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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 

FÜR 


NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET  VON  A.   F.  A.  WIEGMANN, 
FORTGESETZT   VON  W.  F.  ERICHS ON. 


X  IN    VERBINDUNG    MIT 

PROF.  DR.  GRISEBACH   IN  GÖTTINGEIN, 

PROF.  DR.  VON  SIEßOLD  IK  MÜNCHEN,  PROF.  DR.  A.WAGNER 

IN  MÜNCHEN    UND    PROF.   DR.  LE  UCK  ART   IN  GIESSEN. 

HERAUSGEGEBEN 


VON 


3>B.  F.   H.  TROSCHSZ., 

PROFESSOn    AN    DER    FRIEDRICU-WILIIELUS-UNIVERSITÄT     ZU    BONN. 


EIN  UND  ZWANZIGSTER  JÄHRGANG. 

Krster  13  and. 


BERLIN,  1855. 

VERLAG    DER     NICOLAISCHEN     BUCHHANDLUNG. 


Inhalt    des   ersten    Bandes. 


Seite 

Nachtrag  zu  dem  Aufsatze  über  die  Echinospira  diaphana.    Von 

Dr.  A.  Krohn.     Hierzu  Taf.  I.   Fig.  1  und  2  .         .  1 

lieber  das  Herz  und  den  ßlulumlauf  in  den  Pycnogoniden.  Von 

Dr.  A.  Krohn.     Hierzu  Taf.  I.  Fig.  3      ....  6 

lieber  einige  Vögel  Chiie's.  Briefliche  Millheilung  an  den  Her- 
ausgeber von   Dr.  R.  A.  Phili  ppi  .         .         .         .  9 

Bemerkungen  über  die  Gattungen  Pachybdella  Dies,  und  Pello- 
gaster  Bathke,  zweier  auf  dem  Hinterleibe  von  Krabben 
und  Krebsen  schmarotzenden  Thierformen.  Von  Prof.  Dr. 
Jap.  Steenstrup.     Uebersetzt  von  Dr.  Creplin        .  15 

Nachträgliche  Bemerkungen  über  die  Holconoti.    Von  Prof.  L. 

Agassiz.     Uebersetzt  vom   Herausgeber        ...  30 

Ueber  die  Galtung  Bdella  Sav.  und  die  in  Mossambique  beob. 

achteten  Anneliden.     Von  Prof.   VV.  Peters  .         .         .  35 

Uebersicht  der  auf    seiner  Reise   gesammelten  Amphibien  von 

Demselben 43 

lieber  die  Synonymie  von  Symbranchus  immaculalus  Bl.    Von 

Dr.  J.  Kaup 59 

Nachschrift  zu  den  Bemerkungen  über  die  Gallungen  Pachybdella 

und  Peltogaster.     Von  Prof.  Jap.  Steenstrup     .         .  62 

Ueber  die  Jugendzustände  einiger  Anneliden.  Ein  Beitrag  zur 
Entwickelungsgeschichte.  Von  Prof.  Rud.  Leuckart 
(Hierzu  Taf.  II.) 63 

Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.  Von 
Prof.  Dr.  Ed.  Grube  in  Dorpat.  Hierzu  Taf. III— IV. 
(Polynoe  malleata  Gr.,  Polynoe  tuta  Gr.,  Polyodontes  gulo 
Rüpp.,  Palmyra  debilis  Gr.,  Chloeia  egena  Gr.,  Notopy- 
gos  crinita  Gr.,  Diopatra  longissima  Gr.,  Lysidice  punctata 
Gr.,  Nereis  heteropoda  Cham.  Eys. ,  Staurocephalus  ru- 
brovittatus  Gr.,  Oxydromus  fasciatus  Gr.,  Lopadorrhyn- 
chus  brevis  Gr.,  Glycera  Meckelii  Aud.  Edw.?,  Syllis 
spongicola  Gr.,  Autolytus  prolifera  Müll.  Gr.,  Leucodore  . 
ciliata  Johnst.,  Heterocirrus  saxicola  Gr.,  Cirratulus  Blain- 


IV  Inhalt. 


Seite 


villii  Gr.,  Aonis  vittata  Gr.,  Aricia  laevigala  Gr.,  Clytie 
Simplex  Gr.,  Clymene  spatulala  Gr.,  Terebella  nebulosa 
ftlonl.  ,  Terebella  lutea  Risso  ,  Terebella  viminalis  Gr , 
Terebella  Iriserialis  Gr.,  Terebella  corallina  Gr.,  Terebella 
pectinata  Gr.,  Polycirrus  Medusa  Gr.,  JVlyxicola  infundi- 
buluni  Mont. ,  Fabricia  gracilis  Gr.,  Serpula  caespilosa 
Lani.,   Lumbricus  liloralis  Gr.,  Alma  nilotica  Rüpp.  .  81 

Bemerkungen  über  einige  Helminthen  und  Meerwürmer.  Von 
Dr.  Ed.  Grube.  Hierzu  Taf.  VI.  und  VII.  (Oetobo- 
ihrium  scombri  Kordm.  ?,  Amphiptyches  urna  Gr.  Wagn., 
Thysanozoon  Brocchii?  Qual.,  Meckelia  aurantiaca  Gr., 
Opliiocephalus  auripunctatus  Gr.  ,  Kemertes  purpurea 
Johnst. ,  INemertes  lactea  Gr.,  Hemipsilus  amphacanthus 
Gr.,  Lithoeryptus  prasinus  Gr.) 137 

Holopedium  gibberum  ;  ein  neues  Crustaceum  aus  der  Familie 
der  Branchiopoden.  Beschrieben  von  Prof.  E,  G.  Zad- 
dach  in  Königsberg.     Hierzu  Taf.  YlII  und  IX        .         .  159 

lieber  das  Herauskommen  der  Tachinen  aus  ihren  Tönnchen 
und  aus  dicht  verschlossenen  Orten,  an  welchen  diese  oft 
sich  befinden.     Von  Reissig  in  üarmstadt     .         .         .         189 

Beiträge  zur  Kenntniss  unserer  Süsswasserfische.     Von  Dr.   A. 

Günther  in  Bonn.     Hierzu  Taf.  X.   Fig.  1.  2  .         .         197 

Enchelynassa,    neue   Gattung  aus  der  Familie    der  Aale.     Von 

Dr.  J.  Kaup  in  Darmsladt.     Hierzu  Taf.  X.   Fig.  3  .         213 

Uebersicht  über  die  Species  einiger  Familien  der  Sclerodermen. 

Von  Dr.  J.  Kaup  in  Darmsladt 215 

Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.  Von  Prof. 

W.  Peters 234 

Beiträge   zur  Naturgeschichte    der    deutschen  Schlangen.     Von 

Dr.  Emil  Dursy,  Prosector  in  Tübingen      .         .         .         283 

Zwei   neue  Heteropoden   von   Messina.     Hierzu  Taf,  XI.     Vom 

Herausgeber. 298 

Ueber  den  Bau  von  Melonites  multipora,  ein  Echinid  des  Ame- 
rikanischen Kohlenkalks.  Von  Prof.  Ferd.  Roemer. 
Hierzu  Taf.  XII 312 

Beschreibung  neuer  Fische  aus  der  Familie  Holconoti  aus  dem 
Busen  von  San  Francisco,  aus  dem  Sacramento- Fluss 
und  dessen  Lagunen.     Von  W.   Gibbons      .         .         .         331 

Ueber    die    lebendig    gebärenden   Fische    Nordamerika's.     Von 

Charles  G  irard .342 


JVaclitrag^  zu  dein  .4iafsatze  über  die  Ecliiiio- 
§pira  diapliaiia. 

(Vergl.  dies  Archiv  lö53.  Bd.  1.  p.  223.) 

Von 
Or.  A»  liroltn* 

Hierzu  Taf.  I.  Fig.  1  u.  2. 


Ich  habe  in  diesem  Jahre,  bei  einem  abermaligen  Aiif- 
enlhalte  in  Messina,  ein  zweites  Exemplar  der  Eohinospira  er- 
hallen, und  diesen  günstigen  Umstand  benutzt,  um  wo  mög- 
lich zu  befriedigernden  Aufschlüssen  über  den  Bau  dieses  sel- 
tenen Thieres  zu  gelangen.  Wenn  dieser  Zweck  nur  zu  einem 
geringen  Theil  erreicht  werden  konnte,  so  bedenke  man,  dass 
es  sich  um  ein  Object  handelt,  das  sich  seiner  geringen  Grösse 
wegen  zu  einer  kunstgerechten  Zergliederung  nicht  eignet. 

Ist  das  Thier  aus  seinem  Gehäuse  hervorgetreten ,  so 
lässt  sich  am  Vorderleibe  ein  dasselbe  umhüllender  Mantel 
deutlich  unterscheiden ,  der  mit  seinem  wulstig  verdickten 
Rande  bis  an  die  Mündung  der  Schale  reicht.  Die  Mantel- 
Öffnung  führt  in  einen  seitwärts,  zwischen  Mantel  und  Leib, 
nach  hinten  sich  erstreckenden  Raum  ,  der  die  Kieme  birgt, 
also  Kiemenhöhle  ist.  Die  Kieme  selbst  ist,  wie  bei  vielen 
Ctenobranchiaten,  an  der  obern  Wand  der  Kiemenhöhle  an- 
gebracht und  besteht,  wie  früher  gezeigt^  aus  hinter  einan- 
der gereiheten,  ziemlich  hohen  und  abgerundeten  Blättern.  Die 
Zahl  dieser  Blätter ,  deren  Umfang  von  dem  vordersten  bis 
zum  hintersten  allmählich  zunimmt,  mag  sich  auf  7 — 8  belau- 

Archiv   f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  J 


2  Krohn: 

fen.  Die  ganze  Kieme  ist  mit  einem  Flimmerepithel  bekleidet. 
Des  Herzens  ist  bereits  gedacht  worden.  Die  frühern  sehr 
dürftigen  Angaben  über  die  Verdauungsorgane  kann  ich  lei- 
der nicht  vervollständigen.  Nur  in  Betreff  des  Darms  muss 
ich  bemerken ,  dass  ich  ihn  diesmal  bis  in  die  Gegend  der 
Kieme  sich  erstrecken  sah,  wonach  zu  vermulhen  ist,  dass 
der  After  in  die  Kiemenhöhle  münde.  Die  Fresswerkzeuge, 
nach  denen  ich  beim  ersten  zur  Aufbewahrung  bestimmten 
Exemplar  nicht  suchen  durfte,  sind  stark  entwickelt  und  be- 
stehen aus  zwei  seillichen  Kiefern  und  der  sogenannten  Zunge 
oder  Reibplatte.  Die  Kiefer  stellen  sich  als  platte  Gebilde  dar, 
deren  Vorderrand  oder  Schneide  unregelmässig  ausgezackt 
erscheint  (s.  Fig.  1.).  Auf  der  ReibplaUe  habe  ich  nur  zwei 
Längsreihen  zahlreicher  Zahnplättchen  unterscheiden  können, 
muss  es  indess  zweifelhaft  lassen,  ob  nicht  noch  eine  mitt- 
lere Reihe  zwischen  ihnen  existirt.  Die  Plältchen  (s.  Fig.  2.) 
sind  hakenförmig  gekrümmt,  ziemlich  scharf  zugespitzt  und 
längs  ihren  beiden  Rändern  sägeförmig  gezähnelt.  Am  äus- 
sern Rande  sind  diese  Zähnelungen  zahlreicher  und  spitzer  »)• 

Als  Centra  des  Nervensystemes  haben  sich  einige  Kno- 
ten im  Vorderleibe  erkennen  lassen,  von  denen  ein  unteres 
Paar  in  der  Wurzel  des  Fusses  lagert.  Zu  den  bereits  er- 
wähnten Sinnesorganen,  den  Augen  und  Tentakeln,  welche 
letztere  auf  ihrer  ganzen  Oberfläche  flimmern,  sind  noch  die 
beiden  Hörkapseln  ,  deren  jede  nur  einen  einzigen  runden 
Otolithen  einschliesst,  hinzuzurechnen. 

Ich  habe  dieEchinospira  in  diesem  Jahre  nicht  nur  krie- 
chen, sondern  auch  mittelst  ihrer  ausgespannten  rädernden 
Kopfwimpel  herumschwimmen  sehen,  und  mich  so  erst  voll- 
ständig von  der  bereits  früher  besprochenen  Uebereinstim- 
mung  dieser  Theile  mit  dem  Kopfsegel .  der  Molluskenlarven 
überzeugt.     Zur  weitern  Begründung  dieser  Homologie  muss 


1)  Sollte  die  mittlere  Plättchenreihe  fehlen,  so  würde  sich  die 
Reibplatte  an  die  mancher  Aceren  (Bulla  lignaria,  BuUaea  scabra  und 
aperta)  anschliessen,  während  sie  in  Bezug  auf  die  Form  der  Zahn- 
plättchen auffallend  an  die  Reibplatte  von  Coriocella  (Sigaretus)  per- 
spicua  erinnert.  (Yergl.  Lov6n  inÖfvers.  af Kong.  Vetensk.Förhandl. 
1847.  Tab.  3  u.  4.) 


Nachtrag  zu  dem  Aufsatz  über  die  Echinospira  diaphana.  3 

ich  noch  anführen,  dass  sämmtliche  Wimpel  durch  die  Wira- 
perschniir  zu  einem  Ganzen  verbunden  sind.  Die  Wimper- 
schnur setzt  sich  nämlich  nicht  nur  jederseits  ununterbrochen 
über  die  drei  respectiven  Wimpel  fort,  sondern  zieht  sich 
auch  von  beiden  Seiten  gegen  den  Mund  hin,  und  kommt  zu- 
letzt, sowohl  über  als  auch  unter  ihm,  zum  Schluss  0- 

Die  Anwesenheit  des  noch  in  voller  Integrität  bestehen- 
den Kopfsegels  neben  einem  Fusse,  der  zu  seiner  Function 
schon  vollkommen  geschickt  ist,  hat  mich  zu  einer  An- 
sicht über  die  Echinospira  verleitet,  die  ich  nicht  weiter 
vertheidigen  will.  In  Folge  einer  sorgfältigem  Durchmu- 
sterung und  Vergleichung  des  über  die  Entwickelung  der 
Gastropoden  vorhandenen  Materials ,  muss  ich  schliessen, 
dass  sich  der  Fuss  bei  den  einer  Metamorphose  unterwor- 
fenen Gattungen ,  in  vielen  Fällen ,  Avenn  nicht  in  der  Re- 
gel, schon  während  des  Larvenlebens  so  weit  entwickelt, 
dass  das  junge  Thier  sich  seiner  bereits  zum  Kriechen  be- 
dient. Es  besitzt  dasselbe  also  zu  einer  gewissen  Zeit  zwei 
verschiedenartige  Bewegungswerkzeuge,  durch  deren  abwech- 
selnden Gebrauch  es  bald  im  freien  Meere  herumgeführt  wird, 
bald  auf  dem  Grunde  desselben  kriechend  sich  fortbewegt. 
Zur  Stütze  des  eben  Angeführten  berufe  ich  mich  auf  die 
Beobachtungen  Loven's  und  v.  Nordmann's.  Loven 
(Isis  1842.  p.  366.  Fig.  22.)  beschreibt  eine  jugendliche,  zur 
Gattung  Rissoa  gehörende  Seeschnecke,  deren  Fuss,  trotz 
des  noch  mächtig  entwickelten  Kopfsegels,  doch  schon  so 
weit  ausgewachsen  ist,  dass  man  bereits  seine  künftige  Ge- 
stalt erkennt.  Dasselbe  gilt  auch  in  einer  gewissen  Entwicke- 
lungsperiode  für  den  Tergipes  Edwardsii  (Nordmann  in  An- 
nal.  d.  scienc.  nat.  T.  5.  1846.  p.  109.  PI.  l.Fig.4  u.  5).  Als 
drittes  Beispiel  führe  ich  einen  jungen  dorisarligen  Nacktkie- 


1)  Auch  scheinen  die  innerhalb  der  Wimpel  anzutreffenden,  die 
Verkürzung  (resp.  Faltung  und  Kräuselung)  derselben  bewirkenden 
Muskelfasern,  in  der  Art  ihre  Vertheilung,  mit  den  Muskelfasern  des 
Velums  der  Molluskenlarven  ,  vollkommen  übereinzustimmen.  Ich  muss, 
im  Gegensatz  zu  meiner  früheren  Angabe,  hier  noch  bemerken,  dass 
ich  diesmal  die  Wimpel ,  während  des  Kriechens,  gewöhnlich  eingezo- 
gen und  verkürzt  sah. 


4  K  r  0  h  n : 

mer  (wahrscheinlich  eine  Polycera)  an,  den  ich  in  diesem 
Jahre  mit  dem  leinen  Netz  einfing-.  Das  nur  %"'  messende 
Thierchen  besass  neben  einem  stark  entwickelten  Fusse  eben- 
falls noch  das  Velum.  Auch  sähe  ich  es  bald  den  einen, 
bald  das  andere  brauchen.  Diesen  Beobachtungen  gegenüber, 
muss  ich  denn  die  Echinospira  für  einen  noch  nicht  völlig 
ausgebildeten  Gastropoden  ,  der  nach  der  Lage  der  Kiemen- 
höhle und  dem  Bau  der  Kieme  zu  schliessen,  vielleicht  zu  den 
Ctenobranchiaten  gehört,  ansehen  0- 

Herr  Prof.  Troschel  ist  so  freundlich  gewesen,  mich 
auf  die  Beschreibung  zweier  Schalen  aufmerksam  zumachen, 
die  in  den  wesentlichsten  Characteren  mit  dem  Gehäuse  der 
Echinospira  übereinstimmen,  deren  Bewohner  aber  noch  nicht 
bekannt  sind.     Die  eine  dieser  Schalen  ist  von  d'Orbigny 
in   Ramon  de  la   Sagra's  Werk  über  Cuba   (Hist.  nalur.    de 
l'isle  de  Cuba)  beschrieben  und  zu  Helicophlegma,  eine  be- 
kanntlich von  d'Orbigny  in  der  Familie  der  Atlantiden  auf- 
gestellte Galtuno-,  gebracht  worden  2).     Sie   hat  den  Namen 
H.  Candei  erhalten.  Die  Characteristik  derselben  ist  von  Tro- 
schel in  den  Jahresbericht  über  die  Mollusken  (dies.  Arch. 
1842.  2.    Bd.  p.  382. )   aufgenommen  und  lautet :  „f/.  Candei 
iesla  cartilaginosa,  suborbicularis,  tenuis,  diaphana,  laterali- 
ter  carinato-crenulata,  dorso  bicarinalo,   carinis   crenulatis; 
umbilicoperforato;  aperlura  lala,  angulosa,  laleraliter  sinuosa. 
3  Millim."     Das  passt  alles   so    genau  auf  das  Gehäuse   der 
Echinospira,  dass  ich ,   bis  auf  nähere  Einsicht  in  das  oben 
citirte  Werk,  nicht  anstehe,    die  Echinospira  mit  H.  Candei 
für  identisch  zu  halten.     Jedenfalls  stehen  sich    beide  Scha- 
len so  nahe,  dass  man  wohl  berechtigt  ist,  von  dem  Bewoh- 
ner der  einen    auf    den    der  andern  zu  schliessen.     Diesem 
zufolge  wird    H.  Candei    aus   der  Ordnung  der  Heteropoden 


1)  Die  Zeugungsorgane  habe  ich  nicht  auffinden  können.  Wahr- 
scheinlich waren  sie  noch  viel  zu  wenig  entwiclielt,  um  sofort  un- 
lerschicdeiv  werden  zu  können.  Ist  dem  so,  so  würde  auch  dieser  um- 
stand nur  zu  Gunsten  der  neueren  Ansicht  sprechen. 

2)  Mit  Helicophlegena  identisch  sind  die  Genera  Üxygyrus  Bens, 
und  Ladas  Cantz.  (Philippi  Handl».  d.  Conchyliolog.  und  Malacozoloog. 
p,  285). 


Nachtrag  zu  dem  Aufsatz  über  die  Echinospira  diaphana.  5 

ausscheiden  müssen.  Dass  d'Orb  ig ny  selbst  die  dieser  Spe- 
cies  angewiesene  Stellung  nicht  als  eine  definitive  betrachtet, 
geht  deutlich  aus  den  Schlusszeilen  des  Berichts  von  Tro- 
schel  hervor.  Es  heisst  hier:  ,,Da  Verf.  das  Thier  nicht 
kennt,  so  zweifelt  er,  ob  es  nicht,  wie  die  seitlichen  Buch- 
ten des  Mundes  anzudeuten  scheinen,  mit  zwei  Flügeln  ver- 
sehen sein  möchte;  in  diesem  Falle  wäre  es  eine  neue  Gat- 
tung der  Pteropoden,  welcher  er  den  Namen  Brownia  geben 
würde."  Dass  diese  Vermuthung  d'Orbigny's  sich  bestäti- 
gen werde,  lässt  sich  aus  dem  schon  oben  angeführten  Grunde 
nicht  erwarten. 

Die  zweite  Schale  unbekannter  Abstammung  ist  von 
Souleyet  im  Journal  de  Conchyliologie  1850.  T.  1.  p.  246. 
(PI.  10.  Fig.  15 — 18.)  beschrieben  und  mit  dem  Namen  Cal- 
carelia  spinosa  bezeichnet.  Sie  stimmt  schon  viel  weniger 
mit  der  Schale  von  Echinospira  überein.  Sie  unterscheidet 
sich  von  dieser  vorzüglich  dadurch^  dass  sie  in  drei  Win- 
dungen aufgerollt  ist.  Die  letzte  Windung  ist  mit  drei,  das 
Gewinde  mit  zwei  Reihen  Stacheln  versehen  ,  während  der 
über  der  Mündung  dachförmig  vorspringende  Fortsatz  nicht, 
wie  bei  Echinospira,  in  zwei  abgerundete  Spitzen  endigt. 
Ausserdem  ist  sie  fast  um's  Doppelte  (5  Millim.)  grösser. 


Erklärung  der  Abbildungen. 


Fig.  1.  Die  beiden  Kiefer  der  Echinospira.  Sie  sind  hierdurch  den 
Druclc  des  Decliglases  aus  ihrer  gegenseitigen  Stellung  ge- 
bracht. 

Fig.  2.     Ein  Stück  der  Reibplalte  aus  demselben  Thier. 


lieber  das  Herz  und  den  Blututtilauf  in  den 
Pyenog^oniden« 

Von 
Hr.  A*  Kjrolin* 

Hierzu  Taf.I.  Fig.  3. 


Die  Ansicht  von  Quatrefages,  nach  welcher  den 
Pycnogoniden  das  Herz  fehlen  sollte,  ist  durch  Zenker, 
dem  es  gelungen  ist,  dasselbe  bei  Nymphon  gracile  nachzu- 
weisen, widerlegt  worden  (Müller's  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol. 
1852.  p.  383.)  Zenker  hat  es  an  der  Stelle,  wo  man  es 
der  Analogie  nach  vermuthen  durfte,  aufgefunden  und  be- 
schreibt es  als  einen  sehr  dünnwandigen,  mit  verzweigten 
Muskelfasern  versehenen  Schlauch,  dessen  Contouren  am  prä- 
cisesten  in  der  Gegend  des  letzten  Fusspaares  zu  unterschei- 
den seien.  Ich  selbst  hatte  neuerlich,  bei  der  Untersuchung 
eines  Phoxichilus  (wahrscheinlich  Ph.  spinosus)  Gelegenheit, 
mich  auf's  Entschiedenste  von  der  Anwesenheit  des  Herzens 
zu  überzeugen.  Ich  bin  so  im  Stande,  genauere  Aufschlüsse 
über  seine  Gestalt  und  Structur  zu  geben. 

Das  Herz  ist  ein  verhällnissmässig  sehr  ansehnlicher, 
wie  bei  allen  Arthropoden  am  Rücken  ,  über  dem  Nahrungs- 
kanale,  gelegener  Schlauch,  den  man  von  der  hintern  Grenze 
des  letzten  Thoraxsegments  bis  gegen  die  Mitte  des  vorder- 
sten sich  erstrecken  sieht  (Vergl.  die  beifolgende  Skizze). 
Ob  es  hier  endet  oder  noch  weiter  reicht,  muss  unentschie- 
den bleiben  ,  da  jede  weitere  Nachforschung  durch  den  in 
dieser  Gegend  sich  erhebenden  Hügel,  auf  dessen  Gipfel  be- 


Krohn:  üeber  das  Herz  u.  den  Blutumlauf  in  d.  Pycnogoniden.         7 

kanntlich  die  vier  Augen  ruhen,  verhindert  wird.  Das  Herz 
ist  durch  zwei  Paare  auf  einander  folgender,  seitlicher  und 
tiefer  Einbuchten  oder  Einschnürungen  in  drei  Kammern  ab- 
getheilt.  Die  hintere  Kammer  steht  an  Geräumigkeit  der  mitt- 
lem, diese  der  vordem  nach.  Letztere  erweitert  sich  dicht 
vor  dem  oben  gedachten  Hügel  sehr  bedeutend  und  steht 
ohne  Zweifel ,  wie  solches  höchst  wahrscheinlich  auch  für 
die  hintere  Kammer  gilt,  mit  der  Leibeshöhle  oder  den  Hohl- 
räumen (Lacunen)  zwischen  den  Organen  in  offener  Commu- 
nication.  Auf  dem  Grunde  jeder  Einbucht  findet  sich  eine 
für  den  Durchtritt  des  rückkehrenden  Blutes  bestimmte  Oeff- 
nung,  so  dass  man  also  vier  solcher  paarig  verlheilter  Mün- 
dungen zählt.  Es  ergiebt  sich  aus  dieser  Darstellung ,  dass 
das  Herz  der  Pycnogoniden  nach  Form  und  Bau,  mit  dem 
der  höhern  Arachniden  im  Wesentlichen  übereinstimmt. 

Der  Blutumlauf  geht  in  bestimmt  vorgezeichneten  Bah- 
nen ziemlich  rasch  vor  sich ,  und  lässt  sich ,  wenn  nur  die 
Ernährungsflüssigkeit  eine  reichliche  Menge  Blutkörperchen 
enthält,  leicht  beobachten.  Die  Kammern  des  Herzens  ziehen 
sich  gleichzeitig  zusammen.  Bei  jeder  Diastole  wird  das  von 
den  Organen  rückkehrende  Blut  durch  die  vier  Seitenöffnun- 
nungen  vom  Herzen  aufgenommen  und  bei  der  Systole  nach 
vorn  getrieben.  Es  gelangt  so  ein  kleiner  Theil  des  Blutes 
in  den  Bussel,  während  der  grössere  Theil  als  ansehnlicher 
Strom  seinen  Lauf  gegen  das  Abdomen  hin  nimmt.  Von 
diesem  Hauptstrome  zweigen  sich  Seitenströme  für  die  Beine 
ab,  welche  an  der  einen  Seite  der  respecliven  Beine  herab, 
an  der  anderen  heraufsteigen,  und  so  zuletzt  in's  Herz  ge- 
langen ')• 

Schliesslich  muss  ich  noch  erinnern,  dass  schon  Van 
Beneden  eine  regelmässige  Circulation  des  Blutes  in  den 
Beinen  von  Nymphon  beobachtet  hat.  (Froriep's  Notizen  Bd. 
37.  p.  72.)  Nach  Van  Beneden,  der  das  Herz  nicht  ent- 
decken konnnte  ,  soll  der  Impuls  zu  dieser  Blutströmung  in 
den  Extremitäten,  von  eigenthümlichen,  rhythmisch  sich  con- 


1)  Es  ist  zwar  sicher,  dass  die  Circulation  in  den  Beinen  durch 
die  häufigen  Contractionen  der  Magenanhänge  manche  Störungen  erlei- 
det, doch  sieht  man  diese  alsbald  wieder  ausgeglichen  werden. 


8         Krohn:  Ueber  das  Herz  u.  den  Blutumlauf  in  d.  Pycnogoniden. 

trahirenden  Membranen,  welche  innerhalb  der  Basis  der  Beine 
angebracht  seien,  ausgehen.  Da  es  aber  jetzt  feststeht,  dass 
das  Blut  in  sämmtlichen  Theilen  des  Körpers  nur  durch  die 
Thätigkeit  des  Herzens  umherkreist,  so  wird  man  wohl  mit 
Recht  die  Anwesenheit  solcher  Vorrichtungen  in  den  Füssen 
der  Pycnogoniden  bezweifeln  dürfen. 


Erklärung   der   Abbildung. 


Skizze  des  Herzens  von  Phoxichilus. 

Die  Ziffern  1—4  bezeichnen  die  einzelnen  Thoraxsegmente.  — 
a.  Der  Rüssel,  h.  Das  Abdomen,  c.  Die  vier  Augen.  d,d,d,d. 
Die  Beine.  e,e.  Der  Magen  mit  den  seitlichen  Blindsäcken,  f. 
Der  Darm.  g.  Die  vordere,  A,  die  mittlere,  i,  die  hintere  Kam- 
mer der  Herzens.  h,k.  Die  Einbuchten  oder  Einschnürungen  des 
Herzens. 


lieber  einigte  Vögel  Chile's. 

Briefliche   Mitlheilung  an  den  Herausgeber. 

Von 

Dr.  R.  A*  Pliilippi. 


Santiago,  den  59ten  Juli  1854. 
Werlher  Freund  ! 
Es  war  meine  Absicht,  Ihnen  mit  jetzigem  Dampfschiff 
ausführlich  zu  schreiben,  die  Zeit  reicht  mir  aber  nicht  aus, 
und  ich  begnüge  mich  daher  für  heute  Ihnen  zu  sagen  ,  dass 
ich  in  Chile  nach  und  nach  reisender  Naturforscher,  Land- 
wirth  und  Schulmeister  war  ,  und  jetzt  wohlbestallter  Direktor 
des  Museums  und  Prof.  der  Zoologie  und  Botanik  in  der 
Hauptstadt  bin,  und  mich  ganz  wohl  fühle.  Im  nächsten  Mo- 
nat erwarte  ich  meine  Familie  nach  einer  Trennung  von 
3  Jahren !  In  einiger  Zeit  werde  ich  mir  erlauben ,  Ihnen 
unser  Duplettenverzeichniss  zuzuschicken ,  für  den  Fall ,  dass 
das  Bonner  Museum  mit  dem  hiesigen  in  Tauschverbindung 
treten  will.  Mein  Hauptzweck  ist,  in  Santiago  eine  möglichst 
vollständige  Sammlung  der  Thiere  und  Pflanzen  Chile's  aufzu- 
stellen, und  ich  habe  alle  Hoffnung,  dass  die  Regierung  die 
nöthigen  Geldmittel  nicht  versagen  wird;  an  exotischen  also 
auch  Europäischen  Thieren  und  Pflanzen  werde  ich  vor  der 
Hand  nur  anschaffen,  was  ich  im  Tausch  gegen  Chilenische 
Arten  erhalten  kann.  Ich  habe  in  der  Person  des  Herrn 
Germain  einen  sehr  geschickten  Präparator,  der  jedem  Eu- 
ropäischen Museum  Ehre  machen  würde,  und  die  Vogelbälge, 
die  ich  offeriren  kann,  sind  ausgezeichnet  conditionirt.  Die- 
rsen  Winte  habe  ich  mich  mit  dem  Ordnen  und  Bestimmen  der 


10 


P  h  i  1  i  p  p  i : 


Chilenischen  Pflanzen  beschäftigt,  und  überzeugt^  dass  die 
Flora  Chile's  weit  entfernt  ist  erschöpft  zu  sein  ,  ich  werde 
nächstens  an  200  neue  Arten  publiciren.  Mit  den  Insecten 
geht  es  ebenso.  Von  Vögeln  haben  wir  auch  bereits  viele , 
die  in  dem  leider  recht  liederlich  gearbeiteten  Werk  von 
Gay  nicht  beschrieben  sind;  ich  habe  aber  zu  wenig  lite- 
rarische Hülfsmitlel  um  sagen  zu  können,  ob  sie  neu  sind. 
Mit  einem  Flamingo  habe  ich  eine  Ausnahme  gemacht,  und 
hoffe,  dass  mir  in  der  Beschreibung  desselben  Niemand  zu- 
vorgekommen ist.  In  diesem  Fall  haben  Sie  die  Güle,  seine 
Beschreibung  in  das  Archiv  aufzunehmen. 

Grüssen  Sie  alle  Freunde  herzlich  von  mir,  und  glau- 
ben Sie,  dass  ich  noch  immer  die  alte  ehrliche  Seele  bin. 


Vorläufige   Nachricht  über   einen  neuen 
Flamingo. 

Als  ich  die  Reise  nach  der  Wüste  Atacama  unternahm, 
war  ich  weit  davon  entfernt  zu  glauben,  dass  ich  in  jenen 
dürren  wasserarmen  Gegenden  eine  den  Naturforschern  noch 
unbekannte  Art  Wadvögel  finden  würde.  Allein  der  erste 
Gegenstand,  welcher  sich  meinen  Blicken  darbot,  als  ich  von 
den  traurigen  Höhen  von  Pingo -pingo  herabsteigend  an  dem 
grossen  Salzsumpf  ankam,  der  sich  25  Leguas  weit  von  der 
Stadt  Atacama  nach  Süden  erstreckt ,  war  ein  Dutzend  Fla- 
mingos, die  im  Schlamme  und  in  den  kleinen  Gräben  die  Lar- 
ven von  Libellen  ,  Flohkrebse  und  kleine  Paludinen  fischten. 
Schon  dazumal,  ungeachtet  ich  kein  deutliches  Bild  vom  ge- 
meinen chilenischen  Flamingo  (Phoenicopterus  ignipalliatus) 
im  Gedächlniss  hatte  ,  erschien  mir  dieser  Flamingo  eine  neue 
Art.  Auch  die  Eingeborenen  unterscheiden  ihn  sehr  wohl 
vom  gewöhnlichen ,  und  nennen  ihn  nicht  wie  diesen  Fla- 
menco,  sondern  Parrina.  Nach  ihren  Berichten  lebt  die  Par- 
rina  ausschliesslich  in  der  Cordillere,  an  den  Seen  und  Süm- 
pfen ,  die  sich  hier  und  da  zerstreut  finden,  und  zwar  scheint 
ihre  südliche  Grenze  die  Cordillere  von  Copiapö  zu  sein.  Ob 
sie  sich  auch  nördlich  von  Atacama  findet,  konnte  ich  nicht 
erfahre»,    Sie  brütet  in  den  am  höchsten  gelegenen  Seen, 


Ueber  einige  Vögel  Chile's.  11 

etwa  10—13000  Fuss  über  dem  Meeresspiegel,  und  im  Monat 
December  werden  die  Eier  häufig  auf  den  Markt  von  Ata- 
cama  gebracht.  Es  gelang  mir  auf  der  Hinreise  ein  Exem- 
plar zu  erlegen  und  auf  der  Rückreise  zwei  andre.  Ihr  Fleisch 
gab  unsern  einförmigen  und  einfachen  Mahlzeiten  eine  ange- 
nehme Abwechselung.  Doch  muss  ich  sagen,  dass  ich  das 
erste  Mal  nicht  ohne  einigen  Widerwillen  davon  ass,  indem 
das  Fett  von  hochmennigrother  Farbe  ist,  und  dem  „Fricassee« 
daher  ein  fremdartiges  Aussehen  gab. 

Als  ich,  nach  Santiago  zurückgekehrt,  die  mitgebrach- 
ten Bälge  mit  Exemplaren  des  Ph.  ignipalliatus  verglich,  sah 
ich,  dass  die  Verschiedenheiten  zwischen  beiden  Arten  weit 
bedeutender  und  wesentlicher  sind,  als  ich  Anfangs  geglaubt 
hatte.  Zuvörderst  ist  der  Schnabel  sehr  verschieden:  er 
ist  viel  breiter  bei  derParrina  als  beim  Ph.  ignipalliatus ;  der 
Oberschnabel  ist  in  der  Mitte  niedergedrückt,  und  sehr  viel 
schmaler  als  der  Unterschnabel.  Die  Federn  der  Kehle  be- 
decken das  ganze  Kinn,  und  reichen  selbst  noch  etwas  über 
den  Kinnwinkel  nach  vorn  ,  während  beim  Ph.  ignipalliatus 
die  Kinngegend  in  der  Länge  von  mehr  als  einem  halben  Zoll 
vollkommen  kahl  ist.  Auch  die  Farbe  des  Schnabels  ist  ver- 
schieden, indem  eine  hochrothe  Färbung  zwischen  der  schwar- 
zen Schnabelspitze  und  der  hellgelben  Schnabelwurzel  beob- 
achtet wird.  Irre  ich  mich  nicht,  so  muss  eine  ähnliche 
Schnabelbildung  beim  Ph.  minor  Statt  finden;  die  geringen 
literarischen  Hülfsmittel,  über  welche  ich  hier  disponiren  kann, 
erlauben  mir  indessen  nicht,  ein  bestimmtes  Urtheil  auszuspre- 
chen. Nicht  minder  wesentlich  ist  die  Verschiedenheit,  wel- 
che die  F  ü  s  s  e  darbieten ;  es  fehlt  ihnen  nämlich  jede 
Spur  von  Daumen.  Diese  Abweichungen  in  Schnabel - 
und  Fuss-Bildung  sind  gewiss  bedeutend  genug,  um  die  Auf- 
stellung eines  Subgenus  zu  rechtfertigen,  ein  Vergnügen,  wel- 
ches ich  gern  andern  Naturforschern  überlasse.  Aber  auch 
die  Färbung  weicht  erheblich  ab.  Hals  und  Brust  haben  eine 
cannoisinrothe  Färbung,  oder  ein  Roth  wie  Weinhefe,  die 
Deckfedern  der  Flügel  sind  dunkler  roth  als  beim  Ph.  igni- 
palliatus, die  ganze  Spitze  der  Flügel  ist  schwarz,  und  der 
Schwanz  läuft  in  eine  Spitze  aus ,  die  über  die  Flügelspitze 
hinausragt.     Die  Füsse   endlich   sind    isabellgelb.     Was  die 


12  Philippi: 

Stalur  betrifft ,  so  ist  die  Parrina  etwas  kleiner  als  der  Ph. 
ignipalliatus,  doch  variiren  die  Dimensionen  ein  klein  we- 
nig-, wie  die  nachfolgenden  Messungen  der  drei  Exemplare 
zeigen : 

Gesammte  Länge  von  der  Spitze  des  Oberschnabels  bis  zum 
Ende  des  Schwanzes  beträgt: 
beim  Isten  Exemplar     34"    b.  StenSöy^"  b.  3len35v;," 

das  OS  tibiae  misst       .     Sy^"       , 

der  tarsus  misst  .     ÖVj"       > 

der  Flügel  misst  vom  Flü- 
gelbug bis  zur  Spitze  löy^"      ,, 

der  Oberschnabel    .  472"      „ 

der  Mittelzeh  .  V/^''      „ 

Ich  bemerke  noch,  dass  alle  3  erlegten  Exemplare  Männ- 
chen waren,  die  Weibchen  waren  vermuthlich  raitBrülen  be- 
schäftigt. Ich  nenne  die  Parrina  P/joer?icop^erMS  andinus,  und 
charakterisire  sie  kurz  also  : 

Ph.  roseo-albus ,  parte  inferiore  colli  fere  puniceo,  alis 
fere  coccineis,  apice  tolo  nigris;  cauda  alis  longiore  acu- 
minata;  rostro  dilatalo ,  turgido,  mandibula  superiore  medio 
depressa  et  multo  angustiore  quam  mandibula  inferior;  pe- 
dibus  isabellinis,  tridactylis. 

Habitat  in  lacubus  paludibusque  elevalis  Andium  deserti 
Atacamensis. 


loy," 

» 

9V2" 

9'A" 

» 

9" 

17" 

W 

17%" 

4'A" 

55 

4%" 

2VV' 

55 

2%" 

Wenige  Tage,  nachdem  ich  Ihnen  die  Beschreibung  des 
Phoenicopterus  andinus  geschickt,  hatte  ich  das  Vergnügen, 
hier  in  Santiago  Herrn  W.  Bollaert  zu  sehen,  welcher 
mehrere  Jahre  in  der  Peruanischen  Provinz  Tarapaca,  berühmt 
durch  die  Silberbergwerke  von  Huantajaya  und  die  Gruben 
von  Natronsalpeter,  den  man  so  fälschlich  bisweilen  Chili- 
Salpeter  nennt,  —  gewohnt,  und  diese  Provinz  vielfach  bereist 
hat.  Von  ihm  habe  ich  erfahren,  dass  mein  Ph.  andinus  in 
der  Provinz  Tarapaca  wohl  bekannt  ist,  und  dass  er  dort 
ebenfalls  den  Namen  Parrina  führt.  Er  kommt  auch  dort  aus- 
schliesslich in  der  hohen  Cordillere  vor,  und  niemals  in  den 
Küstengegenden.   In  den  Observations  on  the  Geography  of 


Ueber  einige  Vögel  Chile's.  13 

Soulhern  Peru,  including  a  survcy  of  the  province  of  Tara- 
paca,  and  route  to  Chile  by  the  coast  oft  Ihe  desert  of  Ala- 
carna  by  VV.  Bollaert  F.R,  G.S.,  read  before  the  Royal  Geo- 
graphica! Society  of  London  on  the  28  April  1851.  geschieht 
der  Parrina  unter  dem  Namen  „flamingos  with  red  breast" 
Erwähnung.  Es  findet  sich  demnach  die  Parrina  vom  19° 
bis  zu  270  S.  Breite  am  Westabhang  der  hohen  Cordillere. 
Bis  jetzt  ist  es  mir  nicht  möglich  gewesen  zu  erkundigen,  ob 
dieser  Vogel  auch  weiter  landeinwärts,  im  Osten  der  hohen 
Cordillere  vorkommt. 


Artlea  Cocoi  Gay. 

Vor  ein  Paar  Tagen  bekam  ich  ein  Exemplar  der  Ardea 
Cocoi  Gay  oder  vielmehr  Desmurs,  mit  erfrornen  Zehen.  Es 
ist  kein  einziger  Zeh,  dem  nicht  ein  oder  mehrere  Glieder 
fehlen,  und  scheint  der  Vogel  diesen  Verlust  zu  verschiede- 
nen Epochen  erlilten  zu  haben.  Mehrere  glaubwürdige  Per- 
sonen versicherten  mir,  dass  es  selten  wäre,  den  Vogel  mit 
unversehrten  Zehen  zu  finden,  und  dass  er  auf  seinen  Wan- 
derungen von  Buenos  Ayres  über  die  Cordillere  im  Winter 
sich  die  Küsse  erfröre.  Mein  Exemplar  ist  auf  der  mit  Schnee 
bedeckten  Cordillere  erlegt  worden,  und  misst  von  der  Schna- 
belspilze bis  zum  Ende  des  Schwanzes  45  Zoll  Pariser  Maass. 
Ich  weiss  nicht,  warum  Herr  Gay  oder  Herr  Desmurs  die 
Länge  des  Vogels  nur  auf  39  Zoll  angeben?  (Hist.  fis.  y 
polit,  de  Chile.  Zool.  L  p.  110.),  und  warum  Herr  Gay  ver- 
schweigt, dass  er  in  Gesellschaft  mit  D.  Eulogio  Salinas  ein 
schönes  Exemplar  an  der  Laguna  de  Acules  erlegt  hat?  Die- 
ser Reiher  scheint  mir  durchaus  identisch  mit  der  Ardea  cae- 
rulescens  Vieill. ,  über  welche  ich  augenblicklich  nur  das 
Nouv.  Dict.  d'hist.  nat.  von  Deterville  nachsehen  kann, 
wo  der  Vogel  unter  dem  Namen  Heron  gaaa  nach  d'Azara 
sehr  gut  beschrieben  ist.  Das  Synonym  Ardea  caerulescens 
vermisst  man  unter  Ardea  Cocoi  bei  Gay. 


Xantltormis  cayennensis. 

Ich  kann  nicht  unterlassen,  bei  dieser  Gelegenheit  eines 
lächerlichen  Irrthums  zu  erwähnen,  den  die  Herrn  Gay  oder 


14  Philippi:  üeber  einige  Vögel  Chile's. 

Desmurs  bei  Gelegenheit  des  Xanlhornus  cayennensis  bege- 
hen; p.346  hei«st  es  erst  in  Folge  eines  lapsus  calami :  „nur 
ein  einziges  Individuum  dieses  Genus  findet  sich  in  Chile" 
und  weiter :  „dieser  Vogel  findet  sich  in  Cayenne,  im  gröss- 
ten  Theil  der  Antillen,  auf  den  Gränzen  (?)  des  La  Plata,  und 
in  Chile  in  den  Thälern  von  Copiapö."  sie!  Der  Vogel  ist 
aber  gemein  in  ganz  Chile,  und  in  den  Gärten  von  Santiago 
kann  man  ihn  zu  hunderten  sehen.  Es  ist  ganz  unmöglich 
anzunehmen,  dass  Herr  Gay  diesen  Vogel  wirklich  nur  in 
Copiapö  gesehen  habe,  und  muss  man  annehmen,  dass  es 
lediglich  eine  Nachlässigkeit  ist,  wenn  nur  die  Thäler  von 
Copiapö  als  Fundort  angegeben  sind.  Eine  andre  Nachlässig- 
keit, die  auch  schwer  zu  entschuldigen  ist,  ist  die,  dass  Herr 
Gay  nicht  angiebt,  dass  der  X.  cayennensis  der  Turdus Thi- 
lius  von  Molina  ist,  und  den  Namen  Thile,  Trile  o/ler  Chile 
führt,  so  dass  Molina  glaubte,  das  Land  Chile  habe  von 
diesem  Vogel  seine  Benennung  erhalten.  Ueberhaupt  muss 
ich  leider  sagen,  dass  ich  wenig  W^erke  kenne,  die  mit  so 
wenig  Sorgfalt  und  Liebe  ausgearbeitet  sind,  wie  das  Werk 
von  Herrn  Gay. 


Circus  macropterust 


Vor  einiger  Zeit  habe  ich  auch ,  und  zwar  durch  D. 
Eulogio  Salinas,  den  Circus  macropterus  Vieill.  erhal- 
ten, welcher  noch  nicht  als  Bürger  der  Chilenischen  Fauna 
bekannt  war.     Es  ist  ein  altes  ausgefärbtes  Männchen. 


Beitierkung^cii  über  clie  Grattuug:cii  Pachy- 
li  de  IIa  Dies,  und  Pe  It  og^a  s  ter  Ratlike, 
zweier  auf  dem  Hiiiterleibe  von  Krabben 
und  Krebsen  sehinarotzenden  Tliierforineii. 

Von 

Prof.  Dr.  Jap.  Steenstrnp* 

Aus    der  Oversigt  over  det  Kongl.  danske  Videnskabernes-Selskaps 
Forhandlinger  f.   1854.  Nr.   V4. 

Uebersetzt  von 

llr*    Creplin» 


In  dem  neuesten  Systeme  der  Würmer,  Eingeweidewür- 
mer und  überhaupt  der  niedern  Abtheilung  der  grossen  Glie- 
derthierreihe ,  nämlich  Diesing's  i.  J.  1850  erschienenem 
Systema  Helminthum  (I.  S.  434 — 435)  findet  man  unter  den 
egelartigen  Thieren,  und  namentlich  in  deren  Unterordnung 
Monocotylea^  Subtribus  Cephalobdellida ,  eine  neue  Gattung, 
Pachybdella,  aufgeführt,  welche  auf  das  von  Rathke  unter 
dem  Hinterleibe  der  gemeinen  Krabbe,  Carcinus  Maenas,  ei- 
nige Jahre  früher  gefundene  und  beschriebene  Schmarotzer- 
Ihier  Peltogaster  Carcini  Rathke  ')  gegründet  worden  ist. 
Diesing  scheint  selbst  keine  Exemplare  vor  sich  gehabt, 
sondern  seine  Gattungs-  und  Artcharaktere  bloss  nach  R  a  t  h  k  e's 
Beschreibung  und  Zeichnungen  entworfen  zu  haben  ,  welche 
sich  wiederum  auf  zwei  Exemplare  dieses  merkwürdigen  Schma- 


1)  Nova  Acta  Acad.  Caes.  Lcop.-Car.Nat.  Cur.  1843.  Tom.  XX. 
P.l.  Heinr.  Rathke,  Beitr.  z.  Fauna  Norwegens,  S.  244— 49.  Taf. 
XII.  Fig.  17—19. 


16  Steenstrup: 

rotzers  gründen ,  von   denen    das  eine  unter  dem  Schwänze 
eines  Exemplars  der  oben  genannten  Krabbenart  von  der  nor- 
wegischen Küsle,  und  das  andere  an  einem  Individuum  der- 
selben Krabbenart  aus  dem  schwarzen  Meere  gefunden  wor- 
den war.     Weder  die  Beschreibung  noch  die  Abbildungen  von 
R  a  th  k  e  aber  verschaffen  einen  so  hinreichenden  BegrifT  vom 
Baue   des  Thiers,  um  aus   ihnen    einen  bestimmten  Schluss 
auf  den  Platz  im  Systeme  ,   der  ihm  zunächst  zukäme  ,   oder 
über  die  Gruppe  im  Thierreiche,  deren  charakteristisches  Ge- 
präge es  beim  Schmarolzerleben  verloren  haben  möchte,  zie- 
hen zu  können.    Nur  aus  dem  Umstände,  dass  Rathke  das 
Thier  zu  der  kurz  zuvor  von  ihm  errichteten  Gattung  Pelto- 
gaster  stellt,    von  welcher   er  theils   in  derselben  Schrift  '), 
theils  in  den  Neuesten  Schriften  der  naturforschenden  Gesell- 
schaft in  Danzig^),  eine  andere  Art  ausführlicher  beschrie- 
ben, die  er  unter  dem  Hinterleibe  des  Bernhardskrebses  gefun- 
den —  P.  Pac/wH  Rthk.  —  und  von  der  eine  grössere  Anzahl 
von  Exemplaren  ihm  zu  Gebote  gestanden  hatte,  ersieht  man, 
dass  dieser  Schriftsteller  die  Pachybdella  zu  den  „Würmern« 
oder  deren  Classe  im  weitern  Verslande  hat  bringen  wollen. 
In    dieser  Classe  hat   indessen   Rathke   se'mev  Peltogaster^ 
Gatluncr  keinen.näher  bestimmten  Platz  angewiesen;  er  meinte 
nur,  dass  diese  Thiere  auf  keine  Weise  zu   den  egelartigen 
oder  Irematodenähnlichen  Würmern  zu  stellen  wären,  an  wel- 
che der  Körperumriss,  die  Grube,    mit  welcher  sie  sich  an- 
hefteten, und  das  ganze  Schmarotzerleben  gleichsam  erinnern 
müssten;    vielmehr  wollte  er  sie    als  üebergangsformen  von 
den  Würmern  zu  den  Actinien  und   den   ihnen  zunächst  ste- 
henden Strahlthieren  betrachten.    Er  fasste  nämlich  jene  sack- 
förmigen und  mit  Eiern  in  so  hohem  Grade  angefüllten  Schma- 
rotzerthiere  so  auf,  dass  die  Grube,  mit  welcher  sie  am  Hin- 
terkörper der  Krabbe  festsassen,  nur  ein  Saugnapf  wäre,  von 
welchem  keine  Röhre  in  den  Körper  des  Thiers  hineinführte, 
und  dass  die  andere  Oeffnung,  welche  sich  am  freien  Ende 


1)  S.  245-247.  Tab.  XII.  Fig.  17. 

2)  Neueste  Sehr.  d.  nat.  Ges.   in  Danzig.  1842.  Bd.  II.  S.  105- 
lll.  Taf.VI.  Fig.  12-15. 


Bemerkungen  über  die  Gattungen  Pachybdella  und  Peltogaster.       17 

des  Thiers  fand^  eine  Mundöffnung  wäre,  die  in  eine  grös- 
sere Höhle  führte,  welche  zugleich  eine  Verdauungshöhle  sein 
und  zum  Ausbrüten  der  Eier  dienen  sollte  —  ein  Verhallen, 
welches  seiner  Meinung  nach  durch  die  ausführlicheren  Un- 
tersuchungen, die  er  mit  dem  P.  Paguri  hatte  anstellen  kön- 
nen, erwiesen  war,  zugleich  aber  ein  Verhalten,  von  welchem 
man  dem  Verf.  zugeben  muss,  dass  es  „etwas  ganz  Eigen- 
Ihümliches  und  bis  dahin  Unerhörtes  für  einen  Wurm««  sei. 
(S.  108.) 

Unsere  Kenntnisse  von  der  durch  D  i  e  si  n  g  so  benann- 
ten Pac%&f/e?/a-Gattung  beschränken  sich  indessen  glückli- 
cherweise nicht  allein  auf  jene  spärlichen,  obschon  in  alle 
Wege  willkommenen  Mittheilungen,  welche  Rathke  uns  über 
die  beiden  von  ihm  gefundenen  und  untersuchten  Individuen 
geliefert  hat;  es  liegen  zugleich  andere  vor,  welche  freilich 
bisher  übersehen  worden  oder  unbeachtet  geblieben  sind, 
aber  alle  Aufmerksamkeit  verdienen ,  da  sie  auf  die  Ver- 
breitung und  systematische  Stellung  dieses  Schmarotzerthiers 
Licht  werfen. 

Hinsichtlich  des  Vorkommens  und  der  Verbreitung  der 
Pachybdella  will  ich  sonach  an  die  sackförmigen  Schmarot- 
zerthiere  erinnern  ,  welche  Bell  unten  am  Hinterleibe  von 
Carcinus  Maenas  und  Portunus  marmoreus  aus  dem  Canale 
gefunden  hat,  und  die  er  auf  eine  solche  Weise  beschreibt,  dass 
man  gar  nicht  zweifeln  kann,  dass  er  eine  Pachybdella  vor 
sich  gehabt  habe.  An  der  erstem  Krabbe  hat  er  den  Schma- 
rotzer, wie  es  scheint,  nur  dann  und  wann  —  „occasionally« — , 
an  der  andern  aber  in  grosser  Anzahl  gefunden.  Dieser 
Schriftsteller,  welcher  denselben  nur  gelegentlich  berührt  0> 
fasst  ihn  so  auf,  dass  er  die  Grube,  mit  welcher  er  ange- 
sogen sitzt,  für  die  Mundöffnung  nimmt,  während  er  umge- 
kehrt als  After  die  OefTnung  betrachtet ,  welche  Rathke 
als  Mundöffnung  angenommen  hatte.  Bell  schreibt  sonach 
dem  Thier  eine  hindurchgehende  Verdauungshöhle  zu.  Die 
auf  C.  Maenas  vorgekommenen  Parasiten  waren  übrigens  den 


1)  Thom.  Bell,  A  history  of british Crustacea.  Part. III. p.  108 
Mai  1845. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  2 


18  S t  e  enstrup : 

Individuen,  welche  Bell  häufiger  auf  dem  P.  marmoreus  an- 
getroffen halle ,  so  ähnlich  gewesen ,  dass  er  nicht  an  der 
Identilät  der  Arien  gezweifelt  zu  haben  scheint. 

Das  Vorkommen  der  Pachybdellenformen  nicht  bloss  im 
Canale ,  sondern  auch  im  Mitlelmeere,  kann  ich  danächst  durch 
mehrere  im  zoologischen  Museum  der  hiesigen  Universität 
vorhandene  Individuen  darlhun ,  nachdem  ich  i.  J.  1848  aus 
ersleremvom  dort  gegenwärtigen  Schiffsarzle,  Hrn.  V.  Frosch, 
einige  wenige  Krebslhiere,  und  unter  diesen  einen  Fortunus 
hirtellus ,  erhallen  habe,  unter  dessen  Hinterleibe  sich  ein 
sehr  grosser  Sack  befand,  in  welchem  ich  einen  lernäenartigen 
Schmarotzer  zu  erkennen  glaubte,  ohne  jedoch  anfangs  den- 
selben zu  irgend  einer  mir  bekannten  Form  der  Lernäenfa- 
milie  bringen  zu  können.  Späterhin  aber  erkannte  ich  in  ihm 
eine  sich  so  genau  an  PachybdellaCarcini  schliessende  Form, 
dass  sie  nur  an  Unbedeutendheiten  im  Körperumriss  und  in 
der  Runzelung  der  hinteren  Oeffnung  von  jener  unterschieden 
werden  konnte.  An  einem  Exemplar  von  Carc.  Maenas ,  ge- 
fangen vom  Hrn.  Capitän  Svenson  auf  „den  schwarzen 
Bänken**  in  der  Nordsee,  erhielt  ich  ein  sehr  grosses  Indi- 
viduum von  einer  mit  P.  Carcini  R.  ganz  übereinstimmenden 
Form.  Später  fand  ich  in  einem  Glase ,  welches  mehrere 
Portuni  hirlelli  aus  dem  Mittelmeer  enthielt ,  drei  andere  In- 
dividuen ,  welche  dem  erstem  glichen. 

Musste  ich  schon  nach  dem  Vorhergehenden  vermuthen, 
dass  diese  Schmarotzerform  keineswegs  zu  den  sehr  grossen 
Seltenheiten  dieser  Meere  gehören  könnte,  so  ergab  sich  dies 
doch  noch  deutlicher  aus  den  Erläuterungen ,  welche  ich  bei 
Cavolini  fand,  dessen  Abhandlung  über  die  Entwicklung  der 
Krebse  und  Fische  ')  ich  im  vorigen  Herbste  zu  einem  ganz  an- 
dern Zwecke  durchlas.  Aus  ihr  ersah  ich  nun,  dass  Cavolini 
jene  Thiere  nicht  allein  gekannt  und  abgebildet,  sondern  sogar 
in    Menge ,   und  namentlich,  wie   seine   Zeichnungen    erge- 


1)  Cavolini,  Abh.  üb.  d.  Erzeug,  d.  Fische  u.  Krebse.  A.  d. 
Ital.  M.  Anm.  v.  E.  A.  W.  Zimmermann,  1792;  S.  161— 65.  —  Der 
Titel  des  weniger  leicht  zugänglichen  Originales  ist:  Fil.  Cavolini, 
Memoria  sulla  generazione  dei  pesci  e  dei  granchi.  Nap.  1787.  4. 
Hier  steht  die  angeführte  Stelle  S.  186—190. 


Bemerkungen  über  die  Gattungen  Pachybdella  und  Pcltogasler.      -19 

J)en,  in  mehreren  verschiedenen  Arten,  vorkommend  unter 
dem   Hinterleibe   zweier    verschiedenen  Krabben,   w^elche  in 
der  Abhandlung  Cancer  depressus  Fabr.  („platte  Krabbe^O  und 
C.  verrucosus  Forsk.  („Taschenkrebs")  heissen  oder  zu  die- 
sen gebracht   werden,  gehabt   hat.     Bei   den  Männchen  so- 
wohl,   als  bei  den  Weibchen,   finden   sich    diese  „Beutel«; 
Taf.  IL,  Fig.  1  und  14  stellen  sie  unter  dem  Hinterleibe  von 
Männchen  der  beiden  genannten  Krabbenarten ,  Fig.  13  zwei 
solche  Säcke  unter  dem  Hinterleibe  eines  Weibchens  der  er- 
stem, vor.     Sie  kommen  so  allgemein  vor ,  dass  die  Fischer 
allgemein  die  Ansicht  haben,  dass  die  Eier  der  Krabbe  in  ihnen 
sitzen.  Die  Form,  welche  unter  dem  Schwänze  des  „Taschen- 
krebses« in  Fig.  14  abgebildet  ist,  gleicht  wirklich  dem  von 
Ralhke  abgebildeten  P.  Carcini  so  sehr,  dass  man  sie  für 
dieselbe  Art  nehmen  möchte;  die  an  Cancer  depressus  in  Fig. 
lund  13  gezeichnete  Form  gleicht  mehr  der  oben  angeführ- 
ten vom  Portunus  hirtellus;    aber  Cavolini  führt  an,    dass 
die  Oeffnung  am  spitzeren  Ende  nur  vier  Knoten  oder  Zähne 
habe,  während  meine  Individuen  wenigstens  die  doppelte  An- 
zahl (8—10)    hatten.     Die  Vergleichung  des  Thiers  im  Um- 
risse mit  der  Frucht  von  Thiaspi  Bursa  pastoris  ist  recht  be- 
zeichnend,  deutet  aber  doch  an,  dass  seine  Individuen  ver- 
hältnissmässig  etwas  länger  gewesen  sind,  als    die,   welche 
ich  von  P.  hirtellus  hatte. 

Aus  den  Beobachtungen,  welche  ich  oben  angeführt  oder  in 
Erinnerung  gebracht  habe,  ergiebt  es  sich  hinlänglich,  dass 
solche  pachybdellenförmige  Schmarotzer  nicht  allein  häufiger, 
als  man  angenommen  hat,  sondern  wahrscheinlich  sogar 
in  mehreren  Arten,  je  nach  den  verschiedenen  Krabbenformen, 
an  denen  sie  leben,  vorkommen.  Aber  es  geht  aus  den  Ca- 
volinischen  Untersuchungen  dieser  Säcke  oder  Beutel  noch 
ein  wichtigeres  Verhalten  hervor. 

Cavolini  hat  nämlich  die  Entwicklung  der  Eier  verfolgt, 
welche  in  so  ungeheurer  Menge  diese  „Beutel"  anfüllen,  und 
sich  überzeugt,  dass  aus  den  Beuteln  an  den  beiden  Krabben 
dieselbe  Art  Brut  hervorkommt,  und  dass  diese  Brut  ganz  deutlich 
ein  Krebsthier  ist.  Er  findet  Aehnlichkeit  zwischen  dieser  Brut 
und  dem  von  0.  F.  Müller  in  der  Zoologia  danica  ,  Tab. 
XLYIII  abgebildeten  Cancer  paludosus;  glaubt  aber  zugleich, 


20  Steenstrup: 

sie  zu  Linne's  Monoculm  Telemus  *)  hinbringen  zu  müs- 
sen. Auf  Taf.  II.,  Fig.  15  ,  bildet  er  eine  kleine  Partie  der 
durch  Schleimfäden  gleichsam  zu  Schnüren  verbundenen,  aber 
,iioch  unreifen,  aus  „dem  Sacke^%  d.  h.  der  Pachybdella  un- 
ter dem  Hinterleibe  der  Krabbe,  welche  in  der  genannten 
Schrift  „Taschenkrebs«  heisst,  genommenen  Eier  ab  ;  Fig.  16, 
a,  stellt  die  reifen  Eier  mit  der  entwickelten  Brut  in  ihnen 
vor;  Fig.  lö  ;,  c  ,  die  gerade  aus  dem  Eie  ausgeschlüpfte 
Brut  mit  drei  deutlichen  Paaren  mit  Borsten  versehener  Schwimm- 
füsse.  Man  kann  nicht  läugnen,  dass  diese  Brut  derjenigen 
mehrerer  Entomostraceen  ausserordentlich  gleiche,  und  möchte 
sich  dem  zufolge  zunächst  veranlasst  sehen ;,  in  der  Pachy- 
bdella eine  Art  lernäenartigen  Thiers  zu  erblicken.  Indem  ich 
jedoch  späteren  Untersuchern ,  welche  Gelegenheit  haben, 
diese  Thiere  in  Menge  zu  sammeln,  es  überlassen  muss,  diese 
Frage  schliesslich  zu  beantworten,  und  es  mir  nur  vorbehalte, 
weiter  unten  auf  einige  merkwürdige  Verbindungen  zwischen 
den  Pachybdellen  und  anderen  Krebsthierformen  aufmerksam 
zu  machen,  will  ich  hier  nur  hinzufügen,  dass  es  Cavolini 
nicht  gelungen  ist,  ungeachtet  der  Versuche,  welche  er  in 
der  Hinsicht  angestellt  hat,  die  Umbildung  jener  Brut  weiter 
zu  verfolgen,  und  dass  er,  in  Folge  der  Ansicht  seiner  Zeit, 
nicht  auf  den  Gedanken  gekommen  ist,  dass  das  Junge  selbst 
sich  zu  dem  „Sack%  in  welchem  sich  die  Eier  befanden^  um- 
bilden möchte,  sondern  vielmehr  annahm,  dass  dasselbe  sich 
zu  einem  Krebsthier  entwickelte,  welches  später  diesen  Eier- 
sack unter  dem  Hinterleibe  der  Krabbe  anheftete. 

Soviel  bleibt  zufolge  dieser  Cavolini'schen  Beobach- 
tungen gewiss,  dass  die  Pachybdella  unzweifelhaft  ein  Krebs- 
thier, und  zwar  ein  durch  sein  Schmarotzerleben  allmählich 
zur  Sackform  umgebildetes  Krebsthier  ist. 

Will  man  auch  selbst  die  von  Di  es  ing  vorgenommene 
Sonderung  des  ursprünglichen  Inhalts  in  Rathke's  Gattung 
Peltogaster  billigen,  durch  welche  die  breitere  und  kürzere. 


1)  Monoculus  Telemus  Linn.  Syst.  Nat.  Ed.  XII.,  welche  Linne 
selbst  für  „generis  etiamnum  dubii«  erklärt,  ist  deutlich  genug,  zu- 
folge der  Diagnose  und  der  beigefügten  Beschreibung,  die  Flügel- 
ßchnecke  des  Mittelmeers,  Hyalea  tridentata  Forsk.  (Anomia). 


Bemerkungen  über  die  Gattungen  Pachybdella  und  Peltogaster.       21 

mit  der  AnheftungsgTube  am  einen  Ende  versehene  Form,  die 
man  unter  dem  Hinterleibe  der  Krabben  antrifft,  eine  eigne 
Gatlungsform  unter  der  Benennung  Pachybdella  v/ird,  eine  Son- 
derung, zu  welcher  man  freilich  jetzt  um  so  mehr  geneigt 
sein  kann  ,  als  es  dem  Obigen  zufolge  scheint,  dass  es  meh- 
rere, sich  im  Aeussern  überaus  nahestehende  Arten  gebe,  so 
wird  man  doch  gewiss  damit  nicht  mehr,  als  eine  generische 
oder  subgenerische  Sonderung  gestatten,  da  die  andere  Hälfte 
des  ursprünglichen  Inhalts  der  Gattung  so  enge  verwandt  mit 
jener  erscheint  und  sich  von  ihr  nur  durch  einen  länger  ge- 
streckten Körper  und  die  Stellung  der  Haftgrube  weiter  vom 
Körperende  ab  und  gleichsam  mitten  unter  dem  Thiere,  fer- 
ner durch  den  Aufenthalt  des  Thieres  unter  dem  Bauche  einer 
zu  einer  andern  Krebsthierfamilie  gehörenden  Form  (Pagu- 
rus  Bernhardus  L.)  unterscheidet.  Hat  desshalb  die  Pachy- 
bdella sich  als  ein  wirkliches  Krebsthier  ausgewiesen,  so  ist 
auch  damit  analog  der  Peltogaster  als  ein  solches  zu  betrach- 
ten. —  Inzwischen  braucht  man  sich  vielleicht  für  den  Au- 
genblick nicht  einmal  allein  an  diesen  Schluss  zu  halten;  denn 
es  liegen  jedenfalls  directe  Beobachtungen  vor,  dass  die  Brut 
der  peltogasterartigen  Säcke  unter  dem  Hinterkörper 
der  langschwänzigen  Krebse  und  Anomuren  (?)  krebsthierartig 
ist.  Di  es  in  g  hat  es  nämlich  unbeachtet  gelassen  (und  ich 
will  um  so  weniger  den  österreichischen  Helminthologen  dess- 
halb tadeln,  als  es  sich  an  einer  Stelle  befindet,  an  welcher 
man  nicht  leicht  danach  suchen  wird  und  ich  selbst  erst  vor 
kurzem  und  gleichsam  zufälligerweise  aufmerksam  darauf  ge- 
worden bin),  dass  Hr.  Prof.  Kröyer  in  seiner  Monographie 
der  nordischen  Hippolyten^Arlen  die  Schmarotzerthiere,  von 
denen  dieselben  geplagt  werden,  und  namentlich  auch  solche 
sackförmige  Wesen ,  welche  gewiss  ohne  Bedenken  zu  den 
Thieren  gerechnet  werden  müssen,  von  denen  hier  die  Rede 
ist,  kurz  erwähnt  hat  ^).  Nachdem  der  Verfasser  der  Mono- 
graphie, im  Abschnitte  IV.,  welcher  die  Ueberschrift  trägt: 
„Ein  Paar  Bemerkungen  über  Schmarotzerthiere  auf  Hippoly- 
ten,*  S.  54, 55.  kurz  einige  andere  Schmarotzerthiere  beschrie- 


1)    Dies   hat  auch  Prof.  Sv.   Loven  in  seinen  Jahresberichten 
bemerkt. 


22  Steenstrup: 

ben  hat,  fährt  er  S.56  so  fort:  „Endlich  entdeckte  ich  unter 
dem  Bauche  der  H.  pusiola  ein  rälhselhaftes  Schmarotzerthier 
(Taf.  V.  Fig.  llOcf.)?  welchem  es  schwer  ist,  seinen  rechten 
Platz  anzuweisen,  ja  dessen  Bau  so  einfach  erscheint,  so 
von  allen  Organen  entblösst,  dass  man  vielleicht  ohne  Schwie- 
rigkeit verleitet  werden  könnte,  es  nicht  als  ein  selbslstän- 
diges  Thier,  sondern  als  ein  blosses  pathologisches  Phänomen, 
eine  Geschwulst  oder  einen  Auswuchs  an  der  Hippolyte  zu 
betrachten  *).  Offenbar  bildet  es  eine  neue  Gattung,  welche 
auf  der  einen  Seite  einige  Analogie  ^)  mit  den  Lernäen  zu 
zeigen  scheint,  und  auf  der  andern  eine  äussere  Affinität  mit 
einigen  Hirudineen  und  Eingeweidewürmern  besitzt.  Von 
dieser  Form  kenne  ich  mehrere  Arten ;  eine ,  weisslich  von 
Farbe  und  von  bedeutender  Grösse,  fand  ich  häufig  bei  Spitz- 
bergen auf  dem  Hinterkörper  des  Pagurus  pubescens ;  eine 
andere,  kleinere  und  von  orangerother  Farbe,  traf  ich  auf 
dem  Pagurus  Bernhardus  im  Kattegatt  an;  diese  beiden  sind 
langgestreckt  und  drehrund  oder  sind  von  Wurmform;  die 
dritte,  welche  auf  der  Hippolyte  pusiola  vorkommt ;,  ist  da- 
gegen fast  von  Kugel-  oder  Eiform ;  sie  ist  weiss  von  Farbe 
und  erreicht  etwa  2'"  im  Durchmesser.  Von  25  Exemplaren 
der  H.  pusiola  waren  acht  mit  diesem  Schmarotzer  unter  dem 
Bauche  besetzt;  einige  Exemplare  hatten  zwei,  und  bei  ei- 
nem fand  ich  sogar  drei  derselben.  Die  genauere  Beschrei- 
bung behalte  ich  mir  bis  zu  einer  andern  Gelegenheit  vor." 
Es  ist  mir  nicht  bekannt,  dass  Hr.  Prof.  Kröyer  späterhin 
etwas  über  sie  bekannt  gemacht  hätte;  aber  aus  dem  Ange- 
führten geht  es  deutlich  hervor,  dass  wenigstens  die  beiden 
erstgenannten,  wurmförmigen  Arien  wirkliche  Peltogastri  sind; 


2)  „Ich  würde  es  vielleicht  nicht  gewagt  haben,  mit  Bestimmt- 
heit dieses  Wesen  als  ein  eignes  Thier  aufzuführen,  wenn  ich  nicht 
beim  Üeffnen  eines  Exemplars  hätte  Eier  hervorquellen  sehen,  welche, 
durch  das  Mikroskop  betrachtet,  völlig  entwickelte  Junge  zeigten,  be- 
stehend aus  Vorder-  und  Hinterkörper  oder  Schwanz,  letzterer  ver- 
sehen mit  Schwimmfüssen  oder  Schwimmborsten;  u.  s.  w.«    Kr. 

3)  Mit  diesem  Ausdruck  hat  der  Verf.  keineswegs  gesagt,  dass 
der  Schmarotzer  eine  Lernäe  war  oder  zu  den  „mannigfaltigen  For- 
raen  der  Lernäen«  gehörte,  Vergl.  Loven's  Arsberält.  om  Zool. 
Framplag  1840—42.  S.  148. 


Bemerkungen  über  die  Gattungen  Pachybdella   und  Peltogaster.       23 

und  dass  die  dritte,  ungeachtet  ihrer  verschiedenen  Körper- 
form jedenfalls  dieser  Galtung  sehr  nahestehen  müsse,  scheint 
sich  aus  dem  Umstände  zu  ergeben,  dass  Prof.  Kröyeralle 
drei  Formen  zu  ein  und  derselben  Gattung  bringt.  Geht  nun 
die  von  demselben  in  obiger  Bemerkung  gegebene  interes- 
sante Beobachtung  des  Jungen  auf  alle  drei  Arten,  so  ist  sie 
auch  geradezu  eine  Beobachtung  derKrebsthiernaturder  wurm- 
förmigen  Peltogastri;  geht  sie  in  der  Hinsicht  nur  auf  die 
dritte  und  letzte  Form,  —  wohin  offenbar  die  Bemerkung,  in 
welcher  die  Beobachtung  gegeben  wird,  dem  Texte  nach  zu- 
nächst gehört,  —  so  ist  das  jedenfalls  eine  neue  Bestätigung 
der  Ansicht ,  dass  diese  mit  Eiern  angefüllten  sackförmigen 
Gebilde,  welche  unter  dem  Hinterkörper  der  langschwänzi- 
gen  Krebsthiere  vorkommen ,  selbst  als  Krebsthiere  zu  be- 
trachten seien. 

Wenn  es  auch  zweifelhaft  bleiben  kann,  zu  welcher  en- 
geren natürlichen  Abtheilung  der  Krebsthiere  die  genannten 
Gattungen  zunächst  hinzubringen  seien,  so  zeigen  doch  die 
oben  bemeldeten  Beobachtungen  der  Form  der  Brut  es  deut- 
Hch  genug,  dass  es  Krebsthiere  sind ,  und  damit  ist  es  zu- 
gleich ausgemacht,  dass  sie  in  unseren  Systemen  nicht  als 
hermaphroditische  Thier formen  aufzuführen  sein 
können.  So  lange  man  nämlich  nicht  allgemein  zugiebt,  was 
doch  das  einzige  Natürliche  ist,  dass  das  getrennte  Geschlecht 
oder  die  Vertheilung  des  Geschlechts  auf  zwei  Individuen  eine 
so  durchgehende  Regel  (um  nicht  zu  sagen:  Gesetz)  in  der 
Natur  ist ,  dass  von  keinem  einzigen  Thier  in  unserer  Wis- 
senschaft angenommen  werden  darf,  es  besitze  ein  entgegen- 
gesetztes Geschlechtsverhalten  oder  sei  hermaphroditisch,  ohne 
dass  dieses  abweichende  Verhalten  hinsichtlich  dieses  Thiers 
wissenschaftlich  erwiesen  worden,  so  lange  müssen  die  Geg- 
^ler  des  noch  jetzt  nicht  wenigen  Thieren  zugeschriebenen 
Hermaphrodilismus  sich  darin  finden,  dass  bei  minder  gekann- 
ten und  ununtersuchtenThierformen  das  Geschlechtsverhalten 
nach  dem  Verhalten  bei  den  Thieren  angenommen  werde, 
welche  am  nächsten  mit  ihnen  verwandt  und  in  der  Hinsicht 
einer  genauem  Untersuchung  unterworfen  worden  sind,  ob- 
gleich unzählige  Beispiele  das  Unsichere  in  diesem  Verfahren 
Jiinlänglich  zu  Tage  legen.    So  lange  also  die  beiden  Schma- 


24  Steenstrup: 

rolzerlhiergatlungen,  von  denen  hier  die  Rede  ist,  als  egel- 
arlige  Thiere  betrachtet  werden  konnten,  musste  man  sich 
darin  finden,  dass  sie,  ungeachtet  das  Verhallen  nicht  bewiesen, 
ja  nicht  einmal  untersucht  worden  war ,  als  Hermaphroditen 
angenommen  wurden,  indem  alle  Egelthiere  als  solche  an- 
gesehen wurden.  Weiss  man  aber  nun,  dass  diese  Thiere 
Krebsthiere  sind,  und  ist  man  darin  einig,  die  sämmtlichen 
Krebsthiere—  mit  Ausnahme  der  meisten  zur  Cirripeden-Gruipye 
gehörenden  Formen,  und  zu  diesen  würde  man  sie  wohl  kaum 
bringen  wollen  —  als  Thiere  mit  getrenntem  Geschlechle  zu 
betrachten,  so  können  jene  nicht  einmal  nach  dem  erwähnten 
angenommenen  Schliessen  nach  der  Analogie  anders  als  ge- 
trenntgeschlechtige betrachtet  werden.  Dies  zu  zeigen  und 
darzuthun,  dass  man  in  diesen  schmarotzenden  und  an 
ihre  Stelle  gebundenen  Formen  bei  weitem  nicht  mit 
Recht  Repräsentanten  eines  Hermaphroditismus  gesucht  habe, 
war  der  nächste  Zweck  der  obigen  Bemerkungen,  in  denen 
ich  ein  vollständigeres  Bild  von  unseren  Kenntnissen  dieser 
Schmarotzerthiere  zu  geben  gesucht  habe. 


Da  nun  inzwischen  diese  umgeformten  und  noch  etwas 
räthselhaften  Krebsthiere  einmal  Gegenstand  unsrer  Betrach- 
tung geworden  sind,  so  will  ich  nicht  unterlassen,  zum  Schlüsse 
die  Frage  über  den  bestimmten  Platz  im  Systeme,  welchen 
dieselben  möglicherweise  bekommen  müssen,  zu  berühren  und 
ein  paar  merkwürdige  Umstände  in  Erinnerung  zu  bringen, 
welche  vielleicht  nicht  ohne  alle  Bedeutung  für  die  Beantwor- 
tung jener  Frage  sein  mögen. 

Es  ist  nämlich  bekannt,  dass  Rathke  bei  seinem  Pel- 
togaster  Paguri  einige  (8)  kleine,  kaum  1'"  lange  Krebsthiere 
in  der  grosen  Höhlung  fand  ,  welche  den  grösslen  Körper- 
Theil  dieses  Thiers  einnimmt  und  in  ausserordentlicher  Menge 
die  entwickelteren  Eier  enthielt;  so  dass  dieser  Beobachter 
die  Höhlung  als  eine  vereinigte  Verdauungs  -  und  Ausbrü- 
tungshöhle  betrachtete.  Dass  diese  Höhlung,  zu  welcher  die 
im  freien  Ende  des  Körpers  befindliche  OefFnung  den  Eingang 
bildet,  nun  wirklich  zum  genannten  Zwecke  dient,  wissen  wir 
ja  ganz  bestimmt  aus  Cavolini's  Beobachtungen;  und  jene 


Bemerkungen  über  die  Gattungen  Pachybdella  undPeltogaster.        25 

kleinen  Krebsthiere  befanden  sich  demnach  in  einer  Brulhöhle 
neben  auszubrütenden  Eiern.  Rathke  hat  im  angeführten 
Werke  diese  Krebsthiere  unter  der  neuen  systematischen  Be- 
nennung Llriope  pygmaea  R.  beschrieben  und  abgebildet,  be- 
trachtet aber,  merkwürdig  genug,  diese  neue  Gattung  als  eine 
Form  der  Amphipoden-Ordnung,  ich  weiss  nicht,  aus  welchen 
Gründen;  denn  die  angeführten  Charaktere  scheinen  mir  dar- 
auf nicht  hinzudeuten ,  und  die  Zeichnung  erinnert  ebenfalls 
nicht  an  ein  Amphipod.  Vielmehr  wird  man  von  der  grossen 
Aehnlichkeit  der  Brut  mit  der  Isopoden-Gsiihmg  Bopyrus  mit 
diesen  kleinen  Liriopen  überrascht,  und  man  kann  keinen  Au- 
genblick zweifeln,  dass  man  zum  wenigsten  ein  Isopod  in 
ihnen  vor  sich  hat.  Sie  scheinen  sich  in  nichts  Wesentlichem 
von  der  Brut  der  Bopyrusformen,  so  wie  uns  diese  nament- 
lich durch  Kröyer's  und  Rathke's  Beobachtungen  bekannt 
geworden  sind,  zu  unterscheiden;  nur  sind  sie  mehr  langge- 
streckt, als  die  bisher  beschriebenen  Larven  der  Bopyrusfa- 
milie.  Da  nun  bekanntlich  die  Bopyren  unter  dem  Brust- 
schilde oder  dem  Hinterleibe  anderer  Krebsthiere  schmarot- 
zen, so  könnte  man  das  Verhalten  zwischen  den  Liriopen  und 
dem  Peltogasterlhiere,  in  welchem  sie  sich  fanden,  für  so  be- 
schaffen vermuthen,  dass  die  Liriopen ,  anstatt  den  Peltoga- 
stern  zur  Nahrung  zu  dienen,  wie  Rathke  annahm,  ein  Schma- 
rotzerleben wie  andere  bopyrusartige  Thiere  führten,  aber  in 
der  Bruthöhle  bei  Peltogaster,  welcher,  wie  wir  jetzt  ja  wis- 
sen, ein  Krebsthier  ist.  Es  sind  jedoch  zugleich  Umstände 
vorhanden,  welche  hinlänglich  andeuten  können,  dass  das  Ver- 
halten noch  ein  ganz  anderes  sein  möge. 

In  der  oben  erwähnten,  an  vortrefflichen  Beobachtungen  so 
reichen  Abhandlung  Cavolini'sO  finden  wir  in  Fig.  19  eine 
sehr  sonderbare  und  unregelmässige  Masse  abgebildet,  wel- 
che ganz  voll   von    mehr    oder  weniger   entwickelten  Eiern 


1)  Sie  ist  z.  B.  auch  diejenige  Abhandlung,  in  welcher  man 
die  ältesten  Beobachtungen  darüber  antrifft,  dass  die  Krabben  eine  Me- 
tamorphose durchmachen  (ihre  Larven  sind  auf  einer  Tafel  mit  der 
Pachybdella,  Fig.  17.  abgebildet),  ferner  Beobachtungen  über  die  cy- 
lindrischen  Röhren,  in  denen  der  Samen  bei  gewissen  männlichen  Iso- 
poden  (Idotea  Entomon)  eingeschlossen  ist  5  u.  s»  m. 


5^6  Stccnstrup: 


ist.     Sie  wurde  in  einer  Krabbe  gefunden,  mit  dem  einen  Ende 
an  die  innere  Mag-enwand    geheftet  und   mit  dem  entgegen- 
gesetzten etwas  eingeiilemmt  zwischen  zwei  von  den  Schei- 
deräumen, welche  die  Gränze  zwischen  den  Seitenlheilen  der 
den  Brustkasten  bildenden  ursprünglichen  Ringe  andeuten.  In 
Fig  18w,w.  hat  Cavolini  die  in  der  Masse  enthaltenen  Eier 
in  verschiedenen  Graden  der  Entwicklung  dargestellt,  und  in 
Fig.  18  r,r.  zwei  Junge,  so  wie  sie  eben  aus  den  Eiern  ge- 
schlüpft sind.     Diese  Jungen  vergleicht  Cavolini   mit  den 
von  Pallas  beschriebenen  Onisci  squilliformes  und  benennt 
sie  mit  diesem  Namen.     In  dieser  abgebildeten  und  beschrie- 
benen Brut  kann  man  eine  der  Liriope  von  Rathke  so  nahe 
stehende  Form  nicht  verkennen,  dass  man  sie  schwerlich  von 
einander  wird  trennen  können ,  und  man  folglich  unwillkür- 
lich auf  die  Vergleichung  mit  den  Bopyruslarven  kommt.  Die 
Form  der  Brut  belehrt  uns  also,    dass  jene  unregelmässige, 
mit  Eiern  angefüllte  Masse  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht 
allein  ein  umgebildetes   schmarotzendes  Krebsthier,  sondern 
auch  ein  Thier  aus  der  Familie  der  Bopyriden   ist,   nur   ist 
es  noch  mehr  umgeformt,  man  möchte  sagen,  mehr  monströs, 
als  irgend  eine  andere  entwickelte  Bopyrusform  und  als  selbst 
auch  die  Feitogaster-  und  Pachyhdella -Thiere ,  und  danach 
ist  dies    Schmarotzerlhier,   mehr  als  ein  Epiwon;    denn  wie 
emEntozoon  oder  ein  Eingeweidewurm,  namentlich  wie  J oh. 
Müller's    merkwürdige,   in    der  Synapta  digitata  entdeckte 
Schnecke,  Entoconcha  mirabüis,  war  es  an  einem  Innern  Or- 
gane festgeheftet. 

Es  treffen  nun  also  die  folgenden  Umstände  zusammen. 
Wir  kennen  die  Bopyriden  nur  als  Schmarotzerkrebse  an  den 
höheren  Krebsthieren ,  und  namentlich  so,  dass  die  weniger 
unregelmässigen  Arten  der  Gattung  Bopyrus  unter  dem  Brust- 
schilde der  langschwänzigen  Krebse  (Macruri) ,  die  unregel- 
mässigsten  —aus  denen  Rathke  sogar  eine  eigne  Gattung 
gebildet  hat  —  unter  dem  Hinterleibe  derselben  vorkommen. 
Die  letzteren  Bopyrusformen  haben  sonach  Aufenthalts- 
stelle und  äussere  Lebensverhältnisse  im  Wesent- 
lichen mit  Peltogaster  und  Pachybdella  gemein,  welche,  wie 
wir  gesehen  haben ,  unter  dem  Hinterleibe  von  Paguren  und 
von ''Krabben  (Brachyuri)  leben.     Ausserdem  aber  nähern 


Bemerkungen  über  die  Gattungen  Pachybdella   und  Peltogaster.       27 

sie  sich  auch   in   ihrer  Gestalt  auf  gewisse  Weise  jenen 
beiden  Schmarotzern.     Indem  sie  sich  nämlich  von  den  we- 
niger unregelmässigen  Arten  der  Gattung  dadurch  entfernen, 
dass  die  Glieder,  mit  Ausnahme  des  vordem  Paares,  an  der 
einen  Seile  des  Thiers  völlig  verloren  gehen,  und  dabei  die 
bei  den  Isopoden  so  allgemein  vorkommende  Bruthöhle ,  an- 
statt aus  mehreren  gleichmässiger  entwickelten  Platten  gebil- 
det zu  werden ,  hier  vorzugsweise  aus  einer  einzigen  Platte 
gebildet  wird,  welche  sich  auf  Kosten  der  anderen  entwickelt 
hat  und  einen  geräumigen  Beutel  mit  einer  weitern  Oeffnung 
für  sich  allein  ausmacht,  so  könnte  man  sagen,  dass  sie  gleich- 
sam einen  Uebergang  zu  Peltogaster  und  Pachybdella  bilden, 
deren  Bruthöhle  man   sich   vielleicht   als  aus  einer  weiteren 
Entwicklung  des  einen  grossen  Blattes  bei  Bopyrus  entstanden 
vorstellen  könnte,  und  deren  Fussreihen    man  sich  dann  zu- 
gleich als  auf  beiden  Seiten   des  Thiers  verschwunden  den- 
ken müsste.     Dazu  kommen  nun  Rathke's   Beobachtungen 
der  den  Bopyruslarven    ähnlichen  Liriope    an    und  zwischen 
den  Eiern  in  der  Bruthöhle  beim  Peltogaster  Paguri  und  C  a  - 
volini's    Beobachtung  von  der  Entwicklung  einer  Liriope-- 
ähnlichen  Brut  aus  den  Eiern  in  einem  unregelmässigen  Sacke, 
welcher  fuglich  nicht   fern    von  Pachybdella  und  Peltogaster 
gestellt  werden  kann;  —   und  es  drängt  sich  demnach  wohl 
von  selbst  die  Frage  auf,  ob  nicht  eine  wirkliche  und  nähere 
Verwandtschaft  zwischen  diesen  beiden  Schmarotzern  und  den 
Bopyriden  zu  vermuthen,  und  namentlich,    ob  nicht  die  An- 
wesenheit eines  innerlichem  Bandes  zwischen  Peltogaster  Pa- 
guri und  der  bei  demselben  vorkommenden  Liriope  anzuneh- 
men sein  dürfte,  als  dass  diese  in  der  Bruthöhle  von  jenem 
schmarotzte. 

In  der  Voraussetzung,  dass  Peltogaster  und  Pachybdella 
Bopyriden  wären,  könnte  dann  Liriope  entweder  ganz  allge- 
mein als  die  mehr  vorgerückte  Brut  des  Peltogasters,  in  wel- 
chem sie  sich  befand,  oder  besonders  als  das  jüngere  Alter 
des  männlichen  Schmarotzers  betrachtet  werden;  —  denn  wie 
bekannt  sind  die  Bopyridenmännchen  ganz  verschieden  von 
den  Weibchen  und  führen  ein  parasitisches  Leben  auf  diesen. 
Keine  von  diesen  Vermuthungen  wird  jedoch  für  den  Augen- 


28  Steenstrup: 

blick  Bestätigung  zu  gewinnen  vermögen ;  es  sei  denn,  dass 
man  im  Stande  sei,  ein  besonders  gemeinschaftliches  Gepräge 
zwischen  den  Larvenformen  der  Bopyriden  und  der  krebsar- 
tigen Brut  zuerkennen,  welche  Cavolini  und  Kröyer  bei 
unseren  Schmarotzern  wahrgenommen  haben.  Dazu  sind  we- 
der die  von  Beiden  gegebenen  kurzen  Mitlheilungen,  noch  die 
angeführte  Figur  des  Erstem  vollständig  genug;  auf  der  an- 
dern Seite  aber  scheinen  sie  doch  einer  solchen  Deutung 
nicht  entgegenzustehen.  Die  von  Beiden  erwähnten  und  in 
Cavolini's  Figur  gezeichneten  Füsse  mit  Schwimmborsten 
können  zwar  sehr  gut  den  Hinterleibsfüssen  einer  Liriope 
oder  eines  Bopyriden  entsprechen,  auch  kann  der  Umstand, 
dass  die  für  die  Bopyriden  so  bezeichnenden  ßrustfüsse  nichf 
erwähnt  werden,  nicht  geradezu  als  Beweis  für  ihr  Nicht-Da- 
gewesensein benutzt  werden,  da  sie  ja  dergestalt  unter  den 
Bauch  gedruckt  gewesen  sein  konnten,  dass  sie  nur  bei  em- 
sigerer Untersuchung  sichtbar  geworden  sein  würden;  es 
scheint  sogar  nach  Cavolini's  Aeusserungen  über  hervor- 
ragende Kiemenblätter,  wenn  das  Thier  von  der  Bauch-Seite 
betrachtet  wurde,  als  ob  er  Etwas  gesehen  habe,  welches  ent- 
weder für  diese  Füsse,  oder  vielleicht  für  die  Kiemenblätter 
der  Bopyriden  angesehen  werden  könnte;  ja  man  versteht 
eigentlich  gar  nicht,  wie  Cavolini  seine  Brut  mit  0.  Fr. 
Müller's  Figur  des  Cancer paludosus  hätte  vergleichen  kön- 
nen, wenn  die  Brut  nicht  solche  Füsse  oder  überhaupt  ganz 
andere  Gestallen,  als  die  eine,  in  welcher  er  sie  abgezeich- 
net hat,  dargeboten  hätte;  man  könnte  nach  der  berührten 
Aehnlichkeit  mit  dem  Cancer  paludosus  fast  zu  der  Annahme 
veranlasst  werden,  dass  seine  Zeichnung  das  Thier  verkürzt 
in  dem  zusammengebogenen  Zustande  gebe,  in  welchem  es 
im  Eie  Hege  ,  und  welchen  es  vielleicht  einige  Augenblicke 
nach  dem  Ausschlüpfen  aus  demselben  behalten  haben  und 
solchergestalt  die  Aehnlichkeit  mit  der  Brut  eines  Cirripe- 
den  oder  eines  andern  Entomostrakons  herbeigeführt  haben 
könnte. 

Aber  alles  Dieses  liegt,  wie  gesagt ,  ausserhalb  meiner 
eigentlichen  Absicht  bei  der  Mittheilung  und  giebt  nur  An- 
deutungen, welche  ich  besonders  denjenigen  Naturforschern 


ßemerkuDgen   über  die  Gallungen  Fachybdella   und  Peltogasler.       29 

zur  Benutzung  anheim  stelle ,  die  der  niederen  Thiere  we- 
gen in  letzlerer  Zeit  so  oft  die  Küsten  des  Mittelmeers  be- 
suchen, an  denen  jene  merkwürdigen  Schmarolzerthiere  zu- 
folge des  Angeführten  gemein  sein  müssen  '). 


1)  Die  Peltogasterformen,  weicheich  habe  untersuchen  können, 
und  von  denen  ich  drei  Exemplare  dem  zootomischen  Museum  der 
Universität  und  ein  viertes  dem  Hrn.  Geh.-R.  Joh.  Müller  in  Ber- 
lin verdanke,  haben  mir  leider  ebenso  wenig,  als  die  oben  bemelde- 
ten Pachybdellaindividuen,  Aufklärung  hinsichtlich  der  Gestaltung  der 
Brut  verschafft,  indem  keins  derselben  Eier  mit  entwickelter  Brut  in 
sich  darbot. 


IVacliträg^licIie  Been erklingen  über  die 
Holconoti« 

Von 
Prof*  li*  Ag-Assiz« 

Aus  Silliman  Amer.  Journ.  XVII.  p.365. 

üeberselzt  vom 

Heraiisgreber« 


Durch  eine  neuere  Sendung-  zahlreicher  Exemplare  von 
Holconoti  von  Californien  ,  durch  die  Güte  meines  Freundes 
T.  G.  Gary  in  San  Francisco,  bin  ich  im  Stande  einige  Nach- 
träge zu  meiner  früheren  Notiz  0  über  diese  merkwürdige 
Familie  zu  liefern.  Entsprechend  meiner  früheren  Vermulhung, 
ist  die  Zahl  der  hierhergehörenden  Arten  ungemein  ange- 
wachsen. Ich  habe  nunmehr  nicht  vs^eniger  als  sechs  ver- 
schiedene Arten  vor  mir,  die  viel  grössere  Differenzen  darbie- 
ten, als  ich  es  erwartet  hatte,  und  die  mich  veranlasst  ha- 
ben ,  einige  neue  Gattungen  neben  Embiotoca  aufzustellen. 
In  Betreff  der  Familien -Charaktere  habe  ich  hinzuzufügen, 
dass  noch  ein  anderer  von  Schuppen  entblösster  Raum  vor- 
handen ist,  der  sich  längs  der  Mittellinie  des  Körpers,  von 
den  Bauchflossen  bis  zur  Basis  der  Afterflosse  erstreckt,  un- 
zweifelhaft eine  Vorrichtung,  um  die  Erweiterung  der  Lei- 
beshöhle während  des  W^achsthums  der  so  überaus  grossen 
Jungen  zu  erleichtern.  Es  ist  freilich  auffallend,  dass  dieser 
schuppenlose  Raum   auch  bei  den   Männchen  vorhanden   ist. 


1)  Vergl.  dies  Archiv  1853.  I.  p.  149. 


Agassiz:  Nachträgliche  Bemerkungen  über  die  Holconoli.       31 

und  das  könnte  als  ein  Einwurf  gegen  die  eben  gegebene 
Erklärung  gelten,  wenn  wir  nicht  auch  Zitzen  und  Milchdrüsen 
bei  den  männlichen  Säuglhieren  fänden.  Dennoch  unterschei- 
den sich  die  Männchen  und  Weibchen  auffallend  von  einander 
in  allen  vier  Arten,  von  denen  ich  beide  Geschlechter  habe  be- 
obachten können.  Dieser  Umstand  trägt  viel  zu  der  Schwie- 
rigkeit bei,  die  Species  zu  unterscheiden  und  zu  charakle- 
risiren.  Die  Männchen  sind  durchgehends  kleiner  als  die 
Weibchen  ,  umgekehrt  wie  bei  der  Gattung  Poecilia ,  in  wel- 
cher die  Männchen  (Mollinesia)  und  die  Weibchen  (Poecilia) 
so  verschieden  sind,  dass  man  sie  als  verschiedene  Genera 
betrachtet  hat,  und  gerade  wie  bei  meiner  neuen  Gattung  He- 
terandria  ,  wo  die  Männchen  gleichfalls  kleiner  sind  als  die 
Weibchen.  Der  Unterschied  besteht  besonders  in  dereigen- 
thümlichen  Gestalt  des  vorderen  Theils  der  Afterflosse  bei 
den  Männchen,  die  einige  Aehnlichkeit  mit  der  des  Männchens 
von  Mallotus  villosus  hat ,  und  steifer  und  grösser  als  bei 
den  Weibchen  ist.  Die  Kiefer  sind  mehr  oder  weniger  vor- 
streckbar. Die  Schwimmblase  ist  gross  und  einfach.  Bei 
den  Männchen  liegt  die  Geschlechtsöffnung  am  Gipfel  einer 
vorspringenden,  conischen  Papille. 

Die  Gattung  Embiotoca^  welche  zuerst  aufgestellt  wor- 
den ist,  erleidet  keine  Veränderung;  ich  habe  nur  eine  neue 
Species  hinzuzufügen,  und  einige  Eigenheiten  zu  erwähnen, 
wodurch  sie  von  den  folgenden  Gattungen  abweicht :  der  dor- 
nige Theil  der  Rückenflosse  ist  gleichmässig  niedrig,  und 
der  weiche  Theil  erhebt  sich  plötzlich  zu  einer  beträchtlicheren 
Höhe ;  die  vordersten  gegliederten  Strahlen  der  Afterflosse 
sind  einfach,  nicht  verzweigt,  an  ihrem  Ende.  Bei  den 
Männchen  sind  die  vordersten  gegliederten  Strahlen  der  After- 
flosse in  der  JNähe  der  Basis  angeschwollen,  und  bilden  so 
jederseits  an  der  Flosse  einen  forllaufenden  Längskiel.  Der- 
selbe zeigt  Verschiedenheiten  nach  den  Arten.  Die  Kiefer 
sind  massig  vorstreckbar;  die  Unterlippe  ist  durch  ein  Fre- 
num  an  die  Symphyse  der  Unterkiefer  befestigt,  und  nicht 
rund  um  den  Kiefer  frei  und  beweglich.  Die  Jungen  der  drit- 
ten neuen  Art  dieser  Galtung  gleichen  ganz  denen  der  bei- 
den früher  beschriebenen  ,  unterscheiden  sich  jedoch  merk- 
lich von  denen  der  anderen  Arten,  die  zu  einem  unten  zu  be- 


32  Agassiz  : 

schreibenden  neuen  Genus  gehören,  und  zeigen  so,  dass  ge- 
nerische  Verschiedenheiten  in  der  Entwickelung  der  Jungen 
slatlfinden ,  obgleich  die  Fortpflanzungsart  bei  allen  genau 
dieselbe  ist.  Bei  der  Galtung  Embiotoca  gleichen  die  Jungen 
um  die  Zeit  des  Ausschlüpfens  sehr  der  Mutter,  mit  Ausnahme 
der  Farbe.  Es  verdient  noch  nachträglich  erwähnt  zu  wer- 
den ,  dass  die  Jungen  aller  drei  Arten  dieser  Galtung  einen 
grossen  schwarzen  Fleck  vorn  auf  dem  weichen  Theil  der 
Rücken-  und  Afterflosse  haben,  während  von  demselben  nur 
E.  Caryi  eine  Spur  im  erwachsenem  Zustand  zeigt.  Die  männ- 
liche Papille  ist  ziemlich  gross. 

Embiotoca  Caryi.  —  Ich  besitze  von  dieser  Art  die  voll- 
ständigste Reihe,  denn  ausser  zwei  trächtigen  Weibchen  mit 
zum  Ausschlüpfen  reifen  Jungen,  die  im  Juli  gefangen  sind, 
habe  ich  im  Januar  gefangene  Männchen  und  Weibchen  ver- 
schiedener Grösse.  In  dieser  Jahreszeit  ist  der  Marsupial- 
sack  auf  eine  spindelförmige  Röhre  reducirt,  die  sich  von 
der  Geschlechtsöff'nung  bis  zum  Vorderende  der  Schwimm- 
blase ausdehnt;  der  Conservations- Zustand  der  Eingeweide 
Hess  jedoch  eine  genauere  Untersuchung  seines  Baues  nicht  zu. 
Das  Männchen ,  welches  langstreckiger  ist  als  das  Weibchen, 
hat  auch  viel  grellere  Farben :  die  Längs  -  und  Querbinden 
des  Körpers  sind  deutlicher,  die  schwarzen  Flecken  auf  dem 
weichen  Theil  von  Rücken-  und  Afterflosse  sind  brillanter, 
und  die  Wangen,  Deckel,  Kiefer  und  Kinn  sind  mit  grell 
blauen  mehr  oder  minder  verfliessenden  Flecken  geschmückt; 
die  Grundfarbe  des  Körpers  scheint  von  der  Olivenfarbe  des 
Rückens  in  ein  Gelborange  an  den  Seiten  überzugehen. 

Embiotoca  Jacksori,  —  Die  Gestalt  des  Männchens  un- 
terscheidet sich  bei  dieser  Art  nicht  ganz  so  stark  von  der  des 
Weibchens,  wie  bei  der  vorhergehenden,  obgleich  sie  auch 
etwas  schmaler  ist.  Die  Farbe  ist,  soweit  sie  sich  nach  Wein- 
geist-Exemplaren beuriheilen  lässt,  von  einem  dunkleren  Oli- 
vengrün ,  während  das  Weibchen  mehr  gelblich  ist. 

Embiotoca  lateralis  Agass.  n.sp.  —  Schliesst  sich  Inder 
allgemeinen  Gestalt  und  im  Habitus  eng  an  E.  Jacksoni,  scheint 
jedoch  ihre  Jungen  in  einer  früheren  Jahreszeit  zu  gebären, 
denn  unter  einigen  im  Juli  gefangenen  Exemplaren ,  war 
nur  eines  mit  Jungen  erfüllt,  und  das  war  ein  jüngeres  Exem- 


Nachträgliche   Bemerkungen  über   die  Holconoti.  33 

plar.  Der  Körper  ist  oben  dunkel  olivenfarbig;  an  den  Seiten 
alterniren  silbergraue  und  rostfarbige  Binden;  Flossen  braun. 
An  jüngeren  Individuen  sind  die  Längsbinden  mehr  gelb,  und 
auch  die  Flossen  sind  gelblich. 

Rhacochilus  Agass.  nov.  Gen.  —  In  dieser  Galtung 
haben  die  verlicalen  Flossen  dieselbe  Structur  wie  bei  Em- 
biotoca  ,  und  die  Geschlechter  unterscheiden  sich  in  derselben 
Weise;  aber  die  Kiefer  sind  sehr  vorstreckbar,  fast  wie  bei 
unserem  südlichen  Lachnolaimus,  und  die  Lippen  sind  sehr 
fleischig;  die  Unterlippe  ist  besonders  breit,  lappig,  hat 
einen  von  dem  Kieferknochen  rundum  freien  Aussenrand, 
und  ist  nicht  wie  bei  Embiotoca  und  Amphislichus  durch  ein 
Frenum  an  dem  Kinn  befestigt.  Wenige  Zähne  stehen  nur 
vorn  in  den  Kiefern ,  keine  an  den  Seiten.  Der  Körper  ist 
auch  langstreckiger.  Die  Jungen  unterscheiden  sich  auffal- 
lend von  denen  der  vorigen  Gattung :  ihre  Gestalt  ist  lang- 
streckiger, die  Schwanzflosse  sehr  gross  und  lang,  und  am 
Ende  abgestutzt,  während  sie  bei  Embiotoca  gabiig  ist,  und 
die  Enden  der  Rücken-  und  Afterflosse  erstrecken  sich  bis 
zur  Basis  der  Schwanzflosse,  während  sie  bei  Embiotoca  die- 
selbe nicht  ganz  erreichen;  endlich  findet  sich  weder  auf  der 
Rücken-  noch  auf  der  Afterflosse  ein  schwarzer  Fleck. 

Rhacochilus  toxotes  Agass.  n.  sp.  —  Farbe  oberhalb  ein- 
farbig olivenfarbig;  Seiten  silberfarbig  mit  schwachen  Längs- 
binden; Weibchen  dunkler  als  das  Männchen;  senkrechte  und 
Bauchflossen  dunkel;  Männchen  schwärzlich  an  Deckel  und 
Wangen.     Weibchen  mit  reifen  Jungen  im  Juli. 

Amphistichus  Agass.  n.gen.  —  Die  Stachelstrahlen 
der  Rückenflosse  kürzer  als  die  weichen  Strahlen,  aber  all- 
mählich an  Länge  zunehmend,  so  dass  der  weiche  Theil  der 
Flosse  sich  nicht  plötzlich  höher  erhebt  als  der  dornige  Theil, 
wenngleich  die  vorderen  weichen  Strahlen  die  längsten  der 
Flosse  sind.  Alle  weichen  Strahlen  der  Afterflosse  sind  ver- 
zweigt, keine  einfachen  vorn  wie  bei  Embiotoca,  dennoch  ist 
die  Flosse  in  eine  vordere  und  eine  hintere  Abiheilung  getheilt, 
indem  beim  Männchen  ein  kurzer  flachdreieckiger  Strahl  einen 
tiefen  Einschnitt  in  der  Flosse  erzeugt,  während  dies  beim 
Weibchen  durch  die  Gegenwart  von  zwei  oder  drei  geglie- 
derten Strahlen  geschieht,  die  zwar  ebenso  lang  sind  wie  die 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  3 


34        Agaflsiz:  Nachträgliche  Bemerkungen  über  die  Holconoti. 

andern,  aber  viel  stärker  und  mehr  verzweigt.  Beim  Männ- 
chen sind  die  vorderen  Strahlen  angeschwollen  wie  bei  Em- 
bioloca  und  Rhacochilus.  Die  Papille  der  Männchen  ist  sehr 
gross.  Die  Kiefer  wenig  vorstreckbar,  mit  zwei  Zahnreihen 
oben  und  unten,  Lippen  dünn,  Unterlippe  nicht  frei  in  der 
Mitte.  Die  Jungen  sind  nicht  beobachtet,  da  die  vorhande- 
nen Exemplare  im  Januar  gefangen  sind. 

Amphistichus  argenteus  Agass.  n.  sp.  —  Oben  bläulich- 
grau, Seiten  silberfarbig  mit  zuweilen  undeutlichen  und  unre- 
gelmässigen olivenfarbigen  Querbinden.  Bauchflossen  gelblich. 
Uolconotus  Agass.  nov.  gen.  —  Rückenflosse  lang,  und 
hinten  sehr  niedrig;  die  Stachelstrahlen  sind  die  längsten; 
der  vordere  Theil  dieser  Flosse  ist  von  dem  hinteren  nicht 
durch  einen  Einschnitt  gelrennt,  sondern  ihr  Umriss  senkt  sich 
regelmässig  vom  4ten  oder  fünften  vorderen  Stachelstrahl  bis 
zum  hinteren  Ende.  Der  Bau  der  Afterflosse  ist  derselbe, 
wie  bei  Amphistichus  ,  nur  ist  sie  verhältnissmässig  länger; 
die  Geschlechter  sind  auch  in  derselben  Weise  verschieden. 
Die  Jungen  sind  nicht  bekannt,  da  das  vorhandene  Weibchen 
im  Januar  gefangen  wurde.  Die  Kiefer  sind  sehr  schwach 
vorstreckbar,  der  Unterkiefer  ragt  vor.  Zwei  Reihen  von  Zäh- 
nen nur  im  Oberkiefer.  Die  Lippen  nicht  fleischig;  die  Un- 
terlippe rundum  frei. 

Holconotus  rhodopterus  Agass.  n.  sp.  —  Oben  bläulich- 
grau, an  den  Seiten  silberfarbig  mit  rosenfarbigen  Flecken  in 
unregelmässigen  Längslinien.  Die  senkrechten  Flossen ,  be- 
sonders die  Schwanzflosse  ,  röthlich. 


lieber  die  Grattuiig:  Bdella  ISav.  und  die  in 
moüisanibique  beobachteten  yHnneliden. 

Von 
Professor  HW^«  Peters. 

(Monatsberichte  der  Berliner  Academie   1854.    p.  607). 


Vor  ungefähr  vierzig  Jahren  (1817)  stellte  Savigiiy  für 
einen  Blutegel  aus  der  Umgegend  von  Cairo  eine  neue  Gat- 
tung auf,  welche  er  unter  dem  Namen  Bdella  von  den  bis  da- 
hin bekannten  absonderte.  Unter  seinen  musterhaften  Abbil- 
dungen zu  der  Description  de  l'Egypte  findet  sich  (Taf.  V. 
Fig.  4.)  eine  Darstellung  derselben,  erläutert  in  seinem  clas- 
sischen  Werk  über  das  System  der  Anneliden  als  Bdella  ni~ 
lotica.  Die  Merkmale,  welche  er  zur  Unterscheidung  dieser 
Gattung  anführte  (cf.  Systeme  des  Annelides  p.  113;  Descri- 
ption de  l'Egypte,  2.  ed.  vol.  XXI.  p. 454),  sind  folgende:  Mund 
mittelmässig  gross  im  Vergleich  zum  Mundsaugnapf; 
Kiefer  gross,  hart,  oval,  schwach  gekielt,  zahnlos; 
Augen  wenig  deutlich,  acht  an  der  Zahl,  sechs  auf 
dem  ersten  Segmente,  in  halbkreisförmiger  Linie  gestellt  und 
zwei  auf  dem  dritten,  diese  letzteren  weiter  von  einander  ent- 
fernt stehend;  Mundsau gnapf  aus  mehreren  Abschnitten 
bestehend,  vom  Körper  durch  eine  schwache  Ein- 
schnürung getrennt,  ziemlich  hohl  und  napfförmig,  ihre 
OefFnung  merklich  quer  und  zweilippig;  die  Oberlippe  wenig 
vorragend,  unten  lief  gefurcht,  aus  den  drei  oder  vier  letz- 
ten Segmenten  gebildet ,  das  Endsegment  grösser  und  sehr 
stumpf;    die  Unterlippe   stumpf;   Schwanzsaugscheibe  gxoss^ 


36  Peters: 

dem  hinleren  Körperendc  schief  angesetzt;  keine  Kiemen; 
Körper  cylindrisch-conisch,  merklich  abgeplattet,  verlängert, 
aus  zahlreichen ,  kurzen  ,  sehr  gleichen  und  sehr  deutlichen 
Segmenten  zusammengesetzt;  die  Geschlechtsöffnung  an  dem 
sieben  und  zwanzigsten  oder  acht  und  zwanzigsten  und  an 
dem  zwei  und  dreissigsten  oder  drei  und  dreissigsten  Segmente. 

Von  den  Schriflslellern,  welche  sich  später  mit  systema- 
tischen Arbeiten  über  die  Anneliden  beschäftigt  haben,  ist  die 
Savigny'sche  Beschreibung  weder  wesentlich  verändert  noch 
erweitert  worden,  abgesehen  davon,  dass  der  von  ihm  gege- 
bene Gattungsname,  weil  Latreille  zwei  Monate  vor  Sa- 
vigny  denselben  bereits  an  eine  Milbengatlung  vergeben 
hatte,  von  Moquin-Tandon  (Monographie  de  la  famille 
des  Hirudinees.  Paris  1827.  2.  Ausgabe  I84ö)  in  Limnatis, 
von  ßlainville  in  Paleohdella  umgewandelt  wurde.  Letz- 
terer hat  auf  einen  Fehler  in  der  Savigny'schen  Abbildung 
aufmerksam  gemacht,  der  einigen  Schriftstellern,  welche  die- 
selbe copirt  hatten,  entgangen  war,  nämlich,  dass  die  weib- 
liche Geschlechtsöffnung  irrthümlich  ebenfalls  mit  einer  her- 
vorgestreckten Ruthe  versehen  sei.  Einer  andern  als  der  von 
Savigny  seiner  Gattung  zu  Grunde  gelegten  Art  ist  bisher 
nirgends  Erwähnung  geschehen,  und  ebensowenig  ob  neuere 
Forscher  durch  eigene  Untersuchungen  den  ihr  zugeschrie- 
benen besondern  Bau  bestätigt  gefunden  haben. 

Unter  den  von  mir  in  dem  tropischen  Afrika  gesammel- 
ten Anneliden  befindet  sich  auch  eine  Anzahl  von  Blutigeln, 
welche  dort  in  den  stehenden  Gewässern  gefunden  und  in 
vorkommenden  Krankheitsfällen  benutzt  werden.  Diese  ge- 
hören sämmtlich  einer  einzigen  bisher  nicht  beschriebenen  Art 
an,  w^elche  sowohl  an  der  Westküste  von  Afrika  (Angola)  als 
in  Mossambique  vorkommt.  In  der  aligemeinen  Körpergestalt 
fand  ich  sie  nicht  wesentlich  von  unseren  officinellen  Blut- 
egeln abweichend,  ebensowenig  in  der  Zahl  und  der  Stellung 
der  Augen,  noch  in  der  Gestalt  und  Bezahnung  der  Kiefer. 
Dagegen  weicht  sie  von  ihnen  durch  die  unten  mit  einer  tie- 
fen Längsfurche  versehene  Oberlippe  ab.  Eine  genauere  Ver- 
gleichung  mit  Bdella  nüotica^  bei  welcher  Savigny  eben- 
falls eine  tiefe  Furche  der  Oberlippe  angab,  schien  mir  an- 
fangs um  so  mehr  überflüssig  zu  sein,  als  dieselbe  nach  der 


üeber  die  Gattung  Bdella.  37 

Savigny'schen  von  niemand  bestrittenen  Angabe  durch  die 
geringere  Zahl  der  Augen  und  die  zahnlosen  Kiefer  ganz  ver- 
schieden zu  sein  schien.  Doch  wollte  ich  nichts  versäumen. 
Hr.  Ehrenberg  hatte  die  Güte,  mir  nicht  allein  die  Un- 
tersuchung seiner  äusserst  reichen  Annelidensammlung  aus 
Aegypten  zu  gestatten,  sondern  auch  seine  nach  dem  Leben 
angefertigten  Zeichnungen  von  verschiedenen  Hirudineen  zur 
Benutzung  zu  überlassen.  Von  Hrn.  Grafen  Wilhelm  von 
S  c  h  1  i  e  f  f  e  n ,  dem  unser  Museum  eine  ausgezeichnete  Samm- 
lung von  Nilfischen  verdankt,  halte  ich  neulich  ebenfalls  ein 
paar  Hirudineen  aus  Cairo  erhalten,  welche  ohne  allen  Zwei- 
fel der  von  Savigny  als  Bdella  nilotica  beschriebenen  Art 
angehören.  So  war  ich  mit  einem  reichen  Material  verse- 
hen, wie  es  allerdings  zu  einer  Untersuchung  und  Entschei- 
dung über  zum  Theil  sehr  kleine,  durch  die  Einwirkung  des 
Weingeistes  noch  undeutlicher  gewordene  Organe  nothwen- 
dig  war. 

Ich  erwartete  höchstens,  mich  durch  eigene  Anschauung 
von  der  Richtigkeit  der  Savigny'schen  Angaben  zu  vergewis- 
sern. Das  Resultat  ist  jedoch  ganz  anders  ausgefallen,  indem 
ich  die  Ueberzeugung  erlangt  habe,  dass  in  diesem  Falle  die 
Beobachtung  des  sonst  so  unübertrefflichen  Forschers  man- 
gelhaft geblieben  ist.  Denn  auch  Bdella  nilotica  hat,  wie  man 
sich  durch  vorsichtige  Entfernung  der  Oberhaut,  bei  jungen 
Exemplaren  selbst  ohne  diese  Operation ,  überzeugen  kann, 
zehn  Augen,  von  denen  das  letzte  von  Sa  vi  gny  übersehene 
Paar,  wie  gewöhnlich  bei  Eirudo,  sehr  klein  und  im  sechsten 
oder  (wenn  man  den  vordersten  Theil  als  erstes  Glied  be- 
trachtet) im  siebenten  Dorsalringe  gelegen  ist.  Auch  die 
Kiefer  zeigen  sich  deutlich  bezahnt,  obgleich  die  Zähne  we- 
niger spitz  erscheinen.  Von  den  wesentl  i  c  hen  Merkma- 
len der  Gattung  Bdella  wird  daher  kein  anderes  übrig  blei- 
ben, als  die  tiefe  Längsfurche  der  Oberlippe,  welche  sich 
nach  hinten  erweitert ,  um  die  Kieferscheiden  zu  umfassen. 
Dieses  Merkmal  hat  allerdings  nur  geringe  Bedeutung,  wenn 
man  bedenkt,  dass  sich  auch  bei  Hiriido  (Sanguisuga)  die  Spur 
einer  solchen  Furche  findet.  Dennoch  möchte  die  Gattung 
aufrecht  zu  erhalten  sein,  zumal  wenn  es  sich  bestätigen  sollte, 
dass  die  geographische  Verbreitung  der  dahin  zu  zählenden 


38  P  c  t  e  r  s : 

Arten  auf  Afrika   beschränkt  sei.     Der   von   Savigny  be- 
schriebenen Art  möchte  ich  noch  zwei  andere  anreihen. 

1.  H.  aequinoctialis  n.  sp. ;  oben  olivengrün,  mit  oder 
ohne  blutrothe  mittlere  Längslinie;  an  den  Körperseiten  oran- 
genfarbig gerandet;  unten  rothbraun,  mit  oder  ohne  schwarze 
Flecken,  neben  dem  orangenfarbigen  Körperrande  jederseit seine 
schwarze  Längslinie.  Die  Kiefer  sind  merklich  grösser,  aus- 
serdem mit  spitzeren  und  zahlreicheren  Zähnen  bewaffnet,  als 
bei  B.  nilotica,  und  die  Saugscheibe  des  Schwanzes  ist  ver- 
hältnissmässig  etwas  kleiner;  Gestalt  der  Mundsaugscheibe  und 
des  Mundes  ganz  ähnlich  wie  bei  dieser  Art.  Fundort :  An- 
gola, Mossambique,  Ibo,  Sena. 

2.  H.  (S.)  trifasciaia,  Ehrenberg.  Sie  ist  nach  der 
von  Hrn.  Ehrenberg  nach  dem  Leben  entworfenen  Abbil- 
dung oben  und  unten  olivengrün;  die  Körperränder  und  ein 
Längsrückenstreif  von  rothgelber  Farbe.  Die  Kiefer  sind  et- 
was kleiner,  die  Schwanzsaugscheibe  ist  beträchtlich  kleiner 
als  bei  B,  niloHca.  Auch  ist  die  Längsfurche  der  untern  Seite 
der  Oberlippe  weniger  tief.  Diese  Art  steht  daher  den  eigent- 
lichen Sanguisuga  am  nächsten. 


Folgende    Arten   von  Anneliden   wurden   an   der  Küste 
von  Mossambique  gesammelt: 
Polynoe  Savigny. 

1.  P.  muricata  Sav.  —  Querimba-Inseln. 

2.  Polynoe  glauca  n.  sp. ;  blauschwarz  ;  mit  zwölf  Paar 
Elytren ;  ganz  ähnlich  wie  Polynoe  impatiens  Sav.,  aber  die 
drei  mittleren  Fühler  wohl  entwickelt  und  von  gleicher  Länge 
—  Ein  einziges  Exemplar  im  Hafen  von  Mossambique  bei 
der  Cabaceira  pequena  zur  Ebbezeit  unter  einem  Steine 
gefunden. 

Sigalion  Aud.  Edw. 

3.  Sigalion  oculatnm  n.  sp.;  mit  Sigalion  Mathildae  A. 
E.  verwandt.  Mit  5  Fühlern ;  die  beiden  äusseren  Fühler  sehr 
lang,  nach  unten  liegend;  die  inneren  die  Vorderfüsse  nicht 
überragend;  ein  minierer,  deutlicher  aber  sehr  kurzer  Füh- 
ler zwischen  den  vier  Augen,  welche  paarweise  hinterein- 
ander zu  jeder  Seite  hinter  der  Basis  der  innern  Fühler  lic- 


lieber  die  in  Mossambique  beobachteten  Anneliden.  39 

gen;  die  Form  der  Augen  ist  oval,  das  vordere  beträchtlich 
grösser  als  das  hintere.  —  Im  Hafen  von  Inhambane,  24°  südl. 
Br.,  gefunden. 

Amphinome  ßrugiere  {Pleione  Savigny). 

4.  A.  (Pleione)  alcyonia  Sav.  —  Querimba -Inseln, 
Mossambique.  Ausserordentlich  gemein  unter  Steinen  zur  Eb- 
bezeit. Von  A.  complanata  ??(\\rs  bloss  durch  grössere  Breite 
verschieden.  Ein  Exemplar  der  letzteren  aus  Cuba  mit  122 
Ringen  ist  nur  9  Mm.,  dagegen  A.  alcyonia  mit  derselben 
Anzahl  14  Mm.  breit.  Die  Savigny'sche  Abbildung  ist  of- 
fenbar nach  einem  jüngeren  Exemplar  angefertigt,  deren  meine 
Sammlung  mehrere  enthält.  Die  grössten  Exemplare  sind  260 
Millim.  lang. 

5.  Amphin.  incarunculata  n.  sp.  Diese  Art ,  von  der 
ich  nur  ein  einziges  Exemplar  in  Mossimboa,  im  liosüdl.  Br., 
gefunden  habe,  zeigt  keine  Spur  einer  Carunkel.  Der  mitt- 
lere Fühler  ist  länger  als  die  übrigen  und  steht  sehr  nahe 
dem  hinteren  Ende  des  Kopfes.  Die  Kiemen  sind  ebenso 
baumförmig  verästelt  wie  bei  A.  alcyonia  und  stehen  ebenso 
hinter  dem  oberen  Fusse,  erscheinen  aber  mehr  wie  von  hin- 
ten nach  vorn  .zusammengedrückte  Büschel.  Die  beiden  ersten 
Glieder  ohne  Kiemen.  Vier  Augen,  die  hinteren  undeutlich; 
Girren  und  Fusspaare  wie  bei  A.  alcyonia.  Zahl  der  Ringe 
122;  Länge  90  Mm. ,  Breite  4yi^Mm.  —  Ich  bin  zweifelhaft, 
ob  e  i  n  Exemplar  hinreichend  sei,  die  Aufstellung  dieser  Art 
zu  rechtfertigen ,  zumal  da  es  in  allen  übrigen  Merkmalen 
mit  den  eigentlichen  Amphinomen  übereinstimmt.  Wenn  es 
nicht  eine  blosse  Monstruosität  ist,  welche  das  übrigens  sehr 
wohlgebildete  und  wohlerhaltene  Thier  nicht  vermuthen  lässt^ 
so  würde  es  der  Typus  einer  neuen  Untergattung  sein  können. 

Eunice  Guvier. 
Leodicae  simplices  Sav.     (Mit  2  Rückententakeln). 

6.  E.  afra  n.  sp.;  der  E.  anlennata  Sav.  sehr  nahe  ste- 
hend. Die  Kiemen  beginnen  erst  am  15ten  Fusspaare,  sind 
aber  sehr  entwickelt,  kammförmig,  bis  6  Fäden  enthaltend; 
Körper  einfarbig  ohne  Zeichnung.  —  Fundort:  Querimba- 
Inseln  (Ibo.) 

7.  £.  punctata  n,  sp.;  der  vorigen  ähnlich;  die  Kie- 


40  Peters: 

men  beginnen  erst  am  löten  Fusspaar  und  sind  sehr  klein, 
nicht  über  4  kurze  Fäden  enthaltend;  Körper  violet  metal- 
lisch, mit  dichtstchenden  weissen  Punkten  gezeichnet.  — Fund- 
ort :  Hafen  von  Mossambique. 

8.  E.  Simplex  n.  sp.  (Nov.  subgen.?)  Kiefer,  fünf  An- 
tennen, zwei  Rückententakel,  wie  bei  den  vorigen,  Füsse  ein- 
rudrig  mit  einem  einfachen  Tentakel  ohne  alle  anderweitigen 
Kiemenfäden,  wenigstens  bis  zum  120,  Gliede,  da  das  einzige 
Exemplar  nicht  vollständig  ist.  Glieder  sehr  kurz.  —  Fund- 
ort: Hafen  von  Mossambique^  15°  S.  Br. 

Leodicae  marphysae  Sav.  (Ohne  Rückententakel.) 

9.  E.  mossambica  n.  sp.  Sehr  nahe  verwandt  mit  E. 
sanguinea  Montagu,  aber  durch  die  Stellung  der  Fühler  und 
die  Lage  der  Augen  verschieden.  Die  äussern  Fühler  stehen 
nicht  so  weit  vom  hintern  Kopfende  ab  und  die  Augen  lie- 
gen hinten  an  der  äussern  Seite  der  Basis  der  inneren  Füh- 
ler. —  Aeusserst  gemein  im  Sande  an  der  Küste,  von  Mos- 
sambique bis  MossimbÖa,  vom  11°  bis  15°  Südl.  Br. 

D  endroner  eis  nov.  gen. 
Körpergestalt,  Kopf,  Antennen,  Rüssel,  zweirudrige  Füsse 
und  Borsten  der  Nereis.  Ein  Paar  sehr  schwacher,  am  Ende 
sichelförmig  gekrümmter  und  undeutlich  gezähnter  Kiefer. 
Ein  Theil  der  Rückencirren  in  federförmige  oder  grosse  baum- 
förmige  (ganz  denen  der  Amphinomen  ähnliche)  Kiemen  ver- 
wandelt. 

10.  Dendronereis  arhorifera  n.  sp.;  Kopf  und  Antennen 
von  ähnlicher  Form  wie  bei  Nereis  Beaucoudrayi  Aud.  Edw., 
eben  so  das  Längenverhältniss  der  Fühlercirren.  An  den  Füs- 
sen der  vorderen  Glieder  sind  die  beiden  Abtheilungen  der 
Füsse  deutlich  von  einander  getrennt,  die  sogenannten  Kie- 
menwülste und  borstentragenden  Wülste  Fortsätze  von  run- 
der, conisch  zugespitzter  Gestalt  und  sowohl  die  oberen  als 
unteren  Girren  ganz  einfach.  Aber  am  9.  oder  10.  Körper- 
gliede  bemerkt  man  an  der  Basis  des  oberen  Cirrus  kleine 
Fortsätze,  welche  am  12.  Gliede  bereits  den  ganzen  Innern 
und  äussern  Rand  des  auf  diese  Weise  federförmigen  Cirrus 
einnehmen.  An  den  folgenden  Ringen  verzweigt  sich  der 
Cirrus  rasch  immer  mehr  und  bildet  jederseits  einen  grossen 


lieber  die  in  Mossambique  beobachteten  Anneliden.  41 

Kiemenbusch  wie  bei  den  Amphinomen.  Dies  geht  so  fort 
bis  zu  dem  22.  Körpergliede,  am  23.  erscheint  aber  plötz- 
lich die  Kieme  wieder  als  ein  einfacher,  fadenförmiger  Cir- 
rus.  Auch  die  Fusse  nehmen  hier  plötzlich  eine  andere  Ge- 
stalt an,  indem  die  s.  g.  Kiemenwülste  abortiren  und  die  bei- 
den borstentragenden  Abtheilungen  der  Füsse  mit  einander 
verwachsen.  So  findet  man  nun  an  den  folgenden  Gliedern 
nur  einen  oberen  und  unteren  Cirrus  und  die  beiden  zu- 
sammenhängenden Borstenwülste.  Die  Borsten  sind  ähnlich 
denen  von  N.  Beaucoudrayi.  Dieses  merkwürdige  Thier  scheint 
mir  den  besten  Beweis  zu  liefern,  dass  bei  den  Nereiden 
die  s.  g.  Girren  wirkliche  Athmenorgane  sind.  —  Fundort: 
Querimba. 

Syllis  Sav. 

1 1.  S.  monilaris  Sav.  Am  Strande  der  Insel  Mossambique. 
Hesione  Sav. 

12.  H.  splendida  Sav.  Ein  Exemplar  am  Strande  bei 
der  Cabaoeira  pequena,  im  Hafen  von  Mossambique. 

Terehella  Linne,  Sav. 

13.  T.  medusa  Sav.     Bei  den  Querimba-Inseln  (Ibo). 
Calymmatops    nov.  gen.  QTerebellarum)  (xulvf.i- 

flu,    Oljj). 

14.  C.  granulatus  n.  sp.  Ein  grosses,  oberes  gefalte- 
tes ganzrandiges  Mundsegel,  an  der  Basis  mit  massig  langen 
Fühlerfäden  besetzt.  Dorsalende  des  Körpers  endigt  vorn  mit 
einem  wulstigen  Bogen ,  der  jederseits  in  ein  m  förmiges, 
sich  über  drei  Segmente  erstreckendes  Blatt  übergeht,  von 
dessen  Rande  die  Kiemenfäden  entspringen.  Die  Bauchseite 
ist  granulirt  und  zerfällt  in  eine  mittlere  schmälere  vertiefte 
und  zwei  seitliche  grössere,  convexe  Abtheilungen.  Vorn  ist 
eine  zweilappige  Unterlippe  abgesetzt.  Das  Thier  trägt  auf 
den  ersten  12  deutlich  abgesetzten  Gliedern  nach  der  Rück- 
seite hin  jederseits  einen  Borstenhöcker,  an  dessen  Bauch., 
Seite  ein  kurzer  Tentakel  sitzt.  Der  13.  und  14.  Höcker  ste- 
hen entfernter  und  der  Körper,  dessen  Schwanzende  fehlt, 
ist  hier  nicht  mehr  so  deutlich  gegliedert.  Die  Borsten  sind 
lang  und  haarförmig,  entweder  glatt  und  nach  dem  Ende  hin 
abgeplattet  oder  seltner  rundum  mit  kleinen  Zacken  besetzt. 
Fundort:  Querimba-Inseln  (Ibo),  im  12o  Südl.  Br. 


42  Peters:  lieber  die  in  Mossambique  beob.  Anneliden. 

Sahellaria  Lamarck. 
Pallasia  Quatrefages.  (Paleenkrone  doppelt.) 

15.  S.  pennata  n.  sp,;  Paleen  der  äussern  Kröne  länger 
als  die  der  Innern,  an  der  Endhälfle  zu  beiden  Seiten  fein 
gefiedert;  die  inneren  Paleen  sind  einfach,  ohne  Absatz  zwi- 
schen dem  freien  Rande  und  dem  Wurzeltheil.  Die  Zahl  der 
äusseren  Paleen  ist  jederseits  etwa  37,  die  der  inneren  22. 
An  die  äussere  Reihe  schliessen  sich  auf  dem  Rücken  jeder- 
seits ein  Paar  sehr  viel  grösserer  platter,  am  Ende  sichelför- 
mig gebogener  Paleen  an.  Fühler  sehr  fein  und  zahlreich. 
Mundsegment  mit  zwei  kleinen  Bündeln  von  Haarborsten. 
Borsten  des  oberen  Randes  des  2-,  3.  und  4.  Segments  platt, 
breit,  lanzettförmig,  die  des  untern  Randes  spitz  lanzettför- 
mig. 23  Bauchglieder ,  jederseits  unten  mit  einem  Bündel 
Haarborsten.  Länge  des  ganzen  Thiers  35  Mm.  Die  Röhre 
aus  kleinen  Steinen  zusammengesetzt,  sehr  fest  und  krumm 
gebogen.  —  Ein  Exemplar  an  der  Küste  von  Mossambique 
bei  Ibo,  im  12°  Südl.  Br.,  gefunden. 

Sabella  Linne  s.  str.,  Sav. 
Sabe  lae  simplices  Sav. 

16.  Sabella  Mossambica  n.  sp. :  Kiemen  gleich,  einen 
einfachen  Kreis  bildend,  etwa  ein  Viertel  so  lang  wie  der 
Körper,  von  goldgelber  Farbe,  jede  mit  30—32  spiralig  ge- 
krümmten, an  der  Bauchseite  sehr  fein  und  reich  befiederten 
Fäden;  Kragen  gelappt;  Fühler  einfach  und  ziemlich  kurz 
wie  bei  S.  pavonina? ;  Bauchplatten  acht  und  vierzig,  von 
denen  die  acht  vorderen  nicht  durch  eine  mittlere  Läiigs- 
furche  getheilt  sind.  Körperlänge  (ohne  die  Kiemen)  0,070  M.; 
Länge  der  Kiemen  0,020  M.  Röhre  weich ,  aussen  mit  Sand- 
körnern bekleidet.  Fundort:  Meerbusen  von  Inhambane,  un- 
ter dem  südlichen  Wendekreise. 

Cirrhatulus?  spec.  Ein  defectes  Exemplar  einer 
Art,  welche  zu  dieser  Gattung  zu  gehören  scheint,  wurde  im 
Hafen  von  Inhambane  gefunden. 


Uebersiclit  der  auf  seiner  Reise  gesa  in  Hiel- 
ten ^inpliibien. 

Von 
Uemselben. 

(Monatsberichte  der  Berliner  Academie  1854.  p.  614.) 


fSaurii. 

Crocodili. 


Crocodilus  Cuv. 

1.  Crocodilus  vulgaris  Cuv.  (Cr»  marginatus  Geoffr,). 
Mit  dunklerer  Färbung  und  einige  mit  8  Nackenschildern.  In 
allen  Flüssen  und  stehenden  Gewässern.  —  Nom.  indig.  in 
Sena,  Tette  i7ijacoco,  Lourenzo-Marques  ingoenja,  Inhambane 
engöna^  Querimba  ngönja. 

Cliamaeleontes« 

Chamaeleo. 

2.  Ch.  dilepis  Leach.  Die  einzige  allenthalben  in  der 
Provinz  nicht  selten  vorkommende  Art.  An  der  Küste  und 
im  Inlande.  —  Nom.  indig.  Tette  und  Macanga  düidüi,  Sena 
und  Boror  njacatendöeua, 

3.  Ch.  calyptratus  Dum.  —  Westküste  von  Madagas- 
car  (Bay  Bombatuka.) 

Oeckones« 

Pachydactylus  Wiegmann. 

4.  P.  capensis  Smith.  In  den  Wohnungen  von  Tette 
und  in  Boror.    Nom.  indig.  sasumudse  vel  pesunüda. 


44  Peters: 

5.  P.  punctatns  n.  sp. ;  fuscus ,  nigrofusco  maculatus, 
squamis  dorsi  punctis  minimis  nigris  ornalis  ;  subtus  albus; 
margine  orbilali  slriaque  nigrolimbata  pone  oculum  flavis ; 
pupilla  verticali;  squamis  granulosis,  in  cauda  inaioribus  irn- 
bricalis.  Zwei  Exemplare  auf  Feldern  unter  Steinen  bei  Sena 
und  Tette.  Durch  die  Beschuppung  am  meisten  mit  P.  oceU 
latus  verwandt. 

Platydactylus  Cuv.  Wiegm.  div.  e. 

6.  P.  cepedianus  Cuv.  D.  B.  Auf  der  Comoren  -  Insel 
Anjoana.     Nom.  indig.  camanündi. 

Hemidactylus  Cuv. 

7.  H,  capensis  Smith.  Unter  Steinen  bei  Tette,  in  Bo- 
ror  und  in  Mossimböa.     Pupille  rund. 

8.  H.  platycephalus  n.  sp.;  cinereus,  fasciis  latis  trans- 
versis  irregularibus  nigrofuscis;  tuberculis  parvis  dorsalibus 
per  series  longitudinales  ,  aculels  caudallbus  per  series  trans- 
versales dispositis;  poris  femoralibus  ante  anum  angulo  ob- 
tuso  coniunctis;  sculello  rostrali  lato,  supra  inciso;  scutellis 
supralabialibus  serie  scutellorum  minorum  marginatis:  pupilla 
verticali ;  pollicibus  unguiculatis  brevibus.  —  In  Häusern, 
nicht  allein  an  verschiedenen  Küstenorten  der  Provinz  Mos- 
sambique,  sondern  auch  auf  der  Comoreninsel  Anjoana.  Die 
Eingebornen  dieser  Insel  nennen  das  Thier  camantsüngi. 

Diplodactylus  Gray. 

9.  D.  pictus  n.  sp. ;  supra  flavoviridis ,  fasciis  trans- 
versis  angulatis  brunneis,  subtus  sordide  albus;  iride  nigra, 
margine  aureo;  pupilla  perpendiculari;  granulationi  subtili 
granula  maiora ,  in  cauda  per  series  transversales  disposita, 
immixta.  —  Madagascar  (St.  Augustins-Bay). 

Varani. 

Varanus. 

10.  V.  nüoticus  Cuv.  An  verschiedenen  Orten  der  Pro- 
vinz, sowohl  nahe  der  Küste  als  im  Innern  :  Cabaceira,  Boror, 
Quellimane,  Tette.  Nom.  indig.  in  Mossambique  enfihi  vel 
enjüfu,  Tette  muänse. 

11.  y.  albogularis  Smith.     In  Quitangonha  und  im  In- 


Uebersicht  der  auf  seiner  Reise  gesammelten  Amphibien.       45 

nern  des  Landes   bei  Sena    und  Teile.     Nom.   indig.  göndoe 
vel  göndoa. 

Hoplurus  Ciiv.  D.  B. 

12.  H.  Barnardi  n.  sp. ,  supra  olivaceo-viridis  vel  vi- 
ridi-cinereus,  fasciis  dorsalibus  transversis  nigrofuscis,  Iribus 
anterioribus  supra  collum  anle  et  post  kumeros  distinclis, 
poslicis  obsolelis;  lateribus  fusco  vel  fuscoviridi  reliculalis; 
gastraeo  flavido  vel  viridiflavo,  ingluvie  cyaneo  vel  fusco 
venosa.  Digitus  palmae  quarlus  terlio  et  quintus  plantae  di- 
gilus  secundo  longior.  Scutellum  occipilale  mediocre.  — 
Madagascar  (Bombaluka,  St.  Auguslins-Bay). 

Chalarodon  nov.  gen.  (/uluQÖg  oöovg'). 
Enyalio  denlibus  habituque  similis,  sed  corpore  sub- 
depresso ,  scutellis  capitis    maioribus,  in  roslro  longitudinali- 
bus,  carinalis  ,    collo  profunde  transversim  plicalo,    squamis 
hypodactyliis  carinalis. 

13.  Ch.  madagascariensis  n.  sp. ;  cinereo-carneus,  vilta 
dorsali  fasciisque  transversis  nigrofuscis.  —  Madagascar  (St. 
Auguslins-Bay). 

Agama  Lin. 

14.  A.  mossambica  n.  sp. ;  A.  colonorum  similis ,  sed 
squamis  multo  minoribus;  digilo  quarto  longiore  quam  ter- 
tio.  —  In  der  ganzen  Provinz  an  der  Küste. 

15.  A.  armata  n.  sp. ;  squamis  capitis  luberculosis, 
scutello  occipitali  parvo,  crisla  dorsali  humili ,  squamis  ma- 
ioribus sparsis  ulrinque  per  series  ternas  vel  qualernas  dis- 
posilis :  digilo  terlio  paulo  longiore  quam  quarto.  —  Sena, 
Teile.     Nom.  indig.  toque. 

T^acertae« 

Platy saurus  Smith, 

16.  PL  capensis  Smith. 

17.  PL  guttatus  Smith.  —  Beide  Arten  in  den  Sand- 
sleinfelsen bei  Teile.     Nom.  indig.  bünio, 

Lacerta  Linne. 

18.  L.  Delalandii  M.  Edw.  —  Teile  und  Boror.  Nom. 
indig.  soromönda. 


46  Peters: 

Ichnotropis  nov.  gen.  {i/vog  r^önig), 

Tropidosaurae  similis,  sed  hypodaclylia  carinata,  nares 
inter  sculella  tria  positae. 

19.  I.  squamulosa  n.  sp.;  pori  femorales  utrinque  14 
ad  16;  scutellum  internasale  duplex;  sculella  capitis  rugosa; 
scutella  temporalia  carinata;  squamae  in  corporis  medio  per 
series  48  longitudlnales  dispositae.  Color  flavobrunneus,  se- 
riebus  dorsalibus  macularum  nigrarum  duabus,  utrinque  serie  ^ 
macularum  albarurn ;  gaslraeum  album  vel  ex  albo  flavescens. 

—  Teile. 

20.  /.  macrolepidota  n.  sp. ;  pori  femorales  utrinque  1 1 
ad  13;  scutellum  internasale  simplex,  fere  glabrum  vel  mi- 
nus carinatum  quam  reliqua  capitis  sculella;  squamae  in  cor- 
poris medio  per  series  longitudlnales  38  dispositae.  Color 
ex  brunneo  flavescens,  seriebus  macularum  dorsalibus  duabus 
striisque  binis  in  utroque  corporis  latere  viltam  albam  inclu- 
denlibus  nigris.     Lourenzo  Marques. 

Tracheloptychus  nov.  gen.  (T^d/i^Xog,  urv^i]). 
Lingua  sagiltata ,  breviter  bifida,  squamulata.  Dentes 
intermaxillares  obluse  conici,  dentes  maxillares  posteriores 
bicuspides^  cuspide  anteriore  breviore.  Palatum  profunde  V 
forme  excisum.  Dentes  in  ossibus  pterygoideis  obluse  conici. 
Nares  inter  scutella  quaterna  aperlae.  Palpebrae  squamatae. 
Membrana  lympani  nuda.  Squamae  dorsales  et  ventrales  im- 
bricatae ,  laterales  verlicillalae.  Sulcus  horizontalis 
squamulis  minimis  vestitus  in  utroque  colli  la- 
tere ab  oris  angulo  usque  ad  humerum  extensus. 
Pori  femorales  distincti.  Pedes  quatuor  pentadactyli,  squamis 
hypodaclyliis  carinatis.  Genus  inter  Ptycbopleuros  et  La- 
certas. 

21.  Tr.  Madagascariensis  n.  sp.;  nares  inter  scutellum 
rostrale,  supralabiale  primum,  supranasale  et  nasofrenale  po- 
silae.  Frenalia  duo ,  quorum  primum  magniludine  frontoro- 
strale  aut  internasale  aequat ;  frontale  elongatum  hexagonum, 
postice  coarctatum,  parietalibus  affine;  interparielale  parvum 
angustolanceolalum.  Tempora  squamis  maioribus  vestila.  Pori 
acustici  margo  anlicus  squama  angusta  munilus.  Pori  femo- 
rales utrinque  20  ad  22.     Color  dorsi  olivaceus;   caput  pun- 


Uebersicht  der  auf  seiner  Reise  gesammelten  Amphibien.       47 

ctulalum  et  marmoralum ;  labia  temporaque  fusco  maculata ; 
vittae  dorsales  tres  albae  ,  quarum  media  antice  bifurcata ; 
spatia  inter  vittas  maculis  nigrofuscis  confluentibus  ornata; 
in  utroque  latere  fascia  e  maculis  albis  et  nigris  composita. 
—  Madagascar  (St.  Auguslins-Bay). 

Ptycliopleuri* 

Gerrhosaurus  Wiegm. 

22.  G.  flavigularis  Wlegm.  —  Tetle. 

23.  G.  robustus  n.  sp.;  omnium  maximus,  forma  G.  va- 
lido  Sundevallii  affinis ;  corpore  caiidaeque  basi  depressis ; 
artubus  validis  brevibus;  squamis  capitis  laevigalis;  scutellis 
abdominalibus  per  series  14  ad  lö  longitiidinales  dispositis ; 
scutellis  dorsalibus  subcarinalis  in  margine  crenatis,  per  se- 
ries circa  32  longitudinales  dispositis;  poris  femoralibus  utrin- 
que  18  ad  22;  supra  nigrofuscus,  seriebus  striolarum  longi- 
tudinalibus  vittaque  utrinque  ab  occipite  ad  caudam  ducta 
flavis;  gastraeo  sordide  albido ,  maculis  irregularibus  nigris. 

Long,  ad  caudae  basin  0^230;  caudae  0;,250;  lat.  corp.  0,050 
,,       „        „  „     0,250;        „        -_?      ^      ^     0,055 

Habitatio :  Tette.     Nom.  indig.  caaua. 

24.  G,  major  A.  Dum.  —  Zanzibar.  Nom.  indig.  gurgüru. 

Seines« 

Gongylus. 
Euprepes  Wagler. 

25.  E.  punctatissimiis  Smith.  iTropidoIepisma  striatum 
Peters,  Monatsberichte  1844.  p.  36.)  — -  Insel  Mossambique, 
Cabaceira,  Quellimane,  Boror. 

26.  E.  Saviymji  D.  B.  — •  Tette. 

27.  E.  Olimerü  D.  B.  Smith.  —  Tette. 

28.  E.  margaritifer  n.  sp. ;  olivaceus,  maculis  parvis 
albis;  cauda  rubra;  in  margine  meatus  auditorii  anteriore 
squamis  acutis  tribus:  squamis  tricarinatis,  caudae  apicis  lae- 
vigatis.  --  Tette. 

29.  E.  depressus  n.  sp.;  capile  corporeque  depressis, 
cauda  longa;  squamis  5 — 7  carinatis;  scutellis  supranasalibus 


48  Peters: 

disiunctis;  squamulis  lanceolatis  elongatis  tribus  ante  porum 
acuslicum;  palpebra  inferiore  disco  pellucido  instructa;  squa- 
mis  hypodactyliis  laevigatis;  supra  olivaceus,  in  ulroque  cor- 
poris lalere  linea  fulva,  vilta  lineaque  nigris  inclusa.  —  Teile. 

30.  E.  lacertiformis  n.  sp. ;  supra  olivaceus  ,  punclis 
nigris  sparsis;  sublus  albus,  lineis  obsoletis  nigris;  vitla  al- 
bida  niaculisque  nigris  per  series  dispositis  in  ulroque  cau- 
dae  lalere;  squamis  dorsi ,  lateruin  caudaeque  5-carinalis; 
squamis  hypodactyliis  laevibus.  —  Boror. 

31.  E.  comorensis  n.  sp.;  squamis  5—7  carinalis;  pal- 
pebra inferiore  disco  pellucido  instructa;  margine  pori  acu- 
stici  laevigalo;  hypodactyliis  tuberculatis ;  colore  olivaceovi- 
ridi,  obsolete  nigropunctatus,  lateribus  obscurioribus.  —  In- 
sula  Comorensis  Anjoana. 

32.  E.  elegans  n.  sp.;  squamis  5-carinalis;  squamulis 
anleauricularibus  lanceolatis ;  palpebra  inferiore  disco  pellu- 
cido instructa;  squamis  hypodactyliis  tuberculatis;  maculis 
dorsi  nigris  albo-mixtis  per  series  quatuor  dispositis;  in  la- 
teribus vitla  nigra  albomaculata  et  infra  albomarginata.  —  In- 
sula  Madagascar  (St.  Auguslins-Bay.) 

Eumeces  Wiegni. 

33.  JE.  afer  n.  sp.;  forma  sculellorum  eadem  ac  inEu- 
mece  punctato;  palpebra  inferiore  squamala.  —  Insula  Mos- 
sambique,  Mossimböa,  Boror,  inhambane. 

Ablepharus  Fitzinger. 

34.  A.  Peronii  D.  B.  —  Insula  Mossambique,  Cabaceira. 

35.  A.  (^Cryptoblepharus)  Wahlbergii  Smith.  —  In- 
hambane. 

Herpetosaura  nov.  gen.  {eQnerog,  oavQa). 
Artus  nulli;  lingua  squamulala ,  depressa ,  Iriangulari, 
sagillata,  apice  inciso;  palatum  edentalum ,  postice  fissum ; 
dentes  maxillarum  numerosi,  conici,  paulum  curvati,  margini 
interno  adnati;  palpebra  superior  angusta,  inferior  lata  squa- 
mala; pupilla  rotunda;  auris  occulla;  rostrum  cuneiforme  ro- 
tundalum,  squama  vaginali  obduclum;  nares  laterales  inier 
scutellum  nasale  minimum  el  excisuram  scutelli  rostrali  posti- 
cam  positae;  caput  squamis  maioribus  obduclum;  apex  man- 
dibulae    squama  vaginali  obduclus ;   porus    analis  paulo  post 


Uebersicht  der  auf  seiner  Reise  gesammelten  Amphibien.       49 

corporis  medium  positus;   cauda  longa,  apice  conico;    squa- 
mae  laeves,  imbricatae;  cranium  columella  insiructum. 

36.  H.  arenicola  n.  sp. ;  maculis  per  series  longitudi- 
iiales  dispositis  nigris,  sublus  sordide  carnea  vel  cana.  Long-, 
tola  0,138;  caudae  0,066;  capitis  0,007. —Inhambanc,  Lou- 
renzo  -  Marques. 

Acontias  Cuv. 

37.  A.  niger  n.  sp.  (1846);  ater  vel  violaceo- niger, 
marginibus  squamarum  dilulioribus ;  squamarum  seriebus  a 
mento  ad  anum  160. 

Long,  tota  0,450;  cap.  0,040;  caudae 0,034;  lat.  corp.  0,025. 

—  ~  0,465;    —  0,040;     —      0,058;  —     —     0,027. 

—  —  0,347;    —  0,029;     >-      0,051;  -     ~     0,020. 
--       --  0,278;    -  0,223;     -      0,042;  -     -     0,015. 

—  Inhambane. 

Diese  Art  stimmt  in  der  Form  der  Schuppen  ganz  mit 
A,  meleagris  überein,  aber  die  Zahl  der  Schuppenquerreihen 
ist  geringer  ,  indem  diese  bei  A.  meleagris  sich  wenigstens 
auf  170  beläuft. 

Tijphline  Wiegm. 

38.  T.  aurantiaca  n.sp.  (1846);  supra  aurantiaca,  ma- 
culis nigris  per  series  longitudinales  dipositis,  subtus  alba; 
squamis  per  series  longitudinales  duodecim  tantum  disposi- 
tis. Long,  tola  0,190;  caudae  0,030.  —  Inhambane,  Lourenzo- 
Marques. 

Ampliisbaenae. 

Monop  eltis  Smith. 

39.  M.  capensis  Smith.  —  Inhambane. 
Amphisbaena  Linne. 

40.  A.  violacea  n.  sp. ;  violacea,  subtus  dilutior;  tem- 
poribus  squamis  maioribus  munitis;  fronfali  medio  nullo  :  oculis 
distinctis,pupilla  rotunda;  denlibus  superioribus  15,  inferioribus 
ulrlnque  7 ;  poris  praeanalibus  quatuor;  cauda  obtuse  conica. 

Long,  tota  0,200;  caudae  0,042;  capitis  0,007. 
—       —    0,175;       —       0,010;       —     0,007. 

—  Inhambane,  Lourenzo -Marques. 

Archiv  f.  Naturgcsch.  XXI,  Jahrg.  1.  Bd.  ^ 


50 


Peters: 


ISerpeiitcs. 

Typlilopini* 

Onychocephalus  D.  B.  (Nares  inferae.) 
41.     0.  dinga  n.  sp.;   Liberiensi  Halowelii  similis,    sed 
sculo  rostrali  angustiore,  naribus  magis  approximalis. 


Lg.  t.  cT"  A.  0,415 

—  —  B.  0,248 

—  $  A.  0,385 

—  ~  B.  0,375 


caud.  0,00525;  lat.  0,0075. 
—     0,005;       —  0,004. 
^     0,0055;     —   0,00825. 
-.    0,004;       -   0,0085. 


cap.  0,013 

—  0,010 

—  0,015 

—  0,016 

—  Teile,  Sena,  Chupanga. 

42.  0.  mucrüso  n.  sp.;  olivaceus  vel  viridi-olivaceus 
vel  caeruleo-olivaceus,  lineis  longiludinalibus  e  punctis  com- 
posilis  albis,  subtus  sordide  flavus. 

Long. Iota  0,395;  capit. 0,014;  caudae0,0055;  lat.  cap. 0,008. 

—  —  0,290;    —     0,013;      —     0,0055;  —    -  0,0065. 
_    -0,300;    -     0,011;       -     0,0045; 0,0065. 

—  —0,245;     —     0,0095;     —     0,0045; 0,006. 

—  Teile,  Macanga. 

43.  0.  mossambicus  n.  sp.;  rostro  obluse  rolimdato- 
niger,  capite  caudaque  subtus  sordide  carneis. 

cPJlg.t.  0,158;  capt.  0,005;  caud.  0,00325;  lat.  cap.  0,003. 

$     -     0,165;     —     0,005;     —     0,003; 0,003. 

Insulae  Mossambique  et  Anjoana. 

44.  0.  trilobus  n.  sip. ;  glaucus  vel  schistaceus;  corpore 
subbrevi;  rostro  obsolete  trilobo. 

Long.  Iota  0,160;  capit  0,0055;  caud.  0,0035;  cap.lat.  0,004. 

—     ^  0,114;     -     0,005;      -     0,002; 0,0035. 

__     -  0,092;     -     0,004;       -     0,002; 0,003. 

—  Lourenzo-Marques,  Inhambane. 

Typhlops  D.  ß.  cNares  laterales.) 

45.  T.  capensis  (Onychocephalus  capensis,  A.  Smith  II- 
lustr.  of  South  Africa  pl.51.  fig.3.  pl.54.  fig,  9-12.)  —  In- 
sulae Mossambique  et  Querimbae,  Inhambane. 

Stenostoma  D.  B. 

46.  Stenostoma  nigricans  D.  B.  —  Insula  Mossambique. 

47.  St.  longicaudnm  n.ST^.;  colorccarneo;  capitis  squa- 


Uebersicht  der  auf  seiner  Reise  gesammelten  Amphibien.       51 

mis  speciei  prioris;  cauda  multo  longiore.     Squ.  ser.  longit. 

14,  transv.  280;  caudae  ser.  Iransv.  43,  caud.  bas.  ser.  long.  10. 

Long.  Iota  0,208;  caudae  0,023;  cap.  0,0035.  —  Teile. 

48.  St  scutifrons  n.  sp. ;  nigricans  ,  sublus  ferreus ; 
scuti  rostralis  parle  fronlali  ullra  oculos  exlensa. 

Long.  Iota  0,083;  caudae  0,006;  capitis  0,0025. 
— -  Hab.  Sena.  Nom  indig.  singanno. 

Peropodes. 

Python  Daudin,  Dum.  Bibr. 

49.  P.  natalensis  Sinilh.  —  Insula  Mossambique,  Caba- 
ceira,  Boror. 

Colubrini. 

Homaios  oma  D.  B. 

50.  H.  variegatum  n.  sp.;  atrum,  brunnescenticano  va- 
riegatum;  subtus  brunnescenticanum,  maculis  irregulariler  ra- 
dialis confluentibusnigris.  Senium  frontale  parielalia  longilu- 
dine  aequans  multoque  longius  quam  dislantia  eius  a  roslri 
apice;  sculorum  gularium  paria  duo.  Squ. ser.  long.  15;  cau- 
dae circa  6.  Sc.  abdom.  104+1  ;  scutell.  subcaud.  par.  24— 
25    +   aculeus  acutus. 

Long.  Iota  0,325;  caudae  0,045. 

—  Inhambane. 

Eugnathus  D.  B. 

51.  Lycodon  geometricus  Schlegel.  —  Allenthalben.  Nom. 
n  dig.  in  Teile  mucüa. 

Lycophidiiim  D.  B. 

52.  L.  capeiisis  Smilh.  (;L.  Horstockii  Schlegel).  —  Teile. 

53.  L.  semiannuUs  n.  sp.;  supra  nigrocaeruleum  ,  se- 
miannulis  atris;  subtus  dilutius,  in  ulroque  scutellorum  abdo- 
niinalium  lalere  maculo  alboflavido;  labiis  lale  flavomarginatis. 
Squ.  ser.  long.  17,  paulo  ante  caudam  15;  caudae  c.  8.  Scu- 
lella  abdom.   140-}- 1;  scul.  caud.  par.  30. 

Long.  Iota  0,260 ;  caudae  0,038. 

—  Hab.  Teile. 

Coro  nella. 

54.  C.  semiornata  n.  sp.;  supra  olivaceo- caerulea  vel 


52  Petors: 

schistacoa,  usquc  ad  corporis  medium  semiannulis  alris  or- 
nata,  subtiis  alba ,  in  basi  sculorum  maculis  vel  fasciis  alris. 
Squamar.  ser.  long-.  21;  paulo  ante  caudam  17  ad  19;  caudae 
6  ad  10. 

Scut.  abdom.  182+  y^;  sculell.  caud.  par.  63 

-  -       176  +  %;       ^         -       —   88 

—  —       186  +  %;      —        —      —  75 
Long,  lola  0,530;  caudae  0,105;  cap.  0,019 

—      —  0,440;       —      0,120;    —    0,015 
_      _  0,260;       —      0,065;    —    0,010 

—  Teile.     Nom.  indig.  hädsa. 

55.  C.  olivacea  n.  sp. ;  supra  olivacea  ,  sublus  flava. 
Squ.  ser.  19;  paulo  anle  caudam  17;  cauda  squanüsmaioribus 
per  series  6  disposilis. 

Scula  abd.  134  +  %;  scul.  caud.  par.  62. 
Long.  Iota  0,385;  caudae  0,105;  cap.  0,014. 

—  Teile. 

Der  C.  (Ablabes)  rnfula  Schlegel  in  der  Färbung  täu- 
schend ähnlich,  jedoch  ist  die  gelbe  Farbe  des  Bauches  ver- 
hällnissmässig  weniger  ausgedehnt  und  der  Kopf  kürzer.  Nach 
den  längeren  hinteren  Oberkieferzähnen  eine  ächte  Coronella, 

Sii§pecti. 

Oxybelis  B.  D. 

56.  0.  Lecomtei  D.  B.  —  Cabaceira,  Querimba-Inseln, 
Sena,  Teile.     Nom.  indig.  in  Scna  injarucucutue. 

Uriechis   nov.  gen.    (J^lapomorphus  Smith.  lUustr. 
of  South  Africa.     Reptilia.  Appendix  p.  16)  (ovqu, 

Dens  maxillaris  posterior  elongatus  sulcatus.  Scutellum 
iVenale  nullum.  Nares  in  medio  scutellorum  nasalium  apertae. 
Scutella  anleorbilalia  et  postorbilalia  singula.  Pupilla  rotunda. 
Scula  subcaudalia  simplicia.  Cauda  versus  apicem  in  parle 
superiore  squamis  maioribus  munita. 

57.  l'.  nigriceps  n.  sp.  (?  Elapomorphus  capensis  Smilh.)  ; 
capite  colloque  alris ,  sublus  flavido  albis ,  corpore  caudaque 
olivaceis,  sublus  ex  albo  flavescentibus.  Squ.  ser.  long.  15, 
caudae  7  ad  3. 


Uebersicht  der  auf  seiner  Reise  gesammelten  Amphibien.        53 

Scula  abdom.  123+  i;  cauJ.  35 

—  -,      142  +  I;     —     51 

Long,  tota  0,255;  cap.  0,010;  caudae  0,045 

-  -  0,245;  -    0,099;       -       0,053 

—  Teile. 

58.  U.  hinulatusn.  sp.-  supra  olivaceo-viridis,  squamis 
in  basi  fuscoinaculalis;  sublus  ex  flavo  virescens.  Squ.  ser. 
long.   15;  caudae  7  ad  3. 

Scula  abd.  458  +  1 ;  caudae  58. 

Long,  tola  0,415;  cap.  0,014;  cauda  0,090. 

—  Teile.     Nom.  indig.  bübse. 

Bucephalus  Smith. 

59.  B.  capensis  Smilh.  —  Cabaceira,  Teile,  Boror. 
Psammophis  Boie. 

60.  P.  moniliger  Ldic.  —  Insel  Mossambique,  Cabaceira, 
Ouellirnane,  Boror,  Tolle,  Inhambane,  Querimba-lnseln.  Nom. 
indig.  in  Teile  njamudsarümbe. 

Rhamphiophis  nov.  gen.  (^d/urfior,  orpig). 
Os  maxillare  supcrius  subbreve,  duas  quinlas  mandibulae 
parles  aequans,  dentibus  paucis  (4ad  6)  laevibus  anlerioribus, 
poslremo  elongalo  sulcato.  Denies  palalini  et  plerygoidei  di- 
slincti.  Dentes  mandibulares  niagnitudine  retro  decrcscentes. 
Os  dentale  dimidium  totius  mandibulae  aequat.  Anterior  oris 
pars  edentula.  Rostrum  prominens,  inflexum,  margine  acuto, 
subtus  concavum.  Scula  capitis  Colubrinorum.  Nares  inter 
sculella  bina  apertae.  Squamae  corporis  laeves.  Scula  cau- 
dalia   biparlita. 

61.  Rh.  rostratus  n.  sp. ;  notaeo  viridi-olivaceo,  in  pullis 
maculis  fuscis  ornalo,  gaslraeo  ex  albo  flavescente;  labio  su- 
periore  sordide  flavo.  Frenalia  duo,  anteriore  multo  minore. 
Orbilalia  anteriora  tria ,  posleriora  duo.  Supralabialia  oclo, 
quinto  marginem  orbitalem  inferiorem  formanti.  Squ.  sor. 
long,  colli  21,  corp.  medii  17  ad  18,  paulo  ante  caudam  13, 
caudae  6  ad  10. 

Scuta  abdom.  160+%;  scul.  abdom.  par.  99  +  acuIeus. 

--         -  166  +  %;     —         _       -     94+       _ 

-  —  179  +  %;     —        --       -_  106+       — 

-  ^  160+%;     —         _-      -     98+       _ 


54  Peters: 

Long,  tota  1,210;  capitis  0,031;  caudae  0,380. 

__       _     1,210;      —  0,031;       —  0,350. 

—  —     0,430;       —  0,016;       —  0,115. 

—  —     0,380;       —  0,016;       —  0,105. 

—  Telte.     Nom.  indig.  mai.  schidiandsäna,  pull,  njamucandenga. 

Als  zweite  Art  dieser  Gattung  wird  Re  inhard  t's  Psam- 
mophis  oxyrhynchus  zu  betrachten  sein. 
Telescopus  Smith. 

62.  T.  semiannulatus  Smith.  —  Cabaceira. 
Crotaphop  eltis  Fitzinger  (Heterurus  D.  B.) 

63.  Crufescens  Schlegel.  (Ophis  albocinctaDüYernoY-^ 
Sämmtliche  Exemplare  mit  doppelten  Schwanzschildern.  — Tette. 

Tenenosi. 

a.     Dentes   veneniferi   sulcati. 
Naja. 

64.  iV.  haje  GeofFr.  var.  annulifera ;  schistacea,  annulis 
11  latis  sordide  flavis.     Sqii.  ser.  22 — 19 — 15,  caudae  6. 

Scut.  acdom.  191  +  1  ;  scut.  caud.  par.  55  +  aculeus. 
Long,  tota  1,650;  cap.  0,055;  caudae  0,266. 

—  Telte.  Nom.  indig.  schibarampämba. 

Hat  in  der  Form  vielmehr  Aehnlichkeit  mit  der  ägypti- 
schen als  mit  der  gewöhnlichen  südafricanischen  Art. 

65.  JV.  mossamhica  n.  sp.;  collo  haud  dilatato;  scutellis 
orbitalibus  anterioribus  ternis,  posterioribus  binis,  supramaxil- 
laribus  senis,  tertio  solo  marginem  orbitalem  attingente;  co- 
lore  sordide  olivaceo,  squamis  in  basi  caeruleo-nigris;  ga- 
straeo  sordide  albo,  fasciis  colli  caeruleo-nigris.  Squ.  ser.  long. 
23—23—16  vel  25—25—17  vel  23—23-15,  caudae  4—8. 

Scuta  abdom.  193+  1 ;  scut.  caud.  par.  57  +  aculeus. 
-.        _     202  +  1;     —      —     —61+       — 
^        _     186+1;    —      —     —51+       — 
Long,  tota  1,015;  cap.  0,035;  caudae  0,180. 
_       _     0,840;  —     0,023;      —      0,150. 
_       _     0,604;  —     0,021;       —       0,105.   . 

—  Tette.  Sena.    Nom  indig.  njamndschidiandsäna. 

Cyrtophis  Sundevall,  Smith. 

66.  C.  scutatus  Sundevall.  —  Lourenzo -Marques. 


Uebersicht  der  auf  seiner  Reise  gesammelten  Amphibien.       55 

b.    Dentes   veneniferi  per  forati. 

Chi oroechis  Schlegel,  1849.    (D in o phi s  Hallo^ 
well,   1852.) 

67.  C.  C^aja)  angtisticeps  Sm'üh.  ('^  Dinophis  Hammon-' 
du  Hallowell.)  —  Teile.     Nom  indig.  böbo. 

Atr  actasp  is  Smith. 

68.  A.  Bibronü  Smilh.  —  InMossimböa,  im  liosüdl.  Br. 
Hat  nicht,  wie  D  u  m  e  r  il  angenommen,  gelurchte,  son- 
dern durchbohrte  Zähne,  wie  die  Vipern. 

Viper  a  L.  D.  B. 

69.  y .  superciliaris  n.sp.;  aurantiaco-rufa,  maculis  ma- 
gnis  nigrofuscis  per  tres  series  disposilis,  utrinque  vitfa  flava 
seiunctis;  siibtusalbida,  maculis  nigrofuscis;  capilenigrofusco 
fasciato  ;  scutellis  capitis  parvis,  excepto  superciliari  maiore; 
naribus  lateralibus  inier  scutella  bina  positis  ;  squamis  carinatis, 
corporis  per  series  longitudinales  27,  paulo  ante  caudam  18, 
caudae  8  ad  13  disposilis. 

Scuta  abdom.  142+1;  caud.  par.  40. 
Long.  Iota  0,570;  capit.  0,029;  caud.  0,077. 
—  Habitalio :  Terra  Querimba. 

Echidna  Merrem,  D.  B. 

70.  E.  rhinocer OS  Schlegel,  1851  (E.  7iasicornis  Hallo- 
well, sed  non  Reinhardt,  E.gabo?iicaD.B.^  —  ßorror.  Nom. 
indig.  bddie. 

71.  E  arietans  Merrem.  —  Jn  der  ganzen  Provinz. 
Nom.  indig.  in  Teile  vümbue,  in  Mossambique,  ßoror  mli. 

Batracliia. 

Rana  Linne.  Aul. 

72.  R.  oxyrhyncha  Sundevall,  Smith.  —  Cabaccira,  Zan- 
zibar^  Quellimane,  Boror. 

73.  il.  Mossamhka  n.  sp. ;  mascarreniensi  D.  B.  simi- 
lis,  fissui'is  saccoruin  vocalium  in  ingluviei  lateribus,  verrucis 
glandulosis  in  dorsi  lateribus.  —  Cabaceira,  Quellimane,  Teile, 
Boror. 

Cystig nath US  Wagler. 

74.  C.  argyreicUHs  n.  sp.;  fusco-niger,  villis  quatuor 


56  Peters: 

dorsalibus  arluumque  fasciis  vel  maculis  argenteis.    Cabaceira, 
Boror. 

Pyxicephalus  Tschudi. 

75.  P.  edulis  n.  sp. ;  pedibus  longiludine  corpori  aequa- 
libus ;  olivaceo-viridis,  maculis  fuscis,  linea  dorsali  flava.  — 
Mossambique,  Boror,  Teile. 

76.  P.  7narmoratus  n.sii.;  pedibus  corpore  longioribus; 
roslro  obtuso;  membrana  tympani  parva;  fusco-viridis,  ob- 
solete fusco  marmoralus;  venire  sordide  albo ;  ingluvie  late- 
ribusque  flavidis.  —  Boror. 

Hylae. 

Hylambates  Dumeril. 

77.  H.maculatus  Dum.  —  Die  Flecke  der  Schenkel  und 
die  Ringe  der  Körperflecke  sind  bei  dem  lebenden  Thiere 
schön  roth.  —  Cabaceira. 

Chiromantis  nov.  gen.  (/j/q  Hand,  ^(«j^rtg  Laub- 
frosch.) 
Digiti  palmarum  bini  externi  semipalmati  binis  internis 
in  basi  palmalis  oppositi.  Digiti  plantarum  totopalmati.  Digiti 
omnes  apice  dilatati.  Membrana  tympani  distincla.  Lingua 
cordiformis,  postice  bifurcata,  libera,  a  centro  ad  apicem  us- 
que  alfixa.  Dentes  in  ossibus  intermaxillaribus  et  maxillaribus 
superioribus;  d.entes  vomeris  inter  choanas  positi.  Aperlurae 
tubarum  Eustachii  choanis  paulo  maiores.  Processus  transversi 
vertebrae  sacralis  haud  dilatati.  Indicium  sacci  vocalis  exter- 
num  in  maribus  nulluni. 

78.  Ch.  xerampelina  n.  sp. ;  xerampclina,  maculis  late- 
ralibus  fasciisque  transversis  ferrugineis.  —  Tette  und  Sena. 
Nom.  indig.  schüre. 

Hyperolius  Rapp.  (^Ewcwemis  Tschudi.) 

79.  H.  bivittatus  n.  sp. ;  ferrugineo-fuscus,  albopunctu- 
latus,  viltis  duabus  dorsolateralibus  in  roslro  confluentibus  vil- 
taque  crurali  argenleis  nigropunctulalis  ;  gaslraeum  ex  flavo 
virescens;  oculi  prominentes;  membrana  tympani  parva  ob- 
ducta;  pupilla  perpen  d  icularis  elliptica;  nares  rotundae  in 
ipso  rostri  truncati  latere  posilae;  abdomen  femorumque  pars 
inferior  glandulosa;  granula  glandulosa  in  angulo  oris  parca; 


üebersicht  der  auf  seiner  Reise  gesammelten  Amphibien.        57 

dorsum  capitis  corporis  extremitatumque  granulis  minutis  spar- 
sis  munilum.  Lingua  cordiformis  incisa;  digili  palmarum  ex- 
terni  semipalmati.  —  Frequens  in  terra  Boror. 

80.  H.  taeniatus  n.  sp.;  fulvus,  viltis  quatuor  dorsali- 
bus  in  rostro  confluentibus  nigrofuscis ;  villa  e  niaculis  nigris 
et  rubris  composita  in  ulroque  corporis  latere,  ingluvies  gra- 
nulosa  vittis  nigro- rubris  ornata;  abdomen  album;  humeri, 
antibrachii,  cruris  pedisque  partes  superiores  fulvae  vittis  ni- 
gro-fuscis,  reliquae  femoraque  sanguinea  ;  mernbrana  tympani 
mediocris  obducta;  oculi  parum  vel  valde  prominentes,  pu- 
pilia  horizontali  elliptica  ;  nares  ovales  oblique  in  rostri  obtuse 
rotundali  latere  positae;  abdomen  femorumque  pars  inferior 
glanduloso-granulosa ;  granula  in  oris  angulo  distincla  ;  lin- 
gua  ovatocordiformis^  profunde  excisa;  digiti  palmarum  externi 
semipalmati.  —  Boror. 

81.  ti.  marmoratus  Rapp.  —  Quellimane^  Boror. 

82.  H.  marginatiis  n.  sp. ;  supra  fulvus,  lateribus,  bra- 
chiis  cruribusque  maculis  punctisque  nigro-rubris ;  femoribus 
abdomineque  carneis;  ingluvie  nigro -rubro  maculata;  iride 
aenea,  pupilla  horizontali;  rostro  obtuso;  cantho  rostrali  ob- 
soleto;  naribus  parvis,  oblique  ovalibus;  ventre  femorumque 
parte  inferiore  granulosis;  ingluvie  parum  granulosa;  digitis 
palmarum  externis  semipalmatis.  —  Macanga. 

83.  R.  argus  n.  sp.;fuscus;  vitta  aurea  nigromarginata 
a  supercilio  ad  rostri  apicem  extensa;  ocellis  fulvis  nigro- 
marginatis;  artuum  parte  inferiore  femoribusque  totis  rubris; 
gastraeo  albo,  regione  interfemorali  virescenle;  pupilla  hori- 
zontali elliptica;  membrana  tympani  parva  vix  visibili;  ventre 
femorumque  parte  inferiore  granulosis;  ingluvie  laevi ;  digitis 
palmarum  externis  semipalmatis.  —  Boror. 

84.  IL  flavoviridis  n.  sp.;  supra  flavoviridis,  fascla  au- 
rantiaca  nigro-marginata  a  supercilio  ad  nasi  apicem  ducta; 
subtus  flavidus ;  pupilla  horizontali;  rostro  obluso  rotundafo; 
naribus  oblique  ovalibus;  lingua  rhomboidal!;  digitis  palmarum 
externis  semipalmatis;  membrana  tympani  distincla.  — Boror. 

85.  I].  Tettensis  n.sp.;  supra  viridis,  nigropunclalus; 
sublus  flavidus;  membrana  tympani  dislincta.  —  Tette. 


58 


Peters:  Uebers.  der  auf  seiner  Reise  gesammelt.  Amphibien. 


Bufone§. 

Br  achym  erus  Smith. 

86.  B,  bifasciatus  Smith.  —  Tette.  —  Die  Binden  und 
Flecke  sind  am  lebenden  Thier  nicht  gelb,  sondern  rolh. 

Engystom  a  Fitzinger. 

87.  E.  marmoratum  n.  sp.;  sordide  viride  vel  fusco- 
viride,  nigro-marmoralum ;  gastraeo  albo.  —  Cabaceira.  Nom. 
indig.  napülo, 

Br  eviceps  Merrem. 

88.  B.  Mossambicus  n.  sp. ;  supra  fusco-ferrugineus, 
versus  latera  in  ochraceum  transiens ,  maculis  nigris  ,  linea 
dorsali  flavida;  plaga  infraorbitali  nigra ;  ingluvie  nigrofusca, 
gastraeo  reliquo  sordide  albo.  —  Insula  Mossambique,  Sena. 
Nom.  indig.  injacatumbäsi. 

Bufo. 

89.  B.  pantherinus  Boie.  —  Cabaceira,  Boror,  Tette 
u.  a.  0. 

jlg^Iossa. 

Dactylethra  Cuvier  (Xeiiopus  Wagler.) 

90.  D.  Müllen  Pet.  (Monatsberichte  d.  Akad.  1844.  p.37.) 
—  Cabaceira,  Boror,  Sena^  Tette.     Nom.  indig.  camusönde. 


lieber  die  Synonymie  von  Syinbranclius 
iinaiiaculatus  Bl. 

Von 

Dr.  J.  liaup, 

in  Darmstadt. 

(Briefliche  Miltheilung  an  den  Herausgeber). 


Da  ich  mich  iin  Augenblick  mit  den  Aalen  beschäftige, 
so  bemerke  ich,  dass  Herr  Dr.  C  a  n  t  o  r  einen  kleinen  Irrlhum 
begangen  hat,  wenn  er  den  indischen  Ophisternon  bengalen- 
sis  McCI.  als  den  Synbranchus  immaculalus  Bloch  beschreibt 
und  abbildet. 

Der  Syn-  oder  Symbranchus  immaculalus  Bloch  stammt 
aus  Süd-Amerika  und  hat  an  der  Kehle,  wie  Bloch's  Abbil- 
dung zeigt,  ein  ovales  Loch,  während  die  indische  Art  die 
2  Kiemenöffnungen  unter  einem  am  Rande  bogenförmig  aus- 
geschnittenen Halskragen  verborgen  hat,  der  der  Länge  nach 
innerlich  durch  eine  Scheidewand  getrennt  ist.  Man  verglei- 
che die  Abbildung  des  Dr.  Cantor. 

In  seinen  Synonymen  schreibt  Cantor  „(exci.  Habit. 
Surinam.)  Soll  diess  heissen,  dass  die  Angabe  des  Vaterlan- 
des falsch  ist  und  dass  Bloch's  S.  immaculalus  nur  in  In- 
dien vorkommt,  oder  soll  es  heissen,  dass  der  indische  eine 
von  der  surinanischen  Art  verschiedene  sei?"  Bloch  sagt  in 
seinem  grösseren  Werk  Vol.  XII.  p.  77. :  11  m'en  venu  de  Su- 
rinam et  duTranquebar  und  in  seiner  Syst.  „Habilat  in  fluviis 
Tranquebariae."  Es  ist  daraus  zu  entnehmen,  dass  Bloch 
den  südamerikanischen  mit  dem  indischen  verwechselt  hal. 
Prof.  Müller  sagt  in  seinen  Myxinoiden  p.245,  dass  der  von 


60  Kaup: 

Bloch  abgebildete  Aal  nicht  in  der  Berliner  Sammlung  mehr 
vorhanden  ist ,  und  dass  erst  in  neuerer  Zeit  ein  Exemplar 
aus  Brasilien  unter  der  Benennung  S.  immaculatus  gekommen 
sei.  Da  jedoch  Bloch  die  südamerikanische  Form  abgebil- 
det und  beschrieben  und  diese  nur  mit  der  indischen  Art  ver- 
wechselt hat,  so  muss  der  südamerikanischen  Form  der  Name 
Synbranchus  immaculatus  verbleiben  und  die  indische  Art  muss 
einen  andern  Namen  erhalten. 

Können  auch  die  Untersuchungen  eines  Mc.  Cl  eil  and 
keinem  Ichthyologen  zusagen ,  so  traf  er  doch  diessmal  das 
Richtige,  indem  er  dem  indischen  Aal  einen  neuen  Namen 
beilegte. 

Wenn  er  auch  seine  Charaktere  von  diesem  Geschlecht 
zum  Theil  unrichtig  auffasste,  so  ist  es  doch  sicher,  dass 
sein  Ophisternon  bengalensis  identisch  mit  Symbranchus  im- 
maculatus Cantor  ist. 

Die  Synonymie  dieser  beiden  Genera  ist  demnach  wie 
folgt  zu  sichten : 

Synbranclius  imiiiaculaius  Bloch. 

Bl.  Ausl.  Fische    T.  419.  Fig.  1.  Vol.  XII.  p.  77.    (excl. 

Habitat  Tranquebarla )  Syst.  p.  5Q4.  (excl.  Hab.  in 

fluviis  Tranquebariae}. 

Shaw  Gen.  Zool.Vol.  IV.  p.  36.  (copirt.) 

?   Cuv.    Regn.    anim.  II.  p.  354.      Uebers.  462.    (  excl. 
synon.) 

Opliisiernoii  beng^alensis  McClell. 

Calc.  Journ.  Nat.  Hist.  V.  p.  197,  220.  Tab.  II.  Fig.  1,  2. 
(AdultO 

Symbranchus    immaculatus    Cant.    Cat.    Mal.    Fish    in 

Journ.  As.  Soc.  Beng.  XVIII.  p.  1319.  (juv.) 
Tetrabanchus   immaculatus  Bleeker,    Nat.  Tydschr.  N. 

Ind.  II.  p.69.  Cjuv.) 
Symbranchus   immaculatus,  Bleeker,  Nat.    Tydschr.  N. 

Ind.  III.  p.  32.  —  Muraenoiden  en  Symbranchoiden 

p.  57.  (juv.) 


Ueber  die  Synonymie  von  Symbranchus  immaculatus  Bl.      61 

Bis  jetzt  habe  ich  noch  keinen  Aal  aus  Südamerika  ge- 
sehen, der  vollkommen  mit  dem  unter  dem  Namen  Symbran- 
chus marmoratus  Bl.  Tab.  418.  übereinstimmte.  Dass  dieser 
Fisch  generisch  zu  dem  immaculatus  gehört,  ist  ausser  allem 
Zweifel,  allein  ob  er  specifisch  sich  von  diesem  unterscheidet, 
kann  mit  Sicherheit  nach  den  von  Bloch  gegebenen  Abbil- 
dungen und  den  höchst  dürftigen  Beschreibungen  nicht  wohl 
ermittelt  werden.  Ob  Cuvier  den  südamerikanischen  Aal  oder 
den  Cuchia  aus  Indien,  Monopnous  Cuchia  J.  Müll.,  anatomisch 
untersucht  hat ,  und  die  Charaktere  des  letztern  für  die  des 
ersteren  gegeben  hat,  muss  einstweilen  dahin  gestellt  sein. 
Die  echten  Symbranchus  und  Ophisternon  haben  keine  Schwimm- 
blase. „There  is  no  airvessel,"  sagt  Cantor  p.  15;  auch  ich 
konnte  keine  bei  einem  immaculatus  aus  Chili  finden. 


]IIaclii§clii*ift 

zu  den   Bemerkungen   über   die   Gallungen  Pachybdella   und 
Peilogasler. 

Von 
Prof.  Jap.  üteenstrup. 

(Vergl.  oben  S.  16). 


Vor  einiger  Zeit  ward  ich  durch  eine  gefällige  briefliche 
Millheilung  des  geehrlen  Hrn.  Dr.  C  replin  in  Greifswald  be- 
nachrichtigl,  dass  Hr.  Prof.  0.  S  chmi  dt  Zeichnung  und  kurze 
Beschreibung  einer  Pachybdella-Larve  in  der  Zeitschrift  „das 
Wellall"  für  1854  CNo.3.  S.  19j  gegeben  habe,  welche  Zeit- 
schrift ich  erst  in  diesen  Tagen  (Ausgangs  Deccmber)  zu  Ge- 
sicht bekommen  konnte.  Aus  der  von  Schmidt  gegebenen 
Figur,  welche  sehr  mit  der  von  mir  citirten  Cavoli  ni'schen 
(F.  16.  c)  übereinstimmt,  geht  allerdings  hervor,  dass  das 
Junge  einem  Entomostraconjungcn  überaus  ähnlich  ist;  und 
um  so  merkwürdiger  erscheinen  mir  die  obgedachten  Ver- 
hältnisse zwischen  den  Bopyruslarven- ähnlichen  Liriopen  der 
Peltogastri  und  den  lioriopenähnlichen  Jungen  (^Cavolini's 
Fig.  18.  r,  r)  des  sonderbaren  Schmarolzerthiers  (Fig.  17). 
Uebrigens  bestätigt  Schmidt's  Beobachtung,  dass  die  Pa- 
chybdella bei  Wangerooge  nicht  nur  gemein,  sondern  sogar 
überaus  häufig  ist,  —  so  wie  ich  auch  aus  derselben  ersehe, 
dass  Schmidt  einzelne  Pachybdella  =  Peilogasler  -  Indivi- 
duen an  der  dalmatischen  Küste  gesammelt  hat. 


lieber  die  Jug-eiidzusiäiide  einig^er 
Anneliden« 

Ein  Beitrag  zur  Enlvvickelungsgeschichte. 

Von 

Rud.    lieuckart. 

(Hierzu  Taf.  II.) 


Busch  hat  in  seinen  reichhalligen  „Beobachlungen  über 
Anatomie  und  Entwickelungsgeschichle  einiger  wirbellosen 
Seethiere"  auf  Taf.  VIII.  Fig.  1—4  eine  Annelidenlarve  von 
unbekannter  Herkunft  abgebildet,  die  sich  in  mehrfacher  Be- 
ziehung und  namentlich  durch  den  Besitz  von  mächtigen  Sta- 
cheln und  Wimperkämmen  an  den  einzelnen  Segmenten  in 
auffallender  Weise  ausgezeichnet.  Die  gleiche  Larve  habe 
ich  im  Frühjahre  1853  nicht  seilen  bei  Nizza  und  Villa  franca 
von  der  Oberfläche  des  Meeres  aufgefischt.  Das  Entvvicke- 
lungsstadium,  in  dem  dieselbe  zur  Untersuchung  kam,  stimmte 
so  ziemlich  mit  dem  von  Busch  beobachteten  überein,  we- 
nigstens bei  der  Mehrzahl  der  Exemplare;  jüngere  Larven 
wurden  niemals  aufgefunden,  wohl  aber  einige,  die  etwas 
weiter  fortgeschritten  waren  und  diese  ihre  weitere  Entwik- 
kelung  namentlich  auch  durch  den  Iheilvveisen  oder  selbst 
vollständigen  Verlust  der  oben  erwähnten  mächtigen  Sla- 
chclborslen  documentiren.  Nachdem  somit  die  provisori- 
sche Natur  dieses  eigenthümlichen  Borsten-Apparates  festge- 
stellt war,  gelang  es  unter  Berücksichtigung  der  übrigen 
Charaktere  ziemlich  leicht,   die  Abstammung  unserer  Larve 


64  L  e  u  c  k  a  r  t : 

oder  doch  wenigstens  die  nächsten  Verwandten  derselben  zu 
erforschen.  Wir  finden  diese,  meiner  Meinung  nach,  in  der 
Familie  der  Aricieen  und  zwar  in  der  Gruppe  mit  zwei  lan- 
gen Fühlercirren  (Ariciae  naideae  Oerst.,  Spioidea  Gr.)^  wahr- 
scheinlich unter  den  Arten  des  Gen.  Spio  oder  Nerine. 

Bevor  ich  indessen  die  Gründe,  die  für  meine  Behaup- 
tung sprechen,  des  Weitern  auseinander  setze  ,  müssen  wir 
zunächst  die  Larve  selbst  ins  Auge  fassen,  um  so  mehr,  da 
die  Angaben  von  Busch  (S.  65)  nicht  in  jeder  Beziehung 
erschöpfend  und  auch  in  sofern  irrlhümlich  sind,  als  derselbe 
die  Rückenfläche  unseres  Wurmes  für  die  Bauchfläche  aus- 
giebt  und  umgekehrt. 

Die  am  meisten  entwickelten  Individuen,  die  ich  antraf 
(Fig.  1),  maassen  Syj'"  Rh.  und  hatten  eine  bräunliche  Fär- 
bung. Sie  waren  ziemlich  schlank  vorn  etwa  Yii'"  breit, 
nach  hinten  zu  verjüngt  und  vom  Rücken  nach  dem  Bauche 
abgeplattet,  so  dass  die  Höhe  des  Körpers  (Fig.  3)  kaum  mehr 
als  die  Hälfte  seiner  Breite  betrug.  Sie  schwammen,  wie 
mir  wenigstens  schien ,  fast  ausschliesslich  durch  die  Aclion 
der  Wimperkränze  und  Wimperkämme,  deren  Anordnung  be- 
reits von  Busch  beschrieben  ist.  Sobald  man  dieselben  in 
ihrer  Bewegung  störte,  rollten  sie  sich  in  eine  flache  Spirale 
zusammen  und  sanken  zu  Boden. 

Die  Segmente  des  Körpers  sind  bereits  (Fig.  1)  in  ziem- 
lich beträchtlicher  Zahl  vorhanden,  bis  an  50.  Sie  zeigen 
einen  ganz  gleichmässigen  Bau,  nehmen  aber  von  vorn  nach 
hinten  allmählich  an  Entwicklung  ab.  Der  Kopf  besteht  aus  einem 
kurzen  und  breiten,  fast  viereckigen  Höcker ,  der  sich  nach 
hinten  nur  undeutlich  gegen  das  erste  Körpersegment  absetzt 
und  zwischen  den  abgestumpften  Vorderecken  einen  kurzen 
lentakelartigcn  Fortsatz  (Stirnfühler)  von  conischer  Form 
trägt.  Die  Oberfläche  des  Kopfhöckers  ist  mit  vier  schwar- 
zen Augenpunkten  versehen,  die  ziemlich  weit  von  der  Mit- 
tellinie entfernt  sind ,  und  in  einer  nur  wenig  nach  hinten 
gekrümmten  Bogenlinie  stehen.  Die  hinteren  und  inneren  Au- 
gen sind  die  grössern,  mitunter  auch  wohl  auf  der  einen  Seite 
in  zwei  dicht  neben  einander  stehende  Flecke  zerfallen.  Bre- 
chende Medien  konnten  in  ihnen  nicht  aufgefunden  werden. 
Zu  den  Seiten  des  Kopfhöckers  bemerkt  man  einen  ganz  an- 


Ueber  die  Jugendzustände    einiger  Anneliden.  65 

sehnlichen  Tentakel  (oder  Fühlercirrus),  der  in  dem  AVinkel 
zwischen  diesem  und  der  aufgewulsleJen  Oberlippe  hervor- 
kommt und  sich  hornförmig  nach  hinten  bis  über  das  erste 
Segment  hinüberkrümmt.  Wo  derselbe  mit  der  Oberlippe 
zusammenslösst,  trägt  letztere  ein  Büschel  langer  Flimmer- 
haare, das  Busch  gewiss  mit  Recht  als  Ueberrest  des  rädern- 
den Scheilelwirbels  ansieht. 

Das  vorderste  Körpersegment  verlängert  sich  auf  der 
ßauchfläche  fast  bis  an  die  Basis  des  Stirnfühlers  und  bildet 
hier  (Fig.  2.)  vor  dem  Munde  eine  lippenförmige  Aufwulstung, 
die  schon  oben  erwähnte  Oberlippe,  die  zugleich  die  Grenze 
zwischen  Mundsegment  und  Kopfhöcker  bezeichnet.  Auch 
ohne  diese  Fortsetzung  ist  übrigens  das  erste  Körperseg- 
ment von  allen  das  längste  ,  obwohl  es  (auf  dem  Rücken) 
mir  etwa  ein  Drilltheil  seiner  Breite  misst.  Die  zunächst 
folgenden  Segmente  stehen  freilich  nur  wenig  an  Länge  zu- 
rück, desto  mehr  aber  die  späteren,  die  etwa  von  der  Mille 
des  Körpers  an  ziemlich  schnell  um  ein  Beträchtliches  ab- 
nehmen. An  jedem  dieser  Segmente  unterscheidet  man  (Fig.  3) 
zunächst  vier  Fusshöcker  (nicht  zwei,  wie  Busch  angiebt) 
zwei  dorsale  und  zwei  ventrale  ,  die  an  den  ziemlich  senk- 
recht abfallenden  Seitenflächen  liegen  und  als  niedrige,  aber 
ganz  umfangreiche  Erhebungen  erscheinen.  Die  Borsten  bei- 
der Fusshöckerpaare  sind  verschieden  gebaut;  die  dorsalen 
Fusshöcker  enthalten  gesäumte  Haarborsten  (Fig.  4),  die  ven- 
tralen dagegen  gestreckte  Hakenborsten,  deren  Ende,  wie 
Fig.  5  zeigt,  in  zwei  ungleich  entwickelte  Zähne  ausläuft. 
Wie  gewöhnlich  unter  solchen  Umständen,  sind  die  Haarbor- 
sten auch  hier  die  längsten.  Die  Zahl  der  Borsten  nimmt 
nach  hinten  allmählich  ab;  sie  beträgt  in  den  vordem  Seg- 
menten 6 — 7,  hinten  dagegen  nur  2 — 3.  Oberhalb  des  dor- 
salen Fusshöckers  erhebt  sich  ein  schlanker,  nnt  kurzen  Flim- 
merhaaren besetzter  Cirrus',  dessen  Länge  übrigens  bestän- 
dig, auch  in  der  vordem  Körperhälfte  ,  liinter  der  der  Bor- 
sten zurückbleibt. 

Eine  weitere  Auszeichnung  der  Segmente  besteht  in  den 
von  Busch  beschriebenen  eigenthümlichen  Flimmerlappen 
oder  Flimmer -Kämmen,  die  (Fig.  2,3)  an  der  Bauchfläche 
angebracht   sind  und  ungefähr    die  Mille  zwischen  den  ven- 

Archiv  f.  Katurgcsch  XXI.  Jahr^.   1   Ud.  5 


66  L  e  u  c  k  a  r  t : 

tralen  Fusshöckern  und  der  Medianlinie  einnehmen.  Die  Ci- 
lien,  welche  dieselben  zusammensetzen,  stimmen,  wenigstens 
in  den  vordem  Segmenten,  an  Grösse  und  Enlwickelung-  nnt 
den  Ueberbleibseln  des  Scheitelkranzes  überein,  nehmen  aber 
nach  hinten  allmählich  an  Grösse  und  auch  an  Zahl  nicht  un- 
beträchtlich ab.  Vorne  zähle  ich  nicht  selten  zwölf  und  noch 
mehr  Haare,  die  alle  in  einer  queren  Linie  regelmässig  ne- 
ben'" einander  stehen,  hinten  nur  etwati — 8.  Eine  Ausnahme 
machen  die  beiden  ersten  Körpersegmente,  denen  diese  Wim- 
perkämme voüsländig  abgehen,  die  aber  an  der  Bauchfläche 
dafür  mit  einem  unilormen  zarten  Wimpeikleide  versehen  sind. 

Das  letzte  Segment  des  Körpers  ist  ohne  Borsten,  aber 
merklich  breiter  und  länger  als  die  vorgehenden  Ringe.  Es 
stellt  gewissermaassen  eine  ringförmige  Auhvulslung  dar,  die 
den  After  umgiebt  und  mit  einem  Kranze  mächtiger  Cilien 
umsäumt  ist. 

Von  Innern  Organen  Hess  sich  nur  der  Darmkanal  un- 
terscheiden, der  bei  unserem  Thiere  eine  sehr  ansehnliche 
Enlwickelung  zeigt.  Der  Anfangsthcil  desselben  bildet  ei- 
nen Oesophagus  ohne  vorstülpbaren  Rüssel  und  ohne  Be- 
waffnung, aber  mit  fleischigen  Wandungen,  die  sich  in  dem 
zweiten,  dritten  und  vierten  Segmente  jederseils  in  einen 
ziemlich  weiten  ßlindsack  ausstülpen.  Im  fünften  Segmente 
beginnt  der  Chylusdarm  oder  Magen,  der  eine  stark  entwik- 
kelte  gelbe  Drüsenschicht  enthält  und  sich  hierdurch  schon 
auf  den  ersten  Blick  ganz  bestimmt  von  dem  Oesophagus  un- 
terscheidet ,  obgleich  er  sonst  nur  eine  direkte  Fortsetung 
desselben  zu  sein  scheint.  Namentlich  gilt  dieses  auch  inso- 
fern, als  der  Magen  dieselben  seitlichen  ßlindsäcke  besitzt, 
wie  der  Oesophagus,  die  freilich  nach  hinten  zu  allmählich 
kleiner  werden  und  schon  auf  der  Grenze  des  zweiten  Dritt- 
theiles  vollkommen  verschwinden,  aber  dafür  (mit  Aus- 
nahme des  ersten  Blindsackes)  sehr  viel  länger  und  ansehn- 
licher erscheinen,  als  die  entsprechenden  Ausstülpungen  des 
Munddarmes.  Im  Enddarm  ist  die  Drüsenschicht  des  Magens 
verloren  gegangen  und  wiederum  durch  eine  stärkere  Enl- 
wickelung der  Muskelhaut  vertreten.  Die  Muskelwände  sind, 
wie  auch  im  Oesophagus,  mit  schwarzen  Pigmentflecken  ge- 
zeichnet. 


Ueber  die  Jugendzustände  einiger  Anneliden.  67 

Die  vorstehende  Beschreibung  passt  zunächst  nur,  wie 
gesagt,  für  die  am  meisten  enlwiclielten  Exemplare  unserer 
Würmer;  die  Jüngern  sind  nicht  bloss  kleiner  und  mit  einer 
geringeren  Anzahl  von  Segmenten  (35 — 50)  versehen,  sondern 
namentlich  auch  durch  die  von  Busch  beschriebenen  be- 
dornten Borsten  oder  Stacheln  ausgezeichnet.  Wo  diese  Sta- 
cheln noch  am  vollsländigsten  erhalten  waren,  beobachtete 
ich  zunächst  ein  mächtiges  Büschel  jederseits  am  ersten  Kör- 
persegmente, das  auf  der  Dorsalfläche  hinter  dem  Fühlercir- 
rus  aufsass  (Fig.  2)  und  aus  drei  oder  vier  mitunter  auch 
nur  aus  2  colossalen  Stangen  bestand ,  die  mit  kurzen  dorn- 
förmigen  Zacken  bewehrt  waren  und  fast  die  Länge  des  hal- 
ben Körpers  hatten.  An  den  übrigen  Segmenten  standen 
ganz  ähnliche,  aber  sehr  viel  kürzere  Stacheln  ,  gleichfalls 
auf  der  Rückenfiäche,  oberhalb  des  Segmentanhanges  (Fig.  3), 
aber  immer  nur  zu  zweien  neben  einander.  Die  Länge  die- 
ser Borsten  mochte,  wenigstens  in  der  vordem  Körper- 
hälfte, etwa  der  Breite  der  zugehörenden  Segmente  gleich- 
kommen, nahm  aber  nach  hinten  allmählich  ab,  wie  schon 
Busch  hervorgehoben  hat.  Zwischen  den  Fusshöckern  wur- 
den niemals  derartige  Gebilde  vorgefunden. 

Dass  der  Verlust  dieser  Stacheln  bei  den  grösseren  Ex- 
emplaren nur  zufällig  geschehen  sei,  ist  wohl  schwerlich  an- 
zunehmen. Dazu  war  die  Zahl  der  unbestachelten  Exemplare 
zu  ansehnlich.  Ueberhaupt  zeigten  auch  die  bestacheilen 
Individuen  in  der  Zahl  ihrer  Stacheln  und  der  Anwesenheit 
derselben  an  den  einzelnen  Segmenten  die  grossesten  Ver- 
schiedenheiten. Bald  fehlten  die  Stacheln  des  vordem  Seg- 
mentes, während  sich  die  übrigen  noch  unversehrt  zeigten, 
bald  waren  es  diese  letztern,  die  in  grösserer  oder  geringe- 
rer Ausdehnung  vermisst  wurden.  Mitunter  fanden  sich  Ex- 
emplare (wie  Fig.  1),  die  nur  noch  einige  wenige  Stacheln, 
2  oder  3 ,  an  dieser  oder  jener  Stelle  ihres  Körpers  übrig 
halten. 

Unter  solchen  Umständen  trage  ich  nun  wirklich  kein 
Bedenken,  wie  auch  oben  schon  bemerkt  wurde,  diesen  son- 
derbaren Schmuck  als  eine  provisorische  Ausstattung  in  An- 
spruch zu  nehmen.  Wahrscheinlicher  Weise  bilden  aber  diese 
Stacheln   nicht    die   einzigen  provisorischen  Organe   unserer 


68  Leuckart: 

Larven.  Auch  die  Wimperkränze  und  Wimperkämme  dürfen 
wir  sonder  Zweifel  denselben  hinzurechnen,  denn  die  ausge- 
bildeten Anneliden  sind  bekannlich,  so  viel  wir  mit  Si- 
cherheil wissen,  beständig  ohne  derartige  Apparate.  Aller- 
dings will  Quatrefages  einige  kleine  Anneliden  mit  blei- 
benden Wimperbüscheln  beobachtet  haben,  aber  die  betreffen- 
den Thiere  sind  bis  jetzt  nur  unvollständig  bekannt  geworden 
und  noch  viel  weniger  als  ausgebildete  und  entwickelte  Ar- 
ten nachgewiesen. 

Abstrahlren  wir  von  diesen  Gebilden,  so  bleibt  uns  ein 
schlanker  Wurm  mit  augenlragendem  Kopfhöcker  und  zweiFüh- 
lercirren,  mit  einem  einfachen  (nicht  vorstülpbaren)  Oesopha- 
gus ohne  Bewaffnung,  mit  wenig  entwickelten  Gliedfäden  und 
mit  verschieden  gebauten  einfachen  Borsten  in  den  beiden 
gleichfalls  nur  wenig  vorspringenden  Fusshöckern  jeder  Seile. 
Voraussichtlich  gehen  nun  freilich  mit  diesem  Thiere  noch 
mancherlei  Veränderungen  vor,  ehe  es  zur  völligen  Ausbil- 
dung und  zur  Geschlechtsreife  kommt,  allein  diese  werden 
wohl  schwerlich  von  grosser  Bedeutung  sein.  Wahrschein- 
licher Weise  beschränken  sie  sich  auf  die  Vergrösserung  und 
das  Auswachsen  der  Fühlercirren  und  Gliedfäden. 

Halten  wir  das  fest,  dann  kann  über  die  systematische 
Stellung  oder,  was  dasselbe  besagt ,  über  die  Herkunft  un- 
seres Thieres  kein  grosser  Zweifel  sein.  Unser  Wurm  ist 
ein  sogenannter  Rückenkiemer  und  zwar  aus  der  Familie  der 
Aricinen  •''^}  in  dem  von  Oersted  angenommenen  Umfange 
(vgl.  dies.  Arch.  1844.  1.  S.  103}.  Die  Zweizahl  der  Füh- 
lercirren verweist  ihn  in  die  Gruppe  der  Ariciae  naidinae  und 
die  gleichmässige  Bildung  aller  einzelnen  Körpersegmente 
unter  die  Gen.  Nerine  oder  Spio.  Welcher  dieser  beiden  Gat- 
tungen der  Wurm  angehört,  lässt  sich  ohne  Kenntniss  des 
ausgebildeten  Zustandes  schwer   entscheiden.     Es  wird  dabei 


*)  Zur  Vergleichung  der  Borstenform  verweise  ich  hier  auf 
meine  Beschreibung  von  Leucodore  mutica  in  diesem  Archive  1849.  I. 
S.  200.  in  Bezug  auf  die  Bildung  des  Oesophagus  erwähne  ich  ferner 
das  Gen.  Aonis  ,  das  sich  nach  meinen  Beobachtungen  (in  VVagner's 
Zoot.  II.  S.  307)  in  dieser  Hinsicht  fast  unmittelbar  an  unsere  Larve 
anschliesst. 


Ueber  die  Jugendzuslände   einiger  Anneliden.  69 

vorzugsweise  auf  das  spätere  Verhalten  des  Endsegmentes 
ankommen ,  das  bei  Nerine  bekanntlich  mit  einem  saugnapf- 
arligen  Kranze  von  Papillen  versehen  ist. 

Aus  dem  Mitlelmeere  kennen  wir  bis  jetzt  nur  einen  ein- 
zigen Repräsentanten  der  namhaft  gemachten  beiden  Genera, 
und  auch  diesen  nur  unvollkommen ,  den  Lumbricus  cirratu- 
lus  von  delle  Chiaje.  Ich  habe  zur  Zeit  leider  keine  Gelegenheit 
die  Memorie  e  not.  etc. ,  in  denen  dieser  Wurm  (Tab.  64. 
Fig.  16)  abgebildet  ist,  zu  vergleichen  und  muss  es  also  da- 
hin gestellt  sein  lassen ,  ob  unsere  Larve  auf  diesen  etwa 
zurückgeführt  werden  kann. 

Die  ausgebildeten  Spionen  und  Nerinen  leben  bekannt- 
lich im  Schlamme,  wo  sie  förmliche  Gänge  und  Röhren  bauen; 
die  freie  pelagische  Lebensweise  unserer  Larve  wird  also 
später,  wohl  nach  Verlust  der  Wimperapparate,  mit  einem 
anderen  sehr  verschiedenen  Aufenthalte  vertauscht. 

Bedürfte  es  übrigens  noch  weiterer  Beweise  für  die  Ab- 
stammung unserer  Larven  von  einer  Spioide,  so  brauchte 
man  nur  auf  die  Aehnlichkeit  hinzuweisen,  die  zwischen  ih- 
nen und  der  vonOersted  (Conspect.  annul.  Danic.  Tab.  VL 
flg.  96)  abgebildeten  muthmasslichen  Larve  von  Leucodore 
ciliata  obwaltet.  Freilich  habe  ich  diese  Abbildung  gegen- 
wärtig nicht  zur  Hand,  so  weit  ich  mich  indessen  erinnere, 
kommen  hier  ganz  dieselben  mächtigen  Borsten  vor,  die  un- 
sere Larve  in  der  ersten  Zeit  ihres  Lebens  so  aufTallend 
auszeichnen  ,  auch  in  einer  ganz  ähnlichen  Anordnung  und 
Entwickelung.  ObOersted  den  eigenthümlichen  Bau  die- 
ser Borsten  erkannt  hat,  weiss  ich  nicht ;  ich  glaube  es  in- 
dessen kaum,  da  ich  sonst  wohl  schwerlich,  wie  das  in  den 
mit  Frey  zusammen  herausgegebenen  Beiträgen  (S.  9V')  ge- 
schehen ist ,  eine  Larve  mit  einfachen  (bleibenden)  Borsten, 
die  ich  in  Helgoland  beobachtetete  ,  mit  der  Oersted'schen 
Larve  zusammengestellt  haben  würde. 

Aehnliche  provisorische  Borsten  finden  sich  übrigens 
auch  bei  anderen  Annelidlarven ,  selbst  bei  solchen ,  die 
unseren  Thieren  ziendich  ferne  stehen.  Auf  die  von  Busch 
Tab.  Vli.  Fig.  5  u.  6  abgebildete  Larve  will  ich  mich  dabei 
nicht  beziehen,  da  diese  ihrer  Abstammung  nach  einstweilen 
noch  vollständig  unbekannt  ist,  und  ja  njöglicher  Weise  un- 


70  Leuckart; 

serer  Spio  ganz  nahe  verwandt  sein  könnte.  Aber  erinnern 
darf  ich  wohl  daran,  dass  Quatrefages  bei  den  Larven 
des  Gen.  Herniella  (Ann.  des.  sc.  nat.  1848.  T.  X.  p.  153) 
eine  ganz  ähnliche  Bildung  beschrieben  hat.  Dass  diese  Bor- 
sten späterhin  abfallen ,  wurde  allerdings  nicht  beobachtet, 
kann  aber  nichts  desto  weniger  keinem  Zweifel  unterliegen, 
da  die  ausgebildeten  Hermellen ,  wie  ich  aus  eigener  Erfah- 
rung weiss,  derselben  entbehren.  Mit  den  späteren  Paleen 
haben  diese  Borsten  nicht  das  Geringste  gemein. 

So  Vieles  über  die  bestachelte  Annelidlarve  von  Triest 
und  Nizza  und  ihre  genetischen  Beziehungen,  die,  wie  ich 
hoffe,  ziemlich  richtig  erkannt  sind.  Gehen  wir  jetzt  zu  ei- 
ner andern,  gleichfalls  von  Busch  entdeckten  und  beschrie- 
benen Larve  über,  die  auf  Tab.  IX.  Fig.  1—8  des  oben  citirten 
Werkes  abgebildet  ist  und  mit  der  Mesotrocha  6-oculata  des- 
selben Forschers  eine  grosse  Aehnlichkeit  hat. 

lieber  den  Ursprung  der  letzteren  haben  wir  kürzlich 
durch  M.  Müller  C^lonatsber.  der  Ber.  Acad.  1854.  S.  395) 
Aufschluss  erhalten.  Wir  wissen  heute,  dass  sie  die  Larve  des 
von  Sars  entdeckten  Chaetoplerus  norwegicus  darstellt.  Mit 
dieser  Erkenntniss  ist  nun  aber  auch,  wahrscheinlicher  Weise 
zugleich  die  Deutung  der  von  Busch  bei  Triest  aufgefunde- 
nen zweiten  Mesotrocha  gegeben.  Sie  dürfte  sich  wohl  als 
Larve  des  Triestiner  Chaetopterus  pergamentaceus  (Tricoelia 
variopedata  Ren.)  erweisen,  von  dem  ich  in  diesem  Arch.  1849. 
L  S.340  eine  nähere  Beschreibung  geliefert  habe.  Bei  einer 
früheren  Gelegenheit  (in  den  Gott.  Gel.  Anz.  1852.  S.  857) 
habe  ich  die  Vermuthung  ausgesprochen ,  dass  man  in  den 
Annelidlarven  mit  Mesotrochatypus  vielleicht  die  Abkömmlinge 
einer  Serpula  oder  sonst  einer  Wurmform  vermuthen  dürfe, 
bei  der  die  Segmente  des  Vorderkörpers,  wie  bei  Serpula,  sich 
durch  Form ;,  Bildung  und  Stellung  der  Fusshöcker  von  den 
übrigen  Segmenten  unterschieden  —  und  in  der  That  ergiebt 
sich  diese  Vermuthung  jetzt  als  vollkommen  gerechtfertigt, 
wenn  auch  bei  der  Artbeslimmung  nicht  das  Richtige  getrof- 
^.1  wurde. 

Die  üebereinstimmung  der  Triestiner  Mesotrocha  mit  dem 
Chaetopterus  pergamentaceus  wird  namenilich  durch  die  Bil- 
dung jder  Borsten  im  hohen  Grade  wahrscheinlich.    Dieselben 


Ueber  die  Jugendzustände    einiger  Anneliden.  71 

Formen,  die  Busch  bus  den  vor  dem  Wimperkranze  gele- 
g-enen  Segmenten  seiner  Mesolrocha  abbildet,  sind  auch  von 
mir  an  dem  Vorderkörper  unseres  Chaetopterus  beobachtet 
und  beschrieben.  Selbst  die  eigenthümliche  breite  Borste, 
die  Busch  im  fünften  Segmente  seiner  Larve  auffand,  kehrt 
bei  dem  ausgebildeten  Wurme  an  derselben  Stelle  (ausser- 
dem aber  auch  in  dem  vierten  Segmente)  wieder,  nur  weni- 
ger deutlich  gezackt  und  in  einer  grösseren  Menge,  wie  denn 
die  Zahl  der  Borsten  überhaupt  im  entwickelten  Zustande 
sehr   viel  ansehnlicher  ist. 

Hat  man  einmal  die  Ueberzeugung  von  der  Identität  der 
Mesotrocha  und  des  Chaetopterus  gewonnen,  dann  wird  es 
leicht,  beide  Formen  auf  einander  zurückzuführen  und  dadurch 
auch  ohne  directe  Beobachtung  einen  ziemlich  vollständigen 
Ucbcrblick  über  die  Metamorphosen  des  betreffenden  Thieres 
zu  gewinnen. 

Ich  habe  a.  a.  0.  nachgewiesen,  dass  auch  Chaetopte- 
rus nach  Art  der  übrigen  Anneliden  mit  einem  eigenen  Kopf- 
höcker versehen  ist.  Im  ausgebildeten  Zustande  ist  dieser 
Theil  allerdings  sehr  rudimentär ,  so  dass  man  ihn  früher 
übersehen  konnte,  bei  der  Larve  dagegen  erscheint  er  sehr 
mächtig  entwickelt  und  namentlich  auch  oberhalb  des  Mundes 
schirmförmig,  wie  eine  Oberlippe,  ausgezogen*'^').  Dieser 
Oberlippe  entspricht  bei  der  Larve  eine  zweilappige  Unter- 
lippe, deren  beide  Lappen  nur  mit  einander  zu  verwachsen 
brauchen,  um  den  eigenlhümlichen  Lippenapparat  des  ausgebil- 
deten Thieres  zu  bilden.  Die  beiden  Tentakeln,  die  bei  un- 
serer Larve  zu  den  Seilen  {\iis  Mundes  angebracht  sind,  fin- 
den sich,  nach  meinen  Beobachlungen  ,  auch  bei  Chaetopte- 
rus, obgleich  verhältnissmässig  viel  weniger  entwickelt,  ge- 
wissermaassen  verkümmert ,  wie  der  Kopfhöcker  und  die 
Augen. 

Die  Segmente  ,    die  bei  der  Larve   zwischen  Kopf  und 
Wimperkranz  angebracht  sind,  bilden  (mitsammt  dem  Kopfe) 


*)  Durch  die  Bildung  des  Kopfes  bei  den  Larven  wird  es  aus- 
ser Zweifel  gestellt,  dass  Sars  wirklich,  wie  ich  a.  a.  0.  angegeben 
habe,  den  lUickcn  von  Cüaelopleius  in  ihümlicher  Weise  für  den  ßauch 
gi-nouiinen   hat. 


72  L  e  u  c  k  a  r  t : 

den  Vorderhörper  des  erwachsenen  Thieres.  Aber  die  Zahl 
derselben  bedarf  noch  der  Ergänzung  ;  Busch  zählle  nur  neun 
Segmente,  während  bei  meinen  Würmern  deren  12  und  13 
vorkamen.  Die  neuen  Segmente  bilden  sich  offenbar  am  hinte- 
ren Ende  des  Vorderkörpers  —  d.  h.  zwischen  Vorder-  und 
Mittelkörper;  meines  Wissens  freilich  das  einzige  Beispiel  der 
Art  unter  den  Anneliden  — ,  wie  aus  der  Stellung  der  oben 
erwähnten  gezähnelten  Borsten  zur  Genüge  hervorgeht.  Mit 
den  letzten  Segmenten  fehlen  bei  Mesotrocha  auch  die  mäch- 
tigen flügeiförmigen  Anhänge,  die,  nach  meiner  Darstellung, 
aus  der  Metamorphose  der  letzten  Fusshöcker  am  Vorderkör- 
per hervorgehen ,  so  wie  die  Ilakenborsten,  die  ich  an  den 
beiden  letzten  Segmenten  dieses  Körpertheiles  nacbgcwiesen 
habe. 

Der  zweite  Leibesabschnitt  von  Mesotrocha,  der  mit  dem 
Wimperkranze  beginnt,  entspricht  dem  mittleren  und  hinteren 
Körpertheile  unseres  Chaelopterus,  bedarf  aber  zu  seiner  voll- 
ständigen Enlwickelung  augenscheinlicher  Weise  einer  noch 
grösseren  Ergänzung,  da  Busch  bei  seinen  Larven  in  ihm 
nur  elf  Segmente  zählte,  während  im  erwachsenen  Zustande 
hier  mehr  als  die  doppelte  Menge  vorkommt.  \^'enn  übri- 
gens Busch  diesem  hinteren  Abschnilte  die  Borstenfüsse 
abspricht,  so  hat  er  dabei  wohl  nur  die  Pfriemenborsten- 
büschel  des  vordem  Körpers  im  Auge  gehabt,  denn  die  elf 
Paar  Fussstiimmel  mit  den  „länglich  ovalen  Körpern,«  die  in 
dieselben  eingelagert  sind ,  haben  sonder  Zweifel  gleichfalls 
die  Bedeutung  von  Borstenfüsse  ^  und  sind  augenscheinlicher 
Weise  die  ersten  Anlagen  der  mit  Hakenborsten  versehenen 
Bauchhöcker.  Giebt  doch  Busch  sogar  an,  dass  die  einge- 
lagerten Körper  gezähnelt  seien,  wie  ich  es  von  den  Haken- 
borsten des  Chaetopterus  nachgewiesen  habe.  Interessant  ist 
es  übrigens,  dass  diese  ventralen  Fusshöcker  in  allen  Seg- 
menten eine  seillich  symmetrische  Vertheilung  besitzen,  wäh- 
rend sie  später  bekanntlich  in  den  vordersten  Segmenten  (}es 
Mitlelkörp(  rs  zu  einem  unpaaren  Gebilde  verschmolzen  sind. 
Die  dorsnlen  Fusshöcker ,  die  dem  Hinterleibe  des  ausgebil- 
deten Chaetopterus  zukommen,  scheinen  sich  erst  später  zu 
entwickeln. 

Wenn  ich  die  hinler  dem  Wimperreifen  gelegenen  Scgr 


lieber  die  Jugendzustände  einiger  Anneliden.  73 

mcnte  von  Mesolrocha  mit  dem  Miltelkörper  und  dem  Hinler- 
leibe des  Chaetopterus  und  nicht  etwa  bloss  mit  letztem  zu- 
sammenstellte, so  geschieht  das  auf  Grund  der  von  Busch 
gemachten  Beobachtung,  dass  sich  die  Rückenfläche  dieser 
Segmente  allmählich  jederseits  neben  der  Mittellinie  in  einen 
ziemlich  langen  und  flimmernden  Fortsatz  auszieht.  Busch 
betrachtet  diese  Fortsätze  als  Kiemen  und  schliesst  daraus, 
dass  Mesotrocha  die  Larve  eines  Rückenkiemers  sei ;  er  ver- 
muthet  also,  dass  diese  Fortsätze  in  ihrer  ursprünglichen  Form 
persisliren,  während  sich  dieselben  meiner  Meinung  nach  — 
die  sich  freilich  nur  auf  die  Voraussetzung  von  der  Iden- 
tität unserer  Larve  mit  dem  Triestiner  Chaetopterus  stützt 
—  durch  mittlere  Verwachsung  allmählich  in  die  schup- 
penförmigen  Aufsätze  verwandeln,  die  den  Segmenten  des 
Mittelkörpers  und  auch  den  ersten  Segmenten  des  Hinter- 
leibes (den  letztern  aber  weit  weniger  auffallend)  die  be- 
kannte linsen-  oder  lutenförmige  Gestalt  geben.  Die  Ent- 
wicklung dieser  Fortsätze  beginnt  dicht  hinter  dem  Wim- 
perreifen und  erstreckt  sich  von  da  allmählich  nach  hinten, 
wie  weit,  ist  noch  nicht  beobachtet.  Die  ältesten  Larven  von 
Mesotrocha,  die  zur  Untersuchung  kamen,  zeigten  diese 
Fortsätze  nur  an  den  vier  ersten  Segmenten  in  völliger  Ent- 
wickelung,  also  gerade  an  denjenigen  Segmenten,  die  sich 
später  in  den  Mittelkörper  verwandeln  werden  und  bekannt- 
lich die  bei  Weitem  stärksten  Aufsätze  zeigen. 

Der  ausgebildete  Chaetopterus  lebt  in  einer  freien  selbst 
gebauten  Röhre;  es  ist  in  dieser  Beziehung  nicht  ohne  In- 
teresse, von  Busch  zu  erfahren,  dass  die  beobachteten  Lar- 
ven in  den  letzten  Tagen  ihres  Lebens  nicht  selten  eine  schlei- 
mige Masse  ausschwitzten,  mit  der  sie  sich  an  der  Wand  der 
Gefässe,  in  welchen  sie  gehalten  wurden,  befestigten. 

Ich  bedauere,  während  meines  Aufenthaltes  am  Mitlel- 
raeere  nicht  Gelegenheit  gehabt  zu  haben,  diese  interessan- 
ten Larven,  die  eine  ziemlich  weite  Verbreitung  zu  besitzen 
scheinen,  durch  eigene  Untersuchung  kennen  zu  lernen.  Es 
würden  sich  in  diesem  Falle  vielleicht  noch  mancherlei  weitere 
Anknüpfungspunkte  an  den  Bau  von  Chaetopterus  haben  auf- 
finden lassen.  Annelidenlarven  gehörten  überhaupt  in  Nizza, 
so  lange  ich  wenigstens  dort  verweilte,  zu  den  Seltenheiten. 


74  Leuckart: 

Ausser  den  oben  beschriebenen  bestacheilen  Formen,  wurden 
nur  wenige  aufgefunden,  und  diese  meistens  zu  einer  Zeit, 
in  der  meine  Aufmerksamkeit  durch  andere  Untersucimngen 
in  Anspruch  genommen  war.  Unter  diesen  wenigen  ist  aber 
eine,  über  die  ich  hier  noch  ein  Paar  Worte  anfügen  möchte, 
obgleich  dieselbe  eigentlich  den  Namen  einer  Larve  nicht  mehr 
verdient,  da  sie  kaum  noch  Spuren  ihrer  provisorischen  Or- 
gane erkennen  lässt.  Es  ist  eine  junge  Aiciope  und  zwar  A. 
liaynaudii,  die  ich  im  Golfe  von  Villa  franca  eines  Ta^es  mit 
einer  Anzahl  Firuloiden,  zwischen  denen  sie  umherschwamm, 
auffischte  ''*•). 

Das  durchsichtige  schöne  Thierchen  (Fig.  6)  mass  4V^'" 
Rh.  und  bestand  aus  drei  scharf  gegen  einander  abgesetzten 
Körpertheilen,  aus  dem  Kopfe  mit  dem  Halse,  dem  eigenlli- 
chen  Leibe  und  einem  Schwänze,  obgleich  die  ausgebildeten 
Thiere  bekanntlich  (vergl  Krohn  in  diesem  Archive  1845.  L 
S.  171)  keine  Spur  einer  derartigen  Gliederung  erkennen 
lassen.  Der  Mittelkörper  war  von  diesen  Abtheilungen  der 
bei  Weitem  grosseste  ;  er  hatte  eine  Länge  von  etwa  3"' 
und  eine  ziemlich  beträchtliche  Breite,  die  fast  ein  Viertheil 
seiner  Länge  betrug,  in  der  Mitte  am  beträchtlichsten  war, 
und  nach  den  Enden,  namentlich  nach  vorn,  allmählich  etwas 
abnahm,  in  diesem  Mittelkörper  unterschied  man  nun  ganz 
deutlich  8  Segmente,  die  in  jeder  Beziehung  mit  den  Seg- 
menten des  ausgebildeten  Thieres  übereinstimmten,  so  dass 
ich  auf  eine  speciellere  Beschreibung  derselben  verzichten 
kann.  Nur  so  viel  will  ich  erwähnen,  dass  die  Borsten  des 
ersten  Fusshöckerpaares  sehr  viel  spärlicher  und  kürzer  wa- 
ren, als  die  der  übrigen  und  namentlich  der  hintern,  die  über- 
haupt in  jeder  Beziehung  die  grosseste  Ausbildung  besas- 
sen.  Der  Hals  war  beträchtlich  schmäler ,  als  das  vorderste 
Segment,  an  das  er  sich  anschloss,  und  mochte  kaum  ein 
Dritttheil  von  der  grossesten  Breite  des  Mittelkörpers  betra- 
gen. Er  war  eben  so  lang  wie  breit  und  zeigte  drei  Segmente 
oder  vielmehr  drei  Paare  von  Segmenlanhängen,  die  freilich 
an  Grösse   sehr   beträchlich    hinter  den  entsprechenden  An- 


*)  Auch   die  A.   Candida    habe  ich    im    Golfe    von  Villa    franca 
mehrmal  angetroflen. 


Ueber  die  Jugendzustände  einiger  Anneliden.  75 

hängen  des  Mittelleibes  zurückstanden  und  auch  dadurch 
sich  von  diesen  unterschieden,  dass  sie  ohne  Borsten  und  die 
drusigen  schwarzen  Pigmentllecke  waren,  die  sonst  bekannt- 
lich unterhalb  der  einzelnen  Fusshöcker  an  den  Segmenten 
ansitzen.  Die  Aniiänge  der  zwei  hintersten  Paare  waren  ge- 
spalten, d.  h.  sie  bestanden  je  aus  einem  dorsalen  und  einem 
ventralen  Gliedfaden,  die  jedoch  beide  dieselbe  cylindrische 
Gestalt  hatten.  Der  vorderste  Segmentanhang  war  dagegen 
vollkommen  einfach  und  stellte  einen  kleinen  und  stummei- 
förmigen Cirrus  dar,  der  dicht  hinler  den  Augen  unseres 
Thieres  hervorragte.  Der  vordere  Theil  des  Halses  trug  einen 
deutlichen  Flimmerstreifen,  der  hinter  Mund  und  Augen  her- 
umlief, und,  nach  den  Beobachtungen  von  Krohn,  auf  der 
Bauchfläche  zu  persistiren  scheint.  Der  Kopf  hatte  bereits 
genau  seine  spätere  Form  und  Bildung  ,  nur  wollte  es  mir 
nicht  gelingen,  den  mittlem  Stirnfühler,  der  freilich  auch  im 
erwachsenen  Thiere  nur  schwach  ausgeprägt  sein  soll,  zu 
unterscheiden.  Die  kugellörmigen  Augen  springen  jeder- 
seils  nur  wenig  über  den  Hals  nach  aussen  vor ;  es  ist  be- 
kannt, dass  dieselben  bei  A.  Kaynaudii  lange  nicht  jene  co- 
lossalen  Dimensionen  erreichen,  wie  bei  A.  Candida.  Neben 
dem  Munde  steht  unterhalb  der  Augen  rechts  und  links  ein 
ganz  ansehnlicher  Höcker,  gewissermassen  eine  Oberlippe, 
zwischen  deren  Lappen  von  hinten  eine  schirmförmig  verlän- 
gerte Unterlippe  vorspringt. 

Was  nun  den  Schwanztheil  unseres  Thieres  betrifft^ 
so  bildet  dieser  einen  stummeiförmigen  schmalen  Anhang,  der 
an  seiner  Wurzel  kaum  halb  so  breit  ist  als  das  vorherge- 
hende letzte  Segment  des  Mitteikörpers,  sich  nach  der  Spitze 
zu  allmählich  verjüngt  und  eine  Länge  von  etwa  1'"  (eher 
etwas  weniger  als  mehr)  hat.  Bei  mikroskopischer  Unter- 
tersuchung  erscheint  dieser  Schwanzanhang  geringelt;  man 
unterscheidet  in  ihm  eine  Anzahl  schmaler  Segmente,  die  von 
vorn  nach  hinten  immer  mehr  an  Grösse  und  Entwickeluno- 
abnehmen.  Die  vordersten  Segmente  haben  bereits  die 
spätem  Rückenfüsse  mit  ihren  Borsten  und  schwarzen  Drüsen; 
die  hintern  verlieren  allmählich  diese  Auszeichnungen ,  bis 
etwa  zum  letzten  Yiertheil  des  Schwanzes,  -  der  eine  unge- 
tlieilte  Masse    mit   abgerundeter  Spitze  darstellt.      Ich  unter- 


"  L  e  u  c  k  a  f  t : 

schied  elf  deutliche  Schwanzsegmente  (mit  Borsten)  und  hin- 
ter  diesen  noch  2-3  undeutliclie  (ohne  Borsten)  ,  die  sich 
eben  aus  dem  Endstücke  absetzten. 

Ueber  den  inneren  Bau  weiss  ich  Nichts  anzugeben,  was 
nicht  auch  bereits  von  Krohn  erwähnt  wäre.  Das  Nerven- 
system ist  sehr  deutlich ,  wenigstens  bis  in  die  Mitte  des 
Schwanzes,  wo  es  sich  allmählich  wegen  zunehmender  lln- 
durchsichtigkeit  der  Körpermasse  der  Untersuchung  entzieht. 
Der  After  liegt  an  der  äussersten  Schwanzspitze,  so  dass  also 
der  Darm  die  ganze  Länge  des  Körpers  durchsetzt.  Aber 
nur  bis  zur  Wurzel  des  Schwanzanhanges  hat  derselbe  die 
von  Krohn  beschriebene  Bildung.  Von  da  an  verengt  er 
sich  plötzlich  auf  ein  Viertheil  seiner  früheren  Weite,  um 
dann  in  Form  eines  dünnen  und  geraden  Rohres  bis 'zum 
After  fortzulaufen.  Von  Gefässen  wurde  nur  das  pulsirende 
Ruckengefäss  beobachtet.     Seitendrüsen  fehlen. 

Die  Veränderungen,  die  unser  Wurm  zu  durchlaufen  hat, 
bevor  er  zur  vollkommenen  Gestalt  des  Mutterfhieres  zurück- 
kehrt, sind  doppelter  Art.  Einmal  wird  der  Hals  allmählich 
sich  verkürzen  und  bis  auf  seine  Segmentanhänge  ""-)  ver- 
schwinden, so  dass  der  Kopf  dann  unmittelbar  dem  ersten 
Borstenfusspaare  aufzusitzen  scheint.  Sodann  werden  die  Seg- 
mente des  Schwanzanhanges  unter  beständiger  Mengenzunahme 
allmählich  sich  so  vollständig  ausbilden,  dass  der  Unterschied 
zwischen  ihnen  und  den  Segmenten  des  Miltelkörpers  schliess- 
lich verloren  geht.  Dass  dieser  Unterschied  eine  Zeillang 
existirt,  weist  uns  wohl  darauf  hin,  dass  zwischen  der  Bil- 
dung des  Mittelkörpers  und  der  hintern  Segmente  ein  Sta- 
dium der  Ruhe  liegt,  in  dem  sich  die  plastischen  Vorgänge 
nur  auf  die  Entwickelung  der  bereits  gebildeten  Theile  be- 
schränken. Die  Bildung  der  hintern  Körpersegmente,  wie  sie 
hier  vorliegt,   erinnert    so   auffallend   an  die  Ergänzung  des 

n  Krohn  erwähnt  bei  Ale.  Raynaudii  jederseits  nur  vierFüh 
lergliedfädrn,  von  denen  er  es  unentschieden  lässt,  ob  sie  die  Anhän 
ge  von  4  oder  nur  von  2  Segmenten   darstellen.     Durch  meine  Beob-" 
achtnngcn   dürfte  dieser  Punkt  wohl  erledigt  sein.     Dagegen  muss  es 
einstweilen  noch  unentschieden  bleiben,  ob  der  kleine  vorderste  Cir 
rus  allmählich  eingeht,  oder  von  Krohn  übersehen  wurde. 


Üeber  die  Jugendzustände  einiger  Anneliden.  77 

Körpers  nach  vorhergegangener  Verslüinmekmg ,  dass  ich 
unsern  Wurm  überhaupt  nicht  als  eine  normale  Entwickelungs- 
slufe  von  Ale.  Raynaudii  betrachten  würde,  wenn  ihn  nicht 
seine  Kleinheit,  die  Bildung  des  Halses  und  auch  namentlich 
die  Anwensenheit  eines  Wimperstreifens  hinter  dem  Kopfe 
hinreichend  als  ein  unreifes  und  unentwickeltes  Wesen  kenn- 
zeichneten. 


Späterer    Zusatz. 


Ich  hatte  die  vorstehenden  Blätter  schon  längst  zum 
Drucke  eingeschickt ,  da  fiel  mir  durch  Zufall  das  Magesin 
de  Zoologie  Annee  1843  mit  einem  Aufsatze  von  Quatre- 
fages  über  einige  neue  Anneliden  der  Normandie ,  der  mir 
bis  dahin  entgangen  war  (und  auch  in  der  bekannten  Mono- 
graphie von  Grube  nicht  erwähnt  wird),  in  die  Hände. 
Auf  PI.  HI.  Fig.  7  ist  hier  unter  dem  Namen  Malacoceros  lon- 
girostris  eine  Spioide  abgebildet,  die  nach  ihrem  Aussehen  und 
der  beigefügten  Beschreibung  wohl  der  ausgebildete  Zustand 
der  von  Busch  und  mir  beobachteten  bestachelten  Larve  sein 
dürfte.  Vollkommen  übereinstimmend  ist  namentlich  die  Bil- 
dung des  Kopfhöckers,  von  der  Qua  trefag  es  auch  die  Be- 
zeichnung seiner  Art  entnommen  hat.  Die  Länge  des  aus- 
gebildeten Thieres  beträgt  Vj^ — 3",  die  der  beiden  Fühler- 
cirren  9'".  Das  Einzige,  was  man  gegen  die  Identität  bei- 
der Thiere  vielleicht  geltend  machen  könnte,  ist  der  Um- 
stand, dass  das  erste  Körpersegment,  nach  Quatrefa ges, 
des  dorsalen  Fusshöckers  entbehrt,  doch  möchte  ich  in  Bezug 
auf  diesen  Divergenzpunkt  eher  ein  Versehen  von  einer  oder 
der  andern  Seite  annehmen.  Augen  fehlen  dem  ausgebildeten 
Thiere,  wie  vielen  andern  ausgebildeten  Würmern  (und  Mol- 
lusken), die  während  der  Jugend  derartige  Organe  besit- 
zen. Der  Unterschied ,  der  sich  in  dieser  Hinsicht  zwischen 
den  Larven  und  den  ausgebildeten  Thieren  ausspricht,  beweist 
nur,  dass  Quatrefages  sein  neues  Genus  Malacoceros 
ohne  hinreichenden  Grund  aufgestellt  hat,   denn   der  Mangel 


78  L  e  u  c  k  a  r  t : 

der  Augen  ist  der  einzige  Cliarakter,  der  dasselbe  von  Ne- 
rine  unterscheidet. 

Die  Verschiedenheit  des  Fundortes  scheint  ohne  Bedeu- 
tunff  zu  sein,  zumal  unsere  Larve  eine  ziemlich  weile  Ver- 
breitung  besitzt.  Wo  Busch  seine  Exemplare  beobachtete, 
ist  mir  freilich  unbekannt,  J.  Müller  aber  giebt  an  (Arch. 
für  Anat.  1854.  S.  92.  Anm.),  dass  er  dieselbe  —  J.  Mül- 
ler spricht  übrigens  nur  von  einer  sehr  „ähnlichen"  Larve, 
indessen,  wie  es  scheint,  nur  desshalb ,  weil  seinem  Exem- 
plare die  langen  Stachelborstcn  des  ersten  Segmentes  fehl- 
ten —  bei  Marseille  aufgefunden  habe.  Mit  Recht  hebt  J. 
Müller  auch  die  grosse  Uebereinslimmung  hervor,  die  zwi- 
schen den  Stachelborsten  unserer  Nerinelarve  und  den  mäch- 
tigen Borsten  der  sonderbaren  Mitrariaformen  obwalten.  Ich 
glaube,  dass  dieser  Umstand  uns  ferner  zu  der  Annahme  be- 
rechtigt, dass  auch  die  Borstenbüschel  der  Mitraria  blosse 
Larvenorgane  darstellen.  Ueberhaupt  scheint  mir  die  Mitra- 
ria,  wie  J.  Müller  auch  selbst  neuerlich  (a.  a.  0.)  ange- 
deutet hat,  kaum  etwas  Anderes  zu  sein,  als  eine  junge  An- 
nelidenlarve mit  provisorischem  Borstenapparate.  Es  ist  sehr 
zu  bedauern,  dass  Quatrefages  die  Entvvickelung  seiner 
Hermeilenlarven  nicht  längere  Zeit  verfolgen  konnte;  viel- 
leicht, dass  sich  dann  noch  weitere  Anknüpfungspunkte  für 
die  Deutung  der  Mitrariaarten  ergeben  hätten.  Ich  will  übri- 
gens nicht  gerade  behaupten ,  dass  die  Mitrarien  selbst  Her- 
mellenlarven  sind  —  denn  das  wäre ,  bei  unseren  gegen- 
wärtigen Kenntnissen,  allzu  gewagt,  obwohl  die  kolbenarlig 
auslaufenden  Borsten,  die  J.Müller  bei  der  einen  von  ihm 
beobachteten  Art  neben  den  gewöhnlichen  Stachelborsten  be- 
schreibt, in  unverkennbarer  Weise  an  die  Formen  der  den 
Hermellen  eigenthümlichen  Paleen  erinnern. 

Was  die  Mesolrocha  und  ihre  Metamorphose  in  den  Chae- 
topterus  betrifft,  so  hat  M.  Müller  inzwischen  in  dem  Ar- 
chive für  Anat.  und  Physiol.  1855.  S.  1  seine  interessanten 
Beobachtungen  hierüber  ausführlich  mitgetheilt.  M.  Müller 
erwähnt  dabei  auch  (S.  10)  der  von  Busch  aufgefundenen 
Larve,  deren  Beziehungen  zu  Ch.  pergamentaceus  ich  oben 
nachzuweisen  versuchte ,  und  spricht^  sich  dahin  aus ,  dass 
dieselbe  nieht  dem  Gen.  Chaetopterus  selbst,  sondern  einem 


Üeber  die  Jugendzuslände  einiger  Anneliden.  79 

noch  unbekannten,  aber  doch  sehr  nahe  verwandten  Wurme 
zugehöre.  Nachdem  ich  aus  Müller's  Darstellung  die  Me- 
tamorphose der  Mesotrocha  sexoculata  näher  kennen  gelernt 
habe ,  muss  ich  demselben  in  dieser  Annahme  jetzt  voll- 
kommen beistimmen.  Der  Entwickelungsgang  der  Mesotro- 
cha, den  ich  meiner  Deduclion  zu  Grunde  legte  und  nur  aus 
der  Vergleichung  der  Mesotrocha  und  des  ausgebildeten  Chae- 
topterus  abstrahiren  konnte,  entspricht  allerdings  im  Allgemei- 
nen diesem  Vorgange,  wie  ihn  Müller  beobachtete,  aber 
unrichtig  ist  meine  Annahme,  dass  die  linsenförmigen  Auf- 
sätze der  mittleren  Körpersegmente  aus  einer  Verschmelzung 
der  bei  der  B  usch'schcn  Larve  vorkommenden  paarigen  Rük- 
kenanhänge  hervorgingen.  Die  sonderbare  Form  der  betref- 
fenden Körperringe  resultirt  vielmehr  nur,  wie  ich  das  auch 
früher  in  meiner  Beschreibung  des  Chaetopterus  pergamen- 
taceus —  gpgen  die  Behauptung  von  Audoui  n  —  angenom- 
men hatte,  aus  einer  eigenthümlichen  Entwickelung  der  be- 
treffenden Segmentkörper  ohne  Theilnahme  irgend  welcher 
Segmentanhänge.  Dagegen  konnte  sich  M.  Müller  davon 
überzeugen,  dass  die  grossen  flügelförmigen  Fortsätze  der 
letzten  Vorderleibsringe  bei  Chaetopterus  anfänglich  nur  als 
einfache  Rückenfortsätze  sich  zeigten,  und  zwar  auffallender 
Weise,  wie  die  Rückenfortsätze  der  B  us  ch'schen  Larve,  un- 
mittelbar hinter  dem  Wimperkranze  (der  bei  M.  sexoculata 
kenntlich  in  zweifacher  Anzahl  vorhanden  ist).  Möglich  also, 
dass  bei  dem  chaetopterusartigen  Wurme,  dessen  Larvensta- 
dium Busch  uns  kennen  lehrte,  statt  eines  einzigen  solchen 
Anhanges  jederseits  deren  vier  und  noch  mehr  vorkommen; 
freilich  möglich  auch,  dass  sich  die  Rückenfortsälze  der  Larve 
wirklich,  wie  Busch  vermuthete,  allmählich  in  Kiemen  aus- 
bilden. 

Aus  der  Darstellung  von  M.  Müller  geht  übrigens  auch 
ferner  hervor,  dass  die  charakteristischen  Unterschiede  zwi- 
schen den  beiden  bis  jetzt  bekannten  Arten  von  Chaetopterus 
keineswegs  so  durchgreifender  Art  sind,  wie  man  aus  den 
Verschiedenheiten  ihrer  Körpergrösse  vielleicht  erschliessen 
könnte  und  von  mir  bei  der  voranstehenden  Analyse  voraus- 
gesetzt wurde.  Namentlich  gilt  solches  auch  für  die  Bildung 
der  Borsten ,  die  in  beiden  Arten   von  wesentlicher  Ueber- 


80  Leuckart:  üeber  die  Jngondzustände  einiger  Anneliden. 

einstimmung  zu  sein  scheint  ,  so  dass  rnnn  in  meinem  Auf- 
satze mit  gleichem  Rechte  statt  des  Ch.  pergamenlaceus  überall 
den  Namen  des  Ch.  norwogicus  substiluiren  könnte. 

Unter  solchen  Umständen  kann  ich  für  meine  Darstel- 
lung natürlich  nur  in  sofern  einige  Beachtung  beanspruchen, 
als  sie  die  Beziehungen  der  von  Busch  beschriebenen  Larve 
zu  einer  (noch  unbekannten)  Form  aus  der  Familie  derChae- 
topteriden  ausser  Zweifel  setzen  dürfte. 


Besclireibung:eii  neuer  oder  wenig:  bekann« 
ter  JLnneliden. 

Von 
Prof.    11  r.    K  d.    O  r  u  b  e» 

in  Dorpat. 
Hierzu   Taf.  III-V. 


Polynoe  Sav. 

P.    malle  ata  Gr. 

Corpus  vermiforme,  pallide  auranliacum,  subtus  rubro 
trilineatum ,  lentaculis,  cirris,  elylris  albidis,  segmentis  plus 
90;  elytra  ulrinque  39,  usque  ad  postremum  corpus  obvia, 
suborbiculala ,  albida,  pellucida,  imbricata  ,  dorsum  tegenlia, 
tubercula  dorsualia  magna,  transversa,  malleifonnia, 
cirri  dorsuaics  filiformes,  vcnlralibus  sedsque  multo  lon- 
giores,  paululum  plumosi,  cum  elytrls  lege  solita  alternantes, 
setae  fasciculi  superioris  vix  conspicuae,  tenerrimae  ,  bre- 
vissimae,  rarae,  infcrioris  7-nae  ad  15-nae,  flabellum  com- 
ponentes,  lanceolatae,  supra  serrulatae,  apice  paulo  incurvo, 
tentacula  subulata,  lateralia  cum  impari  cirrisque  tenlacu- 
laribus  paene  eadem  longitudine. 

Länge  ungefähr  1,5  Zoll,  Breite  mit  den  Borsten  über 
2  Lin. 

Von  mir  gefunden  bei  Triest.  Auffallend  durch  die  grosse 
Zahl  ansehnlicher  Eiytren ,  während  diese  Organe,  wenn  sie 
in  mehr  als  18  Paaren  auftreten,  gewöhnlich  sehr  klein  zu 
sein  pflegen,  so  wie  besonders  durch  die  hammerförmige  Ge- 
stalt der  Rückenhücker. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI    Jahrg.  1.  Bd.  ß 


82  Grube: 

P.  tuta  Gr. 

Corpus  vermiforme,  carneum,  cirris  tenlaculisque  al- 
bidis,  segmentis  81 ;  elytra  ulrinque  39,  usque  ad  posiremum 
corpus  obvia,  suborbiculala  vel  subovalia,  albida,  subpellucida 
ad  marginem  interiorem  late  iumigata,  papillis  aliquot  tener- 
rimis,  longiusculis,  sub  lenle  vix  conspicuis,  irnbricata,  tolum 
fere  dorsuin  tegentia,  usque  ad  segmentum  32-mum  lege  solila 
cum  cirris  alternantia,  segmenta  cirrifera  33mo  bina  cum  ely- 
Irophoris  binis  allernanlia;,  tubercu  la  dorsualia  haud  in- 
signia;  cirri  dorsuales  filiformes  sub  apice  haud  tumidi, 
papillis  raris  minimis  obsiti,  setas  ventrales  paulo  excedentes, 
cirri  ven trales  2-ni,  selae  superiores  minutae,  leniter  cur- 
vatae,  lenerrime  dcnticulalae ,  divaricatae,  inferiores  rectae, 
splendentes,  alterum  tanfum  longiores,  apice  vix  lanceolato, 
serrulato,  ad  20-nas;  tentacula  lateralia  mediis  cir- 
risque  tentacularibus  multo  crassiora  et  longiora. 

Lange  ungefähr  2  Zoll  2  Lin.,  Breite  mit  den  Borsten 
4,5  Lin.,  ohne  sie  3,3  Lin. 

Von  Dr.  Bock  aus  Sitcha  mitgebracht.     Diese  Art  gleicht 
in  der  Grösse  und  bedeutenden  Zahl  derElylren  der  P.  mal- 
leata,  hat  aber  nicht  die  sonderbar  gestalteten  Rückenhöcker, 
und  unterscheidet  sich   von  allen  übrigen    durch  das  abwei- 
chende Gesetz ,  nach  welchem  die  Elylren  hinter  dem  32sten 
Segment  auftreten;  bis  dahin  ist  alles  in  gewohnter  Ordnung, 
d.  h.  das  2te,  4le,  5le^  7te  und  die  folgenden  unpaarigen  Seg- 
mente bis  zum  23sten  tragen  Elytren,  alsdann  schieben  sich 
je  2  cirrentragende  ein,  so  dass,  wie  auch  sonst  das  26ste, 
29ste,  32ste  mit  Elytren  versehen  sind^,   statt  dass  nun    aber* 
weiter  das  35sle,  38ste  u.  s.  w.  Elytren  ,  das  36ste,  37ste  u 
s.  w.  Rückencii^ren  haben  sollten,  finden  wir  am  35sten  und 
36sten  Elytren,  am  37sten  und  38sten  Rückencirren,  am  39sten 
und  40s(en  Elylren,  am  4Islen  und  42slen  Rückencirren  und  ' 
so  fort  bis  zu  Ende.    Es  herrscht  hier  also  für  die  Abwech- 
selung dieser  Organe  nicht  ein  zwei-  sondern  ein  dreifaches 
Gesetz.     Die  Segmente  tragen  eine  etwas  dunklere  Querbinde. 
Ueber  die  Länge  des  unpaaren  Fühlers  kann   ich  nichts  an- 
geben, da  er  nicht  erhalten  war. 
P.  vittata  Gr. 

Corpus  vermiforme  ,  carneum,    ex   violaceo  brunneo 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.        83 

variegatum,  striis  transversis  segmenli  cuiusque  3,  anteriore 
brevi,  media  longiore  simplicibus,  posteriore  ex  arcubus  2 
composita,  parte  inedia  dorsi  plana,  lateralibus  tumidulis,  mar- 
gine  interiore  incisis,  segmentis  86;  elytra  utrinque  43,  or- 
biculata,  albida,  pellucida,  tenerrima,  loco  inserlionis  amplo, 
lineam  dorsi  niediam,  quantum  videre  licuit,  haud  altingenlia 
segmenta  2  vel  3  tegentia,  segmentum  2dum,  4tum,  5lum  et 
cetera  imparia,  tum  26tum,  28vum,  29num,  31mum  et  cetera 
imparia  elytrophora,  cirri  dorsuales  breves,  setas  infe- 
riores paulo  excedenles,  albidi,  apice  crasso  in  filum  exeunte; 
setae  super iores  leviter  curvatae,  vix  denticulatae ,  de- 
colores ,  fasciculum  minimum  componentes,  plerumque  desi- 
deratae,  s.  inferiores  corneae,  multo  longiores  ,  rectae 
apice  vix  lanceolato  ,  denticulis  minimis  vel  mullis,  infimae 
apice  paulo  incurvo. 

Länge  3  Zoll,  Breite  am  lOten  Segment  mit  den  Bor- 
sten 4,5  Lin.,  ohne  die  Ruder  1,5  Lin.,  am  60sten  Segment 
mit  den  Borsten  3  Lin.,  ohne  die  Ruder  1  Lin. 

Von  Wossnessenki  aus  Sitcha  eingeschickt,  im  Besitze 
des  Petersburger  Museums.  An  dem  einzigen  Exemplare,  das 
mir  vorlag,  sind  nur  äusserst  wenige  Elytren  und  zwar  nur 
in  der  hintern  Körperhälfle  erhalten ,  ihre  Durchsichtigkeit 
ist  so  gross,  dass  man  von  oben  her  in  die  Anheftungsstelle 
wie  in  ein  weites  Loch  hineinsieht.  Von  den  Fühlern  exi- 
stirte  nur  der  eine  seitliche,  er  war  ziemlich  kurz  und  dünn, 
aber  länger  als  der  untere  ebenfalls  nur  auf  der  einen  Seite 
erhaltene  Fühlercirrus.  Die  Zeichnungen  wurden  auf  den 
vordem  und  hintern  Segmenten  undeutlicher  und  fehlten  den 
7  ersten  ganz,  das  8te  war  dagegen  ganz  violelbraun  gefärbt. 

Polyodontes  Renieri. 

P.  gulo  Rüpp. 
Die  von  Ranzani  zuerst  beschriebene  Phyllodoce  maxiU 
losa,  auf  welche  Renieri  die  Gattung  Polyodontes  gründete, 
existirt  wahrscheinlich  nur  in  zwei  Sammlungen,  in  der  Bo- 
logneser und  in  dem  Wiener  Museum  ,  in  welchem  dieses 
Thier  unter  dem  Namen  Polyodontes  maxülosus  Ren.  aufge- 
stellt ist.  Man  kannte  früher  von  ihm  nur  die  Beschreibung 
und  die  Abbildungen  Ranz ani's,  von  welchen  Oken  in  der 


84  Grube: 

Isis  *)  eine  Uebersetzung  und  Copie  gegeben;  im  Diclion- 
nairedes  sciences  naturelles  **'^)  finden  wir  nur  die  Copie  der 
Abbildungen  und  ein  paar  Notizen  über  das  Exemplar  der 
Wiener  Sammlung  von  Eysenhardt,  nach  welchem  diese  An- 
nelide eine  wahre  Eumolpe  (Polynoe)  sein  würde.  Seitdem 
jedoch  durch  Koch  und  Meneghin  i  der  literarische  Nach- 
lass  Renieri's  ans  Licht  gebracht  und  veröffentlicht  ist, 
besitzen  wir  noch  eine  zweite  Darstellung  dieser  seltenen 
Annelide^  welche  die  Ranzani'sche  in  einigen  Stücken  er- 
gänzt und  deren  Miltheilung  ich  der  Güte  des  Herrn  Koch 
in  Triest  verdanke;  leider  fehlt  mir  der  Text,  der  vielleicht 
noch  mehr  enthält,  als  die  Figuren  geben.  Ich  glaube  nun, 
wo  nicht  dasselbe  Thier,  so  doch  eine  zweite  Art  derselben 
Gattung  in  dem  reichen  Frankfurter  Museum  entdeckt  zu 
haben,  und  bin  durch  die  Gefälligkeit  des  Herrn  Dr.  Rüp- 
peil,  der  mir  eine  genauere  Untersuchung  gestattete,  in  den 
Stand  gesetzt,  darüber  zu  berichten. 

Das  dortige  Exemplar,  welches  die  Etiquette  Cydippe 
gfw/oRüpp.  trägt,  stammt  aus  dem  rolhen  Meere,  und  ist  zwar 
ebenso  wenig  vollständig  als  die  von  Ranzani  und  Re- 
nieri  untersuchten,  sonst  aber  recht  gut  erhalten;  es  ist 
unfern  Suez  und  zwar  in  einer  Röhre  gefunden.  Der  Kör- 
per ist  breit  wurmförmig,  vierkantig,  die  breiteste  Seite  des 
Vierecks  auf  dem  verticalen  Durchschnitt  bildet  der  sanftge- 
wölbte Rücken,  die  Rauchseite  ist  fast  plattgedrückt,  die 
ganze  Höhe  der  Flanke  nehmen  die  Ruder  ein,  deren  Aus- 
senrand  schräg  nach  innen  herabsteigt.  Vorhanden  sind  39 
Segmente,  am  40sten  ist  der  Körper  offenbar  zerrissen  und 
hier  noch  keine  besondere  Abnahme  der  Breite  bemerkbar.  Sie 
beträgt  an  der  breitesten  Stelle  etwa  6  Lin. ,  die  Höhe  oder 
Dicke  3  Lin.,  die  Länge  17  Lin.  Die  Färbung  ist  jetzt  blass- 
fleischroth,  der  Rücken  weisslich,  fein  in  die  Quere  und  zwar 
so  gleichmässig  gefurcht,  dass  man  keine  Segmentgrenzen 
unterscheiden  kann;  auf  der  ebenso  gefurchten  Bauchseite 
springen  die  Basen  der  Ruder  mit  einer  kurzen  dreieckigen 
Zunge  in  die  Segmente  hinein  und  eine  flache  sich  vorn  ver- 


*)  Isis  1817.  p.  1452.  Taf.  11.    Fig.  2— 9. 
^"^•)  Dict.  des  scienc.  nat.  Tom.  LYII.  p.  461.  Vers.  Chetop.  pl.  12. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.         85 

breiternde  Längsfurche  zeigt  hier  den  Verlauf  des  Nerven- 
stranges an.  lieber  die  Gestalt  des  Kopflappens  von  Po- 
lyodontes  maxillosus  belehren  uns  die  Figuren  Renieri's 
nicht,  in  der  R  anzani'schen  Abbildung  erscheint  er  sehr 
schmal,  viel  schmäler  als  das  Mundsegment,  und  trägt  am 
Slirnrande  ein  paar  frei  nach  vorn  hinausragende  schlanke 
Augenstiele,  die  seine  ganze  Breite  einnehmen  und  zwei  dicht 
daneben  sitzende  über  4 -mal  so  lange  Fühler  von  Faden- 
form. Der  Kopflappen  selbst  ist  rechteckig  abgebildet,  und 
etwas  länger  als  breit.  Bei  unserer  Annelide  fand  ich  ihn 
ähnlich  gestaltet:  an  seinem  Stirnrande  zwei  durch  einen  an- 
sehnlichen Zwischenraum  getrennte  aber  verhältnissmässig 
viel  kürzere  Fühler,  die  ihn  selbst  nur  ein  wenig  an  Länge 
übertreffen;  der  grösste  Unterschied  aber  besieht  darin,  dass 
die  Augcnstiele  seitlich  an  der  Basis  des  Kopflappens  ent- 
springen, dessen  Seilenrande  anliegen^  und  mit  ihm  verwach- 
sen sind,  den  Kopflappen  selbst  also,  indem  sie  parallel  nach 
vorn  gehen,  zwischen  sich  nehmen.  Sie  überragen  den  Slirn- 
rand,  und  die  Vorderfläche  des  an  ihrem  Vorderende  sitzenden 
Auges  schneidet  fast  mit  der  Spitze  der  Fühler  ab,  dabei  sind 
sie  ausserordentlich  dick  cylindrisch,  so  dass  der  Kopflappen 
wie  ein  Sattel  eingesenkt  erscheint»  Die  Farbe  des  ungemein 
grossen,  ganz  nach  vorn  gerichteten  Auges  ist  schwarzblau, 
eine  Pupille ,  so  weit  ich  mich  erinnern  kann  ,  vorhanden. 
Unter  jedem  dieser  fleischigen  Augensliele  und  nahe  seiner 
Basis  entspringt  noch  ein  Fühler  von  ähnlicher  Form  wie  die 
Slirnfühler,  ungefähr  mit  ihnen  gleich  weit  vorragend ;  dem- 
nach hat  der  Kopflappen  vier  Fühler.  Nach  einem  unpaarigen 
oder  einer  Spur  seines  Ansatzes  suchte  ich  vergeblich.  Das 
Mundsegment  trägt  jederseits  zwei  auf  einem  kurzen  Vor- 
sprung sitzende ,  ganz  nach  vorn  gerichtete  fadenförmige 
Fühlercirren ,  der  obere  etwa  von  gleicher  Länge  mit  dem 
untern  Fühler,  der  unlere  ein  wenig  kürzer  und  dünnrr,  der 
Rücken  des  Mundsegmenls  ist  in  seiner  ganzen  Breite  sicht- 
bar und  kaum  kürzer  als  das  2le  Segment ,  sein  Vorderrand 
zweimal  ausgeschnilten. 

Der  Rüssel,  welcher  ganz  ausgestreckt  war,  hat  die 
Form  und  Consistenz  des  Polynoen-  und  Sigalionrüssels  und 
stimmt  ganz,  mit  R  c  n  i  e  r  i's,  annähernd  auch  mit  R  a  n  z  a  n  i's 


86  Grube: 

Figur  überein,  ich  fand  ihn  fast  7  Lin.  und  mit  den  langen  Pa- 
pillen der  Mille  9 Lin.  lang,  und  fast  3,5  Lin.  breit;  sein  Vor- 
derrand bildet,  da  die  Mitte  oben  und  unlen  weit  vortritt  und 
von  da  nach  rechts  und  links  abfällt,  zwei  Lippen  von  drei- 
eckiger Gestalt,  deren  jede  mit  18  kurzen  stumpfen  weichen 
Papillen  und  einer  mittleren  ,  wie  ein  dicker  Faden  verlän- 
gerten besetzt  ist,  letztere  entspringt  etwas  mehr  nach  aus- 
sen als  die  andern  und  sitzt  auf  einem  kurzen  Auswuchs  des 
Mittelrandes.  Nach  innen  von  dieser  Papillenreihe  ragen  4 
sehr  ansehnliche  horngelbe  hakenförmige  Kiefer  hervor,  de- 
ren Basis  am  freien  Rande  durch  9  scharfe  der  Länge  nach 
herablaufende  Zahneinschnitte  gesägt  und  deren  Spitze  schlank 
ist.  Sie  stehen,  wie  bei  allen  Aphroditeen,  senkrecht  über 
einander,  das  obere  Paar  mit  der  Concavität  gegen  die  Con- 
cavität  des  untern  gekehrt. 

Was  die  Vertheilung  der  Rückencirren  und  Elytren  be- 
trifft, so  tragen  das  2te,  4te ,  5te  und  alle  übrigen  unpaari- 
gen Segmente  Elytren,  die  dazwischen  liegenden  Rückencir- 
ren. Die  Elytren  sind  ziemlich  kreisrund,  ganzrandig,  zart, 
etwas  faltig  und  geknittert,  durchscheinend  weisslich,  und 
bedecken  nur  die  Basis  ihres  Ruders ,  aber  wenig  oder  gar 
nichts  von  dem  Rücken  des  Thieres  selbst,  ihr  Durchmesser 
beträgt  etwas  über  1  Lin.  oder  weniger.  Der  Rückencirrus 
ist  ein  sehr  kurzes  Fädchen,  sitzt,  wie  gewöhnlich,  etwas 
mehr  nach  aussen  als  die  Elytren,  aber  auf  keinem  besondern 
Grundgliede ,  sehr  nahe  dem  Hinterrande  seines  Segments, 
und  reicht  noch  nicht  einmal  bis  zum  Ursprung  des  Ruders. 
Rückenhöcker  auf  den  nicht  elytrentragenden  Segmenten  feh- 
len; dagegen  entdeckte  ich  auf  dem  Rücken  sänimllicher  Ru- 
der einige  winzige  neben  einander  gestellte  Papillen,  von 
denen  manche  etwas  cirrenartig  verlängert  sind.  Auf  den  mit 
Elytren  versehenen  Segmenten  ist  ihre  Zahl  meist  kleiner, 
2 — 5,  auf  den  mit  Rückencirren  versehenen  etwas  grösser 
bis  6  oder  7.  Die  Ruder  sind  kurz,  dick,  dicht  hinter  ein- 
ander liegend,  und  enthalten  nur  eine  kammförmige  einfache 
Reihe  sehr  starker  kurzer  dunkelblonder  Borsten,  im  ersten 
Ruder  zähle  ich  4,  in  den  andern  7  bis  8,  unter  ihnen  in 
geringer  Entfernung  sitzt  ein  dünnes  Bündelchen  sehr  zar- 
ter ziemlich   kurzer  Borsten  und  oben  am  Vorderrande  des 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.         87 

Ruders  etwa  in  gleicher  Höhe  mit  der  obersten  der  starken 
reihenweise  stehenden  Borsten  sieht  man  einen  dicken  sei- 
denartig glänzenden  Faden,  der,  genauer  untersucht,  gleich- 
falls nichts  anderes  als  ein  ßündelchen  sehr  zarter  aber  viel 
längerer  in  einer  Tasche  steckender  Borsten  ist  von  dem  Ha- 
bitus der  schlaff  herabhängenden  Capilli  der  Aphroditen.  Ihre 
Länge  ist  beträchtlicher  als  die  Höhe  des  Ruders  und  ihre 
Zahl  wohl  über  30.  Die  starken  Borsten  sind  einfach  zu- 
gespitzt^ zuweilen  mit  etwas  geschweifter  Schneide  des  ei- 
nen Randes,  die  feinen,  das  untere  Bündelchen  bildenden 
leicht  gekrümmt  und  am  Endtheile  mit  Querreihen  langer  dün- 
ner Zähnchen  besetzt.  Ausserdem  enthält  noch  jedes  Ruder 
eine  vor  der  Reihe  der  starken  Borsten  stehende  einfach-na- 
delförmigc  Acicula.  An  jedem  Ruder  kommt  endlich  ein 
Bauchcirrus  vor,  er  ist  dünner  aber  nicht  eben  kürzer  als 
der  Rückencirrus  und  am  2ten  Ruder,  wie  bei  den  Polynoen, 
ansehnlicher  als  an  den  folgenden.  Unter  ihm  an  der  Basis 
des  Ruders  bemerke  ich  eine  tief  nach  innen  gehende  Spalte, 
die  vielleicht  zum  Austritt  der  Eier  dient. 

Vergleicht  man  diese  Anordnung  der  Ruder  mit  den 
Abbildungen  von  Ranzani  und  Renieri,  so  zeigt  sich  in 
Betreff  der  Borsten  keine  vollständige  Uebereinstimmung.  R  a  n- 
zani  bildet  zwei  Borstenbündel  ab:  das  obere  stellt  eine 
Querreihe  von  13  kürzeren,  das  untere  ein  Bündel  längerer 
seitlich  gerichteter  Borsten  dar,  alle  sind  zwar  gleich  dünn 
abgebildet,  da  er  aber  die  erstem  mit  den  Paleen  der  Am- 
phitriten  vergleicht,  und  sie  goldglänzend  nennt,  so  unterliegt 
es  wohl  keinem  Zweifel,  dass  sie  unseren  starken  in  einem 
Kamm  stehenden  entsprechen,  die  untern  nennt  er  ungleiche 
graue  Haare.  Bei  Renieri  finde  ich  nur  einen  schmalen 
Fächer  von  je  9  oder  10  weit  vorragenden  ziemlich  starken 
Borsten  von  der  Länge  des  übrigen  Ruders,  von  dem  band- 
oder  fadenförmigen  Bündel  der  Capilli  jedoch  sehe  ich  we- 
der bei  Ranzani  noch  bei  Renieri  eine  Andeutung.  Die 
Elytren  stellt  Ranzani  alle  queroval  mit  sehr  verschmäler- 
tem Aussenlheil  und  etwas  ausgeschweiften  Längsrändern  dar, 
Renieri  ebenso  theils  ei-,  theils  kreisrund,  die  Cirren 
zeigen  bei  beiden  nichts  abweichendes,  die  kleinen  Rücken- 
papillcn  fehlen. 


88  Grube: 

Es  giebt  unter  den  Aphroditeen  nur  eine  Gattung,  die 
den  Polyodontes  so  nahe  verwandt  ist,  dass  auch  schon  Au- 
douin  und  Edwards,  die  sie  aurslclllen '"*)?  die  Frage  auf- 
warfen, ob  sie  nicht  vielleicht  mit  Polyodontes  zusammenfal- 
len müsse :  es  ist  die  Gatlung  Acoetes.  Betrachtet  man  ein 
Ruder  von  Acoetes  Pleei,  so  findet  man  die  dreierlei  von  uns 
beschriebenen  Borsten  wieder,  nur  ist  das  obere  Bündel  an- 
sehnlicher, mehr  ausgebreitet  und  seine  Borsten  stärker,  nicht 
schlaff  herabhängend,  sondern  fortgestreckt.  Die  Borsten  der 
Kammreihe  sind  dick,  spilz  und  ragen  wenig  vor,  wie  bei 
unserer  Annelide,  das  untere  Bündel  ähnelt  ebenfalls  unserem 
unteren,  auch  die  Rückenpapillen  der  Ruder  sind  vorhanden 
und  zwar  in  geringerer  Zahl  auf  den  elytrentragenden ,  in 
grösserer  auf  den  cirrenfragenden  Rudern,  erreichen  jedoch 
eine  viel  ansehnlichere  Grösse.  Der  Rückencirrus  süzt  auf 
keinem  Basalglied,  wie  aus  Fig.  9  hervorgeht,  (in  Fig.  10 
könnte  möglicherweise  der  dicke  Körper,  auf  dem  er  her- 
vorragt ,  eine  vor  ihm  liegende  grosse  Papille  sein,  oder  es 
wäre  hier  ausnahmsweise  ein  Basalglied  vorhanden,  obwohl 
der  Text  nichts  davon  erwähnt).  Die  Elytren  sind  ferner  in 
derselben  Weise  wie  bei  Ranzani's,  Renieri's  und  un- 
serer Annelide  vertheilt,  indem  sie,  mit  Ausnahme  des  2len 
und  4ten  Segments,  an  allen  unpaarigen  vorkommen,  sie  wer- 
den aber  um  so  viel  grösser,  dass  sie  einander  dachziegel- 
förmig  überdecken  und  vom  Rücken  nicht  das  mindeste  frei- 
lassen. Dies  könnte  jedoch  ein  specifischer  Unterschied  sein 
und  uns  nicht  abhalten,  die  Annelide  des  Frankfurier  Muse- 
ums ohne  weiteres  der  Gatlung  Acoetes  beizuzählen  ,  wenn 
nicht  der  Kopflappon  so  abweichend  wäre:  er  hat  nämlich 
bei  A.  Pleei  5  Fühler  und  4  Augen,  von  denen  die  vorderen 
gross  und  vorspringend  fast  gestielt,  die  hinteren  sehr  klein 
sein  sollen. 

Alles  dies  erwogen,  dürfte  es  vielleicht  am  passendsten 
erscheinen,  die  Ga[\ur\gen  Polyodontes  wul  Acoetes  zusammen- 
zuziehen, indem  unsere  Art  zwischen  beiden  in  der  Mille  sieht. 
Dass  die  Vier-  und  Fünfzahl  der  Fühler  wechselt,  finden  wir 
auch  bei  den  Polynoen  und  Phyllodocen,  die  Zahl  der  Augen 


')  Ann.  des  scienc.  nat.  I.  Ser.  Tom.  XXYII.  pl.  X.  Fig.  9. 10. 11. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.         89 

ist  nach  einigen  Beobachtungen  mitunter  sogar  bei  Individuen 
derselben  Art  veränderlich,  vielleicht  sind  aber  auch  die  hin- 
tern Augen  des  Acoetes  Pleei  nur  Pigmentanhäufungen,  we- 
nigstens scheinen  sie,  der  Abbildung  nach,  wenig  scharf  um- 
schrieben. Die  Rüsselbildung  stimmt  bei  allen  drei  Thieren 
ebenso  wie  die  Anordnung  des  Mundsegmcnls  überein,  nur  mit 
dem  Unterschiede,  dass  zwischen  denFühlercirren  des  ^.  Pleei 
noch  einBorslenbündel  sitzl:  solche  Ungleichheit  kommt  auch  bei 
Syllisarlen  und  anderen  Anneliden  vor.  An  den  Rudern  linden 
wir  zwei  Borstenbündel,  wenn  wir  von  den  Ren  ieri'schen 
Figuren  absehen  ,  ein  drittes  zu  oberst  gelegenes  kann  sich 
entwickeln  oder  fehlen;  auch  die  Capilli  der  verschiedenen 
Aphroditearten  sind  sehr  ungleich  ausgebildet.  Endlich  ist 
auch  die  Zahl  der  Girren  und  das  Gesetz  der  Abwechslung 
für  die  Elytren  und  Rückencirren  bei  allen  genannten  Thie- 
ren dasselbe  und  nur  die  Anwesenheit  der  Rückenpapillen 
unbeständig.  Auch  hiezu  bieten  die  Tubercula  dorsualia  oder 
Rückenhöcker  der  Polynoen  ein  Seitenslück,  da  sie  bei  man- 
chen Arten  aufTallend  stark  hervortreten ,  bei  andern  kaum 
bemerkbar  sind  oder  fehlen. 

Demnach  würde  ich  die  Gattung  Polyodontes  (mit  Ein- 
schluss  von  Acoetes)  ^o  charakterisiren  : 

Corpus  vcrmiforme,  depressum,  elylrophorum,  elylris 
segmento  2do,  3io,  5to  et  ceteris  imparibus  affixis,  segmen- 
tis  interiectis  cirros  dorsuales  gerenlibus,  lobus  capitalis 
tentaculis  frontalibus  2  vel  3,  lateralibus  inferioribus  2,  oculis 
petiolatis  2  munitus  ,  segmentum  buccale  utrinque  cirris 
tentacularibus  2  protentis  instructum,  pharynx  exsertilis 
ex  cylindrato  depressa,  bilabiata,  margine  antico  papillis  brevi- 
bus  coronalo,  media  maxime  producta,  filiformi,  maxillis  un- 
cinatis  serratis  4;  pinnae  fasciculis  setarum  2  vel  3,  cir- 
roque  ventrali  et  dorsuali  aut  elytro  instructae,  interdum  pa- 
pillis dorsualibus  ornalae ,  setae  simplices ,  superiores 
pectinatim  collocatae,  fortiores ,  minus  prominentes,  praeter 
eas  interdum  fasciculus  setarum  capillarium,  s.  inferiores 
penicillum  minutum  componentes ,  tenerae,  fortioribus  lon- 
giores. 

Die  drei  Arten  der  Gattungen  würden  sich  dann  so  un- 
terscheiden lassen  : 


90  Grube: 

P.  maxillosus  Ranz.  Elylra  haud  imbricala ,  magnam 
dorsi  partem  nudam  linquentia ,  papillae  dorsuales  et  fasci- 
culi  superiores  setarum  capillarium  nulli,  tentacula  late- 
ralia  inferiora  petiolis  oculiferis  multo  ( quater  fere) 
longiora, 

Hab.  mare  Adrialicum. 

P.  gulo  (RüppO-  Elylra  haud  imbricata,  magnam  dorsi 
parlem  nudam  linquentia  ,  papillae  dorsuales  minimae, 
segmenlorum  elytra  gerentium  2-nae  ad  5-nas,  ceterorum 
ad  6-nas  vel  7-nas,  fasciculi  capillorum  superio- 
res paulo  nutantes^  capilli  simplices,  setae  fasciculi  infe- 
rioris  denticulis  minimis  armalae ,  tentacula  lateralia 
inferiora  cum  frontalibus  stylisque  oculileris  et  cirris  ten- 
tacularibus  paene  aeque  longc  prominentia,  impar  nullum, 
styli  oculiferi  crassissimi. 

Hab.  mare  rubrum. 

?.  Pleei  (Acoetis  Pleei  Aud.  et  Edw.).  Elytra  imbri- 
cata, posteriora  anterioribus  incumbentia,  lotum  dorsum  te- 
gentia,  papillae  dorsuales  insignes,  segmenlorum  elylra 
gerentium  fere  2-nae,  ceterorum  ad  6-nas:  fasciculi  se- 
tarum superiorum  recti,  setis  ciliatis ,  tentacula  b, 
impar  proximis  paulo  longius,  lateralibus  inferioribus  dimidio 
brevius,  styli  oculiferi  brevissimi,  cirri  tentaculares  fa- 
sciculo  selarum  munili ,  longitudinem  lentaculorum  frontalium 
adaequantes. 

Hab.  mare  Antillarum. 

Palmyra  Sav. 

P.  debilis  Gr. 
Corpus  oblongum,  albidum,  segmentis  plus  22,  aequa- 
libus,  lobus  capilalis  transverse  ovalis,  oculis  2  minimis, 
tenlaculis  5,  inferioribus  2  multo  crassioribus,  articulo  basi- 
lari  insidentibus,  superioribus  3  filiformibus,  basin  versus  tumi- 
dis,  exterioribus  longitudine  cirrorum  tentacularium  ,  flabello 
parvo  palearum  munilorum,  pinnae  fascictilos  setarum  2  ge- 
reutes, allerum  peclinem  palearum  dorsualium,  allerum  fasci- 
culum  ventralem,  a  latere  prolentum ,  paleae  leniter  infle- 
xae,  spalulalae,  decolores,   margine  allero  paene  recto,  al- 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.         91 

tero  curvo,  apice  subtiliter  creniilato,  usque  ad  18-nas,  se- 
tae  ventrales  rectae,  compositac,  spinigerae,  spina  brevi 
recta,  stipite  transverse  slriato,  cirri  dorsuales  filiformes, 
basin  versus  tumidae  articulo  crassiori  insidentes,  setis  ven- 
tralibus  vix  longiores,  c.  ventrales  subulati,  pinnae  apicem 
haud  attingentes. 

Länge  des  vorhandenen  Stückes  von  22  Segmenten  2,5 
Lin.,  Breite  mit  den  Borsten  fast  0,5  Lin. 

Von  mir  bei  Villa  franca  gefunden.  An  dem  einzigen 
nur  mittelmässig  erhaltenen  und  nicht  vollständigen  Exemplar 
konnte  ich  nur  den  Vorderlheil  beobachten.  Die  Mehrzahl 
der  Rückencirren  fehlten,  der  unpaare  und  die  unteren  (den 
seitlichen  der  Polynoen  entsprechenden)  Fühler  waren  über 
ihrem  Grundgliede  abgebrochen.  Die  Unterschiede,  die  sich 
bei  der  etwas  mühsamen  Untersuchung  P.  aurifera  Sav.  ge- 
genüber herausstellten  ,  waren :  die  Form  der  Rückencirren, 
die  bei  jener,  nach  Savigny,  Audouin  und  Edwards, 
vor  der  Spitze  leicht  angeschwollen  sind  und  dann  in  ein  kur- 
zes Fädchen  enden,  während  sie  bei  unserer  Art  am  Grunde 
angeschwollen  sind  und  nach  oben  langsam  und  gleichmäs- 
sig  sich  verdünnen ;  ferner  die  Gestalt  der  unteren  Borsten, 
welche  bei  P.  aurifera  einfach,  ansehnlich  stark  und  ungleich 
zweizinkig  wie  bei  manchen  Amphinomen  dargestellt  werden, 
bei  unserer  Art  aber  zusammengesetzt  sind  und  einen  kurz- 
grätenförmigen  Anhang  tragen,  endlich  das  gänzliche  Fehlen 
des  kleinen  Borstenbündels  ,  das  bei  P.  aurifera  neben  und 
unmittelbar  unter  dem  Fächer  der  Paleen  sitzt. 

Bei  dem  durchscheinenden  Körper  war  es  mir  möglich, 
den  Darmkanal  zu  erkennen.  Er  begann  mit  einem  keulen- 
förmigen nach  hinten  verdünnten  bis  zum  9ten  Segment  rei- 
chenden Abschnitt,  der  wohl  der  Magen  ist,  und  verlief  ge- 
rade weiter,  ohne  seilliche  Blindsäcke  wie  bei  den  Aphrodi- 
ten und  Polynoen  zu  bilden.  Bisher  war  keine  Palmyra  aus 
dem  Mittelmeere  bekannt. 

Cliloeia  Sav. 

Chi.  egena  Gr. 
Corpus  elongatum    ex  carneo  ravidum ,  maculis  dorsi 
nullis,  dorso  haud  complanalo^  ex  longiludine  lenere  sulcalo^ 


92  Grube: 

segmentis  33;  tentacula  media  impari  breviora,  exlernis 
mullo  longiora ;  caruncula  angusta,  alta  ,  utrinque  plicis 
decurrenlibus  parallelis  anguste  plicata  ,  per  segrnenta  4  pa- 
tens,  Imo  et  2do  affixa;  lasciculi  setarum  minus  validi, 
dorsiiales  a  ventralibus  paene  magis  quam  a  branchiis  di- 
stanles,  setae  tenuissimac,  capillares,  laeves ,  undique  ver- 
genles,  latitudine  dorsi  breviores  ,  argenteae,  fasciculi  dor- 
sualis  rigidiores,  ventralis  paene  nutantes  ,  illls  longiores,  a 
latere  protentae ,  cirri  dorsuales  et  ventrales  aeque 
longi^  setis  dorsualibus  longiores,  longissimis  ventralium  bre- 
viores,  colore  corporis;  branchiae  latius  trigonae,  bi- 
pinnatae. 

Länge  *i,5  Zoll^  grössle  Breite  (am  löten  Segment)  mit 
den  Borsten  7  Lin.,  ohne  sie  6  Lin.,  Breite  am  Uten  Seg- 
ment ohne  die  Borsten  5  Lin.,  am  7ten  nur  4  Lin. 

Das  Exemplar,  nach  dem  diese  Beschreibung  entworfen 
isl^  befindet  sich  in  dem  zoologischen  Museum  der  Peters- 
burger Akademie ,  und  ist  offenbar  ein  schon  lange  aufbe- 
wahrtes. Durch  das  lange  Liegen  in  Weingeist  mögen  man- 
che Veränderungen  entstanden  sein^  es  ist  mir  aber  nicht 
wahrscheinlich,  dass  die  dunkeln  so  bestimmt  umschriebenen 
ansehnlichen  Flecken ,  welche  bei  Chi  flava  auf  der  Mittel- 
linie des  Rückens  stehen,  spurlos  verschvvun«Jen  sein  sollten^ 
wenn  dies  auch  mit  den  weniger  markirten  dunkeln  Quer- 
binden  der  Fall  wäre,  die  sich  dort  an  den  Seiten  zwischen 
den  Borstenbündeln  herabziehen.  Ebenso  finde  ich  die  Gir- 
ren nicht  dunkelviolet  wie  bei  Chi.  flava ,  sondern  von  der 
Grundfarbe  des  Körpers,  die  im  Leben  vielleicht  ein  Fleisch- 
roth gewesen  sein  mochte.  Statt  der  mächtigen  schräge  nach 
hinten  gerichteten  Bündel  von  starken  blonden  Borsten,  de- 
ren Länge  der  Rückenbreite  gleich  kommt ,  oder  sie  über- 
trifft, sehe  ich  bei  meiner  Art  Büschel  von  äusserst  zarten 
durchaus  silberweissen,  aus  einander  strahlenden,  der  Haupt- 
richtung nach  aber  seitlich  fortgestreckten  Borsten,  das  obere 
erscheint  besonders  mager  und  kurz,  viel  kürzer  als  sein 
Cirrus ;  die  Spitze  der  Borsten  war  meistens  abgebrochen, 
unter  den  vollständig  erhaltenen  aber  konnte  ich  keine  am 
Endtheil  gekerbte  oder  zweizinkige  entdecken,  wie  sie  bei 
Chi  flava  vorkommen,  auch  zeigt  die  Haut  dos  Rückens  nicht 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.         93 

jene  schräge  sich  durchkreuzende,  sondern  parallele  zartere 
der  Länge  nach  verlautende  Furchen.  Endlich  stehen  bei 
Chi.  flava  die  beiden  Kiemenreihen  weiter  von  einander  als 
von  der  oberen  Reihe  der  Borstenbündel  ab,  beide  Reihen  der 
Borstenbündel  sind  näher  an  einander  gerückt  und  die  Ge- 
stalt des  Körpers  ist  etwas  weniger  gestreckt,  der  Rücken 
aber  flacher. 

]Votopyg^o§  Gr. 

vcoTog  Rücken,  nvyr/  After. 

Corpus  ex  ovali  oblongum,  validuni,  depressum,  seg- 
mentis  magnis,  ano  dorsuali,  a  segmento  postremo  remoto, 
lobus  capitalis  crassus ,  subtus  per  longitudinem  sulco 
divisus,  tenlaculis  anticis  5,  oculorum  paribus  2,  os  int'erum, 
segmenta  buccalia  caruncula  dorsuali  ornata;  tuber- 
cula  Setigera  utrinque  disticha^,  cirro  dorsuali  et  venlrali 
munita,  sursum  spectantia,  setae  siraplices,  penicillos  magnos 
componentes,  branchiae  dorsuales,  cirralae,  ad  basin  pe- 
nicillorum  superiorum  sitae. 

JV.  er  inita  Gr. 

Corpus  oblongum,  utrinque  altenuatum,  depressum, 
fulvum,  per  longitudinem  dorsi  et  ventris  sulco  medio  nota- 
tum,  ano  magno  Iransverso  dorsuali,  inter  segmenlum  2lmum 
et  22dum  aperto ,  segmentis  28,  postremo  minuto,  depresso, 
bilobo  ,  setis  adumbratis  tanlum  munito ,  lobus  capitalis 
crassus  infra  bilobus,  tentacula  5,  paene  aeque  longa, 
cirris  proximis  minora,  impar  ante  carunculam  silum,  cetera 
laleralia,  supra  et  infra  fasciculum  selarum  collocata,  oculo- 
rum paria  2,  caruncula  lata,  oblonga  ,  postice  producta, 
acuminata,  foliacea,  crenulata,  crista  media  angusla,  alla  or- 
nata,  per  segmenta  anteriora  5  patens,  segmenta  bucca- 
lia 3;  tuberciila  setigera  utrinque  disticha  brevissima, 
erecta,  superius  penicillo  setarum  longiore  ,  inferius  breviore 
compresso  munitum,  cirrus  dorsualis  et  ventralis 
setis  breviores,  setae  longissimae,  pallide  flavae,  paene  al- 
bae,  reclae,  capillares,  superiores  acuminatae,  laeves,  lalitu- 
dinem  dorsi  aequantes,  inferiores  acumine  bidente,  denlibus 
maxime  inaequalibus;  branchiae   dorsuales,  humiles ,  cir- 


94  Grube: 

ratae,  paulo  biparlitae,  filis  siinplicibus,  basi  penicilli  setarum 
superioris  affixae,  in  segmenlis  anterioribus  4  desideralae. 

Länge  des  Weingeislexemplars  14  Lin. ,  grösste  Breite 
mit  den  Borsten  5,5  Lin. ,  ohne  dieselben  3,5  Lin. 

Von  der  Küste  von  St.  Helena.  Das  Exemplar  stammt 
von  Eschscholtz  her,  der  die  Farbe  des  lebenden  Thieres 
rolhgelb  angiebt. 

Diopatra   Aud.  et  Edw. 

J).  longissima  Gr. 

Corpus  longissimum,  supra  planum,  subtus  fornicatum, 
pallide  carneum,  laete  iricolor,  segmentis  plus  520,  anlicis  4 
ceteris  longioribus;  lobus  capitalis  triangulus,  rotunda- 
tus,  lobis  inferis  2  latis,  tentacula  postica  apice  exce- 
pto  per  totam  longitudinem  annulala ,  media  impari  et  exte- 
rioribus  multo  longiora ,  longitudine  segmentorum  fere  17, 
frontalia  brevia  ,  longitudine  lobi  capitalis,  segmentum 
buccale  margine  antico,  cirros  tentaculares  gerente,  medio 
exciso;  par  primum  pinnarum  ceteris  magis  prominens, 
labiis  setarum  longis  acuminatis  2 ,  branchia  simplici  cirro- 
que  dorsuali  et  ventrali  munitum,  proximae  breviores,  ce- 
tera e  brevissimae,  plerumque  cirri  ventralis  loco  crisla  hu- 
miliornatae;  setae  superiores  capillares,  in  f  erior  es  com- 
positae,  falcigerae,  sub  iis  uncini  longi  2,  acumine  bidenle, 
ut  falce  setarum  limbato;  branchiae  laxe  plumosae  ,  filis 
ad  summum  8,  in  primis  segmentis  simplices  cirriformes,  cir- 
ris  dorsualibus  longiores. 

Länge  13,5  Zoll,  grösste  Breite  ohne  die  Ruder  2  Lin. 

In  der  Berliner  Sammlung,  ohne  Angabe  des  Fundorts. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  von  D.  Amboinensis  und 
V.  Baeri  besonders  durch  die  grössere  Einfachheit  der  Kie- 
men, deren  Fadenzahl  nicht  8  übersteigt,  und  die  daher  mehr 
kämm-  als  lederbuschförmig  aussehen;  an  den  vordersten 
Segmenten  bestehen  sie  nur  in  einem  Faden,  vom  9ten  bis 
13ten  Segment  aus  2,  von  da  an  bis  zum  18ten  aus  3,  und 
so  steigt  die  Zahl  allmählich  bis  8.  Auffallend  und  kaum 
von  irgend  einer  Annelide  übertroffen,  ist  auch  die  grosse 
Zahl  der  Segmente. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.         95 

liysidice  Sav. 

L.  punctata  Gr. 

Corpus  vermiforme,  segmentis  94 — 120  anlerioribus 
c.  40  ferrugineis  vel  cupreis,  supra  albo  punclatis,  celeris 
pallidioribus  concoloribus  vel  albo  viltalis ,  3io  et  4lo  albis; 
lobus  capitalis  colore  ferrugineo,  albo  limbatus,  albo 
punctatus  ,  fronte  biloba,  segmento  proximo  paulo  longior, 
tentacula  subulata,  impar  lateralibus  vix  longius,  frontem 
haud  attingens ,  segmentum  buccale  et  proximum 
(brevius)  nudum,  macula  dorsi  media  albaornatum;  pinnae 
minutae,  albae  a  segmento  3io  incipientes,  cirrus  dor- 
sualis  pinnam  vix  excedens,  ventralis  brevior,  setae 
triformes,  superiores  capillares,  rectae  4-nae,  inferiores  tum 
lineares,  paulo  laliores ,  leviter  sinuatae,  tum  falcigerae; 
aciculae  2  rectae. 

Länge  des  grössten  Exemplars  2  Zoll,  in  Weingeist  1,8 
Zoll,  Breite  mit  den  Borsten  etwa  1  Lin. ,  es  hatte  120  Seg- 
mente; ein  kleineres  von  94  Segmenten  mass  1  Zoll  in  der 
Länge  und  weniger  als   %  Lin.  in  der  Breite. 

Ich  erhielt  von  dieser  Art  mehrere  Exemplare  mit  Tan- 
gen sowohl  bei  Triest  als  Villa  franca ,  und  erkannte  in  ihr 
sogleich  die  Leodice  triantennata  Risso  *"*),  von  der  er  freilich 
sagt  „la  queue  sans  filels/  doch  können  die  Aftercirren  leicht 
verloren  gegangen  sein ;  ich  habe  sie  gesehen.  Eine  andere 
Frage  ist,  ob  diese  Lysidice  nicht  für  eine  gefleckte  Varietät 
der  L.NinettakxxA.  eXEAw,  zu  halten  sei^  welche  eine  Länge 
von  5  Zoll  bei  einer  Breite  von  1,5  Lin.  erreicht,  und  deren 
Mundsegment  doppelt  so  lang  als  das  folgende  ist.  Dasselbe 
Verhällniss  habe  ich  auch  bei  einem  Exemplare  unserer  An- 
nelide bemerkt,  in  der  Regel  war  aber  der  Unterschied  min- 
der bedeutend  und  das  breitdreieckige  Hinterfeld  auf  dem 
Kopflappen,  welches  Audouinund  Edwards  *•-•)  bei  L.  i\7- 
netta  abbilden    und   an  dessen  Vorderrandc   die  drei   Fühler 


*)  Hist.  nat.    des    prod.    princip.    de   l'Europe  merid.  Tom.  IV. 
p.  422. 

**)  Ann.  des  scienc.  nal.  1.  ser.  Tom.  XXVIII.  p.  235.  Tom.  XXVIL 
pl.  XII.  Fig.  1-8. 


96  Grube: 

sitzen ,  konnte  ich  niemals  bemerken ;  auch  ist  der  Sichel- 
anhang der  Borsten  bei  L.  JSinelta  dreizahnig,  bei  L.  pun- 
ctata nur  zvveizähnig.  Bei  meinem  grössten  Exemplare  war 
der  Stirneinschnitt  im  Leben  nicht  erkennbar,  wohl  aber  die 
Längsfurche  auf  der  Unterseite  des  Kopflappens.  Die  hinte- 
ren Segmente  waren  ,  wie  bei  Eunice  und  den  verwandten 
Galtungen  laxer,  gestreckter  und  durchsichtiger,  so  dass  ich 
das  schwärzliche  Darmrohr  und  die  Blutgefässe  gut  erkennen 
konnte  :  ich  unterschied  ausser  dem  Bauchgefässe  am  Ner- 
venstrange und  dem  contractilen  Darmgefäss  auf  der  Darm- 
wandung noch  einen  feinen  Längsstamm  an  der  Rückenwand 
des  Leibes,  von  dem  diese  mit  meist  parallelen  anastomosi- 
renden  Aestchen  versorgt  ward. 

IVereis  (Heteronereis  Oersted). 

JV.  (HO  heteropoda  Cham,  et  Eysenh. 

N,  heteropoda  C h a m i s s o  und  Eysenhardt  Nov.  Act. 
nat.  cur.  Tom.  X.  P.  L  p.  349.  tab.  XXIV.  Fig.  2. 

Corpus  coeruleum,  segmentis  plus  76;  lobus  capi- 
lalis  subpentagonus  rotundatus,  dimidio  longior  quam  latus, 
tentacula  frontalia  basi  sibi  proxima ,  fere  aeque  prominentia 
ac  lateralia;  longissimi  cirrorum  tenlacularium  segmenta  4  vel 
5  aequanles,  segmentum  buccale  proximo  supra  fere 
allerum  tantum  longius  ;  pharynx  exs  erta  tentaculis  latera- 
libus  paulo  magis  prominens,  maxillae  graciles,  haud  ita 
curvatae,  tola  acie  dentibus  fere  8  oblusis  crenala ,  grana 
maxillaria  annuli  antici  lamellae  corneae,  quasi  ex 
singulis  granis  conflatae,  lunatae  4,  circa  maxillas  sitae,  prae- 
ter eas  media  supera  angusla  1,  annuli  postici  lamellae 
granaque  supra  singula,  ad  latera,  quantum  videre  licuit,  con- 
gesla,  pinnae  sectionis  anterioris  breviores,  lingu- 
lae  paene  aeque  prominentes,  obtusae,  supera  cum  parte  pin- 
nae dorsuali  vicina,  sensim  magnitudine  crescens,  lobum 
communem  componens  ,  cirrum  dorsualem  ,  incisurae  inser- 
tum  ,  secum  efferens,  cirrus  ventralis  lobo  nuUi  insidens, 
lingula  sua  vix  longius  prominens,  pinnae  sectionis 
posterioris  ab  illis  valde  differentes,  maxime  compositae, 
lobus  superior  triplo  amplificatus,   paene  erectus,  vexillo  te- 


Besclircibungcn  neuer  odet  wenig  bekannter  Anneliden,        ö? 

iragono  oLlongo,  sublus  coarclalo  similis,  cirro  dorsuali  mar* 
glni  cxtremo  medio  affixo,  lingula  media  horizonlalis  Irans* 
versa,  inargine  exlerno  rolundalo,  angulo  supero  repandd 
pacn«  scciiriformis,  1.  infcra  lanceolala ,  dcorsüm  specialis, 
ca  brevior ,  lablüni  sctarum  supcriorum  paene  nullum,  in-^ 
fcrioriim  maximuüi  ex  Iriatigülo  rotundallim  basi  angusta,  ve- 
xlllo  baud  minus ,  cclcris  parlibus  magis  prominens ,  cirrüS 
venlralis  incisurac  lobi  profunde  sinuali  affi.xus,  lingula  inferi 
longior,  cirro  dorsuali  acqualis,  mutalio  pinnarum  ^sy^^ 

Länge  weit  über  4  Zoll  5  Lin. ,  dehn  so  lafig  war  der 
allein  erballeiie  Vorderlheil  des  unlersuchlen  Exemplars,  76 
Segmente  umfassend ,  dessen  Hinlerende  man  wohl  ansah, 
dass  noch  ein  gules  Leibessluck  abgerissen  sein  mussle,  Breilö 
des  Leibes  ohne  die  Ruder  vorn  5,5  Lin.,  weiterhin  gerin- 
ger, aber  die  Gesammlbrcite  durch  die  ungeheuer  grossen  Ru- 
der hier  wohl  doppelt  so  gross. 

Gefunden  an  den  Felsen  von  Unalaschka. 

Die  Beschreibung  Chamisso^s  und  Eysenhar  d  l's  ist 
nach  dem  im  Berliner  Äluseum  aufbewahrten  Originalexem- 
plar ergänzt,  das  mir  H.  Prof.  Lichlenstein  freundlichst 
zu  untersuchen  erlaubte.  Der  Rüssel  war  theilweise  sehr 
verletzt. 

Siatiroceplialus    Gr. 

oTavQ<]i;  Kreuz,  yicfalr^  Kopf. 

Corpus  vermiformc,  segmentis  minus  numerosis,  cirrig 
ani  nullis;  lobus  capitalis  subpentagonus  fronte  rotun- 
data,  ulrinque  lobo  lato  ovali  auritus  ,  oculorum  paribus  2, 
tcntaculis  frontalibus  vel  posterioribus  nullis:  segmenlum 
buccalc  inerme,  pharynx  exsertilis  maxillis  2  armata ; 
pinnac  uniremes  cirro  dorsuali  et  fasciculo  selaruiii  1  mu* 
nitae,  in  lingulas  2  vel  3  exeuntes,  setac  composilae,  bran- 
chiac  nullae. 

St.  rubrovittatus  Gr. 

Corpus  brevius  vcrmiforme,  paulodeprcssum,  albidum, 
segmcnlis  36,  praeter  buccale  et  postrema  10  vilta  anteriore 
coccinea  ornatis,  5-ies  vel  6-ies  latioribus  quam  longis  J 
lobus  capitalis  late  pentagonus,  fronte  maxime  rotun* 
data,  scgmentis    proximis  2  longior,  ulrinque  iobo  subovali^ 

Archiv  f.  NaturgcscL.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  7 


98  Grube: 

pellucule  marginalo  aurilus,  oculonim  paribus  2,  oculi  fiisci 
rotundi,  anteriores  maiores,  '/ä  fcre  diamclri  Iransversi  lobi 
capitalis  aequantes,  segmcntum  buccale  inerme,  cocci- 
neum,  proximo  vix  longius ,  lolo  capilali  lalius,  pharynx 
exsertilis,  quanlum  videre  licuit ,  cylindrata,  maxillis  2 
armata,  maxillae  nigrae,  graciles ,  leniler  curvalae,  acutae, 
ad  apicem  serrulatae;  pinnae  uniremcs,  dimidiam  corporis 
latiliidinem  adaequanles,  a  latere  paulo  compressae,  in  lingu- 
las  2  vel  3  exeunles,  lingulae  produclae ,  triangulae  fascicu- 
lum  selarum  ampledcntcs ,  setae  12-nae,  composilae,  spi- 
iiigerae ,  spina  brevi  apice  incurva ,  slipile  haud  transverse 
slriato,  cirrus  dorsualis  ad  exfrcmam  pinnam  posilus, 
selis  imminens,  iis  paulo  brevior,  subfusiformis  vel  conoideus, 
lingiilis  multo  longior. 

Länge  2,5  Lin. ,  Breite  mit  den  Borsten  etwa  1  Lin., 
ohne  sie  noch  niclit  0,5  Lin. 

Von  mir  bei  Triest  unter  Seepflanzen  gefunden. 

Ich  würde  diese  neue  Gattung  in  die  Familie  der  Ly- 
corideen  und  zwar  neben  Lycasiis  Aud.  et  Edw.  stellen,  der 
sie  sich  in  der  Einfachheit  der  Ruderbildung  nähert,  ohne 
jedoch  2  Borstenbündel  zu  besitzen,  auch  fehlen  Lycastis  die 
spitzen  Züngelchen,  welche  das  Borstenbündel  zwischen  sich 
nehmen.  Die  beiden  Seitenanhänge  des  Kopflappens,  welche 
ihm  die  Gestalt  eines  Kreuzes  verleihen  und  einen  durchsich- 
tigen Rand  haben,  vertreten  vielleicht  die  Stelle  der  grossen 
hinteren  und  seitlichen  Fühler  der  Nereis  und  Lycastis,  Stirn- 
fühler fehlen  durchaus.  Den  Rüssel  sah  ich  leider  nicht  aus- 
gestreckt, sondern  nur  durchschimmernd. 

Oxydronmis  Gr. 

o^ug  schnell,  (^ga/netp  laufen. 
Corpus  vermiforme,  cirris  ani  2,  segmcntis  minus  nu- 
merosis,  lobus  capitalis  trapezoideus  fronte  angustiore, 
oculorum  paribus  2,  lenlaculis  fronlalibus  5,  seg mentum 
buccale  breve^  cirris  tentacularibus  utrinque  4,  pharynx 
exsertilis  longa,  cylindrata,  maxillis  papillisve  marginis 
nullis;  pinnae  uniremes,  conicae ,  graciles  fasciculo  scta- 
rum  l  cirroque  dorsuali  et  ventrali ,  extremis  munilae,  se- 
!ae  compositae;  branchiae  nullac. 


Bcsclircibungcn  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.        99 

0.  fasciatus  Gr. 

Corpus  brevius  vermiforme,  ex  subfusco  luleolum  vel 
vircns,  segmentis  32 — 36  dorso  linca  transversa  alba  ante- 
riore et  media  ,  figuraqiie  transverse  oblonga  albo  circum- 
scripta postica  ornatis  ,  singulis  omnino  albis  vel  virentibus, 
anterioribus  brevissimis,  ceteris  paulo  longioribus  dimidio  fere 
brevioribus  quamlatisj  lobus  capitalis  trapezoideus,  an- 
gulis  rotundatis,  paulo  brevior  quam  latus,  oculorum  paribus  2, 
oculi  rubri  parvi,  anteriores  paulo  maiores  laliusque  disfantes, 
submarginales,  tcntacula  frontalia  5,  impar  lobo  capitali 
brevius,  latoralia  angulis  affixa,  paulo  longiora  ,  fdiformia, 
segmenlum  buccale  brcvc  cum  proximo  vix  longitudi- 
nem  lobi  capilalls  adaequans,  eirri  tentaculares  utrin- 
que  4,  superiores  inferioribus  multo  longiores,  lentacula  ex- 
cedentes  ,  pharynx  exserlilis  retracta  a  segmento  3io 
usque  ad  I2mum  palens,  quantum  videre  licuit,  inermis ;  pin- 
nae  unircmes,  conicae ,  produclae ,  dimidiam  corporis  lon- 
gitudincm  superantes,  cirri  albidi  prope  apicem  inserti,  dor- 
sualis  filiformis  obsolete  articulalus  ,  lalitudinem  corporis 
cxcedens  ,  (nonnulli  cirris  tenlacularibus  paulo  longiores,) 
ventralis  tricnte  brevior,  setae  spinigerae  ad  20-nas, 
Spina  longiore  vel  breviore,  interdum  apice  incurvo  fal- 
ciformi. 

Länge  2,8  bis  etwa  5  Lin. 

Ich  entdeckte  diese  Annelide  unter  Meerschlamm  und 
Pflanzen,  die  ich  bei  Triest  erhielt,  und  fand  sie  später  auch 
bei  Villa  franca.  Sie  bewegte  sich  sehr  hurtig,  indem  sie 
sich  gewandt  schlängelte  und  so  auf  dem  Boden,  ja  selbst 
an  der  Wand  eines  Glasgefässes  herumlief,  woher  ich  der 
Gattung  diesen  Namen  gegeben.  Die  sehr  breifgezogene  ovale, 
weiss  umschriebene  Figur  hinter  der  zweiten  Querlinie  der 
Segmente  geht  mit  einem  engen  Halse  in  diese  über  und  un- 
terbricht sie  in  ihrer  Mitte.  Bei  einem  der  Triestiner  Exem- 
plare war  das  7te,  lüte,  14te  und  löte  Segment,  bei  ande- 
ren kleineren  Thieren  nur  1  oder  2  Segmente  ganz  weiss, 
bei  den  Nizzanern  nur  2,8  Lin.  langen  bemerkte  ich  gar  keine 
dergleichen,  sah  aber  in  ihrem  Leibe  2  schlauchförmige  ne- 
ben dem  Darme  liegende ,  die  6  letzten  Segmente  durchzie- 
hende Körper,  (vielleicht  Hoden?}.    Was  die  Stellung  dieses 


100  Grube: 

neuen  Thicres  im  Systeme  betrifft ,  so  v  ürde  ich  es  neben 
die  Gattung  Castalia  in  die  Familie  der  Pliyllodoceen  setzen, 
es  unterscheidet  sich  von  dieser  durch  die  Gegenwart  eines 
5ten  Fühlers  und  die  Abwesenheit  eines  obern  Borstenbün- 
dels und  der  Züngelchen ,  die  dort  den  Rard  des  Ruders 
dreizackig  machen. 

liOpadorrliynclius  Gr. 

lonug  Schüssel,  (ivyxoq  Rüssel. 
Corpus  subbreve,  depressum ;,  pinnis  maxime  dilala- 
lum;  segmentis  minus  numerosis;  lobus  capitalis  rotun- 
datus,  tentaculis  fronlalibus  ulrinquc  2,  oculis  parvis  2,  se- 
gmentum  buccale  breve,  cirris  tenlacularibus  h\teralibus 
utrinqueS,  pharynx  exserlilis  brevissima  paterae  instar 
dilatata,  marginata,  ore  parvo;  pinnae  valde  prominentes, 
foliaceae ,  luberculo  setigero  alto  compresso  labiato ,  cirris 
foliaceis  minus  altis,  a  latere  protenlis,  ei  adiacentibus,  sc- 
tae  composilae,  flabelli  instar  expansae. 

L.  brevis  Gr. 

Grube,  die  Familie  der  Anneliden  p.  58.  128. 

Corpus  subbreve  depressum  albidum  paulo  carneum, 
pinnis  maxime  dilatatum,  segmentis  24 — 29  dorso  villa  trans- 
versa elatiore ,  media  angustata  notatis;  lobus  capitalis 
transversus  ovalis,  fronte  lata  oculis  anlicis  vix  conspicuis  2, 
tentacula  4  ad  angulos  frontis  locala,  subulata,  superiora 
paulo  maiora,  longiludinem  lobi  capitalis  fere  aequantia,  cirri 
tentaculares  utrinque  3  laterales,  tentaculis  paulo  maiores, 
superior  longior,  segmentum  buccale  cum  lobo  capitali 
paene  coalitum,  pharynx  exsertilis  brevissima,  extremi- 
tate  paterae  instar  dilatata ,  marginata ,  papillis  nullis  ornala, 
edentula  ;  pinnae  maxime  prominentes,  tuberculo  setigero 
altissimo  compresso  paene  lanceolato,  labio  maximo  pellu- 
cido,  similis  formae  limbato,  selis  flabelli  instar  expansis ; 
cirri  a  latere  protenli,  labio  multo  minus  prominentes  mi- 
nusque  alti,  sublanceolati,  tuberculo  setigero  adiacentes,  dor- 
suales  margine  supero,  ventrales  infero  truncati,  illis  humilio- 
res  et  breviores,  in  segmento  2do,  3io,  4to  desiderali;  se- 
tac  numerosae,  cultriferae;  aciculae  2. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       lOL 

Länge  5—7  Lin.,  Breite  mit  den  Rudern  2  Lin. ,  ohne 
sie  0,9  Lin. 

Im  Petersburger  Museum  durch  Herrn  Dr.  Krohn  aus 
dem  Mitlelmeer. 

Nachdem  ich  diese  Annelide  kennen  gelernt,  erhielt  ich 
durch  gütige  Zusendung  desselben  Forschers  einige  Wein- 
geistexemplare eines  sehr  ähnlichen ,  offenbar  zu  derselben 
Gattung  gehörigen  Thieres,  aus  dem  Meere  von  Messina.  Ab- 
gesehen vom  Rüssel,  den  ich,  da  er  bei  keinem  ausgestreckt 
war,  nicht  beurlheilen  konnte,  trugen  sie  nicht  bloss  alle 
oben  angeführte  Gattungscharaktere  an  sich,  sondern  stimm- 
ten auch  in  allen  specifischen  Merkmalen  bis  auf  die  ersten 
beiden  Ruderpaare  überein.  Diese  hallen  eine  ganz  eigen- 
Ihümliche  sehr  abweichende  Gestalt,  sie  waren  dick,  wenig 
seitlich  zusammengedrückt ,  etwa  1  Lin.  lang ,  fast  wie  die 
Arme  einer  Kneipzange  abwärts-  und  etwas  einwärts  ge- 
krümmt ,  am  Ende  verjüngt  zulaufend  und  mit  einer  Quer- 
reihe von  5  bis  6  schwarzen  linearen  starken  und  spitzen, 
leicht  gekrümmten,  abwärts  gerichteten  Borsten  bewaffnet,  auf 
der  Milte  ihres  Rückenrandes  erhob  sich  ein  ganz  kurzer 
zugespitzter  Rückencirrus,  ein  Bauchcirrus  fehlte.  Sie  sahen 
mehr  nach  einem  Fussstummel  als  nach  einem  Ruder  aus. 
Da  bei  den  Arten  einer  Galtung  so  verschiedene  Bildungen 
an  einzelnen  vordem  Rudern  sonst  nicht  vorkommen,  so  hegte 
ich  die  Vermulhung  ,  das  andere  Geschlecht  derselben  Spe- 
cies,  vielleicht  das  Männchen,  vor  mir  zu  haben,  und  theilte 
sie  Herrn  Dr.  Krohn  mit.  Vermulhlich  sind  diese  Thierse 
selten,  da  dieser  geehrte  Forscher  noch  keine  Gelegenheit 
gehabt  hat,  jene  Hypothese  zu  widerlegen  oder  zu  bestätigen. 

CwEycera  Sav, 

Gl.  Meckelii  Aud.  et  Edw.?  *) 

Corpus  vermiforme,  subteres,  medium  crassum  poste- 

riora  versus  paulo  lentius  quam  antrorsum   acuminatum,  pal- 

lide  griseum  splendore  subyiolaceo,  segmenlis  c.  250,  biannu- 

lis,  annulo  anteriore  quoque  pinnas  gerente,  lobus  capi- 


*)  Ann.  des  seien,  nat.   1.  gcr.  Tom.  XXIX.  p.  263.  Tom.  XXVII 
pi.  XIY.  Fig.  1-4.  13. 


102  Grube: 

talis  longe  coniformiSj  obsolete  annulatus,  longiludinem  se- 
gmenlorurn  8  adaequans ,  nodulis  lateralibus  iiullis,  antennis 
minimis  4  simplicibus,  pharynx  exserlilis  anlice  cras- 
sissima,  circulo  laciniarum  plicarumve  fere  20  ornata,  lon- 
giludine  inlcrdum  paene  trienlis  corporis,  maxillis  4;  pin- 
nae  biremes  humiles  albidae,  pius  minus  inter  se  dislanles, 
ulroque  ramo  lobis  Iriangulis  2  anguslis  aequalibus  munilo, 
anteriores  brevissimae ,  quadrantem  lalitudinis  segmenli  sui, 
posteriores  dimidiiim  eius  aequantes,  iis.  longiores,  posircmae 
longissimae  aeque  longae  ac  segmcnta  lala,  cirrus  dor- 
sualis  papilla  minuta  pauIo  aciiminata  supra  basin  pinnae 
lateri  corporis  affixus,  venlralis  vix  longior  ad  extreinita- 
lem  pinnae,  selae  superiores  capillares,  inferiores 
spinigerae ,  branchiae  parieti  pinnarum  anteriori  prope 
basin  affixae  ,  in  segmentis  mediis  obviae ,  modo  turgidac, 
prosilientes,  modo  cvanescenles,  styliformes  vel  bifurcac,  in- 
terdum  Irifidae,  allüudine  pinnae  longiores. 

Länge  4y,,ZolI,  grösste  Breite  mit  den  Rudern  2,2  Lin., 
ohne  sie  1,1  Lin.  bei  einem  vollständigen  Exemplare  von  250 
Segmenten;  Länge  5  Zoli,  Breite  mit  den  Rudern  3,6  Lin., 
ohne  sin  1,8  Lin.  bei  einem  unvollständigen  Exemplare  von 
200  Segmenten. 

Von  mir  lebend  beobachtet  in  Triest,  ein  Weingeistcx- 
emplar  aus  Villa  franca. 

Ich  bin  nicht  siclier,  ob  ich  das  hier  beschriebene  Tliier 
zu  Glycera  McckeUi  Aud.etEdw.  oder  zu  Gl  fallax  Quatref. 
rechnen  soIL  Die  Beschreibung  der  Gl  MeckcÜi  passt  im 
Ganzen  mehr  darauf  als  die  Figur  1  der  cilirten  Tafel ,  in 
welcher  die  Borsten  kürzer  und  die  Ruder  weniger  von  ein- 
ander abstehend  erscheinen  als  ich  beobachtet.  Selbst  nach 
der  Aufbewahrung  in  Weingeist  hat  sich  der  Körper  in  die- 
ser Hinsicht  nicht  verändert  und  während  in  seiner  vordem 
Hälfte  die  Segmente  allerdings  sehr  kurz  sind  und  sich  die 
Ruder  berühren  ,  sieht  man  in  seiner  hinfern  die  Segmente 
verlängert,  so  dass  man  ihre  beiden  Ringel  sehr  gut  unter- 
scheiden kann  und  die  Ruder  um  ihre  Dicke  aus  einander 
stehen.  Die  Gestalt  der  Ruder  bei  meiner  Glycera  ist  die- 
selbe, wie  bei  Gl.  Meckelii,  doch  fand  ich  schon  am  leben- 
den Thier   den  Rückencirrus  mehr  papillcn-  als  kurzfaden- 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.        103 

förmig,  auch  ein  wenig  höher  sitzend.     Was  aber  die  Kieme 
betrifft ,  so  sass  sie  zwar  beständig   an  der  Vorderwand  des 
Ruders,  erschien  aber  nicht  an  allen  gabiig,  sondern  an  man- 
chen einfach,    an  manchen  gar  dreitheilig.     Audouin  und 
Edwards  erwähnen  ferner  nicht  der  Randläppchen  am  Rüs- 
sel und  nennen  die  Färbung  ihrer  Gl.  31eckelü  gelblich  (jau- 
nätre).     Würde  sich  ferner  herausstellen,  dass  sie  ihr  Thicr 
bloss  nach  einem  Weingeislexemplare  beschrieben ,  so  wäre 
es   leicht    erklärlich,   wesshalb  sie   von    den  Kiemen    nichts 
mehr  sagen,  und  gerade  das  Auffallendste  verschweigen.  Dies 
ist  aber"  das   abwechselnde  Vorspringen   und   Verschwinden 
dieser  Organe ,    die   sich  ,    wenn   sie  entleert  sind,  so  ganz 
dem  Blicke  entziehen,  dass  sie  zu  fehlen  scheinen.     Ich  sah 
in  allen  Segmenten  kleine  ovale  oder   plattrundc  Körperchen 
sich  in  Menge  hin-  und  herbewegen,  ähnlich  denen,  die  mir 
an  jungen  Sipunkeln   aufgefallen  waren  ,    besonders    deutlich 
erschie'nen  sie  in  den   hintern  Segmenten,  imKopflappen  und 
zwar  nur  in   dessen  Mittelachse;   und    in    einzelnen  Rudern, 
während  ich  in  andern  nichts  davon  bemerkte;  wo  die  Strö- 
mung vorkam,  fand  sie  theils  in  der  Mittelachse  des  Ruders, 
Iheils  in  den  Kiemen  selbst  statt,    den  Strom   sah  ich  unten 
eintreten,  am  Ende  umbiegen    und  oben   heraustreten  ;  dabei 
wird  das  Ruder  selbst  ausgestreckt,    die  Kieme  springt  her. 
vor  und  die   ganze  Erscheinung  erfolgt   mit    einer  gewissen 
Heftigkeit  und  plötzlich.     Sehr  befremdend  war  mir,  dass  ich 
weder  ein  Rückcngefäss  noch   überhaupt  vorzweigte  Gefässc 
entdecken  konnte.     An  einer  Stelle  war  die  Leibeswand  ge- 
rissen und  eine  Darmsciilinge  herausgetreten,  aber  auch  da 
keine  Gefässveräslelung  sichtbar.      Mehrere  Stellen  des  Lei- 
bes sahen  wie  mit  Blut  unterlaufen  aus,  einen  solchen  Strei- 
fen sehe  ich  auch  an  der  Bauchwand  hinter  dem  Nervenstrang 
durchschimmern.      Gerade  jene    auffallenden    Erscheinungen 
an  den  Kiemen  führt  Quatrefages  bei  seiner  Glycera  fal- 
lax  an,  die  Abbildung  des  Ruders  würde  zu  meinem  Exem- 
plare aus  Nizza  passen,  bei  welchem  ich   auch  nur  einfache 
Kiemen   sehe,   Quatrefages    spricht  weder  davon,    dass 
sie  auch  gabiig  und   dreitheilig   vorkommen,   noch   sagt  er, 
im   Bereiche   welcher   Segmente    sie    auftreten.      Audouin 
und  Edwards    ffcbcn   das  18te  b-  -»'vo  i^n...  Ruder   als 


Iöf4  Grube: 

solche  an,  ich  fand  die  Kiemen  bei  einem  Exemplare  vom 
63slen  bis  104ten,  Lei  einem  andern  vom  ßOslen  bis  ISOsten 
J?egment.  Eine  ausführliche  Beschreibung  der  Gl.  fallax  hat 
Quatrefages  noch  nicht  mifgelheilt,  auch  nicht  ausdrück- 
lich hervorgehoben,  dass  Gl  MeckeUi  zu  den  Specics  mit  be^ 
ständig  sichtbaren  Kiemen  gehöre.  Bis  dahin  rouss  uneul- 
schiedcn  bleiben,  wohin  unsere  Art  m  rechnen  \sL 

S.  &pofigicola  Gr. 
Corpus  luteum,  pauIo  translucidum  vcl  auranflacunfi, 
segmentis  60—156,  mediis  fere  ler ,  anlerioribus  qualer  la- 
tioribus  quam  longis;  lobus  capitalis  transversus  fn'an- 
gulus  rolundatus,  toris  frontalibus  lalis,  lobo  capilali  vix  lon- 
gioribus,  triangulis^  margine  interno  oblique,  recto,  exlerno 
arcualo  ,  oculi  parvi  trapezii  instar  collocati,  anteriores 
pauIo  magis  distantcs,  tenlacula  lateralia  toros  fronta- 
les vix  excedenles,  impar  paulo  longius,  arliculis  9  s  e- 
gmentum  buceale  proximo  haud  brcvius ,  cirri  dor- 
ßuales  tentacularium  tentaculis  paulo  longiores,  artku- 
lis  fere  16,  dorsuales  pinnarum  pleramque  articulis  19 
--23,  lalitudinem  corporis  adaequanles ,  ventrales  tuber- 
culis  seligeris  vix  longius  prominentes,  setae  simpliccs  ple- 
rumque  ö^nae,  aciculares  3-nae  earum  uneini  acumine  bi- 
dente,  saepius  magis  prominentes, 

Segmenla  posirema  12—15  in  nonnuTIis  a  prioribus  dif- 
ferentia,  maiora ,  laxiora,  (uberculis  seligeris  ad  basin  cirri 
dorsualis  lumidis,  puncto  nigro  notalis,  fasciculo  selarum  du- 
plici,  superioribus  falcigcris,  inferioribus  mullo  magis  nume- 
rosis,  capillaribus,  apice  uncinalis,  trienlcm  vcl  dimidium  la- 
titudinis  segmenli  sui  adaequantibus. 
Länge  bis  2  Zoll,  Breite  0,5  Zoll. 
Gclunden  in  orangefarbigen  Schwämmen  bei  Triest.  Das 
Thier,  das  sich  nur  sehr  träge  zu  bewegen  scheint^  ähneil  in 
der  Augenslcllung  und  den  Verhältnissen  der  Länge  und  Breite 
der  Segmente  S.  armillaris,  unterscheidet  sich  von  ihr  aber 
durch  die  Einfarbigkeit,  die  kürzeren  Slirnpolster  und  die  zar- 
teren längeren  raehrgliederigeren  Mckencirrcn^  und  von  al- 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       105 

Jen  Arten  durch  den  Mangel  zusammengesetzter  Borsten,  aus- 
genommen an  den  hintern  Segmenten,  an  denen  sich  wohl 
eine  Ablösung  von  dem  Vorderkörper  vorbereitet. 

Autolj'tns  Gr. 

avio^  selbst,  XiEiv  ablösen. 

A,  prolifera  (ßereis  prolifera  Müll.). 

Corpus  vermiforme,  plus  minus  longum,  rufum  vel 
ferrugineum  segmentis  (anlmalis  indivisi)  32-49,  mediis  (con- 
Iractis)  quater  fere  lalioribus  quam  longis,  cirris  ani  longi- 
giludine  segmentorum  8,  lobus  capitalis  transversus  ova- 
lis ,  lobis  anticis  2  fronlem  excedentibus ,  basi  coniunctis, 
incisura  anlica  lobo  inlermedio  cxplela,  oculi  rubri  4,  tra- 
pezii  lati  instar  coUocali ,  anteriores  paulo  magis  dislantes, 
tcntacula  3  intermedia,  filiformia,  haud  articulata,  impar 
longius,  longiludine  segmenlorum  9  vel  plurium,  cirri  ten- 
taculares  eadem  fere  longitudine;  cirri  dorsuales 
pinnarum  ul  ani  haud  articulali,  lalitudinem  corporis  aequan- 
tes,  c.  segmcnti  2di  longiores,  ventrales  nuUi ,  labia  tu- 
berculi  setigeri  obtusa ,  tumidula ,  superius  inferiore  paulo 
longius,  sclae  falcigerae  falce  brevissima ,  10-nae  vcl 
plures. 

Länge  2  (bis  6}  Lin.,  Breite  etwa  0,8  Lin. 

Ein  von  mir  bei  Villa  franca  gefundenes  Exemplar  passt 
in  der  Hauptsache  zu  den  Beschreibungen  von  0.  Fr.  Mül- 
ler und  Johnston  *).  Vor  kurzem  hat  auch  Krohn'"""") 
diese  Art  bei  Gelegenheit  sehr  interessanter  Millheilungen 
über  ihre  Vermehrung  beschrieben  und  einiges  angeführt,  was 
mit  meinen  Beobachtungen  nicht  ganz  übereinstimmt.  So  sagt 
er,  dass  bei  Aulolylus  die  beiden  breiten  löfTelartig  ausgehöhl- 
ten Stirnlappen  derSylliden  fehlen:  dies  scheint  mir  nur  in- 
sofern richtig,  als  sie  hier  nicht  so  ausgebildet  auftreten, 
und  nicht  über  den  Mund  zusammengeschlagen  werden  kön- 
nen, doch  sehe  ich  eine  Andeutung  derselben  in  der  Partie, 
welche  die  Slirn  des  eigentlichen  Kopflappens  überragt.  DiesQ 


0  Ann.  of  nal.  bist.  Vol.  XV.  1845.  pl.  IX.  Fig.  4, 
•)  Wiegln.  Arch.  185;2.  I.  p.  67. 


106  Grube: 

zeigt  drei  clurcli  eine  millcn  eingcknickle  Furche  abgesetzte, 
am  Vorderrande  selbst  aber  nur  wenig  gelrennte  Theile  oder 
Lappen,  von  denen  die  seitlichen  am  Grunde  (vor  der  Slirn) 
verschmolzenen,  nach  meiner  Ansicht,  den  Slirnlappen  von 
Syllis  enlsprechen,  der  mittlere,  der  den  zwischen  ihnen  be- 
findlichen Einschnitt  ausfüllt,  zeigt  sich  ebenfalls  bei  mehre- 
ren Syllisarten  deutlich  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  ihn 
die  seitlichen  Stirnlappen  an  Länge  bei  weitem  übertreffen, 
"Während  sie  bei  AiitoJyhis  proUfera  ziemlich  mit  ihm  ab- 
schneiden. Krohn  hebt  ferner  hervor,  dass  der  Anhang 
der  Sichelborsten  sehr  kurz  sei  und  in  drei  Zacken  auslaufe, 
das  erstere  finde  ich  auch ,  sehe  jedoch  nur  eine  einfache 
Spitze  an  ihm,  sollte  dies  vielleicht  wechseln?  Ueber  die 
Länge  der  Fühler  und  Fühlercirren  lässt  sich  Krohn  nicht 
näher  aus  ,  bei  meinem  Exemplare  stimmen  beide  mit  der 
Müller'schen  Abbildung  überein,  erstere  sind  wenig  länger 
als  der  Kopflappen  mit  seinem  Slirnanhang.  Johns  ton  stellt 
sie  sehr  viel  länger  dar,  so  dass  z.  13.  der  unpaare  Fühler 
ausgestreckt  wenigstens  die  Länge  von  9  Segmenten  haben 
müsste,  doch  ist  die  Figur  vielleicht  nicht  ganz  genau,  da 
sie  auch  z.  B.  nicht  7  sondern  8  fühlerarlige  Anhänge  zeigt. 
Nach  Johns  ton  sind  ferner  Fühler  und  Fühlercirren  mit 
Flimmerepithelium  bekleidet,  welches  nach  Frey's  und  Leu- 
ckart's  Meinung  nur  jüngeren  nicht  völlig  enlwickellcn  In- 
dividuen zukommt,  und  doch  hat  Johns  ton's  Figur  gegen 
50  Segmente'  und  misst  mehr  als  '^  Zoll  in  der  Länge  ohne 
Prolificalion  zu  zeigen.  Mein  Exemplar  besass  ebenfalls,  ohne 
Spuren  von  Tlicihing  zu  verralhen,  49  Segmenle  bei  einer 
Länge  von  noch  nicht  3  Lin. ;  das  letztere  Maass  stimmt  mit 
der  Angabe  von  Krohn  überein. 

lieucoclore  Johnsl. 

Corpus  filiforme,  subleres,  pellucidum,  uno  (5to)  se- 
gmento  anteriorum  longitudine  maiore  et  armalura  a  celeris 
,'differente,  postremo  acelabuli  vel  infundibuli  instar  dilatato; 
Jobus  capitalis  segmento  buccali  impressus ,  oblongus, 
fronte  prominula,  oculorum  paribus  2  vel  nullis;  cirri  ten- 
taculares  2  vertici  segmenti  buccalis  iuxta  oculos  affixi, 
:lono[issimi,  sulco  cxarati;  os  edcnlulum;  lubercul  a  scli- 


Bcshreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.        107 

gera  ulrinque  dislicha,  selae  superiores  capillares,  fa- 
sciculum    minulum  componcnles,    inferiores  uncini,    seric 
transversa    collocati,  branchiae  anguslae,  foliaceae,  dor- 
suales  marginales,  segmentorum  posteriorum  nullae. 
L.  ciliata  Johnst.  Var.  minula  Gr. 

Corpus  filiforme,  flavescens,  dorso  piano,  vcntre  for- 
nicato,  segnientis  fere  56,  tcr  vel  qualer  lalioribus  quam 
longis,  poslremo  in  acctabulum  interdum  pauIo  bi-vel  trilo- 
bum  exeunte;  lobus  capilalis  qulnquies  fere  longior 
quam  latus,  fronte  leviler  biloba  ,  oculis  figura  quadrala  col- 
localis,  cirri  lentaculares  longissimi,  (coniracli)  cras- 
siludinem  lobi  capilalis  supcrantes ,  longitudine  segmenlorum 
5  vel  6,  sulco  exarati^  ut  parles  ad  os  et  anum  sitae  dorsi- 
que  anterioris  ciliis  vibrantibiis  obsiti ,  setae  superiores 
capillares  a  latore  protenlae,  tenuissimae,  inferiores  un- 
cini 5 -ni,  Serie  transversa  collocati,  a  lalere  desirendentes 
apice  bidente,  lale  limbalo;  branchiae  lingulalae  vel  ob- 
longae  ciliis  longis  vibranlibus  obsilae,  medium  corpus  ver- 
sus longitudine  crcscentes,  inflexae  lineam  dorsi  mediam  vix 
allingcntes,  a  seginento  38vo  desideralae;  segm  en  tuni.  ötunn 
ceteris  dimidio  longius,  brancliiis  nullis,  pro  luberculis  d'i- 
slichis  pectine  ulrinque  1  a  margine  dorsi  oblique  descen-. 
dcntc  vcl  pacne  horizonfali  setarum  forliorum  armalum,  se- 
tae 5-nae  ceteris  magis  prominentes,  rectae,  apice  aculo» 
paulo  uncinalo,  capillaribus  lenuissimis  adiunclis. 

Länge  etwas  über  3  Lin.  bei  meinen  Exemplaren,  6 — S- 
Lin.  nach  Johns  ton  und  0  erst  ed. 

Johnsion  fand  diese  Annclide  in  den  mit  Schlamm 
erfüllten  Spalten  der  Klippen  unterhalb  der  Fluthmarke  der  Eng- 
lischen, Oersted  in  Sandgrund  an  der  Dänischen  Küste,  ich 
auf  der  mit  Tangen  bewachsenen  Oberfläche  der  Kreideklip- 
pen bei  Dieppe  ,  die  sie  ganz  durchwühlt  halle.  Das  dünne 
conlraclile  rolhe  Rückengefass  schimmerte  deutlich  durch,  es 
verlief  geschlängelt  und  theille  sich  gabiig  hinter  den  Au- 
gen, auch  jeden  Fühlercirrus  schien  ein  Gefäss  zu  durchzie- 
hen. Die  Flimmercilien  an  den  Kiemen  sind  ansehnlich  lang 
aber  nicht  die  einzigen,  welche  vorkommen.  Auch  am  Mundo 
und  After  und  in  Querslreifen  auf  den  vordem  Segmcnleß 
sehe  ich  dculliche  Flimmerbewegung. 


108  Grube: 

Der  Unterschied  in  der  Grössenangabc  zwischen  John- 
slon  '"'),  Oersted  und  mir  lässt,  da  ich  alle  Exemplare 
so  klein  fand,  vermiilhen,  dass  die  von  mir  beschriebene  An- 
nelide, wenigstens  eine  Varieiät,  wenn  nicht  eine  von  L.  cj- 
liata  verschiedene  Art  ist,  Johns  ton  schweigt  über  die 
Zahl  der  Borsten  des  abweichend  bewaffneten  5ten  Segments, 
Oersted^'*)  giebt  sie  auf  11— 12  an,  Johnston's  Abbil- 
dung zeigt  7,  möglich,  dass  sich  ihre  Zahl  mit  dem  Wachs- 
thume  des  Körpers  vergrössert.  Johnston  nennt  sie  aus- 
drücklich stumpf,  ich  fand  sie  zugespitzt  und  mit  äusserst 
feinen  Haarborsten  zusammengestellt,  welche  bei  weitem  mehr 
über  sie  hinausragen  alsOersted's  Figur  darstellt,  John- 
slon  erwähnt  ihrer  gar  nicht.  Was  die  andern  Segmente 
betrifft,  so  sagt  er,  sie  seien  versehen  mit  einem  mamiliary 
foot  armed  with  5  or  6  sharp  slighlly  curved  brislles  of  une- 
qual  lengths ,  under  this  a  bündle  of  much  smaller  brislles 
(crolchels?)  with  a  small  conical  cirrus  with  a  slill  more 
ventral  position.  Bei  meinen  Leucodoren  waren  diese  klei- 
neren aber  stärkeren  Hakenborsten  deutlich  in  eine  Quer- 
reihe  gestellt,  und  zeigten  eine  Form  wie  sie  in  der  Familie 
der  Euniceen  vorzukommen  pflegt,  nämlich  eine  in  einen 
scharfgekrümmten  Doppelhaken  auslaufende ,  aber  ringsum 
von  einem  ganzrandigen  Saume  umgebene  Spitze.  Endlich 
sahen  dieFühlercirren  meiner  Exemplare  auch  im  Leben  merk- 
lich dicker,  stumpfer  und  kürzer  als  in  Johnston's  und 
Oersted's  Figuren  aus,  in  denen  sie  etwa  die  Länge  von 
IS^Sogmenten  haben.  Uebrigens  erschien  auch  der  Stirnrand 
des  Kopflappens  nicht  immer  deutlich  in  der  Mitte  eingekerbt. 
Das  Endstück  des  Darms  war  immer  in  sehr  lebhafter  Be- 
wegung begriffen,  so  dass  seine  Wände  fortwährend  schnelle 
Wellenbiegungen  ausführten. 

Heterocirrus  Gr. 

ersQog  zweierlei,  xi'()()og  Faden. 
Corpus  vermiforme,   subteres,    appendicibus  poslicis 


*)  Mag.  of.  Zool.  and  bot.  Vol.  H.  1838.  p.  Ö7. 
*-•}  Annal.  Danic.  Con^p.  Fase,  l.  p.  39.  Fig.  31.  96.  104. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  l)ekar.ntcr  Anneliden.        109 

iiullis;  lobus  capitalis  Iriangulus  ,  rolundalus  tcnlaculis 
oculisvc  nullis,  scg-mcnlum  buccale  breve,  selis  nudum, 
cirris  tenlacularibus  dorsualibus  2  filisque  branchialibus  2  mu- 
nilum,  pharynx  exsertilis  haud  visa;  tubercula  se- 
il gera  ulrinque  dislicha^  minima,  cirris  labiisve  nullis,  se- 
tac  simpliccs,  partim  caplllares  partim  brcves  crassiores, 
paulo  uncinalae;  bra  n  chia  e  filiformes  dorsualcs  laterales 
in  anlcrioribus  lanlum  segmenlis  exsistenles. 

Ich  stelle  diese  Gattung  in  die  Familie  der  Ariciea  zwi- 
schen Spio  und  Cirratulus. 

H.  saxicola  Gr. 

Corpus  vermlforme,  subleres,  parte  postrema  dcpressa 
anle  extremilalem  dilatata,  subflavum,  vasis  sanguineis  rubris 
perlucenlibus  interdum  nigricans,  scgmentis  48 — 64,  mediis 
paene  aeque  lalis  ac  longis,  anteriorlbus  3  brevissimis,  po- 
slerioribus  ter  qualerve  latioribus  quam  longis;  lobus  ca- 
pitalis triangulus  rolundatus  aequilaterus ,  tentaculis  ocu- 
lisvc nullis,  segmentum  buccale  eo  paulo  lalius,  bre- 
vissimum ,  cum  proximis  2  longitudinem  4ti  adaequans,  setis 
nudum ,  ulrinque  cirro  dorsuali  filoque  branchiali  1  albidis 
munilum,  cirri  tentaculares  crassi,  sulco  exarati  mar- 
ginibus  tumidis ,  ciliis  vibranlibus,  longiludine  segmentorum 
10  vel  longiores,  plerumque  in  spiram  adscendentem  contorti, 
fila  branchialia  teretia,  breviora ,  triente  tenuiora ,  pro- 
xime  iuxta  et  infra  ea  exsistenlia,  pharynx  exsertilis 
haud  visa ,  segmentum  2dum  et  3ium  filo  branchiali  ulrinque 
1  instructa,  longitudinem  segmentorum  6 — 8  aequanlibus,  pari 
primo  longioribus;  tubercula  setigera  ulrinque  dislicha, 
non  ita  distantia  ,  minima,  setae  albidae,  segmentorum  an- 
teriorum  a  2do  usque  ad  9num  capillarcs  latiludine  corporis 
paulo  longiores,  ad  15-nas,  posteriorum  crassiores^  brevis- 
simae,  leniter  uncinalae,  pectinis  instar  collocalae,  supcrio- 
res  2-nae  cum  singulis  capillaribus^  longioribus,  inferiores 
3-nae  ad  5-nas. 

Länge  4,7  Lin.  bei  einer  grössten  Breite  von  kaum  0,5 
Lin.  bis  zu  einer  Länge  von  1  Zoll,  mit  einer  grössten  Breite 
von  0,7  Lin. ,  diese  nicht  weil  vom  Hintcrende  und  in  der 
Mitle  des  Körpers. 


110  Grube: 

Von  mir  bei  Villa  franca  enldeckt.  Das  grössere  Ex- 
ctnplar  sass  in  einem  engen  ,  seinem  Leibe  enisprechenden, 
^vahrscheinlich  von  ihm  selbst  ausgehöhlten  Kanal  in  einem 
auf  dem  Boden  des  Meeres  liegenden  Kalksteinblock  von 
grosser  Festigkeit.  Alle  8  Fäden,  sowohl  die,  die  ich  als 
Fühlercirren  ansehe,  als  die  von  mir  für  Kiemen  gehaltenen, 
sonderten  vielen  Schleim  ab,  und  hafteten  slark  an  anderen 
Körpern,  sogar  an  glatten  Slahlnadeln.  Die  Borslenbündel 
jeder  Seite  standen  kaum  um  mehr  als  ihre  Breite  aus  ein- 
ander.    Das  Thier  schien  sehr  träge. 

Vielleicht  gehört,  wenn  nicht  zu  derselben  Gatlung,  so 
doch  in  ihre  Nähe ,  Liimbriciis  clrralulus  delle  Chiaic  '•^). 

Cirratuliss  Lam. 

C.  Blainvillii  (Cirrinereis  filigerus  Bl.). 

Grube  Farn,  der  Annelid.  p.  GS. 

Corpus  vermiforme,  semitcres,  pallide  carncum^  se- 
gmenlis  c.  90,  anferioribus  15  brevissimis  ;  lobus  capita- 
lis  minus  acuminatus  quam  obtusus,  fila  branchialia  in 
nullo  segmento  seriem  transversam  componentia,  a  3io  inci- 
pientia,  in  proximis  brevia,  in  celeris  longiora ,  ulrinque  1, 
nee  vero  in  omnibus  visa ,  segmentis  nudis  in  posteriore 
corpore  5- nis  veI6-nis  interiectis;  setae  superiores 
capillares,  fasciculis  minutissimis,  inferiores  uncini.  5-ni, 
pcctinatim  coliocali,  posteriores  3-ni  vel  4-ni. 

Länge  1  Zoll,  grösste   Breite  0,75  Lin. 

Das  einzige  Weingeistexcmplar,  das  mir  vorliegt,  slammt 
aus  dem  Meere  bei  Triest.  Dasselbe  Thier  hat  wahrschein- 
lich delle  Chiaie  '"*")  unter  dem  Namen  Lumbricus  fili- 
gerus abgebildet. 

jtonis  Sav. 

A.  vittata  Gr. 
Corpus  vermiforme,    paulo    depressum ,   latiusculum, 
parle  postica   supra  et  subtus  fornicata ,   colore  carneo ,  se- 

*)  Mem.  Vol.  IV.  p.  177.  tab.  LXIV.  Fig.  16.  20.  21. 
**j  Mem.  Vol.  III.  tab.  XLV.  Fig.  1.  4.  Vgl.  p.  171.  178. 


Besclircibungcn  neuer  oder  ^Y(n!g  bckannlcr  Anneliden.       111 

gmenlis  c.  109,  scxics  lalioribus  quam  longis,  villis  angustis- 
siinis  pallidioribus  2  ad  confinia  notalis;  lobus  capilalis 
subquadrangulus,  scgniento  buccali  impressus,  fronte  Irun- 
cata,  tcnlaciilo  poslico  brevi  subulato;  segmcnlum  buc- 
calo  niidiirn;  lubercula  seligcra  ulrinque  disticlia,  la- 
Liis  mcmbranaceis  bumilibus  scmiovalibus  duplicibus,  poste- 
riore superiorum  in  branchiam  transeunle,  anterioruin  siipe- 
riorc  el  inferiore  tacnia  inlcr  se  coniunclis,  selae  aequa- 
les  capillarcs  lenitcr  curvalac  sericbus  pluribus  Iransversis 
collocatae,  Jabiis  vix  minus  prominentes;  branchiae  iingu- 
lalae,  anguslissimae,  initio  maximam  dorsi  partcm  nudam  lin- 
quentes,  margine  externo  crispo  scu  crcnulato,  a  sognicnto 
5Svo  cirriformes ,  laeves ,  in  dorsum  inclinatae,  longiludine 
sensim  crescentes,  versus  segmcnlum  70num  sese  tangentes, 
poslca  decrcscentes,  postremum  versus  nullae. 

Länge  2  Zoll  8  Lin.,  Breite  mit  den  Borsten  4  Liii. 

Das  einzige  Exemplar,  das  ich  zu  untersuchen  Gele- 
genheit halte,  gehört  dem  Berliner  Museum ,  in  dem  es  als 
Spio  foUosa  bezeichnet  war.  Da  jedoch  diese  Annelide  keine 
Spio,  sondern  eine  Aonis,  und  so  viel  man  aus  der  Beschrei- 
bung der  Aojiis  foUosa  Aud.  et  Edw.  entnehmen  kann  '"'3, 
von  dieser  verschieden  ist,  war  es  erforderlich,  auch  den 
Speciesnamen  zu  ändern.  Der  Hauptunterschied  liegt  in  der 
Beschaffenheit  der  Kiemen ,  welche  bei  A.  foliosa  beinahe 
lanzettförmig  zugespitzt  sind,  und  gleich  anfangs  den  gröss- 
ten  Theil  des  Rückens  bedecken.  Auch  ist  dort  von  kei- 
nen queren  Rückenbinden  die  Rede.  Der  Rüssel  unseres 
Exemplares  war  etwas  hervorgestreckt,  und  die  vordere  Grenze 
des  Mundsegments  nicht  sicher  erkennbar. 

Anmerkung  über  Ä07iis  Wagneri.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit muss  ich  mir  eine  Bemerkung  über  den  Bau  des 
Kopftheils  von  Aonis  }]'agneri  erlauben,  an  velchem  R.  Leu- 
ckart  *"**"*)  den  unpaarigen  Fühler  vermisste,  denAudouin 
und  Edwards  als  charakteristisch  für  die  Gattung  angeben. 
Professor  Leuckart  war  so  gütig,  mir  ein  Exemplar  seiner 


-"■)  Ann.  des  scienc.    uat.  1.   ser.  Tom.  XXIX.    p.  402.  pl.  XVIIL 
Fig.  9— 13. 

**)  Frey  und  L  euckart  Beitr.  p.  156.  pl.  II.  Fig.  4— 6. 


112  Grube: 

Aonis  initzulheilcn ,  und  idi  muss  nach  sorgfälligcr  Unler- 
suchung  desselben  ganz  in  Abrede  stellen,  dass  das  Thicr  zu 
dieser  Gattung  gehört.  Die  beiden  seitlichen  fülilerartigen 
Spitzen,  in  welche  die  Stirn  ausläuft,  finden  sich  bei  den 
beiden  andern  Arten  dieses  Genus  nicht  und  erinnern  an 
Spio,  namentlich  an  Sp.  crenalicornis  Mont. ,  ich  entdeckte 
aber' auch  noch  auf  der  linken  Seite  einen  in  ein  paar  enge 
Windungen  aufgerollten  Fühlercirrus,  wie  er  gerade  bei  Spio 
vorkommt.  Er  sass  unmittelbar  neben  dem  hintern  Auge, 
bedeckte  einen  Theil  des  Kopflappens  und  Mundsegments, 
zeigte  eine  tiefe  Längsfurchc  und  endete  in  eine  einfache 
fadenförmige  Spitze.  Hiernach  muss  ich  Aonis  Wagneri  für 
eine  Spio  halten  und  möchte  sie  am  ersten  eben  für  Sp.  cre- 
naiicornis  ansehen,  doch  fehlten  ihr  die  gekerbten  Furchen- 
ränder der  Fühlercirren,  von  denen  letzlere  den  Namen  trägt, 
die  aber  vielleicht  auch  veränderlich  und  darum  nicht  von 
speclfischem  VVerlhe  sind. 

Aricia.  Sav. 

Ä,  laevigata  Gr. 

Aricia  Lalreillii  Aud.  et  Edw.  Grube  Act.  Echin.  Wurm. 
^cs  Mittelm.  p.  (39. 

Corpus  vermiforme,  utrinque  acuminalum,  ex  flavido 
carneum,  lineolis  transversis  nigris,  segmenlis  209 — 250  brc- 
vissimis  quinquies  fere  latioribus  quam  longis,  sectionis  an- 
terioris  depressis,  supra  anguslioiibus  quam  subtus ,  sectionis 
posterioris  supra  planis,  plica  transversa  ornatis,  subtus  ma- 
xime  fornicalis;  lobus  capilalis  semiovalis,  fronte  latius 
rotundata,  tentaculis  oculisve  nullis,  tubercula  setiger a 
sectionis  anterioris  superiora  dorsualia,  labio  obli- 
que lanceolato,  quam  branchia  longiorC;,  demum  ei  aequali, 
setis  paucis  capillaribus  apice  crenulatis,  aciculis  2,  latera- 
lia  haud  longe  decurrenlia,  labio  alto  margine  integro,  supra 
in  angulum  acutum  exeunte  subtus  rotundato,  setis  similibus 
brevioribus  aciculis  numerosis ,  serie  multiplici  collocatis, 
scopulam  imitanlibus,  tubercula  setigera  sectionis 
posterioris  dorsualia,  parva,  interiora  labio  cirriformi 
longiore,  exteriora  brevissimo,  papillae  simili,  cirro  inter- 
medio   nullo  j  branchiae  cirriformes    a   Hnea  dorsi  media 


i 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.        113 

remotae ,  sectionis  anterioris  luberculis  sctigeris  proximae, 
labio  minores  vel  ei  aequales,  seclionis  posterioris  mullo  lon- 
giores,  sese  tangentes,  dimidiam  dorsi  latitudinein  cxcedoii- 
tes,  in  segmentis  anterloribus  5  desideratae:  mutatio  tu- 
berculorum  setigeroriun  ^2/^^  vel  ^3/^^^ 

Länge  1  Zoll  6  Lin.  bis  2  Z.  3  Lin. ,  Breite  an  den 
vordem  Segmenten  1,4  Lin.  mit  den  Borsten. 

Mit  Unrecht  habe  ich  diese  Annelide  in  der  oben  ci- 
tirten  Schrift  auf  A.  LatreiUü  Aud.  et  Edvv.  bezogen,  welche 
der  A.  Cuvieri  sehr  ähnlich  sein  soll*-),  also  wohl  auch,  da 
dies  nicht  ausdrücklich  ausgenommen  ist,  an  den  untern  Bor- 
slenbündeln  der  vordem  Leibesabtheilung  gezackte  Lippenblät- 
ter haben  muss.  Dies  ist  um  so  sicherer  vorauszusetzen,  da 
Audouin  und  Edwards  diese  F'orm  der  Lippenblälter  in 
die  Beschreibung  der  Gattung  aufgenommen,  was  ich  damals 
übersehen.  Unsere  Art  dagegen  besitzt  ganzrandige  Lippen- 
blätter, die  Stelle  des  Borstenwechsels  ferner  ist  bei  ihr  sehr 
constant  am  22sten  und  23sten  oder  23sten  und  24sten  Bor- 
stenbündel, und  rückt  nie  bis  zum29sten,  welches  Audouin 
und  Edwards  für  ihre  A.  Latreillii  angeben.  Auch  finde 
ich  den  Kopflappen  unserer  Art  nicht  sowohl  spitz  als  stumpf 
gerundet  und  die  Kiemen  weit  von  der  Mittellinie  des  Rük- 
kens  abstehend.  Ich  habe  bei  meinem  letzten  Aufenthalte  in 
Nizza  auch  ein  Exemplar  der  A.  laevigata  erhalten;  es  war 
nicht  vollständig,  jedenfalls  aber  noch  jung,  da  das  vorhan- 
dene Körperstück  55  Segmente  umfassend  nur  6  Lin.  in  der 
Länge  und  etwa  %  Lin.  in  der  Breite  mass.  Die  vordem 
Segmente  waren  gelbröthlich,  die  mittleren  etwas  blässer,  und 
trugen  auf  ihrem  Rücken  einen  vordem  und  hintern  schwärz- 
lichen Querstrich  und  dazwischen  jederseils  eine  lorgnetten- 
arlige  schwärzliche  Zeichnung,  welche  mit  der  der  andern 
Seite  durch  eine  Binde  vereint  zu  sein  pflegte.  Die  hinter- 
sten Segmente  waren  ganz  blassgelb. 

Clytie  Gr. 

Clyüe  Namen  einer  Meernymphe. 
Corpus  vermiformO;,  lobus  capitalis  triangulus,  fronte 


«)  Ann.  des  scienc.  nat.  \.  Ser.  Tom.  XXIX.  p.  398. 
Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  8 


114  Grube: 

producta,  oculis  4  serie  transversa  collocatis,  tenlaculis  nul- 
lis,segmenlum  buccaie  sulco  niillo  ab  eo  disiunctuin, 
ceteris  simile,  pharynx  exserlilis  haud  visa,  fasciculi  se- 
tarum  ulrinque  distichi,  aequales,  labiis  nullis ;  setae  sim- 
plices,  capillares;  branchiae  dorsuales  foliaceae,  vel  lin- 
gulatae,  ciliatae. 

Diese  Gattung-  ist  am  nächsten  mit  Aonis  verwandt,  es 
fehlen  ihr  aber  die  ahnsehnlichen  Lippenblätler  an  den  Bor- 
stenbündeln, und  der  Kopflappen,  statt  zurückzutreten  und  sich 
nach  hinten  in  das  Mundsegment  mehr  oder  minder  einzu- 
keilen, ragt  frei  hervor,  geht  ohne  Grenze  in  letzteres  über 
und  trägt  Augen,  die  dort  fehlen. 

Cl.  Simplex  Gr. 

Corpus  vermiforme,  dorso  complanato;  segmenlis  62, 
anterioribus  19  flavis,  ter  fere  latioribus  quam  longis,  cete- 
ris fuscis,  intestino  crasso  perlucente,  longioribus,  cirris  ani 
nullis:  lobus  capitalis  albus,  triangulus  fronte  producta, 
oculis  4  parvis  nigris ,  serie  transversa  collocatis,  posticis, 
mediis  minimis,  segmentum  buccaie  sulco  anteriore  nullo 
disiunclum  ,  segmentis  ceteris  simile,  pharynx  exserlilis  haud 
Visa;  fasciculi  setarum  utrinque  distichi,  labiis  nullis, 
ne  tuberculis  quidem  inserli,  flabellatim  expansi,  setae  sim- 
plices,  capillares,  leniter  curvatae,  tenerrimae,  albae,  sericeae; 
branchiae  lingulatae,  apice  latiore  obtuso,  dorsum  versus 
curvatae,  iuxta  fasciculum  superiorum  affixae,  ciliis  vibranti- 
tus  obsitae,  in  omnibus  segmentis  obviae,  in  buccali  minores. 

Länge  7  Lin. 

Mir  begegnete  diese  kleine  Annelide  bei  Villa  franca. 
Durch  die  Wandung  des  Leibes  hindurch  konnte  ich  ein  ro- 
Ihes  coniractiles  Rückengefäss  mit  paarigen  Aesten  erkennen, 
der  Nervenstrang  schien  ganz  von  einem  Gefäss  umgeben. 
Die  mit  Flimmercilien  besetzten  Kiemen  bewegten  sich  ein 
wenig  seillich,  wie  in  leichter  Zuckung,  und  Hessen  ein  Blut- 
gefäss längs  ihrem  Innenrande  erkennen. 

Clymene  Sav. 

67.  sp  atulata  Gr. 
Corpus  vermiforme  subteres,   posleriora  versus  leni- 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       115 

ter  altenuatum,  segmentis  22,  setigeris  20,  2ilo,  3io,  4lo  ae- 
que  longis  ac  latis,  vel  pauIo  latioribus,  longitudine  seqiien- 
tium  sensim  crescente,  I6ta,  17ma,   I8va  ter  fere  longioribus 
quam  latis,  longissimis,  posteriora  versus  tumidis  ,  20mo  et 
21mo  brevibus  latioribus  quam  longis;  segmentum  buc- 
cale  ut  postremum  setis  nudum,  paulo  longius  quam  lalum, 
cum  lobo  capitali  coalitum,  ad  basin  sulcis  oblique   cruciatis 
dislinclum,  lamina  fro  ntal  i  s  valde  inclinata  ovalis,  longior 
quam  lata ,  limbis  integris  ,    margine  fronlali    obtuse  trilobo, 
sulcis  2  a  fronte  orientibus  posteriora  versus  ultra  mediam  la- 
minam    adscendentibus;    fasciculi    setarum    capilla- 
rium  et  tori  uncini  geri  in  segmentis  anlerioribus  6  prope 
marginem  anteriorem,  ab  8vo  usque  ad   19num  prope  poste- 
riorem exsistentes,  inilio  ulrinque  inter  se  dislantes,  minulis- 
simi,  ab  8vo  sese  tangentes,  ilü  longiores  hi  laliores;   setae 
capillares  anguslissime  limbatae,   uncini  longi ,  rostrati, 
verlice  rostri  4-serrulato ,   selula   lineari  repanda  sub  rostro 
prodeunte,  segmentum  postremum  in  spatulam  fornica- 
tam  exiens,  spatula  minus  longa  quam  alta,  supra  cava,  sub- 
lus  paulo  sinuata,  postice  producta. 

Länge  etwa  5  Zoll  7  Lin.,  grösste  Breite  am  6ten  Seg- 
ment etwas  über  2  Lin. 

Ich  besitze  von  dieser  Clymene,  die  ich  der  Güte  des 
H.  Prof.  Eschricht  verdanke,  drei  Stücke,  die,  wenn  auch 
nicht  demselben  Exemplar  angehörig,  doch  soweit  man  aus 
der  Vergleichung  der  Länge  und  Form  der  Segmente  und 
der  Stelle,  an  der  ihre  Borsten  sitzen,  schliessen  kann,  sich 
so  ergänzen,  dass  22  Segmente  herauskommen.  Hiernach  ist 
die  obige  Beschreibung  zu  beurtheilen. 

Terebella  L.  (s.  str.  Sav.) 

T.  7iebulosa  Mont. 
Corpus  vermiforme,  antice  inflalum,  aurantlacum  vel 
laterilium  albo  raaculatum  ,  segmentis  70  vel  pluribus  paene 
aeque  brevibus,  scclionis  anterioris  scuto  ventrali  lateritio 
munilis;  tentacula  rubra  plus  30,  dimidio  corporis  lon- 
giora,  segmentum  buccale  album,  pone  tentacula  vitta 
punctorum    nigrorum  ornalum,  s.  3ium  et  4tuin  sub  branchia 


iiö 


Grube*. 


lobulo  vcrticali  (toro  haud  uncinigero)  limbatum,  scuta  ven- 
tralia  14  ad  17,  brevia,  lala,  toros  uncinigeros  atlingentia, 
laliludine  a  3io  utrinque  decrcscente,  a  7rno  usque  ad  13iurn 
aequali,  fasciculi  setariirn  capillarium  utrinque  17, 
in  segmenlo  4to  incipientes,  tori  uneiniger!  in  5lo,  la- 
liludine usque  ad  20muin  aucla,  ceteri  parvi  in  pinnulas  bre- 
ves  crassas  mulali,  ad  marginem  corporis  inferiorem  inserli; 
branchiae  validae,  rubrae,  segmenlo  2do,  3io,  4lo  affixae' 
ramosae  inaequaliter  dicholomae,  ramis  primi  et  secundi  or- 
dinis  et  stirpc  primae  longioribus,  ramulis  brevibus,  bran- 
chia  media  anteriore  multo  minor  et  humilior,  posteriore  ma- 
ior  anterior  laliludinem  corporis  longe  superans. 

Länge  2,5  Zoll  ohne  Fühler,    4  Zoll   und   darüber  mit 
ihnen. 

Bei  Villa  franca  nicht  selten  unter  Steinen  am  Ufer. 

Meine  Beschreibung  stimmt  mehr  mit  den  Angaben  von 
Milne  Edwards  als  von  Montagu  überein  -"}.  Mon- 
te gu,  der  diese  Terebella  an  der  Küste  von  Devon  fand  und 
ihre  Länge  auf  ö  bis  7  Zoll  angiebt,  sagt  gar  nichts  von  den 
Verhältnissen  der  Bauchplatten,  welche  die  Abbildung  so 
schmal  darstellt,  dass  sie  die  ebenfalls  schmalen  Wülste"  der 
Hakenborsten  nicht  erreichen  ;  auch  entspricht  die  Art  und 
Weise  der  Kiemenverästelung  nicht  der  von  M  i  1  n  e  E  d  w  a  r  d  s 
dargeslelllen  und  von  mir  an  vielen  Individuen  beobachteten, 
da  diese  Organe  bei  M  o  nta  gu  mehr  staudenförmig  gezeich- 
net sind.  Sollte  es  vielleicht  zwei  Arten  ziegelrolher,  weiss- 
gefleckter  Terebellen  mit  3  Paar  verästelleten  Kiemen  geben, 
oder  ist  die  Montagu'sche  Figur  unrichtig? 
T  lutea  Risso. 

T.  lutea  Risso  Hist.  nat.  des  product.  princ.  de  l'Eur. 
merid.  Tom.  IV.  p.  409. 

Corpus  vermiforme,  antice  paulo  inflalum,  colore  ci- 
treo,  segmenlis  plus  26,  poslerioribus  vix  longioribus,  Iriente 
anguslioribus  quam  anterioribus;  lentacula  plus  15,  lon- 
gissima   longitudine    segraentorum    26   flava;    segmentum 

*)  Linn.  Transact.  Vol.XlI.  p.341.  tab.  XI.  (Chciiii  Bibl.  con- 
chyl.  Linn.  Transact.  p.  266.  pl.  XXIII.  Fig.  2.) 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       117 

b  II  c  c  a  1  e  pone  ea  serie  duplici  transversa  punctulorum  ni- 
grorum  oniatum,  scuta  ventralia  16,  toris  iincinigeris 
laliora,  ea  allingentia,  fasciculi  setarumcapillarium 
tenues,  iilrinque  16,  in  segmenlo  4to,  tori  uneiniger!  in 
eodem  incipienles,  pone  iQinuni  in  pinnulas  minutas  nodu- 
losve  triangulos  laterales  mulali;  branchiae  segmento  2do, 
3io,  4lo  insidentes,  sanguineac,  ramosae,  dicholomae ,  stirpe 
brevissima,  ramis  paiicis^  aequaliter  ramulosis,  ramulis  parcis 
brevibus;,  prima  maior,  lalitiidine  segmenti  sui  paulo  longior, 
postreina  minima  bifurca,  ramo  utroqiie  bifurco. 

Länge  des  vorhandenen  Bruchstücks  mit  den  Fühlern 
nur  5  Lin. 

Gefunden  bei  Villa  franca. 

T.  V  iminalis  Gr. 

Corpus  vermiforme,  antice  paulo  tumidum,  pallide  ro- 
seum  vel  carneum,  segmenlis77,  anlerioribus  et  mediis  paene 
aeque  brevibus  ,  posterioribus  brevissimis  ,  tenlacula  plus 
30,  dimidio  corporis  aequalia  vel  longiora,  segmenlum  2dum, 
3ium,  4lum  sub  branchia  lobo  angustissimo  quasi  plica  hu- 
mili  munita,  scuta  ve  ntr  a  li  a  seclionis  anterioris  angusla, 
toris  uncinigeris  ubique  minus  lala,  ea  atlingentia,  ad  latus 
corporis  haud  adscendentia  ;  fasciculi  setarum  capil- 
larium  ulrinque  16,  in  segmento  5to  incipienles  ut  tori  un- 
cinigeri,  anteriores  horiim  latissimi ,  laliludine  a  segmento 
18vo  ad  28vum  valde  decrescenle,  ceteri  parvi,  ad  margi- 
nem  ventralem  affixi,  deorsum  spectantes,  sulco  ventris  lon- 
gitudinali  prcfundo  intermedio;  branchiae  rubrae,  debiles, 
segmenlo  2do,,  3io,  4(o  affixae,  ramosae,  dicliotomae,  stirpe 
ramisque  primi  et  secundi  ordinis  brevibus.,  ramulis  longis 
viminalibus,  fasciculum  referentes,  br.  media  anteriore  minor, 
posteriore  maior. 

Länge  l  Zoll  9  Lin.  ohne  die  Fühler  bis  2  Zoll  4,5 
Lin.,  mit  ihnen  bis  3  Zoll  7  Lin.  und  darüber. 

Von  Grohmann  gesammelt  bei  Palermo,  von  mir  bei 
Triest  gefunden. 

Der  Zwischenraum  zwischen  den  aufeinander  folgenden 
Wülsten  der  Hakenborsten  ist  noch  nicht  so  gross  wie  ihre 
Länge  (in  der  Richtung  von    vorn  nach   hinten)   oder  doch 


118  Grube: 

höchstens  ebenso  gross.  Die  Art  der  Kiemenverzweigung 
unlerscheidel  diese  Specics  auf  den  ersten  Bliclv  ebenso  von 
T.  Medusa  Sav.  (der  Figur  nach  zu  urtheilen),  wie  von  T. 
nebulosa ,  sie  bildet  zu  der  letzteren  gerade  das  Gegentheil, 
indem  bei  T.  viminaHs  die  Aeste  erster  und  zweiter  Ordnung 
und  der  Stamm  der  Isten  Kieme  lang,  die  Zweige  kurz  sind, 
hier  aber  jene  durch  ihre  Kürze,  diese  durch  ihre  Länge 
auffallen;  auch  sind  die  Kiemen  der  T.  virninalis,  bei  gleicher 
Grösse  der  Exemplare,  viel  zarter  und  der  Grössenunterschied 
zwischen  der  vordersten  und  hintersten  nicht  so  bedeutend 
als  bei  T.  nebulosa.  Die  im  Leben  wellenförmig  gebogenen 
Zweige  verkürzen  sich  durch  Contraction  und  strecken  sich 
dann  im  nächsten  Moment  wieder  aus ,  zuweilen  contrahirt 
sich  auch  das  ganze  Bäumchen  gleichzeitig.  Von  den  Mon- 
tagu'schen  Terebellen  passt  keine  einzige  Beschreibung  auf 
diese  Art. 

T.  triserialis  Gr, 

Corpus  vermiforme,  antice  tumidum  ,  ex  griseo  car- 
neum,  tuberculis  setigeris  scutisque  venlralibus  albidis,  seg- 
mentis  plus  39  fere  aeque  brevibus,  tentacula  alba,  lon- 
gitudine  fere  corporis ,  segmentum  2dum  et  3ium  utrinque 
plica  brevissima,  subtus  cum  altera  confluente  scuta  ven- 
tral! a  lö,  minus  distincta,  toros  uncinigeros  atlingentia,  iis 
latiora  ,  posterioribus  exceptis,  a  7mo  sulco  longitudinali  di- 
visa,  fasciculi  setarum  capillarium  utrinque  29  ad 
31,  iam  in  segmento  3io,  tori  uneiniger!  in  5to  incipien- 
tes  ,  hi  minus  distincti ,  serie  uncinoruni  longo  descendente, 
inter  scuta  ventralia  intrante;  braucht  ae  segmento  2do, 
3io,  4to  insidentes,  series  transversas  fdorum  simplicium  ex- 
hibentes,  fila  l4-na,  tentaculis  triplo  tenuiora  et  breviora. 

Länge  eines  Individuums  mit  ganz  kurzem  reproducir- 
ten  Schwanzende  und  31  ausgebildeten  Segmenten  1  Zoll  ohne, 
2  Zoll  mit  den  Fühlern  oder  etwas  darüber.  Breite  im  Wein- 
geist,  1,5  Lin.  Ein  zweites  Exemplar  hatte  39  Segmente, 
war  aber  nicht  vollständig. 

Von  Grohmann  dem  zoologischen  Museum  der  Peters- 
burger Akademie  aus  Sicilien  eingesandt,  von  mir  lebend  bei 
Villa  franca  beobachtet.    Diese  Art  erinnert  durch  die  ein- 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.      1 19 

fache  Fadenform  der  Kiemen  an  T.  cirrata  0.  Fr.  Müll.;  al- 
lein bei  jener  treten  die  Fäden  quastenartig  aus  einem  Punkt 
hervor  ,  bei  unserer  Art  dagegen  stehen  sie  neben  einander 
und  bilden  eine  zusammenhängende,  nicht  einmal  in  der  Mitte 
unterbrochene,  Querreihe. 

T.  cor allina  Gr. 

Corpus  gracile  colore  corallinO;,segmentis  plus  60,  an- 
terioribus  brevissimis,  mediis  triplo,  posterioribus  duplo  lon- 
gioribus,  scuta  ventralia  12,  latitudine  longe  vix  decre- 
scentia,  anteriora  loris  uncinigeris  aequalia,  postrema  multo 
angustiora;  tentacula  albida  pauca  (1^)?  fasciculi  se- 
tarum  capillarium  per  totam  longitudinem  corporis  pa- 
tentes, in  segmento  4lo,  tori  uneiniger!  in  5to  incipien- 
tes,  hi  ovales,  haud  longe  descendentes,  scuta  attingentes,  a 
segmento  20mo  humiles ,  nodulis  similes,  vix  paulo  longius 
prominentes;  branchiae  segmento  2do  et  3io  insidentes, 
sanguineae,  arborescentes,  stirpe  tenui  ramis  nuda ,  altiore, 
ramis  fastigii  spissis  brevibus  dichotomis. 

Länge  des  Exemplars  in  Weingeist  etwa  7,5  Lin.  ohne  die 
gegen  4  Lin  langen  Kiemen,  grössle  Breite  des  sehr  schlan- 
ken Körpers  vorn  fast  ^/^  Lin.,  in  der  hintern  Leibeshälfte 
nur  %  Lin. 

Ich  habe  von  dieser  Art  nur  ein  einziges  Exemplar  und 
zwar  lebend  von  Villa  franca  her  erhalten.  Der  schlanke  Leib 
zeigte  vorn  keine  Anschwellung,  das  dünne  Hinterende  war 
wie  bei  einem  Vermetus  spiralig  eingerollt ,  die  Vorderseg- 
mente ohne  seitliche  Lappen.  Von  den  Fühlern  waren  nur 
14  erhalten  und  diese  kurz.  Von  allen  Terebellen  mit  zwei 
Paar  Kiemen,  deren  Haarborsten  bis  zum  Ende  des  Leibes 
gehen,  ähnelt  unserer  Art  am  meisten  die  ebenfalls  schlanke 
Amphitrite  Tondi  delle  Chiaie  ■»"'),  deren  Abbildung  aber  von 
Grunde  aus  verästelte  Kiemenstämmchen  zeigt,  auch  soll  der 
Leib  pistaciengrün,  Kiemen  und  Fühler,  von  denen  5  abgebil- 
det sind,  gelb  gefärbt  sein.  Terebella  Scylla  Sav. ,  ebenfalls 
eine  kleine  Art,  deren  Körpergestalt  jedoch  nicht  näher  be- 


0  JUcraor.  Yol.m.  p.  169.  tab.  XLV.  Fig.  2. 


120  Grube: 

schrieben  ist,  soll  auch  von  Grund  aus  verästelte  Kiemen  ha- 
ben und  Fühler,  die  auf  zwei  Lappen  sitzen. 

T.  pectinata  Gr. 

Corpus  vermiforme,  antice  paulo  inflalum,  colorc  pal- 
lide  carneo,  segmcntis  plus  41,  mediis  et  posterioribus  duplo 
longioribus  quam  latis,  tentacula  plus  11,  longiludine  seg- 
mentorum  13  et  breviora,  sc  Uta  ventralia  14,  media  du- 
plo laliora  quam  longa,  anteriora  brevissima,  toros  uncinige- 
ros  atlingentia;  fasciculi  setarum  capillarium  mi- 
muti,  a  3io  segmento  in  omnibus  visi ,  tori  uncinigeri 
in  4lo  incipientes,  anteriores  latitudine  scutorum  vel  latiores, 
segmentum  15tum  versus  et  porro  angustiores,  usque  ad  sul- 
cum  ventralem  descendenles^  denique  omnino  ventrales,  no- 
dulis  similes;  branchiae  segmento  2do  et  3io  insidentes, 
latitudine  segmenti  sui  breviores,  pectiniformes ,  slirpe  plus 
minus  in  spiram  planiorem  involula,  ramis  secundis  simplici- 
bus,  apice  infimi  interdum  bidente. 

Länge  1  Zoll,  mit  den  Fühlern  1  Zoll  2,5  Lin.  bei  ei- 
ner Breite  vorn  von  V^  Lin. ,  hinten  von  1  Lin.  und  einer 
grössten  Dicke  von  etwa  Y^  Lin. ,  doch  war  das  Exemplar 
nicht  vollständig. 

Es  stammt  aus  dem  Mittelmeer,  ist  aber  von  mir  nicht 
lebend  beobachtet.  Diie  auffallende  Gestalt  der  Kiemen  wie- 
derholt sich  bei  keiner  mir  bekannten  Art. 

Polycirnts  Gr. 

Corpus  vermiforme,  antice  paulo  inflalum,  posteriora 
versus  sensim  attenuatum;  lobus  capitalis  labium  semi- 
circulatum,  margine  dorsoque  tentaculis  filisque  longis  volu- 
bilibus  (an  branchialibus?)  obsitum,  segmentum  buccale 
subtus  callo  ovali  ad  os  inflexo  scutatum,  tuberculis  seligeris 
munitum,  tubercula  setig  era  omnium  segmentorum  utrin- 
que  monosticha  anteriorum  setas  capillares  gerentia,  posle- 
riorum  tori  uncinigeri. 

P.  Medusa  Gr. 
Grube  die  Famil.  der  Annelid.  p.  137,  82. 
Corpus  vermiforme,  antice  paulo  inflalum,  posteriora 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       121 

versus  sensim  aUenualum^  pallide  carneum,  segmentis  48  vel 
pluribus,  subtus  quasi  torosis,  sulco  niedio  exaratis  ,  duplo 
fere  latioribus  quam  longis,  2do  et  proximis  breviorihus, 
lobus  cap  ita  lis  labium  magnum  semicirculatum,  plicis  ina- 
gnis  longitudinalibus  2  profunde  sinuatus,  quasi  tripartitus,  t  e  n  - 
tacula  et  fila  maxime  numerosa  in  margine  fronlali  et 
pone  eum  affixa,  variae  longitudinis,  flava,  vase  rubello  per- 
lucente,  maxime  volubilia,  torluosa,  saepius  cirri  vifis  instar 
involuta,  illa  crassiora,  sulco  infero  exarata,  usquc  ad  6  lln. 
longa,  haec  teretia  paulo  crenulata,  fenuiora  ,  vix  breviora, 
segmentum  buccale  proximo  multo  longius,  in  lobum 
capitalem  sensim  transiens,  toro  venlrali  piano,  medio  antice 
paulo  excavato,  ad  os  inflexo,  producto,  s.  2dum  brevissimum, 
3ium  paulo  longius,  ut  cetera  sulco ventrali  exarata,  tuber- 
cula  selas  capillares  gerentia  utrinque  monosticha, 
in  segmentis  anterioribus  11  vel  14  visa,  ad  marginem  ven- 
tralem, anteriora  7  paulo  altius  exsistentia,  nodulo  albo  inier 
ea  marginemque  ipsum  apparente^  tori  uneiniger ia  se- 
gmento  15to  incipientes,  pinnulis  similes,  uncini  breves,  ha- 
mati,  minimi,  seriem  simplicem  componentes. 

Länge  7  Lin.^  grösste  Breite  vorn  1  Lin. 

Ein  Exemplar  war,  wie  es  schien,  vollständig  —  von 
ihm  habeich  die  Masse  angegeben;  von  einem  andern,  bedeu- 
tend grösseren,  sah  ich  nur  2  Bruchstücke^  26  Segmente 
umfassend;  beide  befinden  sich  in  dem  zoologischen  Museum 
der  Petersburger  Akademie.  Ein  drittes,  leider  nur  ein  Bruch- 
stück, und  zwar  einen  Vordertheil  von  11  Segmenten,  be- 
obachtete ich  lebend  in  Nizza,  und  habe  darnach  die  Fär- 
bung beschrieben,  die  sich  übrigens,  was  den  Leib  selbst 
anlangt,  im  Weingeist  nicht  so  sehr  verändert  hat.  Das  letz- 
tere Thierchen  war  bei  Villa  franca  gefunden,  starb  aber  lei- 
der sehr  bald,  und  färbte  dann  das  Seewasser  in  dem  Glas- 
schälchen,  in  dem  ich  es  gehalten,  blass  schwefelgelb. 

Jflyxicola  Koch. 

Corpus  vermiforme,  muciparum,  segmentis  brevibus, 
(anterioribus  exceptis)  subtus  sulco  longitudinali  divisis,  col- 
lare  nullum,  os  anticum  inter  2  branctiiarum  penicillossitum ; 
sclac  utrinque  duplicis  gencris  ,  allerae  capillares,  fascicu- 


122  Grube: 

los  ad  marginem  dorsi  componenles,  alterae  uncini  dorsuales 
et  ventrales  serialim  collocati;  fila  branchialia  lamjnis 
basilaribus  2  in  gyrum  convolutis  insidonlia  ,  axem  corporis 
longitudinalem  sequentia^  barbata,  membrana  paene  usque  ad 
apicem  coniuncta,  filum  singulum  brevius  imberbe. 

M.  infundibulum  (Mont.) 

Eriographis  borealis  Gr.  Famil.  der  Annelid.  p.  88. 

Corpus  brevius  vermi forme,  subtercs,  pallide  carneum, 
cute  mucipara,  ciliis  vibranlibus  obsila,  segmentis  45  ad  49, 
biannulis,  poslice  serie  dorsuali  punclorum  fuscorum  ornalis, 
5-ies  fere  latioribus  quam  longis  ,  infra  planioribus,  a  lOmo 
subtus  sulco  longitudinali  divisis,  collare  nullum^  fasciculi 
setarum  capillarium  marginales,  minimi,  saepius  solis 
in  segmentis  anterioribus  conspicui,  unci  ni  brevissimi,  in  Om- 
nibus obvii,  vix  lente  distinguendi ,  hamali ,  ulrinque  serie 
transversa  a  dorso  ad  ventrem  descendentes;  branchiae 
aequales,  \'^  totius  longitudinis  adaequantes,  laminis  basilari- 
bus in  gyrum  involutis  penicillum  referentes ,  fila  bran- 
chialia utrinque  21  ad  24  aeque  longa,  ciliis  vibrantia^  vio- 
lacea ,  radiolis  distichis  rubellis  barbata ,  membrana  albida 
usque  ad  apicem  coniuncta^  apice  libero  brevi,  plerumque  in 
spirulam  involuto,  filum  singulum  imberbe,  brevissimum,  cla- 
vaeforme  propius  os  situm. 

Länge  des  grössten  Exemplars  2  Zoll,  mit  den  Kiemen 
2  Zoll  6  Lin. ,  grösste  Breite  am  7len  Segment  fast  3  Lin.^ 
am  Zehntletzten   1,5  Lin. 

Kommt  bei  Triest  vor,  wo  ich  ein  kleines  Exemplar  von 
7  Lin.  Länge  und  49  Segmenten  lebend  zu  beobachten  Ge- 
legenheit hatte.  Es  trug  jederseits  wenigstens  10  Kiemenfä- 
den und  sass  in  einer  aus  zähem  Schleim  gebildeten ,  zum 
Theil  frei  liegenden  Röhre.  Durch  die  Leibeswand  hindurch 
schimmerten  das  schmutzig  gelbe  Darmrohr  und  die  mit  grü- 
nem Blute  gefüllten  Gefässe,  von  denen  ich  ein  pulsirendes 
Rücken-  und  ein  der  Wandung  anliegendes  Bauchgefäss  un- 
terschied ;  ausserdem  schien  noch  ein  unteres  Darmgefäss  vor- 
handen. Aus  dem  von  Herrn  Koch  in  Triest  geöffneten  Exem- 
plare, dem  grössten,  das  ich  dort  gesehen,  entnehme  ich,  dass 
der  Darmkanal  sich  durchaus  nicht,   wie    bei   den  Sabellen, 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       123 

weiterhin  in  enge  Spiralwindungen  legt,  sondern  ein  gerade  forl- 
laufendes, nur  allmählich  an  Dicke  abnehmendes  Rohr  ist.  Der 
NameEriographis  borealis,  den  ich  dieser  Annelide  ursprünglich 
gegeben,  muss,  weil  dies  Thier  von  H.  Koch  bereits  früher 
in  dem  Renierischen  Nachlass  beschrieben  und  Myxicola  in- 
fu7idibulum henanni  ist,  zurückgenommen  werden.  Koch  meint 
nämlich  in  dieser  Annelide  die  von  Montagu  entdeckte 
Ampkitrite  infundibulum''^'^  wieder  zu  erkennen  ;  die  Beschrei- 
bung Montagu's  ist  nicht  befriedigend,  die  Abbildung  aber 
passt  ganz  gut,  namentlich  zeigt  sie  die  hoch  hinauf  reichende 
Verbindungshaut  der  Kiemenfäden  und  den  Mangel  des  bei 
den  Sabellen  vorkommenden  Halskragens.  Unter  den  von 
Renieri  abgebildeten  Anneliden  des  Adriatischen  Meeres 
erkennt  man  wohl  dieses  Thier  in  der  Trombetta  divisame- 
der  (Taf.  Vill) ,  doch  entspricht  die  Coloration  dem  von  mir 
gesehenen  Exemplar  nicht  und  der  Trichter  der  Kiemenhaut 
erscheint  ganz  geschlossen.  Auch  die  von  delle  Chiaie 
abgebildete  Sabella  infiindibulum  **"*),  zu  welcher  leider  die 
Beschreibung  fehlt,  scheint  dieselbe  Art  zu  sein. 

F*abricia  Blainv. 
F.  gracilis  Gr. 

Corpus  vermiforme,  albicans,  12-ies  fere  longius  quam 
latum  (sine  branchiis),  segmentis  28,  lobo  capitali  producto 
nullo,  setae  capillares  apice  late  limbato,  uncini  lon- 
giusculi,  hamati  4-ni;  branchiae  minus  quam  trientem  to- 
tius  longitudinis  aequantes,  fila  branchialia  10,  radiolis  disti- 
chis  pinnata,  apice  rhachis  plerumque  radiolis  proximis  Ion- 
giore,  oculi  4,  2  in  segmento  buccali,  2  in  poslremo,  trian- 
gulo  rotundato. 

Tractus  intestinalis  a  segmenio  3io  usque  ad  14tum  re- 
ctus,  in  confiniis  coarctalus,  inter  ea  dilatatus,  a  14to  tenuis- 
simus  aequalis  leviter  serpentinus.     Sanguis  viridis. 

Länge  im  contrahirten  Zustande  etwa  2'/4Lin.,  mit  den 
Kiemen  3  Lin. 


*)   Linn.   Transact.    Vol.  IX.   p.  209.    lab.  VII.  cop.    Chenu   Bibl. 
concliyl.   Deux.  Ser.  Tom.  I.  pl.  VIII.  Fig.5. 
*')    Memor.  Vol.IY.  tab.LXd.  Fig.  5. 


124  Grube: 

Gefunden  bei  Villa  franca. 

Alle  Beschreibungen  der  Fahricia  stellaris  Blainv.  (Tu- 
bularia  stellaris  0.  Fr.  Müll.,  T.  Fabricia  Fabr.,  OthoniaFa^ 
bricii  Johnsl.)  und  Amphicore  Sabella  Ehrbg.  (A.  quadri- 
pmictata  R.  Leuck.)  ,  mögen  diese  nun  identisch  sein  oder 
nicht,  stimmen  darin  überein,  dass  bei  diesem  Thierchen  nicht 
mehr  als  14  Segmente  vorkommen,  von  denen  12  (oder  11) 
borstentragend,  und  man  entnimmt  aus  den  Abbildungen,  dass 
der  Leib  ohne  die  Kiemen  höchstens  6  bis  8  mal  so  lang  als 
breit,  also  ziemlich  kurz  und  dick  ist,  nur  das  Männchen  ist 
von  0.  Schmidt  schlanker  abgebildet,  hat  aber  auch  nicht 
mehr  Segmente.  Bei  meiner  Annelide  finde  ich  das  Verhält- 
niss  der  Leibeslänge  zur  Breite  etwa  wie  12  :  1  und  die  Zahl 
der  Segmente  28,  von  denen  die  hintersten  freilich  sehr  kurz 
und  schwer  unterscheidbar  sind.  Das  Verhältniss  der  Kie- 
men- zur  Leibeslänge  etwa  1  :  2Y2  oder  3  und  die  absolute 
Länge  des  Thieres  differiren  weniger  von  A.  Sabella,  welche 
nach  Schmidt  2  bis  4  Lin.  lang  wird.  Dagegen  ist  die 
Zahl  der  Kiemenfäden  bei  den  erstgenannten  Fabricien  und 
Amphicore  nach  übereinstimmender  Angabe  nicht  grösser  als 
6  und  ein  dreieckiger,  mehr  oder  weniger  vortretender  Kopf- 
lappen vorhanden,  wogegen  ich  bei  F.  gracilis  letzteren  ver- 
misste  und  10  Kiemenfäden  fand.  Bei  A.  Sabella  wird^  wie 
es  scheint,  die  Spitze  der  Kiemenfäden  nicht  länger  als  die 
obersten  Nebenfädchen,  bei  unserer  Art  finde  ich  sie  in  der  Re- 
gel merklich  verlängert,  sehr  dünn  und  etwas  eingekrümmt. 
Am  lebenden  Thier  glaube  ich  noch  2  ganz  kurze  ungefiederte 
Fädchen  zwischen  den  Kiemen  erkannt  zu  haben,  wie  sie 
auch  bei  A.  Sabella  angegeben  werden,  ich  kann  sie  jedoch 
an  dem  Weingeistexemplar  nicht  wieder  finden;  die  Beschaf- 
fenheit der  beiden  schwarzen  Augenpunkte  auf  dem  ersten 
und  letzten  Segmente  konnte  ich  aus  Mangel  an  Zeit  nicht 
untersuchen. 

Ueber  die  Deutung  des  Vorn  und  Hinten  bei  den  Fa- 
bricien bin  ich  mit  0.  Schmidt,  dem  wir  die  ausführlich- 
ste Beschreibung  der  A.  Sabella  verdanken  -'>*),  nicht  einver- 
standen,  halle   vielmehr   mit  Ehrenberg  und   Leuckart 


*)  Neue  BeHr.  zur  Nalurgesch.  der  Wurm.   1848.  S.21. 


ßeschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       125 

das  kiementrageude  Ende  für  das  vordere.  Die  Argumente, 
aufweiche  Schmidt  sich  stützt,  sind  namentlich  zwei:  dass 
er  nämlich  durch  die  Oeffnung  zwischen  den  Kiemen  Excre- 
mente  hervortreten  gesehen,  und  dass  bei  der  Entwickelung 
des  Körpers  die  Augen  des  entgegengesetzten  Endes  eher 
als  die  hinter  den  Kiemen  befindlichen  zum  Vorschein  kom- 
men, lieber  beides  kann  ich  keine  Beobachtungen  beibrin- 
gen,  das  aber  lehren  Schmidt's  eigene  Abbildungen  von 
den  Entwickelungsslufen  dieses  Thierchens ,  dass  die  Wan- 
dung des  kiementragenden  Körperendes  sich  früher  aus  dem 
Dotter  bildet  als  die  des  entgegengesetzten  ,  und  diesem  in 
der  Entwickelung  voranschreitet;  sollte  nun  dieses  letztere 
dennoch  das  vordere  sein,  so  spräche  dies  gegen  alle  Ana- 
logieen  der  Entwickelungsgeschichte.  Dass  übigens  eine  An- 
nelide ganz  bequem  mit  dem  Hinlerende  vorauskriecht ,  wie 
dies  bei  A.  Sahella  der  Fall  ist,  sehen  wir  auch  oftmals  bei 
unsern  Regenwurm ern. 

Weitere  Verschiedenheiten  finde  ich  in  der  Gestalt  der 
Hakenborsten,  die  Schmidt  bei  A.  Sahella  zweizinkig  und 
denen  mancher  Naiden  ähnlich  beschreibt,  ich  dagegen  bei 
meiner  Art  mit  einem  ziemlich  geraden,  einfachen  Schnabel 
versehen  fand,  wie  bei  Terebellen,  nur  hinten  nicht  so  scharf 
umgebogen,  sondern  lang  S-förmig  gekrümmt  und  gestreck- 
ter als  bei  jenen;  sie  stehen  meist  zu  je  4.  Der  Darmkanal 
ferner  von  A.  SabeUa  wird  überall  als  ein  ziemlich  gleich 
dickes  Rohr  dargestellt,  bei  F.gracilis  beginnt  er  mit  einem 
geraden,  durch  die  ersten  drei  Segmente  hindurchgehenden 
Rohr  von  massiger  Weite,  dann  folgt  eine  Erweiterung,  die 
das  4te  und  5te  einnimmt,  und  auf  diese  eine  Reihe  von  Er- 
weiterungen und  Einschnürungen,  welche  den  Grenzen  der 
Segmente  vom  6ten  bis  13ten  entsprechen,  darnach  nimmt 
die  Breite  sehr  schnell  ab  und  der  Rest  des  Darms  verläuft 
dann  als  ein  sehr  dünner ,  leicht  geschlängelter  Kanal  bis 
zum  After.  Kein  Beschreiber  spricht  von  der  Farbe  des  Blu- 
tes bei  A,  Sabella,  man  muss  also  wohl  annehmen,  dass  es 
die  bei  den  Anneliden  gewöhnliche,  die  rolhe  ist ,  so  beob- 
achtete ich  sie  auch  bei  den  in  Dieppe  erhaltenen  Fabricien, 
die  mit  den  Charakteren  von  A.  Sahella  übereinstimmten,  bei 
F.  gracilis  dagegen  war  das  Blut  grün. 


126  Grube: 

Serpula  L.  (Subgenus  Galeolaria  Lam.) 
S.  (G.)  caes pit  0 sa  Lam. 

Corpus  subfuscuin,  meiiibrana  ventrali  purpiirea,  sub- 
coerulea,  branchiae  fiiscae  albido-vittalae,  circulum  com- 
ponentes,  filis  ulrinque  circiler  14  barbads,  operculum  cal- 
carium,  mitrae  conove  obliquo  simile,  apice  infero  in  stylum 
(ranseunte,  basi  supera,  anti  orsuni  et  deorsum  inclinala,  paene 
plana,  spinis  9  mobilibus  armata  , Spinae  ad  rnarginem  posterio- 
rem superiorem  operculi  afüxae,  eo  haud  longiorcs,  3  infe- 
riores ensiformes  niulicae,  planitiei  dorsuali  operculi  appres- 
sae,  marginibus  lateralibus,  6  superiores ,  suberectae,  com- 
pressae  margine  altero  infero,  altero  supero,  serralo,  aculae, 
mediae  breviores,  exteriores  longiores,  Stylus  operculi  supra 
sulco  exnratus,  nigricans,  ad  basin  eins  ulrinque  in  proces- 
sum  acutum  productus,  coUare  branchiis  paulo  brevius,  se- 
tae  capillares  in  omnibus  segmentis  visae,  tenerrimae,  deco- 
lores  ;   m  u  t  a  t  i  o  s  e  t  a  r  u  m  '/ß. 

Tubi  subbreves  flexuosi  in  caespitem  latum  conferti, 
quadranguli ,  pariete  crasso  ,  planilie  ventrali  transverse  ru- 
gosa,  excavata,  ad  os  in  lingulam  rolundatam  producta. 

Diese  Beschreibung  ist  nach  Exemplaren  gemacht,  die 
ich  von  Herrn  Preis  s,  und  zwar  in  trockenem  Zustande, 
aus  Neuholland  erhielt.  Nachdem  ich  die  Röhren  einige  Zeit 
in  Weingeist  gelegt,  gelang  es  mir,  das  Thier  aus  einigen 
herauszuziehen ,  an  diesen  zeigte  sich  die  oben  angegebene 
Färbung.  Ich  habe  schon  an  einem  andern  Ort  erwähnt  *«'"), 
dass  der  Deckel  und  Deckelsliel  dieser  Untergattung  nicht  der 
oberste  metamorphosirte  Faden  der  rechten  oder  linken  Kieme 
ist  (also  asymmetrisch  liegt),  sondern  die  Mitte  einnimmt,  also 
als  eine  Verwachsung  des  obersten  Fadens  beider  Kiemen 
angesehen  werden  muss.  Der  Deckel  lässt  sich  am  besten 
mit  einer  Grenadiermütze  vergleichen,  deren  nach  unten  ge- 
kehrte Spitze  in  den  Stiel  übergeht,  während  die  nicht  hohle, 
sondern  flache,  kaum  vertiefte  Basis  nach  oben  sieht  und  so 
geneigt  ist,  dass  ihr  Vorderrand  der  Bauchrand  ist,  der  Hin- 
lerrand die  höchste  Stelle  des  Rückens  bildet.     Der  Rand  die- 


*)  Grube  Famil.  der  Annelid.  p.  41. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       127 

ser  Basalfläche  ist  vielfach  gekerbt  und  häutig,  die  Fläclie 
selbst  und  der  Halskragen,  der  sich  aufgerichtet  und  au  die 
Kiemen  angeschmiegt  hatte,  mit  Kallimasse  belegt,  die  Sta- 
cheln ganz  kalkig. 

EiUmbricus  L.  (s.  str.  Gr.) 

L.  litoralis  Gr. 

Corpus  vermiforme,  teres,  utrinque  paulo  attenuatum, 
anterius  carneum,  iricolor^  posterius  album,  slria  longitudi- 
nali  grisea  pinnata,  segmentis  80  ad  100,  bis  tervo  latioribus 
quam  longis;  lobus  capitalis  brevis,  ovalis,  a  segmento 
buccali  vix  separatus,  longitudine  trientem  fereeius  aequante, 
segmentum  buccale  aeque  longum  ac  postice  latum,  an- 
tice  angustiuSj,  secundo  paulo  longius,  setis  nudum,  s.  po- 
stremum  obtuse  rotundatum;  setae  brevissimae,  parte  li- 
bera  recta,  utrinque  tetraslichae,  superiores  utrinque  singulae 
inferiores  sibi  proximae,  serie  secunda  a  prima  (suprema)  vel 
tertia  ter  fere  longius  distante  quam  tertia  a  quarta  vel  quarta 
a  linea  ventris  mediana.  Aperturae  genitales  (ex  mea  qui- 
dem  opinione)  anteriores  in  confinio  segmenti  7mi  et  8vi  at- 
que  8vi  et  9ni,  posteriores  sub  s.  18vo  ad  marginem  interio- 
rem  fovearum  insignium  2  sitae,  s.  19mum,  20mum,  21mum 
in  nonnullis  foveolis  2  ventralibus  minoribus  munilae.  Fori 
dorsuales  nulli. 

Länge  eines  vvohlerhaltenen  Weingeistexemplars  von  86 
Segmenten  2  Zoll  bei  einer  grössten  Breite  von  1,5  Lin.  am 
lOten  Segment^  eines  andern  von  102  S.  3^/^^  Zoll  bei  einer 
kaum  grösseren  Breite. 

Kommt  bei  Villa  franca  im  Uferboden  des  Meeres  vor. 

Dieser  Lumbricus  wäre  denn  die  erste  im  Salzwasser 
lebende  Species  einer  Gattung,  welche  ausschliesslich  dem 
feuchten  oder  Süsswasserboden  des  Landes  anzugehören  schien; 
denn  alle  bisher  beschriebenen  Lumbrici  des  Meeres  sind 
keine  echten.  Zwar  will  ich  nicht  behaupten,  dass  unsere 
Art  im  Bau  der  Generationsorgane  mit  unseren  Lumbrici  voll- 
kommen übereinstimmt,  —  zur  genaueren  Ermittelung  die- 
ser Verhältnisse  war  die  Zeit  zu  kurz  —  sie  lässt  sich  aber 
jedenfalls  am  leichtesten  ihnen  beigesellen,  und  ich  sehe  vor- 


128  Grube: 

läufig  keine  Nölhigung,  sie  zu  einer  eigenen  Gattung  zu  er- 
heben, die  dann  namentlich  auf  das  Fehlen  der  Rückenporen 
basirl  werden  müsste.  Die  weissliche  Färbung  der  hinleren 
Segmente  mit  ihrer  grauen,  auf  den  Grenzen  regelmässig  ei- 
nen Seitenast  absendenden  Mitlellängsbinde  erinnert  an  man- 
che Piscicolen  und  sticht  gegen  die  fleischrothe  Färbung  und 
das  ziemlich  lebhafte  Farbenspiel  des  vordem  merklich  ab; 
an  einem  kürzeren  Weingeistexemplare  zählte  ich  43  solcher 
weisser  Segmente.  Auffallend  ist  auch  die  Gestalt  der  Borsten, 
welche  ganz  farblos  und  wie  kurze  gerade  Nadeln  aussehen, 
während  sie  bei  den  andern  Arten  lang  S-förmig  geschweift 
sind,  also  eine  gekrümmte  Spitze  haben.  Der  Abstand  zwi- 
schen ihren  Längsreihen  scheint  sich  an  allen  Segmenten 
ziemlich  gleich,  und  so  wie  oben  angegeben  zu  verhalten, 
so  dass  man  die  Borsten  der  oberen  beiden  Reihen  isolirt, 
die  der  beiden  untern  paarweise  stehend  nennen  könnte.  Die 
durchschimmernden  Blutgefässe,  selbst  die  feinen  Hautgefässe, 
sahen  weniger  roth  als  sonst  aus,  und  das  contractile  ge- 
schlängeile Rückengefäss  und  das  Bauchgefäss  am  Nerven- 
strange zeigten  eine  entschieden  schwärzlich  violette  Färbung. 
Einen  eigentlichen  Gürtel  konnte  ich  gar  nicht  bemerken, 
doch  erschien  der  Körper  in  der  Gegend  des  9ten  Segments 
und  bis  etwas  über  das  18le  hinaus  leicht  angeschwollen  oder 
doch  seine  Wandung  hier  etwas  gespannter,  am  löten  und 
I9ten  schimmerte  ein  in  Schlingen  gelegter  Kanal  durch,  der 
durch  einen  engeren  Gang  unter  dem  18ten  Segment  und 
zwar  an  dem  Innern  Rande  der  beiden  kreisförmigen ,  wul- 
stig gerandeten  Vertiefungen,  mündet,  die  mit  Ausnahme  ei- 
nes Mitlelslreifens  seine  ganze  Bauchfläche  einnehmen.  Diese 
Verliefungen  oder  Haftgruben  scheinen  die  sonst  meistens  am 
löten  Segmente  vorkommenden  mehr  quergezogenen  Vulven 
zu  vertreten.  Durch  jede  der  vier  OefTnungen  auf  der  Baucli- 
grenze  des  7ten  und  8ten  und  des  8ten  und  9ten  Segments 
mündet  der  enge  kurze  Ausführungsgang  eines  kugelrunden 
ßeutelchens,  in  den  sich  noch  ein  kleines  ßlindsäckchen  ein- 
senkt, vermuthlich  sind  dies  die  männlichen  Organe.  In  dem 
Uten,  12len  und  IMen  Segmente  finde  ich  rechts  und  links 
am  Darm  haftend  ein  mit  Eierchen  erfülltes  Organ,  ein  etwas 
plattes  Säckchen,   an  dem  ich  jedoch  keinen  Ausgang  sehe. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.      129 

Die  Speiseröhre  erstreckt  sicli  durch  die  6  ersten  Segmente 
und  ihre  vordere  etwas  weitere  Abtheilung,  der  Pharynx, 
steht  durch  eine  Menge  kürzerer  und  längerer,  zum  Theil 
bis  vom  8ten  Segment  herkommender  Retractoren  mit  der 
Leibeswand  in  Verbindung,  auf  die  Speiseröhre  folgt  sogleich 
der  Darm,  welcher  sehr  dünn  anfängt,  und  sich  bis  etwa 
zum  2 Isten  Segment  alhnählich  erweitert.  Im  lOten^  und  be- 
sonders stark  entwickelt  im  12ten  und  13ten  Segment  liegt 
ein  vom  Rückengefäss  herabsteigender^  jederseits  den  Darm 
umfassender,  weiter,  wahrscheinlich  pulsirender  Ast.  Bei  dem 
Oeffnen  der  Segmente  hinter  dem  18ten  quillt  an  dem  Wein- 
geistexemplar aus  jedem  ein  zäher  gelber  Fetltropfen  hervor, 
in  eben  diesen  Segmenten  finde  ich  rechts  und  links  der  Lei- 
beswandung anliegend  ein  drüsiges  Organ  von  ziemlicher 
Ausdehnung. 

Alma  Rüpp. 

Corpus  vcrmiforme ,  segmentis  brevibus  numerosis, 
posticis  branchiferis,  lobus  capitalis  ex  trigono  rotun- 
datus,  tentaculis  nuliis,  setae  simplices,  brevissimae,  binae, 
utrinque  dislichae  ,  brauch iae  breves,  bifurcae  vel  subra- 
mosae,  marginibus  dorsi  affixae. 

A  nilotica  Rüpp. 

Corpus  vermiforme,  ex  carneo  flavescens ,  anlrorsum 
lentius,  retrorsum  citius  attenuatum,  parte  anteriore  subtereti, 
obsoletius,  posteriore  distinctius  tetragona,  segmentis  brevi- 
vus  300  ad  400  ,  postremis  depressis  cuneum  mentientibus, 
ano  supero,  lobus  capitalis  ex  trigono  rodundatus,  seg- 
mento  buccali  setis  nudo  paululum  impressus,  setae  uncini 
brevissimi,  sigmoidei,  bini,  utrinque  distichi,  angulis  corpo- 
ris inserti  ,  brauch iae  papillaeformes  bifurcae  vel  subra- 
mosae,  marginibus  dorsualibus  segmentorum  posteriorum  60 — 
130  affixae. 

Rüppell  giebt  die  Länge  der  lebenden  Würmer  auf 
3  bis  6  Zoll  an;  unter  den  von  mir  untersuchten  Weingeist- 
exemplaren hatte  eines  eine  Länge  von  3,ö  Zoll  bei  einer 
grössten  Breite   von  3,5  Lin.  (am  28sten  Segment)  und  ei- 

Archiv  f.  Naturgescb.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  9 


13P  Grube: 

ner  Breite  von  nur  y^  Lin.  am  Schwanzende ,  die  Zahl  sei- 
ner Segmente  betrug  etwas  über  290,  und  die  letzten  120 
etwa  trugen  Kiemen ;  an  einem  zweiten ,  vorn  abgerissenen 
Exemplar  zählte  ich  etwa  130  kiementragende  Segmente,  an 
einem  dritten  4,5  Zoll  langen,  nirgends  mehr  als  1,5  Lin. 
breiten  Exemplar  dagegen  konnte  ich  nur  auf  den  letzten 
61  Segmenten  Kiemen  wahrnehmen. 

Die  Farbe  des  Körpers,  die  Rüppell  an  den  lebenden 
Thieren  röthlich  gelb  angiebt,  war  jetzt  sehr  ausgeblichen,  vom 
20ten  Segment  an  bis  gegen  das  80sle  hin  schimmert  ein 
schwärzlicher  Darmkanal  durch.  R  ü  p  p  e  1  l's  Tagebuch  belehrt 
uns,  dass  dieser  Kanal  von  einer  im  frischen  Zustande  grün- 
lichen drüsigen  Masse  umgeben  sei.  Er  bemerkte  ferner  am 
lebenden  Thier  jederseits  1  rothes  geschlängeltes  Längsge- 
fäss  ,  und  nach  dem  Tode  noch  ein  drittes  auf  dem  Rücken 
verlaufendes,  welches  letztere  ich  auch  sehr  deullich  wahr- 
nehme, jene  sollen  sich  gegen  das  Vorderende  gabiig  thei- 
len  und  in  5  Paar  blutrothe  Bläschen  verlieren :  sind  dies 
nicht  vielleicht  quer  herabsteigende  Gefässerweiterungen,  w^el- 
che  mit  dem  Rückenstamm  zusammenhängen?  Die  Leibes- 
wandung finde  ich  ausserordentlich  weich ,  doch  weniger  an 
den  vordersten  Segmenten,  welche  deutlicher  gegen  einan- 
der abgesetzt  und  3-ringelig  erscheinen,  auch  länger  als  die 
übrigen  sind,  und  zwar  so,  dass  die  Länge  am  8ten  etwa  ihr 
Maximum  erreicht,  und  mit  dem  löten  schon  bedeutend  ab- 
nimmt, von  da  ab  werden  sie  noch  kürzer,  über  4-mal  brei- 
ter als  lang,  und  sind  nur  durch  schwache  Grenzfurchen  ge- 
schieden. Der  Umfang  der  vordersten  Segmente  ist  noch 
am  meisten  rundlich,  weiterhin  wird  er  mehr  vier-  und  zwar 
rechteckig  oder  achteckig,  indem  die  Kanten  zwischen  den 
vier  Seiten  abgestumpft  werden,  an  diesen  Kanten  sitzen  die 
Borsten.  An  den  mittleren  Segmenten  ist  der  Zwischenraum 
zwischen  der  untersten  (4ten)  Reihe  der  Borsten  linker  und 
rechter  Seite  etwa  3-mal  so  gross  als  der  zwischen  der  4len 
und  3ten  Reihe  jederseits,  der  Abstand  der  3ten  Reihe  von  der 
2ten  ist  noch  nicht  3-mal  so  gross,  wird  aber  grösser  an  den 
hinteren  kiementragenden  Segmenten ,  bei  welchen  dagegen 
die  Bauchwand  etwas  schmäler  wird  und  die  Rückenwand 
sich  etwas  aushöhlt,  wodurch  die  Rückenränder  schärfer  her- 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  131 

vortreten.  Der  Koptlappen  ist  stumpf  dreieckig  und  abgerun- 
det, wie  bei  vielen  Regenwürmern  ,  bedeckt  von  oben  den 
kleinen  Mund,  und  ragt  hinten  nur  ein  wenig  in  das  borsten- 
lose Mundsegment  hinein.  Das  Hinterende  des  Körpers  sieht 
ziemlich  keilförmig  aus ,  und  trägt  den  After  als  einen  kur- 
zen Längsspalt  auf  der  obern  Seite.  -  Rüppell  betrachtet 
die  oben  erwähnten  blulhrolhen ,  am  Vordertheil  des  Darms 
liegenden  Bläschen  als  Respirationsorgane,  ich  halte  dafür, 
dass  wir  es  hier  mit  äussern  Athmungsorganen  zu  thun  ha- 
ben, und  deute  als  solche  die  weichen  kurzen  Anhänge^  wel- 
che unmittelbar  nach  innen  von  der  obersten  Borstenreihe 
längs  dem  Rückenrande  der  hintern  Segmente  sitzen;  sie  ha- 
ben die  Gestalt  von  kürzeren  oder  fingerförmigen  Papillen, 
und  sind  meistens  gabiig  mit  ungleichen  Gabelzinken,  zuwei- 
len nur  einfach,  zuweilen  auch  drei-  und  vierzackig,  wobei 
ihre  Länge  im  jetzigen  Zustande  kaum  '/^  Linie  merklich 
übersteigt.  Sie  sind  im  Leben  roth ,  ich  glaube  in  ihnen  2 
Gefässe  erkannt  zu  haben  —  und  es  schien  Rüppell,  dass 
sie  sich  bei  der  Verkürzung  des  Körpers  stärker  rötheten, 
zugleich  pflegte  das  hintere  Ende  der  Annelide  eine  spiral- 
förmige Krümmung  zu  machen.  Die  sehr  zarten  Borsten  ha- 
ben die  Gestalt  von  lang  S-förmigen  Häkchen  und  messen 
etwa  0,0150  Zoll  in  der  Länge.  Der  Nervenstrang  schimmert 
jetzt  nur  sehr  schwach  durch  die  Bauchwand  durch;  Gene- 
rationsorgane konnte  Rüppel  nicht  erkennen,  ebensowenig 
bemerkte  er  Quertheilung. 

Alma  nilotica  gehört  nach  meiner  Ansicht  zu  den  Lum- 
bricinen,  unter  denen  sie  sich  durch  die  Anwesenheit  wei- 
cher Anhänge,  äusserer  Kiemen,  auffallend  auszeichnet.  Sie 
verhält  sich  in  dieser  Hinsicht  ebenso  zu  den  übrigen  Thieren 
dieser  Familie  wie  die  Gattung  Dero  zu  den  Naiden,  beide 
bilden  Ausnahmen  von  der  Regel.  In  ihrem  Habitus  erinnert 
sie  am  meisten  an  Euaxes,  mit  dem  sie  auch  den  Aufenthalt 
im  Wasser  theilt.  Rüppell  fand  nämlich  diese  Annelide  in 
schlammigen  Gräben  der  Umgegend  von  Cairo ,  und  zwar 
nach  der  Nilüberschwemmung,  im  November^  wo  sie  häufig 
herumschwamm. 


132 


Grube 


Verzeichniss  der  in  vorstehendem  Beilrage  beschriebe- 
nen Anneliden: 


Polynoe  malleata  Gr. 
luta  Gr. 
vittata  Gr. 
Polyodontes  gulo  Rüpp. 
Falmyra  debilis  Gr. 
Chloeia  eyena  Gr. 
Notopygos  crinita  Gr. 
Diopatra  longissima  Gr. 
Lysidice  punctata  Gr. 
Nereis   heteropoda   Cham,    et 

Eys. 
Staurocephalus   rubrovittatus 

Gr. 
Oxydromus  fasciatus  Gr. 
Lopadorrhynchus  brems  Gr. 
Glycera MeckeUi?  Aud.  et  Edw. 
S?///is  spongicola  Gr. 
Autolytus  prolifera  (O.F.Müll.) 
Leucodore  ciliala  Johnst. 


Ueterocirrus  saxicola  Gr. 
Cirratulus  Blainvillii  Gr. 
Jom5  mttata  Gr. 
Aricia  laemgata  Gr. 
C7?//ie  simplex  Gr. 
Clymene  spatulata  Gr. 
Terebella  7iebulosa  Mont. 

/w^ea  Risso. 

mminalis  Gr. 

triserialis  Gr. 

corollina  Gr. 

pectinata  Gr. 
Polycirrus  Medusa  Gr. 
Myxicola  infundibulum  (Mont). 
Fabricia  gracilis  Gr. 
Serpula  (Galeolaria)    caespi- 

tosa  Lam. 
Lumbricus  litoralis  Gr. 
^//wa  nilotica  Rüpp. 


Erklärung  der  Abbildungen. 


(Alle  Figuren  sind  vergrössert.) 
Taf.  III. 

Fig.  1.  Seitliche  Ansicht  von  einem  der  nicht  Elytren  tragenden  Seg- 
mente \on  Polynoe  malleata.  Es  ist  die  rechte  Seite  gewählt: 
man  sieht  unter  dem  fächerartig  ausgebreiteten  unteren  Bor- 
stenbündel den  kurzen  Bauchcirrus,  über  jenem  Borstenbün- 
del das  obere  äusserst  winzige  und  nur  hin  und  wieder  er- 
haltene ,  über  ihm  den  Rückencirrus  und  über  diesem  den 
hammerförmig  gestalteten  Rückenhöcker,  der  diese  Art  aus- 
zeichnet. 


Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden.      133 

Fig.  1.  a.  Eine   Rückenschuppe  (Elyter)  von  derselben  Annelide. 

Fig.  2.  Vordertheil  von  Polijodontes  gulo,  von  oben  gesehen.  Nach 
aussen  vor  den  dünnen  Stirnfühlern  t  liegen  die  dicken  Au- 
genstiele, an  deren  Ende  die  Augen  o,  unter  ihnen  ragen  die 
Spitzen  der  seitlichen  unteren  Fühler  vor  ü;  das  erste  Seg- 
ment trägt  Fühlercirren  et,  das  zweite  Elytren  c,  das  dritte 
Rückencirren  cd,  das  vierte  Elytren  c%  die  aber  abgebrochen 
waren  und  von  denen  man  bloss  die  Ansatzstellen  sieht. 

Fig.  3.  Eine  Plattborste  (Palea)  von  Palmyra  debilis :  in  der  rechten 
Hälfte  jedes  Fächers  sieht  der  convexe  grobgesägte  Rand  nach 
rechts,  in  der  linken  nach  links. 

Fig.  4.  Vordertheil  von  Palmyra  debilis,  von  oben  gesehen:  der  un- 
paare  und  die  seitlichen  unteren  Fühler  sind  über  ihrem  Grund- 
gliede  abgebrochen;  die  mittleren  erhalten;  et  die  Fühler- 
cirren; ev  die  Baucheirren  des  2ten  Segments,  cd  die  Rücken- 
cirren desselben,  p  die  Fächer  der  Plattborsten,  s  die  seitlich 
fortgestreckten  Borstenbündel. 

Fig.  5.  a.  Eine  der  zusammengesetzten  Borsten  aus  dem  unteren 
Bündel  von   Palmyra  debilis,  b  ein  Rückencirrus. 

Fig.  6.  Vordertheil  von  Diopatra  longissima  mit  den  beiden  kur- 
zen Stirnfühlern  und  den  5  bis  fast  zur  Spitze  geringelten 
hinteren  langen  Fühlern,  auf  dem  Mundsegment  sieht  man 
2  obere  Fühlercirren.  Es  sind  nur  die  4  ersten  Segmente 
mit  ihren  Anhängen  ausgezeichnet,  die  folgenden  bloss  an- 
gedeutet. 

Fig.  7.  Eine  der  zusammengesetzten  Kiemen  mit  ihrem  Rückencirrus 
und  den  Borsten  von  demselben  Thier. 

Fig.  8.     Borste   von  Slaurocephalus   rubrovittalus. 

Fig.  9.  Vordertheil  von  demselben  Thier  von  oben  gesehen,  l  die 
seitlichen  Lappen  des  Lobus  capitalis. 

Fig.  10.  Ruder  mit  dem  Rückencirrus  von  Staurocephalus  rubrovittatus. 

Fig.  11.  Ein  Ruder  aus  der  vordem  Körperabtheilung  von  Heterone- 
reis  heteropoda. 

Fig.  12.  Ein  Ruder  aus  der  hintern  Körperabtheilung:  cd  Rückencir- 
rus /s  oberes  Züngelchen,  ein  blosser  Zipfel  des  hohen  wie 
ein  Fähnchen  verlängerten  Basallappens,  auf  dem  der  Rük- 
kencirrus  sitzt.  Im  das  mittlere,  U  das  untere  Züngelchen,  s 
das  grosse  häutige  Lippenblatt  des  unteren  fächerartigen  Bor- 
stenbündels, cv  der  in  dem  Ausschnitt  eines  tief  zweilheili- 
gen  Lappens  sitzende  Bauchcirrus. 

Fig.  13.    14.  Vordertheil  von  Lopadorrhynchus  brevis. 

13.  Nach  meiner  Vermuthung  das  Weibchen,  von  der  Rückenseite. 


134  Grube: 

14^  Kach  meiner  Vcrmuthung  das  Männchen,  von  der  Bauch- 
seite gesehen,  o  der  Mund;  vor  ihm  der  Kopflappen,  hinter 
ihm  das  Mundsegment,  jener  mit  2  Paar  Fühlern,  dieses  mit 
3  Paar  Fühlercirren ,  die  Ruder  des  2ten  und  3ten  Segments 
sehr  verlängert.,  dick  und  abvs^eichend  gestaltet,  wie  Fuss- 
stummel.      .,-  „jj-j^^^  :?,!).  ta  , 

Fig.  15.  Ein  Ruder  von  gjewöhnlichem  Bau  ,  dem  "Weibchen  angehö- 
rig und  von  den  sonst  bei  den  Männchen  vorkommenden  nicht 
verschieden;  die  Ansicht  ist  von  vorn,  cd  der  Rücken-,  cv  der 
Bauchcirrus. 

Fig.  16.  Eine  einzelne  Borste  daraus. 

Taf.  IV. 

Fig.  1.     Yordertheil  von  Oxydromus  fascialvs,  von  oben  gesehen. 
Fig.  2.     Einige  Segmente  von  der  Rückenseite,  um  die  Zeichnungen 
derselben  genauer  zu  zeigen. 

Fig.  3.  Ruder  von  Glycera  Mechelii  (oder  fallax) ,  cd  der  Rücken-, 
cv  der  Bauchcirrus,  l  die  Lippenblättchen  des  Borstenbündels, 
b  die  ansehnliche  gabiige  ,  abw^echselnd  hervortretende  und 
verschw^indende  Kieme  an  der  Vorderfläche  des  Ruders. 

Fig.  4.     Ein  Ruder  von  Syllis  spongicola,  cd  Rücken-,  cv  Bauchcirrus. 

Fig.  4ö.  Eine  der  zweizähnigen  Borsten  desselben,  besonders  dar- 
gestellt. 

Fig.  5.  Borsten  von  Leucodore  ciliala.  a  abweichend  gebildete  Bor- 
sten des  3ten  Segments,  in  einer  schräg  herabsteigenden,  fast 
horizontalen  Reihe  stehend ,  6  Haarborste  aus  dem  oberen,  c. 
hakig  endende  ,  zweizähnige  Borste  aus  dem  unteren  Borsten- 
bündel der  übrigen  Segmente. 

Fig.  6.     Yordertheil  von  Aricia  laevigata^  von  oben  gesehen  ;  mit  dem 

6ten  Segment  fangen    die  Kiemenzüngelchen  an,    welche    bei 

,  dieser  Art  weit  von  der  Mittellinie  des  Rückens  entfernt  stehen. 

Fig.  7.  Ein  Ruder  aus  der  vordem  Körperhälfle  derselben  Aricia,  b 
die  Kieme,  c  der  Rückencirrus,  oder  das  cirrenartige  Lippen- 
blatt des  oberen  ßorstenbündels,  (  das  nicht  gezackte,  sondern 
ganzrandige  Lippenblatt  des  unteren  bürstenartigen  Borslen- 
bündels. 

Fig.  8.  Ein  Rnder  aus  der  hintern  Leibesabtheilung  desselben  Thie- 
res:  das  unlere  Borstenbündel  wird  hier  dem  oberen  ähnlich 
und  rückt  auf  den  Rücken  hinauf. 

Fig.  8  a.     einzelne. 

Fifv  9.     Voi4er,lhcil  von  Chjlie  simplcxy  von  oben  gesehen. 


Bes^Rfeibtinfgen  Bener  oder  wenig  bekannter  Anneliden.       135 

Fig.  10.  Querdurchschnitt  eines  Segments  von  demselben  Thier,  b  die 
Kiemen. 

Fig.  11.  Vordertheil  von  Helerocirrus  saxicola  von  oben  gesehen, 
et  die  beiden  Fühlercirren,  b  die  3  Paar  Kiemen. 

Fig.   12.   Chjmene  spatulata,  a  Vorderlheil,  o  der   Mund,  s  Hinterthei?, 

der  statt  eines  Trichters  mit  einer  etwas  geschweiften  Schau- 
fel endet. 

Fig.  13.  Eine   der  Hakenborsten  desselben  Thieres. 

Fig.  14.  Die  dritte  (kleinste^  Kieme  der  rechten  Seile  von  Tercbella 
nebulosa. 

Fig.  15.  Eine  Kieme  von  Terebella  viminalis  ,  ausgezeichnet  durch  die 
langen  Zweige  der  verhältnissmässig  kurzen  Aeste. 

Fig.  16.  Eine  der  drei  über  den  ganzen  Rücken  gehenden  Querreihen 
von  Kieraeofäden  der   Terebella  Iriserialis. 

Fig.   17.  Zwei  Kiemen  von  Terebella  coralUna. 

Fig.   18.  Die  erste  Kieme  der  linken  Seite  von   Terebella  pectinata. 

Taf.  V. 

Fig.   1.     Gesäumte  Haarborsten  von  Fahricia  gracilis. 

Fig.  2.     Hakenborsten  von  demselben  Thier. 

Fiff.  3.     Einer  der  gefiederten  Kiemenfäden  von   demselben  Thier. 

Fig.  4.  Deckel  von  Galeolaria  caespitosa  von  der  linken  Seite  gese- 
hen, v:  der  eigentliche  Deckel  von  Gestalt  einer  mitderSpitze 
nach  unten  gekehrten  Grenadiermütze,  auf  der  obern  stark  ge- 
neigten Fläche  die  platten  beweglichen  und  zum  Theil  ge- 
sägten Stacheln,  b  die  Kiemen,  st  der  Deckelstiel,  p  der  horn- 
förmige  seitliche  Fortsatz  an  demselben,  c  der  Halskragen,  t 
die  Lappen  der  Bauchhaut, 

Fig.  5.     Kopftheil  von  Lumbricus  litloralis,  von  der  linken  Seite  gesehen. 

Fig.  6.     Eine  Borste  dieser  Annelide,  in  ihrer  Scheide  steckend. 

Fig.  7.     Lumbricus  littoralis. 

Fig.  8.  Verticaler  Durchschnitt  des  Körpers  von  derselben  Annelide, 
um  die  Vertheilung  der  8  Borstenreihen  zu  zeigen,  n  der 
IVervenstrang. 

Fig.  9.  Vorderes  Körperslück  von  Lumbricus  littoralis  von  der  Bauch- 
seite gesehen;  l  der  Kopflappen,  m  die  vorderen  Genitalöffnungeo, 
tj  die  hintern  GenitalöITnungen,  in  dem  Rande  von  zwei  Ring- 
wülslen  gelegen,  deren  jeder  ein  Haftorgan  bildet,  p  dahinter 
liegende  kleinere  Haftgruben. 


136    Grube:  Beschreibungen  neuer  oder  wenig  bekannter  Anneliden. 

Fig.   10.   Seitenrand  des  Körpers,  stärker  vcrgrössert. 

Fig.  11.  Alma  nüotica:  b  die  Kiemen  auf  dem  Rückenrande  des  hin- 
tern Segments. 

Fig.  Ha.  Hakenborste  von  Alma  nilolica. 

Fig.  12.  Jene  Kiemen  (116)  stärker  vergrössert. 

Fig.  13.  Der  Vordertheil  von  Alma  nüotica,  von  der  rechten  Seite  ge- 
sehen, /  der  Kopflappen,  ph  der  Pharynx,  etwas  aus  dem  Munde 
herausgestülpt.  ,    ' 

Fig.   14.  Yerlicaler  Durchschnitt  eines  vordem  Segments. 

Fig.  15.  Yerticaler  Durchschnitt  eines  der  hinlern  Segmente,  bei  de- 
nen die  ßückenseite  entschieden  ausgehöhlt  ist. 


Bemerkuiigfen  über  einigte  Heliiiiiitlieii  und 
]?Ieer\TÜriiier. 


Von 
]»r.  Ed.  Orube, 

Hierzu  Taf.  VI  und  VII. 


1.     Octobotlirium  scombri  Nordm.?   (Taf.  VI.  Fig.  1-3.) 

Unter  den  Helminthen  des  Scomber  scomber  finde  ich  nur 
einen  auf  den  Kiemen  lebenden  verzeichnet,  das  Octobothrium 
scombri  Nordm.  (Octostoma  scombriKuhn) ,  von  welchem  in 
den  mikrographischen  Beiträgen  zwar  eine  Beschreibung,  aber 
keine  Abbildung  gegeben  ist  *"*).  Die  Abbildung  von  Kuhn 
in  den  Memoires  du  Museum  d'histoire  naturelle  Tom.  XVII. 
Tab.  XVII  bis  4  et  5  kann  ich  nicht  vergleichen;  jedenfalls 
geht  aber  aus  den  Beschreibungen  von  Nordmann  und  Di  e- 
sing*'»*),  der  dasThier Octocotyle  fruncata  benennt,  deutlich 
hervor,  dass  ausser  den  8  Haftnäpfen  am  Hinterrande  des 
Körpers  noch  2  vordere  neben  dem  Munde  vorkommen,  und 
dass  die  ersteren  sich  an  keiner  abgesetzten  Partie  des  Lei- 
bes, keiner  besonderen  Scheibe  oder  Schüssel  befinden. 

Ich  habe  an  den  Kiemen  desselben  Fisches  einen  trema- 
todenartigcn  Helminthen  gefunden ,  der  am  Vorderende  zwar 
auch  2,  am  Hinterende  aber  nur  4,  und  zwar  in  einer  Längs- 
reihe stehende  Haftnäpfe  besitzt.     Da  jene  Haftnäpfe  sämmt- 


*)  Micrograph.  Beilr.  Heftl.  p.  77. 
**)  Diesing  Systema  Helminth.  Vol.  I.  p.422. 


138  Grube: 

lieh  an  einem  Rande  sitzen,  so  entsteht  dadurch  eine  auffal- 
lende Asymmetrie,  die  je  weniger  sie  sonst  bei  diesen  Thie- 
ren  begegnet,  um  so  eher  auf  die  Vermuthung  bringt,  dass 
hier  ein  zufälliges  Abreissen  stattgefunden,  und  dass  ursprüng- 
lich auch  der  andere  Rand  4  ähnliche  Näpfe  getragen.  Die 
Möglichkeit  einer  solchen  Verstümmelung  lässt  sich  nicht  be- 
streiten, auch  hatte  ich  überhaupt  nur  ein  Exemplar  beobachtet. 
Sollte  unser  Wurm  aber  auch  ein  verstümmeltes  Octobolhrium 
sein,  so  müsste  der  Körper  gleichmässig  verlaufen,  hier  je- 
doch war  der  hintere  Theil  des  Körpers  schon  an  dem  fri- 
schen, lebenskräftigen  Thierchen  durch  eine  Einschnürung 
abgesetzt  und  durch  eine  breite  (vermulhlich  untere)  Längs- 
rinne ausgehöhlt.  Dieser  abgesetzte  Theil  gewann  dadurch, 
dass  die  Rinne  oder  Vertiefung,  wenn  auch  nicht  am  Hin- 
terrand geschlossen,  doch  vorn  wenigstens  durch  eine  quere 
Fortsetzung  des  einen  Seilenrandes  deutlich  begrenzt  war, 
Aehnlichkeit  mit  einer  langen  schmalen  Schüssel,  und  man 
würde  also  wohl  den  vorliegenden  Parasiten  eher  zu  Die- 
sing's  Abtheilung  Discocotylea ,  „caput  acetabulis  duobus" 
als  zur  Abtheilung  Somatocotylea.  der  Subtribus  Eupolycoty- 
lea  bringen  müssen. 

Der  Körper  ist  in  seiner  vorderen,  viel  längeren  Hälfte 
plattgedrückt,  ziemlich  lanzettförmig,  doch  vorn  viel  mehr 
verjüngt  als  hinten  ,  wo  er  sich  gegen  die  Abschnürung  hin 
nur  etwas  verschmälert  und  zurundet;  die  hintere  Hälfte  misst 
etwa  Vs  der  Totallänge  und  bildet,  wie  gesagt,  eine  Art 
Schaufel,  deren  Seilenränder  nach  unten  gewölbt  sind,  sie  er- 
scheint unter  einem  stumpfen  Winkel,  aber  in  derselben  Ho- 
rizontalebene, an  die  vordere  angesetzt,  und  durch  eine  sehr 
merkliche  Einschnürung  von  ihr  abgesetzt.  Der  linke  tland 
der  Schaufel  ist  etwas  wulstig  und  mit  4  Hattnäpfen  hinter 
einander  besetzt,  der  rechte  dagegen  ziemlich  dünn,  ohne 
Spur  einer  Verletzung,  ganz  glatt,  beide  sind  einander  pa- 
rallel, wenig  von  einander  abstehend  und  gehen  hinten  flach 
in  einander  über ,  während  vorn  der  linke  Rand  mit  einem 
queren  Lappen  endet,  der  bis  zum  rechten  hinüberläuft.  Die 
Haftnäpfe  stehen  so  nahe  hinler  einander,  dass  die  Zwischen- 
räume kaum  ihrer  Breite  gleich  kommen,  erstrecken  sich  aber 
nicht  bis  an  die  Enden  der  Schaufel;  sie  sind  niedrig,  nicht 


Bemerkungen  über  einige  Helminthen  und  Meerwürmer.       139 

gestielt,  von  quadratischem  Umfang-  mit  abgerundeten  Ecken. 
Nachdem  ich  den  einen  abgetrennt ,  unterschied  ich  mit  Si- 
cherheit einen  consistenten  Randreif  und  unterhalb  desselben 
an  der  Innenwand  der  Vertiefung  selbst  2  einander  gegen- 
überliegende halbmondförmige  Blätter  mit  freiem  concaven 
Rande,  dessen  Mitte  ebenfalls  in  eine  Zacke  auslief,  so  dass 
jeder  3  Spitzen  oder  Zacken  besitzt  (Taf.  I.  Fig.  3),  der  Bo- 
den des  Napfes  ist  durch  ein  rechtwinkeliges  Kreuz  in  4 
Felder  getheilt.  Wie  die  Haftnäpfe  von  Octobothrium  scom- 
bri  aussehen^  ist  meines  Wissens  nicht  näher  beschrieben. 
Nord  mann  und  Diesing  erwähnen  ferner  zweier  Häk- 
chen am  Hinterrande  zwischen  den  beiden  Reihen  der  Haft- 
näpfe, diese  kann  ich  durchaus  nicht  wahrnehmen,  obwohl 
mein  Thierchen  grösser  als  das  von  Nord  mann  beobach- 
tete ist;  ebensowenig  finde  ich  die  Mitte  des  Hinterrandes 
ausgebuchtet.  Das  äusserste  Vorderende  des  Körpers  bildet 
eine  schmale,  zungenartige  weisse  Spitze  mit  leichter  Einker- 
bung in  der  Mitte  des  Vorderrandes,  in  welcher  vermuthlich 
der  Mund  liegt,  rechts  und  links  davon  eine  sehr  kleine  aber 
doch  sjQharf  genug  umschriebene  ovale  Grube.  Von  jener 
Einkerbung  beginnt  ein  Längskanal  ,  der  sich  ,  wie  ich  am 
lebenden Thier  sicherer  zuerkennen  glaubte,  in  2  nicht  eben 
weitere  und  wie  er  mit  zarten,  weitläufigen,  einfachen,  oder 
höchstens  gabiigen  Blindäslchen  besetzte  Schenkel  spaltet  und 
bi^s  gegen  die  Schaufel  hin  verfolgt  werden  kann.  Der  Baum 
zwischen  den  Schenkeln  und  dem  Körperrande  ist  von  einem 
durchschimmernden ,  aus  verzweigten  Blindsäckchen  beste- 
henden, bis  zum  Ende  der  Schaufel  reichenden  Organ  — 
vermuthlich  dem  Dotterstock  —  hellbraun  gefärbt,  eine  ähn- 
liche, aber  viel  kürzere  und  schmälere  Binde  zieht  sich  längs 
dem  Innenrande  jedes  Schenkels  hin,  so  dass  ein  fast  linea- 
rer durchsichtiger  Zwischenraum  übrig  bleibt.  Zwischen  den 
Endzipfeln  dieser  Binden  beginnt  ein  weisses ,  noch  vor  der 
Schaufel  endendes,  beiderseits  wie  hinten  von  dem  braunen 
Organ  eingefasstes  Feld.  Eine  Geschlechtsöffnung  habe  ich 
vergebens  gesucht.  Die  Länge  des  Thierchens  beträgt  nach 
der  Aufbewahrung  in  schwachem  Weingeist  9MilI.  cfast4Lin.), 
wovon  6  auf  den  Vorder-,  3  auf  den  Hinterkörper  kommen, 
die  grösste  Breite  etwa  in  der  Mitte  des  Vorderkörpers  2  Mill. 


140  Grube: 

Ich  muss  erfahrenem  Helminthologen  die  Enischeidung 
überlassen ,  ob  hier  ein  abweichend  gebautes  Octobothrium 
scombri  oder  ein  neuer  Parasit  vorliegt.  Für  letzteren  Fall 
schlage  ich  den  Namen  Tetracotyle  scombri  vor. 

3*     ^mpliiptyclies  urna  Gr.  et  Wag. 

Die  ausführliche  Beschreibung  dieses  Entozoons  nach 
seinem  äussern  und  innern  Bau  verdanken  wir  bereits  Herrn 
Dr.  R.  G.  Wagen  er  *").  Hier  soll  nur  den  Anforderungen 
der  systematischen  Zoologie  genügt  und  versuchsweise  eine 
Charakteristik  der  Galtung  und  ihrer  bisher  einzigen  Art  ge- 
geben werden. 

Amphiptyches  iujLKpi  ringsum,  mv^  Falte):  Corpus  ob- 
longum,  depressum,  margine  laterali  late  plicato,  antice  in 
foveam  angustam  haud  perforatam,  poslice  in  infundibulum 
plicatum  exiens,  vulva  ventrali,  apertura  tubulata  dorsuali  ad 
basin  infundibuli.  Hermaphroditi  inlestino  nullo,  vasis  reticu- 
latis  per  totum  corpus  diffusis. 

A.  urna:  Corpore  depresso  aculeato,  extenso  lanceolato, 
antice  magis  acuminato,  contraclo  subovali ,  margine  laterali 
membranaceo  late  denseque  plicato,  fovea  antica  profunda, 
apertura  parva,  infundibulo  postico  maximo  semigloboso  vel 
planiore  patente,  dense  plicato,  a  plicatura  laterali  seposito, 
spinulis  obtusis,  dorsi  maxime  circa  aperturam  lubulatam  po- 
sticam  et  utrinque  ad  foveam  anticam  conslipatis,  ventralibus 
raris,  vulva  sub  fmem  quadrantis  primi,  apertura  altera  du- 
plici  ad  initium  alterulrius  pli(?aturae  lateralis  sita. 

Long.  15— 50mill.  (6,5  ad  22  litl.)  lat.  1,5  ad  lömill. 
(0,3  ad  6,5  lin.) 

Habitat  intestinum  Chimaerae  monstrosae  (Nicaeae). 

3.     Thysanozoon  Broccliii  ?  Qfg.  (Taf.  VI.  Fig.  4.  5.) 

Während  meines  letzten  Aufenthaltes  in  Nizza  (im  luli 
1851)  erhielt  ich  ein  Exemplar  eines  Thysanozoon  und  mit 
ihm  die  erwünschte  Gelegenheit,  das,  was  ich  bereits  früher 

»)  Müll.  Arch.  1852.  p.543.  Taf.  XIV.  XV. 


Bemerkungen  über  einige  Helminllien  und  Meerwurmer.        141 

Über  diese  auffallenden  Plaltwürmer  gesagt  *'>"),  einer  neuen 
Prüfung  zu  unterwerfen,  und  zu  vervollständigen.  Zuvörderst 
muss  hervorgehoben  werden^  dass  die  Gattung  Eolidice- 
roÄ  ■^**'^),  welche  Quatrefages  aufgestellt  und  charakterisirt 
hat :  „Planariees  ä  yeux  sessiles,  pourvues  de  faux  tentacules, 
portant  sur  le  dos  des  appendices  tubuleux,  plus  ou  moins 
nombreux"  mit  der  schon  1840  von  mir  beschriebenen  Gat- 
tung Thysanozoon  zusammenfällt  -"'"*»•).  DieArt^,  die  ich  da- 
mals kennen  lernte ,  war  Th.  Diesingii ,  das  jetzt  erhaltene 
Exemplar  gehört  einer  anderen  an  und  ist ,  wie  ich  glaube, 
ein  erwachsenes  von  Th.  Brocchii  (Planaria  Brocchii  Risso), 
während  Quatrefages  wahrscheinlich  nur  ein  Junges  ab- 
gebildet hat. 

Mein  Exemplar  mass  1,5  Zoll  in  der  Länge,  1  Zoll  in 
der  Breite,  und  zeigte,  wie  alle  diese  Thiere,  eine  veränder- 
liche doch  immer  platte  Form.  Meist  sah  es  oval  aus,  die 
Grundfarbe  des  Rückens  war  blass  graubräunlich,  eigentlich 
weisslich  und  sehr  fein  schwärzlich  punktirt  mit  durchschim- 
merndem bräunlichem  Nelzgeäder,  der  Rand  blutröthlich  von 
feinen  braunen  parallelen  Quersirichelchen  durchsetzt,  die 
Kante  selbst  weiss  und  schwarz  punktirt ,  die  Rückenzolten 
schwarz,  viele  mit  2  bis  6  weissen  Pünktchen,  nahe  der  Spitze, 
der  Umfang  der  Zotten  an  der  Basis  nie  ganz  kreisrund  oder 
oval,  sondern  ein-  bis  zweimal  ausgeschnitten,  mitunter  so- 
gar fünflappig,  die  Höhe  wenig  oder  gar  nicht  bedeutender 
als  der  Durchmesser  an  der  Basis.  Mitten  über  den  Rücken 
läuft  eine  erdbraune,  mit  zahlreichen  feinen  Längsstreifen  ge- 
zeichnete Längsbinde,  mitten  in  ihr  eine  weisse,  die  beiden 
Körperenden  lange  nicht  erreichende  Linie.  In  dieser  Ge- 
gend lässt  sich  das  erst  erwähnte  Netzgeader  nicht  mehr  un- 
terscheiden. Die  Fühlerfalten  des  Stirnrandes  sind  schwarz 
mit  weisser  Kante  und  auf  der  Hinterseite  weiss  punktirt, 
der  Zwischenraum  zwischen  ihnen  dreieckig,  weiss,   hinten 


*)  Actinien ,  Echinodermen  und  Würmer   des    Adriatischen    und 
Mittelmeeres.  1840. 

**)  Memoire  sur  quelques  Planariees  marines  p.  40.,  Ann.  d.  sc. 
nat.  1845.  p.  140. 

«»<*)  Ygl.  Diesing  Systema  Helminthum  Vol.L  p.  211. 


14t  Grube: 

wie  in  einen  kleinen  Stiel  ausgezogen  und  dieser  mit  einem 
kreisrunden  Fleck  endend,  in  welchem  ein  naeh  hinten  of- 
fener stark  gekrümmter  Halbmond  von  schwarzen  Augen- 
pünktchen. Ob  noch  andere  Augenpünktchen  an  der  Unter- 
seitevorkommen, wie  Quatrefages  angiebt,  habe  ich  wäh- 
rend des  Lebens  nicht  bemerken  können,  und  nach  dem  Tode 
sind  diese  Partieen  etwas  verletzt,  so  dass  ich  nicht  mit 
Sicherheit  darüber  urtheilen  kann.  Die  halbmondförmige  Gruppe 
ist  in  meiner  Beschreibung  von  Th.  Diesingii  nicht  angege- 
ben, fehlt  aber  nicht,  wie  ich  mich  nachträglich  überzeugte. 
Oft  lag  das  Thier  ganz  unsymmetrisch  ausgestreckl,  der  Rand 
unregelmässig  lappig,  hin  und  wieder  mit  einer  Falle,  zu- 
weilen hob  es  den  Vordertheil  so  hoch,  dass  die  Bauchseite 
fast  nach  oben  gekehrt  war,  und  bewegte  sich  so  eine  Strecke 
halb  schwimmend  ,  halb  mit  kleiner  Fläche  auf  dem  Boden 
gleitend,  zuweilen  lag  es  ruhig  auf  dem  Rücken  auf  der 
Oberfläche  des  Wassers  oder  kroch  an  den  Wänden  der  Schale 
in  die  Höhe.  Die  sonst  so  gewöhnliche  wellenförmig  schwin- 
gende Bewegung  der  Planarien  habe  ich  bei  diesem  Thier 
nicht  bemerkt. 

i  An  der  ganz  weissen  Bauchfläche  sieht  man  etwas  vor 

der  Grenze  des  ersten  Viertels  den  Mund  in  Gestalt  einer 
kleinen  aber  sehr  erweiterbaren  Oueröfi^nung,  dahinter  schim- 
mert der  intensiv  weisse,  flache,  lang  ovale,  buchtig  geran- 
dete  Rüssel  durch.  Die  Erweiterung  des  Mundes  geschieht 
zuweilen,  ohne  dass  dies  Organ  hervortritt.  Unmittelbar  hin- 
ter der  Stelle,  wo  der  Rüssel  aufhört,  bemerke  ich  2  neben 
einanderliegende  kleine  weisse  Erhabenheiten,  welche  sich 
nach  dem  Aufbewahren  in  Weingeist  noch  stärker  markiren, 
vermuthlich  Haftorgane,  die  bei  der  Begattung  dienen  —  ich 
sehe  sie  auch  an  einzelnen  Weingeistexemplaren  von  Th.  Die- 
singii.  Hinter  ihnen ,  recht  in  der  Mitte  des  Körpers  ,  liegt 
eine  unpaarige  Oeffnung,  und  hinter  dieser  noch  vor  dem  Ende 
des  2ten  Körperdrilttheils  eine  zweite,  aus  der  sowohl  Dr.  G. 
R.  Wag  euer  als  ich  einmal  beim  Herausheben  des  Thieres 
aus  dem  Wasser  eine  weisse  Papille  hervortreten  sahen ;  je- 
nes müsste  nach  der  Analogie  mit  den  andern  Meerplanarien 
die  männliche,  dieses  die  weibliche Genitalöfl'nung  sein.  Qua- 
trefages konnte  an  seinem  Exemplare  weder   Genitalöff- 


Bemerkungen  über  einig.e  Hetlminlhen  und  Meerwürmer.        143 

nungen,  noch  Generationsorgane  unterscheiden,  weil,  wie  er 
glaubt,  die  Thiere  um  die  Zeit  des  Jahres ,  in  welcher  ihm 
das  Exemplar  gebracht  wurde  (Ende  Juli),  sich  nicht  fort- 
pflanzen. Ich  fing  das  meinige  am  8ten  Juli,  und  vermuthe, 
dass  das  Exemplar  von  Quatrefages,  da  er  auch  die 
Länge  nur  auf  lö— 18  Millim. ,  die  Breite  auf  8—9  angiebt, 
nur  ein  Junges  ist. 

Sehr  lieb  war  es  mir,  an  diesem  Exemplar  eine  Beob- 
achtung zu  wiederholen,  auf  die  ich  bereits  bei  der  Beschrei- 
bung des  Tli.  Diesingii  hingewiesen  hatte ,  und  aus  welcher 
ich  auf  das  Vorhandensein  einer  AfteröfTnung  schliesse.  Als 
das  Thier  nämlich  gefangen  ward ,  und  später  noch  einmal, 
öffnete  sich  auf  dem  Rücken  im  letzten  Dritltheil  seiner  Länge 
eine  kurze  Längsspalte,  und  es  trat  aus  ihr  eine  weisse,  zähe 
Masse  hervor,  welche  sich  allmählich  ablöste  und  ins  Wasser 
glitt,  wie  ich  vermuthe  ein  Excrement.  Darauf  zog  sich  die 
Oeffnung  wieder  zusammen  und  war  weiterhin  nicht  mehr  zu 
unterscheiden.  Eine  zufällige  Wunde  würde  sich  nicht  so 
rasch  geschlossen  haben ,  auch  hatte  die  Oeffnung  ganz  das 
strahlig  gefaltete  Aussehen  eines  Sphincter. 

Fasst  man  alle  Beobachtungen  zusammen,  so  kann  man 
das  Genus  so  charakterisiren  : 

Thysanozoon,  Corpus  planum  ,  subovale,  supra  papillis 
obsessum,  margine  frontali  medio  reflexo  utrinque  semel  pli- 
cato,  tentacula  imitante,  punctis  ocularibus  et  in  area  inter 
plicas  Sita  et  sub  iis  ipsis  catervatim  positis.  Os  subtus  ante 
medium  situm,  pharynx  exsertilis  planus  sinuosus,  orificium 
masculum  inter  os  et  vulvam.  Coeca  intestini  reticulatim  in- 
ter se  coniuncta, 

und  die  beiden  nächst  verwandten  Arten  würden  sich 
so  unterscheiden: 

Th.  Diesingii.  Corpore  ovali,  ex  rubido  -  brunneo,  pa- 
pillis dorsualibus  concoloribus,  digitiformibus,  bis  vel  ter  lon- 
gioribus  quam  crassis,  subteretibus,  mediis  fulvidis  vittam  lon- 
gitudinalem  angustam  componentibus;  margine  albido  sfriolis 
violaceis  transversis  piclo. 

Long.  1,5  unc.  et  amplius,  lat.  ad  lö  lin. 

Die  jetzt  beschriebene  Art   (TL  Brocchü  ?) :    Corpore 


144  Grube: 

ovali ,  latiore,  subgriseo ,  papillis  dorsualibus  nigricanlibus, 
saepius  ad  apicem  albo  punctatis^  vix  altioribus  quam  crassis, 
parle  media  dorsi  fusca,  lincam  albidam  continente;  margine 
ex  sang-uineo  rubente,  striolis  nigris  Iransversis  picto;  plicis 
ironlalibus  nigris,  Stria  alba  signatis,  area  inter  eas  sila  alba. 

Long.  1,5  unc,  lal.  1  unc. 

Dieses  Thier  fand  Herr  Jouanny  ßruyard  auf  ei- 
ner unserer  Exkursionen  nach  Villa  franca  an  der  Unterfläche 
eines  im  Meer  liegenden  Kalksteinblockes. 

Der  nun  folgenden  Beschreibung  einiger  Nemertinen 
muss  ich  die  Bemerkung  vorausschicken,  dass  ich  die  in  mei- 
ner früheren  Arbeit  gewählten  Bezeichnungen  für  die  Körper- 
öfTnungen  auch  hier  beibehalte.  So  sehr  auch  unsere  Kennt- 
nisse vom  Baue  dieser  Würmer  durch  die  ausführliche  Dar- 
stellung von  Quatrefages  gefördert  sind,  und  so  vielen 
Dank  wir  ihm  dafür  schulden^  so  kann  ich  doch  seiner  Deu- 
tung des  Darmkanals  nicht  beitreten,  und  die  hintere  (nicht 
mehr  umstülpbare)  Fortsetzung  des  Rüssels  nicht  für  den  Darm 
halten j  glaube  vielmehr  mit  Rathke  und  Oersted  auch 
jetzt  noch,  dass  der  darunter  liegende ,  beiderseits  von  den 
Generalionsorganen  umfasste,  durch  vielfache  Vorsprünge  ein- 
geengte Kanal,  welcher  unterhalb  des  Vorderendes  mit  einer 
weiten  Mündung  beginnt,  mit  jenem  Namen  belegt  werden 
müsse.  Es  beruht  auf  einem  Missverständniss,  wenn  Qua- 
trefages meint,  dass  man  jenem  Rüssel  eine  hintere  OefF- 
nung  zusprechen  wolle ,  dies  bezieht  sich  nur  auf  den  von 
uns  so  gedeuteten  Darmkanal,  und  diese  Oeffnung  am  Kör- 
perende finde  ich  auch  bei  den  vollständig  erhaltenen  Exem- 
plaren der  hier  beschriebenen  Species.  Ich  mache  auf  noch 
einen  Umstand  aufmerksam:  will  man  in  den  Nemertinen  die 
Grundzüge  des  Annelidenlypus  wiederfinden,  so  muss  auch 
die  allgemeine  Lagerung  der  Organe  dieselbe  sein;  nun  liegt 
aber  das  Rückengefäss  der  Anneliden  unter  der  Rückenwand 
über  dem  Darmkanal,  nach  Quatrefages  würde  es,  da  er 
den  Rüssel  dafür  nimmt,  unter  demselben  zu  liegen  kommen, 
wenigstens  im  vordem  Körpertheile.  Folgt  man  aber  unse- 
rer Deutung  ,  so  würde  eben  nur  die  Tasche  für  ein  Hülfs- 
organ  jene  Lage  haben,  derTheil  der  Körpers,  der  von  dem 


Bemerkungen  über  einige   Helminthen  und  Meerwürmer.       145 

Vorderende  bis  zur  untern OefFnung  reicht,  würde  demlCopf- 
lappen  der  Anneliden  entsprechen,  der  hier  mit  dem  Mund- 
segment meistens  verschmolzen  ist,  und  die  Lage  der  Mund- 
öffnung  wäre  ebenso  normal.  Eine  Scheidewand  zwischen 
der  Höhle  des  Leibes  und  Kopftheils  finden  wir  auch  bei 
manchen  Anneliden,  und  was  die  seitlichen  Kopffurchen  an- 
langt ,  so  würden  vielleicht  künftige  Untersucher  nicht  für 
überflüssig  hallen,  sie  mit  den  entsprechend  gelegenen  Oeff- 
nungen  einiger  Opheliaceen  näher  zu  vergleichen.  Mir  ist 
diese  Gelegenheit  bei  meiner  letzten  Reise  nicht  zu  Theil 
geworden.  VVas  aber  den  Gebrauch  des  Rüssels  anlangt,  so 
würde  er  nach  meiner  Vermuthung  wie  etwa  der  Rüssel 
des  Elephanten  bei  Flüssigkeilen  angewendet  werden:  die 
Nemertine  würde  damit  ihre  Beute  ergreifen,  tödten^  aus- 
schlürfen und  das  Fluidum  dann  in  den  Mund  bringen.  Wer 
diese  Würmer  in  ihren  oft  so  tiefen  und  engen  Verstecken 
gesehen  hat,  begreift  erst  recht,  dass  ihre  Ernährungsweise 
eine  sehr  eigenthümliche  sein  muss,  wenn  sie  nicht  etwa  nur 
von  den  winzigen  Thierchen  leben  sollen ,  die  das  Wasser 
mit  dem  Sande  in  ihre  Schlupfwinkel  führt.  Ich  werde  also 
in  meinen  Beschreibungen  die  am  Stirnrande  befindliche  Oeff- 
nung  die  Rüsselöffnung  und  die  dahinter  an  der  Unterfläche 
gelegene  den  Mund  nennen. 

Was  die  Galtungen  betrifft,  so  scheinen  sie  mir  auch  nach 
der  Arbeit  von  Quatrefages  noch  nicht  ganz  sicher  be- 
grenzt und  die  Schwierigkeit,  wohin  eine  Nemertine  zu  stel- 
len sei ,  die  man  nicht  lebend  beobachten  und  anatomiren 
gekonnt,  ist  noch  immer  nicht  durchweg  gehoben.  So  würde 
man  z.  B.  eine  Borlasia  und  einen  Nemerles  schwerlich  im- 
mer richtig  unterscheiden  und  ebensowenig  die  langgestreck- 
ten Polien  immer  als  solche  erkennen.  Die  von  S.  Leu- 
ckart  so  gut  charakterisirte  Gattung  Meckelia  behalte  ich 
mit  Dies  in  g  bei,  und  rechne  vorläufig  auch  eine  nicht  mit 
Kopffurchen  versehene  Art  dahin. 

4t.     Meclielia  S.  Leuck. 
Corpus    elongatum ,    depressum    vel    tereliusculum ,   ut 
plurimum  sponle  transverse  fissile.     Caput  corpori  continuum, 
fossa  longiludinali  in  utroque  margine.     Apertura  proboscidis 
in  margine  frontali  sita,  ocelli  nulli,  os  inferüm. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  10 


146  Grube: 

M,  annulata  Gr. 

Corpore  longo  ,  depresso,  posleriora  versus  sensim  an- 
guslato,  ex  fusco  viridi,  annulis  albis  inaequaliler  distantibus, 
dorso  interruptis  30  ad  70.  Long.  4  ad  15  unc,  lat.  1^3  ad  6  lin. 

Das  früher  von  mir  beschriebene  Exemplar  *)  ist  win- 
zig im  Vergleiche  mit  den  jetzt  gesammelten,  von  denen  ei- 
nes sogar  das  grösste  von  Quatrefa ges  angegebene  Mass 
von  8  Zoll  überschreitet ,  es  mass  ausgestreckt  etwas  über 
15  Zoll  bei  einer  grössten  Breite  von  6  Lin.  und  hat  noch 
jetzt  eine  Länge  von  8V4  Zoll,  bei  einer  grössten  Breite  von 
4,5  Lin.,  während  die  Breite  einen  Zoll  vor  dem  Schwanzende 
2'/^  Lin.  Der  Körper  ist  platt,  in  der  Mitte  nur  1,5  Lin. 
dick,  das  Kopfende  hinter  dem  Munde  bei  einem  hier  stark 
Contrahirten  Exemplare  3  Lin.,  bei  Contractionen  erschien 
er  quergerunzelt  oder  quergefaltet,  die  Seitenränder  etwas 
nach  unten  umgebogen,  oft  entstanden  Einschnürungen,  wo- 
bei sich  die  Körperwandung  in  die  Länge  faltete,  so  dass  der 
Ausdruck  „corpore  non  proteo,«  den  Quatrefages  in  die 
Charakteristik  der  Gattung  aufgenommen  ,  nicht  mehr  allge- 
mein passt.  An  den  Weingeistexemplaren  finde  ich  die  Bauch- 
seite mit  Ausnahme  der  vordersten  Partie  entschieden  glatter 
als  die  Rückenseite  und  ihre  Seitenränder,  zum  Theil  auch  die 
des  Rückens ,  durch  eine  seichtere  oder  tiefere  Furche  ab- 
gesetzt, und  wulstig.  Die  Färbung  im  Leben  war  dunkel- 
grün in's  Olivenbraune,  ein  Exemplar  auf  der  Oberseite  roth- 
braun, auf  der  untern  bräunlich  grün,  die  Ränder  oben  wie 
unten  dunkelgrün ,  allmählich  in  die  andere  Färbung  über- 
gehend. Auf  diesem  Grunde  erscheinen  feine  weisse  unten 
ringförmig  geschlossene,  auf  dem  Rücken  unterbrochene  Quer- 
linien in  ungleichen  Abständen  und  verschiedener  Zahl,  an 
einem  kleineren  Exemplare  von  etwa  12  Zoll  Länge  über  40, 
an  dem  15  Zoll  langen  über  70,  sie  verliefen  mitunter  leicht 
geschlängelt  und  standen  häufig  zu  je  2  (etwa  1  Lin.  ausein- 
ander gehalten),  vom  nächsten  Paare  etwa  2,5  Lin.  entfernt, 
aber  durchaus  nicht  regelmässig  und  ohne  Hindeutung  auf 
eine  Körpergliederung.  Sie  sind  noch  jetzt,  wo  die  Würmer 
eine  helle  olivengrüne  oder  braungraue  Färbung  angenom- 
men haben,  recht  gut  erkennbar. 

*)  Actin,  Echinod.  "Würmer  d.  Mittelm.  p.  58. 


Bemerkungen  über  einige  Helminthen  und  Meerwürmer.        147 

Das  Kopfende  ist  hinten  etwas  breiter  als  vorn  und  geht 
gleichmässig-  in  den  Leib  über,  wogegen  bei  zwei  Weingeist- 
exeniplaren  die  Partie  um  den  Mund  und  hinler  dem  Munde 
stark  aufgetrieben,  die  vorderste  dagegen  ganz  dünn  wie 
eine  Zunge  erscheint  und  an  den  Kopflappen  mancher  An- 
neliden erinnert.  Mitten  zwischen  dem  etwas  gerundeten  oder 
abgestutzten  Stirnrande  und  dem  Anfange  der  Mundspalte 
sieht  man  eine  w^eisse  vollständig  geschlossene  Ringlinie  her- 
umlaufen ,  und  eine  zweite  ebenfalls  vollständige  befindet 
sich  unmittelbar  hinter  dem  Munde.  Dieser  selbst  sieht  bei 
verschiedenen  Individuen  sehr  verschieden  aus ,  bei  einem 
ist  er  eine  kleine  runde  nach  vorn  gerichtete  Oeffnung,  von 
welcher  eine  seichte  Furche  nach  vorn  läuft,  bei  einem  zwei« 
ten  sehr  weit  aufgethan,  doch  von  ähnlicher  Form  und  Rich- 
tung, bei  dem  dritten  eine  ganz  in  der  Bauchfläche  verlau- 
fende, durchaus  nicht  klaff'ende  Längsspalte.  Die  seitlichen 
Rand  furchen  des  Kopfes  sind  1,5  bis  2  Lin.  lang  und  fallen 
sogleich  in*s  Auge,  sie  werden  durch  die  erste  Querlinie  in 
der  Mitte  getrofl"en  und  erreichen  nicht  die  kleine  Rüssel- 
öff'nung  in  der  Mitte  des  Stirnrandes.  Bei  einem  Weingeist- 
exemplare klaff'en  sie  so  stark ,  dass  ich  ihren  Boden  sehen 
kann,  hier  bemerkte  ich  in  der  Hinterecke  eine  Vertiefung, 
in  welche  ich  mit  einer  nicht  eben  spitzen  Nadel  eingehen 
konnte.  Wenn  dies  eine  natürliche  Oeff'nung  ist,  wovon  man 
sich  gegenwärtig  nicht  mehr  mit  Sicherheit  überzeugen  kann, 
so  liegt  wohl  die  Frage  nahe,  ob  sie  vielleicht  zu  einem  be- 
sondern Zwecke  oder  nur  zum  Ergüsse  von  Schleim  bestimmt 
ist.  Der  von  einem  dieser  Thiere  herausgestossene  und  ab- 
gerissene Rüssel  war  fadenförmig,  weiss  und  glatt,  6  Zoll 
lang,  kaum  1  Millim.  dick  und  zeigte  keine  Spur  von  Be- 
waff'nung. 

Ich  fand  diese  ansehnliche  Nemertine  bei  dem  Zer- 
schlagen der  grossen  Kalksteinblöcke,  die  an  den  flachen  Ufern 
des  Meeres  bei  Villa  franca  vorkommen:  die  Würmer  lagen 
hier  einzeln  in  den  Löchern  und  Höhlungen,  von  welchen 
diese  Steine  durchzogen  sind.  Beim  vorsichtigen  Tödten  mit 
Weingeist  gelang  es  mir  zwei  fast  unversehrt  zu  erhalten, 
das  dritte ,  schon  verstümmelt  gefundene  ist  beinahe  mitten 
durchgerissen. 


148  Grube: 

Die  Abbildung  bei  Oualrefages  *" ) ,  welcher  auch 
den  ^otospermus  drepanensis  Huschke  hicher  zieht,  weicht 
insofern  ab ,  als  die  weissen  Querslreifen  viel  breiter  und 
mehr  bindenarlig  als  linear,  auch  gegen  den  Seilenrand  hin 
verbreitert  und  die  Seilenränder  selbst  blassgrau  sind,  auch 
ist  die  Stirn  mit  einem  weissen  Fleck  gezeichnet  und  die 
Zuspitzung  des  Hinterendes  fängt  sehr  zeitig  an.  Kaum  frag- 
lich scheint  mir,  dass  die  Meckelia  Knerii  Diesing  *'^*"*),  wel- 
che er  charakterisirt  „Corpus  depressum  retrorsum  parum 
angustatum  processu  brevissimo  filiformi,  fusco  viride  varie- 
gatum,  fasciis  transversis  albis  ad  60  aequaliter  distantibus. 
Aperlura  genitalis  elliptica.  Long.  14  unc.  Lat.  anlice  4—5  lin., 
postice  3 — 4  lin.^^  dasselbe  Thier  ist.  Der  processus  brevis- 
simus  filiformis  könnte  ein  reproducirtcs  noch  junges  Schwanz- 
ende sein. 

M.  aurantiaca  Gr.  Taf.  VII.  Fig.  1. 

Corpore  minus  longo,  subtereti,  colore  aurantiaco,  ven- 
ire marginibusque  albis,  capite  albo,  fronte  supra  macula  Irian- 
gula  violacea  ornata.  Long.  1-1,5  unc,  lal.  0,5  lin.  (Nov.  spec). 

Flach  diehrund,  nicht  veränderlich,  1  —  1,5  Zoll  lang, 
contrahirt  nur  7,5  Lin.  lang  und  dann  wie  geringelt  erschei- 
nend, 0,5  Lin.  breit.  Orangerolh  etwas  in's  Ziegelrothe,  Sei- 
tenränder und  Unterseite  weiss,  Kopftheil  weiss,  oben  auf  der 
spilzgerundeten  Stirn  ein  kleiner  schön  violetter,  durch  eine 
breite  weisse  Binde  von  dem  Orangerothen  getrennter  Fleck. 
Der  Körper  verchmälert  sich  nach  hinten  sehr  allmählich, 
und  endete  bei  einem  Exemplare  in  ein  viel  dünneres,  wahr- 
scheinlich vor  kurzem  reproducirles  Schwänzchen.  Der  Kopf- 
theil war  nicht  abgesetzt,  Seitenfurchen  und  Augen  nicht  be- 
merkbar, der  Rüssel  zeigte  keine  Bewaffnung,  der  Mund  wie 
gewöhnlich.  Schwimmt  lebhaft  sich  schlängelnd  und  windend 
und  wurde  zwischen  Seepflanzen  im  Schlamme  und  zusam- 
mengebackenem Sande  in  der  Bucht  von  Villa  franca  ange- 
troffen. Ich  erhielt  nur  wenige  Exemplare  und  diese  zer- 
stückelten sich. 

In  Gestalt  und  Farbenverlheilung  erinnert   diese  Art  an 


^•)  L.  c.  pl.  17.  Fig.  XL  p.  133. 
^^-)  Syst.  Helminlh.  Vol.  I.  p.  264. 


Bemerkungen  über  einige  Helminthen  und  MeerwOrmer.        149 

Cerebratulus  depressus  Qfg. ,  der  jedoch  merklich  flacher  zu 
sein  scheint.  Auch  bei  ihm  sind  Quatrefages  keine  Sei- 
tenfurchen aufgefallen. 

£»•     Opliioceplialiis  delle  Chiaie. 
Corpus  elongalum.      Caput  discretum,  fissuris   4  longi- 
tudinalibus  apice  cruciatim  convergentibus.     Aperlura  probo- 
scidis  in  margine  frontali  sita,  ocelli  nulli,  os  inferum. 
Oph.  auripunctatus  Gr.  Tab.  Vil.  Fig.  2. 

Corpore  subtereti  a  capite  sulco  annulari  seposito,  ru- 
bro  purpureo  maculis  aureis  ornato.  Long.  lOunc.  et  amplius 
lat.  1,5  lin.  (Nov.  spec). 

Der  Gattungscharakter  „fissuris  4  longitudinalibus"  ist, 
wenn  dieses  Thier  wirklich  zu  jener  Gattung  gehört,  nicht 
ganz  richtig  ausgedrückt,  man  sieht  vielmehr  die  beiden  seit- 
lichen Kopffurchen  der  Meckelien ,  die  an  dem  Stirnrande  in 
einander  übergehen  und  einen  kürzeren  sie  kreuzenden  Ein- 
schnitt, eine  von  oben  nach  unten  durchgehende  Spalte,  keine 
blosse  Vertiefung  wie  jene.  Auch  zeigt  sich  diese  Spalte 
nur  bei  einem  Exemplare  deutlich,  bei  den  andern  kaum  in 
einer  Andeutung,  so  dass  wir  daran  keinen  constanten  Cha- 
rakter haben.  Dagegen  ist  eine  vordere  Ringfurche  überall 
ausgeprägt ,  sie  grenzt  aber  nicht  sowohl  das  ab ,  was  wir 
im  eigentlichen  Sinne  den  Kopf  nennen,  als  vielmehr  den  vor 
dem  Munde  gelegenen  Theil,  also  denjenigen,  der  dem  Kopf- 
lappen der  Anneliden  entsprechen  würde.  Dieser  Theil  ist 
stumpfgerundet,  seine  Seitenfurchen  gehen  bis  zur  Ringfurche, 
und  unmittelbar  hinter  ihr  liegt  der  bei  einigen  Individuen 
geschlossene ,  bei  anderen  offene  kleine  kreisrunde  Mund. 
Der  Körper  ist  fast  drehrund,  nahe  dem  Vorderende  merklich 
anschwellend,  die  Bauchseite  platter  als  der  Rücken,  bei  ein- 
zelnen Exemplaren  mit  zwei  mehr  oder  minder  deutlichen 
Längsfurchen  ,  die  einen  sehr  schmalen  Mittelstreif  begren- 
zen, dabei  unregelmässig  und  dicht  quergerunzelt.  Mir  sind 
nur  Weingeistexemplare  zugänglich  gewesen;  alle  sind  un- 
zerstückelt ,  das  längste  misst  10  Zoll  und  ist  vorn  3,  hinten 
1,5  Lin.  dick.  Die  Färbung  der  lebenden  beschreibt  Dr.  Ti- 
ling,  der  sie  unfern  Aztk  am  Ocholskischen  Meere  gesam- 
melt, weinrolh  mit  goldigen  Fleckchen. 


150  Grube: 

e«     IVeBMertes    Cuv. 

Corpus  venniforme,  depressum  vel  teretiusculum.  Caput 
corpori  continuum,    fovea    longiludinali   in  utroque  margine. 
Apertura  proboscidis   in  margine  frontali    sita  ,    ocelli  4—12 
vel  plurimi,  antici.     Os  inferum. 
A'.  purpurea  Johnst. 

Corpore  (paulo)  depresso  ulrinque  attenuato  purpureo 
vel  obscure  viridi,  sublus  pallido;  capite  continuo,  i'oveis  la- 
teralibus  conspicuis ,  ocellis  utrinque  6—8  submarginalibus^ 
Serie  simplici  collocatis. 

Von  dem  Habitus  der  Borlasia  Camillea  Quatrefg.,  aber 
durch  die  Stellung  der  Augen,  die  Länge  der  seitlichen  Kopf- 
furchen, auch  die  Färbung  verschieden ,  so  sehr  diese  auch 
bei  der  erstgenannten  Art  wechselt.  Dieser  Wurm  erreicht 
eine  Länge  von  5  bis  12,  ja  sogar  bis  33  Zoll  bei  einer 
grössten  Breite  von  höchstens  1  Linie.  Nach  dem  Tödten  im 
Weingeist  schrumpft  er  fast  auf  die  Hälfte  der  Länge  ein.  Der 
Körper  ist  abgeplattet  gerundet,  der  Rücken  etwas  convex, 
der  Bauch  ganz  flach,  die  Breite  ist  an  keiner  Stelle  auffal- 
lend, und  nimmt  gegen  das  Hinterende  sehr  allmählich  aber 
bis  zur  vollkommenen  Zuspitzung  ab.  Der  Rücken  hat  eine 
schmutzig  erdbraune  etwas  in's  Grüne  ziehende ,  bald  dunk- 
lere bald  hellere  Färbung ,  und  erscheint  am  Kopfende  blut- 
roth  unterlaufen  ;  die  Seitenränder  so  wie  die  Ränder  der 
Kopfspalten  und  des  Mauls  weisslichgrau,  die  Bauchseile  im- 
mer heller  als  der  Rücken  ,  unrein  gelblich ,  zuhinterst  ganz 
blass.  Mitunter  sieht  man  hinter  den  letzten  Augenpunkten 
einen  von  innen  durchschimmernden  breiten  blutrothen  Ring 
(wahrscheinlich  von  dem  um  die  Ganglien  fliessenden  Blute 
herrührend),  auch  erkennt  man  zuweilen  eine  dunkle  ,  wohl 
etwas  eingesenkte  Rückenlinie  und  rechts  und  links  daneben 
eine  Längsreihe  feiner  weisser  in  kurzen  Abständen  auf  ein- 
ander folgender  Pünktchen,  die  gegen  das  Hinferende  wie- 
der undeutlicher  werden  (ob  vielleicht  Mündungen  von  Schleim- 
poren ?).  Der  Kopflheil  ist  durch  keine  Furche  abgesetzt, 
nirgends  breiter  als  der  Körper  und  zungenförmig,  mitten  an 
seinem  Stirnrande  die  sehr  kleine  Oeffnung,  durch  welche 
der  weisse  Rüssel,  so  dünn  wie  ein  Zwirnsfaden  hervortritt. 
Der  Mund  bald  oval  bald  wie  eine  Längsspalte  geformt,  liegt 


Bemerkungen  über  einige  Helminthen  und  Meerwurmer.        151 

in  einem  8  Zoll  langen  Exemplare  3  Millim.  vom  Stirnrande 
entfernt,  die  seitlichen  Kopfspalten  erstrecken  sich  2  Millim., 
stehen  also  nur  1  Millim.  vom  Munde  ab  und  sind  nichts  we- 
niger als  sehr  klein  und  rund  wie  bei  B.  Camillea,  Ueber 
jeder  derselben  sieht  man  ö  schwarze  Augenpünktchen  hinter 
einander ,  während  sie  dort  viel  zahlreicher  sind  und  vier 
Gruppen  bilden.  Die  Spuren  von  Gliederung  ,  die  man  zu- 
weilen wahrnimmt,  rühren  von  Innern  paarweise  lieg^enden, 
die  Seilenränder  einnehmenden  weisslichen  Organen  her,  wel- 
che nichts  anderes  als  die  Generationsorgane  sein  können. 

Dieser  Wurm  findet  sich  mit  Lithocryptus  prasinus  zu- 
sammen in  den  schmälsten  Klüften  der  Kreideklippen  bei 
Dieppe;  grosse  Exemplare  etwas  zusammengeknäuelt,  kleinere 
mehr  in  freien  Windungen,  ganz  kleine  z.  B.  von  7  Lin.  Länge 
ausgestreckt;  sie  lagen,  nachdem  ich  sie  an's  Tageslicht  ge- 
fördert, meistens  ruhig,  oder  bewegten  sich  doch  sehr  wenig, 
mehr  oder  minder  von  weissem  Schleim  umhüllt.  Auf  dem  Zim- 
mer hielten  sie  sich  mehrere  Tage  ganz  gut,  ohne  zu  zer- 
stückeln. Am  besten  scheint  man  sie  durch  allmähliches  Zu- 
tröpfen  von  Weingeist  zu  tödten;  versuchte  ich  dasselbe  mit 
Salmiakspiritus,  so  rollten  sie  sich  stark  zusammen,  sonder- 
ten auch  sehr  vielen  Schleim  ab.  Man  muss  sich  hüten, 
sie  bald  nach  dem  Tödten  behufs  der  Messung  auf  einen  Tisch 
oder  eine  andere  trockene  Fläche  auszubreiten,  weil  sie  dann 
beim  Aufheben  leicht  zerreissen. 

N.  lactea  Gr.  Taf.  VII.  Fig.  3.  4. 

Corpore  filiformi,  parte  antica  extrema  colore  sanguineo 
imbuta  ,  foveis  lateralibus  conspicuis  ,  ocellis  utrinque  S — 9 
submarginalibus  serie  simplici  coUocatis  (Nov.  spec).  Long. 
0.  3unc. 

Fadenförmig,  hinten  zugespitzt,  drehrund,  weiss  mit  sanft 
gerölhetem  Vorderende,  Stirnrand  leicht  gerundet,  Seiten- 
furchen deutlich,  an  der  obern  Lippe  einer  jeden  eine  Längs- 
reihe von  8—9  schwarzen  Augenpünktchen.  Mund  rundlich, 
etwa  2  mill.  vom  Stirnrande  entfernt,  der  vorderste  Theil 
des  Körpers  durch  eine  Ringfurche  abgesetzt. 

Im  Schlamme  des  Ufers  in  der  Bucht  von  Villa  franca. 
Während  des  Lebens  zeigte  der  Körper  durchaus  keine  stel- 
lenweise auftretenden  Anschwellungen  und  Verengungen;,  auch 


152  Grube: 

haben  sich  die  meisten  Exemplare  beim  Tödten  in  Weingeist 
unversehrt  erhalten. 

Qf*     Heinip§ilus>  Qfg. 

Annal.  des  scienc.  nat.  Trois.  ser.  Tom.  VI.  1845.  p.  131. 

Corpus  capillare,  utrinque  paulo  attenualum,  parte  anlica 
vel  etiam  postica  serlebus  2  vel  4  selularum  brevium  in  lon- 
gitudinem  obsita,  extremitatibus  ipsis  circulis  spinularum  lon- 
giorum  armalis.  Os  anticum,  anus  posticus,  apertura  geni- 
lalium  maris  anum  proxima,  pene  duplici,  feminae  sub  medio 
corpore  sita  (char.  emend.). 

H,  amphacanthus  Gr.     Taf.  VI.  Fig.  7—9. 

Spinulis  circuli  anterioris  6  longioribus,  parte  antica  et 
postica  corporis  seriebus  selularum  ,  exlremilate  postica  ipsa 
setulis  sparsis  armata.  (Nov.  spec).  Long,  ad  9  lin.,  crass. 
max.  0,07  lin. 

Die  Verschiedenheit  der  vorliegenden  Art  vonJf.  tricho- 
des  Leuck.  -")  finde  ich  in  ihrer  fast  doppelt  so  grossen  Länge 
und  in  der  Bewaffnung  des  Hinterendes.  Die  erslere  könnte 
schwanken,  obwohl  es  auffallend  wäre,  dass  alle  meine  Ex- 
emplare so  viel  mehr  messen  sollten ;  was  aber  die  Bewaff- 
nung betrifft,  so  ist  nicht  gut  anzunehmen,  dass  diese  Leu- 
ckart  entgangen  sein  oder  alle  ihm  vorliegende  Thiere  die 
Stachelchen  des  Hinterendes  verloren  haben  sollten,  während 
sie  sich  an  den  meinigen  ebenso  gut  als  die  vorderen  erhal- 
ten zeigen.  Die  Art  von  Hemipsilus,  welche  Quatrefages 
am  Kanal  gefunden  aber  nicht  eigens  benannt  hat,  entbehrt 
ebenfalls  dieser  hintern  Stachelchen;  er  giebt  die  Körper- 
länge nur  auf  3,5  Lin.  bei  0,1  Lin.  Dicke,  Leuckart  auf 
5  Lin.  an.  Ich  hatte  Gelegenheit,  die  Thiere  frisch  zu  un- 
tersuchen ,  und  finde  sie  nach  der  Aufbewahrung  in  Wein- 
geist, abgesehen  von  ihrer  verminderten  Durchsichtigkeit;,  we- 
nig verändert.  Das  Vorderende  C^ei  Quatrefages  und 
Leuckart  Kopf  genannt)  verschmälert  sich  langsam  bis 
etwa  auf  Ya  der  grössten  Breite  und  ist  am  Vorderrande  selbst 
abgestutzt.  Unmittelbar  hinter  diesem  erblickt  man  einen 
Kranz  von  6  dünnen  nach  vorn  gekrümmten  farblosen  Sta- 
cheln, sie  sind  0,008  bis  0,002  Lin.  lang  und  halten  meistens 


*)  Wiegm.  Arch.  1849.  p.  157.  Taf.  III.  Fig.  3.«,  6. 


Bemerkungen   über  einige  Helminthen  und  Meerwürmer.     153 

gleiche  Abstände,  treten  aber  zuweilen  auch  jederseits  näher 
zu  je  3  zusammen.  Dass  sie  ähnlich  den  Annelidenborsten 
mit  ihrem  ßasalendc  in  das  Innere  des  Körpers  hineinragten, 
habe  ich  nicht  bemerkt.  Dahinter  folgt  an  jedem  Seitenrande 
eine  Reihe  von  4  bis  10  kürzeren  Stachelchen  in  unorleichen 
Abständen  hinter  einander.  Sie  erstrecken  sich  höchstens  durch 
das  erste  Neuntel  des  Körpers,  und  nehmen  nach  hinten  an 
Länge  ab,  einige  sehen  wie  abgebrochen  aus.  Das  hintere 
Körperende  fand  ich  bei  den  mit  Eiern  versehenen  Exem- 
plaren gleichmässig  und  langsamer  verjüngt,  bei  andern,  von 
denen  keines  Eier  enthielt ,  und  die  ich  deshalb  für  Männ- 
chen nehme,  schneller  zugespitzt,  an  dem  einen  Rande  ziem- 
lich stark  ausgeschweift,  auch  wohl  nach  dieser  Richtung  hin 
leicht  eingerollt.  In  beiden  Fällen  stellt  das  äusserstc  Ende 
einen  kurzen,  stumpfen  ebenfalls  mit  Slachelchen  besetzten 
Griffel  dar,  doch  erreichen  sie  nicht  die  Länge  und  Stärke  der 
vordersten  ö,  bilden  auch  nicht  einen  Kranz,  sondern  stehen 
zerstreut:  ihre  Zahl  beträgt  6  bis  8  oder  mehr.  Bei  den 
Männchen  setzen  sich  diese  Stachelchen  auch  weiterhin  nach 
vorn  fort  und  zv^^ar  minder  zahlreich  an  der  concaven  als  an 
der  convexen  Seile,  an  jener  zähle  ich  etwa  nur  4  in  grös- 
seren Abständen,  an  dieser  bis  28  hinter  einander,  und  letz- 
tere stehen  mitunter  deutlich  paarweise.  Vor  dem  griffei- 
förmigen Körperende  lagen  im  Innern  zwei  lange  S-förmige 
starre  Körper,  die  ich  für  Penisklappen  halte:  vorgestreckt 
habe  ich  sie  nie  gesehen.  Der  verdauende  Kanal  verläuft 
gerade  und  gleich  breit  durch  die  ganze  Körperlänge.  Er 
beginnt  mit  einer  kurzen  bis  zum  Stachelkranze  reichenden, 
hier  verschmälerten  Mundhöhle;  ein  zweiter  in  ihrem  Um- 
kreise gelegener  Borstenkranz,  wie  ihn  Leuckart  erwähnt, 
ist  mir  nicht  aufgefallen.  Auf  die  Mundhöhle  folgt  ein  mus- 
kulöser ,  sich  bis  hinter  das  Ende  der  vorderen  seitlichen 
Borstenreihen  erstreckender  Oesophagus,  und  dieser  geht 
durch  eine  deutliche  Einschnürung  in  den  eigentlichen  Darm 
über.  Den  verdauenden  Kanal  begleitet  bei  den  Weibchen 
jederseits  ein  halb  so  dünner  Kanal,  in  welchem  eine  Reihe 
kugelförmiger  Körper  von  0,01  Lin.  Durchmesser,  die  ich 
eben  für  Eier  halte.  .  Sie  liegen  sehr  weilläuGg,  heginnen 
schon  neben  dem  Oesophagus,  und  gehen  bis  nahe  zum  Kör- 


154  Grube: 

perende.  Ob  die  Oeffnung-,  durch  welche  sie  heraustreten, 
wie  Quatrefages  angiebt,  in  der  Mitte  des  Körpers,  oder, 
wie  Leuckart  fand,  am  Ende  selbst  liegt,  habe  ich  nicht 
ermitteln  können.  Robin's  Rayera  hispida ,  von  der  mir 
keine  nähere  Beschreibung  bekannt  ist,  die  aber  nach  seiner 
mündlichen  Mitlheilung  gerade  bei  Dieppe  vorkommt,  könnte 
leicht  dasselbe  Thier  sein.  Ich  fand  meine  Exemplare  zur 
Zeit  der  Ebbe  in  schmalen  mit  Sand  erfüllten  Klüften  der  dor- 
tigen Kreideklippen. 

8.     liitliocryplus  prasiniis  Gr.  Taf.  YII.  Fig.  5— 8. 

Die  nur  niedrigen  zur  Zeit  der  Ebbe  unbedeckten  und 
leicht  zugänglichen  Kreideklippen  bei  Dieppe  gewähren  nicht 
nur  in  ihren  Höhlungen  und  Klüften  zahlreichen  Krabben  einen 
willkommenen  Zufluchtsort,  sondern  auch  in  ihren  engen  Spal- 
ten manchem  zarter  gebautem  Meeresbewohner  einen  dauernden 
Aufenthalt.  Diese  Risse  des  weichen  Gesteins,  entstanden  durch 
die  abwechselnde  Enlblössung  und  Bedeckung  mit  Wasser  und 
den  mächtigen  Andrang  der  Wogen ,  oft  so  unscheinbar, 
dass  sie  dem  ungeübten  Auge  entgehen,  durchsetzen  gleich- 
wohl überall  die  Kreidemassen ,  und  lassen  sich  am  besten 
durch  den  Hammer  entdecken,  auf  dessen,  besonders  gegen 
die  Feuersteinknollen  gerichtete  Schläge  sich  oft  gewaltige 
Stücke  ablösen  und  mit  Sand  ausgefüllte  Spaltflächen  zeigen. 
In  solchen  Schlupfwinkeln,  in  denen  Phyllodoce  viridis  haust, 
der  eben  beschriebene  Hemipsilus  amphacanthus  und  kleine 
Milben  sitzen,  sich  hier  und  da  ein  langer  Nemertes  dehnt, 
entdeckte  ich  auch  das  sondarbare,  höchstens  10  Lin.  lange 
Würmchen,  von  dem  ich  jetzt  Nachricht  gebe. 

Sein  Körper  ist  fast  fadenförmig,  weich,  nackt,  ziem- 
lich drehrund,  ungegliedert  und  ohne  Andeutung  eines  Kopf- 
theils,  gegen  die  Mitte  ein  wenig  angeschwollen  und  von 
grüner  Farbe;  bei  seinen  kaum  bemerkbaren  Bewegungen 
glaubt  man  fast  etwas  einem  Confervenfaden  Aehnliches  vor 
sich  zu  haben.  Man  erkennt  jedoch  sehr  bald,  dass  der  Kör- 
per durch  ringförmige  Einschnürungen  in  zwei  oder  vielmehr 
in  drei  Abschnitte  von  verschiedener  Länge  getheilt  ist,  von 
denen  die  beiden  ersten  schärfer  gegen  einander  abgesetzt 
sind,  als  der  zweite  und  dritte,  der  zweite  ist  der  längste, 
der  erste  etwas  kürzer,  der  dritte  der  kürzeste. 


Bemerkungen  über  einige  Helminthen   und  Meerwürmer.     155 

Der  vordere,  etwas  plalt  gedrückte,  Abschnitt  beginnt 
schmal,  wird  aber  allmählich  breiter,  bis  er  am  Hinterende 
selbst  sich  plötzlich  wieder  verengt  und  etwas  abrundet,  um 
in  den  mittleren  überzugehen.  An  seiner  Wandung  bemerkt 
man  ringsherum.  Längsstreifung,  an  seinem  abgestutzten  Vor- 
derc-nde  eine  die  ganze  Breite  desselben  einnehmende, 
mit  winzigen  Papillen  eingefasste  OefTnung ,  die  ich  für  den 
Mund  halte  (Taf.  II.  Fig.  6.).  Die  Längsstreifen  sind  zwei- 
erlei Art,  breitere,  weitläufig  stehende  und  zartere  dazwi- 
schenliegende dunkle;  von  jenen  ^  jetzt  durch  ihre  entschie- 
den weissliche  Farbe  auffallenden  zähle  ich  6,  von  den  an- 
deren etwa  21  ,  so  dass ,  da  die  Zwischenräume  zwischen 
jenen  ziemlich  gleich  sind  ,  je  3  bis  4  in  jedem  einzelnen 
auftreten,  lieber  die  Natur  der  Längsstreifen  konnte  ich  nichts 
näheres  ermitteln ,  man  sieht  nur  so  viel ,  dass  die  dunkeln 
linearen  bald  durchweg  einfach  sind ,  bald  sich  auf  eine 
Strecke  gabiig  spalten,  um  dann  wieder  einfach  zu  werden, 
die  weisslichen  breiteren  sind  vielleicht  nichts  anderes  als 
regelmässige  breitere  Zwischenräume.  Uebrigens  fallen  beim 
lebenden  Thier ,  wenn  man  es  bei  durchscheinendem  Lichte 
beobachtet  und  ein  Glasblättchen  autlegt,  diese  Längsstreifen 
weit  weniger  in's  Auge,  indem  der  ganze  vordere  Abschnitt 
mit  lauter  Körnchen,  wie  Chlorophyllkörnchen  erfüllt  erscheint, 
und  jene  nur  leise  dazwischen  durchschimmern;  die  Dicke 
der  Wandung  zeigt  sich  farblos.  Wahrscheinlich  sind  diese 
Körnchen  nichts  anderes  als  kleine  Papillen,  denen  ähnlich, 
die  an  der  Mundöffnung  deutlich  hervorragen,  und  die  vor- 
dere Körperabtheilung  enthält  vermuthlich  einen  vorstülpba- 
ren Rüssel,  dessen  Innenwand  sie  besetzen  ,  wenigstens  be- 
merkte ich  an  einem  Exemplare  statt  einer  einfachen  Mund- 
öffnung an  einem  verjüngt  zulaufenden  Vorderende  ,  einen 
dicken  kurzen  cylindrischen  mit  vorragenden  Papillen  besetz- 
ten Körper,  auf  welchen  dann  ein  zwar  längsgestreifter  aber 
von  den  beschriebenen  Körnchen  leerer  Abschnitt  folgte.  Ein 
schmal  am  Munde  anfangender  und  sich  linear  fortsetzender 
durchsichtiger  aber  ziemlich  bald  verschwindender  mittlerer 
Längsstreif  bezeichnete  bei  zurückgezogenem  Rüssel  den  durch 
ihn  hindurchgehenden  Kanal;  dieser  ganze  Abschnitt  des 
Leibes  ist  lauchgrün  gefärbt;,  und  hat  etwas  festes,  starreres, 


156  Grube: 

SO  dass  er  dem  nächstanstossenden  und  letzten  gegenüber, 
etwa  wie  der  Stiel  einer  Geissei  aussieiit. 

Die  mittlere  'Körperabtheilung  (Taf.  VII.  Fig.  5)  etwas 
länger  als  die  vorderste ,  und  schon  durch  ihre  blassgrüne 
Farbe  abstechend ,  erscheint  gleichmässiger  drehrund ,  und 
umgekehrt  vorn  sogleich  hinler  der  Abschnürung  am  meisten 
verdickt,  nach  hinten  sich  langsam  und  stärker  als  jene  ver- 
jüngend. Bei  durchfallendem  Lichte  und  bei  dem  leichten 
Drucke  eines  Glasblättchens  erkennt  man  einen  sie  der  Länge 
nach  durchziehenden  Kanal  mit  ziemlich  dicken,  wie  mit  win- 
zigen Körnchen  versehenen  und  von  der  Leibeswand  abste- 
henden Wandungen,  und  schmalem  Lumen.  Auch  er  ist  an- 
fangs etwas  dicker  und  verjüngt  sich  allmählich,  wie  die  äus- 
sere Gestalt  dieses  Körperabschniltes  in  dessen  Wandung  bei 
stärkerer  Vergrösserung  lauter  dicht  auf  einander  folgende 
Querstreifen  zum  Vorschein  kommen.  Sie  werden  an  zweien 
den  Rändern  des  Kanals  entsprechenden  Stellen  von  geraden 
sehr  bestimmt  begrenzten  zu  je  2  stehenden  dicken  halb  hel- 
len halb  dunkeln  Längsstreifen  durchsetzt,  welche  ebenfalls 
der  Leibeswandung  anzugehören  scheinen. 

Die  hinterste  Körperabtheilung  (Taf.  VII.  Fig.  5)  endlich 
ist  weniger  durch  eine  starke  ringförmige  Einschürung  als 
durch  ihr  Ansehen  gegen  die  mittlere  abgesetzt,  ihre  Farbe 
ist  wieder  dunkelgrün  wie  bei  der  vordersten,  ihre  Dicke 
dieselbe,  wie  bei  der  mittleren,  gegen  das  Hinterende  zu 
mitunter  etwas  zunehmend,  die  Wandung  aber  dünner,  durch- 
sichtiger. Der  in  der  mittleren  enthaltene  Kanal,  der  wohl 
für  den  Darm  gehalten  werden  muss ,  setzt  sich  in  sie  fort, 
zeigt  hier  aber  eine  Menge  zackig  und  unregelmässig  ge- 
schlängelter  die  ganze  Breite  durchziehender  Querfalten  oder 
Gefässe,  aus  denen  ganz  hinten  einige  ähnliche  aber  längs- 
verlaufende hervortreten  (Taf.  VII.  Fig.  8).  Nach  der  Aufbe- 
wahrung in  Weingeist  zeigen  sich  auch  hier  einige  weissliche 
Längsstreifen.  Diese  Abiheilung  endet  mit  einer  kurzen  An- 
schwellung, welche  bei  einem  Exemplare  einem  nach  hinten 
offenen  Kclchglase  oder  einer  Glocke,  mit  mitten  eingekerb- 
tem Rande  ähnelt,  bei  einem  andern,  mehr  die  Gestalt  einer 
blossen  Haftscheibe  mit  etwas  wulstigem  Rande  zeigt. 

Von  diesem  Thierchen  erhielt  ich  zwei  vollständige  und 


Bemerkungen  über  einige  Helminthen  und  Meerwürmer.      157 

ein  hinten  schlecht  erhaltenes  Exemplar.  Das  grösste  hatte 
eine  Länge  von  21  Millimeter,  (etwas  über  9  Linien),  wovon 
fast  8  auf  die  erste,  fast  10  auf  die  zweite  und  etwas  über  4 
auf  die  dritte  Körperabtheilung  kommen.  Die  Breite  betrug 
am  Vorderende  1  Millim. ,  am  Ende  des  ersten  Abschnittes 
2  Millim.,  kurz  vor  dem  Hinterende  nur  ^J-^  Millim. 

Das  kleinste  Exemplar  hat  eine  Länge  von  nur  1 1  Mil- 
lim. ,  und  die  einzelnen  Körperabschnitte  messen  3,6  und  2 
Millim.,  das  dritte  eine  Länge  von  13  Millim.  mit  den  Ver- 
hältnissen von  4:7:2.  Bei  allen  bemerkte  ich  stellenweise 
erfolgende  langsame  Contractionen  der  Körperwandung,  bei 
einem  nur  eine  sehr  träge  Ortsbewegung ,  welche  in  einem 
S-förmigen  Einkrümmen  bestand.  Weiteren  Beobachtungen 
setzte  meine  nicht  zu  verschiebende  Abreise  eine  Grenze. 
Die  Charakteristik  dürfte  so  gefasst  werden  müssen  : 

Li;/iocr?/p/Ms:  Corpus  paene  filiforme,  molle,  inerme,  stri- 
cluris  duabus  transversis  tripartitum,  ore  antico,  ano  postico, 
campanulae  instar  amplificato,  tubo  intestinali  recto  parte  an- 
teriore protractili^  papillis  obsita. 

L.  prasinus:  corpore  paene  filiformi,  molli,  inermi, 
stricturis  duabus  transversis  tripartito,  parte  anteriore  in  lon- 
gitudinem  striata,  ut  posteriore,  prasina  ,  clavaeformi,  postice 
incrassata,  media  longiore,  posteriora  versus  attenuata ,  pal- 
lidiore,  postrema  brevissima,  extremifate  campanulae  instar  di- 
latata,  ore  antico,  ano  postico,  tubo  intestinali  recto,  parle 
anteriore  protractili,  papillis  mollibus  obsita.  Longitudo  ad 
10  lineas  ,  latitudo  maxima  linea   1  paulo  minor. 

Die  mangelhafte  Kenntniss  von  der  ganzen  Organisation 
dieses  Thierchens  erhöht  die  Schwierigkeit,  ihm  einen  siche- 
ren Platz  anzuweisen.  Dass  es  zu  den  ungegliederten  Wür- 
mern gehört,  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  und  äussere 
Gestalt  und  Lebenweise  würden  es  vielleicht  in  die  Nähe  der 
Nemertinen  verweisen,  mit  denen  es  auch  in  der  trägen  Be- 
wegung übereinstimmt.  Doch  kennen  wir  hier  nur  Formen 
mit  gleichmässig  fortlaufendem  Körper:  von  Augen  und  seit- 
lichen Grüben,  welche  bei  so  vielen  vorkommen,  und  von 
dem  allen  eigenthümlichen,  über  dem  Darmkanale  gelegenen 
rüsselartigen  Organ  ist  bei  unserem  Thier  keine  Spur  vor- 
handen ,  und  die  Gestalt  des  Darms,  an  dem  sich  keine  von 


158     Grube:  Bemerk,  über  einige  Helminthen  und  Meerwürmer. 

Dissepimenten  der  Leibeshöhle  herrührende  in  gleichen  Ab- 
sätzen wiederkehrende  Einschnürungen  zeigen,  so  wie  seine 
vordere  mit  Papillen  besetzte  hervorstülpbare  Abtheilung  wei- 
chen durchaus  von  den  Nemertinen  ab.  Flimmerbewegungen 
der  Haut  habe  ich  bei  60facher  Vergrösserung  nicht  bemer- 
ken können.  Alles  erwogen,  scheinen  die  genannten  Unter- 
schiede so  bedeutend  ,  dass  man  sich  nach  einer  anderen 
Vergleichung  umsehen  muss,  doch  wüsste  ich  keine  andere 
Gruppe  der  ungegliederten  Würmer,  zu  der  Lithocryptus  ei- 
nigermassen  passte,  als  die  Sipunculiden  i.  w.  S.  oder  Gephy- 
reen,  nur  pflegt  diesen  eine  geräumige  Leibeshöhle  zuzukom- 
men, die  unserer  Gattung  gerade  abgeht. 


Erklärung  der  Abbildungen. 
Taf.  VI. 

Fig.  1.  Oclobolhrium  scombri  ?  von  der  Unlerseite,  etwas  über  7- 
mal  vergrösserl. 

Fig.  2.     Derselbe   Wurm  von  der  Rückenseite. 

Fig.  3.  Einer  von  den  vier  Haflnäpfen,  stärker  vergrössert  mit  seinen 
Hartlheilen. 

Fig.  4.      Thtjsanozoon  Brocchii  Qfg.,  von  der  Rückenseite. 

Fig.  5.     Dasselbe  Thier  von  der  Bauchseite. 

Fig.  6.  Orlhostomum  rubrocinclum  Gr.  Ich  gebe  von  diesem  in  meiner 
Schrift  über  die  Aclinien,  Echinodermen  und  Würmer  des  Mit- 
telmeeres bereits  beschriebenen  Thierchen  ,  hier  nachträglich 
noch  eine  Abbildung,  damit  der  Unterschied  von  Tricelis  fa- 
sciatus  Qfg.    leichler  in's  Auge  fällt. 

Fig.  7.     Hemipsilus  ainphacanthus   Gr.,  etwa  6-mal   vergrösserl. 

Fig.  8.     Das  Vorderende  des  Körpers  stärker  vergrössert. 

Fig.  9.     Das  Hinterende  des  Männchens  seitlich  gesehen. 

Taf.  VII. 

Fig.  1.     Meckelia  aurantiaca  Gr. 

Fig.  2.     Ophioccphalus  auripunctatus   Gr.  Kopfende. 

Fig.  3.     Nemertes  lactea  Gr.   von  der  Rückenseite  gesehen,  natürliche 

Grösse. 
Fig.  4.     Vorderende  von  demselben  Thier  vergrössert, 
Fig.   5.     Lüliocryplus  prasinus  Gr.,  etwa  4-mal  vergrössert. 
Fig.  6.     Mundöffnung  mit  ihren  Papillen  von  demselben  Thier,  stärker 

vergrössert. 
Fig.  7.     Theilweise  ausgestülpter  Rüssel. 
Fig.  8.     Hinterende. 


Ilolopediuiii   g^ibberitin,    ein    neues   Crusta- 
ceum  aus  der  Familie  derBrancliiopoden* 

Beschrieben  von 

E«    O.    Z  a  d  d  a  c  li, 

Prof.  in    Königsberg. 

Hierzu  Taf.  VIII.  und  IX. 


Am  3len  Juni  v.  J.  fing  ich  in  einem  grossen  Teiche 
unweit  Königsberg  daphnienarlige  Thierchen^  welche  sich 
durch  ihre  Bewegungen  sogleich  als  eine  mir  neue  und  unbe- 
kannte Gattung  kund  gaben.  Sie  schwammen  mitten  im  Tei- 
che in  einem  Schwärme  von  Algen,  welche  aus  kleinen,  in 
der  Mitte  breiteren ,  an  beiden  Enden  zugespitzten  Blättchen 
gebildet  wurden  ,  die  meistens  in  Form  einer  vielspitzigen 
Kugel  zusammengruppirt  vorkamen.  Leider  war  es  nicht 
möglich,  die  Thiere  in  der  Gefangenschaft  lange  lebend  zu 
erhalten.  In  drei  Tagen  schon  starben  sie  sämmtlich  und  dies 
verhinderte  mich ,  ihren  inneren  Bau  so  gründlich  zu  studi- 
ren,  wie  ich  es  wünschte.  Auch  war  eine  spätere  Bemühung, 
sie  wieder  zu  erlangen ,  vergeblich.  Da  ich  sie  jedoch  ge- 
nau genug  untersucht  habe,  um  sie  charakterisiren  und  mit 
den  verwandten  Gattungen  vergleichen  zu  können  ,  und  da 
sie  eine  interessante,  neben  Sida  stehende  Form  darstellen, 
will  ich  sie  hier  ausführlicher  beschreiben. 

Ich  habe  die  Art 

Holopedium  g^ibberuiii  ^> 
genannt.     Die    allgemeine   Körperform    des  Thieres   ist  ganz 


*)  Von  uXog  ganz,   ungetheilt   und  nr^doy  das  Ruder,  also  :  mit 
ungetheiltem  Ruder. 


160  Zaddach: 

die  der  Daphnien  oder  genauer  die  der  Sida,  denn  es  hat  wie 
diese  Gattung    sechs  Paar  Schwimmfüsse    und   entbehrt    des 
sogenannten  Gewölbes,  welches  bei  den  Daphnien  und  Lyn- 
ceen    die  Schale    über  der   Basis    der   Ruderantennen  bildet. 
Auch  ist  es  wie  diese  von    einer  wunderbaren  Durchsichtig- 
keit  aller  Körpertheiie,  ja    es  übertrifft   die  Sida    crystallina 
noch  fast  in  dieser  Eigenschaft,   so  dass  es  mehr  als  irgend 
ein  anderes  Thier  aus  der  Familie  der  Daphniden  zur  genauen 
Untersuchung  der  anatomischen  Verhältnisse  geeignet  ist,  weil 
die  Theile  des  Körpers  genug  Farbe  haben,  um  deutlich  er- 
kannt werden  zu  können,  und   dennoch  so  durchsichtig  sind, 
dass  man  die  inneren  Theile  fast  eben  so  gut,  wie  die  äus- 
seren sieht.     Die  Grösse  des  Thieres  ist  geringer  als  die  der 
Sida   crystallina  ,    denn    seine  Länge  von   der  Stirne  bis  zur 
Spitze    der  Warze    am   Hinterleibe    beträgt   noch  nicht  ganz 
eine  halbe  Linie,  etwa  0,47'"  oder  0,48"'.     Was  aber  diese 
Gattung  von    allen  bekannten  Gattungen   der  Cladoceren  un- 
terscheidet, das  ist  die  Form    der  Ru  derantenn  en;  diese 
sind  nämlich  nicht,  wie  bei  allen  diesen,  zweiarmig,  sondern 
ungetheilt ,   und  bestehen   aus    einem  an   der   Basis   ziemlich 
starken,  gegen  die  Spitze  sehr  verschmälerten  und  schlanken 
Arme,  der  aus  vier  Gliedern  zusammengesetzt  ist  (vergleiche 
Fig.  1).      Die  drei  ersten  Glieder   sind  fast  gleich  lang,  das 
Glied  an  der  Spitze    aber  ist  etwa  um  ein  Drittlheil    kürzer. 
Die  Ruderantenne  sitzt  dem  vorderen  und  unteren  Rande  des 
Kopfes  näher,  als  es  bei  den  verwandten  Gattungen  der  Fall 
ist,  dicht   über   den    kleinen   Antennen   und    vor  der  Wurzel 
der  Oberlippe.      Die  Körperhaut  geht,  wie  gesagt,  glatt  auf 
dieselbe  über ,   ohne    an   der  Wurzel    eine  Falte    zu    bilden. 
Das  erste  Glied  der  Antenne  ist  geringelt,  und  sie  biegt  sich, 
wenn  sie  auf-  und  niederschlägt,  in  diesen  Ringeln,  dagegen 
ist  dieGrenze  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Gliede  ziem- 
lich undeutlich.     Das  letzte  Glied  trägt  an  seiner  Spitze  drei 
gegliederte  Fiederborsten,  die  an  ihrer  Basis  durch  drei  kleine 
Stacheln  gestützt  und    fast    anderthalb   Mal   länger  sind,  als 
der  Stamm   der  Antenne.     Ausser    diesen   Borsten   giebt   es 
an  der  Antenne  keine  anderen  und  diese  bildet  also  ein  Ru- 
der, welches  sich  durch    seine   ausserordentliche  Länge  und 
Schmalheit  sehr  wesentlich  von  den  viel  kürzeren  und  durch 


Holopedium  gibberum.  161 

seitlich  stehende  Fiederborsten  verbreiterten  Rudern  der  an- 
deren Gattungen  unterscheidet.  Die  Bewegung  der  Thiere 
schien,  so  weit  ich  sie  beobachten  lionnte ,  schwerfällig  und 
langsam  zu  sein ,  die  gefangenen  schwammen  meistens  auf 
dem  Rücken  und  schlugen  mit  den  Ruderantennen  rückwärts, 
um  sich  in  die  Höhe  zu  schnellen ;  doch  darf  man  hieraus 
nicht  schliessen,  dass  sie  sich  auch  im  Freien  nur  so  bewe- 
gen können,  denn  sie  wurden  in  der  Gefangenschaft  fast 
sämmtlich  von  einer  sonderbaren  Krankheit  befallen.  Ihr 
ganzer  Körper  bekleidete  sich  nämlich  mit  einer  Gallertku- 
gel, die  nur  den  unteren  Theil  des  Kopfes  mit  den  grossen 
Antennen  und  die  Schalenspalte,  aus  der  die  Füsse  hervor- 
ragen ,  frei  Hess.  Diese  Gallertmasse  Hess  durchaus  keine 
Structur  wahrnehmen,  war  vollkommen  wasserhell  und  wuchs 
bald  zu  solcher  Grösse,  dass  sie  die  Länge,  so  wie  die  Höhe 
des  Thieres  um  mehr  als  das  Doppelte  übertraf.  Durch  sol- 
che Last  wurden  die  Thiere  auf  den  Boden  des  Gefässes,  in 
dem  sie  waren,  herabgezogen  und  starben  dort  zusammen- 
gehäuft, wahrscheinlich  aus  Mangel  an  frischem  und  lufthalti- 
gem Wasser. 

Gehen  wir  nun  zu  der  Beschreibung  der  übrigen  Kör- 
perlheile  des  Holopedium  über.  Das  Kopfbruststück  ist 
klein,  es  bildet  vorn  eine  stumpfe  Ecke,  in  der  das  Auge 
Hegt,  und  nach  hinten  über  der  Wurzel  der  Oberlippe  eben- 
falls eine  stumpfe^  wenig  vortretende  Ecke,  also  keinen  schna- 
belartigen Fortsatz.  Das  Auge  ist  auch  nur  verhältnissmär- 
sig  klein  ,  besonders  im  Vergleiche  zu  der  nahe  verwandten 
Gattung  Sida ;  und  bei  frischen  Exemplaren  sieht  man  nur  an 
der  vorderen  Kante  etwa  drei  Krystallkegel  aus  dem  schwar- 
zen Pigmente  hervorragen.  Auch  die  Augenmuskeln  sind  nur 
kurz.  Degegen  ist  der  schwarze  Punkt  (Fig.  2.  ^),  der 
der  unteren  Kante  des  Kopfes  nahe  liegt  und  etwa  um  '/j 
ihrer  Länge  von  der  hinteren  Ecke  derselben  absteht^  ver- 
hältnissmässig  gross  und  erscheint,  von  der  Seite  gesehen, 
scharf  vierkantig;  hier  sitzen  auch  die  kleinen  Tastan- 
tennen,  die  bei  den  mir  allein  bekannten  weiblichen  Thie- 
ren  kurze,  abgestumpfte  Kegel  bilden,  die  an  der  Spitze  mit 
mehreren  Fädchen  oder  Häärchen  besetzt  sind.  Das  Ge- 
hirn (J.)  ist  kleiner,   aber^,   von  der  Seite  gesehen^  ganz 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  X  % 


162  Zaddach: 

ähnlich  gestaltet ,  wie  bei  Sida,  doch  ist  zu  bemerken ,  dass 
der  schwarze  Punkt  eine  andere  Lage  gegen  das  Gehirn  hat, 
als  bei  dieser  Gattung ,  wo  er  sehr  klein  ist  und  an  der  vor- 
deren Seite  desselben  liegt.  Die  Oberlippe  ist  gross^ 
rüsselförmig,  mit  spitzem  Endlappen  wie  bei  den  Daphnien, 
und  ihre  innere  concave  Fläche  erschien  stets  gelbgefärbt, 
wie  die  Speiseröhre.  Die  Oberkiefer  sind  wie  bei  allen 
Cladoceren  gestaltet ;  sie  liegen  an  der  Seite  des  Kopfbrust- 
slücks,  sind  mit  der  oberen  Spitze  au  einen  kleinen  Schalen- 
vorsprung,  der  sich  vom  Rücken  her  an  der  Seite  herabzieht, 
befestigt  und  am  unteren  Ende  zur  Bildung  des  Kaustückes 
rechtwinkelig  gebogen.  Sie  werden,  wie  überall  in  dieser 
Abtheilung  der  Crustaceen,  durch  einen  quer  unter  dem  Darm- 
kanal verlaufenden,  sehr  starken  Muskel  aneinander  gezogen, 
dessen  Insertionsslelle  man  in  Fig.  4,  welche  einen  Theil  der 
Muskulatur  desKopfbrusttheils  darstellt^  bei  c  sieht.  Als  Ab- 
zieher und  Dreher  des  Oberkiefers  verlaufen  an  den  Seiten 
des  Körpers  zwei  Muskeln ,  die  an  der  äusseren  Schale  un- 
weit des  Rückens  mit  ihren  breiten  Enden  festsitzen  und  sich 
verschmälernd  mit  ihren  Spitzen  an  den  vordem  und  hintern 
Rand  des  Oberkiefers  inseriren;  der  vordere  (Fig.  4,  a)  ist 
der  schmälere  und  schwächere,  der  hintere  6,  ist  um  mehr 
als  das  Dreifache  breiter  und  stärker. 

Hier  will  ich  zugleich  der  Muskeln  der  Ru  der  an- 
te niien  erwähnen,  so  weit  ich  dieselben  kennen  gelernt 
habe.  Ein  ganz  vollständiges  Bild  von  der  Muskulatur  des 
Körpers  zu  geben,  bin  ich  überhaupt  nicht  im  Stande,  da  ich 
in  der  Absicht,  mich  mit  den  äusseren  Körpertheilen  genau 
bekannt  zu  machen,  bei  der  ersten  Betrachtung  nur  einzelne 
Partieen  der  Innern  Organe  aufzeichnete,  wie  sie  sich  der 
Beobachtung  gerade  darboten,  die  Fortsetzung  der  Untersu- 
chungen aber,  wie  gesagt,  durch  das  baldige  Absterben  der 
Thiere  verhindert  wurde.  Vor  dem  vordem  Drehmuskel  des 
Oberkiefers,  hoch  an  der  Seite  des  Cephalothorax,  entspringt 
von  der  äusseren  Schale  ein  starker  Muskel  (Fig.  4.  /O,  der 
in  den  Stamm  der  Buderantenne  tritt  und  nahe  der  äusseren 
Fläche  durch  das  erste  Glied  derselben  verläuft,  indem  er 
sich  allmählich  mehr  dem  vordem  Rande  zuwendet.  Densel- 
ben Verlauf  haben  zwei  ebenfalls  starke   Muskelbündel  (i), 


Holopedium  gibberum.  163 

welche  tiefer  an  der  Seite  des  Ccphalothorax  dicht  vor  dem 
unteren  Theile  des  Oberkiefers  entspringen  und  am  hinteren 
Rande  in  die  Ruderantenne  eintreten;  ihnen  gegenüber  ver- 
läuft auch  am  vorderen  Rande  ein  starkes  Muskelbündel  (/£). 
Alle  diese  Muskeln  haben  offenbar  den  Zweck  die  Antenne 
zu  heben.  Vollständiger  beobachtete  ich  die  Muskeln  an  der 
inneren  Fläche  dieses  Organs  (Fig.  5).  Hier  fällt  zuerst  ein 
starker  Muskel  (/)  auf,  welcher  aus  dem  Körper  am  hinteren 
Rande  in  den  Stamm  eintritt  und  schräge  nach  der  vordem 
Fläche  hinüberläuft,  um  sich  dort  in  seiner  ganzen  Breite  an- 
zuheften; er  zieht  die  Antenne  herab  und  dreht  sie  zugleich 
nach  hinten  herum.  Mehr  zur  Bewegung  der  einzelnen  Glie- 
der scheinen  die  übrigen  auf  der  inneren  Fläche  der  Antenne 
sichtbaren  Muskeln  zu  dienen.  Hierzu  gehört  zuerst  ein 
schmaler,  oberflächlicher  Muskel  (m),  der  neben  dem  vorigen 
im  Grundgliede  entspringt  und  bis  zum  zweiten  Gliede  her- 
absteigt; dann  der  wichtigere  Muskel  (w) ,  der  an  der  hin- 
teren Fläche  der  Antenne  liegt,  indem  er  in  der  Mitte  des 
ersten  Gliedes  entspringt ,  sich  aber  auch  durch  das  ganze 
zweite  Glied  (w')  fortsetzt.  Zu  ihm  scheint  auch  das  tiefere 
an  der  hinteren  Fläche  liegende  Bündel  (w")  zu  gehören. 
Diesem  Muskel  entspricht  an  der  vorderen  Fläche  ein  ande- 
rer ähnlich  verlaufender  (o),  welcher  am  oberen  Theile  des 
zweiten  Gliedes  seinen  Ursprung  nimmt,  an  der  vorderen 
Fläche  zum  dritten  Gliede  herabsteigt,  sich  in  diesem  erwei- 
tert und  in  zwei  Bündel  spaltet  (o') ,  die  diesen  Theil  der 
Antenne  fast  ganz  erfüllen.  Er  tritt  dann  in  Form  eines  brei- 
ten Muskelbandes  in  das  vierte  Glied  ein  und  verläuft  bis  zu 
den  drei  F'iederborsfen.  Es  ist  klar,  wie  die  beiden  zuletzt 
genannten  Muskeln  entweder  einzeln  oder  zusammenwirkend, 
die  Biegung  des  Organes  in  seinen  einzelnen  Gelenken  her- 
vorbringen. 

Hinter  den  Oberkiefern  liegt  ein  Paar  Unterkiefer 
(Fig.  8)  ,  die,  wie  bei  allen  Daphniden  ,  kurze  eingliedrige 
Organe  sind ,  deren  nach  innen  gebogener  Rand  mit  steifen 
Haaren  wie  mit  einer  Klaue  besetzt  ist.  Da  diese  gegen 
einander  und  gegen  die  Oberkiefer  gekehrt  sind,  so  dienen 
sie  dazu,  den  letzteren  die  Nahrungsstoffe  zuzuschieben.  Man 
sieht  an  jeder  Seite  zwischen  dem  Oberkiefermuskel  und  dem 


164  Zaddach: 

Schalenmuskel  zwei  kleine  Muskeln  liegen,  welche  höchst 
wahrscheinlich  dem  Unterkiefer  angehören,  der  selbst  indes- 
sen zu  versteckt  ist,  als  dass  man  ihn  von  der  Seite  wahr- 
nehmen könnte.  Der  vordere  von  diesen  Muskeln  (Fig.  4,  d) 
entspringt  an  der  Seite  hinter  den  Oberkiefern  und  steigt 
schräge  hinab,  der  andere  (e)  entspringt  über  dem  Einschnitt 
zwischen  Kopf  und  Schale  und  geht  auf  der  Innenseile  des 
Schalenmuskels  nach  demselben  Punkte  herab.  Sie  würden, 
wie  es  scheint,  für  den  Unterkiefer  etwa  dasselbe  sein,  was 
die  beiden  Dreher  für  den  Oberkiefer  sind. 

Der  mittlere  Theil  des  Körpers ,  der  sich  an  den  Kopf- 
brustlheil  anschliesst,  ist  gerade  gestreckt  und  geht  in  einen 
nach  unten  gebogenen  birnförmigen  Theil,  das  Postabdomen, 
über.     Die  Schale  aber,  welche  den  Körper  bekleidet  und 
unten,  wie  gewöhnlich    in   dieser   Familie,  zwei  Klappen    zu 
beiden  Seiten  der  Füsse  bildet,  steigt  über   dem  Rücken  zu 
einem  hohen  Buckel  empor,  um  eine  sehr  geräumige  Bruthöhle 
zu  bilden  ,    die   von  den  Eiern ,    auch  wenn  7  oder  8  darin 
enthalten  sind,  kaum  zur  Hälfte  ausgefüllt  wird.     Dies  giebt 
dem  Thiere  ein  wunderbares  Aussehen,  weil  es  dadurch  hö- 
her als  lang  erscheint.      Die  Klappen  haben  einen  stark  ge- 
wölbten untern  Rand ,  der  weder   mit  Haaren  noch  mit  Sta- 
cheln besetzt  ist;  hinten,   wo  der  obere  ungetheilte  und   der 
untere  zweiklappige   Schalenrand  zusammenstossen,    entsteht 
eine  stumpfe,  unbewehrte  Spitze.     An  den  Seiten  der  Schale 
bemerkt  man  einen    starken   Muskel,    der  wohl   dazu    dient, 
die  beiden  Klappen    derselben    gegen    einander   zu   ziehen; 
vielleicht  auch  machen  diese,   da  sie   bei  vielen    Cladoceren 
wahrscheinlich    die  Funktion  von  Kiemen  übernehmen,    eine 
regelmässige  Bewegung,   um   die  Strömungen    des   Wassers 
an  ihrer  Innenseite  zu  beschleunigen.      Dieser  Muskel  (Fig.  1 
und  Fig.  4,  f  D  scheint  an  der  Seitenwand  des  Kopfbrusttheils 
dicht    hinter   dem    hinteren  Dreher   des  Oberkiefers  zu  ent- 
springen, und  geht  schräge    nach  unten  am  vorderen  Rande 
jeder  Schalenklappe  in  diese  hinab,   indem    er  sich  sogleich 
in  zwei,  dann  in   mehrere  Bündel  spaltet,  deren  Fasern  sich 
allmählich  in  der   mittleren  Schichte  der  Schale  verlieren. 

Das  Vorkommen  dieses  Schalenmuskels  ist  deshalb  wich- 
tig, weil  ein  solcher  bisher  bei  keinem  Thiere   aus  der  Fa- 


Holopediura  gibberum.  165 

milie  der  Daphniden  beobachtet  ist ,  wohl  aber  bei  den  bis- 
her von  diesen  getrennten  Phyllopoden ,  von  denen  es  sich 
nun  immer  mehr  herausstellt,  dass  sie  mit  jenen  eine  zu- 
sammenhängende Reihe  bilden  und  von  ihnen  durch  nichts 
anderes,  als  durch  den  wenig  erheblichen  Umstand  unter- 
schieden sind  ,  dass  sie  in  einer  äusseren  Metamorphose  die 
Formänderungen  erleiden,  welche  jene  als  Embryonen  im  Ei 
durchmachen.  Ein  Schalenmuskel  kommt  bei  Limnelis  bra- 
chyurus  Grube  *) ,  und  bei  Eslheria  vor,  wahrscheinlich 
auch^  aber  schwach  ausgebildet,  bei  Apus  *"*"*)  ^  aber  bei 
keinem  dieser  Thiere  setzt  er  sich  so  weit  innerhalb  der 
Schale  fort,  als  bei  unserem  Holopedium.  Es  ist  daher  sehr 
wohl  möglich,  dass  auch  hier  die  auf  beiden  Schalenhälften 
sichtbaren  Muskelstreifen  nur  die  Enden  eines  quer  durch  den 
Körper  gehenden  und  beide  Schalenhälften  mit  einander  ver- 
bindenden Muskels  sind,  wie  er  nach  Grube  bei  Limnetis 
vorkommen  soll.  Zu  dieser  Aehnlichkeit  des  Holopedium  mit 
den  Phyllopoden  kommt  noch  ein  anderer  Umstand.  Es  fin- 
det sich  nämlich  hier  auch  eine  Anlage  zu  jenen  concen- 
trisch  gewundenen  Kanälen  in  jeder  Schalenklappe,  welche 
am  längsten  bekannt  und  am  meisten  entwickelt  bei  Apus 
sind,  aber  auch  bei  Limnetis  und  Isaura  vorkommen,  und  von 
denen  eine  Spur  schon  bei  Sida  sehr  wohl  zu  erkennen  ist. 
Hier  bei  Holopedium  bemerkt  man  über  dem  Ursprünge  des 
Schalenmuskels,  ja  wohl  noch  etwas  weiter  nach  vorn,  einen 
hellen  Streifen  in  der  Schale  in  sanftem  Bogen  und  schräge 
nach  unten  bis  in  die  Gegend  des  zweiten  Fusspaares  hin- 
absteigen (Fig.  4.  C),  hier  sich  nach  unten  umbiegen,  und  an 
seinem  unteren  Rande,  aber  nur  bis  zur  Hälfte  der  angege- 
benen Ausdehnung,  zurücklaufen.     Wir  haben  hier  also  eine 


"")  Grube  in  diesem  Archive  1853. 1.  S.  107. 
**)  Ich  habe  diesen  Muskel  in  meiner  Monographie  des  Apus 
cancriformis  zwar  nicht  beschrieben,  wohl  aber  die  Muskelfasern  ab- 
gebildet, welche  das  von  mir  als  Vena  branchialis  beschriebene  Ge- 
fäss  umgaben.  Diese  Muskelfasern,  die  sich  im  Schilde  in  zwei  Bün- 
del theilen,  scheinen  dort  den  Schalenmuskel  zu  vertreten,  oder  bes- 
ser gesagt,  dicht  unter  und  vielleicht  in  dem  schwachen  Schalenmuskel 
geht  der  Blutstrom  vom  Schilde  zum  Herzen, 


166  Zaddach: 

einfache  Schlinge,  während  beiLimnetis  drei  solcher  Schlin- 
gen oder  Bogen,  bei  Apus  vier,  und  in  beiden  Fällen  noch 
ein  unpaarer  mittlerer  Kanal  vorkommen.  Dass  diese  helle- 
ren, von  nicht  scharfen  Konturen  begrenzten  Streifen,  Kanäle, 
d.  h.  Aushöhlungen  in  der  weichen  mittleren  Schichte  der 
Schale  sind,  ist  von  den  beiden  grösseren  Gattungen  Limne- 
tis  und  Apus  bekannt,  über  ihre  Bedeutung  für  den  Blutlauf 
ist  man  aber  noch  immer  nicht  ganz  im  Klaren;  bei  jungen 
Thieren  von  Apus  sah  ich  das  Blut  in  einem  starken  Strome 
durch  den  mittleren  unpaaren  Kanal  in  den  Schild  eintreten, 
und  sich  dann  in  vielen  Bogen  nach  beiden  Seiten  verbreiten, 
ohne  jedoch  in  den  seitlichen  Kanälen  zu  einem  grösseren 
rückkehrenden  Strome  zusammenzufliessen.  Neuerlich  hat 
Grube  dieses  Organ  wieder  einer  genauen  Untersuchung 
unterworfen,  konnte  aber  auch  die  Bedeutung  der  seitlichen 
Kanäle  nicht  genauer  bestimmen;  es  ist  nun  bemerkenswerth, 
dass  in  Sida  gewiss  nicht,  und  so  viel  ich  mich  erinnere, 
auch  nicht  in  Holopedium  ,  jener  hellere  Streifen  vorzugs- 
weise vom  Blute  durchflössen  wird,  er  scheint  hier  vielmehr 
in  gar  keinem  Zusammenhange  mit  der  Strömung  des  Blutes 
zu  stehen.  Dieses  tritt  vielmehr,  wie  bei  Daphnia,  an  einer 
tieferen  Stelle  und  in  mehreren  kleinen  Strömen  in  die  Scha- 
lenklappe ,  um  diese  auf  den  verschiedensten  Wegen  zu 
durchlaufen,  die  sich  alle  bogenförmig  zur  Mittellinie  des 
Rückens  hinwenden.  Es  scheint  also  fast  diese  angegebene 
Struktur  der  Schale  hier  nur  eine  Wiederholung  einer  in  an- 
deren verwandten  Gattungen  vorkommenden  Struktur  zu  sein, 
ohne  noch  eine  ähnliche  Bedeutung  für  den  Blutlauf  zu  haben. 
Am  Anfange  des  Abdomenrückens  und  vor  der  Brut- 
höhle liegt  das  Herz  (Fig.  1  und  Fig.  3).  Es  bildet  einen 
stumpfen  Kegel  mit  sehr  breiter  und  etwas  concaver  Basis. 
Wenn  es  sich  zusammenzieht,  werden  auch  die  sonst  gera- 
den oder  etwas  convexen  Seitenränder  desselben  coneav, 
an  jeder  Seite  des  Herzens  sieht  man  sehr  deutlich  nahe 
der  Spitze  beginnend  eine  Spalte,  die  senkrecht  herabsteigt, 
etwa  zwei  Dritttheile  von  der  Höhe  des  Herzens  einnimmt 
und  sich  bei  der  Ausdehnung  desselben  weit  öffnet.  Dies 
sind  die  venösen  OefTnungen  des  Herzens  und  man  sieht  die 
Blutkörnchcn^  die  entweder  aus  dem  hinteren  Theile  des  Lei- 


Holopedium  gibberum.  167 

bes  über  dem  Darmkanale  herauf-  oder  aus  der  Mittellinie 
des  Schildes  herabkommen  ,  zahlreich  in  dieselben  eintreten. 
Die  vordere  Ecke  des  Herzens  ist  abgestumpft  zur  Bildung 
der  arteriellen  Oeffnung,  aus  der  die  Blutkügelchen  hervor- 
treten. Die  Wände  desselben  werden  von  Muskelfasern  ge- 
bildet; besonders  deutlich  sind  senkrecht  herablaufende,  also 
wahrscheinlich  das  Herz  in  dieser  Richtung  umgebende  Ring- 
fasern ;  doch  auch  horizontal  verlaufende  Fasern  sind  an  dem 
oberen  Theile  deutlich  wahrzunehmen  (Fig.  3.  D).  Vorn  hört 
die  muskulöse  Struktur  schon  vor  der  Spitze  des  Herzens 
auf  und  der  Rand  der  arteriellen  Oeffnung  wird  nur  von  ei- 
ner glatten  und  durchsichtigen  Haut  gebildet  (das.  F) ;  in 
diesem  Theile  sieht  man  bei  jedem  Herzschlage  eine  von 
vorn  nach  hinten  und  umgekehrt  gehende  Bewegung  und  ich 
schliesse  daraus,  dass  mit  diesem  Baue  eine  Klappenvorrich- 
tung verbunden  ist  _,  deren  genauere  Construction  ich  aber 
nicht  erkannt  habe.  Das  Herz  ruht  auf  einer  Membran  (das.  £), 
die  sich  über  dem  Darmkanale  ausbreitet  und  sich  hinter  dem 
Herzen  in  den  hintern  Theil  des  Leibes  fortzieht;  der  vor- 
dere Theil  derselben  bewegt  sich  mit  jedem  Herzschlage  und 
ist  daher  deutlich  wahrzunehmen,  das  Ende  wird  undeutlicher, 
weil  es  dem  Darmkanale  dichter  aufliegt.  Diese  Membran  findet 
sich  in  derselben  Weise  bei  allen  niederen  Krustaceen  und  wurde 
von  mir  zuerst  ausführlich  beim  Apus  cancriformis  beschrie- 
ben, man  sieht  sie  eben  so  deutlich  bei  Sida  und  Daphnia, 
sie  trennt  den  oberen  über  dem  Darmkanale  liegenden  und 
das  Herz  enthaltenden  Theil  der  Leibeshöhle  von  dem  unte- 
ren, in  dem  die  Eingeweide  liegen,  und  bewirkt,  dass  der 
nach  hinten  gehende,  den  Darm  bespülende  Hauptstrom  des 
Blutes  bis  zum  Postabdomen  hinabsteigen  muss,  um  nach  der 
Rückenseite  gelangen  und  zum  Herzen  zurückkehren  zu  kön- 
nen. An  den  Seiten  des  Postabdomens  sieht  man  daher  die 
Blutkörperchen  in  bald  kürzeren,  bald  tiefer  herabsteigenden 
Bogen  von  der  Bauchseite  zur  Rückenseite  umbiegen.  Wenn 
aber  Sc  hö dl  er  ausser  dieser  horizontalen  Ausbreitung  der 
Membran  bei  Acanthocercus  rigidus  *"}  noch  von  einer  an- 
deren Haut    spricht ,   welche   das  Herz  von  allen  Seiten  um- 


*)  Dieses  Archiv,  1846.  L  S.  348. 


168  Zaddach: 

kleide  und  ein  besonderes  Atrium  vcnosum  für  dasselbe  bilde, 
so  beruht  dies  wohl    auf  einem  Irrthume  ,  ich  habe  ein  sol- 
ches nie  bei  denCladoceren  g-esehen;  die  beschriebene  obere 
Höhle  vertritt  vielmehr  zugleich  die  Stelle  eines  venösen  Vor- 
hofes und  einer  Vene  selbst.     Die    bei  den  Decapoden  vor- 
kommende, engere  Umhüllung  des  Herzens  ist  morphologisch 
wahrscheinlich  dieselbe,  bei  den  Cladoceren  und  Phyllopoden 
weiter  ausgedehnte  Membran  und  nur  bei  veränderter  Orga- 
nisation der  übrigen  Körpertheile   der  Form  nach  modificirt. 
Auch  die  muskulösen,  flügeiförmigen  Ausbreitungen  an  dem 
Rückengefässe    der   Insekten    sind  vielleicht  dieser  Membran 
morphologisch  gleichzustellen.     Von  dem  Herzen  ausgehende 
Gefässe  habe  ich  nicht  wahrgenommen.      Bekanntlich   haben 
einige    Beobachter,   in   neuerer   Zeit    auch  Schödler,    an 
Daphnien  und  ähnlichen  Thieren  mehrere  vom  Herzen  ausge- 
hende Arterien    zu  sehen  geglaubt ,    und  der  Letztere  weist 
die  von  mir  ausgesprochene  Ansicht,  dass  Gefässe  diesen  Thie- 
ren überhaupt  fehlen,  als  unbegründet  zurück.  Ich  muss  aber 
gestehen,  dass  es  mir  auch  seitdem   nie  gelungen  ist,  weder 
an  Daphnia  Sima  noch  an  Sida   crystallina ,    obwohl  ich  de- 
ren Blutlauf  unzählige  Male  beobachtet  habe,  die  von  Schöd- 
ler beschriebenen  Arterien  aufzufinden.     Im  Allgemeinen  ist 
der  Blutlauf    bei    den  Phyllopoden   und    Cladoceren  wohl  so, 
wie    ich  ihn  bei   Apus  cancriformis   beschrieben  habe,    und 
findet  ohne  wirkliche  ,   mit    dem  Herzen  in  Verbindung  ste- 
hende  und  verzweigte  Gefässe  sfatt;   im    Einzelnen    aber  ist 
allerdings   noch   Manches   aufzuklären.      So    giebt   es  wahr- 
scheinlich an  verschiedenen  Stellen  des  Körpers  häutige  oder 
muskulöse  Theile ,    die   als  Hilfsorgane  den  Lauf  des  Blutes 
unterstützen  und  regeln.     Ich  habe  im  vorderen  Körpertheile 
bei  Sida  und    bei   Polyphemus  oculus   oft  solche  Organe  be- 
obachtet, die  regelmässig  mit  dem  Herzschlage  zitterten  und 
flimmerten;   aber   es  gelang   mir  bisher  nicht,  ihren  Zusam- 
menhang mit  dem  Gefässsysteme  aufzufinden.     Vielleicht  fin- 
det sich  bei  den  Cladoceren  wie   bei  Apus,  vor  dem  Herzen 
und    als   eine  Fortsetzung   desselben   im  Cephalothorax    eine 
Gefässerweiterung  oder  ein  arterieller  Ventrikel  des  Herzens, 
von  dem  aus  das  Blut  sich  dann  in  freiem  Strome  durch  den 
Kopf  und  über  die  Augen  ergiesst.     Wenn  man  eine   Sida 


Holopedium  gibberum.  169 

von  der  Rückenseite  beobachtet^  so  sieht  man  zu  beiden  Sei- 
ten neben  dem  vordersten  Theile  des  Darmkanals  einen  klei- 
nen, kegelförmigen  Körper,  wahrscheinlich  einen  Muskel, 
dessen  Spitze  auf  dem  Darmkanale  nicht  sichtbar  ist,  dessen 
breiteres  Ende  aber  an  der  Kopfschale  festsitzt,  und  der  zu- 
gleich mit  dem  Herzschlage  sich  zusammenzieht  und  aus- 
dehnt. Es  erinnern  diese  Organe  gar  sehr  an  die  beiden 
seitlichen  Muskeln  ,  welche  bei  Apus  an  dem  von  mir  be- 
schriebenen arteriellen  Ventrikel  des  Herzes  im  Cephalotho- 
rax  sitzen.  Die  Stelle,  wo  dieser  liegen  müsste,  ist  indessen 
theils  wegen  der  grösseren  Dicke  der  Schale,  die  durch  das 
bei  Sida  hier  liegende  Haftorgan  hervorgebracht  wird,  theils 
wegen  der  dunkleren  Färbung  des  darunter  liegenden  Dar- 
mes für  die  Beobachtung  fast  unzugänglich.  —  Kehren  wir 
nach  dieser  Abschweifung  wieder  zu  unserem  Holopedium 
zurück,  das  ganz  geeignet  ist,  über  diese  Fragen  demjeni- 
gen, der  es  länger  zu  beobachten  Gelegenheit  hätte,  Auf- 
schluss  zu  geben,  so  ist  klar,  dass  es  sich  durch  die  Form  des 
Herzens  mehr  den  Daphnien  als  der  Gattung  Sida  anschliesst, 
da  diese  letztere  bekanntlich  ein  langgestrecktes,  cylindri- 
sches  Herz  hat,  welches  zwar  auch  nur  mit  zwei  seitlichen 
Spaltöffnungen  versehen,  aber  an  zwei  Punkten  an  die  Schale 
befestigt  ist,  so  dass  es  im  vollkommen  zusammengezogenen 
Zustande  einem  Theile  des  Rückengefässes  eines  Insekts 
ähnlich  ist,  welcher  durch  zwei  Körpersegmente  hindurchgeht. 

Das  Postabdomen  ist  von  massiger  Länge  und  wie 
gesagt,  von  birnförmiger  Gestalt;  es  trägt  an  seinem  Ende  zwei 
nach  hinten  gekrümmte  Krallen,  die  nahe  ihrer  Basis  mit  ei- 
nem Dorne  versehen  sind,  und  deren  hinterer  Rand  sich  bei 
starker  Vergrösserung  als  fein  gezähnt  zeigt.  Der  Rand,  in 
dem  die  hintere  Fläche  des  Postabdomens  mit  der  Seiten- 
fläche zusammenstösst,  ist  jederseits  mit  etwa  15  aufwärts 
gekrümmten  Stacheln  besetzt.  Am  Beginne  desselben  steht 
auf  der  hinteren  Fläche  ein  verhältnissmässig  ziemlich  lan- 
ger kegelförmiger  Forlsalz,  der  zwei  sehr  lange  zweigliedrige 
Fiederborsten  trägt. 

Der  Darmkanal  geht  einfach,  d.  h.  ohne  Windungen 
durch  den  Körper  und  zeigt  nichts  Besonderes.  Die  enge, 
am  Grunde  der  Oberlippe  beginnende  Speiseröhre   geht  fast 


170  Zaddach: 

am  vorderen  Ende  des  Darmkanals  in  diesen  über,  so  dass 
nur  die  äussersle ,  sehr  kleine  Spilze  als  Blinddarm  zu  be- 
trachlen  wäre.  Das  hintere  Ende  des  dünnhäutigen  Mittel- 
darmes wird,  nachdem  es  in  das  Postabdomen  eingetreten  ist, 
von  einem  halbkugelförmigen  oder  becherförmigen  muskulö- 
sen Theile  umfasst,  der  sich  dann  in  das  Rectum  verengt, 
um  an  der  Basis  der  Krallen  nach  aussen  zu  münden. 

Zu  beiden  Seiten  des  Darmkanals  liegen  die  beiden 
Ovarien,  die  durchaus  mit  den  gleichen  Theilen  bei  Sida 
übereinstimmen ;  der  Inhalt  zeigte  regelmässige  Abtheilungen, 
ich  hatte  aber  nicht  Zeit  ihn  genau  zu  untersuchen.  Männ- 
liche Exemplare  habe  ich  nicht  kennen  gelernt;  nach  der 
Verwandtschaft  des  Thieres  mit  Sida  kann  man  schliessen, 
dass  sich  die  beiden  Geschlechter  bei  jener  Gattung  auf  ähn- 
liche Art  wie  bei  dieser  unterscheiden  werden.  Das  zuerst 
durch  Lievin*"*)  bekannt  gewordene  Männchen  von  Sida 
crystallina  fand  ich  im  Oktober  in  eben  dem  Teiche,  in  dem 
im  Frühlinge  das  Holopedium  vorkam^,  unter  den  unzähligen 
Schaaren  von  weiblichen  Thieren,  die  fast  alle  Pflanzen  von 
Potamogeton  bedeckten,  nicht  selten,  und  will  es  mit  einigen 
Worten  näher  beschreiben.  Es  zeichnet  sich  von  den  Weib- 
chen durch  die  sehr  verlängerten  vorderen  Antennen  aus. 
Diese  bestehen  aus  einem  fast  cylindrischen  Grundtheile,  wel- 
cher der  Tastantenne  der  Weibchen  entspricht,  aber  stärker 
und  länger  als  diese  ist,  und  zwei  kräftige  Muskeln,  einen 
an  der  innern,  den  andern  an  der  äussern  Seite  aufnimmt; 
an  seinem  Ende  bildet  dieser  Theil  nach  innen  einen  Vor- 
sprung, der  mit  nicht  sehr  langen  Häärchen  besetzt  ist;  ne- 
ben diesem  aber  sitzt  das  dreimal  längere,  sanft  gekrümmte 
und  allmählich  in  eine  feine  Spitze  auslaufende  Endstück, 
jedoch  ohne  durch  ein  Gelenk  mit  dem  ersten  Theile  ver- 
bunden zu  sein.  Es  scheint  nur  in  seinem  unteren  Dritt- 
Iheile  noch  hohl,  weiterhin  aber  fest  zu  sein  und  ist  an  der 
Innenseite  des  letzten  Dritttheils  oder  der  letzten  Hälfte  mit 
feinen  rückwärts  gekrümmten  Zähnen  besetzt.  Beide  Anten- 
nen stehen  in  der  Ruhe  so  gegen   einander,  dass  ihre  End- 


-*)  Neueste  Schriften  der  Katurforschenden  Gesellschft  zu  Dan- 
zig.  IV.  Bd.  2.  Aufl.  1848.  S.  20. 


Holopedium  gibberum.  171 

theile  sich  kreuzen  und  sich  weit  über  einander  schieben. 
Aus  dieser  Stellung,  so  wie  aus  dem  ganzen  Baue  kann  man 
schliessen,  dass  sie  dazu  dienen,  das  Weibchen  bei  der  Be- 
gattung festzuhalten.  Die  Hoden  haben  ganz  dieselbe  Lage 
wie  die  Ovarien  in  den  weiblichen  Individuen,  an  ihrem  vor- 
deren Theile  machen  sie  eine  doppelte  Krümmung,  indem  die 
Spitze  nach  unten  und  hinten  zurückgeschlagen  ist,  der  mitt- 
lere Theil  aber  sich  mehr  nach  innen  wendet.  Von  ihrem 
Ende  scheint  ein  Kanal  nach  der  Bauchseile  hinzugehen,  nicht 
aber  im  letzten  Fusse,  sondern  in  dem  Winkel ,  den  das  Ab- 
domen mit  dem  Postabdomen  bildet,  auszumünden. 

Unter  dem  Darmkanale  und  dem  Ovarium  sieht  man  bei 
Holopedium  sehr  deutlich  den  geraden  Bauch muskel 
durch  das  ganze  Abdomen  verlaufen;  am  Ende  desselben 
wendet  er  sich  etwas  abwärts  und  geht  in  schräger  Rich- 
tung und  breiter  werdend  an  jeder  Seite  des  Poslabdomens 
bis  zur  hinteren,  mit  Zähnen  besetzten  Kante  desselben,  den 
Darmkanal  einschliessend  (vergl.  Fig.  1.  und  Fig.  7.  lo^.  Vor- 
her aber  wird  ein  schmälerer  Muskelstreifen  Qx^  abgegeben, 
der  an  dem  vorderen  Rande  des  Postabdomens  bis  zur  Spitze 
herabsteigt.  Noch  ein  dritter  Muskel  (?/),  der  breiter  als  der 
eben  genannte  ist,  liegt  an  der  Seite  des  Postabdomens;  er 
steigt  schräge  von  vorn  nach  hinten  herab  und  setzt  unter 
dem  hinteren  End?des  geraden  Bauchmuskels  an  die  hintere 
Kante  an;  ich  kann  aber  nicht  mit  Sicherheit  sagen,  ob  er 
ebenfalls  von  der  Verlängerung  der  geraden  Bauchmuskeln 
oder  von  einer  höheren  ,  am  Rücken  gelegenen  Stelle  her- 
kommt. Durch  die  Ausläufer  der  Bauchmuskeln  und  den 
zuletzt  genanten  Muskel  wird  das  Postabdomen  gekrümmt, 
durch  den  zweiten  schmäleren  gestreckt.  Das  Auseinander- 
weichen der  geraden  Bauchmuskeln  beider  Seiten  im  Post- 
abdomen zur-  Umschliessung  des  Darmkanals  ist  mir  deshalb 
interessant,  weil  es  eine  an  anderem  Orte  *")  von  mir  mit- 
gefheille  Beobachtung  bestätigt;  ich  meine  die  Beobachtung 
über  das  Entstehen  der  Afteröffnung  und  eines  dem  Postab- 
domen der  Krebse  entsprechenden  Theiles  bei  den  Insekten. 


^)  Untersuchungen    über   den   Bau   und   die    Entwickelung    der 
GliedertWere  S.  17. 


172  Zaddach: 

Es  bilden  sich  nämlich  bei  den  Phryganeenlarven  die  Haken 
am  Ende  des  Körpers  mit  dem  zwischen  ihnen  liegenden 
After  durch  das  Auseinanderweichen  der  Keimwülsle  von 
einander ,  die  beim  Embryo  den  geraden  Bauchmuskeln  der 
erwachsenen  Thiere  entsprechen.  Man  sieht  wie  übereinstim- 
mend die  Bildung  bei  Holopedium  ist ,  wenn  man  sich  das 
Postabdomen  und  den  Darmkanal  hinreichend  verkürzt  denkt. 
Ein  Unterschied  besteht  allerdings  darin  ,  dass  hier  die  ge- 
raden Bauchmuskeln  im  Postabdomen  endigen^  bei  den  Phry- 
ganeenlarven aber  ihre  Enden  sich  auf  die  Rückenseite  um- 
schlagen ,  um  einen  Theil  der  muskulösen  Rückenwand  zu 
bilden. 

An  den  Seiten  des  Leibes  liegen  die  Muskeln  für  die 
Bauchfüsse.  In  dem  Grundtheile  eines  jeden  der  mittle- 
ren Kiemenfüsse  konnte  ich  bei  der  Ansicht  des  Thieres  von 
der  Seile  sechs  Muskeln  unterscheiden;  drei  von  diesen,  und 
zwar  die  tiefer  nach  innen  liegenden  ,  kommen  aus  der  Ge- 
gend der  geraden  Bauchmuskeln,  drei  nahe  der  äussern  Flä- 
che liegende  dagegen  entspringen  höher  an  der  Seite  des 
Leibes.  Zwei  von  diesen  letzten  (Fig.  6.  p,  g)  steigen ,  in- 
dem sie  sich  kreuzen,  bis  in  die  Gegend  des  oberen  Kiemen- 
anhanges herab  und  scheinen  sich  hier  an  die  äussere  Wand 
des  Fusses  anzuheften ,  ein  dritter  aber  (r)  geht  zur  hinte- 
ren Fläche  und  setzt  sich  hier  unweit  aer  Bauchwand  an. 
Tiefer  als  diese  entspringen  zwei  Muskeln  (5,  t)  neben  ein- 
ander, unter  oder  neben  den  geraden  Bauchmuskeln,  und 
steigen  schräge  von  hinten  nach  vorn  in  den  Fuss  hinab,  um 
sich  an  seine  vordea^e  Fläche  übereinander  anzuheften ;  ein 
kleinerer  und  schwächerer  Muskel  Qu}  endlich ,  der  neben 
dem  geraden  Bauchmuskel  an  der  Seite  entspringt,  tritt  von 
vorn  in  den  Fuss,  dringt  aber  nicht  tief  in  ihn  ein  und  hef- 
tet sich  wahrscheinlich  an  die  nach  innen  gekehrte  Seite  des- 
selben. Man  sieht  aus  dieser  Muskulatur,  dass  für  die  von 
innen  nach  aussen  gerichtete  Bewegung  die  stärksten  Muskeln 
des  Fusses  thätig  sind ,  und  dass  die  genannten  im  Stande 
sein  werden,  eine  drehende  Bewegung  von  hinten  nach  aus- 
sen und  vorn  zu  bewirken.  Den  weiteren  Verlauf  der  Mus- 
kelbündel im  Fusse  habe  ich  bis  jetzt  nich  aufzeichnen  können. 

Ich  komme   nun  zur  Beschreibung   der  Füsse  selbst. 


Holopedium  gibberum.  173 

Es  sind  deren,  wie  gesagt,  sechs  Paare  vorhanden ;  von  die- 
sen scheinen  bei  dem  lebenden  Thiere  die  vier  vorderen  und 
die  beiden  letzteren  einander  nahe  zu  stehen,  zwischen  dem 
4ten  und  öten  Paare  aber  scheint  ein  grösserer  Zwischenraum 
zu  sein;  doch  rührt  dies  wahrscheinlich  nur  von  der  gleich- 
förmigen Bewegung  der  vier  ersten  Füsse  her,  denn  bei  dem 
todten  Thiere  erscheinen  sämmtliche  Beine  in  gleichen  Zwi- 
schenräumen am  Körper  vertheilt.  Die  vier  ersten  Füsse  je- 
der Seile  sind  so  lang,  dass  ihre  Spitzen  aus  der  Schale 
hervorragen  und  zwar  ist  von  ihnen  der  zweite  der  längste, 
der  vierte  der  kürzeste;  die  beiden  letzten  Füsse,  besonders 
der  sechste,  sind  viel  kürzer,  so  dass  sie  den  Rand  der 
Schale  nicht  erreichen.  Wie  bei  den  verwandten  Gattungen 
sind  die  Füsse  platten-  oder  blattförmig  und  stehen  quer  zu 
bellen  Seiten  neben  der  Mittellinie  des  Bauches ,  doch  sind 
sie  der  Quere  nach  so  gekrümmt,  dass  ihre  nach  vorn  ge- 
wandte Fläche  stark  convex,  die  hintere  Fläche  concav  ist. 
Man  muss  daher  einen  inneren,  den  Beinen  der  gegenüber- 
liegenden Seite,  und  einen  äussern ,  der  Schale  zugekehrten 
Rand  unterscheiden;  beide  sind  aber  auch  zugleich  nach  hinten 
gerichtet.  Betrachten  wir  zunächst  die  drei  mittleren  Füsse, 
den  dritten,  vierten  und  fünften  (Fig.  10  bis  12.  und  Fig.  lö 
und  17)  ,  die  gleich  gestaltet  und  am  vollständigsten  ausge- 
bildet sind  ,  so  sehen  wir  jeden  aus  einer  Platte  bestehen, 
welche  sich  ungefähr  in  der  Mitte  ihrer  Länge  in  zwei  Blät- 
ter theilt,  in  ein  inneres,  gerade  herabsteigendes  Blatt  (ß) 
und  ein  äusseres,  welches  in  einem  spitzen  Winkel  von  je- 
nem abgeht  (S).  Man  kann  das  erstere  theils  seiner  gera- 
den Richtung,  theils  seiner  mehr  muskulösen  Struktur  wegen 
auch  als  den  Stamm,  das  zweite  als  einen  Anhang  am  äus- 
sern Rande  dieses  betrachten.  Der  ganze  innere,  aber  zu- 
gleich nach  hinten  gerichtete  Rand  des  Stammes  ist  bis  zur 
äussersten  Spitze  mit  einer  Reihe  von  langen,  gegliederten 
und  gefiederten  Borsten  besetzt.  Sie  scheinen  von  verhält- 
nissmässig  fester  Beschaffenheit  zu  sein,  sind  am  Grunde  zu- 
sammengedrückt, sanft  gekrümmt,  und  stehen  mit  etwas  brei- 
ter Basis  quer  auf  dem  inneren  Rande  des  Fusses  (Fig.  10 
bis  12);  nur  eine  Borsle  an  der  äussersten  Spitze  des  Fus- 
ses ist  ungegliedert  und  weicher.     Man  zählt  30  bis  40  Bor- 


174  Zaddach: 

sten  an  jedem  Vussc,  so  dass  die  grösste  Zahl  dem  zweiten, 
die  kleinste  dem  4ten  Fussc  zukommt,  und  sie  sind  am  zwei- 
ten Fussc  so  lang,  dass  sie  fast  bis  an  das  Ende  des  Ab- 
domens reichen.  Diese  Borsten  sind  alle  nach  hinten  ge- 
richtet und  bilden  also  zusammen  auf  jeder  Seile  einen  gros- 
sen und  dichten  Fächer,  der  den  mittleren  Raum  unter  dem 
Bauche  des  Thieres  von  den  seitlichen,  zwischen  den  Füs- 
sen und  der  Schale  liegenden  Räumen  trennt,  in  denen  die 
am  äussersten  Rande  der  Füsse  sitzenden  Anhänge  sich  be- 
finden. Dieser  Bau  kann  wohl  keinen  anderen  Zweck  ha- 
ben, als  bei  der  Bewegung  der  Füsse  immer  einen  Strom 
frischen  Wassers  gegen  diese  Anhänge  und  gegen  die  innere 
Fläche  der  Schale,  in  welcher  die  Respiration  bewirkt  wird, 
zu  treiben.  Die  äusseren  Blätter  der  Füsse  sind  sehr  dünne 
und  viel  zartere  Platten  milhellerem  Rande  (Fig.  16  u.  17,  S), 
werden  gegen  die  Spitze  etwas  breiter  und  sind  gerade  ab- 
geschnitten. Hier  sitzen  am  zweiten  und  dritten  Fusse  fünf, 
am  vierten  Fusse  vier  platte,  breite  und  ungegliederte,  aber 
lang  gefiederte  Borsten. 

Ausserdem  befinden  sich  noch  zwei  Fortsätze  an  den 
Füssen.  Der  eine  von  diesen  liegt  nahe  der  Basis  des  Fus- 
ses  (Fig.  9  bis  18,  P),  ist  von  fast  pyramidaler  Gestalt  und 
sitzt  dem  inneren  Rande  und  der  vorderen  Fläche  auf,  so 
weit  diese  letztere  wegen  der  Krümmung  der  ganzen  Fuss- 
platte  nach  innen  gewandt  ist.  Die  Spitze  des  Fortsatzes  ist 
nach  hinten  gerichtet,  an  dem  freien  und  längsten  Rande  der 
Pyramide  aber,  der  heller  und  durchsichtiger  ist  als  der 
übrige  Theil ,  stehen  neben  einander  21  bis  28  gekrümmte 
und  gegliederte  Fiederborsten  und  hinter  diesen  an  der  Spitze 
drei  einzelne,  ungegliederte,  weichere,  viel  längere,  wenig 
gekrümmte  und  gefiederte  Borsten.  Diese  Fortsätze,  die  ich 
die  Hüftfortsätze  nenne,  stehen  also  bei  allen  Füssen  in  dem 
mittleren  Räume,  der  von  jenen,  oben  beschriebenen  Fächern 
gebildet  wird,  und  ihre  Borstenreihen  treiben  wahrscheinlich 
das  Wasser  und  die  in  ihm  enthaltenen  Nahrungsstoff'e  ge- 
gen die  Bauchseite  und  auf  dieser  dem  Munde  zu,  wie  man 
dies  von  den  entsprechenden  Fortsätzen  an  den  Beinen  der 
mit  einer  Schale  versehenen  Phyllopoden  direkt  beobach- 
ten kann. 


Holopedium  gibberum.  175 

Unweit  von  diesem  Fortsatze,  aber  von  dem  entgegenge- 
setzten, äusseren  Rande ,  geht  der  zweite  Fortsatz  aus,  der 
einer  langgestreckten,  sich  gegen  die  Spitze  verschmälern- 
den Blase  gleicht  und  ungeslielt  unter  einem  Vorsprunge  des 
Fusses  sitzt  (¥\g.  16  und  17,  Q),  Er  ist  durchaus  unbehaart 
und  glich,  wie  gesagt,  unter  dem  Mikroskope  mehr  einer 
Blase  als  einer  Platte;  ich  hatte  auch  nicht  Gelegenheit  ge- 
nug, lebende  Exemplare  zu  beobachten,  um  zu  entscheiden, 
ob  der  Fortsatz  bei  diesen  nicht  blattförmig  ist;  doch  ist  dies 
der  Analogie  mit  den  Phyllopoden  nach  sehr  wahrscheinlich. 

Die  übrigen  Füsse  weichen  von  dem  hier  geschilderten 
Baue  mehr  oder  weniger  ab.  Der  erste  Fuss  (Fig.  9  u.  15), 
der  etwas  kürzer  ist  als  der  zweite  ,  hat  daher  auch  einige 
Borsten  weniger  an  dem  inneren  Rande,  etwa  35,  und  keine 
ungegliederte  an  der  Spitze.  Sein  Hüftfortsatz  hat  eine  etwas 
andere  Gestalt  und  andere  Stellung,  indem  er  platter  und  mehr 
nach  vorn  gekehrt  ist.  Auch  die  19  bis  22  Borsten  an  sei- 
nem Rande  sind  so  gekrümmt,  dass  sie  sich  ihrer  Stellung 
nach  durchaus  den  Maxillen  anschliessend  hinter  denen  sie 
unmittelbar  liegen.  Ferner  fehlt  diesem  Fusspaare  der  bla- 
senartige Kiemenanhang  ganz  und  dafür  ist  die  äussere  Fuss- 
platte  oder  der  äussere  Anhang  (Fig.  15,  S)  weiter  hinaufge- 
rückt, hat  eine  längliche  eiförmige  Gestalt  und  ist  nicht  nur 
an  der  Spitze,  sondern  auch  am  ganzen  äusseren  Rande  und 
dem  oberen  Theile  des  Innenrandes  mit  9  solcher  platten, 
dünnen  und  ungegliederten  Fiederborsten  besetzt,  wie  sie 
dieselben  Theile  der  übrigen  Füsse  tragen.  Diese  Platte  liegt 
bei  der  natürlichen  Stellung  der  Beine  zunächst  unter  der 
Schale. 

Der  fünfte  Fuss  (Fig.  17  und  18)  ist  dem  vierten  ähn- 
lich gebildet,  nur  viel  kleiner.  Der  Stamm  ist  mit  etwa  21 
gegliederten  und  einer  ungegliederten  Borste  besetzt.  Der 
Hüftfortsatz  ist  noch  verhältnissmässig  gross  und  trägt  eben- 
falls 21  Borsten,  aber  es  fehlt  nicht  nur  der  blasenförmige 
Anhang  gänzlich  wie  beim  ersten  Fusse,  sondern  auch  der 
äussere  Fusslappen  (Fig.  18,  S)  ist  sehr  klein  geworden,  von 
eiförmiger  Gestalt  und  an  seinem  äusseren  Rande  und  an 
der  Spitze  mit  vier  platten  ,  breiten  und  gefiederten  Borsten 
besetzt. 


176  .  .  Zaddach: 

Der  sechste  Fuss  endlich  ist  noch  mehr  verkümmert, 
er  erscheint  von  der  vorderen  Seite  gesehen  C^ig.  14)  zvvei- 
lappig  ,  indem  der  Hüflfortsalz  hier  nicht  mehr  auf  der  vor- 
deren Fläche  aufsitzt,  sondern  einen  Lappen  des  innern  Ran- 
des bildet,  der  durch  einen  ziemlich  tiefen  Einschnitt  von 
dem  zweiten  Lappen  oder  dem  Stamme  getrennt  ist.  Der 
Hüftfortsatz  trägt  auch  hier  nicht  mehr  jenen  Borstenfächer^ 
wie  an  den  anderen  Füssen,  sondern  auf  seiner  Spitze  nur 
zwei  ungegliederte  breite  Fiederborsten,  die  mit  den  übrigen 
nach  aussen  gekrümmt  sind ;  ausserdem  scheinen  auf  ihm 
einige  Reihen  kleiner  Häärchen  oder  Stacheln  zu  stehen.  Der 
innere  Rand  des  Stammes  trägt  sechs  ebenfalls  ungefiederte, 
breite  Borsten  und  an  seinem  Grunde  sitzt  am  äussern  Rande 
der  zu  einem  kleinen  Blättchen  verkümmerte,  äussere  Fuss- 
lappen  (Fig.  19,  S)  mit  drei  sehr  breiten  Fiederborsten.  Alle 
diese  Theile,  namentlich  die  letzteren,  sind  sehr  durchsichtig 
und  nur  schwierig  zu  erkennen. 

Vergleichen  wir  diesen  Bau  der  Beine  mit  dem  Bau  der- 
selben Theile  bei  der  zunächst  verwandten  Gattung  Sida„  so 
zeigt  sich  hier  im  Allgemeinen  eine  grosse  Uebereinstimmung^ 
im  Einzelnen  finden  sich  aber  manche  bemerkenswerthe  Ab- 
weichungen. Ich  habe  die  Füsse  der  Sida  crystallina  zwar 
schon  vor  längerer  Zeit  beschrieben  *"*j,  da  sie  uns  aber  hier 
zur  Vergleichung  mit  den  Füssen  des  Holopedium  besonders 
wichtig  sind,  habe  ich  sie  in  Fig.  Sl — S4  abgebildet  und 
will  mit  einigen  Worten  die  Beschreibung  wiederholen.  Die 
fünf  ersten  Fusspaare  sind  bei  Sida  ziemlich  gleich  gebildet. 
Jeder  Fuss  besteht  auch  hier  in  einer  langgestreckten ,  im 
oberen  Theile  wenigstens  muskulösen  Platte,  welche  unten 
in  zwei  Blätter,  ein  senkrecht  herabsteigendes  oder  inneres 
Blatt,  den  Stamm,  und  ein  äusseres,  unter  einem  spitzen  Win- 
kel von  jenem  abgehendes  Kiemenblatt  gelheilt  ist.     Die  Platte 

**)  In  meiner  Schrift  Synopseos  Crustaceorum  Frussicorum  pro- 
dromus.  Regiomont.  1844,  p.25.  Der  neueste  Beobachter  dieses  Thie- 
res,  ür.  Lievin,  hat  von  den  vorderen  Füssen  der  Sida  crystalhna 
(a.  a.  0.  Taf.III.  Fig.  7.)  zwar  eine  ziemlich  richtige  Darstellung  ge- 
geben, in  der  Beschreibung  aber  den  äusseren  und  inneren  Rand  der- 
selben mit  einander  verwechselt;  vom  sechsten  Fusspaare  ist  nur  der 
Endlheil  abgebildet  und  beschrieben  worden. 


Holopedium  gibberum.  177 

des  Fusses  ist  auch  hier  vorn  stark  convex,  hinten  concav^ 
so  dass  man  sie  nicht  leicht  in  eine  Ebene  ausbreiten  kann, 
man  unterscheidet  auch  hier  einen  inneren  und  einen  äusse- 
ren Rand ,  die  wegen  der  Krümmung  des  Fusses  aber  beide 
zugleich  nach  hinten  gerichtet  sind.  Der  ganze  innere  Rand 
ist  auch  hier  von  der  Wurzel  bis  zur  äussersten  Spitze  des 
Fusses  mit  einer  dichten  Reihe  langer,  gegliederter  und  ge- 
fiederter Borsten  besetzt,  deren  Bau  und  Anordnung  im  Ein- 
zelnen so  wie  bei  Holopedium  ist.  Man  zählt  deren  an  den 
mittleren  Füssen  30  bis  40.  Betrachtet  man  den  inneren 
Rand  des  Fusses,  wie  dies  am  leichtesten  geschieht^  so  er- 
scheint die  Spitze  des  Stammes  in  drei  sehr  kurze  Glieder 
getheilt ,  und  deshalb  ist  der  Fuss  auch  bisher  als  mehrglie- 
drig  beschrieben  worden;  gelingt  es  aber,  die  Platte  mehr 
auszubreiten  und  von  der  vorderen  Fläche  aus  zu  betrach- 
ten, so  sieht  man,  dass  die  vermeintlichen  drei  Glieder  nur 
drei,  durch  kurze  Einschnitte  von  einander  getrennte  Lappen 
am  inneren  Rande  sind,  und  dass  nur  am  Grunde  des  ober- 
sten eine  feine  Linie  quer  durch  die  Platte  des  Fusses  hin- 
durch gehet,  die  eine  Gliederung  andeuten  könnte.  Der  Lap- 
pen an  der  Spitze  trägt  stets  sechs  Borsten,  jeder  der  bei- 
den anderen  drei  (siehe  Fig.  S  l  R),  Die  äusserste  Borste 
an  der  Spitze  des  Fusses  ist  auch  hier  ungegliedert.  Der 
Stamm  ist  bei  Sida  verhältnissmässig  kürzer  als  bei  Holope- 
dium, dagegen  ist  der  äussere  Lappen,  welcher  der  inne- 
ren Oberfläche  der  Schale  nahe  anliegt,  länger  und  breiter 
(Fig.  S2S)  und  ragt  über  den  Stamm  hinaus;  er  trägt  an  sei- 
ner erweiterten  und  abgestumpften  Spitze  sieben  ungeglie- 
derte Fiederborsten ,  aber  auch  an  seinem  äusseren  Rande 
deren  mehrere,  die  sich  durch  ihre  platte  und  breite  Form 
auszeichnen  und  von  denen  die  oberste,  die  mit  der  folgen- 
den aus  einer  Wurzel  entspringt,  rückwärts  gewandt  ist.  Eine 
feine  Linie,  welche  quer  durch  die  Platte,  da  wo  sie  am 
schmälsten  ist,  hindurchgeht,  scheint  auch  hier  eine  Gliede- 
rung anzudeuten.  Ausserdem  findet  sich  an  jedem  Fusse  noch 
am  inneren  Rande  und  auf  der  vorderen  Fläche  aufsitzend  ein 
Hüftfortsatz,  und  am  äusseren  Rande  ein  blasenförmiger  Kie- 
menanhang. Der  erstere  ist  ein  dreieckiger  Fortsatz  (P),  der 
auf  seiner  Fläche  mehrere  Reihen  kleiner  Häärchen   und   an 

Archiv  f.  Naturgescb.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  X2 


178  Zaddach: 

seinem  nach  innen  und  oben  gekehrten  Rande  eine  Reihe  von 
20  bis  25  gegliederter  und  gefiederter  Borsten  trägt,  ausserdem 
auch  an  der  hinteren  Ecke  nocli  eine  besondere  Erhabenheit 
hat,  die  mit  drei  viel  längeren  und  ungegliederten  Fiedcrbor- 
stcn  gekrönt  ist.     Es  gilt  von  ihm  alles,  was  über  die  glei- 
chen Fortsätze  beiHolopedium  gesagt  ist.     Der  blasenförinige 
Kiemenanhang  sitzt ,  wie   bei  Holopedium,  unter  einem  Vor- 
sprunge des  äusseren  Randes,  über  dem  Ursprünge  des  äus- 
seren Fusslappens    und  besteht  bei  den  mittleren  Füssen  aus 
einem  kurzen  Stamme  und  zwei  Fortsätzen ,    von  denen  der 
eine  nach  oben,    der   andere  nach  unten  gerichtet  ist,    wie 
Fig.  S  2,  0  es  zeigt.      Der  erste  Fuss   unterscheidet  sich  nur 
wenig  von  den  mittleren  Füssen ;  wie  bei  Holopedium  ist  der 
Hüftforlsatz  schmäler  und   die  Borsten  desselben    sind   mehr 
dem  Munde  zugekehrt,  auch  der  äussere  Lappen  ist  schmäler 
als  an  den  folgenden  Füssen,,  es  fehlt  ihm  aber  keinesweges 
der  blasenförmige  Anhang,  dieser  ist  an  derselben  Stelle  vor- 
handen, wie  an  den  übrigen  Füssen,  jedoch  nicht  zweilappig, 
sondern  einfach  wie  beiHolopedium;  ihm  fehlt  der  nach  oben 
oder  rückwärts  gekehrte  Lappen.     Es  sind  also  bei  Sida  je- 
derseits  fünf  solcher  Anhänge  vorhanden,  die  man  auch  durch 
die  Schale  in  einer  von  vorn  nach  hinten  etwas  absteigenden 
Linie    neben    einander   liegen   sieht.     Der  sechste  Fuss  (S  3 
und  S4)  ist  sehr  verkümmert  und  theils  wegen  seiner  Klein- 
heit, theils  seiner  grossen  Durchsichtigkeit  halber  schwer  zu 
erkennen.      In  kurzer  Entfernung  von  seiner  Basis  erweitert 
er  sich  am  hinteren  Rande  in  einen  fast  viereckigen  Lappen, 
welcher  an  seiner  oberen  Ecke  einen  Vorsprung   bildet   und 
an  seinem  freien  Rande  drei  oder  vier  ungegliederte  Fieder- 
borsten trägt;  an  diesem  Lappen  sitzt,  durch  einen  ziemlich 
tiefen  Einschnitt  getrennt,  der  zweite  Theil  des  Fusses,    der 
aus  zwei  halbkreisförmigen  Lappen  besieht,   die  an  der  Ba- 
sis zusammenhängen,  an  der  Spitze  aber  durch  einen  kurzen 
Einschnitt  von  einander  getrennt  sind.  Der  innere  (Fig.  S  4, /i) 
ist  kleiner  und  an  seiner  Basis  am  breitesten,  er  trägt  sechs 
oder  sieben  platte,   breite,  ungegliederte  Fiederborsten;    der 
äussere  (Fig- S  3,  S),  der  an  seinem  unteren  Theile  am  brei- 
testen ist   und  überhaupt  an  Breite    und  Länge    den  anderen 
überragt,  ist  mit  fünf  eben  solcher  Borsten  besetzt,  von  de- 


Holopedium  gibberum.  179 

nen  eine  unweit  der  Basis  nach  oben  gewendet  ist.  Beide 
Tlieile  sind  ausserordentlich  lein  und  durchsiclitig,  und  es 
kann  kein  Zweifel  sein,  dass  sie  den  beiden  Endlappen,  dem 
Stamme  und  dem  äusseren  Fusslappen  der  anderen  Füsse  ent- 
sprechen; in  Bezug  auf  den  zuerst  genannten,  über  diesen 
stehenden  Lappen  könnte  man  zweifelhaft  sein  ,  ob  man  ihn 
dem  Hüftfortsatze  der  andern  Füsse,  oder  dem  oberen  Theile 
des  Stammes  gleichzusetzen  habe,  da  er  von  jenem  sowohl 
in  seiner  Gestalt,  als  in  der  Anordnung  seiner  Borsten  sehr 
abweicht.  Ein  Vergleich  mit  dem  sechsten  Fusse  von  Holope- 
dium beweist  aber,  dass  er  in  derThat  den  Hüftfortsatz  dar- 
stellt, denn  wir  finden  den  genannten  Fuss  dieser  Gattung 
durchaus  ähnlich  gestaltet,  der  obere  Theil  zeigt  aber  dort 
durch  die  Stellung  seiner  Borsten  und  durch  seine  Gestalt 
viel  deutlicher,  dass  er  den  Hüftfortsätzen  der  anderen  Beine 
entspricht;  in  beiden  Gattungen  sind  die  Füsse  des  letzten 
Paares  ganz  gleichmässig  gebildet,  nur  mit  demselben  Unter- 
schiede ,  der  sich  auch  schon  an  den  anderen  Füssen  aus- 
spricht, dass  bei  Holopedium  nämlich  der  Stamm  oder  innere 
Lappen,  bei  Sida  der  äussere  Kiemenlappen  mehr  entwickelt 
ist;  dort  wird  im  sechsten  Fusse  der  letztere  sehr  klein,  trägt 
nur  drei  Borsten,  während  der  Stamm  wenigstens  seine  Form 
ziemlich  bewahrt,  hier  ist  der  Stamm  blattförmig  geworden 
und  man  erkennt  kaum,  dass  der  andere  grössere  Fortsatz 
ein  Anhang  an  demselben  ist.  In  den  übrigen  Füssen  besteht 
der  wesentlichste  Unterschied  zwischen  beiden  Gattungen  in 
dem  Vorhandensein  der  drei  Lappen  an  der  Spitze  des  Stam- 
mes bei  Sida  und  der  Andeutung  einer  Gliederung  an  dieser 
Stelle,  die  bei  Holopedium  nicht  bemerkt  werden  konnte;  dann 
in  dem  Vorkommen  des  blasenförmigen  Kiemenanhanges  auch 
am  ersten  Fusse  der  Sida. 

Gehen  wir  in  dem  Vergleiche  zwischen  der  Form  der 
Füsse  der  beschriebenen  Gattungen  mit  denen  anderer  Cru- 
staceen  weiter,  so  zeigen  sich  Uebergänge  in  der  Form  die- 
ser Theile  vorzuglich  nach  zwei  Seiten,  einmal  zu  den  Phyl- 
lopoden,  dann  zu  den  übrigen  Gattungen  der  Cladoceren,  bei 
denen  sich  aber  auch  wieder  Modificationen  nach  verschiede- 
nen Richtungen  geltend  machen.  Am  auffallendsten  ist  die 
Aehnlichkeit  der  Füsse  der  Phyllopoden  mit  der  beschriebe- 


180  Zaddach: 

neiien  Form.  Bei  allen  Phyllopoden  finden  sich  dieselben 
Theile  an  den  Beinen  wieder,  der  wesentlichste  Unterschied, 
der  in  der  Reihe  derselben  immer  mehr  hervortritt,  besteht 
darin,  dass  der  innere  Lappen  oder  der  Stamm  sich  mehr 
und  stärker  ausbildet  und  dabei  zugleich  sich  deulHcher  glie- 
dert, während  der  äussere  Lappen,  der  bei  Holopedium  am 
meisten,  um  mich  so  auszudrücken,  mit  dem  inneren  gleich- 
werthig  erscheint,  immer  mehr  die  Form  eines  Anhanges  am 
äusseren  Rande  jenes  annimmt. 

Am  meisten  scheint  nach  den  von  Grube  *'^3  gegebe- 
nen Abbildungen  die  Gattung  Nebalia  sich  in  der  Fussbildung 
dem  Holopedium  oder  der  Sida  anzuschliessen ,  hier  ist  der 
Stamm  ungelappt  und  an  seinem  inneren  Rande  der  ganzen 
Länge  nach  mit  Borsten  besetzt.  Der  äussere  Lappen  ist  in 
seiner  Form  zwar  schon  etwas  verändert,  indem  er  nur  mit 
schmaler  Basis  dem  Stamme  anhängt,  doch  liegt  er  ihm  fast 
parallel ,  hat  fast  dieselbe  Länge  und  ist  auch  nur  an  der 
breiten  und  abgestutzten  Spitze  mit  Borsten  besetzt;  der  obere 
Kiemenanhang  am  äusseren  Rande  hat  endlich  eine  ähnliche 
Form  wie  bei  Sida,  nämlich  einen  auf-  und  einen  absteigen- 
den Lappen.  Bei  den  meisten  übrigen  Gattungen  ist  der 
Stamm  zwar  auch  noch  an  seinem  inneren  Rande  grössten- 
theils  mit  Borsten  oder  Haaren  regelmässig  besetzt,  doch  er- 
scheint er  in  Lappen  gelheilt.  Ausser  dem  obersten  Forlsalze, 
den  ich  oben  denHüflfortsatz  genannt  habe,  und  der  in  ganz 
ähnlicher  Form,  nur  statt  der  gegliederten  Borsten  mit  kurzen 
Stacheln  besetzt,  bei  allen  mit  einem  Schilde  versehenen  Phyl- 
lopoden vorkommt,  finden  sich  fast  überall  fünf  Lappen,  zwei 
stumpfere  in  der  Mille  und  drei,  die  einander  genähert  sind 
und  meist  die  Form  von  spitzen,  lancettförmigen  Fortsätzen 
annehmen,  an  der  Spitze  des  Fusses  ''''"').  Bei  einer  von  mir 
uniersuchten  Limnadia  fand  ich  sogar  drei  Lappen  in  dem 
minieren  Theile  des  Fusses.  Bei  der  Gattung  Apus  aber  ver- 
liert der  innere  Rand  des  Stammes  die  regelmässige  Besetzung 
mit  Borsten  und  es  treten  statt  dieser  auch  hier  im  mittleren 


*)  Bemerkungen  über  die  Phyllopoden;  in  diesem  Archiv  1853. 
Taf.  VIII.  Fig.  10. 

***)  Es  sind  dieselben  fünf  Lappen,  die  Grube  in  den  Figuren  zu 
dem  eben  erwähnten  Aufsatze  mit  den  Buchstaben /' bis /^  bezeichnet  hat. 


Holopedium  gibberum.  181 

Theile  wie  an  der  Spilze  zwei  besonders  eing^elenkte  lan- 
celtförmige  Blältchen  auf.  Was  die  beiden  äussern  Anhänge 
des  P'usses  aber  betrifft,  so  variirt  der  obere  nur  wenig  in 
seiner  Gestalt  und  erscheint  als  ein  ovales  oder  langgestreck- 
tes, Siels  unbehaartes  Blättchen,  der  untere  aber,  den  ich  bei 
Holopedium  den  äusseren  Lappen  des  Fusses  nannte ,  ruckt 
mehr  in  die  Höhe  und  erweitert  sich  bei  Apus  ,  Limnadia, 
Estheria,  indem  er  eine  beilförmige  Gestalt  annimmt  und  dann 
öflers  an  seinem  ganzen  Rande  mit  Haaren  besetzt  ist;  er 
bildet  dann  einen  herabsteigenden  und  einen  aufsteigenden 
Lappen,  von  dem  man  bei  der  Gattung  Sida  in  der  rückwärts 
gekrümmten  platten  Borste  bereits  eine  Andeutung  findet.  Der 
absteigende  Ast  zeigt  sich  dann,  so  namenilich  bei  Limnetis, 
muskulöser,  wird  schmäler  und  sogar  gegliedert. 

In  den  übrigen  Gattungen  der  Cladoceren  zeigt  sich  in 
der  Fussbildung  eine  doppelte  Richtung,  einmal  wallet  die 
Ausbildung  des  Stammes  bei  Verkümmerung  der  Anhänge  vor, 
die  Füsse  werden  stiel-  und  krallenartig,  so  in  Acanthocer- 
cus  und  in  den  vierfüssigen  Cladoceren,  andererseits  enlwik- 
keln  sich  die  Anhänge  vorzugsweise  und  der  Fuss  erscheint 
kurz  und  breit  blattförmig,  so  bei  Daphnia  und  Lynceus.  Bei 
diesen  Gattungen  zeigt  sich  auch  darin  ein  grosser  Unterschied 
von  Holopedium  und  Sida,  dass  die  Füsse  auf  den  vorderen  Theil 
des  Leibes  zusammengedrängt  und  unter  sich  sehr  verschie- 
den sind.  Sie  bieten  theils  hierdurch,  Iheils  durch  den  Um- 
stand, dass  ihre  vordere  Seite  ausserordentlich  convex ,  die 
hintere  dagegen  tief  concav  ist,  besondere  Schwierigkeiten 
für  die  Untersuchung  dar.  Bei  Daphnia  ist  in  den  mittleren 
Füssen  (dem  3len  und  4ten),  so  viel  ich  aus  eigener  Unter- 
suchung an  D.  Sima  weiss,  der  Stamm  des  Fusses  sehr  ver- 
kürzt, scheint  aber  an  der  Spitze  gegliedert,  und  der  mittlere 
Theil  des  inneren  Randes  ist  zu  einer  grossen  elliptischen, 
fast  senkrecht  gegen  die  Ebene  des  Fusses  gestellten  Platte 
erweitert,  deren  Rand  mit  etwa  40  Borsten  dicht  besetzt  ist; 
daneben  sind  aber  auch  die  beiden  äusseren  Anhänge  sehr 
gross  und  namenilich  erscheint  der  untere  Anhang  oder  äus- 
sere Lappen  des  Fusses  als  eine  grosse,  eiförmige,  den  Stamm 
weit  überragende  Platte,  die  an  dem  sehr  durchsichtigen 
Rande  mit  fünf  oder  sechs  breiten  Fiederborsten  besetzt  ist. 


182  Zaddach: 

Ob  an  diesen  Füssen  auch  ein  Hüftfortsalz  ausgebildet  ist, 
weiss  ich  nicht.  Dagegen  entbehrt  der  erste  Fuss  bei  Daph- 
nia  der  äusseren  Anhänge  ganz,  und  es  ist  von  ihm  nur  der 
Stamm  ausgebildet,  der  an  der  Spitze  drei  Glieder  hat,  die 
mit  sehr  lantjen  Borsten  besetzt  sind.  Ueber  die  Fussbildung- 
bei  der  Gattung  Lynceus  sind  mir  genaue  Untersuchungen 
nicht  bekannt,  denn  die  Abbildungen  und  kurzen  Beschrei- 
bungen, welche  Lievin  von  diesen  Theilen  des  Lynceus  la- 
mellatus  mitlheilt,  geben  kein  deutliches  Bild  von  dem  Baue 
derselben.  So  viel  ich  aber  hieraus  und  aus  dem,  was  ich 
selbst  davon  gesehen,  schliessen  darf,  so  wallet  bei  ihnen 
die  Ausbildung  der  blattförmigen  Anhänge  noch  mehr  vor 
als  bei  Daphnia.  Dagegen  ist  nach  den  Untersuchungen  von 
Schödler  bei  Acantliöcercus  rigidus*"')  der  Stamm  des  Fus- 
ses  fast  allein  ausgebildet,  trägt  einen  sehr  kleinen  Hüflfort- 
satz  ,  einen  inneren  '^•'•"')  mehrfach  (wie  bei  den  Phyllopoden 
fünffach)  gelappten  Rand  ,  dessen  zwei  mittlere  Lappen  mit 
Fiederborsten  oder  gezähnten  Fortsätzen*""''"''*),  die  drei  übri- 
gen an  der  Spitze  stehenden  mit  Krallen  besetzt  sind  f )  ;  von 
den  äusseren  Anhängen  kommt  aber  nur  der  obere  dem  bla- 
senförmigen  Forlsatze  bei  Holopedium  entsprechende  vor  f  f ), 
während  der  untere  Fortsalz  oder  äussere  Fusslappen  ganz 
fehlt.  Am  meisten  abweichend  endlich  sind  die  Füsse  der 
vierfüssigen  Cladoceren,  z.  B.  desPolyphemus  Oculus  gestal- 
tet. Jeder  Fuss  der  ersten  drei  Paare  ist  hier  cylindrisch^ 
trägt  an  seiner  Basis  nach  innen  einen  sehr  starken  ,  mit 
Stacheln  besetzten  Hüftfortsalz  und  an  seiner  Spitze  zwei  Glieder. 
Die  Concavität  der  hinteren  Fläche  des  bei  den  anderen  Gat- 
tungen blatlförmio^en  Fusses  ist  hier  in  eine  mehr  nach  in- 
nen  gerichtete  Rinne  übergegangen,  deren  beide  Räuder  mit 
ziemlich  langen,  rückwärts  gekrümmten  Borsten  oder  Haken 
besetzt  sind.  An  der  äusseren  Fläche  steht  nahe  der  Basis 
des  Fusses  ein  kleines,  mit  fingerförmigen  Borsten  besetztes 


*)  In  diesem  Archiv  1846.  Th.  I.  S.  324.  Taf.  11.  Fig.  5  bis  8. 
^•^•*)  Daselbst  b. 
■"'*•'-")  Daselbst  s  und  s',  oder  u'". 

f)  Daselbst  u,  u'  und  u". 
•ff)  Daselbst  h. 


Holopedium  gihberum.  183 

Kiemenblättchen  ,  von  dem  bis  jetzt  nicht  zu  unterscheiden 
ist,  ob  es  dem  oberen  blasent'örmigen  Anhange  ,  oder  dein 
äusseren  Fusslappen  bei  Holopedium  entspricht.  Seiner  Stel- 
lung nach,  nahe  dem  Hüffgliede,  scheint  es  zwar  dem  erste- 
ren  vergleichbar,  es  würde  dann  aber  von  der  gewöhnlichen 
Form  dieses  Anhangs  dadurch  abweichen,  dass  es  am  Rande 
Forlsätze  trägt,  weshalb  es  wahrscheinlich  ist,  dass  diies  Blätt- 
chen dem  unteren  äusseren  Anhange  entspricht  und  hier  bei 
dem  Fehlen  des  oberen  Anhanges  hinaufgerückt  ist. 

So  ist  also  die  Form  des  Fusses,  die  ich  bei  Holope- 
dium und  Sida  beschrieben  habe,  als  die  Mittel-  oder  Grund- 
form zu  betrachten,  von  der  die  Formen,  die  bei  den  übri- 
gen Gattungen  der  Cladoceren  und  Phyllopoden  vorkommen, 
abgeleitet  werden  können;  und  die  beiden  genannten  Gattungen 
erscheinen  auch  in  dieser  Hinsicht  als  Vereinigungsglied  zwi- 
schen diesen  beiden,  bisher  von  einander  getrennten  Familien 
der  Crustaceen. 

Fragt  man  nach  der  Bedeutung  der  einzelnen  Lappen 
und  Fortsätze  an  den  Füssen  der  Branchiopoden,  so  ist  im 
Voraus  zu  bemerken ,  dass  wir  dieselben  nicht  ohne  Weite- 
res mit  den  Füssen  der  Insekten  vergleichen  und  nicht  er- 
warten dürfen,  gerade  dieselben  Abschnitte  und  Gliederun- 
gen bei  ihnen  zu  finden,  die  wir  an  diesen  kennen.  Denn 
es  entwickeln  sich  diese  Füsse  so  wie  die  Abdominalfüsse 
der  zehnfüssigen  Krebse,  wie  ich  gezeigt  habe  *"'),  nach  ei- 
nem ganz  anderen  Grundtypus  als  die  Füsse  der  Insekten. 
Indessen  sind  gewisse  Benennungen  für  alle  Gliedmassen, 
wie  auch  ihre  Entstehung  sei,  einmal  gebräuchlich  gewor- 
den und  auch  an  denjenigen  Fussformen  der  Branchiopoden, 
an  denen  eine  wirkliche  Gliederung  bisher  nicht  nachgewie- 
sen ist  oder  nicht  vorkommt,  sind  dennoch  gewisse  Abschnitte 
nicht  zu  verkennen.  Zuerst  zeigt  die  Muskulatur,  dass  der 
Forlsatz,  den  ich  den  Hüftfortsalz  genannt  habe,  dem  ersten 
Abschnitte  des  Beines  angehört,  denn  die  Muskeln  steigen 
überall,  wo  dieselben  erkannt  sind,  bei  Holopedium,  beiApus 
und  Limnetis  ,  von  der  Seite  des  Körpers  über  den  Forlsatz 


*)  Untersuctiungcn    über   den   Bau   und   die   Entwickelung    der 
Gliederthiere  S.  76  und  79. 


184  Zaddach: 

hinaus  bis  zum  Ursprünge  des  blascnförmigen  Anhanges  herab. 
Sind  wir  daher  gewohnt ,  den  ersten  Abschnitt  des  Beines 
die  Hüfte  zu  nennen  ,  so  wird  der  von  mir  für  jenen  Fort- 
satz gebrauchte  Ausdruck  gerechtfertigt  sein.  Schödler 
nennt  den  ersten  Abschnitt  des  Beines  den  Schenkel,  in  der 
Meinung,  es  liege  über  ihm  noch  ein  Abschnitt,  der  nur  bei 
der  Verbindung  mit  dem  Körper  zu  erkennen  wäre,  was  aber 
nicht  der  Fall  ist.  Burmeister  hat  jenen  Forlsatz  die  freie 
Basis  des  Fusses  genannt,  welcher  Ausdruck  für  die  Entwik- 
kelung  der  Beine  bezeichnend  ist,  da  sich  dieser  Fortsatz  in 
der  That  durch  die  allmähliche  Abschnürung  des  Fusses  vom 
Leibe  bildet.  Grube,  der  zuletzt  die  Fussbildung  der  Phyl- 
lopoden  einer  vergleichenden  Untersuchung  unterworfen  hat, 
nennt  den  Fortsatz  den  Kieferfortsatz,  eine  Bezeichnung,  die 
ich  nicht  ganz  billigen  kann,  da  sie  von  einer  entfernten  Be- 
ziehung desselben  zu  den  Verrichtungen  derMaxillen  herge- 
nommen ist,  die  Benennungen  der  Theile  aber  niemals  von 
ihrer  Verrichtung  in  einzelnen  Organismen,  sondern  von  ih- 
rer morphologischen  Bedeutung  abgeleitet  werden  sollten.  — 
Ferner  scheint  aus  der  Stellung  der  drei  Fortsätze  und  Lap- 
pen an  der  Spitze  des  Fusses  bei  Apus,  Limnetis,  und  ande- 
ren Phyllopoden,  ferner  aus  dem  Umstände  ,  dass  diese  drei 
Lappen  öfters  mit  Borsten  und  Stacheln  anderer  Art  bewehrt 
sind,  als  der  mittlere  Theil  des  Fusses,  endlich  aus  dem  Vor- 
handensein der  drei  Lappen  an  den  Schwimmfüssen  derSida 
und  dem  ersten  Fusse  der  Daphnia  hervorzugehen,  dass  diese 
drei  Theile  zusammengehören  und  am  natürlichsten  als  ein 
Abschnitt  des  Fusses  betrachtet  werden  können.  Zwischen 
diesen  beiden  Endtheilen  liegt  der  mittlere  Theil  des  Fusses, 
der  gewöhnlich  am  inneren  Rande  zwei-,  oder  in  seltenen 
Fällen  dreilappig  erscheint,  und  diesem  Abschnitte,  und  zwar 
seinem  obersten  Theile,  gehört  auch  ohne  Zweifel  der  untere, 
grössere  von  den  beiden  äusseren  Anhängen  an.  Wie  er 
entstehe,  ob  er  als  ein  Fortsatz  aus  dem  äusseren  Rande  des 
inneren  Lappens  oder  Stammes  auswachse  oder  sich  durch 
Theilung  der  Fussplatte  bilde,  das  wird  durch  spätere  Unter- 
suchungen aus  der  Entwickelungsgeschichte  dargethan  wer- 
den müssen.  Schwer  zu  entcheiden  ist  es,  welchem  Abschnitte 
des  Fusses   der   obere  blasenförmige  Anhang  angehöre,    da 


Holopedium  gibberum.  185 

er  zwischen  dem  Hüftstücke  und  dem  folgenden  Abschnitte 
gerade  da  ansitzt,  wo  sich  die  von  der  Seite  des  Körpers 
herabsteigenden  Muskeln  an  den  äusseren  Rand  des  Fusses 
ansetzen.  Doch  glaube  ich,  aus  seiner  Stellung  bei  Holope- 
dium und  Sida  schliessend,  dass  er  der  Hüfte  zuzuzählen  sei. 

Die  Beine  der  Insekten  und  anderer  Gliederthiere  zer- 
fallen bei  ihrer  Entwickelung  ursprünglich  auch  in  drei  Ab- 
schnitte, die  sich  dann  erst  später  weiter  gliedern  ,  nämlich 
in  einen  vom  Körper  absteigenden  Theil ,  der  die  Hüfte  bil- 
det, einen  aufsteigenden,  der  die  Schenkelglieder  oder,  wie 
sie  gewöhnlich  genannt  werden,  die  Trochanteren  und  den 
Oberschenkel  darstellt,  und  einen  dritten  absteigenden  Theil, 
der  in  seiner  einfachsten  Gestalt^  wie  sie  bei  Insektenlarven 
vorkommt,  in  drei  Abschnitte,  Schiene,  Tarsus  und  Kralle, 
zerfällt.  Solche  drei  Abschnitte,  nämlich  ein  Hüftstück,  drei 
Schenkelglieder,  eine  Schiene  mit  Tarsus  und  Krallengliede, 
lassen  sich  auch  an  den  Beinen  der  Decapoden  unterschei- 
den, die  mit  den  Beinen  der  Branchiopoden  eine  gleicheEnt- 
wickelung  haben.  Wollen  wir  also  darnach  die  Theile  die- 
ser letzteren  benennen,  so  werden  wir  ausser  dem  schon  be- 
zeichneten Hüftstücke  die  zwei  oder  drei  mittleren  Lappen 
als  Andeutungen  von  eben  so  vielen  Schenkelgliedern,  die 
drei  an  der  Spitze  stehenden  Lappen  aber  als  Schiene,  Tar- 
sus und  Krallenglied  bezeichnen  müssen,  und  in  der  That  stimmt 
auch  die  Richtung  wenigstens  der  letztern,  die  bei  den  Phyl- 
lopoden  gewöhnlich  sich  nach  unten  oder  innen  biegen,  mit 
dieser  Bezeichnung  sehr  gut  überein.  Grube  hat  den  äus- 
sersten  Lappen  an  der  Spitze  als  den  Tarsus,  den  der  Hüfte 
zunächst  liegenden  als  den  Schenkel  und  die  inzwischen  lie- 
genden als  Tibiallappen  betrachtet. 

Die  Fussbildiing  bei  Holopedium  giebt  aber  noch  zu  ei- 
ner anderen  und  besonders  interessanten  Vergleichung  Ver- 
anlassung, nämlich  zum  Vergleiche  mit  der  Fussbildung  bei 
den  Larven  einiger  Decapoden,  namentlich  des  Hummers. 
Da,  wie  gesagt,  nach  Rathke's  Untersuchungen  über  die 
Entwickelung  des  Flusskrebses,  und  nach  meinen  Beobach- 
tungen über  die  erste  Bildung  der  Füsse  bei  Daphnia  und 
Apus,  die  Beine  bei  den  Decapoden  und  Branchiopoden  die- 
selbe Entwickelungsweise  haben,  so  ist  ein  solcher  Vergleich 


186  Zaddach: 

tim  SO  mehr  gestaltet,  wenn  auch  die  Beobachtungen  auf  bei- 
den Seiten  noch  niclit  vollständig  und  genau  genug  sind,  um 
durch  eine  solche  Parallele  im  Einzelnen  zu  einem  ganz  be- 
stimmten Resultate  zu  gelangen.  Der  Astacus  marinus  hat 
nun  bekanntlich  ••^),  wenn  er  das  Ei  verlässt,  an  jedem  Ab- 
domenbeine, und  zwar  am  ersten  Schenkelgliede  oder  Tro- 
chanter ,  einen  langen  Fortsalz,  der  von  vorn  nach  hinten 
plattgedrückt  ist  und  aus  drei  Gliedern  besteht,  deren  letztes 
wiederum  in  zeiin  kleinere  Glieder  zerfällt  und  mit  Borsten 
besetzt  ist.  Dieser  Anhang  scheint  nun  dem  unteren  der  bei- 
den äusseren  Anhänge  oder  dem  äusseren  Fussblatte  desHo- 
lopedium  und  mithin  auch  dem  entsprechenden,  oft  beilför- 
migen  Fortsatze  an  den  Füssen  der  übrigen  Branchiopoden 
vergleichbar  zu  sein:  eine  Aehnlichkeit,  welche  allerdings 
schon  Rathke  angedeutet  hat,  die  aber  aus  der  Form  und 
Richtung  dieser  Theile  bei  den  anderen  Gattungen  wenig  deut- 
lich war,  bei  unserer  neuen  Gattung  dagegen  sehr  klar  her- 
vortritt. Sowohl  bei  den  Decapoden  wie  bei  den  Branchio- 
poden gehen  die  fraglichen  Fortsätze  von  dem  ersten  Schen- 
kelgliede, oder  dem  obersten  Theile  des  Schenkels  aus,  bei 
jenen  sind  sie  ausgebildeter  und  mehrfach  gegliedert,  bei  die- 
sen bleiben  sie  zart  und  blattartig  und  zeigen  nur  selten  wie 
bei  Sida  oder  deutlicher  bei  Limnetis  in  dem  absteigenden 
Theile  eine  schwache  Andeutung  von  Gliederung  und  neh- 
men dann  auch  hier  wie  bei  Apus  in  diesem  Theile  ein 
Muskelbündel  auf.  An  der  äusseren  Seite  des  Hüftgliedes  sit- 
zen bei  den  Decapoden  die  Kiemen  ,  gewöhnlich  wie  auch 
beim  Hummer  in  doppelter  Zahl,  und  die  untere  ist  durch  ein 
eigenes  Blättchen  gestützt;  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass 
der  obere  Anhang  am  Fusse  der  Branchiopoden  diesen  Kie- 
men, oder  vielleicht  besser  dem  Kiemendeckblalte  entspricht; 
auch  hierfür  würde  die  Stellung  des  genannten  Anhanges  spre- 
chen, und  so  scheint  denn  eine  überraschende  Uebereinstim- 
mung  in  allen  einzelnen  Abschnitten  und  Anhängen  zwischen 
zwei,  in  ihrer  äusseren  Form  so  sehr  verschiedenen  Orga- 
nen nachgewiesen  zu  sein.     Freilich  wird  auch  hier  die  Ent- 

*)  Ralhlie,  Beiträge  zur  vergleichenden  Anatomie  und  Pliy- 
siologie  in  den  neuesten  Schriften  der  Nalurforschenden  Gesellschaft 
zu  Danzig.  1842.  Taf.2.  Fig.  19.20. 


Holopedium  gibberum.  187' 

wickelungsgeschichle  noch  die  Richtigkeit  dieser  Vergleiche 
beslätiffen  müssen,  und  man  wird  dann  auch  noch  viele  an- 
dere  Familien  der  Cruslaceen  in  diesen  Vergleich  hineinzie- 
hen können;  bis  jetzt  ist  es  aber  z.  ß.  nicht  zu  übersehen, 
in  wieweit  die  gespaltenen  Beine  der  Schizopoden,  z.  B.  der 
Gattung  Mysis,  hier  zur  Vergleichung  kommen  können,  dabei 
ihnen  der  äussere  Arm  nicht  vom  Schenkel ,  sondern  schon 
vom  obersten  Theile  des  Beines  seinen  Ursprung  nimmt. 

Beim  Hummer  dient  der  Anhang  an  den  Beinen  zum 
Schwimmen.  Dass  die  dünnen,  wenig  oder  gar  nicht  musku^ 
lösen  Fortsätze  mit  ihren  weichen  Borsten  bei  den  Branchio- 
poden  nicht  zum  Schwimmen  dienen  können,  ist  wohl  klar, 
sie  können  aber  auch  sehr  wohl,  trotz  ihrer  morphologischen 
Uebereinstimmung  mit  den  Anhängen  an  den  Beinen  der  De- 
capoden,  dennoch  eine  andere  Bestimmung  verbinden  und, 
wie  es  wahrscheinlich  ist,  ein  Hülfsorgan  der  Respiration  sein. 

Es  wird  kaum  nöthig  sein,  nach  dieser  ausführlicheren 
Beschreibung  und  bei  den  so  auffallenden  Gattungscharakte- 
ren eine  kurze  Diagnose  der  neuen  Gattung  hinzuzufügen; 
doch  kann  sie  mit  der  ihr  zunächst  verwandten  Gattung  Sida 
gegen  die  übrigen  Gallungen  der  Branchiopoden  kurz  so  be- 
zeichnet werden: 

Branchiopoda  tesla  bivalvi  et  duodecim  pedibus 
abdominalibus  instructa. 

Sida:  Testa  cephalothoracis  fornicem  sive  plicam  supra 
antennarum  maiorum  basin  non  formans;  antennae  maiores 
bifidae,  ramo  altero  tribus,  altero  duobus  arliculis  composito. 

Holopedium:  Testa  ut  in  Sida.  Antennae  maiores 
graciles,  quatuor  arliculis  compositae,  non  divisae,  apice  tri- 
bus setis  pinnatis  coronatae. 


Erklärung  der  Abbildungen. 


Taf.   Till  iiod  11[. 

Fig.  1.     Holopedium  gibberum,  von    der  Seite   gesehen  und  sehr  ver- 

grössert  dargestellt. 
Fig.  2.     Der  vordere   Theil  des  Kopfbruststücks    mit  dem  Auge ,    dem 

Gehirn  A  ,  dem  schwarzen  Punivte  B  ,    den  Tastantennen  und 

der  Oberlippe. 


188  Zaddach:  Holopedium  gibberum. 

Fig.  3.  Das  Herz;  D,  der  von  Längs-  und  Quermuskeln  gebildete 
Theil;  £,  die  unter  demselben  ausgebreitete  Haut;  F,  die 
vordere  häutige  Spitze  desselben. 

Fig.  4.     Muskeln  am  Cephalothorax:    a,  u.  b,  Dreher  des  Oberkiefers; 

c,  der  quer  durch    den  Körper    gehende  Anzieher  derselben  ; 

d,  und  e,  Muskeln  der  Maxille  ;  /",  Schalenmuskel;  g^  ein  lan- 
ger Muskel  der  Oberlippe  ;  h,  i,  /t,  Muskeln  der  Ruderanten- 
nen.  —   C,  Kanal  in  der  Schalenklappe. 

Fig.  5.  Die  Muskeln  an  der  innern  Seite  der  Ruderantennen:  /,  ein 
schräger  Drehmuskel;  m  und  w,  Muskeln  an  der  hintern,  o, 
an  der  vorderen  und  inneren  Fläche. 

Fig.  6.  Die  Muskeln  der  ßauchfüsse  p,  q,  r,  s,  t,  u  —  z<,  der  gerade 
Bauchmuskel. 

Fig.  7.  Muskeln  im  Fostabdomen ;  z,  der  gerade  Bauchmuskel;  «, 
seine  Fortsetzung  im  Fostabdomen  ;  a-,  Muskel  an  der  vorde- 
ren Fläche  desselben  ;  y  schräger  Muskel. 

Fig.  8  bis  14.  Die  Maxille  und  die  sechs  Füsse  der  rechten  Seite, 
in  natürlicher  Stellung  gegen  einander,  nur  verhältnissmäs- 
sig  weiter  von  einander  entfernt ,  von  der  inneren  Seite  ge- 
sehen, wie  sie  erscheinen,  wenn  das  Thier  auf  den  Rücken 
gelegt  wird,  und  die  Füsse  nach  der  Seite  hin  ausgebreitet 
werden.  P,  die  am  inneren  Rande  liegenden  Hüftfortsätze; 
R,  der  innere  Fusslappen  oder  der  Stamm  mit  den  geglie- 
derten und  gefiederten  Borsten  am  innern  Rande.  Vollständig 
sind  diese  am  zweiten  Fusse  in  Fig.  10  dargestellt,  gar  nicht 
am  dritten,  zum  Theil  an  den  übrigen. 

Fig.  15.  Der  erste  Fuss  von  der  äusseren  Seite,  um  den  unteren,  äus- 
seren Anhang  oder  den  äusseren  Fusslappen    «S  zu  zeigen. 

Fig.  16.  Eben  so  der  zweite  Fuss. 

Fig.  17.  Der  vierte  Fuss  und 

Fig.  18.  Der  fünfte  Fuss  von  der  äusseren  Seite  ,  wo  P  wieder  den 
(hier  abgewandten)  Hüftfortsatz,  Q  den  oberen  äusseren  An- 
hang bezeichnet. 

Fig.  19.  Der  verkümmerte  sechste  Fuss  eben  so  von  der  äusseren 
Seite. 

Fig.  S  1  bis  S  4  stellen  den  zweiten  Fuss  der  Sida  crystallina  von  der 
inneren  Seite  (S  1}  und  von  der  äusseren  Seite  (S  2)  ,  und 
den  sechsten  Fuss  desselben  Thieres  von  der  äusseren  Seite 
(S  3)  und  von  der  inneren  Seite  (S  4)  dar;  die  Buchstaben 
P,  Q,  R,  S  bezeichnen  die  entsprechenden  Iheiie  wie  in 
Fig.  15  bis  18. 


lieber  das  Herauskoinineii  der  Tachiifieii 

aus  ihren  Töiiiiclieii  und  aus  dicht  ver« 

sciilossenen  Orten«  an  welchen  diese 

oft  sich  belinden. 

Von 

Hr.     Reissig-y 

in  Darmstadt. 


Zu  den  interessanten  Erscheinungen  und  Vorgängen, 
welche  durch  die  Beobachtung  der  Lebensweise  und  der 
Verwandlungen  der  Insekten  uns  vorgeführt  werden  und  un- 
sere Aufmerksamkeit  verdienen  ,  gehört  unstreitig  auch  das 
Auskommen  der  Dipteren  und  besonders  der  Tachinen  aus 
ihren  Tönnchen,  die  Leichtigkeit,  mit  welcher  die  junge,  noch 
weiche  Fliege  die  feste  Hülle  desTönnchens  durchbricht,  so- 
dann die  Thatsache,  dass  es  einer  solchen,  kaum  entwickel- 
ten Fliege  möglich  ist,  nicht  nur  aus  dem  Tönnchen,  sondern 
auch  aus  dem  meist  dicht  verschlossenen  Versteck  desselben, 
—  wie  z.  B.  aus  den  Larvengängen  oder  den  Puppenlagern 
von  Saperda  populnea  und  Cryptorhynchus  lapathi  im  Holze, 
oder  von  Tortr.  resinana  in  Harzgallen  etc.  —  wohlbehalten 
in's  Freie  zu  gelangen. 

Zur  Erklärung  dieser  Vorgänge  ist  vielfach  angenommen 
worden,  dass  das  Tönnchen  von  der  ausgehenden  Fliege  in 
der  Gegend  des  Ausgangsloches  durch  Flüssigkeit  erweicht, 
oder  dass  wohl  auch  das  Ausgangsloch  schon  von  der  Larve 
vor  ihrer  Verpuppung  vorbereitet  werde.  Es  haben  diese  An- 
nahmen   aber   in    meinen  darauf  bezüglichen  Beobachtungen 


190  Reissig: 

keine  Bestätigung  erhalten.  Ich  habe  vielmehr  im  Gegenlheil 
gefunden,  dass  sie  schon  in  der  Beschaffenheit  dos  Fluglochs 
Widerlegung  finden,  indem  das  Ausgangsloch  ebenso  scharf- 
kantige Bruchränder  hat,  wie  dergleichen  sich  bei  jedem  be- 
liebigen neuen  Riss  des  trockenen  Tönnchens  ergeben  und 
im  angenommenen  erweichten  Zustande  desselben  gar  nicht 
würden  entstehen  können.  Ueberhaupt  habe  ich  auch  nicht 
wahrnehmen  können,  dass  die  Flüssigkeit,  womit  die  Tachi- 
nenpuppe  allerdings  umgeben  ist,  eine  wesentliche  Vermin- 
derung der  Härte  des  Tönnchens  zur  Folge  gehabt  hätte 
und  ebenso  wenig  konnte  ich  Spuren  einer  von  der  Larve 
bewirkten  Vorbereitung  des  Ausgangsloches  irgendwie  auffin- 
den. Ich  bin  daher  bald  zu  der  entschiedenen  Ansicht  ge- 
kommen, dass  das  Tönnchen  von  der  ausgehenden  Fliege  ge- 
waltsam aufgesprengt  werde  und  dass,  weil  hierzu  mehr  als 
gewöhnliche  Kraft  und  Geschick  erforderlich  sind,  die  Fliege 
mit  einer  entsprechenden  besonderen  Beschaffenheit  ihres  Kör- 
pers ausgerüstet  sein  müsse.  Wiederholte  Beobachtungen 
haben  diese  Ansicht  auch  als  richtig  erwiesen.  Sie  haben 
nämlich  ergeben,  dass  die  ausgehende  Fliege  ihren 
Kopf  zu  einem  höchst  merkwürdigen,  nach  Art 
der  hydraulischen  Presse  wirkenden  Apparate 
umgestalten  und  damit  nicht  nur  die  Tönnchen- 
hülle  sprengen,  sondern  auch  sonstige  Hinder- 
nisse auf  dem  Wege  in's  Freie  überwinden  und 
bei  Seite  schaffen  kann,  was  meines  Wissens  noch 
nicht,  oder  doch  nicht  hinreichend  bekannt  und  einer  bes- 
seren Untersuchung  umsomehr  werth  sein  dürfte,  als  ana- 
loge Hühfsmiltel  auch  bei  den  Larven  der  Tachinen  und  an- 
derer Insekten,  wie  z.  B.  bei  den  Schmetterlingen  etc.,  vor- 
kommen. 

Meine  Beobachtungen  sind  an  vielen  Tachinen,  z.B.  Ta- 
china  gilva  Hrtg.  aus  Lophyrus  pini;  Tach.  pilipennis  Fall. 
aus  den  Harzgallen  von  Tortr.  resinana;  Tach.  flaviceps  Rtzb. 
aus  Eulenpuppen;  Tach.  fera  Lin.  aus  der  vertrockneten  Raupe 
von  Noctua  piniperda  etc. ,  hauptsächlich  aber  an  Tach.  bi- 
maculata  Hrtg.  aus  den  Cocon's  von  Loph.  pini,  gemacht 
worden  ,  beschränken  sich  aber  zur  Zeit  fast  ausschliesslich 
nur  auf  das  Aeussere  des  gedachten  Apparats  und  seiner  An- 


Ueber  das  Herauskommen  der  Tachineu  aus  ihren  Tönnchen.      191 

Wendung.  Sie  sind  einer  Ergänzung  und  vielleicht  auch  Be- 
richtigung gewiss  sehr  bedürftig  und  wohl  nur  geeignet,  gründ- 
lichere Untersuchungen ,  die  ich  besonders  auch  in  anatomi- 
scher Beziehnung  sehr  wünsclite,  zu  veranlassen.  Ich  gebe 
desshalb  meine  Wahrnehmungen  so,  wie  ich  sie  theilweise 
schon  1853,  besonders  aber  in  diesem  Frühjahr,  wiederholt 
gemacht  und  in  meinem  entomologischen  Tagebuche  jedesmal 
notirt  habe. 

1.  An  Tachina  bimaculata  Hrtg.  habe  ich  zuerst  gese- 
hen, dass  sowohl  die  ausgehende  als  auch  die  schon  einige 
Zeit  ausgekommene  Fliege  die  merkwürdige  Fähigkeit  be- 
sitzt, den  Kopf  zu  einer  fast  vollkommenen  Kugel  zu  gestal- 
ten ,  deren  Durchmesser  die  Dicke  des  Körpers  bedeutend 
übertrifft. 

2.  Die  Oberfläche  der  Kugel  besieht  aus  der  schwach 
durchschimmernden,  pergamentartigen  Haut,  welche  im  Ge- 
sicht der  Tachine  von  den  Augen  bis  zu  den  Mundlheilen 
sehr  künstlich  zusammengefaltet  ist  und  durch  einströmende 
dünne  Flüssigkeil  zu  dem  angegebenen  Umfange  entfaltet  und 
aufgetrieben  wird. 

Das  Auftreiben  der  Kugel  hat  Aehnlichkeit  mit  der  Ent- 
stehung einer  Seifenblase,  welche  mittelst  eines  Strohhalms 
aufgeblasen  wird.  Sie  wächst  wie  diese  allmählich^,  und  aus 
den  manchmal  erkennbaren  Strömungen  der  Flüssigkeit  in 
der  Kugel  glaubte  ich  bestimmt  zu  entnehmen  ,  dass  diese 
Flüssigkeit  durch  einen  oder  vielleicht  auch  mehrere^  jeden- 
falls sehr  enge  und  ventilirte  Kanäle,  förmlich  hineingepumpt 
wird,  und  dass  man  daher  einen  der  hydraulischen  Presse 
ähnlichen  Apparat  vor  sich  hat. 

3.  Die,  anstatt  der  vorherigen  Form  des  Kopfes,  ent- 
standene Kugel  hat  eine  solche  Lage,  dass  die  Oberfläche 
derselben  mit  dem  Hinlerrande  und  den  Seitenrändern  der 
Augen  zusammenfällt,  die  letzteren  einen  festen  Theil  der  Ku- 
gel ausmachen  und  dadurch  eine  wesentliche  Basis  für  den 
ganzen  Apparat  und  dessen  Wirksamkeit  abgeben. 

4.  Ausser  den  beiden  Augen  sind  nach  eingetretener 
Bildung  der  Kugel  äusserlich  nur  noch 

a)  das  letzte  Glied  der  beiden  Fühler, 


192  Reissig: 

b)  die  zwei  hornigen,  gebogenen  Organe,  welche  ta- 
sterförmig  am  Munde  sich  befinden,  und 

c)  das  Futteral  der  Stechborste,  oder  der  eigentliche 
Saugrüssel 

sichtbar.  Alles  Uebrige  am  Kopfe,  mit  Ausnahme  der  Fühler- 
borsten und  der  Borsten  an  den  Augenrändern,  ist  verschwun- 
den und  selbst  die  erwähnten  sichtbaren  Organe  sind  nicht 
nur  von  ihren  ursprünglichen  Stellen  gerückt,  sondern-  haben 
auch,  wie  sich  aus  dem  Vorstehenden  ergiebt,  wesentlich  ab- 
geänderte Lagen  angenommen. 

5.  Es  befinden  sich  nämlich  die  Fühler  (4a)  auf  der, 
den  Augen  entgegengesetzten  Seite  der  Kugel ,  also  ganz 
vorne.  Sie  ragen  hier  nur  mit  dem  letzten  Gliede  hervor 
und  liegen  als  ein  nach  unten  gerichteter  Doppelhaken  auf 
der  Kugeloberfläche.  Dabei  behalten  sie  aber  doch  noch  ei- 
nige willkührliche  Beweglichkeit,  welche  der  Fliege  gestattet, 
sie  als  Keil  oder  als  Feile,  Säge  oder  als  Haken  zu  gebrauchen. 

6.  Der  Saugrüssel  (4  c)  ist  schräg  nach  hinten  gerich- 
tet. Er  befindet  sich  mit  dieser  Lage  unterhalb  der  Augen 
auf  der  Unterseite  der  Kugel  und  wird  beim  Anschwellen 
derselben  zu  einer  ansehnlichen  Länge  über  den  Hinterrand 
der  Kugel  hinaus  hervorgepresst.  Dabei  behält  er  ebenfalls 
noch  einige,  vom  hydraulischen  Druck  unabhängige  willkür- 
liche Beweglichkeit  und  die  Fliege  kann  ihn  nach  Belieben 
weiter  verlängern  oder  verkürzen. 

Dieser  Saugrüssel  ist  ein  interessanter  und  wichtiger  Theil 
des  ganzen  Apparats.  In  seiner  schräg  abwärts  und  nach 
hinten  gerichteten  Lage  übt  er  einen  federartigen  Druck  auf 
den  hinteren  Theil  der  Kugel.  Es  werden  dadurch  die  Au- 
gen mit  ihrer  rauhen  Aussenseite  an  die  Seitenwand  des  Tönn- 
chens  angedrückt,  während  der  Rüssel  selbst  auf  der  entge- 
gengesetzten Seilenwend  desTönnchens  feststeht  und  so  dem 
.  ganzen  hinteren  Theil  der  Kugel  denjenigen  festen  Hall  giebt, 
welcher  nölhig  ist,  um  den  Druck  der  hydraulischen  Pressung 
hauptsächlich  nach  vornehin  wirken  zu  lassen  und  nament- 
lich auch  die  Fühler,  welche  sich  am  vorderen  Theil  der 
Kugel  befinden,  in  die  Spitze  des  Tönnchens,  oder  in  einen 
sonstigen  im  Wege  befindlichen  Gegenstand,  als  Keil  einzu- 
treiben.   Die  willkührliche  Verlängerung  und  Verkürzung  des 


Ueber  das  Herauskommen  der  Tachinen   aus  ihren  Tönnchen.      193 

in  der  angegebenen  festen  Stellung  befindlichen  Saugrüssels 
hat  natürlich  eine  entsprechende  Vermehrung  oder  Vermin- 
derung des  nach  vornehin  wirkenden  Drucks  und  damit  auch 
ein,  in  dieser  Richtung  stattfindendes  Hin-  und  Herbewegen 
zur  Folge,  wodurch  diefühler,  in  Verbindung  mit  ihrer  will- 
kührlichen  Beweglichkeit,  gewissermassen  als  Feile,  Säge  oder 
Haken  in  Gebrauch  genommen  werden  können. 

7.  Auf  der  Unterseite  der  Kugel  und  beiläufig  in  der 
Mitte  zwischen  den  Fühlern  (4  a)  und  dem  Rüssel  (4  c)  be- 
finden sich  die  beiden  fadenförmigen  und  etwas  gekrümmten 
hornigen  Organe  (4  ö).  Sie  bilden  einen  Doppelhaken  ,  wel- 
cher mit  der  abgerundeten  Seile  auf  der  Kugeloberfläche  ruht 
und  dessen  auswärts  gerichtete  Endspitzen,  je  nach  der  Span- 
nung der  Kugel,  mehr  oder  weniger  über  die  Kugeloberfläche 
hervorragen.  Dieser  Doppelhaken  legt  sich  schon  bei  mas- 
siger Auftreibung  der  Kugel  an  die  Seitenwand  des  Tachi- 
nentönnchens  an,  und  wird  bei  starkem  Druck  mit  seinen  bei- 
den Endspilzen  in  dieselbe  so  eingetrieben,  dass  der  Anfang 
des  für  das  Ausgangsloch  erforderlichen  Querrisses  entsteht, 
welcher  alsdann  durch  den  nun  vorzugsweise  darauf  wirken- 
den Druck  (6)  genügend  sich  verlängert  und  erweitert. 

8.  Ausser  dem  eben  erwähnten  Querrisse  finden  wir 
am  aufgesprengten  Tönnchen  in  der  Regel  noch  einen  zwei- 
ten Riss,  welcher  von  der  Spitze  desTönnchens  ausgeht  und 
den  abgetrennten  Deckel  des  Ausgangsloches  in  zwei  fast 
gleiche  Theile  spaltet.  Dieser  Riss  wird  durch  das  keilförmige 
Eintreiben  der  Fühler  in  die  Spitze  des  Tönnchens  (9)  be- 
wirkt. Er  entsteht  fast  gleichzeitig  mit  dem  Querrisse  oder 
doch  nur  etwas  weniges  früher  und  trägt  zur  leichteren  und 
rascheren  Vollendung  des  letzteren  wesentlich  bei. 

9.  Ich  habe  ferner  Folgendes  wahrgenommen: 

a)  Das  Auftreiben  der  Kugel  erfolgt,  wie  schon  erwähnt, 
in  einem  oder  mehreren  gedehnten  Zügen  und  die  entstan- 
dene Kugel  wird  nach  ihrer  Vollendung  gewöhnlich  noch 
einige  Secunden  in  der  äussersten  Spannung  erhalten;  wie 
es  scheint^  um  den  Druck  durch  eine  längere  Dauer  dessel- 
ben wirksamer  zu  machen. 

b)  In  derselben  Weise,  wie  die  Kugel  aufgetrieben  wor- 
den ist,  wird  sie  auch  wieder  eingezogen,  um  sogleich  wie- 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  J3 


194  Beissig: 

der  aufs  Neue  aufgetrieben  zu  werden,  wenn  die  vorherge- 
gangene Auflreibung  keinen  oder  nicht  genügenden  Erfolg 
gehabt  hat.  Es  ist  zum  Erstaunen ,  mit  welcher  Beharrlich- 
keit die  Fliegen  dieses  Auftreiben  und  Wiedereinziehen  der 
Kugel  fort  und  fort  wiederholen,  und  ich  habe  beobachtet, 
dass  eineTachine,  welche  ich  in  eine  enge  Glasröhre  gebracht 
und  ihr  den  Ausgang  aus  derselben  verstopft  halle,  gewiss 
mehr  als  lOOmal  es  versuchte,  den  Stopfen  auf  diese  Weise 
hinweg  oder  auf  die  Seile  zu  drücken,  ohne  dazwischen  auch 
nur  ein  einzigesmal  auszuruhen. 

c)  Eine  solche  Beharrlichkeit  findet  aber  in  Beziehung 
auf  die  Stellen,  gegen  welche  der  Druck  gerichtet  wird,  nicht 
statt,  sondern  es  wird  manchmal  schon  nach  einem  oder  zwei 
sich  als  erfolglos  erwiesenen  Auftreibungen  der  Druck  durch 
eine  entsprechende  Wendung  des  Körpers  auf  eine  andere 
Stelle  gerichtet.  Dabei  hat  es  mir  scheinen  wollen ,  als  ob 
die  Fliege,  während  ihres  Umherlastens  nach  einer  zum  Durch- 
brechen geeigneten  Stelle,  sich  der  Fühlerborsten  als  förm- 
liche Fühler  bedient  halte,  um  eine  günstige  Stelle  aufzu- 
finden. 

Auch  ist  es  mir  mehr  als  einmal  so  vorgekommen,  als 
wenn  die  Veränderungen  in  der  Richtung  des  Drucks  nicht 
allein  durch  eine  Wendung  des  Körpers  bedingt  wären,  son- 
dern dass  der  Fliege  auch  in  dieser  Beziehung  eine  Willkühr- 
lichkeit  der  Bewegung  zu  Gebote  stände,  wie  dieses  in  An- 
sehung der  Organe  4  a.  4  b.  und  4  c.  zur  Erhöhung  der  Wirk- 
samkeit jener  Organe  der  Fall  ist. 

d)  Wenn  die  Auftreibung  der  Kugel  beginnt,  tritt  eine 
Verlängerung  nach  vorne  ein,  indem  zuerst  der  vor  dem 
Augenwinkel  liegende  Theil  des  Gesichts,  zu  einer  zucker- 
hutähnlichen,  also  kegelförmigen  Spitze,  an  welcher  sich  die 
Fühler  befinden ,  hervorgetrieben  wird  und  erst  im  weiteren 
Verlaufe  auch  die  Auftreibung  der  übrigen  Theile  der  Kugel 
stattfindet. 

Die  Befähigung  der  Fliege  zum  Hervorbringen  dieser  Ver- 
längerung ist  von  überraschender  Bedeutung,  und  zwar  nicht 
nur  bezüglich  des  Aufsprengens  der  Spitze  d€s  Fliegentönn- 
chens  (8),  sondern  auch  in  den  Fällen,  wo  das  Tönnchen 
an  verschlossenen  Orten  liegt  und  die  ausgehende  Fliege  ei- 


Ueber  das  Herauskommen  der  Tachinen  aus  ihren  Tönnchen.     195 

nen  Weg  in's  Freie  sich  erst  bereiten  niuss.  Denn  ich  habe 
an  künstlich  eingesperrten  Tachinen  gesehen,  dass  sie  mit 
Hülfe  dieser  Verlängerung  im  Stande  sind,  den  hydraulischen 
Druck  auf  beliebige  einzelne  Punkte  zu  richten,  damit  in  Ritzen 
und  kleine  Oeffnungen  einzudringen  und  sie  unter  ßeihülfe 
der  Fühler  und  deren  willkührlichen  Bewegungen,  alsdann  durch 
Aveitere  Auftreibung  mit  Erfolg  zu  erweitern. 

Alles  dieses  findet  in  der  weiteren  Befähigung  der  Fliege, 
die  Kugelauflreibung  auf  jeder  beliebigen  Stufe  der  Spannung 
wieder  zurück  zu  ziehen  und  so  stossartige  Bewegungen  zu 
veranlassen,  eine  fernere  bedeutende  Beihülfe. 

10.  Bevor  die  Tachine  ihre  Operation  mit  dem  Appa- 
rate beginnt,  bringt  sie  den  Kopf  dicht  an  die  zu  durchbre- 
chende Stelle,  sucht  dann  mit  ihren  starken  Beinen  einen 
möglichst  festen  Standpunkt  und  giebt  dabei  dem  Körper  eine 
etwas  gekrümmte  Lage. 

In  Folge  dieser  Vorbereitungen  hat  das  einfache  Be- 
streben der  Fliege,  den  Körper  wieder  in  die  gerade  Lage 
zu  bringen,  die  wichtige  Folge,  einen,  von  der  hydraulischen 
Pressung  ganz  unabhängigen  Druck  nach  vorne  auszuüben, 
zwischen  diesem  und  dem  hydraulischen  Druck  abwechseln 
und  so  abwechselnd  den  ganzen  Apparat  in  gewonnene  Räume 
vorschieben  und  den  Körper  dann  bequem  nachziehen  zu 
können. 

11.  Es  ist  mir  sehr  interessant  gewesen  zu  sehen,  wie 
die  sonst  fast  zwecklos  erscheinenden  Borsten  des  Körpers, 
und  namentlich  die  des  Hinterleibes  der  Fliege ,  w^esentlich 
zum  festen  Halt  des  Apparates  und  zum  leichteren  Vorwärts- 
gehen auf  dem  Ausgangswege  beitragen;  indem  dieselben 
die  Unebenheiten  der  rauhen  Oberfläche  des  Körpers,  ähnlich 
wie  die  Fäden  den  Bolzen  eines  Blasrohrs,  überdecken,  das 
Vorwärtskommen  erleichtern  und  gleichzeitig  starke  Wider- 
haken bilden,  welche  dem  Rückwärtsgleiten  des  Fliegenkör- 
pers wesentlichen  Widerstand  leisten. 

12.  So  lange  die  Kugel  des  Apparates  nicht  vollstän- 
dig aufgetrieben  ist,  bleibt  zwischen  den  Fühlern  4  a.  und 
dem  Rüssel  4  c.  eine  Rinne,  deren  Vertiefung  mit  zunehmen- 
der Auftreibung  mehr  und  mehr  sich  vermindert,  bei  äus- 
serster  Spannung  ganz  verschwindet  und  welche  bei  dem  Wie- 


196       JReissigi  Ueber  das  Herauskommen  der  Tachinen  etc. 

dereinziehen  der  Kugel  ebenso  wieder  erscheint  und  sich 
vertieft.  Die  Verliefung  selbst  wird  auf  diese  Weise  im  er- 
sleren  Falle  nach  aussen  und  im  lelzteren  nach  innen  bewegt 
und  da  die  Organe  4b  darin  befestigt  sind,  so  müssen  sie 
diese  Bewegungen  ebenfalls  mitmachen.  Es  s'eht  dieses  mit 
dem  Vorwärtsbringen  des  Apparats  ebenfalls  in  nützlicher 
Verbindung,  denn  die  Spitzen  der  Organe  4b,  welche  bei 
ganz  aufgetriebener  Kugel  hervorstehen  und  zum  Festhalten 
des  Apparats  beitragen ,  würden  auch  dem  Vorwärtsschieben 
desselben  ein  erhebliches  Hinderniss  bereiten,  wenn  sie  nicht 
gleich  anfänglich  und  gleichzeitig  mit  dem  Nachlassen  der 
Spannung  der  Kugel  zurückgezogen  und  unschädlich  gemacht 
würden. 

Darmstadt  im  Mai  1855. 


Beiträg^e  zur  Heniitiiiss  unserer  ISiiss- 
wasserlisclie. 

Von 

Dr.   A.   Oiintlier, 

^  in  Bonn. 

Hierzu  Taf.X.  Fig.  1.  2. 


Im  Folgenden  gebe  ich  den  Anfang  meiner,  seit  dem 
Erscheinen  der  Neckarfische*"*)  gesammeilen  Untersuchungen 
während  eines  je  einjährigen  Aufenthaltes  in  Berlin  und  am 
Rheine.  Es  sind  dieses  zum  Theil  nur  Ergänzungen  des  schon 
in  der  erwähnten  Abhandlung  gegebenen  ,  zAim  Theil  voll- 
ständige Beschreibungen  derjenigen  Fische,  von  denen  mir 
die  Oder,  Spree  und  der  Rhein  ein  genügendes  Material  fri- 
scher Exemplare  darbot.  Durch  die  detaillirlen  Untersuchun- 
gen der  grösslentheils  längst  gekannten  Arten  hatte  ich  die 
Absicht,  mir  die  Gewissheit  zu  verschaffen,  ob  die  von  an- 
deren Ichthyologen  zur  Unterscheidung  oder  richtiger  zur 
Spaltung  der  Species  angewandten  feineren  Merkmale  auch  bei 
unseren  Fischen  zu  benutzen,  ob  sie  überhaupt  zulässlich  wä- 
ren. Ich  glaubte  mich  mehr  und  mehr  vom  Gegenlheil  zu 
überzeugen;  und  wenn  ich  das  Detail  meiner  Untersuchun- 
gen veröffentliche,  so  habe  ich  damit  die  Absicht,  die  Zahl 
unserer  Fische  vor  einer  ähnlichen  Vervielfältigung  zu  schüt- 
zen, aber    auch   einen  Beitrag  zu   dem  Material   zu  liefern, 

*)  Die  Fisclie  des  Neckars,  untersucht  und  beschrieben  von  A. 
Günther.    Stuttgart  1853. 


198  Günther: 

durch  welches  wir  erst  zu  bestimmten  Gesetzen  über  den 
Werth  der  einzelnen  Organe  gelangen  können.  Relativ  ist 
dieser  Werlh  eines  Organes,  wenn  wir  dasselbe  durch  die 
ganze  Classe  der  Fische  verfolgen,  absolut  oft  bei  ganz  ver- 
schiedenen Fischgruppen,  oft  in  sehr  beschränkten  Grenzen. 
Aufzufinden  und  festzustellen  ,  welches  Organ  bei  gewissen 
Fischen  in  seine  absolute  Bedeutung  einlritt ,  während  ein 
anderes  mehr  oder  weniger  variirt,  das  macht  die  Schwie- 
rigkeit der  Ichthyologie  aus,  um  so  mehr,  als  bei  ganz  ver- 
wandten Arten  das  erste  Organ  seinen  Werlh  verloren  und 
einem  andern  eingeräumt  haben  kann. 


Perca  fluviatilis  L. 

Meiner  a.  a.  0.  *''")  gegebenen  Beschreibung  habe  ich 
Folgendes  beizufügen  : 

Wie  überhaupt  meist  die  Fische  in  der  Jugend  einen 
gestreckteren  Köperbau  haben,  so  ist  auch  bei  Barschen  von 
6"  Länge  aus  dem  Rhein  die  Leibeshöhe  in  der  Totallänge 
4y2mal  und  darüber  enthalten,  während  dagegen  das  Ver- 
hältniss  der  Kopflänge  zur  Totallänge  ein  constanteres  bleibt: 
bei  denselben  Individuen  beträgt  jene  von  dieser  nur  den 
vierten  Theil.  Auch  die  Differenzen  in  der  Breite  des  Ko- 
pfes sind  nicht  unbedeutend,  indem  die  Dislanz  der  Augen 
bis  4mal  in  der  Kopflänge  enthalten  sein  kann. 

Auf  die  Fischmärkte  in  Berlin  wird  auch  eine  ganz 
goldglänzende  Varietät  gebracht,  bei  der  aber  die  charak- 
teristischen dunkeln  Binden  und  Flecken  nicht  verwischt  und 
die  Bauchflossen  roth  sind.  —  In  der  Spree  erreicht  der  Barsch 
die  bedeutende  Grösse  von  über  1 '72' ?  f'a  ihm  dieser  Fluss 
alle  die  Bedingungen ,  welche  seiner  Entwickelung  günstig 
sind,  darbietet. 

Ein  Exemplar  aus  dem  Rhein  hatte  nur  20  Rumpf-  und 
20  Schwanzwirbel.  —  Bei  Fischen,  welche  eine  grössere 
Anzahl  von  Kiemenstrahlen  besitzen,  finden  wir  nicht  selten 
sowohl  Abweichungen  von  der  Normalzahl,  als  auch  eine  un- 


*}  Fische  des  Keckars  S.  10. 


Beiträge  zur  Kenntniss  unserer  Süsswasserfische.  199 

symmetrische  Zahl  auf  beiden  Seilen  desselben  Individuums. 
Es  kommt  diess  aber  um  so  seltener  vor,  je  geringer  die 
Anzahl  der  Strahlen  ist,  und  es  mag  schon  als  eine  angebo- 
rene Missbildung  zu  betrachten  sein,  dass  ein  Individuum  des 
Barsches  auf  einer  Seite  8,  auf  der  andern  7  Strahlen  halte. 

—  Die  Nieren  beginnen  ganz  oben  in  der  Bauchhöhle  als 
eine  sehr  massige  Anschwellung  mit  einer  sattelförmigen  Aus- 
schweifung gegen  die  Baucheingeweide  ;  sie  sind  hier  von 
beiden  Seiten  verschmolzen ,  treten  aber  dann  auseinander, 
sich  nach  hinten  verschmälernd ,  und  verlaufen  als  ein  plat- 
tes, schmales,  paariges  Band  zu  beiden  Seiten  der  Wirbelsäule 
gegen  das  Ende  der  Bauchhöhle.  —  Die  Eier  liegen  im  Ova- 
rkim  in  Blättern,  es  ist  diess  am  schönsten  zu  sehen  in  der 
Zeit  unmittelbar  nach  der  Laiche,  zu  Ende  des  Juni. 

Acerina  cernita  Cuv. 
Kaulbarsch;  Kulbarsch.   (Taf.  X.  Fig.  1.  2.) 

Meiner  schon  gegebenen  Beschreibung  dieses  Fisches  *) 
habe  ich  noch  Folgendes  ergänzend  beizufügen  und  darnach 
die  Anatomie  nachzuholen. 

Oben  auf  dem  Kopfe  finden  sich  fünf  Gruben,  wovon 
die  vier  vorderen  rundlich  und  paarig  hintereinander  gestellt 
sind;  die  hintere  unpaare  ist  länglich  oval.  —  In  der  Rük- 
ken  flösse  zähle  ich  13—14  Stacheln,  von  welchen  der 
letzte  jedoch  nicht  immer  länger,  als  der  vorletzte  ist.  Die 
Afterflosse  besteht  aus  zwei  Stacheln  und  5—6  Strahlen. 

—  Die  Iris  schön  violett,  oben  dunkler  als  unten.  —  Die 
Weibchen  sind  im  Allgemeinen  viel  grösser  als  die  Männchen. 

Wie  auch  A  r  t  e  d  i  und  Valenciennes  *''""')  ange- 
ben, war  bei  den  Neckarfischen  die  Brust  nackt,  während  ich 
sie  bei  den  in  Berlin  untersuchten  Exemplaren,  so  wie  bei 
denen  aus  der  Wolga  und  von  der  Krim  vollkommen  be- 
schuppt fand.  Die  Sache  verdiente  eine  um  so  genauere  Un- 
tersuchung, als  bekanntlich  derselbe  bei  Salmo  thymallus  L. 
von  Vale  ncien  nes    beobachtete  Unterschied,    diesen    be- 


^)  Fische  des  Neckars  S.  14. 
**)  Artedi  Synonymia  pisc.  p.  80  u.  Valenciennes  T.  III.  p.  8. 


200  Günther: 

stimmte,  die  Linne'sche  Species  zu  spalten.  Die  Deutung- 
dieses  Unterschiedes  hatte  sich  nun  durch  Creirung  einer 
neuen  Species  oder  Feststellung  einer  klimatischen  Abände- 
rung leicht  erledigen  lassen,  wenn  ich  nicht  nun  in  dem 
Poppelsdorfer  Museum  zu  Bonn  6  Fische,  welche  Prof.  Tro- 
schel  aus  Berlin  hatte  kommen  lassen,  gefunden  hätte,  wovon 
das  grösste  6"  lange  weibliche  Exemplar  eine  beschuppte, 
die  fünf  andern  kleinern  (mas.  und  fem.)  eine  nackte  Brust 
haben  (s.  dieAbbiidungen  Fig.  1.  und  2.  beides  Weibchen.). 
Auf  der  andern  Seite  zeigte  es  sich  aber  auch,  dass  bei  Fi- 
schen aus  dem  Rhein  von  beinahe  derselben  Grösse  bald 
die  Brust  von  den  Bauchflossen  bis  zur  Vereinigung  der  Hu- 
meri  mit  sehr  kleinen  Schuppen  und  Körnern  bedeckt,  auch 
die  Stelle  vor  den  Brustflossen  mit  zarten  durchsichtigen 
Schüppchen  besetzt  war,  bald  diese  Theile  in  derselben  Weise, 
aber  nur  in  der  Mittellinie  beschuppt ,  bald  aber  auch  voll- 
kommen nackt  waren.  Ein  Exemplar  mit  so  ausgebildeten 
Schuppen  an  dieser  Stelle,  wie  ich  das  in  Berlin  gesehen, 
habe  ich  im  Rheine  noch  nicht  gefunden :  aber  trotz  dem  ist 
bei  dem  angegebenen  Sachverhalte  meine  Meinung  die  ,  dass 
dieser  Unterschied,  zumal  sich  auch  kein  anderer  constanter, 
anatomischer  oder  zoologischer,  nachweisen  lässt,  durchaus 
nicht  als  ein  specifischer,  vielmehr  als  ein  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  vom  Alter  abhängiger  aufzufassen  ist:  und 
wenn  ich  das  auch  zunächst  nur  für  den  Kaulbarsch  festge- 
stellt wissen  möchte,  so  könnte  diess  doch  die  Veranlassung 
geben ,  nach  dieser  Seite  hin  den  Thymallus  gymnolhorax 
Val.  von  neuem  zu  untersuchen. 

Skelett.  Der  Schädel  zeichnet  sich  aus  durch  die  wei- 
ten Sciileimkanäle,  welche  durch  die  Knochen  gebildet  wer- 
den, und  in  welche  so  viele  Gruben  führen,  dass  eine  an- 
schauliche Beschreibung  des  Schädels  keine  leichte  Sache  ist. 
Bei  einer  genaueren  Betrachtung  lassen  sich  diese  Gruben 
schon  am  Schädel  des  Barsches  und  Zanders  erkennen  ,  sind 
aber  hier  bei  weitem  nicht  so  entwickelt.  Ein  solcher  Schleim- 
kanal zieht  sich  um  den  ganzen  Umfang  des  Auges  herum; 
er  beginnt  vorne  mit  den  Nasenbeinen ,  welche  vollständig 
zu  einer  Röhre  verwendet  sind.  Bevor  er  weiter  nach  hin- 
ten zu  den  Stirnbeinen  sich  hinzieht.,  ist  er  durch  die  vor- 


Beiträge  zur  Kenntniss  unserer   Süsswasserfische.  201 

derste  Grube,  welche  vom  Nasen-  und  Stirnbein  zugleich  ge- 
bildet wird,  unterbrochen;  diese  Grube  ist  paarig  vorhanden. 
In  die  Fortsetzung  des  Kanals  auf  den  Stirnbeinen  führt  die 
zweite ,  wieder  paarige  Grube.  Die  unpaare  hintere  Grube 
auf  der  Schädeldecke,  von  welcher  in  der  zoologischen  Be- 
schreibung die  Rede  war,  stellt  sich  am  Schädel  als  ein  drei- 
eckiger, nach  hinten  nicht  abgeschlossener  Raum  dar ,  wel- 
cher gebildet  wird  durch  das  Auseinandertreten  der  beiden 
seillichen  Kanäle  und  ihre  veränderle  Richtung  nach  unten 
hinter  das  Auge.  So  lange  der  Kanal  noch  auf  dem  Stirn- 
beine verläuft,  sind  an  ihm  zwei  weitere  kleine  Gruben  be- 
merkbar, welche  jedoch,  so  lange  die  allgemeinen  Bedeckun- 
gen darüber  weggehen,  äusserlich  nicht  gesehen  werden.  Der 
Kanal  geht  nun  auf  den  Infraorbitalbogen  über,  und  öffnet 
sich  hier  durch  sieben  mehr  oder  weniger  tiefe  Gruben.  Der 
hinterste  Infraorbitalknochen  besteht  aus  einem  einfachen  klei- 
nen hohlen  Röhrchen  und  setzt  mit  dem  zweiten  die  hinterste 
kleinste  Grube  zusammen.  Der  zweite  bildet  eine  zusammen- 
gedrückte Röhre,  ist  nicht  länger,  aber  breiter  als  der  erste, 
und  an  beiden  Enden  ausgeschnitten,  um  mit  dem  ersten  und 
dritten  Gruben  zu  bilden;  der  dritte  dreimal  so  gross,  als 
die  beiden  ersten,  hat  eine  Grube  für  sich  und  setzt  je  eine 
mit  dem  zweiten  und  vierten  zusammen;  der  vierte  länger 
als  breit,  bildet  Gruben  mit  dem  dritten  und  fünften,  endlich 
der  vorderste  und  grösste  hat  einen  tiefen  Einschnitt,  mit 
welchem  er  den  vorderen  Winkel  der  Augenhöhle  bildet, 
legt  sich  ,an  den  Oberkiefer  an ,  und  ist  mit  drei  grossen 
Gruben  versehen.  —  Der  beschriebene  ringförmige  Kanal 
communicirt  nun  durch  eine  tiefe,  rund  ausgehöhlte  Rinne 
mit  einem  zweiten  Kanal,  welchen  das  Präoperculum  und 
der  Unterkiefer  bilden.  Auch  dieser  Kanal  ist  wieder  durch 
viele  tiefe  Gruben  durchbrochen  ,  und  zwar  auf  dem  Prä- 
operculum durch  fünf,  und  auf  dem  Unterkiefer  durch  fünf, 
von  welchen  letzteren  die  grösste  durch  Zahn  -  und  Gelenk- 
bein zusammengfcsetzt  wird. 

Die  Hauptstirnbeine  erstrecken  sich  bis  zu  der  ziemlich 
stark  vorspringenden  Crista  des  obern  Hinterhauptbeins  ,  und 
bedecken  den  breiten  vorderen  Theil  diees  Knochens,  so  dass 
die  Schädelhöhlc  durch  zwei  übereinanderliegende  Platten  ge- 


202  Günther: 

schlössen  ist;  es  hat  jedoch  die  untere  Platte  vorne  zu  bei- 
den Seiten  ein  grosses  ovales  Loch.  Die  kleinen  rundlichen 
dünnen  Scheitelbeine  liegen  zur  Seite  hinter  dem  Hauptstirn- 
bein. Das  Ethmoidalbein  verknöchert  erst  spät^  ich  habe  es 
bei  schon  geschlechtsreifen  Individuen  noch  durchaus  knorp- 
lig gefunden.  An  diesen  Knochen  legt  sich  der  Vomer  mit 
zwei  seitlich  vom  Körper  abgehenden  Flügeln  an;  auf  dem 
Körper  stehen  einige  Zähnchen;  der  Sparren  dünn,  lang,  et- 
was breit. 

Der  Oberkiefer  dünn,  platt,  beinahe  überall  gleich 
breit,  ohne  Zähne;  der  Zwischenkiefer  bildet  den  obe- 
ren Rand  des  Kiefers  und  ist  auf  zwei  Drittel  seiner  Länge 
mit  Zähnchen  besetzt,  das  untere  Drittel  ist  etwas  brei- 
ter; er  ragt  nicht  bis  zum  Unterkiefer  herunter  und  kann 
wegen  seines  langen  Fortsatzes  ziemlich  weit  vorgestreckt 
werden.  Das  Zahnbein  des  Unterkiefers  trägt  einen  nach 
rückwärts  gerichteten  stielförmigen  Forlsatz  ,  durch  wel- 
chen die  Bänder- Verbindung  mit  Zwischen-  und  Oberkie- 
fer vermittelt  wird  ,  und  der  noch  auf  einen  Theil  seiner 
Länge  mit  Zähnchen  besetzt  ist.  Der  Quadratknochen  ist  da, 
wo  er  sich  neben  das  Praeoperculum  legt,  mit  einer  starken 
Leiste  versehen.  Die  Ossa  sympleclica  von  nadeiförmiger 
Gestalt  und  oft  nur  knorplig;  ebenso  ist  der  hintere  verdickte 
Theil  der  Querbeine  von  knorpliger  Beschaffenheit.  Das  Ba- 
silarbein  ist  zu  zwei  grossen,  sehr  dünnwandigen  Blasen  auf- 
getrieben, in  denen  die  Gehörsfeine  liegen,  welche  bei  einem 
weniger  als  5"  langen  Individuum  die  Grösse  einer  Linse 
hatten.  Das  Operculum,  von  dreieckiger  Gestalt,  wird  durch 
drei  starke  Knochenstrahlen  gestützt,  welche  von  seinem  Arti- 
culationswinkel  ausstrahlen:  ein  Strahl  begrenzt  den  oberen 
Rand,  der  zweite  läuft  am  hinteren  Winkel  des  Kiemendek- 
kels  in  eine  vorstehende  scharfe  Spitze  aus  ,  und  der  dritte 
begrenzt  den  vorderen  Rand  am  Praeoperculum.  Die  zwei 
Schenkel  des  Vordeckels  bilden  einen  etwas  stumpfen  Win- 
kel, in  welchem  eine  schmale  dünne  Knochenlamelle  ausge- 
spannt ist;  der  untere  horizontale  Schenkel  ist  mit  zwei 
schief  nach  vorne  gerichteten  Stacheln  bewaffnet;  im  Win- 
kel steht  ein  nach  unten  gerichteter  starker  Stachel  und  der 
aufwärts  steigende  Schenkel  trägt  noch  einige  nach  oben  zu 


Beiträge  zur  Kenntniss  unserer  Süsswasserfische.  203 

immer  kleiner  werdende.  Dns  Suboperdulurrt  ist  öehr  dünn, 
und  läuft  nach  hinten  neben  dem  iSlachel  des  Operculums  in 
eine  membranöse  Spitze  aus.  Das  breite  und  dünne  Inler- 
operculum  hat  einen  abgerundeten  hinteren  Rand,  dfls  entge- 
gengeselzle  vordere  Ende  ist  spitz.  Die  obern  Schlundkie- 
ferknochcn,  länglich-oval,  liegen  auf  den  Blasen  des  Basilar- 
beins,  und  sind,  wie  die  unteren,  dicht  mit  Zähnchen  besetzt. 
Auch  die  Kiemenbogen  haben  auf  jeder  Seite  eine  Reihe 
Knötchen,  welche  winzige  Zähne  tragen.  Das  os  linguae  nie- 
dergedrückt, dreieckig.  Die  obere  Hälfte  des  Zungenbein- 
horns  trägt  ausser  dem  kleinen  Slyloidknochen  zwei  Kiemen- 
strahlen ,  die  untere  die  fünf  andern.  Das  Kielstück,  durch 
welches  sich  das  Schullergerüste  mit  dem  Zungenbein  verei- 
nigt, ist  schmal  und  hoch  und  hat  an  seinem  unteren  Ende 
eine  schmale  Rinne.  Das  Schultergerüst  ist  stark  enlwickit 
und  der  Humerus  trägt  oben  noch  2  —  4  mehr  oder  weniger 
deutliche  Zähne.  Von  den  Schulterblättern  ist  das  obere  am 
hinleren  Rande  gezahnt,  das  untere  breit,  scheibenförmig.  An 
den  Schultergürtel  ist  das  Becken  angewachsen;  die  breiten 
ossa  innominata  legen  sich  mit  ihrem  innern  scharfen  Rande 
so  aneinander,  dass  zwischen  ihnen  gar  kein  Zwischenraum, 
oder  wenigstens  nur  eine  schmale  Spalte  offen  bleibt;  am 
äusseren  Rande  werfen  sie  sich  nach  oben  und  nach  unten 
in  eine  scharfe  Leiste  auf;  zusammen  bilden  sie  ein  gleich- 
schenkliges Dreieck. 

Bei  allen  Individuen,  die  ich  in  Berlin  untersuchte,  fand 
ich  15  Rumpf-  und  20  Schwanzwirbel;  13  Rippen.  Die 
Exemplare  aus  dem  Rheine  halten  alle  15  Rumpf-  und  21 
Schwanzwirbel,  mit  Ausnahme  eines  einzigen  weiblichen  In- 
dividuums, das  22  Schwanzwirbel  hatte.  Von  den  Interspi- 
nalknochen  ist  dessen  zu  erwähnen ,  mit  welchem  der  erste 
Stachel  der  Afterflosse  artikulir»:  er  ist  noch  länger  und  stär- 
ker als  dieser,  mit  drei  vorspringenden  Leisten;  die  der 
Schwanzflosse  sind  comprimirt  und  dünn. 

Wei  chth  ei  le.  Die  Zunge  ist  ein  wenig  frei;  der 
sackartige  Magen  ist  in  einen  gerade  nach  unten  liegenden 
Blindsack  und  in  einen  querliegenden  Theil  geschieden;  hin- 
ter ihm  drei  kurze ,  aber  weite  Blinddärme ;  der  Darmkanal 
kurz,  mit  einer  obern  und  einer  untern  V\^indung.  Die  langge- 


204  Günther: 

streckte  Leber  erstreckt  sich  quer  von  rechts  nach  links  und 
ragt  auf  der  linken  Seite  weiter  nach  unten,  als  auf  der  rech- 
ten ;  es  ist  keine  Trennung  in  zwei  Lappen  vorhanden  und 
es  sind  nur  in  der  Mitte  einige  kleine  Läppchen  gesondert; 
Gallenblase  länglich-oval;  der  ductus  choledochus  mündet  an 
der  Insertionsstelle  der  Blinddärme;  Milz  länglich,  dreieckig, 
platt.  Testikel  und  Ovarien  sind  paarig  und  es  enthalten 
letztere  eine  ausserordentlich  grosse  Anzahl  von  Eiern ;  bei- 
derlei Geschlechtswerkzeuge  verschmelzen  unten  miteinander. 
Die  Nieren  sind  oben  an  der  Bauchhöhle  von  beiden  Seiten 
verschmolzen  und  massig,  sie  scheiden  sich  dann  in  zwei 
seitliche,  äusserst  schmale  Stränge,  welche  oft  unterbrochen 
sind;  unten  verschmelzen  sie  wieder  von  beiden  Seiten  und 
bilden  einen  dreieckigen  kurzen  Lappen;  der  Ausführungsgang 
der  Nieren  ist  sehr  weit.  Die  einfache  sehr  grosse  Schwimm- 
blase nimmt  die  ganze  Länge  und  Breite  der  Bauchhöhle  ein^ 
an  deren  Wandungen  sie  durch  Bindegewebe  befestigt  ist; 
hie  und  da  bemerkt  man  noch  einen  obliterirten  Ausführungs- 
gang, durch  welchen  sie  mit  dem  Oesophagus  zusammenhängt. 
Der  Austritt  dieses  Ganges  aus  der  Schwimmblase  ist  von 
dem  deutlich  sichtbaren  Wundernetze  umgeben. 

Entozoen.  In  allen  Individuen,  welche  ich  im  Mai 
und  Juni  untersuchte,  fanden  sich  in  der  Bauch-,  Brust-  und 
Augenhöhle  Gruppen  von  10—50  kleinen  Cysten,  welche  das 
Distoma  longicolle  Crepl.  enihielten.  Der  Saugnapf  war  bei 
allen  noch  einmal  so  gross  als  der  Mund.  Sodann  noch  in 
Cysten  in  der  Bauchhöhle  Schistocephalus  dimorphus  und 
Filaria  piscium. 

Die  Nahrung  des  Kaulbarsches  besieht  bekanntlich 
hauptsächlich  in  animalischen  Substanzen;  zuweilen  fanden 
sich  aber  auch  im  Magencontentum  Vegetabilien. 

Dieser  Fisch  laicht  zu  Ende  des  Mai  und  zu  Anfang 
des  Juni.  Auf  die  berliner  Fischmärkte  wird  er  von  Ende 
April  bis  zu  Ende  Juni  gebracht,  was  ungefähr  die  Zeit  be- 
zeichnen mag,  in  welcher  er  seine  Wanderungen  in  den  Flüs- 
sen auf-  und  abwärts  anstellt.  In  Bonn  erhielt  ich  ihn  aber 
aus  dem  Rheine  zu  jeder  Jahreszeit.  , 


Beiträge  zur  Kenntniss  unserer  Süsswasserfische.  205 

liucioperca   sandra  Cuv. 

Perca  lucioperca  L. 

Schaff  er,  pisc.  Bavar.  Ratisbon.  pcnlas. 

Bloch  t.51. 

Meidinger,  pisc.  Austr.  t.   1. 

Cuv.    et  Valenc.  hist.  nat.  des  poiss.  pl.   15. 

Sander  (Berlin).     Sandre. 

Olivengrün  mit  verwischten  braunen  Flecken 
in  Querbinden;  Rücken-  und  Schwanzflosse  mit 
braunen  Flecken;  Kopf  nur  wenig  beschuppt; 
über  100  Schuppen  in  der  Längsreihe. 

Der  Leib*"')  ist,  von  der  Seite  betrachtet,  viel  schmä- 
ler und  in  die  Länge  gestreckter,  als  der  unserer  anderen 
Percoiden;  von  oben  und  von  unten  erscheint  er  etwas  breit. 
Das  obere  Profil  beschreibt  nur  einen  äusserst  schwachen, 
beinahe  ununterbrochenen  Bogen  von  der  Schnauzenspitze 
bis  gegen  das  Schwanzende ;  das  unlere  Profil  ist  beinahe 
gerade.  Die  Höhe  des  Leibs  ist  6%— 7mal  in  der  Total- 
länge enthalten;  die  Länge  des  Kopfes  nur  4mal,  oder 
letztere  ist  gleich  der  6-  oder  Tfachen  Distanz  der  Augen. 
Die  Entfernung  des  Augs  von  der  Schnauzenspitze  gleich  l'/^ 
Augdurchmessern. 

Der  Durchmesser  des  grossen  Auges  ist  in  der  Länge 
des  Kopfes  6y2mal  enthalten;  die  Pupille  rund.  Die  Schnaulze 
ist  spitzig,  langgestreckt;  der  Rachen  weit  nach  hinten,  bei- 
nahe bis  unter  die  Mitte  des  Auges  gespalten;  die  grössern 
Zähne  der  Oberkinnlade  ragen  frei  hervor;  Oberkinnlade  et- 
was länger  als  die  untere.  Oben  auf  dem  Kopfe  mehrere 
Längsfurchen,  unten  am  Unterkiefer  3—4  Schleimporen.  Oben 
auf  dem  Kopfe,  auf  dem  Kiemendeckel  und  dem  Subopercu- 
lum  stehen  einige  wenige  Schuppen.  (Bei  einem  Exemplare 
aus  der  Krim  ist  auch  der  obere  Theil  der  Wangen  beschuppt.) 
—  Der  äussere  membranöse  Opercularrand  ist  stark  entwickelt 
und  am  Suboperculum  in  eine  stumpfe  Spitze  ausgezogen. 


*)  Wo  nicht  ausdrücklich  das  Gegentheit  gesagt  ist,  ist  die  Be- 
Schreibung  nach  Exemplaren  aus  der  Spree  und  Oder  gegeben. 


206  Günther: 

Flossen.  Die  Bruslflossen  haben  15  —  17  Strah- 
len, von  welchen  die  mittlem  die  längsten  sind;  sie  sind 
etwas  kürzer  als  die  Bau  eh  flössen.  Diese  hnben  einen 
Stachel  und  5  Strahlen  •^);  sie  sind  länger  als  die  Analis 
hoch  ist.  Die  Rückenflosse  nimmt  beinahe  die  ganze 
Länge  des  Rückens  ein  und  besteht  aus  zwei  Abtheilungen; 
die  erste  hat  13,  seltener  14  Stacheln,  von  welchen  der  längste 
nicht  ganz  so  lang  wie  die  Pectoralis  ist.  Die  hintere  Ab- 
theilung hat  1—2  kurze  harte  und  21 — 22  weiche  Strahlen. 
Beide  Rückenflossen  sind  am  oberen  Rande  convex  und  durch 
einen  merklichen  Zwischenraum  von  einander  getrennt.  Die 
Afterflosse  besteht  aus  2  Stacheln  und  11  — 12  Strahlen; 
sie  ist  ungefähr  so  hoch  wie  lang  und  hat  einen  etwas  con- 
vexen  unteren  Rand.  Die  Schwanzflosse  mit  17  Strah- 
len und  einem  Ausschnitt. 

Die  Seitenlinie  entspringt  über  dem  Kiemendeckel,  und 
verläuft  beinahe  gerade  über  der  Mitlellinie  des  Leibes  bis  zur 
Schwanzflosse;  sie  setzt  sich  in  einen  Schleimkanal  am  Kopfe 
fort,  der  in  einem  Bogen  sich  herabbiegend  unter  dem  Auge 
weg  bis  zur  Schnauzenspitze  verläuft.  Die  Ausführungsgänge 
der  Schleinidrüse  sind  sehr  gross  und  bedingen  eine  unre- 
gelmässige Stellung  der  Schuppen  in  der  Seitenlinie;  in  einer 
andern  Längsreihe  stehen  gegen  100  Schuppen. 

Die  Schuppen  sind  sehr  klein,  um  ein  vielfaches  klei- 
ner ,  als  die  Pupille,  besonders  auf  dem  Rücken  und  dem 
Bauche. 

Farbe.  Olivengrün  oder  graulich  mit  dunklen  Flecken 
in  Querreiben;  an  den  Seiten  silberglänzend,  Bauch  weiss. 
Die  Rückenflosse  mit  kleinern,  die  Schwanzflosse  mit  grössern 
dunklen  Flecken :  Brustflossen  etwas  schwärzlich  pigmentirt, 
Bauchflossen  gelblich,  Afterflosse  farblos;  Iris  olivenfarbig, 
unten  mit  einem  hellen,  goldglänzenden  Flecken. 

Vier  Exemplere  des  zoologischen,  und  ein  Skelett  des 
anatomischen  Museums  zu  Berlin  beweisen,  dass  eine  Ver- 
krümmung der  Wirbelsäule  bei  diesem  Fische  nicht  selten 
vorkommt.     An   dem  Skelette  ist  zu  ersehen,  dass  diese  pa- 


*)  Yal  enc  ienne  s    giebt   irrthftivlich    6    weiche  Strahlen    an, 
welche  Zahl  bei  den  Percoiden  nie  vorkommt. 


Beiträge  zur  Kenntniss  unserer  Süsswasserfische.  207 

thologische   Bildung    nicht    angeboren,   sondern    durch    eine 
mechanische  Verletzung  erworben  ist. 

Ein  Exemplar  von  der  Halbinsel  Krim  zeigte  keine  Un- 
terschiede von  unseren  Individuen. 

Grösse.  In  den  Seen  und  ruhiger  fliessenden  Strö- 
men, in  welcher  der  Sander  sich  findet,  scheint  er  eine  be- 
trächtliche Grösse  zu  erreichen.  Heckel  (Reisebericht  1851. 
p.  23)  erwähnt  Exemplare  aus  dem  Platten-  und  Seekirchner- 
See  von  25  Pf.  Gewicht.  Im  Flusssysteme  des  Rheines  wird 
er  nicht  gefunden. 

Skelett.  Bei  der  Beschreibung  des  Schädels  geben 
wir  die  bemerkenswertheren  Unterschiede  von  dem  des  Bar- 
sches an.  Die  einzelnen  Knochen  sind  nach  der  Längendi- 
mension gestreckter ,  nach  der  Höhe  niedergedrückter,  nach 
der  Breite  schmäler.  Der  wesentlichste  Unterschied  liegt  aber 
in  der  Bezahnung.  Im  Zwischen-  und  Unterkiefer,  auf 
dem  Vomer  und  Gaumenbein  steht  nur  eine  einfache  Reihe 
von  Zähnen ;  von  den  vordersten  Zähnen  des  Zwischenkie- 
fers, stehen  auf  jeder  Seite  zwei  nebeneinander,  welche  viel 
länger  und  stärker  als  die  übrigen  sind;  nach  innen  von  die- 
sen steht  noch  ein  dritter,  merklich  grösser  als  die  andern. 
Diesen  Hundszähnen  de5  Zwischenkiefers  entspricht  ein  ebenso 
grosser  im  Unterkiefer,  ausser  und  hinter  diesem  stehen  aber 
noch  in  gewissen  gleichen  Zwischenräumen  grössere,  über 
die  andere  hervorragende  Zähne.  Auf  dem  Körper  des  Vo-.- 
mer  besteht  die  halbmondförmige  Reihe  aus  gleichen  sehr  klei- 
nen Zähnchen.  Das  Gaumenbein  dagegen  trägt  wieder  auf 
seinem  vordem  Ende  einen  sehr  starken  Zahn;  zwischen  den 
kleinern  im  übrigen  Theüe  der  Reihe  sind  grössere  untermengt, 
aber  nicht  in  so  regelmässigen  Zwischenräumen,  wie  auf 
dem  Unterkiefer.  Die  Zähnchen  auf  den  Schlundkiefern  und 
den  Kiemenbögen  sind  von  gleicher  Grösse,  hecheiförmig,  in 
mehrfacher  Reihe,  stehen  aber  weiter  aus  einander  als  beim 
Barsch.  Ausser  dem  Präoperculum,  an  dessen  horizontalem 
Aste  die  Dornen  klein,  stumpf,  und  besonders  bei  älteren  In- 
dividuen obsolet  sind,  und  dessen  aufsteigender  Ast  feine 
sägenförmige  Einschnitte,  wie  bei  Perca  zeigt^  Ist  noch  der 
untere  Rand  des  Sub-  und  Interoperculum,  so  wie  derjenige 
Rand  des    Operculum,  welcher   an  den  Unterdeckel    grenzt^ 


208  Günther: 

ein  wenig  zackig;  von  den  Knochen  der  Schulter  ist  nur 
das  UnlerschuUeiblatt  und  hier  und  da  der  Humerus  etwas 
gezahnt.  —  Der  Zwischenkiofer  ist  länger  als  beim  Barsch 
und  ragt  beinahe  bis  zum  Unterkiefer  herunter;  der  breite 
Forlsatz  am  hinleren  Rande  des  Zwischenkieferknochens  bei 
Perca  ist  hier  nur  undeutlich  vorhanden.  Das  Zahnbein  vom 
Gelenkbein  nur  durch  eine  sehr  schmale  Spalte  getrennt.  — 
Der  hinterste  Inlraorbitalknochen  ist  auf  das  Hauptstirnbein 
angewachsen;  ihm  folgen  vier  sehr  schmale  Knochen;  sie 
sind  beinahe  ganz  zur  Bildung  von  Röhrchen  verwendet,  in 
welche  von  aussen  breile  Gruben  führen.  Ihnen  entgegen 
schickt  der  vorderste  grösste  Infraorbitalknochen  nach  hin- 
ten einen  langen  schmalen  Fortsatz;  es  ist  dieser  Knochen 
an  seinem  Rande  nie  gezahnt.  Das  os  linguae,  welches  bei 
Perca  und  Acerina  dreieckig  schildförmig  ist ,  ist  hier  lang 
stielartig.  Eigenlhümlich  sind  ferner  zwei  lange,  stielförmige 
Fortsätze ,  welche  vom  Hinterhauptsbein  zu  den  Seiten  der 
Crista,  so  weil  wie  diese,  sich  nach  hinten  erstrecken;  sie 
sind  bei  Perca  und  Acerina  auch  vorhanden,  aber  kurz 
und  stumpf,  so  dass  man  ihrer  als  Fortsätze  gar  nicht  er- 
wähnt; an  ihrer  Basis  befestigt  sich  das  Unterschulterblatt. 
Os  coracoideum  viel  breiter  und  kürzer  als  bei  Perca  und 
Acerina. 

Bei  allen  Individuen  zählte  ich  46  Wirbel,  bei  einem  45; 
derjenige  Wirbel,  bei  welchem  sich  zuerst  die  transversalen 
Apophysen  unten  zu  einem  Ringe  abschliessen,  und  welcher 
schon  dem  Schwänze  angehört,  ist  der  25.;  dieses  Paar  der 
geschlossenen  Apophysen  ist  ganz  besonders  breit;  die  trans- 
versalen Fortsätze  werden  vom  Uten  Wirbel  an  überhaupt 
breit  und  lang;  die  Dornfortsätze  der  vordem  Rumplwirbel 
sind  kurz,  stark,  aufeinander  niedergedrückt :  21  schmächtige 
Rippen,  von  welchen  sich  die  acht  vordem  an  den  Wirbel- 
körpern selbst  befestigen;  einige  der  vordem  tragen  Neben- 
rippen. Obgleich  zwei  getrennte  Rückenflossen  da  sind, 
so  ist  doch  die  Reihe  der  Interspinalknochen  nicht  unter- 
brochen. 

Weicht  heile.  Die  Zunge  ist  frei;  der  Magen  be- 
steht beinahe  ganz  aus  einem  sehr  langen,  in  der  Mitte  des 


Beiträge  zur  Kennlnis3  unserer  Süsswasserfische.  209 

Bauches  liegenden  Blindsack;  hinter  ihm  6  *)  wurmförmige 
Blinddärme,  einmal  bei  einem  sehr  jungen  Exemplar  7.  Der 
kurze  Darmkanal  geht  anfangs  auf  der  rechten  Seite  bis  un- 
ter die  obere  Häll'le  der  Bauchhöhle  herunter,  schlägt  sich 
dann  wieder  ein  wenig  nach  oben  um,  um  hierauf  alsbald  in 
der  Mitte  des  Leibes  vollends  gerade  bis  zum  Anus  zu  ver- 
laufen. Milz  länglich,  bucheichelförmig.  Die  Leber  ist  in 
drei  kurze,  spitzige  Lappen  gelheilt,  von  welchen  der  in  der 
Mitte  liegende  noch  drei  kleine  Zipfelchen  hat;  Gallenblase 
gross,  länglich-oval.  Die  grosse  einfache  Schwimmblase  ist 
fest  an  die  Seilen  der  Bauchwand  angewachsen,  und  oben 
durch  eine  Einschnürung  der  Länge  nach  in  zwei  Köpfe  ge- 
theilt;  ein  duclus  pneumaticus  findet  sich  nicht,  nur  bei  In- 
dividuen von  5"  Länge  lässt  sich  noch  ein  Rudiment  davon 
nachweisen ;  was  man  für  einen  Luftgang  halten  könnte, 
sind  Gefässe,  eine  Vene  und  eine  Arterie,  ein  Ast  der  A. 
coeliaca.  Die  Nieren  liegen  zu  beiden  Seiten  der  Wirbel- 
säule und  verdicken  sich  ganz  oben  in  der  Bauchhöhle  zu 
einer  beträchtlichen,  von  beiden  Seiten  verschmolzenen  Masse. 
Die  Testikel  sind  wie  auch  die  Ovarien  doppelt,  letztere  aber 
unten  zu  einer  Masse  verschmolzen. 

Von  Entozoen  fand  ich  im  Juni  und  Juli  dasDisloma 
longicolle  in  Cysten  und  Cucullanus  elegans. 

Der  Sander  ist  unter  unseren  Percoiden  der  wegen  sei- 
nes Fleisches  geschätzteste  Fisch,  und  wird  desshalb  in  gros- 
ser Menge  auf  die  Märkte  Norddeutschlands  gebracht;  nichts- 
destoweniger sei  wegen  seiner  starken  Vermehrung  keine 
Abnahme  in  der  Häufigkeit  seines  Vorkommens  wahrzunehmen. 

Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  die  bis  jetzt  noch  be- 
zweifelte specifische  Verschiedenheit  der  Perca  wolgensis 
Fall,  durch  die  Beschreibung  eines  Exemplares,  welches  Fürst 
Demidoff  dem  Berliner  Museum  geschickt  hatte,  darzu- 
thun.  Ich  bin  von  der  Richligkeit  dieser  Species  noch 
mehr  überzeugt,    als  ich   ein  Exemplar   der  Lucioperca  san- 


*)  Yalenciennes  hat  nur  vier  Blinddärme  gefunden,  und  be- 
schuldigt Bloch,  der,  wie  ich,  6  Blinddärme  gezählt  hat,  mit  Un- 
recht eines  Irrlhums. 

Archiv  f.  Nalurgescb.  XXI.  Jahrg.  l.Bd.  14 


flO  i'  Günther: 

dra  aus  demselben  Vaterlande,  der  Halbinsel  Krim,  zu  glei- 
cher Zeit  von  Fürst  Demidoff  gesandt,  zur  Vergleichung 
vor  mir  liegen  habe. 

liucioperca  wolgensis  Valenc. 
Perca  wolgensis  Pall.  Voy.  trad.  fr.  t.  VIII.  p.  99. 
Berschik  *)  an  der  Wolga ;   Podsulak  und  Sekreet  am  Don. 

An  den  Seiten  des  Leibes  6— 8  Querbinden; 
Rucken-  und  Schwanzflosse  mit  braunen  Flek^ 
ken;  Afterflosse  mit  2  harten  und  9  weichen 
Strahlen;  80—85  Schuppen  in  der  Längsreihe. 

Der  Leib  stark  seitlich  zusammengedrückt,  von  der 
Seite  betrachtet  hoch,  hat  die  Gestalt  des  vom  Barsche,  und 
ist  höher  als  beim  Sander;  seine  Höhe  ist  in  der  Länge  nur 
4V2mal  enthalten.  Die  Länge  des  Kopfes  ist  etwas  be- 
deutender als  die  Höhe  des  Leibes.  Die  Hundszähne  des 
Zwischenkiefers  sind  verhältnissmässig  viel  kleiner,  als  beim 
Sander;  es  stehen  vorne  auf  jeder  Seite  drei  grössere  ne- 
beneinander, welche  aber  nur  etwa  noch  einmal  so  stark  als 
die-  andern  des  Zwischenkiefers  sind.  Die  übrige  Bezah- 
nung  gleicht  sehr  der  des  Sanders  mit  Ausnahme,  dass 
auf  den  Gaumenbeinen  der  vorderste  Zahn  nicht  dieselbe 
bedeutende  Grösse  erreicht.  Die  Höcker  des  äussern  Kie- 
menbogens  sind  nicht  wie  beim  Sander  platt,  kürz  oder  ab- 
2-erund'et,  sondern  wie  beim  Barsch  stielförmig,  lang  oder  zu- 
gespitzt. 

Oben  auf  dem  Kopfe  mehrere  Längsfurchen,  unten  am 
Unterkiefer 3-4 Schleimporen;  Operculum,  Sub-  und  Interoper- 
culum  und  der  Kopf  oben  zum  Theil  sind  beschuppt.  Beim 
Sander  ist  der  hintere  Theil  des  Praeoperculums  kreisförmig, 
während  es  hier  bei  diesem  Fische  unten  einen  deutlichen 
Winkel,  wie  beim  Barsche,  bildet. 

Flossen.  Die  Brustflossen  haben  16  Strahlen,  von 
welchen  die  mittleren  die  längsten  sind;  sie  sind  etwas  kür- 


-*'         «)  fein    dem    deutschen    „Barsch«    auffallend  ähnliches  Wort,  ja 
in  Schwaben  nennt  man  den  Barsch  ebenfalls  „Bärschig." 


Beiträge  zur  Kenntnis   unserer  Süsswasserfische.  211 

zer  als  die  Bau  oh  flössen,  diese  haben  1  Stachel  und  5 
Strahlen,  wie  Valenciennes  richtig^  vermuthete,  da  Pal- 
las einen  Strahl  zu  viel  angiebt:  sie  sind  länger  als  die  Ana- 
lis  hoch  isl.  Die  Rü  cken  flösse  besteht  aus  zwei  Abthei- 
lungen, die  erste  hat  13  Stacheln,  von  welchen  der  längste 
kürzer  ist  als  die  Pectoralis ;  die  zweite  hat  1  harten  und  22 
weiche  Strahlen.  Die  Afterflosse  besteht  aus  2  Stacheln 
und  9  Strahlen;  sie  ist  höher  als  lang  und  hat  einen  stark 
convexen  untern  Rand ;  misst  man  ihre  Entfernung  von  der 
Schwanzflosse,  so  ist  sie  in  der  Totallänge  etwas  über  4mal 
enthalten ,  während  dieselbe  Entfernung  beim  Sander  in  der 
Totallänge  beinahe  öVjmal  enthalten  ist.  Die  Schwanz- 
flosse mit  17  Strahlen. 

Die  Schuppen  sind  grösser^  als  beim  Sander^  die  der 
Seitenlinie,  82,  stehen  regelmässig  und  sind  leicht  zu  zäh- 
len; eine  Schuppe  bedeckt  die  Pupille  beinahe  zu  2/3. 

Grösse.  Es  soll  nach  Pallas  dieser  Fisch  2'  lang 
werden;  unser  Exemplar  hat  über  1'.  Er  findet  sich  in  den 
Flüssen  Russlands. 

Fassen  wir  das  Bisherige  zusammen,  so  finden  wir,  dass 
sich  Lucioperca  wolgensis  von  sandra   unterscheidet: 

1)  durch  die  Gestalt  des  Leibes, 

2)  durch  die  kleineren  Hundszähne, 

3)  durch  die  Form  des  Praeoperculums, 

4)  durch  die  Höcker  auf   den  äussern  Kiemenbogen , 

5)  durch  die  9  Strahlen  der  Analis, 

6)  durch  die  viel  grössern  Schuppen. 

Diese  zoologsichen  Merkmale  werden  nun  aber  wieder 
wesentlich  durch  einen  anatomischen  Charakter  unter- 
stützt, indem  die  Lucioperca  wolgensis,  wie  der  Barsch,  nur 
drei  Blinddärme  hat  :  auch  ist  die  Zunge  breit,  und  bei  wei- 
tem nicht  so  schmal  als  beim  Sander. 

Dieser  Fisch  ist  wirklich  merkwürdig  dadurch  ,  wie  er 
die  Merkmale  zweier  Species,  welche  man  sogar  in  verschie- 
dene Genera  gebracht  hat,  in  sich  vereinigt,  und  von  den 
Ichlhyologen  haben  ihn  einige  wirklich  für  einen  Bastard  ge- 
halten, andere  diese  Eigenlhümlichkeit  wenigstens  durch  Na- 


212     Günther:   Beiträge  zur  Kenntniss    uns.  Süsswasserfische. 

men  wie  Sandre  Baiard  u.  s.  w.  auszudrücken  versucht.  Ab- 
gesehen von  einer  Untersuchung  der  Frage,  ob  es  überhaupt 
im  freien  Zustande  Fischbastarde  geben  könne ,  scheint  mir 
unser  Fisch  gerade  das  Gegentheii  zu  beweisen,  sofern  er 
gewiss  auch  in  den  deutschen  Flüssen,  wo  Sander  und  Barsch 
so  häufig  zusammen  vorkommen,  und  nicht  ausschliesslich  in 
der  Wolga,  zu  finden  wäre. 


"r>. 


diclie]yiia§sa,    neue    G^at<ungf   aus  der  Fa- 
milie der  itale. 

Von 

I9r«     J*     U  a  u  p 

in  Darmstadt. 

Hierzu  Taf.  X.  Fig  3. 


Diagnose.  Vordere  Nasenhöhle  kurz  und  trichterförmig, 
die  durch  eine  lappenförmige  Verlängerung  des  hinteren  Ran- 
des geschlossen  werden  kann.  Hinlere  Nasenhöhle  länglich 
oval  und  mit  einem  Haulrand  umgeben,  der  sich  an  die  Kopf- 
haut anschmiegt.  Der  zangenförmige  Rachen  kann  wegen 
der  Länge  der  Zähne  in  der  Mitte  nicht  geschlossen  werden. 

Beschreibung.  Auf  den  Nasenbeinen  5  lange  Zähne  nach 
vorn  ,  auf  die  3—4  kleinere ,  1  längerer  und  wieder  3 — 4 
kleinere  folgen.  In  der  2ten  Reihe  bis  zum  vorderen  Win- 
kel des  Auges  3  lange  bewegliche  Zähne.  19  grössere  und 
kleinere  Gaumenzähne,  auf  der  inneren  Seite  6  mehr  nadei- 
förmige. Auf  der  Mesiallinie  3  lange  bewegliche.  Auf  dem 
VomeV  2  kurze  konische.  Unterkiefer  mit  22  kleinen  Zähn- 
chen und  5  auf  der  zweiten  Reihe  nach  vorn  hin,  welches  die 
längsten  sind. 

4  Poren  an  der  Ober-  und  Unterlippe,  die  in  der  kör- 
nigen Haut  des  Kopfes  sehr  schwer  aufzufinden  sind.  '* 

Ich  erhielt  diese  höchst  interessante  Form  aus  dem  Ley- 
dener  Museum,  in  welchem  dieser  Aal  einen  Theil  der  älte- 
ren Sammking  ausmachte.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  diese 
Art  nahe  an  hundert  Jahre  bereits  gesammelt  war.  Bei  die- 
ser Länge  der  Zeit  ist  es  wunderbar,  wie  vortrefflich  die- 
selbe erhalten  ist,  und  weder  in  der  Form  noch  in  Zeichnung 
und  Färbung  viel  eingebüsst  hat. 


214    Kaup:  Enchelynassa,  neue  Gatt,  aus  der  Familie  der  Aale. 

Leider  fehlen  die  Notizen,  in  welchem  Meere  diese  Art 
gesammelt  worden  ist;  dieser  Misstand  hob  sich  jedoch,  als 
ich  einen  harten  Körper  im  Magen  durch  die  Haut  fühlte,  ei- 
nen kleinen  Einschnitt  in  diese  und  den  dünnhäutigen  weiss 
gefärbten  Magen  machte,  und  daraus  einen  ganz  vortrefflich 
,ßrhaltenen  Holocentrum  punctatissimum,  (Cuv.  et  Val.  Tom.  III. 
p.  215)  hervorzog.  Dabei  bemerkte  ich  den  Eierstock.  Da 
diese  Holocentrum-Art  bei  der  Insel  Strong,  eine  der  Karo- 
linen, durch  Lesson  gefangen  wurde,  so  ist  anzunehmen,  dass 
Enchelynassa  ebenfalls  daselbst  lebt.  Ist  H.  lacteo-guttalum 
Cuv.  et  Val.  eine  Varietät  von  punctatissimum  ,  wie  Cuv.  et 
Val.  vermulhen,  woran  ich  jedoch  zweifele,  so  wäre  auch  das 
Indische  Meer  der  Ort  seines  Vorkommens.  Die  Zahl  der 
Kiemenstrahlen  bei  meinem  Exemplare  des  Hol.  punctatissimum 
ist  gegen  die  generische  Angabe  Cuv.  et  Val.  7  und  nicht  8. 
Die  Zählung  von  mir  beruht  auf  der  allergenausten  Unter- 
suchung. oTaiBjtft'iöln'jqqni   ■;' •    (i  >'i  fl<  ',{!. 

Diese  Muränenform  kann  weder  in  eine  der  Richardson'- 
schen  Abiheilungen  der  Muränen  Er.  et  Terr.  Part.  VI.  p.  79 
noch  in  eine  der  Bleeker'schen  neuen  Gruppen  gebracht  wer- 
den, indem  sie  sich  wesentlich  in  der  Zahnbildung,  Gestalt 
des  Rachens  und  der  Nasenhöhlen  unterscheidet.  Sie  bildet 
als  Genus  wie  als  Art  eine  neue  Form.  Als  Art  habe  ich 
sie  nach  Herrn  Dr.  ßleeker  genannt,  der  sich  um  die  In- 
dische Fischfauna  unvergängliche  Verdienste  erworben  hat . 

'/iCtisI^ 
Enclielynassa  Bleekeri  Kaup. 

,.„  ■  .V  Das,  wie  bereits  bemerkt,  weibliche  Individuum  derLeyde- 
ner  Sammlung  erreicht  eine  bedeutende  Grösse,  und  ist  720  Mm. 
lang,  wovon  der  Körper  360  Mm.  wegnimmt.  Kopf  bis  zu 
dem  trichterförmig  erhabenen  Rand  des  Kiemenlochs  95  Mm. 
In  der  Nähe  des  Kiemenlochs  ist  der  Körper  56 Mm.  hoch. 

Die  Rückenflosse,  gleich  hinter  dem  Kopfe  beginnend, 
zeigt  schiefe  zackige  schwarze  Längslinien  und  der  Körper 
ist  mit  unzähligen  schwarzen,  theilweise  unterbrochenen  Quer- 
linien  geziert,  zwischen  die  unzählige  schwarze  Punkte  ein- 
.gestreut  sind.  Die  Grundfarbe   ist  eine  bräunliche.    . 

tj|ffi  — .  ,i'»?t 


Uebersicilt  über  die  fSpecies  einiger  Fami- 
lien fiep  Selepodermen. 


Von 

Dr.     «f«     H.  a  u  p 

in  Darmstadt. 


I.    Ostracionidae.  ^ 

Meine  erste  Arbeit  bei  dieser  Familie  war  die,  alle  bis 
jetzt  beschriebenen  Arten  streng  zu  revidiren,  um  die  Nomi- 
nalspecies  auszuscheiden.  Unter  den  Arten,  welche  in  Bloch 
und  Schneider  Syst.  Ichth.  aufgeführt  sind,  ergeben  sich 
folgende  als  doppelte  AuiTührungen :  1)  stellifer  =  concate- 
natus,  2)  tricornis  =  quadricornis  ,  3)  turritus  =  gibbosus, 
4)  bituberculatus  =  cubicus ,  5)  nasus  =  tuberculatus ,  6) 
lentiginosus  =  punctatus,  7)  aculeatus  =  hexagonus,  8)  arcus 
=  cornulus.  0.  stellifer,  tricornis,  turritus,  bituberculatus, 
lenliginosus  ,  nasus,  aculeatus,  und  arcus  sind  demnach  als 
Arten  zu  streichen.  ig 

I.  Genus  Cibotion  Kp. 
a)  Mit  etwas  höckerigem  Rücken. 

1.  Cibotion  tuberculatus  Kp. 
Ostracion  tuberculatus  Linn.  No.  4.  Gm.  1443.  Bl. 
et  Sehn.  501.  Willughby.  gpp.  20.  t.  10;  Ostracion  nasus  Bl. 
t.  138.  Bl.  et  Sehn.  p.  500,  Lac.  Shaw ,  Cuv.,  Swains.,  Blkr. 
Bijdr.  p.  33.  P.  Yll.  fig.  15.  Oslracium  nasus  Cant.MaK  Fish, 
p.  1351.  Nach  den  vorhandenen  Abbildungen  und  Beschrei- 
bungen leicht  zu  erkennen.  ^-a:.  ij' 


216  Kaup: 

b)  Mit  fast  flachem  Rücken. 

2.  Ciboiion   cubicus    Kp, 

Oslracion  cubicus  Linn.  Syst.  n.  9.  Gmel.  1443.  Bl.  et 
Sehn.  p.  500,  Bl.  t.  137. 

L'ostracion  ä  deux  tubercules,  Commers.  Manuscr.  Lac. 
I.  p.  459. 

Oslracion  bituberculalus  Bl.  et  Seh.  p.  501. 

Willughby.J.  12.  Seba  24.  N.  4.  Rüpp.  Atlas  T.  7.  fig.  14. 

Bleeker  Baiistini  et  Ostrac.  PI.  VII.  fig.  14.         i>^'^-^ 

Bleeker  Nalez.  p.55.  var.  immaculatus,  T.  et  Schi.  Fauna 
japonica. 

3.  Cibotio7i   punctatus   Kp. 

L'ostracion  pointelle,  Lac.  p.  455.  t.  21.  fig.  I.  Ostracion 
punctatus  Bl.  et  Sehn.  p.  501.  Jen.  voy.  of  Beagle  p.  158. 
Ostr.  lentiginosus  Bl.  et  Sehn.  p.  501.,  L'ostracion  pointu  Lac. 
455.  t.  21.  fig.  1.  (demnach  nach  derselben  Tafel  wie  punctatus 
beschrieben).     Ostr.  meleagris,  Shaw.  V.  IL  t.  172. 

4.  Cibotion  Argus   Kp. 
Ostracion  Argus  Rupp.  Atlas  Tab.  I.  Fig.  1. 
Ostracion  rhinorhynchus  ,  Bleeker,  Bijdr.  tot.  de  Kenn. 

der  Baiistini  etc.  XXIV.  Verh.  v.  het.  Gen.  van  Kunst,  et  We- 
lensch.  p.  34.  PI.  VI.  fig.  12. 

*;  Piscis  quadrangularis  roslratus,  Will.  Raii.  Willughby. 
T.  J.  11.  Die  Willoughby'sche  Abbildung  wie  die  von  Dr. 
Bleeker  ist  sehr  gut.  Diese  Art  ist  leicht  zu  erkennen, 
durch  die  dicke  aufgeschwollene  Nase,  die  über  den  Mund 
wegragt,  und  fast  in  gleicher  Linie  mit  der  Stirne  läuft.  Nach 
Bleeker  Java,  nach  dem  Britlischen  Museum  Australien. 
Zwei  Exempl.  durch  den  Grafen  Derby. 

5.  Cibotion  cyanuriis  Kp. 
Ostracion  cyanurus  Rüpp.  Atlas. 
Mit  fast  flachem  Rücken  und  sehr  vorspringenden  Kör- 
perrändern. Felder  glatt  granulirt.  Die  Seilen  mit  braunen 
Flecken  im  Centrum  der  Schilder.  Augenkreise  sehr  schwach 
erhöht.  Nase  nicht  vorspringend  und  kürzer  als  bei  den  an- 
dern Arten.  Der  Panzer  ist  72  Mm.  lang  und  30  Mm.  breit; 
bei  einem  cubicus,  dereinen  92  Mm.  langen  Panzer  hat,  ist  die 


Uebersicht  über  die  Species  einiger  Familien  der  Sclerodermen.     217 

Breite  dieselbe,  und  bei  einem  ciibicus  von  58  Mm.  Panzer- 
länge ist  die  Breite  22.  Schwanzflosse  orange  mit  schwärz- 
lichen Flecken  auf  den  Strahlen.  Ein  Exemplar  im  Brilti- 
schen  Museum 

6.  Cibotion  Sehae   Kp. 

Blkr.  Bijdr.  etc.  p.  34.  PI.  VI.  fig.  13.  Seba  24.  flg.  5. 
Unterscheidet  sich    von    cubicus   durch   dickere  Lippen, 
grössere  Zähne  und  grössere  Oeff*nung  für  den  Mund. 

II.  Genus  I^aetophrys  Swains.  (part.) 

Lactophrys  (Schreibfehler)  de  Kay. 

7.  Laetophrys  cornutus. 

Ostr.  cornutus  L  n.  6.  Gmel.  1443.  Bl.  et  Sehn.  p.  501. 
Bloch.  T.  133.  Ostr.  arcus,  Bl.  Sehn.  p.  502.  Seba  t.  24.  fig,  9. 
^Cuvier  in  der  Note  am  Schlüsse  des  Genus  Ostracion. 
Fauna  jap.  T.  131.  fig.  4.  (juv.). 

8.  Laetophrys   Fornasitii  \i\). 
Mit  5  Dornen. 

Ostr.  Fornasini ,  Bianconi  in  Nov.  An.  della  Sc.  nat. 
Ser.ll.  Tom.  V.  p.  113.  Bologna  (1846)  mit  Fig.  China,  Neu- 
Guinea,  Mauritius,  Brilt.  Mus.  Bianconi's  Exempl.  kam  von 
Mozambique.  * 

9.  Laetophrys  diaphanus  Kp. 

Ostr.  diaphanus  Bl.  et  Sehn.  p.  511.  Ostracion  1  lacu- 
lealus,  A.Smith.,  111.  Fish.  t.  17.  (vortrefflich).  Ostracion  bre- 
vicornis  Temm.  et  Schi.  Fauna  jap.  l.  130.  fig.  3.  (excellent) 
Indien,  Japan,  Cap. 

III.  Genus  Ostracion  Linn.  (part.)  Kaup. 

Rhinosomus  etTetrasomus,  Swains.  Gab.  Cyclop.  p.324. 

a)  Ohne  lange  Dornen  über  den  Augen  und  an  den 
Rändern  des  Körpers. 

10.  0.  triqueter  Linn. 

Ostracion  triqueter  L.  N.  1.  Gmel.  1441.  Bl.  et  Sehn.  498. 
Bl.  l.   130. 

b)  Mit  Dornen  nächst  den  Analflossen. 

11.  0.  bicaudalis  Linn. 

Ostr.  bicaudalis  Linn.  n.  3.  Gmel.  1441.  Bl.  et  Sehn. 499. 


^^^  Kaup:  ,   ja-iimd^'l 

BI.  t.  132.  Seba  T.  24.  N.  3  et  7.  Will.  I.  J.  17.  Chap. 
Parra.  T.  XVII.  fig.  1. 

12.     0.  trigonus  Linn. 

Ostr.  trigonus  L.  N.  2.  Gmel.  1441.  Bloch  et  Sehn.  499. 
Bl.  T.  135. 

.rv;,;,i.        ^^'     ^-  oviceps  Kp.  .  j^.^^; 

Profil  des  Kopfes  convex  und  plötzlich  herabsteigend. 
Der  lange  Schwanz  blau  gefleckt  oder  einfarbig  mit  einem 
Hornschild  auf  der  Wurzel  nächst  dem  Panzer.  Der  Röcken 
hinter  den  erhöhten  Augenkreisen  beginnend.  Schwanzflosse 
gegabelt:  trigonus  P.  10.  D.  14.  A.  9.  C.  7. 
,we,  .(f    ffil. oviceps  P.  12.  D.   10.  A.  10.  C.  10. 

6  Exemplare  im  Briltischen  Museum  ohne  Angabe  woher. 

c)  Mit  Dornen  über  den  Augen  und  hinterem  Panzer- 
rande. 

14.  0.  quadricornis  Linn. 

Linn.  N.  5.  Gmel.  1442,  Bl.  et  Sehn.  499.  Bloch.    T.  134. 
Ostr.  tricornis   N.  4.  Gmel.  1412.    Sehn,   et   Bloch  499. 
Will.  J.  18. 

d)  Mit  2—3  kurzen  Dornen  auf  dem  erhöhten  Rücken, 
kurzen  Dornen  über  den  Augen  und  den  Rändern  des  unge- 
wöhnlich breiten  Bauches.  Im  hohen  Alter  verschwinden 
diese  Dornen  bis  auf  schwache  Spuren. 

15.  0.  concatenatus  Bloch. 

Ost.  concatenatus  Bl.  et  Sehn.  498.  Bloch  T.   131.  (alt). 

Ostr.  stellifer  Bl,  et  Sehn.  p.  499.  t.  98.  (jung). 

Ostr.  bicuspis  Blumenb  Abb.  58.  A.  Smith.  111.  PI.  18. 
a.  (alt),  b.  (jung).  Letztere  die  besten  Abbildungen  von  allen. 
Gemein  in  China  und  an  dem  Cap. 

e)  Mit  fast  vierkantigem  Körper  und  sehr  erhöhtem 
Rücken,  der  mit  einem  sehr  grossen  Dorn  sich  endigt;  über 
den  Augen  und  am  Bauchrand  Dornen. 

16.  0.  gibbo  sus  Linn. 

Oslr.  gibbosusL.  n.  8.  Gmel.  1443.  Bloch  et  Sehn.  500. 

0.  triqueter  Cuv.  in  der  Note  am  Schlüsse. 

0.  turrilus   Forsk.  Descr,  an.  p.  76.  K.  13.  Gmel.  1442. 


Üebersicht  über  die  Species   einiger  Familien  der  Sclerodermen.     219 

Bl.  et  Schneid.  500.    ßl.  T.  136.   Blkr.  Bijdr.   Ichlh.  v.  Japan 
p.  15, 

0.  tesserula  Cant.  Mal.  Fish.  p.  1349.  PI.  Vlll.  fig.  2  et 
3.  (jung).  ^'nö 

IV.  Genus  jtcerana  J.  E.  Gray. 

Zwei  Nasenlöcher  am  Ende  eines  cylindrischen  Vor- 
sprungs. Runde  zusammengedrückte  Formen,  welche  einen 
kurzen  Schwanz  haben,  der  mit  Knochenschuppen  oder  Kno- 
chenringen rings  umgeben  ist. 

ij     iHh^i   '■         a)  Subgeims  Acerana  J.  E.  Gray. 

Mit  3  Paar  flachen  zusammengedrückten  Dornen,  einer 
über  den  Augen,  zwei  Paar  auf  dem  Rande  des  abgerunde- 
ten Rückens,  ein  Dorn  auf  der  Seile,  2  oder  3  an  dem  Rande 
des  zusammengedrückten  Bauches. 

17.  Ac.  aurita  3.  E.  Gray. 

Ostr.  auritus  Shaw.  Nat.  Mise,  t.338.  Gen.  Zool.V.  424. 
Bl.  et  Sehn.  p.  5öl.  Coffre  14  piquans,  Lac.  Ann.  Mus.  IV. 
58.  1.  Ac.  lineata,  J.  E.  Gray  Richards  Tr,  of  the  Zool.  Soc. 
Vol.  in.  184.  t.6P.  fig.  1.  Ostr.  striatus  Shaw.  V.  430.  0.  Fo- 
binii,  Donov.  Nat.  rep.  t.  66.  (juv.) 

18.  Ac.  flavigastra  J.  E.  Gray. 

Aracama   flavigastra    Mag.    Zool.  et  Bot.   1138.    p.  108. 
Ost.  (aracama)  flavigastra  J.  E.  Gray  Richards  Tr.  Zool.  Soc. 
III.  P.  IL  p.  164.  PI.  XL  fig,  1. 
;, ,       Australien. 

19.  Ac.  ornata  J.  E.  Gray. 

Acarama  ornata  J.  E.  Gray  Mag.  ofZool.  and  Bot.  Ri- 
chards Tr.   PI.  X.  fig.   2. 
Van  Diemensland. 

20.  Ac.  Reveesi  J.  E.  Gray. 

Ostracion  (Acerana)  auritus  ,  J.  E.  Gray  111.  pf  Indian 
Zool.  t.  98.  fig.  2.  Nahe  verwandt  mit  aurita  und  spilogaster^ 
allein  ist  mehr  comprimirt,  hat  kleinere  Schilder  und  die  Re- 
lieflinien auf  den  Feldern  sind  weniger  entwickelt ,  5  ver- 
tiefte glatte  Streifen  in  der  Nähe  des  Schwanzes. 


220  Raup:  Ul-iJÄiadaU 


Der  Panzer  ist  bei  Reveesi    lOOMm.  lang  und  84  Mm.  hoch. 
V  »       «      «     aurita        95     „       „         »     71     „         „ 

Nächst  den  Seitendornen  ist  Reveesi  35^  aurita  44  Mm. 


breit. 

21.  Ac.  spilogaster  Richards, 

Ost.  (Aracama)  spilogaster  Rieh.  Tr.  Zool.  Soc.  10.  fig".  1. 
Der  Rauch  blau  mit  gelben  Flecken. 

b)  Subgenus  Capropyg-ia  Kp. 

Rücken  und  Bauch  in  der  Mitte  erhöht.  Ein  Paar  fla- 
cher zugespitzter  Dornen  auf  der  Mitte  des  Randes,  welcher 
den  Rücken  einschliesst.  Ein  anderes  Paar  an  dem  Bauch- 
rande vor  den  Analflossen.  Die  Felder  vom  Centrum  aus 
mit  kleinen  Tuberkeln.  Von  hinten  betrachtet  gleicht  sie  dem 
hinteren  Theil  eines  wohlgenährten  Schweines. 

22.  Acerana  unistriata  5.  E.  Gray. 

Die  Dornen  mit  schwarzen  Flecken.  Ein  schwarzer  Strei- 
fen von  dem  Auge  bis  zum  Schwänze.  Der  nackte  Theil  des 
Schwanzes  mit  einem  Knochenring  total  bedeckt;  eine  2le  Schild- 
schuppe über  diesem  Ring.     Die  Basis  der  Flossen  schwarz. 

3  Exemplare  im  Britt.  Museum. 

c)  Subgenus  Mentrocapros  Kp. 

Ohne  Augendornen.  Rücken  concav  mit  zwei  flachen 
zugespitzten  Dornen  in  der  Mitte  der  Rückenränder.  Bauch- 
rand rauh  und  gezähnelt  mit  einem  Dorn.  Längs  den  Seiten 
in  der  Mitte  eine  rauhe  Erhöhung  mit  Dornen. 

23.  Acerajia  hexagona  J.  E.  Gray. 

Ostr.  hexagonus  Thunb.  N.  S.  A.  XI.  101.  fig.  3.  Bl.  et 
Sehn.  502.  0.  aculeatus  Terlingse  Bluvisch  Houttyin  in  Haarl. 
XX.  Deel.  2.346.  n.36.  Ost.  stictinotus  Temm.  et  Schi.  Fauna 
jap.  t.   131.  Blkr.   Bijdr.  Ichth.  v.  Jap.  p.  15.     Japan. 

d)  Subgenus  Anoplocapro»  Kp. 

Körper  am  Rücken  und  Bauch  zugeschärft.  Ohne  (im 
Alter)  Dornen.  y  ^,    -;ii 


Uebersicht  über  die  Species    einiger  Familien    der  Scierodermen.     221 

24.  Acerana  lenticularis  Richards. 

Aracama  lenlicularis  seu  Oslr.  lenticularis  Rieh.  Proc. 
March  9.  1841.  Trans,  of  the  Zool.  Sog.  Vol.  111.  p,  11.  p.  158. 

25.  Acerana  Grayi  Kp. 

Mund  und  Linie  bis  zur  Kiemenspalle  nackl,  mit  unre- 
gelmässigen Schuppen  bedeckt.  Rücken  und  Bauch  nicht  so 
hoch  und  zusammengedrückt,  wie  bei  den  vorigen.  Keine 
deutliche  Seiten-  und  Bauchlinie.  Felder  glätter;  von  dem 
wenig  erhöhten  Cenlrum  gehen  erhöhte  Streifen  zu  den  Ek- 
ken  derselben.  Der  zweite  Knochenring  nächst  der  Rücken- 
flosse ist  nur  halb  und  bedeckt  nur  den  Rücken;  drei  an- 
dere kleinere  Schuppen  an  der  Unterseite  vor  dem  complef- 
ten  Ring.  Dritt.  Museum,  aus  Australien ,  in  dessen  Meeren 
wahrscheinlich  alle  Arten  vorkommen. 

Hierher  gehört  noch  das  sonderbare  Genus,  welches  ich 
vorläufig 

V.     Centaurus  Kp. 

nenne  und  welches  sich  durch  Mangel  der  Rückenflosse  aus- 
zeichnen würde. 

26.  Centaurus  boops  Ki^,  i 
Ostracion  boops  Rieh.  Ereb.  et  Terr.  p.52.  PI.  30.  fig.l8— 21. 
Genus  wie  Species  nach  einer  Zeichnung  des  berühm- 
ten Botanikers  Dr.  Hooker  aufgestellt.  Nach  dieser  Zeich- 
nung ist  dieser  Fisch  höchst  merkwürdig  und  monströs  ge- 
staltet. Vor  den  grossen  Augen  ein  langer,  rauher,  zuge- 
spitzter Dorn;  ebenso  ein  entsprechender  über  der  verdrück- 
ten Schwanzflosse.  Rücken  erhöht  und  zugeschärft  mit  zwei 
Ausschnitten  und  zwei  Spitzen.  Seillich  zwei  Dornen  und  an 
der  Bauchseite  vier.  Im  Süd-Allantischen  Ocean  gefangen. 
Es  wäre  interessant,  um  diese  Formen  näher  kennen  zu  ler- 
nen, wenn  sie  bald  wieder  aufgefunden  würde. 


II.     Balistiflae. 

a)  Subfamilie  Balistioae  *)• 

Der  ganze  Körper  ist  mit  einem  Panzer   bedeckt,    der 


*)  Von  den  22  Arten,  weiche  Schneider  aufführt,  müssen  un- 


222  Kaup:  »  }ibm»d5>!i 

durch  Kreii zun ien  in  schuppenartiga Felder  zerfällt.  Die  erste 
Rückenflosse  mit  sehr  grossem  ersten  Stachel,  auf  den  ein 
oder  zwei  kleinere  folgen.  Das  Becken  springt  mehr  oder 
weniger  vor  und  die  Stacheln  der  in  einer  Reihe  fortlaufen- 
den Bauchflossen  sind  mehr  oder  weniger  entwickelt. 

I.  Genus  Pyrodon   Rüpp.  ., 

Xenodon  Rüpp.  Zenodon  (Schreibfehler)  Swains. 

Vier  stumpfe  Vorderzähne,  wovon  die  zwei  mittleren  die 
breileren;  2  längere  Eckzähne.  Canal  vor  den  Augen.  Schild- 
schuppen hinler  dem  Kiemenschlitz.  Ohne  seitliche  Schwanz- 
dornen. 

1.  Pyrodon  niger  Rüpp. 
La  Baliste  noir  Lac.  T.  XV.  fig.  2. 

Xenodon  niger  Rüpp.  Neue  Wirbellh.  T.  14.  fig.3.  Blkr. 
Baiist.  p.  37. 

Zenodon  niger  Swains.  Gab.  Cycl.  p.  325. 

II.    Genus  TWeliclitliys   Swains. 

Die  vorderen  Zähne  in  einem  Halbkreise  und  gleich  lang. 
Die  mittleren  gleich  breit  mit  zugeschärfter  Schneide  (Men- 
schenzähnen ähnlich)  sonst  wie  Pyrodon,  allein  mit  halbmond- 
förmiger Schwanzflosse. 

2.  M.  ringens. 

Le  B.  silonne,  Lac.  p.370.  t.  18.  fig.  1. 

B.  ringens  Linn.  Bai.  Gronovii,  Osb.  radula  Sol.  Mss. 
3»     M.  V)idua, 

Balisles  vidua  Richards.     Fish  of  China. 

Ohne  alle  Dornen  an  der  Schwanzregion.  Brustflossen 
dunkel  mit  schmalem  schwarzem  Rande.  Rücken-  wie  After- 
flosse mit  schwarzer  Borde.  Ende  des  Schwanzes  weisslich 
mit  schwarzen  äusseren  Strahlen.  D.  32.  A.  28. 


dulalus,  stellaris,  armalus  und  viridis  als  Arten  gpstrirhen  werden;  es 
bleiben  demnach  nur  18.  Zu  diesen  bringe  ich  mit  Kuppe  II  den  As- 
sasi  Forsk, ,  den  Irenatus  Commers  und  die  Vidua  von  hichardson ;  die 
Zahl  der  Arten  ist  demnach  21.  Die  Arten  der  neueren  Autoren  las- 
sen sich  alle  auf  bereits  bekannte  Arten  zurücktühren. 


Uebersicht  über  die  Species  einiger  Familien  der  Sclerodermen.      223 

4.  M,  curassavicus. 

Balistes,  Sehn.,  nitidus,  Gron.,  aureolus  Richards. 

III.   Genus  Balistes  Linn. 

Mit  Canal  vor  den  Augen;  Zähne  kegelförmig,  ohne 
unterschiedene  Eckzähne. 

a.  Ohne  Schilder  hinter  der  Kiemenspalte,  ohne  Dornen 
am  Schwanz.  Bauchflosse  fast  unentwickelt.  Schwanz  halb- 
mondförmig. In  der  Jugend  sehr  rauh,  im  Alter  fast  glatt. 
Zweite  Rücken-  und  Analflosse  sehr  hoch. 

5.  Balistes  maculatus  Bloch  t.  151. 

Guaperva  longa  Will.  App.  21.  J.  20. 

Sabaco  Ferra  17.  t.  X.  Balistes  longus  Gron.  Cat.  of 
Fish  p.36. 

Schneid,  et  Bloch  p.  464.  Bai.  Willughbyi  E.  F.  Bennett 
Beech.  Voy.  t.21.  fig.2. 

B.  azureus  Less.  Coq.  t.  10.  fig.  2.  (ad.)  gute  Abbild. 

Capriscus  Cuv.  Regn.  anim. 

senticosus  Richards.  Samarang  p.23.  pl.  P.  fi.  5 — 8.  (jung). 

B.  jacksonianus  et  angulosus  Quoy  et  Gaim.  Voy.  de 
Freyc.  p.  209.  210.  (jung). 

oculatus  J.  E.  Gray  111.  Ind.  Zool.  t.  8.  fig.  1. 

b.  Mit  2 — 7  Dornreihen  oder  erhöhten  Punkten  an  der 
Schwanzregion.  Grössere  Schuppen  hinler  der  Kiemenspalte. 
Zweite  Rücken-  wie  Analflosse  nicht  sichelförmig  gestaltet. 

6.  Balistes  conspicillum  Sehn.  p.  474. 

Guaperva  tachele  Sonn.  Journ.  de  Phys.  1774.  T.  III. 
p.  443.  t  2. 

Bai.  noir.  Bonnat.  t.  85.  fig.  352.  Le  B.  amerieain  Lac. 
1. 16.  fig.  2. 

ß.  bicolor  Shaw  Gen.   Zool.  V.  p.407.  1. 16.  fig.2. 

Lesson  voy.  Coq.  t.  9.  fig.  1.  Quoy  et  Gaim.  Uranie  pl.  9. 
fig.  1.  Temm.  et  Schleg.  Fauna  jap.  1. 129.  fig.  1.  Lebensgrosse 
und  beste  Figur.)  Cantor  Cat.  p.344.  od.  1326. 

Rhinaeanthus  conspicillum  Swains.  Cycl.  11.  p.  325. 


-524  Kaup : 

7.  B  allst  es  fr  enat  US  Commevs. 
Bai.  bride  Lac.  T.  15.  fig.  3. 

8.  BaJistes  chrysopterus  Schneid,  p.466. 
Bai.  arme,  Lac.  T.  18.  fig.2.  Bai.  Mungo  Park.  Poiss.  IV. 

p.68l. 

Bai.  armalus  Blkr.  Baiist.  p.  16. 

Bai.  niger  Mungo  Park  Tr.  Linn.  Soc.  Hl.  p.  37.  Bloch 
el  Schneid.  471. 

Balistes  subarmatus  J.  E.  Gray  Ind.  111.  Pisc.  t.  90.  fig.  3. 

Balistes  albicaudalus  Rüpp.  N.  Wirbellh.  T.  16.  fig.  l. 

9.  Balistes  bursa  Sehn.  476. 

Bai.  bourse  Sonn.  Rozier  Journ.  1774.  t.  HL  fig.  1.  Lac. 
p.  375. 

c.  Schilder  oder  erhöhte  Schuppen  hinter  der  Kleinen- 
spalte.  Mittlere  Zähne  konisch  verlängert.  Letzte  Rücken- 
flosse wie  Analflosse  nicht  sichelförmig  verlängert.  Schwanz 
mit  und  ohne  Dornen. 

10.     Balistes  capriscus  Gmel.   1471.  N.  31. 

Capriscus  pesce  Balestra  Salv.  206  b.  B.  capriscus,  Bl. 
et  Sehn.  476. 

Jenn.  Man.   492.  Yarrell  ßritt.    Fish.   2   ed.  IL   p.  472. 

(mit  guter  Figur.) 

Capriscus  Will  152.  LI.  19.  Le  Bai.  caprisque  Lac.  L 
p.372.  BaLbuniva  Lac.V.  p.2l.  Bai.  Vetula  Risso,  BaL  por- 
cus  Raf.  Indice. 

Capriscus  Rondeleltii  Swains.  Cycl.  IL  326. 

Med.  File-Fish  Shaw  G.  Zool.  V.  411.  pt.  2.  p.  168. 

Bai.  castaneus  Rieh.  Voy.  of  Sulph.  t.59.  fig.  5.  6. 

Bai.  fuliginosus  de  Kay  New  York  Fauna  p.  339.  PI.  57. 
fig.  188. 

Bai.  Schmittii  Blkr.  Baiist  Aanhangs.  p.  37.  Nieuwe  TienL 
Diagn.  Beschr.  v.  Sumatra  p.38. 

11.     Balistes  fuscus  Sehn.  i^A7\. 

Le  Bai.  grande  lache  Lac.  L  p.  378. 

BaL  coerulescens  Rupp,  Atl.  p.32.  L7.  fig.  2. 


Uebersicht  über  die  Species  einiger  Familien  der  Sclerodermen.     ^25 

12.  Balistes  viridescens  Sehn.  p.  477. 

Le  B.  verdatre  Lac.  Poiss.  I,  p.  378. 

Bai.  flavimarginalus  Rüpp.  Atl.  T.  13.  fig.  1.  (alt)  fig.2. 
(jung.) 

d)  Ohne  Schwanzstacheln.  Hinter  der  Kiemenspalte  be- 
stimmte Schilder.  Zweite  Rücken-  und  Analflosse  sichelför- 
mig.    Schwanz  gegabelt. 

13.  Baiist  es  V  etula  Lmn. 

Guaperva  maxima  Parra  17.  fig.  9.  Bai.  carolinensis  et 
equestris  Gronov  Cat.  of  Fish.  p.  29.  u.  31.  Gmel.  1467. 
Schneid,  et  Bl.  p.  470.  Bloch  t.  150.  Voy.  delaCoq.  t.  9.  fig.  2. 
Jen.  Zool.  of  ßeagle  p.  155.  Chalisoma  velata  (Druckfehler) 
Svvains.  Cyc.  p.325. 

14.  Balistes  forcipatus  Gmel. 

Guaperva  cauda  forcipala  Will.  J.  fig.  22.  Gm.  1472.  N.  14. 

Guaperva  ad  caudam  striata  Will.  App.  21.  t.  J.  24. 

Le  Baliste  etoileLac.  p.350.  t.  15.  fig.  22.  Balistes  stel- 
laris  Sehn.  476.  Rüpp.  Atl.  p.  31.  Bai.  rivulatus  Rüpp.  N.  Wir- 
belth.  p.  56.  T.  16.  fig.  2.  (jung.) 

Bai.  brasiliensis  Sehn.  p.  470.  Bai.  Jelaka  Cuv.  nach 
Lamayellaka  Russ.  I.  22.  Dondrum  yellaka  Russ.  23. 

Bai.  phalliatus  Rieh.  Voy.  of  Stokes  (sehr  jung.) 

15.  Balistes  punctatus  Gmel. 

Stip  viseh  Nieuhof  Ind.  2.  p.  275. 

Will.  App.  t.  J.  fig.  4.  GmeL  1472.  N.  15. 

Balistes  eiliaris  Sehn.  p.  471. 

16.  B  alistes  verrucosus  Lmn. 

Mus.  Ad.  Fr.  XXVIL  fig.  4.  Syst.  n.  5.  Gmel.  1465.  Sehn, 
et  Bl.  465. 

B.  aculeatus  var.  Gron.  B.  striatus  Gron.  Cat.  p.32. 

Le  Bai.  praline  Lac.  L  365.  B.  viridis  Bl.  et  Sehn.  476. 

B.  praslinoides  Less.  Coq.  9.  fig.  3.  Bai.  melanopleura 
Blkr.  Journ.  Ind.  Areh.  III.  p.  73.  Seballl.  t.24.  fig.  17.  (nach 
Bleeker.) 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  J5 


226  Kaup:  .,u,}f 

IV.  Genus  Balistotius  Tiles. 
Ohne  Kanal  vor  den  Augen. 

17.    Baiist  es  lineatus  Sehn. 
Bl.  et  Schneid.  Syst.  p.  466.  t.87.  Blkr.  Baiist.  p.  14.  ' 
B.  undulalus  M.  Park.  Linn.  Tr.  III.  37.  Bl.  et  Sehn.  472. 
B.  aculeatus  ß.  viridis  et  zeylanicus  Bennelt.  in  Beechy 
Voy.  t.  21.  flg.  3. 

B.  Lamourouxii  Quoy  et  Gaim.  Zool.  de  Freyc.  pl.  47.  fig.  1. 
Balistapus    capistratus  TU.   Mem.    de  TAc.    de   Petersb. 
Vil.  t.  IX. 

Es  kann  auch  nicht  dem  geringsten  Zweifel  unterwor- 
fen werden,  dass  capistratus  identisch  mit  lineatus  ist.  Ich 
habe  den  einmal  erfundenen  Geschlechtsnamen  für  eine  kleine, 
wohl  unterschiedene  Gruppe  verwandt.  Tilesius  spricht 
kein  Wort  über  den  Mangel  eines  Beckens,  sondern  sagt  nur, 
dass  die  Bauchflossen  fehlen. 

18.  Batistes  verrucosus  L, 

Linn.  N.  6.  Gmel.  1466.  Bl.  et  Sehn.  465.  Bloch  149. 
Lac.  t.  17.  flg.  1.  Bennett  in  Beechy  voy.  t.  17.  fig.  1.  Bai.  por- 
calus  Gron.  Cat.  p.  32.  Blkr.  Bai.  p.  16.  Seba  III.  t.  24.  fig.  15. 
?  B.  ornatissimus  Less.  Coq.X.  fig.  1. 

19.  Batistes  As sa  si  Forsk. 

Forsk.  Fauna  arab.  p.  75.  N.  112.  Baiist.  aculeatus  Rüpp. 
Atl.  7.  fig.  1.  und  seine  Correclur  in  den  neuen  Wirbelth. 

20.  Batistes  arcuat  US  Sehn. 

Guaperva  cendre  Roz.  Journ.  III.  p.  78.  Bai.  cendre 
Bonn.  t.  86.  fig.  353.  Lac.  t.  17.  3.  Bl.  et  Sehn,  p.466. 

21.  Batistes  rectangutus  Sehn. 

Le  Bai.  echarpe  Lac.  352.  T.  16.  fig.  1.  Bl.  Sehn.  p.  465. 
Batistes  erythropteron  Less.  Voy.  de  la  Coq.  Pisc.  N.  10. 
flg.  3. 

Balisles  Medinella,  Quoy  et  Gaim.  Voy.  d.  Freyc.  46.  2. 
Swains,  CycL  p.326.  fig.  304  et  p.  322. 


Uebersicht   über  die  Species  einiger  Familien  der  Sclerodermen.     227 

III.     Diodontiflae. 

Ihre  Kinnladen  sind  oben  wie  unten  ungetlieilt  und  glei- 
chen dem  Schnabel  eines  Papageien.  Hinter  den  Schneiden 
ist  der  Kiefer  quergefurcht.  Die  ganze  Haut  ist  mehr  oder 
weniger  mit  grossen  Stacheln  bedeckt.  Wie  die  Tetrodonten 
haben  die  meisten  das  Vermögen  sich  aufzublasen.  Ihr  schlei- 
miges Fleisch  wird  nicht  geachtet  und  steht  ebenfalls  im  Ver- 
dacht schädlich  zu  sein. 

I.  Genus  Diodon  Linn. 

Ein  Nasenloch  an  der  Basis  eines  blattähnlichen  Ansat- 
zes und  das  andere  an  der  Spitze.  Dornen  lang,  dünn  und 
zugespitzt  mit  zwei  Wurzeln  ;  sie  haben  die  Fähigkeit  sich 
aufzurichten. 

1.  Diodon  Atinga  Linn. 

D.  Atinga  et  Histrix  Linn.  Bl.  t.  125  u.  126.  ßl.  u.  Sehn. 
p.511. 

D.  punclatus  Cuv.  Regn.  an.  p.  132.  Blkr.  i)lootk.  Vischen. 
Verh.  Bat.   Gen.  Tom.  24.  (Separatabdruck  p.  19.) 

Alle  oberen  Theile  und  die  Flossen  mit  zahllosen  runden 
schwarzen  Flecken.  Mitte  des  Bauches  weiss.  Drei  ge- 
rade Dornen  über  der  Schnauze,  vier  in  der  folgenden  Reihe, 
vier  am  Augenrande.  Alle  Stacheln  sind  ziemlich  lang,  ge- 
rade, rund  und  zugespitzt.  Die  längsten  nächst  der  Brust- 
flosse. Schwanz  bis  zu  der  Flosse  mit  Dornen  bewaffnet.  Ost- 
und  Westindien. 

2.  Diodon  multimaculatus  Cuv. 

Cuv.  Mem.  du  Mus.  IV.  p.  136.  t.  7.  fig.  4.  Regn.  an. 
p.  367. 

Stirn  mit  vier  Stacheln ,  sechs  in  der  folgenden  Reihe, 
fünf  um  den  Kiemenritz.  Keine  Hautanhängsel  an  Kinn,  Rük- 
ken  und  Seite.  Stacheln  weisslich.  Ein  bis  drei  Flecken  auf  dem 
Sockel  der  Brustflosse.  Rücken  bräunlich  mit  grösseren  und 
kleineren  schwarzen  und  unregelmässigen  Flecken.  Zwischen 
Augen  und  Brustflossen  3  Reihen  schwarzer  Flecken.  Flos- 
sen ungefleckt.  Augen  goldfarbig  mit  6 — 7  schwarzen  Flek- 
ken  um  die  Iris.     2  Exemplare  im  Britt.  Mus.     Westindien. 


228  Kaup: 

3.  Diodon  melatiopsis  Kp. 

?  Diodon  triedricus  Cuv.  1.  c.  p.  133.  Regn.  an.  p.  367. 

Cantor  Mal  Fish.  p.  367  od.   1353. 

Slirn  mit  43  Stacheln,  8—9  um  das  Auge,  10  zwischen 
den  Brustflossen.  Die  Stacheln  sind  sehr  lang,  rund,  zuge- 
spitzt, die  längsten  auf  den  Seiten.  Schwanz  verlängerl, 
ohne  Flecken.  Obere  Theile  bräunlich  mit  unregelmässigen 
schwarzen  Längsstreifen  und  einem  gelben  Fleck  hinter  je- 
der Brustflosse.  Die  dunkele  Rückenfarbe  geht  an  verschie- 
denen Punkten  in  den  silberfarbigen  Bauch.  Gesicht  schwarz 
mit  einem  Streifen  unter  dem  Auge.  Am  Kinn  ein  dunkeles 
Band ,  welches  sich  mit  dem  schwarzen  Streifen  unter  dem 
Auge  verbindet.  Wurzel  der  Brustflosse  schwarz  mit  einem 
gelblichen  Band  über  diesem.  Ich  konnte  die  Gestalt  der 
Nasenlöcher  an  den  getrockneten  Exemplaren  des  Britt.  Mus. 
nicht  ermitteln.  Der  Unterkiefer  weicht  in  Einzelnheiten 
von  anderen  Arten  ab.  Die  Stacheln  sind  an  dieser  Art  so 
wenig  dreikantig  wie  die  von  Atinga. 

4.  Diodon  nycthemerus  Cuv. 
L.  c.  p.  35.  t.  7.  flg.  5.  Regn.  an.  p.  367. 
Jenn.  Darwin.  Zool.  p.  150. 

Die  Stacheln  sind  rund,  lang,  dünn  und  nicht  so  zahl- 
reich wie  an  anderen  Arten  ;  5  im  Kreis  zwischen  den  Augen  ; 
3  am  oberen,  5  am  unteren  Augenrande;  7—8  zwischen  den 
Brustflossen.  Schwanz  mit  2  Stacheln.  Die  Bauchstacheln  we- 
niger lang.  Obere  Theile  schwärzlich.  Bauch  silberfarbig, 
an  4  Stellen  in  die  dunklere  Rückenfarbe  eindringend,  durch 
das  Auge,  vor  und  hinter  der  Brustflosse  und  unter  der  Rük- 
kenflosse.  Flossen  fleckenlos  und  weisslich.  Die  Tentakeln 
für  die  Nasenlöcher  weisslich.     Indien  und  Neuholland. 

5.  Diodon  spinosissimus  Cuv. 

L.  c.  IV.  p.l34.  Seballl.t.23.  flg.  10.  Regn.  an.  p.367. 

Ohne  Flecken  an  den  oberen  Theilen  und  den  Flossen. 
Sockel  der  Rückenflosse  blau  mit  einem  schwarzen  Fleck. 
Wurzel  der  Strahlen  mit  einem  unregelmässigen  schwarzen 
Längsstreifen.  Ueber  diesem  ein  blauer  mit  zwei  schwarzen 
Flecken.    Die  Wurzel  der  Brustflossenstrahlen  dunkel  mit   3 


Uebersicht  über  die  Species  einiger  Familien  der  Sclerodermen.     229 

gelblichen  Flecken.  Der  ganze  Schwanz  mit  schwärzlichen 
Flecken.  An  den  Seiten  runde  schwarze  Flecken.  Die  Dor- 
nen sind  länger  und  dünner  als  bei  Atinga.  2  Stacheln  auf 
der  Stirn,  4  über  den  Augen  und  5  in  der  zweiten  Reihe. 
Die  Stacheln  des  Rückens  gelblich.  Augen  goldfarbig  mit 
4  schwarzen  Flecken  ins  Kreuz  gestellt. 

6.  D  iodon  maculifer  K^, 

Die  Stacheln  sind  zusammengedrückt  im  Vergleich  mit 
denen  von  sexmaculatus.  Die  längsten  über  der  Schnauze; 
6  im  Zirkelauf  der  Stirn,  2  über  dem  Auge,  6  um  die  schwarze 
Augenregion;  7—8  zwischen  den  Brustflossen.  Der  Schwanz 
ist  mit  2  Paar  Stacheln  versehen.  Oben  gelblich  braun  mit  unre- 
gelmässigen schwarzen  Streifen  an  der  Stirn;  runde  und  läng- 
liche grosse  Flecken  über  den  ganzen  Rücken,  2  grosse 
Flecken  über  den  Brustflossen.  Bauch  und  Flossen  fleckenlos. 
Diese  Art  kann  weder  mit  sexmaculatus  noch  multimaculatus 
verwechselt  werden,  die  längere,  dünnere  und  runde  Stacheln 
besitzen.     Cap. 

7.  Diodon  sexmaculatus  Cuv, 

D.  6-maculatus  et  9-maculatus  Cuv.  L.  c.  pl.  VII.  fig.  1. 
u.  VI.  flg.  3.  Regn.  an.  p.  367.  Fauna  japonica.  Tab.  128.  fig.2. 

Ein  schwarzes  Stirnband  zwischen  den  Augen,  welches 
als  Fleck  bis  unter  das  Auge  verlängert  ist.  Ein  2tes  Quer- 
band über  den  Hinterkopf.  2  Flecken  über  der  Brustflosse.  Ein 
grosser  Fleck  umgiebt  die  Rückenflosse.  Flossen  ohne  Flecken. 
An  jungen  Exemplaren  Tentakeln  am  Kinn,  Rücken  und  den 
Seiten.  Im  britt.  Mus.  ein  Exemplar  in  Spiritus  ohne  kleine  Flek- 
ken,  durch  Sir  J.  Richard  so  n.  Ein  anderes  in  Spiritus  mit 
kleinen  schwarzen  Flecken  auf  der  Stirn,  hinter  den  Augen  auf 
den  V^urzeln  die  meisten  Stacheln.  Ein  Fleck  auf  dem  Sockel  der 
Brustflosse,  und  ein  anderer  Fleck  an  dem  2ten  und  längsten 
Strahl.  4  Stacheln  auf  der  Stirn,  5  in  der  2ten  Reihe,  9  um  das 
Auge.     Sandwichsinseln,  Indien,  Japan,  Cap. 

8.  Diodon  jaculiferus  CvLw. 
L.  c.  t.VII.  fig.  3.  Regn.  an.  p.367. 

Obere  Theile  grau  röthlich  ,  der  Bauch  weiss.  Seiten 
mit  3  schwarzen  Flecken,  einer  vor  der  Kiemenritze,   einer 


230     .  Kaup:  'ö  iih'rtio      ' 

nächst  der  Brustflosse,  und  ein  anderer  vor  der  Analflosse. 
Die  Stacheln  sind  zusammengedrückt,  kurz  und  an  Zahl  ge- 
ring. Zwischen  den  Augen  2,  6  zwischen  den  Brustflossen. 
An  den  hinteren  Theilen  sind  sie  mehr  verlängert  und  zwi- 
schen den  Brustflössen,  längs  den  Seiten  und  der  Rücken- 
flosse sind  die  längsten.  Schwanz  ohne  Stacheln,  ebenso  um 
den  Mund  und  Kehle.  Die  Bauchstacheln  sind  zur  Hälfte  in 
der  Haut  verborgen. 

9.     Diodon  pilosus  Mitchili. 
Mitchill  in  Tr.  Lit.  and  Ph.   soc.   N.  York  p.47l.  t.6. 
fig.  4.  i«'j^üA 

New  York  Fauna  p.3Q6.  pl.  180.  "     '  ' 

Cuvier  1.  c.  138.  Regn.  an.  p.  367. 
Der  ganze  Körper  mit  gelblichen  Stacheln  dicht  bedeckt. 
Sie  sind  weich  und  biegsam  von  y^o  bis  Vio  Zoll  Länge. 
Oben  bräunlich  unten  aschgrau  weiss.  Die  haarähnlichen  Sta- 
cheln mit  metallischem  Goldglanz.  Auf  dem  Rücken  und  längs 
den  Seiten  verschiedene  oblonge,  bräunlich  schwärzliche  Flek- 
ken.  Das  Exemplar  war  nicht  frisch  genug,  um  die  Bildung 
der  Nasenlöcher  sehen  zu  können.     Nord-Amerika. 

II.  Genus  llicotyliclitliys  Kp. 

•''Jeder  Tentakel  zweilappig,  ohne  Nasenlöcher.  Stacheln 
mit  3  Wurzeln ,  die  die  Beweglichkeit  verhindern  ;  auf  der 
Mitte  der  Stirne  ein  Dorn  mit  2  Wurzeln. 

10.  Dicotylichthys  punctulatus  K^.  ..  i. 
Ueber  der  Stirne  2  Stacheln  vor  dem  Stirndorn;  um 
das  Auge  6  kürzere,  alle  mit  2  Wurzeln.  Quer  am  hinteren 
Augenwinkel  mit  3—4  Stacheln.  Von  den  Brustflossen  an  er^ 
halten  die  Stacheln  eine  kürzere  nach  vorn  gerichtete  Wur- 
zel,  welche  nach  der  Rückenflosse  hin  grösser  und  grös- 
ser wird.  Alle  Stacheln  nicht  so  entwickelt  wie  die  bei  Atinga 
oder  nycthemerus;  sie  sind  nächst  der  Rückenflosse  zusam- 
mengedrückt. Die  bräunliche  Farbe  der  oberen  Theile  geht 
als  Streifen  durch  das  Auge  und  als  Streifen  vor  und  hinter 
der  Brustflosse  in  den  silberfarbigen  Bauch.  Rücken  und  Bauch 
mit  einer  grossen  Zahl  schwarzer  Flecken,  die  nicht  so  gross 
>vie  bei  orbicularis,  allein  grösser  als  bei  tigrinus  sind.   Der 


Uebersicht  über  die  Species    einiger  Familien  der  Sclerodemien.      231 

hintere  Theil  des  Sockels,  der  Brust-  und  Rückenflosse,  wie 
der  nackte  Theil  des  Schwanzes  mit  einigen  runden  schwar- 
zen Flecken.     Cap,  Mauritius.    4  Exemplare  im  Britt.  Museum. 

III.  Genus  Cycliclitliys  Kp. 

Zwei  Nasenlöcher,  eins  an  der  Wurzel,  das  andere  auf 
der  Spitze  eines  flachen  Tentakels.  Die  Stacheln  mit  3  voll- 
kommen entwickelten  Wurzeln,  die  denselben  alle  Beweglich- 
keit nehmen. 

11.  Cyclichthys  orbicularis  Kp. 
Diodon  tigrinus  part. 

Diodon  orbicularis  Bl.  t.  127.  Bl.  et  Sehn.  p.  512. 

Eine  runde  Form.  Mit  einem  Dorn  an  der  Stirne,  3 
über  den  Augen,  2—4  zwischen  den  Augen.  Rücken  dun- 
kel ,  Bauch  lichter ,  Rücken  und  Seiten  mit  unregelmässigen 
schwarzen  Flecken.  Cuvier  verwechselt  diese  Art  mit  ti- 
grinus, die  zu  einer  anderen  Section  gehört,  welche  nicht  die 
Fähigkeit  sich  aufzublasen  hat.     Cap.     10  Ex.  im  Britt.  Mus. 

12.  Cyclichthys  cornutus  Kp. 

Ein  langer  ,  dünner ,  haarähnlicher  Tentakel  zwischen 
den  2  Stacheln  des  oberen  Augenrandes.  Oben  schwärzlich, 
am  Bauche  gräulich.  3  schwarze  Flecken  unter  dem  Auge, 
2  nächst  der  Brustflosse.  Der  grösste  nächst  dem  Bauch.  Die 
Rückenflosse  schwarz  umgeben.  Die  Länge  eines  Exempla- 
res  ist  65  Mm.  Der  Tentakel  misst  18  Mm.  An  einem  an- 
deren ist  der  erhaltene  Tentakel  11  Mm.  lang.  Ein  3tes  grös- 
seres hat  die  Tentakel  eingebüsst.  Die  Stacheln  sind  länger 
und  runder  als  bei  orbicularis  und  antennatus. 

IV.  Genus  Cyaniclitliys  Kp. 

Die  Nasenlöcher  liegen  angepresst  an  der  Stirne  in  ei- 
nem blattähnlichen  Tentakel.  Ein  Nasenloch  am  innerenRande 
nächst  der  Stirne,  das  andere  kaum  sichtbar  am  Rande  nächst 
den  Augen.  Stirne  concav  ohne  Stachel  in  der  Milte.  Kör- 
per mit  kurzen  unbeweglichen  Stacheln. 

13.  Cyanichthys  CO  er  uleus  Ki^. 

Diodon  coeruleus  Quoy  et  Gaim.  Freyc.  Voy.  pl.  65.  5. 
Drei  Stacheln  über  den  Augen.  Augen  goldfarbig  mit  ei- 


232  Kaup: 

nem  schwarzen  ovalen  Kreis  um  die  Pupille.  Oben  blau.  Die 
Wurzeln  der  kurzen  Stacheln  mit  runden  schwarzen  Flecken. 
Bauch  silberweiss ,  an  den  Seiten  mit  3  Reihen  schwarzer 
Flecken.  Brustflosse  bläulich  mit  einem  gelben  Querband 
nächst  der  Wurzel.  4  schwarze  Flecken  unter  der  Brustflosse. 
Flossen  am  Rande  transparent,  6  Stacheln  zwischen  den 
Brustflossen  ,  einige  davon  mit  4  Wurzeln.  Im  Brilt.  Mus. 
ein  junges  Exemplar  in  Spiritus  von  Neu-Guinea. 

V.  Genus  Cliilomyclerus  Bibr. 

Ch.  Bibron.  Barn.  Rev.  Zool.  1846.  p.  136.  Wiegm.  Arch. 
1847.  p.365. 

Die  Nasenlöcher  am  Ende  eines  aufgerichteten  Tenta- 
kels. Die  unbeweglichen  kurzen  Stacheln  mit  3  grossen  Wur- 
zeln. Körper  platt  gedrückt.  Meist  ein  Stachel  auf  der  Stirne 
und  2  oder  3  über  den  Augen. 

14.  Chilomycterus  antennatus  Kp. 

Diodon  antennatus  Cuv.  1.  c.IV.  131.  PI.  7.  fig.  2.  Regn. 
an.  p.367.  pl.  IX.  Jenn.  Darw.  Voy.  p.  151. 

Ein  Tentakel  zwischen  den  2  Stacheln  über  den  Augen. 
Der  ganze  Körper  mit  einer  grossen  Zahl  schmaler  runder 
Flecken.  4  grössere  lichter  eingefasste  am  Rücken.  Ein  Quer- 
fleck am  Hinterkopf.  2  Längsflecken  über  der  Brustflosse, 
und  ein  grosser  Fleck  umgiebt  die  Rückenflosse.  Kinn,  Un- 
terkiefer und  Bauch  mit  Hauttentakeln. 

15.  Chilomycterus  g  eometricus  Kp. 

Diodon  geometricus  Bl.  et  Sehn. 

Mitch.  Mem.  New-York  I.  t.  88.  fig.  3. 

New  York  Fauna  Fl.  56.  fig.  185. 

Diodon  rivulatus  Cuv.  1.  c.  p.  129.  PI.  6.  Regn.  an.  p.  367. 

Jenn.  Darw.  Voy.  p.  150. 

Körper  mit  schwarzen  Längsstreifen;  2  schwarze  Flek- 
ken  nächst  den  Brustflossen  und  ein  runder  Fleck  um  die 
Rückenflosse.  Stacheln  zusammengedrückt.  Ein  Stachel  auf 
der  Mitte  der  Stirn,  2  über  und  2  unter  dem  Auge.  Um 
die  Iris  ein  schwarzer  Ring.    Dritt.  Mus» 


Uebersicht  über  die  Specics  einiger  Familien  der  Sclerodermen.     233 

16.     Chilomycterus  tigrinus  Kp. 

Diodon  tigrinus  Cuv.  L.  c.  PI.  6.  Regn.  an.  p.  367. 

Willughby  Ichth.  J.  t.  Fauna  jap.  t.  128   fig.  1. 

Oben  bräunlich  oder  gräulich.  Flossen,  mit  Ausnahme 
der  Analflosse,  schwarz  gefleckt.  Stachel  wenig  entwickelt, 
kurz  mit  sehr  grossen  Wurzeln.  Ueber  den  Augen  3  Dor- 
nen, wovon  der  mittlere  häufig  nicht  entwickelt  ist.  Die  con- 
vexe  Stirn  ohne  Stachel.  Diese  Art  wird  sehr  gross.  Eine 
Haut  von  ly'/j  Zoll  ist  grau  und  schwarz  gefleckt,  kommt 
von  Bermuda  durch  Capit.  Tayler. 


fiitiflnfl^. 


Vebersichi  Her  fti  ütossaitibique  beobachte* 
teifi  Fische. 

Von 

Prof.  %V.  Pefers. 


S*rotoiiteri. 

Protopterus  Owen,  Peters  (Lepidosirew Natte- 
rer, Owen,  Bhinocryptis  Peters.) 

1.  Protopterus  anguilHformis  Owen  (Lepidosiren  anne- 
ctens  Owen,  Rhinocryptis  amphibia  Peters.) 

Percotdae. 

Ap  ogon  Lacepede. 

2.  Apogon  quadrifasciatus.  Cuvier  et  Valenciennes,  Hist. 
nat.  des  poissons.  vol.  II.  p.  153. 

3.  Apogon  novemfasciatus  C.  V.  1.  c.  II.  154. 

4.  Apogon  zeylonicus  C.  V.  III.  491.  =?  Apogon  li~ 
neolatus  Ehrbg.  Rüppell' Atlas  Taf.  12.  Fig.  1. 

5.  Apogon  roseipinnis  C.  V.  III.  490  =  Apogon  an- 
nularis  Rüppell  Wirbellhiere  85. 

Im  Leben  goldig  mit  feinen  schwarzen  Pünktchen.  Kör- 
permitte bläulich  schillernd.  Eine  blaue  Binde  von  Auge  zu 
Auge,  eine  zweite  am  Rande  der  Oberlippe  und  von  da  zum 
Auge,  eine  längs  dem  Oberkiefer,  ein  blauer  Fleck  am  Vor- 
deckel und  am  Winkel  des  Kiemendeckels.  Flossen  rotb.  Eine 
breite  schwarze  Binde  um  die  Basis  der  Schwanzflossen. 

Mossambique,  Jnhambane.    Einh.  Name  mnino. 


Peters:  Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.     235 

Ambassis  Commerson. 

6.  Ambassis  Commersonii  C.  V.  II.  Taf.  25. 

Auch  in  süssen  Gewässern  bei  Quellimane  und  im  Flusse 
Molumbo  gegenüber  der  Insel  Mossambique.  Alle  Exemplare 
haben  nur  sechs  Kiemenslrahlen. 

Grammistes  Bloch,  Cuvier. 

7.  Grammistes  orientalis  Bloch  C.  V.  II.  203. 
Die  Varietät  mit  vier  Längsbinden. 
Fundort:  Mossambique,  15°  S.  Br, 

Serranus  Cuvier. 
In  der  Macüasprache  von  Mossambique  mit  den  Namen 
intello^  schipunde,  minearcera  u.  a.  benannt. 

8.  Serranus  oceanicus  C.  V.  IL  302. 

Im  Leben  braunroth ;  die  Querbinden  undeutlich  schmutzig 
braun.  Brustflossen  gelbgrün.  Die  Haut  zwischen  den  Sta- 
chelstrahlen nach  dem  Rande  hin  schwarz.  D.  11,16:  A.3, 9. 

9.  Serranus  salmonoides  C.  V.  II.  343. 

10.  Serranus  areolatus  C.  V.  II.  350.  Descript.  de 
l'Egypte.  TaL  20. 

11.  Serranus  merra  C.  V.  IL  325.  Bloch  Taf.  329. 

12.  Serranus  gut faius  Bloch  Taf.  224  =  Serranus  my^ 
riaster  C.  V.  IL  365.  Rüppel  Atlas  Taf.  27.  Fig.  L 

Schwarzviolet  mit  himmelblauen  schwarz  eingefassten 
Flecken.  Schwanzflosse,  und  mehr  oder  minder  auch  die 
Rücken-  und  Afterflosse,  weiss  gesäumt  Ausser  den  Ocellen 
noch  braunrothe  Flecken  hinter  den  Stachelstrahlen  der  Rük- 
kenflosse.  Nach  Vergleich  mit  dem  im  Berliner  Museum  be- 
findlichen Bloch'schen  Exemplare  sind  die  beiden  genannten 
Arten  zu  vereinigen. 

13.  Serranus  miniatus  Rüppell  Atlas  Taf.  26.  Fig.  3  = 
Serranus  cyanostigma  Kühl  et  van.  H.  C.V.  II.  359. 

14.  Serranus  fuscoguttatus  Rüppell  Atlas  Taf.  27.  Fig.  2. 

15.  Serranus  marginalis  C.  V.  IL  301.  Bloch  Taf.  328. 
D.  11,  16;  A.3,  9. 

16.  Serranus  flavoguttatus  n.  sp. 

Verwandt  mit  S.  alboguttatus  C.  V.  IL  366.  Die  Flecken 
sind  am  lebenden  Fische  hellgelb. 


236  Peters: 

D.   II,   17;  A.  3,  9. 

17.  Serranus  flavocoenileus  Oiioy  et  Gaim.  Uranie. 
Taf.  57.  Fig-.  2.  Bennett.  Fishes  of  Ceylon  Taf.  19. 

18.  Serranus  melas  n.  sp. 

Von  derselben  Gestalt  wie  S.  merra.  Unter-  und  Ober- 
kinnlade mit  sehr  feinen  Schuppen  bekleidet.  Operkel  mit 
drei  platten  Spitzen.  Vordeckel  am  abgerundeten  Winkel  mit 
stärkeren,  am  aufsteigenden  Rande  mit  feineren  Zähnen.  Farbe 
einfarbig  schwarzbraun;  Flossen  dunkler  ohne  alle  Flecken. 
Obgleich  ähnlich  in  der  Farbe  wie  Serranus  rogoa  Forsk. 
weicht  diese  Art  durch  Gestalt  und  auch  durch  die  Flossen- 
strahlen von  ihr  ab. 

B.  7.  D.  11,   17;  P.  20;  V.  1,5;  A.  3,8. 

Fundort:  Querimba-Inseln  (Ibo). 

19.  Serranus  (Anthias)  squatnipinnis  n.  sp. 

Eine  sehr  ausgezeichnete  schöne  Art.  Roth  mit  einer 
blauen  Linie  von  dem  unteren  Augenrande  bis  auf  die  Basis 
der  Brustflossen.  An  Gestalt  dem  Serranus  anthias  ähnlich. 
Höhe  und  Körperlänge  (ohne  die  Schwanzflosse)  wie  1 : 3.  Oben 
zwei,  unten  vier  Eckzähne,  von  denen  die  hinteren  stark  rück- 
wärts gekrümmt  sind.  Operkel  mit  zwei  starken  Dornen,  in- 
dem der  dritte  obere  nicht  entwickelt  ist.  Suboperkel  und  In- 
teroperkel  wie  bei  S.  anthias  sägeförmig  gezähnelt.  Der  auf- 
steigende Rand  des  Vordeckels  mit  Zähnchen  bewaff'net,  wel- 
che nach  dem  Winkel  hin  allmählich  an  Grösse  zunehmen. 
Die  Seitenlinie  macht  dieselbe  Krümmung  wie  bei  S.  anthias. 
Die  Rückenflosse  hat  18  weiche  und  10  Stachelstrahlen,  von 
welchen  letzleren  der  dritte  sich  in  einen  borstenförmigen 
Fortsatz  verlängert.  Die  weichen  Strahlen  der  Bauchflossen 
sind  nur  um  %  länger  als  der  Stachelstrahl.  Die  Schwanz- 
flosse ist  gabelig  und  hat  dreizehn  verzweigte  Strahlen.  Die 
Flossen  sind  hoch  über  ihre  Basis  hinauf  mit  ziemlich  gros- 
sen Schuppen  bekleidet.  Zahl  der  Schuppenquerreihen  etwa 
44,    Längsreihen  19  (3  über,    15   unter   der  Seitenlinie   bis 

zum  After.) 

j_ 

B.7;  D.  10,  18;  P.  17.  V.  1,5;  A.3,  8;  C.   i3^ 

5 

Fundort:  Mossambique,  15°  S.  B. 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.  237 

Ausser  den  vorstehenden  wurden  noch  zwei  sehr  grosse 
Serrane  von  mehr  als  5  Fuss  Länge  beobachtet,  welche  ich 
nicht  mit  Bestimmtheit  auf  eine  der  bekannten  Arten  zurück- 
zuführen weiss.  Beide  ermangeln  der  grossen  Eckzähne,  so 
dass  man  sie  darnach  auch  der  Gattung  Centropistes  zuzäh- 
len könnte,  wie  diese  Gattung  von  Cuvier  und  Valen- 
ciennes  aufgefasst  worden  ist.  Sie  führen  dort  den  portu- 
giesischen Namen  Garoupa. 

20.  Serranus  abdominalis  n.  sp. 

Die  erste  ist  schwarzbraun,  zur  Seite  des  Bauches  zwi- 
schen Bauch-  und  Afterflosse  mit  zwei  breiten  blauweissen 
Querstreifen  ;  die  Flossen  dunkler  schwarz  gefleckt.  Der  Kie- 
mendeckel mit  drei  grossen  platten  Dornen  ,  der  Vordeckel 
am  aufsteigenden  Rande  und  zumal  am  Winkel  mit  starken 
Sägezähnen  versehen.  Der  Unterkiefer  ist  mit  grösseren,  der 
Oberkiefer  mit  kleineren  Schuppen  bekleidet.  Das  Profil  ge- 
rade, die  Augen  nach  oben  gerichtet.  Rücken-,  Bauch-  und 
Schwanzflosse  abgerundet,  die  Afterflosse  am  unteren  Rande 
gerade.  Die  Rückenflosse  hat  zwölf  Stachelstrahlen.  Die 
ganze  Länge  betrug  1700  Mm.,  die  des  Kopfes  allein  540  Mm, 

D.  12,   15;  P.  18;  V.  1,  5;  A.  3,  8.  C.   17. 

Fundort:  Mossambique  15°  S.  Br.  ~~ 

21.  Serranus  Goliath  n.  sp. 

Von  der  zweiten  grossen  Art,  welche  ich  wegen  der 
mangelnden  Eckzähne  früher  ebenfalls  zu  Centropristes  ge- 
zogen hatte,  befindet  sich  das  Skelet  auf  dem  hiesigen  anato- 
mischen Museum.  In  ihrer  Gestalt  ähnlich  der  vorigen ,  ist 
sie  ebenfalls  von  brauner  Farbe,  dunkler  gewölbt.  Die  Flos- 
sen sind  wie  bei  S.  fuscoguttatus  mit  dunklen  Flecken  ge- 
ziert. Auch  die  Bewaff'nung  des  Kiemendeckels  mit  drei 
platten  Spitzen  und  die  Bezahnung  des  Vordeckels  (am  auf- 
steigenden Rande  feiner,  am  Winkel  stärker)  ist  ganz  wie  bei 
dieser  Art.  Sowohl  Unter-  als  Oberkiefer  tragen  kleinere 
Schuppen  als  die  Backen,  welche  wie  die  Körperschuppen  an 
der  Endoberfläche  rauh,  aber  nicht  am  Endrande  gezähnelt 
erscheinen. 

Das  Skelet  zeigt  10  Rumpf-  und  14  Schwanzwirbel.  Der 
Magen   bildet  einen   330  Mm.   langen  Blindsack.     Der  Darm 


238  Peters: 

hat  eine  Länge  von  5280  Mm.  und  sehr  zahlreiche  Appendices 
pyloricae. 

Totallänge  1700  Mm.;  Kopf  allein  580  Mm. 

B.7;  D.  11,  12;  P.  18;  V.  1,  5;  A.  3,  9;  C.  ^ 

7 

Fundort:  Mossimböa,  11°  S.  Br. 
Plectropoma  Cuvier. 

22.  Plectropoma  melanoleucum  C.  V.  II.  p.  388. 

Die  Grundfarbe  ist  nicht,  wie  angegeben  wird,  im  Leben 
weiss,  sondern  blass  violet. 
Fundort:  Ibo,  12°  S.  Er. 

Diacope  Cuvier. 

23.  Diacope  coccinea  Ehrenberg.  C.  V.  II.  437.  Rüppell 
Wirbelthiere  Taf.  23.  Fig.  2. 

24.  Diacope  marginata  C.  V.  II.  425. 

25.  Diacope  quadriguttata  C.  V.  II.  427.  VI.  533  =  Dia- 
cope bohar  Lac.  Rüpp.  Atlas  p.  73. 

26.  Diacope  fulciflamma  Forsk.  C.  V.  II.  423.  Rüppell 
Atlas  Taf.  19.  Fig.  3  =  Mesoprion  monostigma  C.  V.  11.446. 

27.  Diacope  octolineata  C.  V.  II.  418. 

28.  Diacope  notata  C.  V.  11.422. 

Pria  canthus  Cny'iQV. 

29.  Priacanthus  Boops  C.  V.  III.  103. 

Das  von  Priacanthus  gesammelte  Exemplar  stimmt  mit 
der  von  der  vorstehenden  Art  gegebenen  Beschreibung  und 
dem  von  Hrn.  Valenciennes  dem  hiesigen  Museum  über- 
sandten Specimen  überein. 

Dules  Cuvier. 

30.  Dules  Bennetti  Bleeker.  =  Verca  argentea  Ben-| 
nett  Fishes  of  Ceylon  Taf.  22. 

Eine  in  das  grosse  Fischwerk  von  Cuvier  und  Valen- 
ciennes nicht  aufgenommene  Art. 

Zwei  Exemplare  beiMossambique  in  15^  S.  Br.  gefangen. 

31.  Dules  fuscus  C.y.  in.    118. 

,        Nur  in  süssen  Gewässern  der  Insel  Anjoana. 


Uebersicht  der  in  Mo»sambique  beobachteten  Fische.         239 
Therapon  Cuvier. 

32.  Therapon  servus  Bloch.  C.  V.  111.  125. 

Im  Meere  und  in  Süssvvasser-Teichen  bei  Quellimane. 
Pelates  Cuvier. 

33.  Pelates  quinquelineahis  C.  V.  111.   148. 

34.  Pelates  sexlineatus  C.  V.  111.  147. 

Holocentrum  Artedi,  Cuvier. 

35.  Holocentrum  diadema  Lacepede.  Rüpp.  All.  Taf.  22. 
Fig.  2. 

36.  Holocentrum  samara  Forsk.  Rüppell  Atlas  Taf.  22. 
Fig.  3. 

37.  Holocentrum  punctatissimum  C.  V.  111.  215. 

Per  eis  Bloch-Schneider. 

38.  Percis  hexophthalma  Ehrenberg.  C.V.  111.  271   = 
P.  cylindrica  Rüppell  Atlas  Taf.  5.  Fig.  2. 

39.  Percis  polyophthalma  Ehrenberg.  C.  V.  111.  272. 

40.  Percis  cancellata  C.V.  111.   268. 

Sphyraena  Bloch-Schneider. 

41.  Sphyraena  Commersonii  C.V.  111.  352. 

42.  Sphyraena  obtusata  C.  V.  111.  350.  *} 
In  der  Macüasprache  musonja  genannt. 

Sillago  Cuvier. 

43.  Sillago  acuta  C.  V.  II.  400. 

In   der  Macüasprache  von  Mossambique  mar  -  de  -  sehen 
genannt.     Wird  dort  sehr  viel  gegessen. 

Upeneus  Cuvier. 

In  Mossambique  unter  dem  Namen  nanino  bekannt. 

44.  Upeneus  mttalus  Forsk.  C.V.  111.  448. 

45.  Upeneus  cinnnabarinus  C.  V.  III.  475. 

46.  Upeneus  lateristriga  C.  V.  lU.  463. 


1)  Während  meines  Aufenlhaltes  in  Angola,  an  der  Westküste 
Afrikas,  zeichnete  ich  eine  grosse  Sphyraena,  welche  mit  der  Sph.  har- 
racuda  C.  V.  HI.  343.  übereinstimmt. 


240  Peters: 

Catapliracti. 

Dactylopterus  Lacepede. 

47.  Dactylopterus  orientalis  C.  V.  IV.   134. 
Mossambique,  Inhambane,  Ibo. 

Platycephalus  Bloch-Schneider. 

48.  Platycephalus  insidiator  Bl.-Schn.  C.  V.  IV.  227. 

49.  Plattjcephalus  punctafus  C.  V.  IV.  243. 

50.  Platycephalus  pristis  n.  sp. 

In  der  Körperform,  der  Stellung  der  Augen,  der  Form 
der  Schnauze  u.  s.  w.  am  nächsten  mü  P.pristiger  und  asper 
verwandt,  aber  Infraorbilalknochen  mit  verschiedener  Bewaff- 
nung und  Seilenlinie  unbewehrt.  Das  Nasale  mit  einem  klei- 
nen Dorn ;  das  erste  Infraorbilale  mit  einem  deutlichen  und 
zwei  verkümmerten  vorderen  Dornen,  im  übrigen  Theile  glatt 
bis  zum  hinlern  Ende,  welches  ebenfalls  in  einen  Dorn  aus- 
geht, der  zweite  Infraorbilalknochen  in  der  ersten  Hälfte  glatt, 
in  der  letzten  mit  ungefähr  sechs  Sägezähnen.  Der  Vordeckel 
hat  drei  Dornen,  einen  oberen  grösseren  und  zwei  beträcht- 
lich kleinere  untere.  Der  Kiemendeckel  ist  mit  zwei  Dornen 
bewaffnet,  welche  dem  mittlem  Dorn  des  Vordeckels  an  Grösse 
gleichen.  Der  Zwischenraum  zwischen  den  Augen  beträgt 
kaum  Yn  des  Durchmessers  eines  derselben,  ist  in  der  Mitte 
glatt  und  quer  concav,  jederseits  durch  die  gezähnellen  Su- 
praorbital-Kämme  begrenzt.  Diese  beiden  Kämme  weichen 
hinter  den  Augen  leierförmig  auseinder  und  setzen  sich  so 
über  das  Hinterhaupt  fort,  erstrecken  sich  aber  nicht  so  weit 
nach  hinten,  wie  eine  andere  jederseits  mehr  nach  aussen 
liegende  unregelmässige  Reihe  niedergebeugter  Stacheln,  wel- 
che am  hinteren  Augenhöhlenrande  beginnt  und  oberhalb  des 
Kiemendeckels  an  der  Schulter  endet.  Die  Seitenlinie  ist  un- 
bewaffnet und  aus  ungefähr  51  Schuppen  zusammengesetzt. 
Oberhalb  der  Seitenlinie  bilden  die  Schuppen  5,  unterhalb  der- 
selben 15 — 16  Längsreihen.  —  Die  schmulziggelbe  Grundfarbe 
wird  am  Rücken  ganz  durch  Braun  verdrängt,  welches  am 
Kopfe  und  an  den  Körperseilen  in  unregelmässigen  Querbin- 
den, Flecken  und  Punkten  auftritt.  Sämmlliche  Flossen  sind 
mit  braunen  Fleckenbinden  geziert.  Der  Stacheltheil  derRük- 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.  241 

kenflosse  steht  um  die  ganze  Länge  des  letzten  Slachelstrahls 
von  dem  vveichstrahligen  Theile  derselben  entfernt. 

5 

B.  7:  D.8-1-13;  P.20;  V.  1,5;  A.  14;  C.  T 

4 

Fundort:  Mossambique,   IS^S.  Br.  Die  Arten  dieser  Gat- 
tung heissen  in  der  Macüasprache  mbiriviri. 
Sc  orpaena  Linne. 

51.  Scorpaena  mossambica  n.  sp. 

Eine  mit  Sc  erythraea  Ehrenberg  (=  Sc.  aurita  Rüp- 
pell)  und  Sc.  borbonica  C.  V.  sehr  nahe  verwandte  Art,  aber 
mit  noch  näher  beisammen  siehenden  Augen,  weniger  deut- 
lichem Slirn willst  und  nur  drei  verzweigten  Strahlen  in  den 
Brustflossen. 

B.7;  D.  12,  10:  P.  15  (1 +3+ 11);  V.  l,  5;  A.  3,6;  C.  ^i 

4 
Fundort:  Ibo,   12^  S.  ßr. 

Pterois  Cuvier. 

52.  Pterois  volitans  C.  V.  IV.  352. 

Ibo,  Mossambique,  Inhambane,  vom  1 1° — 24^  S.  Br.  In 
der  Macüasprache  s^fcwrama^fm^fa  (d.h.  grosse  Segel)  genannt. 

Apistus  C.  V. 

53.  Apistus  binotatus  n.  sp. 

Den  A.  taenianotus ,  longispinis  und  Bongainvillii  am 
meisten  verwandt. 

Das  Profil  ist  senkrecht  concav,  die  Rückenflosse  mit 
der  Schwanzflosse  wie  bei  A.  taenianotus  durch  eine  Haut 
verwachsen,  und  unterhalb  des  8ten  bis  9ten  Stachelstrahls 
befindet  sich  wie  bei  A.  longispinis  auf  der  Seitenlinie  ein 
silberweisser,  nach  dem  Tode  rosenrother  Fleck. 

B.  7;  D.   15,  9;  P.  12;  V.  1,  5;  A.  3,  6 ;  C.   13. 

Fundort:  Ibo,   12°  S.B. 

Sciaenoidae. 

0  tolithu  s  Cuvier. 

54.  Otolithus  argenteus  Kuh!  et  Van  Hasseil.  C.  V,  V,  ö2. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  16 


342  Peters: 

In  der  Macüaspracho :  carrupaJa.  ^ 

Cor  1)1  na  Cuv. 

55.  Corvina  dorsalis  n.  sp. 

Höhe  gleich  der  Länge  des  Kopfes,  zur  Totallänge  wie 
1  :  4V2-  Schnauze  slumpf  abgerundet.  Kiemendeckel  mit 
zwei,  durch  einen  halbmondförmigen  Ausschnitt  getrennten 
platten  Dornen.  Vordeckel  mit  sehr  feinen,  spitzen,  sparsa- 
men Dornen.  Die  länoreren  Zähne  der  äusseren  Reihe  weni- 
ger  zahlreich.  Am  Kinn  6  Poren,  von  denen  die  beiden 
mittleren,  einander  sehr  genäherten  durch  ein  kleines  Knöt- 
chen gelrennt  sind.  Der  Humerus  lang  und  fein  wie  bei  Sciaena 
pama  gezähnt.  —  Farbe  silberig,  der  vordere  obere  Theil 
der  Rückenflosse  schwarz. 

B.7;D.10-~l,27(od.  1,  29)  ;  P.  18;  V.  1,  5;  A.2,8;  C.TöI 

Fundort:  Quellimane,  18<^  S.  Br. 

Pris  tip  oma  Cuvier. 

56.  Pristipoma  kaakan  C.  V.  V.  244. 
Diagramma  Cuvier. 

57.  Diagramma  gatherina  C.  V.  V.  301. 

58.  Diagramma  flavomaculatum  Ehrenberg.  C.  V.  V.  304 
=  ?  D.  faetela  C.  V.  V.  307. 

59.  Diagramma  cinerascens  C.  V.  V.  307  =  D.  puncta^ 
tum  Ehrenberg  C.  V.  302. 

60.  Diagramma  Blochii  C.  V.  V.  312  =  D.  albovitta- 
tum  Rupp. 

Scolopsis  Cuvier. 

61.  Scolopsis  bimaculatus  Rupp.  Atlas.  Taf.  2.  Fig.  i^ 
=  Sc.  taeniatus  Ehrenberg. 

62.  Scolopsis  ghanam  C.  V.  V.  348.  Rüpp.  Atlas  Taf.  II. 
Fig.  1. 

üparini« 

Chrysophrys  Cuvier. 

63.  Chrysophrys  berda  Forsk.  Cuv.  Rüpp.  Wirbelth. 
Taf.  27.  Fig.  4, 

64.  Chrysophrys  QAcanthopagrus)  vagus  Pel. 


Uebersicht  der  in  Mossainblque  beobachteten  Fische.         243 

Lethrinus  Cuvier. 

Der  einheimische  Name  dieser  Fische  in  Mossambique 
ist  schango. 

65.  Lethrinus  centurio  C.  V.  VI.  301.Taf.  158  =  L.we- 
bulosus  Forsk. 

66.  Lethrinus  Gothofredi  C.  V.  VI.  286. 

67.  Lethrinus  mahsenoides  Ehrenberg.  C.  V.  VI.  286. 

68.  Lethrinus  otivaceus  C.  V.  VI.  295. 

69.  Lethrinus  tariegatus  Ehrenberg.  C.  V.  VI,  287. 

70.  Lethrinus  abbreviatus  Ehrenberg.  C.  V.  VI.  312. 

71.  Lethrinus  elongatus  Ehrenberg.  C.  V.  VI.  289. 

Sarg  US  Cuvier. 

72.  Sargiis  aurioentris  n.  sp. 

Von  metallisch  bläulicher  Färbung,  am  Kopfe  grünlich. 
Am  Bauche  zieht  sich  jederseits  über  den  ßauchflossen  eine 
schmale  goldene  Binde  entlang.  Die  Flossen  dunkel;  der 
untere  Rand  der  ausgeschnittenen  Schwanzflosse  und  die  ßauch- 
flossen von  gelblicher  Farbe. 

D.  11,  14;  P.  15;  V.  1,  5;  A.  3,   11;  C.  18. 

Fundort :  Mossambique,  im  Juni.  Einh.  Name  curumballe, 

Crenidens  Cuv.  Val. 

73.  Crenidens  Forskälii  C.  V.  VI.  378.  Taf.  162*. 

Die  in  Mossambique  gefundene  Art  stimmt  nach  Ver- 
gleichung  mit  der  des  rothen  Meeres  überein.  Die  runden 
Zähne  sind  in  der  citirten  Tafel  zu  klein  gezeichnet. 

Fundort;  Mossambique. 

llaeiiuidae* 

Caesio  Commerson. 

74.  Caesio  tricolor  C.  V.  Vi.  438. 

Die  Bauchseite  im  Leben  weiss,  verwandelt  sich  in  Wein- 
geist und  wird  rosenroth. 

75.  Caesio  caerutaureus  Lac.  C.  V.  VI.  434. 
In  der  Macüasprache  solölo. 


244  Peters: 

Gerres  Cuvier. 

76.  Gerres  oyena  C.V.'VI.472. 
Heisst  in  der  Macüasprache  sälla. 

llug^iliiii* 

Mugil  Linne. 

77.  Mugil  scheli  Forskäl.  C.V.  XI.  152  =  ?  Mug.  eu- 
ronotus  A.  Smith  llluslr.  of  Ihe  zool.  of  Soulh  Africa.  Taf.  29. 

Nestis  Val. 

78.  JSestis  cyprinoides  Val.  wurde  nur  in  Süsswasser- 
bächen  auf  der  Insel  Anjoana  gefunden  und  hat  nicht  cy- 
cloidische  sondern  ctenoidische  Schuppen. 

^tlierinoidae« 

Atherina  Linne. 

79.  Atherina  afra  n.  sp. 

Von  Gestalt  sehr  nni  A.presbyter  ysdenciennes  (X.  439. 
Taf.  304.  Fig.  2)  verwandt,  gehört  sie  wegen  ihrer  weiter  zu- 
rück zwischen  Bauch-  und  Afterflosse  stehenden  ersten  Rük- 
kenflosse  in  die  dritte  Abiheilung  ausländischer  Atherinen 
dieses  Autors.  Sie  ist  mit  feinen  Zähnen  an  den  Kieferrän- 
dern, auf  einer  queren  Platte  des  Vomer  und  an  den  Gau- 
menbeinen versehen. 

Von  Gestalt  fast  spindelförmig  ist  der  Kopf  41/3  Mal  in 
der  Tolallänge  (mit  Ausschluss  der  Schwanzflosse)  enthalten. 
Das  Auge  nimmt  y^  der  Kopflänge  ein  und  die  Schnauze  ist 
um  y3  kürzer  als  der  Durchmesser  desselben.  Die  obere 
Fläche  des  Kopfes  ist  abgeplattet,  zwischen  den  Augen  durch 
zwei  Längsfurchen  verlieft  und  hier  an  Breite  gleich  einem 
Augendurchmesser.  Das  Maul  steigt  schräg  von  oben  und 
vorn  nach  hinten  und  unten  bis  zu  den  Augen  herab.  Die 
Brustflossen,  welche  die  Insertion  der  Bauchflossen  überra- 
gen ,  sind  um  V5  kürzer  als  der  Kopf.  Die  erste  Rücken- 
flosse besteht  aus  6  Strahlen,  beginnt  um  11/2  Kopflängen 
hinter  dem  Rande  des  Kiemendeckels  und  steht  hier  dem  in 
der  Mitte  zwischen  Bauch-  und  Afterflossen  befindlichen  Po- 
rus  analis  gegenüber.     Die   zweite  Rückenflosse  steht  über 


Uebersicht  der  in  Mossanibique  beobachteten  Fische.  245 

den  letzten  drei  Vierteln  der  Afterflosse  und  besteht  aus  11 
Strahlen.  Die  Schwanzflosse  ist  tief  ausgeschnitten  gabelig. 
Die  Schuppen  sind  gross,  cycloidisch,  am  hinteren  Rande 
schwach  gekerbt  und  bilden  von  der  Rückenflosse  bis  zum 
After  6  Längsreihen.  Die  Seitenlinie  verläutt  in  der  dritten 
obern  Längsreihe  und  wird  aus  etwa  36  Schuppen  gebildet. 
Zwischen  der  ersten  und  zweiten  Rückenflosse  liegen  9  Schup- 
pen. Die  Schuppen  des  Rückens  und  der  obern  Seile  des 
Kopfes  sind  schwärzlich  mit  weissblauen  Punkten  geziert; 
Die  Bauchseite  ist  fleischfarbig;  die  Körperseiten  sind  durch 
eine  Silberbinde  ausgezeichnet.  Die  Rückenflossen  und  be- 
sonders die  Bauchflossen  zeigen  viele  schwarze  Pünktchen. 
Totallänge  105  Mm. 

4 

B.6;  C.6— 1,  10;  P.  17;  V.  1,5;  A.  1,13  (1,14),  C.  15^ 

4 

Fundort:  Mossanibique.  Heisst  in  der  Macüasp.  nagogo. 

Scombroidae« 

Scomber  Cuvier. 

80.  Scomber  kanagurta  C.  V.  VIII.  49. 
Chorinemus  Cuvier. 

81.  Chorinemus  Sancti  Petri  C.  V.  VIIL  379. 

82.  Chorinemus  moadetta  Ehrenberg.  C.  V.  VIII.382.  — 
Bleeker  hält  diesen  für  identisch  mit  dem  vorigen,  die 
Schuppen  sind  jedoch  viel  schmäler.  Heisst  in  Mossambi- 
que  supada,  wahrscheinlich  aus  dem  portugiesischen  espada 
(Schwert)  corrumpirt. 

Caranx  Cuvier. 

83.  Caranx  speciosus  Lac.  Rüpp.  =  Sp.speciosus  Forsk. 
e.V.  IX.  p.  150. 

In  der  Macüasprache  intaru  gen.,  auch  in  Inhambane 
gefunden. 

84.  Caranx  Belengerii  C.V.  IX.  116. 
Bei  den  Macüas  scherceua  genannt, 

Equula  Cuvier. 
Gazza  RüppelL 


246  Peters: 

85.  Equulla  dentex  C.  V.  X.  91. 
Heisst  in  der  Macüasprache  umpända. 

Squamipennes« 

Chaetodon  (Art)  Linne. 

86.  Chaetodon  falcula  Bloch.  Taf.  425.  Fig.  2.  C.  V. 
VII.  41. 

87.  Chaetodon  Abhoriani  C.  V.  VII.  58. 

88.  Chaetodon  virescens  C.  V.  VII.  30. 

89.  Chaetodon  mttatus  Bl.  Sehn.  C.  V.  VII.  34. 

90.  ^  Chaetodon  Sehanus  C.  V.  VII.  74. 

91.  }  Chaetodon  setifer  Bloch  Taf.  426.  Fig.  1. 

92.  Chaetodon  nigripinnis  n.  sp. 

Von  Gestalt  ähnlich  wie  Ch.  vagabundus  L,  und  Ch. 
dorsalis  Reinw.  Körperhöhe  zur  Länge  wie  7:10.  Schnauze 
vorspringend.  Goldgelb ;  eine  schwarze  Binde  durch  die  Au- 
gen und  7—8  senkrechte  gebogene  schwarze  Linien  über 
den  Körper.  Der  weichstrahüge  Theil  der  Rücken-  und  Af- 
terflosse ,  eine  Linie  nahe  dem  Rande  des  Slacheltheils  der 
Rückenflosse  und  der  Theil  vor  der  Basis  der  Schwanzflosse 
schwarz.  Die  Ränder  der  After-  und  Rückenflosse  hellgelb 
oder  weiss. 

4 

P.  15  (16);  D.  14,25;  V.  I,  5;  A.  3,  23;  C.  TT 

5 

Fundort :  Mossainbique.  Name  in  der  Macüasprache 
nicüpecüpe. 

Reniochus  Cuvier. 

93.  Heniochus  macrolepidotus  Bloch ,  Cuv.  VII.  93. 
Taf.  176. 

Zanclus  Commerson. 

94.  Zanclus  cornutus  Commerson.  C.  V.  VII.  177. 
Holacanthus  Lacepede. 

95.  Holacanthus  semicirculatus  C.  V.  VII.  191.  Taf.  193. 

96.  Holacanthus  chrysurus  C.  V.  VII.  188. 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.  247 

Platax  Cuvier. 

97.  Platax  vesperfilio  Bloch.  C.  V.  (P/.  Ehrenbergii  C.  V.) 

98.  Platax  teira  Forsk.  Cuv. 

Psettus  Coinmerson. 

99.  Psettus  rhomheus  Forsk.  C.  V. 

lialiyrintliici« 

Ctenopoma  Peters. 

100.  Ctenopoma  multispinis  Pet. 

GJobiini. 

Petroscrites  Ruppell.   1828.  (Omobranchus 
Ehrenberg.  1828.  Blennechis  Cuv.  Val.  1836.) 

101.  Petroscirtes  cynodon  n.  sp. 

Körperform  verlängert  zusammengedrückt.  Der  Kopf 
nimmt  reichlich  y^  der  Tolallänge  (ohne  die  Schwanzflosse) 
ein,  die  Körperhöhe  ist  öy^mal  in  derselben  enthalten  und 
die  Dicke  des  Körpers  gleich  hinter  dem  Kopfe  ist  um  ein 
Drittel  geringer  als  die  Körperhöhe  daselbst.  Der  Augen- 
durchmesser ist  4y2mal  in  der  Länge  des  Kopfes  enthalten; 
die  Augen  liegen  um  einen  Augendurchmesser  von  einander 
und  um  etwas  mehr  von  der  breiten  Spitze  der  bogenförmig 
nach  unten  gekrümmten  Schnauze  entfernt.  Häutige  Lappen 
an  Augen  und  Kinn  sind  nicht  bemerkbar.  Die  Zahl  der 
einreihigen  Zähne  beträgt  sowohl  oben  als  unten  36—40  ; 
die  gekrümmten  Eckzähne  der  Zwischenkiefer  sind  klein,  die 
des  Unterkiefers  dagegen  ausserordentlich  gross  ,  vorn  und 
hinten  mit  einer  zugeschärften  Kante  versehen.  Die  lange 
Rückenflosse  beginnt  am  Kacken ,  reicht  hier  nicht  weiter 
nach  vorn  als  der  Kiemendeckel  und  hört  zwar  ziemlich  weit 
von  der  Schwanzflosse  zugleich  mit  der  Afterflosse  auf,  ist 
aber  durch  eine  häutige  Fortsetzung  mit  derselben  vereinigt. 
Ihre  Strahlen,  etwa  30  an  Zahl,  sind  im  Allgemeinen  gleich 
lang,  genau  genommen  jedoch  die  ersten  bei  den  Männchen, 
die  der  zweiten  Hälfte  bei  den  Weibchen  etwas  länger.  Die 
Brustflossen  bestehen  aus  15  Strahlen,  von  denen  die  mittle- 
ren am   längsten  sind.     Die  ßauchflossen  werden    aus  zwei 


548  Peters: 

Strahlen  gebildet,  von  denen  der  innere  fast  doppelt  so  lang 
als  der  äussere  erscheint.  Die  Analöffnung  liegt  ein  wenig 
weiter  von  dem  Schnauzenende  als  von  der  Basis  der  Schwanz- 
flosse entfernt.  Die  Afterflosse  ist  kaum  halb  so  lang  wie 
die  Rückenflosse,  enthält  aber  dennoch  18—21  Strahlen.  Die 
Schwanzflosse  ist  in  einigen  Fällen  am  hinteren  Rande  gerade 
abgeschnitten,  in  andern  gabelförmig ,  indem  der  vierte  und 
fünfte  obere  und  untere  Strahl  sehr  verlängert  erscheinen. 

Die  Farbe  ist  schmutzig  grün  mit  vielen  kleinen  dunk- 
len Fleckchen;  von  dem  Auge  bis  auf  die  Schwanzflosse  geht 
ein  dunkler  breiter,  nicht  scharf  begrenzter  Fleckenstreif  hin, 
auf  welchem  sich  hellere  Flecken  zeigen.  Die  Rückenflosse 
ist  an  der  Basis  dunkel ,  zwischen  den  Strahlen  weiss  und 
braun  gefleckt.  Bei  den  Männchen  ist  die  Rückenflosse  am 
Ende  des  ersten  Strahls  ausgezeichnet  durch  einen  grossen 
schwarzen  Fleck.  Die  Afterflosse  ist  dunkel,  undeutlich  ge- 
fleckt; die  Spitzen  ihrer  Strahlen  sind,  wie  undeutlicher  auch 
die  der  Rückenflosse,  weiss.  —  Länge  ohne  die  Schwanz- 
flosse 105  Mm. 

B.6;  D.  26  (-30);  P.  15;  V.  2;  A.  18  (-21);  C.  15. 

Der  Schädel  hat  eine  sehr  eigenthümliche  Form,  indem 
die  Zwischenkiefer  seitlich  sehr  entwickelt  sind,  um  die  gros- 
sen Eckzähne  des  Unterkiefers  bergen  zu  können,  der  Schä- 
del hinter  den  Augen  dagegen  plötzlich  sehr  zusammenge- 
drückt erscheint.  Es  sind  35  Wirbel  vorhanden,  von  denen 
12  dem  Rumpfe,  23  dem  Schwänze  angehören. 

Häufig  bei  Mossambique,  im  15^  S.ßr.  Wird  qudtu  gen. 

102.  Petroscirtes  barbatus  n.  sp. 

Kopflänge  gleich  der  Körperhöhe  und  zu  der  Körper- 
länge wie  1 : 3%.  Gestalt  des  Kopfes  und  Körpers  ähnlich 
wie  bei  der  vorigen  Art,  aber  kürzer,  Augen  liegen  kaum 
um  %  Augendurchmesser  von  einander  und  um  einen  gan- 
zen von  der  Schnauzenspitze  entfernt.  Schnauze  schräg  ab- 
schüssig. Ueber  jedem  Auge  ein  verzweigter  und  unter  dem 
Kinn  zwei  einfache  Hautlentakel.  Zähne  ähnlich  wie  bei  der 
vorigen  Art.  Die  Stellung  der  Flossen  wie  bei  der  vorigen 
Art.  Die  Strahlen  der  ersten  Rückenflosse  aber  sind  sehr 
verlängert,  die  Bauchflossen  bestehen   aus  drei  Strahlen  und 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.  249 

die  mittleren  Strahlen  der  Schwanzflosse  erscheinen  verlän- 
gert, so  dass  diese  Flosse  zug-espilzt  erscheint.  Schmutzig 
grün  mit  rostfarbenen  Flecken.  Die  senkrechten  Flossen  sind 
schwarzbraun  gebändert  und  gefleckt  auf  gelbrothem  Grunde. 
Der  Darm  ist  einfach,  ohne  Blinddärme;  die  Schwimmblase 
ist  silberig ,  das  Perilonäum  schwarz  gefärbt.  Ganze  Länge 
90  Mm. 

B.  6;  D.  26;  P.  15;  V.3;  A.  18;  C.  15. 

Fundort:  Mossambique;  im  Novembermonat. 

103.  Petroscirtes  elongatus  n.  sp. 

Diese  Art  steht  in  der  Körperform  dem  von  Valen- 
ciennes  beschriebenen  Blennechis  punctatus  aus  Bombay 
am  nächsten.  Der  Kopf  ist  Syjmal  und  die  Körperhöhe 
6y.mal  in  der  ganzen  Körperlänge  (ohne  die  Schwanzflosse) 
enthalten.  Das  Profil  ist  sehr  convcx,  die  Schnauze  kaum  so 
lang  wie  der  Augendurchmesser  und  die  Augen  liegen  nur 
y3  desselben  von  einander  entfernt.  Die  Zahl  der  Zwischen- 
kieferzähne beträgt  20^  die  der  Unterkieferzähne  22,  ausser  den 
Eckzähnen,  welche  gekrümmt  und  an  dem  Unterkiefer  dop- 
pelt so  gross  wie  am  Zwisohenkiefer  sind.  Die  Rückenflosse 
beginnt  über  den  Brustflossen  oder  ein  wenig  weiter  vorn 
als  dieselben,  ist  in  der  Mitte  am  niedrigsten  und  hört  mit 
der  Afterflosse,  um  die  Länge  ihrer  letzten  Strahlen  von  der 
Schwanzflosse  entfernt,  auf.  Der  After  öffnet  sich  zwischen 
dem  2ten  und  3ten  Fünftel  der  Körperlänge.  Die  Bauch- 
flossen bestehen  nur  aus  zwei  Strahlen.  Die  Schwanzflosse 
erscheint  durch  die  Verlängerung  einiger  Strahlen  gabelför- 
mig. Schmutzig  grün.  Auf  dem  Kiemendeckel  eine  weiss- 
gesäumte  Ocelle.  Die  Rückenflosse  und  Afterflosse  braun 
mit  weissen  Streifen,  welche  an  ersterer  der  Länge  nach,  an 
letzterer  schief  gerichtet  sind.  Das  Männchen  hat  zwischen 
dem  23sten  bis  25stcn  Strahle  der  Rückenflosse  eine  Ocelle, 
welche  dem  Weibchen  fehlt. 

B.  6;  D.  32;  P.    15;  V.  2;  A.  24,  C.  15. 

Fundort  Mossambique. 

Salarias  Cuvier. 

104.  Salarias  quadricornis  C.  V.  XI.  329.  Taf.329. 
Entweder  von  derselben  Farbe,   wie  Valenciennes 


250  Peters: 

sie  angiebt,  oder  mit  bläulichweissen  Fleckchen  am  Kopf  und 
Körper. 

Fundort:  Insel  Päo,  15°  S.  Br.,  im  Julimonat. 

Gobius  (Art.)  Linne. 
In  der  Macüasprache  nicotiimhiro  genannt. 

105.  Gobius  albotaaculatus  Rüpp.  Atlas.  Fische  d.  R. 
M.  135.  NeueWirbellh.  137.  (G.  quinqueocellatus  \'ä\.X\l95,^ 

Fundort:  Mossambique. 

106.  Gobius  nebulopuncfatus  C.  V.  XII.  58. 
Fundort :  Mossambique. 

107.  Gobius  obscurus  n.  sp.  (Div.  I.  Valenciennes,  mit 
fadenförmigen  oberen  Brustflossenstrahlen.) 

Körperform  hinler  dem  Kopfe  abgeplattet,  oder  so  breit 
wie  hoch,  am  Schwänze  comprimirl.  Der  Kopf,  dessen  Länge 
sich  zu  der  des  ganzen  Körpers  (ohne  die  Schwanzflosse) 
wie  1:375  verhält,  ist  vorn  abgerundet,  y^^  breiler  als  hoch 
und  um  eben  so  viel  länger  als  breit.  Die  Augen  sind  läng- 
lich oval  und  nehmen  das  zweite  Vieriheil  der  Kopflänge  ein, 
oder  sind  selbst  noch  ein  wenig  weiter  nach  vorn  gerückt. 
Sie  sind  um  einen  halben  bis  ganzen  Durchmesser  von  ein- 
ander entfernt  und  mehr  nach  oben  als  nach  der  Seite  ge- 
richtet. Die  obere  Profillinie  des  Kopfes  steigt  sehr  allmäh- 
lich von  hinten  nach  vorn  herab,  nur  am  Schnauzentheile  er- 
scheint sie  stärker  bogenförmig,  um  der  schräg  in  die  Höhe 
steigenden  Unterkieferlinie  entgegenzukommen.  Das  Maul  ist 
breit,  abgerundet  und  bis  unter  den  vorderen  Rand  der  Au- 
gen gespalten;  es  liegt  unter  der  Augenlinie  und  steigt  daher 
nur  wenig  schräg  nach  unten  herab.  Die  Kiefer  sind  mit  ei- 
ner ziemlich  breiten  Binde  von  Sammetzähnen  besetzt,  welche 
sowohl  oben  wie  unten  von  einer  äusseren  Reihe  stärkerer 
Zähne  überragt  wird.  Die  erste  Rückenflosse  beginnt  nicht 
weit  hinter  der  Insertion  der  Brustflossen;  das  Ende  ihrer 
häutigen  Basis  befindet  sich  gerade  der  AnalöfFnung  gegen- 
über. Die  Strahlen  dieser  Flossen  zeigen  in  den  vorliegen- 
den drei  Exemplaren  keine  Verlängerungen,  sondern  sind  alle 
kürzer  als  der  Körper  hoch  ist.  Die  zweite  Rückenflosse 
steht  der  Afterflosse  gerade  gegenüber,  hat  dieselbe  Strahlen- 
zahi wie  diese  letztere,  aber  geht  sowohl  vorn  als   hinten 


Uebersicht  der  in  Mossatnbique  beobachteten  Fische.  251 

mit  ihrer  längeren  Basis  über  dieselbe  hinaus.  So  wie  in 
der  ganzen  Körperforrn  nähert  sich  diese  Art  auch  in  der  fa- 
denförmigen Bildung  der  oberen  Brusltlossenslrahlen  dem  ge- 
meinen europäischen  Go6üi5.  Diese  Flossen  werden  zusammen- 
gesetzt im  Ganzen  aus  zwanzig  Strahlen.  Die  Analöffnung 
liegt  etwas  weiter  von  dem  Schnauzenende  als  von  der  Ba- 
sis der  Schwanzflosse  entfernt.  Die  Schwanzflosse  erscheint 
abgerundet,  welche  Gestalt  aber  wahrscheinlich  wie  bei  an- 
dern Arten  durch  die  mehr  oder  weniger  grosse  Enlwicke- 
lung  einzelner  Strahlen  variiren  kann.  Die  Schuppen  sind 
ziemlich  klein,  am  Rande  kammförmig;  man  zählt  vom  Kie- 
mendeckel bis  auf  die  Schwanzflosse  etwa  42  derselben,  und 
von  der  Rückenflosse  bis  zum  After  herab  14  Längsreihen. 
Die  Farbe  ist  ein  gleichmässiges  Schwarzbraun  ;  der  nackt- 
häutige Kopf  erscheint  dunkler,  mit  mehr  oder  weniger  deut- 
lichen hellen  senkrechten  Streifen  an  den  Backen.  Mit  der 
Loupe  betrachtet  wird  die  Färbung  durch  gedrängte  schwarze 
Pünktchen  hervorgebracht.  Bauch-  und  Brustflossen  sind  ein- 
farbig. An  den  Rückenflossen  treten  mehr  oder  weniger 
deutliche  Längsreihen  von  dunklen  Flecken  hervor.  Die  After- 
flosse zeigt  hier  und  da  einen  weissen  Fleck,  ebenso  die 
Schwanzflosse,  welche  durch  senkrechte  Reihen  undeutlicher 
Flecken  geziert  ist.  Totallänge  65  Mm. 

6 

B.5;LD.  6;iLD.l,  10;P.20;V.6;A.1,10;C.U 

6 

Fundort:  Mossambique. 

108.     Gobius  capistratus  n.  sp. 

Diese  Art  steht  durch  eine  mehr  abgerundete  gestreckte 
Körpergestalt,  die  kugelförmige  Schnauze  und  das  kleine 
Maul  dem  G.  semidoUatus  C.  V.  (Priolepis  mica  Ehrenberg. 
Symb.  phys.  Taf.  9.  Fig.  8.)  näher.  Der  Kopf  verhält  sich 
zu  der  ganzen  Körperlänge  (ohne  Schwanzflosse)  wie  1  :  3y2, 
die  Körperhöhe  zu  derselben  wie  l:4y2.  Die  Dicke  ist  um 
%  geringer  als  die  Körperhöhe.  Die  Augen  liegen  oben  und 
nahe  bei  einander,  wodurch  sie  noch  mehr  gewissen  Arten 
von  Periophthahnus  ähnlich  erscheint,  sie  liegen  im  zweiten 
Viertel  der  Kopflänge,  in  welchem  ihr  Durchmesser  4mal  ent- 
halten ist.    Die  feinen  Sammetzähne  bilden  an  den  Zwischen- 


252  Peters: 

kiefern  eine  Binde,  vor  der  eine  aus  sechs  grösseren  Zäh- 
nen gebildete  Reihe  zu  bemerken  ist;  am  Unterkiefer  be- 
merkt man  ebenfalls  vor  den  Sammetzähnen  sechs  längere 
Zähne,  welche  aber  mehr  hakenförmig  gestaltet  sind  und  von 
denen  der  äusserste  jeder  Seite  sich  nach  hinten  krümmt  und 
eine  mehr  liegende  Stellung  einnimmt.  Die  Kiemenspallen 
sind  ein  wenig  länger  als  die  Basis  der  Brustflossen.  Die 
Kiemenhaut  wird  von  5  Strahlen  gestützt,  von  denen  der 
vierte  sehr  breit  ist.  Die  Stellung  der  Flossen  zu  einander 
verhält  sich  wie  bei  der  vorigen  Art.  Die  Strahlen  der  Rük- 
kenflossen  bieten  nichts  Besonderes  dar;  sie  sind  im  Alige- 
meinen viel  kürzer  als  die  Höhe  des  Körpers,  bei  einem  Exem- 
plar jedoch  sind  die  letzten  Strahlen  der  zweiten  Rücken- 
flosse eben  so  wie  die  entsprechenden  der  Afterflosse  ver- 
längert. Die  Schwanzflosse  ist  abgerundet.  Ebenso  die  Brust- 
flossen, deren  obere  Strahlen  keine  fadenförmige  Beschaffen- 
heit haben.  Die  Schuppen  sind  am  hinteren  Rande  kamm- 
förmig  gezähnt  und  bilden  etwa  31  Quer-  und  9  Längsreihen. 
Die  Grundfarbe  des  Körpers  ist  schmutzig  grün.  An 
der  oberen  Körperhälfte  treten  jederseits  fünf  verwaschene 
braune  breite  Querbinden  auf,  von  welchen  die  erste  die  Ge- 
gend zwischen  dem  Kopf,  der  Brustflosse  und  dem  Anfange 
der  ersten  Rückenflosse  einnimmt,  die  zweite  über  das  Ende 
der  ersten  und  den  Anfang  der  zweiten  Rückenflosse,  die 
vierte  und  fünfte  auf  die  zweite  Rückenflosse  und  die  letzte 
hinter  der  Rückenflosse  über  die  Basis  der  Schwanzflosse  sich 
ausdehnen.  Andere  ähnliche  Binden  der  untern  Körperhälfte 
wechseln  mit  diesen  obigen  ab.  Auch  treten  mehr  oder  we- 
niger deutliche  weisse  Flecken  in  der  Mitte  der  einzelnen 
Schuppen  auf  Der  Kopf  ist  vorzüglich  durch  eine  braune 
senkrecht  vom  Scheitel  durch  die  Augen  bis  über  die  Un- 
terkiefer herabsteigende  braune  Binde  ausgezeichnet,  welche 
durch  mehr  oder  weniger  deutlich  begrenzte  metallische  Flecke 
von  der  Umgebung  abgesetzt  wird.  An  den  Backen  treten 
eben  solche  perlmutterartige  Flecken  auf.  Die  Brustflossen 
sind  sehr  fein  und  dicht  mit  Weiss  gesprenkelt,  so  dass  ge- 
brochene wellenförmige  abwechselnd  braune  und  weisse  Qi^er- 
linien  entstehen.  Der  erste  Strahl  der  ersten  Rückenflosse 
ist  mit  4  bis  5  schwarzbraunen  Flecken  geziert,  mit  welchen 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.  253 

eben  so  viele  blassere  Längsbinden  oder  Fleckenreihen  die- 
ser Flosse  beginnen.  Ebenso  sind  die  Strahlen  der  zweiten 
Kückenflosse  gefleckt.  Die  Schwanzflosse  zeigt  unregelmäs- 
sige desgleichen  senkrechte  Fleckenbinden.  After-  und  Brust- 
flossen sind  nach  dem  Rande  hin  dunkler.  Totallänge  63  Mm. 

5 

ß.5;  I.  D.6;  I1.D.I,12;  P.16;  V.  1,5;  A.  1,  12;  C.  TT 

4 

Fundort:  Ibo,  12«  S.  Br. 

109.     Gobius  signatus  n.  sp. 

Körperform  verlängert ,  etwas  zusammengedrückt.  Die 
Höhe  desselben  verhält  sich  zur  Länge  (ohne  die  Schwanz- 
flosse) wie  1:5,  die  Dicke  zur  Höhe  wie  \:V/2.  Der  Kopf, 
welcher  sich  zur  Körperlänge  wie  1  :  4  verhält ,  ist  von  re- 
gelmässiger Gestalt;  seine  Höhe  verhält  sich  zu  seiner  Länge 
etwa  wie  3  :  4,  und  seine  grösste  Breite  zur  Höhe  wie  4  :  5. 
Die  obere  Profillinie  des  Kopfes  steigt  in  einem  ebenso  fla- 
chen Bogen  herab  wie  die  untere  hinaufsteigt;  beide  treff'en 
vor  der  Mitte  des  Kopfes  zusammen.  Die  Mundspalte  steigt 
von  dieser  Stelle  schräg  nach  hinten  herab ,  ohne  über  den 
vorderen  Augenrand  hinauszugehen.  Genau  genommen  wird 
der  Zwischenkiefer  ein  wenig  von  dem  Unterkiefer  überragt. 
Das  Auge  nimmt  das  zweite  Viertel  der  Kopflänge  ein,  ist 
von  dem  der  andern  Seite  nur  durch  seinen  halben  Durch- 
messer entfernt.  Das  vordere  kleine  Nasenloch  liegt  noch 
immer  dem  Augenliedrande  ein  wenig  näher  als  dem  Rande 
der  Schnauze.  Am  hintern  und  obern  Rande  des  Vordeckels, 
über  dem  Kiemendeckel ,  hinter  und  zwischen  den  Augen 
sind  einzelne  deutliche  Poren  sichtbar.  Vor  den  Sammetzäh- 
nen  tritt  sowohl  oben  wie  unten  eine  Reihe  von  (12}  län- 
geren Hakenzähnen  hervor.  Die  Kiemenspalten  sind  etwas 
weiter  als  die  Basis  der  Brustflossen;  unten  werden  sie  durch 
eine  Haut  verschlossen,  welche  fünf  Strahlen  erkennen  lässt. 
Die  erste  Rückenflosse  ragt  mit  ihrer  häutigen  Basis  bis  nahe 
vor  die  zweite,  welche  letztere  kaum  länger  ist,  als  die  ihr 
gegenüberstehende  Afterflosse.  Die  Schwanzflosse  ist  zuge- 
spitzt und  von  der  Länge  des  Kopfes.  Die  Strahlen  der  übri- 
gen Flossen  zeigen  ebenso  wenig  bemerkenswerlhe  Eigenthüm- 
lichkeiten  ;  die  etwas  längeren  vorletzten  Strahlen  der  zwei- 


254  Peters: 

len  Rückenflosse  und  der  Afterflosse  sind  an  Länge  gleich 
der  Körperhöhe.  Die  Schuppen  sind  ctenoidisch  und  ziem- 
lich gross;  sie  lassen  den  Kopf  unbedeckt  und  nehmen  von 
den  Brustflossen  an  bis  zum  Schwänze  merklich  an  Grösse 
zu;  man  zählt  etwa  30  von  der  Brusiflosse  bis  zu  der  Schwanz- 
flosse und  8  bis  9  Querreihen  zwischen  der  ersten  Rücken- 
flosse und  dem  After.  Lefzerer  liegt  fast  1/5  weiter  entfernt 
von  dem  Schnauzenende  als  von  der  Basis  der  Schwanzflosse. 
Körperfarbe  schmutzig  grün  mit  unregelmässigen  gros- 
sen schwarzbraunen  Flecken.  Die  Backen  und  Kiemendeckel 
mit  weissblauen  Flecken;  erstere  mit  zwei  blauen  Längsli- 
nien. Flossen  bräunlich ;  Brustflossen  mit  weissen  Flecken, 
welche  an  der  Schwanzflosse  zahlreiche  senkrechte  Flecken- 
binden bilden;  Bauchflossen  nach  dem  Rande  zu  braunschwarz. 
Afterflosse  nur  an  der  Basis  mit  undeutlichen  weissen  Flek- 
ken.  Rückenflossen  braun,  der  erste  Strahl  beider  Flossen 
mit  dunklen  Flecken,  welche  den  Anfang  undeutlicher  Längs- 
binden andeuten.  Der  Zwischenraum  zwischen  dem  oten  und 
6ten  Strahl  der  ersten  Rückenflosse  wird  durch  eine  grosse 
schwarzblaue  Ocelle  eingenommen.  Tolailänge  (mit  Schwanz- 
flosse) 72  Mm. 

4 

B.5;LD.6;ILD.l,  10;  P.15(I6);  V.  1,5;  A.  1, 10;  CT? 

4 

Fundort:  Mossambique. 

110.     Gobius  atherinoides  n.  sp. 

Diese  Art,  welche,  abgesehen  von  der  Schmalheit  der 
die  Augenhöhlen  trennenden  Brücke  in  der  Gestalt  viel  Aehn- 
lichkeit  mit  den  Atherinen  hat,  ist  in  der  Jugend  von  mehr 
cylindrischer,  im  ausgewachsenen  Zustande  von  etwas  zusam- 
mengedrückter verlängerter  Form.  Der  Kopf  verhält  sich 
zu  der  Körperlänge  (von  dem  Schnauzenende  bis  zur  Basis 
der  Schwanzflosse)  wie  1:37^.  Die  Körperhöhe  ist  fast  11/2 
Mal  in  der  Länge  des  Kopfes  und  5^/2  Mal  in  der  Körper- 
länge enthalten.  Die  Schnauze  ist  verhältnissmässig  kürzer, 
das  Maul  weiter  gespalten  und  das  Auge  grösser  als  bei 
der  vorigen  Art.  Das  obere  Profd  der  Schnauze  ist  krumm 
gebogen,  so  dass  das  vordere  Ende  des  Mauls  in  glei- 
cher Höhe   mit   der  Mitte    des   Auges  liegt  und  die  ziem- 


Uebersichl  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.  255 

lieh  tief  herabsteigende  MaulspaUe  fast  bis  unter  das  zweite 
Augenviertel  ragt.  Das  Auge  liegt  um  das  Doppelte  seines 
Durchmessers  von  dem  hinteren  Ende  des  Kiemendeckels, 
um  weniger  als  seinen  Durchmesser  vom  Ende  der  Schnauze 
entfernt.  Auch  diese  Art  zeigt  vor  den  Sammelzähnen  so- 
wohl oben  wie  unten  eine  Reihe  längerer  stärkerer  Zähne, 
welche  aber  im  Unterkiefer  nicht  so  stark  gekrümmt  erschei- 
nen, wie  bei  jener.  Die  relative  Lage  der  Flossen  ist  die- 
selbe; nur  ist  das  Verhälfniss  derselben  zur  Körperlänge  ver- 
schieden;  so  ist  die  zweite  Rückenflosse  um  ihre  ganze  Länge 
von  der  Basis  der  Schwanzflosse  entfernt.  Die  Schuppen, 
welche  hier  auch  die  Hinterhauptsgegend  bedecken,  sind  cle- 
noidisch  und  ziemlich  gross;  man  zählt  über  9  Längsreihen 
und  vom  Kiemendeckel  bis  auf  die  Schwanzflosse  26  bis  28. 
Die  Farbe  ist  schmutzig  grün,  am  Bauche  silberig.  Längs 
der  Mitte  der  Körpers  zeigt  sich  eine  Reihe  unregelmässiger 
grosser  brauner  Flecken/  von  denen  der  letzte  sich  auf  der 
Basis  der  Schwanzflosse  befindet.  Einige  ebenso  unregel- 
mässige Binden  von  derselben  Farbe  auf  den  Backen.  Flecke 
in  Längsreihen  auf  den  Rückenflossen  ,  in  senkrechten  Rei- 
hen auf  der  Schwanzflosse  geordnet,  sind  von  derselben  brau- 
nen Farbe.  Totallänge  (eingeschlossen  die  Schwanzflosse) 
80  Mm. 

7 

ß.5;  L  D.6;  IL  D.  1, 10  ;  P.  17;V.  1,5,  A.  1,  10;  C.  i3 

4 

Fundort:  Mossambique. 

111.  Gobms  aeneofuscus  Pet. 

112.  Gobius  platycephaliis  Pet. 

Sicydium  C.  V. 

113.  Sicydium  lagocephahim  C.  V.  Xll.  174. 

Nur  in  Süsswasserbächen  der  Comoreninsel  Anjoana  ge- 
funden. 

Ca lli onymu s  Linne. 

114.  Callionymus  marmoratus  n.  sp. 

Eine,  wie  mir  nach  V  al  en  ci  enn  es  Beschreibung  von 
C.  lineolatus  (Hist.  nat.  d.  poiss.  B.  11.307)  scheint,  mit  die- 
sem verwandte  Art.     Die  Kiemenöff*nung  wird  von    vornher, 


256  Feters: 

bei  anliegendem  Kiemendecke]  durch  die  den  Kiemendeckel 
mit  dem  Nacken  verbindende  Haut  geschlossen  und  erscheint 
als  eine  Querspalte,  wenn  man  den  Vordeckel  abzieht.  Ei- 
nen wesentlichen  Unterschied  kann  ich  hierin  jedoch  zwischen 
den  verschiedenen  Arten  nicht  finden. 

Der  Kopf,  welcher  fast '/j  der  ganzen  Körperlänge  (ohne 
Schwanzflosse)  ausmacht,  ist  y^  breiter  als  hoch,  und  um 
1/3  länger  als  breit.  Die  Augen  sind  gross,  einander  genähert 
und  um  l'^  ihres  Durchmessers  von  dem  hinleren  Ende  des 
Kiemendeckels  und  um  y^^  desselben  von  der  Spitze  der 
Schnauze  entfernt.  Die  obere  Profillinie  der  Schnauze  bildet 
einen  stark  convexen ,  die  unlere  (des  Unterkiefers)  einen 
schwach  concaven  Bogen.  Der  Dorn  des  Vordeckels  ist  et- 
was nach  innen  gebogen  und  trägt  auf  seinem  oberen  Rande 
zwei  etwas  nach  vorn  gerichtete  Spitzen,  welche  von  glei- 
cher Grösse  sind  wie  die  Endspilze  des  Stammes.  Die  Kie- 
menhaut wird  von  sechs  feinen,  langen  Strahlen  gestützt. 
Die  sehr  protractilen  Kiefer  tragen  eine  Binde  kräftiger Sam- 
metzähne.  Die  Strahlen  der  ersten  Rückenflosse  ragen  mit 
ihren  Spitzen  aus  der  Haut  hervor,  ohne  jedoch  an  Länge 
die  grösste  Körperhöhe  zu  übertreffen ;  sie  sind  nicht  länger, 
sondern  oft  sogar  kürzer  als  die  der  zweiten  Rückenflosse. 
Der  After  liegt  in  der  Mitte  zwischen  der  Basis  der  Schwanz- 
flosse und  der  Einlenkung  des  Unterkiefers.  Die  erste  Rük- 
kenflosse  liegt  zwischen  den  Brustflossen,  mit  ihrem  vorde- 
ren Ende  dieselben  vorn  überragend.  Die  zweite  Rücken- 
flosse beginnt  weit  vor  dem  After  und  um  ihre  ganze  Länge 
von  den  hinteren  Augenrändern  entfernt.  Der  drittletzte 
Strahl  der  Afterflosse,  welche  um  y,  kürzer  ist,  steht  dem 
Ende  der  zweiten  Rückenflosse  gegenüber.  Die  Schwanz- 
flosse erscheint  am  hinteren  Rande  gerade  abgestutzt. 

Die  Oberseite  des  Kopfes  und  Körpers  ist  olivenbraun, 
mit  dunklen  Marmorirungen;  über  das  Ganze  verbreitet  sich 
ein  äusserst  engmaschiges,  zierliches,  weisses  Netzwerk,  hier 
und  da  hervorgehoben  oder  auch  unterbrochen  durch  schwarze 
Fleckchen.  An  der  Bauchseite  wird  dieses  Netzwerk  all- 
mählig  verwischter,  und  die  Grenze  gegen  die  schmutzig 
weisse  Unterseite  wird  vom  Kopf  bis  zur  Schwanzflosse  durch 
eine  Reihe  unregelmässiger  brauner,    rundlicher  Flecke  ge- 


Üebersicht  der  in  Mossanibique  beobachteten  Fische.        56? 

bildet,  weiche  durch  kleinere^  perlmutterartige  Fleckchen  und 
Binden  mehr  hervorgehoben  werden.  Die  erste  Rückenflosse 
ist  dunkelbraun  mit  bläulich -weissen  unterbrochenen  Linien, 
welche  in  Bezug  auf  die  Basis  des  ersten  Flossenstrahls  eine 
concentrische  Richtung  haben.  Die  zweite  Rückenflosse  zeigt 
zahlreiche  dunkle  Querstriche  ,  welche  etwa  6—7  schwarz- 
braune Längslinien  über  die  ganze  Flosse  bilden;  die  heller 
braunen  Zwischenräume  sind  mit  wurmförmig  gekrümmten 
weissen  Linien  geziert.  Die  Bauchseile  der  ßauchflosse  ist 
weiss,  die  obere  Fläche  sowohl  der  Flosse  als  der  von  ihr 
zur  Brustflosse  ausgehenden  Verbindungshaut  dagegen  ist  in 
derselben  Weise  wie  der  Körper  marmorirt  und  fein  genetzt. 
Die  Basis  der  Brustflosse  ist  mit  einer  grossen  schwarzbrau- 
nen Halbocelle  geziert  und  die  sehr  zarthäutige  Flosse  selbst 
zeigt  zerstreute  Querreihen  abwechselnd  weisser  und  dunkel- 
brauner Flecken.  Die  Afterflosse  ist  weiss  mit  grossen  schwarz- 
braunen Flecken ,  die  auch  zu  fünf  bis  sechs  breiten  Quer- 
binden zusammentreten  können.  Die  Schwanzflosse  hat  4 — 5 
braune  senkrechte  Fleckenbinden;  zwischen  diesen  und  am 
Rande  sind  kleinere  weisse  Flecken  eingestreut,  welche  auch 
zu  Linien  zusammentreten.  —  Totallänge  85  Mm. 

3 

B.6;  D.4->9;  P.  19;  V.  1,5;  A.  1,7;  C.   T 

3 

Fundort :  Mossambique,     ,      ,, 
Ecken  eis  (Art.)  Linne. 

115.  Echeneis  Naucrates  Linne.  Bleeker,  Verhandl. 
Batav.  Genoolsch.  XXIV.  Bat.  1852.  Bijdr.  Chirocentroidei, 
Lutodeiri,  Buürini ,  Elopes ,  ISotopteri,  Salmones ,  Echeneot^ 
deienVpmm  p.  22.  ,^^^^^  ^  ,.,.,^„, 

~>i}i}iii'ih    loy    '!'>'s'!i'»-  !if»H')ÄiTl 

,    ,,v    Amphacanthus  Bl  Sehn. 
i.   lnr>\  ^ 

In  der  Macüasprache  saß  genannt. 

116.  Amphacanthus  Abhortani  C.  V.  X.  143. 
Mossambique,  Inhambane. 

j{,;,,;ll7.     Amphacanthus  olivaceus  C.  V.  X.  163. 

Mossambique.  /  *iVW,>i>ü,ui.;V  .k)  .U  I   ,q 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXL  Jahrg.  1.  Bd.  17 


J^58  Peters:  -»b  ld'iUv>il-j\J 

118.  Amphacanthus  guttatus  Bl.  Sehn.  Bloch  Taf.  196. 
Mossambique,  im  September. 

Acanthurus  (Forsk.)  Lacepede. 

119.  Acanthurus  scopas  C.  V.  X.  245.  Taf.  290. 

Mossambique.  jir!'>i;ri!i!«x 

120.  Acanthurus  trioslegus  Bl.  Sehn.  C.  V.  X.  1Ö7.   j^ 
Mossambique.  •' 

121.  Acanthurus  annularis  C.  V.  X.  209. 
Mossambique,  im  September. 

122.  Acanthurus  velifer  Bloch.   Rüppell   Atlas  Taf.  15. 
Fig-.Q. 

Inhambane,  24°  S.  Br. 

fsaseus  Commerson. 

123.  JSaseus  fronticornis   Commerson   =  N.  hreviro- 
stris  e.V.  X.  259.  277. 

Mossambique,  Ibo. 

KerisC.y. 

124.  Keris  anginosus  C.  V.  X.  304.  Taf.  295. 

Ein  einziges  Exemplar  von  Mossambique  15°  S.  Br. 

Aulo§<oini. 

Aulostoma  Lacepede. 

125.  Aulostoma  chinense  Linne. 

*'  "Das  von  mir  im  Februar  1847  in  Mossambique  einge- 
sammelte Exemplar  war  in  einer  Sendung  enthalten,  welche 
allein  von  allen  verloren  ging.  Nach  den  darüber  aufgenom- 
menen Notizen  stimmte  es  aber  in  der  Färbung  mit  der  obi- 
gen Art  überein.  Die  Grundfarbe  der  Flossen  ist  aber  im 
frischen  Zustande  nicht  gelb  sondern  röthlich.  Vor  denRük- 
kenflossen  standen  zwölf  freie  Stachelstrahlen;  die  Zahl  der 
Flossenstrahlen  war  folgende: 

D.  12—27;  P.  17;  V.6;  A.25;  C.  13. 
Fistularia  Lacepede. 

126.  Fistularia  Commersonii    Rüppell   Neue   Wirbelth. 
p.  142.  (F.  immaculata  Cuv.) 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.         Si5$ 

Im  frischen  Zustande  braungrau   mit  undeutlichen  hel- 
leren bläulichen  Flecken,  am  Bauche  silberig. 

Fundort :  Mossambique ,   Inhambane.     Einh.  Name:  to^ 
römpa.  A  i  nu  > 

Amphisyle  Klein. 

Von  dieser  Galtung  ist  bis  jetzt  nur  eine  einzige  Art, 
der  Centriscus  sciitaiiis  L.  (Bloch  Taf.  123.  Fig.  2)  bekannt, 
denn  der  von  Cuvier  hierher  gezogene  Centriscus  veUtaris_ 
(Pallas.  Spie.  zool.  VIII.  Taf.  IV.  Fig.  8.)  stimmt  offenbar  mit 
dem  C.  scolopax  generisch  überein.  Die  in  Mossambique  vor- 
kommende und  in  vielen  Exemplaren  eingesammelte  Art,  wel- 
che ich  nicht  für  specifisch  von  A.  scutata  verschieden  ge- 
halten hatte ,  weicht  indess  bei  genauerer  Vergleichung  in 
mehreren  wesentlichen  Punkten  von  derselben  ab. 

127.     Amphisyle  brevispinan.sTp . 

Die  allgemeinen  Körperproportionen ,  die  Länge  der 
Schnauze,  die  mehr  oder  weniger  quadratische  Form  derRük- 
kenschilder ,  die  relative  Grösse  des  Auges,  die  Lage  der 
Brustflossen ;,  der  Bauchflossen  variiren  bei  dieser  wie  bei 
A.  scutata  in  so  verzweifelter  Weise,  dass  das  einzige  con- 
stante  unterscheidende  Merkmal  in  der  viel  grösseren  Kürze  des 
über  die  Basis  der  Rückenflosse  hervorragenden  Fortsatzes  des 
letzten  Rückenschildes  besteht.  Während  nämlich  bei^.  scw- 
tata  der  freie  Theil  dieses  Stachelschildes  eben  so  lang  ist 
wie  der  an  den  Körper  angeheftete,  ist  er  bei  dieser  Art 
kaum  halb  so  lang.  Bei  allen  Exemplaren  ist  die  Entfernung 
der  Basis  der  Brustflossen  von  dem  hintern  Rande  des  Kie- 
mendeckels geringer  als  der  Abstand  zwischen  diesem  und 
dem  vordem  Augenhöhlenrande.  Die  Afterflosse  hat  bei 
dieser  heuen  Art  einen  Strahl  mehr,  die  Rückenflosse  dageger^ 
einen  weniger  als  bei  ^1.  scutata,  von  der  mir  indessen  nur 
drei  Exemplare  zur  Vergleichung  zu  Gebole  stehen.  Ausserdem 
unterscheidet  sich  diese  neue  Art  durch  Reihen  zerstreiUy' 
ter,  ziemlich  grosser,  schwarzer  Punkte,  von  denen  eine  längs 
der  Mille  des  Rückens,  eine  jederseits  hoch  oben  neben  dem 
Rucken,  eine  bis  zwei  Reihen  zu  jeder  Seite  des  Kopfes  bis 
auf  die  Basis  der  Brustflossen  und  von  da  nahe  unter  dem 
Seitenpanzer,  ein  bis  zwei  Reihen  nahe  dem  scharfen  ßauch- 
rande  verlaufen. 


260  Peters:  lois-iadaü 

Die  Bauchflossen  haben  nur  vier  Strahlen,  welche  wie 
die  aller  anderen  Flossen  unverzweigt ,  äusserst  weich  und 
platt  fadenförmig  sind. 

Die  Zahl  der  Kiemen  und  Kiemenstrahlen  ist  ebenfalls 
vier,  und  die  Nebenkiemen   sind   frei  kiemenförmig.     Länge 

150  mm. 

1 
B.4;  D.  2, 10  oder  3, 10;  P.  1,11;  V.4;  A.  13;  CT 

1 

Fundort:  Inhambane  und  Mossambique,  von  15  bis  24° 
S.  Br.  Heisst  in  der  Macüasprache,  wie  Syngnathus  biacu- 
leatus,  muronjöngo, 

Pleurooecfoidae* 

Rhombus  Cuvier. 

128.  Rhombus  argus  Bloch  =  Rh.  pantherinus  Rüp- 
pell  Atlas  121.  Taf,  31.  Fig.  1. 

Solea  Cuvier. 

129.  Solea  spec.  incerta. 

Eine  von  den  wenigen  bei  der  Versendung  zu  Grunde 
gegangenen  und  nicht  genau  bestimmten  Arten.  Im  Juni  1846 
bei  Mossambique  gefangen ,  wird  in  der  Macüasprache  m- 
quända  genannt. 

Opliiclioidae. 

Fierasfer  Cuvier. 

130.  Fierasfer  neglectum  n.  sp. 

Diese  Art  steht  in  der  Form  und  Färbung  dem  Fieras- 
fcrimberbe  aus  dem  Mittelmeer  ausserordentlich  nahe  und  un- 
terscheidet sich  von  ihm  nur  durch  etwas  andere  Körperpro- 
portionen und  den  Ursprung  der  Rückenflosse.  Da  ich  nur 
ein  einziges  Exemplar  und  noch  dazu  ein  sehr  kleines  er- 
halten habe,  so  ist  die  Unterscheidung  derselben  als  fraglich 
zu  betrachten.  Die  Sammetzähne  der  Kiefer  und  der  Gau- 
menbeine bilden  eine  schmale  Binde,  deren  äussere  Reihe 
aus,  besonders  am  Unterkiefer,  grösseren  hakenförmigen  Zäh- 
nen besieht.     Am  Vomer  sind  nur   drei   sehr  lange    zusam- 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.        261 

mengedruckte  j,  nach  hinten  gekrümmte  Hakenzähne  bemerk- 
bar, welche  am  Grunde  eingelenkt  erscheinen. 

Totallänge 60  Mm. 

Kopf 6  Mm. 

Entfernung  der  Rückenflosse  vom  Schnauzenende  15  Mm. 

Dieses  Exemplar  fand  ich  im  Monat  Mai  1847  zur  Eb- 
bezeit zwischen  den  Klippen  der  Insel  Ibo,  im  12°  S.  Br. 

Ijabroidae« 

Cossyphus  Valenciennes. 

131.  Cossyphus  Diana  C.  V.  XIII.  127. 
Fundort:  Mossambique. 

132.  Cossyphus  opercularis  n.  sp.  ''^) 

Höhe  zu  der  Körperlänge  (ohne  die  Schwanzflosse)  wie 
1  :2\/2-  Der  Kopf,  dessen  Länge  etwas  geringer  ist  als  die 
grösste  Körperhöhe,  hat  im  allgemeinen  ein  concaves  Profil, 
indem  es  über  dem  Auge  plötzlich  eingedrückt  erscheint  und 
von  da  ab  bis  zur  Schnauzenspitze  allmählich  gerade  herab- 
steigt. Das  Auge  ist  fünfmal  in  der  ganzen  Kopflänge  ent- 
halten und  steht  um  seinen  Durchmesser  von  dem  der  an- 
dern Seite  entfernt.  Die  Zähnchen  des  aufsteigenden  Ran- 
des des  Vordeckels  sind  sehr  regelmässig  und  deutlich.  Die 
Zähne  der  Kiefer  verhalten  sich  im  Allgemeinen  wie  bei  den 
andern  Arten  dieser  Gattung;  die  beiden  äussern  langen  Vor- 
derzähne, besonders  die  der  Zwischenkiefer^  sind  sehr  nach 
hinten  in  fast  horizontaler  Richtung  gekrümmt;  hinter  oder 
nach  innen  von  den  äussern  spitzen  Zähnen  finden  sich  an- 
gehäufte kleine  mehr  abgerundete.  Der  hintere  spitze  Win- 
kel des  Operkulums  erscheint  in  einen  breiten  häutigen  Fort- 


*)  Von  den  drei  folgenden  Arten  hatte  ich  aus  den  beiden  er- 
sten wegen  der  Verlängerung  des  ersten  Strahls  der  Bauchflossen  eine 
neue  Gattung  (Pleragogus)  gebildet  und  ebenso  die  dritte  wegen  der 
fadenförmigen  beträchtlichen  Verlängerungen  der  Flossenhäute  als  Re- 
präsentanten einer  andern  neuen  Gattung  betrachtet.  Da  man  aber  bei 
verschiedenen  Exemplaren  anderer  Arten  von  Labroiden  (z.  B.  C/»t- 
linus  radialus)  einen  grossen  Wechsel  in  der  Verlängerung  oder  Ver- 
kürzung gegliederter  Flossenslrahlen  beobachten  kann,  so  verlie- 
ren solche  Charaktere  alle  Bedeutung  sowohl  für  die  Bestimmung  der 
Galtungen  als  Arten. 


Q62  Peters: 

satz  verlängert,  welcher  zu  gleicher  Zeit  nach  hinten  die  In*, 
sertion  der  Brustflosse  überragt.  Die  Rückenflosse  beginnt 
genau  über  dem  hintern  Winkel  des  Operkels  und  der  Inser- 
tion der  Brustflossen  und  ist  etwas  länger  als  die  Entfernung 
der  Schnauzenspitze  von  der  Afterflosse;  sie  enthält  elf  Stacheln 
und  zehn  gegliederte  Strahlen.  Die  Bauchflossen  entspringen 
unmittelbar  hinter  und  unter  den  Brustflossen  und  zeichnen 
sich  dadurch  aus,  dass  der  erste  gegliederte  Strahl  mehr  als 
doppelt  so  lang  ist  wie  die  übrigen.  Die  Länge  der  After- 
flosse ist  ungefähr  gleich  V7  der  Rückenflosse  und  hat  drei 
starke  Stachelstrahlen  nebst  zehn  gegliederten  und  verzweig- 
ten. Die  Schuppen  sind  gross  und  cycloidisch  und  bedecken 
den  Kiemendeckel  und  die  Backen.  Die  Seitenlinie,  in  wel- 
cher sich  25  Schuppen  befinden,  ist  nicht  unterbrochen, 
macht  aber  bei  der  17ten  Schuppe  ein  starkes  winkliges  Knie. 
Die  Basis  der  Rückenflosse  wird  von  den  verlängerten  Schup- 
pen der  ersten  Reihe  bedeckt.  Ueber  der  Seitenlinie  befin- 
den sich  zwei,  unter  derselben  fünf  bis  sechs  Schuppenreihen. 
Die  Farbe  ist  fleischfarbig  mit  grünlichem  Anfluge;  auf 
dem  Operkel  und  je  hinter  den  beiden  ersten  Stacheln  der 
Rückenflosse  eine  grosse  schwarze  gelbgesäumte  Ocelle.  Die 
Backen,  die  Körperseiten,  der  obere  Theil  der  Schwanzflosse 
und  die  Basis  der  Afterflosse  punctirt. 

-    '     B.5;  D.11,10;  P.l,  12;   V.1,5;  A.3,10;C.iF 
,i .    ,  4  liidösial) 

.^^.^^^  Fundort:  Mossambique.  _  ^^^.  ;,i  „^j^irf 

^^       133.     Cossyphus  taeniops  n.  sp.  -1;  [nun]  fl-ira 

.  ,r  In  der  Gestalt  des  Körpers,  der  Länge  der  Flossen  und 
ihrer  Strahlen,  der  Form  und  Zahl  der  Schuppen  ganz  mit 
der  vorigen  Art  übereinstimmend.  Die  Rückenflosse  hat  ei- 
nen Stachelstrahl  weniger  und  einen  gegliederten  Strahl  mehr. 
Keine  Ocelle  am  Kiemendeckel,  sondern  bloss  eine  einzige 
hinter  dem  ersten  Stachel  der  Rückenflosse.  Eine  senkrechte 
dunkelbraune  Binde  über  den  Kopf  durch  das  Auge  gegen 
die  Kehle  hingehend.  Schwanzflosse  mit  senkrechten  dunklen 
Fleckenbinden. 

4 

B.5;  D.10,ll;P.l, 12;  V.1,5;  A.3,10;  C.io  "' 

4 

Fundort;  Mossambique. 


Üebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische. 


^63 


134.  Cossyphus  filamentosus  n.  sp. 

Eine  mit  den  vorigen  beiden  in  der  Form  und  Beschup- 
pung übereinstimmende  Art.  Sie  hat  aber  nur  neun  Slachel- 
strahlen  in  der  Rückenflosse  und  alle  Exemplare  sind  ausge- 
zeichnet durch  die  fadenförmigen  Verlängerungen  an  den 
sämmtlichen  Stachelstrahlen  der  Rücken-  und  Afterflosse, 
welche  in  einigen  Fällen  der  Körperhöhe  gleich  kommen. 
Die  Grundfarbe  des  Körpers  ist  grün.  Unter  den  Augen  ge^ 
hen  feine  bläuliche  senkrechte,  zuweilen  mit  einander  ana- 
stomosirende  Linien  herab.  Der  Hinterkopf  oben  und  seit* 
lieh  mit  nadelkopfgrossen  schwarzen  Punkten  gezeichnet.  Die 
Seitenlinie  und  die  Rückengegend  zeigen  mehr  oder  weni- 
ger deutliche  unregelmässig  vertheilte  schwarze  Flecken.  Die 
Mitte  der  Körperseiten  mit  helleren  Flecken  und  schwarzen 
Pünktchen.  Ebenso  sind  mit  Ausnahme  der  Brustflossen  sämmt- 

liche  Flossen  dunkler  und  heller  gefleckt. 

i_ 
B.5;  D.9,  12;  P.  1,  12;  V.  I,  5;  A.  3, 10;  C.w 

4 

Fundort:  Mossambique. 

Chili 0  (Commers.)  Lacepede. 

135.  CHlio   auratus    Commerson.    Quoy    et  Gaimard. 
Voyage  üranie.  Taf.  54.  Fig.  1.  C.V.  Xlll.341. 

136.  Chilio  cyanochloris  C.  V.  XUI.  346.  Taf.  382. 
Beide  in  Mossambique. 

Julis  Cuvier. 

137.  Julis  decussatus  C.V.  Bennelt,  Fishes  of Ceylon. 
Taf.  14. 

Fundort :  Mossambique,  im  Dezember. 

138.  Julis  hebraicus  C.V. 
Fundort:  Mossambique,  November. 

139.  Julis  lunarisC.  V.  Var.  J.  meniscus  C.V.  XIII. 415. 

140.  Julis  dorsalis  Q.  et.  G.  Bennett  I.e.  Taf.  12. 

141.  Julis  caudimacula  Q.  et  G.  Voy.    de  l'Astrl.  Taf. 
15.  Fig.  2. 

142.  Julis  coeruleovittatus  Rüppell. 

143.  Julis  strigiventer  Bennett.  C.V. 
Sämmllich  in  Mossambique. 


144.  Ju^is  marginatus  Rüppell. 

-M»..  Ein  Exemplar  bei  der  Gomoreninsel  Anjoana. - 

....  ^  ^  ...  <   ..j,,, 

145.  Xyrichthys  macrqlepidotus  C.  \ .    Lahrus  macrp^ 
lepidofus  Bloch  Taf.  284.-^  '-„(,  '  ilMillmninj». 

Sehr  häufig  bei  Mossambique ,    15^  S.  Br.     Heisst   hier 
Quiguero. 

-  ;k  -Das  Blochsche  kleine  Originalexemplar  slimmt  nach  Ver- 
gleichung  ganz  damit  überein.  n^. 

D.9,  14;  A.3,  14;  V.  1,  5.     Schuppen  in  25—26  Queri 
reihen  in  10 — 11  Längsreihen. 

'*'  Durch  die  weiter  vorn  entspringende  Rückenflosse,  die 
beiden  Reihen  von  Schuppen  unter  den  Augen  und  die  unter- 
brochene Seilenlinie  von  den  Julis  unterschieden ,  sonst  in 
der  Gestalt  ganz  mit  ihnen  übereinstimmend.  —An  der  Mille 
der  hintern  Körperhälfte  befinden  sich  oft  mehr  oder  weni- 
ger ausgedehnte  schwarze  Flecken  und  über  den  Brustflossen 
eine  goldgelbe  Binde,  welche  bis  zum  Ende  des  ersten  Kör- 
perdritltheils  hingeht.  —  Valenciennes  citirt  die  Bloch'- 
sche  Abbildung  zweimal,  einmal  Vol. XIII.  p.  386  als  Julis 
trimaculatus y  unter  welchem  Namen  Rüppell  einen  ganz 
andern  Fisch  beschrieben  hat,  und  dann  Vol.  XIV.  p.  59  als 
X.  macrolepidotus  ...... 

C  hili  71  u  s  Lücepede.  .'  ... 

,  ,  :    146.     Chilinus  radiatus  C.  V.  (Ch.  trilobatus  Rüppell.  La- 
brus  radiatus  Ehrenberg  Symb.  phys.  Taf.  VIII.  Fig.  1.)     ^vf 
Auch  die  Iris  und  die  Knochen  sind  grün. 

147.  Chilinus  punctulatus  C.  V.  (Labrus  lunulatus  Eh- 
renberg Symb.  phys.  Taf.  Vlll.  Fig.  2.) 

Beide  bei  Mossambique. 

Scarus  Gronovius. 

148.  Scarus  capitaneus  C.  V. 
Mossambique,  Inhambane. 

149.  Scarus  maculosus  L^iC.  C.y. 
Mossambique,  Ibo.     Diese  Fische  heissen  ponno. 


üebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.        265 

Poiiiacentruidae* 

Amphiprion  Bloch-Schneider  C.V. 

150.  Amphiprion  ClarkiiC.Y.  Bennett,  Fishes  of  Cey- 
lon Taf.  29. 

Mossambique,  Ibo. 

Pomacentrus  Lacepede  C.V. 

151.  Pomacentrus  Pavo  Lacep.   C.V.    V.  413.     Bloch 
Taf.  198.  Fig.l.  "'-'^^  '""  '■''' 

152.     Pomacentrus  annulatus  n.  sp. 

feörperform  zusammengedrückt,  oval  und  ziemlich  hoch, 
indem  die  Höhe  nicht  zweimal  in  der  Länge  (ohne  die  Schwanz- 
flosse) enthalten  ist.  Infraorbitalknochen  sehr  schmal,  un- 
deutlich gezähnelt.  Zähne  in  einer  Reihe,  an  der  Spitze  ab- 
gerundet, ungelappt.  Abwechselnd  goldgelb  (am  Bauche  sil- 
berig) und  schwarzbraun  qiiergebändert  oder  beringt.  Die 
erste  schwarzbraune  Binde  geht  durch  das  Auge,  die  zweite 
o-eht  vom  Nacken  und  den  ersten  Strahlen  der  Rückenflosse 
schräg  durch  die  Basis  der  Brustflosse  zu  der  Basis  der  Bauch- 
flossen herab,  die  dritte,  von  den  mittleren  Slachelstrahlen 
der  Rückenflosse  entspringende,  steigt  hinler  den  Bauchflos- 
sen herab,  indem  sie  sich  kurz  vorher  mit  der  zweiten  ver- 
einigt hat  und  so  z.  Th.  auf  die  Bauchflossen  übergeht,  die 
vierte  geht  von  den  letzten  Stachelstrahlen  und  dem  Grunde 
der  gegliederten  Strahlen  der  Rückenflosse  an  die  Afterflosse, 
über  deren  grössten  Theil  sie  sich  ausdehnt ,  und  die  fünfte 
umfasst  mit  der  der  andern  Seite  die  Basis  der  Schwanzflosse. 
Die  kammförmigen  Schuppen  sind  in  etwa  25  Quer-  und  12 
Längsreihen  geordnet.     Totallänge  70  Mm. 

_6_ 

B.6;  D.13, 13;  P.  17;V.  1,5;  A.2,13;  C.^s 

6 

Fundort:  Mossambique,  15^  S.  Br. 
Dascyllus  Cuvier. 

153.     Dascyllus  aruanus  C.V.  V. 434. 
;  154.     Dasc«///ws  frwwacw^a/ws  Rüppell.  Atlas  Taf.  8.  Fig.  2. 

Beide  sehr  häufig  bei  Mossambique. 


266  Peters: 

G  lyphisodon  Lacepcde. 

155.  Glyphisodon  coelestinus  Solander.  C.  V.  V.  464. 
Taf.  135. 

156.  Glyphisodon  sparoides  C.  V.  V.  468. 

157.  Glyphisodon  zonatus  C.  V.  V.  483. 

Diese  Art  wurde  von  mir  ebenfalls  in  Mossambique  ge- 
funden, wie  aus  der  Vergleicliung  mit  dem  Exemplar,  wel- 
ches das  hiesige  zoologische  Museum  durch  Herrn  Valencien- 
nes  aus  Neu-Guinea  erhalten,  hervorgeht. 

158.  Glyphisodon  fallax  n.  sp.  (?) 

Diese  Art  hat  sowohl  in  der  Körperform  als  in  der 
Farbe  eine  so  täuschende  Aehnlichkeit  mit  Pomacentrus  Pavo, 
dass  Einem  die  Trennung  dieser  beiden  Gallungen  nicht  an- 
ders als  bedenklich  erscheinen  kann.  Zwar  fehlt  der  blaue 
Augenfleck  des  Kiemendeckels,  jedoch  kann  dieser ,  wie  so 
häufig  bei  den  Gobien  eine  Geschlechlsverschiedenheit  sein, 
und  vielleicht  ist  dasselbe  mit  der  Zähnelung  des  Vordeckels, 
welche  die  Gattung  Pomacentrus  allein  von  Glyphisodon  un- 
terscheiden soll ,  der  Fall.  Es  sind  sechs  Strahlen  in  der 
Kiemenhaut  vorhanden,  von  denen  aber  die  beiden  inneren 
kleinsten  um  so  leichter  übersehen  werden  können,  als  sie 
für  sich  gesondert  von  den  anderen  stehen.  Schuppen  in 
9 — 11  Längs-  und  29  Querreihen. 

6 

B.6;  D.13,12;  P.  1,16;  V.1,5;  A.2,12;  C.H^ 

6 

Fundort:  Mossambique. 

159.  Glyphisodon  sculptus  n.  sg.  '' 
Von  ähnlicher  hoher  Körperform  und  mit  grossen  Schup- 
pen wie  Gl.  sordldus  Rüpp.  (Atlas  Taf. 8.  Fig.  1.)  Der  In- 
fraorbilalknochen  am  Rande  glatt,  aber  eben  so  wie  der  ho- 
rizonlale  Theil  des  Vordeckels  neben  dem  Rande  durch  sehr 
deulliche  grübchenarlige  Vertiefungen  ausgezeichneL  Die 
Farbe  ist  am  Rücken  und  an  der  Oberseite  des  Kopfes  schmutzig 
grün,  an  den  Seilen  des  Körpers  goldig,  an  den  Seiten  des 
Kopfes  und  am  Bauche  silberig.  Die  Schuppen,  obgleich  sehr 
gross,  decken  sich  so,  dass  man  an  25  Quer-  und  10  bis  11 
Längsreihen  zählen  kann. 


Uebersicht  der   in  Mossambique  beobachteten  Fische.        267 

5 
B.6;  D.  13,   14;  P.  1,17;  V.  I,  5;  A.  2,  14:  CTa" 

Fundort:  Mossambique,  .\,TiU^»ir" 

CJironiides. 

Chrom  is  Cuv.  J.  Müller  (Tilapia  A,S  müh;  Cop^ 
todon  Gervais). 

160.  Chromis  niloücus  Cuv.  (Var.  Ch.  Bössamhicus 
Pet.,  Tilapia  Sparmanni  Smith.)   '     -i   /^■'" -"»'     

:    litti    Immlj?.  fann  fjbftörialaiov 
.mh^Mw^.r  Scomtoeresoces*        IßünsrilsiJÄiiagaol'i 

Belone  Cuvier. 

161.  Belone  crocodilus  Lesueur.  (B.  choram  Rüpp.) 
Mossambique,  Inhambane,  Ibo. 

Hemirhamphus  Cuvier. 

162.  Hemirhamphus  Far  M^iTpell  (E,  CommersoniiC.N.') 
—  Steigt  auch  in  die  Flüsse  hinauf.  Junge  Exemplare  wur- 
den von  mir  in  dem  Licuare  gefunden. 

163.  Hemirhamphus  Dussumierii  C.  V. 
Mossambique  ,  Quellimane  ,  Inhambane.  —  Beide  Arten 

heissen  in  der  Macüasprache  ngalalla. 

Siluroidae* 

,;^i,V  PlotOSUS  C.Y.  pidiilHtf^ulh    in   i^^i-Ai 

164.  Plotosus  anguillaris  Bloch  V'RuSs eil  fF?.  Hneatus 
C.  V.)  ,       .,. 

Heisst  in  Mossambique  ingo.     v.^  .^  ^,^  ^   ^ 
Bagrus  (Eutropius  M.  T.) 

165.  Eutropius  depressiroslris  Pet, 
Synodontis  Cxxy.,,^^^^^  ^^^^,^,  ^ 

166.  Synodontis  Zambezensis  ?eL 

167.  Synodontis  nebulosus  Pet. 

,,^,.  , ,      Ciarias  Gronov.  C.  V. 

168.  Ciarias  Mossambicus  Pet. 
HeterQbranchus  Gr.  C.  V.  iuß%ül* 


^68         .   fioaiH  tiilnUhiidoH-    Peters:  iihm-nhAJ 

16P.     Heterohranchus  laticeps  Pet. 
Malapterurus  Lac. 

170.  Malapterurus  electricus  Lac. 

Scopeloldae« 

Saurida  Valenciennes. 

171.  Saurida  nebulosa  Valenciennes  C.  V.  XXIL  504. 
Die  in  Mossambique  vorkommende  Art  ist  offenbar  die 

vorstehende  und  stimmt   mit   ihr  im  Zahnbau   überein.    Die 
Flossenstrahlenzahl  finde  ich  theilweise  etwas  verschieden. 

6 

B.  12;  D.  t,  10;  P.  14;  V.9;  A.  1,9;  C.  W 

6 

In  der  Macüasprache  mbiriciri  singanno. 

Cliipeini. 

Clupea  Linne. 

Alausa  Valenciennes. 

172.  Clupea  si/m  Forskai.     Rüppell  Neue  Wirbelthiere 
77.  Taf.  21.  Fig.l. 

^'^* '    Mossambique,  Inhambane. 

Chirocentrus  Cuvier. 

173.  Chirocentrus  dorab  Cuvier  (Ch.  dentex  C.  V.) 
Heisst  in  Mossambique  namuiua,  portugiesisch  espada. 
Mossambique,  Inhambane. 

Megalops  Lac. 

174.  Megalops  indlcus  C.y, 

Nur  in  süssen  Gewässern  beobachtet. 

Lutodira  K.  v.  Mass.  Rüpp. 

175.  Lutodira  mossambica  Pet. 
Nur  in  süssen  Gewässern  gefunden. 

^/6M/a  Gronov.  (Buty rinus  Commers.  Lacepede.) 

176.  Albula  bananus  Lacep.  C.  V.  XIX.  345.   (Bufyri- 
nus  glossodoiitus  Rüpp.;  Butyrinus  indicus  Cuvier.)   '-• 

Mossambique. 


Uebersicht  der  in  Mosgambique  beobachteten  Fische.        269 
Cyprinoldae.      vi'i\i«m 
Labeo  Cuvier. 

177.  Labeo  allivelis  Pet. 

178.  Labeo  congoro  Pet. 

179.  Labeo  cylindricus  Pet. 
Labeobarbus  Rüppell. 

180.  Labeobarbus  Zambezensis  Pet. 

Barbus  L.  Heckel. 

181.  Barbus  paludinosus  Pet. 

182.  Barbus  glbbosus  Pet. 

183.  Barbus  inertnis  Pet. 

184.  Barbus  trimaculatus  Pet. 

185.  Barbus  radiatiis  Pet. 

0 psaridium  Pet. 

186.  ,  Opsaridium  Zambezense  Pet. 

Cyprinodontes. 

Hydrargyra  Lac.  (Cyprinodon  Cuv.  nee.  Lac.) 

187.  Hydrargyra  maculata  Pet. 

Cltaracini. 

Bydrocyon  M.  T. 

188.  Bydrocyon  Forskalii  M.  T. 
Distichodus  M.  T. 

189.  Distichodus  mossambicus  Pet.  .  {;; 

190.  Distichodus  schenga  Pet. 

Alestes  M.  T. 

191.  Alestes  imberi  Pet. 

192.  Alestes  acutidens  Pet. 


'(. 


mormyri. 

Mormyrus  Linne. 
lyS.     Mormyj'us  discorhynchus  Fei.      ,U   :  tiohnuH 


Ö70        ./K.  :  f  II  Htibüdo^      Peters:  ♦>  iihUvjilAJ 

194.  Mormyrus  macrolepidoius  Pet. 

195.  Mormyrus  longirostris  Pet. 

196.  Mormyrus  nucuspe  Pet. 

CMormyrus  Mull.)  ,   , 

197.  Mormyrus  zambanenje  Pet.         ^,jA;iA      (?Tl 

JVIuraeiiini 

Anguilla  Thunberg-. 

198.  Anguilla  labiata  Pet. 

199.  Anguilla  macrophthalma  Pet.     .uij'vijü 

200.  Anguilla  mrescens  Pet.  vuVtoS.     ..cU 

201.  Anguilla  Mossamhica  ?et         ^.viö-voS.     .881 
Co  na  er  Cuvier.    •^*^^^w^ö«w'^i  »uCti^a.    .^81 

202.  Conger  cinereus  Rüppell  Atlas  Taf  29.  Fig.  1 . 
Zuweilen  schneeweiss,  Rücken-  und  Afterflossen  schwarz 

eingefasst. 

Fundort:  Mossambique,  Querimba-Inseln  (Matemmo). 
Muraenesox  McClelland. 

203.  Muraenesox  bagio  Cantor,  Bleeker. 
Ein  Exemplar  bei  Quellimane,  im  ,18°,§.  Br. 

Es  stimmt  in  Allem  mit  jener  Art  (verglichen  mit  einem 
Exemplar  von  M.  bagio  aus  Mergui)  überein,  nur  sind  die 
grossen  Vomerzähne  etwas  zahlreicher  als  BLeeker  die- 
selben  angiebt. 

Muraena   Thunberg    (Gymnothorax  Bloch; 
Muraenopliis  Lacepede}*  \    ?  vt 

a)  mit  conischen  Zähnen.  *  :'0.      PRr 

a,     Kieferzähne  (Gaumenzähne,  Richardson)   einreihig, 

204.  Muraena  variegata  Förster ,  Richardson  Zoology 
of  Erebus  and  Terror.  94.  ^Muraena  ophis  Rüppell  Atlas  Taf. 
29.  Fig.  2).  •^^'*  ■Ai'^ix.n..  ;iii*5, 

DieUebereinslimmung  dieser  beiden  Arten  hat  für  mich 
nicht  den  geringsten  Zweifel,  da  die  mehr  oder  weniger 
grosse  Regelmässigkeit  der  Zähne  bei  derselben  sehr  variirt. 

Fundort:  Mossambique,  Inhambane,  Ouerimba-Inseln. 


Uebersicht  der  in  Mossanibique  beobachteten  Fische.         271 

ß.  Kieferzähne  zweireihig,  slumpfconisch  (wie  bei  iW. 
polyzona  und  catenatai). 

205.  Muraena  fascigula  n.  sp. 
Zwischenkieferzähne   an    den  Seiten    zweireihig,    vorn 

einreihig,  conisch ;  Oberkieferzähne  zweireihig,  stumpfer,  klei- 
ner und  weniger  hervorragend  als  die  Zwischenkieferzähne; 
Vonierzähne  zwischen  dem  Zwischenkiefer  einreihig  conisch, 
dann  von  stumpf  abgerundeter  Form,  anfangs  in  drei  und 
dann  in  vier  Reihen;  Unterkieferzähne  stumpf-conisch,  jeder- 
seits  in  zwei  Reihen,  hinten  stumpf,  und  in  drei  unregelmäs- 
sigen Reihen. 

Schnauze  weit  über  den  Unterkiefer  vorragend;  das 
Auge  über  der  Mitte  der  Maulspalle  befindtich.  Der  Darm- 
canal  mündet  hinter  der  Körpermitte  aus;  die  Rückenflosse 
beginnt  von  der  Körpermitte.  Die  Höhe  der  Rückenflosse 
gleicht  etwa  y^  der  Körperhöhe,  und  ist  etwa  doppelt  so  gross, 
als  die  der  Afterflosse. 

Die  Farbe  ist  dunkel  umbrabraun,  die  Bauchseite  bläu- 
lich weiss.  Der  Mundwinkel  ist  durch  einen  schwarzbraunen 
Fleck  ausgezeichnet.  An  der  Seite  des  Kopfes  und  an  der 
Kehle  dunkelbraune  Längslinien,  welche  kaum  über  die  Kie- 
menlöcher hinausgehen.  An  dem  Schwanzende  ein  paar  schmale 
weisse  Ringe. 

Totallänge 375  mm. 

Durchmesser  des  Auges 5  mm. 

Schnauzenspitze  bis  Mundwinkel  ....  20  mm. 
Entfernung  der  Schnauze  von  dem  Kiemenloch  .  52  mm. 
Entfernung  der  Schnauze  vom  Anfang  der  Rückenflosse  41  mm. 
Entfernung  der  Schnauzenspitze  vom  After  .       195  mm. 

Entfernung  des  Afters  vom  Schwanzende     .         .       178  mm. 

Fundort:  Mossambique,  15^  S.  Er. 

b)  mit  spitzen  Hakenzähnen  ; 

a.  Zähne  allenthalben  in  einer  Reihe  (wie  JU.jffe/ewau.  a.) 

206.  Muraena  vermicularis  n.  sp. 

In  der  Form  der  Zähne  ganz  mit  M,  Helena  überein- 
stimmend. Schnauze  stumpfer  und  der  Kopf  weniger  zusam- 
mengedrückt als  bei  dieser  Art.     Auch   fängt   die   Rücke»-. 


^12         .'nhwl  (t'jiotA'jutdfi!      Peters:  :  b  iilji^wdjl} 

flösse  nicht  vor,  sondern  genau  über  den  Kiemenlöchern  an. 
Der  Afler  liegt  in  oder  um  ein  weniges  vor  der  Körpermitte. 
Das  Auge  liegt  über  der  Mitte  zwischen  Schnauzenspitze  und 
Mundwinkel.  Die  Rückenflosse  ist  höher  als  die  Afterflosse, 
nicht  ganz  gleich  ^/^  der  Körperhöhe. 

An  dieser  Art  bemerkte  ich  ein  sehr  deutliches  Cau- 
dalherz. 

Im  Leben  ist  die  Grundfarbe  grün,  nach  dem  Rücken 
zu  bräunlich,  mit  dunkleren,  netzförmig  zusammenfliessenden 
Marmorirungen,  welche  auch  über  die  Flossen  ausgedehnt 
sind.  Die  Grundfarbe  der  Schnauze  und  des  Kinns  ist  weiss, 
mit  dunkelgrünen  Punkten  und  Marmorirungen. 

^'j„  ^  Xotallänge 265  Mm. 

,^^  Durchmesser  des  Auges  ....  Sy^Mm. 
^,^^  ^  Entfernung  von  der  Schnauze  bis  zum  Mundwinkel  1 2  Mm. 
^^or^o^m         '?       »  »        »     »    Kiemenloch      35  Mm. 

„  »      j5  r,        »     ?)    Rückenflosse    37  Mm. 

^^^^.^,         „  „       „  „         „     ,    After     .         131  Mm. 


jj'M» 


fundort:  Querimba-Inseln  (Ibo). 


^,^i  ß.  Hakenförmige  Zähne  zweireihig  im  vordem  Theil 
des  Zvvischenkiefers  ,  des  Oberkiefers  und  des  Unterkiefers ; 
vordere  Vomerzähne  lang,  einreihig,  spitz,  hintere  Vomer- 
zähne  conisch  oder  abgerundet,  in  zwei  mehr  oder  weniger 
regelmässigen  Reihen  (wie  M.  siderea.) 

207.  Muraena  diplodon  n.  sp. 

In  der  Farbe,  in  der  Gestalt,  der  Lage  und  Länge  der 
Flossen  ganz  mit  der  vorigen  Art  übereinstimmend,  nur  durch 
die  Form  des  Gebisses  von  ihr  verschieden. 
L     Tötallänge340mm.;  Entfernung  d.  Schnauze  v.  After  170. 
IL    Totallänge  185  mm. ;  „  „  „        „      „        90. 

IIL  Totallänge  135 mm.;  „  „  „         „      „         65. 

Ebenfalls  bei  den  Querimba-Inseln  gefunden. 

Ophiurus  Lacepede. 

208.  Ophiurus  marginatus  n.  sp. 

Zähne  allenthalben  in  zwei  Reihen.  Die  vordere  Na- 
senöffnung röhrenförmig.  Die  hintere  Nasenöffnung  mündet 
unter  dem  Auge.  Analflosse  etwas  höher  als  die  Rücken- 
flosse, beide  nahe  vor  ihrem  Ende  etwas  erhöht.  ->k).;^;>  u* 


Uebersicht  der  in   Mosgambique  beobachteten  Fische.         273 

Grün,  am  Rücken  dunkler  grün,  am  Bauche  grünlich 
gelb.  Die  Rückenflosse  schwarz  gerändert.  Brustflosse  und 
Afterflosse  blassroth;  die  letzlere  mit  söhwarzem  Rande. 

B.  21;  P.  11;  D.  460—480;  A.  p.  m.  270. 
Totallänge  ....        610  Mm. 

Durchmesser  des  Auges      .         .  2  Mm. 

Von  d.  Schnauze  bis  zum  Mundwinkel  10%  Mm. 

„     „  „        „     „     Auge      .  5  Mm. 

„    „         »        »  zur  Brustflosse        36  Mm. 

„     ,;  „        „     „     Rückenflosse     49  Mm. 

„     „  „        „  zum  After      .         265  Mm. 

Körperhöhe         .         .        .        .  12  Mm. 

Fundort:  Inhambane,  24°  S.  Br. 

Sphagebranchus  Bloch.    (Dalophis  M'Clel- 
land,  Bleeker.) 

208.  Sphagebranchus  brevirostris  n.  sp. 
Zähne  allenthalben  in  einer  Reihe,  die  der  Oberkiefer 
am  kleinsten  und  sehr  gedrängt,  die  Unterkieferzähne  länger 
und  nach  hinten  gekrümmt ,  fast  so  gross  wie  die  Vomer- 
zähne,  welche  mehr  auseinanderstehn.  Zwischenkieferzähne 
von  Form  der  Unterkieferzähne ,  zwei  jederseits  und  einer 
in  der  Mitte.  Der  Zwischenkiefer  ragt  ganz  über  den  Un- 
terkiefer hervor.  Die  vordere  röhrige  NasenöfTnung  hinter 
dem  Zwischenkiefer  nach  unten  hervorragend  ,  die  zweite 
vorn  mit  einem  kurzen  Tentakel  versehene  in  dem  Rande  der 
Oberlippe  unter  und  vor  dem  vordem  Rande  des  Auges.  Die 
Kiemenhaut  hat  28  Strahlen.  Farbe  eintönig  schmutzig  fleisch- 
farben mit  olivenfarbigem  Anfluge. 

Totallänge 260  Mm. 

Durchmesser  des  Auges 1  Mm. 

Von  der  Schnauzenspitze  bis  zum  Mundwinkel         .         10  Mm. 

„     „    Auge  .         .  3  Mm. 

„  zu  der  Kiemenöff*nung    24 '^  Mm. 

„     „     „   Rückenflosse  .     30 '/j  Mm. 

„   zum  After  .         .       117Mm. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  von  S.  rostratus  Bloch 
(nach  Vergleichung  mit  dem  Originalexemplare)  sehr  leicht 
durch  die  kürzere  Schnauze. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1,  Bd.  18 


?? 

55 

J? 

55 

55 

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55 

55 

55 

55 

55 

»5 

274  Peters: 

Fundort:  Im  Canal  von  Mossambique,  an  der  Westküste 
von  Madagascar,  23 1/2°  S.  Br. 

Plectog-natlii. 

Gymnodonies, 
Diodon  Linne. 

209.  Diodon  antennatus  Cuwier.  Mem.du  mus.IV.  p.l3U 
Taf.  7. 

An  den  ausgewachsenen  Exemplaren  sind  die  Tentakel 
rudimentär. 

Fundort:  Mossambique,  Inhambane.  Heisst  in  der  Ma- 
cüasprache  nibünju. 

Tetro  don  Linne. 

Gastrophyses  J.  Müller. 

210.  Tetrodon  poecilonotus  Schlegel  Fauna  Japonica 
Taf.  124.  Fig.  2.  Rüppell  Atlas  Taf.  VI.  Fig.  2. 

Arothron  J.  Müller. 

211.  Tetrodon  sord«c?ws  Rüppell  Neue  Wirbelth.  Taf.  16. 
Fig.  4. 

212.  Tetrodon  perspicillaris  Hempr.  et  Ehrbg.  Rüppell 
Atlas  p.  63.  (^r.  laterna  Richardson  Voyage  of  the  Sulphur. 
Taf.  61.  Fig.  2. 

213.  Tetrodon  lineatus  Bloch  Taf.  141.  Schlegel  Fauna 
Japonica  Taf.  125.  Fig.  2.  (T.  Pardalis  Hempr.  Ehrbg.  Mus. 
Berol.) 

Fundort :  Mossambique,  Inhambane.     In  der  Macüaspra- 
che  heissen  die  Tetrodonten  mit  aufgetriebenem  Bauch  kitotofo. 
Anosmius  Peters. 

214.  Tetrodon  ocellatus  n.  sp. 

Von  ganz  ähnlicher  Gestalt  wie  T.  Solandri  Richard- 
son (Voyage  of  the  Sulphur.  Taf.  57.  Fig.  4);  auch  mit  ähn- 
lichen Flecken  und  Binden.  Die  Grundfarbe  der  Rückseite 
rothbraun  ,  die  des  Bauches  weiss.  Der  Körper  und  die 
Schwanzflosse  mit  hellblauen  Flecken  geziert,  welche  an  der 
Oberseite  des  Kopfes  und  des  Rückens  zu  Binden  zusammen- 
fliessen.  Die  Grundfarbe  der  Schwanzflosse,  besonders  nach 
der  Basis  hin,  roth.    An  der  Basis  der  Rückenflosse  ein  gros- 


Uebersicht  der  in  Mossambique   beobachteten  Fische.        275 

ser ,  schwarzer  ,  runder  ,  blaugesäumter  Fleck.  Der  Körper 
ist  überall  luit  feinen  zweivvurzeligen  Slacheln  bedeckt,  in 
der  Mitte  des  Schwanzes  jedoch  fast  ganz  glatt.  Totallänge 
73  mm. 

P.  16;  D.  9;  A.  9;  G.    8_ 

3 

Fundort:  Mossambique^  im  Augustmonat. 

Tetrodon  papua  Bleeker  (Verb.  Bat.  Gen.  XXIV.  1852. 
Gymnodontes  p.  13),  stimmt  der  Farbe  nach  ganz  mit  unse- 
rer Art  überein  ,  hat  aber  nur  8  Strahlen  in  der  Afterflosse 
und  soll  ein  gespaltenes  Nasenloch  in  der  Praeorbitalgegend 
haben. 

215.  Tetrodon  taeniatus  n.  sp. 

Von  derselben  Körperform  und  in  derselben  Weise  nnil 
kleinen,  spitzen,  zwelwurzeligen  Stachelchen  bewaflPnet,  wie 
die  vorige  Art.  Die  Grundfarbe  ist  bläulich-weiss,  die  Ober- 
seite der  Schnauze  und  des  Kopfes  graubraun.  Mit  runden 
braunen  Flecken  bestreut,  welche  an  dem  Bauche  verschwin- 
den. Vier  breite  schwarzbraune  Qut^i'binden;  die  erste  nimmt 
den  Hinterkopf  ein ;  die  zweite  steigt  von  dem  Anfange  des 
Rückens  über  die  Basis  der 'Brustflossen  zum  Bauche  herab; 
die  dritte  ebenso  breite  nimmt  den  Raum  zwischen  dieser  und 
der  Rückenflosse  ein  und  steigt  an  beiden  Seiten  ebenfalls 
aber  noch  tiefer  auf  den  Bauch  herab.  Die  dritte  umfasst 
den  Schwanz  zwischen  Rücken-  und  Schwanzflosse  und  setzt 
sich  in  den  schwarzen  obern  Saum  der  Schwanzflosse  fort. 
Diese  Flosse  ist  auch  am  untern  Rande  schwarzgesäumt ,  in 
der  Mitte  dagegen  abwechselnd  blauweiss  und  schwarz  ge- 
fleckt und  der  Länge  nach  gestreift.  Die  Basis  derRücken- 
und  Afterflosse  ist  ebenfalls  schwarzbraun.  Die  Strahlenzahl 
der  Flossen  ist  dieselbe  wie  bei  der  vorigen  Art.  Ich  er- 
hielt dieselbe  wie  die  vorige  Art  in  drei  Exemplaren,  von 
welchen  das  grösste  90  Mm.  lang  ist. 

Fundort:  Mossambique. 

Sclerodermi. 
Ostracion  Linne. 

216.  Ostracion  ciibicus  Bloch  Taf.  137. 
Iris  von  gelber  Farbe. 

Fundort:  Mossambique. 


276  Peters: 

217.  üstracion  qnadricornis  Bloch  Taf.  134. 
Heisst  in  der  Macüasprache  kitaljänje. 

218.  Ostracion  cormdtis  Bloch  Taf.  133. 

Der  vonBianconi  beschriebene  0.  Fornasinü  \sl,  wie 
derselbe  selbst  ganz  richtig  vermulhete,  nichts  als  eine  Mon- 
slruositat  dieser  Art. 

Fundort:  Ibo,  Mossambique,  Inhambane.  In  der  Macüa- 
sprache coconco. 

Baiist  es  Cuvier. 

219.  Balistes  aculeatus  Bloch  Taf.  149. 

220.  Balistes  lineatus  Bl.  Sehn.  Taf.  87. 

221.  Balistes  albocaudatus  Rüppell  Wirbelthiere  Taf.  16. 
Fig.  1. 

222.  Balistes  flavomarginatus  Rüppell  Wirbelth.  Taf.  15. 
Fig.  1  und  2. 

223.  Balistes  rivulatus  Rüppell  Wirbelthiere  Taf.  56. 
Stimmt  in  der  Körperform,  Beschuppung   und  Slrahlen- 

zabl  ganz  mit  dieser  Art  überein,  jedoch  sind  die  Punkte  nicht 
zu  Linien  vereinigt. 

Fundort:  Cabaceira,  Halbinsel  bei  Mossambique. 

224.  Balistes  stellatus  Lacepede.  Bleeker  Verh.  Bat. 
Gen.  XXIV.  1852.  Baiistini  p.  13. 

Fundort:  Mossambique. 

Monacanthus  Cuvier. 

225.  Monacanthus  frenatus  n.  sp. 

Schwanz  ohne  besondere  Bewaffnung.  Körper  verlän- 
gert, zusammengedrückt;  Höhe  zur  Länge  wie  1  :  2%.  Kopf 
höher  als  lang,  macht  ein  Drittel  des  Körpers  aus.  Oben  8, 
unten  6  Zähne  in  dem  Kiefer.  Kiemenöffnung  über  und  vor 
den  Brustflossen.  Der  Nackenstachel  über  den  Augen  ste- 
hend, von  der  Länge  der  Schnauze,  vorn  granulirt,  hinten 
mit  einer  doppelten  Reihe  Widerhaken  bewaffnet.  Rücken- 
flosse über  der  Afterflosse,  wenig  kürzer  als  diese;  beide 
ausgerandet;  ihre  vordersten  Strahlen  nahe  gleich  der  hal- 
ben Körperhöhe.  Die  dreieckige  Bauchflosse  mit  grösseren 
dornigen  Schuppen,  ihr  erster  dicker  Strahl  granulirt  und  be- 
stachelt; Schwanzflosse  abgerundet.    Die  Farbe  ist  grün  mit 


Uebersicht  der  in  Mossambique    beobachteten  Fische.        277 

dunkleren  dichtgedrängten  Punkten  bedeckt.  Vom  Auge  stei- 
gen drei  dunkle  Linien  längs  der  Seite  der  Schnauze  zum 
Kinn  herab.  Ueber  und  zur  Seile  des  Mauls  und  an  den 
Backen  mehr  oder  weniger  deutliche,  abwechselnd  blaue 
und  gelbe  schmale  Binden.  Die  Schwanzflosse  so  wie  die 
Basis  der  After-  und  Rückenflosse  mit  schwarzbraunen  Flek- 
kenbinden.     Länge  95  Mm. 

D.  1—25;  P.  11;  A.  27;  C.   lo 

1 
Fundort:   Querimba- Inseln,  Mossambique,    Inhambane. 
Heisst  in  der  Macüasprache  namussadia. 

liopliobrancliii« 

Hippocampus  Cuvier. 

226.  Hippocampus  ramulosus  Leach.  (F.  fuscus  Rüp- 
pell.  Wirbellhiere.  Taf.  33.  Fig.  1.) 

Mossambique,  Querimba-Inseln. 

227.  Hippocampus  comes  Cantor.  Kaup. 
Inhambane. 

Sy  ng na  th  US  Linne, 
Gasterotokeus  Heckel. 

228.  Syngnathus  biaculeatus  Bloch.  Taf.  121.  1. 
An  der  ganzen  Küste  sehr  gemein. 
Corythoichthys  Kaup. 

229.  Syngnathus  fasciatus  Gray,  lllustr.  Ind.  Zool.  Taf.  6. 
Fig.  2. 

Von  dieser  von  Bleeker  als  S.  haematopterus  (Verh.  Bat. 
Gen.  XXV.  1853.  Lophobranchii.  p.  20.)  richtig  und  vortreff- 
lich beschriebenen  Art ,  erhielt  ich  ein  einziges  Pärchen  bei 
der  Ouerimba-Insel  Matemmo,  im  April  1847. 

Ichthyocampus  Kaup. 

230.  Syngnathus  Mossambicus  n.  sp. 

Körper  siebenseitig,  höher  als  breit,  Schwanz  vierseitig. 
Die  Schnauze  ist  ein  wenig  kürzer  als  der  übrige  Theil  des 
Kopfes.  Der  After  liegt  im  Ende  des  dreizehnten  Ringes; 
die  Rückenflosse  beginnt  auf  dem  13ten  und  zwar  über  und 
vor  dem  After  und  endigt  auf  dem  18ten  Ringe.    Man  zählt 


278  Peters: 

im  Ganzen  sieben  und  vierzig  Ringe.  Olivenbraun  mit  dun- 
kelbrauner Zeichnung,  am  Kiemendeckel  einige  blauweisse 
Punkte.  Die  Strahlen  der  Rückenflosse  schwarzbraun  gefleckt. 

D.  23;  P.  15;  A.  3,  C.  10. 

Totallänge 141  Mm. 

Entfernung  der  Schnauzenspitze  vom  After    .       58  Mm. 

Länge  des  Kopfes 7  Mm. 

Doryichthys  Kaup. 

Syngnathus  Zambezensis  Pet.  (=  S.  flumatilis  Pel.  Mo- 
natsb.  der  Akad.  zu  Berlin  p.  685.) 

Coelonotus  Pet.  (Nov.  gen.  Nerophinarum.') 
Syngnathus  argulus  Pet.  (=  S.  argus  Pet.  1.  c.) 

Plagiostoani. 

Ginglymostoma  Müll.  Henle. 

231.  Ginglymostoma  concolor  M.  H. 

Im  Canal  von  Mossambique,  an  der  Westküste  von  Ma- 
dagascar. 

Carcharias  Cuv.  M.   H. 
Scoliodon  M.  H. 

232.  Carcharias  acutus  Rüppell. 
An  der  ganzen  Küste. 
Frionodon  Müll. 

233.  Carcharias  glaucus  Cuvier. 

234.  Carcharias  Lamia  Risso. 

235.  Carcharias  Zambezensis  Pet. 

Pristis  L.  M.  H. 

236.  Pristis  Peroteii  Valenc. 
Torpedo  Dumeril. 

237.  Torpedo  fuscomaculata  n.  sp. 

Die  an  der  Küste  von  Mossambique  vorkommende  Art 
von  Zitterrochen  stimmt  in  der  Körperform ,  in  der  Stellung 
und  Gestalt  der  Flossen,  in  der  Gestalt  der  um  die  Spritzlö- 
cher gestellten  Papillen,  in  der  Feinheit  und  grossen  Zahl 
der  Zähne  am  meisten  mit  der  T.  panthera  Ehrbg.  des  ro-- 
then  Meeres   überein.     Die    zweite  Rückenflosse   ist  um    % 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.        279 

kleiner  als  die  erste,  und  die  Schwanzflosse  länger  als  hoch. 
Sie  unterscheidet  sich  sehr  leicht  von  der  verwandten  T.  mar- 
morata  Rudolphi  dadurch ,  dass  1.  die  erste  Rückenflosse 
mit  ihrem  vordem  Theil  über  dem  After  steht,  während  sie 
bei  jener  fast  um  die  Länge  ihrer  Basis  hinler  dieselbe  ge- 
rückt ist;  2.  die  Papillen  um  die  Spritzlöcher  von  sehr  un- 
gleicher Grösse  (drei  innere  kleine  und  ein  zwischen  zwei 
beträchtlich  grösseren  befindlicher  hinterer  kleiner)  sind, 
während  die  bei  T.  marmorata  vorkommenden  7  Papillen  re- 
gelmässiger und  gleich  gross  erscheinen;  3.  die  Zähne  viel 
feiner  und  zahlreicher  sind  als  bei  gleich  grossen  Exempla- 
ren jener  Art.  In  der  Färbung  weicht  sie  aber  von  T.  paw- 
tliera  ab,  und  schliesst  sich  mehr  der  T.  Galvani  Bonaparte 
(Icon.  della  Fauna  italica  Taf.  153.  Fig.  4.)  an.  Die  Grund- 
farbe erscheint  nämlich  bei  jüngeren  Exemplaren  gelbbraun 
mit  gedrängten  ,  nach  dem  Rande  der  Scheibe  hin  immer 
kleiner  werdenden,  hie  und  da  zusammenfliessenden,  schwarz- 
braunen Flecken.  Bei  älteren  Individuen  ist  die  Grundfarbe 
rothbraun  und  braunschwarze  Flecken  sind  nur  hier  und  da 
deutlich  zu  erkennen.  Die  Flossen  sind  braunschwarz  mit 
weisslichen  Rändern. 

Totallänge    ....     220  Mm. 

Querdurchmesser  der  Scheibe    110  Mm. 

Längsdurchmesser  der  Scheibe  110  Mm. 

Länge  des  Schwanzes      .     .      90  Mm. 

Höhe  der  Schwanzflosse  .     .      30  Mm. 

Länge  der  Schwanzflosse     .      36  Mm. 
Fundort:  Mossambique,  Angoxe,  Ibo.   Wird  in  der  Ma- 
cüasprache  hyrrirri  genannt. 

Taeniura  Müller  etHenle. 
238.  Taniura  lymna  Müll.  Henle. 
Fundort:  Mossambique. 


280  Peters: 

Anhang. 


Uebersicht  der  während  der  Monate  November  und  De- 
cember  in  Damam  und  Goa  an  der  Küste  von  Malabar  ge- 
sammelten Fische. 

S*ercoidae« 

1.  Sülago  acuta  C.  V.    Damam. 

2.  Upeneus  viitatus  Forsk.     Damam. 

Sciaenoidae» 

3.  Corvina  axillaris  Cuvier.     Damam. 

4.  Corvina  semiluctuosa  C.  V.    Damam. 

5.  Pristipoma  paikeeli  Rüssel  C.  V.     Damam. 
D.  12,  15;  A.  3,  10. 

jflaenoidae« 

6.  Gerres  poeti  C.  V.     Damam. 

Squamipemies« 

7.  Drepane  longimana  C.  V.  VlI.  133.     Damam. 

I^abyrintliici. 

8.  Polyacanthus  cupanus  C.  V.  Goa.  In  süssen  Ge- 
wässern. 

9.  Ophiocephalus  limbatus  C.  V.  Goa.  In  süssen  Ge- 
wässern. 

Iflugilini. 

10.  Mugil  Cantoris  Bleeker  Verh.  Bat.  Gen.  XXV.  100. 
Damam.     In  einem  Süsswasserteiche. 

Scoiiil>roidae. 

11.  Caranx  Kiliche  C.  V.     Damam. 

12.  Trichiurus  savala  C.  V.     Damam. 

Oobiini. 

13.  Gohius  Kokius  C.  V.     Goa.  In  Süsswasserbächen. 

14.  Eleotris  nigra  Q.  G.  Goa.  In  Süsswasserbächen. 


Uebersicht  der  in  Mossambique  beobachteten  Fische.        281 

Pleuronectoidae. 

15.  Flagusia  Blochii  Bleeker  Verh.  Bat.  Gen.  XXIV. 
1852.  Pleuronect.  21.     Damam. 

16.  Flagusia  potous  Cuv.     Bleeker  1.  c.  23.     Damam. 

17.  Flagusia  macrolepidotus  Bleeker  1.  c.  25.  Damam. 

Scomlieresoces. 

18.  Belone  caudimacula  Cuvier  C.  V.  XVlIl.  452.  Blec- 
ker Verh.  Bat.  Gen.  XXIV.  12.     Damam. 

Siluroidae. 

19.  Silurus  malabaricus  C,  V.  Goa ,  in  süssen  Ge- 
wässern. 

20.  Arius  subrostratus  C.  V.     Damam. 

21.  Ostegeniosus  militaris  Bleeker  (Arius  militaris  C. 
V.     Damam. 

22.  Ciarias  Dussumierii  C.  V.  Goa.  In  süssen  Ge- 
wässern. 

23.  Heteropneustes  fossilis  J.  Müller.  (Saccobranchus 
singio  C.  V.)     Goa,  in  süssen   Gewässern.     Drei  Exemplare. 

B.  8;  D.  7;  P.  1,8;  V.  6;  A.  71 ;  C.  ^ 

7 
Seopeloidae» 

24.  Saurus  ophiodon  Cuvier.  Damam.  Unter  dem  Na- 
men bombiilim  bekannt,  wird  in  ungeheurer  Menge  getrock- 
net ausgeführt. 

Cyprinoidae. 

25.  Barbus  chrysopoma  Valenc.  XVI.  166.  Taf.  466. 
In  süssen  Gewässern.     Damam,  Gon. 

26.  Opsarius  rasbora  Ham.  Buch.  Heckel.     Goa. 

Esoces. 

27.  Panchax  Hneatum  C.  V.  XVIII.  381.  Goa,  in  süs- 
sen Gewässern. 


282        Peters:  Uebersicht  d.  in  Mosambique  beobachteten  Fische. 

Clupeini. 

28.  Coilia  Hamiltonii  C.  V.  nee  Gray.     Damam. 

29.  Thryssa  QEngraulis')  malabarica  C.  V.     Damam. 

30.  Meletta  lue  C.  V.    Damam. 

31.  Meletta  obtusirostris  C.  V.     Damam. 

32.  Pellona  Dussumierü  C.  Val.     Damam. 

33.  Megalops  indicus  C.  V.     Goa,  Damam.     Aber  nur 
in  süssen  Gewässern  angetroffen. 

34.  Chirocentrus  dorab  Cuv.     Damam. 

Plagiostomi. 

Squali, 

35.  Sphyrna  Blochii  Müll.  Henle.    Damam. 

36.  Carcharias  i^Scoliodon)  acutus  Rüppell.  Damam. 

37.  ChUoscyllimn  griseum  Müll.  Henle.     Damam. 

Rajae. 

38.  Trygon  Zugei  Bürger.     Damam. 


Beiträge  zur  JVatiirg^escIiicIite  der  deutschen 
Sclilangeu, 

Von 
Dr*    Emil   Iliirsy, 

Prosector  in  Tübingen. 


Vorliegende  Abhandlung-  verdankt  ihre  Entstehung-  einer 
kürzlich  erschienenen  Schrift  über  das  Wesen  und  das  Le- 
ben der  deutschen  Schlangen  (Die  Schlangen  Deutschlands, 
von  H.  E.  Linck,  Stuttgart  1855.),  welcheum  so  mehr  meine 
Aufmerksamkeit  auf  sich  zog  ,  als  ich  schon  seit  längerer 
Zeit  eine  grosse  Anzahl  verschiedener  Schlangen  zum  Studium 
der  Entwickelungsgeschichte  in  Gefangenschaft  hielt.  Da  diese 
Schrift  durch  ihre  populäre  Haltung ,  sowie  durch  die  Neu- 
heit des  Stoffes  nicht  verfehlen  wird ,  auch  anderwärts  und 
in  grösseren  Kreisen  bekannt  zu  werden ,  so  halte  ich  es 
für  angezeigt^  eine  Reihe  von  Zusätzen  und  Berichtigungen 
in  Form  einer  besonderen  Abhandlung  zu  veröffentlichen; 
und  ich  halte  dies  um  so  nölhiger ,  indem  bei  der  seltenen 
Gelegenheit  und  der  geringen  Lust  zu  ähnlichen  Forschun- 
gen die  in  der  citirten  Schrift  enthaltenen  Irrthümer  sehr  leicht 
auf  längere  Zeit  hin  Glauben  finden  möchten. 

Bekanntlich  finden  sich  in  Deutschland  vier  echte  Schlan- 
genarten, die  Ringelnatter,  die  glatte  Natter,  die  Kreuzotter 
und  die  Schwalbacher  Natter;  die  letztere  konnte  ich  mir 
bisher  noch  nicht  verschaffen,  während  die  übrigen  in  gros- 
ser Anzahl  in  der  Umgegend  Tübingens  und  der  nahen  Alp 
zu  finden,  und  sehr  leicht  in  Gefangenschaft  zu  halten  sind. 

Meine  Beobachtungen  beziehen  sich   somit  nur  auf  die 


^84  Dursy: 

drei  erst  genannten  Schlangenarten,  welche  ich  theils  in  Glä- 
sern, Iheils  in  geräumigen  Draht-  und  Glaskästen  in  meinem 
Arbeitszimmer  gefangen  hielt,  und  sie  tagläglich  beobachten 
konnte. 

Trotz  der  grossen  Anzahl,  in  welcher  sie  ihre  Behälter 
gemeinschaftlich  bewohnen  müssen,  vertragen  sie  sich  doch 
ganz  gut  mit  einander;  nur  die  glatten  Nattern  liegen  häufig 
in  Fehde,  indem  sie  einander  am  Leibe  oder  Kopfe  packen. 
Fassen  sie  sich  zufällig  bei  solchen  Händeln  gleichzeitig  am 
Kopfe  ,  so  verwickeln  sie  sich  mitunter  durch  gegenseitiges 
Eingreifen  der  nach  rückwärts  gekrümmten  Zähne,  wodurch 
der  Kampf  oft  sehr  langwierig  wird,  indem  sie  nach  entge- 
gengesetzten Richtungen  rückwärts  ziehen,  und  die  schwä- 
chere der  stärkern  folgen  muss.  Man  kann  dergleichen  Sce- 
nen  auch  willkührlich  hervorrufen,  wenn  man  mit  beiden 
Händen  je  eine  Natter  nahe  am  Kopfe  fasst  und  sie  gegen 
einander  hält.  Auch  finden  sie  sich  zu  solchen  Kämpfen  sehr 
geneigt,  wenn  man  sie  neckt,  oder  plötzlich  mit  Wasser  be* 
sprützt;  aufgeschreckt  eilen  sie  dann  zornig  nach  allen  Rich- 
tungen, und  packen  einander  in  blinder  Wuth.  Da,  wie  ich 
weiter  unten  ausführlich  angeben  werde,  die  glatten  Nattern, 
sowie  alle  deutschen  Schlangen  sehr  gerne  Wasser  trinken, 
so  darf  man  die  soeben  beschriebenen  Zornesäusserungen 
beim  Besprützen  des  Bodens  nicht  auf  Rechnung  des  Was- 
sers, sondern  der  plötzlichen  Ueberraschung,  der  Störung 
ihrer  Ruhe  u.  s.  w.  bringen.  Man  darf  sich  dadurch  nicht 
täuschen  lassen,  und  etwa  gar  eine  absolute  Wasserscheu  an- 
nehmen wollen,  wie  es  in  so  auffallender  Weise  Dr.  Linck*) 
thut,  wenn  er  sagt:  „Trinken  ist  der  glatten  Natter  einGräuel; 
selbst  feuchter  Atmosphäre  sucht  sie  den  Eintritt  in  ihr  In- 
neres zu  verwehren,  und  gräbt ,  ihr  zu  entgehen,  den  Kopf 
in  den  trockenen  Untergrund.  Ich  sah  sogar  eine  Schling- 
natter, der  es  nicht  rasch  genug  gelang,  auf  diese  Weise 
sich  vor  dem  aufsteigenden  Wasserdunste  zu  sichern ,  den 
trocken  gebliebenen  Leib  einer  Schwester  in  den  Rachen 
fassen  und  diesen  dadurch  hermetisch  schliessen  1!"  Das  ist 
doch  etwas  stark. 


1)  S.  87  in  der  oben  citirlen  Schrift. 


Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  deutschen  Schlangen.  285 

Gegenüber  der  zornigen  glatten  Natter  zeigt  gerade  den 
entgegengesetzten  Charatiter  die  friedliche,  harmlose  Ringel- 
natter; nie  sah  ich  eine  mit  der  andern  im  Streite,  noch 
konnte  ich  sie  je  dazu  bewegen,  mir  in  die  entgegengehal- 
tene Hand  zu  beissen,  was  die  glatte  Natter  sehr  gerne  thul. 
Dr.  LinckO  drückt  sich  darüber  also  aus:  „Keine  der  Rin- 
gelnattern, die  ich  erst  meine  Gestalt  in's  Auge  fassen  Hess, 
biss  an.  Sie  theilt  also  mit  so  manchen  höheren  Thieren 
jene  Ehrfurcht  vor  der  Form  (und  dem  Auge?)  des  Men- 
schen, und  die  Empfänglichkeit  für  diesen  Eindruck  stellt  sie 
mir  in  geistiger  Beziehung  näher  an  den  Elephanten ,  das 
Pferd,  den  Löwen,  als  die  meisten  ihrer  Schwestern." 

Man  sieht,  die  Ringelnatter  ist  ein  Lieblingsthier  des 
genannten  Autors,  und  ich  will  hier  nur  bemerken,  dass  die- 
selbe auch  dann  nicht  beisst,  wenn  man  hinter  einem  Brette 
oder  hinter  einer  Thüre  versteckt,  mit  der  Hand  in  den  Be- 
hälter greift.  Dass  es  höchst  seltene  Ausnahmen  giebt,  giebt 
auch  Linck  an,  obgleich  es  mir  noch  nicht  vorgekommen 
ist.  Es  unterscheidet  sich  somit  die  Ringelnatter  von  der 
glatten,  dass  sie  weder  ihres  Gleichen ,  noch  den  Menschen 
beisst. 

In  die  verschiedenen  Behälter,  worin  ich  die  Schlangen 
aufbewahrte^  stellte  ich  eine  flache,  mit  Wasser  gefüllte  Schüs- 
sel, obgleich  Linck  auffallender  Weise  dergleichen  Vorrich- 
tungen für  unnölhig  hält,  indem  die  deutschen  Schlangen,  mit 
Ausnahme  der  Schwalbacher  Natter,  durchaus  kein  Wasser 
zu  sich  nehmen  sollen.  Zu  diesen  Ausnahmen  gehören  aber, 
meinen  zahlreichen  Beobachtungen  zufolge,  auch  noch  die 
Ringelnatter,  die  Kreuzotter  und  die  glatte  Natter;  es  bleibt 
somit  gar  keine  mehr  übrig,  die  nicht  trinkt,  und  zwar  nicht 
bloss  Wasser,  auch  Milch. 

Diese  Eigenschaft  beobachtete  ich  zuerst  bei  der  glat- 
ten Natter ,  deren  ich  zwölf  Stück  in  einer  geräumigen,  mit 
Moos  und  Grund  bedeckten  Kiste  aufbewahrte.  Eine  niedrige, 
mit  Wasser  gefüllte  Schüssel  war  so  in  dem  Moose  einge- 
bettet, dass  die  Schlangen  ohne  Mühe,  darüber  hinweggleiten 
konnten,  und  es  währte  nicht  lange  Zeit,  so  machte  ich  folgende 

1)  S.  60.  - 


286  Dursy: 

Beobachtung.  Eine  Natter  näherte  sich  dem  Gefässe,  tauchte 
den  Kopf  bis  zum  Halse  in  das  Wasser,  senkte  und  hob  ab- 
wechselnd den  Unterkiefer  ,  wobei  ich  deutliche  Schlingbe- 
wegungen wahrnehmen  konnte,  und  labte  sich  auf  dieseWeise 
mit  beständig  untergetauchtem  Kopfe  über  drei  Minuten  lang. 

Aehnliche  Beobachtungen  machte  ich  im  Laufe  dieses 
Sommers  an  den  glatten  Nattern  wohl  über  zwei  Dutzend, 
und  Herr  Prof.  Luschka,  sowie  mehrere  Studenten  waren 
zu  wiederholten  Malen  Augenzeugen  dieses  interessanten 
Schauspieles. 

Eine  meiner  glatten  Nattern,  die  ich  öfters  beim  Trünke 
überraschte,  sperrte  ich  von  den  übrigen  ab,  und  es  gelang 
mir  jedes  Mal,  so  oft  ich  sie  mit  Wasser  zusammenbrachte, 
dass  sie  alsbald  sich  daran  labte,  wobei  sie  bald  den  ganzen 
Kopf  bis  zum  Halse  untertauchte,  bald  nur  den  vordem  Theil 
desselben;  die  Zunge  war  dabei  nicht  im  Spiele,  ich  be- 
merkte nur  abwechselndes  Senken  und  Heben  des  Unterkie- 
fers nebst  deutlichen  Schlingbewegungen.  Wie  steht  es  jetzt 
mit  der  Lincks'chen  Wasserscheu?  Wie  ich  sehe,  so  be- 
ruft sich  der  genannte  Verfasser  unter  anderem  auch  auf  die 
eilige  Flucht,  welche  die  glatten  Nattern  bei  Besprengung  mit 
Wasser  ergreifen.  Aber  dies  thun  alle  Schlangen,  auch  häufig 
die  badelustige  Ringelnatter,  und  daran  ist  nicht  das  Wasser 
an  sich  schuld,  wie  ich  schon  oben  bemerkte,  sondern  das 
Plötzliche  der  Begiessung  ist  es,  was  sie  aufschreckt,  die  Ue- 
berraschung.  Nicht  immer  aber  entfliehen  alle,  und  öfters 
bemerkte  ich,  wie  die  eine  oder  andere  der  Nattern,  beson- 
ders wenn  ein  Wassertropfen  die  Schnauze  traf ,  plötzlich 
stille  hielt,  züngelte,  und  begierig  den  gerade  vor  ihr  liegen- 
den Wassertropfen  aufsog. 

Man  könnte  mir  einwenden ,  dass  die  glatten  Nattern, 
so  wie  die  Kreuzottern  häufig  nur  in  trockenen,  durchaus 
wasserarmen  Gegenden  sich  aufhalten.  Gegen  diesen  Einwurf 
kann  ich  mir  mit  dem  Regen  helfen,  und  so  gut  die  Nattern 
Monate  lang  ohne  Nahrung  leben  können  ,  ebenso  gut  wer- 
den sie  auch  ohne  Schaden  den  nächsten  Regen  abwarten. 
Doch  giebt  es  ausser  Regenwasser  auch  noch  Thau,  der  ih- 
ren Durst  löscht;  diese  Möglichkeit  beobachtet  man  an  ge- 
fangenen Schlangen,  welche  bei  Besprützung  des  Bodens  die 


Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  deutschen  Schlangen.  287 

an  dem  Moose  hängenden  Tropfen  gierig  aufsaugen,  wobei 
sie  den  Hinterkopf  sehr  breit  machen  mit  deutlich  wahrnehm- 
baren Schlingbewegungen. 

An  Eidechsen  kann  man  sehr  leicht  ähnliche  Beobach- 
tungen machen.  Diese  Thiere  leben  bekanntlich  meist  an 
trockenen  und  steinigen  Abhängen,  so  dass  sie  ihren  Durst 
nur  mit  Thau-  und  Regentropfen  löschen  können.  Da  ich 
diese  Thiere  den  glatten  Nattern  zur  Nahrung  gab ,  so  hielt 
ich  mir  zu  diesem  Zwecke  eine  Anzahl  in  einem  besonderen 
Behälter,  und  machte  dabei  gelegentlich  Beobachtungen  über 
die  Art  und  Weise,  in  welcher  die  Eidechsen  ihren  Durst 
löschen.  Man  darf  nur  einige  Wassertropfen  auf  das  im 
Glase  befindliche  Moos  fallen  lassen  ,  und  nicht  lange  wird 
es  dauern^  so  kommen  diese  Thiere  aus  ihrem  Verstecke  zum 
Vorschein,  strecken  die  Zunge  langsam  hervor^  um  die  von 
oben  herabfallenden  Tropfen  aufzufangen  ,  oder  sie  belecken 
durstig  das  feucht  gewordene  Moos. 

Bei  den  Schlangen  bemerkte  ich  bis  jetzt  noch  nie  die 
Zunge  beim  Trinken,  ohne  jedoch  die  Möglichkeit  bestreiten 
zu  wollen,  dass  sie  sich  derselben  hie  und  da  vielleicht,  etwa 
um  Regentropfen  aufzufangen,  bedienen. 

Wie  die  glatten  Nattern,  so  trinken  auch  die  Ringelnat- 
tern, was  ich  so  häufig  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  dass 
ich  mich  über  jeden  Beobachter,  der  dies  nicht  gesehen,  und 
desshalb  das  Gegentheil  behauptet,  nur  wundern  kann.  Auch 
bei  diesen  Nattern  stellte  ich  Trinkversuche  Iheils  mit  vollen 
Wassergefässen ,  theils  mit  Begiessung  des  Bodens  an.  An 
heissen  Sommertagen  kann  man  häufig  die  Beobachtung  ma- 
chen, dass  die  Ringelnatter  die  auf  den  Boden  herabgefalle- 
nen Tropfen  begierig  aufsaugt,  und  sehr  häufig  glückte  es 
mir,  diese  Natter  in  ähnlicher  Weise,  wie  die  glatte  Natter, 
aus  einer  mit  Wasser  gefüllten  Schüssel  trinken  zu  sehen. 
Zu  diesem  Behufe  fasste  ich  sie  mitunter  mit  der  Hand,  und 
brachte  ihren  Kopf  in  die  Wasserschüssel. 

Um  jedoch  solche  Trinkversuche  mit  Erfolg  anzustellen, 
muss  man  eine  grosse  Anzahl  Schlangen  zur  Verfügung  ha- 
ben, und  darf  sich  durch  einige  erfolglose  Versuche  nicht 
sogleich  abschrecken  lassen. 

Auch  an  der  Kreuzotter  stellte   ich  diese  Versuche  mit 


288  Dursy: 

augenblicklichem  Erfolge  an,  und  hielt  mir  zu  diesem  Zweck 
zwei  derselben  jede  in  einem  besonderen  Glasse.  Da  ich 
nicht  wagte,  diesen  gefährlichen  Thieren  ein  Wassergefäss  in 
ihren  Behälter  zu  stellen,  so  goss  ich  etwas  Wasser  auf  die 
über  die  Gläser  gespannte  Leinwand  ,  und  beobachtete  den 
Effect  der  hinabfallenden  Tropfen.  Zuerst  erschraken  beide 
Ottern  und  grimmig  zischend  zogen  sie  sich  in  enge  Rin- 
geln zusammen  mit  hoch  aufgerichtetem  Kopfe.  Bald  aber  be- 
sannen sie  sich  eines  Bessern,  beugten  den  Kopf  auf  den 
feuchten  Boden  ,  und  zeigten  deutliche  Schlingbewegungen. 
Ich  goss  noch  etwas  Wasser  nach  und  hielt  die  hohen  Glä- 
ser etwas  schräg,  um  das  Wasser  an  einer  Stelle  in  grös- 
serer Masse  zu  sammeln ,  was  die  Ottern  dankbar  annah- 
men ,  indem  sie  meine  Bemühungen  mit  dem  gewünschten 
Erfolge  krönten. 

Somit  steht  es  fest,  und  ich  kann  es,  gestützt  auf  zahl- 
reiche Beobachtungen,  welche  Herr  Professor  Luschka  öf- 
ters bestätigte,  versichern,  dass  sämmtliche  deutsche 
Schlangen  trinken,  und  nicht  nur  Wasser,  sondern  auch 
Milch,  wie  ich  wenigstens  an  der  Ringelnatter  und  der  glat- 
ten Natter  beobachtete.  Bringt  man  den  Kopf  der  genannten 
Nattern  langsam  in  eine  mit  Milch  gefüllte  Schüssel,  so  gelingt 
es  in  manchen  Fällen,  dieselben  trinken  zu  sehen,  besonders 
wenn  man  sie  lange  Zeit  dursten  Hess.  Ob  sie  eine  Vor- 
liebe zu  der  einen  oder  andern  Flüssigkeit  haben,  konnte  ich 
bis  jetzt  nicht  bemerken,  ist  auch  nicht  wahrscheinlich.  Mit 
anderen  Flüssigkeiten  habe  ich  bis  jetzt  noch  keine  Versuche 
gemacht. 

Auch  diese  Angabe,  dass  die  Schlangen  Milch  trinken, 
wird  von  Linck  eifrig  bekämpft,  und  warum?  Weil  die 
von  ihm  darüber  angestellten  Versuche  misslangen,  indem,  die 
den  Schlangen  gewaltsam  eingegossene  Milch  wieder 
ausgespieen  wurde.  Wäre  diese  Operation  auch  gelungen,  und 
hätten  die  Schlangen  die  eingegossene  Flüssigkeit  nolens  vo- 
lens  hinunter  gewürgt,  so  wäre  damit  noch  lange  nicht  der 
Beweis  geliefert,  dass  diese  Thiere  aus  freien  Stücken  an  Milch 
sich  laben. 

Nachdem  ich  diese  Flüssigkeitsaufnahme  der  Schlangen 
um  so  ausführlicher  besprechen  musste,  indem  unbegreiflicher 


Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  deutschen  Schlangen.       289 

Weise  der  bekannte  Schlangcnforscher  Lenz,  so  wie  in  neue- 
rer Zeit  Linck,  diese  so  leicht  zu  bestätigenden Thatsachen 
leugnen,  gehe  ich  nun  über  zu  einigen  Beobachtungen  über 
die  Art  und  Weise,  in  welcher  die  Schlangen  ihre  Beute  er- 
haschen und  verschlingen.  Von  grossem  Belange  sind  in  die- 
ser Beziehung  die  beiden  von  einander  getrennten  Uiiterkiefer- 
hälflen ,  welche  zugleich  die  fehlenden  obern  Exiremiläten 
ersetzen.  Beobachtet  man  die  Bewegungen  derselben  beim 
Verschlingen  der  Beute ^  und  betrachtet  man  am  Skelete  die 
einzelnen  beweglich  mit  einander  verbundenen  Knochenstücke, 
so  erinnert  der  Zitzenfortsalz  an  das  Schulterblatt,  das  Qua- 
dralbein  an  den  Oberarm,  die  obere  zahnlose  Hälfte  des  Un- 
lerkieferstücks  an  den  Vorderarm,  das  mit  Zähnen  versehene 
Endstück  an  die  Hand  mit  den  Fingern.  Es  wird  dadurch 
die  Vergleichung  Okens  einiger  Massen  begründet,  welche 
er  zwischen  dem  Unterkiefer  und  den  obern  Extremitäten 
des  Menschen  anstellt. 

Von  einer  Bannkraft,  wie  man  sie  der  Klapperschlange 
zuschreibt,  hat  man  bisher  an  unsern  Schlangen  nichts  be- 
obachtet; um  so  überraschender  ist  daher  die  Nachricht  von 
Dr.  Line  k,  nach  welcher  die  Ringelnalter  durch  diese  Zau- 
berkraft sich  vor  ihren  deutschen  Schwestern  auszeichnen 
soll.  Ein  Gens  d' armes  erzählte  dem  Herrn  Linck  auf  ei- 
nem Spaziergange  ,  wie  er  eines  Sorjmerabends  bei  vollem 
Tageslichte  ein  halb  Dutzend  wehklagender  Frösche  in  ei- 
genlhümlicher  Stellung  um  eine  Ringelnatter  silzend  ange- 
troffen habe,  ohne  dass  einer  der  Unglücklichen  auch  nur 
den  Versuch  machte^  der  Würgerin  zu  entrinnen,  die  einen 
um  den  andern  der  Reihe  nach  verzehrte.  So  lautet  die  Er- 
zählung des  Mannes,  und  sie  hat,  sagt  Linck,  zur  Richtig- 
stellung meiner  Ansicht  über  jene  geheimnissvolle  Gewalt 
mehr  gelhan,  als  alle  wissenschafllichen  Untersuchungen,  da 
nach  dem  ganzen  Wesen  dieses  Mannes  nicht  der  entfern- 
teste Grund  zu  zweifeln  vorliegt.  (Vergl.  Linck  a.  a.  0. 
S.  57).  Leider  konnte  Linck  diese  interessante  Beobachtung 
auch  nicht  durch  einen  einzigen  Fall  bestätigen,  und  so  sind 
wir  denn  lediglich  auf  die  Aussage  jenes  zum  Glücke  beei- 
digten Erzählers  angewiesen. 

Unter   den   deutschen  Schlangen    zeichnet   sich   beson- 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg   1.  Bd.  19 


290  Dursy: 

ders  die  glatte  Natter  durch  die  inleressanle  Art  und  Weise 
aus,  in  welcher  sie  ihre  Beute  —  die  Eidechsen  —  bekämpft. 
Sonderbarer  Weise  bezeichnet  man  dergleichen  Beobachlun- 
gen  als  höchst  seltene,  als  ein  wahres  Forscherglück,  und 
während  Lenz  aus  eigener  Erfahrung  gar  nichts  anzuführen 
weiss,  so  war  Linck  nur  höchst  selten,  und  dann  nur  un- 
vollständig, nicht  von  Anfang  bis  zu  Ende,  Zeuge  dieses  Vor- 
ganges; auch  gesteht  er  (8.88)  geradezu,  dass  es  ihm  nie 
glückte ,  als  Zeuge  dem  Mahle  selbst  beiwohnen  zu  dürfen, 
da  dies  nur  nächtlicherWeise  von  Stalten  gegangen  sei. 

Bevor  ich  das  Unwahrscheinliche  dieser  letzteren  Be- 
hauptung nachweise ,  erlaube  ich  mir  vorher  einige  meiner 
sehr  zahlreichen  Beobachtungen  darüber  anzuführen,  in  wel- 
cher Weise  die  glatten  Nattern  ihre  Beute  bekämpfen  und 
verschlingen.  Zugleich  bemerke  ich,  dass  Herr  Professor 
Luschka  sehr  häufig  Zeuge  dieser  interessanten  Scenen  war. 

Wie  ich  schon  früher  bemerkte,  hielt  ich  mir  ein  Dut- 
zend glatter  Nattern  in  einer  Drahtkiste,  und  begann  meine 
Versuche  damit,  dass  ich  der  genannten  Gesellschaft  eines 
Nachmittages  drei  kleine  Eidechsen  überliess.  Kaum  hatte  ich 
die  Kiste  wieder  geschlossen,  so  eilte  ohne  weitere  Um- 
stände eine  meiner  Nattern  auf  die  nächste  Beute  zu,  packte 
sie  mit  weit  geöffnetem  Rachen  mitten  am  Leibe  und  drehte 
sich ,  mit  dem  Kopfe  voran,  so  lange  im  Kreise  herum,  bis 
sie  drei  auf  einander  liegende  Schlingen  um  ihr  Opfer  gezo- 
gen hatte.  Nachdem  die  Eidechse  auf  diese  Weise  fest  ge- 
knebelt war,  so  dass  nur  Kopf  und  Schwanz  die  engen  Rin- 
geln überragten,  so  Hess  die  Natter  ihr  Opfer  am  Leibe  los, 
tastete  züngelnd  umher,  biss  sogar  in  blinder  Wuth  ihren 
eigenen  aufgedrehten  Körper,  bis  sie  endlich  nach  einigem 
vergeblichen  Suchen  den  Kopf  der  Eidechse  fasste,  die  Schlin- 
gen allmählich  löste,  und  ihr  Opfer  bedächtig  verschlang. 
Der  Mechanismus  des  Schlingens  ist  ganz  derselbe  wie  bei 
den  Ringelnattern. 

Kaum  war  diese  anstrengende  Arbeit  vollbracht,  so 
eilte  sie  auf  ein  zweites  Opfer,  öffnete  den  Rachen,  fasste 
dessen  Kopf,  und  jetzt  entstand  ein  langer ,  hartnäckiger 
Kampf.  Die  Eidechse  hatte  noch  zur  rechten  Zeit  den  ge- 
fährlichen Feind  bemerkt^  öffnete   schon  lange  vorher  ihren 


Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  deutschen  Schlangen.      291 

Rachen  ,  und  kam  dadurch  dem  feindlichen  Angriffe  zuvor, 
indem  sie  im  kritischen  Momente  den  Oberkiefer  des  weit 
geöffneten  Schlangenrachens  erhaschte.  Von  nun  an  entspann 
sich  ein  über  sechs  Minuten  andauernder  Kampf,  wobei  sich 
die  Schlange  durch  zornige  Rück-  und  Seitwärtsbewegungen 
von  der  festgebissenen  Eidechse  zu  befreien  suchte.  Die 
letztere  hielt  tapfer  aus,  Hess  sich  im  Kasten  vielmals  her- 
umschleifen, ohne  dass  es  der  Natter  gelang,  mit  Schlingen 
sie  zu  fesseln.  Bei  diesem  Kampfe  kam  die  ganze  übrige 
Gesellschaft  in  Aufregung,  wurde  zornig;  aber  anstatt  zu 
helfen,  packten  sie  ihre  bedrängte  Schwester  oder  sich  sel- 
ber gegenseitig  am  Kopfe  oder  Leibe,  was  einen  wunderli- 
chen Anlick  gewährte.  Endlich  befreite  die  Natter  ihren 
Oberkiefer^  packte  durch  eine  rasche  Bewegung  den  ganzen 
Kopf  der  Eidechse,  und  würgte  dieselbe,  diesmal  ohne  Schlin- 
genbildung ,  langsam  hinunter. 

Nach  dieser  Anstrengung  dachte  ich,  hätte  die  Schlange 
genug,  aber  nein;  kaum  war  sie  mit  dem  Verschlingen  ihres 
zweiten  Opfers  zu  Ende,  so  eilte  sie  geraden  Weges  auf  das 
dritte,  packte  die  fliehende  Eidechse  an  der  Schwanzwurzel, 
musste  sich  aber  diesmal  mit  dem  abgebrochenen  und  zap- 
pelnden Schweife  begnügen,  während  die  verkürzte  Eidechse 
glücklich  entkam.  Von  nun  an  Hess  ich  von  Zeit  zu  Zeit  eine 
Anzahl  Eidechsen  in  den  Kasten ,  und  war  im  Verlaufe  die- 
ses Sommers  so  häufig  Zeuge  ähnlicher  Scenen ,  dass  von 
einem  seltenen  Zufall  oder  von  einem  Forscherglück  durch- 
aus nicht  mehr  die  Rede  sein  kann. 

Wie  ich  schon  oben  bemerkte^  war  Linck  nur  selten 
und  dann  nur  unvollständig  Zeuge  dieser  Vorgänge,  wess- 
halb  er  ohne  weitere  Beweise  die  Behauptung  aufstellt,  dass 
die  glatten  Nattern  des  Nachts  ihren  Raub  verzehren  ;  auch 
Lenz  scheint  zu  dieser  Annahme  geneigt,  und  machte  mit- 
unter bei  Mondschein  Ausflüge  nach  bekannten  schlangen- 
reichen Orten,  doch  ohne  allen  Erfolg.  Gegen  solche  durch- 
aus unbewiesene  Annahmen  habe  ich  Folgendes  einzuwenden. 
Die  glatten  Nattern,  was  auch  Linck  nicht  bloss  von  die- 
sen, sondern  überhaupt  von  allen  Schlangen  zugesteht,  se- 
hen so  schlecht  und  unsicher,  dass  sie  nicht  bloss  häufig 
fehl  beissen  ,    und   ich  selbst   beobachtete  öfters,  dass  diese 


ÖÖf^  Dursy: 

Nattern,  wenn  sie  eine  Eidechse  in  ihren  Ringeln  gefesselt 
hallen,  nicht  sicher  ihren  eigenen  Leib  von  dem  der  Eidechse 
zu  unterscheiden  wissen,  und  sich  oft  selber  mit  den  Zäh- 
nen fassen.  Ehe  man  daher  von  einem  nächtlichen  Raube 
sprechen  kann,  müsste  man  den  Ceweis  liefern,  dass  die 
Schlangen  des  Nachts  überhaupt  sehen,  oder  vielleicht  gar 
noch  besser  als  am  Tage.  Es  spricht  aber  die  Erfahrung  für 
das  Gegentheil,  da  die  Schlangen  das  Tageslicht  lieben,  sich 
gerne  sonnen ,  dagegen  mit  Sonnenuntergang  in  der  Regel 
im  Freien  nicht  mehr  zu  finden  sind.  Ebenso  machen  es 
bekanntlich  die  Eidechsen,  so  dass  gar  nicht  einzusehen  ist, 
wie  die  glatten  Nattern  des  Nachts  die  in  ihren  Schlupfwin- 
keln verborgenen  Eidechsen  finden  sollen,  zumal  Linck  sel- 
ber angiebt,  dass  Bewegung  des  Gegenstandes  nothwendig 
sei,  damit  er  das  Schlangenauge  auf  sich  ziehe,  und  nur  dess- 
halb  verschmähe  die  Schlange  todte  Beute,  weil  sie  regungs- 
los, daher  für  sie  nicht  wahrnehmbar  sei. 

Wie  die  Ringelnattern  auch  die  grössten  Frösche  bear- 
beiten und  verschlingen,  ist  hinlänglich  bekannt;  dagegen 
machte  ich  einige  interessante  Beobachtungen,  wenn  man  die 
Nattern  in  ihrer  Arbeit  überrascht.  Eine  mit  Ringelnattern 
besetzte  Drahtkiste  stand  auf  einem  vor  meinem  Fenster  be- 
findlichen Altane,  so  dass  ich  leicht  unbemerkt  hinter  einem 
durchbrochenen  Fensterladen  die  Schlangen  beobachten  konnte. 
Eines  Morgens  verabreichte  ich  denselben  eine  Anzahl  frisch 
gefangener  sehr  grosser  Frösche ,  und  beobachtete  gemein- 
schaftlich mit  Herrn  Professor  Luschka  durch  den  Laden 
hindurch  die  interessante  Froschjagd.  Die  Nattern  Hessen 
nicht  lange  auf  sich  warten,  fassten  die  Frösche  bald  am 
Kopfe,  bald  an  den  Hinterbeinen,  und  verschlangen  sie  frei- 
lich nur  mit  grosser  Anstrengung.  Eine  der  Nattern,  die  sich 
schon  lange  Zeit  mit  einem  Frosche  grössten  Calibers  zu 
schaffen  machte  und  denselben  von  den  Hinterbeinen  aus  hin- 
unterwürgte, war  bereits  fast  zum  Abschlüsse  gelangt,  in- 
dem nur  noch  ein  kleiner  Theil  des  Froschkopfes  aus  dem 
enorm  ausgedehnten  Rachen  hervorsah ;  wir  hielten  das  Ge- 
schäft so  gut  wie  beendet  und  begaben  uns  auf  den  Altan, 
um  die  Weiterbeförderung  des  Frosches  durch  die  Speise- 
röhre genauer  zu  beobachten,  da  erblickte  uns  die  Schlange, 


Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  deutschen  Schlangen.       2P3 

Öffnete  von  Neuem  den  Rachen ,  und  würgte  in  kurzer  Zeit 
den  schon  verschwundenen  Frosch  so  wohlbehalten  wieder 
heraus,  dass  derselbe  zu  unserem  grossen  Erstaunen  in  ra- 
schen Sätzen  entfloh  und  mit  Ausnahme  einiger  etwas  bluti- 
gen Hautverletzungen  am  Kopfe  und  Rücken,  keinen  weiteren 
Schaden  auf  seiner  gefährlichen  Reise  erlitten  hatte.  Aehn- 
liche  Beobachtungen  machte  ich  später  noch  mehrere. 

Was  die  Sinne  der  Schlangen  betrifft,  so  finden  wir  die 
Augen  seitlich  am  Kopfe  so  gestellt,  dass  ein  jedes  sein  be- 
sonderes Gesichtsfeld  erhält;  zwischen  beiden  liegt  nach  vorn 
noch  ein  drittes  Feld ,  das  von  den  Augen  nicht  mehr  be- 
herrscht wird;  in  gerader  Richtung  muss  sich  daher  die 
Schlange  mit  der  tastenden  Zunge  den  Weg  suchen.  Durch 
diese  seitliche  Stelluno-  der  Auo;en  entsteht  wenig-stens  der 
Vortheil,  dass  die  Schlangen  im  Ganzen  ein  grösseres  Ge- 
sichtsfeld erhalten,  als  wenn  beide  nur  in  Einer  Richtung 
nach  vorn  geneigt  wären.  Jedes  Auge  beherrscht  sein  Ge- 
sichtsfeld unabhängig  von  dem  andern;  verfolgt  das  eine 
derselben  einen  Gegenstand,  so  ist  die  gleichzeitige  Mitbe- 
wegung des  anderen  wenigstens  in  dieser  Beziehung  zweck- 
los, woraus  ich  den  Schluss  zog,  den  ich  auch  durch  meine 
Beobachtungen  bestätigt  fand ,  dass  sich  beide  Augäpfel  un- 
abhängig von  einander  bewegen  können.  Fasst  man  den 
Hals  einer  Ringel-  oder  glatten  Natter,  und  betrachtet  den  Kopf 
von  vorn  oder  oben,  so  bemerkt  man  von  Zeit  zu  Zeit  ruck- 
weise Bewegungen  der  Augäpfel ,  und  man  kann  dreierlei 
Arten  von  Bewegungen  unterscheiden : 

1)  Die  Augäpfel   bewegen  sich  gleichzeitig 
und  nach  derselben  Richtung. 

Man  darf  mich  jedoch  nicht  missverstehen,  als  meinte 
ich  unter  einer  und  derselben  Richtung  der  Augen  die  Fixi- 
rung  eines  und  desselben  Gegenstandes  oder  Punktes,  was 
bei  den  Schlangen  gar  nicht  möglich  ist;  sondern  die  Pu- 
pillen nähern  sich  gleichzeitig  den  oberen  oder  unteren,  den 
vorderen  oder  hinteren  Rändern  der  Augenhöhle. 

2)  Die  Augäpfel  bewegen  sich  gleichzeitig, 
aber  nach  verschiedenen  Richtungen. 

Es  kann   sich  die  eine  Pupille   dem  obern,  die  andere 


294  Dursy: 

gleichzeitig  dem  unteren  Rande  der  Augenhöhle  nähern  u. 
s.  f.;  somit  können  die  Bewegungen  zweier  in  ganz  ver- 
schiedenen Richtungen  sich  befindenden  Gegenstände  gleich- 
zeitig folgen. 

3)  Die  Augäpfel  bewegen  sich  nicht  gleich- 
zeitig. 

So  kann  das  eine  Auge  einen  sich  bewegenden  Ge- 
genstand verfolgen,  während  das  andere  in  Ruhe  verharrt. 

Die  zweite  Art  der  genannten  Bewegungen  hat  auch 
Linck  an  der  glatten  Natter  beobachtet,  jedoch  irrt  er  sich, 
wenn  er  diese  Natter  vor  den  übrigen  dadurch  auszeichnen 
will.  Ferner  irrt  sich  Linck,  wenn  er  sagt:  „Im  Allge- 
meinen gilt  das  Schlangenauge  für  unbeweglich;  auf  das 
Auge  der  glatten  Natter  angewendet  ist  diese  Ansicht  ent- 
schieden falsch.«  Ich  habe  mich  dagegen  oft  und  sicher 
davon  überzeugt,  dass  auch  die  Kreuzotter,  so  wie  die  Rin- 
gelnatter, ihre  Augen  bewegen,  und  wenn  man  z.  B.  die 
letztere  am  Halse  fasst  und  sie  aufmerksam  betrachtet ,  so 
findet  man  auch  nicht  den  geringsten  Unterschied  zwischen 
ihr  und  der  glatten  Natter  in  der  Beweglichkeit  der  Augäpfel. 

Nach  Linck  soll  auch  das  Auge  der  glatten  Natter 
scharfsichtiger  sein,  er  kann  aber  für  diese  Angabe  keinen 
andern  Beweis  beibringen  als  die  tastende  Zunge,  welche 
die  glatte  Natter  seltener  gebrauchen  soll.  Dagegen  habe 
ich  einzuwenden,  dass  die  Zunge  nur  nach  der  Richtung 
tastet,  in  welcher  die  Augen,  nicht  wegen  Kurzsichligkeit, 
sondern  vielmehr  wegen  der  Richtung  der  Augenaxen,  un- 
brauchbar sind.  Zunge  und  Augen  sind  nach  ganz  verschie- 
denen Richtungen  thätig,  somit  kann  durch  die  Zunge  nicht 
die  Schärfe  eines  Auges ,  sondern  nur  einiger  Massen  der 
Gesichtskreis  vergrössert  werden. 

Die  drei  von  mir  oben  angegebenen  Bewegungsarien 
der  Augäpfel  finden  sich  bei  der  Ringel-  und  glatten  Nat- 
ter ;  auch  an  der  Kreuzotter  beobachtete  ich  Augenbewegun- 
gen und  zweifle  nicht,  dass  auch  ihr  die  drei  genannten  Ar- 
ten zukommen,  ohne  jedoch  für  die  letztere  Meinung  sichere 
Beobachtungen  zu  haben,   da  mir  die  Kreuzotter  zu  derglei- 


Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  deutschen  Schlangen.      295 

eben  Versuchen  bis  jetzt  noch  zu  gefährlich  war;  die  Schwal- 
bachcr  Natter  steht  mir  leider  nicht  zur  Verfügung. 

Das  Ohr  der  Schlangen  ist  zwar  mangelhaft ,  jedoch 
besitzen  sie  Gehörnerven  und  Labyrinth ;  da  sie  auf  der  Erde 
kriechen,  so  können  auch  ohne  besonderen  Zuleitungsap- 
parat Schallwellen  die  Hörnerven  treffen ,  wie  auch  z.  ß. 
die  Indianer  mit  dem  Ohre  sich  auf  die  Erde  legen  ,  um 
auch  aus  grosser  Ferne  noch  Schalleindrücke  zu  vernehmen. 
Linck  (S.  24)  giebt  an,  dass  ausser  den  Hörnerven  bei  den 
Schlangen  nur  noch  eine  Ohrschnecke  vorhanden  sei.  Diese 
Angabe  ist  falsch,  da  auch  ein  sacculus  vestibuli  so  wie  drei 
halbkreisförmige  Bogen  zu  finden  sind ,  und  nur  der  Zulei- 
tungsapparat bleibt  im  Rückstande  aus  den  oben  angegebe- 
nen Gründen.  Wenn  aber  ein  Hörnerv  mit  einem  Labyrin- 
the vorhanden  ist,  so  müssen  die  Schlangen  auch  einiger 
Massen  hören,  obgleich  Linck  die  Hörkrafl  entschieden  in 
Abrede  stellt  und  als  Beweis  die  Kreuzotter  anführt,  in  de- 
ren Nähe  er  plötzlich  ein  starkes  Geräusch  erregen  Hess; 
das  darauf  folgende  leichte  Zucken  der  Ottern  hält  er  aber 
für  eine  Wirkung  der  Erschütterung  ihres  Behälters.  Ich 
halte  einen  derartigen  Versuch  noch  lange  nicht  für  bewei- 
send, und  wenn  ich  auch  bisher  noch  nicht  Zeit  hatte,  zahl- 
reiche und  verschiedene  Versuche  darüber  anzustellen ,  so 
zweifle  ich  einstweilen  nicht  daran,  dass  den  mit  einem  La- 
byrinthe ausgestatteten  Hörnerven  auch  einige  Hörkraft  zu- 
komme. 

In  Betreff  des  Geruchsinnes  finden  wir  Riechner- 
ven und  Nasenhöhlen;  diesen  anatomischen  Beweisen  für  die 
Fähigkeit  zu  riechen  entsprechen  auch  physiologische  That- 
sachen,  wie  ich  weiter  unten  das  Genauere  angeben  werde. 
Linck  erklärt  den  Geruchsinn  der  Schlangen  für  völlig 
stumpf;  zum  Beweise  führt  er  eine  Kreuzotter  an,  welche  er 
in  behaglicher  Ruhe  über  der  Leiche  einer  schon  längere 
Zeit  verschiedenen  Mitgefangenen  fand,  obgleich  die  letztere 
einen  entsetzlichen  Aasgeruch  verbreitete.  Dieser  auf  die 
angegebene  Thatsache  gegründete  Beweis  für  die  Unempfind- 
lichkeit  der  Geruchsnerven  ist  entschieden  falsch,  und  wenn 
die  Schlangen  vor  verwesenden  Thieren  nicht  zurückschrek- 
ken^  so  ist  dies  eben  ein  Beweis,  dass  dergleichen  Gerüche 


296  Dursy: 

für  sie  nicht  unangenehm  sind,  und  ich  erinnere  den  ge- 
nannten Verfasser  an  viele  Thiere,  die  ja  durch  den  Aasge- 
ruch gerade  herbeigezogen  werden. 

Ferner  glaubt  Li  nck  einen  Beweis  für  die  Unempfind- 
lichkeit  der  Geruchsnerven  darin  zu  finden,  dass  die  hungern- 
den Schlangen  von  der  Witterung  naher  Beute  sich  nicht 
angezogen  fühlen.  Aber  auch  diese  Thatsache  ist  durchaus 
kein  Beweis,  und  ich  halte  eine  andere  Thatsache  dagegen, 
dass  nämlich  die  Schlangen  sich  in  der  Regel  auch  dann 
eine  Zeit  lang  ruhig  verhalten  ,  wenn  sie  auch  ihre  Beute 
wirklich  ganz  vor  den  Augen  haben;  und  es  wird  wohl  Nie- 
mandem einfallen,  daraus  auf  eine  ünempfindlichkeit  des  Schlan- 
genauges zu  schliessen.  Zudem  gelten  diese  Beobachtungen 
nur  für  gefangene  Schlangen ,  und  ob  sie  in  der  Freiheit 
nicht  auch  die  Beute  wittern,  ist  sehr  die  Frage.  Völlig  un- 
haltbar wird  aberLincks  Behauptung  durch  direkte  Beweise, 
welche  ich  in  dieser  Hinsicht  öfters  anstellte.  Fasst  man  eine 
Ringelnatter  am  Leibe  oder  Schwänze ,  und  hält  sie  an  den 
Boden,  so  sucht  sie  zu  entfliehen  oder  in  etwa  vorhandene 
OefTnungen  zu  kriechen.  Auf  diese  Weise  Hess  ich  sie  in 
eine  schon  längere  Zeit  leere  Weingeistflasche  mit  weiter 
OefTnung  kriechen  ;  kaum  aber  war  sie  mit  ihrem  Kopfe  in 
dem  Flaschenhalse  ,  so  zog  sie  rasch  und  entsetzt  denselben 
wieder  zurück  und  warum?  Weil  sie  den  in  der  Flasche 
gewesenen  Weingeist  wittert,  und  ihr  dieser  Geruch  sehr 
verhasst  ist,  obgleich  die  Flasche  nur  noch  sehr  schwach 
nach  Weingeist  roch.  Ebenso  rasch  zieht  sie  sich  zurück, 
wenn  man  sie  über  ein  mit  Weingeist  gefüfltes  Glas  hält. 
Hält  man  die  Schlange  über  eine  brennende  Cigarre,  jedoch 
in  grösserer  Entfernung,  so  sucht  sie  rasch  zu  entkommen. 

Ich  glaube  durch  diese  Versuche,  die  ich  öfters  bald 
mit  Ringelnattern  bald  mit  der  glatten  Natter  ansteflte;,  den 
Beweis  geliefert  zu  haben,  dass  die  Schlangen  wirklich  Ge- 
rüche wahrnehmen  und  die  ihnen  missliebigen  vermeiden. 

Da  hier  gerade  von  Gerüchen  die  Rede  ist,  so  will  ich 
bemerken  ,  dass  die  übelriechenden  Absonderungen ,  womit 
die  frisch  gefangenen  Ringelnattern  die  anfassende  Hand  be- 
sudeln, auch  in  der  Gefangenschaft  sich  nicht  verlieren,  und 


Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  deutschen  Schlangen.       297 

ich  musste  für  meine  Zuversicht,  mit  welcher  icli  die  entge- 
genstehende Behauptung  Li  n  ck's  annahm,  öfters  bössen.  Al- 
lerdings machen  sie  in  der  Gefangenschaft  ungleich  seltener 
Gebrauch  von  dieser  Waffe,  sobald  man  sie  aber  misshandelt 
oder  gar  verwundet ,  so  ist  man  wieder  dieser  Unannehm- 
lichkeit ausgesetzt. 

Von  der  glatten  Natter  giebt  Linck  an,  dass  sie  nie 
von  dieser  unehrenhaften  Waffe  Gebrauch  mache ^  was  ich, 
meinen  Erfahrungen  zufolge ,  bestreiten  muss  ,  da  sie  diese 
Eigenschaft  mit  der  Ringelnalter  theilt,  jedoch  sich  dersel- 
ben ungleich  seltener  bedient. 


Zwei  neue  Heieropocleii  von  Iflessina. 

Vom 
II  erausgreber« 

(Hierzu  Tafel  XI). 


Die  kleine  Gruppe  der  Heteropoden  lässt  sich  naturge- 
rnäss  in  drei  Familien  einlheilen,  die  sich  durch  die  grössere 
oder  geringere  Entwickelung  der  Schale  leicht  unterscheiden. 
Diese  Familien  sind: 

1)  Die  Atlantaceen,  bei  denen  sich  das  Thier  vollstän- 
dig in  einer  dünnen  gewundenen,  gekielten,  mit  einem  Dek- 
kel  versehenen  Schale  verbergen  kann.  Die  kammförmigen 
Kiemen  liegen  unter  dem  Mantel  in  einer  Kiemenhöhle.  Da- 
hin die  Gattungen  Atlanta  Les.  und  Oxygyrus  Bens.  (Ladas 
Cantr.,  Helicophlegma  d'Orb.) 

2)  Die  Carinariaceen,  welche  eine  kahnförmige  Schale 
besitzen,  die  nur  die  Eingevveidemasse  umgiebt,  in  welcher 
sich  das  Thier  nicht  verbergen  kann,  und  welche  deckellos 
ist.     Dahin  die  Gattungen  Carinaria  und  Carinaroida. 

3)  Die  Firolaceen ,  bei  denen  die  Schale  vollständig 
fehlt.  Dahin  die  Gattungen  Cardiapoda  d'Orb. ,  Ceratophora 
d'Orb.,  Pterotrachea  Forsk. ,  Firoloides  Less.  und  Anops 
d'Orb. 

Es  kann  zweifelhaft  sein,  ob  man  die  Familie  der  At- 
lantaceen mit  vollständiger,  gewundener  Schale,  oder  die 
nackten  Firolaceen  als  die  erste,  höchst  entwickelte  Familie 
ansehen  soll;  die  Carinariaceen  halten  wohl   die  Mitte  zwi- 


T  rose  hei:  Zwei  neue  Heteropoden  von  Messina.  299 

sehen  beiden.  Gegenbaur  -''),  der  in  der  Trennung  der 
Carinariaceen  von  den  Firolaceen  Souleyet  mit  Recht  ge- 
folgt ist ,  sieht  die  Allantaceen  als  nie  unterste  Familie  an. 
Die  vollkommenere  Entwickelung  der  Schale,  das  Vorhanden- 
sein eines  Deckels,  die  höhere  Ausbildung  der  Sinnesorgane, 
namentlich  der  Fühler,  und  der  Athmungsorgane ,  die  sogar 
in  einer  Kiemenhöhle  liegen,  während  sie  bei  einigen  Firola- 
ceen ganz  fehlen,  so  wie  die  schneckenartigen  Windungen 
des  Thieres,  die  mit  der  gewundenen  Schale  im  Zusammen- 
hange stehen,  machen  es  mir  jedoch  wahrscheinlich,  dass 
die  Atlantaceen  trotz  ihrer  Winzigkeit  an  der  Spitze  der  He- 
teropoden ihre  Stelle  einnehmen  müssen.  Ich  will  jedoch 
diese  Frage  hier  auf  sich  beruhen  lassen. 

Ich  habe  in  diesem  Aufsatze  nur  die  Absicht,  zwei  Ar- 
ten aus  der  Familie  der  Firolaceen  zu  beschreiben  ,  welche 
mir  in  Messina  bekannt  geworden  sind ,  und  welche  ich  für 
neu  halte. 

In  dieser  Familie  der  Firolaceen  sind,  wie  schon  vorhin 
erwähnt  worden  ist,  mehrere  Gattungen  unlerschieden  wor- 
den, und  hierzu  ist  namentlich  das  Vorhandensein  oder  Feh- 
len der  Fühler  und  die  Lage  des  Nucleus  benutzt  worden ; 
ebenso  das  Fehlen  der  Augen. 

Dass  die  Lage  des  Nucleus,  ob  nämlich  am  hinteren 
Ende  des  Körpers,  oder  vor  demselben,  so  dass  ein  Schwanz 
den  Nucleus  überragt,  generischenWerlh  habe,  das  ist  ziem- 
lich allgemein  anerkannt  worden;  denn  die  Gattung  Firoloi- 
des  ist  von  allen  neueren  Schriftstellern  ani^enommen  wor- 
den. Von  ebenso  grosser  Wichtigkeit  scheint  jedoch  auch 
das  Vorhandensein  oder  der  Mangel  der  Fühler  und  der  Au- 
gen zu  sein. 

Durch  das  Fehlen  der  Augen  ist  d'Orbigny's  Gattung 
Anops  charakterisirt.  Sie  besitzt  dabei  Fühler  und  Schwanz. 
Möglich,  dass  Souleyet  Recht  hat,  wenn  er  diese  Gattung 
als  auf  verstümmelten  Exemplaren  begründet  erklärt;  indes- 
sen das  möchte  doch  schwer  zu  beweisen  sein. 

Bei  den  geschwänzten  Arten  ist  auch  br'reits  das  Vor- 
handensein  der   Fühler   zur    generischen    Trennung   benutzt 


•j  Untersuchungen  über  Pteropoden  und  Helcropodcn  p.  213, 


300  Troschel: 

worden,  indem  d'Orbigny  aus  den  Fühler  tragenden  Arten 
seine  Gattung  Ceratophora  gebildet  hat ,  wodurch  denn  die 
Gatt.  Pterotrachea  auf  die  fühlerlosen  beschränkt  worden  ist. 
Mit  Recht  ist  diese  Trennung  von  neueren  Schriftstellern, 
z.  B.  Philippi,  Handbuch  der  Conchyliologie  p.  283  ange- 
nommen worden. 

Auf  die  Gattung  Firoloides  ist  diese  Trennung  bisher 
noch  nicht  angewendet  worden.  Souleyet  *"')  unterschei- 
det zwei  Arten  dieser  Gattung,  nämlich  F.  Desmarestiana  und 
Lesueurii,  von  denen  die  erstere  fühlerlos  ist,  die  letztere  da- 
gegen Fühler  besitzt.  Wenn  Leuckart  *"**)  sagt,  dass  er 
in  dem  Golf  von  Nizza  nur  eine  einzige  Form  von  Firo- 
loides beobachtet  habe,  die  er  als  F.  Lesueurii  Soul,  erkannt 
zu  haben  glaube,  so  hat  er  sich  zu  dieser  Bestimmung  wohl 
hauptsächlich  durch  die  Anwesenheit  der  Fühler  leiten  las- 
sen. Ob  es  wirklich  dieselbe  Art  sei,  erscheint  um  so  mehr 
zweifelhaft,  als  die  echte  F.  Lesueurii  bei  den  Sandwichsin- 
seln  und  im  nördlichen  Theile  des  atlantischen  Oceans  vor- 
kommen soll.  Gegen baur  •""'"^*)  verfällt  in  einen  Wider- 
spruch ,  wenn  er  der  Gattung  Firoloides  Fühler  zuschreibt, 
und  seine  bei  Messina  beobachtete  Art  als  F.  Desmarestii  be- 
stimmt, welche  ja  nach  S  ouley et  fühlerlos  ist.  Er  hat  sich 
zu  dieser  Bestimmung  wohl  durch  Huxley  verleiten  lassen, 
der  ebenfalls  fälschlich  seine  Fühler  tragende  Art  F.  Desma- 
restii nennt.  Huxley  und  Leuckart  schreiben  ihren  Ar- 
ten besondere  Fühlernerven  zu.  Gegen  baur  spricht  sie  sei- 
ner Art  ab.  Alle  drei  stimmen  darin  überein,  dass  die  Gat- 
tung Firoloides  keine  Kiemen  besitze. 

Ich  bin  nun  entschieden  der  Ansicht,  dass  consequen- 
ler  Weise  auch  die  Gattung  Firoloides  zerspalten  werden 
müsse.  Ich  lasse  mit  Huxley,  Leuckart  und  Gegen- 
baur  den  fühlertragenden  Arten  den  Namen  Firoloides, 
und  schlage  für  die  fühlerlosen  Arten  den  neuen  Namen  Fi- 
rolella  vor,  der  mir  deshalb  passend  erscheint,  weil  er 
die  nahe  Beziehung  zu  Firoloides   andeutet,   und    doch   dem 


*)  Voy.  de  la  ßonite 
*•)  Zool.  Unters.  IH.  p.  4. 
***)  L.  c.  p.215. 


Zwei  neue  Heteropoden  von  Messina.  301 

Klange  nach  hinreichend  abweicht.  Auch  möchte  er  denen 
conveniren,  welche  es  lieben,  den  älteren  Begriff  der  Gallun- 
gen festzuhalten,  und  sich  mit  sogenannten  Untergattungen 
zu  helfen. 

Danach  würde  die  Familie  der  Firolaceen   in    folgende 
Galtungen  zerfallen: 
1)  Cardiapoda  d'Orb.     Zwei  Fühler,    Nucleus  gestielt,    mit 
Schwanz,  mit  Augen  (Vielleicht  zu  den  Carinariaceen  ge- 
hörig). 
23  Ceratophora  d'Orb.     Zwei  Fühler,  Nucleus  ungeslielt,  mit 
Schwanz^  mit  Augen. 

3)  Firoloides  Los.     Zwei  Fühler,  Nucleus  ungestielt,  mit  Au- 
gen, ohne  Schwanz. 

4)  Pterotrachea  Forsk.     Keine   Fühler ,   Nucleus   ungestielt, 
mit  Augen,  mit  Schwanz. 

5)  Firolella  nob.  Keine  Fühler,  Nucleus  ungestielt^  mit  Au- 
gen, kein  Schwanz. 

6)  Anops  d'Orb.     Keine  Fühler,   Nucleus  ungeslielt,   keine 
Augen,  mit  Schwanz. 

Nucleus  gestielt    ........  Cardiapoda 

zwei  Fühler         .         .         Ceratophora 
r  mit  Augen        Pterotrachea 

ohne  Fühler\ 

Nucleus  ungeslielt^                                            /ohne  Augen  .         Anops 

izwei  Fühler       ,         .  Firoloides 

ohne  Fühler        .         .  Firolella 

Meine  beiden  neuen  Arten  gehören  der  Gattung  Firo- 
lella an. 

Firolella  gracüis  n.  sp.  (Fig.  1). 

Das  ganze  Thier,  von  dem  mir  bei  Messina  zwei  Exem- 
plare vorkamen,  ist  etwa  16  mm.  lang.  Die  Schnauze  bil- 
det eine  Forlsetzung  des  Körpers ,  ist  nicht  winkelig  gegen 
den  Körper  herabgebogen.  Vor  dem  Kiel  ist  jedoch  der  ganze 
Körper  etwas  nach  unten  gekrümmt.  Die  Schnauze  ist  nach 
vorn  verschmälert.     Die  Augen  liegen  ziemlich  nahe   anein- 


302  Troschel: 

ander,  und  liegen  ganz  in  den  Körper  eingebeilet;  sie  quel- 
len nichl  seillich  aus  der  Körperhaut  hervor  ;  sie  sind  der 
Schnauzenspilze  näher  als  dem  Kiel.  Der  Kiel  liegt  vor  der 
Milte  der  Körperlänge,  so  dass  seine  Entfernung  von  der  Schnau- 
zenspitze 6  mm.,  seine  Entfernung  vom  hinleren  Körperende 
8  mm.  beträgt,  während  die  Basis  des  Kieles  selbst  2  mm. 
misst.  Demnach  liegt  das  hinlere  Ende  der  Flossenbasis 
ziemlich  genau  in  der  Mitte.  Der  Darmkanal  zeigt  auf  sei- 
nem Wege  zum  Nucleus  mehrere  Erweiterungen,  eine  über 
dem  Kiele  und  eine  andere  in  dem  Zwischenräume  zwischen 
diesem  und  dem  Nucleus.  Kiemen  habe  ich  bei  dieser  Art 
nicht  wahrgenommen,  muss  aber  hinzufügen,  dass  ich  am 
lebenden  Thiere  hierauf  nicht  besonders  geachtet  hatte,  und 
in  meinen  Notizen  nichts  hierüber  vorfinde. 

Aus  dem  einen  der  von  mir  beobachteten  Exemplare, 
einem  Weibchen,  hängt  eine  Eierschnur  hervor,  die  unge- 
fähr der  Länge  des  ganzen  Thieres  gleicht  kommt.  Die  glas-, 
helle,  durchsichtige  Hülle  dieser  Schnur  ist  spiralig  gestreift, 
wie  es  schon  mit  einer  gewöhnlichen  Lupe  wahrgenommen 
wird.  Bei  hinreichender  Vergrösserung  sieht  man,  wie  eine 
ziemlich  starke  Falle  sich  in  zahlreichen  Windungen  um  die 
Schnur  zieht.  So  erscheint  die  Schnur  jederseits  mit  Ideinen 
vorspringenden  Sägezähnen  versehen. 

Huxley  beschreibt  (1.  c.  p.  34)  die  hervorhängende 
Eierschnur  seiner  Firoloides  Desmareslii  als  farblos  und 
durchsichtig;  sie  schien,  so  sagt  er,  gleichsam  gegliedert, 
indem  ihre  Membran  in  regelmässige  Ringfallen  gezogen  war. 
Die  Eier  liegen  in  zwei  Reihen. 

Leuckart  erwähnt  von  der  Slreifung  der  Eierschnur 
bei  seiner  Firoloides  Lesueurii  gar  nichts.  Er  nennt  (1.  c. 
p.  64)  die  Schnur  lang  und  bandförniig,  und  sagt,  die  Wan- 
dungen der  Schnur  bestehen  aus  einer  ziemlich  festen  und 
glashellen  Substanz,  die  sich  bis  in  die  Vagina  hinein  fort- 
setzt, und  hier  als  eine  dünne  Schicht  auf  der  Innenfläche 
der  Epithelialbekleidung  aufliegt.  Da  dieser  Verf.  demnach 
sehr  genau  das  in  Rede  stehende  Organ  betrachtet  hat,  so 
lässt  sich  kaum  glauben,  dass  er  die  spirale  Falte  übersehen, 
oder  wenn  er  sie  gesehen,  ihrer  nicht  auch  Erwähnung  ge- 


Zwei  neue  Heleropoden  von  Messina.  303 

than  haben  sollte.  Uebrigens  liegen  nach  Leuckart  die 
Eier  in  der  Schnur  auch  in  zwei  regelmässigen  Reihen. 

Gegenbau  r  schildert  (I.e.  p.  179}  die  Eischnüre  der 
Plerotracheen  als  aus  homogener ,  auf  der  Oberfläche  ver- 
härteter Glassubstanz  gebildet  und  die  Eier  in  einzeilio-er 
Reihe  einschliessend.  Er  nennt  sie  ferner  spröde  und  un- 
biegsam ,  weshalb  sie  auch  leicht  zerstückeln.  Die  Eier- 
schnur bei  unserer  Firolella  gracilis  ist  nicht  spröde  ,  wenn 
gleich  ziemlich  starr.  Von  den  Plerotracheen  als  verschie- 
den giebt  Gegenbaur  dann  die  Eierschnüre  von  seiner Fi- 
roloides  Desmarestii  an,  indem  die  Hülle  in  regelmässig  ab- 
stehende Ringfalten  gegliedert  sei  ,  und  statt  der  einfachen 
Eireihe,  deren  mehrere  (2—3)  umschliesse.  Seine  Art  ist, 
wie  schon  oben  bemerkt,  falsch  bestimmt,  da  er  ihr  Fühler 
zuschreibt  und  F.  Desmarestii  nach  Souleyet  keine  Füh- 
ler besitzt.  Es  liegt  also  die  Vermuthung  nahe,  dass  er  die- 
selbe Art  vor  sich  gehabt  habe,  wie  H  u  x  I  e  y  und  Leuckart. 
Die  von  ihm  gegebene  Beschreibung  der  Eierschnur  stimmt 
genau  mit  der  vonHuxley  überein.  Daher  lässt  sich  auch 
annehmen,  dass  hier  Ringfalten,  nicht  eine  §piralfalte,  vor- 
handen sind,  und  dass  in  der  Beschaffenheit  der  Eierschnur 
eine  generische  Differenz  aufgefunden  ist.  Jedenfalls  ist  bei 
unserer  Firollela  gracilis  die  Spirale  viel  enger  gewunden, 
als  der  Abstand  der  Ringe  bei  Huxley  auf  der  Abbildung 
dargestellt  ist. 

An  unserer  Art  stellt  die  Eierschnurhülle  (Fig.  2)  eine 
cylindrische  Höhlung  dar,  in  welcher  die  einzelnen  Eier  sich 
frei  bev^^egen  können.  Der  Durchmesser  der  einzelnen  Eier, 
die  ich  alle  in  ziemlich  gleicher  Enlwickelung  und  in  dem 
Stadium  nach  beendigter  Dotterzerklüflung  fand,  beträgt  nur 
V4  bis  y^  des  Durchmessers  der  Eierschnur  ,  auch  liegen 
die  Eier  ganz  unregelmässig  in  derselben  vertheilt,  und  bei 
weitem  nicht  so  dicht  und  regelmässig  geordnet ,  wie  es  in 
der  von  Leuckart  (L  c.  Taf.  L  Fig.  11)  gegebenen  Abbil- 
dung dargestellt  ist. 

Die  einzelnen  Eier  sind  von  einer  durchsichtigen  Hülle 
umgeben,  an  der  sich  sehr  deutlich  zwelConturen  wahrneh- 
men lassen. 

Das  Gebiss    ist  ganz  nach  dem  Typus  der  übrigen  He- 


304  Troschel: 

teropodcn  gebildet.  Es  sind  keine  Kiefer  vorhanden.  Die 
Reibmeinbran  oder  Radula  trägt  sieben  Platten  in  jedem  Glicde, 
und  solcher  Glieder  sind  etwa  sechszehn  vorhanden.  Auch 
darin  stimmt  die  Radula  mit  den  übrigen  Heteropoden  übcr- 
cin,  dass  sie  von  vorn  nach  hinten  an  Breite  zunimmt.  Dies 
ist  jedoch  nicht  so  auffallend,  wie  bei  anderen  Arten  ,  und 
namentlich  sind  die  hintersten  acht  Plalten  ziemlich  gleich 
gross.  Ich  schliesse  daraus,  dass  es  ein  ausgewachsenes 
Thier  sei.  Die  Mittelplatten  sind  am  Hinterende  mit  sieben 
Dörncheii  besetzt,  von  denen  das  mittelste  das  grosseste  ist. 
Die  Zwischenplatten  sind  breit,  mit  ihrer  ganzen  Fläche  der 
Radula  aufgewachsen  ,  daher  wenig  beweglich.  Um  so  be- 
weglicher sind  die  Aussenplatten,  die  schwertförmig  gebo- 
gen und  platt  sind,  und  in  der  Ruhe  weit  nach  innen  rei- 
chen. Bei  den  Allantaceen  und  bei  Carinaria  sind  die  Mit- 
telplatten am  Hinterrande  mit  drei  kräftigen  Dornen  bewaff- 
net. Dasselbe  ist  auch  bei  Firoloides  der  Fall;  wenigstens 
findet  sich  bei  Huxley  -"*)  diese  Angabe.  Es  heisst  da- 
selbst bei  der  Beschreibung  von  F.  Desmarestii:  „Die  Ober- 
fläche der  Zungenplalte  trägt  in  der  Mitte  eine  einzelne  Reihe 
dreizähniger  Zähne  (tridentate  teeih) ;  aussen  davon  ist  eine 
Reihe  konischer  Dornen  und  breiter  flachrandiger  Platten,  und 
ganz  aussen  sind  eine  oder  mehrere  Reihen  zurückgeboge- 
ner Haken,  welche  in  der  Ruhe  oben  liegen  und  einander  in 
der  Mitte  fast  berühren.«  Wenn  diese  Angabe  richtig  ist, 
dann  scheinen  alle  mit  Fühler  versehenen  Gattungen  drei  Dor- 
nen an  den  Mittelplatten  zu  haben.  Pterotrachea  und  Firolella 
stimmen  darin  überein,  dass  sie  an  deuMiltelplatten  mehrere 
sehr  kleine  Dörnchen  tragen.  Pterotrachea  mutica  (andere 
Arten  dieser  Gattung  habe  ich  nicht  untersucht,  und  die  An- 
gaben von  Leuckarl  und  Gegenbaur  geben  hierüber 
keine  Aufklärung)  hat  am  Innenrande  des  Dornes  der  Zwi- 
schenplalte  einen  spitz  vorspringenden  kleinen  Zahn,  und  ich 
vermuthe,  dass  derselbe  allen  Arten  dieser  Gattung  zukomme. 
Firolella  gracilis,  und  ebenso  die  folgende  Art  besitzen  den- 
selben nicht,    sondern  zeigen  dafür  nur  eine   ganz   stumpfe 


*)    Philos.    Transaclions    of    ihe  Royal    Soc.    of  London.    1853. 
Vol.  143.  Pari.  I.  p.  31. 


Zwei  neue  Heleropoden  von  Messina.  305 

und  flache  Ausbiegungf.  Ich  halte  dies  daher  für  einen  ge- 
nerischen  Charakter.  Von  dem  Gebiss  eine  Abbildunof  zu  ffe- 
ben,  enthalte  ich  mich ,  da  ich  eine  solche  in  nächster  Zeit 
an  einem  anderen  Orte  veröffentlichen  werde. 

Das  ganze  Thier  ist  glashell  und  farblos  ,  der  Nucleus 
ist  gelblich,  die  Dotter  in  den  Eiern  sind  bei  auffallendem 
Lichte  weiss. 

Firolella  vigilans  n.  sp.  (Fig.  3). 

Am  8.  October  1853  kam  ich  in  den  Besitz  eines  sehr 
kleinen  nackten  Heteropoden ,  der  mit  dem  feinen  Netz  an 
der  Oberfläche  des  Meeres  in  der  Strasse  von  Messina  ge- 
fangen worden  war.  Das  kleine  Thier  hat  meine  besondere 
Aufmerksamkeit  auf  sich  gezogen,  und  ich  habe  es  möglichst 
genau  untersucht. 

Ich  muss  zunächst  bemerken,  dass  ich  nur  ein  einziges 
Exemplar  beobachtet  habe.  Ich  erkenne  vollkommen  an,  dass 
es  immer  misslich  ist ,  nach  einem  Exemplar  eine  neue  Art 
aufzustellen,  hoffe  aber  in  diesem  Falle  gerechtfertigt  zu  sein. 
In  der  Familie  der  Firolaceen  liegt  die  Unterscheidung  der 
Arten  noch  ziemlich  im  Argen,  hauptsächlich  deshalb ,  weil 
jeder  einzelne  Beobachter  meist  nur  die  Arten  einer  einzel- 
nen Localität  besessen  hat,  und  diese  nicht  mit  denen  anderer 
Schriftsteller  vergleichen  konnte.  Daher  ist  es  auch  schwer 
zu  entscheiden,  ob  die  neueren  Beobachter  (Souleyet,Hux- 
ley,  Leuckart,  Gegen  bau  r)  in  der  Bestimmung  ihrer 
Arten  übereinstimmen  ,  ob  sie  wirklich  die  Arten  besessen 
haben  ,  unter  deren  Namen  sie  ihre  anatomischen  Untersu- 
chungen veröffentlichten.  Vorzugsweise  gilt  dies  für  die  Ar- 
ten der  Gattung  Firoloides  Les.  Es  scheint  mir  daher  durch- 
aus nöthig  ,  dass  jeder  sein  Scherflein  zur  Kenntniss  dieser 
interessanten  Thiere  beitrage ,  seine  Beobachtungen  genau 
mittheile  und  so  das  Material  für  die  spätere  gründliche  Son- 
derung der  Arten  vermehre. 

Unser  Thierchen  halte  eine  Länge  von  3,5  mm.  Die 
Schnauze  bildet  eine  gerade  Fortsetzung  des  Körpers.  Das 
ganze  Thierchen  erschien  ein  wenig  nach  dem  Rücken  auf- 
gebogen, wie  es  auch  in  der  Abbildung  dargestellt  ist;  dies 
könnte  jedoch  leicht  nur  eine  Lage  sein ,  wie  sie  durch   die 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  20 


306  Troschel: 

Umstände  in  der  Gefangenschaft  hervorg-erufen;  dafür  spricht 
auch  die  Faltung  des  Rücliens.  Die  Schnauze  ist  nach  vorn 
nicht  verschmälert,  sondern  bleibt  von  den  Augen  an  gleich 
breit,  und  ist  vorn  abgestutzt.  Die  Augen  fügen  sich  an 
einen  seitlichen  Vorsprung  der  über  dem  Schlünde  gelege- 
nen Ganglien,  und  ragen  ganz  und  gar  aus  der  Körperhaut 
hervor,  so  dass  sie  w^eit  von  einander  entfernt  liegen ',  sie 
sind  ebensoweit  von  der  Schnauzenspilze  wie  von  dem  Kiel 
entfernt.  Der  Kiel  liegt  in  der  Mitte  des  Körpers;  er  ist 
von  dem  vorderen  und  von  dem  hinteren  Ende  gleichweit 
entfernt.  In  der  Gegend  des  Kieles  ist  der  Körper  am  dick- 
sten, und  verschmälert  sich  nach  beiden  Enden  hin  fast  gleich- 
massig. 

Das  Nervensystem  liess  sich  bei  dem  ganz  durchsichti- 
gen Wesen  sehr  deutlich  wahrnehmen.  Die  beiden  Haupt- 
nervenknoten stossen  in  der  Mitte  in  einer  ziemlich  beträcht- 
lichen Fläche  aneinander,  verschmälern  sich  nach  aussen  und 
tragen  an  der  verschmälerten  Stelle,  wie  an  einem  kurzen 
Stiele,  die  weit  von  einander  entfernten,  jederseits  aus  dem 
Körper  hervorquellenden  Augen.  Diese  bestehen  aus  einer 
kugelrunden  Krystalllinse,  hinter  welcher  das  eckige  roth- 
braune Pigment  liegt.  Jederseits  hinter  den  Hauptganglien 
liegt  das  Gehörorgan,  welches,  wie  bei  allen  Heteropoden 
ohne  Ausnahme,  nur  einen  kugelrunden  Otolilhen  enthält. 
yon  jedem  Hauptganglion  begiebt  sich  ein  Nervenfaden  nach 
vorn;  er  wurde  zwar  nur  auf  einer  Seite  beobachtet,  ist  aber 
gewiss  auch  auf  der  andern  Seite  vorhanden,  da  diese  Thiere 
im  Allgemeinen  symmetrisch  gebaut  sind;  er  liess  sich  als 
ein  geschlängelter  Faden  bis  zur  Mundmasse  verfolgen.  Hin- 
ten dicht  beim  Hörbläschen  entspringt  wieder  jederseits  ein 
Nervenfaden,  der  nach  hinten  geht,  und  sich  zum  Fussgan- 
glion  begiebt.  Das  letztere  hat  eine  rundliche  Gestalt.  Von 
ihm  gehen  nach  hinten  wieder  zwei  Fäden  ab,  welche  nahe 
hinter  dem  Ganglion  durch  eine  Brücke  verbunden  sind.  Nur 
den  einen  dieser  Nervenfäden  ist  es  mir  gelungen,  bis  nach 
hinten  zu  verfolgen ,  wo  er  sich  in  das  Flagellum  begiebt. 
Ein  unpaariger  Nervenstamm  tritt  aus  dem  Fussganglion  in 
den  Kiel,  wo  er  sich  mehrfach  verzweigt. 

Vorn  am  Ende  der  Schnauze  liegt  wie  immer  die  Mund- 


Zwei  neue  Hetcropoden  von  Messina.  307 

masse.  Kiefer  sind  nicht  vorlianden.  Dicht  hinter  dem  Ein- 
gange finden  sich  zwei  fast  viereckige  Flecke  von  rosenro- 
them  Pigment.  Die  Reibmembran  oderRadula  liegt  der  Länge 
nach  zwischen  zwei  ans  grossen  Zellen  bestehenden  Körpern, 
den  Zungenknorpeln.  Diese  Zellen  stossen  dicht  an  einander, 
bilden  ungefähr,  aber  sehr  unregelmässig,  sechs  Längsreihen 
jederseits,  und  sind  durch  gemeinsame  (nicht  doppelte)  Schei- 
dewände von  einander  getrennt. 

Die  Radula  besteht  aus  sieben  Plattenreihen ,  und  ich 
zähle  26  Querreihen  oder  Glieder.  Die  einzelnen  Platten 
stimmen  vollkommen  mit  den  entsprechenden  der  vorigen 
Art  überein  ,  so  dass  ich  mich  einer  näheren  Beschreibung 
überhoben  sehe. 

Der  Darmkanal  ist  verhälfnissmässig  sehr  weit.  Der 
Schlund  namentlich  beginnt  sehr  weit,  und  verschmälert  sich 
erst  hinter  dem  Schlundringe,  bis  er  über  dem  Kiel  eine 
Verengung  bildet;  nach  einer  kurzen  Erweiterung  folgt  dann 
eine  zweite  Verengung,  und  von  da  verläuft  der  Darm,  sich 
allmählich  erweiternd,  zum  Nucieus. 

Vor  und  über  dem  Nucieus  liegt  ein  einfacher,  flacher, 
abgerundeter,  ganzrandiger  Lappen  ,  welcher  flimmert.  Er 
muss  wohl,  da  er  ganz  dieselbe  Lage  hat ,  wie  die  Kiemen 
bei  Pterotrachea,  gleichfalls  als  eine  solche  betrachtet  wer- 
den. Eine  solche  einzelne  Kieme  steht  freilich  in  der  Fa- 
milie der  Firolaceen  ganz  ohne  Beispiel  da.  Ob  vielleicht, 
da  Firolella  gracilis  kiemenlos  zu  sein  scheint  ,  dieser  ein- 
zelne Kiemenlappen  später  bei  vorschreitendem  Wachsthum 
verkümmert ,  oder  ob  er  eine  Eigenthümlichkeit  dieser  Spe- 
cies  bildet,  muss  vorläufig  unentschieden  bleiben. 

Das  vorliegende  Exemplar  ist  ein  Männchen,  denn  un- 
terhalb des  Nucieus  ragt  ein  Flagellum  hervor,  welches  den 
Nucieus  an  Länge  nicht  übertriffst,  am  Ende  ein  wenig  an- 
schwillt, und  daselbst  röthlich  gefärbt  ist. 

Die  vorquellenden,  von  einander  entfernten  Augen  und 
die  einfache  Kieme ,  sowie  einige  Körperverhältnisse  unter- 
scheiden diese  Art  leicht  von  der  vorhergehenden  und  von 
F.  Demarestiana,  welche  gleichfalls  der  Gattung  Firolella  an- 
gehört. 


308  Troschel: 

Mehrfache  ßeobachlungen  an  anderen  Heteropoden  halte 
ich  zurück ,  weil  durch  die  beiden  sehr  ausführlichen  und 
durch  reichhaltige  ßeobachlungen  ausgezeichneten  Arbeilen 
über  diese  Thiere  von  Leuckart  und  Gegenbaur,  wel- 
che seitdem  erschienen  sind,  dieselben  grössentheils  erledigt 
worden  sind.  Ich  will  hier  nur  noch  einige  kurze  Bemer- 
kungen anfügen. 

1.  Bei  Plerotrachea  mutica  habe  ich  zuweilen  an  der 
Hautoberfläche  mehre  kleine  Fleckchen  wahrgenommen,  von 
deren  Mille  sich  nach  aussen  ein  Faden  erhebt.  Eine  Com- 
munication  mit  irgend  einem  andern  Organe  konnte  nicht 
wahrgenommen  werden.  Diese  Fleckchen  sind  klein,  er- 
scheinen dem  blossen  Auge  als  kleine,  minder  durchsichtige 
weisse  Pünktchen  und  sind  am  häufigsten  in  der  Nähe  des 
Kieles  an  der  Bauchseite.  Unter  dem  Mikroskop  schienen 
sie  mir  eine  drüsige  Beschaffenheil  zu  haben,  und  erschienen 
wie  in  der  Abbildung  Taf.  XI.  Fig.  4.  Ich  habe  sie  für  Haut- 
drüsen gehalten.  Solche  Organe  hat  auch  Delle  Chiaje 
in  seinen  Animali  senza  verlebre  pl.  64.  Fig.  14  von  Plero- 
trachea umbilicata  abgebildet.  Er  nennt  sie  „un  disco  coli- 
loideo  glanduläre  col  canaluccio  mediano  pertugiato."  Leu- 
ckart erwähnt  dieser  Organe  gar  nicht,  sagt  auch  ausdrück- 
lich (p.9),  dass  den  Firoloiden  Hautdrüsen  fehlen.  „Die  weis- 
sen, etwas  erhabenen  Flecke,  die  man  bei  den  Firola- Arten 
nicht  selten,  namentlich  an  den  ventralen  Seitenflächen  des 
Körpers,  antrifft/'  erklärt  derselbe  für  eine  Fetlanhäufung  aus 
den  kurz  zuvor  von  ihm  beschriebenen  Epidermisinseln.  Ge- 
genbaur (p.  155}  spricht  sich  bestimmter  über  dieselben  aus, 
beschreibt  sie  genauer,  erklärt  ihren  fadenförmigen  Fortsatz 
für  am  Ende  geschlossen,  und  stellt  die  Hypothese  auf,  diese 
Gebilde  möchten  dem  Tastsinne  untergeordnet  sein.  Zur  Un- 
terstützung dieser  Hypothese  wird  angeführt,  dass  zu  jedem 
Scheibchen  eine  Nervenfaser  verlaufe.  Wie  weit  diese  Hy- 
pothese sich  bewähren  möchte,  lasse  ich  dahin  gestellt. 

2.  Huxley,  Leuc  kart  und  Gegenbaur  beschreiben 
ein  eigenthümliches  „Wimperorgan",  welches  dicht  vor  den 
Kiemen,  dicht  an  der  Vorkammer  des  Herzens  und  nahe  bei 
der  Niere  an  der  Oberfläche  liegt.  Dieses  Organ  wird  von 
Huxley   mit  der  Respiration  in  Beziehung  gebracht,   von 


Zwei  neue  Heteropoden  von  Messina.  309 

Leuckart  und  Gegen  baur  für  ein  Sinnesorgan  erklärt. 
Leuckart  hält  es  geradezu  für  Geruchsorgan.  Ich  habe 
dieses  Organ  bei  mehreren  Arten ,  namentlich  bei  Pterotra- 
chea  mutica  oft  beobachtet^  und  kann  der  genauen  Beschrei- 
bung der  erwähnten  Verfasser  nichts  hinzufügen.  Ich  kann 
mich  jedoch  nicht  enthalten  ,  mich  gegen  die  Deutung  als 
Sinnesorgan  auszusprechen  und  muss  vorläufig  H  uxley  bei- 
stimmen. Leuckart  sagt  selbst,  es  könne  nur  zweifelhaft 
sein  zwischen  Geruchs-  und  Geschmacksorgan.  Weil  die 
letztere  Annahme  bei  der  vom  Munde  so  sehr  entfernten 
Lage  von  selbst  zurückfällt  ,  so  bleibt  freilich  nur  das  Ge- 
ruchsorgan übrig,  wenn  es  denn  doch  einmal  ein  Sinnesorgan 
sein  soll.  Abgesehen  von  dem  Einwände,  welchen  Gegen- 
baur  gegen  diese  Deutung  vorbringt,  muss  ich  darauf  einen 
besonderen  Nachdruck  legen,  dass  es  doch  wirklich  so  sehr 
wahrscheinlich  gemacht  worden  ist ,  dass  die  Tentakeln  der 
Cephalophoren  dem  Geruchssinne  dienen,  dass  ich  gar  nicht 
mehr  daran  zweifele ,  und  viel  eher  alle  anderen  vorgebli- 
chen Riechorgane  zurückweisen  möchte.  Es  liegt  nicht  in 
meiner  Absicht,  hier  Alles,  was  zu  Gunsten  dieser  Deutung 
geschrieben  worden  ist,  zu  wiederholen,  sondern  ich  ver- 
weise nur  kurz  auf  folgende  hier  einschlagende  neuere  Ab- 
handlungen: 

Schmarda:  Andeutungen  aus  dem  Seelenleben  der  Thiere. 
Wien  1846.  p.  17.  Hier  wird  der  Geruchssinn  den  kleinen 
Fühlern  der  Landschnecken  zugeschrieben. 

Hancock  and  Embleton:  On  the  Anatomy  of  Eolis. 
Annais  of  nat,  bist.  1849.  Vol.  III.  p.  183.  pl.VL  Hier  wer- 
den die  eigenthümlich  gebildeten  Fühler  mit  grosser  Wahr- 
scheinlichkeit als  Geruchsorgan  nachgewiesen,  wobei  die  Ana- 
logie mit  den  Fischen  hervorgehoben  wird.  Diese  Abhand- 
lung halte  ich  für  besonders  entscheidend  für  die  in  Rede 
stehende  Frage. 

Moquin  Tandon  in  den  Mem.  de  l'Acad.  des  scien- 
ces  de  Toulouse  1851.  Diese  Abhandlung  kenne  ich  nur  aus 
der  Anzeige  im  Journ.  de  Conchyliologie  1851.  p.  151.  Verf. 
sieht  die  Augen  tragenden  Fühler  der  Landschnecken  zugleich 
als  Riechorgane  an. 

DenCanal  im  Fusse  der  Landschnecken,  welchen  Leidy 


310  Troschel: 

(Journ.  Acad.  of  Philadelphia  I.  p.  69)  für  den  Geruchssinn 
hält,  und  welcher  Ansicht  Des hayes  (Journ.  de  Conchy- 
liolog-ie  1850.  p.  34)  zuzustimmen  nicht  abgeneigt  ist,  kann 
ich  als  Geruchsorgan  nicht  anerkennen ,  ebenso  wenig  wie 
das  Wimperorgan  bei  den  Firolaceen. 

Als  vorzüglichste  Gründe ,  die  Fühler  als  Geruchssinn 
anzuerkennen,  hebe  ich  hervor,  die  vordere  Lage  der  gros- 
sen Nerven  dieser  Organe,  die  Analogie  mit  den  Fischen, 
bei  denen  auch  schon  die  Neigung  vorhanden  ist ,  die  Na- 
sen zu  Fühlfäden  auszudehnen,  die  Analogie  mit  den  Insec- 
ten,  bei  denen  Erichson  in  der  Jubelschrift  für  Klug  1847 
es  sehr  wahrscheinlich  gemacht  hat,  dass  die  Antennen  dem 
Geruchssinne  dienen,  die  Lage  der  Fühler  bei  den  Schnecken 
am  Kopfe  und  in  der  Nähe  der  Augen,  u.  s.  w. 

Wenn  Leuckart  die  Gattung  Nautilus  als  Beweis  an- 
führt, dass  die  Fühler  nicht  Riechorgane  seien,  so  verweise 
ich  kurz  auf  die  Abhandlung  „Nouvelles  recherches  sur  le 
Naulile  flambe"  von  Valenciennes  p.  290,  wo  ein  unter 
dem  Auge  gelegener  fühlerartiger  Vorsprung  überzeugend  als 
Riechorgan  geschildert,  und  die  0  wen'sche  Deutung  als  irr- 
thümlich  nachgewiesen  wird.  Weil  eben  die  übrigen  Cepha- 
lopoden  Geruchsorgane  in  Form  von  kleinen  Grübchen  be- 
sitzen (vergl.  Kölliker,  Entwickelungsgeschichte  der  Ce- 
phalopoden  p.  107),  so  können  sie  nicht  ausserdem  noch  ei- 
gentliche Fühler  haben.  Uebrigens  liegen  die  Riechgrübchen 
der  Cephalopoden  in  der  Nähe  der  Augen,  wie  die  Fühler 
der  Cephalophoren,  und  das  spricht  gleichfalls  für  die  in  Rede 
stehende  Deutung. 

Da  nun  die  Wimperscheibe  der  Firolaceen  keinem  der 
fünf  Sinne  enspricht  ,  so  müsste  man  sie  als  einen  sechsten 
Sinn  ansprechen,  und  das  ist  doch  sehr  misslich.  Sie  wird 
also  wohl  eine  andere  Aufgabe  zu  erfüllen  haben  ,  als  die 
Wahrnehmung  der  Aussenwelt  zu  vermitteln. 

\  Der  einzige  Autor,  bei  welchem  ich  einen  eigenthüm- 
lichen  Apparat  dicht  vor  der  Verengung  des  Darmkanals  der 
Firolaceen  angegeben  finde,  ist  Leuckart.  Derselbe  bil- 
det von  Pterotrachea  coronata  in  seiner  Tab.  1.  Fig;  14  vier 
Körper  ab,  und  beschreibt  sie  (p.  45)  als  „vier  rundliche  pol- 
sterförmige  Vorsprünge  ,    die  man  den  Zahnfortsätzen   und 


Zwei  neue  Heteropoden  von  Messina.  311 

Platten  im  Magen  vieler  anderen  Schnecken  vergleichen  könnte, 
wenn  sie  nicht  eine  ganz  weiche  Beschaffenheit  hätten.«*  Ich 
habe  bei  Pterotrachea  miitica  diese  Vorsprünge  in  viel  grös- 
serer Ausdehnung  beobachtet  als  sie  der  genannte  Verfasser 
abgebildet  hat,  und  habe  sie  Taf.  XI.  Fig.  5  bildlich  dargestellt. 
Sie  erfüllen  hier  den  ganzen  Umfang  des  Magenendes,  und  ragen 
mit  ihrem  vorderen  Rande  ziemlich  frei  in  den  Magen  hinein,  so 
dass  sie  mir  eher  den  Zweck  zu  haben  scheinen ,  das  Ma- 
genende zu  verengen  ,  dadurch  den  Magen  mehr  von  dem 
folgenden  Darmtheile  abznschliessen,  als  es  durch  die  unbe- 
trächtliche Einschnürung  geschieht,  und  so  den  allzuschnel- 
len Austritt  der  Nahrung-smitlel  aus  dem  Mag-en  zu  verhin- 
dern.  Sie  stellen  gewissermassen  Klappen  dar.  Dieser  Um- 
stand scheint  für  die  gewöhnliche  Deutung  des  vorhergehen- 
den Abschnittes  des  Darmkanals  als  Magen  zu  sprechen,  und 
die  Ansicht  Souleyet's  (Voy.  de  la  Bonite)  zurückzuwei- 
sen, welcher  eine  Erweiterung  des  Nahrungsschlauches  im 
Nucleus  für  den  Magen  hält  und  für  diese  Annahme  als 
Gründe  anführt:  die  abweichende  Structur  und  die  Bezie- 
hungen zur  Leber,  besonders  aber  die  Analogie  mit  den  At- 
lanten ,  wo  der  Darmkanal  bei  seinem  Durchgange  durch 
die  Leber  eine  Erweiterung  bildet  ,  die  sehr  deutlich  der 
Magen  sei,  und  durchaus  der  Anschwellung  des  Nahrungs- 
schlauches bei  Firola  und  Carinaria  entspräche.  Die  An- 
schwellung in  der  Mitte  des  Thieres  hält  Souleyet  viel- 
mehr für  eine  Art  Kropf. 


Erklärung  der  Abbildungen. 


Fig.  1.     Firolella  gracilis  n.  sp.  etwas  vergrösserl. 
Fig.  2.     Ein  Stück  der  Eierschnur  desselben  Tiiieres. 
Fig.  3.     Firolella  vigilans  n.  sp.  (etwa  26nial  vergrösserl). 
Fig.  4.     Hautdrüse  mit  Anhang  von  Pterotrachea  mulica. 
Fig.  5.     Magenende    von    Pterotrachea  mutica  ,   mit  den  vier  Idappen- 
ähnlichen  Wülsten. 


lieber  den  Bau  von  Melonites   snnlti- 

pora«  ein  Echinld  des  yiinerik.anisclien 

Kolilenkalks. 

Von 

19r.  Ferd#   Roemer, 

ord.  Professor  an  der  Universität  zu  Breslau. 

(Hierzu  Taf.  XII.) 


Bei  niedrig-em  Wasserstande  des  Mississippi  wird  am  Fusse 
des  steilen  felsigen  Ufers,  mit  welchem  das  die  Stadt  St. 
Louis  im  Staate  Missouri  tragende  Plateau  gegen  den  Fluss 
hin  plötzlich  abfällt ,  eine  wenig  geneigte ,  fast  wagerechte 
Kalksteinbank  zumTheil  trockengelegt,  welche  ebenso  durch 
die  Lagerungsverhältnisse,  wie  auch  durch  die  organischen 
Einschlüsse  als  der  Bildung  des  Kohlenkalks  („mountain  li- 
mestone'' oder  „carboniferous  limestone"  der  Engländer)  an- 
gehörig, mit  Sicherheit  bestimmt  wird.  Die  Lagerungsver- 
hältnisse betreffend,  so  wird  nämlich  die  fragliche  Bank  zu- 
nächst von  anderen  ähnlichen  Kalksteinschichten  in  einer 
Mächtigkeit  von  ungefähr  50  Fuss  gleichförmig  überlagert,  und 
über  dieser  ganzen  kalkigen  Ablagerung  folgt  dann  das  aus 
Schieferthonen  und  sandigen  Schiefern  bestehende  eigentliche 
Steinkohlengebirge,  auf  dessen  Kohlenflötzen  in  geringer  Ent- 
fernung von  St.  Louis  ein  beschränkter  Grubenbetrieb  Statt 
findet.  Die  organischen  Einschlüsse  sind  Arten  der  Gattun- 
gen Productus,  Spirifer,  Fenestella,  sämmtlich  wohl  bekannte 
Formen  des  Kohlenkalks  in  den  westlichen  Staaten  überhaupt. 
Ausserdem  gehört  nun  aber  zu  den  Versteinerungen   dieser 


Roemer:  Ueber  den  Bau  von  Melonites  raultipora.  313 

Kalksteinbank  das  Fossil,  welches  den  Gegenstand  der  nach- 
stehenden Untersuchung  bildet. 

Nachdem  dasselbe  durch  seine  auffallende  Gestalt  schon 
seit  längerer  Zeit  die  Aufmerksamkeit  der  mit  dem  Brechen 
des  Kalksteins  beschäftigten  Arbeiter  auf  sich  gezogen  hatte, 
ist  ihm  eine  wissenschaftliche  Beachtung  zuerst  durch  die 
Amerikanischen  Autoren  J.  G.  Nor  wo  od  und  D.  D.  Owen 
zu  Theil  geworden.  In  Silliman's  Journal  of  Science  and 
Art.  See.  Series  1846.  Vol.  II.  p.  225— 228  wird  durch  die- 
selben eine  Beschreibung  des  Fossils  geliefert,  und  ihm  die 
Benennung  Melonites  multipora  beigelegt. 

So  verdienstlich  diese  Beschreibung  als  erste  wissen- 
schaftliche Kunde  von  einem  höchst  auffallenden  fossilen  Kör- 
per ist,  und  so  richtig  in  derselben  einige  der  auffallendsten 
Merkmale  hervorgehoben  wurden,  so  wenig  wird  doch  durch 
dieselbe  eine  erschöpfende  Kenntniss  von  denEigenthümlich- 
keiten  des  Körpers  geliefert.  Vielmehr  blieben  wegen  un- 
genügender Erhaltung  des  den  genannten  Autoren  vorliegen- 
den Materials  verschiedene  wichtige  Eigenthümlichkeiten  des 
Baues  unerkannt  und  die  Unbekanntschaft  mit  diesen,  so  wie 
auch  mit  den  Merkmalen  einiger  verwandten  Europäischen  Fos- 
silien, machte  dann  auch  wieder  eine  sichere  Bestimmung  der 
näheren  systematischen  Stellung  des  Fossils  unmöglich.  Die 
äusserst  unvollkommenen  Holzschnitte,  welche  den  Aufsatz 
der  Amerikanischen  Autoren  begleiten,  sind  keinesweges  ge- 
eignel,  die  Mängel  der  dürftigen  Beschreibung  zu  ergänzen. 

Ich  selbst  werde  die  günstigen  Umstände ,  welche  mir 
ein  reicheres  und  besser  erhaltenes  Material  für  die  Beobach- 
tung zuführten,  benutzen,  um  eine  vollständigere  Darstellung 
von  dem  Baue  der  Gattung  zu  versuchen. 


1.     Zur  Untersuchung  vorliegendes  Material. 

Das  fragliche,  mir  für  die  Untersuchung  vorliegende 
Material  besteht  in  Folgendem: 

1.  Ein  dem  Herrn  Dr.  A,  Krantz  in  Bonn  gehörendes 
und  mir  von  demselben  zur  Benutzung  bereitwilligst  mitge- 
theilles  Exemplar  vuu  St.  Loui;s.     Dasselbe    liegt   der  nach- 


314  Roemer: 

stehenden  Darstellung  vorzugsweise  zu  Grunde.  Es  ist  frei 
aus  dem  Gesteine  gelöst,  und  obgleich  nicht  mit  der  ursprüng- 
lichen sphäroidischen  Wölbung  erhalten,  sondern  von  oben 
nach  unten  schief  zusammengedrückt,  darum  keineswegs  für 
die  Beobachtung  ungeeignet,  sondern  gerade  durch  die  von 
der  Zusammendrückung  abhängige  theilweise  Verschiebung 
der  einzelnen  Schalstücke  auf  der  Unterseite  besonders  lehr- 
reich. Die  in  dem  Nachstehenden  mitzulheilenden  Beobach- 
tungen beziehen  sich,  wenn  nicht  das  Gegentheil  ausdrück- 
lich bemerkt  wird,  auf  dieses  Stück. 

2.  Der  Gypsabguss  einer  IV2  Fuss  langen  und  1  Fuss 
breiten  Kalksteinplatte  von  St.  Louis,  auf  welcher  drei  grosse 
(41/2  Zoll  lang)  Exemplare  des  Fossils  in  zusammengedrück- 
tem Zustande  ausgebreitet  liegen.  Das  Original,  welches  ich 
in  St.  Louis  habe  vergleichen  und  zeichnen  können,  ist  Ei- 
genthum  des  Dr.  med.  Engelmann  in  St.  Louis.  Ein 
zweites  Exemplar  dieses  Abgusses  ist  in  dem  Königl.  mine- 
raloo-ischen  Museum  zu  Berlin  von  mir  niedergelegt  worden. 

3.  Einzelne  der  keilförmigen  Schalstücke  aus  dem  Koh- 
lenkalke des  Staates  Indiana  in  der  Nähe  von  Louisville. 


2.     Beschreibung, 
a.    Allgemeine  Gestalt  des  Körpers. 

Die  allgemeine  Gestalt  des  Körpers  ist  sphäroidisch. 
Vollständig  erhalten  ist  dieselbe  bisher  freilich  nur  einmal 
in  einem  Exemplare  gefunden  worden  ,  welches,  nach  einer 
Bemerkung  von  Nor  wo  od  und  Owen,  ein  Sammler  in 
St.  Louis  besitzt.  Alle  anderen  bekannten  Exemplare  sind 
mehr  oder  minder  zusammengedrückt  und  verschoben.  Der 
Umriss  des  einen  der  auf  der  Kalksteinplatte  ausgebreitet  lie- 
genden drei  Exemplare  erscheint  elliptisch  und  auch  die  von 
Norwood  und  Owen  gegebene  rohe  Abbildung -•^)  im  Holz- 
schnitt zeigt  einen  länglichen  Umriss,  allein  diese  Form  scheint 
nur   zufällige   Folge  der  Verdrückung    zu   sein.     Nach  dem 


^)  A.  a.  0.  S.  227.  Fig.  3. 


üeber  den  Bau  von  Melonites  multipora.  315 

besser  erhaltenen,  wenn  gleich  auch  immer  zusammengedrück- 
ten Exemplare  des  Dr.  Krantz  ist  die  Gestalt  nur  wenig 
höher  als  breit,  fast  kugelig,  oder,  besser  gesagt,  apfelför- 
mig,  denn  der  obere  Pol  der  Kugel  ist,  wie  bei  einem  Apfel, 
deutlich  verlieft. 

Die  ganze  Oberfläche  des  Körpers  ist,  in  gleicherweise 
wie  bei  den  typischen  Formen  der  Echiniden,  in  10,  von  dem 
Cenlrum  der  Oberseite  zum  Centrum  der  Unterseite  ,  d.  i. 
von  Pol  zu  Pol  verlaufende  und  von  den  Polen  gegen  die 
Mitte  hin  sich  allmählich  erweiternde  Felder  oderAreae  ge- 
theilt,  welche  abwechselnd  porentragend  und  undurchbohrt  — 
(Ambulacral-Felder  und  Interambulacral-Felder) 
—  sind.  Diese  Felder  liegen  aber  nicht,  wie  bei  der  Gattung 
Echinus,  genau  in  derselben  Ebene  der  Kiigeloberfläche,  son- 
dern während  die  nicht  durchbohrten  oder  Interambulacral-Fel- 
der sich  mit  flacher  Wölbung  über  dieselbe  erheben,  so  stellt 
jedes  der  durchbohrten  oder  Ambulacral-Felder  zwei  durch 
einen  porenlosen  und  fast  bis  zur  Höhe  des  Niveau's  der  In- 
terambulacral-Felder sich  erhebenden,  rundlich  gewölbten, 
mittleren  Kiel  getrennte,  im  Grunde  fast  ebene  Furchen  dar. 
Die  grösste  Breite  eines  Interambulacral-Feldes  in  der  Mitte 
der  Schale  ist  um  die  Hälfte  grösser  als  die  grösste  Breite 
eines  Ambulacral-Feldes.  Nach  oben,  gegen  den  vertieften 
Scheitel  der  Schale  hin ,  ändert  sich  aber  dieses  Verhalten 
sehr  bedeutend;  denn  während  die  Interambulacral-Felder 
in  dieser  Richtung,  und  ohne  Zweifel  in  gleicher  Weise  auch 
gegen  den  anderen ,  wahrscheinlich  ebenfalls  vertieften  Pol, 
d.  i.  den  Mittelpunkt  der  Unterseite  hin  rasch  schmaler  wer- 
den, so  dass  ihre  Breite  an  dem  oberen  Ende  nicht  mehr  als 
1"'  beträgt,  so  ist  bei  den  Ambulacral-Feldern  die  Abnahme 
der  Breite  von  der  Mitte  nach  oben  hin  viel  geringer  und 
in  der  Nähe  des  Cenlrums  der  Oberseite  ist  sogar  die  Breite 
des  Ambulacral-Felder  fast  doppelt  so  gross,  als  diejenige  der 
Interambulacral-Felder. 

b.    Bau  der  Schale  im  Einzelnen, 
aa.    Der  Interambulacral-Felder. 
Die  ganze  Schale  ist  aus  zahlreichen,  in  spälhigen  koh- 


olO  Ro  einer: 

lensauren  Kalk  verwandelten  einzelnen  Stücken,  gleich  derje- 
nigen der  typischen  Echiniden,  zusammengesetzt.  Die  Art 
dieser  Zusammensetzung,  und  zwar  zunächst  derjenigen  der 
Interambulacral-Felder,  fordert  eine  nähere  Betrachtung. 

Jedes  der  5  Interambulacral -Felder  ist  aus  mehre- 
ren vertikalen  Reihen  aussen  polygonal  begrenzter  und  in 
den  angrenzenden  Reihen  allernirend  in  einander  greifender 
Schalstücke  gebildet.  Die  Zahl  der  Reihen  ist  nicht  an  je- 
der Stelle  dieselbe.  In  der  Mitte  zählt  man  deren  7.  Nach 
dem  oberen  und  unteren  Pol  dagegen  nimmt  die  Zahl  ab, 
so  dass  das  in  der  Vertiefung  des  Scheitels  liegende  obere 
Ende  eines  Interambulacral-Feldes  nur  aus  zwei  neben  ein- 
ander liegenden  Stücken  besteht.  Die  Vermehrung  der  Rei- 
hen von  den  Polen  gegen  die  Mitte  der  Schale  hin  geschieht 
durch  allmähliches  Einsetzen  neuer  Reihen  zwischen  die  vor- 
handenen. 

Die  Zahl  der  in  jeder  vertikalen  Reihe  enthaltenen  Stücke 
scheint  von  dem  Alter  und  der  Grösse  der  Exemplare  ab- 
hängig. Bei  dem  der  Beschreibung  vorzugsweise  zu  Grunde 
liegenden  Exemplare  beträgt  die  Zahl  der  Stücke  in  einer 
der  mittleren  Reihen  etwa  36*");  bei  einem  der  auf  der 
Kalkplatte  ausgebreitet  liegenden  grösseren  Exemplare  etwa 
45 — 50.  Die  Gesammtzahl  der  jedes  Interambulacral  -  Feld 
zusammensetzenden  Stücke  beträgt  bei  dem  zuerst  genannten 
Exemplare  etwa  180. 

Die  äussere  Begrenzung  aller  Stücke  eines  Interambu- 
lacral-Feldes ist  sechsseitig,  mit  Ausnahme  derjenigen  in  den 
beiden  äusseren,  gegen  die  angrenzenden  Ambulacral-Felder 
gerichteten  Reihen,  in  welchen  sie  fünfseitig  ist.  Die  Form 
der  Stücke  ist  jedoch  nicht  die  gleichseitig  sechseckige,  son- 
dern die  Mehrzahl  ist  in  die  Quere  ausgedehnt,  indem  die 
beiden  horizontal  verlaufenden  parallelen  Seiten  des  Sechs- 
ecks erheblich  länger  als  jede  der  vier  anderen  sind.  So 
ist   die   äussere  Begrenzung  der   Stücke    namentlich   in   der 


*)  Eine  ganz  genaue  ßestiramung  der  Stüclizahl  ist  wegen  der 
Verdrücliung  und  theiiweisen  Verlifillung  der  Unterseite  der  Schale 
unlliunllch. 


Ueber  den  Bau  von  Älelonites  multipora.  317 

Mitle  der  Felder.  Gegen  die  Enden  der  Felder,  und  nament- 
lich gegen  das  an  dem  vorliegenden  Exemplare  deutlich  zu 
beobachtende  obere  oder  Scheitelende  ändert  sich  jedoch  die- 
ses Verhalten.  Die  Ausdehnung  der  Stücke  in  die  Quere 
nimmt  allmählich  ab  und,  nachdem  sie  derjenigen  in  der  ver- 
tikalen Richtung  gleich  geworden  und  so  die  regelmässig 
sechsseitige  Form  entstanden  ist,  gewinnen  in  der  Nähe  des 
Scheitels  die  Stücke  sogar  eine  vorherrschende  Ausdehnung 
in  der  vertikalen  oder  Längs-Richtung.  Ausser  der  Abnahme 
der  Reihenzahl  und  der  Grösse  der  Stücke  in  der  Richtung 
von  der  Mitte  der  Felder  zu  den  Polen  hin  ist  es  also  auch 
die  Umkehr  des  Verhaltens  in  Betreff  der  grösseren  Ausdeh- 
nung der  Stücke ,  welche  die  schnelle  Abnahme  der  Breite 
der  Interambulacral-Felder  gegen  die  Pole  hin  bedingt. 

Die  Begrenzung  der  die  beiden  äusseren  Reihen  bil- 
denden Stücke  ist,  wie  schon  angegeben  wurde,  fünfseitio-. 
Die  Seite  des  Fünfecks ,  mit  welcher  die  Stücke  den  Ambu- 
lacral-Feldern  zugewendet  sind^  ist  aber  nicht  völlig  geradli- 
nig, wie  die  übrigen  Seiten  dieser  und  aller  anderen  Stücke, 
sondern  zickzackförmig  gekerbt ,  indem  in  die  einspringen- 
den Winkel  jedes  Stücks  zwei  oder  drei  der  kleinen  Ambu- 
lacral-Stücke  mit  ihren  äusseren  Enden  eingreifen. 

Von  der  bisher  beschriebenen  äusseren  Begrenzung  der 
Interambulacral-Stücke  an  der  Oberfläche  ist  die  ganze  kör- 
perliche oder  stereometrische  Form  derselben  gar  wohl  zu 
unterscheiden.  Sie  sind  keineswegs,  wie  die  Schalstücke 
der  typischen  Seeigel,  dünne  Platten  oder  Täfelchen,  bei  wel- 
chen der  Durchmesser  der  Oberfläche  die  Dicke  mehrfach 
übertrilTt,  sondern  sie  sind  so  dick  keilförmig,  dass  die  Dicke 
der  grössten  Breite  der  Stücke  nicht  bloss  gleich  kommt, 
sondern  gewöhnlich  bedeutender  als  diese  ist.  Es  lässt  sich 
die  Form  der  Stücke  als  diejenige  einer  oben  stark  und  ge- 
rade abgestumpften  Pyramide  bezeichnen,  deren  Basis  die 
sechsseitige  oder  fünfseitige  Aussenfläche  der  Stücke,  deren 
Seitenflächen  ebene,  in  ihrer  Zahl  der  Seitenzahl  der  Grund- 
fläche entsprechende  Flächen  sind,  und  deren  obere  Abstum- 
pfungsfläche der  Innern  Höhlung  der  Schale  zugewendet  ist. 
Die  Gestalt  der  Stücke  lässt  sich  sehr  passend  mit  derjeni- 
gen von  den  Gewölbesteinen  eines  Brückengewölbes  verglei- 


318  Uo  einer: 

clien,  bei  welchen  ebenfalls  die  breitere  Grundfläche  der  äus- 
seren convexen  Aussenfläche  des  Gewölbes ,  die  kleinere 
Endfläche  der  concaven  Innenfläche  des  Gewölbes  angehört. 
Begreiflicherweise  muss  bei  dieser  grossen  Dicke  der  Schal- 
slücke und  der  davon  abhängigen  bedeutenden  Ausdehnung 
der  seillichen  Berührungsflächen  die  Verbindung  der  Stücke 
unter  sich  sehr  viel  fester,  als  bei  den  typischen  Echiniden 
sein,  bei  welchen  die  dünnen  plattenförmigen  Schalstücke  nur 
mit  schmalen  Flächen  an  einander  stossen.  Bei  der  viel 
grösseren  Zahl  der  die  Schale  zusammensetzenden  Stücke  und 
bei  der  bedeutenden  Grösse  der  Schale  war  freilich  auch 
eine  solche  festere  Verbindung  der  Stücke  sehr  nöthig,  um 
der  Verschiebung  derselben  und  der  Zusammendrückung  der 
Schale  von  aussen  beim  Leben  des  Thieres  Widerstand  zu  lei- 
sten. Der  mehr  oder  minder  zusammengedrückte  Zustand, 
in  welchem  man  die  Exemplare  bisher  fast  immer  gefunden 
hat,  beweist,  dass,  um  dem  Drucke  ,  der  bei  der  Einhüllung 
in  den  später  zur  festen  Gesleinschicht  erhärteten  Kalkschlamm 
einwirkte^  ganz  zu  widerstehen  ,  selbst  diese  Art  der  Ver- 
bindung der  Stücke  nicht  genügte. 

bb.    Bau  der  Ambulacral- Felder, 

Jedes  der  fünf  Ambulacral-Felder  ist  aus  einer  grossen 
Anzahl  einzelner  Stücke  zusammengesetzt,  welche  die  Zahl 
der  Stücke  eines  Interambulacral-Feldes  noch  bedeutend  über- 
trifl't.  Dagegen  ist  freilich  die  Grösse  der  Stücke  sehr  viel 
geringer,  als  diejenige  der  Inlerambulacral-Stücke.  Nament- 
lich ist  die  Höhe,  d.  i.  die  Ausdehnung  der  Stücke  in  der 
Richtung  von  Pol  zu  Pol  mehrfach  kleiner,  als  diejenige  der 
Interambulacral-Stücke,  so  dass  drei  oder  vier  Stücke  einem 
der  letzteren  gegenüber  stehen. 

Die  Anordnung  der  Stücke  ist,  wie  bei  den  Interambu- 
lacral- Feldern,  in  mehreren  von  Pol  zu  Pol  verlaufenden 
Längsreihen  und  zwar  so  ,  dass  die  Stücke  der  einen  Reihe 
mit  denjenigen  der  benachbarten  Reihen  allerniren  und  in  die 
Zwischenräume  zwischen  deren  Enden  eingreifen.  Die  Rei- 
hen sind  jedoch  keinesweges  so  geradlinig  und  regelmässig, 
wie  diejenigen  der  Interambulacral-Stücke,  sondern  die  Stücke 
der  einen  Reihe  greifen  so  unregelmässig  zwischen  diejeni- 


Ueber  den  Bau  von  Meloniles  multipora.  319 

gen  der  angrenzenden  Reihen  hinein,  dass  es  zuweilen  eine 
aufmerksame  Prüfung  erfordert,  um  eine  bestimmte  Reihe  in 
ihrem  Verlaufe  zu  verfolgen.  Die  Zahl  der  Reihen  beträgt 
in  der  Mitte  jedes  Ambulacral-Feldes  8  und  dieselbe  Zahl  be- 
obachtet man  auc];i  noch  in  geringer  Entfernung  von  dem 
vertieft  liegenden  centralen  Schcitelloche,  und  erst  ganz  nahe 
an  dem  das  genannte  Scheitelloch  umgebenden,  später  zu  be- 
schreibenden Kranze  eigenthümlicher  grösserer  Stucke  ver- 
mindert sich  die  Zahl  bis  auf  6  *"*). 

Die  äussere  Begrenzung  der  Interambulacral-Stücke  be- 
treffend, so  ist  dieselbe  viel  weniger  regelmässig  als  bei 
Stücken  der  Interambulacral  -  Felder.  Obgleich  sechsseitige 
und  fünfseitige  Formen  auch  hier  die  gewöhnlichsten  sind, 
so  sind  es  doch  niemals  regelmässige  oder  symmetrische  Po- 
lygone, wie  dort,  sondern  die  Seiten  sind  von  ungleicher 
Länge  und  ausserdem  häufig  nicht  geradlinig,  sondern  mehr 
oder  minder  gekrümmt.  Im  Ganzen  sind  die  Stücke  breiter 
als  hoch,  d.  i.  der  grössere  Durchmesser  liegt  nicht  in  der 
vertikalen  Richtung  von  Pol  zu  Pol,  sondern  in  der  horizon- 
talen oder  äquatorialen.  Die  Dicke  der  Stücke,  d.i.  der  Ab- 
stand der  Aussenfläche  von  der  Innenfläche,  ist  bedeutend 
grösser  als  der  grösste  Durchmesser  der  Aussenfläche  und 
scheint  der  Dicke  der  Interambulacral-Stücke  gleich  zu  kom- 
men. Bei  der  Kleinheit  der  Stücke  ist  der  Unterschied  in 
der  Grösse  der  Aussenfläche  von  derjenigen  der  Innenfläche 
kaum  merkbar  und  die  stereometrische  Form  der  Stücke  ist 
daher  nicht  sowohl  keilförmig,  wie  diejenige  der  Interambu- 
lacral-Stücke, als  vielmehr  prismatisch,  so  dass  der  Seiten- 
zahl der  Aussenfläche  die  Anzahl  der  Seitenflächen  des  Pris- 
mas entspricht. 


*)  Die  Grenzen  der  Täfelchen  bessen  sich  zwar  an  dieser  Stelle 
bei  dem  zur  Beobachtung  allein  vorliegenden  Exemplare  nicht  deut- 
lich wahrnehmen,  wohl  aber  die  die  Stücke  durchbohrenden  Fühler- 
poren. Von  diesen  zeigt  das  obere  Ende  des  Ambulacral-Feldes  nur 
sechs  Paare  ,  während  die  Mitte  jedes  Feldes  deren  8  hat.  Da  nun, 
Avie  weiter  gezeigt  werden  wird,  jedes  Stück  der  Ambulacral  -  Felder 
ohne  Ausnahme  von  einem  Paare  von  Poren  durchbohrt  ist,  so  lässt 
jene  Abnahme  der  Poren  auch  mit  sehr  grosser  Wahrscheinlichkeil  auf 
eine  entsprechende  Abnahme  der  Zahl  der  Stücke  schliessen. 


320  Roemer: 

Jedes  der  Stücke  ist  an  dem  äusseren,  d.  i.  gegen  das 
angrenzende  Interambulacral-Feld  gewendeten  Ende  von  zwei 
Poren  durchbohrt,  deren  Abslasid  von  einander  nicht  mehr 
als  etwa  die  Hälfte  des  Durchmessers  eines  Perus  beträgt  und 
welche  durch  die  ganze  Dicke  der  Stücke  hindurchgehen. 
Diese  Poren-Paare  aller  Stücke  eines  Ambulacral-Feldes  bil- 
den den  Fühlergang  oder  das  Ambulacrum.  Jedes  derselben 
wird  durch  8  Reihen  von  Doppel-Poren  gebildet.  Diese  Rei- 
hen vertheilen  sich  aber  nicht  gleichmässig  über  die  ganze 
Oberfläche  des  Feldes,  sondern  der  fast  ein  Dritttheil  der 
ganzen  Breite  des  Feldes  einnehmende  und  einen  gerunde- 
ten, bis  zum  Niveau  der  Oberfläche  der  Interambulacral-Fel- 
der  sich  erhebenden  Kiel  bildende  mittlere  Theil  ist  porenlos 
und  theilt  die  porentragende  Fläche  des  Feldes  in  zwei  glei- 
che Hälften,  welche  als  breite,  im  Grunde  flache  Furchen 
zu  den  Seiten  desselben  liegen.  Dieser  porenlose  mittlere 
Kiel  wird  nicht ,  wie  es  auf  den  ersten  Blick  fast  den  An- 
schein hat,  durch  besondere  undurchbohrte  Stücke  gebildet, 
sondern  die  zwei  Längsreihen  von  Stücken,  welche  ihn  zu- 
sammensetzen, sind  ebenfalls  porentragend.  Jedes  Stück  die- 
ser beiden  Reihen  ist  an  seinem  äusseren  Ende  von  zwei  Po- 
ren durchbohrt,  wie  die  Stücke  der  übrigen  Reihen.  Der  Un- 
terschied von  diesen  letzteren  besteht  nur  darin,  dass  die 
Stücke  grösser  und,  namentlich  bei  fast  ganz  regelmässiger 
und  unter  sich  gleicher  linearischer  Gestalt,  viel  stärker  in 
die  Quere,  d.  i.  senkrecht  auf  die  Längsrichtung  der  Felder 
ausgedehnt  sind ,  als  die  übrigen  Ambulacralstücke.  Indem 
nun  die  Poren  an  den  in  den  beiden  Reihen  entgegengesetzten 
äusseren  Enden  der  Stücke  sich  befinden,  so  ist  fast  die  ganze 
Breite  der  beiden  aneinander  stossenden  Reihen  von  Stücken 
porenfrei.  Der  grössere  porenfreie  Theil  der  Stücke  bildet 
den  hohen  undurchbohrten  mittleren  Kiel,  das  von  den  Poren 
durchbohrte  äussere  Ende  der  Stücke  dagegen  ist  niederge- 
drückt und  gehört  schon  den  breiten  Furchen  oder  Rinnen 
an,  in  welchen  die  Oberflächen  aller  anderen  Ambulacral- 
stücke liegen. 


lieber  den  Bau  von  Melonites  multipora.  ^1i 

cc.    Bau  des  durch  die  Genital-  und  Ocular-Slücke  gebilde- 
ten Scheilelringes. 

Bei  der  eigenthümlichen ,  von  derjenigen  der  typischen 
Echiniden  nach  dem  Vorhergehenden  so  weit  abweichenden 
Zusammensetzung  der  Ambulacral-  und  Interambulacral-Slücke 
ist  es  von  grossem  Interesse,  auch  die  Form  und  Anordnung 
derjenigen  Stücke  bei  unserem  Fossil  zu  kennen,  welche  bei 
Echinus  und  allen  ächten  Seeigeln  die  Oeffnungen  für  den 
Austritt  der  Genital-Flüssigkeiten,  so  wie  für  das  Hervor- 
strecken gewisser  als  Augen  gedeuteter  Organe  enthalten, 
und  unter  der  Benennung  der  Genital-  und  Ocuiar- Platten 
auf  der  Mitte  des  Scheitels  oder  dorsalen  Poles  der  Schale 
einen  aus  10  abwechselnd  grösseren  und  kleineren  Stücken 
bestehenden  Ring  bilden.  Die  Amerikanischen  Autoren  Nor- 
wood  und  Owen  erwähnen  von  diesem  Ringe  nichts,  wahr- 
scheinlich weil  derselbe  bei  dem  von  ihnen  beschriebenen 
Exemplare  ebenso  wenig  sichtbar  war,  wie  bei  den  mir  im 
Abguss  vorliegenden  ,  von  der  Seite  zusammengedrückten 
Exemplaren. 

Der  eigenlhümliche  Erhaltungszustand  des  von  dem  Dr. 
Krantz  mir  zur  Untersuchung  anvertrauten  Exemplares,  dem- 
zufolge dasselbe  nicht  von  der  Seite,  sondern  von  oben  nach 
unten  und  nur  so  massig  verdrückt  ist,  dass  die  ganze  obere 
Hälfte  der  Schale  fast  vollständig  mit  ihrer  natürlichen  Wöl- 
bung erhallen  blieb ,  erlaubt  die  Beobachtung  des  Scheitels 
und  der  in  Rede  stehenden  Stücke  mit  völliger,  kaum  irgend 
eine  erhebliche  Ungewissheit  übrig  lassender  Deuth'chkeit. 
Es  sind  10  solcher,  abwechselnd  grössere  und  kleinere  Stücke 
vorhanden,  welche,  über  der  Spitze  der  Ambulacral-  und  In- 
terambulacral-Felder  stehend  und  mit  denselben  unbeweglich 
verwachsen,  einen  Kranz  bilden  ,  der  seinerseits  eine  etwa 
2'"  im  Durchmesser  halte'  de  runde  ,  in  das  Innere  der 
Schale  führende  OefFnung  umschliesst.  üeber  der  Spitze  der 
Interambulacral-Felder  stehen  die  fünf  grösseren ,  über  der 
Spitze  der  Ambulacral-Feider  die  fünf  kleineren  Stücke.  Die 
ersteren  sind  symmetrisch  fünfseitig  und  in  ifirem  oberen, 
d.  i.  von  der  centralen  Scheitelöffnung  am  weitesten  abste- 
henden Theile,  von  drei,  in  einer  Querreihe  stehenden  Poren 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg    1.  Bd.  21 


322  ß<ö«mer: 

(die  jedoch  erheblich  grösser  sind  ,  als  die  Poren  der  Füh- 
lergänge oder  Ambulacren !)  durchbohrt.  Nur  eines  der  fünf 
Stücke  lässt  bloss  zwei  Poren  wahrnehmen. 

Die  fünf  kleineren  ,  über  den  Spitzen  der  Ambulacral- 
Felder  stehenden  Stücke  sind  vierseilig ,  trapezförmig.  Pie 
Zahl  und  Stellung  der  Poren  ist  bei  ihnen  an  dem  vorlie- 
genden Exemplare  nicht  mit  völliger  Bestimmtheil  zu  erken- 
nen ,  jedoch  sind  anscheinend  deren  zwei  in  jedem  Stücke, 
und  zwar  in  gleicher  Höhe  mit  denjenigen  der  grösseren 
Stücke,  vorhanden. 

Was  nun  die  Bedeutung  dieser  10  Stücke  betrifft,  so 
ergiebt  die  Analogie  der  typischen  Echiniden  wohl  als  un- 
zweifelhaft, dass  die  fünf  grösseren  Stücke  Genital-Stücke, 
die  fünf  kleineren  Ocular-Stücke  sind,  denn  ihre  Stel- 
lung über  den  Spitzen  der  Interambulacral-  und  Ambulacral- 
Felder,  sowie  ihr  Grössenverhaltniss  ist  ganz  demjenigen  der 
enlsprechenden  Stücke  bei  den  ßchteu  Seeigeln,  z.  B.  der 
Gattung  Echinus  oder  Cidaris,  gleich.  Per  Unterschied  von 
dieser  letzteren  be.-teht  nur  darin,  dass  die  grösseren  Stücke 
von  3,  die  kleineren  von  2  (?)  Poren  durchbohrt  sind,  wäh- 
rend bei  Echinus  und  Cidaris  jede  der  fünf  Genital -Platten 
sowie  jede  der  fünf  Ocular-Platten  nur  eine  einzige  solche 
porenförmige  Oeffnung  besitzt.  |.;:^ 

Die  grössere  Zahl  der  Oeffnungen  steht  im  Verhältnis« 
zu  der  grösseren  Zahl  der  Längsreihen  von  Stücken,  aus  de- 
nen die  Interambulacral-  und  Ambulacral-Felder  unserer  Gat- 
tung, mit  denjenigen  der  typischen  Echiniden  verglichen,  zu- 
sammengesetzt sind.  Es  lässt  dieselbe  auf  eine  wesentliche 
Verschiedenheit  in  dem  Baue  der  betrefFei/en  inneren  Or- 
gane des  Thieres  mit  Sicherheit  schliessen. 

Ueber  die  Bedeutung  der  grossen  centralen  Scheitel- 
öffnung, welche  von  den  zuletzt  beschriebenen  Stücken  ein- 
geschlossen wird ,  lässt  die  Analogie  mit  Echinus  nicht  in 
Zweifel.  Dieselbe  muss  die  Anal-Oeffnung  sein.  Am  ent- 
gegengesetzten oder  centralen  Pole  der  Schale  muss  ihr  die 
niclit  weiter  bekannte  Mundöffnung  gegenüber  liegen.  Dass 
die  centrale  Scheitelöffnung  auf  ähnliche  Weise,  wie  bei  Echi- 
nus, durch  unregelmässige,  einer  lederartigen  Haut  beweg- 
lich   aufsitzende   kleine   Schalstücke,    zwischen   denen   der 


Ueber  den  Bau  von  Melonites  multipora.  323 

After  selbst  erst  sich  öffnet,  ausgefüllt  gewesen  sei,  macht  die 
sonstige  Analogie  ebenfalls  durchaus  wahrscheinlich. 

Einer  besonderen  Erwähnung  bedarf  hier  nur  noch  die 
Oberflächenbeschaffenheit  sämmtlicher  die  Schale  zusammen- 
setzender Stücke.  Bei  dem  für  die  Untersuchung  vorzugs- 
weise benutzten  Exemplare  ist  dieselbe  glatt.  Allein  die  nä- 
here Prüfung  zeigt,  dass  dies  hier  nur  Folge  einer  späte- 
ren Abreibung  oder  schwachen  Aetzung  ist.  Bei  einzelnen 
losen  Interambulacral-Stücken  aus  dem  Kohlenkalke  der  Ge- 
gend von  Louisville  ist  die  Oberfläche  mit  feinen,  unregel- 
mässig zerstreuten  und  gedrängten  Körnchen  oder  kleinen 
Tuberkeln,  welche  ohne  Zweifel  feine  haarförmige  Stacheln 
getragen  haben,  bedeckt.  Dieses  ist  zuverlässig  die  Ober- 
flächenbeschaffenheit aller  Stücke  bei  vollständiger  Erhallung. 
Dieselbe  stimmt  sehr  nahe  überein  mit  der  Scuiptur  der  Ober- 
fläche bei  der  mit  Melonites  nahe  verwandten ,  später  näher 
zu  erwähnenden  Gattung  Palaechinus,  wie  dieselbe  sich  aus 
der  Abbildung  und  Beschreibung  mehrerer  Irländischer  Ar- 
ten durch  M'C  o  y  und  aus  der  Vergleichung  einzelner  Plat- 
ten im  Kohlenkalke  von  Tournay  und  vonAltwasser  in  Schle- 
sien ergiebt. 

Am  Schlüsse  dieser  Beschreibung  ist  endlich  noch  aus- 
drücklich hervorzuheben,  in  welchen  Theilen  der  Bau  der 
Schale  von  Melonites  nun  noch  einer  weiteren  Aufklärung 
bedürftig  ist,  welche  selbst  zu  geben  die  Beschaffenheit  des 
zur  Beobachtung  vorliegenden  Materials  mir  nicht  verstattete. 

Es  wird  namentlich  von  Interesse  sein,  die  Form  der 
Mundöffnung  und  den  Bau  des  Zahnsystems,  der  sogenannten 
Laterne  des  Aristoteles ,  kennen  zu  lernen.  Gewiss  werden 
auch  diese  Theile  eine  durch  die  grössere  Zahl  der  die 
Schale  zusammensetzenden  Reihen  von  Stücken  bedino^te  er- 
hebliche  Modification  der  typischen  Organisation  der  Echini- 
den  erkennen  lassen.  Die  einzelnen  Stücke  des  Zahnsystems 
müssen  nach  dem  Umfange  der  ganzen  Schale  von  ansehn- 
licher Grösse  sein  und  können  sich  nicht  wohl  lange  der 
Nachforschung  entziehen.  Dass  die  Zahl  der  Poren  derOcu- 
lar-Stücke,  so  wie  eines  der  Genital-Stücke  nicht  mit  völliger 
Bestimmtheit  sich  erkennen  Hess,  wurde  oben  angegeben. 
Auch  wiirde  noch  2,\i  ermitteln  sein,  ob  nicht  eines  der  Ge- 


324  Roenier: 

nital  -  Stucke  die  eigenthümliche  poröse  Slructur  der  soge- 
nannten Madreporen-Platte  der  ächten  Echiniden  besitzt.  Bei 
demjenigen  der  fünf  Stücke,  welches  anscheinend  nur  von  2 
OefTungen  (statt  3)  durchbohrt  ist,  habe  ich  zwar  eine  ähn- 
liche Struclur  zu  erkennen  geglaubt ,  jedoch  nicht  mit  be- 
friedigender Deutlichkeit  und  Sicherheit.  Endlich  wäre  es 
auch  von  Interesse,  an  einem  völlig  unverdrücklen  Exem- 
plare die  allgemeine  Gestalt  der  Schale  deutlich  zu  beob- 
achten. 


3.     Systematische  Stellung  der  Gattung. 

Die  vorhergehende  Untersuchung  der  Zusammensetzung 
der  Schale  gewährt  die  Möglichkeit,  auch  in  Betreff  der  sy- 
stematisch-zoologischen Stellung  der  Galtung  zu  einer  be- 
stimmten Ansicht  zu  gelangen. 

Dass  die  Gattung  zu  der  Classe  der  Echinodermen  ge- 
höre, darüber  lässt,  bei  dem  so  deutlich  fünfseitig  radialen 
Bau  der  Schale  und  deren  Zusammensetzung  aus  einer  gros- 
sen Zahl  von  polygonal  begrenzten  und  aus  späthigem  Kalk 
bestehenden  Stücken,  schon  die  erste  und  oberflächliche  Prü- 
fung nicht  im  Zweifel.  Kaum  minder  zweifellos  erweiset  sich 
dann  ferner  die  Zugehörigkeit  zu  der  Ordnung  der  Echini- 
den oder  Seeigel.  Die  Anordnung  der  die  Schale  zusam- 
mensetzenden Stücke  in  10  von  Pol  zu  Pol  sich  verlaufenden, 
abwechselnd  undurchbohrle  und  durchbohrte  Felder,  das  Vor- 
handensein einer  von  10  Stücken  (Genital-  und  Ocular-Stük- 
ken  0  umgebenen  centralen  Scheitelöffnung  und  die  sphäroi- 
dische  Gestalt  der  ganzen  Schale  sind  hierfür  hinglänglich 
beweisend.  Die  Stellung  zu  denCrinoiden,  an  die  man  etwa 
denken  könnte,  verbietet  der  dieser  Ordnung  durchaus  fremde, 
dagegen  demjenigen  der  ächten  Echiniden  durchaus  analoge 
Bau  des  Scheitels  mit  der  centralen  Oeffnung  und  dem  diese 
letztere  umgebenden  Kranze  von  Stücken.  Nicht  minder  auch 
die  Beschaffenheit  der  Ambulacren.  Denn  wenn  auch  bei 
einigen  Geschlechtern  der  Crinoiden  aus  der  Abtheilung  der 
CistFdeen  gewisse,  den  Ambulacren  in  ihrer  physiologischen 
Bedeutung  entsprechende,  Organe  vorkommen,  so  haben  die- 
selben doch  niemals  die  besondere  Einrichtung  wie  hier,  der- 


lieber  den  Bau  von  Melonites  nmltipora.  325 

zufolge  sie  aus  mehreren  Reihen  von  Doppelporen  bestehen. 
Endlich  gehört  auch  die  entschiedene  Stiellosigkeit  und  freie 
Beweglichkeit  der  Schale  zu  den  Merkmalen,  welche  der  Ver- 
einigung mit  den  Crinoiden  entgegen  stehen. 

Wenn  demnach  die  Zugehörigkeit  zu  den  Echiniden  als 
zweifellos  sich  ergiebt,  so  stellt  sich  doch  ebenso  bestimmt 
bei  dem  Fossil  von  St.  Louis  eine  sehr  auffallende  Verschie- 
denheit von  den  Seeigeln  der  Jeztwelt  und  der  jüngeren  For- 
mationen heraus.  Denn  während  bei  diesen  letzteren,  trotz 
aller  Wandelung  der  äusseren  Form ,  trotz  des  Uebergehens 
aus  dem  kreisrunden,  völlig  radialen  Bau  der  Schale,  wie 
bei  Echinus  und  Cidaris,  in  den  symmetrisch  bilateralen,  wie 
bei  Spatangus,  unveränderlich  und  ausnahmslos  die  Schale 
aus  20  von  Pol  zu  Pol  verlaufenden  vertikalen  Reihen  von 
Stücken  zusammengesetzt  ist,  die,  zu  je  zwei  vereinigt,  die 
5  Interambulacral-  und  die  5  Ambulacral -Felder  bilden,  so 
ist  dagegen  hier  bei  Melonites  die  Zahl  der  vertikalen  Rei- 
hen von  Stücken  eine  sehr  viel  grössere  und  beträgt,  da  je- 
des der  5  Interambulacral-Felder  (wenigstens  in  der  Mitte!) 
deren  7,  jedes  der  Ambulacral  -  Felder  deren  8  enthält ,  im 
Ganzen  75. 

Melonites  ist  jedoch  nicht  die  einzige  bekannte  Gattung, 
bei  welcher  die  typische  Reihenzahl  der  die  Schale  zusam- 
mensetzenden Stücke  übertroffen  wird,  sondern  dasselbe  fin- 
det auch  bei  der  Gattung  Palaechinus  Statt,  von  welcher 
M'Coy  *"')  mehrere  Arten  aus  dem  Kohlenkalke  Irlands  ken- 
nen gelehrt  hat.  Palaechinus  elegaiis  und  Palaechinus  elli- 
pticus  haben  nach  M'Coy 's  Angabe  5  Reihen,  Palaechinus 
sphaericus  sogar  6  oder  7  Reihen  von  Stücken  in  jedem  In- 
terambulacral-Felde.  In  dieser  Beziehung  stimmen  also  beide 
Galtungen  wesentlich  überein.  Anders  aber  verhält  es  sich 
mit  der  Zusammensetzung  der  Ambulacral-Felder.  Während 
bei  Melonites  jedes  derselben  aus  acht  Reihen  von  Stücken 
besieht,  so  haben  alle  bekannten  Arten  von  Palaechinus  nur 
zwei  Reihen  von  Stücken  in  jedem  Ambulacral-Felde. 

Der  Englische  Autor  hat  sich  aber  nicht  begnügt,  jene 


*)  A  Synopsis  of  ihe  charaliters  ofthe  Carboniferoua    limeslone 
fossils  of  Ireland,     Dublin  18-W,  p.  171  —  173.  PI.  XXIV. 


326  Roemer: 

Mehrzahl  der  Täfelchen-Reihen  in  den  Interambulacral-FeW 
dern  bei  der  Gattung  Palaechinus  nachzuweisen,  sondern  er 
erkennt  dasselbe  Verhallen  auch  bei  den  bisher  zu  Cidaris 
gerechneten  Echiniden  des  Kohlenkalks,  und  indem  er  hier- 
nach die  Zusammensetzung  aus  mehr  als  20  Reihen  von  Tä- 
felchen ganz  allgemein  als  eine  für  alle  Echiniden  der  pa- 
läozoischen Gesteine  in  Anspruch  nimmt,  bildet  er  aus  den- 
selben die  besondere ,  der  Gesammtheit  der  typischen  Echi- 
niden entgegenzusetzende  Unter -Ordnung  der  Perischoechi- 
nidae  *'•*),  die  dann  ihrerseits,  nach  der  Form  der  Tuberkeln 
auf  der  Oberfläche  der  Schalenstücke,  wieder  in  2  Familien 
zerfällt,  nämlich: 

1.  Palaechinidae.  Die  Interambulacral-Stücke  sind,  ähn- 
lich wie  bei  Echinus,  mit  kleinen  undurchbohrten  ,  gleich- 
grossen  Tuberkeln  (wie  bei  Echinus),  auf  der  Oberfläche 
bedeckt. 

Gattung:  Palaechinus  M'Coy. 

2.  Archaeocidaridae.  Die  Tuberkel  auf  der  Oberfläche 
der  Interambulacral  -  Stücke  sind  von  zweierlei  Grösse  und 
Form.  Die  grösseren  zitzenförmigen ,  an  der  Spilze  durch- 
bohrten und  von  einem  wulstförmigen  Ringe  umgebenen  Tu- 
berkel tragen  grosse,  meistens  gedornte  und  an  der  Basis 
gekerbte  Stacheln  (wie  bei  Cidaris),  von  denen  nie  mehr  als 
einer  auf  einem  Täfelchen  steht. 

Gattung:  Archaeocidaris  M'Coy. 

ich  halte  die  Errichtung  dieser  Unterordnung  der  Pe- 
rischoechinidae  für  wohl  begründet  und  erkenne  in  dersel- 
ben die  Auffindung  einer  höchst  bemerkenswerlhen,  dem  zoo- 
logischen Alter  entsprechenden  Verschiedenheit  in  der  Orga- 
nisation der  Echiniden. 

Die  Zugehörigkeit  der  Gattung  Meloniles  zu  dieser  von 
M'Coy  errichteten  Unterordnung  der  Perischoechinidae,  und 
zwar  zu  der  Familie  der  Palaechinidae,  ist  nun  so  wenig  zwei- 
felhaft ,  dass  vielmehr  das  Bedenken  entstehen  könnle ,  ob 
nicht  Melonites  mit  der  Gattung  Palaechinus  generisch  zu  ver- 


*)  Vergl.  Annais  of  naf.  hisf.,  See,  Ser.  III.  1849.  253  ff.  und 
Ferd.  Roemer  in  Bronn's  Leih,  geogn.  ed.  3.  1855.  II.  (Kohlen- 
Periode)  286. 


lieber  den  Bau  V6ti  M^f6nites  multipöra.  3^7 

einigen  sei.  Die  allg-emdne  sphäroidische  Gestalt  der  Schale 
ist  bei  beiden  Gattungen  dieselbe.  Auch  in  Betreff  der  Zu- 
sammensetzung der  Interambulacral  -  Felder  stimmen  sie,  wie 
schon  vorher  angegeben  wurde,  überein.  Bestimmt  unter- 
scheidend ist  aber  die  Bildung  der  Ambulacral-Felder.  Bei 
Melonites  ist  jedes  derselben  aus  8,  bei  Palaechinus  nur  aus 
2  Reihen  von  Stücken  zusammengesetzt.  Diese  bedeutende 
Verschiedenheit  in  der  Zahl  der  Längsreihen  ist  wohl  unbe- 
dingt für  eine  generische  Trennung  der  beiden  Gattungen 
genügend.  Auch  würde  für  diese  Trennung^  abgesehen  von 
der  grösseren  Reihenzahl  der  Stücke  in  den  Ambulacral-FeU 
dern,  auch  auf  die  eigenthümliche,  vorher  beschriebene  Bil- 
dung der  letzteren  Gewicht  zu  legen  sein,  der  zufolge  jedes 
derselben  durch  einen  porenlosen  mittleren  Längskiel  getheilt 
wird.  Ein  ganz  bestimmter  und  wesentlicher  Unterschied  von 
Palaechinus  lieo^t  ferner  in  der  stereometrischen  Form  der 
die  Schale  bei  Melonites  zusammensetzenden  Stücke,  indem 
dieselben  nicht  dünn  und  plattenförmig ,  sondern  dick  und 
keilförmig  sind ,  so  dass  die  grösste  Ausdehnung  der  Ober- 
fläche der  Dicke  nicht  gleich  kommt. 

Eine  Vergleichung  beider  Gattungen  mit  den  ächten 
Echiniden  ergiebt  also,  dass  Melonites  sich  noch  weiter  von 
dem  typischen  Bau  der  letzteren ,  als  Palaechinus  entfernt. 
Denn  während  bei  Palaechinus  die  Abweichung  nur  in  der 
mehr  als  zwei  betragenden  Reihenzahl  der  Stücke  in  jedem 
Interambulacral-Felde  besteht,  dagegen  die  Zusammensetzung 
der  Ambulacral-Felder  und  die  dünne  plattenförmige  Gestalt 
allef  die  Schale  zusammensetzenden  Stücke  mit  derjenigen 
von  Echinus  übereinstimmt,  so  sind  bei  Melonites  nicht  bloss 
die  Interambulacral-,  sondern  auch  die  Ambulacral-Felder  aus 
einer  grösseren  Reihenzahl  von  Stücken  zusammengesetzt  und 
die  Form  der  einzelnen  Stücke  ist  keilförmig. 

Die  von  M'Coy  seiner  Unterordnung  der  Perischoechi- 
nidae  gegebene  Begrenzung,  der  zufolge  dieselbe  Galtungen 
begreift,  deren  Interambulacral-Felder  aus  mehr  als  zwei  Rei- 
hen von  Stücken  bestehen,  wird  daher^  damit  auch  Melonites 
in  derselben  Platz  finde,  dahin  zu  erweitern  sein,  dass  sie 
Echiniden  umfasst,  bei  denen  entweder  die  Interambulacral- 
Felder  allein,  oder  Interambulacral-  und  Ambülacral-Feldel' 


328  Roemer: 

aus  mehr  als  zwei  Vertikal -Reihen  von  Stücken  zusammen- 
gesetzt sind. 

4.     Gattung-scliarakter. 

Nach  dem  Vorhergehenden  wird  sich  der  Gatlungscha- 
rakter  in  folgender  Weise  feststellen  lassen  : 

Melonites  Norwood  et  Owen  1846. 
Ordnung:  Echinidae. 

Unter -Ordnung:  Perischoechinidae  M'Coy. 
Familie:  Palaechinidae  M'Coy. 

Testa  magna,  sphaeroidea  ,  supra  et  infra  medio  de- 
pressa  et  perforata ,  assulis  valde  numerosis^  crassis  cuboi- 
deis  aut  cuneiformibus,  supra  polygonis,  areas  quinque  latiores 
imperforatas  (areas  interambulacralcs)  et  areas  quin- 
que angustiores  perforatas  (areas  ambulacrales)  efFor- 
mantibus  composita. 

Areae  interambulacralcs  parum  convexae  polum 
superiorem  et  inferiorem  versus  angustiores,  Septem  assula- 
rum  hexagonarum  et  pentagonarum  seriebus  longitudinalibus 
compositae. 

Areae  ambulacrales  medio  in  carinam  valde  con- 
vexam  elatae,  utrinque  depressae,  octo  assularum  poris  binis 
approximatis  perforatarum  seriebus  longitudinalibus  composi- 
tae; assulis  serierum  mediarum,  carinam  efformantium  maio- 
ribus,  linearibus  subregularibus;  assulis  cetcrarum  serierum 
minoribus  irregularibus. 

Foramen  centrale  superum  (anus),  corona  assu- 
larum decem  alternatim  maiorum  et  minorum  circumdatum; 
assulis  maioribus  (assulis  genitalibus)  pentagonis ,  ter 
perforatis,  assulis  minoribus  (assulis  ocularibus)  tetra- 
gonis  bis  perforatis. 

Os  centrale  inferum. 

Die  Schale  gross,  sphäroidisch,  auf  der  Mitte  der  Ober- 
und  Unterseite  vertieft,^  aus  zahlreichen,  aussen  polygonal  be- 
grenzten und  auf  der  Oberfläche  fein  gekörnelten  cuboidi- 
sch^n  oder  keilförmigen ,  dicken  Stücken  zusammengesetzt, 
welche  fünf  breitere  undurchbohrte  Felder  (Interambulacral- 
Felder)  und  fünf  schmalere  durchbohrte  Felder  CAmbulacral- 


Ueber  den  Bau  von  Älelonites  mulüpora,    c  M  *3«V 

Felder)  bilden.  Die  Mitte  des  vertieften  Scheitels  mit  einer 
grossen  runden  Oeffnung  (After)  versehen,  welche  durch 
einen  Ring-  grösserer  Stücke  begrenzt  wird. 

Die  Interambulacral-Felder  flach  gewölbt,  von 
der  Mitte  gegen  die  Pole  hin  rasch  sich  verengend  ,  aus  7 
Längsreihen  von  Stücken  zusammengesetzt^  die  Stücke  der 
beiden  äusseren  Reihen  von  fünfseitiger,  die  Stücke  aller 
übrigen  Reihen  von  sechsseitiger  äusserer  Begrenzung. 

Die  Ambulacral-Felder  von  der  Mitte  gegen  die 
Pole  hin  allmählich  sich  verengend,  aus  zwei,  durch  einen 
gewölbten  porenlosen  Kiel  getrennten,  breiten,  porentragen- 
den Längsfurchen  bestehend  und  aus  8  Längsreihen  von  Stücken 
zusammengesetzt ,  deren  jedes  von  zwei  genäherten  Poren 
durchbohrt  ist.  Die  Stücke  der  beiden  mittleren  ,  den  Kiel 
bildenden  Längsreihen  schmal,  linearisch,  fast  regelmässig, 
an  den  äussersten,  schon  den  Furchen  angehörenden  Enden, 
von  2  Poren  durchbohrt.  Die  Stücke  der  übrigen  Reihen 
kleiner  und  unregelmässiger  gestaltet  und  angeordnet. 

Der  die  centrale  Scheitelöffnung  (After)  umgebende 
Ring  aus  5  fünfseitigen,  über  den  Spitzen  der  Interambula- 
cral-Felder stehenden  grösseren  Stücken  (Genital -Stücken) 
und  aus  fünf  unregelmässig  vierseitigen ,  über  den  Spitzen 
der  Ambulacral-Felder  stehenden  kleineren  Stücken  (Ocular- 
Stücken)  zusammengesetzt.  Die  ersteren  Stücke  (mit  Aus- 
nahme eines  einzigen?)  von  3  Poren  (Gen  i  tal-Oeffnu  n- 
gen),  die  anderen  von  2  Poren  (Ocular-Oeffnungen) 
durchbohrt. 

Der  Mund  central,  auf  der  vertieften  Unterseite  der 
Schale  gelegen. 

Die  einzige  bekannte  Art  : 
Melonites  multipora  Norwood  et  Owen  in  Silliman's  Ame- 
rican Journ.  of  Sc.  and  Arts.  See.  Ser.  Vol.  11.  1846. 
p.  225—228.  Ferd.  Roemer  in  Lethaea  geognost. 
ed.  3.  p.288. 
Vorkommen :  Im  Kohlenkalke  von  St.  Louis  im  Staate  Mis- 
souri ,  im  Staate  Indiana  unweit  Louisville  und  an  an- 
deren Punkten  im  Flussgebiete  des  Mississippi. 


33Ö  Roemer:  üeber  den  Bau  von  Melonites  multipora. 

Erklärung  der  Abbildungen. 


Taf.  I. 

Fig.   1.     Ansicht  eines  Exemplars  in  natürlicher  Grösse  von  der  Seite. 
Diese  Figur  ist    in    so    fern  ideal,    als    die    untere  Hälfte  der 
Schale,  welche   an  dem  der  Darstellung    zu  Grunde  liegenden 
Exemplare   verdrückt  ist,    rücksichtlich    der  Wölbung    ergänzt 
wurde.      Die    Vergleichung  mit  den  im   Abguss    vorliegenden 
von    der  Seite    zusammengedrückten  Exemplaren    lässt   jedoch 
in  Betreff  der  Richtigkeit  der  Restauration  keinen  Zweifel. 
Fig.  2.     Ansicht  desselben  Exemplars  von  oben  gegen  die  Afteröffnung. 
Fig.  3.     Vergrösserte  Ansicht   des    mittleren   (d.  i.    von    beiden   Polen 
gleich  weit  absiehenden)  Theiles    zweier  Interambulacral-FeU 
ddl"  und  des  von  ihnen  eingeschlossenen  Ambuläcral-Feldes. 
Fig.  4.     Vergrösserte  schematische  Darstellung  der  die  scheitelständige 
Afteröffnung  zunächst  umgebenden  Region. 
g.  Genital-Stücke. 
d.  Ocular-Stücke. 
/.    Interambulacral-Felder. 
A.  Ambulacral-Felder. 
Fig.  5.     Ansicht  von  Interambulacral-Stücken  schief  von  der  Seite,  so 
dass  die  gekörnelte  obere  Fläche  zum  Theil  sichtbar  ist. 

a.  Ein  sechsseitiges  Stück    aus    einer    der   mittleren  Längs- 
reihen. 

b.  Ein  fünfseitiges  Stück  aus  einer  der  rundlichen  ,  an  die 
Ambulacral-Felder  angrenzenden  Längsreihen,  gegen  eine 
der  breiteren  Seitenflächen  gesehen. 

c.  Ein  etwas  niedrigere^  sechsseitiges  Stück. 
Fig.  6.     Ansicht  von  Ambulacral-Stücken. 

a.  Ein  Stück  aus  den  beiden  mittleren  Längsreihen,  schief, 
von  der  Seite  gesehen. 

b.  Dasselbe  im  Profil  gesehen. 

c.  Ein  Stück  aus  einer  der  anderen  Längsreihen. 


Beschreibung^  neuer  Fische  äüs  der  Familie 
ilolconotl  ')  aus  dem  Busen  von  l§an  Fran- 
cisco, aus  dem  Sacramento- Fluss  und 
dessen  Lag^unen  ''^''^). 

Von 
UV.    P.    »iblions. 

Aus  den  Proceedings  of  the  Acad.  of  nat.  sc.  of  Philadelphia 
Vol.  VII.  1854.  p.  122  übersetzt 


Herausg-eber« 


In  dem  ersten  Vortrage,  welchen  ich  vor  der  Akademie 


*)  Im  20slen  Jahrgange  dieses  Archiv's  p.  149  ist  eine  Abhand- 
lung von  Agassiz  ober  eine  neue  Familie  von  lebendig  gebärenden 
Fischen  aus  Caüfornien  in  def  Üebersetzung  mitgelheilt  woidert  ^  Wel- 
cher dann  auch  ein  Wachtrag  desselben  Verfassers  in  diesem  Bande 
p.  30  hinzugefügt  wurde,  in  welchem  die  ihm  bekannten  sechs  Arten 
in  vier  Gattungen  verlheilt  wurden.  Seitdem  hat  sich  die  Zahl  der 
Arten  und  Gattungen  dieser  Familie  bedeutend  vermehrt.  W.  F.  Gib- 
bon und  Charles  Girard  haben  Gelegenheit  gehabt,  derartige  Fische 
aus  Californien  zu  untersuchen,  und  haben  ihre  Resultate  in  den  Pro- 
ceedings der  Academie  zu  Philadelphia  veröffentlicht.  Wir  Iheilen  die 
beiden  Abhandlungen  hier  gleichfalls  in  der  Üebersetzung  mit.  Die 
Familie  der  Holconoti  zeigt,  wie  viele  interessante Thierformen  uns  bis- 
her noch  völlig  unbekannt  waren,  und  dass  wir  von  dem  regen  For- 
schersinn, welcher  gegenwärtig  unter  den  INordamerikanischen  Naturfor- 
schern herrscht,  noch  viele  schöne  Resultate  erwarten  dürfön. 

Der  Herausgeber. 

**)  Gelesen  in  der  California  Academy  of  Dj^t.  sciences  ain  Ö. 
JaAttar,  uhd  am  15.  22>  uud  ^9.  Mai  1854. 


332  Gibbons: 

Über  diese  Fische  hielt,  setzte  ich  sie  unter  die  Labroiden, 
mit  Rücksicht  auf  die  Uebereinstimmung  der  Charalitere  mit 
dieser  Familie  im  Cuvier'schen  Sinne.  Professor  Agass  iz 
spricht  sich  jedoch  in  einem  an  mich  gerichteten  Briefe  ge- 
gen diese  Stellung  im  System  aus,  weil  neuerlichst  die  Cha- 
raktere der  Labroiden  modificirt  seien.  Diese  Frage  wird 
durch  eine  gründlichere  Kenntniss  dieser  interessanten  Fa- 
milie, welche  wahrscheinlich  eine  grosse  Zahl  noch  unent- 
deckter  Arten  enthält,  erledigt  werden.  Die  grossen  Abwei- 
chungen des  thierischen  und  pflanzlichen  Lebens  in  Califor- 
nien  fordern  eine  ruhige  und  tiefgehende  Forschung,  bevor 
wir  zu  einem  definitiven  Abschluss  über  die  Charaktere  der 
neuen  Fische  kommen.  Bei  meiner  gegenwärtigen  Beschrei- 
bung stelle  ich  daher  diese  Fische  provisorisch  in  die  Familie 
der  Labroiden  '"*). 

Gattung  Holconotus  *^*>. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse;  Körper  subcomprimirt,  ge- 
wölbt; Lippen  dick.  Mund  vorstreckbar;  Wangen  und  Kie- 
mendeckel mit  Schuppen  bedeckt,  der  letztere  mit  einer  dün- 
nen Membran  am  Rande.  Zähne  konisch,  in  geringer  Zahl, 
in  einer  Reihe  in  beiden  Kiefern.  Fünf  Strahlen  in  der  Kie- 
menhaut. Die  Rückenflosse  beginnt  hinter  den  Brustflossen; 
Seitenlinie  fast  parallel.  Die  Stachelstrahlen  der  Rückenflosse 
legen  sich  in  eine  Grube,  die  tief  genug  ist,  um  sie  zu  ver- 
bergen. Ein  schmaler,  nackter  Raum ,  zwei  Schuppen  unter 
der  Basis  des  mittleren  und  hinteren Theiles  der  Rückenflosse; 
die  Länge  dieses  Raumes  ist  nicht  constant  bei  derselben  Spe- 
cies,  aber  er  ist  bei  allen  Gattungen  dieser  Familie  vorhanden. 

t».i;iiji''i  ^Aiiii'Holconotus  Agassizi  Gibbons. 

Krümmung  des  Rückens  und  Bauches  gleichmässig;  ein 
schwacher  Einschnitt  an  der  Basis  des  Kopfes;  Kiefer  gleich; 
Rückenflosse  mit  9  bis  11  Stachelstrahlen,  deren  erster  etwa 


*)  Was  die  systematisctie  Stellung  dieser  Fische  betrifft,  so  ver- 
weise ich  auf  meine  Bemerkungen  hierüber  in  diesem  Archiv  IS54.  I. 
p.  163.  Herausgeber. 

**)  Muss  vielmehr  heissen  Embiotoca  Agass-  Herausgeber. 


Beschreibung  neuer  Fische  aus  der  Familie  Holconoti.         333 

1/4"  lang  ist;,  der  zweite  von  doppelter  oder  dreifacher  Länge 
des  ersten^,  die  übrigen  verlängern  sich  allmählich  bis  zum 
sechsten,  welcher  y^  Zoll  lang  ist;  die  übrigen  sind  von  glei- 
cher Länge;  der  weiche  Theil  ist  am  Anfange  etwa  doppelt 
so  hoch,  und  nimmt  regelmässig  bis  zu  seinem  Ende  zu.  Der 
erste  Strahl  der  Brust-  und  Bauchflossen  ist  stachlig:;  der 
der  ersteren  sehr  kurz;  die  drei  ersten  Strahlen  der  After- 
flosse kurz  und  stachlig.  Ein  schuppenfreier  Raum  erstreckt 
sich  von  der  Basis  der  Bauchflossen  jederseits  bis  zur  Basis 
der  Afterflosse;  die  Schuppen,  welche  den  Rand  dieses  Rau- 
mes bilden  ,  sind  gefaltet;  im  nicht  trächtigen  Zustande  be- 
rühren sich  die  gegenüberliegenden  Ränder  dieses  Raumes. 
Augen  von  mittlerer  Grösse,  und  verschieden  an  Farbe,  weiss, 
braun  und  gelb;  der  obere  vordere  Rand  der  Pupille  platt; 
Naslöcher  doppelt;  Schädel  bis  zu  den  Naslöchern  herab  mit 
Schleimgängen  bedeckt;  ein  ausgedehnter  Fleck  von  Gängen 
zwischen  den  Nasenlöchern  und  den  Mundwinkeln. 

Kopf  durchscheinend  grau,  dunkelbraun  oder  schwarz; 
Rücken  aschfarbig,  dunkel  braun  und  olivenfarbig,  mit  me- 
tallischem Glanz;  Seiten  kupferbraun,  in  der  Gegend  der 
Bauchflossen  in  schön  irisirende  und  Fleischfarbe,  oder  Ro- 
senroth übergehend.  24  bis  26  Längsstreifen  unten  silber- 
weiss  oder  fleischfarbig,  und  nach  oben  in  gelb  oder  grün- 
lichgelb übergehend.  Ueber  der  Seitenlinie  sind  diese  Strei- 
fen fast  parallel  dem  Rücken  ,  aber  unten  sind  sie  fast  ge- 
rade und  parallel.  Flossen  und  Schwanz  unregelmässig  mit 
braun,  schwarz,  olivenfarbig  oder  gelb  gezeichnet.  Ultrama- 
rinblau um  den  Deckel,  unter  dem  Auge  und  an  den  Mund- 
winkeln. 

Die  Schuppen  an  der  Brust  und  längs  der  Basis  der 
Flossen  kleiner  als  anderswo.  Ganze  Länge  15  Zoll,  Höhe 
6  Zoll;  Gewicht  1  bis  3  Pfund. 

D.  35;  P.  21;  V.  6;  A.  36;  C.  20. 

Holconotus  Gibbonsi  Calif.  Acad.  of  N.  S. 

Lippen  dicker ;  Körper  weniger  gewölbt  als  bei  der  vo- 
rigen Art,  Rücken  mit  einer  scharfen  Kante  vor  der  Flosse; 
Krümmung  des  Bauches  bis  zur  Afterflosse  schwach,  daselbst 
macht   sie   eine  Wendung  im  WinHel  von  60°;  so    dass  dio 


334  tloHörlol  Gibbons: 

Strahlen  der  Afterflosse  horizontal  zu  liegen  kommen.  Schwanz 
aufwärts  gekrümmt,  bei  vorschreilendem  Alter  verschwindet 
jedoch  diese  Krümmung  fast  ganz.  Seitenlinie  fast  parallel. 
Augen  von  mittlerer  Grösse,  unterer  Augenrand  in  einer  Li- 
nie mit  der  Oberlippe.     Iris  silberfarbig,  weiss  und  braun. 

Rücken  dunkel,  mit  metallischen  Farben.  Kopf  dunkel- 
braun oder  durchscheinend  grau.  Ein  ultramarinblaues  Band 
umgiebt  fast  ganz  das  Auge  und  geht  nach  vorn  unter  die 
Nasenlöcher,  wo  es  sich  nach  oben  zu  dem  Mundwinkel  und 
der  Oberlippe  krümmt.  Dieselbe  Farbe  unh  die  Ränder  des 
Opcrculnms  und  Praeoperculums.  Etwa  24 Längsstreifen  von 
ähnlicher  Farbe  wie  bei  der  vorigen  Art,  doch  längs  den 
Seilen  mehr  rosenfarbig.  Eine  röthlich  braune  Binde  er- 
streckt sich  längs  der  Rücken-^  und  Afterflosse;  Schwanz  mit 
derselben  Farbe  gefleckt;  blaue  und  orangefarbige  Binden 
quer  über  die  Bauchflossen;  11  oder  12  undeutliche  rothe 
Querbinden  am  Körper.  Schwanzflosse  gabelig,  Schwanz  an 
der  Basis  der  Flosse  höher. 

Ganze  Länge  11  Zoll;  Höhe  4  Zoll;  Gewicht  1  Pfund. 

D.  35;  P.  22;  V.  6;  A.  36;  C.  20. 

Holconotus  fuliginosus  Gibbons. 

Kopf  gelblichbraun,  durchscheinend  grau  oder  fast  schwarz; 
dunkelbraun  oder  schwarz  längs  dem  Oberkiefer.  Augen 
ziemlich  gross,  Jris  siiberweiss,  gelb  und  purpurbraun.  Lip- 
pen ganz  fleischig,  citronenfarbig,  das  Gelb  dehnt  sich  unter 
die  Kiefer  aus;  etwa  24  parallele  Streifen,  etwas  dunkel.  Schup- 
pen längs  der  Basis  der  Flossen  und  in  dem  Raum  vor  den 
Bauchflossen  und  Brustflossen  kleiner.  Die  freie  Oberfläche 
6':  Schuppen  am  Rücken  dunkelbraun;  die  Winkel  zwischen 
ihren  Rändern  blau,  beide  Farben  werden  an  den  Seiten 
herab  allmählich  heller.  Hinterende  der  Rücken-  und  After- 
flosse abgerundet,  dunkle  Binde  über  die  Schwanzflosse  und 
längs  After-  und  Bauchflossen;  Afterflosse  blau  und  braun 
gebändert. 

Ganze  Länge  13  bis  15  Zoll;  Höhe  mit  Einschluss  der 
Rückenflosse,  Syj  Zoll;  Gewicht  2  bis  3  Pfund. 

P.  30;  P.  21;  V.  6;  A.  29;  C.  20. 


Beschreibung  neuer  Fische  aus  der  Familie  Holconoli.        333 
Gatt.  Cymatog-aster  Gibbons. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse;  Mund  vorstreckbar;  Lippen 
verdickt;  Wangen  und  Deckel  mit  Schuppen  bedeckt,  weiche 
Haut  rund  um  die  Ränder;  Körper  länglich,  eiförmig,  sub- 
comprimirt,  regelmässig  gewölbt,  Rücken-  und  Bauchlinie 
gleichförmig.  Zähne  klein,  konisch,  drei  Reihen  im  Ober- 
kiefer, eine  im  Unterkiefer:  im  letzteren  reichen  sie  bis  zum 
Mundwinkel.  Fünf  Strahlen  in  der  Kiemenhaut;  Brustflossen 
vor  der  Rückenflosse;  Seilenlinie  parallel;  Schuppen  von  mitt- 
lerer Grösse.  Nasenlöcher  doppelt,  das  vordere  durch  eine 
Klappe  geschlossen. 

Cymat ogaster  Larkinsii  Gibbons. 

Der  untere  Rand  des  Auges  in  einer  Linie  mit  der  Ober- 
lippe; Augen  von  mittlerer  Grösse;  Unterkiefer  ein  wenig 
länger;  Rückenflosse  mit  neun  Stachelstrahlen;  der  erste  kurz, 
der  zweite,  dritte  und  vierte  doppelt  so  lang,  etwa  IV4  Zoll 
über  den  Schuppen;  von  da  nimmt  die  Flosse  allmählich  an 
Höhe  ab  bis  zu  ihrem  Ende.  Brustflossen  lang  und  spitz, 
erster  Strahl  kurz  und  dornig;  Afterflosse  mit  drei  kurzen 
Stachelsirahlen ;  die  hintere  Hälfte  in  einer  Grube  wie  die 
Rückenflosse.  Schuppen  oben  am  Kopf  und  längs  der  Basis 
der  Flossen  kleiner,  die  an  der  Basis  des  vorderen  Theiles 
der  Afterflosse  sehr  klein;  die  schuppenfreie  Stelle  reicht 
von  der  Basis  der  Bauchflossen  bis  zur  Schwanzflosse. 

Kopf  weiss,  grau  oder  braun  gescheckt;  Rücken  braun 
und  grau;  Seiten  und  Bauch  silberweiss;  6  bis  8  unvollstän- 
dige gelbliche  Querbinden  über  den  Körper.  Dunkle  Farbe 
län^s  dem  Rücken. 

Ganze  Länge  15  Zoll;  Höhe  d)'^  Zoll;  Gewicht  3 — 4 
Pfund. 

D.  36;  P.  22;  V.  6;  A.  32;  C.  22. 

Cymatogaster  pulchellus  Gibbons. 

Die  Linie  von  der  Oberlippe  geht  durch  die  Mitte  des 
Auges;  Lippen  dünn;  zwei  grosse  Schuppen  vor  den  Augen; 
die  Rückenflosse  beginnt  hinter  den  Rückenflossen  und  über 
den  Bauchflossen  j   die  ersten  drei  Stacheln  der  Rückenflosse 


336;        .•Oon<)r»!<>H  ^ilw.         Gibbons:  üotibg-ia 

kurz;  der  zweite  und  dritte  doppelt  so  lang;  der  vierte 
dreimal  so  lang  wie  der  dritte;  der  fünfte  der  längste,  F/s 
Zoll,  von  der  Rückengrube  gemessen  ;  von  hier  nimmt  die 
Höhe  der  Flosse  regelmässig  bis  zu  ihrem  Ende  ab,  so  dass 
der  letzte  Strahl  etwa  y,  Zoll  hoch  ist;  die  ersten  drei  Strah- 
len der  Afterflosse  stachlig  ,  der  Umriss  der  Flosse  etwas 
wellig;  etwa  68  Schuppen  längs  der  Seitenlinie;  etwa  28 
schmale  silberne  Längsbinden  ,  Schleimgänge  unregelmässig 
über  den  Kopf  zerstreut. 

Kopf  braun  und  durchscheinend  grau;  Rücken  über  der 
Seitenlinie  bleifarbig;  Rand  der  Rückenflossenhaut  schwarz; 
Schuppen  längs  der  Basis  der  Flossen  kleiner  als  anderswo, 
die  längs  dem  vorderen  Theil  der  Afterflosse  sehr  klein. 

Ganze  Länge  14  Zoll;  Gewicht  2  bis  3  Pfund. 

D.  35;  P.  26;  V.  6;  A.  32;  C.  20. 

Cymatogaster  ellipticus  Gibbons. 

Nahe  verwandt  mit  C.  Larkinsii;  Körper  comprimirt, 
heller  und  mehr  silberglänzend,  Querbinden  dunkler,  mit 
einer  Linie  von  dunklen  flecken  längs  der  Rückenflosse;  Rand 
der  Afterflosse  schwarz  getüpfelt. 

Ganze  Länge  9  Zoll;   Höhe  4  Zoll;   Gewicht  1/2  Pfu^^d. 

Gatt.  Hysterocarpus  Gibbons. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse;  Mund  vorslreckbar ;  Lippen 
massig  dick;  Körper  eiförmig,  comprimirt ,  gewölbt;  Wan- 
gen und  Kiemendeckel  mit  Schuppen  bedeckt,  um  die  Rän- 
der häutig.  Zähne  konisch,  in  einfacher  Reihe,  sich  nicht 
auf  die  Seiten  der  Kiefer  erstreckend.  Fünf  Strahlen  in  der 
Kiemenhaut.  Brustflossen  unter  der  Rückenflosse.  Darmka- 
nal kurz,  mit  zwei  Windungen.  Schuppen  gross,  leicht  ab- 
fallend.    Seitenlinie  fast  parallel  mit  dem  Rücken. 

Hysterocarpus  Traskii  Gibbons. 

Radius  der  Krümmung  längs  der  vorderen  Hälfte  des 
Rückens  am  kleinsten.  Gesichtslinie  etwa  45  Grad  ;  Profil 
längs  den  Interparietal-  und  Stirnbeinen  schwach  eingebogen. 
Unterkiefer  länger.     Augen  ziemlich  gross  und  nahe  der  Ge- 


Beschreibung  neuer  Fische  aus  der  Familie  Holconoti.  3i37 

Sichtslinie.  Die  Rückenflosse  hat  17  kräftige,  gekrümmte  Sta- 
cheln :  der  erle  kurz,  die  folgenden  bis  zum  sechsten  läng- 
sten allmählich  länger  werdend.  Die  Stacheln  liegen  in  einer 
Grube,  aber  nur  die  beiden  ersten  sind  darin  verborgen,  die 
übrigen  stehen  etwa  V4  Zoll  daraus  hervor,  und  legen  sich 
alternirend  neben  einander,  so  dass  sie  eine  doppelle  Reihe 
bilden.  Brustflossen  fast  viereckig,  am  unteren  Rande  abge- 
rundet, der  erste  Strahl  kurz  und  fast  stachlig.  Der  erste 
Strahl  der  ßauchflossen  kürzer  als  die  übrigen,  stachlig  und 
gekrümmt.  Die  drei  Stacheln  der  Afterflosse  kurz,  dick  und 
gekrümmt,  der  miltlere  der  längste.  Die  Schuppen  oben  am 
Rücken,  an  den  Deckeln,  an  der  Basis  der  Schwanzflosse, 
der  Afterflosse  und  der  Bauchflossen,  sowie  in  dem  Raum 
der  vorn  von  den  Bauch-  und  Brustflossen  begrenzt  wird, 
kleiner. 

Der  Rücken  variirt  zwischen  Aschfarbe  und  Braun. 
Unregelmässige  schwarze  Flecke  nähern  sich  einigermassen 
zu  Binden  an  den  Seiten.  Bauch  citrongelb,  an  den  Seiten 
heller  werdend  und  in  die  Aschfarbe  übergehend.  Seiten  zu- 
weilen schwarz  punktirt ,  dunkle  und  gelbe  Flecke  an  den 
Flossen. 

Ganze  Länge  6'/.  Zoll;  Höhe  3  Zofl;  Gewicht  2  Unzen. 

D.  28;  P.  18;  V.  6;  A.  23;  C.  22. 

Var.  A.  Gesichtslinie  nicht  so  winklig  wie  bei  den  an- 
deren, Kopf  niedriger,  geringere  Krümmung  des  Rückens  und 
keine  schwarze  Binden. 

Die  Anatomie  ist  ähnlich  den  anderen  Arten  dieser  Fa- 
milie, nur  dass  der  Uterus,  anstatt  am  vorderen  Ende  zwei- 
theilig zu  sein,  eiförmig  ist,  und  nur  ein  einziges  System  von 
Uterin-Blutgefässen  hat. 

Die  Exemplare,  nach  denen  ich  diese  Beschreibung  ent- 
worfen habe,  sind  mir  von  meinem  Freunde  Dr.  J.  B.  Trask 
mitgetheilt ,  der  sie  durch  die  Güte  des  Flerrn  Morris  aus 
den  Süsswasser-Lagunen  des  Sacramentoflusses  und  aus  dem 
Flusse  selbst  erhielt,  wo  sie  so  weit  hinauf  vorkommen,  wie 
die  Fischer  bis  jetzt  gekommen  sind. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg.  1.  Bd.  22 


338  Gibbons: 

Gatt.  Hyperprosodon  Gibbons. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse;  Körper  comprimirt ,  oval; 
Mund  vorstreckbar;  Lippen  (iünn;  Wangen,  Kiemendeckel  und 
Vorderdeckel  schuppig- ,  mit  häutigen  Rändern.  Zähne  ko- 
nisch in  einfacher  Reihe,  sich  rund  um  den  Unterkiefer  er- 
streckend und  etwa  bis  auf  die  Hälfte  des  Oberkiefers;  sechs 
Strahlen  in  der  Kiemenhaut;  die  Rückenflosse  beginnt  hinter 
den  Brust-  und  Bauchflossen;  Schuppen  von  mittlerer  Grösse; 
Seitenlinie  fast  parallel  dem  Rücken.  Darmkanal  kurz ;  Au- 
gen sehr  gross ,  Iris  weiss ,  mit  einem  braunen  Halbmond 
darüber. 

Hy perprosodon  arg enteus  Gibbons. 

Rücken  regelmässig  gewölbt,  mit  einer  schwachen  Ein- 
biegung längs  dem  Stirnbein  ;  Krümmung  des  Bauches  grös- 
ser als  die  des  Rückens;  Oberlippe  in  einer  Linie  mit  dem 
oberen  Rande  des  Auges;  Seiten  des  Oberkiefers  fast  verti- 
cal;  Unterkiefer  länger;  die  Rückenflosse  hat  8  bis  9  Sta- 
chelstrahlen, der  erste  kurz,  der  zweite,  drille  und  vierte 
doppelt  so  lang,  der  sechste  Strahl  der  längste;  Rückengrubc 
längs  den  weichen  Strahlen  obsolet;  Brustflossen  keilförmig; 
der  erste  Strahl  kurz  und  stachlig;  drei  Stacheln  in  der  Af- 
terflosse; ein  y^  Zoll  breiter  schuppenfreier  Raum  erstreckt 
sich  von  der  Basis  der  Bauchflossen  um  die  Geschlechtsöfl"- 
nung;  Nasenlöcher  doppelt,  das  vordere  durch  eine  Klappe 
geschlossen;  zwei  oder  drei  Reihen  sehr  kleiner  Schuppen 
längs  der  Basis  des  vorderen  Dritllheils  der  Afterflosse;  die 
Schuppen  über  der  Seitenlinie  und  um  die  Flossen  kleiner 
als  anderswo. 

Kopf  aschfarbig  und  dunkelbraun;  Rücken  hellbraun  mit 
blauem  Melallglanz,  unter  der  Seitenlinie  silberweiss;  22  bis 
24  silberweisse  Längsstreifen;  Aussenrand  der  Rückenflos- 
senmembran, der  Schwanz-  und  Bauchflossen  dunkel  punk- 
tirt,  die  Spitzen  der  Bauchflossen  schwarz. 

Ganze  Länge  9  Zoll;  Höhe  V/n  Zoll;  Gewicht  ein  hal- 
bes Pfund. 

D.  35^  P.  26  bis  28;  V.  6;  A.  36  bis  40;  C.  22. 


Beschreibung  neuer  Fische  aus  der  Familie  Holconoli.        339 

Hyperprosodoti  arcuatus  Gibbons. 

Krümmung-  des  Rückens  grösser,  die  des  Bauches  ge- 
ringer als  bei  H.  argenlcus.  Mund  niedriger  in  Beziehung- 
zu  den  Augen.  Kopf  kürzer ,  Augen  kleiner  ,  Rückengrube 
länger.     Etwa  von  derselben  Grösse,  wie  der  vorige. 

Gatt.  Micrometrus  Gibbons. 

Kopf  von  minierer  Grösse,  Körper  eiförmig,  comprimirl; 
Mund  vorstrockbar;  Lippen  dünn;  Wangen  und  Deckel  schup- 
pig; Zähne  konisch,  in  doppeller  Reihe  in  jedem  Kiefer,  die 
innere  Reihe  mit  vier  bis  sechs  Zähnen;  5  StrHhlen  in  der 
Kiemenhaut;  Rückenflosse  beginnt  hinter  den  Brustflossen 
und  etwa  gegenüber  den  Bauchflossen;  Schuppen  ziemlich 
gross;  Darmkanal  sechs  bis  zehn  Zoll  lang;  Augen  von  mitt- 
lerer Grösse;  Schwanzflosse  gabiig. 

Micrometrus  aggr egatus  Gibbons. 

Ctjmalogaster  aggregatus  Gibbons  Proc.    Philadelphia  VII.   p.  106. 

Rücken  schwach  gewölbt;  Seitenlinie  nicht  parallel  mit 
der  Rückenlinie;  Bauch  stärker  gekrümmt  als  der  Rücken; 
Raum  hinter  den  Bauchflossen  mit  Schuppen  bedeckt. 

Kopf  aschfarbig;  Körper  mit  8  oder  9  Längsreihen 
schwarzer  Flecke,  die  unter  der  Seitenlinie  beginnen  und 
unter  dem  Ende  der  Rückenflosse  verschwinden,  und  welche 
von  drei  oder  vier  citronfarbigen  senkrechten  Binden  un- 
terbrochen werden  ;  Rücken  dunkelbraun  mit  blauem  Metall- 
glanz; Bauch  und  Schwanz  silberweiss. 

Ganze  Länge  5  Zoll ;  Höhe  mit  Einschluss  der  Rücken- 
flosse 2 Vi,  Zoll;  Gewicht  2  Unzen. 

D.  21;  P.  20  bis  24;  V.  6;  A.  16;  C.  20. 

Micrometrus  minimus  Gibbons. 

Cymatogaster  minimus  Gibbons  Proc.   Philadelphia  VII.   p.  106. 

Rücken  mehr  gekrümint  als  beim  Vorigen;  Rücken  braun 
mit  melitllischem  blauen  Glänze;  Seiten  schwarz  punklirt  mit 
citronfarbigen  Flecken  längs  der  Mitte;  ein  ausgebreiteter 
dunkelbrauner   oder  schwarzer  Fleck  am  Ende  der  Stachel- 


340  Gibbons:  <  mwdiovhvjH 

strahlen;  die  Membran  der  Rücken-,  Schwanz-  und  After- 
flosse schwarz  punktirt ,  Bauchflossen  an  der  Basis  gelb , 
schwarz  getüpfelt;  ein  schwarzer  Fleck  unter  den  Brustflos- 
sen. Von  derselben  Grösse  wie  der  vorige.  '"'  *''^*'''* 
Var.  A.  Mit  grösseren  Schuppen  und  von  hellerer  FarbeJ 
ganze  Länge  6  Zoll;  Höhe  3'/^  Zoll. 

Galt,  iriytiloiiliag-uü  Gibbons. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse;  Mund  wenig  vorstreckbar; 
Lippen  verdickt;  Wangen  und  Deckel  mit  Schuppen. bedeckt, 
mit  einer  weichen  Membran  um  die  Ränder  ;  Körper  länglich 
eiförmig,  subcomprimirt ,  gewölbt;  Rücken  etwas  verflacht; 
Zähne  konisch,  eine  doppelte  Reihe  in  jedem  Kiefer,  die  des 
Unterkiefers  bis  zum  Mundwinkel  reichend;  sechs  Strahlen  in 
der  Kiemenhaut,  Brustflossen  vor  der  Rückenflosse.  Seiten- 
linie fast  parallel  mit  dem  Rücken;  Schuppen  gross. 

Mytilophagus  fasciatus  Gibbons. 

Krümmung  des  Bauches  grösser  als  die  des  Rückens; 
Augen  ziemlich  gross,  etwa  y^  Zoll  über  der  Linie  der  Ober- 
lippe; Unterkiefer  ein  wenig  länger;  Rückenflosse  mit  10 
Stacheln,  der  erste  kurz,  die  folgenden  allmählich  an  Länge 
zunehmend  bis  zum  sechsten,  längsten,  der  etwa  Vs  Zoll  lang 
ist;  die  gegliederten  Strahlen  an  ihrem  Anfange  höher  als 
die  Stacheln.  Die  Rückengrube  reicht  bis  zum  Ende  der  Flosse; 
Brustflossen  lang  und  spitz,  der  erste  Strahl  kurz  und  stach- 
lig; Afterflosse  mit  drei  kurzen  Stacheln,  die  hintere  Hälfte 
in  einer  Grube  wie  die  Rückenflosse;  Schuppen  vor  den 
Bauchflossen  und  längs  der  Basis  der  After-  und  Schwanz- 
flossekleiner; der  schuppenlose  Raum  erstreckt  sich  von  der 
Basis  der  Brustflossen  um  die  Geschlechtsöff'nung  etwa  '/j 
Zoll  breit. 

Kopf  hell  aschfarbig  oder  braun  scheckig;  Bauch  silber- 
weiss;  acht  oder  zehn  hellbraune  Querbinden  über  die  Sei- 
ten; Rückenflosse  mit  dunklen  Flecken;  dunkle  Binden  über 
den  Schwanz  und  längs  der  Afterflosse. 

Länge  15  Zoll;  Höhe  6  Zoll;  Gewicht  3  Pfund. 

D.  34;  P.  24;  V.  6;  A.  30;  G.  23.  ,'. 


Beschreibung  neuer  Fische  aus  der  Familie  Holconoti.         341 
Gatt.  Pacliylabrus  Gibbons. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse,  ein  Viertel  der  ganzen  Länge 
des  Körpers;  Mund  sehr  vorslreckbar;  Lippen  sehr  dick; 
Wangen  und  Deckel  mit  Schuppen  bedeckt,  letzterer  an  den 
Rändern  häulig;  wenige  konische  Zähne  in  einer  Reihe  in 
den  Kiefern;  sechs  Strahlen  in  der  Kiemenhaut;  Nasenlöcher 
gross,  doppelt,  das  vordere  durch  eine  Klappe  geschlossen; 
die  Rückenflosse  beginnt  hinter  den  Brustflossen ,  gegenüber 
den  Bauchflossen;  Schuppen  von  mitllerer  Grösse;  Seiten- 
linie fast  parallel. 

Fachylahrii  s  v  ar  iegatus  Gibbons. 

Körper  subcomprimirt;  Kückenlinie  etwas  niedergedrückt 
längs  dem  Slacheltheil  der  Flosse ;  Krümmung  des  Bauches 
regelmässig;  Kopf  mit  Schleimgängen  bedeckt;  sechs  Reihen 
kleiner,  semiconcentrischer  Schuppen  an  den  Wangen;  die 
obere  Reihe  beginnt  an  dem  oberen  Winkel  des  Vorderdek- 
kels  und  endigt  an  dem  Winkel  des  Kiefers;  Kopf  nackt  über 
dieser  Grenze;  Augen  gross,  mit  einer  Nickhaul  versehen; 
Iris  weiss;  Schwanz  lang  und  dick,  erweitert  an  der  Basis 
der  Schwanzflosse;  Rückenflosse  mit  10  Slachelstrahlen,  der 
erste  kurz,  der  zweite  doppelt  so  lang,  der  dritte,  vierte  und 
fünfte  noch  länger  ,  die  übrigen  etwa  einen  Zoll  lang;  die 
gegliederten  Strahlen  an  ihrem  Anfange  1%  Zoll  lang,  an 
ihrem  abgerundeten  Ende  ^/^  Zoll.  Brustflossen  fast  viereckig, 
der  erste  Strahl  kurz  und  stachlig ;  die  drei  Stachelstrahlen 
der  Afterflosse  kurz. 

Etwa  30  schmale,  silberfarbige  Längslinien;  Schuppen 
sehr  klein  um  die  Basis  der  Schwanz-  und  Afterflosse.  Etwa 
88  Schuppen  in  der  Seilenlinic;  Lippen  fleischfarbig;  Kopf 
durchscheinend  grau  und  dunkelbraun  ;  Rücken  bleifarbig  mit 
metallischem  Glanz;  an  den  Seilen  ist  die  Farbe  heller. 

Ganze  Länge  14  Zoll;  Höhe  6  Zoll;  Gewicht  ly^ Pfund. 

D.  34;  P.  23;  V.  6 ;  A.  33;  C.  20. 


•  iiitititii^ff^ä 


Uebep  die  lebcndig^  gebärenden  Fische  an 
der  IVestliüste  von  Hordaincrika. 

Von 

Cliarles    Cwirard* 

(Proceedings  of  Ihe  Academy  of  nat.  sc.  of  Philadelphia 
April  1855.) 

üeberselzt 

vom 

Herausg^eber* 


Die  Beobachtungen,  welche  ich  über  den  Geschlechtsappa- 
ral  des  Weibchens  angestellt  habe,  haben  mich  belehrt,  dass  eine 
Ovarial-Scheide  oder  ein  Sack  vorhanden  ist,  welcher  wäh- 
rend der  frühen  Periode  der  Trächligkeit  eine  längliche  und 
fast  cylindrische  Röhre  darstellt ,  und  die  eigentlichen  Ova- 
rien, zwei  an  der  Zahl,  enthält.  Jedes  Ovarium  besteht  aus 
zwei,  drei  oder  mehr  Gefässhäuten ,  die  mit  ihrem  oberen 
Rande  an  die  obere  Wand  der  Scheide  angeheftet  sind,  und 
eine  ,  zwei  oder  mehrere  Taschen  (je  nach  der  Zahl  dieser 
Häute),  von  derselben  Länge  wie  die  Scheide  selbst,  bilden. 
Sie  sind  unten  offen,  obgleich  nicht  in  unmittelbarer  Verbin- 
dung mit  einander  ,  da  die  Häute  lose  bis  auf  die  untere 
Wand  der  Scheide  herabhängen. 

Die  Eier  werden  in  dem  Gewebe  der  Ovarial-Häute  selbst 
gebildet,  ich  habe  die  Ovarien  von  Ennichthys  Heermanni 
untersucht,  als  die  Scheide,  in  welcher  sie  enthalten  waren, 
nicht  grösser  war  ,  als  ein  gewöhnlicher  Federkiel.  Zahl- 
reiche Eier  konnte  man  in  einem  sehr  unreifen  Zustande  be- 


Girard:  üeber  die  lebendig  gebärenden  Fische  Nordaraerika's.     343 

merken;  sie  erschienen  dem  blossen  Auge  wie  kleine  Punkte. 
Unter  dem  Mikroskop  zeigten  sie  deutliche  Spuren  des  Keim- 
bläschens, noch  von  einer  sehr  geringen  Menge  von  Dotter- 
substanz umgeben. 

Die  Scheide  und  die  Ovarien  nehmen  allmählich  in  dem 
Maasse  zu,  wie  zuerst  die  Eier  selbst ,  und  später  die  Em- 
bryonen wachsen.  Die  Scheide  ist  hauptsächlich  muskulös, 
während  die  Ovarial  -  Häute  ,  wie  schon  bemerkt  ,  Gefäss- 
häule  sind. 

Bei  der  Reife  fallen  die  Eier  entweder  in  den  Raum 
zwischen  den  Häuten  oder  Eierstockslaschen  ,  oder  bleiben 
auch  an  den  Ovarien  befestigt,  bis  die  Embryonen  aus  ihnen 
ausschlüpfen.  Ich  möchte  glauben ,  dass  sie  als  Eier  in  die 
Taschen  gleiten.  Jedenfalls  fand  ich  junge  Embryonen  lose 
in  den  Eierstockstaschen,  ohne  eine  Spur  der  Eihäute  in  dem 
Gewebe  der  Ovarien  als  corpora  lutea  oder  Grafische  Bläs- 
chen sehen  zu  können.  Wie  es  immer  sein  mag,  zahlreiche 
Eier  oder  Embryonen  finden  sich  in  einer  Tasche.  Die  Jun- 
gen bleiben  so  bei  einander,  bis  sie  eine  beträchtliche  Grösse 
erlangt  haben,  und  während  sie  den  Raum  vollständiger  er- 
füllen ,  dehnen  sich  die  sehr  dehnbaren  Eierstockshäute  in 
eine  Falte  zwischen  jedem  Embryo  aus.  So  scheint  jedes 
einzelne  Junge,  wenn  es  seitwärts  aus  dem  Eierstock  genom- 
men wird,  in  einer  besonderen  Höhle,  Tasche  oder  Schlauch 
des  Ovariums  eingeschlossen,  während  in  derThat  die  Häute 
ausgestreckt  oder  ausgedehnt  werden  können  ,  so  dass  die 
ganze  Brut  aus  jedem  Zusammenhange  mit  ihnen  gelöst  wird. 

Die  männlichen  Geschlechtsorgane  bestehen  aus  zwei 
Hoden,  einem  rechten  und  einem  linken,  völlig  unabhängig 
von  einander.  Jeder  von  ihnen  hat  seinen  besonderen  Aus- 
führungsgang ,  wodurch  er  seinen  Inhalt  in  eine  längliche 
Kloake  entleert,  in  welche  auch  die  Harnblase  ihren  Inhalt 
ergiesst.  Diese  Kloake  öffnet  sich  nach  aussen  mit  einer 
rundlichen  Oeffnung,  deren  Rand  etwas  hervorragt.  So  ist 
dieser  Apparat  in  seinem  allgemeinen  Bau  derselbe,  wie  bei 
den  übrigen  Knochenfischen.  Keine  Scheide  umschliesst  die 
beiden  Moden  ,  und  das  wirft  ein  Licht  auf  die  Morphologie 
der  Eierstöcke:  diese  sind  eigentlich  in  doppelter  Zahl  vor- 
handen, aber  so  eng  mit  einander  verbunden,  dass  sie  das 


344  Girard:  '  '    '^ 

Ansehn  eines  einzelnen  Organes  darbieten.  So  ist  die  all- 
gemeine Anordnung,  nicht  der  Bauplan,  dieser  Organe  der 
Forlpflanzungsweise  angepasst  —  eine  einzelne  Scheide  ist 
eine  einfachere  Anordnung,  als  zwei,  eine  für  jedes  Ovarium. 

Wie  der  mechanische  Act  der  Befruchtung  vor  sich 
gehe,  weiss  ich  aus  directen  Beobachtungen  nicht;  die  Eier 
selbst  müssen  innerhalb  der  Ovarialscheide  befruchtet  wer- 
den; eine  Begattung  irgend  einer  Art  ist  daher  erforderlich, 
und  es  ist  nicht  unwahrscheinlich  ,  dass  in  dieser  Periode 
die  Eier  aus  den  Eierstockshäulen  in  die  Taschen  herabfal- 
len, in  denen  sie  frei  bleiben. 

Die  Entwiclielung  der  Embryonen  findet  frühzeitig  statt. 
Nach  dem  Ausschlüpfen  aus  dem  Ei  haben  sie  einen  Abdo- 
minalsack, welcher  den  Dotterrest  enthält ,  und  welcher  in 
einer  Periode,  wo  Mund  und  Schlund  noch  nicht  gebildet  sind, 
allmählich  absorbirt  wird;  die  Flossen  sind  noch  nicht  vor- 
handen. Die  Gesichtsorgane  beginnen  mit  einer  Ablagerung 
einer  äusseren  Schicht  von  schwarzem  Pigment,  in  jeder  Be- 
ziehung denselben  Organen  bei  den  Wirbellosen  ähnlich.  In 
der  Periode,  wo  die  Flossen  sich  zu  entwickeln  beginnen,  ist 
der  Kopf  vorn  abgerundet  und  die  Mundspalte  ist  noch  nicht 
sichtbar.  Die  Schwanzflosse  hat  den  Vorsprung  vor  allen  an- 
deren Flossen ;  ihr  hinterer  Rand  ist  zuerst  lanzettförmig, 
dann  abgerundet,  mit  einer  Convexität ,  die  sich  allmählich 
bis  zu  einer  vollkommen  geraden  Linie  vermindert ,  wo 
dann  eine  allmähliche  Ausrandung  beginnt ,  und  von  einem 
schwachen  Halbmond  bis  zu  der  Gabelform  fortschreitet,  wel- 
che sie  im  erwachsenen  Zustande  annimmt.  Der  weiche  und 
gegliederte  Theil  der  Bücken-  und  Afterflosse  entwickelt  sich 
anfangs  zu  ausserordentlichen  Verhältnissen,  die  allmählich 
wieder  schwinden,  sobald  sie  frei  vom  elterlichen  Schulz  sind. 
Der  hintere  Theil  dieser  Flossen  ist  besonders  als  länger 
und  höher  zu  erwähnen,  als  der  vordere  Theil  (umgekehrt 
wie  bei  den  Erwachsenen)  ,  er  dehnt  sich  gewöhnlich  bis 
über  die  Basis  der  Schwanzflosse  aus,  und  dieser  Charakter 
kommt  daher  nicht  ausschliesslich  dem  Genus  Rhacochilus 
zu.  Der  stachlige  Theil  derselben  Flossen  entwickelt  sich 
dagegen  nur  langsam  und  allmählich,  und  erreicht  seine  volle 
Grösse  erst  spät.     Die  Bauch-  und  Brustflossen  entwickeln 


üeber  die  lebendig  gebärenden  Fische  Kordamerika's.         345 

sich  gleichfalls  langsam.     Die  Schuppen  sind  vollständig  ent- 
wickelt, bevor  das  Junge  den  Eierstock  verlässt. 

Gatt.  Embiotoca  Agass. 
Silliman    Amer.   Journ.    of   Sc.  XVI.  1853.  p.  386.   (Dies   Archiv 
1854.  p.  157)  und  XVII.  p.366.  (Dies  Archiv   1855.  p.31). 

Kopf  massig;  Mund  klein;  Oberkiefer  ein  wenig  länger. 
Lippen  dick  und  fleischig ,  die  untere  durch  ein  Frenum  an 
die  Symphyse  des  Unterkiefers  angeheftet.  Zwischenkiefer 
vorstreckbar.  Zähne  in  beiden  Kiefern  kurz,  konisch,  stumpf, 
schwach  gekrümmt,  in  einer  Reihe.  Schlundknochenzähne 
pflasterarlig.  Der  stachlige  Theil  der  Rückenflosse  niedriger 
als  der  weiche;  die  grosseste  Difi^erenz  in  der  Höhe  der  bei- 
den findet  sich  an  ihrer  Berührungsstelle.  Fünf  oder  sechs 
Strahlen  in  der  Kiemenhaut.  Schuppen  mittelmässig;  die  Sei- 
tenlinie sehr  deutlich,  ununterbrochen  vom  Kopf  bis  zur 
Schwanzflosse  und  parallel  der  Rückenlinie.  Keine  Schuppen 
auf  den  Flossen. 

1.     Embiotoca  Jacksoni  Agass. 

Embioloca  Jacksoni  Agass.     Silliman    Amer.    Journ.   of  Sc.  XVI. 

1853.  p.  387  ;  Archiv  f.  Natnrgesch.  1854.  I.  p.  157. 
Embiotoca  Jacksoni  Agass.     Silliman   Amer.    Jouru.  XVII.   1854. 

p.366;  Archiv  f.  Naturgesch.   1855.  I.  p.  32. 
Embioloca  Jacksoni  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc.  Philadelphia  VII. 

1854.  p.  151. 

Körpergestalt  subelliptisch.  Afterflosse  breit  abgerun- 
det an  ihrem  äusseren  Rande;  Anfang  derselben  gegenüber 
dem  sechsten  oder  siebenten  gegliederten  Strahl  der  Rücken^ 
flösse.  Die  Spitzen  der  Brusiflossen  reichen  bis  unter  den 
drillen  gegliederten  Strahl  der  Rückenflosse.  Augen  eher 
klein  als  von  mittlerer  Grösse.  Die  Kiefer  endigen  vor  dem 
vorderen  Augenrande.  Slirngegend  über  den  Augen  schwach 
niedergedrückt.  Fünf  Strahlen  in  der  Kiemenhaut.  Etwa 
sechzig  Schuppen  in  der  Seitenlinie.  Weibchen  einförmig 
dunkel  purpurbraun;  Männchen  olivenbraun  mit  verbreiteten 
(diffused)  dunklen  Flecken  -"'). 

Fundort:  San  Francisco  in  Californien. 


*)   Die  Färbung  dieser  und  aller  folgenden  Arten  ist  nach  Exem- 
plareu  gegeben,  diu  lange  iu  Weingeist  gelegen  liatten. 


346  Girard: 

2.  Embio  toca  Cassidyi  Girard. 

Embiotoca  Cassidyi  Girard  Troc.  Acad.  nat.   sc.  Philadelphia  YIl. 
1854.  p.151. 

Korpergestalt  subellipsoidisch.  Slirngegend  über  den 
Augen  sehr  schwach  niedergedrückt.  Afterflosse  wellig  an 
ihreßi  äusseren  Rande;  ihr  Ursprung  Unter  dem  dritten  ge- 
gliederten Strahl  der  Rückenflosse.  Die  Spitzen  der  Brust- 
flossen reichen  bis  unter  den  letzten  Stachelstrahl  der  Rük- 
kenflosse.  Augen  über  mittlere  Grösse.  Die  Kiefer  erreichen 
den  vorderen  Rand  des  Auges  nicht.  Sechs  Strahlen  in  der 
Kiemenhaut.  Sieben  und  fünfzig  Schuppen  in  der  Seitenlinie. 
Purpurbraun  mit  etwa  zwölf  durchscheinenden  Binden  von 
dunklerer  Farbe. 

Fundort:  San  Diego  in  Californien. 

3.  Embiotoca  Webbi  Girard. 

Körpergestall  ellipsoidisch.  Stirngegend  subconcav;  Hin- 
terhaupt vorstehend.  Afterflosse  wellig  an  ihrem  äusseren 
Rande;  ihr  Ursprung  unter  dem  fünften  gegliederten  Strahl 
der  Rückenflosse.  Die  Spitzen  der  Brustflossen  reichen  bis 
unter  den  dritten  gegliederten  Strahl  der  Rückenflosse.  Au- 
gen über  mittlere  Grösse.  Die  Kiefer  reichen  bis  unter  den 
Vorderrand  der  Augen.  Fünf  Strahlen  der  Kiemenhaut  an 
der  rechten,  sechs  an  der  linken  Seite.  Vier  und  fünfzig 
Schuppen  an  der  Seitenlinie.  Olivenbraun  mit  undeutlichen 
Purpurflecken. 

Fundort:  San  Diego  in  Californien. 

4.  Embiotoca  lineata  Girard. 

Embiotoca  lineata  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc.  Philadelphia  YII. 
1854.  p.l34  und  151. 

Körper  länglich  subelliptisch.  Afterflosse  verlängert  mit 
fast  geradem  Aussenrande,  nach  hinten  an  Höhe  allmählich 
abnehmend;  ihr  Ursprung  unter  dem  sechsten  gegliederten 
Strahl  der  Rückenflosse.  Die  Spitzen  der  Brustflossen  rei- 
chen bis  unter  den  vorletzten  Stachel  der  Rückenflosse.  Au- 


üeber  die  lebendig  gebärenden  Fische  Nordamerika's.         347 

gen  von  mittlerer  Grösse.  Die  Kiefer  reichen  bis  unter  den 
Vorderrand  der  Augen.  Stirng-egend  über  den  Augen  schwach 
niedergedrückt.  Fünf  Strahlen  in  der  Kiemenhaut.  Zwei  und 
sechzig  Schuppen  in  der  Seitenlinie.  Grundfarbe  der  oberen 
Gegenden  dunkel  olivenfarbig  oder  röthlichbraun  :  unten  röth- 
lichgelb.  Die  Seiten  des  Bauches  mit  hellen  Längsslreifen 
an  dem  Vereinigungspunkt  der  Schuppenreihen.  Afterflosse 
tief  purpurfarbig  mit  einer  gelblichen  Binde  an  ihrem  Grunde. 
D.   10.   1.  24;  A.  3.  30. 

Fundort:  San  Francisco  in  Californlen. 

5.  Etnbiotoca  ornata  Girard. 

Embiotoca  lineata  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc,  Philadelphia  VII. 
1854.  p.151.  ! 

Körperform  subelliptisch.  Die  Kiefer  reichen  bis  hinter 
die  hinteren  Naslöcher.  Augen  von  mittler  Grösse.  Aeus- 
serer  Rand  der  Afterflosse  fast  gerade ;  ihr  Anfang  gegen- 
über dem  fünften  gegliederten  Strahl  der  Rückenflosse.  Die 
Spitzen  der  Brustflossen  reichen  bis  unter  den  zehnten  Sta- 
chel der  Rückenflosse.  Fünf  Sirahlen  in  der  Kiemenhaul. 
Etwa  vier  und  sechzig  Schuppen  in  der  Seitenlinie.  Färbung 
oben  dunkelbraun;  Seiten  und  Bauch  gelblich  golden,  mit 
purpurnen  Streifen  längs  der  Vereinigungslinie  zwischen  den 
Schuppenreihen.  Die  Schuppen  an  der  Brust  mit  einem  mitt- 
lem purpurnen  Fleck  versehen.  ««i) 

Fundort:  San  Diego  in  Californien. 

6.  Embiotoca  p  er  spicabilis  Girard. 

Körper  länglich  subelliptisch.  Stirngegend  sanft  ab- 
schüssig. Augen  von  mittler  Grösse.  Die  Kiefer  reichen 
nicht  ganz  bis  unter  den  vorderen  Rand  des  Auges.  After- 
flosse lang;  ihre  vorderen  ungetheillen  Strahlen  länger 'als 
die  übrigen  ,  und  ihr  Anfang  liegt  unter  dem  zwölften  ge- 
gliederten Strahl  der  Rückenflosse.  Die  Spitzen  der  Brust- 
flossen reichen  bis  unter  den  letzten  Stachel  der  Rückenflosse. 
Fünf  Strahlen  in  der  Kiemenhaut.  Drei  und  sechzig  Strah- 
len in  der  Seitenlinie.  Dunkel  purpurbraun  oben,  heller  un- 
ten. Die  Seiten  mit  heilen  schmalen  Längsstreifen  auf  dem 
Vereinigungspunkt  der  Schuppenreihen.    Rücken-,  Schwanz-, 


After-  und  ßauchflossen    röthlich   purpurfarbig;   Bruslflossen 
gelblich. 

Fundort:  Fort  Steilacoom,  Puget  Sound. 

Gatt,  llainaliclitliys  Girard. 

Kopf  wohl  entwickelt.  Augen  gross.  Mund  von  mitt- 
ler Grösse ;  Oberkiefer  beträchllich  über  den  Unterkiefer  vor- 
ragend. Zähne  in  geringer  Zahl,  kurz  und  subconisch  ,  in 
einer  Reihe.  Lippen  massig  dick;  die  untere  fest  an  die 
Symphyse  der  Kiefer  angeheftet.  Der  Kiemendeckel-Apparat 
sehr  stark  entwickelt  und  mit  grossen  Schuppen  bedeckt. 
Vorderer  Theil  der  weichen  Rückenflossenstrahlen  sehr  hoch. 
Schwanz  schlank;  Schwanzflosse  tief  gabiig.  Afterflosse  ver- 
längert; ihr  vorderer  Theil  der  tiefste.  Bauch-  und  Brust- 
flossen verhältnissmässig  gross. 

7.     Damalichthys  vacca  Girard. 

Männchen  mit  einem  birnförmigen  Sack  am  vorderen 
Drittel  der  Afterflosse  versehen.  Fünf  Kiemenstrahlen.  Grund- 
farbe graulich  olivenfarbig.  Schuppen  mit  einem  goldenen 
und  silbernen  metallischen  Reflex.     Flossen  einfarbig. 

Fundort:  Fort  Steilacoom,  Puget  Sound. 

Gatt.  Plianerodon  Girard. 
(Proc.  Acad.  nat.  sc.  Philadelphia  YII.  1854.  p.  153.) 

Kopf  ziemlich  klein.  Mund  klein;  Kiefern  gleich.  Lip- 
pen dünn;  Unterlippe  durch  ein  sehr  schmales  Frenum  an 
die  Symphyse  der  Kiefer  angewachsen.  Zwischenkiefer  sehr 
vorstreckbar.  Zähne  gross  und  subconisch,  in  einer  Reihe 
in  beiden  Kiefern.  Der  stachelige  Theil  der  Rückenflosse 
eben  so  hoch  wie  der  weiche.  Die  vorderen  gegliederten 
Strahlen  der  Afterflosse  ungetheilt,  vor  ihnen  drei  kürzere 
Slachelstrahlen.  Schuppen  wohl  entwickelt.  Seitenlinie  pa- 
rallel der  Rückenlinie.  Schuppen  am  Grunde  der  Schwanz- 
flossenstrahlen. Die  Rückengrube  erstreckt  sich  von  der 
Mitte  des  stachligen  Theiles  der  Rückenflosse  bis  zu  dem  letzten 
Drittel  des  weichen  Theiles.  Die  Scheide  wird  vorne  durch 
?wei,  hinten  durch  eine  Schuppenreihe  gebildet. 


üeber  die  lebendig  gebärenden  Fische  Nordamerika's.        349 

8.  Phanerodon  furcatus  G\Y?iY6. 

Phanerodon  furcatus  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc.  Philadelphia  VII. 
1854.  p.  153. 

Körperform  verlängert ,  hinten  etwas  zugespitzt ,  und 
sehr  stark  zusammengedrückt.  Die  Mundspalte  erstreckt  sich 
nicht  bis  zum  Vorderrande  des  Auges.  Augen  gross  und 
kreisrund.  Fünf  Strahlen  in  der  Kiemenhaut.  Schwanzflosse 
schlank  und  tief  gegabelt.  Etwa  drei  und  sechzig  Schuppen 
in  der  Seitenlinie.  Oben  gelblichbraun  ,  an  den  Seiten  hel- 
ler; unter  der  Kehle  weisslich.  Flossen  gelblich.  Rand  der 
Rücken-  und  Schwanzflosse  graulich.  Ein  verbreiteter  (diffu- 
sed)  seitlicher  Fleck  vor  dem  vorderen  Theil  der  Afterflosse. 
D.  10.  23 ;  A.  3.  33. 

Fundort:  Bay  von  San  Francisco  in  Californien. 

Gatt.  Alveona  Girard. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse;  Mund  sehr  klein;  Kiefer 
gleich.  Lippen  ziemlich  dünn,  die  untere  durch  ein  Frenum 
an  die  Symphyse  des  Kiefers  angeheftet.  Zwischenkiefer  vor- 
streckbar. Zähne  kräftig,  conisch,  in  einer  Reihe  in  beiden 
Kiefern.  Fünf  Strahlen  in  der  Kiemenhaut.  Der  stachlige 
Theil  der  Rückenflosse  höher  als  der  weiche;  die  Trennungs- 
linie zwischen  beiden  schwach  eingedrückt.  Die  geglieder- 
ten Strahlen  der  Afterflosse  alle  gelheilt,  drei  wohl  entwik- 
kelte  Stachelstrahlen  ,  die  Basis  dieser  Flosse  ziemlich  kurz. 
Schuppen  von  massiger  Grösse.  Seitenlinie  parallel  der  Rük- 
kenlinie.  Keine  Schuppen  auf  den  Flossen.  Die  Rückengrube 
erstreckt  sich  fast  auf  die  ganze  Flossenbasis.  Die  Scheide 
wird  von  zwei  Schuppenreihen  gebildet. 

9.  Abeona  Trowbridgii  Girard. 

Holconotus  Trowbridgii  Girard  Proc.  Acad.  nat.   sc.  Philadelphia 
VII.  1854.  p.  152. 

Körpergestalt  subelliptisch.  Kopf  subconisch;  Schnauze 
abgekürzt;  Mund  klein;  das  Ende  der  Kiefer  erreicht  den 
vorderen  Augenrand  nicht.  Augen  gross  und  kreisrund. 
Fünf  Strahlen  in  der  Kiemenhaut.    Ein  und  vierzig  Schuppen 


350  Girard: 

in  der  Seilenlinie.  Oben  olivenfarbig  oder  rölhlichbraun,  sil- 
berfarbig an  Seiten  und  Bauch.  Seilen  gefleckt,  Flossen 
gelblich  mit  Ausnahme  der  Afterflosse,  welche  purpurfarbig 
ist  und  am  vorderen  Theil  gefleckt.     D.  9.  13;  A.  3.  14. 

Fundort:  Nicht  genau  bekannt;  San  Francisco,  Monte- 
rey  oder  San  Diego  in  Californien. 

Gatt.  Holconotus  Agass. 

(Silliman   Amer.  Journ.   of  Sc.  XVII.  1854.  p.367;   Archiv   für 
Naturgesch.  1855.  I.  p.  34.) 

Kopf  wohl  entwickelt.  Mund  klein;  Kiefer  gleich;  Un- 
terkiefer bei  geöff'netem  Munde  schwach  vorstehend.  Lippen 
dünn,  die  untere  rundum  frei.  Zwischenkiefer  in  beträchtli- 
cher Ausdehnung  vorstreckbar.  Zähne  klein,  schlank,  sub- 
conisch,  schwach  gekrümmt,  in  doppeller  Reihe  im  Oberkie- 
fer, in  einfacher  Reihe  im  Unterkiefer.  Der  Stacheltheil  der 
Rückenflosse  höher  als  der  weiche.  Die  vorderen  geglie- 
derten Strahlen  der  Afterflosse  meist  alle  gelheilt,  vor  ihnen 
drei  kürzere  Dornen.  Schuppen  ziemlich  gross.  Seitenlinie 
parallel  der  Rückenlinie.  Keine  Schuppen  an  den  Flossen. 
Rückengrube  reicht  von  der  Mitte  des  stachligen  Theiles  der 
Rückenflosse  bis  unter  die  Mille  des  weichen  Theiles  dersel- 
ben. Die  Scheide  wird  nur  von  einer  deutlichen  nach  hin- 
ten abnehmenden  (lapering)  Schuppenreihe  gebildet. 

10.     Holconotus  rhodopterus  Agass. 

Holconohis  rkodoplerus  Agass.    Silliman  Amer.  Journ.  XII.  1854. 

p.  368;  Archiv  f.  Naturgesch.  1855.  I.  p.  34.  ;;jq»d')''i 

HolconoUis  rhodoplerus  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc.  Philadelphia 

VII.  1854.  p.  141.  152. 

Körpergestalt  verlängert,  weder  elliptisch  noch  spin- 
delförmig. Slirngegend  subconcav.  Kopf  subconisch  ;  Mund 
klein,  die  Kiefer  erreichen  nicht  ganz  den  vorderen  Augen- 
rand. Augen  ziemlich  gross  und  kreisrund.  Fünf  Strahlen 
in  der  Kiemenhaut.  Etwa  vier  und  vierzig  Schuppen  in  der 
Seitenlinie.  Oben  bläulichgrau  oder  olivenfarbig,  an  den 
Seilen  silberfarbig  oder  gelblich,  mit  rosenfarbigen  in  Längs- 
reihen gestellten  Flecken. 

Fundort:  von  Californien  bis  Oregon. 


Ueber  die  lebendig  gebärenden  Fisebe  Nordamerika'fl.       351 
Gatt.  Ennichtliys  Girard. 

Kopf  von  mittlerer  Grösse.  Mund  gross  und  schief; 
Unterkiefer  den  Oberkiefer  überrai^end.  Lippen  dünn ,  die 
untere  rundum  frei.  Zwischenkiefer  schwach  vorstreckbar. 
Zahne  klein,  schlank  und  conisch,  in  doppelter  Reihe  in  bei- 
den Kiefern.  Der  stachlige  Theil  der  Rückenflosse  höher 
als  der  weiche.  Die  vorderen  gegliederten  Strahlen  der  Af- 
terflosse getheilt  wie  die  übrigen;  vor  ihnen  drei  kleine 
niedrigere  Stacheln.  Schuppen  von  massiger  Entwickelung. 
Seitenlinie  parallel  der  Rückenlinie.  Schuppen  an  der  Basis 
der  Schwanz-  und  Afterflosse.  Rückengrube  ziemlich  kurz. 
Scheide  vorn  aus  drei  nach  hinten  abnehmenden  (lapering) 
Schuppenreihen  gebildet. 

11.  Ennichthys  megalops  Girard. 

Holconoius  megalops  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc.  Pliiladelphia  VII. 
1854.  p.  152. 

Körpergestalt  bucklig.  Rückenscheide  sehr  kurz.  Mund 
gross  und  schief.  Augen  sehr  gross,  kreisrund.  Vier  Schup- 
penreihen am  Praeoperculum.  Sechs  Strahlen  in  der  Kie- 
menliaut.  Fünf  und  achtzig  Schuppen  in  der  Seitenlinie. 
Oben  aschgrau  oder  graulichbraun;  Seiten  und  Bauch  malt- 
gelb  oder  weiss;  ein  ausgebreiteter  (diffused)  Fleck  am  vor- 
deren Drittel  der  Afterflosse.  Die  anderen  Flossen  gelblich  ; 
die  Spitzen  der  Brustflossen  schwärzlich  oder  tief  purpurfar- 
big.    D.  9.  27;  A.  3.  32. 

Fundort:  San  Francisco  in  Californien. 

12.  Ennichthys  Heermanni  Girard. 

Amphislichus  Heermanni  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc.  Philadelphia 
VII.  1854.  p.  135. 

Körpergcstalt  subelliptisch;  Schnauze  subconisch  ;  Mund 
massig;  die  Kiefer  reichen  bis  unter  die  Mille  des  Auges. 
Augen  von  mittlerer  Grösse.  Sechs  Strahlen  in  der  Kiemen- 
haut. Etwa  zwei  und  sechzig  Schuppen  in  der  Seilenlinie, 
Rücken  olivenfarbig;  Seiten  und  Bauch  silberig  und  .goldig; 
die  Seiten  mit  undeutlichen  Querstrichen  oder  Binden.  Flos- 
sen einfarbig,  gelblich  oder  graulich.     D.  10.  24;  A.  3.  28. 

Fundort:  San  Francisco  in  Californien. 


35$  ■  !/fi'ions«!)-fo  "      '  Girat  d::}  1iibfl3*Isi{  «ib  taHsU 

Gatt.  Jlmpliisticliiis  Agass. 

(Silliman  Amer.  Journ.    of  sc.  XVII.  1854.   p.  367 ;   Archiv   für 
Naturgesch.  1855.  I.  d.  33.) 

Kopf  ziemlich  gross.  Mund  gross;  Kiefer  gleich.  Lip- 
pen dünn,  die  untere  durch  ein  Frenum  an  die  Symphyse 
des  Unterkiefers  angeheftet.  Zwischenkiefer  schwach  vor- 
streckl)ar.  Zähne  kräftig,  gekrümmt,  conisch  und  in  doppel- 
ter Reihe  in  beiden  Kiefern.  Der  stachlige  Theil  der  Rücken- 
flosse in  der  Regel  niedriger  als  der  weiche,  zuweilen  mit 
ihm  von  gleicher  Höhe.  Die  vorderen  gegliederten  Strahlen 
der  Afterflosse  gelheilt  wie  die  übrigen;  vor  ihnen  drei  Sta- 
cheln, von  denen  der  zweite  und  dritte  fast  so  lang  ist,  wie 
der  erste  weiche  Strahl.  Schuppen  von  massiger  Enlwicke- 
lung.  Seitenlinie  parallel  der  Rückenlinie.  Eine  Schuppen- 
reihe längs  der  Basis  der  Afterflosse»  Die  Rückengrube  er-r 
streckt  sich  von  der  Mitte  des  stachligen  Theiles  der  Rücken- 
flosse bis  gegen  die  Mitte  des  weichen  Theiles  derselben. 
Die  Scheide  w^ird  vorn  durch  zwei  Schuppenreihen  gebildet, 
die  hinten  zu  einer  abnehmen. 

13.     Amphistichus  argenteus  Agass. 

Amphislichus  argenteus  Agass.    Silliman  Amer.  Journ.  of  Sc.  XVII. 

1854.  p.  367;  Archiv  f.  Naturgesch.  1855.  I.  p.  34. 
Amphistichus  argenteus  Girard  Proc.  Acad.  nat.    sc.  Philadelphia 

VII.  1854.  p.l41.  153. 

Körpergestalt  subelliptisch,  oben  mehr  convex  als  un- 
ten. Schnauze  vorn  abgerundet.  Die  Kiefer  reichen  bis  hin- 
ter die  Pupille.  Die  Stacheln  der  Afterflosse  ziemlich  gross. 
Acht  und  sechzig  Schuppen  in  der  Seitenlinie.  Sechs  Strahlen 
in  der  Kiemenhaut.  Oben  bläulichgrau,  an  den  Seiten  sil- 
berig mit  undeutlichen  olivenfarbigen  Querbinden.  Die  senk- 
rechten Flossen  und  die  Afterflosse  olivenfarbig;  Brustflossen 
gelblich. 

Fundort:  San  Francisco  in  Californien. 


Jl>l^ii'{(»{U«^ 


Ueber  die  lebendig  gebärenden  Fische  Nordamerika's.        343 

14.     Amphis  tichus  similis  Girard. 
Amphistichus  similis  Girard  Proc.  Acad.  nat.  sc.  Philadelphia  VII. 
1854.  p.  135. 

Körpergestalt  subelliptisch.  Schnauze  subconisch.  Die 
Kiefer  reichen  bis  an  den  Anfang  der  Pupille.  Der  stachlige 
Theil  der  Ruckenflosse  eben  so  hoch  wie  der  weiche.  Die 
Stacheln  der  Afterflosse  ziemlich  klein.  Fünf  Strahlen  in  der 
Kiemenhaut.  Oben  bläulichgrau;  die  Seiten  silberig.  Rük- 
ken-  und  Schwanzflosse  graulichgelb;  After-,  Bauch-  und 
Brustflossen  matt  gelblich.     D.  10,  24;  A.  3.  25. 

Fundort:  Bay  von  San  Francisco  in  Californien. 


Bemerkung   des   Herausgebers, 


Bei  der  grossen  Zahl  der  Gattungen,  welche  in  dersel- 
ben Fischfamilie  und  aus  derselben  Erdgegend,  nämlich  Ca- 
lifornien, von  den  beiden  Verfassern  dieser  Abhandlungen 
aufgestellt  worden  sind,  lag  die  Vermuthung  sehr  nahe,  dass 
sich  dieselben  zum  Theil  würden  identificiren  lassen.  Diesem 
Geschäfte  stellten  sich  jedoch  grosse  Schwierigkeilen  entge- 
gen, die  hauptsächlich  darin  begründet  sind,  dass  die  beiden 
Verfasser  zum  Theil  verschiedene  Prinzipien  bei  ihrer  Gat- 
tungs-Unterscheidung angewendet  haben.  Da  zudem  die  Ar- 
ten nur  kurz  charakterisirt  sind,  so  bleiben  dem  Leser  man- 
che Fragen  unbeantwortet,  die  zu  einer  strengen  Kritik  noth- 
wendig  sind.  So  ist  es  mir  denn  nicht  gelungen,  irgend 
welche  zwei  Gattungen  mit  einander  entschieden  zu  identi- 
ficiren; ja  es  scheint  sogar,  als  ob  wirklich  alle  Gattungen 
neben  einander  bestehen  müssten ,  so  dass  gegenwärtig  die 
Familie  derHolconoti  aus  14  Gattungen  bestände.  Bei  einem 
Versuch  diese  Gattungen  nach  ihrer  Verwandtschaft  anzuord- 
nen, tritt  offenbar  das  Gebiss  als  wesentlichster  Charakter  in 
den  Vordergrund.  Sie  möchten  sich  am  passendsten  folgen- 
dermassen  eintheilen  lassen. 

Archiv  t.  Naturgesch.  XXI.  Jahrg,  1.  Bd,  23 


344      Girard:  üeber  die  lebendig  gebärenden  Fische  Nordamerika's. 

A.  Die  Zähne  stehen  im  Oberkiefer  und  Unterkiefer   in 
einer  Reihe. 

a.  Lippen  dick,  nur  wenige  Zähne  vorn  in  den  Kiefern. 

1.  Emhiotoca  Agass.  (Holconolus  Gibbons)  11  Arten. 

2.  Rhacochilus  Agass.   l  Art. 

3.  Hysterocarpus  Gibb.  1  Art. 

4.  Damalichthys  Gir.   1   Art. 

5.  Pachylabrus  Gibb.  1  Art. 

b.  Lippen  dünn,  viele  Zähne  an  den  Kieferrändern. 

6.  Hyperprosodon  Gibb.  2  Arten. 

7.  Phanerodon  Gir.  1  Art. 

8.  Abeona  Gir.   1.  Art. 

ß.  Die  Zähne  stehen  im  Oberkiefer  in  zvi^ei  Reihen,  im 
Unterkiefer  in  einer  Reihe. 

9.  Holconotus  Agass.  1  Art. 

C.  Die  Zähne   stehen  im  Oberkiefer  und  Unterkiefer  in 
je  zwei  Reihen. 

10.  Micrometrus  Gibb.  2  Arten. 

11.  Mytilophagus  Gibb.  1  Art. 

12.  Ennichthys  Gir.  2  Arten. 

13.  Amphistichus  Agass.  2  Arten. 

D.  Die  Zähne  stehen  im  Oberkiefer  in  drei  Reihen,    im 
Unterkiefer  in  einer  Reihe. 

14.  Cymatogaster  Gib.  3  Arten. 

Somit  ist  die  Zahl  der  bisher  bekannten  Arten  bereits 
auf  dreissig  angewachsen.  Von  ihnen  lebt  nur  Hysterocar- 
pus Traskii  in  süssem  Wasser,  wenn  man  voraussetzen  darf, 
dass  alle  Fische,  von  denen  Gibbons  einen  näheren  Fund- 
ort nicht  angiebt,  aus  dem  Meere  stammen. 


Sonn,  gedruckt  bei  Cari  Gecrgl. 


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