten,  flach  abgestutztem  Scheitel,  stumpf  abgerun- 
deten Ecken.  Seiten-  und  Scheitelansicht  der  je  einen  Chlorophyllkörper  enthaltenden  Zell- 
hälften elliptisch.  Zellmembran  glatt,  ziemlich  dünn. 

In  sumpfigen  Gewässern,  in  Bergbächen  zwischen  theilweise  untergetauchten  Cla- 
dophora-Rasen  etc.  (5 — 10).  So  in  einem  Bäclilein,  welches  durch  eine  Felsenklnft  bei 
Selc  nächst  Roztok  herabfliesst,  ebenso  an  feuchten  Felsen  gegenüber  Lettek  mehrfach 
(auch  in  einer  Form  mit  leicht  wellig  gekerbten  Seiten)! 

387.  C.  Meneghinii  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  15,  D.  By.  Conj.  T,  6,  Wolle  Desm. 
T.  16,  Delponte  Desm.  T.  7,  Wittr.  et  Nord.  Alg.  exs.  No.  473 !  [incl.   C.  Brauni  Reinsch 


*)  Ist  von  diesem  Standorte  mit  Oocystis  in  den  Algae  exsicc.  Wittrock's  und  Nordstedt's 
No.  725  vertheilt  worden. 

*)  Bei  Franzensbad  und  Wiaterberg  habe  ich  eine  dem  C.  nitidulum  ähnliche,  jedoch 
grössere  C.-Art  beobachtet,  deren  Zellen  48  (i  breit,  53  bis  57  (i  lang,  am  Isthmus  27  ti  br.  waren. 


I 


Cosraarium.  195 


Algenflora  T.  10].  Zellen  9  bis  26,  seiteuer  bis  29  (i  breit,  1  bis  iV^mal  so  (9  bis  34, 
seltener  bis  42  ^)  lang,  mit  schmal  linealischer  Mitteleinschuürung,  am  Isthmus  oft  nur 
2*5  bis  7  (i  breit.  Zellhälften  im  Umfang  halbkreisförmig  oder  fast  viereckig,  au  der 
Basis  gerade,  am  Scheitel  flach,  gerade  abgestutzt  oder  leicht  coucav,  mit  geraden  oder 
concaven  Seiten,  abgerundeten,  schräg  abgestutzten  oder  leicht  eingebogenen  Ecken;  in 
jeder  Zellhälfte  je  ein  Chlorophor.  Zellhaut  glatt  oder  fein  punctirt.  Zygoten  kugelig  mit 
kegelförmigen  Stacheln  besetzt ;  var.  a)  genuinum  (Breb.)  Krch.  Zellen  20  bis  22  fi  breit, 
24  bis  34  fi  lang,  Zellhälften  halbkreisförmig,  an  beiden  Seiten,  am  Scheitel  und  an  den 
I)eiden  oberen  Ecken  je  einmal  gleicbmässig  wellig  eingebogen;  var.  ß)  angulosum  (Breb.) 
Rbh.  (C.  angulosum  Breb.)  Zellen  18  fi  breit,  28  ^  lang,  am  Isthmus  etwa  2  (i  breit, 
Zellhälften  fast  quadratisch,  alle  vier  Ecken  schräg  abgestutzt,  Seiten  und  Scheitel  gerade, 
selten  schwach  gekerbt;  var.  y)  crenulatum  (Näg.)  Rieh.  [C.  crenulatum  Näg.  Einz.  Alg. 
T.  7.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Xo.  566 !  Zellen  15  bis  30  fi  lang,  fast  ebenso  breit, 
halb  so  dick.  Zellhälfteu  am  Rande  buchtig  gekerbt,  mit  kaum  angedeuteten  Einkerbungen 
oder  mit  5  bis  7  schwachen  Buchten  und  sechs  bis  8  Erhabenheiten  an  jeder  Zellhälfte ; 
var.  d)  concinnum  Rbh.  (Euastrum  concinnum  Rbh.  Alg.  exs.  No.  1303.)  Zellen  9  bis 
26  II  breit,  9  bis  28  fi  laug,  am  Isthmus  2'5  bis  7  fi  breit,  Zellhälften  fast  viereckig, 
mit  abgestutzten  oder  abgerundeten  Ecken ;  var.  s)  Brauni  (Reinsch  ex  p.)  nob.  [C.  Brauni 
Reinsch  ex  p.,  Algenfl.  T.  10.]  ZeUen  13  bis  29  /*  breit,  13  bis  38  ft  lang.  Zellhälften 
mit  fast  parallelen  senkrechten  Seiten,  mit  je  zwei  oder  drei  welligen  Einkerbungen,  am 
breiten  Scheitel  oft  gerade,  an  den  Ecken  abgerundet. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Teichen,  Wassergräben,  Aquarien  u.  ä.  in  allen 
Formen  verbreitet  (4  —  9).  In  der  Umgebung  von  Prag  nicht  selten,  so  in  den  Tümpeln 
am  Boticbach  im  Nuslethal,  au  der  Moldau  bei  Troja,  Hlubocep,  Hodkowicka  u.  a.,  in  den 
Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  auch  var.  y,  im  Mühlteich  bei  Kunratic, 
in  Teichen  oberhalb  Kuuratic  und  bei  Jesenic;  in  den  Elbetümpeln  bei  Kostelec  a.  E., 
Neratowic  y,  Celakowic  a — f,  Raudnitz,  Lobositz,  Kolin,  in  einem  Teiche  bei  Roth-Pecek 
var.  d\  bei  Libiiowes  und  Zizelic  an  der  Cidlina,  bei  Rosic,  Pardubic,  Königgrätz  auch  d, 
Neu-Bydzow,  Lichtenau  an  der  Adler;  bei  Hirschberg,  "Weisswasser  auch  d\  bei  Laun, 
Brüx,  Dux,  Falkenau,  Franzensbad  auch  var.  e\  bei  Podoli,  Wotic,  Plana,  Sudomefic, 
Täbor,  Sobieslau,  Schewetin,  Veseli,  Frauenberg,  Budweis,  Lomnic  auch  d,  /3,  Wittiugau, 
Wodnian,  Strakonic;  bei  Dobfis  und  Bfeznic  nächst  Pribram,  Protivin,  Klattau,  Hohen- 
furth  mehrfach,  Ebenau  nächst  Krummau,  Kuschwarda,  Wiuterberg,  Prachatitz  !  Im  Riesen- 
gebirge uach  Schröter  (Jahresber.  d.  schles.  Ges.  1883,  p.  185)  nicht  selten;  so  in  den 
Eibquellen,  am  Koppenplan  etc. 

388.  C.  polygonum  Näg.  (Euastrum  polygonum  Näg.  Einz.  Alg.  T,  7.)  Wolle 
Desm.  T.  16.  Zellen  8  bis  20  fi  lang.  Breite  um  */,  geringer,  sehr  kleine  Exempl.  nur 
6  n  breit.  Dicke  halb  so  gross  wie  die  Länge;  Zellhälften  im  Längsprofil  sechseckig,  die 
breite  Seitenfläche  zuweilen  mit  einer  schwachen  Ausbuchtung  neben  der  Einschnürung. 
Membran  glatt  oder  etwas  punctirt,  in  jeder  Zellhälfte  je  ein  Chlorophyllträger. 

In  stehenden  Gewässern,  Wassergräben  u.  ä.  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Hirschberg ! 

389.  C.  delpressum  (Näg.)  Lund.  [Euastrum  depressum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  7, 
Wolle  Desm.  T.  50,  nou  Cos.  depressum  Bail.]  Zellen  40  bis  48  fi  breit,  37  bis  40  ^jl 
lang,  20  bis  21  u  dick,  mit  linealischer,  aussen  etwas  verbreiteter  Mitteleinschnürung,  am 
Isthmus  12  bis  15  jw  breit;  Zellhälften  niedergedrückt  eiförmig,  mit  flacher  Basis,  abge- 
rundeten unteren  Ecken,  schräg  ansteigenden,  etwas  convexen  Seiten,  breit  abgerundeten 
oberen  Ecken  und  flachem  Scheitel;  in  jeder  Zellhälfte  je  ein  Chlorophyllträger.  Zellhaut 
deutlich  punctirt. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln  u.  ä.  wie  vor.  (4 — 9).  So  bei  Ce- 
lakowic a.  E.,  Lomnic  nächst  Wittingau,  Plana  nächst  Täbor! 

390.  C.  crenatum  Ralfs.  Desm.  T.  15,  Wolle  Desm.  T.  49,  Delponte  Desm. 
T.  7,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  80!  Zellen  etwa  16  bis  38/*  breit,  IV3— l'^mal 
so  (21  bis  58  n)  lang,  mit  gleicbmässig  gekerbtem  Rande,  schmal  linealischer  Mittelein- 

13* 


iQg  Cosmarivim.. 


schnürimg,  an  den  Enden  allmälich  breit  zugerundet;  jede  Zellhälfte  mit  11  bis  14  Ein- 
kerbungen und  je  einem  Chlorophore;  Zellhaut  fein  punctirt.  Zygoten  kugelig,  mit  kurzen, 
dicken,  in  2  bis  3  Spitzen  auslaufenden  Protuberauzen  besetzt;  var.  ß)  nanuna  Wittr.  W. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  563!  Zellen  16  bis  17  ^  breit,  24  bis  25  fx  lang,  12  bis  13  ji* 
dick,  am  Isthmus  10  fi  breit,  jede  Zellhälfte  mit  10  bis  12  Einkerbungen. 

In  Bächen,  an  nassen  Felsen  u.  ä,  (6 — 9).  So  bei  Strakouic  und  Winterberg  in 
Südböhmen ;  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz ;  am  Mummelfall  nächst  Harrachsdorf !  im  Riesen- 
gebirge in  den  Elbequellen  (Kirchner  Algenfl.  p.  149),  auf  der  Mädelwiese  (Schröter  1. 
c.  p.  184). 

391.  C.  Naegelianum  Br6b.  [Euastrum  (Cosmarium)  creuatum  Näg.  Einz.  Alg. 
T.  7.]  Wolle  Desm.  T.  50.  Zellen  15  bis  30  f<  lang,  fast  ebenso  oder  um  Vs  weniger 
breit,  halb  so  dick  als  lang,  mit  einem  tiefen  linealischen  Einschnitt  in  der  Mitte;  das 
breite  Längsprofil  am  Pole  gerade  und  breit  abgestutzt,  an  den  Seitenrändern  buchtig  gekerbt ; 
die  breite  Seitenfläclie  zuweilen  mit  einer  Ausbuchtung  neben  der  Einschnürung.  Zellhälften 
jederseits  von  der  Einschnürung  bis  zur  Abstutzung  mit  4  kleinen  oder  2  grösseren  und 
einer  kleineren  oder  1  grösseren  und  2  kleinereu  oder  blos  mit  2  Buchten,  in  jeder  je 
ein  Chlorophor.  Zellhaut  glatt  oder  fein  punctirt. 

In  stagnirenden  Gewässern,  Wassergräben,  Tümpeln  u.  ä.  (4 — 10).  So  in  den 
Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Hlubocep  und  auf  der  Kaiserwiese  nächst  Smichow,  in 
Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal;  bei  Neratowic  an  der  Elbe;  in  den 
Teichen  bei  Dymokur,  bei  Zizelic  an  der  Cidlina;  bei  Hirschberg,  Habstein;  Lichtenau 
an  der  Adler;  bei  Franzensbad;  in  Südböhmen  in  Teichen  bei  Dobfis,  Bfeznic  nächst 
Piribram,  Pisek,  Budweis,  Frauenberg,  Lomnic,  Wittingau,  Plana  nächst  Täbor;  bei  Pra- 
chatitz,  Kuschwarda  und  im  Arber-See  im  Böhmerwalde! 

392.  C.  undulatum  Corda.  ^)  Alm.  d.  Carlsb.  1839,  T.  5,  Ralfs  Desm.  T.  15, 
Wolle  Desm.  T.  16,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  472!  Zellen  dem  vor.  ähnlich,  etwa 
40  bis  44  jn  breit,  l^/j  bis  2mal  so  (etwa  60  ft)  lang,  mit  nach  aussen  allmählich  erwei- 
terter Mitteleiuschnürung,  am  Rande  gewellt ;  in  jeder  Zellhälfte  je  zwei  Chlorophyllträger ; 
Zellhaut  am  Rande  mit  deutlichen  Puncten  besetzt.  Zygoten  mit  längeren  und  dünneren, 
am  Ende  2-  oder  3gabeligeu  Stacheln  besetzt. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  So  bei  Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsbad 
1839,  p.  243). 

393.  C.  cyclicum  Lund.  Desmid.  T.  3.  ^)  Zellen  52  bis  55  /*  breit,  26  n  dick, 
49  bis  52  ii  lang,  mit  schmal  linealischer,  nach  aussen  öfters  verbreiteter  Mittelein- 
schnürung, am  Isthmus  17  bis  19  fi  breit;  Zellhälften  halbkreisförmig,  mit  gerader  Basis, 
fast  rechtwinkeligen  Ecken,  schrägen  am  Rande  gewellten  Seiten ;  jede  Zellhälfte  mit 
12  Einkerbungen  und  zwei  Chlorophoreu,  in  der  Scheitelansicht  flach  elliptisch,  in  der 
Seitenansicht  fast  kreisförmig,  nach  oben  leicht  erweitert  und  am  Scheitel  etwas  abgeflacht. 
Zellhaut  am  Rande  warzig  gekerbt,  mit  in  concentrischen  Reihen  angeordneten  Wärzchen ; 
var.  ß)  subtruncatum  nob.  Zellen  48  bis  52  jW  breit,  45  bis  46  fi  lang,  mit  etwa  15  bis 
18  fi  breitem  Isthmus.  Zellhälften  am  Scheitel  öfters  abgeflacht  und  daselbst  weniger 
deutlich  als  an  beiden  convexen  Seiten  wellig  gekerbt,  Einkerbungen  je  4  auf  jeder  Seite, 
4  am  Scheitel;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  Gewässern,  var.  8  auf  nassen  Felsen  (6 — 8).  So  auf  feuchten  Felsen 
im  Libficerthal  gegenüber  Davle  an  der  Moldau! 

394.  C.  venustum  Breb.  (Euastrum  venustum  Bröb.)  Wolle  Desm.  T.  16.  Zellen 
33  bis  40  [i  lang,  um  etwas  weniger  breit,  mit  schmaler,  liuealischer  Mitteleinscluiürung. 
Zellhälften  mit  gerader  Basis,  abgerundeten  Ecken,  etwas  convergirenden  Seiten,  an  diesen 


*)  P.  Keinsch  hat  mit  dieser  Art  Cosmarium  crenatum  Ralfs  und  C.  subcrenatum  Hautzsch 
vereinigt  (siehe  dessen  Algenflora  p.  117). 

*)  Nach  Lundell  (1.  c.  p.  13)  gehört  diese  C.-Form  mit  C.  undulatum  Corda  und  C.  cre- 
natum Ralfs  in  eine  Reihe. 


Oosmarium.  197 

mit  je  zwei  gleich  grossen  welligen  Einbuchtungen,  und  mit  abgestutztem,  leicht  eingebo- 
genem Sclieitel;  in  jeder  Zellhälfte  je  ein  Chlorophor.  Zellhaut  glatt. 

In  Sümpfen  u.  ä.  (6 — 9).  So  im  Riesengebirge  in  den  Eibquellen  (Kirchner  Algenfl. 
p.  149,  auf  der  Weissen  Wiese,    Mädelwiese,    am   Koppenplan    (Schröter,    1.  c.    p.   184). 

395.  C.  holmiense  Lund.  Desmid.  T.  2,  Wolle  Desmid.  T.  26.  Zellen  33  bis 
40,  am  Isthmus  etwa  21  fi  breit,  63  bis  66  /t  lang,  etwa  28  (x  dick,  mit  schmaler,  linea- 
lischer Mitteleinschnürung.  Zellhälften  fast  quadratisch  oder  trapezisch,  mit  wenig  conver- 
girenden,  fast  geraden  oder  leicht  convexen,  in  der  Mitte  unmerklich  gekerbten  Seiten, 
vor  dem  Scheitel  seicht  eingeschnürt,  am  etwa  29  jW  breiten  Scheitel  erweitert  und  flach 
abgestutzt,  mit  zwei  seichten  Einkerbungen  und  stumpf  abgerundeten  Ecken.  Untere  Ecken 
ebenfalls,  jedoch  weniger  stumpf  zugerundet;  var.  ß)  integrum  Lund.  Wolle  Desm.  T.  16. 
Zellen  32  bis  40,  am  Isthmus  20  bis  22  f*  breit,  56  bis  62  jw  lang,  an  dem  etwa  26  bis 
30  jw  breitem  Scheitel  flach,  daselbst  und  an  den  Seiten  ganzraudig  (nicht  gekerbt) ;  var. 
y)  minus  nob.  Zellen  24  bis  27,  seltener  bis  30,  am  Isthmus  etwa  15  ^  breit,  39  bis 
45,  seltener  bis  54  fi  lang,  etwa  24  bis  27  dick,  sonst  in  der  Form  etc.  mit  dem  etwas 
grösseren  C.  holmiense  in  P.  Reinsch's  Contrib.  ad.  algol.  p.  88,  T.  12.  Fig.  10  und 
0.  Nordstedt's  Desmid.  Spetsberg.  1872,  p.  28,  T.  6,  Fig.  5  tibereinstimmend. 

In  Bergquellen,  an  feuchten  sumpfigen  Bergabhängen,  an  tropfenden  Felsen  etc. 
(5 — 11).  So  an  einer  feuchten  Felsenwand  bei  St.  Prokop  gegenüber  Nova  Ves  mit  Nostoc 
rupestre,  Mesotaenium  u.  ä.,  unter  verschiedenen  Chroococcaceen  an  tropfenden  Felsen  bei 
Sek  und  Podmoräh  nächst  Roztok  mehrfach  meist  var.  y,  ebenso  an  Felsen  gegenüber 
Lettek  und  Libsic  und  bei  Stechowic  an  der  Moldau ;  bei  Prachatitz  in  Südböhmen ! 

396.  C.  taxichondrum  Lund.  Desm.  T.  2,  Wolle  Desmid.  T.  16.  Zellen  38  bis 
50  jw  (nach  Wolle)  breit,  um  ^j^  länger  (oft  nur  44  ^  lang),  etwa  24  jw  dick,  mit  linea- 
lischer, nach  aussen  etwas  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  10  bis  11  jw  breit. 
Zellhälften  halbkreisförmig,  am  Scheitel  unmerklich  abgeflacht,  mit  fast  gerader  Basis,  an 
den  unteren,  fast  rechtwinkeligen  Ecken  leicht  verdickt,  mit  einem  Wärzchen  in  der  Nähe 
des  Isthmus,  2  ein  wenig  bogenförmigen  Reihen  von  Wärzchen  in  der  oberen  Zellhälfte 
(in  der  unteren  Reihe  5 — 6,  in  der  oberen  je  3  Wärzchen),  in  der  Scheitelansicht  elliptisch, 
mit  5 — 6  Wärzchen  an  jeder  Seite,  oberhalb  diesen  noch  mit  je  3  versehen.  Zellmembran 
deutlich  punctirt. 

In  Sümpfen,  vorzüglich  in  Gebirgen  (6^10).  So  bei  Harrachsdorf  und  am  Mum- 
melfall im  Rieseugebirge ! 

397.  C.  minutum  Delp.  Desmid.  T.  7.  Zellen  21  /*  breit,  27  bis  28^  lang,  mit 
tiefer,  nach  aussen  stark  erweiterter  Mitteleins chnürung,  am  Isthmus  5  bis  6  /*  breit.  Zell- 
hälften fast  rundlich  oder  elliptisch,  am  Scheitel  und  an  der  Basis  abgerundet,  mit  je 
einem  Chlorophore,  in  der  schmalen  Seitenansicht  kreisförmig,  in  der  Scheitelansicht  rund- 
lich-elliptisch. Zellhaut  glatt,  farblos. 

In  Sümpfen,  Teichen,  torfigen  Gewässern  (6 — 10).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn 
zwischen  Vesell  und  Lomnic! 

398.  C.  ansatum  (Ehrb.)  Ktz.  [Cosmarium  lageuarium  Corda  Alm.  d.  Carlsb. 
1835,  T.  2].  Wolle  Desm.  T.  16.  Zellen  28  bis  31  /*  breit,  etwa  2mal  so  (58  bis  62  fi) 
lang,  mit  breiter  aber  nicht  sehr  tiefer  Mitteleinschuürung.  Zellhälften  mit  gerader  Basis, 
abgerundeten  unteren  Ecken,  nach  oben  stark  verschmälert,  mit  schräg  ansteigenden  con- 
caven  Seiten,    abgerundeten  oberen  Ecken  und  flach  abgerundetem  Scheitel. 

In  Sümpfen  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Lomnic  und  Wittingau !  bei  Carlsbad  (Corda 
Alm.  d.  Carlsb.  1835,  p.  206). 

399.  C.  pyramidatum  Bröb.  Ralfs.  Desm.  T.  15,  Wolle  Desm.  T.  24,  Delponte 
Desm.  T.  9.  Klebs  Desm.  T.  3.  ^)    Zellen  50  bis  85    (nach   Klebs  und  Reinsch  auch  27 


•)  C.  pyramidatum  geht  nach  Klebs  (1.  c.  p.  31)  unmittelbar  in  C.  granatum  Breb.  über. 
Zu  ihm  sollen  nach  K.  ausser  C.  pseudopyramidatum  ß)   stenotum  Nordst.   als  Variationen  noch 


1QO  Gosmariiam. 

bis  48)  fi  breit,  53  bis  93  (44  bis  67  naeb  Reinscb  und  Klebs)  /<  laug,  mit  ziemlicb 
tiefer,  linealiscber  Mitteleinscbuürung,  am  Isthmus  etwa  30  bis  35  fi  breit;  Zellhälften 
mit  gerader  oder  fast  nierenförmiger  Basis,  breit  abgerundeten  unteren  Ecken,  schräg  an- 
steigenden couvergirendeu  Seiten,  nicht  oder  wenig  abgerundeten  oberen  Ecken  und  ab- 
geflachtem oder  fast  abgestutztem  Scheitel,  in  jeder  je  zwei  Chlorophyllträger.  Scheitel- 
ansicht breit  elliptisch.  Zellhaut  mehr  oder  weniger  deutlich  punctirt  oder  fein  granulirt. 
In  stagnireuden  und  torfigen  Gewässern,  Wassergräben  u.  ä.  (6 — 10).  So  bei 
Jung-Bunzlau,  Prachatitz  und  "Winterberg! 

400.  C.  pseudopyramidatum  Lund.  Desm.  T.  2,  Wolle  Desm.  T.  15.  Zellen 
28  bis  40,  am  Isthmus  10  bis  15  /ü  breit,  44  bis  64  fi  lang,  bis  19*5  ft  dick,  in  der 
Form  dem  C.  pyramidatum  Bröb.  entsprechend.  Zellhaut  fein  punctirt ;  var.  ß)  variolatum 
(Lund.)  nob.  [C.  variolatum  Lund.  Desm.  T.  2).  Zellen  18  bis  24,  am  Isthmus  oft  nur 
5  bis  6"5  fi  breit,  30  bis  42  (i  lang,  etwa  15  ,u  dick,  mit  mehr  oder  weniger  grob 
punctirter  Zellhaut. 

In  stagnireuden  und  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (5  — 10).  So  in  Sümpfen  an  der 
Bahn  zwischen  Veseli  und  Lomnic  in  Südböhmen  auch  var.  ß  reichlich! 

401.  C.  pachydermum  Lund.  Wolle  Desm.  T.  15,  Klebs  Desm.  T.  3.  ^  Zellen 
68  bis  87  (nach  Klebs  25  bis  74)  fi  breit,  lV3mal  so  [88  bis  117  (33  bis  100  nach 
Klebs)  fi]  lang,  50 — 59  (i  dick,  mit  schmal  linearischer  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus 
30  bis  40  ft  breit.  Zellhälften  fast  halbkreisförmig,  mit  gerader  Basis,  abgerundeten,  fast 
rechtwinkeligen  unteren  Ecken;  Seiten  unten  fast  senkrecht  ansteigend;  Scheitel  hoch 
convex ;  in  jeder  Zellhälfte  zwei  Chlorophoren.  Scheitelansicht  eiförmig.  Zellhaut  2  bis  3'5  ^ 
dick,  deutlich  punctirt. 

In  Teichen,  Sümpfen  u.  ä.  (6 — 9).  So  bei  Lomnic  nächst  Wittingau! 

402.  C.  smolandicum  Lund.  Desmid.  T.  2.  Wolle  Desm.  T.  16.  Zellen  48  fi  breit, 
54  (i  lang,  28  fi  dick,  mit  sehr  schmalem  (etwa  12  fi  breitem)  Isthmus  und  enger  linea- 
lischer Mitteleinschnürung.  Zellhälften  fast  halbkreisförmig,  mit  gerader  Basis,  abgestumpften, 
spitzwinkeligen  unteren  Ecken,  die  mit  je  einer  Papille  versehen  sind,  hoch  convexem 
Scheitel,  in  der  Mitte  meist  flach  gedrückt,  mit  je  zwei  Chlorophoren.  Scheitelansicht 
elliptisch.  Zellhaut  spärlich  grob  punctirt ;  var.  ß)  angulosum  Krch.  Zellen  42  bis  48  fi 
breit,  48  bis  55  /u  lang,  am  Isthmus  9'5 — 11  fi  breit;  Zellhälften  ohne  oder  mit  einer 
sehr  kleinen,  auf  der  Basis  stehenden  Papille,  am  Scheitel  deutlich  abgeflacht,  mit  nicht 
bogenförmigen,  sondern  stumpfwinkelig  gebrochenen  Seiten ;  Zellhaut  dicht  und  fein  punctirt. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  So  in  den  Elbquellen  im  Riesengebirge 
var.  ß  (Kirchner  Algenfl.  p.  150). 

ß)  Zellhaut  mit  Warzen  besetzt,  seltener  nur  grob  punctirt  (C.  punctulatum  Breb.). 

403.  C.  margaritiferum  (Turp.)  Menegh.  Ralfs  Desm.  T.  16,  Delponte  Desm. 
T.  9,  Wolle  Desm.  T.  13.  Zellen  25  bis  60  ^  breit,  IV^  l^is  2mal  so  (26  bis  70  /ü) 
lang,  mit  schmaler,  nach  aussen  etwas  erweiterter  Mitteleinschnüruug ,  am  Isthmus 
10  bis  22  fi  breit;  Zellhälften  halbkreisförmig,  nierenförmig  oder  oval,  mit  nierenförmiger 
Basis,  breit  abgerundeten  unteren  Ecken,  kurzen  convexen  Seiten,  breit  abgerundetem, 
aber  nicht  abgeflachtem  Scheitel,  mit  je  zwei  Chlorophyllträgern.  Zellhaut  gleichmässig 
mit  rundlichen  Warzen  besetzt.  Scheitelansicht  eiförmig;  Zygoten  rund,  mit  am  Grunde 
verdickten,  an  der  Spitze  zweigabeligen  oder  mehrfach  getheilten  Stacheln  versehen ;  var. 
ß)  incisum  Krch.  Zellhälften  eiförmig  mit  flach  gedrückter  Basis,  Mitteleinschnürung  vom 
Isthmus  nach  aussen  gleichmässig  erweitert. 


folgende  C.-Arten  gehören:  C.  holmiense  Lund.,  C.  integerrimum  Näg.,  C.  Hammeri  Keinsch,  C. 
Nymannianum  Grün.,  C.  cymatopleurum  Nordst.,  C.  homalodermum  Nordst.  (1.  c.  p.  32).  Nach  P. 
Reinsch  (AlgenHora  p.  107)  gehört  auch  Cos.  rupestre  Näg.  Einz.  Alg.  T.  7  zu  C.  pyramidatum. 
')  Nach  Klebs  geht  C.  pachydermum  in  C.  phaseolus  1))  bioculatum  (C.  biociilatum  Breb.) 
über.  Zu  ihm  gehört  auch  C.  smolandicum  Luud.,  C.  taxichondnim  Lund.,  C.  pseudonitidulum 
Nordst.  Zwischen  C.  pachydermum  Breb.  und  C.  Kalfsii  Breb.  sollen  nach  Klebs  keine  Grenzen 
existiren  (1.  c.  p.  :ib). 


Cosmarium. 


199 


In  stellenden  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln,  Wassergräben  u.  ä.  (5 — 10).  In  der 
Umgebung  von  Prag  nicbt  selten,  so  in  einem  Bassin  im  k.  k.  botan.  Garten  am  Smichow, 
in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  in  Teichen 
bei   Kunratic  und  Jesenic,  bei  Buda  nächst  Mukafov;  bei  Dobfis 
nächst  Pfibram;    in   Elbetümpeln    bei  Brandeis  a.  E.,    Celakowic, 
Sadskä,  Neratowic,  Ouzic  nächst   Kralup,  Raudnitz,  Lobositz ;  bei 
Königgrätz,  Dachov  nächst  Hofic,  Dymokur,  Libnowes  und  Zizelic 
nächst  Chlumec  an  der  Cidlina,  bei  Weisswasser,  Hirschberg;  bei 
Laun,    Bilin,    Brüx,    Dux,    Teplitz,    Franzensbad,    Carlsbad,  Mies ; 
bei  Beraun,    Sträncic,  Hofowic,  bei  Bystfic,  im  Jordan-Teich    bei 
Täbor,  Stupcic,  Wotic,  Sobieslau,  Veseli,  Pisek,  Lomnic,  Wittingau, 
Wodnian,    Frauenberg,    Budweis,    Klattau,  Eisenstein,  Hohenfurth, 
Ebenau  nächst  Krummau!  var.   ß    im  Riesengebirge   in    den   Eib- 
quellen (Kirchner   Algenfl.    p.  151),  bei  der  Eibfallbaude  und  am       Fig.  116.  Cosmarium 
Kamme  mehrfach !  am  Koppenplan,  auf  der  Mädelwiese,  am  Grossen      botrytis  (Bory)  Menegh. 

und  Kleinen  Teich  (Schröter,  1.  c.  p.  185).  l^"^-  emarginatum   nob. 

^  !  X  /  liiine  veget.  Zelle  in  der 

404.  C.  punctulatum  Bröb.  Klebs   Desm.  T.  3,  ^)  Wolle         eTwa^400maTvergr  ' 
Desm.  T.   13.     Zellen    16  bis  33  ^  breit,  20  bis  37  ^   lang,    in 

der  Mitte  tief  linealisch  eingeschnürt.  Zellhälften  breit  elliptisch,  nach  den  abgestutzten 
Enden  ein  wenig  verschmälert,  mit  mehr  oder  weniger  stark  convex  gewölbten  Seiten, 
abgerundeten  Endecken;  Zellhaut  grob  punctirt  oder  fein  warzig;  var.  ß)  hrasiliense 
Nordst.  W.  et.  N.  Alg.  exs.  No.  491.  Zygoten  mit  am  Ende  gezähnten  Stacheln,  ohne 
diese  34,  mit  diesen  48  ^  im  Durchm. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Reichenberg  (Siegmund  Rbh. 
Kryptfl.  p.  201). 

405.  C.  botrytis  (Bory)  Menegh.  Näg.  Eiuz.  Alg.  T.  7,  -)  Wolle  Desm.  T.  13, 
Delponte  Desm.  T.  8,  Klebs  Desm.  T.  3. ')  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  826,  79  f. ! 
Zellen  24  bis  78  ft  breit,  36  bis  111  ft  (nach  Klebs)  lang,  mit  schmal  linealiscber  Mittel- 
einschnürung, am  Isthmus  oft  nur  9  bis  18  /*  breit;  Zellhälften  mit  gerader  oder  sehr 
schwach  nierenförmiger  Basis,  nach  der  Spitze  verschmälert  und  am  Scheitel  flach  abge- 
stutzt, mit  je  zwei  Chlorophoren.  Zellhaut  gleichmässig  mit  (am  Scheitel  etwas  kleineren) 
Warzen  besetzt.  Zygoten  mit  vielen,  am  Grunde  nicht  verdickten,  oben  in  3 — 4  Spitzen 
auslaufenden  Stacheln  besetzt ;  var.  ß)  emarginatum  nob.  Zellen  in  der  Mitte  der  Scheitel- 
fläche mit  einer  etwa  3  (i  tiefen,  stumpfen  Ausrandung  versehen ;  Zellhaut  mit  etwas 
grösseren  Warzen  besetzt,  als  bei  der  typischen  Form,  sonst  wie  diese. 

In  stehenden  Gewässern  allgemein  verbreitet  (4 — 9).  In  der  Umgebung  von  Prag 
häufig,  so  in  den  Schanzgräben,  in  Tümpeln  an  der  Moldau  auf  der  Kaiserwiese,  bei 
Hlubocep,  Hodkowicka,  St.  Prokop  mehrfach,  bei  Troja,  Selc  nächst  Roztok  mehrfach, 
im  sog.  Libusa-Bade  bei  Pankrac,  in  Teichen  bei  Kunratic  und  Jesenic,  bei  Kuchelbad; 
in  den  Teichen  bei  Buda  nächst  Mukafow,  bei  Roztok,  Podmoräii,  Bruky,  in  den  Sümpfen 
an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal ;  in  Elbetümpelu  bei  E.  Kostelec,  Celakowic,  Nera- 


')  C.  punctulatum  var.  c)  elongatum  Klebs  „könnte  mit  demselben  Recht  als  eine  weniger 
höckrige  Varietät  von  C.  botrytis  als  eine  stärker  granulirte  Varietät  von  C.  pyramidatum  aiifge- 
fast  werden"  (Klebs  I.  c.  p.  37);  andere  Formen  „führen  wieder  von  dieser  C.-Ai't  zu  C.  margari- 
tiferum  über"  auch  C.  pseudomargaritiferum  Reinsch  gehört  liierher  (1.  c.  p.  38). 

^)  Nach  Nägeli  (Einz.  Alg.  p.  119)  sind  „C.  botrytis,  C.  margaritiferum,  C.  protractum, 
wie  die  Uebergänge  deutlich  zu  zeigen  scheinen,  nur  Formen  einer  Art".  Nach  Nordstedt  (Alg.  exs. 
No.  826)  geht  C.  botrytis  var.  subtumidum  Wittr.  in  C.  gemmiferum  Breb.  über. 

■•')  Nach  Klebs  umfasst  diese  polymorphe  C.-Art  auch  C.  ochtodes  Nordst.  (1.  c.  p.  39). 
„aus  ihr  entsteht  C.  tetrophthalmum  Breb.,  C.  orbicvüatum.  —  Das  C.  praemorsum  Breb.  ist  ein 
echtes  C.  botrytis,  ebenso  das  C.  cruciatiim  Breb.,  C.  notabile  Breb.  (1.  c.  p.  40).  Ein  echtes  C. 
botrytis  soll  nach  K.  ferner  C.  subreniforme  iJesm.  sein;  C.  subcostatum  Desm,,  subprotumidum, 
costatum,  quasillus  Lund.,  pulcherrimam,  boreale,  cyclicum  Lund.  etc.  stellen  eine  auf  das  innigste 
mit  einander  verbundene  Variationsgruppe  von  C.  botrytis  dar  (I.  c.  p.  41) ! ! 


200  Cosmarium. 


towic  mehrfach,  bei  Ouzic  nächst  Kralup,  Hofin  nächst  Mehiik,  Raudnitz,  Lohositz,  Leit- 
meritz,  Koh'n,  Pardubic;  bei  Königgrätz,  Neu-Bydzow,  Rosic,  Zizelic,  und  Libnowes  an 
der  Cidlina;  bei  Dymokur,  Juug-Bunzlau,  Bakow,  Weisswasser,  Hirschberg;  bei  Lichtenau 
und  Kronstadt  an  der  Adler!  im  Riesengebirge  auf  der  Weissen  Wiese  und  im  Kleinen 
Teich  (Kirchner  Algenfl.  p.  151),  bei  der  Elbfallbaude,  unter  der  Spindelbaude!  bei 
Herrnskretschen ;  im  Schlossgarten  bei  Petersburg,  in  Teichen  bei  Jechuitz ;  bei  Bilin,  Dux, 
Brüx,  Osseg,  Franzensbad,  Carlsbad,  Saaz,  Laun,  Smecno,  Schlan;  bei  Beraun,  Karlstein, 
Pürglitz,  Pfibram,  Sträncic,  Bystfic,  Podoli,  Olbramowic,  Wotic,  Sudomefic,  Stupcic,  Plana, 
Täbor,  Sobieslau,  Veseli,  Schewetin,  Strakonic,  Winterberg,  Prachatitz,  Zamosti,  Frauen- 
herg,  Budweis,  Wittingau,  Lomnic,  Wodnian,  Pisek,  Klattau,  Mies ;  bei  Eisenstein,  Hohen- 
furth!  bei  Pilsen  (Hora,  Flora  v.  Pilsen  p.  12);  var.  ß  bisher  nur  bei  Prebischthor  in 
der  böhm.  Schweiz! 

406.  C.  [Euastrum]  pseudobotrytis  Gay,  Desmid.  T.  1.  Zellen  26  bis  30,  am 
Isthmus  10  bis  13  ^  breit,  33  bis  39  ^  lang,  18  bis  21  [i  dick,  von  derselben  Form 
wie  C.  botrytis.  Zellhälften  an  den  Seiten  couvex,  warziggekerbt,  am  Scheitel  flach  abge- 
stutzt, an  der  Scheitelfiäche  nicht  gekerbt,  mit  je  einem  Chlorophore.  Zellhaut  mit  con- 
centrisch  an  den  Zellhälften  angeordneten  Warzen  besetzt,  Avelche  in  der  Mitte  der  Zell- 
hälften weniger  deutlich  auftreten. 

In  Bächen,  Wassergräben  etc.  meist  unter  anderen  Algen  (3  —  9).  So  in  einem 
Bächlein  bei  Selc  nächst  Roztok  mit  Cosmarium  leiodermum,  ebenso  auf  feuchten  Felsen 
gegenüber  Lettek,  bei  Dolanky  und  Chwaterub  an  der  Moldau  und  an  Felsen  in  der  Nähe 
des  Teiches  Seberak  bei  Kunratic! 

407.  C.  tetrophthalmum  (Ralfs)  Breb.  Delponte  Desmid.  T.  9,  Wolle  Desmid. 
T.  13.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  827!  Zellen  29  bis  79  fi  breit,  60  bis  115  fi 
lang,  mit  tiefer,  fast  linealischer  Mitteleinschnürung.  Zellhälften  nahezu  halbkreisförmig, 
an  der  geraden  Basis  leicht  bauchig  aufgetrieben,  am  Scheitel  unmerklich  vorgezogen  und 
flach  abgerundet,  mit  je  zwei  ansehnlichen  Chlorophoren.  Zellhaut  gleichmässig  mit  Warzen 
besetzt;  var.  ß)  rupestre  Näg.  Zellen  30  bis  32  ft  breit,  56  bis  60  jü  lang,  mit  mehr 
herzförmig-nierenförmigen  Zellhälften,  sonst  wie  die  typische  Form ;  var.  y)  minus  Joshua. 
Zellen  76  bis  90  ^i  lang,  56  bis  66  n  breit. 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen  etc.,  var*  ß  auf  feuchten  Felsen  (5 — 10). 
So  auf  feuchten  Kalksteinen  am  Abflüsse  der  Waldquelle  bei  Kuchelbad  nächst  Prag 
var.  ß  spärlich ! 

408.  C.  reniforme  (Ralfs)  Arch.  Wolle  Desmid.  T.  14.  Zellen  50  bis  60,  am 
Isthmus  15  bis  18  fi  breit,  63  bis  70  ft  lang,  mit  tiefer,  nach  innen  erweiterter  Mittel- 
einschnürung.  Zellhälften  breit  nierenförmig,  mit  abgerundeten  Seiten  und  Scheitel.  Zell- 
liaut  gleichmässig,  mit  halbkugeligen,  in  leicht  gekrümmten  Reihen  angeordneten  ansehn- 
lichen Warzen  besetzt. 

In  Sümpfen,  stehenden  Gewässern  etc.  (5 — 10).  So  in  Salzwassersümpfen  bei 
Ouzic  nächst  Kralup  und  bei  Chotzen  in  Ostböhmen  nicht  selten! 

409.  C.  Brdbissonii  Menegh.  Ralfs  Desm.  T.  16,  Wolle  Desm.  T.  13,  Delponte 
Desm.  T.  9.  Zellen  45  bis  65  fi  im  Durchm.,  etwas  länger  als  breit,  mit  schmaler,  nach 
aussen  etwas  erweiterter  Mitteleinschnürung.  Zellhälftcn  halbkreisförmig,  mit  breit  abge- 
rundeten unteren  Ecken,  convexen  Seiten  und  rundlichem  Scheitel;  Zellhaut  dicht  mit 
kurzen,  conischen,  scharf  zugespitzten  stacheligen  Wärzchen  besetzt.  Scheitelansicht  elli- 
psoidisch  oder   eiförmig. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  u.  ä.  (6 — 9).  So  bei  Habstein  nächst  Hirschberg, 
bei  der  Elbfallbaude  im  Riesengebirge!  auf  der  Mädelwiese,  bei  der  Wiesenbaude,  am 
Kleinen  Teich  (Schröter  1.  c.  p.   185);  bei  Kuschwarda  im  Böhmerwalde! 

b)  Scheitelansicht  länglich,  mit  besonders  bauchig  hervortretender  Mitte ;  a)  Zell- 
haut glatt  oder  punctirt. 


Cosmarium.  2OI 


410.  C.  cruciatum  Breb.  Wolle  Desm.  T.  18.  Zellen  22  bis  25  fi  laug,  fast 
eben  so  breit,  am  Rande  fein  gekerbt,  mit  schmal  linealischer  Mitteleinschnürung ;  Zell- 
hälften trai)ezoidisch,  untei-e  Ecken  abgerundet,  obere  zugespitzt,  mit  gerade  abgestutztem 
Scheitel,  Zellhaut  glatt  oder  fein  punctirt. 

In  Sümpfen,  Teichen  etc.  wie  vor.  (5 — 10).  So  an  feuchten  Felsen  gegenüber  Lettek 
und  bei  Stechowic  an  der  Moldau  mehrfach ;  am  Mummelfall  bei  Harrachsdorf !  am  Kleinen 
Teich  im  Riesengebirge  (Rabenhorst  Flora  eur.  alg.  III.  p,  168). 

411.  C.  pusillum  Breb.  (Euastrum  pusillum  Bröb.)  Zellen  meist  9  bis  10  fi  breit, 
7*7  bis  9  ft  lang,  mit  linealischer  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  3*3  bis  4  (i  breit. 
Zellhälften  trapezoidisch,  mit  runden  Ecken,  etwas  convergirenden  geraden  oder  leicht 
convexen  Seiten,  am  Scheitel  gerade  oder  ein  wenig  concav;  Zellhaut  glatt. 

In  stehenden  Gewässern,  auf  feuchten  Felsen  u.  ä.  (4 — 9).  So  auf  der  Iserwiese 
in  den  Sudeten  (Kirchner  Algenfi.  p.  153). 

412.  C.  subcrenatum  Hantzsch.  Wolle  Desm.  T.  18,  19,  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  562  !  Zellen  20  bis  26  ^  breit,  23  bis  36  fi  lang,  mit  tiefer,  linealischer  Mittel- 
einschnürung, Zellhälften  am  Rande  gleichraässig  buchtig  gekerbt  (auf  jeder  Seite  4  bis 
6  seichte  Einkerbungen),  an  der  Basis  gerade,  am  Scheitel  flach  abgestutzt,  mit  wenig 
abgerundeten  Ecken  und  leicht  gebogenen  (convexen)  Seiten;  Scheitelansicht  elliptisch. 
Im  angeschwollenen  Mitteltheile  der  Zellen  oft  einige  (5)  Prominenzen. 

In  stehenden  Gewässern,  Wassergräben  u.  ä.  unter  Oedogonien  etc.  (6 — 9).  So 
in  einem  Graben  an  der  Bahn  bei  Trautenau,  bei  Arnau  und  Herrnskretschen  nächst 
Bodenbach  ;  im  Jordan-Teiche  bei  Täbor ! 

413.  C.  pulcherrimum  Nordst.  Wolle  Desm.  T.  49.  Zellen  etwa  33  fi  breit,  um 
'/s  länger  (40  }i  lang),  mit  tiefer,  fast  linealischer,  nach  aussen  nicht  erweiterter  Ein- 
schnürung ;  Zellhälften  fast  halbkreisförmig,  mit  gerader  Basis,  zugespitzten  unteren  Ecken, 
convexen  Seiten,  abgerundetem  Scheitel  und  mit  deutlich  granulirter  Zellhaut.  Puncto  in 
4  oder  5  concentrischen  Reihen  angeordnet. 

In  stehenden  Gewässern  wie  vor.  So  bei  Tannwald! 

414.  C.  phaseolus  Breb.  Wolle  Desm.  T.  18.  Klebs  Desm.  T.  3.  ^)  Zellen  24 
bis  36  (i  breit,  28  bis  32  fi  lang,  14  bis  16  (i  dick,  mit  fast  linealischer  nach  aussen 
etwas  erweiterter  Einschnürung,  am  Isthmus  7  fi  breit.  Zellhälften  nierenförmig,  mit  runden 
unteren  Ecken  und  flach  abgerundetem  Scheitel,  mit  je  einem  Chlorophyllträger.  Zellhaut 
granulirt.  (Vorderansicht  der  von  C.  depressum  [Näg.]  Lund.  sehr  ähnlich). 

In  stehenden-  Gewässern,  Teichen,  Tümpeln  u.  ä.  (6 — 9).  So  bei  Ilirschberg, 
Lomnic  nächst  Wittingau;  bei  Eisenstein! 

ß)  Zellhaut  mit  Warzen  besetzt. 

415.  C.  ornatum  Ralfs.  Desm.  T.  16,  Wolle  Desm.  T.  17,  18.  Zellen  33  bis 
41  (seltener  bis  60)  ^  breit,  eben  so  lang,  mit  schmaler,  nach  aussen  etwas  erweiterter 
Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  10  bis  12  [i  breit.  Zellhälften  mit  gerader  oder  schwach 
niereuförmiger  Basis,  breit  abgerundeten  unteren  Ecken  und  gerade  abgestutztem  Scheitel. 
Seiten  convex  ausgebaucht,  vor  dem  Scheitel  plötzlich  zusammengezogen  und  concav,  so 
dass  oben  zwei  spitze  Ecken  entstehen  und  der  Scheitel  kurz  cylindrisch  erscheint;  in 
jeder  Zellhälfte  zwei  Chlorophoren.  Zellhaut  am  Rande  und  an  der  Mittelausbuclitung  mit 
Warzen  besetzt.  Zygoten  vieleckig,    ihre  Ecken  mit  langen  zweispitzigen  Stacheln  besetzt. 

In  stehenden  Gewässern,  alten  Teichen,  Tümpeln  u.  ä.  (6 — 10).  So  in  Tümpeln 
an  der  Moldau  bei  Hodkowicka  nächst  Prag,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowie 


*)  Klebs  vereinigte  mit  dieser  C.-Art  C.  bioculatum  Breb.  Aus  ihr  sollen  einerseits 
Formen  von  C.  tinctum,  anderseits  von  C.  moniliforme  entstehen;  sie  geht  aucli  in  Staurastrum 
muticum  (!)  über.  Andere  Variationen  (von  C.  phaseolus)  bilden  (J.  depressum,  C.  pygmaeum  Arch., 
C.  tumidum  Lund. ;  C.  phaseolus  stellt  auch  Variationen  von  C.  Ralfsii  Breb.  und  C.  pyramidatum 
dar.  (1.  c.  d.  35,  36). 


202 


_A.rblirodesm.ua. 


und  Ouwal,  in  Tümpeln  an  der  grossen    Eibinsel   bei    Celakowic    und  bei  Neratowic ;  bei 
Osseg   unter   dem    Erzgebirge;    im    Jordan-Teiche  bei  Täbor,  bei  Lomnic  und  Wittingaul 

416.  C.  caelatum  Ralfs.  Desm.  T.  17,  Wolle  Desmid.  T.  18.  Zellen  im  Umfang 
rundlich,  26  bis  38  (nach  Wolle  bis  40)  (i  breit,  33  bis  44  ^  lang,  etwa  21  (i  dick, 
mit  schmal  linealischer  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  etwa  15  ft  breit;  Zellhälften  halb- 
kreisförmig, mit  gerader  Basis  und  wenig  spitzen,  fast  rechtwinkeligen  unteren  Ecken, 
am  Rande  meist  gleichmässig  gekerbt;  seltener  sind  die  Basallappen  breiter,  jedes  Läpp- 
chen mit  zwei  Warzen  besetzt;  Zellhaut  am  Rande  und  auf  der  Mittelausbuchtung  mit 
Warzen  versehen. 

In  stagnirenden,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  selten  (6 — 9).  So  im  Riesengebirge 
bei  Wurzelsdorf  und  am  Mummelfall  nächst  Harrachsdorf!  in  den  Eibquellen  (Kirchner 
Algeufl.  p.   154),  am  Koppenplan,  am  Kleinen  und  Grossen  Teich  (Schröter  1.  c.  p.  185), 

417.  C.  biretum  Breb.  Ralfs  Desmid.  T.  16,  excl.  C.  anomalum  Delp.  Desmid. 
T.  9,  p.  125.  Wolle  Desmid.  T.  17.  Zellen  im  Umfang  fast  quadratisch,  55  bis  66  ft 
breit,  ungefähr  so  (68  bis  72)  ^  lang,  mit  schmal  linealischer  Mitteleinschnürung  und 
schmalem,  etwa  24  fi  breitem  Isthmus;  Zellhälften  mit  schwach  nierenförmiger,  fast  ge- 
rader Basis,  nicht  oder  sehr  wenig  abgerundeten  Ecken,  fast  parallel  ansteigenden  Seiten 
und  breit  convexem  oder  fast  flachem  Scheitel,  mit  je  zwei  Chlorophoren ;  Zellhaut  ziemlich 
dick,  mit  Warzen  besetzt. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen  etc.,  meist  einzeln  unter  anderen  Algen  (6 — 9).  So  bei 
Dux  und  bei  Lomnic  nächst  Wittingau! 

418.  C.  minneapolitanum  (Wolle)  nob.  (C.  protuberans  Lund.  var.  granulatum 
Wolle  Desmid.  p.  84,  T.  51).  Zellen  in  der  Form  von  C.  biretum,  jedoch  nur  25  bis 
28  ft  breit,  etwa  um  ^/^  länger  als  breit,  mit  tiefer,  fast  liuealischer  Mitteleinschnürung ; 
Zellhälften  fast  zweimal  so  lang  als  breit,  mit  leicht  divergirenden  Seiten,  fast  rechtwin- 
keligen oberen  und  stumpfen  unteren  Ecken,  in  der  Mitte  der  Seitenfläche  ist  eine  mit 
Warzen  dichter  besetzte  Anschwellung ;  in  der  Scheitelansicht  elliptisch,  in  der  Mitte  leicht 
angeschwollen;  Zellhaut  mit  Warzen  besetzt.  ') 

In  alten  Teichen,  Sümpfen  u.  ä.  (6 — 9).  So  bei  Selc  nächst  Roztok  und 
bei  Dobfis  ! 

95.  Gattung.  Arthrodesmiis  Ehrb.  *) 

Zellen  wie  bei  Cosmarium  durch  eine  tiefe  Mitteleinschnürung  in  zwei  gleich 
grosse  Hälften  getheilt,  die  beiderseits  mit  je  einem  (2mal  2)  oder  zwei  (2mal  4)  einfachen 
derben  pfriemenförmigen  Stacheln  versehen  sind.  Seheitelansicht  oblong  oder  elliptisch,  ohne 
Anschwellung   in    der  Mitte.     Chlorophore  bandförmig,  axil.  Zygoten  glatt  oder  stachelig. 

1.  Sect.  Tetracanthium  (Näg.)  nob.  Zellen  mit  4  (Zellhälften  mit  je  2)  einfachen 
Stacheln  besetzt. 

419.  A.  incus  (Bröb.)  Hass.  Ralfs  Desmid.  T.  20,  Wolle  Desmid.  T.  24.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  76!  Zellen  etwa  10  bis  36  jw  breit,  fast  ebenso  lang,  mit  gleich- 
mässig breiter  oder  nach  aussen  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  etwa  6  bis 
9  /li  breit.    Zellhälften   viereckig,    mit  abgerundeten    unteren    Ecken,    obere   Ecken    mit  je 


')  Diese  Cosmarium-Form,  welche  Wolle  bei  Minneapolis  entdeckt  hat  und  die  von  C. 
protuberans  Lund.,  das  zu  den  mit  fein  punctirter  Zellhaut  versehenen  C. -Arten  gehört,  wesentlich 
durch  seine  Bewarzung  und  grössere  Dimensionen  sich  unterscheidet,  nähert  sich  durch  seine  wenig 
ausgebildete  mittlere  Anschwellung  bei  der  Scheitelansiclit  dem  bedeutend  grösseren,  in  der  Form 
dem  C.  hiretum  Brrl).  ähnlichen  C.  anomalum  Delp.  Desmid.  T.  9,  dessen  Zellen  in  der  Scheitel- 
ansicht länglich  eUiptisch  sind  (ohne  bauchig  hervortretende  Mitte). 

^)  Wie  Nägeli  (Finz.  Algen,  p.  11.3)  so  hat  neulich  auch  Gay  (Conjug.  p.  35)  die  Gatt. 
Arthrodesmus  mit  der  Gatt.  Euastrum,  als  deren  eine  Section  vereinigt.  De  Bary  (Conjug.  p.  72) 
hat  sie  wieder  als  eine  Untergruppe  seiner  Gatt.  Cosmarium  untergeordnet. 


Euastrum. 


203 


Fig.  117.  Artlirodesmus  convergens 
(Ehrb.)  Ralfs,  a)  Eine  veget.  Zelle 
während  der  Theilung  in  der  breiten 
Längsansicht,  etwa  400mal  vergr. : 
b)  dieselbe  in  der  Queransicht, 
kaum  SOOfach  vergr. 


einem,  fast  wie  die  ganze  Zelle  langem  oder  noch  längerem  Stachel  versehen.  Zygoten 
stachelig,  ohne  Stacheln  22  fi  im  Durchm. ;  var.  ß)  intennedius  Wittr.  W.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  824!  Zellen  12  bis  15  ^  breit,  15  bis 
18  /LI  lang,  mit  etwa  5  bis  6  ^  langen,  geraden  Stacheln. 
In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  u.  ä.  (5 — 9).  So 
in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal, 
ebenso  zwischen  Veseli  und  Loranic  reichlich,  bei  Sche- 
wetiu  nächst  Veseli,  bei  Hirschberg!  bei  Schluckenau 
(Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.   197). 

420.  A.  ovalis  Wolle.  Desmid.  T.  24.  Zellen 
ohne  Stacheln,  18  bis  20  /t  breit,  etwa  um  ^4  länger 
(22  n  lang),  mit  fast  linealischer  Mitteleinschnürung,  am 
Isthmus  6  fi  breit;  Zellhälften  fast  eiförmig,  jederseits 
mit  je  einem  geraden,  um  '/4 — Vs  ^^^  ^^^  ganze  Zelle 
kürzeren  Stachel  versehen. 

In  Teichen,  Sümpfen  u.  ä.  selten  (6 — 9).  So  bei 
Hirschberg ! 

421.  A.  convergens  (Ehrb.)  Ralfs.  Desmid.  T.  20,  Wolle  Desmid.  T.  23.  (Xan- 
thidium  convergens  Delponte  Desm.  T.  14.)  Zellen  40  bis  46  /*  breit,  38  bis  42  //  lang, 
mit  nach  aussen  allmälig  verbreiteter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  etwa  12  //  breit. 
Zellhälften  elliptisch,  an  den  beiden  unteren  Ecken  mit  je  einem  einfachen,  fast  halb 
wie  die  ganze  Zelle  langen,  nach  der  Einschnürung  hin  geneigten  Stachel  versehen;  Zell- 
haut glatt.  Zygoten  glatt.  Die  Zellen  sind  nicht  selten  von  einer  am  Rande  strahlenartig 
gezähnter  (schleimiger?)  Hülle  umgeben. 

In  torfigen  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  au 
der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  nächst  Prag,  bei  Veseli,  Lomnic  und  Wittingau  mehr- 
fach! bei  Pilsen  im  Racicer  Bach  (Ilora,  Flora  v.  Pilsen  p.  12),  bei  Carlsbad  (Corda 
Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  209  auch  im  warmen  Wasser  unter  Oscillaria  elegans  et 
0.  Okeni).') 

2.  Sect.  Octacanthium  nob.  Zellen  mit  acht  (Zellhälften  mit  je  4)  einfachen 
Stacheln  versehen. 

422.  A.  octocornis  Ehrb.  Ralfs  Desmid.  T.  20.  Wolle  Desmid.  T.  24.  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  823!  Zellen  IG  bis  25  ft  breit,  fast  eben  so  lang  oder  etwas  länger, 
mit  breiter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  etwa  5  //  breit.  Zellhälften  trapezoidisch,  mit 
concaven  Seiten  und  ausgebuclitetem  Scheitel,  an  oberen  und  unteren  Ecken  mit  je  einem 
fast  ^/g  der  ganzen  Zelle  [etwa  12  ft]  langem,  spitzigem,  geradem  Stachel  versehen.  Zy- 
goten kugelig. 

In  alten  Teichen,  torfigen  Sümpfen,  Wassergäben  u.  ä.  meist  unter  anderen  De- 
smidiaceen  zerstreut  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und 
Ouwal,  ebenso  zwischen  Veseli  und  Lomnic  und  bei  Eisenstein  im  Bühmerwalde! 

96.  Gattung.  Euastrum  (Ehrb.)  Ralfs.  ==) 

Zellen  im  Umfange  länglich  oder  elliptisch,  in  der  Mitte  quer  tief  eingeschnürt, 
an  den  Seiten  in  der  Regel  symmetrisch  ausgebuchtet  oder  gelappt,  an  den  Enden  abge- 
rundet oder  abgestutzt  und  daselbst  buchtig  ausgerandet  oder  durch   einen  schmalen  Eiu- 


')  Arthrodesmus  senilis  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1849  T.  6  f.  33  von  Carlsbad  dürfte  wohl 
mit  A.  convergens  zu  vereinigen  sein.  A.  asper  Corda  1.  c.  T.  6  f.  34,  bei  Reichenberg  von  Corda 
entdeckt,  ist  in  neuerer  Zeit  nicht  mehr  beobachtet  worden.  A.  serratus  1.  c.  T.  G  f.  35  und  A.  quadran- 
gularis  1.  c,  T.  6  f.  36,  die  erstere  bei  Prag  und  Reiebenberg,  die  letztere  bei  Carlsbad  von  Corda 
bonbachtet,  gehören  nicht  zu  dieser  Gattung. 

'^)  Mit  dieser  Gattung  hat  Nägeli  folgende  Gattungen  als  Untergattungen  vereinigt: 
1.  Arthrodesmus  (Tetracanthium  Näg.),   2.  Cosmarium,   3.  Euastrum,   4.  Mica-asterias  (Einz.  Algen 


204  Eviastruni. 

schnitt  (wie  bei  Tetmemorus)  zweilappig.  Scheitelansicht  länglicli,  mit  einer  oder  mehreren 
halbkugelig  hervortretenden  Ausbuchtungen  auf  jeder  Seite.  In  jeder  Zellhälfte  ein  axiler, 
aus  strahligcn  Längsplatten  bestehender  Chlorophyllträger  mit  je  einem  Pyrenoide,  oder 
zwei  neben  der  Längsaxe  liegenden  Chlorophoren.  Zygoten  kugelig,  mit  einfachen  Warzen 
oder  Stacheln  besetzt. 

a)  Die  Zellhälften  am  Scheitel  breit  buchtig  ausgerandet,  aber  nicht  mit  einem 
Einschnitte  versehen. 

423.  E.  verrucosum  (Ehrb.)  Ralfs.  Desm.  T.  11,  Wolle  Desm.  26,  Delponte 
Desm.  T.  6  [Cosmarium  cornutum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  5  f.  30,  C.  qua- 
drangulare  Corda  1.  c.  T.  5  f.  32?]  Zellen  65  bis  97  fi  breit,  80  bis  102  {i  lang,  mit 
zuerst  verbreiterter,  nach  aussen  aber  wieder  zusammenneigender  Mitteleinschnürung.  Zell- 
hälften mit  convergirenden  Seiten,  durch  2  dem  Scheitel  nahe  liegende,  schräg  gestellte 
Einbuchtungen  dreilappig,  mit  geschwungener,  in  der  Mitte  convexer,  an  den  Enden 
wieder  nach  unten  geneigter  Basis,  spitzen  unteren  Ecken ;  Seiteulappen  mit  einer  breiten 
Einbuchtung,  durch  welche  meist  ein  grösseres  spitzes  unteres  und  ein  kleines  stumpfab- 
gerundetes oberes  Läppchen  entsteht;  Endlappen  nach  der  Spitze  wenig  verbreitert,  am 
Ende  mit  weiter  Ausrandung  und  abgerundeten  Ecken;  in  jeder  Zellhälfte  drei  grosse 
basale  Anschwellungen.  Scheitelansicht  oblong,  mit  2mal  4  Einbuchtungen.  Zellhaut  mit 
Warzen  besetzt;  var.  ß)  alatam  Corda  (Cosmarium  alatum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839, 
T.  5  f.  31)  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  808 !  Zellen  fast  eben  so  breit  wie  lang. 
Seitenlappen  in  2  fast  gleich  grosse,  zugespitzte  Läppchen  getheilt. 

In  Sümpfen,  Wassergräben,  alten  Teichen  nicht  selten  (5 — 9).  So  in  den  Sümpfen 
an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  reichlich,  bei  Hirschberg  mehrfach  auch  im  Heide- 
teiche, bei  Habstein,  Königgrätz;  bei  Brüx,  Franzensbad;  bei  Veseli  und  Lomnic  nächst 
Wittingau!  bei  Reichenberg  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  p.  243);  var.  /3  bei  Prag  und 
Carlsbad  (Corda  1.  c.  p.  243). 

424.  E.  gemmatum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  14.  Wolle  Desm.  T.  28.  Zellen  30 
bis  43  ^L  breit,  50  bis  72  f*  lang,  etwa  28  ^  dick,  mit  schmal  linealischer,  nach  aussen 
nicht  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  7  bis  9  ft  breit.  Endlappen  nach  dem 
Scheitel  wenig  verbreitert,  Scheitel  bedeutend  ausgerandet;  Seitenlappen  ziemlich  breit, 
seicht  ausgebuchtet,  kurz  zweilappig!  in  jeder  zwei  Chlorophyllträger  enthaltenden  Zell- 
hälfte je  3  in  einer  geraden  Linie  stehende  Anschwellungen ;  Zellhaut  auf  diesen  Anschwel- 
lungen und  am  Rande  granulirt;  sonst  wie  vor. 

In  Sümpfen,  Torfmooren  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn 
bei  Bechowic  und  Ouwal  nächst  Prag;  ebenso  bei  Habstein  nächst  Hirschberg;  bei  Fran- 
zensbad; in  Südböhmen  bei  Yeseli,  Lomnic  und  Wittingau! 

425.  E.  pectinatum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  14.  Zellen  44  bis  48  ^  breit,  1^2  l>is 
2mal  so  (58  bis  72  n)  lang,  etwa  29  ft  dick,  mit  schmal  linealischer,  nach  aussen  ein 
wenig  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  9  bis  10  ^i  breit;  Zellhälften  durch 
zwei  etwas  schräg  gestellte  Einbuchtungen  dreilappig;  Basis  gerade,  Seitenlappen  mit  fast 
senkrechtem  Rande  aufsteigend,  durch  eine  Einbuchtung  in  zwei  gleich  grosse  buckei- 
förmige Läppchen  getlieilt ;  Scheitel  wenig  ausgerandet,  fast  gerade,  mit  abgerundeten  oder 
zugespitzten  Ecken,  in  jeder  Zellhälfte  3  im  Dreieck  stehende  Anschwellungen.  Scheitel- 
ansicht wie  bei  vor.,  Zellhaut  glatt  oder  punctirt. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  u.  ä.  (6 — 9).  So  bei  Habstein  nächst  Hirschberg ! 

b)  Die  Zellhälften  am  Scheitel  durch  einen  schmalen  Einschnitt  getheilt. 

426.  E.  oblongum  (Grev.)  Ralfs.  Desm.  T.  12  [Cosmarium  sinuosum  Corda  Alm. 
d.  Carlsb.  1835  T.  2],  Wolle  Desm.  T.  25,  Delponte  Desm.  T.  6,  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 


p.  113.  u.  f.]  Gay  dagegen  theilt  diese  Gatt,  in:  1.  Sect.  Auteuastrum  =: Euastrum  Rlfs.  D.  By., 
2.  Sect.  Cosmarium  -zz.  Eucosmarium  et  Microcosmarium  ex  p.  D.  By.  Nach  Rabenhorst  (Flora 
europ.  alg.  III.,  p.  179)  ist  diese  Gattung  „Geuus  artiticiale,  quod  a  Cosmario  nou  discerni  potest." 


Euasfcrum.  205 


exs.  No.  467,  475!  Zellen  im  Umfang  oblong,  68  bis  86  (i  breit,  2  bis  2^/2mal  so 
(138  bis  165  fi)  lang,  50  bis  58  ^  dick,  mit  schmal  linealischer  Mitteleinschnürung,  am 
Isthmus  21  bis  26  [i  breit;  Zcllhcälften  mit  2  Chlorophoreii,  gerader  Basis,  abgerundeten 
unteren  Ecken,  durch  4  tiefere  Einbuchtungen  am  Rande  in  2mal  2  Seitenlappen,  von 
denen  der  untere  breiter  als  der  obere,  und  einen  Endlappen  getheilt;  letzterer  aus 
schmalem  Grunde  nach  oben  fast  auf  das  Doppelte  verbreitert,  mit  abgerundeten  Ecken, 
abgestutztem,  geradem  Ende  und  schmalem  Einschnitt;  Seitenlappen  mit  abgerundeten 
Ecken  und  mehr  oder  weniger  concavem  Rande;  in  jeder  Zellhcälfte  über  der  Basis  und 
in  jedem  Lappen  eine  buchtige  Anschwellung.  Seitenansicht  oblong,  am  Rande  mit  3mal 
4  gleichmässigen  welligen  Einbuchtungen.  Zellhaut  glatt  oder  granulirt.  Zygoten  kugelig, 
mit  stumpfen,  cylindrischen  Warzen  besetzt;  var.  ß)  oblong iforme  (Gram.)  Rbh.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  809 !  Durch  die  Zahl  und  Anordnung  der  Anschwellungen  von 
der  typischen  Form  verschieden. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  u.  ä.  ziemlich  verbreitet  (5 — 10).  So  in  torfigen 
Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  Ucächst  Prag  häufig;  ebenso  bei  Zizelic 
nächst  Chlumec  an  der  Cidlina,  bei  Königgrätz,  Lichtenau  an  der  Adler ;  bei  Habstein 
nächst  Hirschberg;  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Podhrad  bei  Budweis,  Veseli,  Lomnic,  Wit- 
tingau !  bei  Franzensbad,  Dux !  bei  Pilsen  im  Grossen  Teich,  im  Racicer  Bach  (Hora, 
Flora  V.  Pilsen  p.   12),  Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.   1835,  p.  206). 

427.  E.  crassum  (Breb.)  Ktz.  Lundell  Desmid.  T.  1,  Ralfs  Desm.  T.  11,  Wolle 
Desm.  T  25.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  810!  Zellen  oblong,  73  bis  102  ^  breit, 
2  bis  2'/2mal  so  (125 — 190  {i)  lang,  etwa  72  fi  dick,  mit  schmal  linealischer  Mittelein- 
schnürung, am  Isthmus  etwa  20  ^  breit;  Zellhälften  mit  zwei  Chlorophoren,  gerader 
Basis,  wenig  abgerundeten  unteren  Ecken,  mit  nur  2  schräg  stehenden,  ziemlich  schmalen 
Einschnitten  in  der  oberen  Hälfte,  wodurch  zwei  sehr  breite  Seitenlappen  und  ein  End- 
lappen gebildet  werden ;  letzterer  wie  bei  vor. ;  Seitenlappen  mit  abgerundeten  oberen 
Ecken,  am  Rande  mit  einer  oder  zwei  ungleich  langen,  seichten,  welligen  Einbuchtungen; 
in  jeder  Zellhälfte  3  Basalanschwellungen,  darüber  weitere  2  und  2  kleine  im  Endlappen. 
Scheitelansicht  wie  bei  vor. ;  Zellhaut  mit  deutlichen,  reihenweise  gestellten  Puncten  be- 
setzt; var.  ß)  ornahim  (Wood)  Wolle?  *)  [E.  ornatum  Wood]  Wolle  Desm.  T.  25.  Zellen 
öfters  nur  63  pi  breit,  2mal  so  lang,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  torfigen  Sümpfen  u.  ä.  wie  vor.  jedoch  seltener  (5 — 10).  So  bei  Franzensbad ; 
var.  ß  bisher  nur  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Veself  und  Lomnic! 

428.  E.  didelta  (Turp.)  Ralfs.  Desm.  T.  14,  Wolle  Desm  T.  29,  Delp.  Desm.  6. 
[Cosmarium  fenestratum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839,  T.  5  f.  29!]  Zellen  45  bis  70  ^i 
breit,  70  bis  140  /t  lang,  mit  schmal  linealischer  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  9  bis 
20  /«  breit.  Zellhälften  mit  zwei  Chlorophyllträgern,  gerader  Basis,  abgerundeten  unteren 
Ecken,  schräg  ansteigenden,  convergirenden  Seiten,  von  denen  jede  zwei  ungefähr  gleich 
grosse,  mehr  oder  weniger  tiefe,  bogenförmige  Einbuchtungen  zeigt,  durch  welche  keine 
ausgeprägten  Seitenlappen,  aber  ein  etwas  vorgezogener  Endlappen  gebildet  wird ;  letzterer 
ist  vom  Grunde  nach  dem  Scheitel  hin  nur  wenig  verbreitert;  in  jeder  Zellhälfte  zwei 
Chlorophyllträger,  4  Basalanscliwellungen,  3  darüber  stehende,  noch  höher  2,  im  End- 
lappen 2.  Scheitelansicht  länglich,  mit  2mal  5  gleich  grossen,  welligen  Einbuchtungen. 
Zellhaut  deutlich  punctirt ;  var.  ß)  sinuatum  Gay  Conj.  T.  1.  Endlappen  etwas  länger, 
mit  tieferen  unteren  Einbuchtungen,  sonst  wie  die  typische  Form ;  var.  y)  fatricum  Racib. 
Desm.  Polen.  T.  13.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  812! 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  wie  vor.  selten.  So  bei  Schluckenau  (Karl  Rbh. 
Kryptfl.  p.  186);  im  Riesengebirge  in  den  Eibquellen  (Kirchner  Algenfl.  p.  158),  auf  der 
Mädelwiese  (Schröter  1.  c.  p.  184),  bei  Reichenberg  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  p.  249). 

429.  C.  ampullaceum  Ralfs.  Desm.  T.  13,  Delponte  Desm.  T.  6,  Wolle  Desm. 
T.  29,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  479 !    Zellen    dem  vor,  ähnlich,  aber  breiter  und 


')  Bei  der  Erklärung  der  Figuren  auf  Tab.  25.  hat  Wolle  E.  ornatum  Wood  als  „a  form  of 
E.  crassum"  (Breb.)  Ktz.  bezeichnet. 


2()ß  Eiiasbrum. 


etwas  kürzer,  50  bis  68  ^  breit,  88  bis  98  ft  lang,  am  Isthmus  etwa  10  (i  breit,  mit 
einem,  nach  dem  Scheitel  bedeutend  verbreiteten  Endlappen,  einem  breiten  Seitenlappen, 
der  von  der  geraden  Basis  aus  mit  schrägem  Rande  ansteigt,  und  vor  dem  oberen  Ende 
eine  kleine  vorgezogene  abgerundete  Ausbuchtung  trägt,  die  auf  ihm  fast  rechtwinkelig 
steht,  3  im  Dreieck  gestellten  Basalanschwellungen,  von  welchen  die  mittlere  grösser  und 
mehr  höckerig  ist.  Scheitelansicht  mit  2mal  5  Einbuchtungen,  von  welchen  die  mittelste 
die  kleinste  ist.  Zellhaut  fein  punctirt. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gräben  wie  vor.  selten.  So  bei  Teplitz  (Karl  Rbh.  Kryptfl. 
p.  185),;  bei  Kuschwarda  in  Südböhmen! 

430.  E.  circulare  Hass.  Ralfs  Desra.  T.  13,  Wolle  Desm.  T.  28.  Zellen  den 
beiden  vor.  ähnlich,  36  bis  54  ft  breit,  62  bis  90  fi  lang,  mit  3  Basalanschwellungen 
in  jeder  Zellhälfte,  darüber  stehen  noch  2,  im  Endlappen  2 ;  Scheitelansicht  mit  2mal 
4  welligen  Einbuchtungen.  Zellhaut  fast  glatt  oder  fein  punctiii;  sonst  wie  vor.;  var.  ß) 
sinuosum  Lenorm.  [Euastrum  sinuosum  Lenorm.]  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  251  ! 
Zellhälften  an  der  Basis  mit  5  Anschwellungen,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gräben  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Habstein  nächst  Hirsch- 
berg var.  ß\ 

431.  E.  insigne  Hass.  Ralfs  Desm.  T.  13,  Wolle  Desm.  27.  Zellen  30  bis  61  ^ 
breit,  etwa  2mal  so  (bis  100 — 107  j»)  lang,  etwa  30 — 39  ;*  dick,  mit  nach  aussen  all- 
mälich  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  öfters  13  jtt  breit;  Zellhälften  kurz 
flaschenförmig,  mit  breiter  Basis,  abgerundeten  unteren  Ecken,  nach  oben  durch  eine  grosse 
bogenförmige  Einbuchtung,  plötzlich  in  einen  fast  halsförmig  abgetrennten  Endlappen 
verengt,  dieser  am  Rande  verbreitert,  mit  abgerundeten  Ecken  und  einem  schmalen,  spalten- 
förmigen  Einschnitt  am  Scheitel ;  2  grosse  Basalanschwellungen ;  Zellhaut  granulirt. 

In  torfigen  Gewässern,  Gräben  u.  ä.  wie  vor.  So  im  Riesengebirge  in  den  Eib- 
quellen (Kirchner  Algenfl.  p.  158). 

432.  E.  ansatum  (Ehrb.)  Ralfs.  Desm.  T.  14  [E.  Ralfsii  Rbh.].  Näg.  Einz.  Alg. 
T.  7.  Wolle  Desm.  T.  25,  29.  Delponte  Desm.  T.  6.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No. 
251,  572,  479!  Zellen  30  bis  43  /*  breit,  fast  2mal  so  (60  bis  88  ^i)  am  Isthmus  8  bis 
10  ^  breit;  Zellhälften  mit  gerader  Basis,  abgerundeten  unteren  Ecken,  convergirenden, 
schräg  ansteigenden  Seiten,  die  eine  bogige  Einbuchtung  zeigen,  so  dass  ein  nach  dem 
Scheitel  nicht  verbreiterter,  kurz  cylindrischer  Endlappen  entsteht  (wie  bei  E.  didelta); 
in  jeder  Zellhälfte  eine  Anschwellung  in  der  Mitte.  Scheitelansicht  länglich,  mit  je  einer 
Mittelausbuchtung  auf  beiden  Seiten.  Zellhaut  mit  feinen  reihenweise  angeordneten 
Puncten  besetzt. 

In  Wassergräben,  Sümpfen,  sumpfigen  Felsenschluchten  u.  ä.  ziemlich  verbreitet 
(5 — 10).  So  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  nächst  Prag,  bei  Selc 
nächst  Roztok  in  einer  Felsenschlucht  spärlich ;  bei  Habstein  nächst  Hirschberg ;  bei  König- 
grätz,  Lichtenau  an  der  Adler;  bei  Franzensbad;  bei  Veseli,  Lomnic,  Wittingau,  Hohen- 
furth  mehrfach,  bei  Winterberg  und  Kuschwarda  in  Südböhmen! 

433.  E.  elegans  (Breb.)  Ktz.  Ralfs  Desm.  T.  14,  Wolle  Desm.  T.  27.  Wittr.  et 
Nordst.  Alg.  exs.  No.  155!  Zellen  13  bis  36  pt,  breit,  Vj»  bis  2mal  so  (etwa  19  bis 
60  ^)  lang,  mit  schmal  linealischer  Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  oft  nur  3  bis  10  ^  breit; 
Zellhälften  mit  gerader  Basis,  wenig  oder  gar  nicht  abgerundeten  unteren  Ecken,  wenig 
convergirenden  Seiten,  die  mit  2,  selten  3,  mehr  oder  weniger  tiefen  Einbuchtungen  ver- 
sehen sind,  ohne  dass  dadurch  ein  deutlicher  Endlappen  gebildet  wird,  dessen  beide  Ecken 
oft  mit  einem  vorspringenden,  spitzen  Zahn  versehen  (seltener  abgerundet)  sind.  Scheitel 
gerade  abgestutzt  oder  convex,  mit  schmal  linealischem  Einschnitt.  Scheitelansicht  eiförmig, 
mit  einer  Mittelausbuchtung  auf  beiden  Seiten.  Zellhaut  fein  punctirt.  Zygoten  kugelig,  mit 
einfachen,  pfriemlichen  Stacheln  besetzt ;  var.  a)  genuimim  Krch.  Die  beiden  oberen 
seitlichen  Einbuchtungen  grösser  als  die  unteren,  Scheitel  convex,  an  den  Ecken  spitz 
ausgezogen;  var.  ß)  rostratum  (Ralfs)  Rbh.    [Euastrum  rostratum  Ralfs].    Einbuchtungen 


ISfiorasterias.  207 


tiefer,  Endlappen  verbreitert,  an  den  Ecken  mit  längeren  Zähnchcn ;  var.  y)  inerme  (Ralfs) 
Kbli.  [E.  inerme  Lund.  Desmid.  T.  2].  Alle  Ecken  und  Ausbuchtungen  abgerundet. 

In  Sümpfen,  Teichen,  Tümpeln,  torfigen  Gewässern  wie  vor. 
nicht  selten  (4 — 9).  So  in  Tümpeln  an  der  Moldau  bei  Hodkowicka, 
in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal ;  bei  Hab- 
stein" nächst  Hirschberg;  Wichstadtl  an  der  Adler,  bei  Franzensbad ; 
var.  y  bei  Pisek;  bei  Stupcic,  Lomnic,  Wittingau,  Veseli,  Plana  nächst 
Tdbor,  Kuschwarda  in  Südböhmen !  bei  Schluckenau  var.  ß  (Karl 
Rbh.  Kryptfl.  p.  187);  im  Riesengebirge  in  den  Eibquellen,  im 
Grossen  Teich,  auf  der  "Weissen  Wiese  (Kirchner  Algenfl.  p.  159), 
auf  der  Mädelwiese  (Schröter,  1.  c.  p.  185).  *) 

434.  E.  binale  (Turp.)  Ralfs.  Desm.  T.  14,  Wolle  Desm.  F'g.  118.  Euastrum 
T.  27,  Delponte  Desm.  T.  6,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  658  f.,  ^j  ^^^^  ZeUe  iVder 
252  f. !  Zellen  9  bis  24  f*  breit,  10  bis  30  ft  lang,  am  Isthmus  breiten,  b)  in  der 
oft  nur  3  bis  4*5  ^  breit.  Einschnitt  am  Scheitel  seicht,  oft  nach  schmalen  Längsan- 
aussen  verbreitert ;  Zellhälften  an  den  Seiten  nur  mit  einer  deutlichen,  ^^^ht,  300mal  vergr. 
unten  breit  abgerundeten  Ausbuchtung  und  höchstens  noch  mit  einer 
kleinen  Ausraudung  der  unteren  Ausbuchtung,  am  Scheitel  gerade  abgestutzt  oder  etwas 
concav,  mit  zugespitzten  Ecken;  Zellhaut  glatt,  sonst  wie  vor.  Aendert  ab  in  der  Grösse, 
Weite  und  Tiefe  der  Einbuchtungen,  in  Gestalt  des  Scheitels  etc. ;  var.  ß)  denticulaühm 
Krch.  Zellhaut  mit  einzelnen  Warzen  besetzt,  Zellen  am  Rande  durch  diese  Warzen  gezähnt. 

In  Sümpfen,  Gräben,  torfigen  Gewässern  u.  ä  wie  vor.  (4 — 9).  So  in  torfigen 
Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal,  ebenso  bei  Zizelic  nächst  Chlumec, 
in  Südböhmen  bei  Veseli,  Lomnic,  Wittingau,  Plana  nächst  Täbor!  im  Riesengebirge  in 
den  Eibquellen  (Kirchner  Algenfl.  p.  159),  auf  der  Mädelwiese,  Weissen  Wiese,  am  Koppen- 
plan,  Grossen  Teich  (Schröter,  1.  c.  p.   185).  ^) 


97.  Gattung.  Micrasterias  (Ag.)  Menegh. 

Zellen  in  der  Mitte  durch  eine  tiefe  Einschnürung  in  zwei  gleiche  Hälften  ge- 
theilt,  flach  zusammengedrückt,  im  Umfang  kreisrund  oder  länglich-elliptisch,  strahlig  ge- 
lappt, scharfrandig.  Jede  Zellhälfte  durch  2  oder  4  symmetrische  Einschnitte  in  3  oder 
5  Lappen  getheilt,  von  welchen  der  mittlere  anders  gestaltet  ist  als  die  paarigen  Seiten- 
lappen ;  diese  letzteren  mit  ungetheiltem  oder  ein-  bis  mehrmals  zwei-  oder  dreispaltigem 
Rande.  Mittellappen  convex  oder  ausgerandet,  aber  nicht  durch  einen  engen  Einschnitt 
getheilt.  Scheitelansicht  schmal  elliptisch,  mit  geradem  oder  welligem  Rande.  Chlorophyll- 
träger als  eine  axile  Platte  von  der  Form  der  breiten  Seitenflächen  der  Zellen,  mit 
ordnungslos  zerstreuten  Pyrenoiden,  einfach  oder  mit  senkrecht  aufgesetzten,  längs  der 
Ränder  des  Mittellapens  verlaufenden  Leisten.  Zygoten  kugelig,  mit  langen,  oft  wiederholt 
2-  bis  Sgabeligen  Stacheln  besetzt. 

1.  Sect.  Tetrachastrnm  (Dixon)  nob.  Zellhälften  dreilappig,  Lappen  nicht  strahlig. 
Mitteleinschnürung  und  Einschnitte  der  Zellhälften  nach  aussen  bedeutend  erweitert. 
Mittellappen  verbreitert,  convex  oder  abgestutzt  von  den  Seitenlappen  durch  eine  weite 
Ausbuchtung  entfernt. 

435.  M.  incisä  Ktz.  [Euastrum  incisum  Breb.]  Zellen  etwa  58  (i  im  Durclim., 
fast  ebenso  lang  wie  breit;  Seiteulappen  der  31appigen  Zellhälften  aus  breitem  Grunde  in 


')  Cosraarium  bicuspidatnm  Oorda  Alm.  d.  Carlsb.  1839  T.  5  f.  28  von  Corda  bei  Reichen- 
berg beobachtet,  gehört  höchst  wahrsclieinlich  zu  dieser  C.-Art. 

^)  Das  von  Corda  bei  Carlsbad  beobachtete  Cosmarium  pelta  Corda  Alm,  d.  Carlsb.  1835 
T.  2  f.  25  ist  vielleicht  mit  Euastrum  pelta  Ralfs  [vergl.  Ännal.  a.  mag.  of  nat.  bist.  1884  p.  190 
T.  7]  =  Euastrum  crassum  (Breb.)  Ktz.  (vergl.  Ktz.  Species  alg.  p.  172;  zu  identiticireu. 


208 


]V£icrasterias. 


Fig.  119.  Micrasterias  crux  meli- 
tensis  (Ehrb.)  Ralfs,  a)  Hälfte 
einer  Zelle  in  der  Längsansicht; 
b)  die  ganze  Zelle  in  der  Scheitel- 
ansicht, etwa  400mal  vergr. 


den  zweitheiligen  Scheitel  allmälich  verdünnt ;  Endlappcn  stark  verbreitert,  fast  geradlinig- 
abgestutzt, an  den  Ecken  zweispitzig. 

In  Torfsümpfen,    Mooren    selten    (6 — 9).     So    bei  Franzensbad !  bei  Schluckenau 
[Karl  Rbh.  Flora  eur.  alg.  III.  p.   188]. 

486.  M.  oscitans  Ralfs.  Wolle  Desmid.  T.  33  Fig.  4 ;  b)  pinnatifida  (Ktz.)  Rbh. 
[M.  pinnatifida  Ktz.  n:  Euastrum  didymaeanthum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6.]    Zellen  48  bis 
58  fi  breit,  56  bis  &Q  (i  lang;    die  Zcllhälften    im  breiten    Längsprofil   durch    zwei  tiefe 
Buchten  dreilappig,  die  Seitenlappen  verschmälert,    stumpf   sowie  die  beiden  etwas  vorge- 
zogenen stumpfen  Ecken  des  wenig  gewölbten  Endlappens 
zweistachelig;    die    inneren    Ränder    zur   Hälfte  einander 
berührend,  zur  Hälfte  divergirend. 

In  Torfgräben  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  torfigen 
Sümpfen  zwischen  Veseli  und  Lomnic  unter  anderen  De- 
smidiaceen  ! 

2.  Sect.  Eumicrasterias  nob.  Zellhälften  3-  oder 
Ölappig,  Einschnitte  convergiren  nach  der  Mitte  der 
strahlenförmig-gelappten  Zellen. 

a)  Mittellappen  an  den  Ecken  in  zwei  divergi- 
rende  hornförmige  Fortsätze  verlängert. 

437.   M.  crux   melitensis  (Ehrb.)   Ralfs.  Desm. 
T.  9,  Wolle  Desm.  T.  35  male  exs.  Delponte  T.  4.  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  372!  Zellen  98  bis  119  (i  breit, 
107  bis  130  fi  lang,  etwa  35  /*  dick,  mit  nach  aussen  ver- 
breiterter Mitteleiuschnürung,  am  Isthmus  1 7  bis  20  ^  breit ; 
Mittellappen    der   dreilappigen  Zellhälften    von  den  seitli- 
chen durch  zwei  breite  Einschnitte  getrennt,  seine  Ecken 
in  zwei  am  Ende  zweispitzige  Fortsätze  verlängert !  Seitenlappen  durch    einen    nach  aussen 
erweiterten  Einschnitt  getheilt,  jede  Hälfte  noch  mit  einem  kürzeren  Einschnitt  versehen, 
die  Segmente  letzter  Ordnung  zweispitzig,  wie  die  Fortsätze  des  Mittellappeus.  Zellhaut  glatt. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  stellenweise  verbreitet  (5 — 8).  So  in 
torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  zahlreich ;  bei  Grossem  Teich  und 
im  Heideteich;  bei  Dux,  Lomnic  und  Wittingau !  bei  Pilsen  (Hora,  Flora  v.  Pilsen  p.  12). 

438.  M.  furcata  (Ag.)  Ralfs.  Wolle  Desm.  T.  35.  Zellen  in  Gestalt  und  Theilung 
der  vor.  ähnlich,  113  bis  205  fi  breit,  140  bis  220  (i  lang,  etwa  35  fi  dick,  am  Isthmus 
12  bis  22  ft  breit;  Fortsätze  des  Mittellappens  länger  ausgezogen  und  in  zwei  lange 
Spitzen  auslaufend,  alle  Einschnitte  sind  tiefer,  die  Segmente  letzter  Ordnung  hornförmig 
verlängert,  den  Fortsätzen  des  Mittellappens  gleich  gestaltet,  die  neben  einander  entsprin- 
genden divergiren. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern,  Torfmooren  selten.  So  bei  Carlsbad  (Agardh 
Flora  1827,  Alm.  d.  Carlsb.   1834  p.  60). 

b)  Mittcllappen  ohne  hornförmig  verlängerte  Fortsätze ;  a)  Mitteleinschnürung  und 
Einschnitte  der  Zellhälften  ziemlich  linealisch,  nach  aussen  wenig  oder  gar  nicht  erweitert ; 
Mittellappen  vom  Grunde  nach  dem  Scheitel  etwa  auf  das  Doppelte  verbreitert. 

439.  M.  truncata  (Corda)  Bröb.  [Cosmarium  truncatum  Corda  Alm.  d.  Carlsb. 
1835  T.  2.]  Wolle  Desm.  T.  38,  Delponte  Desm.  T.  5,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No. 
250,  373 !  Zellen  84  bis  108  (i  breit,  94  bis  107  jw  lang,  etwa  38  fi  dick,  am  Isthmus 
18  bis  22  [i  breit.  Zellhälfteu  3-  oder  undeutlich  51appig,  Seitenlappen  mit  ungleich 
grossen,  am  inneren  Ende  abgerundeten  Einschnitten  versehen,  Segmente  letzter  Ordnung 
gezähnt;  Scheitel  des  Mittellappens  convex  und  ganzrandig  oder  gerade  abgestutzt  und 
ein  wenig  eingebogen.  Zellhaut  glatt.  Aendert  ab  in  der  Grösse,  Form  und  Schärfe  der 
Zähne  etc. ;  var.  ß)  quadragies-cuspidata  (Corda)  nob.  [M.  truncata  var.  semiradiata  (Näg.) 
Wolle  Desm.  T.  38,  Euastrum  scmiradiatum  Ktz.  in  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6,  p.  123,  Cos- 
marium quadragies-cuspidatum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840,  T.  6].     Zellen  50  bis  74  (i 


Sdiorasterias.  209 


breit,  87  bis  96  /*  lang.  Die  Zellbälfteii  im  breiten  Längsprofil  halbkreisförmig,  durch 
2  tiefe,  spitze  Einschnitte  Slappig.  Endlappen  breit,  gewölbt,  an  den  beiden  vorgezogenen 
Spitzen  stachelig.  Seitenlappen  durch  einen  spitzen  Einschnitt  zweilappig,  jeder  Lappen 
nochmals  durch  einen  Einschnitt  in  2  Läppchen  getheilt,  diese  mit  2  einstacheligen  Ecken. 
Zellhaut  glatt  oder  punctirt-rauh. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Habstein  nächst  Hirsch- 
berg! bei  Carlsbad  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835  p.  206);  var.  ß)  bei  Lomnic  nächst 
Wittingau!  bei  Reichenberg  (Siegmund  Rbh.  Kryptfl.  p.  183),  bei  Carlsbad  (Corda  Alm. 
d.  Carlsb.   1840  p.  215). 

440.  M.  decemdentata  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6,  Wolle  Desm.  T.  33,  Delponte 
Desm.  T.  5.  Zellen  bis  50,  seltener  bis  83  oder  100  [i  breit,  fast  eben  so  lang;  Zell- 
hälften am  breiten  Längsprofil  fast  halbkreisförmig,  durch  zwei  tiefe  spitze  Einschnitte 
dreilappig;  Endlappen  breit,  gewölbt,  an  den  beiden  vorgezogenen  Spitzen  einstachelig; 
Seitenlappen  durch  einen  stumpfen  Einschnitt  in  2  Läppchen  getheilt,  diese  breit,  mit 
zwei  einstacheligen  Ecken;  die  inneren  Ränder  sowie  die  Ränder  der  Haupteinschnitte 
fast  gerade,  etwas  divergirend.  Zellhaut  oft  punctirt. 

Li  Torfsümpfen  u.  ä.  (6  —  9).  So  bei  Lomnic  nächst  "Wittingau! 

ß)  Mittellappen  nach  dem  Scheitel  hin  wenig  verbreitert,  alle  Einschnitte  conver- 
giren  nach  der  Mitte  der  Zelle. 

441.  M.  Jenneri  Ralfs.  Desmid.  T.  11,  Wolle  Desm.  T.  33.  Zellen  100  bis  150  ft 
breit,  oblong  (nach  Schröter  190  ^it  lang),  mit  fünflappigen  Zellhälften  und  eng  an  ein- 
ander liegenden  Lappen;  Mittellappen  nach  oben  oft  auf  das  Doppelte  verbreitet,  mit 
stumpfem  Ende  und  seichter  Mitteleinschnürung.  Seitenlappen  tief  zweitheilig,  Theile  noch 
1  bis  2mal  eingeschnitten,  dicht  an  einander  und  am  Mittellappen  anliegend,  mit  abge- 
rundeten Enden ;  Zellhaut  fein  granulirt.  Variirt  in  der  Länge  der  Zellen,  welche  öfters 
bis  2mal  so  lang  als  breit  sind ;  var.  ß)  angulosa  Rbh,  mit  rechtwinkeligem  Mittellappen 
und  tieferen  Einschnitten  als  die  typische  Forip. 

In  Torfsümpfen  etc.  (6 — 9).  So  auf  der  Mädelwiese  im  Riesengebirge  (Schröter, 
Jahresb.  d.  schles.  Ges.  f.  vat.  Cul.   1883  p.  185). 

442.  M.  rotata  (Grev.)  Ralfs.  Desm.  T.  8,  Wolle  Desm.  T.  33,  Delponte  Desm. 
T.  4,  Wittr.  et  Noi'dst.  Alg.  exs.  No.  249,  374 !  [Cosmarium  stellinum  Corda  Alm.  d. 
Carlsb.  1835  T.  2].  Zellen  bis  220  ft  breit,  248  bis  280  n  lang.  Zellhälften  51appig, 
Mittellappen  schmäler  als  der  obere  Seitenlappen,  über  diesen  ein  wenig  hervorragend,  am 
Scheitel  ausgerandet,  mit  gewölbtem  Rande,  an  den  Ecken  mit  zwei  Zähnen ;  Seitenlappen 
2 — 3fach  durch  immer  kürzere,  enge,  innen  abgerundete  Einschnitte  gelappt,  Segmente 
letzter  Ordnung  zweizähnig;  untere  Seitenlappen  ungefähr  halb  so  breit  als  die  oberen. 
Zellhaut  glatt.  Zygoten  kugelig,  mit  langen  einfachen  Stacheln  besetzt,  etwa  108  ^  im 
Durchm.  (ohne  Stacheln,  diese  etwa  25  f*  lang). 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern,  Teichen  u.  ä.  (6 — 9).  So  im  Mühlteiche  bei 
Kunratic  und  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal  nächst  Prag 
reichlich;  ebenso  zwischen  Lomnic  und  Veseli  und  bei  Lichtenau  an  der  Adler!  bei  Carlsbad 
[Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1835  p.  206]. 

443.  M.  denticulata  (Breb.)  Ralfs.  Desm.  T.  7,  [M.  furcata  Ag.  b)  denticulata 
Rbh.],  Wolle  Desm.  T.  34,  Gay  Conj.  T.  1,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  370,  465, 
552!  Zellen  170  bis  175  ^  breit,  200  bis  250  ^  lang.  Zellhälften  51appig.  Mittellappen 
schmäler  als  die  Seitenlappen,  an  den  Enden  stumpf,  am  Scheitel  ausgerandet  oder  flach 
eingeschnitten;  Seitenlappen  ziemlich  gleich  breit,  Segmente  letzter  Ordnung  abgestutzt 
oder  ausgerandet;  Zellhaut  glatt  oder  punctirt,  Zygoten  etwa  80  ^  im  Durchm.,  ohne 
Stacheln,  diese  gabelig  getheilt,  ziemlich  lang ;  sonst  wie  vor. ;  var.  ß)  quadridentata 
Nordst.  N.  et  Wittr.  Alg.  exs.  No.  371!  Zellen  315  bis  320  ft  breit,  335  bis  360  ^  lang, 
75  bis  80  ^  dick,  Segmente  letzter  Ordnung  abgestutzt,  vierzähuig  (seltener  blos  2 — 3- 
zähnig),  Ecken  des  Endlappens  zweizähnig. 

14 


210 


Sbaurastrum. 


In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Habstein  nächst  Hirsch- 
berg, Franzensbad ;  bei  Veseli,  Lomnic  und  Wittingau! 

444.  M.  fimbriata  Ralfs.  Desm.  T.  8,  Wolle  T.  36.  Zellen  125  bis  200,  seltener 
bis  400  [forma  elepbanta  "Wolle  Desm.  T.  36]  fi  breit,  150  bis  250,  seltener  mehr  fi 
laug;  Einschnitte  der  Zellhälften  wie  bei  der  vor.,  Mittellappeu  ausgebuchtet  und  mit  wel- 
ligem Rande ;  oberer  Seitenlappen  breiter  als  der  untere,  Segmente  letzter  Ordnung  gerade 
abgestutzt  oder  wenig  ausgerandet,  eben  so  wie  die  Ecken  des  Mittellappens  mit  je  2  Sta- 
cheln besetzt.  Zellhaut  glatt  oder  punctirt  (forma  nuda  Wolle),  seltener  mit  einigen  (we- 
nigen Stacheln  besetzt  oder  mit  kleinen,  reihenweise  angeordneten  Borsten  [var.  y)  api- 
culata  Menegh.  Wolle  Desm.  T.  36]  versehen. 

In  Sümpfen  wie  vor.  So  bei  Teplitz  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  182). 

445.  M.  papillifera  (Ktz.)  Ralfs.  Desm.  T.  9,  Wolle  Desm.  T.  32,  Delp.  Desm. 
T.  4.  Zellen  100  bis  125  fi  breit,  110  bis  135  (U.  lang.  Mittel-  und  Seitenlappen  fast 
gleich  breit,  ersterer  ausgerandet,  an  den  Ecken  in  je  2  stumpfe  Zähne  auslaufend,  die 
oft  am  Ende  köpfchenförmig  verdickt  sind;  jeder  Seitenlappen  gleichmässig  doppelt  dicho- 
tomisch  eingeschnitten  ;  Segmente  letzter  Ordnung  in  je  2  stumpfe  oder  köpfchenförmige 
Zähne  auslaufend;  Zellhaut  punctirt,  an  den  Haupteinschnitten  mit  köpfchenförmigen  Pa- 
pillen besetzt,  die  besonders  an  dem  Längs-  und  Querprofil  deutlich  hervortreten.  Zygoten 
mit  geraden  oder  gekrümmten,  etwa  18 — 21  ft  langen,  am  Ende  kurz  gabeligen  Stacheln; 
etwa  60  ft  im  Durchm. ;  sonst  wie  vor. ;  var.  ß)  glabra  Nordst.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  466!  Zellen  88  bis  100  ^  breit,  90  bis  110  jw  lang.  Zellhaut  ohne  Pa- 
pillen, glatt. 

In  torfigen  Sümpfen  wie  vor.  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bechowic 
und  Ouwal  mit  Zygoten ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Lomnic  und  Veseli !  bei  Schlu- 
ckenau  (Karl.  Rbh.  Kryptfl.  p.  183). 

98.  Gattung.  Staurastrum  Meyeu. ') 

Zellen  durch  eine  tiefe  Einschnürung  in  der  Mitte  in  2  symmetrische  Hälften 
getheilt,  auf  der  Vorderansicht  denen  von  Cosmarium  gleich  oder  ähnlich.  Zellhälften  im 
Querprofil  (Scheitelansicht),  3-,  4-,  5-,  6-  oder  mehreckig  oder  strahlig,  mit  stumpfen 
abgerundeten,  spitzen  oder  hornförmig  ausgezogenen  Ecken.  Chlorophyllträger  axil,  aus 
doppelt  soviel  um  einen  Amylonkern  gesammelten  und  von  der  Mitte  der  Zellhälfte  nach 
den  Ecken  paarweise  strahlig  verbreiteten  Platten  bestehend  als  Ecken  vorhanden  sind. ') 
Zygoten  mit  Stacheln  besetzt. 

a)  Zellhaut  glatt,  seltener  punctirt  oder  mit  kleinen  Warzen  besetzt ;  a)  Zell- 
hälften am  Querprofil  3-  bis  5eckig  mit  mehr  oder  weniger  abgerundeten  Ecken. 

446.  S.  muticum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  21.  Wolle  Desm.  T.  39.  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  166,  472!  Zellen  20  bis  38  ft  breit,  fast  eben  so  lang,  mit  nach  aussen 
erweiterter  Mitteleinschnürung;  Zellhälften  eiförmig,  Scheitelansicht  3-  oder  4eckig,  mit 
abgerundeten  Ecken  und  fast  geraden  oder  leicht  concaven  Seiten.  Zygoten  mit  gabelig 
getheilten  Stacheln;  var.  ß)  ellipticum  Wolle  Desm.  T.  39.  Zellhälften  fast  elliptisch, 
sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  Torfmooren  u.  ä.  nicht  selten  (4 — 9).  So  in  torfigen  Sümpfen  bei 
Bechowic  und  Ouwal  und   bei   Dohfichowic   nächst  Prag;    bei  Niclasberg  und  Moldau  im 


')  Nach  Nägeli  könnten  Arthrodesmus  (Tetracanthiiim  Näg.)  Arten  als  zweistrahlige 
Stauvastrura-  (Phycastrum  Ktz.  et  Näg.)-Arten   angesehen  werden  (Einz.  Alg.  p.  124). 

^)  Staurastrnm-Arten  mit  bandförmigen,  wandständigen  Chlorophoren,  welche  Luudell  zu 
einer  zweiten  Staiirastriira-Untergattiing  [Pleurenterium  Lund.  Desmid.  p.  72]  vereinigte,  Gay 
[Gonjug.  p.  37]  dagegen  zur  Gatt.  Xanthidium  gezogen  hat,  sind  in  Böhmen  bisher  nicht  beo- 
bachtet worden. 


Olosterium.  211 


Erzgebirge;  bei  Weisswasser,  Königgrätz,  Tamiwald;  im  Riesengebirge  häufig,  so  unter 
der  Spindlcrbaude,  in  den  Siebengründen,  bei  der  Eibfallbaude,  Petersbaude,  am  Mummcl- 
fall  bei  Harrachsdorf  und  "Wurzelsdorf  mehrfach  !  in  den  Eibquellen  [Kirchner  Algenfl. 
p.  164],  am  Koppenplan  [Schröter  1.  c.  p.  185];  in  Waldsürapfen  bei  Bradkowic  nächst 
Pfibram,  bei  Täbor,  Plana,  Pisek,  Veseli,  Schewetin,  Lomnic,  "Wittingau,  Budweis,  Frauen- 
berg; im  Böhmerwalde  am  Spitzberg  und  am  Arber-See,  bei  Winterberg  und  Kuschwarda ! 

ß)  Ecken  der  Zellhälften  mit  je  einem  aufgesetzten  Stachel,  seltener  ohne  diesen 
und  abgerundet. 

447.  S.  brevispina  Breb.  Wolle  Desm.  T.  40,  Ralfs  Desm.  T.  34.  Zellen  etwa 
40  bis  48  fi  im  Durclun.  im  Umfang  kreisrund,  mit  nach  aussen  wenig  erweiterter  Mittel- 
einschnürung, am  Isthmus  10  fi  breit;  ZcUhälftcn  elliptisch,  mit  hoch  convexem  Scheitel, 
etwas  flach  gedrückter  Basis  und  spitzen,  mit  einem  kurzen,  nach  innen  geneigten  Stachel 
besetzten  Seiten.  Scheitelansicht  3eckig,  mit  breit  abgerundeten  Ecken,  denen  ein  kurzer 
Stachel  aufgesetzt  ist  und  mit  leicht  concaven  Seiten.  Zellhaut  glatt  oder  granulirt;  var.  ß) 
inerme  Wille,  Wolle  Desm.  T.  40.  Zellen  bis  60  ft  im  Durchm.  Ecken  stachellos,  abge- 
rundet; sonst  wie  die  typische  Form. 

In  stehenden  Gewässern,  Tümpeln,  Wassergräben  (5 — 9).  So  in  einem  Tümpel 
auf  der  Kaiserwiese  nächst  Prag,  bei  Ouwal,  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina; 
bei  Brüx! 

448.  S.  dejectum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  20,  Wolle  Desm.  T.  40,  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  171!  Zellen  19  bis  38  [i  breit,  24  bis  32  jtt  lang,  mit  nach  aussen  mehr 
oder  weniger  erweiterter  stumpfwinkeliger  Mitteleinschnürung ;  Zellhälften  elliptisch  oder 
verkehi't-kegelförmig,  mit  fast  geradem  oder  leicht  convexem  Scheitel,  an  den  Seiten  mit 
je  einem  nach  aussen  gerichteten,  meist  langen  Stachel;  Scheitelansicht  3-  oder  4eckig, 
Ecken  abgerundet,  mit  einem  aufgesetztem  geradem  Stachel,  Seiten  concav.  Zellhaut  glatt 
oder  fein  punctirt.  Zygoten  mit  einfachen,  pfriemenförmigen  Stacheln  besetzt,  21  bis  35  ft 
im  Durchm.  (ohne  Stacheln) ;  var. /3)  wwcrowa^nm  (Ralfs)  Krch.  Scheitel  der  Zellen  convex, 
Stacheln  wagerecht  oder  etwas  nach  innen  gerichtet;  var.  y)  sudeticutn  Krch.  Zellen  am 
Scheitel  ziemlich  flach,  Stacheln  in  der  Verlängerung  des  Scheitels  stehend;  var.  d)  de- 
pressum  Krch.  Mitteleinschnürung  spitzwinkelig,  Zellhälften  schmal  elliptisch,  Stachel  in 
der  Mitte  der  Seite,  nach  innen  geneigt;  var.  s)  Debari/anum 'Nordst.  N.  et.  Wittr.  Alg. 
exs.  No.  557 !  De  Bary  Conj.  T.  6.  Zellhälften  fast  trapezoidisch,  Mitteleinschnürung  weit, 
Scheitel  flach  oder  leicht  convex.  Stacheln  nach  innen  gerichtet;  var.  tj)  apicidatum 
(Breb.)  Krch.  Mitteleinschnürung  wie  bei  der  vor.  innen  bogig  abgei'undet,  Scheitel  flach 
oder  leicht  concav,  Stacheln  nach  aussen  gerichtet,  etwas  über  den  oberen  Ecken  stehend. 

In  Tümpeln,  Sümpfen,  torfigen  Gräben  u.  ä.  (4 — 9).  So  in  einem  Tümpel  an  der 
Moldau  bei  Troja  nächst  Prag,  bei  Plana,  Täbor  var.  ■»;,  bei  Lomnic,  Wittingau  auch 
var.  /3,  Frauenberg  nächst  Budweis,  Hohenfurth;  bei  Habstein  nächst  Hirschberg  var.  ß\ 
bei  Franzensbad,  Dux  auch  var.  s\  im  Riesengebirge  in  den  Eibquellen  vai*.  y  (Kirchner 
Algenfl.  p.   169),  im  grossen  Teiche  Schröter  (1.  c.  p.   185). 

449.  S.  cuspidatum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  33,  Wolle  Desm.  T.  40.  Delpontc 
Desm.  T.  10,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  377 !  Zellen  ohne  Stacheln  bis  25  ^  breit, 
25  bis  30  ju  lang,  mit  einer  so  weiten  Mitteleinschnürung,  dass  ein  schmaler  lang  gezo- 
gener (bis  \2  II  langer)  Isthmus  gebildet  wird;  Zellhälften  dreieckig,  mit  flachem  oder 
convexem  Scheitel,  an  dessen  Ecken  in  seiner  Verlängerung  je  ein  langer  gerader  Stachel 
steht ;  Scheitelansicht  3-  oder  4eckig,  mit  wenig  abgerundeten  Ecken,  der  jeder  einen  ge- 
raden Stachel  trägt  und  mit  etwas  concaven  Seiten.  Zellhaut  glatt.  Zygoten  mit  vielen 
Buckeln  besetzt,  von  welchen  jeder  einen  langen  Stachel  trägt. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  u.  ä.  wie  vor.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  an  der 
Bahn  bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina ;  bei  Königgrätz,  Habstein  nächst  Hirsch- 
berg ;  bei  Franzensbad  ;  Veseli,  Schewetin,  Lomnic,  Wittingau,  Frauenberg  nächst  Budweis, 
am  Spitzberg  im  Böhraenvalde !  bei  Schluckenau  (Karl  Kryptfl.  p.  189). 


212 


Staurastrutxi. 


y)  Ecken  der  Zellhälften  je  mit  2  (seltener  3)  Stacheln  besetzt. 

450.  S.  bifidum  (Ebrb.)  Breb.  [Desmidiuni  bifidiim  Ebrb.,  Phycastrura  bifidum 
Ktz.]  Zellen  ohne  Stacheln  33  (i  breit,  30  bis  33  (i  lang,  mit  nach  aussen  erweiterter 
Mitteleinschnürung,  am  Isthmus  13  bis  14  (i  breit.  Zellhälften  elliptisch  oder  fast  drei- 
eckig, am  Scheitel  breit  convex  (in  der  Mitte  aber  etwas  abgeflacht);  an  den  Seiten  in 
der  Mitte  je  2  hinter  einander  stehende,  schräg  abwärts  geneigte,  etwa  9  fi  lange  Sta- 
cheln; Scheitelansicht  3eckig,  Ecken  etwas  eingebogen,  zweistachelig,  Seiten  gerade. 
Zellhaut  glatt. 

In  Sümpfen  u.  ä.  Avie  vor.  (5 — 9).  So  bei  Loranic  nächst  "Wittingau !  in  Sümpfen 
bei  Lieben  nächst  Prag  Corda  [Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  203]. 

451.  S.  laeve  Ralfs  Desm.  T.  23.  Zellen  ohne  Fortsätze  13  ft  breit,  etwa  22  fi 
lang,  mit  breitem  Isthmus;  Zellhälften  fast  verkehrt-halbkreisförmig,  mit  geradem  Scheitel 
und  aufwärts  gerichteten  hornförmigen  Eckfortsätzen,  von  welchen  jeder  2  Stacheln  trägt. 
Scheitelansicht  3  bis  öeckig,  Seiten  tief  concav;  Zellhaut  glatt. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  (6 — 9).   8o  bei  Tannwald! 

b)  Zellhaut  deutlich  punctirt  oder  mit  Warzen  besetzt ;  a)  Ecken  auf  der  Scheitel- 
ansicht in  verschmälerte  Fortsätze  voi-gezogen.  Seiten  tief  concav. 

452.  S.  margaritaceum  (Ebrb.)  Menegh.  Ralfs  Desm.  T.  21,  Wolle  Desm.  T.  41. 
Zellen  33  bis  48  (i  breit,  etwa  25  ft  lang,  mit  einer  stumpfwinkeligen  Mitteleinschnürung, 
am  Isthmus  etwa  10  ji*  breit ;  Zellhälften  länglich-spindelförmig,  am  Scheitel  mit  vorgezo- 
genen herabgeneigten  Fortsätzen  versehen,  Scheitel  convex,  in  der  Mitte  abgeplattet; 
Scheitelansicht  mit  4 — 7  am  Ende  abgestutzten  Fortsätzen,  die  von  einem  scheibenförmigen 
Centrum  strahlig  auslaufen.  Zellhaut  mit  regelmässig  in  Querreihen  stehenden  periförmigen 
Knötchen  besetzt. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  u.  ä.  So  im  Riesengebirge  in  den  Elbquellen  (Kirchner 
Algenfl.  p.  166),  auf  der  Weissen  Wiese,  Mädelwiese,  am  Koppeuplan  (Schröter  1.  c.  p. 
185),  auf  feuchten  Felsen  in  Weckelsdorf  (Kirchner  1.  c.  p.  166);  bei  Schluckenau  (Karl 
Rbh.  Kryptfl.  p.   191). 

453.  S.  dilatatum  Ehrb.  Ralfs  Desm.  T.  21  [Staurastrum  (Phycastrum)  crenu- 
latum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  8,  Delponte  Desm.  T.  12,  Wolle  Desm.  T.  42].  Zellen  20  bis 
28  fi  breit,  mit  am  Isthmus  abgerundeter,  nach  aussen  höchstens  rechtwinkelig  erweiterter 
Mittel einschnürung.  Zellhälften  schmal  länglich-elliptisch.  Scheitelansicht  mit  3 — 5  Fort- 
sätzen, die  am  Ende  abgerundet  oder  abgestutzt  sind;  Seiten  tief  concav,  Ecken  in  ver- 
schmälerte Fortsätze  vorgezogen.  Zellhaut  wie  bei  der  vor.  grauulirt. 

In  Sümpfen,  Tümpeln  u.  ä.  (5 — 9).  So  in  einem  Tümpel  auf  der  Kaiserwiese 
und  bei  Troja  nächst  Prag,  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal, 
ebenso  bei  Zizelic  nächst  Chlumec  an  der  Cidlina;  bei  Celakowic,  Weisswasser,  Hirschberg, 
Habstein;  bei  Franzensbad,  Brüx;  in  Südböhmen  bei  Stfezmif  nächst  Stupcic,  Täbor, 
Frauenberg  bei  Budweis,  Lomnic,  Wittingau,  Winterberg! 

ß)  Ecken  abgestutzt  oder  abgerundet,  nicht  in  Fortsätze  verlängert. 

454.  S.  punctulatum  Br6b.  Ralfs  Desm.  T.  22,  Delponte  Desm.  T.  11,  Wolle 
Desm.  T.  41,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs,  No.  72,  556!  Zellen  23  bis  36  fi  breit,  25  bis 
27  fi  lang,  20  fi  dick,  mit  nach  aussen  bedeutend  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am 
Isthmus  12*5  fi  breit.  ZelUiälften  eiförmig,  mit  convexer  Basis  und  eben  solchem  Scheitel, 
an  den  Seiten  fast  eckig;  Scheitelansicht  3eckig;  Ecken  abgerundet,  Seiten  etwas  concav. 
Zellhaut  gleichmässig  mit  kleinen,  punctförmigen  Warzen  besetzt.  Zygoten  mit  bis  4  [i 
langen,  nach  der  Spitze  verdünnten  und  dichotomisch  getlieilten  Stacheln,  etwa  29  fi  im 
Durchm.  (ohne  Stacheln). 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  (4—9).  So  in  Sümpfen  nächst  Satalka 
bei  Kunratic,  in  torfigen  Sümpfen  bei  Bechowic  und  Ouwal!  im  Riesengebirge  in  den 
Elbquellen  (Kirchner  Algenfl.  p.   164),  am  Koppenplan,    auf  der  Mädelwiese,  am  Grossen 


Staurastrum.  213 

Teich  etc.  (Schröter  1.  c.  p.  185) ;  bei  Pilsen  im  Grossen  Teiche  (Hora,  Flora  v.  Pilsen 
p.  12),  bei  Plana  nächst  Täbor!  bei  Neuhaus  (Studnicka  jun. !). 

455.  S.  muricatum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  22,  Wolle  Desm.  T.  42.  Zellen  40  bis 
55  {i  breit,  mit  tiefer  nach  aussen  wenig  erweiterter  Mitteleinschnürung.  Zellhä,lften  fast 
halbkreisförmig,  mit  abgerundeten  unteren  Ecken ;  Scheitelausicht  Seckig,  mit  abgerundeten 
Ecken  und  leicht  convexen  Seiten.  Zellhaut  mit  spitzen  Warzen  gleichmässig  besetzt. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  Im  Riesengebirge  in  Gräben  auf  der  Eibwiese 
(Kirchner  Algeufl.  p.   164),  auf  der  Mädelwiese  (Schröter  1.  c.  p.   185). 

456.  S.  Reinschii  Roy  (Staurastrum  sp.  Reinsch  in  Contrib.  ad  algol.  et  fungol. 
T.  17  Chlorophyll.)  Zellen  etwa  30  ;*  breit,  fast  ebenso  lang;  Zellhälften  fast  eiförmig, 
mit  hoch  gewölbtem  Rücken,  abgestutzten  Seitenecken,  die  etwas  verlängert  sind  und  am 
Ende  zwei  kurze  Stacheln  tragen.  Mitteleinschnürung  spitzwinkelig,  nach  aussen  erweitert. 
Scheitelausicht  3eckig,  mit  leicht  convexen  Seiten,  abgerundeten  Ecken,  die  je  mit  einem 
geraden  Stachel  besetzt  sind.  Zellhaut  gleichmässig  mit  einfachen  oder  am  Ende  zwei- 
spitzigen kurzen  Stacheln  bedeckt. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  u.  ä.  (6 — 9).  So  in  Torfsümpfen  bei  Veseli  mit 
Oedogonium  crispulum  ß)  minutum !  ^) 

457.  S.  pygmaeum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  35,  Wolle  Desm.  T.  42.  Zellen  16  bis 
25  jtt  breit,  mit  erweiterter,  fast  rechtwinkeliger  Mitteleinschnürung.  Zellhälften  breit 
elliptisch  oder  eiförmig,  seltener  fast  rhombisch  [forma  rhomboides  Wolle  Desm.  T.  42], 
öfters  verkehrt  gegen  einander  gestellt,  mit  mehr  oder  weniger  abgestutzten  Ecken  und 
leicht  convexem  Scheitel.  Zellhaut  granulirt,  rauh. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  u.  ä.  (6 — 9).  So  bei  Lichtenau  an  der  Adler 
und  am  Kamme  des  Adlergebirges  oberhalb  Kronstadt! 

y)  Ecken  in  ausgezogene  hornförmige  Fortsätze  verlängert,  die  am  Ende  in  3  bis 
4  Stacheln  auslaufen. 

458.  S.  polymorphum  Breb.  Ralfs  Desm.  T.  21,  Delponte  Desm.  T.  11,  Wolle 
Desm.  T.  42,  AVittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  71.  Zellen  etwa  20  bis  35  |W  breit,  25  bis 
40  /*  lang,  mit  nach  aussen  sehr  stark  erweiterter,  innen  abgerundeter  Mitteleinsclmüruug. 
Zellhälften  elliptisch  oder  eiförmig,  mit  flachem  oder  wenig  convexem  Scheitel,  mehr  oder 
minder  vorgezogenen  Ecken.  Scheitelausicht  3  bis  7eckig,  Ecken  zu  kurzen  und  dicken, 
in  3  oder  4  kleine  Spitzen  endenden  Fortsätzen  ausgezogen.  Zellhaut  fein  granulirt,  rauh. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen,  Tümpeln  wie  vor.  (4 — 9).  So  in  Tümpeln  an 
der  Moldau  bei  Hodkowicka  nächst  Prag  mehrfach,  in  Sümpfen  nächst  Satalka  bei  Kun- 
ratic,  in  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal ;  bei  Plana  nächst  Täbor, 
Sudomefic,  Hefmauicky,  Veseli,  Lomnic  und  Wittingau;  im  Arber-See,  bei  Winterberg 
und  Kuschwarda  im  Böhmerwalde!  im  Riesengebirge  auf  der  Weissen  Wiese  (Schröter, 
1.  c.  p.   185). 

459.  S.  gracile  Ralfs.  Desm.  T.  12,  Wolle  Desm.  T.  33,  Delponte  Desm.  T.  12. 
Zellen  55  bis  60,  seltener  bis  72  fi  breit,  etwa  42,  seltener  bis  50  ^  lang,  mit  noch 
mehr  erweiterterter  Mitteleinschnürung  als  bei  vor.,  am  Isthmus  etwa  10  fi  breit.  Zell- 
hälften am  oberen  Ende  in  zwei  lange  Fortsätze  ausgezogen,  die  eine  gerade  Verlängerung 
des  flachen  Scheitels  bilden;  Scheitelausicht  durch  3  lange  und  dünne,  am  Ende  3spitzige, 
farblose  Fortsätze  di*eistrahlig.  Zellhaut  mit  punctförmigen  Knötchen  besetzt,  die  auf  den 
Fortsätzen  in  Querreihen  stehen. 

In  Sümpfen,  Teichen  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Franzensbad  und  bei  Lomnic 
nächst  Wittingau  ! 


')Tt.  Dr.  Nordstedt,  welcher  diese  Staurastrum-Art  unter  anderen  ihm  vom  Verf.  zuge- 
sandten  Algen  zuerst  beobachtet  hat,  war  so  gütig  den  Verf.  auf  sie  aufmerksam  zu  machen. 


214 


Staurasbrum. 


a 


c)  Zellliaut  mit  feinen  Stacheln  oder  stacheligen  und  warzigen  Protuberanzen  be- 
setzt; cc)  Zellhälften  gleichmässig  an  der  Oberfläche  mit  feineu  oder  ziemlich  starken  Sta- 
cheln bedeckt. 

460.  S.  hirsutum  (Ehrb.)  Breb.  [Xanthidium  hirsutum  Ehrb.]  Ralfs  Desm.  T.  22, 
Delponte  Desm.  T.  11,  Wolle  Desm.  T.  45,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  816!  Zellen 
36  bis  64  fi  breit,  46  und  mehr  (i  lang,  mit  nach  aussen  wenig  oder  gar  nicht  erwei- 
terter Mitteleinschnürung ;  Zellhälften  fast  halbkreisförmig  oder  breit  spindelförmig,  mit 
abgerundeten  Ecken.  Scheitelansicht  Seckig,  mit  abgerundeten  Ecken  und  geraden  oder 
leicht  couvexen  Seiten ;  Zellhaut  dicht  mit  dünnen  haarförmigen  Stacheln  besetzt. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Veseli  und  Lomnic !  im  Riesengebirge  unter  der  Spindlerbaude !  in  den  Elbquellen  (Kirchner 
Algenfl.  p.  166);  bei  Carlsbad  an  der  Eger  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  212). 

461.  S.  echinatum  Breb.')  Ralfs  Desm.  T.  35,  Wolle  Desm.  T.  45  [Xanthidium 
deltoideum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  T.  5  f.  38,  39?].  Zellen  28  bis  36  fi  breit, 
34  bis  44  ^  laug,    mit   nach    aussen   mehr    erweiterter   Mitteleiuschntirung,    am   Isthmus 

11  bis  15  jM  breit.  Zellhälften  elliptisch.  Scheitelansicht  mit  leicht 
concaven  Seiten,  Zellhaut  mit  wenigen,  am  Grunde  leicht  verdickten, 
oben  fein  zugespitzten  Stacheln  besetzt,  welche  dem  Rande  ein 
gezähntes  Aussehen  geben;  sonst  wie  vor. 

In  Tümpeln,  torfigen  Wassergräben  u.  ä.  (6 — 9).  So  in 
einem  Tümpel  auf  der  Kaiserwiese  nächst  Prag ;  in  torfigen  Sümpfen 
an  der  Bahn  zwischen  Bechowic  und  Ouwal;  bei  Celakowic  a.  E., 
Zizelic  an  der  Cidlina,  Köuiggrätz,  Lichtenau  an  der  Adler;  bei 
Habstein  nächst  Hirschberg!  im  Riesengebirge  in  den  Elbquellen 
(Kirchner  Algenfl.  p.  106),  auf  der  Mädelwiese  (Schröter,  1.  c. 
p.  185) ;  bei  Franzensbad ;  in  Südbohmen  bei  Stupcic,  Veseli,  Lomnic, 
Wittingau  und  am  Spitzberg  am  Böhmerwalde!  bei  Carlsbad? 
(Corda  1.  c.  p.  214). 

462.  S.  denticulatum  (Mg.)  Arch.  [Phycastrum  denticu- 
latum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  8].     Zellen  20  bis    40  fi  breit,  24  bis 
32  jW  lang,  mit  nach  aussen  erweiterter,  spitzwinkeliger  Mittelein- 
schnürung.   Zellhälften  fast    elliptisch,   mit  convexem  Scheitel,  am 
Rande  kurz  gezähnt,  mit  fast  conischen  Ecken,  die  zwei  über  ein- 
ander stehende,  meist  ungleich  grosse  Stacheln  tragen ;  Scheitelan- 
sicht 3ckig,  mit  spitzen,  gestachelten  Ecken  und  geraden,  oder  sehr  wenig  concaven,  kurz- 
stacholig  gezähnelten  Seiten.  Zellhaut  in  der  Nähe  der  Ecken  mit  Reihen  kurzer  Stachel- 
zähnchen  besetzt. 

In  Torfsümpfen,  Wassergräben,  alten  Teichen,  wie  vor.  (6 — 9).  In  der  Umgebung 
von  Prag  z.  B.  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Bechowic  und  Ouwal,  in  einem  Teiche 
bei  Buda  nächst  Mukafow;  in  Torfsümpfen  bei  Habstein  nächst  Hirschberg,  bei  Fran- 
zensbad ;  Lomnic,  Wittingau,  Hohenfurth !  -) 

ß)  Zellhaut  blos  an  den  Ecken  und  am  Rande  mit  Stacheln  besetzt. 

463.  S.  pungens  Breb.  Desm.  T.  34.  Zellen  ohne  Stacheln,  etwa  26  /t  breit, 
fast  ebenso  lang.  Zellliälften  im  Umrisse  fast  eiförmig  oder  rundlich,  am  Scheitel  convex 
und  mit  4  längeren  Stacheln  besetzt;  am  Querprofil  Seckig,  zur  Seite  jedes  längeren 
Stachels  noch  2  kürzere   Stacheln;    Seiten   gerade  oder  leicht   convex.    Ecken    zugespitzt. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  So  bei  Schluckenau  (Karl  Rbh.  Kryptfl.  p.  193). 


Fig.  120.     Staurastrum 

denticulatuui  (Näg.) 

Arch.   a)  Eine  Zelle  in 

der  Läiigsansicht,  GOO- 

fach   vergr. ;  b)   in   der 

Queransicht,   SOOfach 

vergr. 


')  Staurastrum  pecten  Perty  ist  nach  Wolle  (Desmid.  p.  141)  höchst  wahrscheinlich  mit 
S.  echinatum  Breb.  als  dessen  eine  Varietät  zu  vereinigen. 

^)  Eine  selir  kh-inc,  dem  S.  aspinosum  Wolle  Desm.  T.  öl  in  der  Jjängsansicht  ähnliche 
S.-Form,  deren  Zellen  mit  den  Fortsätzen  etwa  21  (i  (am  Isthmus  kaum  6  fi)  breit  waren,  hat  der 
Verf.  iu  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Ouzic  nächst  Kralup  unter  anderen  Algen  beobachtet. 


Sbaurasfcrum.  215 


464.  S.  cristatum  [Nag.]  Arch.  [Phycastrum  cristatum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  8]. 
Zellen  41  bis  45  (i  breit,  43  bis  54  ^  lang,  mit  nach  aussen  stark  erweiterter 
Mitteleiuschnürung ;  Zellbälften  am  Scheitel  etwas  convex,  mit  einzelnen  Stacheln  besetzt, 
mit  spitzen  oberen  Ecken,  die  mit  je  einem  feinen  Stachel  besetzt  sind;  Scheitelansicht 
dreieckig,  mit  spitzen,  gestachelten  Ecken  und  schwach  convexen  Seiten,  die  in  der  Nähe 
der  Ecken  noch  mit  einigen  Stacheln  besetzt  sind. 

In  Sümpfen,  toi-figeu  Gewässern  wie  vor.  (6 — 9).  So  bei  Lomnic  nächst  Wittingau ! 

d)  Zellhaut  mit  zahlreichen  längeren  oder  kürzeren  Stacheln  und  Protuberanzeu 
besetzt,  am  Scheitel  abgestutzt  und  öfters  stachelig;  a)  Zellhälften  an  den  Ecken  nicht 
oder  wenig  verlängert. 

465.  S.  spongiosum  Breb.  Ralfs.  Desm.  T.  23,  Wolle  Desm.  T.  47.  Zellen 
45  bis  50  [i  breit,  mit  nach  aussen  wenig  verbreiterter  Mitteleinschnürung.  Zellhälften 
ungefähr  halbkreisförmig.  Scheitelansicht  3-  oder  4eckig,  mit  stumpfen  Ecken,  geraden 
oder  wenig  convexen  Seiten,  Zellhaut  gleichmässig  mit  vielen  kurzen,  am  Ende  2 — 4spi- 
tzigen,  farblosen  Warzen  bedeckt.  Zygoten  kugelig  mit  einmal  oder  doppelt  gegabelten 
bis  24  [i  laugen  Stacheln  besetzt,  56  fi  im  Durchm.  (ohne  Stacheln);  var.  ß)  Griffith- 
sianum  (Näg.)  Lagerh.  [Phycastrum  Griffithsianum  Näg.]  Einz.  Alg.  T.  8,  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  821!  Zellbälften  am  Pol  schmal  gestutzt;  Mitteleinschnürung  nach  aussen 
erweitert.  Die  Seiten  des  Querprofils  fast  gerade,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  wie  vor.  (5 — 9).  So  bei  Franzensbad,  Lomnic 
und  Wittingau  ! 

j3)  Zellhälften  mit  vorgezogenen  Ecken. 

466.  S.  aculeatum  (Ehrb.)  Menegh.  Wolle  Desm.  T.  45,  Delponte  Desm.  T.  13, 
Ralfs.  Desm.  T.  23.  Zellen  34  bis  50  ^  breit,  mit  nach  aussen  sehr  stark  erweiterter 
Mitteleinschnürung.  Zellhälften  am  Scheitel  schwach  convex,  an  den  Seiten  mit  verlängerten 
Ecken.  Scheitelansicht  3-  bis  5eckig,  mit  vorgezogenen  Ecken,  geraden  oder  etwas  con- 
caven  Seiten.  Zellhaut  gleichmässig,  mit  vielen  einfachen  stachelförmigen  Fortsätzen  be- 
kleidet. Zygoten  mit  langen,  meist  zweispitzigen,  etwa  18  fi  langen  Stacheln  besetzt,  etwa 
44  ft  im  Durchm.  (ohne  Stacheln), 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  wie  vor.  (5 — 9),  So  bei  Franzensbad;  am  Spitz- 
berg im  Böhmerwalde ! 

467.  S.  furcatum  (Ehrb.)  Breb.  Wolle  Desm.  T.  40,  52,  Wittr.  et  Nordst.  Alg, 
exs,  No.  165!  [Xanthidium  furcatum  Ehrb,]  Zellen  37  bis  40  ft  breit,  etwa  30  /i  lang, 
mit  bedeutend  erweiterter  Mitteleinschnürung.  Zellhälften  flachgedrückt  sechseckig,  mit 
flachem  Scheitel,  an  den  oberen  Ecken  mit  je  zwei,  an  den  unteren  mit  je  einem  zwei- 
spitzigen Fortsatz.  Scheitelansicht  3-  oder  4eckig,  Ecken  zugespitzt,  mit  je  3  starken, 
zweispitzigen  Fortsätzen  versehen;  Seiten  leicht  concav.  Zellhaut  fein  granulirt. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  wie  vor.  So  bei  Teplitz  [Karl  Kryptfl.  p,  194], 
bei  Carlsbad?  [Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1840  p.  213],  Im  Riesengebirge  am  Koppenplan 
[Schröter,  1.  c.  p,   185], 

468.  S.  furcigerum  Breb.  Ralfs.  Desm.  T.  33,  Wolle  Desm.  48,  Wittr.  et  Nordst. 
Alg.  exs.  No.  163!  [Didymocladon  furcigerus  Ralfs,  in  Delponte  Desm.  T.  14,  Xanthidium 
articulatum  Corda  Alm,  d.  Carlsb.  1840  T.  5.  f.  35.  S.  articulatum  (Corda)  Ralfs.]  Zellen 
mit  Fortsätzen,  50  bis  90  ft  breit,  45  bis  83  fi  lang,  mit  schmal  linealischer,  nach 
aussen  wenig  erweiterter  Mitteleinschnürung.  Zellhälften  zusammengedrückt  oblong,  in  der 
Mitte  der  Seiten  je  ein  allmälich  etwas  verdünnter,  am  Ende  zweigabeliger  farbloser  Fort- 
satz, unter  dem  Scheitel  noch  2 — 4  gleich  gestaltete  Fortsätze.  Scheitelansicht  3-  bis 
9eckig,  Ecken  plötzlich  zusammengezogen  und  in  allmälig  verschmälerte,  oben  zwei- 
spitzige Fortsätze  verlängert,  Seiten  concav,  Zellhaut  auf  den*  Fortsätzen  mit  Querreihen 
von  Warzen  versehen. 

In  Torfsümpfen,  Wassergräben  wie  vor.  (5 — 9).  So  in  Tümpeln  bei  Celakowic 
a.  E.,  in  den  Sümpfen    an    der   Bahn    bei   Zizelic   nächst    Chlumec    an    der  Cidlina!  im 


21g  Lemanea  —  Batradiospermum. 

Bache  bei  Racic  nächst  Pilsen  (Hora,  Flora  v.  Pilsen  p.  11),  bei  Carlsbad,  Reichenberg, 
Prag  (Corda  Alm.  d.  Carlsb.   1840  p.  213). 

469.  S.  pseudofurcigerum  Reinsch.  Algenfl.  T.  11,  Wolle  Desm.  T,  52.  Zellen 
ohne  Fortsätze  37  bis  43  fi  breit,  42  bis  46  (i  lang  (Fortsätze  13 — 15  (i  lang,  etwa 
4  (i  dick),  mit  nach  aussen  erweiterter  Mitteleinschnürung ;  Zellhälften  breit  elliptisch,  an 
den  Seiten  und  Ecken  in  neun  längere,  an  der  Spitze  ausgerandete  Fortsätze  auslaufend ; 
Scheitelansicht  3eckig,  Seiten  leicht  concav.  Ecken  in  je  einen  zweispitzigen  Fortsatz  aus- 
gezogen, je  zwei  Fortsätze  an  jeder  Seite  nahe  am  Rande;    Zellhaut  glatt,  ziemlich  dick. 

In  Sümpfen,  sumpfigen  Teichen  zerstreut  (4 — 9).  So  bei  Plana  nächst  Täbor 
unter  anderen  Desmidiaceon ! 

e)  Unvollständig  bekannte  Art. 

470.  S.  pileolatum  Breb.')  Ralfs.  Desmid.  T.  35.  Diese  S.-Art,  deren  kurze 
Diagnose  ohne  Angabe  der  Grössendimensionen  in  Rabenhorst's  „Flora  europ.  algar.  IL, 
p.  220"  angeführt  ist,  soll  nach  Schröter  (1.  c.  p.  185)  in  den  Elbquellen  und  auf  der 
Mädelwiesc  im  Riesengebirge  vorkommen. 


Nacliträge 

zum  ersten  Theile 

des  Prodromus  der  Algeiiflora  von  Böhmen 

bis  zu  Ende  Juli  des  Jahres  1887. 
I.  Klasse.  Rliodophyceae. 

1.  Gattung.  Lemanea  Bor3\ 

L.  fluviatilis  (L.)  Ag.  —  In  Harrachsdorf,  Kaltenberg,  Seifenbach,  in  Bächen, 
Wasserschleussen  etc.,  welche  in  die  Mummel  fliessen,  stellenweise  massenhaft.  ^)  Ebenso 
in  Zuflüssen  der  Aupa  im  unteren  Dunkelthal,  Olafsgrund  bei  Gross-Aupa,  im  Petzer, 
Grünbach  mehrfach,  am  Wege  von  Petzer  zum  Riesengrunde  in  den  Zuflüssen  der  Aupe 
nicht  selten.  Bei  Podchlumi  nächst  Opocno  im  Goldbache  unter  einem  kleinen  Katarakte. 
Bei  Klostergrab  unter  dem  Erzgebirge  unter  einem  Mühlwehr  im  Bache,  welcher  von 
Niclasberg  herabfliesst,  in  kümmerlich  entwickelten  Exemplaren.  Bei  Winterberg  in  Süd- 
bühmen !  Im  Vorgebirge  wie  im  Hochgebirge  blos  in  reinen  Bächen,  in  Stromschnellen, 
unter  Katarakten  etc. 

2.  (jattung.  Batrachospermum  Roth. 

B.  moniliforme  (L.)  Roth,  a)  Bei  Celakowic  a.  E.  in  einem  Wiesenbrunnen; 
ebenso  bei  Plana,  nächst  Täbor,  in  einem  breiten  Wassergraben  bei  Wittingau  schon  Ende 
März  im  an  der  Oberfläche  noch  von  einer  Eiskruste  bedecktem  Wasser   in  üppig  entwi- 


')  Ist  mit  S.  pileatum  Delp.  Desmid.  p.  176,  T.  12  und  S.  pilosum  (Näg.)  Arch.  nicht 
zu  verwechseln. 

^)  Bei  Harrachsdorf  beobachtete  ich  unter  den  fast  schwärzlich  violetten  Fäden  dieser 
Lemanea  auch  solche,  welche  am  oberen,  aus  dem  Wasser  hervorragenden  Ende  nicht  selten  ganz 
farblos  waren. 


Cliantransia  —  Chromophyton.  217 


ekelten    Büscheln    reichlich;    c)    bei   Wurzelsdorf    im    Riesengebirge,    bei    Winterberg   in 
Südbühmen! 

3.  Gattung.  Cliantransia  Fr. 

Ch.  chalybea  Fr.  —  In  einem  Brunnen  oberhalb  Podol,  ebenso  bei  St.  Prokop, 
Podhof,  im  Särkathal,  bei  Hostiwic;  bei  Celakowic,  Prelouc,  Chotzen,  Opocno,  Podchlumi, 
Wrutic,  Münchengrätz,  Starkenbach,  Neuwelt,  Kaltenberg;  bei  Klostergrab,  Niclasberg, 
Moldau  im  Erzgebirge;  bei  Podersam,  Jechnitz,  Falkenau;  in  Südböhmen  bei  Plana,  Wit- 
tingau  (auch  in  der  typischen  Form),  Prachatitz,  Winterberg,  Kuschwarda! 

var.  ^)  fuscoviolacea  nob.  Fäden  schwärzlichviolett  bis  schwärzlichbraun,  matt 
glänzend.  Veget.  Zellen  meist  8  bis  9  fi  dick,  1  bis  4mal  so  lang,  bräunlichviolett  ge- 
färbte Chromatophoren  enthaltend;^)  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Bergbächen  mit  Chlorotylium  cataractarum  gesellig.  So  in  einem  Bächlein 
nächst  Vetrusic  gegenüber  Podmorän  an  der  Moldau  1886  reichlich! 

Ch.  violacea  Ktz.  —  Bei  Neuwelt  und  Harrachsdorf  in  den  Zuflüssen  der  Mumrael 
mehrfach,  meist  mit  Lemanea  fluviatilis,  ebenso  in  Zuflüssen  der  Aupe  nicht  selten,  so  im 
Olafsgrunde  bei  Gross-Aupa,  im  Petzer,  Grünbach,  am  Wege  von  Petzer  zum  Riesen- 
gruude  mehrfach ! 

Ch,  pygmaea  Ktz.  Bei  Winterberg  in  Südböhmen!  in  Gebirgsbächen  bei  Schlu- 
ckenau  (Karl  in  Rbh.  Alg.  exs.  No.   1946 !). 

4.  Gattung.  Hildenbrandtia  Nardo. 

H.  rivularis  (Liebm.)  J.  Ag.  Die  Anordnung  der  nur  selten  6  bis  10  (i  dicken 
veget.  Zellen  in  Fäden,  welche  sich  nach  dem  oberen  Ende  zu  nicht  selten  theilen,  ist 
auch  von  Wollny  '^)  constatirt  worden.  Die  Antheridien,  welche  nach  Borzi  auf  der  Ober- 
fläche des  Thallus  gedrängt  neben  einander  auftreten,  so  dass  sie  als  unregelmässige, 
blasse  Flecken  auf  dieser  erscheinen,  bestehen  nach  Wollny  aus  pinselartigen  Büscheln 
von  reihenweise  verbundenen  hyalinen  Kügelchen  von  ca.  1  ^  diam. ')  Trichogynen  ent- 
stehen nach  Petit  aus  einzelnen  zu  langen  Haaren  sich  verlängernden  Zellen  mit  stark 
lichtbrechendem  Inhalt  von  hellrother  Färbung.  In  den  Einsenkungen  des  Thallus,  wo  die 
Fäden  am  kürzesten,  dicksten  und  hellroth  gefärbt  sind,  wird  eine  geringe  Menge  Gallerte 
ausgeschieden,  worauf  die  Trichogynen  tragenden  Fäden  sich  wahrscheinlich  in  dieser 
Gallerte  ausbreiten. 

Im  oberen  Theile  des  über  Felsen  herabfliessenden  Vobornl-Baches  unterhalb 
Tfepsin  nächst  Zampach  an  der  Sazawa  in  grösserer  Menge! 

IL  Klasse.    Phacophyceae. 
5.  Gattung.  Chromophyton  Wor.  em.  Wille. 

Ch.  Rosanowii  Wor.  ex  p.  —  In  Schanzgräben  von  Prag  schon  Ende  März; 
bei  Wittingau;  bei  Opocno! 


*)  Die  im  warmen  Wasser  bei  Johannisbad  i.  B.  vorkommende  Varietät  (var.  thermalis 
nob.)  der  Chantransia  chalybea  kommt,  vielleicht  auch  in  den  Thermen  von  St.  Giuliano  in  Tos- 
cana  in  Gesellschaft  von  Batrachospermum  moniliforme  var.  pisanum  Are.  und  var.  julianum 
Menegh.  (B.  julianum  Menegh.)  Are.  vor.  (vergl.  Arcangeli,  Sopra  alcune  species  di  Batracho- 
spermum, 1882). 

2)  Vergl.  dessen  „Mittheilungen  über  einige  Algenformen",  1886,  p.  4  im  Sep.-Abdr. 

»)  L.  c.  p.  5  undWoUny's  „Algologische  Mittheilungen",  1886  p.  2  f.  im  Sep.-Abdr.,  wo 
auch  auf  eine  Verwandtschaft  der  Hildenbrandtia  rivularis  mit  der  Gatt.  Peyssonellia  hinge- 
wiesen wird. 


218 

8.  Gattung.  Hydrunis  Ag. 

H.  foetidus  (Vill.)  Krcb.  —  In  der  Mummel  und  deren  Zuflüssen  häufig,  so  am 
Muramelfall,  bei  Seifenbach,  Harrachsdorf  mehrfach,  noch  bei  der  Fischerei  und  am  Wege 
nach  Wurzelsdorf,  bei  Siehdichfür  auch  in  blass  braungelben  bis  fast  farblosen  Exemplaren ! 
auf  der  Eibwiese  auch  von  Schröter  beobachtet  (Jahresber.  d.  schles.  Ges.  f.  vat.  Cultur 
1883,  p.  183);  in  allen  reinen  Zuflüssen  der  Aupe  von  Marschendorf  bis  Petzer  gemein, 
so  im  unteren  Duukelthal,  im  Olafsgrund,  Petzer,  Grünbach,  Zähgrund,  stellenweise  auch 
in  Wiesengräben  massenhaft  und  zwar  meist  in  einer  hell  olivengrünen  Varietät,  so  im 
Riesengrunde,  im  Zähgrundwasser,  bei  den  Keilbauden  mehrfach! 

9.  Gattung.  Lithoderma  Aresch. 

L.  fluviatile  Aresch.  b)  fontanum  (Flah.)  nob.  [L.  fontanum  Flah.]  Auf  Steinen 
im  Bache  nächst  Libfic  gegenüber  Davle  an  der  Moldau;  auf  Plänerkalksteinen  unter 
einem  kleinen  Katarakte  im  Goldbache  bei  Podchlumi  nächst  Opocno! 

10.  Gattung.  Coleochaete  Breb. 

C.  pulvinata  A.  Br.  In  Teichen  und  Sümpfen  bei  Slatinan  nächst  Chotzen! 

C.  orbicularis  Pringsh.  — -  Im  Teiche  Seberak  und  im  Mühlteiche  bei  Kunratic, 
im  Teiche  bei  Jesenic  nächst  Kunratic ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Cerhenic  nächst 
Kolin;  in  Tümpeln  bei  Neratowlc  und  Celakowic  a.  E.,  Kostomlat,  Pfelouc  häufig;  in 
Teichen  bei  Neu-Bydzow,  Podchlumi  nächst  Opocno,  in  Sümpfen  an  der  Staatsbahn  nächst 
Chotzen ;  bei  Osseg  unter  dem  Erzgebirge ;  in  Teichen  bei  Bfeznic  nächst  Pfibram,  Strakonitz  ! 

C.  irregularis  Pringsh.  —  In  Teichen  bei  Falkenau  und  bei  Bfeznic  nächst 
Pfibram  spärlich,  ebenso  im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule! 

11.  Gattung.  Herposteiron  Näg.  [Apbanochaete  A.  Br.]') 

H.  repens  (A.  Br.)  Wittr.  —  In  der  Umgebung  von  Prag,  in  Tümpeln  im 
Nuslethal  unterhalb  Vrsowic,  im  sog.  Libusa-Bade  nächst  Pankrac,  in  Teichen  bei  Kun- 
ratic und  Jesenic;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Ouwal,  ebenso  bei  Ouzic  nächst  Kralup 
auch  auf  Bolbochaetc-Borsten,  an  Rhizoclouien-  und  Spirogyren-Fäden  im  Frühjahre  nicht 
selten,  in  Elbetümpeln  bei  Celakowic,  Kostomlat,  Pfelouc;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei 
Cerhenic  nächst  Kolin,  ebenso  bei  Slatinan  nächst  Chotzen;  in  Sümpfen  bei  der  Wieseu- 
baude  am  Kamme  des  Riesengebirges  spärlich ! 

XXn.  Familie.   Mycoideae.  nob.  -) 

Der  Thallus  der  blos  an  der  Luft  auf  Blättern  einiger  Gefässpflanzen  wachsenden 
Mycoideen  ist  meist  flach  scheibenförmig  aus  radial  verlaufenden,  mehr  oder  weniger  fest 
zu  grösseren  oder  kleineren,  meist  rundlichen  Scheiben  verwachsenen,  verästelten  Glieder- 
fäden aufgebaut,  welche  mit  randständigen  Scheitelzellen  (vielleicht  auch  intercalar)  weiter 
wachsen.  Veget.    Zellen   ohne   Borstenhaare,    an    der   primären    epiphytischen    Generation, 


')  Diese  von  Rabenhorst  (Flora  europ.  alg.  III.,  p.  390)  und  vom  Verf.  in  diesem  Werke 
p.  40  neben  der  Gatt.  Coelocbaete  Breb.  gestellte  Gattung  ist  wegen  ihrer  blos  ungeschlechtlichen 
Fortpflanzung  etc.  richtiger  zu  den  Chaetophoreen  neben  der  Gatt.  Stigeoclonium  Ktz.  und  Chaeto- 
nema  Nowakow.  zu  stellen. 

*)  Diese  neue  Chlorophyceen-Familie,  welche  mit  der  Farn,  der  Coleochaetaceen,  Oedo- 
gonieen,  Sphaeropleaceen  und  Cyliudrocapseen  die  Unterordnung  Oogameae  der  Confervoideen  aus- 
macht, unterscheidet  sich  von  den  ihi-  am  nächsten  stehenden  Coleochaetaceen  nicht  nur  durch 
Fehlen  der  eigenthümlichen  Borstenhildungen  jener,  sondern  auch  durch  ihre  theils  epi-  theils  endo- 
phytische  Lebensweise  und  vorzüglich  durch  die  eigenartige,  nach  ganz  anderem  Typus  als  bei 
ollen  übrigen  oogamen  Confervoideen  erfolgende  Ausbildung  der  Geschlechtsorgane  und  der  Zygoten. 


Mlyooidea. 


219 


welche  aus  zweiwimperigen  an  der  Oberfläche  von  Blättern  ausgekeimten  Zoogonidien  sich 
entwickelt,  fest  mit  einander  verwachsen,  meist  mit  gold-  bis  braungelbem  Inhalte.  Ein- 
zelne Zellen  dieser  primären  Scheiben,  welche  oft  die  ganze  Blattoberfläche  bedecken, 
wachsen  unter  gewissen  Umständen  ^)  an  der  unteren  Fläche  der  Scheibe  aus,  perforiren  die 
Cuticula  des  sie  tragenden  Blattes  und  breiten  sich,  unterhalb  derselben  weiter  wachsend, 
zu  secundären  Thallusscheiben  aus,  deren  radial  verlaufende  Aeste  lockerer  als  an  den 
primären  Scheiben  zusammenhängen. 

Diese  secundären  Scheiben  entwickeln  auf  ihrer  oberen  Seite  isolirte  einreihige 
Zellfäden,  welche  die  Cuticula  emporheben  und  sie  durchbrechend  büschelweise  über  die 
Blattoberfläche  hervortreten.  An  ihrem  Gipfel  entwickelt  sich  die  kopfartig  anschwellende 
Scheitelzelle  und  kurze  Seitenzweige  zu  Zoogonidaugien,  welche  zweiwimperige  Zoogonidien 
erzeugen.  Der  subcuticulare  Thallus  vermehrt  sich  theils  durch  subcuticulare  Sprossungen, 
theils  durch  ungeschlechtlich  erzeugte  Zoogonidien,  aus  welchen  bei  deren  Keimung  die 
primären  epiphytischen,  anfangs  grünlichen,  später  (bei  grösserer  Trockenheit)  meist  gelb- 
bis  rothbrauuen  Thallusscheiben  hervorgehen.  Während  die  gewöhnlich  grünen  subcuticu- 
laren  Thallusscheiben  erst  bei  hochgradiger  Trockenheit  die  braunrothe  Farbe  annehmen, 
zeigen  die  von  ihnen  ausgehenden,  in  die  Luft  hinausragenden  Zellfäden  immer  eine 
bräunlichrothe  Färbung.  Die  ungeschlechtliche  Fortpflanzung  kann  unter  gewissen  Umständen 
aufhören  und  es  entwickeln    sich    dann    an   den  subcuticularen  braunrothen  Scheiben  Ge- 


a 


Fig.  121.  Mycoidea  parasitica  Cunningh.  a)  Eine  aus  einer  ausgekeimten  Zoogonidie  aus- 
gewachsene,  kleine  primäre   (epiphytische)   Scheibe,   etwa  450fach  vergr. ;  b)   Stück   einer 
älteren  Scheibe  derselben  Generation,  etwa  960mal  vergr. 

schlechtsorgane.  Die  Scheitelzellen  einzelner  Aeste  werden  nämlich  zu  Oogonien,  während 
die  Nachbaräste  weiter  wachsen.  Von  der  Unterseite  der  Scheibe  entwickeln  sich  dünne 
Antheridienäste,  welche  ihre  Endzelle  einem  Oogonium  anpressen  und  mit  diesem  ver- 
wachsen. Nachdem  die  aus  der  befruchteten  Oosphäre  sich  entwickelnde  Zygote  sich  mit 
Membran  umhüllt  hat,  wird  das  Oogonium  häufig  von  einem  losen  Zweiggewirr  umwachsen, 
welches  eine  lockere  Berindung  um  dasselbe  bildet.  Nach  längerer  Ruhezeit  entwickeln 
sich  aus  den  durch  Zugrundegehen  der  Cuticula  der  sie  tragenden  Blätter  etc.  frei  ge- 
wordenen Zygoten  nach  eintretender  Benetzung  Zoogonidien  in  grösserer  Anzahl,  welche 
sich  im  Weiteren  wie  die  ungeschlechtlich  erzeugten  Zoogonidien  verhalten.  [Der  Be- 
fruchtungsact  selbst  ist  jedoch  bisher  noch  nicht  direkt  beobachtet  worden]. 

99.  Gattung.  Mycoidea  Cunningh. 


Der  Thallus  dieser  einzigen  Gattung  der  Mycoideen  ist  bei  der  primären,  blos 
ungeschlechtlich  durch  Zoogonidien  sich  vermehrenden  epiphytischen  Generation,  flach 
scheibenförmig  [Coleochaete-artig,  ohne  Borstenbildung] ;  bei  der  secundären  endophytischen 
Generation  besteht  er  theils  wie  bei  der  primären  aus  gegliederten,  verästelten,  radial  ver- 
laufenden, niederliegenden,  theils  aus  aufrechten,  Zoogonidaugien    an   ihrem    oberen  Ende 


')  öfters  entwickeln  sich  die  primären  Scheiben  nicht  weiter  zu  secundären  endophyti- 
schen Scheiben,  sie  vermehren  sich  jedoch  durch  Zoogonidien  unbestimmte  Zeit  lang. 


220  Oedogonium. 


tragenden  Fäden,  in  deren  Zellinhalte  stets  Hämatocbrom,  wie  in  den  Zellen  der  primären, 
seltener  auch  der  secundären  Sclieiben,  in  mehr  oder  minder  grosser  Menge  enthalten  ist. 
Ungeschlechtliche  Vermehrung    durch  Zoogonidien.    Geschlechtliche  Fortpflanzung 
durch  Zygoten. 

471.  Mycoidea  parasitica  Cunningh.  On  Mycoidea  Tab.  42,  43.  Thallusfäden 
der  ersten  epiphytischen  Generation  aus  4  bis  8,  seltener  bis  12  ^  dicken,  1  bis  2mal 
so  langen,  meist  vier-  oder  mehreckigeu  Zellen  bestehend,  zu  kleinen  1  bis  4  mni  breiten 
Scheiben  verwaclisen.  Veget.  Zellen,  kleine  blassgrüue  wandständige  Chlorophoren,  später 
meist  eine  grössere  Anzahl  gold-  oder  orangegelben  bis  rothbraunen  ölartig  glänzenden 
Tröpfchen  (Hämatocbrom)  enthaltend.  In  den  randständigen  Zoogonidangien,  welche  meist 
viel  grösser  als  die  veget.  Zellen  sind,  entstehen  mehrere,  3  bis  5  ;«  dicke,  ebenso  oder 
5  bis  6  ^  lange,  eiförmige  oder  kugelige  Zoogonidien,  welche  an  ihrem  hyalinen  Vorder- 
ende gleiche,  bis  2^/2mal  so  als  die  sie  tragende  Zelle  lange  Cilien  tragen  (eine  con- 
tractile  Vacuole  und  ein  winzig  kleiner  rother  Pigmentfleck  tritt  nur  selten  deutlich  auf) ; 
im  plasmatischen  Zellinhalte  dieser  Zoogonidien  sind  neben  blass  grünen  Chlorophoren 
ölartig  glänzende,  braungelbe  Öltropfen  vorhanden.  ^) 

Kommt  an  harten  Blättern  verschiedener  Warmhauspflanzen  (Bilbergia,  Rodri- 
quezia,  Stanhopea,  Philodendron  etc.)  vor.  (1  — 12).  So  (die  erste  Generation)  in  Warm- 
häusern in  Opocno  sehr  verbreitet,  ^)  in  Siclirow  nächst  Turnau  spärlich !  In  der  freien 
Natur  ist  sie  bisher  blos  in  Ostindien  an  Blättern  der  Camellia  japonica  etc.  beo- 
bachtet worden. 

12.  Gattung.  Oedogonium  Link. 

I.  Sect.  Euoedogonium  (Wood.)  nob.  1.  Subsect.  Vesiculifera  monoica  (Hass.) 
nob.  ^)  Monöcische  Arten  mit  glatten,  *)  kugeligen  oder  fast  kugeligen  Oogonien  und 
Oosporen  a). 

Ob.  crispum  (Hass.)  Wittr.  In  Elbetümpeln  bei  Celakowic! 

Oe.  Vaucherii  (Le  Cl.]  A.  Br.  In  der  Prager  Umgebung  nicht  selten,  so  im 
Teiche  bei  Vrsowic  im  Nuslethal,  bei  Wolsan,  St.  Prokop,  gegenüber  Podmorän  au  der 
Moldau;  in  Elbetümpeln  bei  Celakowic,  Neratowic,  Kostomlat,  Pfelouc;  bei  Chotzen, 
Opocno;  bei  fiican,  Bfezi,  Bystfic,  Dobfis,  Woznic,  Bfeznic  und  Picin  nächst  Pfibram; 
bei  Sudomefic,  Wodnian,  Strakonic,  Schewetin  nächst  Veseli,  Winterberg,  Kuschwarda ; 
bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Podersam,  Osseg,  Klostergrab ! 

ß)  Oogonien  und  Oosporen  ellipsoidisch  oder  eiförmig. 

472.  Oe.  upsaliense  Wittr.  Veget.  Zellen  13  bis  20  /x  dick,  4  bis  8mal  so 
lang.  Oogonien  einzeln  verkehrt  eiförmig  oder  fast  elliptisch,  46  bis  50  fi  dick,  60  bis 
100  ^  lang,  mit  einem  Loche  oben  sich  öffnend,  von  der  etwa  42  bis  47  (i  dicken, 
55  bis  75  fi  langen  Oospore  ausgefüllt.  Antheridien,  1-,  2-,  seltener  3-zellig,  unter  dem 
Oogonium  stehend,  15  bis  18  ft  dick,   7  bis  10  ^  lang. 

In  Sümpfen,  Tümpeln  u.  ä.  (6 — 9).  So  in  einem  Elbetümpel  bei  Bfeh  nächst  Pfelouc ! 

II.  Sect.  Androgynia  (Wood.)  nob.  a)  Zwergmännchen  einzellig.  2.  Subsect. 
Astrogonmm  dioicum  (Itzig.)  nob.  Oogonien  mit  wirtelig  gestellten  Vorsprüngen  in  der 
mittleren  Zone. 


')  Die  von  mir  beobachteten  Zoogonidien  haben  sich  an  des  Morgens  befeuchteten  (mit 
Wasser  bespritzten)  primären  ThaUusscheiben  an  Blättern  einiger  Warmhausptianzen  in  grosser 
Menge  entwickelt.  Über  die  secundäre  endophytiscbe  Generation  etc.  der  Mycoidea,  zu  welcher 
nach  Cunningham  die  Gatt.  Pliycopeltis  Millardet's  „may  with  as  much  propriety  be  ascribed"  ist 
mehr  in  Cunningham's  Abhandlung  „On  Mycoidea"  1877  nachzulesen. 

*)  Wird  von  diesem  Standorte  in  Wittrock's  und  Nordstedt's  „Algae  exs."  und  in  Hauck's 
und  Kichter's  „Phycotheca  universalis"  vertheilt  werden. 

^)  Die  bisherige  künstliche  Eintheilung  der  Oe.-Arten  könnte  durch  eine  natürlichere,  hier 
blos  kurz  angedeutete  ersetzt  werden. 

*)  Oe.-Arten  aus  der.  Subsect.  Astrogonium  monoicum  (Itzig.;  nob.  sind  in  Böhmen  bisher 
nicht  beo])achtet  worden. 


Oedogonium.  221 


473.  Oe.  platygynum  Wittr.  W.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  17,  4,  151,  507! 
Gynandrospor  oder  idiaiidrospor  [die  Mutterzellen  der  Aiidrosporen  mit  den  Oogonien  an 
den  weibliclieu  Fäden  oder  auf  besonderen  unfruchtbaren  Fäden].  Veget,  Zellen  6  bis 
10  (i  dick,  2  bis  5mal  so  lang.  Oogonien  einzeln,  21  bis  30  ft  dick,  16  bis  24  ia,  lang, 
niedergedrückt  verkehrt  eiförmig,  mit  7  bis  12  Vorsprüngen  in  der  Mitte,  mit  einem 
Loche  in  der  mittleren  Zone  sich  öffnend;  Oosporen  17  bis  24  ^  dick,  15  bis  20  ^  lang, 
die  Oogonien  fast  ausfüllend;  Androsporangien  1  bis  Szellig,  6  bis  8  ft  dick,  7  bis  8  fi 
lang.  Endzellen  der  Fäden  stumpf.  Zwergmännchen  klein,  verkehrt-eiförmig,  4'5  bis  5  [i 
dick,  8'5  bis  9'5  fi  lang,  auf  den  Oogonien  sitzend. 

In  Tümpeln,  Sümpfen  etc.  (6 — 9).  So  in  Tümpeln  auf  der  grossen  Elbeinsel 
bei  Celakowic! 

3.  Subsect.  Vesiculifera  dioica  (Hass.)  nob.  Diöcischc  Arten  mit  glatten  kuge- 
ligen oder  fast  kugeligen  Oogonien. 

474.  Oe.  Rothii  (Le  Cl.)  Pringsh.  Jahrb.  1858  T.  5.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
No.  152!  [non  Oe.  Rothii  Hass.  in  Rbh.  Kryptfl.  p.  258  nee.  Oe.  Rothii  Zell.  =  Oe. 
plicatulum  Wittr.]  Gynandrospor.  Veget.  Zellen  6  bis  8  ^  dick,  3  bis  8mal  so  lang; 
Oogonien  einzeln  oder  zu  2  bis  6  über  einander  20  bis  21  ft  dick,  16  bis  19  fi  lang, 
niedergedrückt  kugelig,  mit  einem  Loche  in  der  Mitte  sich  öffnend,  von  den  Oosporen 
fast  ausgefüllt.  Androsporangien  2  bis  4zellig,  unter  den  Oogonien.  Zwergmännchen  ver- 
kehrt eiförmig,  auf  den  Oogonien  sitzend. 

In  Gräben,  Teichen  etc.  (6 — 9).  So  auf  der  Mädelwiese  im  Riesengebirge  (Schröter, 
Jahresb.  d.  schles.  Ges.   1883,  p.  183). 

Oe.  undulatum  (Breb.)  A.  Br.  In  Tümpeln  auf  der  Elbinsel  bei  Celakowic;  im 
Hirschgarten-Teiche  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  bei  Plana !  bei  Neuhaus  (Studnicka  jun.) ! 

b)  Zwergmännchen  zwei-  oder  mehrzellig.  4.  Subsect.  Aci^ogomum  nannandrum 
(D.  By.)  nob.  Oosporen  glatt,  nicht  stachelig. 

Oe,  Borisianum  (Le  Cl.)  Wittr.  In  Teichen  bei  Bfwe  nächst  Hostiwic ;  bei  Ouzic 
nächst  Kralup,  Cerhenic  nächst  Kolln ;  im  Hirschgarten-Teiche  bei  Jechnitz,  im  Peters- 
burger Schlossparke,  in  Teichen  bei  Brüx;    bei  Strakonic   und    Schewetin    nächst  Veseli! 

5.  Subsect.  EcMnospora  nannandra  nob.  Oosporen  stachelig. 

Oe.  echinospermum  A.  Br.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Kuschwarda! 

III.  Sect.  Prmgsheimia  (Wood.)  nob.  ')  6.  Subsect.  Äcrogonmm  macrandrum 
(D.  By.)  nob.  Oosporen  glatt,  a)  Oogonien  nicht  oder  wenig  angeschwollen  (Isogonium  Ktz.). 

Oe.  capillare  (L.)  Ktz.  In  der  Prager  Umgebung  nicht  selten,  so  im  Nuslethale 
nächst  Vrsowic,  am  Wehre  des  Teiches  Seberak  oberhalb  Kunratic,  bei  Branik,  Podhof, 
Okof,  Dawle  an  der  Moldau ;  am  Ufer  der  Elbe,  bei  Kostomlat,  Pfelouc,  Celakowic ;  bei 
Roth-Pecek  nächst  Kolin,  Wrutic,  Münchengrätz,  Neu-Bydzow,  Chotzen,  Podchlumi  nächst 
Opocno,  Sichrow  nächst  Turnau;  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Kaaden,  Falkenau;  bei 
Dobfis,  fiican,  Bfezi,  Picin  nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Wodnian,  Strakonic,  Schewetin 
nächst  Veseli,  Winterberg,  Kuschwarda! 

/3)  Oogonien  deutlich  angeschwollen. 

475.  Oe.  rufescens  Wittr.  W.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  10!  Veget.  Zellen  8  bis 
10  [i  dick,  5  bis  6mal  so  lang.  Oogonien  einzeln  oder  zu  2  bis  3,  kugelig  oder  verkehrt 
eiförmig,  mit  einem  Loche  in  der  Mitte  sich  öffnend,  22  bis  24  ^  dick,  24  bis  30  ^ 
lang.  Oosporen  kugelig,  die  Oogonien  ausfüllend,  21  bis  23  ii  dick,  20  bis  22  y,  lang. 
Männliche  Fäden  fast  so  dick  als  die  weiblichen.  Antheridien  6-  bis  12zellig,  6  bis  8  /* 
dick,  8  bis  12  |M  lang;  var.  ß)  saxatüe  nob.  Veget.  Zellen  7  bis  9,  selten  bis  3  2  jn 
dick,  4  bis  6,  selten  2  bis  4mal  so  lang,    wie    die  18    bis  24  /t  dicken,  24  bis  36  (an 


')  Oe.-Arten  aus  der  Subsect.    Echinospora  macrandra  nob.  sind  in  Böhmen  bisher  nicht 
beobachtet  worden. 


222 


Bulboohaete. 


abnormalen  bis  45)  fi  langen  Oogonien  meist  (vorz.  im  Herbste)  durch  Hämatochrom 
Orangeroth.  Antheridien  unbekannt. 

In  stehenden  Gewässern  selten  (6 — 10);  var.  ß  auf  feuchten  Felsen  bei  Selc 
nächst  Roztok  spärlich,  an  Felsen  gegenüber  Lettek  mehrfach,  in  den  letzten  zwei  Jahren 
bisher  nur  in  weiblichen  Fäden  von  mir  gesammelt! 

Oe.  Pringsheimii  Cram.  In  der  Umgebung  von  Prag  nicht  selten,  so  im  Teiche 
des  gräfl.  Kinsky'schen  Gartens  am  Smichow,  bei  Podhof,  Bfwe  nächst  Hostiwic ;  in  Elbe- 
tümpeln bei  Celakowic,  Neratowic,  Kostomlat,  Pfelouc ;  im  Hirschgarten-Teiche  bei  Jechnitz 
nächst  Rakonitz,  bei  Podersani,  Saidschitz,  Kaaden,  Falkenau;  bei  Neu-Bydzow,  König- 
grätz,  Chotzen,  Opocno,  Podchlumi,  Sichrow  nächst  Turnau ;  bei  den  Keilbaudeu  im  Riesen- 
gebirge ;  in  Südböhmen  in  Teichen  bei  fiican,  Plana  nächst  Täbor,  Sudomefie,  Hefmanicky, 
Schewetin  nächst  Veseli,  Strakonic,  Wodnian,  Kuschwarda ;  bei  Bfeznic,  Picin  nächst 
Pfibram,  Woznic  nächst  Dobiis  ! 

Oe.  crenulato-costatum  Wittr.  In  Teichen  bei  Podchlumi  nächst  Opocno ! 

Oe.  cryptoporum  Wittr.  var.  y)  vulgare  "Wittr.  In  Teichen  bei  Bfwe  nächst  Ho- 
stiwic, bei  Ouzic  nächst  Kralup,  Celakowic,  Cerhenic  nächst  Kolin;  bei  Hirschberg;  in 
Teichen  bei  Podchlumi  nächst  Opocno ;  in  Südböhmen  bei  Plana,  Bradkowic  nächst  Pii'i- 
bram,  Veseli! 

IV.  Sect.  Unvollständig  bekannte  Arten. 

Oe.  fonticola  A.  Br.  In  der  Prager  Umgebung  nicht  selten,  so  im  Nuslethal 
nächst  Vrsowic,  bei  Satalka  nächst  Kunratic,  bei  Vysocan,  St.  Prokop,  Trnovä,  Davle  an 
der  Moldau;  bei  Celakowic,  Kostomlat,  Pfelouc,  Münchengrätz,  Neu-Bydzow,  Chotzen, 
Opocno,  SicliroAv,  Starkenbach,  Nieder-Rochlitz ;  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Podersam, 
Kaaden,  Falkenau,  Klostergrab,  Niclasberg  mehrfach;  bei-  Dobfis,  Rican,  Plana,  Picin, 
nächst  Pfibram,    Bfeznic,   Prachatitz,    Wallern,  Winterberg,    Kuschwarda,    Eleonorenhain! 

Oe.  giganteum  Ktz.  Bei  Osseg  unter  dem  Erzgebirge,  bei  Wodnian  in  Südböhmen ! 

476.  Oe.  ochroleucum  Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  34.  Fäden  zu  ockerfarbigen 
oder  bräunlichgelben,  meist  ziemlich  weit  auf  feuchter  Erde  ausgebreiteten  Lagern  vereinigt. 
Veget.  Zellen  11  bis  15  fi  dick,  2  bis  4mal  so  lang.  Oogonien  kugelig,  30  bis  40  /*  dick, 
von  der  kugeligen,  rothbraunen  Oospore  vollständig  ausgefüllt. 

An  inundirten  Ufern  von  Teichen,  in  austrocknenden  Sümpfen  etc.  (6 — 9).  So 
am  Rande  der  Teiche  oberhalb  Kunratic  und  bei  Hodkowicka  nächst  Prag! 

477.  Oe.  tenuissimum  nob. ')  Fäden  sehr  dünn,  meist  auf  anderen  Fadenalgen 
festsitzend,  seltener  vereinzelt  unter  diesen  frei  vorkommend,  hie  und  da  leicht  eingeknickt 
(nicht  fadenartig  gerade).  Veget.  Zellen  meist  2'5  bis  3,  seltener  bis  5  ft  dick,  4  bis  5mal 
so  lang  (einzelne  abnormal  angeschwollene  bis  6  /i  dick,  24  fi  lang),  Oogonien  nur  selten 
entwickelt,  einzeln,  meist  birnförmig,  etwa  9  fi  dick,  14  fi  lang. 

In  Tümpeln,  alten  Teichen  u.  ä.  (6 — 9).  So  in  Tümpeln  auf  der  grossen  Elbeinsel 
bei  Celakowic  spärlich,  bei  Kostomlat,  Pfelouc,  Chotzen,  Podchlumi  nächst  Opocno ! 

13.  Gattung.  Biilbocliaete  Ag. 

B.  Setigera  (Roth.)  Ag.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  702!  In  Elbetümpeln 
bei  Celakowic,  in  Teichen  bei  Podchlumi  nächst  Opocno;  in  Südböhmen  bei  Plana  nächst 
Täbor,  Strakonic,  Schewetin  nächst  Veseli! 

B.  intermedia  D.  By.  var.  ß)  depressa  Wittr.  In  Tümpeln  auf  der  Elbeinsel  bei 
Celakowic,  bei  Kostomlat  und  Pfelouc! 

B.  crassa  Pringsh.  In  Sümpfen  bei  Chotzen  und  im  Teiche  Markwart  bei  Teptin 
nächst  Eule! 

B.  subsimplex  Wittr.  In  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Ouzic  näclist  Kralup ! 


')  Höchst  wahrscheinlich   ist    auch    das   in  diesem   Prodromus   (p.  44)  beschriebene  Oe. 
crispulum  var.  ß)  minntum,  welches  ich  auch  in  torfigen   Sümpfen   bei  Ouwal  beobachtet  habe  mit 


dieser  Oe.-.\rt  zu  vereinigen. 


^_ ^ 223 

B.  rectangularis  Wittr.  In  Elbetümpeln  bei  Neratowic,  Celakowic,  Pfelouc;  bei 
Ouzic  ncächst  Kralup,  Königgrätz,  Chotzen,  Podchlumi  nächst  Opocno;  bei  Kuschwarda 
in  Südböhmen  1 

XXIII.  Familie.  Cylindrocapseae  nob. 

Vielzellige,  fadenförmige,  unverästelte,  im  "Wasser  freischwimmende  (nur  in  der 
Jugend  öfters  festsitzende),  einkernige,  oogame  Chlorophyceen.  Fäden  anfangs  aus  einer 
Reihe  über  einander  stehender  Zellen  gebildet  (confervenartig),  später  werden  die  Zellen 
der  Fäden  oft  in  Folge  von  Theilungen  durch  der  Längsachse  parallele  oder  schiefe 
Scheidewände  zwei-  und  mehrreihig,  resp.  es  entstehen  an  ihnen  hie  und  da  unregelmäs- 
sige Zellhaufen.  Veget.  Zellen  länglichcylindrisch,  kugelig  oder  (nach  der  Theilung)  fast 
halbkugelig  bis  kurz  kegelförmig,  mit  hell  Chlorophyll-  oder  gelblichgrünem,  je  ein 
kugeliges  Pyrenoid  und  zahlreiche  Stärkekörner  enthaltendem  Inhalte  und  mit  ziemlich 
dicker,  farbloser,  oft  geschichteter  Zellwand,  von  einer  gemeinschaftlichen  eng  anliegenden 
ziemlich  festen  (meist  nicht  gallertigen)  Scheide  umgeben. 

Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  agame  Zoogonidien  und  veget.  Zweitheilung 
der  Zellen.  Geschlechtliche  Fortpflanzung  durch  Zygoten.  Oogonien  und  Antheridien  ent- 
stehen aus  einzelnen  veget.  Zellen. 

22. ')  Gattung.  Cylindrocapsa  Reinsch. 

Thallus  fadenförmig.  Fäden  meist  kurz,  aus  länglichen  oder  fast  kugeligen  Zellen 
bestehend,  deren  Chromatophoren  meist  nicht  deutlich,  deren  farblose  Zellhaut  au  den 
beiden  Polenden  jedoch  meist  deutlich  geschichtet  ist.  Oogonien  entstehen  aus  einzelnen 
veget.  Zellen,  welche  sich  kugelförmig  aufblähen  und  deren  ganzer  plasmatische  Inhalt 
sich  zu  je  einer  einzigen  kugeligen  oder  eiförmigen  Oosphäre  gestaltet.  Die  Oogonien- 
membran  besteht  aus  3  bis  6  ziemlich  weit  von  einander  abstehenden,  farblosen  Schichten. 

Die  Antheridien  entstehen  an  denselben  Fäden  wie  die  Oogonien  durch  Theilung 
einzelner  veget.  Zellen  in  2  oder  4  neben  oder  über  einander  stehende,  nicht  von  beson- 
deren Hüllen  umgebene  Tochterzellen,  aus  welchen  je  zwei  spindelförmige  Spermatozoiden 
von  gelblicher  Farbe,  mit  2  Cilien  und  2  contractilen  Vacuolen  auf  dem  hyalinen  Vorder- 
ende versehen,  hervorgehen.  Vor  der  Befruchtung  öffnet  sich  das  Oogonium  durch  ein 
Loch  an  einer  seitlichen,  meist  in  der  oberen  Oogonium-Hälfte,  seltener  in  dessen  Me- 
diane befindlichen,  kurzen  Ausstülpung,  indem  die  Zellhautschichten  des  Oogoniums  an 
dem  vorgezogenen  Theile  dieser  Ausstülpung  sich  auflösen.  Nach  der  Befruchtung  wird  die 
zuerst  chlorophyllgrüne  Oosphäre  röthlichgelb  bis  orangeroth  und  bekleidet  sich  mit  einer 
doppelt  contourirten  Membi'an. 

Zoogonidien  entstehen  aus  einzelnen  veget.  Zellen  durch  Theilung  des  plasma- 
tischen Inhaltes  in  zwei  oder  vier  Tochterzellen  (Microgonidien),  seltener  ohne  diese,  je 
eine  aus  einer  veget.  Zelle  (Macrogonidien) ;  sie  sind  fast  kugelrund  bis  eiförmig,  5  bis 
10  fx  dick,  mit  einem  kleinen  rothen  Pigmentfleck,  einer  kleinen  contractilen  Vacuole 
und  zwei  so  wie  die  ganze  Zelle  langen  Cilien  am  hyalinen  Vorderende  versehen. ')  Zur 
Ruhe  gekommene  Schwärmzellen  keimen,  ohne  vorher  mit  einander  zu  copuliren,  indem 
sie  an  verschiedenen  Fadenalgen  oder  an  den  Wänden  der  Gefässe,  in  welchen  sie  cul- 
tivirt  werden,  sich  mit  ihrem  hyalinen  Ende  anheften,  und  zu  jungen  confervenartigen 
Pflänzchen  heranwachsen.  ^) 


')  Im  ersten  Hefte  dieses  Werkes  folgt  nämlich  nach  der  21.  Gattung  auf  p.  71  gleich 
die  23.  Gattung  Couferva  auf  p.  74 ;  die  22.  Gattung  ist  dort  ausgelassen  worden. 

^)  Bios  an  durcli  Anwendung  von  Reagentien  getödteten  Schwärmzellen  gelang  es  mir  in 
diesem  Sommer  die  sehr  feinen,  an  lebenden  Schwärmern  nicht  wahrnehmbaren,  Cilien  nachzuweisen. 

^)  Mehr  über  diese  Gatt,  ist  in  Cienkowski's  „Zur  Morphologie  der  TJlotricbeen  1876", 
und  in  meinem  Werke  „Physiol.  u.  algol.  Studien,  1887"  nachzulesen. 


224 


478.  C. 


■ijj>^ 


a 


Fig.  122.  Cylindrocapsa  geminella 
Wolle  var.  minor  nob.  a)  Theil 
eines  Oogonien  tragenden  Fadens, 
o  ein  Oogonium  nach  erfolgter 
Zweitheilung  der  Oosphäre;  b]  Fa- 
denbruchstück mit  einem  geöffne- 
ten Oogonium  o.  Vergr.  etwa  500m. 


geminella  Wolle.  [Hormospora  geminella  Wolle  Bull,  of  the  Tor.  Bot. 
Club  1877],  Physiol.  u.  Algol.  Studien  Tab.  4.  Fäden 
zu  kleinen  freischwimmenden,  oder  unter  anderen  Faden- 
algen liegenden  Flöckchen  von  hell-  oder  gelbgrüner  Farbe 
vereinigt,  auch  einzeln  unter  verschiedenen  Conjugaten, 
Rhizoclonien,  Tolypothrix-Arten  zerstreut.  Veget.  Zellen  20 
bis  24  ^  dick,  mit  dicker  deutlich  geschichteter  Zellhaut. 
Der  ganze  Faden  durch  ziemlich  tiefe  Quereinschnü- 
rungen in  lauter  zweizeilige  Segmente  rosenkranzartig 
getheilt;  var.  ß)  minor  nob.  Veget.  Zellen  elliptisch, 
fast  kugelig  oder  durch  gegenseitigen  Druck  fast  vier- 
eckig, meist  12  bis  15  (ausnahmsweise  18  bis  25,  an 
ganz  jungen  Fäden  auch  9  bis  12)  fi  dick,  1  bis  2mal 
so  lang  (nach  der  Theilung  etwas  kürzer)  anfangs  ziemlich 
dünnwandig,  an  älteren  Fäden  mit  deutlich  geschichteter 
dicker,  farbloser  Zellhaut  und  gelblich,  selten  lebhaft  chlo- 
rophyllgrünem, mit  Stärkekörnern  oft  fast  vollgepfropftem 
Inhalte.  Oogonien  einzeln,  seltener  2  bis  4  hinter  ein- 
ander, meist  kugelrund  oder  niedergedrückt  kugelförmig, 
seltener  elliptisch,  mit  3  bis  4schichtiger ,  farbloser 
Membran,  24  bis  40  ^  dick.  Oosphären  kugelig,  die 
Oogonien  nicht  ganz  ausfüllend,  18  bis  24  fi  dick,  zuerst 
chlorophyllgrün,  später  gelbgrün,  röthlich  bis  orangeroth. 
Oosporen  mit  rothgelbem,  seltener  bis  rothbräunlichem, 
ölartig  glänzendem  Inhalte  und  einer  farblosen,  glatten 
Membran.  Spermatozoiden  spindelförmig,  von  gelbgrüner 
Farbe,  2*5  fi  dick,  etwa  9  bis  10  fi  lang;  sonst  wie  die 
typische  Foi'm. 


In  Tümpeln,  stehenden  Gewässern  ziemlich  selten 
(5 — 8).  So  (var.  ß)  in  einem  Tümpel  auf  der  grossen 
Elbeinsel  bei  Celakowic  mit  Nostocopsis  lobatus  Wood  spärlich,  ^)  ebenso  in  Elbetümpeln 
bei  Bfeh  nächst  Pfelouc  auch  in  der  typischen  Form,  bei  Kostomlat  var.  ß,  in  Sümpfen 
bei  Slatinan  nächst  Chotzen  in  beiden  Formen!  in  kleineu  Wasserbehältern  in  einem 
Gewächshause  des  k.  k.  botan.  Gartens  am  Smichow  1886  reichlich.  ^) 


XII.  Familie.  Ulvaceae. 
100.    Gattung.    Protodenna  Ktz. 

Thallus  häutig-krustenförmig,  mohnkorn-  bis  linsengross,  oft  von  unregelmässiger 
Form,  flach  ausgebreitet,  meist  schlüpferig,  von  hell-  oder  gelblichgrüner  Farbe,  aus  mehreren 
(am  Rande  oft  nur  aus  einer)  Zellschichten  zusammengesetzt,  am  Substrate  fest  haftend, 
aus  dicht  gedrängten,  zu  einer  Zellfläche  verwachsenen,  verzw^eigten  meist  strahlig  ange- 
ordneten Fäden  gebildet, 

Fortpflanzung  agam,  durch  bewegliche  und  unbewegliche  Gonidien,  welche  durch 
Theilung  einzelner  veget.  Zellen  in  4  bis  8,  seltener  16  Tochterzellen  entstehen  und  durch 


'j  Dieser  Standort,  an  welchem  vom  Verf.  zuerst  zwei  seltene,  bisher  soviel  ihm  bekannt 
blos  aus  Amerika  bekannte  Süsswasseralgen  in  von  ihrer  typischen  (amerikanischen)  Form  wenig 
verschiedenen  Varietäten  nachgewiesen  wui'den,  ist  pflanzengeographisch   von  einigem   Interesse. 

^)  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Fascikeln  der  Algae  exs.  Prof.  Dr.  Wit- 
trock's  und  Dr.  Nordstedt's  raitgetheilt  werden.  Sie  kommt  hier  tlieils  mit  Azolla  caroliniana  gesellig 
vor  (ist  möglicherweise  mit  dieser  nach  Prag  verschleppt  worden),  theils  ist  sie  jedoch  auch  unter 
den  aus  Böhmen  stammenden  Wasserpflanzen  zerstreut. 


Prasiola. 


225 


Auflösung  der  Mutterzellmembran  frei  werden.  Zoogonidion  mit  zwei  etwa  lV2iiial  so  als  die 
ganze  Zelle  langen  Cilien,  einem  kleinen  rotheu  Stigma  und  zwei  contractilen  Vacuolen 
am  hyalinen  Vorderende  versehen.  ^) 

Unter  Umsttänden,  welche  die  Trennung  der  Zellen  von  einander  und  die  Ver- 
schleimung der  Zellwände  veranlassen,  geht  Protoderma  auch  in  ein  Palraella  —  oder 
wenn  die  Zellwände  nicht  vergallerten  in  ein  Protocoecus-artiges  Stadium  über,  in  welchem 
es  auch  meist  überwintert. 

479.  P.  viride  Ktz.  Lager  zarthäutig,  hellgrün,  zuerst  rundlich,  später  von  un- 
regelmässiger Form.  Fäden  meist  nur  mit  kurzen  Seitenästcheu  zu  einem  fast  parenchy- 
matischen  Gewebe  locker  verwachsen;  blos  an  den 
Rändern  des  Thallus  bleiben  die  Endverzweigungen 
meist  frei.  An  älteren,  aus  mehreren  Zellschichten 
zusammengesetzten  Thallustheilen  sind  die  ziemlich 
grossen  rundlichen  Zellen  fast  Ulva-artig  angeordnet. 
Vcget.  Zellen  der  jüngeren  Theile  des  Lagers  meist 
länglich  cylindrisch  oder  keilenförmig,  seltener  fast 
kugelrund,  öfters  auch  von  unregelmässiger  Form, 
3  bis  6  /w  dick,  2  bis  3mal,  seltener  1  bis  2mal 
so  lang,  dünnwandig ;  die  Zellen  der  älteren  (mittle- 
ren) Thallustheile  sind  nicht  selten  6  bis  8,  seltener 
bis  12  {i  dick,  1  bis  2mal  so  lang,  kugelig,  oval, 
elliptisch  oder  leicht  gekrümmt,  dickwandig,  oft  mit 
an  beiden  Zellenden  ungleichraässig  verdickter  Mem- 
bran. An  einzelneu  keilförmigen  Zellen  wächst  die 
hyaline  Zellhaut  nicht  selten  in  einen  leicht  ge- 
krümmten, stielartigen,  meist  deutlich  geschichteten 
Fortsatz  aus.  Im  Innern  der  dünnwandigen  Zellen 
ist  je  ein  wandständiger,  plattenförmiger  Chlorophyll- 
träger, mehrere  kleine  Stärkekörnchen  oder  Öltröpf- 
chen  und  ein  Zellkern  enthalten;  in  den  dickwan- 
digen Zellen  scheint  der  feingekörnte  Zellinhalt  oft 
fast  gleichmässig  hell  chlorophyllgrün  gefärbt  zu 
sein.  Zoogonidien  kugelig  oder  eiförmig,  3  bis  3'5  ^ 
dick.  Unbewegliche  einzellige  Gonidien  eiförmig, 
elliptisch,  seltener  sphärisch,  2  bis  3  ;it  dick.  ^) 

Auf  Steinen  und  Hölzern  in  Quellen  und 
Bächen,  an  Einfassungen  von  schnell  fliessendem 
Wasser,  an  von  reinem  Wasser  bespülten  und  be- 
spritzten Steinen  etc.  in  Städten  (so  an  und  unter 
den  Pumpenröhren  etc.)  (1 — 12).  In  Prag  an  Ein- 
fassungen und  Steinen  unter  Pumpenröhreu  mehr- 
fach auch  im  Winter,  ebenso  in  Baumgarten,  im  gräfl.  Kinsky'schen  Garten  im  Teiche 
an  durch  vom  Felsen  herab  tröpfelndes  Wasser  stets  befeuchteten  Steinen ;  in  einem  Bache 
im  Libficer  Thal  gegenüber  Davle  und  bei  Trnova  an  der  Moldau! 


Fig.  123.  Protoderma  viride  Ktz.  Flä- 
clienansicM  eines  Bruchstückes  vom  vor- 
deren Theile  des  Lagers,  sehr  stark  vergr. 


15.  Gattung.  Prasiola  Ag. 

P.  crispa  (Lightf.)  Menegh.  In  Gross-Aupa  im  Riesengebirge ;  in  Alt-Paka  unter 
einem  Bahnviaducte  reichlich  mit  Ulothrix  parietiua! 


')  DIp  Cilien  gelang  es  mir  auch  ohne  Anwendung  von  Reagentien  an  Schwärmzellen 
nachzuweisen,  welche  sich  aus  im  Juni  1.  J.  gesammeltem  Materiale,  in  meinem  Laboratorium  schon 
am  ersten  Tage  in  der  Kultur  entwickelt  haben. 

^)  Mehr  über  diese  Alge  siehe  in  meinen  „Physiol.  u.  algol.  Studien",  p.  133  f. 

15 


226  TJlothrix. 


18.  Gattung.  Ulothi'ix  Ktz.  ampl.  (incl.  Schizogoiiiiim  Ktz.) 

U.  zonata  (Web.  et  Mohr.)  Ktz,  lu  der  Elbe  bei  Celakowic;  im  Goldbache  bei 
Podcblumi  nächst  Opocno  mehrfach;  in  Südböhmen  bei  Plana  nächst  Täbor,  Wodnian, 
Wittingau  (in  einer  Mühlschleusse),  bei  Prachatitz,  Winterberg  mehrfach  auch  var.  inae- 
qualis  (Ktz.)  Ebb.,  bei  Klöstcrle  nächst  Winterberg  auch  in  einer  Form,  mit  45  [i  dicken 
Fäden!  im  Riesengebirge  auch  auf  der  Weissen  Wiese,  kleinen  Sturmhaube  (Schröter, 
Jahresber.  d.  schles.  vat.  Ges.  188.3,  p.  183)!  in  Bächen  und  Wasserleitungen  im  unteren 
Dunkelthal,  im  Petzer  und  Grünbach  mehrfach! 

U.  tenuis  Ktz.  Meist  zeitlich  im  Frühjahre  auftretend;  in  der  Umgebung  von 
Prag  schon  Ende  März  1887  und  im  April  fast  in  allen  reinen  Bächen  des  silurischen 
Felsengebietes  gemein.  So  im  Bache  bei  Hlubocep,  im  Roztoker-Bache  bis  nach  Ounetic 
reichlich,  bei  Brnky,  Trnova,  Holubow,  bei  Dawle,  im  Libficer  Thal  gegenüber  Dawle, 
bei  St.  Kilian,  Stechowic  mehrfach;  in  der  Moldau  in  schnell  fliessendem  Wasser  stellen- 
weise (nur  im  Frühjahr)  häufig,  so  z.  B.  an  Pfählen  und  Steinen  unter  den  Mühlschleussen 
und  an  den  Prager  Moldauwehren  mehrfach,  auch  unter  dem  Vysehrader  Felsen  1887 ; 
in  Abflüssen  des  Brunnenwassers  an  einem  Brunnen  nächst  Pankrac,  in  Branik ;  bei  Mün- 
chengrätz,  Eisenbrod ;  im  Riesengebirge  an  der  Mühle  am  Olafsgrunde  in  Gross-Aupa ;  bei 
Plana  nächst  Täbor! 

U.  subtilis  Ktz.  In  der  Prager  Umgebung  mehrfach,  so  im  Särkathale  meist  b) 
und  g),  am  Wege  von  Roztok  nach  Ounetic  a),  in  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Korn- 
thore  b)  auch  als  var.  ß,  bei  Strasuic  b),  Stechowic  a);  bei  Ouwal,  Rican,  Bfezi;  Piciu 
nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Plana  nächst  Täbor  auch  g),  Wotic  und  Hefmanicky  auch  f), 
bei  Wittingau  in  Waldgräben  schon  im  April  reichlich  ^)  auch  e),  bei  Schewetin  nächst 
Veseli  a),  Kuschwarda  a),  e)  und  f);  bei  Falkenau  auch  f),  Osseg  b),  Niclasberg  und 
Moldau  im  Erzgebirge  meist  a)  und  e);  in  Elbetürapeln  bei  Celakowic  d),  Kostomlat, 
Pfelouc;  im  Quellwasser  bei  Vrutic  und  bei  Münchengrätz  g)  mehrfach  reichlich,  ebenso 
bei  Eisenbrod,  Sichrow,  Chotzen  auch  e),  Opocno;  im  Riesengebirge  bei  Siehdichfür, 
Harrachsdorf,  Seifenbach,  am  Mummelfall  nicht  selten ;  d)  auch  an  den  Steinigen  Wasser- 
fällen und  am  Mummelfall  nächst  Neuwelt,  im  unteren  Dunkelthale,  in  Sümpfen  bei  der 
Wiesenbaude  auch  e)  und  h)  auch  in  einer  Hormospora  mutabilis  Bröb.  ähnlichen  Form. 

480.  U.  oscillarina  Ktz.  Tab.  phycol.  I.  T.  88.  Fäden  zu  hellgrünen,  schleimigen 
Büscheln  'vereinigt.  Zellen  10  bis  12,  seltener  bis  14  (i  dick,  ^j^  bis  ^jmal  so  lang,  mit 
dünner,  leicht  verschleimender  Zellhaut. 

In  Wassergräben  mit  reinem  Wasser,  Aquarien  u.  ä.  (5 — 6).  So  in  einem  Wasser- 
graben oberhalb  Kuchelbad  nächst  Prag! 

U.  flaccida  Ktz.  In  der  Umgebung  von  Prag  häufig,  so  bei  Wolsan,  Vysocan, 
Satalka  nächst  Kunratic,  Jesenic,  Dawle,  Stechowic;  b)  bei  Selc  und  im  Särkathale;  bei 
Rewnic,  Lety,  Mnisek,  Dobfis,  Woznic,  Bradkowic  nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Plana  nächst 
Täbor,  Bfezi  nächst  ß,ican,  Sudomefic,  Hefmanicky,  Wodnian,  Strakonic,  Wolyn,  Winter- 
berg, Kuschwarda  auch  b),  Prachatitz,  Wallern,  Schewetin  nächst  Veseli,  Wittingau  auch 
b) ;  bei  Celakowic,  Kostomlat,  Wlkawa,  Laucin,  Pfelouc,  Pecek,  Kolin  auch  b),  Neu-Bydzow, 
Chotzen,  Opocno,  Sichrow,  Eisenbrod  b);  im  Riesengebirge  noch  bei  Neuwelt,  am  Olafs- 
grund in  Gross-Aupa,  an  Südabhängen  der  Schneekoppe  oberhalb  der  „Bergschmiede",  bei 
der  Wiesenbaude  an  feuchten  Brettern  auch  b) ;  bei  Swoleuowes  nächst  Schlan,  Jechnitz 
nächst  Rakonitz,  Kolleschowitz,  Podersam,  Petersburg,  Osseg,  Klostergrab,  Moldau  im  Erz- 
gebirge; bei  Falkenau,  Kaaden,  bei  Carlsbad  b)! 

var.  f)  fragilis  (Ktz.)  nob.  (C.  fragilis  Ktz.)  Tab.  phycol.  I.  T.  96.  Fäden  7  bis 
9*5  ^L  dick,  gelbgrün,  brüchig,  verworren,  oft  gekrümmt.  Zellen  '/j  bis  Imal  so  lang  als 
breit;  sonst  wie  die  typische  Form. 


')  Wird  von  diesem  Standorte   mit  Micro thamnion   Kützingianum  Näg.  in  den  nächsten 
Fascikeln  der  "NVittr.  u.  Nordst.  Algae  exs.  mitgetheilt  werden. 


..  . 


Stigeoolonlam.  227 


An  altem,  feuchtem  Holz  etc.  gelbgrüne  Überzüge  bildend  (6—10).  So  bei  St. 
Prokop  nächst  Prag! 

U.  radicans  Ktz.  Bei  Dobfis,  Harrachsdorf;  Kuschwarda! 

U.  parietina  (Vauch.)  Ktz.  In  der  Umgebung  von  Prag  hcäufig,  so  bei  Kuhstall, 
Vysocan,  in  Baunigarten  auch  b),  im  Särkathale  b);  bei  Celakowic,  Pfelouc,  Chotzen, 
Opocno,  Alt-Paka  auch  c),  Trautenau,  Neu-Bydzow;  im  Riesengebirge  noch  bei  Marschen- 
dorf, Gross-Aupa  auch  b),  bei  der  Wiesenbaude,  bei  Wurzelsdorf,  Neuwelt,  Harrachsdorf, 
Seifenbach ;  bei  Meder-Rochlitz,  Starkenbach;  bei  Swolenowes,  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Kol- 
leschowitz,  Woratschen,  Petersburg,  Podersam,  Osseg,  Klostergrab,  Niclasberg,  Moldau  im 
Erzgebirge;  bei  Kaaden,  Falkenau;  bei  Rican,  Bfezi,  Dobfis,  Mniisek,  Bradkowic  und  Picin 
nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Plana  nächst  Täbor,  Wotic  auch  b),  Wodnian,  Strakonic,  Sche- 
wetln  nächst  Veseli,  Volyn,  Winterberg,  Kuschwarda,  Wallern,  Prachatitz ! 

XJ.  varia  Ktz.  In  der  Prager  Umgebung  nicht  häufig,  so  im  Särkathale,  bei  Ho- 
stiwic,  Stechowic;  bei  Kostomlat,  Prelouc,  Pecek  nächst  Kolin,  Münchengrätz,  Neu-Bydzow, 
Chotzen,  Opocno,  Starkenbach,  Nieder-Rochlitz,  Wurzelsdorf,  Harrachsdorf,  Seifenbach ; 
bei  Kaaden,  Falkenau;  bei  Picin  und  Bradkowic  nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Plana  nächst 
Täbor,  Wittingau,  Schewetin  nächst  Veseli,  Wodnian,  Strakonitz,  Prachatitz,  Winterberg, 
Kuschwarda ! 

19.  Gattung.  Stigeoclonium  Ktz. 

S.  falklandicum  Ktz.  In  einem  kleinen  Wiesentümpel  am  Wege  von  Roztok  nach 
Ounetic,  bei  Woznic  nächst  Dobfis,  Sudomefic;  b)  bei  Seifenbach  im  Riesengebirge! 

S.  tenue  Ktz.  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  im  Särkathale  a)  und 
b),  in  Teichen  oberhalb  Kunratic  und  bei  Satalka  b),  bei  Holubow  nächst  Trnovä  an  der 
Moldau  b),  bei  Hostiwic  und  Okof  b) ;  bei  Celakowic  b) ;  f)  bei  Jeseuic  nächst  Kunratic 
auch  an  untergetauchten  Blättern  von  Lysimachia  nummularis,  auf  der  Rinde  längere  Zeit 
im  Wasser  liegender  Holzstämme  (an  Flössen)  in  den  Prager  Schwimmschulen  etc.  am 
Ufer  der  Moldau ;  bei  Dobfis,  Mnisek,  Plana  nächst  Täbor,  Bradkowic  und  Picin  nächst 
Pfibram  (bei  Picin  auch  b) ;  bei  Bfeznic,  Wodnian,  Strakonic,  Winterberg,  Wallern,  Pra- 
chatitz, Kuschwarda;  bei  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Podersam,  Kaaden,  Falkenau,  Osseg, 
Klostergrab,  Niclasberg,  Moldau;  bei  Eisenbrod  auch  b),  Sichrow,  Münchengrätz,  Vrutic, 
Neu-Bydzow,  Starkoc,  Chotzen,  Opocno,  Semechnic,  Pfelouc  b),  Kostomlat;  im  Riesenge- 
birge noch  bei  Wurzelsdorf,  Harrachsdorf,  an  den  Steinigen  Wasserfällen,  bei  Siehdichfür, 
Kaltenberg ! 

g)  hjnghyaecolimi  nob.  Raschen  endophytisch  im  Lager  der  Lyngbya  inundata 
u.  ä.  vegetireud,  klein,  aus  dicht  gedrängten,  reichlich  verzAveigten  Fäden  bestehend,  welche 
meist  von  den  Lyngbya-Fäden  dicht  umwickelt  sind.  Die  Zellen  der  Seitenästchen  am 
oberen  Ende  dieser  oft  mit  stumpf  abgerundeten  oder  kegelförmigen  Zellen  (ohne  farblose 
Haare),  die  fast  eben  so  dick    sind    wie    die   Basalzellen    der  Aestchen    (4  bis  5  ^  dick, 

II  bis  2mal  so  lang).  Die  Zellen  der  Hauptfäden  5  bis  7  |t*  dick,  1  bis  2mal  so  lang. 
Dauerzellen  kaum  grösser  als  die  veget.  Zellen,  mit  ölartig  glänzendem,  Hämatochrora 
enthaltendem  Inhalte  und  derber  Membran;  sonst  wie  die  typische  Form. 

An  im  Wasser  durch  das  ganze  oder  halbe  Jahr  liegenden  Holzbalken,  Holz- 
stämmcn  und  Flössen  in  der  Moldau  mehrfach,  vorzügl.  in  der  Schwimmschule  am  Smichow ! 

S.  longipilus  Ktz.  An  der  Smichower  Schwimmschule,  bei  Lety  nächst  Rewuic; 
Ouwal ;  bei  Veseli  und  Lomnic  in  Südböhmen !  bei  Neuhaus  (Studnicka  jun. !). 

var.  ß)  minus    nob.    Raschen    3    bis    5    mm   lang,    an    Schalen    des    Lymnaeus 

stagnalis  u.  ä.  festsitzend.    Zellen  der  Hauptfäden  4    bis  6  /t  dick,    2  bis  4mal    so  lang, 

mit  je  einem  bandförmigen,  in  der  Mitte    des  Zellluraens  liegenden  Chlorophore.     Neben- 

,  ästchen    zerstreut,    dünner   als    die   Hauptäste,    am    Ende    verjüngt    und    in    eine   hyaline 

Haarspitze    auslaufend.     An    niederliegenden,   kriechenden   Aestchen    (an  der  sog.  Stigeo- 

15* 


228 


ChaetonemSk  —  Chaebophora, 


clonium-SoWe)  sind  die  Zellen  meist  4  bis  9,  seltener  bis  12  /i  im  Durchm. ;    sonst  wie 
die  tyi)ische  Form. 

In  Tümpeln  und    Sümpfen  (6 — 11).    So   in    Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Cerhenic 
nächst  Kolin  und  zwischen  Veseli  und  Lomnic  in  Südböhmen ! 

S.  flagelliferum  Ktz.  In  Tümpeln    auf   der  Elbeinsel   bei  Celakowic  auch  b),  in 
Sümpfen  an  der  Staatsbahn  bei  Chotzen,  in  Teichen  bei  Podchlumi  nächst  Opocno ! 

S.  pygmaeum  nob.  Bei  Kowanic  nächst  Nimburg  und  bei  Neu-Bydzow  spärlich! 
101.  Gattung.   Chaetouema  Nowakow. 


Der  Thallus  dieser  endophytischen  Chlorophycee   besteht  aus    unregelmässig  ver- 
zweigten, meist  vereinzelt  im  gallertigen  Lager  anderer  Algen  vorkommenden,  gegliederten 

Fäden.  Aestchen  ausgespreitzt,  meist  recht- 
winkelig abstehend.  Veget.  Zellen  länglich 
cylindrisch,  oft  an  einer  Seite  nahe  am 
Scheitel  buckeiförmig  hervorgewölbt,  ein- 
körnig, mit  wandständigen,  je  ein  kugeliges 
Pyrenoid  einschliessenden  Chlorophoren, 
nicht  selten  ein,  seltener  mehrere  termi- 
nale oder  mediane  einseitswendige,  an  der 
Basis  etwas  angeschwollene,  hyaline  lange 
Borsten  tragend. 

Vermehrung  durch  Abgliederang  der 
Aeste  und  durch  ungeschlechtliche,  ei- 
förmige Zoogonidien,  welche  sich  in 
acropetaler  Folge  aus  den  angeschwol- 
lenen Gliedern  an  den  Enden  oder  in  der 
Mitte  der  Aeste  aus  deren  Gesammtinhalt- 
oder  nach  vorheriger  Zwei-  oder  Vierthei- 
lung derselben  ausbilden  und  mit  je  4 
Cilien  und  einem  rothen  Pigmeutfleck  ver- 
sehen sind. 


481.  Ch.  irreguläre  Nowakow.  Kir- 
chner, Die  micros.  Pflanzenwelt  1885,  T. 
1.  Fig.  14  setis  non  dclineatis!  Aestchen 
so  dick  wie  die  Hauptfäden.  Veget.  Zellen 
meist  9  bis  15,  seltener  nur  6  bis  9  ft 
dick,  2  bis  4mal  so  lang;  die  Borsten  an 
der  Basis  4  bis  5  /»  dick,  haarförmig,  oft 
gekrümmt.  Chromatophoren  hellgrün,  meist 


Fig.  124.   Chaetouema  irreguläre  Nowak,    Bruch- 
stück eines  verzweigten  Fadens  mit  zwei  Borsten, 
stark  vergr. 


mit  mehreren  grösseren  Stärkekörnern. 

Kommt  endophytisch  im  gallertigen  Lager  der  Schizochlamys,  Tetraspora,  Chae- 
tophora,  Gloeotrichia,  Coleochaete  pulvinata,  Batrachospermum  u.  ä.  vor.  (5 — 9).  So  in 
einem  Elbetümpel  bei  Kostomlat  im  Lager  der  Schizochlamys  gelatinosa  und  Gloeotrichia 
pisum  in  grösserer  Menge! 


20.  Gattung.  Chaetopliora  Schrank. 

Ch.  pisiformis  (Roth.)  Ag.  Bei  Celakowic  a.  E.,  Wrutic,  Chotzen,    Falkenau,  in 
einem  Waldbrunnen  bei  Kamenic  nächst  Eule! 

Ch.  elegans  (Roth.)  Ag.  In  der  Prager  Umgebung  mehrfach,  so  in  den  Teichen  ^ 
oberhalb  Kunratic  und  bei  Jesenic  a)  und  b),  in  Moldautümpeln  bei  Hodkowicka  auch  a), 


Draparnaldia  —  Conferva.  229 


in  Teichen  bei  Hostiwic,  ftican,  Teptin  nächst  Eule;  in  Elbetürapehi  bei  Kostomlat,  Pfe- 
louc  a)  und  b),  Celakowic;  im  Teiche  Podviiiak  bei  Böhm.  Brod,  bei  Cerhenic  nächst 
Kolin,  Neu-Bydzow,  Chotzen,  Semechnic  und  Podchlurai  nächst  Opocno ;  in  Südböhmen 
bei  Bystfic,  Plana,  in  den  Tümpeln  an  der  Luznic,  bei  Sudomefic,  Hefmanicky,  Woduian, 
Strakonic,  Schewetln  nächst  Veseli  a)  und  b),  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Veseli 
und  Lomnic,  bei  Kuscliwarda,  Bfeznic ;  bei  Kaaden,  Falkenau  ! 

Ch.  cornu  damae  (Roth.)  Ag.  Bei  Strakonic  in  Südböhmen,  bei  Slatinan  und 
Srub  nächst  Chotzen  mehrfach ! 

21.  Gattung.  Draparnaldia  Ag. 

D.  glomerata  (Vauch.)  Ag.  Bei  Harrachsdorf  und  bei  den  Keilbauden  im  Riesen- 
gebirge ;  in  Südböhmen  bei  Wittingau  b),  Neuhaus  (Studnicka  jun. !),  Veseli  b)  und  d), 
bei  Kuschwarda! 

D.  plumosa  (Vauch.)  Ag.  Am  Ufer  der  Luznic  bei  Plana  nächst  Täbor! 

23.  Gattung.  Conferva  L.  em.  Wille. 

C.  tenerrima  Ktz.  In  der  Prager  Umgebung  auch  im  Teiche  bei  Kuclielbad,  bei 
Dawle,  St.  Kilian,  Stechowic  an  der  Moldau,  bei  Lettek  und  Libsic  an  beiden  Ufern  der 
Moldau ;  bei  Radlic  nächst  Eule,  Mnisek,  Dobfis,  Picin  nächst  Pribram  auch  b) ;  bei 
Breznie,  Wodnian,  Strakonic,  Schewetin  nächst  Veseli  auch  b);  bei  Plana  nächst  Täbor, 
Wittingau  und  Winterberg  a)  und  b),  bei  Kuschwarda,  Wallern,  Prachatitz,  Sudomefic, 
Hefmanicky,  Rican;  bei  Osseg,  Klostergrab  unter  dem  Erzgebirge;  bei  Böhm.  Brod,  Ce- 
lakowic, Kostomlat,  Pfelouc,  Wrutic,  Münchengrätz,  Neu-Bydzow  a)  und  b),  Chotzen, 
Opocno,  Sichrow  nächst  Turnau ;  im  Riesengebirge  noch  in  Sümpfen  bei  der  Wiesenbaude 
und  im  Zähgrund! 

C.  floccosa  (Vauch.)  Ag.  In  der  Prager  Umgebung  zerstreut,  so  in  den  Teichen 
oberhalb  Kunratic  und  bei  Satalka,  im  Särkathale,  bei  Trnovä  an  der  Moldau,  Tfepsin 
nächst  Stechowic !  bei  Vsetat  auch  var.  /3,  Chotzen ;  im  Riesengebirge  bei  den  Keilbauden, 
in  Sümpfen  bei  der  Wiesenbaude,  bei  Siehdichfür  nächst  Harrachsdorf;  bei  Winterberg! 
bei  Neuhaus  (Studnicka  jun. !). 

C.  stagnorum  Ktz.  In  Südböhmen  bei  Sudomefic,  Schewetin  nächst  Veseli, 
Winterberg,  Kuschwarda ;  im  Riesengrunde,  bei  der  Wiesenbaude  und  am  Mummelfall  im 
Riesengebirge ! 

C.  ochracea  (Ktz.)  Wille.  In  Sümpfen  bei  Ouwal  nächst  Prag. 

482.  C.  pachyderma  Wille.  Om  Conf.  T.  1,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  427! 
Veget.  Zellen  9  bis  12  /*  dick,  1  bis  2mal  so  lang,  mit  dicker  Membran.  Dauerzellen 
(Akineten,  Hypuosporen)  entstehen  aus  einzelnen  veget.  Zellen  ohne  besonderen  Zeilbildungsakt. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen  selten  (6 — 9).  So  bei  Ouwal  nächst  Prag;  bei  Dux; 
bei  Lomnic  nächst  Wittingau;  in  Sümpfen  bei  der  Wiesenbaude  im  Riesengebirge! 

C.  bombycina  (Ag.)  Wille.  In  der  Prager  Umgebung  mehrfach,  so  bei  Vysocan 
a)  und  c),  Kuchelbad,  Hostiwic,  Okof,  Podmoran,  „V  mocidlech"  nächst  Vetrusic  an  die 
Moldau;  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  bei  Dobfis,  Mnisek,  Eule,  Hefmanicky,  Sudomefic, 
Plana  nächst  Täbor,  Schewetin  nächst  Veseli  a)  und  c),  bei  Veseli  auch  var.  y,  Strakonic, 
Winterberg,  Prachatitz,  Barau,  Wodnian,  Bfeznic,  Picin  und  Bradkowic  nächst  Pfibram! 
bei  Neuhaus  (Studnicka  jun. !) ;  bei  Böhm.  Brod,  Celakowic,  Kostomlat,  Pfelouc  auch  y, 
Vrutic  auch  b),  Münchengrätz  auch  b),  Sichrow  nächst  Turnau,  Trautenau,  Neu-Bydzow, 
Chotzen,  Opocno,  Starkenbach,  Nieder-Rochlitz ;  im  Riesengebirge  bei  Wurzelsdorf,  Har- 
rachsdorf, Siehdichfür,  Seifenbach,  im  Riesengrunde,  bei  den  Keilbauden,  im  Olafsgruude! 
am  Mittagstein  (Schröter,  1.  c.  p.  183);  bei  Kaaden,  Falkenau,  Osseg,  Klostergrab,  Ni- 
clasberg  auch  c),  Moldau  im  Erzgebirge! 


OQQ  Ehizooloniuna  —  Cladophora. 


C.  globulifera  Ktz.  Bei  Vysocan  nächst  Prag;  bei  Celakowic  und  Selcanky 
an  der  Elbe! 

C.  amoena  Ktz.  In  der  Umgebung  von  Prag  zerstreut,  so  bei  St.  Prokop  und 
im  sog.  Libusa-Badc  näcbst  Pankrac  spärlich ;  bei  Pfelouc  in  einem  Wasserkasten,  Vrutic, 
Münchcngrätz ;  bei  Sichrov  nächst  Turnau,  Trautenau;  im  Riesengebirge  in  reinen  Bächen, 
Wasserleitungen  etc.  sehr  verbreitet,  so  in  Marschendorf,  Duukelthal  hie  und  da,  in  den 
Zuflüssen  der  Aupe  von  Gross-Aupa  bis  zum  Riesengrunde  sehr  häufig  und  stellenweise 
massenhaft  (so  im  Olafsgrund,  Zähgrund,  Petzer,  Grünbach),  bei  Wurzelsdorf,  Siehdichfür, 
Seifenbach,  Kaltenberg;  bei  Osseg  unter  dem  Erzgebirge;  in  Südböhmen  bei  Hermanicky, 
Winterberg,  Kuschwarda ! 

24.  Gattung.  Rliizocloiiium  Ktz. 

R.  hieroglyphicum  (Ag.)  Ktz.  In  der  Umgebung  von  Prag  mehrfach,  so  am 
Ufer  des  Boticbaches  bei  Vrsowic  im  Nuslethal,  ebenso  am  Illuboceper  und  Roztoker 
Bache  meist  var.  ß  und  7,  auf  der  Smichower  Schwimmschule  a),  auf  feuchten  Felsen  bei 
Selc  gegenüber  Libsic  und  bei  Dolanky  an  der  Moldau,  bei  Stechowic;  bei  focan  und 
BfezI;  bei  Wodnian,  Strakonic,  Bfeznic,  Bradkowic  nächst  Pfibram;  bei  Vsetat  a),  Ne- 
ratowic,  Kostomlat,  Cerhenic  nächst  Kolin  b) ! 

R.  flutians  Ktz.  Im  Bache  bei  St.  Prokop  und  gegenüber  Libsic  an  der  Moldau ! 

25.  Gattung,  fladophora  Ktz. 

C.  fracta  (Vahl.)  Ktz.  In  der  Prager  Umgebung  häufig,  so  im  Nuslethal  in 
Teichen  und  Tümpeln  mehrfach,  in  Teichen  oberhalb  Kunratic,  bei  Wolsan,  Zäbehlic 
auch  c),  Jesenic,  am  sog.  Libusa-Bade  nächst  Pankrac  c),  im  Särkathale  c),  bei  Hodow 
nächst  Ouwal,  Hostiwic,  Okof,  Trnovä,  Dawle,  Hradistko,  Stechowic;  bei  Zampach  in 
Tümpeln  an  der  Säzawa,  in  Teichen  bei  Chotouh,  Teptln  und  Kamenic  nächst  Eule;  bei 
Böhm.  Brod,  Celakowic  und  Selcanky  a.  E.  c),  Kostomlat,  Pfelouc  a)  und  c) ;  bei  Vrutic, 
Vsetat,  Müuchengrätz,  Sichrov,  Starkoc,  Opocno,  Chotzen,  Neu-Bydzow,  Starkenbach;  bei 
Pecek,  Cerhenic  nächst  Kolin ;  bei  Kaaden,  Falkenau,  Jechnitz  nächst  Rakonitz,  Peters- 
burg, Podersam,  Osseg,  Klostergrab  unter  dem  Erzgebirge;  bei  ßewnic,  Dobfis,  Mnlsek, 
Woznic,  Bradkowic  und  Picin  nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Strakonic,  Wodnian,  Schewetin 
nächst  Veseli,  Prachatitz,  Sudomefic,  Heinnanicky  meist  c),  Bfezi  nächst  ;ftican ! 

C.  insignis  (Ag.)  Ktz.  Im  Teiche  bei  Vrsowic  nächst  Prag  b),  bei  Hodow  nächst 
Ouwal,  Dawle  an  der  Moldau;  Vlkava,  Kostomlat,  Trautenau;  bei  Rican;  Osseg  unter 
dem  Erzgebirge! 

C.  glomerata  (L.)  Ktz.  In  der  Prager  Umgebung  ziemlich  verbreitet,  so  im 
Boticbache  bei  Vrsowic,  in  Bächen  bei  Podhof,  Selc,  Brnky  gegenüber  Lettek  und  Libsic 
mehrfach,  bei  Dolanky,  Chwaterub,  Trnovä,  Davle,  Hradistko,  St.  Kilian,  Stechowic  an 
der  Moldau;  bei  Zampach,  Borek,  unterhalb  Tfepsin  und  bei  Dnespek  in  Bächen,  welche 
in  die  Sazawa  fliessen;  bei  Hostiwic,  Herrndorf,  Okof;  bei  Böhm.  Brod,  Celakowic  auch  in 
der  Elbe,  Kostomlat,  Pecek  nächst  Kolin,  Vsetat,  Vrutic,  Münchengrätz,  Chotzen,  Opocno, 
Podchlumi  nächst  Opocno,  Sichrow  nächst  Turnau,  in  der  Aupe  bei  Trautenau,  bei  Star- 
kenbach, Nieder-Rochlitz ;  bei  Dobfis,  Mnisek,  Bradkowic  nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Stra- 
konic, Wodnian,  Schewetin  nächst  Veseli,  Prachatitz,  Bfezi  nächst  focan;  bei  Jechnitz 
nächst  Rakonitz ,  Petersburg ,  Podersam ,  Osseg ,  Klostergrab !  Fehlt  in  höheren  Ge- 
birgsregionen. 

483.  C.  canalicularis  (Roth.)  Ktz.  Tab.  phycol.  IV.  T.  43.  a)  genuina  Rbh.  Lebhaft 
oder  bleich  grün,  3  bis  8  cm  lange,  meist  reichlich  verästelte  Büschel  bildend.  Fäden  an  den 
Enden  oft  büschelig  verzweigt,  mit  ziemlich  kurzen  pinselförmigen  Zweigbüscheln ;  Zellen  der 


Trentepohlia.  231 


Hauptäste  cylindrisch,  80  bis  120  ft  dick,  5  bis  8mal  so  lang,  die  der  Zweige  30  bis 
54  ft  dick,  meist  1^2  bis  3mal  so  laug,  öfters  angeschwollen,  eiförmig.  Zweige  mit  den 
Hauptästen  an  ihrer  Basis  verwachsen ;  Zellen  mit  dicker,  meist  deutlich  geschichteter, 
fast  farbloser  Membran  und  mit  zu  einer  losen  Spirale  angeordnetem  Chlorophyll;  sonst 
wie  C.  glomerata. 

b)  Kützingiana  (Grün.)  Rbh.  [C.  Kützingiana  Grün.,  C.  macrogonya  Ktz.  Tab. 
phycol.  IV.  T.  36]  Büscliel  meist  kaum  2  bis  5  cm.  lang,  Fäden  reiclilich  verästelt,  hell  oder 
gelblichgrün.  Zweige  an  der  Basis  oft  nur  wenig  mit  einander  verwachsen.  Zellen  der 
Zweige  etwa  40  bis  80  fi  dick,  5  bis  lOmal  so  lang,  mit  dicker  Membran.  Endzellen 
nicht  selten  angeschwollen,  nur  2  bis  3mal  so  lang  als  dick;  var.  ß)  tenuior  Rbli.  [C. 
Kotscliyana  Grün.]  Büschel  oft  4  bis  8  cm.  lang.  Fäden  sehr  dünn,  satt  grün,  mit  di- 
oder trichotom  verästelten  Zweigen.  Zellen  der  Zweige  meist  nur  20  bis  34  /t  dick, 
4  bis  lOmal  so  lang. 

In  Teichen,  Tümpeln  auf  untergetauchten  Pflanzenstengeln,  Holz,  auch  an  Mühl- 
rädern etc.  festgewachseu  (6 — 9).  So  (a)  bei  Celakowic  an  der  Elbe;  b)  im  Elbetümpel 
„Tounice"  bei  Gross-Wossek ! 

C.  declinata  Ktz.  In  der  Umgebung  von  Prag  in  Bächen  des  silurischen  Felseu- 
gebietes  nicht  selten,  so  bei  Podhof,  Selc,  Podmoräii  gegenüber  Libsic,  bei  St.  Prokop, 
Stechowic  an  der  Moldau;  im  Voborni-Bache  unterhalb  Tfepsln,  in  Bächen  bei  Zampach 
näclist  Eule  mehrfach;  im  Zähgrundwasser  im  Riesengebirge  spärlich! 

C.  sudetica  Ktz.  Auf  vom  Wasser  berieselten  Felswänden  bei  Podhof,  Selc,  in 
einer  Felsenkluft  gegenüber  Lettek  und  bei  Podmoräü  an  der  Moldau! 

26.  Gattung.  Trentepohlia,  Mart. 

T.  aurea  (L.)  Mart.  In  der  Prager  Umgebung  mehrfach,  so  in  einer  Felsenkluft 
bei  Selc,  an  Felsen  gegenüber  Lettek  spärlich,  ebenso  bei  St.  Kilian  und  Stechowic  an 
der  Moldau ;  an  Sandsteinen  an  kleinen  Staatsbahnviaducten  bei  Chotzen,  insb.  bei  Srub 
mehrfach  reichlich ;  im  Riesengebirge  ziemlich  verbreitet,  so  im  oberen  Marschendorfe,  im 
Olafsgrund,  bei  Petzer,  in  Grünbach,  am  Wege  vom  Petzer  zum  Riesengrunde,  bei  Seifen- 
bach nächst  Harrachsdorf! 

T.  abietina  (Flot.)  Wille.  In  Wäldern  bei  Sudomefic,  Prachatitz,  Winterberg  in 
Südböhmen;  im  Riesengebirge  nicht  selten,  so  bei  Neuwelt,  Harrachsdorf,  an  Steinigen 
Wasserfällen,  bei  Siehdichfür,  Seifenbach,  Marschendorf,  Olafsgrund,  bei  Petzer  und  Grün- 
bach mehrfach,  unter  dem  Zähbusch  u.  ä.,  in  Wäldern  bei  Opocno  spärlich! 

T.  odorata  (Lyngb.)  Wittr.  Bei  Brezuic  nächst  Pfibram  und  bei  Wittingau ! 

T.  lagenifera  (Hild.)  Wille.  In  Warmhäusern  des  H.  Bar.  Hruby-Jeleni  in  Roth- 
Pecek,  ebenso  in  Gewächshäusern  in  Opocno  und  Sichrow ;  auf  von  warmen  Dämpfen  be- 
feuchteter Erde  an  der  Mündung  des  Abzugsgrabens  unterhalb  der  Dampfsäge  bei  Kolin 
spärlich ! 

T.  umbrina  (Ktz.)  Bor.  In  der  Prager  Umgebung  mehrfach,  so  bei  Podhof,  Brnky, 
Ounetic  nächst  Roztok,  Lettek,  Libsic,  Dolanky,  Truovä,  Dawle,  Hradistko,  St.  Kilian, 
Stechowic  an  der  Moldau;  bei  Tfepsin,  Zampach,  Borek,  Chotoun,  Kamenic  nächst  Eule, 
bei  Dnespek;  bei  Hostiwic,  Herrndorf,  Okof;  bei  Böhm.  Brod,  Celakowic,  Kostomlat, 
Pfelouc,  Selcanky,  Cerheuic  und  Roth-Pecek  nächst  Kolin ;  bei  Vsetat,  Vrutic,  München- 
grätz,  Chotzen,  Opocno,  Sichrow  nächst  Turnau,  Neu-Bydzow,  Starkenbach;  bei  Wurzels- 
dorf, Neuwelt,  Harrachsdorf,  Seifenbach,  Kaltenberg,  Nieder-Rochlitz,  Marschendorf,  Gross- 
Aupa,  Petzer  im  Riesengebirge;  bei  Swolehowes  nächst  Schlau,  Podersam,  Postelberg, 
Petersburg,  Jechuitz,  Woratscheu,  KoUeschowitz  nächst  Rakonitz;  bei  Kaaden,  Falkenau, 
Osseg,  Klostergrab,  Niclasberg,  Moldau  im  Erzgebirge ;  bei  Rewuic,  Mni.sek,  Dobfis,  Brad- 
kowic  und  Picin  nächst  Pfibram,  Bfeznic,  Strakonic,  Wiuterberg,  Kuschwarda,  Wallern, 
Eleonoreuhain,  Prachatitz,  Wodnian,  Schewetiu  nächst  Veseli,  Hefmanicky,  Sudomefic, 
Plauä  nächst  Täbor,  ßican,  Bfezi ! 


232  Chlorotylium.  —  Iklicrothainiiion. 


T.  uncinata  (Gobi.)  nob.  Bei  Harrach sdorf)  melirfach,  am  Wege  zum  Mummel- 
fall ;  bei  Moldau    im    Erzgebirge    spärlich    und    in    kümmerlich    entwickelten  Exemplaren ! 

T.  iolithus  (L.)  Wittr.  An  Grenzsteinen  bei  Moldau  im  Erzgebirge  spärlich ;  im 
Riesengebirge  im  Olafsgrund  bei  Gross-Aupa,  Petzer,  Grünbach,  Zähgrund,  am  Wege  von 
Petzer  zum  Riesengrunde,  im  Aupegrund,  am  Kamme  bei  der  Riesenbaude  etc.  zerstreut, 
bei  Ilarrachsdorf,  Neuwelt,  am  Mummelfall,  Steinigen  Wasserfällen,  Seifenbach  häufig  ver- 
breitet, bis  nach  Wurzelsdorf  und  stellenweise  noch  tiefer  (auf  der  Strasse  nach  N.-Rochlitz) 
auftretend ;  im  Böhmervvalde  an  Felsen  und  Felsblöcken  bei  Kuschwarda  bis  an  die  Grenze 
zerstreut,  an  Meilensteinen  bei  Ober-Moldau !  in  der  Nähe  des  Seeförsters  bei  Eisenstein 
[Willkomm,  Der  Böhmerwald,  p.  75]. 

T.  Willeana  nob.  Im  Wolsaner  Teiche  nächst  Prag  und  bei  Strakonic  in  Süd- 
böhmen spärlich ! 

484.  T.  Reinschii  nob.  (Chroolepus  sp.  P.  Reinsch,  Contrib.  Chloropliylloph.yc. 
Tab.  6.  Fig.  4).  Bildet  kleine,  etwa  30 — 90  (i  breite,  epiphytiscbe,  verzweigte  Raschen. 
Fäden  dicht  gedrängt,  öfters  theilweise  radial  verlaufend.  Veget.  Zellen  fast  so  lang  wie 
breit,  2  bis  4  ^  dick,  mit  gelblicligrünen  Chromatophoren. 

Auf  Blattoberfläche  von  Wassermoosen,  an  untergetauchten  Blättern  etc.  (7 — 10). 
So  in  den  Salzwassersümpfen  bei  Ouzic  nächst  Kralup  auf  im  Wasser  liegend  en  Blättern 
von  Samolus  Valerandi  (auch  noch  an  im  Zimmer  kultivirten  Exemplaren) ! 

485.  T.  de  Baryana  (Rbh.)  Wille.  [Gongrosira  de  Baryana  Rbh.]  Rbh.  Alg.  exs. 
No.  223 !  Om  slägten  Gongrosira  T.  1.  Lager  scheibenförmig,  schmutzig  oder  lebhaft 
grün,  unregelmässig  ausgebreitet.  Fäden  stark  verzweigt,  niederliegend,  einer  borstenlosen 
Coleochaete  irregularis  Pringsh.  nicht  unähnlich.  Veget.  Zellen  von  verschiedener  Form 
15  bis  30,  seltener  bis  40  ^  dick,  1  bis  2^2 mal  so  lang,  mit  chlorophyllgrünen,  wand- 
ständigen Chromatophoren  und  einem  Zellkern.  Zellhaut  anfangs  dünn,  später  (im  Herbste) 
verdickt  und  deutlich  geschichtet.  Endzellen  der  Aeste  schwellen  oft  bis  zur  Kugelform 
an  und  aus  ihrem  Inhalte  bildet  sich  je  eine  orangefarbige  Ruhezelle  aus.  Schwärmzellen 
meist  zu  16  und  mehr  in  einem  Gonidangium  entstehend,  zweiwimperig ;  Wimpern  2  %ma\ 
so  lang  wie  die  ganze  Zelle.  Ruhezellen  (Akineten)  bis  50  ft  im  Durclim. 

An  Paludina  vivipara,  Planorbis  corneus  u.  ä.,  seltener  auch  auf  untergetauchtem 
Holz,  Wurzeln,  Steinen,  im  Schleime  von  Gloeotrichia-Colonien  etc. ;  in  stehenden  Gewässern, 
Teichen,  Tümpeln  u.  ä.  (5 — 11).  So  im  Teiche  „u  Dubu"  bei  der  Generalka  im  Särka- 
thale  an  Paludina,  an  Lymnaeus  stagnalis  bei  Pecek  nächst  Kolin,  ebenso  bei  Celakowic, 
Kostomlat,  Pf elouc  und  Neratowic  an  der  Elbe ;  bei  Neu-Bydzow ;  in  Teichen  bei  Chotzeu, 
Opocno;  bei  Bystfic,  Dobfis,  Strakonic  in  Südböhmen! 

27.  Gattung.   Chlorotylium  Ktz. 

Ch.  cataractarum  Ktz.  In  der  Umgebung  von  Prag  in  reinen  Bächen  des  silu- 
rischen Felsengebietes  nicht  selten  und  stellenweise  sehr  reichlich,  so  bei  Brnky  gegenüber 
Lettek  spärlich,  „V  moeidlech"  gegenüber  Podmorän  im  J.  188G  massenhaft,'*)  bei  Do- 
lanky  spärlich;  im  Voborni-Baclie  unterhalb  Tfepsiu  bis  zu  dessen  Mündung  in  die  Sa- 
zawa  massenhaft;  im  Bache  vor  Tuchoraz  nächst  Böhm.  Brod,  bei  Kolleschowitz  nächst 
Rakonitz ;  in  einem  Bächlein  bei  Kostomlat ;  bei  Trautenau !  scheint  im  höherem  Gebirge 
gänzlich  zu  fehlen. 

28.  Gattung.  Microthamnion  Näg. 

M.  Kützingianum  Näg.  In  der  Prager  Umgebung  zerstreut,  so  in  Moldautürapeln 
bei  Hodkowicka,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Ouwal;    bei  Falkenau;   in   Südböhmen  bei 


*)  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Fascikeln  der  Algae  exs.  des  H.  Prof. 
Dr.  Wittrock's  und  Dr.  Nordstedt's  vertheilt  werden. 

^)  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Centurien  der  Flora  austro-hung.  exs.  des 
H.  Hofrathes  R.  v.  Kerner  mitgetheilt  werden. 


"STauoheria.  233 


Plana  nächst  Täbor,  in  Waldsümpfen  bei  Wittingau  sclion  Anfangs  April  reichlich,  ')  el)enso 
bei  Wotic,  Yeseli,  Prachatitz ! 

29.  Gattung.  Vaiieheria  D.  C. 

V.  sessilis  (Vauch.)  D.  C.  In  der  Umgebung  von  Prag  nicht  selten,  so  bei  Vy- 
socan  a)  und  b),  Podhof,  Brnky,  Libsic,  „V  mocidlech"  gegenüber  Podmoräh,  bei  Trnovä, 
Davle,  Stechowic  an  der  Moldau,  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  Hostiwic,  Herrndorf,  Okof; 
am  Rande  der  Salzwassersümpfe  bei  Ouzic  nächst  Kralup  im  April  1887  reichlich;  bei 
Doubrawic,  Dnespek,  Zampach,  Eule  an  der  Säzawa ;  bei  Dobris,  Mnisek,  Woznic,  Rewnic ; 
bei  Swolehowes  nächst  Schlau,  Kolleschowitz,  Jechnitz,  Petersburg,  Podersam,  Kaaden, 
Falkenau,  Osseg,  Klostergrab,  Niclasberg;  bei  fiican,  Bfezi,  Plana  nächst  Täbor,  Sudo- 
mefic,  Hefmanicky,  Schewetin  nächst  Veseli,  Strakonic,  Wodnian,  Winterberg,  Kuschwarda, 
Prachatitz ;  bei  Bfeznic,  Picin  nächst  PHbram ;  bei  Celakowic  a.  E.  a)  und  b),  Kostomlat, 
Pfelouc;  bei  Roth-Pecek,  Böhm.  Brod;  bei  Kolin  auch  am  Rande  des  warmes  Wasser 
führenden  Wassergrabens  unterhalb  der  Dampfsäge,  bei  Vsetat,  Vrutic,  Münchengrätz, 
Sichrov,  Chotzen,  Opocno  mehrfach,  Starkenbach,  Nieder-Rochlitz ;  im  Riesengebirge  bei 
Gross-Aupa,  im  Riesengrunde  bei  Seifenbach;  bei  Neu-Bydzow,  Ouwal! 

c)  pachyderma  (Walz.)  nob.  [Vaucheria  pachyderma  Walz.  Beitr.  z.  Moi'ph.  u. 
Syst.  d.  Gatt.  Vaucheria,  T.  12.]  Auf  feuchter  Erde.  Fäden  meist  30  bis  60  (i  dick, 
Oogonien  und  Antheridien  einzeln  oder  je  1  Antheridium  zwischen  2  Oogonien,  diese 
letzteren  kugelförmig  oder  elliptisch,  seltener  schief  eiförmig,  kurz  geschnäbelt,  mit  fein 
getüpfelter  Membran.  Antheridien  am  Ende  eines  hakenförmig  gekrümmten  kurzen  Seiten- 
ästchens,  am  oberen  Ende  verdünnt,  etwa  20  fi  breit.  Oosporen  etwa  60  bis  70  fi  im 
Durchm.,  mit  mehrschichtiger,  bis  5  oder  6  fi  dicker  Membran,  die  inneren  Schichten 
(oft  4)  sind  von  den  äusseren  (3)  durch  einen  Zwischenraum  getrennt.  Die  mittleren 
Schichten  der  Oosporenmembran  glänzend ;  sonst  wie  b).  '^) 

Auf  feuchter  Erde  in  Blumentöpfen  in  Warmhäusern  (1 — 12)  und  in  der  freien 
Natur  zwischen  Moosen  in  Wäldern  (5 — 8).  So  an  Blumentöpfen  im  k.  k.  botan. 
Garten  am  Smichow! 

V.  geminata  Vauch.  Walz.  1.  c.  T.  12.  Bei  Celakowic  an  der  Elbe,  bei  Opocno; 
im  Riesengebirge  bei  Dunkelthal! 

var.  y)  verticillata  (Ktz.)  Rbh.  [V.  verticillata  Ktz.  Tab.  phycol.  VI.  T.  64]. 
Fructif.  Fäden  gelblichgrün,  bis  über  90  ft  dick;  Oogonien  zu  mehreren,  meist  zu  5  an 
dünnen  Zweigchen  quirlartig  angeordnet,  eiförmig,  bis  fast  kugelrund,  60  bis  70  f*  im 
Durchm. ;  sonst  wie  die  typische  Form. 

var.  d)  rivularis  nob.  Veget.  Fäden  50  bis  75  ft  dick  (Geschlechtsorgane  tra- 
gende Fäden  dünner),  zu  saft  oder  schmutzig-  bis  schwärzlichgrünen,  im  Wasser  fluthenden 
oder  aus  dem  Wasser  hervorragenden  und  bündelweise  gehäuften  (die  Bündel  meist  karamartig 
getheilt)  Raschen  dicht  verflochten.  Oogonien  meist  einzeln,  100  bis  105  ft  breit,  ebenso 
oder  bis  135  ^i  lang.  Antheridien  am  hornförmig  gekrümmten  Theile  etwa  30  bis  45  /i 
dick ;  sonst  wie  die  typische  Form. 

Var.  d  in  Bergbächeu,  so  in  Bächen  des  silurischen  Felsengebietes  nicht  selten; 
bei  Sek,  Roztok,  Brnky,  im  Hluboceper  Bache,  bei  St.  Prokop,  Kuchelbad,  Davle,  Vo- 
borni-Bach  unterhalb  Tfepsin  u.  a.,  var.  y  bisher  nur  im  still  stehenden  Wasser,  im 
Bache  bei  Libfic  gegenüber  Davle,  im  Juli  fructificirend ! 

B.  Tiihuligerae  Walz.  /3)  Oogonien  ei-  oder  vogelkopfförmig  nicht  rund  (oder  fast 
rund)  wie  bei  V.  dichotoma  (L.)  Ag. 


')  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Fascikeln  der  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
vertheilt  werden. 

'^)  Die  von  P.  Reinsch  neulich  beschriebene  Vaucheria  orthocarpa,  an  welcher  von  Reinsch 
auch  eigenthümliche  gynandrische  Bildungen  nachgewiesen  wurden,  steht  dieser  Form  der  Y.  ses- 
silis am  nächsten. 


234  Botrydium. 


486.  V.  omithocephala  Ag.  non.  Hass.  (iucl.  V.  polysperma  Hass.,  V.  sericea 
Walz  1.  c.  T.  13,  vergl.  Nordstedt's  „Algolog.  Smasaker  1879,  p.  184  f.").  Bildet  blass 
bis  graulieb  gelbgrüne  oder  bräunliche,  auf  der  Wasseroberfläche  frei  schwimmende,  watten- 
artige oft  bis  1  oder  2  dm  breite  Rasen.  Fäden  dicht  verflocliten,  reichlich  verzweigt, 
18  bis  50  ft  dick,  dünnwandig  im  plasmatischen  Inhalte  fast  kugelige,  etwa  3  bis  5  /u 
dicke  Chlorophyllträger  enthaltend.  Fructif.  Aestchen  meist  rechtwinkelig  vom  Mutterfaden 
abstehend,  kaum  dünner  als  dieser.  Oogonien  meist  zu  2  bis  6  hinter  einander,  alle  auf 
derselben  Seite  des  Fadens,  schiefeifönnig  bis  vogelkopfartig  (an  einer  Seite  convex,  auf 
der  anderen  fast  gerade)  30  bis  45  f*  dick,  1^/2  bis  fast  2mal  so  lang,  an  dem  schnabel- 
förmig vorgezogenen  Vorderende  zur  Zeit  der  Befruchtung  mit  einem  am  Rande  öfters 
fein  gezähnten  Loclie  sich  öffnend,  kurz  gestielt  oder  sitzend.  Oosphären  eiförmig  bis  fast 
kugelig,  etwa  45  ^i  dick,  das  Oogonium  blos  im  unteren  und  mittleren  Theile  ausfüllend. 
Antheridien  meist  in  der  Nähe  der  Oogonien,  cylindrisch  oder  röhrenförmig  leicht  ge- 
krümmt, öfters  fast  wagerecht  niederliegend,  14  bis  24  ^  breit,  etwa  4mal  so  lang. 

In  Teichen,  Wassergräben  u.  ä.  (4 — 6),  schon  Ende  April  fructif.  So  in  dem 
kalklialtiges  Wasser  enthaltenden  Teiche  bei  der  gew.  Mühle  oberhalb  Kuchelbad  im 
J.  1887  massenhaft.^) 

C.  Anomalae  nob.  Antheridien  gerade,  am  Scheitel  dem  Handgriffe  eines  Krücken- 
stockes ähnlich,  apical,  mit  mehreren  Befruchtungstuben  versehen. 

487.  De  Baryana  Wor.  Bot.  Ztg.  1880.  T.  7.  Lager  polster-  oder  rasenartig, 
2  bis  6  und  mehr  cm  im  Längsdurchmesser,  von  hell-  oder  graugrüner  Farbe.  Thallus- 
fäden  meist  24  bis  40  seltener  mehr  ft,  dick,  spärlich  (seltener  reichlich)  unregelmässig 
verzweigt,  dünhäutig  mit  kleinen  etwa  3  fi  dicken,  ei-  oder  fast  kugelförmigen  Chlorophyll- 
körnchen und  spärlich  auftretenden  Öltröpfchen,  von  kohlensaurem  Kalk  oft  stark  incrustirt, 
nicht  selten  von  einer  continuirlichen  röhrenartigen,  grauen  oder  schmutzig-weisslichen 
Kalksinsterkruste  umgeben.  Fruchtäste  0"2  bis  0'3  mm.  lang,  aufrecht  stehend,  inhalts- 
reicher. Antheridien  am  oberen  Ende  dieser  Aeste,  Oogonien  seitlich  unter  den  Anthe- 
ridien an  besonderen  kurzen  Seitenästchen  gestielt,  meist  einzeln,  seltener  zu  zwei  oder 
drei.  Normal  entwickelte  Fruchtäste  tragen  je  1  Antheridium  und  1  Oogonium,  seltener 
sind  2  A.  und  1  0.  oder  1  A.  und  2  bis  3  0.  vorhanden.  Antheridien  fast  farblos 
gerade,  am  Scheitel  dem  Handgriffe  eines  Krückenstockes  ähnlich,  direct  der  sie  tragenden 
Thalluszelle  (ohne  Zwischenzelle)  aufsitzend,  zwei,  seltener  3-  bis  4-eckig,  an  den  Ecken 
zur  Reifezeit  mit  je  einer  Öffnung  versehen  (meist  mit  2,  seltener  3  oder  4  Öffnungen). 
Oogonien  gerade  aufrecht,  fast  kugelrund  mit  dunkelgrünem,  gekörntem,  viel  Öltröpfchen 
enthaltendem  Inhalte,  am  Scheitel  in  eine  kleine  farblose,  dem  Schnabel  anderer  Vaucherien 
entsprechende  warzenförmige  Papille  ausgezogen.  Reife  Oosporen  kugelig,  seltener  ge- 
schnäbelt, d.  h.  mit  einem  aus  der  Oogoniummündung  hervorragenden  kugeligen  Fortsatze 
versehen.     Prolification  der  Fruchtäste  nicht  selten. 

In  Bächen,  Wasserleitungen  u.  ä.  in  kalkhaltigem  Wasser,  meist  in  Gebirgs- 
regionen  (4 — 10),  im  April  und  Mai  fructif.  So  bei  Kuchelbad  nächst  Prag  in  Wasser- 
leitungsrinnen 1886  häufig,  1887  verschwunden,  in  einem  Felsenbrunnen  und  dessen  Abzugs- 
graben bei  St.  Prokop  nächst  Nova  Ves  1887  schon  im  April  mit  völlig  entwickelten 
Geschlechtsorganen !  ^) 

30.  Gattung.  Botrydium  Wallr. 

B.  granulatum  (L.)  Rostaf.  et.  Wor.  Bei  Trnova  und  Davle  an  der  Moldau ;  bei 
Celakowic  und  Selcanky  an  der  Elbe  mehrfach;  bei  Böhm.  Brod,  Kostomlat,  Pfelouc, 
mit  Protococcus  Coccoma;  bei  Chotzen,  Trautenau! 


')  AVird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Fascikeln  der  Wittr.  und  Nordst.  Algae 
exs.  und  der  Flora  austro-huug.  exs.  des  H.  Ilofrathes  R.  v.  Keruer  mitgetheilt  werden. 

*)  In  Sümpfen  bei  Chotzen  habe  ich  eine  der  Vaucberia  tuberosa  A.  Br.  [Kützing,  Tab. 
phycol.  VI,  T.  65.]  ähnliche  Yaucherie  in  sterilem  Zustande  gesammelt. 


Eudorina  —  Sorastrum.  235 


32.  Gattung.   Eudorina  Ehrb. 

E.  elegans  Elirb.  In  Elbetümpeln  bei  Kostoralat  und  Celakowic! 

.33.  Gattung.  Pandoi'iua  Bory. 

P.  morum  Bory.  Im  Teiolie  hinter  dem  Badhause  bei  Kuchelbad,  in  Elbetümpeln 
bei  Podebrad  und  Gross-Wossek  mehrfacli! 

35.  Gattung.  Goiiium  Müller. 
G.  sociale  (Duj.)  Warm.  Im  Teiche  bei  Jesenic  nächst  Kunratic  spärlich ! 

37.  Gattung.  Clilamydomoiias  Ebrb. 

Ch.  pulvisculus  (Müll.)  Ehrb.  In  der  Prager  Umgebung  nicht  selten,  so  im  Botic- 
bache  bei  Xusle  in  fast  still  stehendem  Wasser,  im  Wolsaner  Teiche  im  Mai  1887  das 
Wasser  grün  färbend,  in  Teichen  bei  Krc  und  Kunratic,  bei  St.  Prokop  unter  anderen 
Algen,  bei  Celakowic,  Gross-Wossek,  Pfelouc,  Chotzen! 

40.  Gattung.  Pediastrum  Meyen. 

P.  Boryanum  (Turp.)  Menegh.  In  Teichen  bei  Jesenic  nächst  Kunratic  auch  ß, 
in  Elbetümpeln  bei  Kostomlat,  Celakowic,  Gross-Wossek,  Pfelouc  auch  /3,  bei  Chotzen 
auch  /3,  Sichrow  nächst  Turnau! 

P.  duplex  Meyen.  Im  Boticbache  bei  Nusle  var.  ä.  In  Sümpfen  im  Libficer-Thale 
gegenüber  Davle  an  der  Moldau;  in  Elbetümpeln  bei  Celakowic  auch  i/,  Pfelouc,  Chotzen, 
mehrfach    auch  rj ! 

P.  tetras  (Ehrb.)  Ralfs.  Im  Teiche  in  dem  gräfl.  Kinsky'schen  Garten  am  Smi- 
chow ;  in  Elbetümpeln  bei  Celakowic !  bei  Neuhaus  (Studnicka  jun. !) 

P.  biradiatum  Meyen.  In  Elbetümpeln  bei  Pfelouc! 

41.  Gattung  Coelastrum  Näg. 

C.  Nägelii  Rbh.  Yar.  ß  in  Salzwassersümpfen  an  der  Staatsbahn  nächst  Chotzen, 
auch  in  bis  60  /z  im  Durchm.  grossen  Coenobien ! 

C.  microporum  Näg.  Im  Teiche  bei  Jesenic  nächst  Kunratic;  in  Elbetümpelu 
bei  Celakowic  und  Kostomlat;  bei  Chotzen! 

42.  Gattung.   Sorastrum  Ktz. 

S.  spinulosum  Näg.  Reinsch.  Algenfl.  p.  87,  T,  5.  In  Elbetürapeln  bei  Celakowic! 

var.  ß)  crassispinosum  (Reinsch?)  nob.  ^)  Zellen  breit  herzförmig,  6  bis  8  /t 
lang,  etwa  2mal  so  breit,  5  bis  6  fi  dick,  au  den  Ecken  in  je  zwei  4  bis  5  fi  lange, 
ziemlich  starke  hyaline  Borsten  auslaufend;  16zellige  Coenobien  oft  nur  30  bis  40  ^  im 
Durchm. ;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  torfigen  Sümpfen  zwischen  Lomnic  und  Veseli  unter  verschiedenen  Desmi- 
diaceen  im  Mai  1887  reichlich! 


^)  Diese  Varietät   des   S.  spinulosum   Näg.   steht   der   von  P.  Reinsch  in  dessen  Werke 
„Contributiones  etc."  p.  73,  T.  6,  Fig.  3  a)  abgebildeten  Form  am  nächsten. 


236  Soenedesmias  —  Tetraspora. 


43.  Gattung.  Scenedesmus  Meyen. 

S.  bijugatus  (Turp.)  Ktz.  In  der  Moldau  am  Smicliov  an  der  Rinde  der  Floss- 
liölzer  auch  var.  ß,  im  Teiche  Seberak  und  im  Teiclie  bei  Jesenic  nächst  Kunratic,  in 
Sümpfen  im  Libficer-Thale  gegenüber  Davle,  ebenso  bei  Ouwal  auch  var.  y ;  im  Teiche 
Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule ;  in  Elbetümpelu  bei  Celakowie,  Kostoralat,  Pfelouc ;  bei 
Chotzen  mehrfach,  Opocno,  Sichrow  nächst  Turnau ;  im  Riesengebirge  im  unteren  Dunkel- 
thale,  bei  der  Wieseubaude ! 

S.  quadricauda  (Turp.)  Br6b.  Bei  Nusle  auch  im  Boticbache,  bei  Hodkowicka 
auch  d,  im  Teiche  bei  Jesenic  nächst  Kunratic,  im  Libficer-Thale  gegenüber  Davle,  im 
Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule ;  bei  Böhm.  Brod,  in  Elbetümpeln  bei  Celakowie, 
Kostomlat,  Pfelouc;  bei  Chotzen,  in  Teichen  bei  Semechnic  und  Podchlumi  bei  Opocno 
mehrfach,  bei  Sichrow  nächst  Turnau! 

S.  obliquus  (Turp.)  Ktz.  In  Sümpfen  bei  Ouwal  auch  /3,  ebenso  im  Teiche  bei 
Jesenic  nächst  Kunratic;  in  Sümpfen  im  Libficer-Thale  gegenüber  Davle;  bei  Celakowie, 
Kostomlat,  Pfelouc;  in  Sümpfen  und  Teichen  bei  Chotzen  auch  ß  mehrfach,  bei  Sichrow 
nächst  Turnau! 

44.  Gattung.  Ophiocytium.  Näg. 

0.  cochleare  (Eichw.)  A.  Br.  In  Sümpfen  bei  Veseli  in  Südböhmen;  ebenso  im 
Riesengrunde  im  Riesengebirge! 

0.  parvulum  (Perty)  A.  Br.  In  Sümpfen  bei  Ouwal;  im  Teiche  Markwart  bei 
Teptin  nächst  Eule;  bei  Böhm.  Brod. ;  in  Elbetümpeln  bei  CelakoNvic,  Kostomlat,  Pfelouc; 
bei  Chotzen,  Opocno ;  im  Riesengebirge  in  einem  Tümpel  im  Olafsgrunde  bei  Gross-Aupa ! 

45.  Gattung.  Rhaphidium  Ktz. 

R.  polymorphum  Fresen.  Im  Boticbache  bei  Nusle,  im  Teiche  Seberak  und 
bei  Jesenic  nächst  Kunratic;  im  Wolsaner  Teich;  bei  Böhm.  Brod;  im  Elbetümpeln  bei 
Celakowie,  Kostomlat,  Pfelouc;  bei  Chotzen,  Opocno,  Sichrov  nächst  Turnau;  Veseli  in 
Südböhmen ;  im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  und  in  Tümpeln  an  der  Sazawa  bei  Zampach 
nächst  Eule! 

49.  Gattung.  Polyedriura  Näg. 

P.  trigonum  Näg.     In  Sümpfen  bei  Veseli  var.  y.  schon  im  Mai! 

51.  Gattung.  Cliaraciiiiu  A.  Br. 

Ch.  subulatum  A.  Br.  In  Elbetümpeln  bei  Celakowie,  Kostomlat,  Podebrad  und 
Pfelouc  meist  an  Oedogonien;  im  Teiche  Podvinak  bei  Bölim.  Brod;  in  Teichen  bei  Se- 
mechnic und  Podchlumi  nächst  Opocno  an  Cladophoren  und  Oedogonien ;  ebenso  in  kleineu 
Tümpeln  bei  Zampach  nächst  Eule,  Mencic  nächst  Sträncic! 

Ch.  Nägelii  A.  Br.  var.  ß)  malus  nob.  Ausgewachsene  Zellen  spindel-  oder 
keilförmig,  15  bis  24  ft  dick,  40  bis  130  |W  lang,  allmälig  in  das  farblose  Stielchen  aus- 
laufend; sonst  wie  die  typische  Form. 

Am  Rande  eines  kleinen  Dorfteiches  bei  Satalka  nächst  Kunratic  mit  Stigeo- 
clonium  tenue  reichlich! 

Ch.  ambiguum  Herm.   Bei  Celakowie  an  der  Elbe! 

Ch.  longipes  Rbh.  In  Elbetümpeln  bei  Kostomlat! 

55.  Gattung.  Tetraspora  Link. 

T.  gelatinosa  (Vauch.)  Desv.  Im  Teiche  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  in  Tümpeln 
an  der  Säzawa  bei  Zampach  nächst  Eule! 


Sohizoohlamys  —  Fleurooooous.  237 


56.  Gattung.  Schizoehlamys  A.  Br. 

S.  gelatinosa  A.  Br.  In  Elbetümpeln  bei  Kostomlat;  in  Sümpfen  bei  Slatinan 
nächst  Chotzen! 

57.  Gattung.  Palmodactylon  Nag. 

P.  varium  Näg.  In  Sümpfen  bei  Vesell  in  Südböhmen ;  im  Riesengebirge  in  tor- 
figen Sümpfen  bei  der  Wiesenbaude! 

58.  Gattung.  Geininella  Turp. 

G.  interrupta  (Turp.)  Lagerh.  In  Sümpfen  bei  Chotzen,  in  dem  der  Hormospora 
minor  Näg.  entsprechenden  Entwickelungsstadium ! 

59.  Gattung.  Staurogenia  (Morren)  Ktz. 

S.  rectangularis  (Näg.)  A.  Br.  Bei  Prag  im  sog.  Libusa-Bade  nächst  Pankrac; 
in  Elbetümpeln  bei  Celakowic  mit  4  bis  5  [i  dicken,  bis  10  jit  langen  Zellen,  die  mittlere 
Öffnung  zwischen  je  4  Zellen  meist  2  bis  3  fi  breit;  bei  Pfelouc! 


60.  Gattung.  Dictyosphaeriuin  Näg. 

D.  pulchellum  Wood.  In  Salzwassersümpfen  bei  Chotzen  unter  anderen  Algen 
spärlich ! 

62.  Gattung.  Oocystis  Näg. 

0.  Nägelii  A.  Br.  In  Salzwassersümpfen  bei  Chotzen  in  ähnlichen  Formen  wie 
bei  Ouzic  nächst  Kralup ;  in  Elbetümpeln  bei  Podebrad ! 

0.  solitaria  Wittr.  In  der  typischen  Form  in  Sümpfen  bei  Ouwal,  in  Teichen 
und  Sümpfen  bei  Wotic,  Chotzen,  Opocno,  in  Elbetümpeln  bei  Celakowic,  Pfelouc ;  im 
Riesengebirge  im  Riesengruude  auch  mit  einigen  orangerothen,  Ilämatochrom  enthaltenden 
Zellen;  var.  y  bei  Selc  nächst  Roztok,  an  feuchten  Felsen  an  der  Säzawa  bei  Zampach 
nächst  Eule  mehrfach! 

63.  Gattung.  Pleurococcus  Menegh. 

P.  vulgaris  (Grev.)  Menegh.  var.  ß).  Auch  bei  Chotzen,  Pfelouc,  Zampach  an 
der  Sazawa! 

P.  angulosus  (Corda)  Menegh,  In  Elbetümpeln  bei  Kostomlat,  Celakowic,  Pfelouc ; 
in  Teichen  bei  Chotzen,  Opocno ! 

var.  ß)  irregularis  nob.  Zellen  kugelig  oder  elliptisch,  nicht  selten  eckig,  etwa 
25  bis  30  ft  dick,  einzeln,  zu  2  bis  4,  seltener  mehrere  neben  einander  reihenweise  an- 
geordnet; Zellhaut  ziemlich  dick;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Tümpeln,  alten  Teichen  u.  ä.  (4 — 9).  So  in  Teichen  bei  Wotic,  bei  Plana 
nächst  Täbor;  in  Tümpeln  bei  Bf  eh  nächst  Pfelouc! 

P.  mucosus  (Ktz.)  Rbh.  Bei  Ouwal,  Pfelouc,  Podebrad,  Gross- Wossek,  Opocno, 
Sichrow  nächst  Turnau,  Trautenau! 


238  Q-loeooystis  —  XJrooooou.s. 


6-1.  Gattung.  Oloeocystis  Nag. 

G.  rupestris  (Lyngb.)  Rbh.  Im  Libficer-Thale  gegenüber  Davle ;  bei  Zarapach 
an  der  Sazawa;  im  Aupagrunde  im  Riesengebirge! 

G.  gigas  Ktz.  Lagrh.  Bei  Ouwal,  Kostomlat,  Celakowic,  Prelouc,  Chotzen;  im 
Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule! 

65.  Gattung.  Palmella  Lyngb. 

P.  stigeoclonii  Cienk.  In  einem  Bache  bei  Borek  nächst  Eule! 

P.  mucosa  Ktz.  Im  Rieseugrunde  bei  der  „Bergschmiede" ! 

P.  botryoides  Ktz.  In  Warmhäusern  bei  Sichrow  und  Opocno ;  bei  Böhm.  Brod, 
Pfelouc,  Chotzen;  im  Riesengebirge  in  Gross- Aupa,  bei  Petzer,  im  Zähgrunde;  bei  Zam- 
pach  und  Chotoun  nächst  Eule! 

P.  miniata  Leibl.  In  der  typischen  Form  an  einer  Pumpenröhre  in  Pfelouc; 
var.  ß  bei  Opocno,  an  Felsen  bei  Chotzen  ganz  rein  in  grösserer  Menge;  bei  Celakowic, 
im  Libficer-Thale  gegenüber  Davle,  auf  feuchten  Felsen  bei  Zampach  an  der  Sazawa 
mehrfach,  bei  Mencic  nächst  Sträncic! 

66.  Gattung.  Stichococcus  Näg. 

S.  bacillaris  Näg.  In  der  Prager  Umgebung  an  Holzbalken  in  der  Smichower 
Schwimmschule,  bei  Trnovä  auch  ß,  im  Libficer-Thale  gegenüber  Davle  auch  var.  s  zwi- 
schen feuchten  Moosen  an  Felsen ;  bei  Hradistko,  Tfepsin,  Zampach,  Chotoun,  Kamenic, 
Dnespek  an  der  Sazawa;  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  Böhm.  Brod,  Kostomlat,  Celakowic, 
Pfelouc,  Chotzen,  Opocno,  Sichrow  nächst  Turnau ;  im  Riesengebirge  bei  der  Wiesenbaude 
auch  var.  f,  bei  Petzer,  Gross-Aupa,  Marschendorf! 

67.  Gattung.  Inoderma  Ktz. 

I.  majus  Hansg.  Im  Riesengebirge  bei  der  Wiesenbaude  spärlich ! 

69.  Gattung.  Protococeus  Ag. 

P.  viridis  Ag.  var.  ß.  An  Sandsteinen  an  einem  Bahnviaducte  bei  Pfelouc, 
Chotzen,   Alt-Paka! 

P.  caldariorum  Mrg.    In  Warmhäusern    bei  Sichrow    und  Opocno    nicht  häufig! 

P.  infusionum  (Schrank)  Krch.  Im  Teiche  Seberak  und  bei  Jesenic  nächst  Kun- 
ratic,  bei  Hodow  nächst  Ouwal;  in  Tümpeln  an  der  Sazawa  bei  Zampach  nächst  Eule; 
bei  Böhm.  Brod,  Celakowic,  Pfelouc,  Chotzen,  Opocno ;  in  Südböhmen  bei  Lomnic  und  Veseli ! 

P.  botryoides  (Ktz.)  Krch. ')  In  Teichen  bei  Kunratic  nächst  Prag,  im  Teiche 
Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule! 

70.  Gattung.  Urococcus  (Hass.)  Ktz. 

U.  insignis  Hass.  Phycotheca  universalis  No.  82 !  Die  jugendlichen  Urococcus- 
Zellen  sind  nach  P.  Richter  (Hedwigia  1886,  6)  chlorophyllgrün  und  treten  im  Palmella- 


')  Im  schleimigen  Lager  der  Gloeotrichia-Arten  kommt  nicht  selten  eine  diesem  Proto- 
coceus ähnliche,  endophytisch  lebende  einzellige  Alge  vor,  deren  kugelige  oder  fast  kugelige  Zellen 
mit  der  öfters  ziemlich  weit  abstehenden,  farblosen,  gelblichen  oder  gelbbriumlichen  Membran  meist 
6  bis  10  fi  dick,  einzeln  zu  2,  4  bis  16  zu  etwa  30  bis  40  ju.  dicken,  fast  kugeligen  oder  unregel- 
mässig elliptischen  Familien  vereinigt  sind.  Zellinhalt  hell-  oder  gelblichgiün.  So  in  Teichen  bei 
Woticj  in  Elbetümpelu  bei  Kostomlat,  Podebrad,  Gross-Wossek! 


Daotylocooous  —  Zy-gnema.  239 


zustande  von  3  bis  5  /*  Diam.  auf.  Unter  den  kugeligen  Zellen,  die  sich  später  umhüllen 
und  durch  weitere  Theilungen  und  Hüllmembranen  zu  bis  14  fi  dicken  Familien  anwachsen, 
treten  auch  cylindrische,  3  bis  4  /*  dicke,  5  bis  6  ft  lange  Zellen  auf.  Erwachsene  grüne, 
wenig  umhüllte  Zellen  sind  20  bis  35  ^  im  Durchm.  und  zeigen  kugelige  Chromatophoren. 
Geschlechtliche  Differenzirung  und  Vermehrung  durch  zweiwimperige  Zoogonidien  scheint 
vorhanden  zu  sein.  ^) 

Im  Riesengebirge  nicht  selten,  so  am  Zähgrundwasser,  am  Kamme  bei  der 
Wiesenbaude,   am  Aupefall! 

73.  Gattung.  Dactylococcus  Näg. 

D.  caudatus  (Reinsch)  nob.  Bei  Zarapach  nächst  Eule,  Böhm.  Brod,  Pfelouc, 
Chotzen  auch  ß;  im  Riesengebirge  bei  der  Wiesenbaude,  in  Gross-Aupa! 

D.  rhaphidioides  nob.  Im  Libficer-Thale  gegenüber  Davle    an  der  Moldau! 

74.  Gattung.  Botryococcus  Ktz. 

B.  Braunii  Ktz.  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule;  in  Elbetümpeln 
bei  Celakowic  (spärlich),  Pfelouc,  bei  Slatinan  nächst  Chotzen,  in  Teichen  bei  Podchlumi 
nächst  Opocno ! 

75.  Gattung.  Mougeotia  (Ag.)  Wittr. 

M.  nummuloides  Hass.  In  einer  Form,  deren  Zellen  14  bis  16  fi  dick,  4  bis 
6mal  so  lang,  deren  kugelige  Zygoten  bis  34  ft  dick,  mit  braungelber  Mittelhaut  versehen 
waren  am  Aupefall  und  am  Zähgrundwasser  im  Riesengebirge! 

M.  parvula  Hass.  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule  spärlich,  in  Elbe- 
türapeln  bei  Celakowic,  Kostoralat,  Podebrad,  Gross-Wossek,  Pfelouc;  bei  Chotzen! 

M.  genuflexa  (Dillw.)  Ag.  Im  Teiche  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  Podwinak  nächst 
Böhm.  Brod  auch  d;  bei  Kamenic  nächst  Eule;  in  Elbetümpeln  bei  Celakowic,  Jifina, 
Selcanky,  Kostomlat,  Pfelouc  auch  ö;  bei  Chotzen  mehrfach  auch  d',  in  Teichen  bei  Se- 
mechnic  und  Podchlumi  nächst  Opocno ;  bei  Starkoc,  Alt-Paka ;  im  Riesengebirge  im  Olafs- 
grunde und  bei  den  Keilbauden  ! 

M.  corniculata  nob.  In  Salzwassersümpfen  an  der  Staatsbahn  bei  Chotzen  auch 
im  Lager  der  an  der  Wasseroberfläche  frei  schwimmenden  Form  der  Chroothece  Richteriana 
mit  reifen  Zygoten ! 

M.  viridis  (Ktz.)  Wittr.  Im  Riesengebirge  ziemlich  verbreitet,  so  in  Torfsümpfen 
am  Zähgruudwasser,  bei  der  Wiesenbaude,  am  Südabhange  der  Schneekoppe  bei  der 
„Bergschmiede",  im  Riesengrunde! 

76.  Gattung.  Zygnema  Ag. 

Z.  cruciatum  (Vauch.)  Ag.  Bei  Chotzen  spärlich! 

Z.  stellinum  (Vauch.)  Ag.  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule  b),  bei 
Hodow  nächst  Ouwal  b),  bei  Böhm.  Brod  a)  und  b),  in  Elbctümpcln  bei  Celakowic  a — d, 
Kostomlat  a- — c,  Pfelouc,  bei  Vlkawa,  Alt-Paka,  Starkoc,  bei  Chotzen  auch  a)  und  e), 
Opocno,  im  Rieseugebirge  im  unteren  Dunkelthal  b),  im  Riesengrunde  c),  Olafsgrunde, 
Zähgrunde,  bei  den  Keilbauden,  in  Sümpfen  an  der  Wiesenbaude  1 


1)  Mehr  darüber  in  P.  Richter's  „Bemerkungen  zu  einigen  in  Phycotheca  univ.  11.,   aus- 
gegebenen Algen". 


240  Spirogyra  —  Mesotaenium. 


Z.  pectinatum  (Vauch.)  Ag.  Im  Teiche  Podwinak  ncächst  Böhm.  Brod  a)  nicht 
häufig,  bei  Slatiiian  nächst  Chotzen  b),  im  Riesengrunde  d)! 

Z.  ericetorum  (Ktz.)  nob.  Im  Riesengebirge  am  Wege  von  Petzer  zum  Riesen- 
grunde und  in  diesem  selbst  mehrfach,  in  Torfsümpfen  am  Zähbusch  a)  und  b)  stellen- 
weise massenhaft,  am  Aupefall,  am  Südabhange  der  Schneekoppe,  am  Kamme  bei  der 
Wiesenbaude  bis  zur  Riesenbaude  auch  an  Fusswegen  nicht  selten  eingetrocknet  b),  bei 
den  Renner-  und  Keilbauden,  im  Olafsgrunde! 

77,  Gattung.  Spirogyra  Link. 

S.  communis  (Hass.)  Ktz.  In  Teichen  bei  Radlic  und  Kamenic  nächst  Eule,  im 
Libficer-Thale  gegenüber    Davle  b),    in   Elbetümpeln   bei  Celakowic,    Kostomlat,  Pfeloucl 

S.  porticalis  (Müll.)  Cleve.  Bei  Hodow  nächst  Ouwal,  Böhm.  Brod;  Tfepsin 
gegenüber  Stechowic,  bei  Opocno ;  im  Riesengebirge  im  Olafsgrunde,  Zähgrunde,  Riesen- 
grunde, am  Südabhange  der  Schneekoppe,  in  Sümpfen  bei  der  Wiesenbaude,  bei  den 
Keilbaudeu  meist  b)! 

S.  arcta  (Ag.)  Ktz.  Bei  Bozkow  nächst  Sträncic  d)! 

S.  varians  (Hass.)  Ktz.  Bei  Celakowic  au  der  Elbe! 

S.  irregularis  Näg.  Bei  Radlic  nächst  Eule! 

S.  rivularis  Rbh.  Bei  Tfepsin  gegenüber  Stechowic,  Bozkow  und  Mencic  nächst 
Sträncic,  Böhm.  Brod,  Kostomlat,  Nimburg,  Podebrad  und  Gross-Wossek  mehrfach,  Prelouc, 
Chotzen,  Podchlumi  nächst  Opocno  meist  ß ! 

S.  fluviatilis  Hilse.  Bei  Celakowic  und  Kostomlat  an  der  Elbe! 

S.  dubia  Ktz.  Bei  Tfepsin  gegenüber  Stechowic,  Bozkow  nächst  Sträncic,  Hodow 
nächst  Ouwal,  Böhm.  Brod,  Prelouc,  Gross-Wossek,  Opocno! 

S,  subaequa  Ktz.  Auch  in  den  Schanzgräben  von  Prag  hinter  dem  gew.  Kornthore ! 

S.  nitida  (Dillw.)  Link.  In  Teichen  oberhalb  Kunratic  und  bei  Satalka,  bei  Bozkow 
nächst  Sträncic,  Podebrad,  Gross-Wossek,  Pfelouc,  Chotzen,  Opocno,  Alt-Paka,  Sichrow 
nächst  Turnau! 

S.  crassa  Ktz.  In  Tümpeln  an  der  Sazawa  bei  Zampach  spärlich ;  in  Elbetümpeln 
bei  Kostomlat,  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek,  Pfelouc! 

S.  tenuissima  (Hass.)  Ktz.  Im  Libficer-Thale,  gegenüber  Davle  an  der  Moldau, 
bei  Böhm.  Brod,  Jankowic  nächst  Pfelouc,  Gross-Wossek  meist  a)! 

S,  inflata  (Yauch.)  Rbh.  Bei  Gross-Wossek,  Chotzen,  Opocno  mehrfach;  im 
Olafsgrunde  bei  Gross-Aupa  seitlich  copulirend! 

79.  Gattung.  Hyalotheca  Ehrb. 

H.  dissiliens  (Smith)  Breb.  In  Tümpeln  bei  Celakowic  a.  E.  spärlich ! 
H.  dubia  Ktz.  Bei  Celakowic  mit  der  vorigen ! 

81.  Gattimg.  Sphaerozosma  Corda. 

S.  excavatum  Ralfs.  Bei  Chotzen  spärlich! 

83.  Gattung.  Mesotaeuium  Näg. 

M.  micrococcum  (Ktz.)  Krch.  Bei  Kamenic  und  Zampach  nächst  Eule;  bei 
Kostomlat,  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek,  Opocno;  im  Riesengebirge  bei  Gross-Aupa, 
im  Petzer,  Riesengrunde,  am  Südabhange  der  Sclineckoppc,  am  Kamme  bei  der  Wiesen- 
baude, bei  den  Renner-  und  Keilbaudeu! 


Cyllndrocysbis  —  Olostermm.  241 


In  Südböhmen  bei  Kouopist  nächst  Beneschau,  bei  Beztahow,  Martinic  und  Ja- 
nowic  nächst  Wotic,  an  feuchten  Felsen  an  der  Luznic  bei  Täbor,  bei  Magdalena  und 
Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus;  bei  Cenkau  nächst  Zdic, 
Cimelic,  Putim  nächst  Pisek,  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau  und  Plass  nächst 
Pilsen,  Bistritz,  Neuern;  im  Böhmerwalde  bei  Eisenstein  häufig  verbreitet,  so  bei  der 
Pampferhütte,  am  Fallbaum,  am  Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee  mehrfach,  auch  an 
Waldwegen  mit  Zygogonium  ericetorum  in  einer  Form,  deren  länglich-cylindrische  (nach 
der  Theiluug  fast  elliptische),  an  beiden  Polen  abgerundete  Zellen  meist  nur  5  bis  9  /» 
breit,  10  bis  20  fi  lang  waren.   Bei  Kosof  nächst  Radotin,  Libric  mehrfach! 

M.  Braunii  D.  By,  Var.  ß)  Im  Libficer-Thale  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau; 
bei  Chotzen;  im  Riesengebirge  im  Zähgrunde;  bei  Neuern! 

M.  Endlicherianum  Näg.  Am  Fusse  des  Böhmerwaldes  bei  Neuern;  bei  Neu- 
Bistritz  nächst  Neuhaus ! 

85.  Gattung.  Cylindrocystis  Menegh. 

C.  Bröbissonii  Menegh.  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule  spärlich; 
bei  Martinic  nächst  Wotic ;  bei  Neu-Bistritz  im  Forellenteiche  und  in  Torfsümpfen  mehr- 
fach ;  im  Böhmerwalde  in  torfigen  Waldsümpfen  am  Wege  von  Deffernik  zum  Fallbaum, 
am  Lackasee  und  am  Wege  von  diesem  See  nach  Deffernik  mehrfach;  im  Riesengebirge 
am  Aupefall,  in  Torfsümpfen  am  Zähgrundwasser,  am  Südabhange  der  Schneekoppe,  bei 
der  Wiesenbaude! 

86.  Gattung.  Peniiim  Breb. 

P.  closterioides  Ralfs.  In  torfigen  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen,  bei 
Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofl  nächst 
Kardas-fiecic,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach;  bei  Deutschbrod;  im  Böhmer- 
walde in  Torfsümpfen  bei  Neu-Hurkenthal  und  am  Lackasee! 

488.  P.  nifescens  Cleve.  Bidrag.  T.  4.  Zellen  cylindrisch,  24  bis  30  (i  breit, 
54  bis  72  (i  lang,  in  der  Mitte  sehr  leicht  eingeschnürt,  an  den  Enden  abgerundet. 
Äussere  Zellhautschicht  röthlichbraun,  punctirt,  innere  farblos,  glatt. 

In  Torfsümpfen,  alten  Teichen  etc.  ziemlich  selten  (6 — 9).  So  bei  Neu-Bistritz  nächst 
Neuhaus,  in  Sümpfen  am  Rande  des  Teiches  Kardas  bei  Kardas-Recic,  bei  Chlumec  nächst 
Wittingau  unter  anderen  Desmidiaceen ! 

P.  navicula  Breb.  In  torfigen  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen,  bei  Tftic 
nächst  Neu-Straschitz ;  bei  Neuern ;  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau ;  bei 
Neu-Bistritz  mehrfach;  in  Sümpfen  am  Rande  des  Teiches  Kardas  und  bei  den  Teichen 
nächst  Zähofi  nächst  Kardas-Recic! 

P.  truncatum  Ralfs.  Am  Aupefall  im  Riesengebirge  spärlich! 

P.  digytus  (Ehrb.)  Breb.  In  Torfsümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz,  bei 
Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach;  im  Böhmerwalde  in  torfigen  Waldsümpfen  am 
Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee  und  an  diesem  See  mehrfach;  im  Riesengebirge  in 
Torfsümpfen  am  Zähgrundwasser! 

P.  lamellosum  Breb.  Bei  Deutschbrod! 

87.  Gattung.  Closterium  Mayen. 

C.  gracile  Breb.  In  torfigen  Waldsümpfen  bei  Plass  und  Nepomuk  nächst  Pilsen, 
bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz  auch  in  einer  Form,  deren  Zellhaut  in  der  Mitte  der 
Zellen  mit  5  deutlichen  Querstreifen  verziert  war;  in  Wassergräben  am  Tunnel  vor  Grün 
nächst  Neuern;  bei  Magdalena  nächst  Wittingau! 

16 


242 


Closterium. 


C.  obtusum  Br6b.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus;  im 
Riesengebirge  am  Aupefall! 

C.  lunula  (Müll.)  Nitzsch.  In  Torfsümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  bei 
Beztahow  nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli,  Magdalena  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz 
nächst  Neuhaus  mehrfach ;  am  Tunnel  vor  Grün  nächst  Neuern ! 

C.  acerosum  (Schrank)  Ehrb.  In  Sümpfen  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad 
und  an  der  Bahn  bei  Auf inowes,  in  kleinen  Sümpfen  im  Thale  bei  Sliwenec  nächst  Prag ; 
bei  Beztahow  nächst  Wotic,  in  torfigen  Sümpfen  bei  Mazic  nächst  Veseli,  bei  Neu-Bistritz 
nächst  Neuhaus! 

C.  striolatum  Ehrb.  Zellen  nach  Raciborski  244  bis  260  (i  lang,  Zygoten  55 
bis  59  ft  im  Durchm.  —  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule;  in  torfigen  Wald- 
sümpfen bei  Plass  nächst  Pilsen,  bei  Neuern;  am  Lackasee  nächst  Eisenstein;  bei  Magda- 
lena und  Chlumec  nächst  Wittingau  mehrfach ;  im  Forellenteiche  und  in  Torfsümpfen  bei 
Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach ;  bei  Deutschbrod ;  im  Riesengebirge  in  Torfsümpfen 
am  Zähgrundwasser  und  im  Riesengrunde! 

C.  lineatum  Ehrb.  In  torfigen  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen,  Neu-Bistritz 
nächst  Neuhaus,  am  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-ßecic ! 

C.  decorum  Breb.  In  Torfsümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz! 

C.  subtile  Breb.  In  Torfsümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus! 

C.  Dianae  Ehrb.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufinowes 
nächst  Prag,  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz,  Janowic  nächst  Wotic,  Magdalena  und  Chlumec 
nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz,  Deutschbrod;  var.  ß)  arcuatum  (Breb.)  Rbh.  (C.  arcu- 
atum  Breb.)  auch  in  der  von  Delponte  Desm.  p.  202  T,  17  beschriebenen  und  abgebil- 
deten Form,  deren  Zellen  14  bis  18  (nach  Lundell  bis  25)  fi  breit,  6  bis  12mal  so 
(meist  110  bis  216  ft)  lang,  deren  Zellhaut  deutlich  längs  gestreift  ist,  in  torfigen  Sümpfen 
bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus ! 

489.  C.  Jenneri  Ralfs.  Desm.  T.  28,  Delponte  Desm.  T.  17.  Wolle  Desm.  T.  7. 
Zellen  fast  mondförmig  gekrümmt,  14  bis  18  fi  dick,  6  bis  8,  nach  Delponte  bis  12mal 
so  (bis  etwa  250  /w)  lang,  nach  den  Enden  allmälig  verdünnt  und  daselbst  stumpf  abge- 
rundet. Zellhaut  glatt,  farblos.  Endvacuolen  deutlich. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern,  Teichen  etc.  (6 — 10).  So  in  einem  Tümpel 
unterhalb  Kosof  nächst  Radotin,  in  Torfsümpfen   am  Aupefall  im  Riesengebirge! 

C.  Venus  Ktz.  In  einem  Teiche  am  Walde  „Hül"  bei  Strakonic,  am  Lackasee 
nächst  Eisenstein! 

C.  parvulum  Näg.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufi- 
nowes nächst  Prag,  in  Elbetümpeln  bei  Kostomlat,  Gross-Wossek ;  bei  Chotzen,  in  Sümpfen 
an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz, 
Putim  nächst  Pisek,  Strakonic,  Nepomuk,  Neuern,  am  Teiche  bei  Deffernik  nächst  Eisen- 
stein; bei  Plass  nächst  Pilsen,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz 
nächst  Neuhaus,  Deutschbrod,  am  Teiche  Kardas  bei  Kardas-ßecic,  bei  Beztahow  und 
Janowic  nächst  Wotic! 

C.  Ehrenbergii  Menegh.  In  Sümpfen  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  bei  Janowic 
nächst  Wotic ! 

C.  moniliferum  (Bory)  Ehrb.  Var.  ß)  Bei  Prag  in  einem  Bassin  in  den  Chotek'- 
schen  Anlagen  am  Sandthor,  in  Sümpfen  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in 
Moldautümpeln  bei  Branik,  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufi- 
nowes; in  Elbetümpeln  bei  Kostomlat,  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek,  Pfelouc,  in 
Sümpfen  an  der  Bahn    zwischen  Vsetat   und  Bisic,    Bisic  und    Kojowic  ;    bei  Tftic  nächst 


Disphynotiuin.  243 


Neu-Straschitz,  Kfimic  und  Plass  nächst  Pilsen,  Nepomuk,  Strakouic,  Chlumec  und  Magda- 
lena nächst  Wittingau  mehrfach,  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Hecic, 
bei  Neu-Bistritz,  Deutschbrod ;  in  Teichen  bei  Mesic  und  bei  Zavadilka  nächst  Täbor,  bei 
Beztahow  und  Janowic  näclist  Wotic,  Konopist  nächst  Beneschau  (auch  in  der  typischen 
Form),  bei  Radlic  nächst  Eule  ! 

C.  rostratum  Ehrb.  Zellen  nach  Raciborski  auch  nur  16  (i  breit,  187  fi  lang; 
Zygoten  32  fi  breit,  52  (i  lang.  —  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag;  in  Torf- 
sümpfen bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  Deutschbrod,  Janowic 
nächst  Wotic;  in  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen;  im  Riesengrunde  und  bei  den 
Keilbauden  im  Riesengebirge! 

88.  Gattung.  Dysphinctium  Nägw^) 

1.  Sect.  Actinotaenium  Näg.  (Sphinctopenium  Gay),  a)  In  jeder  Zellhälfte  je  ein 
axiler  Chlorophyllträger  und  ein  Pyrenoid  (Ämylonkern). 

D.  curtum  (Breb.)  Reinsch.  Var.  y.  An  feuchten  Brettern  der  Wasserleitungen 
bei  Bistritz,  Neuern  und  Neu-Hurkenthal  nächst  Eisenstein  nicht  selten,  öfters  mit  Cos- 
marium  cruciatum ! 

D.  palangula  (Breb.)  nob.  Im  Riesengebirge  in  Torfsümpfen  am  Zähgrundwasser 
mehrfach,  im  Aupegrunde,  am  Südabhange  der  Schneekoppe,  im  Olafsgrunde! 

D.  cruciferum  (D.  By.)  nob.  In  Sümpfen  am  Dablicer  Berge  nächst  Prag,  im 
Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule,  bei  Putira  nächst  Pisek,  in  Sümpfen  am  Teiche 
Kardas  bei  Kardas-fi,ecic,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  Deutschbrod,  Pampferhütte 
bei  Eisenstein! 

490.  D.  globosum  (Bulnh.)  nob.  [Cosmarium  globosum  Bulnh.  Wolle  Desmid. 
T.  15,  49.]  Zellen  fast  biscuitförmig,  20  bis  24  ft  breit,  25  bis  33  ^  lang,  in  der  Mitte 
seicht,  fast  spitzwinkelig  eingeschnürt.  Zellhälften  kugelig  oder  mehr  weniger  niedergedrückt 
halbkugelig,  mit  glatter  oder  fein  punctirter  Membran  und  je  einem  hell-  oder  gelblich- 
grünem Chlorophore;  var.  ß)  minus  nob.  (incl.  Cosmarium  globosum  Bulnh.  in  Nordst. 
Desmid.  arctoae  p.  28,  T,  7  und  in  Wille's  Bidrag  til  Sydamer.  Algflora  p.  17,  T.  1.  Cos. 
moniliforme  Ralfs  var.  a)  in  Delponte  Desm.  p.  106,  T.  7.)  Zellen  14  bis  15'5,  seltener 
bis  18,  am  Isthmus  10  bis  12,  seltener  bis  15  fi  breit,  20  bis  25,  seltener  bis  28  fi 
lang,  15,  seltener  bis  16  fi  dick.  Zellhälften  in  der  Scheitelansicht  rund,  seltener  rundlich- 
elliptisch, sonst  wie  die  typische  Form.  ^) 

In  Sümpfen,  Wassergräben  etc.  (7 — 10).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Vsetat  und  Bisic  mit  Desmidium  Swartzii  var.  amblyodon  reichlich ! 

D.  Cucurbita  (Br6b.)  Reinsch.^)  In  Torfsümpfen  bei  Chlumec  nächst  Wittingau ; 
bei  Putim  nächst  Pisek,  Neuern  nächst  Eisenstein  ;  im  Riesengebirge  am  Aupefall  und  im 
Riesengrunde  mehrfach ! 

b)  In  jeder  Zellhälfte  je  zwei  neben  der  Axe  liegende  Chlorophore  und  Pyrenoide 
(Amylonkerne),  blos  bei  D.  connatum  var.  minus  meist  nur  je  1. 


•)  Da  einige  von  den  Dysphinctium-Arten  sich  den  Cosmarium-Formen,  andere  wieder 
der  Gatt.  Penium,  Docidium,  Tetmemorus  und  Euastrum  nähern,  so  ist  diese  Gattung,  von  welcher 
schon  Nägeli  (Einz.  Alg.  p.  109)  bemerkt,  „dass  sie  mehrere  Typen  vereinigt,  welche  aus  Mangel 
an  vollständigen  Untersuchungen  noch  nicht  als  selbständige  Gattungen  aufgestellt  werden  konnten" 
auch  in  phylogenetischer  Beziehung  von  einigem  Interesse. 

*)  Von  Cosmarium  moniliforme  unterscheidet  sich  diese  Dysphinctiura-Form  speciell 
durch  den  sehr  breiten  Isthmus.  Von  D.  (Cosmarium)  globosum  var.  subarctoum  Lagerh.  in  Wittr. 
et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  567!  durch  andere  Form   und  Dimensionen   der  Zellen   und  Zellhälften. 

")  P.  Reinsch  (Algenflora  p.  178)  vereinigte  mit  dieser  D.-Art  auch  1).  globosum  (Bulnh.) 
nob.  (Cosmarium  globosum  Bulnh.). 

16* 


244  Dooidiu.m. 


491.  D.  quadratum  (Ralfs  ex  p.)  nob.  [Cosmarium  quadratum  Ralfs  in  Lund. 
Desmid.  p.  47,  C.  cucumis  Corda  var.  quadratum  (Ralfs)  Jacobs.  Apere,  p.  199  F.  8. 
Fig.  22  a — d  rr  Cosmaridium  cucumis  (Corda)  Gay  var.  ß)  quadratum  Jacob,  in  diesem 
Prodromus  p.  190  u.  f.  ^)]  Zellen  länglicb-cylindrisch,  30  bis  34  (am  Istbmus  23  bis  24)  [i 
breit,  bis  etwa  28  (i  dick,  54  bis  64  (i  lang,  in  der  Mitte  seicht  eingeschnürt,  oberhalb 
der  Mitteleinschnürung  öfters  unmerklich  verengt,  am  Scheitel  stumpf  abgerundet,  so  dass 
die  je  z\Yei  Pyrenoide  enthaltenden  Zellhälften  im  Umrisse  nicht  selten  fast  quadratisch  sind. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  etc.  (6 — 10).  So  in  torfigen  Sümpfen  au  der 
Bahn  vor  Ouwal,  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag;  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau,  bei  Deutschbrod  mehi-fach! 

D.  connatum  (Breb.)  D.  By.  Var.  ß)  minus  Nordst.  (incl.  Cosmarium  sp.  in  P. 
Reinsch's  Contrib.  p.  82.  T.  12.  Fig.  4.)  In  torfigen  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Ouwal; 
im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule ;  in  Torfsümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec 
nächst  "Wittingau  mehrfach! 

2.  Sect.  Calocylindrus  Näg.  In  jeder  Zellhälfte  ein  oder  zwei  Chlorophore  und 
Pyrenoide. 

D.  annulatum  Näg.  ^)  In  Torfsümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wit- 
tingau, Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  Deutschbrod,  am  Lackasee  nächst  Eisenstein! 

D.  cylindrus  (Ehrenb.)  Näg.  In  Torfsümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus, 
Tftic  nächst  Neu-Straschitz  spärlich! 

D.  Ralfsii  (Ktz.)  nob.  ^)  In  torfigen  "Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen, 
Magdalena  nächst  Wittingau,  Neuern ! 

D.  notabile  (Bröb.)  nob.  Im  Riesengrunde  am  Riesengebirge! 

3.  Sect.  Tetmemoridium  nob.  In  jeder  Zellhälfte  je  ein  axiler  Chlorophyllträger 
und  Pyrenoid.  ■*) 

D.  pnsillum  nob.  An  feuchten  silurischen  Felsen  bei  Kosof  nächst  Radotin  und 
gegenüber  Lettek  an  der  Moldau  nicht  selten  mit  Oocystis  solitaria  var.  rupestris,  im 
Libficer-Thale  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau;  im  Riesengebirge  an  feuchten  Felsen 
etc.  nicht  selten,  so  im  Olafsgi'unde  und  im  Riesengrunde  mehrfach ;  auf  feuchten  Mauern 
an  einer  Mühle  bei  Wittingau  spärlich! 

89.  Gattung.  Docidium  Breb. 

D.  baculum  Breb.  In  torfigen  Gewässern  bei  Nepomuk  nächst  Pilsen,  Magdalena 
und  Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Deutschbrod! 

D.  minutum  Ralfs.  [Pleurotaenium  minutum  Delponte  Desmid.  p.  247],  dessen 
typische  (kürzere)  Form  a)  genuinum  Racib.  Desmid  T.  5  in  diesem  Werke  auf  p.  185 
als  Dysphinctium  minutum  (Cleve)  nob.  beschrieben  wurde,  kommt  auch  in  Torfsümpfeu 
bei  Magdalena  nächst  Wittingau  vor! 


*)  Durch  die  seichte  Mitteleinschnürnng  sowie  durch  die  Lage  und  Form  der  Chroma- 
tophoren  und  Pyrenoide  unterscheidet  sich  diese  D.-Form  wesentlich  von  Cosmaridium  cucumis, 
durch  die  Zahl  der  Chlorophyllträger  und  Form  der  Zellhälften  von  Dysphinctium  sinuosum  (Lund.) 
nob.  (Cosmarium  sinuosum  Lund.  Desmid.  p.  47,  Nordstedt  Desmid.  arctoae  p.  38). 

*)  Nach  Lundell  (Desmid.  p.  46)  und  nach  Nordstedt  (Desmidieae  arctoae  p.  30)  gehört 
diese  D.-Art  vielleicht  zur  Gatt.  Cosmaridium  Gay  1.  Sect.  Pleurotaeniopsis  Lund. 

')  Nach  Khchner  (Algen  p.  142)  ist  auch  diese  D.-Ai-t  mit  der  Gattung  Cosmaridium  Gay 
1.  Sect.  Pleurotaeniopsis  Lund.  zu  vereinigen. 

*)  Zu  dieser  Section  gehört  neben  Disphynctium  anceps  (Lund.)  nob.  rr  Cosmarium 
anceps  Lund.,  vielleicht  auch  Cosmarium  parvulum  Breb.  in  Nordstedt's  Desmid.  arctoae  p.  27, 
T.  7,  dessen  schmale  Seitenansicht  jedoch  mehr  der  eines  Euastrum  als  der  eines  Dysphinctium 
entspricht.  Von  Euastrum-Arten  nähert  sich  dieser  Section  Euastrum  angustatum  Gay  Conjug. 
p.  54  (incl.  E.  polare  Nordst.  Desmid.  Spetsb.  T.  7)  und  E.  binale  (Turp.)  Ralfs  var.  elobatum 
Lund.  Desmid.  T.  2,  Fig.  7,  dessen  schmale  Seitenansicht  einem  Cosmarium  vöUig  entspricht. 


Tetmemorus  —  Oosmaridium.  245 


90.   Tetmemorus  Ralfs. 

T.  Bröbissonii  (Meuegh.)  Ralfs.  In  Torfsümpfeu  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus 
mehrfach  ! 

T.  laevis  (Ktz.)  Ralfs.  In  torfigen  Gewässern  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz, 
Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach,  bei 
Deutschbrod;  im  Böhmerwalde  am  Lackasee;  im  Riesengrunde  und  am  Zähgrundwasser 
im  Riesengebirge! 

T.  minutus  D.  By.  In  Torfsümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus;  in  torfigen 
Sümpfen  am  Zähgrundwasser  und  bei  der  Wiesenbaude  im  Riesengebirge! 

91.  Gattung.  Pleurotaenium  Näg. 

P.  Ehrenbergii  (Ralfs.)  Delp.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn 
bei  Aufinowes  (spärlich)  nächst  Prag;  im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule;  in 
torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz,  Wolsan  und  Nepomuk  nächst  Pilsen, 
bei  Neuern,  am  Lackasee  nächst  Eisenstein,  Magdalena  nächst  Wittingau! 

P.  truncatum  (Breb.)  Näg.  In  torfigen  Sümpfen  im  Thiergarten  bei  Chlumec 
nächst  Wittingau,  bei  Deutschbrod ! 

P.  trabecula  (Ehrb.)  Näg.  Zellen  bis  .34  am  Isthmus  32  fi  breit,  244  bis  540  [i 
lang  (nach  Delponte).  —  In  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  in  Torf- 
sümpfen bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz;  in  Teichen  bei  Zähofi  nächst  Kardas-fiecic,  bei 
Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  in  torfigen  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst 
Pilsen  auch  in  27  bis  45  ^  dicken  Exemplaren,  deren  Membran  glatt,  seltener  rauh 
(jedoch  nicht  granulirt)  war ! 

C.  Gruppe  Incisae.  Der  Isthmus  stets  weniger  als  halb  oder  nur  halb  so  breit 
als  die  Zelle  in  ihrer  grössten  Breite,  mit  Ausnahme  der  in  der  Gattung  Cosmaridium 
Gay  1.  Sect.  Pleurotaeniopsis  (Lund.)  nob.  augeführten  Arten,  bei  welchen  die  Mittelein- 
schnürung, wie  bei  der  zweiten  Gruppe  (Constrictae)  immer  weniger  als  7«  des  halben 
Querdurchmessers  der  Zellen  (meist  nur  '/e  —  Vs  desselben)  beträgt^)  und  des  am  Isthmus 
ebenfalls  oft  etwas  breiteren  Cosmarium  holmiense  Lund.,  C.  tinctum  Ralfs  und  Cosma- 
ridium cucumis  (Corda)  Gay. 


92.  Gattung.  Cosmaridium  Gay. 

1.  Sect.  Pleurotaeniopsis  Lund.  exp.  Zellen  kurzcylindrisch  oder  fast  eiförmig, 
in  der  Mitte  seicht  durch  eine  nach  innen  abgerundete  Furche  eingeschnürt,  so  dass  der 
Isthmus  mehr  als  halb  so  breit  ist,  als  die  Zelle  in  ihrer  grössten  Breite.'^)  a)  Zellhaut 
glatt  oder  fein  punctirt.^) 


^)  Da  der  Verf.  die  beiden  eine  natürliche  Gattung  bildenden  Sectionen  nicht  als  zwei 
besondere  künstliche  Gattungen  von  einander  trennen  •wollte,  so  glaubt  er  um  Missverständnissen 
vorzubeugen,  auf  die  oben  hervorgehobenen  Ausnahmen  hier  besonders  aufmerksam  machen  zu  sollen. 

*)  Von  den  am  nächsten  stehenden  Pleurotaenium-Arten  unterscheiden  sich  die  in  dieser 
Section  angeführten  Cosmaridium-Formen  theils  durch  das  Fehlen  der  farblosen  Endvacuolen  mit 
tanzenden  Körnchen  theils  durch  ihre  kurzcyhndrische  Form.  Von  den  Dysphinctium-Arten  durch 
ihre  wandständigen,  bandförmigen  Ghromatophoren. 

^)  Zu  dieser  Gruppe  gehört  neben  C.  de  Baryi  auch  C.  turgidum  (Breb.)  nob.  [Cosmarium 
turgidum  Breb.  Pleurotaenium  turgidum  D.  By.  CalocyUndrus  turgidus  (Breb.)  Krch.  Dysphinctium 
turgidum  (Breb.)  Delp.]  und  Cosmarium  pseudoconnatum  Nordstedt  (Bidrag  til  syd.  Norges  Desmid. 
p.  24)  z=  Calocylindrus  pseudoconnatus  Nordst.  Wolle  Desmid.  p.  55. 


246 


Xanthidium. 


492.  C.  De  Baryi  (Arch.)  nob.  (Cosmarium  Debaryi  Arch.  Pleurotaenium  cosma- 
rioides  D.  By  Conj.  T.  5,  Nordstedt  Desmid.  arctoae  T.  7  non  Wolle  Desm.  T.  15.) 
Zellen  oblong,  50 — 54,  am  Isthmus  34  bis  39  ^  breit,  fast  zweimal  so  (etwa  100  bis 
112  (i)  lang,  47  bis  50  (i  dick,  an  den  Enden  flach  abgerundet  oder  fast  abgestutzt,  in 
der  Mitte  durch  eine  seichte  nach  innen  abgerundete  Furche  eingeschnürt,  mit  wandstän- 
digen, bandförmigen,  am  Rande  ausgezackten  Chlorophoren.  Zellhaut  glatt  oder  fein 
punctirt;  var. /3)  minus  nob.  Zellen  blos  40,  am  Isthmus  30/1*  breit,  90  bis  93  ^  lang; 
var,  y)  spetsbergense  Nordst.  Desm.  arct.  T,  7.  Zellen  64  bis  70,  am  Isthmus  42  bis 
47  II  breit,  123  bis  130  fi  lang,  etwa  57  [i  dick.  —  In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  etc. 
(ß — 10).  So  var.  ß)  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  unter  anderen  Desmi- 
diaceen  vereinzelt! b)  Zellhaut  mit  Warzen  besetzt.') 

493.  C.  striolatum  (Näg.)  nob.  (Dysphinctium  striolatum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  6. 
Cosmarium  striolatum  (Näg.)  Arch.  in  Luud.  Desm.  p.  53.).  Zellen  länglich.  64  bis  72, 
am  Isthmus  oft  nur  50  bis  55  ft  breit,  130  bis  146  ^  lang,  in  der  Mitte  mit  einer 
abgerundeten,  ^^q  der  Zellenbreite  betragenden  Furche.  Zellhälften  im  breiten  Längenprofil 
fast  oval,  an  den  Enden  halbkugelig  abgerundet.  Zellhaut  mit  Ausnahme  des  Isthmus 
dicht  mit  halbkugeligen  Warzen  besetzt  und  an  der  Fläche  gestreift,  Streifen  nach  dem 
Mittelpuucte  der  breiten  Seitenfläche  convergirend ;  var.  ß)  Cohnii  (Krch.)  nob.  (Calocy- 
lindrus  Cohnii  Krch.  Racib.  Desmid.  T.  1,  incl.  Dysphinctium  tessellatum  Delponte  Desm. 
T.  21).  Zellhälften  an  der  Basis  cylindrisch,  dann  allmälig  halbkugelig  abgerundet  63 
bis  86,  seltener  nur  52  bis  55,  am  Isthmus  oft  nur  42  bis  58  ii  breit,  129  bis  148, 
seltener  nur  92  bis  117  fi  lang.  Zellhaut  nicht  deutlich  gestreift;  sonst  wie  die  typische 
Form.  —  In  Sümpfen,  sumpfigen  Teichen  etc.  (6 — 9).  So  bei  Nepomuk  nächst  Pilsen 
unter  anderen  Algen ! 

2.  Sect.  Eucosmaridium  nob.  Zellen  oblong  oder  rundlich,  in  der  Mitte  durch 
eine  tiefe  linealische  Einschnürung  versehen,  so  dass  der  Isthmus  meist  halb  oder  weniger 
als  halb  so  breit  ist,  wie  der  Querdurchmesser  der  Zelle,  d)  Zellhaut  glatt  uder  fein 
punctirt.^) 

C.  cucumis  (Corda)  Gay.  Zellen  nach  Raciborski  (Desmid.  p.  69  f.  Tab.  1.)  bis 
107  ft  lang,  oft  nur  30  |U  dick.  —  In  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic, 
bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  1 

379.  C.  Ralfsii  (Breb.)  nob.  {Cosmarium  Ralfsii  Breb.  in  diesem  Frodromus 
p.  193.)  Besitzt  nach  Lundell  (Desmid.  p,  40  und  52),  Nordstedt  (Bidrag  tili  syd.  Norges 
Desmid.  p.  26)  und  Raciborski  (Desmid.  p.  70  T.  1)  acht  bandförmige,  wandständige 
Chlorophoren. 

Kommt  in  Torfsümpfen  bei  Mazic  nächst  Veseli,  bei  Deutschbrod  und  am  Zäh- 
busch im  Riesengebirge,  dann  in  Sümpfen  hei  Kfiraic  nächst  Pilsen  und  bei  Podebrad  an 
der  Elbe  vor !  ') 

93.  Gattung.  Xanthidium  Ehrb, 

1.  Sect.  Schizacanthium  Lund.  In  jeder  Zellhälfte  je  zwei  Chlorophyllträger  mit 
mehreren  Pyrenoiden. 

X.  armatum  (Breb.)  Ralfs.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neu- 
haus spärlich ! 


*)  Zu  dieser  Gruppe  gehört  neben  C.  striolatum  noch  Cosmaridium  elegantissimum  (Lund.) 
nob.  [Cosmarium  (Pleurotaeniopsis)  elegantissimum  Lund.]  und  vielleicht  auch  Dysphinctium  annu- 
latum  Näg.  und  D.  Ralfsii  (Cosmarium  cyUndricum  Ralfs.) 

^)  Zu  dieser  Gruppe  gehört  noch  C.  incissum  (Jacobs.  ?)  nob.  [Cosmarium  incissum  Racib. 
(?  C.  cucumis  d.  incissum  Jacobs.)]  und  C.  pseudoexiguura  (Racib.)  nob.  (Cosmarium  pseudoexi- 
guum  Racib.) 

*)  Zu  den  Eucosmaridium-Formen  mit  warziger  Zellhaut  gehört  neben  C.  ovale  (Ralfs) 
nob.  auch  C.  praegrande  (Lund.)  nob.  (Cosmarium  praegrande  Lund.). 


Cosmarium.  247 


2.  Sect,  Holacanthium  Lund.  In  jeder  Zellhälfte  zwei  (seltener  3)  Chlorophyll- 
träger mit  je  einem  Pyrenoide. 

X.  antilopaeum  (Breb.)  Ktz.  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule,  in 
Torfsümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  mehrfach,  ebenso  bei  Neu- 
Bistritz  und  Deutschbrod  nicht  selten !  ^) 

94.   Gattung.  Cosmarium  (Corda)  Ralfs. 

1.  Sect.  Eucosmarium  D.  By.  ampl.  Scheitelansicht  rundlich,  elliptisch  oder  oval 
nicht  mit  bauchig  hervortretender  Mitte. 

1.  Subsect.  Microcosmarium  D.  By.  exp.  In  jeder  Zellhälfte  je  ein  Chlorophor 
und  ein  Pyrenoid.  cc)  Zellhaut  glatt  oder  fein  (seltener  grob)  punctirt. 

C.  granatum  Br6b.  In  Moldautümpeln  bei  Hlubocep  nächst  Prag,  in  Elbetümpeln 
bei  Kostomlat,  Podebrad,  Gross-Wossek,  bei  Chotzen,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  in  Südböhmen  bei  Strakonic,  Chlumec  nächst 
Wittingau ! 

C.  moniliforme  (Turp.)  Ralfs.    (Dysphinctium  moniliforme  (Turp.)  Reinsch.)     In 

Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

C.  bioculatum  Breb.  Nordstedt  Desmid.  arctoae  T.  6.  In  Tümpeln  auf  der  grossen 
Elbeinsel  bei  Celakovic,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic;  in  Süd- 
böhmen im  Teiche  Kardas  nächst  Kardas-ßecic,  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  "Wit- 
tingau, bei  Deutschbrod,  bef  Beztahow  nächst  Wotic !  ^) 

C.  nitidulum  De  Not.  Nordst.  et  Wittr.  Desmid.  et  Oedog.  ital.  p.  34  T.  12.  In 
Sümpfen  bei  Podebrad ;  bei  Magdalena  nächst  Chlumec,  Wolsan  und  Nepomuk  nächst  Pilsen ! 

C.  Hammeri  Reinsch  ex  p.  [incl.  C.  homalodermum  Nordst.  Desm.  arctoae  T.  6, 
Desm.  et  Oedog.  ital.  p.  34,  excl.  C.  homalodermum  in  Wille's  „Alger  fra  Novaia-Zemlia" 
p.  7  T.  13  cum  nucleis  amylaceis  binis].  In  Südböhmen  bei  Chlumec  und  Magdalena 
nächst  Wittingau,  im  Teiche  Kardas  nächst  Kardas-ßecic ;  bei  Deutschbrod  mehrfach,  bei 
Nepomuk  nächst  Pilsen,  Strakonic! 

C.  leiodermum  Gay.  An  feuchten  Felsen  am  Woborni-Bache  unterhalb  Tfepsin 
gegenüber  Dawle  an  der  Moldau  mehrfach,  an  einem  kleinen  Felsenbrunnen  im  Rado- 
tiner-Thale  und  unterhalb  Kosof  auch  in  bis  18  ft  breiten  und  etwa  9  f*  dicken  Exemplaren ! 

C.  Meneghinii  Breb.  In  einem  Schüfe  am  Ufer  der  Moldau  bei  Lieben,  in 
Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an 
der  Bahn  bei  Aufinowes  auch  d),  im  Teiche  in  der  wilden  Sarka  bei  Prag;  in  Sümpfen 
an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  in  Elbetümpeln  bei  Cela- 
kowic,  Kostomlat,  Pfelouc,  Podebrad,  Gross-Wossek;  bei  Chotzen  mehrfach,  Sichrow 
nächst  Turnau;  im  Riesengebirge  in  Sümpfen  am  Zähbusch  auch  var.  ö)  concinnum 
(Reinsch.)  Rbh. ;  in  Südböhmen  im  Teiche  Markwart  nächst  Teptin  bei  Eule  auch  var.  d, 
im  Teiche  bei  Zawadilka  nächst  Tabor,  bei  Beztahow,  Martinic  auch  var.  dy  Janowic 
nächst  Wotic,  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  auch  s  und  (J,  im  Forellen- 
teiche und  in  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  meist  a,  b  und  d,  im  Teiche 
Kardas  und  in  Teichen  bei  Zähofi  nächst  Kardas-fiecic  auch  f  und  d,  bei  Deutschbrod 
auch  6\  bei  Strakonic,  Wolsan  und  Nepomuk  nächst  Pilsen  auch  e  und  d\  in  Sümpfen 
bei  Kfimic  und  Plass  nächst  Pilsen,   bei  Neuern  auch  d\    in  Sümpfen   bei  der  Pampfer- 


1)  Nach  einer  mir  mitgetheüten  unvollständigen  Zeichnung  ist  daselbst  vielleicht  auch 
Xanthidium  eristatum  Breb.  verbreitet. 

2)  Eine  dem  C.  ellipsoideum  Elf.  Finska  Desmid.  T.  1,  Raciborski  Desmid.  T.  1  ähnliche 
C.-Form,  deren  Zellen  jedoch  nur  27  bis  28,  am  Isthmus  etwa  12  ^  breit,  33  bis  34  ft  lang  waren, 
hat  der  Verf.  auf  feuchten  Felsen  unterhalb  Kosof  nächst  Radotin  in  wenigen  Exemplaren  gegammelt. 


248  Cossmariuxn. 

hütte,  im  Teiche  bei  Deffernik,  im  Lackasee  auch  var.  e),  in  Waldsümpfen  zwischen  Def- 
fernik  und  Lackasse  auch  ä) ;  bei  Tf tic  nächst  Neu-Strasic,  Kosof  nächst  Radotin ! 

494.  C.  impressulum  Elf.  Finska  Desmid.  T.  1  [incl.  C.  Meneghinii  Breb.  in 
Reinsch's  „Contrib.  Chlorophyll."  p.  88.  T.  12  a  et  6  ^  C.  Meneghinii  var.  Reinschii 
in  Istvänffy's  „Diagnoses  praeviae  alg.  nov.  in  Hungaria  obs."  p.  8,  ?  C.  cambricum  C. 
et  W.  in  Cooke's  Desmid.  new  to  Britain,  1880.  T.  13  und  in  Raciborski's  Desmid. 
T.  2].  Zellen  21  bis  25,  nach  Gay  auch  nur  17  /w.  breit,  25  bis  36  (i  lang,  11  bis 
14:  (i  dick,  am  Isthmus  4  bis  8  ;[*  breit,  elliptisch,  mit  linealischer  Mitteleinschnürung. 
Zellhälften  im  Umfange  fast  halbkreisförmig,  gegen  den  Scheitel  mehr  convergirend,  am 
Rande  gleichmässig  wellig-gekerbt  (meist  mit  8  Einkerbungen),  am  Scheitel  leicht  abge- 
flacht mit  zwei  Einkerbungen,  mit  fast  rechtwinkeligen  unteren  Ecken  und  glatter  Membran. 
Scheitelansicht  elliptisch. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen  u.  ä.  (7 — 9).  So  bei  Magdalena  nächst  Wittingau; 
bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  auch  in  einer  Form,  deren  obere  dritte  Einkerbung  un- 
deutlich (die  Seiten  von  der  zweiten  unteren  bis  zu  der  Einkerbung  am  Scheitel  gerade, 
unter  einem  stumpfen  Winkel  ansteigend),  deren  Zellen  18  bis  20,  am  Isthmus  6  ^ 
breit,  22  bis  24  ft  lang  und  etwa  9  }i  dick  waren! 

C.  depressum  (Näg.)  Lund.  Im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-fiecic ! 

C.  crenatum  Ralfs.  Nordst.  Desmid.  Spetsberg.  T.  6.  Racib.  Desmid.  T.  2.  In 
Tümpeln  in  den  Sandgruben  in  Feldern  oberhalb  Kuchelbad  und  in  Sümpfen  an  der  Bahn 
bei  Aufinowes  nächst  Prag;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  in  Elbe- 
tümpeln bei  Podebrad  (insb.  in  der  Skupice) ;  in  Südböhmen  bei  Strakonic  auch  var.  ß, 
bei  Rosenberg;  bei  Deutschbrod,  Holoubkau  nächst  Pilsen! 

C.  Nägelianum  Breb.  Bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  in  Südböhmen  bei  Bez- 
tahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wittingau  mehrfach; 
bei  Mazic  nächst  Veseli,  im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic ;  bei  Neu-Bistritz  nächst 
Neuhaus  (insb.  im  Forellenteiche),  bei  Grambach  nächst  Neu-Bistritz;  bei  Deutschbrod 
mehrfach;  bei  Strakonic,  Nepomuk  und  Kfimic  nächst  Pilsen;  bei  Gross- Wossek  auch  in 
Elbetümpeln ! 

495.  C.  tinctum  Ralfs.  Desm.  T.  32  [Sphaerozosma  tinctum  (Ralfs.)  Rbh.].  Wolle 
Desm.  T.  16,  Wille  Norg.  Alg.  T.  1,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  833  ?  Zellen  8  bis  11,  nach 
Wolle  bis  15  ^  breit,  um  etwas  länger  (meist  10  bis  14  fi  lang),  mit  nach  aussen  bedeutend 
erweiterter  Mitteleinschnürung  und  etwa  5  bis  7  ft  breitem  Isthmus.  ^)  Zellhälften  breit 
oval  oder  flach  halbkreisförmig  mit  je  einem  Chlorophore  und  glatter,  gelb,  bräunlich  oder 
röthlichbraun  gefärbter  Zellhaut.  Zygoten  viereckig,  glatt  mit  haften  bleibenden  Zellhälften. 

In  staguirenden  und  langsam  fliessendeu  torfigen  Gewässern  (6 — 9).  So  bei 
Chlumec  nächst  Wittingau  und  bei  Deutschbrod! 

C.  holmiense  Lund.  Var.  y)  minus  nob.  steht  der  var.  d)  saxkolum  Racib. 
Desmid.  p.  81,  T.  2,  deren  Zellen  26  bis  28,  am  Isthmus  16  bis  18  ^  breit,  36  bis  42  ft 
lang,  19  bis  20  /i*  dick,  an  dem  leicht  convexen,  in  der  Mitte  seicht  spitzwinkelig  aus- 
gerandet  sind  am  nächsten. 

An  feuchten  Felsen  bei  Chwaterub  gegenüber  Kralup,  bei  Kosof  nächst  Radotin 
und  bei  Brunsov  gegenüber  Stechowic  an  der  Moldau! 

C.  venustum  (Breb.)  Rbh.  [Euastrum  venustum  Breb.]  Zellen  24  bis  30  y.  breit, 
nach  Lundell  (Desmid.  p.  23)  auch  15  bis  17  n  breit  und  21  bis  24  ft  lang.  —  Bei  der 
Pampferhütte  nächst  Eisenstein! 

C.  pseudopyramidatum  Lund.  Var.  y)  miiius  Wille.  Bidrag  til  Sydamerikas  alg- 
flora  T.  1.  Zellen  etwa  20  ft  breit,  34  ^  lang,  15  /it  dick,  am  Isthmus  etwa  8  ft  breit, 
sonst  wie  die  typische  Form. 


*)  Diese  Cosmarium-Art  sollte  wegen  ihrer  seichten  Mitteleinschnürung  wie  C.  globosum 
Bulnh.  mit  der  Gattung  Dysphiuctium  vereinigt  werden. 


Cosmarmm.  249 


In  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuliaus  auch  var.  y\ 

496.  C.  subtumidum  Nordst.  (?C.  galeritum  Nordst.  var,  ß)  minus  Reinsch. 
Contrib.  Chlorophyll,  p.  88.  T.  13,  C.  galeritum  Lund.  in  Kirchner's  Algenfl.  p.  150 
non  C.  galeritum  Nordst.  Reinsch  Contrib.  Chlorophyll.  T.  10  und  C.  galeritum  v.  minus 
Wille.  Bidrag  til  Sydamerikas  algfl.  p.  48  T.  2  nee  C.  holmiense  v.  Kirchnerianum  Racib. 
Desmid.  p.  81.)  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  172,  832!  Zellen  24  bis  34  (i  breit, 
26  bis  S9  ^  lang,  mit  schmaler,  nach  aussen  kaum  erweiterter  Mitteleinschnürung,  am 
Isthmus  8  bis  13  ft  breit,  15  bis  18  ^  dick;  Zellhälften  fast  halbkreisförmig-viereckig 
mit  gerader  oder  schwach  nierenförmiger  Basis,  breit  abgerundeten  unteren  und  oberen 
Ecken,  nach  oben  leicht  convergirenden  Seiten  und  breitem  flach  abgestutztem  Scheitel, 
in  jeder  je  ein  Chlorophyllträger.  Zellhaut  glatt.  Scheitelansicht  länglich-elliptisch.  Schmale 
Seitenansicht  fast  kreisförmig.^) 

In  Sümpfen,  sumpfigen  Teichen  u.  ä.  (6 — 10).  So  in  Sümpfen  bei  Tftic  nächst 
Neu-Straschitz ;  im  Riesengebirge  am  "Wege  von  Petzer  zum  Riesengrunde! 

ß)  Zellhaut  mit  Warzen  besetzt,  seltener  nur  grob  punctirt, 

C.  pseudobotrytis  Gay.  In  Tümpeln  oberhalb  Kuchelbad,  an  einem  Felsenbrunnen 
im  Radotiner-Thale  und  bei  Kosof  nächst  Prag,  in  einem  Tümpel  an  der  Elbeinsel  bei 
Celakowic ;  im  Riesengebirge  im  Olafsgrunde  und  bei  den  Keilbauden ;  bei  Neuern ! 

497.  C.  orbiculatum  Ralfs  Desmid.  T.  17,  33.  De  Bary  Conjug.  T.  6.  Delponte 
Desmid.  T.  7.  Zellen  16  bis  19,  nach  Delponte  bis  28  /*  breit,  30  bis  35,  nach  Del- 
ponte bis  39  fi  laug,  am  Isthmus  etwa  9  jj.  breit.  Zellhälften  kugelig  oder  niedergedrückt 
kugelförmig.  Zellhaut  gleichmässig  mit  Warzen  besetzt.  Zygoten  kugelig  mit  kugelförmigen 
Warzen  versehen. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  (6 — 9).  So  bei  Magdalena  nächst  Wittingau 
unter  anderen  Desmidiaceen!'^) 

2.  Subsect.  Eucosmarium  D.  By,  exp.  In  jeder  Zellhälfte  je  zwei  Chlorophore 
und  zwei  Pyrenoide.^) 

a)  Zellhaut  glatt  oder  fein  punctirt. 

C.  pyramidatum  Br6b.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau ,  bei  Beztahow  nächst  Wotic ,  Neu  -  Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach,  bei 
Deutschbrod ! 

498.  C.  circulare  Reinsch.  Algenfl.  T.  10;  Wolle  Algae.  T.  57.  Zellen  54  bis 
69,  nach  Wolle  (Algae  p.  28)  bis  75 — 85,  nach  Lundell  (Desm.  p.  41)  nur  41  bis  43  (i 
breit,  ebenso  lang,  oder  etwas  kürzer  oder  länger  nach  Wolle  70  bis  75,  nach  Lundell 
blos  48  bis  50  [i  lang,  24  bis  32  fi  dick,  am  Isthmus  ^/j  oder  etwas  weniger  als  die 
ganze  Zelle  (in  der  kleineren  Form  nur  16  /it)  breit.  Zellhälften  halbkreisförmig,  mit  ge- 
rader Basis,  abgerundeten  unteren  Ecken,  fein  punctirter  Zellhaut.  Scheitelansicht  elliptisch, 
schmale  Seitenansicht  fast  eiförmig;  var.  ß)  minus  nob.'*)  Zellen  30  bis  35,  am  Isthmus 
etwa  15  [i  breit,  33  bis  36  ft  lang.  In  jeder  Zellhälfte  je  zwei  Chlorophore  und  Pyrenoide, 
Zellhaut  dünn,  glatt,  sonst  wie  die  typische  Form. 


•)  Zu  dieser  ersten  Subsection  gehören  von  den  in  diesem  Werke  beschriebenen  Cosma- 
rium-Ärten  Nro.  377—391,  394,  395,  397  und  wahrscheinlich  auch  398.  C.  undulatum  Corda  soll 
nach  Lundell  (Desmid.  p.  35)  und  Kirchner  (Algenfl.  p.  145)  in  jeder  Zellhälfte  je  zwei,  nach  Gay 
(Conjug.  p.  60.)  in  der  var.  monspeliense  blos  je  einen  Chlorophyllträger  enthalten. 

^)  Der  Verf.  hat  eine,  dem  zu  dieser  Gruppe  gehörenden  C.  trigemmatum  Delponte  Desmid. 
p.  109  T.  7  ähnliche,  jedoch  nur  24  (i  breite  und  ebenso  lange,  etwa  12  fi  dicke  C.-Form,  welche 
an  der  Scheitelansicht  in  der  Mitte  blos  2  statt  3  warzenartige  Erhebungen  besass,  bei  Chlumec 
nächst  Wittingau  beobachtet. 

^)  Nach  De  Bary  (Conjug.  p.  72)  sind  in  jeder  Zellhälfte  die  Chlorophyllplatten  der 
beiden  Chlorophore  blos  abnormer  Weise  um  einen  axilen  Amylonkern  (Pyrenoid)  vereinigt. 

*)  Diese  Varietät  steht  der  von  Raciborski  (Desmid  p.  82.  T.  2.)  beschriebenen  und  abge- 
bildeten Form  des  C.  circulare  nahe. 


250  Costnarium. 

In  stagnirenden  und  torfigen  Gewässern  (6 — 9).  Var.  ß)  bei  Magdalena  nächst 
Wittingau;  im  Riesengebirge  am  Südabhange  der  Schneekoppe! 

C.  pachydermum  Lund.  Desmid.  T.  2.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst 
Neu-Straschitz ! 

499.  C.  obsoletum  (Hantzsch)  Reinsch  (Arthrodesmus  obsoletus  Hantzsch,  Di- 
dymium  obsoletum  (Hantzsch)  Reinsch  Algenfl.  T.  9,  Wille  Bidrag  til  Sydamerikas  alg- 
flora  p.  16,  T.  1,  non  C.  obsoletum  Wolle  Desmid.  p.  64)  Zellen  48  bis  50,  am  Isthmus 
etwa  20  ^  breit,  39  bis  42  [i  lang,  21  bis  24  fi  dick.  Zellhälften  niedergedrückt  halb- 
kreisförmig, mit  nach  aussen  fast  y-artig  erweiterter  Mitteleinschnürung,  zugespitzten  in 
kurze  Fortsätze  auslaufenden  unteren  Ecken,  flach  abgerundetem  Scheitel,  je  zwei  ansehn- 
liche Chlorophore  enthaltend.  Zellhaut  fein  punctirt.  Scheitelansicht  elliptisch.  Schmale 
Seitenansicht  der  ganzen  Zelle  fast  biscuit-  oder  8-förmig.') 

In  stehenden  Gewässern,  Teichen,  torfigen  Sümpfen  etc.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen 
an  der  Bahn  bei  Ouwal  nächst  Prag,  bei  Magdalena  nächst  Wittingau! 

ß)  Zellhaut  mit  Warzen  besetzt,  seltener  nur  grob  punctirt. 

C.  margaritiferum  (Turp.)  Menegh.  In  Tümpeln  in  den  Sandgniben  oberhalb 
Kuchelbad,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  in  Elbetümpeln  bei 
Kostomlat,  Podebrad,  Gross-Wossek ;  bei  Podchlumf  nächst  Opocno ;  im  Riesengebirge  am 
Zähgrundwasser,  im  Aupegrund  und  am  Aupefall;  im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst 
Eule;  bei  Kfimic,  Plass,  Wolsan  und  Nepomuk  nächst  Pilsen;  bei  Neuern,  am  Lackasee 
nächst  Eisenstein  im  Böhmerwalde ;  im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-ß,ecic,  bei  Deutschbrod ! 

C.  botrytis  (Bory)  Menegh.  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad, 
bei  Lieben  auch  in  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  mit  Hydrodictyon  reticu- 
latum,  in  Sümpfen  am  Dablicer  Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufinoves  nächst  Prag;  in 
Elbetümpeln  bei  Kostomlat,  Nimburg,  Celakowic  mehrfach,  Podebrad,  Gross-Wossek, 
Pfelouc;  bei  Chotzen,  Opocno,  Sichrow  nächst  Turnau;  im  Riesengebirge  im  Olafsgrunde, 
am  Aupefall,  in  Sümpfen  bei  der  Wiesenbaude ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat 
und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  bei  Tftic  nächst  Neu  Straschitz;  im  Teiche  Markwart  bei 
Teptin  nächst  Eule,  Kfimic  und  Plass  nächst  Pilsen;  Bistritz  und  Neuern  nächst  Eisen- 
stein ;  bei  Blowic,  Nepomuk,  Wolsan,  Strakonic,  Mazic  nächst  Veseli,  Cimelic,  Magdalena 
und  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu  Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach,  Deutschbrod;  im 
Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-ßecic,  bei  Beztahow,  Martinic  und  Janowic 
nächst  Wotic,  im  Thale  unterhalb  Kosof  nächst  Radotin! 

C.  tetrophthalmum  (Ralfs)  Bräb.  In  der  typischen  Form  bei  Nepomuk  nächst 
Pilsen,  Chlumec  nächst  Wittingau! 

C.  reniforme  (Ralfs)  Arch.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nro.  73!  In  Tümpeln 
in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  auch  in 
einigen  blos  42  bis  45,  am  Isthmus  15  |li  breiten,  48  bis  60  fi  langen,  bis  24  (i  dicken 
Exemplaren,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic  reichlich,  zwischen  Bisic 
und  Kojowic;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

C.  Br^bissonii  Menegh.     In  torfigen  Sümpfen   bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus! 

2.  Sect.  Gastro cosmarium  nob.  Scheitelansicht  länglich  oder  länglich-elliptisch 
mit  bauchig  hervortretender  Mitte. 

3.  Subsect.  Micro gastridium  nob.  In  jeder  Zellhälfte  je  ein  Chlorophor  und 
Pyrenoid. 

C.  subcrenatum  Hantzsch.  Nordstedt  Desmid.  arctoae  T.  6.  In  einem  Elbetümpel 
auf  der  grossen  Insel  bei  Öelakowic! 


')  Zu  dieser  Gruppe  der  zweiteu  Subsection  gehören  von  den  in  diesem  Werke  beschrie- 
benen C.-Arten  noch  Nro.  392,  393,  396  und  402, 


A.rt)hrodesm.us.  251 


C.  phaseolus  Breb.  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule ;  bei  Magdalena 
und  Chlumec  nächst  Wittingau  ! 

Var.  ß)  elevatum  Nordst.  Sydl.  Norg.  Desmid.  T.  1.  Zellen  25  bis  28,  seltener 
nur  18  fi  breit,  28  bis  31,  seltener  blos  20  ^  lang,  am  Isthmus  6  bis  11  ft  breit,  etwa 
10  bis  19  fi  dick,  die  Zellhälften  fast  sechseckig-elliptisch,  am  Scheitel  abgestutzt  convex. 

Bei  Zähofi  nächst  Kardas-fiecic  und  bei  Deutschbrod! 

C.  caelatum  Ralfs.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau  mehrfach,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  nicht  selten,  bei  Deutschbrod ;  im 
Riesengebirge  am  Zähgrundwasser  und  am  Aupefall  mehrfach ! 

C.  minneapolitanum  (Wolle)  nob.  In  Sümpfen  bei  Magdalena  nächst  Wittingau! 

4.  Subsect.  Eugastridium  nob.  In  jeder  Zellhälfte  je  zwei  Chlorophore  und  zwei 
Pyrenoide. 

C.  omatum  Ralfs.  In  Sümpfen  bei  Habstein  nächst  Hirschberg! 

C,  cruciatum  Breb.  Zellen  nach  Nordstedt  (Desmid.  et  Oedog.  Ital.  p.  38)  bis 
29,  am  Isthmus  12  ft  breit,  31  ft  lang.  In  Gebirgsgegenden  nicht  selten.  So  im  Riesen- 
gebirge bei  Grross-Aupa,  im  Petzer,  Olafsgrund,  Zähgrund,  hinter  der  sog.  Bergschmiede 
im  Riesengrunde,  am  Südabhange  der  Schneekoppe ;  an  Wasserleitungen  der  Fabriken  bei 
Neu-Hurkenthal,  bei  Deffernik  nächst  Eisenstein,  bei  Bistritz  und  Grün  (an  feuchten  Felsen 
vor  dem  Tunnel)  nächst  Neuern,  im  Radotiner-Thale  nächst  Prag  spärlich! 

C.  biretum  Breb.  Zellen  der  typischen  Form  nach  Nordstedt  (Desm.  artoae  p. 
26  und  Desm.  Oedog.  Ital.  p.  40)  in  der  Mitte  45  bis  50,  am  Scheitel  54  bis  60,  am 
Isthmus  16  bis  24  /*  breit,  35  bis  42  n  dick,  54  bis  74  ^  lang. 

Im  Bache,  welcher  von  Felsen  unterhalb  Sliwenec  nach  Gross-Kuchel  fliesst,  an 
einigen  Stellen  im  September  1887  massenhaft!  ') 

Var.  ß)  minus  nob.  Zellen  30  bis  40,  am  Isthmus  etwa  12  bis  15  ^  breit, 
33  bis  45  f*  lang,  an  der  mittleren  schwach  hervortretenden  Anschwellung  etwa  18  bis 
23  (i  dick,  mit  je  zwei  Chlorophoren  in  jeder  Zellhälfte,  sonst  wie  die  typische  Form.  ^) 

In  stehenden  Gewässern  (6 — 10).  So  in  einem  lecken  Schiff  am  Ufer  der  Moldau 
vor  Lieben  nächst  Prag  mit  Hydrodictyon  reticulatum,  Pediastrum-,  Scenedesmus-  etc. 
Arten  und  bei  Chlumec  nächst  Wittingau! 

500.  C.  Broomei  Thwait.  Ralfs  Desmid.  T.  16,  Delponte  Desmid.  T.  8,  Wolle 
Desmid.  T.  17,  Phycotheea  universalis  No.  26.  Zellen  im  Umfang  fast  quadratisch,  mit 
abgerundeten  Ecken  30  bis  46,  nach  Delponte  bis  57,  am  Isthmus  etwa  14  ^  breit, 
42  bis  52,  nach  Delponte  bis  57  ft  lang,  etwa  21  jit  dick.  Zellhälften  viereckig,  mit  ge- 
rader Basis,  wenig  abgerundeten  unteren,  mehr  abgerundeten  oberen  Ecken,  senkrechten 
oder  wenig  convexen  Seiten,  am  Scheitel  gerade  abgestutzt.  Zellhaut  gleichmässig  mit 
Warzen  besetzt. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen  etc.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Vsetat  und  Bisic! 

95.  Gattung.  Arthrodesmus  Ehrb. 

A.  incus  (Breb.)  Hass.  Bei  Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wittingau,  in  Teichen 
am  Walde  Hül  bei  Strakonic,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus! 

A.  convergens  (Ehrb.)  Ralfs.  Bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz  auch  in  einer 
Form   mit  blos   3  bis   4  /ü   langen   Stacheln;    im   Teiche  Kardas   bei  Kardas-ßecic,   bei 


')  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Centurien  der  Flora  austro-hung.  exs.  des 
H.  Hofrathes  R.  v.  Kerner  und  in  der  Phycotheea  universaHs  P.  Richter's  und  Dr.  Hauck's  mitge- 
theilt  werden. 

*)  Aehnliche  kleine  Formen  des  C,  biretum  Breb.  sind  schon  öfters  beobachtet  worden, 
vergl.  z.  B.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  560! 


252  X^uastruzxL. 


Magdalena  und  Chlumec  nächst  "Wittingau,  im  Forellenteiche  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neu- 
haus, bei  Deutschbrod,  Nepomuk  nächst  Pilsen ! 

A.  octocornis  Ehrb.  Bei  Deutschbrod! 


96.  Gattung.  Euastrum  (Ehrb.)  Ralfs. 

E.  verrucosum  (Ehrb.)  Ralfs.  Bei  Beztahow  nächst  Wotic,  in  torfigen  Sümpfen 
im  Thiergarten  bei  Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz,  Deutschbrod,  Neuern 
nächst  Eisenstein! 

E.  gemmatum  Breb.  Bei  Magdalena  nächst  Wittingau,  Deutschbrod! 

E.  oblongum  (Grev.)  Ralfs,  In  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ; 
im  Riesengebirge  in  Torfsümpfen  am  Zähbusch  mehrfach;  bei  Magdalena  und  Chlumec 
nächst  Wittingau ;  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  *)  Deutschbrod ;  bei  Neuern  nächst 
Eisenstein ! 

E.  didelta  (Turp.)  Ralfs.    In  torfigen  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus! 

E.  ampuUaceum  Ralfs.  Bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus! 

E.  circulare  Hass.  In  Torfsümpfen  bei  Neu-Bistritz  var.  ß\ 

E.  ansatum  (Ehrb.)  Ralfs.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Chlumec  und  Magdalena 
nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach,  Deutschbrod ;  im  Teiche  bei 
Deffernik  nächst  Eisenstein! 

E.  elegans  (Breb.)  Ktz.  (Cosmarium  bicuspidatum  Corda  Alm.  d.  Carlsb.  1839 
T.  5.?)  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag,  im  Teiche  Markwart  bei  Teptin 
nächst  Eule,  bei  Beztahow  und  Martinic  nächst  Wotic,  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau  auch  var.  /3,  im  Forellenteiche  und  in  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  mehrfach  auch 
var.  y,'^)  bei  Deutschbrod,  im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-ßecic  auch  y;  bei  Putim  nächst 
Pisek,  Strakonic,  Wolsan  und  Nepomuk  nächst  Pilsen  auch  y,  bei  Tftic  nächst  Neu- 
Straschitz,  Chotzen  auch  y,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic  auch 
var.  y)  inerme  Ralfs  [E.  inerme  Lund.?].^) 

Var.  d)  spinosum  Ralfs  Rbh.  Flora  eur.  alg.  III.  p.  186.  (E.  spinosum  Ralfs 
Wolle  Desm.  T.  27.)  Zellen  oft  bis  35  bis  40  (i  breit,  an  jeder  seitlichen  Ausbuchtung 
mit  je  zwei  längeren  Zähnchen  versehen. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  (6 — 9).  So  bei  Chlumec  nächst  Wittingau! 

E.  binale  (Turp.)  Ralfs.  [E.  dubium  Näg.  Einz.  Alg.  T.  7.]  In  Südböhmen  bei 
Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  in 
verschiedenen  Formen;  ebenso  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  (im  Forellenteiche  etc.) 
und  bei  Deutschbrod  mehrfach;  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-ßecic ; 
bei  Wolsan  und  Nepomuk  nächst  Pilsen,  bei  Neuern,  in  Torfsümpfen  am  Lackasee  nächst 
Eisenstein;  im  Riesengebirge  in  Torfsümpfen  am  Zähbusch  mehrfach,  auch  in  einer  dem 
E.  formosum  Gay  [Conj.  p.  55,  T.  1]  entsprechenden  Form;   bei  Tftic  nächst  Neu-Stra- 


')  Daselbst  beobachtete  ich  auch  Exemplare,  deren  eine  (jüngere)  Zellhälfte  die  Seiten- 
lappen ganzrandig  (ohne  Einbuchtungen)  besass. 

^j  Daselbst  und  im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic  beobachtete  ich  mehrfach  eine  dem 
f]uastrum  pseudelegans  Turner,  New  Desmids,  T.  1  ähnliche  E.-Form,  deren  Zellen  jedoch  meist  nur 
15,  am  Isthmus  4  bis  6  ju.  breit,  21  bis  24  n  lang  waren,  deren  ZelUüilften  an  den  Basallappen 
keine  Einbuchtungen  hatten  und  von  E.  compactum  Wolle  Desmid.  p.  107,  T.  27,  Fig.  29  blos 
durch  etwas  kleinere  Dimensionen  und  das  schärfer  hervortretende  Zähnchen  unter  dem  abge- 
rundeten nicht  abgestutzten  Scheitel  sich  unterschieden. 

'■')  Ob  die  von  Lundell  (Desm.  p.  20  T,  2)  beschriebene  und  abgebildete  Form  des  Euastrum 
inerme  mit  den  kleinen,  an  allen  Ecken  und  Ausbuchtungen  abgerundeten  Formen  des  E.  elegans 
var.  inerme  zu  vereinigen  ist  oder  nicht,  wagt  der  Verf.,  welcher  bisher  keine  jener  in  den  Dimen- 
sionen völlig  entsprechende  Form  beobachtet  hat,  nicht  zu  entscheiden. 


3i£iorasterias.  253 


schitz  auch  in  einer  dem  E.  lobulatum  Br^b.  älinlichen  Form,  deren  Zellen  16  (i  breit, 
21  ;[*  lang,  an  den  Seitenlappen  nicht  ausgebuchtet  waren. 

Var.  ß)  denticulatum  Krch.  [incl.  E.  binale  var.  ß)  Ralfs  nach  Kirchner  Algenfl. 
p.  159.]  Bei  Deutschbrod  und  bei  Chlumec  nächst  Wittingau,  daselbst  auch  in  einer 
mit  dem  E.  amoenum  Gay  (1.  c.  p.  53,  T.  1)  übereinstimmenden  Form. 

Var.  y)  graniilatum  uob.  Zellen  etwa  21  ^  breit,  fast  l'^  mal  so  lang,  12  bis 

14  ft  dick.  Zellhälften  an  jeder  Seite  mit  je  zwei  welligen  seichten  Einbuchtungen,  diese 
sowie  die  am  Scheitellappen  abgerundet,  die  Seiten  fast  rechtwinkelig  ansteigend.  In  der 
schmalen  Seitenansicht  ist  die  Mittelausbuchtung  breiter  und  seichter,  die  Zellhälften  nach 
dem  abgerundeten  Pole  weniger  verschmälert  als  bei  der  typischen  Form ;  die  Zellhaut  ist 
gleichmässig  mit  kleinen  abgerundeten  Wärzchen  granulirt. 

In  torfigen  Sümpfen  etc.  (6 — 9).  So  im  Riesengebirge  am  Südabhange  der 
Schneekoppe ! 

Var.  d)  Simplex  (Wolle)  nob.  [E.  simplex  Wolle  Desm.  p.  106,  T.  27.]   Zellen 

15  bis  36  ft  breit,  meist  l'/jmal  so  lang  (die  kleineren  etwa  20  ft  lang,  am  Isthmus 
5  fi  breit).  Zellhälften  nur  mit  einer  Seitenausbuchtung  unter  dem  Scheitel,  an  der  Basis 
bauchig  erweitert,  mit  convexen  oder  stumpfwinkelig  gebrochenen  Seiten  und  spitz  ausge- 
zogenen Scheitelecken. 

In  torfigen  Gewässern  etc.  (6 — 9).  So  bei  Magdalena  nächst  Wittingau !  *) 

97.  Gattung.  Micrasterias  (Ag.)  Menegh, 

M.  crux  melitensis  (Ehrb.)  Ralfs.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Stra- 
schitz ;  in  einem  Tümpel  auf  der  Elbeinsel  bei  Celakowic ;  bei  Neuern  nächst  Eisenstein ! 

M.  truncata  (Corda)  Breb.  In  Torfsümpfen  bei  Deutschbrod;  bei  Tftic  nächst 
Neu-Straschitz,  in  der  am  Rande  der  Seitenläppchen  mit  je  zwei  kurzen  stumpflichen  oder 
leicht  zugespitzten  längereu  Zähncheu  versehenen  Form  (M.  crenata  Breb.  Ralfs  Desmid. 
T.  10).  2) 

M.  rotata  (Grev.)  Ralfs.  In  einem  Tümpel  anf  der  Elbeinsel  bei  Celakowic 
spärlich ;  in  Torfsümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  Deutschbrod ;  in  Wassergräben  am 
Tunnel  vor  Grün  nächst  Neuern;  am  Lackasee  bei  Eisenstein  auch  in  bis  270  ^  breiten 
und  über  300  ft  langen  Exemplaren ;   im   Riesengebirge  in   Torfsümpfen   am  Zähgrunde ! 

M.  papillifera  (Ktz.)  Ralfs.  In  Torfsümpfen  bei  Deutschbrod! 

c)  Mittellappen  jeder  Zellhälfte  an  den  Ecken  in  4  divergirendc,  hornartige  Fort- 
sätze auslaufend. 

501.  M.  mahabuleshwarensis  Hobson.  Wolle  Desmid.  T.  37.  Zellen  etwa  125  ft 
breit,  150  fi  lang,  mit  nach  aussen  allmälig  erweiterter,  spitzwinkeliger  Mitteleinschnü- 
rüng.  Zellhälften  durch  zwei  nach  aussen  verbreitete,  spitz-  oder  fast  rechtwinkelige  Aus- 
schnitte in  einen  Mittel-  und  zwei  breitere  Seitenlappen  getheilt;  Mittellappen  von  der 
Basis  nach  den  Enden  allmälig  auf  das  Doppelte  verbreitert,  in  4  kurze,  hornförmige, 
oben  abgestutzte  Fortsätze  auslaufend;  Seitenlappen  durch  je  einen  nach  aussen  verbrei- 
terten, fast  rechtwinkeligen,  nicht  allzu  tiefen  Einschnitt  getheilt,  die  beiden  dadurch  ge- 
bildeten gleich  grossen  hornartigen  Läppchen  mit  parallelen  Seiten.  Die  Zellhaut  am  Rande 
mit  kurzen  Stacheln  besetzt,  welche  den  Segmenten  ein  gesägtes  Aussehen  geben.  ^) 


')  Mit  den  beiden  zuletzt  angeführten  polymorphen  Euastrum-Arten,  welche  nach  Rabeu- 
horst  (Flora  europ.  alg.  III.  p.  186  u.  f.)  in  einander  übergehen,  sind  von  Jacobsen  (Apercu  p.  191 
f.),  Reinsch  (Algenflora  p.  136  f.)  u.  A.  noch  zahlreiche  andere  E.-Formen  vereinigt  worden. 

*)  Diese  M.-Form  ist  wohl  mit  der  var.  denticulata  Istvänffy  (Alg.  nov.  Hungar.  p.  6.) 
cum  synon.  zu  vereinigen;  die  von  Istvänfiy  (1.  c.  p.  5)  aufgestellte  var.  radiosa  ist  aus  Prioritäts- 
rücksichten var.  quadragies-cuspidata  (Corda)  nob.  (Prodromus  p.  208)  zu  benennen. 

^)  Diese  M.-Art  steht  der  auch  in  Deutschland  verbreiteten,  in  Böhmen  bisher  noch  nicht 
beobachteten  M.  americana  (Ehrb.)  Ktz.  am  nächsten. 


254  Staurastruna. 

In  forfigen  Gewässern,  Sümpfen,  selten  (6 — 9).  Bisher  blos  im  Lackasee  nächst 
Eisenstein  im  Böhmerwalde  unter  anderen  Algen  spärlich! 

98.  Gattung.  Staurastrum  Mayen.') 

1.  Sect.  Amblyactinium  (Näg.)  nob.  Ecken  der  Zellen  in  beiden  Profilen  abge- 
rundet oder  abgestutzt,  Zellhaut  überall  gleichmässig  gebaut,  ohne  dass  die  Ecken  auf 
der  Scheitelansicht  besonders  ausgezeichnet  sind  (weder  in  Fortsätze  ausgezogen  noch  mit 
Stacheln  besetzt). 

S.  muticum  Breb.'^)  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in 
Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  bei  Tftic 
nächst  Neu-Straschitz ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic ;  im  Riesen- 
gebirge in  Torfsümpfeu  am  Zähgrunde,  am  Südabhange  der  Schneekoppe;  in  Südböhmen 
bei  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau, 
Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach ;  bei  Deutschbrod ;  im  Teiche  Kardas  bei  Kardas- 
Äecic;  bei  Strakonic,  Wolsan,  Nepomuk,  Plass  nächst  Pilsen,  Bistritz  nächst  Neuern,  in 
Sümpfen  bei  Neuern;  im  Böhmerwalde  bei  Neu-Hurkenthal,  am  Lackasee,  in  torfigen 
Waldsümpfen  am  Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee  mehrfach  ! 

Var.  y)  minus  Lund.  (Phycastrum  depressum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  8)  Wolle 
Desmid.  T.  39.  p.  119.  Zellen  weniger  als  20  /ü  breit,  fast  ebenso  lang,  am  Querprofil 
mit  concaven  Seiten.  Zellhaut  glatt;  sonst  wie  die  typische  Form.  So  bei  Bistritz  und 
Neuern  nächst  Eisenstein ! 

502.  S.  orbiculare  (Ehrb.)  Ralfs  Desmid.  T.  21,  Wolle  Desmid.  T.  39.  Del- 
ponte  Desmid.  T.  10.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nro.  74,  167!  Zellen  21  bis  50,  am 
Isthmus  oft  nur  14  jw.  breit,  23  bis  54  fi  lang,  mit  nach  aussen  wenig  oder  gar  nicht 
erweiterter,  fast  linealischer  Mitteleinschnürung.  Zellhälften  fast  oval-elliptisch  oder  halb- 
kreisförmig, mit  ziemlich  gerader  Basis,  schräg  ansteigenden  Seiten,  breit  abgerundetem 
Scheitel  und  unteren  Ecken,  in  der  Scheitelansicht  dreieckig  mit  abgerundeten  Ecken, 
leicht  convexeu  oder  fast  geraden  Seiten.  Zygoten  mit  einfachen  Stacheln  besetzt. 

In  Teichen,  stagnireuden  Gewässern  (6 — 9).  In  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst 
Neuhaus  spärlich! 

503.  S.  älternans  Breb.  (S.  dilatatum  Ehrb.  b)  alternans  Rbh.)  Delponte  Desmid. 
T.  11  ex.  p.  Wolle  Desm.  T.  51,  Ralfs  Desm.  T.  21.  Zellen  20  bis  39  (i  breit,  ebenso 
lang,  mit  tiefer  nach  aussen  erweiterter  spitzwinkeliger  Mitteleinschnürung.  Zellhälften 
länglicli-ellip tisch,  mit  abgerundeten  Ecken,  flach  convexem  oder  leicht  in  der  Mitte  ver- 
tieftem Scheitel.  Scheitelansicht  3-  bis  5-eckig,  mit  breit  abgerundeten  Ecken,  mehr  oder 
weniger  concaven  Seiten  und  alternirenden  Zellhälften.  Zellhaut  granulirt. 

In  Tümpeln,  stehenden  Gewässern  (6 — 9).  So  in  einem  Tümpel  in  den  Sand- 
gruben oberhalb  Kuchelbad  nächst  Prag! 

S.  punctulatum  Br^b.  Zellen  nach  Nordstedt  bis  48,  am  Isthmus  21  ^  breit, 
52  (i  lang,  etwa  33  ju.  dick.  Zygoten  kugelig,  mit  bis  14  ^  langen  Stacheln. 

In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag; 
am  Aupcfall  im  Riesengebirge;  bei  Deutschbrod! 

S,  muricatum  Breb.  (incl.  Xantliidium  deltoideum  Corda  [vergl.  Prodromus  p.  214] 
nach  Delponte  Desmid.  p.  151,  T.  11.)  Zellen  nach  Delponte  bis  57  ^  breit,  50  bis 
72  fi  lang. 


')  Bei  der  Bearbeitung  dieser  Gattung  sind  die  Diagnosen  der  von  P.  Reinsch  in  seiner 
Algenflora  beschriebenen  Formen  der  in  diesem  Werke  angeführten  Arten  nur  zum  Theile  be- 
rücksichtigt worden. 

^)  Jacobsen  (Apercu  p.  202)  hat  mit  dieser  S.-Art  auch  S.  brevispinum  Breb.  als  var. 
brevispinum  (Breb.)  Jacob,  vereinigt. 


Stauröstrum.  255 


In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag;  bei  Neuern,  in  Sümpfen  bei  der 
Pampferhütte  nächst  Eisenstein ;  bei  Nepomuk  nächst  Pilsen,  Magdalena  nächst  Wittingau, 
Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  Deutschbrod! 

S.  pygmaeum  Bröb.  In  Sümpfen  bei  Nepomuk  nächst  Pilsen;  zwischen  Vsetat 
und  Bisic! 

S,  hirsutum  (Ehrb.)  Bröb.  Var.  ß)  minus  Reinsch.  Zellen  nur  27  bis  30  ft 
breit,  fast  ebenso  lang,  sonst  wie  die  typische  Form, 

In  Sümpfen  bei  Chlumec  nächst  "Wittingau  auch  var.  j8);  in  Sümpfen  am  Teiche 
Bolewec  nächst  Pilsen ! 

S.  echinatum  Breb.  In  Torfsümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus ;  am  Lack a- 
see  nächst  Eisenstein,  im  Riesengebirge  am  Zähgrunde! 

2.  Sect.  Pachyactinium  (Näg.)  nob.  Ecken  der  Zellen  in  beiden  Profilen  zuge- 
spitzt, seltener  (in  der  Scheitelansicht)  abgerundet  und  bestachelt.  Zellhaut  blos  an  den 
Ecken  oder  auch  in  deren  Nähe  mit  einem  oder  mehreren  Stacheln  oder  Puncten  besetzt 
oder  überall  warzig  oder  stachelig. 

S.  denticulatum  (Näg.)  Arch.  [Didymium  tigurinum  Reinsch.]  Zellen  nach  Reinsch 
23  bis  50  jtt  lang,  bis  46  /it  breit. 

In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag ;  im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-feecic ! 

S.  Reinschii  Roy.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  802,  803,  822!  In  torfigen 
Sümpfen  bei  Chlumec  nächst  "Wittingau! 

S.  cristatum  (Näg.)  Arch.  [S.  Nägelianum  Reinsch].  Zellen  nach  Reinsch  auch 
nur  38  |Li  breit  und  ebenso  lang. 

In  torfigeu  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

S.  spongiosum  Bröb.  Zellen  nach  Nordstedt  ohne  Stacheln  30,  am  Isthmus  etwa 
15  ^  breit,  38  ft  lang,  mit  diesen  bis  54  ^  breit,  46  bis  61  ii  lang. 
In  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

S.  furcatum  (Ehrb.)  Breb.  [S.  spinosum  Ralfs  Dcsmid.  T.  27,  "Wolle  Desmid. 
T.  41].  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag,  bei  Magdalena  nächst  "Wittingau,  bei 
Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus! 

S.  furcigerum  Breb.  Zellen  ohne  Fortsätze  nach  Reinsch  38  bis  48  ii  breit, 
47  bis  51  /i  lang. 

In  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  "Vsetat  und  Bisic  zahlreich;  in  Waldsürapfen 
bei  Plass  nächst  Pilsen! 

S.  dejectum  Breb.  ^)  [S.  laniatum  Delponte  Desmid.  T.  10  ex  p.  Reinsch  Contrib. 
Chlorophyll.  T.  9,  Fig.  2). 

In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad  auch  /3,  in  Sümpfen  am 
Dablicer-Berge  nächst  Prag ;  in  "Waldsümpfeu  bei  Plass,  bei  Nepomuk  und  "Wolsan  nächst 
Pilsen ;  bei  Neuern,  im  Teiche  bei  Deffernik  und  im  Lackasee  nächst  Eisenstein ;  bei 
Magdalena  und  Chlumec  nächst  "Wittingau  auch  var.  ri)  apiculatum  (Breb.)  Lund.  [S. 
apiculatum  Breb.],  deren  Zellen  ohne  Stacheln  oft  nur  18  /*  breit  und  ebenso  lang  sind; 
im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-^ßecic ;  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus, 
Deutschbrod  mehrfach! 

Var.  t)  convergens  "Wolle  Desmid.  T.  40.  Zellen  ohne  Stacheln  25  bis  38  ^ 
dick,  mit  schief  nach  innen  gerichteten  Stacheln  an  den  Ecken;  var.  i)  connatum  Lund. 


•)  Eine  dem  Staurastrum  Dickiei  Ralfs  [S.  dejectum  Breb.  var.  Dickiei  (Ralfs)  Jacobs., 
S.  brevispina  Breb.  var.  Dickiei  (Ralfs)  Rbh.]  "Wolle  Desmid.  T.  40,  51,  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  Nro.  242,  814  ähnliche  S.-Form,  deren  Zellen  33  (i  breit,  an  den  Ecken  mit  nach  innen  ge- 
richteten kurzen  Stacheln  versehen  waren,  habe  ich  bei  Chlumec  nächst  Wittingau  beobachtet. 


256  Sfcaurasfcrum. 


üesmid.  T.  3.  [?  Staurastrum  hexacanthum  Gay  Conj.  T,  2.]  Zellen  ohne  Stacheln  21, 
am  Isthmus  cU\a  6  fi  breit,  22  (i  lang  mit  je  einem  8  bis  13  ^  langem,  nadelartigem, 
aufwärts  gerichtetem  Stachel  an  jeder  Ecke. 

In  torfigen  Sümpfen  am  Aupefall  im  Riesengebirge  var.  t) ',  bei  Neu-Bistritz  nächst 
Neuhaus  var.  i)\ 

S.  cuspidatum  Bröb.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag;  in  Wald- 
sümpfen bei  Plass  nächst  Pilsen,  in  torfigen  Sümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau,  bei  Neu-Bistritz! 

504.  S.  erlangense  Reinsch.  Algenfl.  T.  11.  Zellen  19  bis  23  fi  breit,  19  bis 
30  /*  lang,  mit  spitz-  oder  stumpfwinkeliger,  nach  aussen  erweiterter  Mitteleinschnürung. 
Zellhälften  trapezisch  oder  elliptisch,  mit  vorgezogenen  zugespitzten  Ecken,  am  Scheitel 
convex;  Scheitelansicht  dreieckig,  mit  leicht  concaven  oder  fast  geraden  Seiten,  und  ab- 
gerundeten, mit  einem  kurzen  Stachel  besetzten  Ecken.  Zellhaut  glatt. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  u.  ä.  stagnirenden  Gewässern  (6 — 9).  So  in  Sümpfen 
an  der  Bahn  zwischen  Bisic  und  Kojowic,  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

505.  S.  trifidum  Nordst.  Desmid.  Brasil.  T.  4,  Wolle  Desmid.  T.  40.  Zellen 
ohne  Stacheln  30  bis  50  (i  breit,  fast  ebenso  lang  (Stacheln  etwa  9  ft  lang),  mit  tiefer, 
spitzwinkeliger,  nach  aussen  erweiterter  Mitteleinschnürung.  Zellbälften  im  Umrisse  fast 
dreieckig,  mit  convexen  Seiten,  fast  geradem  in  der  Mitte  leicht  vertieftem,  breitem 
Scheitel,  an  dessen  Ecken  mit  je  drei  Stacheln.  Scheitelansicht  dreieckig  mit  leicht  con- 
caven Seiten,  an  den  fast  abgestutzten  Ecken  in  drei  Stacheln  auslaufend.  Zellhaut 
fein  punctirt. 

In  torfigen  Gewässern,  8ümpfen  (6 — 9).  So  bei  Magdalena  nächst  Wittingau 
unter  anderen  Desmidiaceen  späi'lich! 

3.  Sect.  Stenactinium  (Näg.)  nob.  Zellen  an  den  abgestutzten  oder  gespaltenen 
Ecken  in  verschmälerte  Fortsätze  vorgezogen,  mit  glatter,  warziger  oder  stacheliger  Membran. 

S.  margaritaceum  (Ehrb.)  Menegh.  Zellen  nach  Nordstedt  auch  nur  28,  am 
Isthmus  9  [i  breit,  bis  29  fi  lang. 

In  torfigen  Sümpfen  bei  Chlumec  nächst  Wittingau ! 

S.  dilatatum  Ehrb.')  Var.  ß)  tricorne  (Breb.)  Rbli.  (S.  tricorne  [Breb.]  Menegh. 
Ralfs  Desmid.  T.  22,  Delponte  Desm.  T.  11,  Wolle  Desmid.  T.  41.)  Zellen  22  bis  36  ^ii 
breit,  etwa  30  {i  lang.  Scheitelansicht  meist  drei-,  seltener  viereckig,  Zellhaut  granulirt; 
sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  etc.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei 
Aufinowes  nächst  Prag  und  im  Lackasee  im  Böhraerwalde  var,  ß) ! 

S.  polymorphum  Breb.  Zellen  nach  Delponte  und  Nordstedt  bis  53  ft  breit, 
21  bis  53  ft  lang. 

Bei  Beztahow  nächst  Wotic,  Strakonic,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wit- 
tingau, im  Teiche  Kardas  nächst  Kardas-Recic,  im  Forellenteiche  und  in  Torfsümpfen 
bei  Neu-Bistritz,  Deutscbbrod! 

S.  gracile  Ralfs.  Zellen  auch  nur  50  ft  breit,  30  bis  72  ix  lang. 
In  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen ! 

506.  S.  Pseudesebaldi  Wille  Norg.  Alg.  T.  2,  Wolle  Desmid.  T.  46  2)  Zellen 
60  bis  75,  am  Isthmus  etwa  30  ft  breit,  51  bis  60  ft  lang,  mit  tiefer  nach  aussen  erwei- 


•)  R.  Reinsch  (Algenflora  p.  162.)  hat  diese  S.-Art  mit  der  vorgehenden  (S.  margarita- 
ceum) vereinigt. 

^)  Die  von  P.  Reinsch  iu  seinen  Contrib.  CUorophyll.  T.  9  und  10  abgebildeten  Formen 
des  S.  Sebaldi  Reinsch  sind  wohl  mit  der  oben  angeführten  Art  zu  vereinigen. 


Hiemanea  —  Libhoderma.  257 


terter  und  abgerundeter  Mitteleinsclinürung.  Zellliälften  am  Scheitel  niedergedrückt  gewölbt, 
an  den  oberen  Enden  in  fast  gerade  lange  Fortsätze  ausgezogen.  Scheitelansicht  dreieckig, 
mit  concaven  Seiten,  an  den  in  lange  Fortsätze  auslaufenden  Enden  di'eispitzig.  Zellhaut 
mit  einfachen  und  zweispitzigen  Stacheln  besetzt,  die  längsten  der  letzteren  sind  in  der 
Mitte  des  Scheitels. 

In  torfigen  Sümpfen,  Mooren  selten  (6 — 10).    So  bei  Chlumec  nächst  Wittingau 
und  bei  Deutschbrod! 


J^JClJCLeiJOL^. 


Die  im  Nachfolgenden  angeführten  Algenarten  hat  der  Verf.  auf  seinen  algolo- 
gischen  Durchforschuugsreisen  in  Böhmen  bis  Ende  October  1887  gesammelt. 

Lemanea  fluviatilis  (L.)  Ag.  Im  Böhmerwalde  in  Bächen  am  Wege  von  Def- 
fcrnik  zum  Fallbaum  und  von  da  nacli  Eisenstein  zurück  mehrfach ;  in  der  Angel  noch 
bei  Hammern  vor  Neuern  in  kümmerlich  entwickelten  Exemplaren   spärlich! 

Batrachospermum  moniliforme  (L.)  Roth.  In  einem  Bache  im  Radotiner-Thale 
am  Wege  nach  Lochkow,  in  einem  Wiesenbrunneu  bei  Cenkau,  bei  Paseka  auch  im  Hlu- 
boser-Bache  mit  Chantransia  chalj'bea;  im  Böhmerwalde  in  einem  Wiesenbrunnen  bei 
Hammern  nächst  Neuern,  bei  der  Pampferhütte  nächst  Eisenstein,  in  einem  Waldbächlein 
am  Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee,  im  Abflüsse  des  Lackasees !  bei  Deutschbrod  (Petr), 
bei  Schattawa  auch  an  Steinen  in  der  Moldau  (Bayer!) 

Chantransia  chalybea  Fr,  In  einem  kleinen  Brunnen  „am  Mädchenspruug"  in 
der  wilden  Sarka,  im  Radotiner  Thale  am  Wege  nach  Lochkow  mehrfach,  in  Felsenbrunnen 
bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad ;  im  Hluboser-Bache  und  im  Thiergarten  bei  Paseka  nächst 
Jinec  auch  var.  y  reichlich;  bei  Bozkow  und  Sträncic  in  einem  Bache,  in  der  Marien- 
quelle bei  Kamenic  und  bei  Zampach  nächst  Eule,  in  einem  Brunnen  bei  Tfepsin  gegen- 
über Stechowic,  bei  Trnowa  an  der  Moldau;  in  einem  Brunnen  in  der  Nähe  des  Teiches 
Bolewec  nächst  Pilsen ;  bei  Neuern  nächst  Eisenstein  mehrfach ;  bei  Nepomuk  und  Wolsan 
nächst  Pilsen;  bei  Chlumec  näclist  Wittingau,  Neu-Bistritz  und  Neuhaus,  Lzin  bei  Kardas- 
ß,ecic,  Reztahow  und  Janowic  nächst  Wotic! 

Ch.  pygmaea  Ktz.  Im  Lackaseebach   und   in   Bächen   bei   Eisenstein   mehrfach! 

Hildebrandtia  rivularis  (Liebm.)  J.  Ag.  In  einem  Waldbächlein  unterhalb  Wo- 
lesek  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau,  ebenso  in  der  Fasanerie  bei  Beztahow  nächst  Wotic  I 

Syncrypta  volvox  Ehrb.  In  Sümpfen  bei  Nepomuk  nächst  Pilsen!^) 

Hydrurus  foetidus  (Vill.)  Krch.  Im  Böhraerwalde  bei  Eisenstein  nicht  selten,  so 
in  einem  Bache  am  Wege  vom  Fallbaum  nach  Eisenstein  stellenweise  massenhaft,  in 
Bächen  am  Wege  von  DeÖernik  zum  I^ackasee  mehrfach  zerstreut,  am  Lackasee  und  bei 
der  Aussichtskanzel  auf  diesen  See  spärlich! 

Lithoderma  fluviatile  Aresch.  h)  fontanum  (Flah.)  nob.  Im  Woborni-Bache  unter- 
halb Tfepsin  gegenüber  Stechowic  an  der  Moldau  reichlich,  in  einem  Bache  bei  Zampach 
nächst  Eule  spärlich ! 


')  In  einem  Wiesenbrunnen  bei  Adams  nächst  Neu-Bistritz  beobachtete  ich  in  Gesellschaft 
der  Cylindromonas  fontinahs  eine  seltene  monadenartige  Phaeophycee  im  Ruhezustände,  deren  kugel- 
runde, mit  wandständigen,  scheibenförmigen  Phaeophoren  versehene  Zellen  von  10  bis  12  ft  im  Durchm., 
zu  4  bis  1(3  neben  einander  gruppirt  waren.  —  Dinobryon  sertularia  Elu'b.,  mit  welchem  nach  Wille 
(Om  Chrysopyxis  p.  21),  Chromophyton  Rosanowii  Wor.  ex  p.  im  genetischen  Zusammenhange 
stehen  soll,  habe  ich  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag  noch  Ende  October 
nach  einigen  ziemlich  starken  Frösten  in  grösserer  Anzahl  unter  anderen  Algen  angetroffen. 

17 


258  Coeloohaebe  —  Herposteiron. 

Coelochaete  pulvinata  A.  Br.  Im  Teiche  bei  Wolsan  nächst  Plass;  bei  Putim 
nächst  Pisek  auch  var.^  ß,  im  Teiche  bei  Grambach  nächst  Neu-Bistritz ;  in  einem  Tümpel 
auf  der  Elbeinsel  bei  Celakowic! 

C.  divergens  Pringsh.  Im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic,  bei  Chlumec  nächst 
Wittingau  auch  ß ! 

C.  orbicularis  Pringsh.  In  einem  kleinen  Moldautümpel  bei  Hlubocep  auch  auf 
untergetauchten  Kalksteinen  festsitzende,  2  bis  S'/a  ^'^wi  breite  Scheiben  bildend,  in 
Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  au  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  im  Teiche 
Podwinak  bei  Böhm.  Brod,  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek ;  bei 
Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  in  Teichen  bei  Bolewec  nächst  Pilsen,  bei  Sechutic  nächst 
Plass,  Nepomuk,  in  Sümpfen  bei  der  Pampferhütte  nächst  Eisenstein;  in  Teichen  bei 
Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  mehrfach,  ebenso  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neu- 
haus, im  Jordan-Teiche  bei  Täbor  auch  an  Stengeln  von  Myriophyllum  nicht  selten ! 

507.  C.  soluta  Pringsh.  Jahrb.  f.  w.  Bot.  1860  IL  T.  1,  4.  Bildet  kleine,  flache, 
festsitzende  Scheiben,  welche  aus  radial  verlaufenden,  nicht  mit  einander  verwachsenen 
Zweigen  bestehen,  deren  Waehsthum  von  einem  aus  zwei  Zellen  gebildeten  Centrum  aus- 
geht. Veget.  Zellen  12  bis  25  [i  breit,  2  bis  S^/jmal  so  lang.  Carpogonien  flaschenförmig, 
aus  der  vorletzten  Zweigzelle  hervorgehend,  später  rings  herum  berindet,  mit  der  Rinde 
60  bis  220  fi  dick  und  kugelig.  Reife  Frucht  ohne  Rinde  50  bis  150  /w  dick.  Antheridien 
wie  bei  C.  pulvinata  A.  Br. 

An  Blättern  von  Wasserpflanzen  (Nuphar,  Hottonia  etc.)  (6 — 9).  In  Teichen  bei 
Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  in  der  oben  kurz  beschrie- 
benen kleineren  Form! 

C.  irregularis  Pringsh.  Bei  Magdalena  nächst  Wittingau! 

Herposteiron  repens  (A.  Br.)  Wittr.  Die  nadelartigen,  scheinbar  scheidenlosen 
Borsten  dieser  H.-Art  sind,  wie  der  Verf.  an  einigen,  an  Wurzeln  von  Lemna  minor  fest- 
sitzenden Exemplaren  bei  starker  Vergrösserung  sich  überzeugt  hat,  nicht  scheidenlos, 
sondern  von  einer  dünnen  sehr  eng  anliegenden  farblosen,  seltener  gelblich  gefärbten 
Scheide  umgeben,  aus  welcher  sie  an  jungen  Exemplaren  nicht,  an  älteren  Exemplaren 
jedoch  nicht  selten  in  Form  eines  äusserst  feinen  hyalinen  Härchens  hervorragen. 

In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag;  im  Teiche  Markwart  bei  Teptin 
nächst  Eule;  bei  Cimelic,  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehr- 
fach [insb.  im  Forellen teiche],  bei  Grambach,  im  Teiche  Kardas  bei  Zähofi  nächst  Kardas- 
fi,ecic;  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic  und  Bolewec  nächst  Pilsen;  bei  Rynholec  nächst 
Lana;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Bisic  und  Kojowic,  Vsetat  und  Bisic;  in  Elbe- 
tümpeln bei  Nimburg,  Podebrad  und  Gross-Wossek! 

508.  H.  polychaete  nob.  Fäden  gerade  oder  leicht  gekrümmt,  durch  Druck  leicht 
von  der  Unterlage,  an  welcher  sie  festsitzen  abtrennbar,  unverzweigt,  oder  spärlich  ver- 
zweigt, kriechend.  Zellen  rundlich  oder  länglich,  meist  9  bis  12,  seltener  an  jungen  Fäden 
blos  6  fi  breit,  1  bis  l^/jmal  so  lang,  jede  mit  2  bis  6  fast  geraden  oder  leicht  ge- 
krümmten, nach  allen  Seiten  von  der  oberen  Zellhälfte  schief  oder  fast  rechtwinkelig  ab- 
stehenden Borsten  (ausnahmsweise  blos  mit  einer  solchen  oder  ohne  diese).  Die  Borsten 
sind  ungegliedert,  10  bis  20,  seltener  mehrmal  so  lang  als  die  Breite  der  sie  tragenden 
Zelle  beträgt,  hyalin,  an  der  etwa  3  (i  dicken  Basis  nicht  oder  nur  unmerklich  zwiebei- 
förmig erweitert  und  daselbst  von  dem  Zelliuhalte  durch  eine  horizontale  Scheidewand 
abgetrennt,  am  oberen  Ende  allmälig  in  eine  Haarspitze  auslaufend,  leicht  zerbrechlich 
[man  findet  an  den  meisten  Zellen  nur  selten  ganze  Borsten,  regelmässig  sind  sie  abge- 
brochen, die  leeren  von  den  Zellen  auslaufenden  Borstenbruchstücke  sind  meist  nur  ebenso 
oder  l^/jmal  so  lang  wie  die  sie  tragende  Zelle].  Der  chlorophyllgrüne  plasmatische  Zell- 
iuhalt  mit  zahlreichen  Stärkekörnern.  Chromatophoreu  nicht  deutlich  [wahrscheinlich  scheiben- 
förmig und  wandständig].  *) 

')  Der  Verf.  hat  selbst  in  den  in  der  Theiliing  begriffenen  Zellen  den  Zellinhalt  scheinbar 
gleichmässig  chlorophyllgrün  gefärbt  beobaclitet,  blos  in  einer  jungen  grossen  Zellhälfte  waren 
schwache  Contouren  eines  wandständigen  scheibenförmigen  Chlorophyllträgers  wahrnehmbar. 


Oedogonium.  259 


Kommt  an  den  Fäden  der  Cladophora  fracta  in  Sümpfen  etc.  vor.  (6 — 10).  So 
in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aiifinowes  nächst  Prag  noch  im  October  reiclilich ! 

Oedogonium  crispum  (Hass.)  Wittr.  Im  Forellenteiche  bei  Neu-Bistritz  nächst 
Neuhaus  auch  in  Exemplaren,  deren  Endzellen  nicht  wie  bei  der  typisclien  Form  stumpf, 
sondern  mit  einem  pfriemen-  bis  borstenförmigen  Fortsatze  versehen  waren  [var.  y)  ro- 
stellatum  (Pringsh.)  AYolle  Algae  p.  72,  T.  74  (Oe.  rostellatum  Pringsh.  Beitr.  z.  Morphol. 
d.  Alg.  T.  5)]. 

Oe.  Vaucherii  (Le  Cl.)  A.  Br.  In  der  Moldau  bei  Prag  mehrfach,  auch  in  einem 
lecken  Schiffe  am  Ufer  dieses  Flusses  bei  Trnowa;  im  Teiche  Hodow  nächst  Ouwal,  Pod- 
wiiiak  bei  Böhm.  Brod;  in  Elbetürapeln  bei  Nimburg,  Podebrad  [insbesondere  bei  Kruh 
und  Polabec]  mehrfach,  bei  Gross-Wossek;  im  Woborni-Bache  unterlialb  Tfepsin  gegen- 
über Stechowic  au  der  Moldau,  in  Tümpeln  am  Ufer  der  Sazawa  bei  Zampach,  im  Teiche 
Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule ;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  nächst  Wotic, 
im  Jordan-Teiche  bei  Täbor,  bei  Kardas-fiecic,  Neuhaus;  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic, 
Holoubkau  und  Plass  nächst  Pilsen,  Neuern    und  Bistritz,    Putim   nächst  Pisek,    Cimelic! 

Oe.  undulatum  (Breb.)  A.  Br.  Im  Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule,  in 
Sümpfen  bei  Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wittingau,  im  Teiclie  Kardas  nächst  Kardas- 
Äecic,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach  [insb.  im  Forellenteiche],  in  Teichen  am 
Walde  Hül  bei  Strakonic,  bei  Nepomuk  nächst  Pilsen! 

Oe.  cyathigerum  Wittr.  Bei  Magdalena  nächst  Wittingau  und  im  Forelleuteiche 
bei  Adams  nächst  Neu-Bistritz! 

Oe.  Borisianum  (Le  Cl.)  Wittr.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  bei  Prag,  an  der 
Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic ;  bei  Tf tic  nächst  Neu-Straschitz,  im 
Teiche  Markwart  bei  Teptin  nächst  Eule,  bei  Janowic  nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli, 
im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-fiecic,  bei  Chlumec  nächst  Wittingau, 
Grambach  und  Adams  nächst  Neu-Bistritz;  in  Teichen  am  Walde  Hui  bei  Strakonic,  in 
Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen  ! 

Oe.  sexangulare  Clev.  In  Torfsümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wit- 
tingau, bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus ! 

Oe.  capillare  (L.)  Ktz.  Bei  Hlubocep  und  in  der  wilden  Särka  nächst  Prag,  im 
Libficer-Thale  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau;  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  im  Teiche 
Podwiiiak  bei  Böhm.  Brod,  in  der  Elbe  bei  Nimburg,  Podebrad  mehrfach,  bei  Gross- 
Wossek  ;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Nächod  nächst  Täbor,  Holoubkau,  Plass,  Blowic 
und  Nepomuk  nächst  Pilsen  und  in  Pilsen  selbst! 

509.  Oe.  Landsboroughi  (Hass.)  Wittr,  W.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  203 !  Veget. 
Zellen  des  weibl.  Fadens  .33  bis  36,  des  männl.  F.  31  bis  33  fi  breit,  4  bis  6mal  so 
lang.  Oogonien  einzeln,  selten  zu  2,  mit  einem  Loche  oben  sich  öffnend,  63  bis  70  ^  dick, 
105  bis  120  |U-  lang,  von  der  etwa  59  bis  70  [i  dicken,  75  bis  102  ft  langen  Oospore 
ausgefüllt.  Antheridien  27  bis  30  ^  breit,  9  bis  12  ft  lang.  Spermatozoiden  je  zwei  in 
einer  Zelle  neben  einander.  Endzelle  stumpf;  var.  ß)  gemelliparum  (Pringsh.)  Wittr.  [Oe. 
gemelliparum  Pringsh.  Beitr.  z.  Morph,  d.  Alg.  T.  5].  Veget.  Zellen  des  weibl.  F.  20 
bis  27  ft  dick,  3  bis  8mal  so  lang,  die  eiförmigen  Oogonien  55  bis  57  (i  dick,  75  bis 
80  fi  lang,  von  den  49  bis  bl  ^  dicken,  65  bis  69  (i  langen  Oosporen  ausgefüllt.  End- 
zellen sehr  lang. 

In  Sümpfen,  Tümpeln  u.  ä.  (6 — 9).  So  in  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben 
oberhalb  Kuchelbad  nächst  Prag  in  Gesellschaft  von  Characeen  fructificirend  var.  /?, 
ebenso  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic  in  der  typischen  Form  [?  steril 
in  einem  grossen  Wiesentümpel  bei  Wolesek  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau] !  ') 


1)  Eine  dem  Oe.  suecicum  Wittr.    ähnliche  Oe.-Art  (ans  der  Subsection  Echinospora  ma- 
crandara  nob.?),  deren  veget.  Zellen  8  bis  9  fi  dick,  (3  bis  7mal  so  laug,  die  fast  kugeligeu  Oogonien 

17* 


260 


Oedogonium. 


Oe.  rufescens  Wittr.  Var.  ß)  saxatüe  uob.  Au  feuchten  silurischen  Kalkstein- 
felsen bei  Sliweuec  oberhalb  Kuchelbad,  ebenso  am  Wege  vom  Radotiner-Thale  nach  Kosof 
[insbes.  unter  einem  kleineu  Katarakte]  nächst  Prag,  an  nassen  Felsen  an  der  Säzawa  bei 
^ampach  nächst  Eule  mehrfach,  an  feuchten  Felsen  im  Bahneinschnitte  bei  der  Station 
Wolsan  nächst  Nepomuk,  bei  Neuern  nächst  Eisenstein! 

Oe.  Pringsheimii  Cram.  In  Schanzgräbeu  vor  dem  gew.  Kornthore  bei  Prag  noch 
Ende  October  fructificirend,  ebenso  bei  Mechenic  nächst  Dawle  an  der  Moldau,  in  Tümpeln 
in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst 
Prag;  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  im  Teiche  Podwinak  bei  Böhm.  Brod,  in  Elbetümpelu 
bei  Kowanic  nächst  Kimburg,  Podebrad  mehrfach,  Gross-Wossek ;  in  Sümpfen  an  der 
Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic;  bei  Mencic  nächst  Sträncic,  im  Teiche  Markwart  bei 
Teptin  nächst  Eule,  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow,  Martinic  und  Janowic 
nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli,  Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wittingau,  im  Teiche 
Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-llecic,  Neu-Bistritz,  Deutschbrod;  bei  Holoubkau, 
Kfimic,  Plass  und  Blowic  nächst  Pilsen,  bei  Bistritz  nächst  Neuern,  in  Sümpfen  bei  der 
Pampferhütte  nächst  Eisenstein,  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Strakonic  mehrfach,  Putim  nächst 
Pisek,  Öimelic ;  bei  Neu-Straschitz ! 

Oe.  fonticola  A.  Br.  In  einem  Bassin  in  den  Chotek'schen  Anlagen  am  Sandthore, 
in  kleinen  Wiesenbrunnen  bei  Nusle  und  Dworce,  ebenso  bei  Rokoska  und  Markyta  nächst 
Prag,  in  Felsenbrunnen  bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad  und  im  Radotiner-Thale  am 
Wege  nach  Lochkow,  bei  Mechenic  nächst  Dawle,  im  Woborni-Bache  unterhalb  Tfepsin 
gegenüber  Stechowic  an  der  Moldau,  im  Bache  bei  Bozkow  nächst  Sträncic,  bei  Jinec, 
Paseka,  Cenkau,  Öimelic,  Putim  nächst  Pisek,  Wolsan,  Nepomuk,  Plass,  Pilsen,  bei  Bistritz, 
Neuern,  Hammern,  Eisenstein  mehrfach;  bei  Neu-Bistritz,  Neuhaus,  Kardas-Recic,  Lzin, 
Sobeslau,  Chlumec  nächst  Wittingau,  Forbes  nächst  Budweis,  Bukowsko  nächst  Veseli, 
Beztahow,  Martinic,  Nezdic  und  Janowic  nächst  Wotic,  bei  Konopist  nächst  Beneschau; 
bei  Hodow  nächst  Ouwal,  Böhm.  Brod,  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek! 

Oe.  giganteum  Ktz.  Bei  Öimelic! 

Oe.  ochroleucum  Ktz.  Bei  Lzin  nächst  Kardas-Recic,  Neuhaus  1 


-) 


Oe.  tenuissimum  nob.  Oogouien  bis  18  ft  dick  und  21  ^  lang,  mit  einem  in 
der  Mediaue  liegenden  Loche  sich  öffnend,  von  der  elliptischen,  etwa  15  ft  dicken  Oospore 
nicht  ganz  ausgefüllt. 

In  Elbetümpelu  bei  Podebrad  und  Gross-Wossek!  Die  unter  dem  Namen  Oe.  cri- 
spulum  Wittr.  var.  ß)  miuutum  nob.  in  diesem  Werke  beschriebene  Oe.-Form  hat  der 
Verf.  auch  in  Waldsümpfen  bei  Plass,  bei  Bolewec,  Blowic  und  Nepomuk  nächst  Pilsen,  bei 
Strakonic,  Wolsan,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  in  Sümpfen  am  Teiche 
Kardas  bei  Kardas-Recic,  bei  Neu-Bistritz ;  im  Böhmerwalde  bei  Neuern  und  bei  Deffernik 
nächst  Eisenstein  beobachtet! 

510.  Oe.  sterile  nob.  Diese  seltene,  auf  p.  43  in  diesem  Werke  in  1.  Anmerk* 
kurz  beschriebene,  bisher  noch  nie  fructificirend  gesammelte,  ^)  Oe.-Art  aus  der  Gruppe 
Cymatopleura  (Reinsch)  nob.,  '^)  deren  sechseckige  Zellen  meist  6  bis  8  /i  dick,  9  bis 
15  ^  lang  (einzelne  länglich  cylindrische  oder  fast  elliptische  Zellen  auch  4  bis  6  ^  dick, 
3  bis    4  mal    so   lang)    sind,    hat    der  Verf.    in    torfigen  Gewässern    bei  Magdalena  und 


28  bis  30  fi  dick,  fast  ebenso  (28  bis  33  pi)  laug,  die  kugeligen  Oosporen  mit  den  feinen  nadel- 
förmigeu,  kaum  3  /»  laugen  Stacheln,  25  bis  27  ft  dick,  die  Oogonien  fast  ausfüllend,  die  Fäden 
leicht  zerbrechlich  waren,  habe  ich  iu  einigen  wenigen  Exemplaren  unter  anderen  Algen  aus  den 
torfigen  Sümpfen  von  Chhimec  nächst  Wittingau  beobachtet. 

^)  Aus  diesem  Grunde  hat  der  Verf.  diese  bisher  nur  unvollständig  bekannte  Oe.-Art, 
um  sie  von  anderen  zu  unterscheiden  Oe.  sterile  benannt. 

*)  Zu  dieser  Gruppe  gehören  solche  Oe.-Arteu,  deren  veget.  Zellen  meist  länglich-sechs- 
eckig, seltener  (nur  einige;  auch  läuglich-cylindrisch  oder  fast  elliptisch  sind. 


Bulbochaete  — ^TJlothrix.  261 


Clilumec  nächst  Wittingau,  bei  Grambach  nächst  Neu-Bistritz  und  bei  Zähori  nächst  Kardas- 
fi,ecic  unter  anderen  Algen  beobachtet !  ^) 

Bulbochaete  setigera  (Roth)  Ag.  In  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben  oberhalb 
Kuclielbad  nächst  Prag,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aurinowes  und  zwischen  Bisic  und 
Vsetat,  bei  Podebrad;  in  Sümpfen  und  Teichen  bei  Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wit- 
tingau mehrfach,  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähoi"i  nächst  Kardas-ßecic,  bei  Grambach 
und  Adams  nächst  Neu-Bistritz;  bei  Nepomuk  und  Plass  nächst  Pilsen,  im  Teiche  bei 
Deffernik  nächst  Eisenstein ! 

B.  intermedia  D.  By.  Bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Bez- 
tahow  nächst  Wotic  und  bei  Strakonic  var.  ß ! 

B.  elatior  Pringsh.  Bei  Putim  nächst  Pisek! 

B.  nana  Wittr.  In  torfigen  Sümpfen  im  Thiergarten  bei  Chlumec  nächst  Wittingau! 

B.  pygmaea  Pringsh.  In  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad 
nächst  Prag,  in  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  bei  Trnowa  an  Oedogonieu 
festsitzend ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  z^Yischen  Vsetat  und  Bisic ;  bei  Chlumec  nächst  Wit- 
tingau, im  Forellenteiche  und  in  torfigen  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  und  Grambach  nächst 
Neuhaus  mehrfach,  in  Teichen  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Recic ! 

B.  minor  A.  Br.  In  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen! 

B.  rectanguläris  Wittr.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag,  im  Teiche 
Podwinak  nächst  Böhm.  Brod;  bei  Podebrad;  in  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu- 
Straschitz ;  bei  Beztahow  nächst  Wotic,  im  Teiche  Kardas  nächst  Kardas-Recic,  bei  Neu- 
Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach;  bei  Nepomuk  und  Bolewec  nächst  Pilsen;  am  Lackasee 
bei  Eisenstein! 

Cylindrocapsa  geminella  Wolle.  Var.  ß.  In  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aurinowes 
nächst  Prag  spärlich,  in  einem  Tümpel  bei  Polabec  nächst  Podebrad  au  der  Elbe ! 

Protoderma  viride  Ktz.  [iucl.  Limnodictyon  spec.  Reinsch  in  Freshw.  algae  from 
the  cape  of  good  hope  p.  244  T.  6].  Bei  Kamenic  und  Zampach  nächst  Eule,  in  einem 
Bache  gegenüber  Mechenic  und  unterhalb  Wolesek  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau! 

Prasiola  crispa  (Ligthf.)  Menegh.  Bei  Mencic  nächst  Sträncic  bei  einer  Scheune 
mit  Ulothrix  parietina  spärlich ;  bei  Neuern  und  Eisenstein ! 

Ulothrix  zonata  (Web.  et  Mohr.)  Ktz.  Au  einer  Mühle  zwischen  Beztahow  und 
Wotic,  bei  Kardas-fiecic,  Neuhaus  ;  in  einem  Wiesenbrunnen  bei  Plass  nächst  Pilsen,  bei 
Neuern;  im  Böhmerwalde  bei  der  Pampferhütte  und  in  Bächen  bei  Eisenstein  mehrfach, 
insb.  im  Lackaseebach  stellenweise  massenhaft  auch  b);  bei  Böhm.  Brod! 

U.  subtilis  Ktz.'^)  In  kleinen  Wiesentümpeln  bei  Nusle,  Dworce  und  Branik  mehr- 
fach auch  g),  in  Quellen  bei  Sliwenec  (auch  b)  und  Lochkow  nächst  Prag;  bei  Mechenic 
nächst  Dawle,  g),  Tfepsin  gegenüber  Stechowic  an  der  Moldau,  Kamenic  und  Zampach 
nächst  Eule;  Konopist  n^ächst  Beneschau  auch  g),  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic, 
Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  auch  c)  und  g) 
mehrfach,  Mazic  nächst  Veseli,  Strakonic  auch  e),  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau 


*)  Die  Fäden  einiger  klein-  und  kurzzelligeu  Oedogonium-Arten  gehen  unter  gewissen 
Umständen  (selten!)  auch  in  einen,  dem  einzelligen  Zustande  anderer  Fadenalgen  entsprechenden 
Zustand  über,  wobei  der  ganze  Faden  oder  grössere  Fadenabschnitte  in  einzeUige  Fragmente,  die 
sich  abrunden  und  nicht  selten  durch  Zweitbeilung  vermehren,  zerfällt. 

*)  Einige  Gloeotila  Ktz.-Formen,  deren  Fäden  nach  Rabenhorst  (Flora  alg.  europ.  III., 
p.  319)  morphologisch  mit  den  Nostocaceen-Fäden  zu  vergleichen  sind,  vorzüghch  G.  hyalina  Ktz. 
(Tab.  phycol.  III.  T.  32)  habe  ich  in  Böhmen  öfters  mit  U.  subtihs,  von  welcher  sie  sich  nicht 
wesentlich  unterscheidet,  beobachtet. 


2g2  XJlofchrix  —  Stigeoolonium, 


auch  g),  riass  auch  g)  und  d),  Kfimic  nächst  Pilsen,  hei  Neuern,  Bistritz,  in  Sümpfen 
hei  der  Pamiiferhütte  nächst  Eisenstein;  hei  Putiin  nächst  Pisek,  Cimelic,  Jinec,  Cenkau 
und  Paseka;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Ysetat  und  Bisic;  hei  Böhm.  Brod  auch 
g),  Nimhurg,  Podehrad  auch  g)  und  h),  Gross-Wossek ! 

69.  U.  rivularis  Ktz.  Tah.  phycol.  II.  T.  86  [Hormidium  rivulare  Ktz.].  Fäden 
hlassgrün,  kraus,  hie  und  da  mit  kurzen  Seitenästchen.  Zellen  9  bis  10  fi  dick,  ^j^  bis 
Imal  so  lang,  mit  verdickter,  hyaliner,  an  den  Scheidewänden  meist  deutlich  eingeschnürter 
Zellhaut;  var.  ß)  mirabilis  (Ktz.)  noh.  \TJ.  mirabiUs  (Ktz.)  nob.  in  diesem  Prodromus 
p.  60,  incl.  var.  Cataracta  Wolle  Algae  p.  136  T.  118.] 

Am  Ufer  der  Gehirgsbäche  auf  untergetauchten  Moosen  und  Steinen.  So  (var,  ß) 
bei  Petzer  im  Eiesengebii'ge  spärlich! 

U.  flaccida  Ktz.  Bei  Lochkow  und  Kosof  auch  b),  Mechenic  und  Wolesek  gegen- 
über Dawle  an  der  Moldau,  Dnespek,  Bozkow  und  Mencic  nächst  Sträncic,  Kamenic, 
Teptin  und  Zampach  nächst  Eule,  Tfcpsin  und  Hradistko  gegenüber  Stechowic  an  der 
Moldau ;  bei  Holoubkau,  Lochotin  und  Plass  nächst  Pilsen,  Bistritz,  Neuern,  bei  der 
Pampferliütte  und  bei  Neu-Hurkenthal  nächst  Eisenstein,  Blowic,  Nepomuk,  Wolsan,  Bu- 
kowsko  und  Mazic  nächst  Veseli,  Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wittingau  mehrfach, 
Neu-Bistritz,  Grambach,  Neuhaus,  Kardas-Recic,  Lzin ;  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic,  Jinec 
und  Cenkau,  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  Konopist  nächst  Beneschau ;  bei  Pecinow 
und  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  bei  Rokoska  und  Kobylic  nächst  Prag,  Hodow  nächst 
Ouwal,  Böhm.  Brod  auch  b),  Gross-Wossek,  Podehrad,  Nimhurg,  Bisic  und  Liblic! 

U.  radicans  Ktz.  Bei  Plass  nächst  Pilsen  spärlich ! 

U.  parietina  (Vauch.)  Ktz.  Bei  Veleslavin  und  Liboc  nächst  Prag,  Hodow  nächst 
Ouwal ;  an  der  Bahnstation  Liblic-Bisic,  bei  Nimhurg,  Podehrad,  Gross-Wossek  mehrfach ; 
bei  Teptin  und  Borek  nächst  Eule,  Dnespek  und  Mencic  nächst  Sträncic,  Jinec,  Cimelic, 
Putim  nächst  Pisek,  AVolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau  und  Plass  nächst  Pilsen, 
Bistritz,  Neuern,  Deffernik,  Neu-Hurkenthal,  Pampferhütte  nächst  Eisenstein ;  Neu-Bistritz 
mehrfach,  Neuhaus,  Kardas-Recic,  Chlumec  nächst  Wittingau,  Mazic  nächst  Veseli,  Bez- 
tahow und  Martinic  nächst  Wotic! 

U.  varia  Ktz.  Am  Dablicer-Berge  nächst  Prag,  bei  Kosof  und  Lochkow  nächst 
Radotin,  Mechenic  und  Wolesek  gegenüber  Dawle,  Hodow  nächst  Ouwal,  Böhm.  Brod, 
Kowanic  nächst  Nimburg,  Polabec  nächst  Podebrad,  Gross-Wossek ;  bei  Dnespek  und 
Mencic  nächst  Sträncic,  ^  Borek  nächst  Eule,  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und 
Martinic  nächst  Wotic,  Cekanic  nächst  Täbor,  Bukowsko  und  Mazic  nächst  Veseli,  Forbes 
nächst  Budweis,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus 
mehrfach,  bei  Kardas-Recic  und  Zähofi,  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Kfimic,  Holoubkau  und 
Plass  nächst  Pilsen,  bei  Neuern,  Hammern,  Deffernik  nächst  Eisenstein;  bei  Putim  nächst 
Pisek,  Jinec! 

Stigeoclonium  falklandicum  Ktz.  Bei  Magdalena  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz 
nächst  Neuhaus! 

S.  tenue  Ktz.  Bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad  und  bei  Lochkow  mehrfach ;  bei 
Wolesek  gegenüber  Dawle,  Mencic  nächst  Sträncic,  Zampach  an  der  Sazawa,  Eule,  Tfepsin 
gegenüber  Stechowic  an  der  Moldau;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow,  Nezdic, 
Martinic  und  Janowic  nächst  Wotic,  Magdalena  und  Clilumec  nächst  Wittingau,  Kardas- 
;ßecic,  Lzin,  Neuhaus,  Neu-Bistritz  mehrfach,  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Bolewec, 
Holoubkau  und  Plass  (meist  b)  näclist  Pilsen ;  bei  Bistritz  ^  aucli  am  Springbrunnen  im 
Schlosspark,  Neuern,  Eisenstein;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic,  Paseka  bei  Cenkau, 
Jinec;  bei  Hodow  nächst  Ouwal,  Böhm.  Brod,  Liblic  nächst  Bisic,  Nimburg,  Podebrad, 
Gross-Wossek ! 

S.  longipilus  Ktz.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufi- 
nowes  nächst  Prag ;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek ;  bei  Beztahow 


Stigeoolonium.  —  Conferva.  263 


nächst  Wotic,  in  einem  Teiche  bei  Zawadilka  nächst  Täbor,  bei  Magdalena  und  Chlumec 
nächst  Wittingau,  Mazic  nächst  Veseli,  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas- 
fiecic,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  bei  Putim  nächst  Pisek;  bei  Holoubkau  nächst 
Pilsen  var.  ß) ! 

S.  flagelliferum  Ktz.  Bei  Beztahow  nächst  Wotic,  im  Forellenteiche  bei  Neu- 
Bistritz  nächst  Neuhaus  reichlich,  in  einem  Teiche  nahe  bei  dieser  Stadt  spärlicher! 

Chaetophora  pisiformis  (Roth)  Ag.  In  einem  Felsenbrunnen  am  „Mädchensprung" 
in  der  wilden  Särka,  ebenso  bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad  reichlich ;  in  Wiesenbrunnen 
bei  Beztahow  nächst  Wotic,  Zawadilka  und  Mesic  nächst  Täbor,  bei  Wolsan,  Nepomuk 
und  Plass  nächst  Pilsen ;  bei  Hammern  nächst  Neuern,  bei  der  Pampferhütte  und  an  einer 
Waldquelle  am  Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee  nächst  Eisenstein ;  in  einem  Wiesen- 
brunnen bei  Cenkau  und  bei  Paseka! 

Ch.  elegans  (Roth)  Ag.  Wie  bei  einigen  Ulothr ix- Arten  so  zerfallen  unter  ge- 
wissen Umständen  auch  die  Fäden  dieser  Chaetophora  in  mehrzellige  hormogonium-artige 
Fragmente  (auch  aus  längeren  Ästen,  deren  farblose  Haarspitze  vorher  abgetrennt  w^urde, 
entstehen  durch  Fragmentirung  mehrzellige  Bruchstücke),  deren  weitere  Entwickelung  vom 
Verf.  jedoch  nicht  verfolgt  wurde.  Ob  bei  den  Chaetophora-Arten  wie  bei  den  verwandten 
Stigeoclonien  die  sog.  Sohle  ^)  sich  entwickelt  oder  nicht,  ist  noch  eine  offene  Frage. 

In  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag  spärlich,  ebenso  in  Sümpfen 
zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojovic,  Liblic  reichlich;  in  Elbetümpeln  bei  Nim- 
burg,  Kowanic,  Podebrad,  Gross-Wossek  in  beiden  Formen  (a  und  b)  nicht  selten;  bei 
Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  in  Teichen  bei  Beztahow 
nächst  Wotic,  Zawadilka  etc.  nächst  Täbor  zerstreut,  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau  sehr  verbreitet,  in  Teichen  bei  Kardas-fi,ecic,  Zähofi  und  Lzin,  bei  Neu-Bistritz 
mehrfach;  bei  Mazic  nächst  Veseli  reichlich,  in  Teichen  am  Walde  Hül  bei  Strakonic 
nicht  selten,  bei  Wolsan,  Nepomuk,  in  Wiesentümpeln  an  der  Uslawa  bei  Blowic,  in 
Teichen  bei  Holoubkau,  in  Wieseutümpeln  bei  Kfimic,  in  Sümpfen  bei  Bolewec  nächst 
Pilsen,  im  Wolsaner  Thiei-garten  und  in  Teichen  bei  Sechutic  nächst  Plass;  im  Teiche 
bei  Deffernik  nächst  Eisenstein ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  in  Teichen  bei  Cimelic  mehrfach, 
bei  Jinec  und  Zampach  nächst  Eule  spärlich! 

Ch.  tuberculosa  (Roth)  Ag.  Bei  Wolsan,  Nepomuk  und  Blowic  nächst  Pilsen; 
bei  Putim  nächst  Pisek! 

Ch.  cornudamae  (Roth)  Ag.  In  einem  Tümpel  auf  der  Elbeinsel  bei  Celakowic; 
in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag  meist  a)  und  ß)  massenhaft,'^)  ebenso 
zwischen  Vsetat  und  Bisic  nicht  häufig;  in  einem  Teiche  bei  Cimelic  reichlich! 

Draparnaldia  glomerata  (Vauch.)  Ag.  Bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow 
nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach  auch  d);  am 
Lackasee  bei  Eisenstein ;  in  einem  Wiesengraben  bei  Plass  nächst  Pilsen  auch  c)  reichlich ; 
bei  Moldau  im  Erzgebirge! 

D.  plumosa  (Vauch.)  Ag.  Im  Abflüsse  eines  Felsenhrunnens  bei  Sliwenec  oberhalb 
Kuchelbad  nächst  Prag! 

Conferva  tenerrima  Ktz.  In  Wiesengräben  und  kleinen  Tümpeln  bei  Nusle  und 
Wrsowic,  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge,  bei  Gross-Chuchel,  Sliwenec,  Lochkow,  Radotin, 
Kosof ;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz,  Rynholec  nächst  Lana ;  bei  Nimburg,  Podebrad,  Gross- 


')  Vergl.  Wille's  „Bidrag  tu  Sydamerikas  Algflora"  p.  38  und  4.  Anmerk.  auf  p.  66  in 
diesem  Werke,  wo  nach  Nov.  gen.  Ulvacearum  rz  Choreoclonium  Reinsch  „Kerguelen  Island  Alg. 
p.  86,  T.  4"  (Reinsch  gibt  selbst  zu,  dass  diese  Alge  wohl  mit  einem  Stigeoclonium  „in  cohaesione 
genetica"  steht)  und  „Freshw.  algae  fi-om  the  cape  of  good  hope  p.  244"  folgen  soll. 

2)  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Centurien  der  Plora  exs.  austro-hung. 
des  H.  Hofrathes  R.  v.  Kerner  mitgetheilt  werden. 


ORA  Conferva  —  Cladophora. 


AVossek ;  in  Süclbolimen  bei  Konopist  nächst  Benescliau,  bei  Beztahow  und  Janowic  nächst 
Wotic,  in  Teichen  bei  Zawadilka  nächst  Tahor,  Mazic  und  Bukowsko  nächst  Veseli,  Kardas- 
fi,ecic,  Neu-Bistritz,  Neuhaus,  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau  und  Plass  nächst 
Pilsen ;  bei  Neuern,  in  Sümpfen  bei  der  Pampferhütte  nächst  Eisenstein ;  bei  Putim  nächst 
Pisek,  Cimelic,  Jiuec ! 

C.  floccosa  (Vauch.)  Ag.  Bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad,  Mechenic  nächst 
Dawle,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  hei  Aufinowes  nächst  Prag ;  in  Südböhmen  bei  Konopist 
nächst  Beneschau  auch  ß,  BeztahoAv  und  Janowic  nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli, 
Chlumec  nächst  Wittiugau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  auch  ß;  bei  Plass  nächst  Pilsen 
auch  ß,  Wolsan  nächst  Nepomuk;  Paseka,  Cenkau  und  Jinec! 

C.  stagnorum  Ktz.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  Chlumec 
nächst  Wittingau;  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach;  im  Böhmerwalde  im  Teiche  bei 
Defternik  nächst  Eisenstein,    am   Lackasee   und   am  Wege   von  Deffernik  zu  diesem  See! 

C.  bombycina  (Ag.)  Wille.  In  Wiesengräben  und  Tümpeln  bei  Nusle,  Wrsowic 
und  Dworce,  in  Schanzgräben  hinter  dem  gew.  Kornthore  c),  am  Dablicer-Berge  nächst 
Prag,  in  Quellen  bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad,  bei  Gross-Chuchel,  im  Radotiner-Thale 
bei  Lochkow^,  Kosof,  Mechenic  und  Wolesek  gegenüber  Dawle;  bei  Bozkow  und  Mencic 
nächst  Sträncic  auch  c),  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und  Janowic  (auch  y) 
nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli,  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  auch  y), 
Kardas-Recic,  Lzin ;  Strakonic  auch  y),  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Plass,  Holoubkau  und 
Bolewec  nächst  Pilsen,  bei  Neuern,  Pampferhütte  auch  var.  ß),  Neu-Hurkenthal  und  Def- 
fernik nächst  Eisenstein  meist  var.  ß  und  y ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic,  Jinec ;  bei 
Nimburg,  Podebrad,  Gross- Wossek ;  Tftic  nächst  Neu-Straschitz!  bei  Hradec  nächst 
Münchengrätz  (Dr.  Pic!). 

C.  amoena  Ktz.  In  einer  Felsenquelle  im  Radotiner-Thale;  in  kleinen  Bächen 
und  Quellen  bei  Paseka,  Cenkau  und  Jinec  mehrfach ;  bei  Wolsan  nächst  Nepomuk  und 
bei  Plass  nächst  Pilsen  spärlich ;  im  Böhmerwalde  bei  Neuern  nicht  häufig,  im  Regenbache 
bei  Eisenstein  mehrfach,  im  Lackaseebach,  bei  Neu-Hurkenthal,  Pampferhütte  und  Def- 
fernik nicht  selten,  in  Bächen  am  Wege  von  Deffernik  zum  Lackaseebach,  vom  Fallbaum 
nach  Eisenstein  stellenweise  sehr  reichlich,  in  der  Angel  noch  bei  Bistritz  nächst  Neuern 
im  schnell  fliessenden  Wasser;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz! 

Rhizoclonium  hieroglyphicum  (Ag.)  Ktz.  c)  lacustre  (Ktz.)  nob.  (R.  lacustre 
Ktz.  Tab.  phycol.  III.  T.  72,  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  631 !)  Bildet  gelhlichgrüne 
Watten.  Fäden  verworren,  ein  wenig  kraus.  Zellen  15  bis  20  |U  breit,  2  bis  4mal  so 
lang,  cyliudrisch  oder  an  den  Scheidewänden  leicht  eingeschnürt.  Zellhaut  verdickt.  Wurzel- 
ästchen  selten. 

In  Tümpeln,  am  Rande  von  Wassergräben  etc.  (6 — 10).  So  in  Wiesentümpeln 
bei  Nusle  nächst  Prag,  in  einem  Tümpel  auf  der  Elbeinsel  bei  Celakowic! 

Cladophora  fracta  (Vahl.)  Ktz.  Im  sog.  Libusa-Bade  nächst  Paukrac,  in  Tümpeln 
in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  bei  Gross-Chuchel,  Wolesek  gegenüber  Dawle 
spärlich,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  in  Elbetümpeln  bei  Nim- 
l)urg,  Podebrad  mehrfach,  Gross-Wossek  meist  c) ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Vsetat  und  Bisic,  in  Wiesengräben  bei  Liblic  mehrfach;  bei  Rynholec  nächst  Lana;  in 
Südl)öhmen  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Jinec,  Cimelic,  Putim  nächst  Pisek ;  Nepomuk, 
Blowic,  Holoubkau,  Plass,  Kfimic  bei  Pilsen,  in  einem  Bassin  im  Pilsener  Stadtparke 
auch  in  Formen,  welche  der  Cladophora  globulina  Ktz.  Tab.  i^hycol.  III.  T.  56  und  C. 
lacustris  Ktz.  1.  c.  T.  55.  ähnlich,  deren  keilenförmig  verdickte  Zellen  jedoch  meist  35 
bis  78  /LI  dick  waren  ! 

C.  crispata  (Roth)  Ktz.    In  Sümpfen  bei  Liblic  nächst  Vsetat! 

C.  insignis  (Ag.)  Ktz.  Bei  Markyta  und  Rokoska  nächst  Prag ;  Nimburg,  Gross- 
Wossek;  Konopist  nächst  Beneschau,  Holoubkau  nächst  Pilsen! 


Cladophora  —  "Vaucheria.  265 


C.  glomerata  (L.)  Ktz.  In  einem  Bassin  in  den  Chotek'schen  Anlagen  auf  der 
Kleinseite  an  Steinen  unter  dem  Springbrunnen;  im  Libficer-Thale  gegenüber  Dawle  an 
der  Moldau;  an  Müblsclüeusseu  etc.,  in  der  Elbe  bei  Nimburg  und  bei  Podebrad 
nicbt  selten! 

C.  canalicularis  (Rotb)  Ktz.  Am  Ufer  der  Moldau  gegenüber  Meolienic 
Hcäcbst  Dawle! 

C.  declinata  Ktz.  lu  der  wilden  Särka,  in  Felsenquellen  und  Bächen  im  Rado- 
tiner-Thale  und  unterhalb  Kosof  und  Lochkow  stellenweise  reichlich;  im  Libficer-Thale 
gegenüber  Dawle;  im  Hluboser-Bache  bei  Paseka  nächst  Cenkau! 

T.  aurea  (L.)  Mart.  Au  silurischen  Kalksteinfelsen  unter  einem  kleinen  Katarakte 
am  Wege  vom  Radotiuer-Thal  nach  Kosof  in  grösserer  Menge,  an  feuchten  Felsen  im 
Libficer-Thale  gegenüber  Dawle  spärlich!  bei  Chotebof  (Bayer!) 

Trentepohlia  abietina  (Flot.)  Wille.  In  Wäldern  bei  Beztahow  nächst  Wotic 
niclit  häufig,  ebenso  am  Wege  von  Deifernik  zum  Lackasee  und  am  Fallbaum  im 
Böhmerwalde !  bei  Schattawa  (Bayer!) 

T.  umbrina  (Ktz.)  Bor.  Bei  Sliwenec  und  Lochkow  oberhalb  Kuchelbad,  bei 
Kosof,  Mechenic  und  Wolesek  gegenüber  Dawle  näclist  Prag ;  bei  Aufinowes,  Mencic  und 
Bozkow  nächst  Sträncic,^  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow,  Martinic  und  Janowic 
nächst  Wotic,  Nächod,  Cekanic  und  Zawadilka  nächst  Täbor,  Bukowsko  und  Mazic  nächst 
Veseli,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  mehrfach,  ebenso  in  der  Umgebung  von 
Neu-Bistritz,  bei  Neuhaus,  Kardas-fiecic,  Lzin,  Forbes  nächst  Budweis ;  bei  Wolsan,  Ne- 
pomuk,  Blowic,  Holoubkau,  Rokycan  und  Plass  nächst  Pilsen,  Bistritz,  Neuern,  Hammern, 
Eisenstein  mehrfach ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic,  Genkau  und  Paseka ;  bei  Nimburg, 
Podebrad,  Gross-Wossek  mehrfach ;  bei  Tftic  und  Rynholec  nächst  Neu-Straschitz ! 

T.  uncinata  (Gobi)  nob.  Im  Böhmerwalde  am  Fallbaum  spärlich! 

T.  iolithus  (L.)  Wittr.  Im  Böhmerwalde  bei  Eisenstein  nicht  selten,  so  am 
Regenbach  am  Wege  zur  Pampferhütte,  von  da  an  feuchten  Steinen  an  der  Strasse  etc. 
bis  nach  Neu-Hurkenthal  zerstreut,  von  Alt-Hurkenthal  zum  Lackasee  und  am  Lackasee- 
bach  stellenweise  reichlich,  ebenso  am  Wege  von  Eisenstein  zum  Fallbaum,  spärlicher  am 
Wege  vom  Fallbaum  nach  Deffernik  und  von  da  zum  Lackasee  und  Lackaberg !  bei  Schat- 
tawa (Bayer  I) 

T.  de  Baryana  (Rbh.)  Wille.  In  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad  und  Gross- 
Wossek  mehrfach ;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Holoubkau,  Bolewec  und  Kfiiuic  nächst 
Pilsen ;  bei  Nepomuk ;  Cimelic,  Putim  nächst  Pisek ! 

Chlorotylium    cataractarum    Ktz.     In    der    wilden    ^ärka   an   der   Mühle    „am 

Mädchensprung"  noch  1887  reichlich,  an  Steinen  am  Rande  des  grossen  Moldautümpels 
bei  Hlubocep  in  stehendem  Wasser,  in  kleinen  Bächen  bei  Gross-Chuchel  bis  nach  Sli- 
wenec mehrfach  reichlich,  dann  am  Wege  vom  Radotiner-Thale  nach  Lochkow  und  Kosof 
mehrfach  in  grosser  Menge  (auch  in  stehendem  Wasser) ;  im  Hluboser-Bache  bei  Paseka 
nächst  Cenkau  mit  Chantransia  chalybea  spärlich! 

Microthamnion  Kützingianum  Näg.  a)  genuinum  (Näg.)  nob.  In  Sümpfen  am 
Dablicer-Berge,  in  einem  offenen  Felsenbrunnen  bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad  nächst 
Prag !  in  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus ! 

Var.  ßj  subclavatum  nob.  Hauptfäden  spärlicher  verzweigt,  Aestchen  leicht  ge- 
krümmt, wie  die  Hauptfäden  aus  leicht  keulenförmig  verdickten,  meist  3  bis  4  fi  dicken, 
etwa  4mal  so  langen  Zellen  bestellend.  Zellinhalt  blass  gelblichgrün. 

In  Sümpfen  an  Fadenalgen  (Cladophora  u.  ä.)  festsitzend  (6 — 10).  So  in  Sümpfen 
an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag  mit  der  typischen  Form  gesellig! 

Vaucheria  sessilis  (Vauch.)  D.  C.  In  den  Schanzgräben  vor  dem  gew.  Kornthore 
noch  Ende  October  reichlich  fructiticirend  a),  in  der  wilden  Särka  a)  und  b) ;  bei  Gross- 


2g  g  Vauoheria  —  Pediastrvini. 


Chucbel  nächst  Prag;  bei  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek ;  bei  Vsetat,  Liblic,  Bisic  a) 
und  b);  bei  Mencic  nächst  Sträncic,  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und  Martinic 
nächst  Wotic,  Cekanic  nächst  Täbor,  Bukowsko  und  Mazic  nächst  Veseli,  Forbes  nächst 
Budweis;  Magdalena  und  Cblumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  mehrfach,  Neuhaus, 
Kardas-Recic,  Lzin;  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau  und  Plass  nächst  Pilsen; 
bei  Bistritz,  Neuern,  Eisenstein,  Pampferhütte ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic,  Paseka, 
Ceukau  und  Jinec;  bei  Tftic  und  Rynholec  nächst  Neu-Straschitz ! 

V.  geminata  Vauch.  var.  d)  rivularis  nob.  In  kleinen  Bächen  am  Wege  vom 
Radotiner-Thale  nach  Lochkow  und  Kosof  mehrfach  und  stellenweise  in  grösserer  Menge, 
im  Libficer-Thale  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau! 

Botrydium  granulatum  (L.)  Rostaf.  et  Wer.  Am  Ufer  der  Moldau  vor  Lieben 
an  der  Mündung  eines  Kanals;  in  ausgetrockneten  Moldautümpeln  vor  Gross-Chuchel 
nächst  Prag  massenhaft;  bei  Mencic  nächst  Sträncic  mit  Chlorococcum  Coccoma  reichlich, 
ebenso  in  einer  Bucht  des  Jordanteiches  bei  Nächod  und  in  Cekanic  nächst  Täbor  1887 
reichlich,  bei  Bukowsko  nächst  Veseli,  Lzin  nächst  Kardas-ßecic ;  bei  Nimburg,  Podebrad 
und  Gross-Wossek  mehrfach! 

Volvox  globator  Ehrb.  In  einem  Tümpel  auf  der  grossen  Elbeinsel  bei  Celakowic ! 

Pandorina  morum  Bory.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei 
Aurinowes  nächst  Prag,  in  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  bei  Trnowa  unter 
Fadeualgen;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Janowic  nächst  Wotic,  Magdalena  und 
Cblumec  nächst  Wittingau;  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach;  bei  Nepomuk, 
Blowic,  Plass  und  Krimic  nächst  Pilsen;  in  Sümpfen  bei  der  Pampferhütte  nächst  Eisen- 
stein ;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Ysetat  und 
Bisic,  Bisic  und  Kojowic! 

Chlamydomonas  pulvisculus  (Müll.)  Ehrb.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und 
an  der  Bahn  bei  Aurinowes  nächst  Prag;  bei  Plass  nächst  Pilsen,  Neuern,  in  Sümpfen 
bei  der  Pampferhütte  nächst  Eisenstein;  bei  Janowic  nächst  Wotic! 

Cylindromonas  fontinalis  Hansg.  In  einem  Wiesenbrunnen  bei  Adams  nächst 
Neu-Bistritz  noch  Mitte  September  reichlich!  ')  Die  Zellen,  unter  welchen  einige  bis  18^ 
dick  waren,  verhielten  sich  im  diffusen  Lichte  negativ  phototactisch,  indem  sie  sich  stets 
auf  der  Schüssel  und  an  den  Glimmerplättcheu,  auf  welchen  ich  sie  trocknete  an  der 
Schattenseite  ansammelten.  Bei  der  Vermehrung  im  Ruhezustande  entstehen  durch  wieder- 
holte Zweitheilung  des  Zellinhaltes  2  bis  4  grössere  oder  8  bis  10  kleinere  Gonidien, 
von  welchen  die  letzteren  etwa  4  bis  5  ^  dick  und  fast  2mal  so  lang  sind. 

Hydrodictyon  reticulatum  (L.)  Lagerh.  In  einem  lecken  Schiffe,  welches  am 
Ufer  der  Moldau  im  Wasser  mehrere  Monate  lang  vor  Lieben  nächst  Prag  lag,  noch  Ende 
October  1887  massenhaft,'^)  in  Wiesentümpeln  bei  Cimelic,  in  Wiesengräben  bei  Magda- 
lena nächst  Wittingau! 

Pediastnim  forcipatum  (Corda)  A.  Br.  In  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der 
Moldau  vor  Lieben  nächst  Prag,  bei  Beztahow  näclist  Wotic! 

P.  Boryanum  (Turp.)  Menegh.  In  Moldautümpeln  bei  Branik  und  Hodkowicka; 
bei  Beztahow  nächst  Wotic,  Magdalena  und  Cblumec  nächst  Wittingau ;  im  Forellenteichc 


•)  Wird  von  diesem  Standorte  in  den  nächsten  Centurien  der  Flora  exs.  austro-hung. 
des  H.  Hofrathes  R.  v.  Kerner  in  Wien  mitgetheilt  werden. 

^)  Wird  vielleicht  von  diesem  Standorte,  an  welchem  es  in  Gesellschaft  des  Rhaphidium 
polymorphum,  Scenedesmusbijugatus,  S.  quadricanda,  einiger  Pediastnim-  und  Cosmarium-Arten,  der 
Oscillaria  tenerrima,  deren  Fäden  auch  endophytisch  in  leeren  Hydrodictyon-Zellen  vegetirteu  in 
den  nächsten  Centurien  der  Flora  austro-hung.  des  H.  Hofrathes  R.  v.  Kerner  mitgetheilt  werden. 


.(,.         V.l    O         *i.         ....mv.»iV..J         i,i.  ,.  iVVlA.Vl  .l...^f3V 


Pediastrum  —  Soenedesraus.  267 


und  in  anderen  Teichen  bei  Neu  Bistritz  nicht  selten,  bei  Deutschbrod,  im  Teiche  Kardas 
und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-ßecic ;  bei  Strakonic,  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Plass  und 
Kfimic  nächst  Pilsen,  bei  Neuern,  im  Teiche  bei  Deffernik  nächst  Eisenstein;  bei  Putim 
nächst  Pisek! 

Var,  sj  integriforme  nob.  Coenobien  16-  oder  mehrzellig  {1  -\- b  -\- 10  oder 
1  -[~  5  -|-  10  -j-  14),  aus  fünf-  bis  sechseckigen,  lückenlos  mit  einander  verwachsenen, 
12  bis  15  II  breiten,  1  bis  l'/jmal  so  langen  Zellen  bestehend.  Randzellen  in  der  Mitte 
leicht  stumpfwinkelig  ausgerandet  oder  bogenförmig  ausgeschweift,  mit  je  zwei  sehr  kurzen, 
stumpflichen  Fortsätzen. 

In  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  vor  Lieben  nächst  Prag  mit  Hydro- 
dictyon  reticulatum  etc.  gesellig! 

Var.  1^)  subiiUferum  Ktz.  [P.  subuliferum  Ktz.]  Phycotheca  universalis  No.  80! 
Randzellen  der  meist  8-  oder  16zelligen  Coenobien  in  verlängerte,  pfriemenförmige,  scharf 
zugespitzte  Hörnchen  auslaufend,  etwa  12  ;u.  breit.  Zellhaut  deutlich  punctirt. 

In  einem  lecken  Schifte  am  Ufer  der  Moldau  vor  Lieben  mit  der  vor. ! 

P.  duplex  Meyeu.  In  Sümpfen  bei  Wolsan  auch  t,  Nepomuk  nächst  Pilsen  auch  t, 
Magdalena  auch  ?/,  Chlumec  nächst  Wittingau  auch  ß,  y,  £  und  i;,  Grambach  nächst  Neu- 
Bistritz,  im  Teiche  Kardas  und  bei    Zähofi  nächst  Kardas-Recic ! 

P.  tetras  (Ehrb.)  Ralfs.  Bei  Beztahow  nächst  Wotic,  Strakonic,  Nepomuk  und 
in  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen,  bei  Neuern,  im  Teiche  Defternik  bei  Eisenstein ; 
bei  Neu-Bistritz  mehrfach ;  in  Teichen  und  Sümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau  zerstreut,  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-fiecic,  kei  Putim 
nächst  Plsek ! 

P.  biradiatum  Meyen.  Bei  Beztahow  nächst  Wotic,  Magdalena  und  Chlumec 
nächst  Wittingau,  im  Forellenteiche  und  in  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  mehrfach,  bei  Plass 
nächst  Pilsen! 

Coelastrum  microporum  Näg.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn 
bei  Aufinowes  nächst  Prag;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad  und  Gross-Wossek ; 
in  Südböhmen  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  nächst  Wotic,  Magdalena  und 
Chlumec  nächst  Wittingau,  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Recic,  bei 
Neu-Bistritz  mehrfach;  bei  Deutschbrod;  in  Teichen  am  Walde  „Hui"  bei  Strakonic;  bei 
Wolsan,  Nepomuk  und  Plass  nächst  Pilsen;  bei  Neuern,  im  Teiche  bei  Defternik  nächst 
Eisenstein ! 

511.  C.  cambricum  Arch.  In  Wolle's  Algae  p.  1 70  f.  T.  156.  Coenobien  fast  kugelig 
meist  30  bis  40,  junge  nur  etwa  20  völlig  erwachsene  nach  Wolle  etwa  70  jw  im  Durchm. 
Zellen  6  bis  12  |li  breit,  eckig,  lückenlos  oder  so  unter  einander  verwachsen,  dass  kleine 
Intercellularlücken  entstehen,  am  Aussenrande  abgerundet  und  daselbst  in  der  Mitte  mit 
einem  kurzen,  trichterartigen,    3  bis  4  /t  breitem  und  fast  ebenso  langem  Fortsatze. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  (6 — 9).  So  bei  Chlumec  nächst  Wittingau  unter 
anderen  Algen  in  mehreren  Exemplaren! 

Sorastrum  spinulosum  Näg.  In  Tümpeln  in  den  Sandgrul)en  oberhalb  Kuchelbad 
und  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge,  ebenso  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  in 
Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  bei  Chlumec  und 
Magdalena  nächst  Wittingau ;  in  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen ;  bei  Neuern  mehrfach ! 

Scenedesmus  bijugatus  (Turp.)  Ktz.  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb 
Kuchelbad,  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufinowes;  in  Elbe- 
tümpeln bei  Nimburg,  Podebrad  mehrfach,  Gross-Wossek,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und  Ja- 
nowic  nächst  Wotic,  Magdalena  (auch  ß  und  d)  und  Chlumec  näclist  Wittingau  (auch  ß 
und  d),  bei  Mazic  nächst  Veseli,  Neu-Bistritz  mehrfach,  Neuhaus,  Deutschbrod;  im  Teiche 


2ß3  Scenedesmus  —  Ophiooytium. 


Kardas  und  bei  Zähofi  iicäclist  Kardas-fiecic ;  bei  Strakonic  auch  ß,  Wolsan,  Nepomuk, 
Hüloubkau,  Plass  und  Kfiniic  nächst  Pilsen ;  bei  Bistritz,  Neuern,  im  Teiche  bei  Deüernik 
und  in  Sümpfen  an  der  Pampferhütte    bei  Eisenstein;    bei  Putim    nächst  Pisek,    Cimelic! 

S.  denticulatus  Lagerh.  In  der  typischen  Form,  deren  Zellen  auch  bis  18  /x  lang, 
vierzelligo  Coenobien  bis  24  fi  breit  sind,  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus;  im  Teiche 
Kardas  bei  Kardas-ßecic,  bei  Chlumec  nächst  Wittingau ;  in  einem  Tümpel  auf  der  Elbe- 
insel bei  Celakowic! 

Var.  yj  linearis  nob.')  Coenobien  meist  vier-  bis  achtzellig,  Zellen  in  einer 
geraden  oder  fast  geraden  Reihe,  4  bis  5  fi  dick,  bis  15  fi  lang;  sonst  wie  die  ty- 
pische Form. 

In  Sümpfen,  torfigen  Gewässern  etc.  (6 — 10).  So  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei 
Aufinowes,  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag;  bei  Magdalena  nächst  Wittingau;  im  Teiche 
Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Recic,  Deutschbrod;  in  Teichen  am  Walde  „Hül" 
bei  Strakonic;  bei  Neuern,  im  Lackasee! 

S.  quadricauda  (Turp.)  Breb.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn 
bei  Aurinowes  nächst  Prag;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek;  bei 
Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  in  Südbuhmen  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und 
Janowic  nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau 
mehrfach,  in  Sümpfen  am  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-fiecic,  bei  Neu- 
Bistritz  im  Forelleuteiche  etc.  nicht  selten;  Deutschbrod;  in  Teichen  am  Walde  „Hül" 
bei  Strakonic  auch  var.  ß,  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Holoubkau  und  Plass  nächst  Pilsen  ; 
Neuern,  Deffernik  nächst  Eisenstein ! 

S,  obliquus  (Turp.)  Ktz.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei 
Aufinowes  nächst  Prag  auch  ß ;  bei  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic  mehrfach  auch  ß ; 
bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  auch  ß ;  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi 
nächst  Kardas-Recic ;  bei  Neu-Bistritz  in  Teichen  und  Sümpfen  mehrfach  auch  ß,  Deutsch- 
brod ;  bei  Strakonic  auch  ß,  Wolsan  und  Nepomuk  (auch  ß),  Holoubkau  und  Plass  nächst 
Pilsen,  bei  Neuern,  in  Sümpfen  bei  der  Pampferhütte  nächst  Eisenstein ;  bei  Putim  nächst 
Pisek  auch  /3,  in  einem  grossen  Wasserkübel  ander  Bahnstation  Jinec-Cenkau  mit  var. /3 
massenhaft  (das  Wasser  grün  färbend) ! 

Sciadium  arbuscula  A.  Br.  In  Sümpfen  bei  Magdalena  nächst  Wittingau! 

Ophyocitium  cochleare  (Eichw.)  A.  Br.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an 
der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag ;  bei  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  in  Sümpfen 
am  Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic,  im  Forellenteiche  und  in  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz 
mehi-fach,  bei  Deutschbrod;  in  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz! 

0.  parvulum  (Perty)  A.  Br.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn 
bei  Aufinowes  ;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburk,  Podebrad,  Gross-Wossek ;  in  Sümpfen  an 
der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  in  Südböhmen  bei  Konopist 
nächst  Beneschau,  bei  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  in  Teichen  bei  Täbor  mehr- 
fach, bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz  im  Forellenteiche  und 
in  torfigen  Sümpfen  mehrfach,  bei  Deutschbrod;  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst 
Kardas-fi,ecic ;  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau,  Plass  und  Kfimic  nächst  Pilsen ; 
bei  Neuern,  in  Sümpfen  bei  der  Pampferhütte  und  im  Teiche  bei  Deffernik  nächst  Eisen- 
stein, bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic ;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

512.  0.  capitatum  Wolle  Algae  p.  176.  Tab.  158.  Zellen  5  bis  9  ft  dick, 
5  bis  6mal  so  lang,  fast  gerade  oder  bogen-  bis  halbkreisförmig  gekrümmt,  an  beiden 
Enden  abgerundet  und  nicht  selten  leicht  verdickt  und  daselbst  (beiderseits)  mit  je  einem 


>)  Steht  dem  ö.  aculcoiatus  Rcinsch   „On  frcshw.  algae   Irom  the  cape  of  goode  hope" 
p.  238,  T.  6  am  nächsten. 


Khaphidium  —  IPolyedrium.  269 


etwa  '/j   bis  '/4  ^^^'  Zellenlängc   messenden   (etwa  6  jx  langen),    geraden   oder  le'.cht  ge- 
krümmten Stachel. 

In  torfigen  Gewässern,  Sümpfen  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  im  Thiergarten  bei 
Clilumec  nächst  Wittingau! 

Ehaphidium  polymorphum  Fresen.  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb 
Kuchelbad,  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge,  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  bei 
Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und  Janowic  nächst  "Wotic,  Mazic  nächst  Veseli, 
Magdalena  und  Chlumec  nächst  AVittingau,  Neu-Bistritz  mehrfach,  Deutschbrod,  im  Teiche 
Kardas  und  bei  Zähofi  näclist  Kardas-l^ecic;  in  Teichen  am  Walde  „Hül"  bei  Strakonic; 
bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Plass  mehrfach,  Holoubkau,  Bolewec  und  Kfimic  nächst 
Pilsen ;  bei  Bistritz,  Neuern,  in  Sümpfen  an  der  Pampferhütte  und  im  Teiche  bei  Deffernik 
nächst  Eisenstein;  ])ei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic,  Jinec;  in  Sümpfen  an  der  Bahn 
zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und  Kojowic;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad, 
Gross-Wossek ;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

Var.  y)  falcatum  (Corda)  Rbh.  [Ankistrodesmus  falcatus  Ralfs,  Delponte  Desmid. 
T.  17.]  Die  einem  kleinen  Closterium  ähnlichen  Zellen  sind  in  der  Mitte  meist  3  bis  4 
(seltener  bis  10)  }i  dick,  oft  100  bis  180,  seltener  bis  300  ^  lang,  fast  gerade  oder  leicht 
gekrümmt,  an  beiden  zugespitzten  Enden  und  in  der  Mitte  hyalin,  sonst  in  jeder  Zell- 
hälfte, von  welchen  die  eine  öfters  kürzer  ist  als  die  andere  (asymmetrische  Formen)  je 
einen  Chlorophyllträger  enthaltend. 

So  in  Prag  in  einem  Bassin  in  den  Chotek'schen  Anlagen  am  Sandthore,  meist 
einzellig  unter  Cladophorafäden,  ebenso  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  spärlich ! 

R.  convolutum  (Corda)  Rbh.^)  Zellen  auch  4  bis  5  jt*  dick,  etwa  4mal  so  lang. 
So  bei  Nepomuk,  Wolsan,  Grambach  nächst  Eisenstein,  im  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi 
nächst  Kardas-Recic ! 

513.  R.  falcula  A.  Br.'')  Zellen  einzeln  oder  zu  4  in  der  Mitte  vereinigt,  5  bis 
6  (i  dick,  7  bis  9raal  so  lang,  meist  sichelförmig  gekrümmt,  eiförmig  lanzettlich,  an  den 
Enden  scharf  zugespitzt;  sonst  wie  vor. 

In  Teichen,  Sümpfen,  an  feuchten  Brettern  etc.  (6 — 9).  So  bei  Chlumec  und  Ma- 
gdalena nächst  Wittingau,  bei  Nepomuk,  Neuern,  in  Sümpfen  bei  der  Pampferhütte  nächst 
Eisenstein ! 

Polyedrium  trigonum  Näg.  Var.  ß)  minus  Reinsch.  Algenfl.  T.  3.  Die  Dicke 
der  Zellen  beträgt  kaum  ^e   (leren  Breite.  Im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic! 

Var.  d)  inerme  nob.  Zellen  dreieckig,  6  bis  14  ii  breit,  etwa  3  bis  4  ju  dick, 
mit  leicht  concaven  Seiten,  breit  konischen,  stachellosen  Ecken,  gelbgrünlichem  Inhalte; 
sonst  wie  var.  ß). 

In  Tümpeln,  Sümpfen  etc.  (6 — 10).  So  in  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben 
oberhalb  Kuchelbad  reichlich,  in  einem  Elbetümpel  auf  der  Elbeinsel  bei  Celakowic  spärlich ! 

P.  tetraedricum  Näg.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag;  bei  Chlumec 
nächst  Wittingau,  in  Sümpfen  am  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-ßecic 
auch  in  Exemplaren,  die  blos  12  ft  breit  waren;  bei  Deutschbrod! 

514.  P.  enorme  (Ralfs)  D.  By.^)  [P.  lobulatum  Näg.  Einz.  Alg.  T.  4,  De  Bary 
Conj,  T.  6,  Wolle  Desmid.  T.  41  ex  p.   incl.    P.  multilobum    et   P.  decussatum   Reinsch 


1)  Über  die  Beziehungen  dieser  R.-Art  zu  Selenastrum  Bibraiauura  Reinsch  siehe  mehr 
in  Wolle's  Algae  p.  19'J. 

^)  Wie  die  Dactylococcus-Arten,  von  welchen  einige  einzehiou  Khaphidium-Zellen  recht 
ähnlich  sind,  so  sind  auch  Rhaphidium-,  Sclenastrum-,  Scenedesmus-  und  Stanrogenia-Arten  blos 
Formarteu,  die  im  genetischen  Zusammenhange  mit  anderen  höher  entwickelten  Chlorophy- 
ceen  stehen. 

=*)  Rabenhorst  und  Kirchner  vereinigten  mit  dieser  R.-Art  auch  P.  hastatum  Reinsch 
Contrib.  T.  18  =  P.  tetraedricum  var.  hastatum  Reinsch  Algentl.  T.  5. 


270  Folyedrium  —  Apiooysfcis. 


Algenfl.  T.  2,  Contrib.  Chlorophyll,  T.  6,  8,  13,  18],  Zellen  unregelmässig  tetraedrisch 
oder  raehreckig,  mit  mehr  oder  weniger  vorgezogenen,  öfters  fast  farblosen,  einfachen  oder 
mehrfach  gelappten  Ecken,  geraden  oder  mehr  weniger  tief  ausgerandeten  Seiten,  an  den 
Ecken  meist  in  kurze,  einfache  oder  mehrfach  gelappte  und  bestachelte  Fortsätze  auslaufend, 
seltener  nur  seicht  ausgerandet,  mit  den  Fortsätzen  23  bis  45  [i  im  Durchm. 

In  Sümpfen,  alten  Teichen  etc.  (6 — 9).  So  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst 
Prag  und  am  Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic ! 

P.  Pinacidium  Reinsch.  In  Sümpfen  bei  Nepomuk  und  Wolsan,  ebenso  am  Teiche 
Kardas  nächst  Kardas-fiecic ! 

Eremosphaera  viridis  D.  By.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz, 
spärlich;  bei  Chlumec  und  Magdalena  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus 
mehrfach  zerstreut  unter  anderen  Algen! 

Characium  subulatum  A.  Er.  Im  Teiche  in  der  wilden  Särka  nächst  Prag;  bei 
Neuem  auf  Oedogonien! 

Ch.  Nägelii  A.  Br.  In  Sümpfen  bei  Magdalena  nächst  Wittingau  in  der  ty- 
pischen Form! 

Ch.  longipes  Rbh.  In  Sümpfen  bei  Chlumec  nächst  Wittingau !  *) 

Kentrosphaera  Facciolae  Bzi.  An  der  Innenwand  eines  grösseren  Felsenbrunnens 
bei  Sliwenec  oberhalb  Kuchelbad  mit  einer  Lyngbya,  Diatomaceen,  Chaetophora  pisiformis 
und  Chantransia  chalybea! 

K.  minor  Bzi.  An  einer  Mühlschleusse  im  Radotiner-Thale  nächst  Prag! 

Tetraspora  explanata  Ag.  ampl.  In  einem  Wiesenbrunnen  bei  Adams  nächst 
Neu-Bistritz ! 

T.  gelatinosa  (Vauch.)  Desv.  In  Sümpfen  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad 
nächst  Prag  spärlich ;  bei  Wolsan  nächst  Nepomuk ;  in  Sümpfen  bei  der  Pampferhütte 
nächst  Eisenstein! 

Schizochlamys  gelatinosa  A.  Br.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag; 
an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  bei  Liblic ;  in  torfigen  Sümpfen  bei  Tftic  nächst 
Neu-Straschitz ;  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  mehrfach,  ebenso  bei  Neu- 
Bistritz  nächst  Neuhaus  nicht  selten;  bei  Wolsan  nächst  Nepomuk! 

Palmodactylon  varium  Näg.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag  meist 
var.  ß  und  y;  bei  Chlumec  nächst  Wittingau! 


102.  Gattung.  Apiocystis  Näg. 

Zellen  kugelig,  mit  dichten,  in  eine  structurlose  Gallerte  zusammenfliessenden 
Hüllmembranen,  zu  vielen  in  festsitzende,  microscopische  Blasen  vereinigt;  Theilung  ab- 
wechselnd in  allen  Richtungen  des  Raumes  oder  im  Anfang  einer  Generationsreihe  zuerst 
nur  in  einer  Richtung.  Vermehrung  durch  zweiwiraperige  Schwärmzellen,  welche  durch  eine 
Öffnung  der  berstenden  Blase  entleert,   nach  dem  Schwärmen  sich  festsetzen  und  keimen. 

515.  A.  Brauniana  Näg.  Einz.  Alg.  T.  2.  Fresen.  Beitr.  T.  11,  Wolle  Algae 
T.  123.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  No.  356 !    Thallus  blasenförmig.    Blasen  birnförmig. 


*)  Eine  dem  Ch.  tuba  Herrn.  [Hydrianum  tuba  (Herrn.)  Rbh.]  ähnliche  Ch.-Art,  deren 
länglich-cylindrische,  9  bis  12  ju  dicke,  4  bis  6mal  so  lange  Zellen  am  oberen  Ende  abgerundet, 
am  unteren  mit  einem  kurzen,  am  Grunde  scheibenförmig  verbreiteten  Stielchen  versehen  waren, 
hat  der  Verf.  bei  Konopist  nächst  Beneschau  beobachtet. 


Geininella   —    Hormospora.  271 


etwa  20  bis  100  /*  breit  und  meist  fast  2mal  so  lang.  Zellen  kugelig,  6  bis  8  /«.  dick, 
zu  2  bis  32,  oder  in  grösserer  Anzahl  (bis  300  und  mehr  in  den  bis  über  100  ^  breiten 
Blasen)  vereinigt,  mit  sehr  dünner  Membran;  im  Zellinhalte  feinkörniges  Chlorophyll 
(Chlorophoren  nicht  deutlich  ausgebildet);  var.  ßj  linearis  (Näg.)  Rbh.  Blasen  länglich, 
bis  linear,  zuweilen  keulenförmig;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  "Wassergräben  an  Cladophoren,  Oedogonien  und  anderen  Fadenalgen 
festsitzend  (6 — 9),  So  in  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad  nächst 
Prag  und  in  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  bei  Trnowa  auf  Oedogonien! 

Geminella  intermpta  (Turp.)  Lagerh.  In  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben 
oberhalb  Kuchelbad  nächst  Prag  auch  in  einer  kleineren  Form,  deren  veget.  Zellen  nur 
4-5  bis  5  /t  dick,  iVj  bis  2mal  so  lang,  die  Schläuche  12  bis  15  fi  breit  waren;  in 
Sümpfen   an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic  spärlich  ! 


103.  Gattung.  Hormospora  Breb.*) 

Zellen  länglich  oder  fast  eiförmig,  je  zu  vielen  in  einreihige,  mit  einer  weiten 
Scheide  umhüllte,  microscopische,  frei  schwimmende,  kleine  Familien  vereinigt.  Chlorophyll- 
träger plattenförmig  wandständig,  oft  deformirt.  Zellhaut  dünn.  Theilung  erfolgt  anfangs 
nur  in  einer,  später  in  allen  Richtungen  des  Raumes.  Durch  Längstheilung  und  wieder- 
holte Theilungen  der  Zellen  in  verschiedenen  Richtungen  des  Raumes  entstehen  an  den 
ursprünglich  aus  einer  einfachen  Zellreihe  bestehenden  Familien  mehr  oder  weniger  grosse 
Massen  von  palmellenartigen  Zellen,  welche  in  einer  Schnur  oder  in  vielen  Nestern  ver- 
einigt sind,  die  um  das  Yielfaclie  den  Durchmesser  der  ursprünglichen  Familie  übertreffen 
und  später  nach  Auflösung  der  allgemeinen  Gallertscheide  in  lauter  einzelne  palmellaartige 
Zellen  sich  auflössen  und  nicht  selten  in  schwärmende  Bewegungen  gerathen.  Diese  schwär- 
mende Zellen  (Zoogonidien)  wachsen,  den  bewegungslosen,  nach  der  Befreiung  sich  abrun- 
denden palmellenartigen  Zellen  gleich,  bei  der  Keimung  zu  kleinen  Schläuchen  heran,  die 
sich  nachher  durch  Querwände  weiter  theilen. 

516.  H.  mutabilis  Näg.  non  Breb.^)  Einz.  Alg.  T.  3.  Wittr.  et  Nordst.  Alg. 
exs.  No.  242!  Zellen  15  bis  16  /*  dick,  vor  der  Theilung  länglich,  nach  der  Theilung 
rundlich,  1  bis  2mal  so  lang,  an  beiden  Enden  abgerundet.  Gemeinsame  Gallertscheiden 
der  Familien  mehr  oder  weniger  weit  (bis  43  /u  breit),  öfters  mehrere  mit  einander  ver- 
klebt; var,  ß)  minor  nob.  Zellen  etwa  8  bis  10,  sackförmige  Zellhaufen  meist  etwa  18  jtt 
dick,  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen,  Wassergräben  etc.  (6 — 9).  So  unter  Algen  aus  der  Umgebung  von 
Prag,  welche  der  Verf.  längere  Zeit  im  Zimmer  kultivirte;  var.  ß)  in  Waldsümpfen  am 
Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee  nächst  Eisenstein! 

517.  H.  irregularis  Wille.  Norges  Alg.  T.  2.  Zellen  elliptisch-spindelförmig, 
12  bis  15  /it  breit,  4  bis  6  ft  breit,  ein-  oder  zweireihig,  zu  unregelmässig  verzweigt- 
getheilten  Schnüren  vereinigt;  Gallertscheide  30  /i*  breit;  var,  ß)  ■palmodictyonea  nob. 
Zellen  8  bis  15  fi  breit,  ^2  ^^^  ^U  ^^  (meist  4  bis  9  y.)  lang,  niedergedrückt  elliptisch, 
dicht  an  einander  liegend,  zu  fast  geraden  oder  gekrümmten,  oft  netzartig  zusammen- 
hängenden Schnüren  vereinigt.  Die  gemeinsame  hyaline  Gallertscheide  meist  24  bis  30  ft 
breit.  Durch  transversale  Theilungen  werden  die  ursprünglich  einreihig  angeordneten  Zellen 
2-  bis  4reihig,  in  den  nur  selten  auftretenden  bruchsackartigen  Nestern,  trennen  sich  die 


*)  Diese  Formgattung,  deren  Arten  nach  Cieukowski  u.  A.  (vergl.  in  diesem  Werke  p.  Iü9 
2.  Anmerk.  und  Wolle's  Algae  p.  189)  gewisse  Entwickelungszustäude  einiger  Ulothrix-Arten  sind, 
repräsentirt  unter  den  Chlorophyceen  die  Allogonium-Ktz.-  (Goniotrichum  Ktz.  ex  p.,  Callonema 
Reinsch  ex  p.,  Asterocytis  Gobi,  Chroodactylon  Hansg.)  Form. 

^)  Vergl.  des  Verfassers  „Physiol.  u.  algol.  Studien"  p.  136. 


0  70  Hormospora  —  Oocystis. 


Zellen  mehr  von  einander,  runden  sich  ab  und  vergrössern  sich,  (nicht  selten  werden  sie 
bis  20  (i  im  Durchm.) ;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen  u.  ä.  unter  anderen  Algen  frei  schwimmend  oder  auf  im  Wasser 
untergetauchten  Blättern  verschiedener  Wasserpflanzen  kleine,  schleimige  Lager  bildend 
(6 — 9),  So  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  Ucächst  Prag  (var.  ß)  und  am  Rande  des  Teiches 
Kardas  bei  Kardas-ftecic ! 

518.  H.  grandis  nob.  Zellen  eiförmig,  seltener  fast  kugelrund,  30  bis  50  fi  dick, 
1  seltener  bis  2mal  so  lang,  mit  einem  wandständigen,  plattenförmigcn  Chlorophore. 
Geraeinsame  Gallertscheide  farblos,  45  bis  60  ^  dick. 

An  einem  Mühlrade  bei  Klösterle  nächst  Winterberg  in  Südböhmen  mit  Ulo- 
thrix  zonata  (im  August)! 

Staurogenia  rectangularis  (Näg.)  A.  Br.  In  jeder  Zelle  ist  je  ein  plattenför- 
miger,  wandständiger,  meist  nur  die  eine  (äussere)  Hälfte  der  Zellwand  bedeckender  Chloro- 
phyllträger enthalten. 

In  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  vor  Lieben,  in  Sümpfen  an  der 
Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag,  bei  Beztahow  nächst  Wotic,  Chlumec  und  Magdalena 
nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus,  in  Sümpfen  am  Teiche  Kardas  bei  Kardas- 
Recic;  im  Teiche  bei  Defternik  nächst  Eisenstein;  bei  Putim  nächst  Pisek! 

519.  Dictyosphaerium  reniforme  Bulnh.  Hedwigia  IL  T.  2.  Zellen  nierenförmig 
oder  fast  herzförmig,  6  bis  10,  nach  Lagerheim  (Pediastreer,  p.  75)  auch  nur  2'/2  bis 
7  II  breit,  10  bis  20  (seltener  nur  5  bis  15)  fi  lang.  Zellfamilien  etwa  40  /t  im  Durchm. 
Membran  an  der  äusseren  Seite  öfters  mit  feinen  wimperförmigen  Stacheln  besetzt. 

In  torfigen  Sümpfen,  alten  Teichen  etc.  (6 — 9).  So  bei  Magdalena  nächst  Wit- 
tingau unter  anderen  Algen ! 

D.  pulchellum  Wood.  In  Waldsümpfeu  bei  Plass  nächst  Pilsen,  bei  Strakonic, 
in  torfigen  Sümpfen  und  Teichen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  zerstreut, 
am  Teiche  Kardas  bei  Kardas-fiecic ! 

Nephrocytium  Agardhianum  Näg.  Kleinere  Familien  meist  18  bis  20  ^  dick, 
etwa  45  /tt  lang.  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in  Sümpfen  am 
Dablicer-Berge  auch  in  einer  Dactylothece-artigen  Form,  deren  Zellen  von  2  bis  3  be- 
sonderen Hüllmembranen  umgeben  waren,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst 
Prag;  in  Sümpfen  zwischen  Vsetat  und  Bisic! 

N.  Nägelii  Grun.^)  In  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in 
Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  und  zwischen  Vsetat  und  Bisic  mit  der  vor,,  bei 
Chlumec  nächst  Wittingau,  in  Sümpfen  am  Teiche  Kardas  nächst  Kardas-Eecic ! 

Oocystis  Nägelii  A.  Br.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei 
Aufinowes  nächst  Prag,  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

0.  solitaria  Wittr.  An  feuchten  Kalksteinfelsen  am  Wege  vom  Radotiner-Thal 
nach  Kosof  unter  einem  kleinen  Katarakte  var.  ß,  ebenso  an  Felsen  gegenüber  Mechenic 
nächst  Dawle  an  der  Moldau;  in  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad, 
in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic ;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  bei 
Wolsan  var.  ß  an  feuchten  Felsen  im  Bahneinschnitte  nächst  der  Station;  bei  Nepomuk 
und  Plass  nächst  Pilsen;  bei  Neuern  auch  var.  |3,  an  tropfenden  Felsen  vor  dem  Tunnel 
bei  Grün;  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus, 
Deutschbrod ! 


')  Nephrocytium-artige  Eutwickelungszustiinde  der  Cylindrocapsa  geminella  bat  der  Verf. 
öfters  in  der  freien  Natur,  z.  B.  in  den  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes,  in  den  Elbetümpeln 
bei  Pfelouc  etc.  beobachtet. 


Pleurooooous  —  Protooooous.  273 


Pleurococcus  vulgaris  (Grev.)  Menegli.  Var.  y)  cohaerens  Wittr.  Om  suöns  ocb 
isens  Flora  T.  3.  An  feuchten  Sandsteinen  bei  Liboc  nächst  Prag! 

P.  angulosus  (Corda)  Menegh.  In  Elbetümpeln  bei  Podebrad  und  Gross-Wossek ; 
bei  Putim  nächst  Pisek,  bei  Kfiniic  nächst  Pilsen  auch  var.  ß)  irregularis  nob. ! 

P.  mucosus  (Ktz.)  Rbh.  In  Au^no^Yes  nächst  Prag,  Konopist  näclist  Beneschau, 
Lochotin,  Plass,  Blowic  und  Holoubkau  nächst  Pilsen;  Neuern,  Eisenstein;  Strakonitz ; 
Bukowsko  nächst  Veseli,  Clilumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz,  Neuhaus  ! 

Gloeocystis  rupestris  (Lyngb.)  Rbh.  In  Wäldern  bei  Beztahow  und  Jauowic  nächst 
Wotic ;  bei  Neuern ;  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus ! 

G.  gigas  (Ktz.)  Lagrh.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  bei  Aufinowes  nächst 
Prag  spärlich ;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz,  Chlumec  nächst  Wittingau,  im  Lackasee 
bei  Eisenstein! 

Palmella  mucosa  Ktz.  In  einem  Bache  unterhalb  Wolesek  gegenüber  Dawle  an 
der  Moldau ;  im  Böhmerwalde  bei  Hammern,  Deffernik  und  Neu-Hurkenthal  nächst  Eisen- 
stein, bei  Bistritz  nächst  Neuern! 

P.  botryoides  Ktz.  Bei  Mencic  nächst  Sträncic,  Beztahow  und  Martinic  nächst 
Wotic,  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu-Bistritz  mehrfach,  Kardas-fiecic,  Nepomuk,  Ho- 
loubkau   nächst    Pilsen,    Neuern,    am    Lackasee    nächst    Eisenstein;    bei    Podebrad    und 

Gross-Wossek ! 

P.  miniata  Leibl.  Am  Wege  vom  Radotiner-Thale  nach  Kosof  an  inundirten 
Kalksteinen  am  Rande  eines  Bächleins ;  an  Pumpenröhren,  Steinen  u.  ä.  bei  Vsetat  und  Liblic, 
Podebrad,  Gross-Wossek  mehrfach,  Neu-Straschitz ;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Martinic 
nächst  Wotic,  Cekanic  nächst  Täbor,  Bukowsko  nächst  Veseli,  Chlumec  nächst  Wittingau, 
Neu-Bistritz,  Neuhaus ;  bei  Forbes  nächst  Budweis,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau,  Plass 
nächst  Pilsen,  Bistritz,  Neuern,  Eisenstein  mehrfach,  Deffernik;  bei  Putim  nächst  Pisek, 
Cimelic ! 

Stichococcus  bacillaris  Näg.  Bei  Vrsowic,  Rokoska,  Modfan  und  Aufinowes  nächst 
Prag,  Mechenic  und  Wolesek  nächst  Dawle  an  der  Moldau,  Bozkow  nächst  Sträncic,  Konopist 
nächst  Beneschau,  Beztahow,  Martinic  und  Janowic  nächst  Wotic,  Cekanic,  Mesic  und  Nächod 
nächst  Täbor,  Bukowsko  und  Mazic  nächst  Veseli,  Lzin,  Kardas-Recic,  Neu-Bistritz  mehr- 
fach a — d;  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  auch  var.  d,  Strakonic  y 
und  (J,  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic  « — y,  Plass,  Holoubkau,  Lochotin  und  Bolewec  nächst 
Pilsen,  Bistritz,  Neuern,  Hammern,  Eisenstein  auch  var.  s  spärlich,  Pampferhütte,  Neu- 
Hurkenthal,  Deffernik ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic  auch  d,  Cenkau  und  Paseka ;  bei 
Nimburg,  Kowanic,  Podebrad  und  Gross-Wossek  mehrfach;  bei  Vsetat,  Liblic  und  Bisic; 
bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz;  Rynliolec  nächst  Lana! 

Inoderma  majus  Hansg.  Im  Böhmerwalde  an  einer  Waldquelle  auf  feuchten 
Brettern  am  Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee  nächst  Eisenstein  mit  Oncobyrsa  rivularis ! 

Protococcus  infusionum  (Schrank)  Krch.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an 
der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag,  ebenso  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  bei 
Liblic ;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek  mehrfach ;  in  Sümpfen  bei 
Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und  Janowic  nfchst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli, 
Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz  mehrfach,  Deutschbrod,  in 
Sümpfen  am  Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic,  in  Teichen  am  Walde  Hül  bei  Strakonic, 
bei  Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau,  Plass  und  Kfimic  nächst  Pilsen;  bei  Neuern, 
im  Teiche  bei  Deffernik  nächst  Eisenstein ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic ! 

P.  Wimmeri  Plilse.  Var.  ß)  major  nob.  Zellen  kugelig,  54  bis  90,  seltener  blos 
45  ft  im  Durchm.,  mit  ziemlich  dünner,    nicht    deutlich  geschichteter,    farbloser,  eng  an- 

18 


274  !Profcooooou.s  —  ISCougeotia. 


liegender  oder  ziemlich  weit  abstehender  Membran  und  röthlichbräunlichem  Inhalte ;  sonst 
wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag  unter  anderen  Algen  recht 
zahlreich ! 

P.  botryoides  (Ktz.)  Krch.  Var.  ß)  nidulans  nob.  Diese  im  vorliegenden  Werke 
auf  p.  238  1.  Anmerk.  kurz  (ohne  Namen)  beschriebene  Protococcus-Form,  welche  der 
Verf.  auch  im  schleimigen  Lager  der  Rivularia- Arten  angetroffen  hat,  kommt  in  Süd- 
böhmen in  Teichen  und  Sümpfen  bei  Magdalena  und^  Chlumec  nächst  Wittingau,  Neu- 
Bistritz  mehrfach,  im  Teiche  Kardas  nächst  Kardas-Recic,  bei  Strakonic,  Wolsan,  Ne- 
pomuk,  Blowic  und  Kfimic  nächst  Pilsen,  Putim  nächst  Pisek   und  bei  Cimelic  vor! 

Urococcus  insignis  Hass.  Bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  Chlumec  nächst  Wit- 
tingau, Neu-Bistritz,  Neuhaus,  Deutschbrod,  Kardas-Recic! 

520.  Acanthococcus  palustris  nob.  *)  Zellen  kugelig,  15  bis  24  /x  im  Durchm., 
mit  chlorophyllgrüuem  Inhalte  (Chromatophoren  nicht  deutlich)  und  farbloser,  nicht  deutlich 
geschichteter,  au  der  äusseren  Fläche  mit  zahlreichen,  kurzen,  wenig  zugespitzten  Promi- 
nenzen besetzter  Membran.  Bei  der  Keimu'ig  entwickeln  sich  aus  dem  Inhalte  der  ein- 
zelnen Zellen  meist  je  zwei  kugelige,  8  bis  Ih  n  dicke,  zunächst  mit  dünner,  stachelloser 
Zellhaut  versehene  Tochterzellen.  '^) 

Im  Wasser  auf  untergetauchten  Pflanzenblättern  etc.  (6 — 9).  So  in  einem  kleinen 
sumpfigen  Teiche  bei  Bozkow  nächst  Sträncic! 

Dactylococcus  infusionum  Näg.  In  einem  Wasserkübel  in  der  Nähe  der  Bahn- 
station Jinec-Cenkau  mit  Scenedesmus  obliquus  etc.  reichlich! 

D.  caudatus  (Reinsch)  nob.  Bei  Plass  nächst  Pilsen,  Neuern  auch  ßi)  und  7), 
Eisenstein,  Neu-Bistritz,  Chlumec  nächst  Wittingau,  Jinec! 

D.  rhaphidioides  nob.  Bei  Neuern! 

Botryococcus  Braunii  Ktz.  In  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchel- 
bad  und  bei  Wolesek  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau,  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge 
und  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  bei  Beztahow  nächst  Wotic,  in  einem  Teiche  bei  Zawa- 
dilka  nächst  Täbor,  Mazic  nächst  Veseli,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  mehr- 
fach, im  Forellenteiche  und  in  torfigen  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  nicht 
selten,  in  Sümpfen  am  Teiche  Kardas  und  bei  Zähori  nächst  Kardas-ßecic ;  bei  Wolsan, 
Nepomuk,  Plass  nächst  Pilsen;  bei  Neuern,  im  Teiche  bei  Deffernik  nächst  Eisenstein; 
bei  Putim  nächst  Pisek;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  Bisic  und 
Kojowic,  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

An  vielen  Exemplaren  dieser  Alge  beobachtete  der  Verf.  an  der  Oberfläche  der 
Familien  kurze  höcker-  etc.  artige  Hervorragungen  (so  insb.  im  October). 

Mougeotia  scalaris  Hass.  In  Wiesentümpeln  bei  Kfimic  nächst  Pilsen  mit  31 
bis  33  {L  dicken,  kugeligen  oder  ovalen,   32  bis  39  n  langen  Zygoten! 

M.  nummuloides  Hass.  Bei  Neuern! 

M.  parvula  Hass.  In  einem  Tümpel  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in 
Sümpfen  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag,  am  Ufer  der 
Moldau  gegenüber  Mechenic  nächst  Dawle;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow, 
Martinic  und  Janowic  nächst  Wotic,  Mazic  nächst  Veseli,  Magdalena  und  Chlumec  nächst 
Wittingau  melirfach,  Neu-Bistritz  nicht  selten,  Deutschbrod;  Kardas-ßecic,  Zähori;  Stra- 
konic, Nepomuk,  Blowic,  Plass  nächst   Pilsen;    bei  Neuern,    Bistritz,   Deffernik  und  noch 


*)  Steht  dem  A.  granulatus  Reinsch  am  nächsten. 

*)  Mehr  über  die  biologischen  und  Struktur- Verhältnisse  etc.    der  A.-Arteu   siehe   in  P. 
Reinsch's  „Ueber  das  Pahnellaceeu-Genus  Acanthococcus,  1886". 


]S£ougeotia  —  Spirogyra.  275 


am  Wege  von  Deffernik  zum  Fallbaum  nächst  Eisenstein ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic ; 
bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic, 
Bisic  und  Kojovic,  bei  Liblic ! 

M.  genuflexa  (Dillw.)  Ag.  Bei  Markyta,  in  Sümpfen  unterhalb  Kosof  und  Sli- 
wenec,  am  Dablicer-Berge  und  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag ;  bei  Bozkow  nächst 
Sträncic,  Kouopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  Mazic  und 
Bukowsko  nächst  Veseli ;  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau  mehrfach,  ebenso 
bei  Neu-Bistritz,  Neuhaus,  Kardas-fiecic,  Lzin,  Deutschbrod;  bei  Strakonic  auch  d, 
Wolsan,  Nepomuk,  Blowic,  Holoubkau,  Plass,  Kfimic  und  Bolewec  nächst  Pilsen;  bei 
Neuern,  bei  der  Pampferhütte  und  im  Lackasee  nächst  Eisenstein;  bei  Putim  nächst 
Pisek,  Cimelic ;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad,  Gross-Wossek  auch  d ;  in  Sümpfen 
an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic,  bei  Liblic ;  in  Sümpfen  bei  Tftic  nächst  Neu- 
Straschitz  auch  d\ 

M.  viridis  (Ktz.)  Wittr.  Im  Böhmerwalde  bei  Neuem,  in  Sümpfen  bei  der  Pampfer- 
hütte und  am  Lackasee  nächst  Eisenstein:  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau, 
NeuBistritz  mehrfach ;  bei  Nepomuk  und  Bolewec  nächst  Pilsen ! 

Zygnema  stellinum  (Vauch.)  Ag.  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Ku- 
chelbad,  in  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  meist  a),  unterhalb  Kosof  und  Sliwenec,  an  der 
Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag;  in  Elbetümpeln  bei  Nimburg,  Podebrad  a — d,  Gross- 
Wossek  a,  b;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic  a— d,  Bisic  und  Ko- 
jowic,  Liblic;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz  auch  b),  Rynholec  nächst  Lana;  in  Süd- 
böhmen bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow  und  Janowic  nächst  Wotic,  im  Teiche 
bei  Zavadilka  nächst  Täbor  auch  b),  bei  Mazic  nächst  Veseli,  Magdalena  und  Chlumec 
nächst  Wittingau  auch  d),  Neu-Bistritz  a — d  mehrfach;  bei  Deutschbrod;  in  Sümpfen  am 
Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Recic  auch  d) ;  bei  Strakonic  auch  c),  Wolsan 
a),  b),  Nepomuk,  Blowic  meist  a),  Holoubkau,  Plass  a),  b),  Kfimic  nächst  Pilsen  meist  a) ; 
bei  Bistritz,  Neuern  a — c,  Pampferliütte,  im  Teiche  und  in  Sümpfen  bei  Deffernik  b,  c, 
Neu-Hurkenthal,  am  Wege  von  Deffernik  zum  Lackasee  mehrfach  meist  b,  c;  bei  Putim 
nächst  Pisek,  Cimelic,  Cenkau! 

Z.  pectinatum  (Vauch.)  Ag.  In  Sümpfen  an  der  Balm  bei  Aufinowes  nächst 
Prag  nicht  selten;  in  einem  Elbetümpel  auf  der  grossen  Insel  bei  Celakowic  spärlich; 
in  torfigen  Sümpfen  bei  Chlumec  nächst  Wittingau  (insb.  im  Thiergarten),  bei  Neu-Bistritz 
nächst  Neuhaus ! 

Z.  ericetorum  (Ktz.)  nob.  An  Waldwegen  bei  Beztahow  und  Janowic  nächst 
Wotic,  in  torfigen  Sümpfen  bei  Mazic  nächst  Veseli  reichlich,  bei  Magdalena  und  Chlumec 
nächst  Wittingau  mehrfach,  ebenso  bei  Neu-Bistritz,  Grambach,  Neuhaus,  Deutschbrod, 
Kardas-Recic;  bei  Wolsan,  Nepomuk,  Holoubkau  und  Plass  nächst  Pilsen;  bei  Neuem, 
Hammern,  am  Waldwege  von  Deffernik  zum  Fallbaum,  und  zum  Lackasee  mehrfach,  am 
Lackasee,  am  Wege  von  Neu-Hurkenthal  nach  Eisenstein  mehrfach;  bei  Putim  nächst 
Pisek,  Cimelic,  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

Spirogyra  gracilis  (Hass.)  Ktz.  In  Elbetümpeln  und  Sümpfen  bei  Podebrad  a), 
c)  ;  bei  Chlumec  nächst  Wittingau ;  in  Teichen  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Recic,  bei  Neu- 
Bistritz  nächst  Neuhaus;  Strakonic,  Nepomuk  a,  c,  Blowic  und  Plass  nächst  Pilsen! 

S.  communis  (Hass.)  Ktz.  In  den  Schanzgräben  vor  dem  gew.  Kornthore,  in 
Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchelbad,  in  Sümpfen  bei  Gross-Chuchel,  bei  Wo- 
lesek  gegenüber  Dawle  an  der  Moldau  und  an  der  Bahn  bei  Aufinowes;  bei  Nimburg, 
Podebrad  und  Gross-Wossek;  in  Sümpfen  an  der  Balm  zwischen  Bisic  und  Kojowic, 
Vsetat  und  Bisic;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz;  bei  Janowic  nächst  Wotic,  Magdalena 
und  Chlumec  nächst  Wittingau,  in  Teichen  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Recic;  bei  Wolsan, 
Nepomuk,  Blowic,  Plass  und  Holoubkau  nächst  Pilsen! 

S.  polymorpha  Krch.  Bei  Podebrad! 

18* 


27ß  Spirogyra  —  Gronatozs'-gon. 


S.  porticalis  (Müll.)  Cleve.  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  und  bei  Sliwenec 
oberhalb  Kucbelbad,  in  Sümpfen  unterhalb  Kosof,  im  Libficer-Thale  und  bei  Wolesek 
gegenüber  Dawle,  bei  Bozkow  nächst  Stränoic,  Konopist  nächst  Beneschau,  Beztahow, 
Martinic  und  Janowic  a,  b,  Cekauic  nächst  Täbor,  Mazic  nächst  Veseli,  Chlumec  nächst 
Wittingau,  Neu-Bistritz,  Kardas-Recic,  Deutschbrod;  bei  Wolsan,  Nepomuk  a,  b,  bei 
riass  und  Holoubkau  nächst  Pilsen  meist  b) ;  Bistritz  b),  Neuern,  bei  der  Pampferhütte, 
Neu-Hurkenthal,  Deffernik  nächst  Eisenstein ;  bei  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic  a,  b ;  bei 
Tftic  nächst  Neu-Straschitz,  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat  und  Bisic! 

521.  S.  elongata  (Berk.)  Ktz.  Tab.  phycol.  V.  T.  23.  Fäden  zu  gelblichgrünen 
Rasen  lose  vereinigt;  veget.  Zellen  16  bis  22  fi  breit,  4  bis  14mal  so  lang,  mit  ein- 
fachen Scheidewänden  und  2  bis  3,  seltener  nur  1  Chlorophyllträger,  von  4  bis  5  sehr 
losen  Umgängen. 

In  Wassergräben,  Teichen  und  am  Ufer  der  Flüsse  (6 — 9).  So  bei  Chlumec 
nächst  Wittingau! 

S.  rivularis  Rbh.  Var.  ß)  minor  nob.  In  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen  Vsetat 
und  Bisic ;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Bukowsko  nächst  Veseli,  Kardas-Recic,  Ne- 
pomuk, Blowic  und  Plass  nächst  Pilsen ;  bei  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

S.  fluviatilis  Hilse.  Bei  Nepomuk  nächst  Pilsen! 

S.  dubia  Ktz.  Bei  Markyta  und  Aufinowes  nächst  Prag ;  Beztahow  nächst  Wotic, 
Täbor,  Bukowsko  und  Mazic  nächst  Veseli,  bei  Deutschbrod;  Nepomuk,  Holoubkau  und 
Plass  nächst  Pilsen,  Neuern,  Putim  nächst  Pisek,  Cimelic,  Cenkau;  Tftic  nächst  Neu- 
Straschitz  ! 

S.  subaequa  Ktz.  Bei  Janowic  nächst  Wotic ! 

S.  majuscula  Ktz.  Im  Forellenteiche  bei  Adams  nächst  Neu-Bistritz  massenhaft  a)  ! 

S.  nitida  (Dillw.)  Link.  Bei  Markyta  nächst  Prag,  Täbor,  Bukowsko  und  Mazic 
nächst  Veseli,  Deutschbrod,  Plass  nächst  Pilsen,  Cimelic,  Tftic  nächst  Neu-Straschitz ! 

S.  crassa  Ktz.  In  Tümpeln  an  der  Uslawa  bei  Blowic,  in  Wiesentümpeln  bei 
Kfimic,  ebenso  bei  Nepomuk,  Holoubkau  nächst  Pilsen,  bei  Tabor  auch  im  Teiche  bei 
der  Malzfabrik! 

S.  tenuissima  (Hass.)  Ktz.  Im  sog.  Libusa-Bade  bei  Pankrac,  in  einem  lecken 
Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  bei  Trnowa  a),  in  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes 
nächst  Prag;  bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Janowic  und  Beztahow  nächst  Wotic,  Magda- 
lena und  Chlumec  nächst  Wittingau,  im  Forellenteiche  und  in  Sümpfen  bei  Neu-Bistritz 
mehrfach,  bei  Holoubkau  und  Plass  nächst  Pilsen;  in  Sümpfen  an  der  Bahn  zwischen 
Vsetat  und  Bisic ! 

S.  inflata  (Vauch.)  Rbh.  In  einem  lecken  Schiffe  am  Ufer  der  Moldau  bei  Trnowa; 
bei  Konopist  nächst  Beneschau,  Mazic  nächst  Veseli,  Blowic  und  Plass  nächst  Pilsen,  im 
Teiche  bei  Deffernik  nächst  Eisenstein! 

S.  quadrata  (Hass.)  Pet.  In  der  Angel  bei  Neuern  und  Hammern  nicht  sölten, 
bei  der  Pampferhütte  nächst  Eisenstein! 

S.  Weberi  Ktz.  In  Tümpeln  in  den  Sandgruben  oberhalb  Kuchclbad  h),  bei 
Tabor  mehrfacli,  Mazic  nächst  Veseli  a)^  Nepomuk  und  Holoubkau  nächst  Pilsen  b), 
Neuem,  Cimelic! 

522.  Gonatozygon  Ralfsii  De  By  Conj.  T.  4.  [G.  asperum  (Ralfs)  Rbh.]  Zellen 
lang  cylindrisch,  10  bis  19,  seltener  nur  6  fi  breit,  10  bis  20mal  so  lang,  an  beiden 
Enden  nicht  oder  unmerklich  verdünnt,  zu  Mougeotia-ähnlichen  Fäden  verbunden;  Zell- 
haut glcichmässig  mit  kleinen  spitzen  Wärzchen  dicht  besetzt. 


Hyalotheca  —  Cylindrocystis.  277 


In  torfigen  Sümpfen,  alten  Teichen  (6 — 9).  So  bei  Magdalena  nächst  Wittingau 
unter  anderen  Desmidiaceen  spärlich ! 

Hyalotheca  dissiliens  (Smith)  Breb.  Var.  ß)  hidentula  Nordst.  Sydl.  Norg. 
Desm.  T.  9.  Zellen  in  der  Scheitelansicht  fast  kreisrund  [bei  der  typischen  Form  cc) 
genuina  Nordst.  (circularis  Jacobs.  Desm.  p.  212  et  Racib.  Desmid.  p.  64.)  vollkommen 
kreisrund]  16  bis  33,  seltener  15  bis  34  ^  breit,  11  bis  21,  seltener  bis  28  fc  lang; 
var.  y)  tridentula  Nordst.  Sydl.  Norg.  Desm.  T.  9.  :=  var.  triquetra  Jacobs.  Desm. 
p.  213  T.  8.  Zellen  in  der  Scheitelansicht  rundlich-dreieckig  auch  nur  34  /x  breit.*) 

In  Sümpfen  an  der  Bahn  bei  Aufinowes  nächst  Prag  auch  var.  ß)  bei  Janowic 
nächst  Wotic,  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz  mehrfach  auch 
ß) ;  bei  Neuern ;  Tftic  nächst  Neu-Straschitz  ! 

H.  mucosa  (Mert.)  Ehrb.  In  Sümpfen  am  Dablicer-Berge  nächst  Prag,  auf  der 
Elbeinsel  bei  Celakowic  spärlich;  bei  Neuern,  im  Lackasee  bei  Eisenstein;  bei  Magdalena 
und  Chlumec  nächst  "Wittingau,  Neu-Bistritz,  Deutschbrod,  Kardas-Recic ! 

H.  dubia  Ktz.  Ralfs  Desmid.  T.  35,  Rbh.  Alg.  exs.  Nro.  285!  In  torfigen 
Sümpfen  bei  Magdalena  und  Chlumec  nächst  Wittingau,  bei  Neu-Bistritz,  in  Sümpfen  am 
Teiche  Kardas  bei  Kardas-Recic!  Var.  ß)  suhconstricta  nob.  [in  diesem  Werke  p.  169] 
steht  der  ebenfalls  scheidenlosen  H.  dissiliens  var.  tatrica  Racib.  Desmid.  p.  64. 
T.  5.  nahe. 

Gymnozyga  bambusina  (Breb.)  Jacobs,  in  torfigen  Sümpfen  bei  Magdalena  nächst 
Wittingau,  ebenso  an  den  Teichen  bei  Zähofi  nächst  Kardas-Recic! 

Sphaerozosma  filiforme  (Ehrb.)  Rbh.  In  torfigen  Sümpfen  bei  Chlumec  nächst 
Wittingau  in  einer  Form,  deren  Zellen  12,  am  Isthmus  6  ft  breit,  fast  ebenso  lang,  an 
jeder  Seite  mit  je  2  etwa  3  ^  langen  Klammern  versehen  waren! 

S.  excavatum  Ralfs.  In  Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen,  Neuern,  bei  Chlumec 
nächst  Wittingau,  in  Sümpfen  am  Teiche  Kardas  bei  Kardas-fi,ecic ! 

S.  secedens  D.  By.  Var.  ß).  In  torfigen  Sümpfen  bei  Magdalena  nächst  Wit- 
tingau und  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus  mehrfach ! 

Var.  y)  hamhusinoides  (Wittr.)  Lund.  ?  Desmid.  p.  92,  [S.  bambusiuoides 
Wittr.  Anteckn.  Fig.  12,  Wolle  Algae  T.  54  et  Lundell  sub  S.  pulchellum  var.  bambu- 
soides,  Reinsch  Contrib.  Chlorophyll,  p.  77.  T.  6.  sub  S.  pulchellum  var.  gracilius] 
Zellen  7  bis  9,  seltener  4  bis  5  /[*  breit,  9  bis  12  ft  lang,  3  bis  5  /u.  dick,  in  der  Mitte 
seicht  eingeschnürt,  Zellhälften  fast  trapezisch,  mit  schief  ansteigenden,  leicht  concaven 
Seiten  und  geraden  Berührungsflächen. 

In  torfigen  Sümpfen  selten  (6—9).  So  bei  Neu-Bistritz  nächst  Neuhaus! 

Desmidium  Swartzii  Ag.  In  torfigen  Gewässern  bei  Chlumec  und  Magdalena 
nächst  Wittingau  mehrfach,  ebenso  bei  Neu-Bistritz,  Deutschbrod;  in  Waldsümpfen  bei 
Plass  nächst  Pilsen,  Neuern !  var.  ß)  amblyodon  Rbh.  In  Sümpfen  au  der  Bahn  zwischen 
Vsetat  und  Bisic  reichlich! 

D.  cylindricum  Grev.     In  torfigen  Sümpfen  bei  Magdalena  nächst  Wittingau !  ') 

523.  Cylindrocystis  crassa  D.  By.  Conjug.  T.  7.  Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs. 
Nro.  269!  (Penium  rupestre  [Ktz.]  Rbh.  Trichodictyon  rupestre  Ktz.  Tab.  phycol.  I. 
T.  26.)  Zellen  meist  eiförmig-cylindrisch,  20  bis  31  ft  nach  Wittrock  [Ölands  Alg.  p.  QQ] 


»)  Mehr  über  diese  beide  Formen  ist  in  Raciborski's  Desmid.  p.  65  nachzulesen. 

")  Ueber  D.  aptogonum  Breb.  [Aptogonum  Desmidium  Ralfs]  var.  ß)  Ehrenbergii  in 
diesem  Werke  p.  172,  welche  Raciborski  mit  D.  caelatum  Krch.  [Aptogonum  caelatum  (Kreh.) 
Racib.]  vereinigte,  ivergl.  man  Racib.  Desmid.  p.  65  u.  f. 


27g  Dysphinobiviin  —  Cosmariiam.^ 

bis  36  fi  breit,  höchstens  doppelt  so  (etwa  27  bis  49,  nach  Wittrock  bis  70  f)  lang, 
an  den  Enden  sanft  abgerundet,  von  fester  farbloser  Gallerte  umhüllt.  Zygoten  nach  Nord- 
stedt  kugelig,  seltener  viereckig  25  bis  30  [^  im  Durchm.  mit  gelb-brauner  Mittelhaut. 
Bildet  hell-  oder  gelblichgrüue  Gallertpolsterchen  auf  Moosen  an  feuchten  Fels- 
Avänden  (6 — 11).  So  an  einer  feuchten  Felsenwand  im  Libficer-Thale  gegenüber  Dawle 
an  der  Moldau  mit  Zygoten,  in  Gesellschaft  des  Dysphinctium  notabile  var.  pseudospe- 
ciosum,  Gloeothece  rupestris,  Chrooccus  turgidus  etc.,^)  dann  bei  Wurzelsdorf  und  Harrachs- 
dorf im  Riesengebirge ! 

353.-)  Dysphinctium  tumens  (Nordst.)  nob.  (Cosmarium  tumeus  Nordst.  Desmid. 
Spetsberg.  T.  7,  incl.  C.  notabile  D.  By.  forma  ornata  Nordst.  in  Nordstedt's  und  Witt- 
rock's  Desm.  et  Oedog.  Ital.  T.  13,  Fig.  16.)  Zellen  27  bis  35,  am  Isthmus  18  bis  24 
fi  breit,  42  bis  50  ^  lang,  20  bis  30  ^  dick,  am  Scheitel  etwa  10  bis  16  fi  breit,  Zell- 
hälften breit  eiförmig  oder  fast  trapezisch,  mit  convexen  Seiten,  abgestutztem  Scheitel, 
breit  abgerundeten  unteren  Ecken,  am  Rande  wellig  gekerbt,  mit  12  bis  16  Einkerbungen 
(am  Scheitel  4),  seichter,  nach  aussen  erweiterter  Mitteleinschnürung  und  je  einem  Chlo- 
rophore  und  Pyrenoide,  an  der  Basis  mit  2  bis  4  parallel  verlaufenden  Reihen  von  punkt- 
förmigen Wärzchen,  in  der  schmalen  Seitenansicht  niedergedrückt  eiförmig,  mit  flach  ab- 
gerundetem Scheitel  und  leichter  Anschwellung  oberhalb  der  Mitteleinschnürung.  Scheitel- 
ansicht breit  elliptisch;  var.  ß)  minus  nob,  Zellen  18  bis  21,  am  Isthmus  12  bis  16, 
am  Scheitel  etwa  9  bis  14  ft  breit,  24  bis  26  ^  lang,  13  bis  18  fi  dick.  Zellhälften 
niedergedrückt  eiförmig,  mit  leicht  convexen,  nach  dem  flach  abgestutzten  Scheitel  con- 
vergierenden,  am  Rande  wellig  gekerbten  Seiten  und  stumpf  abgerundetem  Scheitel,  mit 
12  bis  14  Einkerbungen,  die  Zellhaut  fast  gleichmässig  mit  kleinen  punktförmigen  Wärz- 
chen granulirt;  sonst  wie  die  typische  Form,  von  welcher  sie  sich  auch  durch  Nichtvor- 
handensein der  kleinen  bauchartigen  Anschwellung  oberhalb  der  Mitteleinschnürung  in 
der  schmalen  Seitenansicht  unterscheidet. 

An  feuchten  Felsen,  bemoosten  Felswänden  etc.  (6 — 10).  So  im  Libficer-Thale 
gegenüber  Dawle  an  der  Moldau  mit  Cylindrocystis  crassa  spärlich ! 

359.  Dysphinctium  anceps  (Lund.)  (Cosmarium  anceps  Lund.  Desmid.  T.  2. 
non  C.  anceps  Delponte,  vergl.  Prodromus  p.  187  2.  Anmerk.)  Zellen  länglich  sechseckig, 
15  bis  20,  am  Isthmus  etwa  11  bis  12  pi  breit,  25  bis  35  ^  lang,  11  bis  15  ^  dick, 
am  Scheitel  etwa  12  bis  14  jw  breit,  mit  seichter,  fast  linealischer  Mitteleinschnürung. 
Zellhälften  von  der  breiteren  Basis  nach  dem  Scheitel  leicht  convergirend,  an  diesem 
flach  abgestutzt,  mit  geradlinigen  (nicht  gekerbten)  Seiten,  fast  rechtwinkeligen  oberen 
und  unteren  Ecken,  in  der  Sclieitelansicht  rundlich,  in  der  schmalen  Seitenansicht  läng- 
lich-elliptisch, mit  glatter  Membran;  var.  ß)  pusilhim  nob.  (Dysphinctium  pusillum  nob. 
in  diesem  Pf'odromus  p.  187.)  hat  Verf.  mit  Übergangsformen  zu  der  soeben  beschrie- 
benen typischen  Form  an  einer  feuchten  Felsenwand  im  Libficer-Thale  gegenüber  Dawle 
an  der  Moldau  beobachtet! 

Cosmarium  bioculatum  Breb.  Var.  ß)  parcum  Wille  Om  Norg.  Alg.  T.  1.  p.  35. 
Zellen  18,  am  Isthmus  6  /u.  breit,  fast  ebenso  (18*5  ^)  lang,  9  bis  10*5  fi  dick.  Zell- 
hälften niedergedrückt,  breit  elliptisch  oder  fast  sechseckig-nierenförmig,  in  der  schmalen 
Seitenansicht  fast  kreisförmig,  in  der  Scheitelansicht  elliptisch,  mit  in  der  Mitte  kaum 
hervortretender  Anschwellung  und  glatter  Zellhaut ;  sonst  wie  die  typische  Form.  In  Sümpfen 
bei  Magdalena  nächst  Wittingau! 

Cosmarium  Hammeri  Reinsch.  Algenfl.  p.  111  excl.  C.  octogibbosum  Reinsch.') 
Var.  ß)  intermedium   Reinsch    anipl.  Alg.  from    the  cape  of  good  hope  T.  6.    Zellen  25 


^)  Wird  von  diesem  Standorte  mit  den  oben  angeführten  Algen  in  den  nächsten  Fasci- 
keln  der  Algae  exs.  des  H.  Prof.  Dr.  Wittrock's  und  Dr.  Nordstedt's  mitgetheilt  werden. 

^)  Nro.  ;558  auf  p.  185  in  diesem  Werke  (Dysphinctium  minutum)  hat  Verf.  auf  p.  244. 
mit  Nro.  302.  (Docidium  minutum)  vereinigt. 

^)  Wenn  die  von  Dr.  Nordstedt  (Desmid.  arctoae  p.  18.)  beschi-iebene,  grosse  P^'orm  des 
C.  homalodermum,   deren   Zellen  bis  51  ju.  l)r(>it   und    Oi;  jn  lang   sind,   in  jeder  Zellhälfte  je  zwei 


Oosmarium.  279 


bis  35,  am  Isthmus  etwa  8  bis  12  fi  breit,  25  bis  40  fi  lang,  etwa  15  fi  dick,  an  dem 
fast  flach  abgestutzten  Scheitel  halb  oder  etwas  mehr  oder  weniger  so  wie  die  ganze 
Zelle  in  der  Mitte  breit;  sonst  wie  die  typische  Form. 

In  Sümpfen  im  Thale  unterhalb  Kosof  nächst  Radotin ! 

C.  Meneghinii  Breb.  Var.  C)  subhexagonum  (Reinsch.)  nob.^)  (Cosmarium  sp. 
nov.  in  Reinsch's  „Alg.  from  the  cape  of  good  hope"  p.  242,  T.  6,  Fig.  10 — 11)  Zellen 
11  bis  15  ^  breit,  16  bis  19  fi  lang.  Zellhälften  im  Umrisse  fast  trapezisch  mit  recht- 
winkeligen unteren,  stumpfwinkeligen  oberen  Ecken,  an  den  beiden  Seiten  fast  in  der 
Mitte  unter  einem  stumpfen  Winkel  angebrochen,  am  Scheitel  fast  gerade  abgeflacht,  mit 
glatter  Zellhaut,  am  Isthmus  etwa  V3  der  Querdurchm. 

In  Teichen,  Sümpfen,  Quellen  otc.  In  Sümpfen  am  Teiche  Kardas  und  bei  Zähofi 
nächst  Kardas-ßecic ! 

C.  punctulatum  Breb.  Liste  T.  1.  (?  C.  punctulatum  in  Reinsch's  „Alg.  from 
the  cape  of  good  hope"  T.  6,  Fig.  7.)  Zellen  am  Isthmus  9  bis  10  ^  breit,  etwa  16 
bis  17  fi  dick.  Zellhälften  öfters  fast  nierenförmig,  am  Scheitel  etwas  abgeflacht,  mit  je 
einem  Chlorophore  und  Pyrenoide.  Zygoten  kugelig,  mit  an  der  Spitze  3-  bis  4-theiligen 
Protuberanzen  besetzt.  Scheitelansicht  elliptisch  (sonst  dem  C.  depressum  [Näg.]  Lund. 
ähnlich).  — ■  So  im  Teiche  Kardas  bei  Kardas-fiecic ! 


Chlorophore  und  Pyrenoide  enthalten  sollte  (wie  Verfasser  vermuthet),  so  wäre  sie  ebenfalls  aus- 
zuschliessen. 

>)  Diese  C.-Forai  steht  dem  C  hexagonum  Elf.  Finska  Desmid.  T.  1.  am  nächsten. 


Erklärung  der  Abkürzungen 

von  Autorennamen  und  anderer   in  diesem  Prodromus  sich  wiederholenden 

Abbreviaturen  und  Zeichen. 


A.  Br. 

Alexander  Braun 

Fr. 

E.  Fries 

Ag.  oder  Agd. 

C.  A.  Agardli 

Eres,  odei 

Fresen. 

G.  Fresenius 

Allm. 

Allman 

Fw.  et  Flotow 

J.  V.  Flotow 

Arch. 

W.  Arcber 

Gay 

F.  Gay 

Aut.  oder  Auct. 

Auetores 

Girod. 

Girod-Cbantrans 

Awd.  oder  Auersw. 

B.  Auerswald 

Gobi 

Ch.  Gobi 

Bail. 

J.  W.  Bailey 

Goods. 

Goodsir 

Bennet 

A.  W.  Bennett 

Greg. 

W.  Gregory 

Berk.  oder  Berkel. 

M.  J.  Berkeley 

Grev. 

R.  K.  Greville 

Bory 

Bory   de  St.  Vincent 

Grün. 

A.  Grunow 

Bor. 

E.  Bornet 

Hall. 

E.  Hallier 

Breb. 

A.  de  Brebisson 

Hansg. 

A.  Hansgirg 

Bzi. 

A.  Borzi 

Hantzscb 

C.  A.  Hantsch 

Bulnh. 

0.  Bulnheim 

Harv. 

W.  H.  Harvey 

Carra. 

Carmicliael 

Hass. 

A.  H.  Hassall 

Ces. 

V.  de  Cesati 

Hedw. 

J.  Hedwig 

Cienk. 

L.  Cienkowski 

Hempr. 

- 

Hemprich 

Cleve  oder  Clev. 

P.  T.  Cleve 

Henfr. 

A.  Henfrey 

Cohn 

Ferd.  Cohu 

Herrn. 

Hermann 

Cd.  oder  Corda 

A.  J.  C.  Corda 

Hildebr. 

Hildebrand 

Cooke 

M.  C.  Cooke 

Jacobs. 

J.  P.  Jacobsen 

Cram. 

C.  Cramer 

Istv. 

J. 

Istvanffy-Schaarscbmidt 

Cunningb. 

D.  Cuuningliam 

Jan. 

C.  Janisch 

De  By.  oder  D.  By. 

Anton  de  Bary 

Itz.  oder 

Itzigs. 

H.  Itzigsobn 

D.  C.  oder  Decand. 

A.  P.   de  Candolle 

Klebs 

G.  Klebs 

Delp. 

J.  Delponte 

Ktz.  oder 

Kütz. 

F.  T.  Kützing 

De  Not. 

G.  de  Notaris 

Krcb. 

0.  Kirchner 

Desm.  oder  Desraaz. 

J.  Desmazieres 

L.  oder  Linn. 

C.  V.  Linne 

Desv. 

A.  Desvaux 

Lagrb.  oder  Lagerb. 

G.  V.  Lagerheim 

De  Toni 

G.  B.  De  Toni 

Laniour. 

L.  V.  F.   Lamouroux 

Dillw. 

L.  W.  Dillwyn 

Le  Cl. 

L.  Le  Clerc 

Duj. 

M.  F.  Duj  ardin 

Leibl. 

V.  Leiblein 

Dun. 

Dunal 

Lenor. 

Lenormand 

Ehrb,  oder  Ehrenb. 

Ch.   G.  Ehrenberg 

Liebm. 

F.  Liebman 

Elfv.  oder  Elf. 

F.  Elfving 

Lightf. 

J.  Lightfoot 

Flab. 

Cb.  Flaliault 

Lk. 

D.  H.  F.  Link 

281 


Lund. 

P.  M.  Lundell 

Suring. 

W.  F.  R.  Surin  gar 

Lyugb. 

H.  L.  Lyngbye 

Szym.  0 

der  Szym  an. 

F.  Szymanski 

Mag. 

P.  Magnus 

Thr.  oder  Thur.. 

Ct.  Thuret 

Mart. 

C.  F.  V.  Martins 

Thwait. 

oder  Thw. 

Thwaites 

Meuegh. 

Gr.  Meneghini 

Tourn. 

J.  P.  de  Tournefort 

Meyen 

J.  F.  Meyen 

Trent. 

J.  F.  Trentepohl 

Mönt. 

J.  C.  Montagne 

Trevis. 

B.  A.  Trevisan 

Müll,  oder 

Müller 

0.  F.  Müller 

Turner 

B.  Turner 

Näg. 

C.  V.  Nägeli 

Turp. 

J.  F.  Turpin 

Nardo 

G.  M.  Nardo 

Ung. 

F.  Unger 

Nitzsch 

C.  L.  Nitzsch 

Vahl 

M.  Vahl 

Nordst. 

0.  Nordstedt 

Vauch. 

J.  P.  Vau  eher 

Now.  oder  Nowakow. 

L.  Nowakowski 

Vill. 

D.  Villars 

Pet. 

P.  Petit 

Wallr. 

F.  W.  Wallroth 

Pringsh. 

N.  Pringsheim 

Walz 

J.  Walz 

Pritch. 

A.  Pritchard 

Warm. 

E.  Warming 

Racib. 

M.  Raciborski 

Wartm. 

B.  Wartmann 

Ralfs 
Rbh.  oder 

Rabh. 

J.  Ralfs 

L.  Rabenhorst 

Web.  et  Mohr  oder 
W.  et  M. 

F.  Weber  und  H.  Mohi 

Reinsch 

P.  Reinsch 

Wille 

N.  Wille 

Rfski.  oder  Rostaf. 

J.  Rostafinski 

Wittr. 

V.  B.  Wittrock 

Rieh. 

P.  Richter 

Wolle 

F.  Wolle 

Rom. 

F.  A.  Roemer 

Wood 

H.  C.  Wood 

Roth  oder  Rth. 

A.  W.  Roth 

Wor. 

M.  Woronin 

Roy 

J.  Roy 

Zopf 

W.  Zopf 

Schrot. 

J.  Schroeter 

nob. 

nobis       A.  Hansgirg 

Schwabe 

H.  Schwabe 

ampl.  = 

=  amplius 

Sirod. 

S.  Sirodot 

em.     .-: 

emendatum 

Sommerf. 

Ch.  Sommerfeit 

ex  p.  = 

-  ex  parte 

Stein 

F.  V.  Stein 

var.  — 

varietas 

Stiz. 

Stizenberger 

!  bezeichnet  die  vom  Verf.  an  Ort  und  Stelle  beobachteten  und  meist  auch  gesammelten 
Algenarten ;  neben  dem  Namen  eines  Algensammlers  oder  neben  Alg.  exs.  No.  bedeutet  es, 
dass  Verf.  die  betreffende  Art  gesehen,  revidirt  oder  bestimmt  hat. 

fi  =:  0  001  mvi-,   cm,    dm   etc.    sind   metrische   Längenmaasse. 

(1 — 12)  vor  den  Standorten,  .  bedeutet  die  Monate,  in  welchen  der  Verf.  oder 
andere  Algologen  die  betref-fende  Algenart  lebend  in  der  freien  Natur  oder  in  Warm- 
häusern gesammelt  oder  beobachtet  haben. 


Alm.  d.  Carlsb.  =  Almanach  de  Carlsbad  von  J.  de  Carro,  Carlsbad  1834 — 1840. 
Bot.  Centralbl.  zz  Botanisches    Centralblatt    herausg.    in  Cassel   v.  ühlworm  u.  Behrens. 
Bot.  Ztg.  =;  Botanische  Zeitung,  herausg.  in  Leipzig  v.  A.  de  Bary. 
Brit.  fresh.  oder  fresliw.  alg.  =:  British    fresh-water    Algae  etc.  von  M.  Cooke,  London, 

1882—1884. 
Cleve  Bidrag  =:  Bidrag  tili  kännedomen  om  Sweriges  sötvattensalger  af  Familjen  Desmi- 

dieae,  Stockholm,  1864. 
D.  By  Conjug.  =  Untersuchungen  über  die  Familie  der  Conjugaten  etc.  von  A.  de  Bary, 

Leipzig,  1858. 
D.  By  Über  Oedog.  u.  Bulb.  =:  Über  die  Algengattungen  Oedogonium   und  Bnlbochaete, 

Frankfurt  a.  M.   1854. 
Delp.  Desmid.    oder   Desm.  =r  Specimen    Desniidiacearum    subalpinarum    etc.    von    J.  B. 

Delponte,  Turin  1873. 


282 

Einz.  Alg.  =  Gattungen  einzelliger  Algen  etc.  von  C.  v.  Nägeli,  Zürich  1849. 

Engl.  Bot.  ==  English  Botany  etc.  by  J.  E.  Smith  and  J.  Sowerby,   1790 — 1814. 

Fl.  Dan.  =z  Flora  Danica  etc.  von  C.  Oeder,  F.  Müller,    M.  Valil   und  W.  Hornemann, 

1766—1831. 
Jacobs.  Apercu  =:  Apercu  systöraatique  et  critique   sur   les  Desmidiacöes    du   Danemark, 

Kobenhavn,  1875. 
Jahrb.  f.   w.   Bot.  =:  Jahrbücher   für   wissensch.    Botanik,    herausg.    von   N.    Pringsheim 

in  Berlin. 
Klebs   Desm.  z=.  Über   die  Formen    einiger   Gattungen    der  Desmidiaceen   Ostpreussens, 

Königsberg,  1879. 
Krch.  Alg.  =3  Algen  von  Schlesien  bearbeitet  von  0.  Kirchner,  Breslau,  1878. 
Ktz.  Alg.  exs.  =:  Algarum   aquae  dulcis   germanicarum   Decas    1 — 16    von    F.    Kützing, 

1833—1836. 
Ktz.  Spec.  alg.  z=  Species  Algarum  von  F.  Kützing,  Leipzig,   1849. 
Lagerh.  Bidrag  =  Bidrag  tili  Sveriges  algflora  von  G.  Lagerheim,  1883. 
Lundell  Desmid.  =:  De  Desmidiaceis,  quae  in  Suecia  inventae  sunt.  Von  P.  M.  Lundell, 

Nova  acta  r.  soc.  seien.  Upsaliensis,  1871. 
Mus.  rz=  Herbarium  des  nat.  Museums  in  Prag. 

Nordst.  Desmid.  arctoae  =:  Desmidieae  arctoae.  Auetore  0.  Nordstedt,  Stockholm  1875. 
Not.  Algol.  =  Notes  algologiques  von  E.  Bornet  und  G.  Thuret,  Paris  1876 — 1880. 
Note  alla  morf.  e  biol.  =:  Notte  alla  morfologia  e  biologia  delle  alghe  ficocromacee  von 

A.  Borzi,  1878—1882. 
Üsterr.   bot.   Zeitschr.  =r  Oesterreichische   botanische   Zeitschrift   herausg.    in   "Wien   von 

A.  Skofitz. 
Physiol.   u.    algol.  Stud.  =  Physiologische   und    algologische    Studien,   von    A.  Hansgirg, 

Prag,  1887. 
Racib.  Desm.  =  De  nonnuUis  Desmidiaceis  quae  in  Polonia  inventae  sunt,  von  M.  Raci- 

borski,  Krakau,  1884. 
Ralfs  Desm.  oder  Desmid.  i=  The  British  Desmidiaceae  von  J.  Ralfs,  London,  1848. 
Rbh.  Flora  eur.  alg.  zz  Flora  europaea  algarum  etc.  v.  L.  Rabenhorst,  Leipzig  1864 — 1868. 
Rbh.  Kryptfl.  =:  Kryptogamenflora   von    Sachsen  etc.    v.  L.  Rabenhorst,    Leipzig,   1863. 
Rbh.    Deutsch.    Kryptfl.  =:  Deutschlands    Kryptogamen  -  Flora    etc.    von    L.    Rabenhorst, 

Leipzig,  1847. 
Rbh.   Alg.    exs.  =  Die    Algen    Sachsens.   Dec.    1—100,    1848 — 1860    und    Die    Algen 

Europas  Dec.  1—259,  1861—1879  von  L.  Rabenhorst. 
Reinsch  Algenfl.  =z  Die  Algenflora   des   mittleren  Theiles   von  Franken,  von  P.  Reinsch, 

Nürnberg,  1867. 
Reinsch  Contrib.  ad  algol.  etc.  :=  Contributiones  ad  algologiam  et  fungologiam  etc.  von 

P.  Reinsch,  Leipzig,  1875. 
Reinsch  Kerguelen  Island  Alg.  =  Freshwater  Algae  from  Kerguelen  Island,  Phil.  Transact. 

of  the  royal  Soc.  London,  1879. 
Reinsch  Alg.  from  the  cape  of  good  hope  =:  Ou  freshwater  algae  from  the  cape  of  good- 

hope,  London  1877. 
Rozpr.  akad.  umiej.  zi:  Rozprawy  i  sprawozdania  akademie  umiej^tnosci  w  Krakowie. 
Sirod.  Leman.  zzz  Etüde  sur  la  famille  des  Lemanöacöes  von  S.  Sirodot,  1872. 
Stein  Infus.  =:  Die  Infusionsthiore  von  F.  Stein,  Leipzig,   1859 — 1884. 
Stud.  algol.  rz:  Studi  algologici  von  A.  Borzi,  1883. 
Sturm  Deutsch.  Flora  =:  Deutschlandsflora  von  Sturm,  1829 — 1832. 
Tab.  phycol.  =:  Tabulae  phycologicae  von  F.  T.  Kützing,  Nordhausen,   1845 — 1869. 
Wille  om  Conf.  ::=  Om  hvileceller  hos  Conferva  von  N.  Wille,  üfver.  af  k.  vetens.-akad. 

.    forhand.  Stockholm,  1881. 
Wille  Norges  Alg.  oder  Norg.  Alg.  =  Bidrag   til   Kundskaben    om   Norges  Ferskwands- 

alger,  Forliand.  i  vidensk.-selskab.  i  Christiania,   1880. 
Wittr.  Prodrom.  Oedogon.  oder  Prodrom,  monog.  Oedogon.  zzz  Prodromus    monographiae 
oedogoniearum  von  V.  B.  Wittrock,  Upsala,   1874. 


283 

"Wittr.  et  Nordst.    Alg.    exs.  oder  W.  et  N.  Alg.  exs.  =:  Algae    aquae    dulcis    exsiccatae 

von  V.  B.  Wittrock  und  0.  Nordstedt,   1877—1887. 
"Wolle  Desm.  oder    Desmid.  =:  Desmids    of   the   United   States    von   F.  Wolle,    Betleliem 

P.  a.,    1884. 
Wolle  Algae  =:  Fresh-water   algae   of  tlie  United  States  von  F.  Wolle,  Betleliem   1887. 


Verzeiehniss 

einiger  in  diesem  Werke  abgekürzt  citirten  algolog.  Werke  und  Abhandlungen.') 


Agardh  C.  A.  Aufzählung  einiger  in  den  österreicliischen  Ländern  gefundenen  Gattunge- 
uud  Arten  von  Algen  etc.,  Flora  oder  botan.  Zeitung,  1872,  No.  40 — 41,  Ren 
geusburg. 

—  Des  Conferves  thermales  de  Carlsbad,  Almanaeh  de  Carlsbad,   1834. 
— ■     Icoues  algarum  europaearum,  Lipsiae,    1828 — 1835. 

De  Bary^  A.  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Nostocaceen,  Regensburger  Flora,  1863. 

—  Über    die    Algengattungen    Oedogonium    und    Bulbochaete,    Abhandl.    d.    Senkenb. 
Gesell.  1854  u.  a. 

Bennett,  A.   W.  Fresh-water  Algae,  I. — IL,  Jour.  of  the  royal  microsc.  Soc.  1886,  1887. 
Bornet^  E.  et  Orunoio,  A.  Mazaea  nouveau  genre  d'  algue  de  1'  ordre  de  cryptophycees, 

Bull,  de  la  soc.  Botan.  de  France,  1881. 
Botaniska  Notiser  utgifne  af  0.  Nordstedt.  Lund. 
Bornet,    E.   u.   Flahault^    Ch.   Note   sur  le   genre    Aulosira,   Bull.    d.    la   soc.  bot.    de 

France,  1885. 

—  Sur  la  determination  des  rivulaires  qui  forment  des  fleurs  d' eau,  1.  c.   1884  u.  a. 
Borzi,  A.  Note  alla  morfologia  e  biologia  delle  alghe  ficroci'omacee,  Nuovo  giornale  bot. 

ital.  Pisa,   1878—1882. 

—  Studi  algologici,  I,  Messina,   1883. 

—  Nachträge  zur  Morphologie  u.  Biologie  der  Nostocaceen,  Regensburger  Flora,   1878. 
Braun^  A.  Betrachtungen  über  die  Erscheinungen  der  Verjüngung  in  der  Natur,  Leipzig. 

1851. 

—  Algarum  unicellularum  genera  nova  et  minus  cognita,  Leipzig,  1855. 
Brebisson,  A.  de.  Liste  des  Desmidiees,  observees  en  Basse-Normaudie    Mem.  de  la  soc. 

imper.  d.  sc.  nat.  de  Cherbourg,   1856.  » 

Ctenkowski^  L.     Zur  Morphologie    der  Ulotricheen,    Bull,  de  1'  Ac.  d.  Sc.  d.  St.  Peters- 

bourg,   1876. 
Cleve^  P.   T.  Försök  tili  en  monografi  öfver  de  svenska  arterna  af  algfamiljen  Zygnema- 

ceae,  Nova  acta  regiae  soc.  scient.  Upsaliensis,  1868. 
Colin,  F.  Beiträge  z.  Physiol.  der  Phycochromaceen  u.  Florideen,  M.  Schultze's  Archiv  f. 

mikr.  Anatom.   1867. 

—  Über    die   Algen    des    Karlsbader    Sprudels ,    Abhandl.    d.    schles.    Gesell,    f.    vat. 
Cultur,   1862. 


')  Ein  Verzeiehniss  aller  algologischen  Publicationen,  welche  der  Verf.  bei  der  Bearbeitung 
der  Algenfiora  von  Böhmen,  durchgesehen  hat,  würde  den  grössten  Theil  der  algologischen  Lite- 
ratur seit  dem  J.  1850  umfassen;  aus  diesem  Grunde  sind  hier  neben  den  in  der  vorhergehenden 
Erklärung  der  Abkürzungen  angeführten  Schriften  und  Abhandlungen  blos  einige  wenige  algol. 
Publicationen  vom  Verf  verzeiclmet  worden,  welche  für  jeden  Bearbeiter  der  Algenfiora  Böhmens 
von  besonderem  Interesse  sein  werden. 


284 

Colin  F.  Algol.  Abhandlungen  in  Nova  acta  acad.  caes.  Leop.  Carol.  Vol.  22,  24,  26,  in 
den  Abliandl.  u.  Jahresb.  d.  Scbles.  Gesell,  f.  vat.  Cultur,  1875 — 1886,  in  der 
Hedwigia  1877,  in  dessen  Beiträge  z.  Biologie  d.  Pflanzen,   1870 — 1886  u.  a. 

Cooke,  M.  C.  British  fresh-water  algae,    exclus.  of  Desmid.  a.  Diatom.,  1882 — 1884. 

—  Notes  on  british  Desmids,  Additional  british  Desmids,  Grevillea,  1880 — 1881  u.  a. 
CordOf  A.  C.  algol.  Abhandlungen    im  Almanach  de  Carlsbad  par  le  Chev.  J.  de  Carro, 

1835—1840,  in  Sturm's  Deutsch.  Flora,   1829—1832. 
Crouan^  H.  M.  und  P.  L.  Florule  du  Finistere,  Paris,  1867. 
Cunningham,  D.  On  Mycoidea  parasitica,  Trans.  Linn.  Soc.  1877. 
Delponte,   G.  B.     Specimen   Desmidiacearum   subalpinarum,   Mem.  d.  r.  acad.    d.  sc.  di 

Toriuo,  1873. 

Dodel-Port,  Ä.  Die  Kraushaar- Alge  (Ulothrix  zonata),  Leipzig,  1876. 

Ehrenberg,  Ch.  G.     Die  Infusionsthierchen  als  vollkommene  Organismen,  Leipzig,   1838. 

—  Mikrogeologie,  Leipzig,  1854,  u.  a. 

Elfving,  F.  Anteckningar  om  Finska  Desmidieer,  Helsingfors.  1881. 
Falkenberg,  P.  Die  Algen,  Encyklopädie  der  Naturwissenschaften,  Breslau,  1881. 
Famintzin,  A.  Die  anorganischen  Saltze  als  Hilfsmittel  z.  Studium  d.  Entwickelung  nie- 
derer chlorophyl.  Organismen,  Bull,  de  1' Acad.  d.  sc.  d.  St.  Petersbourg,  1871  u.  a. 
Fischer,  L.  H.  Beiträge  z.  Kenntniss  der  Notochaceen,  Bern,  1853  u.  a. 

—  A.  Über  die  Zelltheilung  der  Closterien,  Bot.  Ztg.  1883. 

—  —  Über  das  Vorkommen  von  Gypskrystallen  bei  den  Desmidiaceen,  Pringsheim's 
Jahrbücher  f.  w.  Bot.  1883. 

Flahault,    Ch.     Sur  le  Lithoderraa  fontanum  etc.,   Bul.  d.  la  soc.  bot.  de  France  1883. 

—  Sur  quelques  formes  de  Nostoc,  1.  c.  1883  u.  a. 

Franke,  M.  Endoclonium  polymorphum,  Beiträge  z.  Biologie  d.  Pflanzen,  Breslau,  Bd.  IIL 

Fresenius,  G.  Über  d.  Algengattungen  Pandorina,  Gonium  und  Rhaphidium,  Frankfurt, 
1856  u.  a. 

Gay,  F.  Essai  d'une  monographie  locale  des  Conjuguees,  Montpellier,  1884. 

Gobi,  Ch.  Algologische  Studien  über  Chroolepus  Ag.  Bull,  de  l'Ac.  d.  sc.  d.  St.  Peters- 
bourg, 1872  u.  a. 

Grunoiü,  A.  Die  Desmidiaceen  und  Pediastreen  einiger  österr.  Moore,  Verhandl.  d.  k.  k. 
zool.-botanisch.  Gesell,  in  "Wien,  1858  u.  a. 

Hansgirg,  A.  Physiologische  u.  algol.  Studien,  Prag,   1887. 

—  Algol.  Aufsätze  in  den  Sitzungsber.  d.  k.  k.  böhm.  Gesell,  d.  Wissenschaften. 
1882—1884,  in  der  öster.  botan.  Zeitschrift  in  Wien  1883—1887;  in  der  Bot. 
Ztg.  im  Leipzig,  1883;  Berich.  d.  Deutsch,  bot.  Gesell.  Berlin,  1885;  Hedwigia 
1887;  Regensburger  Flora,  1886—1887;  Botan.  Centralblatt  Cassel,  1885. 

Hassall,  A.  A  history  of  the  british  freshwater  algae,  London,  1845. 
Hauck,  F.    Die  Meeresalgen,   Rabenhorst's  Krypt.-Flora  2.  Auflage,   Leipzig,  1883  u.  a. 
Hedioigia,  Notizblatt  für  kryptogamische  Studien,  Dresden,  1852 — 1887. 
Hicks,  J.  B.     On  the    diamorphosis    of  Lyngbya,    Schizogonium    and    Prasiola  and  their 
connect.  with  the  Palmellaceae,  London,  1861, 

—  Algol.  Aufsätze  in  Quart.  Journal  of  raicrosc.  sc,  Transact.  of.  the  microsc.  soc. 
London  u.  a. 

Jacobsen,  J.  P.  Apergu  systematique  et  critique  sur  les  Desmidiacees  du  Danemark, 
Bot.  Tüdskrift  udgiv.  af  den  bot.  forening  i  Kobenhavn,  1875. 

Janczeioski,  E.  Godlewskia,  nouveau  genre  Ann.  d.  sc.  nat.  Paris,  Tome  16,  1883. 

Itzigsohn,  H.  Skizzen  z.  einer  Lebensgeschichte  des  Hapalosiphon  Braunii  (Act.  Leop.) 
1854. 

—  Phycologische  Studien,  (Act.  Leop.)  1875  u.  a. 

Kirchner,  0.  Beiträge  z.  Algenflora  v.  Württemberg,  Jahresber.  d.  Vereins  f.  vat.  Natur- 
kunde in  Württemberg,  1880. 

—  Zur  Ent Wickelungsgeschichte  von  Volvox  minor  Stein,  Beitr.  z.  Biol.  d.  Pflanzen, 
Breslau.  1879  u.  a. 


285 

Klebs^  G.  Über  die  Formen  einiger  Gattungen  der  Desmidiaceen  Ostpreussens,  (Abliandl. 
Senkenberg.)  Königsberg,   1879. 

—  Beiträge  z.  Kenntniss  niederer  Algenformen,  Bot.  Ztg.,  1881. 

—  Über  die  Organisation   einiger  Flagellaten-Gruppen  u.  ihre  Beziehungen  zu  Algen, 
Unters,  aus  dem  bot.  Institut  zu  Tübingen,   1883  u.  a. 

Kützing,  F.  T.  Phycologia  germanica,  Nordhausen,  1845. 

—  Phycologia  generalis,  Leipzig,   1843. 

—  Die  Umwandlung  niederer  Algenformen  in  höhere,  Haarlem,   1841  u.  a. 
Lagerheim^  G.  v.     Bidrag    tili  Kännedomen   om    Stockholmstraktens    Pediastreer,    Proto- 

coccaceer  och  Palmellac^er,  Öfvers.  af.  k.  vetens.  akad.  förhand.  Stockholm,   1882. 

—  Bidrag  tili  Sveriges  algflora,  1.  c.  1883  u.  a. 

—  Über  Phaeothamnion,  Bihang  tili  sv.  vet.  akad.  handlingar,   1884  u.  v.  a. 
Linnaea,  Ein  Journal  für  die  Botanik,  J.   1837 — 1842. 

Meyen,  J.  Über  die  Priestley'sche  grüne  Materie  etc.,  Linnaea,  1827. 

—  Beobachtungen    über   einige    niedere   Algeuformen  (Nova  acta  Leop.-Carol.)  1829. 
Nägeli,  C.  v.  Die  neueren  Algensysteme,  Zürich,   1847  u.  a. 

Nordstedt,  0.  Desmidiaceae  brasilienses,  Vidensk.  medd.  fra  den  naturh.  forening  i  Ko- 
benhavn  1872  u.   1887. 

—  Desmidieer    samlade    af    Sv.    Berggren    under    Nordenskiöld'ska    expeditionen    tili 
Grönland,  Öfvers.  af  k.  vetensk.  akad.  förhandl.  Stockholm,   1885. 

—  Desmidiaceae   ex   insulis    Spetsbergen   et   Beeren-Eiland,    Öfvers.    af  k.    vet.-akad. 
Förhand.  Stockholm,  1873. 

—  NonnuUae  algae  aquae  dulcis  brasilienses,  1.  c.   1877. 

—  Bidrag   tili    kännedom.    om  Sydligare  Norges  Desmidieer,    Acta   universitatis  Lun- 
densis,    1873. 

—  Algologiska  smasaker,  Botaniska  Notiser,   1879  — 1887  u.  v.  a. 

—  et   Wittrock,     Desmidieae    et  Oedogonieae  in  Italia  collectae,    Öfvers.  af.  k.   vet.- 
akad.  Förhandl.  Stockholm,  1876—1877. 

Notarisia,  Commentarium  phycologicum,  Venezia,  1886 — 1887. 

Perty,  M.  Zur  Kenntniss  kleinster  Lebensformen,  Bern,   1852. 

Petit,   P.  Spirogyra  des  environs  de  Paris,  Paris,  1880. 

Pringsheim,  N.  Beiträge  zur  Morphologie  u.  Systematik  der  Algen,  Jahrb.  f.  wiss.  Bo- 
tanik, Berlin  1850,   1860  u.  a. 

Rabenhorst,  L.  Beiträge  z.  näheren  Kenntniss  u.  Verbreitung  der  Algen,  Leipzig,  1863, 
1865  u.  a. 

Ralfs,  J.     Ou  the  british  Desmidieae,    Ann.  a.  mag.  of  nat.  bist.  London,   1844,   1845. 

Reinsch,  P.  Eine  neue  Vaucheria  der  Corniculatae  sowie  über  gynandrische  Bildung  bei 
Vaucheria,  Ber.  d.  Deutsch,  bot.  Gesell.  Berlin,  1887  u.  a. 

Richter,  P.  Ist  Sphaerozyga  Jacobi  Ag.  ein  Synonym  von  Mastigocladus  laminosus  Colin 
und  Weiteres  über  Sphaerozyga  Jacobi  Ag.,  Hedwigia  1882  —  1883. 

—  Algolog.    Abhandlungen    in    der  Hedwigia    1865,    1867,    1880—1887,    im    Botan. 
Centralblatte  1881  u.  a. 

Rostafinski,  J.  Hydrurus  und  seine  Verwandtschaft  (Hydrurus  i  jego  pokrewieiistwo), 
Krakau,   1883. 

—  Sphaerogonium,  nowy  rodzaj  wodorostow  sinych,  Rozprawy  akad.  umiej.,  Krakau, 
1883. 

—  Sur   r  Haematococcus    lacustris    et   la   Classification    d.   Chlorosporees,    Mem.  d.  1. 
SOG.  d.  sc.  nat.  de  Cherbourg,  1879  u.  a. 

—  u.    Woronin  M.  Über  Botrydium  granulatum,  Lepzig,   1877. 

Schaarschmidt  J.  ■=.  Istvdnffy  J.  Diagnoses  praeviaearum  alg.  nov.  in  Hungaria  obser- 
vatarum,  Notarisia,   1887. 

—  Notes  on  Afganistan  algae,  Linnean  Society's  Journal,  London,   1884. 

—  Adatok  a  gougrosiräk  fejlödeseher.  Mag.  nov.  Lapok,  1883  u.  a. 
Schmitz,  F.  Die  Chromatophoren  der  Algen,  Bonn,  1882. 

—  Beobachtungen    über  die  vielkeruigen  Zellen   der  Siphonocladiaceeu,    Halle,    1879, 


286 

Schmitz,  F.  Untersuchuugeu  über  die  Zellkerne  der  Thallophyten,  Bonn,   1879,   1880  u.  a. 

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Register 


der  Ordnungen,  Familien  und  Gattungen. 


Die  Namen  der  in  diesem  Prodromus  beschriebenen  Algen-Gattungen  sind  mit 
gewöhnlicher  Schrift,  die  Synonyma  und  die  blos  in  Anmerkungen  erwähnten  Gattungs- 
namen sind  cursiv  gedruckt,  von  den  mit  vorgesetztem  *  bezeichneten  Sectionsnamen 
sind  hier  blos  einige  angeführt,  welche  früher  auch  als  Gattungsnamen  gegolten  haben. 
Die  Namen  der  Ordnungen  und  Familien  sind  mit  fetterer  Schrift  gedruckt.  Ein  vollstän- 
diges Arten-  und  Synonymen-Register  wird  erst  am  Ende  des  zweiten  Theiles  dieses 
Werkes  erscheinen.  Die  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten. 


Acanthococcus  Lagerh 1-15,  274 

Actinastrum  Lagerh 120 

*Aegagropila  Ktz 85 

Allogonium  Ktz 129,  271 

*Androgynia  Wood 43,  220 

Äphanochaete  A.  Br 40,  218 

Äpiocystis  Nag .270 

Aptogonum  Ralfs 171 

Artbrodesmus  Ehrb 202,  251 

Ästericium  Corda 289 

Asteiocytis  Gobi 271 

Bamhusina  Ktz .    .       169 

Bangia  Lyngb 18 

Batrachospermaceae 19,  22 

Batrachospermum  Roth 22,  216,  257 

Botrydiaceae 92,  96 

Botrydina  Breb 132 

Botrydium  Wallr.     .    .  .        .96,  234,  266 

Botryococcus  Ktz 147,  239,  274 

Bulbochaete  Ag 48,  222,  261 

Callonema  Reinsch 271 

Calocylindrus  D.  By 184 

Cerasterias  Reinscb 121 

Cbaetonema  Nowak 228 

Chaetophora  Schrank 69,  228,  263 

Chaetophoraceae 37,  56 

Cliaetophoreae 64 

Chantransia  Fr 24,  217,  257 

Characium  A.  Br 122,  236,  270 

Chlamydococcus  A.  Br 105 

Chlamydomonas  Ehrb 106,  235,  266 

Chlorochytrium  Cohn 124 

Chlorococcian  Fries 141  f. 

Cblorotylium  Ktz 90,  232,  265 

Choreoclonium  Reinsch 263 

Chromopbyton  Wor.  em.  Wille    .  29,  217,  257 

Chromophytoueae 28,  29 

Chromulina  Cienk 29 

Chroodactylon  Hansg 271 

*Chroolepus  Ag 85,  86 

Chrysomonadina 28,  30 

Chrysopyxis  Stein 29 


Ciadopbora  Ktz 79,  230,  264 

Cladophoraceae 37,  73 

Closterium  Meyeu 177,  241 

Coelastrum  Näg 173,  235,  267 

Coleochaetaceae 36,  37 

Coleocbaete  Breb 38,  218,  258 

Conferva  L.  em.  Wille 74,  229,  263 

Confervoideae 35,  36 

*Conjugata  Vauch 157 

Conjugatae 36,  147 

Cosmaridium  Gay 190,  245 

Cosmarium  (Corda)  Ralfs  .    .    .    192,  247,  278 

*Craterospermuni  A.  Br 149,  151 

Cylindrocapsa  Reinsch    ....    223,  261,  272 

Cylindrocapseae 223 

C5diüdrocystis  Menegh 175,  241,  277 

Cylindromonas  Hansg 107,  266 

Cymatonema  Ktz 43 

Cymatopleura  Reinscb 43,  260 

Cystococcus  Näg 141  f. 

Dactylococcus  Näg 146,  239,  274 

Dactylotbece  Lagerb 140 

Desraidiaceae 148,  166 

Desmidium  Ag 171,  277 

Dictyospbaerium  Näg 130,  237,  272 

*Didymoprium  Ktz 172 

Didymium  Reinscb 192 

Dinobryon  Ehrb 29,  257 

Docidium  Breb 187,  244 

Draparnaldia  Ag 71,  229,  263 

Dyspbinctium  Näg 184,  243,  278 

*EQdoclonium  Szym 64,  68 

Endospbaera  Klebs 125 

Enteromorpba  Lk 54 

Eremospbaera  D.  By 121,  270 

Euastrum  (Ehrb.)  Ralfs 203,  252 

Eudoriua  Ehrb 102,  235 

Florideae 17 

GeminellaTurp 129,  237,  271 

Crenicidaria  D.  By 167 

Gloeococciis  A.  Br 107 

Gloeocystis  Näg 135,  238,  273 


288 


Gloeotila  Ktz 261 

Gonatozygou  D.  By 167,  276 

Goniotriclmm  Ktz 271 

Gongroalra  Ktz 90 

Gonium  Müll 104,  235 

Gymnozyga  Ehrb 169,  277 

Baematococcus  Ag 105 

Herposteiron  Näg 40,  218,  258 

Ilildebrandtia  Xardo 26,  217,  257 

Hildebraudtiaceae 19,  26 

*Hormidium  Ktz 60 

*lIoi'misda  Aresch 57 

Hormospora  Breb 129,  271 

Hormotila  Bzi 144 

Hyalotlieca  Ehrb 168,  240,  277 

Hydvianum  Rbh 122,  270 

Hijärocytium  A.  Br 122 

JEydroäictyacecie 108 

Hydvodictyon  Roth 108,  266 

Hydi'ureäe 28,  32 

Hydrurus  Ag 32,  218,  257 

Hijmenomonas  Stein 30 

Inoderma  Ktz 140,  238,  273 

*Isthniosira  Ktz .170 

Kentrosphaera  Bzi 124,  270 

Leraanea  Bory 19,  216,  257 

Lemaneaceae 19 

*Lcptosira  Bzi 89 

Limnodictjion  Ktz 143 

Lithoderma  Aresch 33,  218,  257 

Lithodennaceae 33 

Mesocarpeae 149 

*Mesocarpus  Hass 149 

Mesotaeuium  Näg 172,  240 

Micrasterias  (Ag.)  Menegh     ....     207,  253 
Microhaloa  Ktz 143  f. 

*Microspora  Thr 77 

Microthamniou  Näg 91,  232,  265 

Mixotaenium  Delp 168 

Monostroma  Thr 128 

Mougeotia  (Ag.)  Wittr 149,  239,  274 

Mycoidea  Cunuingh 219 

Mycoideae 218 

Nematophyceae 36 

Nephrocytiuin  Näg 131,  272 

Oedogonieae 37,  41 

Üedogonium  Link 41,  220,  259 

Oui/chonema  Wallich 171 

Oocystis  Näg ,    .    131,  237,  272 

Ophiocytium  Näg 117,  236,  268 

Palmella  Lyngb 137,  238,  273 

Palmellaceae 99,  108 

Palmodactylon  Näg 128,  237,  270 

*Palmogloea  Ktz 173 

Pandorina  Bory 103,235,266 

Pediastrum  Meyen 109,  235,  266 

Penium  Breb 175,  241 

Phaeothamiiieae 28,  31 

Phaeothamniou  Lagerh 31 

Phaeozosporeae 28,  33 

Phycopeltls  Miliard ...   40,  220 

*Phyllactidium  Ktz 39 

Phyllohhim  Klebs 125 

*PIeurocarpus  A.   Br 149,  150 

rieurocladia  A.  Br 33 

Pleurococcns  Menegh 132,  237,  273 

rieurotaeniopsis  Lund .190 

Pleurotaenium  Näg 189,  245 


Polyedrium  Näg 120,  236,  269 

Porphyridium  Näg 147 

Prasiola  Ag 53,  225,  261 

*Pringsheimia  Wood 43,  221 

Protococcaceae 99,  108 

Protococcoideae 35,  99 

Protococcus  Ag 141,  238,  273 

Protoderma  Ktz 53,  224,  261 

Rhaphidium  Ktz 118,  236,  269 

Rhizoclonium  Ktz 78,  230,  264 

Bhynchonema  Ktz 157  f. 

*Sacheria  Sirod 21 

*Salmacis  Bory 164 

Scenedesmus  Meven.    .    .    .114,  236,  267,  269 

Schizochlamys  A.  Br 128,  237,  270 

Schizogonium  Ktz 56,  60 

Schizoraeris  Ktz 55 

Schizospora  Reinsch 175 

Sciadium  A.  Br 117,  268 

Seotinosphaera  Klebs 125 

Selenastrum  Reinsch 119,  269 

Siphoueae 35,  92 

Siphonocladiaceae 79 

SiphopTiyceae 92 

*Sirogomum  Ktz 157,  165 

Sorastrum  Ktz 114,  235,  267 

Sphaerella  Sommerf. 105 

Sphaeroplea  Ag 52 

Sphaeropleaceae 37,  52 

Sphaerozosma  Corda 169,  240,  277 

Spirogyra  Lk 157,  240,  275 

Spiro taenia  Breb 174 

*Spondylosium  Breb 170 

Staurastrum  Meyen 210,  254 

Stauvidium  Corda 113 

*Stauroceras  Ktz 183 

Staurogenia  (Morren)  Ktz.     129,  237,  269,  272 

*Staurospermum  Ktz 152 

Stephanosphaera  Cohn    103 

Stichococcus  Näg 139,  238,  273 

Stigeoclonium  Ktz 64,  227,  262 

Syncrypta  Ehrb 30,  257 

Syiigeueticae 27,  28 

Symira  Ehrb 31 

Tetmemorus  Ralfs 188,  245 

Tetraedrou  Ktz 120 

Tetrasoma  Corda 113 

Tetraspora  Link 126,  236,  270 

Trentepohlia  Mart 85,  231,  265 

Ti'entepohliaceae 37,  85 

Trochiseia  Ktz 145 

Uloth'icheae 56 

Ulothrix  Ktz 56,  226,  261 

Ulvaceae 37,  53,  224 

Urococcus  (Hass.)  Ktz 144,  238,  274 

Vaucheria  D.  C 93,  233,  265 

Vaucheriaceae 92 

*Vesiculifera  Hass. 220 

Volvocaceae 99,  (115) 

Yolvox  Ehrb 100,  266 

Xantliidiastmm  Delp.   .    .        171 

Xanthidium  Ehrb 191,  246 

ZoochloreUa  Brandt 126 

Zygnema  Ag 153,  239,  275 

Zyf?nemaceae 1^8 

Zyguemeae 153 

*Zygogonium  Ktz 155 

Zygophyceae 1-i" 


Berichtigungen  und  einige  Zusätze. 


Am  Titelblatt  des  ersten  Heftes  lese  man :  Phaeophycaen  und  Chlor ophyceen  st.  Phaeopliyceen  und 

einen  Theil  der  Chlorophyceen. 
Seite    24,  Zeile    7  von  unten  setze  man  nach  Menge:  h). 

„        53,      „      14  V.  u.  lese  man :  Enteromorpha  statt  Euteromorpha. 

„        53,  ')  Anmerk.  letzte  Zeile  lies  unbekannten  st.  umbekannten. 

„       56,  Zeile  11  V.  o.  lies  Ulothricheae  st.  Ulotricbeae. 

„        65,      „        3  V.  u.  lies  In  Torfsümpfen  St.  Im  Tovfsümpfen. 

„        84,      „      11  V.  u.  lies  st.  Hoben-Elbe:  Hohenelbe. 

95,      „      14  V,  u.  lese  man:  hornförmig  st.  komförmig. 

„      105,      „        7  V.  0.    setze   man   nach   A.   Br. :     CoJm's    „Beitr.   z.   Biologie   d.    Pflanzen'^    IL  1. 
p.  103,  Fig.  1—4. 

„      107,      „        5  V,  0.  lies  pulvisculus  st.  pulviscns. 

„      120,      „        2  V.  0.  setze  man  nach  gekrümmt:  5  Ms  8  fi  breit,  16  bis  23  (i  lang. 

„      120,      „      22  V.  0.  setze  man   nach   Polyedrium  Näg. :     (Astericium   Corda   1839,   Tetraedron 
Ktz.  1845?). 

„      120,      „      11  V.  u.  ist  nach  leicht  concaven:   seltener  geraden  oder  leicht  convexen  zu  setzen. 

„      121,      „      16  V.  0.  setze  man  vor  abgerundeten:  stzimpf. 

„      133,      „      20  V.  u.  ist  nach  P  ein  Punkt  zu  setzen. 

„      136,      „      14  V.  u.  lese  man  st.  übergeht:  geht  .  .  .  über. 

„      159,      „      21  V.  u.  setze  man  nach  einem  :  seltener  2,  nach  2 — 4V2 :  seltener  bis  7. 

„      162,      „      13  V.  u.  lies  st.  62:  66  und  setze  vor  bis  lOmal:  2. 

„      168,      „        6  V.  u.  lies  st.  895:  805. 

„      170,      „      21  V.  u.  setze  man  nach  F.  29:  Nach  Wille  Norges  Alg.  p.  58,  T.  2  sind  die  Zellen 
12  (i  breit,  ebenso  lang  und  7  (i  dick, 

„      170,      „        3  V.  0.  ist  nach  nicht:  oder  sehr  schwach  zu  setzen. 

„      178,      „      23  V.  0.  lies  st.  50  bis  150:  30  bis  150. 

„      180,      „      10  V.  o.   setze  man  nach   bis   17  fi  breit:   nach  Delponte  (Desmid.   p.  205,  T.  18) 
bis  21. 

„      180,      „      11  V.  0.  setze  man  nach  bis  370:  nach  Delponte  bis  576. 

„      183,      „      14  V.  0.  setze  man  nach  Hirschberg:  auch  ß). 

„      184,      „      13  V.  0.  ist  nach  By  ein  Punkt  zu  setzen. 

„      185,      „      11  V.  0.  setze  man  nach  Cosmarium?  cruciferum  D.  By.  exp.:   Fenium  cruciferum 
(D.  By.)  Gay. 

„      185,      „        3  V.  u.  lies  st.  D.  minutum   (Cleve)  nob.:  D.  minutum  {Ralfs)  nob.  (Docidium  mi- 
nutum  Ralfs). 

„      185,      „        9  V.  u.  lies  st.  minor:  minus. 

„      186,      „      13  V.  u.  setze  man  nach  "Wolle  Desm.  T.  12.:  Fig.  17  non  exacte  excus. 

„  187,  setze  man  zur  *)  Anmerk.  und  dem  Cosmarium  sjjeciosum,  Lund.  var.  ß)  simplex  Nordst. 
(Desmid.  Spetsberg.  p.  31.  T.  6.  Fig.  12),  von  welchem  sie  sich  hauptsächlich 
durch  die  konische,  nach  der  Spitze  mehr  verschmälerte  Form,  geringere  Dicke  und 
Länge  der  Zellen,  soivie  durch  dichtere  Granulation  der  Zcllhaut  unterscheidet ; 
die  warzenförmigen  Punkte  an  der  Basis  der  Zellhälften  sind  bei  dem  D.  notabile  var. 
pseudospeciosum  stets  in  3  horizontale  sich  fast  berührende  Reihen  angeordnet. 
Verf.  glaubt,  dass  Dysphinctium  speciosum  (Cosmarium  speciosum  Lund.),  dessen 
nahe  Verivandschaft  mit  D.  notabile  (Cosmai'ium  notabile  Breb.)  Lundell  selbst 
anerkennt  (vergl.  in  diesem  AVerke  p.  187  ')  Anmerk.)  und  von  den  Übergangs- 
formen  zu  C.  notabile  Brib.  Dr.  Nordstedt  beobachtet  zu,  habeti  scheint  („An  in- 
dividua  nonnulla  minora  huc  (ad  C.  speciosum)  pertineant,  annon  ad  C. 
notabile  Breb.  non  certus  sum"   Nordstedt  Desmid.  Spetsberg.  p.  31.)  als  Sub- 

19 


species  (D.  uotabile  b)  speciosum)  neben  dtr  typischen  Form  (D.  notabüe  a)  ge- 
nuiaum)  mit  D.  notabüe  zu  vereinigen  sei.  E.  Dr.  Nordstedt  dem  Verf.  D.  nota- 
bile  var.  pseudospeciosum  für  seine  und  Prof.  Dr.  Wittrock''s  Algae  exa.  zugesandt 
hat  und  welchem  Verf.  für  seine  liebenswürdige  Freundlichkeit  zu  vielem  Dank 
verpflichtet  ist,  schreibt  mir  soeben,  dass  es  schwerlich  zu  ermitteln  ist,  was  eigentlich 
Cosmarium  notabile  Brib.  sei.  —  Ma7i  sollte  also  statt  Cosmarium  notabile  Brib. 
richtiger  C.  notabile  ^Breb.?)  D.  By.  schreiben. 
6  V.  0.  ist  nach  14  bis  22:  seltener  nur  12  zu  setzen. 

3  V.  o.  setze  man  die  Ivlammer  vor  Breb.  zu  Closterium. 
23  V.  u.  lies  st.  tanzendem:  ta7izenden. 

6  V.  u.  setze  man  nach  Ralfs  Desmid.  x.  15:  ex  10. 

2  V.  u.  setze  man  nach  am  Isthmus  16:  bis  28  nach  Lundell. 
17  V,  0.  setze  man  nach  p.  36:  Jacobs.  Aperqu  T.  8. 

9  V.  u.  lies  st.  nierengedrückt-eiförmig:  niedergedrüekt-eüörmig. 

20  V.  0.  lies  st.  27  |Lt  im  Durchm. :  37  ft  im  Durchm.  {Lund.  Desm.  T.  8) 

10  V.  u.  setze  man  nach  etwa  4:  bis  8. 
17  V.  u.  setze  man  nach  ziemlich  geradem:  oder  leicht  aasgerandetem. 

21  V.  u.  nach  AVoile  Desmid.  T.  18:  Fig.  27,^  86—38  exp. 

16  V.  o.  setze  man  nach  Nro.  1303:  C.  concinnum  (Rbh.)  Reinsch  Algenfl.  T.  9. 

11  V.  u.  setze  man  nach  bis  48  fi:  nach  Wolle  auch  nur  20  bis  25  (i. 

3  V.  u.  lies  st.  C.  venustum  Breb.:  C.  venustum  (Brdb.)  Rbh. 
6  V.  u.  setze  man   zu  C.  cyclicum  var.  subtruncatura  nob.  als  Anmerkung:     Mit 

dieser  Varietät  ist  vielleicht  die  kleinere    von  Nordstedt  (Desmid.  et  Oedog.  Ital. 
p.  37)  beschriebene  Form   der   var.    arcticum  Nordst.  (Desmid.  Spetsberg.  p.  31. 
T.  6.)  zu  vereinigen. 
5  V.  0.  lies  St.  Desmid.  T.  26 :  T  i6. 

17  V.  0.  setze  man  nach  Lund.:  Desmid.  T.  2. 

18  V.  0.  setze  man  nach  Desm.  T.  13.:   Wittr.  et  Nordst.  Alg.  exs.  Nro.  72. 

22  V.  0.  lies  St.  Alg.  exs.  Nro.  491;  Nro.  471. 

23  V.  0.  setze  man  nach  etwa  33:  nach  Lundell  bis  54. 

24  V.  0.  setze  mau  nach  40:  nach  Lundell  bis  68  (i  lang. 

19  V.  0.  lese  man  st.  alatum  Corda:  alatum  (Corda)   Wolle,  Desmid.  T.  26. 
2  V.  u.  lies  st.  C.  ampuUaceum:  E.  ampullaceum. 
2  V.  0.  setze  man  nach  E.   iuerme  Lund,   Desmid.  T.   2 :   sec.  Jacobsen   Apergu 

p.  191. 
23  V.  u.  lies  st.  Wolle  Desm.  T.  33.  Wolle  Desm.  T.  34. 
22  V.  u.  lies  st.  Debarjanum  Nordst.:  Debay-yanum  (Jacobs.)  Nordst. 
setze  man  oben  statt  Closterium:  Staurastrum. 
213,'  Zeile  10  V.  0.  setze  man  nach  T.  17:  Fig.  4. 

19  V.  u.  lies  st.  abgerundeter;  abgerundeter. 
9  V.  u.  lies  st.  Wolle  Desm.  T.  33 :  AVoile,  Desm.  T  43. 
5  V.  u.  lies  St.  Desm,  T.  34.    Ralfs.  Desm.  T.  34. 

2)  Anmerk.  setze  man  nach  Kralup :    wid  in   Waldsümpfen  bei  Plass  nächst  Pilsen. 

4  V.  u.  lies  Phaeophyceae  st.  Phacophyceae. 

1  V.  0.  setze  man  nach  Wittr.:  Prodrom.  Oedog.  T.  1,   Wolle  Algae  T.  97. 

2  V.  0.  setze  man  nach  Club  1877:  Algae  T.  91. 

3  V.  u.  lies  St.  C.  fragilis   Ktz.  Tab.  phycol.  I. :    U.  fragilis   Ktz.  Tab.  phycol.  IL 

20  V.  0.  setze  man  vor  De  Baryana:  V. 

5  V.  o.  lies  st.  Ktz.  Lagrh.  {Ktz.)  Lagrh. 
2  V.  u.  lies  Pseudosebaldi  St.  Pseudesebaldi. 


Seite 

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b)  Zweite  Serie  gemessener  Höhenpunkte  in  Böhmen  (Sect. -Blatt  III.)  von  Prof. 
Dr.   Kofistka.     84  Seiten  Text. 

c)  Höhenschichtenkarte,    Section  III.,    von    Prof.   Dr.   Kofistka.     (Diese  Karte 
enthält  die  in  dem  vorstehenden  Text  angegebene  Situation  im  Massstabe  von  1  :  200.000). 

t/)  Höhenschichten   des   Riesengebirges  von   Prof.   Dr.   Kofistka  im  Maasstabe 
von  1  :  100.000.     Preis  dieser  Abtheilung fl.  450 

II.  Die  Arbeiten  der  geologischen  Abtheiluug.    I.  Theil  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:  Fauna  der  Steinkohlenformation  Böhmens  mit  4  Tafeln. 

b)  Karl  Feistmantel:  Die  Steinkohlenbecken  beiKlein-Pfilep,  Lisek,  Stilec, 
Holoubkow,  Mireschau  und  Letkow  mit  9  Holzschnitten. 

c)  Jos.  Väla  und   R.  Helmhacker:    Das  Eisensteinvorkommen   in   der   Gegend 
von   Prag  und  Beraun  mit  6  Tafeln,  9  Holzschnitten  und  1  Karte. 

f/j  R.  H  elmhacker :    Geognostische   Beschreibung   eines   Theiles    der   Gegend 
zwischen   Beneschau   und   der  Sazava,   mit  1  Tafel  und  1  Karte. 

Dieser  Theil  enthält  448  Seiten  Text,    11  Tafeln,   18  Holzschnitte   und   2  geol.  Karten. 
Preis fl.  4'— 

II.  Theil  enthält: 

Dr.  Em.   Boficky:   Petrographische   Studien   an   den   Basaltgesteinen  Böhmens 

mit  294  Seiten  Text  und  8  Tafeln.    Preis .    .    .    .    fl.  3'50 

Preis  der  ganzen  ersten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (I.  und  II.  Abtheilung  zusammen)  geb.  fl.  10* — 

Z  W  EITER,     BANÖ. 

Zweiter  Theil. 

III.  Botanische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky  (II.  Theil) 
288  Seiten  Text  und  1  Tafel.    Preis fl.  2-60 

IV.  Zoologische  Abtheilung.    Dieselbe  enthält: 

a)  Prof.  Dr.  Ant.  Fric:     Die  Wirbelthiere  Böhmens. 

b)  „         „         „  „         Die  Flussfi  seh erei  in  Böhmen. 

c)  „         „         „  „         DieKrustenthiereBöhmens 

Mit  1  Tafel,  100  Holzschnitten,  272  Seiten  Text.    Preis fl.  3-— 

V.  Chemische  Abtheilung. 

Prof.  Dr.  Em.  Boficky:   Über   die  Verbreitung   des  Kali  und  der  Phosphorsäure 

in  den  Gesteinen  Böhmens.     58  Seiten  Text.    Preis 60  kr. 

Preis  der  ganzen  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Bandes  (IH.,  IV.  u.  V.  Abth.  zusammen)  geb.  fl.  5* — 

OFlITTEFt     BAND. 

I.  Topographische  Abtheilung. 

Verzeichniss  der  in  den  J.  1877—1879  vom  k.  k.  inil.-geogr.  Institut  trigonometrisch 
bestimmten  Höhen  von  Böhmen  herausgegeben  von  Prof  Dr.  Karl  Kofistka  und 
Major  R.  Daublebsky  von  Sterneck  mit  1  Karte fl.  1*80 

II.  Geologische  Abtheilung: 

I.  Heit.    Petrographische    Studien    an    den   Ph  onolithges teinen    Böhmens    von 
Prof.  Dr.  Em.  Boficky  mit  2  chromolith.  Tafeln,  96  Seiten  Text.  Preis  .    .    fl.  1'— 

II.  Heft.     Petrographische    Studien    an    den    Melaphyrgesteinen    Böhmens    von 

Prof.   Dr.  Em.   Boficky   mit   2  chromolith.  Tafeln      88  Seiten  Text.     Preis  fl.  T— 

III.  Heft.    Die    Geologie    des    böhmischen    Erzgebirges    (I.   Theil)    von    Prof.    Dr. 

Gustav  Laube   mit  mehreren  Holzschnitten   und  einer  Profiltafel.     216  Seiten    Text 
Preis     fl.  2-— 


III.  Botanische  Abtheilun 


fr  . 


Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  von  Prof.  Dr.  Ladislav  Celakovsky.     (III.  Theil. 
Schluss.)    320  Seiten  Text.    Preis fl.  2*40 


\ 


IV.  Zoologische  Abtheiluug: 

I.  Heft.     Die  Myriopoden  Böhmens  von  F.  V.  Eosicky  mit  24  Holzschnitten.  44  Seiten 

Text.    Preis 60  kr. 

H.  Heft.     Die    Cladoceren    Böhmens    von    Bohuslav    Hellich    mit    70    Holzschnitten. 
182  Seiten  Text fl.  l'GO 

V.  Chemisch-ijetrologische  Abtheiluug: 

Elemente  einer  neuen  chemisch-mikroskopischen  Mineral-  und  Gesteinsanalyse 
von  Prof.   Dr.  Boficky  mit  .3  Holzschnitten  und  2  lith.  Tafeln.  80  Seiten  Text.  fl.  1-40 

VIERTER   BArsri). 

No.  1.     Studien    im    Gebiete    der    böhmischen    Kreideformation.    Die    Weissen- 

bergea"  und    Malnitzer    Schichten   von   Dr.   Anton   Fric    mit    155  Holzschnitten. 

154  Seiten  Text.     Preis       fl.  3' — 

No.  2.  Erläuterungen    zur    geologischen    Karte    der   Umgebungen    von  Prag   von 

J.  Krejci  und  R.  Helmhacker  mit  l  Karte,  mehreren  Profilen  und  Holzschnitten  fl  4'50 
No.  3.  Prodrom  US    der    Flora    von    Böhmen    von    Prof.  Dr.    Ladislav    Celakovsky. 

(IV.  Theil.)     Nachträge  bis  1880.     Verzeichniss  und  Register .    .  fl.  2-40 

No.  4.   Petrologische    Studien    an   den    Porphyrgesteinen   Böhmens   von   Prof.   Dr. 

Em.  Boficky fl.  l'SO 

No.  5.    Flora  des  Flussgebietes  der  Cidliua  und  Mrdlina  von  Prof.  Ed.  Pospich al. 

fl.  1  - 
No.  6.    Der  Hangend flöt/zug  im   Schlan-Rakonitzer  Steinkohlenbecken  von  Carl 

Feistmantel fl.  2' - 

FÜNFTEFl      BAND. 

No.  1.    Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  desEisengebirges  (Zelezne  hory) 

und  der  angrenzenden  Gegenden  im  östlichen  Böhmen  von  J.  Krejci  und 

R.  Helmhacker fl.  2-— 

(Die  Karte  selbst  erscheint  später.) 
No.  2.   Studien    im    Gebiete    der     böhmischen    Kreideformation.     HI.    Die    Iser- 

schichten.  Von  Dr.  Anton  Fric.  Mit  132  Textfiguren.    . fl   3' — 

No.  3.   Die    mittelböhmische   Steinkohlenablagerung  von  Carl  Feistmantel.     Mit 

20  Holzschnitten ...       .    .    .  fl.  1-20 

No.  4.    Die  Lebermoose  (Musci  Hepatici)  Böhmens  von  Prof.  Jos.  Dedecek.  fl.  1*  — 
No.  5.    Orographisch-geotektonische   Übersicht   des    silurischen    Gebietes     im 

mittleren  Böhmen.  Von  Johann  Krejci  und  Karl   Feistmantel.    Mit  1  geolog. 

Karte  und  vielen  Holzschnitten  .... fl.  2'  — 

No.  6.  Prodrom  US    der   Algenflora   von   Böhmen.     Erster  Theil    enthaltend    die   Rhodo- 

phyceen,  Phaeophyceen  und  einen  Theil  der  Chlorophyceen.  Von  Dr.  Anton   Hansgirg. 

SEOHSTEB,]BAIVI>. 

No.  1.  Die  böhmischen  Torfe  vom  naturhistorischen  und  wirth  seh  aftlioh  en 
Standpunkte.  Von  Prof.  Fr.  L.  Sitensky.  (Die  deutsche  Ausgabe  noch  nicht  vollendet.) 

No.  2.  Die  Süsswasserbryozoen  Böhmens.  Von  Josef  Kafka.  Mit  91  Abbildungen 
im  Texte fl.    1-20 

No.  3.  Grundzüge  einer  Hyetographie  des  Königreiches  Böhmen.  Nach  mehr- 
jährigen Beobachtungsergebnissen  von  700  ombrometrischen  Stationen  entworfen  von  Dr. 
F.  J.  Studnicka.     Mit  einer  Karte  und  mehreren  Holzschnitten fl.    1'50 

No.  4.  Geologie  des  böhmischen  Erzgebirges.  Von  Dr.  Gustav  C.  Laube.  H.  Theil. 
Geologie  des  östlichen  Erzgebirges  oder  des  Gebirges  zwischen  Joachimsthal-Gottesgab 
und  der  Elbe.  Mit  6  Landschaftsbildern,  7  geolog.  Durchschnitten,  5  Abbildungen  im  Text. 

fl.    2-50 


\^ 


Druck  von  Dr.   Ed.  Oro^r  In  l-'ras'  1887.  —    Solbstverlas 


4 

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3  2044  093  330  082